Fürstliche Gärten in Baden-Württemberg: Ausgezeichnet mit dem Deutschen Gartenbuchpreis 2012 3896788469, 9783896788467

Historische Gärten gehören zu den beliebtesten Ausflugszielen, sind sie doch kulturhistorische und naturkundliche Sehens

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German Pages 112 [114] Year 2011

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INHALT
HERRSCHAFTLICHE GARTENTRÄUME – VOM MITTELALTER BIS IN DIE NEUZEIT
SCHLOSSGARTEN SCHWETZINGEN – EIN IRDISCHES PARADIES
WEINHEIMER PARKLANDSCHAFT – STAUDENGARTEN UND EXOTENWALD
SCHLOSSGARTEN BRUCHSAL – BISCHÖFLICHER GARTENTRAUM
SCHLOSSGARTEN KARLSRUHE – DIE STRAHLEN DER FÜRSTLICHEN SONNE
SCHLOSS UND PARKFAVORITE RASTATT-FÖRCH – EIN EINZIGARTIGES GESAMTKUNSTWERK
KURPARK BADEN-BADEN – DIE SOMMERRESIDENZ EUROPAS
SCHLOSSGARTEN WEIKERSHEIM – VON ZWERGEN, GÖTTERN UND DEN VIER ELEMENTEN
SCHLOSSGARTEN BAD MERGENTHEIM – DER PARK DER ORDENSRITTER
SCHLOSSPARK FACHSENFELD – NATURNAHES KLEINOD AUF DER OSTALB
BLÜHENDES BAROCK LUDWIGSBURG – EIN PARK DER SUPERLATIVE
ROSENSTEINPARK STUTTGART – IM STIL DER „ERHABENEN EINFACHHEIT“
SCHLOSSGARTEN HOHENHEIM – EIN „DÖRFLE“ FÜR DEN HERZOG
POMERANZENGARTEN LEONBERG – EIN STÜCK ITALIEN IN WÜRTTEMBERG
HECHINGEN, INZIGKOFEN UND SIGMARINGEN – DIE GÄRTEN DER SCHWÄBISCHEN HOHENZOLLERN
SCHLOSSPARK DONAUESCHINGEN – EIN FÜRSTLICHER PARK FÜR DIE DONAU
INSEL MAINAU – EIN SCHWEDISCHER GRAF UND SEIN KLEINES PARADIES
LITERATUR IN AUSWAHL
BILDNACHWEIS
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Fürstliche Gärten in Baden-Württemberg: Ausgezeichnet mit dem Deutschen Gartenbuchpreis 2012
 3896788469, 9783896788467

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F Ü R S T L I C H E G Ä RT E N I N B A D E N - W Ü RT T E M B E R G

Uwe A. Oster

FÜRSTLICHE GÄRTEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG

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SCHWEIZ

ÖSTERREICH

INHALT

HERRSCHAFTLICHE GARTENTRÄUME – VOM MITTELALTER BIS IN DIE NEUZEIT

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S C H L O S S G A R T E N S C H W E T Z I N G E N – E I N I R D I S C H E S PA R A D I E S

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W E I N H E I M E R PA R K L A N D S C H A F T – S TA U D E N G A R T E N U N D E X O T E N WA L D

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SCHLOSSGARTEN BRUCHSAL – BISCHÖFLICHER GARTENTRAUM

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SCHLOSSGARTEN KARLSRUHE – DIE STRAHLEN DER FÜRSTLICHEN SONNE

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S C H L O S S U N D P A R K F AV O R I T E R A S T A T T - F Ö R C H – E I N E I N Z I G A R T I G E S G E S A M T K U N S T W E R K

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K U R PA R K B A D E N - B A D E N – D I E S O M M E R R E S I D E N Z E U R O PA S

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SCHLOSSGARTEN WEIKERSHEIM – VON ZWERGEN, GÖTTERN UND DEN VIER ELEMENTEN

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S C H L O S S G A R T E N B A D M E R G E N T H E I M – D E R PA R K D E R O R D E N S R I T T E R

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S C H L O S S PA R K FA C H S E N F E L D – N AT U R N A H E S K L E I N O D A U F D E R O S TA L B

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B L Ü H E N D E S B A R O C K L U D W I G S B U R G – E I N PA R K D E R S U P E R L AT I V E

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R O S E N S T E I N PA R K S T U T T G A R T – I M S T I L D E R „ E R H A B E N E N E I N FA C H H E I T “

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SCHLOSSGARTEN HOHENHEIM – EIN „DÖRFLE“ FÜR DEN HERZOG

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P O M E R A N Z E N G A R T E N L E O N B E R G – E I N S T Ü C K I TA L I E N I N W Ü R T T E M B E R G

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HECHINGEN, INZIGKOFEN UND SIGMARINGEN – DIE GÄRTEN DER SCHWÄBISCHEN HOHENZOLLERN

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S C H L O S S PA R K D O N A U E S C H I N G E N – E I N F Ü R S T L I C H E R PA R K F Ü R D I E D O N A U

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I N S E L M A I N A U – E I N S C H W E D I S C H E R G R A F U N D S E I N K L E I N E S PA R A D I E S

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L I T E R AT U R I N A U S WA H L

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BILDNACHWEIS

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Herrschaftliche Gartenträume Vo m M i t t e l a l t e r b i s i n d i e N e u z e i t „Jahwe Gott pflanzte einen Garten in Eden … und se setzte dahinein ahinein den Menschen, den er gebildet hatte. Und Jahwe G Gott ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume hervorwachsen, li lieblich anzusehen nzusehen und gut zu essen, den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Ein Strom ging von Eden aus, um den Garten zu bewässern.“ b ä

Der Garten Eden, aus dem Adam und Eva vertrieben wurden, weil sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, ist das Urbild aller Gärten. Den Mönchen und Nonnen des Mittelalters galt ihr klösterlicher Garten als Abbild dieses verlorenen Paradieses.

H E R R S C H A F T L I C H E

G A RT E N T R Ä U M E

Der mittelalterliche Gar ten

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In der mittelalterlichen Kunst ist die Gottesmutter Maria häufig in einem Garten dargestellt, weil sie mit der Braut aus dem Hohelied des Alten Testaments in eins gesetzt wurde: „Ein verschlossener Garten bist du, meine Schwester Braut, ein verschlossener Garten, ein versiegelter Quell. Deine Triebe sind ein Garten von Granatbäumen mit den köstlichsten Früchten: Narde und Krokus, Kalmus und Zimt mit allen Weihrauchhölzern, Myrrhe und Aloe samt all den besten Balsamen. Der Gartenquell ist ein Born lebendigen Wassers, das herabfließt vom Libanon.“ In der bildenden Kunst sind Darstellungen von „Paradiesgärtlein“ dem Hohelied folgend von einer Mauer umschlossen, als Schutz vor der sündigen Welt, die dahinter begann. Ein

solcher „hortus conclusus“ war für die Mönche und Nonnen in ihren Klöstern das vom Kreuzgang umschlossene Geviert. Bei den Zisterziensern ragen Brunnenhäuser in G den en Kreuzgarten – das Wasser als Symbol des Lebens und dami mit unverzichtbarem Bestandteil jedes gestalteten Gartens. ens. Die Vorstellung vom Garten als Abbild des Paradieses fin ndet sich nicht nur in der christlich-jüdischen Kultur, sondern insbesondere auch im Islam; der Generalife in sonde Granada ist hierfür eines der berühmtesten Beispiele. Gran Unabhängig von dieser Idealvorstellung waren mittelalterliche Gärten in erster Linie Nutzgärten. In dem um 820 entstandenen St. Galler Klosterplan, der den Idealplan einer mittelalterlichen Klosteranlage darstellt, sind drei Gärten eingezeichnet: ein Heilkräutergarten neben dem Hospital sowie anschließend an den Kreuzgang ein Obst- und ein Gemüsegarten. Und doch finden sich bereits hier Ansätze einer Gartengestaltung: Die Beete sind rechteckig und symmetrisch angeordnet; auch die Bäume sind in gleichmäßigen Abständen gepflanzt. Die Mönche erfreuten sich an ihren Gärten. So sang der Reichenauer Mönch Walahfrid Strabo ein Loblied auf die „köstlichen Sträucher der Rose“, und ein irischer Mönch kam, während er im Garten an einem Manuskript arbeitete und die Vögel zwitscherten, regelrecht ins Schwärmen: „Fürwahr, es schütze mich der Herr. Schön schreibt es sich unter dem Blätterdach.“ Auch zu jeder mittelalterlichen Burg gehörte ein Garten – und sei er noch so klein. Kräuter fanden als Heilmittel und in der Küche Verwendung, und auf dem ritterlichen Speisezettel war Obst ein fester Bestandteil. Doch der Burggarten war, wie der Klostergarten, weit mehr als ein reiner Nutzgarten: In den Liedern der Minnesänger wurde er gleichfalls zum Abbild des Paradieses – und zum Liebesgarten: boten Bäume, Büsche und Hecken doch den geradezu idealen Hintergrund für das höfische Werben um Die spätmittelalterliche Buchmalerei zeigt einen typischen, von hohen Mauern und Türmen umgebenen „hortus conclusus", verbunden mit zahlreichen allegorischen Anspielungen.

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die angebetete Dame. In einem von kalten Steinmauern geprägten, abweisenden Bau wie der Burg wurde der Garten in seiner Farbenpracht und Lebendigkeit als besonders fröhlicher, heiterer Ort empfunden. Diese Empfindung als Idyll war ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zum Garten als gestaltetem Kunstwerk, wie er seit der Renaissance in Europa Verbreitung fand.

H E R R S C H A F T L I C H E

G A RT E N T R Ä U M E

Der Renaissancegar ten

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Entscheidend aber war – wie der Name „Renaissance“ schon sagt – die Wiederentdeckung der Antike in Architektur, Philosophie und eben auch der Gartentheorie. So griff der Florentiner Humanist Leon Battista Alberti in seinen „Zehn Büchern über die Baukunst“ (1452) explizit die Beschreibungen auf, die Plinius der Jüngere (61/62 bis um 113) in Briefen von den Gärten seiner Villen gegeben hat. Stilbildend wurden der vor diesem Hintergrund entstandene Belvedere-Garten im Vatikan oder der Garten der Villa d’Este in Tivoli. Der Renaissancegarten war geprägt von strengen geometrischen Formen. Wenn es die Topographie zuließ, wurden die Gärten – Alberti folgend – gern in Terrassen am Hang angelegt. Diese Terrassen wurden durch Treppenanlagen miteinander verbunden, die häufig von Wasserläufen begleitet waren. Wie im Mittelalter waren die Gärten der Renaissance in der Regel noch von einer Mauer umschlossen. Auch wenn die Gärten bald zu einem integralen Bestandteil von Villen und Schlössern wurden, fehlte zunächst noch die direkte architektonische Verbindung zwischen Bauwerk und Garten. So gab es keine auf das Schloss ausgerichteten Sichtachsen; auch die einzelnen Teile der Gärten standen in keinem gestalterischen Bezug zueinander. Zudem wirken Renaissancegärten vielfach kleinteiliger als ihre barocken Nachfolger. Der Bezug zur Antike kam im vielfältigen Figurenprogramm

zum Ausdruck; auch in der Kleinarchitektur der Gärten wurden Themen aus der antiken Mythologie aufgegriffen. Und wie zu einer antiken römischen Villa in der Campagna gehörten zu den Gärten der Renaissance künstliche Grotten, von denen zugleich eine gewisse geheimnisvolle Atmosphäre ausging. Dagegen waren die verbreiteten Heckenlabyrinthe vor allem eine Spielwiese für erotische Anknüpfungen – sei es ganz konkret, weil der hohe Bewuchs Schutz vor allzu neugierigen Blicken bot oder als Allegorie auf die bisweilen verschlungenen Pfade der Liebe. Der Hortus Palatinus in Heidelberg gilt als berühmtester Garten der Renaissance im heutigen Baden-Württemberg, angelegt von Salomon de Caus für Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz zwischen 1614 und 1619. Er bestand aus fünf Terrassen in unterschiedlichen Höhen, die durch Treppen miteinander verbunden waren. Eine gestalterische Einheit bildeten die Gärten nicht, auch gab es keinen architektonischen Bezug zu dem erhöht gelegenen Schloss. Die Lage hoch über dem Neckar aufgreifend, spielte Wasser im Hortus Palatinus eine wichtige Rolle, sowohl im Figurenprogramm, in dem etwa der pfälzische Kurfürst als Neptun erscheint, als auch in Form von Brunnen oder Grotten. Die Blüte des Hortus Palatinus währte nur kurz; nach seiner Wahl zum böhmischen König („Winterkönig“) 1619 verließ Friedrich V. seine Residenzstadt Heidelberg und zog nach Prag. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde auch der Hortus Palatinus schwer in Mitleidenschaft gezogen, sodass er heute, ähnlich wie das Schloss, eine romantische Ruine darstellt, deren ursprüngliche Pracht nur noch zu erahnen ist. Da auch der Stuttgarter Lustgarten als zweiter großer Garten der Renaissance im heutigen Baden-Württemberg nicht mehr erhalten ist, mag vor allem der Pomeranzengarten in Leonberg die Vorstellung eines Terrassengartens im Stil der Renaissance vermitteln.

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Das Gemälde von Jacques Fouquière zeigt den Heidelberger Hortus Palatinus noch vor den Zerstörungen durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg. Deutlich erkennbar sind die fünf Terrassenebenen.

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Der Barockgar ten

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Viele Elemente aus der Renaissance finden sich auch in den Gärten des Barock: streng geometrisch angelegte Beete, ein vielfach Themen und Gestalten der antiken Mythologie aufgreifendes Figurenprogramm, Grotten, Labyrinthe. Die zentrale Neuerung war, dass dem Barockgarten ein umfassender Gesamtplan zugrunde lag, in dessen Zentrum das Schloss lag. Das Schloss war das nach außen sichtbare Zeichen der fürstlichen Macht, der Zielpunkt eines hierarchisch gegliederten axialen Wegesystems mit einer zentralen, breiten Mittelachse. Alle Blickpunkte waren auf das Schloss ausgerichtet. Im Barock verschwand auch die den

Blick auf Schloss und Park von Versailles. Gemälde von Pierre Patel (1668). Die Gesamtanlage sollte die Allmacht des Königs zum Ausdruck bringen; alle Wege und Blickbeziehungen sind auf sein Schloss als Mittelpunkt der Herrschaft ausgerichtet.

Garten abschließende Mauer; der Garten war nicht länger ein „hortus conclusus“; im Gegenteil: Die umgebende Landschaft wurde durch Blickachsen in die Gestaltung einbezogen. Barockgärten waren eine gigantische Bühne für höfische Feste und Inszenierungen der fürstlichen Macht. Was Leon Battista Alberti für den Garten der Renaissance, das waren André Le Nôtre und Antoine-Joseph Dézallier d’Argenville für die Gärten des Barock. In Vaux-leVicomte (Ile-de-France) legte Le Nôtre zwischen 1655 und

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1661 für Nicolas Fouqet, Finanzminister Ludwigs XIV., den ersten Park im neuen – barocken – Stil an. Nach der Fertigstellung von Schloss und Park lud Fouquet den König zu einem großen Fest nach Vaux-le-Vicomte ein. Dass der „Sonnenkönig“ seinen Minister allein aus Wut über die dabei zur Schau gestellte Pracht und aus Neid auf das Schloss und seinen Park verhaften ließ, ist eine schöne Legende. Fouqet war dem König zu mächtig geworden, die katastrophale Finanzlage musste irgendjemandem in die Schuhe geschoben werden, und mit seinem königsgleichen Auftreten mochte der allzu selbstbewusste Minister den König noch in seiner Einschätzung bestärkt haben: Fouqet musste weg. Tatsächlich wurde er bald darauf verhaftet und verbrachte den Rest seines Lebens im Kerker. Die am Bau von Vaux-le-Vicomte beteiligten Baumeister beschäftigte Ludwig XIV. selbst weiter, darunter auch den Gartenarchitekten Le Nôtre. Er hatte eine gewaltige Aufgabe für sie: Versailles sollte zum größten Schloss des europäischen Kontinents werden, und sein Park zu einer ins Monumentale gesteigerten Allegorie auf seine Macht. Wie die Strahlen der Sonne zweigen die Wege vom Schloss ab, vorbei an üppig blühenden Blumenbeeten, an Brunnen und Kanälen, ein scheinbar ins Endlose gesteigerter Gartentraum. Die sich in den Barockgärten manifestierende Allmacht des Fürsten drückte sich auch in der Beziehung zur Natur aus. So wie der Fürst die Menschen seines Landes beherrschte, so beherrschte er auch die Natur. Wenn Wasserspiele mit modernster Technik in Gang gesetzt wurden und das kostbare Nass aus Fontänen spritzte oder sich in Kaskaden ergoss, dann war dies ein Zeichen dieses Beherrschens der Natur, die sich dem fürstlichen Willen zu beugen hatte. Im Jahr 1709 veröffentlichte Dézallier d’Argenville sein epochemachendes Werk „La Théorie et la Pratique du Jardinage“, das wichtigste Lehrbuch für die Gestaltung

B A R O C K G A RT E N

barocker Gärten. Darin beschreibt der Gelehrte die zentralen Lehrsätze barocker Gartengestaltung, aber auch ganz konkret, wie die einzelnen Elemente der Parks aussehen und angeordnet werden sollten. Es war also ein ganz praktisches Lehrbuch, das Richtschnur und Anleitung für viele Gartenkünstler in ganz Europa werden sollte. Ein wesentliches Element der Gestaltung barocker Gärten war das Parterre. Das Wort leitet sich aus dem französischen „par terre“, also „auf der Erde“, ab und meint ein niedrig gehaltenes Gartenornament, das dem Schloss direkt vorgelagert ist. Dabei konnten auch mehrere dieser Parterres hintereinander angelegt sein. Die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten eines Parterres hat Dézallier d’Argenville ausführlich beschrieben. Besucht man heute barocke Gärten, begegnet einem am häufigsten der Begriff „Broderieparterre“. Als Broderien wurden früher Stickereien mit besonders aufwendigen, ornamentalen Mustern bezeichnet. Und genauso wirken diese Parterres in den barocken Gärten, wenn man von oben auf sie blickt. Die Rahmen können dabei von niedrigen Buchshecken oder auch von Blumen gebildet werden. Die dadurch geformten Innenflächen sind wahlweise mit bunten Kieseln, Blumen (beim „Parterre depièces coupées pour des fleurs“) oder Rasen (beim „Parterre à l’angloise“) besetzt. Im seitlichen Anschluss an das Parterre finden sich in vielen barocken Parks Alleen oder sogenannte Boskette; die Bezeichnung ist nicht von ungefähr abgeleitet von dem französischen Wort „bosquet“ für „Wäldchen“. Denn genau das ist ein Boskett im barocken Park – natürlich nicht in der Form eines unregelmäßig gewachsenen Naturwalds, sondern einem geometrischen Pflanzschema folgend, etwa durch Gruppen in Form der Fünf auf dem Würfel (Quincunx). Und die Bäume (oder auch höheren Hecken) waren selbst gleichfalls in Form geschnitten, um dem Anspruch

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der strengen Regelmäßigkeit zu genügen. Gleichwohl boten die Boskette einen Raum der Intimität, wie er vor allem im Rokoko geschätzt wurde. Zwar wurde der Anspruch der Regelmäßigkeit damals nicht aufgegeben, aber die Gärten verloren ihre Strenge und erhielten einen mehr spielerischen Charakter, der sich auch in einem veränderten Figurenprogramm äußerte, wenn etwa an die Stelle der olympischen Götter immer häufiger heitere Putten traten.

Der englische Landschaftsgar ten Aus der beherrschten Natur des Barockgartens wurde die gestaltete Natur des englischen Landschaftsgartens. An die Stelle der geraden Linien und des axialen Wegesystems im Barock traten geschwungene Konturen. Wer von A nach B will, muss dies im englischen Landschaftsgarten stets auf Umwegen tun. Doch folgt er den geschwungenen Wegen, entdeckt der Spaziergänger unwillkürlich immer wieder neue Aus- und Einblicke. Doch wie natürlich diese Blicke erscheinen mögen (und sollen): Auch im englischen Landschaftsgarten ist nichts dem Zufall überlassen; jede Blickbeziehung ist genauestens durchdacht und geplant. Nicht von ungefähr erinnern englische Landschaftsgärten an die Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts. So wenig die Gemälde eines Claude Lorrain oder Nicolas Poussin Land-

FÜRSTLICHE GÄRTEN In diesem Band werden insgesamt 16 fürstliche bzw. h herrschaftliche Gärten in Baden-Württemberg vorgestellt: von Renaiss Renaissance über Barock bis zum englischen Landschaftsgarten. Dabei stehen weniger Garten Gartentheorie und botanische Fragen im Mittelpunkt als die Geschichte der Gärten ten und ihrer Schöpfer bzw. die Geschichte der Familien, für die d sie einst e entstanden sind. ind. Alle diese Gärten sind öffentlich öffentli zugänglich. Die e Beiträge B träge sollen daher auch Lust auf einen Besuch machen und Begleiter bei dem Spaziergang durch Raum und Zeit sein.

schaften fotografisch genau wiedergeben, so wenig entsprechen Landschaftsgärten der freien Natur. Lorrain und Poussin komponierten ihre Landschaften, und genauso machten es die Gartenkünstler: Jede Kleinarchitektur (besonders beliebt waren gleichermaßen an Vergänglichkeit wie an alte Größe gemahnende Ruinen) wurde mit Bedacht an ebenjener Stelle platziert, und auch wenn keine breite Mittelachse mehr auf das Schloss zuführte, so eröffnete sich der Blick darauf doch aus einer Vielzahl von Sichtachsen. Bäume wurden nicht mehr beschnitten, aber doch in Gruppen oder solitär so gepflanzt, dass sich im Zusammenspiel mit weiten Wiesenflächen ein romantisches Bild ergab. Ebenso sucht man im englischen Landschaftsgarten gerade Wasserläufe und rechteckige Wasserbecken vergeblich. Ein Bach schlängelt sich scheinbar natürlich durch den Park, und die Ufer von Teichen und Seen sind ebenfalls unregelmäßig geformt. Als englische Landschaftsgärten werden diese Parks bezeichnet, weil die neue Mode um 1720 in England ihren Ausgang genommen hat. Als erster englischer Landschaftsgarten in Deutschland gilt der Wörlitzer Park im heutigen Sachsen-Anhalt, der zwischen 1769 und 1773 für den Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt Dessau angelegt wurde. Nur ein Jahr später, 1774, begann Friedrich Ludwig Sckell mit der Umwandlung des Schwetzinger Schlossgartens in einen englischen Landschaftsgarten. Charakteristisch für Sckell war, dass er Elemente des barocken Gartens in die Neugestaltung integrierte. Als Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz 1777 Kurgr für ürst von Bayern wurde, folgte er diesem nach München. Maßstäbe in der Gestaltung von Landschaftsgärten nach Ma Sck kell setzten vor allem Peter Joseph Lenné in Potsdam bzw. Ber erlin und Hermann Ludwig Heinrich Fürst von PücklerMuskau mit seinen eigenen Parks in Muskau und Branitz. M

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Zwar gab es schon im Mittelalter oder in der Renaissance bürgerliche Gärten, doch die großen Parks waren für Könige, Fürsten, Grafen oder Bischöfe geschaffen worden. Im 19. Jahrhundert ahmten nicht nur reiche Industrielle diese Vorbilder nach, sondern es wurden auch die ersten großen Volksparks eröffnet – der Große Tiergarten in Berlin, ein Werk Lennés, oder der Englische Garten in München, ein Werk Sckells. Zunehmend entstanden darüber hinaus städtische Parks als Ausdruck des gewachsenen kommuna-

Claude Lorrains Gemälde sind keine realistischen Wiedergaben einer Landschaft, sondern wohlkomponierte Idealansichten – wie diese Hirtenszene von 1638, die von der Tempelruine links und dem Baum rechts förmlich eingerahmt wird.

len Selbstbewusstseins. Nach 1875 wurde der Stadtpark im badischen Lahr angelegt, zwischen 1892 und 1903 der Luisenpark in Mannheim. Die botanischen Gärten der Universitäten verbanden Wissenschaft und Gartenkunst; ausgedehnte Kurparks wurden zur Kulisse der täglichen Promenade eines bunt gemischten Publikums.

Schlossgarten Schwetzingen Ein irdisches Paradies

S C H L O S S G A RT E N

S C H W E T Z I N G E N

Nur noch einen Wunsch wollte sich der französische Philos Philosoph Voltaire oltaire erfüllen: „Ich will Schwetzingen wiedersehen. Di Dieser Gedanke beherrscht meine ganze Seele.“ Seither hat das p pfälzische che Versailles nichts von seiner Anziehungskraft Anziehungskraf verloren.

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Im Jahr 1720 verlegte der pfälzische Kurfürst Karl Philipp (1661 – 1742) seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim. In den folgenden Jahrzehnten entstand dort eines der größten Residenzschlösser Europas. Auch die im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörte Stadt Mannheim ließ der Kurfürst auf einem rechtwinkligen Straßenraster ganz neu erbauen. Ein wesentlicher Grund für die Verlegung der Residenz war der Dauerstreit des katholischen Kurfürsten mit den reformierten Heidelbergern. Nicht einmal während der Bauzeit wollte Karl Philipp noch in Heidelberg bleiben. Auf halbem Weg zwischen Heidelberg und Mannheim besaß der Kurfürst in Schwetzingen ein Jagd- und Lusthaus. Solange in Mannheim noch keine wohnlichen Räume vorhanden waren, quartierte er sich dort ein. Zwar war das Schloss nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs wiederhergestellt worden, doch mangelte es an einem vorzeigbaren und dem Geschmack der Zeit entsprechenden Park. Dies war die Geburtsstunde des Schwetzinger Schlossgartens, wie wir ihn heute kennen. Auf Karl Philipp geht noch die auf das Schloss als Zentrum der kurfürstlichen Herrschaft ausgerichtete Mittelachse zurück. Dass das Schloss mit Bedacht an dieser

Stelle gebaut worden ist, zeigen die Blickbeziehungen, die sich von der Mittelachse eröffnen. Nach Osten öffnet sich der Blick auf den Königstuhl bei Heidelberg, nach Westen de auf uf den Gipfel des Großen Kalmit im Pfälzerwald. Damit wurd de dem Besucher von Park und Schloss zugleich die Dimension der kurfürstlichen Herrschaft vor Augen geführt. Dime Dass der Schwetzinger Schlossgarten zu einer der großartigsten Schöpfungen der Gartenkunst in Deutschland artigs wurde, ist Karl Philipps Nachfolger Karl Theodor und wurd zwei herausragenden Gartenarchitekten zu verdanken: zw Nicolas de Pigage und Friedrich Ludwig Sckell. Unter Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz wurde Schwetzingen zur offiziellen Sommerresidenz. Karl Theodor war ein prachtliebender, auf angemessene Repräsentation großen Wert legender Herrscher. Zugleich war er hochgebildet, interessierte sich gleichermaßen für Literatur, Philosophie, Geschichte, Musik und Kunst. Als typischer Herrscher des Barock liebte er aber auch die Jagd, die ihm als angemessene Freizeitbeschäftigung für einen absoluten Herrscher erschien. Um dem Repräsentationsbedürfnis Karl Theodors zu genügen, wurde in Schwetzingen ein Neubau des Schlosses erwogen. Zuerst sollte die Mittelachse des Parks in Süd-Nord-Richtung verlegt werden, um so eine (gedachte) Verbindung mit der Residenz in Mannheim herzustellen. Am nördlichen Ende dieser Mittelachse hätte dann das neue Schloss errichtet werden sollen. Doch wurde dieser Plan aufgegeben. Nun sollte der Neubau an der Stelle des alten Jagdschlosses entstehen, aber auch dieser Plan verlief im Sand. Gebaut wurden einzig zwei einstöckige Zirkelbauten auf beiden Seiten des Schlosses. Blick auf das nördliche Zirkelhaus, das zwischen 1752 und 1754 von dem italienischen Architekt Alessandro Galli da Bibiena errichtet wurde. Dahinter befindet sich das sehenswerte RokokoTheater von Nicolas de Pigage.

E I N

I R D I S C H E S

PA R A D I E S

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Ein französischer Barockgar ten Die halbrunde Form dieser Zirkelbauten wurde bestimmend für die Gestaltung des Parterres, der dem Schloss vorgelagerten Fläche des Gartens. Das Barock liebte geometrische Formen, und was lag vor diesem Hintergrund näher, als ein kreisrundes Parterre zu schaffen? Dies erreichte der Hofgärtner Johann Ludwig Petri, indem er auf der den Zirkelbauten gegenüberliegenden Seite deren Form in halboffenen Laubengängen wieder aufnahm. Die breite Hauptachse wie auch sternförmig angelegte Nebenwege führen in den MitDer flämische Bildhauer Peter Anton von Verschaffelt schuf die Hirschgruppe im Schwetzinger Schlossgarten. Dabei erstaunt vor allem die drastische Darstellung der Jagd szene.

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telpunkt des so entstandenen Kreises. Dort platzierte Petri eine – natürlich – runde Brunnenanlage. Die Skulpturen erzählen die von Herodot überlieferte Legende des Sängers Arion von Lesbos. Er sollte auf einer Schifffahrt über Bord geworfen werden, weil die Besatzung es auf sein Geld abgesehen hatte. Er bat sich aus, zuvor noch ein Lied singen zu dürfen. Von dem süßen Gesang angezogen, umkreisten bald Delfine das Schiff – Arion sprang in das Wasser und wurde von den Delfinen gerettet. Diese Episode war eine Anspielung auf den Musenhof des Kurfürsten. An der Stelle, an der die Mittelachse aus dem Parterre tritt, stößt der Besucher auf die wohl bekanntesten Skulpturen im Schwetzinger Schlossgarten: die um 1767 entstandene Hirschgruppe. Sie zeigt recht drastisch, wie zwei Hirsche von Hunden angegriffen werden. Das ist nicht eine bloße Anspielung auf den ursprünglichen Charakter Schwetzingens als Jagdschloss, sondern wieder der griechischen Mythologie entnommen: Denn wer da von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird, ist kein anderer als der von der Jagdgöttin Diana in einen Hirsch verwandelte Aktäon – der Heros hatte Dianas Zorn erregt, weil er die Göttin nackt beim Baden überrascht hatte. Das Parterre eines barocken Schlossparks war Schauplatz großer Feste, aber auch der zwanglosen Spaziergänge. Skulpturen wie die Hirschgruppe und zahlreiche andere mit antikisierendem Hintergrund boten Gesprächsstoff, bei dem intellektuelle Unterhaltung und erotische Anspielung miteinander verbunden werden konnten. Tritt man aus dem Parterre heraus, geht der Blick zu dem künstlichen See am Ende des Parks. Der Weg dorthin führt durch ein lichtes Wäldchen. Wendet man sich nach Norden, kommt man zum Apollo-Tempel und zum Badhaus. Die Pläne für beide Bauten stammen von Nicolas de Pigage, seit 1749 „Intendant der Gärten und Wasserküns-

te“ am kurpfälzischen Hof. Pigage stammte ursprünglich aus Lothringen und hatte an der Königlichen Akademie der Architektur in Paris studiert. In Schwetzingen war er nicht nur für den Garten zuständig, sondern erbaute unter

Der Apollotempel (Blick von Westen) ist nicht nur eine Reminiszenz an die Antikenbegeisterung, sondern diente gleichermaßen als Symbol der aufgeklärten Herrschaft.

anderem auch das Schlosstheater. Sein bekanntester Bau als Architekt ist das Schloss Benrath in Düsseldorf. Der Nachbau antiker Tempel, oft in Form künstlicher Ruinen, war Teil der Antikenbegeisterung, die seit der Renaissance an den europäischen Höfen verbreitet war. Doch diente der Apollo-Tempel in Schwetzingen auch dazu, aktuelle Botschaften zu transportieren. Im Zentrum des runden, offenen Baus steht eine Skulptur des Gottes Apollo mit einer Kithara (einer Art Leier) in der Hand. Dies verweist einerseits darauf, dass er der Gott der Musik und der Künste überhaupt war, andererseits wiederum auf den Kurfürsten als Beschützer der Musen in der Gegenwart. Die Bedeutung Apollos geht aber weit darüber hinaus. Darauf nehmen in Schwetzingen die vergoldete Kugel auf der Kup-

Vergoldete Reliefs strahlender Sonnen schmücken das Gitter des Altans am Apollotempel. Sie stehen für die Licht bringende, weise Herrschaft des Kurfürsten.

Eine Fabel Äsops thematisiert die Brunnenanlage im Badhausgarten: Weil er einen Artgenossen geschlagen hat, sind die anderen Vögel (auf der Einfassung) böse auf den Uhu (in der Mitte des Wasserbeckens) und spritzen ihn nass.

pel und die Personifikationen der strahlenden Sonne am Gitter des Altans Bezug. Apollo war auch der Gott des Lichts, und damit aus der Sicht des 18. Jahrhunderts, der Gott der Licht bringenden Aufklärung, der Weisheit und der guten Herrschaft – all dies neuerlich eine Anspielung auf Karl Theodor. Zu Füßen des Apollo-Tempels erstreckt sich ein von Nicolas de Pigage geplantes Naturtheater. Erstaunlich mutet zunächst der Bau eines Badhauses an. Im Zeitalter des Barock wurden allenfalls Gesicht und Hände mit Wasser gewaschen; darüber hinaus setzte man auf

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saubere Wäsche, Puder und Parfum. Das hing mit der weitverbreiteten Angst vor Wasser als Überträger von Krankheiten zusammen. Wozu also ein Badhaus? Barocke Prunkbäder wie in Schwetzingen dienten weniger der Körperpflege; in den wenigsten finden sich Zeichen regelmäßiger Benutzung. Das Marmorbad in der Kasseler Karlsaue hatte offensichtlich überhaupt keinen Wasseranschluss. Anders in Schwetzingen: Hier gab es eine Badküche, in der das Wasser erwärmt werden und direkt in die große, in den Boden eingelassene Wanne im Badhaus geleitet werden konnte. Die Badewanne war also durchaus funktionstüchtig. Doch auch für Karl Theodor war das äußerlich schlichte Badhaus vor

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allem ein privater Rückzugsort oder bildete den Rahmen für frivole Vergnügungen. Im Badhaus, das mit seinen Nebenräumen und seinem ovalen Saal durchaus auch für kleine Empfänge geeignet war, konnte er sich freier, unbefangener geben als im Schloss, in dem er die Rolle des Herrschers nicht ablegen durfte. Zu jenen, die im privaten Rahmen des Badhauses empfangen wurden, gehörte der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock: „Der Kurfürst hatte beinahe allen Glanz, jede Miene der zweifelnden Hoheit abgelegt und schien nur guter Mensch und liebenswürdiger Gesellschafter zu sein … Wenn der Kurfürst in Schwetzingen war und ihm sein vortreffliches Orchester folgte, so glaubte man in eine Zauberinsel versetzt zu sein, wo alles klang und sang. Aus dem Badhaus seines Hesperidengartens ertönte jeden Abend wollüstige Musik.“ Hinter dem Badhaus befindet sich eine der eigenwilligsten Schöpfungen des Parks: die Brunnenanlage der wasserspeienden Vögel, benannt nach den auf Laubengängen sitzenden Vögeln, die auf einen Uhu in der Mitte eines Wasserbeckens speien – eine Anspielung auf eine Fabel Äsops. In den Volieren zwitschern auch heute noch echte Vögel um die Wette und lassen einen Raum und Zeit vergessen.

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del steht in Schwetzingen Friedrich Ludwig Sckell, auf den die Erweiterung des Schlossgartens 1777 zurückgeht. Sckell war vier Jahre lang in England gewesen und hatte dort die neue Gartenmode kennengelernt, die weg wollte von strengen geometrischen Formen und beschnittenen Hecken. Die Natur wurde zwar weiterhin gestaltet, aber der Spaziergänger sollte das nicht mehr spüren. An die Stelle der geraden, offensichtlichen Sichtachsen des Barock traten vermeintlich überraschende, aber tatsächlich bis ins kleinste Detail durchdachte Ein- und Ausblicke.

Englische Gar tenmode in Schwetzingen Wendet man sich vom Badhaus weiter in Richtung Norden, stößt man auf das Wasserkastell, eine künstliche Ruine, die römischen Äquäduktbauten nachempfunden ist. Die Szenerie wirkt wie ein Gemälde, wie eine Komposition, in der Ruine und umgebende Landschaft eine Einheit bilden. Wir befinden uns hier bereits in der Übergangsphase zum englischen Landschaftsgarten. Schon auf dem Weg zum Wasserkastell macht sich dieser Wandel bemerkbar: Die Wege sind auf einmal nicht mehr gerade, sondern geschwungen – vermeintlich natürlichen Vorgaben folgend. Für diesen Wan-

Blick über den Großen See auf das Schloss. Ursprünglich ein ummauertes Bassin, wurde die Wasserfläche 1823 mit geschwungenen Uferlinien naturnah umgestaltet. Besonders reizvoll sind die Spiegelungen der Äste auf der Wasseroberfläche.

In Schwetzingen wurde jedoch nicht – wie anderenorts – der formale Park im französischen Stil aufgegeben und durch einen englischen Landschaftsgarten ersetzt. Stattdessen erweiterte Sckell den Park an dessen Rändern. Einzig das

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Die Moschee ist ein Beispiel für die „Türkenmode“ des 18. Jahrhunderts, aber auch für die Toleranz des Kurfürsten.

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ursprünglich rechteckige große Bassin am Ende der Mittelachse wurde in einen künstlichen See mit geschwungenen Uferlinien verwandelt. Blickfang in diesem See sind Personifikationen von Rhein und Donau in der Form bärtiger und lorbeerbekränzter Flussgottheiten. Eigentlich hätten zwei weitere Skulpturen – Mosel und Neckar – das Quartett der pfälzischen Flüsse komplettieren sollen, doch wurden diese nie ausgeführt. Wie die Blickbeziehungen zum Königstuhl und zum Kalmit sollten sie die territoriale Herrschaft des Pfälzer Kurfürsten veranschaulichen. Mit dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher wurde Karl Theodor am 30. Dezember 1777 auch Kur-

fürst von Bayern. Begeistert war er davon nicht, und nur höchst ungern verlegte er seine Residenz von Mannheim nach München. Doch da Bayern das größere und politisch bedeutendere Herrschaftsgebiet war, kam er um diesen Umzug nicht herum. Auch Schloss und Park Schwetzingen verloren dadurch ihre zentrale Bedeutung. Gleichwohl entstand noch nach dem Wegzug Karl Theodors der merkwürdigste Bau im Park: die von Nicolas de Pigage zwischen 1778 und 1785 errichtete Moschee, ein Beispiel für die verbreitete Türkenmode des 17. und 18. Jahrhunderts. In den Türkenkriegen stellten die kaiserlichen Heerführer erstaunt fest, dass die osmanische Kultur der abendländischen in vielem überlegen war – eine ähnliche Erfahrung, wie sie die Kreuzfahrer des Mittelalters im

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Im „Türkischen Garten“ wähnt sich der Besucher in einem Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“.

Orient gemacht hatten. Man war fasziniert von Glanz und Luxus, von exotischer Pracht. „Alla turca“ zu sein war in Mode, Kunst und Musik der letzte Schrei. Die Moschee im Schwetzinger Schlossgarten ist allerdings mehr als ein bloßer Modespleen. Sie ist zugleich ein Beispiel für die philosophische Aufarbeitung des Themas Islam im christlichen Abendland. Für die Toleranz der Aufklärungszeit, wie sie auch der Pfälzer Kurfürst Karl Theodor propagierte, steht die arabische (!) Inschrift über dem Hauptportal: „Es ist nur ein einziger, wahrer Gott.“ Mit ihrem zentralen Kuppelbau und den beiden Minaaretten gibt die Schwetzinger Moschee tatsächlich das orriginalgetreue Bild eines muslimischen Gotteshauses wied der. Erst auf den zweiten Blick mögen Kenner einige Ung gereimtheiten entdecken: Da es keine „echte“ Moschee ist st, fehlen im Inneren alle liturgischen Einrichtungen. Auch istt die Fassade einer echten Moschee zum Hof – also nach innen – gerichtet, während man in Schwetzingen vor dem klassischen Westportal einer abendländischen Kirche im morgenländischen Gewand steht. Doch einerlei: Auch heute mag der Bau noch ein Sinnbild für Toleranz und das

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Zusammenleben der Kulturen sein. Umgeben ist der Bau von einem Türkischen Garten, bei dem man sich an den Generalife der Alhambra in Granada erinnert fühlen mag. Auf den Türkischen Garten folgt der Obstgarten mit Apfel- und Kirschbäumen, der besonders zu Zeiten der Kirschblüte zahlreiche Besucher anzieht. Mit dem südlichen Teil der Pfalz fiel Schwetzingen 1803 an Baden. Damit ging auch der Besitz von Schloss und Park an das Haus Baden über. Die neuen Besitzer nahmen zwar noch einige Umbauten im Schloss vor und nutzten das Ensemble gelegentlich. Doch die große höfische Zeit von Schwetzingen war vorüber. Geblieben ist ein Gesamtkunstwerk, das französische und englische Gartenbaukunst vereint; ein Park, der es den Besuchern mit seinen zahlreichen erhaltenen Kleinbauten leicht macht, sich in die glanzvolle Zeit des Kurfürsten Karl Theodor zurückzuversetzen. Und vielleicht mögen sie Kaiser Joseph II. zustimmen, für den Schwetzingen schlicht „ein irdisches Paradies“ war.

S C H L O S S U N D PA R K S C H W E T Z I N G E N Öffnungszeiten des Schlossgartens: Während der Sommerzeit merzeit täglich 9 –19.30 Uhr U Während hrend der Winterzeit täglich 9 –16.30 Uhr U Die Kleinbauten im Park sind während der Sommerzeit von 10 –18 Uhr und während ährend der Winterzeit von 10 –16 Uhr geö geöffnet. Das Schloss ist im Rahmen von Führungen zugänglich; zugänglic während der Winterzeit nur am Wochenende, während der Sommerzeit von Dienstag bis Sonntag Schloss und Schlossgarten Schwetzingen Schloss/Mittelbau 68723 Schwetzingen Telefon 06221/538431, 06202/128828 www.schloss-schwetzingen.de Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-magazin.de

Ein „wunderbarlicher“ Lustgar ten

We i n h e i m e r P a r k l a n d s c h a f t Staudengarten und Exotenwald

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Schlosspark, Staudengarten, Rosengarten, Exotenwald – W Weinheim eim an der Bergstraße ist eine Stadt der Parks, und das in inmitten einer schon an sich reizvollen, grünen Umgebung.

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Ursprünglich zum Kloster Lorsch gehörend, d stritten sich nach dessen Auflösung 1232 die Erzbischöfe von Mainz und die Pfalzgrafen als einstige Vögte der Abtei um Weinheim. Am Ende behielten die Pfalzgrafen die Oberhand. Auf dem Gelände eines früheren Adelshofs ließ Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz 1537 ein Renaissanceschloss erbauen, wobei Heidelberg seine Hauptresidenz blieb. Auch in der Folge residierten die Kurfürsten von der Pfalz immer nur zeitweise in Weinheim. So traf Ludwig V. sich hier ungestört mit seiner Geliebten. Von 1547 bis 1552 lebte der spätere Kurfürst Ottheinrich im Weinheimer Schloss. Und zwischen 1698 und 1700, als nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg das Heidelberger Schloss in Trümmern lag, wurde kurzzeitig die Regierung nach Weinheim verlegt. Die Kurfürstin Elisabeth Augusta, die der Stadt besonders eng verbunden war, starb 1794 bei einem Aufenthalt in der Stadt an der Bergstraße. Ihr wenig geliebter Ehemann, Kurfürst Karl Theodor, hatte bereits 1777 – wenngleich widerwillig – das wittelsbachische Erbe in Bayern angetreten; seither residierte er in München. 1803 fiel der südliche Teil der Pfalz durch den Frieden von Lunéville an Baden – damit war in Weinheim die kurpfälzische Zeit zu Ende. Ein besonders idyllischer Fleck im Weinheimer Schlossgarten ist der kleine Springbrunnen mit der Puttengruppe gegenüber dem Schloss. Überall plätschert es, und Bänke laden zum Ver weilen ein.

Auch zu einer nur temporären höfischen Residenz gehörte zwingend ein Garten. Und so ließ bereits Pfalzgraf Ottheinzw rich ch einen „wunderbarlichen“ Lustgarten anlegen. Dazu gehö örte ein Kräutergarten, aber dort fanden sich zudem zahlreiche ahlre exotische Gewächse: Orangen und Zitronen, Feigen n, Mandeln, Granatäpfel, sogar Oliven und Pfeffer gediehen darin. Dieser Lustgarten Ottheinrichs umfasste gedie den Bereich, der heute als Kleiner Schlosspark bezeichnet wird. Heute wird dieser Kleine Schlosspark ganz von der wi wohl größten und ältesten Libanonzeder Deutschlands beherrscht; der mächtige Baum wurde um 1720 gepflanzt; der Stamm hat einen Umfang von über fünf Metern. Mit der Libanonzeder sind wir bereits in einem anderen histo-

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Um 1780 begann die Reichsgräfin Friederike Philippine von und zu Lehrbach mit der Umwandlung des Großen Schlossparks in einen englischen Landschaftsgarten. Daran war auch der bedeutende Münchner Landschaftsarchitekt Ludwig Sckell beteiligt. Die Gräfin lebte im väterlichen Adelshof (Ulnersches Hofgut), der heute als Südflügel des Schlosses bezeichnet wird, damals aber noch nicht mit diesem verbunden war. Diesen Adelshof ließ die Reichsgräfin im Stil der Zeit umbauen; so erhielt er seine heutige klassizistische Gestalt. Da die Ehe Friederike Philippines kinderlos blieb, erbten die Nachfahren ihrer ältesten Schwester den Adelshof in Weinheim. Diese wiederum verkauften das Anwesen 1837 an Auguste Gräfin Waldner von Freundstein, die in erster Ehe mit Christian Friedrich Freiherr von Berckheim verheiratet gewesen war. Im Jahr 1853 erwarb Christian von Berckheim, der Sohn Augustes aus erster Ehe, das ehemalige kurpfälzische Schloss und verband beide Anlagen. Auf ihn geht auch der Bau des fast 40 Meter hohen neugotischen Schlossturms zurück. Noch unter seiner Mutter, Gräfin Auguste, war der Weinheimer Schlosspark nach Süden beträchtlich erweitert worden durch die Anlage der sanft ansteigenden großen Wiese, von der aus man herrliche Ausblicke auf das Schloss, die Stadt und im Hintergrund auf die Burgen Windeck und Wachenburg hat. An der Stelle der einstigen Der 40 Meter hohe Turm ist das Wahrzeichen des Weinheimer Schlosses. Vorbild für den neugotischen Bau war der Blaue Turm der Kaiserpfalz in Bad Wimpfen.

rischen Abschnitt des Weinheimer Schlossparks angelangt. Sehr alte geschnittene Hecken wie Stechpalme, Buchs und d Eibe weisen auf einen Barockgarten im französischen Sttil hin. Auch eine Eremitage gab es in diesem nun deutlic ich erweiterten Park. Eine Skulptur der Jagdgöttin Diana stammt noch aus dieser Zeit.

S C H L O S S PA R K W E I N H E I M Der Schlosspark ist tagsüber ganzjährig geöffnet, Rosenanlage und Exotenwald xotenwald sind frei zugänglich zugänglich. Stadt-t- und Tourismusmarketing Weinheim e.V e.V. Hauptstraße ptstraße 47 69469 Wei Weinheim h Telefon 06201/874450 74450 www.weinheimmarketing.de/ images/stories/pdf/GrueneMeilen112008.pdf

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barocken Eremitage entstand nach Plänen des Mainzer Dombaumeisters Ludwig Becker an der Südostecke des Großen Schlossparks das neoromanische Mausoleum der Freiherren bzw. Grafen von Berckheim. Berühmt wurde Christian von Berckheim als Schöpfer des Exotenwalds, der östlich an die große Wiese anschließt. Seine Idee war es, „fremdländische Bäume“ in kleinen Gruppen anzupflanzen und diese Gruppen mit Spazierwegen zu verbinden – im Unterschied zu herkömmlichen Schlossparks, wo es solche Bäume zum Teil ebenfalls gibt, diese aber in der Regel solitär stehen. Heute sind aus den kleinen Setzlingen zum Teil über 50 Meter hohe Riesen geworden, und kaum anderswo in Deutschland findet man solche beeindruckenden Gruppen von Mammutbäumen, kalifornischen Kiefern, Riesen-Lebensbäumen, Atlas-Zedern oder Schein-Zypressen wie hier. 1938 verkaufte Graf Philipp von Berckheim Schloss und Park an die Stadt Weinheim. Der ehemals kurfürstliche Teil des Schlosses wurde fortan als Rathaus genutzt; im Südflügel wurde schon damals ein Café eröffnet. Auch im Schlosspark gab es bald Veränderungen. Ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil ist der große Weiher mit seinen Wasserpflanzen und -vögeln. Dabei waren es ganz praktische Erwägungen, die zu dessen Anlage geführt hatten – als Feuerlöschteich! In seinem Wasser spiegelt sich der „Blaue Hut“, der älteste der Weinheimer Stadttürme. Gleichfalls eine moderne Zutat sind die Vogelvoliere und der nach historischen Vorbildern gestaltete Heilkräutergarten. Insgesamt zeigt sich der Große Schlosspark heute als sehr gepflegte Anlage mit einer Reihe interessanter exotischer Bäume – Gingko, Bitterzitrone, Orientbuche, Amberbaum, Schlafbaum, Eisenholzbaum. Der Exotenwald ist seit 1955 im Besitz des Landes Baden-Württemberg; die Fläche ist seither von 34 Hektar auf rund 60 Hektar erweitert worden.

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Die sanft ansteigende große Wiese wird eingerahmt von stattlichen alten Bäumen. Von der Höhe aus öffnet sich ein herrlicher Blick auf Schloss und Stadt.

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Blick über den Schlossparkweiher zum „Blauen Hut“. Der Turm stammt aus der Zeit um 1250 bis 1300 und gehört zum ältesten Teil der Weinheimer Stadtbefestigung; in seinem Inneren befand sich einst ein Verlies.

inmitten eines kleinen Parks. 1888 erwarb Hermann Freudenberg das Anwesen, nachdem es schließlich „Hermannshof“ genannt wurde. Der Vater dieses Hermann Freudenberg – Carl Johann Freudenberg – hatte 1849 eine Gerberei vor den Toren der Stadt übernommen. Die Gerberei hatte in Weinheim eine lange Tradition, von der das malerische Gerberviertel bis heute Zeugnis ablegt. Die Firma Freudenberg entwickelte sich bald zu einem weltweit agierenden Lederproduzenten. Über dieses Portfolio ist die Unternehmensgruppe Freudenberg mittlerweile längst hinausgewachsen. Das Familienunternehmen, das heute rund 300 Nachkommen des Firmengründers gehört, beschäftigt in 55 Ländern insgesamt 32 000 Mitarbeiter, die Dichtungen, schwingungstechnische Komponenten, Filter, Vliesstoffe, Trennmittel, Spezialschmierstoffe und mechatronische Produkte herstellen. Firmensitz ist nach wie vor Weinheim.

Stattliche 110 Jahre alt ist der Mammutbaum am Rand der großen Wiese vor dem klassizistischen Schlösschen im Hermannshof.

Der Hermannshof Eine weitere Besonderheit der Weinheimer Parklandschaft ist der Hermannshof. In der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte an dieser Stelle der Stadtschultheiß Ferdinand Anton Bekker ein barockes Schlösschen erbauen lassen. Um 1800 erhielt es seine heutige klassizistische Gestalt durch die Familie von Babo. Und schon damals stand dieses Palais

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Romantisch bewachsen: das Gärtnerhaus im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof.

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Seit der Umgestaltung des Parks zu einem öffentlichen Schaugarten finden sich hier viele Arten von Staudengewächsen.

Der Park um das klassizistische Schlösschen hat eine Größe von rund 2,2 Hektar. Zwischen 1981 und 1983 wurde er zu einem öffentlichen Schau- und Sichtungsgarten für Stauden umgestaltet, der von der Industriellenfamilie Freudenberg und der Stadt Weinheim unterhalten wird. Hier finden sich, aufgeteilt in insgesamt sieben verschiedene Lebensbereiche, Pfingstrosen, Herbstastern, nordamerikanische Beetstauden, Rittersporn, Anemonen und viele andeere Staudengewächse. Schmale Wege erschließen den Park rk, überall laden Bänke zu einer Pause in diesem kleinen Parradies ein. Vor dem heute für Konferenzen genutzten Palaais breitet sich eine große Wiese aus, mittendrin 110 Jahre alte lte

Tulpen-Magnolien. Auch sonst finden sich noch viele ältere Spuren in dem Park: ein 110 Jahre alter Mammutbaum, 100 Jahre alte Atlas-Zedern oder eine 125 Jahre alte Brautmyrte. Eine besonders romantische Stimmung vermittelt die Glyzinien-Pergola mit ihren kräftigen lila Blüten.

SCHAU- UND SICHTUNGSGARTEN HERMANNSHOF Öffn Öffnungszeiten: März und Oktober täglich 10 –18 Uhr, April bis September 10 –19 Uhr, November ember bis Februar Montag bis Freitag 10 –16 Uhr. Vom 24. Dezemb Dezember bis zum 6. Januar ist der Garten geschlossen geschlossen. Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof e.V. Babostraße 5 69469 Weinheim/Bergstraße Telefon 06201/13652 www.sichtungsgarten-hermannshof.de

Schlossgarten Bruchsal Bischöflicher Gartentraum

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Der Schlossgarten in Bruchsal gehört zwar nicht zu den gro großen fürstlichen rstlichen Parkanlagen in Baden-Württemberg. Doch zusamzus men mit dem Schloss bildet er ein reizvolles Ensemble mit einem in n seltener Einheitlichkeit erhaltenen Skulpturen Skulpturenprogramm.

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Er habe einen „Bauwurm“, bekannte Lothar Franz von Schönborn (1655 –1729), Fürstbischof von Bamberg und Kurfürst-Erzbischof von Mainz, freimütig. Doch von diesem „Bauwurm“ war nicht nur Lothar Franz befallen, sondern die ganze Familie Schönborn. Das aus Franken stammende Geschlecht hatte im 18. Jahrhundert zahlreiche geistliche Herrschaften inne, in denen sie bauliche Spuren hinterlassen haben. Dazu gehört allen voran die Würzburger Residenz mit dem berühmten Treppenhaus von Balthasar Neumann, für die Johann Philipp Franz von Schönborn (1673 –1724) den Grundstein legte. Die geistliche Laufbahn ermöglichte landadligen Familien wie den Schönborn den individuellen Aufstieg in Höhen, die sie sonst niemals hätten erreichen können. Und zumindest bei den Schönborn ist diese Tradition hoher geistlicher Ämter in der Familie bis heute nicht ganz abgerissen: Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn (geb. 1945) stammt ebenfalls aus diesem einst so baufreudigen Grafengeschlecht. Damian Hugo Philipp von Schönborn wurde 1719 Fürstbischof von Speyer und damit gleichzeitig Landesherr des Hochstifts Speyer. Und hatte damit zunächst ein Problem: Die Stadt Speyer war bereits seit 1294 freie Reichs-

stadt. Wie in Köln, Konstanz und zahlreichen anderen Bischofsstädten war es auch in Speyer zu Streitigkeiten zwischen Stadtherrn und zunehmend selbstbewusster Bürzw gers rschaft gekommen. Deshalb hatten die Bischöfe von Köln n ihre Residenz in Bonn, jene von Konstanz im benachbarten arten Meersburg. Die Bischöfe von Speyer hatten zwar nach wie vor ein Palais in ihrer Bischofsstadt, doch konfliktfrei war das Zusammenleben erst recht nicht mehr, fliktfr nachdem sich die Bürgerschaft der Reformation angenach schlossen hatte. Allerdings führte die Ämteranhäufung des sch Barock dazu, dass alle Bischöfe von Speyer zwischen 1623 und 1711 auch andere Pfründen innehatten und deshalb nicht auf die protestantisch gewordene Stadt angewiesen waren. Erst der 1711 gewählte Heinrich Hartard von Rollingen bezog wieder das im Pfälzischen Erbfogekrieg schwer in Mitleidenschaft gezogene Palais. Ruhe fand er dort nicht – 1716 wurde die bischöfliche Residenz von den Bürgern belagert, dem Bischof eilten schließlich die katholischen Bauern des Umlands zu Hilfe.

Ein neues Schloss für Bruchsal Als Hugo Damian von Schönborn 1719 zum Bischof gewählt wurde, strebte er einen Neubau des Palais in Speyer an. Doch die Bürger der Stadt lehnten die bischöflichen Baupläne strikt ab, und so machte sich Damian Hugo auf die Suche nach einem alternativen Standort für seine Residenz. Und genau hier kam nun Bruchsal ins Spiel, wo bereits sein Vorgänger neben der Stadtkirche ein kleines Schloss besessen hatte. Am 7. März 1720 kam Damian Hugo nach Bruchsal, wo ihn die Bevölkerung geradezu enthusiastisch willkommen hieß. „Ich habe mein Lebtag keine schönere Situation gesehen … Holz, Stein, Sand an der Hand …, auch drei bis vier armsdicke Quellen wenig hundert Schritte nur davon sich finden“, schwärmte er.

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So entstand unter Damian Hugo von Schönborn und seinem Nachfolger Franz Christoph von Hutten bis 1770 eine dreiflügelige Anlage mit zahlreichen Nebenbauten. Die Bauleitung hatte zunächst der kurfürstlich mainzische Baumeister Maximilian von Welsch inne, dem 1728 Balthasar Neumann aus Würzburg folgte. Höhepunkt der Schlossarchitektur ist das zweiläufige, ovale Treppenhaus, das durch seitliche

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Blick auf die Gartenseite des Bruchsaler Schlosses. Die große Schlossterrasse wird von einer Balustrade umrahmt.

Fenster raffiniert beleuchtet wird. Für den Kunsthistoriker Georg Dehio ist Neumanns Treppenhaus in Bruchsal zwar „nicht so groß wie jenes in der Würzburger Residenz, nicht so reich dekoriert wie das Brühler, aber in der geistreichen Eigenart und hohen Raumpoesie unerreicht“.

Ein Wiener Gar tenarchitekt

1738, wirken diese wie ein überdimensionales Stickmuster. Auf diesem Plan ist auch bereits das große Bassin vor dem Corps de Logis zu sehen, das die leicht erhöhte Schlossterrasse bis heute prägt. Besonders im Sommer wirkt das Plätschern des Wassers erfrischend, und der Besucher kann über die glänzende Wasserfläche den Blick in den Park hinein schweifen lassen. Von der Terrasse führte eine Rampe hinunter. Die Skulpturen von vier Hellebardieren, die der Bruchsaler Hofbildhauer Joachim Günther 1759 geschaffen hat, sorgen an der Balustrade für den symbolischen Schutz des Schlosses. Die Hauptallee wird ebenfalls von Skulpturen aus der Werkstatt Joachim Günthers eingerahmt; sie stellen die vier Jahreszeiten und die vier Elemente dar.

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Noch in der Bauphase des Schlosses wurde von dem Wiener Gartenarchitekt Johann Franz Scheer 1724 ein Park angelegt. Bis heute hat sich die zweireihige Kastanienalle als prägendes Element erhalten – die Setzlinge erhielt Hugo Damian von seinem Onkel Lothar Franz, der Kurfürst-Erzbischof von Mainz und Fürstbischof von Bamberg war. Auf seinem Gut Seehof bei Bamberg betrieb Lothar Franz eine florierende Baumschule. Seitlich der 1728 nach Westen um mehr als das Doppelte verlängerten Hauptachse entstand ein ummauerter Garten im französischen Stil mit kunstvoll geschnittenen Hecken und sogenannten Broderieparterres – blickt man in der Vogelschau auf den Plan aus der Zeit um

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Vom Großen Bassin mit seiner Fontäne schweift der Blick über die Balustrade der Schlossterrasse in die von Kastanien gesäumte Hauptallee.

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Personifikation der Astronomie an der südlichen Orangerie. Fassadenmalerei von Giovanni Francesco Marchini (um 1732 – 1737).

Zur Unterbringung der exotischen Pflanzen wurden beiderseits der Schlossterrasse Orangerien errichtet, die aber weit mehr sind als bloße Zweckbauten. Gemalte Personifikationen der Wissenschaften und der Künste, astronomische Motive und Porträts von Philosophen stehen für die Gelehrsamkeit des Fürstbischofs. Nachdem das Fürstbistum Speyer 1803 in der Säkularisation untergegangen war, fiel Bruchsal an Baden. Das Schloss der Fürstbischöfe nutzte Markgräfin Amalie Friederike von 1806 bis zu ihrem Tod 1832 während der Sommermonate als Witwensitz. Damit war zumindest in diesen Jahrzehnten für eine nachhaltige Pflege der Anlage gesorgt. Der barocke Park wurde damals, wie vielerorts, in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt. Allerdings blieb die Hauptallee (ähnlich wie in Schloss Biebrich bei Wiesbaden) als repräsentatives Element erhalten. Auf einem um 1806 entstandenen Plan zur Umgestaltung des Schlossparks von Johann Michael Zeyher sind zudem neben Bereichen mit geschwungenen Wegen geometrisch gegliederte Zonen zu erkennen.

Die südliche Orangerie wandelte Fürstbischof Franz Christoph von Hutten zu einem Kavalierbau für seine Höflinge um.

Niedergang und neue Blüte Mit dem Tod Amalie Friederikes begann eine lange Zeit der Vernachlässigung. Zu allem Überfluss wurde der Park durch den Bau der Eisenbahnlinie von Heidelberg nach Karlsruhe 1843 radikal zerschnitten. Jenseits dieser Bahnlinie erinnert heute lediglich noch die Fortsetzung der Allee in einer ansonsten verbauten Umgebung daran, dass hier einmal ein herrschaftlicher Garten gewesen ist. In dem erhalten gebliebenen Teil überwucherte der dichte Baumbestand die letzten Anklänge an barocke Strukturen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde ein barockes Bassin in einen romantischen Teich mit Entenhäuschen ver wandelt.

Wer heute durch die Hauptallee spaziert, wird kaum mehr erkennen, dass der Park ursprünglich wesentlich größer war, denn er wird durch einen repräsentativen, wappengekrönten Torbau abgeschlossen, der den Anschein erweckt, als sei der Park hier schon immer zu Ende gewesen. Doch stammt das Tor zwischen den barocken Wohnhäusern von Kammerdiener, Hofgärtner, Hofjäger und Hofkaplan tatsächlich erst von 1908. Damals begann die Wiedergeburt des barocken Schlossgartens. Gleichzeitig wurde ein großes Bassin, das noch aus dem 18. Jahrhundert stammte, in einen romantischen Ententeich verwandelt – mit Entenhäuschen und umrahmt von einer moosbewachsenen Felsenlandschaft. Einen schweren Rückschlag für alle Bemühungen um die Erhaltung bedeutete der Zweite Weltkrieg. Bei einem Bombenangriff wurde das Schloss 1945 bis auf die Außenmauern völlig zerstört. Erst 1975 war der Wiederaufbau abgeschlossen. In den folgenden Jahrzehnten bemühte sich die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg mit großem Aufwand darum, weitere Innenräume originalgetreu wiederherzustellen, sodass das Schloss heute

SCHLOSSGARTEN BRUCHSAL Der er Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich; das Sc Schloss kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden; die Museen im Schloss sind von n Dienstag bis Sonntag 10 –17 Uhr geöf geöffnet. Schloss Bruchsa Bruchsal Schlo ossraum 4 7664 646 Bruchsal Telefon elefon 0 7251/742661 7251/74266 www.schloss-bruchsal.de Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-magazin.de

wieder als fürstbischöfliche Residenz erlebbar ist. Besonders große Bemühungen gab es vor dem Hintergrund des Jubiläumsjahrs 2010, in dem an den 200. Todestag des letzten Fürstbischofs Wilderich von Walderdorff erinnert wurde. Eine besondere Attraktion ist das im Schloss untergebrachte Deutsche Musikautomaten-Museum. Komplettiert wird das Ausstellungstrio durch das Museum der Stadt Bruchsal. Auch der Schlossgarten zeigt sich heute wieder als attraktive grüne Lunge in der Stadt. Die Schlossterrasse mit den flankierenden Orangerien und dem Spiel des Wassers in den Bassins, die erneuerte Doppelallee mit den wieder aufgestellten Skulpturen, der romantische Ententeich und der zum Teil noch historische Baumbestand lohnen u den Besuch. Als Erinnerung an die barocken Anfänge des de Bru uchsaler Schlossgartens wurde in einem der beiden Rondells am unteren Ende des Parks ein Rosengarten mit del Sch hatten spendenden Laubengängen angelegt, während im geg egenüber liegenden Rondell – ganz pragmatisch – ein Kinderspielplatz eingerichtet wurde. d

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Der Rosengarten am östlichen Park abschluss ist eine zeitgenössische Nach ahmung barocker Rondells.

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Schlossgarten Karlsruhe Die Strahlen der fürstlichen Sonne

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Der Schlossgarten und der benachbarte Botanische Garten sind diee grüne Lunge der ehemaligen badischen Residenzstadt K Karlsruhe. Die kühne Idee einer fächerförmigen Anlage mi mit dem Schloss im Zentrum ist in ihren Grundzügen bis heute sichtbar geblieben. lieben.

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Karlsruhe wurde 1715 durch Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach gegründet. Im Zentrum der neuen Stadt stand das Schloss, von dem aus sich 32 Alleen fächerförmig in die Landschaft erstreckten. Auch der Schlossgarten war in dieses axiale System einbezogen. Das Schloss als Ausdruck der markgräflichen Herrschaft stand dabei sinnbildlich für die Sonne, die vom Schloss ausgehenden Straßen und Wege sollten deren Strahlen darstellen. Der Vergleich des fürstlichen Herrschers mit der Sonne findet sich in dieser Zeit häufig; architektonisch umsetzen ließ sich dieses Konzept jedoch vollständig nur, wo keine Rücksicht auf vorhandene Bebauung genommen werden musste. Und ebendies war in Karlsruhe der Fall. Die Linie Baden-Durlach hatte ihre Residenz in der namengebenden Stadt Durlach. Das dortige Schloss war im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 schwer beschädigt und danach nur notdürftig wiederhergestellt worden. Zwar gab es Pläne für einen großzügigen Wiederaufbau, doch entschied sich Markgraf Karl III. Wilhelm am Ende für eine gänzliche Neugründung. Den dafür geeigneten Platz fand er im nahen Hardtwald, einem bevorzugten Jagdgebiet der Markgrafen. Auch seine Sehnsucht nach Ruhe sollte ihm die neue Residenz erfüllen,

wie einer 1728 angebrachten Inschrift entnommen werden kann: „Anno 1715 war ich ein Wald, der wilden Tiere Aufenthalt. Ein Liebhaber der Ruhe wollte hier in der Stille die en Zeit eit vertreiben, in Betrachtung der Kreatur, die Eitelkeit verachte tend, den Schöpfer recht verehrend.“

Das Karlsruher Schloss Das eerste Schloss war zwar ein eher bescheidener Fachwerkbau, doch setzte der Markgraf mit dem bis heute werk erhaltenen markanten Turm einen weithin sichtbaren erh Akzent. Das heutige Erscheinungsbild des Schlosses geht auf eine „Haupt Renovation“ in der Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, basierend auf – allerdings stark abgewandelten – Plänen Balthasar Neumanns. Der Ehrenhof Wahrzeichen des Karlsruher Schlosses und Fixpunkt des sich von hier aus öffnenden Fächers ist der rund 50 Meter hohe Turm.

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hat die Form eines geöffneten Zirkels, gebildet durch die Seitenflügel des Schlosses und sich in den dessen Verlängerung anschließende Wirtschaftsbauten. Einer mit dem geöffneten Zirkel markierten, imaginären Linie folgend, entstanden nach Süden in einem Halbrund die sogenannten Zirkelbauten, die den Schlossbereich von der Stadt abgrenzten. Auch wenn die flankierenden Bauten nicht mehr die gleichen sind wie im 18. Jahrhundert, wurde das Grundprinzip des geöffneten Zirkels und der durch den Zirkel gezogenen Linie beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg beibehalten. Nähert man sich dem Schloss von der Stadt her, erblickt man zunächst das Denkmal für den ersten badischen Großherzog Karl Friedrich. In seiner Hand hält er die Gesetzesurkunde, mit der in Baden 1783 die Leibeigenschaft aufgeho-

Blick auf den sich zirkelförmig öffnenden Ehrenhof des Karlsruher Schlosses. Links das Denkmal für den ersten Großherzog Karl Friedrich.

ben wurde; die vier bekrönten Frauen des Sockels stehen symbolisch für die vier Verwaltungseinheiten des Großherzogtums. 65 Jahre lang hatte Karl Friedrich regiert, in dieser Zeit war aus der kleinen Markgrafschaft Baden-Durlach das vielfach größere Großherzogtum Baden geworden. Karl Friedrich gilt nicht zu Unrecht als Gründungsvater des modernen Baden: ein aufgeklärter Herrscher, den der Philosoph Johann Gottfried Herder vielleicht etwas überschwänglich als „Deutschlands besten Fürsten“ bezeichnet hat. An den formalen Lustgarten im französischen Stil, wie er im 18. Jahrhundert angelegt worden war, erinnert die in vier Segmente unterteilte und von rechtwinkligen Achsen gekreuzte Rasenfläche vor dem Ehrenhof. Statuen antiker

Blütenpracht am Schloss

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Östlicher Najadenbrunnen. Die drei Quellnymphen stehen Schulter an Schulter, sie tragen eine große Schale, aus der beständig Wasser tropft.

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Gottheiten, die anlässlich eines Besuchs des russischen Zarenpaars 1784 aufgestellt worden sind, fassen den Raum ein. Daran schließen sich seitlich Lindenalleen und baumbestandene Gartenräume an, in denen die beiden Najadenbrunnen von Aloys Raufer (1813 –1817) aufgestellt sind. Najaden sind Nymphen, die über Gewässer wachen – Bäche, Quellen, Flüsse, Seen. Da Wasser in fürstlichen Parks eine wichtige Rolle spielt, finden sich darin häufig mit dem nassen Element verbundene Gestalten, seien es Gottheiten, Nymphen oder andere Wesen.

Den gesamten Bereich des vorderen Schlossgartens muss man sich im 18. Jahrhundert über und über mit blühenden Blumen bepflanzt vorstellen. Markgraf Karl III. Wilhelm war ein leidenschaftlicher Blumenliebhaber, dem es Freude bereitete, selbst bei der Gartenarbeit mit anzupacken. Die „Garten- und Blumen-Cultur“ sei sein „einziges Plaisir“, bekannte er einmal. Von einer Reise nach Holland brachte der Markgraf Tulpenzwiebeln mit nach Baden, denn Tulpen waren damals groß in Mode und wurden zeitweise sogar an der Börse gehandelt. Vor dem Schloss ließ er aber nicht nur Tulpen, sondern auch Narzissen, Hyazinthen, Anemonen, Primeln, Levkojen, Rosen und zahlreiche weitere Blumen anpflanzen, sodass ein „in seiner Art einziger Blumenflor“ entstand. Als „klein, aber artig“ wird der Garten vor dem Schloss in einer zeitgenössischen Quelle bezeichnet: „Es sind darin an Pomeranzen-, Zitronen, Lorbeer- und dergleichen Bäumen über 4000 Stücke, worunter 2700 Orangenbäume.“ 300 Kanarienvögel flogen „des Sommers im Garten herum“ und kamen „freiwillig wieder in ihre Behausung“. Ausgerechnet bei der Gartenarbeit erlitt Karl III. Wilhelm am 12. Mai 1738 einen Schlaganfall, an dessen Folgen er starb. Auf eine breite Zufahrt in der Mittelachse, wie man sie von anderen Schlössern der Zeit kennt, glaubte Karl III. Wilhelm, verzichten zu können. Diese entstand erst nach 1774 unter dem Markgrafen und späteren Großherzog Karl Friedrich. Der Lustgarten passte nicht mehr in die neue Zeit; der Markgraf war zwar ebenfalls sehr an botanischen Fragen interessiert, dabei aber vor allem praktisch veranlagt. Die Förderung der Landwirtschaft stellte er in den Mittelpunkt seiner Wirtschaftspolitik, und so nimmt es nicht wunder, dass er im einstigen Lustgarten seines Großvaters Obstbäume anpflanzen ließ. Markgräfin Caro-

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line Luise stand sogar mit dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné in regem Austausch. Hat man den Ehrenhof durchschritten, steht man vor der imposanten Fassade des Schlosses. Nach den schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss äußerlich wiederhergestellt, doch sind die prachtvollen Innenräume für immer verloren. Heute beherbergt das Schloss das Badische Landesmuseum.

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ken von Eva Fritz-Lindner und die Wassersäulen des Büros Hölzinger und Goetsert – harmonisch ein. Eine nette Idee ist das Band aus Majolikakacheln, das vom Schloss zur Staatlichen Majolika-Manufaktur führt. Ebenfalls ein Erbe der Bundesgartenschau von 1967 ist die Schlossgartenbahn, eine kleine Eisenbahn, die neben dem ausgedehnten Abenteuerspielplatz im Fasanengarten die größte Attraktion für Familien im Karlsruher Schlossgarten darstellt.

Skulpturen im Landschaftsgar ten Der Bereich hinter dem Schloss wurde ebenfalls unter Karl Friedrich nach 1790 im Stil eines englischen Landschaftsgartens neu gestaltet. Zwischen 1864 und 1873 kam noch der Schlossgartensee hinzu. Neue Akzente wurden in jüngerer Vergangenheit bei der Bundesgartenschau vo on 1967 gesetzt, doch fügen sich diese – wie die Eulen-Plassti-

BADISCHES LANDESMUSEUM IM SCHLOSS Schlossbezirk 10 Sch 76131 Karlsruhe Telefon on 0721926-6514 0721926-65 Öffnungszeiten ungszeiten Dienstag ag bis Donnerstag 10 –17 Uhr, Freitag bis Sonntag 10 –18 Uhr www.landesmuseum.de um de

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Von links nach rechts: Figurengruppe Orest und Pylades (1863 – 67), Wasser säulen (aufgestellt zur Bundesgartenschau 1967) und Denkmal für Johann Peter Hebel (1835).

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Über den Park verstreut gibt es einige Denkmäler und Skulpturen, die aber meist nicht mehr an dem Platz stehen, für den sie ursprünglich gedacht waren, und sie stellen auch stilistisch keine Einheit dar. Doch geben die Monumente Eindrücke vom Denken und Fühlen der Zeiten, in denen sie entstanden sind. Zwei Figurengruppen haben Werke Goethes zum Thema bzw. präsentieren die jeweiligen Hauptpersonen der Stücke: Orest und Pylades aus „Iphigenie auf Tauris“ sowie Hermann und Dorothea aus dem gleichnamigen Epos. Es handelt sich um Werke des Bildhauers Karl Johann Steinhäuser, die dieser zwischen 1863 und 1866 gefertigt hat. „Hermann und Dorothea“ ist eine Hommage an das bodenständige Bürgertum und zugleich eine herzergreifende Liebesgeschichte; Orest und

Pylades stehen für wahre Männerfreundschaft – insofern passen beide gut zum gesellschaftlichen Klima in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hermann und Dorothea hat der Künstler Hand in Hand, den Blick liebevoll einander zugewandt, dargestellt; Orest und Pylades (im Botanischen Garten) sitzen nebeneinander, ihre Nacktheit nur mit einem Tuch verhüllend. Orest ist dabei, mit großer Geste etwas zu erzählen, Pylades hört aufmerksam zu. Die Szenerie wirkt entspannt und friedlich. Einen ganz anderen Charakter hat das Denkmal für Johann Peter Hebel: Unter einem neugotischen Baldachin befindet sich die Büste für den Mundartdichter, der lorbeerbekränzt an antike Vorbilder erinnert. Es ist die Zeit des Zusammenwachsens der badischen Landesteile mit der Mundart als einer einigenden Klammer, und so war es denn auch ein bürgerschaftlicher Verein, der das Denkmal 1835 initiiert hat.

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Fasanengar ten und Botanischer Gar ten Dagegen ist man im ehemaligen Fasanengarten wieder ganz im herrschaftlichen Umfeld. Die Jagd auf Fasane gehörte im Barock zum beliebtesten Zeitvertreib des Adels, und natürlich wurde der edle Vogel auch als Wildbret geschätzt. Um genügend dieser Vögel zur Verfügung zu haben, musste man sie züchten; so entstanden die Fasanerien in den Schlossparks. Der Fasanengarten in Karlsruhe, heute ein parkartiger, von kerzengeraden Alleen durchzogener Wald, ist sogar älter als die Stadt. Denn bereits 1711 wurde der Fasanengarten in dem markgräflichen Jagdrevier eingerichtet. Dazu wurden 110 Hektar Wald umzäunt. In einem Zeitalter, in dem der Schein so wichtig war, wurden selbst die Nutzbauten zur Aufzucht der begehrten Tiere in eine edle Hülle ver-

Der Chinesische Pavillon wurde 1765 durch Albert Friedrich von Kesslau errichtet, der damals auch die Bauleitung bei der „Haupt Renovation“ des Schlosses innehatte.

Der Greif, ein Mischwesen aus Adler und Löwe, ist das badische Wappentier; dieses Exemplar bewacht den Eingang zum Schlossgarten.

packt. In Karlsruhe sind dies zwei Pavillons im chinesischen Stil und ein größerer Bau, der als „Fasanenschlösschen“ bezeichnet wird. Ein weiterer „chinesischer“ Pavillon bei der Schlossgärtnerei diente als Teehaus. Auch die Chinamode, die mit dem Porzellan nach Europa kam, ist typisch für die Gärten des Barock. Im östlichen Teil des Fasanengartens befindet sich seit 1896 die großherzogliche Grabkapelle. Geht man vom Fasanengarten zurück und am Schloss vorbei, kommt man zunächst zum Seepferdbrunnen (um 1700), der ursprünglich im Park von Schloss Schwetzingen stand und erst 1824 nach Karlsruhe gebracht wurde. Durch das ehemalige Mühlburger Tor, bewacht von zwei Greifen, den badischen Wappentieren, gelangt man in den Botanischen Garten.

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Blick über den Puttenbrunnen mit seinen unzähligen Seerosen zum Warm- oder Tropenhaus des Botanischen Gartens. Darin finden zahlreiche Orchideen, Bromelien und Aronstabgewächse optimale klimatische Bedingungen.

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Durch das repräsentative Torbogengebäude von Heinrich Hübsch gelangt der Besucher vom Botanischen Garten in den Schlossgarten.

Großherzog Friedrich I. von Baden entschloss sich 1850 dazu, den gesamten Botanischen Garten neu zu ordnen, die vorhandenen Gebäude abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Dabei nahm sich der Architekt Heinrich Hübsch die italienische Renaissance zum Vorbild, verband dies aber mit damals modernsten Baumaterialien. Das zeigt sich etwa bei der Eisenkonstruktion des Wintergartens. Es folgt das repräsentative Torbogengebäude mit seinen beieiden Rundtürmen, das einen Durchgang zum Schlossgarteen bietet. Die Gewächshäuser und das Palmenhaus wurd den nach den Kriegszerstörungen zwischen 1952 und 1956 wi wiederaufgebaut. Fast alle alten Pflanzen waren im Krieg eg zugrunde gegangen. Doch gibt es dort heute wieder eine Vielzahl exotischer, Wärme liebender Pflanzen – nicht nur

die namengebenden Palmen, sondern auch zahlreiche Kakteen und Sukkulenten. Wie ein Riegel schließt die heute von der Staatlichen Kunsthalle genutzte Orangerie mit ihrer markanten Kuppel den Botanischen Garten von der vielbefahrenen Hans-Thoma-Straße ab.

S C H L O S S PA R K U N D B O TA N I S C H E R G A R T E N Der Schlosspark und der Botanische Garten sind tagsüber frei zugänglich. Die Schauhäuser ser des Botanischen Gartens sind von Dienstag bis Freitag ag 10 –16.45 Uhr sowie samstags und an Sonn- und Feiertagen Feierta 10 –17.45 17.45 Uhr geöffnet. geö Botanischer scher Garten Karlsruhe Karlsru Hans-Thoma-Straße ße 6 76131 Karlsruhe Telefon 0721/ 9263008 www.botanischer-garten-karlsruhe.de Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-magazin.de

Schloss und Park Favorite Rastatt-Förch Ein einzigartiges Gesamtkunstwerk

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In dem Kleinod vor den Toren Rastatts können Besucher die historische Porzellansammlung der Markgräfin Sibylla Au Augusta von Baden-Baden in dem eigens dafür geschaff geschaffenen Ambiente erleben. eben. Dazu kommt ein Park, der Einflüsse französischer Barock- und d englischer Landschaftsgärten miteinander d vereint.

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Im Alter von nur 32 Jahren wurde Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden im Januar 1707 Witwe. Ihr Ehemann Markgraf Ludwig Wilhelm, der unter seinem Beinamen „Türkenlouis“ in die Geschichte eingegangen ist, hatte über viele Jahre in kaiserlichen Diensten gestanden. Als Sieger der Schlacht von Slankamen 1691 gehörte er – wie sein Cousin Prinz Eugen von Savoyen – zu jenen Feldherren, welche die Osmanen auf dem Balkan zurückdrängten. Weniger glücklich agierte der „Türkenlouis“ in seinen letzten Lebensjahren gegen Frankreich, das im Rahmen des Spanischen Erbfolgekriegs seine Grenze weiter nach Westen vorschieben wollte. Ausdruck seines Selbstverständnisses als souveräner Reichsfürst ist der Bau des Residenzschlosses in Rastatt nach dem Vorbild von Versailles. Seine Frau Sibylla Augusta war eine geborene Prinzessin von Sachsen-Lauenburg, die im böhmischen Schlackenwerth in großem Luxus aufgewachsen ist. Als junge Witwe übernahm sie mit energischer Hand die Regentschaft der kleinen Markgrafschaft für den damals erst fünfjährigen Erbfolger Ludwig Georg Simpert. 20 Jahre lang behielt sie die Zügel der Regierung fest in der Hand.

Noch im Todesjahr ihres Mannes erwarb Sibylla Augusta Gelände in der Nähe des markgräflichen Fasanengartens bei Rastatt. Dort schuf der aus Böhmen stammende Hofarb chit hitekt Michael Ludwig Rohrer in den folgenden Jahren Schlo loss und Park Favorite als privates Refugium der Markgräfin, räfin als ländlichen Rückzugsort, der in bewusstem Kontrast stand s zu der auf Außenwirkung bedachten Repräsentation im Rastatter Residenzschloss.

Strenges Regelmaß im Barockgar ten Auch für die Planung des Gartens war Michael Ludwig Rohrer verantwortlich, der darin von dem ebenfalls aus Böhmen stammenden Hofmaler Franz Pfleger unterstützt wurde. Ihre Gestaltung atmete die strenge Regelmäßigkeit französischer Barockgärten: Vor der Hauptfassade des Schlosses mit ihrer geschwungenen, doppelläufigen Freitreppe wurde um 1721 ein 180 Meter langes, schmales

Blick von der Rückseite des Schlosses über das zweite Parterre. Die Rasen fläche nimmt den Raum eines früheren Bassins ein.

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Bassin angelegt. Auf den freien Flächen beiderseits des Wasserbeckens wurden im Sommer die Pflanzen aus der Orangerie aufgestellt, wo sie – auch dank eines 1718 angeschafften Eisenofens – die kältere Jahreszeit unbeschadet überstanden. Diese Pflanzen brachten Exotik und südliches Flair in den Garten. Eingefasst wurde der Garten von Parterrebeeten mit niedrigen Buchshecken und anderen in Form geschnittenen Pflanzen. Auch die Anlage der einzelnen Beete war jeweils streng symmetrisch mit weiteren Wasserbecken im Zentrum.

Der Hauptfassade der Favorite ist eine doppelläufige Freitreppe vorgebaut; der Bereich vor dem Schloss wird von einer weiten Rasenfläche dominiert.

Während sich von diesem sogenannten ersten Parterre im heutigen Park keine Spuren mehr finden, ist das 1725 angelegte zweite Parterre auf der Rückseite des Schlosses in seinen Grundzügen noch erkennbar. Im Zentrum stand wiederum ein – allerdings deutlich kürzeres – Bassin. Dieses Wasserbecken gibt es zwar nicht mehr, doch sind seine Ausmaße in der von einer Lindenallee gesäumten Rasenfläche sichtbar geblieben. Auch von seinem Gesamteindruck ist

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dieser Bereich gekennzeichnet von der für französische Gärten typischen symmetrischen Aufteilung. Im Plan Rohrers und Pflegers war das Bassin gesäumt von aus Bäumen gebildeten, schattigen Laubengängen. Die spätestens 1718 fertiggestellte erste Orangerie wurde 1725 durch einen weiteren Orangeriebau ergänzt, der einerseits auf die Vielzahl der exotischen Pflanzen im Park der Favorite hinweist, andererseits aber auch die angestrebte symmetrische Grundform des Gartens betont. Hinter den Orangeriebauten wurden Obstbäume gepflanzt. Doch auch dieser Nutzgarten blieb nicht ohne Gestaltung, denn die Bäume wurden im sogenannten Quinkunx angepflanzt – das heißt in Form der Fünf auf dem Würfel. Ihren seitlichen Abschluss erhielten die beiden Parterres durch Alleen aus Rosskastanien.

Gerade ist im Englischen Landschaftsgarten nichts, und so schlängelt sich auch dieser Wasserlauf durch den Park des Schlosses Favorite.

Eremitage und Schloss Favorite 1717/18 folgte der Bau der Eremitage ebenfalls nach Plänen durch Michael Ludwig Rohrer. Für die tiefgläubige Markgräfin war diese Eremitage keine höfische Spielerei und auch kein philosophisch angehauchter Rückzug in die selbstgewählte Einsamkeit, sondern Ausdruck ihrer religiösen Überzeugungen. „Ein niedriges, im Schatten, in einem Busche oder Garten gelegenes Lustgebäude, mit rauen Steinen, schlechtem Holzwerk, Moos oder Baumrinden inwendig bekleidet und gleichsam wie wild zugerichtet, dass man darinnen der Einsamkeit pflegen oder frische Luft schöpfen möge“, heißt es in einer zeitgenössischen Beschreibung. In

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dem achteckigen Bau überraschen Wachsfiguren des Hofmalers Franz Pfleger. Dargestellt sind Szenen aus dem Leben Jesu bzw. im Speiseraum die Heilige Familie. Der reuigen n Sünderin Maria Magdalena, die dem Heiland die Füß ße wäscht, ließ die Markgräfin ihre eigenen Gesichtszüge gebeen. Im Jahr 1727 zog sich Sibylla Augusta, nachdem ihr ältester Sohn Ludwig Georg Simpert für volljährig erklär ärt worden war und die Regierung übernommen hatte, auf uf Schloss Ettlingen als Witwensitz zurück. Damit begann die Vernachlässigung der Favorite, die nur noch gelegentlich für Jagdgesellschaften genutzt wurde. Besonders der Park litt unter dieser Vernachlässigung; die Blumenbeete waren leer, und überall wucherte das Unkraut. Daran änderte sich zunächst auch nichts, als die Baden-Badener Linie mit dem Markgrafen August Georg Simpert 1771 ausstarb, und die – evangelische – Durlacher Linie deren Nachfolge antrat. Als ein Beamter der Karlsruher Regierung 1778 die Favorite inspizierte, notierte er zum Zustand des Parks: „Diese Gärtnerei ist von allem, was zur Zierden und Schönheit gehört, entbloßet, hat nicht einmal einen Blumenscherben, zu geschweigen Orangerie, keine Treibhäuser, sondern bestehet bloß aus zwei gleich großen rechts und links des Schlosses gegen einander überstehenden Küchengartengrundstücken und zwei ebenso situierten kleineren Baumgartenstücken.“ Doch dann entdeckte Markgraf Karl Friedrich, der spätere erste badische Großherzog, die Reize der Favorite. 1788 ließ er das frühere erste – der Hauptseite des Schlosses zugewandte – Parterre bis zum Krebsbach durch seinen Hofgärtner Johann Michael Schweykert aus Pforzheim in einen englischen Landschaftsgarten umwandeln. Schweykert war erst ein Jahr zuvor angestellt und danach gleich auf eine längere Studienreise nach Frankreich und vor allem nach England geschickt worden, um sich in Sachen Landschaftsgarten auf den aktuellen Stand zu bringen. Dabei

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S C H L O S S U N D PA R K F AV O R I T E Der Schlossgarten ist frei zugänglich. Dass Schloss kann im Rahmen von on Führungen Führu n besicht besichtigt werden werden. Schloss oss Favorite Fa Am Schloss Favorite Favorit 5 76437 Rastatt Rastatt-Förch Telefon 0 7222/41207 41207 www.schloss-favorite.de Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-magazin.de

ließ er im Bereich des zweiten Parterres die geometrische Aufteilung aus der Zeit des Barock bestehen, während er auf der anderen Schlossseite einen Landschaftsgarten anlegte. Der von Baumgruppen begleitete Hauptweg umschließt den Garten in einem weiten Bogen; der Bereich direkt vor dem Schloss wird von einer großen Rasenfläche dominiert. Auf einer Brücke wird der Weiher überquert, in dessen Mitte eine Insel malerische Akzente setzt. Über einen kleinen Wasserfall wird das Wasser in den ehemaligen Fischteich geleitet. Die Äste der Baumriesen hängen tief über dem Wasser, in dessen Oberfläche sich das Schloss spiegelt. Ein dendrologischer Rundgang führt zu insgesamt 49 Bäumen im Park der Favorite. Besucher erhalten ein Faltblatt, doch sind an den Bäumen auch Schilder angebracht. Der Weg führt etwa zu einer weit ausladenden Stieleiche am Weiher, deren Alter auf 240 bis 300 Jahre geschätzt wird, zu einer mächtigen Rotbuche im ehemaligen ersten Parterre nahe der Rosskastanienallee oder zu einem der schönsten Bäume im Park, einer solitär stehenden Blutbuche auf der nördlichen Schlossseite.

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Kurpark Baden-Baden Die Sommerresidenz Europas

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Wenn auf den Höhen des Schwarzwalds noch Schnee liegt, blühen en in Baden-Baden bereits Krokusse, Narzissen und Tul Tulpen. Und viel früher als anderswo zeigen auch Magnolien und Rhododendren ihre ganze Pracht. Die Kuranlagen vo von Baden-Baden im Frühjahr sind ein vielfarbiges Blütenmeer.

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Schon der berühmte Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, rühmte 1526 die Heilkraft der Baden-Badener Quellen: Diese hätten die Kraft, „etliche schwere Krankheiten zu stillen“. Und Mark Twain glaubte nach einem Kuraufenthalt 1878 „fest daran, dass ich meinen Rheumatismus in Baden gelassen habe“. Dabei war das gesellschaftliche Leben von Anfang an ein mindestens ebenso großer Anreiz, in die Stadt an der Oos zu kommen: „Die Gesunden ziehen gen Baden, dass sie wollen fröhlich sein, sprechen: Würzknecht, bring uns die vollen Flaschen mit Wein, wir wollen Tag und Nacht voll sein.“ Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts spielte sich der Kurbetrieb in der Altstadt ab. 1765 jedoch wurde auf dem ehemaligen Turnierplatz ein erstes hölzernes Gesellschaftshaus erbaut. Obwohl das Gebäude in den folgenden Jahren mehrfach erweitert wurde, genügte es den Ansprüchen bald nicht mehr. So entstand zwischen 1822 und 1824 ein klassizistischer Neubau nach Plänen des Karlsruher Architekten Friedrich Weinbrenner. Mit seinem markanten Säulenportikus bildet er bis heute den Mittelpunkt des Kurbereichs, der sich vom Hotel Badischer Hof bzw. der StourDieser reich verzierte Pavillon lädt an der Lichtentaler Allee zur Rast ein.

dza-Kapelle auf dem Michaelsberg bis zum Zisterzienserinnenkloster Lichtenthal zieht, das einen idealen Ausgangspunkt für dessen Erkundung bildet. Die Abtei ga best esteht seit über 750 Jahren ohne Unterbrechung. Da es die mittelalterliche m Grablege des Hauses Baden war, überstand tand das Kloster sogar die Säkularisation.

Entlang der Lichtentaler Allee Der Klosterhof mit seinen schönen alten Bäumen und dem von einer Marienfigur bekrönten Klosterbrunnen (1602) vo mag einstimmen auf den eigentlichen Kurbereich, zu dem die 2,3 Kilometer lange Lichtentaler Allee führt. Ihre Anfänge sollen bis in die Zeit um 1655 zurückgehen, doch ist ihre heutige Gestaltung als elegante Flaniermeile ein Werk des 19. Jahrhunderts. Begrenzt wird sie auf der Stadtseite von der begradigten Oos, über die kunstvolle Brücken mit schmiedeeisernen Geländern führen. Stattliche Villen wie das Palais Biron und luxuriöse Unterkünfte wie Brenners Parkhotel oder die Kurpark-Residenz Bellevue zeugen von der Zeit, als Baden-Baden die Sommerhauptstadt Europas war. Dominieren am Beginn der Allee noch weite Rasenflächen wie die einst von den Zisterzienserinnen der Abtei Lichtenthal bewirtschaftete Klosterwiese, nimmt der Grad

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Das klassizistische Kurhaus mit seinem Portikus aus acht korinthischen Säulen steht im Zentrum der Kuranlagen von Baden-Baden. Errichtet wurde der Mittelbau zwischen 1821 und 1824 durch Friedrich Weinbrenner.

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Einordnung der Baden-Badener Kuranlagen in die Reihe fürstlicher Gärten zu begründen. Viele der Bauten sind zwar in Privatinitiative entstanden, doch ist Baden-Baden nicht denkbar ohne das großherzogliche Haus Baden und dessen Nähe zum preußischen Königshaus. Selbst ein Attentat auf Wilhelm I. in der Lichtentaler Allee im Juli 1861 konnte dessen Liebe zu Baden-Baden nicht beein-

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Die Lichtentaler Allee wird begleitet von der eifrig plätschernden Oos (rechts), über die romantische Brücken führen; oben die Bellevue-Brücke.

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der Gestaltung zu, je weiter man sich den Kuranlagen nähert, ohne dabei den Charakter eines englischen Landschaftsgartens zu verlieren. Die zum Teil exotischen Baumund Straucharten, die diese Parklandschaft auszeichnen, lösten schon bei Besuchern des 19. Jahrhunderts Begeisterung aus: „Kommen Sie doch nach Baden. Da sind die herrlichsten Bäume, die ich je gesehen habe … Das tut dem Auge und der Seele wohl“, schwärmte der russische Schriftsteller Ivan Turgenew 1865 in einem Brief an seinen französischen Kollegen Gustave Flaubert. Und in der Tat: Platanen, Trompeten- und Tulpenbäume, Silberpappeln, Ahorne, Eschen, Tannen, Kastanien und viele andere Arten bilden Ensembles von seltener Schönheit. Nicht zu vergessen die Magnolien, die im April in ihrer ganzen Blütenpracht erstrahlen. Alt und neu kontrastieren bei der 1909 erbauten Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und dem 2004 eingeweihten Gebäude der Sammlung Frieder Burda. Eine Marmorbüste der Kaiserin Augusta von 1892 mag Anlass sein, die

trächtigen. Er kam trotzdem jedes Jahr aufs Neue, und wer etwas auf sich hielt, wollte sich in der gleichen Stadt erholen wie der preußische König und spätere deutsche Kaiser. Damit die zahlungskräftige Kundschaft im Kurpark auch einkaufen konnte, wurden auf dem Weg zum Kurhaus bereits 1818 hölzerne Verkaufsbuden aufgestellt, die 1867 ihre heutige repräsentative Gestalt erhielten. So gemischt wie das Publikum, waren dort die Händler: „Hier verkauft der gewerbsame Schwarzwälder seine Holzuhren, dort hält ein Tiroler feil mit allen Waren aus Gemshaut und Hirschgeweihe, der Ungar bietet Getüch und der Böhme seine kostbaren Kristalle … Niederlagen von Seidenwaren, Spielsachen und Havanna-Zigarren vollenden das Bild eines Basars.“

Glücksspiel im Kurhaus Das Kurhaus war von Anfang an der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Baden-Baden. Hier fanden Theateraufführungen und Konzerte statt. 1827 zog erstmals die Spielbank in das Kurhaus ein. Ihre Attraktivität wurde noch dadurch gesteigert, dass der „Bürgerkönig“ Louis Philippe 1837 das Glücksspiel in Frankreich verbot. Der damalige Pächter der Pariser Spielbank Jacques Bénazet verlegte seinen Wirkungskreis daraufhin nach Baden. Ihm folgte sein Sohn Edouard und schließlich dessen Neffe Emile Dupressoir. In der bis 1872 andauernden Ära Bénazet erhielt das Kurhaus die in ihrem Prunk fast ein wenig überladen wirkenden Säle nach dem Vorbild der Schlösser von Versailles und Marly. Als nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 auch im Deutschen Reich das Glücksspiel verboten wurde, war dies für Baden-Baden ein herber Schlag. Es waren dann ausgerechnet die Nationalsozialisten, unter denen die Spielbank im Oktober 1933 wiedereröffnet wurde. Seither stellt sie bis heute – ausgenommen die Kriegsund unmittelbare Nachkriegszeit – einen der größten Anziehungspunkte der Stadt dar. Dem Einbau der Spielbank im Kurhaus war der dort von Weinbrenner eingerichtete Theatersaal zum Opfer gefallen. Der dadurch erforderliche Neubau fand seinen Platz ebenfalls in den Kuranlagen. Der 1862 eingeweihte Bau hat eine zurückhaltende, klassizistische Fassade, überrascht dann aber im Inneren mit üppigstem Dekor im Stil des Fin de Siècle. Der herrschaftliche Charakter der Kuranlagen wird noch einmal besonders deutlich in der benachbarten Trinkhalle von Heinrich Hübsch, einem Schüler Weinbrenners. Hier konnten die Kurgäste unter Dach promenieren und zugleich das Mineralwasser trinken, dessen heilende Wirkung sie nach Baden-Baden geführt hatte. Mit ihren 16 korinthischen Säulen greift die zwischen 1837 und 1840

Vor der Trinkhalle von Heinrich Hübsch (1839 – 1843) erinnert eine Marmor büste Wilhelms I. an die zahlreichen Besuche des Kaisers in der Stadt.

erbaute Wandelhalle zwar Stilelemente Weinbrenners auf, doch ist sie bereits ganz der Romantik verpflichtet. Im Inneren ist sie mit historisierenden Fresken von Jakob Götzenberger und Johann Heinefetter zur badischen Geschichte geschmückt, wobei historische Ereignisse und Sagen gleichermaßen thematisiert werden. Dabei soll die lange und ruhmreiche Geschichte des Hauses Baden den Besuchern gleichermaßen vor Augen geführt werden. Vor der Trinkhalle erinnert eine Marmorbüste Kaiser Wilhelms I. von 1875 wiederum an die enge Verbindung Baden-Badens zum preußischen Königs- und deutschen Kaiserhaus.

Auf dem Michaelsberg Während sich die Kuranlagen bis zur Trinkhalle in ebener Fläche entlang der Oos erstrecken, geht es nun steil über Treppen oder geschwungene Wege hinauf zum Michaelsberg. Der Hang ist mit Kaskaden abwechslungsreich gestaltet, die das Wasser vom Solmssee in den Ententeich

Blick vom Michaelsberg auf die Altstadt von Baden-Baden, deren Silhouette vom Turm der spätgotischen Stiftskirche dominiert wird.

im Tal führen. Von oben bietet sich ein weiter Blick: Man sieht das Alte Schloss, die Stammburg des Hauses Baden, das Neue Schloss und die gotische Stiftskirche, im Hintergrund ragt der 668 Meter hohe Merkur, der Hausberg der Stadt, mit seinem Aussichtsturm empor. Auf dem Michaelsberg angelangt, zieht die orthodoxe Stourdza-Kapelle die Blicke auf sich. Erbauen ließ sie Fürst Michael Stourdza 1866 von keinem Geringeren als dem Münchner Baumeister Leo von Klenze. Michael Stourdza

K U R PA R K B A D E N - B A D E N Der er Kurpark ist frei zugäng zugänglich. Verwaltung der Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH Schloss hloss Solms S Solmsstraße 1 7653 30 Baden-Baden Telefon 07221/275266 www.baden-baden.de ww.baden-baden.de

war von 1834 bis 1849 Regent des Fürstentums Moldau, das Gebiete im heutigen Rumänien, Moldawien und der Ukraine umfasste. Nach der Besetzung seines Fürstentums durch Osmanen und Russen lebte Michael Stourdza zunächst in Paris und schließlich in Baden-Baden im Exil. Die Kapelle am Michaelsberg ließ der Fürst als Grabkapelle für seinen Sohn erbauen, der sich in Paris im Alter von erst 17 Jahren das Leben genommen hatte. Baden-Baden ist heute reich an erstklassigen Beherbungsbetrieben; dabei ist es fast ein wenig kurios, dass das älteste Nobelhotel auf ein Kapuzinerkloster, also die Niederlassung eines Bettelordens zurückgeht. Der „Badische Hof“, der selbst von einem schönen Garten umgeben ist, markiert das nördliche Ende des Kurbereichs. Die Kapuziner waren begabte Volksprediger, und so nimmt es nicht wunder, dass in der nach einem protestantischen Intermezzo wieder katholisch gewordenen Markgrafschaft BadenBaden Mönche dieses Ordens (zusammen mit den Jesuiten) dafür sorgen sollten, die Einwohner bei der katholischen Stange zu halten. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst, und der Verleger Johann Friedrich Cotta ließ es in der Folge von Friedrich Weinbrenner zu einem Hotel umbauen. Wobei die Bedeutung des nunmehr so genannten „Badischen Hofs“ mit „Hotel“ nur sehr unzureichend umschrieben wäre, wie der badische Minister Friedrich Adolf Klüber (1791 –1858) festgehalten hat: „In diesem Hotel hat man die große Bequemlichkeit, dass Wohnung, Wirtstafel, Erfrischungen aller Art …, Bäder, Billard, öffentliche Gesellschaft, Tanz, Garten, Schattengänge, Fluss, Spaziergänge, Landstraße und schöne Aussicht beisammen sind.“ Diese Beschreibung u passt in gewisser Weise bis heute auf den gesamten Kurbepa reic ich dieser klimatisch so begünstigten Stadt am Fuß des Sch Schwarzwalds.

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Im Frühjahr explodiert die Blütenpracht in Baden-Baden förmlich. Hier ein Blick aus dem Garten von Brenner’s Parkhotel zu den Kuranlagen jenseits der Oos.

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S c h l o s s g a r t e n We i k e r s h e i m Vo n Z w e r g e n , G ö t t e r n u n d d e n vier Elementen

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W E I K E R S H E I M

Mit seinem in einzigartiger Vollständigkeit erhaltenen Figu Figurenprogramm, eingerahmt von Renaissanceschloss und bar barocker Orangerie, bietet der Weikersheimer Schlossgart Schlossgarten zu jeder Jahreszeit zeit ein einladendes Bild.

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Die Erbfolge des erstgeborenen Sohns, die Primogenitur, erfreute sich bei den Grafen von Hohenlohe offensichtlich keiner besonderen Beliebtheit. 1555 erfolgte die Gründung der beiden Hauptlinien Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg, die sich ihrerseits später wieder in diverse Zweige aufteilten. Mit einer dieser Erbteilungen kam Graf Wolfgang II. von Hohenlohe-Neuenstein 1586 in den Besitz von Weikersheim. Obwohl er nach dem Tod seiner beiden Brüder wieder den gesamten Neuensteiner Besitz in einer Hand vereinte, behielt er seine Hauptresidenz in Weikersheim und ließ dort an der Stelle einer alten Wasserburg ein modernes Renaissanceschloss errichten. Der 80 Meter lange und 12 Meter breite Rittersaal mit seinem weit in den Raum ragenden Skulpturenschmuck (darunter ein für die damalige Zeit hochexotischer und damit hochinteressanter Elefant!) gehört zu den größten und bedeutendsten Raumschöpfungen seiner Zeit. In ebendiesem Rittersaal findet sich auch die älteste Darstellung des Weikersheimer Schlossgartens aus dem Jahr 1602. Die Anlage ist an drei Seiten von hölzernen Palisaden begrenzt, an der vierten durch den nahen Vor-

bach. Die Unterteilung in Nutz- und Ziergarten entspricht den zeitgenössischen Gepflogenheiten. Der Bereich des Ziergartens ist gekennzeichnet von sich kreuzenden, geraZ den en Wegen. Am linken Rand ist ein aufwendig gestalteter Sprin ngbrunnen zu erkennen. Es fehlt allerdings noch jeglicher cher gestalterische Bezug zum Schloss, wie er den Weikersh heimer Garten heute auszeichnet. Im Gegenteil: Der Ziergarten ist sogar ein Stück vom Schloss abgerückt. Zierg IIm Mai 1708 kam es im Haus Hohenlohe einmal mehr zu einer Erbteilung: Wie schon bei früheren Gelegenheiten sollte das Los entscheiden, welchen Anteil am Erbe ihres Vaters Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein die Grafen Carl Ludwig und Johann Friedrich II. bekommen sollten. Der ältere Carl Ludwig zog die Spielkarte mit der Aufschrift „Weikersheim“, und nach einigen Reparaturarbeiten machte er das dortige Schloss im Januar 1709 zu seiner Residenz. Der Graf war ein weit gereister junger Mann. Er hatte Italien und Frankreich gesehen und dort auch zahlreiche Anregungen für die Gestaltung eines zeitgemäßen Gartens erhalten. In Weikersheim war bereits 1698 auf Veranlassung seines Vaters damit begonnen worden, den Garten neu anzulegen. Dem einheimischen Gärtner Christoph Kuder folgte 1703 Caspar Pich als Hofgärtner. Dieser hatte zuvor in Diensten Lothar Franz’ von Schönborn gestanden, der als Kurfürst-Erzbischof von Mainz und Fürstbischof von Bamberg einer der mächtigsten Kirchenfürsten seiner Zeit war. Wie alle Schönborns litt Lothar Franz unheilbar am „Bauwurm“, wobei sein Ehrgeiz sich nicht auf die Schlösser beschränkte, sondern natürlich auch deren Gartenanlagen einschloss. Die Anstellung eines Schönborn’schen Gärtners mag daher als gelungener Coup gefeiert worden sein. Pich sollte in Weikersheim dafür sorgen, dass „nicht nur der neu angelegte Blumen- und Lustgarten bald in guten und völligen Stand gebracht werde, sondern auch

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der Küchengarten“ – ein Hinweis auf die weiter selbstverständliche Verbindung von Lust- und Nutzgarten. Der verheiratete Pich scheint dem weiblichen Geschlecht mehr zugetan gewesen zu sein, als es für einen Hofgärtner schicklich war. Als er mit der Tochter eines Schulmeisters, die bei ihm in Dienst stand, ein Verhältnis einging, sollte er sich wegen Ehebruchs verantworten. Doch zog Pich es vor, Weikersheim 1718 bei Nacht und Nebel zu verlassen.

Götter und Gnome – Das Skulpturenprogramm Unmittelbar nachdem ihm Weikersheim per Los zugeteilt worden war, ging Graf Carl Ludwig daran, im Schlossgarten neue, eigene Akzente zu setzen. Dazu gehörte vor allem das umfangreiche Skulpturenprogramm, für das Weikersheim bis heute so berühmt ist. Am 28. Juni 1708 wurde ein Vertrag über die Anfertigung der Skulpturen mit dem Künzelsauer Bildhauer Johann Jacob Sommer abgeschlossen. Zusammen mit seinen Söhnen schuf Sommer in Weikersheim einen wahren Götterhimmel: Mars, Jupiter, Merkur, Saturn, Apollo, Diana, Venus, Neptun. An den Ecken des Parterres platzierte der Bildhauer Personifikationen der vier Winde; auch die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft stellte er als Skulpturen dar, dazu kamen schließlich noch Darstellungen der vier Jahreszeiten. An barocken Höfen waren antike Götter allgegenwärtig; die Eigenschaften, für die sie standen, waren dem gebildeten Publikum geläufig, das auch allegorische Darstellungen mühelos verstand. Der Sonnengott Apollo war ein Sinnbild des Lichts, der Halbgott Herkules ein Symbol der Stärke, der Göttervater Jupiter stand für eine gute Regierung usw. In ihrer Gesamtheit waren die Standbilder der antiken Götter ein in Stein gehauener Lobpreis des Hohenloher Grafen, dessen Herrschaft all diese guten Eigenschaften in sich vereinte.

Blick auf die Gartenseite des Weikersheimer Schlosses. Im Vordergrund eine Skulptur des Planetenzyklus – denn die hier abgebildete Jagdgöttin Diana war zugleich die Göttin des Mondes.

Dabei blieb gartenkünstlerisch nichts dem Zufall überlassen. Um den zentralen Brunnen, in dem Herkules mit dem Drachen Ladon kämpft, sind beispielsweise jene Götter versammelt, nach denen Planeten benannt sind; sie werden auf diese Weise zu Symbolen für den Kreislauf des Lebens. Und alle diese symbolbehafteten Skulpturen boten dem Hof genügend Stoff für Gespräche beim Lustwandeln durch den Schlossgarten. Es ist vor diesem Hintergrund fast schon bezeichnend, dass gewöhnliche Sterbliche im Weikersheimer Schlossgarten nur als Zwerge in Erscheinung treten. In der Gnomengalerie an der Balustrade zum Schlossgraben versammelte der Graf

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Drei Figuren aus der Zwergengalerie (von links nach rechts): Haushofmeisterin, Kammerkassier, Hofjude „Lämmle Seeligmann“.

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dergestalt seine Bediensteten: Hofrat, Gärtner, Kellermeister, Trommler, Wachtmeister, Kammerkassier, Zofe, Braumeister, Köchin; sie alle sind nicht ohne Sympathie, aber eben doch in grotesker Überzeichnung dargestellt – einerseits Objekte der höfischen Belustigung, andererseits Zaungäste des Pantheons im Parterre. Denn was wären Götter (und Grafen) ohne bewunderndes Publikum? Auch der Garten selbst erhielt um 1710 im Wesentlichen seine heutige Gestalt. Auf wen der Plan dazu zurückgeht, steht nicht eindeutig fest. Mit der Lieferung von „Rissen, Modellen, Vorschlägen und anderen zur Behördung des Bauwesens“ gehörenden Planungen wurde der Esslinger Stadtbaumeister Johann Jakob Börel beauftragt. Er war bereits im nahen Ingelfingen – einer weiteren Hohenlohe-Residenz – als Gartenplaner tätig gewesen. Doch taucht in den Weikersheimer Rechenbüchern zudem ein für 30 Gulden in Saarbrücken erworbener Gartenriss auf, der ursprünglich aus

Paris stammt. Dass der weitgereiste Carl Ludwig bei der Suche nach einem Plan für die Neugestaltung seines Gartens nach Frankreich geblickt hat, wäre durchaus plausibel.

Barocke Struktur Damals entstand das ganz auf das Schloss hin ausgerichtete Broderieparterre. Die kunstvollen Stickereien ähnelnde Anordnung von Blumen und Buchshecken ist sichtbar eigentlich nur für den, der von oben darauf schaut. Dieser Blick öffnete sich dem Flaneur daher zunächst nur von der jenseits des ehemaligen Wassergrabens gelegenen Schlossterrasse aus. Doch nach 1710 wurden die den Garten in Längsrichtung begleitenden Obstbaumalleen nicht nur durch Kastanien ersetzt, sondern die Allee zugleich auf einen Damm gesetzt. Wer durch diese Allee spaziert, blickt zugleich aus der Kavalierperspektive auf das Parterre. In diese Phase fällt auch der Bau zweier Gebäude, die links und rechts symmetrisch an den Schlossgraben anschließen: Das Gärtnerhaus beherbergte im Obergeschoss die Wohnung des Hofgärtners,

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Von der Schlossterrasse schweift der Blick über das ganze Parterre bis zur Orangerie und weiter zu den sanft gewellten Hügeln des Taubertals.

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Im Obstgarten von Schloss Weikersheim wachsen Quitten, Pflaumen und sogar Feigen. An der Gartenmauer ranken sich Reben.

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im Erdgeschoss befindet sich ein Saal, der vom Hof für kleinere Festlichkeiten genutzt wurde; das Gewehrhaus diente der Unterbringung von Waffen und Wachmannschaft. Was nun noch fehlte, war ein adäquater südlicher Abschluss für den Garten. Dieser folgte mit dem 1719 begonnenen Bau der Orangerie. In erster Linie handelt es sich dabei um eine grandiose Kulissenarchitektur. Ihre geschwungene Form vermittelt Leichtigkeit, das Skulpturenprogramm reihte den Hohenloher Grafen Carl Ludwig in eine illustre Schar historischer Herrscher ein – von Alexander dem Großen bis zu dem römischen Kaiser Augustus. Leider ist das Reiterstandbild Carl Ludwigs 1858 zerstört worden, doch die anderen Skulpturen gibt es noch. Die Orangerie besteht baulich aus zwei identischen Teilen,

nur in der Verlängerung der Hauptachse geht der Blick weiter zu den nahen Hügeln des Taubertals, die auf diese Weise in den Schlossgarten einbezogen werden. Wie anderenorts dienten auch die Wandelgänge der beiden Weikersheimer Orangerieflügel im Sommer als bei Hitze kühle und bei Regen trockene Rückzugsmöglichkeiten. Die Hofgesellschaft traf sich darin zu Feiern und Festen. Vor der Orangerie ist fast über die ganze Breite des Gebäudes ein Bassin in den Boden versenkt, in dessen Wasser sich die exotischen Kübelpflanzen spiegelten. Auch der neu gestaltete Schlossgarten war kein reiner Ziergarten. Westlich des Parterres wurde ein Obstgarten angelegt; an Spaliergittern wachsen heute zudem Weinreben. Zwei kleine Gebäude bilden den südöstlichen bzw. südwestlichen Eckpunkt des Gartens: Das Vogelhaus hat seinem Namen aufgrund der darin untergebrachten Volie-

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re mit Kanarienvögeln; das Teehaus mit seiner Grotte war ein intimer Ort, in dem neben selbst gewählter Einsamkeit auch höfische Lustbarkeit im kleinen Kreis ihren Platz hattte – denn natürlich waren die „Ahs“ und „Ohs“ groß, wen nn aus den Schnäbeln der steinernen Vögel ein Wasserstraahl herausspritzte. Die letzte Neuerung im Weikersheim mer Schlossgarten waren die vertieften Brunnen, die 1729/30 in das Zentrum der vier Kompartimente des Parterres gesetzt zt wurden. Damit wurde das in barocken Gärten so wichtige Element des Wassers, das gleichsam das sprudelnde Leben symbolisierte, ein weiteres Mal betont. Graf Carl Ludwig starb 1756, ohne erbberechtigte Nachkommen zu hinterlassen. Weikersheim fiel dadurch an seinen jüngeren Bruder Johann Friedrich II., der in Öhringen residierte. Naturgemäß wurde der Weikersheimer Schlossgarten in der Folge nicht mehr mit dem gleichen Aufwand gepflegt wie in den Jahrzehnten zuvor. Nur kurz wurde dem Park noch einmal größere Aufmerksamkeit zuteil. Der Sohn Johann Friedrichs II., Fürst Ludwig Friedrich Carl, beabsichtigte 1802 noch im hohen Alter von 79 Jahren eine größere Umgestaltung des Schlossgartens und ließ dazu von dem Hofgärtner Friedrich Gleiß entsprechende

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SCHLOSSGARTEN WEIKERSHEIM Öffn Öffnungszeiten: Schloss und Schlossgarten, garten, Aprilil bis Oktober täglich äglich 9 –18 Uhr, November bis März täglich 10 –12 Uhr und 13 –17 Uhr. Der Schlossgarten ist frei zugänglich; änglich; das Schloss kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Schlosss Weikersheim Weike Marktplatz 11 97990 Weikersheim Telefon 07934/99295-0 www.schloss-weikersheim.de Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-magazin.de

Pläne ausarbeiten. Doch mit dem Tod des Fürsten 1805 verschwanden diese Pläne auch schon wieder in der Schublade. Und doch war es aus heutiger Sicht fast ein Glück, dass in der Folge keine großangelegte Neuordnung in Form etwa eines englischen Gartens erfolgte, sondern dass der Natur zum Teil einfach freier Lauf gelassen wurde bzw. zum anderen lediglich Bassins zugeschüttet und Wege verkleinert wurden. So blieb unter der Decke der Vernachlässigung die barocke Grundstruktur so gut erhalten, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten wiederhergestellt werden konnte. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg begann Prinz Constantin von Hohenlohe damit, den Park wieder dem barocken Ursprung anzunähern. 1967 erwarb das Land Baden-Württemberg Schloss und Park Weikersheim. Bis 1997 war die Rekonstruktion des Schlossgartens vollständig abgeschlossen. Im Schnittpunkt der Wegeachsen liegt der Herkulesbrunnen, ein Symbol für die Macht und Stärke der Hohenloher Fürsten.

Schlossgarten Bad Mergentheim Der Park der Ordensritter Auch der Hochmeister eines geistlichen Ritterordens war ein Reichsfürst eichsfürst – und brauchte für seine standesgemäße Reprä Repräsentation einen Park. In Bad Mergentheim wird der Schlossg Schlossgarten ergänzt rgänzt durch den ausgedehnten Kurpark.

Am 15. Juli 1410 erlitt der Deutsche Orden in der Schlacht von Tannenberg eine verheerende Niederlage gegen ein polnisch-litauisches Heer. Diese Niederlage markierte den Anfang vom Ende des Deutschordensstaats in Preußen. Den Schlusspunkt setzte der Hochmeister Albrecht von Brandenburg selbst, als er sich 1525 der Reformation anschloss und den Staat des Deutschen Ordens in ein weltliches Herzogtum unter polnischer Oberhoheit umwandelte. Der Orden verfügte damit nur noch über seine Besitztümer im Reich, die kein geschlossenes Herrschaftsgebiet darstellten. Die verbliebenen Provinzen (Balleien) bestanden aus über das ganze Reich verstreuten Verwaltungseinheiten, den sogenannten Kommenden. Höchster Repräsentant des

DEUTSCHORDENSMUSEUM IM SCHLOSS Öffnungszeiten: ffnungszeite April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10.30 –17 Uh Uhr November bis März: ärz: Dienstag bis Samstag 14 –17 Uhr, Sonntag 10.30 –17 Uhr. www.deutschordensmuseum.d www.deutschordensmuseum.de www.schloesser-magazin.de w.schloesser-magazin.de

Ordens war nun der Deutschmeister, der seinen Sitz auf der Burg Horneck am Neckar hatte. Doch auch hier drohte Gefahr: Im Mai 1525 wurde die Burg Horneck von aufG stän ändischen Bauern erobert, Deutschmeister Dietrich von Cleen en floh nach Heidelberg. Sein Nachfolger Walter von Cronberg zog sich im Jahr darauf nach Mergentheim Cronb zurücck, das Sitz einer großen und wirtschaftlich gut ausgestatteten Kommende war. Nun war es naheliegend, dass der statte Deutschmeister auch das Amt des Hochmeisters übernahm. Deut Dies geschah zunächst kommissarisch; später wurden beiDi de Ämter auch offiziell zusammengelegt. Damit wurde Mergentheim nach Jerusalem, der Marienburg und Königsberg zum politischen und administrativen Zentrum des Deutschen Ordens – und blieb es fast 300 Jahre lang.

Das Deutschordensschloss und sein Gar ten Da der Hoch- und Deutschmeister, wie er nun genannt wurde, ein Reichsfürst war, benötigte er auch eine entsprechende Residenz. Das Deutschordensschloss geht auf eine Wasserburg der Herren von Hohenlohe zurück. Drei Brüder aus dieser Familie gaben ihren Besitz in Mergentheim 1219 an den Deutschen Orden, dem sie selbst angehörten. Einer der Brüder, Heinrich von Hohenlohe, wurde 1244 sogar zum Hochmeister des Ordens gewählt. Diese Wasserburg wurde, nachdem Mergentheim 1527 zum Sitz des Hochmeisters geworden war, zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Zu diesem Schloss gehörte nachweislich bereits um 1600 auch ein im französischen Stil angelegter Garten. Das mag zunächst bei einem geistlichen Ritterorden verwundern, doch der Orden war immer mehr zu einer Versorgungsand staalt für nachgeborene Söhne vor allem des niederen Adels geworden. An der Spitze der Ordenshierarchie standen gew dag gegen immer häufiger Mitglieder des Hauses Habsburg alss Hochmeister. Von 1590 bis 1918 gab es 17 Hochmeis-

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Umwandlung in einen englischen Landschaftsgar ten Zu einer letzten großen Entwicklungsphase im Mergentheimer Schlossgarten kam es von 1791 an unter dem Hochmeister Maximilian Franz von Österreich. Dieser Habsburger war zwar ebenfalls ein kirchlicher Multifunktionär, denn er war nicht nur Hochmeister des Deutschen Ordens, sondern auch Kurfürst-Erzbischof von Köln und Fürstbischof von Münster. Doch war er eine ganz andere Persönlichkeit als die barocken Kirchenfürsten mit ihrem aufwendigen Lebensstil. Wie sein Bruder Kaiser Joseph II. fühlte er sich den Ideen der Aufklärung verpflichtet und trat bewusst bescheiden auf. Seine Ämter nahm er sehr ernst und erwarb sich beispielsweise große Verdienste um das allgemeine Schulwesen in seinen Ländern. In der konservativen Kölner Beamtenschaft machte er sich durch seine aufklärerischen Ideen ebenso wenig Freunde wie an Aus dem 17. Jahrhundert stammt der von Wachhäuschen flankierte Hauptportalbau des Deutschordensschlosses. Durch den Torbogen hindurch gelangt man in den äußeren Schlosshof.

ter – zehn von ihnen waren Erzherzöge von Österreich. Dazu kamen geistliche Multifunktionäre wie Clemens August von Bayern, der nicht nur Hochmeister des Deutschen Ordens, sondern darüber hinaus auch noch KurfürstErzbischof von Köln sowie Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim war. Obwohl die Hochmeister dadurch häufig abwesend waren, erfolgte in der Mitte des 18. Jahrhunderts der weitere Ausbau des Gartens. Dazu gehörte unter anderem der Bau eines Gartensaals, nach Plänen des bekannten Münchner Architekten François de Cuviliés, sowie einer Orangerie. Leider wurden diese Gebäude bereits 1823 wieder abgerissen, einige der Skulpturen sind im Deutschordensmuseum im Schloss ausgestellt. Unter dem Hochmeister Maximilian Franz von Östereich wurde von 1791 an der barocke Park in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt, wie er sich dem Besucher bis heute präsentiert.

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Das wegen seines golden leuchtenden Dachschmucks sogenannte „Halbmondhäuschen“ ist ein Beispiel für die im 18. Jahrhundert weitverbreitete „Türken mode“ – sogar bei einem geistlichen Ritterorden.

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der päpstlichen Kurie. Dies mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass er sich 1790 verstärkt dem Deutschen Orden und Mergentheim zuwandte. Ebenso bezeichnend für das Wesen Maximilian Ernsts ist es, dass er dabei den auf Repräsentation ausgerichteten Schlossgarten im französischen Stil in einen englischen Landschaftsgarten umwandeln ließ. Mergentheim wurde für Maximilian Franz umso wichtiger, als er 1794 von den französischen Revolutionstruppen aus seinem Kurfürstentum vertrieben wurde. Dem aus dem Jahr 1790 stammenden Plan für die Umgestaltung kann auch der heutige Spaziergänger noch mühelos folgen, wenngleich nicht alle Elemente erhalten sind. Das Schloss selbst hat aus der Vogelperspektive die Form eines geschlossenen Hufeisens, an das im Osten die doppeltürmige Schlosskirche angefügt ist. Die Flügel des

Schlosses umschließen den inneren Burghof; den äußeren Burghof betritt man von der Stadt her durch den Hauptportalbau mit seinem schönen Renaissancegiebel, bewacht von jünglingshaften Kriegern in antikisierenden Rüstungen. Der äußere Burghof ist mit der durchführenden, ebenfalls unter Maximilian Franz von Österreich angelegten Platanenallee und dem Brunnen im Zentrum schon parkartig gestaltet. Der Hof ist vollständig von den einstigen Verwaltungs- und Wirtschaftsbauten umgeben; am interessantesten ist der langgestreckte Bau im Nordosten, das ehemalige Priesterseminar. Der Orden hatte sich im Gefolge der Reformation immer weiter von seinen monastischen Anfängen entfernt und verfügte kaum noch über eigene Priester. Um diesem Mangel abzuhelfen, wurde 1606 am Sitz des Hochmeisters ein Priesterseminar eingerichtet, das 1701 das repräsentative Gebäude bezog. Durch einen weiteren Torbau zwischen dem Priesterseminar und dem ehemaligen Pflughaus gelangt man in den eigentlichen Schlossgarten. Dort fällt der Blick auf eine Reihe schlanker Weiden. So beachtet man möglicherweise zunächst gar nicht, dass unter der alten Brücke gar kein Wasser mehr fließt. Doch zeigen die Vertiefungen den einstigen Wasserlauf ebenso an wie das kleine Inselchen, auf dem früher das „Entendörfchen“ seinen Platz hatte. Inmitten von Obstgärten erblickt man schließlich den zwischen 1802 und 1804 erbauten Chinesischen Pavillon mit seiner golden glänzenden Laterne. Wegen der am Dach aufgehängten Glöckchen wird er auch „Schellenhäuschen“ genannt. Solche Chinoiserien erfreuten sich seit dem 18. Jahrhundert großer Beliebtheit – nicht nur als exotische Schmuckwerke. In Europa träumte man von China als einer heilen Welt des ewigen Friedens, den man sich auf diese Weise in den heimischen Schlossgarten holen konnte.

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Romantische Wasserläufe durchziehen den Mergentheimer Schlossgarten; die tief hängenden Äste der Bäume spiegeln sich im Wasser.

Neben dem Chinesischen Pavillon gibt es eine weitere Kleinarchitektur im Park – ein Bau, den man dort nicht vermuten würde: das „Halbmondhäuschen“, so genannt, weil es nicht nur orientalisierende Formen aufnimmt, sondern tatsächlich von einem Halbmond bekrönt ist. Der türkische Halbmond und der Deutsche Orden – passt das zusammen? Hat der Orden nach dem Rückzug aus Preußen nicht gerade gegen die Osmanen noch einmal zum Schwert gegriffen? Ja – aber: Die „Türkenmode“, wie sie gleichfalls im 18. Jahrhundert aufkam, ist sogar eine Frucht der wenngleich kriegerischen Begegnung. Denn diese Begegnung weckte auch Faszination für den fremden Lebensstil. Und so baute der Kurfürst von der Pfalz in seinen Schwetzinger Park rk eine „Moschee“ und der Hochmeister des Deutscheen Ordens wenigstens einen kleinen „Halbmond-Pavillon n“.

Zwischen diesen beiden exotischen Polen erstreckt sich der eigentliche englische Landschaftsgarten – eine wirkliche Oase mit geschwungenen Wegen, Wasserläufen und romantischem See mit „Rousseau“-Insel. Eine solche, dem französischen Philosophen und Protagonisten des „Zurück zur Natur“ gewidmete Insel gab es nicht nur in Mergentheim, sondern auch im Großen Tiergarten in Berlin oder in Wörlitz. Als Vorbild diente Rousseaus Grabstätte auf einer Insel im Park von Ermenonville in Nordfrankreich. Maximilian Franz von Österreich hatte nicht lange Gelegenheit, seinen Park in Mergentheim zu genießen. 1801 ist er gestorben; die letzten Jahre seines Lebens hat er zudem in Wien verbracht, wo er auch beigesetzt wurde. Doch an der Stätte seines Wirkens als Hochmeister hat er als bleibendes Vermächtnis dem Schlossgarten seinen Stempel aufgedrückt. Der Mergentheimer Schlossgarten geht nahtlos über in den sehr viel jüngeren – und mit 16 Hektar sehr viel größeren Kurpark, weshalb es sich anbietet, den Besuch beider Parks miteinander zu verbinden. Neben Rosen und heimischen Kräutern wartet auch der Kurpark mit einem Schuss Exotik auf: 1996 wurde dort ein Japangarten angelegt, von einem Gartenmeister aus der Bad Mergentheimer Partnerstadt Fuefuki auf der japanischen Insel Honschu. Und direkt vor dem Kurpark erinnert ein Lavendelfeld an die Partnerschaft mit Digne-les-Bains in Südfrankreich.

SCHLOSSGARTEN BAD MERGENTHEIM Der Schlossgarten ist frei zugänglich; auch der Kurpark ist ganzjährig zugänglich. äng Stadtverwaltung tverwaltung Bad Mergentheim Bahnhofplatz nhofplatz 1 97980 Bad Mergentheim www.bad-mergentheim.de theim.de

Schlosspark Fachsenfeld Naturnahes Kleinod auf der Ostalb Zu den weniger bekannten Schätzen der baden-württemb baden-württembergischen hen Parklandschaft gehört der englische Landschaftsga Landschaftsgarten von Fachsenfeld bei Aalen, ein gestalteter und doch zu zugleich naturnaher Landschaftsgarten im eigentlichen Sin Sinne des Wortes.

Die Geschichte dieses Kleinods beginnt im Jahr 1827. Damals erwarb der württembergische Oberjustizrat Wilhelm von Koenig das Anwesen, das auf einen Gutshof der Ritter von Woellwarth zurückgeht. Seit dem 16. Jahrhundert war diese Familie in der Gegend begütert gewesen. Als junger Leutnant hatte Wilhelm von Koenig 1812 den Russland-Feldzug Napoleons mitgemacht, inklusive dem chao-

tischen Rückzug, allen Entbehrungen und Krankheiten. Für Koenig waren es prägende Erlebnisse; Erinnerungen an die Kriegsjahre bewahrte er in einem eigens dafür hergeri richteten Zimmer im Schloss auf. Und einem ganz beson onderen Wegbegleiter setzte er im Park von Fachsenfeld eld so sogar ein kleines Denkmal: seinem Rappen! Das Pferd begleiitete ihn während des gesamten Feldzugs und erhielt danach sein wohlverdientes Gnadenbrot. danac Nach 1827 baute Wilhelm von Koenig das Schloss in N Fachsenfeld zu einem wohnlichen Landsitz um und fügte Fa eine Reihe stattlicher Ökonomiegebäude an. Vor allem aber ließ er durch den württembergischen Oberhofgärtner Johann Wilhelm Bosch den rund acht Hektar großen Schlossgarten anlegen. 1821/22 war Bosch von König Wilhelm I. von Württemberg nach England und Schottland geschickt worden, um dort sozusagen an der Quelle zu studieren, wie man einen Landschaftsgarten einrichtet. Die bei seiner ausgedehnten Studienreise gesammelten Erkenntnisse kamen nun nicht nur dem Königshaus bzw. der Landeshauptstadt Stuttgart zugute, wo er den Rosensteinpark anlegte, sondern eben auch dem Freiherrn von Koenig und seinem Schloss in Fachsenfeld.

Ein naturnaher Landschaftsgar ten

Mit dem letzten Umbau von 1907 erhielt Schloss Fachsenfeld sein heutiges Erscheinungsbild.

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Tritt man durch das große Tor von der Straße her in den Innenbereich des Schlossareals, wähnt man sich in einer anderen Welt. Der Bereich zwischen dem Schloss und den Ökonomiegebäuden ist als Ziergarten gestaltet. Ein kleiner Brunnen mit einem Putto im Zentrum ist umrahmt von geschwungenen schmiedeeisernen Stangen, die einen Pavillon andeuten; das Blumenrondell setzt farbenfrohe Akzente. In Terrakottatöpfen sind Palmen und Oliven eingepflanzt – im rauen Klima der Ostalb können sie natürlich nur in der warmen Jahreszeit im Freien bleiben. Ein besonderes Prächtiger Vogelkäfig: die um 1825 von Johann Gottfried Klinsky erbaute Voliere, in der auch heute noch Vögel munter zwitschern.

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Schmuckstück ist die historische Voliere, in der wieder wie einst Vögel zwitschern. Den Entwurf für diesen wahrlich herrschaftlichen „Vogelkäfig“ fertigte der ursprünglich aus Dresden stammende württembergische Oberbaurat Johann Gottfried Klinsky um 1825. Es spricht für das große Ansehen, das der Fachsenfelder Schlossherr am königlichen Hof in Stuttgart hatte, dass ein hoher Beamter wie Klinsky für ihn tätig wurde, wenn auch „nur“ für eine eher bescheidene Kleinarchitektur. Immerhin war er nicht der einzige königliche Beamte, ist doch – wie dargestellt – der englische Landschaftsgarten ein Werk des Hofgärtners Johann Wilhelm Bosch. Der fast acht Hektar große Park ist geprägt von einem tief eingeschnittenen, engen Tal. Dies ermöglicht von erhöhter Position zahlreiche Panoramablicke zum Schloss, aber auch zu dem zentral gelegenen See, dessen Ufer naturnah gestaltet ist, wie überhaupt man in Fachsenfeld großen Wert auf eine naturnahe Bewirtschaftung legt. Vom Frühjahr bis zum Sommer kann der Besucher prächtige Blumenwiesen bewundern. Kleine Wasserläufe und Quellen sorgen in der warmen Jahreszeit für angenehme Kühle, der Steinbach plätschert geruhsam hinunter in das Tal der Kocher. Insgesamt wachsen in dem englischen Landschaftsgarten über 400 verschiedene Baum- und Straucharten, darunter viele exotische Gehölze. Doch den König unter den Bäumen in Fachsenfeld kann man nicht verfehlen: ein riesiger Mammutbaum, der zudem noch an exponierter Stelle steht. König Karl I. von Württemberg schenkte den Baum 1864 dem Schlossherrn Wilhelm von Koenig. Von Anfang an wurde in Fachsenfeld auf jegliche Form der künstlichen Düngung verzichtet; diese naturnahe Bewirtschaftung hat sich auf Flora und Fauna des Parks wohltuend ausgewirkt – der Park ist ein naturnaher Landschaftsgarten im eigentlichen Sinne des Wortes.

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Die naturnahe Gestaltung des Schlossparks zeigt sich auch an dem zentral gelegenen See, an dessen Ufern zahlreiche Wasser liebende Pflanzen ein Biotop gefunden haben.

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1864 schenkte König Wilhelm I. von Württemberg dem Fachsenfelder Schlossherrn einen Mammutbaum, der sich seither prächtig entwickelt hat.

Eine Familie von Tüftlern und Erfindern Nach dem Tod des ersten Schlossherrn aus der Familie Koenig 1879 übernahm dessen Sohn Ferdinand (1834 –1900) das Anwesen. Er war ein begeisterter Kunstsammler (Porzellan, Fayencen, Gemälde, Graphiken), und darin sollte ihm wiederum sein Sohn Franz (1866 –1918) folgen, der eine der größten Sammlungen schwäbischer Impressionisten aufbaute. So nimmt es nicht wunder, dass der Platz im Schloss bald zur Neige ging. Franz von Koenig ließ daher zwischen 1905 und 1907 Galerieräume und eine Jugenddstilbibliothek anbauen. Ganz andere Talente entfaltete der letzte Schlossbessitzer aus dem Hause Koenig: Reinhard von Koenig (1899 9– 1992) war ein schwäbischer Tüftler, wie er im Buche steht ht. Schon als Jugendlicher begeisterte er sich für den Rennsport und die Fliegerei. 1924 gewann er die Deutsche

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Motorrad-Straßenmeisterschaft. Dabei trieb ihn eine Fragestellung um, die verblüffend modern wirkt: Er überlegte, wie man den Luftwiderstand mindern könnte, um den Benzinverbrauch zu senken. Und so entwickelte er stromlinienförmige Rennwagen, mit denen Stars des Automobilsports wie Manfred von Brauchitsch Ende der 1920erJahre große Erfolge feierten. Ein solcher Rennwagen ist im Schloss ausgestellt; zudem gibt es ergänzende Informationen über den „Pionier der Stromlinie“. Am Ende seines Lebens beschäftigte Reinhard von Koenig zunehmend die Frage, was aus Schloss und Park Fachsenfeld einmal werden sollte. Da er selbst keine Nachkommen hatte, aber Fachsenfeld so bewahrt wissen wollte, wie es von seiner Familie in über 150 Jahren gestaltet worden war, griff er schließlich 1982 die Idee einer Stiftung auf, in die er sein gesamtes Vermögen einbrachte. Seit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten 1999 sind Schloss und Park im Rahmen von Führungen zugänglich; zudem finden zahlreiche kulturelle Veranstaltungen – Konzerte, Ausstellungen, Kleinkunst etc. statt. Und wer sich traut, kann sich auf Schloss Fachsenfeld auch trauen lassen. Der Gartensaal des Schlosses ist als Standesamt der Stadt Aalen gewidmet.

S C H L O S S PA R K F A C H S E N F E L D Schloss und Park sind nur im Rahmen von Führungen zugänglich. Öffnungszeiten: 1. März ärz bis 31. Oktober Samstag, Sonn- und Feiertage 11 –17 U Uhr (feste e Führungstermine 11.30 Uhr, 14 Uhr (Park), 15.30 Uhr (Schloss). Für Gruppen uppen ab zehn Personen zu jeder vollen Stunde St oder nach vorheriger Vereinbarung. barung. Stiftung Schloss Fachsen Fachsenfeld Am Schloss 1 73434 Aalen-Fachsenfeld Tel: 07366/ 92303-0 www.schloss-fachsenfeld.de

Ein monumentales Schloss für den Herzog von Wür ttemberg

Blühendes Barock Ludwigsburg Ein Park der Superlative

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Das Schloss Ludwigsburg gehört zu den größten Resid Residenzschlössern hlössern Europas, und monumental sind auch die Ausm Ausmaße des Schlossparks. Dabei vereint das Blühende Barock G Gartenkunst vom 18. bis ins 21. Jahrhundert. Jahrhundert

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Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg, der von 1693 bis 1733 regierte, hatte einen Traum: König wollte er werden – König von Franken. Was heute bizarr erscheinen mag, war es nicht unbedingt, zumindest nicht im Ansatz. Das Streben nach Standeserhöhung hatte nach dem Dreißigjährigen Krieg viele deutsche Fürsten erfasst. 1697 war August der Starke König von Polen geworden, 1701 Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg König in Preußen. Die Thronfolge der Welfen in England zeichnete sich gleichfalls bereits ab; 1714 sollte es tatsächlich soweit sein. Warum also sollte der Herzog von Württemberg nicht auch König werden? Die Schwachstelle des Plans war, dass Eberhard Ludwig – anders als die genannten Fürsten – König in den Grenzen des Heiligen Römischen Reichs werden wollte. Das aber war nicht gegen die anderen Fürsten und schon gar nicht gegen den Kaiser in Wien durchzusetzen. So blieb der abgespeckte Traum, das eigene Territorium wenigstens nachhaltig zu vergrößern oder in den exklusiven Kreis der Kurfürsten aufgenommen zu werden, denen es oblag, den römisch-deutschen König bzw. Kaiser zu wählen. Diese Hoffnung war zwar schon realistischer, doch geklappt hat es genauso wenig.

Im Zeitalter des Barock galt der Grundsatz „mehr sein als sche heinen“ nicht. Eher im Gegenteil: Der Schein war real, Mach cht musste inszeniert werden: sei es durch eine Krone, prunkvolle runk Feste – oder monumentale Schlösser. Wer sich das nicht leisten konnte oder wollte, der hatte offensichtlich ich k keine Macht, die er hätte zeigen können. In diesem Kontext ist der Bau des Schlosses in Ludwigsburg zu sehen, Kon das in seinen monumentalen Ausmaßen allerdings schon da wieder mit dem übersteigerten Königstraum korrespondierte. Bestärkt wurde Eberhard Ludwig in seinen groß angelegten Ludwigsburger Schlossbauplänen von seiner langjährigen Mätresse Wilhelmine von Graevenitz. Deren wachsenden Einfluss sah man weder in den pietistischen Pfarrhäusern noch in den alteingesessenen Hofkreisen gern. Die Ausmaße des Ludwigsburger Schlossplans kritisierten aber auch nüchterne Beobachter wie der französische Philosoph Montesqieu: Das könne nur der Laune eines kranken Gemüts entsprungen sein, entfuhr es ihm 1729 bei einem Besuch in der Stadt. Tatsächlich war zunächst nur daran gedacht, ein 1634 zerstörtes Jagdhaus – den Erlachhof – wieder aufzubauen. Doch schon die zwischen 1704 und 1715 verwirklichte Dreiflügelanlage, das später sogenannte Alte Corps de Logis, fiel für ein Jagdschloss sehr aufwendig aus. Doch folgten noch weitere seitliche Anbauten und schließlich von 1725 an das Neue Corps de Logis, wodurch die heutige geschlossene Vierflügelanlage mit ihren gewaltigen Ausmaßen entstand. Bereits 1705 hatte Eberhard Ludwig befohlen, dass das Schloss und die gleichzeitig entstandene Stadt nach ihm selbst „Ludwigsburg“ genannt werden sollten. Es ging mittlerweile auch gar nicht mehr nur um ein teures Jagdschloss. Eberhard Ludwig verlegte seine gesamte Residenz

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inklusive der gesamten Hofhaltung von Stuttgart nach Ludwigsburg. Mit dem Tod des Herzogs 1731 war die erste große Blütezeit Ludwigsburgs bereits wieder vorbei. Offizielle Residenz wurden Stadt und Schloss nur noch einmal zwischen 1764 und 1775 unter Herzog Carl Eugen; der erste württembergische König Friedrich I. nutzte das Schloss als Sommerresidenz. Als 1828 Königin Mathilde, eine ne gebürtige Welfin, in Ludwigsburg starb, bedeutete diies einen neuerlichen tiefen Einschnitt. In der Folge war Lu udwigsburg vor allem eine der wichtigsten Garnisonstädte des Königreichs Württemberg.

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Blick auf das Neue Corps de Logis, das schon aufgrund seiner Dimensionen beeindruckt. Der vorgelagerte Südgarten fällt leicht zum Schloss hin ab. Die zentrale Mittelachse entspricht barocker Gartentheorie.

RESIDENZSCHLOSS LUDWIGSBURG Schlossstraße 30 Sch 71534 Ludwigsburg g Telefon on 07141/182004 07141/1820 Das Residenzschloss Ludwigsburg ist nur im Rahmen von Führun Führungen zugänglich glich (Schlosskasse: 10 –17 Uhr). Die Museen Muse im Schloss sind im Rahmen der Öffnungszeiten ffnungszeiten frei zugänglich. www.schloss-ludwigsburg.de Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-magazin.de

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Kongeniale Gar tenneuanlage nach 1945

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Wer die heutige Pracht der Gärten von Schloss Ludwigsburg bestaunt, dem wird es schwer fallen sich vorzustellen, wie es hier 1945 aussah. „Auf den großen Flächen des Schlossgartens wurde Getreide gebaut und auf der Planie Gemüse. Entlang der Wege des Schlossgartens hatte ein sparsamer König Mostobst pflanzen lassen. Noch schlimmer sah es im Schlosspark aus. Ein ungezügelter Wildwuchs junger Laubbäume drohte alles Wertvolle zu ersticken. Durch den unteren Teil dieses Parks flossen in einem betonierten offenen Gerinne die Abwässer der Stadt. Die Treppen waren kaum mehr begehbar und mussten ebenso dringend erneuert werden wie die Wege“, erinnerte sich der langjährige Direktor der staatlichen Anlagen und Gärten in Stuttgart, Albert Schöchle, dem nach dem Krieg auch die Ludwigsburger Schlossgartenanlagen unterstellt wurden. Albert Schöchle war kein Mann, der sich von einer solchen Bestandsaufnahme hätte entmutigen lassen. 1951 besuchte Schöchle die erste Bundesgartenschau in Hannover – konnte nicht durch eine ähnliche Veranstaltung der Schlosspark in Ludwigsburg wiederhergestellt werden? 1954 standen das 250-jährige Jubiläum des Ludwigsburger Schlosses und das 50-jährige Jubiläum des württembergischen Gärtnereiverbands an. Schöchles Idee war es, aus diesem Anlass eine Gartenschau in Ludwigsburg zu veranstalten und bei dieser Gelegenheit die gesamten Parkanlagen wieder instand zu setzen. Die Einbeziehung der heimischen Gärtner sollte helfen, die Kosten zu verringern. Aus dieser zunächst nur temporär gedachten Gartenschau wurde das Blühende Barock als Dauerschau und bei den Besuchern höchst erfolgreicher Dauerbrenner. Doch wie sollte dieser Garten aussehen? Vor dieser Frage stand Albert Schöchle 1954. Herzog Eberhard Ludwig hatte die Vollendung seines Ludwigsburger SchlossEine von insgesamt 12 000 Rosenpflanzen im Blühenden Barock! Da die Rose im Barock als „Königin“ der Blumen galt, hat diese Betonung auch historisch betrachtet ihre Richtigkeit.

baus nicht mehr erlebt, und auch der Bau der Gartenanlagen war 1731 noch nicht abgeschlossen gewesen. Den Nordgarten hatte Johann Friedrich Nette noch in der Form eines italienischen Terrassengartens geplant, für den Südgarten sah sein Nachfolger Donato Giuseppe Frisoni kunstvolle Broderien im Stil des französischen Barock, aber auch aufwendige Architekturelemente, wie man sie aus Wien kannte, vor. Doch Herzog Eberhard Ludwig war damit nicht zufrieden und beauftragte Johann Adam Classen mit einer Überarbeitung der Pläne. Classen sollte die beiden Gartenteile miteinander verbinden und konsequent auf das Schloss als Zielpunkt ausrichten. Mit dem Tod Eberhard Ludwigs wurden die Arbeiten an den Ludwigsburger Schlossgartenanlagen eingestellt. Unter Herzog Carl Eugen wurden dann einige Ergänzungen vor allem in den Außenbereichen unternommen,

doch die nachhaltigste Veränderung erfuhr der Ludwigsburger Schlossgarten unter König Friedrich I. Dazu wieder Albert Schöchle: „Zur Ausführung kam ein Plan des Hofarchitekten Thouret. Während dieser Zeit hatte sich aber der Geschmack so grundlegend geändert, dass das Schloss, das in der Barockzeit der bestimmende Faktor war, zur Nebensache wurde. Thouret teilte den Garten in vier Flächen, die schräg zum Schloss abfielen. Am Kreuzungspunkt der die Flächen teilenden Wege legte er einen großen ovalen See an, den er mit einem schmalen Kanal bis vor das Schloss vorsah. Durch diesen Kanal war wiederum die Höhe des Wasserspiegels des Sees bestimmt. Da das Gelände stark anstieg, lag deshalb der See in einem zwei bis sechs Meter tiefen Loch und konnte weder vom Haupteingang noch vom Schloss aus gesehen werden. Da der Garten noch von Alleen, die wesentlich höher als das Schloss waren, eingefasst war, waren die Maßstäbe so ungünstig, dass das Schloss bestenfalls wie das Gutshaus eines Landjunkers, nicht aber wie ein Königsschloss wirkte. Dieser Eindruck musste beseitigt werden. Das Schloss musste frei und beherrschend wirken.“ Schöchle plante indes nicht die Wiederherstellung eines potenziellen Originalzustands: „Diese ganze Anlage wurde bewusst nicht als Barockanlage entworfen, sondern aus dem Geiste desselben. Wir bedienten uns moderner Mittel in der Überzeugung, dass die Zeitgenossen Eberhard Ludwigs sich mit derselben Begeisterung der Asphaltwege und der Kunststeine bedient hätten wie etwa des ihnen bekannten Stuckgipses. Es nimmt ja auch kein Mensch daran Anstoß, dass wir Mozart mit unseren klangreicheren modernen Instrumenten interpretieren.“ Diese Überzeugung Schöchles ist vor allem zeitbedingt zu sehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sehnten sich die Menschen nach einem Stück heiler, grüner Welt – gerade in dem von Bom-

Der Riese, der in seiner Burg schlafen will, aber von den Kindern immer wieder geweckt wird, ist eine der vielen Stationen im Märchengarten.

benangriffen so schwer zerstörten Großraum Stuttgart. Diese Sehnsucht sollte das Blühende Barock erfüllen. Seit den 1980er-Jahren wird auch in Ludwigsburg zunehmend versucht, sich bei Rekonstruktionen dem historischen Vorbild der Zeit um 1800 anzunähern. Dazu kamen aber auch ganz neue Elemente wie der Japangarten. Ludwigsburg ist und bleibt ein Gesamtkunstwerk der Gartenarchitektur.

Der Märchengar ten Ein Symbol der Ludwigsburger Schlossgartenanlagen ist der Märchengarten. Auch dessen Einrichtung ist vor dem Hintergrund der 1950er-Jahre zu sehen und dem Versuch, Ludwigsburg für möglichst breite Besucherschichten

Das Blühende Barock

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Sandsteinvase des römischen Bildhauers Antonio Isopi (um 1810).

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attraktiv zu machen. Denn das Blühende Barock sollte eben kein Zuschussgeschäft werden, sondern sich selbst tragen. Kritik am Märchengarten wurde schon bei dessen Einweihung laut; von Kitsch war die Rede, der in einem Schlosspark nichts verloren habe. Albert Schöchle wies dies vehement zurück: „Jeder Serenissimus hielt sich damals seinen Hofmechanikus. Laut hätte die Hofgesellschaft gejubelt, wenn ein solcher Mechanikus die Elektronik und die Wiedergabe eines Videogeräts beherrscht hätte. Wir dürfen einen Fehler nicht begehen, dass wir Dinge, die zur Freude der Menschen, insbesondere der Kinder, geschaffen wurden, mit fruchtloser Kritik sezieren wollen, bis der letzte Funken Humor oder Geist verflogen ist.“ Wer einmal die leuchtenden Kinderaugen im Märchengarten des Blühenden Barock gesehen hat, mag Schöchle gern zustimmen. Nicht zuletzt werden durch diesen Märchengarten viele Besucher erst an den Barockgarten herangeführt und lernen dadurch auch dessen Schönheit und Reize zu schätzen.

Der Besucher betritt das Blühende Barock durch den Haupteingang in den leicht abfallenden Südgarten. Von der Terrasse öffnet sich ein Kavaliersblick auf die weiten Rasenflächen und die jenseits des 1712 angelegten, ovalen Schlossgartensees aufleuchtenden, ornamental gestalteten Blumenteppiche. Im Hintergrund bildet das Neue Corps de Logis wie ein mächtiger Riegel den Abschluss des Südgartens. In den Rasenflächen setzen die großen Sandsteinvasen von Antonio Isopi einen klassizistischen Akzent. Direkt vor dem Neuen Corps de Logis wurde der von Balustraden begrenzte Vorgarten mit seinen langen, mit Rosen und Sommerblumen bepflanzten, rechteckigen Beeten aus der Zeit Friedrichs I. wiederhergestellt. Seitlich wird der Südgarten von Kastanienalleen eingefasst. Diese nach außen gerichtete Demonstration der höfischen Prachtentfaltung wurde bereits unter Herzog Eber-

Vor dem Neuen Corps de Logis wurde ein Rosengarten nach historischen Vorbildern angelegt. Die rechteckigen Beete sind von niedrigen Buchsbaumhecken eingerahmt.

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Links: Die Skulptur der Königstochter Leda mit dem in einen Schwan ver wandelten Götter vater Zeus steht am Eingang zum Mathildengarten. Unten: Durch den Posilippo-Tunnel gelangt man von der Großvoliere in die Platanenallee.

hard Ludwig durch zwei kleine Privatgärten ergänzt, die sich seitlich an das Neue Corps de Logis anschließen. Heute spiegeln der Friedrichs- und der Mathildengarten die Gestaltung der Zeit um 1800 wieder. In östlich gelegenen Friedrichsgarten unterstreicht ein verwunschener Teich mit chinesischem Schirm die intime Stimmung. In dem etwas formaler gestalteten nördlichen Bereich, in dessen Zentrum eine Skulptur des Götterboten Merkur steht, lassen die Laubengänge gleichfalls eine gewisse Intimität aufkommen. Das Entree zum Mathildengarten, dem westlichen Pendant des Friedrichsgartens, bildet eine Skulptur der Leda mit dem Schwan. Eine schattenspendende Platanenallee führt zur Orangerie, die in Ludwigsburg im Winter tatsächlich als solche genutzt wird; im Sommer finden Ausstellungen darin statt. Dabei handelt es sich um einen Neubau von 1994, mit dem

aber bewusst an die Tradition der verschwundenen Ludwigsburger Orangerien angeknüpft werden soll. Ein solches neu-altes Element ist auch die anschließende Großvolière. Waren es im Barock kunstvoll wie kleine Schlösser gestaltete Volièren, so entspricht der 1977 in Ludwigsburg eröffnete Bau mit einer Länge von 150 und einer Breite von 30 Metern vor allem heutigen Anforderungen an eine artgerechte Tierhaltung. Das kommt dem Besucher aber durchaus entgegen, bewegen sich die Tiere doch frei in der Volière, und man kann sich beim Durchschreiten schon manchmal fragen, wer hier eigentlich wen beobachtet.

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Antike Bezüge finden sich in fürstlichen Gärten nicht nur im Skulpturenprogramm. Ein ausgefallenes Beispiel hierfür ist der Posillipo-Tunnel, durch den man von der Großvolière in die Platanenallee gelangt. Das historische Vorbild hierfür ist der im 1. Jahrhundert erbaute, über 700 Meter lange Tunnel unter dem Hügelzug des Posilippo, durch den eine direkte Verbindung zwischen Neapel und Pozzuoli hergestellt wurde. Herzog Friedrich II. von Württemberg, der spätere König Friedrich I., war bei einem Besuch in Neapel von dem antiken Bauwerk 1782 so beeindruckt, dass er im heimischen Ludwigsburg auch einen solchen Tunnel graben ließ. Der wurde zwar nur rund 30 Meter lang, doch entfaltet er heute mit tropischen Pflanzen, Lichteffekten und sphärischer Musik eine fast schon magische Atmosphäre. Der Obere Ostgarten ist ohne Zweifel ein besonders malerischer Bereich des Ludwigsburger Schlossgartens.

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Die „Cabrioletschaukel“ wurde nach den erhaltenen Original plänen wiederhergestellt.

Der ovale Schüsselesee, der seinen Namen von einer Fontäne in Form einer Schüssel erhalten hat, nimmt die Stelle des unter Herzog Carl Eugen 1764 erbauten, aber bereits 1801 wieder abgerissenen, ersten Ludwigsburger Opernhauses ein. Die heitere Stimmung wird noch gesteigert durch die historischen Spielgeräte, die zwischen 1997 und 1999 rekonstruiert und an jenem Platz wieder aufgestellt wurden, an dem auch ihre historischen Vorgänger schon standen. 1802 ließ Herzog Friedrich II. Karussell und Schaukelhaus von Hohenheim nach Ludwigsburg bringen. Vor allem das Rokoko war eine verspielte Zeit und die Spielgeräte daher keineswegs einem heutigen Spielplatz entsprechend als Tummelplatz für Kinder gedacht. Nein: Die höfische Gesellschaft selbst fuhr Karussell, schaukelte oder spielte Blinde Kuh. In dem 1979 entstandenen Japangarten tritt an die Stelle der barocken Ausgelassenheit rund um den Schüsselesee die meditative Ruhe fernöstlicher Gelassenheit. Wasser findet sich auch hier als gestaltendes Element, eingebettet in eine Gebirgslandschaft im Miniaturformat und ergänzt durch eine beachtliche Bonsai-Sammlung. Einen ziemlichen gedanklichen Sprung muss der Besucher machen, wenn er seine kurze Asienreise beendet hat, denn vor den Toren des Japangartens steht das 1804 von Thouret errichtete Weinberghaus, ein Rundbau aus Naturstein und Holz. Daran schließt sich der 1991 rekonstruierte Weinberg an mit typischen Reben, wie sie in Württemberg angepflanzt werden. Zwischen Weinberg und Schüsselesee kann der Besucher bereits wieder eine Reise durch Zeit und Raum unternehmen, wollte Friedrich II. hier doch jene Mittelmeerlandschaft abbilden, die er bei seiner Italienreise 1782 kennengelernt hatte. Die künstliche Ruine eines Aquädukts, „antike“ Statuen und Arkadenbögen rufen Anklänge an Italien wach.

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Blick über die herbstliche Kürbisausstellung zum Nordgarten mit seinem feinen Broderieparterre, im Hintergrund das Alte Corps de Logis.

Galten Burgen seit der Renaissance lange Zeit vor allem als Symbole des Niedergangs und des Verfalls, setzte zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Neubewertung ein. Das Mittelalter erschien nun wieder als eine Welt von stolzen Helden, wackeren Kämpfen, verwunschenen Wäldern, edlen Damen – und kühnen Burgen, die auf steilen Berggipfeln thronten. Vor diesem Hintergrund ist der Bau der künstlichen Ruine der Emichsburg auf einem schroffen Felsen hoch über dem Unteren Ostgarten zu sehen. Dunkle Gänge führen in die Verliese der Burg; eine neuere Zutat ist Rapunzel, die ihr zu einer roten Schleife zusammengeflochtenes Haar von den Zinnen des Turms herunterlässt. Benannt ist die Ruine nach Emich, dem legendären Ahnnherrn des Hauses Württemberg. Insofern war selbst dieese Ruine nicht völlig frei von einer politischen Botschaft, veer-

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wies der Name doch auf eine bis in graue Vorzeiten zurückreichende Abstammung des Hauses. Über steile Treppenstufen geht es hinunter in den Unteren Ostgarten, vorbei am dunklen Emichsee. Linker Hand wurde vor einigen Jahren ein Wald-Erlebnis-Pfad eingerichtet, am Schlosshang ein „Tal der Vogelstimmen“. Die weiten Rasenflächen des Unteren Ostgartens sind in jedem Herbst Schauplatz der großen Kürbisausstellung im Ludwigsburger Schlossgarten; der nach alten Vorbildern rekonstruierte Rosengarten führt zum Eingang des Märchengartens, dessen mechanische Attraktionen im Zeitalter der auf Nervenkitzel ausgerichteten, großen Vergnügungsparks fast selbst schon wieder wie liebevoll gestaltete Erinnerungen einer vergangenen Zeit wirken. Doch o Wunder: Auch die Action gewohnten Kinder unserer Tage begeistern sich an diesem Ausflug in die Märchenwelten der Gebrüder Grimm. Ganz barock wird es dann noch einmal im Nordgarten, in dem Albert Schöchle 1961 ein Broderieparterre anlegen ließ. Von der Terrasse des alten Corps de Logis hat man einen schönen Blick auf diese kunstvollen Blumenstickereien, die Elemente aus dem württembergischen Wappen formen. Eine Allee führt hinüber zum Schloss Favorite – für all jene, die nach dem Blühenden Barock noch genügend Kondition für eine weitere Station der Ludwigsburger Schlösserlandschaft haben.

BLÜHENDES BAROCK LUDWIGSBURG Mömpelgardstraße 2 28 71640 Ludwigsburg g Telefon on 07141/97565-0 07141/9756 www.blueba.de w.blueba.de Öffnungszeiten: ngszeiten Park 7.30 – 20.30 0 Uhr, Märchengarten 9 –17/18 Uhr U (während der Gartenschausais Gartenschausaison)

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Schloss und Park Rosenstein

Rosensteinpark Stuttgart Im Stil der „erhabenen Einfachheit“

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Der Rosensteinpark in Stuttgart gehört zu den größten eenglischen hen Landschaftsgärten in Südwestdeutschland. Abseits vom Trubel der Stadt bildet er heute eine Oase der Ruhe.

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Über acht Kilometer erstreckt sich das wegen seiner Form sogenannte „Grüne U“ durch Stuttgart – eine Kette von Parkanlagen, die die baden-württembergische Landeshauptstadt zu einer der grünsten Großstädte Europas macht. Fast die Hälfte der Strecke entfällt dabei auf den Schlossgarten, der seinerseits unterteilt ist in den Oberen, den Mittleren und den Unteren Schlossgarten. Dabei folgt der Schlossgarten dem Verlauf des – schon seit Langem verdohlten – Nesenbach bis zu dessen Einmündung in den Neckar. Der Obere Schlossgarten reicht vom Neuen Schloss, der einstigen Residenz der württembergischen Könige, bis zur vielbefahrenen Schillerstraße. Der Mittlere Schlossgarten, der durch die Demonstrationen gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 Berühmtheit erlangt hat, beginnt jenseits der Schillerstraße auf Höhe des Hauptbahnhofs. Auf Besucher warten hier besonders viele Anziehungspunkte wie das Planetarium, ein großer Biergarten und der romantische Schlossgartensee. Durch den Unteren Schlossgarten gelangt man schließlich in die Talsohle des „Grünen U“. Das heutige Erscheinungsbild des Schlossgartens wird hauptsächlich durch die Neugestaltungen anlässlich der Bundesgartenschauen von 1961 und 1977 bestimmt; als historische Gartenanlage ist er daher nur noch eingeschränkt erlebbar – etwa durch seinen alten Baumbestand.

Auch der sich an den Unteren Schlossgarten anschließende Rosensteinpark war in die beiden Bundesgartenschauen R und nd zuletzt noch 1993 in die Internationale Gartenbauausstellu ung (IGA) einbezogen. Gleichwohl hat der Rosensteinpark ark seinen ursprünglichen Charakter weitgehend bewahrt und ist – trotz erheblicher Flächenverluste durch die städtebauliche Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg – städt nach wie vor einer der größten englischen Landschaftsgärten in Deutschland. Einen zusätzlichen Reiz erhält der Park durch seine Einbettung in das „Grüne U“ und durch die benachbarte Wilhelma, ursprünglich ein Garten im Maurischen Stil mit Anklängen an Tausendundeine Nacht und heute eine einzigartige Verbindung aus Zoologischem und Botanischem Garten. Zur Nesenbachaue und zum Neckar fällt der Rosensteinpark steil ab, nach Nordwesten steigt er dagegen sanft an und dehnt sich bis zum Löwentor auf einer Länge von 1,5 Kilometern aus. Das Schloss Rosenstein ist ein spätklassizistischer Bau, der nicht von ungefähr an die Villen Palladios in Venetien erinnert. Denn die Pläne dazu stammen von Giovanni Salucci, einem gebürtigen Florentiner, der nach dem Studium in seiner Heimatstadt ausgedehnte Studienreisen eben durch Venetien und nach Rom unternommen hatte. 1818 wurde er zum württembergischen Hofbaumeister ernannt. König Wilhelm I. wünschte sich „ein Landhaus, bequem, gefällig und vornehm in seiner Außenerscheinung, weshalb es nach allen Seiten freistehend sein soll“ – auch dies durchaus korrespondierend mit Palladios Villenarchitektur. So entstand ein zwar nur eingeschossiger, aber von seiner Ausdehnung her monumentaler, rechteckiger Bau, der zwei Innenhöfe umschließt. 1944 brannte das Schloss nach einem Bombenangriff vollständig aus, doch wurde es bereits 1950 wiederaufgebaut. Im Inneren erin-

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An griechische Tempel bzw. die daran angelehnten Villen Palladios in Venetien erinnert der zentrale Portikus von Schloss Rosenstein. Sechs ionische Säulen tragen den Giebel mit dem Artemis-Selene-Relief von Friedrich Distelbarth, das die anbrechende Nacht symbolisieren soll.

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S TA AT L I C H E S M U S E U M F Ü R N AT U R K U N D E S T U T T G A R T MUSEUM SCHLOSS ROSENSTEIN Rosenstein 1 70191 191 Stuttgart Telefon 0711/8 0711/8936-0 Öffnun nungszeiten: eiten: Diens Dienstag g bis Frei Freitag 9–17 Uhr, Samstag, Sonn- und Feierta Feiertag 10–18 Uhr.

nert einzig der restaurierte Festsaal noch an die einstige Pracht. Bereits seit den 1950er-Jahren ist das Staatliche Museum für Naturkunde im Schloss untergebracht. M Der erste Entwurf für den Park auf dem bis dahin landwirtschaftlich von Obst- und Weinbauern genutzten „Kahwir len nstein“, wie er zunächst noch hieß, stammt von dem En ngländer John B. Papworth, der sich 1818 mit seiner Veröffentlichung „Rural Residences“ einen Namen gemacht ö hatte. Doch die Pläne schienen dem König wohl zu aufwendig, und so überließ er die Ausführung lieber seinem eigenen Oberhofgärtner Johann Wilhelm Bosch, den er im Juni 1821 für ein halbes Jahr nach England schickte, damit dieser dort die „vorzüglichsten Gärten und Parks“ studieren und „Ideen zur Ausführung künftiger Anlagen auf dem Terrain … bei dem Kahlenstein“ sammeln konnte. Den Namen Rosenstein gab der König Schloss und Park erst 1824 nach der Lieblingsblume seiner früh verstorbenen zweiten Gemahlin, der russischen Großfürstin Katharina. Im Sommer 1823 legte Bosch dem König seinen Plan für den Park vor. Darin dominieren weite Wiesenflächen und unterholzfreie Baumgruppen bzw. locker gepflanzte Einzelbäume. Auch vor dem Schloss sah der Plan keine aufwendige Gestaltung mit geometrisch angelegten Bereichen vor, wie sie in dieser Zeit wieder modern wurden. Erschlossen wurde der Park durch den sogenannten Großen Rundweg, der in einem weiten Bogen durch die gesamte Anlage führte; die heute so bestimmend wirkende Kastanienallee wurde erst 1913 angelegt. Herausragend waren die Sichtbeziehungen, die der Rundgang eröffnete. Schon 1831, als die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen waren, notierte ein Besucher begeistert: „Man sieht hier in der größten Abwechslung von Weinreben, Obst- und Waldbäumen, Gärten, Ackerfeldern und Wiesen die benachbarten Orte Stuttgart, Rosen waren die Lieblingsblumen der württembergischen Königin Katharina. Ihr zu Ehren gab Wilhelm I. Schloss und Park 1824 den Namen Rosenstein.

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Degerloch, Gablenberg, Berg, Gaisburg, Wangen, Hedelfingen, Mettingen, Obertürkheim, Rothenberg mit der Kapelle, Untertürkheim, Cannstatt und Münster und die ausgezeichneten Berge Burgholz, Feuerbacherheider, Hasenberg, Reinsburg, Weinsteig, Bopser, die Berge hinter Gaisburg und Wangen, und einen Teil der Filder bei Nellingen, ja selbst eine kleine Strecke der schwäbischen Alpen, den gelben Felsen im Lenninger Tal, die alte Teck und den Breitenstein, welche drei Berge besonders bei der Abendbeleuchtung mit ihren großen Felsmassen von Jurakalk malerisch aus dem Hintergrunde hervorschimmern, endlich links des Tals die Katharinenlinde, den Kernberg, den Kapellberg bei Fellbach mit der Cassinilinde, das Hohräusch bei Waiblingen, den Sulzenrain bei Cannstatt und den Steinhalden und Zuckerlen bei Münster.“ Diese Eindrücke erschließen sich heute nur noch sehr eingeschränkt; die Orte gehen längst ineinander über, Indus-

Weite Wiesenflächen mit Baumgruppen und einzeln stehenden Bäumen prägen weite Teile des Rosensteinparks.

trie- und Verwaltungsbauten haben sich in die Sichtachsen geschoben. Doch die erhöhte Lage des Parks ermöglicht nach wie vor schöne Ausblicke in die Weinberge, über die Sprudler des Unteren Schlossgartens hinüber zur neugotischen Berger Kirche oder bis hinauf zum Fernsehturm nach Degerloch. Dabei diente der Rosensteinpark auch als „schönes Bindeglied zwischen dem neuen Königlichen Theater zu Cannstatt [dem heutigen Wilhelmatheater] und der Residenz zu Stuttgart“. Und in der 1841 erschienenen Beschreibung des Königreichs Württemberg von Philipp Ludwig Adam heißt es: „Sowohl durch seinen Stil und seine Dekoration als auch durch die reizende Aussicht, welche sich über jede Beschreibung erhebt, kann sich die neue königliche Anlage mit allen Residenzen Deutschlands messen.“

Ein Gar ten mit landwir tschaftlichem Nutzwer t Auffallend am Rosensteinpark ist das weitgehende Fehlen von Parkbauten, sieht man einmal vom triumphbogenartigen Löwentor und den Torwärterhäuschen am Übergang zum Unteren Schlossgarten ab. In der „Allgemeinen deutschen Gartenzeitung“ wurde diese Besonderheit lobend hervorgehoben: „Nicht ein buntes Gemisch von Gruppen, Wegen, Gebäuden und Denkmälern, wie in so vielen Fürstengärten, sondern gerade das Gegenteil: Der Stil der erhabenen Einfachheit ohne architektonische Ausschmückung“ sei es, was die Anlage „bewundernswürdig“ mache. Auch die Große Meierei war, anders als in vergleichbaren fürstlichen Gärten, keine Spielerei, sondern ein arbeitender Musterbauernhof, der einerseits den Bedarf des Hofs zu decken hatte, in dem aber darüber hinaus auch Anbau- und Zuchtmethoden erprobt wurden, die dann im ganzen Land nachgeahmt werden konnten. Württemberg war zu dieser Zeit ein noch weitgehend von der Landwirtschaft geprägtes Land. Dabei hatten die Hungerjahre 1816/17 deutlich gezeigt, dass gerade auf diesem Gebiet dringend Reformen notwendig waren. So gründete Wilhelm I. eine landwirtschaftliche Schule in Hohenheim (den Vorläufer der heutigen Universität), rief ein jährliches Landwirtschaftliches Fest ins Leben (aus dem das Cannstatter Volksfest hervorgegangen ist) – und baute sich

R O S E N S T E I N PA R K S T U T T G A R T Der er Rosensteinpark ist frei zugänglich. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-magazin.de ww.schloesser-magaz

Der Pumpsee wurde 1845 unter Wilhelm I. zur Wasser versorgung der benachbarten Wilhelma angelegt. Heute bietet er das Bild eines natur nahen Teichs.

neben sein neues Schloss auf dem Rosenstein einen Musterbauernhof, auf dem zeitweise weit über 100 Rinder gehalten wurden. Die dort gezüchtete, besonders widerstandsfähige neue Rasse erhielt den Namen „Rosensteiner Vieh“. In der Meierei hatte der König sogar zwei Zimmer für sich selbst einrichten lassen. Später als in anderen Ländern begann in Württemberg der Eisenbahnbau. Dabei wurde der Rosenstein geradezu zum Symbol der Verbindung von Fortschritt und Tradition. 1844 begann der Bau der Zentralbahn, der Stuttgart mit Ludwigsburg und Esslingen verband. Dazu wurde der Rosenstein untertunnelt; der Tunnelmund in Richtung R Ca annstatt öffnete sich direkt unterhalb des steilen Abhangs zum Neckar hin, der in der Folge auf einer Brücke han übeerquert wurde.

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Die Schlichtheit des Rosensteinparks zeigt sich nicht zuletzt im Fehlen aufwendiger Wasserspiele; auch insgesamt spielt das sonst in englischen Landschaftsgärten so prägende Element Wasser hier kaum eine Rolle. Doch mag Letzteres zudem eine Folge der Lage auf einem Höhenrücken sein. Zwar gibt es den zentral gelegenen Pumpsee bereits seit 1845, doch diente dieser ganz pragmatischen Zwecken – nämlich als Wasserspeicher für die Wilhelma (und dies bis zum heutigen Tag). Das romantische Erscheinungsbild, das er mittlerweile abgibt mit Schilf und Wasservögeln, ist erst die Folge einer Neugestaltung anlässlich der Bundesgartenschau von 1977. Als Gegenbeweis taugt das 1828 angelegte große Bassin vor dem Haupteingang des Schlosses gleichfalls nicht. Denn die das heutige Erscheinungsbild prägenden Skulpturen – Kopien nach Johann Heinrich Dannecker (1758–1841) – sind erst 1982 aufgestellt worden: Die Wiesennymphe setzt der Wassernymphe aus Dankbarkeit (für die Leben spendende Feuchtigkeit) einen Kranz auf. Während es im eigentlichen Park darüber hinaus keine weiteren Skulpturen gibt, besticht der plastische Schmuck am Schloss. In antikisierendem Gewand erscheinen die Musen, die Schutzgöttinnen der Künste; auf den Reliefs der Giebelfelder sind gleichfalls Gestalten der griechischen Mythologie abgebildet. Die gusseisernen Löwen, die den Haupteingang bewachen, stammen von 1852. König Karl I. ließ im Jahr 1865 auf dem „freien Rasenplatze zwischen dem südöstlichen Flügel des Schlosses Rosenstein und Berg ein Pleasureground in englischem Sti-

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le anlegen“; darunter verstand man einen dem eigentlichen Park vorgelagerten Ziergarten, in dem Sträucher, Stauden und kleinkronige Bäume dominierten. Der Bereich direkt vor dem Südostflügel wurde von zwei Laubengängen begrenzt; in der Mitte gab es einen von Blumenrabatten eingefassten Springbrunnen. Als 1911/12 ein neuer viergleisiger Tunnel in offener Bauweise errichtet wurde, bedeutete dies zwangsläufig das Ende dieses sogenannten Karlsgartens, der danach nur in stark vereinfachter Form wiederhergestellt wurde. Im Rahmen der Bundesgartenschau von 1977 wurde dieser Bereich dann wieder großzügig mit Rosen bepflanzt; auch wurden damals die antikisierenden Marmorstatuen und Vasen aufgestellt, die das heutige Erscheinungsbild prägen.

Blickfang vor dem Schlosses ist das große Bassin mit dem 1982 aufgestellten Skulpturenpaar von Wiesen- und Wassernymphe. Ganz oben: Die Skulptur der Muse Calliope schuf der Stuttgarter Bildhauer Theodor Wagner um 1842.

Schlossgarten Hohenheim Ein „Dörfle“ für den Herzog

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In Hohenheim vor den Toren Stuttgarts schuf sich der würt württembergische ergische Herzog Carl Eugen sein privates Refugium: eine Mischung aus antiker Ruinenlandschaft und dörflicher IIdylle.

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Wenn außerhalb Württembergs von Herzog Carl Eugen (1728 –1793) die Rede ist, dann fällt meist der Name Friedrich Schiller. Der spätere Dichterfürst war Schüler an der von Carl Eugen gegründeten Hohen Karlsschule – und floh vor dem strengen Regiment, das dort herrschte. Schillers Kollegen Christian Friedrich Daniel Schubart ließ Carl Eugen von 1777 bis 1787 gar auf der Festung Hohenasperg einsperren. Zu heftig hatte der Schriftsteller die absolutistische Herrschaft des Herzogs und dessen kostspieligen Lebenswandel angeprangert. Spaziert man heute durch den Schlossgarten von Hohenheim, betrachtet die verbliebenen Spuren der Leidenschaft des Herzogs für das antike Italien und dörfliche Einfachheit, dann mag der Gedanke an einen Mann mit zwei Gesichtern aufkommen. Und ganz falsch ist diese Einschätzung nicht. Carl Eugen war ein ehrgeiziger Herrscher, der – für seine Zeit nicht unüblich – nach einer Rangerhöhung strebte. Aus dem Herzogtum Württemberg sollte ein Kurfürstentum werden. Um seine Bedeutung unter Beweis zu stellen, gab Carl Eugen viel Geld für die höfische Repräsentation aus und leistete sich ein stehendes Heer. Das führte zu einem Dauerkonflikt mit den in Württem-

berg einflussreichen Landständen – den Vertretern von Geistlichkeit und Städten –, ohne die keine Steuern bewilligt werden konnten und die sogar bei der Gesetzgebung lig ein n Wort mitzureden hatten. Carl Eugens Versuch, diese Rech hte auszuhebeln, führte zu einer Klage der Landstände vor or d dem Reichshofrat in Wien.

Der Herzog und die Frauen In n de der Zeit um 1770 lässt sich aber nicht nur ein Wandel in der Politik Carl Eugens erkennen. Verbunden damit war auch die Abkehr von dem bis dahin demonstrativ zur Schau gestellten höfischen Prunk – und eine neue Frau im Leben des Herzogs. Carl Eugen war verheiratet mit Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth, einer Nichte Friedrichs des Großen. Am Anfang war es eine glückliche Ehe, doch dann wandte sich Carl Eugen immer mehr seinen Mätressen zu – und Elisabeth Friederike Sophie verschwand in ihr heimisches Bayreuth, ohne jemals wieder württembergischen Boden zu betreten. Eine der Mätressen Carl Eugens war die Sängerin Katharina Bonafini. Ihr schenkte der Herzog 1771 das Landgut Garbenhof, das an der Stelle einer im 16. Jahrhundert abgebrannten Burg der niederadligen Familie von Hohenheim errichtet worden war. Aus ihr stammte der berühmte Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim – genannt Paracelsus. Lange konnte sich die Sängerin an ihrem Besitz aber nicht erfreuen, denn nur ein Jahr später übergab Carl Eugen das Gut an seine neue Favoritin Franziska von Leutrum, die zur großen Liebe seines Lebens werden sollte. 1774 wurde sie von Kaiser Joseph II. zur Reichsgräfin von Hohenheim erhoben. Nach dem Tod seiner getrennt lebenden Ehefrau 1780 heiratete Carl Eugen seine Geliebte; am Ende gab sogar der Papst seinen Segen zu der Verbindung zwischen dem katholischen Fürsten und der

Durch seine Lage auf einer Anhöhe wirkt das Hohenheimer Schloss besonders monumental. Die Fassade weist bereits frühklassizistische Züge auf.

geschiedenen Protestantin. Zwar nannte Eugen seine zweite Frau selbst „Herzogin“, doch blieben die Kinder aus der nicht standesgemäßen Verbindung von der Erbfolge ausgeschlossen. Lebensmittelpunkt des Paars war seit 1776 Hohenheim. Bereits vier Jahre zuvor war dort mit dem Neubau eines Schlosses begonnen worden, dessen Dimensionen mit

einer Gesamtlänge von über 500 Metern nicht anders als gewaltig genannt werden können. Besonders markant ist der leicht vorgerückte Hauptbau mit seiner flachen Kuppel; Hauptbau und Seitenflügel sind jeweils um Innenhöfe gruppiert. Mit seinen klaren klassizistischen Formen wirkt das von Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer zwischen 1772 und 1793 erbaute Schloss etwas streng; die Verspieltheit des Rokoko hatte Carl Eugen auch im baulichen Sinn hinter sich gelassen.

Fürstlicher Rückzug in die Natur

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Ein besonderes Augenmerk legten Carl Eugen und Franziska auf die Gestaltung des Schlossparks. Nach der nach außen gerichteten Repräsentation des Barock galt damals nicht nur in Württemberg die Devise „Zurück zur Natur“. Doch war der angestrebte, vermeintliche Urzustand natürlich bis in das letzte Detail geplant. Das gilt auch für Hohen-

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heim: In den äußeren Rahmen eines englischen Landschaftsgartens wurden „antike“ Ruinen und ein ganzes „Dörfle“ platziert, eine „Kolonie unter den Trümmern einer römischen Stadt“. Damit sollte der „Triumph tugendhaften Landlebens über die Sittenverderbnis des untergegangenen Rom“ in Szene gesetzt werden. Grotten und gewundene Wasserläufe machten die romantische Illusion perfekt. „Nirgends sind Ruinen wohl schöner gezeichnet und ausgeführt als hier; man glaubt in der Tat, auf italienischem Boden zu stehen“, begeisterte sich Christian Cay Lorenz Hirschfeld 1785 in seiner „Theorie der Gartenkunst“. So gab es einerseits ein römisches Bad, ein Grabmal des Kaisers Nero, die Bäder des Kaisers Diokletian, Tempel und Tempelruinen, umgestürzte Säulen, eine Kopie der Cestius-Pyramide in Rom, sogar ein „römisches Gefängnis“ (alles deutlich verkleinert gegenüber dem Original und daher etwas puppenhaft wirkend) und andererseits ein ganzes Bauerndorf mit strohgedeckten Häusern, Mühle, Meierei, englischem Kaufhaus, Rathaus mit antikisierendem Säulenportikus, einem Spielplatz mit Schaukel und Kegelbahn und sogar einer Schule. Inmitten des „einsamen Waldes“ stießen Besucher auf eine Köhlerhütte, doch darin verbarg sich die Bibliothek Franziskas von Hohenheim. Allerdings war Hohenheim meist ein potemkinsches Dorf, denn belebt waren all die Gebäude nur an Festtagen, wenn die Bewohner der umliegenden Dörfer darin die Statisten mimten und im Rathaus sogar ein „Schultheiß“ amtierte. Auch die Hofgesellschaft verkleidete sich dann als Bauer, Müller oder Hirtenmädchen.

Botanischer Gar ten und Landesarboretum Die „Drei Säulen des Donnernden Jupiter“ waren Teil der Park staffage; sie sollten die Ruinen eines antiken Tempels vorstellen.

Hätten alle diese insgesamt über 60 Parkbauten und Monumente überdauert, wäre Hohenheim heute ein einzigartiges Denkmal dieses fürstlichen Rückzugs in die

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Alleen sind Symbole der Macht – so auch die vom Mittelbau des Hohenheimer Schlosses ausgehende Jägerallee aus über 200 Jahre alten italienischen Pappeln.

Natur, der natürlich kein wirklicher Rückzug war, sondern ein gespielter, der Naturnähe suggerieren sollte, ohne auf höfische Annehmlichkeiten wirklich verzichten zu müssen. Nach dem Tod Carl Eugens und dem Umzug Franziskas auf ihren Witwensitz, das Schloss Kirchheim unter Teck, fielen Schloss und Park von Hohenheim bald in einen tieeosfen Dornröschenschlaf. Sogar an einen Abriss des Schlo ses wurde zeitweilig gedacht. Doch dann fand sich eiine andere Nutzung, die im Prinzip bis heute das Schickssal

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Hohenheims bestimmt: 1818 wurde die ein Jahr zuvor gegründete landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchsund Musteranstalt im Hohenheimer Schloss untergebracht. Aus dieser Lehranstalt ist die heutige Universität Hohenheim hervorgegangen, die das Schloss nach wie vor nutzt, es aber mittlerweile mit einem ganzen Kranz von weiteren Institutsbauten umgeben hat. Die Universität zählt heute über 6000 Studierende; nach wie vor bilden die Agrarwissenschaften einen Schwerpunkt des Studienprogramms. Diese Schwerpunktsetzung kam wiederum dem Schlosspark zugute, der der Universität in gewisser Weise als Lehr- und Experimentierfeld dient. Dabei wurden die Reste der historischen Gestaltung mit einbezogen und ganz neue Aspekte hinzugefügt, sodass der Park insgesamt ein sehr lohnendes Ausflugsziel ist. Besichtigt man Hohenheim heute, ist man zunächst erstaunt von der Monumentalität des auf einer leichten Anhöhe thronenden Schlosses. Der Bereich vor dem Schloss ist als weite, von einer Balustrade begrenzte, Rasenfläche gestaltet. Nach Süden schließt sich in einem Halbrund der Alte Botanische Garten an, der trotz seines Namens nicht mehr aus der Zeit Carl Eugens stammt, sondern 1829 zu Unterrichtszwecken für die landwirtschaftliche Schule angelegt wurde. Dort finden sich Laub- und Nadelbäume aus Europa und Nordamerika.

DEUTSCHES LANDWIRTSCHAFTSMUSEUM Garbenstraße 9a Gar 70599 Stuttgart Telefon on 0711/459-22146 0711/459-2 www.dlm-hohenheim.de w.dlm-hohenhei Öffnungszeiten: ngszeiten 1. November bis 31. März Sonn- und Feiertag 10 –17 –1 Uhr; 1. April bis 31. Oktober Dienstag bis Freitag 10 –13 Uhr und 14 –17 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag 10 –17 Uhr.

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Blick über den acht Hektar großen Neuen Botanischen Garten, in dem die Vegetationsgeschichte Europas seit der letzten Eiszeit präsentiert wird.

Die Schatten spendende Jägerallee (s. Bild S. 83) teilt den anschließenden Hang. Nach Osten öffnet sich der Blick zur Schafweide, die schon unter Carl Eugen diesem Zweck diente. Der Herzog ließ dazu 1786 fast 1000 Merinoschafe aus dem spanischen Segovia nach Württemberg bringen. Westlich ist ein Weinberg angelegt, in dem die Universität Hohenheim zu Demonstrations- und Versuchszwecken 94 verschiedene Rebsorten anbaut.

SCHLOSSGARTEN HOHENHEIM Der er Schlossgarten ist frei zugänglich. zugänglich Universität Hohe Hohenheim Institut titut für Botani Botanik https://botanik.uni-hohenheim.de/botanischergarten.html Versuchsstation uchsstation für Gartenbau Gartenba Landesarboretum Baden-W Baden-Württemberg https://gartenbau.uni-hohenheim.de/landesarboretum.html tps://gartenbau.uni-hohenheim.de/landesarboretum.html

Der zwischen 1974 und 1976 angelegte Neue Botanische Garten ermöglicht eine vegetationsgeschichtliche Zeitreise. So bekommt man die Geschichte der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter vorgeführt, kann einen modernen und einen Arzneimittelgarten nach Hildegard von Bingen miteinander vergleichen. Wie sah der Wald vor 11 000 Jahren aus, wie im Mittelalter – welche Folgen hatten die Veränderungen des Klimas darauf? Auch diese Fragen bekommt man bei seinem Spaziergang beantwortet. Noch weiter hangabwärts schließt sich der neueste Teil der Hohenheimer Parkanlagen an: der sogenannte Landschaftsgarten, mit dessen Anlage 1994 begonnen wurde. Er umfasst eine Fläche von 7,2 Hektar und zeigt sich als naturnaher Landschaftsgarten inklusive Seerosenteich. Auf der höchsten Stelle wurde 2001 ein Monopteros errichtet, von dem aus sich ein weiter Blick bietet. Damit knüpfte man in dem jüngsten Garten an die Zeit Carl Eugens an, denn auch damals gab es in Hohenheim einen solchen Rundtempel. Der unter Carl Eugen und Franziska von Hohenheim angelegte Englische (oder Exotische) Garten befindet sich im Südwesten des Schlosses; um dorthin zu gelangen, durchschreitet man vom Weinberg her kommend zunächst einen Bereich mit Gewächshäusern und Institutsbauten und übersieht dabei fast einen wichtigen Teil des alten Schlossparks: den Langen See, der um 1775 angelegt wurde, um die Wasserversorgung sicherzustellen. Aber natürlich blieb es nicht bei dieser profanen Nutzung. Carl Eugen bestellte in Venedig eine Gondel und versetzte sie in seinen Hohenheimer See. Ist man erst einmal im Exotischen Garten angelangt, wähnt man sich in einer anderen Welt. Baumriesen, von wä den nen 19 stattliche Exemplare noch aus dem 18. Jahrhundert stammen, machen Eindruck. Ziel Carl Eugens war es, der

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Das „Wirtshaus zur Stadt Rom“, erbaut 1776, ist eines der wenigen Gebäude von Carl Eugens „Dörfle“, das bis heute erhalten geblieben ist.

vollständig sinnentleert. Der Großteil wurde daher abgerissen, doch müssen Besucher nicht ganz ohne Eindrücke von „Dörfle“ und „antiker“ Ruinenlandschaft nach Hause gehen. Erhalten geblieben sind das „Wirtshaus zur Stadt Rom“, das Spielhaus, in das sich die Hofgesellschaft bei Regen zurückziehen konnte und in dem heute ein Museum zur Geschichte Hohenheims untergebracht ist, sowie direkt daneben die „drei Säulen des donnernden Jupiter“, die eine Tempelruine des Forum Romanum vorstellen sollen. Allerdings steht heute nur noch eine der drei Säulen aufrecht. Die Hohenheimer Schlossgärten sind durch einen historischen Rundgang mit sehr anschaulichen und informativen Schautafeln erschlossen. Da die Gärten zugleich der wissenschaftlichen Nutzung durch die Universität dienen, tragen eine Vielzahl der Bäume ein Schild mit dem lateinischen und dem deutschen Namen; oft ist sogar noch das Jahr der Anpflanzung angegeben. Wer die Gesamtanlage ausgiebig besichtigen möchte, sollte ruhig einen halben Tag dafür einplanen.

einen Garten anzulegen, „worin alle württembergischen Pflanzen befindlich sind“ und diesen mit nordamerikani-schen Arten zu ergänzen. Nach dem Tod Carl Eugens wurde der Englische Ga arten als „Landesbaumschule“ weitergeführt. Die zahlreichen Parkbauten waren nun überflüssig und ohne Hof Ho

MUSEUM ZUR GESCHICHTE HOHENHEIMS Spielhaus im Exotisch Exotischen Garten 70599 Stuttgart Telefon on 0711/459-22119 0711/459-2 Öffnungszeiten: ungszeiten: 1. November vember bis 31. März Sonn- und Feiertage 10 –16 Uhr 1. April bis 31. Oktober Samstag 14 –17 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 –17 Uhr

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Pomeranzengarten Leonberg Ein Stück Italien in Württemberg

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Fährt man auf der A 8 an Leonberg vorbei, erschrickt man fast st ein wenig angesichts der Skyline von Hochhäusern. Doch D die 45 000-Einwohner-Stadt nahe Stuttgart hat Besuchern einiges zu bieten: eine malerische Altstadt mit zah zahlreichen Fachwerkhäusern, rkhäusern, vor allem aber ein Kleinod aus der Renaissance: den Pomeranzengarten.

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Als am 29. Januar 1608 Herzog Friedrich I. von Württemberg starb, richtete sich dessen Witwe Sibylla von Anhalt ihren Alterssitz auf dem Leonberger Schloss ein. Da sie eine große Gartenliebhaberin war, störte sie sich an der „Wildnis“, von der das Schloss umgeben war. Sie wünschte sich einen Lustgarten im italienischen Stil, „samt Pomeranzenhaus und Brunnenkasten“. Die Pläne dafür sollte ihr Heinrich Schickhardt liefern. Schickhardt war württembergischer Hofbaumeister. Für Friedrich I. von Württemberg hatte er am Reißbrett 1599 eine ganze Stadt entworfen: Freudenstadt im Schwarzwald. Die rechtwinkligen Straßenzüge und der riesig dimensionierte Marktplatz zeugen noch heute von der Idee einer Musterstadt. Auch an der Gestaltung des Stuttgarter Lustgartens (am heutigen Alten Schloss) im Stil der Renaissance war Schickhardt beteiligt gewesen. Sein Lehrmeister Georg Beer hatte dort zwischen 1580 und 1593 das Neue Lusthaus erbaut, dessen bröckelnde Reste – 1904 in den Schlossgarten versetzt – noch eine kleine Vorstellung von diesem Meisterwerk der Renaissance-Kultur in Württemberg vermitteln. Auf zwei Reisen hatte der Baumeister Her-

zog Friedrich nach Italien begleitet und auf diese Weise die wichtigsten Bauten und die Gartenkunst der italienischen Renaissance vor Ort studieren können. R

Ein Renaissancegar ten Schickhardts chick Plan für den Leonberger Schlossgarten zeigt eine q querrechteckige Anlage mit einer breiten Mittelachse. Begrenzt wird der Garten von vier kleinen Eckhäuschen. Begre Eine repräsentative doppelläufige Treppenanlage führt hinauf in die symmetrisch gestaltete Anlage, die über die hin gesamte Schlossfront gezogen ist. Links und rechts der Mittelachse entstanden zwei quadratische Flächen, die ihrerseits in jeweils vier Quadrate unterteilt sind. Die Mittelachse wird von einer großen sechseckigen Brunnenanlage dominiert. Solche Brunnen dürfen in einem Renaissancegarten nicht fehlen, war Wasser doch ein Symbol der Reinheit und des Lebens. Blickfang des Brunnens ist ein zentraler Obelisk mit mächtigen Löwenköpfen. Axial ausgerichtete Wege erschließen den Garten und strukturieren ihn zugleich, ganz im Sinne des Idealbilds einer geordneten Natur. So wie Italien für uns noch heute das Land ist, in dem die Zitronen blühen, sollten auch die dem Leonberger Schlossgarten ihren Namen gebenden Zitrusfrüchte der Anlage zu südlichem Flair verhelfen. Im Frühjahr verströmten die weißen Blüten ihren herrlichen Duft, dann lockten die Früchte selbst mit ihrer intensiven Farbe. Für die kälteempfindlichen Pflanzen wurde im Winter eigens ein beheizbares, hölzernes Pomeranzenhaus aufgestellt, das im Frühjahr wieder zerlegt werden konnte. Eine Vorstellung davon mögen die „Limonaie“ vermitteln, wie man sie bis heute etwa am nördlichen Gardasee besichtigen kann. Der Begriff „Pomeranze“ ist aus dem heutigen Sprachgebrauch weitgehend verschwunden; nur in der abfälligen Bezeichnung „Landpomeranze“ wird er noch ab und an Blick über die Terrasse des Pomeranzengartens, die an den vier Ecken jeweils begrenzt ist durch kleine turmartige Pavillons.

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goldenen Äpfeln, den die Erdmutter Gäa dem Göttervater Zeus und seiner Schwester Hera geschenkt haben soll. Die Früchte sollten dem Götterpaar ewige Jugend verleihen. In der Renaissance identifizierte man diese begehrenswerte Frucht mit Quitten und (wenn auch seltener) mit Bitterorangen, die so auch in Leonberg zu einem Symbol des ewigen Lebens wurden. Typisch für die Gärten der Renaissance ist die Verbindung von Nutz- und Ziergarten. Obst, Gemüse, Gewürze, Duft- und Heilkräuter waren denn auch in Leonberg zu finden. Kurz vor ihrem Tod 1614 ließ Herzogin Sibylla unterhalb des Terrassengartens sogar noch einen Baum- und Küchengarten anlegen.

Wo h n l i c h e r W i t w e n s i t z

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Den wappengeschmückten Obelisken in der zentralen achteckigen Brunnen anlage fertigte der einheimische Steinmetz Hans Josenhans.

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verwendet. Dabei ist Pomeranze nur ein anderes Wort für Bitterorange, und die aus dieser Zitruspflanze hergestellten Produkte hat jeder Supermarkt in seinem Sortiment: Aus den Schalen der Bitterorangen wird nicht nur Orangeat hergestellt; sie sind auch unverzichtbarer Bestandteil jeder echten englischen Orangenmarmelade und geben verschiedenen Likören ihren unverwechselbaren Geschmack. Die Renaissance ist – wie der Name schon sagt – das Zeitalter der Wiederentdeckung (genauer: Wiedergeburt) der Antike. Die Künstler der Zeit fanden ihre Themen in der antiken Mythologie, deren Gestalten und Sagen den gebildeten Schichten geläufig waren. Und so kannte Herzogin Sibylla sicherlich die Erzählung vom Garten der Hesperiden. Darin behüteten diese Nymphen einen Baum mit

Noch zweimal diente das Leonberger Schloss als Witwensitz, eine ganz typische Verwendung für solche abseits der eigentlichen Residenzstadt gelegenen Bauten. Zunächst bezog Anna Sabina von Schleswig-Holstein-Sonderburg nach dem Tod ihres Mannes Julius Friedrich 1635 das Schloss. Er war der fünfte Sohn von Herzog Friedrich I. und dessen Frau Sibylla gewesen – Anna Sabina war also eine Schwiegertochter der ersten Schlossherrin. Fast 25 Jahre lebte sie in Leonberg, bis zu ihrem Tod 1659. Über 30 Jahre lang diente Leonberg Magdalena Sibylla von HessenDarmstadt als Witwensitz. Sie war mit Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg verheiratet gewesen, der nach nur dreijähriger Regierung 1677 im Alter von erst 30 Jahren verstorben war. Mit dem Tod Magdalena Sibyllas 1712 endete die Zeit Leonbergs als württembergische Nebenresidenz. Stattdessen wurde Platz für Ämter und Beamtenwohnungen geschaffen. Letzteres führte dazu, dass das Schloss von 1796 bis 1801 noch einmal eine berühmte Witwe beherbergte: Elisabeth Dorothea Schiller, die Mutter des Dichters Fried-

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Blick auf einen der beiden kleineren Brunnen in der Mittelachse.

rich Schiller. Ihr Mann Johann Caspar Schiller war württembergischer Hofgärtner auf Schloss Solitude in Stuttgart gewesen, weshalb Elisabeth Dorothea nach seinem Tod eine Beamtenwohnung zugewiesen bekam. Seit dem 19. Jahrhundert dient das Leonberger Schloss als Finanzamt. Nachdem er zuvor mit Obstbäumen kultiviert worden war, verwilderte der Schlosshang in den 1960er-Jahren zusehends. Durch den Bau einer Grünanlage mit Spielflächen sollte der Bereich wieder aufgewertet werden. Doch als die ersten Bäume gerodet wurden, stieß man auf der er terrassierten Fläche vor dem Schloss auf die Überreste de des ehemaligen Pomeranzengartens – und plante um: Ziel war nun, auf der Terrasse den historischen Garten wiederheerzustellen. Dies geschah in den folgenden Jahren bis 1980 80 auf der Grundlage der Originalpläne Heinrich Schick-

hardts. Zum 400-jährigen Jubiläum 2009 wurde auch die ursprüngliche Begrenzung der Mittelachse durch zwei Pfeiler mit Obelisken wiederhergestellt und die Bepflanzung entsprechend dem aktuellen Forschungsstand erneuert.

POMERANZENGARTEN LEONBERG Öffn Öffnungszeiten: April-September täglich glich 8 – 22 Uhr Uh Oktober-März ober-März täglich 8 –18 Uhr Stadtmarketing tmarketing Leonberg Leo Bahnhofstraße ofstraße 57 71229 Leonberg www.leonberg.de Telefon 07152/990 –1408 Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-magazin.de

Der Hechinger Fürstengar ten

Hechingen, Inzigkofen und Sigmaringen – Die Gärten der schwäbischen Hohenzollern

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Mit den großen Gartenlandschaften ihrer preußischen Vet Vettern können die schwäbischen Hohenzollern zwar nicht konk konkurrieren, en, doch sind der Fürstengarten in Hechingen, der Fürstliche Park k in Inzigkofen und der Prinzengarten in Sigmaringen gleichwohl Kleinode, d die zu entdecken sich lohnt.

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Die Burg Hohenzollern, die Stammburg des ehemaligen preußischen Königshauses, thront auf einem 855 Meter hohen Bergkegel über der ehemaligen Residenzstadt Hechingen. Über den Umweg Nürnberg, wo sie 1192 zu Burggrafen ernannt wurden, gelangten die Hohenzollern 1415 als Markgrafen bzw. Kurfürsten in die Mark Brandenburg. Der Rest ist bekannt: 1701 setzte sich Kurfürst Friedrich III. die preußische Königskrone auf, 1871 wurde Wilhelm I. Deutscher Kaiser. Vor dieser Erfolgsgeschichte wird oft vergessen, dass es in dieser Zeit immer auch eine schwäbische Linie gegeben hat. Ihr Herrschaftsgebiet reichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einem schmalen Bogen von den östlichen Ausläufern des Schwarzwalds bis fast an den Bodensee. Zeitweise gab es sogar drei schwäbische Linien: Hechingen, Sigmaringen und Haigerloch. Zwar besaßen die schwäbischen Hohenzollern nicht die Mittel ihrer preußischen Verwandten, doch haben sie in ihren Ländern gleichwohl bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. Dazu gehören neben Schlössern, Kirchen und Verwaltungsbauten auch Gärten.

In den Jahren 1788/89 ließ Fürst Joseph Wilhelm von Hohenzollern-Hechingen wenige hundert Meter vor den H Tor oren seiner Residenzstadt ein sommerliches LustgartenHaus us für seine Gemahlin, eine geborene Gräfin von Waldburg-Zeil-Wurzach, urgerbauen. An diesen klassizistischen Kupp pelbau wurden 1833/34 zwei Seitenflügel im Stil des Biedermeier angefügt; so entstand eine standesgemäße Biede Wohnung für das damalige Erbprinzen- und spätere FürsWoh tenpaar Friedrich Wilhelm Constantin und Eugenie. Nach ten der Gemahlin Friedrich Wilhelm Constantins, einer geborenen Prinzessin von Leuchtenberg-de Beauharnais, wurde die neue Residenz „Villa Eugenia“ genannt. Schon unter Fürst Joseph Wilhelm muss das Umfeld der späteren Villa Eugenia gärtnerisch gestaltet gewesen sein. Darauf lässt ein Brief schließen, den Friedrich Wilhelm von Steuben 1779 aus den Vereinigten Staaten an den Fürsten geschrieben hat. Steuben war Offizier unter Friedrich dem Großen gewesen, danach von 1764 bis 1776 Hofmarschall in Hechingen. Auf Vermittlung Benjamin Franklins ging er nach Nordamerika, wo er zum Generalinspekteur der amerikanischen Armee während des Unabhängigkeitskriegs aufstieg. In dem erwähnten Brief an seinen alten Dienstherrn kündigte er an, „eine Collection von allen nordamerikanischen Bäumen zu besorgen“ und nach Hechingen zu schicken. Seither haben sich Generationen von Heimatkundlern im Fürstengarten auf die Suche nach diesen Bäumen gemacht. Doch Exemplare, die nachweislich direkt aus Nordamerika stammen, gibt es offensichtlich nicht (mehr?). Ob Steubens Sendung nie angekommen ist, die Setzlinge die Überfahrt nicht überstanden haben oder sie bald eingegangen sind, muss einstweilen im Dunkeln bleiben. Aufschluss über die Gestaltung des Fürstengartens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geben zeitgenössi-

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sche Lithographien. Darüber hinaus wird die räumliche Gliederung sichtbar in einer 1861 aufgenommenen Urkatasterkarte. Nimmt man beide Quellen zusammen, ergibt sich das Bild eines Landschaftsgartens im englischen Stil, der sich eng an den Prinzipien des Fürsten von PücklerMuskau orientiert. Dazu gehört etwa der Wechsel von Wiesenflächen und Baumgruppen mit Einzelbäumen als Bindegliedern oder ein Wegenetz, das immer wieder neue, überraschende Blickbeziehungen ermöglichte. Ähnlich wie im Park von Schloss Biebrich in Wiesbaden, nur in sehr viel kleinerem Maßstab, ist im Urkatasterplan ein den Fürstengarten in seiner ganzen Breite durchziehendes Wiesental zu erkennen, an dessen westlichem Ende hohee Nadelbäume die Funktion eines Bilderrahmens überneh hmen. Leider ist diese Blickbeziehung durch den verbreitte-

Der klassizistische Mittelbau der Villa Eugenia in Hechingen wurde 1789 errichtet, die beiden Seitenflügel wurden 1833/34 angefügt.

ten Wildwuchs von Hecken und Bäumen heute nur noch eingeschränkt nachvollziehbar. Ein fließendes Gewässer gab es nicht, wohl aber zwei heute nicht mehr vorhandene gusseiserne Springbrunnen. Eine Allee aus mächtigen Linden führt vom Fürstengarten hinaus zum Zollerbahnhof, der eigens für die Besuche Wilhelms II. auf der Stamm-

HECHINGER FÜRSTENGARTEN Der Fürstengarten in Hechingen ist frei zugänglich. Bürger- und Tourismusbüro musbüro der Stadt Hechinge Hechingen Kirchplatz hplatz 12 72379 79 Hechingen www.hechingen.de echinge www.villa-eugenia.de a de

Eine Allee aus stattlichen Linden führt vom Hechinger Fürstengarten zum ehe maligen „Zollerbahnhof“, der für Kaiser Wilhelm II. erbaut wurde.

burg seiner Ahnen erbaut wurde. Im Feilbachtal zu Füßen der Lindenallee hat die Stadt Hechingen einen Barfußpfad angelegt. Auf der verhältnismäßig kleinen Fläche des Fürstengartens ist eine erstaunlich reiche Parkarchitektur versammelt. 1844 erwarb Fürst Friedrich Wilhelm Constantin die am Rand des Gartens gelegene Wirtschaft „Zur Silberburg“ und ließ sie in ein Gästehaus umbauen. Der Fürst war ein großer Musikliebhaber und zog viele Künstler an seinen Hof, darunter Hector Berlioz, Franz Liszt oder Louis Spohr. Ein Pavillon auf einem Hügel an der Nordostseite des Parks diente einerseits als Blickfang, aber gleichzeitig auch für intime musikalische Unterhaltungen.

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War dieser bereits in den 1850er-Jahren wieder abgetragene Pavillon in Form eines offenen Rundtempels gestaltet, hat das einstige fürstliche Billardhäuschen an der Zollernstraße die Form eines Antentempels mit zwei mächtigen Säulen und umlaufendem Fries. Ein aus Hainbuchen gebildeter Schattengang hatte dieses Billardhäuschen als Zielpunkt. Auf der Westseite der Villa Eugenia finden sich das Hofgärtnerhaus und die Hofküche (spätere Oberförsterei), zweigeschossige Bauten auf quadratischem Grundriss mit gewalmten Satteldächern. Unverzichtbarer Bestandteil jedes fürstlichen Gartens in unseren Breitengraden war eine Orangerie zur Unterbringung der exotischen Kübelpflanzen im Winter. Im Fürstengarten befindet sich diese am Nordrand des Parks. In Hechingen endete die fürstliche Zeit 1850 mit der Abdankung Friedrich Wilhelm Constantins zugunsten der preußischen Krone. Der Fürst zog sich damals auf seine Güter in Schlesien zurück, wo er 1869 verstarb. Die Villa Eugenia und der Fürstengarten gingen in den Besitz der Sigmaringer Linie über, 1995 erwarb die Stadt Hechingen die Villa, nachdem sie einige Jahre zuvor schon den Park vom Sigmaringer Fürstenhaus übernommen hatte. In seinen Grundzügen ist die einstige Gestaltung des Fürstengartens trotz mancher unschöner Eingriffe des 20. Jahrhunderts bis heute sichtbar geblieben. In den vergangenen Jahren wurden zudem einige Sichtachsen wiederhergestellt. Die Villa Eugenia im Zentrum des Fürstengartens wurde nach der umfassenden Sanierung 2007 durch einen Förderverein als Kultur- und Tagungszentrum eröffnet; das einstige Billardhäuschen nutzt der Hechinger Kunstverein für Ausstellungen. Die Villa Silberburg, das Hofgärtnerhaus und die ehemalige Oberförsterei sind heute private Wohnhäuser; einzig die Orangerie harrt eines Prinzen, der sie wachküsst.

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Der Fürstliche Park in Inzigkofen

Im Schutz der mächtigen Klostermauer wurde in Inzigkofen ein Kräutergarten nach historischen Vorbildern angelegt.

Wildromantisch, ja spektakulär, ist die Landschaft im Donautal zwischen Beuron und Sigmaringen. Am nordöstlichen Ausgang des Donautals liegt Inzigkofen. Das Kloster der Augustiner-Chorfrauen fiel 1802 im Rahmen der Säkularisation an das Haus Hohenzollern-Sigmaringen. Die Chorfrauen durften weiter in ihrem Kloster leben, aber keine Novizinnen mehr aufnehmen; erst 1856 starb die letzte Chorfrau. Die Klosteranlage ist von einer hohen Natursteinmauer umgeben, die aus dem Jahr 1729 stammt. Innerhalb dieses ummauerten Bereichs ist ein Kräutergarten angelegt, wie er auch in klösterlicher Zeit bestanden haben mag. Heute wirkt er wie eine idyllische Oase der Ruhe. Außerhalb des ummauerten Klosterbereichs befindet sich das Amtshaus von 1726. Und in dieses einstige Domi-

zil des weltlichen Klosterverwalters zog 1811 die vielleicht schillerndste Frauengestalt der schwäbischen Hohenzollern ein: Fürstin Amalie Zephyrine war eine geborene Prinzessin von Salm-Kyrburg; 1782 heiratete sie den damaligen Erbprinzen und späteren Fürsten Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen. In Paris aufgewachsen, ließ sie sich erst zwei Jahre nach ihrer Hochzeit dazu überreden, nach Sigmaringen zu kommen – um kein Jahr darauf vor der kleinstädtischen Enge schon wieder nach Paris zu fliehen. Amalie Zephyrine war befreundet mit Joséphine de Beauharnais, der ersten Frau Napoleons. Dass die beiden hohenzollerischen Fürstentümer 1806 nicht der großen napoleonischen Flurbereinigung im deutschen Südwesten zum

Blick über die Donau zum Amalienfelsen mit der Inschrift „Andenken an Amalie Zephyrine 1841“.

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Um den steilen Abhang zur Donau für Spaziergänger zu erschließen, wurden Tunnel durch Felsen getrieben.

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Opfer fielen, war nicht zuletzt der Einflussnahme Amalie Zephyrines zu verdanken. Die letzten drei Jahrzehnte ihres Lebens nutzte die Fürstin das ehemalige Amtshaus des Klosters Inzigkofen als sommerlichen Wohnsitz. Um dem Haus einen repräsentativeren Charakter zu geben, wurde eine klassizistische Blendfassade vorgesetzt. Vor allem aber kann sie als Begründerin des Fürstlichen Parks in Inzigkofen gelten, dessen geographische Lage in einem Steilhang zur Donau wohl als einzigartig gelten kann. Dabei musste der Hang zunächst mit auch für die höfische Gesellschaft begehbaren und gesicherten Wegen erschlossen werden. Dank dieser Anstrengungen können auch heutige Besucher diese Landschaft ohne Kletterhaken und mulmiges Gefühl genießen. Wichtigster Bezugspunkt war schon zu Zeiten Amalie Zephyrines die im Tal mäandernde Donau. Noch immer kann man an ihrem Lieblingsplatz sitzen und den Ausblick auf den Fluss genießen. Bis zum Schloss nach Sigmaringen schweift der Blick und nimmt dem Tal dadurch die Enge. Auf der gegenüber liegenden Seite ragt der Amalienfelsen auf. In großen Eisenlettern ist darauf zu lesen „Andenken an Amalie Zephyrine 1841“, darunter das Allianzwappen der Häuser HohenzollernSigmaringen und Salm-Kyrburg. Dass sich die Fürstin von diesem Felsen aus mit ihrem Schimmel aus Liebeskummer in die Tiefe gestürzt habe, ist allerdings eine schnell entlarvte Legende, denn Amalie Zephyrine starb im hohen Alter von 81 Jahren friedlich in ihrem Bett. In den 1840er-Jahren nutzte der damalige Erbprinz und spätere Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen Inzigkofen als Sommerresidenz. In dieser Zeit entstand die spektakuläre Teufelsbrücke, eine Bogenbrücke, die eine tiefe Schlucht überspannt, Felsgrotten schufen eine dem romantischen Geist der Zeit entsprechende Stimmung. 1853 wurde die neugotische Meinradskapelle bei der Ere-

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F Ü R S T L I C H E R PA R K I N Z I G K O F E N Der Fürstliche Park in Inzigkofen ist frei zugänglich. Gemeinde Inzigkofen en Ziegelweg elweg 2 72514 14 Inzigkofen www.inzigkofen.de nzigkofe Unternehmensgruppe ppe Fürst von Hohenzollern Karl-Anton-Platz 2 72488 Sigmaringen www.hohenzollern.de

Zwischen der Kirche und dem von Fürstin Amalie Zephyrine als Witwensitz genutzten Amtshaus befindet sich das neoklassizistische Teehaus.

te eine private „Schlossresidenz“, das Teehaus mit seiner neoklassizistischen Schaufassade dient der Katholischen Kirchengemeinde Inzigkofen als Gemeindesaal. Der außerhalb der Klostermauern gelegene Park ist nach wie vor im Besitz des Fürstenhauses.

Der Sigmaringer Prinzengar ten mitage auf der gegenüber liegenden Seite des Flusses erbaut. Die Revolution von 1848 bedeutete einen tiefen Einschnitt für den Fürstlichen Park in Inzigkofen. Auch der Sigmaringer Fürst verzichtete zwei Jahre später zugunsten der preußischen Krone. Waren die Anlagen in Inzigkofen bis dahin der fürstlichen Familie vorbehalten gewesen, wurde nun „jedem ordentlichen Menschen das Lustwandeln in den hiesigen Anlagen gestattet“ – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Konventbau des Klosters ist seit 1948 ein Volkshochschulheim untergebracht; 2002 wurden die Klostergebäude von der Gemeinde Inzigkofen erworben. Neben der Klosterkirche lohnen das Klosterund ein Bauernmuseum den Besuch. Das Amtshaus ist heu-

Egal von welcher Seite man sich Sigmaringen nähert, erblickt man als Erstes das mächtige Schloss, das sich auf einem steilen Felsen über der Donau erhebt. Die prächtigen Innenräume des Schlosses, das nach wie vor im Besitz der fürstlichen Familie ist, können bei Führungen besichtigt werden. Reiche Kunstschätze birgt das benachbarte Fürstliche Museum. Ein Besuch in Sigmaringen sollte aber nicht auf das Schloss beschränkt bleiben; noch immer atmet die Stadt das weitgehend geschlossene Bild einer fürstlichen Residenz des 19. Jahrhunderts. Nach seiner Abdankung zugunsten der preußischen Krone hatte Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen 1850 wie sein Hechinger Vetter die nun ehemalige Resi-

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Im Sigmaringer Prinzenbau residiert heute das Staatsarchiv. Blick zu der balustradengesäumten Terrasse des oberen Parterres.

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denzstadt verlassen – allerdings nicht, um sich wie dieser zur Ruhe zu setzen und nur noch den Künsten zu leben. Bis 1856 wirkte Karl Anton als Divisionskommandeur in Düsseldorf, danach als preußischer Gesandter in Paris, ehe er 1858 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt wurde; ein Amt, das er bis 1862 innehatte. Als Kommandierender General wirkte er im Anschluss neuerlich in Düsseldorf. Erst 1871 richtete er seinen Hof wieder im heimischen Sigmaringen ein. Für die Stadt bedeutete die Rückkehr des Fürsten eine enorme Aufwertung, auch wenn er nicht mehr der souveräne Landesherr war wie bis 1850. Im weiteren Zusammenhang der neuerlichen Etablierung des Hofs ist auch die Anlage des Prinzengartens zu sehen. Schöpfer des Prinzengartens war der fürstliche Gartendirektor Heinrich Grube. Der gebürtige Düsseldorfer studierte an der Bauschule der Kunstakademie in seiner Heimatstadt sowie an der Königlichen Gärtner-Lehr-Anstalt in Potsdam. Nach Abschluss seiner Ausbildung arbeitete Grube unter anderem in Berlin und Köln. 1864 wurde er von Kaiser Maximilian I. von Mexiko zum „Gartendirektor der kaiserlichen Besitzungen“ ernannt. Doch bereits 1867 kehrte er zurück. Da Fürst Karl Anton von Hohenzollern-SigmarinPrächtiges Fabeltier als Volute an einer steinernen Sitzbank auf der Terrasse des oberen Parterres.

gen damals in Düsseldorf stationiert war, ist es gut möglich, dass ihn die räumliche Nähe auf Grube aufmerksam werden ließ. Am 30. Juni 1867 wurde er zum fürstlichen Gartendirektor ernannt. In den folgenden Jahren erhielt Grube die Möglichkeit, zahlreiche beispielhafte Gartenanlagen in Deutschland kennenzulernen, um diese Impulse an seiner neuen Wirkungsstätte einsetzen zu können. Zu den Anlagen, die Grube in Sigmaringen gestaltete, gehört allen voran der Prinzengarten – so genannt, weil er dem Prinzenbau zugeordnet war, der erbprinzlichen Residenz. Heute ist in dem langgestreckten Gebäudekomplex das Staatsarchiv Sigmaringen untergebracht. Auf seiner Rückseite tritt man zunächst in einen Terrassengarten mit formal angeordneten Beeten, Sitzgruppen und Springbrunnen. Von diesem oberen Parterre blickt man von der balustradengesäumten Terrasse auf das als Pendant gestaltete untere Parterre und den – sich in einem langsam aufweitenden Band anschließenden – eigentlichen Park, der im

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Im Wasser des zentral gelegenen Weihers spiegeln sich die mächtigen Bäume des Prinzengartens. Eine Sichtachse verbindet den Weiher mit dem Sigmaringer Schloss.

Stil eines englischen Landschaftsgartens gestaltet ist. Der Prinzengarten ist von leicht geschlängelten Wegen erschlossen, im Zentrum liegt ein Weiher, von dem aus sich schöne ne Blickbeziehungen zum Prinzenbau und zum Schloss am Horizont ergeben. Im Jahr 2013 wird die Stadt Sigmariingen Ausrichter einer sogenannten Kleinen Gartenscha au d. sein, in die auch der Prinzengarten einbezogen sein wird Die 2007 begonnene Sanierung des Parks wird dann ihren Abschluss finden.

PRINZENGARTEN SIGMARINGEN Der Prinzengarten in Sigmaringen ist frei zugänglich. zugänglich Tourist-Info Sigmaringen ng Schwabstraße wabst 1 72488 88 Sigmaringe Sigmaringen www.sigmaringen.de igmarin Schloss Sigmaringen gen Karl-Anton-Platz 8 72488 Sigmaringen www.hohenzollern.de/schloss-sigmaringen Öffnungszeiten: November bis Februar 10 –15.30 Uhr, März – April 9.30 –16 Uhr, Mai – Oktober 9 –17 Uhr

Schlosspark Donaueschingen Ein fürstlicher Park für die Donau Die architektonisch gefasste Donauquelle im Donaueschi Donaueschinger Schlosspark chlosspark ist das Ziel von Besuchern aus ganz Europa. D Doch wäre es schade, den weitläufigen Park auf diese Attrakti Attraktion zu reduzieren. eduzie

Obwohl die Fürsten von Fürstenberg zu den größten Territorialherren im deutschen Südwesten gehörten, entgingen sie 1806 nicht der von Napoleon I. erzwungenen politischen Flurbereinigung. Der größte Teil ihres Landes wurde damals dem Großherzogtum Baden zugeschlagen, ein kleinerer dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. Doch

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änderte dies nichts an der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung des Donaueschinger Fürstenhauses. Die enge Freundschaft zwischen Fürst Karl Egon IV. und Kaien serr W Wilhelm II. führte Ende des 19. Jahrhunderts im Gegenteil dazu, d dass Donaueschingen häufig im Mittelpunkt des gesellschaftlichen esell Interesses im Kaiserreich stand. Dem entsprach h auch der aufwendige Umbau des Schlosses inklusive all aller nur erdenklichen technischen Finessen – von der Toilette mit Wasserspülung bis zu elektrischen Aufzügen Toile und Telefonanschluss – zwischen 1893 und 1896. Zwar un wird das Schloss seit 1997 wieder von der fürstlichen Familie bewohnt, doch können die interessantesten Innenräume in den Sommermonaten im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Aufgrund der privaten Nutzung kann auch der unmittelbar vor dem Schloss gelegene Teil des Parks nicht (mehr) besichtigt werden. Doch das stört den Gesamteindruck nicht, hat man doch von der Terrasse der Stadtkirche St. Johannes aus einen schönen Blick auf diesen formalen Garten mit seinen symmetrisch angelegten Wegen, gusseisernen Laternen, weißen Bänken, großen Vasen und dem kleeblattförmigen Brunnen im Zentrum. Im Jahr 1488 gelangte Donaueschingen in den Besitz des Hauses Fürstenberg, seit 1577 diente es der damals gräflichen und später fürstlichen Familie als Hauptresidenz. Zu einer Residenz gehörte neben dem 1552 neu erbauten Schloss natürlich auch ein Garten. Zwar wissen wir nicht, wie dieser ausgesehen hat – dass es aber einen gegeben hat, kann man aus der Tatsache schließen, dass in den Rechnungen stets Ausgaben für einen Hofgärtner auftauchen. 1677/78 werden dann ausdrücklich Lust-, Kuchel-, Fisch-, Fasanen- und Hundsgarten erwähnt. Die Anfänge des eigentlichen Schlossparks jenseits der Brigach gehen auf die Regierungszeit der Fürsten Joseph Wenzel (1762 –1783) und Joseph Maria Benedikt (1783 –

Seit einigen Jahren wird das Donaueschinger Schloss wieder von der fürstlichen Familie bewohnt. Der heutige Bau entstand zwischen 1893 und 1896.

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Das Parterre vor dem Schloss ist, typisch für die Gründerzeit, formal gestaltet. Erst danach geht der Park in einen Landschaftsgarten über.

1796) zurück. Dabei war die Ausgangssituation nicht leicht: Das Gelände war sumpfig und oft überschwemmt; es fehlte an natürlichen Erhebungen, sodass umfangreiche Erdbewegungen notwendig waren, um künstliche Hügel aufzuschütten. Joseph Freiherr von Auffenberg, der von 1791 bis 1816 für die fürstlichen Anlagen verantwortlich war, erinnerte in einem Vortrag 1810 daran, dass das

Gelände des Schlossparks sich „einst allein durch seine mephistischen Ausdünstungen“ und seine „sterile Ansicht besonders ausgezeichnet habe“. Dazu kam als Herausforderung das raue Klima auf der Hochebene der Baar.

Wo d i e D o n a u i h r e n U r s p r u n g h a t Hauptanziehungspunkt des Parks ist seit jeher die Donauquelle direkt neben dem Schloss. Wer zum ersten Mal davor steht, mag sich über die Bezeichnung „Quelle“ wundern,

Kaiser Wilhelm II. 1910 einen tempelartigen Aufbau setzen zur Erinnerung an seine vielen Besuche in Donaueschingen. Der Architrav trägt die Inschrift: „Die Quelle der Donau hat ausgeschmückt / der Kaiser der Deutschen / Wilhelm II., Sohn Friedrichs / Enkel des großen Wilhelm“. Die Marmorgruppe über der Donauquelle geht zurück auf das Jahr 1896, ist also im Zusammenhang mit dem großen Umbau des Schlosses zu sehen. Sie stammt von dem Schwarzwälder Bildhauer Adolf Heer und stellt die Mutter Den tempelartigen Aufbau über der Austrittsstelle des Donaubachs in die Brigach stiftete Kaiser Wilhelm II. 1910.

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Ziel zahlloser Reisender: die gefasste Donauquelle im Schlosspark von Donaueschingen. Im Hintergrund die Marmorgruppe von Adolf Heer.

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scheint es sich doch eher um einen Brunnen zu handeln. Denn das Wasser fließt offenbar überhaupt nicht ab. Doch weit gefehlt: Tatsächlich handelt es sich um eine Karst-Aufstoß-Quelle, der das Donaubächlein entspringt. Auf alten Darstellungen des 18. Jahrhunderts sieht man auch noch, wie sich dieses Bächlein seinen Weg durch den Schlosspark bahnt, um schließlich in die Brigach zu münden, deren Vereinigung mit der Breg dann nicht nur sprichwörtlich die Donau zuweg bringt. Über die Austrittsstelle des schon im 19. Jahrhundert verdohlten Donaubachs in die Brigach ließ

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Wasser ist ein zentrales Element des Donaueschinger Schlossparks; Wasserläufe, Brücken und Weiher prägen das Erscheinungsbild.

Baar dar, die der jungen Donau den Weg weist. Das Parterre vor dem Schloss wurde damals durch ein schmiedeeisernes Gitter von der Donauquelle getrennt – im Prinzip war es damit die gleiche Situation, wie sie sich heute darstellt. Der einzige Zugang zur Donauquelle eröffnet sich über steile Treppen von der Straße her, die hinter dem Schloss und der Stadtkirche vorbeiführt. Zahlreiche Tafeln in den unterschiedlichsten Sprachen wurden von Besuchern aus den Anrainerstaaten der Donau angebracht und verweisen auf das Völker verbindende Element des längsten europäischen Flusses.

Wa s s e r w e g e Von der Donauquelle geht es zurück auf die Terrasse der Stadtkirche und von dort durch die in den vergangenen Jahren sehr schön sanierte Donaueschinger Altstadt. Hat man die beiderseits von großen, alten Bäumen eingefasste Brigach überquert, sind es nur noch wenige Schritte nach links und schon ist man im Park. Die weitläufige Anlage ist gekennzeichnet von geschwungenen Wegen, zwei Seen und Wasserläufen. Ein besonderes Charakteristikum des Donaueschinger Parks sind die verstreut aufgestellten Denkmäler. Der kleinere der beiden Seen ist der 1863 angelegte und mit Forellen besetzte Paulinenweiher am südlichen Rand des Parks. An diesem vorbei kommt man zur Jubiläumssäule,

Am romantischsten ist der Donaueschinger Schlosspark rund um den größeren der beiden Seen, in dem sogar zwei kleine Inseln Platz gefunden haben: die Elisabethen-Insel und die Pfauen-Insel. Am 7. Mai 1861 starb Fürstin Elisabeth von Fürstenberg im Alter von nur 37 Jahren; zu ihrem Andenken ließ der Witwer, Fürst Karl Egon III., ein Denkmal setzen: einen Engel, der versonnen in den Himmel blickt, ein Kreuz in der Hand und dazu die Inschrift: „Der Gerechte ist auch in seinem Tode getrost.“ Die zweite Insel hat ihren Namen von den dort angesiedelten Pfauen. Im Jahr 1791 ließ Fürst Karl Joachim diese antikisierende Vase als Denkmal für den Dichter Gotthold Ephraim Lessing aufstellen.

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Blick zur Elisabethen-Insel, der kleineren der beiden Inseln im Schlosspark.

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aufgestellt zur Erinnerung an die Silberne Hochzeit des Fürstenpaars Karl Egon II. und Amalie geb. Prinzessin von Baden 1843. Dementsprechend ist die von einem Adler gekrönte Säule aus rotem Sandstein mit einem fürstenbergisch-badischen Allianzwappen geschmückt. Um das Denkmal wurden 25 Eichen gepflanzt – für jedes Ehejahr des Fürstenpaars eine. Über 40 Jahre lang war Johann Wenzel Kalliwoda Hofkapellmeister in Donaueschingen – von 1822 bis 1866, unterbrochen nur von der Revolution 1848/49. In dieser Zeit komponierte er die Fürstenberger Hymne, brachte Franz Liszt und Robert Schumann nach Donaueschingen. Grund genug für ein Denkmal, das dem Komponisten 1902 gewidmet wurde; ein Granitblock mit seinem Porträt. Obwohl keine eigene Landesherrschaft mehr ausübend, sollte die Hofkapelle den Residenzcharakter Donaueschingens über die Mediatisierung hinaus unterstreichen.

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Auf der Elisabethen-Insel befand sich ursprünglich ein Denkmal für Gotthold Ephraim Lessing: 1791 aufgestellt, war es das erste Denkmal überhaupt, das dem zehn Jahre zuvor verstorbenen Dichter gewidmet wurde. Prinz bzw. Fürst Karl Joachim von Fürstenberg war theaterbegeistert und ließ im Donaueschinger Schlosspark ein Naturtheater anlegen und eben auch ein Denkmal für den „Autor der Emilia Galotti“ setzen. Von der Elisabethen-Insel wurde das Denkmal in n Form einer antikisierenden Vase 1861 einige Schritte weite ter östlich in den Park versetzt, wo es sich bis heute befind det. Schließlich sei Besuchern des Parks empfohlen, noch bis zum Zusammenfluss von Brigach und Breg weiterzugehen n– hier beginnt nun unwiderruflich der Lauf der Donau. Dass „Danubia“-Monument von Franz Xaver Reich besteht aus drei Figuren: einer größeren, die die Donau darstellt, und zwei kleineren: Brigach und Breg, die aus den Urnen, die sie im Arm halten, Wasser in ein ovales Becken gießen.

Wie es im Sprichwort heißt: „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg.“ Der Zusammenfluss der beiden Quellflüsse befindet sich nur wenige hundert Meter östlich des Schlossparks. Im Hintergrund das „Danubia“-Monument.

S C H L O S S PA R K D O N A U E S C H I N G E N Der Schlosspark von Donaueschingen ist – mit Ausnahme des Pleasuregrounds – vor dem Schloss tagsüber frei zugänglich. zugänglic Das Schloss Donaueschingen ist ganzjährig für angemeldete Gruppen im Rahmen ahmen von Führungen (Mindestzahl zehn Personen) zugäng zugänglich. Fürstlich Fürstenbergische ergische Sammlungen Sam Am Karlsplatz 7 78166 Donaueschingen Donauesching Telefon 0771/86563 www.fuerstenberg-kultur.de www.haus-fuerstenberg.de Öffnungszeiten: April bis November Dienstag bis Samstag 10 –13 und 14 –17 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 –17 Uhr

Insel Mainau Ein schwedischer Graf und sein kleines Paradies Über ber 1,5 Millionen Besucher zählt die Insel Mainau jähr jährlich. Die Blütenpracht von Frühjahr bis Herbst sowie die her herrliche Lage im Bodensee sind die Garanten dieses Erf Erfolgs. Doch die Insel el hat auch eine reiche Geschichte zu bieten – von den Römern bis zum Haus Bernadotte, das die Geschicke k d der M Mainau bis heute leitet. Der Bodensee ist ein uraltes Siedlungsgebiet. Davon zeugen etwa die Pfahlbauten in Unteruhldingen. Doch auch auf der Insel Mainau fanden Archäologen eine Siedlung aus der Jungsteinzeit. Später kamen die Römer, die ein Kastell errichteten, und nach ihnen die Alamannen und die Franken. Im 8. Jahrhundert gelangte die Mainau in den Besitz der mächtigen Benediktinerabtei Reichenau. Der Niedergang dieses Klosters führte schließlich 1271 zum Übergang an den Deutschen Orden, der dort eine Kommende der Provinz Elsass-Burgund einrichtete.

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Über fünf Jahrhunderte blieben die Ordensritter die Herren der Insel. Ihre Spuren sind nicht zu übersehen, denn Schloss und Schlosskirche sind Bauten aus ihrer Zeit. Errichtet wurde das Ensemble zwischen 1732 und 1746 durch den berühmten Ordensbaumeister Johann Caspar Bagnato. Das Schloss, eine schlichte, aber sehr harmonisch wirkende Dreiflügelanlage, liegt am östlichen Ende der Insel hoch über dem kleinen Hafen. Noch immer prangen die Wappen

des Hochmeisters Clemens August von Bayern, des Landkomturs Philipp von Froberg und des Mainaukomturs Friedrich von Baden am Giebel der Westseite. Die SchlossF kirc rche St. Marien bezaubert in ihrem Inneren durch farbenfrohe he Wandmalereien. Eiinen Lustgarten im französischen Stil mit kunstvoll besch hnittenen Buchsbäumen und Springbrunnen gab es im Ausklang der Deutschordenszeit lediglich vor dem Schloss Auskl und auf der Terrasse des heutigen Rosengartens; der Rest der Insel wurde landwirtschaftlich genutzt: Es gab Ackerflächen, In Obst- und Weinbau. Wein wurde auf der Mainau schon im 13. Jahrhundert angebaut. Und die Qualität scheint von Anfang an hoch gewesen zu sein. In einer Beschreibung des 17. Jahrhunderts heißt es jedenfalls, dass der gute Tropfen von der Mainau den besten am Bodensee in nichts nachstehe. Auch heute wird noch bzw. wieder Wein auf der Insel angebaut, auf einem nach Südwesten ausgerichteten Hang unterhalb der Großherzog-Friedrich-Terrasse. Ein Lehrpfad informiert über den Weinbau am Bodensee. Eine schlimme Zeit für die Mainau war der Dreißigjährige Krieg. Nach der Niederlage des Heerführers der Katholischen Liga, Johann Tserclaes Graf Tilly, gegen Gustav II. Adolf in der Schlacht von Breitenfeld bei Leipzig am 17. September 1631 drangen die Schweden weit nach Süden vor. Am Bodensee wurde die Mainau zu einer Art schwimmenden Festung ausgebaut und zum Rückzugsort für den normalerweise in Mergentheim residierenden Hoch- und Deutschmeister Johann Caspar von Stadion. Auch die kaiserliche Garnison von Überlingen wurde zeitweise auf die Mainau verlegt. Während das am gegenüberliegenden Ufer befindliche Meersburg schon 1632 erstmals von den Schweden erobert worden war, wurde der erste Angriff der Schweden auf die Mainau im gleichen Jahr noch zurückgeschlagen. Erst 1647 kam es dann zu einem

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neuerlichen Angriff, vor dem die wenigen verbliebenen Ordensritter nach wenigen Tagen kapitulierten. Als die Besatzer zwei Jahre später wieder abzogen, nahmen sie alles mit, was irgendwie wertvoll erschien. Dazu soll der Überlieferung zufolge auch das später sogenannte Schwedenkreuz gehören. Die bronzene Kreuzigungsgruppe stammt aus dem Jahr 1577. Als die Schweden sie abtransportieren wollten, hatten sie wohl deren Gewicht unterschätzt. Schließlich sollen sie das Kreuz im seichten Wasser haben liegen lassen – an genau der Stelle, an der es dann aufgerichtet wurde und von wo es bis heute als Wahrzeichen die Besucher begrüßt, wenn sie vom Festland über den Steg zur Mainau hinübergehen. Wie alle geistlichen Herrschaften fiel die Deutschordens-Komturei auf der Insel Mainau 1803 der Säkularisation zum Opfer. Die Insel gelangte damals an das Haus Baden, das mit dem weit von seiner Residenzstadt Karls-

Das Schloss auf der Insel Mainau ist eine Dreiflügelanlage, die zwischen 1739 und 1744 durch den Ordensbaumeister Johann Caspar Bagnato errichtet wurde.

ruhe gelegenen Besitz wenig anzufangen wusste. Die Gartenanlagen der Mainau wurden verpachtet, und Bewohner der umliegenden Orte legten dort ihre Krautländer an. Im Lustgarten der Ordensritter wuchsen Kartoffeln und Klee. Unter Großherzog Karl wurde zwar 1816 kurzzeitig erwogen, einen englischen Landschaftspark auf der Mainau anzulegen, doch wurde dieser Gedanke bald wieder fallengelassen, da er so kurz nach den Napoleonischen Kriegen „den jetzigen drangvollen Zeitverhältnissen“ nicht angemessen erschien. 1827 entschied sich das Haus Baden, die Mainau zu verkaufen. Der neue Besitzer Nikolaus Fürst Esterházy de Galantha machte sich bald mit großem Eifer daran, die Insel nach seinen Vorstellungen umzugestalten. So schuf er den heutigen großzügigen Schlosshof, indem er Wirt-

tenbau und verkaufte die Insel 1839 an Luise Gräfin Langenstein, die morganatische (das heißt nicht standesgemäße) Gemahlin Großherzog Ludwigs I. von Baden. Schließlich fiel die Mainau 1850 an deren gleichnamige Tochter, die mit dem Grafen Douglas verheiratet war.

Friedrich I. von Baden begründet die Baumsammlung

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Der Gärtnerturm ist einer der beiden erhaltenen Wehrtürme der Insel. Die Stelle des Burggrabens nimmt heute ein Blumengarten mit ornamental bepflanzten Beeten ein.

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schaftsgebäude verlegte, die Wälle niederreißen und die Gräben auffüllen ließ. Nur noch drei Türme künden heute von den alten Befestigungsanlagen und wirken dabei eher wie märchenhafte, romantische Relikte: der Gärtnerturm gegenüber dem Ehrenhof des Schlosses, der Schwedenturm am Weinberg und der Comtureyturm am Hafen, der Stumpf eines mittelalterlichen Wohnturms. Der Fürst mit dem berühmten Namen pflanzte zudem die ersten exotischen Bäume und legte damit die Grundlage für eine parkartige Gestaltung der Mainau, doch starb er bereits 1830. Sein Sohn zeigte wenig Neigung zum Gar-

Eine entscheidende Wende nahm das Schicksal der Mainau dann 1853: Großherzog Friedrich I. von Baden, damals noch Regent für seinen regierungsunfähigen Bruder, erwarb die Mainau für 130 000 Gulden und machte die „schönste Insel der ganzen deutschen Erde“ zu seiner Sommerresidenz. Friedrich I. regierte über ein halbes Jahrhundert lang, und dementsprechend nachhaltig waren seine Spuren auf der Mainau. So ist der große, alte Baumbestand in der Inselmitte durch den Großherzog als Arboretum – also als Baumsammlung – angelegt worden. Vor allem exotische und mediterrane Pflanzen ließ der Großherzog anpflanzen: Mammutbäume, Atlas- und Libanonzedern, Metasequoien; insgesamt über 500 verschiedene Arten von Laub- und Nadelgehölzen finden sich dort heute. Im Jahr 1856 stellte Friedrich einen eigenen Hofgärtner für die Mainau ein: Ludwig Eberling, der die Insel bis zu seinem Tod gärtnerisch betreute und dem Großherzog ein enger Vertrauter wurde. Schon damals wurde die Mainau teilweise für Besucher geöffnet. Ebenfalls noch auf Friedrich I. geht der Rosengarten auf der Südseite des Schlosses mit seinen Laubengängen und Pergolen zurück. Nicht nur die namengebenden Rosen (inzwischen über 1200 Sorten) gibt es hier, sondern auch Strelitzien, Agaven, Bougainvilla, Kastanien und Zypressen. Skulpturen stellen die vier Jahreszeiten dar. In dem Geviert fanden auf Anregung der Großherzogin Luise,

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Im Arboretum lassen sich nicht nur Baumriesen und -exoten bewundern. Da die Bäume locker gepflanzt sind, ist dazwischen auch Platz für üppig blühende Blumenwiesen.

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einer Tochter Kaiser Wilhelms I., Dichterlesungen statt. Einen modernen Akzent setzt die Vogelplastik von Marianne Kießelbach in der benachbarten Brunnenarena. Tropisch wird es in dem 1998 fertiggestellten, neuen Palmenhaus, das direkt an die Kirche anschließt. In früheren Jahren wurde das Palmenhaus im Sommerhalbjahr abgebaut, doch derzeit bleibt es (mindestens bis 2016) das ganze Jahr über stehen. Neben den namengebenden Palmen gibt es dort Zitrusbäume, Orangen, Orchideen. Einige der Bäume sind noch von Großherzog Friedrich I. auf die Mainau gebracht worden. Exotische Vögel sorgen für die passende akustische Untermalung. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden tropische Gewächse in den Schlossparks normalerweise in Kübel gepflanzt und im Winter in die Orangerie gebracht. Großherzog Friedrich I. ließ die Palmen, Orangen- und Zitronenbäume der Mainau dagegen direkt in den Boden setzen und im Winter mit zunächst provisorischen Bretterverschlägen vor der Kälte schützen. Damit war das Prinzip der abbaubaren Orangerie geboren, wie es im Grundsatz bis heute besteht. Mit dem Tod Friedrichs I. 1907 ging in Baden eine Ära zu Ende. Das gilt für die Mainau im Besonderen. Der neue Großherzog Friedrich II. hatte selbst kein Interesse an dem Eiland im Bodensee und übergab es seiner Schwester Viktoria, die in ebendiesem Jahr Königin von Schweden wurde. Doch bestimmt wurde das Schicksal der Mainau in der Folge zunächst noch von der Großherzogin-Witwe Luise. Sie verbrachte die Sommer bis zu ihrem Tod 1923 regelmäßig auf der Mainau. Dabei sollte alles so bleiben, wie es unter ihrem Mann gewesen war; nichts durfte verändert werden. Dies betraf auch den Park. Besonders reizvoll ist ein Spaziergang entlang des sonnenver wöhnten Südufers. Bänke laden zum Ver weilen und zum Blick auf den See ein.

Lennar t Bernadotte und sein Inselparadies Nach dem Tod Königin Viktorias von Schweden 1930 erbte deren zweitältester Sohn Wilhelm die Insel Mainau, doch trat er dieses Erbe nur widerwillig an: Die Mainau war zu weit weg von Schweden, der Garten glich einem „Dschungel“, und auch das Schloss schien allenfalls für sommerliche Aufenthalte geeignet zu sein. Sein Sohn Lennart (1909 – 2004), der die Geschicke der Mainau in den folgenden Jahrzehnten prägen und die Insel zu einem botanischen Paradies machen sollte, erinnerte sich: „Als mein Vater und ich die Mainau erbten, haben wir zunächst die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Wir wussten ja, wie es da aussah … Ein Wirrwarr gemischter Vegetation, wo exotische Einschläge nach Atem rangen. Eine Insel, die genauso gut auf dem Land hätte liegen können, da man beinahe nirgendwo den See sehen konnte.“ Lennart Bernadotte erklärt auch, warum die Jahre des gezielten Stillstands unter der Großherzogin Luise fatale Folgen hatten: „Wenn man einen Park aufbaut, pflanzt

man zunächst immer mehr Bäume, als man zum Schluss wirklich braucht, dadurch sieht es zu Anfang nicht so kahl aus. Später kann man die besten und kräftigsten Bäume als Parkbäume aussuchen. Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich der Park auf der Mainau in dem sensiblen Zustand, in dem man hätte lichten müssen.“ Doch ebendies war nicht geschehen. Und trotzdem: Als ihn sein Vater fragte: „Kannst du dich nicht um das Elend kümmern“, sagte Lennart zu, sah er doch die Möglichkeit, mit seinen 21 Jahren etwas selbstständig gestalten zu können. Dass die Mainau aber sogar zum Lebensmittelpunkt Lennarts wurde, hatte eine weitere Ursache: Am 20. Februar 1932 heiratete er Karin Nissvandt, die zwar aus einer angesehenen schwedischen Fabrikantenfamilie stammte, aber eine Bürgerliche war. Lennart blieb keine andere Wahl, als auf Titel und Thronrechte zu verzichten. Einen Adelstitel bekam er erst wieder 1951, als ihn seine Tante – Großherzogin Charlotte von Luxemburg – zum Grafen von Wisborg machte. Diesen Titel trägt die Familie bis heute. Die Insel Mainau bot sich als geradezu idealer Rückzugsort für das junge Paar an. 1932 erhielt Lennart Bernadotte den Besitz von seinem Vater übertragen und zog mit seiner Frau an den Bodensee. Dabei war er zunächst von den mit der Mainau verbundenen land- und forstwirtschaftlichen Besitzungen als alleiniger ökonomischer Basis ausgegangen. Doch bereits 1935 wurde auf der Mainau ein erstes kleines Wirtshaus errichtet, 1936 folgte der Bau der heutigen Schwedenschänke als zentralem gastronomischen Betrieb. Dieser Ausbau der Infrastruktur ging einher mit dem Bestreben, die Saison auf der Mainau so lang wie möglich zu gestalten. „Irgendwann“, schreibt Lennart Bernadotte in seinen Memoiren, „kam mir der Gedanke, dass die großen Uferwiesen an der Südseite der Insel besser genutzt werden könnten. Geeignet für Frühjahrsblumen im Früh-

Die „Italienische Blumen-Wassertreppe“ schwelgt in den üppigsten Farben.

ling und Herbstblumen im Herbst. Nach und nach wurde die Vegetation mit Tulpen, Narzissen und anderen Zwiebelgewächsen erweitert, sodass die Mainau im Frühling ein einziges Blumenmeer ist. Was natürlich erfordert, dass im Herbst 600 000 neue Zwiebeln in Beete und Rasenflächen gesetzt und alte ausgegraben werden mussten.“ Im Frühjahr blühen allein 550 verschiedene Tulpen-, 200 Narzissen- und über 80 Hyazinthensorten. Die Lücke zwischen Tulpen- und Rosenblüte wird durch Rhododendren geschlossen, Dahlien und Orchideen verlängern die

Blütenpracht auf sieben Monate im Jahr. Am beeindruckendsten ist diese Blütenpracht im Süden der Insel, im Bereich der 1982 eingeweihten, steil abfallenden BlumenWassertreppe, die unverkennbar italienische Renaissancegärten zum Vorbild hat. Hat man die Italienische Blumen-Wassertreppe und den daneben gelegenen Dahlienhügel mit seinen über 20 000 Blumen passiert, folgt die Promenade der Wild- und Strauchrosen, die unterhalb des Weinbergs endet. Ein Blickfang nicht nur für Kinder sind die Blumenskulpturen wie der in Nähe des Kräutergartens sein imaginäres Rad schlagende Pfau. Apropos Kinder: Für Familien ist die Mainau ein ideales Ausflugsziel mit zahlreichen Attraktionen. Es gibt – für Erwachsene wie Kinder gleichermaßen faszinierend – ein Schmetterlingshaus, in dem rund 40 exotische Arten aus nächster Nähe beobachtet werden können, eine Ponyreitbahn, einen Streichelzoo und einen Abenteuerspielplatz, der diesen Namen auch verdient hat und in dem selbstverständlich das Element „Wasser“ eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Währenddessen können die Eltern unter den knorrigen Platanen am Seeufer entspannen. Als Lennart Bernadotte die Insel Mainau 1932 übernahm, war dies alles noch Zukunftsmusik. Und es hätte nicht viel gefehlt, dass es das auch geblieben wäre. 1939 kehrte der junge Herr der Insel nach Schweden zurück, wo

Insel Mainau Mainau GmbH 784 8465 Insel nsel Ma Mainau Telefon 07531/ 07531/303-0 www www.mainau.de Öffnungszeiten: nungszeiten: Die Gartenanlagen der Insel Mainau si sind ganzjährig von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang geöffnet (Schloss M Mainau 10 –17 7 Uhr Uhr, Schme Schmetterlingshaus 10 –17 Uhr, h Palmenhauss 9 – 21 Uhr) Uhr).

Berühmt ist die Mainau für ihre kunstvollen Blumenfiguren; hier schlägt ein Pfau sein prächtiges Rad.

er die Kriegsjahre verbrachte. Doch bereits 1945 kam er wieder auf die Mainau – und fragte besorgt: „Stehen meine Bäume noch?“ Sie standen noch, und von 1952 an wurde die Insel für Lennart Bernadotte zur Heimat und zum Lebensinhalt. Hier lernte er auch seine zweite Frau Sonja kennen, deren Vater Verwaltungsdirektor der Mainau war. 1972 fand die Hochzeit statt. Zwei Jahre später wurde die Mainau in eine Stiftung eingebracht, um das Paradies auch für künftige Generationen erhalten zu können. Von 1987 bis 2007 lenkte Sonja Bernadotte die Geschicke der Mainau GmbH als Geschäftsführerin, seither hat ihre älteste Tochter Bettina (geb. 1974) dieses Amt inne, während ihr ältester B So ohn Björn der Lennart-Bernadotte-Stiftung vorsteht. Lennarrt Bernadotte verstarb 2004 im hohen Alter von 95 Jahren; nur vier Jahre später starb seine zweite Frau Sonja. Geblieben n ist ihr Werk: das Inselparadies Mainau im Bodensee.

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Literatur in Auswahl

Rosemarie Stratmann-Döhler/Harald Siebenmorgen, Das Karlsruher Schloss, Karlsruhe 1996.

Allgemeine Literaturhinweise

Sigrid Gensichen/Ulrike Grimm/Manuel Bechtold, Sandra Eberle, Schloss Favorite Rastatt mit Garten und Eremitage, München/Berlin 2007. Staatsanzeiger-Verlag/Staatliche Schlösser und Gärten (Hg.), Extra schön. Markgräfin Sibylla Augusta und ihre Residenz. Ausstellungskatalog, Stuttgart 2008. Staatsanzeiger-Verlag/Staatliche Schlösser und Gärten (Hg.), Sibylla Augusta. Ein barockes Schicksal, Stuttgart 2008.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 2011 by Primus Verlag, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Einbandgestaltung: Jutta Schneider, Frankfurt a. M. Einbandabbbildung: Figurengruppe im Schlosspark von Schloss Rosenstein in Stuttgart, © picture-alliance / Bildagentur Huber

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Abbildungen: Karte auf S. 4: Peter Palm, Berlin; S. 7, 11, 13: nach: Vercelloni, Geschichte der Gartenkultur, Darmstadt 2010; S. 9: (LMZ) Landesmedizinzentrum Baden-Württemberg; S. 26 (unten) und S. 27: Petra Bachmann, Weinheim; alle anderen Fotos: Uwe A. Oster Gestaltung und Satz: Petra Bachmann, Weinheim Printed in Germany www.primusverlag.de ISBN: 978-3-89678-846-7 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): ISBN 978-3-86312-625-4 eBook (epub): ISBN 978-3-86312-626-1