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German Pages 608 Year 2020
Jörn Bohr | Gerald Hartung (Hg.)
FOR SCH U NG SGRU N DL AGE N
WILHELM WINDELBAND Meiner
Jörn Bohr | Gerald Hartung (Hg.)
FORSCHUNGSGRUNDLAGEN
WILHELM WINDELBAND
F E L I X M E I N E R V E R L AG H A M BU RG
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. ISBN 978-3-7873-3867-2 ISBN eBook 978-3-7873-3888-7
Umschlagabbildung: Wilhelm Windelband, Porträtaufnahme um 1900, © akg-images Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Bergischen Universität Wuppertal © Felix Meiner Verlag Hamburg 2020. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, s oweit es nicht §§ 53, 54 UrhG ausdrücklich gestatten. Satz: Frederik Schlup kothen. Druck und Bindung: Druckhaus Köthen. Werkd ruckpapier: alterungsbeständig nach ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706, hergestellt aus 100% chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany.
Inhalt 1
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Chronik biographischer Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Annotierte Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 5.1 Primärtexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 5.2 Hinweise, nicht Erschienenes . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
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Doxographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
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Briefe und Schreiben von und an Windelband 7.1 1871–1878 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 1880–1889 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 1892–1899 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 1900–1909 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5 1910–1915 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Notizhefte und -bücher Windelbands im Besitz der Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai, Japan . . . . . . . . . . 419
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Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1 Überlieferungsgeschichte des Inhalts dieses Bandes . 9.2 Editorische Prinzipien und Gestaltung der Ausgabe 9.3 Zur Entstehung der Texte dieses Bandes . . . . . . . 9.4 Technische Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.5 Abkürzungen und Siglen . . . . . . . . . . . . . . . .
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435 435 439 440 442 443
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Inhalt
10 Anmerkungen der Herausgeber Anmerkungen zu Abschnitt 4.0 . Anmerkungen zu Abschnitt 7.1 . Anmerkungen zu Abschnitt 7.2 . Anmerkungen zu Abschnitt 7.3 . Anmerkungen zu Abschnitt 7.4 . Anmerkungen zu Abschnitt 7.5 . Anmerkungen zu Abschnitt 8.0 .
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447 447 458 472 489 498 538 572
11 Korrespondentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 12 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 598
1 Vorwort Die Idee zum Forschungsprojekt, das jetzt den Titel Wilhelm Windelband – Grundlagenforschung zur Philosophiegeschichte trägt und dessen Ergebnisse wir hiermit vorlegen, entstand vor unserer Zeit. Klaus Christian Köhnke hatte über Jahre Materialien zum Leben und Werk des Philosophen und Philosophiehistorikers Wilhelm Windelband (1848–1915) zusammengetragen. Nach Köhnkes frühem Tod haben wir die Aufgabe übernommen, die Dokumente zu ordnen und zu ergänzen. Das Konzept der Forschungsgrundlagen folgt neuen Pfaden. Es beruht auf dem Befund, dass es neben der Forschung zu einigen „Leuchttürmen“, bspw. des Deutschen Idealismus (Fichte, Schelling, Hegel), und einiger erst im nachfolgenden Jahrhundert wirkmächtiger Philosophen (Marx, Nietzsche) kaum Grundlagenforschung zur Herausbildung der Philosophie als Fachwissenschaft (Lehrbücher, Fachzeitschriften), zur Professionalisierung des Philosophieunterrichts (Universitäten, Höhere Schulen) und zur Editionstätigkeit (Entstehen kritischer Textausgaben, „Klassiker“-Ausgaben) gibt. Um auf dieses Desiderat eine Antwort zu geben und eine der bestehenden Lücken zu schließen, haben wir das Konzept der Forschungsgrundlagen zur Philosophiegeschichte am paradigmatischen Fall Windelbands entwickelt. Der Grundgedanke ist, dass auch die Philosophen und Philosophiehistoriker des 19. und 20. Jahrhunderts – durch eine Buchedition ausgewählter Dokumente und eine digitale Ausgabe des gesamten Datenbestandes – in den Horizont der Forschung gerückt werden, denen bisher wenig Aufmerksamkeit und damit auch kaum Chancen einer Gesamtedition ihrer Werke zugemessen wurde. Wir danken der Bergischen Universität Wuppertal für die hervorragenden Rahmenbedingungen unserer Forschungsarbeit, den Kolleginnen und Kollegen vom Interdisziplinären Zentrum für Editions- und Dokumentwissenschaft (IZED) für Rat und Tat bei der Realisierung unseres Vorhabens. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sind wir aufgrund einer großzügigen Finanzierung zu Dank verpflichtet. Den Kollegen Gilles Bülow und Frederik Schlupkothen gilt unser Dank für die umsichtige Unterstützung in technischen Fragen des Editionsgeschäfts. Unserem Team an der Bergischen Universität Wuppertal gilt unser besonderer Dank: Carolin
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Vorwort
Wilde und Carsten Voswinkel haben als studentische Hilfskräfte unermüdlich mitgearbeitet. Zahlreiche Institutionen, Archive und Bibliotheken des In- und Auslandes haben uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Stellvertretend sei die Universitätsbibliothek Heidelberg mit ihren Mitarbeitern Karin Zimmermann und Christian Gildhoff sowie die Bibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan) mit Mai Sekido genannt, die nicht nur die Werke Windelbands in Scan und Volltext bereitgestellt haben (Heidelberg), sondern uns auch großzügig mit Digitalisaten aus ihrem reichen Archivbestand entgegen gekommen sind (Heidelberg und Sendai). Marcel Simon-Gadhof vom Felix Meiner Verlag (Hamburg) danken wir für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir möchten den vorliegenden Band dem Andenken unseres verstorbenen Kollegen und Freundes Klaus Christian Köhnke († 2013) widmen. Wuppertal, im Januar 2020 Jörn Bohr und Gerald Hartung
2 Einleitung Wilhelm Windelband kann als herausragendes Beispiel eines sein Fach prägenden und wissenschaftspolitisch maßgebenden Hochschulprofessors im wilhelminischen Deutschland angesehen werden. Windelband ist nicht nur einer der bedeutendsten deutschen Philosophiehistoriker des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, dessen Lehrbücher und Gesamtdarstellungen der neueren Philosophiegeschichte mehrere Auflagen erlebt haben und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Am Werk und Wirken Windelbands können auch exemplarisch die inneren wie äußeren Umstände der akademischen Philosophie um 1900 abgelesen werden. Windelband verkörpert wie kaum ein zweiter das gesamte neue Aufgabenspektrum eines akademischen Lehrers dieser Zeit mit sämtlichen neuen (heute üblichen), zunächst aber ganz philosophiefremden Leitungs- und Verwaltungsfunktionen der Wissenschaftsorganisation. 1848 in Berlin geboren, promovierte Windelband 1870 bei Hermann Lotze über Die Lehren vom Zufall, nahm am Deutsch-Französischen Krieg teil und habilitierte sich schließlich 1873 in Leipzig Über die Gewißheit der Erkenntnis. Begünstigt vom forcierten Ausbau der Hochschulen nach der Reichsgründung und nach Ordinariaten in Zürich (1876, Nachfolge Wilhelm Wundts) und Freiburg i. Br. (1877) trat Windelband 1882 die Nachfolge Otto Liebmanns in Straßburg an, bekleidete dort – an der „Reichsuniversität“ (Kaiser-Wilhelm-Universität) – zweimal das Amt des Rektors und ging erst 1903 als Kollege und schließlich Nachfolger Kuno Fischers, seines anderen Lehrers, nach Heidelberg. Windelband befördert die Institutionalisierung der Philosophie und ihre Herausbildung als Fachwissenschaft, indem er philosophiehistorische Forschungen betreibt, zum Verhältnis von Philosophie und Wissenschaften und zu methodologischen Fragen der Philosophie und Philosophiegeschichtsschreibung forscht, Überblickswerke zur Philosophiegeschichte und Lehrbücher der Philosophie schreibt, seine persönliche Stellung (und damit zugleich diejenige seine Faches) innerhalb der Institutionen stärkt – als dreimaliger Rektor der Universitäten Straßburg und Heidelberg und Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften – sowie neue Institutionen begründet: als Mitbegründer der
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Akademie der Wissenschaften Heidelberg, durch die Einrichtung der Philosophischen Seminare an den Universitäten Freiburg und Heidelberg, durch die Schaffung der Institution „Philosophische Assistenz“ als Teil der Institutionalisierung der philosophischen Fachlichkeit. Windelband war als ein gefragter Redner und Organisator tätig. Er war beteiligt am zweiten Internationalen Kongress für Philosophie und hat die Präsidentschaft des dritten Kongresses 1908 in Heidelberg übernommen. Er hat Fachzeitschriften mitbegründet oder ihre Gründung unterstützt, hierbei vor allem die Kant-Studien (seit 1897) und den Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur (seit 1910). Über Jahrzehnte hat er als Erzieher wirkt und gilt als „Schulhaupt“ des sog. Südwestdeutschen Neukantianismus. Seine Hauptschriften erreichten hohe Auflagen und wurden z. T. mehrfach in verschiedenen Sprachen übersetzt – bspw. verbreitete eine starke Fraktion russischer Schüler seine Werke durch Übersetzungen in Russland. Das Beispiel Windelbands steht für die zunehmende Verwissenschaftlichung und weitreichende Institutionalisierung, „die schließlich ein arbeitsteilig organisiertes [. . .] Universitätswesen [. . .] schufen, in dem die Philosophie sich zunehmend organisatorisch, personell und fachlich verselbständigte“ (Köhnke 1995). Wilhelm Windelband ist aus den genannten Gründen einer der vielschichtigen und wirksamsten Universitätslehrer der Fachwissenschaft Philosophie um 1900. Im Gedächtnis geblieben ist er durch seine berühmt gewordene Straßburger Rektoratsrede Geschichte und Naturwissenschaft von 1894, in der er die Unterscheidung zwischen „nomothetischen“ Gesetzesund „idiographischen“ Ereigniswissenschaften einführte. Zuerst ist Windelband jedoch mit problem- und begriffsgeschichtlichen Studien zur Geschichte der Philosophie bekannt geworden, die ihn zu einem Klassiker der Philosophiegeschichtsschreibung haben werden lassen. Als philosophiehistorischer Forscher fragt Windelband, was von Hegel und seinem Anspruch bleibt, am Leitfaden eines Begriffs von Philosophie die Geschichte der Philosophie und der Wissenschaften zu entwickeln. Seiner Ansicht nach lebt dieser Anspruch weiter in der Einsicht, dass wir ein „nicht immer deutlich bewußtes Gefühl davon [haben], daß die Philosophie ein weit intimeres Verhältnis zu ihrer eigenen Geschichte hat, als irgend eine andere Wissenschaft zu ihrer Geschichte“ (Windelband 1905, 178). Gegen die Versuche, den Ausgangspunkt des Philosophierens in einer Lebens- und Weltanschauung (Rudolf Eucken, Wilhelm Dilthey) zu sehen, behauptet Windelband für die Philosophie, dass „ihre eigene Geschichte ein integrierender Bestandteil des Systems der Philosophie selbst“
Einleitung
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sei (Windelband 1905, 181). Das ist ein deutlicher Ausweis seines Hegelianismus. Windelband ist sich darüber im Klaren, dass seine Position prekär ist, denn einerseits muss er dem „Dogmatismus der Ungeschichtlichkeit“ (bei Herbart und in seiner Schule), demzufolge die Geschichte der Philosophie nicht zu ihr selbst gehört, entgegentreten; andererseits wäre ein unmittelbarer Rückgriff auf Hegel wegen der metaphysisch-theologischen Implikationen von dessen Philosophie zu kostspielig. Windelbands Mittelposition einer empirischen Philosophie und Philosophiegeschichtsschreibung beruht nun auf der These, dass es dem Gegenstand der Philosophie wesentlich ist, sich zu entwickeln. Erst dadurch wird seine Geschichte empirisch erforschbar. Um diesen „Kernpunkt der Frage“ geht es vor allem. Kuno Fischer hat in diesem Sinne (in seiner Geschichte der neuern Philosophie) davon gesprochen, dass Philosophie Selbsterkenntnis des menschlichen Geistes ist und daher der „fortschreitende Bildungsprozess“, der zum Wesen der Philosophie gehört, den Grund des „fortschreitenden Erkenntnisprozesses“ ausmacht, der nur in der Philosophiegeschichte – und nicht in der Wissenschafts- oder Kulturgeschichte – zur Darstellung kommt (paraphrasiert in Windelband 1916, 11 f.). Wir stehen nach Windelbands Ansicht am Übergang zum 20. Jahrhundert vor der Entscheidung, ob die Philosophie sich noch einmal, wie bei Hegel, die Wissenschaften unterordnet und dadurch dem Erkenntnisziel und der Methode nach bestimmt, was Wissenschaft ist, oder ob sich die Philosophie einem allgemeinen Begriff von Wissenschaft unterordnet und damit ranggleich mit anderen Wissenschaften wird, deren Methoden sie nicht mehr teilt. Für die zweite Option spricht, dass die Philosophie nicht, wie Hegel fälschlich meinte, über eine eigene Methode verfügt. Es gibt also kein festes, allgemein historisch bestimmbares Verhältnis der Philosophie zu den anderen Wissenschaften. Die Beziehung der Philosophie zu den Einzelwissenschaften und zu den anderen Kulturtätigkeiten ist gleich nah oder weit. Aber für die erste Option spricht, dass die Philosophiegeschichte einen kaum zu überschätzenden Vorzug gegenüber anderen Wissenschaftsgeschichten bewahrt. „Die Geschichte der Philosophie ist der Prozeß, durch welchen die europäische Menschheit ihre Weltauffassung und Lebensbeurteilung in wissenschaftlichen Begriffen niedergelegt hat“ (Windelband 1916, 8.) Die Verbindung beider Optionen macht Windelband zum Vater der Problemgeschichte. In seinem Lehrbuch der Geschichte der Philosophie (mit diesem Titel seit der 3. Aufl. 1903) entwickelt er einen problemgeschichtli-
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chen Ansatz. Die Differenz von Wissenschaftsgeschichte und Philosophiegeschichte überbrückend fragt er nach einem „einheitlichen Zusammenhang“ der Denkgeschichte. Dieser Zusammenhang kann weder in den Gegenständen, mit denen sich Philosophen und andere Wissenschaftler beschäftigen, liegen noch in ihren jeweiligen Aufgabenstellungen, denn diese sind bedingt durch äußere Faktoren. Der Zusammenhang kann nur in den Ergebnissen philosophischer Arbeit zu finden sein, und das ist eben die besagte Niederlegung der „Weltauffassung und Lebensbeurteilung in wissenschaftlichen Begriffen“. Einzelbewegungen des Denkens im Leben und in den Wissenschaften verdichten sich zu Begriffen. Philosophie ist die Reflexion auf diesen Verdichtungsprozess, und Philosophiegeschichte ist dessen Darstellung. Um diese Behauptung abzusichern, vermerkt Windelband, dass „die Probleme der Philosophie [. . .] der Hauptsache nach gegeben [sind], und es erweist sich dies darin, daß sie im historischen Verlaufe des Denkens als die ‚uralten Rätsel des Daseins‘ immer wieder kommen und gebieterisch immer von neuem die nie vollständig gelingende Lösung verlangen“ (Windelband 1916, 9 f.). Weil das so ist, kehren die „Hauptprobleme“ in der Geschichte der Philosophie und mit ihnen die „Hauptrichtungen ihrer Lösung“ immer wieder. Darin zeigt sich, so Windelband, eine doppelte Logik: die von Kant beschriebene innere Logik des Denkens und die äußere „Logik der Dinge“ selbst. Die Geschichte der Philosophie hat nun die Aufgabe, am Leitfaden der Hauptprobleme die Verschränkung von innerer Logik des Denkens und Logik der Dinge, von Autonomie des Denkens und seiner Heteronomie im Hinblick auf „die großen Errungenschaften und die neu auftauchenden Fragen der besonderen Wissenschaften, die Bewegungen des religiösen Bewußtseins, die Anschauungen der Kunst, die Umwälzungen des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens“ zu beschreiben (Windelband 1916, 11). Mit diesem umfassenden Programm der Philosophiegeschichtsschreibung hat Windelband eine Konzeption der Problemgeschichte geliefert, die in verschiedene historische Disziplinen hinein gewirkt hat (Oexle 2001). Als systematischer Forscher arbeitete Windelband an einer Philosophie als Theorie der Kultur im Anschluss an Lotzes Werttheorie. Ziel sollte es sein, eine universale Theorie der Werte zu begründen, die auf dem „Normalbewußtsein“, einem allgemeinen Normbewusstsein, aufruhen sollte. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass Windelband in den 1870er Jahren eine ganze Reihe von psychologischen und erkenntnistheoretischen Studien vorgelegt hat. So hat er beispielsweise in der im Jahr 1875
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erschienenen Abhandlung Die Erkenntnislehre unter dem völkerpsychologischen Gesichtspunkte auf die Debatte über die Reform der Logik im 19. Jahrhundert Bezug genommen. Unter dem Eindruck des Entwicklungsgedankens, der das 19. Jahrhundert seit seiner Mitte beherrscht, spricht Windelband einen Verdacht aus: Nehmen wir einmal an, dass die Gesetze der Logik unter bestimmten historischen Bedingungen bewusst geworden und damit Teil einer „psychologischen Entwicklung der historischen Menschheit“ sind (Windelband 1875, 167). Dann wird die Frage nach einer Übereinstimmung zwischen den Resultaten des logischen Prozesses und der Ordnung des Seins zu einer überempirischen, d. h. metaphysischen Frage, die nicht zu beantworten ist. „Je mehr man sich in den psychologischen Charakter des Denkens vertieft, desto mehr muss man einsehen, dass eine ganze Reihe der Vorstellungsgebilde, bei denen wir den Anspruch, dass sie richtiges Denken erhalten, mit vollem Rechte erheben, weit entfernt davon sind, einem Sein zu entsprechen“ (Windelband 1875, 177). An zwei Beispielen – dem „Satz vom Widerspruch“ und dem „Satz vom zureichenden Grund“ – möchte Windelband zeigen, dass die völker- und individualpsychologischen Forschungen es nahelegen, eine Entstehung der Logik im praktischen Leben anzunehmen. Ihre kollektive Anwendung ist gleichsam eine Einübung in richtiges Denken. Am Anfang des Prozesses der Kultivierung steht eine praktische, an ihrem vorläufigen Ende eine wissenschaftliche Erkenntnislehre. In einem natürlichen Entwicklungsgang haben sich allmählich Normen des richtigen Denkens entwickelt. Der Beitrag von völkerpsychologischen und sprachwissenschaftlichen Untersuchungen zu einer „Geschichte der Erkenntnislehre“ (Windelband 1875, 174) ist so gesehen notwendig und Grundlage empirischer Philosophie. In seinen bekannten und in zahlreichen Auflagen verbreiteten Präludien wirkte Windelband seit 1884 nicht zuletzt als Kritiker der Psychologie und Erkenntnistheorie auf die philosophische Bildung seiner Zeit ein. Ein weiterer Teil seiner systematischen Arbeit ist Grundproblemen der Moralphilosophie und Religionsphilosophie gewidmet. Hier wie dort bekämpft er, mit unterschiedlichen Strategien, zum einen die Tradition der Metaphysik, zum anderen einen schlichten Historismus und Relativismus. Seine empirische Philosophie reklamiert demgegenüber die Eigendynamik einer inneren Logik des Denkens, das in der Wechselbeziehung zur äußeren Welt Erfahrung mit sich macht und diese zu Prinzipien der Erkenntnis verdichtet. Das Ziel des vorliegenden Bandes Forschungsgrundlagen Wilhelm Windelband ist es, mittels einer Lebenschronik, einer so weit wie möglich voll-
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ständigen Primärbibliographie, einer Darstellung der Werke Windelbands sowie einer Auswahl aus seiner Korrespondenz und seinen Manuskripten die Grundlagen bereit zu stellen, auf denen weitere Forschung zur Philosophiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts aufbauen kann. Die Auswahl der einzelnen Korrespondenzen erfolgt nach ihrer Aussagekraft über eigene Projekte Windelbands und nach Zeitschriften- und Forschungsprojekten, an denen er sich im Kontext der Kant-Edition (Wilhelm Dilthey, Hans Vaihinger) und der Zeitschrift Logos beteiligte. Andere Kriterien sind die Mitteilung von Entscheidungen für Karriereschritte und das Engagement in zeitgenössischen fachpolitisch virulenten Themen, wie z. B. der geforderten Trennung psychologischer von philosophischen Lehrstühlen 1913. Dazu treten Gutachten über Fachkollegen, die Windelband für die Besetzung von Lehrstühlen brieflich z. B. gegenüber Theodor Althoff erstattete. Wir verbinden mit der Aufbereitung der Forschungsgrundlagen zum Leben und Werk des Philosophen und Philosophiehistorikers Wilhelm Windelband das Ziel, die verstellende Wirkung einseitiger Rezeptionen der Philosophie des 19. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts zurechtzurücken. Neben Windelband würde ein solches Forschungsinteresse auch im Hinblick auf das Werk anderer Akteure, wie bspw. Rudolf Eucken, Theodor Lipps, Hans Vaihinger und Wilhelm Wundt, um nur einige Namen zu nennen, angemessen sein. Die in akademischer Hinsicht wirkungsmächtigen und ihre Zeit gestaltenden „Kleinmeister der Philosophie“ (Karlfried Gründer) oder „mittleren und größeren Kleinklassiker“ (Klaus Christian Köhnke) verblassen hinter den Bildern akademischer Außenseiter, von Arthur Schopenhauer bis zu Friedrich Nietzsche. Es ist zu wünschen, dass mehr Licht auf die weniger bekannten Namen fällt. Ihre Bedeutung unter den Zeitgenossen war unbestritten und ihre Wirkung gilt es vor dem Hintergrund neuer Forschungsgrundlagen erst noch zu vermessen (vgl. König et al. 2018; Hartung 2018).
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Nachweise Gerald Hartung: Kulturphilosophie als Bildungsphilosophie – Wilhelm Windelband als Philosoph der modernen Kultur. In: H-U. Lessing et al. (Hg.): Kultur der philosophischen Bildung. Volker Steenblock zum 60. Geburtstag. Hannover 2018, S. 10–26. Peter König et al. (Hg.): Wilhelm Windelband (1848–1915). Würzburg 2018. Klaus Christian Köhnke: Sinn für Institutionen. Mitteilungen aus Wilhelm Windelbands Heidelberger Zeit (1902–1915). In: Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Zur Topographie der „geistigen Geselligkeit“ eines „Weltdorfes“ 1850–1950. Opladen 1995, S. 32–69. Otto G. Oexle (Hg.): Das Problem der Problemgeschichte 1880–1932. Göttingen 2001.
3 Chronik biographischer Daten * 11.5.1848 a in Potsdam: Wilhelm Heinrich Windelband. Eltern b : Vater: Johann Friedrich Wilhelm Windelband, zuletzt Rechnungsrat (zur Budgetkontrolle) in der Abteilung Servis und Lazareth-Wesen des Preußischen Kriegsministeriums und Regierungssekretär beim Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg,c † 1859; Mutter: Friederike, geb. Gerloff, † 1874.d Geschwister: ein Bruder e († April 1883), weitere nicht ermittelt. Getauft: ev. * 26.2.1850 Martha Wichgraf in Frankfurt a. O († 1924 f ). Vater: Geheimer Regierungs-Rat August Wichgraf (* 23.11.1811 † 2.5.1901); Mutter: Wilhelmine, geb. Wilckens (* 24.9.1824 † 7.11.1890). Wohnort: Potsdam. a
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11.5.1848 ] vgl. die beglaubigte Abschrift des Tauf-Scheins der Garnison-Kirche Potsdam, Potsdam, 1.12.1905 (Generallandesarchiv Karlsruhe, 466-22/13586). Eltern ] Meldung der Trauung in Potsdam in: Deutsche Allgemeine Zeitung, Nr. 214 vom 2.8.1845, S. 2036 [=8]. Rechnungsrat . . . Brandenburg ] vgl. Königlich-Preussischer Staats-Kalender für das Jahr 1859. Berlin: Geheime Ober-Hofbuchdruckerei [1859], S. 238 u. 365 (http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12bsb10799169-8). † 1874 ] vgl. die beglaubigte Abschrift der Heiratsurkunde vom 10.10.1874, Potsdam (Generallandesarchiv Karlsruhe, 466-22/13586): Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschienen heute als Verlobte: 1. Der Privat-Docent, Doctor der Philosophie Wilhelm Heinrich Windelbandt [!], der Person nach bekannt, evangelischer Religion, sechsundzwanzig Jahre alt, geboren zu Potsdam, wohnhaft zu Leipzig, West-Straße Nummer 81, Sohn des zu Potsdam verstorbenen Rechnungsraths Johann Friedrich Wilhelm Windelbant [!] und dessen gleichfalls hier verstorbenen Ehefrau Friedericke geborene Gerloff sowie die genealogischen Forschungsergebnisse zur Familie Wichgraf durch Christoph Janecke: https://www.janecke.name/ gaeste/wichgraf-in-potsdam (1.12.2017), ferner Jellinek an Ehrenberg aus Leipzig vom 31.7.1874: den nächsten Morgen erfuhr ich, daß Windelband den schmerzlichsten Verlust erlitten hat, den ein Menschenherz treffen kann, daß seine Mutter plötzlich gestorben ist (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 224). Bruder ] vgl. Windelband an Rudolf Schöller vom 22.4.1883. Näheres zum Bruder nicht ermittelt, vgl. Windelband an Victor Ehrenberg vom 18.11.1873. † 1924 ] vgl. Grabstein Bergfriedhof Heidelberg (ohne nähere Daten). Abb. (Nr. 80) in Leena Ruuskanen: Der Heidelberger Bergfriedhof im Wandel der Zeit. Heidelberg u. a.: Verl. Regionalkultur 2008, S. [240].
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Chronik biographischer Daten
1859 Tod des Vaters. Vormund a : Stadtrat Hiller in Potsdam. 1857–1866 am Königlichen Gymnasium Potsdam b 6.3.1866 Abiturienten-Examen c am Gymnasium zu Potsdam, Entlassung Ostern 1866. 1866–1870 Studium d : – WS 1866/67–SS 1867 Jena (u. a. bei Kuno Fischer): immatrikuliert Ostern 1866 für Philosophie und Geschichte. – WS 1867/68–SS 1869 Berlin: immatrikuliert Michaelis 1867 für Philosophie. – Michaelis 1869–Ostern 1870 Göttingen (u. a. bei Hermann Lotze): immatrikuliert Michaelis 1869 für Philosophie; betreibt zusätzlich im Winter 1869/70 e „theoretische und practische Studien der Physik“ sowie der Psychologie. 7.4.1870 Promotion f in Göttingen.
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Vormund ] vgl. Matrikel Göttingen. Königlichen Gymnasium Potsdam ] vgl. Windelbands eigene Schilderung: [Die Schulzeit gehört zu meinen liebsten Erinnerungen]. In: Alfred Graf (Hg.): Schülerjahre. Erlebnisse und Urteile namhafter Zeitgenossen. Berlin-Schöneberg: Fortschritt (Buchverlag der „Hilfe“) 1912, S. 107–112. Aus dieser Zeit datiert die lebenslange Freundschaft mit dem späteren Nobelpreisträger der Chemie Otto Wallach sowie, vermittelt über den gleichnamigen Neffen, der Kontakt zu Gustav Freytag (vgl. Otto Wallach 1847–1931 Chemiker und Nobelpreisträger. Lebenserinnerungen: Potsdam, Berlin, Bonn, Göttingen. Hg. v. G. Beer u. H. Remane. Berlin: Verlag für Wissenschaftsund Regionalgeschichte Engel 2000). Abiturienten-Examen ] vgl. Bericht über das Gymnasium zu Potsdam für das Schuljahr 1865-1866. Inhalt: 1. Vindicae Tullianae. Vom Conrector Dr. Fr. Gustav Sorof. 2. Schulnachrichten. Vom Direktor Dr. Friedrich A. Rigler. Potsdam: Gedruckt bei C. Krämer 1866, S. 36 (Ratsschulbibliothek Zwickau, Schulschriftensammlung, mit Dank an Andreas Barth). Studium ] vgl. die jeweiligen Personalverzeichnisse. Winter 1869/70 ] vgl. Windelbands Gesuch zur Habilitation vom 25.7.1872 in UA Leipzig, PA 1071, Bl. 1r/v. Promotion ] vgl. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität aus dem Jahre 1870. Göttingen: Dieterichsche Buchhandlung 1870, S. 437 (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN252457072_1870% 7CLOG_0002) sowie Windelbands eigenhändige Angabe in den Personalpapieren der Universität Straßburg (ADBR Strasbourg 103 AL 794). Bereits am 2.8.1869 hatte Otto Wallach (1847–1931, aus Königsberg), Potsdamer Schulkamerad und Jugendfreund Windelbands, späterer Nobelpreisträger, die Doktorprüfung in Göttingen über ein chemisches Thema abgelegt (dass., S. 434).
Chronik biographischer Daten
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27.7.1870–26.7.1871 a Einjährig-Freiwilliger b im Preußischen Garde-JägerBataillon. 1870–1871 Teilnahme am deutsch-französischen Krieg. Feldzug im Reserve-Jäger-Bataillon I. c Verleihung der Combattanten-Medaille. 1871 Italienaufenthalt in Rom und Venedig. Pfingsten 1872 Reise d von Leipzig aus mit Alfred Dove durch den Südharz. 26.4.1873 Habilitation für Philosophie in Leipzig, Privatdozent in Leipzig. Erste Lehrveranstaltungen SS 1873: Probleme der Erkenntnistheorie; Darstellung und Kritik der Kantischen Philosophie und Kants Kritik der reinen Vernunft. Bei ihm hören u. a. Georg Jellinek und Victor Ehrenberg. Christoph Sigwart wird auf Windelband durch dessen Habilitationsschrift aufmerksam.e 1873 im Winter in Pisa. 1874 Tod der Mutter. 1874 Reserve-Leutnant im Brandenburgischen Infanterie-Regiment N. 20. 10.10.1874 Heirat mit Martha Wichgraf.
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26.7.1871 ] vgl. Rang- und Quartier-Liste der Königlich Preußischen Armee für das Jahr 1874. Nebst den Anciennetäts-Listen der Generalität und der Stabs-Offiziere der Armee. Berlin: Mittler und Sohn [1874], S. 416 (http://www.mdz-nbn-resolving.de/ urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11187768-3). Einjährig-Freiwilliger ] d. h. auf Grund des höheren Schulabschlusses berechtigt, den Wehrdienst nach freiwilliger Meldung in einem selbst gewählten Truppenteil abzuleisten und nach bereits einem Jahr (statt regulär drei Jahren) als Offizier der Reserve entlassen zu werden. Die Reserveverpflichtung betrug 6 Jahre, vgl. Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl., 6. Bd. (1888). Reserve-Jäger-Bataillon I. ] das zur Infanterie gehörige preußische Reserve-JägerBataillon unter Befehl von Major Paczinsky-Tenczin (vom 4. Westfälischen Infanterie-Regiment) war am 2.1.1871 zu den Etappentruppen des 14. Armee-Korps unter August von Werder gestoßen. Nach Eroberung Straßburgs seit November 1870 im Kampf um die Festung Belfort, 15.–17.1.1871 Schlacht an der Lisaine westlich Belfort mit Sieg des 14. Armee-Korps. Vgl. Ludwig Löhlein: Die Operationen des Korps des Generals von Werder. Nach den Akten des General-Kommandos dargestellt. Berlin: Mittler u. Sohn 1874, S. 154 u. 271. Reise ] vgl. Alfred Dove an Friedrich Meinecke v. 24.10.1915. In: Alfred Dove. Ausgewählte Briefe. Hg. u. eingeleitet v. Oswald Dammann. München: Bruckmann 1925 (Alfred Dove. Ausgewählte Aufsätze und Briefe Bd. 2. Hg. v. F. Meinecke u. O. Dammann), S. 309; sowie Dove: Der Südharz. Ein Pfingstbericht. In: Im neuen Reich 2 (1872), Bd. 1, S. 943–949. aufmerksam ] vgl. Windelband an Victor Ehrenberg vom 18.11.1873
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Kinder: – Dora (* 19.3.1876 † 7.12.1958 a ) – Meta (* 18.4.1877 † 11.2.1949 b ) – Elly/Elsa [Elisabeth] (* 30.7.1879 † 1964 c ) – Sigfrid (* 27.1.1883 † 10.11.1914 gefallen d bei Ypern (beerdigt in Comines) – Wolfgang (* 31.8.1886 † 3.2.1945 e ) 1876 Verabschiedung als Reserve-Leutnant im Infanterie-Regiment N. 20 bei Übersiedlung in die Schweiz. 12.2.1876 berufen f zum ordentlichen Prof. für induktive Philosophie in Zürich. 19.3.1876 Geburt der Tochter Dora, Oberlehrerin an der Höheren Mädchenschule Spandau.
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† 7.12.1958 ] vgl. http://familienanzeigen.genealogy.net (22.9.2016) † 11.2.1949 ] vgl. https://www.geni/com/people/Meta-Augustine-Maria-Margare the-Goette (11.5.2016) † 1964 ] vgl. Grabstein Bergfriedhof Heidelberg (ohne nähere Daten), Abb. (Nr. 80) in Leena Ruuskanen: Der Heidelberger Bergfriedhof im Wandel der Zeit. Heidelberg u. a.: Verl. Regionalkultur 2008, S. [240]. gefallen ] vgl. Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 28.11.1914 (Empfangsdatum), 1 S., Drucksache (Anzeige mit Trauerrand) in Fraktursatz, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0362,3: Im Kampfe fürs Vaterland erlitt den Heldentod am 10. November bei einem Sturmangriff in Flandern mein unvergeßlicher, geliebter Mann, das Glück meines Lebens, unser liebevoller Sohn, Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel | Sigfried Windelband | Hauptmann und Kompagnieführer im Pionier-Regiment 19 | Ritter des Eisernen Kreuzes | Er ist in Comines beigesetzt worden. | Gisela Windelband, geb. Grapow. | Geheimrat Prof. Dr. Windelband und Frau Martha, geb. Wichgraf. | Jeanne Grapow, geb. Haag. | Dora Windelband, Oberlehrerin. | Meta Goette, geb. Windelband und Dr. Arthur Goette mit Kindern. | Elly Stutz, geb. Windelband und Geheimer Justizrat Prof. Dr. [Ulrich] Stutz mit Kindern. | Privatdozent Dr. Wolfgang Windelband. | Berlin-Wilmersdorf, Nassauische Str. 54-55. * 31.8.1886 † 3.2.1945 ] vgl. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1 (1925), Sp. 1143; dass. 4 (1931), Sp. 3287; dass. 6 (1940/41), 2. Bd., Sp. 1102; dass. 7 (1950), Totenliste für 1945, Sp. 2426; dass. 8 (1954), Sp. 2736; WBIS; Professorenkatalog Halle (dort unter dem höchstwahrscheinlich irrtümlichen Sterbedatum 27.11.1945); http:// geschichtsredaktion.de/pdf/wolfgang_windelband.pdf : Wolfgang Windelband starb durch Selbstmord. berufen ] vgl. Staatsarchiv des Kantons Zürich, U 103.4.40, Bl. 2: Mitteilung der Erziehungsdirektion des Kantons Zürich über die Berufung Windelbands vom 15.2.1876 (laut Beschluß des Regierungsrates vom 12.2.1876) an den akademischen Senat der Universität Zürich.
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20.5.1876 Antrittsvorlesung a Zürich, 11:00 Uhr in der Aula der Universität zum Thema: Über den gegenwärtigen Stand der psychologischen Forschung. – Freundschaft b mit Gottfried Kinkel und Gottfried Keller. 1.4.1877–1882 ordentlicher Prof. für Philosophie in Freiburg i. Br. 1878–1880 Die Geschichte der neueren Philosophie . . . 2 Bde. (zu Lebzeiten 5 Aufl.). 18.4.1877 Geburt der Tochter Meta. Verheiratet mit Oberlehrer Dr. Arthur Goette (1874–1925) in Berlin. 19.6.1878 Ablehnung eines Rufes nach Erlangen. 1879 Ablehnung eines Rufes nach Würzburg. 30.7.1879 Geburt der Tochter Elly. Verheiratet mit Ulrich Stutz (1868– 1938), o. Prof. in Freiburg, Bonn, Berlin. 1880 Ablehnung eines Rufes nach Graz. Gründung des Philosophischen Seminars (Universität Freiburg). 1881 im Frühjahr Forschungsaufenthalt in Paris zur Vorbereitung des 3. Bandes der Geschichte der neueren Philosophie über die franz. u. engl. Philosophie (nicht erschienen). 1881 Ernennung zum Hofrat. 1.10.1882–1903 ordentlicher Prof. für Philosophie in Straßburg, Nachfolger Otto Liebmanns. 27.1.1883 Geburt des Sohnes Sigfrid. Hauptmann und Kompanieführer im Pionier-Bataillon Nr. 19. 1914 verheiratet mit Gisela, geb. Grapow. 1884 im Frühjahr Forschungsaufenthalt in Oxford. – 1. Aufl. Präludien 1884 (zu Lebzeiten 5 Aufl.)
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Antrittsvorlesung ] vgl. Staatsarchiv des Kantons Zürich, U 103.4.40,Bl 3 r/v: Zirkular des Rektors der Universität Zürich, G. Vogt vom 8.5.76 an die Dozenten der Hochschulen. Einladung zur Antrittsvorlesung Windelbands für den 13.5.1876 11:00 Uhr in der Aula der Universität zum Thema: Über den gegenwärtigen Stand der psychologischen Forschung, unter den Unterschriften zur Kenntnisnahme diejenige Karl Diltheys. Auf Bl. 4-5 derselben Akte ein 2. Zirkular vom 17.5.1876 über die Verschiebung des Termins auf den 20.5.1876. Freundschaft ] vgl. Ruge 1917 sowie den von Hermann Glockner aus Paul Hensels Erinnerungen mitgeteilten Bericht über die Umstände der Bekanntschaft mit Keller in Zürich, in Glockner: Fundamentalphilosophie. Charakteristiken. Philosophie des Dramas. Hg. v. M. Trapp. Bonn: Bouvier 1983, S. 633–634.
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31.8.1886 Geburt des Sohnes Wolfgang. Zuletzt Personalreferent für die Universitäten im preußischen Unterrichtsministerium und o. Prof. für Geschichte in Berlin,a verheiratet b 1921 mit Vera Theil. 1890/92 (Lehrbuch der) Geschichte der Philosophie (zu Lebzeiten 6 Aufl.) 1893 Verleihung c des Rothen Adler-Ordens IV. Klasse. 1894 Ablehnung eines Rufes nach Wien. 1894–95 Rektor der Universität Straßburg. Rede: Geschichte und Naturwissenschaft. 1.4.1895 Vertreter d der Universität Straßburg bei der Feier zu Bismarcks 80. Geburtstag. 1897 schwerer Unfall e auf der Straße. a
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Personalreferent . . . Berlin ] vgl. Professorenkatalog Halle; Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, WBIS. verheiratet ] https://www.lagis-hessen.de/pnd/117400149 Verleihung ] vgl. die Meldung in: Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) WS 1893/94, Nr. 36/37 von September/Oktober 1893, S. 22. Vertreter ] vgl. Windelband: Jahresbericht. Erstattet von dem Prorector. In: Das Stiftungsfest der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1895. Strassburg: J. H. E Heitz (Heitz & Mündel) 1895, S. 17: Noch an einem andern nationalen Feiertage [nebem dem Kaisergeburtstag] hat die Kaiser Wilhelms-Universität ihren vollen Anteil gehabt: an dem 80jährigen Geburtstage des Fürsten Bismarck. Die ursprüngliche Absicht, dem grossen nationalen Staatsmann von unsrer Universität eine eigne Ehrung darzubringen, wurde aufgegeben, als wir uns in einer allgemeineren Form der Huldigung einfügen konnten. Der von Berlin ausgegangene Gedanke, dem Fürsten eine gemeinsame Adresse der Lehrkörper sämtlicher deutscher Universitäten zu widmen, wurde von unserm Senate lebhaft ergriffen und kräftig gefördert. Zu der Deputation, welche diese Adresse am 1. April zu überreichen hatte, entsandte unsre Universität, wie die übrigen, ihren Rektor. So wurde mir das Glück zu teil, jener großartigen Feier in Friedrichsruh und Hamburg, einer glänzenden Entfaltung des patriotischen Idealismus, beizuwohnen und in dieser festlichen Gesammterscheinung des deutschen akademischen Lebens mit hoher Genugthuung nicht nur die stattliche Mitwirkung unserer Studentenschaft, sondern auch die warme Sympathie wahrzunehmen, welche unsrer Hochschule von allen Seiten in reichem Masse entgegengebracht wurde. Die letzte Amtshandlung, in der ich die Ehre hatte die Kaiser Wilhelms-Universität zu vertreten, ward mir so zum erhebenden Erlebnis. Bei dieser Gelegenheit lernt Windelband den damaligen Rektor der Universität Heidelberg, den Mathematiker Leo Koenigsberger kennen (vgl. Koenigsberger: Mein Leben. Heidelberg: C. Winter 1919, S. 192). Unfall ] vgl. die Meldung in: Teplitz-Schönauer Anzeiger, Nr. 79 v. 2.10.1897, S. 4: Nemini parcetur! So heißts im „Gaudeamus“ und das scheint auch die Devise der Radler in der Musenstadt Straßburg zu sein. Sie haben zunächst den Statthalter, einen Minister, einen höheren Polizeibeamten an- bzw. umgeradelt, dann kam ein Schutzmann an die Reihe und jetzt haben sie sich auf ’s geistige Gebiet bege-
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1897 Mitunterzeichner a der Sympathiekundgebung reichsdeutscher Professoren für die Deutsche Universität Prag. 1897–1898 Rektor der Universität Strassburg. 1898 Verleihung b des Rothen Adler-Ordens III. Klasse mit Schleife. 1901 Tod des Schwiegervaters. 1901 Frühjahr: Rheumatismus-Kur in Baden bei Zürich. 1.4.1903–1915 ordentlicher Prof. für Philosophie in Heidelberg, Ernennung zum badischen Geheimrat II. Klasse. – zuerst neben, schließlich als Nachfolger Kuno Fischers. – Vorlesungen und Vorträge in Mannheim u. Frankfurt a. M. 16.5.1903 Versammlung c der Nationalliberalen Partei in Heidelberg mit Vortrag Windelbands. 1904 Korrespondierendes Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften in München. 2.2.1904 Versammlung d der Nationalliberalen Partei in Heidelberg, Vortrag Windelband: Hegel und der Liberalismus. 15.8.1904 Gründung des philosophischen Seminars (Universität Heidelberg), Unterbringung im Hause Augustinergasse 13. 4.9.–8.9.1904 Teilnahme am II. Internationalen Kongress für Philosophie in Genf. ab 11.1.1905 Vortragszyklus e über „Platons Sozialphilosophie“ im Verein Frauenbildung – Frauenstudium Heidelberg. 9.9.1905 Verleihung f des Kommandeurkreuzes 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen.
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ben. Dieser Tage wurde der Rector der Universität, Prof. Windelband, von einem Radler umgefahren. Der Rector erlitt dabei mehrere Verletzungen, die jedoch erfreulicher Weise nicht schwer sind. Wen mögen die Straßburger Radler jetzt als nächstes Opfer ersehen haben? Bereits 1895 hatte Windelband einen Unfall erlitten, vgl. Windelband an Hans Vaihinger vom 4.11.1895. Mitunterzeichner ] vgl. den Abdruck der Kundgebung in: Prager Tageblatt, Nr. 198 vom 18.7.1897, S. 2–3 (ANNO). Verleihung ] vgl. die Meldung in: Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) Nr. 89 von Februar 1898, S. 111. Versammlung ] vgl. Heidelberger Zeitung, Nr. 135 vom 13.6.1903, Erstes Blatt, S. 2. Versammlung ] vgl. Heidelberger Zeitung, Nr. 14 vom 18.1.1904, Erstes Blatt, S. 2 (weitere Ankündigungen in Nr. 24 u. 25 vom 29.1. u. 1.2.1904). Vortragszyklus ] vgl. die Ankündigung in: Heidelberger Zeitung, Nr. 8 vom 10.1.1905, Erstes Blatt, S. 2. Verleihung ] vgl. die Meldung in: Heidelberger Zeitung, Nr. 211 v. 9.9.1905. Erstes Blatt, S. 1.
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28.12.1905 Unterzeichner a des Aufrufs zur Unterstützung der notleidenden Deutschen in Rußland. 1905/6 und 1907/8 Abgeordneter der Universität in der Ersten Kammer des Badischen Landtages, u. a. in der Funktion des Berichterstatters für die Schulkommission sowie in der Budgetkommission. 23.7.1907 Heidelberg: Trauerredner b für Kuno Fischer. 29.5.1908 Wien: Vortrag c auf der 2. ordentlichen Jahresversammlung des Vereines der Freunde des humanistischen Gymnasiums: Über Wesen und Wert der Tradition im Kulturleben. 1.9.–5.9.1908 III. Internationaler Kongress für Philosophie unter dem Präsidium Windelbands. 1909 Korrespondierendes Mitglied des Reale Instituto Lombardo di Scienze e Lettere für die Klasse der Geistes- u. Geschichtswissenschaften. 15.3.1909–15.3.1910 Prorektor d der Universität Heidelberg. 22.5.1909 Beteiligung an: Stiftung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. 8.7.1909 Delegierter e der Universität Heidelberg beim Jubiläum der Universität Genf; Verleihung der Ehrendoktorwürde. 26.10.1909 München, Kaimsaal (Tonhalle): Vortrag f im Rahmen der Reihe Kultur in ihren Erscheinungsformen, veranstaltet vom Neuen Verein, zum Thema Weltanschauung.
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Unterzeichner ] vgl. Heidelberger Zeitung, Nr. 304 vom 29.12.1905, Erstes Blatt, S. 4. Trauerredner ] vgl. den Bericht über die akademische Trauerfeier für Kuno Fischer in: Neue Freie Presse, Nr. 15417 vom 25.7.1907, S. 1 (ANNO). Vortrag ] vgl. Windelband: Über Wesen und Wert der Tradition im Kulturleben. In: Mitteilungen des Vereins der Freunde des humanistischen Gymnasiums. In zwanglosen Heften. Heft 7. Wien/Leipzig: Carl Fromme 1908, S. 22–40; eingebettet in einen ausführlichen Bericht über den Vortragsabend, sowie den Bericht (mit Inhaltsreferat) in: Neues Wiener Journal, Nr. 5247 vom 30.5.1908, S. 3; ferner die Zusammenfassung des Vortragsinhalts durch den Hörer Robert Pattai, Reichtagsabgeordneter in Wien, in ders.: Das klassische Gymnnasium und die Vorbereitung zu unseren Hochschulen. Reden und Gedanken. Wien: Selbstverlag (in Kommission bei Manz) 1908, S. 69–70. Prorektor ] d. h. mit den Amtspflichten eines Rektors, aber dem jeweiligen Landesherrn nachgestellt, dem nominellen Rektor. Delegierter ] vgl. die Meldung in: Wiener Zeitung, Nr. 154 vom 9.7.1909, S. 3 (ANNO). Vortrag ] vgl. die Ankündigung in: Salzburger Volksblatt, Nr. 223 vom 1.10.1909, S. 8: Das Bild der ganzen Veranstaltung stellt sich folgendermaßen dar: 1. Weltanschauung (Dienstag, den 26. Oktober). Als Redner über dieses Thema wurde der Rektor
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1910 Verleihung a Kommandeurkreuz 2. Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen. 2.7.1910 Wahl b zum Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg. 1913, März: Unterzeichner der Erklärung gegen die Besetzung philosophischer Lehrstühle mit Vertretern der experimentellen Psychologie. 4.10.1914 Aufruf der „Vertreter deutscher Wissenschaft und Kunst“ „An die Kulturwelt“.c 24.10.1914 „Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches“.d – Einleitung in die Philosophie 1914. 22.10.1915 e gestorben in Heidelberg. 25.10.1915 Feuerbestattung, Bergfriedhof Heidelberg. o. D. Komthurkreuz mit Stern des Sächsischen Albrechtsordens (vermutlich 1909). Mitgliedschaften: Windelband war u. a.: korrespondierendes Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen (1901), der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin (1903), der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München (1904), des Reale Instituto Lombardo di Scienze e Lettere für die Klasse der Geistes- u. Geschichtswis-
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der Heidelberger Universität, Geheimrat Prof. Dr. Wilhelm Windelband, gewonnen, einer der prominentesten deutschen Philosophen und Erkenntnistheoretiker, der durch seine grundlegenden Werke psychologischen und geschichtsphilosophischen Inhalts am meisten dazu berufen erscheint, über die religiösen und philosophischen Faktoren, aus denen in der Kulturmenschheit die Weltanschauung resultiert, zu urteilen. Als weitere Vortragende waren vorgesehen: Wilhelm Ostwald (Wissenschaften, 16.11.1909), Friedrich Naumann (Politik, 30.11.1909), Werner Sombart (Kapitalismus, 14.12.1909), Ernst zu Reventlov (Krieg, 4.1.1910), Harry Graf Kessler (Kunst, 15.2.1910), Georg Simmel (Gesellschaft, 1.3.1910). Windelband ließ die Ausarbeitung seines Vortrags erscheinen u. d. T. Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus in Heft 1 der Zeitschrift Logos (1910), vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 5.5.1910. Verleihung ] vgl. Windelband an das Großherzogliche Geheime Kabinett vom 30.4.1910. Wahl ] Meldung in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 31 v. 30.7.1910. Vorsitz: Theobald Ziegler. „An die Kulturwelt“ ] http://planck.bbaw.de/onlinetexte/Aufruf_An_die_Kultur welt.pdf „Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches“ ] http://nbn-resolving. de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:hebis:30-32357 22.10.1915 ] Nachmittags 16:15 Uhr, vgl. die beglaubigte Abschrift der Sterbeurkunde, Heidelberg, 6.11.1915 (Generallandesarchiv Karlsruhe, 466-22/13586).
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senschaften (1909), der Reale Accademia delle Scienze Turin, Klasse der Geistes- u. Geschichtswissenschaften (1909), des Institut de Genève (1909), ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften Heidelberg (1909) sowie korrespondierendes Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft Straßburg (1910). Aus der Moskauer Psychologischen Gesellschaft wurde er 1914 durch eine Verfügung des russischen Volksbildungsministers ausgeschlossen a (gemeinsam mit Wilhelm Wundt). Dr. of law h. c. Princeton (1909); Dr. ès lettres h. c. Genf (1909); Dr. iur. h. c. Königsberg (1913). b Bei Windelband studierten u. a.: Otto Baensch, Bruno Bauch, Ernst Robert Curtius, Nicolai von Bubnoff, Victor Ehrenberg, Georg Jellinek, Georg Mehlis, Bruno Jakovenko, Theodor Kistiakowski, Emil Lask, Robert Ezra Park, Heinrich Rickert, Arnold Ruge, Albert Schweitzer, Fedor Stepun, Viktor von Weizsäcker.
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ausgeschlossen ] vgl. Conrad Grau: Die Preußische Akademie und die Wiederanknüpfung internationaler Wissenschaftskontakte nach 1918. In: Wolfram Fischer u. a. (Hg.): Die Preußische Akademie der Wissenschaften zur Berlin 1914–1945. Berlin 2000, S. 279–315. Dr. of law h. c. Princeton (1909); Dr. ès lettres h. c. Genf (1909); Dr. iur. h. c. Königsberg (1913). ] Angaben nach Personalverzeichnis der Universität Heidelberg WS 1913/14 sowie den jeweiligen Heidelberger Rektoratsberichten.
4 Dokumente Beglaubigte Abschrift des Taufscheins der Garnison-Kirche Potsdam vom 23.6.1848, Potsdam, 1.12.1905, 1 S., hs. ausgefüllter Vordruck, Generallandesarchiv Karlsruhe, 236-15267/2. Aktentitel: Großherzogtum Baden. Ministerium des Innern. Generalia. Staatsverfassung und Landstände. Die Wahl der Abgeordneten zur ersten Kammer | hier | des Abgeordneten der Universität Heidelberg betr. Gewählt: Dr. Wilhelm Windelband Geheimerat u. Professor in Heidelberg. 1905 Tauf-Schein. Heinrich Wilhelm Windelband ehelicher Sohn des Regierungs-Secretärs Johann Friedrich Wilhelm Windelband und dessen Ehefrau Dorothea Charlotte Friederike geborenen Gerloff ist am 11ten (elften Mai 1848) Eintausend acht hundert acht und vierzig in Potsdam geboren und hat am 23ten Juni 1848 die heilige Taufe empfangen. Solches wird laut Taufregister der Königlichen Hof- und Garnisonkirche vom Jahre 1848 Nr. 4 hiermit amtlich bescheinigt. Potsdam, den 1ten Dezember 1905 Der Königliche Hofprediger a Kessler b Plötz c Hof-Küster.
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Der Königliche Hofprediger ] am linken Rand Siegel der Garnison-Kirche Kessler ] eigenhändige Unterschrift Plötz ] eigenhändige Unterschrift
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Bericht über das Gymnasium zu Potsdam für das Schuljahr 1865–1866. Inhalt: 1. Vindicae Tullianae. Vom Conrector Dr. Fr. Gustav Sorof. 2. Schulnachrichten. Vom Direktor Dr. Friedrich A. Rigler. Potsdam: Gedruckt bei C. Krämer 1866, S. 36, Ratsschulbibliothek Zwickau, Schulschriftensammlung1 Um Ostern [1866] werden folgende Abiturienten entlassen werden: 1) Wilhelm Windelband2 aus Potsdam, 171⁄2 Jahre alt, evangelischer Confession, Sohn des verstorbenen Rechnungsraths und Oberpräsidial-Secretairs Herrn Windelband,3 9 Jahre auf der Anstalt,4 2 Jahre in Prima, wird Philosophie und Geschichte studiren. [. . .] a Sämmtliche Abiturienten erhielten in der Prüfung am 6. März d[es] J[ahres] das Zeugniß der Reife und zwar die beiden zuerst genannten mit Erlassung der mündlichen Prüfung.
Windelband: Matrikeleintrag Universität Göttingen, Göttingen, 21.10.1869, hs. (lat. Schrift, Einträge in Vordruck), UA Göttingen,5 Matrikelband 12, Matrikelnr. 82 Vor- und Zunamen Wilhelm Windelband in Potsdam Stand und Wohnungsort der Eltern oder Vormünder verstorb[ener] Rechnungsrat in Potsdam. Vormund Stadtrath Hiller6 in Potsdam. Vaterland Prov[inz] Brandenburg. Studium Philosophie. Betrag in Courant Thaler b 4c Bemerkungen a
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[. . .] ] folgen weitere 5 Namen: Ernst Berlin, Johannes Heym, Gustav Körbin, Hermann Gerlach, Walther Gottgetreu, sämtlich Söhne preußischer Beamten (Kreisgerichtsräte, Hofprediger, Hofbaurat). Thaler ] im Druck: Thlr. 4 ] hs. von anderer Hand
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M[aturitäts-]Ze[ugnis] Potsdam Un[iversitäts-]Ze[ugnis] Heidelberg7 , a
Windelband: Promotionsgesuch mit Vita, Göttingen, 27.2.[1870], 3 S., hs., (lat. Schrift), UA Göttingen,8 Phil. Dek. 155, Bl. 82–83 Universitatis literariae Georgiae Augustae. ordini philosophorum amplissimo commentationem de casus contingentisque notionibus criticam propono petoque ut ad adipiscendum doctoris philosophiae honorem philosophiae et physices scientiam examine probare mihi liceat. Vitae studiorumque breve curriculum addo et universitatis Jenensis testimonium: gymnasii Postampiensis ac Berolinensis universitatis testimonia, quoniam adhuc academiae Göttingensis civis sum, apud eam deposita sunt. Goettingiae a. d. III. Cal. Mart.9 H. G. Windelband | Heinricus Guilelmus Windelband natus sum a. d. sextum Id. Mai10 anno millesimo octingentesimo quadrigesimo octavo Postampiae, ubi pater in principali collegiis, quo provincia Marchica administratus, eo munere fungebatur, cui apud nostrates titulus est ratiocinationis consiliarii. Pueritiam fere totam in illa urbe degi primisque cognitionis elementis in privata quadam schola11 imbutus ab anno decimo gymnasii discipulus fuit. Anno millesimo octingentesimo quinquagesimo nono patre orbato in matris cura et in tutela viri liberalissmi, urbis illius senatoris, cui nomen est Hiller,12 Postampiae remonsi b ibique sextum c decimum annum agens fidei evangelicae addictus sum. Cumque in confusiendis d scholae pensis non omne mihi semper tempus liberum consumendum esset, mature in legendis scriptoribus versatus et ad scientiae pervestigationem adeo incensus sum, ut, cum anno millesimo octingentesimo sexagesimo sexto examine facto a gymnasio discea b c d
M . . . Heidelberg ] hs. von anderer Hand remonsi ] so wörtlich sextum ] statt gestr.: septi confusiendis ] so wörtlich
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redem, totum me literis tradere ac philosophi |ae studiis operam dare instituerem, cuius tunc maxime historia mihi cordi fuiti quapropter etiam in historicis primum studiis operam mihi collocandam esse putavi. Studiorum initium Jenae fuit, ubi per tria semestria hos praeceptores audivi: Bechstein,13 Caro,14 Czermak,15 Ebers,16 Kuno Fischer,17 Fortlage,18 Gaedickens,19 Schleicher,20 A. Schmidt,21 quorum nonnullorum etiam consuetudine uti mihi licuit. Deinde in academia Berolinensi22 quatuor semestria degi, quo tempore in horum praeceptorum collegiis interfui: Althaus,23 Dove,24 Gruppe,25 Harms,26 Hübner,27 Bona Meyer,28 Trendelenburg.29 Cum vero in recentioris praecipue philosopohiae studiis versatus nostro tempore aut cum historiae pervestigatione aut cum rerum naturalium scientia philosophiae studia esse coniungenda ac consocianda intellexissem, quoniam in dies magis ad amplectendam eam philosophiam animus convertebatur, quae a rerum naturalium quaestionibus non aliena esset, physicis studiis operam dare animum induxi. Georgiam Augustam deinde petivi in eaque per hanc hiemem et in laboratoris physicali professoris Kohlrausch30 consilio adintus experimenta egi et audivi professores Lotze et Weber,31 quibus viris illustrissimis ob consilii liberalitatem gratias quam maximas ago.32
Hermann Lotze33 : Stellungnahme34 zu Promotionsgesuch und Dissertationsschrift Windelbands, Göttingen, zwischen 1. u. 7.3.1872, hs., UA Göttingen,35 Phil. Dek. 155, Bl. 78 Die Abhandlung36 des Herrn Windelband37 genügt den Anforderungen an eine Dissertation vollkommen. Obwohl ich ihre Resultate keineswegs alle für richtig halte, muß ich doch anerkennen, daß sie eine sehr fleißige, gründliche, gutgeschriebene Arbeit ist, welche ausgedehnte Kenntnisse und eine vortreffliche philosophische Schule bezeugt. Der Gewährung seines Gesuchs scheint mir durchaus nichts im Wege zu stehen. Lotze.
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Abgangszeugnis der Universität Göttingen, Göttingen, 5.4.1870, 1 S., hs. ausgefüllter und veränderter Vordruck (2 verschiedene Schreiber), UA Göttingen,38 Abgangszeugnisse 1870, Nr. 128 Wir Prorector und Senat der Königlich Hannoverschen Georg-AugustsUniversität bezeugen hiermit, daß der Studirende Dr. phil.s Wilhelm Windelband [au]s Potsdam a auf den Grund eines Zeugnisses der Universität Heidelberg b am 21ten October c 1869 als der Philosophie d beflissener unter die Zahl der Studirenden aufgenommen ist, und sich bis 39 zum Schluß der Wintervorlesungen e 1869/70 Studirens halber hier aufgehalten hat. Während seines Hierseins hat derselbe, den beigebrachten Zeugnissen zu Folge, n. V. f Psychologie bei H[of]R[at] Lotze Physik Th[eil] II bei Geheimen g R[at] Weber, physikalische Uebungen bei Prof. Kohlrausch besucht. h | Auch hat er belegt, jedoch über den Besuch theils wegen Abwesenheit, theils wegen Absterbens der Lehrer kein Zeugniß beibringen können. i Hinsichtlich seines Betragens wird bemerkt, daß überall keine Beschwerde gegen ihn vorgekommen ist. Gegeben unter meiner, des jetzigen Prorectors, Unterschrift und unter Beidruckung des Universitäts-Siegels. Göttingen, den 5ten April j 1870. k
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Dr. . . . Potsdam ] hs. von Schreiber 1 Universität Heidelberg ] hs. von Schreiber 2 statt im Druck gestr.: Reife October ] hs. von Schreiber 1 Philosophie ] hs. von Schreiber 1 zum Schluß der Wintervorlesungen ] hs. von Schreiber 1 statt im Druck gestr.: jetzt n. V. ] danach im Druck gestr.: b. Geheimen ] Gh Psychologie . . . besucht ] hs. von Schreiber 1 Auch . . . können. ] dieser Passus des Zeugnisvordrucks ist im Original gestrichen. April ] hs. von Schreiber 1 70. ] hs.; darunter unleserliche Namenskürzel.
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Moritz Drobisch40 : Gutachten über die Habilitationsschrift Windelbands, Leipzig, 22.9.1872, 2 S., hs., UA Leipzig, PA 1071, Bl. 3–4 Decane maxime spectabilis! Herr Dr. Windelband hat nach meinem Urtheil uns eine wohl durchdachte, gut und klar geschriebene Abhandlung41 vorgelegt, in der er sich als einen besonnenen kritisch-philosophischen Forscher zeigt. Wie aus derselben und noch näher aus der beigelegten Doctordissertation (einer sehr beachtenswerthen Untersuchung) hervorgeht, hat er sich hauptsächlich durch das Studium der Schriften Kant’s, Fichte’s, Herbart’s, Schopenhauer’s, Lotze’s, Trendelenburg’s u. a. (auch der Philosophen des Alterthums) gebildet und mit den in die Erkenntnißtheorie einschlagenden Ergebnissen der Naturwissenschaften (wie Physiologie der Sinneswahrnehmungen, Psychophysik) sich bekannt gemacht. Der Inhalt seiner Abhandlung ist in der Hauptsache eine psychologische und logische Untersuchung, mit thunlichster Beiseitesetzung metaphysischer Principien, deren Feststellung er sich für die Zukunft noch vorbehält. Die Form der Entwickelung seiner Gedanken möchte ich im guten alten Sinne des Worts eine dialektische nennen; daher eine gewisse Umständlichkeit, der ich jedoch nicht den Vorwurf unnöthiger Breite machen will. Der Verfasser a zeigt sich als scharfen psychologischen Beobachter, gründlichen Logiker und sorgfältig abwägenden Kritiker. Die Kennzeichen einer bestimmten philosophischen Schule trägt er nicht; er scheint vor Allem darnach zu streben, Kritiker im Geiste Kant’s seyn zu wollen, was ihm nur zur Empfehlung dienen kann. Der Gang seiner Arbeit ist in Kürze folgender. S. 1–6 motivirt einleitungsweise die Aufgabe, die sich d[er] Verfasser b gestellt hat, als eine sowohl an sich berechtigte als zeitgemäße. Hierauf geht die Untersuchung aus von einer Analyse des Begriffs der Gewißheit (S. 7–20), gelangt zu einer ersten (8), zweiten (12) und dritten Definition der Gewißheit (17), unterscheidet demgemäß subjective und objective Gewißheit (18) und formulirt (21) die Aufgabe der Abhandlung in der Frage: unter welchen Bedingungen darf die subjective Gewißheit als eine objective betrachtet werden? Die erstere führt den Verf[asser] auf die Erörterung der Wahrscheinlichkeit (23ff.). Das Kriterium der Gewißheit aber ist die Nothwendigkeit des Denkens (30), die indeß wieder theils eine psychologische theils eine logische ist. a b
Verfasser ] Vf. Verfasser ] Vf.
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Aus der ersteren geht die Meinung hervor, die nur auf psychologischer Nowendigkeit beruht (32). Erklärung der Möglichkeit des Irrthums. Von der Meinung verschieden ist aber der Glaube, diejenige subj[ective] Gewißheit, welche auf der Verschmelzung theoretischer Vorstellungen mit dem Bewußtseyn der ethischen (zuvor erörterten) Nothwendigkeit beruht (42). Religiöser, geschichtlicher Glaube, Autoritätsglaube. Kritik von Kant’s Postulaten der reinen praktischen Vernunft. Nun wendet sich die Untersuchung zur logischen, objectiven, aber nur formalen Gewißheit, die allein auf der Einstimmung des Denkens mit sich selbst beruht (65). Die unmittelbare Gewißheit der logischen Grundsätze gehört zu dem Gegebenen a (67). Die logische Gewißheit ist überschätzt worden. Dieser Reflexionsphilosophie stellte sich der englische Empirismus schroff entgegen. Aber erst Kant unternahm mit Erfolg die Erklärung der Objecte der Erfahrung durch seine Formen | a priori b der Anschauung und Kategorien, insbesondere die der Causalität. Diese sind gegeben c und dadurch Kriterien des Objectiven (85). Die subjective Gewißheit, welche das Recht hat, ihre objective Gewißheit zu beanspruchen, nennen wir das Wissen,d und diese ist diejenige subjectivobjective Gewißheit, welche in der logisch nothwendigen Bearbeitung des in der Nothwendigkeit der Anschauung des äußern und innern Sinnes gegebenen e Vorstellungsinhalt’s beruht (89). Der Schluß (90) hebt noch hervor, daß d[er] Verfasser f darauf verzichten müsse zu beweisen, daß der Inhalt unsrer Vorstellungen eine Verwandtschaft oder Identität mit irgend etwas außer g der Subjectivität Objectiven besäße: nur die Beziehung h der Subjectivität auf ein Objectives habe er zu retten vermocht. Die metaphysische Präcisirung dieses Resultates ist dem Verf[asser] noch eine offene Frage. Ich finde mich mit H[errn] Dr. W[indelband] in vielen Punkten in Uebereinstimmung; in manchen andern bin ich abweichender Ansicht. Doch darauf kommt wenig an, sondern nur darauf, ob die vorgelegte Abhandlung in ihrer Art so tüchtig ist, um als Habilitationsdissertation zugelassen werden zu können. Mir geht darüber kein Zweifel bei, und ich stimme daher
a b c d e f g h
Gegebenen ] unterstrichen a priori ] in lat. Schrift gegeben ] unterstrichen Wissen ] unterstrichen gegebenen ] unterstrichen Verfasser ] Vf. außer ] unterstrichen Beziehung ] unterstrichen
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für Annahme derselben und Zulassung des Verfassers42 , a zu den übrigen vorschriftsmäßigen Prüfungen. d[en] 22. September b 7243 Drobisch N[ach]S[chrift]. Es ist nicht Schuld des Facultätsdieners, wenn er die Mappe erst später abholen sollte. Ich hatte ihn allerdings auf Ende des Monats angewiesen, fand mich aber hinterher doch bewogen, die Abhandlung sofort zu lesen. Dr[obisch]
Protokoll über das Habilitationskolloquium Windelbands, Leipzig, 13.11. 1872, 1 S., hs. (verschiedene Schreiber), UA Leipzig, PA 1071, Bl. 5 Leipzig d[en] 13. November 1872. Colloquium des Herrn c Dr. Windelband. In dem Colloquium, welches vorwaltend psychologische Fragen betraf erwies sich der Candidat sehr wohl unterrichtet und zeigte auch durch Selbstdenken geübte Gewandtheit in der philosophischen Discussion. Ahrens Der Herr Candidat zeigte auch in der mit mir geführten Unterhaltung über Fragen aus dem Gebiet der Erkenntnißtheorie und theilweise aus dem der Mechanik Gewandtheit in der Disputation und im Wesentlichen Orientirung über die neueren Ansichten auf den besprochenen Gebieten. F. Zöllner Meine Unterredung mit H[errn] Dr. Windelband bezog sich auf Kant’s Theorie und Kritik des Erkenntnißvermögens und ihren historischen Zu-
a b c
Verfassers ] Vfs September ] Sptbr. Herrn ] Hrn.
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sammenhang mit den Philosophemen alter und neuer Zeit. Examinant zeigte gründliche Kenntnisse und vorzügliche Gewandtheit Drobisch Hiernach wurde das Colloquium als vorzüglich bestanden erklärt Overbeck Zöllner. Drobisch Ahrens
Beglaubigte Abschrift der Heiratsurkunde vom 10.10.1874, Potsdam, 9.11. 1915, 2 S., hs. ausgefüllter Vordruck mit Aktennotizen, Generallandesarchiv Karlsruhe, 466-22/13586 (Witwenversorgung Martha Windelband) Heiraths-Urkunde. a Nr. 2. b Potsdam am zehnten Oktober tausend acht hundert siebenzig und vier. Vor Mittags neun Uhr. Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschienen heute als Verlobte: 1. Der Privat-Docent, Doctor der Philosophie Wilhelm Heinrich Windelbandt, der Person nach bekannt, evangelischer Religion, sechsunda b
Heiraths-Urkunde. ] am Rand Vermerk: B. Nr. 2. ] am Rand: Der Namen des Verlobten ist aus Versehen mit einem „dt“ am Schluß geschrieben. – Nach Ausweis des Taufscheins schreibt die Familie sich, wie auch Comparent gethan, „Windelband“. Gemäß Regierung-Verfügung vom 15. Juli 1875 wird dies hiermit erläuternd bemerkt. – | Potsdam, am 18. November 1875. Der Standesbeamte. In Vertretung: F. Saenger. | Daß vorstehender Auszug mit dem Heirats-Haupt-Register des Standesamts zu Potsdam gleichlautend ist, wird hiermit bestätigt. | Potsdam, am 9. November 1915. | Der Standesbeamte. | In Vertretung: Trott (eigenhändige Unterschrift, daneben Amtssiegel Standesamt Potsdam); darunter Aktennotiz über Martha Windelband: Nach der Standesliste [dem Personnalbogen Windelbands bei der Universität Heidelberg, vgl. Windelband an Heinrich Buhl vom 29.11.1902] geboren am 26.2.1850. Tag der Eheschließung: 10.10.1874. Alter am Tage der Eheschließung: 24 Jahre. | Von der Erhebung einer besonderen Geburtsurkunde ist im vorliegenden Falle abzusehen. | Kontrollbureau des F. M.
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zwanzig Jahre alt, geboren zu Potsdam, wohnhaft zu Leipzig, West-Straße Nummer 81, Sohn des zu Potsdam verstorbenen Rechnungsraths Johann Friedrich Wilhelm Windelbandt und dessen gleichfalls hier verstorbenen Ehefrau Friedericke geborene Gerloff. 2. Die unverehelichte Emma Wilhelmine Martha Wichgraf, der Person nach bekannt, evangelischer Religion, vierundzwanzig Jahre alt, geboren zu Potsdam, wohnhaft zu Potsdam am Canal Nummer 24 Tochter des Regierungsraths August Wichgraf zu Potsdam und dessen Ehefrau Wilhelmine geborene Wilckens. sowie als Zeugen: 3. Der Dr. jur. Appelationsgerichts-Präsident a. D. von Koenen,44 der Person nach bekannt, einundsiebzig Jahre alt, wohnhaft zu Potsdam Eisenbahnstraße No. 20, | 4. Der Gutsbesitzer Ferdinand Heinrich Gerloff,45 der Person nach bekannt, achtundfünfzig Jahre alt, wohnhaft zu Kyritz, Die Verlobten erklärten vor dem Standesbeamten und in Gegenwart der Zeugen persönlich ihren Willen, die Ehe miteinander eingehen zu wollen. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben mit der berichtigenden Bemerkung, daß Fräulein Martha Wichgraf in Frankfurt a. o. geboren und in Potsdam nur getauft sei. Dr. Wilhelm Windelband. Martha Wichgraf. v. Koenen. F. H. Gerloff. Der Standesbeamte. Beyer. Daß vorstehender Auszug mit dem Haupt-Heiraths-Register des Königlich Preußischen Standesamtes Potsdam Kreis — gleichlautend ist, wird hiermit bestätigt. Potsdam, am 9ten November 1915. Der Standesbeamte. In Vertretung: Trott a
a
Trott ] eigenhändige Unterschrift, links daneben Amtssiegel des Standesamts Potsdam, darunter Gebührenvermerk
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Friedrich Wilhelm Ritschl46 (mit Zustimmung weiterer 9 Mitglieder der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig), Separatvotum47 für Kuno Fischer (Auszug), Leipzig, 3.12.1874, UA Leipzig, Phil. Fak. B 2/204 (Wiederbesetzung der Professur für Philosophie 1866–1875), Bl. 47–48 Wenn von einer Fischer’schen Schule im prägnanten Sinn des Wortes nicht füg |lich zu sprechen ist, so ist doch nicht wohl zu verkennen, daß unsere Zeit einer solchen neuen Schulstiftung überhaupt nicht günstig zu sein scheint und daß es heutzutage auch keine andere philosophische „Schule“ in Deutschland gibt: wie denn auch weder eine Lotze’sche, noch eine Zeller’sche, noch etwa eine Prantl’sche oder Sigwart’sche „Schule“ existirt. Daß es jedoch Kuno Fischer an der Fähigkeit, einzelne Begabtere zu Fortsetzern und Fortbildnern seiner Lehre und Methode heranzuziehen, ganz und gar nicht fehlt, das beweist die akademische Wirksamkeit von speziellen Schülern, wie des dem Vernehmen nach ausgezeichneten Docenten der Philosophie Professor Belin in Helsingfors;48 des (soeben für die philosophische Professur einer süddeutschen Universität in Aussicht genommenen) Dr. Julius Walter49 in Jena; des ebenda sich ungewöhnlichen Beifalls sich erfreuenden Dr. Fritz Schultze50 ; des vor kurzem in Leipzig habilitirten Dr. Windelband.
Regierungsratsbeschluss Nr. 366 vom 12.2.1876, Staatsarchiv des Kantons Zürich, MM 2.211 RRB 1876/0366, S. 411-416 – Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online a : http://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3357118 12. Februar 1876. b Privatdozent Wilhelm Windelband v[on] Potsdam in Leipzig; Berufung dess[elben] z[um] ordentl[ichen] Professor an d[er] philosoph[ischen] Fakultät d[er] Hochschule. c Die Erziehungsdirektion berichtet: Nach dem Abgange des Herrn Dr. Wundt, Professor der induktiven Philosophie an hiesiger Universität, welcher mit Ende des Sommersemesters 1875 nach Leipzig übersiedelte, schlug die zu einem Gutachten51 eingea
b c
Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online ] im vorliegenden Fall eigene Transkription 12. Februar 1876. ] am Kopf der S. Privatdozent . . . Hochschule. ] am linken Rand
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ladene I. Sektion der philosophischen Fakultät zur Wiederbesetzung der Stelle vor: in erster Linie Dr. Fritz Schulze52 in Jena, in zweiter Linie Dr. Wilhelm Windelband in Leipzig.53 Die Erziehungsdirektion und der Erziehungsrath konnten dem Vorschlage nicht folgen, da die Richtung des Erstvorgeschlagenen mit der bei der Gründung des betreffenden Lehr |stuhles waltenden Absicht nicht zu harmoniren schien, und da mit Rücksicht auf den Zweitvorgeschlagenen, Herrn a Dr. Windelband, zwar die Beweise über ein bedeutendes Talent, nicht aber über den nöthigen Umfang seines Wissens und sein Lehrgeschick vorlagen. Fortgesetzte Informationen bestätigten die Ansicht über Herrn b Dr. Schulze und ließen dagegen es als angezeigt erscheinen, das Augenmerk näher auf Herrn Dr. Windelband54 zu richten. Von literarischen Produkten55 liegt von ihm vor: Eine Abhandlung über den Zufall, eine Abhandlung über c die Gewißheit der Erkenntniß eine d Kritik der Logik von Sigwart ein Artikel über „die Erkenntnißlehre unter dem völkerpsychologischen Gesichtspunkte.“ Diese Schriften zeichnen sich aus durch Klarheit und Tiefe des Gedankens und bezeugen ein selbstständiges und umfassendes Studium. Sie beurkunden eine genaue Kenntniß der Ergebnisse der philosophischen Psychologie, sowie der Umbildungen, welche die Philosophie durch die neueren Entwicklungen der Naturwissenschaften, durch Helmholtz,e Fechner und andern erfahren hat. Der Standpunkt des Verfassers ruht nicht auf der Seite der metaphysischen Dogmatik son |dern im Wesentlichen auf dem Boden des Kant’schen Kriticismus, und seine logische Methode wurzelt in der Hauptsache auf der Induction. Dr. Windelband wirkt seit 21⁄2 Jahren als Privatdozent an der Universität Leipzig und hat sich an derselben in weiten Kreisen die Anerkennung seiner Lehrthätigkeit und Lehrgabe verschafft. Seine, in ihrem Gegenstand durch die Konkurrenz mit 11 andern Dozenten der Philosophie56 an der Universität Leipzig einigermaßen beeinflußten Vorlesungen57 erstreckten sich bisher auf nachfolgende Gebiete: a b c d e
Herrn ] Hr. Herrn ] Hrn. eine Abhandlung über ] im Original Unterführungszeichen eine ] Unterführungszeichen Helmholtz ] Helmholz
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Historisch: Geschichte der antiken Philosophie bis Aristoteles incl[usive] Geschichte der neuern Philosophie seit der Renaissance. Entwicklungsgeschichte der Methode der deutschen Philosophie. Darstellung und Kritik der Kant’schen Philosophie Geschichte der Erkenntnißtheorie seit Kant. Ueber den Zusammenhang der deutschen Philosophie und der deutschen Dichtung. Kritik der Schopenhauer’schen Philosophie. Logisch: Das Grundproblem der Erkenntnißtheorie. Erkenntnistheorie mit Einschluß der Logik. | Psychologisch: Grundfragen der Psychologie, Psychologie vom empirischen Standpunkte. Metaphysisch: Die Hauptpunkte der Metaphysik in a historisch-kritisch-philosophischer Analyse. Daneben hielt er mit seinen Schülern Uebungen über: Kants Kritik der reinen Vernunft Kants b Prolegomena Kants c Kritik der Urtheilskraft. Spinoza’s Ethik. Betreffend seinem Vortrag hat die Erziehungsdirektion in einigen seiner Vorlesungen, denen sie persönlich beiwohnte, das Urtheil geschöpft, daß derselbe ebenso lebendig und warm, als klar und präzis genannt werden kann. Der Regierungsrath, nach Einsicht eines Antrages der Erziehungsdirektion, beschließt: I. Herr Dr. Wilhelm Windelband von Potsdam, zur Zeit Privatdozent an der Universität Leipzig wird als ordentlicher Professor der philosophischen Fakultät 1. Sektion der Hochschule Zürich für inductive Philosophie auf den 12. April l[aufenden] Jahres d für eine Amtsdauer von 6 Jahren mit steter | Wiederwählbarkeit berufen, mit Verpflichtung zu Vorlesungen von 10–12 wöchentlichen Stunden und allfälliger Betheiligung an der Lehramtsschule gegen einen außer der gesetzlichen Kollegiengeldern 4000 Franken betragenden Jahresgehalt58 in der Meinung, daß wenn durch die Betheilia b c d
in ] in in Kants ] im Original Unterführungszeichen Kants ] Unterführungszeichen Jahres ] Js.
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gung an der Lehramtsschule sich eine größere Stundenzahl, als die oben bezeichnete ergeben würde, dafür eine besondere Entschädigung auszusetzen ist. An die Kosten des Umzuges von Leipzig nach Zürich wird dem Berufenen ein Betrag von 700 Franken gewährt. II. Mittheilung an die Erziehungsdirektion und durch nachfolgende Urkunde an Herrn a Windelband. Der Regierungsrath des eidgenössischen Standes Zürich beruft auf den 12. April laufenden Jahres den Herrn Dr. Wilhelm Windelband, zur Zeit Privatdozent in Leipzig als ordentlichen Professor der philosophischen Fakultät 1. Sektion der Hochschule für inductive Philosophie für eine Amtsdauer von sechs Jahren mit steter Wiederwählbarkeit mit Verpflichtung zu Vorlesungen von 10–12 wöchentlichen Stunden und allfälliger Betheiligung | an der Lehramtsschule gegen einen außer den gesetzlichen Kollegiengeldern 4000 Franken betragenden Jahresgehalt in der Meinung, daß wenn durch die Betheiligung an der Lehramtsschule sich eine größere Stundenzahl, als die oben bezeichnete, ergeben würde, dafür eine besondere Entschädigung auszusetzen ist.
Regierungsratbeschluss (Kanton Zürich) Nr. 428 vom 19.2.1876, Staatsarchiv des Kantons Zürich, MM 2.211 RRB 1876/0428, S. 487 – Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online b : http://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx? ID=3357183 19. Februar 1876. c Prof. Windelband, Beitrag an dessen Uebersiedlungskosten. d Herr Professor Windelband verbindet mit der Erklärung, daß er den Ruf an die hiesige Hochschule annehme, das Gesuch, es möchte der ihm zugesicherte Beitrag an die Uebersiedlungskosten höher als 700 Franken bemessen werden. Die Erziehungsdirektion findet mit Hinsicht auf die Familienverhältnisse des Petenten und die bedeutende Entfernung seines bisherigen Wohnortes vom künftigen das Gesuch begründet. a b
c d
Herrn ] Hrn. Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online ] im vorliegenden Fall eigene Transkription 19. Februar 1876. ] am Kopf der S., unterstrichen Prof. . . . Uebersiedlungskosten. ] am linken Rand
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Der Regierungsrath, in Revision von Disp. I Schlußsatz des Beschlusses vom 12. Hornung,59 nach Einsicht eines Antrages der Erziehungsdirektion, beschließt: I. Dem Herrn a Professor Windelband wird an die Kosten der Uebersiedlung von Leipzig nach Zürich ein Beitrag von 1000 Frk. ertheilt. II. Mittheilung an die Erziehungsdirektion zur Vollziehung.
Regierungsratsbeschluss Nr. 402 vom 16.11.1876, Staatsarchiv des Kantons Zürich, MM 2.214 RRB 1876/3060, S. 615–617 – Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online b : http://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID= 3372572 16. November 1876. c Prof. Windelband; Landrechtsertheilung. d Herr Professor Dr. Wilhelm Windelband von Potsdam-Preußen, wohnhaft in Riesbach, welcher am 12. Wintermonat60 eventuell in den Bürgerverband der Gemeinde Riesbach aufgenommen wurde, stellt mit Zuschrift vom 12. dieß das Gesuch um Ertheilung des Kantonsbürgerrechtes. | Nach den beigelegten Akten ist der Ausweis über die in § 18, Abs[atz] 1 des Gemeindegesetzes vorgeschriebenen Erfordernisse geleistet; dagegen mangelt dem Petenten das Requisit eines zweijährigen Aufenthaltes in der Schweiz (§ 19), in dem sich derselbe erst seit April d[es] Jahres e in der Schweiz aufhält; dieses Requisit darf ihm gemäß § 22 erlassen werden. Ueber seine Entlassung aus dem bisherigen Staatsverbande (§ 21) hat sich Petent durch eine Urkunde der k[öniglich] preuß[ischen] Regierung zu Potsdam dat[iert] 17. Mai 1876 ausgewiesen. Der Regierungsrath, nach Einsicht eines Antrages der Direktion des Innern, beschließt: 1. Dem Petenten wird das Kantonsbürgerrecht ertheilt und seine Aufnahme in das Bürgerrecht der Gemeinde Riesbach bestätigt, unter der Bedingung, daß er sich innert Monatsfrist über Bezahlung der Einkaufsge-
a b
c d e
Herrn ] Hrn. Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online ] im vorliegenden Fall eigene Transkription 16. November 1876. ] am Kopf der S., unterstrichen Prof. Windelband; Landrechtsertheilung. ] am linken Rand Jahres ] Js.
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bühren in das Gemeinde- und Kantonsbürgerrecht, letzterer im Betrage von Franken a 50 bei der Staatskanzlei ausweise. 2. Nach Erfüllung dieser Bedingung | ist ihm die Landrechtsurkunde auszustellen. 3. Mittheilung an den Petenten, unter Rücksendung der betreffenden Akten, an den Gemeinderath Riesbach und die Direktion der Finanzen.
Windelband: Nachweis des Dienstantritts an der Universität Freiburg zur Anweisung der Gehaltszahlungen ab 18.4.1877 und der Zahlung des Eintrittsgeldes in die Witwenkasse, Freiburg i. Br., 12.4.1877, 1 S., hs. (lat. Schrift), UA Freiburg, B1/1259 Lehrstühle der Philosophischen Fakultät Ich b bin aus dem Dienste des Cantons Zürich mit dem Schlusse des dortigen Winter-Semesters, dem 17tn . März 1877 entlassen worden. Freiburg, den 12 April 1877 Dr. W. Windelband Professor der Philosophie
Carl Ledderhose an Georg Gerland,61 Straßburg, 23.5.1882, 1 S., Briefentwurf, ADBR Strasbourg, 103 AL 260 Bl. 64 Straßburg c 23/5 82 Sofort! An die philos[ophische] Facultät zu Händen des Decans Herrn Prof. Dr. Gerland Der Herr Prof. Dr. Liebmann hat mir angezeigt, daß er die ihm zugegangene Berufung an die Universität Jena angenommen habe. Die philos[ophische] Facultät ersuche ich demnach ergebenst, mir einen Personalvorschlag zur Wiederbesetzung des mit dem Beginn des nächsten Wintersemesters zur Erledigung kommenden Lehrstuhls umgehend mitteilen zu wollen. a b c
Franken ] Frk. Ich ] darüber Aktennotiz: Praes. 17.4.77 Straßburg ] Strßbg
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D[er] C[urator] d[er] U[niversität] Le a
Fakultätsvorschlag zur Besetzung der Nachfolge Otto Liebmann an der Universität Straßburg, Straßburg, vor 24.5.1882,62 zwei verschiedene Schreiber,63 2 Überarbeitungsstufen (Tinte/Bleistift), ADBR Strasbourg, 62 AL 3 (Dekanat Georg Gerland 1882/83), Nr. 38, Anlage 1 a) Den b ordentlichen Professor der Philosophie Dr. Wilhelm Windelband an der Universität Freiburg. Derselbe steht in dem Lebensalter von 36 bis 37 Jahren, ist ein selbständig denkender Schüler Lotze’s, wurde, nachdem er sich zu Anfang der siebziger Jahre in Leipzig habilitirt hatte, 1876 nach Zürich und von dort 1877 nach Freiburg im Breisgau berufen, wo er bis jetzt eine als anregend und ersprießlich allgemein anerkannte c Lehrthätigkeit entfaltet. Seinen litterarischen Leistungen nach gehört Windelband unzweifelhaft unter die besten und gediegensten der ihm gleichalterigen d philosophischen Autoren,e indem er eingehende Kenntnisse im Gebiet der exacten Wissenschaften mit historischer Bildung und Gelehrsamkeit vereinigt64 und ein sehr umfangreiches Wissen mit scharfem und feinem Urtheil beherrscht. Unter seinen zahlreichen wissenschaftlichen Publicationen, deren auch geist- und geschmackvolle Darstellung nachgerühmt werden muß, sind zunächst zwei systematische Abhandlungen – „Die Lehren vom Zufall“ (Berlin, 1870) und „Über die Gewißheit der Erkenntniß“ (Berlin, 1873) – hervorzuheben. Hinzu gesellt sich die größere Anzahl in verschiedenen Zeitschriften publicirter Artikel geschichtlichen, kritischen und systematischen Inhalts. Die umfangreichste unter den bisherigen Publicationen Windelband’s ist eine auf drei starke Bände berechnete: „Geschichte der neueren Philosophie“. Hiervon ist der 1t Band, den Zeitraum von der Renaissance bis auf Kant umfassend, 1878, und der 2te Band, welcher von Kant bis zu Hegel reicht, 1880 erschienen. Beide behandeln ein
a b c
d e
Le ] eigenhändiges Namenskürzel Ledderhoses, darunter von anderer Hand: ab 23/5 Den ] danach mit Bleistift gestr.: großherzoglich badischen Hofrath, als anregend und ersprießlich allgemein anerkannte ] Selbstkorrektur des 1. Schreibers, statt gestr.: allgemein anerkannte der ihm gleichalterigen ] Einfügung vom 2. Schreiber Autoren ] danach gestr.: seiner Alterskategorie
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schon von manchem Gelehrten in verschiedenem Sinne berührtes a Gebiet unter Einführung b zahlreicher neuer Gesichtspuncte in origineller und gedankenreicher Weise.c Der 3te , in der Vor |bereitung begriffene Band wird, auf Grund sehr umfangreicher Quellenstudien des Verfassers, die deutsche, französische und englische Philosophie der Gegenwart behandeln und verspricht Bedeutendes. Zugleich hat Windelband ein systematisches Werk über Logik65 unter der Feder. d Seine bisherige Lehrthätigkeit sich über sämmtliche systematischen Fächer der Philosophie und über alle Theile der Geschichte der Philosophie erstreckt. e
Protokoll der Übereinkunft zwischen dem Kurator der Universität Carl Ledderhose und Windelband, 29.5.1882, 2 S., Abschrift, ADBR Strasbourg, 103 AL 260 Bl. 67 Abschrift. f Freiburg, den 29. Mai 1882 Zwischen dem unterzeichneten Curator66 der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg und dem Großherzoglich Badischen Hofrath Professor Dr. Windelband ist heute, unter dem Vorbehalt der Genehmigung des Kaiserlichen Statthalters in Elsaß-Lothringen, nachstehende Uebereinkunft getroffen worden: 1, Herr Professor Windelband tritt mit dem Beginne des nächsten Wintersemesters als ordentlicher Professor in die philosophische Facultät der Universität Straßburg ein. Derselbe wird neben den Vorlesungen über Philosophie und deren Geschichte auch an der Leitung der Uebungen im philosophischen Seminar,
a
b c d
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ein schon von manchem Gelehrten in verschiedenem Sinne berührtes ] Einfügung vom 2. Schreiber statt gestr.: ein von vortrefflichen Vorarbeiten durchackertes Einführung ] Einfügung vom 2. Schreiber statt gestr.: Herbeiziehung Weise ] Einfügung vom 2. Schreiber mit Bleistift statt gestr.: Darstellungsform Feder. ] danach mit Bleistift gestr.: Indem er mit so fruchtbarer litterarischer Thätigkeit ein höchst ansprechendes Lehrtalent vereinigt, würde die Berufung des Professors Windelband an unserer Universität eine sehr wünschenswerthe und günstige Acquisition in Aussicht stellen. Seine . . . erstreckt ] von der Hd. des 2. Schreibers Abschrift. ] unterstrichen
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soweit die Zwecke des Unterrichts es wünschenswerth machen, sich betheiligen. 2, Als Besoldung werden dem Herrn Professor Windelband fünf Tausend vierhundert Mark Gehalt und sechshundert Mark Zulage vom 1. October l[aufenden] J[ahres] ab zugesichert. Vom 1. October 1883 ab wird diese Besoldung auf jährlich sechstausend sechshundert Mark erhöht werden. 3, Für die Kosten des Umzugs nach Straßburg wird Herr Professor Windelband Vergütung nach Maßgabe der bei | Versetzungen a elsaß-lothringischer Beamten und Lehrer zur Anwendung kommenden Grundsätze beziehn. So geschehen und doppelt vollzogen. Freiburg, wie oben gez[eichnet]: Ledderhose. gez[eichnet]: Windelband. b
Carl Ledderhose an Karl (von) Hofmann,67 Straßburg, 30.5.1882, 3 S., eigenhändiger Briefentwurf, ADBR Strasbourg, 103 AL 260 Bl. 65-66 Straßburg 30/5 82 An den H[errn] Staatssekretär Sofort! Nachdem der ordentl[iche] Professor68 an der philos[ophischen] Facultät der hiesigen Universität die ihm zugegangene Berufung an die Universität Jena angenommen und um Entlassung gebeten hat, habe ich die gedachte c Facultät zur Abgabe der erforderlichen Vorschläge wegen Wiederbesetzung der mit dem Schlusse dieses Semesters hier zur Erledigung kommenden Lehrstuhles aufgefordert. Hierauf hat die Facultät in der beigeschlossenen Eingabe vom 23. d[es] M[onats] „in gleicher Weise“ die Professoren: Hofrath Dr. Windelband zu Freiburg i /Br. und Dr. Riehl zu Graz in Vorschlag69 gebracht. p70 Windelband gehört als Lehrer der Philosophie der als conservativ und gemäßigt zu bezeichnenden Richtung an, wie sie seither durch den a b c
bei | Versetzungen ] am Schluß der S. Kustode: Vergezeichnet . . . Windelband ] keine eigenhändigen Unterschriften gedachte ] statt gestrichen: philos.
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Prof. Liebmann im Gegensatz zu der nach der radicalen Seite neigenden Richtung des Professors Laas Vertretung an der hies[igen] Universität gefunden hat. p Riehl ist zwar von katholischer Confession, gilt aber für emancipirt in seinem Verhältniß | zur Kirche und steht in philosophischen Fragen auf der Seite der Schule, welcher p Laas angehört. Vom politischen wie vom wissenschaftlichen Standpuncte erscheint es angezeigt, der letzteren Schule nicht ausschließlich das Feld an der Universität zu überlassen, sondern das bewährte Gegengewicht, welches in der Person und Lehre des Prof. Liebmann seine Stütze fand, nach dessen Abgang durch eine gleichartige Kraft wieder herzustellen. Nach eingeholter Entscheidung seiner Excellenz des Herrn Statthalters bin ich deshalb mit Hofrath Windelband wegen Übernahme der hiesigen Professur in persönliches Benehmen getreten. Das Ergebniß ist in der hier beigefügten,71 mit ihm aufgenommenen Verhandlung d. d.72 Freiburg d[en] 29. d[es] M[onats] niedergelegt. Danach ist p Windelband bereit, an die hies[ige] Universität unter Bedingungen überzutreten, welche im Vergleich zu der Bedeutung dieses Gelehrten und zu den Vortheilen der Stellung, die er in Freiburg aufgiebt, als mäßig bezeichnet werden dürfen. Die Zusage seiner Besoldung von jährlich 6600 M vom 1.October 1883 ab gründet sich auf ein Compromiß, ohne welches die Berufung | voraussichtlich gescheitert sein würde. Die gedachte Summe stellt den Preis dar, durch dessen Angebot Prof. Liebmann nicht bewogen werden konnte, in seiner Stellung an der hies[igen] Universität zu verbleiben, obwohl ihm der volle Betrag seiner Besoldung nicht erst nach Jahresfrist sondern alsbald bewilligt werden sollte. Die Persönlichkeit des Prof. Windelband macht einen durchaus günstigen Eindruck, und nehme ich an, daß durch seine Berufung eine für die Univers[ität] sehr günstige Wahl getroffen sein würde. Ew. Exc[ellenz]73 bitte ich deshalb gehors[amst], die Berufung des Prof. Dr. Windelband als ordentl[ichen] Professor an der philos[ophischen] Facultät der hies[igen] Univ[ersität] zum 1. October a l[aufenden] J[ahres] unter den in der anliegenden Verhandlung b weiter bezeichneten Bedingungen geneigtest herbeizuführen.74 D[er] C[urator] d[er] U[niversität] Le c a b c
October ] Octbr Verhandlung ] Verhandlg Le ] eigenhändiges Namenskürzel, darunter von anderer Hand: ab 30/5
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Kuno Fischer an die philosophische Fakultät der Universität Heidelberg, Heidelberg, 13./14.7.1902, 7 S., hs., UA Heidelberg, H-IV-102/132 (Philosophische Fakultät Akten 1901-02., Dekan: Bezold), Bl. 715–716 Decane maxime spectabilis, Hochgeehrte Herrn Collegen Da ich bei meinem hohen Alter meinem hiesigen Lehramt, welches ich ein Menschenalter hindurch ununterbrochen (von 1. Oktober 1872 bis 1. Oktober 1902) ausgeübt habe, nicht mehr, wie bisher, vorzustehen vermag, so beantrage ich,75 daß die zweite, seit sechsundzwanzig Jahren unbesetzt gebliebene ordentliche Professur der Philosophie76 nunmehr wiederbesetzt werde, | und a zwar erlaube ich mir, den ordentlichen Professor der Philosophie an der Kaiser Wilhelms Universität zu Straßburg i /E. Herrn Dr. Wilhelm Windelband zur Berufung in die genannte Stelle vorzuschlagen. Da ich voraussetzen darf, daß Herr Professor W. Windelband in Ansehung seines Namens, seiner Bedeutung und | Wirksamkeit Ihnen Allen wohlbekannt ist, so enthalte ich mich aller weiteren Charakteristik.77 Ich nenne denselben, wie er es verdient primo und unico loco. Ich bitte die Facultät, diesen meinen Antrag unterstützen zu wollen u[nd] auf dem vorschriftsmäßigen Wege an das Großherzogliche Ministerium des Unterrichts gelangen zu lassen. Hochachtungsvoll Kuno Fischer Heidelberg. d[en] 13. Juli 1902. | Nachschriftlich. b Ich glaube, soeben in sichere Erfahrung gebracht zu haben, daß Herr Prof. Windelband nach Ablehnung seines Rufes nach Tübingen78 in seine Stellung zu Straßburg durch unmittelbare Einwirkung des Statthalters eine höchst beträchtliche c Gehaltserhöhung davon getragen hat,d so daß ich zu meinem großen Leidwesen zweifeln muß, ob er gegenwärtig für uns zu gewinnen ist.
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werde, | und ] vor Seitenwechsel Kustode: und Nachschriftlich. ] unterstrichen höchst beträchtliche ] unterstrichen hat ] kann auch habe heißen
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Ich erlaube mir deshalb abgesehen von ihm, noch zwei Namen zu nennen, die ich in | Erwägung zu nehmen bitte: 1. Karl Groos a aus Heidelberg, der hier seine Studien gemacht auch s[einer] Z[eit] eine Preisaufgabe in der Philosophie gewonnen hat, er hat sich dann in Gießen habilitiert und ist erst nach Basel, dann nach Gießen als ordentlicher Professor der Philosophie b berufen worden, wo er gegenwärtig lehrt.c Er hat über Schelling, über Aesthetik u[nd] ein Werk über „Die Spiele der Thiere“ geschrieben, welches günstige d | Aufnahme e gefunden hat. 2. Eugen Kühnemann,f außerordentl[icher] Professor der Philosophie in Marburg, der, wie ich zu wissen glaube, sehr anregend lehrt, gern und viel gehört wird. Abhandlungen über Themata aus der Geschichte der Philosophie, über Kant [un]d Schiller, unlängst ein Buch über Herders Leben g , 79 geschrieben hat. Über seine amtliche | Stellung in Marburg weiß ich nichts Näheres. K. Fischer Heidelberg d[en] 14 Juli 1902
Windelband: Gutachten über den Kuno-Fischer-Preis, Heidelberg, 14.7.1909, 3 S., hs. (lat. Schrift), UA Heidelberg, H-IV-102/138 (Philosophische Fakultät 1908/09, Dekan: Friedrich Schöll), Bl. 288–289 Heidelberg, den 14t Juli 1909. Die Kuno-Fischer-Preisstiftung betr[effend] Die Aufgabe, für die Erteilung des heuer zum ersten Male fälligen KunoFischer-Preise der philosophischen Fakultät Vorschläge zu machen, setzt mich in eine einigermassen peinliche Verlegenheit. In der deutschen philosophischen Literatur des abgelaufenen Lustrums80 habe ich trotz ihrer
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Karl Groos ] unterstrichen ordentlicher Professor der Philosophie ] unterstrichen lehrt ] stark verschrieben günstige ] kann auch geistige heißen günstige | Aufnahme ] vor Seitenwechsel Kustode: Aufnahme Eugen Kühnemann ] unterstrichen Herders Leben ] unterstrichen
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Ausgebreitetheit ein historisches Werk, das ich ohne Bedenken für diesen a Preis vorschlagen könnte, nicht ausfindig gemacht. Für die Sache der Philosophie selbst ist das an sich nicht so ungünstig: es steht offenbar mit dem Umstande im Zusammenhang, dass sich in der Philosophie der Schwerpunkt des Interesses und der Arbeit aus dem historischen in das systematische Gebiet verlegt hat, wobei freilich ein Ueberwiegen methodologischer Untersuchungen in nicht unbedenklicher Weise zu beobachten ist. Selbstverständlich haben auch diese fünf Jahre in der Geschichte der alten, der mittelalterlichen und der neueren Philosophie eine stattliche Anzahl tüchtiger Einzelforschungen gezeitigt; aber ich wüsste keine darunter zu nennen, die, sei es sachlich, sei es methodisch, den Fortschritt der Gesamtdisciplin so gefördert hätte, dass sie eine so hervorhebende Auszeichnung verdiente. Ebenso fehlt es nicht an wohlgelungenen Darstellungen einzelner Philosophen in den für das weitere Publikum bestimmten Sammelwerken, wie den „Klassikern der Philosophie“ oder den „grossen Erziehern“, auch nicht an Sonderwerken derselben Art: allein auch unter diesen ragt keines in entschiedener Weise über das durchschnittliche Niveau hinaus. Von Gesamtdarstellungen grösserer Gebiete sind zwei „Geschichten des Skeptzismus“ zu verzeichnen, die eine von Goedeckemayer,81 ein flüssiges und gelehrtes, aber ideenloses und steriles Buch, die andre von Raoul Richter (2. Bd.), die, umgekehrt, meist in Allgemeinheiten stecken bleibt und darin nichts wahrhaft Förderliches bietet. Zur engeren Wahl bleiben eigentlich nur zwei vortreffliche Werke übrig: das eine die „Geschichte der Autobiographie“ von G[eorg] Misch, Docent in Berlin, eine zweifellos hervorragende Leistung von originellem Entwurf, von grossen Gesichtspunkten, von umfassendem Blick, von vielseitigem, gründlichen Wisssen und voll von feinen De |tail-Analysen, die sich in ihrer Art stark von Wilhelm Dilthey beeinflusst zeigen, aber doch ein hohes Mass selbständiger Leistung darstellen. Allein dies Werk ist, dem Gegenstande entsprechend, nicht nur philosophiegeschichtlichen, sondern allgemein literargeschichtlichen Charakters; es ist zudem schon einmal gekrönt als Berliner Preisschrift, und es ist nicht abgeschlossen, es reicht bisher nur bis Augustin. Wenn der zweite Band, der in den nächsten Jahren erscheinen soll, die Erwartungen erfüllt, die der erste erweckt, so wird das ganze Werk zweifellos für die nächste Erteilung unseres Preises in erster Linie in Betracht kommen. – Das andre Werk rührt auch von einem Berliner Docenten her: es ist E[rnst] Cassirer’s „Das Erkenntnisproblem in der a
diesen ] unterstrichen
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Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit“, eine ausserordentlich anregende, vielfach neue Gesichtspunkte eröffnende, tief und eigenartig in die Ursprünge des modernen Denkens eindringende Arbeit. Allein hier liegt ein Bedenken darin, dass das Buch nicht im eigensten Sinn historische, sondern mindestens ebenso historische und systematische Zwecke verfolgt, und dass der Verfasser, dessen Werk damit auch noch nicht abgeschlossen ist, sich mit seinen prinzipiellen Auffassungen, trotz seiner anerkennenswerten Selbständigkeit, wesentlich doch in den Bahnen des Neukantianismus Cohenscher Prägung bewegt. Unter diesen Umständen halte ich es für richtiger, diesmal auf die Erteilung des Preises (nach § 7 des Statuts) zu verzichten: er sollte, namentlich das erste Mal, nur für eine ganz zweifellos hervorragende und in hohem Masse bedeutsame Leistung zuerkannt werden. Dieser Verzicht empfiehlt sich ausserdem noch aus einem finanziellen Grunde, der übrigens, wie ich besonders betonen möchte, für die obigen Erwägungen in keiner Weise massgebend gewesen ist. Es handelt sich um die Herstellung der Medaille, in der der Preis bestehen soll. Bekanntlich hat dazu Herr Prof. Volz-Karlsruhe82 in dankenswerter Weise ein vorzüglich gelungenes Medaillon von Kuno Fischer’s Kopf zur Verfügung | gestellt, wovon ein Abguss als Geschenk der Familie Fischer unser Senatszimmer schmückt. Den künstlerischen Anteil, der in solchen Fällen das teuerste zu sein pflegt, hat also in diesem Falle die Stiftung umsonst. Aber es erübrigte danach noch die Verkleinerung des (beinah lebensgrossen) Modells, wozu Herr Volz die Hofprägeanstalt B. H. Mayer empfohlen hatte, und die Herstellung eines Modells für die möglichst schlicht zu haltende Rückseite der Medaille seitens eines von Herrn Volz vorgeschlagenen Schülers der Kunstakademie. Durch ein Rescript des Engeren Senates vom 16. Juni 1906 wurde ich ermächtigt, in beiden Richtungen das Erforderliche in die Wege zu leiten.83 Nun stellt sich aber heraus, dass diese technische Seite der Angelegenheit doch kostspieliger ist, als vielleicht erwartet wurde. Für die (doppelte) Verkleinerung des Volz’schen Modells und die Herstellung beider Matrizen, die dann für alle Folge zur Verfügung bleiben, verlangt die Firma B. H. Mayer (Pforzheim) 500 bis 550 Mk.; mit Einschluss des mir noch nicht bekannten Honorars für den Schüler des Herrn Volz, der die Rückseite der Medaille entworfen hat, muss also auf eine einmalige Ausgabe von etwa 700 Mk. oder mehr gerechnet werden. Ob diese Summe aus dem Stiftungskapital, das doch im Allgemeinen als unangreifbar gilt, gedacht werden dürfte, ist mir sehr zweifelhaft: auf alle Fälle ist damit zu rechnen, dass sie aus den laufenden Zinsen zu bestreiten
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ist; und dann verbliebe von den 1600 Mark jetzt nur soviel, daß wir überhaupt höchstens einen halben Preis erteilen könnten. Das würde sich nicht gut machen; und es wäre sehr schwierig, dann zu entscheiden, ob er Herrn Misch oder Herrn Cassirer zuerkannt werden sollte. Ihn noch einmal zu teilen ginge garnicht an. Aus allen diesen Gründen beehre ich mich zu bean|tragen: die philosophische Fakultät wolle dem Engeren Senat empfehlen:84 1) Den Kuno-Fischer-Preis zu dem diesmaligen Termin nicht zu vergeben 2) Aus den verfügbaren Zinsen (1600 Mk.) die Kosten für den Entwurf der Rückseite der Medaille und für die Herstellung der Matrizen zu bestreiten und 3) Den Rest zum Kapital zu schlagen. W Windelband
Windelband: Gutachten über den Kuno-Fischer-Preis, Heidelberg, 9.7.1914, 5 S., hs. (lat. Schrift). Davon insgesamt drei Abschriften als Ts.-Durchschläge mit vereinzelten hs. Korrekturen von anderer Hand (zwei verschiedene Schreiber; UA Heidelberg, RA 5214 (2 Exemplare) sowie in H-IV-102/140 Bl. 404– 408 (ein Exemplar)), UA Heidelberg, H-IV-102/140 Bl. 203–204 Die Erteilung des Kuno-Fischer-Preises stösst diesmal auf ähnliche Schwierigkeiten wie bei dem ersten Termin 1909:85 eine in jeder Hinsicht hervorragende und das Urteil zweifellos auf sich ziehende Leistung liegt nicht vor, und die Auswahl der Bücher, die aus dem statuarischem Lustrum86 1909–1915 überhaupt für einen immerhin so beträchtlichen und weithin sichtbaren Preis in Betracht kommen, ist nicht gross. Es mag dies damit zusammenhängen, dass die gegenwärtige lebhafte Bewegung in der Philosophie weit mehr systematisch als historisch orientiert ist, und dass namentlich die jüngere Generation in ihrem Weltanschauungsdrange lieber unreife eigne Kombinationen versucht, als bei den grossen Gebilden der Geschichte in die Lehre geht. Im Jahre 1909 wurde auf die Erteilung des Preises verzichtet, weil die grössere Hälfte der verfügbaren Mittel damals zur Herstellung der Medaille verwendet war und der übrig bleibende Rest nicht noch einmal für die
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beiden als beste vorgestellten Werke halbiert werden konnte: Misch,a Geschichte der Autobiographie und Cassirer,b „Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit“. Von diesen beiden ist das vortreffliche Buch von Misch bisher nicht fortgesetzt worden, es steht vor dem überreichen Material, das ihm Mittelalter- und Neuzeit entgegenbringen; dies fällt also jetzt fort. Dagegen ist das zweibändige Werk von Cassirer im Jahre 1911 neu aufgelegt worden und darf deshalb wieder in Betracht gezogen werden. Schon dieser Erfolg deutet auf die grossen Vorzüge des Werkes hin, das in die intimsten Motive der theoretischen Begründung und Entwicklung des modernen Denkens von der Renaissance bis zu Kant vielfach neues Licht gebracht und Zusammenhänge aufgedeckt hat, die vorher nicht so scharf gesehen und gezeichnet worden waren. Es handelt sich dabei wesentlich um die Beziehungen zwischen Philosophie und Naturforschung, die unter „Wissenschaft“ im Titel gemeint ist. Darin zeigt sich die Richtung der Cohen’schen Schule, der Cassirer angehört, in der er aber allen anderen Vertretern, Cohen selbst, Natorp, Hartmann etc. an Weite des Blicks und Freiheit der historischen Auffassung weit überlegen ist. Gerade dieses Buch beweist das in den feinsinnigen Analysen der Denkerpersönlichkeiten, von denen ich als Beispiel die von Pascal hervorheben will. Deshalb sind nun auch die Ergebnisse des Cassirer’schen Werks zwar nicht vollständig, aber doch | in hohem Masse von der Schulrichtung ihres Urhebers unabhängig und dürfen als neue und bleibende Errungenschaften für die Geschichte der neueren Philosophie gelten, wie sie auch als solche in der Literatur der letzten Jahre vielfache Anerkennung gefunden haben. Es ist ein Werk, aus dem wir Wertvolles in reichem Masse gelernt haben, und deshalb des Preises durchaus würdig. Was in den letzten fünf Jahren neu erschienen ist, steht dem Cassirer’ schen Buche entweder an Umfang und Bedeutsamkeit des Gegenstandes oder an dessen wissenschaftlicher Bemeisterung oder an beiden nach. Man könnte an eine so weit angelegte Arbeit wie die von P[aul] Deussen c (Kiel) denken, der den 4 Bänden über die orientalische, wesentlich indische Philosophie nun die Bearbeitung der europäischen folgen zu lassen angefangen hat. Er gab 1911 seine „Philosophie der Griechen“ heraus, einen Band, der in ansprechender Darstellung nicht viel Neues bringt, in dem Neuen aber eine sehr willkürliche Interpretation der platonischen Ideenlehre zur Ana b c
Misch ] unterstrichen Cassirer ] unterstrichen Deussen ] unterstrichen
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ähnlichung an die Schopenhauer-Deussen’sche Metaphysik vorträgt, die nur Verwirrung zu stiften geeignet ist. Darauf ist dann noch ein Band „Philosophie der Bibel“ gefolgt, der eine so rein persönliche Auseinandersetzung enthält, dass danach von einer wissenschaftlichen Gesamtleistung nicht mehr zu reden ist. In neuster Zeit hat Max Schinz a (Zürich) eine „Geschichte der französischen Philosophie der Revolution“ (ein sehr löbliches Unternehmen!) mit einem Bande über „die Anfänge des französischen Positivismus“ begonnen: doch zeigt dieser erste Band leider eine so unvollständige sachliche Kenntnis und vor allem eine so konfuse Auffassung der begrifflichen Zusammenhänge, dass auch von der Fortsetzung nicht viel zu erwarten ist. Weit eher könnte man das Buch von C. Siegel b (Wien) „Geschichte der deutschen Naturphilosophie“ (1913) heranziehen. Es ist eine recht geschickte und z. T. auch sehr verständige Darstellung. Siegel ist ein Schüler von Mach und Ostwald, und das macht sich natürlich geltend, obwohl nicht aufdringlich: vielmehr ist er bemüht, auch andern Standpunkten gerecht zu werden und die Grenzen des positivistischen Denkens zu durchbrechen. Aber seine Darlegungen gehen doch sehr wenig in die Tiefe, sie bleiben in dem längst Geläufigen. Schwierigeres, wie die Entwicklung der „romantischen“ | Naturphilosophie in Novalis oder Hegel vermeidet er überhaupt. Das Buch mag seine Meriten haben, indem es den „neuesten“ Naturphilosophen zeigt, dass hinter ihren Bergen auch noch Leute wohnen: aber die wissenschaftliche Geschichte der Philosophie bereichert es nicht so, dass es prämiert zu werden verdiente. Die Erinnerung an Kuno Fischers Wirksamkeit c legt es nahe, auch solche Werke in Betracht zu ziehen, welche ihrem historischen Thema nach auf der Grenze zwischen Philosophie und allgemeiner Literatur, besonders in der deutschen Geistesgeschichte um 1800 sich bewegen. Hier muss in erster Linie Eug[en] Kühnemann d ’s „Herder“ genannt werden – in der völlig neuen Bearbeitung von 1912 ein Buch von tiefer und eigenartiger Auffassung, von grosszügiger und geschlossener Darstellung. Aber diese Vorzüge betreffen die Zeichnung der Persönlichkeit und ihres tragischen Wesens: für die Philosophie Herders und seiner Zeit erfahren wir kaum Neues, und doch wäre vielleicht gegenüber einer gewissen Ueberschätzung Herder’s als a b c d
Schinz ] unterstrichen Siegel ] unterstrichen s Wirksamkeit ] hs. eingefügt, nicht von Windelbands Hd. Kühnemann ] unterstrichen
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Philosoph, die neuerdings heraufzieht, hier noch eine wichtige Aufgabe zu lösen. Handelte es sich um schriftstellerische Leistung als solche und läge in der eigentlichen Philosophiegeschichte nichts Bedeutsames vor, so dürfte dies Werk in erster Linie empfohlen werden. Aehnlich scheint es mir mit zwei anderen, in ihrer Weise durchaus tüchtigen Werken zu stehen: mit Spranger a ’s „W. v. Humboldt und die Humanitätsidee“ (1909) und mit Rud[olf] Unger b ’s „Hamann und die Aufklärung“ (1911). Das erstere bringt in den Detailuntersuchungen (bei leider nicht glücklicher Anordnung und Darstellung) viel neues und wertvolles Material: aber es ist in seiner ganzen Durchführung gar zu sehr nicht bloss auf die Humanitätsidee, sondern direkt auf den Neuhumanismus und seine pädagogische Rolle zugeschnitten. Das andere, die beiden Bände von Unger bilden eine höchst willkommene, überaus fleissige und sachkundige, auch von allgemeineren Auffassungen und Beurteilungen getragene Spezialforschung wesentlich literarhistorischer Art, welche hohe Anerkennung verdient: aber von Philosophie und ihrer Geschichte im eigensten Sinne kommt doch (und das liegt ja gewiss zum grössten Teil am Stoff) so wenig und namentlich so wenig Neues und Eigenes darin vor, dass ich meine, auch von diesem Werke für den vorliegenden Zweck Abstand nehmen | zu sollen. Im Ganzen komme ich danach auf die Empfehlung des Cassirer’schen Werkes zurück. Es gehört mit seinen zwei Auflagen gewissermassen den beiden Lustren an, nach denen wir jetzt den Preis zum ersten Mal zu verteilen haben, und es darf als dasjenige Buch bezeichnet werden, aus dem unter den in diesen zehn Jahren erschienenen Werken deutscher Sprache die Wissenschaft der Geschichte der Philosophie die meiste Förderung erfahren hat. Hiernach beantrage ich, die philosophische Fakultät wolle den KunoFischer-Preis von 1914 zuerkennen Herrn Privatdozent Professor Dr. Ernst Cassirer87 in Berlin für sein Werk „Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit“ (2 Bde. 2. Aufl. 1911). | Weiter beantrage ich, dem Empfänger die Wahl88 zu lassen zwischen der goldenen Medaille (im Werte von 1500 M) oder der Summe von 1500 M mit der broncenen Medaille.
a b
Spranger ] unterstrichen Unger ] unterstrichen
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Den Rest des diesmal verfügbaren Betrages (etwa 5–600 M) schlage ich vor, zum Kapital zu legen: wie werden dann in die Lage kommen, regelmäßig alle fünf Jahre über etwa 2000 M zu verfügen und dann entweder den ganzen Betrag oder zweimal 1000 M verteilen zu können. Heidelberg, den 9t Juli 1914 W Windelband
Windelband: Nachtrag zum Gutachten über den Kuno-Fischer-Preis, Heidelberg, 12.7.1914, 1 S., hs. (lat. Schrift). Davon insgesamt drei Abschriften als Ts.-Durchschläge mit vereinzelten hs. Korrekturen von anderer Hand (zwei verschiedene Schreiber; UA Heidelberg, RA 5214 (2 Exemplare) sowie in HIV-102/140 Bl. 403 (ein Exemplar)), UA Heidelberg, H-IV-102/140, Bl. 205 Nachtrag zu dem Gutachten über den Kuno-Fischer-Preis a Zu meinem Bedauern habe ich in meinem Gutachten vom 9. des Monats b die Besprechung eines Werks ausgelassen, das ich sehr ernsthaft in Betracht gezogen habe: es ist die beste der philosophiegeschichtlichen Monographien des letzten Lustrums, Heinrich Maier’s c Sokrates (1914), – ein sehr gutes Buch von ausgebreiteter Gelehrsamkeit und sehr ansprechender, vielleicht etwas gar zu breiter Darstellung. Bei der sonst sehr umsichtigen Durcharbeitung der Quellen und der von ihnen abhängigen Sokrates-Bilder hat jedoch der Verfasser mit m. E. durchaus nicht zwingenden Gründen die Berichte des Aristoteles über Sokrates vollständig abgelehnt und auszuschalten gesucht: dadurch sind gerade die Züge, welche die Stellung des Sokrates in der Geschichte der Wissenschaft und des wissenschaftlichen Denkens charakterisieren, verwischt und verblasst, und was dann von dem „Evangelium“ des Sokrates in der liebevoll ausgeführten Darstellung Maiers übrig bleibt, ist nicht neu genug, um dem Werke den Wert einer vollkommen neuen Auffassung ihres vielumstrittenen Gegenstandes zu gewährleisten. Deshalb habe ich bei aller Anerkennung auch von diesem Buche Abstand genommen.
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Kuno-Fischer-Preis ] unterstrichen des Monats ] ds. Mts. Heinrich Maier’s ] unterstrichen
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Mein Antrag wird zwar durch diesen Nachtrag nicht verändert: aber es liegt mir daran, auch diesen negativen Beitrag zu seiner Begründung den Akten beizufügen. Heidelberg, den 12t Juli 1914 W Windelband
Beglaubigte Abschrift der Sterbeurkunde, Heidelberg, 6.11.1915, 1 S., ms. ausgefüllter Vordruck, Generallandesarchiv Karlsruhe, 466-22/13586 (Witwenversorgung Martha Windelband) Sterbeurkunde. a Nr. 1338 Heidelberg, am 23. Oktober 1915. Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, Privatdozent Doktor Wolfgang Windelband, wohnhaft in Heidelberg, Landfriedstraße 14, und zeigte an, daß der Großherzogliche Geheimerat Universitätsprofessor Doktor der Philosophie Wilhelm Heinrich Windelband, 67 Jahre alt, evangelischer Religion, wohnhaft in Heidelberg, Landfriedstraße 14, geboren zu Potsdam, Ehemann der Martha geborenen Wichgraf, wohnhaft in Heidelberg, Landfriedstraße 14, Sohn des Königlichen Rechnungsrats Heinrich Wilhelm Windelband89 und dessen Ehefrau Friederike geborenen Gerloff, beide gestorben, zuletzt wohnhaft in Potsdam, zu Heidelberg, Landfriedstraße 14, am zweiundzwanzigsten Oktober des Jahres tausend neun hundert und fünfzehn, Nachmittags um Vier ein viertel Uhr verstorben sei. Der Anzeigende erklärte, von diesem Sterbefall aus eigener Wissenschaft unterrichtet zu sein. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben: Dr. Wolfgang Windelband Der Standesbeamte: In Vertretung: Heiler Daß vorstehender Auszug mit dem Sterbe-Haupt-Register des Standesamts zu Heidelberg gleichlautend sei, wird hiermit bestätigt. Heidelberg, am 6ten November 1915. Der Standesbeamte: i. V. Heiler b a b
Sterbeurkunde. ] am oberen Rand Vermerk: Cc. Heiler ] eigenhändige Unterschrift, links daneben Amtssiegel des Standesamts Heidelberg und Gebührenvermerk
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Universität Heidelberg, Akademisches Direktorium: Todesanzeige für Wilhelm Windelband, Heidelberg, 23.10.1915, 1 S., Drucksache, UB Heidelberg, A 2737 Folio RES::16.1911-16 (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/ 17455) Universität Heidelberg. Akademisches Direktorium. Heidelberg, den 23. Oktober 1915. Wir machen die betrübende Anzeige,90 dass Herr Geheime Rat Professor Dr. Wilhelm Windelband gestern Nachmittag verschieden ist. Die Bestattung findet am Montag, den 25. Oktober, nachmittags 3 Uhr von der Friedhofkapelle aus statt. Anzug: Rock, schwarze Binde und Handschuhe. Bauer,91 d. Zt. Prorektor. a
Universität Heidelberg, Akademisches Direktorium: Programm der Trauerfeier für Wilhelm Windelband, Heidelberg, 23.10.1915, 1 S., Drucksache, UB Heidelberg, A 2737 Folio RES::16.1911-16 (http://www.ub.uni-heidelberg.de/ archiv/17468) PROGRAMM der TRAUER-FEIER für den verstorbenen Herrn Geheimen Rat Professor Dr. Wilhelm Windelband. I. Die Trauerfeier findet am Montag, den 25. Oktober, nachmittags 3 Uhr in der Friedhofkapelle statt. Daselbst erfolgen die Einsegung der Leiche, die Ansprachen92 und Kranzniederlegungen, worauf der Sarg zum Krematorium geleitet wird. II. Der Zug von der Friedhofkapelle bis zum Krematorium bewegt sich in folgender Ordnung: Vor der Bahre: 1. Die Trauermusik. 2. Zwei Oberpedelle mit den Trauerstäben. 3. Die Studierenden. 4. Ein Pedell mit den Orden des Verstorbenen. Nach der Bahre: a
Bauer, d. Zt. Prorektor. ] am Fuß der S. unter dem Trauerrand Druckhinweis UNIVERSITÄS-BUCHDRUCKEREI J. HÖRNING
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1. Der Geistliche. 2. Die Familienangehörigen des Verstorbenen. 3. Der Prorektor und der Exprorektor mit den Vertretern der Grossherzoglichen Staatsregierung, sowie den Spitzen der Behörden. 4. Die akademische Korporation nach Fakultäten, unter Vortritt der philosophischen Fakultät. 5. Die anderen geladenen Trauergäste. 6. Die übrigen Freunde und Bekannten des Verstorbenen. Heidelberg, den 23. Oktober 1915. Das akademische Direktorium: Bauer. a , 93
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Bauer. ] am Fuß der S. unter dem Trauerrand Druckhinweis UNIVERSITÄSBUCHDRUCKEREI J. HÖRNING
5 Annotierte Bibliographie 5.1 Primärtexte 1870 Die Lehren vom Zufall.a Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in Göttingen von Wilhelm Windelband aus Potsdam. Berlin: A. W. Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) 1870. 80 S. [Enthält keine Vita.] Die Lehren vom Zufall.b Berlin: F. Henschel 1870. 80 S. [Buchhandelsausgabe der Diss.] – Titelauflage c Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1916. 80 S. – unv. Nachdr. Norderstedt: Vero 2013. 84 S. 1872 Zur Charakteristik Ludwig Feuerbach’s.d In: Im neuen Reich 2 (1872), Bd. 2, S. 735–743.
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Die Lehren vom Zufall ] Digitalisat: http://digital.bib-bvb.de/webclient/Delivery Manager?custom_att_2=simple_viewer&pid=4182412 (5.9.2016). Die Lehren vom Zufall ] Erscheinen für Anfang April 1870 angekündigt in Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vom 17.3.1870. Digitalisat: https://archive. org/details/dielehrenvomzufa00winduoft (27.6.2017). Das Original im Besitz der University of Toronto trägt die eigenhändige Widmung Windelbands auf der Rückseite des Titelblatts: Herrn Professor Dr. Bechstein | mit bestem Gruße | d. Verfassers. Rezensionen: Ernst Kuhn in: Philosophische Monatshefte 5 (1870), S. 436–442 [datiert Berlin, im Juli 1870]; Blätter für literarische Unterhaltung 1870, S. 477. Vgl. urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174757; http://www.ub.uni-heidelberg. de/archiv/17475; DOI: 10.11588/heidok.00017475 Titelauflage ] Digitalisat: https://archive.org/details/dielehrenvomzuf00wind (27.6.2017). Eingeklebter Zettel über der ursprünglichen Verlagsangabe: (Berlin 1870) | Seit 1916 | Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) | in Tübingen Zur Charakteristik Ludwig Feuerbach’s ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173871; http:// www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17387; DOI: 10.11588/heidok.00017387
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Annotierte Bibliographie
Rezension: Zwei Novellen von Turgénjew a (Iwan Turgénjew’s ausgewählte Werke. 5. Band. Visionen – Helene. Zwei Novellen. Mitau. E. Behre’s Verlag. 1871). In: Im neuen Reich 2 (1872), Bd. 1, S. 679–687. 1873 Ueber die Gewissheit der Erkenntniss.b Eine psychologisch-erkenntnisstheoretische Studie. Berlin: F. Henschel 1873. VI, 96 S. [Habilitationsschrift Leipzig 1872.] – Nachdruck Hamburg: adlibri 2005 [Neusatz; Lektorat: Rainer Kirsten. Mit Anmerkungen, editorischen Hinweisen, Errata, Angaben zum Verfasser, Personen- und Quellenregister.] 142 S. – Nachdruck Saarbrücken: VDM Vlg. Dr. Müller 2006. 96 S. Rezension: Aus den romantischen Tagen der Philosophie c (Von Magdeburg bis Königsberg. Von Karl Rosenkranz. Berlin. Heymann’s Verlag 1873). In: Im neuen Reich 3 (1873), Bd. 2, S. 879–889. Rezension: Wilhelm Wolffschild.d Ein Roman aus dem baltischen Leben von Theodor Hermann. 2. Aufl. Mitau, Behre’s Verlag 1873. In: Im neuen Reich 3 (1873), Bd. 2, S. 861–863. [Gezeichnet W. W.] Rezension: Gedichte von H. G. Meyer.e Berlin, J. Springer 1873. In: Im neuen Reich 3 (1873), Bd. 2, S. 863–864. [Gezeichnet W. W.] a
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Zwei Novellen von Turgénjew ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173862; http://www.ub. uni-heidelberg.de/archiv/17386; DOI: 10.11588/heidok.00017386 Ueber die Gewissheit der Erkenntniss ] Erscheinen gemeldet in Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vom 30.5.1873. urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174782; http://www. ub.uni-heidelberg.de/archiv/17478; DOI: 10.11588/heidok.00017478. Vorwort: Rom, im April 1873. Rezensionen: Alois Riehl: Zur Erkenntnistheorie. In: Philosophische Monatshefte 9 (1874) [=1873!], S. 292–296; Hermann Ulrici in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 65 (1874), S. 285–308; [Ludwig Adolf ] Strümpell in: Jenaer Literaturzeitung 1 (1874), Nr. 8 vom 21.2.1974, S. 115–116; Literarisches Centralblatt 8 (1874). Aus den romantischen Tagen der Philosophie ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-172936; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17293; DOI: 10.11588/heidok.00017293 Wilhelm Wolffschild ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174187; http://www.ub.uni-heidel berg.de/archiv/17418; DOI: 10.11588/heidok.00017418 Gedichte von H. G. Meyer ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174190; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17419; DOI: 10.11588/heidok.00017419
Annotierte Bibliographie
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1874 Franz Henschel (Nekrolog).a In: Philosophische Monatshefte 10 (1874), S. 47–48. Rezension: Zur Logik.b Logik von Prof. Dr. Chr. Sigwart. Erster Band. Tübingen 1873. Laupp’sche Buchhandlung. In: Philosophische Monatshefte 10 (1874), S. 33–42, 85–91, 103–110. 1875 Die Erkenntnisslehre unter dem völkerpsychologischen Gesichtspunkte.c Mit Rücksicht auf Sigwart, Logik I. Tübingen. Laupp’sche Bchhdlg. 1873. In: Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 8 (1875), 2. Heft 1874 [!],d S. 166–178. 1876 *Der Pessimismus und die Wissenschaft. In: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 2 (1877), S. 814–821 u. S. 951–957. – u. d. T.: Pessimismus und Wissenschaft. In: Präludien seit der 4. Aufl. 1911. – span. v. M. de Montoliu in: Estudio. Revista mensual de ciencias, artes y literatura 1 (1913), Nr. 10, S. 123–139.
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Franz Henschel (Nekrolog) ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173633; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17363; DOI: 10.11588/heidok.00017363. Alternativer Titel laut Jahrgangsinhaltsverzeichnis: Nekrolog auf F. Henschel. Zur Logik ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174216; http://www.ub.uni-heidelberg.de/ archiv/17421; DOI: 10.11588/heidok.00017421 Die Erkenntnisslehre unter dem völkerpsychologischen Gesichtspunkte ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-172970; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17297; DOI: 10.11588/heidok.00017297. Vgl. dazu: Heymann Steinthal: Zusatz zum vorstehenden Artikel. In: Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 8 (1875), S. 178–189. 2. Heft 1874 [!] ] vgl. Windelband an Moritz Lazarus vom 22.7.1874
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Annotierte Bibliographie
Lemma Deutsche Philosophie.a In: Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. 12., umgearb., verb. u. verm. Aufl. in funfzehn [!] Bänden. Bd. 5. Leipzig: F. A. Brockhaus 1876, S. 535–539. – In: Brockhaus’ Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. 13., vollständig umgearb. Aufl. in sechzehn Bänden. Bd. 5. Leipzig: F. A. Brockhaus 1883, S. 157–160. – überarbeitet in: Brockhaus’ Konversations-Lexikon. 14., vollständig neubearb. Aufl. Bd. 5. Leipzig, Berlin, Wien: F. A. Brockhaus 1894, S. 45–47. a
Lemma Deutsche Philosophie ] die Autorschaft Windelbands gründet sich auf folgende Indizien: Windelband wird als Prof. Dr. Wilh. Windelband in Freiburg i. Br. im Verzeichnis der Mitarbeiter an der zwölften Auflage. In: Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. 12., umgearb., verb. u. verm. Aufl. in funfzehn [!] Bänden. Bd. 15. Leipzig: F. A. Brockhaus 1879, S. XXVIII aufgeführt. Bereits am 16.5.1874 hatte Georg Jellinek an Victor Ehrenberg aus Leipzig berichtet: Brockhaus hat ihn [Windelband] für das Conversationslexicon engagirt und verlegt seine Schriften (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 219). Beim Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig erschienen keine Monographien von Windelband, allerdings war er Mitarbeiter der bei Brockhaus erschienenen Allgemeinen Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste von Ersch/Gruber (Lemmata Kames (Henry Homes), Kant, Friedrich Köppen sowie Leibniz). Mit Jahresangabe 1875 erschien innerhalb des Prospekts zur 12. Aufl. von Brockhaus’ Conversations-Lexikon ein Erstes Verzeichniß der Mitarbeiter. Dort ist aufgeführt: Windelband, Dr. W., Leipzig: Philosophie. Dieses Prospekt ist vereinzelten Exemplaren des ersten Bandes des Lexikons beigebunden, vgl. z. B. http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/ bsb11314704_01032.html, sowie Zeitungen als Beilage beigegeben worden, vgl. TagesPost (Linz), Nr. 263 vom 15.11.1874, nach S. 5 (ANNO) sowie Allgemeine Zeitung (München) vom 20.9.1874. Windelband ist dort als einziger Mitarbeiter für dezidiert Philosophie aufgeführt. Zur engeren Zuschreibung einzelner Lemmata an Windelband dienen folgende Zeitungsnotizen: Neue Freie Presse, Nr. 4328 vom 12.9.1876, Morgenblatt, S. 6: Meldung des Erscheinens der Hefte 53–55 der 12. Aufl., Windelband (Zürich) als Autor des Lemmas Deutsche Philosophie aufgeführt; nahezu gleichlautende Notiz in: Wiener Zeitung, Nr. 224 vom 30.9.1876, S. 3; Wiener Landwirthschaftliche Zeitung, Nr. 15 vom 12.4.1879, S. 156: Meldung des Erscheinens des abschließenden 156. Hefts des 13. Bandes der 12. Aufl., M. Windelband (!) als Autor des Lemmas Spiritismus aufgeführt; Leitmeritzer Zeitung, Nr. 42 vom 6.6.1883, S. 576: Meldung des Erscheinens des 71. Hefts der 13. Aufl., Windelband (Freiburg) als Autor des Lemmas Deutsche Philosophie aufgeführt (ANNO). Die Autorschaft Windelbands an weiteren philosophischen Lemmata wie z. B. Pessimismus (12. Aufl. Bd. 11, S. 641; 13. Aufl. Bd. 12, S. 849–850), oder biographische Artikel über einzelne Philosophen wie derjenige über Spinoza (12. Aufl. Bd. 13, S. 956–958) ließe sich prinzipiell mit sprachstatistischen Methoden ermitteln, dies ist jedoch im Rahmen des vorliegenden Projekts nicht zu leisten.
Annotierte Bibliographie
63
Über den gegenwärtigen Stand der psychologischen Forschung.a Rede zum Antritt der ordentlichen Professur der Philosophie an der Hochschule zu Zürich am XX. Mai MDCCCLXXVI [20. Mai 1876]. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1876. 24 S. 1877 *Ueber den Einfluss des Willens auf das Denken. Eine Antrittsvorlesung [Universität Freiburg]. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 2 (1878), S. 265–297. – u. d. T.: Ueber Denken und Nachdenken. In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. Ueber die verschiedenen Phasen der Kantischen Lehre vom Ding-an-sich.b In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 1 (1877), S. 224–266. *Zum Gedächtniss Spinoza’s c (An seinem zweihundertjährigen Todestage gesprochen an der Universität Zürich). In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 1 (1877), S. 419–440. – In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. 1878 Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 1. Bd.: Von der Renaissance bis Kant.d Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1878. VIII, 579 S. – Weitere Ausgaben siehe 1880: Die Geschichte der . . . a
b
c d
Über den gegenwärtigen Stand der psychologischen Forschung ] urn:nbn:de:bsz: 16-heidok-174792; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17479; DOI: 10.11588/ heidok.00017479. Rezensionen: Literarisches Centralblatt 1877, Sp. 456; C. Andreae. In: Jenaer Literaturzeitung 5 (1878), S. 459. Ueber die verschiedenen Phasen der Kantischen Lehre vom Ding-an-sich ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173976; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17397; DOI: 10.11588/heidok.00017397. Unterzeichnet Zürich. Zum Gedächtniss Spinoza’s ] unterzeichnet Freiburg i. Br. 1. Bd.: Von der Renaissance bis Kant ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176405; http:// www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17640; DOI: 10.11588/heidok.00017640. Vorwort: Freiburg i. B. August 1878.
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Annotierte Bibliographie
Lemma Philosophie.a In: Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. 12., umgearb., verb. u. verm. Aufl. in funfzehn [!] Bänden. Bd. 11. Leipzig: F. A. Brockhaus 1878, S. 749–753. – überarbeitet in b : Brockhaus’ Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. 13., vollständig umgearb. Aufl. in sechzehn Bänden. Bd. 12. Leipzig: F. A. Brockhaus 1885, S. 935–938. Ueber experimentale Aesthetik.c In: Im neuen Reich 8 (1878), Bd. 1 (Januar–Juni), S. 601–616. *Ueber Friedrich Hölderlin und sein Geschick (Nach einem Vortrage in der akademischen Gesellschaft zu Freiburg i. B. am 29. November 1878). In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. – mit Erläuterungen in jap. Sprache v. Tunehiko Kumagai. Tokyo: Nankodo 1954. 59 S. – Teilabdruck in: Karl Heinrich Hoefele: Geist und Gesellschaft zur Bismarckzeit (1870–1890). Göttingen u. a.: Musterschmidt 1967 (Quellensammlung zur Kulturgeschichte Bd. 18), S. 288–291. 1879 [Zugeschrieben d :] Lemma Spiritismus. In: Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. 12., umgearb., verb. u. verm. Aufl. in funfzehn [!] Bänden. Bd. 13. Leipzig: F. A. Brockhaus 1879, S. 959–961.
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Lemma Philosophie ] vgl. 1876: Lemma Deutsche Philosophie. überarbeitet in ] in 14. Aufl., Bd. 13. Leipzig, Berlin, Wien: F. A. Brockhaus 1895, S. 97–99 schließlich ersetzt durch neu verfaßten Text eines nicht ermittelten Autors. Ueber experimentale Aesthetik ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174014; http://www.ub. uni-heidelberg.de/archiv/17401; DOI: 10.11588/heidok.00017401 Zugeschrieben ] vgl. Wiener Landwirthschaftliche Zeitung, Nr. 15 vom 12.4.1879, S. 156: Meldung des Erscheinens des abschließenden Hefts des 13. Bandes der 12. Aufl., M. Windelband (!) als Autor des Lemmas Spiritismus aufgeführt (ANNO).
Annotierte Bibliographie
65
1880 Die Blüthezeit der deutschen Philosophie.a Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1880 (Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften Bd. 2. Von Kant bis Hegel und Herbart). VI, 398 S. Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. Gesamtwerk: 2 Bde. (d. i. Leipzig 1878–80). Ausgabenübersicht: – 2., durchges. Aufl. b Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1899. VIII, 591 S.; VI, 407 S. – 3., durchges. Aufl. c Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1904. X, 588 S.; VII, 410 S. – 4., durchges. Aufl. d Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1907. X, 605 S.; VI, 419 S. – 5., durchges. Aufl. e Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1911. VIII, 602 S.; X, 430 S. a
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Die Blüthezeit der deutschen Philosophie ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176419; http: //www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17641; DOI: 10.11588/heidok.00017641. Vorwort: Freiburg i. B. Mai 1880. Rezensionen: Hans Vaihinger in: Deutsche Rundschau 28 (1881), S. 309–311; Hans Vaihinger in: Im neuen Reich 11 (1881), Bd. 1 (Januar–Juni), S. 187–189; Jürgen Bona Meyer in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 12 v. 19.3.1881, Sp. 437–439; (beider Bde.) Erich Adickes in: The Philosophical Review 10 (1901), Nr. 4 von Juli 1901, S. 386–390 (innerhalb des Literaturberichts: The philosophical literature of Germany in the years 1899 and 1900, S. 386–416). 2., durchges. Aufl. ] Rezensionen: Fritz Medicus in: Kant-Studien 4 (1900), S. 342–344; Siebert in: Theologischer Litteraturbericht (Beilage zu: Der Beweis des Glaubens) 1900, S. 3; E. Commer in: Jahrbuch für speculative Theologie 14 (1900), S. 352; M. Glossner in: Jahrbuch für speculative Theologie 15 (1900), S. 18–32, Thomas Achelis in: Deutsches Protestantenblatt 1900, Nr. 6; M. D. in: Deutsche Revue Mai 1900, S. 267; Wilhelm Jerusalem in: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 1900, S. 915; Th. Achelis in: Die Zukunft (M. Harden) 32 (1900), S. 187–193; Th. Achelis in: Philosophisches Jahrbuch 13 (1900), S. 184–186. 3., durchges. Aufl. ] Rezensionen: A. Müller in: Allgemeines Literaturblatt 1905, Nr. 18; Sudhoff in: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften 1905, S. 413; W. Regler in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie 1905, S. 273. 4., durchges. Aufl. ] Rezension: A. Müller in: Allgemeines Literaturblatt 1909, S. 329. 5., durchges. Aufl. ] Selbstanzeige in: (PhdG) Die Philosophie der Gegenwart 3. Eine internationale bibliographische Jahresübersicht über alle auf dem Gebiete der Philosophie erschienenen Zeitschriften, Bücher, Aufsätze, Dissertationen usw. in sachlicher und alphabetischer Anordnung. Hg. v. Arnold Ruge. Literatur 1911. Heidelberg: Weiss 1913. Nr. 494: Die neue Auflage enthält an einigen Stellen, insbesondere z. B. bei Vico, Änderungen, die durch neuere Forschungen nötig wurden, und ist au-
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Annotierte Bibliographie
– 6., unv. Aufl. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1919. X, 602 S.; VII, 430 S. – 7. u. 8., unv. Aufl. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1922. X, 602 S.; 429 S. – Teilabdruck aus Bd. 2 der 2. Aufl. 1899, S. 123–125, in: Deutsches Lesebuch für Lehrerseminare. Für evangelische Anstalten nach den Bestimmungen über das Präparanden- und Seminarwesen vom 1. Juli 1901 ausgewählt u. hg. v. Johannes Heydtmann u. Eduard Clausnitzer. Zweiter Teil. Prosa aus Religion, Wissenschaft und Kunst; Reden, Briefe, Erlasse. Leipzig/Berlin: B. G. Teubner 1903, S. 26–28. Dass. in: Deutsches Lesebuch für Lehrerseminare. Für katholische und paritätische Anstalten nach den Bestimmungen über das Präparanden- und Seminarwesen vom 1. Juli 1901 ausgewählt u. hg. v. Julius Waschow. Zweiter Teil. Prosa aus Religion, Wissenschaft und Kunst; Reden, Briefe, Erlasse. Leipzig/ Berlin: B. G. Teubner 1903, S. 30–32. – Nachdruck der Ausg. 1878–80. 2 Bde. Karben: Petra Wald 1996. VIII, 560 S. u. VII, 400 S. – Print on demand der Ausg. 1878–80. Paderborn: Salzwasser 2013. – Nachdruck der 2. Aufl. 1899. 1. Bd. Hamburg: Severus 2017. 604 S. – russ. Hg. v. A. I. Wedenskij. St. Petersburg 1905, 2. Aufl. 1908. – ital. v. Aldo Oberdorfer. 3 Bde. Florenz: Vallecchi 1925–1942. – japan. v. Noboru Toyokawa. 1944. – span. v. Elsa Tabernig de Pucciarelli. 2 Bde. Buenos Aires: Nova 1951. Ueber Socrates. Ein Vortrag.a In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. Rezension: O. Caspari: Die Urgeschichte der Menschheit, mit Rücksicht auf die natürliche Entwicklung des frühesten Geisteslebens. Zweite, durchgesehene und vermehrte Auflage. 2 Bde. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1877. In: Archiv für Anthropologie 2 (1880), S. 533–535.
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ßerdem stilistisch sorgfältig durchgesehen. Sie kündigt das baldige Erscheinen des längst erwarteten dritten Bandes an. Ein dritter Band ist nicht erschienen. Rezension: Hoppe in: Monatshefte für Kriminalpsychologie und Starfrechtsreform 11 (1915), S. 412. Vortrag ] gehalten am 11. Februar 1881, vgl. die Ankündigung in Freiburger Zeitung vom 9.2.1881.
Annotierte Bibliographie
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Rezension: O. Liebmann, Zur Analysis der Wirklichkeit.a Eine Erörterung der Grundprobleme der Philosophie. Zweite, beträchtlich vermehrte Aufl. Strassburg, Trübner, 1880. VIII u. 680 S. 8. M. 9. In: Deutsche Litteraturzeitung 1 (1880), Nr. 5 vom 30.10.1880, Sp. 155–157. 1881 Das philosophische Seminar. In: Die Universität Freiburg seit dem Regierungsantritt Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs Friedrich von Baden.b Freiburg i. Br./Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1881 (Die Universität Freiburg 1852–1881), S. 121. *Immanuel Kant. Zur Säcularfeier seiner Philosophie (Ein Vortrag 1881). In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. 1882 Kames (Henry Homes). In: Ersch/Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, 2. Section, hg. v. August Leskien. 32. Theil. Leipzig: Brockhaus 1882, S. 213–214. Kant. In: Ersch/Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, 2. Section, hg. v. August Leskien. 32. Theil. Leipzig: Brockhaus 1882, S. 350–362. *Normen und Naturgesetze. In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. *Was ist Philosophie? (Ueber Begriff und Geschichte der Philosophie). In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – span. von M. de Montoliu in: Estudio. Revista mensual de ciencias, artes y literatura 2 (1914), Nr. 13, S. 84–122. a
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O. Liebmann, Zur Analysis der Wirklichkeit ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174709; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17470; DOI: 10.11588/heidok.00017470 Die Universität Freiburg seit dem Regierungsantritt Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs Friedrich von Baden ] Digitalisat: urn:nbn:de:bsz:25-opus64064; https://freidok.uni-freiburg.de/data/6406
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Annotierte Bibliographie
– Auszüge italien. in: Rossi, Pietro (Hg.): Lo storicismo contemporaneo. Turin: Loescher 1974 (Classici della filosofia diretta da Franco Lombardi), S. 59–64. 1883 *Kritische oder genetische Methode? In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. – engl. v. Alan Duncan in: Sebastian Luft (Hg.): The Neo-Kantian Reader. New York: Routledge 2015, S. 271–286. – frz. v. Carola Prompsy u. Marc de Launay mit einer Notiz von Éric Dufour in: Marc de Launay (Hg.): Cohen, Natrop, Cassirer, Windelband, Rickert, Lask, Cohn. Néokantismes et théorie de la connaissance. Paris: Librairie Philosophique J. Vrin 2000, S. 223–250. – Wiederabdruck in: Werner Flach/Helmut Holzhey (Hg.): Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus. Hildesheim: Gerstenberg 1979 (Seminar-Textbücher 1, Fach: Philosophie), S. 351–387. [Faksimile aus: Präludien 9. Aufl. 1924, S. 99–135.] *Sub specie aeternitatis (Eine Meditation). In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. *Vom Prinzip der Moral. In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. – russ. In: Präludien. St. Petersburg 1904. Rezension: G. Glogau, Abriss der philosophischen Grundwissenschaften. 1. Teil: Die Form und die Bewegungsgesetze des Geistes. Breslau, Koebner, 1880. XI u. 397 S. gr. 8. M. 9. In: Deutsche Litteraturzeitung, Nr. 6 v. 10.2.1883, Sp. 187–188. Rezension: Otto Liebmann, Gedanken und Tatsachen. Philosophische Abhandlungen, Aphorismen und Studien. 1. Heft: Die Arten der Notwendigkeit. – Die mechanische Naturerklärung. – Idee und Entelechie. – Straßburg, Trübner, 1882. V u. 121 S. gr. 8. M. 2,50. In: Deutsche Litteraturzeitung, Nr. 10 v. 10.3.1883, Sp. 332–333.
Annotierte Bibliographie
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1884 Beiträge zur Lehre vom negativen Urteil.a In: Strassburger Abhandlungen zur Philosophie. Eduard Zeller zu seinem siebenzigsten Geburtstage. Freiburg/Tübingen: Akademische Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1884, S. 165–195. – Separatdruck.b Freiburg/Tübingen J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1884. – Unveranderter [!] Abdr. Tübingen 1921 (Sonder-Abdruck aus: Strassburger Abhandlungen zur Philosophie Eduard Zeller zu seinem siebzigsten Geburtstage 1884). 29 S., paginiert S. 165–195. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. Präludien.c Aufsätze und Reden zur Einleitung in die Philosophie. Freiburg i. B./Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1884. VI, 325 S. – Inhalt: 1. Was ist Philosophie? (Ueber Begriff und Geschichte der Philosophie), 2. Ueber Socrates (Ein Vortrag), 3. Zum Gedächtniß Spinoza’s (An seinem zweihundertjährigen Todestage gesprochen an der Universität Zürich), 4. Immanuel Kant. Zur Säcularfeier seiner Philosophie (Ein Vortrag 1881), 5. Ueber Friedrich Hölderlin und sein Geschick (Nach einem Vortrage in der akademischen Gesellschaft zu Freiburg i. B. am 29. November 1878), 6. Ueber Denken und Nachdenken (Eine akademische Antrittsrede 1877), 7. Normen und Naturgesetze; 8. Kritische oder genetische Methode?, 9. Vom Princip der Moral,d 10. Sub specie aeternitatis (Eine Meditation). – 2., verm. Aufl. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1903. V, 396 S. Vorwort: „enthält die zehn Stücke der ersten in wesentlich unveränderter, nur hie und da stilistisch gefeilter Gestalt“ sowie zusätzlich: a
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Beiträge zur Lehre vom negativen Urteil ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-172698; http: //www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17269; DOI: 10.11588/heidok.00017269 Separatdruck ] Rezension: A. Richter in: Philosophische Monatshefte 21 (1885), S. 435–438. Präludien ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174801; http://www.ub.uni-heidelberg.de/ archiv/17480; DOI: 10.11588/heidok.00017480. Vorwort: Straßburg i. E., im October 1883. Rezension: Ernst Laas. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 8 (1884), S. 1–17; Gustav Glogau. In: Deutsche Litteraturzeitung, Nr. 9 v. 1.3.1884, Sp. 307–309; Johannes Witte. In: Philosophische Monatshefte 20 (1884), Heft 10, S. 593–605, datiert: Bonn, im April 1884; in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung (München), Nr. 219 vom 8.8.1884, S. 1–3. Vom Princip der Moral ] darüber ein Diskussionsbeitrag von C. W. Hodge (Princeton University): Windelband on the „Principle of Morality“. In: The Philosophical Review 5 (1896), Nr. 6 vom 1.11.1896, S. 623–627.
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Annotierte Bibliographie
Aus Goethes Philosophie (Rede 1899 aus Anlaß des Straßburger Denkmals für den jungen Goethe); Das Heilige (Skizze zur Religionsphilosophie). Ausgabenübersicht: – Freiburg i. Br./Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1884. VI, 325 S. – 2., verm. Aufl. a Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1903. – 3., verm. Aufl. b Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1907. VII, 463 S. – 4., verm. Aufl. c 2 Bde. Tübingen: J. C. B Mohr (Paul Siebeck) 1911. XI, 276 u. IV, 322 S. Mit verändertem Untertitel: Aufsätze und Reden zur Einführung in die Philosophie. – 5., verm. Aufl. d 2 Bde. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1915. VIII, 299 S.; 345 S. Mit abermals verändertem Untertitel: Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte. a
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c
d
2., verm. Aufl. ] Vorwort: Straßburg i. E., im October 1902. Kurze Anzeige in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 49 v. 6.12.1902. Rezensionen: Thimme in: Theologisches Litteraturblatt 1903, S. 345; W. R. in: Monatsschrift für die kirchliche Praxis 1903, S. 49; Sakmann in: Neues Korrespondenzblatt für die Gelehrten- und Realschulen 1904, S. 310–313; F. M. in: Heidelberger Zeitung, Nr. 288 v. 9.12.1902. Zweites Blatt, S. 1-2. 3., verm. Aufl. ] Vorwort: Heidelberg, im Mai 1907. Angezeigt in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 29 v. 20.7.1907; Rezensionen in: Literarisches Centralblatt 1908, S. 5; Weber in: Theologischer Literaturbericht 1908, S. 345–355. 4., verm. Aufl. ] Vorwort datiert: Heidelberg, im September 1911. Selbstanzeige in: PhdG 3. Literatur 1911. Heidelberg: Weiss 1913, Nr. 888. Auszug: Damit ist der Umfang so angewachsen, daß das Werk in zwei handliche Bände geteilt wurde, von denen der erste die mehr historischen, der zweite die mehr systematischen Stücke umfaßt. Rezensionen: u. d. T. Notizen, von P. in: Logos 1 (1912), S. 377–378; W. Nestle in: Korrespondenzblätter für die höheren Schulen Württembergs 1912, S. 162; in: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie 6 (1912), S. 221–223; Finger in: Der Gerichtssaal 80 (1912), S. 226; in: Die Grenzboten 1912, Nr. 24, S. 539; F. J. Schmidt in: Preussische Jahrbücher 1912, Februar, S. 299–302; Othmar Spann in: Zeitschrift für Sozialwissenschaften 1912, S. 498; in: Revue critique histoire et de litérature 73 (1912), S. 39; R. Stübe in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 1913, S. 218; H. Meyer in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 152 (1913), S. 233. 5., verm. Aufl. ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176486; http://www.ub.uni-heidelberg .de/archiv/17648; DOI: 10.11588/heidok.00017648. Die einzelnen Aufsätze: Was ist Philosophie? (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17658), Über Sokrates (http: //www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17656), Zum Gedächtnis Spinozas (http://www .ub.uni-heidelberg.de/archiv/17652), Immanuel Kant (http://www.ub.uni-heidelberg .de/archiv/17662), Nach hundert Jahren (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/ 17564), Aus Goethes Philosophie (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17563),
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– 6., unv. Aufl. a 2 Bde. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1919. XI, 276 u. IV, 345 S. – 7. u. 8., unv. Aufl. 2 Bde. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1921. VIII, 299 S.; IV, 345 S. – 9., photomechanisch gedr. Aufl. 2 Bde. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1924. XI, 299 u. IV, 345 S. – Teilabdruck von: Was ist Philosophie? Aus: Präludien. 2., verm. Aufl. S. 30–33 u. 36–47. In: Max Frischeisen-Köhler: Moderne Philosophie. Ein Lesebuch zur Einführung in ihre Standpunkte und Probleme. Stuttgart: Enke 1907, S. 92–94 u. 343–346. – Auszug: Das Heilige. Skizze zur Religionsphilosophie. Feldpostausgabe aus den „Präludien“. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1916. 38 S., paginiert S. 295–332. – Unv. Nachdr. der Ausg. 1884. Eschborn: Dieter Klotz 1996. VI, 325 S. – russ. v. S. Frank. St. Petersburg 1904. – schwed.: Preludier. Urval i bemyndigad översättning. Stockholm: Bonnier 1915. 337 S.
a
Goethes Faust und die Philosophie der Renaissance (http://www.ub.uni-heidel berg.de/archiv/1756), Schillers transzendentaler Idealismus (http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17567), Über Friedrich Hölderlin und sein Geschick (http: //www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17655), Fichtes Geschichtsphilosophie (http:// www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17570), Die Erneuerung des Hegelianismus (http: //www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17666), Von der Mystik unserer Zeit (http:// www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17667), Über die gegenwärtige Lage und Aufgabe der Philosophie (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17568), Über Denken und Nachdenken (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17654), Normen und Naturgesetze (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17657), Kritische oder genetische Methode? (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17661), Vom Prinzip der Moral (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17660), Über Mitleid und Mitfreude (http: //www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17668), Pessimismus und Wissenschaft (http: //www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17653), Über Wesen und Wert der Tradition im Kulturleben (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17663), Bildungsschichten und Kultureinheit (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17664), Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/ 17665), Das Heilige (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17560), Sub specie aeternitatis (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17659). Vorwort: Heidelberg, im Juni 1914. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 4 v. 23.1.1915. Rezensionen: August Messer in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 47 v. 20.11.1915, Sp. 2480–2481; in: Besondere Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg 1916. 6., unv. Aufl. ] Rezension in: Allgemeines Literaturblatt 1919, S. 50.
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– ital. Teilübersetzung v. Renza Arrighi, Vorwort u. hg. v. Antonio Banfi. Mailand: Bompiani 1947. – mehrere jap. Übers. – frz.: Qu’est-ce que la philosophie? et autres textes. Introduction et traduction par Éric Dufour. Paris: Libr. Philosophique Vrin 2002 (Bibliothèque des textes philosophiques). 240 S. – serb.: Šta je filozofija i drugi spisi. Izbor i prevod s nemačkog Miloš Todorović. Belgrad: Plat¯o 2002 (Biblioteka Melissa Bd. 3). 128 S. – span. Buenos Aires: Santiago Rueda Editor 1949. – ungar. Budapest: Franklin o. J. [1925]. Ueber den teleologischen Kriticismus.a Zur Abwehr.b In: Philosophische Monatshefte 20 (1884), 2. u. 3. Heft, S. 161-169. 1885 Friedrich Köppen. In: Ersch/Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, 2. Section, hg. v. August Leskien. 38. Theil. Leipzig: Brockhaus 1885, S. 388–392. Rezension: A. Schoel, Joh. Fr. Herbarts philosophische Lehre von der Religion quellenmäßig dargestellt. Ein Beitrag zur Beantwortung der religiösen Frage der Gegenwart. Dresden, Bleyel u. Kaemmerer, 1884. 234 S. gr. 8. M. 5. In: Deutsche Litteraturzeitung, Nr. 47 v. 21.11.1885, Sp. 1666–1667. 1888 Geschichte der alten Philosophie.c In: Geschichte der antiken Naturwissenschaft und Philosophie, bearb. v. Sigmund Günther u. W. Windelband. Nördlingen: C. H. Beck 1888 (Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft in systematischer Darstellung mit besonderer Rücksicht auf Gea
b
c
Ueber den teleologischen Kriticismus ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173964; http:// www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17396; DOI: 10.11588/heidok.00017396 Zur Abwehr ] vgl. Ernst Laas: Ueber teleologischen Kriticismus [Rezension von: Windelband: Präludien 1884]. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 8 (1884), 1. Heft, S. 1–17. Geschichte der alten Philosophie ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-175031; http://www. ub.uni-heidelberg.de/archiv/17503; DOI: 10.11588/heidok.00017503. Nachwort: Strassburg i. E., Ostern 1888.
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schichte und Methodik der einzelnen Disziplinen. In Verb. mit . . . hg. v. Iwan Müller. Bd. 5, 1. Abt.), S. 115–337. – Separatdruck Nördlingen: C. H. Beck 1888. VI, 220 S. – Dass. a Nebst einem Anhang v. Siegmund Günther. 2., sorgfältig durchges. Aufl. München: C. H. Beck 1894. VIII, 313 S. – 3. Aufl. u. d. T. b : Geschichte der antiken Philosophie. Bearb. v. Adolf Bonhöffer. München: C. H. Beck 1912 (Handbuch der klassischen AltertumsWissenschaft in systematischer Darstellung mit besonderer Rücksicht auf Geschichte und Methodik der einzelnen Disziplinen. In Verb. mit . . . hg. v. Iwan Müller. Bd. 5, 1. Abt. 1. Teil). X, 344 S.
a
b
Dass. ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176423; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/ 17642; DOI: 10.11588/heidok.00017642. Vorwort: Straßburg, im April 1893. Doppelrezension mit der ersten Lieferung des (Lehrbuchs der) Geschichte der Philosophie v. Paul Natorp in: Philosophische Monatshefte 26 (1890), S. 356–362. Weitere Rezensionen: Karl Joël in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 150 (1895), S. 141–157; Thilo in: Zeitschrift für exakte Philosophie 18 (1896); John Burnet in: The Classical Review 8 (1894), S. 463–464; George S. Fullerton in: The Philosophical Review 9 (1900), S. 193–198; Rez. v. J. H. Muirhead in: Mind 9 (1900), S. 540–542. 3. Aufl. u. d. T. ] ohne den Anhang von S. Günther. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 24 v. 15.6.1912. Selbstanzeige in: PhdG 4. Weiss 1914; Nr. 521: Das Werk ist auf Wunsch des V[erfassers] von E. [!] Bonhöffer für den Neudruck hergerichtet worden. Dabei ist die Gesamtauffassung und die Gliederung der Stoffe unverändert erhalten und auch am Text möglichst wenig geändert worden, dagegen ist in die Anmerkungen die recht umfangreiche, seit der letzten Auflage (1894) erschienene Literatur mit sachkundiger Auswahl sorgfältig hineingearbeitet; hier finden sich auch die Puncte verzeichnet, an denen der Herausgeber von dem V[erfasser] abweicht. Vgl. das Vorwort Bonhöffers (Stuttgart, im April 1912), S. VI: Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage des Lehrbuchs sind beinahe zwanzig Jahre verflossen, ein Zeitraum, während dessen, wie in anderen Wissenschaften, so namentlich auch auf dem Gebiet der antiken Philosophie gewaltige Arbeit geleistet worden ist. Dem Bedürfnis einer neuen Auflage konnte also nicht durch eine bloße Revision genügt werden, sondern es mußte der Ertrag der Forschung der beiden letzten Jahrzehnte möglichst vollständig hineingearbeitet werden. Da der Verfasser, Herr Geheimrat Prof. Dr. W. Windelband, infolge zu starker anderweitiger Inanspruchnahme bedauerlicherweise nicht in der Lage war, sich dieser Arbeit zu unterziehen, so hat die Verlagsbuchhandlung mir die Besorgung der neuen Auflage anvertraut, und der Herr Verfasser hat sich damit einverstanden erklärt, sowie den ihm vorgelegten Grundsätzen der Neubearbeitung in erfreulicher Weise seine Zustimmung erteilt. [. . .] Zu meiner großen Befriedigung hat der Herr Verfasser die Art meiner Behandlung im allgemeinen gebilligt und das Maß meines Konservierungsstrebens nicht als zu klein, eher als zu groß empfunden.
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– 4. Aufl. a u. d. T. Geschichte der abendländischen Philosophie im Altertum. Bearb. v. Albert Goedeckemeyer. München: C. H. Beck 1923 (Handbuch der Altertumswissenschaft Bd. 5, 1. Abt. 1. Teil). VII, 305 S. – Unv. Nachdruck der 4. Aufl. 1923. München: C. H. Beck 1963. VII, 305 S. – Nachdruck (der Ausgabe 1888) Norderstedt: Vero 2013. 348 S. – engl. nach der 2. Aufl. v. Herbert Ernest Cushman. Authorized Translation. New York: Charles Scribner’s Sons 1899. 2. Aufl. dieser Übersetzung 1906. XV, 393 S., 3. Aufl. 1910, Titelauflage 1921. Nachdruck New York: Dover Publications o. J. [1958]. XV, 393 S. – russ. Hg. v. A. I. Wedenskij. [Istor¯ıja drevnej filosof¯ıi]. 1. Aufl. 1893; 2. Aufl. St. Petersburg: Tipografija I. N. Skorochodova 1898. XVI, 399 S., 1 Beilage; 3. Aufl. St. Petersburg: Tipografija I. N. Skorochodova 1902. XVI, 404 S., 1 Karte. – 2. russ. Übers. b nach der 2. Aufl. v. M. Rubinstein. Moskau 1911. – 3. russ. Übers. nach der 4. Aufl. c v. den Hörerinnen der St. Petersburger Höheren Frauenkurse unter d. Red. v. A. I. Vvedenskij. St. Peterburg 1908. – span. v. José Rovira Armengol. Buenos Aires: Nova 1955. – chines. v. Zhan, Wen-jie. Shanhai 2009. 1889 Leibniz.d In: Ersch/Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, 2. Section, hg. v. August Leskien. 43. Theil. Leipzig: Brockhaus 1889, S. 2–12.
a
b c
d
4. Aufl. ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176436; http://www.ub.uni-heidelberg.de/arch iv/17643; DOI: 10.11588/heidok.00017643. Vorwort: Königsberg-Pr., im April 1923. 2. russ. Übers. ] Digitalisat: https://archive.org/details/istoriadrevnefil00wind 3. russ. Übers. nach der 4. Aufl. ] vgl. die Mitteilung von Christian Möckel in ders.: Nicolai Hartmann – ein Phänomenologe? Zu den Termini Phänomen und Phänomenologie in der Metaphysik der Erkenntnis. In: Gerald Hartung, Matthias Wunsch, Claudius Strube (Hg.): Von der Systemphilosophie zur systematischen Philosophie – Nicolai Hartmann. Berlin: de Gruyter 2012, S. 105–127. Leibniz ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174829; http://www.ub.uni-heidelberg.de/arch iv/17482; DOI: 10.11588/heidok.00017482
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1890 Geschichte der Philosophie.a Freiburg i. B.: Akademische Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1892 [1890]. IV, 516 S. – In drei Lieferungen.b 1. u. 2. Lieferung (S. 1–256). 1890. – 3. u. 4. Lieferung c (VII u. S. 257–516). Freiburg i. B. 1892. – 2., verb. u. verm. Aufl. (in 4 Lieferungen). 1. u. 2. Lieferung (S. 1–288) Freiburg i. B. 1898. – 2., durchges. u. erw. Aufl. 3. u. 4. Lieferung (I–VIII u. S. 289–571) Tübingen 1899 u. 1900. – 2., durchges. u. erw. Aufl. d Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900. VIII, 571 S. seit 3. Aufl. u. d. T.: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. – 3., durchges. Aufl. e Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1903. VIII, 575 S. a
b c d
e
Geschichte der Philosophie ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176498; http://www.ub. uni-heidelberg.de/archiv/17649; DOI: 10.11588/heidok.00017649. Vorwort: Straßburg, im November 1891. Rezensionen: Kurd Lasswitz in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 17 v. 23.4.1892, Sp. 555–558: In vier Lieferungen, deren Erscheinen sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren hingezogen hat . . . ; R. Adamson in: Mind 3 (1894), S. 383–389; Paul Natorp in: Philosophische Monatshefte 26 (1890), S. 356–363; Eduard Zeller in: Archiv für Geschichte der Philosophie 4 (1891), S. 121–123; L. Grandgeorge in: Revue philosophique de la France et de l’étranger 17 (1892), S. 335–336. In drei Lieferungen ] Prospekt zur 1. Lieferung: Strassburg i. E., Herbst 1889. 3. u. 4. Lieferung ] Vorwort: Straßburg, im November 1891. 2., durchges. u. erw. Aufl. ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176507; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17650; DOI: 10.11588/heidok.00017650. Vorwort: Strassburg, September 1900. Rezensionen: Thomas Achelis in: Philosophisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 13 (1900), S. 184–186; Maurenbrecher in: Die Hilfe 1901, Nr. 19, S. 13; Th. Klett in: Neues Korrespondenzblatt für die Gelehrten- und Realschulen 1901, S. 76–77; E. Pfennigsdorf in: Theologische Rundschau 1910, S. 337–339; Erich Adickes in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 11 v. 16.3.1901, Sp. 651–653; E. Pfennigsdorf in: Theologische Rundschau 4 (1901), S. 337–345; A. Dyroff in: Blätter für das Gymnasialschulwesen 1902, S. 139–140; M. D. in: Deutsche Revue April 1902, S. 122; Fritz Medicus in: Kant-Studien 7 (1902), S. 444–447; Busse in: Deutsche LitteraturZeitung 1903, S. 3060; Walther Regler in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie 29 (1905), S. 115–116. 3., durchges. Aufl. ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176515; http://www.ub.uni-heidel berg.de/archiv/17651; DOI: 10.11588/heidok.00017651. Vorwort: Heidelberg, Juli 1903. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 43 v. 24.10.1903. Rezensionen:
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– 4., durchges. Aufl. a Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1907. VIII, 588 S. – 5., durchges. Aufl. b Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1910. VIII, 591 S. – 6., durchges. Aufl. c Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912. VIII, 591 S. – 7., unv. Aufl. d Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1916. VIII, 591 S. L. Busse in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 50 v. 12.12.1903, Sp. 3010–3061; Stange in: Theologischer Litteratur-Bericht 1904, S. 7; Hartmann in: Philosophisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 1904, S. 347; Th. Klett in: Neues Korrespondenzblatt für die Gelehrten- und Realschulen 1904, S. 236; K. Thieme in: Theologisches Literaturblatt 1904, S. 327; W. Regler in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie 1905, S. 115; A. Marx in: Südwestdeutsche Schulblätter 1905, S. 217–219. a 4., durchges. Aufl. ] Vorwort: Heidelberg, Februar 1907. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 12 v. 23.3.1907, in Nr. 13 v. 30.3.1907 kurze Anzeige. Rezensionen: Jordan in: Theologischer Literatur-Bericht 1907, S. 226; W. Buder in: Neues Korrespondenzblatt für die Gelehrten- und Realschulen 1907, S. 365; in: Deutsche Literatur-Zeitung 1907, S. 786; Hanauer in: Südwestdeutsche Schulblätter 1908, S. 428; H. Bender in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 133 (1908), S. 133; Walther Regler in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie 31 (1907), S. 494–495; P. Nic. Stehle in: Philosophisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 21 (1908), S. 515–517. b 5., durchges. Aufl. ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 7 v. 12.2.1910. Selbstanzeige in: PhdG. Heidelberg: Weiss 1912; Nr. 503: Windelband’s Lehrbuch will eine Geschichte nicht der Philosophen, sondern der Philosophie sein. Diese Aufgabe hat die Form des Buches bestimmt. Es gibt in der Hauptsache eine Geschichte der Probleme u. die zu ihrer Lösung erzeugten Begriffe. Rezension: R. M. in: Logos 1 (1910/11), S. 162. c 6., durchges. Aufl. ] Anzeige in: PhdG 4. Literatur 1912. Heidelberg: Weiss 1914, Nr. 522: Im Unterschied von anderen Lehrbüchern über dasselbe Thema ist Windelbands Gesch. d. Philos. ein Versuch, nicht die Geschichte der Philosophen, sondern die der Philos. selbst oder wenigstens der europäischen Philos. darzustellen, zu schildern, wie die Probleme des Welterkennens u. der Lebensansicht entstanden sind, sich entwickelt und sich abgelöst haben und welche Begriffe jede Zeit sich geschmiedet hat, um ihre Antwort auf diese Probleme zu finden. – Elektronische Fassung auf: Geschichte der Philosophie [Elektronische Ressource] : Darstellungen von Hegel, Schelling, Feuerbach, Heine. Lexika von Kirchner, Michaelis, Eisler, Mauthner. Handbücher von Lange, Windelband, Vorländer, Hirschberger. Ausgewählt v. Mathias Bertram. Berlin: Directmedia Publ. 2000. 2. Ausg. 2004. Volltext: http://www.zeno.org/nid/2000927734X d 7., unv. Aufl. ] Vorwort von Wolfgang Windelband: Berlin, Juni 1916. Rezensionen: Ernst Troeltsch in Theologische Literaturzeitung 42 (1916), Nr. 15 v. 21.7.1917 (Wiederabdruck in E. Troeltsch Kritische Gesamtausgabe Bd. 13, 2010, S. 316–318).
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– 8., unv. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1919. VIII, 591 S. – 9. u. 10. Aufl. a besorgt v. Erich Rothacker. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1921. XI, 594 S. – 11., durchges. Aufl. besorgt v. Erich Rothacker. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1924. XI, 594 S. – 12., durchges. Aufl. besorgt v. Erich Rothacker. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1928. XI, 596 S. – Billige Ausgabe b [=13. Aufl.]. Mit einem Schlusskapitel Die Philosophie im 20. Jahrhundert und einer Übersicht über den Stand der philosophiegeschichtlichen Forschung hg. v. Heinz Heimsoeth. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1935. XXXIX, 642 S. – Billige Ausgabe [ohne Auflagenzählung!]. Mit einem Schlußkapitel Die Philosophie im 20. Jahrhundert v. Heinz Heimsoeth. Genf: Nachgedruckt auf Veranlassung der Kriegsgefangenenhilfe des Weltbundes der Christlichen Vereine junger Männer o. J. [ca. 1945]. XXXIX, 642 S. – 2. Nachdruck. Printed in the United States of America: Nachgedruckt auf Veranlassung der Kriegsgefangenenhilfe des Weltbundes der Christlichen Vereine junger Männer o. J. – 14., erg. Aufl. Mit einem Schlußkapitel Die Philosophie im 20. Jahrhundert und einer Übersicht über den Stand der philosophiegeschichtlichen Forschung hg. v. Heinz Heimsoeth. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1948. XLVII, 656 S. – 15., durchges. u. erg. Aufl. c Mit einem Schlußkapitel Die Philosophie im 20. Jahrhundert und einer Übersicht über den Stand der philosophiegeschichtlichen Forschung hg. v. Heinz Heimsoeth. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1957. XLVI, 654 S. – 16. Aufl. Unv. Nachdr. d. 15., durchges. u. erg. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1976. XLVI, 654 S.
a
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9. u. 10. Aufl. ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-175027; http://www.ub.uni-heidelberg.de/ archiv/17502; DOI: 10.11588/heidok.00017502. Rezensionen: Theodor Litt in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 7/8 v. 25.2.1922, Sp. 134–135; Hermann Glockner in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 2 (1924), S. 139–141 (innerhalb des Literaturberichts: Zur Geschichte der neueren Philosophie 1902–1923, S. 131–166). Billige Ausgabe ] Rezension: August Faust in: Zeitschrift für Deutsche Kulturphilosophie 2 (1936), S. 194–204. 15., durchges. u. erg. Aufl. ] Rezension: Erik Schmidt in: Theologische Literaturzeitung 85 (1960), Heft 3, S. 211–213.
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– 17., unv. Aufl. als unv. Nachdr. d. 15., durchges. u. erg. Aufl., Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1980. XLVI, 654 S. – 18. Aufl. Unv. Nachdr. der 6. Aufl., Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1993. VIII, 591 S. – Nachdruck (der Ausgabe 1900) Norderstedt: Vero 2013. 584 S. – Elektronische Ressource: Berlin: Contumax 2011. – Elektronische Ressource: Erweiterte Ausgabe Altenmünster: Jazzybee 2012. – engl. v. James H. Tufts. New York/London: MacMillan September 1893. Weitere Abdrucke a Januar 1895, Januar 1896, November 1898. – engl. v. James H. Tufts nach der 2. Aufl. Straßburg 1900. New York/London: MacMillan September 1901. Weitere Abdrucke b Juli 1905, Juli 1907, Juli 1910, Juli 1914, 1926. Nachdruck New York: Harper 1958. Nachdruck Westport, Conn. 1979. – russ. v. P. Rudin. St. Petersburg 1898. – ital. v. E. Zaniboni c nach der 5. dt. Aufl. 2 Bde. Mailand/Palermo/Neapel: Remo Sandron o. J. [1910–1912 d ]. VIII, 444 u. V, 441 S. Porträtfoto auf Vorsatz von Bd. 1. – 2. ital. Übers. nach der 8. Aufl., verglichen mit der 9. u. 10., v. Cecilia Dentice d’Accadia. 2 Bde. Palermo: Sandron 1921-22. 2. Aufl. dieser Übersetzung 1939 (mit einem Anhang über die Philosophie des 20. Jahrhunderts v. L. Pignato), revidiert nach der dt. Ausgabe v. 1935. Nachdruck Florenz: Sandron 1967 sowie Florenz: Sandron 1986. – jap. v. (Paul) Yuzuru Kawai, nach der 12. Aufl. 2 Bde. Tokyo: Kaiz¯osha 1930/1931. Mit einer für diese Ausgabe e verfaßten Einführung von Hein-
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Weitere Abdrucke ] Angabe nach den jeweiligen Copyrightvermerken Weitere Abdrucke ] Angabe nach den jeweiligen Copyrightvermerken ital. v. E. Zaniboni ] Anzeige in: PhdG 4. Literatur 1912. Heidelberg: Weiss 1914, Nr. 523: La storia della Filos. del Windelband forniche una chiara e precisa nozione dei problemi generali della filos. e un sicuro orientamento nel processo filos., mostrato nelle sue grandi e fondamentali lince, e trascurando le artizie particolari utili soltanto ogli eruditi e ogli specialisti. È il più felice tantatino di ricostruzione storica e ideale della filos. Rezensionen: E. L. in: Cultura filosofica 6, Heft 56, S. 649; in: Coenobium 7, Heft 1, S. 134; G. Ferrando in: Bolletino filosofica 2, Heft 1, S. 43. 1910–1912 ] Angabe nach: PhdG 5. Literatur 1912. Heidelberg: Weiss 1915, Nr. 494. für diese Ausgabe ] nachdem bereits zwischen 1922 u. 1924 eine weder vom Verlag noch von den Erben Windelbands autorisierte japanische Übersetzung nach der 12. Aufl., für die in Japan die zehnjährige Schutzfrist abgelaufen war, erschienen war. Darüber kein bibliographischer Nachweis ermittelt; vgl. Silke Knappenberger-Jans:
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rich Rickert in deutscher Sprache (33 S.) am Ende des ersten Bandes. Nachdruck 1962. serbokroat. a v. Nada Šašel, Danko Grlić u. Danilo Pejović. 2 Bde. Zagreb: Kultura 1956–57. 2. Aufl. (neuer Verlag: Zagreb: Naprijed) 1978, 3. Aufl. 1990. span. v. Francisco Larroyo nach der 15. Aufl. México: El Ateneo 1960. X, 693 S. neugriech. in 3 Bdn. Athen: Morph¯otiko Hidryma Ethnik¯es Trapez¯es 1980–1985. chines. v. Luo, Da-ren. 2 Bde. Taipei 1987/1993 u. Beijing: Shangwu Yinshuguan 1998. serb. Belgrad: Book & Marso 2007. 581 S.
Fichte’s Idee des deutschen Staates.b Rede zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers am 27. Januar 1890 in der Aula der Kaiser-WilhelmsUniversität Straßburg. Freiburg i. B.: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1890. 31 S. – Unv. Abdr. der Ausg. v. 1890. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1921. 31 S. 1891 Alte und mittelalterliche Traditionen in den Anfängen der modernen Philosophie. [Vorabdruck aus der im Erscheinen begriffenen 3. Lieferung der Geschichte der Philosophie, Mohr-Siebeck]. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung (München), hg. v. Alfred Dove, Nr. 156/157 zu Nr. 187/188 vom 8.7. sowie 9.7.1891, S. 1–4 u. 3–5.
a
b
Verlagspolitik und Wissenschaft. Der Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) im frühen 20. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 2001, S. 400. serbokroat. ] vgl. die Verlagsverträge in: Archiv des Verlages J. C .B. Mohr (Paul Siebeck), Nachl. 488, B. 2, 1, M. 10, Bl. 407–422; Staatsbibliothek Berlin, Handschriftenabteilung. Fichte’s Idee des deutschen Staates ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174812; http://www. ub.uni-heidelberg.de/archiv/17481; DOI: 10.11588/heidok.00017481. Kurze Anzeige in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 1 v. 3.1.1891. Rezension: J. Witte in: Philosophische Monatshefte 28 (1892), Heft 9/10, S. 614–615.
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1893 Rezension: Gust. Glogau, Abriss der philosophischen Grundwissenschaften. II. Bd. Breslau, W. Koebner, 1891. XII u. 477 S. 8°. In: Deutsche Litteraturzeitung, Nr. 41 v. 14.10.1893, Sp. 1286–1287. 1894 *Geschichte und Naturwissenschaft.a Rede. In: Das Stiftungsfest der KaiserWilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1894. Strassburg: Universitätsbuchdruckerei J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1894, S. 15–41. – Separatdruck: Geschichte und Naturwissenschaft. Rede zum Antritt des Rectorats der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg, gehalten am 1. Mai 1894. Straßburg 1894. – 2., unv. Aufl. Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1900 (Rectoratsreden der Universität Strassburg 1894). 27 S. – 3., unv. Aufl. b Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1904 (Rektoratsreden der Universität Strassburg 1894). 27 S. [Mit orthographisch geändertem Titel: Geschichte und Naturwissenschaft. Rede zum Antritt des Rektorats der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg, gehalten am 1. Mai 1894.] – In: Präludien seit der 3. Aufl. 1907. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. – Auszug italien. in: Rossi, Pietro (Hg.): Lo storicismo contemporaneo. Turin: Loescher 1974 (Classici della filosofia diretta da Franco Lombardi), S. 64–67. – engl. v. Guy Oakes in: Theory and History 19 (1980). Nr. 2 v. Mai 1980, S. 169–185 (Wiederabdr. dieser Übersetzung in: Sebastian Luft (Hg.): The Neo-Kantian Reader. New York: Routledge 2015, S. 287–298). – engl. v. James T. Lamiell in: Theory and Psychology 8 (1998), Nr. 5, S. 5–22. – frz. übers. u. kommentiert v. Silvia Mancini: Historicisme allemand et anthropologie ou de l’actualité d’un débat (A propos de l’édition française du Discours de Wilhelm Windelband, 1894). In: Les Études Philosophiques 2000, Januar–März, S. 1–16 u. 17–35. a
b
Geschichte und Naturwissenschaft ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174877; http:// www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17487; DOI: 10.11588/heidok.00017487 3., unv. Aufl. ] mit orthographischen Korrekturen, z. B. auf S. 3 zweimal Prinzipien (1904) statt Principien (1900).
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– vielfach in Textsammlungen aufgenommen, z. B. nach der 2. Aufl. 1900 in: Hans-Georg Gadamer (Hg.): Philosophisches Lesebuch 3. Frankfurt a. M./Hamburg: Fischer 1970, S. 219–234; nach der 4. Aufl. der Präludien (1911) in: Gerlach, Hans-Martin: Chrestomathie zur Geschichte der neuesten und gegenwärtigen bürgerlichen Philosophie in 2 Bänden (Von 1840 bis zur Gegenwart). Bd. 1: Schopenhauer, Kierkegaard, Nietzsche, Dilthey, Windelband, Husserl. Oberlungwitz: VEB Kongreß- und Werbedruck 1980, S. 216–232; nach der 9. Aufl. der Präludien (1924) in Auszügen in: Ollig, Hans-Ludwig: Neukantianismus. Texte der Marburger und der Südwestdeutschen Schule, ihrer Vorläufer und Kritiker. Stuttgart: Reclam 1982, S. 164–173. [als Herausgeber:] Bericht über die neuere Philosophie bis auf Kant für die Jahre 1890–1893.a I [mehr nicht erschienen]. Descartes und Schule. Bericht von Benno Erdmann. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 7 (1894), S. 521–534. Rezension: Fr. Paulsen, System der Ethik, mit einem Umriß der Staats- und Gesellschaftslehre. Berlin 1889. – Zweite Auflage, Berlin 1891. In: Deutsches Wochenblatt (Verlag Hermann Walther, Berlin), Nr. 9 v. 1.3.1894, S. 107–108. 1895 Jahresbericht. Erstattet von dem Prorector. In: Das Stiftungsfest der KaiserWilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1895. Strassburg: J. H. E. Heitz (Heitz & Mündel) 1895, S. 3–18. 1896 Philosophie und Methodologie der Geschichte b (1892/94). In: Jahresberichte der Geschichtswissenschaft 17 (1894). Berlin: R. Gaertner 1896, S. 106–115. a
b
Bericht über die neuere Philosophie bis auf Kant für die Jahre 1890–1893 ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-172707; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17270; DOI: 10.11588/heidok.00017270 Philosophie und Methodologie der Geschichte ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-17399; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17399; DOI: 10.11588/heidok.00017399 (Windelband bespricht u. a. Georg Simmel: Die Probleme der Geschichtsphilosophie, 1892.)
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1897 Deutsche Litteratur der letzten Jahre über vorkantische neuere Philosophie I.a Unter Mitwirkung v. P. Hensel besprochen. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 10/NF 3 (1897), S. 290–312. [Windelbands Anteil b S. 290–298.] [als Herausgeber:] Deutsche Litteratur der letzten Jahre über vorkantische neuere Philosophie. Unter Mitwirkung v. P. Hensel c besprochen. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 10/NF 3 (1897), S. 411–428. Gedenkrede auf Kaiser Wilhelm I.d Gehalten auf dem Festcommers der Straßburger Vereine am 21. März 1897. Straßburg i. E.: Comissions-Vlg. W. Heinrich 1897. 14 S. Kuno Fischer und sein Kant.e Als: Festschrift f der „Kantstudien“ zum 50. Doctorjubilaeum Kuno Fischers. Hamburg/Leipzig: Leopold Voss 1897, S. 5–14. [Enthält außerdem: Hans Vaihinger: Vorwort, S. 3–4; Anhang: Glückwunschschreiben der Philosophischen Fakultät der Universität Halle vom März 1897, S. 15–16; Das erneuerte Doktordiplom, S. 17–18.] – In: Kant-Studien 2 (1898), S. 1–10. a
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Deutsche Litteratur der letzten Jahre über vorkantische neuere Philosophie I ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-172945; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17294; DOI: 10.11588/heidok.00017294. Windelbands Anteil ] Windelband referiert über Überweg/Heinze Bd. 1, 8. Aufl. 1896; Franz Brentano: Die vier Phasen der Philosophie und ihr augenblicklicher Stand, 1895; Harald Höffding: Geschichte der neueren Philosophie Bd. 1, 1895. Vgl. S. 298: Im Besonderen hat zunächst P[aul] Hensel die Güte gehabt den Bericht über die englische und französische Philosophie zu übernehmen, dessen erster Teil, die Engländer befassend, unter Vorausnahme wiederum einiger allgemeiner Darstellungen folgt. Unter Mitwirkung v. P. Hensel ] vgl. S. 411: P. Hensel fährt mit der Besprechung deutscher Arbeiten zur französischen Philosophie des XVIII. Jahrhunderts fort. Gedenkrede auf Kaiser Wilhelm I ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176445; http://www. ub.uni-heidelberg.de/archiv/17644; DOI: 10.11588/heidok.00017644. Anm. auf dem Titelblatt unter der Autorangabe: Der Ertrag ist für das Straßburger Kaiserdenkmal bestimmt. Kuno Fischer und sein Kant ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174832; http://www.ub. uni-heidelberg.de/archiv/17483; DOI: 10.11588/heidok.00017483 Festschrift ] Teilabdruck in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nr. 64 vom 20.3.1897, S. 7–8 (https://digipress.digitale-sammlungen.de).
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[Festansprachen anlässlich des Festaktes zum 25jährigen Jubiläum der Universität am 1.5.1897]. In: Das Stiftungsfest der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1897.a Strassburg: J. H. E. Heitz (Heitz & Mündel) 1897, S. 6–7 [Dankesrede zur Verleihung der von Wilhelm I. gestifteten Amtskette des Rektors], S. 11–23 [Festrede], 25 f., 31 f., 35 f., 37 f., 39 [Antworten auf Ansprachen dritter] u. 39–42 [Schlußwort]. – Wiederabdruck der Festrede u. d. T. Rektoratsrede Wilhelms Windelbands am 1. Mai 1897 beim 25jährigen Jubiläum der Universität. In: Alte Straßburger Universitätsreden. Zur Erinnerung an die am 1. Mai 1872 gegründete Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg. Hg. v. Vorstand der losen Vereinigung ehem. Straßburger Dozenten und Studenten. Frankfurt a. M.: Vlg. des Elsass-Lothringen-Instituts 1932, S. 42–50. [Dazu nach S. 50 [=S. 61] eine Reproduktion der Vorlesungsankündigungen Windelbands zum Anschlag ans Schwarze Brett vom Sommersemester 1889.] Rezension b : Eckoff, William: Kant’s Inaugural-Dissertation of 1770 c transl. into English with an Introduction and Discussion. New York 1895. In: KantStudien 1 (1897), S. 264–268. 1898 Ansprache bei Enthüllung der Bismarck-Büste im Allgemeinen Collegienhause am 1. April 1898. In: Das Stiftungsfest der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg am 30. April 1898. Strassburg: J. H. E. Heitz (Heitz & Mündel) 1898, S. 51–56. Jahresbericht. Erstattet von dem Prorector. In: Das Stiftungsfest der KaiserWilhelms-Universität Strassburg am 30. April 1898. Strassburg: J. H. E. Heitz (Heitz & Mündel) 1898, S. 3–16.
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Das Stiftungsfest der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1897 ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176946; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17694; DOI: 10.11588/heidok.00017694 Rezension ] vgl. Eckoffs Selbstanzeige in: Kant-Studien 1 (1897), S. 139. Eckoff, William: Kant’s Inaugural-Dissertation of 1770 ] urn:nbn:de:bsz:16-hei dok-174209; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17420; DOI: 10.11588/heidok. 00017420
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1899 *Aus Goethes Philosophie. In: Straßburger Goethevorträge. Zum Besten des für Straßburg geplanten Denkmals des jungen Goethe. Straßburg: Karl J. Trübner 1899, S. 87–114. – In: Straßburger Goethevorträge. Zum Besten des für Straßburg geplanten Denkmals des jungen Goethe. 2., unv. Abdruck Straßburg: Karl J. Trübner 1899, S. 87–114. – In: Präludien seit 2. Aufl. 1903. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. 1900 Platon.a Stuttgart: Frommann (E. Hauff) 1900 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 9). 190 S. – 2. Aufl. Stuttgart: Frommann (E. Hauff) o. J. [1901]. 190 S. – 3., durchges. Aufl. b Stuttgart: Frommann (E. Hauff) 1901. 191 S. a
b
Platon ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-175574; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv /17557; DOI: 10.11588/heidok.00017557. Rezensionen: F. C. S. Schiller in: Mind 9 (1900), S. 555–556; Theodor Gomperz in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 20 v. 12.5.1900, Sp. 1304–1307; William A. Hammond in: The Philosophical Review 10 (1901), Nr. 4 von Juli 1901, S. 430–436; Felix Krueger in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie 22 (1902), S. 127–130; Nusser in: Blätter für das Gymnasialschulwesen 1900, S. 576; Arthur Drews in: Preussische Jahrbücher 100 (1900?), S. 342–346; F. Walther in: Theologisches Litteraturblatt 1900, Nr. 47; E. Holzner in: Die Nation 17 (1900), Nr. 23; W. Jerusalem in: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 1900, S. 912–915, in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1900, Nr. 6; in: Literarisches Centralblatt 1900, Nr. 32; Theodor Gomperz in: Deutsche Litteratur-Zeitung 1900, Nr. 20; β (beta) in: Deutsche Rundschau September 1901; in: Hamburgischer Correspondent 1901, Nr. 21; in: Westermann’s illustrierte Monatshefte März 1901, S. 866; J. Kaerst in: Historische Zeitschrift 90 (1903), S. 295; L. Baur in: Germania, Wissenschaftliche Beilage 1903, S. 174–176; Erich Adickes in: The Philosophical Review 10 (1901), Nr. 4 von Juli 1901, S. 390–392 (innerhalb des Literaturberichts: The philosophical literature of Germany in the years 1899 and 1900, S. 386–416). 3., durchges. Aufl. ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174690; http://www.ub.uni-heidel berg.de/archiv/17469; DOI: 10.11588/heidok.00017469. Rezensionen: H. Gomperz in: Archiv für Geschichte der Philosophie 16 (1902), S. 127–129; Felix Krueger in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie 26 (1902), S. 127–130; Lincke in: Berliner philologische Wochenschrift 22 (1902), S. 101–104; M. Hoffmann in: Zeitschrift für das Gymnasialwesen 1902, S. 722–727; J. W. Arenhold in: Philosophisches Jahrbuch 13 (1900), S. 307–310.
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– 4., durchges. Aufl. Stuttgart: Frommann (E. Hauff) 1905. 191 S. – 5., durchges. Aufl. Stuttgart: Frommann (E. Hauff) 1910. 192 S. – 6. Aufl. a [Hg. v. Wolfgang Windelband] Stuttgart: Frommann (H. Kurtz) 1920. VII, 182 S. – 7. Aufl. [Hg. v. Wolfgang Windelband]. Stuttgart: Frommann (H. Kurtz) 1923. VII, 187 S.; mit einem Vorw. des Hg.: Heidelberg, Mai 1920. – Unv. Nachdr. der Ausg. 1900. Eschborn: Dieter Klotz 1992. 190 S. – Nachdruck Norderstedt: Vero 2013. 204 S. – poln. v. Stanisław Bouffałł. Warschau [1902]. 232 S. – russ. v. A. Grombach. St. Petersburg 1902. 2. Aufl. 1904. – russ. v. J. Postmann unter Redaktion v. K. Sakow. St. Petersburg: Sasnaja Poljana 1911. 174 S. – ital. v. M. Graziussi.b Palermo 1914. – frz. v. Arnaud Dewalque. In: Ders. (Hg.): Platon dans le néokantisme, avec des textes de Rudolf Hermann Lotze, Hermann Cohen, Paul Natorp, Wilhelm Windelband, Emil Lask et Bruno Bauch. Paris: Vrin 2012. Vom System der Kategorien.c In: Philosophische Abhandlungen. Christoph Sigwart zu seinem siebzigsten Geburtstage 28. März 1900. Gewidmet von B. Erdmann, W. Windelband, H. Rickert, L. Busse, R. Falckenberg, H. Vaihinger, A. Riehl, W. Dilthey, E. Zeller, H. Maier. Tübingen/Freiburg i. B./ Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900, S. 41–58. – Separatdruck o. O., o. J. [Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900.] 16 S., paginiert S. 43–58. – Dass.: Dritter Abdruck [Separatdruck]. Tübingen: J. C. B. Mohr 1924. 18 S. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. Zum Gedächtnis Elwin Bruno Christoffels bei seiner Bestattung am 17. März 1900. Als Manuskript gedruckt. o. O., o. J. [1900].
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6. Aufl. ] Vorwort: Heidelberg, Mai 1920. ital. v. M. Graziussi ] Rezensionen: in: Cultura filosofica 1915, S. 110; F. Olgiati in: Rivista di filosofia neo-scolastica 1195, S. 231; in: Rivista d’Italia (1915), S. 237. Vom System der Kategorien ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-17402; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17402; DOI: 10.11588/heidok.00017402. Rezension (des Sammelbandes) von Max Reischle in: Theologische Literaturzeitung 25 (1900), Sp. 547–549, zu Windelband ein Satz in Sp. 548.
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Zum Gedächtnis Elwin Bruno Christoffel’s bei seiner Bestattung am 17. März 1900. In: Das Stiftungsfest der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1900. Strassburg: Universitätsbuchdruckerei J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1900, S. 40–44. 1901 Platon. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften Bd. 6. Hg. v. J. Conrad, L. Elster, W. Lexis, Edg. Loening. 2., gänzl. umgearb. Aufl. Jena: Gustav Fischer 1901, S. 91–97. – In: Dass. 3., gänzlich umgearb. Aufl. Jena: Gustav Fischer 1910, S. 1043– 1048. Zu Platon’s Phaidon.a In: Strassburger Festschrift zur 46. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner. Hg. v. der Philosophischen Fakultät der Kaiser-Wilhelms-Universität. Strassburg: Trübner 1901, S. 287–297. – Sonderdruck. Straßburg: Trübner 1901. Zum Gedächtniss Elwin Bruno Christoffel’s.b In: Mathematische Annalen 54 (1901), Heft 3 vom 26.2.1901, S. 341–344. [Siehe 1900.] Zur Wissenschaftsgeschichte der romanischen Völker.c In: Grundriss der romanischen Philologie. Unter Mitwirkung v. . . . hg. v. Gustav Gröber. Bd. 2, 3. Abt. Straßburg: Karl J. Trübner 1901, S. 550–578. 1902 *Das Heilige. Skizze zur Religionsphilosophie. In: Präludien seit der 2. Aufl. 1903.d
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Zu Platon’s Phaidon ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174005; http://www.ub.uni-heidel berg.de/archiv/17400; DOI: 10.11588/heidok.00017400 Zum Gedächtniss Elwin Bruno Christoffel’s ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174038; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17403; DOI: 10.11588/heidok.00017403 Zur Wissenschaftsgeschichte der romanischen Völker ] urn:nbn:de:bsz:16-hei dok-174533; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17453; DOI: 10.11588/heidok. 00017453 2. Aufl. 1903 ] vgl. ebd., S. V: bisher nicht gedruckt.
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– Dass. als: Feldpostausgabe a aus den „Präludien“. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1916. 38 S., paginiert S. 295–332. – russ. in: Präludien. St. Petersburg 1904. 1903 [Diskussionsbeitrag vom 17.4.1903 b zum Vortrag von Friedrich Gottl: Die Grenzen der Geschichte]. In: Bericht über die siebente Versammlung deutscher Historiker zu Heidelberg. 14. bis 18. April 1903. Erstattet von dem Bureau der Versammlung [Armin Tille]. Leipzig: Duncker & Humblot 1903, S. 39–40. – Über den Diskussionsbeitrag Referat in: Heidelberger Zeitung, Nr. 90 vom 18.4.1903, Erstes Blatt, S. 2. 1904 [Ansprache als Abgesandter der Universität Heidelberg]. In: Vom neunzigsten Geburtstag Eduard Zellers 22. Januar 1904. Als Manuscript gedruckt Stuttgart: Felix Krais 1904, S. 13–15. *Goethes Faust und die Philosophie der Renaissance. In: Präludien seit der 3. Aufl. 1907. Immanuel Kant und seine Weltanschauung.c Gedenkrede zur Feier der 100. Wiederkehr seines Todestages, an der Universität Heidelberg. Heidelberg: C. Winter 1904. 32 S. – wieder abgedruckt in: Boris Jakowenko (Hg.): Immanuel Kant. Von Otto Liebmann und Wilhelm Windelband. Prag: Selbstvlg. 1944 d (Internatioa
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Feldpostausgabe ] Rezensionen in: Deutsche Literaturzeitung 1916, S. 1576; F. Niebergall in: Evangelische Freiheit 16 (1916), S. 244. Diskussionsbeitrag vom 17.4.1903 ] vgl. die Rückseite des Titels: Der folgende Bericht ist erstattet auf Grund stenographischer Aufzeichnungen des Unterzeichneten sowie schriftlicher Mitteilungen, welche ihm die Herren Vortragenden und Teilnehmer an der Debatte zur Verfügung gestellt haben. Sämtlichen Rednern haben die über ihre Ausführungen berichtenden Stellen vor der Drucklegung vorgelegen. Dr. Armin Tille. Immanuel Kant und seine Weltanschauung ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174894; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17489; DOI: 10.11588/heidok.00017489. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 18 v. 7.5.1904. Rezensionen: in: Literarisches Centralblatt 1904, S. 676; G. Dawes Hicks in: Mind 14 (1905), S. 126–127; 1944 ] Vorwort: Prag, den 12. Februar 1944.
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nale Bibliothek für Philosophie. Periodische Sammelschrift Bd. 6, Nr. 3), S. 17–30 [enthält außerdem S. 1–16: Liebmann: Immanuel Kant. Eine Gedächtnisrede gehalten am hundertjährigen Todestage . . . d. 12. Febr. 1904 . . . zu Jena]. – russ. v. Bruno Jakowenko. Moskau 1905. Kuno Fischer.a In: Die Woche 6 (1904), Nr. 29 vom 16.7.1904, S. 1259–1261 [mit ganzseitigem Porträtfoto Fischers auf S. 1267]. Logik.b In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.c Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung v. B. Bauch, K. Groos, E. Lask, O. Liebmann, H. Rickert, E. Troeltsch, W. Wundt hg. v. W. Windelband. 1. Bd. Heidelberg: C. Winter 1904, S. 163–186. – Dass. in: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.d Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung v. O. Liebmann, W. Wundt, Th. Lipps, B. Bauch, E. Lask, H. Rickert, E. Troeltsch, K. Groos hg. v. W. Windelband. 2 ., verb. u. um das Kapitel Naturphilosophie erw. Aufl. [in 1 Bd.] Heidelberg: C. Winter 1907, S. 183–207. a
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Kuno Fischer ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173904; http://www.ub.uni-heidelberg. de/archiv/17390; DOI: 10.11588/heidok.00017390 Logik ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-175006; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv /17500; DOI: 10.11588/heidok.00017500 Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ] Erscheinen für den 9.–15.3.1904 angezeigt in: Literarisches Centralblatt vom 25.3.1905, kurze Anzeige in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 31 v. 6.8.1904. Das Exemplar der UB Leipzig enthält den Broschurtitel, darauf der eingedruckte Vermerk: Der zweite Band dieses Werkes wird Anfang 1905 erscheinen und folgenden Inhalt haben: Aesthetik von Karl Groos. Geschichtsphilosophie von Heinrich Rickert. Rechtsphilosophie von Emil Lask. Geschichte der Philosophie von Windelband. Andere Beiträge vorbehalten. Auf dem Broschurtitel des 2. Bandes u. a. der Vermerk: Der erste Band dieses Werks erschien zu Kuno Fischer’s 80. Geburtstag am 23. Juli 1904. [. . .] Die beiden Bände sind auch in einem Halbfranzband geb. zum Preis von 12 Mk. zu beziehen. Rezensionen: R. Eucken in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1904, Nr. 170, S. 177–178; Strunz in: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften 1905, S. 32; O. Siebert in: Deutsche Monatsschrift für das gesamte Leben der Gegenwart 1906, August, S. 713; des zweibändigen Werks von Joseph A. Leighton in: The Philosophical Review 14 (1905), S. 706–710; des zweibändigen Werks von August Messer in: Kant-Studien 11 (1906), S. 390-424; zu Windelband S. 401–404 (Logik) u. S. 416–420 (Geschichte der Philosophie). Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ] Rezension: Alexander in: Review of theology and philosophy 1914, S. 565.
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– Dass. in: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. 2., unv. Abdruck (anastatischer Neudruck) der 2. Aufl. 1907. – Nachdruck (des Sammelbandes) Norderstedt: Vero 2015. 527 S. Nach hundert Jahren.a In: Kant-Studien 9 (1904), S. 5–20. – In: Zu Kants Gedächtnis. Zwölf Festgaben zu seinem 100jährigen Todestage. Von . . . Hg. v. H. Vaihinger u. B. Bauch. Berlin: Reuther & Reichard 1904, S. 5–20. – In: Präludien seit der 4. Aufl. 1911. Über Willensfreiheit.b Zwölf Vorlesungen. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1904. VII, 223 S. – 2., unv. Aufl. c Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1905. VII, 223 S. – 3. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1918. VII, 200 S. – 4., photomechan. gedr. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1923. VII, 200 S. – russ. v. M. Rubinstein. Moskau 1905.
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Nach hundert Jahren ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 6 v. 13.2.1904. Über Willensfreiheit ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-175586; http://www.ub.uni-heidel berg.de/archiv/17558; DOI: 10.11588/heidok.00017558. Vorwort: Heidelberg, im April 1904. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 26 v. 2.7.1904. Rezensionen: Fuchs in: Christliche Welt 1904, S. 1027; W. R. in: Monatsschrift für die kirchliche Praxis 1904, S. 364; Behn in: Literarisches Centralblatt 1904, S. 1644; Finger in: Der Gerichtssaal 67 (1905), S. 384–391; A. Messer in: Kant-Studien 10 (1905), S. 163–166; J. Stern in: Südwestdeutsche Schulblätter 1905, S. 19–20; Offner in: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1905, S. 296–297; C. Gutberlet in: Philosophisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 19 (1906), S. 358–370; August Messer in: Kant-Studien 10 (1905), S. 163–166; Paul Häberlin in: Basler Nachrichten 1904, Nr. 300. 2., unv. Aufl. ] Rezensionen: G. Noth in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 130 (1907), S. 206–207; J. Bessmer in: Stimmen aus Maria Laach (Stimmen der Zeit) 93 (1917), S. 203–206.
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1905 Die gegenwärtige Aufgabe der Logik und Erkenntnistheorie in Bezug auf Natur- und Kulturwissenschaft.a In: Congrès international de Philosophie.b IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Rapports et comptes rendus. Publiés par les soins du Ed. Claparede. Avec 17 figures et 5 portraits hors texte. Genf: Henry Kündig 1905, S. 104–119. – Teilabdruck von S. 108–109 u. 115–117 in: Max Frischeisen-Köhler: Moderne Philosophie. Ein Lesebuch zur Einführung in ihre Standpunkte und Probleme. Stuttgart: Enke 1907, S. 381–384. – frz. v. S. Jankelevitch in: Revue de Synthèse historique 1904, S. 1–16 (auch separat erschienen). [Diskussionsbeiträge]. In: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Rapports et comptes rendus. Publiés par les soins du Ed. Claparede. Avec 17 figures et 5 portraits hors texte. Genf: Henry Kündig 1905, S. 59–60 (zu: Emile Boutroux: Role de l’histoire de la philosophie dans l’étude de la philosophie); S. 176 (zu: Alfred Giard: Néovitalisme et finalité en biologie); S. 578 (zu: B. Alexander: Die Einheit des Seelenlebens und seine verschiedenartigen Äusserungen). Fichte und Comte.c In: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Rapports et comptes rendus. Publiés par les soins du Ed. Claparede. Avec 17 figures et 5 portraits hors texte. Genf: Henry Kündig 1905, S. 287–292. Diskussion S. 293. – Dass. separat d : Extrait des Comptes rendus du IIme Congrès internationale de Philosophie. Genf: Henry Kündig o. J. [1905]. 7 S., paginiert S. 279–293 [mit Diskussion]. a
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Die gegenwärtige Aufgabe der Logik und Erkenntnistheorie in Bezug auf Natur- und Kulturwissenschaft ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-172955; http://www.ub. uni-heidelberg.de/archiv/17295; DOI: 10.11588/heidok.00017295 Congrès international de Philosophie ] mit Porträtfotografie Windelbands gegenüber von S. 104, mit Beischrift: W. Windelband. Elu Président du IIIme Congres de Philosophie. Diskussion S. 119–124. Ausführliches Referat in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 39 v. 1.10.1904, Sp. 2350–2351. Fichte und Comte ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173627; http://www.ub.uni-heidel berg.de/archiv/17362; DOI: 10.11588/heidok.00017362 Dass. separat ] Titelaufnahme nach dem Exemplar des Landesarchivs SchleswigHolstein, Schleswig, Akte Kleine Publikationen, durch freundliche Vermittlung von Dr. Dagmar Bickelmann.
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Geschichte der Philosophie.a In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.b Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung v. B. Bauch, K. Groos, E. Lask, O. Liebmann, H. Rickert, E. Troeltsch, W. Wundt hg. v. W. Windelband. 2. Bd. Heidelberg: C. Winter 1905, S. 175–200. – Dass. in: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung v. O. Liebmann, W. Wundt, Th. Lipps, B. Bauch, E. Lask, H. Rickert, E. Troeltsch, K. Groos hg. v. W. Windelband. 2., verb. u. um das Kapitel Naturphilosophie erw. Aufl. [in 1 Bd.] Heidelberg: C. Winter 1907, S. 529–554. – Dass. in: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. 2., unv. Abdruck der 2. Aufl. 1907. – Dass. separat aus: Die Philosophie im Beginn des 20. Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer. 2. Bd., Heidelberg 1904. – Nachdruck (des Sammelbandes) Norderstedt: Vero 2015. 527 S. Schiller und die deutsche Nationalität. In: Neue Freie Presse, Nr. 14620 vom 7.5.1905, Morgenblatt, S. 1–2. Schiller und die Gegenwart.c Rede zur Gedächtnisfeier bei der hundertjährigen Wiederkehr seines Todestages an der Universität Heidelberg. Heidelberg: C. Winter 1905. 30 S. Schillers transscendentaler Idealismus. In: Kant-Studien 10 (1905),d S. 398– 411. – In: Schiller als Philosoph und seine Beziehungen zu Kant. Festgabe der „Kantstudien“. Mit Beiträgen von R. Eucken, O. Liebmann, W. Windelband, J. Cohn, F. A. Schmid, Tim Klein, B. Bauch u. H. Vaihinger. Hg. v.
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Geschichte der Philosophie ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-17501; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17501; DOI: 10.11588/heidok.00017501 Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ] Kurze Anzeige in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 11 v. 18.3.1905. Rezenionen: August Messer in: KantStudien 11 (1906), S. 360–424; Giovanni Gentile in: La Critica 5 (1907), S. 146–151 (wieder abgedruckt in ders.: La riforma della dialettica hegeliana. Messina 1913). Schiller und die Gegenwart ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176692; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17669; DOI: 10.11588/heidok.00017669. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 27 v. 8.7.1905. Rezensionen: E. Trautmann in: Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 1905, Nr. 12. Kant-Studien 10 (1905) ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 22 v. 3.6.1905.
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Hans Vaihinger und Bruno Bauch. Berlin: Reuther & Reichard 1906, S. 150–163. – In: Präludien seit der 4. Aufl. 1911. Windelband, Wilhelm, Geh.-R., Prof. d. Phil. [Selbstauskunft]. In: Wer ist’s? Leipzig: H. A. Ludwig Degener o. J. [1905], S. 217. – 2. Ausg. 1906, S. 1305–1306. – 3. Ausg. 1908, S. 1512. – 4. Ausg. 1909, S. 1557. – 5. Ausg. 1911, S. 1615. – 6. Ausg. 1912, S. 1780. – 7. Ausg. 1914, S. 1865. 1906 Über Norm und Normalität.a Vortrag in der Heidelberger forensisch-psychologischen Vereinigung am 19. Januar 1906. In: Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform 3 (April 1906–März 1907), S. 1–13. – Sonderdruck.b Heidelberg: C. Winter 1906. 13 S. [Debattenbeitrag in der Beratung über das Budget des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts für 1906 und 1907]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 7. öffentliche Sitzung v. 10.3.1906,c S. 134–135. [Bericht für die Schulkommission zum Gesetzentwurf: Änderung des Gesetzes über den Elementarunterricht]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer.
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Über Norm und Normalität ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174846; http://www.ub. uni-heidelberg.de/archiv/17484; DOI: 10.11588/heidok.00017484 Sonderdruck ] Nachweis: UB Heidelberg. 7. öffentliche Sitzung v. 10.3.1906 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/323154
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Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 15. öffentliche Sitzung v. 8.6.1906,a S. 312–332. [Debattenbeitrag in der Beratung über den Bericht der Schulkommission zum Gesetzentwurf: Änderung des Gesetzes über den Elementarunterricht. Schlußwort des Berichterstatters. Wortmeldung zur Reihenfolge der Abstimmung über den Gesetzentwurf]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 17. öffentliche Sitzung v. 9.6.1906,b S. 373, S. 376–377 u. S. 380. [Debattenbeiträge in der Beratung über das Budget des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts für 1906 und 1907: Etat der Universität Heidelberg]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 21/22. öffentliche Sitzung v. 23.6.1906,c S. 459–486 u. S. 509. [Debattenbeitrag in der Beratung über das Budget des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts für 1906 und 1907: Kultus; Etat der Priesterseminare etc.]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 23. öffentliche Sitzung v. 30.6.1906,d S. 534. [Bericht für die Schulkommission zur 2. Beratung über den Gesetzentwurf: Änderung des Gesetzes über den Elementarunterricht]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums a
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15. öffentliche Sitzung v. 8.6.1906 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/323332 17. öffentliche Sitzung v. 9.6.1906 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/323393; http://digital.blb-karlsruhe.de/periodical/pageview/ 323396; http://digital.blb-karlsruhe.de/periodical/pageview/323400 21/22. öffentliche Sitzung v. 23.6.1906 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe. de/periodical/pageview/323479; http://digital.blb-karlsruhe.de/periodical/pageview /323529 23. öffentliche Sitzung v. 30.6.1906 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/323554
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Annotierte Bibliographie
Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 26. öffentliche Sitzung v. 7.7.1906,a S. 600–602. [Debattenbeitrag in der Diskussion über die Herstellungsarbeiten am Heidelberger Schloß]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 32./33. öffentliche Sitzung v. 19.7.1906,b S. 784–788 u. S. 810. 1907 Kuno Fischer.c Gedächtnisrede bei der Trauerfeier der Universität in der Stadthalle zu Heidelberg am 23. Juli 1907. Heidelberg: C. Winter o. J. [1907]. 41 S. Logik/Geschichte der Philosophie. In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.d Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung v. O. Liebmann, W. Wundt, Th. Lipps, B. Bauch, E. Lask, H. Rickert, E. Troeltsch, K. Groos hg. v. W. Windelband, 2. verb. u. um das Kap. Naturphilosophie erw. Aufl. Heidelberg: C. Winter 1907, S. 183–207 u. S. 529–554.
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26. öffentliche Sitzung v. 7.7.1906 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/323620 32./33. öffentliche Sitzung v. 19.7.1906 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe. de/periodical/pageview/323804; http://digital.blb-karlsruhe.de/periodical/pageview /323830 Kuno Fischer ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174856; http://www.ub.uni-heidelberg. de/archiv/17485; DOI: 10.11588/heidok.00017485. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 33 v. 17.8.1907. Dazu eine Ankündigung (Anschlagzettel) im Bestand der UB Heidelberg (A 2737 RES::13.1903-10): Die Universität veranstaltet am Dienstag, den 23. Juli d. Js., abends 6 Uhr, im grossen Saale der Stadthalle eine Akademische Trauerfeier zum Gedächtnis Kuno Fischers, bei der Herr Geheimerat Professor Dr. Windelband sprechen wird. Rezensionen: A. Michelitsch in: Allgemeines Literaturblatt 1909, S. 331; O. Braun in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 135 (1909), S. 64–65; in: Naturwissenschaftliche Wochenschrift 1910, S. 763. Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 48 v. 30.11.1907.
Annotierte Bibliographie
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*Über die gegenwärtige Lage und Aufgabe der Philosophie. [Vortrag.] – In: Präludien seit der 3. Aufl. – Auszug italien. in: Rossi, Pietro (Hg.): Lo storicismo contemporaneo. Turin: Loescher 1974 (Classici della filosofia diretta da Franco Lombardi), S. 68–69. Wilhelm von Humboldt.a In: Internationale Wochenschrift für Kunst, Wissenschaft und Technik vom 28.9.1907, S. 807–816. 1908 [Begrüßungsrede vom 31.8.1908 (Auszug)]. In: Tageblatt des III. Internationalen Kongresses für Philosophie Heidelberg, 31. August bis 5. September 1908. Nr. 5 v. 3.9.1908, S. 1–2. *Bildungsschichten und Kultureinheit.b In: Die Zeit (Wien), Nr. 2102 vom 31.7.1908,c Morgenblatt, S. 1–3. – In: Das humanistische Gymnasium 20 (1909),d Heft 1, S. 25–28. – Auszüge unter der Rubrik Rundschau. Zur Sachlage 1. In: Der Säemann. Monatsschrift für pädagogische Reform 5 (1909), Heft 7, S. 232. – In: Präludien seit der 4. Aufl. 1911. Die Wandlung des deutschen Geistes im neunzehnten Jahrhundert. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1908. Frankfurt a. M.: Druck bei Knauer o. J. [1908/09], S. 3–26.
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Wilhelm von Humboldt ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174527; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17452; DOI: 10.11588/heidok.00017452 Bildungsschichten und Kultureinheit ] Selbstanzeige des Abdrucks in der Zeitschrift Das humanistische Gymnasium in: PhdG 1. Literatur 1908 u. 1909. Heidelberg: Weiss 1910, S. 375: Die kleine Abhandlung steht mit der Wiener Rede über Wesen und Wert der Tradition im Zusammenhange und erwägt die Frage, ob und durch welche geistigen Funktionen die Einheit unseres Kulturlebens gegenüber der durch die Scheidung der Berufsausbildung unvermeidlich gewordenen Zersplitterung aufrecht gehalten werden kann. Nr. 2102 vom 31.7.1908 ] nachgewiesen in der UB Wien. Mit Dank an Bernhard Ornezeder. Das humanistische Gymnasium 20 (1909) ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 14 v. 3.4.1909.
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Annotierte Bibliographie
– Sonderdruck a Frankfurt a. M.: Druck bei Knauer o. J. [1908/09]. Einleitung. Sachliche Erläuterungen. Lesarten b [zur Kritik der Urteilskraft]. In: Kant’s Werke Bd. 5.c Kritik der praktischen Vernunft. Hg. v. Paul Natorp. Kritik der Urtheilskraft. Hg. v. W. Windelband. Berlin: Georg Reimer 1908 (Kant’s Gesammelte Schriften. Hg. v. der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Abt. 1, Bd. 5), S. 512–527, 527–530, 530–543. – 2. Abdruck Berlin: Georg Reimer 1913. Mit geringfügigen Änderungen S. 512 ff. – unv. Nachdruck Berlin: de Gruyter 1962. – unv. Nachdruck Berlin: de Gruyter 1974. Fichtes Geschichtsphilosophie. Vortrag, gehalten zum Besten der Errichtung eines Fichte-Denkmals in Berlin am 16. März 1908 in der Aula der Berliner Universität. In: Internationale Wochenschrift für Kunst, Wissenschaft und Technik vom 18.4.1908, S. 481–492. – In: Präludien seit der 5. Aufl. 1915. Über Wesen und Wert der Tradition im Kulturleben.d In: Mitteilungen des Vereins der Freunde des humanistischen Gymnasiums. In zwanglosen Heften. Heft 7. Wien/Leipzig: Carl Fromme 1908, S. 22–40; eingebettet in einen ausführlichen Bericht über den Vortragsabend. – Sonderdruck mit dem Titelzusatz: Vortrag gehalten in der 2. ordentlichen Vereinsversammlung des Vereins der Freunde des humanistischen Gymnasiums in Wien am 29. Mai 1908; aus: Mitteilungen des Vereins der Freunde des humanistischen Gymnasiums in Wien, 7. Heft. Wien/Leipzig: Carl Fromme 1908. 21 S. a
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Sonderdruck ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174905; http://www.ub.uni-heidelberg.de /archiv/17490; DOI: 10.11588/heidok.00017490 Einleitung. Sachliche Erläuterungen. Lesarten ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173893; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17389; DOI: 10.11588/heidok.00017389 Kant’s Werke Bd. 5 ] Rezension: Ernst von Aster u. d. T.: Band V und IV der Akademie-Ausgabe. In: Kant-Studien 14 (1909), S. 268–276. Über Wesen und Wert der Tradition im Kulturleben ] Selbstanzeige in: PhdG für 1908/09, S. 375: Eine im Verein der Freunde des humanistischen Gymnasiums in Wien gehaltene Rede, welche aus kulturphilosophischen Gründen für die Erhaltung der klassischen Bildung, speziell in den Mittelschulen eintritt. Vgl. den Bericht (mit Inhaltsreferat) des Vortrags vom 29.5.1908 in: Neues Wiener Journal, Nr. 5247 vom 30.5.1908, S. 3. Rezensionen: Hoppe in: Monatshefte für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform 7 (1911), S. 639; in Agramer Zeitung, Nr. 205 v. 24.8.1908, S. 4.
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– In: Das humanistische Gymnasium 19 (1908), S. 145–159. – In: Präludien seit der 4. Aufl. 1911. Zur Einführung.a In: Henri Bergson: Materie und Gedächtnis. Essays zur Beziehung zwischen Körper und Geist. Autorisierte u. v. Verf. selbst durchges. Übertragung mit Einführung v. . . . . Jena: Eugen Diederichs 1908, S. III– XIV. – frz.: En guise d’introduction à Materie et mémorie de Bergson. In: Revue de la philosophique de la France et de l’étranger 133 (2008), S. 147–156. [Nachruf auf Gustav Rümelin, Abgeordneter der Universität Freiburg]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1907/1908. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1908. 1. öffentliche Sitzung v. 27.11.1907,b S. 9–10. [Debattenbeitrag zur Frage des Umbaus des Botanischen Instituts der Universität Heidelberg in der Budgetberatung des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts für 1907 und 1908]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1907/1908. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1908. 3. öffentliche Sitzung v. 20.12.1907,c S. 49. [Debattenbeiträge in der Budgetberatung des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts für 1907 und 1908; Unterrichtswesen/Höhere Lehranstalten]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1907/1908. Protokollheft. a
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Zur Einführung ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174721; http://www.ub.uni-heidelberg. de/archiv/17472; DOI: 10.11588/heidok.00017472. Selbstanzeige in PhdG für 1908/09, S. 71: Die Stellung Bergsons in der heutigen Philosophie wird unter dem Gesichtspunkt charakterisiert, daß sie im prinzipiellen Gegensatze gegen die naturwissenschaftlich einseitige Weltanschauung des Materialismus und Positivismus von einer spekulativen Psychologie aus zu einer idealistischen und mystischen Metaphysik vorzudringen sucht. Erscheinen für den 17.-24.10. angezeigt in: Literarisches Centralblatt vom 31.10.1908. 1. öffentliche Sitzung v. 27.11.1907 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/324114 3. öffentliche Sitzung v. 20.12.1907 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/324154
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Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1908. 8. öffentliche Sitzung v. 6.3.1908,a S. 201–207 u. S. 236–237. [Debattenbeitrag in der Diskussion über die Herstellungsarbeiten am Heidelberger Schloß]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1907/1908. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1908. 16. öffentliche Sitzung v. 22.5.1908,b S. 564–565. [Debattenbeitrag in der Beratung des Berichts der Petitionskomission über die Petition einer Anzahl Gemeinden des Landes um Abänderung einiger Bestimmungen des Elementarunterrichtsgesetzes. Berichterstatter: Windelband.] In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1907/1908. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1908. 18. öffentliche Sitzung v. 19.6.1908,c S. 631–633 u. 669–670. [Debattenbeitrag in der Diskussion um den Nachtragshaushalt 1908/09.] In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1907/1908. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1908. 23. öffentliche Sitzung v. 10.7.1908,d S. 783–784. [Debattenbeitrag in der Beratung des Berichts der Komission für die Beantenvorlagen über die Gesetzentwürfe zur Änderung des Beamtengesetzes vom 24.7.1888 und des Gesetzes über Gehaltsordnung und Gehaltstarif.] In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1907/1908. Protokollheft. Enthaltend die
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8. öffentliche Sitzung v. 6.3.1908 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/324306; http://digital.blb-karlsruhe.de/periodical/pageview/ 324341 16. öffentliche Sitzung v. 22.5.1908 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/324669 18. öffentliche Sitzung v. 19.6.1908 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/324736; http://digital.blb-karlsruhe.de/periodical/pageview/ 324774 23. öffentliche Sitzung v. 10.7.1908 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/324888
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Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1908. 25. öffentliche Sitzung v. 21.7.1908,a S. 844. [Debattenbeitrag in der Beratung des Berichts der Petitionskomission über die Petition der Oberrheinischen Bundesgruppe der Vereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise um Errichtung eines Lehrstuhles für Naturheillehre an den Universitäten Freiburg und Heidelberg. Berichterstatter: Windelband.] In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1907/1908. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1908. 32. öffentliche Sitzung v. 13.8.1908,b S. 1081–1082. 1909 [Ansprache als Deputierter der deutschen Universitäten zur Feier des 500. Jubiläums der Universität Leipzig am 29.7.1909]. In: Die Feier des Fünfhundertjährigen Bestehens der Universität Leipzig. Amtlicher Bericht im Auftrage des akademischen Senates erstattet von Karl Binding. Leipzig: S. Hirzel 1910, S. 102–105. Ansprache des Präsidenten des III. Internationalen Kongresses.c In: Bericht über den III. Internationalen Kongress für Philosophie zu Heidelberg 1. bis 5. September 1908. Hg. v. Th. Elsenhans Heidelberg: C. Winter 1909, S. 53–61. Der Wille zur Wahrheit.d Akademische Rede zur Erinnerung an den zweiten Gründer der Universität, Karl Friedrich Großherzog von Baden am a
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25. öffentliche Sitzung v. 21.7.1908 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/324949 32. öffentliche Sitzung v. 13.8.1908 ] Digitalisat: http://digital.blb-karlsruhe.de/ periodical/pageview/325186 Ansprache des Präsidenten des III. Internationalen Kongresses ] urn:nbn: de:bsz:16-heidok-172685; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17268; DOI: 10.11588/heidok.00017268 Der Wille zur Wahrheit ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-175599; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17559; DOI: 10.11588/heidok.00017559. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 50 v. 11.12.1909. Selbstanzeige in PhdG für 1908/09, S. 263: Heidelberger Prorektoratsrede (22. Nov. 09), worin der Autor zu den Lehren des Pragmatismus und seiner einzelnen Auszweigungen, wie Instrumentalismus, Humanismus (den er lieber ‚Hominismus‘ genannt sehen möchte) usw., teils mit
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22. November 1909 bei dem Vortrag des Jahresberichts und der Verkündung der akademischen Preise gehalten. Heidelberg: Universitäts-Buchdruckerei v. J. Hörning 1909, S. 1–17. – Separatdruck a Heidelberg: Universitäts-Buchdruckerei v. J. Hörning 1909. – poln. v. Tomasz Kubalica. In: Folia Philosophica 26 (2008), S. 45–58. Die neuere Philosophie.b In: Allgemeine Geschichte der Philosophie. Leipzig: Teubner 1909 (Die Kultur der Gegenwart, ihre Entwicklung und ihre Ziele. Hg. v. Paul Hinneberg. Teil I, Abt. 5, Bd. 7), S. 382–541. – Dass. in: Allgemeine Geschichte der Philosophie. 2., verm. u. verb. Aufl. c Leipzig: Teubner 1913 (Die Kultur der Gegenwart, ihre Entwicklung und ihre Ziele. Hg. v. Paul Hinneberg. Teil I, Abt. 5, Bd. 7), S. 432–585. – russ. d : Allgemeine Geschichte der Philosophie von Wundt, Oldenburg, Goldziher, Grube, Inouye, v. Arnim, Baeumker, Windelband. Bd. 1. russ. v. J. Postmann u. J Jaschúnski. Redaktion Wwedenski u. Radlow. St. Petersburg 1910. 272 S. Bd. 2 St. Petersburg: Obschestwennaja Polsa 1911 bzw. 1912. V, 267 S. – tschech. v. R. Prochazka. Prag 1921. Die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts.e Fünf Vorlesungen. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909. 120 S.
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psychologisch-historischer Analyse, teils mit logisch-erkenntnistheoretischer Kritik Stellung nimmt. Rezension in: Pädagogisch-psychologische Studien 1910, S. 22. Separatdruck ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 1 v. 1.1.1910. Die neuere Philosophie ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-176959; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17695; DOI: 10.11588/heidok.00017695. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 29 v. 17.7.1909. Rezension: Günther Jacoby in: KantStudien 15 (1910), S. 299–301. 2., verm. u. verb. Aufl. ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 23 v. 7.6.1913. Rezensionen: A. Taylor in: Mind 23, Heft 89; P. Barth in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 37, Heft 3. russ. ] Angaben nach: PhdG 2. Literatur 1910. Heidelberg: Weiss 1912, Nr. 413; PhdG 3. Literatur 1911. Heidelberg: Weiss 1913; Nr. 496a; PhdG 4. Literatur 1912. Heidelberg: Weiss 1914, Nr. 529. Die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174919; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17491; DOI: 10.11588/heidok.00017491. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 19 v. 8.5.1909. Selbstanzeige in: PhdG für 1908/09, S. 374: Schildert in fünf am Frankfurter Hochstift gehaltenen Vorträgen die Wechselbeziehung zwischen der Philosophie und der allgemeinen Kulturentwicklung in Deutschland während
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2., durchges. Aufl. a Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909. 120 S. 3., photomechan. gedr. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1927. Nachdruck der Ausg. 1909. Eschborn: Klotz 1992. 120 S. russ. v. M. Rubinstein. Moskau 1910. 150 S. russ. Moskau: Nauka 1993. 103 S.
[Schlusswort nach Diskussion des Vortrages: Zum Begriff des Gesetzes]. In: Bericht über den III. Internationalen Kongress für Philosophie zu Heidelberg 1. bis 5. September 1908. Hg. v. Th. Elsenhans. Heidelberg: C. Winter 1909, S. 201–202. Eröffnungsworte des Präsidenten. In: Bericht über den III. Internationalen Kongress für Philosophie zu Heidelberg 1. bis 5. September 1908. Hg. v. Th. Elsenhans. Heidelberg: C. Winter 1909, S. 37. [Festansprache]. In: Die Eröffnungsfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Stiftung Heinrich Lanz) vom 3. Juli 1909. Heidelberg: C. Winter 1909, S. 31–36.
des 19. Jahrhunderts. Als die Etappen dieser Bewegung werden dargestellt 1. das ästhetisch-philosophische Bildungssystem, 2. Romantik und Hegelianismus, 3. Irrationalismus, Materialismus, Pessimismus, 4. Positivismus, Historismus, Psychologismus, 5. die neuen Wertprobleme und die Rückkehr zum Idealismus. Rezensionen: Oskar Ewald in: Wiener Zeitung, Nr. 9. v. 13.1.1910, S. 7–8; G. H. Luquet in: Revue philosophique de la France et de l’étranger 1909; in: Revue de Metaphysique et de Morale 17; Gustav Eckstein in: Die neue Zeit. Feuilleton 28.1909-1910, 1. Bd. (1910), H. 21/22, S. 187–188; Oskar Ewald in: Kant-Studien 15 (1910). S. 270–271; J. E. Creighton in: The Philosophical Review 19 (1910), S. 667–668. – Online-Ausgabe: http://www.philosophiebuch.de/windel19.htm a 2., durchges. Aufl. ] Rezensionen: Sange in: Literarisches Centralblatt 1909, S. 1323; in: Hochland 1909, Juni, S. 383; in: Korrespondenzblatt für die höheren Schulen Württembergs 1909, S. 403; Kowalewski in: Theologischer Literatur-Bericht 1909, S. 229; Jacobi in: Juristisches Literaturblatt 1909, S. 169; K. Bornhausen in: Christliche Welt 1909, S. 813; in: Die Tat 1909, S. 538–539; in: Archiv für Strafrecht und Strafprozess 56 (1910), S. 359; O. Ewald in: Kant-Studien 1910, S. 270—271; Schuster in: Theologische Literatur-Zeitung 1910, S. 59; M. Kelcher in: Die Grenzboten 1911, Nr. 2, S. 92; W. Frühauf in: Monatshefte der Comenius-Gesellschaft 1911, S. 128–130; R. Stübe in: Zeitschrift für deutschen Unterricht 1911, S. 105; T. M. Forsyth in: Review of theology and philosophy 6 (1911), S. 50–52; W. Frühauf in: Monatshefte der ComeniusGesellschaft 1912, S. 83–85; M. Anthropos in: Revue philosophique de la France et de l’étranger 73 (1912), S. 303–307.
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„Wer Vieles bringt, wird Manchem Etwas bringen.“ Heidelberg, Mai 1908. Faksimile des handschriftlichen Widmungsblattes in: Widmungsblätter an Hans Heinr. Reclam beim Erscheinen der No 5000 von Reclams UniversalBibliothek. Leipzig: Philipp Reclam Jun. o. J. [Ende 1909 a ], S. 1170. Zum Begriff des Gesetzes.b In: Bericht über den III. Internationalen Kongress für Philosophie zu Heidelberg 1. bis 5. September 1908. Hg. v. Th. Elsenhans. Heidelberg: C. Winter 1909, S. 159–174. – Dass. Separatdruck.c a b
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Ende 1909 ] Datierung des Vorworts von Hans Heinrich Reclam Zum Begriff des Gesetzes ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174514; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17451; DOI: 10.11588/heidok.00017451 Dass. Separatdruck ] ausführliche Selbstanzeige bzw. Zusammenfassung in: PhdG für 1908/09, S. 280–281: Aus dem Gewirr der Eindrücke die Ordnung in der Welt zu suchen, ist das vornehmste Motiv und die wertvollste Leistung der Wissenschaft. Ihr Denken hat den Kosmos erzeugt, diese Ordnung herauspräpariert aus dem Wust der Tatsachen. Am Himmel zuerst fanden die Griechen diese Ordnung, und die Welt unter dem Monde blieb ihnen immer ein Reich der Unordnung und der Unvollkommenheit, das sich mit seinem Widerstreit der Bewegungen nur zum Teil dem ordnenden Geiste der Erkenntnis fügen wollte. Ganz ähnlich ist in der Neuzeit das Motiv für die mathematische Theorie der Natur in dem Bedürfnis begründet gewesen, die Welt als göttliche Ordnung, als Harmonie, Vollkommenheit und Schönheit zu verstehen, und auch dieses Denken ist von der Bewunderung der Gestirnwelt zu der weniger erfolgreichen Einsicht in die Ordnung des organischen und des seelischen Lebens herabgestiegen. Scheint es so, als sei die Deutung der Welt als Ordnung am Eindruck der Umwelt erwachsen und dann erst ins Menschliche gewendet, so ist doch der tatsächliche psychologische Weg dieser Auffassung der umgekehrte. Der Wert der Ordnung mußte und er konnte empfunden werden nur im Gegensatz zum Erlebnis der Unordnung im Menschenleben. Die Erfahrung der Hybris, der Empörung des Individuums gegen die gewohnten Formen des Lebens ist der gewaltige Stachel des griechischen Dichtens und Denkens gewesen: und wie im Menschenleben die Ordnung in der ungebrochenen Herrschaft des Gesetzes gefunden wird, so gilt auch die Ordnung in der Welt nur als die Herrschaft des Gesetzes. Ja, für das Nachdenken scheint das tiefste Recht der menschlichen Gesetze, wie es Heraklit ausgesprochen hat, erst darin begründet, daß sie alle aus dem einen göttlichen Gesetze genährt sind. Denn wenn das Gesetz eine ein für allemal gegebene Bestimmung und eben damit eine unwandelbare Ordnung des Geschehens bedeuten soll, so sind alle menschlichen Gesetze als dem Wandel unterworfen nur unvollkommene Versuche und Annäherungen an eine vollkommene Ordnung, die das Weltall allein als Ganzes in seine Gesetzmäßigkeit besitzen kann. Auf solchen Motiven der Analogie beruht die Ausbildung des Begriffes der lex naturae, mit dem die Stoiker den Heraklitischen Gedanken fortgeführt haben und der von da an für die ethischen und rechtsphilosophischen
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1910 [Ansprache anläßlich der feierlichen Eröffnung der Akademie am 3.7. 1909]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juni 1909 bis Juni 1910. Heidelberg: C. Winter 1910, S. XXI–XXIII. [Ansprache zum 50jährigen Doktorjubiläum von Leo Koenigsberger am 22.5.1910]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juni 1909 bis Juni 1910. Heidelberg: C. Winter 1910, S. LVIII–LIX. *Die Erneuerung des Hegelianismus.a Festrede in der Sitzung der Gesamtakademie am 25. April 1910. Heidelberg: C. Winter 1910 (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Philosophisch-historische Klasse. Jg. 1910, Abh. 10). 15 S. – In: Präludien seit der 4. Aufl. 1911. – frz. b v. Joan Mallet, Andreas Wilmes, Carole Prompsy, Sylvain Camilleri. In: Klesis – Revue philosophique 4 (2007), S. 6–17. Fechner.c In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 55. Wandersleb-Zwirner. Nachträge bis 1899. Leipzig: Duncker & Humblot 1910, S. 756–763. [Festrede auf Julia Lanz, geb. Faul anlässlich der] Jubiläumsfeier im Nibelungensaal des Rosengartens. In: Zur Erinnerung an das 50-jährige Jubiläum von Heinrich Lanz in Mannheim. Begangen in den Tagen des 5. bis 12. März 1910. o. O. [Mannheim]: o. D. [1910], S. 88–90.
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Theorien des Mittelalters und der Neuzeit gerade so bedeutsam geworden ist, wie für die metaphysische Auffassung der Weltordnung. Diese doppelte Anwendbarkeit des Begriffes beweist, wie in ihm noch ungeschieden die beiden Bedeutungen nebeneinander lagen, die wir heute genau von einander zu sondern gewöhnt sind: die Gesetze des Sollens und des Müssens, die Ordnung die herrschen soll, und die Ordnung, die herrscht. Die Erneuerung des Hegelianismus ] Rezensionen: Ritter in: Blätter für höheres Schulwesen 1911, S. 167–168; Troeltsch in: Theologische Literaturzeitung 1913, S. 147. Digitalisat: http://digi.hadw-bw.de/view/sbhadwphkl_1910_10 (27.6.2017). frz. ] online: http://www.revue-klesis.org/pdf/Windelband-Hegel.pdf (4.4.2017). Fechner ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173645; http://www.ub.uni-heidelberg.de/arch iv/17364; DOI: 10.11588/heidok.00017364
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Ich bin durchaus Anhänger der Feuerbestattung [Stellungnahme in einem Satz]. In: Kulturträger der Gegenwart über die Feuerbestattung. Umfrage, veranstaltet im Auftrage des Verbandes der Feuerbestattungs-Vereine deutscher Sprache von Else Dormitzer-Dorn – Nürnberg. Den Teilnehmern des XIV. Verbandstages der Feuerbestattungs-Vereine deutscher Sprache in Dessau freundlichst gewidmet! o. O. [gedruckt in Nürnberg bei Tümmel]: o. J. [zwischen März und Mai 1910 a ], S. 21. *Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus. In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur 1 (1910),b Heft 2, S. 186–196. – Sonderdruck. „Nicht im Buchhandel.“ – In: Präludien seit 5. Aufl. 1915. – russ. in: Logos. Russ. Ausg. I.2. Moskau 1910, S. 1–14. – engl. v. Alan Duncan in: Sebastian Luft (Hg.): The Neo-Kantian Reader. New York: Routledge 2015, S. 317–324. Otto Liebmanns Philosophie.c In: Kant-Studien 15 (1910), S. III–X. – In: Zum 70. Geburtstag Otto Liebmanns. Festschrift der „Kantstudien“. Mit Beiträgen v. . . . hg. v. H. Vaihinger u. B. Bauch. Berlin: Reuther & Reichard 1910, S. III–X. Über Gleichheit und Identität.d Eingegangen am 15. Oktober 1910. Heidelberg: C. Winter 1910 (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Jg. 1910, Abh. 14). 24 S. [Selbstanzeige über: Bildungsschichten und Kultureinheit. In: Das humanistische Gymnasium 20 (1909), S. 25–28]. In: Die Philosophie der Ge-
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zwischen März und Mai 1910 ] laut Vorwort wurde die Umfrage (die Frage selbst wird dort nicht mitgeteilt) im März 1910 veranstaltet. Der 14. Verbandstag der Feuerbestattungs-Vereine fand im Mai 1910 statt, mit Einweihung des Dessauer Krematoriums am 18.5.1910, vgl. Henning Winter: Die Architektur der Krematorien im Deutschen Reich 1878–1918. Dettelbach: J. H. Röll 2001, S. 172. Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur 1 (1910) ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 43 v. 22.10.1910. Otto Liebmanns Philosophie ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173954; http://www.ub. uni-heidelberg.de/archiv/17395; DOI: 10.11588/heidok.00017395 Über Gleichheit und Identität ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174952; http://www.ub. uni-heidelberg.de/archiv/17495; DOI: 10.11588/heidok.00017495
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genwart. Eine internationale Jahresübersicht. 1. Doppelband Literatur 1908 und 1909. Heidelberg: Weiss 1910, S. 375 (Nr. 3025). [Selbstanzeige über: Der Wille zur Wahrheit. Heidelberg: UniversitätsBuchdruckerei v. J. Hörning 1909, S. 1–17]. In: Die Philosophie der Gegenwart. Eine internationale Jahresübersicht. 1. Doppelband Literatur 1908 und 1909. Heidelberg: Weiss 1910, S. 263 (Nr. 1946). [Selbstanzeige über: Die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909]. In: Die Philosophie der Gegenwart. Eine internationale Jahresübersicht. 1. Doppelband Literatur 1908 und 1909. Heidelberg: Weiss 1910, S. 374 (Nr. 3023). [Selbstanzeige über: Über Wesen und Wert der Tradition im Kulturleben. In: Mitteilungen des Vereins der Freunde des humanistischen Gymnasiums Heft 7 (1908), S. 22–40]. In: Die Philosophie der Gegenwart. Eine internationale Jahresübersicht. 1. Doppelband Literatur 1908 und 1909. Heidelberg: Weiss 1910, S. 374–375 (Nr. 3024). [Selbstanzeige über: Zum Begriff des Gesetzes. In: Bericht über den III. Internationalen Kongress für Philosophie zu Heidelberg. Heidelberg: C. Winter 1909, S. 159–174] In: 1. Doppelband Literatur 1908 und 1909. Heidelberg: Weiss 1910, S. 280–281 (Nr. 2161). [Selbstanzeige über: Zur Einführung. In: Henri Bergson: Materie und Gedächtnis. Jena: Eugen Diederichs 1908, S. III–XIV]. In: Die Philosophie der Gegenwart. Eine internationale Jahresübersicht. 1. Doppelband Literatur 1908 und 1909. Heidelberg: Weiss 1910, S. 71 (Nr. 1085). 1911 Die philosophischen Richtungen der Gegenwart.a In: Große Denker Bd. 2. Unter Mitwirkung v. . . . hg. v. Ernst von Aster. Leipzig: Quelle & Meyer o. J. [1911], S. 361–377. a
Die philosophischen Richtungen der Gegenwart ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-1729 66; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17296; DOI: 10.11588/heidok.00017296. Rezension: W. Bloch in: Archiv für Geschichte der Philosophie 26 (1913), Heft 2, S. 271–274.
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– 2. Aufl. 1923. – span. Übersetzung a 1921 in Planung, Veröffentlichung nicht ermittelt. *Über Mitleid und Mitfreude. [Vortrag.b ] – In: Präludien seit der 5. Aufl. Zum Geleit.c In: Georg Jellinek: Ausgewählte Schriften und Reden Bd. 1. Hg. v. Walter Jellinek. Berlin: Häring 1911, S. V–XII. – unv. Nachdruck Aalen: Scientia 1970. 1912 Die Prinzipien der Logik.d In: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften. Hg. v. W. Windelband u. A. Ruge Bd. 1. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912, S. 1–60. – Separatdruck e Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1913. 60 S. – Wiederabdruck in: Werner Flach/Helmut Holzhey (Hg.): Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1979 (Seminar-Textbücher 1, Fach: Philosophie) S. 388–447. [Faksimile]
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span. Übersetzung ] vgl. die Benachrichtigung über das Honorar durch den Verlag an Wolfgang Windelband vom 28.7.1921, Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, 21076 Quelle & Meyer, Verlagsbuchhandlung, Leipzig, Nr. 108. Vortrag ] vom 28.11.1911, vgl. Windelband an Rickert vom 30.11.1911. Zum Geleit ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174172; http://www.ub.uni-heidelberg.de/ archiv/17417; DOI: 10.11588/heidok.00017417 Die Prinzipien der Logik ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173980; http://www.ub.uniheidelberg.de/archiv/17398; DOI: 10.11588/heidok.00017398. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 25 v. 22.6.1912. Rezensionen: in Revue de Métaphysique et de Morale 21 (1913), Heft 4; in Hibbert Journal 12 (1912), Heft 2; in Philosophisches Journal 27 (1912); in Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 147, S. 126; in Logos 4 (1913), Heft 1, S. 112–113; H. Bergmann in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 152 (1913), S. 232; R. F. A. Hœrnelé in: Review of theology and philosophy 1913, S. 311–312; Oscar Ewald in: Kant-Studien 18 (1913), S. 271–275; K. in: Logos 4 (1913), S. 112–113; D. Dunkmann in: Theologisches Literaturblatt 1915, S. 157; Paul Häberlin in: Basler Nachrichten 1912, Nr. 306. Separatdruck ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 24 v. 14.6. 1913. Rezensionen: Hugo Bergmann in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 152 (1913), Heft 2, S. 232–233; Paul Häberlin in: Basler Nachrichten 1913, Nr. 391.
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– engl. v. B. Ethel Meyer.a In: Logic. Volume 1 of the Encyclopedia of the Philosophical Sciences. Edited by Henry Jones. London: MacMillan 1913, S. 7–66. Nachdruck b dieser Übersetzung New York: The Citadel Press/ Philosophical Library 1961 u. d. T. Theories in Logic, mit einem Vorw. v. Thomas P. Kiernan. X, 81 S. – russ. Moskau 1913. – ital. v. B. A. Sesta, Milano/Palermo/Napoli/Genova: Editore Remo Sandron 1914. [Die Schulzeit gehört zu meinen liebsten Erinnerungen]. In: Alfred Graf (Hg.): Schülerjahre. Erlebnisse und Urteile namhafter Zeitgenossen. BerlinSchöneberg: Fortschritt (Buchvlg. der „Hilfe“) 1912, S. 107–112. Gemeinsam mit Leo Koenigsberger: [Glückwunschadresse an die Universität Christiania zur 100-Jahrfeier]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juli 1910 bis Dezember 1911. Heidelberg: C. Winter 1912, S. L. Gemeinsam mit Leo Koenigsberger: [Glückwunschadresse an die Universität St. Andrews zur 500-Jahrfeier]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juli 1910 bis Dezember 1911. Heidelberg: C. Winter 1912, S. LI. Gemeinsam mit Leo Koenigsberger: [Glückwunschadresse der Akademie zur silbernen Hochzeit des Großherzogspaars am 21.8.1911]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich
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engl. v. B. Ethel Meyer ] Rezension: W. O. Carver in: Review and Expository (Louisville) 1914, S. 109. Nachdruck ] Rezension: Patrick Suppes in: Science 135 (1962), S. 914: For several reasons the publication of this book is bizarre. In the first place, the undated preface by Thomas P. Kiernan scarcely mentions the contents of the book and certainly makes no case of publishing it. The book itself is a translation of Windelband’s 1912 article, “Die Prinzipien der Logik,” which, on page 1 of the volume, is correctly translated as “The Principles of Logic”. It is an unsolved mystery, as far as I am concerned, why the book’s general title is Theories in Logic. Moreover, the name of the translator is not given. Above all, I can see no reason whatsoever for translating and publishing this book. It is a fairly typical piece of post-Kantian German philosophy and is of no apparent interest today. The ideas of logic it sets forth are woefully vague and outdated.
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Lanz. Jahresheft Juli 1910 bis Dezember 1911. Heidelberg: C. Winter 1912, S. XII. [Glückwunschschreiben vom 1.2.1911 an Richard Schroeder zum 50jährigen Doktorjubiläum]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juli 1910 bis Dezember 1911. Heidelberg: C. Winter 1912, S. XXIII–XXIV. Jahresbericht des geschäftsführenden Sekretärs der Akademie [in der Festsitzung vom 24.4.1911]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juli 1910 bis Dezember 1911. Heidelberg: C. Winter 1912, S. XXVII–XXXIII. Über Sinn und Wert des Phänomenalismus.a Festrede in der Sitzung der Gesamtakademie am 24. April 1912. Heidelberg: C. Winter 1912 (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophischhistorische Klasse. 3. Jg., 9. Abh.). 26 S. Von der Mystik unserer Zeit. In: Neue Freie Presse, Nr. 17056 v. Freitag, 16.2.1912, Morgenblatt, S. 1–3. – In: Präludien seit der 4. Aufl. b – russ. in c : Saprorsy Szisni 1912. – engl. in: The Quest 4 (1913), Nr. 2. von Januar 1913, S. 201–211. a
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Über Sinn und Wert des Phänomenalismus ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174961; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17496; DOI: 10.11588/heidok.00017496. Selbstanzeige in: PhdG 4. Literatur 1912. Heidelberg: Weiss 1914, Nr. 1514: Eine Akademierede, welche historisch-kritisch die verschiedenen Formen des Phänomenalismus, insbesondere den naturwissenschaftl. und den rational-dogmat. verfolgt, und in systematischem Interesse die Unmöglichkeit eines absoluten Phänomenalismus an dem Aufweise erhärtet, daß ein solcher auch bei Kant tatsächlich nicht vorliegt. Rezensionen: in: Revue de Métaphysique et de Morale 21 (1913), Heft 1, Supplément, Heft 1, S. 5–6; Dorner in: Theologische Literaturzeitung 38 (1913), S. 623–633; (Doppelrezension mit: Die Erneuerung des Hegelianismus) v. Ernst Troeltsch in: Theologische Literaturzeitung 1913, S. 148 (Wiederabdruck in: E. Troeltsch Kritische Gesamtausgabe Bd. 4); Arthur Kronfeld in: Archiv für die gesamte Psychologie 24 (1913), S. 392–413; in: Revue de metaphysique et de morale 21 (1914), Nr. 2, Supplement 5. Präludien seit der 4. Aufl. ] Die Angabe des Abfassungsdatums 1910 in: Präludien, 7. u. 8. unv. Aufl. 1921, ist falsch. russ. in ] Angabe nach: PhdG 4. Literatur 1912. Heidelberg: Weiss 1914, Nr. 64.
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[Selbstanzeige über: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. 5., durchges. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1910]. Selbstanzeige in: Die Philosophie der Gegenwart 2. Literatur 1910. Heidelberg: Weiss 1912, unter der Nr. 503. 1913 [Telegramm an die Universität Lemberg zur 250-Jahrfeier vom 29.3.1912]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft 1912. Heidelberg: C. Winter 1913, S. XXV. [Selbstanzeige über: Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 2 Bde. 5., durchges. Aufl. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1911]. In: Die Philosophie der Gegenwart 3. Literatur 1911. Heidelberg: Weiss 1913, unter der Nr. 494. [Selbstanzeige über: Präludien. 4., verm. Aufl. 2 Bde. Tübingen: J. C. B Mohr (Paul Siebeck) 1911.] In: Die Philosophie der Gegenwart 3. Literatur 1911. Heidelberg: Weiss 1913, unter der Nr. 888. 1914 Die Hypothese des Unbewußten.a Festrede gehalten in der Gesamtsitzung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften am 24. April 1914. Heidelberg: C. Winter 1914 (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Jg. 1914, 4. Abh.). 22 S. – Wiederabdr. in: Die Universität Heidelberg ihren Angehörigen im Felde/Weihnachten 1917. o. O., o. J. [Heidelberg 1917], S. 56–81.
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Die Hypothese des Unbewußten ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-173882; http://www. ub.uni-heidelberg.de/archiv/17388; DOI: 10.11588/heidok.00017388. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 25 v. 20.6.1914, kurze Anzeige in Nr. 37 v. 11.9.1915. Rezensionen: Arthur Drews in: Preußische Jahrbücher 158 (1914), S. 392–404; Heinrich Hasse in: Kant-Studien 19 (1914), S. 525–526; C. Gutberlet in: Philosophisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 27 (1914), S. 523–528; Theodor Reik in: Internationale Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse 1914, S. 476–492; M. Offner in: Zentralblatt für Psychologie und psychologische Pädagogik 1914, S. 197.
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Einleitung in die Philosophie.a Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914 (Grundriss der philosophischen Wissenschaften. In Verb. mit Karl Joël, Erich Kaufmann, Eugen Kühnemann, Heinrich Maier, Adolfo Ravà, Heinrich Rickert, Wilhelm Windelband und anderen Fachgenossen hg. v. Fritz Medicus). Ohne Bandzählung, erschien als erster in der Reihe. XII, 441 S. – 2. Aufl. b Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1920. Mit Vorw. v. Wolfgang Windelband. XII, 444 S. – 3., photomechan. gedr. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1923. 444 S. – Online-Ressource (pdf): Paderborn: Salzwasser 2012. – engl. v. Joseph McCabe.c London: T. F. Unwin 1921. 365 S. – jap. in 2 Teilen v. Hayami Keiji, Takakuwa Sumio u. Yamamoto Mitsuo. Tokyo: Iwanami Shoten 1962. 265, 210 u. 15 S. – chines. v. Hung, Tscha. Peking 1964. – Nachdruck Norderstedt: Vero 2013. 460 S. Gemeinsam mit Leo Koenigsberger: [Glückwunschschreiben vom 30.12. 1913 an Ernst von Sallwürk zum 50jährigen Doktorjubiliäum]. In: Sitzungs-
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Einleitung in die Philosophie ] Vorwort: Heidelberg, im Februar 1914. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 18 v. 2.5.1914. Rezensionen: H. Barker in: Mind 31 (1922), S. 521–525; August Messer in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 49 v. 5.12.1914, Sp. 2598–2599; Willy Moog in: Ders.: Philosophie. Gotha: Perthes 1921 (Wissenschaftliche Forschungsberichte Hg. v. Karl Hönn. Geisteswissenschaftliche Reihe 1914–1919), S. 13; Hans Pichler in: Kant-Studien 19 (1914), S. 376–389; Edward L. Schaub in: The Philosophical Review 25 (1916), S. 197–203; Arthur Drews in: Preußische Jahrbücher 160 (1915), S. 390–401; G. Bohnenblust in: Neue Zürcher Zeitung v. 20.11.1914; H. Rickert („Richert“?) in: Literarisches Centralblatt 1915, S. 41–42; A. Drews in: Preussische Jahrbücher 160 (1915), S. 390–401; R. Seligmann in: Sozialistische Monatshefte 1915, S. 250; O. Zimmermann in: Stimmen aus Maria Laach (Stimmen der Zeit) 89 (1915), S. 173–175; W. Metzger in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie 1915, S. 104–106; in: Besondere Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg 1916, S. 79; W. Kahl in: Literarischer Handweiser 1916, S. 12; O. Braun in: Monatshefte für die höheren Schulen 1917, S. 365. 2. Aufl. ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174931; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv /17493; DOI: 10.11588/heidok.00017493. Vorw. zur 2. Aufl. v. Wolfgang Windelband: Heidelberg, November 1919. Rezension: Frank Thilly in: The Philosophical Review 31 (1922), S. 293–297. engl. v. Joseph McCabe ] Rezensionen: H. Barker. In: Mind 31 (1922), S. 521–525; Frank Thilly in: The Philosophical Review 31 (1922), Nr. 3 von Mai 1922, S. 293–297; in: The Quest 14 (1922), S. 125ff.
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berichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft 1913. Heidelberg: C. Winter 1914, S. XLII. Jahresbericht des geschäftsführenden Sekretärs der Akademie [in der Festsitzung vom 24.4.1913]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft 1913. Heidelberg: C. Winter 1914, S. XIII–XIX. [Beitrag zu: a ] Immanuel Kants Grabstätte. Eine Rundfrage der „Königsberger Hartungschen Zeitung“. 2. Fortsetzung. In: Königsberger Hartungsche Zeitung, Nr. 181 v. 19.4.1914. Morgen-Ausg., 1. Bl. Welchen Sinn hat jetzt Studium und Wissenschaft? b In: Akademische Rundschau 3 (1914/15), Heft 1/4 von Okt. 1914/Jan. 1915, S. 5–6. [Selbstanzeige über: Über Sinn und Wert des Phänomenalismus. Heidelberg: C. Winter 1912]. In: Die Philosophie der Gegenwart 4. Literatur 1912. Heidelberg: Weiss 1914, unter der Nr. 1514. [Selbstanzeige über: Geschichte der antiken Philosophie. Bearb. v. Adolf Bonhöffer. 3. Aufl. München: C. H. Beck 1912]. In: Die Philosophie der Gegenwart 4. Literatur 1912. Heidelberg: Weiss 1914, unter der Nr. 521. 1915 Gemeinsam mit Leo Koenigsberger: [Glückwunschschreiben vom 27.10. 1914 an Wilhelm Erb zum 50jährigen Doktorjubiläum]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft 1914. Heidelberg: C. Winter 1915, S. XLI.
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Beitrag zu: ] Windelband gehörte zu den Unterzeichnern des Aufrufes zur Errichtung eines Kantmausoleums. In: Königsberger Hartungsche Zeitung, Nr. 171 v. 12.4.1914. Sonntagsblatt, Inseratenteil. Morgen-Ausgabe. Dass., 2. ergänzter und erweiterter Abdruck ebd., Nr. 235 v. 21.5.1914. Morgen-Ausgabe, 3. Bl. Welchen Sinn hat jetzt Studium und Wissenschaft? ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok174043; http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/17404; DOI: 10.11588/heidok.00017 404
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1916 Das Heilige. Skizze zur Religionsphilosophie. Feldpostausgabe a aus den „Präludien“. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1916. 38 S., paginiert S. 295–332. Geschichtsphilosophie.b Eine Kriegsvorlesung. Fragment aus dem Nachlass von Wilhelm Windelband. Hg. v. Wolfgang Windelband und Bruno Bauch. Berlin 1916 („Kantstudien“ Ergänzungshefte. Hg. v. H. Vaihinger, B. Bauch u. A. Liebert Nr. 38). 68 S. – Nachdruck Vaduz: Topos 1981. 68 S. – Nachdruck Paderborn: Sarastro 2012. 68 S. – ital. v. R. Bonito Oliva. Salerno 1990. – span. v. Franciso Larroyo. México, 1958. 69 S.
5.2 Hinweise, nicht Erschienenes Vgl. Ruge 1917 S. 26, Anm. 5: „Windelband war gelegentlich Mitarbeiter des ‚Salon‘, der ‚Woche‘, der ‚Internationalen Wochenschrift‘ und der ‚Neuen Freien Presse‘.“
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Feldpostausgabe ] Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 17 v. 22.4.1916, kurze Anzeige in Nr. 37 v. 9.9.1916. Eingedruckte Bemerkung auf der Rückseite des Titelblatts: Diese Feldpostausgabe wurde bei mir angeregt, weil ‚das religiöse Problem, das unsere gebildete Jugend vor dem Feinde tiefer als jemals zuvor beschäftigt, erst in dieser universalen Beleuchtung diejenige Durchdringung erfahren hat, nach der die Fragestellung bisher vergeblich verlangte.‘ J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Geschichtsphilosophie ] urn:nbn:de:bsz:16-heidok-174946; http://www.ub.uni-hei delberg.de/archiv/17494; DOI: 10.11588/heidok.00017494. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 48 v. 25.11.1916. Rezension: Willy Moog in: Ders.: Philosophie. Gotha: Perthes 1921 (Wissenschaftliche Forschungsberichte Hg. v. Karl Hönn. Geisteswissenschaftliche Reihe 1914-1919), S. 85–86; Sange in: Literarisches Centralblatt 1917, S. 120; H. Zimmer in: Die Volksschule 1917, S. 884; Troeltsch in: Theologische Literaturzeitung 1917; Buttersack in: Berliner klinische Wochenschrift 1917, S. 775; J. Goldstein in: Deutsche Warte v. 24.7.17; M. Sztern in: Neue Zürcher Zeitung v. 28.7.1918; Wollenberg in: Das humanistische Gymnasium 29 (1918), S. 55; O. Kende in: Lehrerfortbildung (Prag) 1919, S. 99; E. Fueter in: Deutsche Literaturzeitung 1920, S. 429.
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Angekündigt waren laut: Die Philosophie der Gegenwart. Eine internationale Jahresübersicht. Hg. v. Arnold Ruge. 1. Doppelbd.: Literatur 1908 u. 1909. Heidelberg: Weiss 1910, S. 47 u. 57: Herbart. Berlin: Reuther u. Reichard in Vorb. (Die großen Erzieher, ihre Persönlichkeit und ihre Systeme, hg. v. R. Lehmann, Posen.) Der Gesetzesbegriff. Heidelberg: C. Winter in Vorb. (Synthesis. Sammlung historischer Monographien philosophischer Begriffe.) – Diese sind nicht erschienen. Desgleichen a : Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 3. Bd. über französische und englische Philosophie. Comte.b Stuttgart: Frommann (E. Hauff) (Frommanns Klassiker der Philosophie. Hg. v. Richard Falckenberg). Angekündigt 1896 u. 1897. Sowie ein nicht geschriebenes Buch: „Nun fällt mir [Windelband] ein, womit ich mich in der Zeit zwischen Promotion und Habilitation beschäftigt habe, ich wollte ein Buch über Eduard von Hartmann schreiben, ja ich hatte es sogar begonnen und einige Bogen drucken lassen, als der Krieg 1870 dazwischen kam, und als ich aus dem Felde zurückkehrte, hatte ich die Lust daran verloren“ (Paul Hensel. Sein Leben in seinen Briefen. Hg. v. Elisabeth Hensel. Frankfurt a. M.: Societäts-Vlg. 1937, S. 414). Ungeschrieben blieb ebenfalls die Einführung zu einem Projekt eines Hallenser Verlegers: Grundriß der Philosophie der Gegenwart, für das Benea
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Desgleichen ] vgl. Klaus Christian Köhnke: Neukantianismus zwischen Positivismus und Idealismus? In: Kultur und Kulturwissenschaften um 1900 II: Idealismus und Positivismus. Hg. v. G. Hübinger, R vom Bruch u. F. W. Graf. Stuttgart 1997, S. 51–52. Comte ] vgl. die Verlagsankündigungen in: Ferdinand Tönnies: Hobbes. Leben und Lehre, Stuttgart 1896 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 2); Harald Höffding: Sören Kierkegaard als Philosoph, Stuttgart 1896 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 3); Harald Höffding: Rousseau und seine Philosophie, Stuttgart 1897 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 4).
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detto Croce einen Band über Geschichtsphilosophie liefern wollte (vgl. Briefwechsel Benedetto Croce Karl Vossler. Übertragung u. Einleitung v. O. Vossler. Berlin/Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1955, S. 146–147). Windelband verfolgte außerdem den Plan einer eigenen Logik, siehe Briefe, und schlug seinem Verleger ein Lehrbuch der philosophischen Propädeutik für den Unterricht auf den Gymnasien vor (vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 28.1.1889). Außerdem gab es vage Andeutungen zu einem System der kritischen Philosophie (vgl. Windelband an Siebeck vom 30.1.1888 und vom 2.11.1902).
6 Doxographie Die vorliegende Darstellung soll eine allgemeine Einführung in das philosophische Werk Wilhelm Windelbands bieten. Anhand einer repräsentativen Auswahl publizierter Schriften wird ein systematischer Überblick der philosophischen Themen Windelbands gegeben. Dabei werden Aspekte sichtbar, die in der Forschung bislang unbekannt geblieben sind, weil Windelbands philosophisches Werk im Vergleich zu seinen Altersgenossen – dem älteren Wilhelm Dilthey, den nahezu gleichaltrigen Hermann Cohen, Rudolf Eucken und Friedrich Nietzsche und dem jüngeren Edmund Husserl – zumeist unterschätzt wird. Dabei ist das philosophische Werk Windelbands durchaus facettenreich und von eigenwilligem Duktus. Auffällig ist die durchgehende Beschäftigung mit Kant, die Kritik am Kantianismus und Neukantianismus sowie die Frage einer angemessenen Aktualisierung der Philosophie Kants und Hegels. Windelband erklärt seine Lektüre der kritischen Philosophie Kants und seinen Weg über Kant hinaus in Richtung Kulturphilosophie für einzig richtig, sachgerecht und zeitgemäß. Im Durchgang durch das Werk zeigt sich auch, dass Windelband die Themenfelder Logik, Psychologie und Ethik im Blick hat und damit, wie bspw. sein Konkurrent um die richtige Auslegung Kants, Hermann Cohen, die Arbeit an einem System der Philosophie zumindest in den Grundzügen vor Augen hat. Die verstreuten Gelegenheitsarbeiten zur Logik und Psychologie vor allem zeigen das systematische Interesse an der Philosophie. Windelbands Verhältnis zur Philosophiegeschichtsschreibung ist zutiefst ambivalent. Einerseits verdankt er die Anerkennung seines Schaffens vorrangig seinen philosophiehistorischen Arbeiten. Andererseits wird er nicht müde, gegen die Auflösung der Philosophie in ihre Geschichte vorzugehen. Seine methodologischen Reflektionen zur Problemgeschichte machen deutlich, dass es ihm um Geschichtsschreibung der Philosophie unter dem Primat systematischer Überlegungen geht. Diesen Anspruch hat er allerdings nicht durchweg eingelöst. Seine Darstellung der gesamten Philosophiegeschichte ist für den ersten Teil, die Darstellung der Philosophie der Antike im Blick auf die Arbeiten von Schwegler, Zeller und Prantl, epigonal geblieben. Das gilt in groben Zügen auch für die Geschichte der neueren Philosophie von Descartes bis Hegel, die der Darstellung seines Lehrers Kuno Fischer verpflichtet
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bleibt. Nur die Behandlung der Tendenzen der nachhegelschen Periode der Philosophie und die Frage, was vom Transzendentalismus Kants und vom Idealismus Fichte zu retten ist und wie im Sinne Hegels eine Rekonstruktion der Philosophie als Wissenschaft aussehen könnte, weisen tatsächlich originelle Züge auf. Hier ist der Philosophiehistoriker Windelband auf der Höhe seiner Zeit und setzte Standards. Die große Stärke Windelbands liegt durchweg im programmatischen Bereich. Seine Abhandlungen zur Lage der Philosophie und zur Bestimmung ihrer Aufgaben sind immer noch lesenswert. In drei Richtungen hat Windelband die Debatten seiner Zeit mitbestimmt: zum einen bei den Fragen zur Abgrenzung der Psychologie von der Philosophie und bei der Suche nach den Möglichkeiten, über die Grenzen hinweg im Gespräch zu bleiben. Zum anderen bei der Unterscheidung von Naturforschung und historischer Forschung als auf allgemeine oder individuelle Sachverhalte bezogene Forschung; mit dieser Differenzierung wendet Windelband sich explizit gegen die übliche Trennung von Naturund Geisteswissenschaften, die auf unterschiedliche Gegenstandsbereiche oder unterschiedliche Methoden abhebt. Und drittens streitet Windelband in der Nachfolge Hermann Lotzes für ein komplementäres Verhältnis eines erklärenden oder deutenden, eines auf Tatsachen oder Werte gerichteten Wirklichkeitsbezugs menschlicher Erkenntnis. Er möchte in all seinem Bestreben die Tauglichkeit philosophischer Arbeit in einer modernen arbeitsteiligen Forschungslandschaft hervorheben. Hinter allen Aspekten seines Philosophierens steht Windelbands Lebensthema: die Anerkennung des Relativismus als Folge des Niedergangs der idealistischen Philosophie und des Siegeszugs des Entwicklungsdenkens im 19. Jahrhundert sowie das hieraus konsequent folgende Projekt einer Überwindung des sich etablierenden relativistischen Weltbildes. Diese Aufgabe beschäftigt den systematischen Philosophen und den Philosophiehistoriker Windelband zu gleichen Teilen und lässt ihn nicht los. Hier findet sich das Band seines philosophischen Denkens und, wenn man das so sehen will, auch die Größe des weithin verkannten Denkers und philosophischen Schriftstellers Wilhelm Windelband.
1870 Die Lehren vom Zufall. In seiner Dissertationsschrift hebt Windelband mit einer Analyse des verschiedenen Wortgebrauchs vom „Zufall“ in der Alltagssprache und den Wissenschaften an, die eine bloß relative Bedeutung des Begriffs nahelegt.
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Seine Hypothese ist, dass dem wechselnden Wortgebrauch ein gemeinschaftlicher Begriff zugrunde liegen muss. Auf die Begriffsanalysen von Friedrich Adolf Trendelenburg und Carl Prantl sowie Karl Rosenkranz zurückgehend, bezeichnet nach Windelband der Begriff des Zufalls den nicht notwendigen Übergang von einer bloßen Möglichkeit zu einer Wirklichkeit. Das Charakteristikum des Begriffs ist demnach ein negatives Moment, die Negation der Notwendigkeit. Von dieser systematischen Einsicht ausgehend, analysiert Windelband die Funktion des Begriffs Zufall als Schatten der Notwendigkeit in den Bereichen der Kausalität, der Gesetzlichkeit und Zweckhaftigkeit. Im ersten Bereich wird, mit Verweis auf Cicero und Schopenhauer, das Problem der Willensfreiheit diskutiert und die Differenz von Freiheit und Zufälligkeit herausgearbeitet. Systematisch wird das Problem mit Kant, Trendelenburg, Schopenhauer und Schelling behandelt. Windelband hebt heraus, dass der Begriff transzendentaler Freiheit nicht die Bedingung realer Notwendigkeit erfüllt und daher, trotz seiner logischen Zulänglichkeit, der Rede vom Zufall den Bereich realer Zufälligkeit überlässt. Diese Einsicht veranlasst Windelband zu einem Rückgriff auf die Denkansätze von Spinoza und Hegel, mit deren Hilfe er die Rede vom Zufall der subjektiven Seite des Bewusstseins zuschlägt, der keine Objektivität zukommen kann, denn in der objektiven Welt herrschen Naturgesetze, ist der Zufall mithin ausgeschlossen. In ursächlichen Verhältnissen gibt es keine Zufälligkeit. Diese löst sich entweder im Nachweis empirischer Bedingtheit oder im Hinweis auf ihre logische Unbegründetheit auf. Allerdings gibt es ein weites Feld des bloßen Zusammentreffens zweier Ereignisse, zwischen denen keine Kausalität vorliegt, an denen die alltägliche Rede über den Zufall anknüpft. Hier markiert der Zufall etwas der Erkenntnis der jeweiligen Sache Äußerliches. Der Zufall ist hier der Störenfried, die Manifestation eines Kontrastes zwischen Erwartung und Ereignis. In der Jurisprudenz soll dieser Aspekt des Zufalls ausgeschlossen werden, während die Literatur ihn gerade einschließt. Von Novalis übernimmt Windelband den Satz, dass der Dichter den Zufall anbetet. Mit Schopenhauer und Kuno Fischer sieht er im Kontrast zwischen Erwartung und Ereignis den Grund des Komischen. Auf instruktive Weise diskutiert Windelband das Konzept des relativen Zufalls, der die Lücke zwischen der naturgesetzlichen Bedingtheit von Ereignissen und der Unvorhersehbarkeit ihrer Nebenbedingungen bezeichnet. In diesem Zusammenhang geht es auch um die Frage, ob mit den Mitteln der Wahrscheinlichkeitsrechnung der Zufall selbst oder nur die Rahmenbedingungen von Zufälligkeit behandelt werden. Windelband optiert für die zweite Erklärung und diskutiert in Auseinandersetzung mit Quetelet, Ber-
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noulli und Fries die Möglichkeit einer Verknüpfung von mathematischer Wahrscheinlichkeit und Erfahrungswahrscheinlichkeit. Dabei ist entscheidend, welchen Charakter das hypothetisch vorauszusetzende und anschließend zu überprüfende konstante Grundverhältnis hat, denn es könnte zum einen um Zahlen und somit um ein mathematisches Kalkül gehen oder zum anderen um Erfahrungstatsachen, deren Ereignisfolge nicht mathematisierbar ist. Im letzteren Fall brauchen wir Gründe, um den Zufall einzuschränken oder gar zu eliminieren. Auch der Induktionsschluss, den Mill in seiner Logik propagiert, basiert auf der Annahme, dass konstanten Wirkungen konstante Ursachen korrelieren, um ein allgemeines Gesetz zu etablieren. Demgegenüber belässt die Wahrscheinlichkeitsrechnung die Zufälligkeit des Einzelereignisses bestehen, wie bspw. auch ihre Anwendung in der Statistik (Wetteranalysen, Sterblichkeitsraten). Im Ergebnis zeigt sich, dass der Begriff des Gesetzes weder für die Wahrscheinlichkeitsrechnung noch für die Statistik anwendbar ist. Der Zufall kann hier nur in der großen Summe der Ereignisse überwunden werden. In einer weiteren Hinsicht wird das Konzept des relativen Zufalls mit der Frage nach dem Charakter der Verknüpfung zweier Ereignisse verbunden. Gemeint ist damit, dass der Zweckbegriff zwar eine Notwendigkeit der Verbindung zweier Ereignisse vorstellen kann, aber zugleich die Verbindung selbst und ihr Resultat zufällig sein kann. Windelband spricht hier vom Grund der Zwecktätigkeit und von ihren unbeabsichtigten Folgen. In beiden Fällen kann der Zufall im Bereich ethischen Handelns nicht ausgeschlossen werden. Noch dramatischer wird es, wenn das Problem von Zweck und Zufall auf den ganzen Weltlauf ausgedehnt wird. Windelband diskutiert die kosmologische wie auch moraltheologische Dimension und räumt der menschlichen Unwissenheit eine entscheidende Rolle ein. Während die Gesamtsumme aller Ereignisse nicht objektivierbar ist, behält der Zufall in der subjektiven, auf das einzelne Phänomen gerichteten Analyse seine Berechtigung. Sollte allerdings irgendwann ein vollständiges mechanistisches Weltsystem aufgestellt werden, dann könnte, wie Windelband mit Lotze vermerkt, die Wirksamkeit des Zufalls in der Erklärung vollkommen aufgehoben werden. Abschließend fasst Windelband seine Überlegungen zusammen: Der Begriff des Zufalls ist in metaphysischer Hinsicht haltlos und kann nicht als Realprinzip angesehen werden. Seine Funktion erschöpft sich in der Beziehung auf eine einzelne Tatsache. Der Zufall ist ein Prinzip unserer Betrachtung und nicht ein Prinzip des Geschehens. In einem weiteren Schritt unternimmt Windelband den Versuch, auf den Schultern von Aristoteles, Hegel und Trendelenburg stehend eine Erkenntnisform zu beschreiben, in
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der die individuellen und allgemeinen Anteile der Erkenntnis zusammenfallen. Die wissenschaftliche Begriffsbildung könnte es ermöglichen, jedes konkrete Einzelne als Exemplar eines Allgemeinen aufzufassen. Wird nun der reale und wahre Charakter einer Sache zum Ausdruck gebracht, ist das Spiel der Zufälligkeit eingeschränkt. Überall, wo durch das menschliche Denken das Allgemeine und Besondere auseinandergerissen werden, entsteht das Phänomen der Zufälligkeit, das in der realen Welt jedoch kein Fundament hat. Alles, was ist, hat einen Wert. Wahrscheinlich kann zu dieser begründeten Einsicht nur ein unendlicher Intellekt kommen, aber wir können, so Windelband abschließend, das Wirken der Wissenschaft, der Moral und der Kunst als einen partiell siegreichen Kampf gegen die Zufälligkeit auffassen. Bemerkenswert ist, dass in dieser Frühschrift schon der ganze Windelband in Konturen zu erkennen ist: Der wissenschaftliche Charakter der Philosophie wird betont, zwischen zwei Modalitäten der Wirklichkeit (Zufälligkeit und Notwendigkeit) sowie zwischen Tatsache und Wert wird unterschieden und der kausalen Wirklichkeitsanalyse wird eine teleologische Weltsicht entgegengestellt.
1873 Ueber die Gewissheit der Erkenntniss. Windelband behandelt einleitend die große Frage, welche Bedeutung der Wissenschaft in der menschlichen Kulturgeschichte zukommt. Der erste Befund lautet, dass die Bedeutungszuweisung wechselhaft ist. Zeitweilig können durchaus andere Tätigkeiten der menschlichen Intelligenz in den Vordergrund treten. Auch innerhalb der Wissenschaft verlagern sich die Schwerpunkte, bspw. zwischen Geschichtswissenschaft, Naturwissenschaft und Philosophie. Aktuell diagnostiziert Windelband den Wissenschaften einen Gewissheitsschwund, wodurch jedoch seiner Ansicht nach eine Rückkehr zur Philosophie motiviert ist. Im Hauptteil der Arbeit wird zuerst der Sprachgebrauch des Wortes Gewissheit analysiert. Anschließend führt eine psychologische Analyse des Denkens zu dem Ergebnis, dass es einerseits eine erkenntnistheoretische Eigenschaft unserer Urteile, andererseits einen psychologischen Zustand gibt, der Gewissheit genannt wird. Die psychologische Analyse des Denkprozesses legt eine subjektive Gewissheit als Affekt frei, wobei die Grade der Gewissheit als Wahrscheinlichkeit ausgegeben werden. Demgegenüber sucht Windelband nach objektiver Gewissheit in der Erkenntnistheorie. Es geht um die Frage, was muss notwendig so und nichts anders gedacht werden, also um Wahrheit im Wissen, de-
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ren Schatten der Irrtum ist. Dieser objektiven Gewissheit steht die psychologische Notwendigkeit des Glaubens und Meinens entgegen; deren subjektiv-psychologischer und ethischer Notwendigkeit fehlt die objektive Gewissheit. Als Beispiel führt Windelband die Kantischen Postulate der reinen praktischen Vernunft an, die seiner Meinung nach nur subjektiv gewiss sind und insofern in der Luft hängen. Für die Wissenschaften reicht dieser Grad der Gewissheit nicht aus, wir müssen also in unserer Suche weitergehen. Gleichwohl betont Windelband, dass die Untersuchung der Bedingungen für eine Notwendigkeit des Denkens, welche zur objektiven Gewissheit führen kann, freigehalten werden muss von metaphysischen Ansätzen. Es kann sich also in einem ersten Zugriff nur um die Frage einer logischen Notwendigkeit handeln. Entscheidend ist hier, wie Windelband die logischen Gesetze zwischen einem psychologischen Mechanismus einerseits und einem naturgesetzlichen Mechanismus andererseits positioniert. Der besondere Charakter logischer Gesetze zeichnet sich dadurch aus, dass sie von der Zufälligkeit psychischer Ereignisse und von der Determination der Naturgesetze gesondert werden. Es handelt sich demnach um Gesetze, nach denen gedacht werden soll – aber nicht bloß gedacht wird oder gedacht werden muss. Ihr Sollenscharakter erhebt die logischen Gesetze in ihrer Sphäre zu Zweckgesetzen und Normen. Das logische Sollen (Denkgesetz) ist zwar dem ethischen Sollen (Pflicht) verwandt – und ihm näher als dem Naturgesetz –, aber dennoch mit diesem keineswegs identisch. Vor diesem Hintergrund rückt die Frage ins Zentrum, in welcher Weise der Anspruch auf objektive Gewissheit begrenzt ist, den die logische Notwendigkeit im Denken liefert. Windelband zufolge ist nur für die formalen Bestimmungen, die Kantischen transzendentalen Anschauungsformen und Verstandeskategorien eine abgeleitete, mittelbare und objektive Erkenntnis zu verbuchen. Damit ist schon einmal viel gewonnen, denn in den Strukturen der erkennenden Subjektivität ist ein Bereich logischer Gesetzmäßigkeit festgelegt, der nicht auf die Wirksamkeit eines bloß psychologischen Mechanismus reduziert werden darf. Dennoch ist hier, wie Windelband betont, ein Zirkelschluss unvermeidlich: Die Erkenntnis betrachtet sich selbst als den Erkenntnisgrund für die objektive Welt, in welcher das Kausalitätsprinzip als Realgrund des Erkennens gesetzt wird. Ratio cognoscendi und ratio essendi treten in eine Wechselbeziehung, deren Grund wiederum nur in einer metaphysischen Untersuchung bestimmt werden könnte. Vollständige objektive Gewissheit kann es nur auf Basis einer Metaphysik geben, deren Konturen Hermann Lotze gezeichnet hat. Hier begnügt Windelband sich mit dem Hinweis auf die große, weiterfüh-
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rende Frage, wie tief im metaphysischen Wesen der Welt die Wurzeln des Denkens verankert sind. Gleichwohl haben wir auch hier weitere Aspekte des Windelband’schen Denkens vor Augen: das prekäre, auf wechselseitiger Bezugnahme und Abgrenzung beruhende Verhältnis von Logik und Psychologie sowie der Hinweis darauf, dass eine Grundlegung der Erkenntnistheorie unvermeidlich in metaphysische Problemstellungen hineinragt.
1875 Die Erkenntnisslehre unter dem völkerpsychologischen Gesichtspunkte. Diese Abhandlung erscheint im Jahr 1875 in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft, die seit dem Jahr 1860 von Moritz Lazarus und Heymann Steinthal als ein Forum interdisziplinärer Forschung herausgegeben wird. Für Windelband steht diese Publikation am Anfang einer langen Reihe von Abhandlungen zur Erkenntnistheorie und Psychologie. Nach den Qualifikationsschriften aus den Jahren 1870 und 1873 ergreift der junge Windelband hier die Gelegenheit einer prägnanten Positionierung in einer prominenten Debatte seiner Zeit. Deutlich unter dem Eindruck des Entwicklungsgedankens stehend – die Rezeption von Darwins Lehre erreicht in Deutschland ihren ersten Höhepunkt – spricht Windelband einen Verdacht aus: Nehmen wir einmal an, dass uns die Gesetze der Logik erst unter bestimmten historischen Bedingungen bewusst und erst damit Teil einer psychologischen Entwicklung der historischen Menschheit geworden sind. Die metaphysische Frage, ob es eine Übereinstimmung zwischen den Resultaten des logischen Prozesses und der Ordnung des Seins gibt, muss in dieser Untersuchung außen vor bleiben. Vielmehr müssen wir, wie Windelband hervorhebt, mit einer radikalen Erkenntnisskepsis rechnen, denn je mehr wir uns in eine Analyse des psychologischen Charakters des Denkens vertiefen, desto deutlicher müssen wir erkennen, dass eine ganze Reihe von Denkformen offensichtlich keiner Seinsform entsprechen. Damit ist die (neu-)aristotelische Hypothese einer Entsprechung von Denken und Sein (so in Trendelenburgs Logischen Untersuchungen (1840) entwickelt) zurückgewiesen. An den Beispielen vom Satz vom Widerspruch und Satz vom zureichenden Grund führt Windelband den Nachweis, dass die völker- und individualpsychologischen Forschungen es nahelegen, eine Entstehung der Logik im praktischen Leben anzunehmen. Das ist die These des Logikers Christoph Sigwart. Die kollektive Anwendung der genannten Sätze ist gleichsam eine Einübung in richtiges Denken. Am Anfang des Prozesses der Kultivierung steht eine praktische, an
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ihrem vorläufigen Ende eine wissenschaftliche Erkenntnislehre. In einem natürlichen Entwicklungsgang haben sich allmählich Normen des richtigen Denkens entwickelt. Windelband greift Sigwarts Hypothese von der konstanten Bedingtheit der logischen Gesetze auf und erweitert sie in entwicklungsgeschichtlicher Perspektive: Es verändern sich mit der Zeit nicht nur die Interessen einzelner Menschen und Völker durch Anpassung an den jeweils gegebenen Erkenntnisstoff, sondern auch die Anwendung der Formen verändert sich, d. h. die Formen erlangen erst allmählich Notwendigkeit und Allgemeingültigkeit. In letzter Konsequenz heißt das: Logische Grundsätze, wie der Satz vom Widerspruch und die Aristotelischen Kategorien, beziehen ihre Geltung weder aus einer Korrespondenz von Denken und Sein, noch sind sie ursprünglich gültig, sondern sie sind Verdichtungen im Denken (diesen Gedanken übernimmt er von Moritz Lazarus), allmählich errungene Resultate eines soziokulturellen Prozesses, in dem wir Menschen uns immer effektiver unseren Umwelten anpassen. Die Geltung von logischen Denkgesetzen ist somit relativ zu ihrer jeweiligen Genesis. Windelband spitzt in dieser frühen Abhandlung bereits ein Problem zu, das ihn lange Zeit beschäftigen wird: das Problem des Relativismus. Obwohl Windelband hier ein Grundproblem seiner Zeit erkennt, dem wir weder im Denken noch im Handeln ausweichen können, sieht er sich selbst als Überwinder des Relativismus: Zwar ist die Relativität der Geltung von Denkgesetzen, Werten und Normen relativ zu ihrer Herkunft, aber ihr Geltungsanspruch kann nicht auf psychologische, soziale und historische Effekte reduziert werden.
1876 Lemma Deutsche Philosophie. In: Conversations-Lexikon (Brockhaus) Windelbands Beitrag für ein Konversationslexikon liefert in einer allgemeinverständlichen Darstellungsweise eine Archäologie der deutschen Philosophie, deren Spuren im Mittelalter (Albert der Große), in der christlichen Mystik (Meister Eckhart) und in der naturphilosophischen Spekulation der Frühen Neuzeit (Böhme, Paracelsus) gesucht werden. Erst mit Gottfried Wilhelm Leibniz wird der philosophische Genius in Deutschland heimisch. In der Schule Christian Wolffs, dem Lehrmeister der Deutschen im Bereich der Logik, in der empirischen Psychologie (Tetens, Platner, Moritz) und in der philosophisch-literarischen Bewegung bei Mendelssohn, Lessing, Herder, Jacobi erkennt Windelband ein Ringen um Originalität – d. h. hier: Abgrenzung von europäischen Einflüssen. Erst Kant ist es sei-
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ner Auffassung nach gelungen, sein Volk zu einem aufgeklärten, selbständig philosophierenden Akteur zu erheben. Im Anschluss an Kant haben Fries, Fichte, Herbart, Schelling, Schleiermacher und ihre Nachfolger den selbständigen Standpunkt der Philosophie in Deutschland ausgebaut. Mit Hegel wird die Identitätsphilosophie zur tonangebenden Macht, jedoch zersplittert nach Hegel mit seiner Schule auch das Erbe des deutschen Idealismus. Zeitweilig dominieren Materialismus und ein radikaler Idealismus der Freiheit die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hinzu kommt eine lebendige Rezeption der Lehre Schopenhauers, die durch Eduard von Hartmann orchestriert wird. Die Gegenwart sieht Windelband von einem Verständnis der Philosophie als Erkenntnistheorie dominiert, jenseits derer Ränder jedoch ästhetische und kosmologische Spekulation (Fechner, Lotze) möglich bleibt. Abschließend skizziert Windelband ein Szenario von nationaler Tragweite: Der Anspruch auf Weltgeltung, den die deutsche Philosophie seit Kant beansprucht, droht im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu verblassen. In diesem Zusammenhang beruft Windelband sich auf Eduard Zellers Studie Geschichte der deutschen Philosophie (1873), die ebenfalls von nationaler und weltgeschichtlicher Größe deutscher Philosophie und ihren Gefährdungen spricht. Windelbands Beitrag zum ConversationsLexikon kann als Kurzfassung des Werkes von Zeller, ohne Anspruch auf Originalität, betrachtet werden.
1876 Über den gegenwärtigen Stand der psychologischen Forschung. Zum Antritt seiner Professur in Zürich skizziert Windelband den Forschungsstand in der Psychologie seiner Zeit. Er versteht die Bezeichnung des Lehrstuhls, der die Denomination der induktiven Philosophie trägt, als eine Verpflichtung, den Zusammenhang der Philosophie mit den empirischen, induktiv arbeitenden Wissenschaften aufrechtzuerhalten und zu fördern. Er spezifiziert diesen Zusammenhang dahingehend, dass sich in der Fachwissenschaft Philosophie seit einiger Zeit das Bedürfnis artikuliert, sich den Erfahrungswissenschaften zu nähern, um von ihnen zu lernen und mit ihnen zu arbeiten. Allerdings darf dieses Unterfangen nicht naiv angegangen werden. Windelband fordert, dass vor der Verknüpfung von empirischer und philosophischer Forschung die Aufgabe ihrer präzisen Trennung steht. Diese Forderung macht er an einem besonderen Fall, der strittigen Position der Psychologie, deutlich. Die Psychologie gehört in institutioneller Hinsicht dem Fach Philosophie an. Der Trend der Zeit läuft al-
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lerdings auf eine Bestimmung der Psychologie als Erfahrungswissenschaft hinaus, die unter gänzlicher Absehung von philosophischen Rückversicherungen stattfinden soll. In einer knappen Skizze liefert Windelband eine historische Aufarbeitung dieses Zwiespalts von der Abtrennung psychologischer Forschung aus der Metaphysik bei Herbart bis zur Forderung einer Psychologie ohne Seele bei Friedrich Albert Lange, dem aktuell die erkenntnistheoretische Resignation der Kantianer entgegenkommt. Das Verhältnis von Psychologie und Philosophie ist durchaus beispielhaft für andere Einzelwissenschaften an der Grenze zur Philosophie. Seine Brisanz erhält dieses Beispiel aufgrund der Tatsache, dass die Psychologie sehr lang im Zugriff der Philosophie geblieben ist und seit einem Jahrhundert einen heftigen Kampf um Selbständigkeit führt. Windelband möchte in diesem Zusammenhang eine Klärung der Fronten herbeiführen, um anschließend die Diskussion in versachlichter Weise neu zu eröffnen. Zwei Aspekte sind hierbei zu berücksichtigen. Erstens ist die philosophisch-metaphysische Arbeit in der Regel die Arbeit einzelner Personen, während die wissenschaftliche Forschung in der Regel auf der gemeinsamen Arbeit mehrerer Forscher aufruht. Aus diesem Grund ist die Emanzipation der einzelwissenschaftlichen Forschung von der Philosophie ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung und Sicherung ihres Forschungsfeldes. Zweitens ist zu berücksichtigen, dass über lange Zeit der wissenschaftliche Fortschritt dadurch ausgebremst wird, dass der Forschung Hypothesen übergestülpt werden, die keine Erkenntnis befördern. Als Beispiele hierfür nennt Windelband das Konzept der Lebenskraft in der Physiologie. Solche Hypothesen befördern nicht die Forschung, sondern dienen eher als Beruhigung für das Erklärungsbedürfnis. Das frühzeitige hypothetische Erklären ist ein Feind wissenschaftlichen Forschens. In der Psychologie hat bspw. die Lehre von den Seelenvermögen eine hemmende Wirkung entfaltet. Unter Herbarts Einfluss haben sich in der Psychologie die Regeln geändert, denn ab jetzt muss man – wie Windelband lapidar vermerkt – erst etwas wissen, bevor man es erklärt. Daraus folgt, dass die Psychologie zuerst einmal selbständig, arbeitsteilig und voraussetzungsfrei ihr Forschungsgebiet bestellen muss, bevor sie in das Gespräch mit der Philosophie eintritt. Windelband benennt die Bereiche, in denen die Selbstständigkeit der Psychologie zu Schlussfolgerungen führt, die sie nicht einlösen kann: bei der Reduktion des komplexen Vorgangs der Wahrnehmung auf dessen sinnlichphysiologischen Bereich; in der vorschnellen Antwort auf die Frage, was die psycho-physische Einheit aller Wahrnehmungsvorgänge ausmacht; in der fälschlichen Betonung des alleinigen Erkenntniswerts innerer Erfah-
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rung und der Behauptung eines unmittelbaren Zugangs zur sinnlichen Wirklichkeit. Demgegenüber wird das Gespräch mit der Philosophie dringlich, wenn es darum geht, die Komplexität der vermeintlich relativ einfachen Bewusstseinszustände zu analysieren, und wenn von Einheitsformen des Bewusstseins sowie Gesetzen des psychischen Lebens die Rede ist. Bis die Psychologie den Weg von einer beschreibenden zu einer begreifenden Wissenschaft durchschritten hat – und Windelband enthält sich hier einer Prognose, wann dieses Ziel erreicht sein könnte –, bedarf sie der Philosophie als Unterstützerin. Die Psychologie darf und muss nach Windelbands Ansicht von der Philosophie fordern, dass sie ihre Methode der wissenschaftlichen Forschung reflektiert und rechtfertigt sowie eine Begründung der prinzipiellen Formen des Begreifens und des Erklärens liefert. Die Philosophie hält damit auch bei Windelband den Anspruch einer Fundamentalwissenschaft aufrecht, jedoch nicht in dem Sinne, dass sie den Einzelwissenschaften ihren Weg weist, sondern durch Eingliederung einzelwissenschaftlicher Ergebnisse in einen Gesamtzusammenhang des Erkennens. Dabei muss die Philosophie immer auch, wie Windelband abschließend hinzufügt, darauf achten, dass die von ihr herausgebildeten Formen der Erkenntnis ebenfalls in Bewegung bleiben und veränderlich sind. Im Resultat steht Windelband in seiner Züricher Antrittsvorlesung für die Selbstbehauptung der Philosophie als Fachwissenschaft durch ihre Öffnung für eine dynamische Forschungslandschaft, in der die Einzelwissenschaften den Ton angeben und die Philosophie kein Monopol für absolute, überzeitliche Gewissheiten und Wahrheitsansprüche vertreten kann.
1880 Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. Gesamtwerk: 2 Bde. Leipzig 1878–80. Mit seinem ersten großen Hauptwerk, der Geschichte der neueren Philosophie, tritt Windelband als philosophischer Schriftsteller hervor. Der im Untertitel angezeigte Zusammenhang der Philosophie mit Kultur und Wissenschaften zeigt auch in programmatischer Hinsicht die Richtung an. Die große, zweibändige Abhandlung soll einen Mittelweg zwischen Ueberwegs Grundriss der Geschichte der Philosophie (1863ff.) und Erdmanns und Fischers umfassenden Darstellungen der Philosophiegeschichte beschreiten. Gegenüber Kuno Fischer, dessen Werk Windelband als unüberbietbare Darstellung der Philosophiegeschichte gilt, sucht er einen eigenen Akzent
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in der Gruppierung und kritischen Analyse der philosophischen Systeme zu setzen. Das besondere Moment seiner Darstellung sieht er darin, dass er die psychologische Notwendigkeit der Entstehung und der Entwicklung philosophischer Systeme nachzeichnet, bevor er zu einer pragmatischen und kritischen Analyse überleitet. Im Ergebnis mündet der postulierte Zusammenhang der Philosophie mit Kultur und Wissenschaften bei Windelband in eine philosophiegeschichtliche Darstellung am Leitfaden der Bildung von Staaten und Nationen. Die Naturphilosophie ist seiner Ansicht nach italienisch, die Philosophie im Zeitalter der Reformation ist deutsch, der Empirismus ist englisch, der Rationalismus französisch und niederländisch (Spinoza) geprägt und die Aufklärung hat eine englische, französische und deutsche Facette. Tatsächlich wird die Abfolge sowohl kausal (im Hinblick auf die Wirkungslinien) als auch teleologisch (im Hinblick auf eine übergreifende Zweckmäßigkeit) behandelt. Auf diese Weise kaschiert Windelband einen konzeptionellen Mangel, insofern kausale Linienführung von Kant bis in die Gegenwart im zweiten Band in der Darstellung der Philosophie Kants und des deutschen Idealismus stecken bleibt und in seiner Einseitigkeit den eigenen Vorgaben nicht gerecht wird. Weder werden die kulturellen noch wissenschaftsgeschichtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt noch wird einen Blick auf die Kontexte europäischer Philosophie gerichtet. Aber auch wenn der Inhalt der Methode der Philosophiegeschichtsschreibung in diesem Frühwerk nicht angemessen ist, wird doch die Richtung erkennbar, in der Windelband voranschreiten wird.
1882 Kant. In: Ersch/Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. Gleich einleitend verleiht Windelband Kant den Titel des größten Philosophen der neueren Zeit. Für diese Feststellung kommt für Windelband der ganze Kant in Betracht. Schon für dessen frühe Jahre wird ein herausragendes naturphilosophisches und naturwissenschaftliches Interesse hervorgehoben und die Behauptung aufgestellt, dass sich für Kant die philosophischen Probleme aus dem Reichtum des empirischen Wissens ergeben. Zu keiner Zeit war Kant ein dogmatischer Wolffianer, in seiner Entwicklung sind unterschiedliche Einflüsse wie bspw. von Newton, Rousseau und Hume erkennbar. Mit der Hinwendung zum Empirismus geht die Bestrebung einher, die Metaphysik zu reformieren. Die Methode der Metaphysik wird als Erkenntnistheorie reformuliert. Neben den verschiedenen Ein-
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flussquellen auf das Denken Kants ragt nach Windelbands Überzeugung die Bedeutung von Leibniz heraus. Von Leibniz übernimmt er eine antipositivistische Überzeugung, die sich als Lebensnerv der deutschen Philosophie erweisen wird. Insofern Kant der antipositivistischen Grundhaltung eine bleibende philosophische Form verliehen hat, gilt er zu Recht als größter deutscher Philosoph. Windelband betont die Kontinuität in Kants Denken und insbesondere die Langsamkeit der Entstehung seiner neuen Lehre, die sich 1781 in der Kritik der reinen Vernunft manifestiert. Seinen Durchbruch bei den Zeitgenossen verdankt Kant allerdings erst seiner zweiten kritischen Schrift. Doch Windelband legt Wert auf die Feststellung, dass das Herzstück der Kantischen Lehre die theoretische Philosophie ist, wie das auch historisch durch den Titel des Kritizismus zum Ausdruck kommt. Die Freilegung der Frage nach der Bedingung der Möglichkeit synthetischer Urteile a priori ist der Meilenstein, hinter den seither das philosophische Denken nicht zurücktreten kann. In den drei Kritiken werden die drei Grundfunktionen des Intellekts analysiert. Windelband erläutert auf dieser Basis das übrige Werk Kants, das die Moralphilosophie, Geschichtsund Religionsphilosophie sowie die Anthropologie umfasst. Abschließend fällt er das Urteil, dass in der Philosophie Kants alle Fäden der vorangehenden Philosophie zusammenlaufen und von ihr alle weitere Entwicklung ausgeht. Die Geschichte der Philosophie des 19. Jahrhunderts ist die Geschichte der Entwicklung des Kantischen Systems in alle die Richtungen, die in ihm angelegt sind. Damit sind, so betont Windelband, zwar die Richtungen des philosophischen Denkens und seine systematische Anbindung an die Naturwissenschaften vorgegeben. Doch die Geschichte der Kantischen Philosophie ist noch nicht abgeschlossen, wie die neuen Tendenzen bei Schopenhauer, Kuno Fischer oder Helmholtz zeigen. Die teleologische Darstellung der Philosophiegeschichte hat demnach offene Enden. Oder anders gesagt, wie Windelband eine analoge Konstellation bemühend feststellt: Der moderne Platon hat seinen Aristoteles noch nicht gefunden.
1884 Beiträge zur Lehre vom negativen Urteil. Das Thema der Abhandlung ist die Umwälzung im Bereich der Logik, anders gesagt, der Funktion der Logik im Feld der Wissenschaften, die im Blick auf eine veränderte Behandlung der Urteilsformen sichtbar wird. Windelband hebt an mit der Markierung eines Kantischen Fehlgriffs, der die Urteilsformen resp. Kategorien des Verstandes nach grammatischen Ge-
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sichtspunkten klassifiziert hat. Weitergehend referiert er die Korrekturen an diesem strukturellen Fehler der Kantischen Philosophie – von Fichte über Hegel bis Sigwart und Bergmann – und behandelt die aktuelle Debatte über das Verhältnis von Erkenntnistheorie und Psychologie, insbesondere bei Sigwart und Brentano. Am Beispiel der Evidenz negativer Urteile, die sich auf einer Skala der wahrscheinlichen Ereignisse zwischen den Polen äußerster Gewissheit und Unsicherheit artikulieren können, sucht Windelband den Nachweis zu erbringen, dass die logische Funktion des Urteilens zwar immer mit einer sprachlichen Form verknüpft, aber von dieser in ihrem Geltungsanspruch unabhängig ist. Um diese Differenz geht es Windelband: Die Evidenz logischer Urteile (Logik) kann weder nach ihrer sprachlichen Form (Grammatik) noch anhand ihrer psychischen Gestalt (Psychologie) bestimmt werden. Eine notwendige Reform der Logik muss nach Windelband herausarbeiten, dass die logische Funktion des Urteilens nicht im Buchstaben, sondern im Geist verankert ist. Die Abhandlung gehört in die Reihe der Spezialuntersuchungen Windelbands zur Logik in Abgrenzung zur Psychologie (hier auch zur Grammatik).
1884 Präludien. Hier nach der letzten eigenhändigen Aufl. (1915). Das Format thematisch gebundener Aufsatzsammlungen wird in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts unter verschiedenen Titeln, wie bspw. „Kleine Schriften“, „Philosophische Abhandlungen“, „Aufsätze und Reden“, populär. Eduard Zeller (Vorträge und Abhandlungen, 3 Bde., 1865– 1884), Jürgen Bona Meyer (Philosophische Zeitfragen, 1870), Eduard von Hartmann (Moderne Probleme, 1880), Christoph Sigwart (Kleine Schriften, 2 Bde., 1881) sind erste Vorbilder für diese neue Literatursorte, die auch als Reaktion auf den Erfolg der Fachzeitschriften nach 1850 und die damit verbundene Anforderung an verstreute Publikationen zu verstehen ist. Windelbands Präludien, mehrfach neu in großer Auflage erscheinend und vom Autor erweitert, ist eines der erfolgreichsten Exemplare dieses Genres. 1. Was ist Philosophie? (Ueber Begriff und Geschichte der Philosophie [1882]). In dieser Abhandlung geht es zuerst einmal um eine historischsystematische Rekonstruktion der Bedeutung von Philosophie. Die Geschichte des Namens Philosophie ist für Windelband ein Ausweis der wechselvollen Geschichte der Kulturbedeutung einer Wissenschaft dieses Namens. Seit Kant trägt die Philosophie den Zusatz kritisch, d. h. sie stellt an die Wissenschaften die Geltungsfrage des Wissens. Sie wird damit zu
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der Wissenschaft von den notwendigen und allgemeingültigen Wertbestimmungen und verfährt gemäß einer logischen, ethischen und ästhetischen Prüfung der empirischen Wirklichkeit auf Allgemeingültigkeit. Diese Allgemeingültigkeit ist keine der Quantität, sondern eine der Qualität und Idealität. Es geht nicht darum zu bestimmen, was wirklich ist, sondern herauszufinden, was sein sollte. An diesem Punkte greift Windelband seine frühere Analyse von der Bedeutung des Relativismus als Zeitsymptom auf, der bspw. im Darwinismus als Überzeugung von einem naturgemäßen und kontingenten Entwicklungsgang der Menschheit prominent vertreten ist, dem er den Glauben an eine höhere Notwendigkeit gegenüberstellt, der in der Analyse der Geschichte wie auch der Strukturen des menschlichen Bewusstseins erst herausgearbeitet werden muss. In diesem Zusammenhang kritisiert Windelband die Theoretiker des Relativismus vehement. Insofern diese ihre Position beweisen und damit über eine bloße Meinung erheben wollen, verwickeln sie sich in Widersprüche. Der Relativismus als Theorie könnte nicht auf einer bloß relativistischen Beweisführung aufruhen; als bewiesener wäre der Relativismus aufgehoben. Mit diesem Nachweis eines performativen Widerspruchs in der Beweisführung des Relativismus erklärt Windelband diesen als nicht theoriefähig, als eine fable convenue. Neben dieser Polemik gegen – nicht namentlich genannte – Theoretiker (vermutlich sind die Herausgeber der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft und ihr Umkreis gemeint) bietet Windelband auch einen Argumentationsweg zur Bannung des Relativismus an: Das empirische Bewusstsein (der Wissenschaften und der Alltagswelt) entdeckt in sich einen Bereich allgemeiner Geltungsansprüche und wird damit zum Normalbewusstsein. Das Normalbewusstsein ist der Ort, an dem bei Windelband Normalität und Normativität zusammenfallen. Die Aufgabe der Philosophie ist es, im Chaos der geschichtlichen Zufälligkeit dessen, was als wirklich angesehen wird, den Bereich des Notwendigen freizulegen. Der Argumentationskniff Windelbands liegt darin, dass er einerseits die Relativität der jeweiligen Herkunft unserer Denkgesetze, moralischen Überzeugungen usw. nicht leugnet, aber andererseits ihren Geltungsanspruch an eine historische Rationalität und psychische Evidenz knüpft. So vermerkt er, dass bspw. der Satz vom Widerspruch oder ein moralisches Prinzip wie das Pflichtbewusstsein zwar nicht beweisbar sind, dass wir aber durchaus in der Lage sind, die Prinzipien und Normen an dem wirklichen Vorstellungs- und Willensleben des Menschen zum Bewusstsein zu bringen. Um also im Hintergrund jedes zeitlichen Bewusstseinsprozesses überzeitliche Strukturen freizulegen, bedarf es nach Windelbands Auffas-
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sung allein des normalen Bewusstseins, in dem sich mit unmittelbarer Evidenz ihre Anerkennung geltend macht. Windelbands Konstruktion eines Normalbewusstseins, in dem Normalität und Normativität miteinander unauflöslich verschränkt sind, markiert seinen Versuch, von der psychologischen Forschung aus die Figur der logischen Notwendigkeit von Denkformen abzusichern. Es ist ein weiterer Aspekt seiner Arbeiten zur Logik, die ihn seit seiner Dissertationsschrift beschäftigt. 2. Ueber Socrates (Ein Vortrag [1880]). In seinem Vortrag Ueber Sokrates entdeckt Windelband in der Persönlichkeit des Sokrates die Wirksamkeit des Wahrheitsbedürfnisses eines einzelnen Menschen, der seinen Zeitgenossen über dem Abgrund eines sich auflösenden Kulturlebens eine Einübung in gemeinsames Denken, den Dialog als dessen notwendige Form und die Redlichkeit eines auf Wissen bezogenen Denkens vorlebt. Sokrates’ Philosophie hat den Charakter einer Bildungsphilosophie. Das berühmte Bekenntnis der Unwissenheit hat eine dogmatische und pädagogische Intention, es ist halb ironisch, halb paradox – in seiner Wirkung bringt es zum Ausdruck, dass der Ernst des Wahrheitsstrebens über die Ergebnisse des Forschens und die Praxen institutionalisierter Bildung hinausweist, d. h. in diesen nicht erschöpft sein kann. Windelband vereinnahmt Sokrates auch für die Einsicht, dass menschliches Wahrheitsstreben immer kontextgebunden ist, insofern jedes Individuum im Kulturleben eines Volkes verankert ist. Darin erkennt er jedoch keine Beschränkung und plädiert für einen unaufhebbaren Idealismus philosophischer Wahrheitssuche. 3. Zum Gedächtnis Spinozas (An seinem zweihundertjährigen Todestage gesprochen an der Universität Zürich [1877]). Windelband weist auf die wechselhafte Rezeptionsgeschichte der Schriften Spinozas hin. Verachtung und Erkennen seiner Genialität stehen oft nebeneinander. Die These ist: Spinoza steht dafür, dass wahre Genialität und Charaktergröße zwei Seiten einer Medaille sind. Mathematische Gewissheit und innere moralische Sicherheit gehen einher. Wissenschaft war für Spinoza Religion, d. h. sie tritt an die Stelle tradierter Vorstellungen von Religionen. In Spinozas redlichem wissenschaftlichen Denken artikuliert sich nach Windelbands Auffassung ein tief religiöses Bewusstsein. Spinoza ist von der Herkunft her ein Jude, dem die äußeren Formen des religiösen Kultes seines Volkes fremd wurden, und er ist ein Zeitgenosse von Bacon, Descartes und anderen, dem die Wahrheitsliebe über alles geht. In ihm realisiert sich eine Synthese von Orientalismus und Okzidentalismus. Aber seine Einzigartigkeit liegt woanders, denn bei ihm wird der Pantheismus mathematisiert. Spinozismus ist laut Windelband, der sich hier an die Seite seines Lehrers Kuno Fischer
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stellt, dem noch im Jahr 1853 wegen des Pantheismus-Vorwurfs die Lehrbefugnis für Philosophie entzogen wird, mathematischer Pantheismus. Windelband verfolgt Spinozas Lehre vom metaphysischen und geometrischen Raum über Leibniz bis zu Hegel. Die Fluchtlinie der Philosophie Spinozas, die von einer Leidenschaft des Denkens getrieben wird, sieht er in der denktätigen Liebe zu Gott. Spinoza denkt Gott und will Gott. Kein anderer Philosoph hat seiner Ansicht nach in diesem Ausmaß gelebt, was er lehrte. In seinem Verhältnis zu Gott ist weder die Unruhe der Reformation noch die Schlichtheit des aktuellen Materialismus, noch die Resignation eines grassierenden Pessimismus zu finden. Spinoza hat für die Wahrheit gelebt. Für Windelband gilt sein ernstes Denkerleben als Vorbild. 4. Immanuel Kant. Zur Säcularfeier seiner Philosophie (Ein Vortrag [1881]). Gefeiert wird das hundertjährige Jubiläum des Erscheinungsdatums der Kritik der reinen Vernunft als Hauptwerk der theoretischen Philosophie Immanuel Kants. Nach Windelband handelt es hierbei um das Grundbuch der deutschen Philosophie, mit dem der Triumph des deutschen Geistes und die Begründung einer neuen Philosophie besiegelt wird. Zunächst ist die Originalität des Werks negativ, denn sie richtet sich auf die Zerstörung der vorherigen Systeme der Philosophie, die seit der Antike Geltung beansprucht haben. Windelband erörtert den Gegensatz zwischen Antike und Moderne im Blick auf die Verschiedenheit des Kulturhintergrundes. Nationalkultur und nationale Bildungsideale dominieren in der Antike, das Griechentum lässt sich durch die Vorherrschaft des Intellektualismus begreifen. Das Kulturleben der Gegenwart hingegen zeichnet sich durch eine abgeschliffene Gesamtkultur aus. Hinter uns liegt eine Stufenfolge der Demütigung des Wissens. Das moderne Bewusstsein ist zerrissen, wie Windelband mit Hinweis auf Hegel sagt. Die Bedeutung der Philosophie Kants liegt darin, dass sie die veränderten Verhältnisse der Kulturtätigkeiten darlegt; sie beweist auf wissenschaftlichem Weg, dass mit den Mitteln wissenschaftlicher Kenntnis ein einheitliches und geschlossenes Weltbild nicht mehr aufgestellt werden kann. Damit ist der antike Intellektualismus zu Grabe getragen. Der Nachweis der Unzulänglichkeit menschlichen Wissens macht Epoche. Mit Kant sind die Voraussetzungen von Positivismus und Skeptizismus unmöglich geworden, denn es gibt nach ihm kein Recht mehr, von einer Abbildhaftigkeit zwischen Wirklichkeit hier und Vorstellung dort zu sprechen. Von der Wissenschaft kann nach Kant nicht mehr verlangt werden, in dieser Beziehung Einstimmigkeit herzustellen. Es liegt auch kein Wahrheitsanspruch mehr in diesem Bereich verborgen. Wahrheit wird fortan prozessual gedacht und daran messbar,
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ob wir eine Übereinstimmung von Vorstellungen untereinander herstellen können. Diese Übereinstimmung muss auf Regelhaftigkeit und Allgemeingültigkeit beruhen. Windelband geht nun über Kant hinaus. Er spricht von allgemeinen Regeln, die in einem Normalbewusstsein ständig Anwendung finden, und er stellt der Philosophie eine neue Aufgabe: Sie muss diese höchsten Normen eines nach Wahrheit strebenden Denkens zum Bewusstsein bringen. An die Stelle eines kohärenten Weltbildes, das die Innen- und Außenwelt des Denkens in Übereinstimmung hält (Griechentum), tritt in der Moderne, so Windelband weitergehend, die Selbstbesinnung des Geistes auf sein eigenes Normalgesetz, das er sich zum Bewusstsein bringt. Es muss berücksichtigt werden, dass neben dem Erkennen auch die anderen Tätigkeiten des menschlichen Geistes ebenso einer Normalgesetzgebung unterstehen und die individuelle Lebensbewegung bestimmen. Vor diesem Hintergrund wendet Windelband sich wieder der Würdigung der Kantischen Philosophie zu und plädiert dafür, statt einer Bevorzugung der theoretischen Philosophie Kants ein Gesamtbild seiner Philosophie zu entwerfen. Erst wenn wir alle anderen Teile der Kantischen Philosophie, die Ethik und Ästhetik, die Geschichtsphilosophie und Anthropologie, hinzuziehen, wird uns klarwerden, dass Kant auf eine alle Lebenstätigkeiten umfassende Herausstellung der Normalgesetze des Geistes abzielt. Seit Kant untersteht die Philosophie der Forderung, das Gesamtbewusstsein von den höchsten Werten des Menschenlebens zu sein. Kants Philosophie ist dementsprechend nicht nur theoretischer, sondern auch praktischer Idealismus. In diesem Doppelaspekt hat Kants Philosophie im Verlauf des 19. Jahrhunderts das europäische Kulturleben durchdrungen. Das wissenschaftliche Bewusstsein arbeitet im Sinne der kantischen Philosophie und weiß um seine Begrenzung: Die höchsten Werte des Menschenlebens sind nicht in ihm begründet. 5. Nach hundert Jahren (Zu Kants hundertjährigem Todestage [1904]). Für Windelband ist Kants Philosophie gegenwärtig, denn die Philosophen verhandeln immer noch die gleichen Fragen und Probleme, denen sich auch Kant gestellt hat. In seiner Rede möchte Windelband der Frage nachgehen, was aus dem Kritizismus werden soll. Dafür spannt er einen historischen Bogen zurück zu den Anfängen des Neukantianismus. Die Wiederaufnahme der Philosophie Kants um 1860 hat ihre Berechtigung als Gegenentwurf zum starren Rationalismus und zur Popularphilosophie. Der Neukantianismus tritt als ein Anti-Metaphysizismus und Anti-Materialismus auf. Er bedient in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine um sich greifende agnostische Stimmung. Aber nach wenigen Jahrzehnten artikuliert
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sich das Verlangen nach Weltanschauung von neuem und wird wiederum an die Philosophie herangetragen. Von Wissenschaft und Leben wird ein Mut zur Wahrheit verlangt. An diesem Punkt kann uns Kant, wie Windelband betont, noch einmal gegen die verengte Perspektive der Neukantianer zum Weiterdenken bringen. Kant ist durch und durch Metaphysiker, denn er will einerseits zwar Erkenntnis an die Grenzen der Erfahrung koppeln, aber er ist andererseits zutiefst von der Realität einer intelligiblen Welt überzeugt. Nach Windelbands Ansicht hat Kant uns darauf verwiesen, Gründe und Inhalte von Weltanschauung im ganzen Umkreis unseres Vernunftlebens zu suchen. Aber wir stehen mit Kant an einem Punkt, der über Kant hinausweist: Wissen und Wissenschaft umfassen nicht den ganzen Umfang unserer theoretischen Erkenntnisarbeit. Geschichte ist als Wissenschaft etabliert und diese verlangt ihren Anteil an der theoretischen Erkenntnisarbeit. Über Kant hinauszugehen heißt, eine Erweiterung der erkenntnistheoretischen Untersuchung von der naturwissenschaftlichen auf die historischen Disziplinen vorzunehmen. In diesem Zusammenhang verweist Windelband auf die Arbeiten von Heinrich Rickert und Wilhelm Dilthey zur Kritik der historischen Vernunft. Welchen Weg Windelband einzuschlagen gedenkt, wird nur an wenigen Äußerungen sichtbar. Zuallererst rückt er Erkenntnistheorie und Metaphysik wieder in größere Nähe, denn wer das Verhältnis des objektiven Denkens zum Realen untersuchen will, muss auch vom Realen sprechen. Zwar bleibt der Kantische Vorbehalt gegen eine naive Ontologie bestehen, aber dennoch müssen wir die Tendenz objektiven Denkens auf Realität konstatieren. Nur ist dieses Reale nicht ein Reich der Erkenntnis allein, sondern vornehmlich eines der Wertungen. Wie jedoch, so fragt Windelband weiter, verhält sich das Reich der Gesetze (Natur) zum Reich der Werte (Kultur)? Hermann Lotze hat diese Frage in den teleologischen Idealismus geführt. Nach Lotze und Windelband gibt es mit dem Konzept der Verwirklichung einen übergreifenden Begriff für beide Reiche. Allein im Reich der Werte sind Mittel und Zweck Kategorien im Modus der Entwicklung auf ein Ziel: die Realisierung eines Wertes. Wichtig ist hier festzuhalten, dass das Reich der Werte gegenüber dem der Gesetze autonom ist. Jetzt bietet die kritische Philosophie als Wertphilosophie eine starke Bastion im Kampf gegen die dominante Strömung des Naturalismus, der die Wissenschaften und das gesamte Kulturleben erfasst hat. In diesem Kampf sieht Windelband sich in Nachbarschaft zu Rudolf Euckens Lebensphilosophie. Windelband nimmt die Kritik an dessen Lehre geistiger Werte und ihrer objektiven Geltung, die in den letzten Tiefen der Wirklichkeit wurzelt, auf, die unter dem Stichwort Anthropolo-
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gismus verbreitet ist. Diesen Vorwurf entschärft er, indem er ihn erweitert. Auch die Gesetze der Physik erkennen wir nur durch die Formen unseres Intellekts, die einer historischen Wandlung unterliegen. Ebenso kennen wir die Werte der geistigen Wirklichkeit nur durch unsere Geschichte, in der sie sich zur Geltung herausgearbeitet haben. Beide Bereiche – Natur und Wert – sind lebendige Wirklichkeit, von der wir die eine Seite denken, während wir die andere Seite erleben. Beides zusammengefasst lässt uns die Ordnung eines Weltzusammenhanges wissen. 6. Aus Goethes Philosophie (Rede aus Anlaß des Straßburger Denkmals für den jungen Goethe [1899]). Wie sein Lehrer Kuno Fischer kehrt auch Windelband immer wieder zum Studium der Klassiker der deutschen Literatur zurück. Goethe gehört seiner Ansicht nach fraglos der allgemeinen Geistesgeschichte an und damit auch der Philosophiegeschichte. Zwar ist bekannt, dass Goethe eine starke Abneigung gegen abstraktes Denken hat. Aber das Thema muss anders angepackt werden. Zu untersuchen ist, wie Goethes Werk für das abstrakte Denken, das ein System der Vernunft entwerfen will, zum Problem wird. Von Schiller und Schlegel bis zu Schopenhauer und Lotze lässt ich aufzeigen, wie Goethes Persönlichkeit als Ausgangspunkt einer Lebens- und Weltanschauung zu einem philosophischen Problem wird. Die Frage lautet, wie wir uns am wahrhaft großen Individuum die Grenzen der Menschheit bewusstmachen können. Windelband bemüht hier Goethe selbst, nach dessen Auffassung sich in der Einzelseele der Makrokosmos spiegelt. Spinoza und Goethe haben die Formel Gott oder Natur (deus sive natura) prominent gemacht. An Spinoza bewundert Goethe die Höhe der Weltbetrachtung, eine andere Form von Objektivität. Dessen Freiheit im Denken sucht er in seiner Dichtung zu realisieren. Daher ist Dichten für Goethe Selbstbefreiung durch Selbstgestaltung. Für das philosophische Denken bringt Goethe in Leben und Werk das Rätsel des Individuellen und Allgemeinen zur Darstellung, indem er seine Grenzen sprengt und sich zum Ganzen zu erweitern sucht. Der kulturphilosophische Grundgedanke in seinem Roman Wilhelm Meister lautet: Es geht darum zu zeigen, wie ein Mann gemäß seiner Anlage eine besondere Berufstätigkeit ausübt, die in eine zweckvolle Gemeinschaft integriert wird. Was ein menschliches Individuum auszeichnet, ist daher kein Abstraktum, sondern eine konkrete soziale und historische Realität. Das Ideal der Selbsttätigkeit als Signatur des bürgerlichen Zeitalters wird auf dem Weg schöpferischer Selbststeigerung in eine Idee, einen Typus, einen Wert verwandelt. Nach Windelband bringt Goethe damit an einem Individuum die Wand-
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lung des deutschen „Volksgeistes“ beim Übergang ins 19. Jahrhundert zum Ausdruck, indem er die Idee deutschen Kulturlebens kenntlich macht. 7. Goethes Faust und die Philosophie der Renaissance (Vortrag [1904]). Windelband geht den historischen Quellen der Faust-Sage nach. Zwar liegen die Quellen sehr früh, aber ihre eigenartige Prägung hat diese Sage erst in der Renaissance erhalten. Hier liegt die Weltanschauung des Faust. Goethe hat das ohne besondere Kenntnisse der Philosophie der Renaissance aus seinem kongenialen Erleben heraus entworfen. Als Dichter ist Goethe in Windelbands Augen der rückwärts schauende Prophet. Gleichwohl sucht Windelband durch Kontextualisierung mehr über diesen Zusammenhang ans Licht zu bringen. Zuerst bekennt er, dass die Philosophie der Renaissance ein umstrittenes Forschungsgebiet ist. Eine halbwegs vorurteilsfreie Betrachtung gelingt nur durch Erweiterung der Perspektive, wenn wir die Epoche in einen universalhistorischen Zusammenhang stellen. In dieser Perspektive zeigt sich, dass die Renaissance eine wichtige Etappe im weltgeschichtlichen Vorgang der kulturellen Vereinheitlichung ist. Es geht um die Macht der Tradition und deren Verlebendigung durch neue Volkskräfte. Am Beispiel der Renaissance zeigt sich dies auf prägnante Weise. Die germanischen und romanischen Völker treten in die Mittelmeerkultur ein und revolutionieren das tradierte Verständnis der Wissenskultur. Die Einsicht, dass die Schulweisheit nicht ausreicht, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden, ist bekanntlich das Thema des Faust. Das Geheimnis der Natur soll nicht aus Büchern gewonnen, sondern die Natur selbst lebendig ergriffen werden. Es artikuliert sich eine Hoffnung des Individuums, Teil einer Gesamttätigkeit zu sein. Seine Neugier, seine Lust auf Abenteuer und seine Neuerungssucht sind unbändig. Fausts Weltfahrt und Giordano Brunos Leben und Wirken zeigen nach Windelbands Ansicht eine bemerkenswerte Koinzidenz. Die Weltanschauung der Renaissance spiegelt sich vielfältig im Faust, abgesehen davon, dass im Werk Goethes die religiöse Inbrunst der Renaissance fehlt. Für Windelband liefert die Renaissance eine Mustergeschichte zum Fortschritt der Menschengeschichte: Die Tradition allein mag keinen Fortschritt zu generieren, denn dieser hängt an der Lebendigkeit der Individuen und Völker, die durch die Tradition erst gebändigt werden und so Gestalt erhalten. Allein durch die Aufnahme und Aufhebung der Tradition wird der natürliche Mensch zum historischen Menschen, d. h. zum Träger der Kultur. Dieser Zusammenhang wird von Goethe im Faust am Ort eines Individuums auf radikale Weise verdichtet.
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8. Schillers transzendentaler Idealismus (Zu seinem hundertjährigen Todestage [1905]). Windelband fragt nach dem Einfluss Schillers auf die Weiterentwicklung der Kantischen Philosophie und Umgestaltung des philosophischen Idealismus. Nach der einleitenden Einschränkung, dass Schiller kein System der Philosophie entwerfen oder weiterentwickeln wollte und er frei in seiner Verwendung philosophischer Motive anderer Denker (Jacobi, Schelling) war, reiht Windelband ihn in die Phalanx der Vertreter eines transzendentalen Idealismus ein, weil er der Grundüberzeugung anhängt, dass es keine andere Realität als die aus der Vernunfttätigkeit erzeugte gibt. In diesem Sinne ist Freiheit der Zentralbegriff Schillers. Die künstlerische Gesinnung – die Erzeugung der ästhetischen Welt aus dem Bewusstsein des Künstlers – macht Schiller zum Anhänger der Lehre Kants. Was Schiller mit Kant verbindet, das ist vor allem die Suche nach einem Einheitspunkt von Freiheit und Notwendigkeit. Schiller sieht diesen Punkt im ästhetischen Leben, Kant im moralischen Urteilen. Über Kant hinausgehend behauptet Schiller Windelband zufolge in seiner Transzendentalpsychologie eine anthropologische These: Das ästhetische Leben ist eine spezifisch menschliche Lebensform. Schönheit gibt es nur in dieser Welt. Schillers Zentralpunkt, Freiheit als Selbstbestimmung, wird zum Kulminationspunkt ästhetischer und moralischer Wertbestimmungen erklärt. Die sachlichen Differenzen zwischen Kant und Schiller kommen in den geschichtsphilosophischen Thesen zur Klarheit, denn Schiller betreibt Kulturgeschichte und stellt das ästhetische Leben in eine historische Bewegung, deren Ziel ein Reich vollkommener Bildung ist. Dennoch bleibt eine Gemeinsamkeit bestimmend, die sich in die These zusammenfassen lässt, dass Geschichte kein Naturgeschehen, sondern eine Tat der Freiheit ist. 9 [5]. Ueber Friedrich Hölderlin und sein Geschick (Vortrag [1878]). Der Text geht auf einen Vortrag zurück, den Windelband in der akademischen Gesellschaft in Freiburg am 29. November 1878 gehalten hat. Windelband liest Hölderlins Wahnsinn als Ausdruck eines Widerspruchs, der im Zusammenhang mit den schwersten Problemen der modernen Bildung steht und daher als charakteristisches Symptom für eine soziale Krankheit angesehen werden muss. Er nimmt eine geistesgeschichtliche Kontextualisierung der poetischen und philosophischen Entwicklung Hölderlins vor. Das persönliche Schicksal einer unglücklichen Liebe lässt in ihm eine dichterische Kraft zum Vorschein kommen. Hölderlin erdichtet sich die Antike als ein unerreichbares Land der Sehnsucht und entfremdet sich auf dramatische Weise seiner Gegenwart. Windelband diskutiert die Schilderungen des Wahnsinns anhand der Berichte von Zeitzeugen und anhand der Lyrik
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und Prosa Hölderlins aus späten Tagen. Aber er kommt zu dem Ergebnis, dass der Wahnsinn tiefer angelegt sein muss, als es die Symptome belegen. Windelbands Auffassung entsprechend ist der Wahnsinn Hölderlins im elegischen Charakter begründet, der sich in der Betrachtung der Antike versenkt und dadurch den Anforderungen des modernen Lebens nicht gewachsen ist. Hölderlin sehnt sich nach der Einfachheit der alten Welt und wendet sich von der modernen Welt ab, in der kein Individuum mehr imstande ist, die gesamte Kultur seiner Zeit zu verarbeiten und in sich zu repräsentieren. In diesem Gegensatz steckt, wie Windelband hervorhebt, ein tiefer kulturphilosophischer Gedanke, den Schiller, Goethe und Hegel nur auf andere Weise begrifflich und dichterisch erfassen. Hölderlins Thema, wie das Fragment zum Empedokles zeigt, ist es, die Darstellung des Scheiterns eines Individuums, die Fragmentierung der äußeren Verhältnisse (des Berufslebens, der Interessen usw.) in seiner Bildung zu einer lebendigen Einheit zu formen. Nach Windelbands Auffassung artikuliert Hölderlin auf diese Weise eine tiefe Einsicht in den Charakter des modernen Lebens. Die Kultur ist zu breit und vielschichtig geworden, um vom Standpunkt eines Individuums übersehen zu werden. Der Mangel einer universellen Bildung wird von Einzelnen mehr oder weniger stark empfunden. Die Surrogate der Volksredner sind noch schlimmer zu ertragen und der Dilettantismus wächst von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, vor allem in den öffentlichen Institutionen. Im Parlamentarismus erkennt Windelband die Staatsform des Dilettantismus. Aber ungeheuerliches Ausmaß hat der Dilettantismus in Bildung und Wissenschaft angenommen. Als Therapie schlägt Windelband die Anwendung des „biogenetischen Grundgesetzes“ (Ernst Haeckel) in der Bildung vor und meint damit den Durchlauf der kulturhistorischen Stadien, angefangen bei der Antike, in jedem Individuum. Das moderne Bildungsproblem mündet in der Aufgabenstellung, junge Menschen auf die Anforderungen des modernen Lebens vorzubereiten. Der Fall Hölderlin muss als ein negatives Beispiel für den Befund herhalten, dass das moderne Individuum ein resignierendes ist. Dagegen muss Bildung gestellt werden. Diese kann nicht mehr in die Breite der Kultur gehen, sondern muss die Tiefe der Kulturgehalte, die verbindenden Ideale des Kulturlebens als Zielpunkt bestimmen. Die Aufgabe der Philosophie ist es, diese Ideale und objektiven Werte prägnant für das Bildungssystem herauszuarbeiten. 10. Fichtes Geschichtsphilosophie (Vortrag [1908]). Windelbands Vortrag über Fichte steht im Zusammenhang einer Tradition von akademischen Festreden, die sich seit der Zeit der Reichsgründung mit dem Natio-
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naldenker Fichte und seinem Bemühen um eine kulturelle und politische Identität Deutschlands beschäftigen. Im Gegensatz zu anderen Reden ist Windelband allerdings bemüht, über philosophische Thesen zu sprechen und einer weltanschaulichen Verflachung nicht weiteren Vorschub zu geben. Seiner Auffassung nach entsteht Fichtes Philosophie vor dem Hintergrund des Gesamteindrucks der Philosophie Kants. Seine Wissenschaftslehre ist zu Beginn ein kühner Rationalismus, der eine Geschichte des Bewusstseins beinhaltet. Alles bloß Erfahrene wird in das Bewusstsein aufgenommen und durch die Konstruktion zu einem Mittel der Welterzeugung. Auch das bloß Historische wird so geschichtlich. Das scheinbar Zufällige und Vernunftlose wird notwendig und vernünftig. In diesem Sinne tritt die Geschichtsphilosophie nicht in Konkurrenz zur empirischen Historie. Mit Fichte tritt allerdings das Problem auf, klären zu müssen, was ein bloßes Geschehen zu einem geschichtlichen Moment macht. Die Lösungsvorschläge von Fichte, Schelling und Hegel nehmen sich dieser Problematik an. Windelband macht deutlich, dass für Fichte dieses Problem im Verlauf der Jahre in eine praktisch-politische Dimension gerückt wird. Er sucht nach einem Volk, das den historischen Transformationsprozess zu einer Kultur der Freiheit (im Kantischen Sinne) notwendig trägt. Und er erkennt im deutschen Volk das ‚Normalvolk‘ als Träger geschichtlicher Entwicklung und allgemeiner Bildungsprozesse. Das deutsche Volk hat seiner Naturanlage gemäß die Pflicht, in sich und durch sich das Vernunftreich aller Völker zu realisieren. Auf diese Weise markiert Fichte, wie Windelband betont, die Differenz zwischen einer biologischen und einer geschichtsphilosophischen Betrachtung: Individuen und Völker sind biologische Erscheinungen, die erst geschichtlich werden, wenn sie sich bewusst als vernünftige und freie Wesen erfassen und realisieren – und auf diese Weise die Möglichkeit zukünftiger Entwicklung der Menschheit in sich und durch sich aufzeigen. In diesem Sinne ist Fichte ein geschichtlicher Mensch und sein Werk ein geschichtsphilosophisches, das eine immer wieder aktuelle Aufgabe für das deutsche Volk stellt. 11. Die Erneuerung des Hegelianismus (Heidelberger Akademierede [1910]). Diesen Vortrag hat Windelband im Rahmen einer Festveranstaltung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gehalten. Er erinnert an die Gründungsgeschichte der Akademien, die der Idee nach auf Leibniz zurückgehen. Er stellt die Philosophie in der Nachfolge Kants als eine Fach- oder Spezialwissenschaft vor, die im Verlauf des 19. Jahrhunderts sich zuerst als Erkenntnistheorie etabliert und dann den Charakter einer umfassenden Kulturphilosophie angenommen hat. So gesehen hat die Phi-
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losophie ein Eigenrecht und einen Forschungsanteil an den Arbeiten innerhalb einer Akademie der Wissenschaften. Das allgemeine und populäre Thema des Vortrags ist die Erneuerung des Hegelianismus. Windelband erkennt mit dem Hunger nach Weltanschauung bei jüngeren Personen, der Sehnsucht nach einem Gesamtsinn der Wirklichkeit, der Abkehr vom Pessimismus und der Suche nach einer Grundlage für neues Vertrauen in die Macht der Vernunft eine ganze Reihe von Indizien für die Zukunftsfähigkeit der Philosophie. Auch das Bemühen um neue Grenzziehungen gegenüber einem schrankenlosen Individualismus (Nietzsche) reiht er hier ein. Vor diesem allgemeinen Hintergrund im modernen Kulturbewusstsein markiert er einen systematischen Hauptgrund. Nach Windelbands Auffassung ist es Zeit, die auf Kant zurückgehende Erkenntnistheorie und die im 19. Jahrhundert hervortretenden historischen Disziplinen in eine Perspektive zu bringen. Wir müssen aus dem historischen Kosmos, den die Kulturwissenschaften behandeln, die Prinzipien der Vernunft herausarbeiten. Windelband fordert daher eine Rückkehr zu Hegel. Die Aufgabe, einen Zusammenhang und eine Einheit der Vernunftwerte zu bestimmen, hängt mit Hegel zusammen. Mit dem Namen Hegel ist die Möglichkeit verbunden, dass eine synthetische Konstruktion der Welt – statt eines bloß analytischen Zusammenbuchstabierens – gelingen kann. Der Charakter dieser Konstruktion darf allerdings nicht missverstanden werden, denn sie hängt, wie das Beispiel Hegel zeigt, mit mühseliger Akribie der Forschungsarbeit im Detail zusammen, obzwar diese mit Blick auf das Ganze vollzogen wird. Daher ist es Windelband zufolge eine dringliche Aufgabe, der Philosophie in einem ersten Schritt den Zusammenhang mit den Einzelwissenschaften wie in Hegels Zeiten wiederherzustellen. Erneuerung des Hegelianismus heißt demnach: Rückkehr zu einem Verständnis von Philosophie als Wissenschaft in notwendiger Beziehung zu anderen Wissenschaften. 12. Von der Mystik unserer Zeit [1910]. Windelband attestiert seiner Gegenwart eine Sehnsucht nach einem einheitlichen Lebensgrund. Diesen Trend wertet er als Reaktion auf die Dynamik des modernen Kulturlebens, in dem sich die Substanz des Wertlebens auflöst und nur allmählich und zögerlich neubildet. Individuen und Völker sind aus dem ruhigen Fahrwasser historischer Entfaltung herausgerissen und werden mit der globalen Ausweitung des Kulturzusammenhangs, der Möglichkeit der Berührung aller Völker (Windelband spricht auch von „Rassen“) konfrontiert. Insgesamt stellt Windelband fest, dass wir in einem Zeitalter der dauerhaften Erregung leben. Dabei nimmt die Sehnsucht nach geistiger Lebenseinheit ange-
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sichts der Fragmentierung der materialen Welt oftmals religiöse Züge an. Das 19. Jahrhundert mündet in eine resignative Lage, denn alle Versuche einer rational-diskursiven Bewältigung der Lebensprobleme sind gescheitert. Die Folge ist ein Umschlag in den Irrationalismus. Die Rede von der Mystik unserer Zeit impliziert für Windelband das Bestreben, zu einem inneren Erleben des Zusammenhangs von Seele und materialer Dingwelt zurückzukommen. Als Symptom gilt ihm, dass diesseits und jenseits des Ozeans Sekten, wie bspw. Theosophen, Buddhisten und andere Reformbewegungen, aufblühen, die außerhalb des Rahmens tradierter konfessioneller Bindungen und abseits der Zugehörigkeit zu Kirchen ihren Angehörigen einen direkten Zugang zu den Geheimnissen der geistigen Realität versprechen. Dieser Trend ist Windelband zufolge auch von philosophischer Brisanz, denn hier bedeutet der Agnostizismus Kants und seiner Nachfolger die Einbruchstelle für das mystische Moment. Die Verengung der Philosophie zur Erkenntnistheorie, wie im Neukantianismus geschehen, und in der Gleichsetzung von Philosophie und Psychologie, lässt viele Lebensprobleme unberücksichtigt. So bleibt, wie Windelband hervorhebt, für das idealistische Moment, individuelle Lebensbesinnung zu ermöglichen, nur noch der isolierte Bereich des individuellen Erlebens übrig. Dieser aber ist, wie er hinzufügt, unkontrollierbar geworden. Daher muss sich die Philosophie der Aufgabe zuwenden, diesen Bereich des dumpfen, halbbewussten Erlebens unserer Wirklichkeit in begriffliche Form und ein klares Bewusstsein zu bringen. Für die Mystik bleibt dann ein klar begrenzter Bereich intuitiven Erlebens übrig. Eine wissenschaftliche Lehre oder gar ein Ersatz für wissenschaftliche Philosophie kann sie, wie Windelband unmissverständlich macht, nicht sein. 13. Über die gegenwärtige Lage und Aufgabe der Philosophie (Vortrag [1907]). Dieser Vortrag ist von programmatischem Zuschnitt. Windelband sucht Diagnose und Therapievorschläge zur Lage der Philosophie zu verbinden. Eingangs führt er eine grundlegende Differenzierung ein: Die Philosophie kennt nicht, wie die anderen Wissenschaften, einen bestimmten Fortschritt zu einem Erkenntnisziel. Die Philosophie ist in einem eminenten Sinne geschichtlich und hebt immer wieder an, ihre Aufgabe und ihr Erkenntnisziel zu präzisieren. Das hängt nach Windelbands Ansicht damit zusammen, dass der Philosophie ihre Aufgaben durch die gesamten Zustände des geistigen Lebens ihrer jeweiligen Zeit gestellt werden. Von der Philosophie wird anderes und mehr verlangt als von einer Einzelwissenschaft, denn sie soll eine wissenschaftliche Begründung einer Weltanschauung und Lebensansicht bieten. Insofern die Philosophie diese Aufgabe red-
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lich und gewissenhaft annehmen will, muss sie sich über die tiefsten Motive des gesamten Kulturlebens – sittlich, religiös, ästhetisch – Rechenschaft ablegen. Abschließend ist es die Aufgabe der Philosophie, von dieser Analyse ausgehend zur begrifflichen Fassung einer Kultureinheit voranzuschreiten. Vor dem Hintergrund dieser prinzipiellen Überlegungen skizziert Windelband die Geschichte der Philosophie im Horizont eines variablen Kulturlebens. Seiner Auffassung nach ist das Bedürfnis nach Selbstbesinnung nicht zu allen Zeiten gleich stark ausgeprägt. Zwar handelt es sich um einen untilgbaren Trieb der menschlichen Natur, wie sich in Zeiten der Zerrüttung eines alltäglichen Glaubens und Meinens unmittelbar zeigt. Zeitweilig kann auch die Intensität des Erlebens und Fühlens in anderen Gebieten des Kulturlebens so stark sein, dass die philosophische Besinnung zurücktritt. So ist es bspw. in positiven Zeitaltern wie in Deutschland während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Fall, wo die naturwissenschaftlichen, technischen und politischen Interessen dominieren. Daher gibt es in dieser Epoche auch keine Philosophie, sondern lediglich Geschichte der Philosophie. Aber die Untilgbarkeit des Bedürfnisses nach Selbstbesinnung regt sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wieder. Windelband zieht wissenschaftliche und literarische Erfahrungen heran, um seine These vom steigenden Bedürfnis nach einer philosophischen Lösung der Probleme zu untermauern. Jedenfalls gilt das seiner Ansicht nach in den Grenzen Deutschlands. Das deutsche Volk will über sich hinauswachsen, artikuliert ein starkes Bewusstsein des Überganges, bspw. mit der Formel von der Umwertung aller Werte (Nietzsche), und reagiert damit zunächst auf ein Gefühl der Unsicherheit. Insbesondere das Erziehungs-, Schuld- und Bildungswesen sind für Windelband Indikatoren eines notwendigen Übergangs. Was aber kann die Philosophie, so fragt er weiter, einem solchen Drängen nach einer neuen Weltanschauung bieten? Zur Beantwortung dieser Frage scheint ihm ein weiterer historischer Exkurs notwendig zu sein. Wenn wir die Situation um 1900 verstehen wollen, dann müssen wir die Lage um 1850 begreifen. Hier setzen sich nach dem Untergang des Idealismus der Materialismus und Schopenhauers Philosophie durch. Beide Tendenzen des Denkens sind unhistorisch und wertverneinend. Windelband ordnet sie der resignativen Phase im deutschen Kulturleben zwischen 1848 und 1871 zu. Begründungsbedürftig ist dann allerdings, warum sich diese Tendenzen auch nach der euphorischen Phase der Reichsgründung noch halten. Windelbands Erklärungsversuch lautet, dass geistige Umschwünge nicht das Resultat von Stimmungswechseln, sondern von Gedankenarbeit sind. Gedankenarbeit wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Natur-
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forschern in der Beschäftigung mit der kritischen Philosophie (Helmholtz) und in Rekonstruktionsarbeiten zum Idealismus (Kuno Fischer) geleistet. In diesem Reflexionsprozess wird nach Windelbands Auffassung allmählich die Auseinandersetzung mit der Philosophie Kants von der einseitigen Begrenzung auf Methode und Kritik gelöst und die Entdeckung fruchtbar gemacht, dass Kants Lehre nicht nur für die Wissenschaften, sondern auch für das gesamte geistige Leben Antworten geben kann. In seiner Gegenwart sieht Windelband eine Wiederholung des Weges von Kant zu Hegel, nur unter anderen Vorzeichen. Daher steht die Philosophie vor der Aufgabe, das Gesamtergebnis der großen Zeit deutscher Philosophie um 1800 von seiner zeitlichen Bedingtheit zu lösen und es in einem sachlichen Zusammenhang der Zeit um 1900 lebendig zu machen. Zwar geht der Weg nicht mehr hinter Kant zurück, denn wir können ein Weltbild nicht mehr aus formalen Begriffen deduzieren. Aber wir dürfen auch nicht bei Kant stehen bleiben, denn eine metaphysische Lehre der Philosophie muss durch die Auseinandersetzung mit der Gesamtheit der übrigen wissenschaftlichen Arbeit hindurchgehen und aus ihr hervorgehen. Das heißt, dass die Philosophie die anderen Wissenschaften zum Gegenstand ihres eigenen kritischen Verfahrens macht, um die letzten Gründe herauszuarbeiten, auf denen unser Wissen beruht. In der philosophischen Reflexion auf die Arbeit wissenschaftlichen Denkens zeigt sich, dass dieses selbst von Vernunftprinzipien geleitet ist. Eine innere Notwendigkeit des vernünftigen Bewusstseins ist, wie Windelband betont, die letzte Instanz wissenschaftlicher Verfahren. Diesen systematischen Zusammenhang bringt die Philosophie zum Bewusstsein, wobei der Inbegriff des geistigen Besitzes von der Menschheit in der Gemeinschaft ihrer intellektuellen Arbeit unter maßgeblichem Anteil philosophischer Arbeit erworben wird. Für das 19. Jahrhundert heißt das, eine systematische Verbindung der beiden Forschungstendenzen, hier der Naturforschung, dort der historischen Forschung, zu konstruieren. Die Philosophie darf hier nicht abwägen und sich entweder auf die Seite von Liebig, Helmholtz, Kirchhoff und Bunsen oder auf die Seite von Ranke, Mommsen, Zeller und Fischer stellen. Sie muss vielmehr der Ebenbürtigkeit beider Forschungsrichtungen Rechnung tragen. Naturforschung und historische Forschung sind empirische Wissenschaften, die in methodischer Hinsicht dem Verfahren der Kantischen Erkenntniskritik unterliegen. Im Hinblick auf ihre Gegenstandskonstitution gibt es jedoch einen fundamentalen Unterschied. Während in der theoretischen Welterkenntnis die apriorische Grundlage der Gegenständlichkeit vorherrscht, bspw. in der Mathematik, ist die Auswahl des Tatsachenmaterials in den historischen
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Wissenschaften a posteriori zu sehen. Der Mensch als geschichtliches Wesen, ob als Einzelner oder als Kollektiv, trifft eine vorwissenschaftliche Auswahl des für ihn Bedeutsamen. Diese Auswahl beinhaltet immer auch individuelle Wertrichtungen, die sich nicht unter ein Allgemeines subsumieren lassen. Der allgemeingültige Charakter historischer Forschung entsteht erst dadurch, dass die Geschichte als fortschreitende Verwirklichung der Vernunftwerte, als ein Prozess voranschreitender Kultur im zunehmenden Bewusstsein der leitenden Kulturwerte verstanden wird. Weil der Mensch kein theoretisches Abstraktum, sondern ein historisches Wesen ist, muss die historische Forschung auf eine kritische Theorie der Kulturwerte abzielen. Abschließend weist Windelband die Kritik zurück, dass seine Theorie anthropomorphistisch sei. Er entkräftet den Vorwurf nicht, sondern richtet ihn ebenfalls auf die Naturforschung, die zwar auf theoretischen Einsichten beruht, die aber wiederum das Resultat historisch voranschreitender Vernunfterkenntnis sind. Wenn wir also diesen Forschungsresultaten reale Geltung zusprechen, dann können wir das auch den Werten zubilligen, die sich im geschichtlichen Prozess durchgesetzt haben. Beide Richtungen dienen, unbeschadet ihrer anthropomorphen Formen, denn es geht um menschliche Erkenntnis, der Befriedigung eines metaphysischen Bedürfnisses, das sich nur im Menschen artikuliert. Die philosophische Erkenntnis berührt damit das letzte und unergründliche Geheimnis der Wirklichkeit und des persönlichen Lebens. Windelband bekennt sich dazu, dass Philosophie von Menschen für Menschen betrieben wird. Das gilt insbesondere auch dann, wenn theoretische Einsichten und Wertbestimmungen mit dem Anspruch auftreten, nicht nur für die aktual lebenden Menschen zu gelten. 14 [6]. Ueber Denken und Nachdenken (Freiburger Antrittsrede [1877]). Seine Freiburger Antrittsvorlesung widmet Windelband der Analyse des psychologisch und logisch interessanten Zusammenhangs von willkürlichem und unwillkürlichem Denken. Die ältere Psychologie hat diesen Zusammenhang seiner Ansicht nach eher verdeckt, bspw. durch die Annahme verschiedener Seelenvermögen. Die neuere Psychologie sucht einerseits Urtatsachen des Bewusstseins, andererseits Formen, in denen die Bewusstseinsvorgänge regelhaft ablaufen. Hier treten Probleme auf, die in Widersprüche führen. Nach Windelbands Auffassung können wir nur erkennen, was schon bekannt ist, d. h. wir suchen nur etwas, von dem wir irgendwie schon wissen. Immer liegt eine Anzahl bekannter Vorstellungselemente vor, wenn wir ein bisher Unbekanntes bestimmen. Niemand kann ins Blaue hinein nachdenken, wie Windelband betont. Es gibt weder ein beziehungs-
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loses Denken noch ein voraussetzungsfreies Philosophieren. Nach diesen allgemeinen Bestimmungen geht Windelband in Details seiner Psychologie. Denkenwollen setzt seiner Auffassung nach immer unwillkürliches Denken voraus. Um diesen Zusammenhang zu bestimmen, sind die Lehren von einem physiologischen oder psychologischen Mechanismus unzureichend, denn sie helfen uns nicht zu begreifen, wie unser Willen auf dem komplizierten Instrument des Leibes spielt. Ebenso sind alle Theorien der Übertragung leiblicher und seelischer Funktionen unzureichend. Um hier weiterzukommen, liefert Windelband eine grobe Skizze des Zusammenhangs vom Innen und Außen unseres Bewusstseins. Die Reihenfolge der sinnlichen Eindrücke hängt im Allgemeinen vom Zustand unseres physischen Organismus und seinem Verhältnis zu den physischen Körpern der Außenwelt ab. Die innere Bewegung unterliegt den psychischen Gesetzen der Assoziation, die sich wiederum in objektive und subjektive Assoziationen unterscheiden lassen. Unser Bewusstsein wird in jedem Moment sowohl aus dem Inneren als auch aus dem Außenbereich von zahllosen ‚Vorstellungsreizen‘ bestürmt, von denen nur wenige bewusstwerden. Die Aufgabe einer psychologischen Theorie ist es nun zu bestimmen, nach welchen Ursachen die Entscheidung des Bewusstseins in Bezug auf die Masse der sich aufdrängenden Vorstellungen vollzogen wird. Ein Teil dieser psychophysischen Problematik kann experimentell überprüft werden. Jenseits der experimentellen Überprüfbarkeit liegen die rein psychischen Vorstellungskreuzungen, so ist bspw. die psychische Organisation bei Menschen verschiedenen Alters oder Bildungsgrades unterschiedlich, wobei aber die Unterschiede kaum messbar sind. Die neuere Psychologie kennt Windelband zufolge noch ein weiteres Problem, das die von Gefühlen ausgehende Beeinflussung des unwillkürlichen Vorstellungsverlaufes betrifft. In der Abhängigkeit von Gefühlen liegt begründet, dass unsere Vorstellungstätigkeit von unterschiedlichem Intensitätsgrad sein kann. Nach Windelbands Auffassung sind im Turnier des Seelenlebens die Vorstellungen nur Masken, hinter denen sich die wahren Streiter, die Gefühle, vor dem Auge des Bewusstseins verbergen. Gefühle definiert er als Formen und Erregungsweisen eines unbewussten Willens (wobei dieser Begriff vor metaphysischem Missbrauch wie bspw. bei Eduard von Hartmann abzusichern ist). Die Tätigkeit des Willens bestimmt über die Vermittlung von Gefühlen auf unwillkürliche und unbewusste Weise unsere Vorstellungsmechanismen. Zwar bekennt Windelband hier freimütig seine Nähe zu Schopenhauer, aber er lehnt dessen metaphysische Begründung ab, liefert doch seiner Ansicht nach schon die alltägliche Erfahrung ein verlässliches Zeugnis dafür, dass
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all unsere Vorstellungen und Handlungen auf unwillkürliche Äußerungen und Entscheidungen zurückverweisen, die der bewusste Wille lediglich ausformen kann. Das gilt nach Windelband im Schopenhauer’schen Duktus für die Natur insgesamt, wobei erst in einem entwickelten psychischen Organismus – und das ist sowohl phylogenetisch und als auch ontogenetisch relevant – sich das absichtliche Denken durchsetzt. Das Ichgefühl ist die höchste und letztentscheidende Instanz in einem Vorstellungsverlauf, dessen Grund die unwillkürlichen leiblichen Regungen bleiben. Gleichwohl treten wir, wie Windelband betont, mit dem Denkenwollen, das von Zwecken bestimmt wird, in eine neue Ordnung ein, deren höchster Zweck die Wahrheit ist. Dieser Übergang ist nur willentlich und gezielt vollziehbar. Es bedarf zur Einübung des richtigen Denkens durchaus der Schulung, Zucht, Gewöhnung an Kritik und der Vorsicht. Das natürliche Denken des Menschen ist aufgrund seiner Nähe zum Unwillentlichen und Unbewussten weiterhin überwiegend ungerichtet und muss erst durch die sittliche Kraft einer kontrollierten Wahrheitsforschung auf den rechten Weg gebracht werden. Bildung hat, das macht Windelband unmissverständlich klar, viel mit Disziplin, d. h. Einpassung in Traditionen der Wissensvermittlung, und Eingewöhnung, also Übernahme von kritischen Verfahren der Wahrheitsprüfung, zu tun. 15 [7]. Normen und Naturgesetze ([1882]). Es gibt zwei Quellen oder Gesetzgebungen, denen unser geistiges Leben unterstellt ist: Einer Gesetzgebung des Müssens und des natürlichen Geschehens steht eine Gesetzgebung des Sollens und der idealen Bestimmung gegenüber. Diese zwei Ordnungen bestimmen den Widerspruch zwischen den Ergebnissen der Forschung einerseits und den Bedürfnissen des Gemüts andererseits. Als ein Beispiel hierfür nennt Windelband die dritte Kantische Antinomie von der Determination oder Freiheit des Willens. Der Antagonismus einer natürlichen und normativen Gesetzgebung zeigt sich vielerorts. Daher kommt es auf eine präzise Trennung der Bereiche an. Windelband hebt hervor, dass die Gesetze in unserem logischen, ethischen und ästhetischen Gewissen nichts mit der theoretischen Erklärung der Tatsachen zu tun haben, auf die sich unser Gewissen jeweils bezieht. Naturgesetze und Normen sind verschieden, aber sie stehen sich auch nicht fremd gegenüber. Windelband weist einen ontologischen und erkenntnistheoretischen Dualismus zurück und bezeichnet eine Norm als eine bestimmte, durch Naturgesetze des Seelenlebens herbeizuführende Form der psychischen Bewegung. Normen sind dementsprechend, so definiert er, besondere Formen der Verwirklichung von Naturgesetzen. Und Windelband präzisiert weitergehend, wenn
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er Normen als diejenigen Formen der Verwirklichung von Naturgesetzen vorstellt, die unter Voraussetzung des Zweckes der Allgemeingültigkeit gebilligt werden sollen. Die faktische Anerkennung von Normen wird so zu einer Tatsache des empirischen Seelenlebens. Nun stellt sich die Frage nach den Mechanismen der Durchsetzung bestimmter Normen. Windelband übernimmt das Darwin’sche Selektionsprinzip für die Logik und erklärt das richtige Denken zu einem Vorteil im Wettstreit der Individuen. Der Kulturprozess zeigt – ähnlich dem Evolutionsgeschehen, bei Berücksichtigung erheblicher Rückschritte – eine Tendenz zur Herausstellung der richtigen Denkformen. Windelband erklärt sich unumwunden zum Anhänger der These vom intellektuellen Fortschritt. Fraglich ist jedoch, ob wir korrelierend auch einen ethischen Fortschritt annehmen können. Hier ist Windelband zögerlicher, denn im Binnenverhältnis von Individuen ist ein solcher Fortschritt nicht erkennbar. Vielmehr ist es so, dass der unsittliche Mensch über einen gewissen Vorteil verfügt. In Bezug auf das Ganze jedoch, das Volk oder die Nation, ist die Moralität ein sehr starker Faktor. Das soziale Kulturleben fordert zunehmend einen Zuwachs an Selbstlosigkeit, Unterwerfung und Selbstbeherrschung. Was einen möglichen ästhetischen Fortschritt angeht, konstatiert Windelband einen durchgehenden Trend: Die Nerven der Menschheit sind feinfühliger geworden, die Menschheit hat geschmackvoller zu fühlen gelernt. Hier aber endet die Erklärungskraft des Darwin’schen Selektionsprinzips, denn Feinfühligkeit scheint Windelband keine effektive Waffe im Kampf ums Dasein zu sein. Demgemäß schlussfolgert er, dass das Bewusstsein der Normen sich in der historischen Bewegung der Menschheit nicht aufgrund des Selektionsprinzips, sondern einer davon unabhängigen Kraft steigert. Windelband spricht dem zwecksetzenden Bewusstsein die Fähigkeit zu, die Geltung einer Norm zu bewirken. Im Unterschied zum unwillkürlichen Wollen und Fühlen zielt das Denkenwollen auf die Erzeugung von Vorstellungen und Willensentschlüssen ab, die ein Bewusstsein einer Regel oder eines Gesetzes implizieren, das zu ihrem Geltungsprinzip erhoben wird. Das Bewusstwerden der Normen geht über die bloß mechanische Anwendung hinaus. Das empirische Bewusstsein ist zwar, wie Windelband seit seinen frühen Abhandlungen zum Verhältnis von Logik und Psychologie betont, der unvermeidliche Weg zur Bewusstwerdung der Normen, aber das empirische Bewusstsein wird in Geltungsfragen vom Normalbewusstsein bestimmt. Der Inbegriff der Normen ist die Vernunft. Frei sein kann, so Windelband, nichts anderes heißen, als der Vernunft zu gehorchen. Windelband sieht kein unüberwindliches Problem in dieser Fassung des Freiheitsbegriffs, der einen explizit deter-
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ministischen Zug hat. Wo Freiheit wirksam sein soll, muss sie mit Gesetzmäßigkeit verbunden sein. In jedem Konzept von Gesetzmäßigkeit ist ein Moment von Kausalität enthalten. Nur so ist auch Verantwortlichkeit zu denken, die bis zu denjenigen Ursachen hinunterreicht, wo die unwillkürlichen und willentlichen Anteile im Gemüt geschieden werden, insofern die Norm zum Bewusstsein und als Bestimmungsgrund für die zukünftigen Funktionen in einzelnen Persönlichkeiten zur Wirkung kommt. An dieser Stelle greift Windelband wiederum korrigierend in die dominierende Kant-Interpretation seiner Zeit ein. Seiner Auffassung nach kann die Kantische Gegenüberstellung von Natur und Freiheit nicht den Sinn haben, zwei völlig separate Bereiche festzulegen. Entgegen diesem Missverständnis der kritischen Philosophie sollte Windelband zufolge vielmehr herausgearbeitet werden, dass die Normen selbst eine in der naturgesetzlichen Bewegung des Seelenlebens gegebene Möglichkeit darstellen und dass diese zur Wirklichkeit wird, sobald die unmittelbare Evidenz, die den Normen innewohnt, ins Bewusstsein tritt und dadurch selbst zu einer bestimmenden Macht im naturgesetzlichen Prozess wird. Die Naturnotwendigkeit tritt also nicht, wie Windelband nachdrücklich festlegt, über sich hinaus, vielmehr sondert sie sich in sich selbst. Vernunft wird nicht erzeugt, sondern erkannt und mit Bewusstsein zum Bestimmungsgrund gemacht. Das Reich der Freiheit ist eine Provinz im Reich der Natur. 16 [8]. Kritische oder genetische Methode? ([1883]). In dieser berühmten Abhandlung, deren Titel und Inhalt möglicherweise bekannter ist als der Name seines Autors, behandelt Windelband zum wiederholten Mal die Frage nach dem Erfolg der Philosophie Kants und der Entwicklung der kritischen Methode sowie ihrer enormen Wirksamkeit für das 19. Jahrhundert. Kant hat, so formuliert es Windelband eindringlich, unser Verständnis von Philosophie nachhaltig geprägt. So beruht für uns alle Erkenntnis auf dem analytischen Zusammenschluss des Allgemeinsten und des Besonderen durch Zwischenglieder. Diese Zwischenglieder sind die Sätze der einzelnen Wissenschaften, die entweder über die deduktive oder die induktive Methode miteinander verbunden werden. Es handelt sich zwar um verschiedene Formen des Beweisens und unterschiedliche Beweisverfahren, aber die Aufgabe philosophischer Untersuchungen liegt doch fest. Philosophie kümmert sich um die Geltung der Axiome, die unbeweisbar sind. Kant spricht in diesem Zusammenhang von synthetischen Urteilen a priori. Philosophie hat die Aufgabe, die unmittelbare Evidenz der Axiome aufweisen. Dafür stehen uns, wie Windelband hinzufügt, zwei Wege offen. Entweder führen wir den Nachweis ihrer tatsächlichen Geltung oder
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wir behaupten ihre teleologische Notwendigkeit. An dieser Stelle scheiden sich nun, wie Windelband unterstreicht, die genetische und die kritische Methode voneinander. Für die eine sind die Axiome tatsächliche Auffassungsweisen; für die andere sind sie Normen. Für die kritische Methode reklamiert Windelband eine teleologische Betrachtungsweise, ohne aber eine metaphysische Hypostasierung des Zweckbegriffs mitzumachen. Das teleologische Verfahren liefert keine genetische Erkenntnis. Der Zweckbegriff spielt in den übrigen Wissenschaften kaum eine Rolle. Die Einsicht in die Zweckmäßigkeit von Verhältnissen ist von einer kausalen Erkenntnis derselben strikt zu trennen. Weil die teleologische Notwendigkeit die Wirklichkeit nicht erklärt, gerät auch der teleologische Gesichtspunkt der philosophischen Methode mit dem kausal-erklärenden Gesichtspunkt der übrigen Wissenschaften nicht in Widerspruch. Windelband beschreibt kurz, was er unter genetischer Methode versteht. Die genetische Betrachtung der Axiome der Logik, Ästhetik usw. und deren kritische Beurteilung analysiert unsere Denkprozesse und führt uns zum richtigen Denken. Die genetische Methode bedarf der Psychologie und Kulturgeschichte, um herauszuarbeiten, welche Axiome wirklich gelten, aber sie folgt auch der Einsicht, dass auf empirischem Weg die Voraussetzung jeder Theorie, was nämlich Geltung meint und beansprucht, nicht geklärt werden kann. Empirisch kann nur geklärt werden, für wen und wann bestimmte Axiome gelten, aber nicht, welche Axiome für jeden und jederzeit gelten. Grenzen der Universalisierbarkeit von Axiomen sind bspw. dort gegeben, wo wir auf Kinder als NochNicht-Erwachsene oder Geisteskranke (Windelband spricht von „Idioten“) als vernunftwidrige Instanzen treffen. So betont Windelband, dass wir weder durch induktive Vergleichung aller Individuen und Völker noch durch deduktive Ableitung aus einem Begriff eines allgemeinen Wesens des Menschen eine allgemeingültige Tatsache ableiten können. Damit zieht Windelband die Konsequenz, dass eine rein empiristische Auffassung in den Relativismus führt (während eine rein apriorische Betrachtungsweise nicht einmal die Wirklichkeit erfasst). In einem Zwischenschritt polemisiert Windelband gegen den Relativismus, von dem er zwar als wissenschaftliche Theorie keine Gefahr ausgehen sieht, weil er für das, was er bekämpft, nämlich die Geltung erkenntnistheoretischer Grundsätze und logischer Normen, ex negativo Zeugnis ablegt. So gesehen ist der Relativismus keine ernstzunehmende Theorie, aber er ist eine prominente und gleichwohl, in Windelbands Augen, bedauerliche Lebensauffassung. Der Relativismus ist die Philosophie blasierter Menschen und unreifer Menschen (Windelband spricht vom weltstädtischen Gamin), die ein prinzipienloses Leben führen.
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Windelband macht hier deutlich (möglicherweise auch unwillentlich), dass seine theoretischen Überlegungen einen lebensweltlichen Hintergrund haben. Alle Versuche, eine Definition des Allgemeingültigen und Normalen über den Weg der Quantität, d. h. als Unterwerfung unter das Urteil der Masse, herbeizuführen oder die geschichtliche Entwicklung als einen naturnotwendigen Gang zum Durchbruch der Vernunft zu hypostasieren, sind in Windelbands Perspektive fehlgeleitete Unterfangen. Beide Versuche wissen wenig von der Vernunft. An dieser Stelle bekommt die kritische Methode ihre Berechtigung. Sie unterwirft sich den formalen Denkregeln und der Voraussetzung, dass es ein normales Bewusstsein gibt, dessen Grundsätze Anspruch auf Geltung erheben. Geltung meint hier aber nicht ein faktisches Anerkannt-Werden, sondern ein Anerkannt-werden-Sollen. Die Voraussetzung der kritischen Methode ist, wie Windelband betont, lediglich der Glaube an allgemeingültige Zwecke und die Fähigkeit des Bewusstseins, diese im empirischen Zusammenhang erkennen zu können. Sie setzt die Möglichkeit der Anerkennung einer Norm voraus, die über den individuellen Tätigkeiten steht und in diesen gefunden werden kann. Sie setzt ein Ideal des normalen Menschen voraus, um es zur Darstellung bringen zu können in Logik, Ästhetik und Ethik. Nach dem Vorbild Fichtes unternimmt Windelband den Versuch, im Feld empirischer Beobachtung die ethischen, logischen, ästhetischen Regeln zu finden, die unabhängig von ihrem besonderen Inhalt gelten. Von Fichte übernimmt er den Gedanken an die Konstruktion eines Systems der notwendigen Vernunfthandlungen im teleologischen Sinne. Fichte habe, so Windelband, das Normalbewusstsein als ein teleologisches System deduziert. Sein Fehler ist, mit den Zwecken zugleich auch die Mittel (Gegenstände der Erfahrung) zu deduzieren. Das aber geht in Windelbands Sichtweise zu weit, denn die kritische Philosophie bedarf der Tatsachen der Erfahrung, wie sie ihr von der Psychologie und Kulturgeschichte als Material geliefert werden. Die kritische Methode muss sich am Leitfaden der empirischen Psychologie orientieren, wenn sie auf die Freilegung eines teleologischen Zusammenhangs abzielt. Neben der Psychologie bildet auch die Geschichte das Organon der kritischen Philosophie. Diese geht im Blick auf die Wissenschaften davon aus, dass die Aufgabe, der Aufweis vollkommener Evidenz von Wahrheit und die teleologische Vermittlung unverrückbarer Erkenntnisse, zumindest punktuell von diesen schon gelöst wird. Hier ist nicht mehr Fichte, sondern Hegel das Vorbild Windelbands. Doch auch der ist zu weit gegangen. Gegenüber dem Hegel’schen Verfahren dialektischer Vereinnahmung kann die kritische Methode die empirisch-historischen Stadien des Durchlaufs der Ver-
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nunft in systematischer Hinsicht nicht für gleichgültig erklären, sondern muss sie als solche zu verstehen suchen und die Zwecke der Normalität als Richtschnur ihrer Betrachtung aufzeigen. Dabei geht es nicht um den Erfolg als Kriterium der Wahrheit, sondern um Unabhängigkeit vom tatsächlichen Anerkannt-Werden. Die kritische Philosophie gewinnt nach Windelbands Auffassung ihre Erkenntnis der inhaltlichen Vernunftwerte aus der kritischen Durchleuchtung der Geschichte. Der verflochtene Werdegang der Kulturwerte ist, bei weitgehender Anerkennung des geschichtlichen Relativismus der Denkformen und Normen, das Anwendungsgebiet der kritischen Methode. Es soll gezeigt werden, dass sich der Umfang des Allgemeingültigen – das unumstößliche Apriori ist in der Logik am größten, in der Ethik schon geringer und in der Ästhetik am geringsten – sich in der Durchdringung der Geschichte als überzeitliche Geltungssphäre ausweist. 17. Geschichte und Naturwissenschaft (Straßburger Rektoratsrede [1894]). Die berühmte Straßburger Rektoratsrede ist von programmatischem Zuschnitt. Windelband wendet sich gegen die seiner Ansicht nach üblichen Verfahren, die Philosophie entweder in ihre Geschichte aufzulösen oder sie an eine Spezialwissenschaft, bspw. die Psychologie, anzubinden. Er nimmt hingegen das Wagnis der Aufgabe auf sich, die Philosophie anhand einer eigenen Aufgabenstellung zu bestimmen. Anders gesagt möchte er den Nachweis erbringen, dass die Aufgabe der Philosophie, die Grenzen unseres Erkenntnisvermögens zu bestimmen, weiterhin allein von der Philosophie bearbeitet werden sollte. Windelbands Beispiel ist die Logik oder Wissenschaftstheorie. In einem ersten Schritt zeigt er, dass die Geschichte der Logik aufs engste mit der Geschichte der Wissenschaften verflochten ist. Als Nachweis gilt ihm die Mathematik bei Newton und Kant in ihrem Verhältnis zur Philosophie. In einem zweiten Schritt skizziert Windelband die aktuelle Lage der Philosophie, die auch unter die Einteilung der Wissenschaften für die Erkenntnis des Wirklichen gemäß der Unterscheidung von Natur- und Geisteswissenschaften fällt. Windelband führt diese Unterscheidung auf die Geist-Natur-Debatte seit Descartes zurück, die über die Stationen Spinoza und Hegel ihre volle Wirksamkeit im 19. Jahrhundert bei Dilthey und in seinem Umfeld entfalten konnte. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass dieses sachliche und formale Einteilungsprinzip inkongruent ist, wie sich bspw. an der Zwischenstellung der Psychologie aufweisen lässt. An die Stelle dieser wenig überzeugenden Unterteilung der Wissenschaften setzt Windelband die seiner Ansicht nach sachlich einleuchtende Trennung zwischen Naturforschung und historischer Forschung. Aus dieser Unterscheidung folgt eine sichere, auf logische
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Begriffe zu gründende Einteilung der Erfahrungswissenschaften in die Bereiche des Nomothetischen und Idiographischen, also der Gesetzes- und der Ereigniswissenschaften. Diese Unterscheidung erlaubt es, eine Wissenschaft wie die Biologie oder auch die Psychologie beiden Bereichen zuzuschlagen. Vor diesem Hintergrund skizziert Windelband die Geschichte der Philosophie und der Wissenschaften, aus der er eine Bevorzugung der nomothetischen Methode herausliest, die noch um 1900 unser Verständnis von Wissenschaft bestimmt. Seiner Auffassung nach kommt hier eine sachliche Unangemessenheit zum Ausdruck, die es zu korrigieren gilt. Beide Methoden, die nomothetische und die idiographische, stehen, so proklamiert Windelband, komplementär zueinander. Wo die eine Methode Gesetze sucht, sucht die andere Gestalten. Während die eine eher abstrahiert, sucht die andere eher zu veranschaulichen. Im Gegensatz zur Naturforschung, die im Feld des Anschaulichen einsetzt und mit einer abstrakten Theorie endet, liefert die historische Forschung Bilder des Menschenlebens mit dem ganzen anschaulichen Reichtum seiner einzigartigen Gestaltungen. Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen, in denen die Nützlichkeit beider Methoden und Wissenschaftstypen dargelegt wird, fragt Windelband weitergehend nach dem Wert des so generierten Wissens. Gehen wir vom Interesse des Menschen am Wissen aus, das sich in einem untilgbaren Drang nach Erkenntnis artikuliert, dann richten sich alle Beurteilungen und Wertbestimmungen grundsätzlich auf das Einzelne und Einmalige. Allgemeine Sätze dienen lediglich der Absicherung. Die Gesamterkenntnis, die uns Menschen möglich ist, setzt sich Windelband zufolge aus allgemeiner Gesetzmäßigkeit und dem Interesse an der Einzelgestaltung zusammen, die sich allerdings nicht auf eine gemeinsame Quelle zurückführen lassen. Zwar erklären wir ein Ereignis, insofern wir den Blick auf das Allgemeine und Gesetzmäßige mit dem Blick auf das Individuelle und NichtWiederholbare verknüpfen, aber es bleibt, wie Windelband betont, immer ein unfassbarer Rest von Unbegreiflichkeit, etwas Un-Aussagbares und UnDefinierbares, das mit einem Gefühl der Ursachlosigkeit einhergeht. In dieser Lücke sprechen wir von individueller Freiheit, die den unerklärbaren Grund der Allgemeinheit wie der Individualität markiert. In letzter Konsequenz heißt das, dass Ereignis und Gesetz als letzte, inkommensurable Größen unserer Weltvorstellung nebeneinander bestehen bleiben. Der Philosophie kommt die Aufgabe zu, die Reflektion über den unerklärbaren Grund unseres Wissens und die Grenzen der Erkenntnis immer wieder von Neuem in das Gespräch mit den Wissenschaften einzubringen. Aus
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dieser Funktion erklärt sich, so Windelband, ihr unbestreitbarer Vorrang gegenüber den Wissenschaften. 18 [9]. Vom Princip der Moral ([1893]). Mit dieser Abhandlung beschreitet Windelband einen Seitenpfad der Wirkungsgeschichte der Kantischen Philosophie. Nach Kant ist die Ethik zweifellos ein systematischer Teil der Philosophie, für dessen Ausgestaltung die kritische Methode die meiste Anerkennung bekommen hat, jedoch verzweifeln wir an der Aufgabe, so Windelband, ein gültiges Sittengesetz aufzustellen. Angesichts der unleugbaren Tatsache, dass wir alle durch historische und soziale Umstände geleitet in eine bestimmte Lebensauffassung hineinwachsen, ist der Gedanke an ein einheitliches Prinzip der Beurteilung sittlicher Zustände nicht naheliegend. Blicken wir allerdings auf die unmittelbare Evidenz einer sittlichen Einsicht in uns, dann stellt sich eine weitere Merkwürdigkeit ein. Wir benötigen nicht die Ethnographie, sondern es genügt das Verfahren der Selbstbesinnung, wie Windelband hinzufügt, um zu erkennen, dass je nach Standpunkt, Entwicklung und Umständen die in uns wirkenden Maximen ganz unterschiedlich sind. Diese Sichtweise auf empirische Willensverhältnisse und das einzelne Bewusstsein ist einleuchtend und bilden den Hintergrund für eine relativistische Weltanschauung. Nach dieser allgemeinen Heranführung an die Grundproblematik einer Ethik für die moderne Welt kommt Windelband zu weiteren Überlegungen. Zum Ersten folgt aus dem Befund, dass zwischen dem zu findenden Prinzip der Sittlichkeit und den empirischen Verhältnissen kein analytisches Verhältnis bestehen kann. Zum Zweiten folgt die Einsicht, dass zwar keine Inhaltsbestimmung unseres empirischen Bewusstseins unbedingt ist, dass jedoch in aller Willenstätigkeit etwas gewollt wird und dieses Verlangen oder Sollen selbst unbedingt ist. Hier zeigt sich ein Pflichtbewusstsein als ein allgemeingültiges Prinzip der Moral, das in seiner Grundstruktur a priori ist. Windelband unterstreicht, dass ein empirischer Nachweis einzelner Inhaltsbestimmungen des Pflichtbewusstseins nicht gegen dessen Apriorität spricht. Allerdings treten an diesem Punkt in den Debatten der letzten Jahrzehnte Missverständnisse auf, zu denen bspw. an den Grenzen von Ethik und Psychologie die Verwechslung von Veranlassung und Grund gehört. Es ist zwar vollkommen richtig, wie Windelband klarmacht, dass der Mechanismus von Erziehung historisch und sozial veranlasst wird. Daher kommen die großen Unterschiede in der Ausübung sittlicher Normen auf individuellem und gesellschaftlichem Niveau. Aber durch eine Veranlassung, die immer eine äußerliche Kausalität voraussetzt, ist für die Ethik noch nichts begründet. Ähnlich ist es in der Logik, wo bspw. der
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Satz vom Widerspruch zwar durch einen Vorstellungsmechanismus zustande kommt, aber durch diesen nicht begründet wird. Ebenso verhält es sich mit mathematischen Normen, deren Berechtigung weit über den psychologischen Vorgang hinausreicht, in dem sie uns zu Bewusstsein kommen. Auch die Ethik macht hier keine Ausnahme. Das Pflichtbewusstsein ist ein formales Prinzip, denn es geht in der Ethik um die Erfüllung von Pflichten ohne deren bestimmten Inhalt. Auf diesem Weg ist Kant vorangeschritten, der mit seiner Konzeption vom kategorischen Imperativ und der Wendung zum bloßen, voraussetzungslosen Wollen-Können allerdings in Schwierigkeiten geraten ist. Nach Windelband erfordert die Formalisierung des Pflichtbewusstseins keine Unbestimmtheit. Seiner Auffassung nach ist ethisches Leben nicht ohne Anerkennung einer Pflicht, d. h. von etwas, das schlechthin und bedingungslos geschehen soll, zu denken. Dieser Gedanke impliziert bereits, dass dem Pflichtbewusstsein neben dem formalen Prinzip auch ein einzelner Inhalt, der in einem historischen Moment liegt, gegeben sein muss. Damit wechseln wir vom logischen Feld der Kantischen Ethik, wie Windelband unterstreicht, in das Gebiet der Teleologie. Die Überlegung ist, dass das Grundverhältnis der praktischen Welt die Relation von Mittel und Zweck ist. Diese Relation hat allerdings einen immanenten Zielimpuls, d. h. das Wollen eines Zwecks begründet das Wollen eines Mittels (und keinesfalls umgekehrt). Das spielt nach Windelbands Ansicht in allem Werten und Wollen auf allen Stufen des ethischen Lebens, von der physiologischen über die psychologische bis zur sittlichen Ebene, eine entscheidende Rolle. In allem ethischen Leben sehen wir Stufen des Zwecks, die von elementaren Beziehungen bis zur höchsten Zwecksetzung hinaufreichen. In einer teleologischen Betrachtungsweise werden vom höchsten Zweck, der Pflichterfüllung, ausgehend die unteren Stufen mit ihren formalen Pflichten bestimmt. Hierzu gehören bspw. Selbstbeherrschung, Überlegtheit, Konsequenz usw. Die teleologische Ableitung aus dem höchsten Zweck umfasst alle Phasen des psychologischen Motivationsprozesses. Die freigelegten formalen Prinzipien werden als Mittel zur Herbeiführung eines Inhalts erkennbar. Aber wiederum tritt das Grundproblem einer formalen Ethik auf, denn es zeigt sich, dass die formalen Prinzipien, bspw. die Selbstbeherrschung, indifferent gegen die Unterscheidung von sittlichem und unsittlichem Handeln sind. Folglich muss Windelband den Nachweis erbringen, dass es Prinzipien für den Inhalt des Pflichtbewusstseins gibt, die einerseits nicht bloß sozial und historisch zufällig, andererseits aber auch nicht indifferent gegen die Sittlichkeit sind. Die in seiner Zeit vorherrschenden Versuche, diese Prinzipien aus einer
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Bestimmung der allgemeinen Natur des Menschen zu deduzieren, erklärt Windelband für gescheitert. Statt auf die Natur zu blicken, sollten wir Geschichte und Gesellschaft genauer in den Blick nehmen. Dann wird in der Analyse sofort klar, dass der Inhalt der sittlichen Zwecke allein zum konkreten Menschen in einem historisch bedingten Lebenszusammenhang gehört. Jedes Individuum ist durch Geschichte und Gesellschaft bedingt, daher gehört die moralische Funktion des Lebens, wie auch die logische und die ästhetische, zu seiner sozialen Natur. In einem isolierten Individuum, das für Windelband wie der abstrakte natürliche Mensch den Status einer bloßen Fiktion zu Zwecken der Theoriebildung hat, sind moralische, logische und ethische Funktionsleistungen nicht möglich. Nur der gesellschaftliche und historische Mensch lebt im eigentlichen Sinne. Während aber Ethnographie und Kulturgeschichte lediglich auf die Verschiedenheiten sittlicher Lebensauffassungen schauen, muss die Philosophie danach fragen, ob sich in der Beziehung des Individuums zur Gesellschaft durch teleologische Besinnung ein allgemeingültiger Inhalt des Pflichtbewusstseins auffinden lässt. Seine soziale Natur verpflichtet das Individuum auf ein soziales Leben, d. h. der Zweck individuellen Lebens liegt in der teleologischen Unterordnung unter gesellschaftliche Rahmenbedingungen. In diesem Unterordnungsverhältnis liegt denn auch, wie Windelband betont, der Inhalt des ethischen Gewissens. Die teleologische Betrachtungsweise nötigt uns, das Individuum von der Gesellschaft her zu denken. Indem wir das materiale Prinzip der Sittlichkeit in dem Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft suchen, denken wir die Gesellschaft als ein teleologisches System (und nicht als bloße Koexistenz von Individuen), dem als Ganzem eine Pflicht auferlegt ist, die es zu erfüllen hat. Aus diesen höheren Pflichten, die einem höchsten Zweck korrespondieren, erwachsen die sozialen Pflichten und Rechte der Individuen, wie bspw. der Schutz des Lebens und des Eigentums, Gehorsam gegen die bestehende Ordnung usw. In eigenwilliger Weise lehnt Windelband sich an neu-aristotelische Staatskonzeptionen des 19. Jahrhunderts (Beseler, Trendelenburg, Paulsen) an, denen er jedoch einen voluntaristischen Aspekt hinzufügt. Die teleologische Kette, die vom höchsten Zweck der Gesellschaft zu den sozialen Pflichten der Individuen hinunterläuft, ist bei ihm ein Prozess von Willensakten mit unterschiedlicher Intensität. Als übersummenhaftes Verhältnis von Willensakten ist die Gesellschaft aus den Willensbekundungen konkreter Menschen aufgebaut. Die Vorstellung eines Gesamtwillens lehnt Windelband jedoch als mystische Figur ab. Ebenso wehrt er Vorstellungen von einem höchsten Zweck, der mehr als die Selbsterhaltung der Gesellschaft impliziert, vehement ab.
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Vom allgemeinen Glück als höchstem Zweck der Menschheit zu sprechen, nennt er eine sehr moderne Vorstellung und bloße „Luftkrämerei“. Die Aufgabe, einen anderen Zweck als die Gesellschaft zu setzen, erweist sich als unmöglich, weil seiner Auffassung nach die Gesellschaft die letzte Synthese auf Erden ist und wir den Gesamtplan des Weltgeschehens nicht kennen. In dieser Wissenslücke macht sich oftmals der Glaube breit. Doch theologische Metaphysik und Ethik sind unbegründbar. Abschließend stellt Windelband die Frage, ob damit alles gesagt ist zum Thema Zweck, Pflicht und Pflichterfüllung oder ob wir einer Analyse der sozialen und historischen Situationen, in denen wir uns als konkrete Menschen befinden, etwas Allgemeingültiges abgewinnen können. An dieser Stelle setzt seine Argumentation noch einmal neu an: Bedenken wir, so Windelband, dass sich in allen Normen Forderungen nach etwas Allgemeingültigem artikulieren. Zudem sind alle Gesellschaften Komplexe von vorstellenden, fühlenden, wollenden Individuen. Gesetzt ist auch, dass es in allen Gesellschaften nicht nur um den physischen, sondern auch um den geistigen Zusammenhang geht. Dementsprechend bildet jede Gesellschaft ein Gesamtbewusstsein aus. Ein solches Gesamtbewusstsein meint keine mythische Substanz, auch keinen unfassbaren „Volksgeist“. Allein die einzelnen, konkreten Individuen sind dessen Träger. Das Gesamtbewusstsein ist somit eine Naturmacht, die wir Sitte nennen. Es impliziert lediglich Vorstellungen, die wir aufgrund der natürlichen oder historischen Gemeinsamkeit unseres Lebens teilen. Soweit teilt Windelband die Konzeption einer Theorie vom objektiven Geist, wie sie im 19. Jahrhundert von Moritz Lazarus und Heymann Steinthal sowie in seiner Zeit auch von Georg Simmel geteilt wird. Allerdings fügt Windelband seiner Konzeption auch hier wieder ein voluntaristisches Moment ein. Sitte ist für ihn nicht nur das Resultat natürlicher und sozialer Wechselwirkungen in einer Gesellschaft, sondern zugleich auch Ausdruck unwillkürlicher und unbewusster Notwendigkeit des Lebensvollzugs. Erst in Distanz dazu gibt es einen bewussten Zusammenhang des gemeinsamen Lebens, insofern der geistige Gehalt des Lebens zum Bewusstsein gebracht wird in einem Kultursystem. Windelband kommt es nun darauf an, Gesellschaften und Kultursysteme in ihrem Aufbau aus konkreten historischen Situationen, vorgenommen von konkreten sozialen Individuen, und in ihrer Abgegrenztheit zu betrachten. Jede Gesellschaft, so unterstreicht er, prägt ein anderes Kultursystem aus. Jede Gesellschaft muss zu ihrer Stabilisierung die Aufgabe erfüllen, aus der Masse der individuellen Tätigkeiten dasjenige heraus zu präparieren, was an Vorstellungen, Gefühlen, Willensbestimmungen den gemeinsamen Lebensgrund bildet. Sie muss das, was
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vorbewusst immer schon in Geltung ist, zum Bewusstsein zu bringen, indem sie es prüft und niederlegt. In einem so entstehenden Kultursystem besteht der sittliche Wert einer Gesellschaft. Und Windelband fügt in martialischer Diktion hinzu, dass jede Gesellschaft ihren letzten Schweiß- und Blutstropfen daransetzen muss, um ihr Kultursystem zu erzeugen und zu erhalten, und sei es auf Kosten anderer Gesellschaften. Ergo bringt jede Gesellschaft in den Grenzen ihrer ursprünglichen, natürlichen sittlichen Gemeinschaft ein absolut Allgemeingültiges zur Erscheinung. Das materiale Prinzip der Ethik Windelbands lautet: Tue alles für die Gesellschaft, damit ihr gemeinsamer geistiger Gehalt zum Bewusstsein und zur Herrschaft gelangen kann. Das besondere Moment an Windelbands Ethik liegt in ihrer Übergangsposition zwischen formaler und materialer Konzeption sowie in der Verbindung einer historischen und soziologischen Analyse mit einer voluntaristischen Lehre. Auf diese Weise ist Windelband in doppelter Hinsicht zeitgemäß: Er ist auf der Höhe der Forschung zu den Grundlagen der menschlichen Sitte und er ist der Denker starker politischer Einheit, wie bspw. des Nationalstaats des 19. Jahrhunderts, der aus sich heraus, ohne Rückgriff auf mythisch-religiöse Begründungsmuster, seine Bürger zur Einpassung und Unterordnung verpflichten muss. Für diese Belange ist die Lehre von einem Willen, der sich in Stufen vom unbewussten bis zum geistigen Ausdruck artikuliert und in einer teleologischen Betrachtung rückwirkend gerechtfertigt wird, nahezu der Geniestreich einer säkularen Staatsethik. Gleichwohl denkt auch Windelband vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in internationalen Dimensionen. Er geht davon aus, dass auf dem Weg vom Unbewussten zum Geistigen, von der Natur zur Kultur allmählich auch der fortschreitende Zusammenschluss der Völker zur Menschheit ermöglicht wird. Diese Option liegt seiner Auffassung nach als Idee schon im biologischen Bestand der Gattung Mensch begründet. Wie die Chancen für die Realisierung dieser Idee stehen, das ist eine Frage nicht mehr von ethischer, sondern von geschichtsphilosophischer Tragweite. 19. Über Mitleid und Mitfreude (Vortrag [1911]). In diesem Vortragstext stellt sich Windelband der populären Diskussion über die Möglichkeit einer Begründung des Altruismus und seiner Reichweite für die Ethik. Zum Einstieg in die Problematik führt er eine Art Gedankenexperiment durch. Stellen wir uns einen Beobachter unserer Welt aus einer Außenperspektive vor, der sich darüber wundert, dass viele Individuen mit anderen Individuen interagieren, ohne dass ihnen ihr Verhalten irgendeinen Nutzen bringt. Die Frage ist, wie ein Mensch, der seinem Willenswesen nach prinzipiell ein Egoist ist, überhaupt im Sinne anderer Menschen fühlen, wollen,
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handeln kann. Nach dieser Vorüberlegung fängt Windelband seine Erörterung mit einer Beobachtung an. Seiner Auffassung nach ist die Realität des altruistischen Fühlens, Wollens, Handelns eine unbezweifelbare Tatsache. Wir können sie alltäglich in der Familie, im Freundeskreis, im Arbeitsleben und sogar im unpersönlichen Umgang miteinander im Großstadtleben beobachten. Die Moralphilosophie ist traditionell verschiedene Wege gegangen, um diese Beobachtungstatsache mit der Theorie vom Egoismus des Menschen seiner Natur nach in Einklang zu bringen. Die Künstlichkeit dieser Klärungsversuche lässt sie scheitern. Andere, bspw. die englischen Moralisten, haben hingegen die Motive des Altruismus in die menschliche Natur verlagert. Smith und Hume gebührt das Verdienst, die Ethik das erste Mal auf sympathische Gefühle gegründet zu haben. Schopenhauer und Feuerbach sind ihnen gefolgt und über sie hinausgegangen. Es ist bemerkenswert, wie Windelband hinzufügt, dass ausgerechnet zwei ausgemachte Einsiedler wie Feuerbach und Schopenhauer einen Altruismus in unterschiedlicher Form vertraten. Allerdings ist der Weg der Beweisführung nicht einfach, denn man muss zuerst das Mitfühlen psychologisch begreiflich machen und sodann ethisch aufzeigen, dass es sich um ein allgemeines Grundmotiv handelt, aus dem alles sittliche Wollen und Handeln folgt. Windelband gibt einen knappen Überblick dieser Debatte, die sich zwischen Spinoza, Smith, Kant und Schopenhauer aufspannt und aktuell in William Sterns Schriften Kritische Grundlegung der Ethik als positiver Wissenschaft (1897) und Das Wesen des Mitleids (1903) mündet. Bei Stern treffen wir auf eine positivistische Umbildung der Schopenhauer’schen Mitleidsethik. Windelband erwähnt auch die Leistung Feuerbachs, von dem er für die Erklärung des Mitgefühls den Hinweis auf die Solidarität des Triebwesens der Individuen übernimmt. Mit Smith und Hume kann die Psychologie genauer erkennen, wie das soziale Verhalten auf elementaren Wahrnehmungsvorgängen unwillkürlicher oder willkürlicher Ausdrucksbewegungen an anderen Wesen beruht, auf die wir mit der Wiederholung dieser Bewegungen und korrespondierenden Gefühlen reagieren. Alle genannten Ansätze machen uns auf unterschiedliche Weise darauf aufmerksam, dass das Verständnis des fremden Ausdrucks und der Ursprung analoger Gefühle offensichtlich Hand in Hand gehen, weil sie auf demselben psychophysischen Vorgang beruhen. Nach diesem historischen Exkurs analysiert Windelband verschiedene Situationsbeispiele des Mitfühlens und Mitleidens und kommt zu dem Ergebnis, dass diese nicht rein altruistisch, sondern immer auch durch eine konkrete soziale Situation bedingt sind. Somit ist ihr ethischer Wert nicht allgemeingültig. Bemerkenswert ist nach
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Windelbands Ansicht zudem der Befund, dass das Mitfühlen und Mitleiden von der jeweiligen Distanz in der sozialen Beziehung bedingt ist. So scheint mit zunehmender Distanz das Gefühl selbst reiner zu werden. In diesem Sinne hat Schopenhauer zu Recht, wie Windelband hervorhebt, das sympathische Verhältnis der Menschen zu den Tieren als sittliche Leistung herausgestellt. Innerhalb der Menschheit ist das Verhältnis jedoch kompliziert. Bis zur Volksgemeinschaft (hier spricht Windelband auch von der „Rasse“) sieht er ein unmittelbar im Erlebnis hervorbrechendes Solidaritätsgefühl gesichert. In den darauf aufbauenden gesellschaftlichen Formationen fehlt diese natürliche Basis der sympathischen Gefühle. Daraus leitet Windelband ab, dass sympathische Gefühle gegen alle Menschen keine Naturgegebenheit, sondern ein historisches Produkt der Kultur sind. Prinzipiell gibt es keine natürlichen Grenzen der Sympathie, der Altruismus könnte demnach ein universaler Verhaltensmechanismus werden. Das aber ist ein weiter Weg, wie Windelband unmissverständlich klarmacht. Vorerst hängt an der Befähigung zu einer allgemeinen humanen Sympathie das Unterscheidungsmerkmal zwischen Kulturmensch und geschichtslosem Naturmensch. Diese Überlegungen führen Windelband zu einer prägnanten Zusammenfassung seiner Erörterung: Das Mitgefühl ist nur eines der ethischen Motive und zu partikular, um als alleiniges Prinzip der Ethik zu fungieren. Die sympathischen Gefühle gehören zur Schicht der ethischen Wirklichkeit, zum Wohlfahrtsumkreis, auf dem das Wesen der Sittlichkeit nicht aufgebaut werden kann. Die höchste Stufe der Sittlichkeit liegt jenseits von Ich und Du, jenseits von Egoismus und Altruismus. Es geht um sachliche Vernunftwerte, die in großen Kulturgütern bestehen, die zur lebendigen Ausprägung des gesamten menschlichen Wesens gehören. Diese Werte wurzeln nicht im Mitgefühl. 20. Pessimismus und Wissenschaft (Vortrag [1876]). In einem Vortrag aus den 1870er Jahren bezieht Windelband Stellung zu einem aktuellen Thema der akademischen und außer-akademischen Philosophie. Unter den Richtungen der gegenwärtigen Geistesbewegung nimmt der Pessimismus eine gehobene Stellung ein. Er ist eine geistige Tatsache und, wie Windelband hinzufügt, eine der am weitesten verbreiteten Moden, zumindest im deutschen Kulturleben. In manchen gesellschaftlichen Kreisen hat sich eine Haltung der Resignation etabliert. Aber der Pessimismus wird nicht nur in den Salons gepredigt, sondern verbreitet sich auch in den Gassen – er frisst sich als eine Stimmung des Unmuts durch alle Schichten der Bevölkerung. Die interessante Frage, warum gerade in Zeiten nationalen Aufschwungs der Pessimismus sich breitmacht, möchte Windelband den
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Kulturhistorikern überlassen. Er wird sich stattdessen nur dem gefährlichsten Aspekt der Debatte zuwenden, dort, wo der modische Pessimismus die Verbindung mit den wissenschaftlichen Theorien sucht und der Anschein erweckt wird, als ob die These von der prinzipiellen Schlechtigkeit der Welt wissenschaftlich beweisbar sei. Windelbands These lautet: Die Wissenschaft verträgt sich weder mit Optimismus noch mit Pessimismus. Bei beiden handelt es sich um Stimmungen, die sich psychologisch im Sinne einer gegenseitigen Verstärkung von Gefühlen der Lust oder Unlust in gesellschaftlichen Prozessen erklären lassen. In ihrer psychologischen Berechtigung sind Optimismus und Pessimismus unangreifbar. Jenseits dieser psychologischen Evidenz muss aber eine Differenzierung eingeführt werden, denn Wissenschaft hat es nicht mit Stimmungen zu tun. Die wissenschaftliche Betrachtung hat es mit Vorstellungsinhalten zu tun, die ohne Interesse und Gefühl betrachtet werden. Der modische Pessimismus jedoch unterläuft in strategischer Absicht, wie Windelband herausstreicht, diese Unterscheidung. Nach dieser Einleitung eröffnet Windelband eine historische Perspektive. Seiner Ansicht nach ist im deutschen Geistesleben seit dem 17. Jahrhundert, seit Leibniz’ Rechenprobe auf den theologischen Teil seiner Lehre, immer wieder der Versuch unternommen worden, einen wissenschaftlichen Beweis der jeweiligen Weltanschauung zu unternehmen. Windelband gibt eine kurze Geschichte der Optimismus-Pessimismus-Kontroverse bis zu Eduard von Hartmann und prüft die grundlegende These, nach der die Welt als Ganzes entweder gut oder schlecht sei. Dieser These entzieht er unumwunden die wissenschaftliche Legitimation durch den Hinweis, dass uns eine Denkmöglichkeit für das Universum fehlt, so dass wir auch keinen höchsten Zweck für dieses festlegen können. Alle Versuche diesbezüglich beruhen auf einer unzulässigen Übertragung einer an den Einzeldingen gewonnenen subjektiven Auffassung auf den Begriff des Universums. Wir kommen auf diesem Weg, so Windelband, nicht zu einem objektiv begründbaren, wissenschaftlich beweisbaren Standpunkt. Daran anschließend prüft Windelband, abseits der metaphysischen Grundthesen von Optimismus und Pessimismus, ob es wenigstens möglich ist, das Universum einem von Menschen gesetzten Gesamtzweck zu unterstellen, bspw. der Glückseligkeit. Mit Blick auf Eduard von Hartmanns Schriften lautet die Frage, ob wir unsere subjektive Zählung der Gefühle von Lust und Unlust in eine objektive Rechnung übertragen können. Auch diese Überlegung weist Windelband als fehlgeleitete Übertragung und unsinnige Argumentation zurück. Allein im ethischen Pessimismus Fichtes sieht er eine gewisse Berechtigung. Hier geht der Argumentations-
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weg anders: Da die Welt noch nicht den Grad der Sittlichkeit erreicht hat, den sie haben sollte, sind wir verpflichtet, unsere Schuldigkeit für die Erreichung dieses Zieles zu tun. Der sittliche Entschluss jedes einzelnen Individuums beruht auf der Verwerfung des gegenwärtigen Zustandes. In der Negation des Bestehenden sieht Windelband eine treibende Kraft im Menschenleben. Diese Art eines ethischen Pessimismus hat vor allem kritisches Potential. Erst die Hinzunahme der Entwicklungslehre Darwins berechtigt uns, so Windelband, einen ethischen Optimismus zu formulieren. Denn diese Lehre gibt Anlass dazu, über den Vergleich des Urmenschen mit dem heutigen Kulturmenschen, in der Entwicklung der Menschheit die Realisierung eines sittlichen Zwecks zu sehen. Windelband fügt jedoch hinzu, dass auch dieser Zweck in seiner Bindung an die Entwicklung der Formen organischen Lebens nicht mit einem Gesamtzweck der Entwicklung des Universums zu verwechseln ist. Nur im Blick auf Details und kleine Übergänge in den Natur-Kultur-Verhältnissen, bspw. in der Frage der inneren Charakterbildung (eventuell in der äußeren Beherrschung), lässt sich seiner Auffassung nach die Hypothese einer außerordentlich langsamen Umbildung zumindest nicht ausschließen. Die Positivierung unserer Vermutungen über einen allgemeinen Fortschritt in Natur und Kultur, ausgerichtet auf einen übergeordneten höchsten Zweck, sollten wir allerdings, wie Windelband abschließend deutlich macht, vorerst in suspenso halten und einer zukünftigen Geschichtsphilosophie anvertrauen. 21. Über Wesen und Wert der Tradition im Kulturleben (Vortrag [1908]). In seinem Vortrag im Wiener Verein der Freunde des humanistischen Gymnasiums äußert Windelband sich zu aktuellen Reformbestrebungen im Schulwesen. Allerdings verweigert er eine Antwort auf die weitergehende Frage, welche Folgen die Reform des Schulwesens in Deutschland – neben dem humanistischen Gymnasium werden auch die Realgymnasien und die Mittelschulen die Berechtigung zum akademischen Studium verleihen – für das Kulturleben haben. Stattdessen spricht er von den enormen didaktischen Herausforderungen, vor denen Hochschullehrer zukünftig stehen werden. Im Vortrag wendet er sich einer Analyse der Hintergründe für die Kulturbewegung seit den 1890er Jahren zu; er erkennt diese in einem voluntaristischen Zug der Zeit. Ein Symptom ist Julius Langbehns Buch Rembrandt als Erzieher (1890), das für eine neue Richtung des Lebens, die mit einem Bedürfnis nach Unmittelbarkeit des Lebens und Handelns im Gegensatz zum intellektualistischen Charakter der Institutionen einhergeht, steht. Hier artikuliert sich nach Windelbands Ansicht ein Bedürfnis, die Last der Tradition abzuwerfen. Die Renaissance liefert ein Vorbild
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für einen Kampf gegen die Tradition. Ein Blick in die Geschichte lehrt jedoch, wie Windelband unterstreicht, dass man von der Tradition nicht loskommt. Nietzsche gilt Windelband als herausragendes Beispiel für die Unentfliehbarkeit der Tradition. Nietzsche wäre nicht er selbst ohne den Hintergrund seines Studiums des klassischen Altertums. Und seine Gedanken finden Resonanz nur bei einem Publikum, das intellektuell und ästhetisch im Horizont des humanistischen Gymnasiums gebildet ist. Auf der Basis dieser Vorüberlegungen treibt Windelband seine Analyse voran. Als Grundgedanke der neuen Bildungsbewegung macht er die Behauptung aus, dass die tradierten Formen und Institutionen der Bildung erstarrt sind und neue Bildungswege gebraucht werden. Im Hintergrund steht seiner Auffassung nach die Sehnsucht nach einer neuen Weltanschauung. Allerdings möchte Windelband an dieser Stelle keine großen Versprechungen machen. Die Philosophie kann eine neue Weltanschauung entweder prinzipiell nicht mehr oder noch nicht wieder liefern, da sie selbst im Zwiespalt von naturwissenschaftlichem und historischem Denken steckt. Damit ist das Terrain markiert, denn offensichtlich hängt die Zukunftsfähigkeit der Bildung daran, wie sie mit diesem Zwiespalt klarkommt. In einem ersten Anlauf zu dieser großen Frage räumt Windelband mit einem Vorurteil auf. Meistens wird nämlich übersehen, dass sowohl das naturwissenschaftliche als auch das historischen Denken von Tradition abhängig sind. Auch die Naturwissenschaften sind, wie Windelband betont, das Ergebnis von einer durch Jahrtausende hindurchlaufenden Begriffsarbeit, mithin das Ergebnis historischer Arbeit. Dieser Befund wird auch vom Neukantianismus und Pragmatismus untermauert. Allerdings möchte Windelband sich hiermit nicht das Problem des historischen Relativismus einhandeln. Er möchte vielmehr zeigen, dass der Weg der Erkenntnis nicht durch die vermeintliche Unmittelbarkeit einer naturalistischen, traditionsfreien Erfassung der Wirklichkeit, sondern durch den historischen Prozess selbst geht, der Individuen und Kollektive erfasst. Aber auch einer simplen Traditionsverbundenheit erteilt Windelband eine Absage, insofern er Kulturalität und Prozessualität zusammendenkt. In seinen Worten heißt das, dass der Kulturmensch nicht mit dem Naturmenschen gegeben, sondern für den geschichtlichen Menschen aufgegeben und allein durch ihn realisiert wird. Hieran anknüpfend kommt Windelband auf das Erziehungssystem zu sprechen. Schon die einfachsten Techniken des Lesens, Schreibens usw., die im schulischen Unterricht vermittelt werden, sollten als eine Einführung in den großen intellektuellen Bildungsgang der Menschheit aufgefasst werden. Das gilt auch für komplexe Zusammenhänge, die in der Auseinan-
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dersetzung mit Geschichte gelehrt werden müssen, um eine Sensibilität für die Wertinhalte des Menschenlebens in ihrer historischen Entwicklung zu erwerben. Einen Kulturmenschen zeichnet aus, dass er sich nicht der Tradition unterwirft oder sich von ihr in radikaler Abkehr befreit, sondern dass er sich in die Tradition hineinarbeitet, sie verarbeitet und sich aus ihr herausarbeitet. Nur dieser Prozess hat den Anspruch darauf, wie Windelband deutlich macht, geistige Entwicklung genannt zu werden. Die Aufgabe des humanistischen Gymnasiums bleibt die Betrachtung des natürlichen und geschichtlichen Menschen unter dem Gesichtspunkt der Humanität. Herder scheint hier als Vorbild zu dienen. Auch für Windelband ist der vieldeutige Reichtum der menschlichen Sprache kein Mangel, sondern ein Vorzug, nämlich ein Ausweis der Lebendigkeit des Denkens. Aus dieser Prämisse leitet Windelband die Notwendigkeit eines Sprachunterrichts ab, in dem der Erkenntnistrieb durch das Einleben in die Sprachen und das Denken der antiken Kulturvölker erweckt wird. In dieser Verbindung von Sprach- und Geschichtsunterricht mit der Philosophie offenbart sich Windelband zufolge das welthistorische Recht der humanistischen Bildung, die Anleitung zum Erwerb und zur Verarbeitung von Tradition sowie zur Gewinnung eines eigenen Standpunktes ist. An diesem Punkt lenkt Windelband die Argumentation auf die Eingangsfrage nach der Zukunftsfähigkeit der Bildung zurück. Seiner Auffassung nach hat die Philosophie hierfür einen Beitrag zu leisten, denn sie allein kann sinnvoll danach fragen, was eine Kultureinheit im Sinne eines Ideals, d. h. einer potenziellen und funktionellen (jedoch keiner substanziellen) Einheit, sein kann. In einer teleologischen Betrachtungsweise erscheint jedes soziale und historische Individuum als Teilhaber einer Einheit, von der es nur einen begrenzten Umfang in bewusstem Besitz, anderes vielmehr halbbewusst und unbewusst hat. In dieser Perspektive erscheint auch jedes Individuum und jede soziale Schicht als auf das Ganze bezogen. Aus diesen Überlegungen folgt, dass die humanistische Bildungsweise einerseits ein lebendiger Bestandteil des Gesamtlebens in je begrenzter Teilhabe der sozialen Schichten ist, aber andererseits auch dem Ideal einer Kultureinheit entgegenkommt, an der alle Schichten idealiter teilhaben. In diesem Sinne kommt dem Bildungssystem die Aufgabe zu, die auseinanderdriftende naturwissenschaftliche und die historische Seite der Bildung in ein abgestuftes System von Verbindungen einzupassen. Windelband vermerkt explizit, dass diese Einpassung sowohl dem naturwissenschaftlichen Unterricht als auch der humanistischen Bildung Kompromisse abverlangen wird. Vor dem Verein der Freunde des humanistischen Gymnasiums macht er deutlich, dass auch die tradierte
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Vorstellung von Bildung sich den Forderungen der heutigen Welt stellen muss. Um zukunftsfähig zu bleiben, sollten Einseitigkeiten in der Bildung vermieden werden. Das sollte der Leitgedanke nicht nur für den Unterricht der Schüler, sondern auch für die Ausbildung zukünftiger Lehrer sein. 22. Bildungsschichten und Kultureinheit ([1908]). Das Thema dieser Abhandlung ist im Titel explizit gemacht. Es geht um die Frage, wie wir angesichts des Auseinanderdriftens der Sozial- und Bildungsschichten noch von einer Kultureinheit sprechen können. Die Argumentation eröffnet Windelband mit einem Hinweis auf den Standpunkt Platons und der idealen Polis. Von diesem Standpunkt aus gesehen erscheint die moderne Kultur, auf der Ebene der einzelnen Völker, in einem Zustand der Zersplitterung von Wissen, Interessen, technischen Fertigkeiten, Künsten und Wissenschaften in Bezug auf die sozialen Schichten. Hier scheint eine Entwicklung immer weiterer Fragmentierung unaufhaltsam zu sein. Auch scheint das Interesse der Einzelnen, über ihren Interessenkreis am geistigen Gesamtleben teilnehmen zu wollen, verloren zu sein. Können wir, so fragt Windelband, angesichts dieser Symptomatik noch von einer Einheit der Kultur sprechen? Um diese Frage zu verhandeln, will er sich nicht auf Phantasmen, wie bspw. einen „Volksgeist“, beziehen. Wir sollten uns vielmehr der Tatsache stellen, dass eine einheitliche Zusammenfassung des gesamten Kulturgehaltes in einem Bewusstsein und damit eine Einheit der Bildung in allen Individuen nicht mehr möglich ist. Für das durchschnittliche Bildungsleben gilt nämlich die Tatsache einer Zerstückelung der Gesamtkultur in die einzelnen Bildungsschichten. Vielleicht bilden große Individuen, wie Windelband überlegt, eine Ausnahme, insofern sie eine eigenartige Zusammenfassung des Wertvollsten einer Kultur repräsentieren, wie bspw. Goethe. Aber ein vollständiges Inventar derselben können auch sie nicht aufbieten. Wir müssen daher mit dem Auseinandergehen unseres geistigen Gesamtlebens rechnen und wir dürfen die Einheit unserer Kultur nicht in einer Zusammenfassung des Wertvollsten suchen. Was bleibt, das ist der Blick auf den lebendigen Zusammenhang der Schichten und jeweiligen Denkformen. Dieses Denken in Zusammenhängen, die wir gestalten müssen, tritt bei Windelband an die Stelle eines Einheitsdenkens (Tradition, Natur). Für das Bildungssystem zieht er aus diesen Überlegungen die Konsequenz, dass die humanistische und die realistische Schulbildung komplementär gedacht werden müssen. An die Stelle einer umfassenden und allgemeinen Bildung tritt das Modell eines Zusammendenkens der verschiedenen Tendenzen. Aber Windelband erkennt noch eine weitere Verschiebung im Kulturleben, die sich ebenfalls im Bildungssystem ausprägen muss. Was
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auf dem Gebiet des Wissens verloren gegangen ist als Ideal einer Kultureinheit, kann auf dem Gebiet des Wertens rekonstruiert werden. Wo früher die Religion eine Einheit des Überzeugungslebens garantiert, wie Windelband diesen Sachverhalt in geschickter Weise benennt, bleibt uns in der Moderne nur der Blick auf die sittlichen Wertinhalte unseres Volkswesens als ein Band kultureller Einigung. In diesem Zusammenhang bleibt Windelband zufolge vor allem die ästhetische Form des Wertlebens als letzte Form übrig. Musik und Poesie können in effektiver Weise der Bildung eines kulturellen Bandes dienen, denn in den Schätzen unserer Literatur besitzen wir, wie Windelband betont, weiterhin einen intimen Zusammenhang mit dem traditionellen Grundwesen unserer Kultur. Doch auch hier sind Grenzen gesetzt, denn die Literatur kann nicht das volle Kulturbewusstsein ihrer Zeit zur Darstellung bringen. Ein einheitliches Kulturbewusstsein kann von uns nur noch idealiter als Zielperspektive unseres Denkens und Handelns aufgestellt werden. 23. Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus ([1910]). Die Abhandlung Windelbands zur Kulturphilosophie, zuerst in der Zeitschrift Logos erschienen, gehört sicherlich zu den wirkungsmächtigsten Texten aus dem Umkreis der Präludien. Es geht hier um die Zukunftsfähigkeit der Philosophie. Zu Beginn seiner Erörterung macht Windelband unmissverständlich deutlich, dass es nicht die Aufgabe der Philosophen sein kann, Werte zu schaffen, und nicht das Profil der Kulturphilosophie, ein bestimmtes Verständnis von Kultur aufzugeben. Kulturphilosophie im Sinne Windelbands ist auf das Verständnis der geschichtlich vorgefundenen Kultur beschränkt. Sie nimmt die Ergebnisse der psychologischen, soziologischen und historischen Untersuchungen als Material, um die Grundstruktur aufzudecken, die alle kulturellen Tätigkeiten im überempirischen Wesen der Vernunft verankern. Doch im operativen Geschäft bleibt der Gegensatz des Gegebenen und Aufgebenen, im Sinne des Realen und Idealen, für die Verfahrensweisen der Kulturphilosophie bestimmend. Statt nun die Haupttypen der Kulturphilosophie zu skizzieren, unternimmt Windelband den Versuch, die Grundzüge einer Kulturphilosophie als Philosophie der Zukunft freizulegen. Zentral ist hierfür das Verhältnis der Philosophie zu den Wissenschaften. Windelband verweist die Philosophie auf die psychologischen, soziologischen und historischen Forschungen, hinter deren explikatorischen Leistungen die Philosophie nach der Geltung des Wissens fragt. Die Rechtsfrage, das hat schon Kant herausgearbeitet, kann nur im Sinne des transzendentalen Idealismus verhandeln werden, insofern das kritische Verfahren in einem über Kant hinausgehenden Zugriff auf alle Kul-
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turgebiete deren interne Rationalität freizulegen sucht. Die Erweiterung der Kantischen Perspektive geht mit dem Fortschritt in der Analyse vom natürlichen zum geschichtlichen Menschen einher, für den das 19. Jahrhundert bei Hegel und in seiner Nachfolge verantwortlich zeichnet. Dabei bleibt Kants Entdeckung des synthetischen Bewusstseins, d. h. die Einsicht, dass in allem, was uns gegeben erscheint, schon unsere Vernunftarbeit steckt, nach Windelband unberührt. An Kant schließt Windelband zwei systematische Überlegungen an. Zum einen darf die Kantische Rede vom Bewusstsein überhaupt weder psychologisch noch metaphysisch missverstanden werden, denn es geht nur um die sachlichen Voraussetzungen allgemeingültiger Urteile. Zum anderen muss das Bewusstsein überhaupt in seiner transzendentalen Verfasstheit in ein Verhältnis zur menschlichen Begrenztheit der jeweiligen Vernunfttätigkeit gesetzt werden. Für diesen zweiten Punkt finden wir, wie Windelband unterstreicht, bei Kant keine Unterstützung. Auch wenn es für eine Kant-Philologie nicht klar ist, ob Kant die mathematischen Wahrheiten auf eine anthropologische Basis stellen wollte, ist es Windelband vollkommen einsichtig, dass die Grundsätze der Vernunft erst durch ihre Anwendung und zugleich Einschränkung auf die dem Menschen anschaulich in Raum und Zeit gegebene Mannigfaltigkeit in die systematische Struktur von Wissenschaft eingefasst werden, also durch menschliche Tätigkeit Teil der theoretischen Kultur werden. Auch in der praktischen Philosophie ist es vergleichsweise so, dass wir die Struktur der großen Kulturgebilde, Sittlichkeit und Recht, nur durch das Hereinragen der übergreifenden allgemeinen Vernunftwelt in das menschliche Vernunftleben verstehen. Die Freilegung der anthropologischen Rahmenbedingung für die Genese von Wissen und Wissenschaft ist für Windelband aber nur ein Zwischenschritt. In methodischer Hinsicht verfolgt er den Plan, nach der Aufdeckung der allgemeingültigen Voraussetzungen der Vernunfttätigkeit als Grundlage von Kultur das, was spezifisch menschlich ist, von dem zu trennen, was in übergreifenden Vernunftnotwendigkeiten begründet ist. Letzteres allein wäre das absolute Apriori im Sinne Hermann Lotzes (ontos on), das durch Eintritt in das empirische Bewusstsein zwar eine bestimmte Färbung und Einschränkung erhält, aber nicht seinen Geltungsgrund. Diesen Zusammenhang erläutert Windelband am Beispiel der Logik, bevor er die Argumentation auf die Ethik und Ästhetik überträgt. Während Kant also den Kritizismus in seiner Zeit an den theoretischen Wissenschaften ausgerichtet hat, muss sich die Perspektive für eine Kulturphilosophie auf die Vernunfttätigkeit im Horizont logischen, ethischen und ästhetischen Verhaltens des Kulturmenschen erweitern. Mit
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Kant über ihn hinausdenken, bedeutet für Windelband, dass die Einsicht in die schöpferische Synthesis der Denkformen als Akt der Selbsterkenntnis des modernen Kulturmenschen gelesen wird. Kant hat diese Konsequenz nicht gezogen, aber nahegelegt. In pathetischen Worten feiert Windelband den Königsberger Weisen, in dessen Schriften Licht auf die innerste Werkstätte des Philosophierens geworfen wird. Kant hat nicht als Professor Kant die Denktradition verwaltet, wie Windelband hinzufügt, sondern hat das Selbstbewusstsein der schöpferischen Synthesis im menschlichen Denken erfasst, den Umfang des menschlichen Kulturlebens ausgeleuchtet – und ist so zum Quell der modernen Weltanschauung des Geistes geworden. Vor dem Hintergrund dieser Erwägungen formuliert Windelband ein kulturpolitisches Programm. Angesichts der Tatsache, dass heute Kultur den Planeten erfasst hat und die Transformation von Natur- in Kulturverhältnisse annähernd abgeschlossen ist, kommt es auf eine Sicherung der Resultate an. Ein verschwommener Kosmopolitismus kann nach Windelbands Ansicht nicht die Antwort auf die Herausforderungen der Zeit sein. Vielmehr muss es um eine deutliche Differenzierung der Kulturformen gehen, die bereits intern in Bildungs-, Berufs-, und Sozialschichten zerfallen. Zwar kann aus diesen Fragmenten keine Totalität zusammenbuchstabiert werden, aber die individuellen Lebenstätigkeiten können durchaus noch in ihrem Wert für die Ermöglichung eines Zusammenschlusses zu einem Kulturbewusstsein erfasst werden. Insofern individuelle Lebenstätigkeiten am Selbstbewusstsein der Vernunft, die sich in allen Kulturtätigkeiten in der Orientierung auf ein Gemeinsames artikuliert, partizipieren, liegt hier die Chance, die Grundzüge einer Kultureinheit im Zusammenspiel der Kräfte zu erkennen. Die Aufgabe der Kulturphilosophie ist es, wie Windelband betont, immer wieder in kritischer Absicht darauf hinzuweisen, dass Kulturwerte nicht durch individuelle Lebenstätigkeit erzeugt, sondern im gesellschaftlichen Prozess wirksam werden. Konkrete Individuen sind, in Windelbands Worten gesagt, Wohnstätte und Träger übergreifender und deshalb sachlich im Wesen der Dinge selbst begründeter Vernunftfunktionen. Kulturphilosophie hat das Teilhaben der Individuen und Gesellschaften an einer überzeitlichen Welt der Vernunftwerte zum Thema. Sie ermöglicht es daher, den Kulturprozess in einen teleologischen Rahmen einzuspannen und als Idealisierungsprogramm kenntlich zu machen. 24. Das Heilige (Skizze zur Religionsphilosophie [1902]). Von Windelbands Gedanken zur Religionsphilosophie sind nur wenige Dokumente überliefert. Die Studie über das Heilige ist an prominenter Stelle in den Präludien publiziert und in der Forschung bekannt. Windelband stellt hier
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die Frage, welche Stellung die Religion in dem zweckvollen Zusammenhang der Funktionen des vernünftigen Bewusstseins hat. Gegenstand der Untersuchung ist die wirkliche Religion, die in einer Gesamtheit der psychischen Funktionen, vom Vorstellen über das Erkennen bis zum Wissen, aber auch im Fühlen, in der Weise eines Ergriffen- und Hingegebensein wie auch im Wollen und Vollbringen präsent ist. Die wirkliche Religion überschreitet den Kreis des Individuums und manifestiert sich in der Gemeinde. Sie ist eine soziale Erscheinung, aber auch überempirisch, insofern sie auf das metaphysische Leben ausgerichtet ist. Neben Wissenschaft, Moral, Recht, Geschichte und Kunst tritt die Religion als eine weitere Kulturmacht bei Windelband auf den Plan. Sie hat einen eigenen Zweck, ein Ideal, eine Norm, nämlich das Heilige. Als ebenfalls logischer, ethischer und ästhetischer Aspekt der Wirklichkeit überschreitet Religion die Grenzen zu anderen Kulturmächten, in deren Zuständigkeitsbereiche sie hineinragt: Das Heilige gibt etwas zu erkennen, prägt die Lebensführung und bestimmt unser Erleben. Weil Religion einen überweltlichen Inhalt verlangt, kommt ihr unter den Kulturmächten ein besonderer Status zu. Diesen besonderen Status möchte Windelband aufhellen. Entscheidend ist hierfür die Einsicht, dass es neben dem logischen, ethischen und ästhetischen Verhalten zur Welt keine vierte Grundfunktion gibt, die der Kulturmacht Religion zugesprochen werden kann. Religion kann damit nur ein gemeinsames Moment der drei Grundfunktionen, eine bestimmte Färbung derselben meinen. Darüber hinaus spricht Windelband der Religion die systematische Rolle zu, die Antinomien des Bewusstseins, den Widerstreit zwischen Normen und Naturgesetzen, zwischen Sollen und Müssen zu verhandeln. So ist die Stimme des Gewissens der Ort im menschlichen Gemüt, wo sich der unaufhebbare Widerstreit der genannten Ordnungen artikuliert. Die wirkliche Religion – mitsamt ihren Ritualen und lebenspraktischen Anleitungen – nimmt die Tatsache in praktischer Absicht ernst, die von der kritischen Philosophie lediglich als theoretisches Problem behandelt wird: die antinomische Koexistenz der Norm und des Normwidrigen, die sich in den empirischen Verhältnissen menschlicher Vernunfttätigkeit zeigt. Die Religion gibt diesem Widerspruch die Formel vom Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Windelband geht nun nicht in die Richtung einer moraltheologischen Erörterung weiter, sondern bleibt im Feld empirisch-metaphysischer Analyse. Zwar sind alle psychologischen, sozialen und historischen Abweichungen von Normen seiner Ansicht nach Teil der empirischen Realität unseres Normalbewusstseins, aber dieses ist zugleich metaphysisch in dem Sinne, dass sich in ihm auch die Besinnung
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auf absolute Werte und Normen artikuliert. So gesehen ist für Windelband das Heilige im Bereich unseres Normalbewusstseins angesiedelt als ein Normalbewusstsein des Wahren, Guten und Schönen, erlebt jedoch als eine transzendente Wirklichkeit. Auf diese grundsätzlichen Überlegungen folgt eine Einzelanalyse der Facetten transzendenten Fühlens, Vorstellens und Wollens. Windelband nimmt das Normwidrige als das Falsche, Böse, Häßliche, insgesamt als das Dysteleologische in den Blick. Er analysiert die Funktion von Gebet und Opfer und liefert im Ansatz eine Theorie der Sozialität symbolischer Handlungen. Neben der Wirklichkeit von Religion in institutionellen Formen kommt er abschließend auch auf die individuellen Formen von Religiosität zu sprechen, denen er allerdings nur eine sekundäre Wirksamkeit vor dem Hintergrund sozialer, geschichtlicher und institutionell gebundener Überlieferung zuspricht. 25 [10]. Sub specie aeternitatis (Eine Meditation [1893]). Eine Sonderstellung unter den Abhandlungen, die Windelband zu den Präludien vereint hat, nimmt die „Meditation“ aus dem Jahr 1893 ein. Auf dreizehn Seiten denkt Windelband, die Ich-Form wählend, über die Gegensätze nach, die das menschliche Leben konturieren. Von den allgemeinen Gegensätzen von Leben und Tod, Ewigkeit und Zeit ausgehend kommt er auf das persönliche Erleben von Zeit im Modus der Dauer, des scheinbar sinnlosen Verstreichens der Zeit, zu sprechen. In eindringlicher, gleichsam poetischer Rede beschreibt er den dämonischen Charakter der leeren Zeit und des leeren Raumes, die ihm immer rätselhaft geblieben sind. Dem für das Denken Unbegreiflichen wohnt seiner Ansicht nach ein Moment des Unheimlichen inne. Der Verlust der Maßstäbe im Bereich der Leere und der Endlosigkeit nimmt uns die Hoffnung, dass unser individuelles Leben wie auch unsere Kulturgüter in Erinnerung bleiben, unsere Lebenszeit überdauern werden. Wenn der Zeitenlauf schon mit Sonnen schonungslos umgeht, so Windelband, dann wird er auch vor Pyramiden nicht haltmachen. Der christliche Glaube hält hierfür die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Individualseele bereit, um uns vor Resignation zu schützen. Windelband vermag der Tragfähigkeit dieses Glaubensartikels nicht zu trauen, es fehlt uns bekanntlich ein Beweis für die Gewissheit. Anschließend denkt Windelband darüber nach, ob der Glaube an die Unsterblichkeit unserer Individualseele mit dem Gedanken an die endlose Dauer unserer Existenz gleichzusetzen ist – und sieht hier keinen echten Gewinn. Andererseits könnte die angestrebte Ewigkeit, statt in der endlosen Verlängerung der Zeit, in ihrer augenblicklichen Vernichtung liegen. Wenn wir in diese Richtung denken, kommen wir aber zu der verstörenden Einsicht, dass die Ewigkeit der Zeit in ihrer in-
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haltslosen Leere liegt. Angesichts dieses Zwiespalts fragt Windelband nach dem Sinn unseres Strebens über die Realität hinaus und unsere Fähigkeit, den Status des Idealen zu begreifen. Auch hier ist die Antwort nicht leicht, denn insofern wir Ideale als bloße Produkte unserer Seelentätigkeit auffassen, unterscheiden diese sich kaum von Wünschen. Wünschen aber kann man sich individuell gesehen viel. Daraus folgert Windelband, dass wir auf dem Weg psychologischer Analyse keine allgemeinen Pflichten begründen können. Folgerichtig nimmt er einen neuen Anlauf und versucht, auf dem Weg kulturhistorischer Betrachtung aus dem Realen ins Ideale hinaufzusteigen. Aber auch dieser Weg entpuppt sich als Irrweg, weil unser Blick weiterhin in Wirrnissen und Widersprüchlichkeiten stecken bleibt. Als weiterer Ausweg bietet sich Windelband die Option an, alle Zeitanschauung aus der Welterkenntnis auszuscheiden. Dann bleibt die erhabene Vorstellung von einem ewigen, in sich ruhenden Etwas, aber in ihr verschwindet gleichsam mit den Inhalten auch die Welt. Das Ergebnis ist, wie Windelband bekennt, ernüchternd. Ausgerechnet die Welt, in der unsere Ideale und Normen gesichert sind, entzieht sich unserer Erkenntnis. Weil in ihr nichts geschieht und sich nichts verändert, ist sie nichts für das erzählende Ich dieser Meditation. In seinem Mittelteil bringt der Text ein doppeltes Schaudern zum Ausdruck, zum einen vor einem Bild der Welt, in deren rollender Flut nichts besteht, zum anderen vor einem Bild der Welt, in der nichts geschieht, nichts getan wird, nichts verändert werden kann. Vor diesem zweiten Bild regt sich bei Windelband ein größeres Schaudern, hier sträubt sich sein Wille, der das Leben will und auf Veränderung aus ist. Trotz dieser Differenzen in Nuancen bleibt im Ergebnis stehen, dass eine Welterkenntnis sub specie aeternitatis uns Menschen verschlossen bleibt. Wir können uns im Denken von der Zeit nicht losmachen. Windelband kennt jedoch einen letzten Ausweg, der nicht vor der Zeitgebundenheit des Denkens flieht (und damit das Relativismus-Problem leugnet), aber es auch nicht als Schlussstein des Denkens nimmt. Ein anderer Anfang im Denken hat diese Gestalt: Zwar weiß ich, dass alles, was ich erkennen kann, entstanden ist und vergehen wird. Zugleich weiß ich auch um Zwecke, die absolut gelten. Damit sind Ideale und Normen gemeint, die sein sollen, auch wenn die Wirklichkeit in ihrem zeitlichen Verlauf sie nicht erfüllt. Daraus folgt die Einsicht, dass ewig-zeitlos für mein Denken und Verstehen nur das ist, was gilt, ohne sein zu müssen: das ideale und wahre Sein, von dem Lotze spricht. Auch wenn mein Wissen auf das beschränkt ist, was ist, habe ich doch ein Bewusstsein von dem, was sein soll. Das ist der Sinn der doppelten Rede von Wissen und Gewissen. Das Ewige will erlebt sein
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und ist, wie Windelband betont, für uns erlebbar. Wenn ich mich auf das besinne, was sein soll, wenn ich einen zeitlos gültigen Zweck mir zu eigen mache, dann erhebe ich mich über die Welt, die bloßer Gegenstand meiner Erkenntnis ist. Inmitten der Getriebe der Zeitwellen, wie Windelband sich metaphorisch ausdrückt, wird in meinem Bewusstsein das Ewige geboren: Ich entdecke meine wahre und vollkommene, meine einzige Seligkeit. Auf die Sphäre gesellschaftlichen Lebens übertragen meint dieser Vorgang, dass mitten im Fluss des Lebens ein überindividuelles Moment, eine Gestalt des Wertbewusstseins durchbricht. Die Meditation endet hier mit einem Bekenntnis Windelbands zu einer Sphäre ewiger Wahrheiten und Werte, das für ihn keinen abstrakten Charakter hat, sondern in der Ichform dieser Erzählung als ein Erlebnisbericht vorgeführt wird. Obwohl die Figuren und Metaphern in diesem Text überwiegend der religiösen Sphäre entstammen, bleibt Windelband doch vor deren Schwelle stehen. Die letzten Zeilen des Textes verraten, wie er sich die Verwandlung des Zeitlichen in das Zeitlose, des Seienden in das Seinsollende, das Erleben der Wirksamkeit einer höchsten Norm vorstellt. In einem ersten Schritt treten wir aus dem Gewirr der Meinungen in die ruhige Klarheit der Wissenschaft. Um aber aus den problemorientierten Wissenschaften heraustreten zu können, um selige Ruhe zu erfahren, wenden wir uns in einem zweiten Schritt der Kunst zu. Für religiös unmusikalische Menschen wie Windelband ist die Kunst die menschliche Sphäre sub specie aeternitatis.
1897 Kuno Fischer und sein Kant. Festschrift der „Kantstudien“. Obwohl Windelband mit der Titelwahl dieser Festschrift zum fünfzigsten Doktorjubiläum Kuno Fischers die Erinnerung an eine Debatte aufruft, die knapp dreißig Jahre zuvor von Friedrich Adolf Trendelenburg mit seiner Schrift Kuno Fischer und sein Kant – eine Entgegnung (1869) und Kuno Fischers Anti-Trendelenburg (1870) ihren Höhepunkt erreicht hat, wird dieser Zusammenhang selbst nicht einmal erwähnt. Dabei könnte die Grenzmarke zwischen dem Marburger und dem Südwestdeutschen Neukantianismus doch gerade ihre Wurzeln in dem Auseinandertreten eines IdealRealismus (Trendelenburg, Cohen) und eines transzendentalen Idealismus (Fischer) sein. Tatsächlich ist Windelbands Festschrift ein Porträt des philosophierenden Historikers und begeisternden Hochschullehrers Fischer, dessen Verdienst für die philosophiehistorische Forschung herausgestellt wird. Fischer führt, so formuliert es Windelband, die Darstellung der Ge-
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schichte der Philosophie als lebendiges Philosophieren vor. Als Hegelianer lässt Fischer jedem System der Philosophie als einem notwendigen Moment der Wahrheit historische Gerechtigkeit zukommen. Sein Meisterwerk ist die Darstellung der Kantischen Philosophie (1897 ist der Band über Hegel noch nicht erschienen) als Teil seiner Geschichte der neuern Philosophie in acht Bänden. Nach Windelbands Ansicht stellt Fischer mit diesem Werk die Möglichkeiten einer geschichtlichen Darstellung der Philosophie – die Einheit von Persönlichkeit, Werk und Kontext bzw. Wirkung – heraus und treibt die Kant-Forschung voran, indem er die einseitige Betonung der theoretischen Philosophie verwirft und die Einheit der Philosophie Kants wiederfindet. Damit ist von der Stoßrichtung der Fischer-TrendelenburgDebatte, in der es um die Ausrichtung der erkenntnistheoretischen Forschung mitsamt ihren wissenschaftstheoretischen Implikationen ging, bei Windelband unmittelbar nichts mehr zu lesen. Stattdessen zeigt sich mittelbar, dass die Forderung nach einem transzendentalen Idealismus Windelband zu der These führt, dass die Wirklichkeit der Werte der bloßen Tatsächlichkeit des Geschehens entgegensteht und als wahre Wirklichkeit Geltung im Denken und Handeln beanspruchen kann.
1884 Ueber den teleologischen Kriticismus. Zur Abwehr. Die Kritik am Empirismus in den Präludien hat Reaktionen provoziert. Hierzu gehört die Kritik von Ernst Laas (Über teleologischen Kritizismus. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie). Hier auftretende Missverständnisse nötigen Windelband zu einer Gegendarstellung. Das erste Missverständnis handelt von der angeblichen Nähe zu den wunderlichsten Einfällen teleologischer Welterklärung. Um diesen Einwand auszuräumen, trennt Windelband zwischen dogmatischer (vorkantischer) und kritisch-transzendentaler Teleologie. Seine Philosophie will nicht die Wirklichkeit erklären, enthält also auch keine teleologische Erklärung derselben. Es geht ihm nicht um Dinge und ihre Entstehung, sondern um Normen und ihre Geltung. Das tiefere Missverständnis schließt sich hieran an. Laas behauptet, dass Windelband der kritisch-teleologischen Methode die Aufgabe gestellt habe, für die Normen, um deren Geltungsproblematik es in der Philosophie geht, in ihrer Angemessenheit für die Erfüllung bestimmter Interessen und Wünsche eine Begründung zu suchen. Das wäre das Programm der Normenbegründung durch den Wunsch nach Wahrheit. Auch bei diesem Missverständnis insistiert Windelband vehement. Seiner Auffas-
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sung nach begründen sich Normen durch sich selbst. Die teleologische Betrachtung dient nur dazu, das empirische Bewusstsein bis an den Punkt heranzuführen, wo in ihm die Vorstellung der Unableitbarkeit der Normen aufscheint. Die subjektive Evidenz der Normgeltung im Bewusstsein soll dann auf die Bedingungen der Allgemeingültigkeit hingelenkt werden. Normgeltung ist an ein Bewusstsein der Normalität angebunden. Die kritischteleologische Methode sucht die Geltung der Normen auf und macht ihre Evidenz im Normalbewusstsein sichtbar. Diese Aufgabe vergleicht Windelband mit der Zielsetzung der transzendentalen Deduktion der Denkformen bei Kant. Bei ihm soll die teleologische Besinnung die Überzeugung der absoluten Geltung der Normen hervorrufen und festigen. Ein systematisch ernstzunehmender Unterschied beider Konzeptionen liegt in der Kant-Auslegung begründet. Laas ist dafür, die logischen Fundamentalsätze als analytische Urteile zu verstehen, wie auch Kant das gemacht hat. Windelband tritt hingegen dafür ein, diese logischen Fundamentalsätze für synthetische Urteile zu nehmen, auch wenn Kant das nicht so gehalten hat. Windelband begründet diesen Schritt damit, dass Kant das Verhältnis von formaler und transzendentaler Logik nicht geklärt hat und viele seiner Nachfolger dieses ungelöste Problem mit sich herumtragen. Windelband geht es nicht nur um die Logizität eines Urteils, sondern auch um dessen Wirksamkeit. Von seinem voluntaristischen Gesichtspunkt aus kann ein logisches Urteil, wenn es lediglich mit einer reinen Anschauung verknüpft ist, nicht die Gründe seiner Wirksamkeit enthalten. In diesem Zusammenhang weist Windelband den nächsten Kritikpunkt von Laas zurück, dass er Apriorität mit psychologischer Priorität verwechselt habe. Zwar bleibt Windelband bei seiner wiederholt geäußerten Ansicht, dass die ewigen Wahrheiten erst allmählich in der menschlichen Gattung wie im Individuum zu Bewusstsein kommen, aber er besteht auch darauf, dass er durchgehend davor gewarnt habe, den psychogenetischen Prozess der Bewusstwerdung der Normen mit der philosophischen Frage nach ihrer normativen Geltung zusammenzuwerfen. Der Grundgedanke seiner Philosophie, dass die Frage nach der Genesis und Geltung von Normen nicht einseitig, in welche Richtung auch immer, in eine Fragestellung zurückgeführt werden kann, ist von Laas keineswegs wiederlegt worden. Abschließend wehrt Windelband sich gegen den hinter allen Kritikpunkten Laas’ aufscheinenden Vorwurf, dass er einen relativistischen Gesichtspunkt propagieren würde. Kritik und Gegenkritik machen einen bedeutsamen Sachverhalt klar. Der RelativismusVerdacht ist in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine schwere Waffe. Windelband hat sich entschieden, die Relativismus-Problematik an
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der Grenze von Logik und Psychologie sowie in seinen historischen Forschungen aufzunehmen, um die volle Wucht dieser Gefahr für die Wissenschaften und die Gesellschaft als Hebel für seine objektive Wertlehre zu mobilisieren. Unter seinen Zeitgenossen, insbesondere Neukantianern und Positivisten, für die ein solches Reich objektiver, ewiger Werte unsinnig ist, wird Windelband unter Abzug dieser Lehre zu einem Vertreter des wissenschaftlichen und kulturellen Relativismus.
1888 Geschichte der alten Philosophie. Handbuch der klassischen AltertumsWissenschaft. Windelbands Darstellung der Geschichte der alten Philosophie, die 1888 im Handbuch der Altertumswissenschaft in systematischer Darstellung neben einer von einem anderen Autor verfassten Geschichte der antiken Naturwissenschaften erscheint, muss als ein Versuch gelten, Philosophiegeschichte als ein systematisches Projekt zu konzipieren. Hier zeigt sich das erste Mal Windelbands Anspruch, Geschichte als Bildungsmittel für das Verständnis der Gegenwart zu begreifen. Ein Oszillieren zwischen Historisierung und Aktualisierung des Gegenstandes – Begriffe, Probleme, Denkrichtungen, Methoden, Systeme – kennzeichnet die Darstellung. Dabei ist der Zugriff auf die Philosophie der Antike durchweg eklektisch, d. h. an den vorliegenden Gesamtdarstellungen von Eduard Zeller und Friedrich Ueberweg orientiert. Die Darstellung ist gerahmt durch eine Beschreibung des geographischen, sozialen, politischen und religiösen Kontextes, in dem der Beginn der abendländischen Wissenschaft in Griechenland möglich wurde. Von diesen Vorbedingungen des Philosophierens geht Windelband zu den internen systematischen und historischen Bedingungen voran und beschreibt auf ungefähr zweihundert Seiten den Gang der Philosophie von Thales, Heraklit, Parmenides, Empedokles und anderen bis zur sogenannten griechischen Aufklärung bei den Sophisten und Sokrates. Anschließend geht er auf die Debatte zwischen Materialismus (Demokrit) und Idealismus (Platon) ein und analysiert das Werk des Aristoteles als Höhepunkt dieser Epoche. Den Abschluss seiner Darstellung bildet eine Skizze der hellenistisch-römischen Philosophie – von den Peripatetikern, Stoikern und Epikureern über die Skeptik und Patristik bis zum Neuplatonismus. Das Schlusswort erhält Augustinus, in dessen Werk Windelband eine Vereinigung der Denkströmungen der Spätantike und einen Quell der Zukunft sieht. Hinter diesem oberflächlich-deskriptiven Befund tritt Windelbands
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Verständnis von Philosophie und Geschichte deutlich hervor: Philosophie ist eine Wissenschaft, an deren Geschichte sich der Ursprung der abendländischen Wissenschaft ablesen lässt. Die Rückbesinnung auf das antike Denken hat daher einen hohen pädagogischen Wert. Jedoch dürfen Antike und Moderne nicht so enggeführt werden, dass die eigentümlichen Momente einer anderen Epoche verloren gehen. So ist das Verständnis von und das Interesse an Wissenschaft im Griechentum, im Hellenismus und in der römischen Welt grundverschieden von den Bedingungen des modernen Kulturlebens, wie insgesamt die Antike durch Einfachheit und die Moderne durch Komplexion charakterisiert sind. Windelbands Analyse der Vorbedingungen der Philosophie im griechischen Geistesleben lässt erkennen, in welchem Umfang die Philosophiegeschichtsschreibung um 1900 bereit ist, die Philosophie als eine Wissenschaft unter anderen und als eine Kulturtätigkeit unter anderen theoretischen und praktischen Tätigkeiten zu verstehen. In diesem Rahmen bewegt sich die Darstellung an einzelnen Personen und Schulbildungen, am Dreischritt vom Anfang in der Naturphilosophie, von der Entdeckung der wissenschaftlichen Reflexion bei den Sophisten, bei Platon und Aristoteles (Aufklärung) und dem Untergang (innere Zersetzung und äußerer Zerfall). Das Zentrum der Darstellung bildet der fünfte Abschnitt (§§ 31–37), der anhand der Lehren von Demokrit und Platon den Widerstreit von Materialismus und Idealismus ausbreitet. Hier erkennt Windelband eine Konstellation, mit deren Hilfe er die Extreme des wissenschaftlichen Weltbildes der Antike zur Darstellung bringen kann, an dem die antike Kultur auf ihre geistige Höhe kommt und zugleich ihren Untergang erlebt. Aber über das historische Interesse hinaus fixiert sich in Materialismus und Idealismus ein Gegensatz philosophischer Weltbetrachtung, der bis auf den heutigen Tag unausgeglichen besteht, wie Windelband abschließend vermerkt.
1889 Geschichte der Philosophie. Seit 3. Aufl. u. d. T.: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. Im unter dem späteren Titel Lehrbuch der Geschichte der Philosophie (1903) bekannt gewordenen Standardwerk wird die Antike kondensiert dargestellt. Äußerlich betrachtet weicht Windelband auch hier vom Zeller’schen Dreischritt der Epochendarstellung nicht ab, wenn er innerhalb der Zweiteilung einer Philosophie der Griechen und einer hellenistisch-römischen Philosophie erstere in eine kosmologische, anthropologische und systema-
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tische Periode unterteilt. In der ersten Periode werden die Grundbegriffe des philosophischen Denkens geschmiedet, in der zweiten die Hauptprobleme herausgearbeitet und in der dritten Periode konkurrierende Systemlösungen entwickelt. Die Gesamtdarstellung läuft – mit dem Problem der bloßen Übergangsphasen der Spätantike und des Mittelalters – darauf hinaus, die Neuzeit als komplexere Wiederholung des Dreischritts von kosmologischer (Renaissance), anthropologischer (Aufklärung) und systematischer (Deutsche Philosophie) Periodisierung vorzustellen. Windelband entwickelt in seinem Lehrbuch in systematischer Absicht einen problemgeschichtlichen Ansatz der Philosophiegeschichtsschreibung. Grundsätzlich geht er von einer Unterscheidung von Wissenschaftsgeschichte und Philosophiegeschichte aus. Nur Letztere hat es mit dem Denken zu tun. Windelband fragt nach dem einheitlichen Zusammenhang einer solchen Denkgeschichte. Dieser Zusammenhang kann seiner Auffassung nach nicht in den Gegenständen liegen, mit denen sich Philosophen beschäftigen, noch in ihren jeweiligen Aufgabenstellungen, denn diese sind bedingt durch äußere Faktoren. Der Zusammenhang kann nur in den Ergebnissen philosophischer Arbeit zu finden sein. Damit ist in den Worten Windelbands die Niederlegung der Weltauffassung und Lebensbeurteilung in wissenschaftlichen Begriffen gemeint. Einzelbewegungen des Denkens akkumulieren sich in der geschichtlichen Bewegung allmählich zu Begriffen. Windelband behauptet nun, dass die Probleme der Philosophie der Hauptsache nach gegeben sind. Diese Behauptung wird dadurch abgesichert, dass im historischen Verlauf des philosophischen Denkens über die Epochen hinweg die uralten Rätsel des Daseins immer wiederkehren und immer wieder von neuem unter variablen Kontextbedingungen eine nie abzuschließende Behandlung verlangen. Weil das so ist, kehren die Hauptprobleme in der Geschichte der Philosophie und mit ihnen die Hauptrichtungen ihrer Lösung immer wieder. Darin zeigt sich eine doppelte Logik, nämlich einerseits die von Kant beschriebene innere Logik des Denkens und andererseits eine Logik der Dinge. Die Geschichte der Philosophie hat nun die Aufgabe, am Leitfaden der Hauptprobleme die Verschränkung von innerer Logik des Denkens und Logik der Dinge, von Autonomie des Denkens und seiner Heteronomie im Hinblick auf die, wie Windelband sie nennt, großen Errungenschaften und die neu auftauchenden Fragen der besonderen Wissenschaften, die Bewegungen des religiösen Bewusstseins, die Anschauungen der Kunst sowie die Umwälzungen des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens zu klären. Dabei darf auch der individuelle Faktor nicht vernachlässigt werden, denn Problemgeschichte hängt am Ent-
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decken, Aufgreifen und Darstellen-Können der Hauptprobleme in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Der individuelle Faktor bewirkt eine ganze Reihe von Problemverschlingungen, wie Windelband das multifaktorielle Gewebe psychischer, ästhetischer und ethischer Faktoren mit einer genialen Wortschöpfung erfasst. Es hängt nach Windelbands Auffassung vom kongenialen Zugriff des Philosophiegeschichtsschreibers auf das Material ab, ob er die außer ihm wirkenden Faktoren objektivieren und sich von den in ihm vorhandenen Verschlingungen befreien und die philosophischen Hauptprobleme in weitgehend objektiver Weise darstellen kann. Aufgrund dieser methodologischen Überlegungen steht das Lehrbuch Windelbands programmatisch für die reife Darstellungsform der Philosophiegeschichte. Es ist auch die Grundlage für den Beitrag Die neuere Philosophie im Band Allgemeine Geschichte der Philosophie, der innerhalb des großen, von Paul Hinneberg initiierten und organisierten Enzyklopädie-Projekts Die Kultur der Gegenwart, ihr Entwicklung und ihre Ziele (1909) realisiert wird.
1900 Platon. Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 9. In seiner Abhandlung Platon (1900), die in der Reihe Frommanns Klassiker der Philosophie als neunter Band erscheint und in viele Sprache übersetzt wird, vertritt Windelband die klare Tendenz, aus der griechischen Philosophie die Grundformen wissenschaftlicher Tätigkeit abzuleiten. Ausgehend von der Feststellung, dass es Platons Absicht gewesen ist, die Wissenschaft zur Führerin des Lebens zu machen, stellt er in einzelnen Kapiteln den Mann, den Lehrer, den Schriftsteller, den Philosophen, den Theologen, den Sozialpolitiker und den Propheten Platon vor, um abschließend – geradezu paradigmatisch – an Platon die Wechselwirkung von Leben und Wissenschaft sowie den mutigen Kampf eines Idealisten gegen die Zumutungen der materiellen Welt aufzuzeigen. In dieser letzten Hinsicht der Darstellung ist Windelbands Platon auch eine Abhandlung über die Situation der Philosophie um 1900. Hier wird die Nähe zu einem anderen Idealisten der Zeit, Rudolf Eucken, sichtbar, der in seinen Lebensanschauungen der großen Denker (1890), einem von Windelband sehr geschätzten Werk, das Vorbild eines in den aktuellen Debatten engagierten Philosophiehistorikers gibt. Von Eucken erschien eine Rezension des Werks von Windelband.
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1900 Vom System der Kategorien. In: Philosophische Abhandlungen. Christoph Sigwart zu seinem siebzigsten Geburtstage 28. März 1900. Windelbands Abhandlung zu einem System der Kategorien merkt man an vielen Stellen ihren unfertigen Charakter an. Seit seinen Qualifikationsschriften schlägt Windelband sich mit dem Projekt einer großen Logik herum, zu dem dann auch noch als weiteres Projekt die Arbeit an einer allgemeinen Psychologie tritt. Beides in aller Ruhe abzuschließen, ist Windelband nicht vergönnt gewesen. So bleibt es bei Gelegenheitsarbeiten in Festschriften, Vorträgen bei hohen Anlässen und anderen Gelegenheiten. Die vorliegende Abhandlung gehört in diesen Zusammenhang einer ungeschriebenen Logik. Den Anfang macht Windelband mit einer Analyse der Logik Kants und der Entwicklung der Logik als Teildisziplin der Philosophie seit der Zeit um 1800. Sein Zwischenergebnis lautet, dass die Logik aktuell vor dem Grundproblem steht, die komplexen Verhältnisse und Abhängigkeiten zwischen Formen und Inhalten des Bewusstseins angemessen zu beschreiben. Vor diesem Problem stehen sowohl die Transzendentalpsychologie als auch die Erkenntnistheorie. Windelband möchte mit seinem Entwurf eines Systems der Kategorien einen ersten Schritt zur Problemlösung eröffnen. Grundsätzlich sieht Windelband keine Schwierigkeit darin, wie auch schon Sigwart vor ihm, den Aristotelischen und Kantischen Ansatz einer Kategorienlehre zu vereinen. Kategorien sind einerseits Formen der Begriffe wie andererseits auch Formen der Urteile. Entscheidend ist aber nicht dieser Punkt, sondern ob es gelingt, einen einheitlichen Gesichtspunkt zu bestimmen, von dem aus ein Verständnis der geordneten Zusammenhänge im wirklichen, lebendigen, sachlichen Denken, in seinen Urteilen wie in seinen Begriffen, möglich ist. Es geht also um die Beziehung des Bewusstseins auf das Sein. Windelband unterscheidet zwischen konstitutiven, d. h. gegenständlichen, und reflexiven, d. h. nur auf Vorstellung bezogenen Kategorien. Beide Konzeptionen von Kategorien und ihrer Geltungsansprüche werden in historisch-systematischer Absicht entfaltet. Windelbands These ist, dass nicht nur die reflexive Gruppe der Kategorien aus dem Wesen der synthetischen Bewusstseinseinheit abgeleitet werden kann, was Kant und die Neukantianer gezeigt haben, sondern auch die Grundkategorien der konstitutiven Reihe. Einen zwingenden Beweis für seinen Realismus in der Kategorienlehre bleibt Windelband allerdings schuldig. Nur Ansätze hierfür sind erkennbar. Zum einen behauptet er, dass die analytischen Differenzierungen, die wir bei der Betrachtung eines Dinges vornehmen, zwar deren empirische Relativität ergeben (alles
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verändert sich, auch der Blick des Betrachters), jedoch diese Unterscheidungen nur vor dem Hintergrund einer realen Einheit und gegenständlichen Zusammengehörigkeit der Elemente eines Dinges überhaupt sinnvoll behandelt werden können. Nur mithilfe einer starken ontologischen Hypothese in Bezug auf den Geltungsanspruch kategorialer Wirklichkeitserkenntnis können wir zwischen sachlicher Erkenntnis und Illusion unterscheiden. Zum anderen verlegt Windelband das Gewicht der Argumentation für die Behauptung einer Einheit und Zusammengehörigkeit des Dinges und seiner Elemente von der kausalen Dependenz auf eine teleologische Dependenz. Beide Dependenzlinien verdeutlichen das Ineinander der konstitutiven und reflexiven Kategorienreihen und verhindern einen naturalistischen wie auch konstruktivistischen Reduktionismus. Mehr will Windelband mit seinen kurzen Andeutungen nicht vorbringen. In der Geschichte der Kategorienforschung in der Nachfolge von Aristoteles, Kant und Trendelenburg ist Windelbands Werk neben den Arbeiten von Brentano einerseits und Natorp und Lask andererseits sowie den späteren von Heidegger einerseits und Nicolai Hartmann andererseits nur eine Randnotiz. Das Problembewusstsein einer Unterscheidung von Erkenntnis- und Seinskategorien liegt bei ihm wohl vor, aber sein Vorschlag, diese Differenzierung in einer teleologischen Betrachtungsweise zu überbrücken, findet keinen Nachfolger.
1904 Immanuel Kant und seine Weltanschauung. Gedenkrede. In seiner Beurteilung der historischen Stellung der Philosophie Kants ist Windelband nicht verlegen. Für ihn steht das ganze 19. Jahrhundert im Zeichen Kants. Die Wucht seiner historischen Wirkung ist kaum angemessen zu beschreiben. Wie Kuno Fischer in seiner Darstellung gezeigt hat, hängt auch nach Windelbands Ansicht die Wirkung mit der Persönlichkeit eines Denkers zusammen, wobei diese wiederum in seiner Weltanschauung gründet. Windelband sieht Kants Größe nicht allein in seiner Behandlung der begrifflichen Formen des Wissens, sondern in seinem Ausgriff auf die ganze Breite der menschlichen Vernunfttätigkeit und seiner Einsicht in die großen Wertinhalte des Lebens. Er schildert Kants Werdegang und den großen Bruch auf seinem Denkweg, der die kritische Philosophie eröffnet hat. Hier wird Kant zum Denker der Grenzen, zwischen Sinnlichem und Übersinnlichem, zwischen Sinnlichem und Intelligiblen, zwischen Verstand und Wille, zwischen Wissen und Glauben. Aber, so fügt Windelband
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hinzu, Kant hatte immer die Möglichkeit im Auge behalten, eine Brücke über die Begrenzungslinien zu schlagen. Die Ideale des Lebens (Sinnlichkeit und Wille) sind ihm genauso wichtig wie die Ideale des Erkennens (Verstand und Vernunft), und er fragt nach ihrem gemeinsamen Grund. In der Kritik der Urteilskraft fragt er daher nach der Lebensgemeinschaft beider Welten und erkennt sie in der Angemessenheit füreinander. Windelband fordert dazu auf, die kritische Philosophie Kants im Sinne einer Kulturphilosophie weiterzudenken. Dann erst wird sichtbar, dass sich im Kulturmenschen die Arbeit an der Wirklichkeit – in den Worten Kants: ein Verständnis der Geschichte als Verwirklichung der Zwecke der übersinnlichen Welt in der Sinnenwelt – realisiert. Das besondere Moment bei Kant, also die Verwirklichung einer idealen Welt im Realen, muss als eine Tat der Freiheit aufgefasst werden. Windelband liest Kant durch die Brille Fichtes, wie hier deutlich wird. Diese Freiheit des ethischen Idealismus, um die es Windelband geht, steht außerhalb jedweder Notwendigkeit, einerlei ob der Natur oder der Geschichte zugeordnet. Freiheit ist im Sinne Windelbands ein absoluter und ewiger Wert, dessen Anspruch an uns als Denkende und Handelnde in seiner Geltung durch keine Empirie getrübt wird.
1904 Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung. 2. Bd. 1905; 2., um das Kapitel Naturphilosophie erweiterte Aufl. in einem Bd. 1907. In der von ihm herausgegebenen Festschrift für Kuno Fischer, die unter dem Titel Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts im Jahr 1904/05 erschienen ist, sind in den zwei Teilbänden verschiedene Teildisziplinen der Philosophie vertreten. Der enzyklopädische Anspruch wird darin deutlich, dass für die 2. Auflage 1907 ein Kapitel über Naturphilosophie (Theodor Lipps) hinzugefügt wurde. Neben der Psychologie (Wilhelm Wundt), der Ethik (Bruno Bauch) und der Religionsphilosophie (Ernst Troeltsch) verhandelt Windelband die Logik. Im zweiten Teilband ist die Rechtsphilosophie (Emil Lask), die Geschichtsphilosophie (Heinrich Rickert), die Ästhetik (Karl Groos) und die Geschichte der Philosophie, wiederum von Windelband, vertreten. In der Reihe der Kollegen und Schüler übernimmt Windelband die beiden Bereiche, die der Arbeit des Jubilars am nächsten stehen. Windelbands Abhandlung zur Logik beinhaltet einen geschichtlichen Abriss der Logik als philosophischer Teildisziplin bei Kant und in seiner Nachfolge, bspw. bei Herbart, Ulrici, Ueberweg, Erdmann
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und Lange. Windelband konzentriert sich zwar weitgehend auf die Entwicklung in Deutschland, aber er wirft auch Seitenblicke auf die analytische Logik in Großbritannien (Hamilton, Mill, Jevons). In diesem Zusammenhang skizziert er den Streit um eine philosophische Urteilslehre zwischen den Schulen der analytischen und dialektischen Logik und benennt die Frontlinien im Kampf um eine Abgrenzung der Logik von der Psychologie (Brentano, Husserl). Seine Sympathien gelten allerdings einer anderen Richtung innerhalb der Logik, die den synthetischen Charakter der Urteilsformen herausarbeitet. Hier werden Sigwart und Lotze stellvertretend genannt. Insbesondere Lotze gilt Windelband als Vorbild für eine Rekonstruktion der Logik, die in großer Nähe zu den Interessen der Wissenschaften steht, sich also den Arbeitszielen der empirischen Wissenschaften zuwendet. In der Konsequenz dieser Ausrichtung wird die Logik im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Hier gilt Wilhelm Wundt als umfassender Theoretiker einer Beziehung von formaler Logik und sach-orientierter Wissenschaft. Die besondere Herausforderung der Gegenwart sieht Windelband darin, dass neben eine Logik der Natur auch eine Logik der Geschichte treten muss, um die Trennung von Naturwissenschaften und Kulturwissenschaften auch methodologisch zu reflektieren. Aktuell habe Rickert mit seiner Studie über die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung (1896/1902) gezeigt, wo die Schwierigkeiten dieses Unterfangens liegen, nämlich vor allem bei der Analyse der Grenzbegriffe zwischen den genannten Wissensregimes. Windelband sammelt in der Darstellung alle Namen, Werke und Denkansätze, die in der Logik Kants transzendentalem Idealismus – in der Rekonstruktion Kuno Fischers – verpflichtet sind. Seiner Auffassung nach ist allein dieser Standpunkt in der Lage, das Verhältnis des Objektiven, so wie es die Wissenschaften generieren, und des Realen, also eine synthetische Funktion des Urteilens, die nicht bloße Konstruktion einer Realität ist, angemessen zu beschreiben. Daher hängt nach Windelbands Ansicht die Zukunft der Logik am Aufbau einer Kategorienlehre, die das Verhältnis des Objektiven zum Realen aufhellt. Darüber hinaus kommt der Philosophie im Gespräch mit den Wissenschaften die Aufgabe zu, diese dahingehend kritisch zu beraten, dass sie trotz des annähernd lückenlosen Nachweises von Kausalität und Gesetzmäßigkeit in den Ereignisfolgen an der Differenz von Tatsache und Wert festhalten. Im zweiten Teilband der Festschrift (1905) hat Windelband seine Überlegungen zur Historiographie der Philosophie in der Abhandlung Geschichte der Philosophie festgehalten. Hier wendet er sich einerseits gegen ein bloß antiquarisches Verständnis philosophischer Gelehr-
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samkeit und andererseits gegen eine Tendenz der Abkehr vom Studium der Philosophiegeschichte. Sein Argument ist, dass nur eine philosophische Behandlung der Philosophiegeschichte den Siegeszug des Historismus und Relativismus aufhalten kann. Die genannten Tendenzen verschärfen oder ignorieren diesen Sachverhalt. Eine philosophisch reflektierte Philosophiegeschichtsschreibung verfolgt seiner Ansicht nach drei Ziele – neben einem historischen auch ein allgemein literarisches und ein philosophisches Ziel. Während die ersten beiden Ziele allgemeinen Bildungszwecken zugeordnet werden können, ist eine philosophische Betrachtung der Geschichte der Philosophie der Tatsächlichkeit (der Aufnahme empirischer Daten) und der Wahrhaftigkeit (dem selbständigen Denken) verpflichtet. Nur eine solche Betrachtungsweise kann das bloß als gegeben Erscheinende von dem Geltenden ablösen und von der Analyse des Zeitlichen zur Erkenntnis des Überzeitlichen durchdringen.
1904 Über Willensfreiheit. Windelband behandelt das Thema Willensfreiheit in einem Zyklus von zwölf Vorlesungen als einen exzeptionellen Fall einer Problemverschlingung von Theorien und Postulaten, theoretischen und praktischen Interessen. Der Blick in die Philosophiegeschichte dient ihm lediglich dazu, das Netz von Problemen in den Grundzügen freizulegen. In systematischer Hinsicht gilt, dass weder der Begriff der Freiheit noch der des Willens eindeutig bestimmt ist. Windelband geht das Problem dergestalt an, dass er den Freiheitsbegriff relational fasst und die einzelnen Aspekte einer Freiheit des Handelns, des Wählens und des Wollens abschreitet. Im ersten Teil steht die Auseinandersetzung mit einem mechanistischen Denkansatz im Vordergrund. Windelband weist nach, dass es trotz der enormen Erfolge von Physiologie und Psychologie in experimentellen Versuchsreihen einen Bereich bewusster Entscheidungen für ein Tun oder Unterlassen bestimmter Handlungen gibt, das nicht empirisch ableitbar ist. Evidenz für diesen Befund liefert ein Selbstgefühl der Freiheit. Im zweiten Teil diskutiert Windelband die Möglichkeiten sozialer Freiheit und ihrer Einschränkung. In Momenten der Wahl konkurriert das Selbstgefühl mit einem Selbstgefühl der Unfreiheit. Dafür spricht die Tatsache, dass wir uns im alltäglichen Leben oftmals dem Spiel des Mechanismus überlassen, dass die Intensität für und gegen eine Wahl schwanken und sogar bis zum Punkt der Indifferenz gelangen kann. Windelband diskutiert die Frage, ob es Unentschiedenheit
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überhaupt geben kann oder ob die Alternative nicht ist, dass entweder Ich im emphatischen Sinne oder der Mechanismus (meines Körpers, meiner Gewohnheiten) entscheidet. Windelband kommt in seiner Analyse zu dem Ergebnis, dass es keinen freien Willen im Sinne einer motivlosen Entscheidung geben kann. Irgendetwas oder irgendwer entscheidet immer. Besonders kompliziert wird dieser Sachverhalt, wenn wir die Freiheit der Wahl mit dem Zeitbewusstsein, d. h. den Modi der Erinnerung und Erwartung, korrelieren. Zudem gibt es weitere kategoriale Differenzierungen, bspw. der Mittel und Zwecke plus jeweils deren Zweckmäßigkeit (Wert, Unwert) füreinander sowie für die Erkenntnis oder das Leben. Eine Kasuistik dieser denkbar möglichen Fälle gehört nach Windelbands Auffassung in die Psychologie und Anthropologie, die eine Unterscheidung zwischen konstanten und eher flüchtigen Motiven einführen könnte. Daneben bespricht Windelband die Möglichkeiten einer Psychologie der Persönlichkeit. Diese integriert die Willenslehre in eine Untersuchung der Konstanz und Wiederkehr bestimmter Willensäußerungen. Eine Persönlichkeit ist die Konstanz und Gleichheit im Wechsel der Motivlagen und das Selbstgefühl der Identität. Damit kommen wir, wie Windelband betont, nah an die Position eines psychologischen und soziologischen Determinismus heran, insofern die Wahl eines Menschen als entweder aus seinem Charakter oder seiner sozialen Lage ableitbar behandelt wird. Windelband spricht sich gegen einen äußeren Determinismus aus, der Wollen und Wahl eines Einzelmenschen zum Spielball der sozialen Verhältnisse erklärt, aber er plädiert doch nachdrücklich für einen inneren Determinismus, insofern Wahlmöglichkeiten durch charakterliche Dispositionen begrenzt und nur in einem inneren Zusammenhang verständlich sind. Die freie Wahl nennt er eine Kausalität der Persönlichkeit, eine innere Notwendigkeit. Im Gegensatz dazu steht die Option des Zufalls, für die niemand verantwortlich sein kann. Windelband kehrt hier zum Thema seiner Dissertationsschrift zurück, an deren Abschluss auch bereits ein instruktiver Abschnitt über die Einschränkungen der Zurechnungsfähigkeit steht. Nach Windelbands Auffassung ist der Möglichkeit nach jeder Mensch vollauf zurechnungsfähig. Einschränkungen müssen, so fügt er hinzu, sehr gut begründet sein. Es handelt sich um Pathologien des Normalbewusstseins. Unkenntnis der Umstände und Folgen einer Handlung sind als seltene Grenzfälle anzusehen. Dummheit erklärt Windelband unumwunden für polizeiwidrig. Im dritten Teil seiner Analyse des problematischen Konzepts der Willensfreiheit geht es Windelband um die Konzeption sittlicher Freiheit, also eine Freiheit im normativen Sinne. Vernunfteinsicht und die Fähigkeit des Wertens bilden hierfür
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die Grundlage. Wo sie nicht zusammenkommen, wie bspw. unter der Herrschaft der Leidenschaften, ist man ethisch unfrei, obgleich man in psychologischer Hinsicht als frei angesehen werden könnte. Damit betreten wir den Bereich einer Freiheit des Wollens. Windelband sichert seinen Denkansatz gegen einzelne Behauptungen ab, bspw. gegen diejenige von der Unveränderlichkeit des Charakters eines Menschen (Schopenhauer). Diese Behauptung lässt sich empirisch nicht überprüfen und ist daher in wissenschaftlicher Hinsicht wertlos. Wo die theoretische Beweisbarkeit versagt, sind wir, so Windelband in Erweiterung eines Kantischen Arguments, zu einer praktisch-ästhetischen Stellungnahme für das Selbstgefühl der Freiheit, für eine Balance zwischen Innenwelt und Außenwelt, für die Aufrechterhaltung der Verantwortlichkeit des Handelns, Wählens und Wollens aufgefordert. In diesem Sinne hält Windelband an der Möglichkeit einer metaphysischen oder makroskopischen Freiheit fest, die allerdings nur aus philosophischen Gründen zu rechtfertigen und empirisch nicht zu überprüfen ist. An diesem Punkt seines Argumentationsweges schiebt Windelband einen langen philosophiehistorischen Exkurs ein, der das Grundproblem der Ethik, einerseits Notwendigkeit des Handelns, Wählens und Wollens zu denken, ohne Freiheit unmöglich zu machen, andererseits Freiheit so zu begreifen, dass der Zufall ausgeschlossen wird, zum Thema hat. Kants Konzeption einer Kausalität durch Freiheit liegt hier nah. Kants Lehre vom intelligiblen Charakter des Menschen dient Windelband denn auch als Leitfaden für die kritische Reflexion der Ergebnisse empirischer Forschung. Auch wenn diese keinen Beleg für die metaphysische These findet (aber auch keinen Gegenbeweis antreten kann), sieht Windelband die Hauptursache der Freiheit in einem grundlosen und unbegründbaren Grund der Persönlichkeit. Verantwortlichkeit ist, weil ebenso unbegründbar aus Freiheit, ein systematisches Korrelat zum Konzept der Persönlichkeit. Alle empirisch zu beobachtenden Begleitumstände des freien Handelns, Wählens und Wollens können in der Analyse hinzugezogen werden, um den Wert einer Willensentscheidung zu erfassen, sie können aber nicht deren prinzipielle Deklaration als Ausdruck der Freiheit aufheben. Festzuhalten ist, dass Windelband auch in seiner Analyse der Willensfreiheit seine Trennung von empirischer Forschung zur Bewusstwerdung von Normen und Gesetzen einerseits und seiner Vorstellung von der Geltung logischer, ethischer und ästhetischer Sollensprinzipien unabhängig von ihrer faktischen Realisierung andererseits und ihrer Zusammenführung in einer teleologischen Betrachtungsweise zur Anwendung bringt. Persönlichkeit und Freiheit stehen als Werte und Ideale der Lebensführung jenseits empirischer
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Überprüfbarkeit. Ihre Werthaftigkeit ist auch nicht falsifizierbar durch den Nachweis nicht gelingender Realisierung in psychologischen und historischen Kontexten.
1905 Die gegenwärtige Aufgabe der Logik und Erkenntnistheorie in Bezug auf Natur- und Kulturwissenschaft. Windelbands Abhandlung, die er auf dem Genfer 2. Internationalen Philosophie-Kongress 1904 gehalten hat, ist eine weitere Variation zum Thema Logik. Hier führt Windelband in die Logik über die Darstellung zwei große Epochen ein, deren erste von den Sophisten bis Aristoteles und deren zweite von Bacon und Descartes bis zu Hegel und Comte reicht. In beiden Fällen geht die philosophische Arbeit, dieser Nachweis ist Windelband wichtig, von der Naturforschung aus. Aufgrund der bleibenden Nähe von logischer Forschung und Naturforschung kann es in der Logik keinen Stillstand geben. Immer ist die Umgestaltung und Bereicherung, die das Objekt der logischen Forschung durch den variablen Tatbestand der wirklichen Wissenschaft erfährt, zu berücksichtigen. Wenn diese Hinsicht aus den Augen verloren wird, dann hat das enorme Folgen, wie Windelband aktuell bspw. an einem rückständigen Neukantianismus zu beobachten meint. Nach dieser allgemeinen Einführung in Geschichte und Aktualität der Thematik seines Vortrags geht Windelband einen Schritt weiter, um die gegenwärtige Situation zu verstehen. Er weist darauf hin, dass die Naturforschung noch im 19. Jahrhundert unbeirrt auf den Bahnen des 17. Jahrhunderts voranschreitet, während das wirklich Neue in der wissenschaftlichen Gestaltung des historischen Denkens zu suchen ist. Das hat sogar Rückwirkungen auf die Naturforschung, insofern diese aus dem geschichtlichen Denken das Prinzip der Entwicklung übernimmt. Windelband formuliert sein Zwischenergebnis pointiert: Auch in den Naturwissenschaften ist das prinzipiell Neue etwas Historisches. Auf die Tatsache, dass im 19. Jahrhundert die Geschichte Wissenschaft geworden ist, muss auch die logische Forschung eine Antwort finden. Windelband umreißt das zukünftige Gebiet der Logik, die an der geschichtlichen Wissenschaft das zu leisten hat, was die frühere Logik an der Naturwissenschaft bereits geleistet hat. Diese Aufgabe zerfällt in zwei Bereiche. Erstens muss es um eine Methodologie gehen, d. h. eine Bearbeitung der formal-logischen Struktur der historischen Forschung und ihrer Hilfsmittel. Zweitens muss die Suche nach den letzten Prämissen für die Feststellung und Deutung des Erfahrungsmaterials,
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für die Auswahl der Tatsachen und die gedanklichen Synthesen intensiviert und reflektiert werden. Das Ziel ist eine rein logisch abgeleitete Disjunktion von Geschichte und Natur, von Gesetzeswissenschaft und Ereigniswissenschaft, die als orientierende Konstruktion dienen soll. Windelband insistiert dahingehend, dass es bei dieser Trennung nicht um verschiedene Gegenstandsbereiche, sondern lediglich um verschiedene Verfahrensweisen gehen kann. Die Logik als Lehre vom richtigen Denken verfährt hier lediglich auf unterschiedliche Weise, denn es gibt in Gesetzesoder Ereigniswissenschaft eine logische Verschiedenheit der Erkenntnisziele. Damit einher geht die Unterscheidung zwischen Naturgesetzen und historischen Gesetzen. Erstere hängen an einer Regelmäßigkeit im Ablauf des Naturgeschehens, Zweitere an einer Regelmäßigkeit, die sich aus einer Gleichmäßigkeit der inneren und äußeren Bedingungen des Nachdenkens ergeben, wie das bspw. für Comtes Gesetze gilt. Historische Gesetze haben dabei nur einen heuristischen Wert, d. h. sie regen uns zum Nachforschen der Regelmäßigkeiten im Feld der Verschiedenheiten an. Ganz allgemein lässt sich sagen, dass Naturforschung es mit dem Generellen, Geschichtsforschung hingegen mit dem Singulären zu tun hat. Die Berechtigung der Geschichtsforschung liegt darin begründet, dass alles Wirkliche nach Windelbands Auffassung individuell ist. Rickert kommt in diesem Zusammenhang das Verdienst zu, deutlich herausgearbeitet zu haben, dass ein bloßes Geschehen erst durch die Festlegung als ein individuelles Ereignis und die damit korrelierende Wertbeziehung die Bedeutung eines historischen Ereignisses erhält. Mit der Trennung von Naturwissenschaften und Kulturwissenschaften hängt auch ein differenziertes Konzept von Wissenschaftlichkeit zusammen. Die historischen Disziplinen haben ihre gemeinsame wissenschaftliche Grundlage einer wertbestimmten Vernunftarbeit, die in einer teleologischen Sichtweise in den Begriff der Kultur mündet. Dabei geht es um überindividuelle Vernunftbestimmungen der Werte. Geschichte als Wissenschaft gibt es nur durch den Bezug auf allgemeingültige Werte. Damit meint Windelband, das Problem der historischen Relativität der Werte eingegrenzt zu haben. Mit der Einsicht, dass unser menschliches Sein auf allgemeingültige Werte ausgerichtet ist, artikuliert sich ein Recht der Vernunft gegen die historische Relativität der Meinungen. In ähnlich scharfer Weise, wie er den Relativismus zurückweist, geht Windelband auch gegen die monistische Option vor. Wir können die Geltung der Werte, so streicht Windelband heraus, nicht durch die Negation der Realität des Wertwidrigen behaupten. Vielmehr müssen wir die Unangemessenheit des Tatsächlichen für die Postulate des Wertbewusstseins akzeptieren. Win-
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delband meint eine erstaunliche Korrelation zu erkennen zwischen einer Welt der Tatsachen, die für uns immer unverständlicher wird, und einer stärker werdenden Artikulation unseres Willens, einem Verlangen nach einer Welt, in der es Sinn gibt. Gerade das Rätselhafte dieser Welt, das in der unaufhebbaren Dualität von Tatsache und Wert besteht, motiviert uns, wie Windelband behauptet, zur Übernahme und Absicherung einer teleologischen Weltsicht. Im Anschluss an seinen Vortrag hat Windelband seine Hauptthese kontrovers mit den Konferenzteilnehmern Berr, Boutroux, Lasson, Stein und Straszewski diskutiert.
1906 Über Norm und Normalität. Vortrag. Windelband bewegt sich auch im interdisziplinären Feld. Den forensischen Psychologen gegenüber vertritt er die Ansicht, die in diesem Fall, aber auch in verallgemeinerbarer Weise gilt, dass von einem Philosophen zu einem Sachproblem der Einzelwissenschaft nichts Neues zu erwarten ist. Von der Philosophie kann lediglich ein Beitrag zur begrifflichen Seite des Problems erwartet werden. Windelband führt eine Arbeit am Grundbegriff der Normalität durch. Normalität meint zuerst einmal die Übereinstimmung eines Wirklichen mit der Norm. Daran anschließend stellt er die Frage, ob Philosophie eine Wissenschaft ist, die Normen begründen kann. Im Rückblick auf Kant und den Kritizismus lässt sich die Frage dahingehend präzisieren, ob Logik, Ethik, Ästhetik als normative Wissenschaften begründbar sind. Kant hat Windelband zufolge in seiner Kritik der Urteilskraft die Unterscheidung zwischen Normalidee und Vernunftidee eingeführt. Die Normalidee ist ein quantitativer Begriff und meint eine Maßeinheit, eine Durchschnittsgröße oder quantitativ bestimmbare Norm. Dagegen bezeichnet die Vernunftidee oder das Ideal die Norm des Sittengesetzes. So gesehen stehen sich die Norm des Seins und die Norm des Sollens gegenüber. Das Wort Norm hat also zwei Bedeutungen, die aber nicht klar getrennt werden. Dabei gehört die eine Bedeutung in die theoretische, die andere in die teleologische Begriffsbildung. In gewisser Weise, so fügt Windelband hinzu, ohne diese Behauptung weiter zu erläutern, trifft seine Begriffsunterscheidung mit derjenigen Rickerts zwischen dem Durchschnitts- und dem Idealtypus zusammen. Im Anschluss an diesen Schritt plädiert Windelband für die Beibehaltung einer klaren Trennung zwischen einer theoretisch-quantitativen Norm, die sich auf das Gewohnte, Übliche und Durchschnittliche bezieht und von der her auch der Begriff
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des Abnormen, als Bezeichnung für ungewohnte, unübliche Verhaltensweisen, zu verstehen ist. Windelband führt an dieser Stelle einen interessanten sozialpsychologischen Gesichtspunkt an. Wahrscheinlich geht die Anwendung der Prädikate krank, falsch, unecht usw. in der psychogenetischen Entwicklung aus der Bedeutung des Abnormen als des Ungewöhnlichen hervor. Windelband tendiert zu der Annahme eines zeitlichen und sozialen Ursprungs aller unserer idealen Vorstellung, d. h., dass alle Besinnung auf das teleologisch Normale wahrscheinlich durch das Gewalterlebnis des Durchschnittsnormalen genetisch hindurchgegangen ist. Anders gesagt: Aus der Erfahrung des Abnormen, das die soziale Ordnung mittels individueller oder kollektiver Gewalt durchbricht, entsteht das Streben nach Ordnung, nach Etablierung des teleologisch Normalen. Normalität wird damit von Windelband nicht als Gegebenheit, sondern als Aufgabe verstanden. Allerdings fügt er sofort hinzu, dass die Bedeutung der höchsten Normen nicht auf diese genetische Perspektive beschränkt werden darf. Um aber zu verstehen, was Normen tatsächlich sind, gilt es die Klippen einer mechanistischen Weltansicht, die in den Naturwissenschaften vorherrscht, und einer konstruktivistischen Vorstellung, dass alle Normen nur Postulate und Illusionen des Menschen, bloß willkürliche Betrachtungsweisen sind, die vor allem nach Windelbands Ansicht in Frankreich (von Diderot bis Zola) bestimmend ist, zu vermeiden. Stattdessen fordert Windelband die Etablierung eines qualitativ-teleologischen Normbegriffs, demzufolge abnorm ist, was der Zweckerfüllung individueller und gesellschaftlicher Lebensführung widerspricht. Die sein Publikum wohl interessierende Frage ist, so vermutet Windelband, wann eine bloße Varietät in der Normabweichung abnorm, wann das Ungewöhnliche krankhaft wird. Tatsächlich ist dieser Sachverhalt mit großen systematischen Schwierigkeiten verbunden, da uns ein absoluter Maßstab fehlt. Sowohl die empirische als auch die teleologische Normalität wird nicht erreicht. Kein Individuum entspricht der in der Vernunftgesetzgebung bestimmten Normalität. Daher kommt die Verschlingung der quantitativen und qualitativen Begriffe von Normalität. Windelband fordert methodologische Konsequenzen und eine Sensibilität für die konkrete Situation, die es zu bewerten gilt. Wir sollten in jeder Fallanalyse das quantitative und das teleologische Moment der Normalität als zwei ineinander verschlungene Aspekte unserer Betrachtung im Blick behalten. In der Anwendung auf das Problem der Zurechnungsfähigkeit möchte Windelband diesen Sachverhalt genauer untersuchen. Bei der Beurteilung der Zurechnungsfähigkeit kommen der Befund einer Abnormalität in retrospektiver Hinsicht (Erfahrung des Willens) und prospektiver
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Hinsicht (Erziehbarkeit des Willens) zusammen. Dahinter steht die Diagnose einer beobachtbaren Zusammenhanglosigkeit der Willensmomente (mangelnde Affektsteuerung) und des Fehlens einer zweckmäßigen Willenseinheit. Je nach Befund müssen die Möglichkeiten der Therapie geklärt werden. Ab einem bestimmten Maß quantitativer Abweichung von der Norm muss die Aufgabe der Willensbildung, d. h. die Herstellung einer teleologischen Perspektive auf die eigene Lebensführung, problematisch bis unmöglich erscheinen. In methodischer Hinsicht folgt daraus nach Windelbands Auffassung, dass die Bestimmung der Normalität diese beiden Aspekte, den quantitativen und den teleologischen, des Zusammenhangs und der Einheit der Willensmomente, Berücksichtigung finden müssen. Das Ergebnis der philosophischen Begriffsarbeit ist tatsächlich praxisorientiert. Das thematische Beispiel zeigt, dass Windelband seine abstrakte Bestimmung von der Aufgabe der Philosophie in Bezug auf die Wissenschaften im konkreten Fall auch durchzuführen bereit ist.
1907 Einleitung. Sachliche Erläuterungen. Lesarten [zur Kritik der Urteilskraft] (Kant’s Gesammelte Schriften. Hg. v. der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Abt. 1, Bd. 5). In seiner Einleitung zu der von ihm betreuten Edition der Kritik der Urteilskraft innerhalb der Gesammelten Schriften Kants, die von der Berliner Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Wilhelm Dilthey herausgegeben wird, löst Windelband noch einmal seine Vorstellung ein, dass wir, um Kant zu verstehen, den ganzen Kant vor Augen haben müssen. In diesem Fall weist er darauf hin, dass Kant die beiden Themen der Kritik der Urteilskraft bereits in früheren Werken behandelt hat. Erst auf der Grundlage der Kritik der reinen Vernunft hat sich für Kant die Notwendigkeit ergeben, von der transzendentalen Dialektik ausgehend die teleologische Betrachtung der Natur zumindest in regulativer Absicht zu rehabilitieren. Seine weiteren Arbeiten zur Geschichtsphilosophie, insbesondere seine Überlegungen zum Konzept der Menschenrasse, führen ihn durchaus in die Nähe einer organischen Teleologie. In der Auseinandersetzung mit Georg Forster in der Berliner Monatsschrift und im Deutschen Merkur argumentiert Kant im Sinne der Kritik der reinen Vernunft. Dabei ist bemerkenswert, dass weder die gleichzeitige Arbeit an der Kritik der praktischen Vernunft noch die spätere an der Kritik der Urteilskraft (mitsamt dem Bezug zur Ästhetik) hier eine Rolle spielen. Ebenso verblüffend ist für Windelband, dass
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Kants frühe Arbeiten zur Geschmackslehre, die empiristisch ausgerichtet sind, keinen Hinweis auf die spätere Konzeption geben. Der Leipziger Messekatalog aus dem Jahr 1787 kündigt von Kant eine Kritik des Geschmacks an. Der Kant-Forscher Benno Erdmann vermutet daher, dass Kant auch der Kritik des Geschmacks eine Grundlegung vorausschicken wollte, wie er es mit der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten und der Kritik der praktischen Vernunft getan hat. Ob das Kants Anliegen war, ist nach Windelbands Einschätzung nicht mehr zu rekonstruieren. Auf das Jahr 1787 datiert jedenfalls, wie ein Brief an Reinhold belegt, ein Umschwung bei Kant in Bezug auf die Geschmackslehre. In der Einleitung zur Kritik der Urteilskraft wird die Vorstellung von den drei Gemütsvermögen dann expliziert: Erkenntnisvermögen, Gefühl der Lust und Unlust sowie das Begehrungsvermögen. Neben die theoretische und praktische Philosophie tritt die Teleologie, die dann mit der Kritik des Geschmacks kurzgeschlossen wird. Das ist erst möglich, seitdem Kant die Erkenntnis gewonnen hat, dass die Apriorität des ästhetischen Urteils auf der subjektiven Zweckmäßigkeit des Zusammenspiels der Erkenntnisvermögen, auf der Mitteilbarkeit des Gefühls, der Struktur des Bewusstseins und dem übersinnlichen Substrat der Menschheit beruht. Auch hier ist der Weg zur neuen Erkenntnis, wie Windelband betont, nicht rekonstruierbar. Offensichtlich ist nur, dass sie sich notwendigerweise aus der Analyse der logischen Struktur des ästhetischen Urteils ergibt. Das Problem ist das Verhältnis des singulären Geschmacksurteils zu seiner Verallgemeinerbarkeit, oder in anderen Worten: das Verhältnis von Wahrnehmungsurteil und Erfahrungsurteil. Das dritte Gebiet des Seelenlebens, das Gefühl (vgl. Sulzer, Mendelssohn, Tetens), wird bei Kant zu einem logischen Problem. Aber erst nach 1787 geht Kant, wie Windelband hervorhebt, den entscheidenden neuen Schritt, wenn er weitere Probleme in den Kreis der Probleme hineinzieht, die an das Grundprinzip der reflektierenden Urteilskraft gekoppelt werden. Diese unterscheidet sich nach Windelbands Ansicht in systematischer Hinsicht deutlich von der transzendentalen Urteilskraft, die Kant in der Analytik der Grundsätze in der Kritik der reinen Vernunft eingeführt hat. Die reflektierende Urteilskraft soll nun die transzendentalen Bedingungen für die apriorischen Bedingungen des Gefühlsvermögens enthalten. Kants späte Entdeckung ist das Prinzip einer Urteilskraft ohne allgemeine Begriffe. Die Zweckmäßigkeit des ästhetischen Gefühls und die Zweckmäßigkeit der organischen Naturprodukte können von einer so konzipierten, reflektierenden Urteilskraft erfasst und integriert werden. Im Ergebnis gelingt es Kant, die Kritik der Urteilskraft als notwendige Ergänzung der Kritik der reinen Vernunft zu entwer-
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fen (zugleich komplementär zur Kritik der praktischen Vernunft). Windelband beschreibt in Ergänzung zu diesem systematischen Befund die Publikationsgeschichte, bspw. durch Wiedergabe des Briefwechsels mit Verleger und Korrektor des Manuskripts. Hervorzuheben ist die Herstellung einer zweiten Auflage nach kurzer Zeit aufgrund der guten Absatzzahlen und eine spätere dritte Auflage. Windelband führt an, dass die Geschichte des Drucks der drei Auflagen es unmöglich erscheinen lässt, eine Textfassung zu rekonstruieren, die auf Kants eigene Textprüfung zurückgeht. Immer schon hatten andere Personen in die Textfassungen eingegriffen. Es gibt vielmehr Indizien dafür, dass Kant die Korrektoren bei den drei Auflagen frei hat wirken lassen und die Änderungen allesamt kommentarlos anerkannt hat. Auf die Einleitung folgt ein Abschnitt mit sachlichen Erläuterungen und ein weiterer mit Lesarten. Die Erläuterungen Windelbands sind sparsam gehalten. Die Lesarten nehmen auf die Editionen und die Erläuterungen von Rosenkranz, von Hartenstein, Erdmann, Vorländer und von Kirchmann Bezug. Windelband gibt auch eigene Lesarten an. Die Edition der Kritik der Urteilskraft innerhalb der Gesammelten Schriften Kants erfüllt nicht die Kriterien einer historisch-kritischen Edition. Es handelt sich um eine Leseausgabe für ein gebildetes Publikum innerhalb und außerhalb der akademischen Welt.
1908 Zur Einführung. In: Henri Bergson: Materie und Gedächtnis. Windelband attestiert der Philosophie Frankreichs für die Zeit nach 1870, den Trend einer metaphysischen Erneuerung der Philosophie überzeugend vorzustellen. Gegen den Positivismus und den Kantischen Kritizismus, die einem naturwissenschaftlichen Denken verhaftet sind, regt sich seiner Auffassung nach in mehreren europäischen Ländern der Wunsch, die Vorherrschaft dieser Denkrichtung zu brechen. In Deutschland ist dies durch eine Philosophie der Werte geschehen. In Frankreich vollzieht sich eine ähnliche Entwicklung, die sich aber eher als Fortsetzung einer langen Tradition metaphysischen Denkens auszeichnet. Bergson ist für Windelband einer der führenden Vertreter dieser neuen Entwicklung. Besonders hervorzuheben ist seine umfassende Gelehrsamkeit und sein wirkungsvoller Impuls, die Dominanz der naturwissenschaftlichen Denkweise zu brechen. Das soll im vorliegenden Band, der ersten Übersetzung eines Werkes von Bergson, wie Windelband betont, kenntlich gemacht werden für ein deutsches Lesepublikum. Nach diesen Vorbemerkungen gibt Windelband ein
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Kurzportrait der Philosophie Bergsons. Dieser spannt den Gegensatz zwischen erlebter Innenwelt und vorgestellter Außenwelt auf, um die unterschiedlichen Aspekte eines Zusammenhangs der psychischen und physischen Elemente des Lebens zu analysieren. Anhand seiner Bestimmung des inneren Zeitbewusstseins als Dauer wird der Gegensatz entfaltet. Bergsons Pointe ist, wie Windelband betont, dass er an dem Gegensatz von Innen und Außen auch den Kontrast von Freiheit und Determination festmacht. Nur im Inneren, im Modus der qualitativen Selbstbestimmung, erlebe ich mich als frei. Dieses Selbsterlebnis ist nicht diskursiv einholbar, sondern eine unmittelbare Intuition. Zum Abschluss seiner Einleitung gibt Windelband eine grobkörnige Skizze vom Inhalt des Buches. Er hebt dabei besonders auf das innere Verhältnis von Psychologie als empirischer Wissenschaft und als Metaphysik ab. Als Grundfrage oder intimstes Motiv der Philosophie Bergsons nennt Windelband die Frage nach der Ermöglichung von Neuem in der Welt. Die naturwissenschaftliche Weltanschauung kennt nichts Neues. Demgegenüber steht ein voluntaristischer Denkansatz, dem Windelband wohl Bergson und sich selbst zuzurechnen scheint, der die Welt so zu denken vornimmt, dass in ihr etwas Neues geschaffen werden kann. Schöpferische Individualität bleibt denkbar in einer Welt der Ideale, Werte und Normen, auch wenn der deterministische Zugriff der Naturwissenschaften immer überzeugender wird. Insgesamt ist Windelbands Einleitung eine wohlwollende Hinführung zur Philosophie Bergsons und eine Werbemaßnahme für ein mehrsprachiges Lesepublikum, sich auch mit den anderen Werken des französischen Denkers, insbesondere der unlängst publizierten Schöpferischen Entwicklung, zu beschäftigen, die allerdings erst noch übersetzt werden muss.
1909 Die neuere Philosophie (Die Kultur der Gegenwart, ihre Entwicklung und ihre Ziele. Hg. v. P. Hinneberg). Windelbands Darstellung der Geschichte der neueren Philosophie ist Teil eines großen enzyklopädischen Projekts, dem von Paul Hinneberg initiierten und herausgegebenen Handbuch Die Kultur der Gegenwart. Ihre Entwicklung und ihre Ziele. Als erster Teil der Abteilung 5 ist 1909 der Band Allgemeine Geschichte der Philosophie erschienen, an dem namhafte Kollegen wie Wilhelm Wundt (Die Anfänge der Philosophie), Hermann Oldenberg (Die Indische Philosophie), Ignaz Goldziher (Die Islamische und die Jüdische Philosophie), Wilhelm Grube (Die Chinesische Philosophie),
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Tetsujiro Inouye (Die Japanische Philosophie), Hans von Arnim (Die Europäische Philosophie des Altertums) und Clemens Baeumker (Die Europäische Philosophie des Mittelalters) mitgearbeitet haben. Vom Aufriss her verspricht diese Philosophiegeschichte eine globale Perspektive, jedenfalls für das Altertum, das Mittelalter und die frühe Neuzeit. Die neuere Zeit, von Descartes und Bacon ausgehend, bleibt bei Windelband auch hier eine europäische Veranstaltung. Nur der Beitrag über die Philosophie in Japan erwähnt auch die Neuzeit und sogar die Moderne. Davon abgesehen ist Windelband für seinen Beitrag von allen Querverweisen auf andere Kulturen entlastet. Seine Darstellung der Geschichte der neueren Philosophie ist daher schulmäßig und konventionell. Außerdem kommt der Überblick ohne Literaturangaben aus – es handelt sich beim Konzept der Kultur der Gegenwart um eine Leseausgabe für ein gebildetes Publikum. Windelbands Motto der Beschäftigung mit der Philosophiegeschichte ist hier, wie er es formuliert, das Einleben in die Motive des modernen Denkens. Beginnend mit der Philosophie der Renaissance legt Windelband – vergleichbar seinen Arbeiten zur Philosophie der Antike – auch hier den Schwerpunkt auf die Anfänge und die Entwicklung der Naturforschung. Der Weg führt von Cusanus bis zu Leibniz. Die Aufklärung wird als gesamteuropäisches Ereignis vorgestellt. Dann aber folgt die Epoche Kant und der deutsche Idealismus, in die Windelband neben Fichte, Schelling und Hegel auch die Romantiker, Herbart und Schopenhauer integriert. Den Abschluss bildet die Philosophie des 19. Jahrhunderts, die in der Reihenfolge der großen Nationen Frankreich, England und Deutschland behandelt wird. Im letzten Abschnitt argumentiert Windelband in eigener Sache (ohne allerdings seinen Namen zu nennen), d. h. er nennt die Theorie allgemeingültiger Werte als zeitgemäße Weise des Philosophierens, die auf Augenhöhe mit dem modernen Kulturleben und den Wissenschaften steht und sich behaupten kann. Windelband macht deutlich, dass der Abstand zu den geistigen Entwicklungen noch zu kurz ist, um einen systematischen Zugriff auf das 19. Jahrhundert nach dem Zusammenbruch der idealistischen Systembildungen zu bekommen. Eher aus einer Verlegenheit heraus skizziert er ein Szenario des Untergangs oder Neubeginns am Leitfaden von drei ungeklärten Grenzfragen – der Kampf um die Seele, Natur und Geschichte und das Problem der Werte. An diesen drei Aspekten wird Windelband in weiteren Darstellung zur Philosophiegeschichte des 19. Jahrhunderts und seiner Gegenwart festhalten.
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1909 Der Wille zur Wahrheit. Rede. Der Anlass der Rede ist eine akademische Feier des Stiftungstages der Universität Heidelberg, zu der Windelband als amtierender Prorektor im Jahr 1909 einen Vortrag zu einem Thema seines Forschungsgebietes beiträgt. Dem Format und dem Anlass entsprechend unternimmt Windelband den Versuch, wissenschaftliches und gesellschaftliches Interesse gleichermaßen zu bedienen. Eingangs seiner Darstellung nimmt er explizit ein von ihm diagnostiziertes Drängen der Zeit nach einheitlicher Selbstbestimmung, nach letzten Zielen der Erkenntnis und Rettung einer innerweltlichen Lebensgewissheit auf. Hinter diesen Bestrebungen erkennt er einen Willen zur Wahrheit, den die Philosophie aufzunehmen und zu vertreten hat. Der Zeitgeist ist seiner Auffassung nach deutlich voluntaristisch geprägt, das hat in seiner Perspektive auch der 3. Internationale Kongress für Philosophie in Heidelberg (1908) gezeigt. Die Wendung des Zeitgeistes im 19. Jahrhundert gegen jede als unfruchtbar denunzierte philosophische Theoriebildung hat, wie Windelband unterstreicht, zu einem erheblichen Kahlschlag geführt. Von der Metaphysik ist über die Linie Fichte und Schopenhauer bis Nietzsche, Bergson und Royce nur das Projekt einer Wahrheitssuche unter voluntaristischem Gesichtspunkt übriggeblieben. In diesem Zusammenhang ist auch der Wahrheitswert der Vorstellungen und der Lebenswert der Wahrheit ins Zentrum der Debatten gerückt. Unsere moderne Welt neigt dazu, wie Windelband betont, Wahrheit zu einem zweckmäßigen Mittel für unser Handeln zu erklären. Ein Thema Georg Simmels implizit aufgreifend analysiert Windelband die Möglichkeit, dass ein zu Zwecken verwendetes Mittel, bspw. die Wahrheit oder das Geld, durch Übertragung von der Mittel- in die Zwecksphäre zu einem Wert an sich werden kann. Doch Windelband fügt sogleich hinzu, dass eine psychogenetische Herleitung eines Sachverhalts dessen Wert nicht rechtfertigen kann. Auf diesem Weg ist der irrationale oder rationale Einsatz von Mitteln zu Zwecken nicht erklärbar. Nur in einer teleologischen Perspektive, die eine Hierarchisierung der Zwecke beinhaltet, kann eine Unterscheidung für den zweckmäßigen Mitteleinsatz getroffen werden. Windelband wendet sich weitergehend nicht nur gegen eine Fehlstellung in der modernen Kultur, sondern implizit auch gegen eine bestimmte Sorte von Theorie der Moderne. Zwar muss auch er anerkennen, dass alle ethische Motivation im Triebleben der Menschen gründet, aber er weist die Ansicht zurück, dass mit dieser Herleitung bereits etwas begründet wird. Seiner Auffassung nach sagt der psychologische Ursprung einer Wertvorstellung nichts über deren Geltung aus. Wer das behauptet,
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der verschleiert den eigentlichen Sinn von Kultur, der mit der Aufgabe zusammenhängt, aus dem natürlichen Dasein eine neue Welt der geistigen Werte herauszuarbeiten. In dieser Argumentationslinie weitergehend plädiert Windelband auch dafür, den Willen zur Wahrheit von seinem psychologischen Ursprung abzukoppeln. Der Kulturmensch liebt das Wahre nicht als Mittel, sondern um seiner selbst willen. Menschen, die das Wahre um seiner selbst willen wollen, werden in der modernen Welt gern denunziert. Pragmatisten bspw. verwechseln die Wahrheit einer Vorstellung mit ihrer Brauchbarkeit und erklären die Wahrheitssuche um ihrer selbst willen für unbrauchbar. Windelband lehnt diesen Kurzschluss von Wahrheit und Nutzen vehement ab und weist darauf hin, dass es durchaus brauchbare Unwahrheiten und ganz unzweckmäßige Wahrheiten geben kann. Die Konfusionen der Pragmatisten hängen, wie das Beispiel Herbert Spencers zeigt, an ihren biologischen und soziologischen Vorurteilen. Windelband möchte aber auch nicht verhehlen, dass der Pragmatismus durchaus ein Argument auf seiner Seite hat: Weder früher noch heute kennen wir eine eindeutige und allgemeingültige Antwort auf die Frage nach dem Kriterium der Wahrheit in rein theoretischer Absicht; auch in praktischer Absicht gibt es kein eindeutiges Sittengesetz, das uns im Handeln orientieren könnte. Wenn die zeitgenössische Philosophie von diesem skeptischen Erkenntnisstandpunkt zu einer relativistischen Werthaltung übergeht, dann steht sie für eine andere Logik (jenseits von wahr und falsch), eine andere Ethik (jenseits von gut und böse) und eine andere Ästhetik (jenseits von schön und häßlich) und verlässt den Bereich wissenschaftlicher Überprüfbarkeit ihrer Prämissen. Gegen diese Tendenzen, deren negative Auswirkungen auf das moderne Kulturleben Windelband kaum zu überschätzen weiß, ruft er eine Orientierung an der sachlichen, wissenschaftlichen Erkenntnis als Leitfaden auf. In einem regulierten Verhältnis von Intellekt und Wille sieht er den Schlüssel. Die Verknüpfung von Intellekt und Wille stellt sich mit der Evidenz im Urteilen über die Wirklichkeit (Natur, Kultur) ein. Evidenz meint, dass etwas zugleich tatsächlich verstanden (Psychologie) und als berechtigt geltend erkannt wird (Logik). Windelband kritisiert mit äußerstem Nachdruck die verbreitete Meinung, dass die Geltung einer Wahrheit (eines Satzes) von der empirischen Zufälligkeit des Erkennens (eines Sachverhalts) abhängig sein soll. Seiner Auffassung nach ist ein Satz der Zahlentheorie wahr, bevor er gedacht und bewiesen wird. Wahrheit ist zeitlos, während unser Erfassen der Wahrheit ein zeitlicher Akt des Willens zur Wahrheit ist. Daraus folgt für Windelband, dass die Geltung eines Satzes der Grund für unser Fürwahrhalten ist – und nicht umgekehrt. In erkenntnistheore-
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tischer Hinsicht sieht Windelband sich der Philosophie Kants verpflichtet. Auch er sieht in der synthetischen Leistung des menschlichen Intellekts eine Aktivität. Windelband betont hier allerdings ein voluntaristisches Moment, denn seiner Auffassung nach sind die Gegenstände der Erkenntnis Produkte synthetisch schöpferischer Prozesse. Was wir in der Wissenschaft eine Tatsache nennen, ist ein von uns Gewolltes und im synthetischen Verfahren Geformtes. Windelbands Beispiel sind die Wissenschaften, in denen gemäß vorliegender Absichten besondere Wahrheiten erforscht werden. In einer knappen Analyse der Forschungsarbeiten von Poincaré und Hertz liefert er den Nachweis, dass die begrifflichen Resultate einzelwissenschaftlicher Forschung zwar begrenzt, aber trotzdem nicht das Ergebnis von Konvention, sondern sachlicher Analyse sind. Die einzelwissenschaftliche Forschung findet in unterschiedlichen kategorialen Ordnungsmustern statt, wodurch die Art des Geltens einer Wahrheit für jede Wissenschaft verschieden ist. Dennoch erübrigt diese Forschung nicht das übergeordnete Ziel, das kategoriale Grundverhältnis von Bewusstseinsinhalt und Sein aufzudecken. Das ist nach Windelbands philosophischer Grundüberzeugung die Aufgabe einer Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, die zum einen der Dezentralisierung wissenschaftlicher Arbeit durch Ausdifferenzierung der Einzelwissenschaften und zum anderen einem in aller wissenschaftlichen Arbeit sich artikulierenden allgemeinen Willen zur Wahrheit gerecht werden soll.
1909 Die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts. In der Abhandlung Die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts nimmt Windelband drei Themen – den Kampf um die Seele, das Verhältnis von Natur und Geschichte und das Problem der Werte – als Ausgangspunkt, weil mit ihnen Kernfragen der neueren Entwicklung in Philosophie und Wissenschaften benannt sind, welche die Beziehung der Theorie zum Leben, die Frage nach dem Lebenswert der Theorie betreffen. Die Antwort wird durch die Darstellung gegeben. In seiner Skizze zu den Tendenzen des Irrationalismus, Materialismus und Pessimismus, darüber hinaus auch zu den Schulbildungen des Positivismus, Historismus und Psychologismus macht Windelband deutlich, dass in diesen lediglich Weltanschauungsmotive zum Ausdruck kommen. Demgegenüber stellt der Neukantianismus zwar eine bedeutende Richtung der wissenschaftlichen Philosophie dar, aber er geht seit Zeller und Liebmann mit der Forderung nach
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einer Beschränkung der wissenschaftlichen Erkenntnis auf methodologische Fragen einher. Windelband vermerkt, dass die systematische Kraftlosigkeit der Epoche in beiden Bereichen zum Ausdruck kommt. Die sich in diesen Tendenzen abzeichnende Abkehr vom Idealismus zeitigt auch für die Philosophiegeschichtsschreibung enorme Konsequenzen, insofern diese zu einer empirischen Wissenschaft wie jede andere historische Disziplin wird. Was einerseits auch in der Philosophie als Schub zur Professionalisierung disziplinärer Geschichtsschreibung führt, muss zugleich in systematischer Hinsicht als Schwäche derselben angesehen werden. Ein Symptom der Zeit ist Windelband zufolge das Abgleiten der Philosophie in den Relativismus der Geschichte der Philosophie. Demgegenüber ergibt sich aus dem prekären Verhältnis des Lebens zur Theorie – vor allem in der Theoriefeindlichkeit, die in der Pessimismus-Debatte hervortritt – ein neuer, weniger umfassender Anspruch an die philosophiehistorische Darstellungsform. Diese soll nicht mehr ein in sich geschlossenes theoretisches Weltbild liefern, sondern in Windelbands Worten eine Besinnung auf die bleibenden Werte, die über den wechselnden Interessen der Zeiten in einer höheren geistigen Wirklichkeit begründet sind, fördern. Mit dieser Zielsetzung, die Windelband durch einzelne programmatische Aufsätze in den späteren Auflagen der Präludien flankiert, unterstellt er die Philosophiegeschichtsschreibung einem kulturphilosophischen und bildungspolitischen Primat.
1910 Über Gleichheit und Identität. Windelband verweist auf seine Abhandlung in der Festschrift für Sigwart (1900), die einen Entwurf für ein System von Kategorien intendiert, der auf der Unterscheidung reflexiver und konstitutiver Kategorien aufbaut. Darin hat er sich an Kants Verknüpfung von formaler und transzendentaler Logik orientiert, die ihm aber zunehmend problematisch erscheint. In seiner vorliegenden Abhandlung möchte Windelband nun im Rückgang auf Aristoteles zeigen, dass die Ineinssetzung der kategorialen Bestimmungen der Identität und Gleichheit irreführend ist. Im Gegensatz zur Gleichheit meint Identität eine gegenständliche Kategorie. Dabei ist noch zu unterscheiden, ob die Rede vom Gegenstand metaphysisch oder transzendentalphilosophisch gemeint ist. Hingegen meint Gleichheit eine Denkform der Reflexion, die keine gegenständliche Dimension eröffnet. Wenn Kant nun beide Begriffe als Kategorien einführt, dann muss klar sein – was vielen Neukan-
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tianern nach Windelbands Ansicht nicht klar ist –, dass Identität (Selbstbewusstsein) die Voraussetzung kategorialen Erkennens ist, während Gleichheit ein kategoriales Verhältnis von Gleichem und Verschiedenem als Bewusstseinsinhalt, mithin eine Urteilsform, meint. Nach diesen einleitenden Erläuterungen geht es Windelband darum zu zeigen, dass der Wahrheitswert in Gleichheitsurteilen rein logischer Natur ist und nicht mit einem Bezug zu einem realen oder psychischen Gegenstand einhergeht. Es gibt also eine rein logische Bedeutung des Geltens. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts ist in den Debatten zur Logik diese Einsicht jedoch in den Hintergrund getreten. So wird der Geltungsbereich rein logischer Bedeutung vom idealen Bereich des Geltens in das reale Gebiet des Seins und Geschehens transformiert. In diesem Zusammenhang geht es in den Diskussionen bspw. um die Annahme der Identität im Realen, wenn ein Organismus in seiner Entwicklung und ein Volk in seiner Geschichte betrachtet wird. Das alles zeigt nach Windelbands Auffassung aber auch ein Dilemma, denn das Prinzip der Identität wird offensichtlich in verschiedenen Wissensdisziplinen, wie bspw. Physik, Biologie, Geschichte, anders gefasst. Angesichts dieser Problematik wird es aus philosophischer Sicht dringlich, den konstitutiven Sinn der Kategorie der Identität zu erläutern. Je ungleichartiger Ursache und Wirkung sind und je unwahrscheinlicher die Herstellung eines analytischen Zusammenhangs erscheint, umso dringlicher wird ein Nachweis der Gleichmäßigkeit und Regelmäßigkeit der wiederkehrenden Zeitfolgen. So wird Notwendigkeit aus Regelhaftigkeit hergestellt und das reflexiv gedachte Gleiche wird in eine reale Identität transformiert. Damit findet aus nachvollziehbaren Motiven die Verwandlung einer reflexiven Gleichheit in eine konstitutive Identität statt. Diese verlangt, wie Windelband betont, einen besonderen Wahrheitswert, wenngleich der Bedeutungsgehalt einer solchermaßen metaphysischen Realität ungeklärt bleibt. Tatsächlich bleibt Windelband an dieser Stelle stehen. Wichtig ist ihm nicht die Lösung des Problems – dafür fehlen seiner Ansicht nach noch weitere systematische Zwischenschritte –, sondern zuerst und zunächst genügt ihm der Hinweis auf eine Problemstellung und ihre Motivationslage, bei der Herausarbeitung von Mustern reflexiver Beziehung der Gleichheit in den Feldern der Logik, Ethik und Ästhetik sowie in den angrenzenden Bereichen der Wissenschaften nicht stehen zu bleiben, sondern diese in konstitutive Beziehungen der Identität umzudeuten. Naheliegend wäre es für Windelband auch an dieser Stelle, seine Wertphilosophie ins Spiel zu bringen, mittels derer er konstitutive Bedingungen des Seins in teleologische Wertbeziehungen transformiert. Allein, er geht an dieser Stelle diesen Schritt nicht,
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sondern lässt das aufgedeckte Problem von Gleichheit und Identität in seiner Offenheit stehen.
1911 Die philosophischen Richtungen der Gegenwart. In: Große Denker Bd. 2. An den philosophischen Richtungen der Gegenwart lässt sich, so formuliert es Windelband ausdrücklich, wenig ablesen, was zukunftsfähig sein könnte. Die Gegenwart hat keinen großen Denker hervorgebracht. Allerdings scheint doch das Tiefland, in dem die Philosophie unter die Vorherrschaft der Psychologie gerät, durchschritten zu sein. Die intellektuellen Bedürfnisse der Kulturvölker gehen auf eine Weltanschauung – so kam es, dass Nietzsche für einen großen Denker genommen wird – und dieses Bedürfnis wird sie vorantreiben, so Windelband. Vor dem Hintergrund dieser grundsätzlichen Überlegungen gibt Windelband einen kurzen Überblick über die Tendenzen gegenwärtigen Philosophierens, in dem er sich als interessierter und kundiger Leser zeigt. Neuere Richtungen in der Philosophie sind seiner Ansicht nach entweder Herbart oder Schopenhauer verpflichtet. Eduard von Hartmann bspw. popularisiert die Philosophie Schopenhauers. Von geringem philosophischen Profil sind die Tendenzen des Materialismus und Psychologismus. Der Monismus, Spencers synthetische Philosophie und der Pragmatismus, auch als „Hominismus“ bekannt, sind in Europa und den USA starke Tendenzen. Poincarés Verbindung von Pragmatismus und Mathematik ist bemerkenswert, die Nähe zur Relativitätstheorie liegt auf der Hand. Vaihingers gerade erst erschienene Philosophie des Als Ob (1911) bedient einen relativistischen Trend der Zeit. Der Pragmatismus wird vorbreitet durch die Theorie der Denkökonomie bei Avenarius und Mach. Schuppe vertritt eine immanente Philosophie. Besonders einflussreich in der Gegenwart ist Comtes Positivismus. Die vergleichende Gesellschaftslehre und Völkerpsychologie, von Lazarus und Steinthal eingeleitet, wird von der Religionswissenschaft fortgesetzt. Nach dieser Aufreihung von Tendenzen gegenwärtigen Philosophierens kommt Windelband zu dem Fazit, dass es sich hierbei insgesamt nicht um Philosophie handelt. Das alles erscheint ihm bestenfalls als Material für eine philosophische Theorie der Gesellschaft, die sich bspw. in Simmels philosophischer Soziologie anbahnt. Für den Neukantianismus reserviert Windelband eine detaillierte Einzelbesprechung. Er zieht von F. A. Lange ausgehend eine Linie durch die Jahrzehnte. Verblüffend ist Windelbands Urteil über Otto Liebmann, mit dem der Neukantianismus Gestalt angenommen und bereits
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über sich hinausgewiesen hat. Liebmanns Neukantianismus ist in den Augen Windelbands ein mit den Naturwissenschaften sympathisierender Anthropologismus. Liebmann gilt ihm als Nestor der heutigen Philosophen und als der hervorragendste unter den Denkern des letzten halben Jahrhunderts. An diesem Maßstab fällt ein durchschnittlicher Neukantianismus bei Helmholtz in der Gestalt eines kantianisierenden Empirismus und bei Cohen im Gestus der Wiederentdeckung der strengen Rationalität der Philosophie Kants und einer Überführung der theoretischen Philosophie in einen Mathematizismus ab. Auch an dieser Stelle kommt Windelband zu einer verblüffenden Einschätzung. Weil Cohen das Hinausgreifen des historischen Kulturgeistes in überempirische Zusammenhänge nicht herausarbeitet, tritt seine idealistische Weltanschauung in große Nähe zum Naturalismus. Cohen hat Schule gemacht, nämlich durch Gründung der Marburger Schule. Windelband kritisiert an dieser Spielart der Kant-Rezeption, dass sie uns dem herrschenden Naturalismus ausliefert. Einzig und allein Ernst Cassirer als Philosophiehistoriker der Marburger Schule wird ein offener Blick in die Entwicklung der neueren Philosophie und Wissenschaft attestiert. Aber auch diese Einschätzung lässt Windelband nicht vor einem harschen Urteil über den Marburger Neukantianismus zurückweichen. Er sieht es als seine eigene Aufgabe an, den Kantianismus vor einer neukantianischen Verkümmerung in empirischer Ideologie zu retten. Das kann seiner Auffassung nach nur auf dem Weg einer Erneuerung der idealistischen Weltanschauung gelingen. Wege dazu sind von Kant selbst und seinen unmittelbaren Nachfolgern, aber auch in England von Bradley und Green und in Frankreich in der spiritualistisch-eklektischen Schule Victor Cousins gewiesen worden. Von Renouvier und Lachelier wird in Frankreich eine neue Wendung zum Idealismus inauguriert, die mit Bergson in die Begründung eines Mystizismus durch einen biologischen Pragmatismus führt. In Deutschland gilt Eucken als glühender Verfechter des Idealismus. Um 1900 verzeichnet Windelband eine Rückkehr zu Hegel, für die, besonders in Italien unter dem Einfluss Benedetto Croces, große Vorarbeit geleistet wird. Es ist Zeit, das Bleibende an Hegels Lehre zu erkennen. Nach Windelband ist das historische Philosophieren Hegels der Ausdruck des reifen Bewusstseins der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts, das eine wissenschaftliche Historie entwickelt und die Natur unter dem geschichtlichen Gesichtspunkt zu betrachten begonnen hat. Aus der Einsicht, dass Geschichte als philosophisches Prinzip es nicht mit dem Naturwesen Mensch, sondern mit dem Kulturwesen zu tun hat, ist die Dringlichkeit einer neuen Theorie des historischen Erkennens erwachsen. Windelband lobt die vorbildliche Arbeit
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Diltheys, der seiner Ansicht nach aber an der entscheidenden Stelle, angesichts der Aufgabe, aus dem anthropologisch Tatsächlichen universale Geltungsansprüche heraus zu präparieren, gescheitert ist. Daher führt seine historistische Weltsicht in eine der trostlosesten Formen des Relativismus. Eine weitere Konsequenz aus der Einsicht, dass Geschichte als philosophisches Prinzip es mit dem Kulturwesen Mensch zu tun hat, ist mit dem Namen Hermann Lotze verbunden. Windelband sieht seine Arbeit als eine der gegenwärtigen Tendenzen an, in Lotzes Geist zu philosophieren. Das impliziert die Scheidung der Welt des Seins und der Werte (Naturforschung und Kulturforschung) und die Forderung, der Philosophie die Aufgabe der Erkenntnis von Werten zuzubilligen und das Sein den anderen Wissenschaften zu überlassen. In dieser Absicht sieht Windelband sich einig mit Rickert und Lask, die den Begriff des Geltens in die philosophische Logik einführen, und mit Husserl, der den Kampf gegen den Psychologismus eröffnet hat. Gleichwohl schätzt Windelband den Phänomenologen als einen wenig bedeutenden Grübler ein. Windelband erwartet von der Zukunft die Entwicklung einer die Bedürfnisse unserer geistigen Gesamtlage befriedigenden Philosophie. Die Kulturphilosophie als eine Wissenschaft mit eigenem Gegenstand und eigener Aufgabe könnte diese Rolle ausfüllen. Sie hat die Aufgabe, die menschliche Kultur in ihrer geschichtlichen Entwicklung daraufhin zu untersuchen, wie in ihr die allgemeingültigen, über das empirische Wesen des Menschen hinausragenden Vernunftwerte zu bewusster Erfassung und Gestaltung gelangt sind. Diese Aufgabe wird ihr von keiner anderen Wissenschaft bestritten. Die Trennung von Sein und Wert und die damit verbundene disziplinäre Ordnung des Wissens scheint Windelband für die Philosophie eine Option zu eröffnen, die sie von der Lösung methodologischer Probleme im Grenzbereich von Naturund Geisteswissenschaften unabhängig macht.
1912 Die Prinzipien der Logik. In: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften. Gemäß den Anforderungen an einen Beitrag für ein Enzyklopädie-Projekt beschränkt Windelband sich auf eine deskriptive Darstellung der Geschichte der Logik und ihrer systematischen Grundfragen. Bis ins späte 18. Jahrhundert basiert die Logik nach seiner Auffassung auf aristotelischen Grundlagen. Erst Kant hat mit der transzendentalen Logik eine neue Ausgangslage geschaffen. Heute sind die Prinzipien der Logik im Fluss. Nach kon-
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ventioneller Auffassung fällt die Logik mit dem Gebiet der theoretischen Philosophie zusammen. Daneben stehen die Ethik und Ästhetik (vgl. die seelischen Grundtätigkeiten des Vorstellens, Wollens und Fühlens). Nach diesen grundlegenden Gedanken entwirft Windelband eine Phänomenologie des Wissens. Diese setzt ein mit der Behauptung, dass auch die Philosophie auf empirisches Material, also entweder Erlebnisse vorwissenschaftlichen Bewusstseins oder ein wissenschaftlich geordnetes System von Begriffen rekurriert. Das empirische Material ist entweder naturgesetzlich oder historisch geordnet. In diesen Unterscheidungen liegen die Voraussetzungen für die Grundfragen der Logik. In einem ersten Schritt müssen die Grundbegriffe der Logik einer psychologischen Behandlung unterzogen werden, d. h. es muss terminologisch geklärt werden, was im logischen oder psychologischen Sinne bspw. mit dem Begriff Vorstellung gemeint ist. Die Abgrenzung der Psychologie von der Philosophie ist notwendig, um diese zu einer unabhängigen empirischen Disziplin werden zu lassen, die von der Logik begründeter Weise Aufklärung über ihre Grundlagen erwarten darf. Die Psychologie geht aus eigener Kraft den Weg von der deskriptiven zur theoretischen Psychologie. Sie klärt dabei genetische Probleme der Begriffsund Kategorienbildung, lässt aber Geltungsfragen, um die es allen in der Logik geht, unberührt. Daraus folgt unmissverständlich für Windelband, dass es keine psychologischen Prinzipien der Logik geben kann. Die Trennung von genetischer und geltungstheoretischer Zugangsweise hat nach Windelbands Auffassung nicht nur wissenschaftliche Bedeutung, sondern auch eine sozialpolitische Dimension. Wahrheit scheint nämlich für die Masse der Menschen einem bloßen Nützlichkeitskalkül gleichzukommen und nur noch für wenige, forschende Menschen ein Selbstzweck zu sein. Gegen diese relativistische Weltsicht bringt Windelband sein teleologisches Programm einer Entwicklungsgeschichte des Wahrheitswertes in Stellung. In einer solchen Entwicklungsgeschichte sind die phylo- und ontogenetische Perspektive (Gattung und Individuum) verschränkt. Eine Phänomenologie des Wissens muss, wie Windelband betont, die Grenzen individualpsychologischer Erklärung überschreiten und die sozialpsychologischen Voraussetzungen der Logik in den Blick nehmen. Erkennen und Wissen sind als Funktionen Teil der sozialen Natur des Menschen. Erst allmählich tritt im Kulturprozess der Grundsatz der allgemeinen Geltung eines Wahrheitswertes als ein spätes Kulturprodukt hervor. Der soziale Charakter des Erkennens zeigt sich in der Sprache und in der Korrelation psychischer und sprachlicher Formen des Wissens. Auch die Wissenschaften sind dementsprechend ein spätes Produkt dieses Prozesses. Die Logik als phi-
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losophische Theorie der Wissenschaften steht in diesem Zusammenhang. Windelband unterstreicht, dass es zwar in jeder Wissenschaft einen Ansatz zu logischer Besinnung gibt. Die hier stattfindenden phänomenologischen Vorarbeiten, bspw. die Fixierung der psychologischen Terminologie und das Verständnis der genetischen Prozesse, die das Geltungsbewusstsein erst hervorbringen, sind daher zweifelsohne für die logische Forschung unerlässlich. Aber die Logik findet trotz dieser Bedingtheit durch die wissenschaftliche Forschung ihre Prinzipien allein im theoretischen Bewusstsein und nirgendwo anders. Diese Einsicht ist unumstößlich mit dem Namen Kant und seinem Prinzip der Synthesis des Urteilens verbunden. Urteilen meint hier, dass die Unterscheidung von Inhalt und Form der Vorstellung nicht dem empirisch vorfindlichen Material abgelesen werden kann. Kant hat gezeigt, dass nur das abstrahierende Bewusstsein Inhalt und Form trennen und seine eigene Tätigkeit unter dem Formaspekt betrachten kann. In einem weiteren Schritt skizziert Windelband den Gang der Logik im 19. Jahrhundert. Seiner Ansicht nach schreitet der Entwicklungsgang der logischen Theorie von der Analyse der Form des Denkens systematisch zum Verständnis ihrer Beziehung auf den Inhalt fort. Dabei werden zuerst die formalen Strukturen des Denkens in einer formalen Logik isoliert. Dann wird eine Methodologie entworfen, um die Beziehung von Form und Inhalt des Denkens zu klären. In diesen zwei Schritten bewährt sich seither die Logik als Theorie der Wissenschaften. In ihrer Außenwirkung konstituiert die Logik ein Weltbild einer objektiven Wirklichkeit. Darüber hinaus steht sie vor der Aufgabe, die Beziehung der objektiven zu einer absoluten Wirklichkeit zu behandeln, um das menschliche Wissen auf seinen Wahrheitsanspruch hin zu befragen. Dieser Schritt ist notwendig, weil die Logik als normative Wissenschaft auftritt, d. h. notwendigerweise mit der Behauptung einhergeht, dass logische Gesetze für uns gelten, aber auch an sich gelten. An dieser Behauptung hängt Windelband die Unterscheidung der logischen Form des Gedankens von seiner sprachlichen Form und seiner psychischen Wirksamkeit auf. Logische Formen des Gedankens sind synthetische Urteile im Sinne Kants und daher so zu verstehen, dass sie begriffserzeugend und Urteilsrelationen stiftend sind. Dieser Prozess darf nicht von externen Faktoren abhängig sein, sonst wäre der Anspruch auf absolute, vom psychisch erlebenden und sich sprachlich äußernden Urteilssubjekt unabhängige logische Gesetze sinnlos. Einer formalen Logik sind jedoch, wie Windelband hervorhebt, im Hinblick auf die Konstitution menschlicher Urteilsfähigkeit enge Grenzen gesetzt. Sie kann nicht auf eine Korrespondenz von Sein und Urteilen rekurrieren. Ihr bleibt lediglich der Weg offen, in der Gestalt refle-
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xiver Kategorien Geltungsansprüche zu formulieren, die allerdings jederzeit von empirischer Seite korrigierbar sein können. Die für eine formale Logik nicht aufhebbare Trennung der Bereiche des Seins und des Geltens lässt lediglich die Hypothese einer vagen Entsprechung zu. Windelband kommt im nächsten Schritt zur Methodologie als einer technischen Subdisziplin der Logik, die als Organon der Wissenschaften oder als Lehre von den systematischen Formen des Denkens bezeichnet wird. Die Aufgabe der Methodologie ist es, die axiomatische Struktur der wissenschaftlichen Erkenntnisarbeit herauszustellen. Insofern Philosophie durch empirische Besinnung auf die Funktionen allgemeingültiger Wertung Normen festzustellen hat, muss dieser Vorgang methodologisch kontrollierbar sein. Für Windelband ist auch hier die Einsicht zentral, dass die axiomatische Geltung von Normen zwar durch die Tatsachen erläutert, aber nicht durch sie bewiesen werden kann. Die Methode der Logik muss sich daher immer auch kritisch gegen ihre eigenen Geltungsansprüche richten. In Bezug auf die Wissenschaften spricht Windelband der Methodologie zu, eine Art vergleichender Morphologie der Wissenschaften darzustellen. Sie muss herausarbeiten, nach welchen Prinzipien die einzelnen Wissenschaften ihre Gegenstände auswählen und selbst Urteilsfunktionen ausüben. In diesem Zusammenhang muss zwischen Gesetzeswissenschaften und Ereigniswissenschaften unterschieden werden. Mit der nomothetischen oder ideographischen Forschung sind zwei unterschiedliche synthetische Verfahren der Urteilserzeugung verbunden: die eine Denkform geht generalisierend, die andere individualisierend auf ihr Gegenstandsfeld zu. Damit hängt ein weiterer sachlicher Unterschied zusammen. Während die Naturforschung in ihren Verfahren der Auswahl und Synthese ein rein theoretisches und transanthropologisches Prinzip zur Anwendung bringt, gilt das für die historische Forschung keineswegs. Während die eine Forschungsrichtung wertfrei agiert, geht die andere explizit wertbezogen vor. Während die eine die reine Kausalität für den Zusammenhang von Teil und Ganzem kennt, stiftet die andere den Zusammenhang von Teil und Ganzem über die Sinnproblematik. Bei allen Unterschieden kommt es Windelband abschließend darauf an, die Komplementarität von Naturforschung und historischer Forschung für den Gesamtzusammenhang unserer Wirklichkeitserkenntnis herauszustellen. Mit der Darstellung der zwei Forschungsbereiche ist für die Beziehung von Gelten und Sein eine Form des Nebeneinanderbestehens gefunden. Mit Lotze meint auch Windelband, dass das Reich des Geltens die Form und die Ordnung darstellt, in der das Reich des Seienden steht. Mit dieser Feststellung ist der äußerste Punkt der Logik als Erkenntnis- und Wis-
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senschaftslehre erreicht. Einen metalogischen Standpunkt der Spekulation können wir Windelband zufolge nicht einnehmen, auch wenn dieses Projekt von Leibniz bis Hegel immer wieder in Angriff genommen wurde. Statt solchen Versuchen nachzuhängen, sollten wir uns der Grenzen menschlicher Erkenntnis bewusst und des unaufhebbar perspektivischen Charakters unserer Erkenntnis klarwerden. Gleichwohl ist es die Aufgabe der Wissenschaften und der Logik, am steten Ausbau unserer Erkenntniswelten mitzuwirken, um unsere Wissenswelten zu gestalten.
1912 Über Sinn und Wert des Phänomenalismus. Festrede. Windelband erkennt in der Entwicklung der letzten Jahrzehnte eine Abkehr vom strikten Neukantianismus, d. h. von einer Verengung der philosophischen Forschung auf das Gebiet der Erkenntnistheorie. Im Zuge dieser Perspektivenverengung wurde verkannt, dass die Kantische Vernunftkritik nur Propädeutik eines Systems der Philosophie sein wollte. Richtig verstanden, so Windelband, ruft die Kantische Philosophie zu einer völlig unparteilichen Anerkennung der Autonomie und des Eigenwerts aller Disziplinen auf. Es geht nicht nur um Mathematik, nicht einmal nur um Infinitesimalrechnung (dies als eine Spitze gegen Hermann Cohen). Vielmehr soll der Kritizismus, der sich fruchtbar auf Kant beruft, in den Bahnen Hegels auch andere Wissensdisziplinen behandeln und für sich freie Bahn in das Reich des Kulturlebens gewinnen. Der Phänomenalismus wird als das entscheidende Moment der Kantischen Philosophie angesehen: Fischer, Liebmann und Lange sind die Protagonisten dieser Richtung. Das aber erscheint Windelband gegenwärtig als eine weitere unzulässige Einengung der Kant-Lektüre, da die neuere Zeit in einem sich äußernden metaphysischen Drang auf Wirklichkeitserkenntnis mehr von der Kantischen Philosophie verlangt. Nach diesen einleitenden Bemerkungen liefert Windelband ein eindringliches Porträt des Phänomenalismus. Der Phänomenalismus ist eine Richtung der Erkenntnistheorie, die das Verhältnis des Objektiven zum Realen, des Wissens zur Wirklichkeit, des Bewusstseins zum Sein zum Gegenstand der Analyse hat. Was objektiv ist, das sagen uns die Wissenschaften. Die wissenschaftliche Forschung ist völlig unberührt von philosophischen Fragen, die Relation von phänomenal Erkanntem und absoluter Wirklichkeit betreffend. Um den Phänomenalismus besser zu verstehen, liefert Windelband eine knappe philosophiegeschichtliche Skizze zur Herleitung der Differenz von Erscheinung und Form sowie
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Realität und Materie, die im Schnelldurchlauf von der Sophistik bis zu Kant führt. Kant verbindet einen naturwissenschaftlichen (Demokrit und die Folgen) mit einem metaphysischen (Platon und die Folgen) Phänomenalismus. Kants absoluter Phänomenalismus, wie Windelband diese Position nennt, erklärt Apriorität und Phänomenalität zu Korrelativbegriffen und begrenzt Erkenntnis auf den Bereich des strukturell im Intellekt Angelegten, so dass die mathematische Theorie der Erscheinungen als einzig mögliche Wissenschaft der Wirklichkeit übrigbleibt. In der Konsequenz werden Erkenntnis und kategorial gesichertes Wissen voneinander abgetrennt und Letzteres für unmöglich erklärt. Windelband zeigt diesen Sachverhalt am Beispiel der Kategorien der Inhärenz und Kausalität. Im Phänomenalismus führt das Kausalitätsproblem in erkenntnistheoretische Aporien, da keine Wirkung des Seins auf das Bewusstsein mehr behauptet werden kann. Angesichts dieser dramatischen Lage erscheint es nachvollziehbar, so Windelband, dass um die richtige Deutung der Kantischen Philosophie ein Streit von weltanschaulichem Ausmaß entbrannt ist. Gehört man der einen Partei zu und behandelt die kritische, theoretische Seite der Philosophie Kants ohne Berücksichtigung seiner anderen Schriften, dann gerät man unweigerlich in einen absoluten Phänomenalismus. Gehört man der anderen Partei an und schaut auf das Ganze der Kantischen Philosophie, also auch die Funktionen der praktischen oder ästhetischen Vernunft, und will man darüber hinaus noch Kant historisch gerecht werden, dann zeigt sich eine Komplementarität von theoretischer und praktisch-ästhetischer Weltvorstellung, die einen partiellen Phänomenalismus eröffnet. Nur in dieser zweiten Sichtweise, der Windelband sich offensichtlich zurechnet, tritt neben die Orientierung der theoretischen Philosophie an den Naturwissenschaften die Anbindung der praktisch-ästhetischen Theorie an die historischen Disziplinen, d. h. die Kulturwissenschaften. Wir müssen also über Kant hinausgehen, indem wir die Funktion des Erkennens um die Funktion des Wertens als eine anthropologische Eigenschaft ergänzen. Auch auf diesem Weg sind nach Windelbands Auffassung zwei Optionen möglich. Die eine Option impliziert eine Ausweitung der anthropologischen Auffassung auf das Gesamtgebiet der Weltanschauung und führt in einen Relativismus und Pragmatismus. Die zweite Option beinhaltet eine Ausweitung des Wertgedankens auf das Gebiet der theoretischen Vernunft. Wenn wir davon ausgehen, und auch hier spricht Windelband wiederum pro domo, dass zum Gesamtbild der Wirklichkeit auch die Wertsphäre gehört, dann verlassen wir den Irrweg des Relativismus und nehmen die Möglichkeit einer Metaphysik des Geistes in den Blick.
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1914 Die Hypothese des Unbewußten. Festrede. Thema des Vortrags ist im Allgemeinen das Verhältnis von Philosophie und Wissenschaft. Windelband spricht den Wissenschaften die Kompetenz zu, neue Fragen aufzuwerfen, neue Begriffe zu prägen und Theorien zu entwerfen, die ihnen in der Verarbeitung der Tatsachen als Leitfaden dienen. Für die Philosophie werden die Begriffe und Theorien insofern ein Problem, als sie einen Abgleich mit früheren Theorien und dem vorherrschenden Weltbild vornehmen muss. Ein prominentes Beispiel dafür ist seiner Ansicht nach die Hypothese des Unbewussten. Die Besonderheit dieses Falles ist, dass eine philosophische Hypothese an die empirische Forschung herangetragen worden ist, als die Psychologie noch keine selbständige Erfahrungswissenschaft war. Windelband rekonstruiert den Zusammenhang einer Debatte von Philosophie und Psychologie am Leitfaden der Hypothese vom Unbewussten und geht dabei bis auf Leibniz zurück, um anschließend über Fichte, Schelling, Herbart, Schopenhauer bis zu Eduard von Hartmann zu kommen. Nach dieser Kontextualisierung kommt Windelband auf die methodologischen Grenzen für die Behandlung der Hypothese zu sprechen. Er stellt klar, dass das Unbewusste niemals Gegenstand eines Wahrnehmungserlebnisses sein kann. Seine Funktion besteht lediglich darin, die Grenze des bewussten Erlebens zu beschreiben. Bewusstes und Unbewusstes stehen in Beziehung zu einer seelischen Wirklichkeit und wir nehmen, zumindest hypothetisch, an, dass zwischen beiden Bereichen ein analoges Verhältnis besteht. Wie nun genau dieses Verhältnis zu bestimmen ist, darüber ist in der Psychologie zwischen einer materialistischen und idealistischen Option ein Dauerstreit ausgebrochen. Die materialistische Sichtweise verankert das Unbewusste im Gehirn als Disposition, die idealistische hingegen spricht von einer psychischen Realität unbewusster Vorstellungen. Windelband diskutiert diese Optionen vor dem Hintergrund dualistischer Erkenntnistheorien von Descartes über Kant bis in die moderne Psychologie (Jodl, Lipps). Sein Ergebnis ist, dass eine konsequente dualistische Theorie des Bewusstseins die Hypothese des Unbewussten ausschließt. Andererseits erkennt Windelband in den aktuellen Debatten, dass sich eine anti-dualistische Position durchsetzt, die eine Differenzierung des Bewussten und Unbewussten sowie des Seelischen und Körperlichen unterläuft. Aber auch hier zwingen die methodologischen Einschränkungen uns, das Unbewusste als ein potentiell Bewusstes zu erfassen und es nicht zu einem Dritten, einem Zwischenreich von Körper- und Bewusstseinswelt, zu machen. In seinem Fazit räumt Windelband ein, dass Philosophie und Psy-
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chologie nicht nur aufgrund ihrer Herkunftsgemeinschaft, sondern auch aktuell in einem engen Verhältnis stehen. Die Verselbständigung der Psychologie zu einer empirischen Wissenschaft hindert nicht die Möglichkeit eines fortgesetzten Gesprächs mit der Philosophie.
1914 Einleitung in die Philosophie. Im Vorwort verweist Windelband darauf, dass sein Lehrbuch der Geschichte der Philosophie und die vorliegende Einleitung in die Philosophie als sich ergänzende Schriften anzusehen sind. In der Einleitung bekennt der Autor, dass seine systematische Darstellung der Philosophie einem aktuell wachsenden Bedürfnis nach Weltanschauung gerecht werden will. Er appelliert an ein nie versiegendes, in der Menschennatur verankertes metaphysisches Bedürfnis. Philosophie erfüllt seiner Ansicht nach die nahezu zeitlose Aufgabe, einen Mut zur Wahrheit zu vertreten. Mit dieser Überlegung sieht Windelband sich in der Nachfolge Hegels. In einer spitzen Bemerkung spricht er davon, dass die Schwierigkeiten, vor denen die Philosophie der Gegenwart steht, nicht in der Philosophie selbst, sondern in der mangelnden schriftstellerischen Fähigkeit der Philosophen begründet sind, die nicht im lebendigen Kontakt mit ihrer Umwelt stehen. Es ist Windelband zufolge Aufgabe der Philosophen, die Worte des alltäglichen Gesprächs in eine wissenschaftlich brauchbare Terminologie umzumünzen. In diesem Sinne erfüllt auch die vorliegende Einleitung in die Philosophie den Zweck, seine Leser in ihrer Gegenwart abzuholen und behutsam in eine wissenschaftlich-philosophische Terminologie einzuführen. Dafür ist Offenheit eine Grundvoraussetzung. Wer bereits eine Weltanschauung hat, der öffnet sich, wie Windelband unterstreicht, nicht der philosophischen Reflexion. Philosophie bestätigt nicht das, was man sowieso schon denkt. Wer ernsthaft Philosophie treiben will, der muss damit rechnen, Welt und Leben in anderem Licht zu sehen. Das Wesen der Philosophie besteht nach Windelbands Ansicht darin, die Fragen zu Ende zu denken. Vorwissenschaftliche und vorphilosophische Ansichten haben in der Praxis des Lebens ihre Berechtigung. Wir haben z. B. die Kenntnis von der Wirkung von Naturgesetzen und können mit ihnen rechnen. Die Frage aber, was ein Naturgesetz ist, geht über diese Einschätzung hinaus. Probleme dieser Art stellen sich weder in unserer Alltagswelt noch in der Praxis empirischer Forschung, sondern allein in der philosophischen Reflexion. Die Philosophie prüft die Voraussetzungen unserer, mutmaßlich selbstver-
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ständlichen, Annahmen. Sie erschüttert das Geltende und entwickelt die Grundprobleme unseres Denkens. Die Geschichte der Philosophie gibt Einsicht in das Ringen mit den uralten Rätseln des Daseins. Sie verhandelt das diskontinuierliche Auftauchen der Probleme in den Grenzbereichen der Wissenschaften und der Philosophie. Sie macht, wie Windelband betont, den Antinomismus von Intellekt und Tatsachen selbst zum Thema, d. h. die Angemessenheit und Unangemessenheit beider füreinander. Kant und Lotze haben diesen Zusammenhang auf unterschiedliche Weise ins Zentrum ihres Denkens gerückt. Bei ihnen kann man zudem erkennen, dass die Philosophie eine theoretische und praktische Bedeutung hat, die jeweils nicht voneinander zu isolieren sind. Das Verhältnis von Denken und Wollen, von Intellekt und Charakter bleibt zentrales Thema der Philosophie, deren höchste Probleme auf das Verhältnis des Seins zu den Werten, des Wertes zum Sein gerichtet sind. Die Einleitung in die Philosophie besteht aus zwei Hauptteilen. Im ersten Teil behandelt Windelband theoretische Probleme, also Wissensfragen. Hier geht es um die Begriffe Wesen und Erscheinung, um ontische Probleme (Substanz, Quantität, Qualität), um genetische Probleme (Geschehen, Kausalität, Mechanismus und Teleologie, Seele und Körper) sowie um noetische Probleme (Wahrheit; Ursprung, Geltung und Gegenstand der Erkenntnis). Im zweiten Teil analysiert Windelband axiologische Probleme, also Wertfragen. Es geht nach einer allgemeinen Bestimmung des Begriffs Wert und Werterleben (Fühlen und Wollen) plus einer Definition des Normalbewusstseins um ethische Probleme (Prinzip der Moral, Willensgemeinschaft, Geschichte), ästhetische Probleme (das Schöne, die Kunst) und religiöse Probleme (das Heilige, die Wahrheit der Religion, Wirklichkeit und Wert). Abschließend handelt Windelband von der Tauglichkeit theoretischer Reflexion für das Leben selbst und bekennt, dass ihn sein Weg durch die Philosophie von den Unzulänglichkeiten des Wissens zu den Unzulänglichkeiten des Lebens geführt habe. Dieser Übergang und die damit verbleibenden offenen Probleme hängen an der von ihm geforderten Transformation von Fragen des Wissens in Fragen des Wertens. Während in theoretischer Reflexion die Differenz zwischen unseren Vorstellungen der Welt und den Möglichkeiten ihrer Realisierung offenliegt, steht das Wertleben insgesamt nach Windelbands Auffassung in der Spannung zwischen der Wirklichkeit und unseren idealen Forderungen an sie. Norm und Wirklichkeit treten auseinander und ermöglichen so ein logisches, ethisches und ästhetisches Werten. Windelband fügt noch hinzu, dass die Differenz von Wirklichkeit und Norm eine Werthaltung nicht bloß möglich, sondern vielmehr zu einem notwendigen
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Erfordernis der praktischen Lebensbewältigung macht. Mit dieser Überlegung markiert Windelband den Übergang vom subjektiven zum objektiven Antinomismus. Die Dualität des Werthaften und Wertwidrigen liegt nicht bloß im Bewusstsein, sondern ist unaufhebbarer Bestandteil unserer Erfahrungswelt, in der wir eine ideale Welt des Sollens entwerfen. Vor diesem Hintergrund bleibt Windelband bei seiner früher schon geäußerten Ansicht, dass Optimismus und Pessimismus, als Gefühlsweisen einzelner Menschen wie auch ganzer Gruppen, Völker und Epochen, nichts anderes als Stimmungslagen im Bereich logischer, ethischer und ästhetischer Reflexionen über die Werthaftigkeit oder Wertwidrigkeit unserer Lebenswirklichkeit sind, die keinen Anspruch auf wissenschaftliche Fundierung einlösen können. Aber sie verweisen doch auf eine zugrundeliegende Wertdualität des Wirklichen. Alle dialektischen Lösungen des Problems – von Proklos bis Hegel – haben nur, wie Windelband betont, seine Unlösbarkeit sichtbar gemacht. An der erlebten und philosophisch durchdachten Wertdualität der Wirklichkeit erfahren wir die Schranken unseres Strebens nach Erkenntnis. Es handelt sich, wie Windelband anmerkt, um ein heiliges Geheimnis. In der Erfahrung der Grenze liegt aber auch etwas Positives, erkennen wir doch, dass die Wertdualität die unerlässliche Bedingung der Betätigung unseres Willens und der Grund für die Zeitlichkeit unserer Existenz ist. Würden Wert und Wirklichkeit einfach in einem Punkt zusammenfallen, dann gäbe es, wie Windelband hinzufügt, keine Bewegung, kein Streben mehr.
1916 Geschichtsphilosophie. Eine Kriegsvorlesung. Fragment aus dem Nachlass. Das Fragment einer Vorlesung, die Windelband im Wintersemester 1914/15 einstündig gehalten hat, ist von seinem Sohn Wolfgang Windelband und seinem Schüler Bruno Bauch als Ergänzungsheft der Kantstudien im Jahr 1916 publiziert worden. Wie viele seiner Zeitgenossen teilt Windelband die Kriegsbegeisterung bzw. Kriegsehrfurcht und erkennt im anbrechenden Krieg der Völker, der den ganzen Erdkreis umfassen wird, ein Ringen um die Grundlagen des Kulturlebens und die Möglichkeit einer Erneuerung des deutschen Volkes. Die sich zwischen den Völkern – insbesondere zwischen Frankreich und Deutschland – zeigende Feindschaft erklärt er mit historischer und biologischer Notwendigkeit. Er geht sogar so weit, einen Gegensatz zwischen dem Kulturmenschen auf der einen Seite und dem,
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wie er es nennt, „Auswurf der schwarzen und gelben Rasse“ auf der anderen Seite zu konstruieren. Die Einleitung seiner Vorlesung hebt mit diesen Überlegungen an und sucht dann, die Kampfsituation des Krieges, in dem ein isoliertes Deutschland gegen die Welt steht, als Kampf um die Rettung der Ideale der Kulturmenschheit zu apostrophieren. Um diese Kampfsituation bestehen zu können, bedarf es nach Windelbands Auffassung eines festen Glaubens an die eigene Überlegenheit. Dieser Glaube soll geschichtsphilosophisch abgesichert werden. In der Geschichtsphilosophie fallen die Trennungen von theoretischer und praktischer Philosophie hinweg. Das heißt, dass das, was erkannt wird, evidenter Maßen unmittelbar gewollt wird. Auf diese Weise stellt sich eine gedoppelte, theoretisch und praktisch fundierte Lebensgewissheit ein, die es in ruhigen Zeiten, wo die Sphären des Wissens und des Wertens säuberlich getrennt sein sollen, nicht geben kann. Windelband erklärt in diesem Sinne seine Vorlesungstätigkeit zum Kriegsdienst. Nach diesen Vorbemerkungen, in denen die Situation der ersten Kriegsjahre eingefangen ist, entwirft Windelband skizzenhaft das Programm einer Geschichtsphilosophie als systematischen Abschluss seines philosophischen Systems. In systematischer Absicht soll die Vorlesung zur Geschichtsphilosophie eine lebensdienliche Antwort auf die Frage liefern, ob es einen Gesamtsinn der Geschichte gibt. In kurzen Abschnitten gibt Windelband einen Überblick zum Geschichtsdenken von den mythischen Anfängen über die griechische Antike und Renaissance bis zum 19. Jahrhundert und zur Gegenwart. Für die Gegenwart benennt er eine Vollendung des Trends, das philosophische Interesse aus dem Geschichtsdenken herauszutreiben und lediglich noch – wie er in spitzen Seitenbemerkungen zum Marburger Neukantianismus vermerkt – eine Erkenntnistheorie der Geschichtswissenschaften anzubieten. Demgegenüber beruft Windelband sich in Heidelberg auf den genius loci, das ist der von Hegel zum Ausdruck gebrachte Mut zur Wahrheit als Ausgangspunkt aller spezifisch geschichtsphilosophischen Reflexion. In der Durchführung zeigt sich, dass Windelbands Vorlesung zu Recht von den Herausgebern als Fragment bezeichnet wird. Die eröffnende Fragestellung verliert Windelband auf seinen Exkursionen durch die Grenzgebiete der Biologie und Anthropologie – These: Nicht alle Menschen („Rassen“) unterscheiden sich in gleichem Maße vom Tier – und Kulturanthropologie – These: Die Unterschiede der Völker basieren auf Rasseunterschieden und historischen Leistungen – allerdings aus den Augen. Naheliegend ist die Vermutung, dass Windelband tatsächlich eine sowohl biologische als auch kulturhistorische respektive geistesgeschichtliche Rechtfertigung der Überlegenheit des deutschen Vol-
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kes aus pseudo-empirischen Befunden in Ethnographie und Rassenlehre sowie aus literarischen Quellen (Herder, Blumenbach, Kant) zu gewinnen sucht. Einerseits unterläuft er damit seine eigenen erkenntnistheoretischen Ansprüche, andererseits führt er jedoch seine Kritik am Relativismus zu einem konsequenten Abschluss. Im Bekenntnis zu einem Volk respektive Kultursystem verblasst die Option, die Dualität von Tatsache und Wert in verschiedene Richtungen, je nach Situation und Interesse, auszudeuten. In der absoluten Situation des Krieges fallen Tatsache und Wert im individuellen Pflichtbewusstsein, in einer Entscheidung für einen höchsten Zweck in einem Punkt zusammen. Mit dieser Absage an jedes relativistische Weltbild rundet Windelband sein Lebensthema ab.
7 Briefe und Schreiben von und an Windelband 7.1 1871–1878 Windelband an Georg Ebers, Potsdam, 18.12.1871, 3 S., hs. (dt. Schrift), am Briefkopf gedrucktes Signet: zwei ineinandergeschlungene W-Versalien in einem von einem geschlossenen Gürtel gebildeten Ring, darüber eine fünfzackige Krone, auf der Rückseite der 3. Briefseite nicht zugehörige Notizen von anderer Hand (Georg Ebers) zu den Inhalten einzelner Kapitel der drei Bände von Ebers’ Roman Eine ägyptische Königstochter (1864), Morgan Library & Museum New York, MA 7045 Potsdam 18.12.71. Hochgeehrter Herr Professor! Wenn ich mir gestatte, Ihre Güte für mich in Amspruch zu nehmen, so geschieht das nicht nur in der Erinnerung an die freundliche Liebenswürdigkeit, deren ich mich von Ihrer Seite während meiner Jenenser Studienzeit1 erfreuen durfte, sondern auch im Anschluß an die Mittheilung meines Freundes G[ustav] Freytag,2 wonach Sie noch jetzt eine gütige Erinnerung an mich und ein Interesse an meinen Plänen bewahrt haben. Es liegt allerdings in meiner Absicht, mich sobald als möglich zu habilitieren, und nach Allem, was ich gehört, würde sicher Leipzig der beste Boden für mich sein. Denn Ihre Universität ist sicherlich auf dem besten Wege, die erste unseres Vaterlandes zu werden, wenn sie es nicht in vielen Beziehungen schon ist, und ich denke mir, daß der Character Leipzig’s, in dem sich die Vortheile der großen Stadt mit denjenigen einer nicht allzu großen Ausdehnung verbinden, gerade für die Regsamkeit und die Behaglichkeit des geistigen Lebens ein gleich günstiger ist. Dazu kommt, daß, soviel ich weiß, an philosophischen | Vorlesungen und namentlich an solchen über Geschichte der Philosophie, die ich wohl zunächst behandeln würde, augenblicklich bei Ihnen kein Ueberfluß3 ist, wenigstens nicht im Verhältniß zu der sonst so überaus günstigen Frequenz der Universität: und wenn auch der Sinn für specifisch philosophische Gegenstände in unserer Generation nicht gerade stark vertreten ist, so ist doch noch immer in verschiedenen Fächern das Be-
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dürfniß nach philosophischer Bildung und namentlich nach historischer Kenntniß der Philosophie unzweifelhaft vorhanden. Somit würde ich mich wohl unzweifelhaft für Leipzig entscheiden, wenn ich hoffen dürfte, daß die dortigen Verhältnisse und Einrichtungen mir nicht allzu große Schwierigkeiten in den Weg legen würden; und wenn ich es nach dem, was mir Freytag schreibt, nicht für zu unbescheiden halten darf, Ihre Zeit für mich in Anspruch zu nehmen, so würden Sie mich allerdings außerordentlich verbinden, wollten Sie mir über diese Verhältnisse einige Mittheilungen machen. Die gedruckten Habilitationsbedingungen4 sind mir bereits früher durch die Güte des Herrn Prof. Curtius5 zugegangen. Jedenfalls werde ich im Anfang nächsten Jahres persönlich in Leipzig erscheinen und die Freude haben, eine so angenehme Bekanntschaft zu erneuern. Indem ich Sie bitte, hochgeehrter Herr Professor, diese Appellation an Ihre gütige Erinnerung zu entschuldigen und | das Exemplar meiner Promotionsschrift, das ich die Ehre habe, Ihnen zu gleicher Zeit durch meinen Verleger zugehen zu lassen, freundlich aufzunehmen, ersuche ich Sie, mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin6 gehorsamst zu empfehlen, und verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebner W. Windelband Potsdam Holzmarktstr[aße] 18.7
Windelband an Georg Jellinek, Rom, 3.4.1873, 2 S., hs. (dt. Schrift), Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/56 Rom. 3. April 1873 Lieber Freund! Da ich Sie jetzt wieder in Wien8 zu vermuten habe, so richte ich dahin zunächst den besten Dank für die freundlichen Zeilen, mit denen Sie mich erfreut haben. Ihre Chronik der philosophischen Ereignisse des Winters ist mir sehr interessant gewesen. Inzwischen lebe ich hier in durchaus philosophischer Gesellschaft. Graf a Mamiani,9 der Nestor der italienischen Philosophie, und Prof. Ferri10 von der hiesigen Universität geben mir die a
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Gedanken des Südens, ein sehr geistvoller Däne, Knudson,11 führt mich in die Ideenkreise des Nordens ein, und im Mittelpunct des deutschen Idealismus finde ich mich mit zwei interessanten Deutschen zusammen, dem markig geistvollen Sohn des Aesthetikers Vischer12 und Hartmanns Freund und Kritiker, Dr. Duprel,13 der wie Hartmann selbst, den Säbel mit der Feder vertauscht hat. Sie sehen, daß auch ich meiner ernsten Muse nicht untreu geworden bin, und wenn ich auch nicht das Geringste während dieser Zeit producirt habe, so wird diese Muße doch nicht erfolglos gewesen sein. Inzwischen blüht und duftet die Welt um mich her. Ein Frühling in Rom! Das bedeutet eine Woltat und ich genieße ihn gründlich; in den Albanerbergen bin ich schon tüchtig umhergestreift, Veji hab’ ich besucht und morgen gehe ich für einige Tage in’s Sabinergebirge – es sei denn, daß die gestrigen Abendnachrichten von einer nicht unbedenklichen Erkrankung Sr. Heiligkeit14 heut eins der wichtigsten politischen Ereignisse in nahe Aussicht stellen sollten. Für den Fall gehe ich natürlich nicht fort. – Was nun die Rückkehr und Ihre freundliche Aufforderung anbetrifft, so würde es mir sehr schwer werden, diesem Reiz zu widerstehen, und wenn sich auch die Zeit so drängt, daß ich nur drei Tage dableiben könnte, so möchte ich | doch diesen unsern, gemeinschaftlichen Plan nicht ins Wasser fallen lassen. Wenn Sie daher in Wien15 sind und nichts Besseres vorhaben, so bleibe ich drei Tage dort. Und zwar kann ich allerdings nicht mit Sicherheit den Tag ansetzen, da meine Reise noch von allerlei Umständen abhängt: wenn jedoch Nichts in den Weg kommt, so denke ich am 17. Abends in Wien einzutreffen. Wenn Sie mir schreiben wollten, ob ich Sie dann sicher treffe, würden Sie mich sehr verbinden, weil ich ohne einen Freund, den ich dort finde, mich kaum jetzt dahin wagen, auch dann durchaus keine Lust dazu haben würde. Wenn Sie diese Nachricht vor dem 10tn April abschicken, so bitte ich sie einfach Sgr. Windelband, ferma in posta16 Roma zu addressiren, später Firenze. Natürlich, je eher, desto lieber. Vielleicht könnten Sie mir dann auch gleich mittheilen, in welchem Hotel Sie mir für die drei Tage ein einfaches Zimmerchen zu bestellen beabsichtigen, damit ich weiß, wohin ich am Ankunftsabend gleich mich zu begeben habe. ich denke Ihnen dann den Tag meiner Ankunft zwei Tage vorher telegraphisch anzuzeigen. Wenn Sie aber irgend etwas Anderes vorhaben, so möchte ich Ihnen in keiner Weise lästig sein: ich bitte Sie dringend, mir darüber ganz offen zu schreiben, und es wird ja wohl nicht das letzte Mal sein, wo uns die Gelegenheit zu einem frohen Beisammensein gegeben wird.
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Wenn Sie an Ehrenberg schreiben, bitte grüßen Sie ihn bestens. Wie steht es denn mit dessen, wie mit Ihren Sommerplänen? Kommt Ehrenberg wieder nach Leipzig und wird er noch Lust haben, mir einen Theil der academischen Formalitäten abzunehmen? – Also noch einmal, – ich möchte Sie auf keinen Fall stören und bitte, daß Sie mir die volle Wahrheit über Ihre Zeit schreiben: im Uebrigen freue ich mich außerordentlich auf das Wiedersehen und sende Ihnen für heut meine herzlichen Grüße! Ihr W Windelband
Windelband an Victor Ehrenberg, Leipzig, 29.7.1873, 4 S., hs. (dt. Schrift), Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL Ehrenberg acc. Darmst. 1924.138 Leipzig. 29. Juli 1873 Mein lieber Freund! Kaum sollte ich es wagen, mit so schuldbeladenem Bewußtsein vor Ihre reine Seele zu treten. Aber Sie wissen, es giebt dämonische Mächte, welche sich darin gefallen, den Menschen gerade gegen sein besseres Wollen sündigen zu lassen, und zu diesen Mächten gehört die Faulheit. Meine in diesem Semester allerdings ziemlich reichlich zugemessenen Arbeiten können mich doch nicht vor mir selber entschuldigen, daß ich zwei so freundliche Briefe eines lieben Menschen so lange nicht beantwortet habe; und Sie müssen sich schließlich mit allen meinen andern Freunden trösten, denen ich auch nicht geschrieben – und die mir darauf in diesem Semester den Ehrenbeinamen Taciturans17 zuerkannt haben. Wenn Sie freilich meinen, daß aus dieser „gedankenvollen Schweigsamkeit“ sich eine minervahaft an Haupt und Schultern gewappnete Metaphysik entpuppen würde, so ist das eine entschiedene Täuschung. ich bin zum Glück von einem „System“ noch so weit entfernt, wie die Menschheit überhaupt, und habe keine Lust, den Träumen der Metaphysik fürs Erste eine neue, verschlechterte Auflage zu geben. Um so emsiger arbeite ich in a den Fundamenten des Erkennens18 – aber man baut jetzt mit so großen Quadern, und die sind so schwer zu transportiren. Und wenn es denn gar so sommerliche Staubhitze ist, wie jetzt hier trotz aller schönen Gewitter, a
in ] kann auch an heißen
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dann schwitzt man dabei etwas Ehrliches zusammen. Der Hörsaal ist dabei gewissermaßen eine angenehme Erholung. Die Kathederthätigkeit19 macht mir sehr viel Freude, und was mehr sagen will, ich lerne dabei außerordentlich viel – mehr vermutlich, als meine Zuhörer zusammengenommen. Zu Anfang giebt es natürlich ein Tasten und Suchen nach dem rechten Ton des Vortrags; man muß es erst lernen, den Stoff zu gruppiren und zu beherrschen, und aus den Gesichtern ab |zulauschen, wie man den richtigsten Weg in das studentische Gemüth und in das Verständniß Aller findet. Dies ist die schwerste Kunst: denn die Standpuncte sind verschieden, und wo der Eine ein erleuchtetes Gesicht macht, da schaut der Andre verständnißlos ins Blaue. Die Genugthuung habe ich wenigstens gehabt, daß meine Collegien trotz der späten Ankündigung ihrer Stunden zu Stande gekommen sind. In der Kant-Vorlesung gebiete ich zwar nicht wie K[uno] Fischer über Hundert, aber doch über etwa acht constante Zuhörer; mein Publicum, von einem Dutzend belegt, zählt fast immer noch einige Zuhörer mehr, die ob meiner Ketzerlehren über die nahe Grenze der Erkenntnißmöglichkeit erschrecken. Endlich zu den Uebungen über die Kritik der reinen Vernunft meldeten sich dreizehn wahrheitsdurstige Jünglinge, sodaß wir uns nicht bei mir zu Hause versammeln können. Von diesen sind aber höchstens fünf oder sechs zu zählen, da die Andern zwar ihre Ohren aber niemals ihre Münder zu öffnen lieben. Dabei macht mir gerade dieser Verkehr Freude, und ich denke ihn fortzusetzen. Auch den philosophischen Verein20 habe ich durch zwei Vorträge aus der Vortragsnoth gerissen und dafür die Ehrenmitgliedschaft desselben errungen. Sie sehen mich also in zwar kleiner, aber reger Thätigkeit, und das beste ist – ich habe für jetzt genug daran. Auch über meine Gesundheit kann ich Ihnen Erfreuliches melden. Nach aller Andern und eignem Urtheile bin ich wohler als je zuvor, bin sogar genügend dick geworden und fühle auch nicht die geringsten Folgen der Krankheit. Meine Lunge benimmt sich sogar nach angestrengtem Sprechen ganz normal, ohne Schmerzen, ohne Heiserkeit. Viel hat zur vollständigen Ausheilung auch das ruhige und bequeme Leben beigetragen, das ich hier führe; ich wohne mit Bardeleben21 in einer Etage, und wir haben uns so häuslich eingerichtet, daß wir Mittag und Abend zu Hause und zwar sehr gut essen und nur Abends, wenn die Hitze nachläßt, noch in einem Garten ein Glas Bier trinken. Wenn ich von der vollständigen Herstellung Ihrer Gesundheit dasselbe wüßte! In dem ernsten Leben, das Sie nach Ihrer Schilderung | in dem lebensheiteren Heidelberg führen, versäumen Sie doch gewiß nicht, die Gunst seiner göttlichen Natur zu genießen, und das wird Ihnen hoffentlich
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recht, recht wohlthätig sein. Es ist ja nun gerade ein Jahr her, daß ich Sie nicht gesehen habe; inzwischen haben wir beide Viel erlebt, nicht immer Erfreuliches und – zumal in Anbetracht meiner Schreibfaulheit – wäre es wohl erwünscht, wenn man sich wieder einmal in alter Weise aussprechen, wiedersehend schöne Stunden erneuern könnte. Um so mehr bedaure ich, daß Ihr schöner Vorschlag, uns in den Ferien in einem stillen Winkel der lieben Heimat zu treffen, sich nicht erfüllen läßt. ich werde schon am Sonnabend, wo ich a tout prix schließe, über Potsdam nach Misdroy22 gehen und den schönen August des vorigen Jahres noch einmal, noch schöner verleben. Meine Braut,23 von der ich den Winter über so traurig getrennt war, ist schon längere Zeit dort, und ich will mich für die Ungunst des Schicksals gründlich entschädigen. Aber ich gebe damit die Hoffnung nicht auf, daß wir früher oder später einmal uns irgendwo möglichst lange wieder zusammenfinden mögen! Von unsern gemeinsamen Freunden kann ich Ihnen wenig berichten. Jellinek hat mich seit Pfingsten ohne Nachricht24 gelassen, ich weiß nicht, ob er meinen letzten Brief25 mit zwei Exemplaren der „Gewißheit“26 für Wiener Zeitschriften erhalten hat. Freytag27 hat Mitte Mai sein Referendarexamen „gut“ bestanden, dann die landesüblichen acht Wochen in Berlin bei den Gardefüsilieren gedient, und ist jetzt vermuthlich – denn seit Wochen weiß ich auch von ihm nichts – in Hirschberg in Schlesien als Referendar mehr oder minder thätig. Von Bernays28 verlautet hier fast Nichts; er sollte einen Prager Ruf angenommen, dann wieder ausgeschlagen haben; man colportirte zum Erstaunen der Menschheit seine Verlobung mit einer hiesigen Wittwe (!) und dann erwies sich auch diese Nachricht fürs Erste als falsch. Selbst Hirzel29 und Dove30 beklagen es, von einem der bedeutendsten Männer des Jahrhunderts so ohne Nachricht getrennt zu sein. Vielleicht erfreut er Sie auch jetzt noch durch sein allerhöchstes Vertrauen, und Sie können vielleicht uns das Wißbare mittheilen. Was macht denn der große Kuno31 ? Man hörte hier und auf der Kösener Zusammenkunft,32 daß er halb und halb zwischen sich und Treitschke die Alternative gestellt und, ungewohnt den Beifall der Studentenschaft in erster Reihe mit einem Andern zu theilen, für den Fall, daß der letztere in Heidelberg bliebe, mit seiner Rückkehr nach Jena gedroht habe, wo man in der That seinen Lehrstuhl noch jetzt offen hält und halten zu wollen scheint. Gegen seine Auffassung der Entwicklung Kant’s wird nächstens wieder eine sehr große Promotionsschrift von einem hier studirenden Ungarn33 erscheinen, worauf ich ganz außerordentlich gespannt bin.
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Wenn Sie in die Schwarzwälder gehen, grüßen Sie von mir die hohen Edeltannendamen,a an welche sich auch für mich angenehme Erinnerungen knüpfen: ich werde Ihrer an der See mit der unveränderlichen Freundschaft gedenken, die ich Ihnen, wenn ich auch ihre Pflichten nicht immer streng im Schreiben erfüllte, stets bewahren werde. Leben Sie wohl und vergessen Sie nicht Ihren W Windelband Adresse August 4 Victoriastrasse. Seebad Misdroy (Wollin) September 9 Spandauerstraße Potsdam October u. s. f. 6 Waisenhausstr.34 Leipzig, wie jetzt.
Windelband an Moritz Lazarus, Leipzig, 23.2.1874, 2 S., hs. (dt. Schrift), UB der Humboldt-Universität zu Berlin, Nachl. Laz. I, 213 Leipzig. 23.II 74. Sehr verehrter Herr Professor! Anbei habe ich die Ehre, Ihnen meinen Versuch über die völkerpsychologische Betrachtungsweise des logischen Problems35 zur Verfügung zu stellen: ich wiederhole die Bitte um Entschuldigung, daß um die Weihnachts- und Neujahrzeit herum, mir meine Gesundheitsverhältnisse durchaus nicht gestatteten, dem Versprechen nachzukommen: übrigens hätte ich, wenn ich geahnt hätte, daß Sie diesen Versuch doch noch in das erste Heft aufzunehmen beabsichtigen, Ihnen denselben schon vor einigen Wochen fertig stellen können. – Was den In |halt desselben betrifft, so habe ich dessen hypothetischen Charakter besonders betonen wollen. Es ist eben ein Erklärungsversuch, der sich zunächst seine Möglichkeit neben anderen feststellen muß. Es würde mir jedoch eine große Freude sein, wenn irgendwie einmal von competenter Sprachwissenschaftlicher Seite der Versuch, die Genesis der logischen Gesetzgebung völkerpsychologisch zu belauschen, weiter verfolgt36 würde.
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Edeltannendamen ] Edeltannendame
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Wenn Sie die Arbeit zum Abdruck bringen, so würden Sie mich außerordentlich verbinden, wenn Sie mir (eventuell auf meinen Kosten) etwa zehn Abzüge besorgen ließen. Mit treuer Verehrung ergebenst W Windelband
Windelband an Georg Jellinek, Leipzig, 17.7.1875, 4 S., hs. (dt. Schrift), am Briefkopf gedrucktes Signet: zwei ineinandergeschlungene W-Versalien in einem von einem geschlossenen Gürtel gebildeten Ring, darüber eine fünfzackige Krone, Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/56 Leipzig 17 Juli 75 Mein lieber Freund Du weißt selbst, wie herzlich mich Deine Glückwünsche und Deine Theilnahme an unserm Geschick erfreut haben, und Du wirst verziehen haben, wenn die Arbeitslast, welche nach den total arbeitslos verbrachten Ferien, doppelt schwer in diesem Semester auf mir liegt, verbunden mit der schönen Pflicht, meine freie Zeit der genesenden Frau zu widmen, mich so lange vom Schreiben zurückgehalten hat. Ja, es war eine schwere Wolke, die über dem Himmel unseres Glückes dahinzog. ich weiß es nun, was es heißt, zu bangen, wochenlang zu bangen für das Theuerste, was es geben kann, und mit thatlosen Händen am Abgrund der Verzweiflung zu stehen. Aber er hat sich geschlossen, und es gilt, den Riß mit Blumen zu kränzen und nur noch in Erinnerung zu behalten, daß ich für das liebste Wesen habe sorgen, sie pflegen dürfen, und des Lächelns, des schwachen, köstlichen Lächelns zu gedenken, mit dem sie manchmal aus schweren Schmerzen zu mir aufblickte – alles Leben zusammenraffend in diesen Augen, die meine Sterne sind. Und so freu’ ich mich denn jetzt auch nur der stetig fortschreitenden Genesung und begrüße Woche für Woche mit innigem Jubel neue Fortschritte. Wir fahren nun schon aus, gehen | auch schon im Rosenthal oder auf der Linie37 ein Stündchen zusammen durch den frischen Wald, und mit der alten Farbe und der alten Gestalt kehrt meiner Frau auch der alte Muth, die Frische und die volle Lebendigkeit der Seele wieder. Da ich aber doch erst im August von hier fortgehen kann, so werden wir uns für den Juli trennen müssen, dessen Beschwerlichkeiten ich ihr hier nicht zumuthen kann: dieweilen aber außer dem Arzt auch der Psychologe, nämlich ich,
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die allzugroße Entfernung widerrieth und wenigstens die Möglichkeit, wöchentlich einige Tage zusammenzusein, offen gehalten wissen wollte, und die nahe gelegenen Karlbäder38 zu sonnig und lärmig sind, für meine Frau auch es sich wesentlich um Ruhe und bequemen schattigen Spaziergang handelt, so habe ich inmitten im Park von Weimar in einem Badehause eine reizende Wohnung für sie gemiethet, wo sie Bäder, Pension, alles im Hause und rauschende, schattende Bäume und die murmelnde Ilm unmittelbar vor sich hat, und wohin ich sie über acht Tage übersiedeln werde. ich selbst falle natürlich während der Zeit der Hahn’schen Tischgenossenschaft39 anheim, die freilich sehr gelichtet ist. Außer Knapp’s Abgang40 hat auch Nitzsche’s41 Verlobung mit Fräulein Peschel,42 sowie Vondermühlt’s43 Verheirathung mit der gleichnamigen Nichte von His44 große Lücken gerissen, der Skat ist aufgeflogen, und Zirkel,45 Heubner,46 Blaß47 und a Thierfelder,48 verstärkt durch den Dr. Rolf49 bilden den schwachen Stamm. Daß aber die Heiratsepidemie unter der Tafelrunde allgemein ausgebrochen, | sieht man am besten aus dem Ereigniß, das Dir nun wohl auch schon mitgetheilt ist – Knapp’s Verlobung mit Frl. Karganoff,50 unserer Genossin in der Erkenntnistheorie. ich gestehe doch, daß ich nach allen Präcedentien erstaunt gewesen bin: denn je mehr K[napp] damals von ihr sprach, um so weniger dachte ich an diese Möglichkeit, deren Verwirklichung sich nun in aller Stille vollzogen hat: mögen die Götter mit ihm sein! Uebrigens hatte ich in diesem Semester abermals das Vergnügen einer weiblichen Zuhörerin haben können, der Frl. Susanna Rubinstein,51 Dr. philos., welche ein prekäres Buch über „sensitive [un]d sensorielle Sinne“ geschrieben haben soll, die ich aber doch lieber aus der Gesellschaft einer Anzahl jüngerer, mir unbekannter Studenten verbannte. Die Psychologie, welche diese hören wollte, und wozu ich meine „Grundfragen“ aus dem vorigen Semester52 ausgedehnt habe, ist leidlich besucht, 16 belegende; dagegen möchte ich Dir einmal zum Spaß den Belegbogen meiner Geschichte der Erkenntnißtheorie seit Kant zeigen, auf welchem außer Deutschen noch Engländer, Amerikaner, Schweizer, Schweden, Griechen und selbst ein Hindu! vertreten sind – ein vollständig internationales Auditorium. Du siehst, auch da treibe ich, was ich vorigen Sommer auslassen mußte, und so lebe ich jetzt wesentlich von den Brosamen der Zeit, wo wir mit einander in so schönem, fruchtbaren Verkehr standen. Bei der Psychologie hab’ ich mich übrigens immer mehr von dem geringen Werthe der Brentano’schen Compilation53
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überzeugt; die meisten seiner Beweisgänge zeigen mehr „neue“ als alte Logik. | Doch es ziemt uns nicht, dem Associationsmechanismus so allein zu folgen, wie ich es bisher in dieser Plauderei gethan habe, und indem ich mich also „darüber zu freier Selbstbestimmung“ erhebe, empfinde ich zunächst die innigste Nothwendigkeit, nach Dir und Deinem Ergehen, Du lieber Freund, mich zu erkundigen. Das Parallelogramm der Kräfte, in welchem sich jetzt Deine jugendfrische Arbeitsenergie theilt, wird hoffentlich einen so spitzen Winkel haben, daß die Componente, welche mich am meisten interessirt, recht groß geblieben ist; wenn Du aber diese nochmals theilst, so weiß ich nicht, welchem der beiden Arme, ob dem pessimistischen oder dem strafrechtlichen ich begieriger entgegensehne. Was meinen Druck54 betrifft, so reife ich sehr langsam dazu. Das nonum in mensem55 ist vorüber, hoffentlich wird es nicht ein annum.56 Von Tüngel57 habe ich jetzt lange Nichts gehört, es ist ein lästiges Semester für ihn, und diese spanischen Stiefel sind doch fast noch schlimmer als die der Logik. An Ehrenberg hab’ ich in der trüben Zeit dieses Frühjahrs nicht geschrieben, und würde Dich nun sehr um seine jetzige Adresse bitten, da ich jetzt nicht mehr nach S. Remo schreiben mag, ohne zu wissen, ob er noch da ist. Bardeleben,58 den ich auf einer kleinen Pfingstspritze59 in Jena kurz sah, klagt über mancherlei Katarrh und Einsamkeit. Meine Frau läßt Dich bestens grüßen! – Des freudigen Ereignisses60 in Eurer Familie und des schönen Doppelfestes hab’ ich gern gedacht: daß Du vorher Dein Theil an den Brautpaar getragen hast, glaube ich gern; wir haben auch immer unsern „Elephanten“61 innig bedauert! Meine spätere Adresse schick’ ich Dir noch nicht, weil ich sicher noch während des Semesters auf einen Brief von Dir rechne. Und nun noch eins: um diese Zeit, ich glaube beinah heut, ist Dein Geburtstag.62 Verzeih, daß ich ein so treuloses Gedächtniß habe, ihn nicht sicher zu wissen. Aber Du weißt, daß die Glückwünsche, die ich Dir dazu sende, die herzlichsten sind und daß Du immer gewiß bleibst, der innigen Freundschaft Deines W Windelband a
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die . . . W Windelband ] auf dem Rand
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Windelband an Georg Jellinek, Leipzig, 30.12.1875, 4 S., hs. (dt. Schrift), Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/56 Leipzig 30 XII 75. Mein liebster Freund! Nun sage mir um aller Heiligen willen! was treibst Du – wie geht es Dir –welch’ ein Gott beherrscht Deine Seele, daß Du den Sterblichen entrückt bist? Seit Du des Geburtstags meiner Frau so freundlich gedachtest und ich Dir darauf im Drangsal ihrer Krankheit63 nur kurze Nachricht sandte, bist Du mir verschollen, und auch von Tüngel,64 der vor ca. 14 Tagen hier nach Hamburg durchreiste, hörte ich nur, das Du, viel beschäftigt, nach dem wissenschaftlichen otium cum dignitate65 tiefe Sehnsucht empfindest. Aber ich will deshalb das Jahr nicht zu Ende gehen lassen, ohne Dich energisch wieder an mich erinnert zu haben, und in ferienhafter Plauderstimmung lege ich Dir daher die Buße auf, diesen a ganzen Brief als Neujahrsgruß hinunter schlucken zu müssen. Ja, um Dir ein Vorbild für eine ähnliche Orientirung über Dein Jahr 1875 zu geben, muß ich beinah chronikhaft verfahren. Mein Leben in diesem Jahr glich der neusten physikalischen Erfindung – der so beliebten Lichtmühle66 : es hatte immer nur geradeso viel Bewegung als ihm von außen Licht zugeführt wurde. Drum war es so wechselnd, | bald viel Licht, und bald viel Schatten. ich weiß nicht, aus welcher Zeit der dunklen Monate ich damals an Dich schrieb, und drum erzähl’ ich von Anfang. Den März über lebte ich nur von den schwachen Hoffnungsstrahlen, die am Krankenbette aufstrahlten; den April über lichtete sich unser Horizont, meine Frau stand zu Ende des Monats wieder auf, und Mai und Juni brachten uns langsam sichere Genesung, – die holdeste Freude, die mir bisher das Leben gewährt. So das geliebteste Wesen allmählich wieder zu voller Frische und Lebenslust emporblicken zu sehen, – das ist volles, unendliches Glück. Um so schwerer wurde es mir, für den Juli mich von ihr zu trennen; aber Leipzig ist die Hölle für Reconvalescenten, und so bracht’ ich sie für den Juli nach Weimar, wo sie mitten im Park reizend wohnte und von einer mitgereisten Tante67 wie von meinem dort hausenden Malerschwager68 bestens unterhalten war; ich pflegte von Freitag Mittag bis Sonntag Abend dazusein. August und September haben wir dann in Misdroy,69 die erste Hälfte des October, durch ein kleines Unwohlsein auf der Rückreise aufgehalten, in Potsdam zugebracht; und seitdem sind wir nun a
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wieder hier, in glücklicher Einsamkeit, still zurückgezogen von | fast allem Verkehr. Denn wie prächtig sich meine Frau wieder erholt, wie völlig sie alle Reste der bösen Krankheit abgeschüttelt hat, siehst Du daraus, daß der Stern über unserm Leben jetzt sehr hell leuchtet und wir zum Frühjahr „das Glück a dieses Daseins zu perpetuiren“70 hoffen dürfen. Daß ich in solchen Geschicken wissenschaftlich aus der Hand in den Mund gelebt und für meine Unsterblichkeit noch Nichts weiter gethan habe, mag Dir erklärlich erscheinen! Meine Methodengeschichte71 soll aber trotzdem nun mit dem neuen Jahr in den Druck; ich muß b publiciren. Verschiedene berühmte Universitäten,72 wie Basel, Königsberg73 und auch wohl andere werfen schon liebäugelnde Blicke auf mich, fanden aber schließlich, daß man einen Manne ohne „Buch“ ebenso wenig fest an sich binden darf, wie ein Mädchen einen Mann ohne „Geld“. Was den Fortgang meiner hiesigen Thätigkeit betrifft, so liest es sich so sacht weiter; ich bin immer noch nicht populärer im Vortrag geworden, und mehr als 16–20 fürs Privatum haben dabei noch nicht ihre Rechnung gefunden. Aber ich fühle Adern in mir, aus denen einmal die Fluth activer und c passiver Popularität hoch aufspritzen könnte! In meinen ganzen inneren Organismus liegen diese Adern auf der Schatten |seite, und die Herzkammer, aus der sie vollgepumpt werden, heißt die Ironie oder der Hochmuth. Es ist der Nachtheil seltenen Schreibens, daß man viel fragen und erzählen muß. Alle Fragen, die Dich selbst angehen, fasse ich in die Eine zusammen: wann schreibst Du mir wieder? Aber sage mir auch, was Ehrenberg treibt, wie’s ihm geht. Er schrieb mir im Frühjahr aus San Remo; ich hatte damals keine Minute Zeit, und als ich ihm hätte schreiben können, fürchtete ich ihn nicht mehr dort zu erreichen. Wo lebt er, wie geht es ihm? Dann hast Du mir auch noch garnichts geschrieben, wie Dir Knapp’s Verlobung74 behagt, wie Dir die damals zugesandte Photographie gefällt. Er ist im Herbst, als er heiraten wollte, von schwerem Typhus heimgesucht worden, und hat, obwohl im Allgemeinen genesen, doch noch nicht heiraten können. Hier haben inzwischen Vondermühle und Nitsche geheiratet, Heubner [un]d Blaß75 (!) sich verlobt, und so steht Zirkel, ein entlaubter Stamm, am einsamen Tische. – Von Höchberg76 habe ich eine sehr ansprechende Abhandlung über „Philosophie [un]d Moral“ zugeschickt bekommen. a b c
Glück ] unterstrichen muß ] unterstrichen und ] d
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Und nun sei’s für heute genug des grausamen Spiels, da wahrhaftig meine Schrift fast noch schlechter geworden ist, als früher. Meine Frau läßt Dich bestens grüßen; ich bitte, mich den verehrten Deinen zu empfehlen. Und damit leb’ wohl! und schreib bald! In alter Freundschaft Dein W Windelband
Windelband an Gottlieb Ziegler, Leipzig, 12.2.1876, 2 S., hs. (dt. Schrift), Staatsarchiv des Kantons Zürich,77 U 103.4.40, Bl. 8 Leipzig, den 12 Febr[uar] 1876. Herrn Regierungsrat Ziegler in Zürich. Hochgeehrter Herr! Ihre beiden werthen Zuschriften vom 9t und vom 10t Februar sind mir heut früh zugegangen, und indem ich Ihnen für Ihre gütige und erfolgreiche Verwendung meinen aufrichtigen Dank sage, erkläre ich zugleich, daß ich zur Uebernahme der ordentlichen Professur78 unter den vorgeschlagenen Bedingungen gern bereit bin. Nur möchte ich mir einerseits die Bemerkung erlauben, daß doch hoffentlich der mir so ehrenvolle Umstand, daß ich gleich zum ordentlichen Professor ernannt werde, nicht der etwaigen dafür in Aussicht gestellten Gehaltserhöhung im Wege stehen wird, und zweitens bei Ihnen die persönliche und vertrauliche Anfrage gestatten, ob nicht die Rücksicht auf die Weite und die für mich gerade jetzt besonders umständliche Form der Uebersiedelung eine Erhöhung des dafür vorgesehenen Beitrages79 möglich machen würde. Inzwischen habe ich die um Mittag mit größtem Dank erhaltene Depesche direct bejahend geantwortet und zugleich bei der hiesigen Facultät die Anzeige meiner Annahme80 Ihres Rufes gemacht, auch bei der Militairbehörde den Antrag auf ausländischen Urlaub gestellt. Die Angabe der Depesche über meine Vorlesungen81 wiederhole ich der Sicherheit halber hier: 1) Psychologie, privatim vierstündig. 2) Geschichte der neueren Philosophie bis Kant excl[usive] privatim vierstündig. 3) Kritik der Kantischen Philosophie publice zweistündig. Tage und Tagesstunden habe ich nicht angegeben, weil deren Bestimmung später erfolgen kann, und weil ich mich in dieser Hinsicht erst noch über den Züricher Usus orientiren möchte.
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Somit sehe ich nun in nächster Zeit wohl der officiellen Berufungsurkunde | entgegen und sehe jedenfalls mich bereits jetzt als fest engagirt an, werde dieselbe auch in diesem Sinne natürlich beantworten. Doch würde ich namentlich über den zweiten der oben erwähnten Puncte gern Ihre Meinung vernommen haben. In vorzüglicher Hochschätzung und in der freudigen Hoffnung eines Wiedersehens82 in Zürich zeichnet Ihr ganz ergebenster W Windelband
Windelband an Gustav Vogt, Hottingen, 16.7.1876, 1 S., hs. (dt. Schrift), Staatsarchiv des Kantons Zürich,83 U 103.4.40, Bl. 9 Hottingen. 16 Juli 1876 An das Tit. Rectorat der Universität Zürich Hochverehrter Herr Rector! In Erwiderung Ihrer geehrten Zuschrift vom gestrigen Tage bemerke ich zunächst, daß die Beschränkung meiner Vorlesungen auf die knapp gesetzliche Zahl von 9–10 Stunden bei mir lediglich aus dem collegialischen Bestreben hervorgegangen, bei der geringen Anzahl von Zuhörern, auf welche philosophische Vorlesungen an unserer Hochschule rechnen können, in keiner Richtung mit meinem Collegen, dem Herrn Prof. Kym84 zu collidiren. Wenn gleichwohl die unbestimmte Bezeichnung 2–3 Stunden nicht für zulässig erklärt worden ist, so ersuche ich Sie ergebenst, meine Vorlesungsanzeigen dahin abzuändern, daß an Stelle der „2–3 Stunden“ nur 2 Stunden für die philosophischen Uebungen angesetzt und außerdem eine einstündige Vorlesung: „Kritik der schopenhauerischen Philosophie“ angekündigt85 wird. Hochachtungsvoll W Windelband a
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W Windelband ] Namenszug von anderer Hand mit blauem Farbstift unterstrichen
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Wilhelm Nokk an Windelband, Karlsruhe, 17.1.1877, 2 S., Abschrift von anderer Hand, auf der 1. S. rechts oben bezeichnet: Copie, Staatsarchiv des Kantons Zürich,86 U 103.4.40, Bl. 18 Euer Hochwohlgeboren. habe ich die Ehre ganz ergebenst mitzutheilen, daß die Großh[erzogliche] Regierung sich entschlossen hat, an der Universität Freiburg eine zweite außerordentliche Professur für Philosophie87 zu gründen. Die akademischen Behörden der Hochschule haben hiebei die Aufmerksamkeit der Regierung auf Euer Hochwohlgeboren gelenkt. Wir würden uns aufrichtig freuen, wenn es uns gelingen sollte, Ihre vortreffliche Kraft für unsere Hochschule zu gewinnen und dadurch den philosophischen Studien den erwünschten kräftigen Aufschwung an der Universität zu geben. Da ich Ihre Bezüge in Zürich nicht kenne darf ich mir keinen bestimmten Besoldungssatz anzubieten erlauben; immerhin gestatte ich mir die Bemerkung, daß eine Besoldung von 3000 Mark nebst dem Wohnungsgeldzuschuß von 660 Mark für die Professur flüssig gemacht werden könnte. Ich sehe in dieser Hinsicht Ihrer freundlichen Erklärung entgegen. Die Zugskosten werden Ihnen ersetzt, und es könnte das Einkaufsgeld in die badische Wittwenkasse auf die Universitätskasse übernommen werden. Ihre im auswärtigen Dienst erworbenen Dienstjahre würden Ihnen auch bei uns zur Anrechnung kommen. Selbstverständlich wäre es uns höchst erwünscht, wenn Sie schon für das Sommersemester zu uns übersiedeln könnten. Indem ich | Ihrer gütigen Rückäußerung ergebenst entgegensehe, darf ich Ihnen die Versicherung geben, daß wir das Mögliche thun werden, Ihren etwaigen Wünschen entgegenzukommen. In ausgezeichneter Hochachtung Euer Hochwohlgeboren (sig) W. Nokk a Oberschulrath Director Karlsruhe,b d[en] 17.I/77.
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Nokk ] Nokke; Fehler des Kopisten Karlsruhe ] Karlstraße; Fehler des Kopisten
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Windelband an Karl Dilthey, Freiburg i. Br., 11.6.1877, 4 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- und UB Göttingen, Dilth. 141 Freiburg i B. 11 VI 77 Liebster Freund Ex ungue leonem – ex aure asinum!88 Daran erkenne ich die Gesellschaft, also auch diesen letzten Aerger bereitet man Dir. Und dabei trägst Du doch wieder eigentlich meine Sünden. Die Verweigerung der Zuzugsgelder für Av[enarius],89 die Desavouirung des mir gegebenen Versprechens, meine Gesch[ichte] d[er] Päd[agogik] besonders zu honoriren,90 diese filzige Knapserei91 jetzt bei Dir – es sind drei Capitel desselben Buches. Nun weiß ich in der That nicht, wie die Rechtsverhältnisse liegen, und wo man, wo gar der Deutsche sich das Recht holt, erst recht nicht. Das Gewohnheitsrecht spricht jedenfalls für Dich: Denn noch mir ist das Gehalt bis zum 31 März vollständig ausgezahlt worden, obwohl ich meinen Rücktritt auf Schluß des Semesters angezeigt und bestätigt erhalten. Aber als es sich um 12 Tage handelte, waren sie nobel, wo es sich um 1 1/2 Monat handelt, zeigen sie sich in der wahren Gesinnung. Es ist ein Ekel. Was mich betrifft, so habe ich an die Tit. Behörde eine Kabinetsordre erlassen des Inhalts, daß, nachdem ich von derselben belehrt worden sei, daß eine in amtlicher Unterredung gegebene Zusage nicht als amtlich anzusehen sei, ich mich gern bescheide, jenen Unterricht gratis ertheilt zu haben. In dieser Lage würde ich auf der vollen Gehalts |auszahlung bis zum Äußersten bestehen. Die Sitten Europa’s lassen über Dein Recht keinen Zweifel bestehen: wo vierteljährliche Zahlung ist, da gilt selbstverständlich jedes angebrochene Dienstjahr für voll. Und für Dich wäre es ja ein sehr bedeutender Ausfall. Aber liebster Carlo, noch sechs Wochen, und Du wirst wieder frei athmen! Du glaubst nicht, wie viel Leute sich freuen, daß es endlich geglückt ist, Dich aus der Züricher Gewohnheit herauszureißen! – Schöll und a Studemund,92 die ich beide in Baaden sah, gehören vor Allem dazu – auch Stark93 versicherte mich freundlichst seiner großen Freude darüber!! In der That, das fand ich „stark“! Stärker aber finde ich – salva Rudolphi amicitia94 – die Berufung des Knaben Sch[öll]95 nach Heidelberg. Der Leipziger Ritschelianismus96 ist doch wahrhaftig wie eine Wurstmaschine, die wo nur eine Lücke entsteht mit echtem horror vacui sogleich wieder nachstopft und schließlich zu sehr frisch eingeschlachtetem Fleische greift. Und hier a
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liegt noch die größere Rücksichtslosigkeit vor, daß sie Osthoff,97 der an Kuhn’s98 Stelle dorthin kam und in Leipzig schon zwei Jahre Docent | war, noch immer als Extraordinarius da lassen und ihm nun dies Jüngelchen, das kaum ein Semester sich versucht hat, gleich als Ordin[arius] vorsetzen. Uns geht es abgesehen von Dienstbotennöthen, die erst in einigen Wochen sich beendigen werden und meiner Frau manchmal den Kopf heiß machen, und abgesehen von der sonstigen, auch hier tropischen und nur durch die wunderbar kühlen Nächte erträgliche Hitze, recht gut. Beide Töchterlein sind sehr wohl und machen uns viel Freude. Deine kleine Freundin Dora hat die Impfung fast erfreulich überstanden, und fängt jetzt an, recht vergnüglich zu plappern, wobei ich tiefe sprachphilosophische Studien anstelle. Als erstes Resultat vertraue ich Dir an, daß der Beginn des Sprachbedürfnisses nicht aus Nachahmung entspringt, sondern sich ganz spontan entwickelt. Wieviel Antheil daran der Darwinismus und die Philosophie des Unbewußten99 haben, bleibt noch dahingestellt. Meine Schwiegermama100 ist vor einigen Tagen abgereist, wird aber in vermutlich acht bis vierzehn Tagen durch eine Tante101 von mir abgelöst werden, da die Wirthschaft mit den beiden kleinen Rangen für meine Frau, solange daran physische Kräfte noch nach anderer Seite hin reichlich in Anspruch genommen sind, doch etwas angreifender Natur ist. ich selbst gewinne, da die Collegs | mir a nicht viel Mühe machen, allmälig Zeit für meine heranwachsende Psychologie.102 Doch bleibe es unentschieden, ob ich noch im Semester fertig werde, da ich bei solcher Hitze, wie sie jetzt hereingebrochen ist, absolut arbeitsunfähig bin und nur die Nachtstunden zur Verfügung habe. Grüße Frankenhäusers103 recht herzlich und sage Ihnen, sobald es die Hitzeverhältnisse etwas weniger unbequem für sie erscheinen ließen, würde ich an die Erfüllung des Versprechens einer Spritze104 hierher mahnen, wobei hoffentlich auch Du Dich mahnen läßt. Ueber ein Treffen in Waldshut etc. müssen wir so wie so noch genaueres verabreden. Vor 14 Tagen kann ich kaum fort. Bis dahin, lieber Carlo, leb mir wohl und laß Dich nicht ärgern. „Wenn sie mich ärgern, was geht’s mich an?“ können wir Goethe parodiren.105 Meine Frau sendet Dir herzlichen Gruß! Dein a
mir ] am Kopf der S. nicht zugehörige Notizen (Literaturangaben zum TheokritosKommentar von Theodor Borsdorf 1874) von anderer Hand (Karl Dilthey) mit Bleistift
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W Windelband Hast Du meinen Spinoza106 bekommen? Es freut mich daß er gerade in dieser Zeitschrift steht als ein Moment, das ich überhaupt darin vertreten werde, – als Gegengewicht gegen allzu große Einseitigkeit. Grüße die wägende Tafelrunde. Hat Av[enarius]107 sich entschlossen, zu prüfen?
Windelband an Karl Dilthey, Freiburg i. Br., 8.8.1877, 4 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- und UB Göttingen, Dilth. 141 Freiburg. 8.VIII.77 Lieber Carlo, Es begreift sich, daß Du aus so lang gewohntem Boden Deine Wurzeln nur schwer und langsam ziehen kannst und sich so Dein Wegzug108 etwas verzögert. Daß Du ihn gegen Ende dieses Monats ansetzest, ist mir sehr recht. Es ist nicht unmöglich, daß ich Mitte nächster Woche meine Tante109 Etwas nach Norddeutschland hinein begleite; aber jedenfalls bin ich am 23 od[er] 24. d[es] M[onats] wieder hier, und wenn Du dann hier einträfst, wäre es gerade Jahreszeit und hoffentlich auch Wetter, einige Tage durch unsre prächtigen Wälder und auf unsre runden, gefälligen Bergkuppen zu bummeln. Vorher wird sich so wohl Nichts mehr einrichten; sollte ich frei sein, so schreibe ich es Dir; aber es scheint mir am gerathensten, wir verbinden nun Alles; falls Du nicht es vorziehst, noch für diesen Sonntag Frankenhäusers zu einer gemeinsamen Spritze hierher zu verleiten, was ich Dir recht an’s Herz lege. | Für Ende des Monats könnte etwa der Gedanke in’s Auge gefaßt werden, daß ich Dir bis Waldshut entgegenkäme und wir von da über St. Blasien, Höchenschwand, Belchen, Feldberg, Höllenthal resp. Schauinsland hierher wanderten. Doch darüber später. Mit meiner Umzugsgeschichte bin ich sehr zufrieden gewesen. Der eigentliche Unternehmer heißt Gerhard Krämer, Möbeltransportant, Mannheim. Er war jedoch bei mir nicht selbst, da er einen andern Umzug gleichzeitig besorgte, sondern schickte seinen „ersten Gehilfen“. Dieser war vorzüglich. Es stellte sich heraus, daß der Krämer seinerseits wieder mit diesem Gehilfen einen Vertrag abgeschlossen hatte, wonach dieser den Umzug für ein Gewisses übernahm und für Alles haftete. Er hat bezahlt, was er entzwei machte; das war aber verschwindend wenig. Da ist es nun natürlich einfacher und billiger, mit diesem ganz unabhängigen „Gehilfen“ Dienst
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zu accordiren, da natürlich der Krämer auch noch wieder ein be |deutendes Plus an den Kosten für sich rechnet. Zumal, da Du ihn doch nicht bis Göttingen wirst mitreisen lassen und somit keine Haft verlangen kannst, welche sonst bei einem solchen „Gehilfen“ seiner eventuellen Zahlungsunfähigkeit halber illusorisch sein könnte. Selbiger Gehilfe nun heißt Peter Menger, Dienstmann, Mannheim. ich würde Dir rathen, gleich mit ihm zu verhandeln und mit ihm Kontract zu machen!! Empfehlen kann ich ihn sehr. – Zum Auspacken empfehle ich Dir in Göttingen, falls er noch da sein sollte, einen von mir als ganz vorzüglich zuverlässig erfundenen a Stiefelfuchs110 namens Müller. Den Semesterschluß habe ich durch meine Antrittsvorlesung: „Ueber den Einfluß des Willens auf das Denken“111 höchst feierlich begangen. Hense112 läßt mit Empfehlungen fragen, wer Dein Nachfolger113 wird; auch mich wird das sehr interessiren. Die Frankf[urter] Zeitung, welche bekanntlich, so viel | ich mich entsinne, an Gustav Vogt114 ’schen Inspirationen leidet, bringt die wahrhaft erhebende Meldung, daß Bern und Zürich sich zur Zeit um die Ehre streiten, Dühring den Ihren115 zu nennen. Welch edler Wettstreit! Und so weit ist es also wieder mit dem bösen, bösen „Reich“ gekommen, daß das biedre Hirtenvolk abermals zur Zuflucht der „Märtyrer“ und zum Bollwerk der „freien Wissenschaft“ wird! – Wer lacht da?116 – Ist etwas Wahres daran, und wie weit ist es damit? Will man ihn als Philosophen, als Nationalökonomen, als Mechaniker, oder soll nur im Allgemeinen ein Lehrstuhl für Freies Schimpfen und für socialdemokratische Jugendbildung errichtet werden? Ich gratulire! Und Habermann117 ? Da möchte die Wittib118 mitsamt dem neuen Rufe am Platze sein! Verzeih, daß ich so zerstreut und b abgerissen schreibe; ich bin etwas müde; aber Du solltest nicht länger wegen der Packer warten. Grüße Frankenhäusers und Dich von uns beiden, und kommt möglichst zusammen! Dein Wd
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zuverlässig erfundenen ] so wörtlich und ] d
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Windelband an Georg Jellinek, Freiburg i. Br., 28.12.1877, 4 S., hs. (dt. Schrift), Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/56 Freiburg i B. Eisenbahnstr 66 28 Dec[ember] 1877 Lieber guter Freund, Deinen Glauben an mich und Deine freundschaftliche Gesinnung habe ich in der That auf eine harte Probe gestellt, und selbst in den mannigfach wechselnden Schicksalen und Wanderungen119 liegt kaum eine Entschuldigung dafür, daß ich Dir so sehr, sehr lange nicht geschrieben habe; sie liegt höchstens darin, daß ich mitten in diesem Wechsel mit Aufbietung aller Kräfte und aller Zeit nach einem ersten Abschluß meiner Arbeiten suchte, den ich nun wenigstens bald vor mir sehe. Dennoch, hoffe ich, wirst Du überzeugt geblieben sein, von der herzlichen Zuneigung, mit der ich nicht aufhöre, Deiner zu gedenken, von der freudigen Theilnahme, mit der ich gehört habe, daß Du der Dir schließlich doch nicht sympathischen Theilnahme an der practischen Staatsthätigkeit entsagt und Dich nun ganz dem Ziele gewidmet hast, für das ich von Anfang an gemeint habe, Dich bestimmt halten zu sollen. Wann werd’ ich Dich als Collegen begrüßen dürfen? ich harre schon lange Deiner Habilitationsschrift120 ! Besten Dank für die Uebersendung jener gelegentlichen Vorläufer dazu; sie zeigen Dich genau in der Richtung, von der ich glaubte, daß Deine so umfangreichen Studien sich in ihr zu glücklichster Vereinigung concentriren würden, in derjenigen der Gesellschafts-, Rechts- und Geschichtsphilosophie. Es ist das ein Gebiet, auf dem ich die Arbeit einer tüchtigen, reich ausgestatteten Kraft um so lieber begrüße, je mehr es mir selbst bei der naturwissenschaftlichpsychologisch-erkenntnistheoretischen (die Klimax meiner Studien!) Richtung meines Denkens fremd ist, und je mehr ich überzeugt bin, daß die Bebauung gerade dieses Feldes von echt wissenschaftlichem Standpunct aus gegenüber dem wüsten Gerede journalistischer Schnellfertigkeit durchaus | mit jedem Jahre nothwendiger wird! Die Vereinigung des Dr. juris und des Dr. philos., welche Du in mehr als äußerer a Weise in Dir hast, ist selten, und ich hoffe, gerade von ihr beste Früchte zu genießen. Ob sie am Baume einer juristischen oder einer philosophischen Facultät hangen, bleibt sich doch schließlich gleich! Und wenn Du Brentano’sche Unbequemlichkeiten mit Recht fürchtest, – warum willst Du ihnen nicht aus dem Wege gehen? Dieser Biedermann scheint ja ganz seinen Antecedentien zu entsprechen. a
äußerer ] äußererer
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Nachdem der erste Band seiner Psychologie121 zur Erlangung der agitatorischen Professur ausgereicht, erwarten wir den seit 4 Jahren versprochenen zweiten vergebens! Freilich mag er in der Ausführung auf Hindernisse gestoßen sein. Sowohl die von ihm und seinem Schüler Stumpf so emphatisch versprochene Umwälzung der gesammten Logik durch einen giltigen Schluß aus 4 Terminis, als auch der in Aussicht gestellte empirische Beweis für die Unsterblichkeit des individuellen „Seelenlebens“ mögen doch selbst für einen solchen Mann nicht schnell gehen, zumal, da nach beiden Richtungen hin die sonst so schätzenswerte Hilfe Sir John Stuart Mill’s, Sir William Hamilton’s, Sir usw. ihn im Stiche lassen muß. Für die erste jener Aufgaben ist zudem der seichte Brei der bisherigen Darstellung ebensowenig brauchbar, wie er für die zweite günstig sein wird. Daher offenbar eine gewisse „Entmuthigung auf dem Gebiete der k. k. autorisirten Philosophie“ Platz gegriffen hat. Was mich anbetrifft, liebster Freund, so hast Du, wie Du mir – | ich schäme mich zu denken, wann – schriebest, mancherlei durch meinen Schwager122 erfahren. Ich bin um manche äußere und innere Erfahrung reicher aus der Schweiz wieder fortgegangen. Wenn ich kurz sagen soll, weshalb, so war es aus dem unveräußerlichen und dort geschärften Aristokratismus meines Denkens. ich habe in der Republik gelernt, den Segen der gegliederten a Gesellschaft zu begreifen. Es hat mich nach wenigen Wochen ein Depit123 ergriffen vor dieser selbstgefälligen Tyrannei des breitmäuligen Pöbels, der nach seinem Ellenmaße auch die geistige Arbeit mißt und jenes vielleicht forcirte „deutsche Professorenbewußtsein“, das wir von Jugend auf einsaugen und das den Lehrer der Wissenschaft zu den „Besten“ rechnet; bäumte sich dagegen auf, von jedem Bummler, der 1000 fr jährlich mehr auszugeben hat, als „nur e Professörle“ über die Achsel angesehen zu werden. Es ist viel solide, gesunde Ursprünglichkeit im Schweizer Volk und Schweizer Leben, aber dabei eine unsägliche Nüchternheit, ein bornirtes Practisch-sein, und eine alberne Selbstüberhebung, eine entsetzlich beschränkte Freigeistigkeit. Du hast vielleicht in der Vierteljahrsschrift f[ür] wissensch[aftliche] Philos[ophie] meine SpinozaRede124 gelesen. Der ganze Schluß ist nur begreiflich als ein Ausdruck meiner Stimmung und als ein – verhallendes – Mahnwort an die schweizerischen Zuhörer. Der nivellirende Unsinn der Züricher Demokratie ist es gewesen, der mich forttrieb; ich hatte Heimweh nach einer monarchischen Regierung, unter der es eine Freiheit giebt, von der man dort Nichts weiß. a
gegliederten ] unterstrichen
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Es giebt in der Schweiz nur Eine, allerdings eine sehr werthvolle Freiheit, – diejenige der Rede, d. h. des Schimpfes. Man hat dort immer die Leber frei. Aber | sonst ist es – in Zürich wenigstens – eine Pöbelherrschaft, welche auf dem besten Wege ist, dieses vortrefflich und tief tüchtig angelegte Volk zu ruiniren! So bin ich denn – unter Aufgabe eines Züricher Mehrangebotes von 2000 Mk. gegenüber meiner hiesigen Besoldung – doch auf den heimatlichen Boden meiner Bildung zurückgekehrt, und ich bereue es nicht. Ich habe eine kleine – übrigens der Züricher gegenüber entschieden größere –, aber angenehme Wirksamkeit. Leider viel zu thun, da ich außer dem 80jährigen Sengler,125 einem seit vierzig Jahren gestorbenen Schellingianer, der seit ich hier bin kein Colleg mehr zu Stande gebracht hat, der Einzige bin und deshalb jedes Semester ein theoretisches und a ein historisches Colleg zu halten mich für verpflichtet ansehe. Das hemmt natürlich meine eigne Arbeit. Doch ist sie so fortgeschritten, daß ich hoffe, Du sollst zu Ostern126 den ersten methodologischen Band meiner – Psychologie127 in Händen haben. Die Methodengeschichte ist aufgeschoben, seit ich mich von der Kantliteratur in dem Dir bekannten Aufsatze128 „gereinigt“ habe. Leider giebt die V[ierteljahrsschrift] nur 6 Abzüge, so daß ich Dir zu meinem Bedauern nicht immer einen schicken kann: im nächsten Heft wirst Du meine – psychologische – hiesige Antrittsrede129 finden. Daneben lebt es sich hier entzückend. Prachtvolle Natur, zu Spaziergängen viel schöner als Zürich, mildes Klima, angenehmer, ungezwungener Verkehr. Sollte Dich nicht dieser Sommer einmal in den Schwarzwald führen? Den Nerven ist er, wie ich aus eigner Erfahrung bestätige, sehr zuträglich. Doch hoffe ich, daß Deine Nerven ihn nicht mehr nöthig haben! Um so mehr will ich wünschen, daß Du uns Deinen Besuch schenkst zur Erneuerung unvergessener Tage! Vergilt Böses mit Guten und theile mir bald mit, daß Du wieder ganz wohl bist! Meine Frau läßt Dich bestens grüßen! Empfehle mich Deinen verehrten Eltern. ich selbst und meine Töchter Dora und Meta kommen im Bilde,130 um freundliche Aufnahme bittend. In treuer Freundschaft Dein W Windelband
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Was macht Ehrenberg? Ich habe seine Spur verloren und a fände sie gerne wieder! Wohin schreibt man ihm?
Windelband an Karl Dilthey, Freiburg i. Br., 3.8.1878, 4 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- und UB Göttingen, Dilth. 141 Freiburg i B. 3 Aug[ust] 1878 Lieber Carlo, Wie ich höre, geht Euer Göttinger Semester mit bekanntem hofräthlichem Eifer erst in den nächsten Wochen zu Ende, während wir schon gestern den glücklichen Strich unter unsre Hefte gemacht haben. Ich war diesmal froher denn je darüber. Denn ich hatte mit zwei Vorlesungen131 herzlich viel zu thun und cumulirte diese Thätigkeit durch das etwas forcirte Arbeiten an dem ersten Bande meiner „Geschichte der neueren Philosophie“132 (in toto zwei Bände, dieser erste Renaissance bis Kant), an dessen Ende ich nun freilich glücklicherweise stehe und den Du hoffentlich zu Michaelis133 gedruckt sehen wirst. Ich hoffe eine Behandlung des Stoffes gefunden zu haben, wie sie unserer Literatur bisher fehlte: nämlich diejenige einer vollkommenen kritischen Verarbeitung, wodurch der Verlauf der einzelnen Gedankengänge in der neueren Philosophie klarer werden soll, als er es bei der entweder excerpirenden oder „congenial“ reproducirenden Darstellungsweise bisher gelungen ist. Den Schwerpunct habe ich dabei auf die Untersuchung der Abhängigkeit gelegt, in der sich die Entwickelung der Philosophie von derjenigen der besonderen Wissenschaften, in diesem Falle theils der Geschichte, theils der Naturwissenschaft befindet. Ich bin begierig, was Du zu der ganzen Sache sagen wirst. Du darfst mich einigermaßen verwundert fragen, | wo denn dabei meine Psychologie bleibt. Im Kasten,134 ist leider die einzige Antwort, die ich darauf habe. Wie ich Dir schon um Ostern sagte,135 schreitet sie sehr langsam fort. Und das hauptsächlich aus Einem Grunde. Es kommt mir in erster Linie auf methodologische Grundlegung und dabei hauptsächlich eine gründliche Auseinandersetzung mit der Physiologie an. Meine Züricher Antrittsrede deutete schon darauf hin. Wir kommen, wie die Sachen liegen, zu keiner selbständigen Psychologie, ehe wir nicht festgestellt und ganz reinlich bestimmt haben, was wir von der Physiologie brauchen und a
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wo für uns ihre Grenzen sind. Im Princip bin ich mir darüber klar: für die besondere Durchführung bedurfte ich der tactischen Flankendeckung halber eines Eindringens in die Nervenphysiologie und ihre Literatur, zu dem meine bisherigen Kenntnisse nicht ausreichten. So blieb mir nichts übrig, als noch einmal136 bei der Physiologie in die Schule zu gehen, was ich dann auch in diesem Sommer endlich gethan habe. Und doch bin ich noch zweifelhaft, ob es ausreicht, schon in diesen Ferien das Facit zu ziehen. Versuchen will ich’s. Verzeih, daß ich zunächst in ein Geplauder von meinen Arbeiten hineingerathen bin. Aber es ich auch nicht viel Anderes von mir, von uns zu berichten. Zum Glück; denn wie gewöhnlich bedeutet das auch hier, daß es uns gut geht. Meine Frau und die Kinder sind wohl. | Die Entwicklung der letzteren verläuft normal und sehr zu meiner, unserer Freude. Es existirt zwischen beiden Kindern schon eine Art Gegenseitigkeit und Gemeinsamkeit der Vorstellungen und ihres unvollkommenen Sprachausdrucks, deren Beobachtung namentlich der köstlichen Oekonomie des kindlichen Geistes wegen höchst erfreulich ist. Doch kann man auch darauf leider keine Psychologie gründen. Daß es uns im Uebrigen hier gefällt, magst Du aus meiner Ablehnung des Erlanger Rufes137 entnehmen. Die Verlockung war freilich nicht groß. Die Universität kleiner, als die hiesige jetzt; jene im Niedergang, unsre zweifellos im Aufgang; selbst die Wirksamkeit für mich dort kaum ausgebreiteter als hier. Daneben wirkte der Tausch protestantischer für katholische Orthe dazu auf mich auch nicht eben anziehend. Zwar sitzen wir jetzt, wie die neuen Wahlen138 bewiesen haben, rettungslos im Ultramontanismus. Aber er ist nicht mehr fanatisch, und wer weiß, was nach dem „Frieden von Kissingen“139 (beinahe Anagramm von Canossa140 !) bevorsteht! Es kam hinzu, daß die Regierung sehr liebenswürdige und klingende Anstrengungen machte; mit denen Baiern schließlich auch nicht hätte wetteifern können: und so habe ich nach achttägigen Verhandlungen abgelehnt. Da werden wir nun also wohl für einige Jahre hier die Zeltpflöcke etwas fester klopfen können. Wir sind’s zufrieden. Das Klima ist schön und bekommt uns | gut. Das collegialische Klima nicht minder. Das letztere ist theilweise fast zu milde. Die Leichtigkeit, mit der sich hier alle Fragen abspielen und Alles, was einer Differenz auch nur von Ferne ähnlich sieht, seine Spitze sogleich verliert, wirkt nach der scharfen Züricher Luft fast erschlaffend. Es ist ein Capua141 und ich fürchte, die Haare auf den Zähnen werden einem verdorren. Was mir zwischen all der Liebenswürdigkeit
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fehlt, ist nur – ein Mensch, ein Mensch wie Du, mit dem man einmal ein Stückchen in die Tiefe wühlen kann. Ich bemerke daher für Leute, welche wieder Sehnsucht nach der Schweiz haben, daß wir, obwohl nunmehr voraussichtlich für länger hier ansässig, noch immer am Bahnhof142 wohnen!! Daneben aber, daß ich wohl nicht sehr wünschte, von Dir und Deinem Ergehen, wenn’s persönlich nicht sein soll, brieflich wieder Etwas zu erfahren. Daß Du leider noch nicht sehr zufrieden bist, theilte mir Schöll in Baden143 mit. Hoffentlich bahnt sich dort selbst – oder anders wo? – Besseres an!! Aber wie’s auch sei – ein Lebenszeichen gieb mir nächstens wieder! Für heut meiner Frau beste Grüße und von mir den Wunsch erfreulichsten Wohlergehens! Dein treuer W Windelband NB. Die Ferien bleiben wir in summa hier. Vielleicht gehe ich selbst einige Tage oder Wochen in die Schweiz,144 falls ich finden sollte, daß hier meinen Nerven, die sehr herunter sind, die hiesige Ferienruhe nicht genügte!
7.2 1880–1889 Windelband an Wilhelm Nokk, Freiburg i. Br., 30.3.1880, 4 S., hs. (dt. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, 52 Nokk 201 Freiburg i /B. 30 März 1880 Hochverehrter Herr Oberschulrathsdirector,
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Indem ich mir gestatte, Euer Hochwohlgeboren den ersten Band1 meiner Geschichte der neueren Philosophie hochachtungsvoll zu überreichen, füge ich hinzu, daß ich mir dies schon gleich beim Erscheinen desselben erlaubt haben würde, wenn ich nicht die Hoffnung gehegt hätte, binnen Jahresfrist das ganze Werk auf einmal überreichen zu können. Diese Hoffnung ist nun wesentlich deshalb nicht erfüllt worden, weil ich mich mehr und mehr überzeugt habe, daß ich über die bisher noch a b
Oberschulrathsdirector, ] danach 4 Zeilen freigelassen Freiburg i /B. 30 März 1880 ] in lat. Schrift; links oben Bleistiftnotiz von Nokks Hd.: beantw. 5. Ap 80 | N
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garnicht bearbeitete ausländische Philosophie dieses Jahrhunderts meine Studien nur an den Quellen beenden kann. Es ist der hiesigen Bibliothek die Anschaffung der sehr ausgedehnten Literatur, für welche noch nicht die Kritik der Zeit eine Aussichtung des Werthvollen vollzogen | hat, in keiner Weise zuzumuthen. Das Gleiche gilt aber wol von allen deutschen Bibliotheken; selbst die Straßburger, welche in dieser Hinsicht am vollständigsten2 sein dürfte, läßt mich Vieles vermissen. Da nun außerdem für die Beurtheilung fremdländischer Ideenbewegungen der persönliche Verkehr mit ihren lebenden Vertretern von äußerst förderlichem Einfluß ist, so scheint mir zur Vollendung meines begonnen Werkes ein mehrwöchiger Aufenthalt sowol in Paris als auch in London unerläßlich. Er allein würde mich in den Stand setzen, eine Darstellung des gegenwärtigen Standes der Philosophie in den beiden westlichen Nationen, welche bisher nicht nun in unsrer Literatur, sondern überhaupt fehlt, meinem Werke hinzuzufügen. Für einen solchen Aufenthalt reichen jedoch meine | eignen Mittel nicht aus, und ich erlaube mir daher, an Eure Hochwohlgeboren die ganz ergebne Anfrage zu richten, ob irgend welche Aussichten vorhanden wären, daß mir die Mittel für diese wissenschaftlichen Reisen, wie es ja in andern Fällen geschehen ist, von der Großherzoglichen Regierung gewährt würden, welche ja theils im Allgemeinen den wissenschaftlichen Bestrebungen eine so segensreiche Förderung gewährt, theils im Besonderen mir schon früher so dankenswerthe Zeichen ihrer gütigen Gesinnung gegeben hat. Mein Wunsch würde dahin gehen, in den großen Ferien die pariser,3 in den nächsten Frühjahrsferien die londoner Studien4 zu machen, sodaß eine Unterbrechung meiner hiesigen Lehrthätigkeit nicht daraus hervorgehen würde. In Rücksicht auf die Einrichtung meiner weiteren Arbeiten und auf meine Verabredungen mit meinem Verle |ger5 , a wäre mir eine Entscheidung dieser Frage schon jetzt sehr erwünscht, und deshalb gestatte ich mir, dieselbe Euer Hochwohlgeboren zu unterbreiten und Ihrem geneigten Wohlwollen zu empfehlen. Indem ich nicht unterlasse, für die liebenswürdige Beantwortung meines letzten Schreibens und für das auch bei dieser Gelegenheit mir von Euer Hochwohlgeboren gewährte Interesse meinen aufrichtigen Dank auszusprechen, bin ich in vorzüglicher Hochachtung Euer Hochwohlgeboren a
Verle |ger ] Verle |leger Silbenverdoppelung durch Seitenwechsel
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ganz ergebner Dr. W. Windelband Professor der Philosophie
Windelband an Wilhelm Nokk, Freiburg i. Br., 5.4.1880, 2 S., hs. (dt. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, 52 Nokk 201 Freiburg i B. 5. April 1880 a Hochverehrter Herr Oberschulrathsdirector, b Gestatten Euer Hochwohlgeboren mir, für das freundliche Interesse, welches Sie für meine Arbeit ausgesprochen haben, und für die liebenswürdige Förderung, welche Sie derselben angedeihen lassen wollen, meinen herzlichsten Dank zu sagen. Jedenfalls gedenke ich von dem werthvollen Rathe Euer Hochwohlgeboren, mich um Gewährung eines Reisegeldes von etwa 600 Mk. c aus dem Fonds für Künste und Wissenschaften im September zu bewerben, in der Hoffnung Gebrauch zu machen, daß mir dadurch im nächste Frühjahr eine Reise nach London6 möglich gemacht wird, wenn ich dieselbe auch natürlich davon allein nicht würde bestreiten können. Ob meine eignen Mittel mir die Pariser Reise7 | ermöglichen werden, muß ich freilich dahingestellt sein lassen. Daß es in diesem Jahre schon der Fall sein würde, ist mir sehr unwahrscheinlich, vielleicht gelingt es mir, bis zum Herbst 1881 so viel zu erübrigen, daß ich es unternehmen kann. Vielleicht findet sich auch noch später die Aussicht, daß, da das Schülen’sche Reisestipendium,8 wie ich hörte, gelegentlich auch getheilt worden ist, etwas von der Rate des Jahres 1882 dazu verwendet werden könnte, um Dasjenige, was ich aufzuwenden im Stande wäre, zu vervollständigen. Jedenfalls, hochverehrter Herr Oberschulrathsdirector, fühle ich Ihrem freundlichen Entgegenkommen gegenüber den lebhaftesten Dank, hoffe bestimmt auf die Gewährung eines entsprechenden, vielleicht sich noch etwas höher bemessenden Zuschusses für die Londoner Studien im Frühjahr 1881 aus dem bezeichneten Fonds, und verbleibe in lebhafter Anerkennung Ihrer großen Güte und in vorzüglicher Hochschätzung a b c
Freiburg i B. 5. April 1880 ] in lat. Schrift Oberschulrathsdirector, ] danach 4 Zeilen freigelassen Mk. ] in lat. Schrift
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Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster W Windelband
Windelband an Georg Jellinek, Freiburg i. Br., 9.10.1880, 4 S., hs. (dt. Schrift), Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/56 Freiburg i B. 9. Oct[ober] 1880 Langestr. 12 Mein lieber Freund Die erschreckliche Schreibfaulheit, die Du nun schon lange als einen organischen Fehler meiner Natur freundschaftlich getragen hast, wird hoffentlich auch diesmal Dein Herz mir nicht entfremdet haben, obwol ich in den wechselnden Arbeiten und Erholungen dieses Semesters mich nicht einmal dazu aufgerafft habe, Dir für Deine lieben Geburtstagswünsche erwidernd zu danken und das Gleiche mit Deiner Schrift9 über die rechtliche Natur der Staatsverträge zu thun. Was die letztere betrifft, so weißt Du, daß die vorwiegend theoretische Richtung meiner eignen Studien mich auf diesem Deinen Gebiete zum Laien macht; trotzdem darf ich Dir wol sagen, daß mir das von Dir aufgestellte Princip durchaus eingeleuchtet hat und mir den Gegenstand auf einmal in einem überraschenden und klaren Lichte erscheinen läßt. Der Begriff der Selbstverpflichtung des Staates scheint mir im socialpsychologischen Sinne schon für das innere Rechtsleben unerläßlich und unanfechtbar: einfach aus dem Grunde, weil alles Vertrauen des Individuums in die staatliche Ordnung darin wurzelt, daß dasselbe überzeugt ist, die Staatsmacht werde ihre Bestimmungen nicht über Nacht ändern, sondern sich – innerhalb gewisser, von ihr selbst öffentlich zu definirender Grenzen – an dieselben gebunden erachten. Und auf genau derselben Grundlage beruht das Vertrauen der Staaten unter einander: in dieser Hinsicht, meine ich, ließen sich auch mancherlei politische Consequenzen ziehen. Offenbar nämlich wird unter diesem Gesichtspuncte ein Staat das größte Interesse daran haben, daß in einem andern Staate, mit welchem er in | einem Vertragsverhältniß steht, Einrichtungen bestehen, welche eine Aenderung des Staatswillens so viel wie möglich erschweren und eine möglichst kräftige Gebundenheit der Staatsmacht an die Selbstgesetzgebung herbeiführen, – ein Verhältniß, welches in den Beziehungen des deutschen Reiches zur französischen Republik während des letzten Jahrzehnts eine
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große, von Bismarck sehr tief verstandene Rolle gespielt hat. Andrerseits liegt nun allerdings doch die letzte Entscheidung über die Aufrechterhaltung der Verträge in Machtverhältnissen, und ich kann nicht leugnen, daß mir stets im Begriffe des Völkerrechts a das integrirende Merkmal der Erzwingbarkeit zu fehlen geschienen hat. Möglich, daß ich darin zu stark von Kant abhängig bin, der ja dieses Merkmal überall in den Vordergrund stellt und deshalb die Realisirung der Idee des Völkerrechts erst von einem internationalen Aeropag erwartet. Eine Fülle weit tragender Gedanken erweckt so auch mir Deine Abhandlung neben der Menge derjenigen, die sie schon selbst ausgesprochen darbietet, und ich bin Dir für dieselben um so mehr dankbar gewesen, als ich gerade im Sommer10 zum ersten Male Ethik, d. h. practische Philosophie in weitestem Sinne des Wortes las und mich bei den Grundzügen, die ich darin für die Lehre von Staat und Gesellschaft zu geben suchte, durch Deine Schriften vielfach gefördert sah. Indessen werden ich diesen Versuch wol hier kaum wiederholen: Die katholischen Theologen haben ihre „Moral“, die Juristen ihre Rechtsphilosophie (Sonntag), und so ist das Zuhörermaterial für die Ethik hier sehr dürftig: während ich für Geschichte der Philosophie und die theoretischen Fächer, wie Du weißt, ganz zufrieden sein kann. Ueberhaupt jedoch liegt vielleicht eine unbewusste Weisheit darin, daß unsre Regierung sich consequent gegen den „zweiten Philosophen“ sperrt. | Sie hat mir jetzt die Mittel für ein Seminar11 bewilligt – ein schwacher Anfang, aber immerhin ein Anfang –, aber den wieder mit beantragten Extraordinarius oder auch nur Docent mit Functionsgehalt als Mitdirector dieses Seminars verweigert. So komme ich garnicht erst in Versuchung, die Sirenenkünste12 an Dir auszuüben, von denen ich früher gehofft und gesprochen habe. Und vielleicht ist es eben gut, da in der That das Bedürfniß für Philosophie hier nicht so hoch zu treiben ist, als daß nicht schließlich Einer es zu befriedigen vermöchte. Von den ca 600 Studenten, die wir haben, fallen zunächst 200 qua Mediciner von vorn herein fort; in der philos[ophischen] Fakultät sind neben 50 Chemikern nur etwa 20/30 Philologen, die sich erst sehr allmälig wieder an die früher ganz vernachlässigte Philosophie gewöhnen, – lauter Brodstudenten aus der Umgegend. Das Gleiche gilt von den etwa gleichzähligen Mathematikern und naturwissenschaftlichen Lehreraspiranten, denen ich für die Uebungen meine besten Schüler verdanke. Die Theologen müssen im Laufe ihrer Studienzeit vier vierstündige Philosophica hören und vertheilen sich, ihrer 40, auf Literaturgeschichte, Geschichte und Philosophie. a
rechts ] Wortteil unterstrichen
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Das Gros der 120 Juristen bilden norddeutsche Füchse,13 welche sich den einen oder anderen allgemeinbildenden Luxus leisten. So kommt es denn doch, daß nach meiner Erfahrung meines Wachsthums Gipfel hier erreicht ist: lese ich ein Colleg, so werd’ ich’s über 50/60, lese ich zwei, über je 20/30 nicht bringen. Und das bleibt auch, wenn ich etwa im Jahr, wie ich das jetzt thue, nur 3 vierstündige Vorlesungen14 halte. So kann man es der Regierung schließlich nicht verdenken, wenn sie kein Geld für einen zweiten bewilligen will. Unter diesen Umständen würde ich freilich einen Wechsel, der mich in einen breiteren Wirkungskreis brächte, nicht ungern sehen, und ich bedauere es deshalb, daß ich nicht nach Würzburg gehen15 konnte. Du hast vielleicht davon gehört. Die dortigen Collegen hatten für mich eine vortreffliche Position beantragt, die ich unbedingt acceptirt hätte – die Regierung konnte vor der ultramontanen Kammermehrheit nur das Anfangsge |halt durchsetzen, auf welches ich unmöglich – schon aus Rücksicht auf die Freiburger – gehen konnte. So sind mir daraus auch hier keine directen Vortheile erwachsen, – nur die Hoffnung, daß mir Gelder zu der Reise16 bewilligt werden, welche ich nächstes Frühjahr im Interesse des III. Bandes17 , a nach Paris und London machen möchte. Im Uebrigen lebt sich’s hier herrlich weiter. Wir sind jetzt näher an den Wald gezogen und hoffen so noch mehr von dem Klima zu profitiren, dem wir schon so viel verdanken. Denn von unserm Befinden kann ich Dir nur Gutes melden. Meine Kinder wachsen – von den kleinen Nothwendigkeiten abgesehen – kräftig und gesund heran; auch Ilse,18 die dritte im Bunde Deiner kleinen Freundinnen, macht uns große Freude, ebenso blond und nur etwas heller im Auge, dabei dicker und lebendiger noch als die anderen. Meine Frau ist sehr wohl; ich bin es auch, wenn ich von den Nerven absehe, die öfter auffällig werden und die ich dann immer zur Correction auf unsre schönen Berge führe. Was machen diese Tyrannen bei Dir? Und nun, mein Bester, erwidre diese Chronik bald einmal durch Bericht über Deine Erlebnisse, namentlich auch über Deine akademische Stellung,19 in der Du hoffentlich und gewiß den Erfolg reichlich für Dich gehabt hast, – nach beiden Seiten!! Ich wollte, wir könnten uns einmal wieder sehen: was ich hier am meisten vermisse, ist philosophische Anregung, wie sie so reich von Dir ausströmt. In meiner Einsamkeit kann ich nur manchmal mit Rümelin über Philosophica reden oder in einem Rendez-vous mit Siebeck (Basel) oder Liebmann (Straßburg) eine kleine a
Bandes ] Bdes
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Erfrischung suchen. Und zum Besten gehört eben doch das συµφιλοσοφεῖν.20 Da sitze ich z. B. an einem Entwurf der Logik,21 wobei ich gerne Schritt für Schritt mit Dir bespräche, und an dessen Durchführung und gar Veröffentlichung ich nicht gehen mag, ehe ein verständnisvolles Auge drauf geruht hat. Inzwischen laß es Dir gut gehen, empfiehl mich Deinem verehrten Papa,22 – schenke meinem zweiten, neulich an Dich abgegangenen Bande23 Deine Nachsicht und sei bestens gegrüßt von meiner Frau und Deinem treuen Freunde W Windelband
Windelband an Wilhelm Nokk, Freiburg i. Br., 4.12.1880, 4 S., hs. (dt. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, 52 Nokk 201 Freiburg i /B. 4. Dec[ember] 1880 Hochverehrter Herr Oberschulrathsdirector, a b
Die große Liebenswürdigkeit Ihres geehrten Schreibens vom 3. d[es] M[onats] legt mir in erster Linie die Verpflichtung auf, Euer Hochwohlgeboren, soviel an mir ist, mit aller Offenheit über Ursprung und Inhalt der Nachricht aufzuklären, welche, wie ich mit Ueberraschung erfahre, schon bis zu Ihnen gedrungen ist. Es ist allerdings von verschiedener Seite, aber durchaus nicht in übereinstimmender Weise aus Göttingen an hiesige Collegen berichtet worden, daß hinsichtlich der Besetzung der Lotze’schen Professur lebhaft von mir, der ich ein Schüler Lotze’s bin, die Rede sei.24 Allein nach dem, was ich erfahre, habe ich nicht die geringste Handhabe zu beurtheilen, in welchem Grade es etwa | wahrscheinlich sei, daß die dort schwebenden Verhandlungen schließlich zu meiner Vocation führen. An mich selbst ist über die ganze Frage auch nicht die geringste Mittheilung gelangt, und Euer Hochwohlgeboren mögen daraus entnehmen, wie unangenehm es mir gewesen ist, daß eine noch so völlig unentschiedene Angelegenheit sich hier in kurzer Zeit allgemein herumgesprochen hat. Um so peinlicher berührt es mich, daß nun schon Euer Hochwohlgeboren in dieser problematischen Sache bemüht worden sind, und das Bedaua b
Oberschulrathsdirector, ] danach 6 Zeilen freigelassen Freiburg i/B. 4. December 1880 ] in lat. Schrift
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ern, daß ich darüber empfinde, wird für mich nur durch die große Freude aufgewogen, welche mir der durch diese Gelegenheit hervorgerufene, so überaus liebenswürdige Ausdruck Ihrer gütigen Gesinnung bereitet hat. Ich beeile mich, Euer Hochwohlgeboren für diesen erneuten Beweis Ihres mir so sehr werthvollen Wohlwollens meinen aufrichtigen | und herzlichen Dank zu sagen und die ergebne Bitte hinzuzufügen, Euer Hochwohlgeboren wollen überzeugt sein und, sofern es wünschenswerth erscheint, an geeigneter Stelle der Ueberzeugung Ausdruck zu geben, daß ich die dadurch bethätigte Güte der Großherzoglichen Regierung in ihrem vollen Werthe dankbar zu schätzen weiß und daß, falls ein solcher Ruf an mich erginge, ich bei meiner großen Anhänglichkeit an das aufblühende Freiburg in eine schwere Wahl versetzt sein würde. Es ist selbstverständlich und wäre bei dem Wohlwollen, daß ich hier erfahren habe und ferner zu erfahren hoffe, auch ohne Euer Hochwohlgeboren ausdrückliche Aufforderung für mich selbstverständlich, daß ich nicht einer auswärtigen Regierung eine bindende Zusage geben werde, ehe ich Euer Hochwohlgeboren von den etwa mit mir angeknüpften Verhandlungen Mittheilung gemacht und Ihre Äußerung darüber empfangen habe. | Auf der andern Seite aber hoffe ich, daß Euer Hochwohlgeboren es mir nicht verargen wollen, wenn ich einer noch so völlig unbestimmten Möglichkeit gegenüber mich nicht in der Lage sehe, auch nur die allgemeinsten Grundlagen der Bedingungen zu bezeichnen, unter welchen ich einen solchen Ruf ablehnen könnte, der ja, wenn er überhaupt an mich kommen sollte, in den verschiedensten Formen und Verhältnisse an mich herantreten kann. Ich kann in dieser Hinsicht nur die Versicherung wiederholen, daß nur die zwingende Nothwendigkeit einer Aussicht auf ganz wesentliche Verbesserungen mich jemals bestimmen wird, auf das schöne Freiburg zu verzichten. Genehmigen Sie, hochverehrter Herr Oberschulrathsdirector, mit der Wiederholung meines verbindlichen Dankes den Ausdruck der ausgezeichneten Hochachtung, mit er ich bleibe Euer Hochwohlgeboren a ganz ergebner Windelband
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Hochwohlgeboren ] danach 5 Zeilen freigelassen
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Windelband an Paul Siebeck, Freiburg i. Br., 7.3.1881, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,25 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Freiburg i. B. 7. März 1881. Sehr geehrter Herr Verzeihen Sie gütigst, daß ich bei der Fülle von Beschäftigungen, die der Schluß des Semesters für mich mit sich brachte, und die durch constantes katarrhalisches a Unwohlsein noch mehr mich in Anspruch nahmen, nicht die Zeit für die ruhige und sorgfältige Ueberlegung gefunden habe, welche meiner Antwort auf Ihren mir so überaus ehrenden Antrag, die Redaction einer allgemeinen wissenschaftlichen Geschichte der Philosophie zu übernehmen, durchaus vorhergehen mußte, und daß ich deshalb erst jetzt dazu komme, Ihnen darauf eingehender als es mündlich geschah, zu antworten. Ich leugne nicht, daß der weit ausschauende Gedanke, welchen Sie bei diesem Unternehmen26 verfolgen, einem wesentlichen Bedürfniß unserer Wissenschaft sehr glücklich entgegenkommt, und daß es für mich deshalb ein überaus verlockender und erfreulicher Gedanke ist, daß Sie mich ausersehen haben, die Corpus historicum philosophiae zu redigiren: allein ich kann mir andererseits nicht die großen Schwierigkeiten verbergen, welche sich sachlich und persönlich der Ausführung des Planes entgegenstellen. ich will nicht darauf zurückkommen, daß ich an der Ausarbeitung des dritten Bandes27 meiner begonnenen Geschichte der neueren Philosophie für die nächste Zeit vollauf zu thun habe, wie ich denn, um Materialien dafür zu suchen, in diesen Tagen auf zwei bis drei Monate nach London und Paris28 gehe; ebensowenig darauf, daß mein persönliches Bedürfniß mich in mehr als einer Beziehung darauf hinweisen würde, sobald als möglich nach Abschluß der historischen Werke den thematischen Arbeiten mich zu widmen, für welche sich Stoff zu Stoff und damit immer mehr Schaffenslust bei mir aufhäuft. Sie haben mir gesagt, daß Sie auf Jahre bei diesem Plane rechnen. Bedrohlicher sind mir mehr und mehr die sachlichen Schwierigkeiten erschienen. Sie haben mich sehr richtig darauf aufmerksam gemacht, daß Ihr Plan auf eine in das Detail wissenschaftlich durchgeführte Ausarbeitung einer gemeinsamen Gesammtauffassung der Geschichte der Philosophie hinzielt, daß es sich nicht um eine Sammlung von Spezialarbeiten, sondern um ein wirkliches Gesammtwerk handelt, und daß auch dies a
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noch verbindende Theile voraussetzt, deren Ausführung dem Redacteur des Ganzen zufallen würde. Schon hierin stecken große Schwierigkeiten. Eine Anzahl von Spezialforschern zusammenzuführen, welche in der Gesammtauffassung der Geschichte der Philosophie einig sind, ist deshalb so sehr schwierig, weil diese doch mehr oder weniger stets durch den philosophischen Standpunct bedingt ist. Nimmt man die tüchtigsten Specialforscher, so ist die Wahrscheinlichkeit nicht allzu groß, daß sie sich in einen Gesammtplan leicht einfügen, – geringer noch die, daß sie sich jene verbindenden Theile gefallen lassen, die sei es als Einleitung, sei es als Schluß sich doch ihren Spezialarbeiten anschließen müßten. Den Cardinalpunct bildet hier die Personenfrage: ich will in dieselbe nicht eintreten, sondern nur im Allgemeinen die Ansicht aussprechen, daß ich sie für sehr, sehr schwierig halte. Schon hinsichtlich der Eintheilung walten Differenzen ob, und Sie gestatten mir vielleicht hieran einige Bemerkungen zu knüpfen. Ob die alten orientalischen Speculationen in das Gebiet der Geschichte der Philosophie hineingezogen werden sollen oder nicht, – schon darüber herrscht bekanntlich Streit. Sie wünschen ihnen einen Theil gewidmet – ich würde vielleicht die Sache umgekehrt auffassen und die Wissenschaft der Philosophie, wie die Wissenschaft überhaupt erst bei den Griechen beginnen lassen, bei denen es zuerst zu einem Bewußtsein des Wissens um seiner selbst willen und eines methodischen, planmäßig erarbeiteten begrifflichen Wissens kommt. Weiterhin steigt jenes Gespenst auf, das ich Ihnen mündlich andeutete: wer soll neben Zeller die antike Philosophie zu behandeln wagen? Aber ich glaube, diesem könnte man aus dem Wege gehen, wenn man das Ganze nach einem Plane gliederte, der mir schon lange vorschwebt,29 und den ich auch meinen Vorlesungen zu Grunde lege. Entsprechend dem völkerpsychologischen und empirisch-culturgeschichtlichen Standpuncte, von dem ich die Geschichte der Philosophie betrachte, pflege ich die griechische Philosophie mit Aristoteles abzuschließen. Bis dahin bildet sie, auf dem Boden einer geschlossenen Nationalität, ein einheitliches Ganzes: aus vielfachen Quellen strömt das wissenschaftliche Bewußtsein zusammen, findet sein Selbstbewußtsein in der Herausarbeitung des wissenschaftlichen Lebens zu einem eignen, von allem anderen sich aussondernden Organe des Culturgeistes, entdeckt den Begriff des immateriellen Geistes und gliedert sich endlich zu einem System der einzelnen Wissenschaften. Nach Aristoteles wird das Alles anders: die Specialwissenschaften haben sich abgezweigt; und gehen ihren eigenen Weg. Der Philosophie aber fällt die Aufgabe zu, nach dem Niedergange des antiken Staatslebens den wesentlichen Inhalt des individuellen Daseins zur Verkörperung zu bringen: sie wird Lebens-
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weisheit, und in der Periode der Weltreiche – Hellenismus, Romanismus, Christianismus – geht hier allmählich aus der ethisirenden in die religiöse – in die dogmatische Tendenz über. Dieser Prozeß einer mächtig synkretistischen Gedankenbewegung reicht bis zum Ende der antiken Geschichte, in das fünfte, sechste Jahrhundert n[ach] Ch[ristus]. Verzeihen Sie, verehrter Herr, diese kleine Abhandlung: sie war wichtig, um zu zeigen, wie ich glaube, daß durch eine veränderte, von solcher Auffassung geleitete Abtheilung man dem Odium, Zeller Concurrenz machen zu wollen, vielleicht durch Theilung seiner Arbeit entgegen kam. Ein erster Theil, der die griechische Wissenschaft bis Aristoteles enthielte, würde, so aufgefaßt, vielleicht mich selbst zur Behandlung veranlassen. Wäre dann nur Jemand, der von da bis Augustin die Sache leistete!! Der nervus rerum30 ! Dann schlösse sich leicht die Philosophie des Mittelalters in den drei Theilen: Araber, Juden, Christen an. Sehr glücklich ist Ihr Gedanke, die Philosophie der Renaissance für sich als eignen Abschnitt herauszuheben: auch das ist ein Gebiet, das mich reizen könnte. Und die neuere gliedert sich durch den Namen Kant von selbst. Sollte ich also der Leitung Ihres Unternehmens nahe treten, so würde für mich eine wesentliche Bedingung sein, daß ich hoffen könnte, Ihre Zustimmung a zu einer derartigen Gruppirung des Stoffs und die damit einverstandenen Mitarbeiter zu finden. Darf ich von den letzteren sprechen, ehe ich von dem Ersteren weiß, so möchte ich Folgendes hinzufügen. Mir ist geradezu nur Einer bekannt, von dem ich die Behandlung jener Zeit von den Diadochen bis zum Papstthum in einer entsprechenden Weise erwarten würde, von dem ich aber auch noch nicht einmal weiß, ob er sich jener von mir entwickelten Gesammtauffassung würde entschließen wollen: Das ist Prof. Siebeck in Basel. Dieser hat nun gerade ein auf Jahre angelegtes Werk, die Geschichte der Psychologie,31 begonnen, und ich bin deshalb zweifelhaft, ob er sich jetzt zu einer anderen Arbeit würde verpflichten können und wollen. Wenn ich Ihnen aber einen ganz unvorgreiflichen Vorschlag machen dürfte, so ginge derselbe dahin, daß Sie mir gestatteten, ihm von Ihrem Plane Mittheilung zu machen, ihm meine Auffassung der Sache vorzulegen und von ihm zu hören, ob man daran denken könne, ihn unter Zustimmung zum Gesammtplan zur Behandlung jenes schwierigsten Theiles zu gewinnen. Hätten wir dann eine gewisse Sicherung, so könnte das als Basis für weiteres Ausschauen nach geeigneten Mitarbeitern dienen. Für mich aber wäre die gewonnene Zustimmung eines von mir sehr a
Zustimmung ] unterstrichen
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hoch geschätzten Collegen ein Anlaß, mehr Muth zu einem Unternehmen zu gewinnen, das seiner großen Schwierigkeiten wegen mir so lange fast unnahbar erscheinen muß, als ich noch nach keiner Richtung bestimmte Hoffnungen auf Mitwirkung und Ausführung habe. Es ist mir sehr leid, verehrter Herr, wenn vielleicht, was ich vollkommen begreifen würde, dieser Vorschlag Ihnen als eine unbequeme Verzögerung der Sache erscheint: allein ich mag meinerseits Ihrem ehrenvollen Antrage nicht gern ausweichen, und ich mag Ihnen andererseits keine Zusage, ich wollte die Redaction übernehmen, eher geben, als ich nicht irgend einen Anhaltspunct habe, daß die Sache für mich ausführbar sein wird. Gestatten Sie mir, ohne vielleicht Ihren Namen zu nennen, unter voller Discretion mit meinem Baseler Collegen in Verhandlungen zu treten, was ich natürlich bisher nicht thun konnte, so bin ich überzeugt, daß in einiger Zeit die Sache zwischen uns entweder einen greifbaren und Ihnen in detailirter Weise vorzulegende Form annehmen oder wenigstens eine definitive Erkenntniß, daß uns beiden Ihr schöner Plan vielleicht doch nicht auszuführen gelingen würde, gewonnen werden könnten. Stellt sich die Möglichkeit heraus, so mögen Sie überzeugt sein, daß ich mit größter Freude mit Ihnen zusammen an einem Werke arbeiten würde, dessen Gedanken Sie glücklich angeregt und mit dankenswerthester Selbstlosigkeit auszuführen beschlossen haben. Wenn Sie gestatten, erlaube ich mir morgen Nachmittag noch einmal persönlich bei Ihnen vorzusprechen. Den Brief des Herrn Prof. Sigwart32 lege ich dankend wieder bei. Mit ergebenstem Gruße von Haus zu Haus in vorzüglicher Hochachtung Ihr dankbar ergebener Windelband
Windelband an Karl Dilthey, Freiburg i. Br., 20.7.1881, 3 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- und UB Göttingen, Dilth. 141 Freiburg i B. 20 Juli 1881 Liebster Carlo! Den besten, innigsten Dank für Deinen Brief, den ich sofort, wenn auch deshalb in Eile beantworte! Deine liebenswürdige Aufforderung, bei Dir zu wohnen, nehme ich mit herzlichem Danke an, – schon aus dem Grunde,
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weil ich auf diese Weise von Dir, um dessen willen ich überhaupt in G[öttingen] Rast mache, am meisten habe. Du darfst mich also bestimmt Samstag 6 Aug[ust] Nachm[ittags] 2h 25m resp. via Bebra 2h 27m erwarten. Hast Du Examen, so benutze ich die Zeit zu meinen Besuchen: ich erbitte nur, für den Fall, daß Du am Bahnhof zu sein irgendwie verhindert wärst oder es unbequem fändest, eine Notiz auf Karte, welches Deine Wohnung ist. Jene Besuche werden sich nach Deinen Mitteilungen vielleicht um einen verringern, – um denjenigen B.’s.33 Was über jene wunderliche Historie hierher gedrungen ist, war gerade so widerspruchsvoll und unglaublich, wie – das Resultat! Das Wenige, was Du schriebst, enthielt für mich eine große Beruhigung. Nach Mitteilungen, die nicht exact gewesen zu sein scheinen, mußte ich meinen, daß B. sich meiner von andrer Seite her partirten Erwähnung von Anfang an widersetzt habe, und | mußte ich fürchten, daß der Mann,34 den ich in wissenschaftlicher Hinsicht am meisten und weit über allen andren verehrte und dessen Urtheil mir in dieser Hinsicht durchaus werthvoll war, aus dem Leben geschieden sei, ehe ich Gelegenheit hatte, ihm den Irrthum, als hüte ich bei den Positivisten und Sensualisten die Schweine, auszureden – ein Gefühl, das seit den letzten Wochen als der Schmerz um ein Unwiederbringliches mich tief ergriff. Du wirst danach verstehen, wie lieb es mir war, von Dir zu vernehmen, daß er, solange er nicht fremden Einflüssen nachgab, anfänglich mich in erster Linie genannt hat! Doch von all dem mündlich! Nur dies vorher! Du darfst, liebster Freund, nicht meinen, daß ich nicht von Anfang an und in voller Ausdehnung die sonderbare Position, in der Du Deinem Bruder35 und mir gegenüber warst, begriffen hätte! nicht meinen, daß ich sie nicht völlig wie Du beurtheilt hätte! nicht meinen also, daß dadurch sich irgend etwas zwischen uns geschoben hätte! Daß ich Dir wegen meiner Frühjahrsreise36 nicht geschrieben, | hing wesentlich daran, daß ich von Anfang an sehr zweifelhaft war, ob ich überhaupt nach England37 kommen würde: in der That bin ich auch nicht dahin gekommen, sondern bin die ganze Zeit über nur in Paris gewesen. Der Londoner Plan steht noch aus und braucht vielleicht garnicht in Erfüllung zu gehen, falls ich im Herbst in Berlin genug finde! Und nun also auf ein frohes Wiedersehen! Meine Frau grüßt Dich herzlichst! Mit treuem Gruß Dein alter W Windelband
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Windelband an Karl Dilthey, Freiburg i. Br., 10.8.1882, 4 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- und UB Göttingen, Dilth. 141 Freiburg i B. 10 Aug[ust] 1882 Liebster Karlo Seit einem Jahr38 gehe ich nun schon mit dem Gedanken um, Dir zu schreiben; und immer wieder ist seine Verwirklichung vor mir hergeflohen. Gleich nach den reizenden Tagen, in denen Du mir echt antike Gastfreundschaft gewährtest, umfing mich Badebummelleben; dann gab’s nachher in Potsdam-Berlin recht bewegte Hochzeitszeit,39 dabei mancherlei Ungemach durch eine schwere Erkrankung meiner Tante40 ; wodurch ich auch bis zum letzten Moment so festgehalten war, daß wir auf der Rückfahrt keine Station mehr machen konnten und, da wir andere Route wählten, nicht einmal durch G[öttingen] fuhren. Und für dies Sommersemester mußt Du mir nun garnicht böse sein: denn es war bewegt genug! Du kannst Dir denken, daß es uns nichts Leichtes war, die Freiburger Idylle aufzugeben,41 an der wir mit so vielen Fäden hängen: was den Ausschlag gab, waren schließlich zwei Ueberlegungen: die eine, daß | es eben für die Zukunft doch nicht angeht, Strassburg abzulehnen, und daß ich – nach manchen andren Ablehnungen die Vorstellung nicht aufkommen lassen durfte, als wollte ich mir ein Erbbegräbniß kaufen: die andre ist innerlicher und privater. Sie beruht auf der mehr und mehr sich in mir fühlbar machenden Unbefriedigtheit mit meiner hiesigen Wirksamkeit, die ja quantitativ recht stattlich und für hiesige Verhältnisse sehr erfolgreich war, aber qualitativ desto mehr zu wünschen ließ. Du weißt, wir haben hier so gut wie keinen Philologen, schon deshalb, weil wir in dieser Hinsicht nur der Rumpf einer Fakultät sind; und doch sind es schließlich nur die Philologen, aus denen der Philosoph im Allgemeinen sich constante Zuhörer und solche heranziehen kann, welche schon für ihr Examen die Sache ernster nehmen und arbeiten müssen. Das fehlt mir; ich habe hier eine einzige Arbeit aus dem von mir gegründeten Seminar42 hervorgehen sehen, – sie stammt von einem Gymnasiallehrer43 ! Den Grundstock bildeten für meine Vorlesungen Theologen und Juristenfüchse,44 an denen die Sache schließlich vorüberrauschte! Und solchem fluctuirendem Zuhörermaterial gegenüber | mangelte fast von selbst der Trieb, die Lehrthätigkeit selbst zu verbessern; ich hätte fürchten müssen, mit der Zeit hier zu verbummeln. Nach Str[aßburg] gehe ich mit der Hoffnung, dort zu wachsen mit dem höheren Zweck. Man erwartet von mir – ganz entre nous! – die Bekämpfung des Positivismus,
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der der dortigen Universität den Stempel des Radikalismus aufzudrücken droht. Es werden schwierige Verhältnisse sein, die mich dort erwarten, das weiß ich, und den Frieden lasse ich hier. Aber ich habe dort etwas zu leisten, – während hier jetzt jeder die Tradition aufrecht erhalten wird. Dabei hoffe ich mir selbst mehr zu genügen, als es hier in den letzten Jahren der Fall war. Solches aber sagt man natürlich nur dem Freunde. Am liebsten mündlich. Und ich hoffe, daß, wenn Du wieder nach dem Süden gehst, Du diesmal nicht an uns vorübersausest, bester Karlo! Bis Ende September hier, vom 1 Oct[ober] an in Str[aßburg]. Dabei bemerke ich ausdrücklich, daß Str[aßburg] ganz ebenso wie Fr[eiburg] an der Reiseroute liegt, wenn man nur will! Mainz – Strassburg – Basel ist gerade so nahe, wie Frankfurt – Freiburg – Basel!! was meine Frau und ich Dir drin |gend ans Herz legen: und da wir annehmen, daß Du wieder irgendwie gen Süden wollen wirst, so hoffen wir sicher, Dich im Herbst noch bei uns zu sehen! Von Herzen hab’ ich mich gefreut, daß die lang verschleppte Berliner Frage endlich zu Gunsten Deines Bruders45 sich entschieden hat! Gern hätte ich ihm selbst geschrieben; aber ich hörte, er sei schon abgereist, – und zwar durch Alfr[ed] Dove, der, wie er schon im Einverständniß mit Deinem Bruder präliminarisch bei mir anfragte, ob ich in diese Bewegung hineingezogen zu werden wünschte. Wenn das Ja, das ich darauf geantwortet, zum guten Ende führt, soll es mich sehr freuen! Jedenfalls bitte ich Dich, wenn Du Deinen Bruder siehst, ihm herzlichen Gruß [un]d Glückwunsch auszurichten. Du aber, liebster Carlo, sei ein guter Christ, – vergilt Böses mit Gutem und schreib uns bald Gutes von Dir! und das Beste: Deinen Besuch! Meine Frau und Deine Freundin Dora grüßen Dich! In alter Treue Dein W Windelband
Windelband an Friedrich Theodor Althoff, Straßburg, 20.11.1882, 4 S., hs. (dt. Schrift), Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, VI. HA Nl Althoff, F. T. Nr. 1020 Strassburg i /Els. 20 Nov[ember] 1882. Verehrtester Herr Geheimerath! a a
Verehrtester Herr Geheimerath! ] links oben von Althoffs Hd. mit Bleistift: Windelband: Glogau. | Bereits gedankt.
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Verzeihen Sie, wenn ich mir erlaube, in Erwiderung des liebenswürdigen Vertrauens, welches Sie mir bei unsrer leider nur so kurzen46 hiesigen Bekanntschaft erwiesen haben, Ihnen eine Angelegenheit zu unterbreiten, die in Ihr Ressort fällt. Es geht mir die Nachricht zu, daß in Halle an Stelle des Herrn a Prof. Thiele47 in erster Herr Glogau in Zürich48 vorgeschlagen ist. Nun würde ich meinerseits die Halle’sche Fakultät zu diesem Vorschlage nur beglückwünschen können. Denn Glogau hat durch sein letztes Werk49 bewiesen, daß er ein durchaus selbständiger, tief wühlender und | in mancher Hinsicht geradezu origineller Denker ist, und aus persönlichen Erkundigungen weiß ich, daß seine sehr anregende Lehrthätigkeit durchaus nicht von dem abstracten Charakter ist, den sein Buch vermöge der Vertiefung in den Steinthal’schen Formalismus50 in sich trägt. Er gehört daher unter den jüngeren Kräften zu denen, welche bei etwaigen Vacanzen zuerst genannt zu werden würdig sind, und ich habe ihn in Freiburg primo loco b , 51 genannt c für den Fall, daß man genöthigt sein sollte, dort von Ordinarien abzusehen. Dazu aber kommt – und das ist der Grund meines Schreibens – des Mannes äußere Lage.52 Gl[ogau] hat – ich bitte, unter voller Discretion sprechen zu dürfen –, nachdem er Gymnasiallehrer erst im Posen’schen und dann in Winterthur gewesen ist, die letztere Stellung aufgegeben, um sich, in reiner Begeisterung für die Sache, – leider in Zürich! – zu habilitiren. Er ist fast ohne Mittel, hat Weib und Kind, man hat ihm jetzt, damit | er leben könne, eine Professur am Polytechnicum gegeben, die etwa 3000 fr., trägt; er hilft sich mit Gymnasialstunden, Pension etc. knapp durch und ist gewärtig, falls er nicht bald zu fester Stellung gelangt, ganz in die Gymnasiallaufbahn zurückkehren53 zu müssen.54 Das wäre schade, und weil ich nicht weiß, ob Ihnen, verehrtester Herr Geheimerath, diese Sachlage bekannt ist, darum allein nehme ich mir heraus, Ihnen dies mit der Bitte um discreteste Aufnahme mitzutheilen. Man könnte ja leicht denken: Professor in Zürich, da hat’s keine Noth! Und der Mann könnte übergangen werden, weil man dächte, er sei in einer relativ guten Position. Je mehr ich – nach allem, was ich höre – zur Zeit einem ähnlichen Schicksal55 unterliege, um so mehr glaube ich, im Interesse eines Anderen (den ich zudem persönlich nur zwei oder dreimal kurz gesehen56 habe und zu dem ich keine näheren | persönlichen Beziehungen habe) Ihnen diese Sachlage vertrauensvoll unterbreiten zu dürfen, – nicht in dem a b c
Herrn ] Hrn. primo loco ] in lat. Schrift und . . . genannt ] am Rand mit Bleistift angestrichen
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mir fernliegenden Wunsche, Ihre Entscheidung zu beeinflussen, sondern mit der Absicht, Ihnen für diese Entscheidung das persönliche Material nach einer Richtung zu vervollständigen, welche möglicherweise Ihnen bisher nicht mitgetheilt sein könnte. Nur so bitte ich Sie, diese anspruchslosen Zeilen aufzunehmen, mit denen ich mich Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin unter dem Wunsche empfehlen möchte, daß Sie Sich in Ihrem neuen Wirkungskreise recht glücklich fühlen möchten, und daß Sie Ihre liebenswürdige Gesinnung erhalten möchten Ihrem aufrichtig ergebnen Windelband
Windelband an Friedrich Theodor Althoff, Straßburg, 30.11.1882, 6 S., hs. (dt. Schrift), Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, VI. HA Nl Althoff, F. T. Nr. 1020 Strassburg a i/Els. 30 Nov[ember] 1882 Sehr verehrter Herr Geheimerath! Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihr überaus liebenswürdiges Schreiben, das mir sehr große Freude bereitet hat, – theils wegen der Aussicht, daß Gl[ogau] in absehbarer Zeit aus seiner prekären Lage57 befreit werden soll, theils wegen Ihrer freundlichen Äußerung über meine eigne Angelegenheit, in der ich Sie bitte, mir eine vertrauliche Rechtfertigung meiner Anspielung gütigst erlauben zu wollen. In der That war ich in Gefahr, von einer Stimmung nicht des Grolls – denn ich hätte nicht gewußt gegen wen –, wol aber des Mißmuths erfaßt zu werden. Von der Breslauer Angelegenheit58 waren mir, solange ich Sie hier sah, nur Pläne und Anfragen bekannt: erst am Tage nach Ihrer Abreise erfuhr ich aus Br[eslau], daß man mich dort in erster Linie59 vorgeschlagen hatte. Es widerstrebte mir, unsre eben gemachte, von Ihnen in so freundlicher Weise eröffnete Bekanntschaft vorher durch ein Besprechen unsicherer Möglichkeiten oder nachher durch | persönliche Vorstellungen für mich zu fructifiziren; um so mehr, als ich mir alle die sachlichen Bedenken vorhielt, die Sie jetzt selbst andeuten, die ich vollkommen anerkenne, und nach denen ich in Ihrer Stelle selbst gehandelt haben würde. Deshalb a
Strassburg ] links oben mit Bleistift von Althoffs Hd., unterstrichen: Windelband.
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beschränke ich mich darauf, nur meinen alten Freund Jordan60 darauf hinzuweisen, meine hiesige Stellung sei durchaus nicht so glänzend, daß ich in dieser Rücksicht um ihretwillen übergangen zu werden verdiente. Jordan hat – wie es bei der ihm eignen feinen Discretion nicht anders von mir erwartet worden war – mir über den Verlauf der Sache kein Wort berichtet, und um so werthvoller ist mir Ihrer heutige Mittheilung als die erste zugleich und die denkbar authentischste. Denn das Einzige, was ich sonst noch gehört, war vor etwa 14 Tagen durch einen Breslauer Freund die Nachricht, daß die Sache für Paulsen entschieden61 sei. Daß ich nicht darüber erfreut war, mich einfach, wie ich meinen mußte, übergangen zu sehen, wird Sie nicht Wunder nehmen. Weiß ich doch auf das Positivste, daß ich in Freiburg, hätte ich den hiesigen Ruf abgelehnt, wie es der Minister in vielen Hinsichten dringend wünschte, ein Gehalt von der absoluten Höhe des hiesigen, | also relativ mehr, und wer weiß was sonst noch Alles leicht erreicht hätte: ich muß froh sein – und ich habe das bei der Annahme gewußt –, wenn ich hier in den äußeren Verhältnissen ebenso hoch komme wie dort. In der akademischen Stellung kann ich nicht einmal Dies hoffen: dort der alleinige Vertreter meines Faches, der selbständige Herr eines von mir geschaffenen Seminars, in befestigter Stellung unter den Collegen, dicht am Dekanat – hier ein jüngstes Fakultätsmitglied, das seine Lehrthätigkeit mit einem älteren Collegen62 theilt und seine Seminarübungen, da die Direction nicht theilbar sei noch alterniren könne, halb und halb unter Aegide des Anderen abhält. Dazu erfahre ich, da ich darum nicht zu ambiren gewöhnt bin, aus der Zeitung, daß an Liebmann’s Stelle nicht ich, sein Nachfolger, in die Prüfungscommission eingetreten ist. Muß da nicht bei den Studenten, bei denen ich mich sonst meines Erfolges sehr freuen darf, die Vorstellung entstehen, als bekleide ich eine Art von „Professur zweiter Güte“? – eine Wirkung, von der ich nicht weiß, wie sie mit dem Wunsche derjenigen sich verträgt, die eine weniger positivistische Richtung in der Bildung der Studenten für angezeigt halten. Und wenn ich mir nun sagen mußte, daß ich mit der Annahme dieser Stellung mit eine so ganz andere | Position, die Breslauer, verdorben hätte, wenn ich befürchten mußte, daß sich Aehnliches wiederholte; mußt’ ich mich da nicht fragen, ob ich nicht die Ehre, Mitglied der Reichsuniversität zu werden, etwas theuer bezahlt hätte? mußt’ ich nicht meinen Entschluß vor Pfingsten zu bereuen anfangen und Verständniß für Liebmann gewinnen, der schließlich eine kleine Universität63 vorgezogen hat? Um mich aus dieser Stimmung, die mich zu umspinnen drohte, zu befreien, ging ich zu unsrem Kurator, der mir mit der größten Liebenswür-
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digkeit entgegenkam. Ihm schien die Br[eslauer] Sache neu zu sein; er versprach, daß alle meine Wünsche berücksichtigt werden sollten, sobald und soweit es möglich sei; und stellte in Aussicht, daß mir das höhere Gehalt, welches nach den Berufungsverhandlungen mir erst von 1 Oct[ober] 83 an zustehen sollte, schon sofort mit meinem Eintritt in Kraft treten solle. Noch vor Weihnachten, denke er, solle das erledigt werden. Das ist nun freilich nicht eine „Gehaltserhöhung“, sondern nur, wenn ich so sagen darf, eine einmalige Abschlagszahlung (im Betrage von 600 Mk.). Wenn nun inzwischen auch Sie die Güte gehabt haben, ihn für mich zu interessiren,64 so zweifle ich | nicht, daß mir wenigstens diese kleine Genugthuung zu Theil werden wird: ob mir unter dem Eindruck Ihres Schreibens weitere Concessionen, auf die ich natürlich nicht dringen kann, zu machen sind, bleibt dahingestellt. Jedenfalls hat das sehr liebenswürdige Entgegenkommen, das ich dort fand, schon den Zweck erreicht, den ich verfolgte: die Befreiuung von jener mißmuthigen Stimmung; und die letzten Schatten derselben sind nun durch Ihren gütigen Brief verscheucht worden. Herzlich danke ich Ihnen für die große Freundlichkeit, mit der Sie, ohne daß ich bisher etwas davon geahnt, zu meinem Vortheil thätig gewesen sind, wo Sie doch einmal durch die Sachlage, wie ich wohl einsehe, außer Stande waren, mich nach Br[eslau] zu berufen: nicht minder herzlich aber danke ich für den Ausdruck des Vertrauens, den Ihr lieber Brief für mich enthält! – – Hätten Sie doch irgendwo an einer Universität, wo sonst schon für die Philosophie gesorgt ist, auch ein Extraordinariatchen für unsern Vaihinger bereit! Es geht ihm, wie es scheint, doch garnicht gut; er ist doch nun einmal in der Laufbahn, und für | die Fakulät, die immerhin doch daran betheiligt ist, fängt er, wenn ich vertraulich darüber sprechen darf, an, eine Calamität65 zu werden. Wird nicht vielleicht Paulsen’s Stelle wiederbesetzt? Mit meinen Vorlesungen bin ich sehr zufrieden: ich habe in der Logik über 40 Zuhörer, worunter auch viel Juristen, und mit meinem Publicum habe ich ins größte Auditorium wandern müssen. – Auch die Vorträge des Frauen-Vereins kommen in der Anzahl von 6 zu Stande; ich werde im Januar über Socrates66 sprechen. Vorgestern hat Geffken67 mit „Freiherr von Stein“ angefangen; leider war ich nicht dabei, weil ich mehrere Tage durch eine heftige Neuralgie an’s Zimmer gefesselt war, – eine Art der Acclimatisation, der leider auch meine Frau unterliegt; während sonst wir und die Kinder uns recht gut in die neue Existenz eingelebt haben. Mögen Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin Sich in Berlin recht wohl fühlen: ich bitte,
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Ihnen beiden meine Frau und mich anlegentlichst empfehlen zu dürfen und bleibe in treuer Verehrung Ihr dankbar ergebner Windelband
Windelband an Friedrich Theodor Althoff, Straßburg, 7.12.1882, 8 S., hs. (dt. Schrift), Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, VI. HA Nl Althoff, F. T. Nr. 1020 Strassburg a i /E. Möllerstr. 4.68 7 Dec[ember] 1882. Verehrtester Herr Geheimerath! Für Ihr ehrenvoll vertrauliches Schreiben sage ich Ihnen meinen besten Dank, und indem ich mir vorbehalte, auf meine eigne Angelegenheit nach einiger Zeit zurückzukommen, erfülle ich gern Ihren Wunsch hinsichtlich der Breslauer Angelegenheit. Daß P[aulsen]69 seine Annahme rückgängig gemacht hat, bedaure ich nicht allzu sehr: die Thatsache zeigt, daß eine persönliche Bedürftigkeit nicht vorliegt; sachlich kann ich aber nicht umhin, meine Ansicht dahin auszusprechen: der Posivismus b hat, getragen von der naturwissenschaftlichen Tendenz unserer Tage, unterstützt von den entsprechenden Elementen der in alter Weise constituirten philos[ophischen] Fakultäten, sich auf unsern deutschen Kathedern bereits in einer Ausdehnung heimisch gemacht, die zwar noch nicht eine Majorität, am wenigsten eine solche der Kapacität ist, den ich aber nicht vergrößert wünsch |te und in die ich eine so wichtige Professur wie die Breslauer nur ungern eingeschlossen gesehen hätte. Ich muß es mir gefallen lassen, wenn Sie diese Ansicht, die auch meinen folgenden Angaben zu Grunde liegt, einen Partei-Standpunct nennen: aber das glaube ich sagen zu dürfen, daß sie gar keine persönlichen Gründe hat, sondern auf der rein sachlichen Ueberzeugung beruht: es sei die Erfüllung der akademischen Aufgabe der Philosophie, den Brod- und Fachstudien gegenüber den Idealismus des wissenschaftlichen Einheitsstrebens zu vertreten, am wenigsten von einer Richtung zu erwarten, die geneigt ist,
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Strassburg ] links oben von Althoffs Hd.: Windelband: Philosophen, besonders in Bezug auf Breslau. Zu der Breslauer Sache. Posivismus ] so wörtlich
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die Philosophie mit einigen specifischen empirischen Untersuchungen zu identificiren. Für Breslau würde ich Ihnen Liebmann70 nennen, wenn nicht gegen diesen dasselbe Argument, wie gegen mich, in Betracht käme. Neben ihm scheint mir zuerst Siebeck71 hervorzutreten, für den ich Sie um so eher zu interessiren wünschte, als er bereits, so viel ich weiß, nach mir und P[aulsen] vorgeschlagen ist. Ich bemerke, daß ich S[iebeck] persönlich von gelegentlichen Begegnungen kenne, und zwar kenne als einen sehr tüchtigen, durchaus gediege |nen Forscher, vor Allem aber als einen sicheren, ruhigen Character, von dem eine Verletzung anderer confessioneller Standpuncte niemals zu befürchten wäre. S[iebeck] steht der völkerpsychologischen Richtung nahe, ohne ihr eigentlich anzugehören: sein „Wesen der aesthetischen Anschauung“ (Berl[in] 1873) zeigt eine selbständige Vertretung des Herbart’schen Standpunctes. Sein Hauptwerk ist die „Geschichte der Psychologie“ (I,1 Gotha 1880, I,2 im Druck) – ein sehr gediegenes, für seinen, bisher nur ganz ungenügend behandelten Gegenstand maßgebendes Werk. S[iebeck]’s Persönlichkeit ist nicht in hervorragendem Maße anregend, aber von ruhiger Solidität, und ich glaube, daß er seinen Platz ganz vortrefflich ausfüllen würde. Nach ihm würde ich mir erlauben, Sie auf Bergmann72 in Marburg aufmerksam zu machen. Dessen Philosophiren ist nun zwar garnicht modern; er steht bei Platon, Leibniz und Fichte: aber er ist ein durchaus würdiger und ernster Denker. Die „Beurtheilung des Kriticismus“ (Berl[in] 1875), „Reine Logik“ (79), „Sein und Erkennen“ (80) und die eben erschienenen „Grundprobleme der Logik“ sind außerordentlich tüchtige, tief dringende, | scharfsinnige Schriften. Man sagt ihm einen großen Lehrerfolg nach; und erzählt sich von seiner hoch conservativen a und kirchlich positiven Gesinnung. Gesehen habe ich ihn nie; auch nie mit ihm correspondirt: über dies persönliche Element werden Sie bessere Wege der Information haben. Nach diesen beiden müßte man schon um ein gut Stück tiefer greifen. Das gälte meine Ansicht nach sowol von Baumann73 (Göttingen), dessen „Philosophie als Orientirung über die Welt“ und „Handbuch der Moral“ immerhin tüchtige und achtungswerthe Leistungen sind, als auch von Eucken74 (Jena), der in seinen „Grundbegriffen der Gegenwart“ und in der „Geschichte der philos[ophischen] Terminologie im Umriß“ umfassende historische Studien, wenn auch in etwas unbestimmter, schwammiger Darstellung, jedenfalls aber mit echt philosophischem Geiste bewiesen hat a
hoch conservativen ] Lesung wegen Aktenheftung unsicher
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(von mehreren kleineren Schriftchen abzusehen), als auch weiterhin von E[dmund] Pfleiderer75 (Tübingen), der in kleineren Arbeiten über Leibniz, über Lotze über Geulinx hübsche Details geliefert hat, aber auf große Bedeutung keinen Anspruch erheben darf, als auch endlich von Schuppe76 (Greifswald), | zwar einen entschiedenen Antipositivisten, dessen dickleibige Bücher jedoch („Erkenntnißtheoretische Logik“ 1878 und „System der Rechtsphilosophie“ 1881) einen etwas verschrobenen Eindruck machen und die Befürchtung nahe legen, sie seien schnell redigirte Vorlesungsabdrucke, in welchem Falle sie für die Vorlesungen auch kein günstiges Vorurtheil indiciren würden. Eigenthümlich steht die Sache mit Riehl, meinem Nachfolger in Freiburg. Er war dort neben Siebeck, mit Inversion der alphabetischen Reihenfolge, vorgeschlagen und wurde als Katholik von der Regierung bevorzugt. Er bildet die eigenthümliche Erscheinung auf theoretischem Gebiete, das er bisher allein literarisch behandelt, aprioristischer Kantianer, auf dem practischen aber, wie ich erst hinterher aus einer Recension von ihm über Laas77 und aus Privatgespächen erfahren habe, extremer Positivist und Utilist zu sein. Soll auf die jüngeren Kräfte gegriffen werden, so nenne ich neben Glogau78 und Thiele,79 die Sie beide genauer kennen, zunächst Volkelt80 (Jena), der seine an Hartmann sich anlehnenden Anfänge („Das Unbewußte | und der Pessimismus“ und „Die Traumphantasie“) überwunden zu haben scheint und in seinem Buch über „Kant’s Erkenntnißtheorie“ sehr Tüchtiges geleistet hat, sodann, aber nur als psychologischen Specialisten, H. Spitta81 (Tübingen), dessen verdienstliche Arbeit „über die Schlaf- und Traumzustände“ eben die zweite Auflage erlebt hat und dessen Schrift „Die Willensbestimmungen“ ebenfalls sehr zu loben ist, – endlich Natorp82 (Marburg), dessen Arbeit über „die Erkenntnißtheorie Descartes’“ meinen vollen und ungetheilten Beifall hat. Bei allen diesen habe ich zwar nicht aus persönlicher Kenntniß, wol aber aus dem Eindruck ihrer Schriften die Ueberzeugung, daß sie den entgegengesetzten Richtungen, mit denen sie in Breslau zu rechnen haben würden, nicht durch tactloses und eiferndes Auftreten Anlaß zu Verletzung geben würden; doch würde ich mich immer darauf verlassen, daß Sie Sich im besonderen Fall darüber eingehender zu orientiren vermögen würden. Zuletzt möchte ich diese Gelegenheit nicht versäumen, | Ihrem Wohlwollen einen Mann zu empfehlen, der der Bonner Fakultät ähnliche, wenn auch nicht gleiche Verlegenheit bereitet, wie uns V[aihinger],83 nämlich H. Witte,84 einen zwar keineswegs bedeutenden, zu alleiniger Vertretung
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der Philos[ophie] durchaus noch nicht geeigneten, aber durchaus strebsamen, anständigen und kenntnißreichen Mann, der nur deshalb noch nicht zu einem Extraordinariat gekommen ist, weil er in dem, auf persönlichen Gründen beruhenden Streben danach, sich durch eine Vielschreiberei zu helfen meinte, die ihm den Hals gebrochen hat. Er ist in persönlich bedauernswerther Lage; und ich wünschte ihm wol eine kleine Unterkunft. Verzeihen Sie, verehrtester Herr Geheimerath, wenn ich zu ausführlich gewesen bin: ich beschließe diese, selbstverständlich nur für Ihr Auge bestimmte Revue, welche natürlich keinen andern Anspruch macht, als Ihrem Wunsche gemäß meine subjective Meinung vor Ihnen mit aller Offenheit auszubreiten, – ich beschließe sie mit dem | Ausdruck des Dankes dafür, daß Ihr ehrenvolles Vertrauen mir dazu Gelegenheit geboten hat, und mit der Bitte, unsre besten Empfehlungen von Haus zu Haus freundlichst entgegenzunehmen, als Ihr hochachtungsvoll ergebner Windelband
Windelband an Georg Jellinek, Straßburg, 22.3.1883, 8 S., hs. (dt. Schrift), Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/32 Strassburg i/E. 22 März 1883 Lieber, alter Freund, —a Nach so langer Zeit – wieviel, wieviel haben wir uns zu berichten! Zunächst muß ich des Glücks gedenken, das Dir eine holde Gefährtin Deiner Zukunft beschert hat, muß Dir sagen, daß ich trotz alledem – mit treuem Freundesherzen dies Glück mitempfinde, und Dich bitten, Deiner lieben Braut85 meine Huldigungen zu Füßen zu legen, wenn ich auch fürchten muß, daß sie mir sehr, sehr zürnt und mich für einen bösen Menschen hält – der ich nicht bin! Vielleicht aber übt gerade sie das weibliche Vorrecht der Milde und stimmt Dein Herz zum Vergessen der Nachlässigkeit meines Schreibens und all der Zufälle und Mißverständnisse, die sich daran geknüpft! Mir hat das Schicksal wenig Ruhe gelassen in diesen Jahren; ich habe viel gelernt und viel erfahren. Das schöne Freiburger Idyll, das nun hina
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ter uns liegt, ward zuletzt schon viel unterbrochen. Mit dem Vierteljahr in Paris86 fing’s an! Welch eine Welt von historischer Größe und von gegenwärtiger Lebenskraft! Und nur | flüchtig doch konnt’ ich ihre Sprache erforschen – die ersten Wochen in Gesellschaft von Knapp,87 den ich damals von hier nachzog –, während ich die Tage über in den Bibliotheken hockte. Es galt dem französischen Kapitel meines dritten Bandes88 : und ich werde, vielleicht noch in diesem Jahre, für das englische auch noch eine ähnliche Reise nach London89 machen müssen. Damals hat sich (in wochenlanger geistiger Einsamkeit) viel in mir gestaltet, was erst langsam, aber, wie ich hoffe, stetig sich von mir als fertige Arbeit ablösen soll. Zunächst in allgemeiner Lebens- und Geschichtsauffassung: dort, wo die Probleme der modernen Geschichte und heutigen Gesellschaft aus jedem Stein sprechen und mit Händen zu greifen sind, da versteht man erst sich selbst, da lernt man klar erfassen, welches die Richtung ist, in der das individuelle Bewußtsein durch dieses Chaos sich den Weg suchen muß. So war mir Paris die werthvollste Ergänzung von Rom90 – es war mir in vieler Hinsicht eindrucksvoller als Rom: vielleicht weil ich es reifer, vielleicht gerade weil ich es nach Rom betrat. Ich wünschte wohl, wir könnten einmal darüber reden! Denn schreiben läßt sich ja so etwas nicht. Nicht minder wichtig aber war die Zeit für meine philosophische Ueberzeugung: wie ich da die franz[ösische] Philos[ophie] des 19. Jahrhunderts durcharbeitete, – oh, da ist von mir abgefallen, was irgend von den positivistischen, empiristischen | Modetendenzen, was von dem Eindruck der Tagesstichworte in mir hängen geblieben war! Und ich habe meinen Grund gefunden: ganz klar befestigt ist mir die Ueberzeugung, die schon mein zweiter Band aussprach, daß die deutsche Philosophie als allseitige Ausführung des kantischen Gedankens den Höhepunct der modernen Denkbewegung bildet, und der ganze Sinn meines dritten Bandes (wenn er – wenn er nur bald fertig würde!) wird der sein, zu beweisen, daß die gegnerischen Tendenzen der franz[ösischen] und der engl[ischen] Philosophie, die jetzt auch bei uns nachgeahmt zu werden anfangen, Repristinationen der von Kant überwundenen Philos[ophie] des 18. Jahrhundert sind, die sich von ihren Vorbildern nur durch solche Züge unterscheiden, deren Genesis sich direct auf den Einfluß eben der von ihnen bekämpften kritischen Philosophie zurückführen läßt. Und neben diesem Historischen ging mir damals in gedankenvoller Einsamkeit ein theoretischer Gesichtspunct auf, der damit genau zusammenhängt und unter dem sich mir die Gedankenwelt des deutschen Kriticismus in einer Weise anordnet, daß mir der Gang meiner
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Arbeit nun für das ganze Leben fest vorgezeichnet ist. Eine Art Programm davon denke ich Dir noch im Sommer zuzuschicken. Daß es nicht eher fertig geworden, daran ist die | hastige Bewegtheit meines äußeren Daseins schuld. Das durch jene pariser Reise verkürzte Sommersemester 81 war mir das liebste bisher aus meiner akademischen Thätigkeit: es war ein Kreis hochgebildeter, verständnißvoller Zuhörer, darunter der Holländer Heymans,91 der dir vielleicht in Deiner Literatur begegnet ist und der damals mit seiner später in der Vierteljahrsschrift von Avenarius erschienenen Schrift über die Methode der Ethik92 bei mir promovirte. Dabei im Hause die Verlobung meiner Schwägerin. Nachher in den Herbstferien wieder ein Vierteljahr auf der Reise: erst an die See, dann zu Verwandten, Hochzeit93 etc. etc. Im folgenden Winter viel Kinderkrankheit, Verwandtenverkehr! Dann zum Frühjahr und Anfang Sommer kam der Straßburger Ruf. Es war sehr schwer für uns, die Entscheidung zu finden. Freiburg ist ein reizendes Idyll, und es ist für uns eine Stätte hoher Freuden gewesen. In der aufstrebenden Universität hatte ich einen schönen Wirkungskreis, eine vortreffliche persönliche Position: wir hatten einen schönen Freundeskreis, wir genossen das herrliche Klima und die entzückende Umgebung mit vollen Zügen. Und hätt’ ich dableiben wollen, eine Fülle von äußerer Anerkennung wäre mir in den Schooß gefallen. Zudem ist Strassburg leicht eine Sackgasse: und das hab’ ich sogar schon in diesem Winter erfahren; denn der Ruf nach Breslau,94 wo | ich primo loco vorgeschlagen war, ist darum nicht an mich gekommen, weil der Kaiser resp. Manteuffel95 mich hier nicht fortlassen wollte! Andrerseits aber gilt es aber doch noch immer als eine Art von großem Loos für uns, an die Reichsuniversität berufen zu werden, und ist dieser Ruf gewissermaßen gebieterisch. Hätt’ ich ihn abgelehnt, so hätt’ ich mir in Freiburg ein Erbbegräbniß kaufen können, und danach ist doch eben Freiburg auch nicht. Endlich aber – es gilt hier eine Mission zu erfüllen. Durch traurige Verhältnisse ist hier, in unserer Westmark, in der deutschen Reichsuniversität, die Philosophie von einem Positivisten niederen Ranges, Laas,96 occupirt worden, eine der trübsten akademischen Geschichten, und demgegenüber ist es nun die schwere Aufgabe, der sich Liebmann nicht auf die Dauer gewachsen gefühlt hat (und darum ist er zu allgemeinstem Staunen nach Jena gegangen), hier die großen Traditionen der deutschen Philosophie zur Geltung zu bringen. Diese Aufgabe ist sehr schwer, viel schwerer nach meiner jetzigen Einsicht, als ich sie mir vorgestellt habe: denn die Straßburger Studentenschaft ist – aus vielen Gründen – ganz andersartig als die der andern deutschen Univer-
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sitäten: eine banausische Greisenhaf |tigkeit a waltet darin, die sehr schwer aufzurütteln sein wird. Indessen, wir alle, die wir hier leben, arbeiten ja nicht für den Moment, sondern für die nächste Generation. Freilich die öffentlichen Verhältnisse, mit denen man die Berührung nicht vermeiden kann, sind sehr complicirt und schwierig. Genug! es ist von Freiburg hierher eine sehr, sehr weite Reise. Aus dem Idyll in den verantwortungsvollsten Kampf, in scharfe, schneidende Luft! Aber es giebt eben auch etwas zu thun, das seinen hohen Werth hat! Das nicht leichte Einleben in diese Verhältnisse complicirte sich nun in diesem Winter für mich durch die häuslichen Dinge, die soviel Zeit kosten und so viele so köstliche Freuden bringen! Meine liebe, gute Frau, mein Glück und mein Halt, hat auch diese Zeit trefflich überwunden: sie ist sehr wohl und grüßt Dich und unbekannter Weise Deine liebe Braut von Herzen. Unser Sigfrid ist ein Normalbub: ein fröhlicher, braver Kerl, der sich trefflich nährt, wenig Unruhe und unsägliche Freude macht. Um ihn bemühen sich mit spielerischer Sorgfalt die drei Schwestern, die Dir ihren bildlichen Besuch machen: Dora und Meta, sieben und sechs Jahre alt, die jetzt in eine Privatschule kom |men werden, nachdem sie bisher Lesen, Schreiben und b Rechnen bei ihrer Mama, Geographie, Anschauung etc. bei mir (nach sehr individueller Auswahl!) gelernt haben. Elsa, von der ich nur gerade noch ein Bild im Schwarzwälder Kostüm zur Hand habe, dreieinhalbjährig, ist ein flottes, durchtriebenes, schelmisch-übermüthiges Kind, ein Kind, das „Race“ hat, aber einmal schwer zu erziehen sein wird. Die beiden älteren sind lenksam, sinnig, lernbegierig: Dore fast zu verständig, aber sehr lebhaft, Meta zart, sehr schüchtern, etwas flüchtig in den geistigen Thätigkeiten. So hab’ ich denn in diesen Jahren viel gelebt, viel erlebt, und – ich darf es sagen – viel gearbeitet: aber Nichts ist da, womit ich Deine lieben Zeugen fleißiger, schöpferischer Thätigkeit hätte beantworten können. Habe, liebster Freund, vielen Dank für Deine Schriften: so wenig ich von ihrem Detail verstehe, so innig freue ich mich c Deiner klaren, einsichtigen, scharf formulirenden, geistvoll zusammenfassenden Darstellung. Und was die Principien anlangt, in denen ich mitsprechen zu dürfen wünschen würde, so habe ich Deine Ansicht vom Recht als dem „ethischen Minimum“97 völlig zu der meini |gen gemacht; und freue mich, in dem Hauptpuncte mit Dir ganz a b c
banausische Greisenhaftigkeit ] so wörtlich und ] d freue ich mich ] freue mich
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einig zu sein: ich habe in Fr[eiburg] Rechtsphilos[ophie] gelesen und lese nächsten Sommer hier „Ethik mit Einschluß der Rechtsphilos[ophie]“.98 Propositio99 daraus: „Recht ist das System von Normen, wodurch eine staatlich geordnete Gesellschaft vermöge ihres sittlichen Gesammtbewußtseins die unerläßlichen Anforderungen, welche sie an ihre Mitglieder stellt, in der Weise bestimmt, daß die staatliche Gewalt in zweifelhaften Fällen über ihre Anwendung entscheidet und dem Widerstande gegenüber ihre Durchführung vollzieht.“ Sehr langathmig! aber, wo viel gefragt worden ist, muß viel geantwortet werden! Doch für heut genug! Du mußt schon verzeihen, daß die Hoffnung, unser geistiger Rapport sei trotz langer Unterbrechung doch leicht wiederherzustellen, mich zu so langem Geplauder verleitet hat! Hoffentlich schreibst Du mir auch bald einmal! Inzwischen bleibe der unveränderten, treuen Freundschaft versichert, mit der ich mich nenne Deinen alten Windelband
Windelband an Georg Jellinek, Straßburg, 22.6.1883, 4 S., hs. (dt. Schrift), Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/32 Strassburg i/E. Möllerstr. 4.100 22 Juni 83 Lieber Freund! Meinen herzlichsten Glückwunsch! ich habe über Deine Nachricht eine große Freude gehabt. Wie schön, daß Du durchgedrungen und an das Ziel der Professur101 gelangt bist! Daß es weit eher hätte geschehen sollen, davon bin ich fest überzeugt: aber in Anbetracht der verwickelten Verhältnisse, die sich, wie Du mir einst erzähltest, sogar schon Deiner Habilitation in den Weg stellten, bin ich nun um so mehr froh, daß Du es erreicht hast! Versenke Dich nur als der offizielle Vertreter des Staatsrechts nicht ganz völlig in das „Positive“ und bleib’ auch uns Philosophen etwas treu! Wie viel wir von denen zu lernen haben, die sich in die Abgründe des Besonderen gestürzt haben, erfahre ich gerade jetzt wieder, wo ich Ethik mit Rechtsphilosophie102 | lese und denen am meisten dankbar bin, die unser Bedürfniß von Seiten der positiven Jurisprudenz entgegenkommen; da greif ’ ich oft auch zu Deinem Recht, Unrecht und Strafe103 und denk mir dabei, daß Du uns noch einmal ein Umfassenderes schenken wirst. Wie gern bespräch’ ich mancherlei mit Dir! Mit dem „social-ethischen“ Princip ist es halt bis-
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her ein eigen Ding! Die bloße, nackte Existenz der Gesellschaft ist kein absoluter Zweck; auch die Gesellschaft will also einem höheren teleologischen Zusammenhange eingeordnet sein! Aber woher ihn nehmen und nicht stehlen? – wenn man ihn weder bei einer Metaphysik noch bei einer Theologie suchen kann? Und der „allgemeine Nutzen“, d. h. derjenige aller Individuen resp. der Majorität ist es nicht: denn der steht unter der Gesellschaft. Soll man den absoluten Zweck also unter die Noumena versetzen, in den großen Kasten der „Dinge an sich“ und des absoluten X.? Schade nur, daß er Einem dann garnichts hilft und daß man nicht das Geringste mit ihm anfangen kann! | Wann werden wir uns überhaupt einmal wiedersehen? Eine leise Hoffnung setze ich auf Deine Brautreise104 ! Und das ist eben Doppelhoffnung: auch die kennen zu lernen, die Dich ganz gefangen genommen hat! Vorerst sprich ihr unsre besten Grüße aus. Unsre: denn auch Dir sendet meine Frau herzlichen Gruß und Glückwunsch. Uns geht es wie in großer Stadt im Sommer der zum Glück bisher nicht zu heiß ist. Wir wohnen vor der Instadt, dicht bei einem kleinen Wäldchen, haben große, hohe, luftige Räume: trotzdem vermisse ich mein schönes Freiburg, wo wir für die Ferien uns wieder einquartieren werden. So ganz eingelebt kann ich mich in Straßburg noch nicht nennen: es sind gar wunderliche Verhältnisse, die hier walten und von denen man selbst bei so genauer Nachbarschaft wie von Freiburg aus keine Vorstellung hat. Ob diese Neuschöpfung105 je den Charakter der deutschen Universitäten, in dem wir als in einem Selbstverständlichen | aufgewachsen sind, wird annehmen können, bleibe dahingestellt. In der deutschen Universität sind Akademie und Fachschule gewissermaßen in einander gewachsen: es mag im Ganzen ein sonderbares Gebilde sein, in dem man die Züge beider Ursprünge kaum scheiden kann; aber in diesem Verschwimmen besteht der historische Charakter der Universität. Hier sind die beiden Elemente bisher nur aneinandergeleimte! Ob sie noch verwachsen werden? Man sollte daran glauben, wenn man bedenkt, daß noch erst vor 50 Jahren Berlin106 gegründet ist. Aber wie hat sich auch seitdem der Charakter der deutschen Studentenschaft geändert! Will man aber deren „Bedürfnisse“ auf die alte Institution pfropfen, so riskirt man diese degeneriren zu sehen. Deinem Brief, liebster Freund, sehe ich mit großer Freude entgegen. Nochmals den besten Glückwunsch! Dein Windelband
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Windelband an Gustav Glogau, Straßburg, 22.7.1883, 3 S., hs. (dt. Schrift), UB Kiel, NL Glogau, Fasz. 28 Strassburg i E. 22 Juli 1883 Verehrtester Herr College, In der Hoffnung, daß Sie Sich in Ihrem neuen Wirkungskreise recht gut eingelebt und dort Ihre Wünsche erfüllt gefunden haben, erlaube ich mir mit einer Anfrage auf Besprechungen zurückzukommen, welche wir bei unserm letzten Zusammensein in Freiburg nur kurz berührten. Der Plan des Verlegers,107 von dem ich Ihnen damals sprach, ein corpus historicum philosophicum a in Einzeldarstellungen, die zusammen etwa 16 Bände b bilden sollen, herauszugeben, nimmt feste Gestalt an. Damals schienen Sie nicht abgeneigt, die nachkantische Philos[ophie] in Deutschland | dabei zu behandeln. Es würde aber dieser Theil nach Kant mit dessen Schule beginnen und etwa bis die 50. Jahre unseres Säculums bis zu den Schulstreitigkeiten und dem Materialismuskampfe reichen. Dafür stünden 2 Bände,c die stark sein dürften, zur Verfügung. Das Manuscript müßte in etwa 4 Jahren zum Druck gelangen können, wäre aber vorher jederzeit sehr erwünscht. Dieser Theil des Ganzen, würde, wie alle andern, auch selbständig verkäuflich sein. Bevor der Verleger das definitive Circular ergehen läßt, wünsche ich über die Uebernahme der Haupttheile sicher zu sein, und erlaube mir deshalb, bei Ihnen, verehrtester Herr College, anzufragen, ob Sie zur Bearbeitung des oben bezeichneten Theils (Deutsche Philos[ophie] des 19. Jahrh[underts]) geneigt sein würden. Es wäre | mir eine sehr große Freude, wenn ich auf Sie für einen so wichtigen Abschnitt zählen dürfte. Mit hochachtungsvollem Gruß Ihr ganz ergebner Windelband
a b c
corpus historicum philosophicum ] in lat. Schrift Bände ] Bde Bände ] Bde
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Windelband an Friedrich Theodor Althoff, Freiburg i. Br., 7.9.1883, 7 S., hs. (dt. Schrift), Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, VI. HA Nl Althoff, F. T. Nr. 1020 Freiburg i B. Dreisamstraße 7. 7 Sept[ember] 1883. Hochverehrter Herr Geheimerath! a Ihr werthes, liebenswürdiges Schreiben ist mir von Straßburg hierher nachgesandt worden, wohin wir seit Anfang August unsern gesammten Haushalt verlegt haben, um dem Straßburger Sommer zu entgehen und unsern Kindern, so gut es bei unsern beschränkten Mitteln geht, wenigstens einigermaßen frische Luft, Berg und Wald, zu gewähren. Leider habe ich selbst trotz des schönen Wetters die reizende Dreisamstadt und ihre Umgebung nicht so benutzen können, wie ich gewünscht hätte, da ich gleichzeitig hier ein Buch108 drucken lasse und der rasche Fortschritt des Drucks mich sehr mit Arbeit belastet. Deshalb bitte ich Sie auch, verehrtester Herr Geheimrath, zu verzeihen, wenn über diese Arbeiten einige Tage hingegangen sind, ehe ich zur Beantwortung Ihrer Fragen die erforderliche Muße und Ueberlegung gefunden habe. Zunächst aber spreche ich Ihnen meinen innigen Dank für das andauernde Wohlwollen aus, welches Sie für mich beweisen und welches mir um so werthvoller ist, als ich durch dasselbe allein hoffen kann, meine Stellung in Straßburg – wenn es doch einmal beschlossen ist, daß ich darin bleiben soll – zu einer erträglichen zu machen. Als ich bei Ihrer neulichen Anwesenheit109 in Straßburg nicht die Ehre hatte, Sie zu sehen, | habe ich das persönlich lebhaftest bedauert, daran aber die Hoffnung geknüpft, der Grund davon möchte darin liegen, daß die Breslauer Angelegenheit110 noch nicht erledigt und möglicherweise noch zu meinen Gunsten zu wenden sei. Als deshalb bald darauf mir von Seiten der Collegen Anerbietungen gemacht wurden, ob nicht die Fakultät Schritte an geeigneter Stelle thun solle, daß ich in analoger Weise, wie College Schöll,111 für das Ausbleiben der Berufung entschädigt würde, so habe ich ausdrücklich gebeten, man wolle damit bis zur Entscheidung der Breslauer Angelegenheit warten. Inzwischen ist von Seiten der Regierung zur Verbesserung meiner Lage Nichts geschehen, was freilich damit zusammenhängen mag, daß ich eben seit Anfang August fort bin. Um so mehr würde ich Ihnen, verehrtester Herr Geheimerath, dankbar sein, wenn Sie Ihrer gütigen Absicht gemäß, bei neuer Gelegenheit a
Hochverehrter Herr Geheimerath! ] links oben von Althoffs Hd. mit Bleistift: Windelband. | Durch Postk[arte] gedankt.
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für mich eintreten wollten. Bis Mitte October werde ich zwar hier bleiben, wo ich eine kleine Wohnung gemiethet habe, in der ich mit ganzer Familie hause; aber auf Ihren Wunsch bin ich sehr gern bereit, wenn Sie hierüber wie über andre Angelegenheiten mit mir zu sprechen wünschen, mich mit Ihnen sei es in Straßburg sei es irgendwo im Badischen zu treffen. Meine Adresse habe ich oben für den Fall einer Benachrichtigung angegeben. Das Drückende meiner Situation in Straßburg besteht darin, daß man bisher Alles gethan hat, um meine Stellung durchaus als die „des zweiten Philosophen“ erscheinen zu lassen, – was ich nach der Art meiner Berufung nicht erwarten | durfte. Dauernd wird mir „aus formellen und administrativen Gründen“ die Mitdirection des Seminars vorenthalten, obwol in andern Seminarien derartige Doppelleitungen ohne Anstand existiren. Dieser Umstand wird um so fühlbarer werden, wenn erst in der neuen Universität die räumliche Trennung zwischen dem Directorialzimmer und dem Arbeitszimmer eintritt; ich werde dann wie jeder Extraordinarius die Erlaubniß, das Arbeitszimmer für meine Uebungen zu benutzen, und nicht mehr haben; vor Allem kann ich bei den Besprechungen über die zukünftige Einrichtung des Seminars nicht mitreden. – Was das Examen anlangt, so ist, während Liebmann’s Zeit noch nicht abgelaufen war, ohne jede Rücksicht auf mich Herr Laas einfach hineingesetzt und darin erhalten worden. Das Alles, an sich gleichgiltig, ist vermöge seines Eindrucks auf die Studenten, zumal bei der banausischen Art der Mehrzahl der Straßburger Studenten, für mich sehr unangenehm: ich erscheine durchaus in untergeordneter Stellung. Hätte ich von diesen Verhältnissen eine Ahnung gehabt, so würde es mir nie eingefallen sein, die einflußreiche, bedeutende Stellung, welche ich an der schönen Freiburger Universität einnahm, aufzugeben. ich kann Liebmann, der vorher keine Gelegenheit hatte, die Straßburger Professur, die er mir anbot, mit einem selbständigen, vollen Ordinariat aus eigner Erfahrung zu vergleichen, keinen Vorwurf daraus machen, daß ich von diesen Verhältnissen vorher nicht die rechte Vorstellung gewann; aber ich würde meine jetzige Stellung sehr gern gegen irgend ein selbständiges Ordinariat vertauschen. Dazu kommt, daß ich mich in Straßburg in sehr knapper pekuniärer Lage sehe: mein dortiges Gehalt reicht in den | dortigen Verhältnissen lange nicht so weit, wie meine Freiburger Einnahmen, deren absolute Höhe meinen jetzigen mindestens gleichkam.a (Die großen Fakultätseinnahmen in Freiburg deckten [. . .] b den Besoldungsunterschied.)
a b
mindestens gleichkam ] mindestens . . . kam Wortteil Verlust durch Aktenheftung [. . .] ] ein Wort Verlust durch Aktenheftung
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Und in wie anderer Lage wäre ich nach jeder a Richtung in Freiburg, wenn ich den Straßburger Ruf abgelehnt b und ihn ausgebeutet hätte!! Ihnen verehrtester Herr Geheimerath, gegenüber trage ich keine Bedenken,c mit der Bitte um Ihre volle Diskretion, über diese Verhältnisse d ganz offen, viel offener zu sprechen, als ich es in Straßburg selbst irgend Jemandem gegenüber thue. Es steht e mir nicht an, durch persönliches Ambiren,112 durch Klagen oder Ueberredungen dasjenige durchzusetzen, was nach meiner Ueberzeugung eine objective Nothwendigkeit wäre. Aber ich hege f das Bedürfniß, Sie vollständig klar darüber sehen zu lassen, welche Hoffnung für mich mit dem definitiven Verzicht g auf die Breslauer Aussicht dahinfällt. – Was nun die Kieler Vorschläge113 anlangt, so sehe ich aus denselben, daß man die historische und speciell die antike Richtung dabei im Auge gehabt hat, und ich wüßte auch nicht, wen man h bei diesem Interesse sonst hätte besser wählen sollen. Nur wundre ich mich, daß man Siebeck als eine viel reichere, bedeutendere Persönlichkeit, die durchaus geeignet wäre, ihre Richtung neben dem Erdmann’schen Positivismus mit Erfolg aufrecht zu erhalten, erst in zweiter Linie gestellt hat. Die Arbeiten Freudenthals114 sind, soweit ich sie kenne, tüchtige Specialitäten; da ich ihn persönlich nicht kenne, so darf ich kein Urtheil darüber wagen, in welchem Grade er geeignet wäre, in umfassender Weise historische und gar theoretische Gegenstände auf dem Katheder zu behandeln. Dilthey hat sich einmal | brieflich mir gegenüber115 sehr günstig über ihn ausgesprochen, was ich von ihm gesehen, hat mir den Eindruck von großem Scharfsinn und exactem Denken gemacht; aber, wie gesagt, ob er zur vollen und selbständigen Vertretung der ganzen Philosophie geeignet ist, darüber habe ich kein Urtheil; um so weniger, als ich hier, bei den hiesigen Bibliotheksverhältnissen keine Gelegenheit habe, seine Abhandlungen noch einmal einer genaueren Betracha b
c d
e f g h
ich nach jeder ] ich . . . jeder ein Wort Verlust durch Aktenheftung Straßburger Ruf abgelehnt ] Straßburger . . . abgelehnt ein Wort Verlust durch Aktenheftung ich keine Bedenken ] ich . . . Bedenken ein Wort Verlust durch Aktenheftung über diese Verhältnisse ] über . . . Verhältnisse ein Wort Verlust durch Aktenheftung thue. Es steht ] thue. . . . steht ein Wort Verlust durch Aktenheftung Aber ich hege ] Aber . . . hege ein Wort Verlust durch Aktenheftung Verzicht ] Ver. . . Wortteil Verlust durch Aktenheftung nicht, wen man ] nicht, . . . man ein Wort Verlust durch Aktenheftung; das in Frage stehende Wort könnte auch wie lauten
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tung zu unterwerfen. Der gleiche Grund verbietet mir, wie ich sogleich hinzufügen will, über Herrn a Dorner116 Ihnen zu schreiben; ich habe von dessen Schriften nur noch eine so dunkle Vorstellung, daß ich, da ich hier auf der Bibliothek mich vergebens danach umgesehen, es nicht verantworten könnte, Ihrem Wunsche nur durch vage Erinnerungen zu entsprechen. Dagegen bin ich in der Lage, über Hirzel117 sicher urtheilen und sagen zu können, daß ich ihn – den Schriften nach – für entschieden reifer und bedeutender als Freudenthal halte. Hirzel kenne ich persönlich aus Leipzig her; er ist ein stiller, feiner Mann, ein echter Gelehrter, der als Specialist sehr bedeutend ist, dessen Vorlesungen aber in Leipzig neben der großen Menge anregender Behandlungen der Gesammtfächer und der modernen Probleme in geringem Maße zur Geltung kamen. Ob sich das jetzt geändert hat, weiß ich nicht: zweifellos aber darf ich sagen, daß in den Fragen über die besonderen Abhängigkeiten der römischen von der griechischen Philosophie er das Wichtigste geleistet hat und als Autorität gelten darf: und das kann man auch in einer Specialfrage nicht erreichen, wenn man sie nicht im großen Zusammenhange zu sehen und aus bedeutenden Gesichtspuncten zu behandeln befähigt ist, – wenigstens nicht in der Philosophie und ihrer Geschichte. | Ueber Benno Erdmann zu schreiben, wird mir schwer: ich thue es nur auf Ihren Wunsch, indem ich bitte, ganz vertraulich mich äußern zu dürfen. Denn ich kann über ihn nur Alles dasjenige unterschreiben, was Kuno Fischer, wenn auch in sehr heftiger und wenig vornehmer Form, über ihn in den letzten Jahren hat drucken lassen.118 Die Vielgeschäftigkeit der historischen Arbeiten und Ausgaben, welche E[rdmann] seit einigen Jahren entwickelt; die unterscheidungslose Mikrologie, womit er den „zeitgemäßen“ Kant behandelt, sodaß er die ganzen Küchenabfälle der kritischen Philosophie drucken läßt; die seiner Leistungen nicht im geringsten entsprechende Schroffheit, mit welcher er ex cathedra b über die tüchtigtsen, ihm weit überlegnen Männer aburtheilt; die Vornehmheit, mit der er seine Ansichten als selbstverständige, alle entgegenstehenden als eo ipso c verächtliche behandelt, – alles das macht den Eindruck eines unreifen Bestrebens, von sich in der Welt reden zu machen und die eigne Superiorität als eine bereits feststehende dem ferner stehenden Leser erscheinen zu lassen. ich bemerke, daß ich ihn nie gesehen, daß ich nie mit ihm auch nur im a b c
Herrn ] Hrn. ex cathedra ] in lat. Schrift eo ipso ] in lat. Schrift
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entferntesten Verhältniß, nicht einmal in demjenigen einer literarischen Polemik gestanden habe, daß wir uns noch nie bei Berufungsvorschlägen einander im Wege a gestanden haben: ich spreche nur vom Eindruck seiner Schriften. Was dann die „Axiome der Geometrie“119 anlangt, so ist man wol bald allgemein darüber einig, daß dieselben ein durchaus unfertiges, prätensiöses b Machwerk darstellen, welches in seiner total widerspruchsvollen Weise gänzlich ohne Resultat ist, und welches noch dazu dem Helmholtz’schen Gedanken, den es auszu |führen unternimmt, sich in keiner Weise gewachsen zeigt. Die vernichtende Kritik,120 welcher jüngst Jacobson dieses Buch unterzogen hat, giebt meine Meinung über dasselbe, ganz unabhängig, da ich auch mit Jacobson nie den geringsten Verkehr gehabt, vollständig wieder. Wie allgemein diese Ansicht ist, mag daraus zu entnehmen sein, daß selbst bei denjenigen, welche den philosophischen Ansichten E[rdmann]’s nahe stehen, das peinliche Erstaunen sich darüber ausgesprochen hat, als es gelungen war, ihn auf die Liste der Besetzung der Berliner Professur zu bringen. Das Beste von ihm ist seine erste Arbeit, diejenige über Martin Knutzen121 ; sie ist eben noch absichtslos; seitdem habe ich von Buch zu Buch mich mehr über ihn verstimmt gefühlt.122 Was endlich Rehmke123 anlangt, so ist es schwer, über ihn eine Prognose zu stellen: denn, mag er auch nicht mehr jung sein, so ist er doch erst in den Anfängen. Sein Buch, „Die Welt als Vorstellung und Begriff “124 ist nicht ohne Originalität, aber es ist nicht fertig; es ist abgeschlossen, ehe die Gedanken zu Ende gedacht worden sind. Doch enthält es viel Gutes, der Verf[asser], den ich auch nicht persönlich kenne, ist eine tüchtige Denkkraft. Seinen Standpunct teile ich nicht; aber das thut nichts zur Sache: jedenfalls weiß der Mann, was philosophisches Denken ist. Seine Rede über Kant und die Physiologie125 auf der vorjährigen Naturforscherversammlung war gut gemeint, aber nichts Besonderes. Doch ich mache, verehrtester Herr Geheimerath, von Ihrer freundlichen Erlaubniß schon allzu ausführlichen Gebrauch. Es wäre mir eine sehr große Freude, wenn Ihre Anwesenheit in unsrer Gegend126 zu Ende c dieses Monats mir die höchst erwünschte Gelegenheit gäbe, Sie wiederzusehen. Inzwischen empfehle ich mich Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin, wie immer, in ausgezeichneter Hochachtung als Ihr ganz ergebner W Windelband a b c
einander im Wege ] so wörtlich prätensiöses ] so wörtlich Ende ] statt gestr. Anfa
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Windelband an Paul Siebeck, Straßburg, 30.1.1888, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,127 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Strassburg i /E. 30.1.88 a Sehr verehrter Herr, Entschuldigen Sie gütigst, daß ich Ihre freundlichen Briefe erst so spät beantworte, – ich bin diesen ganzen Monat hindurch recht vielfach in Anspruch genommen gewesen – u. a. auch durch den Druck meines Abrisses der Geschichte der alten Philosophie,128 den ich, wie Sie wissen, für Iwan Müller’s Handbuch der Klassischen Alterthumswissenschaft (BeckNördlingen) übernommen hatte; sie wird im Februar fertig. Und ich bekenne Ihnen, daß ich damit und mit dem 3. Bande der Geschichte der neueren Philosophie,129 welcher noch immer als ungelöste Verpflichtung steinartig auf meinem Herzen lastet, von der Historie so über und über genug habe, daß ich für’s Erste an eine Gesammtgeschichte noch nicht denken mag. Viel mehr liegt mir am Herzen die Logik, und ich bin nicht ohne Hoffnung, daß ich nach den großen Ferien dieses Jahres Ihnen den ersten ihrer zwei Bände (dem dann der andre bald folgen würde) anbieten kann. Vorher nicht; jedenfalls aber bitte ich, mich dafür auf das nächste Jahr vorzumerken. Der Logik würde ich möglichst bald die Ethik folgen lassen; vielleicht fassen sie sich als „System der Kritischen Philosophie“130 zusammen. Was meinen Collegen K.131 anlangt, so setzen Sie mich in einige Verlegenheit, der ich nur durch das vollste Vertrauen in Ihre Diskretion entgehen kann. Persönlich kenne ich ihn wenig, er ist eine (ich glaube nicht nur gegen mich) scheue, zurückgezogene Persönlichkeit. Seine Promotionsschrift über die Causalität, die er noch als Dr. Benno Cohn herausgegeben hat (er ist NB. Wiener), ist nicht ohne Verdienst; seitdem hat er sich in einen verhältnißmäßig engen und entlegnen Kreis von Problemen eingesponnen, „Philosophie der Mathematik“, sehr schwierige und, wie ich gern eingestehe, mir fern liegende Dinge. Bei der Habilitation legte er ein Manuskript über „Grenzbegriffe“ vor, größtentheils auf ähnlichen Pfaden wandelnd, wobei mir, namentlich im allgemeinen philosophischen Sinne, wenig herauszukommen schien. Gründlich, zum Theil spitzfindig, grüblerisch – aber nicht schöpferisch und ohne die Fähigkeit, den Leser für die a
Strassburg i /E. 30.1.88 ] darunter Vermerk über nicht ermitteltes Antwortschreiben: 2/II.88.
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Sache warm zu machen. Wenn Sie sich über seine Art selbst orientiren wollen, so nehmen Sie gefälligst von den Artikeln Notiz, die er in der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie (Avenarius) seit etwa 11⁄2 Jahren über „Anschauung“ geschrieben hat: Sie werden daraus ein ziemlich deutliches Bild seiner Art gewinnen. Was er schreibt, wird (nach den bisherigen Proben) zunächst nur einen ebenso kleinen Kreis interessiren, wie seine Vorlesungen. Ob er sich zu breiterer Wirksamkeit entwickeln wird, ist mir sehr zweifelhaft; jedenfalls müßte er es über sich gewinnen, mehr liefern zu wollen, als die philosophischen Grundlagen der Mathematik und der Naturwissenschaft, womit er sich bisher abquält. Empfangen Sie meine herzlichen Grüße und den Ausdruck der lebhaften Ergebenheit, mit der ich bleibe Ihr getreuer Windelband.
Windelband an Paul Siebeck, Straßburg, 11.6.1888, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,132 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Strassburg i /E. 11. Juni 1888 Sehr verehrter Herr Siebeck, Gestatten Sie mir gütigst, eine vertrauensvolle und unvorgreifliche Anfrage an Sie zu richten. Ein Schüler von mir, der begabteste, den ich während meiner ganzen Lehrwirksamkeit bisher gehabt habe, der Sohn des Reichtagsabgeordneten Rickert,133 hat vorgestern hier mit dem ersten Grade promovirt auf Grund einer Arbeit, welche an Selbständigkeit philosophischer Leistung das Durchschnittsmaß von Dissertationen weit übersteigt. Es ist eine Untersuchung „über Definition und Begriff “, welche in äußerst formgewandter und allgemeinverständlicher Darstellung von der logischen Aufgabe her auch die methodischen Grundlagen der Jurisprudenz, Mathematik und Naturwissenschaft behandelt und dabei zu neuen Gesichtspunkten gelangt, welche nicht nur der Philosophie, sondern auch andre wissenschaftliche Kreise interessiren werden, – welche ich fast durchweg acceptire, – und deren Entwicklung durch ihn mir einige Kapitel meiner Logik134 wesentlich erleichtern wird. Dabei schließt seine Darstellung hauptsächlich an Sigwart an, in der logischen Methode an meine Präludien. Mit Rücksicht auf diese
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„Atmosphäre“, in der sich die Arbeit bewegt, möchte der Verfasser am liebsten in Ihrem Verlage135 erscheinen, und er sagte mir ausdrücklich, daß es ihm bei diesem Wunsche hauptsächlich auf die Verlagsflagge und die Gesellschaft ankommen würde, womit er alsdann auf der großen Weite der Wissenschaft zunächst sich sehen ließe. Deshalb habe ich es übernommen, bei Ihnen anzufragen, ob Sie geneigt wären, der Sache näher zu treten. Die Arbeit wird etwa 4–5 Bogen erfordern. Unvermeidlich ist natürlich die vorschriftsmäßige Anzahl von Exemplaren, die, mit Dissertationstitel, hier abgeliefert werden muß. Ein besonderer Wunsch des Herrn Rickert wäre nur noch der, daß der Druck so bald als möglich stattfinden könnte: das Manuskript kann jeden Tag in die Druckerei gehen, und er wünscht aus persönlichen Gründen, zum September mit dem Druck fertig zu sein. In allem übrigen werden Sie Sich, glaube ich, mit ihm leicht einigen; ich wäre Ihnen sehr sehr dankbar, wenn Sie mir mit ein paar Zeilen schrieben, ob sie überhaupt Neigung dazu haben, vielleicht mit allgemeinstem Umriß des Arrangements, das Sie etwa vorschlügen. Mit ergebenstem Gruße Ihr getreuer Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 24.6.1888, 3 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _2 Strassburg i E. 24.6.88 Lieber Herr Rickert, Ihr Manuskript136 ist an Herrn Siebeck abgegangen und nach seiner heutigen Anzeige bei ihm angekommen; inzwischen werden Sie mit ihm über den Modus des Verlags einig geworden sein. Die Absendung hatte ich einige Tage verzögert, weil ich Ihre Schrift noch mit meinen Notizen und Exzerpten verglich; nicht ohne Erfolg: denn ich fand, daß Sie dem Wortlaut nach Sich doch mehr, als mir in Erinnerung war, mit Schuppe, Erkenntnistheoretische Logik, berühren. Die Ansicht,137 daß der Begriff „Product“ von Urtheilen sei und diese in sich enthalte, ist dort in der desultorischen Manir des Verfassers gelegentlich, wie viele andre, hingeworfen: § 33 f., S. 117 ff.; auch § 29. Doch hat er gerade die Bezie-
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hung zur Definition, welche dieser Einfall | gewinnen konnte, absolut nicht gesehen: cf. S. 121 f. Nun ist aber Herr Schuppe der Plagiatriecher κατ΄ εξοχήν.138 Sein absolut formloses Buch139 enthielt neben vielem Unnöthigen auch viele sehr gute Gedanken, die aber bei ihm eben nur Einfälle, gelegentliche Bemerkungen sind. Darum aber ist er im Stande gewesen, sobald Sigwart, Bergmann u. a. eine gute Theorie aufstellten, sogleich zu schreien: das habe ich ja auch gesagt! Und so würde es Ihnen sicher auch gehen. Ich bitte deshalb, daß Sie Sich die Mühe geben, seine Rhapsodie nach den obigen Zahlen nachzulesen und Sich mit ihm kurz in einer Anmerkung140 auseinander zu setzen. Dieselbe fügt sich Ihrem Manuskript bequem auf pag. 103 oder 111 ein; ich habe im Manuskript Bleistiftkreuze gemacht, wo ich den | Ort für passend halte. Bis der Druck bis dahin gediehen ist, werden Sie Schuppe lesen und zu ihm Stellung nehmen können. Da ich diese Zeilen noch auf gut Glück an Ihre Münchner Adresse schicke, so bitte ich, mir kurz darauf zu antworten. Mit bestem Gruß Ihr Windelband
Heinrich Rickert an Windelband, Berlin, 5.7.1888, 3 S., hs., UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_3 Berlin d[en] 5.7.88 a Hochverehrter Herr Professor! Schuppe zu verstehen wird mir nicht ganz leicht. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit ihm würde weit über den Rahmen meiner Arbeit hinausgehen. Ich habe eine Anmerkung141 gemacht, die mich wenigstens vor dem Vorwurf eines Plagiats142 sichert, sonst aber ziemlich nichtssagend ist. Sie lautet, sich an den Satz anschließend, der von dem Widerspruch zu den traditionellen Lehren über den Begriff spricht: „Im Princip sind dieselben auch in dieser Hinsicht von einigen Autoren bereits verlassen. Sigwart z. B. wird m. E. mit Nothwendigkeit zu der oben entwickelten Auffassung des Begriffs gedrängt, was er allerdings nach einigen Ausführungen gegen Wundt, | zuzugeben nicht geneigt scheint. (Viera
5.7.88 ] 5.6.88; d. i. irrtümliche Datierung, vgl. Windelband an Rickert vom 24.6. 1888
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telj[a]hrschrift zur wiss[enschaftlichen] Phil[osophie] Bd. IV S. 456) – Ausdrücklich ausgesprochen findet sich ferner die Ansicht, daß der Begriff „aus Urtheilen bestehe“ in Schuppes „Erkenntnistheoretischer Logik“ § 33. Doch hat Schuppe eine nähere Erklärung dieser Behauptung nicht versucht. Dieselbe würde erst einen eindeutigen Sinn erhalten, wenn man wüßte, welche Urtheile den Begriff bilden. Es sind eben diejenigen, welche in der Definition aufgeführt werden. Hiervon aber sagt Schuppe, obwohl er an der betreffenden Stelle auch von der Definition spricht, kein Wort, sondern behandelt diese Form des Denkens wesentlich im Sinne der alten Logik. Das ist mit einer Begriffstheorie, wie ich sie anzudeuten versucht habe, ganz unvereinbar, und so stimmt das Resultat, zu dem ich gelangt bin, wohl nur dem Wortlaut nach mit Schuppe überein. Auch würde eine solche Begriffstheorie mit den Ausführungen Schuppes über die einzig mögliche Bedeutung von „Formen des Denkens“ in Widerspruch stehen, denn wenn dieselbe auch eine Coordination von Begriff und Urtheil in dem herkömmlichen Sinne nicht zu läßt, so zeigt | sie doch gerade, wie einmal in den als ruhend gedachten Begriff, andrerseits in der vollzogenen Definition, also im Urtheil, derselbe Denkinhalt in zwei verschiedenen Formen vorliegt.“ Kann ich das wohl so lassen? Ich habe es vorläufig dem Manuscript hinzugefügt. Sollte ich keine Nachricht von Ihnen erhalten, so darf es wohl so bleiben. – Heute Abend fahre ich nach dem Gute meines Schwiegervaters: Rittergutsbesitzer Keibel in Adlig-Dombrowken143 bei Lindenau in Westpreußen. Dort bleibe ich für die nächsten Wochen. Meine Hochzeit wird wohl schon am 5. August sein. Herr Siebeck hat mir versprochen die Arbeit so schnell zu drucken wie möglich. Ich habe hier ziemlich viel zu thun gehabt, sonst hätte ich eine etwas gründlichere Auseinandersetzung mit Schuppe versucht, aber ich fand hier gar keine Ruhe dazu. Jedenfalls nehme ich mir Schuppe mit auf ’s Land. Das Buch144 ist theilweise doch recht interessant. Mit besten Grusse Ihr ergebener Heinrich Rickert.
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Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 22.7.1888, 1 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _3 Str[aßburg] i E. 22/7 88 Lieber Herr Rickert, Sein Sie doch ja nicht böse! ich komme, nachdem ich vierzehn Tage lang mit dem beschleunigten Abschluß eines Manuskripts (Leibniz145 für Ersch u. Gruber) redlich in Anspruch genommen war, Sonntag Nachmittags an meine Briefmappe und finde, daß ich Ihren Brief146 völlig vergessen habe! Entschuldigen Sie freundlichst! Mit dem beabsichtigten, zurückerfolgenden Stück über Schuppe147 bin ich völlig einverstanden. Wenn der Druck nicht schon darüber hinaus ist, könnten Sie, um Schuppe völlig zu befriedigen, vielleicht noch als Parallelerscheinung anfügen,148 daß auch die Verdrängung der traditionellen Lehre von Begriff und Urtheil, wie ich sie (Strassburger Abhand[lungen] zur Philos[ophie], zum 70 Geb[urtstag] von E[duard] Zeller, p. 180 ff.) angedeutet habe, von ganz andern Gesichtspunkten ausgeht, als Ihre Untersuchung, – und deshalb auch andern Sinn hat. Mit den besten Grüßen und den herzlichsten Wünschen für nächste und weitere Zukunft a Ihr Windelband
Windelband an Paul Siebeck, Straßburg, 28.1.1889, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,149 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Strassburg i E. 28.1.89 b Sehr verehrter Herr Siebeck, Sei’n Sie mir nicht böse, daß Ihr freundlicher Neujahrbrief so gar lange hat auf Antwort warten müssen: wegen meiner Logik,150 die ja nothwendigerweise langsam nur fortschreiten kann und mit der ich eben doch sehr a b
Zukunft ] Wort stark verschrieben Strassburg i E. 28.1.89 ] mit Vermerk über Antwortschreiben (nicht ermittelt) am 5/II.89.
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vorsichtig sein muß; wegen der Logik, dachte ich, würden Sie keine Sorge haben. Vor Ende des Jahres wird sie doch auf keinen Fall fertig, und wenn’s Ihnen dann nicht paßt, so verschlägt es mir auch nichts, noch ein paar Monate mit dem Druck zu warten. Und ich überlegte mir dabei immer wieder, ob ich Ihrem Wunsche in bezug auf ein Lehrbuch der Geschichte der Philosophie151 doch irgendwie nachkommen könnte, ohne meinen beiden eigenen Büchern152 und deren Verlegern eine thörichte und durch den Anstand verbotene Concurrenz zu machen. Es ist schließlich nur eine einzige Möglichkeit, deren Gedanke mir vor etwa acht Tagen aufging, und mich seitdem fast ausschließlich beschäftigt hat: wir müssen eine gänzlich neue Art in der Behandlung des Gegenstandes wählen. Die bisherige Uebung an der im wesentlichen doch auch meine Bücher festhalten, liefert immer auch eine Geschichte mehr der Philosophen als der Philosophie.a Was es noch nicht giebt, ist eine solche Geschichte der Philosophie, d. h. eine Geschichte der Probleme, ihres pragmatischen Ursprungs, ihrer Lösungen und Lösungsversuche, ihrer Verschiebungen und Verzweigungen. Zwar habe ich auf diesen Gesichtspunkt schon in meinen bisherigen Behandlungen mehr Rücksicht genommen, als irgend ein Andrer seit Hegel (und irre ich nicht, so hat das wesentlichen Antheil an dem Beifall, den ich eben gefunden habe); aber man sollte ihn nun einmal rein herausstellen und schüfe damit wenigstens etwas, womit man sich sehen lassen könnte. Es würden also die Männer und Männerchen, sowie ihre Lebensumstände und das eigentlich literarhistorische und textkritische Material nur auf das allerknappste und als Nebensache, vielleicht in kleinerem Druck behandelt, dagegen mit aller Genauigkeit und Schärfe die Probleme entwickelt und die Begriffe aufgezeigt werden, welche zu ihrer Lösung erzeugt worden sind.153 Diese Leistungen der Philosophie sollen genau bestimmt und gewerthet werden. Es würde auf diese Weise kein literarhistorisches und spezifisch gelehrtes, sondern selbst ein philosophisches Buch. Es enthielte aber damit auch alles, was der gebildete Mensch an der Geschichte der Philosophie brauchen kann und aus ihr wissen soll – es enthielte (praktisch gesprochen, da es sich um ein Lehrbuch handelt) auch Alles, was vernünftigerweise in einem Examen über Philosophie von dem, der nicht Fachphilosoph ist, gefordert und gefragt werden kann. Einen solchen Extract der Gesch[ichte] der Philosophie zu geben, halte ich mich für berechtigt: nachdem die früheren Darstellungen bewiesen haa
hie ] Wortteil unterstrichen
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ben, daß ich das Einzelne durcharbeitet habe, darf ich wohl in Anspruch nehmen, daß man mir auch bei dieser Behandlung aus der Vogelperspective traut, und brauche ich nicht zu fürchten, daß man darin nur eine freie Phantasie oder eine willkürliche Construction sieht. Könnten Sie sich mit diesem Plane (der freilich Ihrer ursprünglichen Absicht154 nicht ganz entsprechen dürfte) doch befreunden, so wäre er in verhältnißmäßig kurzer Zeit ausführbar. Denn das Material habe ich fast vollständig beisammen, nicht nur weil ich auf diesen Punct schon immer in den früheren Arbeiten aufmerksam war, sondern auch diese besonderen Studien, die ich bisher zu solchen Vorlesungen155 wie „Hauptprobleme der theoretischen und der praktischen Philosophie“ ausgeschlachtet habe. Das Ganze würde ich in einem Format wie dem Beck’schen156 auf 20–25 Bogen veranschlagen u. da ich per Woche etwa einen Bogen157 sicher leisten kann, so könnte das Manuskript noch im Sommersemester fertig158 werden. Nun schreiben Sie mir aber, bitte, verehrter Herr, ganz offen, was Sie davon halten. Wenn es Sie von Ihrer Absicht zu weit abführt, so will ich Ihre Kreise damit durchaus nicht stören; dann lege ich den Plan auf später zurück, aber in der üblichen Weise ein Lehrbuch für Sie zu schreiben, bin ich meinen beiden Büchern und Verlegern gegenüber wirklich nicht im Stande. Bei diesen Ueberlegungen – in Betracht der liebenswürdigen Voreingenommenheit, mit der Sie gerade von mir so ein Lehrbuch wünschen – zugleich aus besonderer Veranlassung – bin ich auch meinem älteren Plane159 wieder näher getreten, den ich bei dieser Gelegenheit wenigstens, mit der Bitte um Discretion, erwähnen, aber nur ganz problematisch hinstellen will, weil ich ein paar Tage lang daran dachte, Ihnen denselben statt der Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] unterzuschieben. Da wäre ein Lehrbuch der philosophischen Propädeutik für den Unterricht auf den Gymnasien eines der nothwendigsten Desiderata. Wie oft werde ich von Lehrern, denen das plötzlich zufällt, befragt, was sie machen sollen! Und in der That weiß selten einer was d’raus zu machen, ein rechtes Lehrbuch giebt’s nicht, und so bleibt die Sache dürftig und langweilig. Da trag’ ich mich nun schon seit meiner Zürcher Zeit, wo der Nothstand mir sehr nahe trat, mit einem Gedanken: man könnte aus diesem Unterricht wirklich den organischen Abschluß der ganzen Gymnasialerziehung machen, wenn man ihn um den Begriff der Wissenschaft gruppirte, für die doch jene ganze Erziehung vorbilden soll. Aus der empirischen Psychologie ausgewählt, was aus dem Vorstellungs- und Willensleben erforderlich ist, um Wesen und Werth der Wissenschaft zu verstehen – formal Logik und Methodologie
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in allgemeinsten Umrissen, vielleicht Encyklopädie, um die Zusammengehörigkeit der Einzelwissenschaften dem Abiturienten fühlbar zu machen, – endlich eine kurze Uebersicht über die Geschichte der Philosophie, Hauptgegensätze der Weltanschauung und Wechsel der wissenschaftlichen Bewegung. Alles so behandelt, daß ein kurzer, klarer einfacher Text für den Schüler da wäre, während Anmerkungen dem Lehrer Beispiele und literarische Winke an die Hand gäben, letztere auf einen relativ kleinen Kreis von verbreiteteren Bücher möglichst beschränkt. Im Ganzen vielleicht 6–8 Bogen. Als Anfang eine Chrestomathie a philosophischer Originalstücke mit Noten zur Erleichterung der Interpretation. – Was halten Sie davon? Und nun nochmals die Bitte, mein Zögern zu entschuldigen! Mögen diese Zeilen Sie wohl treffen! Wie ich höre, wollen auch Sie das schöne Freiburg verlassen160 und in unser großes Centrum gravitiren: Glück auf! Mit bestem Gruß in treuer Hochschätzung Ihr Windelband
Windelband an Georg Jellinek, Heidelberg, 15.6.1889, 4 S., hs. (dt. Schrift), mit gedrucktem Briefkopf unter Hotelansicht: Hôtel Schrieder | Besitzerin Wilh. Back Wwe | HEIDELBERG, Textverluste durch Aktenheftung, Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/32 15 Juni 1889. Liebster Freund, Durch allerlei Pfingstwandlungen und -wanderungen finde ich mich heut Abend nach Heidelberg verschlagen161 und benutze den ruhigen Abend, um Dir, wie es mir längst vorgenommen war, wieder einmal einen herzlichen Geburtstagsgruß162 zu senden, der freilich gerad doch einen Tag verspätet anlangen wird. Zum neuen Jahre neuen Muth, zur alten Arbeitslust die alte Arbeitskraft, zur rechten That den rechten Erfolg, zum häuslichen Sinn das häusliche Glück – das, lieber Freund, wünsche ich Dir immerdar! Der Dienst, den Du mir (wie der Fakultät) in | Betreff Kerry’s163 geleistet, war mir sehr werthvoll[,] insbesondere deshalb, weil ich ihm innerlich so fern stand wie äußerlich nah. Er hat sich in so absonderlich[e] – mathematisch-philosophische – Special[i]täten vergraben, und war eine so a
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scheue, zurückg[e]zogene Natur, daß ich von ihm fast Nichts gehab[t] habe; ja ich fürchte, daß er zuletzt selbst nichts v[on] sich gehabt hat; denn er hatte das gedrückte Wese[n] desjenigen, der die Gleichgiltigkeit der Welt gegen seine Arbeiten doch lebhaft empfindet. Bei den Wiener Specialcollegen fällt mir Brenta[no] ein, der ja die Polemik gegen mich164 – vor und hin[ter] meinem Rücken – zur Zeit zu seinem Privatsport gewählt zu haben scheint und dabei mit so echt jesuitischer Taktik verfährt, daß ich es kaum werde vermeiden können, ihm nächstens einmal | ganz gründlich auf die Finger zu klopfen.165 Thu ich’s, so wird es kräftig; und darum beschlafe ich’s noch: aber Buben, die lügen, verdienen nach Kant166 exemplarische Züchtigung, und in solchem Fall vor aller Welt. Wundre Dich also nicht, wenn ich nächstens wieder drauf loshaue. Daß Einen die Leute nicht ruhig seine Straße ziehen lassen! Die Straße ist ja still genug. Wer so unmodern ist, wie ich, so viel Respect hat vor unsrer großen Vergangenheit und so wenig vor unsrer entwicklungsgeschichtlichen Gegenwart,167 der ist in seiner Einsamkeit168 doch wahrhaft genug gestraft für seinen „Idealismus“! Lieber Freund, die geistige Welt wird leer, und es ist schade, daß wir wenigen, die noch darin leben, so weit | von einander sind! Laß uns desto treuer das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit bewahren, das mich Dir immer verbunden hat und verbinden wird! Grüße, – leider immer noch unbekannter Weise – Deine liebe Frau169 und bleibe Du selbst für Deinen getreuen Windelband
7.3 1892–1899 Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 24.3.1892, 3 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _7 Strassburg, 24. März 1892. Lieber Herr College, Seien Sie also nochmals um Verzeihung gebeten dafür, daß ich Ihr Werk1 so lange bei mir habe lagern lassen und daß Ihnen nun – ridiculus mus2 – ein Häufchen fragmentarischer Glossen3 daraus entgegenkommt. Natür-
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lich treffen diese Bemerkungen in der Hauptsache solche Puncte, wo ich Schwierigkeiten gefunden habe; sie bringen daher in keiner Weise die Gesammtwirkung zum Ausdruck, welche Ihre Arbeit auf mich gemacht hat. Ich habe sie im Ganzen dreimal gelesen und habe jedesmal mehr Freude daran gehabt. Davon, wie sympathisch mir Art und Richtung Ihres Denkens und auch die bewegte Form der Darstellung sind, will ich nicht erst reden; das versteht sich von selbst. Um so mehr muß ich sagen, daß ich Ihrer Untersuchung vielfache Anregung | verdanke und viele Ihrer Ausführungen für ergiebige Angriffe auf die letzten Probleme der Ph[ilosophie] halte. Ihre dreifache Sonderung des Verhältnisses von Subject und Object ist – trotz der Aporien, die ich erwähnt habe – sehr fein und instructiv, man könnte nach ihr geradezu eine historisch-kritische Beleuchtung aller erkenntnißtheoretischen Standpuncte vornehmen. Besonders förderlich aber erscheint mir der Gedanke, die neuere Theorie vom Urtheil zum Nachweis der Transzendenz zu verwenden: die „Urtheilsnothwendigkeit“ kommt damit in neues Licht. Freilich thun sich da ebenfalls wieder die alten Probleme auf, welche in dem Gegensatz des Thatsächlichen und des Normativen ihren Ursprung haben, und diese Perspective habe ich nicht im Besondern verfolgt. Denn Sie thun sehr recht daran, | darauf nicht erst genauer einzugehen, sondern die Constatirung der normativen Nothwendigkeit für Ihre Aufgabe zu verwerthen. Mit den Gegnern oder falschen Freunden haben Sie Sich famos aus einander gesetzt. Genug, ich glaube Ihnen zu dem Wurf gratuliren zu können und hoffe, man wird es bald gedruckt sehen. Es sind gar Viele, die daraus lernen sollten. Es freut mich, durch verschiedene Nachrichten von dem guten Bestande Ihrer Gesundheit gehört zu haben: mag es so bleiben! Ich habe ein böses, viel beschäftigtes Semester4 hinter mir und will morgen fort, um ein paar Tage Südluft zu schnuppern. Mit herzlichem Gruß Ihr getreuer Windelband
Windelband an Kurd Laßwitz, Strassburg, 12.6.1892, 4 S., hs. (dt. Schrift), Forschungsbibliothek Gotha, Chart B. 1962b, Bl. 627r–628v Strassburg, 12.6.92 a a
Strassburg, 12.6.92 ] darüber hs. notiert (Laßwitz): B[eantwortet] 28.8.92.
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Sehr geehrter Herr, a Mancherlei Abhaltungen haben den Ausdruck des lebhaften Dankes bisher verzögert, den ich Ihnen für die Besprechung meiner „Gesch[ichte] d[er] Ph[ilosophie]“ b in der d[eutschen] L[iteratur-] Z[eitung]5 schulde. Es ist eine große und – seltne Freude, ein neuartiges Unternehmen wie dieses von fachkundiger Seite mit voll und tief eindringender Auffassung und dabei mit wohlwollender Zustimmung beurtheilt zu sehen. Sie werden mir glauben, daß ich mich schwer zu diesem Buche entschlossen habe: dem Drängen meines Verlegers,6 welcher ein Compendium von mir haben wollte, konnte ich nur nachgeben, wenn ich damit etwas wirklich Neues7 zu leisten hoffen durfte: er mußte es in den Kauf nehmen, daß ich mit dem „kleinen Schwegler“8 schließlich doch | nicht in der Popularität zu concurriren vermag. Aber die Schwierigkeiten des Plans, an den ich ging, haben mich lange schwanken lassen, ehe ich in ausführte. Sie haben sehr richtig herausgefunden, daß dabei gerade das Systematische in der Philosophie, die kräftige Wirkung, welche die Behandlung aller Probleme von einem gemeinsamen Princip aus in den einzelnen Systemen ausübt, in Gefahr ist zu kurz zu kommen, und das deshalb meine Behandlungsweise an den Punkten scheitert, wo ich mich selbst genöthigt sehe, Systeme als Ganzes vorzuführen und die Paragraphen mit dem Namen des Philosophen zu bezeichnen. Ueber diese Gegeninstanzen habe ich mich mit dem Gedanken getröstet, daß ich damit gewissermaßen eine Rechenprobe über die philosophische Größe und Bedeutung der Einzelnen machte: wenn ich fand, daß sich „Kerle“ | wie Demokrit, Platon, Aristoteles, Augustin und Kant nicht auflösen und zerreißen ließen, so gab ich, indem ich ihren Systemen eigne Gesammtdarstellungen widmete, gewissermaßen ein Werturtheil ab, und ich weigere mich nicht, wenn Sie ein solches auch darin sehen wollen, daß ich Kant nicht nur einen Paragraphen, sondern ein ganzes nach ihm benanntes Kapitel zuwies! Natürlich bin ich dabei der Frage ausgesetzt, weshalb ich nicht solche Paragraphen-Ehre auch Plotin, Descartes, Hume etc. etc. habe zu Theil werden lassen, und da kann ich denn in genere nur sagen, daß ich dies für jeden einzelnen Fall bei mir sehr sorgsam abgewogen habe. Wo ich mit meiner Zerlegung der Probleme auskommen zu können meinte, um die Leistungen der Persönlichkeiten verständlich zu machen und in das rechte Werth-Licht zu stellen, da bin ich natürlich dabei geblieben; und so a b
Sehr geehrter Herr, ] darüber Stempel: Prof. Windelband „Geschichte der Philosophie“ ] von anderer Hand mit Bleistift unterstrichen
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waren es nur die höchsten Puncte, | an denen ich auch in diesem Zusammenhange den Individualitäten den vollen Tribut zollte. Was die Renaissance anlangt, über die ich aus Ihrem Werke9 noch viel mehr gelernt habe, als ich in meiner Darstellung zeigen konnte, so glaube ich allerdings, daß auch darin kein wesentlicher Gegensatz der Auffassung zwischen uns besteht. Mir kam es in der Zeichnung der Gesammtbewegung hauptsächlich drauf an, zu zeigen, wie das Interesse für eine in Naturwissenschaft aufgehende Philosophie aus den Traditionen herausreicht: und daß ich dies besonders betonte, ist vielleicht (in anfechtbarer Weise) durch die Rücksicht auf moderne Gegensätze motivirt worden; ich gebe zu, daß die Rückwirkung, welche von dem einmal bestehenden naturwissenschaftlichen Denken auf die allgemeinen philosophischen Ueberlegungen ausgeübt worden ist, in diesem Buche nicht so energisch herausgearbeitet ist, wie in meiner Geschichte der neueren Philosophie. Vergleicht man hinterher verschiedne Behandlungen, denen man dieselbe Sache unterworfen hat, so denkt man manchmal Ne bis in idem10 ! Doch schadet’s auch nicht, wenn man nur selbst dabei gelernt hat. Mit nochmaligem besten Dank Ihr ergebner Windelband
Windelband an Hans Vaihinger, Straßburg, 4.11.1895,a 3 S. hs. (dt. Schrift), Staats- und UB Bremen, Autographensammlung Aut. XXIII, 9 Strassburg i.E. 4.11.95 Sehr geehrter Herr Kollege Verzeihen Sie gütigst, daß meine Antwort auf Ihre gef. Anfrage durch einen Ausflug nach Baden-Baden, wo ich zum Semesterbeginn auf etwas Aufmunterung meiner im Sommer durch einen Unfall11 heimgesuchten Gehverhältnisse suchte, unliebsam verzögert worden ist. Ihr Unternehmen12 hat mich im ersten Moment etwas erstaunt, da ich meinerseits wegen der schon allzu reichlichen Anzahl unsrer philos[ophischen] Zeitschriften, die a
Windelband an Hans Vaihinger, Straßburg, 4.11.1895 ] Erstabdruck in Klaus Christian Köhnke: Sinn für Institutionen. Mitteilungen aus Wilhelm Windelbands Heidelberger Zeit (1902–1915). In: Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen 1995, S. 53.
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alle kaum an Manuskript-Ueberfluß leiden und jüngst auch noch durch das offenbar totgeborene Kind von Schuppe und Schubert-Soldern13 vermehrt wurden, der Meinung sein würde, daß in diesem embarras de richesse14 noch die Arbeiten über Kant ihren Raum finden würden. Andererseits gebe ich Ihnen zu daß, wenn irgend ein besonderer Gegenstand wert und fähig ist, ein solches Organ zu tragen, dies bei Kant der Fall ist, und wenn Sie so freundlich sind meiner Mitwirkung den Sinn beizulegen,15 in welchem Sie schreiben, so bin ich gern bereit, Ihrem Wunsche gemäß in das Redaktions-Komite einzutreten. Was ich in diesem zu leisten habe, will ich gern erfüllen, auch hoffe ich gelegentlich mich sachlich zu beteiligen,16 wenn a ich auch für die nächste Zeit in dieser Hinsicht keine bindenden Zusicherungen machen kann. Mit dem Wunsche eines glücklichsten Gedeihens für das Unternehmen bin ich mit ergebenstem Gruße Ihr Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 3.12.1895, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _16 Strassburg, 3.12.95 Lieber Herr College, Der heutige Nachmittag, an dem sich ja wohl auch andre Leute lebhaft mit Ihnen beschäftigt17 haben, brachte mir die bisher durch allerlei Beschäftigungen und Erlebnisse vorenthaltene Freude, Ihre Bogen,18 für deren Uebersendung ich bestens danke, durchlesen zu können, und ich sehe nun voll größter Befriedigung der Fortsetzung mit noch gespannterer Erwartung entgegen als zuvor. Die Einleitung mit dem durchsichtig überzeugenden Plan des ganzen hat mich äußerst sympathisch berührt, wie Sie ja wohl denken können; und wenn Sie mir neulich das Verdienst zuschrieben, durch unsern Verkehr Einiges davon angeregt zu haben, so sehe ich, reichlich belohnt, nun mich lebhaft gefördert durch | die neue Eigenart des Weges, auf dem Sie das gemeinsame Ziel, die Einleitung in die historischen Wissenschaften suchen. Es ist jedenfalls ein sehr glücklicher Gedanke, das Wesentliche in der Bearbeitung der Begriffslehre zu concentria
habe . . . wenn ] von anderer Hand mit Bleistift unterstrichen
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ren, und ich hoffe, er wird die gewünschte Frucht tragen: die Probleme auf eine systematische Einheit zusammenzuziehen. In den folgenden Bogen die Veränderungen gegen die Darstellung in der Vierteljahrsschrift19 im Einzelnen zu verfolgen, hatte ich noch nicht Zeit: nur für ihre Einfügung in den Gesammtplan, sind mir Fragen noch mehr als zuvor aufgetaucht, welche sich mehr auf Ihre Darstellung und Entwicklung der Gedanken und Resultate, als auf diese selbst beziehen. Der Kern davon – schwer brieflich kurz zu bezeichnen – ist der: je mehr ich damit einverstanden bin, daß Naturwissen |schaft und Geschichte Gegensätze der Methoden sind, daß dieselben Objekte unter beide Methoden fallen können und daß nur gewisse Grenzfälle sich zeigen, in denen nur eine davon zutrifft (Sie haben das p. 28. viel besser auseinandergesetzt, als es in den Andeutungen meiner Rectoratsrede20 geschehen ist), – um so mehr fiel es mir auf, daß Sie den Weg einzuschlagen scheinen, die naturwissenschaftliche Begriffswelt aus der Art ihres Objects, der Körperwelt, abzuleiten. Eigentlich tun Sie es auch, soweit ich sehe nicht: aber (oder denn!) man fragt sich sogleich: Ist denn die extensive und intensive Unendlichkeit, um deren Ueberwindung es sich in der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung handelt, nur der Körperwelt eigen? trifft sie nicht auch für die psychische und (was noch gewichtiger ist) für die historische Welt zu? Nicht in der Eigenart des Physischen, sondern in dem Zwecke | der theoretischen Vereinfachung liegt der Springpunct der naturw[issenschaftlichen] Methode, während Sie den der historischen, wenn ich recht vermute, doch in den Werthen suchen werden. Das betrifft, wie Sie sehen, nur die Art der Entwicklung des Gedankens; aber es schien mir damit zusammenzuhängen, daß Sie bei der – mir sonst völlig einleuchtenden – Entwicklung der Momente des Begriffs (Allgemeinheit, Bestimmtheit, Geltung) niemals auf das Eigenwesen der Körperwelt recurriren – und mit Recht! Sonst hätte die „Bestimmtheit“ sogleich in die Quantification übergehen müssen, und dann wäre die Einordnung der Psychologie in diese Methode fraglich geworden. Sie verzeihen dieses Bedenken gegen das Fragment: ich sehe voraus, daß es durch das Ganze schließlich gehoben wird; aber es schien mir nicht in Ihrem Sinne zu sein, daß zunächst der Schein entsteht, als ob Sie p. 32 ff. die „naturwissenschaftliche“ Begriffsbildung aus einer sachlichen Besonderheit der Körperwelt ableiten und sie dadurch begründeten, während Sie sie doch nur daran darstellen und das entscheidende Moment der Erkenntnißpunct a der Vereinfachung ist, der unter Umständen auch für alle andern Objecte gelten kann. Oder irre ich darin? a
Erkenntnißpunct ] Lesung unsicher
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Aber es ist spät, ich schließe mit herzlichstem Dank und hoffnungsvollem Gruß als Ihr getreuer Windelband a
Windelband an Georg Jellinek, Straßburg, 8.12.1895, 4 S., hs. (dt. Schrift), Textverluste durch Aktenheftung, Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/32 Strassburg iE 8.12.95 Lieber Freund, Herzlichen Dank für Deine „Erklärung der Menschenrechte“21 ! Das kleine flotte Schriftchen, anziehend und anregend wie immer, hat mir große Freude gemacht: es hat ja auch mir einen Staar gestochen oder wenigstens das kleine Staarmätzchen, das wir aus der französischen Litteratur übernommen hatten. Rousseau galt da selbstverständlich als der Vater von 1793. Dein Gegenbeweis überzeugt mich vollkommen, positiv durch die bis zur wörtlichen Uebereinstimmung gehende Abhängigkeit, negativ, durch den Gegensatz, der zwischen dem Individualismus der Menschenrechte und der Staatsomnipotenz, bzw. dem Majoritätsdespotismus des Contrat social besteht. Aber freilich besteht dieser Gegensatz doch bis zu gewissem Grade | auch in Rousseau selbst, bei dem die Herrschaft der Masse durch das Innenleb[en] des naturalistischen Individuums balancirt wird; und dieser Gegensatz dürfte dem unklaren Demokratismus der abstracten Theorie notwendig anhaften. Denn bei seiner Leugnung des historischen Rechts muß er den Quell allen Rechtes in den Individuen suchen, um sie von diesen sofor[t] auf die Masse zu übertragen und damit dem Fluch der Majorität zu unterliegen. Besonders sympathisch aber ist mir Deine Anregung, den Ursprung der Bestrebungen, wonach die selbstherrliche Lebenssphäre des Individuums gegen den Staat sich abgrenzen will, in den religiösen Bedürfnissen, speciell des Protestantismus zu suchen. Au[ch] hierin ist e contrario Rousseau ebenso lehrreich wie Hobbes; aber gerade dadurch sieht ma[n,] | daß es sich nicht um logische Consequenzen von abstracten Principien (denn wer wäre atomistisch-individualistischer als Hobbes!), sondern um sehr reale Lebensinteressen handelt. Das war die Religion für Hobbes nicht, wohl aber für Cromwell und die Seinen. a
Vereinfachung . . . Windelband ] am Kopf der S. um 180° gedreht
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Hoffentlich ist es Dir gut gegangen; ich habe lange nichts von Dir gehört. Mich hat einiges Pech verfolgt. Aus der Kniegelenkschädigung, die ich mir in den Vogesen geholt hatte und die mich am Besuch der Badener Versammlung22 hinderte, entwickelte sich eine Venen-Entzündung, die wochenlang im Bett abgewartet werden mußte. Erst im Schwarzwald (Freudenstadt und a Wolfach) lernte ich ordentlich wieder gehen, und muß nun froh sein, daß ich von der thörichten Geschichte mit einem blauen Auge und einigen rheumatischen Resten davongekommen bin. Augenblicklich habe ich Sorge um meine Frau, | die eine tüchtige Grippe durchmacht, nachdem mein ältester Junge eben von der Gelbsucht sich zu erholen angefangen hat. Hoffentlich hört man einmal, daß es Euch gut geht! Inzwischen mit herzlichstem Gruß von Haus zu Haus Dein getreuer Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 3.7.1896, 8 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _18 Strassburg, 3.7.96 Lieber Herr College, So schrecklich waren seit mehr als einer Woche meine Examensnöthe – große Arbeiten für Staats- und Doctorprüfung durchzuarbeiten und tagelang in dem unglücklichen Vorsitz die Zeit zu verthun –, daß bis gestern Ihr Buch23 unaufgeschnitten auf meinem b Tische lag. Da aber hat eine mitleidige Erkältung, die so kräftig war, daß ich den ganzen Tag nicht ausgehen konnte und Vorlesung nebst Seminar sparen mußte, mir endlich die lang ersehnte Zeit dafür gewährt. Und nun danke ich Ihnen herzlichst für den großen und ungetrübten Genuß, den Sie mir beschert haben, indem ich es nun sozusagen auf Einen Sitz durchgelesen habe. Alle Befürchtungen,c die Sie mir erweckt hatten, wenn Sie darüber sprachen, daß Sie selbst mit der Ge |stalt, welche die Sache schließlich gewonnen, nicht zufrieden seien, – Befürchtungen, die ja wohl bei Ihren Erlebnissen seit dem Winter24 hätten begründet sein können, – alle diese Befürchtungen sind in der glücklicha b c
und ] d meinem ] meine Befürchtungen ] Befürchtigungen
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sten Weise als grundlos erwiesen. Sie haben Ihren Gedankengang in so siegreicher Durchsichtigkeit und mit so klarer Folgerichtigkeit entwickelt, daß er nicht nur ein Versuch, sondern der gelungene Versuch ist, „den Leser zum Verständnis zu zwingen.“25 Sie dürfen persönlich – wenn Sie mir gestatten wollen, dies auszusprechen – diese Leistung als einen sicheren Beweis Ihres wissenschaftlichen Berufs ansehen: in solchen Zuständen, wie denen dieser Monate,a die Sicherheit der Darlegung, die Abgeklärtheit der begrifflichen Entwicklung zu bewahren, die in diesem Buche walten, – das wird Wenigen gelin |gen. Es setzte selbstverständlich voraus, daß Sie Sich Ihrer Sache längst versichert hatten; aber ich finde auch, daß die knappe, stets nur das Wesentliche scharf heraushebende Art, in der Sie den Leser durch die Seitengänge der Beweisführung leiten, außerordentlich geglückt ist. Eine Fülle schwieriger und zum Theil weit auseinander liegender Litteratur ist hier verarbeitet, die Aufgabe des Philosophen, da anzufangen, wo die andern Wissenschaften durch ihre letzten Begriffe und Theorien uns die Probleme überliefern, kann nicht einfacher zugleich und einleuchtender zu Bewußtsein gebracht und in wertvoller Lösung vorgeführt werden. Es ist wieder einmal ein Buch, das wirkliche, echte Philosophie enthält, und wenn noch irgend Vernunft in der Welt ist, so muß dies anerkannt | werden. Selbst die Naturforscher dürfen nicht scheel sehen, wo ihre Arbeit so hoch gewürdigt und vor allem, wo sie so in der Tiefe verstanden und logisch formulirt, so zugleich bis in die besonderen Theorien der neusten Zeit hinein verfolgt ist. Wie sehr ich sachlich zustimme, brauch’ ich nicht zu sagen; aber nicht verschweigen darf ich, daß ich auf dem Boden unsrer gemeinsamen Ueberzeugungen gar oft mit freudiger Anerkennung ausgestaltet und sicher herausgearbeitet gefunden habe, was sich mir noch nicht in solcher Weise geklärt hatte. Aus dem Allgemeinen hebe ich dabei die Ausführungen hervor, in denen die Begriffe Natur und Geschichte von allen materialen Bestimmungen losgelöst und in ihrer rein logischen Antithese blosgelegt werden, – aus dem | Besonderen die Entwicklung des III. Abschnitts im dritten Capitel, die historischen Bestandteile in den Naturwissenschaften; ich habe mir das mit dem größten Interesse zu eigen gemacht und construire mir im Stillen das Parallelcapitel in Ihrem zweiten Teil,26 – wie ich denn nun natürlich auf diesen immer begieriger werde. Möchte Ihnen dazu bald Zeit, Kraft und Stimmung beschieden sein! ja, möchten Sie in dieser Bewährung Ihrer eigensten Natur Trost für all die Unbill finden, die Ihnen widerfährt! a
Monate ] eigenhändig korrigiert aus: Momente
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Und also nochmals besten Dank! Ich hoffe mit Ihnen noch mündlich auf Einzelnes zurückzukommen. Und noch ein Äußerliches. Wenn Siebeck noch nicht verschickt hat, – sehen Sie doch zu, ob er nicht, am Anfang oder Ende einzukleben, ein Blatt für eine Inhaltsangabe27 übrig hat! Sie glauben nicht, | wie wichtig das bei dem Durchschnitt der Menschen ist: und Ihre Ueberschriften der Capitel und der Abschnitte würde die Neugier so reizen! ich verstehe nicht, wie ein so erfahrener Buchhändler das hat versäumen können! Auf dem innern Deckblatt, statt der Anzeigen, hätte es Ihrem Buche entschieden genützt! – Von Hensel hörte ich gestern, daß Ihre Freiburger Angelegenheit28 so ungünstig wie möglich läuft. Ich bin tief betrübt darüber; ich bitte Sie nur um Eins: fassen Sie, was auch geschehe, keine zu heftigen und schnellen Entschlüsse! Es ist ja noch allerlei in der Welt los. Von Rostock29 war ich verhältnismäßig spät befragt worden; ich wollte, da ich wußte, daß ich gefragt werden sollte, absichtlich nicht eher spontan schreiben. Und | so war es denn glücklich, daß als ich in die Lage kam, dorthin zu schreiben, ich bereits Witterung von dem Laufe der Dinge in Freiburg hatte. Unter diesen veränderten Umständen verstand es sich natürlich von selbst, daß ich unbedingt und in erster Linie mit aller Energie für Sie eintrat. Auch dabei bin ich ja wieder in guter Gesellschaft, und so hoffe ich, daß dort vielleicht die sachlichen Momente über persönliche und zufällige siegen! – Noch eine Kleinigkeit, die ich stets wieder vergesse. Vor Jahren hörte ich von Riehl oder meinem Schwager,30 es fände sich in den Akten des Freiburger philos[ophischen] Seminars ein Blatt von mir, das allerlei ulkhafte Bemerkungen über die Seminarmitglieder enthalte. ich entsinne mich solcher Aufzeichnungen kaum; ich weiß auch nicht | einmal mehr, ob ich, wie es bei der ersten Mitteilung sogleich meine Absicht war, Riehl gebeten habe, dies Blatt, falls es existirt, zu vernichten. Ich wollte ihn immer danach fragen, er ist ja aber schließlich abgedampft, ohne daß ich ihn noch zu sehen bekommen hätte. Nun möchte ich Sie, der Sie ja jetzt dies Seminar verwalten, bitten, falls sich solch ein Blatt31 darin findet, das sich nur darin verlaufen haben kann und nicht hineingehört, es jetzt zu vernichten. – Mit herzlichstem Gruß von Haus zu Haus und mit den besten Wünschen für Sie Ihr treu ergebner Windelband
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Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 13.9.1896, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _21 Strassburg i E 13.9.96 Lieber Herr College, In dem geschäftigen Nichtstun der Sommerfrische,32 die übrigens trotz zweifelhafter Wettergunst ganz wunderschön und erholsam war, fand ich doch nicht Muße für einen Brief: nun aber, gestern zurückgekehrt, will ich eilig Ihnen nochmals meinen herzlichen Glückwunsch zu der glücklichen Wendung Ihrer Geschicke sagen! Und soweit ich sehe, ist Ihre Entscheidung für Freiburg33 sicher die richtige gewesen. Sie werden ja weder in Fr[eiburg] noch in Rostock auf die Dauer bleiben: aber Sie dürfen doch in Fr[eiburg] auf eine erfreulichere Lehrtätigkeit, | auf weitere Verhältnisse und bessere Verwertung Ihrer Arbeit rechnen. Daß wir die Freude Ihrer Nachbarschaft behalten, ist noch eine weitere erwünschte Zugabe. Es wäre begreiflich gewesen, wenn Sie zunächst die einfachere, sozusagen reinere Lage, die res integra,34 welche Sie in Rostock erwartete, den etwas belasteten Zuständen vorgezogen hätten, die trotz Allem zunächst in Fr[eiburg] bleiben können: aber es wäre quasi ab irato,35 es wäre ein Gefühlsakt gewesen, wenn Sie Sich dadurch gegenteilig hätten bestimmen lassen. Es war philosophisch nur dem Urteil zu folgen, und ich gratulire Ihnen dazu, daß Sie es getan haben. Die Collegen aus der | engeren „Fakultät“ sind ja nun Ihnen gegenüber schon engagirt; auch die Mißgunst der „Jüngeren“ wird ja verrauschen, und so hoffe ich wie ich wünsche, daß Sie – post tot discrimina rerum36 – schließlich auf „meinem“ Lehrstuhl37 so glücklich sein und sich so angenehmer Verhältnisse erfreuen mögen, wie es mir zu Teil geworden ist. Das traurige Ende von Avenarius,38 das ich in der Schweiz sogleich erfuhr, hat mich auch schmerzlich ergriffen: er blieb mir, soweit wir auseinanderstanden, doch immer Einer von den wenigen, die es ernst mit unserer Sache, wenn auch in seiner Weise, nahmen. Was wird nun dort werden? Es giebt ja allerlei Bewegung auf unsern Kathedern; aber die | Sachen stehen traurig, weil zu allermeist es traurig um die Personen steht. In Rostock soll es ja nun Busse39 werden!?! Leid tut es mir – unter uns! – daß in allen diesen Fällen so wenig für unsern Hensel40 zu machen ist. Bald wird seine Krankheit, bald seine Productionslosigkeit41 geltend gemacht: vielfach scheint es auch, daß man sein ganzes Wesen nicht sympathisch aufnimmt. Mir tut es
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sehr leid; die Stellung an einer kleineren Universität würde er meiner Ansicht nach sehr gut ausfüllen; und ein prächtiger Mensch ist er: und das will doch auch etwas sagen. Die Ferien gehen hoffentlich nicht zu Ende, ohne daß wir uns in der einen oder andern Weise sehen. Inzwischen nehmen Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin meinen und a der Meiningen herzlich beglückwünschenden Gruß entgegen! In treuer Ergebenheit Ihr Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 20.12.1896, 4 S., hs (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _22 Strassburg i E. 20.12.96 Lieber Herr College, Für den freundlichen Apfelgruß, den uns Hensel’s von Ihnen mitbrachten, sagen wir Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin b herzlichsten Dank: sie haben uns nicht nur vorzüglich geschmeckt, sondern auch zu besonderer Freude die schönen Stunden in Erinnerung gebracht, welche wir bei Ihnen verlebten. Durch Hensel erfuhr ich auch, daß Ihr Unwohlsein, über das wir uns hier schon Sorge gemacht hatten, sich als Influenza entpuppt hat: darf man es so leichter ansehen und auf seine baldige völlige Hebung hoffen, so will ich doch von Herzen wünschen, daß Sie inzwischen Ihre volle Kraft und Frische wiedergewonnen haben. | Durch Mitteilungen H[ensels] wurden mir auch briefliche Enthüllungen von Münsterberg erläutert. Diesen bedaure ich auf das Lebhafteste: das ist doch mit das Stärkste, was man erleben kann, – obwol man ja zuletzt reiche Erfahrungen hat sammeln können, reich genug, um das Wort „unmöglich“ aus dem Bereich akademischer Machenschaften42 zu streichen. In diesen Fällen wünsche ich dringend, daß es möglich wird, den „Schurken“43 zu entlarven: wenn ich dabei zu größter Vorsicht rate, so geschieht es lediglich aus dem Grunde, damit es so vollständig und so gründlich gelinge, daß wir den Kerl loswerden. Es ist eine unangenehme und schwere Verantwortung für Münsterberg: ich wünsche ihm, die Sache erst hinter sich zu haben. | a b
und ] d Gemahlin ] Gemalin
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Was wird denn nun aus den Habilitationen bei Ihnen? Herr a Jonas Cohn ist zu mir nicht zurückgekehrt; er schrieb, daß er sich zunächst in Fr[eiburg] niederlassen wolle. Ob er noch an die hiesige Habilitation44 denkt? Zu raten ist ja wahrlich Niemandem dazu; aber noch keinem, der sich dazu geneigt zeigte, habe ich so ungern alle dieser Schwierigkeiten vorgehalten wie ihm: denn er machte einen durchaus tüchtigen und sachlich ernsthaften Eindruck. Wie steht es mit Ihrer Arbeit? Ich bin sehr begierig auf ihre Fortsetzung.45 In diesen Wochen hat mich von dem neu Erschienen am meisten Hartmann’s Kategorienlehre46 interessirt; es ist viel Gutes darin, wenn auch in den noch sehr starken Eierschalen des Unbewußten.47 Der Mann hat doch den sehr seltenen Weg von der Popularität zur Wissenschaftlichkeit | glücklich gemacht; und wenn unser Einer ihm jetzt mehr und mehr Anerkennung zollt, so sieht er sich von dem Schwarm verlassen, der ja inzwischen längst den kräftiger ziehenden Mystagogen48 gefunden hat. Sieht man Sie zu Weihnachten? Es wäre sehr schön! Jedenfalls mit herzlichem Gruß von Haus zu Haus Ihr getreuer Windelband
Windelband an Hans Vaihinger, Straßburg, 17.2.1897, 3 S., hs. (dt. Schrift), Staats- und UB Bremen, Autographensammlung Aut. XXIII, 9 Strassburg i.E. 17.2.97 Sehr geehrter Herr Kollege In einer Fülle von Geschäften und geselligen Abhaltungen komme ich erst heute in spätester Stunde dazu, Ihren freundlichen Brief zu beantworten. Die Absicht einer Ovation für Kuno Fischer zum 19. März ist mir sehr sympathisch, und Ihre Aufforderung ist so ehrenvoll und appellirt so sehr an meine Stellung zu K. F.,49 daß ich sie nicht ablehnen darf, – so unbequem sie mir in diesem Augenblick ist, wo ich noch nicht weiß, wie ich zu der Ausführung Zeit, Stimmung und Kraft zum Gelingen hernehmen soll. In überraschendster Weise bin ich eben zum Rector für das am 1. April beginnende Jahr gewählt worden, unser Jubiläumsjahr,50 das so viel Geschäfte und Wege mit sich bringen wird, und das beginnt schon jetzt, da ich natürlich nun schon sofort in die Vorbereitungen des Festes eingreifen a
Herr ] Hr
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muß. Das trifft mich völlig unerwartet, während ich mit dem Semesterschluß ruhig an die Arbeit zu gehen dachte, wenn die aufgehäuften kleinen Dinge erledigt wären. Sie begreifen, wie ungünstig diese Lage ist, um einen Antrag wie den Ihrigen zu übernehmen, um schnell Etwas zu schreiben, was wohl bedacht sein will und wozu man Ruhe für glückliche Einfälle haben sollte! Trotzdem will ich mich entschließen, weil ich es für meine Pflicht halte, hier das Wort zu ergreifen – Niemand zu Leid, das mögen Sie sicher sein, aber um der Sache und des | Mannes willen. Schreiben Sie mir nur bitte, bis wann Sie das Manuskript haben müssen. Ich werde alles liegen lassen, um es herzustellen. Ob ich es freilich selbst überreichen51 kann, steht dahin; ich beabsichtige, um mich vor dem ersten April noch einigermaßen zu stärken, die zweite Märzhälfte irgendwo im Süden zuzubringen. Wäre das Wetter so, daß Baden52 ausreichte, so ließe sich vielleicht Alles vereinigen: aber ich muß es heut noch unentschieden lassen. Nehmen Sie für diesmal mit diesem kurzem Zusagewort fürlieb; ich schreibe baldigst wieder. Inzwischen mit ergebenstem Gruß Ihr Windelband a
Windelband an Kuno Fischer, Baden-Baden, 17.3.1897, 3 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2618-51_2/0001 Baden-Baden, Hôtel Drei Könige. 17 März 1897 Hochverehrter Herr Geheimrath, Zu Ihrem Ehrentage am 19. d[es] M[onats] hoffte ich wiederum persönlich bei Ihnen zu erscheinen, um Ihnen die Glückwünsche dankbarer Verehrung zu überbringen, – zunächst im eigenen Namen, da für mich selbst der Doctor vom 19. März 1847 der bestimmende Lehrer53 geworden ist, – dann aber auch im Namen und Auftrage eines Kreises, den Sie als Vertreter der Geschichte der Philosophie betrachten | wollen! Die Redaktion der „Kantstudien“, welche sich mit Ihrem Namen schmücken dürfen, wünschen Ihr Jubiläum nicht ohne eine sichtbare Äußerung unsrer Verehrung vorübergehen zu lassen und ersuchte mich dem Gratulationsblatt eine Abhanda
Windelband ] auf S. 4 Notiz von anderer Hand (Vaihinger) mit Bleistift: 1) Correctur hier? | 2) Von hier aus an K. F. senden
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lung54 hinzuzufügen, welche öffentlich a im nächsten Heft der Zeitschrift, an der Spitze ihres zweiten Bandes erscheinen wird. Das Dedicationsexemplar, das ich morgen von der Druckerei erwarte, wollte ich Ihnen am Tage selbst persönlich überreichen. Nun erfahre ich aber durch Jellinek, daß Sie zu meinem Bedauern jede | Feier des Tages in Heidelberg insbesondere durch die akademischen Behörden abgelehnt haben und im Begriffe sind abzureisen. Da ich befürchten muß, daß unter diesen Umständen Ihnen mein Besuch nicht genehm wäre, so werde ich mir erlauben, unsern Gruß, sobald er in meinen Händen ist, Ihnen durch die Post zuzustellen. Mit aufrichtigem Bedauern erfahre ich zugleich, daß Ihre verehrte Frau Gemahlin55 leidend ist: mit dem Wunsche baldiger Besserung und mit dem erneuten Ausdruck meiner Verehrung bin ich Euer Excellenz treu ergebner W Windelband
Windelband an Kuno Fischer, Baden-Baden, 19.3.1897,56 2 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2618-51_2a/ 0001 Baden[-Baden], den 19t . März 1897. Ew. Excellenz beehre ich mich im Namen der „Kantstudien“ die anliegende Gratulation zur b 50sten Wiederkehr des Tages Ihrer Promotion nebst meiner auf Veranlassung dieser Redaction57 dafür verfassten Festschrift ehrfurchtsvoll zu überreichen. Die anspruchslosen Worte dieses Schriftchens wünschen zugleich als der einfachste Ausdruck der Verehrung und des Dankes aufgenommen zu werden, die ich Ihnen persönlich aus vollem Herzen entgegentrage als dem Manne, dessen Lehre58 mich zuerst der Philosophie gewonnen hat und mir auf meinem Wege der wertvollste Leitpunkt gewesen ist. Nur zum Ausdruck dieses mir stets gegenwärtigen Gefühls und der von jeher geläufigen Auffassung Ihrer Bedeutung für unsre Wissenschaft reichte a b
öffentlich ] verschrieben, kann auch hoffentlich heißen zur ] zum
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die kurze Zeit, welche mir seit der von Halle59 erfolgten Anregung am Schlusse des Wintersemesters blieb, mitten in der vielfachen Inanspruchnahme, welche mein im April anzutretendes zweites Rectorat mit sich brachte. Und so knapp war diese Zeit, dass der beifolgende Abdruck erst in diesem Augenblicke60 in meine Hände gelangt ist. Es tut mir sehr leid, dass die Verhältnisse61 der persönlichen Ueberreichung unserer Ehrengabe entgegen sind u[nd] insbesondere be |daure ich lebhaft das Unwohlsein Ihrer Frau Gemahlin: ich bitte der hochverehrten Frau mit meinen Wünschen für baldige Besserung meine ergebensten Empfehlungen zu Füssen legen zu dürfen. Ebenso beklage ich sehr, dass ich der Ausführung Ihrer gütigen Absicht, mich hier oder in Strassburg zu besuchen, zunächst verlustig gehen werde: ich muss am Sonnabend62 nach Strassburg gehen, um dort an der Centennarfeier63 Teil zu nehmen und nach dem Antrag der vereinigten altdeutschen und elsassischen Vereine am Sonntag64 Abend der Bürgerschaft die Festrede auf unsern alten Kaiser65 zu halten. Am Montag66 werde ich dann sogleich zu weiterer Erholung an den Genfer See gehen, – freilich nur bis zum 31. d[es] M[onats], da ich am 1. April das Rectorat anzutreten habe. Sollte ich in Erfahrung bringen, dass Sie gegen Ende März schon in Vevey eingetroffen sind, so werde ich nicht verfehlen, Sie dort aufzusuchen. Wenn Sie aber später einmal Zeit fänden, mich in Strassburg aufzusuchen, so würden Sie mich wahrhaft glücklich machen. Mit dem Ausdruck dankbarster Verehrung Ew. Excellenz treu ergebner W Windelband
Windelband an Großherzog Friedrich I. von Baden, Straßburg, 26.7.1897, 1 S., hs. (lat. Schrift), mit gedrucktem Briefkopf: Kaiser-Wilhelms-Universität. Straßburg, den, mit Aktennotizen und Entwurf der Antwort durch einen Kanzlisten, Generallandesarchiv Karlsruhe, 60-368. Aktentitel: Bücher. Windelband, Dr. Straßburg, den 26tn Juli 1897 Ew. Königlichen Hoheit gestatte ich mir in dankbarster Erinnerung an das gnädige Wohlwollen, welches Ew. Königliche Hoheit der Kaiser-Wilhelms-Universität bei ihrem 25sten Stiftungsfeste67 wiederum zu erweisen geruht haben, in der Anlage
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ein Exemplar des amtlichen Berichtes über das Fest ganz gehorsamst zu überreichen. Zugleich beehre ich mich im Abdruck die Rede68 beizufügen, welche ich nach Wunsch der vereinigten altdeutschen und Elsasser Vereine von Strassburg69 bei der Centenarfeier70 am 21sten März d[es] J[ahres] gehalten habe. In tiefster Verehrung verharre ich Ew. Königlichen Hoheit gehorsamst ergebner Prof. Dr. Windelband Grosherz[oglicher] Hofrat z[ur] Z[eit] Rector der Kaiser-Wilhelm-Universität | No. 1458 St 41 (4.) 6.8.97 1. H[ohes] Handschreiben: An den Herrn Prof. Dr. Windelband z[ur] Z[eit] Rektor der Kaiser Wilh[elms] Univ[ersität] in Straßburg 14. Ab 6.8. Wertgeschätzter Herr Prof. Dr. W[indelband]! Sie haben die große Aufmerksamkeit gehabt, mir mit Schr[eiben] v[om] 26 v[origen] M[onats] ein Exemplar des amtl[ichen] Berichts über die Feier des 25jähr[igen] Stiftungsfestes Ihrer Universität und ferner einen Abdruck der Rede zukommen zu lassen, welche Sie beim Festkommers der Straßburger Vereine am 21 März d[es] J[ahres] zur Centenarfeier gehalten haben. | Empfangen Sie meinen herzl[ichen] Dank für diese werte Mittheilung, die mir viel a Freude bereitet hat. Es war mir ein Anliegen, den Inhalt der Schriften näher kennen zu lernen, und mir an Hand des Berichts die großartige und schöne Feier wieder zu vergegenwärtigen, die Ihre Hochschule begangen hat. Mit warmer Genugthuung habe ich ferner wahrgenommen, in welch’ hervorragender und vortrefflicher Weise Sie in Ihrer Rede das Andenken an den hochseligen großen Kaiser zu feiern verstanden haben. Ihr sehr wohlgeneigter, Z. Ant. z. Handb[uch] fecit b Gr[oßherzogliches] Geh[eimes] Kab[inett] Bc a b c
viel ] statt gestr.: besondere fecit ] fct B ] Namenskürzel nicht aufgelöst
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Windelband an Verlag Breitkopf & Härtel, Langackern, o. D. (Eingangsvermerk: 16.8.1898), 3 S., hs. (dt. Schrift), Wasserzeichen: Zeichnung einer Schwalbe, darunter Beischrift Extrafein, Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, Nr. 5895 Langackern bei Freiburg i /Br a Sehr geehrte Herrn,71 Wegen der neuen Auflage meiner „Geschichte der neueren Philosophie“, bin ich jetzt, nachdem ein sehr beschäftigtes Semester mit einer Hochzeit – Vermählung meiner Tochter72 – zu Ende gegangen und die Ruhe der Sommerfrische begonnen ist,b in der Lage, Ihnen Genaueres zu bestimmen. Sie fällt zusammen, wie ich Ihnen mitzuteilen mich verpflichtet halte, mit der zweiten Auflage meiner bei P. Siebeck (Mohr – Freiburg i Br) c erschienenen allgemeinen „Geschichte der Philosophie“,73 die gleichzeitig vorbereitet wird. Das steht sich beides nicht im Wege. Es handelt sich also nur darum, wann Sie den Druck | beginnen lassen wollen. Meine Notizen liegen so bereit, daß ich sie nur in ein durchschossenes Exemplar einzutragen brauche, um das druckfertige Manuskript herzustellen. Ein solches durchschossenes Exemplar wäre mir allerdings sehr erwünscht, mein bisher benutztes ist für allerhand Bemerkungen bestimmt gewesen, die nicht nur den Neudruck, sondern daneben auch das Colleg, und Anderes im Auge hatten. Ferner steht nichts im Wege, beide Bände gleichzeitig in Angriff zu nehmen, – wenn Sie es wünschen. Oder auch den zweiten, der ja kürzer ist, einige Zeit nach dem ersten, wenn dieser noch nicht beendet ist, zu beginnen: dann werden beide zusammen fertig. Hoffentlich ge |lingt es mir – obwol ich nicht dafür stehen kann – das Ms. zum dritten Bande74 soweit zu fördern, daß er sich unmittelbar anschließen kann; aber er hat freilich große Schwierigkeiten sachlich wie formell zu überwinden. Hiernach bitte ich Sie ganz zu bestimmen, wann begonnen werden soll; ich selbst wünsche die Sache möglichst beschleunigt zu sehen. Augenblicklich bin ich hier im Schwarzwalde, aber nahe genug an Str d [aßburg], um, wenn der Druck bald anfangen soll, mir die Materialien zur Umschrift herzubesorgen. Wenn das gewünscht wird, bitte ich mich bald zu benachrichti-
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Langackern bei Freiburg i /Br ] in lat. Schrift ist ] so wörtlich P. Siebeck (Mohr – Freiburg i Br) ] in lat. Schrift Str ] in lat. Schrift
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gen und ein Manuskriptexemplar, womöglich durchschossen, mir zugleich zuzustellen. In vorzüglicher Hochachtung mit verbindlichster Empfehlung Ihr ergebenster Windelband
Windelband an Verlag Breitkopf & Härtel, Straßburg, 27.9.1898, 1 S., hs. (dt. Schrift), Wasserzeichen: Zeichnung einer Schwalbe, darunter Beischrift Extrafein, Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, Nr. 5895 Strassburg i /Els a 27.9.98 Sehr geehrte Herrn, In der Anlage beehre ich mich Ihnen die ersten 7 Bogen des Manuskripts für die zweite Auflage75 meiner Geschichte der neueren Philosophie zu übersenden. Ein entsprechender Anfang für den zweiten Band wird in kürzester Zeit nachfolgen. Dabei erlaube ich mir zu bemerken, daß, soweit ich nach meinen Aufzeichnungen übersehe, die Veränderungen und Zusätze in der Folge lange nicht in dem Umfange erforderlich sein werden, wie in Betracht der Renaissance,76 über deren Philosophie ich inzwischen sehr viel weiter und tiefer gehende Studien gemacht habe, als sie mir im Jahre 1877 zu Gebote standen. In vorzüglicher Hochachtung ergebenst Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 29.10.1898, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _26 Strassburg, 29.10.98 Lieber Herr College, Es wird mir nun wirklich doch von Tag zu Tag zweifelhafter, ob ich in dieser Ferienzeit noch dazu komme, mit Ihnen zu reden, wie ich es gewünscht a
Strassburg i /Els ] in lat. Schrift
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habe. Von Langackern aus77 war es so sehr schwer, eine Treffen zu bestimmen: die Postverbindung war so schauderhaft – ich stehe z. B. hier mit der Siebeck’schen Druckerei78 in sehr viel besserem Verkehr als dort –, daß ich am dritten Tag vorher hätte an Sie schreiben müssen. Und so zog sich, da ich mitten in starker Arbeit steckte und allerlei Besuch sich eben einstellte, die Sache immer und immer wieder hin: zuletzt hatte ich mit Stutzen’s79 verabredet, noch einen Tag allein bei Ihnen zu bleiben, um dann ordentlich Zeit zu haben, auch Sie zu besuchen. Und auch das zerschlug sich im letzten Mo |ment, indem ich plötzlich nach Straßburg mußte, um als Prorector der Einweihung des neuen Justizgebäudes bewohnen zu sollen. So ist es zu dem über alle Maße irrationalen und für mich sehr betrüblichen Ergebniß gekommen, daß ich wochenlang in der Nähe von Freiburg war, ohne Sie zu sehen. Nachher hatte ich meinem Kindern zugesagt, statt jenes Tages noch ein ander Mal während der Ferien zu ihnen zu kommen, mit der ausgesprochenen Absicht, damit in erster Linie einen Besuch bei Ihnen zu verbinden. Aber darüber ist nun bei mir der große Arbeitssturm dieses Herbstes hereingebrochen. Ich darf wohl sagen, daß ich in meinem Leben nicht so fleißig gewesen bin, wie in diesem Vierteljahr. Und wenn ich schon in Langackern alle Hände voll zu thun hatte, den Neudruck der „Geschichte“80 im Manuskript vorzubereiten und dann in den Correkturen zu fördern, so cu |mulirte sich das hier sogleich mit derselben Arbeit an der Geschichte der neueren Philosophie,81 von welcher gleich der Neudruck beider Bände mit einem Male in Angriff genommen werden sollte. Und denken Sie, dabei schreibe ich einen Platon für Fromman’s Klassiker.82 Nun will ich nicht verhehlen, daß ich an diesen Arbeiten meine helle Freude habe: seit einem vollen Lustrum83 habe ich so zusammenhangende, so von Allotrien, wie Verwaltungsgeschäften und von häuslichen Angelegenheiten nicht unterbrochene Arbeitszeit nicht genossen, und ich nutze sie gründlich aus. Niemals ist mir der Anfang des Semesters unbequemer gekommen als diesmal, und darum trachte ich, indem ich mit Sehnsucht und Neid in das schöne Wetter hinausschaue, noch danach, so viel wie möglich unter Dach zu bringen, ehe das Gleichmaß der Semestertage sich ganz über | mich gesenkt hat. Drum fürchte ich auch, sogar Allerheiligen nicht aussparen zu können; denn ich möchte gern den Platon bis zur Hauptsache überwunden haben. Das macht mir die meiste Freude, während das andre Geschäft, neuen Wein in alte Schläuche zu füllen, keine reine Freude ist. So ein Buch, das man vor 20 Jahren schrieb, ist eine Individualität geworden, hat eigne Realität bekommen, und es ist nicht schön, daran Transfusionen und orthopädische Kunststücke vorzunehmen.
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Hoffentlich gehen Sie gestärkt in’s Semester: ich hoffe, dies wird doch wenigstens Gelegenheit geben, mich persönlich davon zu überzeugen. Grüßen Sie Herrn a Lask84 : er soll nicht allzuviel einhamstern! Hensel habe ich vergebens versucht nach Rostock85 zu bringen; sie haben ihm Erhart86 vorgezogen. Leider scheint er doch in Heidelberg87 nicht allzu gern zu sein. Ihrer Frau Gemahlin meine beste Empfehlung und auch meinen herzlichen Dank für die gütige Heilung des Schadens an dem Gyps88 bei Stutzen. Meine Frau grüßt bestens, und ich verbleibe in aller Freundschaft der Ihrige Windelband
Windelband an Kuno Fischer, Straßburg, 20.1.1899, 7 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2618-51_4/0001 Strassburg b i Els. 20. Jan[uar] 99. Hochverehrter Herr Geheimrath, Ew. Excellenz bitte ich mir gütigst erlauben zu wollen, dass ich, einem mir nahegelegten Wunsche nachgebend, es wage, eine befürwortende Erwägung zu Gunsten einer Bitte Ihnen zu unterbreiten, die in diesen Tagen Ew. Excellenz von dem deutschen Literaturverein in Oesterreich vorgetragen wird. Dieser Verein wünscht in Wien seine erste öffentliche Sitzung durch eine Rede89 zu schmücken, welche darin Ew. Excellenz zu Gunsten des in Strassburg zu errichtenden Denkmals für den jungen Goethe halten möchten. | Der Plan der Errichtung dieses Denkmals wird hier auch von Seiten der Regierung mit einer ausserordentlichen Lebhaftigkeit unterstützt: eine sehr geschickte, äusserst energische Agitation zieht die Sache in so weite Kreise, dass es gelungen ist, sie zu einer Angelegenheit deutsch-nationalen Interesses zu machen, und der beste Beweis dafür ist, dass der Reichstag im Begriffe ist, eine namhafte Summe dafür zu bewilligen. Wir dürfen es uns – so will es mir scheinen – immerhin gefallen lassen, dass unser deutsches Bewusstsein seine erste monumentale Gestaltung im neuen Strassburg durch a b
Herrn ] Hrn. Strassburg ] links am Kopf der S. Stempel Prof. Windelband
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das Standbild | unseres Dichterfürsten finden soll, in dessen Leben diese Stadt eine so bedeutsame Stelle einnimmt. Wenn nun in diesem Sinne die Männer Wien’s, welche die geistige Zusammengehörigkeit mit uns zu wahren bestrebt sind, für diesen Zweck thätig sein wollen, so scheint es mir, dass man ihnen so weit als möglich entgegen kommen sollte. Angesichts der trostlosen Zustände, welche dort hereingebrochen sind, ist hier eine vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit geboten, in einer völlig unpolitischen, über jeden Verdacht agitatorischer Geschäftigkeit erhabnen Weise die geistige Gemeinschaft zum Ausdruck | und zur Wirksamheit zu bringen, die man von dort aus zu erhalten sucht. Das ist meiner Ansicht nach unvergleichlich viel wertvoller als der Beitrag, der dabei etwa für unser Goethe-Denkmal abfällt. Und gerade dafür hätte man dort keine glücklichere Wahl der Persönlichkeit treffen können, als Ew. Excellenz. Wenn Sie dieser Bitte nachgeben, so ist das eine gewonnene Schlacht für das Deutschtum in Oesterreich – und das heisst heutzutage sehr viel, und es ist nöthiger denn je. In dieser Erwägung gestatte ich mir, jene Bitte persönlich zu befürworten: ich thue es, obwohl ich mir nicht verberge, dass ihre Erfüllung – falls sie nach Ihrem persönlichen Befinden, wie ich hoffe und wünsche, überhaupt möglich ist, was natürlich erste Bedingung wäre – dass die Erfüllung Ew. Excellenz immerhin stark in Ihrer philosophischen Arbeit stören müsste, an der ich so lebhaft interessirt bin. Mit Bewunderung sehe ich die Jubiläumsausgabe Ihres grossen Werks90 in rapider Fortsetzung erscheinen; mit unglaublicher Arbeitskraft gewinnen Sie Sich die Riesenleistung ab, die neuen, in kundigster Benutzung der inzwischen erschienenen Litteratur umgestalteten Bände in rascher Folge erscheinen zu | lassen und uns daneben noch Ihren „Hegel“91 zu bescheren, der das Ganze zu krönen verspricht. Mit Staunen und Freude höre ich, dass die Lieferung, welche die Phaenomenologie bringt, schon im Druck ist; und ich bin glücklich darüber: ich finde in den beiden bisherigen Heften die Erwartungen, die ich hegte und die Sie kennen, so sehr erfüllt, dass ich mit aller Ungeduld der Fortsetzung harre. Gestatten Ew. Excellenz dabei, dass ich, wie nochmals für das gütige Geschenk der Ausgabe, so insbesondre für die liebenswürdige Erwähnung92 danke, welche Sie meiner Gratulationsschrift in der Vorrede zum | „Kant“ haben zu Teil werden lassen: ich bin dadurch für den einfachen Ausdruck meiner Ueberzeugung, die ich darin niedergelegt, reichlich belohnt. Wenn die Lieferung über die Phaenomenologie heraus ist, so scheint mir der Zeitpunkt geeignet, im „Archiv“93 über Ihre Jubiläumsausgabe zu-
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sammenhängend zu berichten; es ist dann die Hälfte (im Ganzen wie im Besondern) erschienen, und ich würde mit der Anzeige bis zum Abschluss der ganzen Ausgabe nur warten, wenn Sie es ausdrücklich wünschten. Mit der Wiederholung der Bitte, meine Befürwortung jenes Wiener Antrags gütig aufnehmen zu wollen, bin ich in treuer Verehrung Ew. Excellenz ergebenster W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 25.1.1899, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _27 Strassburg i E 25.1.99. Lieber Herr College, Für die freundliche Zusendung Ihrer Rede94 habe ich Ihnen leider immer noch nicht gedankt. ich thue es um so herzlicher, je mehr ich mich darüber in jedem Betracht gefreut habe – erstens, daß Sie diese Eröffnungsrede des neuen Vereins zu halten hatten und gehalten haben – zweitens wie Sie es gethan haben. Der Fortschritt Ihrer principiellen Untersuchungen zu den entscheidenden Puncten tritt darin deutlich hervor. Die Anknüpfung an den Begriff der allgemeinen Werthe ist, wie Sie wohl denken werden, meiner eignen Auffassung durchaus sympathisch: sehr lustig | ist es mir gewesen, wie Sie damit den Historikern in feinster Form, ohne sie mit den Schreckbildern der Philosophie zu ängstigen, doch die Einsicht eingeflößt haben, daß sie die letzte Begründung auch ihrer sachlichen Nomen von der „kritischen Untersuchung der allgemeingültigen Werthe“ zu erwarten haben. In dieser Hinsicht ist es nun ein Punct, über den ich mich gern mit Ihnen aus einander setzte. Es scheint mir nämlich hier etwas Aehnliches zu befürchten, wie Sie es hinsichtlich der psychologischen Grundlage der historischen Dicsciplinen – ganz auch meiner Ansicht entsprechend – ausgeführt haben. Der Kulturwissenschaftler braucht | immer Psychologie; aber er kommt ohne die nomothetische Disciplin für seinen Hausgebrauch mit der Psychologie des Tacts und der Menschenkenntniß aus. Er braucht ähnlich immer Werthprincipien für die teleologische Begriffsbildung: wird er nicht hierin darauf pochen, daß er (auch das dürfte gerade für die großen
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Historiker gelten) bisher erfolgreich mit den Werthungen des Tacts und der Lebenskunde ausgekommen ist, ohne ihrer begrifflichen Formung und Begründung zu bedürfen? Und wenn ihm erwidert wird, daß Logik, Methodologie und Erkenntnißtheorie eben die Aufgabe haben, diese „selbstverständlichen“ Voraussetzungen zu analysiren, zu formen und zu begründen – wird dann nicht dieselbe Anforderung | nach der psychologischen Seite als berechtigt anzuerkennen sein? Vielleicht haben wir nächster Tage Gelegenheit darüber zu reden. ich soll ja am Samstag den Goethevortrag95 halten, bleibe auch Sonntag in Freiburg und werde jedenfalls an einem von beiden Tagen, Sonnabend Nachmittag oder Sonntag Vormittag, bei Ihnen vorsprechen. Mit herzlichstem Gruß von Haus zu Haus Ihr getreuer Windelband
Windelband an Verlag Breitkopf & Härtel, Straßburg, 3.4.1899, 2 S., hs. (dt. Schrift), Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, Nr. 5895 Strassburg i /Els.,a 3.4.99. Sehr geehrte Herrn, Auf die gefällige Anfrage, die ich heut erhielt, möchte ich meine Ansicht dahin aussprechen, daß am besten in Bezug auf die Titel Alles beim Alten gelassen wird. ich nehme an der Ungleichheit, daß nur der eine Band einen Sondertitel hat, keinen Anstoß. Das ist durch die Geschichte des Buchs begründet: der zweite Band enthält nur einen Theil des für ihn in Aussicht genommenen, und dieser Theil ließ sich adäquat durch einen eignen Titel bezeichnen. Eine entsprechende, kurze und schlagende Bezeichnung des ersten Theils ist unmöglich. | Es bliebe daher, wenn durchaus der Gleichmäßigkeit Rechnung getragen werden sollte, nur übrig, den Sondertitel auch beim zweiten Bande jetzt fallen zu lassen. Ich halte das nicht für nöthig, will aber keinen Widerspruch erheben, wenn Sie es Ihrerseits thun; ich für meine Person sehe in der Aufrechterhaltung des bisherigen Modus96 keinen Nachtheil.
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Strassburg i /Els. ] in lat. Schrift
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In der gleichzeitig zurückfolgenden Korrektur I a beider Titel habe ich die Aenderung97 nachgetragen, welche ich schon in einer Correspondenzkarte98 nachträglich erbeten hatte. Hochachtungsvoll ergebenst Windelband
Windelband an Ludwig Friedländer, Straßburg, 24.12.1899, 2 S., hs. (dt. Schrift), Briefkarte, Hessisches Staatsarchiv Marburg,99 340 Dehio A 84 Str[aßburg], 24.12.99. Sehr verehrter Herr Geheimerath, Mit bestem Danke sende ich Ihnen Dehio’s vortrefflich gelungenen Band100 und zugleich die Recension von Paulsen’s Kant101 zurück. Ihr Dr. Schöndörffer102 hat auch mir ein Exemplar geschickt, und ich habe mich gefreut, endlich eine nüchterne und verständige Ablehnung des Paulsen’schen Buchs zu finden, das ich geradezu für ein Unglück halte. Eine ganz unvollständige Darstellung Kant’s von einem beliebten, ge |lesenen und formell geschickten Schriftsteller! ich würde in der Kritik noch viel weiter gehen, muß nur leider aus Rücksicht auf den Verleger,103 in dessen Sammlung dieser „Kant“ neben meinem „Platon“ steht, auf eine öffentliche Äußerung verzichten. In den nächsten Tagen hoffe ich Sie aufzusuchen und mich davon zu überzeugen, daß Sie, völlig wiederhergestellt,104 mit Ihrer verehrten Frau Gemahlin105 die Festtage106 glücklich begehen. Inzwischen mit ergebenstem Gruße der Ihrige Windelband
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Korrektur I ] am Rd. Notiz von anderer Hand (?) mit Tinte, Lesung z. T. unsicher: i. B. o. V.
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7.4 1900–1909 Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 13.1.1900, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _28 Strassburg, 13.1.00. Lieber Herr College, Je mehr ich die Sache überlege, um so mehr leuchtet mir das gestern schon vorausgesehene negative Ergebniß sein. Ich kann den Gedanken nicht für glücklich halten. Gewiß läßt sich über das Thema „Sigwart und Kant“ viel Lehrreiches sagen, und es würden manche interessante Punkte herausspringen: aber da Sigwart weder Historiker noch a Schüler Kant’s ist, so würde schon die Ueberschrift als Titel eines Festaufsatzes1 etwas haben, was meinem Gefühl widerspräche: und nach meiner Kenntniß von Sigwart, ja nach bestimmten Erfahrungen bin ich der Ueberzeugung, daß solche Juxtaposition ihm unbehaglich und weit entfernt sein wür |de, ihm Freude zu machen. Das ist wenigstens meine Impression. Sollte aber doch an die Ausführung gedacht werden, so würde ich mich nicht dazu eignen. Die Parallele zu meinem Festgruß2 in den K[ant-]Stud[ien] bei Kuno F[ischers] 50jährigem Doctorjubiläum müßte auf Schritt und Tritt gezogen werden. Auf die Wärme des Tons und alle sonstigen Anzeichen würde man achten, um daraus Schlüsse zu ziehen: und der Gedanke daran schon allein würde mir alle Unbefangenheit der Darstellung rauben. Sie werden das gewiß mitfühlen; es ist für mich bedeutsamer noch als das – freilich auch nicht ganz abzuleugnende – Mißbehagen, zum gewohnheitsmäßigen Jubelsprecher zu werden. Angesichts dieser Gründe brauche ich nicht erst auf die gro |ßen Arbeitslasten hinzuweisen, die sonst schon auf mir liegen und mich sehr ungern neue, in bestimmten Zeitgrenzen zu erledigende Verpflichtungen übernehmen ließen. Ich bin, lieber Freund, unterbrochen b und vielfach in Anspruch genommen worden, habe inzwischen ein officielles Frühstück beim Staatssekretär mitgemacht und muß nun gleich in eine Fakultätssitzung. Ich schließe daher eilig den Brief, um Sie über die drängende Frage meinerseits zu orientiren, hinsichtlich derer ich den obigen Ausführungen nichts mehr hina b
noch ] und unterbrochen ] Neueinsatz im Schriftbild nicht sichtbar
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zuzufügen habe und Ihnen deren weitere Mitteilung gern anheimgebe. Ich behalte mir, da es doch zweifelhaft ist, ob ich in der | nächsten Zeit nach Freiburg komme, Anderes für einen bald folgenden Brief vor, – kann aber nicht schließen, ohne wenigstens vorläufig Ihnen meinen herzlichen Dank für die große Freude zu sagen, die Sie mir durch Ihren Brief über meinen Platon gemacht haben. Nur das sei noch hinzugefügt, daß ich nach wie vor Paulsen’s Kant für ein großes Unglück halte, – eine Ansicht, aus der ich persönlich vor Niemand ein Hehl mache3 und die ich nur aus Rücksicht auf den gemeinsamen Verleger auszusprechen Bedenken getragen habe. Mit herzlichstem Gruß von Haus zu Haus Ihr getreuer Windelband
Windelband an Ulrich Stutz, Straßburg, 14.1.1900, 4 S., hs. (dt. Schrift), UA Zürich, PA 018 Strassburg, 14.1.00 Mein lieber Ulrich, Da stecken wir nun wieder mitten im Semester, und ich bin die ganze Woche nicht dazu gekommen, Dir zu schreiben. Nun aber zunächst herzlichen Dank für Deine „Lehen und Pfründe“4 : es hat mich weit über das persönliche Interesse hinaus gefesselt und befriedigt. Ein großer wissenschaftlicher Lebensplan5 tritt hervor, getragen von echter theoretischer Leidenschaft; und ich glaube gern, daß das im persönlichen Vortrag sich noch eindrucksvoller und unmittelbarer hat mitfühlen lassen. Was sodann die besondre Untersuchung anlangt, so stellt sie sich dem Laiengemüth in Deiner klaren und durchsichtigen Darstellung als sehr einleuchtend und concludent vor den Augen; ihre Tragweite frei |lich und ihre Zusammenhänge mit andern rechtshistorischen Problemen läßt sich für unser Einen dabei nur unbestimmt ahnen. Und leider habe ich jetzt, da Bresslau verreist ist, hier keine Quelle, aus der ich darüber nähere Belehrung schöpfen könnte. Varrentrapp6 sprach sich natürlich äußerst liebenswürdig, aber doch so aus, daß ich merkte, die Details lagen für den Gegenstand auch ihm nicht sehr nahe. Jedenfalls gratulire ich Dir herzlich zu dem schönen Erfolge und freue mich seiner mit. Was wird denn nun aus der Ausgabe bei Siebeck7 ? Du scheinst ja von diesen Separatbögen aus der „Allg.“8 ziemlich umfangreich verschickt zu haben: kommt die Sache dort ausführlicher, mit Apparat?9 |
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Besten Dank auch für die Zustellung des Blatts mit der Besprechung meines Platon10 : sie hat besonderen Wert, weil sie von Eucken11 d. h. wohl von dem berufensten aller Kritiker in diesem Falle, herrührt, darf ich das Exemplar behalten? ich schickte es gern dem Großpapa,12 der an so Etwas Freude hat. Was macht Deine Rippe? heilt sie brav weiter? ich hoffe es, damit Du an dem, wie es scheint, neu beginnenden Schlittschuhvergnügen wieder teilhaben kannst: bei uns ist der erste See in der Orangerie schon wieder zugefroren. Von uns ist nichts zu melden, als daß wir alle in dem normalen Lebenslauf normal begriffen sind: für Arthur13 besteht er in den wöchentlich acht, bald eilf Stunden, die er schon im Lyceum giebt. | Ueber Meta’s Reise14 ist noch immer nichts bestimmt; ich wünschte, die Entscheidung käme, so oder so, nun bald; denn die Ungewißheit macht sie noch am meisten nervös. Was sagt man denn jetzt bei Kriens15 ; nachdem der Brief mit den unsäglich traurigen Nachrichten auch zu ihrer Kenntniß gelangt ist? ich habe danach, obwol man sich in Grunewald ohne Meta nötigenfalls behelfen wollte, doch im Interesse einer genügend langen Anwesenheit von Frl. Else in Wernigerode16 meinerseits Meta’s Reise doch zur Verfügung gestellt, und wir warten nun wieder. Peinlich ist es, weil wir nun mit Rücksicht darauf alle großen Gesellschaften absagen und sie noch immer hier ist. Heut Abend haben wir Studenten bei uns; eben wird Eure weihnachtliche Käseplatte zur Einweihung hergerichtet! Das ganze Haus grüßt herzlich und erhofft bald wieder recht gute Nachrichten insbesondre auch von unserm lieben Irmele17 ! Grüße Weib18 und Kind und behaltet lieb Euren P.19
Windelband an Paul Siebeck, Straßburg, 21.5.1900, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,20 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Strassburg i /E. 21.5.00 Sehr geehrter Herr Doctor, Zu meinem großen Bedauern ist der Abschluß meines Manuskripts zur „Geschichte der Philos[ophie]“21 im letzten Moment auf eine sachliche Verzögerung gestoßen. Ich mußte unbedingt zu dem zweiten Bande von
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E[duard] v. Hartmann’s „Geschichte der Metaphysik“22 Stellung nehmen; und auch Dilthey’s neuster Aufsatz über Positivismus und Pantheismus23 verlangt eine innere Auseinandersetzung. Deshalb habe ich meine Ansicht, Ihrer Freiburger Druckerei schon in der vorigen Woche Ms. zu schicken, nicht ausführen können; und ich bitte für diese Nichteinhaltung meiner Zusage sehr um Ihre freundliche Entschuldigung. Aber ich durfte diese neue Arbeit nicht versäumen, und ich habe die Sachen nun so verarbeitet, daß ich in der nächsten, etwas collegienfreien Zeit abzuschließen endlich hoffe. Gewähren Sie also gütigst diesen mir selbst sehr belastenden Aufschub. Hoffentlich sind Sie von den Leipziger Tagen befriedigt heimgekehrt: ich grüße mit dem Ausdruck der vollkommenen Hochachtung, womit ich bleibe Ihr ergebenster W Windelband
Windelband an Kuno Fischer, Straßburg, 17.6.1900, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2618-51_6/0001 Strassburg i E. 17.6.00. Hochverehrter Herr Geheimrath, Euer Excellenz bitte ich mir zu gestatten, daß ich Ihnen für das nächste Heft Ihres „Hegel“24 meinen ganz besonderen Dank abstatte. ich habe es heut früh erhalten und mir die wahrhaft sonntägliche Freude gemacht, es sogleich als Ganzes in Einem Zuge zu genießen. Ich stehe unter dem mächtigen, ich darf wohl sagen erhebenden Eindruck, den der kollossale historische Inhalt dieses Heftes in der glänzenden und durchsichtigen Klarheit, wozu Sie ihn gestaltet haben, | von Schritt zu Schritt auf mich gemacht hat. Immer von Neuem ist es mir dabei deutlich geworden, daß, was wir von wissenschaftlichem Verständniß der Gesammtentwicklung a der sog[enannten] Universalgeschichte bis auf den heutigen Tag haben, in seinen begrifflichen Grundzügen und zugleich in der tiefdringenden Zeichnung des Individuellen wie des Zuständlichen – daß das Alles in Hegel schon beschlossen liegt. Den wunderbaren Reiz seiner Ineinanderwebung des Historischen und des Systematischen, worin der Triumph des philo-
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Gesammtentwicklung ] Gesammtentwicklug
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sophischen Entwicklungs |prinzips a liegt, haben Sie in Ihrer Analyse zu geradezu sonnenklarer Erscheinung gebracht. Durch die glücklichste Abstreifung des terminologischen Schematismus werden die Grundlinien der sachlich umfassenden Lehre so sicher und deutlich gezeichnet, daß man von dem Hefte in der Stimmung Abschied nimmt, worin man von dem überwältigenden Ausblick auf einen Alpengipfel scheidet. Und dabei mischen Sie in den Sonnenglanz auch die nötigen Schatten: sehr wertvoll war mir zu lesen, daß auch Ihnen Hegel’s eigenste aesthetische Leistung, seine Lehre | vom Humor nicht fertig und deutlich genug herausgearbeitet erscheint; auch ich habe gerade an dieser Stelle immer das abschließende Wort vermißt. Nochmals also meinen innigen Dank für diesen Genuß. Es fehlt nun, soweit ich sehe, nur noch der letzte Meißelschlag zur Vollendung des monumentum aere perennius b , ,25 das Sie der großen Zeit der modernen Philosophie gesetzt haben: möge Ihnen dazu Kraft und Stimmung beschieden sein wie bisher! Mit dem Ausdruck herzlicher Verehrung bin ich Euer Excellenz treu ergebenster W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 25.7.1900, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _30 Strassburg i E. 25/7 00 Lieber Herr College, Ihre sehr freundliche Anfrage setzt mich allerdings etwas in Verlegenheit. Ich würde Ihnen sehr gern einen bestimmten Termin für den Abschluß meiner Logik26 angeben, und zwar je früher desto lieber – schon um das Meinige dafür zu tun, daß Sie Sich, wie ich es Hensel sehr wünsche, von ihm für die „Logik“ gewinnen27 ließen. Andrerseits ist es ganz außerordentlich schwer, dafür diejenige Bestimmtheit zu finden, die Ihnen wünschenswert scheint. Die Sache liegt so: ich stoße in der nächsten Zeit den Abschluß a b
Entwicklungs |prinzips ] Entwicklungsprinips monumentum aere perennius ] in lat. Schrift
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der 2. Aufl. der „Gesch[ichte] d[er] Ph[ilosophie]“ (bei Siebeck) und einige | leider übernommene Kleinigkeiten ab; dann gehe ich im October an den Comte28 und hoffe ihn spätestens mit dem Wintersemester abzuschließen. Und dann soll es mit Volldampf an die Logik gehen: Reine Logik und Methodologie lassen sich wohl neben der Vorlesung druckfertig machen, schwerer ist es zu sagen, welche Arbeit noch die Erkenntnißtheorie verlangen wird, mit deren Gestaltung ich auch in diesem Semester noch nicht so recht zufrieden bin. Das wäre nun Alles nicht so schlimm; das größte Bedenken macht mir – unter uns – eine betrübende Erfahrung,a die ich in diesem Sommer gemacht habe: die Abnahme meiner Leistungsfähig |keit. Es ist mir doch nicht gelungen, den Abschluß der Gesch[ichte] d[er] Ph[ilosophie] zu erzielen; freilich hatte ich auch sehr mit Vorlesungen zu tun, über die ich denn b auch manche Freude gehabt habe, und freilich ist für die letzten Wochen die blödsinnige Hitze29 ein tragfähiger Sündenbock: aber ich fühle doch, daß ich eher und mehr als sonst ermüde, und das macht mich besonders zaghaft im Versprechen und Terminbestimmen. ich kann also c nur sagen, daß ich vom Frühjahr an mit aller verfügbaren Energie an die Logik gehen werde und daß ich dann hoffe, sie zum Herbst 1902 im Druck fertig zu haben. Aber mehr als diese Hoffnung kann ich gerade aus der Rücksicht auf meine Arbeitskraft, die mich im Semester ziemlich im Stich zu lassen | scheint, nicht mit Bestimmtheit versprechen. Indessen meine ich, daß Sie deshalb unbesorgt die Sache für Hensel annehmen können, der ja wohl das Ms. erst in drei Jahren haben will. Wäre es nicht im Interesse der Sache, wenn Sie die Logik von Ihrer Auffassung aus in der Zeit nach dem hoffentlich baldigen Abschluß Ihrer „Grenzen“30 zunächst ganz unabhängig entwürfen und ausführten, um dann vielleicht erst später Sich an der einen oder der andern Stelle mit mir auseinanderzusetzen? Sehen Sie doch einmal die Sache von dieser Seite an! Hoffentlich sieht man sich in den Ferien einmal: Inzwischen mit den besten Wünschen und herzlichem Gruß von Haus zu Haus der Ihrige W Windelband
a b c
betrübende Erfahrung ] Schriftbild signifikant verändert denn ] kann auch heißen: dann also ] verbessert aus: Analogie (!)
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Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 14.1.1901, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _31 Strassburg i /E. 14/1 01 Lieber Freund und College, Die Frage der katholischen Philosophieprofessur31 ist für uns ja bisher glücklicherweise noch immer nicht aktuell32 geworden; aber sie kann es jeden Augenblick werden, entweder wenn in irgendwelchem kirchenpolitischen Handel die theologische Fakultät mit ihrem notwendigen Anhang von der Kurie der Regierung als Tauschobject offerirt würde, als welches sie diese leider zu werten scheint (was ich für eine große Täuschung halte), oder wenn ein Personenwechsel eintritt, z. B. wenn uns die Tübinger den Theobald33 abnehmen. Darum habe ich mir allerdings gelegentlich wohl auch schon Gedanken darüber gemacht, was in solchem Fall zu thun wäre; aber freilich nur sehr unbestimmte oder all |gemeine, und die will ich Ihnen gern mitteilen. Das sachlich allein Richtige wäre in diesem Falle taktisch falsch. Daß es für uns katholische Philosophie nicht giebt, können wir nicht antworten: man würde auf Universitäten wie Breslau und Bonn verweisen, in deren Statut es verlangt ist, oder auf das Wesen der Universität überhaupt, die nicht um der reinen Wissenschaft willen da sei, etc. etc. Man kann sich also m. E. nicht a limine34 weigern,35 – um so weniger, als man sich dadurch die Ingerenz36 auf das Weitere abschneidet. Principiell protestiren sollte die philos[ophische] Fakultät (trotz Preußen!) nur gegen einen Priester, – der Disciplinarverhältnisse wegen. Dagegen darf man sich ruhig bereiterklären, einen Laien,a der wissenschaftlich fauti37 ist, zu acceptiren. Die Hauptschwierigkeit beginnt bei den | Vorschlägen, der Personalfrage. Einen Katholiken in dem Sinne, wie man ihn haben will, einen echten Thomisten, den man zugleich als wissenschaftlich competenten Collegen nennen dürfte, kenne ich außer Baeumker38 nicht. Allerdings verfolge ich diese Litteratur auch nicht consequent; vielleicht fände man bei genauerem Suchen Jemanden, über den sich wenigstens reden ließe. Aber im Moment weiß ich keinen. Das Logische wäre nun in diesem Falle zu sagen: Die philos[ophische] Fak[ultät] hat an einem solchen Manne von sich aus kein Interesse; ja sie wäre unter Umständen nicht einmal in der Lage, zu übersehen, in welchem Maße der eine oder andre Candidat, an den sie denken könnte, die erforderliche Rechtgläubigkeit besitze, zumal sie die Candidaa
Laien ] statt gestr.: Mann; gemeint: keinen Priester
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ten nicht unter Universitätsdocenten, sondern in andern Lebenskreisen | zu suchen hätte (die mir aus der Litteratur bekannten, „möglichen“ sind freilich alle – Priester!). Wäre es da nicht das Richtigste, wenn die Kreise, die das Interesse haben, Leute namhaft machten, an die sie etwa dächten. Die könne man dann in der philos[ophischen] Fak[ultät] auf ihre wissenschaftliche Brauchbarkeit prüfen. Die Antwort darauf würde freilich, wenn Priester ausgeschlossen sind, so kümmerlich ausfallen, daß deutlich zu Tage träte, es werde hier Unmögliches verlangt. Deshalb müßte das sehr vorsichtig unter ausdrücklicher Betonung der Bereitwilligkeit gesagt werden, damit man nicht unter den Vorwurf der Obstruction fällt. So würde ich es hier bei den persönlichen Verhandlungen mit dem Curator machen: ob sich dasselbe für Sie bei dem bloß schriftlichen Verkehr mit dem Ministerium39 empfiehlt, ist für mich schwer zu beurtheilen. Ob es für Sie opportun ist, mich auch nur zu erwähnen, lasse ich dahingestellt: daß ich im Moment Niemanden zu empfehlen wüßte, mögen Sie mitteilen, wem Sie wollen. In großer Eile nur die Bitte um Entschuldi |gung, daß Ihr Exemplar40 meiner Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] noch immer nicht abgegangen ist; ich fand keine Zeit zum Schreiben dazu; – und dann meinen herzlichen Glückwunsch an Herrn a Lask41 : es war ja nicht anders zu erwarten. Mit treuem Gruß von Haus zu Haus Ihr Windelband b
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 17.3.1901, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _32 Strassburg, 17.3.01 Lieber Freund und College, Vielleicht haben Sie gelegentlich gehört, wie böse das neue Jahrhundert uns hier mitgespielt, unser Haus wieder mit hartnäckigen Influenzabazillen42 überschwemmt hat. Namentlich zum Semesterschluß ist es mir recht wenig gut ergangen, und ich laborire an den Folgen noch derartig, daß ich nicht weiß, ob ich die nun seit drei Monaten von Woche zu Woche hinausgeschobne Absicht nach Freiburg zu kommen in der nächsten Zeit zur a b
Herrn ] Hr. gung . . . Windelband ] am Kopf der S. um 180° gedreht
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Ausführung, namentlich etwa zu längerer Ausführung, bringen kann. Deshalb schicke ich Ihnen hier nun endlich meine lang fällige zweite Auflage43 und damit ein paar Kleinigkeiten, die Ihnen nichts Neues sagen – lediglich der Vollständigkeit halber. Sobald wir uns sehen, müssen wir eine Frage erörtern, die für Hensel’s Encyclopädie44 | praktische, für mich aber sonst theoretische Bedeutung hat. H[ensel] verlangt jetzt von mir, die Ethik zu übernehmen. Nun weiß ich aber keine Ethik zu schreiben,45 die nicht in Geschichtsphilosophie ausliefe46 ; mit bloßer „Moral“ geben wir uns doch nicht mehr ab; wir brauchen doch mindestens die concrete Sittlichkeit, und das ist eben der Staat und seine Stellung in der Geschichte. Nun glaube ich mich aber zu entsinnen, daß Sie in derselben Encyclopädie die Logik bearbeiten und dieser, wie Hensel meinte, die Geschichtsphilosophie einverleiben wollten. Dann würde es sich fragen, ob die formale und die materiale Seite der Geschichtsphilosophie sich so sondern ließen, daß sie auf Logik und Ethik reinlich verteilbar wären. Ob wir wol dies Kunststück fertig brächten? Unmöglich ist es nicht; aber es müßte gründlich | darüber geredet werden! Was ist denn nun aus Ihrer katholischen Philosophie47 geworden oder was soll werden? Es würde mich doch sehr interessiren, welche Stellung die Fakultät eingenommen hat; wer weiß, wann wir hier in ähnliche Lage kommen können?! Je länger ich mir’s überlegt habe, um so richtiger erscheint es mir, sich Candidaten, deren Rechtgläubigkeit von den Interessenten für genügend erachtet wird, vorschlagen zu lassen und sie dann auf ihre wissenschaftliche Leistung hin entweder anzunehmen oder abzulehnen. Eine andre Frage ist die Promotionsangelegenheit, – eine Frage von viel elementarerer Bedeutung. Der tückische Angriff des Preußischen Ministeriums auf das philosophische Doctorat hat ja leider alle Chancen des Erfolgs, da die preußischen Fakultäten sich auf die Dauer kaum dagegen wehren werden, zu | diesen „Mindestforderungen“48 hinabzusteigen. Damit wird wieder ein Stein aus dem alten Bau des akademischen Leben herausbröckeln, – die Bureaukratisierung der Wissenschaft einen großen Schritt vorwärts thun. Nur die süddeutschen Fakultäten können hier versuchen, dem Verhängniß nach Möglichkeit zu widerstreben. Tübingen unter der sehr energischen Führung Sigwart’s und wir haben zunächst das Unsrige gethan: was denkt man bei Ihnen über die Sache? sind Sie überhaupt damit schon amtlich befaßt worden? Die preußischen Fakultäten sind es bis auf den heutigen Tag nicht! Würde bei Ihnen irgend Stimmung für einen gemeinsamen Schritt49 sein? ich denke während der Ferien auch mit Kuno Fischer50 darüber in Verbindung zu treten.
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Bei Ihnen in der Familie geht hoffentlich Alles nach Wunsch! Mit herzlichem Gruß von Haus zu Haus der Ihrige W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 26.3.1901, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _33 Strassburg i E. 26.3.01 Lieber Freund und College, Eine zugleich gute, vollständige und billige Fichte Ausgabe51 halte ich für ein sehr nützliches, sehr wünschenswerthes und auch vom buchhändlerischen Standpunct aus garnicht aussichtsloses Werk: ich kann daher nur energisch rathen, daß Sie die Sache in die Hand nehmen, wünsche Ihnen allerdings, daß Sie möglichst Lask dafür gewinnen, um Ihnen das technischphilologische an der Sache abzunehmen. Auch könnte man dafür vielleicht noch ein paar andre unsrer jungen Leute, wie Baensch und Bauch52 interessiren. Einen Teil der technischen Arbeit würde ja auch natürlich Dr. Medicus53 selbst übernehmen. Dem letzteren, dessen Brief54 ich wieder beilege,a und den ich als einen strebsamen Mann, aus dem etwas werden | kann und etwas werden sollte, vor ein paar Jahren hier ein Semester lang55 kennen gelernt habe, – ihm gönnte ich es sehr, durch die Beteiligung an einem solchen Unternehmen selbstständig zu werden. Er scheint jetzt von Vaihinger, in dessen Hause er auch wohnt –! vgl. die Adresse! – als eine Art von Adlatus für die Kant-Studien56 eingefangen und angestellt zu sein; offenbar muß er da die technische Arbeit leisten, Correspondenz führen und gelegentlich als Recensent einspringen. Also nach jeder Richtung würde ich mich sehr freuen. Wegen der Inedita müßte man sich an Fichte’s Enkel57 wenden, der soviel ich weiß – auch kein Jüngling mehr! – als Arzt, ich denke als Militärarzt in | Württemberg’schen Diensten steht. Sie könnten mit ein paar tüchtigen jungen Leuten zusammen es erreichen, mit Fichte schließlich ebenso schnell auf der Bildfläche zu erscheinen, als die Berliner Akademie mit ihrem Kant58 fertig werden wird. a
dessen Brief ich wieder beilege ] am Rand mit Wellenlinie markiert.
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Wenn Dr. Dyroff der Mann von der Stoa59 ist, so haben Sie an ihm wenigstens einen Mann, der Philosophisch-Historisches mit Durchschnittsmaß zu leisten versteht und der nicht so aussieht, als ob man wegen seiner persönlichen Bedeutung oder parteilichen Initiative Besorgniß zu hegen brauchte; – für Sie vielleicht die glücklichste Lösung! Es ist aber doch ein charakteristischer Zug, daß man als herzlich unbedeutender Gesell nur katholisch zu sein braucht, um in ein paar Semestern auf eine eigens dafür | eingerichtete Professur geschoben zu werden. Was die „Mindestforderungen“,60 diese Attacke auf den alten Doctorgrad, anlangt, so sind sie in Wiesbaden61 von Vertretern der deutschen Unterrichtsministerien beschlossen worden. Es ist nicht anzunehmen, daß dabei nicht ein Badener ebenso mitgewirkt hätte, wie ein Württemberger; aber auch nicht anzunehmen, daß die Sache in Karlsruhe62 „vergessen“ ist, sondern vielmehr, daß man dort den Modus des Preuß[ischen] Ministeriums einhält, dem es auch nicht einfällt, die Fakultäten zu befragen. Sie werden über die Sache noch mehr zu hören bekommen; ich hoffe, die Ferien sollen etwas zeitigen.63 Nun mit herzlichem Gruß der Ihrige W Windelband
Windelband an Kuno Fischer, Straßburg, 2.11.1901, 4 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2618-51_7/0001 Strassburg, 2.11.01 Ew. Excellenz beehre ich mich, zum Abschluss Ihres „Hegel“64 den herzlichsten und aufrichtigsten Glückwunsch auszusprechen und daran zugleich den Dank nicht nur für das Geschenk des grossen Jubiläumswerkes, sondern auch den allerpersönlichsten Dank für die hohe Freude zu knüpfen, mit der ich in dem abschließenden Bande die Erfüllung einer lang gehegten und öffentlich ausgesprochenen Sehnsucht begrüsse. Nun steht es fertig da, das Monumentum aere perennius65 für die Geschichte der neueren Philosophie. Mit Stauen und Bewunderung haben wir den Fortgang dieser Ausgabe verfolgt: welch eine Riesenarbeit haben Sie seit dem Jubiläum66 an diesem Werke voll |bracht, – eine Leistung wahrhaft jugendlicher Kraft und schöpferischer Energie! Wahrlich, wenn einmal ein Philologe versu-
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chen sollte, die Reihenfolge dieser neun Bände nach ihrer Conception und ihrer Darstellung zu construiren, – er würde mit seiner Kunst scheitern; dieser Hegelband lässt nicht ahnen, dass 40 Jahre dahingegangen sind, seit ihr „Kant“67 zum ersten Male erschien, – fast fünfzig Jahre, seitdem das Werk mit dem „Descartes“68 begann. Welch ein halbes Jahrhundert voll von edelster Arbeit und segenreichstem Erfolge! Sie sind darum zu beneiden und wir sind es nicht minder, die den Ertrag geniessen dürfen. Ihr „Hegel“ erfüllt alle Hoffnungen, die ich in ihn gesetzt habe: wenn | unsre Zeit noch irgendwie für das Wahre zu packen ist, so wird sie aus diesem Buche sich selbst verstehen lernen und den philosophischen Grundzug der Entwicklung, den sie nur in beschränkter und verschobener Form kannte, in seinem wahren Wesen begreifen. In diesem Buche steckt nicht der Versuch, nein die Kraft „den Leser zum Verständnis zu zwingen“.69 Für mich war dieses grosse wissenschaftliche Ereignis ausserdem noch ein Trost, eine wahre Erhebung aus dem Unmuth und dem Verdruss, den die traurigen Vorgänge an unserer Universität70 während der letzten Zeit gebracht haben, aus den Sorgen um die Zukunft der deutschen Wissenschaft, die mich erfüllen, – eine Rettung aus dem Zeitlichen in das Bleibende und Echte. Gern hätte ich Ihnen | gleich geschrieben, nachdem ich am ersten Abende nach meiner Rückkehr aus Baden,71 am Montag,72 das Schlussheft vorgefunden und verschlungen hatte: aber die erste Semesterwoche stellte ihre gebieterischen Anforderungen. Genehmigen Ew. Excellenz deshalb auch jetzt den nochmaligen Ausdruck des Danks und der tiefen Verehrung, mit der ich – unter der Bitte, mich Ew. Excellenz hochverehrter Frau Gemahlin gehorsamst empfehlen zu dürfen getreulich verbleibe Ihr ergebenster W Windelband
Windelband an Ulrich Stutz und Elly Stutz, geb. Windelband, Straßburg, 15.6.1902, 2 S., hs. (dt. u. lat. Schrift im Wechsel), UA Zürich, PA 018 Str[aßburg] i E. 15/6 02 Liebe Kinder, In Eile – wie Ihr Euch denken könnt – herzlichen Dank für Euer liebes Telegramm! Also Ihr habt’s erwartet73 ? natürlich Freiburg! Denkt Euch wie charakteristisch: hier hat’s Niemand gewußt und es platzt wie eine Bombe
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herein. Zuerst gestern Abend (ich bekam den Brief 1⁄28 Uhr) in eine Gesellschaft bei Goette’s.74 Was wird, ist noch ganz im Dunkeln. Die Tübinger, vor Allem Sigwart, haben sich sehr liebenswürdig angestrengt. Ruf glänzend,75 Gehalt über mein hiesiges hinaus. Die Ablehnung also sehr schwer. Alles hängt an dem Benehmen der hiesigen Behörde. Collegen | natürlich sehr eifrig. Frage nur, wie es oben steht. Stoße ich auf klerikalisirende Kühle, so gehe ich. Darf ich annehmen, daß mein Hierbleiben der guten Sache dient und der feindlichen, wie bisher, verstärkte Hemmnisse bereitet, so ist es Pflicht zu bleiben. Diese Gesichtspunkte entscheiden. Alles andre ist nebensächlich und wird schließlich balanciren. Es wird also eine politische Action.76 Wenn ich hier bleiben soll, muß ich klar sehen und sicher sein, was die Zukunft bringt. Grüße die lieben Mäuschen vom Großpapa! Ich bin glücklich, daß es Dir, liebste Elly, so gut geht. Meta schreibt von beginnendem Unbehagen,77 also sicher! Euer P.78
Windelband an Kuno Fischer, Straßburg, 15.7.1902, 4 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2618-51_8/0001 Strassburg i E 15. Juli 1902 Hochverehrter Herr Wirklicher Geheimrath, Ew. Excellenz haben mir durch Ihre freundlichen Zeilen79 nicht minder Ueberraschung als Ehre und Freude bereitet. Es war mir, wie Sie wissen, nach Ew. Excellenz gütigen Aeusserungen schon seit Jahren eine wertvollste Aussicht in Heidelberg an Ihrer Seite wirken zu dürfen. Dass Sie aber so bald schon eine Berufung für wünschenswert halten würden, hätte ich angesichts Ihrer bewunderungswürdigen Rüstigkeit in der akademischen wie in der litterarischen Vertretung der Philosophie nicht erwartet. Indem ich nun Ew. Excellenz, wie früher mündlich, meinen aufrichtigen Dank für die ehrende Absicht ausspreche, die Sie mit mir vorhaben, erlaube ich mir auf Ihre Anfrage in Eile – zwischen zwei Vorlesungen – Folgendes zu erwidern: ich würde es auf | das lebhafteste bedauern, wenn meine Ablehnung des Tübinger Rufes80 als die Absicht gedeutet würde, nun für immer mich an Strassburg gebunden zu erachten. Das ist weder äusserlich noch innerlich der Fall.
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In pecuniärer Hinsicht bin ich freilich jetzt gut gestellt, indem ich eine Besoldung von 11 000 Mk. beziehe, wovon 10 500 pensionsfähiges Gehalt sind, und Strassburg hat den grossen Vorzug, dass man sich mit dem vollen Gehalt bei 65 a Jahren „emeritiren“81 lassen kann; ja, mir persönlich steht dies Recht sogar eventuell schon früher zu. An Collegieneinnahmen kann ich hier, wenn ich viel lese, nicht mehr als 3–4000 Mk. rechnen, und hinsichtlich der Wittwen- und Waisenpension stehen wir in Strassburg vielleicht schlechter, als an den meisten deutschen Universitäten. Was dagegen mein inneres Verhältnis zu Strassburg anlangt, so konnte ich mir zwar ohne jede Ueberhebung sagen, dass | es für das Ansehen der Universität, der ich nun zwanzig Jahre lang angehöre und deren Rector ich zweimal war, ein harter Schlag gewesen wäre, wenn ich den Ruf nach Tübingen angenommen hätte, und ich habe daher, sobald die hiesige Regierung mit entschiednem Entgegenkommen mich annähernd ebenso stellte, wie es mir von dort angeboten war, es für meine Pflicht halten müssen, auf dem hiesigen Posten auszuharren. Allein einem Rufe nach Heidelberg gegenüber würde dies Moment fortfallen und ich mich in dieser Hinsicht frei fühlen dürfen. Und wenn ich ausserdem jetzt darauf Rücksicht zu nehmen hatte, dass mein Fortgang von hier Regierung und Fakultät in confessionelle Schwierigkeiten82 wegen der Wiederbesetzung meiner Professur83 gebracht haben würde, so scheint auch diese Lage sich in diesen wenigen Wochen wesentlich geändert zu haben. Es gilt jetzt als wahrscheinlich, | was damals noch sehr zweifelhaft erschien, dass wir nämlich die katholischtheologische Facultät84 bekommen und dass damit – gleichgültig ob ich hier bleibe oder nicht – dann auch der „katholische Philosoph“85 seinen Einzug in unsre Facultät halten wird. In diesem Falle würde ich es (abgesehen von allem andern) immer vorziehen, meine Thätigkeit an eine Universität wie die Heidelberger verlegen zu dürfen, welche eine von allen confessionellen Gegensätzen unbeirrte Freiheit des geistigen Lebens geniesst. In treuer Verehrung Ew. Excellenz dankbar ergebner W Windelband
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65 ] 65.
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Windelband an Wilhelm Dilthey, Straßburg, 16.7.1902, 4 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- und UB Göttingen, Cod. Ms. W. Dilthey 45,38 Strassburg iE. 16./7 02 Hochverehrter Herr College Besten Dank für die freundliche Zusendung der Revision für die „Vorrede“86 : ich schicke sie hierbei mit einigen unvorgreiflichen formalen Aenderungsvorschlägen (mit rother Tinte) a zurück. Es ist sehr erfreulich, daß die Sache so weit gediehen ist, und ich beglückwünsche Sie dazu. Mich selbst bangt einigermaßen vor der Ausgabe der „Urteilskraft“.87 Es ist eigentlich so garnicht meine Art und Arbeit; ich bin viel zu wenig Philologe. Nun hagelt es ja auch noch neue Ausgaben.88 Ich denke, es wird doch nichts dagegen einzuwenden sein, wenn ich mir das Technische, Variantenverzeichnisse etc. von einem jüngeren,89 solcher Technik Gewachsenen machen lasse und dann das Ganze von mir aus durch- und überarbeite. Wann meinen Sie denn, daß man an eines der späteren Wer |ke, wie die „Urteilskraft“ wird gehen können? Die Briefe90 sind ja nun da, sie bringen für meine specielle Aufgabe nicht viel. Aber die Vorlesungen und der Nachlaß sollten doch wohl in Betracht gezogen werden: wenigstens hat schon Schlapp’s Arbeit91 gezeigt, wie starkes Licht sie darauf werfen. Wenn die Akademie Conferenzen veranstalten will, bin ich natürlich gern bereit, sofern sie nicht gar zu störend in die Vorlesungszeit fallen – Die Entscheidung wegen Tübingen92 ist mir sehr schwer geworden; es waren lauter incommensurable Gründe zu balancieren. Neben Sigwart, mit dem mich lange Freundschaft verbindet, eine sehr ausgebreitete Wirksamkeit zu haben, war schon verlockend genug, – die Anerbietungen von Stuttgart93 | glänzend, – aber eine Notwendigkeit, viel zu lesen und nicht ohne Abhängigkeit vom Studienplan des „Stifts“.94 Mir aber liegt, seit ich das „docendo discimus“95 genügend genossen, mehr an der Concentration auf die Arbeiten, die meiner harren. Hier andrerseits viel Unbequemes,96 ruhige Arbeit Störendes Heterogenes: und doch ein Gefühl der Pflicht, nicht unnötig zu versagen, wo man 20 Jahre tätig und zweimal Rector war, – dagegen wieder das Bedenkliche, eine Ablehnung in meinen Jahren könne den Eindruck erwecken, als wollte ich mich für stabil erklären, – was mir sehr fern liegt. Es war eine Entscheidung von denen, wobei man sicher darauf rechnen kann, daß Tage kommen werden, an denen man sie, wie sie auch a
(mit rother Tinte) ] auf den Rand geschrieben
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ausgefallen sein mögen, einmal bereut. Und manchmal kom |men schon jetzt solche Stunden: jedesmal, wenn man wieder irgendwie zu merken hat, wie schwankend und unsicher die hiesigen Zustände sind. – Für die Ferien haben wir vor, etwa vom 10. August bis in die ersten Septembertage in die französische Schweiz zu gehen, vielleicht in die Nähe von Chamonix. Führt nicht Sie einmal Ihr Weg in unsre Nähe? es wäre schön, sich wiederzusehen.97 Mit bestem Gruß und allen guten Wünschen für die Ferien getreulich der Ihrige W Windelband
Windelband an Paul Siebeck, Strassburg, 25.7.1902, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,98 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Strassburg [25.7.02]99 Hochgeehrter Herr Doctor, Ehe ich in die Ferien gehe und weitere Pläne mache, möchte ich Ihnen nochmals für Ihre Freundlichkeit und besonders für Ihren liebenswürdigen Brief vom 1. d[es] M[onats] danken. Auch ich lasse manchmal den Kopf hängen, und wenn hier allerlei Bedenkliches geschieht, sage ich mir manchmal, ob ich nicht doch besser getan hätte, in eine Wirksamkeit zu treten, in der man mir so freundlich und vertrauensvoll entgegenkam! Unter dem, was mich schließlich bestimmte, war fast das entschiedenste die Ueberlegung, daß, wenn ich in Tübingen100 die große Wirksamkeit hätte haben wollen, die neben Sigwarts Umgang so mächtig lockte, ich sehr viel hätte lesen müssen und in einer gewissen Abhängigkeit vom Studienplan des Stifts,101 wohl meist zwei vierstündige Collegien im Semester, – während ich hier darauf ausgehe und mit Erfolg daran arbeite, so wenig wie möglich zu lesen und Zeit für meine eignen Arbeiten zu gewinnen, an denen mir schließlich doch mehr gelegen ist und angesichts meines Lebensalters gelegen sein muß und darf. Darin bestärkt mich die erfreuliche Thatsache, daß Sie für mich an neue Auflagen denken, und ich möchte deshalb über die beiden neu auszustattenden Kinder Ihre Meinung hören, die Präludien und die Geschichte. Es wird sich fragen, was Sie für besser halten: Das Publicum nach beiden etwa
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hungern zu lassen oder uns so einzurichten, daß wir nach dem voraussichtlichen Vergriffensein im nächsten Sommer gleich auf dem Platze sind. Wenn Sie das Letztere wünschen, so biete ich dazu gern die Hand. Die Präludien sind in meinem durchschossenen Handexemplar durchcorrigirt und können, da sie wenig Aenderungen vertragen,a jeden Augenblick neu gesetzt werden. Es fragt sich nur, ob es Ihnen wünschenswert erscheint, sie vielleicht durch einen oder zwei Aufsätze zu erweitern.102 Es wird nicht gut sein, das Büchlein stark zu beschweren, andrerseits könnte einiges Neue dem Absatz einer zweiten Ausgabe günstig sein. Das beurteilen Sie besser als ich, und ich überlasse es Ihnen ganz. Zur Verfügung hätte ich in diesem Tone einen beinah fertig geschriebenen Aufsatz über die Grundlage der Religionsphilosophie, und wenn das Dutzend voll werden sollte, könnte auch noch ein historisches Stückchen, etwa über Herder oder Comte,103 hinzukommen. Diese Manuskripte kann ich Ihnen, wenn Sie wünschen, noch im Herbst liefern, zugleich mit der „Willensfreiheit“,104 die ich im September und October bestimmt abzuschließen hoffe. Für die „Geschichte“105 wird sich fragen, ob Sie wieder Lieferungsausgabe vorziehen oder ob der ganze Band auf einmal erscheinen soll. Die Vorarbeit ist natürlich stetig erfolgt, die Literatur zum großen Teile schon registrirt und sachlich hineingearbeitet. Ich würde wieder meine Notizen in ein durchschossenes Exemplar (ich habe dazu noch eins hier) übertragen, und Sie brauchen auch darin nur zu bestimmen, wann der Druck beginnen soll. Sofern Sie das hinsichtlich beider Bücher schon im Allgemeinen übersehen und feststellen können, wäre ich für eine baldige Mitteilung sehr dankbar, um mir die Zeit mit Rücksicht auf allerlei andre Möglichkeiten rechtzeitig einteilen zu können. Welche Reisepläne hegen Sie – oder führen Sie vielleicht schon aus? wir denken etwa vom 8. August bis in die ersten Septembertage nach Chamonix zu gehen. Mit verbindlichsten Grüßen von Haus zu Haus ergebenst der Ihrige Windelband
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vertragen ] Lesung unsicher
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Windelband an Franz Böhm, Chamonix, 14.8.1902, 1 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673 Chamonix les Praz, Hôtel National, 14 August 1902 a Hochgeehrter Herr Ministerialrath Mit bestem Danke erhalte ich soeben – bei der hier üblichen Verspätung – Ihren zweiten Brief. Ew. Hochwohlgeboren werden inzwischen nach meinem Telegramm auch meinen Brief von vorgestern106 erhalten haben und daraus ersehen haben, dass auch ich unter den gegebenen Umständen es für angezeigt halte, die Berufungsverhandlungen, da keine Gefahr im Verzuge ist, mündlich nach Beendigung unserer Reisen107 zu führen. ich erlaube mir noch zu bemerken, dass eine gefällige Mitteilung mich bis gegen den 27 oder 28 d[es] M[onats] hier, dann aber am sichersten in Freiburg unter der Adresse entweder meines Schwagers, Prof. v. Kries, oder meines Schwiegersohnes, Prof. Ulr[ich] Stutz finden wird, am 3t . od[er] 4t . Sept[ember]. Mit dem Wunsche eines gedeihlichen Ferienaufenthaltes verbleibe ich in vorzüglicher Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster W Windelband
Windelband an Karl Dilthey, Straßburg, 6.9.1902, 4 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- u. UB Göttingen, Dilth. 141 Strassburg iE. 6. Sept[ember] 1902 Liebster Freund, Das ist doch nun wieder ein ausgesuchtes Pech, so nahe bei einander und ahnungslos und nun wieder an einander vorbeigereist! Denn leider ist Deine Karte, für die ich Dir trotzdem herzlich danke, gerade an dem Tage abgegangen, wo wir, d. h. ich mit Frau, Dora und unserm Jüngsten,108 der nun auch schon sechzehnjährig und Oberprimaner ist, Chamonix nach drei herrlichen Wochen wieder verließen! wir sind dann über Genf nach Freiburg gereist und haben dort die Hochzeit meiner ältesten Nichte Kries109 mitgemacht, und gestern Abend finde ich Deine nachgeschickte Karte hier vor! Hoffentlich hat der Landgerichtsrat110 Dir gleich aus Chamonix mita
14 August 1902 ] darunter Vermerk von anderer Hand: E[rhalten] 16.8.1902
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geteilt, daß der Vogel schon ausgeflogen war, sodaß Du nicht vergeblich gewartet hast! Aber doch zu ärgerlich! Konnte | nicht dieser Schär111 – denn um den handelt es sich ganz offenbar, er hatte auch bei mir vorgesprochen, übrigens „Pharmakognost“, d. h. ehemaliger Apotheker in Zürich – der nicht acht Tage früher auf den Gedanken kommen, Dir in Finhaut112 zu begegnen?! Wir sahen von dem Wirtshaus Tête noire und bei der Fahrt durch die Gorge du Trient113 (wir kamen von Martigny nach Chamonix) Dein Finhaut so lustig auf der Berghalde hingestreut, und ich hoffe, da muß gute Luft sein, Dich zu erholen! Wie gern hätte ich sie mit Dir geteilt! und einmal wieder gründlich mit Dir geredet! Ich habe ja guten Freundesrat nie mehr nötig gehabt als jetzt. Du weißt, daß ich im Sommer Tübingen abgelehnt114 habe und daß | nun die Sache mit Heidelberg losgeht. ich habe den Ruf schon und es wird nur meine und des Referenten Rückkehr115 aus der Sommerfrische abgewartet, um über die Modalitäten in Verhandlung zu treten. Die nächste Woche wird also die Entscheidung bringen, und ich hätte mir wohl gewünscht, mit Dir über alles Für und Wider zu reden. Es ist eine letzte Entscheidung für den Lebensrest, und es kommt vielerlei in Betracht. Im Ganzen bin ich bisher dafür anzunehmen: denn es ist von den Professuren meiner Wissenschaft, die von Berlin unabhängig sind, weitaus die wichtigste und vornehmste, und die Sachlage ist, daß, wenn ich sie ausschlüge, ein völlig unberechenbares Würfelspiel über die Besetzung | losgehen würde. Aber Haken sind viele dran, und ich muß auf mein Glück hoffen, daß es mir gelingt, die Quadratur des Kreises zu finden, die in dem Problem Kuno Fischer116 steckt. Und andererseits hätte ich gar zu gern mit Dir über Schwartz geredet. ich sah ihn im Anfang August hier einen flüchtigen Abend und hatte immer noch den Eindruck, daß er noch wenig bei Euch117 eingelebt ist. Am allermeisten aber hätte ich gewünscht, von Dir selbst Näheres zu hören, – meinen Wünschen und a Hoffnungen nach möglichst Gutes. Sollte es Dir nicht möglich sein, diesmal den Rückweg über Strassburg zu nehmen? Du bist herzlich willkommen, wie mir selbst, so auch meiner Frau und b Tochter, die Dich bestens grüßen! Versuch’s einzurichten. Du erfreust unbändig Deinen getreu grüßenden W Windelband
a b
und ] d und ] d
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Windelband an Franz Böhm, Straßburg, 14.9.1902, 2 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673 Strassburg iE. 14 Sept[ember] 1902 a Hochgeehrter Herr Ministerialrat, Ew. Hochwohlgeboren erlaube ich mir hierdurch ganz ergebenst mitzuteilen, dass ich die ehrenvolle Berufung an die Universität Heidelberg unter den von Ihnen im Einverständnis mit Sr. Excellenz dem Herrn Kultusminister118 vorgelegten Bedingungen zum 1 April 1903 mit Dank annehme. Bei meinem gestrigen Besuch119 bei Sr. Excellenz Herrn Geheimrat Kuno Fischer hat sich hinsichtlich der die Vorlesungen und die Examina betreffenden Nebenfragen eine vollständige Uebereinstimmung im Sinne der zwischen Ew. Hochwohlgeborenen und mir bei der mündlichen Verhandlung besprochenen Auffassung ergeben. Mein einziges Bedenken, das ich Ew. Hochwohlgeboren wegen der durch meine hiesigen | Verhältnisse gewährleisteten Möglichkeit erwähnte, jederzeit meine Emeritierung bei vollem Gehalt120 verlangen zu dürfen, lasse ich in vollem Vertrauen auf die Grosherzogliche Regierung gern fallen. Hiernach würde ich Ew. Hochwohlgeboren sehr verbunden sein, wenn Sie mich bald gefälligst davon in Kenntnis setzen wollten, dass das Grosherzogliche Kultusministerium mich ermächtigt, meine Entlassung121 aus meiner hiesigen Stellung zum 1 April 1903 zu beantragen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster W Windelband
Windelband an Verlag Breitkopf & Härtel, Straßburg, 29.9.1902, 3 S., hs. (dt. Schrift), Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, Nr. 5895 Strassburg i E.,b 29. Sept[ember] 1902 c a
b c
14 September 1902 ] darunter Vermerk von anderer Hand: E[rhalten] 15.9.1902 Beantw[ortet] 16.9.1902 Strassburg i E. ] in lat. Schrift 29. Sept[ember] 1902 ] Eingangsvermerk vom 1.10.1902; darunter Bleistiftnotiz von anderer Hand: erst am 7./10 erhalten Giers
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Sehr geehrte Herrn,122 Ihre sehr gefällige und mir höchst erfreuliche Zuschrift vom 3. d[es] M[onats] ist leider bisher unbeantwortet geblieben: ich fand sie vor, als ich von meiner Alpenreise zurückkehrte und als sich unmittelbar an diese Rückkunft die bewegten Tage der Verhandlungen über meine Uebersiedlung nach Heidelberg a schlossen, die nun für den 1. April 1903 beschlossen ist. Daran reihten sich Reisen nach Heidelberg b und Karlsruhe c und ein längerer Aufenthalt in Baden-Baden d , ,123 wo ich mit Kuno Fischer e zusammentraf. So komme ich erst jetzt dazu, die inzwischen aufgehäufte Correspondenz zu erledigen. Es freut mich sehr, daß mein Werk,124 das von der ersten zur zweiten Auflage eine zwanzigjährige Incubationszeit durchzumachen hatte, nun schon nach drei Jahren neu aufgelegt werden soll. Dazu werden an einigen Stellen größere Aenderungen | durch die neusten Forschungen allerdings nötig werden, im Ganzen aber werden die Aenderungen sich doch auf eine in nicht allzu langer Zeit zu bewältigenden Arbeit zusammendrängen. Nun wäre es mir wegen der Uebersiedlung nach Heidelberg f und der vielfachen Inanspruchnahme, die das erste Semester naturgemäß im nächsten Sommer dort für mich bringen wird, in der Tat sehr erwünscht, mit der Herstellung des Manuskripts für die neue Auflage beider Bände vorher fertig zu sein; und meine Zeit wird es mir in diesem Winter gestatten, damit fertig zu werden, obwohl ich auch sonst viel litterarische Arbeit vor mir habe. Deshalb erlaube ich mir anzufragen, ob es Ihnen recht wäre, den Druck beider Bände, der zugleich beginnen und wie bei der zweiten Auflage | neben einander gefördert werden könnte, im Frühjahr beginnen zu lassen: wir wären dann übers Jahr zum Erscheinen bereit, – zu dem Zeitpuncte, für den Sie die neue Auflage als voraussichtlich wünschenswert bezeichnen. Wenn Sie damit einverstanden sind, würde ich mich anheischig machen, im Laufe des Winters mein Handexemplar druckreif zu durcharbeiten. Was mir dann an Zeit übrig bleibt, würde ich darauf verwenden, wenigstens das erste Heft des dritten Bandes,125 die französische Philosophie des 19. Jahrhunderts im Manuskript zu liefern. Es paßt mir das um so mehr, als ich a b c d e f
Heidelberg ] in lat. Schrift Heidelberg ] in lat. Schrift Karlsruhe ] in lat. Schrift Baden-Baden ] in lat. Schrift Kuno Fischer ] in lat. Schrift Heidelberg ] in lat. Schrift
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meine erste Vorlesung126 in Heidelberg a – nächsten Sommer – voraussichtlich über Philosophen des 19. Jahrh[underts] halten werde. Ihren Bestimmungen entgegensehend, verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst der Ihrige W Windelband
Windelband an Karl Dilthey, Straßburg, 22.10.1902, 4 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- u. UB Göttingen, Dilth. 141 Strassburg iE 22.10.02 Liebster Freund, Es ist doch eigentlich zu ärgerlich, daß es wieder einmal nichts mit dem Treffen127 war! so nahe bei einander, und wir kommen nicht zusammen! es tut mir immer noch leid; es war gerade eine Zeit, wo ich gar zu gern gerade mit Dir geredet hätte! Hoffentlich bist Du nun mit der schönen Luft da oben recht zufrieden gewesen und gestärkt heimgekehrt. Es waren ja auch herrliche Wochen, und wir sind selten so gründlich erholt gewesen wie von den Tagen in Chamonix. Wir hatten es auch nötig und haben es nun wieder nötig. Es sind unruhige Zeiten für uns, die Heidelberger Berufungsfrage, die mir lange Wochen schwankender Ueberlegung ließ, ehe sie ganz perfekt wurde, ist mir freilich zum Schluss sehr leicht zu entscheiden geworden. Denn während die Regirung mich Tübin |gen128 gegenüber, wohin ich garnicht so ungern gegangen wäre, mit aller Gewalt hielt, während sie anfänglich das auch Heidelberg gegenüber zu erreichen „hoffte“, hieß es im entscheidenen Momente, damit könne man nicht conkurriren!! Es war sehr deutlich, daß inzwischen eine Situation eingetreten war, in der es offenbar opportun ist, wenn ich andern Leuten Platz mache.129 Nun, da geht man eben und ist froh, aus den von der hohen Politik immer alterirten Verhältnissen in reinere und feinere Zustände zu entrinnen. Wir freuen uns auf Heidelberg. wir hoffen wieder spazieren gehen zu lernen, was hier unmöglich ist, und Ruhe zu haben. Mit Kuno Fischer130 habe ich das einfachste Verhältnis: ich übernehme die ganze Professur, und er bekommt dadurch die Möglichkeit, nur noch zu lesen, was ihm paßt, Faust und anderes Literaturphilosophisches. | a
Heidelberg ] in lat. Schrift
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Unbequem ist nur das lange Wintersemester, daß wir hier noch, dreiviertels schon abgelöst, zuzubringen haben. Meine Frau wird’s besser haben, sie wird zum großen Teil nicht hier sein. Sie ist jetzt schon in Freiburg,131 wo jeden Tag das dritte Kind erwartet wird, und über Neujahr wird sie aus analogem Anlaß nach Schöneberg-Berlin132 gehen. So hause ich einsam mit Dora und unserm Jüngsten,133 dem Oberprimaner. Den Leutnant,134 der ja hier steht, aber in der Kaserne wohnen muß, sehen wir nur Sonntags und selten in der Woche. Da ist es gut, daß ich sehr viel zu tun habe, – nicht mit der Vorlesung, ich habe zum Glück nur ein vierstündiges Colleg,135 aber mit allerlei Sachen,136 alten und neuen, die ich gern vor Ostern137 noch abschließen will, um in Heidelberg frei zu sein. Da möcht’ ich mich zuerst ganz der Vorlesungstätigkeit widmen können, | die ich doch auf einen etwas andern Ton stimmen muß als hier. Hoffentlich bin ich zu diesen Veränderungen der ganzen äußeren Lebensform und auch innerer Verhältnisse gerade eben noch nicht zu alt138 ! Noch ein paar Jahre, und es wäre dazu entschieden zu spät gewesen: jetzt aber will ich’s noch einmal wagen, obwol ich mich manchmal zweifelnd frage, wie’s ausgehen wird. Aber es hat ja wohl so sein sollen. Nun sei so gut und schreib’ mir auch einmal wieder, wie’s Dir geht. Ich bin recht bös auf mich, daß ich so saumselig im Briefschreiben gewesen bin. Wenn wir besser im Connex gewesen wären, hätte solch ein Aneinandervorbeireisen nicht vorkommen können. Dora grüßt bestens. Ich bleibe mit herzlichster Freundschaft Dein W Windelband
Windelband an Paul Siebeck, Straßburg, 2.11.1902, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,139 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Strassburg i /E. 2 Nov[ember] 1902 Sehr geehrter Herr Doctor, In der Anlage beehre ich mich Ihnen die Bestätigung der Honorar-Abrechnung für die zweite Auflage der Präludien zuzustellen, und wäre dankbar, wenn Sie die Güte hätten, die Zahlung des Restbetrages anzuweisen. Meinen Dank für die ganz vortreffliche Ausstattung dieser neuen Auflage wiederhole ich hiermit gern persönlich: insbesondere möchte ich auch
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meine Anerkennung für die tadellose Arbeit Ihrer Freiburger Druckerei140 dankbar aussprechen. Wenn ich hoffe, Ihnen gegen Ende des Jahres ein Manuskript für die Willensfreiheit141 einsenden zu können, so freue ich mich schon auf die gute Ausführung auch dieses Drucks. Hinsichtlich der Frei-Exemplare der Praeludien II lege ich eine Liste bei und wäre für directe Sendung je eines Exemplars an die bezeichneten Adressaten dankbar: das Porto bitte ich mir bei nächster Abrechnungsgelegenheit zu meinen Lasten zu verrechnen. Die übrigbleibenden Exemplare erbitte ich an meine eigne Adresse. Für die von Prof. Hensel inaugurirte Encyclopädie142 habe ich die „Prolegomena“, einen Abriß meines in den Praeludien entworfenen Begriffs der Philosophie und ihrer Methode als allgemeiner kritischer Werttheorie zugesagt. Der Herausgeber wünscht, daß ich außerdem noch die Ethik übernehmen möchte: doch hoffe ich sicher, daß er dafür noch einen andern Bearbeiter finden wird. Sollte ich je selbst darauf eingehen, so würde es sich um eine Uebersicht handeln, die einer systematischen Darstellung wie ich sie für das „System der Kritischen Philosophie“143 im Auge habe, niemals hinderlich und im Wege sein dürfte. Mit vorzüglicher Hochachtung allzeit Ihr getreulich ergebner W Windelband Freiexemplare der Praeludien II. zu senden an: Prof. Dr. Ulr[ich] Stutz,144 Freiburg i/Br. Erwinstr. 16 Geh[eimer] Hofr[at] Prof. Dr. v. Kries, Freiburg i/Br. Goethestr. 42 Prof. Dr. H[einrich] Rickert, Freiburg i/Br. Goethestr. 57 Oberlehrer Dr. Goette, Schöneberg b[ei]/Berlin, Hauptstr. 20 Postdirector Dr. Weithase,145 St. Johann a[n der]/Saar. Mädchenschullehrer Lawall,146 St. Johann a[n der]/Saar, Bleichstr. 16 Progymnasiallehrer Günzel,147 Neunkirchen, Rheinprovinz. Prof. Dr. Hensel, Erlangen Prof. Dr. Theob[ald] Ziegler, Strassburg i/E. Odilienstr. 4. Staatsrat Prof. Dr. Sigwart, Tübingen Frl. Bertha Lindner,148 Strassburg i/E. Am Wareneck 6 Rittmeister Jebens,149 Saarbrücken, Thalstr. 23. Ministerialrat Dr. Böhm, Karlsruhe, Westendstr. 22 Prof. Dr. C[arl] Dilthey, Goettingen.
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Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 23.11.1902, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _41 Strassburg, 23.11.02 Lieber Freund und College, Mit Ihrem liebenswürdigen Schreiben, für das ich bestens danke, sind Sie mir zuvorgekommen, der ich schon seit einigen Tagen Ihnen Bericht geben wollte, aber durch mancherlei Dinge daran gehindert wurde, zuletzt wieder durch die vierundzwanzigstündige Vortragsfahrt nach Saarbrücken,150 von der ich vorhin zurückgekehrt bin, – im Allgemeinen auch durch die besondere Zurückhaltung, die ich mir begreiflicherweise auferlegen mußte, solange die Zeitungen151 nicht die Dinge publici juris a , 152 machten, was ja nun zu geschehen begonnen hat. Sie werden verstehen – und würden es noch mehr tun, wenn Sie die hiesige Sachlage genauer kennten –, daß ich jeder stimmgebenden b Beteiligung an der Wahl meines Nachfolgers153 abgelehnt und der Fakultät nur meinen Rat zur Verfügung gestellt habe: | Die gewählte Commission hat mich dann zu allen ihren Sitzungen zugezogen. In ihr kam principiell der Wunsch zur Geltung, führende Persönlichkeiten der älteren Generation in’s Auge zu fassen: Sie können sich denken, daß dies in die für mich schmeichelhafteste Form zu fassen war, die mich von jedem principiellen Abraten ausschloß: so sind Riehl, Eucken, Bäumker auf die Liste gekommen, rangirt nur nach dem Lebensalter. Hierauf einigte man sich um so lieber, als jeder Schritt zu der folgenden Generation sichtlich zu energischen Gegensätzen geführt hätte: das gab interessante und delikate Verhältnisse, über die ich Ihnen am liebsten mündlich erzähle; es versteht sich von selbst, daß Sie selbst dabei nicht unberührt geblieben sind. Was nun den praktischen Erfolg dieses sehr „idealen“ Vorschlags angeht, so verhehle ich Ihnen – unter uns – nicht, daß ich ihn sehr skep |tisch beurteile. Für die Fakultät ist die Sache so in der Tat sehr gut: sie hat drei Namen genannt, die sich sehen lassen können, und keinen, der bloß als Decoration aufzufassen wäre. Andrerseits aber hat es die Regierung, Hand in Hand mit der preußischen, natürlich ganz in der Hand, ob sie Riehl und Bäumker nehmen wollen. Daß für Riehl a priori c weniger Stimmung ist, sieht a b c
publici juris ] in lat. Schrift jeder stimmgebenden ] so wörtlich a priori ] in lat. Schrift
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man daraus, daß seine Nomination von den Officiösen verschwiegen wird: sein Alter154 kann leider immer als Vorwand dienen. Ob man Baeumker von Bonn loseisen155 will, wo er sehr fest sitzt, wird lediglich davon abhängen, ob bei den Verhandlungen über die „Fakultät“156 dessen Berufung der Kurie genügen wird. Möglich, daß man ihn holt und daneben noch einen waschechten Thomisten setzt, – möglich, daß man, da ein solcher mit der „Fakultät“ notwendig kommt, zu der Ausgleichung nach der andern Seite noch den | Vorschlag irgend eines „ganz jungen“ Vertreters verlangt. Am schwersten wird man um die Berufung Eucken’s herumkommen, von dem ich fast glaube, daß, wenn man’s ihm möglich machte, er kommen würde. Leider bin ja ich als „Fahnenflüchtiger“ (wer lacht da?157 ) schwer in der Lage, an ihn oder Riehl darüber zu schreiben. Wenn aber einer von beiden auf mein Katheder kommen wollte, so würde ich, das werden Sie glauben, glücklich sein. Entscheiden wird sich das voraussichtlich nach dem Ergebnis der Beratungen, welche gegenwärtig in Berlin über die Personalfragen der „Fakultät“ gepflogen werden. Und dieser eklatante Beweis von der Abhängigkeit, in der sich unsre Universitätsdinge von den Transactionen der Berliner Politik befinden, – das ist für mich die sicherste Gewähr dafür, daß ich recht gehabt habe, zu gehen und hier nicht den Donquichote a zu spielen.158 Bald hoffentlich auf persönliches Wiedersehen159 ! inzwischen mit herzlichem Gruß von Haus zu Haus der Ihrige W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 3.12.1902, 3 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _42 Strassburg i E. 3 Dec[ember] 02 Lieber Freund und College, Die Würfel sind gefallen. Bäumker hat angenommen.160 Es ist wahr, obwohl es in den Zeitungen161 steht. Daß nach diesem Vorschlag zunächst mit B[aeumker] verhandelt wurde, war selbstverständlich: sehr viel zweifelhafter war es mir, ob er wollen a
Donquichote ] in lat. Schrift
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würde. Er scheint es ihnen auch nicht leicht gemacht zu haben, – was ich ihm nicht verdenke. Für die Fakultät ist es so im Moment das Beste. Irgend einen „katholischen Philosophen“ bekam sie jetzt doch; darüber ist kein Zweifel. Nun hat sie wenigstens den Einzigen, der zugleich als wissenschaftlicher Mensch gelten darf. Denn das ist B[aeumker] zweifellos. Alle andern wären entweder Nullen gewesen oder Fanatiker oder beides – vielleicht sogar in der Kutte. | Keiner von ihnen wäre hier je vorgeschlagen worden: es hätte also wieder einer nach weiser Wahl von oben hergesetzt werden müssen. Und als Gegengewicht wäre bei Halbirung des Mittel auch der Andre, den etwa die Fakultät dann vorgeschlagen hätte, nicht allzu hoch zu greifen gewesen. So ist die Bifurcation, die Wiederholung des Falles Spahn162 vermieden. Und das ist gut auch für die Folge. B[aeumker] ist nicht qua Katholik vorgeschlagen, und er ist auch seitens der Regierung – wenigstens formell – nicht qua Katholik berufen. Er besteigt kein Katheder für „katholische Philosophie“. Er ist kein Praecedenz.a Wenn einmal bessere Zeiten kommen und die Einsicht zurückkehrt, so kann die Fakultät ihre | Vorschläge rein sachlich und wissenschaftlich machen: es ist formell nichts präjudicirt. Die Aussichten auf solche besseren Zeiten scheinen ja heute freilich minimal, – geringer denn je. Indessen – gestrenge Herrn regieren nicht lange. Möglich ist es ja, daß der böse Wintersturm, der heut über unser öffentliches Leben braust, auch einmal gebrochen wird und dem Lenz des Vernünftigen weicht. Der kategorische Imperativ163 des Deutschen heißt jetzt: nicht verzweifeln! Sehen Sie, so tröste ich mich über unerfüllte Wünsche, über die Unmöglichkeiten der rauhen Wirklichkeit. Was diese hier noch besondre Haken und Unebenheiten hat, – darüber lieber einmal mündlich164 ! – vielleicht Weihnachten. Inzwischen mit herzlichem Gruß von Haus zu Haus der Ihrige W Windelband
a
Praecedenz ] in lat. Schrift
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Windelband an Kuno Fischer, Straßburg, 25.12.1902, 3 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2618-51_10/0001 Strassburg i E 25 Dec[ember] 1902 Hochverehrter Herr Wirklicher Geheimrat, Ew. Excellenz bitte ich das beiliegende Exemplar der zweiten Auflage meiner Praeludien165 nun als einen bescheidnen Weihnachts- und Neujahrsgruss freundlichst aufzunehmen. So spät ist es damit geworden, ganz gegen meinen Wunsch und Willen. Zuerst hatte der Buchbinder, dem ich sonst vertraute, ein Exemplar nicht so hergestellt, wie es mir für Sie würdig zu sein schien, – und dann kam über mich wie über mein ganzes Haus eine schwere Influenza-Infection (noch einmal wieder166 ein böser Hauch des Strassburger Klima’s), von der ich erst gestern zum ersten Male wieder aufgestanden bin, um mich des von den Kindern geschmückten Weihnachtsbaums – umgekehrte Welt! – zu erfreuen, – freilich noch matt und taten |unlustig, wie man es nach einer solchen Durchrüttelung der ganzen leiblichen Existenz zu sein pflegt. Mit meinen Gedanken lebe ich ja natürlich schon in Heidelberg, und ich bin deshalb sehr erwartungsvoll, wie die Veraenderungen in der philologischen und der historischen Professur167 schliesslich ausfallen werden. Dass mein hiesiges Katheder an Clemens Bäumker fallen soll, werden Sie erfahren haben. Ich tröste mich damit, dass von allen „Katholischen Philosophen“, die in Deutschland aufzutreiben sind, er noch immer der einzige ist, den man als einen Mann der Wissenschaft ansehen darf. Wir leben eben in der Welt der kleinsten Uebel, – darauf läuft doch selbst der Leibniz’sche Optimismus168 hinaus. | Lassen Ew. Excellenz mich hoffen, dass für Sie und Ihre hochverehrte Frau Gemahlin169 die unvermeidlichen Uebel dieses Winters so gering wie möglich gewesen sein und bleiben mögen! und dass Sie beide mit rüstiger Gesundheit in das neue Jahr eintreten, das mir das Glück bringen wird, an Ihre Seite zu treten: und erlauben Sie mir, dass ich diesen Wunsch auch im Namen meiner Frau und Tochter ausspreche, welche sich, obwol bisher noch persönlich unbekannt, Ihrer Excellenz und Ihnen selbst ganz ergebenst empfehlen lassen. Damit verbleibe ich in der alten, treuen Verehrung Ew. Excellenz ergebenster W Windelband
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Windelband an Heinrich Rickert, Straßburg, 13.1.1903, 4 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _43 Strassburg i E. 13.1.03. Lieber Herr College, Alle meine Wünsche und Hoffnungen, in den Ferien nach Freiburg zu kommen und womöglich Sie dabei zu sprechen, sind durch die Influenza hinfällig geworden, die uns wieder einmal170 gründlich, ja gründlicher denn je heimgesucht und mich immer noch nicht völlig wieder freigelassen hat. Sie hat mir diesmal in jeder Hinsicht einen ganzen Monat gekostet, und das ist mir angesichts alles Dessen, was ich mir für diesen unerfreulichen Schwebewinter171 an Arbeit vorgenommen hatte, ganz besonders unerfreulich. Meine „Willensfreiheit“172 abzuschließen, muß ich fast schon definitiv für jetzt aufgeben und froh sein, wenn ich den bequemen Gebrauch der litterarischen Hilfsmittel, welchen mir hier noch mein Seminar gewährt, noch dazu ausschlachten kann, den Comte zu vollenden.173 So bin ich nun noch immer nicht dazu gekom |men, mich mit Ihnen mündlich, wie ich es wünschte, über die traurige Sache meiner Nachfolgerschaft174 auseinander zu setzen. Der Standpunct der Fakultät und ihr scheinbar opportunistisches Vorgehen, das ich, wie Sie wissen, nicht so verurteilen kann, wie es vielfach bei rein äußerer Betrachtung geschieht, – dieser Standpunct und der meiner persönlichen Wünsche, auf die ich dabei resigniren mußte, sind völlig voneinander zu trennen. In letzter Hinsicht haben Sie in Ihrem Briefe175 – leider! – das Richtige durchaus erkannt. Was Sie über meine Aussicht, Sie hier zu meinem Nachfolger zu haben, damals äußerten, trifft völlig zu und trifft damit zugleich den Kern der ganzen Sache. Die Kugel, die ich hier achtzehn Jahr am Bein gehabt habe, hat mich auch dabei noch ge |lähmt, und die Aussicht, davon frei zu werden, die auch bei meinen Entschlüssen mitgewirkt hat, ist jetzt erst recht eine Wohltat für mich. Diese Kugel bestand aber keineswegs allein in einer einzelnen Persönlichkeit,176 sondern vor allem an der dauernd verletzenden Resonanz, welche diese bei der Urteilslosigkeit und bei anderen Tugenden anderer Leute fand. Daran habe ich seit Jahren hier innerlich und im Stillen gekrankt: und das sage ich auch nur Ihnen, weil ich weiß, daß Sie es keinem Anderen weitersagen werden. Näheres darüber einmal mündlich! Aber wissen Sie denn, daß Sie vielleicht indirect doch noch in diesen Umsturz verwickelt werden sollen? Auch dies, bitte, unter uns! An Bäumker’s
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Stelle sind in Bonn, soviel ich aus guter Quelle weiß, vorgeschlagen Hertling,177 Dyroff und Uebinger178 ! Sie haben eben keine andern Leute. Das es nun | doch sehr möglich ist, daß Hertling als politischer Agent die Mußetage, die ihm seine Stellung als commis voyageur a , 179 des Centrums läßt, lieber in München – nahe bei der Nuntiatur180 ! – zubringt als in Bonn, so kann es leicht kommen, daß Ihnen Ihr harmloser Fachgenosse181 abspenstig gemacht und die Unbequemlichkeit auferlegt wird, in die immer enger und immer trauriger werdende Auswahl einzutreten. Ich will Ihnen sehr wünschen, daß dieser Kelch an Ihnen vorübergehe182 ! Haben Sie Riehl’s „Philosophie der Gegenwart“183 gelesen? ich bin erstaunt, wie nahe er mir gekommen ist: manchmal, und gerade an Hauptpuncten, braucht man nur am Ausdruck ein paar Striche zu ändern, und wir stehen dicht neben einander! Hoffentlich komme ich in ein paar Wochen zu einer Fahrt nach Freiburg.184 Inzwischen empfehlen Sie mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin – meine Frau ist seit heut in Berlin Schöneberg185 – und seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem getreuen W Windelband
Windelband an Paul Siebeck, Straßburg, 6.3.1903, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,186 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Strassburg i/E. 6.3.03 Hochgeehrter Herr Doctor, Sie werden sich gewiß gewundert haben, daß ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Aber mir ist es wunderlich ergangen, – nicht gut. Ich bin Mitte Dezember von einer recht schweren Influenza187 befallen worden, habe erst Mitte Januar kümmerlich wieder zu lesen angefangen und noch lange an der dieser tückischen Krankheit eignen Faulheit gelitten. So ist durch force majeure188 die Frage nach der Willensfreiheit189 und ihrer endlichen Verwirklichung wieder für das Semester negativ beantwortet worden. Mein Comte190 ist vollständig liegen geblieben. Nur an den Nachbesserungen für die dritte Auflage der „Geschichte der Philosophie“191 habe a
commis voyageur ] in lat. Schrift
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ich dauernd gearbeitet, und ich hoffe, wenn jetzt die Abschiedsunruhen vorüber sind, Ihnen in 2–[. . .] a Wochen das Manuskript zustellen zu können, – ehe mein Umzug nach Heidelberg beginnt. Wäre Ihnen das recht, und könnte dann der Druck bald beginnen? Für die Correkturen werde ich in Heidelberg immer Zeit haben, wenn auch das Einladen192 zunächst viel in Anspruch nehmen wird. Den Conto-Auszug erlaube ich mir unterzeichnet beizulegen.193 In vorzüglicher Hochachtung und mit bestem Gruß von Haus zu Haus ergebenst der Ihrige Windelband
Windelband an Hugo Münsterberg, Heidelberg, 11.7.1903, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,194 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Boston Public Library, Hugo Münsterberg Collection, MS Acc 1501-2500: Series 7, Box 51, Folder 750 Heidelberg, 11. Juli 1903 Hochgeehrter Herr College, Für die durch Ihr liebenswürdiges Schreiben vom 8. d[es] M[onats] mir übermittelte Einladung zu dem internationalen Gelehrten-Congress zu St. Louis195 im September 1904 spreche ich meinen hocherfreuten Dank aus: ich nehme die mir damit erwiesene Ehre gern an und tue es um so lieber, als ich einerseits weiss, dass meine Bücher in Nordamerica nicht unbekannt196 sind, und andererseits so die willkommene, sonst mir wohl versagte Gelegenheit finde, die neue Welt kennen zu lernen, der ich das lebhafteste Interesse entgegenbringe. Eine grosse Freude wird es für mich sein, wenn dieser Anlass mir Ihren Besuch hier in Heidelberg bringt, den Sie mir schon durch die Geleitzeilen für Herrn b Hocking197 in Aussicht stellten, – einen Herrn übrigens, für dessen Empfehlung ich Ihnen ganz besonders dankbar bin. Was die Zeit Ihres Besuchs anlangt, so erlaube ich mir folgendes zu bemerken. ich weiss nicht, ob Sie Freund von Festen sind; Heidelberg begeht vom 5–9 August die Centenarfeier198 seiner Zugehörigkeit zu Baden, ein a b
[. . .] ] Textverlust durch Lochung Herrn ] Hrn.
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Fest, das zwar nicht den Umfang desjenigen von 1886199 haben, aber doch an Vertretern der übrigen Universitäten und an ehemaligen Docenten und Studenten Heidelbergs selbst eine stattliche Anzahl von Collegen vereinigen wird. Wenn Sie in diesen Tagen uns durch Ihren Besuch erfreuen wollten, so rechne ich besonders gern darauf, Sie am 7. zum Mittagsgast zu haben, wo Sie Hensel und hoffentlich andre Sie interessirende Collegen finden würden. Zeller hat uns leider abgeschrieben. Jedenfalls sehe ich Ihrem Besuche200 mit grosser Freude entgegen und bedaure nur, Ihnen mein Gastzimmer nicht anbieten zu können, da es durch meine Tochter201 und ihr Kind für diese Wochen besetzt ist. In der Hoffnung auf erfreuliches Wiedersehen mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst der Ihrige W Windelband
Windelband an Karl Dilthey, Heidelberg, 30.12.1903, 4 S., hs. (dt. Schrift), Niedersächsische Staats- und UB Göttingen, Dilth. 141 Heidelberg, 30.12.03 Liebster Freund, Das alte Jahr soll nicht zu Ende gehen, ohne daß ich Dir noch einmal sage, wie glücklich und dankbar ich darüber bin, daß es mir ein reichlicheres Wiedersehen202 mit Dir gewährt hat, als seit langer Zeit: und das war um so erfreulicher, als ich in Dir überall die alte innerliche Frische und Sicherheit Deines Wesens wiederfinden durfte. Möge Dir das erhalten bleiben zu deiner und unserer Freude! Seit Semesterbeginn hab’ ich leider nicht mehr von mir hören lassen. Ich bin recht beschäftigt; ich habe ja in der Fakultät nach allen Richtungen mein Fach allein zu vertreten, da Kuno Fischer nicht nur amtlich beurlaubt, sondern tatsächlich so mitgenommen ist, daß er | sich um Nichts kümmern kann. Er hofft zwar in seinen wechselnden Zuständen noch immer, das Katheder im Sommer wieder besteigen zu können; aber es ist leider sehr zweifelhaft. – Neben allen diesen Geschäften geht auch die Geselligkeit,203 zum Glück nicht mehr ganz so anspruchsvoll wie im Sommer, einher, und so kommt man zum Besten, zur eigenen Arbeit, viel weniger als ich wünschte. Auch in der Familie ist wieder mancherlei los: Stutzen’s gehen nun sicher nach Bonn,204 und ich freue mich sehr für sie darüber.
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Die Freiburger Verhältnisse waren immerhin etwas eng und ihm z. T. lästig geworden: da kommen sie nun mit glücklicher Stellung in feinere, weitere Lebensumrisse, und das wird beiden gut tun. Natürlich hat das seine Wirkungen auch auf uns! so geht z. B. | meine gute Frau morgen wieder für einige Zeit zum Kinderhüten nach Freiburg, damit Stutzen’s inzwischen Wohnung in Bonn suchen können. Auch Dore’s Studienpläne205 sind dadurch etwas unsicher geworden: auch Bonn hat ja solche Frauenkurse,206 und das ist unter diesen Umständen immerhin zu erwägen. Ich selbst freilich rate mehr zu Goettingen, gerade weil dort das Studium als solches für sie ungestörter sein würde, und das ist doch die Hauptsache, wenn sie sich einmal dazu entschlossen hat; und sie ist von Euch allen so liebenswürdig aufgenommen worden, daß sie sich schon ganz an den Gedanken gewöhnt hatte. Nun, die Sache wird sich ja entwickeln, ebenso wie bei Wolf,207 der nun natürlich zum Sommer auch nicht nach Freiburg geht, aber noch nicht weiß, wohin sonst. Von Goette’s208 hatten wir zum Fest sehr gute Nachrichten; Sigfrid war selbst hier, leider nur mit kurzem Urlaub. | Jetzt ist Wolf drüben in Strassburg. Was sagt man denn bei Euch zu dem sog. akademischen Schutzverein gegen die Buchhändler209 ? Ich finde die Sache so ungerechtfertigt wie aussichtslos; ich sehe namentlich darin ein großes Unrecht gegen unsre Verleger, und ich hätte nicht übel Lust, eine Gegenerklärung210 zu deren Gunsten hervorzurufen. Insbesondere ist mir die Leidenschaft zuwider, mit der die Sache von Leipziger Personalgezänk aus betrieben wird. Unsre akademische Jugend, die sich überall fangen zu lassen scheint, würde sich sehr umsehen, wenn einmal die Entscheidung über den Druck ihrer Erstlingsarbeiten in die Hände akademischer Genossenschaften gelegt würde! – Doch genug! Meine Frau und Dora tragen mir herzliche Grüße und Neujahrswünsche für Dich auf! Ich schließe die meinigen für Dich und auch mit besten Empfehlungen für Deine Wirtschafterin an! Bleibe mir gut! Dein getreuer W Windelband
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 14.1.1904, 4 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _45 Heidelberg, 14.1.04. Lieber, werter Herr College, Zu meiner grossen Freude höre ich von meiner Frau, dich sich z[ur] Z[eit] in Freiburg befindet und mich mit Nachrichten über Ihre Geschicke versehen hat, dass es jetzt Ihnen und ebenso Ihrer Frau Gemahlin und dem jungen Weltbürger211 entschieden gut geht. Das ist eine grosse Beruhigung für mich, und damit fällt mir eine Sorge von der Seele, die mich in dieser Zeit schwer bedrückt hat. ich habe den herzlichen Anteil an Ihrem Leiden und an der unglücklichen Complication212 genommen, die es in so akute Beziehung zu den kritischen Tagen in dem Zustande Ihrer Frau Gemahlin brachte. Möchte nun Alles gut weitergehen, Sie eine schnelle und gründliche | Reconvalescenz, Ihre Frau Gemahlin baldige Erholung und Ihr jüngster Sohn eine glückliche Entwicklung finden! ich wünsche es von ganzem Herzen! Eben habe ich Ferdinand Schmidt’s Dissertation über Fichte213 erhalten und mit grossem Interesse angelesen: ich beglückwünsche Sie zu dem erfreulichen Kreise von Arbeiten, die aus Ihren Anregungen hervorgehen; ich verfolge jetzt diese zusammenhangenden Untersuchungen Ihres Seminars nicht ohne Neid. So günstig vielleicht im Verhältnis zu meiner sonst in diesen Semestern allerdings sehr gehäuften Arbeitslast der Ausfall oder die äusserste Beschränkung solcher Tätigkeit ist, so empfinde | ich es doch als einen ausgesprochenen Mangel, dass sie mir jetzt noch hier versagt ist, dass ich keinen regelmäßigen Zusammenhang mit den besseren Elementen der Zuhörerschaft, die ja auch hier vorhanden sind, habe, dass ich ihnen noch keine Arbeitsstätte zu bieten vermag, an der ich energisch auf sie einwirken kann. Das blosse Vorlesen halte ich nicht mehr aus, und ich muss bald Mittel und Wege finden, um über die starken persönlichen Schwierigkeiten hinaus zu dem mir zugesicherten Seminar214 tatsächlich zu gelangen. Wenn das Heft der Kantstudien zum 100t Todestage erscheint, hoffe ich Ihnen eine Art von programmatischen Artikel215 zuzuschicken, auf dessen Aufnahme bei Ihnen ich sehr gespannt bin. Leider muss ich noch einen zweiten Aufsatz a | über Kant bei diesem Anlass reden und vielleicht a
Aufsatz ] so wörtlich
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drucken lassen, da unsre Universität am 12 Febr[uar]216 einen Actus veranstaltet und die Festrede217 mir zufällt, weil Kuno Fischers Gesundheitszustand ihn ja leider völlig ausschliesst. Auch bei Zeller’s 90. Geburtstage am 22. Jan[uar] werde ich unsre Universität in Stuttgart zu vertreten218 haben. Meine Arbeiten schreiten also langsamer fort, als ich wünschte und hoffte. Die Ausgabe der Urteilskraft219 ist mir recht eine Kugel ans Bein; ich wollt’ ich hätt’s abgelehnt. Nun nochmals mit allen guten Wünschen und herzlichen Grüssen der Ihrige W Windelband
Windelband an Franz Böhm, Heidelberg, 22.2.1904,220 3 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673 Heidelberg 22t . Februar 1904. a Hochgeehrter Herr Ministerialrat, Verzeihen Ew. Hochwohlgeboren, wenn ich mir erlaube, Ihre Zeit und Ihr Interesse für eine Frage in Anspruch zu nehmen, die für mich anfängt hier eine Lebensfrage zu werden: die des philosophischen Seminars. ich darf mich hierbei auf die Besprechungen bei meiner Berufung im September 1902 beziehen und beehre mich Ihnen im Anschluss daran Folgendes vorzutragen. Der Mangel dieser für den heutigen Universitätslehrer wesentlichen Wirkungsweise, die der Philosophie kaum an einer andern Universität mehr versagt ist, macht sich mir in immer empfindlicherer Weise bemerklich: für mich selbst, indem ich von der stetigen und lebendigen Bemühung mit der Jugend abgeschlossen bin, – noch mehr für die Studirenden, deren Arbeit, wenn sie ernst sein soll, dieser Berührung erst recht bedarf. Von allen Seiten wird mir der dringende Wunsch danach immer wieder vorgetragen. Meine Schüler, die mir von Strassburg hierher gefolgt sind, klagen, dass ihre Arbeit stockt: es fehlt ihnen die stetige Benutzung der allgemeinen Litteratur, wie sie dem Studenten nur ein Seminar bieten kann; die Universitätsbibliothek, die in diesem Fache nur sehr mässig ausgestattet ist, verleiht immer a
22t . Februar 1904. ] darunter Vermerk von anderer Hand: E[rhalten] 23.2.04. Beantw[ortet] 24.2.04.
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nur zwei Werke, und diese nach den unvermeidlichen verzögernden Formalitäten. So geht der eine oder andre dieser Herren während der Ferien nach Strassburg, um dort in dem unter meiner Leitung221 ausgestatteten Seminar zu arbeiten. Dieser Zustand wird natürlich bekannt: je länger er dauert, um so weniger kann ich darauf rechnen, dass weiterhin, wie es gerade in Strassburg der Fall war, zu mir die bes |seren Zuhörer kommen, die nicht bloss durch Vorlesungen allgemein angeregt, sondern zu ernster, selbständiger Arbeit angewiesen sein wollen. So geht mir die Continuität meiner durch die zwanzigjährige Strassburger Tätigkeit gewonnenen wissenschaftlichen Einwirkung auf die inländische und ausländische Jugend durch den Mangel des seminaristischen Apparates – und damit ein wertvoller Teil meiner Wirksamkeit überhaupt verloren.222 Nun wissen Ew. Hochwohlgeboren, welche betrübenden Verhältnisse223 es mir während dieses ganzen Winters völlig unmöglich gemacht haben, auch nur den geringsten Schritt zur Aufhebung der persönlichen Schwierigkeit zu machen, die der sachlichen Notwendigkeit eines philosophischen Seminars hier im Wege steht. So sehr ich das nach jeder Richtung beklage, so habe ich doch den Eindruck, dass es eine sachliche Pflicht für mich geworden ist, die Angelegenheit, so viel an mir liegt, nicht weiter sich verzögern zu lassen. Als daher vor einigen Tagen eine Anfrage umlief, für welche akademischen Zwecke etwa die Räume verwendet werden sollten, die im Sommer durch die Uebersiedlung des theologischen Seminars in das ehemalige Museum224 frei werden, da habe ich der Facultät den Wunsch ausgesprochen, diese Räume in erster Linie für das philosophische Seminar in Aussicht zu nehmen, dessen Begründung meines Erachtens nur eine Frage der Zeit sein könne: ich glaubte die Gelegenheit wahrnehmen zu sollen, um für den Fortfall späterer räumlicher Schwierigkeiten rechtzeitig das Meinige zu tun. Dieser Anlass verlangt nun aber auch von mir, dem hohen Ministerium diese ganze Sachlage zu der geneigten Erwägung zu unterbreiten, ob nicht für die Beschaffung der Lehrmittel | und die Begründung eines philosophischen Seminars nun doch möglichst bald der Anfang gemacht werden sollte. Da ich aber die Schwierigkeiten der Frage vollkommen zu würdigen weiss, so wäre es mir äusserst wertvoll, wenn ich mit Ew. Hochwohlgeboren darüber persönlich verhandeln dürfte. Nun fügt es sich, dass ich am nächsten Samstag (27t .) einer Einladung der Freiburger Juristen-Facultät zum Abschiedsessen meines Schwiegersohns, Prof. Stutz225 folgen werde. Da könnte ich, 1⁄210 Uhr in Karlsruhe eintreffen, gegen 10 Uhr im Ministerium
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sein und um 1⁄21 Uhr weiterfahren. Deshalb wäre ich Ihnen ausserordentlich verbunden, wenn Sie die Güte haben wollten, mich mit einer Zeile davon zu benachrichtigen, ob Sie um die genannte Zeit mich in einem Bureau empfangen können. Mit vorzüglicher Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster W Windelband
Windelband an Hugo Münsterberg, Heidelberg, 7.5.1904,226 Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,227 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Boston Public Library, Hugo Münsterberg Collection, MS Acc 1501-2500: Series 7, Box 51, Folder 750 Heidelberg 7 Mai 04 Hochgeehrter Herr College, Es tut mir ganz ausserordentlich leid, dass ich Ihnen nun doch abschreiben228 muss. Aber es geht nicht anders. Sie wissen, dass ich mit grosser Lebhaftigkeit auf Ihre Vorschläge eingegangen229 bin und in dem Wunsche einer entsprechenden Vertretung der deutschen Wissenschaft auf dem Congress zu St. Louis mich gern zur Verfügung stellte. Aber mit der Zeit, und je näher ich die Verhältnisse kennen lernte, um so grösser und entscheidender sind meine Bedenken geworden. Die Reisen dieses Frühjahrs230 haben mich zwingend überzeugt, dass ich in dem Alter bin, wo man nur noch mit einem gewissen Comfort reisen kann und darf. Ja, ich bin zweifelhaft, ob ich es wagen sollte, ohne jemand von den Meinigen zu reisen; diese wünschen wenigstens dringend, dass ich es nicht tue. Und das Klima von St. Louis!! Aber selbst wenn ich es allein wagte, geht es über meine financielle Leistungsfähigkeit. Der angebotene Zuschuss von 500 D[ollar] reicht meinen genaueren Erkundungen nach knapp gerade für Hin- und Rückfahrt: ich müsste für mich allein, wollte ich die Reise behaglich machen und etwas davon haben, mindestens das Doppelte zulegen. Könnte und wollte ich aber für eine Ferienreise solchen Aufwand machen, ja, ganz offen gestanden, dann ginge ich zuerst nach Griechenland und Aegypten, wohin mich viel tiefere Sehnsucht zieht. Wenn ich mit dem Entschluss gezögert habe, so ist es wesentlich aus dem Pflichtbewusstsein geschehen, dass die Gelegenheit zu einer ansehn-
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lichen Vertretung Deutschlands bei solcher internationalen Versammlung nicht derelinquiert231 werden sollte. Der deutsche Commissar für die Expedition, ein Herr Lewald,232 hat in mehrfachen Zuschriften versichert, wie gross das Interesse des Reichs an unsrer Beteiligung sei: ich will wünschen und hoffen, dass sich dies Interesse für diejenigen Collegen, die sich zu der Reise entschliessen, erfreulich betätigen möge. Es sind deren ja, wie ich höre, eine grosse und immer grössere Zahl, und seit ich das weiss, hoffe ich in meinem Alter von der persönlichen Verpflichtung entbunden zu sein. Und so hoffe ich auch, dass Sie persönlich mich entschuldigen werden: denn zu dem, worauf ich ungern aber notgedrungen verzichte, gehört wesentlich auch das nähere, längere und ausgiebigere Wiedersehen mit Ihnen. Hoffentlich wird es mir noch einmal in anderer Weise zu teil! Bei dieser Gelegenheit danke ich auch bestens für die Zusendung Ihres Circulars: Ihr Rat, mit Einladungen anderer Universitäten in N[ord] A[merika] vorsichtig zu sein, ist gewiss sehr am Platze. Es scheinen sich da sehr eigentümliche Vorstellungen über deutsche Gelehrte gebildet zu haben. So ging mir z. B. von der Columbia-University New-York eine naive Einladung zu, ich möchte noch bis zu der letzten October-Woche bleiben, wo sie ein Jubiläum feiern, ich käme dann ja noch so zum 6–8 November nach Hause, ich sollte dort während der Jubelwoche vier Vorträge halten, und dafür bot man mir zusammen – hundert Dollars!! ich glaubte mich zu verlesen, aber es war so. Natürlich habe ich auf solche Zumutung nicht erst geantwortet.233 Aber sie hat mir in der Tat, wenn auch nur als ein einzelnes und hoffentlich nur vereinzeltes Anzeichen, zu denken gegeben. Lassen Sie mich mit dem Wunsche schliessen, dass Ihnen das grosse Unternehmen, das Ihnen gewiss viel Zeit und Mühe kostet und manches auch weniger Erfreuliche bringt, schliesslich durch guten Erfolg lohnen und Freude bringen möge. ich verbleibe mit herzlicher Hochachtung Ihr ergebenster W Windelband NB! Darf ich Sie wohl um die Gefälligkeit bitten, mir gelegentlich auf Postkarte Ihres und meines gemeinsamen Schülers Mr Esra Park234 Adresse zukommen zu lassen?
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Paul Siebeck an Windelband, Tübingen, 20.6.1904, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,235 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 20. Juni 1904.236 Herrn Geheimrat Professor Dr. W. Windelband in Heidelberg. Hochverehrter Herr Geheimrat, als ich mich kürzlich auf der Durchreise von Halle zu einer kurzen Besprechung mit Herrn Jaffé237 in Heidelberg aufhielt, wäre ich gar zu gerne auch zu Ihnen gekommen, allein einmal wollte ich nicht so ganz unangemeldet vorsprechen da ich einiges auf dem Herzen hatte, und dann wollte auch die Zeit nicht mehr reichen. Was ich im Schilde führe, ist folgendes: irre ich nicht, so sind die philosophischen Zeitschriften, die wir jetzt haben, nach und nach in ein etwas tantenhaftes Alter eingetreten und könnte es daher vielleicht an der Zeit sein, eine neue Zeitschrift ins Auge zu fassen. Da schien mir das Gegebene zu sein, dass diese neue Zeitschrift unter Ihrer Aegide erschiene und aus dem Kreise Ihnen nahestehenden Gelehrten ihre Beiträge empfinge. Die Redaktionsarbeit könnte Ihnen ja vielleicht einer der jüngeren Herrn abnehmen. Wie denken Sie über einen solchen Plan? Das war aber nicht das Einzige, sondern ich wollte auch noch bei Ihnen anklopfen, ob Sie nicht Lust hätten, einmal in einem Bändchen im Umfange der Präludien „Philosophische Charakterköpfe“238 zu zeichnen. Ich glaube nämlich, dass es Ihnen darin niemand gleichtun könnte und vermute auch, dass Sie das Material dazu schon ziemlich beisammen haben. Ich brauche nicht hinzuzufügen, dass ich mich sehr freuen würde, wenn meine Anträge bei Ihnen ein geneigtes Ohr finden würden. In grösster Verehrung bin ich Ihr ganz ergebener P. Siebeck.
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 27.6.1904, 4 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _48 Heidelberg, 27.6.04 Lieber Herr College, Den nächsten Anlass meines Schreibens bildet eine eigenartige Mitteilung. Vor einiger Zeit liess mich der Grossherzog kommen, um mir in einer wirklich nahegehenden Weise den Wunsch auszusprechen, ich möchte, und möglichst nicht allein, den Genfer Philosophencongress (4–8 Sept[ember]) besuchen. Er steht in persönlichen Beziehungen zu Ern[est] Naville, dem 88jährigen Ehrenpräsidenten dieses Congresses, und da dieser selbst den dringenden Wunsch nach stärkerem Besuch durch die Deutschen239 geäussert habe, so hegt der Grossherzog „im nationalen Sinne“ die Hoffnung, dass das sich erfülle. ich habe aus meiner Meinung von der geringen Bedeutung dieses Congresses kein | Hehl gemacht, aber, wie die Sache nun einmal aufgefasst wurde, meinerseits sie nicht abschlagen mögen. ich teile Ihnen das mit, ohne Ihnen zumuten zu wollen, etwas mitmachen zu sollen, das Ihnen noch unsympathischer, glaube ich, ist als mir, – würde natürlich um so freudiger überrascht, wenn die Anwesenheit von Boutroux, Tannery, A[drien] Naville („Classification“)240 etc. Sie reizen sollte mitzutun. Eine andre Frage ist die, ob Sie meinen, dass ich mich an Herrn Jon[as] Cohn wende.241 Der Grossherzog liess (dies unter uns) einfliessen, dass er gern die Kosten decken würde. ich werden das für meine Person nicht annehmen, da ich so wie so in’s Rhonetal gehe; aber für die jüngeren Herrn kommt es doch in Frage, so z. B. auch für Dr. Elsenhans hier. ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich informieren wollten, ob | sich eine Anfrage empfiehlt. Den zweiten Anlass bildet das Bedürfnis, Ihnen für die zweite Auflage des „Gegenstandes“242 zu danken, die ich nun endlich genauer zu studieren Zeit gefunden habe. Er hat mich nicht nur wie selbstverständlich, höchlichst interessiert, sondern auch an wichtigen Punkten befriedigt, angeregt und gefördert. Dazu rechne ich Ihre eigenartige Abgrenzung der Urteilslehre vom Psychologismus, die Entwicklung aus der Frage, die ganze Behandlung des transscendentalen Idealismus. Auch bis zu den „Formen und Normen des Individuellen“ komme ich noch mit. Aber bei Ihrem Nominalismus der Gesetze geht mir die Puste aus. ich kann von der Vorstellung nicht loskommen, dass die Dependenz des Besondern vom Allgemeinen
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zu den constitutiven Formen der der Erfahrung gehört; ich | sehe eben darin den Punkt, wo formale und transscendentale Logik an einem höchsten Princip zusammenkommen; ich glaube, dass Kant recht gesehen hat, dass die Notwendigkeit im Causalverhältnis unter allen Umständen auf der Bestimmung der Zeitfolge durch eine allgemeine Regel beruht. In der Tat bin ich durch Ihre Auseinandersetzungen 212 ff. nicht überzeugt, dass ein Kausalverhältnis als notwendig zu denken ist ohne den Begriff des Gesetzes. Nur bei den complicierten Ereignissen der nicht analysierten Wahrnehmung liegen einmalige, individuelle Causalzusammenhänge vor, die aber im Prinzip, (wenn auch nicht immer in concreto) auf Combination elementarer gesetzmässige Causalverhältnisse zurückzuführen sind. Doch nichts für ungut! davon einmal mündlich! Mit bestem Gruss von Haus zu Haus wie immer der Ihrige W Windelband
Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 7.7.1904, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,243 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Heidelberg, 7.7.04 Verehrter Herr Doctor, Verzeihen Sie, dass ich mit der Antwort auf Ihre freundlichen Anfragen244 vom 22. v[origen] M[onats] etwas spät komme: ich habe z[ur] Z[eit] neben allem Andern auch überreichlich mit Correspondenz, Festschrift- und Adressen-Vorbereitungen etc. für Kuno Fischer’s 80. Geburtstag245 zu tun. Schade, dass Sie mir nicht die Freude Ihres Besuchs gemacht haben! es hätten sich die Dinge mündlich besser besprechen lassen! Die Frage einer Zeitschrift ist sehr delikat. Die „Tantenhaftigkeit“ der bisherigen, da haben Sie völlig recht, ist notorisch. Die Kantstudien erfahren jetzt eine erfreuliche Verjüngung durch ihren neuen tüchtigen Redacteur246 Dr. Bauch. Aber die Gründung einer neuen will sehr vorsichtig angegriffen und von langer Hand vorbereitet sein. ich will in den Ferien darüber nachdenken, vielleicht mit Rickert präliminarisch verhandeln, – wenn Ihnen das recht ist. Der Gedanke eines Bändchens von „Charakterköpfen“ ist sehr glücklich: eine famose Ergänzung meines Lehrbuchs. Aber die Zeit! die Zeit! Wenn
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ich irgend aufathme, muss a ich an meine Logik247 gehen. ich werde alt,248 und das möchte ich auf alle Fälle noch leisten. Die Charakterköpfe macht am Ende auch ein andrer. Komme ich dazu, gern. Aber nicht wahr, ich habe recht, erst die Logik zu machen? Die russischen und polnischen Uebersetzungen249 können wir nun wohl in den Rauchfang schreiben! Habeant sibi!250 Mit hochachtungsvollstem Grusse wie stets der Ihrige Windelband
Windelband an Franz Böhm, Heidelberg, 16.7.1904,251 3 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673 Heidelberg, 16 Juli 1904 b Hochgeehrter Herr Ministerialrat, Gestatten Sie mir gütigst, vertraulich Ihren erfahrenen Rat bei einer Frage in Anspruch zu nehmen, bei der ich mich in dem hiesigen Geschäftsgange noch nicht auskenne. Vor einiger Zeit liess mich S[eine] Kgl. Hoheit der Grossherzog nach Baden kommen, um mir den Wunsch auszusprechen, ich möchte den Internationalen Philosophischen Congress besuchen,252 der Anfangs September in Genf stattfindet, und möglichst andere Collegen zum Besuch bestimmen: Kgl. Hoheit interessiert sich auf Anregung des 88jährigen Ernest Naville,253 der Ehrenpräsident des Congresses ist, dafür, dass möglichst die Deutsche Philosophie dabei vertreten ist, und liess einfliessen, bereitwilligst dafür sorgen zu wollen, dass eventuell den Besuchern keine pecuniären Opfer erwüchsen. Für meine Person erlaubte ich mir das letztere abzulehnen, da ich zur Sommerfrische in’s Wallis gehe, also auf der Rückreise ohne grosse Umstände über Genf gehen kann: für die jüngeren Vertre |ter der Philosophie behielt ich mir vor unter Umständen darauf zurückzukommen. Nun haben sich auf meine Anfrage,254 während leider Prof. Rickert nach Ausspruch seines Arztes durch Rücksicht auf die noch immer nicht ganz a b
muss ] unterstrichen 16 Juli 1904 ] darunter Vermerk von anderer Hand: E[rhalten] 17.7.04. Beantw[ortet] 19.7.04.
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gehobenen Folgen seiner Operation255 sich durchaus an einer derartigen Congressreise gehindert sieht, die Herren Prof. extr[aordinarius] Jonas Cohn in Freiburg und Dr. Elsenhans in Heidelberg gern bereit erklärt, dem Congress beizuwohnen, beide jedoch unter der Voraussetzung, dass ihnen die Kosten der Reise (Hin- u. Rückfahrt und fünftägiger Aufenthalt) ersetzt würden. In diesem Sinne habe ich Sr. Kgl. Hoheit Bericht erstattet und darauf heute durch das Geheime Cabinet die Aufforderung erhalten, den Betrag jener Reisekosten anzugeben, damit dann durch meine Vermittlung das Nötige angeordnet werden kann. Hierbei entsteht nun bei mir, wie ich Ew. Hochwohlgeboren ganz vertraulich a mitteilen und zur Erwägung geben möchte, das Bedenken, es möchte die Erstattung des Reisegeldes, wenn sie „durch meine Vermittlung“ erfolgen sollte, für die beiden Herrn den peinlichen Charakter einer persönlichen Subvention annehmen. Wäre es nicht möglich, dass entweder die Herrn durch das Kultusministerium als zu jenem Congress entsendet die Reisegelder nach dem üblichen Sätzen amtlich durch die Universitätskassen ausgezahlt erhielten, – oder dass, wenn nicht die Staatskasse, sondern die Grossh[erzogliche] Chatulle dafür eintreten sollte, auch von dieser direct an jene Herrn der Kosten-Ersatz einer auf Wunsch Sr. Kgl. Hoheit ausgeführten Reise nach üblichem Ansatz angewiesen würde? Und wohin hätte ich mich zunächst brieflich zu wenden, um die Angelegenheit in diese Wege zu lenken? Ew. Hochwohlgeboren werden mir nachfühlen, dass ich im Interesse der beiden Herren wünsche, die Erstattung der Reisekosten möchte eine möglichst unpersönliche Form annehmen, und dass ich mir deshalb erlaube, Ihren gütigen Rat in Anspruch zu nehmen: Sie werden mich durch gefällige Er |wägung der Frage und vertrauliche Mitteilung Ihrer Meinung ausserordentlich verbinden. In vorzüglicher Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster W Windelband
a
ganz vertraulich ] unterstrichen
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 6.3.1905, 4 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _51 Heidelberg, 6.3.05 Lieber Freund und College, Ihren freundlichen Brief hätte ich gern schon längst beantwortet, wenn nicht der Semesterschluss so heftig256 gewesen wäre. Hoffentlich komme ich nun nicht zu spät – zunächst um Ihnen glückliche Fahrt gen Süden und eine recht gründlich erholsame Reise zu wünschen! sodann, Sie wegen der Schleiermacher’schen Geschichtsphilosophie zu bitten, dass Sie ganz nach eignem Ermessen verfügen! Wir haben ein paar Arbeiten über Schelling und Hegel, aber keine eigentlichen über Schleiermacher’s Geschichtsphilosophie in Arbeit. Ein junger Holländer Theologe,257 der Schleiermacher’s Lehre von der Persönlichkeit behandeln sollte und wollte, fand das schliesslich zu schwer und scheint überhaupt durchgebrannt zu sein; denn ich habe ihn | in den letzten Wochen überhaupt nicht mehr zu sehen bekommen. Hier ist also volle Freiheit. Nun hat allerdings Troeltsch als Preisaufgabe der theologischen Fakultät258 für dieses Jahr gerade Schleiermacher’s Geschichtsphilosophie gestellt. Allein er sagt mir, es sei sehr zweifelhaft, ob das überhaupt einer bearbeiten würde, noch mehr aber, ob das bei einem der etwa Möglichen bis zu einer promotionsreifen Lösung führen würde. Wenn Sie also einen tüchtigen Mann dafür haben, so steht garnichts im Wege, ihn das machen zu lassen.259 Ja, selbst wenn gleichzeitig an beiden Orten dasselbe Thema behandelt würde, wäre es schliesslich auch kein Unglück. Mit Alfr[ed] Schmid’s Habilitation260 ist es in der Tat, wie Sie vermuteten, lange nicht so gut gegangen, wie natürlich mit Lask,261 wo ja Alles vortrefflich war: namentlich war auch seine Antrittsvorlesung mit ihrer musterhaften Klarheit, | vortrefflichen Darstellung und auch physisch sehr gelungner Redeform ausserordentlich glücklich und eindrucksvoll. Alfr[ed] Schmid’s Arbeit ist ausreichend, aber nicht hervorragend, – wohl etwas schnell geschrieben. Seinen Probevortrag dagegen, – ich bitte das natürlich unter uns zu behalten – musste ich lebhaft bedauern. Er war sehr unglücklich: sachlich nicht ausgereift, nicht durchsichtig disponiert; vor allem aber dadurch misslungen, dass er ausgearbeitet und nicht gelernt war: so war es ein halb freies, halb unfrei nach der Niederschrift haschendes Sprechen. Und auch in dem kleinen Colloquium war nicht viel Festes aus ihm heraus-
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zubekommen. So konnte ich nur mit starker Reserve die Zulassung befürworten. Aeusserlich hat er also keinen Misserfolg – aber vor den Collegen war es doch so etwas. Jedenfalls war mir nicht ganz behaglich dabei, | und wenn ich morgen mit ihm spreche, werde ich ein ziemlich ernstes Wort mit ihm zu reden haben; er muss sich zum Docieren noch sehr zusammennehmen. Aber, wie gesagt, dies unter uns! Für Ihre Abhandlung über Geschichtsphilosophie262 nachträglich meinen Dank! auch als Herausgeber des Buchs, für dessen zweiten Band sie die pièce de résistance263 bildet. Welche Freude ich an Inhalt und Darstellung gehabt habe, können Sie sich vorstellen! wenn ich auch bei dem „Sein des Sollens“ etwas andre Wege gehe. Mit meinem kleinen Aufsatz habe ich Ihnen ausser der Skizze über Fichte und Comte264 auch den Genfer Vortrag265 noch einmal Deutsch geschickt, wegen der Discussion: erstens, weil sie so typisch zeigt, wie unfruchtbar man dabei an einander vorbeiredet, – zweitens weil ich Ihnen das Vergnügen an Stein’s Bemerkungen nicht vorenthalten wollte, deren Torheit durch ein paar köstliche Druckfehler zu dem lustigsten Unsinn gesteigert worden ist. Nun also gute Ferien und glückliche Reise! Mit treuem Gruss von Haus zu Haus Ihr W Windelband
Windelband an Karl Dilthey, Heidelberg, 7.8.1906, 3 S., Ts., mit vereinzelten hs. Korrekturen u. eigenhändiger Unterschrift, Niedersächsische Staats- und UB Göttingen, Dilth. 141 Heidelberg, den 7. August 1906. Lieber Freund! Aus den Erzählungen unserer Dore,266 die ja nun auch nach vollbrachtem Semester267 bei uns wieder eingekehrt ist, entnehme ich, dass Du diesen Sommer zwar mit wechselnden Zuständen, aber schliesslich doch in erfreulicher Weise überstanden hast, und ich hoffe, dass Du nun auch bald wieder daran gehen wirst, Dir die rechte Erholung zu suchen. Dore sagte mir auch, dass es Dich interessieren würde, Einiges von meiner neuen Tätigkeit268 zu erfahren, die ich mir leider habe aufhalsen lassen: deshalb schicke ich Dir hierbei einen Abzug meiner Rede über die Heidelberger Schlossfrage269 und ausserdem das Referat über das Volksschulgesetz.270 Es waren aller-
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dings für mich sehr neue und fremde Materien, womit ich mich zu befassen hatte, und die Verantwortung der Teilnahme an der gesetzgeberischen Arbeit hat mich wirklich sehr stark in Anspruch genommen. Andererseits war es von hohem Interesse, nicht nur einmal mitten in dies politische Treiben praktisch hinein versetzt zu werden, sondern auch damit gerade an einen solchen Zeitpunkt zu kommen, wo nach einer Verfassungsänderung, die gerade der I. Kammer eine in mancher Hinsicht veränderte und wirksame Stellung gegeben hat, dies ganze eigenartige Leben gewissermassen in neue Bahnen geleitet werden muss. Nun haben sich dabei freilich meine allgemeinen Auffassungen vom Wesen des Parlamentarismus271 nicht sonderlich geändert; ich habe vielmehr diese Auffassungen durch die eigenen Erfahrungen nur bestätigt und bekräftigt gefunden: aber auch das ist immerhin ein nicht wertloses Ergebnis. | Das Bedauerliche daran gerade für mich selbst war nun in der Tat der grosse Zeitaufwand, der doch nicht nur die Lehrtätigkeit gelegentlich schädigte, sondern vor allem die eigene wissenschafliche Arbeit hemmte und streckenweise unmöglich machte. Und doch habe ich gerade jetzt mit allerlei neuen Auflagen und vor allem neuen Arbeiten mehr als vollauf zu tun: ich möchte endlich einmal den Zeitpunkt erreichen, wo ich aus dem Historischen heraus zum Systematischen, aus dem Fremden in’s Eigene übergehen könnte, und ich sehe mit Neid auf Deinen Bruder272 der in seiner Musse mit bewunderungswürdiger Jugendlichkeit ein Erfreuliches und Wertvolles über das andere uns schenkt. Die Ferien, von denen ich jetzt viel hoffen muss, beginnen nun freilich für mich unter sehr zweifelhaften Auspizien. Ich muss Dir heute Diktando schreiben, weil ich im Bett liege, um einen kleinen Rückfall meiner ehemaligen Venenentzündung273 abzuwarten. Ich habe aus diesem Grunde auch Tarasp aufgeben müssen, da ich für dessen Kur jedenfalls wegen der Schonung, die mein Bein verlangt, jetzt ganz und gar nicht geeignet bin. Ich werde statt dessen zu Ende dieser Woche nach dem Waldhotel bei Villingen274 gehen, wo ich Höhenluft, Tannenwälder, ebene Wege und ein vorzügliches Wirtshaus finde, und wohin ich eine kurze und einfache Reise habe. Sollte Dich Dein Weg über den Schwarzwald führen, so empfehle ich Dir diesen Rastort ganz besonders, – nicht nur in meinem Interesse, das dabei auch in hervorragendem Masse mitspricht, sondern auch deshalb, weil es dort wirklich sehr schön und erholsam, wenn auch ohne landschaftlichen Genuss ist. Denn es sind eben die ausgedehnten Hochwaldungen auf der breiten östlichen Abdachung des Schwarzwaldes, prächtige Luft, aber wenig zu sehen. |
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Hoffentlich gestalten sich in den Ferien auch Fräulein Janse’s Gesundheitsverhältnisse275 wieder gut. Unsere Dore erzählt gern von den behaglichen Stunden, die sie wieder während dieses Semesters in deinem Hause zugebracht hat, und auch meine Frau und ich sind Dir dafür herzlich dankbar: denn für Dore ist gerade bei dem in manchem Betracht wunderlichen Milieu, worin sie ja dort nun einmal sich bewegen muss, ein solches Herauskommen offenbar immer eine schöne und dankbar empfundene Erholung. Für jetzt grüssen wir Dich alle herzlich und ich bleibe, nicht ohne die Hoffnung, dass die Ferienfahrt Dich in irgend einer Weise zu mir führen276 wird, in alter Liebe Dein W Windelband a
Windelband an Verlag Breitkopf & Härtel, Heidelberg, 6.10.1906, 2 S., hs. (lat. Schrift), Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, Nr. 5895 Heidelberg, 6.10.06 277
Sehr geehrte Herrn,
Hiermit beehre ich mich, Ihnen das Manuskript des ersten Bandes meiner Geschichte der neueren Philosophie für die vierte Auflage278 zu übersenden. Die Durchsicht des zweiten ist so weit gediehen, dass ich Ihnen auch diesen in etwa 8 Tagen werde zustellen können. Zu jeder im Interesse des Erscheinens wünschenswerten Beschleunigung des Drucks stelle ich mich für die Korrekturen gern zur Verfügung, – auch falls es Ihnen beliebt, nachher beide Bände neben einander setzen zu lassen. Was den dritten Band279 anlangt, nach welchem Sie Sich freundlichst erkundigten, so hatte ich vor,280 im vergangenen Sommer wenigstens das erste Heft – französische Philosophie des 19. Jahrh[underts] – niederzuschreiben, und hatte zu diesem Behuf als Hauptcolleg281 Philosophie des 19. Jahrhunderts an |gezeigt. Allein meine Wahl zum Vertreter der Universität in der I Kammer der badischen Landstände nahm mir so unerwartet viel Zeit und Arbeitskraft in Anspruch, und die Tagung dauerte so ungewöhnlich lange, sogar über das Semester hinaus, dass ich jene Absicht nicht ausführen konnte. Nun habe ich für den Winter „Comte“ angezeigt und werde a
W Windelband ] eigenhändige Unterschrift
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dessen Darstellung282 für Frommann’s Klassiker der Philosophie daneben niederschreiben, zugleich aber auch, soviel mir die Korrekturen meiner neu erscheinenden Bücher an Zeit lassen, auf die Herstellung wenigstens jedes ersten Hefts des 3. Bandes verwenden. Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 6.11.1906, 4 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _53 Heidelberg, 6 Nov[ember] 06 Lieber Freund und College, Ihre heute früh eingetroffnen Zeilen283 beweisen mir a leider, ebenso wie Ihr erster Brief,284 dass die Ungewissheit schwer auf Ihnen liegt: und doch bin ich nicht in der Lage, den Feuerbrand zu löschen, den ich, wie es scheint, in Ihre Seele geworfen habe. Werfen musste! denn ich kann nur im vollen Einverständnis mit Ihnen vorgehen. Nun bin ich aber heute im Ganzen nicht viel weiter als neulich,285 wo ich mit Ihnen sprach: und wenn sich etwas geändert hat, so ist es nur eine Verwicklung, die meine Verantwortung und bisher meine Unentschiedenheit steigert. Das neue Moment besteht in dem Ergebnis meiner Unterredung mit Böhm,286 und obwohl ich es bisher selbst noch nicht völlig verarbeitet habe, so will ich es Ihnen doch nicht vorenthalten, muss allerdings dafür wie für alles, was ich daran knüpfe, Ihre vollste Discretion voraussetzen, – wie ich denn auch deshalb „eingeschrieben“287 berichte. In dem Sinne, wie ich es Ihnen nach den verschiedenen Richtungen bezeichnet hatte, sprach ich mit B[öhm] alle Möglichkeiten durch: so kamen wir | ganz unvorgreiflich auch auf das Ordinariat288 und die etwaigen Vorschläge zu sprechen; und da nannte ich Sie. B[öhm] fand das sehr begreiflich, setzte aber in seiner rückhaltlosen Weise sofort hinzu: dann würde es die Pflicht des Ministeriums sein, Sie davon zu überzeugen, dass das nicht ausführbar sein würde. Es wäre Torheit der Regierung, Sie von Fr[eiburg] fortzunehmen und, solange ich hier wäre, Sie hierher zu bringen; sie würde Freiburg in den grössten Nachteil versetzen, und es a
mir ] wir
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würde dort ein Sturm der Entrüstung – mit Recht – losgehen. Er erinnerte an die Aufregung, die Max Weber’s Versetzung289 herbeigeführt habe: das würde der Minister290 nicht wieder haben wollen. Es sei einfach unmöglich. Mir kam das nicht ganz unerwartet; ich glaube, dies Moment auch in unsrer Unterredung kurz gestreift zu haben; aber unerwartet war mir allerdings die Energie, mit der es sich dem bloss als möglich geäusserten Gedanken entgegenstellte. Es entsteht nun die Frage, ob es versucht werden soll, diesen Widerstand zu überwinden: und ich berichte Ihnen, da Sie es wünschen, ganz offen, dass ich darüber noch nicht entschieden bin. Es handelt sich weniger um die Ueberlegung, wie gross die Aussichten wären, die Sache durchzusetzen, als um die Erwägung der Folgen, die ein Misslingen haben | würde. Denn ich muss – nicht nur in meinem Interesse, sondern in dem der Sache, d. h., der Heidelberger Philosophie – bedenken, dass, wenn wir Vorschläge für ein Ordinariat machen und wenn die Regierung dann etwa Ihre Versetzung schliesslich doch ablehnt, die andern Vorschläge so sein müssten, dass wir nötigenfalls auch mit diesen gut führen. Je ernster das an mich herantritt, um so klarer wird es in mir selbst: ich kann ernsthaft und ehrlich neben mir nur Sie wollen. Abgesehen davon, dass ich mit Simmel wie mit Hensel auf entschiednen Widerspruch jedenfalls bei einem Teile der Fakultät stossen würde, von dem ich heute noch nicht weiss, wie gross er ist, – so muss ich, während ich persönlich a überzeugt bin, dass ich mit beiden gut auskommen würde, doch im Interesse der Universität und der Sache mich fragen, ob ich damit die Persönlichkeit gefunden hätte, die ich sehen möchte. Und das kann ich nun weder für S[immel] noch für H[ensel] bejahen. Was den einen anlangt, so muss ich bei aller Anerkennung seiner überlegnen philosophischen Potenz doch an dem wesentlich einreissenden Charakter seines Denkens291 Anstoss nehmen und zugleich nach den Vorträgen über Kant wie jetzt wieder über Nietzsche292 (die ich eben angelesen habe) zweifeln, ob er nicht doch gar | weit über die Köpfe hinwegredet und ob er das lebendige positive Interesse, das ich hier jetzt um mich gedrängt sehe, kräftig erhalten würde. An H[ensel] aber – das bleibt absolut unter uns! – vermisse ich bei aller Gelehrsamkeit und aller feinfühliger Anempfindung doch die selbständige, markvoll eigensichre Schöpferkraft. Und wer sonst?! Münsterberg? Das verlangte eine Gründung eines Laboratoriums,293 mit der man sich sehr anstrengen müsste, ohne doch etwas auch nur annähernd mit Harvard294 Concurrierendes leisten zu können. Also – für das Ordinariat könnte ich a
persönlich ] unterstrichen
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nur Sie nominieren. Ob das möglich wird – ob nicht der Erfolg sein wird, dass wir auf das Ordinariat, wie ich Ihnen schon sagte, überhaupt verzichten, in welchem Falle dann aber aus der besprochenen Rücksicht selbst das Extraordinariat295 vertagt und gegenwärtig nur die Literaturgeschichte besetzt werden würde, – das kann ich noch nicht sagen. Es hat ja Niemand Eile. Die Regierung fragt nicht an, sie wartet, bis ich komme. Die Fakultät macht es gerade ebenso. Und ich habe, in schauderhafter Korrektur, Vorlesungs, Seminar und Promotions’arbeit begriffen, nicht Zeit, herumzulaufen und mich zu orientieren. Deshalb muss ich Sie liebster Freund, bitten, Geduld zu haben und die ganze Sache vom Standpunkt völliger Ungewissheit und Problematicität zu betrachten. Für heut – es ist sehr spät – herzlichsten Gruss! Der Ihrige wie stets W Windelband
Windelband an Franz Böhm, Heidelberg, 11.6.1908,296 1 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673 Heidelberg, 11.6.08 a Hochgeehrter Herr Geheimrat, Im Anschluss an unsre gestrige Unterredung beehre ich mich Ihnen mitzuteilen, dass die schon seit einiger Zeit erwartete „Sociologie“ von Simmel297 soeben bei Dunker und Humblot erschienen ist. Die Post bringt mir eben mein Exemplar, es ist ein Wälzer von 775 Seiten: soweit ich im ersten Moment durchblätternd beurteilen kann, wieder ein stark persönliches und dabei ein ausgesprochen sachliches Buch, nach Inhaltsverzeichnis und namentlich nach dem „Materienverzeichnis“ am Schluss ein ausserordentlich reiches Buch, das zweifellos in den Mittelpunkt der sociologischen Forschung treten wird, – jedenfalls ein neuer, schwer wiegender Rechtstitel für die Erfüllung unsres Wunsches, diesen Mann für Heidelberg zu gewinnen.298 Indem ich mir erlaube Sie darauf unverzüglich aufmerksam zu machen, verbleibe ich mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster W Windelband a
11.6.08 ] darunter Vermerk von anderer Hand: E[rhalten] 12 6.08.
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Windelband an Hugo Münsterberg, Heidelberg, 13.7.1908, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,299 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, mit gedrucktem Briefkopf: III. Internationaler Kongress | für Philosophie Heidelberg 1908 | Präsident: Dr. Windelband, | Landfriedstrasse 14. Heidelberg, den . . . , Boston Public Library, Hugo Münsterberg Collection, MS Acc 1501-2500: Series 1, Box 20, Folder 2254 Heidelberg, den 13. Juli 08 Hochgeehrter Herr Kollege, Herzlich freue ich mich, Sie auf europäischem Boden begrüssen zu können und Ihrer Mitwirkung bei unserm Kongresse300 sicher zu sein. Dass die Psychologie dabei verhältnismäßig am wenigsten Ausbeute verspricht, hängt leider daran, dass die Psychologen ihre eignen Kongresse haben, und zwar internationale wie deutsche, und dass z. B. der letztere erst im April d. J. in Frankfurt301 getagt hat. (ich konnte ihn leider nicht besuchen, da ich damals im Bade302 war). Im Allgemeinen bin ich, wie Sie wissen, der Ablösung der empirischen Psychologie von der Philosophie, die ja auch darin zu Tage tritt, nicht abgeneigt; aber für den Kongress ist es ein Nachteil, der hoffentlich durch das reiche Maass der übrigen Darbietungen einigermaassen auch für Sie ausgeglichen wird. Dass die Berliner Herren303 sich fern halten, ist ja nicht ganz unbegreiflich und muss eben ertragen werden. Lebhaft bedaure ich, dass gerade Simmel unter den gegenwärtigen Umständen304 nicht wird kommen wollen. Höchst erfreulich ist dagegen die qualitativ und quantitativ höchst stattliche Beteiligung America’s und überhaupt des Auslandes. Die Anmeldung von Herrn a Hill305 hat uns besonders gefreut; er erhält sofort eine Einladung. Für Ihre so liebenswürdig zur Verfügung gestellte Hilfe ist im jetzigen Momente kein besonderer Gegenstand: aber ich bitte Sie mich gütigst von Ihrer Adresse auf dem laufenden zu erhalten, damit ich gegebenenfalls von Ihrer Erlaubnis Gebrauch machen und mich an wenden kann. Mit aufrichtig ergebnem Grusse der Ihrige W Windelband
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Herrn ] Hrn.
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 7.9.1908, 4 S., hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen R. DIEFFENBACHER | HEIDELBERG, gedruckter Briefkopf III. Internationaler Kongress | für Philosophie Heidelberg 1908 | Präsidium: Dr. Windelband, | Landfriedstrasse 14. | Heidelberg, den . . . , UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_60 7.9.08. Lieber Freund und Kollege, Nachdem sich der Schwarm verlaufen306 hat, ist mein Erstes, Ihnen zu schreiben, um Ihnen auszusprechen, wie herzlich ich, wie lebhaft wir Sie vermisst haben. ich sah es ja leider als selbstverständlich voraus und finde es in der Rücksicht auf Ihre Gesundheit durchaus begründet, dass Sie nicht kommen konnten. Eben deshalb glaubte ich es nicht verantworten zu können, etwa vorher noch darum zu bitten. Nun aber will ich es Ihnen nicht verschweigen, dass Sie mir an allen Ecken und Enden gefehlt haben, weil eben doch der Gedanke auf Sie gerichtet war, sobald ernsthafte Probleme zur Sprache kamen. Und sie kamen zur Sprache. Der geistige Inhalt des Kongresses war verhältnismässig reich und hoch; der Verlauf nicht nur äusserlich glatt und wohlgelungen, sondern | auch innerlich so erfreulich, wie ich es kaum erwartet hatte. Namentlich mit den Franzosen verstanden wir uns recht gut, nicht blos wegen der sympathischen Persönlichkeiten, von Boutroux und Xavier Léon, sondern auch sachlich: und in dieser Hinsicht konnte meine Einführung zu Bergson,307 die ich Ihnen hierbei schicke, als Signatur des Moments gelten. Wenn Sie dessen Schriften noch nicht kennen sollten, so lege ich sie Ihnen sehr ans Herz: Sie sind einer der wenigen, die ihnen in jeder Hinsicht gewachsen sind; d. h. die Grenzen ihrer Ergebnisse zu würdigen wissen. Auch mit den Amerikanern ging’s auf | dem Kongresse sehr gut; Münsterberg trug wesentlich dazu bei, und Royce ist eine prächtige Figur, die kennen gelernt zu haben mir höchst wertvoll ist. Unter den Italienern hatte Croce, dessen Vortrag sachlich ersten Ranges war, leider aus sprachlichen Gründen nicht den verdienten Erfolg,308 mehr einen Succès d’estime,309 – während die andern, Konventionalisten, Pragmatisten, Positivisten sehr zurücktraten. Aus dem selben Grunde haben die Engländer, Schiller310 an der Spitze, schlecht abgeschnitten und sich nicht wohl gefühlt. Alles in allem bin ich froh, dass wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind und die Sache, die doch im Ganzen eine sehr erfreuliche Erinnerung ist, glücklich hinter | uns haben. Uebermorgen gehen meine
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Frau und ich zur Kur nach Baden im Aargau311 : ob wir bei der Rückkehr im Anfang October über Freiburg kommen und dort Station machen, bleibt dahingestellt: ich wünschte es sehr, um meine Zusage des Besuchs312 einzulösen, der leider im Sommer bei der schauderhaften Ueberlastung meiner Zeit absolut nicht zur Ausführung kommen konnte. Wie ich höre, bleiben Sie im eignen, schönen Heim313 : ich wünsche Ihnen gute Gesundheit und uns guten Fortgang Ihrer Arbeit! Mit getreuem Gruss von Haus zu Haus der Ihrige Windelband
Windelband an Karl Praechter, Heidelberg, 14.3.1909, 4 S. (lat. Schrift), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Halle; Nachlass Karl Praechter, Yi 21 I W 13(1) Heidelberg, 14 März 1909. Hochgeehrter Herr Kollege, Ihre Anfrage vom 6. d[es] M[onats] hat den Weg nach Wiesbaden, wo ich zu einer kurzen Kur314 weilte, und von da hierher zurück machen müssen, und daher bitte ich freundlichst zu entschuldigen, dass ich sie erst heute beantworte. Dass für die Besetzung der Ebbinghaus’schen Professur315 von der einen oder andern Seite Herr Dessoir316 genannt werden wird, vermuten Sie wohl nicht mit Unrecht: in gewissen Berliner Kreisen ist Dessoir sehr freundlich behandelt und namentlich von Simmel, der weit, weit über ihm steht, in höchst befremdlicher Weise bevorzugt worden. Das Beste, was D[essoir] geleistet hat, ist m[eines] E[rachtens] die zweite Auflage seiner Geschichte der deutschen Psychologie317 ; aber auch ihr fehlt es an eigenen a philosophischen, sachlich tief dringenden Auffassungen. Seine aesthetischen Studien, die viel moderne Neigungen zeigen und in den einzelnen | Aufsätzen stark ins Feuilletonistische zu fallen in Gefahr sind, würden mir auch keine Gewähr für eine ernste Vertretung dessen, was die Universität als Philosophie bedarf, bieten. Will man durchaus wieder einen Psychologen haben, so giebt es viel bedeutendere als Dessoir: in erster Linie Osw[ald] Külpe-Würzburg,318 der auch durch seine „Einleitung in die a
eigenen ] statt gestrichen: eigentlichen
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Philosophie“319 und durch sein Büchlein über Kant320 bewiesen hat, dass er philosophischen Problemen gewachsen ist; ich sage das, obwohl ich seinen Auffassungen durchaus fern stehe. Weiterhin käme als Psychologe und Aesthetiker lange vor Dessoir der Giessener K. Groos321 in Betracht, der in glücklicher Weise vielfach eigne Wege gegangen ist; von seiner Lehrtätigkeit habe ich, der ich ihn persönlich nicht kenne, nur Gutes gehört. Aber muss es denn ein Psychologe sein? Sollte man nicht allmählich auch an den preussischen | Universitäten wieder anfangen, statt der beiden Surrogate – Geschichte und Psychologie – an die Philosophie selbst bei der Besetzung der für sie bestimmten Professuren zu denken? An Männern dazu fehlt es nicht. Warum wollte Ihre Fakultät nicht zuerst auf Rickert zurückkommen, von dessen führender Stellung in der Wissenschaft und glänzender Lehrfähigkeit ich nichts erst zu sagen brauche? Nach ihm käme Husserl322 an die Reihe, der, seit er Halle verlassen hat, sich zu einer hervorragenden Position entwickelt hat, sodass an seinen „Logischen Untersuchungen“ Niemand mehr vorbeigehen kann, und der in Goettingen, wie ich höre, eine ausserordentlich wirksame, anregende und fesselnde Lehrtätigkeit entfaltet. Sodann ist Simmel zu nennen, der, soweit ihm nicht Vorurteile323 entgegenstehen, als eine eigenartige Denkerpersönlichkeit und als erfolgreicher Docent anzuerkennen und anerkannt ist. Auch Hensel324 Erlangen ist nicht zu vergessen, der zwar von allen diesen | das geringste Mass philosophischer Originalität, dafür aber eine ausgebreitete Gelehrsamkeit, eine gediegene Gesinnung und eine hervorragende Lehrgabe besitzt. Das ist nach meiner Meinung, die ich übrigens wie Ihnen selbst, so auch event[uell] einer Kommission oder der Fakultät gern zur Verfügung stelle, eine Reihe von stattlichen Vertretern der Philosophie aus der für die wichtige Stellung in Betracht kommenden Generation, und es ist kein Grund vorhanden, diese Professur dauernd der Psychologie zu opfern. Mit den besten Wünschen für einen der Sache der Philosophie günstigen Ausgang der Verhandlung, – zu weiterer Auskunft gern bereit, – bin ich, sehr geehrter Herr Kollege, in vorzüglicher Hochachtung ergebenst der Ihrige W Windelband
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 29.6.1909, 3 S., hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen R. DIEFFENBACHER | HEIDELBERG, UB Heidelberg, http: //digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_65 Heidelberg, 29.6.09. Lieber Freund, Aufrichtigen Dank für Ihre Briefe325 ; sie haben mich sehr gefreut, insbesondre auch der letzte mit seiner Zustimmung zu unsrer Akademie.326 Dass mir deren Installation viel Mühe und Arbeit gemacht hat und macht, können Sie denken. Wie sehr ich in solchen Aussendingen und in den unerwartet umfangreichen repräsentativen Pflichten meines Prorectorats befangen bin, sehen Sie daraus, dass ich auch Ihre Abhandlung327 in den K[ant-] St[udien] bisher nicht studiert, sondern nur flüchtig angelesen habe; daher auch Ihnen heute nur den allgemeinsten Dank dafür sagen kann. Herrn a Steppuhn, der mich gestern besuchte, sollte Ihnen diese meine Zeitnöte und auch meine Stellung zu dem „Logos“ berichten, dem ich grosses, für später auch tätiges Interesse zuwenden will, wenn ich auch zwei nicht leichte Bedenken,328 die er Ihnen berichten will, ein sachliches und ein persönliches, dabei zu überwinden habe. Für heute kann ich leider nicht näher darauf eingehen, weil ich noch sehr viel zu tun habe. Nur einen Punkt möchte ich kurz berühren: ich deute den Wunsch nach Besitz meines „Büchleins“, den Sie sehr berechtigt aussprechen, auf die | Frankfurter Vorlesungen329 über Phil[osophie] d[es] 19. Jahrh[underts]. Diese aber habe ich Ihnen ganz bestimmt geschickt, entweder, wie ich glaube, durch Siebeck oder direct von hier. Jedenfalls stehen Sie als Adressat auf meiner Liste der Empfänger.330 Sollte das Ding nicht in Ihre Hände gelangt sein? Da müsste irgendein Missgeschick passiert sein. Wenn es so ist, bitte ich dringend, es mir zu schreiben; ich hole es dann nach. Denn Einiges darin wird Ihnen vielleicht nicht ganz alltäglich vorkommen, so populär das Ganze gehalten ist. Es fällt mir jetzt auf, dass Ihr vorletzter Brief,331 den ich darauf nachsehe, von dem Büchlein nichts erwähnt. Dagegen wird der Separatabdruck332 aus der Kult[ur] d[er] Gegenw[art], den ich in den letzten Tage an Sie expedierte, für Sie nicht viel andres enthalten als etwa das Interesse daran, | wie ich mich mit der wenig angenehmen Lage abgefunden habe, mich selbst abzuschreiben.
a
Herrn ] Hrn.
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Doch nun für heut genug. Dass Sie nicht zum Samstag333 kommen, begreife ich vollkommen, so herzlich leid es mir tut. Mit den besten Grüssen von Haus zu Haus getreulich der Ihrige W Windelband
Windelband an Karl Vossler, Heidelberg, 17.7.1909, 6 S., hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen R. DIEFFENBACHER, Bayerische Staatsbibliothek München, Nachlass Karl Vossler, Ana 350. 12. A. Windelband, Wilhelm Heidelberg, 17.7.09 Vertraulich a ! Hochgeehrter Herr Kollege, Lassen Sie mich zunächst Ihnen herzlich danken für das ehrenvolle Vertrauen, dass Sie und Ihr Herren Kollegen in mich setzen: ich bedaure nur lebhaft den Anlass zu Ihrer Anfrage, und ich kann schwer begreifen, wie der von mir hochgeschätzte Kollege Külpe,334 der zwar aus der Psychophysik hervorgegangen; aber doch, wie seine letzten Schriften beweisen, nicht darin stecken geblieben ist, sich dazu hat bewegen lassen, durch seine Vorschläge einer vollständigen Auslieferung des philosophischen Katheders an die begrenzteste Psychophysik Vorschub zu leisten. Selbst die menschlich begreifliche Sorge um die leistungsfähige Erhaltung des von ihm in so stattlichem Umfang geschaffenen Instituts erklärt das nicht vollständig: und diesem Moment kann ja in der von Ihnen in Aussicht genommenen Weise335 sachlich vollkommen ausreichende Rechnung getragen werden. Dass Sie Sich gegen diese Vorschläge wehren, finde ich sehr gerechtfertigt und ebenso wacker wie nötig; und ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen dabei irgend behilflich sein kann: ich bitte nur gütigst zu entschuldigen, wenn ich mich in der | bedrängten Lage, worin mich gehäufte Aufgaben während des kurzen Intervalls zwischen den repräsentativen Wochen von Genf und Leipzig336 versetzen, möglichst kurz zu fassen genötigt bin. Dass Sie aus dem von Ihnen entwickelten Gründen in Ihre Vorschläge Cornelius337 aufnehmen wollen, finde ich nicht nur taktisch richtig, sona
Vertraulich ] unterstrichen
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dern auch sachlich durchaus vertretbar. Er ist zwar Psychologist, und deshalb wie Sie wissen, mir nicht sympathisch: aber schon die auch von Ihnen hervorgehobene intellektuelle Abstammung von Mach338 lässt ihn über die einseitige Experimentiererei hinausblicken und die grossen Probleme der Philosophie sehen, wie es nicht nur seine Psychologie, sondern auch seine Einleitung in die Philosophie339 beweist. Dazu kommt, dass er eine eigenartige, aesthetisch zugespitzte Persönlichkeit ist und mit dieser, wenn nicht besondere Schwierigkeiten vorliegen, sicher einen Eindruck auf die Hörerschaft machen wird. ich weiss freilich von seinem Lehrerfolg | nichts, ich habe nur gehört, dass er auch in Halle340 in Vorschlag war. Neben ihm würde ich zunächst Bruno Bauch341 nennen, den verdienstvollen Herausgeber der Kantstudien, einen vielseitig gebildeten, von edelster Hingabe an die Sache der Philosophie erfüllten Mann, dessen ethische und historische Arbeiten (z. B. Kant und Luther342 ) ihm einen anerkannten Platz unter der jüngeren Generation sichern. Er hat neben Elsenhans auf der Dresdener Liste gestanden; er soll mit seiner reinen, hochstrebenden Persönlichkeit einen sehr guten und starken Einfluss auf die Studentenschaft haben: Näheres darüber wird Ihnen gern der Schriftführer der KantGesellschaft, Geheimer Regierungsrat a Prof. Dr. Vaihinger, Halle, Reichardstr. 15, zur Verfügung stellen. In Ihrer b Nähe käme dann K[arl] Groos343 in Giessen in Betracht, dessen literarische Tätigkeit sich hauptsächlich der Aesthetik zugewendet hat. Seine „Spiele der Tiere“344 haben grossen Anklang gefunden, von seiner Art können Sie sich ausser der Einleitung in die Aesthetik345 wohl ein Bild machen aus seiner | Behandlung der Aesthetik346 in der von mir herausgegebenen Festschrift für Kuno Fischer. Mein Freund Herm[ann] Siebeck,347 neben dem G[roos] in Giessen wirkt, hat immer mit grosser Achtung von seinem Wissen, Wesen und Lehren gesprochen. Diese drei würde ich nach meinen persönlichen Auffassungen und namentlich mit Rücksicht auf das für die Zukunft auch literarisch von ihnen zu Erwartende in der Folge rangieren, welche zufällig auch die alphabetische ist: Bauch, Cornelius, Groos. ich würde es aber auch völlig gerechtfertigt finden, wenn man, indem man bei Groos den Umstand, dass er schon der bewährte Ordinarius ist, und bei Cornelius die von Ihnen erwähnten Verhältnisse348 betonte, eine andre Stellung vorzöge.
a b
Geheimer Regierungsrat ] GehRg Rat Ihrer ] so wörtlich, kann auch ihrer meinen
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Sollte der eine oder der andre von diesen aus irgend welchen Gründen ganz zurückgestellt werden, so müsste man wohl zunächst an Elsenhans349 denken (über den ich Ihnen350 nichts Näheres zu sagen brauche) und an Heinrich Maier351 -Tübingen denken, die beiden Schwaben, die zwar keine schöpferischen Denker und keine hinreissenden Redner, aber gediegene Leute mit einem tüchtigen Schulsack a sind. Beide stehen, wie Sie wissen, der Psychologie nahe und ihr doch freier gegenüber; und das empföhle sie vielleicht ebenso wie Cornelius und Groos zu der Stellung eines dem psychologischen Extraordinarius352 übergeordneten Institutsdirectors. Nachher kann ich, wenn Männer wie Simmel, Jonas Cohn, Cassirer und auch schliesslich Hensel und Lask nicht genehm sind, nur noch einen aus der jüngeren Generation nennen: Georg Misch,353 dessen ersten Band der Geschichte der Autobiographie354 Sie gewiss kennen und anerkennen. Mir scheint es ein Buch, das nach dem ganzen Wust, nach der in grossen Zügen und doch mit feinsten Detail-Analysen durchgeführten Behandlung des neuen b Themas seinen Verfasser mit in die erste Reihe rückt. Von diesem selbst weiss ich nur, dass er Schüler und Schwiegersohn Wilhelm Dilthey’s ist; von confessionellen und persönlichen Beziehungen355 ist mir nichts bekannt. Es wäre sachlich schade, wenn ihm so | etwas im Wege stünde. Für diesen Fall müssten schliesslich noch Heinr. Schwarz356 -Marburg, der Herausgeber der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, und Fritz Medicus357 -Halle herangezogen werden. Der erstere hat etwas Unbestimmtes,c Eklektisches und bisher nicht recht Fruchtbares in seiner fleissigen, meist auf ethische Gegenstände gerichteten Arbeit: der zweite hat ein tüchtiges Buch über Fichte358 (13 Vorlesungen) geschrieben, und ist ein ausgesprochener Fichteaner mit mystisch-religiösem Einschlag. Diese Ihren Wünschen hoffentlich etwas Brauchbares bietenden Urteile stelle ich Ihnen und Ihren Kollegen gern mit der Bitte zur Verfügung, ihren vertraulichen Charakter zu bewahren. Indem ich schliesse, will ich nicht vergessen, Ihnen für die Zusendung der vortrefflichen, in ihrer Knappheit höchst wirkungsvollen Rezension über Marty359 meinen herzlichen Dank zu sagen. Mit verbindlichen Empfehlungen von Haus zu Haus aufrichtigst der Ihrige W Windelband a b c
Schulsack ] so wörtlich neuen ] unterstrichen Unbestimmtes ] Unbestimmten
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Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 24.7.1909, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,360 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 24.VII.09 a Hochgeehrter Herr Doctor Zu der neuen Ehrung durch den D. theol. h. c.361 spreche ich Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch und meine hohe Freude darüber aus, dass Ihre rege, von so aufrichtiger Hingabe an die Sache der Wissenschaft erfüllte Tätigkeit wieder eine so wohlverdiente und so weithin sichtbare Anerkennung gefunden hat! Leider haben Sie recht behalten mit der pessimistischen Auffassung362 von der Wirkung meines Rectorats für meine wissenschaftliche Arbeit: ich kann vor den Ferien, d. h., da ich im August mich unbedingt im Gebirge erholen muss, vor dem September das Ms. für die neue Auflage der Geschichte der Philosophie363 nicht einliefern. Dann soll es aber mit aller Energie geleistet werden. In diesem Sommer sind zu den allgemeinen Rectoratsanforderungen und zu den Repräsentationspflichten in Genf und Leipzig364 noch die Verhandlungen etc. hinzugekommen, welche die Begründung unserer Akademie der Wissenschaften für mich herbeiführten; und ich habe oft tatsächlich nicht gewusst, wo mir der Kopf stand. Darum habe ich Ihnen auch noch nicht über eine andere Sache geschrieben. Eine Gruppe junger Herren, die Schüler teils von Rickert teils von mir teils von uns beiden sind, plant die Herausgabe einer kulturphilosophischen Zeitschrift, die sich „Logos“ nennen will. Als sie an mich mit dem Wunsche herantraten, ihnen meine Mitwirkung zuzusichern,365 habe ich ihnen erwidert, dass ich in dieser Hinsicht mich durch den Umstand gebunden fühle, dass Sie vor Jahren mich mehrfach zur Begründung einer philosophischen Zeitschrift366 aufgefordert haben, ich aber es aus sachlichen und persönlichen Gründen abgelehnt habe, ein derartiges Unternehmen in die Hände zu nehmen. Nun weiss ich nicht, ob es damit zusammenhängt, dass mir gestern einer der beteiligten Herren367 sagte, sie hätten mit Ihnen Verhandlungen über die Verlegung der Zeitschrift368 begonnen oder ständen im Begriff das zu tun. Sollte das geschehen sein oder geschehen, so bin ich gern bereit, Ihnen Näheres über diesen Plan zu schreiben, der nicht ganz dem Gedanken entspricht, mit dem Sie früher eine solche Gründung a
24.VII.09 ] Ort u. Datum fehlen, Eintrag nach Posteingangsdatum
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ins Auge fassten. Jedenfalls wünsche ich, ehe irgend etwas in der Sache geschieht, was meine Mitwirkung in irgend einer Weise, wenn auch noch so lose bedeuten sollte, mich mit Ihnen darüber sachlich und persönlich auseinanderzusetzen. Für heute mit herzlichem Gruss und nochmaligen Glückwunsch hochachtungsvoll der Ihrige W Windelband
Paul Siebeck an Windelband, Tübingen, 24.7.1909, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,369 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 24. Juli 1909. Herrn Geheimrat Professor Dr. W. Windelband in Heidelberg. Hochverehrter Herr Geheimrat, haben Sie herzlichen Dank für Ihren liebenswürdigen Glückwunsch370 zu meinem D theol. und gestatten Sie mir Ihnen nachträglich zum Genfer Ehrendoktor371 ebenso herzlich zu gratulieren. Ja ja, die Wirkung von Rektoraten habe ich schon oft kennen gelernt, auch bei wesentlich ruhiger verlaufenden, als dem Ihrigen. Gönnen Sie sich ja die nötige Erholung und lassen Sie den Verleger auf das Manuscript für die neue Auflage der „Geschichte der Philosophie“ ruhig warten, bis Sie so erfrischt sind, dass Sie unbesorgt an die Arbeit gehen können. Dass ich am letzten Mittwoch372 in Freiburg war, um mit den Herren über den Verlag des „Logos“ zu verhandeln, haben Sie inzwischen wohl von Herrn Professor Rickert gehört. Es ist mir dort gelungen, eine, wie ich glaube, glückliche Kombination der von den Herren und der seinerzeit a von mir geplanten philosophischen Zeitschrift373 herbeizuführen. Auch über die geschäftliche Seite sind wir in allen Punkten einig geworden, sodass wohl im Laufe der nächsten Woche der Vertragsabschluss zu Stande kommen wird. Ich habe mir erlaubt, meinerseits die Bedingung zu stellen, dass Ihr und Professor Rickert’s Name unter den Herausgebern genannt werde, sofern Sie damit einverstanden sind.
a
seinerzeit ] sr. Zt.
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Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie die Anstrengungen des Semesters vollends gut ertragen und hernach im Gebirge eine gründliche Erholung finden, und bleibe mit herzlichem Gruss in aufrichtiger Verehrung Ihr ergebener P. Siebeck.
Windelband an Max Weber, Heidelberg, 16.10.1909, 6 S., Ts. mit eigenhändiger Unterschrift, mit hs. Korrekturen von Windelbands Hd., UA Heidelberg, HAW 3 Heidelberg, den 16. a Oktober 1909. 374
Abschrift. An Herrn Prof. Dr. Max Weber. hier Hochgeehrter Herr Kollege! Ihre freundliche Mitteilung des Schreibens,375 das Sie am 30. Juli an die Akademie gerichtet haben, ist mir leider erst auf meiner Reise in Tirol zugegangen, gleichzeitig mit einer Mitteilung an Herrn Geh[eime] Rat Königsberger, wonach Sie sich im Gefolge einer Unterredung mit ihm weitere Schritte vorbehielten: Als Sie dann Mitte September so gütig waren, mir auch Ihr zweites Schreiben376 persönlich mitzuteilen, hat leider Ihre Abreise die persönliche Aussprache, die mir erwünscht gewesen wäre, verhindert, und ich muss daher jetzt bitten, auf beide Schreiben zugleich antworten zu dürfen, da Sie für mich sich als ein Ganzes darstellen. Als ich in die verantwortliche Lage kam, für die zukünftige Gestaltung der Heidelberger Akademie Vorschläge zu machen, habe ich es wohl lebhaft bedauert, dass es mir nicht erlaubt war, dabei als Ratgeber alle die Herren Kollegen heranzuziehen, die nachher ihre Kritik daran üben würden. Aber wenn ich jetzt hinterher erlebe, wie weit diese Meinungen auseinandergehen, und wenn ich mir dabei sagen darf, dass darin kaum etwas vorgebracht wird, was ich nicht schon in meiner Weise selbst in Betracht gezogen hätte, so wird jenes Bedauern wesentlich vermindert. In der Tat hat auch meine „Menschenkenntnis“377 soweit gereicht, um die persönlichen Schmerzen vorauszusehen, die mit der Geburt der Akademie verbunden sein würden: und auch das habe ich vorausgesagt, dass a
16. ] hs. eingefügt
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die Klagen, die laut werden würden, sich nicht auf eine Verletzung der Persönlichkeiten, sondern auf die Zurücksetzung der von Ihnen vertretenen Wissenschaften beziehen würden. | Es war mir klar, dass derartige Verstimmungen ganz unvermeidlich waren, wie auch die Einrichtungen getroffen werden mochten, und es fragte sich nur, ob man ihnen die Bedeutung zuerkennen sollte, um deshalb die Einrichtung der Akademie überhaupt zu widerraten. Dabei war auch mir bekannt, dass es Ansichten gibt, welche die Akademien in ihrer bisherigen Gestalt für veraltete und überlebte Institute halten. Diese Frage möchte ich hier nicht diskutieren, sondern nur auf den Punkt hinweisen, der für mich maßgebend war. Jenen Ansichten stehen doch tatsächlich auch die entgegengesetzten gegenüber, welche die Verbindung der Akademie mit einer Universität als erstrebenswertes Gut für die letztere betrachten. Seit Jahren ist man in Bonn378 mit der Begründung einer Akademie beschäftigt, für die man schon die Statuten, aber noch kein Geld hat. In Straßburg haben die Kollegen (die mir persönlich am meisten symphatische Form) eine freie Gesellschaft der Wissenschaften379 gegründet, die schon beträchtliche Kapitalien an sich gezogen hat. In Freiburg ist man aus Anlaß des neuen Kollegienhauses380 mit Geldsammlungen größeren Stils beschäftigt, die sachlich auf dasselbe Ziel hinausgehen. In solchem Moment wäre es unverantwortlich gewesen, wenn für Heidelberg diese Möglichkeit mit einem a Schlage gegeben war, sie abzulehnen, blos weil vorauszusehen war, dass nicht alle gleichmäßig damit zufrieden sein würden. Solche Ungereimtheiten also, die als unvermeidlich in den Kauf genommen werden mußten, habe ich wohl vorausgesehen. Was ich dagegen nicht voraussehen konnte, war, dass Sie sich zum Sprecher jener Klagen machen würden und dass Sie bereit sein würden, durch eine darauf begründete Ablehnung jene Verstimmungen mit Ihrer persönlichen Autorität zu verstärken und in ihrem Bestande zu verlängern, dadurch aber jene Gefahr einer Störung der Einigkeit an unserer Universität, von der Sie selbst schreiben, erheblich zu vergrößern. | Leider war auf diesen persönlichen Ton, mit dem Ihnen, wie ich Ihren Andeutungen gern glaube, wohl auch „hervorragende Kollegen“ in den Ohren gelegen381 haben mögen, der Hauptteil Ihres ersten Briefes gestimmt. Er war in dieser Hinsicht gegenstandslos schon als er geschrieben wurde. Fünf Tage vorher hatte die Akademie bei Ihrer Statutenberatung die Zahl der Stellen erweitert. Und gleich nachher hat jener natürliche Lauf a
einem ] unterstrichen
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der Dinge, der bei der Schaffung (und somit auch bei der Beurteilung) derartiger Institutionen in Betracht gezogen sein will, mit schmerzlicher Geschwindigkeit zwei neue Stellen freigemacht. Platz ist genug da, nur ein wenig Geduld bleibt nötig. Platz zu machen, ist nicht mehr erforderlich. Ihr zweiter Brief betont denn auch fast nur noch das andere Motiv, das im ersten „überdies“ aufgeführt war, und er steigert demgemäß dies Motiv zu einer scharfen Anklage. Während Sie anfänglich nur geltend machten, dass Sie von der Akademie keine Förderung der von Ihnen vertretenen Wissenschaften, der soziologischen, wie ich sie mit Ihrer Erlaubnis kurz nennen will, zu erwarten hätten, behaupten Sie jetzt, dass diese Disziplinen durch ihre scheinbare, aber sachlich aussichtslose Vertretung in der persönlichen Zusammensetzung der Akademie geradezu geschädigt würde. Diese Ihre Behauptung muß ich im Namen der Philosophisch-historischen Klasse, die ich als ihr Sekretär zu vertreten berufen bin, auf das Entschiedenste zurückweisen. Es liegt nicht der geringste Grund dafür vor, zu befürchten, dass durch die Überzahl philologischer und historischer Mitglieder die Interessen der Soziologischen Disziplinen in ungerechter Weise vernachlässigt werden könnten. Ganz dieselbe Befürchtung könnte ja mit dem gleichen Rechte etwa für die Philosophie oder für die Religionswissenschaft ausgesprochen werden. Denn auch diese sind | unter den 10 ordentlichen Mitgliedern nur durch je eines vertreten, geradeso wie die soziologischen Fächer. Denn dass deren Vertreter zur Zeit noch auch für die Interessen der politischen Geschichte wird in Anspruch genommen werden müssen, ist doch wahrlich kein Hindernis für seine energische Vertretung der soziologischen Interessen. Es ist deshalb ein völlig ungerechtfertigtes Mißtrauen in die wissenschaftliche Unbefangenheit unserer Klasse, wenn ihr, ehe sie überhaupt hat in Tätigkeit treten können, vorgehalten wird, sie werde eine der Wissenschaftsgruppen, die in ihr vertreten sind, nicht in angemessener Weise zu fördern geneigt sein. Wie dieser Vorwurf schon jetzt erhoben werden kann, ist mir völlig unbegreiflich. Die Klasse hat noch nicht einmal ihre Geschäftsordnung entworfen, niemand kann noch sagen, in welcher Weise sie ihre Tätigkeit gliedern, in besonderen Kommissionen organisieren wird, und es ist noch in keiner Weise abzusehen, wie weit es ihr dabei gelingen wird, den formell unerläßlichen (von niemand mehr als von mir peinlicher empfundenen) Unterschied zwischen den geschäftsführenden, sog[enannten] ordentlichen Mitgliedern, und den übrigen in sachlicher Arbeitsgemeinschaft auszugleichen. Dass dazu die besten Absichten, speziell in unserer Klasse, bestehen, dürfen Sie als sicher annehmen: ob aber die Ausführung dieser Ansichten dadurch gefördert wird, dass die anfäng-
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lich leider unvermeidlichen Gereiztheiten zum öffentlichen a Ausdruck gebracht werden, das überlasse ich Ihnen selbst zu beurteilen. Für die Philosophisch-historische Klasse muß ich also als ihr Vertreter das Vertrauen in Anspruch nehmen, dass sie bemüht sein wird, die große Mannigfaltigkeit wissenschaftlicher Interessen, die in ihr vereinigt sind, in gerechter Weise anzuwägen. Dabei wird allerdings, wie es bei einer „Akademie der Wissenschaften“ erforderlich ist, jede einzelne Disciplin b sich bescheiden müssen, an den immerhin beschränkten | Mitteln eben nur ihren Anteil durchschnittlich zu beanspruchen. Aufgaben so umfassenden Charakters, wie Sie sie für die demographische Forschung382 skizzieren, scheinen mir etwa die Mittel unserer ganzen Akademie für sich allein in Anspruch zu nehmen, oder zum mindesten so viel, wie wenn die Soziologischen Diszplinen eine eigene Klasse neben den beiden andern bildeten. In der Tat scheinen mir Ihre Wünsche darauf hinauszulaufen. Auch dieser Gedanke überrascht mich keineswegs: ich habe die Möglichkeit einer dritten, soziologischen Klasse sehr ernst in Erwägung gezogen. Viele Vorteile sah ich dabei voraus. Das Lob der Modernität wäre uns sicher gewesen, ein Secretarius hätte sich ja wohl gefunden, und in der andern Klasse wäre so viel erwünschter Platz geworden! Aber die Ausführung des Gedankens erwies sich als unmöglich, nicht etwa wegen des Widerstandes, den er allerdings wegen der Schmälerung erfahren hätte, die den anderen Klassen an ihren Mitteln und an ihrem Stimmgewicht erwachsen wäre, sondern hauptsächlich deshalb, weil der Versuch, diese dritte Klasse in einer analogen Weise zu konstutieren, völlig mißlang. Selbst wenn man (was ich genau erwog) Philosophie und Religionswissenschaft mit dazu nahm und wenn man auch die sonst so schwer unterzubringende Geographie ihr einfügte, so war eine solche c dritte Klasse nicht voll zu besetzen, wenn man nicht zu schreienden Ungleichmäßigkeiten greifen wollte. Gerade hieraus aber bestätigt sich mir, dass auch die soziologischen Fächer neben dem Anteil, den sie, wie alle übrigen, an der Arbeit der Akademie in Anspruch zu nehmen haben, für weitergehende Bedürfnisse auf besondere Zuwendungen rechnen müssen, wie es bei allen übrigen Disziplinen der Fall ist. Derartiges geschieht bei allen Akademien durch Nachstiftungen für spezielle wissenschaftliche Zwecke. Wir haben in unserer Klasse schon jetzt die | Freude, zwei solche Zustiftungen383 empfangen zu haben; a b c
öffentlichen ] von Windelband hs. korrigiert aus heftigen jede einzelne Disciplin ] von Windelband hs. eingefügt solche ] von Windelband hs. eingefügt
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ich sollte denken, dass den Herren von den wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen es vielleicht am ehesten beschieden wäre, für ihre Fächer Ähnliches zu erreichen. Derartige Nachstiftungen können aber nicht sicherer verhindert werden, als wenn in einer weithin sichtbaren Weise die Meinung verbreitet wird, diese Akademie werde, wie alle übrigen, unfähig sein, den soziologischen Interessen die ihnen gebührende Pflege angedeihen zu lassen. Deshalb sehe ich in Ihrem Vorgehen, verehrter Herr Kollege, nicht nur eine Schädigung der Universität, deren Einigkeit dadurch in erhöhter Weise gefährdet wird, und nicht nur eine Schädigung der Akademie, deren Tätigkeit nach einer besonders wertvollen Richtung hin dadurch beeinträchtigt wird, sondern auch eine Schädigung der sozialen Wissenschaften selbst, in deren Interesse Sie zu handeln glauben. Selbstverständlich bin ich überzeugt, dass Sie alle diese Folgen nicht nur nicht beabsichtigen, sondern auch selbst im höchsten Grade beklagen würden: und deshalb halte ich mich für verpflichtet, Ihnen mit der Offenheit, die ich Ihnen zur Erwiderung schulde, auszusprechen, dass ich diese Folgen für durchaus unausbleiblich erachte. Ich würde es auf das Lebhafteste bedauern, wenn die sachlichen Meinungsverschiedenheiten, die ja bei Ihnen selbst allein massgebend sind, die Akademie Ihrer Mitwirkung berauben384 sollten: und indem ich Sie bitte, von dieser meiner Gesinnung überzeugt zu sein, verbleibe ich in vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Windelband a
Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 16.11.1909, 3 S., hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen R. DIEFFENBACHER | HEIDELBERG, UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_68 Heidelberg, 16.11.09 Verehrter Freund, Verzeihen Sie, dass ich auch heute nur ganz kurz und eilig antworten kann; vor dem 22t , unserm Stiftungsfest,385 finde ich keine ruhige Stunde. Beim „Logos“ ist mir nicht ganz behaglich386 zu Mute; zwei Dinge machen mich bedenklich: 1) der religiöse Einschlag – Messias387 – Logos – a
Windelband ] eigenhändige Unterschrift
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die Gefahr der Neuromantik, vor der unsere heutige geistige Lage mit aller Energie geschützt werden sollte, 2) die Internationalität, die doch bisher wesentlich darin besteht, dass ein paar unsrer russischen Zuhörer sich mit den einheimischen angefreundet haben. Die Garantien für einen dauernden Bestand internationalen, allgemeinen Zusammenarbeitens müssten doch wohl da sein, bevor wir unsre Namen dazu gäben. Beiträge388 kann ich für’s erste garnicht ver |sprechen. ich bin in der schlimmsten literarischen Verschuldung, die denkbar ist. Das ist auch der einzige Grund, weshalb ich die Wiederwahl zur I. Kammer abgelehnt389 habe; ich kann’s meiner Gesundheit nicht mehr zumuten und nicht mehr der Pflicht gegen das, was ich eigentlich noch leisten möchte. Die Bleikugeln der Neuauflagen390 hängen so wie so an mir, und ich bin in den Jahren, Zeit und Kraft zusammenzunehmen. Da muss man abwägen, was am ehesten lassen kann. Darum habe ich schon im Sommer erklärt, ich möchte nicht wieder gewählt werden. Aber eine Anzahl Kollegen scheint doch gemeint zu haben, ich | liesse mich wohl noch nötigen. So sind wir in die komisch irrationale Lage geraten, dass ich in Stichwahl mit dem stehe, den ich als meinen Nachfolger vorgeschlagen habe, mit Troeltsch.391 Mein Entschluss ist aber fest. Eiligst, mit herzlichem Gruss der Ihrige W Windelband
7.5 1910–1915 Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 8.3.1910, 2 S, hs. (lat. Schrift), Briefkopf:Wasserzeichen Ruprecht-Karls-Universität. | Academisches Directorium. | Heidelberg, den . . . 1, UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg. de/diglit/heidhs2740IIIA-224_69 8.3.1910 Verehrtester Freund, Eben hat mich Dr. Ruge besucht1 , ,a in heller Aufregung darüber, dass er aus der Redaction des Logos herausgedrängt2 werden solle und dass sächlich b a b
besucht ] statt gestr.: besorgt sächlich ] so wörtlich
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das Princip, das allerdings allein dem L[ogos] Existenzberechtigung giebt, jetzt gefährdet erscheine, wonach es nicht eine philosophische Zeitschrift wie andre deutsche, sondern ein internationales Kulturphilosophie-Organ sein soll. ich übersehe die Sachlage nicht genügend, solange ich sie nur von der einen Seite sehe. ich bedaure um so mehr, dass ich Siebeck, der in der Angelegenheit heut hier erscheinen wird, nicht sprechen kann, weil ich gleich nach dem Mittag zu den Mannheimer Lanz-Feiern3 abzureisen genötigt bin und vor Donnerstag Abend nicht wieder hier sein kann. ich möchte Sie deshalb bitten, mich bis dahin möglichst zu orientieren, wie es mit den Aenderungen in der Redaction des Logos steht. Meine Mitwirkung hängt | wie Sie wissen, principiell daran, dass kein Konkurrenz-Unternehmen gegen die Kantstudien oder andre deutsche philosophische Zeitschriften daraus wird und dass mit dem internationalen Charakter völlig Ernst gemacht wird. Auch über die persönlichen Differenzen, die leider eingetreten zu sein scheinen, sähe ich gern klar. In grosser Eile getreulich grüssend der Ihrige W Windelband
Heinrich Rickert an Windelband, o. O. [Freiburg i. Br.], o. D. [nach 8.3.1910], 10 S., hs., Briefentwurf (mindestens zwei Überarbeitungsstufen mit Tinte und Bleistift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740 IIE-1_41-46 Lieber u[nd] verehrter Freund4 ! Ihr Brief5 hat mich überrascht, obwohl ich in den letzten Tagen an Überraschungen durch Dr. Ruge bereits gewöhnt bin. Alles, was Dr. R[uge] Ihnen über beabsichtigte Änderungen in der Tendenz des Logos gesagt hat, ist vollkommen aus der Luft gegriffen und nur daraus zu erklären, daß Dr. R[uge] sich in einer Aufregung befindet, die es ihm unmöglich macht, die Sache des Logos u[nd] seine persönlichen Angelegenheiten zu trennen. a Zu Ihrer Orientirung über die Sache b lege ich den gestern von Siebeck eingetroffenen ersten Probedruck des Titelblattes6 bei. Sie werden a
b
trennen. ] danach gestr.: Ich halte es nicht für nothwendig, über die Sache ausführlicher zu schreiben. Sache ] unterstrichen
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auf dessen Vorder- und Rückseite ersehen, daß der internationale a Charakter u[nd] die Pflege der Kultur b philosophie darauf so stark hervorgehoben ist, wie das auf einem Titelblatt möglich war. Wir haben in den letzten Monaten im Gegensatz zu den Behauptungen Dr. Ruges nicht nur an der Tendenz des Logos streng festgehalten, | sondern Alles gethan, um das internationale u[nd] das Kulturmoment noch mehr c in Vordergrund zu bringen. Vielleicht kommt noch der Name Gierkes7 auf den Titel, damit alle d wichtigen Kulturwissenschaften vertreten sind. Doch auch jetzt ist durch die Namen von Meinecke, Tröltsch, Weber u[nd] Wölfflin wohl schon genügend dargethan, daß hier keine philosophische Zeitschrift wie die andern vorliegt. Über die italienische und französische Ausgabe läßt sich Bestimmtes natürlich noch nicht sagen. Interesse dafür aber ist vorhanden. So bekamen wir erst kürzlich deswegen eine Anfrage von Ravà,8 u[nd] jedenfalls werden wir Alles thun, um weitere Ausgaben zu Stande zu bringen. Simmel, der uns die Mitwirkung von Bergson9 verschafft hat, kann uns da sehr nützlich sein. Doch, ich will das nicht weiter ausführen, denn ich denke, das ist nicht nöthig, um Ihre Bedenken zu zerstreuen. Sie schrieben mir10 im November vorigen Jahres: „Es entscheidet für mich einzig der Umstand, daß Sie die Seele der Sache sein wollen: dann bin ich natürlich dabei“. Diese Worte haben mich herzlich gefreut u[nd] zugleich mein Verantwortungsgefühl | noch gesteigert. Ich weiß mich mit Ihnen völlig einig, und ich werde mir Ihr Vertrauen auch bewahren. Jedenfalls können Sie versichert sein, Niemand wird mehr als ich darüber wachen, daß der Logos an seinen Tendenzen festhält. Einer Aufsicht darüber von Seiten Dr. Ruges bedarf es wirklich nicht. Sollte es nicht gelingen, das zu verwirklichen, was wir im Auge haben, so werde ich der erste sein, der zurücktritt, u[nd] ich werde Sie rechtzeitig benachrichtigen, wenn mir irgend etwas nicht in Ordnung scheint. Vom Logos komme ich zu Dr. Ruge. Was ihn in eine mir unverständliche u[nd] jedenfalls unmotivierte Aufregung versetzt hat, ist Folgendes. Schon im Sommer vorigen Jahres wurde in Anwesenheit von Dr. R[uge] verabredet, daß die deutsche Redaktion e aus Kroner, Mehlis und Ruge bestehen, | dagegen Mehlis allein der eigentlich verantwortliche Herausgeber f a b c d e f
internationale ] unterstrichen Kultur ] unterstrichen mehr ] unterstrichen alle ] unterstrichen Redaktion ] unterstrichen Herausgeber ] unterstrichen
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sein sollte. Wir waren Alle darüber einig, daß nur ein a Mann die letzte Verantwortung tragen könne. Dementsprechend hat auch Mehlis allein den Contrakt mit Siebeck abgeschlossen. Ich habe es schon damals für vollkommen selbstverständlich gehalten, daß in Übereinstimmung hiermit als Herausgeber auf dem Titelblatt ebenfalls nur Mehlis genannt würde, und so haben auch Andere die Sache verstanden, z. B. Baensch, der kürzlich bei einem Gespräch zwischen mir u[nd] Mehlis über diesen Punkt anwesend war u[nd] sich aufs Höchste darüber verwunderte, daß wir jetzt noch diese längst entschiedene Frage diskutirten. Ja, Dr. Ruge selbst hat Mehlis gegenüber mit Nachdruck die Gründe dafür entwickelt, daß die Zeitschrift nur einen b verantwortlichen Herausgeber haben könne, wobei er damals freilich seinen Namen allein genannt wünschte. Das konnte ihm schon aus dem Grunde nicht bewilligt werden, | weil alle Mitglieder der Redaktion mit Ausnahme vielleicht von Ruge eine möglichst weitgehende Theilnahme an der Leitung des Logos von mir erhofften, und zu diesem Zwecke der Redakteur in Freiburg wohnen müßte. Ich war daher höchst verwundert, als ich erfuhr, Dr. Ruge verlange jetzt, nicht nur als Mitglied der Redaktion,c sondern auch als Herausgeber d auf dem Titelblatt neben Mehlis genannt zu werden, u[nd] ich habe kein Hehl daraus gemacht, daß ich dies Verlangen auch dann ungerechtfertigt finde, falls, wie ich nicht bezweifle, Ruge die Verabredung damals anders aufgefaßt hat. Nichts anderes als diese Meinungsverschiedenheit lag vor wenigen Tagen vor, u[nd] Sie werden daraus ersehen, wie auch aus der Rückseite des Titelblatts ersehen, daß Dr. Ruges Behauptung, er solle „aus der Redaktion e des Logos herausgedrängt werden“, ebenso jeder thatsächlichen Unterlage entbehrt, wie sein Glauben an eine beabsichtigte Veränderung in den Tendenzen des Logos. Mit genau demselben Rechte könnte Kroner behaupten, daß man ihn herausdrängen wolle. Er hat jedoch in voller Übereinstimmung mit mir der Frage, ob er auf beiden Seiten des Titelblattes oder nur auf der Rückseite des Titelblattes | steht, keine wesentliche Bedeutung beigelegt, u[nd] ich denke, H[err] Dr. R[uge] hätte bei ruhiger Überlegung wohl zu demselben Ergebnis kommen können.
a b c d e
ein ] unterstrichen einen ] unterstrichen Redaktion ] unterstrichen Herausgeber ] unterstrichen Redaktion ] unterstrichen
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Was Dr. R[uge] sonst noch an Beschwerden vorgebracht hat, ist wirklich nicht der Rede werth. Es betrifft z[um] Th[eil] unwesentliche Kleinigkeiten, in denen er anderer Meinung war als M[ehlis] u[nd] Kr[oner], u[nd] in denen er sich der Majorität fügen mußte, wie das in solchen Fällen nun einmal nicht anders möglich ist. Ich kenne diese Kleinigkeiten nicht Alle u[nd] will nur eine Stichprobe geben. Unter denen, die zur Mitarbeit aufgefordert wurden, befand sich auch Bruno Bauch.11 Hiergegen erhob Ruge Einspruch aus mir unbekannten Gründen. Sie werden mit mir einverstanden sein, daß es besonders wichtig war, gerade Bauch unter den Mitarbeitern zu haben, um jeden Schein zu vermeiden, als machten wir den „Kantstudien“ eine dieser unerwünschte Conkurrenz.12 Der Einspruch von Ruge konnte daher nicht berücksichtigt werden. Bauch hat in der liebenswürdigsten Weise zugesagt. Hiermit wäre nun die ganze an sich lächerlich unbedeutende Angelegenheit | erledigt, wenn Dr. Ruge nicht leider vor einigen Tagen sich zu Schritten hätte hinreißen lassen, die sich nicht ungeschehen machen lassen und deren Consequenzen er tragen muß. Er hat an M[ehlis] einen schwer beleidigenden Brief geschrieben, der M[ehlis]’ Handlungsweise die niedrigsten Motive unterschiebt. Ich rechne es Dr. M[ehlis] sehr hoch an, daß er R[uge] auf diese Briefe hin nicht auf Pistolen gefordert, sondern sich darauf beschränkt hat, jeden Verkehr mit Ruge abzubrechen. Ferner hat R[uge] an Kr[oner] Briefe geschrieben, die z[um] Th[eil] absolut verworren sind, z[um] Th[eil] die abenteuerlichsten Drohungen enthalten u[nd] dabei M[ehlis] in maßloser Weise verdächtigen. Mit Einzelheiten bitte ich Sie verschonen zu dürfen. Es ist mir überhaupt im höchsten Maße unangenehm, R[uge] Ihnen gegenüber anklagen zu müssen. Aber wenn ich Sie orientiren soll, so kann ich Ihnen diese Thatsachen nicht vorenthalten. Mich haben diese Briefe R[uge]s, die ganz unglaublich sind, auf ’s Tiefste empört, und ich muß leider hiernach jede gemeinsame | Arbeit mit Dr. R[uge] ein für Alle Mal ablehnen. M[ehlis] u[nd] Kr[oner] denken genauso wie ich. Sie waren gezwungen,a mir die Briefe von R[uge] zu zeigen, um mir die ganze Situation überhaupt verständlich zu machen. Kr[oner] hat gestern b an R[uge] einen Brief13 geschrieben, worin er ihm den Rath ertheilt, erstens M[ehlis] um Vergebung zu bitten u[nd] dann in Frieden aus der Logosredaktion auszuscheiden. Jeder, der es gut mit Ruge meint, muß ihn in derselben Richtung zu beeinflussen suchen. Ja, R[uge] selbst
a b
gezwungen ] unterstrichen gestern ] für gestr.: heute
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kann mit einem Manne, dem er jede Schlechtigkeit zutraut, garnicht mehr zusammenarbeiten wollen. Sollte R[uge] trotzdem nicht freiwillig austreten, so bleibt leider nichts anderes übrig, als Siebeck u[nd] den russischen Mitgliedern der Redaktion14 von den Briefen Kenntniß zu geben, und das kann nur den Erfolg haben, daß R[uge] einstimmig aus der Logosredaktion ausgeschlossen wird. Auch darüber darf ich Ihnen | leider keinen Zweifel lassen. Nur möchte ich noch einmal hervorheben, daß es mir ganz fern liegt, ein Gesammturtheil über die Persönlichkeit R[uge]s zu fällen. Der Umstand, daß Sie von R[uge] etwas halten, ist ja allein schon für mich ein sicherer Beweis, daß er gute Seiten haben muß, u[nd] ebenso ist es gerade M[ehlis] gewesen, der immer für a R[uge] eingetreten ist u[nd] seine guten Seiten hervorgehoben hat. Nur dies meine ich: zu gemeinsamer Arbeit ist ein Mann, der um einer Lappalie willen solche Briefe an seine Mitredakteure schreibt, ganz untauglich, und das wird aus den wenigen Thatsachen, auf die ich mich absichtlich beschränkt habe, wohl genügend deutlich hervorgehen. Mir persönlich ist es außerordentlich schmerzlich, daß ich Ihnen so Unerfreuliches berichten muß. Ich wünschte Ihnen von Herzen eine frohe u[nd] vergnügte Ferienstimmung. Doch brauche ich ja daran nicht zu zweifeln, daß Sie den Ärger über schlechte Nachrichten nicht auf den Überbringer dieser Nachrichten übertragen werden. Dr. R[uge] muß eben die Folgen seiner Handlungsweise tragen, u[nd] Sie werden ihm hoffentlich eine nützliche Lehre sein. | Der Logos wird auch ohne ihn bestehen können. Wir werden uns nur um so eifriger an die Arbeit machen. Es hat uns sehr leid gethan, daß Ihr Aufsatz15 nicht schon für das 1. Heft fertig geworden ist. Das zweite, in das er kommen soll, wird hoffentlich noch besser werden als das erste, für das auch ein russischer Artikel von Peter v. Struve16 zu spät gekommen ist. Immerhin ist das Heft international genug geworden. Für heute möchte ich Ihnen nur noch kurz für Ihre Fechner-Biographie17 danken, die ich mit großem Vergnügen gelesen habe. In alter treuer Verehrung Ihr herzlich ergebener [Heinrich Rickert]
a
für ] unterstrichen
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 12.3./13.3.1910, 12 S, hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen R. DIEFFENBACHER | HEIDELBERG, UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_70-72 Heidelberg, 12./13 a März 10 Lieber Freund, Der Streit der jungen Leute berührt mich auf das schmerzlichste und ist mir um so unerfreulicher, als er für mich in den denkbar bedrängtesten Zeitpunkt fällt. ich stehe, müde und abgespannt, in den Schlusstagen meines Rectorats, die von Stunde zu Stunde mit nötigen Geschäften besetzt sind, damit ich gleich am Mittwoch18 nach dem Süden aufbrechen kann, wozu alle Vorbereitungen getroffen, Billets bestellt sind etc. Die erste Mitteilung bekam ich durch Ruge am Dinstag b Mittag und schrieb Ihnen sofort.19 Dann war ich bis Mittwoch als Academievertreter in Mannheim,20 den Donnerstag21 über zu Prüfungen in Karlsruhe,22 und gestern wie heute bin ich vom Morgen bis Abend von den aufgelaufenen Dingen festgehalten worden, sodass ich auf Ihren Brief23 und auf die Mitteilungen, die mir Ruge gestern Vormittag machte, erst jetzt antworten kann. Die ganze Sache ist mir so widerwärtig, dass ich mich am liebsten garnicht um sie kümmerte. Aber ich darf das nicht, einerseits weil ja doch mein Name bei der | Begründung des Logos eine Rolle gespielt hat, andrerseits weil mein einziges, aber sehr lebhaftes Interesse an der Sache das ist, dass durch die unglückselige Geschichte auch nicht die Spur eines Schattens zwischen uns beide geworfen werde. Deshalb war nach Ruge’s Klage mein erstes Bedürfnis, mich an Sie zu wenden, um im Interesse von Mehlis ein Audiatur et altera pars24 zu erzielen; deshalb ist es aber auch meine Pflicht, Sie wissen zu lassen, wie mir die Sache von hier aus dargestellt wird. Denn Gerechtigkeit kann hier unsre einzige Richtschnur sein. 13. März. Weiter bin ich leider gestern nicht gekommen, ich war todmüde, total kaput c ; hatte heftige Beinschmerzen, vielleicht im Zusammenhange mit dem Gewitter, das gerade hier niederging, war nervös und missgestimmt auf das äusserste. Zugleich sah ich, dass ich zum Postschluss doch nicht mehr fertig werden könnte. Dabei wusste ich Ruge mit guten Absichten auf dem Wege zu Ihnen und redete mir ein bisschen die Hoffnung ein, es werde sich dabei Alles klären. Nun bereue | ich das sehr, nach Ihrem a b c
13 ] nachträglich eingefügt Dinstag ] so wörtlich kaput ] so wörtlich
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Brief, der mich sehr traurig macht. Da Sie aber Ruge nicht angenommen25 haben, ist es um so mehr meine Pflicht, Ihnen zu schreiben. Also muss es sein, obwohl ich keinen Moment Zeit habe. Am besten gehe ich von dem Letzten aus, von dem Faust’schen Briefe,26 dessen Abschrift ich wieder beilege.27 Zunächst nur nach der Seite seines tatsächlichen Inhalts. Dieser ist, soweit ich sehe, durchaus richtig: er trifft buchstäblich mit dem zusammen, was mir Ruge während der Präliminarverhandlungen zum Logos, also zu einer Zeit berichtet hat, wo zwischen ihm und Mehlis noch Alles in Ordnung war. Ruge hatte ursprünglich die Absicht, seiner internationalen Bibliographie, um sie sachlich begehrenswerter zu machen, jeweils zusammenfassende Aufsätze von bekannten Autoren vorauszuschicken. Er hatte dazu ausser mir Boutroux und Croce gewonnen. Als dann der Logos-Gedanke an ihn herantrat, hat er, um jede Konkurrenz zu vermeiden, diesen Teil seines Plans geopfert und die ihm schon zugesagten (oder eingelieferten, das weiss ich nicht genau) Aufsätze von Boutroux und Croce mit deren Einverständnis dem Logos zugewiesen. Es ist also kein | Zweifel, dass dasjenige, was im ersten Logosheft den internationalen Charakter ausmacht, von Ruge stammt. Er behauptet dann weiter, im Interesse des Logos Reisen gemacht, Uebersetzer gewonnen und zeitraubende Korrespondenz geführt, alles dies aber in der Voraussetzung seiner Teilnahme an der Herausgabe des Logos getan zu haben. Er will die Distinction zwischen Redaction und Herausgeber nicht anerkennen; er behauptet, in dem Vertrage mit Siebeck28 sei die Herausgabe von Kroner Mehlis Ruge ausdrücklich vorgesehen, und er sagt, das Siebeck selbst bei seiner neulichen Anwesenheit hier (am Dinstag, wo ich leider schon nach Mannheim hatte abreisen müssen,) sich entschlossen erklärt habe, an dieser Stipulation29 festzuhalten. Weiter behauptet Ruge, in den Festsetzungen über die Geschäftsführung sei jedem Mitglied der Redaction eine Ingerenz30 hinsichtlich der Wahl der Beiträge und ein Art von Veto-Recht, ein Appell | an a die sog[enannte] internationale Kommission, d. h. die vereinigte deutsche und russische Redaction, zugesichert. Alles dies sei nun ihm gegenüber nicht gehalten worden. Er habe Kenntnis davon bekommen, dass in das erste Heft des Logos ein Artikel von einem gewissen Leopold Ziegler31 (das ist wohl der Neuromantiker) aufgenommen und schon gedruckt sei, ohne dass ihm ein Wort davon mitgeteilt sei. Und dann habe er erfahren, dass auf dem bereits gedruckten Titelblatt nur Mehlis als Herausgeber stehe. a
an ] am Kopf der S.: II zur Bezeichnung des 2. Briefbogens
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Dies die Darstellung Ruge’s. Es wird, soweit es angeht, zu prüfen sein, wie weit er ein formelles oder auch nur ein moralisches Recht hatte, auf seinen Anteil an der Herausgabe zu rechnen. Das kann ich natürlich nach seinen eignen Angaben, da sie von Mehlis bestritten zu werden scheinen, bisher nicht entscheiden. Aber wenn er diese Auffassung von der Sache hatte – und er vertritt sie auf das energischste –, so ist es begreiflich, wenn er verlangt, er hätte mindestens vorher befragt werden müssen, und wenn er in dem Verfahren die Absicht sah, ihn aus der Redaction (wie er sie auffasste), herauszudrängen. | Und dass er sich das nicht gefallen lassen wollte, ist doch sehr begreiflich! Es handelt sich in der Tat nicht um eine „Lappalie“.32 Auf dem Titelblatt neben diesen a Mitwirkenden zu stehen, bedeutet wirklich für einen jungen Mann viel, sehr viel. Wenn Herr Kroner sich zu der Meinung bequemt hat, es komme schließlich nicht so viel darauf an, ob er nur auf der Rückseite oder auch schon auf der Vorderseite des Titelblatts stehe, so ist für einen Mann, der um sein Leben zu ringen hat, wie Ruge, die Preisgabe dessen, was er für sein Recht hält, nicht gleichgiltig. Dieser Auffassung kann ich ihre Berechtigung nicht versagen, – immer vorausgesetzt, was ich nicht zu entscheiden in der Lage bin, dass dies Recht so besteht, wie Ruge es behauptet. Was nun zweitens die Art der Vertheidigung seines Rechts angeht, so stellt Ruge sie folgendermassen dar: Nachdem er jene Tatsachen in Erfahrung gebracht, habe er brieflich Aufklärung darüber verlangt und ohne Angabe weiterer Gründe die Antwort | erhalten, Sie hätten das so gewünscht. Damit habe er sich nicht zufriedengegeben, sondern die Gründe zu erfahren verlangt, und nachdem er darauf ohne Antwort geblieben sei, habe er den Brief an Mehlis geschrieben, der als beleidigend aufgefasst werde. Das ist nun die mir überaus traurige Wendung. Auf meine Vorhaltungen gab er zum Teil zu, dass der Brief wirklich beleidigend gewesen sei, zum Teil wollte er wieder geltend machen, die Beleidigung könnte nur in der b unverhüllten Darlegung des tatsächlichen Vorgangs bestanden haben, – was natürlich wieder eine Beleidigung ist. Diese Frage ist für mich dadurch entschieden, dass Sie nach Einsicht des Briefs ihn als beleidigend beurteilen. Damit hat sich Ruge auf alle Fälle ins Unrecht gesetzt. Das ist der Punkt, wo er wirklich zu lernen scheint. Von Kindheit an genötigt sich zu wehren, hat er sich eine Herbheit des Verhaltens angewöhnt, die ihn, sobald er sein Recht verletzt glaubt, zu den schroffsten und leidenschaftlichsten, ihm selbst schädlichsten Formen des Angriffs treibt. In diesem Falle | schien a b
diesen ] unterstrichen der ] den
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es mir nach Ihrem Brief, den ich Donnerstag Abend33 hier vorfand, als habe Ruge die Sache für sich rettungslos verdorben: denn an ein gedeihliches Zusammenarbeiten zwischen beiden schien auch mir nach solchen Vorgängen nicht mehr zu denken. In der Unterredung aber, die ich am Freitag34 Vormittag mit Ruge hatte, schien er eine Einrenkung des Verhältnisses nicht für ausgeschlossen zu halten, zu weitem Entgegenkommen bereit zu sein und von der persönlichen Aussprache in Freiburg noch einen möglichen Ausweg zu erwarten. Um so mehr überrascht es mich, dass er seinen hiesigen Verleger Faust nicht von dessen Brief an Siebeck zurück gehalten hat. ich werde mich über den Vorgang, der zu diesem Briefe geführt hat, morgen genau informieren. Es wird festzustellen sein, ob Ruge den Brief veranlasst hat oder nur zugelassen hat. der Verleger, der ja in den damaligen Verhandlungen bei der Abänderung des Plans der „Philosophie der Gegenwart“ und bei der Ueberlassung der Aufsätze von Croce und Boutroux an den Logos beteiligt war, ist offenbar auch | der a Meinung, dass die Bedingung dafür Ruge’s Eintritt in die Redaction und die Herausgabe des Logos gewesen ist. Hier liegt deshalb wiederum der springende Punkt für die Beurteilung der ganzen Sache. Was Ruge’s Verhalten bei diesem Briefe anlangt, so muss ich, – soweit ich urteilen kann, ohne ihn selbst darüber vernommen zu haben, was erst morgen möglich ist, – selbst wenn ihn nur die Schuld trifft, die Absendung des Briefs im gegenwärtigen Stand der Sache nicht verhindert zu haben, darin einen Akt verzweifelter Unklugheit sehen. Denn wenn noch irgend etwas zu erwarten war, so konnte es nur durch persönliche Vereinbarung geschehen und war nicht erfolgreicher zu verhindern als durch einen Druck durch die Verleger. Jetzt, für heute, bleibt mir nichts übrig, als den Bericht Ruge’s über den Verlauf der Dinge in Freiburg abzuwarten. Leider sehe ich heute keinen Hoffnungsschimmer auf eine glückliche Lösung. Es bleibt dann nur übrig, vollkommene Klarheit über die Entwicklung der Sache und die ihr zu Grunde liegenden Abmachungen zu gewin |nen, um daraus die Konsequenzen zu ziehen. Es ist ja, lieber Freund, eine unsäglich traurige Lage, dass die Darstellung, die Ihnen gegeben ist, und die, die mir gegeben ist, an dem entscheidenden Punkte sich widersprechen. Bisher bin ich nicht in der Lage, zu entscheiden, wo und wann das Missverständnis entstanden ist. Ruge hat seine Auffassung – das beweist gerade der Brief von Faust – von Anfang an gehabt: er muss sich also, wenn Mehlis die seinige beweisen kann, von Anfang an in einer höchst beklagenswerten Selbsttäuschung befunden haben. Auf a
der ] am Kopf der S.: III zur Bezeichnung des 3. Briefbogens
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alle Fälle bringt mich also die Angelegenheit in die denkbar unglücklichste Lage zwischen zwei Schülern,35 die ich beide schätze, von denen ich dem einen gerade so viel Vertrauen entgegenbringe wie dem andern; sodass ich, wenn sie sich widersprechen, absolut nicht weiss, wem ich glauben soll. Diese meine Lage bitte ich zu würdigen: | ich will, soweit es mir meine Zeit jetzt noch irgend gestattet, zur Klarheit zu kommen suchen. Jetzt ist der Zustand für mich entsetzlich. ich weiss nur das eine sicher, dass diese Sache, wie sie auch ausfällt, sich nicht zwischen uns drängen darf. Sie wissen, dass ich nur Ihretwegen meine Bedenken inbetreff des Logos36 zurückgehalten habe: ich behalte das Vertrauen, dass Sie um der Sache willen auch in dieser Schwierigkeit den rechten Weg finden werden. Denn sie dürfen meiner Gesinnung so zweifellos sicher sein, wie ich der Ihrigen a bin. Indem ich das Blatt vom Logos beilege,37 möchte ich noch auf einen Punkt aufmerksam machen. Der Passus von der „internationalen Kommission“ scheint mir missdeutungsfähig. Denn diese Kommission besteht doch leider nur aus der deutschen und b russischen Redaction: und für diese ist der Ausdruck doch wohl etwas zuviel sagend. Vielleicht | genügt es, den Satz in die Form des Futurums zu bringen. Aber ich stelle das natürlich ganz Ihnen anheim. Nun bin ich aber müde, und Sie werden auch genug haben. Es ist die verfahrenste Sache, die ich je erlebt. Um so mehr bitte ich: zwischen uns bleibt es beim Alten38 ! Und so grüsse ich Sie getreulich der Ihrige Windelband
Windelband an Paul Siebeck, Bordighera, 23.3.1910, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,39 gedruckter Briefkopf Bordighera (Italie) [. . .] A. Angst et fils40 [. . .], Umfang und weitere Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 den 23. März 1910 Hochgeehrter Herr Doctor, Mit herzlichem Dank habe ich Ihre mir hierher nachgereichten Briefe erhalten, aber auch mit herzlichem Bedauern darüber, dass ich Sie damals am 8. a b
Ihrigen ] ihrigen und ] +
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d[es] M[onats] nicht mehr in Heidelberg sprechen41 konnte und dass nun die weitere Entfernung die Mitteilungen zwischen uns so unliebsam verzögert. Mein Dank gilt vor allem der vollkommenen Klarheit, die mir Ihre Mitteilungen über die Rechtslage42 verschaffen: ich sehe, dass Ruge völlig Recht in der Sache hatte, und ich kann mich dem Eindruck nicht entziehen, dass das Verhalten von Mehlis recht wenig einwandfrei gewesen ist. Da ich diese Klarheit als Voraussetzung für meine moralische Stellungnahme brauchte, so bin ich Ihnen für Ihre vertraulichen Mitteilungen lebhaft verbunden; ich werde natürlich von Ihrem Brief an Mehlis nur zu meiner Information Gebrauch machen. Nun wünschte ich sehr, etwas zur Förderung der Sache beizutragen; aber ich kann es von hier aus kaum. Das letzte, was ich von der traurigen Sache erlebte, war kurz vor meiner Abreise hierher am 15. ein Gespräch mit Ruge, worin er mir den Verlauf seiner persönlichen Verhandlung mit Rickert43 berichtete und die Absicht aussprach, auf die Herausgeberschaft zu verzichten, nur noch formell als Mitredacteur auf der Rückseite des Titelblatts zu figurieren und seine sachliche Ingerenz44 ganz auf Rickert selbst zu übertragen. Er wollte sogar eine noch nachträglich von ihm verlangte Erklärung abgeben, dass er Mehlis nicht habe beleidigen wollen und ich fand, dass Ruge damit ihm im Interesse des Friedens ganz ausserordentlich weit entgegenkam, hütete mich aber, ihm davon abzureden, schied vielmehr in der Hoffnung, dass vorläufig alles in Ordnung sei. Ruge ging damals nach Karlsruhe, um eine Kur45 zu Ende zu bringen, und wollte von dort aus die Briefe zur Erledigung der Angelegenheit46 schreiben. Wenn Sie nun aber am 19. noch keine Nachricht von ihm hatten, so beunruhigt mich das sehr. Es wäre mir nicht unverständlich, wenn er hinterher stutzig geworden wäre: denn die Abmachungen waren entschieden zu seinen Nachteilen. Das übersehe ich erst jetzt, und sogar in einem Masse, das für mich – unter uns gesagt – nicht ohne Peinlichkeit ist. Gleichwohl würde ich für den Moment im Interesse des Logos erfreut sein, wenn ich erführe, dass Ruge seine Absicht ausgeführt und damit den momentanen Konflikt beigelegt hat. Bisher habe ich weder von ihm noch von Rickert etwas gehört. Das allerdings halte ich mich Ihnen gegenüber verpflichtet, vertraulich a zunächst als meine persönliche b Ansicht47 auszusprechen, dass die zwischen Rickert und Ruge getroffene Vereinbarung nicht dauernd bestehen bleiben kann. Die logische Konsequenz wäre gewesen, dass Rickert selbst die Herausgabe übernommen hätte. Mehlis und Ruge können m. E. nach a b
vertraulich ] unterstrichen persönliche ] unterstrichen
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dem was vorgefallen ist, mit einander nur noch unter der Bedingung Redacteure sein, dass sie eine Autorität über sich haben. Dauernd als Redacteur auf dem Titel zu stehen, ohne das geringste zu sagen zu haben, würde ich Ruge nie zumuten. Und andererseits würde ich es für den Logos als einen grossen Verlust ansehen, wenn Ruge ganz ausschiede. Er ist eine starke Arbeitskraft, er hat klares und sicheres Urteil, und er ist ein Organisationstalent ersten Ranges. Nur die Kehrseite des letzteren Vorzugs ist das herrische und autokratische Wesen, über das ausser mir wohl fast alle geklagt haben, die mit ihm zu tun hatten. Da ich den gegenwärtigen Stand der Dinge nicht kenne, so kann ich nicht daran denken, Vorschläge zu machen. Wenn aber nun die Verbindung zwischen uns (allerdings je 36 Stunden) hergestellt ist, so bin ich gern bereit, soweit es von hier möglich ist, an der Sache mitzuarbeiten, sofern es noch nötig sein sollte. Freilich ist es hart, in dieser wunderbaren Ruhe und Schönheit sich mit solchen Streitereien zu beschäftigen, – aber es muss ja sein. Für heute herzlichsten Gruss von Ihrem hochachtungsvoll ergebnen W Windelband
Heinrich Rickert an Windelband, Freiburg i. Br., 28.3.1910, 8 S., hs., gedruckter Briefkopf: Prof. Heinrich Rickert | Universität Freiburg i. Br. | Den . . . 190 . . . | Thurnseestraße 66., UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg. de/diglit/heidhs2740IIE-1_9-10 28. März 1910 Lieber Freund! Nehmen Sie herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Brief.48 Das warme Interesse, das Sie an der Sache nehmen, und die freundliche Gesinnung, die daraus spricht, hat mir sehr wohl gethan. Zu meiner Freude kann ich Ihnen mittheilen, daß die Logosangelegenheiten jetzt so gut wie vollständig a geordnet sind. Es fehlt nur noch die Zustimmung der Russen,49 und an dieser ist nicht zu zweifeln. Ruge hat an den zwischen ihm und mir persönlich getroffenen Vereinbarungen in allen wesentlichen Punkten festgehalten, und auch Siebeck ist mit Allem einverstanden. Am Besten kann ich Ihnen den a
vollständig ] unterstrichen
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Stand der Dinge klar machen, indem ich Ihnen zwei Briefe von Ruge beilege.50 Es findet sich darin ein Satz, den Sie vielleicht nicht lesen sollten, aber Sie werden ihn wohl als nicht gelesen betrachten. Die Hauptsache ist mir, daß Sie Ruges freiwilligen a Verzicht erkennen. Er selbst hat eingesehen, daß ein weiteres Zusammenarbeiten mit Mehlis und Kroner völlig unmöglich b ist. Leider kann ich Ihnen den „officiellen“ Brief Ruges,51 der auch für Siebeck und die Russischen Redakteure bestimmt ist, nicht mitschicken, da er sich augenblicklich in Rußland befindet. Sobald ich ihn zurückerhalten habe, will ich ihn Ihnen vorlegen, da manches aus ihm noch deutlicher hervorgeht. | Die Angelegenheit in allen Einzelheiten c klarzulegen, ist brieflich kaum möglich. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich darüber einmal mit Ihnen sprechen könnte, besonders liegt mir daran, daß das Verhalten von Mehlis Ihnen in einem etwas anderen Lichte erscheint. Sie schreiben52 : „als er (Ruge) deshalb das gedruckte Titelblatt in die Hand bekam, und damit dahinterkam,d was gegen ihn im Werke war e u. s. w.“ – daraus ersehe ich, daß Sie durch Ruge durchaus unrichtig informirt sind. Ich weiß jetzt f sehr gut, daß Ruge in einem g Punkte das juristische h Recht auf seiner Seite hatte, aber der Plan, ihn zu hintergehen,i hat nie bestanden. Mehlis hat stets vollkommen offen j gegen Ruge gehandelt. Ruges Meinung, daß es anders ist, kann ich nur als das Produkt seines geradezu krankhaften Mißtrauens bezeichnen. Ich habe alle Briefe gelesen, die Ruge in der „Titelfrage“53 an Mehlis und Kroner geschrieben hat. Ruge wußte ganz genau, was beabsichtigt war. k Also, so gern ich zugestehe, daß wir die formale Rechtslage nicht genug berücksichtigt haben, so entschieden muß ich bestreiten, daß wir gegen Ruge nicht aufrichtig l gewesen sind. Ich sage ausdrücklich wir,m denn Mehlis hat hier in voller Übereinstimmung mit mir und Kroner gehana b c d e f g h i j k l m
freiwilligen ] unterstrichen unmöglich ] unterstrichen Einzelheiten ] unterstrichen dahinterkam ] unterstrichen Werke war ] unterstrichen jetzt ] unterstrichen einem ] unterstrichen juristische ] unterstrichen hintergehen ] unterstrichen offen ] unterstrichen Ruge . . . war. ] unterstrichen aufrichtig ] unterstrichen wir ] unterstrichen
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delt, und zwar liegt die Sache so, daß Mehlis sich nur schwer entschließen konnte, sich den Wünschen von mir zu fügen. Der einzige Fehler, den er a in dieser Titelblattfrage b gemacht hat, besteht darin, daß er es unterließ, R[uge] von seiner Krankheit54 Nachricht zu geben und damit die große Kürze seiner Briefe zu erklären. Für Alles Andere trage ich c die Verantwortung, und ich trage insofern daran die Schuld,d als ich es versäumt habe, mir die juristische e Lage55 vollkommen klar zu machen. Ich hätte wissen sollen, daß R[uge] nach dem Vertrag mit Siebeck das Recht f hatte, auf dem | Titelblatt zu stehen. Siebeck hat sich selbstverständlich sofort auf den Standpunkt des formalen Rechts gestellt, und er konnte garnicht anders. Sein Brief an Mehlis hat mich in dieser Hinsicht von unserm Unrecht g vollkommen überzeugt. Ich hätte mich um die Fassung des Contraktes mit Siebeck mehr kümmern sollen, und ich bedaure es auf das lebhafteste, daß ich das nicht gethan habe. Diese meine Einsicht ist das Novum, das zwischen meinem letzten Briefe an Sie und jetzt liegt. Ich glaube mich aber nicht zu irren, wenn ich annehme, daß auch R[uge] vor h seiner Unterredung mit Siebeck die Rechtslage i nicht klar war, und, abgesehen von dieser Anerkennung des formalen Rechts, muß ich meine frühere Auffassung der Lage beibehalten. Ja, ich finde, daß zwischen Männern, die wissenschaftlich gemeinsam arbeiten wollen, diese Gemeinsamkeit, nicht juristisch aber faktisch, gerade dadurch aufgehoben wird, daß einer von ihnen mit dem „Strafgesetzbuch“ droht, und das, glaube ich, kann mich etwas entschuldigen, wenn ich die formal juristischen Gesichtspunkte nicht für die wesentlichen gehalten habe. Es war natürlich einem Manne wie Ruge gegenüber ein schwerer Fehler, das formale Recht zu verletzen, aber ich habe glücklicherweise bisher noch nie in meinem Leben mit Jemandem gemeinsam gearbeitet, der den Versuch macht, solche Gemeinsamkeit juristisch zu erzwingen, und ich muß dabei bleiben, gerade dadurch, daß Ruge die Sache auf das juristische Gebiet herüberspielte, daß er Herrn Faust56 in die Sache hineinzog, (was auch Siebeck als eine „ganz unglückliche Idee“ bezeichnet, a b c d e f g h i
er ] unterstrichen Titelblattfrage ] unterstrichen ich ] unterstrichen Schuld ] unterstrichen juristische ] unterstrichen Recht ] unterstrichen unserm Unrecht ] unterstrichen vor ] unterstrichen Rechtslage ] unterstrichen
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da Faust kein Recht habe, sich in die Angelegenheiten des Logos einzumischen) gerade durch diese juristische Behandlung hat R[uge] sich faktisch ins schwerste Unrecht gesetzt. Ich muß das mit aller Schroffheit aussprechen: Gemeinsame wissenschaftliche Arbeit ist mit einem Manne von den Charaktereigenschaften Ruges ein Ding der Unmöglichkeit. Dazu gehört | die Fähigkeit der gegenseitigen Rücksichtnahme und des gegenseitigen Vertrauens. R[uge] ist im höchsten Grade rücksichtslos und mißtrauisch. Ich schrieb Ihnen57 schon neulich, daß es mir widerstrebt, R[uge] Ihnen gegenüber anzuklagen, aber ich sehe, daß es nothwendig ist, auch noch Folgendes zu sagen: Ruge hat von Mehlis in jeder a Woche einen detaillirten Bericht in allen Redaktionsangelegenheiten verlangt und durch fortwährendes Nörgeln und Kritteln an jeder Kleinigkeit die Redaktionsgeschäfte in einer auf die Dauer ganz unerträglichen Weise gestört. Er schrieb dauernd, daß er mit Arbeit überhäuft sei und garkeine Zeit habe, und dabei schrieb er unaufhörlich die überflüssigsten Briefe und lud Mehlis die überflüssigste Arbeit auf. Mehlis hat sich hierüber nie mit einem Wort bei mir beklagt. Ich bin durch einen Zufall hinter diese Dinge gekommen. Mein Manuskript58 sollte in die Druckerei geschickt werden. Da mußte Mehlis mir sagen, das ginge nicht, ehe R[uge] nicht dazu seine Zustimmung gegeben habe. Genau dasselbe wiederholte sich mit einem Manuskript von Simmel.59 Die Sache hatte Eile, da Simmel verreiste und möglichst schnell die Correktur erhalten sollte. R[uge] duldete nicht, daß Simmels Manuskript gedruckt wurde, ehe es seine Censur passirt habe. Ich habe Mehlis erklärt, daß die Beiträge der auf dem Titelblatt als „Mitwirkenden“ genannten Männer60 unter allen Umständen b aufgenommen werden müßten. Ruges Verlangen sei einfach unsinnig. Wenn Simmel erführe, daß seine Beiträge der Censur Ruges unterlägen, würde er sicher jede Mitwirkung am Logos ablehnen. Mehlis trat immer für c R[uge] ein, und sucht ihn nach allen Richtungen zu entschuldigen, und auf Mehlis’ dringenden Wunsch habe ich meinen Einspruch gegen die Anmaßungen Ruges unterdrückt. | Aber d im Grunde genommen, war mir schon damals klar, daß für mich e ein weiteres Zusammenarbeiten mit R[uge] ausgeschlossen sei. Dann kam die Titelfrage. Wie ich sie aufgefaßt habe, wissen Sie, und ich kann auch hier meine Auffassung, a b c d e
jeder ] unterstrichen unter allen Umständen ] unterstrichen für ] unterstrichen Aber ] Beginn zweiter Briefbogen mit gedrucktem Briefkopf wie oben für mich ] unterstrichen
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abgesehen von der juristischen Seite der Sache, nicht a ändern. b Ich habe die Weigerung R[uge]’s, seinen Namen nicht als Herausgeber, sondern nur als Redakteur aufgeführt zu sehen, auf eine Stufe gestellt mit seiner Weigerung, Manuskripte von Simmel oder mir ohne seine Censur passiren zu lassen. Mehlis bat mich, da er krank war, schriftlich noch einmal dringend, ich möge meine Zustimmung dazu geben, daß auch R[uge]’s Name auf das Titelblatt käme. Ich hielt die Sache für etwas, was durch Majorität zu entscheiden sei, und schrieb Mehlis, die Entscheidung c läge bei ihm und Kroner. Falle sie für d Ruge aus, so müsse mein Verhältnis zum Logos sich ändern. Ich könne an der eigentlichen Leitung e des Blattes nicht weiter theilnehmen, sondern müsse in eine Reihe mit den übrigen „Mitwirkenden“ zurücktreten. Daraufhin schrieb Mehlis an Ruge: es lägen schwerwiegende Gründe gegen seine Nennung als Herausgeber auf dem Titelblatte vor, und R[uge] wußte ganz genau,f daß | ich g seinen Namen nicht genannt wünschte.h Daraufhin schrieb er einen ganze Reihe von Briefen, mit denen nun Kroner und Mehlis zu mir kamen und mir erklärten, daß ein weiterer persönlicher Verkehr mit R[uge] unmöglich sei. – Ich muß Ihnen dieses Alles schreiben, damit nicht ein falscher Schein auf Mehlis fällt. Ich wiederhole noch einmal, ich selbst habe das formale Recht i von R[uge] verletzt. Abgesehen davon aber würde ich immer wieder so handeln, denn mit R[uge] kann man nicht gemeinsam arbeiten. Mehlis hat für Ruge entschieden freundschaftliche Empfindungen gehabt und Alles versucht, um mit ihm auszukommen. R[uge] hat, nach seinen eigenen Erklärungen, Mehlis von vorne herein mißtraut und hält ihn für durch und durch unwahr, intrigant und kriecherisch. Es ist sicher, daß R[uge] sich irrt; es ist ebenso a b
c d e f g h
i
nicht ] unterstrichen ändern. ] danach Anmerkungszeichen 1); am unteren Rand: 1) d. h. ich kann ihr keine so große Bedeutung beilegen, da immer feststand, daß Mehlis allein der eigentlich verantwortliche Herausgeber sein sollte. Davon habe ich in Ruges Gegenwart meine Mitwirkung abhängig gemacht. Entscheidung ] unterstrichen für ] unterstrichen Leitung ] unterstrichen wußte ganz genau ] unterstrichen ich ] unterstrichen wünschte ] danach Anmerkungszeichen, am unteren Rand: Mehlis hatte Ruge gebeten, er möge seine Weigerung in einem Briefe aussprechen, den er mir dann vorlegen werde. Diesen Brief hat Ruge geschrieben, und dieser Brief allein beweist, daß von einem Hintergehen Ruges keine Rede sein kann. formale Recht ] unterstrichen
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sicher, daß diese Ansicht, die R[uge] von Mehlis hat, auf jeden Fall zu unerträglichen Zuständen führen mußte. R[uge] behauptet, Mehlis habe von Anfang an den Plan gehabt, ihn aus dem Logos herauszudrängen. Das ist sicher unsinnig, aber es erklärt R[uge]’s Verhalten in den Redaktionsangelegenheiten. Er hat eben Mehlis einfach nicht über den Weg getraut und deswegen machte sein ganzes Verhalten den Eindruck, als gehe es darauf aus, Mehlis zu chicaniren und die | Redaktionsgeschäfte zu stören. Ich fürchte, daß auch diese Darstellung Sie nicht ganz überzeugen wird. Aber ich erkläre mich für unfähig, brieflich eine wirklich überzeugende Darlegung zu geben. Die Titelfrage ist nur ein Glied in einer langen Kette von Ereignissen, und ich hoffe wenigstens das eine zu erreichen, daß ich Mehlis etwas entlaste. Ich thue das auf die Gefahr hin, mich selbst zu belasten. Ich hoffe auch, Sie werden verstehen, daß ich Mehlis, nachdem, was vorgefallen ist, nicht zumuthen kann, R[uge] eine Erklärung61 abzugeben. Er würde garnicht begreifen, was ich von ihm wollte. Er weiß jetzt leider, wie R[uge] seinen Charakter a beurteilt, u[nd] er ist mit Recht auf das Allertiefste darüber gekränkt. R[uge] hat übrigens auch mir gegenüber nicht die leiseste Andeutung gemacht, daß er eine Erklärung von Mehlis als Äquivalent für seine Erklärung verlange. Ich finde auch, man kann das Unrecht von Mehlis und das Unrecht von Ruge garnicht auf derselben Linie behandeln. R[uge] hat ohne jeden objektiven Grund die Ehre b von Mehlis auf das Schwerste angegriffen, und ich selbst habe es erlebt, daß R[uge] mit ehrenrührigen Behauptungen ganz außerordentlich schnell bei der Hand ist. Also, ich bitte Sie, mir zu erlauben, daß ich von Ihrem Wunsche Mehlis überhaupt nichts sage. Es würde das für ihn eine neue, vielleicht noch schwerere Kränkung bedeuten. Ich kann c nicht anders als für Mehlis | Ehre d unbedingt eintreten. Ich habe auch R[uge] geschrieben, daß so lange er gegen Mehlis Vorwürfe erhebe, die dessen Ehre berührten, er damit zugleich mich verletze, denn ich müßte doch wohl von Mehlis’ Kriecherei etwas merken. Ich verstehe vollständig, daß Sie für Ruges Rechte eintreten, aber ich bitte Sie zugleich, lieber Freund, auch das e zu berücksichtigen. Allein durch R[uge] ist der f Faktor in die Sache hineingetragen worden, der
a b c d e f
Charakter ] unterstrichen Ehre ] unterstrichen kann ] unterstrichen Ehre ] unterstrichen das ] unterstrichen der ] unterstrichen
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den Bruch unheilbar a gemacht hat. Sie mögen das Verhalten von M[ehlis] noch so ungünstig auffassen, so bleibt doch nichts, was seine Ehre auch nur im Geringsten berührt. Wenn R[uge] im Stande wäre, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich liegen, so wäre er M[ehlis] zu Dank verpflichtet für die Wärme und Güte, mit der M[ehlis] immer für b R[uge] eingetreten ist, wenn Andere ihn angegriffen haben. Doch lassen Sie mich für heute schließen. Ich denke, vom 2ten Logosheft wird auch der Name R[uge]s verschwinden.62 Ich brauche nicht zu sagen, daß ich Alles, was ich an sympathischen c Zügen bei R[uge] gefunden habe, heute ebenso klar sehe wie damals, als ich Ihnen darüber schrieb.63 Auch ich bedaure, daß R[uge]’s Arbeitskraft dem Logos verloren geht. Aber ich sehe keinen andern Weg. Daß ich selbst den Logos herausgebe, ist für mich wegen meines Gesundheitszustandes ganz ausgeschlossen. Ich werde mich weiter um das Blatt kümmern, u[nd] wenn es nöthig ist, dafür sorgen, daß es in seiner Gesammthaltung d keine falschen Bahnen einschlägt. Ich werde das umso leichter können, als ich es jetzt nur noch mit Mehlis u[nd] Kroner zu thun habe, die beide mit einander vorzüglich harmoniren und sehr ruhige Menschen sind. Für jeden einzelnen Artikel aber kann ich nicht die Verantwortung übernehmen. Ich habe erst jetzt | gesehen, was für ein Maß von Arbeit eine solche Zeitschrift macht. Im Übrigen erweisen sich Mehlis u[nd] Kroner, soweit ich bis jetzt sehen kann, als sehr geeignet. Mehlis ist ungemein fleißig u[nd] hat sich in manchen Dingen auch als sehr geschickt gezeigt. Takt u[nd] Geschicklichkeit sind ja in seiner Stellung die geradezu entscheidenden | Eigenschaften. – Hoffentlich hat dieser Brief Ihre schwersten Sorgen zerstreut. Wenn Sie noch irgend welche Aufklärung möchten, so will ich sie sehr gern geben. Am Allerliebsten wäre es mir, um das nochmals zu wiederholen, ich könnte einmal mit Ihnen über die Sache sprechen.64 Dann würden wir uns leicht über Alles verständigen und gerade an dieser persönlichen Verständigung | mit Ihnen ist mir mehr als an allem anderen gelegen. Mit den herzlichsten Grüßen und Wünschen für Ihre Erholung bin ich in alter Treue Ihr Heinrich Rickert. e a b c d e
unheilbar ] unterstrichen immer für ] unterstrichen sympathischen ] unterstrichen Gesammthaltung ] unterstrichen gesehen . . . Rickert. ] Briefschluß auf den linken Rand von S. 8, 7 u. 6 geschrieben
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Windelband an Paul Siebeck, ohne Ortsangabe, 5.5.1910, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,65 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 [5.5.1910]66 Hochgeehrter Herr Doctor, Die Nachricht von dem guten Absatz der „Praeludien“ hat mich natürlich ganz ausserordentlich gefreut; und ich danke Ihnen wie immer für den regen Vertrieb, mit dem Sie die Verbreitung meiner Bücher besorgen! Für die neue Auflage stehe ich natürlich im Herbst gern zur Verfügung; ich hoffe noch Einiges beizutragen, und wir könnten vielleicht aus aesthetischen Gründen an die Verteilung auf zwei Bändchen67 denken. Die neue Akademierede68 über den Hegelianismus werden wir freilich kaum aufnehmen dürfen. Sie gehört ja gewissermassen der Akademie und erscheint zunächst in deren Sitzungsberichten. Voraussichtlich macht dann Winter69 von seinem Rechte, Separatabzüge verkäuflich herzustellen, Gebrauch. Aber ich hoffe, Anderes hinzuzufügen! gut ist es ja wohl immer, wenn die neue Auflage auch ein oder das andre neue Stück bringt. Zum ersten Heft des Logos70 kann ich Ihnen, wie damals hinsichtlich der äusseren Erscheinung, so jetzt auch betreffs der inneren Gestaltung gratulieren. Es macht sich im Ganzen recht gut und reichhaltig. Die beiden Ausländer – Boutroux und Croce – sind allerdings mehr dadurch, dass die Namen als solche vorhanden sind, als durch den Wert ihrer Beiträge willkommen, die leider ziemlich dürftig ausgefallen sind. Das Kabinettstück ist Simmel’s allerliebste Caprice zur Metaphysik des Todes. Was den Streit der Redacteure anlangt, so ist mir jetzt durch persönliche Verhandlung gelungen, ihn wenigstens formell zu schlichten: Mehlis und Ruge haben mir eine gemeinsame Erklärung71 unterzeichnet, durch die, wie ich hoffe, die persönliche Schärfe und Bitternis aus dem Verhältnis ausgeschieden wird. Es war ein Rattenkönig von Missverständnissen72 und von sachlichen Notwendigkeiten, die beide zugleich durch die starke Aktivität hervorgerufen zu sein scheinen, mit der Rickert in die Leitung des „Logos“ eingetreten ist und die ja wohl anfänglich von den jungen Begründern nicht in Aussicht genommen war. Jedenfalls hoffe ich wie ich wünsche, dass die Sache so weitergeht wie sie aussichtsvoll begonnen hat. Für das zweite Heft werde ich meine Münchner Rede73 zu einem Artikel zustutzen; ich denke, die Pfingstferien geben wohl dazu die Musse. Mit den aufrichtigsten Grüssen wie stets Ihr hochachtungsvoll ergebner W Windelband
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 23.5.1910, 4 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _83 Heidelberg, 23.5.10. Lieber Freund, Für die liebenswürdigen Glückwünsche zu meinem Geburtstage74 herzlichen Dank! sie wirken bei mir schon als Trost für das an sich unerfreuliche Memento des Altwerdens, das solch ein Tag bedeutet. Und in den letzten Tagen habe ich wieder fühlen müssen, dass die Maschine nicht mehr so functioniert, wie es zu wünschen wäre. Ein kleiner Gichtanfall, der wohl nicht ohne Zusammenhang mit der abnormen Hitze und den elektrischen Spannungen war, hat mich für ein paar Tage arbeitsunfähig gemacht und die Niederschrift meines Logosbeitrages75 verhindert, d. h. nur verzögert; denn ich hoffe nun | in dieser Woche damit fertig zu werden. Nur zur Durchsicht mehrerer Dissertationen bin ich gekommen. Es ist merkwürdig, wie ich jetzt damit von Russen überlaufen76 bin, und es ist nicht zu leugnen, dass sie verhältnismässig Tüchtiges leisten. Wir bekommen eben die Elite, die eifrig, fleissig und scharfsinnig ist. Zugleich habe ich nun auch Ruge’s Habilitationsschrift gelesen und begutachtet77 : sie ist vortrefflich, und ich bin erstaunt, wie er zwischen aller Vielgeschäftigkeit zu einer so ernsten und in sich geschlossenen, und dabei einer in die letzten Probleme der | kantischen Freiheitslehre so eigenartig eindringenden Leistung hat kommen können. Dabei hat der arme Kerl78 mit neuen schweren Sorgen zu kämpfen; er ist noch vor Pfingsten abgereist, weil er erfuhr, dass sein Vater79 schwer und wie es schien hoffnungslos erkrankt war. Das ist für ihn in jeder Hinsicht bedeutungsvoll, und ich bin, da ich seitdem noch nichts weiter von ihm gehört habe, recht besorgt für ihn. Neben diesen amtlichen Ansprüchen an das Lesen habe ich leider noch nicht Zeit gefunden, die neue Auflage Ihrer „Naturwissenschaft und Kulturwissenschaft“,80 für deren Zustellung ich bestens | Dank sage, auf die Veränderungen hin anzulesen. Sie werden ja vermutlich die principiellen Fragen weniger berühren. In den letzteren mache ich jetzt für meinen Teil, wie Sie wohl bemerkt haben, jetzt mehr und mehr den Process durch, jene Unterscheidung zwischen dem Akt und dem Inhalt des Urteils (bzw. des Wertens), die ich in meinen ersten logischen Beiträgen81 an dem besondern Problem der Negation für mich aufrollte, bis in die letzten Gliederungen des Systems zu verfolgen, und wenn ich dazu komme, für Ruge’s
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Encyclopädie die Logik82 zu bearbeiten, so wird sich zeigen, ob ich damit zu einem brauchbaren Princip gediehen bin. Darüber sollten wir wieder einmal reden! ich hoffe, dass ich im Laufe des Sommers noch einmal dazu nach Freiburg komme83 ! Inzwischen mit herzlichem Gruss wie stets der Ihrige W Windelband
Windelband an Max Weber, Heidelberg, 12.12.1910, 2 S., Ts. (Abschrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, 269 Nr. 108: Beilagen in der Strafsache gegen Koch c/a Weber wegen Beleidigung Heidelberg 12.12.10. a
Abschrift. Hochgeehrter Herr Kollege. ... b Was die andere Sache84 angeht, so brauche ich Ihnen nicht zu sagen, wie schwer sie mich trifft, wie tief sie mich betrübt. Es ist wohl das peinlichste was ich in meinem ganzen akademischen Leben erfahren habe. Und dabei stehe ich vor einem vollkommenen Rätsel. R[uge] hatte mir bei der Habilitation auf das bestimmteste versprochen,85 dass er sich aller Unbesonnheiten im öffentlichen Auftreten enthalten werde c ; und nun hat er in einem Falle, der ihn ganz und gar nicht angeht und wo er auch nicht im geringsten irgend einen persönlichen Anlass oder ein persönliches Motiv hatte, die schlimmste aller seiner Unbesonnenheiten begangen, – wie ich mich, als ich ihn sofort, nachdem ich’s erfahren, gründlich meine Meinung sagte, sogleich überzeugen konnte, ohne eine Ahnung davon, was er angerichtet hatte. Er war in der Tat davon überzeugt, dass er Niemand persönlich beleidigt habe, weil er nicht die Absicht gehabt hatte. Es ist schier unglaublich; und er war tief geknickt, als ich ihm die Augen öffnete. Für mich ist es deshalb sehr schwer, die Sache von der Kränkung zu trennen, die er mir persönlich zugefügt hat: aber ich bin nicht in der Lage, ihn vor a b c
Abschrift ] unterstrichen . . . ] Auslassung wie in der Vorlage Ruge . . . werde ] von anderer Hd. mit rotem Farbstift unterstrichen und am Rand angestrichen
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dem Unheil zu bewahren, das er sich zugezogen hat; und ich bedaure selbstverständlich auf das tiefste, dass ein Mann, der seine Position doch z. T. mir verdankt,a sich solche | Ungezogenheiten hat zu Schulden kommen lassen. Seine Masslosigkeit, über deren Unrecht und deren Bekämpfung er so richtig sprechen konnte, hat ihm einen Streich gespielt, der schlimmer ist als alles, was ihm seine Gegner antun könnten. Ich bitte Sie, da Sie mich auf die traurige Sache angeredet haben, dies als meine ganz persönliche und vertrauliche b Auesserung darüber aufzunehmen. Mit bester Empfehlung an Ihre verehrte Frau Gemahlin86 Ihr hochachtungsvoll ergebener (gez[eichnet]) Windelband.
Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 18.6.1911, 9 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_ 87-89 Heidelberg, 18 Juni 1911 Lieber Freund und Kollege, Es ist schade, dass der Brief an Sie,87 von dem ich heute vor drei Wochen gerade fünf Zeilen geschrieben hatte, als ich unterbrochen wurde, damals nicht fertig werden konnte: er hätte Ihnen ungeteilt nur meinen herzlichen Dank für die Freude gebracht, die Sie mir durch Ihren Brief zu meinem Geburtstag88 gemacht hatten. Für den freundlichen Ausdruck Ihrer Gesinnung war ich ja in diesem Jahre ganz besonders empfänglich; und ich freute mich Ihrer Berichte über den Fortgang Ihrer logischen Arbeiten. ich bin jetzt recht begierig auf Ihren Beitrag für das nächste Logos-Heft,89 insbesondre auch darauf, wie Sie darin etwa zu Lask Stellung nehmen werden. Mir ist dessen Buch,90 das übrigens ganz vorzüglich geschrieben ist, ausserordentlich interessant, wenn ich auch die Dreischichtung von Sinnlich, Uebersinnlich und Geltung nicht für aufrechthaltbar und die Durchführung von drei gesonderten Kategoriensystemen nicht für ausführbar halte: aber ich freue mich der Bewegung, die in die principiellen Probleme gekoma b
und . . . verdankt ] von anderer Hd. mit rotem Farbstift am Rand angestrichen und vertrauliche ] von anderer Hd. mit rotem Farbstift unterstrichen, am Rand: NB!
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men ist, in der Hoffnung, dass aus allen diesen Praeliminarien schliesslich doch einmal eine fertige Logik | herauskommen wird. Wie deren ganzes mir vorschwebt, werden Sie aus meinem Aufsatz für die „Encyclopaedie“91 sehen, der nun hoffentlich bald druckfertig ist. Er hat ja, wie vieles Andre bei mir, darunter gelitten, dass ich Monate lang kaum mit halbem Dampf gearbeitet habe. Und es liegt so viel Unfertiges auf mir! und ich leide so unter den neuen Auflagen. Die antike Philosophie habe ich abgegeben, die bearbeitet jetzt Bonhöffer92 ; für die Praeludien, die völlig vergriffen93 sind, stelle ich jetzt das neue Manuskript zusammen; von der Neueren Philosophie94 korrigiere ich jetzt am 30. Bogen des I. Bandes, und ich will alles daran setzen, dass im Winter der Satz des dritten Bandes95 beginnen kann. Davon fällt dann wohl der „Comte“96 ab, und dann geht es an die Einleitung in die Philosophie.97 Und erst dahinter steht leider die Logik,98 – wenn ich es dann nicht vorziehe, lieber erst an die Ethik99 zu gehen. Denn ich habe – Gottseidank! – noch Einiges auf dem Herzen, und ich muss sehr sorgsam mit meiner Zeit umgehen. Denn nach der Erfahrung des vorigen Winters100 muss ich anfangen, meine physischen Kräfte zu schonen, und das setzt meine Leistungsfähigkeit erheblich herab. ich arbeite Abends und nachts nicht mehr, und das war das halbe Leben „und die bessere Hälfte zwar“.101 Im Uebrigen darf ich mit der Art, wie ich mich durch unerfreulich lange Schonung er |holt habe, namentlich auch jetzt wieder mit den Pfingstferien, die ich auf zwölf Tage ausgedehnt und mit bodenlosem Wetterglück auf Hundseck102 zugebracht habe, ausserordentlich zufrieden sein. Freilich erkaufe ich das auch durch eine psychische Diät, die des Alterns würdig ist. Was mir die Aerzte hauptsächlich verbieten, ist jede Aufregung; ich darf mich nicht ärgern. Da nun die Menschen und die Dinge nicht aufhören, Aergernis zu bringen, so bleibt mir nur übrig, ihnen a die συγκατάϑεσις103 zu verweigern und mich mit stoischer ἀπάϑεια104 zu wappnen. In diesem hygienischen Sensus farciminitatis105 habe ich es denn auch in diesem Frühjahr ziemlich weit gebracht, und ich hatte mehr als einen Anlass dazu, mich darin erfolgreich zu üben. Unter Anderm auch die Ruge-Weber-Angelegenheit.106 In dieser bin ich mit einer spinozistischen Betrachtung107 menschlicher Affekte und Leidenschaften „als ob“ sie Linien und Flächen wären, allmählich so weit gekommen, dass ich mich nur so weit darum kümmere, als ich dazu gezwungen werde, und dass ich z. B. auf die letzten Zuschriften von beiden Seiten, worauf ich doch nichts tun b a b
ihnen ] ihm tun ] unterstrichen
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konnte, nicht mehr geantwortet habe, um mir unnötige Erregung, die sich doch einstellen könnte zu ersparen. Ihnen aber, lieber Freund, schreibe ich natürlich darüber, schon aus dem Grunde, dass ich Ihnen in keiner Weise zürne, und dass Ihr Brief108 mich zwar betrübt, aber ebensowenig verletzt | wie überrascht hat. ich habe es vorausgesehen, dass Sie wie Andre aus der leider nicht mehr zu heilenden Lage der Dinge die Konsequenz ziehen würden, den Rest von Beziehung, den Sie etwa noch zu R[uge] hatten, abzuschneiden. ich verstehe das vollständig, und ich verstehe auch dankbar Ihre Absicht, mich über Ihre Auffassung der Person und der Sache nicht im Zweifel zu lassen. Sie haben deshalb auch ein Recht, zu erfahren, weshalb ich (bei mancher Uebereinstimmung, in der Beurteilung des Einzelnen) Ihrer Auffassung im letzten Ergebnis nicht beitreten kann. Aber das zu begründen bedürfte es einer längeren Auseinandersetzung, als sie schriftlich möglich und mir zuträglich ist: ich muss mich begnügen, einige Hauptpunkte kurz zu bezeichnen, dabei aber bitten, ganz offen sein zu dürfen. Der Anlass des Streits, das Ruge’sche Inserat, war, zumal in der Form, eine unerhörte Torheit und Taktlosigkeit; darüber habe ich mich sofort R[uge] selbst und andern gegenüber auf das Schärfste geäussert. Aber die Psychologie dieser Entgleisung war nicht ganz einfach: gewiss war darin Grosstuerei, Skandalsucht, vielleicht selbst der bittere Cynismus, den das Leben in dem unglücklichen Menschen herangebildet hat: aber doch auch ein Stück ehrlicher Entrüstung. Er meinte, er müsse den Mut haben, den er bei andern vermisste, der weit und tiefgehenden Missstimmung Ausdruck zu geben, die in Heidelberg gegen das Treiben einzelner Frauenvereine tatsächlich besteht. Das war | natürlich Unsinn: er hatte nicht im geringsten Beruf dazu, umgekehrt war er mir verpflichtet, jeden öffentlichen Skandal zu vermeiden. Doch davon sehe ich hier ab: viel schlimmer war, was er sagte. Wir wollen nicht untersuchen, wieweit er sich sachlich vergriff, – genug, dass er in der Form (es ist nicht festzustellen, wieweit er sich dessen bewusst war) eine Rohheit beging, die ihm niemals hätte passieren dürfen. ich habe ihm sogleich gesagt, dass er, was auch geschehen möge, bei mir nicht Hilfe noch Rückhalt finden werde. Es kam denn auch, was vorauszusehen war: er musste sich öffentlich und namentlich stärkste Dinge sagen lassen, so deutlich und scharf, dass man juridisch die Beleidigungen für ausgeglichen ansehen konnte. Dann kam das zweite: das Einspringen Max Webers. Ob es nötig war, darüber gehen ja wohl die Ansichten auseinander: ich urteile darüber nicht; denn einem Manne, der sich in und mit seiner Frau beleidigt fühlt, soll man nicht hineinreden in das, was er zur Abwehr
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nötig findet. In diesem Stadium habe ich zu vermitteln versucht, nicht um Ruges willen und nicht um Webers willen, sondern wegen des der Universität drohenden Skandals, – freilich vermittelt ohne Hoffnung auf Erfolg und ohne Erfolg. Darauf kam die Klage. Es scheint mir, dass Sie darüber nicht genau unterrichtet sind, wenn ich Ihre Wendung richtig verstehe, Sie müssten es darauf ankommen lassen, dass R[uge] Ihnen „oeffentlich wie M[ax] W[eber] mit einer Klage – droht.“109 Ruge hat die Klage | tatsächlich eingereicht, und er hat sie nur zurückgezogen unter dem Druck von Krehl, der mit Rücksicht auf meinen damaligen Gesundheitszustand eine Verhandlung, in die ich hätte hineingezogen werden müssen, durchaus vermieden haben wollte. Mir ist diese Tatsache, die ich selbst erst vor wenigen Wochen aus meinem Sohn110 herausgefragt habe, ganz ausserordentlich peinlich. Ruge hat tatsächlich aus diesem Motive zurückgezogen, dabei Geld geopfert etc.: und es hat ja doch nichts geholfen! Den Vorgang werden Sie des Genaueren von M[ax] W[eber] erfahren: der meint zwar, R[uge] habe diese gute Gelegenheit zum Rückzug gern ergriffen, weil er die Enthüllungen fürchtete, mit denen W[eber] seine Behauptung der Unwürdigkeit R[uge]’s zum akademischen Lehramt substanziieren wollte. ich weiss nicht, ob er damit Recht hat. ich persönlich habe nicht den Eindruck, dass R[uge] sich vor Enthüllungen fürchtete: er sprach damals zu mir sehr unglücklich darüber, dass er „um des Ansehens der Universität willen“ (das gab man mir als Grund an) verzichten müsse. Und andrerseits, was M[ax] W[eber] in der Unterredung,111 die ich mit ihm hatte, und in der er kein Hehl daraus machte, dass er mit den rücksichtlosesten Enthüllungen vorgehen würde, – was er damals auf meine Frage | beispielsweise anführte, das ist ja alles recht unerquicklich, aber es ist doch durchaus unzulänglich, um jene Behauptung der Unwürdigkeit zu substanziieren. Da waren die Stänkereien mit der Freien Studentenschaft, die zu disciplinarischen Dingen geführt haben, da war die Horneffer-Affaire,112 wo R[uge] seine Kunst, sich da, wo er sachlich im Recht sein mag, formell ins Unrecht zu setzen, so glänzend bewies, dass er u. a. dem aus Bildungstigern a beiderlei Geschlechts bestehenden Publicum die Liebenswürdigkeit ins Gesicht warf, sie verstünden ja alle nichts davon, – da sollte ein Journalist behaupten, er habe dem R[uge] einmal Ohrfeigen angeboten – und solcher Klatsch vielleicht noch mehr. Sollte endlich M[ax] W[eber] den Zank um die Logos-Redaktion113 hereinziehen wollen, so ist der ja durch die Erklärung, die beide Teile vor mir unterschrieben haben, formell durchaus erledigt: und moralisch ist R[uge] a
Bildungstigern ] so wörtlich
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darin durch den Eindruck gedeckt, den seine ganze persönliche Haltung damals in der leidenschaftlichen Scene, die er Ihnen machte, auf Sie gemacht hat. Das Alles somit begründet, soweit ich sehe, jene schwere Beleidigung M[ax] W[eber]’s nicht in einer objektiven Weise. Und hierin liegt für mich der Schwerpunkt der gegenwärtigen Lage. Es würde gewissenlos von mir sein, wenn ich den Mann, der sich selbst wahrlich genug und in nicht wieder gut zu machender | Weise geschadet hat, jetzt von mir stiesse, ehe mir der Beweis erbracht ist, dass jene Behauptung seiner Unwürdigkeit objektiv begründet ist. Dazu bedarf es neuer, mir bisher nicht bekannter Tatsachen. Ob M[ax] W[eber] solche noch in petto hat, weiss ich nicht. Die gerichtliche Verhandlung würde es ja wohl erwiesen haben. Jetzt schien es, als ob die neueste Wendung, die durch die Einmischung des Vorstandes der Nicht-Ordinarien-Vereinigung herbeigeführt wurde, eine disciplinäre Untersuchung nach sich ziehen würde, sie ja dann auch wohl Klarheit schaffen müsste. Aber ganz neuerdings höre ich, das sei zweifelhaft geworden, weil jene Herren vom Vorstand sich doch nicht dazu verstehen, die Angelegenheit zur öffentlichen Verhandlung in dem Verein zu bringen. Sollte also schliesslich keine der bisher zu erwartenden Möglichkeiten amtlicher Feststellung eintreten, so bliebe nur übrig, mir auf privatem Wege mir darüber Klarheit zu verschaffen, ob denn wirklich gegen R[uge] noch andre, mir bisher unbekannte und begründete Beschuldigungen vorliegen, die M[ax] W[eber]s Behauptung rechtfertigen. Danach erst könnte ich meine Entscheidung treffen. Sie verstehen, dass ich eine amtliche – richterliche oder disciplinäre – Feststellung abwarten musste und dass ich es auch heute noch vorziehen würde, wenn ich | durch sie einer persönlichen Prüfung enthoben würde. Dass ich aber diese Enthüllungen abwarte, ist einfach eine Sache der Gerechtigkeit. Das werden Sie um so mehr zugeben, je höher Sie für R[uge] den Wert davon veranschlagen, dass er „bei mir noch verkehren darf.“114 Diese Gerechtigkeit ist mein Grundmotiv: was hinzukommt, wird durch „Mitleid“ nicht ganz adaequat ausgedrückt. Es handelt sich um Individuelleres. ich habe mit vollem Bewusstsein den Versuch gemacht, einer Seele, die, vom Leben und von den Menschen ins Dunkel gestossen, leidenschaftlich emporrang, ins Klare und Feste zu helfen. ich wusste, dass ich von Niemand verlangen konnte, mir dabei zu helfen, und dass ich keinen schlimmeren Gegner dabei hatte, als ihn selbst. Es schien gelingen zu wollen, – und wenn er nun doch wieder sich selbst den schlimmsten Streich gespielt hat, so wäre es feig von mir, abstehen zu wollen, ehe es absolut moralisch nötig ist.
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Doch es ist genug; die Wurschtigkeit hört doch schliesslich auf: ich glaube, es ist besser, ich schicke dies eingeschrieben; also erst morgen früh! Aber immer mit derselben alten Gesinnung und herzlichem Gruss! Der Ihrige W Windelband
Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 29.6.1911, 2 S., hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen: HOFLIEFERANT DIEFFENBACHER, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0320,5 Heidelberg, 29.6.11. a Hochgeehrter Herr Doctor, Es ist sehr unrecht, dass ich Ihnen nicht längst geschrieben habe: ich hole mit der Bitte um freundliche Nachsicht zunächst meinen Dank für das Geschenk des neusten Logos-Heftes115 und dann meine Antwort inbetreff der Praeludien116 nach. Der Logos ist auch diesmal wieder interessant, reichhaltig und wertvoll. Was ich ihm wünschte, wäre noch mehr Mitarbeit seitens der nicht streng philosophischen Nebengebiete, damit er nicht eine philosophische Fachzeitschrift zu werden scheine, was er doch nicht sein will und soll und wozu kein Bedürfnis vorläge. Zu der Arbeit an den Praeludien bin ich jetzt im Semester nicht gekommen, weil meine durch ärztliche Vorsicht beschränkte Arbeitszeit und Leistungsfähigkeit durch das Lehramt, durch ein paar Gelegenheitsarbeiten (worunter der nun bald abzuschliessende Aufsatz über Logik für | die Ruge’sche Encyklopädie) und durch den Neudruck meiner Geschichte der neueren Philosophie, der mit dessen dritten Bande117 enden soll, reichlich in Anspruch genommen ist. ich hoffe Ihnen aber in vierzehn Tagen jetzt das Ms. zustellen zu können. Es werden vier oder fünf neue Stücke118 hinzukommen, und wir machen dann wohl am besten zwei Bändchen, einen mehr historischen und einen mehr theoretischen. Wenn Sie wollen, können Sie ja dann, falls es eilt, beide Baende zugleich absetzen lassen: ich kann diese Korrekturen, die kein Nachschlagen benötigen, erforderlichen-
a
29.6.11. ] darunter Vermerk von anderer Hand: 1/VII.1911
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falls auch auf der Reise119 erledigen. Und ich bitte Sie also hiernach zu bestimmen, wann der Satz beginnen soll. Mit vorzüglicher Hochachtung wie stets der Ihrige W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 30.11.1911, 4 S., hs. (lat. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740III A-224_93 Heidelberg, 30.11.11. Lieber Freund und Kollege, Endlich bekomme ich heute die lang erwarteten Separata,120 von denen Ihnen hierbei eines mit der Bitte um freundliche Aufnahme zugeht: es ist, wie ich dem Verleger und dem Herausgeber auf ihr anhaltendes Zureden vorhergesagt habe, zu den grossen Dramen (die freilich nicht alle in sehr hohem Stil abgefasst sind, – nur Baensch’ Spinoza scheint mir sehr gut) eine Art von Satyrspiel121 geworden: habeant sibi!122 Leider ist nun heute mein bedrängter (Seminar-)Tag, und ich kann Ihnen nur kurz schreiben; ich bin Ihnen ja wieder viel Dank schuldig. Zuerst für den | Logos-Aufsatz,123 der mir in vielem Betracht grosse Freude gemacht hat. Wie sehr ich im Inhalt Ihnen zustimme, mögen Sie daraus ersehen, dass ich selbst im Aerger über die ewige „Erleberei“ eine kleine Skizze mir entworfen hatte, die den Titel führen sollte „vom Leben, Erleben und Ausleben“, von der aber ausser diesem Titel nur ein paar etwas scharfe Einfälle oder Ausfälle zu Papier gebracht waren, die nun im Papierkorb ihr Ende gefunden haben. Und was die Darstellung anlangt, so rechne ich sie in der wie Sie sagen populären Form zu dem Besten was Sie geschrieben haben. Vor allem aber ist damit dem Logos eine Wohltat geworden, dessen Leser doch wohl vielfach bei den früheren | Nummern, bei Husserl’s und Ihrer großen Abhandlung124 sagen durften: „Sie überschätzen mir.“125 Die Euphorion-Hypothese126 interessiert mich sehr, aber ich muss mir’s noch überlegen. Dass Faust in den gotischen Lauben eigentlich schon bei dem „Verweile doch, Du bist so schön“127 angelangt ist, habe ich mir schon fragend vorgelegt: dass die Idylle durch die Tragik des Sohns deshalb gestört wird, weil das faustische Erbe in ihm zum Untergang führt, leuchtet ja sehr ein: aber wenn nur irgend ein minimaler Hinweis, die Spur einer
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Ahnung von Andeutung für diesen Zusammenhang durch die Wesensteilung im Stücke selbst oder in Goethe’s Erläuterungen zur Helena gegeben wäre!! Nebenbei ein Wort über die | social-praktische Bedeutung des Schlusses! Das Praktische ist ja wohl klar und sicher, aber für das Sociale haben wir doch nur den Einen bekannten Vers. Im Uebrigen aber ist Faust bis zum Ende, ja bis zum Verse vorher die Herrennatur, die ja auch durch Philemon und Baucis noch auf das Stärkste unterschieden ist. Es ist und bleibt die inkalkulabelste aller Schöpfungen! Doch nun genug; hoffentlich geht’s Ihnen gut. ich kann sehr zufrieden sein. Der Bronchialkatarrh, der mich zu meinem Schmerz vom Freiburger Feste fernhielt,128 ist glücklich vor Semesteranfang überwunden worden. Vorgestern habe ich sogar in Karlsruhe eine „wohltätige“ Vorlesung gehalten,129 zu der rührender Weise der Grossherzog erschien, obwohl er an dem Kammereröffnungstage130 von 9 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends im strammen Dienst gewesen war. Besten Gruss von Haus zu Haus! Treulich Ihr W Windelband
Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 2.2.1912, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke,131 Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 Heidelberg, 2. Febr[uar] 1912 Hochgeehrter Herr Doctor, Die Mitteilung von Ihrer Anweisung der Honorarhälfte132 (2250 M) für die 6. Auflage meines Lehrbuchs ist mir vorgestern zugegangen, und ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich, da ich gestern den Tag über sehr beschäftigt war, Ihnen erst heute den Empfang durch die einliegende Karte dankbar bestätige. Es sind nun schon weitere drei Hefte druckfertig, sodass nur für das letzte Kapitel (VII) noch die definitive Durchsicht aussteht; aber, da der Satz noch nicht begonnen hat, so werde ich Ihnen erst den ganzen Rest, ich denke aber in nächster Woche zuschicken. Wegen des Wechsels der Druckerei133 mache ich mir weiter keine Sorgen. Mit der Ihrigen arbeite ich immer sehr gut; aber wenn das diesmal nicht gehen sollte, so werden Sie schon sonst dafür zu sorgen wissen.
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Mein Dank gilt auch der freundlichen Zusendung134 des Logosheftes II,3135 und des Einbanddeckels: und das ermutigt mich zu einer Bitte: das zweite a Heft des zweiten Bandes136 habe ich nämlich – offenbar gegen Ihre Absicht – nicht erhalten. ich habe es nicht zu reklamieren gewagt, bekam auch einen grossen Teil in Separatabzügen,137 möchte es nun aber doch zum Binden des ganzen Bandes haben. Die letzten Hefte, besonders auch das letzte, haben mir sehr gefallen, und ich freue mich zu hören, dass der Logos gut geht und dass Sie finden, er werde sich so weiter führen lassen. ich habe die besten Hoffnungen für den Fortgang und denke gelegentlich auch wieder selbst darin aufzutreten.138 Inzwischen hat ja nun auch der Satz der „Encyklopädie“139 begonnen und ich begrüsse die mir von der „Philosophie im deutschen Geistesleben des 19. Jahrh[underts]“140 wohlbekannten Typen, die wieder eine vortreffliche Austattung erwarten lassen. Diese Freude wurde gestern Abend etwas getrübt, als ich Dr. Ruge nach dem Fortgang des Satzes fragte und dabei erfuhr, Ihnen seien Zweifel gekommen, es werde erwogen, die andern Beiträge auch ins Deutsche zu übersetzen, zunächst eine nur deutsche Ausgabe zu machen und für die andern Sprachen auch ganze Ausgaben141 in Aussicht zu nehmen. Als Grund gab Dr. Ruge an, Sie seien auf die Bedenken,142 die der Vertrieb eines mehrsprachigen Buches erwecke, durch „Autoritäten“ aufmerksam gemacht worden. Nun weiß ich nicht, was das für Autoritäten sind: da nun aber einmal mein Name mit der Encyklopädie verbunden ist, so bitte ich Ihnen auch meine Auffassung vortragen zu dürfen. Dies Bedenken ist kein Novum, bei der Begründung des Unternehmens haben es doch alle Beteiligten erwägen müssen, und wenn damals Sie und ich auf Ruge’s Gedanken eingegangen sind, so vertrauten wir einerseits auf die Zugkraft der zu beteiligenden Autoren, andrerseits auf die Eigenart des Gedankens, der ja etwas durchaus Neues, was noch keiner vorgemacht hat, und etwas charakteristisch Internationales – und international ist Trumpf – in eindrucksvoller Weise zu bieten verspricht. Darin hat sich m. E. nichts geändert, und ich bin noch heute der Meinung, dass gerade das (vielleicht nicht allzugrosse) Publicum, das fünf oder sechs Behandlungen der Principien der Logik aufzunehmen vermag, an der Viersprachigkeit keinen Anstoss nehmen wird. Darum, meine ich, sollten wir dabei bleiben. Wenn jetzt die vier Autoren erst um ihre Zustimmung zu dem neuen Plan angegangen werden sollen, wenn dann Uebersetzer gesucht werden, die ihnen genehm sind, wenn diese ihr (nicht leichtes) Werk leisten sollen und die Autoren wieder es prüfen müssen, – wobei immer zu bedenken ist, dass a
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jede Korrespondenz mit Herrn Royce (U. S. A.) mindestens drei Wochen in Anspruch nimmt, – ja, dann können wir sicher darauf rechnen, dass der erste Band vor nächsten Winter auf keinen Fall erscheinen kann. Und was schwerer wiegt, bei jeder Phase dieser umständlichen Verhandlungen laufen Sie Gefahr, dass der eine oder der andre der Mitarbeiter sich zurückzieht, wozu er ja völlig Recht hätte. Die Herren sind schon jetzt wegen der Verzögerung ungehalten, die leider ich durch meinen Gesundheitszustand verschuldet habe, und jeder kann seinen Aufsatz jeden Augenblick irgendwo anders zum Abdruck bringen. Besonders fürchte ich für Herrn Croce, der, wie ich genau weiss, sehr ärgerlich darüber ist, dass Dr. Ruge neben ihm noch den Herrn Enriques aufgefordert hat, mit dem er in heftiger Fehde liegt: Croce wäre daraufhin am liebsten gleich zurückgetreten und ist nur aus Rücksicht auf mich dabei geblieben. Jedenfalls ist eine solche Umänderung des Plans mitten in der Ausführung das beste Mittel, die ganze Sache zu Falle zu bringen. Gewiss wird Dr. Ruge bei der Fortsetzung, für die folgenden Bände143 auf manchen Widerstand und manche Ablehnung stossen, die z. T. vielleicht auch auf persönlichen Abneigungen beruht: um so froher sollten wir sein, dass der erste Band glatt zusammen ist und nur noch gedruckt zu werden braucht, wie es verabredet, stipuliert144 und von Ihnen schon auf dem Logostitel angezeigt145 ist. Es wäre doch blamabel, wenn das im letzten Moment ungeändert werden müsste, namentlich auch vor dem Ausland. Deshalb kann ich nur raten und bitten, werden Sie nicht irre an der Sache, lassen Sie nicht von Aussenstehenden hereinreden und führen Sie die Sache aus! Es scheint mir, dass wir in jeder Richtung engagiert sind, wir können nicht zurück, also – vorwärts! Mit hochachtungsvollem Grusse wie stets der Ihrige W Windelband
Windelband an Felix Meiner, Heidelberg, 21.12.1912, 1 S., Ts. mit eigenhändiger Unterschrift, Briefkopf Akademie der Wissenschaften | Stiftung Heinrich Lanz | Philosoph.-Histor. Klasse. | Heidelberg, den, UA Heidelberg, Acc. 40/11 HAW 2 Bezold (Sekretär) Bewilligungen 1915/1922 21. Dezember 1912. a Sehr geehrter Herr!
a
21. Dezember 1912. ] gegenüber von anderer Hand: Abg[egangen] 27.12.12.
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Ihre Anregung146 im Betreff einer Ausgabe von Fichtes Werken oder Briefwechsel ist von der philosophisch-historischen Klasse in ihrer Sitzung am 14.147 des Monats a besprochen worden und ich habe Ihnen darüber folgendes mitzuteilen. Eine Gesamtausgabe von Fichtes Werken ist in der Tat ein dringendes Bedürfnis, kann aber nicht durch eine Anlehnung an die Auswahl-Ausgabe gemacht werden, sondern müsste ganz ex integro148 nach eigenem Plan und systematischer Anordnung entworfen werden. Da dazu ausserdem noch die Inventarisation der Handschriften auf den deutschen Bibliotheken abgewartet werden muss, so kann dieses weitere Unternehmen erst für später149 in Aussicht genommen werden. Dagegen ist die Klasse nicht abgeneigt, einer kritischen Gesamtausgabe des Briefwechsels näher zu treten, insofern ihr dazu ein genau entwickelter Vorschlag gemacht wird, und eine kompetente Persönlichkeit, wie etwa Herr Professor Medicus, sich zur Leitung und Organisation der dazu erforderlichen Sammelarbeit bereit erklärt. Wir sind deshalb gerne geneigt, derartige Anträge in entgegenkommende Erwägung zu ziehen. In vorzüglicher Hochachtung Der Klassensekretär Windelband b Hochwohlgeboren | Herrn Dr. Felix Meiner | Verlagsbuchhandlung | Leipzig. | Kurzestrasse 8.
Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 8.1.1913, 1 S., hs. (dt. Schrift), Postkarte an Herrn | GehHofr ProfDr Rickert | Freiburg i /Br | Turnseestr. 66, Poststempel HEIDELBERG | -8.1.13. 10–11 N. | *1 k, UB Heidelberg, http: //digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_95 Heidelberg c 8.1.13. d
Lieber Freund !
a b c d
des Monats ] ds. Mts. Windelband ] eigenhändige Unterschrift Heidelberg ] Hdbg Lieber Freund ] LFr
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Mit dieser Fassung150 ist nun wohl die Formel gefunden, auf die sich Alles einigen151 kann. So zweifelhaft ich gerade deshalb bin, ob die Aktion etwas helfen wird, so stimme ich doch durchaus zu. Möge der Hahn gut laufen! Ist denn für das Logosheft152 noch ein Artikel über die Frage153 nötig? ich fragte neulich bei M[ehlis]154 an, bis wann er solchen Artikel wünsche, habe aber keine Antwort bekommen. Vielleicht eignet sich der L[ogos] zur Diskussion gerade der praktischen Frage nicht; dann lasse ich den Artikel gern anderweitig erscheinen. Mit bestem Neujahrsgruß von Haus zu Haus der Ihrige W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 7.3.1913, 2 S., hs. (dt. Schrift), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224 _96 Heidelberg, 7.3.13. Lieber Freund und Kollege, Besten Dank für das Exemplar Ihres Artikels155 in der Fr[ankfurter] Z[eitung], den ich schon mit grosser Freude gelesen hatte: wir müssen Ihnen sehr dankbar sein für die schlagfertige Antwort an Wundt; viele werden diese Abfertigung eher gelesen haben als die Broschüre156 selbst, so z. B. ich selber. Wundt habe ich mit Schmunzeln genossen: es ist wirklich Friedensschrift157 ! Die paar Bosheiten gegen mich158 gönne ich ihm gern; nur illoyal ist allerdings die Anspielung darauf, dass ich keine andre Vertretung und Richtung neben mir dulde: er muss bei seiner häufigen Anwesenheit in seinem hiesigen Hause159 und bei dem Verkehr, den er dann hier hat, genau wissen, dass es an mir nicht liegt,160 wenn die zweite Professur noch nicht besetzt ist. Aber das gönne ich ihm gern: wichtiger ist, dass er unsere Erklärung161 ruhig mit hätte unterzeichnen können, wenn er selbst eine einseitig experimentelle Vorbildung für unzulänglich erklärt. Die Zeche bezahlt Külpe, der nun gänzlich zwischen zwei Stühlen auf den Boden gerutscht | ist. Er tut mir fast leid; denn er verdient es eigentlich persönlich garnicht, sondern nur durch die allerdings ungewöhnlich törichten und weltfremden Vorschläge,162 die er gemacht hat. Die auffallende Schärfung, mit der Wundt in mehrfacher Wiederholung gerade gegen ihn sich wendet, hat einen persönlichen Einschlag, über den ich nichts Näheres weiss:
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wie mir denn überhaupt Wundt unnötig viel geheimnisvolle Andeutungen über Personalien zu machen scheint. Verstehen Sie z. B. die Sache mit den Marburger Vorschlägen163 ? um wen handelt es sich da? Cassirer? Mir ist es jetzt sehr lieb, dass ich in den Weihnachtsferien nicht so sehr Herr meiner Nerven war, um meinen Artikel164 abzuschliessen. Er kann jetzt viel mehr aus dem Ganzen herausgearbeitet werden und doch überall an konkret Aktuelles anknüpfen. Hoffentlich treten Sie die Ferien in guter Gesundheit an! Mit den besten Wünschen dazu und Grüssen getreulich der Ihrige W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 15.12.1913, 7 S., hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen HOFLIEFERANT | DIEFFENBACHER | HEIDELBERG, UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740III A-224_97-98 Heidelberg, 15 Dec[ember] 1913 Lieber Freund und Kollege, Es sind a mancherlei Dinge, über die ich Ihnen schon längst schreiben will: aber ich habe in diesen Monaten all mein bischen Arbeitskraft auf den Abschluss meiner Einleitung165 in die Philosophie verwendet. Heut ist nun das Manuskript – ca. 25 Druckbogen – nach Tübingen abgeschickt,166 und der erste Brief gilt Ihnen. Es liegt mir zunächst daran, dass Sie in der Häberlin-Affaire167 klar sehen, und ich bitte Sie das Folgende streng vertraulich, nur für Sie selbst bestimmt, aufzunehmen. Meine Stellung darin ist nur vom taktischen Gesichtspunkte zu beurteilen. In unsrer Fakultät, namentlich in der jüngeren Schicht, die mit Jugendbewegung, Mittelschullehrerbedürnissen und ähnlichen modernen Amönitäten168 Fühlung hat, besteht schon längst Sehnsucht nach Paedagogik und Psychologie, und als ich im Frühjahr darauf drang, die zweite Professur, wenn auch zunächst als etatmässiges Extraordinariat, endlich zu besetzen, da erhoben sich die Stimmen, die der Sache ihre Wendung geben wollten, mit der harmlosen Erwägung, die Regierung werde doch einen Dreiervorschlag wünschen. Als ich aber damit durchdrang, dass Lask allein genannt169 wurde, | da sagte a
sind ] ist
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Alfred Weber zu mir: „nun werden Sie uns aber hoffentlich auch in Bezug auf Psychologie und Pädagogik entgegenkommen“!! Solche Strömungen soll man nicht durch Widerspruch verstärken, sondern allmählich zur Besinnung kommen lassen. Dem Antrag Weber’s gegenüber habe ich dann gesagt: ich sei gegen Paedagogik ganz gleichgültig, würde dagegen durchaus für eine von der Philosophie ganz getrennte Psychologieprofessur sein, vorausgesetzt dass diese nicht einseitig experimentell und dass sie mit einem Manne besetzt würde, der persönlich durchaus philosophisch gebildet wäre. Ein solcher „blosser“ Psychologe muss aber (das ist ja der nervus rerum170 bei den Herren Külpe und Marti171 ), um genug Zuhörer zu haben, die Psychologie in Personalunion mit irgend einer „practischen“ Disciplin, Paedagogik, Psychiatrie, Sociologie etc., vertreten. Von diesen wollte man nun absolut Paedagogik, und da habe ich sagen müssen, ich wüsste, wenn wir aus Rücksicht auf die Freiburger Empfindlichkeiten auf Jonas Cohn verzichten172 müssen, keinen besseren als den von Alfr[ed] Weber postierten Häberlin. Wüssten Sie etwa einen? auch Natorp hat in einem Briefe an Max Weber keinen zu nennen gewusst, der ernsthaft in Betracht käme. Nun sei ja H[äberlin] weder ein grosser Philosoph noch ein grosser Psychologe a ; aber sein zweibändiges Werk könne als eine zwar populäre, aber verständige Psychologie des wissenschaftlichen Denkens gelten, und | in der Paedagogik habe er ja, worauf es allein ankomme, eine grosse praktische Erfahrung. Für diese Kombination glaubte A[lfred] W[eber], damals Decan, der bereiten Mitwirkung der Regierung sicher zu sein; als wir aber auf deren bestimmte Aeusserung drängten, da erwies sich in letzter Stunde, dass die Aktion aus bugdetären Gründen mindestens auf ein Jahr hinausgeschoben werden muss. Inzwischen ist aber auch die Begeisterung für H[äberlin] schon abgeflaut, und man macht sich klar, dass wir mit ihm als Psychologen nicht viel Staat machen würden. Dazu hat wohl viel Lask’s Urteil173 beigetragen, dessen Schroffheit ich zwar psychologisch „verstehe“, aber nicht teile. Es muss m. E. schliesslich auch solche Käuze geben, die für unsre Oberrealschüler von dem ihnen so verwandten Standpunkte des Volksschullehrers reden: für den wissenschaftlichen Sinn an der Universität wollen wir schon sonst sorgen! Enfin174 – die Sache ist jetzt aufgeschoben und die Kommission geht weiter auf Suche nach einem Psychologen. Ich warte ruhig ab, ob sie einen finden: wir haben m. E. um so mehr Zeit, als wir gestern in Dr. Jaspers einen ausgezeichneten Psychologen habilitiert ha-
a
Psychologe ] statt gestr. Paedagoge
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ben,175 der genau dem entspricht, was wir von der Psychologie wollen. Er kommt aber von der Psychiatrie her und steht der Paedagogik fern. Für den zweiten Punkt knüpfe ich am einfachsten an das Erstaunen an, womit ich, wie andre Kollegen, das Rundschreiben Ihrer Fakultät in Sachen Kluge176 gelesen habe. Dessen Broschüre177 war ja ein bischen derb, aber es war viel, sehr viel Wahres und Gutes darin. Wenn er nun seine Bemerkung (die | ich übrigens z. B. nicht daran gedacht habe auf Freiburg zu beziehen) einwandfrei erläutert hatte, so ist die Absicht des Rundschreibens kaum anders zu deuten, als das die Fakultät jede Gemeinschaft mit Kluge’s Angriffen ablehnen will. Ein Freundschaftsstück also für die von ihm Angegriffenen. Das hängt nun offenbar mit dem Widerspruch178 zusammen, worin die Majorität gerade mit Kl[uge] wegen der Witkop-Frage steht. Auch hierin möchte ich Sie persönlich a und vertraulich ganz genau über meine Stellung zur Sache orientiert wissen. Es scheint mir als ob Witkop sachlich b Unrecht geschehe. Sein zweiter Band ist wieder ebenso gut wie der erste179 ; das Gerede von der Unwissenschaftlichkeit ficht natürlich den nicht an, der wie wir es für die Aufgabe der Literaturgeschichte hält, ihren inneren Lebensgehalt herauszuarbeiten. Das kann der Mann; und dass er damit den Philologen unsympathisch ist, fällt nicht ihm zur Last. Wenn nun trotzdem (das weiss ich von ihm selbst) Männer wie Sie und Meinecke von ihm abgerückt sind, so kann ich mir das nur darauf erklären, dass gewisse persönliche c Schwächen, die wir schon hier an ihm gekannt180 haben, sich in seiner Freiburger Stellung nicht abgeschliffen, sondern noch bedenklicher entwickelt haben. Es ist mir d allerlei Unbestimmtes darüber zu Ohren gekommen, und ich würde es auf das Lebhafteste bedauern, wenn so eine gute Sache wegen ihrer Vertretung durch eine ungeeignete Person dauernd Schaden | litte. Unter diesen Umständen aber, wo es sich offenbar um Imponderabilien181 handelt, die von aussen her nicht sicher abzuschätzen sind, wünschte ich in diesen Streit auf keine Weise e hineingezogen zu werden. Deshalb habe ich Witkop’s Bitte, ihm oder Kluge ein Gutachten über sein Buch zur Verfügung zu stellen, rund abgelehnt,182 mit der Begründung, dass ich in die Sache nicht aus der Ferne verwickelt und nicht mit den in Ihrer Fakultät mir nächst Stehenden in Gegensatz gebracht zu wera b c d e
persönlich ] unterstrichen sachlich ] unterstrichen persönliche ] unterstrichen Es ist mir ] Es mir auf keine Weise ] unterstrichen
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den wünsche: und als trotzdem Kluge wenigstens darum bat, ich möchte mich über Witkop’s philosophische Qualification nach meinen Erfahrungen bei dessen Promotion und Habilitation183 äussern, habe ich nur ganz kurz erwidert, dass ich mich (wie ich es tatsächlich der Fall ist) der Details aus beiden Prüfungen nicht mehr entsinne, aber davon überzeugt zu sein bitte, dass ich in beiden Fällen nicht aktiv mitgewirkt hätte, wenn ich nicht von W[itkop]’s vollkommner Qualification überzeugt gewesen wäre. Es ist mir lieb, Sie in Kenntnis von diesen Vorgängen zu wissen. Sie verstehen, wie schwer für mich die Situation war. Während ich sachlich auf W[itkop]’s Seite stehe, nehme ich an, dass für die Mehrheit der Fakultät so schwerwiegende Gegengründe ins Gewicht fallen, dass ich ihr nicht als Gegenzeuge vorgesetzt zu werden wünsche. Das wird mir natürlich von Kluge und Witkop so ausgedeutet werden, dass ich aus Freundschaftsrücksichten meine Ueberzeugung feige zurückgehalten hätte. Darum wünsche ich, dass, wenn die Sache weitergeht, Sie wenigstens wissen, wie ich dazu stehe. | Ein Drittes ist eine unvorgreifliche Anfrage; sie betrifft einen sehr begabten Schüler von mir, Dr. Jul[ius] Ebbinghaus,184 den Sohn des verstorbenen Psychologen, der sich unter schweren Kämpfen von der väterlichen Psychologie frei gearbeitet und zur Philosophie durchgerungen hat, dann aber zeitweilig (bei seiner Dissertation) wohl etwas zu stark nach dem Gegenpol, dem Hegelianismus gependelt ist. Mehlis und Kroner werden den kleinen geistreichen, witzig liebenswürdigen Menschen hier beim Kongress185 kennen gelernt haben. Er wollte sich nun in Halle habilitieren, mit einer Arbeit über Plato, die ich zwar selbst nicht gesehen habe, deren Absicht aber er mir skizziert hat. Und nun haben diese Hallenser Schächer, die Menzer und Krueger,186 diese Habilitation glatt abgelehnt. Der Mann ist natürlich sehr unglücklich, und ich fühle um so mehr mit ihm, als es der Schüler des bösen Mannes187 ist, der da vermutlich abgelehnt wurde. Ich würde ihm gern helfen, denn er verdient’s. Aber hier in Heidelberg kann ich ihn beim besten Willen nicht habilitieren, das sieht er selbst ein: wir dozieren hier zu 8 Philosophie188 und haben nun noch den Psychologen189 (von einem Psychophysiker190 nicht zu reden, der, zur medicin[ischen] Fakultät gehörig, ein kleines Kabinet dirigiert). Nun fragt er an, ob er wohl an Freiburg denken dürfe. Er würde natürlich nicht die abgelehnte Arbeit vorlegen, um jede | formale Schwierigkeit zu vermeiden, sondern eine neue bringen. Er will auch keine irgendwie bestimmte Antwort, sondern nur wissen, ob Sie seine Habilitation a limine191 ablehnen würden, oder ob er sich wenigstens auf die Möglichkeit einer späteren Zulassung hin an Sie vorläufig wenden dürfe. Kann ich ihm in diesem Sinne antworten oder halten Sie eine Freibur-
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ger Habilitation für ihn von vornherein ausgeschlossen? Ein kurzes Wort darüber würde mich sehr verbinden. Nun ist es aber – für meine Verhältnisse – sehr spät geworden, und ich schliesse, obwohl ich noch manches auf dem Herzen hätte, eilig mit herzlichem Gruss von Haus zu Haus als Ihr treulich ergebner W Windelband
Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 20.12.1913, 4 S., hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen HOFLIEFERANT | DIEFFENBACHER | HEIDELBERG, UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740III A-224_100 Heidelberg, 20.12.13 Lieber Freund und Kollege, Besten Dank für Ihre geschwinde, ausführliche und liebenswürdige Antwort: insbesondere bin ich Ihnen verbunden für die Möglichkeit, die Sie Ebbinghaus eröffnen192 ; ich werde ganz vorsichtig, Ihrer Formulierung gemäss ihm schreiben und ihm raten, sich bei Ihnen persönlich vorzustellen. Gestern besuchte mich Medicus, der ihm persönlich sehr nahe steht, von dem Hallenser Missgeschick unterrichtet und darüber entrüstet war und auch keinen besseren Ausweg für ihn wusste als den Besuch bei Ihnen. Denn, was in Strassburg wird, kann man doch nicht wissen, so hoffnungsvoll es ja aussieht. Was das jüdische Blut anlangt, so können Sie darüber, glaube ich, beruhigt sein. Der Vater193 war eine rein germanische Erscheinung; bei der Mutter, einer feinen, zarten, brünetten Frau wäre die Beimischung eines Tropfens | von Semitismus vielleicht nicht absolut ausgeschlossen; aber ich sage mir das erst jetzt, wo ich die Erinnerung eigens darauf prüfe. Bei der Begegnung selbst ist mir nichts aufgefallen, so wenig wie ja bei dem Sohne selbst. Was Witkop anlangt,194 so bin ich allerdings überrascht über Ihre Stellung zu dem Buche195 : und es ist mir nun doch beinah peinlich, dass ich den persönlichen Rücksichten das Opfer gebracht habe, meine Auffassung nicht in die Sache hineinziehen zu lassen. Es würde ja freilich absolut nichts geholfen haben, und ich möchte um keinen Preis etwa im geringsten daran schuld sein, falls die Regierung, wie Sie andeuten, den Ihnen allen so wenig sympathischen Mann in die Fakultät setzten sollte, – was ich sehr falsch
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fände. Was aber den Gegensatz der Beurteilungen anlangt, der natürlich brieflich nicht auszutragen ist, so gehöre ich eben – wie Dilthey | – noch jener Generation an, der es gefiel aesthetischen Inhalt auch zu aesthetischer Form herausgearbeitet zu sehen, wenn nur ehrliche Arbeit am Objekt darin steckt, auch ohne dass man die Nähte daran zu sehen braucht. Aber das gilt ja wohl nicht mehr für „Wissenschaft“ und gehört zum alten Eisen. Lassen wir das also auf sich beruhen; es ist mir jetzt um so mehr wert, dass Sie wenigstens wissen, wie ich in dieser Frage einen nicht ganz leichten Pflichtenkonflikt entschieden habe. Sehr gefreut hat es mich, wie Sie über die Möglichkeit denken, Jon[as] Cohn für ein hiesiges Extraordinariat (das wir übrigens noch nicht sicher haben!) der Psychologie und Paedagogik in Aussicht zu nehmen.196 Das wäre ja selbstverständlich die weitaus beste und mir die in jeder Hinsicht liebste Lösung der Frage. Es ist nur ein Haken dabei. Wie sich die Sache hier gespielt hat, speciell auch mit Rücksicht auf Häberlin, so wird diese Professur wegen der andern 8 Philosophiedocenten197 nur bei ihrem | völligen Abschluss von der philosophischen Lehr a tätigkeit durchzuführen sein: d. h. ihr Vertreter müsste darauf ausdrücklich verzichten. Und in dieser Hinsicht habe ich in der Kommission erklärt, einen solchen Verzicht könne man zwar Häberlin, aber nicht J. Cohn zumuten. Damals freilich meinte Lask, er halte das doch nicht für völlig ausgeschlossen: was meinen Sie dazu? Jedenfalls muss die Sache sehr delikat angefasst werden. Was das Wertesystem betrifft,198 so deute ich heute nur kurz an: ich leugne ja, dass es eigentlich religiöse Werte inhaltlich giebt (und meine „Einleitung“ bringt das noch viel schärfer heraus als die Praeludien199 ), weil die so |genannten nur die andern Werte in der Färbung des Uebersinnlichen sind: ich kann daher am wenigsten zwei Gebiete rel[igiöser] Werte annehmen, sehe vielmehr gerade in Ihrer Unterscheidung pantheistischer und theister Werte nur eine Bestätigung davon, dass es wiederum dieselben ethisch-logisch-aesthetischen Werte sind nur in zwei verschiedenen überempirischen Färbungen, einer immanenten und einer transcendenten. Dies ein Hauptpunkt! ein ander Mal mehr. Heut nur eilig herzlichen Feriengruss! Treulich Ihr W Windelband
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Lehr ] Wortteil unterstrichen
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Paul Siebeck an Windelband, Tübingen, 10.1.1914, 2 S., Ts.-Durchschlag mit eigenhändiger Unterschrift, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0362,3 10. Januar 1914. W.-wz. A.200 - Herrn Geheimen Rat Professor Dr. W. Windelband Heidelberg. Landfriedstrasse 14. Hochverehrter Herr Geheimrat, Herrn Dr. Ruge habe ich kürzlich erklärt, dass ich vom Verlagsvertrag der „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“201 zurücktreten müsse, da es mir aussichtslos scheine, dass Herr Dr. Ruge weitere Bände noch zusammenbringe. Bevor ich damit ganz a Ernst mache, möchte ich Sie bitten, auch Ihrerseits freundlichst Stellung dazu zu nehmen. Wenn Ihnen das Eingehen oder ein Verlagswechsel der „Enzyklopädie“ besonders unlieb wäre, würde ich darauf ohne weiteres Rücksicht nehmen. Sagen Sie mir deshalb, bitte, mit ein paar Worten, wie Sie über die Sache denken. Heute möchte ich nochmals auf die Auflagehöhe der „Einleitung“202 zurückkommen. Ich habe gefunden, dass die Einleitungen von Külpe und Paulsen203 ausserordentlich billig204 sind. Das dürfte in den Verlagsbedingungen der beiden Werke begründet sein. Es schien mir daher angezeigt, zu erwägen, ob 4000 Exemplare oder 5000 Exemplare Ihrer Einleitung gedruckt werden sollen. Im ersteren Falle müsste der Ladenpreis des broschierten Exemplars voraussichtlich M. 9.- betragen, während es in letzterem Falle möglich sein könnte, ihn auf Mk. 8.- festzusetzen. Einen bestimmten Vorschlag möchte ich nicht machen, | sondern b Ihnen ganz die Wahl lassen, ob 4000 Exemplare oder 5000 Exemplare gedruckt werden sollen. Das Honorar würde in ersterem Falle Mk. 200.-, in letzterem Falle Mk. 250.pro Bogen betragen, wozu noch die Erstattung der Diktatkosten in Höhe von Mk. 232.- kommen würde. Eine weitere Aufrundung würde das Honorar bei den in Aussicht genommenen Ladenpreisen205 leider nicht gestatten. Ich sehe Ihrer Stellungnahme zu meiner Anfrage entgegen und verbleibe in treuer Verehrung Ihr P. Siebeck. c
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c
ganz ] unterstrichen machen, | sondern ] am Kopf der neuen S. Wiederholung der Adresse und Datierung unter Ergänzung der Ortsangabe Tübingen P. Siebeck. ] eigenhändige Unterschrift
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Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 11.4.1914, 3 S., hs. (lat. Schrift), Wasserzeichen: HOFLIEFERANT | DIEFFENBACHER, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0362,3 Heidelberg, 11.4.14 a Hochgeehrter Herr Doctor, Die Nachricht206 von der Erforderlichkeit einer neuen Auflage meiner Praeludien207 hat mich natürlich sehr erfreut, und ich schicke Ihnen sofort zwei kleine Stücke,208 die ich dafür bestimmt habe: sie werden im ersten Bande ihre chronologische Stelle finden: über „Fichte’s Geschichtsphilosophie“ nach N.o 9 und „Von der Mystik unsrer Tage“ nach N.o 10. Für den zweiten Band habe ich einen Vortrag „Mitfreude und Mitleid“209 (nach N.o 6 dort); für den besteht eine sehr ausführliche Inhaltsniederschrift, nach der ich in ein paar Stunden den Text diktieren kann. Das soll nächstens geschehen. Es scheint mir, das ist genug des Neuen. An dem älteren, so oft stilistisch durchgesehenen Text ist kaum etwas zu ändern, den können Sie, wann es Ihnen paßt, in den Satz geben. Eine Frage wird nur sein, ob wir nicht diesmal | den Titel abkürzen: „Praeludien. Aufsätze und Reden von W. W.“ Der Zusatz „zur Einleitung in die Philosophie“ traf für die erste oder die ersten Auflagen zu; aber nicht mehr für die letzten und für die neue, indem allmählich allerlei aufgenommen ist, was man nicht mehr als zur Einleitung gehörig bezeichnen darf. Und nachdem ich eine eigne Einleitung in die Ph[ilosophie] geschrieben habe, ist die Aufgabe der Praeludien überhaupt nicht mehr die, als Einleitung zu dienen. Sollte Ihnen aber die Abkürzung mißfallen, so würde ich vorschlagen: „Praeludien. Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte.“210 Was meinen Sie dazu? Die Frage der „Lehren vom Zufall“ werde ich jetzt, nachdem ich eine recht mässigen | März überwunden habe und etwas aufzuatmen beginne, in die Hand nehmen, und ebenso dann das „Negative Urteil.“ b , 211 In der neulich übersandten Rechnung vermisse ich die Porti und Spesen für die freundliche Versendung der Freiexemplare: dass das nicht vergessen wird! Mit den besten Wünschen für ein frohes und gesundes Osterfest212 in treuer Gesinnung der Ihrige W Windelband a b
Heidelberg, 11.4.14 ] darunter Eingangsvermerk von anderer Hd.: 16.IV.14. Die . . . Urteil“. ] Absatz am Rand angestrichen
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Windelband an Carl Neumann, Heidelberg, 25.6.1914, 1 S., hs. (lat. Schrift), UA Heidelberg, H-IV-102/140 (Philosophische Fakultät 1913–14, Dekan: C. Neumann), Bl. 358 Heidelberg, den 25t Juni 1914 Hochgeehrter Herr Decan,
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Zu dem Habilitationsgesuch meines Sohnes213 bitte ich mir folgende Bemerkung zu gestatten: Im Allgemeinen halte ich es nicht für richtig und zweckmässig, dass der Sohn als Docent bei der Fakultät eintritt, der sein Vater als Ordinarius angehört, und demgemäss hatten wir ursprünglich an andre Universitäten für eine etwaige Niederlassung meines Sohnes gedacht. Da ist aber über mich das Leiden214 gekommen, das nun schon mehr als drei Jahre auf mir liegt, und als dann auch meine Frau monatelang schwer krank war, da zeigte sich, wie wertvoll es für uns war, wenigstens noch das jüngste unserer Kinder in unmittelbarer Nähe zu haben. Aus solchen Erwägungen hat sich mein Sohn entschlossen, dem Gedanken einer hiesigen Habilitation, falls er dazu würdig befunden wird, näherzutreten, und ich habe nach einigem Zögern schliesslich meine Einwilligung dazu gegeben. Indem ich Ew. Spectabilität und die Hohe Fakultät bitte von dieser persönlichen Seite der Angelegenheit gütigst Kenntnis zu nehmen, setze ich voraus, dass ich von der Teilnahme an ihrer geschäftlichen Behandlung dispensiert werde. In vorzüglicher Hochachtung Ew. Spectabilität ergebenster W Windelband S[einer] Spectabilität | dem Decan der philosophischen Facultät | Herrn Prof. Dr. C. Neumann | hier
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Hochgeehrter Herr Decan, ] am Kopf der S. Umlaufvermerke der Fakultätsmitglieder
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Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 13.8.1914, 4 S., hs. (lat. Schrift), Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0362,3 Heidelberg, 13 Aug[ust] 1914 a Hochgeehrter Herr Doctor, In der bangen Stille, die zwischen der glänzenden Abwicklung unsres Aufmarsches215 und dem Beginn grösserer Aktionen eingetreten ist, darf man wohl aufatmend auch um geringere Dinge fragen, ich z. B. nach dem Schicksal meiner „Praeludien“.216 Gleichwohl würde ich das nicht tun, wenn nicht die letzten Zusendungen der Druckerei mich dazu anregten. Die Korrekturen waren in den ersten Tagen des Juli vollständig erledigt. Ich bekam die Aushängebogen des ersten Bandes mit Ausnahme des Titels und des Schlussbogens. | Dann stockte, wenn nicht der Druck, so jedenfalls der Eingang der Aushängebogen,217 lange vor allen politischen Beunruhigungen. Und nun, nach wochenlanger Unterbrechung, erhielt ich vorgestern Aushängebogen 11 und 12, gestern 9 und 10 vom zweiten Bande! während ich von den Bogen 1 bis 8 noch nichts zu sehen bekommen habe. Natürlich habe ich dies gleich Herrn Brandstetter218 gemeldet. Es scheint in der Druckerei, die technisch so vortrefflich arbeitet, bei der Expedition etwas zu hapern; so bekam ich z. B. heut früh einen Aushängebogen des Titels von einem Werke von Philippowitsch,219 den ich | natürlich umgehend zurückgeschickt habe. Was ist nun Ihre Absicht mit der Neuauflage der Praeludien? ich habe mir die Sistierung220 des Drucks des zweiten Bandes im Juli so gedacht, dass Sie das Werk im Sommer auszugeben für zu spät hielten und es erst für den Herbst in Aussicht221 nahmen. Was aber nun? ich möchte doch wenigstens auf Anfragen antworten und mich überhaupt damit einrichten können. Wenn Sie also Zeit fänden, mir ein kurzes Wort darüber zu schreiben, wäre ich dankbar. Vielleicht liessen Sie auch ein Wort dar |über einfliessen, wie sich in dieser grossen, ernsten Zeit die Verhältnisse Ihrer Familie gestalten: auch Ihre Söhne222 werden ins Feld ziehen! Mein ältester223 ist Adjutant der 3. Pionier-Inspection, also vorerst nicht in der Front; er bleibt noch in Strassburg. Der jüngere,224 der sich eben als Privatdozent für neure Gea
Heidelberg, 13 Aug[ust] 1914 ] darunter Eingangsvermerk von anderer Hd.: 15.VIII. 14. Am Kopf der S.: 116/I | 112/II (d. i. die Anzahl der vorrätigen Exemplare von Windelbands Präludien, 1./2. Bd., vgl. Siebeck an Windelband vom 15.8.1914)
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schichte hier habilitiert225 hat, ist militäruntauglich und hat hier auf dem Rathause und in der Bürgerwehr tags und nachts genug zu tun. Mögen Sie vor allem besondern Leid bewahrt bleiben und möge über unserm Vaterlande ein gnädiges Geschick walten! In treuer Gesinnung der Ihrige W Windelband
Paul Siebeck an Windelband, Tübingen, 15.8.1914, 2 S., Ts.-Durchschlag mit eigenhändiger Unterschrift, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0362,3 15. August 1914. Dr. P. S.-wz. A. Herrn Geheimen Rat Professor Dr. W. Windelband Heidelberg Landfriedstrasse 14. a
Hochverehrter Herr Geheimrat, haben Sie herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief vom 13.226 Mit den „Präludien“ steht es so. Wie ich Ihnen schon am 29. Mai schrieb,227 hat es sich herausgestellt, dass es mit der Herstellung der neuen Auflage nicht so sehr eilt. Es wurde zunächst berechnet, dass die Vorräte für das Sommer-Semester noch gut ausreichen, und jetzt zeigt sich, dass infolge des Krieges leider auch fürs Winter-Semester der Bedarf noch gedeckt sein dürfte. Es sind nämlich noch vorrätig von Band I 116, von Band II 112 Exemplare. Trotzdem habe ich angeordnet, dass die neue Auflage vollends ausgedruckt wird, soweit das dazu erforderliche Papier nach Leipzig228 transportiert war. Das übrige hängt davon ab, wann wieder Güterzüge fahren. An die Versendung der neuen Auflage wäre, auch wenn die alte jetzt vergriffen wäre, während der Kriegswirren nicht zu denken. Es stockt, vorerst wenigstens, aller und jeder Verkehr auf dem Gebiete des wissenschaftlichen Verlags. Ich werde also die neue Auflage, so gut es geht, zu Ende drucken lassen und es entsteht nun bloss die Frage, ob sie mit der Jahreszahl229 1914 gedruckt werden kann. Ich glaube, wir werden | sie b mit 1915 drucken müssen. Darf ich Sie bitten, sich dazu zu äussern? a b
Dr. P. S.-wz. A. ] Namenskürzel des Ausfertigers deutet auf Paul Siebeck werden | sie ] am Kopf der neuen S. Wiederholung der Adresse und Datierung unter Ergänzung der Ortsangabe Tübingen
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Der Krieg, von dem man schon seit langer Zeit sprach, kam schließlich doch so unerwartet, dass eine ganze grosse Anzahl von Werken meines Verlages, die sich im Druck befinden, aufs schwerste davon betroffen wurde. Das ist ja aber zu tragen und muss a getragen werden. Nun spielt eben die Kunst des Sicheinteilens eine Rolle, damit die Herstellung, so gut als möglich, zu Ende geführt und namentlich auch das ganz grosse Personal über Wasser gehalten werden kann. Sollte es Ihnen ungelegen sein, dass die Fälligkeit Ihres Honorars sich länger hinzieht, so bin ich in der Lage und gern bereit, Ihnen eine à Conto-Zahlung zuzusagen. Von meinen vier Söhnen230 stehen drei im Feld, auch der Heidelberger Mediziner231 ist mit dem württembergischen Landwehr-Pionier-Bataillon als Bataillonsarzt ausgerückt. Mein ältester Sohn232 dürfte in der Nähe von Metz stehen und der dritte233 liegt zur Zeit b in Neu-Breisach, wo er ein ganz interessantes Kommando bekommen hat. Mein jüngster Sohn234 ist infolge eines Nierenleidens, das vom Scharlach zurückgeblieben ist, nicht felddiensttauglich. Von Herzen erwidere ich Ihren Wunsch, dass wir vor besonderem Leid235 bewahrt bleiben und unserem tapferen Heer der Sieg verliehen sein möge. In alter Verehrung Ihr P. Siebeck. c
Paul Siebeck an Windelband, Tübingen, 23.12.1914, 2 S., Ts.-Durchschlag mit eigenhändiger Unterschrift, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0362,3 23. Dez[ember] 1914. W.-n. 2. A.236 Herrn Geheimen Rat Professor Dr. W. Windelband Heidelberg. Landfriedstr. 14. Hochverehrter Herr Geheimrat, am 14. Oktober erlaubte ich mir, anzufragen,237 was Sie von einem unveränderten Abdruck Ihrer Rede „Fichtes Idee des deutschen Staates“, eventuell unter Beifügung eines auf die Gegenwart gestimmten Nachworts, halten. Da ich eine Antwort hierauf noch nicht a b c
muss ] unterstrichen zur Zeit ] zr. Zt. P. Siebeck. ] eigenhändige Unterschrift
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erhielt, vermute ich, dass Ihnen der Gedanke nicht sympathisch ist. Immerhin möchte ich nicht unterlassen, nochmals auf jenen Brief hinzuweisen, da die gegenwärtigen postalischen Verhältnisse die Möglichkeit offen lassen, dass der Brief nicht in Ihre Hände kam. Der Krieg hat leider auch das Schicksal der Encyclopädie238 besiegelt,239 da die französische, | russische und englische Ausgabe für absehbare Zeit in Wegfall kommen. Ich habe deshalb bei Herrn Dr. Ruge, der die Notwendigkeit dieses Schrittes einsieht, die Auflösung des Verlagsvertrags beantragen müssen. Es tut mir aufrichtig leid, dass das Unternehmen nun nicht über den ersten Band hinausgekommen ist. Mit den besten Wünschen und herzlichen Grüssen verbleibe ich Ihr aufrichtig ergebener P. Siebeck. a
Paul Siebeck an Windelband, Tübingen, 4.1.1915, 1 S., Ts.-Durchschlag mit eigenhändiger Unterschrift, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0368,3 4. Jan[uar] 1915. W.-wz. A.240 Herrn Geheimen Rat Professor Dr. W. Windelband Heidelberg. Landfriedstrasse 14. Sehr geehrter Herr Geheimrat, mit grosser Freude hat der Verlag es seinerzeit begrüsst, dass sie sich bereits erklärten, als Patron des „Logos“241 auf dem Titel dieser Zeitschrift genannt zu werden. Der Logos ist jetzt in einer schwierigen Lage, da vor Ausbruch des Krieges nicht genug Manuscripte zur Füllung von Band V vorlagen. Die beiden geschäftsführenden Herausgeber242 des Logos stehen im Feld und können für die Beibringung von Beiträgen nichts tun. Auch Herr Geheimrat Rickert, der die Redaktion zur Zeit b vertretungsweise führt,243 konnte bis jetzt nichts erhalten.244 Ich gestatte mir daher, mit diesem Briefe an die Herren Patrone des Logos heranzutreten und zu fragen, ob nicht der eine oder andere der Herren für das 3. Heft des V. Bandes245 einen Beitrag246 zur Verfügung stellen könnte. Dieses Heft sollte notwendig trotz des Krieges erscheinen, da der Abonnementspreis für den Band vorausbezahlt ist. a b
P. Siebeck. ] eigenhändige Unterschrift zur Zeit ] zr. Zt.
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Einer gütigen Benachrichtigung sehe ich gerne entgegen und verbleibe in vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster P. Siebeck. a
Windelband an Adolf Dyroff, Heidelberg, 16.3.1915, 4 S., hs. von anderer Hand, Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, S 2836 (NL Dyroff) Heidelberg, 16.III.1915. Diktat! Hochgeehrter Herr Kollege, für Ihre freundliche Anfrage wegen einer Arbeit für den Logos247 sage ich Ihnen herzlichen Dank. Da Mehlis & Kroner beide im Felde sind, so wird dadurch die Redaktion so stark betroffen, dass die Zeitschrift auch sachlich ganz und | gar Rickertsches Organ248 geworden ist. Andererseits hat neulich sich der Verleger an die auf dem Titel angeführten Mitherausgeber mit der Bitte gewandt,249 ihn durch Manuskript-Besorgung in der Fortführung des Unternehmens zu unterstützen. Als Antwort auf diesen Wunsch werde ich ihm zunächst Ihr Manuskript anmelden, möchte dabei aber anheimstellen, dies direkt an Rickert250 zu schicken & sich dabei auf mich zu beziehen. Allerdings kenne ich Deutinger,251 von dem ich mich um eines historischen Bu |ches entsinne, gar nicht näher und bin jetzt, wo ich seit Wochen schon Erholung252 von einem Zusammenbruch am Ende des Wintersemesters im Bett abwarten muss, auch fürs erste nicht in der Lage mich mit dem zu beschäftigen. Von einer Möglichkeit gewisser Übereinstimmungen mit ihm, die etwa zum Teil auf Hermes253 zurückgingen, kann ich mir eine gewisse Vorstellung machen, und ich werde mich freuen, wenn Sie solche Zusammenhänge in Ihrer sachlich ruhigen & klaren Art herausarbeiten wollen. Wenn der geschäftliche Lauf irgendwelche | Schwierigkeiten macht, so bitte ich, sich an mich zu wenden; ich hoffe, wir werden die Freude haben, von Ihnen einen wertvollen Artikel im Logos zu bringen. Mit herzlichem Gruss der Ihrige W Windelband b a b
P. Siebeck. ] eigenhändige Unterschrift W Windelband ] eigenhändige Unterschrift
8 Notizhefte und -bücher Windelbands im Besitz der Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai, Japan
Nr. 7, Heft mit Fadenheftung und Umschlag aus blauem Papier, mit eigenhändigem Titel Einleitung in die Philosophie. | Akademische Vorlesungen. | von W Windelband., auf dem Umschlag Bleistiftnotiz von anderer Hd. Fock 6, Umfang: 36 S., davon beschrieben: 19, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift), schwarze Tinte, Maße: 20,5 x 16,4 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 7 Einleitung in die Philosophie. Akademische Vorlesungen. von W Windelband. a | b Erste Vorlesung. Vom metaphysischen Bedürfniß. c Meine Herren! Ich habe diese Vorlesungen in der Absicht unternommen, Ihnen die Philosophie sozusagen menschlich näher zu bringen. Sie bedarf dessen leider mehr als alle anderen Wissenschaften. Bei kaum Einem unter Ihnen kann ich darauf rechnen, daß er die Philosophie zum eigentlichen Hauptgegenstande seines Studiums macht, bei Wenigen, daß sie ihr eine eingehendere Beschäftigung widmen: den bei weitem Meisten wird sie immer ein Object nebensächlicher Kenntnißnahme, vielleicht persönlichen Interesses, häufig auch d nur gelegentlicher Unterhaltung sein. Wenn ich den Wunsch hege, sie Ihnen werthvoller zu machen, so stehen mir vor Allem die große Masse schiefer oder gänzlich falscher Vorstellungen im Wege, welche – zum Theil nicht ohne Schuld der Philosophen – in weiteren Kreisen über sie verbreitet zu sein pflegen und welche ich Sie, sofern Sie diea b
c d
Einleitung . . . Windelband. ] zentriert auf die S. geschrieben, in lat. Schrift Windelband. | ] gegenüber auf der Umschlaginnenseite Inventarstempel; Bl. 1v Besitzstempel der Tohoku und ergänzender Text zur Einfügung, Bl. 2r oben links ein weiterer Stempel über 4 Zeilen des Textes, Fortsetzung des Textes Erste . . . Bedürfniß. ] zentriert auf die S. geschrieben häufig auch ] Einfügung unter der Zeile für gestrichen: jedenfalls aber
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Windelband: Einleitung in die Philosophie (Ms. zur Vorlesung)
selben theilen, zunächst einmal bei Seite zu setzen bitten muß. a Und dabei ist es zweifelhaft, ob die Wirkung der Philosophie mehr durch ihre Ueberschätzung, oder durch ihre Unterschätzung beeinträchtigt wird. Bald meint man von ihr, sie bewege sich in so hohen, der Gedankenwelt des gewöhnlichen Menschen so fern liegenden Regionen und bedürfe einer so ganz hingebenden Betreibung, wohl auch einer so besonderen Begabung, daß, wer Anderes vollauf zu thun habe, sich nicht erst mit ihr einlassen solle: bald wieder glaubt man in ihr ein werthloses Wortgezänk, oder ein hohles Phrasengeklingele b in mildester Auffassung eine gestaltlose Träumerei und jedenfalls eine völlig nutzlose Zeit-und Gedankenverschwendung zu sehen, welche vor Allem aus der Arbeit der Wissenschaft als ein hemmendes Element zu halten c sei. Am meisten möchte, wenn nicht noch jetzt, so doch in einer erst kurz vergangenen Zeit über sie diese letztere d Ansicht gang und gäbe gewesen sein,e welche sich am liebsten dahin auszusprechen pflegt, die Geschichte der Philosophie sei diejenige der menschlichen Irrthümer. Es wird Sie vielleicht f Wunder nehmen, wenn ich Ihnen bekenne, diesem Satze meinerseits nicht einmal widersprechen zu können. Indem ich mir vorbehalte, den Sinn, in welchem wir ihn anerkennen müssen, in dem weiteren Zusammenhange dieser Betrachtungen Ihnen klarer aus einander zu legen, möchte ich Sie nur zunächst auf einen Umstand aufmerksam machen, der mir am besten geeignet scheint, jener Behauptung ihre absprechende Spitze abzubrechen. Zugegeben nämlich, es sei die Geschichte der Philosophie nichts weiter, als diejenige der menschlichen Irrthümer, so ist es doch immerhin g recht eigenthümlich, daß, diese Geschichte zu machen, nicht etwa Schwächlinge und Dummköpfe, sondern zu allen Zeiten Männer sich bemüht haben, | h welche theils wegen der i Größe ihrer Persönlichkeit j das bewundernde Andenken der Nachwelt genießen, theils durch ihre Arbeit in den sog. exacten Wissenschaften vor dem Verdacht der
a b c d e f g h i j
und . . . muß. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 1v geschrieben ein . . . Phrasengeklingele ] Satzteile mittels Nummerierung umgestellt zu halten ] Einfügung über der Zeile für zwei unleserlich gestrichene Wörter letztere ] Einfügung über der Zeile gewesen sein ] gewesen zu sein vielleicht ] danach gestrichen: zunächst immerhin ] Einfügung über der Zeile haben, | ] Bl. 2v Text zur Einfügung auf Bl. 3r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 3r wegen der ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: durch die ihrer Persönlichkeit ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: ihres Characters
Windelband: Einleitung in die Philosophie (Ms. zur Vorlesung)
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Thorheit oder der Albernheit und auch der Oberflächlichkeit a gesichert erscheinen sollten. Je mehr man die sonstige geistige Bedeutung der Philosophie anerkennt, um so mehr sollte man bei jenem Urtheil stutzig werden und sich fragen, ob nicht vielleicht doch denjenigen Irrthümern,b in welche sie den Schwerpunct ihrer Bestrebungen c verlegt haben, ein realer Werth zukomme. Allein jener Vorwurf wird gegen die Philosophie noch im besonderen Sinne erhoben. Auch andere Wissenschaften haben ja ihre Geschichte, und auch diese ist eine solche der Irrthümer. Nur eins zu erwähnen, – welch wunderliche Gänge haben die Phantastereien der Alchemie durchmachen müssen, ehe auch nur das Geringste von dem sich herausarbeitete, was die Chemie jetzt ihr sicheres Besitzthum nennt! Aber in allen diesen Fällen, erwidert man, ist doch die Geschichte der Irrthümer diejenige der werdenden und wachsenden Wahrheit: in der Philosophie ist sie es nicht. Die übrigen Wissenschaften sind, wenn auch auf Irr- und Umwegen doch im Laufe der Zeit alle zu festen Ergebnissen gelangt, welche als Wahrheit gelten und gelten dürfen: – die Philosophie kann sich dessen nicht rühmen. In ihr ist noch heut das gleiche Schwanken und die gleiche Vielgespaltenheit der Meinungen, wie vor zwei Jahrtausenden. Andre Wissenschaften erwerben reale Kenntnisse, welche eine Generation als zins- und zinseszinstragendes Capital für die folgenden zurücklegt: die Philosophie ist noch so arm, wie d am Anfang, weil sie mit jedem Vertreter von vorne anfängt. Aus der Geschichte ihrer Irrthümer hat sich noch keine Wahrheit durchgesiebt: sie ist ein Danaidenfaß, in welches jede Zeit ihre Meinungen gießt und welches heut noch so leer ist, wie am ersten Tag. – Auch diesem Tadel ist schwer zu widersprechen, und ich werde auf die Gründe dieser Erscheinung, welche sich sehr einfach klar machen lassen, an späterer Stelle zurückkommen: in diesem Augenblick möchte ich Sie bitten, diese Thatsache von einem besonderen Gesichtspuncte aus in’s Auge zu fassen. Es gehört nämlich e nur eine geringe und oberflächliche Kenntniß der Geschichte der Philosophie dazu, um nachzuweisen, daß bei allem Wechsel und allem Widerspruch, die in ihr herrschen, den Grundcharacter eine merkwürdige Stabilität bildet. Wenn man genau zusieht und sich durch den äußeren a b c d e
und auch der Oberflächlichkeit ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 2v geschrieben Irrthümern ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: Bestrebungen Bestrebungen ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: Ueberlegungen ist noch so arm, wie ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: steht noch immer nämlich ] Einfügung über der Zeile
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Anschein der in steter sprachlicher a Umbildung begriffenen Terminologie nicht täuschen läßt, so sind es immer dieselben Probleme, mit denen die Philosophen noch heute wie um die Tage des Socrates ringen und die ganze Zeit hindurch gerungen haben, und selbst die Antworten, welche auf diese Räthselfragen gegeben wurden, bewegen sich in bestimmten, stets wiederkehrenden Richtungen. Die Vorstellungen von zwei Jahrtausenden mit ihrem wechselnden Culturinhalt b sind durch die philosophischen Systeme hindurchgewandert: aber die Probleme und die Grundrichtungen der Versuche zur Problemlösung sind dieselben geblieben: Es ist das „qualvoll uralte Räthsel, Worüber schon manche Häupter gegrübelt, Häupter in Hieroglyphenmützen, Häupter in Turban und schwarzem Barett, Perückenhäupter und tausend andre, Arme, schwitzende Menschenhäupter“1 – | c Wenn nun alles Constante auch constante Ursachen hat, so kann d diese Gleichförmigkeit e nicht zufällig sein. Sie läßt sich in der Weise begreifen, daß es in der Natur der menschlichen Vorstellungsthätigkeit und vielleicht in ihrer Beziehung zu der ihr Erkenntnißobject bildenden Wirklichkeit f gewisse constante Veranlassungen zum philosophischen Denken und gewisse constante Nöthigungen giebt, vermöge deren dasselbe immer wieder die gleichen Wege einschlägt. Gerade deshalb diese Thatsache, welche man der Philosophie vorzuwerfen pflegt, dient zu ihrer Rechtfertigung. Wenn der menschliche Geist in allem Wechsel seiner Form und seines Inhalts immer wieder auf diese Probleme zurückdrängt und immer wieder in den gleichen Richtungen sich aus ihnen herauszuwinden sucht, – beweist das unwiderleglich, daß der Philosophie ein sehr reales Bedürfniß des menschlichen Geistes zu Grunde liegt, daß ihre Arbeit nicht in der Luft schwebt, sondern aus unserer Vorstellungswelt organisch erwächst und g einen unentbehrlichen Bestandtheil derselben bildet. a b c
d e f
g
sprachlicher ] Einfügung über der Zeile mit ihrem wechselnden Culturinhalt ] Einfügung unter der Zeile Menschenhäupter“ – | ] Bl. 3v Text zur Einfügung auf Bl. 4r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 4r Wenn . . . kann ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 3v geschrieben Gleichförmigkeit ] danach gestrichen: kann und vielleicht in ihrer Beziehung zu der ihr Erkenntnißobject bildenden Wirklichkeit ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 3v mit Bleistift geschrieben und ] danach gestrichen: berechtigten Anspruch auf
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Und genau das ist der Standpunct, von dem aus ich es unternehmen will, Ihnen die Philosophie „menschlich näher zu bringen“. Denn sofern dies richtig ist, so wird dies Wesen der Philosophie allein aus demjenigen des menschlichen Geistes, d. h. also a psychologisch begreiflich sein. Ich hoffe Ihnen die Nothwendigkeit klar zu machen, mit welcher in der psychologischen Entwickelung des Menschen die philosophischen Probleme entspringen und ihre Lösung suchen; ich hoffe Sie auf die Puncte zu führen, wo das menschliche Denken unentfliehbar vor den Problemen der Philosophie steht, und zu zeigen, wie die Versuche, welche es zur Lösung derselben macht, ebenso nothwendig durch seine Form und seinen Inhalt bedingt sind. M[it] a[nderen] W[orten]: was diese Vorlesungen beabsichtigen, ist nicht mehr und nicht weniger als eine Psychologie der Philosophie.b Es ist selbstverständlich, daß eine solche Betrachtung sich nur auf die Grundprobleme der Philosophie erstrecken kann, denn nur diese sind überall und zu allen Zeiten die gleichen und lassen sich deshalb auf den allgemeinen, gesetzmäßigen Proceß des menschlichen Geisteslebens zurückführen. Welches diese Grundprobleme sind, kann man natürlich zunächst nur aus der wirklichen Philosophie, d. h. aus ihrer Geschichte lernen. Nur eine vergleichende Induction der in der Geschichte aufgetretenen Systeme kann lehren, welche Fragen überall wiederkehren und welche Formen ihrer Beantwortung sich stetig wiederholen: und erst, wenn man dies festgestellt hat, wird man an die schwierigere Aufgabe herantreten, die Genesis dieser Probleme und ihrer Lösungsversuche psychologisch zu erklären. In der That ist dies allein der Weg, auf welchem ich zu den Untersuchungen gekommen bin, deren Resultate ich Ihnen hier vortragen will. Allein Sie brauchen nicht zu fürchten, daß ich Sie diesen mühseligen Weg hier führen werde. Das eben ist die akademische Arbeitstheilung, daß ich diese Arbeit für Sie gethan habe. c Die Darstellung dagegen soll den umgekehrten Weg nehmen: sie soll die Probleme und ihre Lösungsversuche vor Ihnen mit psychologischer Nothwendigkeit d entstehen lassen; und ich werde nur, wenn sie fertig vor uns stehen,e Sie auf die historischen Erscheinungen aufmerksam machen, in denen sie sich niedergelegt finden. Und auch das nur kurz – denn ich wünsche, so wenig wie möglich von historischen Kenntnisa b c d
e
aus . . . also ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 3v geschrieben Psychologie der Philosophie ] unterstrichen Das . . . habe. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 3v geschrieben mit psychologischer Nothwendigkeit ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 3v geschrieben vor uns stehen ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: sind
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sen der Philosophie bei Ihnen voraussetzen zu müssen, um Sie desto besser von der allgemein menschlichen Nothwendigkeit der philosophischen Arbeit zu überzeugen. Eins allerdings muß ich unweigerlich bei Ihnen allen voraussetzen: das ist der wissenschaftliche Sinn, der Geist der Wahrheit, der mit sittlichen Ernste den Dingen auf den Grund wühlt und der in dieser Arbeit des Gedankens vor keiner Consequenz seiner inneren Nöthigungen a zurückschreckt. Vielfach werde ich Sie dabei b auf die nothwendigen Verbindungen auf | c merksam zu machen haben, in welchen sich das philosophische Denken mit den Aufgaben und Arbeiten der übrigen Wissenschaften befindet. Unsere gemeinsame Wanderung wird uns auf allen den Wegen führen, die aus den besonderen Wissenschaften auf die Philosophie hinweisen, und so hoffe ich, daß Keiner von Ihnen auch für das unmittelbare Interesse seines speciellen Wissenszweiges leer ausgehen, sondern Jeder einmal sich an dem Puncte befinden soll, wo seine Wissenschaft nothwendig in die Philosophie übergeht. Ihren Ausgangspunct kann diese Betrachtung natürlich von keinem der einzelnen Probleme nehmen, welche etwa das Interesse der einen oder der anderen Wissenschaft mit sich bringt, sondern nur von den allgemeinsten aller Probleme, von demjenigen, welches schon allen besonderen Wissenschaften vorhergehend, in dem allgemeinen Bewußtsein seinen natürlichen und überall gleichen Ursprung hat. Was verlangt denn dies allgemeine Bewußtsein von der Philosophie? Mit welcher Frage wendet sich an sie der Laie? Es ist leicht möglich, daß er sich zuerst von ihr ein ganz andre Vorstellung macht, als es in der wissenschaftlichen Auffassung erscheint: aber in letzter Instanz wurzelt doch diese wissenschaftliche Auffassung auch immer in den ursprünglichen Fragen, die der Laie gethan hat. Den Laien interessirt an der Naturwissenschaft vielleicht die Frage nach der Entstehung des Regenbogens d oder die Zertheilung des electrischen Lichtes e : der Naturforscher fragt nach dem gesetzmäßigen Zusammenhange der Körperwelt und ihrer Bewegungen; aber zuletzt ist doch dies ihr wissenschaftliches Fragen auch immer aus jener Neugierde des Staunens und aus practischen Bedürfnissen hervorgewachsen. Der Laie will von der Jua b c d e
und . . . Gedankens ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 3v geschrieben dabei ] Einfügung unter der Zeile auf | ] Bl. 4v Text zur Einfügung auf Bl. 5r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 5r Regenbogens ] darüber gestrichen: Nordlichts die Zertheilung des electrischen Lichtes ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: der Entwurf einer guten Maschine
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risprudenz vielleicht Aufklärung über den Werth der Schwurgerichte2 oder die Berechtigung der Todesstrafe: Die Jurisprudenz, welche die Entwickelung des Begriffs des Rechts für ihre Aufgabe erklärt, ist doch in ihrem Beginne sicher auch aus den practischen Aufgaben des staatlichen Zusammenlebens entsprungen. a Wir lassen deshalb die zahllosen Definitionen vom Wesen der Philosophie, welche im Laufe der Zeit von den Philosophen aufgestellt worden sind, zunächst gern beiseite: jedes Lehr- und Handbuch der Geschichte der Philosophie, jede Encyclopädie hat sie verzeichnet. Statt dessen fragen wir uns: Was interessirt den Laien an der Philosophie? was will er von ihr? Die Tausende, die doch auch jetzt noch sich fragend an die Philosophie wenden, – was suchen sie darin? Ich glaube, es läßt sich sehr kurz und einfach zusammenfassen: sie suchen eine Weltanschauung und zwar in wissenschaftlicher Entwickelung und Begründung, ein Wissen vom Weltall. In der Definition des Laiens ist die Philosophie die Wissenschaft der Weltanschauung.b Wie kommt der Mensch dazu, eine solche Wissenschaft zu suchen? Wozu braucht er eine Weltanschauung? und weßhalb sucht er sie bei der Wissenschaft? Das sind die Vorfragen, welche uns vielleicht am schnellsten in das Innerste des philosophischen Denkens einführen, und ihnen wollen wir die heutige Betrachtung widmen. Ein neuerer Philosoph, Schopenhauer, hat diesen Trieb des Menschen, eine Weltanschauung zu suchen, mit einem Schlagworte bezeichnet, welches sich in die allgemeine Ausdrucksweise verpflanzt hat: er nennt ihn das metaphysische Bedürfniß.c Lassen Sie mich mit einer Worterklärung beginnen. Jene schopenhauer’ sche Bezeichnung rührt von einem Theil der Philosophie her, welcher als Metaphysik bezeichnet wird. Welcher ist dies? Es ist aus dem Worte nicht zu erkennen, und der Name hat einen sehr äußerlichen und zufälligen Ursprung. Das Werk nämlich, in welchem Aristoteles d diese Disciplin behandelt hatte, stand in der ersten Sammlung seiner Schriften hinter der Physik, µετὰ τὰ φυσικά, und da der Sammler dafür keinen besseren Titel wußte, so bezeichnete er diese Bücher als τὰ µετὰ τὰ φυσικά; und so hat sich der Name Metaphysik gebildet. Was war nun das für eine Disciplin? Jener Sammler hätte bei Aristoteles e selbst den besseren Namen finden a b c d e
Der . . . entsprungen. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 4v geschrieben Wissenschaft der Weltanschauung ] unterstrichen das metaphysische Bedürfniß ] unterstrichen Aristoteles ] in lat. Schrift Aristoteles ] in lat. Schrift
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Windelband: Einleitung in die Philosophie (Ms. zur Vorlesung)
können; Aristoteles a nannte sie die πρώτη φιλοσοφία, zu deutsch „erste Wissenschaft“; | b denn φιλοσοφία bedeutet im platonisch-aristotelischen Sprachgebrauch genau dasselbe, was wir im Deutschen mit dem Worte Wissenschaft bezeichnen. Aber was ist die erste Wissenschaft? Die Ordnungszahl besagt hier nicht etwa eine äußerliche Numerirung, sondern das wissenschaftliche Werthverhältniß: in der Wissenschaft geht das Begründende dem Folgenden vorher, und die erste Wissenschaft ist deshalb die alle übrigen begründende, die Grundwissenschaft. So bestimmt denn Aristoteles c ihre Aufgabe dahin: δεῖ αἰτήν τῶν πρώτων ἀρχῶν καὶ αἰτιῶν εἶναι ϑεωρητικήν.3 Es ist diejenige Wissenschaft, welche sich nicht mit der Erkenntniß einzelner Dinge oder Regionen von Dingen, sondern mit der Einsicht in die höchsten und letzten Gründe alles Seins beschäftigen will – die Wissenschaft eben der Weltanschauung. Die Metaphysik also ist die Disciplin der Philosophie, welche den Laien im Wesentlichen interessirt, – an den übrigen, die auch in der Folge zur Sprache kommen werden, nimmt er stets nur ein bedingtes, nämlich eben durch die metaphysische Beziehung bedingtes Interesse. Indessen hat nun mit der Zeit das Wort metaphysisch eine allgemeinere Bedeutung gewonnen. Nicht nur das wissenschaftliche, resp. mit dem d Anspruch der Wissenschaftlichkeit auftretende, sondern jedes andere Denken, welches zur Weltanschauung strebt, und allgemeine Ergebnisse über den Zusammenhang der Dinge aufsucht resp. gefunden zu haben meint, pflegt man als metaphysisch zu bezeichnen: und sofern nun im menschlichen ein allgemeiner und durch kein Fehlschlagen zerstörbarer Trieb nach einer e den ganzen Umfang der Dinge umfassenden Erkenntniß besteht, sprechen wir von metaphysischem Bedürfniß. Ehe wir nun fragen, wie dasselbe entsteht und bedingt ist, wollen wir uns zunächst nach den Thatsachen umsehen, in welchen es sich f zu manifestiren pflegt: es wird sich zeigen, daß es auf allen Stufen des individuellen wie des allgemeinen Geisteslebens seinen Ausdruck und seine Bethätigung findet.
a b
c d e f
Aristoteles ] in lat. Schrift Wissenschaft“; | ] Bl. 5v Text zur Einfügung auf Bl. 6r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 6r Aristoteles ] in lat. Schrift dem ] im Ms. korrigiert aus deren einer ] statt gestrichen: dieser sich ] danach gestrichen: im wirklichen Le[ben]
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Wenn das Kind die Freiheit des selbständigen Denkens gewonnen hat, so zeigt dasselbe a nach b allgemeiner Erfahrung eine lebhafte und oft zur Unbequemlichkeit der Erzieher gesteigerte Fragethätigkeit, und zwar besonders nach den Richtungen, welche über den Kreis der unmittelbaren Erfahrbarkeit hinausgehen. Ob diese bunte Mannigfaltigkeit der Dinge, die wir erfahren, irgendwo eine Grenze hat, – wie es jenseits jenes blauen Himmelsgewölbes aussehen mag, das diese Grenze zu bilden scheint, – woher die Dinge kommen und wohin sie gehen – was den Weg, den sie machen, ihnen vorschreibt –: diese Räthsel von Geburt und Tod und Weltbewegung ergreifen das jugendliche Gemüth: und aus Ammenmärchen und Elternbelehrung setzt sich dann eine elastisch verschwommene Vorstellungsmasse zusammen, in welcher das Kind sich von dem, was es nicht weiß, „eine Vorstellung macht“, ein dürftig gezeichnetes, vielfach sich in einander verschiebendes Bild von der umgebenden Welt. Das ist die Metaphysik der Kinderstube. Die Kindheit der Menschheit zeigt in großen Zügen die analoge Erscheinung. Dieselben großen Räthsel, die das Menschendasein umfangen, setzen auch hier die Phantasie in Bewegung. Aber indem die luftigen Vorstellungsgebilde sich mit dem Ernst des wirklichen Lebens durchdringen, verdichten sie sich zu religiösen Gestalten. So ist keine Religion, auch nicht die niedersten Formen des Fetischismus,c ohne wenigstens den Versuch einer Weltanschauung: jede enthält mehr oder minder ausgebildete Vorstellungen über den Zusammenhang aller Dinge und die sie bewegenden Kräfte,d über den Ursprung der Welt und des Menschen, über ihre einstige Bestimmung. Auch diese Weltanschauungen sind noch kaleidoscopisch beweglich. Ihre einzelnen Gestalten haben noch unbestimmte Linien und gehen leicht in einander über, weil sie sich von dem allgemeinen Hintergrunde noch nicht scharf abheben. Das ist Metaphysik der Mythologie. | e Diese Unbestimmtheit der religiösen Metaphysik hört überall da auf, wo das religiöse Leben die Form der Kirche annimmt. Aus mannigfachen Gründen, deren Entwickelung nicht dieses Orts ist, bedarf jede Kirche für ihre innere Organisation so gut wie für ihre äußere Abgrenzung und für ihren Kampf um’s Dasein mit anderen Religionen und Kirchen eines fest a b c d e
dasselbe ] Einfügung über der Zeile, für gestrichen: eine nach ] Einfügung unter der Zeile auch . . . Fetischismus ] so wörtlich und die sie bewegenden Kräfte ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 5v geschrieben Mythologie. | ] Bl. 6v Text zur Einfügung auf Bl. 8r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 8r
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und klar bestimmten Lehrgehaltes. An die Stelle der mythischen Umrisse treten hier die sicheren Linien von Lehrsätzen, welche den Glaubensinhalt der Gemeinde bilden, und in diesen werden nun wieder eben jene großen Fragen in scharfer Formulirung beantwortet. Das ist die Metaphysik des Dogma’s. So ist nun das individuelle Geistesleben von Jugend auf von einer allgemeinen metaphysischen Bewegung umsponnen, und der metaphysische Trieb des Einzelnen wird auf diese Weise von Anfang an in eine bestimmte Richtung gedrängt. Bei den Naturvölkern wächst das Individuum unmerklich und absichtslos in die mythologische Metaphysik hinein, bei den Culturvölkern trägt ihm die Kirche ihre dogmatische Metaphysik in der Erziehung entgegen. So graben sich in unsre Seele mit fast unverwischbarer Kräftigkeit die Grundzüge der Weltanschauung ein, welche der Culturzustand, in den wir hineingeboren sind, als die seinige erzeugt hat. Und mit dieser Betrachtungsweise beruhigt sich der a metaphysische Trieb des bei weitem größten Theils der Menschen; selbst bei der Mehrzahl derjenigen, welche mit dem eignen Nachdenken sich die Dinge zu erklären suchen, bilden doch jene Grundzüge der allgemeinen Metaphysik stets den Rahmen, innerhalb dessen ihr metaphysisches Bestreben nur etwa das Besondere b individuell auszuführen bemüht ist. Nur bei Wenigen findet der metaphysische Trieb auch eine eigenartige c Bethätigung und zwar eben in dem Grade, als sie eigenartige Persönlichkeiten sind und die freie Höhe selbständiger Geistesentwickelung erreicht haben. Zu diesen Wenigen gehören in erster Linie die großen Dichter. Wir sprechen mit Recht von der eignen Weltanschauung eines Sophocles, Cervantes, Skakespeare und Goethe, und es ist uns eine besonderer Genuß, dieselbe aus ihren Werken uns entgegentreten zu sehen,d es ist eine der wesentlichsten Aufgaben der Literaturgeschichte, diese Weltanschauungen der Dichter klar herauszustellen und aus ihrer Persönlichkeit wie aus ihrem Lebensgeschick dieselben zu begreifen. Auch die Neigung, mit der der Einzelne von uns sich zu dem einen oder dem anderen als seinem Lieblingsdichter hingezogen fühlt, beruht zum wesentlichen Theile auf dem sympathischen Eindruck, mit dem ihn dessen e Weltanschauung berührt. a b c d
e
der ] danach gestrichen: bei weitem größte Besondere ] gegenüber mit Bleistift auf Bl. 6v geschrieben, statt gestrichen: Einzelne eigenartige ] statt gestrichen: metaphysische uns entgegentreten zu sehen ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 6v geschrieben für gestrichen: zusammenzulesen ihn dessen ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: uns seine
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Von dem Dichter, dessen Werke uns als Genuß und Stärkung durch das Leben begleiten sollen, verlangen wir, daß seine ganze Art, sich die Welt zu denken, der unsrigen als ein Ideal vorschwebe. Das ist die Metaphysik der Poesie. Aber wenn uns an den Weltanschauungen der Mythologien und der Dichter der aesthetische Reiz ihrer phantasievollen Duftigkeit das wesentlichste ist, so bedürfen wir doch auch einer Weltanschauung, die wir für wahr halten können, die uns als ein Abbild der wirklichen Welt gelten darf. Unter diesem Wahrheitsbedürfniß verwandelt sich das Spiel der Weltanschauung in den Ernst der Welterkenntniß.a So verlangt die Kirche von jedem ihrer Angehörigen und auch wohl über deren Kreis hinaus, die volle Anerkennung der Wahrheit für die Metaphysik, welche sie in ihren Dogmen niedergelegt hat. Wer sich aber aus irgend welchen Gründen bei dem Glauben an die Autorität nicht beruhigt, dessen metaphysischer Trieb muß, wo er vom Wahrheitsbedürfniß erfüllt ist, sich an die Wissenschaft wenden. Mit den von ihr systematisch gewonnenen Kenntnissen wird er in methodischer Weise ein Weltbild zu schaffen suchen, welches in seinen einzelnen Theilen wie in der Structur seines Zusammenhanges auf durchgängige Richtigkeit Anspruch soll machen dürfen. Diesem Triebe des gewöhnlichen Denkens aber kommt aus der Wissen | b schaft selbst ein verwandtes Streben entgegen. Denn die ganze Art des wissenschaftlichen Denkens ist bei aller Sorgsamkeit der Einzelerkenntniß doch immer auf Allgemeinheit gerichtet und auf Vollständigkeit angelegt; und je tiefer die Forschung in das Einzelnen einzudringen versucht, um so mehr erkennt sie, daß das wahrhafte Ergreifen des Einzelnen und des Kleinsten nur aus dem Ganzen und Großen möglich ist. Das Omnia ubique c , ,4 worauf die Forschung an allen Ecken stößt, führt direct in die Metaphysik. Wenn die wissenschaftliche Thätigkeit so von den einzelnen d Erscheinungen, die zunächst ihre Wißbegierde reizen, zu immer höheren Zusammenhängen und Ausblicken e emporsteigt, so hat sie darin den gemeinsamen Trieb, sich in einem Wissenszweige zu vollenden, der die Resultate aller übrigen Wissenschaften zu einer Welterkenntniß zusammenfaßt. Das ist die Metaphysik der Wissenschaft oder die Metaphysik als Wissenschaft. a b c d e
Welterkenntniß ] statt gestrichen: Weltbetrachtung Wissen | ] Bl. 7v Text zur Einfügung auf Bl. 8r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 8r Omnia ubique ] in lat. Schrift Das . . . Metaphysik. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 7v geschrieben Ausblicken ] statt gestrichen: Ueberblicken
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Betrachten wir nun diese verschiedenen Formen, in denen sich der metaphysische Trieb bethätigt und sehen wir zu, welche Mittel er dazu benutzt, so so sind es eben stets die schon auf anderem Wege und vorher gewonnenen Vorstellungen, welche er benutzt, um aus ihnen das Bild der Welt, daß er sucht, zusammenzuweben. Die Richtung, welche der metaphysische Trieb nimmt, ist stets durch die Vorstellungsmassen bestimmt, welche er vorfindet. Er gestaltet sich a beim entwickelten Menschen b anders, als beim Kinde, beim Manne anders, als beim Weibe, beim Deutschen anders als beim Griechen, bei dem Denker der Wissenschaft anders als beim Dichter, bei dem Gebildeten anders, als beim Manne des Volkes. Hieraus ergiebt sich ein wichtiger Gesichtspunct für die richtige Beurtheilung der Philosophie. Liegt ihr Schwerpunct in der Metaphysik, in dem Entwurfe einer Weltanschauung, so befindet sie sich in steter Abhängigkeit von dem Zustande des Vorstellungsmaterials, welches sie zur Bildung desselben verwenden muß, welches sie nicht selbst erzeugt, sondern bereits in seiner unzusammenhängenden Mannigfaltigkeit vorfindet, und welchem sie nur die wissenschaftliche Form der Systematisirung zu geben hat. Daraus begreift sich in erster Linie der ewige Wechsel der Meinungen, welchen man der Philosophie vorzuwerfen geneigt ist: er ist genau so groß, wie der Wechsel der Vorstellungen, welche der menschliche Geist in seiner Culturentwicklung gewinnt, und die Philosophie, welche in dieser Hinsicht nur das begleitende Selbstbewußtsein der menschlichen Culturgeschichte ist, hat deshalb zunächst den Beruf, der letzteren in alle ihre Wandlungen zu folgen, und ihre Aufgabe in jedem besonderen Momente besteht nur darin, die in demselben vorliegenden Ideen zu einem Weltbilde zusammenzuarbeiten. Daraus aber ergiebt sich zweitens, daß dieselbe durchaus nicht allein für alle irrigen Vorstellungen, mit denen sie operirt, und für alle Widersprüche, in die sie sich verwickelt, verantwortlich gemacht werden kann. Es ist in ihr gerade so viel Wahrheit und gerade so viel Irrthum, wie in dem geistigen Zustande, dessen zusammenfassendes Resultat sie ist. Wenn man ihre Geschichte diejenige der menschlichen Irrthümer nennt, so soll man nicht vergessen, daß der größere c Theil dieser Irrthümer in denjenigen der übrigen Wissenschaften seinen Ursprung hat, und wenn ihre gesammte historische Bewegung eine tief widerspruchsvolle ist, so muß man bedenken, daß diese Widersprüche zwischen eben den Vorstellungsmassen bestana b c
gestaltet sich ] Einfügung über der Zeile, für gestrichen: wirkt entwickelten Menschen ] statt gestrichen: Mann größere ] im Ms. korrigiert aus: größte
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den, welche, nicht von ihr erzeugt, ihr nur den Stoff ihrer Arbeit geben mußten. Dazu kommt ein ursprüngliches und niemals auszugleichendes Mißverhältniß zwischen der Anforderung, welche man an die Philosophie stellt und welche die Philosophen kühn genug sind erfüllen zu wollen, und den Mitteln, welche ihnen für die Leistung ihres Versprechens zu Gebote stehen. Jede Zeit verlangt von der Philosophie, daß das von ihr | a zu entwerfende Weltbild richtig sei, und doch hat dieselbe für dessen Entwurf nur eben die Vorstellungen zur Verfügung, welche bis zu dieser Zeit errungen sind. Wollte sich daher die Metaphysik ganz streng in den Grenzen des wissenschaftlich Feststellbaren und Beweisbaren halten, so würde sie auf ihr Vorhaben, das Weltganze zu begreifen, schon wegen der Unvollständigkeit des Kenntnißmaterials verzichten müssen: – ein Verhältniß, das noch von anderen Seiten später betrachtet werden wird. Der metaphysische Trieb aber, der vor Allem in dem Philosophen selbst lebendig ist, will trotzdem von seinem Ziele nicht lassen. Die psychologische Folge davon ist dann einfach die, daß an den Stellen, wo in dem Entwurf des Weltbildes die wissenschaftlich Beweiskraft aufhört, zur Ausfüllung der Lücken des Wissens und des Begreifens eine andre Seelenthätigkeit in Kraft tritt, – dieselbe, welche auch in der mythologischen und dichterischen Metaphysik noch viel freier und zugestandener ihr Spiel treibt und treiben muß, – die Phantasie. So wird denn, solange die menschliche Erkenntnißthätigkeit nicht an ihrem Ende angekommen ist, in der Philosophie, sofern sie Weltanschauung geben soll, stets der wissenschaftliche Verstand eine Kryptogamie mit der Phantasie eingehen müssen. Hierin besteht die nahe Verwandtschaft, in der sich die Philosophie früher mit den mythologischen Vorstellungen und seit dem Zeitalter der Griechen mit der dichterischen Thätigkeit befunden hat, hierauf beruht es, daß man in neuerer Zeit die Metaphysik geradezu als eine Begriffsdichtung hat bezeichnen können. Der metaphysische Trieb sprengt eben mit einer Art von Naturnothwendigkeit die engen Schranken der rein wissenschaftlichen Thätigkeit und entfaltet die Kräfte der Phantasie. Diese Verwandtschaft von Dichtung und Philosophie zeigt sich auch in der innigen Verflechtung, welche beide in der Geschichte, und zwar besonders auf dem Höhepunct der culturgeschichtlichen Lebendigkeit b eingehen: wie nahe steht die attische Tragödie der attischen Philosophie, welche
a b
ihr | ] Bl. 8v Text zur Einfügung auf Bl. 9r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 9r culturgeschichtlichen Lebendigkeit ] statt gestrichen: Entwickel[ung]
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Fäden innigsten Verständnisses a laufen zwischen den großen Systemen des Thomas b von Aquino c und Dante’s d göttlicher Komödie, – welche reiche Gemeinsamkeit philosophischen und poetischen Lebens zeigt die romantische Schule in Deutschland: und wie wunderbar vereinbar philosophische und poetische Begabung sind, tritt uns in den gewaltigen Gestalten Platon’s e und Schelling’s f oder in feinfühligen Nebengestalten, wie derjenigen von Novalis g entgegen! Dieses dichterische Element der Metaphysik h ruht selbst da in der Tiefe, wo sich dieselbe in lediglich trockenen Begriffsentwickelungen zu ergehen scheint: – wovon Spinoza i der klassische Typus ist. Diese Mitwirkung der Phantasie ist der Grund davon, daß wir jedem System der Philosophie gegenüber nicht nur ein wissenschaftlich kritisches, sondern stets eine Art von aesthetischem Verhältniß haben. Was uns bei andern Wissenschaften nie einfällt, empfinden j wir der Philosophie gegenüber: wir fragen nicht nur, ob ihre Lehren wahr sind, sondern wir geben der Frage Raum, wie sie uns anmuthen. In der That ist es danach auch objectiv falsch, den Werth einer Philosophie lediglich nach ihrer wissenschaftlichen Bedeutung abzuschätzen und überhaupt, die Philosophie als historische Erscheinung,k wie es allgemein geschieht, so einfach unter den Begriff der Wissenschaft zu subsumiren. Man thut damit beiden Unrecht: der Philosophie, indem man ihrem weiter | l ausschauenden Streben zu enge Grenzen setzt, – der Wissenschaft, indem man sie für Alles verantwortlich macht, was z[um] Th[eil] aus so ganz anderen Vorstellungsgebieten in die Philosophie einströmt. Und dieser künstlerische Character der Metaphysik m ist schließlich auch der Grund, weshalb in ihr mehr als in irgend einer anderen Wissenschaft die Größe der Leistung von der Energie der Individualität a b c d e f g h i j k l m
Verständnisses ] Verständnissen Thomas ] in lat. Schrift Aquino ] in lat. Schrift Dante’s ] in lat. Schrift Platon’s ] in lat. Schrift Schelling’s ] in lat. Schrift Novalis ] in lat. Schrift der Metaphysik ] Einfügung über der Zeile Spinoza ] in lat. Schrift empfinden ] statt gestrichen: thun als historische Erscheinung ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 8v geschrieben weiter | ] Bl. 9v Text zur Einfügung auf Bl. 10r, Fortsetzung des Textes Bl. 10r Metaphysik ] Einfügung unter der Zeile für gestrichen: Philosophie
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und andrerseits a genialer Conception und intuitiver Gestaltung abhängig ist. Auch die Philosophen haben sich, wie die Dichter, gern von Gott beseelt genannt. Dies, meine Herren, sind die wesentlichen Formen, in denen uns thatsächlich der metaphysische Trieb des Menschen entgegentritt: sehen wir nun zu, wie wir seinen Ursprung und seine Wirkung psychologisch zu begreifen vermögen. Ueberall, wo wir ihn bewußt finden, tritt er in der Gestalt auf, Erkenntniß des Weltganzen zu sein. Er setzt also die Vorstellung des Weltganzen und eine Reihe von Motiven voraus, welche die Erkenntniß desselben erstrebenswerth erscheinen lassen. Wie entsteht nun, fragen wir zunächst, die Vorstellung von der Welt? Auch sie macht eine Reihe von Entwickelungen durch, welche wir wohl zu beachten haben: denn sie ist kein dem primitiven und dem kindlichen Denken selbstverständliches, sondern ein durch mannichfache Denkprocesse combinirtes und durch mehrere Wandlungen hindurchgegangenes Gebilde. Man darf nicht übersehen, daß die Philosophie sich von allen Wissenschaften dadurch principiell und fundamental unterscheidet, daß der Gegenstand ihrer Erkenntniß, das Weltganze, nicht eine in der Erfahrung dargebotene Vorstellung oder Vorstellungsgruppe ist, sondern von vornherein jenseits nicht nur der factischen, sondern aller möglichen Erfahrung überhaupt gesucht werden muß: und schon daraus wird es sich in allgemeiner Weise, wenn nicht rechtfertigen, so doch begreiflich finden lassen, daß die Mehrzahl der Philosophen der Meinung gewesen ist, es müsse diese, von denjenigen aller besonderen Wissenschaften verschiedene Aufgabe auch durch eine ganz besondere Erkenntnißweise gelöst, es müsse das unerfahrene b Weltganze durch eine von der Erfahrung durchaus verschiedene Methode begriffen werden. c Die nächste Veranlassung zur Bildung des Weltbegriffes dürfte in dem (später noch zu besprechenden) einfachen Bedürfniß einer Zusammenfasa b c
der . . . andrerseits ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 9v geschrieben unerfahrene ] Lesung unsicher werden. ] danach Einfügungszeichen, gegenüber ohne Einfügungszeichen auf Bl. 9v geschrieben: In der That ist das Weltganze in keiner Erfahrung weder des äußeren noch des inneren Sinnes gegeben noch kann es je gegeben sein – ein Gedanke, den Kant in seiner Kritik aller Metaphysik dahin ausgesprochen hat, daß die transcendentalen Vernunftaufgaben „sämmtlich auf eine Erkenntniß des All hinauslaufen“, welche eben deshalb unmöglich ist, weil das All kein Gegenstand möglicher Erfahrung ist.
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sung der dem Bewußtsein bekannten Gegenstände zu suchen sein: er ist zunächst durch Addition entstanden zu denken. Er ist das Conglomerat unserer Vorstellungen, er bedeutet die Summe der uns bekannten Dinge, einen lediglich aggregatartigen Complex des Bekannten. In diesem Sinne erwähnt Locke a die Vorstellung der Welt als das eminenteste Beispiel dafür, wie heterogene „Ideen“ der menschliche Geist formell zusammenzufassen und durch ein gemeinsames Wort zu bezeichnen im Stande ist. Alle unsre Vorstellungen in Einen Topf geworfen, – das ist es, was wir zunächst die Welt nennen – mundus. b , c
a b c
Locke ] in lat. Schrift mundus ] in lat. Schrift mundus. ] Ende des Ms., Bl. 10v–18v leer, Ende des Heftes.
9 Editorischer Bericht Der vorliegende Band Forschungsgrundlagen Wilhelm Windelband versammelt aus Windelbands Korrespondenz in repräsentativer Auswahl Briefe und Schreiben aus seinem Beziehungsnetzwerk an Personen, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband (Victor Ehrenberg, Georg Jellinek, Karl Dilthey); die seine akademischen Lehrer waren (Moritz Lazarus, Kuno Fischer); die mit ihm als Schüler und Kollegen in Beziehung standen (Heinrich Rickert, Max Weber); schließlich Schreiben an Verlage und Verleger (Breitkopf & Härtel, Paul Siebeck). Eigene Projekte Windelbands und seine Beteiligung an Zeitschriften- und Forschungsprojekten spiegeln sich in der Korrepondenz mit Wilhelm Dilthey und Hans Vaihinger sowie im Kontext der Zeitschrift Logos. Gutachten über Fachkollegen, die Windelband für die Besetzung von Lehrstühlen brieflich z. B. gegenüber Theodor Althoff erstattete, ergänzen das Bild des engagierten Fachpolitikers. Zur Darstellung dieser Schreiben und Briefe waren editorische Bemühungen und Eingriffe nötig. Über den Einsatz der dafür gebrauchten editorischen Mittel und Werkzeuge legt der vorliegende Bericht Rechenschaft ab.
9.1 Überlieferungsgeschichte des Inhalts dieses Bandes Ein echter bzw. einheitlicher Nachlass Windelbands konnte nicht ermittelt werden, so dass der Fund, der während der Projektlaufzeit an die Herausgeber herangetragen wurde, besonders wertvoll ist: Es handelt sich um 20 handschriftlich geführte Hefte und Notizbücher Windelbands mit Texten zu Lehrveranstaltungen und Teilen einer unvollendeten Psychologie, die 1926 von der Bibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan) angekauft wurden. Die genauen Umstände dieses Erwerbs haben sich bisher trotz umfangreicher Recherchen nicht aufklären lassen. Der Windelband-Schüler Eugen Herrigel war zur fraglichen Zeit Dozent an der Tohoku-Universität, aber alle Vermutungen über eine Beteiligung von ihm oder japanischen Kollegen, die z. T. noch in Heidelberg bei Windelband studiert hatten, bleiben Spekulation. Der Inventarstempel der Bibliothek weist lediglich aus, dass die 20 Hefte und Notizbücher am 16. Januar 1926 unter der Num-
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mer 16926 inventarisiert worden sind, das Eingangsbuch verzeichnet den Kaufpreis von 135,25 Yen. Erworben wurden die Hefte über die Leipziger Antiquariatsfirma Gustav Fock, die eine Dependance in Tokyo unterhielt. Darauf beziehen sich auch die Bezeichnungen „Fock 6“ auf den Heftumschlägen. Die Geschäftsunterlagen der Firma Fock in Leipzig wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Zusammengehörig sind nach ihrer eigenen Reihenfolge die Manuskripte Nr. 8, 12, 16 und 11, dazu 1 und 10 zur Psychologie; Nr. 3, 13, 15 und 14 zur Geschichte der griechischen Philosophie; Nr. 4 und 5 zur Rechtsphilosophie; Nr. 18 und 19 zur Geschichte des deutschen Geisteslebens. Ein Windelband gleichermaßen als Lehrer und – für ihn selten – als Metaphysiker charakterisierendes Stück zur Einleitung in die Philosophie (Heft Nr. 7) ist der vorliegenden Druckfassung der Edition beigegeben. Die kommentierte Edition sämtlicher Manuskripte und Korrespondenzen Windelbands, soweit bisher bekannt, erscheint gleichzeitig mit dem vorliegenden Band als frei zugängliche Online-Präsentation an der Bibliothek der Bergischen Universität Wuppertal. Dort sind auch die Auflösungen aller derjenigen Verweise in den Kommentaren aufzufinden, die man im vorliegenden Band zunächst vermisst, weil die Verweise sich auf in die Druckauswahl nicht aufgenommene Schreiben beziehen. Windelbands Nachlass bzw. die von seinem Sohn verwahrten Teile sind vermutlich spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen. Eine vage Familienüberlieferung will wissen, dass die Papiere Windelbands bei Wolfgang Windelband (1886–1945) in Berlin-Grunewald aufbewahrt waren, wo sie „durch Bombeneinwirkung vernichtet“ worden seien, vgl. die Notiz der Herausgeber in Max Weber Gesamtausgabe Abt. 2 Bd. 5, Tübingen 1990, S. 39, Anm. 1. In den gängigen Findmitteln und Datenbanken ist kein Nachlass Windelbands nachgewiesen. Eine sehr viel frühere Notiz in Hans Rosenberg (Hg.): Ausgewählter Briefwechsel Rudolf Hayms, Berlin/Leipzig 1930, S. 1 teilt allerdings bereits Verluste aus der Zeit vor 1945 mit: „Wie eingehende Nachforschungen ergeben haben, müssen die Briefe Hayms an [. . .] W. Windelband als verloren angesehen werden.“ Eigene Recherchen der Herausgeber bei Nachfahren Windelbands in Hamburg und anderen Zweigen der Familie in der Umgebung von Magdeburg haben ebenfalls nichts ergeben. Das einzige andere bekannte Stück aus Windelbands Nachlass ist die bereits 1916 von Wolfgang Windelband herausgegebene letzte Vorlesung über Geschichtsphilosophie von 1915. Von Heinrich Rickert sowie von vielen anderen sind deswegen kaum bzw. keine Schreiben an Windelband erhalten. Ausnahmen stellen beim
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Absender verbliebene Briefentwürfe sowie das Archiv des Verlags J. C. B. Mohr/Paul Siebeck dar, das ausgegangene Schreiben als Doppel in Form eines Schreibmaschinen-Durchschlags bewahrte. Nicht nur die im vorliegenden Band abgedruckten 125 Schreiben und Briefe von und an Windelband, sondern auch die für die Online-Veröffentlichung vorgesehenen über 740 Korrespondenzen und Lebensdokumente stellen somit nur einen kleinen Teil der Korrespondenz dar. Es sind dabei aber nicht nur die an ihn gerichteten Schreiben größtenteils unbekannt, sondern es ist auch keinesfalls sicher, ob sich in Windelbands Nachlass überhaupt Schreiben an ihn befunden haben. Amtliche Akten, wie sie die vorgesetzten Behörden bildeten, bieten dafür nur wenig Ersatz, gestatten aber immerhin, die Karriereschritte Windelbands von Göttingen nach Leipzig, von dort über Zürich nach Freiburg i. Br., Straßburg und schließlich nach Heidelberg nachzuvollziehen. Im Falle Windelbands fehlen z. B., mit wenigen Ausnahmen (an seinen Schwiegersohn Ulrich Stutz), die familiären Korrespondenzen. Auch für die Beziehungen Windelbands zu seiner Studienzeit sieht es dünn aus. Der größte Teil des schriftlichen Verkehrs mit Verlagen und Redaktionen, nicht zuletzt mit Studenten und Schülern muss so lange als verloren betrachtet werden, wie nicht neue Funde getätigt werden. Im Hinblick auf die stetig wachsenden Nachlass-Datenbanken und die zunehmende Digitalisierung von Findmitteln und Beständen ist sicherlich noch nicht das letzte Wort in Sachen Windelband-Briefe und Windelband-Bibliographie gesprochen. Einige Lücken in der Korrespondenz mit akademischen Kollegen lassen sich mit relativer Sicherheit wie folgt aufführen: Es fehlen, um nur die bekannteren zu nennen, Korrespondenzen mit Rudolf Haym, Hermann Lotze, Alois Riehl, Ernst Troeltsch, Paul Hinneberg (Herausgeber der Reihe „Die Kultur der Gegenwart“), Paul Hensel, Hermann Cohen, Georg Simmel, Hermann Siebeck, Wilhelm Wundt, Richard Kroner, Georg Mehlis und, bis auf ein einziges Schreiben, mit Emil Lask. Anderes lässt sich nur vermuten: Korrespondierte Windelband mit Friedrich Paulsen, Heymann Steinthal, Ernst Bloch? Die Liste ließe sich fortsetzen, ohne deswegen mehr als Desiderata zu benennen, die überwiegend unerfüllbar sind. Das betrifft auch die Lücken, die in bekannten Korrespondenzen entstanden sind, z. B. mit Gustav Freytag, Hans Vaihinger, Wilhelm Dilthey etc. Die Überlieferung, gerade privater Korrespondenz, ist immer zeitlichen und sachlichen Unwägbarkeiten unterworfen, die sich kaum rekonstruieren lassen. Davon abgesehen muss wie bei jeder anderen Briefedition darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie prinzipiell unabschließbar ist, weil auch die Nachlässe der möglichen anderen Korrespondenten Windelbands nicht über-
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liefert bzw. (noch) nicht bekannt sind. Funde wird es zweifellos immer geben. Selbst im Falle des Vorhandenseins von Nachlässen und Teilnachlässen ist freilich noch längst nicht gesagt, dass diese auch immer noch Korrespondenzen enthalten. Die Tatsache schließlich, dass die zeitgenössische Briefkultur das Weitergeben einzelner Schreiben gestattete, um einen größeren Kreis von Adressaten über den Inhalt in Kenntnis zu setzen, bzw. die Praxis, Gutachten privat anzufordern und dann in die Fakultätsakten zu geben sowie Briefzitate aus dem Original in das Manuskript eigener Veröffentlichungen einzufügen, führt zusätzlich dazu, dass sich gar nicht selten Korrespondenzen anderer zwischen den Papieren der Nachlässe gar nicht oder nicht auf den ersten Blick Adressierter wiederfinden. Eine gezielte Suche danach ist, mit Ausnahme von Autographensammlungen, kaum möglich: Die kurze Nachricht Windelbands an Lask vom 10. April 1904 befindet sich z. B. im Nachlass Rickerts und wurde lange als Schreiben an Rickert aufgeführt. Dem gegenüber stehen Briefwechsel, die über einen längeren Zeitraum geführt wurden und deren Lücken lediglich aus einer nachträglich artikulierten Entfremdung und Wiederannäherung unter Freunden entstanden sind: mit Victor Ehrenberg, Georg Jellinek und Karl Dilthey. Die Korrespondenz mit Windelbands Verleger Paul Siebeck ist nahezu lückenlos überliefert. Der Quellenwert der Windelband’schen Korrespondenz wird sich deshalb erst in Ergänzung mit den Briefausgaben von Georg Simmel, Max Weber und Wilhelm Dilthey, um nur die wichtigsten zu nennen, erweisen. Einen Ersatz für die Verluste privater und persönlicher Briefe bietet das zwar nicht, aber immerhin die Möglichkeit einer wechselseitigen Rekontextuierung, steht doch die Ausgabe von Simmels Briefen z. B. ebenfalls vor dem Hintergrund eines fehlenden Nachlasses. Angesichts dieser Verluste scheint es legitim, in die Edition (in diesem Band nicht abgedruckte) Grenzfälle brieflicher Mitteilungen wie Visitenkarten und Widmungen aufzunehmen, um die Korrespondenz Windelbands in all ihren bisher bekannten Teilen zu dokumentieren und mögliche weitere Nachforschungen anzuregen. Die für den vorliegenden Band ausgewählten Korrespondenzen sind kultur-, philosophie- und wissenschaftsgeschichtlich von hohem Wert, da Windelband darin Stellung zu eigenen Projekten nimmt, Kollegen und Schüler beurteilt, fachpolitisch und karriereorientiert agiert sowie in seinem Beziehungsgeflecht zu Kollegen und langjährigen Freunden sichtbar wird. Verlagskorrespondenz zeigt Windelband als strategischen Publizis-
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ten; Anträge an vorgesetzte Stellen, wie die jeweils zuständigen Unterrichtsministerien, zeigen ihn als Vorreiter einer angemessenen Ausstattung der philosophischen Seminare um 1900, von denen Windelband in Freiburg i. Br. und Heidelberg eigene gegründet hat. Höhepunkt des fachpolitischen Wirkens ist die Gründung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften von 1909. Windelband kommentiert in den abgedruckten Schreiben die zeitgenössischen akademischen Ereignisse besonders Heinrich Rickert gegenüber sachlich bis kritisch, bisweilen auch spöttisch-karikierend.
9.2 Editorische Prinzipien und Gestaltung der Ausgabe Die Wiedergabe der Korrespondenzen und Texte erfolgt grundsätzlich getreu der Orthographie und Interpunktion der Handschriften bzw. Typoskripte. Dabei waren Emendationen höchst selten vonnöten und sind in die Annotationen eingerückt worden. Offensichtliche (kaum vorkommende) Schreib- oder (gelegentliche) Tippfehler wurden stillschweigend korrigiert. Bestimmte Eigenheiten der Schreibung Windelbands wurden dabei beibehalten, nicht zuletzt, weil sie wenigstens teilweise älterer Orthographie entsprechen: Dinstag, obwol, wol (wie in „ich denke wol, daß“ im Unterschied zu „ich fühle mich wohl“). Dazu treten für Windelband typische Eigenheiten wie die nahezu konsequente Kleinschreibung von „ich“ am Satzanfang sowie die an die Höflichkeitsform angeglichene Großschreibung von „Sich“ in Anreden und Formulierungen ähnlich wie in „wenn Sie Sich erinnern“. Abkürzungen werden in einem eigenen Verzeichnis aufgelöst. Hervorhebungen durch Unterstreichung oder Wechsel zu lateinischer Schrift sind einheitlich in philologischen Anmerkungen mitgeteilt. Fettdruck signalisiert den Vordruck von Formularen. Alle Texte sind ohne Auslassungen vollständig wiedergegeben, Streichungen im Originalmanuskript werden in einer editorisch-philologischen Anmerkung zum Textbefund mitgeteilt. Der Seitenumbruch ist mit | markiert, auf Markierung des Zeilenumbruchs der Originalmanuskripte wurde zugunsten der Lesbarkeit der Texte verzichtet. Ergänzungen und Eingriffe der Herausgeber sind durch eckige Klammern kenntlich gemacht. Die Darstellungsform aller Schreiben ist nach dem Schema: Anrede – Brieftext – Grußformel – Unterzeichnung vereinheitlicht, d. h. die oft mehrzeiligen Grußformeln sind nicht im Zeilenfall wiedergegeben, sondern wurden zusammengezogen. Angaben über Absendeort und Datum werden dagegen getreu der Vorlage wiedergegeben. Angaben der Herausgeber über Schrei-
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ber, Adressat und Art der Überlieferung (Hs.; Ts.) sind unter Angabe der besitzenden Institution mit Signatur in einer editorischen Notiz jeweils vor Beginn des Briefes gesetzt. Die philologischen Anmerkungen zum Textbefund finden sich als alphabetisch zugeordnete Fußnoten unter dem Brieftext. Der Stellenkommentare der Herausgeber sind mit einer numerischen Fußnote markiert, die unter dem Abschnitt Anmerkungen der Herausgeber aufgelöst wird, zusätzlich jeweils mit Lemma zugeordnet. Abweichend von diesem Prinzip sind die alphabetisch zugeordneten Kommentare zu Lebenschronik und Bibliographie direkt an den Fuß der jeweiligen Seite gerückt. Der überwiegende Teil der Schreiben von Windelband, auch seine in Sendai bewahrten Manuskripte, sind eigenhändig und handschriftlich mit schwarzer bzw. blauer Tinte verfasst. Abweichungen (Ts., Bleistift, Diktate) werden stets nachgewiesen. Eine Besonderheit in Windelbands Korrespondenz ist der Wechsel von deutscher zu lateinischer Schreibschrift, sporadisch etwa seit 1877, konsequent ab 1899. Ein Wechsel der Schreibweisen ist stets angegeben.
9.3 Zur Entstehung der Texte dieses Bandes Das in diesem Band publizierte Ms. Wilhelm Windelbands zur Einleitung in die Philosophie befindet sich im Teilnachlass Windelbands an der Bibliothek der Tohoku Universität Sendai. Der Fundort der abgedruckten Korrespondenzen ist in der editorischen Notiz der Herausgeber vor dem betreffenden Schreiben jeweils angegeben. Die Entstehungszusammenhänge der Schreiben sind in den jeweiligen Annotationen dokumentiert. Das undatierte Manuskript zur Vorlesung „Einleitung in die Philosophie“ wurde – nachdem Windelband eine gleichnamige Lehrveranstaltung für das Sommersemester 1876 nur noch ankündigen, nach seiner Berufung nach Zürich aber nicht mehr halten konnte – im Umkreis der Lehrveranstaltungen zur Einleitung in die Philosophie an der Universität Freiburg i. Br. verfasst, zuerst gehalten im Wintersemester 1881/82, wiederum angekündigt im WS 1891/92 und SS 1894 sowie in Heidelberg 1904/05, 1906/07, 1908, 1909/10 und 1912/13, in den späteren Jahren jeweils begleitet von einem Seminar über Herbarts Einleitung in die Philosophie. Im Jahre 1914 veröffentlichte Windelband eine Einleitung in die Philosophie im Druck, die mit dem vorliegenden Text nur noch wenig gemein hat, was, im Vergleich mit den Briefen dieser Zeit auch im Hinblick auf das Schriftbild, für ein frü-
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hes Abfassungsdatum des Manuskriptes um 1881/82 spricht. Dafür spricht auch der Umstand, dass die Datierungen anderer Manuskripthefte nicht später als 1900 reichen. Die Schreiben und Briefe an und – vereinzelt – von Windelband sowie seine Manuskripte werden annähernd textdiplomatisch wiedergegeben. Editorische Eingriffe (Emendationen und Konjekturen) wurden auf das Notwendigste beschränkt und sind immer angegeben. Das Korrespondentenverzeichnis besteht jeweils aus einer kurzen Mitteilung der wichtigsten Lebensdaten und einem Verzeichnis der Briefe an bzw. von Windelband an die Betreffenden. Die Chronik biographischer Daten fußt auf einer Auswertung der „Standes-Liste“ von Windelbands Hand für die Heidelberger Personalakten (UA Heidelberg PA 2449 Bl. 1), vgl. Windelbands Schreiben an den Prorektor der Universität Heidelberg, Heinrich Buhl, aus Strassburg, 29. November 1902. Die Daten wurden ergänzt nach den Angaben aus den Nachrufen von Heinrich Rickert (1915) und Arnold Ruge (1917) sowie nach Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, Neuauflage 2019, ferner nach eigenen Archivrecherchen. Vgl. Windelbands eigene Angaben in: Wer ist’s? Leipzig o. J. (= 1908): „Windelband, Wilhelm, Geh.-R., Prof. d. Phil. Univ. Heidelberg, Dr. phil. – *11.V.1848 Potsdam. – Univ. Jena, Berlin u. Göttingen, 70 Dr. phil., 73 Priv. Doz. Univ. Leipzig, 76 o. Prof. d. Phil. Univ. Zürich, 77 Freiburg i. Br., 82 Straßburg, 03 Heidelberg. War ein Schüler Kuno Fischers u. Lotzes u. betätigte sich auf histor. u. theoret. Gebiete im Sinne d. dtsch. Idealismus u. bes. f. eine Rekonstruktion der Kantschen Lehre. Vertreter der Univers. in der Bad. Kammer. – W: Die Lehre [!] vom Zufall 70; Üb. d. Gewißheit d. Erkenntnis 73; Die Geschichte d. neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange m. der allgem. Kultur u. d. bes. Wissenschaften 07; Präludien, Reden und Aufsätze z. Einleitg. in die Philosophie 07; Geschichte der alt. Philosophie 97; Geschichte der Philosophie 07; Geschichte u. Naturwissensch. 94; Platon 05; Über Willensfreiheit 04. – Heidelberg, Landfriedstr. 14.“ Windelband führte nach Angaben seines Heidelberger Assistenten Arnold Ruge regelmäßig Tagebuch. Es ist kein Tagebuch Windelbands überliefert. Die annotierte Primärbibliographie wurde nach Autopsie erstellt, auf Grundlage von Boris Jakowenko: Wilhelm Windelband. Ein Nachruf. Prag: Selbstverlag 1941 (Internationale Bibliothek für Philosophie Bd. 5, Nr. 1). VII, 35 S., 76 Nummern; dem Nachruf von Ruge (1917) und anderen Autoren, des Online-Angebots von Schriften Windelbands aus dem Bestand der UB Heidelberg (http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/view/ schriftenreihen/sr-6.html) sowie Vorarbeiten von Klaus Christian Köhnke
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und eigenen Recherchen. Die Rezensionen werden nachgewiesen nach: Bibliographie der deutschen Rezensionen mit Einschluß von Referaten und Selbstanzeigen/Bibliographie der Rezensionen. Leipzig: Dietrich 1900 ff. (Bibliographie der deutschen Zeitschriftenliteratur. Supplement-Band/ Internationale Bibliographie der Zeitschriftenliteratur Abt. C) sowie eigenen Recherchen. Ein * = Asterisk zu Beginn eines bibliographischen Eintrags bedeutet die Angabe des Abfassungsdatums durch Windelband in ders.: Präludien, 5., vermehrte Aufl. 1915.
9.4 Technische Umsetzung Zur technischen Erfassung der Transkriptionen und Kommentare wurden durch die im Rahmen eines Werkvertrags beauftragte Firma B&S XML Dienstleistungen Wuppertal von Gilles Bülow und Frederik Schlupkothen Auszeichnungen erarbeitet, die auf den „Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange“ der Text Encoding Initiative (TEI) basieren, so dass die festgehaltenen Dokumente in einer normierten Datenstruktur vorliegen. Ziel und Vorteil dieses Verfahrens ist, dass die Erfasser diese Auszeichnungen in einschlägigen Textverarbeitungsanwendungen nutzen können, also ohne tiefergehende Kenntnisse von Markup-Sprachen wie bspw. TEI-XML anwenden zu müssen. Im vorliegenden Projekt wird MicrosoftWORD verwendet. Die derart ausgezeichneten Transkriptionen basieren dadurch auf einem De-facto-Standard zur digitalen Kodierung von gedruckten Werken. Die Kodierungsmöglichkeiten sind jedoch nicht nur auf die Struktur und Repräsentation gedruckter Werke beschränkt, sondern es können auch textkritische Anmerkungen und Kommentare der Herausgeber mit aufgenommen werden. Durch die Nutzung normierter Auszeichnungen ist eine Weiterverwendung der erzeugten Daten durch standardisierte Werkzeuge sichergestellt. Die Daten werden einer Publikationspipeline zur automatischen Drucksatzlegung übergeben. Die Ausgaben können innerhalb der Publikationspipeline im Layout individuell, z. B. nach Verlagsrichtlinien, angepasst werden und können alle Kodierungsmerkmale, wie nicht zuletzt den textkritischen Apparat, regelbasiert verarbeiten. Dieselben Ausgangsdaten können automatisch in ein webfähiges Format überführt werden.
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9.5 Abkürzungen und Siglen Abbildung Abdruck Abhandlung Abteilung Allgemeine Deutsche Biographie ADBR Archives Departementales du Bas-Rhin a. M. am Main Anm. Anmerkung ANNO Australian Newspapers Online ao., a. o., ao. Prof. außerordentlicher Professor Aufl. Auflage Ausg. Ausgabe Bchhdlg. Buchhandlung Bd., Bde., Bdn. Band, Bände, Bänden bearb. bearbeitet BEdPh Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Philosophen bes. besonders Bl. Blatt bspw. beispielsweise Buchvlg. Buchverlag bzw. beziehungsweise ca. circa cf. confer chines. chinesisch cm Zentimeter d. der d. h. das heißt d. i. das ist d. J. des Jahres Abb. Abdr. Abh. Abt. ADB
dass. DBE ders. Diss. Dr. Dr. jur. Dr. philos.
dasselbe Deutsche Biographische Enzyklopädie derselbe Dissertation Doktor Doctor juris
Doctor philosophiae Dr. theol. Doctor theologiae dt. deutsch durchges. durchgesehen ebd. ebendort ehem. ehemals, ehemalig engl. englisch erg. ergänzt erw. erweitert etc. et cetera ev. evangelisch Ew. in Anreden: Eure f., ff. folgende fr. Franc franz., frz. französisch Frl. Fräulein gänzl. gänzlich geb. geboren gedr. gedruckt gef. gefallen gestr. gestrichen gr. griechisch h. c. honoris causa Hd. Hand Hg., hg. Herausgeber, herausgegeben Hs., hs. Handschrift, handschriftlich
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HU Humboldt-Universität i. Br. (i. B., i/B., i/Br.) im Breisgau i. Els. (i. E., i/E., i/Els.) im Elsaß i. V. in Vertretung ital., italien. italienisch Jan. Januar jap., japan. japanisch Jg. Jahrgang k. k. kaiserlich-königlich Kap. Kapitel kath. katholisch kgl. königlich lat. lateinisch M, M., Mk. Mark m. E. meines Erachtens Mr Mister Ms. Manuskript Nachdr. Nachdruck NB nota bene NDB Neue Deutsche Biographie neubearb. neubearbeitet neugriech. neugriechisch NF Neue Folge Nr., N., N.o, No. Nummer o. A. ohne Angabe o. D. ohne Datum o. J. ohne Jahr o. O. ohne Ort o. Prof. ordentlicher Professor o. T. ohne Titel
Oktober pagina Privatdozent Philosophie der Gegenwart Phil. Philosophie photomechan. photomechanisch poln. polnisch Prof. Professor r recto Red. Redaktion, Redakteur resp. respektive Rez. Rezension russ. Russisch S. Seite s. o. siehe oben s. u. siehe unten schwed. schwedisch Selbstvlg. Selbstverlag serb. serbisch serbokroat. serbokroatisch Sgr. Signore sog. sogenannt Sp. Spalte span. spanisch Sr. in Anreden: Seiner SS Sommersemester St. Saint transl. translated, translation Ts. Typoskript tschech. tschechisch Tsd. Tausend u. und UA Universitätsarchiv UB Universitätsbibliothek u. a. unter anderem; und andere Okt. p., pag. PD PhdG
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u. d. T. unter dem Titel USA, U. S. A. United States of America u. U. unter Umständen Übers., übers. Übersetzer, übersetzt umgearb. umgearbeitet ungar. ungarisch unv. Unverändert usw., u. s. w. und so weiter v verso v. von
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vor allem verbessert Verfasser vermehrt vergleiche Verlag Vorbereitung Vorwort World Biographical Information System Wiederabdr. Wiederabdruck WS Wintersemester z. B. zum Beispiel v. a. verb. Verf verm. vgl. Vlg. Vorb. Vorw. WBIS
10 Anmerkungen der Herausgeber Anmerkungen zu Abschnitt 4.0 1
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Schulschriftensammlung ] mit Dank an Andreas Barth, Ratsschulbibliothek Zwickau S. 28 1) Wilhelm Windelband ] die Reihenfolge der Abiturientenliste ist hierarchisch geordnet, Windelband war somit Jahrgangsbester. S. 28 Rechnungsraths und Oberpräsidial-Secretairs Herrn Windelband ] Johann Friedrich Wilhelm Windelband († 1859). S. 28 9 Jahre auf der Anstalt ] 1857–1866, vgl. Windelbands eigene Schilderung in: Alfred Graf (Hg.): Schülerjahre. Erlebnisse und Urteile namhafter Zeitgenossen. BerlinSchöneberg: Fortschritt (Buchverlag der „Hilfe“) 1912, S. 107–112. Aus dieser Zeit datiert die lebenslange Freundschaft mit dem späteren Nobelpreisträger der Chemie Otto Wallach (1847–1931). S. 28 UA Göttingen ] mit Dank an Angelika Handschuck, UA Göttingen S. 28 Stadtrath Hiller ] nicht ermittelt S. 28 Heidelberg ] offenbar irrtümliche Ortsangabe. Ein Studienaufenthalt Windelbands in Heidelberg ist nicht nachgewiesen. Windelband studierte in Jena und Berlin. S. 29 UA Göttingen ] mit Dank an Angelika Handschuck, UA Göttingen S. 29 a. d. III. Cal. Mart. ] römische Datumsangabe; entspricht dem 27. Februar (1870) S. 29
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a. d. sextum Id. Mai ] römische Datumsangabe, entspricht dem 10. Mai (1848) – abweichend von Windelbands beurkundetem Geburtsdatum 11.5.1848. S. 29 in privata quadam schola ] vgl. die Lebenserinnerungen des Freundes aus Schulzeiten, Otto Wallach (selbst Sohn des Direktors der Oberrechungskammer Potsdam): die Lehrer am Militärwaisenhaus Scherler und Wiese unterhielten eine Privatschule [. . .]. Die Schule war einklassig und der Schülerkreis setzte sich aus einer kleinen Zahl von Söhnen höherer Offiziere und Beamten zusammen, die dort zur Aufnahme in die höheren Schulen von den genannten Lehrern vorbereitet wurden (Otto Wallach 1847–1931 Chemiker und Nobelpreisträger. Lebenserinnerungen: Potsdam, Berlin, Bonn, Göttingen. Hg. v. G. Beer u. H. Remane. Berlin: Verlag für Wissenschafts- und Regionalgeschichte Engel 2000, S. 29–30). S. 29 Hiller ] nicht ermittelt S. 29 Bechstein ] Reinhold Bechstein (1833–1894), Germanist, 1869 ao. Prof. in Jena, 1871 o. Prof. in Rostock (ADB, Personalverzeichnis Universität Jena). S. 30 Caro ] Jakob Caro (1835–1904), Historiker, 1863 ao. Prof. in Jena, 1869 Honorar-Prof. in Breslau, 1876 ao. Prof. in Breslau, 1882 o. Prof. in Breslau (WBIS, Personalverzeichnis Universität Jena). S. 30
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Czermak ] Johann Nepomuk Czermak (1828–1873), Anatom u. Zoologe, 1865–1869 o. Prof. für Physiologie in Jena, 1869–1873 in Leipzig (Professorenkatalog der Universität Leipzig). S. 30 Ebers ] Georg Ebers, vgl. Korrespondentenverzeichnis S. 30 Kuno Fischer ] vgl. Korrespondentenverzeichnis S. 30 Fortlage ] Arnold Rudolf Karl Fortlage (1806–1881), seit 1860 Honorar-Prof., ab 1873 o. Prof. für Philosophie in Jena (NDB, Personalverzeichnis Universität Jena). S. 30 Gaedickens ] PD, ao. Prof. an der philosophischen Fakultät in Jena im SS 1866 u. WS 1866/67, Vorlesungen über Archäologie und Antike (Personalverzeichnis Universität Jena). Näheres nicht ermittelt. S. 30 Schleicher ] August Schleicher (1821–1868), Sprachwissenschaftler, seit 1857 Prof. für vergleichende Sprachkunde und deutsche Philologie in Jena (NDB, Personalverzeichnis Universität Jena). S. 30 A. Schmidt ] Adolf Schmidt (1812–1887), Althistoriker, seit 1860 o. Prof. der Geschichte in Jena (ADB, Personalverzeichnis Universität Jena). S. 30 in academia Berolinensi ] Otto Wallach berichtet 1924/28, daß er mit Windelband und dem gemeinsamen Schulfreund Otto Julius Graf von Moltke (1847–1928, Studium in Berlin, Kriegsteilnahme 1870/71, 1893/94 Mitglied des Reichstags, 1893–1918 Mitglied des Preußischen Landtags 2. Kammer; WBIS) vom 6.6.–13.6. 1867 eine Pfingstwanderung von Eisenach nach Jena unternommen habe: In Jena bleiben wir einige Tage studentisch vergnügt zusammen und machten Bekanntschaft mit Windelband’s dortigem Umgang, u. a. dem Chemiker Wackenroder jun. [Bernhard Wackenroder, vgl. Verzeichnis der Lehrer, Behörden, Beamten und Studierenden der Universität Jena WS 1866/67], und Wiesener [wahrscheinlich Otto Adolf Kuno Wiesner, vgl. ebd.], der damals Philologie studierte, später zum Telegraphenfach überging und jetzt Geheimer Postrat im Ruhestand ist. Auf dieser Reise faßten Wallach, Wiesner, Windelband und von Moltke den Plan, ein Semester gemeinsam in Berlin zu studieren und zu wohnen. Wallach und Windelband bezogen eine Bude in der Kleinen Kirchgasse Nr. 2 in der Nähe der Berliner Universität: Manchen Abend versammelten wir uns in Windelband’s zwar kleiner, aber verhältnismässig komfortablen Stube zu gemeinsamer Klassikerlektüre, oder auch zur Erlernung des auf der Schule ganz vernachlässigten Englisch, wozu uns ein liebenswürdiger Amerikaner, Mr. Pearson, den ich in Göttingen kennengelernt hatte, behilflich war (Otto Wallach 1847–1931 Chemiker und Nobelpreisträger. Lebenserinnerungen: Potsdam, Berlin, Bonn, Göttingen. Hg. v. G. Beer u. H. Remane. Berlin: Verlag für Wissenschafts- und Regionalgeschichte Engel 2000, S. 52–53 u. 57). S. 30
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Althaus ] Karl Heinrich Althaus (1806–1886), seit 1859 ao. Prof. für Philosophie (Personalverzeichnis Universität Berlin, WBIS). S. 30 Dove ] Heinrich Wilhelm Dove (1803–1879), Physiker, seit 1845 o. Prof. in Berlin (NDB, Personalverzeichnis Universität Berlin). S. 30 Gruppe ] Otto Friedrich Gruppe (1804–1876), seit 1844 ao. Prof. der Geschichte u. Philosophie in Berlin (BEdPh). S. 30 Harms ] Friedrich Harms (1816–1880), seit 1867 o. Prof. der Philosophie in Berlin (NDB, Personalverzeichnis Universität Berlin). S. 30
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Hübner ] Ernst Hübner (1834–1901), klassischer Philologe, 1863 ao. Prof., seit 1870 o. Prof. in Berlin (DBE, Personalverzeichnis Universität Berlin, Basil Lanneau Gildersleeve: Emil Hubner [Nekrolog]. In: The American Journal of Philology 22 (1901), S. 113–114). S. 30 Bona Meyer ] Jürgen Bona Meyer (1829–1897), 1862 in Berlin habilitiert, 1868 o. Prof. der Philosophie in Bonn (BEdPh). S. 30 Trendelenburg ] Friedrich Adolf Trendelenburg (1802–1872), seit 1833 ao. Prof., seit 1837 o. Prof. der Philosophie in Berlin (BEdPh). S. 30 Kohlrausch ] Friedrich Wilhelm Georg Kohlrausch (1840–1910), Prof. für Physik in Göttingen (WBIS). S. 30 Lotze et Weber ] vgl. die Stellungnahme Lotzes (zwischen 1. u. 7.3.1872). S. 30 Universitatis . . . ago. ] Übertragung ins Deutsche (Carsten Voswinkel): An die hohe philosophische Fakultät der Georg August Universität | Ich lege die kritische wissenschaftliche Abhandlung über die Untersuchung des Zufalls und des sich Ereignenden [Die Lehren vom Zufall] vor und bitte, dass es mir erlaubt sein möge, die Ehre des Doktors der Philosophie zu erlangen und das Examen der Philosophie und der Wissenschaft der Physik abzulegen. Ich füge einen kurzen Lebenslauf und Abriß der Studien und ein Zeugnis der Universität Jena bei. Zeugnisse des Gymnasiums Potsdam und der Berliner Universität sind, da ich noch Bürger der Akademie Göttingen bin, dort hinterlegt. | Göttingen am 27. Februar, | H[einricus] G[ulielmus] Windelband | Heinrich Wilhelm Windelband | Geboren bin ich sechs Tage vor den Iden des Mai im Jahr 1848 in Potsdam, wo der Vater im fürstlichen Kollegium der Verwaltung der Provinz Mark das Amt verwaltete, das bei uns den Titel des Ratgebers der Rechnung [Rechnungsrat] trägt. Die ganze Kindheit habe ich in jener Stadt verbracht, erste Grundkenntnisse wurden mir in einer gewissen privaten Schule nahe gebracht (vertraut gemacht), ab dem 10. Jahre war ich Schüler des Gymnasiums. Im Jahr 1859 wurde ich des Vaters beraubt und blieb in Potsdam zurück, in Fürsorge der Mutter und in Vormundschaft eines freien Mannes, Senator [Stadtrat] jener Stadt, dessen Namen Hiller ist. Im 16. Jahr stehend habe ich mich dem evangelischen Glauben verpflichtet [Konfirmation]. Wann immer die Aufgaben der Schule nicht meine ganze freie Zeit beanspruchten, habe ich frühzeitig eifrig Schriften gelesen und bin für die Erforschung der Wissenschaften so sehr entbrannt, daß, als ich 1866 das Examen abgelegt und vom Gymnasium abgegangen war, ich mich entschloß mich ganz dem Studium der Werke der Philosophie hinzugeben, deren Geschichtsschreibung mir damals am meisten am Herzen lag, weswegen ich auch meinte, mich zuerst historischen Studien widmen zu sollen. | Beginn der Studien war in Jena, wo ich über drei Semester diese Lehrer gehört habe: Beckstein, Caro, Czermak, Ebers, Kuno Fischer, Fortlage, Gaedickens, Schleier, A. Schmidt. Mit einzelnen dieser Lehrer pflege ich nach wie vor Umgang. Danach habe ich 4 Semester in der Berliner Akademie verbracht, in dieser Zeit besuchte ich Stunden der folgenden Lehrer: Althaus, Dove, Gruppe, Harms, Hübner, Bona Meyer, Trendelenburg. | Als ich mich mit Studien der neueren Philosophie unserer Zeit beschäftigte, habe ich erkannt, dass ich diese Studien entweder mit Geschichtsforschung oder mit dem Studium der Wissenschaft der Natur verbinden und vereinigen müsse. Da die Philosophie dieser Tage zunehmend Fragen
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der Naturwissenschaft behandelt, habe ich mir vorgenommen, mich mit der Arbeit an physikalischen Studien zu beschäftigen. | Deswegen war ich bestrebt, an der Georg August [Universität] diesen Winter hindurch im physikalischen Labor des Professor Kohlrausch bei Experimenten Hilfe zu leisten und die Professoren Lotze und Weber zu hören, welchen als den ausgezeichnetsten Männern ich um ihrer edlen Gesinnung und ihres Ratschlages willen den größten Dank abstatte. S. 30 33
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Hermann Lotze ] 1817–1881, Mediziner, Psychologe und Philosoph, ab 1834 Studium der Medizin und Philosophie in Leipzig, 1838 philosophische und medizinische Promotion in Leipzig, 1839 Habilitation in der Medizinischen Fakultät Leipzig, 1840 Habilitation in der Philosophischen Fakultät, 1843 ao. Prof. für Philosophie in Leipzig, 1844 o. Prof. für Philosophie in Göttingen, 1881 in Berlin (NDB/Leipziger Professorenkatalog). S. 30 Stellungnahme ] vgl. den Erstabdruck in: Reinhardt Pester (Hg.): Hermann Lotze Briefe und Dokumente. Mit einem Vorwort v. E. W. Orth. Würzburg: Königshausen & Neumann 2003, S. 546. S. 30 UA Göttingen ] mit Dank an Angelika Handschuck, UA Göttingen S. 30 Abhandlung ] vgl. Windelband: Die Lehren vom Zufall. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in Göttingen von W. W. aus Potsdam. Berlin: A. W. Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) 1870. 80 S. S. 30 Windelband ] über das Gesuch schreibt der Dekan W. Müller auf dem Kopf desselben Bl.: Herr Windelband von dem Gymnasium seiner Vaterstadt mit dem Zeugnisse der Reife entlassen, studirte drei Semester in Jena, vier in Berlin, darauf hier. Er wünscht in Philosophie und Physik geprüft zu werden. Die mündliche Prüfung durch Lotze und den Physiker Wilhelm Eduard Weber wurde für den 9.3.1870 anberaumt. Die Aktennotizen Müllers sind auf den 1. und 7.3.1870 datiert. Lotzes Stellungnahme steht zwischen den beiden Notaten. Auf der Rückseite des Bl. bemerkt Müller: In der Sitzung am 9 März ist Herrn Windelband der erste Grad zuerkannt. S. 30
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UA Göttingen ] mit Dank an Angelika Handschuck, UA Göttingen S. 31 Universität Heidelberg ] vgl. den wahrscheinlich irrtümlichen Eintrag über ein Zeugnis der Universität Heidelberg für Windelband in der Göttinger Matrikel vom 21.10.1869. Windelbands Studienorte waren Jena und Berlin, ein Studienaufenthalt in Heidelberg ist nicht nachgewiesen. S. 31 Moritz Drobisch ] 1802–1896, Mathematiker und Philosoph, ab 1820 Studium der Mathematik und Philosophie in Leipzig, 1824 Habilitation für Philosophie in Leipzig, 1824 Promotion in Mathematik in Leipzig. 1826–67 o. Prof. für Mathematik in Leipzig, 1826 ao. Prof. für Philosophie in Leipzig, 1842–1886 o. Prof. für Philosophie in Leipzig. Mehrmals Dekan, 1841/42 Rektor (Leipziger Professorenkatalog). S. 32 Abhandlung ] vgl. Windelband: Ueber die Gewissheit der Erkenntniss. Eine psychologisch-erkenntnisstheoretische Studie. Berlin: F. Henschel 1873 (Leipziger Habilitationsschrift 1872). S. 32 Zulassung des Verfassers ] diesem Antrag schließen sich die Kommissionsmitglieder, der Dekan Johannes Overbeck sowie die übrigen Fakultätsmitglieder am 23., 28. bzw. 29.10.1872 an S. 34
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den 22. September 72 ] Habilitations- und Promotionsschrift waren der Kommission (Moritz Drobisch, Heinrich Ahrens, Friedrich Zöllner) am 20.9.1872 (nach Eintreffen der Ministerialgenehmigung zur Zulassung Windelbands zu den Habilitationsleistungen und der Entrichtung der Gebühren) zugegangen. S. 34 Appelationsgerichts-Präsident a. D. von Koenen ] Näheres nicht ermittelt S. 36 Gutsbesitzer Ferdinand Heinrich Gerloff ] Näheres nicht ermittelt S. 36 Friedrich Wilhelm Ritschl ] 1806–1876, Klassischer Philologe. 1825–29 Studium in Leipzig und Halle, 1829 Promotion, 1829 Habilitation. 1832 ao. Prof. in Halle, 1833 in Breslau, 1834 o. Prof. in Breslau. 1836/37 Studienreise nach Italien, 1839 o. Prof. in Bonn, 1865 in Leipzig (NDB). S. 37 Separatvotum ] bereits am 17.11.1866 war die Aufforderung des Ministeriums ergangen, die nach dem Tode Weißes erledigte Professur für theoretische Philosophie wiederzubesetzen. Am 6.1.1867 erging der Vorschlag der Fakultät, entweder 1. Eduard Zeller, 2. Hermann Lotze, 3. Friedrich Theodor Fischer oder Gustav Schilling und Friedrich Ueberweg (im Gespräch war auch Karl Prantl) in Erwägung zu ziehen. Die Verhandlungen des Ministeriums mit Lotze führten zu keinem Ergebnis. Darauf folgte am 9.3.1872 ein neuerlicher Vorschlag der Fakultät: Zeller, Max Heinze (in der Diskussion waren außerdem: Wilhelm Dilthey, Prantl, Jürgen Bona Meyer, Julius Baumann, Christoph Sigwart). Ein weiterer Vorschlag lautete am 16.12.1874: 1. Sigwart, 2. Friedrich Albert Lange. Berufen wurde schließlich – nach dem Weggang Windelbands nach Zürich – Wilhelm Wundt, der aus Zürich kam. S. 37 Professor Belin in Helsingfors; ] gemeint: Wilhelm Bolin (1835–1924), bekannt als Briefpartner des älteren Ludwig Feuerbach, aus Finnland, mehrfache Studienaufenthalte in den 1850er/60er Jahren in Jena bei Kuno Fischer, vgl. Hans-Christoph Rauh: Bolin als verlängerter „Ausgang der klassischen deutschen Philosophie“. In: Jahrbuch für finnisch-deutsche Literaturbeziehungen 38 (2006), S. 129–147 sowie Rudolf Eisler: Philosophen-Lexikon 1912, S. 68. S. 37 Julius Walter ] (1841–1911), Studium in Dorpat und Jena, in Jena 1870 promoviert und 1873 habilitiert. 1875 ao., 1876 o. Prof. Königsberg (BEdPh). S. 37 Fritz Schultze ] (1848–1908), Studium in Jena, Göttingen und München, in Jena 1868 promoviert und 1871 habilitiert, 1875 dort ao. Prof. 1876 o. Prof. an der Technischen Hochschule Dredsen (BEdPh). S. 37 Gutachten ] die Besetzungsliste nach Antrag auf Berufung vom 9.2.1876 kam erst nach einer Einigung auf Wilhelm Wundts Vorschlagsliste zustande. Ludwig Kym hatte am 20.6.1875 gegenvotiert: Die Schriften des in zweiter Linie vorgeschlagenen Herrn Windelband, sind erkenntnißtheoretischer u. metaphysischer Art u. wesentlich dialectisch gehalten, fallen somit nicht in die Linie derer, welche auf Grund der Naturwissenschaften die Philosophie bearbeiten (Staatsarchiv Zürich, U 190 a.1). Im Gutachten Wundts vom 12.6.1875 heißt es: Bei Errichtung eines Lehrstuhls für inductive Philosophie an hiesiger Hochschule ist zweifellos in erster Linie der Gesichtspunkt maßgebend gewesen, daß neben der seit Jahrzehnten fast ausschließlich auf Universitäten gepflegten historisch-kritischen Richtung der Philosophie eine weitere Vertretung dieser Wissenschaft in einer von den Ergebnissen und Forschungsmethoden der Einzelwissenschaften ausgehenden Richtung wünschenswerth sei. In zweiter Linie war aber bei jenem Beschlusse wohl auch der
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andere Gesichtspunkt bestimmend, daß eine doppelte Besetzung der Philosophie überhaupt dringend erforderlich ist, wenn der Umfang der philosophischen Disciplinen einigermaßen ausreichend im Unterricht zur Geltung kommen soll. [. . .] Bei der Wiederbesetzung der erwähnten Professur müssen nun, wie ich glaube, nicht beide Gesichtspunkte festgehalten werden. Die Facultät wird vor allem ihr Augenmerk darauf richten müssen einen Mann zu gewinnen, der auf dem Boden der Erfahrungswissenschaften steht und deren Resultate im Geist der inductiven Methode philosophisch zu verwerthen sucht. Sie wird aber außerdem nicht vergessen dürfen, daß ein Lehrer der Philosophie an unserer Hochschule eine ersprießliche Wirksamkeit nur dann entfalten kann, wenn er das ganze Gebiet der Philosophie in zureichender Weise beherrscht, um die Hauptstücke derselben in seinen Vorlesungen vertreten zu können. Es folgt ein Absatz zu Schultze. Zu Windelband heißt es: Die Arbeiten von Dr. Windelband bewegen sich auf dem Gebiete der psychologischen Erkenntnißtheorie und Logik. [. . .] Obgleich hiernach die Arbeiten von Dr. Windelband an Umfang klein sind, so scheinen sie mir doch zu den besten Erwartungen sowohl in Bezug auf seine künftigen wissenschaftlichen Leistungen wie in Bezug auf seine Lehrthätigkeit zu berechtigen. Namentlich aber scheint mir der Geist, in welchem die Untersuchungen gehalten sind, und die gediegene Kenntniß der Philosophie sowohl wie der grundlegenden Wissenschaften, welche sie verrathen, wohl geeignet ihren Verfasser für einen Lehrstuhl der induktiven Philosophie in Vorschlag zu bringen (Staatarchiv Zürich, U 109 a.1). Zitiert nach Paul Ziche: Wissenschaftslandschaften um 1900. Philosophie, die Wissenschaften und der nichtreduktive Szientismus. Zürich: Chronos 2008, S. 68–69, S. 332. Zum Kontext vgl. dass. S. 62–73. S. 37 Fritz Schulze ] Fritz Schultze (1846-1908), 1876 ans Polytechnikum Dresden berufen (BEdPh). S. 38 in . . . Leipzig. ] im Vorfeld stand eine Anfrage von Karl Dilthey an Wilhelm Dilthey vom 13.6.1875 (oder 13.5.?), aus Zürich: Zum zweiten wird Wundts Stelle wieder leer. Gestern hitzige Sitzung darüber; [Ludwig] Kym kam mit einem unglaublichen Schund zu Markte; Wundt will an erster Stelle Fritz Schulze in Jena, an zweiter Windelband in Leipzig. [. . .] Weißt Du von Windelband (freier Wille + Causalität etc.) Etwas? Die Stelle ist nunmal für „induktive Philosophie“ und man glaubt hier Etwas zu haben indem man sich an das Wort klammert; womit man naturwissenschaftliche und richtig „wissenschaftliche“ Philosophie bezeichnen will. Wilhelm Dilthey antwortete am 25.5.1875 (oder 25.6.?) und bringt Paul Robert Schuster (1841–1877, 1869 Promotion in Philosophie in Leipzig, 1872 Habilitation für Philosophie in Leipzig, 1872 PD für Systematische Philosophie und Geschichte der Philosophie in Leipzig, 1874 ao. Prof. für Systematische Philosophie und Geschichte der Philosophie in Leipzig, vgl. Leipziger Professorenkatalog) und Hermann Cohen ins Gespräch: Was deine Anfrage wegen der philosophischen Professur betrifft, so bin ich wieder ganz sicher, daß die dortige Stellung in dem Sinne, in welchem sie gedacht ist, als Professur für Erfahrungsphilosophie, auch wieder besetzt werden kann. Wollte man hiervon absehen, so müßte gegenwärtig unbedingt von allen jüngeren Philosophen an Professor Schuster in Leipzig gedacht werden. [. . .] Es sind aber in den Gränzen der dortigen Aufgabe zwei Personen, welche mir wohlge-
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eignet scheinen. Durchaus in erster Linie Professor Hermann Cohen in Marburg. [. . .] In zweiter Linie wäre dann hier Dr. Wilhelm Windelband in Leipzig zu erwähnen. Seine beiden Abhandlungen „vom Zufall“ und „Gewißheit der Erkenntniß“ sind geistvolle Studien. Doch erscheinen die mannichfachen systematischen Ansätze darin noch nicht so durchgebildet daß er als Gelehrter gegenwärtig mit Cohen verglichen werden könnte. Ein Gelehrter, der eine in seiner Art reife Durcharbeitung eines zusammenhängenden Stoffes hinter sich hat, wird jederzeit dem vorzuziehen sein, welcher erst eine solche Arbeit durchzuführen und sich an ihr zu bewähren hat. Von dieser Vergleichung abgesehn, Herr Dr. Windelband für sich genommen, kann gewiß nach den beiden Studien erwartet werden daß er auch zu zusammenhängenden einen Gegenstand nach Kräften erschöpfenden Leistungen voranschreiten werde (Wilhelm Dilthey Briefwechsel Bd. 1 1852–1882. Hg. v. G. Kühne-Bertram u. H.-U. Lessing. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011. Die dortige Datierung ist fragwürdig, denn in dieser Reihenfolge stünde Wilhelm Diltheys Antwort vor Karl Diltheys Anfrage). Eine ähnliche Anfrage erging an Friedrich Albert Lange, den Vorgänger Wundts in Zürich, vgl. Hermann Cohen an August Stadler vom 14.7.1875 (aus Marburg): Man hat von Zürich aus bei Lange nach mir sich erkundigt wegen der Nachfolge auf Wundt’s Katheder, zugleich aber angefragt, ob ich auch gehen würde. Da ich nun hier unbesoldet bin, so habe ich unbedenklich diese Frage bejaht. [. . .] In der Anfrage bei Lange waren noch genannt Fritz Schultze, und Windelband (Hermann Cohen: Briefe an August Stadler. Hg. v. Hartwig Wiedebach. Basel: Schwabe 2015, S. 68). S. 38 auf Herrn Dr. Windelband ] vgl. den Dank für die bei Wilhelm Wundt entliehenen Schriften Windelbands von Regierungsrat Ziegler an Wundt vom 3.2.1876, aus Zürich: Was ich von Herrn Windelband gelesen und vernommen hat mich zu dem Entschuß gebracht, ihn für die erledigte Professur vorzuschlagen (UB Leipzig, NA Wundt/III/1501-1600/1580/319-322; https://histbest.ub.uni-leipzig.de/content/ estate_wundt.xed). In Wundts Nachlaß ist zudem eine Aufstellung der Schriften und Lehrveranstaltungen von Fritz Schultze (seit 1871 PD in Jena) und Windelband überliefert (NA Wundt/III/801-900/873/319-322). S. 38 literarischen Produkten ] vgl. die Primärbibliographie Windelband S. 38 11 andern Dozenten der Philosophie ] in Leipzig lehrten 1875/76: Moritz Wilhelm Drobisch (1802–1896), Carl Göring (1841–1879), Max Heinze (1835–1909), Conrad Hermann (1819–1897), Rudolf Seydel (1835–1892), Paul Schuster (1841–1877), Ludwig von Strümpell (1812–1899), Hermann Wolff (1842–1896), Wilhelm Wundt (1832– 1920), Tuiskon Ziller (1817–1882) sowie Johann Karl Friedrich Zöllner (1834–1882), vgl. das Personalverzeichnis der Universität. S. 38 Vorlesungen ] vgl. die Leipziger Vorlesungsverzeichnisse und die Liste der Lehrveranstaltungen Windelbands S. 38 einen . . . Jahresgehalt ] so wörtlich S. 39 Hornung ] Februar S. 41 Wintermonat ] November S. 41 Georg Gerland ] 1833–1919, Geograph und Geophysiker, Studium in Berlin und Marburg, 1859 Promotion in Marburg, 1856–75 Gymnasiallehrer in Kassel, Hanau, Magdeburg und Halle, 1875 o. Prof. für Geographie in Straßburg (NDB). S. 42
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vor 24.5.1882 ] vgl. in derselben Akte Nr. 33b: Protokoll der Fakultätssitzung vom 23.5.1882 mit Bildung der Berufungskommission für die Nachfolge Liebmanns: Ernst Laas, Otto Liebmann, Emil Heitz, Ernst Martin; Nr. 37b (37a: Einladung): Protokoll der Fakultätssitzung vom 24.5.1882 mit Beschluß der Vorschläge; Nr. 38: die Fakultät übermittelt ihre Vorschläge am 24.5.1882 an den Kurator, dazu die hier abgedruckte Beilage. S. 43 zwei verschiedene Schreiber ] Vermutung: 1. Schreiber Laas, 2. Schreiber Liebmann S. 43
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eingehende . . . vereinigt ] für Alois Riehl wird weitaus stärker hervorgehoben (Anlage 2, diese in Reinschrift von anderer Hand, vgl. auch die gestr. Passagen des Gutachtens über Windelband!): Nach Allem was vorliegt, scheint sein Hauptinteresse nach der Seite der Erkenntnißtheorie und Ethik zu liegen; in ersterer Beziehung hat er die bewährtesten und abgeklärtesten Prinzipien der modernen Philosophie, insbesondere der kantischen, mit den Methoden und Ergebnissen der positiven Wissenschaften, insbesondere der Naturwissenschaft, in einen fruchtbaren Kontakt gebracht. Das heißt: Ledderhose beruft sich nicht auf das Fakultätsgutachten, das erkennbar Riehl bevorzugt. Vgl. in derselben Akte Nr. 63: Abschrift der Mitteilung des Kurator an den Rektor über die Berufung Windelbands (17.6.1882). Diese Abschrift geht am 20.6.1882 vom Rektor an den Dekan, die Allerhöchste Bestallung erfolgt am 7.6.1882. S. 43 Der 3te . . . Logik ] diese Werke sind nicht erschienen S. 44 Curator ] vgl. Friedrich Paulsen: Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium. Berlin: A. Asher & Co. 1902, S. 93: Die Universitäten sind [. . .] unmittelbar dem Ministerium unterstellt. Doch findet sich in Preussen die Einrichtung, dass an den Provinzialuniversitäten ein Kurator als ortsanwesender Vertreter der Zentralinstanz bestellt ist; seine Aufgabe ist, die allgemeine Staatsaufsicht zu üben und für das Gedeihen und die Leistungsfähigkeit der Anstalt in jeder Richtung Sorge zu tragen. Der Verkehr der Universität mit dem Ministerium geht durch seine Hand. Für Straßburg fungierten 1872–1.8.1887: Carl Ledderhose (ca. 1821–1899, † 1. oder 2.1.1899 (78jährig)), 1880–1887 gleichzeitig Unterstaatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen (Meldung des Todes in Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg), Nr. 4 von Januar 1899, S. 89); 1888–1895: Heinrich Hoseus/Hosëus (1841–28.4.1897), Unterstaatssekretär für Kultus und Justiz; ab Februar 1895: Julius Hamm (24.4.1839–27.4.1908), Ministerialrat (Kuratorialakten Universität Straßburg ADBR Strasbourg; WBIS). S. 44 Karl (von) Hofmann ] Karl (von) Hofmann (1827–1910), geadelt 1882, 1855–1876 Politiker und Diplomat im Dienst Hessens (zuletzt als Ministerpräsident), 1876 Präsident des Reichskanzleramtes, 1879–80 Preußischer Minister für Handel u. Gewerbe, war 1880–87 Staatssekretär im Reichsamt für Elsaß-Lothringen in Straßburg, Ruhestand in Berlin (Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Bd. 1,2 Politiker F–H. Heidelberg: Universitätsvlg. C. Winter 1999, S. 378–379). S. 45
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Professor ] die Rede ist von Otto Liebmann
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Vorschlag ] vgl. noch am 17.6.1882 die Meldung in: Neue Freie Presse, Nr. 6395, Abendblatt, S. 1, daß Windelband und Riehl in Straßburg pari loco vorgeschlagen seien. S. 45 p ] wie p. p. (prämissis praemittendis: unter Voraussetzung des Vorauszusetzenden) als Hinweis auf die hier fortgelassenen Titel S. 45 beigefügten ] vgl. das Protokoll der Übereinkunft zwischen dem Kurator der Universität Ledderhose und Windelband vom 29.5.1882. S. 46 d. d. ] de dato (mit Datum vom) S. 46 Ew. Excellenz ] vgl. Rudolf Iherings Anmerkung über Regeln der Höflichkeitssprache in ders.: Der Zweck im Recht Bd. 2. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1886, S. 720: Man spricht Euere oder lhre Majestät, Excellenz, dagegen schreibt man Ew. Majestät, Excellenz, niemals: Ihre oder (ausgeschrieben) Euere [. . .]. Auch in Ew. Wohlgeboren u. s. w. hat sich die zweite Person erhalten, in der Ueberschrift des Briefes bedient man sich der zweiten, um dann sofort mit „Ihren Brief, Antrag u. s. w. habe ich erhalten“ in die dritte überzugehen! S. 46 herbeizuführen ] vgl. in derselben Akte Bl. 71 die Abschrift der Antwort Karl Hofmanns vom 13.6.1882, darin die Mitteilung, daß Windelband zu den ausgehandelten Konditionen berufen sei. S. 46 beantrage ich ] vgl. in derselben Akte das Protokoll der Fakultätssitzung von Samstag, 19.7.1902, 6 Uhr nachmittags: Excellenz Fischer unterrichtet die Mitglieder von dem Empfang eines Briefes des Prof. W. Windelband in Strassburg i/E, wodurch dessen in Aussicht genommene Berufung eine wesentliche Grundlage erhält. Der betreffende Brief circuliert bei den anwesenden Mitgliedern. Der Antrag seiner Excellenz wird auf ’s wärmste befürwortet von Herrn Coll[egen] Schöll, der zugleich der Hoffnung Ausdruck giebt, dass grade durch Berufung von Professor Windelband auch die bewährte Kraft unseres Seminars noch möglichst lang der Universität erhalten bleiben wird. Nach einigen weiteren Bemerkungen seitens der Herrn Collegen Weber, Osthoff und Schöll über den formellen Act der Wiederbesetzung der zweiten Professur für Philosophie wird der Antrag Exc[ellenz] Fischer einstimmig und ohne Debatte angenommen und beschlossen, den Engeren Senat zu ersuchen, er wolle diesen Antrag dem Grossherzoglichen Ministerium mit besonderem Nachdruck empfehlen; sowie die parallele Rektoratsakte, UA Heidelberg, RA 6859 (Lehrstühle für Philosophie 1836 (1830) bis 1918): Am 21.7.1902 teilt die Fakultät dem Engeren Senat ihren einstimmigen Beschluß vom 19.7. mit, Windelband als einzigen zu nennen, und bittet um Befürwortung beim zuständigen Ministerium. Das Ministerium teilt dem Senat am 20.11.1902 die Berufung Windelbands zum 1.4.1903 mit, unter Verleihung des Charakters als Geheimer Rat II Klasse. S. 47 zweite . . . Philosophie ] dieses Ordinariat existierte nach dem Tode Carl Alexander Freiherr von Reichlin-Meldeggs (1801–1877) nur auf dem Papier und war nie im Stellenplan für die Philosophische Fakultät vorgesehen. Reichlin-Meldegg, geweihter Priester und Professor für Historische Hilfswissenschaften, hatte sein Freiburger Lehramt nach seiner Konversion zum Protestantismus aufgeben müssen. 1840 wurde er in Heidelberg zum Professor für Philosophie berufen, ein Akt der Protektion durch das protestantische Großherzogtum Baden, vgl. Horst Gundlach: Wilhelm Windelband und die Psychologie. Heidelberg: University Publishing 2017, S. 178. S. 47
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Charakteristik ] vgl. die von Alexander Moszkowski (Berlin) in: Neues Wiener Journal, Nr. 10837 vom 20.1.1924, S. 12 (ANNO) u. d. T. Von prominenten Menschen. Unverbürgte Berichte kolportierte Anekdote: Ich habe als junger Student noch bei [. . .] Kuno Fischer gehört [. . .] Er las auch über rein philosophische Probleme und war [. . .] beflissen, seine eigene Stellung in der Geisteswelt immer deutlicher hervortreten zu lassen. Endlich hatte er hierfür die richtige Formulierung gefunden [. . .]: „Genau genommen, gibt es heute in ganz Deutschland nur zwei wirkliche Philosophen, nur zwei Denker ersten Ranges, – – der andere ist Professor Windelband in Straßburg!“ S. 47 Ablehnung seines Rufes nach Tübingen ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 15.7.1902 S. 47 Herders Leben ] München: C. H.Beck 1895. S. 48 Lustrums ] Jahrfünft S. 48 Goedeckemayer ] gemeint: Albert Goedeckemeyer (1873–1945), 1897 mit einer Arbeit über Epikurs Verhältnis zu Demokrit in der Naturphilosophie bei Windelband in Straßburg promoviert, 1900 in Göttingen für Philosophie habilitiert (WBIS). – Goedeckemeyer bearbeitete 1923 die 4. Aufl. von Windelbands Geschichte der alten Philosophie. In: Geschichte der antiken Naturwissenschaft und Philosophie (1888) u. d. T. Geschichte der abendländischen Philosophie im Altertum. München: C. H. Beck (Handbuch der Altertumswissenschaft Bd. 5, 1. Abt. 1. Teil). S. 49 Volz-Karlsruhe ] Hermann Volz (1847–1941), seit 1879 an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe, 1880–1919 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe (NDB, WBIS). S. 50 in die Wege zu leiten ] vgl. die entsprechenden Schreiben der Hofprägeanstalt B. H. Mayer in der vorliegenden Edition sowie Windelband an Ernst Troeltsch vom 10.6. 1906 S. 50 wolle dem Engeren Senat empfehlen: ] dem Antrag schlossen sich die Fakultätsmitglieder im Umlauf an S. 51 ersten Termin 1909: ] vgl. Windelbands Gutachten vom 14.7.1909 S. 51 Lustrum ] Jahrfünft S. 51 Ernst Cassirer ] vgl. UA Heidelberg, RA 5214 (Kuno Fischer-Preis-Stiftung 1904– 1914), Ernst Cassirer an Eberhard Gothein vom 26.7.1914: Euer Magnifizenz | spreche ich für die Mitteilung der Zuerkennung des Kuno-Fischer-Preises an meine Schrift „Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit“ meinen verbindlichsten Dank aus, den ich dem Senat der Universität Heidelberg, sowie der Philosophischen Fakultät im Besonderen freundlichst zu übermitteln bitte. Ich empfinde die hohe Ehre und | die Förderung, die mir die Universität Heidelberg dadurch zu Teil werden lässt, um so dankbarer, als ich gegenwärtig mit einer Fortsetzung dieses Werkes, das ich durch einen dritten Band zu ergänzen beabsichtige, beschäftigt bin. Was die Wahl zwischen den beiden Medaillen betrifft, die Euer Magnifizenz mir freistellen, so habe ich mich für die Medaille in Bronce entschieden. | Ich bin mit dem nochmaligen Ausdruck meines Dankes und meiner vorzüglichen Hochachtung Ihr sehr ergebener | Ernst Cassirer; sowie Cassirer an Gothein vom 4.8.1914: Euer Magnifizenz | bitte ich zu entschuldigen, daß meine Antwort auf Ihr freundliches Schreiben sich infolge der Erregung
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der letzten Tage bis heut verzögert. Zugleich ersuche ich Euer Magnifizenz, die Auszahlung des Kuno-Fischer-Preises, wenn sie inzwischen nicht bereits erfolgt ist, zurückzuhalten, da ich in der gegenwärtigen Stunde, den Preis nicht für mich in Anspruch nehmen, sondern ihn einem allgemeinen Zwecke nutz|bar machen möchte. Ich bitte den Senat der Universität Heidelberg, diesen Zweck bestimmen zu wollen; ich selbst möchte vorschlagen, den Betrag einem Unterstützungsfonds für die Angehörigen der im Felde stehenden zu überweisen, will aber der Entscheidung des Senats nicht vorgreifen. Ich bitte Euer Magnifizenz mir über diese Entscheidung Nachricht zugehen zu lassen und empfehle mich in vorzüglicher Hochachtung | Ernst Cassirer; schließlich Cassirer an Gothein vom 9.8.1914: Euer Magnifizenz | teile ich mit, daß ich durch die Grossherzogliche Universitätskasse in Heidelberg gestern den Betrag von 1500 Mark erhielt. Ich glaube daraus entnehmen zu können, daß mein Brief vom 2. August, in welchem ich diese Summe für einen allgemeinnützigen, vom Senat der Universität zu bestimmenden Zwecke zur Verfügung stellte, nicht mehr rechtzeitig einge|troffen ist. Ich habe nunmehr die Summe in Empfang genommen, möchte aber nochmals bemerken, daß ich sie für den Senat der Universität Heidelberg und für die Bestimmung, die er ihr zu geben gedenkt, nach wie vor zur Verfügung halte. Eventuell würde ich, wenn Euer Magnifizenz und der Senat mit mir darüber einverstanden sind, den Betrag direkt von hier aus an das Rote Kreuz überweisen. | Ich empfehle mich in aufrichtiger Hochachtung Ihr sehr ergebener | Ernst Cassirer. Gothein dankte am 12.8.1914, die Universität werde diese großzügige Geste würdigen (im Bericht des Prorektors am Stiftungsfest) und eine Notiz in die Heidelberger Zeitungen bringen; der Engere Senat übersandte am 10.9.1914 die Medaille an Cassirer. S. 54 die Wahl ] vgl. die Notiz in: Der Gemeindebote. Beilage zur „Allgemeinen Zeitung des Judentums“, Nr. 6 vom 5.2.1915, S. 4: Nach der „Chronik der Universität Heidelberg“ wurde zum ersten Mal der „Kuno-Fischer-Preis“ verliehen. Der Preisträger ist der Privatdozent Professor Dr. Ernst Cassirer in Berlin; er erhielt auf Wunsch die Preismedaille in Bronze. Die Ehrengabe von 1500 Mark hat Professor Dr. Cassirer in hochherziger Weise dem Roten Kreuz überwiesen. S. 54 Heinrich Wilhelm Windelband ] recte: Johann Friedrich Wilhelm Windelband S. 56 Anzeige ] vgl. die Kondolenztelegramme und -schreiben in der Personalakte Windelbands, UA Heidelberg, PA 2449, Bl. 17ff.: Großherzog Friedrich; Großherzogin Luise; Minister des Kultus und Unterrichts Karlsruhe; Präsident Evangelischer Oberkirchenrat Karlsruhe; Direktor Gymnasium Heidelberg; Direktor Oberrealschule Heidelberg; Grossherzoglicher Amtsvorstand; Wilhelm Prinz von Sachsen-Weimar, Herzog zu Sachsen, Oberstleutnant im Stabe der 8. Landwehr-Divison; Königliche Kommandantur des Offizier-Gefangenenlagers Heidelberg; Kommandantur des 1. ErsatzBataillons der Großherzoglich Mecklenburgischen Jäger-Bataillons Nr. 14; Stadtrat Heidelberg, Universitäten Budapest, Straßburg, Leipzig, Zürich; Technische Hochschule Karlsruhe S. 57 Bauer ] Johannes Bauer (1860–1930), evangelischer Theologe, seit 1910 o. Prof. in Heidelberg, 1915 Prorektor (NDB). S. 57 Ansprachen ] vgl. Eduard Schwartz: Am Sarge Wilhelm Windelbands. In: Straßburger Post, Nr. 818 v. 28.10.1915, Mittagsausgabe 2. Bl. Wiederabdruck in ders.: Ver-
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gangene Gegenwärtigkeiten. Berlin: de Gruyter 1938 (Gesammelte Schriften Bd. 1), S. 383–385; Otto Bütschli: Jahresbericht des geschäftsführenden Sekretärs der Akademie. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft 1915. Heidelberg: Carl Winter 1916, S. XVI–XVIII Nachruf auf Windelband (vgl. das 4-seitige Ms. der Rede am Grabe Windelbands von Bütschli in den Akademie-Akten: UA Heidelberg, HAW 540 (Akademie 1909–1963), Bl. 46). Dazu der Bericht: Ruge, Arnold: Die Beisetzung Wilhelm Windelbands. In: Heidelberger Neueste Nachrichten, Nr. 250 vom 26.10.1915, S. 6 über die Ansprachen des Stadtpfarrers Fromme, des Prorektors der Universität Heidelberg Johannes Bauer, des Dekans der Philosophischen Fakultät Friedrich von Duhn, des Prorektors der Universität Straßburg Eduard Schwartz, Bütschlis für die Akademie sowie Ruges im Namen des Philosophischen Seminars. S. 57 Bauer. ] Johannes Bauer (1860–1930), evangelischer Theologe, seit 1910 o. Prof. in Heidelberg, 1915 Prorektor (NDB). S. 58
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Jenenser Studienzeit ] WS 1766/67–SS 1867. Georg Ebers (1837–1898), Ägyptologe, habilitierte sich 1865 in Jena, 1869 ao. Prof. daselbst; 1870 ao. Prof., 1875 o. Prof. an der Universität Leipzig (NDB). Zum Schicksal der Korrespondenz Ebers’ mit Windelband vgl. Karl Ernst Henrici: Autographen aus Literatur und Wissenschaft. Der Sammlungen Georg Ebers, Auguste Pattberg, Wottke, Giersberg u. a. M. erster Teil. Besichtigung: Sonnabend, 29. Mai 1926. Versteigerung: Montag, 31. Mai 1926. Berlin 1926 (Katalog Nr. 108), S. 10 (UB Heidelberg, Auktionskataloge digital, 29.8.2016). S. 213
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Gustav Freytag ] 1816–1895, Schriftsteller, 1848–61 u. 1867–70 Schriftleitung (mit Julian Schmidt) der Wochenschrift Die Grenzboten, Leipzig, danach Mitarbeiter der neugegründeten Zeitschrift Im Neuen Reich, deren Schriftleiter Windelbands Freund Alfred Dove war (NDB; Gustav Freytag: Karl Mathy./Erinnerungen aus meinem Leben. Leipzig: S. Hirzel o. J. [ca. 1920] (Gustav Freytag Gesammelte Werke. Neue wohlfeile Ausg. 2. Serie 8. Bd.), S. 565–591). Der gleichnamige Neffe Gustav Freytags gehörte seit Schülerzeiten zum Bekanntenkreis Windelbands, vgl. Otto Wallach 1847–1931 Chemiker und Nobelpreisträger. Lebenserinnerungen: Potsdam, Berlin, Bonn, Göttingen. Hg. v. G. Beer u. H. Remane. Berlin: Verlag für Wissenschafts- und Regionalgeschichte Engel 2000, S. 35. Vgl. Dove an Friedrich Meinecke v. 24.10.1915: Gustav Freytag erklärte einst ihm und mir seinen Namen als eigentlich „Windelbald“, d. h. „kühn wie ein Vandale“. Davon aber hatte er doch nichts abbekommen; sondern er war ein grundgescheiter, fröhlicher, das Leben und die Welt leicht und hell nehmender Gesell, bis ihn das Bewußtsein schwerer Krankheit umflorte. Ich seh’ und hör’ ihn noch vor mir, wie er zu Pfingsten 1872 mit mir von Leipzig durch den Südharz wanderte – listig und lustig wie ein Hermes (Alfred Dove. Ausgewählte Briefe. Hg. u. eingeleitet v. Oswald Dammann. München: Bruckmann 1925 (Alfred Dove. Ausgewählte Aufsätze und Briefe Bd. 2. Hg. v. F. Meinecke u. O. Dammann), S. 309; vgl. Friedrich Meinecke: Alfred Dove. In: Historische Zeitschrift 116
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(1916), S. 69–100, Briefzitat auf S. 96). Vgl. Windelband an Gustav Freytag vom 12.7.1872. S. 213 kein Ueberfluß ] im SS 1871 wurden an der Universität Leipzig angekündigt: I. Allgemeine Studien. I. Philosophische Wissenschaften. 1. Geschichte der Philosophie. Uebersichtliche Darstellung der Hauptsysteme in der Geschichte der Philosophie: Strümpell. Geschichte der Philosophie: Hermann. Geschichte der alten Philosophie mit einer Einleitung über die Philosophie des Orients: Seydel. Ueber die Fundamente von Kant’s Moralphilosophie: Drobisch. Ueber die Entwickelung der neuesten speculativen Theologie und Religionsphilosophie (seit Schleiermacher) für die Studirenden aller Facultäten: Fricke. Im WS 1871/72: I. Allgemeine Studien. I. Philosophische Wissenschaften. 1. Geschichte der Philosophie. Geschichte der alten Philosophie (für Studirende der Philologie): Strümpell. Geschichte der Philosophie der Griechen und Römer: Seydel. Geschichte der griechischen Philosophie nebst Erklärung der loci classici nach Preller-Ritters historia philosophiae Graeco-Romanae: Fritzsche. Vergleichende Darstellung der wichtigsten neueren philosophischen Systeme: Hermann. Historische Einleitung in die Metaphysik: Drobisch. Ueber Hegels Philosophie der Geschichte: Hermann. Ueber Schleiermachers Leben u. Lehre (für die Studirenden aller Facultäten): Fricke (http://histvv. uni-leipzig.de/vv/1871s.html; http://histvv.uni-leipzig.de/vv/1871w.html). S. 213 gedruckten Habilitationsbedingungen ] vgl. UA Leipzig, Phil. Fak. A 2/2004 Bd. 2b, 35a: Regulativ für die Habilitation der Privatdocenten bei der philosophischen Facultät der Universität Leipzig, genehmigt vom königlichen Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts am 4. Februar 1870. Leipzig: Druck von Alexander Edelmann, Universitäts-Buchdrucker. 6 S.: § 1 über den zu stellenden Antrag des Kandidaten inklusive Nachweis dreijähriger Studienzeit (akademischen Triennium) und daß das Studienende mindestens 2 Jahre zurückliegt, sowie, daß die Promotion an einer deutschen Universität abgelegt worden ist. Beilage: Doktordiplom und Dissertationsschrift. § 2: die Kommission setzt sich aus drei Mitgliedern der Fakultät unter Vorsitz des Dekans zusammen. § 3: eine wissenschaftliche Abhandlung ist zur Begutachtung einzureichen. § 4: Abhaltung eines fachwissenschaftlichen Kolloquiums, bei dem das Ergebnis zu protokollieren ist, § 5: danach Beschlußfassung der Fakultät über Zulassung zum öffentlichen Vortrag. Die Habilitationsschrift ist auf eigene Kosten zu drucken: Auf dem Titel derselben ladet der Candidat zu einem von ihm öffentlich zu haltenden Vortrage ein. Der Termin ist vom Dekan vorher zu bestimmen; Abgabe von 250 Exemplaren der Habilitationsschrift an die Fakultät. § 6: Einreichung von drei Themenvorschlägen für den öffentlichen Vortrag, Auswahl durch die Kommission. § 7: Mit der Haltung des öffentlichen Vortrags sind die von dem Candidaten geforderten Habilitationsleistungen geschlossen und erhält derselbe nunmehr, – nachdem er noch einen Revers unterzeichnet hat, in welchem er darauf aufmerksam gemacht wird, daß ihm aus seiner Habilitation ein Anrecht auf Renumeration oder künftige Beförderung nicht erwachse – eine Bescheinigung über die ihm ertheilte venia legendi, wobei das Fach oder die Fächer namhaft gemacht werden, auf welche sich die venia legendi erstreckt. § 8: Kosten der Habilitation: 20 Taler, zu entrichten bei Einreichung der Abhandlung, keine Erstattung (auch nicht bei Zurückweisung nach § 3). S. 214
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Curtius ] Georg Curtius (1820–1885), klassischer Philologe, seit 1862 Prof. in Leipzig, 1869/70 Dekan der philosophischen Fakultät (Professorenkatalog der Universität Leipzig). S. 214 Gemahlin ] Antonie Ebers (1838–1913), verwitwete Lösevitz (NDB). S. 214 Potsdam Holzmarktstraße 18. ] letzte nachgewiesene Potsdamer Adresse von Friederike Windelband, geb. Gerloff, der Mutter Windelbands, vgl. www.janecke.name gaeste/wichgraf-in-potsdam (2.2.2017). S. 214 in Wien ] wo Jellineks Vater Adolf Jellinek Rabbiner war S. 214 Graf Mamiani ] Terenzio Mamiani (1799–1885), mehrmals Minister, Prof. in Turin (Rudolf Eisler: Philosophen-Lexikon 1912, S. 448–449). S. 214 Prof. Ferri ] Luigi Ferri (1826–1895), Prof. in Florenz u. Rom, stand Mamiani nahe (Rudolf Eisler: Philosophen-Lexikon 1912, S. 169). S. 214 Knudson ] kann auch Knudsen heißen; nicht ermittelt. S. 215 Sohn des Aesthetikers Vischer ] Robert Vischer (1847–1933), Sohn von Friedrich Theodor Vischer (1807–1877), vgl. auch Windelband an Robert Vischer vom 26.11.1910 S. 215
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Dr. Duprel ] gemeint ist Carl Du Prel (1839–1899), nach einer Militärkarriere Philosophiestudium, 1868 in Tübingen promoviert, 1871 aus dem Militärdienst ausgeschieden, seitdem als freier Schriftsteller in München (BEdPh). Befreundet mit Eduard von Hartmann. S. 215 Sr. Heiligkeit ] Pius IX (Giovanni Maria Mastai Ferretti), seit 1846 Papst, Pontifikatsende 7.2.1878 (http://w2.vatican.va/content/pius-ix/de.html). S. 215 in Wien ] vgl. Jellinek an Ehrenberg aus Wien vom 16.4.1873: Wahrscheinlich kommt morgen Windelband nach Wien. Er schrieb mir aus Rom, daß er mich auf drei Tage zu besuchen gedenkt. Du kannst Dir denken, wie ich mich darauf freue! Er grüßt Dich herzlich und fragt, ob er Dich in Betreff des Famulus-Amtes beim Worte nehmen kann. Wenn es auch diese Semester nicht geht, so wirst Du hoffentlich im nächsten Semester im Stande sein, Dein Versprechen zu erfüllen. Ich schreibe Dir ausführlich über unser Zusammensein (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 178–179). Es ist kein Bericht Jellineks an Ehrenberg über einen Besuch Windelbands in Wien überliefert. S. 215 ferma in posta ] postlagernd S. 215 Taciturans ] lat. der Schweigende S. 216 Fundamenten des Erkennens ] vgl. Jellinek an Ehrenberg aus Mödling (bei Wien) vom 9.6.1873: Der Titel von Windelbands Schrift lautet: „Ueber die Gewißheit der Erkenntniß“. Er frug bei mir um Deine Adresse an, ob er meine Antwort erhalten, weiß ich nicht, ich habe Gründe, es zu bezweifeln. Die Schrift ist geschriebener Fleischextract, selten sind auf so wenig Seiten so viel Gedanken zusammengedrängt worden (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 192). S. 216 Kathederthätigkeit ] vgl. Jellinek an Ehrenberg aus Mödling (bei Wien) vom 19.5. 1873: Von Windelband hatte ich dieser Tage Brief, er erkundigte sich nach Deiner Adresse. Seine Probevorlesung hielt er vor hundert Zuhörern ab, seine Collegien sind von zehn bis zwanzig besucht. Er wird mich vielleicht diesen Sommer
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hier besuchen (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 186). Das von Jellinek erwähnte Schreiben Windelbands ist nicht ermittelt. S. 217 philosophischen Verein ] vgl. Windelband an Ehrenberg vom 18.11.1873 S. 217 Bardeleben ] vgl. Windelband an Victor Ehrenberg vom 24.10.1872 S. 217 Misdroy ] heute Międzyzdroje, Ostseebad auf der Insel Wollin (Polen) S. 218 Braut ] Martha Wichgraf S. 218 seit Pfingsten ohne Nachricht ] vgl. Ehrenberg an Jellinek aus Heidelberg vom 31.7. 1873: Auch Windelband beklagt sich über Dein Schweigen [. . .]. Er frägt, ob Du die 2 Expl. seiner Schrift erhalten und auftragsgemäß verwendet hast. Er geht nächster Tage nach Misdroy; seine Adresse dort ist: 4 Victoriastrasse, Seebad Misdroy (Wollin); sowie Jellinek an Ehrenberg aus Mödling (bei Wien) vom 5.8.1873: An Windelband schrieb ich übrigens aus besonderem Grunde nicht. Vor einiger Zeit machte das hiesige Professorencollegium einen Triasvorschlag behufs Besetzung der philosophischen Professur. Primo loco ward Lange (Gesch. des Materialismus) secundo loco Stumpf in Göttingen, tertio loco wenn ich mich nicht sehr irre Windelband vorgeschlagen. Seit drei Wochen fahnde ich vergebens auf einen Ordinarius, die fast alle ausgeflogen sind, um mir Gewißheit zu verschaffen. Drum schrieb ich bis heute nicht, um ihm die mir und wohl auch ihm angenehme Nachricht positiv mittheilen zu können. Vielleicht hat sich meine Freundesgesinnung zu einem voreiligen Schlusse hinreissen lassen (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 195–197). S. 218 meinen letzten Brief ] nicht ermittelt S. 218 „Gewißheit“ ] Windelbands Habilitationsschrift Ueber die Gewissheit der Erkenntniss, 1873. S. 218 Freytag ] der Neffe Gustav Freytags, der ebenfalls Gustav Freytag hieß (vgl. Windelband an Gustav Freytag vom 12.7.1872) S. 218 Bernays ] wahrscheinlich der Literaturhistoriker Michael Bernays (1834–1897, 1873 Prof. für neuere Sprachen und Literatur in München), Bruder des Philologen Jacob Bernays, der sich 1872 in Leipzig habilitierte (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 161). S. 218
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Hirzel ] Rudolf Hirzel (1846–1917), klassischer Philologe, 1871 in Leipzig habilitiert, ao. Prof. 1877, 1886 ao. Prof. Jena, 1888 o. Prof. (NDB). S. 218 Dove ] der Historiker Alfred Dove (1844–1916), der 1873 in Leipzig habilitierte, zuvor Redakteur der Grenzboten, Herausgeber der Zeitschrift Im Neuen Reich seit 1870 (NDB). S. 218 große Kuno ] Kuno Fischer S. 218 Kösener Zusammenkunft ] der Professoren der Universitäten Jena, Halle u. Leipzig (vgl. Eduard Meyer an Georg Ebers vom 29.6.1895, https://www.kohring-digital.de/ mediapool/28/282725/data/Ebers/1895ebers.pdf ). S. 218 Promotionsschrift von einem hier studirenden Ungarn ] womöglich gemeint: Josef Weisz (* 4.7.1849 in Szt.-Gál, Ungarn) mit dessen Promotionsschrift: Kant’s Lehre von Raum und Zeit. Budapest: Fanda & Frohna o. J. [1875] 24 S.: Diese Capitel sind
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einer grösseren Schrift über Kant’s Kritik entnommen und mit Bewilligung der löbl. philosophischen Facultät zu Leipzig anstatt der ganzen Arbeit gedruckt. In dieser Fassung keine Auseinandersetzung mit Kuno Fischer. S. 218 Waisenhausstr. ] Straßenname 1860–79, seitdem Liebigstraße (Gina Klank, Gernot Griebsch (Hg.): Lexikon Leipziger Straßennamen. Leipzig 1995). S. 219 völkerpsychologische Betrachtungsweise des logischen Problems ] vgl. Windelband: Die Erkenntnisslehre unter dem völkerpsychologischen Gesichtspunkte. Mit Rücksicht auf Sigwart, Logik I. Tübingen. Laupp’sche Bchhdlg. 1873. In: Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 8 (1875), 2. Heft 1874 (!), S. 166–178. S. 219
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weiter verfolgt ] vgl. Heymann Steinthal: Zusatz zum vorstehenden Artikel. In: Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 8 (1875), S. 178–189. S. 219 im Rosenthal oder auf der Linie ] Parklandschaft und Spazierweg bei Leipzig S. 220 Karlbäder ] gemeint ist der Kurort Karlsbad in Böhmen S. 221 Hahn’schen Tischgenossenschaft ] vgl. Windelband an Ehrenberg vom 18.11.1873 S. 221
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Knapp’s Abgang ] Georg Friedrich Knapp (1842–1926), 1867 Leiter des Statitischen Amtes der Stadt Leipzig, 1869 zusätzlich Prof. an der Universität Leipzig, ging 1874 an die Universität Straßburg, dort bis 1918 (NDB). S. 221 Nitzsche’s ] gemeint ist vermutlich Hinrich Nitsche (1845–1902), Zoologe, 1868 Promotion in Berlin, 1871 Habilitation in Leipzig, 1875 ao. Prof. für Zoologie in Leipzig, 1876 o. Prof. für Zoologie an der Forstakademie Tharandt (Professorenkatalog der Universität Leipzig). S. 221 Fräulein Peschel ] nicht ermittelt; mögliches Verwandtschaftsverhältnis zu Oscar Ferdinand Peschel (1826–1875), Geograph, seit 1871 o. Prof. für Geographie in Leipzig, seit 1873 wegen Krankheit beurlaubt (Professorenkatalog der Universität Leipzig). S. 221
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Vondermühlt’s ] gemeint ist vermutlich Karl von der Mühll (1841–1912), Physiker u. Mathematiker, 1866 Promotion in in Königsberg, 1868 Habilitation in Leipzig, 1872 ao. Prof. für Physik in Leipzig, 1889 in Basel, 1890 o. Prof. (Professorenkatalog der Universität Leipzig). S. 221 His ] Wilhelm His (1831–1904), Anatom u. Physiologe, seit 1872 Prof. in Leipzig (NDB). S. 221 Zirkel ] Ferdinand Zirkel (1838–1912), Geologe, 1861 Promotion in Bonn, 1863 ao. Prof. für Mineralogie und Geologie in Lemberg, 1865 o. Prof., 1868 Prof. für Mineralogie, Geognosie und Geologie in Kiel, seit 1870 Prof. in Leipzig (Professorenkatalog der Universität Leipzig). S. 221 Heubner ] Otto Heubner (1843–1926), Kinderarzt, Studium in Leipzig, Prag u. Wien, 1867 Promotion in Leipzig, 1868 Habilitation, 1876 Leiter der Leipziger Distriktspoliklinik, 1887 Honorarprofessor, 1891 Lehrstuhl für Kinderheilkunde. 1894 nach Berlin berufen, dort u. a. an der Charité, 1913 emeritiert (NDB). S. 221 Blaß ] vermutlich Friedrich Wilhelm Blass (1843–1907), klassischer Philologe, Studium in Göttingen u. Bonn, u. a. bei Friedrich Ritschl. Gymnasiallehrer in Bielefeld, Naumburg, Magdeburg, Stettin u. Königsberg. 1874 in Königsberg habilitiert bei Heinrich Jordan. 1876 Prof. in Kiel, 1892 in Halle (NDB). S. 221
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Thierfelder ] Ferdinand Albert Thierfelder (1842–1908), Anatom u. Pathologe, 1864– 1869 Studium in Rostock u. Leipzig, 1874 Habilitation in Leipzig, 1874–1876 PD für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität Leipzig, 1876–1908 o. Prof. für Anatomische Pathologie an der Universität Rostock, 1883/84 Rektor (Professorenkatalog der Universität Leipzig; Catalogus Professorum Rostochiensium). S. 221 Dr. Rolf ] nicht ermittelt S. 221 Knapp’s Verlobung mit Frl. Karganoff ] Knapp heiratete Lydia von Karganow (1849–1925) aus Tiflis, seine ehemalige Studentin (NDB). S. 221 Susanna Rubinstein ] psychologische Schriftstellerin aus Czernowitz, lebte von 1847– 1914, zuletzt in Heidelberg und München. 1870 Studienbeginn in Prag, ab 1873 in Leipzig, dort 1874 Promotion mit einer Schrift über Die sensoriellen und sensitiven Sinne. Leipzig: A. Edelmann o. J. [1874], die von der Kritik verrissen wurde, vgl. z. B. Jenaer Literaturzeitung 1874, Nr. 51, S. 803 (Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin 1898, S. 209–210). S. 221 „Grundfragen“ aus dem vorigen Semester ] im SS 1874 hatte Windelband u. a. eine Veranstaltung über Grundfragen der Psychologie angeboten. S. 221 Brentano’schen Compilation ] vgl. Franz Brentano: Psychologie vom empirischen Standpunkte Bd. 1. Leipzig: Duncker & Humblot 1874; darin: Buch II. Von den psychischen Phänomenen im Allgemeinen. Kapitel 5. Die vorzüglichsten Classificationsversuche § 6, S. 252–255, bes. S. 254–255 zu den sensitiven und sensoriellen Sinnen. S. 221
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Druck ] Anspielung unklar, vgl. Windelband an Jellinek vom 30.12.1875. 1877 erschien, nach Windelbands eigener Datierung im späteren Abdruck der Präludien 1876 verfaßt: Der Pessimismus und die Wissenschaft. In: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 2 (1877), S. 814–821 u. S. 951–957. S. 222 nonum in mensem ] Neunmonatszeit S. 222 annum ] Jahr S. 222 Tüngel ] vgl. Windelband an Ehrenberg vom 14.1.1875 S. 222 Bardeleben ] vgl. Windelband an Ehrenberg vom 24.10.1872 S. 222 Pfingstspritze ] meint: Kurzreise zu Pfingsten S. 222 freudigen Ereignisses ] nicht ermittelt S. 222 „Elephanten“ ] vgl. Richard Riegler: Das Tier im Spiegel der Sprache. Ein Beitrag zur vergleichenden Bedeutungslehre. Dresden u. Leipzig: C. A. Koch (H. Ehlers) 1907, S. 90: Der Elefant erscheint überdies in der deutschen Redensart bei einem Liebespaar den Elefanten spielen auch als Symbol geistiger Schwerfälligkeit [. . .]. Obige Redensart wird angewendet auf einen Galan, auf den man – ohne daß er von dem Manöver etwas merkt – des Ehemanns Eifersucht lenkt, wenn ein anderer der Frau des letzteren den Hof macht. Mit Abschwächung und gleichzeitiger Verschiebung der ursprünglichen Bedeutung gebraucht man diese Redensart mit Bezug auf die Anstandsperson, meist weiblichen Geschlechts, die ein Brautpaar auf seinen Spaziergängen begleitet. Diese letzte Bedeutung des Ausdrucks ist hier gemeint. S. 222 Dein Geburtstag ] Jellinek wurde am 16.6.1851 geboren. S. 222 Drangsal ihrer Krankheit ] vgl. Windelband an Jellinek vom 17.7.1875 S. 223 Tüngel ] vgl. Windelband an Ehrenberg vom 14.1.1875 S. 223
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otium cum dignitate ] würdevolle Muße; Ausdruck nach Cicero: De Oratore I, 1–2. S. 223
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Lichtmühle ] physikalische Apparatur in einer evakuierten Glaskugel: vier sich um eine Achse drehende, einander gegenüber angebrachte Glimmerplättchen; Drehbewegung beginnt bei Lichteinfall. Erfunden 1873 von dem Physiker William Crookes (1832–1919). S. 223 Tante ] nicht ermittelt S. 223 Malerschwager ] Fritz Wichgraf (1853–1939), Bildnis- und Genremaler in Berlin (WBIS) sowie Südafrika, vgl. Windelband an Ulrich und Elly Stutz vom 16.6.1900. S. 223
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Misdroy ] heute Międzyzdroje, Ostseebad auf der Insel Wollin (Polen) S. 223 „das Glück dieses Daseins zu perpetuiren“ ] als Zitat nicht nachgewiesen. Der Kontext der Anspielung ist die bevorstehende Geburt von Windelbands Tochter Dora (* 19.3.1876). S. 224 Methodengeschichte ] die nächste Monographie von Windelband war: Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 1. Bd.: Von der Renaissance bis Kant. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1878. S. 224 Verschiedene berühmte Universitäten ] vgl. UA Freiburg, B1/1259 Lehrstühle der Philosophischen Fakultät: Der Lehrstuhlinhaber Jakob Sengler (1799–1878, seit Herbst 1842 an der Universität Freiburg; ADB) hatte seit mindestens Sommer 1870 gesundheitliche Probleme. Am 5.11.1874 ergeht ein Antrag auf Einrichtung eines Extraordinariates (Privatdozent Dr. Julius Walter aus Jena vorgeschlagen), der durch das Ministerium des Inneren am 18.11.1874 wegen fehlenden Budgets abgelehnt wird. Ein erneuter Antrag ergeht am 20.1.1875. Das Ministerium des Inneren verlangt vom Senat am 27.1.1875 eine ausführliche Begründung, die Philosophische Fakultät arbeitet am 27.2.1875 zu: Da nun pp. [praemissis praemittendis, lat.: der gebührende Titel sei vorausgeschickt] Walter inzwischen an die Universität Königsberg berufen ist, so gestatten wir uns, an seiner Stelle auf Grund eines ebenfalls einstimmig gefaßten Fakultätsbeschlusses den Privatdocenten Dr. Windelband in Leipzig in Vorschlag zu bringen. Derselbe ist nach den von den verschiedensten Seiten diesseits eingeholten Gutachten ein zu ganz hervorragenden Hoffnungen berechtigender junger Gelehrter, dessen Untersuchungen: über den Zufall und über die Gewißheit der Erkenntniß – anerkannt großen Scharfsinn und ein sehr tüchtiges kritisches Urtheil verrathen und dessen Vorlesungen und Übungen bei den Leipziger Studirenden trotz der großen Zahl tüchtiger anderer Philosophen dortselbst sehr beliebt und geschätzt sind. pp. Windelband war übrigens neben Walter auch schon für Königsberg in Vorschlag gebracht und zwar in gleicher Linie mit diesem. Für den Fall, daß Windelband nicht zu gewinnen sein sollte, hat die Mehrheit der Facultät ferner beschlossen: den Privatdocenten Dr. Class in Tübingen für die gedachte Stelle vorzuschlagen. Zeitgleich war Windelband in Zürich vorgeschlagen und nahm schließlich den dortigen Ruf an. S. 224 Königsberg ] vgl. UA Freiburg, B 38/119 Beilagen zu den Protokollverhandlungen des Dekans Hermann von Holst 1876–1877: Julius Walter an Unbekannt (Hermann von Holst?), Auszug: Königsberg, den 1. Febr[uar] 76. Sehr geehrter Herr College!
Anmerkungen der Herausgeber
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[. . .] Handelt es sich darum in dem zu wählenden Extraordinarius zugleich einen Nachfolger für Sengler zu beschaffen, so würden meines Erachtens gegenwärtig Prof. [Paul Robert] Schuster in Leipzig, Windelband ebendaselbst und vielleicht Asmus in Frage kommen. Der reifeste und tüchtigste von diesen ist jedenfalls Schuster. [. . .] Windelband kenne ich auch persönlich und kann ihn auch nur empfehlen. Er ist zwar eine weniger durchgebildete und reife Natur, aber verfügt über geistige Beweglichkeit, Gewandheit im Dociren und ist, worauf ich immer am meisten Gewicht lege, in seinem Denken selbständig. Er war hier mit mir zugleich vorgest[ellt.] Sowie in derselben Akte: Rudolf Eucken an Unbekannt (Hermann von Holst?), Auszug: Jena 22/9 75 Lieber Freund! [. . .] Daß Sie in Freiburg an der Absicht, Philosophen zu berufen, festhalten, ist ganz recht, Auswahl haben Sie dabei in hinreichender Fülle. An erster Stelle möchte ich Sie auf den Privatdocenten Dr. Windelband in Leipzig aufmerksam machen, der zwei sehr tüchtige Arbeiten (über den Zufall und über die Gewißheit der Erkenntniß) herausgegeben hat und auch als Docent gerühmt wird. Er war in Königsberg mit Walter zugleich vorgeschlagen. Persönlich kenne ich ihn nur ganz flüchtig, erhielt aber einen recht günstigen Eindruck. Näheres werden Sie ja am besten durch Ihren Herrn Bruder in Leipzig erfahren können. Eucken empfiehlt an 2. Stelle Gustav Class und schreibt weiter: Windelband ist ein sehr klarer und exacter, Claß ein mehr in die Tiefe dringender Kopf, beide wären ein Gewinn für jede Universität. An 3. Stelle ist von Paul Asmus (1842–1877, 1862–1865 Studium in Leipzig, Erlangen, Berlin und Halle, Tätigkeit als Hauslehrer, 1869 Prüfung pro facultate docendi und Anstellung an der Realschule des Waisenhauses der Franckeschen Stiftungen Halle, 1871 Promotion u. Habilitation in Halle für Philosophie; WBIS) in Halle die Rede. Vgl. auch Otto Stobbe (Universität Leipzig) an Ludwig Friedländer (Universität Königsberg, dort 1875 Rektor) vom 7.5.1875 (Auszug): Lieber Freund! Zunächst lassen Sie mich dieser Epistel voranschicken, daß sie weder in direkter noch indirekter Veranlassung des Mannes geschrieben ist, von dem sie handelt, sondern, daß ich lediglich dabei von persönlichem Interesse für den betreffenden Mann u[nd] von Anhänglichkeit an die Albertina [die Universität Königsberg] geleitet werde. Sie verlieren, wie Sie wohl wissen, den eben erst gewonnenen philos[ophischen] Collegen [Max] Heinze, der zum Herbst wieder nach Leipzig zurückkehrt. Ob Heinze der Mann ist, der gerade geeignet ist, einen der ersten philos[ophischen] Lehrstühle in Deutschland einzunehmen, weiß ich nicht u[nd] geht mich eigentlich auch nichts an; ich hatte gehofft, wir würden Dilthey erhalten. Durch seinen Abgang wird die Fakultät in Verlegenheit kommen, wen sie jetzt vorschlagen soll. Da erlaube ich mir Ihre Aufmerksamkeit auf unsern Privatdocenten Windelband (ein furchtbarer Mann) [so wörtlich! gemeint: fruchtbarer?] zu lenken, der seit zwei Jahren bei uns mit entschiedenem Erfolg docirt, ein gescheidter u[nd] liebenswürdiger Mensch ist u[nd] auch sehr hübsche kleinere Arbeiten geleistet haben soll (z. B. über den Zufall). Ich hätte diese Bemerkung an Rosenkranz geschickt, wenn ich nicht befürchtete, daß wegen seiner Blindheit die Notiz vielleicht an den unrechten Mann käme. Übrigens bin ich auch der Überzeugung, daß Heinze über Windelband nur günstiges wird sagen können (Hessisches Staatsarchiv Marburg, 340 Dehio A 84, mit Dank an Helmut Klingelhöfer). S. 224
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Knapp’s Verlobung ] vgl. Windelband an Jellinek vom 17.6.1875 S. 224 Vondermühle und Nitsche geheiratet, Heubner und Blaß . . . Zirkel ] zur Identifikation der Namen vgl. Windelband an Georg Jellinek vom 17.7.1875 S. 224 Höchberg ] nicht ermittelt. Die Abhandlung scheint nicht im Buchhandel erschienen zu sein. S. 224 Staatsarchiv des Kantons Zürich ] mit Dank an Florian Christen, Menziken (Schweiz) S. 225 Uebernahme der ordentlichen Professur ] die Berufung ist z. B. gemeldet in: Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung), Nr. 46 vom 26.2.1876, S. 3 (ANNO). S. 225
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Erhöhung des dafür vorgesehenen Beitrages ] vgl. Regierungsratbeschluss vom 19.2. 1876 in der vorliegenden Edition sowie Staatsarchiv des Kantons Zürich, U 103.4.40, Bl. 6: 17.2.1876, die Direktion des Erziehungswesens des Kantons Zürich übermittelt den Antrag Windelbands auf Erhöhung des Umsiedlungszuschusses an den Regierungsrat; dieser bescheidet positiv am 19.2.1876. S. 225 Anzeige meiner Annahme ] vgl. Windelband an Eilhard Wiedemann vom 12.2.1876 S. 225
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Vorlesungen ] das Vorlesungsverzeichnis der Universität Zürich weist im SS 1876 für Windelband aus: Psychologie (vierstündig); Geschichte der neuern Philosophie bis Kant exclusive (vierstündig); Kritik der kantischen Philosophie (öffentlich, zweistündig). S. 225 Wiedersehens ] nach der Hospitation der Züricher Berufungskommission in Windelbands Leipziger Lehrveranstaltungen, vgl. den Regierungsratsbeschluss Nr. 366 vom 12.2.1876 in der vorliegenden Edition. S. 226 Staatsarchiv des Kantons Zürich ] mit Dank an Florian Christen, Menziken (Schweiz) S. 226 Kym ] Andreas Ludwig Kym (1822–1900), 1850 ao. Prof., 1857–1900 o. Prof. der Philosophie in Zürich (BEdPh). S. 226 angekündigt ] im Vorlesungsverzeichnis der Universität Zürich ist für Windelband im WS 1876 ausgewiesen: Aesthetik (Dienstags–Donnerstags 16–17 Uhr, dreistündig); Geschichte der antiken Philosophie (Dienstags–Freitags 15–16 Uhr, vierstündig); Kritik der Schopenhauer’schen Philosophie (einstündig); Philosophische Uebungen mit Lectüre des ersten Buches von Spinoza’s Ethik (zweistündig). S. 226 Staatsarchiv des Kantons Zürich ] mit Dank an Florian Christen, Menziken (Schweiz) S. 227 zweite außerordentliche Professur für Philosophie ] vgl. UA Freiburg, B1/1259 Lehrstühle der Philosophischen Fakultät: Schreiben des Senats vom 9.3.1876 an die Philosophische Fakultät, daß es mit Rücksicht auf den bevorstehenden Abgang des Prof. Gideon Spicker (1840–1912, 1870 habilitiert, 1875 ao. Prof. für Philosophie in Freiburg, 1876 nach Münster berufen; NDB) zu erwägen sei, ob nicht die Berufung eines ordentlichen Professors der Philosophie in Vorschlag zu bringen wäre. Das Ministerium des Inneren fordert am 4.11.1876 vom Senat Berufungsvorschläge ein, die Philosophische Fakultät äußert sich am 8.11.1876: Den akademischen Senat ersucht die philosophische Fakultät unter Bezugnahme auf den Ministerial-Erlaß vom 4t l[aufenden] Monats No 15857 die Ernennung eines zweiten ordentlichen Professors für Phi-
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losophie dringend empfehlen zu wollen. Das Lehrgebiet der Philosophie ist ein so weites und die lebhaftere Wiedervereinigung aller Fakultäten zu philosophischen Studien ein so dringliches und allgemein anerkanntes, daß die Fakultät nach wiederholter eingehendster Erwägung der Frage der Ueberzeugung geworden ist, dem obwaltenden Bedürfnisse könne nur durch Berufung eines zweiten ordentlichen Professors in wirklich zureichender Weise Genüge geleistet | werden. Zu den allgemeinen Gründen, die sie bestimmt haben, ihr früheres Gesuch dahin zu modificiren; kommt noch der spezielle, daß sich zur Zeit keine Persönlichkeit ermitteln ließ, die sie rückhaltlos empfehlen könnte und die voraussichtlich durch eine Berufung zum außerordentlichen Professor mit Staatsdienereigenschaft zu gewinnen wäre. Dagegen glaubt die Fakultät in Professor ordinarius Windelband in Zürich einen Mann vorschlagen zu können, der in vorzüglicher Weise den besonderen Bedürfnissen unserer Fakultät gerecht zu werden verspräche und vermuthlich auf einen Rufe an dieselbe gern Folge leisten würde. Einstimmig hat die Fakultät beschlossen, seinen Namen an erster Stelle zu nennen. Seine schriftstellerischen Leistungen – Zur Erkenntnisstheorie, und die Lehren vom Zufall – versprechen nach dem übereinstimmenden Urtheil der bedeutendsten Philosophen Deutschlands viel. Sie sind jedoch nicht das in erster Linie entscheidende Moment gewesen, da die Fakultät Persönlichkeiten in Betracht gezogen hat, deren Schriften sie einen gleichen oder gar höheren wissenschaftlichen Werth zuerkennen mußte. Dagegen ist er von zu Rathe gezogenen | Autoritäten durchweg als derjenige unter den in Frage kommenden jüngeren Philosophen bezeichnet worden, der das größte Lehrtalent bekundet hat. In dieser Hinsicht ist ihm in so hohen Grade der Vorzug vor allen Anderen zuerkannt worden, daß die Fakultät umso mehr für maßgebend erachtete, als Sie von Anfang an einstimmig der Ansicht gewesen war, es sei das Augenmerk vornehmlich darauf zu richten, eine in dieser Beziehung vorzügliche Kraft zu gewinnen. An 2. Stelle werden der ao. Prof. Paul Robert Schuster in Leipzig und an 3. Stelle ein gewisser ao. Prof. Peiper (David Peipers? 1838–1912, zuletzt in Göttingen; Wer ist’s? 1912) in Tübingen vorgeschlagen. Diese Liste übermittelt der Senat der Universität Freiburg am 10.11.1876 an das Ministerium des Inneren. S. 227 Ex . . . avinum! ] geflügeltes Wort (Büchmann) nach Alkäus oder Phidias: Den Löwen nach der Klaue (malen), d. h. aus einem Detail aufs Ganze schließen; Windelband ergänzt: aus dem Geruch den Esel. S. 228 Verweigerung . . . Avenarius ] vgl. Prof. Richard Avenarius, Besoldungserhöhung; Staatsarchiv des Kantons Zürich, MM 2.224 RRB 1879/1093, S. 401–302 – Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online: http://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID= 3441348 (eigene Transkription): Herr Avenarius welcher seit Frühjahr 1877 als ordentlicher Professor für induktive Philosophie an unserer Hochschule wirkt und eine jährliche Besoldung von 4000 Fr. bezieht gegen eine Verpflichtung von 10–12 wöchentlichen Unterrichtsstunden, gelangt mit dem Gesuch um Besoldungserhöhung an den Er|ziehungsrath unter Hinweis darauf, daß ihm sr. Zt. keine Umzugsentschädigung verabreicht, dagegen eine Erhöhung seines Jahresgehalts in nahe Aussicht gestellt worden sei. S. 228
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zu honoriren ] vgl. Windelband an Erziehungsdirektion des Kantons Zürich vom 23.5. u. 6.6.1877 S. 228 filzige Knapserei ] wahrscheinlich im Zusammenhang der Überprüfung des Lehrdeputats von Karl Dilthey vom 21.7.1876 gemeint, die am 24.3.1877 dem Regierunsrat des Kantons Zürich zur Beschlußfassung vorgelegt wurde. Die Überprüfung hatte eine Diskrepanz von 4–6 wöchentlichen Stunden in der Ernennungsurkunde zu 10–12 Stunden nach gesetzlicher Verpflichtung ergeben, vgl. Staatsarchiv des Kantons Zürich, MM 2.224 RRB 1877/0624 – Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online: http:// suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3375318. Karl Dilthey trat im Sommer 1877 von seiner Professur für Archäologie und klassische Philologie zurück und ging nach Göttingen. Sein Nachfolger wurde Hugo Blümner (1844–1919), zuvor ao. Prof. in Königsberg (Amtsantritt in Zürich am 17.10.1877), vgl. den Regierungsratsbeschluß Nr. 267 vom 18.8.1877, Staatsarchiv des Kantons Zürich, MM 2.224 RRB 1877/1477: http://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3405441 S. 228 Studemund ] wahrscheinlich Wilhelm Studemund (1843–1889), Philologe, 1864 Promotion in Halle, 1864–1868 Forschungsaufenthalte in Italien, 1868 ao. Prof. in Würzburg, 1869 o. Prof., 1870 in Greifswald, 1872 in Straßburg, 1885 in Breslau (ADB). S. 228
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Stark ] vermutlich Karl Bernhard Stark (1824–1879), Klassischer Philologe u. Archäologe, seit 1855 o. Prof. für Archäologie in Heidelberg, 1873 u. 1874/75 Prorektor (NDB). S. 228 salva Rudolphi amicitia ] lat. Formel salva amiticia: unbeschadet der Freundschaft (hier: „Rudolfs“); Bezug unklar. S. 228 Berufung des Knaben Schöll ] der Klassische Philologe Friedrich Schöll (1850– 1919), 1876 an der Universität Leipzig habilitiert, wurde 1877 als o. Prof. nach Heidelberg berufen (Wer ist’s (1912) S. 1430). S. 228 Leipziger Ritschelianismus ] als Schulbezeichnung sonst mit dem Namen des Göttinger evangelischen Theologen Albrecht Ritschl (1822–1899) verbunden, hier aber bezogen auf dessen Verwandten und Windelbands ehemaligen Leipziger Kollegen Friedrich Ritschl (1806–1876), 1865–75 Klassischer Philologe an der Universität Leipzig (NDB). Vgl. Ritschls Separatvotum für Kuno Fischer vom 3.12.1874 in der vorliegenden Edition. S. 228 Osthoff ] Hermann Osthoff (1847–1909), Sprachwissenschaftler, 1869 Promotion in Bonn, 1871 Gymnasiallehrer in Kassel, 1874 erneutes Studium der vergleichenden Sprachwissenschaften in Leipzig, 1875 Habilitation in Leipzig, 1877 Prof. für vergleichende Sprachwissenschaft und Sanskrit in Heidelberg, 1884/85 und 1894/95 Dekan, 1899/1900 Prorektor (NDB). Laut NDB wurde Osthoff 1877 nach Heidelberg berufen und im selben Jahr zum o. Prof. ernannt. Osthoff ist jedoch für das WS 1877/78 im Heidelberger Vorlesungsverzeichnis als ao. Prof. aufgeführt und erst im SS 1878 als o. Prof. S. 229 Kuhn’s ] Lesung unsicher, kann auch Rahn heißen. Ein solcher Name ist indes an der Universität Heidelberg im fraglichen Zeitraum nicht nachgewiesen. Wahrscheinlich ist gemeint: Ernst Kuhn (1846–1920), Indologe u. Indogermanist, 1869 promoviert, 1871 PD in Halle, 1872 in Leipzig, 1875 o. Prof. in Heidelberg, 1877–1917 o. Prof. für
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arische Philologie und vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft in München (NDB). S. 229 Philosophie des Unbewußten ] Anspielung auf das gleichnamige Buch von Eduard von Hartmann, erschienen 1869. S. 229 Schwiegermama ] Wilhelmine Wichgraf, vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 20.4. 1877 S. 229 Tante ] nicht ermittelt S. 229 heranwachsende Psychologie ] das Projekt gelangte nicht zur Ausführung, vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 3.8.1878. S. 229 Frankenhäusers ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 20.4.1877 S. 229 Spritze ] im Sinne von Spritztour S. 229 Goethe parodiren ] nach Wilhelm Meisters Lehrjahre 4,9: Wenn ich dich lieb habe, was geht’s dich an! S. 229 meinen Spinoza ] vgl. Windelband: Zum Gedächtniss Spinoza’s (An seinem zweihundertjährigen Todestage gesprochen an der Universität Zürich). In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 1 (1877), S. 419–440. S. 230 Avenarius ] Richard Avenarius, der Nachfolger Windelbands in Zürich. S. 230 Wegzug ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 11.6.1877 S. 230 Tante ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 11.6.1877 S. 230 Stiefelfuchs ] Dienstmann (Studentensprache) S. 231 „Ueber den Einfluß des Willens auf das Denken“ ] der Titel von Windelbands Rede lautet weiter: Eine Antrittsvorlesung [Universität Freiburg]. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 2 (1878), S. 265–297. S. 231 Hense ] Otto Hense, Klassischer Philologe, geb. 1845, seit 1876 Prof. an der Universität Freiburg (Wer ist’s? (1912), S. 636). S. 231 Nachfolger ] Hugo Blümner (1844–1919), Prof. für Klassische Philologie und Archäologie an der Universität Zürich ab 1877 (vgl. die Vorlesungsverzeichnisse http://www. histvv.uzh.ch/vv/). S. 231 Gustav Vogt ] es ist nicht sicher, ob der gleichnamige Rektor der Universität Zürich gemeint ist, in Frage kommt auch Johannes Gustav Vogt, der Verfasser von Die Kraft (1878). S. 231 Dühring den Ihren ] im Zusammenhang des Amtsenthebungsverfahrens der Berliner Universität gegen Eugen Dühring (1833–1921; BEdPh) im Juli 1877 hatte sich ein Unterstützungskomitee für Dühring gegründet, daß u. a. in und mittels der Frankfurter Zeitung agitierte. Dühring hatte verfaßt: Kritische Geschichte der Philosophie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (1869), Kritische Geschichte der Nationalökonomie und des Socialismus von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (1871), Kritische Geschichte der allgemeinen Principien der Mechanik (1872). Auf diese Titel spielt Windelband im Folgenden an. S. 231 Wer lacht da? ] geflügeltes Wort nach Lessings Emilia Galotti (Büchmann). S. 231 Habermann ] im Sinne von Hafermann, d. i. die deutsche Form des latinisierten Namens Avenarius; hier Anspielung auf Windelbands Nachfolger in Zürich, Richard Avenarius (1843–1896). S. 231 die Wittib ] nicht ermittelt S. 231
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Anmerkungen der Herausgeber
Wanderungen ] belegt ist, neben der hier v. a. gemeinten akademischen Episode Windelbands in Zürich, zumindest ein Besuch Windelbands bei Hermann Siebeck (1842–1920, von 1875–1883 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel) in Basel, vgl. Hermann Siebeck an Gustav Glogau vom 12.10.1877: Windelband, der kürzlich hier war, empfahl mir für Deinen Zweck Gießen und Würzburg, wo man eine tüchtige philosophische Kraft wünschen soll (Ingrid Belke (Hg.): Moritz Lazarus und Heymann Steinthal. Die Begründer der Völkerpsychologie in ihren Briefen Bd. 2/1. Mit einer Einleitung. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1983, S. 64). S. 232 Habilitationsschrift ] vgl. Jellinek: Die socialethische Bedeutung von Recht, Unrecht und Strafe. Wien: Hölder 1878. Als Habilitationsschrift abgewiesen; vgl. Windelband an Ehrenberg vom 6.7.1879. S. 232 erste Band seiner Psychologie ] vgl. Franz Brentano: Psychologie vom empirischen Standpunkte. 1. Bd. Leipzig: Duncker & Humblot 1874. Entgegen der Ankündigung im Vorwort ist ein 2. Bd. nie erschienen. S. 233 Schwager ] welcher der Brüder Martha Windelbands, geb. Wichgraf, Kontakt mit Jellinek unterhielt, ist nicht bekannt S. 233 Depit ] frz. Unwille, Verdruß S. 233 Spinoza-Rede ] von Windelband: Zum Gedächtniss Spinoza’s (An seinem zweihundertjährigen Todestage gesprochen an der Universität Zürich). In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 1 (1877), S. 419–440. Dort findet sich in der Schlußpassage z. B. der Satz: Geschieden von seiner Familie und seinem Volke, ohne Freunde, keines Staates Bürger und Mitglied keiner Konfession – so ist er ein echtes Bild jener Heimatlosigkeit, welche den Genius in dieser Welt kennzeichnet. S. 233
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Sengler ] Jakob Sengler (11.9.1799–5.11.1878, seit Herbst 1842 an der Universität Freiburg; ADB) S. 234 zu Ostern ] 21.4./22.4.1878 S. 234 Psychologie ] vgl. zum Interesse daran Jellinek an Victor Ehrenberg aus Mödling (bei Wien) vom 8.8.1876: Windelband hat mir seine Antrittsrede aus Zürich geschickt. Sie ist ein vollständiges Programm; wissenschaftliche Constituirung der Psychologie durch Herstellung einer gemeinsamen Terminologie, Detailarbeiten und Lostrennen des Gegenstandes von der Philosophie, natürlich ohne die Fühlung mit ihr zu verlieren. Die Bildung der Wissenschaften hat große Aehnlichkeit mit der des Planetensystems. Wie hier von der Sonne die Planeten, so trennen sich dort von der Philosophie die Einzelwissenschaften los, der Unterschied ist nur, daß die Planeten in erborgtem Lichte glänzen, während die Specialdisciplinen aus eigener Kraft zu leuchten glauben und die alte Mama nur die höchst langweilige Rolle des idealen Centrums zu spielen hat (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 258–259). S. 234 Aufsatze ] Windelband: Ueber die verschiedenen Phasen der Kantischen Lehre vom Ding-an-sich. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 1 (1877), S. 224– 266. S. 234
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Antrittsrede ] Windelband: Ueber den Einfluss des Willens auf das Denken. Eine Antrittsvorlesung [Universität Freiburg]. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 2 (1878), S. 265–297. S. 234 im Bilde ] Fotografie nicht überliefert S. 234 zwei Vorlesungen ] im SS 1878: Geschichte der griechischen Philosophie, Logik. S. 235 „Geschichte der neueren Philosophie“ ] Windelband: Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 1. Bd.: Von der Renaissance bis Kant. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1878. S. 235 Michaelis ] 29.9. (1878) S. 235 Im Kasten ] von den 20 Heften und Notizbüchern Windelbands, die sich seit 1926 im Besitz der Bibliothek der Tohoku Universität Sendai, Japan befinden, befassen sich insgesamt 6 mit dem Thema Psychologie (in der Reihenfolge ihrer Zusammengehörigkeit: Nr. 8, 12, 16 u. 11; Heft Nr. 1 u. 10 enthalten Gliederungsentwürfe). In welcher genauen Beziehung diese Notate zu Windelbands geplanter Monographie stehen, ist ungeklärt (vgl. Horst Gundlach: Wilhelm Windelband und die Psychologie. Heidelberg: University Publishing 2017; Gundlach geht jedoch nur von der Kenntnis der Hefte Nr. 1, 8 u. 10 aus). Die überlieferten Hefte arbeiten neben einer Einleitung einen ersten methodologischen und wissenschaftstheoretischen Teil aus. Windelband hat keine Monographie über Psychologie veröffentlicht und das Thema nach seiner Züricher Antrittsvorlesung von 1876 (Über den gegenwärtigen Stand der psychologischen Forschung) erst wieder in einer Akademierede von 1914 aufgeriffen: Die Hypothese des Unbewußten. Heidelberg: C. Winter 1914 (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. 4. Abhandlung 1914). S. 235
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um Ostern sagte ] 21.4./22.4.1878, vgl. zu den Fertigstellungsplänen Windelband an Georg Jellinek vom 28.12.1877. S. 235 noch einmal ] gemeint: nach seinem Göttinger Studium S. 236 Ablehnung des Erlanger Rufes ] vgl. Windelband an Wilhelm Lexis vom 7.6.1878 S. 236
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Wahlen ] die Reichstagswahl zum 4. Deutschen Reichstag vom 30.7.1878 S. 236 „Frieden von Kissingen“ ] gemeint ist das Treffen Bismarcks und des Apostolischen Nuntius in Bad Kissingen Juli/August 1878, auf dem Höhepunkt des Kulturkampfs; es ging darum, wieder diplomatische Beziehungen aufzunehmen. S. 236 Canossa ] Anspielung auf den (sprichwörtlichen) Gang nach Canossa S. 236 Capua ] Anspielung auf eine für luxusverwöhnte Verweichlichung stehende antike Militär-Garnison. S. 236 am Bahnhof ] Windelband wohnte in Freiburg zunächst Eisenbahnstr. 66, vgl. Windelband an Georg Jellinek vom 28.12.1877. S. 237 Schöll in Baden ] eine Teilnahme Windelbands an der für den 23.6.1878 angesetzten Zusammenkunft der Professoren der Universitäten Freiburg, Heidelberg, Straßburg, Tübingen (Basel) in Baden-Baden ist zwar nicht belegt, aber nach dem hier Gesagten wahrscheinlich (vgl. die Akte ADBR Strasbourg, 103 AL 1422). Die Rede ist vermutlich von dem Klassischen Philologen Rudolf Schöll (1844–1893), seit 1875 in Straßburg (NDB). S. 237
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Anmerkungen der Herausgeber
in die Schweiz ] vgl. Windelband an Ehrenberg vom 5.8.1878 und an Jellinek vom 18.8.1878 S. 237
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ersten Band ] von Windelband: Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 1. Bd.: Von der Renaissance bis Kant. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1878. S. 237 in dieser Hinsicht am vollständigsten ] der Grundbestand der Bibliothek der 1872 gegründeten Universität Straßburg wurde durch Dubletten aus sämtlichen deutschen Universitäsbibliotheken gebildet. S. 238 in den großen Ferien die pariser ] vgl. Windelband an Georg Jellinek vom 9.10.1880 S. 238
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londoner Studien ] ein Aufenthalt in London kam womöglich nicht zustande. Im Frühjahr 1884 unternahm Windelband eine Reise nach Oxford, deren Daten nicht genau bekannt sind (Abreise ca. 8.3.1884), vgl. Windelband an Gustav Glogau vom 6.3.1884. S. 238 Verle |ger ] Breitkopf u. Härtel, Leipzig. S. 238 Reise nach London ] kam womöglich nicht zustande, vgl. Windelband an Nokk vom 30.3.1880. S. 239 Pariser Reise ] wurde durchgeführt, vgl. Windelband an Jellinek vom 9.10.1880. S. 239 Schülen’sche Reisestipendium ] Näheres nicht ermittelt S. 239 Deiner Schrift ] vgl. Jellinek: Die rechtliche Natur der Staatsverträge. Wien: Hölder 1880. S. 240 im Sommer ] vgl. die Freiburger Vorlesungsverzeichnisse SS 1880: Logik; viermal wöchentlich, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag von 7–8 Uhr; Ethik und Geschichte der Moralphilosophie; viermal wöchentlich, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag von 4–5 Uhr (über dieses Thema keine weiteren Lehrveranstaltungen Windelbands in Freiburg); Ueber die philosophische Bedeutung des Darwinismus; einmal wöchentlich publice, Mittwoch von 5–6 Uhr. WS 1880/81: Geschichte der griechischen Philosophie; Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 4–5 Uhr; Psychologie; Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 3–4 Uhr; Im philosophischen Seminar: Descartes’ Meditationen. S. 241 Mittel für ein Seminar ] vgl. Windelband: Das philosophische Seminar. In: Die Universität Freiburg seit dem Regierungsantritt Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs Friedrich von Baden. Freiburg i. Br./Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1881 (Die Universität Freiburg 1852–1881), S. 121. S. 241 Sirenenkünste ] vgl. Windelband an Jellinek vom 3.12.1878 S. 241 Füchse ] studentensprachlich: Studienanfänger S. 242 nur 3 vierstündige Vorlesungen ] dazu trat eine gewisse öffentliche Wirksamkeit, vgl. die Ankündigungen Windelbandscher Vorträge in den jährlichen Zyklen öffentlicher Vorträge der Akademischen Gesellschaft Freiburg in: Freiburger Zeitung vom 18.2.1880: Die Aesthetik der landschaftlichen Schönheit (am 20.2.1880); in dass. vom
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9.2.1881: Ueber die Bedeutung des Socrates (am 11.2.1881); in dass. vom 14.12.1881: Ueber Immanuel Kant und die Säkularfeier seiner Philosophie (am 16.12.1881). S. 242 nicht nach Würzburg gehen ] vgl. Windelband an Wilhelm Nokk vom 18.3.1880 S. 242
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Gelder zu der Reise ] vgl. darüber Windelband an Wilhelm Nokk sowie an Paul Siebeck vom 7.3.1881, an Victor Ehrenberg vom 16.3.1883 und an Jellinek vom 22.3.1883. S. 242
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III. Bandes ] der Geschichte der neueren Philosophie; dieser Band ist nicht erschienen S. 242 Ilse ] gemeint: Elly (Taufname Elisabeth?) Windelband S. 242 akademische Stellung ] vgl. Windelband an Ehrenberg vom 6.7.1879 S. 242 συµφιλοσοφεῖν ] gr. symphilosophein: das zusammen Philosophieren S. 243 Entwurf der Logik ] vgl. über diesen nicht in einer Monographie ausgeführten Plan (nach erster Andeutung in Windelband an Ehrenberg vom 5.8.1878): Windelband an Paul Siebeck vom 30.1.1888, 11.6.1888, 28.1.1889, 10.3.1902, 7.7.1904, 31.7.1904, 5.10. 1906; sowie Siebeck an Windelband am 21.10.1906, wo das Erscheinungsdatum Sommer/Herbst 1907 avisiert wird. Zur Logik erschien von Windelband: Logik. In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung v. . . . hg. v. W. Windelband. 1. Bd. Heidelberg: C. Winter 1904, S. 163–186 (2. Aufl. 1907) und: Die gegenwärtige Aufgabe der Logik und Erkenntnistheorie in Bezug auf Natur- und Kulturwissenschaft. In: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Genf: Henry Kündig 1905, S. 104–119; zuletzt: Die Prinzipien der Logik. In: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften Bd. 1. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912, S. 1–60. S. 243
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Papa ] Adolf Jellinek S. 243 Bande ] Windelband: Die Blüthezeit der deutschen Philosophie. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1880 (Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften Bd. 2. Von Kant bis Hegel und Herbart). S. 243 die Rede sei ] ein weiterer Schüler Hermann Lotzes, Richard Quäbicker, wandte sich am 5.12.1880 an Lotze in der Göttinger Nachfolgerfrage: Würdig, Ihr Nachfolger zu werden, ist allerdings Niemand, von den jüngeren Gelehrten dürften doch wohl nur Schuppe und Stumpf in Frage kommen. [. . .] Windelband kann doch noch schwerlich in Frage kommen, das bißchen Zusammenstylisiren, was er sich in seiner Geschichte der neuern Philosophie geleistet hat, langt doch selbst für das gegenwärtige Göttingen nicht aus (abgedruckt in: Reinhardt Pester (Hg.): Hermann Lotze Briefe und Dokumente. Mit einem Vorwort v. E. W. Orth. Würzburg: Königshausen & Neumann 2003, S. 697–699). Carl Stumpf seinerseits war schwer enttäuscht (er sprach von einemStreberconsortium Liebmann-Windelband), daß er aus bloßer Rücksicht auf sein katholisches Bekenntnis nicht auf die Berufungsliste kam und stattdessen Georg Elias Müller Nachfolger Lotzes in Göttingen wurde (Helga Sprung: Carl Stumpf – Eine Biographie. Von der Philosophie zur Experimentellen Psychologie. Unter Mitarb. v. L. Sprung. München/Wien: Profil 2006, S. 85–87). S. 243
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Anmerkungen der Herausgeber
Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Köhnke bzw. Rüdiger Kramme stand noch das Verlagsarchiv am Sitz Tübingen zur Verfügung, das inzwischen nach Berlin an die Staatsbibliothek transferiert ist. Ein Ausdruck von Köhnkes Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 245 diesem Unternehmen ] verfolgt bis ca. 1883 (vgl. Windelband an Gustav Glogau vom 22.6.1883 und Glogau an Windelband vom 24.7.1883), kam in der skizzierten Form (offenbar als Konkurrenzprojekt zum bekannten Grundriss Ueberwegs gedacht) jedoch nicht zustande. S. 245 dritten Bandes ] ein solcher erschien nicht S. 245 nach London und Paris ] vgl. darüber Windelband an Georg Jellinek vom 9.10. 1880, an Karl Dilthey vom 20.7.1881, an Victor Ehrenberg vom 16.3.1883 und an Jellinek vom 22.3.1883. Im Frühjahr 1884 unternahm Windelband eine Reise nach Oxford, deren Daten nicht genau bekannt sind (Abreise ca. 8.3.1884), vgl. Windelband an Gustav Glogau vom 6.3.1884. S. 245 schon lange vorschwebt ] dies als ein Vorausweis auf Windelbands späteres (Lehrbuch der) Geschichte der Philosophie, das bei Mohr/Siebeck erschien. S. 246 nervus rerum ] lat. Kern (Nerv) der Sache S. 247 Geschichte der Psychologie ] vgl. Hermann Siebeck: Geschichte der Psychologie Teil, Abt. 1. Die Psychologie vor Aristoteles. Gotha: Perthes 1880; dass. Teil 1, Abt. 2. Die Psychologie von Aristoteles bis zu Thomas von Aquino. Gotha: Perthes 1884. S. 247
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Brief des Herrn Prof. Sigwart ] nicht ermittelt S. 248 B.’s ] die Rede ist von Julius Baumann (1837–1916), Prof. der Philosophie in Göttingen, Schüler Lotzes wie Windelband (BEdPh). Der Kontext von Windelbands Schreiben ist die schwebende Nachfolgefrage Lotzes, der am 1.7.1881 verstorben war, und für die auch Windelband noch zu Lebzeiten Lotzes im Gespräch war (vgl. Windelband an Wilhelm Nokk vom 4.12.1880). S. 249 Mann ] Hermann Lotze S. 249 Bruder ] Wilhelm Dilthey S. 249 Frühjahrsreise ] u. a. nach Paris, vgl. darüber Windelband an Wilhelm Nokk; an Georg Jellinek vom 9.10.1880, an Paul Siebeck vom 7.3.1881, an Victor Ehrenberg vom 16.3.1883 und an Jellinek vom 22.3.1883. S. 249 nach England ] erst im Frühjahr 1884 unternahm Windelband eine Reise nach Oxford, deren Daten nicht genau bekannt sind (Abreise ca. 8.3.1884), vgl. Windelband an Gustav Glogau vom 6.3.1884. S. 249 Seit einem Jahr ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 20.7.1881 S. 250
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Hochzeitszeit ] die Hochzeit von Windelbands Schwägerin Marie Eugenie Elsbeth Wichgraf (1859–1937) mit Johannes von Kries (1853–1928; 1880 ao. Prof. für Physiologie in Freiburg, 1883 dort o. Prof.) am 6.10.1881 (NDB; https://www.janecke.name/ gaeste/wichgraf-in-potsdam; 10.3.2017). S. 250 Tante ] nicht ermittelt S. 250 Freiburger Idylle aufzugeben ] vgl. die Mitteilung der ministeriellen Bewilligung der Entlassung Windelbands zum 1.10.1882 (Senat der Universität Freiburg an Philosophische Fakultät vom 27.6.1882), UA Freiburg, B 38/125 Beilagen zu den Protokollverhandlungen des Dekans Emil Warburg 1882-1883. Dort auch das Zirkular der Philosophischen Fakultät vom 19.7.1882: Am Sonnabend d[en] 29ten Juli 700 Uhr wird dem Brauche gemäß ein Abschiedsessen zu Ehren des scheidenden Collegen des Herrn Hofrath Windelband im Museum Statt finden. Zur Betheiligung an diesem Feste werden die Herren Docenten der Universität sowie der Herr Oberbibliothekar hiermit freundlichst aufgefordert. Preis des trockenen Couverts 4 Mark. Warburg d[er] Z[eit] Decan d[er] phil[osophischen] Fac[ultät] S. 250 von mir gegründeten Seminar ] vgl. Windelband: Das philosophische Seminar. In: Die Universität Freiburg seit dem Regierungsantritt Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs Friedrich von Baden. Freiburg i. Br./Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1881 (Die Universität Freiburg 1852–1881), S. 121: Das philosophische Seminar ist auf den Antrag des Unterzeichneten durch Grossherzoglichen MinisterialErlass vom 3. April 1880 gegründet worden: sein Zweck ist in erster Linie die Einführung der Studirenden in das Verständniss philosophischer Werke, in weiterer Aussicht die Anregung derselben zu selbstständiger Arbeit in den philosophischen Disciplinen. Ein Aversum von 300 Mark jährlich ist theils zur Beschaffung der literarischen Hülfsmittel, theils zu Prämien für die Theilnehmer bestimmt. Da der Besitz eines eigenen Zimmers für das Seminar bei den gegenwärtigen Raumverhältnissen der Universität leider nicht zu erreichen ist, so geniesst dasselbe die Gastfreundschaft des mathematischen Seminars im Aud[itorium] Nr. 17 der „Neuen Universität“. In diesem Auditorium ist auch der Bibliothekschrank des Seminars aufgestellt. Für den Sommer des Jahres 1880 liessen sich keine Uebungen mehr einrichten, und es wurden die Mittel zur Anlage eines historischencyklopädischen Grundstocks der Bibliothek verwandt, welcher in der Folge mit Rücksicht auf den jeweiligen Arbeitsgegenstand vervollständigt werden soll. Im Wintersemester 1880–81 wurden Descartes’ Meditationes de prima philosophia gelesen; im gegenwärtigen Sommer wird den Uebungen die Lektüre von Platon’s Phaedon zu Grunde gelegt. Es betheiligen sich daran neun Herren, fast sämmtlich schon im vorgerückteren Studienalter, darunter einige, welche zu speziell philosophischen Studien die hiesige Universität bezogen haben. S. 250 Gymnasiallehrer ] die Rede ist von Benno Rüttenauer (1855–1940), Schriftsteller, zunächst im Schuldienst (Gymnasium) nach Besuch des Lehrerseminars zu Ettlingen (WBIS), Freiburger Dissertation: Zur Vorgeschichte des Kriticismus und Idealismus. 44 S., keine Vita; Widmung: Mit grosser Genugthuung benutze ich diese Gelegenheit, meinem verehrten Lehrer der Philosophie Herrn Hofrat Prof. Dr. Windelband für dessen mehrjährige, so liebenswürdige und anregende Leitung meiner Studien meinen tiefgefühlten Dank öffentlich auszusprechen. Um Rüttenauers
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Anmerkungen der Herausgeber
Promotion entspann sich ein kleiner Zeitungsskandal, vgl. das Zirkular des Dekans der Philosophischen Fakultät Emil Warburg vom 13.9.1882 (UA Freiburg, B 38/125 Beilagen zu den Protokollverhandlungen des Dekans Emil Warburg 1882–1883): In der anliegenden Nummer des Badischen Beobachters befindet sich eine (blau angestrichene) Correspondenz aus Freiburg, welche auf die Promotion des Herrn B. Rüttenauer Bezug hat. Während es an sich zweifelhaft erscheinen mochte, ob eine Erwiderung auf diese Notiz am Platze sei, halte ich jetzt eine Berichtigung für geboten, nachdem, wie ich erfuhr, die medicinische Facultät eine solche eingerückt hat. Ich habe demgemäß, nachdem ich mit dem Collegen Windelband wegen des Sachverhalts Rücksprache genommen, folgende Notiz zur Einsendung an den Bad[ischen] Beobachter entworfen und ersuche die anwesenden Facultätsmitglieder, hierunter zu bemerken, ob sie einverstanden sind. | An die verehrliche Redaction des Badischen Beobachters Alderstr. No. 18 Karlsruhe. Bezugnehmend auf § 11 des Preßgesetzes ersuche ich Sie ergebenst, folgende thatächliche Berichtigung in Ihr Blatt aufzunehmen. In der No. 196 Ihres Blattes vom 30. Aug[ust] heißt es in einer Correspondenz aus Freiburg, 27. Aug[ust]: „Wie wir soeben hören, hat die philosophische Facultät hier beschlossen, einen badischen Unterlehrer zum Doktor der Philosophie zu schlagen, der weiter keine andern Verdienste um die Wissenschaft aufzuweisen hat, als daß er mit Ehren das Lehrerseminar in Ettlingen absolvirt habe und seit Kurzem an einem Gymnasium als Lehrer angestellt sei. Es wäre unerhört, ohne dreijähriges Studium die Doktorwürde erlangen zu können in Freiburg.“ [. . .] Demgegenüber wird hiermit constatirt, daß der Candidat, auf den diese Notiz sich bezieht, allen Bedingungen unserer Promotionsordnung genügt hat. Die Forderungen des 3jährigen akademischen Studiums erfüllt er dadurch, daß er 8 Semester lang Vorlesungen an der Universität Freiburg hörte und an den Übungen des philosophischen Seminars 4 Semester lang sich betheiligte. Was ferner seine wissenschaftlichen Leistungen anlangt, so geschah seine Promotion – wie alle Promotionen in der philosophischen Facultät – auf Grund einer wissenschaftlichen Arbeit, welche – nach der für alle unsere Inauguraldissertationen geltenden Vorschriften – demnächst im Druck erscheint. Vgl. die beigelegte Nr. 211 des Badischen Beobachters v. 17.9.1882, S. 3: *Karlsruhe, 16. Sept. In Nr. 196 unseres Blattes brachten wir eine Korrespondenz aus Freiburg. [. . .] In der Sache erhalten wir nun von Herrn Prof. Dr. Warburg, d[er] Z[eit] Dekan der philosophischen Fakultät in Freiburg, folgende Zuschrift: „Dieser Mitteilung gegenüber wird konstatirt, daß nach der Promotionsordnung der philosophischen Fakultät zu Freiburg jeder Doktorend [!] seine wissenschaftliche Befähigung darzulegen hat 1. durch den Ausweis über ein mindestens dreijähriges akademisches Studium, 2. durch eine wissenschaftliche Abhandlung, die durch den Druck veröffentlicht wird, 3. durch eine mündliche Prüfung in drei Fächern. Allen diesen Forderungen hat der Kandidat, auf welchen die Notiz sich bezieht, genügt, indem er 1. 8 Semester lang Vorlesungen an der Universität Freiburg hörte und an den Uebungen des philosophischen Seminars 4 Semester lang sich betheiligte, 2. eine wissenschaftliche eingereicht, welche demnächst im Drucke erscheint, 3. die mündliche Prüfung in drei Fächern bestand. S. 250 Juristenfüchse ] das meint (studentensprachlich) Studienanfänger für Jura. S. 250
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Bruders ] Wilhelm Dilthey, 1882 nach Berlin berufen (BEdPh) S. 251 nur so kurzen ] Althoff war als Universitätsreferent von der Universität Straßburg ins Preußische Kultusministerium gewechselt. 1871 als Jurist und Verwaltungsbeamter in die Verwaltung Elsaß-Lothringens eingetreten, war Althoff bei der Gründung der Universität Straßburg beteiligt. Er wurde 1872 ehrenhalber zum ao. Prof. in der juristischen Fakultät ernannt, 1880 zum Ordinarius befördert (NDB). Vgl. ADBR Strasbourg, 62 AL 3 (Dekanat Georg Gerland 1882/83) Nr. 116 die Mitteilung des Rektors über das Ausscheiden Althoffs an die philosophische Fakultät vom 24.10.1882, mit Sichtvermerk Windelbands. S. 252 Thiele ] Günther Thiele (1841–1910), 1869 in Halle promoviert, danach im Schuldienst, 1875 in Glückstadt habilitiert, 1881 ao. Prof., seit 1882 in Königsberg, 1885 o.Prof. (BEdPh). S. 252 Glogau in Zürich ] Gustav Glogau wurde zu Ostern 1883 als ao. Prof. nach Halle berufen. S. 252 sein letztes Werk ] vgl. Glogau: Abriss der philosophischen Grund-Wissenschaften Theil 1. Die Form und die Bewegungsgesetze des Geistes. Breslau: Koebner 1880. S. 252
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Steinthal’schen Formalismus ] vgl. Glogau: Steinthals psychologische Formeln. Berlin: Dümmler 1876. S. 252 in Freiburg primo loco ] vgl. Windelband an Glogau vom 27.7.1882 S. 252 äußere Lage ] vgl. die Gratifikationslisten der Hochschule Zürich an unbesoldete Dozenten für die Jahre 1880 und 1882, in denen Gustav Glogau mit geringen Hörerzahlen und geringen Honorarbeträgen aufgeführt ist, im Staatsarchiv des Kantons Zürich, Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online: https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/ detail.aspx?ID=3453517; https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3478 528; https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3633967 (29.5.2017). S. 252 in die Gymnasiallaufbahn zurückkehren ] Glogaus Bewerbung auf eine der beiden für alte Sprachen am kantonalen Gymnasium Zürich 1878 ausgeschriebenen Lehrstellen hatte gegen 8 Mitbewerber keinen Erfolg, vgl. die Wahl Wirz & Escher zu Lehrern am Gymnasium mit Regierungsratsbeschluß vom 28.12.1878, Staatsarchiv des Kantons Zürich, Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online: https://suche. staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3434911 S. 252 Glogau . . . müssen ] vgl. die Biographie Glogaus in: Marie Glogau (Hg.): Gustav Glogau. Sein Leben und sein Briefwechsel mit H. Steinthal. Kiel/Leipzig: Lipsius & Tischer 1906: 1872–73 im Schuldienst in Halle, 1873–76 in Neumark (Westpreußen), 1876–1878 in Winterthur, nach eigener Kündigung der Stellung zur Habilitation in Zürich 1878–83, 1882 Dozent am Polytechnikum, 1883 nach Halle berufen, 1884 nach Kiel. Vgl. die dort abgedruckten Schreiben Glogau an Steinthal vom 6.8.1881 u. Steinthal an Glogau vom 19.5.1883, aus denen die schwierige Situation Glogaus in Zürich deutlich wird. S. 252 ähnlichen Schicksal ] das galt v. a. für die Folgezeit; Windelband kam z. B. nicht als Nachfolger des am 11.1.1884 verstorbenen Hermann Ulrici in Halle in Frage, weil man Windelband für nicht erreichbar hielt, vgl. das Schreiben des Kurators der Universität Halle an Althoff, nach 11.1.1884: Die Fakultät scheint selbst zu besorgen, daß sich eine Berufung des an erster Stelle vorgeschlagenen Professors Windelband in
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Straßburg nicht durchführen lasse und wünscht demnach mit besonderem Nachdruck den Professor Stumpf in Prag, welcher allerdings wegen seiner besonderen Lehrgabe als ein Schüler Lotze’s eine sehr erwünschte Ergänzung des hiesigen Lehrkörpers bilden würde (zitiert nach Ulrich Jahnke: Promotor des Fortschritts!? Friedrich Althoff und die deutsche Universitätspsychologie. In: Bernhard vom Brock (Hg.): Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftspolitik im Industriezeitalter. Das „System Althoff “ in historischer Perspektive. Hildesheim: Lax 1991, S. 319). S. 252 kurz gesehen ] vgl. Windelband an Glogau vom 11.1.1883 S. 252 prekären Lage ] vgl. Windelband an Althoff vom 20.11.1882 S. 253 Breslauer Angelegenheit ] Windelband war als Nachfolger Wilhelm Diltheys, der nach Berlin berufen war, im Gespräch, vgl. W. Dilthey an Richard Schöne vom 21.9.1882, es bedürfe dort eines Philosophen, welcher ein auf umfassenderem Studium beruhendes Verständniß der positiven Wissenschaften der Natur und des Geistes besitzt, um neben dem katholischen Kollegen Theodor Hubert Weber, der v. a. von Theologen gehört werde, die Mathematiker, Naturforscher, Historiker und Philologen zu unterrichten. In Bezug auf die Personen, welche hiernach in Vorschlag kommen konnten, schienen Windelband und Paulsen keinen Widerstand zu finden (Wilhelm Dilthey Briefwechsel Bd. 2 1882–1895. Hg. v. G. Kühne-Bertram u. H.-U. Lessing. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015, S. 11–12); dazu auch W. Dilthey an Eduard Zeller vom 26.7. u. 8.10.1882 sowie schließlich an Graf Paul Yorck von Wartenburg vom 1.11.1882: Nach Breslau waren Windelband, Paulsen und Siebeck [. . .] vorgeschlagen. Die Regierung will nicht nur Windelband nicht, sondern hat sich von seinen Procedés, eben in Straßburg etc. sehr verletzt gefunden (Wilhelm Dilthey Briefwechsel Bd. 2 1882–1895, S. 18). Zuvor war Windelband in der Berliner Fakultät im Gespräch gewesen, nachdem die Verhandlungen mit Christoph Sigwart und Kuno Fischer gescheitert waren (Mitteilung durch das Ministerium am 27.4.1882). Am 25. Mai schlug die aus Eduard Zeller, Julius Weizsäcker, Hermann Helmholtz und Johann Gustav Droysen bestehende Kommission Benno Erdmann, Wilhelm Dilthey, Otto Liebmann, Windelband und Georg Elias Müller vor. Die Fakultät beschloß gleichrangig Erdmann und Dilthey vorzuschlagen (UA HU Berlin). S. 253 mich dort in erster Linie ] die erste Vorschlagsliste der Breslauer philosophischen Fakultät mit Windelband auf Platz 1 wurde von der Regierung zurückgewiesen, vgl. den vertraulichen Bericht über die Bildung der 2. Liste von Alfred Dove (1879–84 an der Universität Breslau) an Wilhelm Dilthey vom 15.1.1883: Die Sache ist nun folgendermaßen gegangen. Schon in der Kommission ist [. . .] eine Mehrheit erwirkt worden, deren Wünsche denn im wesentlichen auch in der Fakultät dahin durchgedrückt worden sind, daß [Benno] Erdmann, über den allerdings wirklich neben vielem Günstigen auch viel Ungünstiges einberichtet worden war, von der Liste gestrichen ward und die letztere vielmehr also lautet: 1, [Wilhelm] Wundt – ja, ja Wundt, lesen, staunen und lachen Sie über diesen herrlichen Schlag ins Wasser! 2 und 3, zu gleichen Rechten neben einander [Hermann] Siebeck und [Julius] Walter. Diese riskante Strategie sollte auf Julius Walter als einzig in Frage kommenden Kandidaten hinauslaufen, was Dove zu dem ihm selbst unwahrscheinlich scheinenden Gedankenspiel veranlaßte: Ich halte für möglich, daß die Regierung, [. . .]
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uns noch jetzt dafür beschiede: es sei ihr gelungen, die einer Berufung Windelbands bisher entgegenstehenden äußeren Bedenken nunmehr zu überwinden und sie käme daher auf diesen unseren ersten und vornehmsten Vorschlag gern zurück u. s. w. [. . .] Wir haben da eine nach aller Urtheil – auch Sigwart rühmte ihn soeben wieder unbedingt als den nächsten nach Ihnen – trefflich geeigneten Mann in frischestem Alter, der den hiesigen geistig politischen Schwierigkeiten mit Energie und zugleich mit gutem und feinem Humor begegnen würde. Wir haben einen namhaften Gelehrten, der so preußisch empfindet, daß er überaus gern aus Süddeutschland hierher zurücksiedeln möchte und der deshalb verhältnißmäßig billig zu haben wäre. Und was steht ihm nur im Wege? Mittlerweile ist er ein Semester in Straßburg und ein Ruf an ihn käme nun doch gar nicht mehr so beispiellos früh; ihm zu folgen wäre durchaus nicht unschicklich. Daß damals in unserem ersten Anschreiben auf seine innere Bereitwilligkeit hingewiesen ward, kann ihm doch nicht zu Last gelegt werden. Hat man’s ihm in Berlin verdacht, so kommt uns höchstens dieser unzarte Schritt zuschulden. [. . .] Es entsprang dieser Schritt recht eigentlich aus Ihrer Forderung, lieber Dilthey, uns vorher über Windelbands ernste Gesinnung Gewißheit zu verschaffen. Er hat uns diese Gewißheit gegeben, obwohl er wußte, wieviel er sich dadurch schaden könne. [. . .] Ich und, wie mich dünkt, Sie selbst sind ihm verpflichtet, das zu verhindern; ja Sie schrieben mir ja schon, daß Sie in solchem Sinne das Ministerium bereits begütigt hätten. Ist es Ihnen nicht möglich, nun, wo Ihre besonderen Wünsche inbezug auf Paulsen und Erdmann leider doch vereitelt sind, nach jener Richtung um der Sache willen weiter zu wirken? Da Windelband sich auch jetzt in Straßburg keineswegs recht gefällt – gegen Freiburg kommen ihm Land und Leute durchaus fremdartig vor –, so wäre er auch jetzt noch aufs glatteste zu gewinnen; die Sache könnte in wenigen Tagen abgemacht und die böse Frage, deren Hinausziehen ja selbst politisch unbequem werden kann, aus der Welt sein. Es entzieht sich natürlich durchaus meiner Beurtheilung, inwieweit etwa Rücksichten auf das wiederum nationalpolitische Interesse der Reichslands es geradehin verbieten, einen neuen raschen Wechsel in Straßburg hervorzurufen (Wilhelm Dilthey Briefwechsel Bd. 2 1882-1895. Hg. v. G. Kühne-Bertram u. H.-U. Lessing. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015, S. 22–26). Berufen wurde im Sommer 1884 schließlich Benno Erdmann, als von der Regierung oktroyierter Kandidat. S. 253 Jordan ] vermutlich Heinrich Jordan, vgl. Windelband an Victor Ehrenberg vom 18.11.1873. S. 254 für Paulsen entschieden ] Friedrich Paulsen lehnte den Ruf nach Breslau ab (BEdPh) S. 254
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älteren Collegen ] Ernst Laas, Jg. 1837 S. 254 kleine Universität ] Otto Liebmann war nach Jena gegangen (BEdPh) S. 254 ihn für mich zu interessiren ] vgl. den Kurator der Universität Straßburg, Carl Ledderhose, an Althoff vom 29.10.1882: Verehrter Freund! Zugleich im Namen des Statthalters, der Sie freundlichst grüßen läßt, sage ich Ihnen besten Dank für Ihre erste und die ihr heute nachgefolgte zweite vertrauliche Mittheilung. Je größer unsere Verlegenheit bei etwaigem Fortgange W.’s [am Rand mit Bleistift von vermutlich Althoffs Hd.: Windelband] gewesen wäre, um so wertvoller ist es mir, daß wir beide
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solche Correspondenzen streng geheim halten; sonst würden wir sehr bald als Cartellbrüder und gemeingefährliche Consorten ausgeschrien werden. Die Depesche hatte ich, wie Sie sofort erkannt haben werden, so eingerichtet, daß Sie dieselbe vorzeigen könnten, ohne ersichtlich zu machen, daß das „Vernehmen“ sich auf eine Mittheilung von Ihnen zurückführte. Übrigens ist es richtig, daß ich am 2ten Pfingsttage d. J. mit einer Zähigkeit in der Geldfrage behaftet war, die über das sonst übliche Maß etwas hinausging. Ich habe deshalb, als ich noch am Tage des Abgangs der Depesche den Familien-Besuch bei W. erwiderte, anknüpfend an die Frage, wie er mit den Umzugsgeldern ausgekommen sei, mit leichten Scherzensworten angekündigt, daß etwelche Nachhülfe bei ihm am Platze sei; eine Zusage, welche er sofort strahlend erfaßte und kranpfhaft festhielt. Gegen Weihnachten also, wenn die Breslauer Gefahr definitiv beseitigt sein wird, werde ich die von Ihnen befürwortete Gehaltserhöhung beantragen. . . . Ihnen aber, lieber Althoff, nebst freundlichen Empfehlungen von all den Meinigen die besten und treuesten Wünsche von Ihrem alten Freunde Le. (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Rep 92 Althoff C Nr. 1055). S. 255 Calamität ] vgl. den Kurator der Universität Straßburg, Carl Ledderhose, an Althoff vom 29.10.1882: Dem Vaihinger [mehrfach korrigiert aus: Wayinger] habe ich sein Privatdocentenstipendium für dieses Semester bereits überwiesen; wenn irgend thunlich, werde ich ihm noch etwas zulegen. Ihn hier als Professor anzubringen, wird kaum möglich sein. Freund Richter rechnet es ihm an, daß er die vortheilhafte Berufung nach Genf nicht angenommen hat, und plaidiert mit Leidenschaft dafür, daß, wenn überhaupt noch ein Philosoph hier anzustellen wäre, nur von einem den Catholiken genehmen Dozenten die Rede sein könne! (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Rep 92 Althoff C Nr. 1055). Anläßlich der Ernennung Hans Vaihingers zum Extraordinarius (mit Lehrauftrag u. Gehalt) zum 5.6.1883 versuchte die Fakultät, vom Kuratorium der Universität Straßburg die Einrichtung eines weiteren etatmäßigen Extraordinariats zu erlangen. Dazu kam es nicht (vgl. ADBR Strasbourg, 103 AL 260 Bl. 76). Vgl. für den Kontext der Kalamität den vergleichbaren Fall der Privatdozenten an der medizinischen Fakultät in Straßburg 1888: Ich hatte unter den Straßburger Privatdozenten große Unzufriedenheit gefunden. Es gab da eine ganze Anzahl schon etwas älterer Herren, die sich bald nach der Gründung der Universität habilitiert hatten. Sie waren nach Straßburg gegangen, als in unserem Vaterlande noch einer schöner Rausch von fröhlicher siegesfroher Begeisterung herrschte, der der deutschen Hochschule im wiedergewonnenen Reichslande entgegenjubelte als einer Vorburg deutscher Wissenschaft [. . .] Der Erfolg des Privatdozenten ist die Berufung auf einen Lehrstuhl und es gibt Zeiten, wo die Vakanzen fehlen, und es gibt auch Zeiten, wo eine Fakultät einer Universität auffallend lange leer ausgeht, ohne daß man immer sagen kann warum? [. . .] Da aber der Privatdozent bei solcher Verstimmung den selbstverständlicherweise für das Unheil verantwortlichen Ordinarius in erreichbarer Nähe zu haben wünscht, so mußten jetzt in Straßburg die Häupter der eigenen Fakultät herhalten, und da man ihnen sonst nichts Böses nachsagen konnte, so machte man ihnen daraus einen schweren Vorwurf, daß sie mit der Verleihung des Prof. extraord. geizten. Es war richtig, daß in dieser Hinsicht ein starkes Miß-
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verhältnis bestand zwischen Straßburg und den benachbarten badischen Universitäten Freiburg und Heidelberg. Dort wurde [. . .] dem Privatdozent, falls er sich nichts zuschulden kommen läßt, nach ungefähr fünf Jahren der Charakter des Prof. extraord verliehen. Die Verleihung eines solchen Titels hat nichts zu tun mit der Beförderung des Privatdozenten zum Extraordinarius, wenn diese unter gleichzeitiger Verleihung eines Lehrauftrags geschieht [. . .]. In Straßburg hatte man bisher nur ganz ausnahmsweise den Extraordinarius als Titel verliehen, man suchte es als Regel festzuhalten, daß das Extraordinariat mit einem Lehrauftrag verbunden sei. [. . .] Das half aber nichts, sie blieben dabei, daß sie durch die Haltung der Straßburger Fakultät benachteiligt würden, bei Berufungen frage man danach, ob der Kandidat bereits Extraordinarius sei (Bernhard Naunyn: Erinnerungen, Gedanken und Meinungen. München: J. F. Bergmann 1925, S. 421–422). Dazu kam, wie die Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) in Nr. 100 vom Januar 1899, S. 75 feststellten, dass sich Strassburg für jüngere Docenten mehr und mehr zur „academischen Sackgasse“ entwickelt; es ergeht selten an Strassburger Docenten und Extraordinarien ein Ruf nach Altdeutschland, ein Verhältnis, das seine Gründe hauptsächlich im preussischen Kultusministerium hat, an dessen Schaltstelle wiederum Althoff saß. Vaihinger (geb. 1852) hatte sich 1877 habilitiert. 1884 waren an der Universität Kiel durch die Berufung Benno Erdmanns nach Breslau und den Tod Gustav Thaulows zwei ordentliche Professuren freigeworden, für die Althoff geignete Nachfolger suchte. Vaihinger war als Nachfolger für Benno Erdmann in Kiel im Gespräch. Eduard Zeller warb bei Althoff für Vaihinger, Windelband und Otto Liebmann votierten für Gustav Glogau. Glogau wurden gegen den Protest Erdmanns und der philosophischen Fakultät der Universität Kiel berufen, als Nachfolger Thaulows rückte der Kieler ao. Prof. August Krohn nach (Ulrich Jahnke: Promotor des Fortschritts!? Friedrich Althoff und die deutsche Universitätspsychologie. In: Bernhard vom Brock (Hg.): Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftspolitik im Industriezeitalter. Das „System Althoff “ in historischer Perspektive. Hildesheim: Lax 1991, S. 319). Vaihinger ging 1884 als ao. Prof. nach Halle und wurde dort 1894 o. Prof. (BEdPh). Es ist für das „System Althoff “ bezeichnend, daß Vaihinger im Oktober 1893 ein umfangreiches Dossier über die Dozenten der Philosophie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sortiert nach Richtungen, für Althoff anfertigte, in dem Windelband als von der Richtung Lotzes firmiert (abgedruckt in: Reinhardt Pester (Hg.): Hermann Lotze Briefe und Dokumente. Mit einem Vorwort v. E. W. Orth. Würzburg: Königshausen & Neumann 2003, S. 723–733). S. 255 im Januar über Socrates ] vgl. den auf Freiburger u. Straßburger Vorträge zurückgehenden Aufsatz Windelbands: Ueber Socrates. Ein Vortrag. In: Präludien seit 1. Aufl. 1884. S. 255 Geffken ] Friedrich Heinrich Geffcken (1830–1896), Jurist, seit 1872 Prof. in Straßburg (NDB). S. 255 Möllerstr. 4. ] heute Rue du Maréchal Joffre, in der Nähe der UB S. 256 Paulsen ] vgl. Windelband an Althoff vom 30.11.1882 S. 256 Liebmann ] Otto Liebmann (1840–1912), 1872–1882 in Straßburg, 1882–1911 Jena (BEdPh). S. 257
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Siebeck ] Hermann Siebeck (1842–1920), 1872 in Halle habilitiert, 1875 o. Prof. Basel, 1883 Gießen (BEdPh). S. 257 Bergmann ] Julius Bergmann (1839–1904), 1872 in Berlin habilitiert, im selben Jahr o. Prof. Königsberg, 1874 Marburg (BEdPh). S. 257 Baumann ] Julius Baumann (1837–1916), 1863 in Berlin promoviert, Schüler Lotzes, o. Prof. Göttingen (BEdPh). S. 257 Eucken ] Rudolf Eucken (1846–1926), seit 1874 in Jena (BEdPh). S. 257 Pfleiderer ] Edmund Pfleiderer (1842–1902), 1873 o. Prof. Kiel, 1877 Tübingen (BEdPh). S. 258 Schuppe ] Wilhelm Schuppe (1836–1913), 1860 in Berlin promoviert, seit 1861 Gymnasiallehrer, auf Empfehlung Lotzes 1873 als o. Prof. nach Greifswald berufen (BEdPh). S. 258
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Recension von ihm über Laas ] Alois Riehl rezensierte: Ernst Laas, Idealismus und Positivismus, Teil II. In: Deutsche Literaturzeitung 3 (1882), Sp. 924–925. S. 258 Glogau ] Gustav Glogau (1844–1895), zunächst im Schuldienst, 1878 in Zürich habilitiert (Polytechnikum), 1882 dort Prof., 1883 ao. Prof. Halle, 1884 o. Prof. Kiel (BEdPh). S. 258
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Thiele ] Günther Thiele (1841–1910), 1869 in Halle promoviert, danach im Schuldienst, 1875 in Glückstadt habilitiert, 1881 ao. Prof., seit 1882 in Königsberg, 1885 o.Prof. (BEdPh). S. 258 Volkelt ] Johannes Volkelt (1848–1930), 1876 in Leipzig habilitiert, 1879 ao. Prof. Jena, 1883 o. Prof. Basel, 1889 Würzburg, 1894 Leipzig (BEdPh). S. 258 Spitta ] Heinrich Spitta (Jg. 1849), 1878 in Tübingen habilitiert, 1883 Titel ao. Prof. Tübingen, 1887 etatsmäßig, 1902 Honorarprofessor (Wer ist’s (1912), S. 1540). S. 258 Natorp ] Paul Natorp (1854–1924), seit 1880 in Marburg (BEdPh) S. 258 Vaihinger ] vgl. Windelband an Althoff vom 30.11.1882 S. 258 H. Witte ] gemeint ist vermutlich Johannes Heinrich Witte (* 1846), nach den Titelblättern seiner Publikationen Docent der Philosophie an der Universität Bonn (1876), 1885 dort Professor der Philosophie, 1889 Professor der Philosophie und Pädagogik – mit jeweils unklarem Status. Näheres nicht ermittelt. Witte verfaßte u. a.: Beiträge zum Verständniss Kant’s (1874), Salomon Maimon: die merkwürdigen Schicksale und die wissenschaftliche Bedeutung eines jüdischen Denkers aus der Kantischen Schule (1876), Vorstudien zur Erkenntnis des unerfahrbaren Seins. Philosophische Abhandlungen spekulativ- und historisch-kritischen Inhalts (1876), Zur Erkenntnistheorie und Ethik. Drei philosophische Abhandlungen (1877), Über Anschaulichkeit in den Sinnen und Anschaulichkeit im Denken (1879), Die Philosophie unserer Dichterheroen. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Idealismus (1880), Über Freiheit des Willens, das sittliche Leben und seine Gesetze. Ein Beitrag zur Reform der Erkenntnistheorie, Psychologie und Moralphilosophie (1882), Kantischer Kritizismus gegenüber unkritischem Dilettantismus (1885), Das Wesen der Seele und die Natur der geistigen Vorgänge im Lichte der Philosophie seit Kant und ihrer grundlegenden Theorien historisch-kritisch dargestellt (1888), Sinnen und Denken. Gesammelte Abhandlungen und Vorträge aus den Gebieten der Litteratur, Philosophie und Pädagogik sowie ihrer Geschichte (1889). S. 258
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Braut ] Camilla Jellinek, geb. Wertheim, aus Wien. Die Hochzeit war im Jahre 1883 (NDB). S. 259 Vierteljahr in Paris ] vgl. darüber Windelband an Georg Jellinek vom 9.10.1880, an Paul Siebeck vom 7.3.1881, an Karl Dilthey vom 20.7.1881 und an Victor Ehrenberg vom 16.3.1883. S. 260 Knapp ] Georg Friedrich Knapp (1842–1926), Nationalökonom u. Statistiker, 1874– 1918 Prof. in Straßburg (NDB). S. 260 dritten Bandes ] der Geschichcte der neueren Philosophie bei Breitkopf u. Härtel; ein solcher erschien nicht. S. 260 Reise nach London ] kam womöglich nicht zustande. Im Frühjahr 1884 unternahm Windelband eine Reise nach Oxford, deren Daten nicht genau bekannt sind (Abreise ca. 8.3.1884), vgl. Windelband an Friedrich Theodor Althoff vom 18.10.1883 sowie an Gustav Glogau vom 6.3.1884. S. 260 Rom ] vgl. Windelband an Jellinek vom 3.4.1873 S. 260 Holländer Heymans ] vgl. Kant-Studien 8 (1903), S. 455: erwähnt Gerard Heymans (Leiden) als einen Schüler Windelbands und Rickerts. S. 261 Schrift über die Methode der Ethik ] Heymans promovierte 1881 in Freiburg bei Windelband mit einer Arbeit Zur Kritik des Utilismus. Davon erschien die Ausarbeitung Die Methode der Ethik. In: Vierteljahrschrift für Wissenschaftliche Philosophie 6 (1882), S. 74–86, 162–188 u. 434–473. S. 261 Hochzeit ] von Elsbeth Wichgraf u. Johannes von Kries am 6.10.1881 (https://www. janecke.name/gaeste/wichgraf-in-potsdam). S. 261 Ruf nach Breslau ] Windelband war als Nachfolger Wilhelm Diltheys, der nach Berlin berufen war, im Gespräch gewesen, vgl. Windelband an Friedrich Theodor Althoff vom 30.11.1882. S. 261 Manteuffel ] Edwin Karl Rochus Freiherr von Manteuffel (1809–1885), seit 1879 Reichsstatthalter von Elsaß-Lothringen (WBIS). S. 261 Positivisten niederen Ranges, Laas ] vgl. den literarischen Schlagabtausch, den sich Ernst Laas und Windelband als Straßburger Fachkollegen lieferten: Laas: Ueber teleologischen Kriticismus [=Rezension von: Windelband: Präludien 1884]. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 8 (1884), 1. Heft, S. 1-17; Windelband: Ueber den teleologischen Kriticismus. Zur Abwehr. In: Philosophische Monatshefte 20 (1884), 2. u. 3. Heft, S. 161–169. S. 261 Recht als dem „ethischen Minimum“ ] viel zitierte These aus Jellinek: Die socialethische Bedeutung von Recht, Unrecht und Strafe. Wien: Hölder 1878. S. 262 Freiburg . . . Rechtsphilosophie“. ] vgl. die Vorlesungsverzeichnisse Freiburg SS 1882: Rechtsphilosophie (im Zusammenhange mit den allgemeinen Principien der praktischen Philosophie), Dienstag und Mittwoch von 8–9 Uhr; Straßburg SS 1883: Ethik (mit Einschluss der Rechtsphilosophie); Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9–10 Uhr. S. 263 Propositio ] es sind unter den 20 Ms.-Heften Windelbands im Besitz der Bibliothek der Tohoku Universität Sendai, Japan, zwei Hefte zur Rechtsphilosophie erhalten: Nr. 4. Mit eigenhändigem Titel: Grundlinien der Rechtsphilosophie. Windelband. Vorgetr. zuerst Freiburg, Sommer 1882. Heft mit Fadenheftung und Umschlag aus blauem Papier. Umfang: 48 S., davon beschrieben: 35. 1 beigelegtes, gefaltetes Bl. mit
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4 beschriebenen S. Maße: 20,0 x 16,3 cm, Beilage (aufgeklappt): 33,3 x 21,0 cm. Nr. 5. Ohne Titel; Fortsetzung von Heft 4. 1. Zeile beginnt: 2. Cap. Die Momente des Rechtsbegriffs. Heft mit Fadenheftung und Umschlag aus blauem Papier. 48 S., davon beschrieben: 13 (überwiegend lediglich Paragraphenüberschriften), 1 beigelegtes, gefaltetes Bl. mit 2 beschriebenen S. Maße: 21,2 x 16,8 cm, Beilage (aufgeklappt): 22,4 x 14,0 cm. In diesem Heft Nr. 5 finden sich auf Bl. 16r die Sätze: Aus der Recapitulation aller dieser Momente ergiebt sich nun, mit Berücksichtigung des später noch zu betrachtenden Umstandes, daß alle Rechtsbestimmungen einer Gesellschaft sich zu einem Ganzen zusammenschließen, folgende, langathmige, aber dafür erschöpfende Definition: „Recht ist das System der Normen, durch welche eine staatlich geordnete Gesellschaft [danach gestr.: im Hinblick auf] die unerläßlichen Anforderungen, die sie vermöge ihres sittlichen Gesammtbewußtseins an die Individuen stellt, in der Weise bestimmt, daß die staatliche Gewalt dem Widerstande gegenüber ihre Durchführung erzwingt und in streitigen Fällen über ihre Anwendung entscheidet.“ Die Anführungszeichen markieren kein Zitat, sondern dienen der Hervorhebung, z. B. zum Diktat. Neben der auf diese Sätze folgenden nächsten Kapitelüberschrift ist die Datierung auf den 4.7.1882 notiert. S. 263 Möllerstr. 4. ] heute Rue du Maréchal Joffre, in der Nähe der UB S. 263 Professur ] Jellinek wurde 1883 zum ao. Prof. des Staatsrechts an der Universität Wien ernannt; der Einfluß klerikaler und antisemitischer Kreise vereitelte seine Ernennung zum Ordinarius (NDB); vgl. Windelband an Jellinek vom 26.7.1878. S. 263 Ethik mit Rechtsphilosophie ] vgl. Windelband an Jellinek vom 22.3.1883 S. 263 Recht, Unrecht und Strafe ] vgl. Jellinek: Die socialethische Bedeutung von Recht, Unrecht und Strafe. Wien: Hölder 1878. S. 263 Brautreise ] vgl. Windelband an Jellinek vom 22.3.1883 S. 264 Neuschöpfung ] der Universität Straßburg, gegründet 1872 S. 264 Berlin ] Universität Berlin, gegründet 1810 S. 264 Plan des Verlegers ] Paul Siebeck in Tübingen, vgl. Windelband an Siebeck vom 7.3.1881 S. 265 Buch ] Windelband: Präludien. Aufsätze und Reden zur Einleitung in die Philosophie. Freiburg i. B./Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1884. S. 266 neulichen Anwesenheit ] nicht ermittelt S. 266 Breslauer Angelegenheit ] vgl. Windelband an Althoff vom 30.11.1882 S. 266 College Schöll ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 23.7.1883 bzw. 29.7.1883 S. 266 Ambiren ] lat. sich (aufdringlich) um eine Stelle bewerben S. 268 Kieler Vorschläge ] vgl. Kommentar zu Windelband an Althoff vom 30.11.1882 S. 268 Freudenthals ] gemeint ist Jacob Freudenthal (1839–1907), seit 1864 am JüdischTheologischen Seminar Breslau, 1875 in Breslau habilitiert, 1879 dort ao., 1888 o. Prof. (BEdPh). S. 268 brieflich mir gegenüber ] Schreiben nicht ermittelt S. 268 Dorner ] gemeint ist August Dorner (1846–1920), 1874 Prof. am Predigerseminar Wittenberg, 1889 ao. Prof., 1890 o. Prof. der Theologie in Königsberg (BEdPh). S. 269 Hirzel ] Rudolf Hirzel, vgl. Windelband an Victor Ehrenberg vom 29.7.1873 S. 269 hat drucken lassen ] vgl. z. B. die Abfertigung Benno Erdmanns durch Kuno Fischer in: Immanuel Kant und seine Lehre Teil 1. Entstehung und Grundlegung der kriti-
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schen Philosophie. München: Bassermann 1882 (Geschichte der neuern Philosophie Bd. 3), S. 50–51. S. 269 „Axiome der Geometrie“ ] erschienen 1877 S. 270 Kritik ] vgl. J. Jacobsohn: Die Axiome der Geometrie und ihr „philosophischer Untersucher“ Herr Benno Erdmann. In: Altpreussische Monatshefte 20 (1883), S. 301–341. S. 270
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über Martin Knutzen ] vgl. Erdmann: Martin Knutzen und seine Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der Wolfischen Schule und insbesondere zur Entwicklungsgeschichte Kants. Leipzig: Voss 1876. S. 270 verstimmt gefühlt ] das hinderte nicht eine spätere Zusammenarbeit. Windelband gab heraus: Bericht über die neuere Philosophie bis auf Kant für die Jahre 1890–1893. I [mehr nicht erschienen]. Descartes und Schule. Bericht von Benno Erdmann. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 7 (1894), S. 521–534. S. 270 Rehmke ] gemeint ist Johannes Rehmke (1848–1930), 1875–83 an der Kantonsschule St. Gallen, 1884 in Berlin habilitiert, 1885 ao. Prof., 1887 o. Prof. Greifswald (BEdPh). S. 270
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„Die Welt als Vorstellung und Begriff “ ] recte: Die Welt als Wahrnehmung und Begriff, 1880. S. 270 Rede über Kant und die Physiologie ] vgl. Rehmke: Ueber Physiologie und Kantianismus. Vortrag vom 21.9.1882. In: Tageblatt der 55. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Eisenach 1855, S. 98–116. S. 270 Anwesenheit in unsrer Gegend ] kam nicht zustande, vgl. Windelband an Althoff vom 18.10.1883 S. 270 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 271 meines Abrisses der Geschichte der alten Philosophie ] vgl. Windelband: Geschichte der alten Philosophie. In: Geschichte der antiken Naturwissenschaft und Philosophie, bearbeitet v. Sigmund Günther u. W. Windelband. Nördlingen: C. H. Beck 1888 (Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft in systematischer Darstellung mit besonderer Rücksicht auf Geschichte und Methodik der einzelnen Disziplinen. In Verbindung mit . . . hg. v. Iwan Müller. Bd. 5, 1. Abt.), S. 115–337. S. 271 3. Bande der Geschichte der neueren Philosophie ] ein solcher erschien nicht; 2 Bde. des Werks bei Breitkopf & Härtel, Leipzig. S. 271 Logik . . . Philosophie“ ] dieses Projekt hat Windelband trotz einer Vielzahl von Anläufen und Plänen nicht bis zur Druckreife gebracht, vgl. erstmals Windelband an Jellinek vom 9.10.1888; sowie Windelband an Paul Siebeck vom 11.6.1888, 28.1.1889, 10.3.1902, 7.7.1904, 31.7.1904, 5.10.1906; sowie letztmals Siebeck an Windelband am
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Anmerkungen der Herausgeber
21.10.1906, wo das Erscheinungsdatum Sommer/Herbst 1907 avisiert wird. Kleinere Arbeiten aus dem Themenkreis erschienen: Logik. In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung v. B. Bauch, K. Groos, E. Lask, O. Liebmann, H. Rickert, E. Troeltsch, W. Wundt hg. v. W. Windelband. 1. Bd. Heidelberg: C. Winter 1904, S. 163–186 (2. Aufl. 1907); Die gegenwärtige Aufgabe der Logik und Erkenntnistheorie in Bezug auf Natur- und Kulturwissenschaft. In: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Rapports et comptes rendus. Publiés par les soins du Ed. Claparede. Avec 17 figures et 5 portraits hors texte. Genf: Henry Kündig 1905, S. 104–119; Die Prinzipien der Logik. In: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften. Hg. v. W. Windelband u. A. Ruge, 1. Bd. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912, S. 1–60. S. 271 K. ] Windelbands Auskünfte beziehen sich auf Benno Kerry, zu dem seines frühen Todes wegen wenig bekannt ist: Benno Kerry, geb. 11.12.1858 in Wien als Benno Bertram Kohn (Namensänderung 1883, vgl. ADBR Strasbourg, 62 AL 3, Nr. 164: Kerry an Georg Gerland, Wien I, Walfischgasse 12, 8.2.1883: Da es vorkommen könnte, daß eine Anfrage nach dem Unterzeichneten an die verehrliche philosoph. Facultät der Universität Strassburg gelange, so theile ich hiermit mit, daß ich, der ich mit Diplom dieser Universität vom 1. August 1889 zum Dr. phil. promovirt wurde (Dissertation: Untersuchungen über das Causalproblem . . . ) meinen damaligen Namen: Benno Kohn gemäß dem Erlasse der k. k. niederösterr. Statthalterei vom 31. Mai 1882 Z. 24260 in den Namen: Benno Kerry umgeändert habe – und zwar nach dem 1881 gemeinsam mit seinem Bruder Richard Kerry unternommenen Austritt aus dem Judentum, vgl. Anna L. Staudacher: „. . . meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“. 18 000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868–1914: Namen – Quellen – Daten. Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009, S. 314 u. 323). Seit Sommer 1877 studierte Benno Kerry an der Universität Straßburg Physiologie und Philosophie, u.a. bei Otto Liebmann und Ernst Laas (von Kerry auch eine Edition von Schriften aus Laas’ Nachlass, Wien 1887). Im Winter 1877/78 Wechsel nach Wien zu Franz Brentano. Promotion am 1.8.1881 in Straßburg mit der Schrift Untersuchungen über das Causalproblem auf dem Boden einer Kritik der einschlägigen Lehren J. St. Mills. Vorbereitung der Habilitation in Wien, im November 1884 Rückkehr nach Straßburg, um dort das Habilitationsverfahren einleiten zu lassen. Habilitation am 20.1.1885 mit der ungedruckt gebliebenen Schrift: Grundzüge einer Theorie der mathematischen und nicht-mathematischen Grenzbegriffe. Ein Beitrag zur Erkenntnistheorie. PD in Straßburg, nach dem Tode von Ernst Laas (25.7.1885) Assistent bei Windelband. Kerry verstarb am 20.5.1889 in Wien nach kurzer Krankheit, über deren Natur nichts Sicheres bekannt ist (vgl. die einzige biographische Arbeit: Volker Peckhaus: Benno Kerry. Bausteine zu seiner Biographie. In: History and Philosophy of Logic 15 (1994), S. 1–8). Kerry schrieb: Ueber Anschauung und ihre psychische Verarbeitung. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 9 (1885), S. 4339–4493; 10 (1886), S. 419–467; 11 (1887), S. 53–116 u. S. 249–307; 13 (1889), S. 71–204 u. S. 392–419; 14 (1890), S. 317–153 sowie 15 (1891), S. 127–167. Vgl. Elisabeth Hensel (Hg.): Paul Hensel. Sein Leben in seinen Briefen. Frankfurt a.M.: Societäts-Vlg. 1937 (identisch mit der Titelauflage Wolfenbüttel 1947), S. 400:
Anmerkungen der Herausgeber
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ich säumte nicht, bei Windelband anzufragen, ob er Habilitation in Straßburg für möglich hielte. Seine Antwort lautete dahin, daß bereits ein älterer und tüchtiger Privatdozent, Dr. Kerry, vorhanden sei, er mir also irgendwelche Aussicht auf eine evtl. Anstellung nicht geben könne, daß er sich aber freuen würde, wenn ich trotzdem nach Straßburg kommen wolle. So ging ich denn Ostern 1888 dorthin [. . .]. S. 271 132
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Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 272 Sohn des Reichtagsabgeordneten Rickert ] die Rede ist von Heinrich Rickert (1863– 1936), Sohn des nationalliberalen Politikers und Reichttagsabgeordneten Heinrich Edwin Rickert (1833–1902; NDB). S. 272 meiner Logik ] vgl. über diesen nicht in einer Monographie ausgeführten Plan erstmals Windelband an Jellinek vom 9.10.1888; sowie Windelband an Siebeck vom 30.1.1888, 28.1.1889, 10.3.1902, 7.7.1904, 31.7.1904, 5.10.1906; sowie letztmals Siebeck an Windelband am 21.10.1906, wo das Erscheinungsdatum Sommer/Herbst 1907 avisiert wird. S. 272 in Ihrem Verlage ] vgl. Rickert: Zur Lehre von der Definition. Erschienen bei Mohr (Siebeck) 1888. S. 273 Ihr Manuskript ] von: Zur Lehre von der Definition S. 273 Ansicht ] vgl. Rickert: Zur Lehre von der Definition, Abschnitt IV/2: Begriff und Urteil. S. 273 κατ΄ εξοχήν ] gr. kat’exochen: im eigentlichen Sinne, schlechthin S. 274 absolut formloses Buch ] Windelband ist über Schuppes Buch eine Rezension schuldig geblieben, vgl. Windelband an Heymann Steinthal vor 5.10.1885 S. 274 Anmerkung ] vgl. Windelband an Rickert vom 5.7.1888 S. 274 Anmerkung ] in Abschnitt III, 2: Begriff und Urteil von Rickert: Zur Lehre von der Definition, 1888. S. 274 Vorwurf eines Plagiats ] vgl. Windelband an Rickert vom 24.6.1888 S. 274 Rittergutsbesitzer Keibel in Adlig-Dombrowken ] Rickert heiratete 1888 in AdligDombrowken (Westpreußen) Sophie Keibel (1864–1951), Bildhauerin, Tochter des Rittergutsbesitzers Hermann Keibel (1818–1893; NDB). S. 275 Das Buch ] Schuppes, vgl. Windelband an Rickert vom 24.6.1888. S. 275 Leibniz ] vgl. Windelband: Leibniz. In: Ersch/Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, 2. Section, hg. v. August Leskien. 43. Theil. Leipzig: Brockhaus 1889, S. 2–12. S. 276 Ihren Brief ] vgl. Rickert an Windelband vom 5.7.1888 S. 276 Stück über Schuppe ] vgl. Rickert an Windelband vom 5.7.1888 S. 276
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anfügen ] vgl. die Anmerkung Rickerts in der Druckfassung von Zur Lehre von der Definition, 1888, Abschnitt III, 2: Begriff und Urteil. S. 276 149 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 276 150 meiner Logik ] vgl. über diesen nicht in einer Monographie ausgeführten Plan erstmals Windelband an Jellinek vom 9.10.1888; sowie Windelband an Siebeck vom 30.1.1888, 11.6.1888, 10.3.1902, 7.7.1904, 31.7.1904, 5.10.1906; sowie letztmals Siebeck an Windelband am 21.10.1906, wo das Erscheinungsdatum Sommer/Herbst 1907 avisiert wird. S. 276 151 Lehrbuch der Geschichte der Philosophie ] vgl. Windelband: Geschichte der Philosophie. Freiburg i. B.: Akademische Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1892. Vorwort: Straßburg, im November 1891. Zunächst in drei Lieferungen: 1. u. 2. Lieferung (S. 1–256) 1890. Prospekt zur 1. Lieferung: Strassburg i. E., Herbst 1889. – 3. u. 4. Lieferung (VII u. S. 257–516) Freiburg i. B. 1892. Vorwort: Straßburg, im November 1891. Vgl. den Verlagsvertrag vom 15./17.9.1889, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 B 1, 6, M. 1. Seit der 3. Aufl. (1903) u. d. T. Lehrbuch der Geschichte der Philosophie (zu Lebzeiten Windelbands insgesamt 6 Aufl.). S. 277 152 beiden eigenen Büchern ] vgl. Windelband: Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 2 Bde. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1878–80. S. 277 153 die . . . sind ] frühestes Auftreten der Formel, mit der Windelband sein Programm umriß, z. B. in der Einleitung seines späteren Lehrbuchs der Geschichte der Philosophie. S. 277 154 Ihrer ursprünglichen Absicht ] vgl. Windelband an Siebeck vom 7.3.1881 und an Glogau vom 22.7.1883 S. 278 155 Vorlesungen ] in Freiburg (WS 1878/79) u. Straßburg (WS 1882/83, SS 1886, SS 1888). S. 278 156
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Beck’schen ] bei Beck war erschienen Windelband: Geschichte der alten Philosophie. In: Geschichte der antiken Naturwissenschaft und Philosophie Bd. 5, Abt. 1. Nördlingen: C. H. Beck 1888, S. 115–337. S. 278 einen Bogen ] entspricht 16 Druckseiten S. 278 im Sommersemester fertig ] vgl. die Datierung des Prospekts zur 1. Lieferung: Strassburg i. E., Herbst 1889. Vgl. den Verlagsvertrag vom 15./17.9.1889, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 B 1, 6, M. 1 S. 278 Plane ] der im folgenden entwickelt gelangte nicht zur Ausführung S. 278 Freiburg verlassen ] der Verlagssitz der Firma Mohr (Siebeck) wurde 1899 von Freiburg zurück nach Tübingen verlegt. S. 279
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nach Heidelberg verschlagen ] vgl. den Briefkopf sowie den Eintrag Prof. Windelband, Hofrath aus Strassburg in der Fremdenliste vom 15./16.6.1889 in: Fremdenblatt für die Stadt Heidelberg, Nr. 39 v. 17.6.1889: Hotel Schrieder. S. 279 Geburtstagsgruß ] zum 16. Juni S. 279 Dienst . . . in Betreff Kerry’s ] die Auslagenerstattung an Jellinek deutet auf die Beschaffung eines Kranzes hin (vgl. Windelband an Jellinek vom 27.5.1889). Benno Kerry war am 20.5.1889 verstorben und Windelband als Dekan der philosophischen Fakultät zur Kondolenz verpflichtet, vgl. das Kondolenzschreiben Windelbands an Richard Kerry vom 22.5.1889 sowie über Kerry: Windelband an Paul Siebeck vom 30.1.1888. Kurze Mitteilung des Todes im Jahresbericht des Prorektors (A. Merkel) in: Das Stiftungsfest der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1890. Straßburg: J. H. Ed. Heitz 1890, S. 8. S. 279 Polemik gegen mich ] vgl. Franz Brentano: Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis. Leipzig: Duncker & Humblot 1889, besonders S. 55–60, Anm. 22 gegen Windelbands Beiträge zur Lehre vom negativen Urteil, 1884. In späteren Ausgaben erhielten die Anmerkungen eigene Titel, diejenige über Windelband heißt: Windelbands Irrtum hinsichtlich der Grundeinteilung der psychischen Phänomene; kurze Abwehr mannigfacher auf meine „Psychologie vom empirischen Standpunkt“ gemachter Angriffe; Land, on a supposed improvement in formal Logic; Steinthals Kritik meiner Lehre vom Urteil. S. 280 auf die Finger zu klopfen ] Windelband hat nichts gegen Brentano veröffentlicht. S. 280
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nach Kant ] kein direktes Zitat S. 280 entwicklungsgeschichtlichen Gegenwart ] Anspielung auf Darwin und die Deszendenztheorie S. 280 Einsamkeit ] entgegen dieser Selbststilisierung war Windelband am 29.6.1889 als Nachfolger für Karl von Prantl in München im Gepräch, gemeinsam mit Friedrich Jodl und mit dem an erster Stelle genannten Carl Stumpf, der schließlich nach München berufen wurde (Helga Sprung: Carl Stumpf – Eine Biographie. Von der Philosophie zur Experimentellen Psychologie. Unter Mitarbeit v. L. Sprung. München/Wien: Profil 2006, S. 119). S. 280 Frau ] Camilla Jellinek, geb. Wertheim S. 280
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Ihr Werk ] Rickerts Habilitationssschrift Der Gegenstand der Erkenntnis, gedruckt 1892. S. 280 ridiculus mus ] vgl. Horaz: De arte poetica 139: Parturient montes, nascetur ridiculus mus: Die Berge kreißen, geboren wird eine lächerliche Maus. S. 280 fragmentarischer Glossen ] vgl. Windelband an Rickert vom 27.10.1891 S. 280 viel beschäftigtes Semester ] vgl. z. B. die Meldung der Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) WS 1892/93, Nr. 22 vom 26.11.1892, S. 17: Straßburg. Populäre Vorträge. Nach der günstigen Aufnahme, welche die im vorigen Winter [1891] stattgehabten gemeinverständlichen Vorträge hatten, erklärten sich die Professo-
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Anmerkungen der Herausgeber
ren Windelband, Varrentrapp, Schwalbe, Gerland u. Dehio bereit, auch im kommenden Winter derartige Vorträge an den Sonntagsnachmittagen im großen Saale des Civilcasinos zu halten. S. 281 Besprechung . . . Literatur-Zeitung ] vgl. Kurd Laßwitz: Geschichte der Philosophie/ Wilhelm Windelband. – Freiburg i. B.: Mohr, 1892. – VIII, 516 S. In: Deutsche Litteraturzeitung, Nr. 17 v. 23.4.1892, Sp. 555–558. Erscheinen von Windelbands Buch als Gesamtwerk (zuvor in Lieferungen) gemeldet in: Literarisches Centralblatt v. 7.5.1892. S. 282
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Drängen meines Verlegers ] vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 7.3.1881 S. 282 etwas wirklich Neues ] vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 28.1.1889 S. 282 „kleinen Schwegler“ ] gemeint ist Albert Schweglers Geschichte der Philosophie im Umriß (mehrfach seit 1848 wiederaufgelegt). S. 282 aus Ihrem Werke ] vgl. Laßwitz: Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton, 2 Bde. 1889–90. S. 283 Ne bis in idem ] lat. kein zweites Mal, ursprünglich im Sinne des Rechtssatzes: keine zweite Gerichtsverhandlung in der selben Sache. S. 283 Unfall ] vgl. Windelband an Georg Jellinek vom 8.12.1895 S. 283 Ihr Unternehmen ] vgl. die Meldung der Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) WS 1895/96, Nr. 66 von März 1896, S. 56 über die Gründung der Kant-Studien durch Vaihinger, mit Windelband im Redaktionsausschuss S. 283 totgeborene Kind von Schuppe und Schubert-Soldern ] gemeint ist die 1895 von Wilhelm Schuppe und Richard von Schubert-Soldern gegründete Zeitschrift für immanente Philosophie, die mit Bd. 4 (1898) ihr Erscheinen einstellte. S. 284 embarras de richesse ] frz. Überfluß S. 284 meiner Mitwirkung den Sinn beizulegen ] die auf dem Titelblatt der Kant-Studien aufgeführten Personen hatten keine engere Verpflichtung auf Redaktionsgeschäfte zu erfüllen. Ihre Nennung diente als Qualitätsnachweis nach Art eines editorial board. S. 284
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beteiligen ] Windelband veröffentlichte in den Kant-Studien: Rezension über Eckoff, William: Kant’s Inaugural-Dissertation of 1770 transl. into English with an Introduction and Discussion. New York 1895. In: Kant-Studien 1 (1897), S. 264–268; Kuno Fischer und sein Kant. In: Kant-Studien 2 (1898), S. 1–10; Nach hundert Jahren. In: Kant-Studien 9 (1904), S. 5–20; Schillers transscendentaler Idealismus. In: KantStudien 10 (1905), S. 398–411; Otto Liebmanns Philosophie. In: Kant-Studien 15 (1910), S. III–X. S. 284 mit Ihnen beschäftigt ] Anspielung nicht aufgelöst S. 284 Ihre Bogen ] von Rickert: Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. Eine logische Einleitung in die historischen Wissenschaften. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1896. S. 284 Darstellung in der Vierteljahrsschrift ] vgl. Rickert: Zur Theorie der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 18 (1894), S. 277–319. S. 285 Rectoratsrede ] Windelband: Geschichte und Naturwissenschaft, 1894. S. 285
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„Erklärung der Menschenrechte“ ] vgl. Jellinek: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Ein Beitrag zur modernen Verfassungsgeschichte. Leipzig: Duncker & Humblot 1895. S. 286 Badener Versammlung ] vgl. Erwin Rohde an Windelband vom 18.5.1894 S. 287 Ihr Buch ] Rickert: Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. Eine logische Einleitung in die historischen Wissenschaften. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1896. S. 287 Erlebnissen seit dem Winter ] vgl. Windelband an Rickert vom 9.1.1896 S. 287 „den Leser zum Verständnis zu zwingen.“ ] Zitat nach Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Teil 4. S. 288 zweiten Teil ] erschien erst 1902 S. 288 Inhaltsangabe ] Rickerts Buch erschien ohne jedes Inhaltsverzeichnis und mit der Vorbemerkung: Ueber den Zweck und die Gliederung der Arbeit, deren erste Hälfte hier vorliegt, giebt die Einleitung Auskunft. Ich versuche die Grenzen der Naturwissenschaft aufzuzeigen, um dadurch einen Einblick in das Wesen der historischen Wissenschaften zu gewinnen. So zerfällt das Ganze in zwei Theile, und auf den einen passt mehr der erste, auf den anderen mehr der zweite Titel der Schrift. Der vorliegende Theil hat die Aufgabe zu zeigen, was nicht Geschichte ist. Er bildet mit Rücksicht darauf ein abgeschlossenes Ganzes, und ich veröffentliche ihn gesondert von dem zweiten, der versuchen soll, das logische Wesen der historischen Darstellung positiv zu entwickeln, weil sich mir darin bei der Formulirung von Einzelheiten noch Schwierigkeiten ergeben haben, deren Ueberwindung ich wegen anderer Arbeit für einige Zeit hinausschieben muss. Doch wird die zweite Hälfte voraussichtlich noch in diesem Jahre nachfolgen können. Freiburg i. B., April 1896. Den selbstgesetzten Termin hat Rickert nicht einhalten können. Die zweite Hälfte erschien erst 1902. S. 289 Freiburger Angelegenheit ] vgl. Windelband an Rickert vom 9.1.1896 S. 289 Rostock ] vgl. Windelband an Rickert vom 31.8.1896 S. 289 meinem Schwager ] Johannes von Kries S. 289 solch ein Blatt ] nicht in den Akten der Philosophischen Fakultät Freiburg ermittelt S. 289
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Sommerfrische ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 7.8. u. 10.8.1896 sowie an Rickert vom 31.8.1896 S. 290 Entscheidung für Freiburg ] nach langen Verhandlungen schließlich als Nachfolger von Alois Riehl, vgl. Windelband an Rickert vom 9.1.1896. Rickerts Ablehnung des Rufes nach Rostock ist gemeldet in Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) WS 1896/97, Nr. 73 von Oktober 1896, S. 15. S. 290 res integra ] römische Rechtsformel: eine Sache, die unberührt, ungestört, heil und ganz ist. S. 290 quasi ab irato ] römische Rechtsformel: wie im Zorn, im Sinne von: gegen die Interessen seiner Angehörigen handelnd. S. 290 post tot discrimina rerum ] lat. nach so vielen Mißgeschicken, Sentenz nach Vergil: Aeneis I, 204. S. 290 „meinem“ Lehrstuhl ] Windelband war 1877–82 o. Prof. für Philosophie in Freiburg i. Br. gewesen, sein Nachfolger war Alois Riehl. S. 290
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Anmerkungen der Herausgeber
Avenarius ] Richard Avenarius (1843–1896), der Nachfolger Windelbands in Zürich, war am 1.8.1896 verstorben (NDB). Bekanntschaft bestand aus Leipzig, wo Avenarius dem Akademisch-philosophischen Verein vorstand, dessen Ehrenmitglied Windelband seit 2.8.1873 war (vgl. Protokollbücher Akademisch-philosophischer Verein (1873/1875-1900), UB Leipzig, 01 ZF-2015-3: 1–2; Ms 01304 I–II). S. 290 Busse ] vgl. den Kommentar zu Windelband an Rickert vom 31.8.1896 sowie Windelband an Julius Bergmann vom 2.3.1894. S. 290 für unsern Hensel ] Paul Hensel (1860–1930), 1888 bei Windelband habilitiert, 1895 ao. Prof. in Straßburg, 1898 in Heidelberg (zur Entlastung Kuno Fischers, vgl. Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) Nr. 89 von Februar 1898, S. 110), 1902 Prof. in Erlangen (BEdPh). S. 290 seine Krankheit, bald seine Productionslosigkeit ] – die beide eng zusammenhingen, denn Hensel litt an schubweiser, fortschreitender Erblindung, jeweils begleitet von schweren Depressionen, wie seinen Briefen zu entnehmen ist. Vgl. Elisabeth Hensel (Hg.): Paul Hensel. Sein Leben in seinen Briefen. Frankfurt a. M.: Societäts-Vlg. 1937 (identisch mit der Titelauflage Wolfenbüttel 1947), z. B. S. 93, S. 123 u. passim. S. 290
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akademischer Machenschaften ] es gelang Hugo Münsterberg (1863–1916) nicht, nach seinen Erfolgen in Harvard (Professur seit 1892) in Deutschland eine Professur zu erhalten. v. a. zwei Gründe machte Münsterberg dafür verantwortlich: die ausgesprochene Feindschaft der philosophischen Fakultäten, insbesondere der Freiburger, der experimentellen Psychologie gegenüber, sowie den grassierenden akademischen Antisemitismus, der Münsterberg besonders deswegen betroffen machte, weil er mit dem Judentum außer seiner „Abstammung“ nichts zu tun habe (Münsterberg an Wundt vom 26.3.1896). Vgl. die Briefe Münsterbergs des Jahres 1896 an Wilhelm Wundt (https://histbest.ub.uni-leipzig.de/content/estate_wundt.xed), die von den vergeblichen Bemühungen Münsterbergs, Riehls, Rickerts u. a. zeugen und die Namen seiner „Feinde“ (Johannes von Kries, vgl. Münsterberg an Wundt vom 31.3.1896, selbst Paul Natorp, den er für seinen Freund gehalten habe) nennen. Münsterberg hatte mit Rufschädigung in Freiburg bereits zu kämpfen, als seine Ernennung zum Extraordinarius zu scheitern drohte, vgl. UA Freiburg, B 38/323 Habilitation Hugo Münsterberg: Alois Riehl hob in seinem Antrag vom 5.12.1890 hervor, daß Münsterberg seit WS 1878/88 als erfolgreicher Lehrer wirke (seit SS 1888 auch für experimentelle Psychologie in einem Laboratorium, das Münsterberg privat betrieb, mit einem staatlichen Zuschuß von lediglich 200 Mark). Riehl erwähnt weiter Münsterbergs Neigung zu rascher, nicht hinlänglich vorbereiteter Schlußfolgerungen, die indes leicht korrigierbar sei. Das war das Einfallstor für den Senat, am 19.1.1891 den Antrag nicht zu befürworten: Dagegen scheint uns die Gründlichkeit und Tiefe der Ueberlegung und die Sorgsamkeit der Kritik nicht gleiches Lob zu verdienen. Wir lassen dabei nicht außer Acht, daß die Arbeiten sich auf Gebiete bewegen, in welchen von jeher die Meinungen sehr auseinander gegangen sind, u[nd] in welchen man daher verpflichtet ist, auch Anschauungen, die man selbst für unrichtig hält, zu respektiren. Wichtiger als die positive Richtigkeit oder Falschheit einzelner Ergebnisse scheint es uns, daß in manchen Fällen die behandelten Probleme überhaupt keine Lösung erfahren, sondern nur durch eine gewandte Discussion u[nd] durch
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die Formulirung mehr scharf pointirter als klar durchdachter Sätze der Schein einer wirklichen Beantwortung bedeutungsvoller Fragen erzeugt wird. Unsere Meinung ist dabei nicht etwa, daß Herr M[ünsterberg] durch Hervorbringung eines solches Scheines den Leser zu täuschen trachte; er wird vielmehr selbst durch ihn getäuscht. Der Grund hierfür liegt wohl zum Theil in einer Herrn M[ünsterberg] eigenthümlichen starken Ueberschätzung seiner eigenen Ideen; zum Theil muß es darin gefunden werden, daß Herr M[ünsterberg] philosophische u[nd] psychologische Fragen nicht so gründlich erfaßt, wie dies wohl verlangt werden kann und wie es auch ihm selbst wahrscheinlich möglich sein würde, wenn nicht die Neigung zu schneller Produktion u[nd] effektvoller Darstellung dem hinderlich entgegenstände. Eine derartige glänzende aber oberflächliche Behandlung philosophischer Gegenstände hat, wenigstens in Deutschland, niemals auf die Dauer Anerkennung gefunden. [. . .] Ueber die Vorträge [. . .] geht die allgemeine Ansicht dahin, daß auch diese zwar durch oratorisches Geschick sich auszeichnen, aber auch den Beifall der Hörer mehr als billigenswerth gerade durch den rednerischen Effekt erstreben. Die Ernennung erfolgte trotzdem 1892. S. 291 „Schurken“ ] Paul Natorp. Münsterberg, der hoffte, die Nachfolge des verstorbenen Richard Avenarius in Zürich antreten zu können, wurde Opfer einer Schmutzkampagne, vgl. sein Schreiben an Wilhelm Wundt vom 30.12.1896 (https://histbest.ub. uni-leipzig.de/content/estate_wundt.xed): Die Züricher Affaire ist nämlich inzwischen so unsauber geworden, daß ich Ihnen kaum [. . .] zumuten kann, so erbärmlich Unschönes anzuhören. Es mag genügen Ihnen vertraulich zu berichten, daß in den Züricher Regierungs- und Fakultätskreisen, durch die Vermittlung des Extraordinarius Stiefel dort, ein umfangreiches anonymes Machwerk circulierte, das in geradezu infernalischer Weise durch ganz willkürlich verstümmelte Citate aus allen je über mich erschienenen ungünstigen Kritiken und eigne Zutat nachwies, daß ich kein Psychologe und ein Psychologe kein Philosoph ist. Der Dekan schickte es mir heimlich zu, damit ich – wie er sich ausdrückte – „die Pfote des Schurken“ ermitteln könnte. Ich erkannte auf den ersten Blick die Hand meines Freundes Natorp, von dem ich ein Dutzend der freundlichsten Briefe habe. Ich kann von der Sache keinen weiteren Gebrauch machen, da die Entlarvung ja nur durch eine Indiskretion des Dekans erfolgte. Zusammenfassend urteilte Münsterberg über die akademischen Verhältnisse in Deutschland bei seinem endgültigen Abschied nach Harvard gegenüber Wundt am 25.3.1897: Nur nach schweren inneren Kämpfen habe ich den Entschluß gefaßt, aber ich bin überzeugt, daß es der rechte ist. Ich weiche lediglich dem Antisemitismus. Durch Informationen aus allerbesten Quellen weiß ich jetzt, daß ich auch in Zürich die Stelle nur meiner Abstammung wegen nicht erhalten habe. Und so würde es immer und immer wieder gehn, alle meine Freunde und unter ihnen ältere erfahrene Professoren sind der Überzeugung, daß für lange Zeit ein getaufter Jude keine Professur für Philosophie erwarten darf. Die Freiburger wollten für mich thun, was sie nur thun konnten, [. . .] man wollte mein Extraordinariat etatmässig gestalten [. . .], auch v[on] Kries interessierte sich freundlichst nach dieser Richtung. Aber allerseits hieß es doch auch, daß ich mir klar sein müsse, daß die Stelle meiner Abstammung willen nie in ein Ordinariat verwandelt werden könne. Nun liegt mir an Titeln gar-
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nichts, aber da in der akademischen Welt die Laufbahn nun einmal auch in den Augen des jüngsten Studenten als Kritik der Leistungen betrachtet wird, so kann die sichere Aussicht, von jedem Dummkopf überflügelt zu werden, nur entweder zur Verbitterung oder zur Resignation führen, die beide die Arbeitskraft lähmen. Alle Welt, vor kurzem noch Windelband, rieten mir daher, die große glänzende Stellung, die ich drüben habe, nicht leichtsinnig auszuschlagen. S. 291 hiesige Habilitation ] Jonas Cohn (1869–1947) habilitierte sich an der Universität Freiburg bei Rickert mit der Schrift Beiträge zur Lehre von den Wertungen; Erteilung der venia legendi am 9.4.1897. Am 13.8.1901 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt (UA Freiburg, B 38/339, Habilitation Jonas Cohn). S. 292 Fortsetzung ] der 2. Teil von Rickerts Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung erschien 1902. S. 292 Hartmann’s Kategorienlehre ] vgl. Eduard von Hartmann: Kategorienlehre. Leipzig: Haacke 1896. S. 292 Eierschalen des Unbewußten ] Anspielung auf Eduard von Hartmanns Buch Philosophie des Unbewußten von 1869. S. 292 Mystagogen ] womöglich Anspielung auf Friedrich Nietzsche S. 292 K. F. ] Kuno Fischer. Die Rede ist von den ersten Planungen zu Windelbands Beitrag zur Festschrift der Kant-Studien, vgl. Windelband: Kuno Fischer und sein Kant. Als: Festschrift der „Kantstudien“ zum 50. Doctorjubilaeum Kuno Fischers. Hamburg/ Leipzig: Leopold Voss 1897, S. 5–14. Enthält außerdem: Hans Vaihinger: Vorwort, S. 3–4; Anhang: Glückwunschschreiben der Philosophischen Fakultät der Universität Halle vom März 1897, S. 15–16; Das erneuerte Doktordiplom, S. 17–18. Der Beitrag Windelbands erschien auch in: Kant-Studien 2 (1898), S. 1–10. S. 292 Rector . . . Jubiläumsjahr ] im 25jährigen Jubiläum der Universität Straßburg, vgl. Das Stiftungsfest der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1897. Strassburg: J. H. E. Heitz (Heitz & Mündel) 1897, S. 11: Zum Rektor für das kommende Amtsjahr wurde am 6. Februar dieses Jahres Herr Prof. Wilhelm Windelband gewählt und die Wahl von seiner Majestät dem Kaiser betätigt. S. 292 selbst überreichen ] die Festschrift übersandte Windelband schließlich per Post, vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 19.3. u. 17.3.1897. S. 293 Baden ] gemeint ist der Kurort Baden-Baden S. 293 Lehrer ] Fischer hatte von 1856–72 in Jena gelehrt, Windelband hatte sich in Jena Ostern 1866 für das WS 1866/67 für Philosophie und H (Historie/Geschichte) immatrikuliert und ging nach dem SS 1866 ab (nach Berlin; vgl. die jeweiligen Matrikeln). S. 293
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Abhandlung ] vgl. Windelband an Hans Vaihinger vom 17.2.1897 S. 294 Frau Gemahlin ] Fischers zweite Ehefrau Christiane Louise Fischer (1832–1903), geb. Kirchhoff (NDB). S. 294 Windelband an Kuno Fischer, Baden-Baden, 19.3.1897 ] Erstabdruck in: Klaus Christian Köhnke: Sinn für Institutionen. Mitteilungen aus Wilhelm Windelbands Heidelberger Zeit (1902–1915). In: Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen: Westdeutscher Verlag 1995, S. 34–35. S. 294
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Veranlassung dieser Redaction ] vgl. Windelband an Hans Vaihinger vom 18.3.1897 S. 294
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Lehre ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 17.3.1897 S. 294 Halle ] Sitz der Redaktion der Kant-Studien (Hans Vaihinger) S. 295 erst in diesem Augenblicke ] vgl. Windelband an Hans Vaihinger vom 18/19.3.1897. S. 295
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die Verhältnisse ] vgl. Windelband an Fischer vom 17.3.1897 S. 295 am Sonnabend ] den 22.3.1897 S. 295 Centennarfeier ] zur Wiederkehr des 100. Geburtstags von Wilhelm I. (*22.3.1797) S. 295
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am Sonntag ] den 23.3.1897. Die Differenz zu dem auf dem Druck der Festrede angegebenen Datum 21.3.1897 ist nicht aufgeklärt. S. 295 Festrede auf unsern alten Kaiser ] vgl. Windelband: Gedenkrede auf Kaiser Wilhelm I. Gehalten auf dem Festcommers der Straßburger Vereine am 21. März 1897. Straßburg: Comissions-Vlg. W. Heinrich 1897. Der Erlös dieses Drucks war für das Straßburger Kaiserdenkmal bestimmt. S. 295 Am Montag ] den 24.3.1897 S. 295 25sten Stiftungsfeste ] Windelbands Rektoratsjahr hatte als ein Karrierehöhepunkt mit einem Festakt unter Anwesenheit von Wilhelm II. begonnen, vgl. [Festansprachen anlässlich des Festaktes zum 25jährigen Jubiläum der Universität am 1.5.1897]. In: Das Stiftungsfest der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg am 1. Mai 1897. Strassburg: J. H. E. Heitz (Heitz & Mündel) 1897, S. 6–7 [Dankesrede zur Verleihung der von Wilhelm I. gestifteten Amtskette des Rektors], S. 11–23 [Festrede], 25 f., 31 f., 35 f., 37 f., 39 [Antworten auf Ansprachen dritter] u. S. 39–42 [Schlußwort]. Die Leipziger Illustierte Zeitung brachte einen ausführlichen Bildbericht in Nr. 2811 vom 13.5.1897, darunter eine Abbildung des Festaktes im Lichthof des Kollegiengebäudes vom 1. Mai: im Zentrum des Bildes der – nicht gut erkennbare – Rektor Windelband mit neuer Amtskette (vgl. auch Nr. 2810 vom 6.5.1897). Wiederabdruck der Festrede u. d. T. Rektoratsrede Wilhelms Windelbands am 1. Mai 1897 beim 25jährigen Jubiläum der Universität. In: Alte Straßburger Universitätsreden. Zur Erinnerung an die am 1. Mai 1872 gegründete Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg. Hg. v. Vorstand der losen Vereinigung ehem. Straßburger Dozenten und Studenten. Frankfurt a. M.: Vlg. des Elsass-Lothringen-Instituts 1932, S. 42–50. Vgl. den Bericht in: Das Vaterland, Nr. 121 vom 3.5.1897, Abendblatt, S. 2 (ANNO): Rector Windelband schilderte den Entwicklungsgang der Universität, die er als die Morgengabe Deutschlands an das wiedergewonnene Elsaß-Lothringen bezeichnete. S. 295 Rede ] vgl. Windelband: Gedenkrede auf Kaiser Wilhelm I. Gehalten auf dem Festcommers der Straßburger Vereine am 21. März 1897. Straßburg: Comissions-Vlg. W. Heinrich 1897. S. 296 vereinigten altdeutschen und Elsasser Vereine von Strassburg ] gemeint sind die orstansässigen, verschiedenen Vereine mit elsässischen bzw. altdeutschen (d. h. aus dem Deutschen Reich nach 1871 nach Straßburg zugezogenen) Mitgliedern; Näheres, etwa Zeitungsberichte, nicht ermittelt. S. 296 Centenarfeier ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 19.3.1897 S. 296
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Herrn ] Verlagsinhaber waren zum Stichtag: Ludwig Volkmann (1870–1947) u. Oskar von Hase (1846–1921), vgl. Reinhard Würffel: Lexikon deutscher Verlage. Berlin: Grotesk 2000, S. 113. S. 297 72 Vermählung meiner Tochter ] Elly Windelband mit Ulrich Stutz S. 297 73 allgemeinen „Geschichte der Philosophie“ ] gemeint ist Windelbands (Lehrbuch der) Geschichte der Philosophie. S. 297 74 dritten Bande ] ein 3. Bd. der Geschichte der neueren Philosophie ist, obwohl bis in die 5., als letzte von Windelband selbst besorgte Aufl. (1911) als unmittelbar vor dem Abschluß stehend angekündigt, nie erschienen. Es scheint überhaupt nie konkrete Vorarbeiten dazu gegeben zu haben, denn als Wolfgang Windelband die 6. Aufl. (1919) herausgab, schrieb er im Vorwort des ersten Bandes: Die Hoffnung meines Vaters, den so oft in Aussicht gestellten, in der Materialsammlung und im Entwurf abgeschlossenen dritten Band dieses Werks ausarbeiten zu können, ist nicht in Erfüllung gegangen. Über wenige Seiten ist das Manuskript nicht hinausgekommen – so daß auch nie der Plan realisiert werden konnte, den Wolfgang Windelband im selben Vorwort skizziert, einen anderen Bearbeiter diesen dritten Band aus Windelbands Materialien erarbeiten zu lassen. S. 297 75 zweite Auflage ] erschien 1899 S. 298 76 Renaissance ] mit einem neuen § 14 über Galileo Galilei S. 298 77 Von Langackern aus ] vgl. Windelband an Rickert vom 25.8.1898 S. 299 78 Siebeck’schen Druckerei ] zur Vorbereitung der 2. Aufl. von Windelbands Geschichte der Philosophie. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900. S. 299 79 Stutzen’s ] die jung vermählten Elly Windelband und Ulrich Stutz, in Freiburg i. B. S. 299 80
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Neudruck der „Geschichte“ ] bei Mohr-Siebeck, s. o. u. vgl. Windelband an Breitkopf & Härtel vom 16.8.1898 S. 299 Arbeit an der Geschichte der neueren Philosophie ] vgl. Windelband an den Verlag Breitkopf & Härtel vom 16.8.1898 S. 299 Platon für Fromman’s Klassiker ] Windelband: Platon. Stuttgart: Frommann (E. Hauff) 1900 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 9). S. 299 Lustrum ] Jahrfünft S. 299 Lask ] Emil Lask (1875–1915), Studium (u. a. bei Rickert und Windelband als deren bedeutendstem Schüler) 1894 in Freiburg, 1896/97 in Straßburg, 1898–1901 wieder in Freiburg, Promotion bei Rickert über Fichtes Idealismus und die Geschichte, im WS 1904/05 in Heidelberg bei Windelband über Rechtsphilosophie habilitiert. Antrittsvorlesung am 11.1.1905. PD, 1910–1913 ao. Prof., Mitdirektor des Philosophischen Seminars. Im 1. Weltkrieg Meldung als Freiwilliger, gefallen am 26.5.1915 (Uwe Bernhard Glatz: Emil Lask. Philosophie im Verhältnis zu Weltanschauung, Leben und Erkenntnis. Würzburg: Königshausen & Neumann 2001). S. 300 nach Rostock ] vgl. Windelband an Rickert vom 31.8. u. 13.9.1896 S. 300 Erhart ] gemeint: Franz Erhardt (1864–1930), 1891 in Jena habiliert, 1899 nach Rostock berufen (BEdPh). S. 300 in Heidelberg ] Paul Hensel war von 1898–1902 ao. Prof. in Heidelberg (BEdPh). S. 300
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Heilung des Schadens an dem Gyps ] nicht ermittelt
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eine Rede ] kam offenbar nicht zustande. Kuno Fischer hielt eine Rede in anderm Zusammenhang: Goethe und Heidelberg. Festrede zur städtischen Goethefeier aus Anlaß des 150 Geburtstages Goethes in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Frau Großherzogin gehalten im Saalbau zu Heidelberg am 20. October 1899. Heidelberg: C. Winter 1899, 2. Aufl. 1900. Windelband selbst enagierte sich im angegebenen Sinne, vgl. Windelband: Aus Goethes Philosophie. In: Straßburger Goethevorträge. Zum Besten des für Straßburg geplanten Denkmals des jungen Goethe. Straßburg: Karl J. Trübner 1899, S. 87–114. S. 300 Jubiläumsausgabe Ihres grossen Werks ] von Kuno Fischers monumentalem Werk Geschichte der neuern Philosophie, deren 4. Aufl. ab 1897 als Jubiläumsausgabe erschien. S. 301 „Hegel“ ] vgl. Fischer: Hegels Leben, Werke und Lehre. Bd. 8 der Geschichte der neuern Philosophie. S. 301 liebenswürdige Erwähnung ] vgl. Fischer: Geschichte der neuern Philosophie. Jubiläumsausgabe 4. Bd. Immanuel Kant und seine Lehre 1. Teil. 4., neu bearbeitete Aufl. Heidelberg: C. Winter, wo im Vorwort S. VI Windelbands Beitrag zur Festschrift der Kant-Studien zum 50jährigen Doktorjubiläum Fischers gelobt und Hans Vaihingers Kommentar zur Kritik der reinen Vernunft getadelt wird. Vgl. Vaihinger: Ueber eine Entdeckung, nach der alle neuen Kommentare zu Kants Kr. d. r. V. und insbesonderer mein eigener durch ein älteres Werk entbehrlich gemacht werden sollen. In: Kant-Studien 3 (1899), S. 334–343. S. 301 im „Archiv“ ] Windelband referierte nicht im Archiv für Geschichte der Philosophie über Kuno Fischers Jubiläumsausgabe von dessen Geschichte der neuern Philosophie. S. 301
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Ihrer Rede ] vgl. Rickert: Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft. Ein Vortrag. Freiburg i. B./Leipzig/Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1899. Laut Vorwort von Mitte November 1898 kürzlich in der ersten Sitzung der hiesigen „Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft“ vorgetragen. S. 302 Goethevortrag ] vgl. Windelband: Aus Goethes Philosophie. In: Straßburger Goethevorträge. Zum Besten des für Straßburg geplanten Denkmals des jungen Goethe. Straßburg: Karl J. Trübner 1899, S. 87–114. S. 303 Aufrechterhaltung des bisherigen Modus ] die Titulatur der beiden Bände blieb gleich der ersten Aufl.: Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 1. Bd.: Von der Renaissance bis Kant; Die Blüthezeit der deutschen Philosophie (Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften Bd. 2. Von Kant bis Hegel und Herbart). S. 303 Aenderung ] betreffend die Zählung und Charakterisierung der Aufl. sowie aktuelle Amtsbezeichnung und Wirkungsort des Verfassers, in Folgeauflagen auch die orthographische Angleichung des Titels. S. 304 Correspondenzkarte ] nicht überliefert S. 304 Hessisches Staatsarchiv Marburg ] mit Dank an Helmut Klingelhöfer S. 304 Dehio’s vortrefflich gelungenen Band ] von Georg Dehio erschien 1899 bei Seemann in Leipzig: Die Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts ausserhalb Italiens in der
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Reihe Kunstgeschichte in Bildern (bearbeitet v. Franz Winter, Abt. 4); außerdem ein Verzeichnis der Städtischen Gemäldesammlung Straßburg. S. 304 Recension von Paulsen’s Kant ] vgl. Otto Schöndörffer: Paulsen’s Kant. In: Altpreussische Monatsschrift 36 (1899), S. 537–562. d. i. eine ausführliche Besprechung von: Friedrich Paulsen: Immanuel Kant. Sein Leben und seine Lehre. Stuttgart: Frommann (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 7). S. 304 Ihr Dr. Schöndörffer ] Otto Schöndörffer (1860–1926), Altphilologe u. Kantforscher, seit 1885 am Königsberger Friedrichskolleg (BEdPh). Ihr bezieht sich darauf, daß Ludwig Friedländer vor seiner Übersiedlung nach Straßburg 1892 seit 1856 Prof. für klassische Philologie u. Archäologie in Königsberg gewesen war (NDB). S. 304 Verleger ] Emil Hauff, Inhaber des Verlages Frommann, Stuttgart (Reinhard Würffel: Lexikon deutscher Verlage. Berlin: Grotesk 2000, S. 261). S. 304 völlig wiederhergestellt ] Erkrankung nicht ermittelt S. 304 Gemahlin ] Laura Friedländer (geb. 1831), geb. Gutzeit (NDB). S. 304 Festtage ] siehe datum: Weihnachten und Neujahr S. 304
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Titel eines Festaufsatzes ] stattdessen lieferte Windelband: Vom System der Kategorien. In: Philosophische Abhandlungen. Christoph Sigwart zu seinem siebzigsten Geburtstage 28. März 1900. Gewidmet von B. Erdmann, W. Windelband, H. Rickert, L. Busse, R. Falckenberg, H. Vaihinger, A. Riehl, W. Dilthey, E. Zeller, H. Maier. Tübingen/Freiburg i. B./Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900, S. 41–58. S. 305 Festgruß ] vgl. Windelband: Kuno Fischer und sein Kant. Als: Festschrift der „Kantstudien“ zum 50. Doctorjubilaeum Kuno Fischers. Hamburg/Leipzig: Leopold Voss 1897, S. 5–14; auch in: Kant-Studien 2 (1898), S. 1–10. S. 305 vor Niemand ein Hehl mache ] vgl. Windelband an Ludwig Friedländer vom 24.12. 1899 S. 306 „Lehen und Pfründe“ ] Titel des Abdrucks einer Rede von Ulrich Stutz in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung München vom 27. u. 28.12.1899. Auch separat erschienen, s. u. S. 306 Lebensplan ] vgl. fast gleichlautend Alfred Dove an Stutz v. 1.11.1899: Sie haben vor sich einen weiten und hohen Weg. Es hat mich neulich ergriffen, wie Sie [. . .] Ihre wissenschaftliche Gesamtabsicht darlegten – sachlich einleuchtend, daß die Verbindung von deutschem und Kirchenrecht eine Fülle neuer Tatsachen von großem Zusammenhang ans Licht bringen wird; persönlich beneidenswert: da ist mal wieder, sagte ich mir, ein Mensch mit einem geistigen Lebensplan (zitiert in Alexander Hollerbach: Jurisprudenz in Freiburg. Beiträge zur Geschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität. Tübingen: Mohr Siebeck 2007, S. 177). S. 306 Bresslau . . . Varrentrapp ] Harry Bresslau und Conrad Varrentrapp, Windelbands Straßburger Historikerkollegen. S. 306 Ausgabe bei Siebeck ] die Rede erschien nicht im Verlag Mohr (Siebeck) S. 306
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Separatbögen aus der „Allg.“ ] vgl. Ulrich Stutz: Lehen und Pfründe. Eine akademische Rede. München: Buchdruckerei der Allgemeinen Zeitung 1899. S. 306 dort ausführlicher, mit Apparat? ] unter dem selben Titel Lehen und Pfründe erschien von Stutz ein Aufsatz in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 20 (1899), S. 213–247. S. 306 Besprechung meines Platon ] vgl. Windelbands Platon. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung München, Nr. 6 vom 9.1.1900, S. 7–8, gezeichnet mit n. S. 307 von Eucken ] Autorschaft Rudolf Euckens nur hier nachgewiesen S. 307 Großpapa ] vermutlich gemeint: der Schwiegervater August Wichgraf (1811–1901). S. 307
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Arthur ] Arthur Goette, Schwiegersohn Windelbands S. 307 Meta’s Reise ] im Zusammenhang einer schweren Erkrankung Arthur Goettes, vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 30.12.1904. S. 307 bei Kriens ] nicht ermittelt S. 307 Frl. Else in Wernigerode ] nicht ermittelt. Wernigerode war der Wohnsitz von Windelbands Schwager Hans Hoffmann, vgl. Korrespondentenverzeichnis. S. 307 Irmele ] Irmgard Stutz, geb. 6.6.1899 (Wer ist’s 1912, S. 1597). S. 307 Weib ] Elly, geb. Windelband S. 307 P. ] steht für „Papa“ S. 307 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 307 „Geschichte der Philosophie“ ] Windelband: Geschichte der Philosophie. Freiburg i. B.: Akademische Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Die 2., verbesserte u. vermehrte Aufl. erschien in 4 Lieferungen: 1. u. 2. Lieferung (S. 1–288) Freiburg i. B. 1898; 3. u. 4. Lieferung (I–VIII u. S. 289–571), nach Wechsel des Verlagsortes, Tübingen 1899 u. 1900. Das Vorwort datiert September 1900. Die Rede ist vom abschließenden 7. Teil über Philosophie des 19. Jahrhunderts, der für diese Aufl. neu geschrieben wurde. S. 307 Hartmann’s „Geschichte der Metaphysik“ ] Eduard von Hartmann: Geschichte der Metaphysik Bd. 2. Seit Kant. Leipzig: Haacke 1900. Besprochen in § 44: Der Kampf und die Seele von Windelbands Geschichte der Philosophie, 2. Aufl. 1900. S. 308 Aufsatz über Positivismus und Pantheismus ] vgl. Wilhelm Dilthey: Der entwicklungsgeschichtliche Pantheismus nach seinem geschichtlichen Zusammenhang mit den älteren pantheistischen Systemen. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 13 (1900), S. 307–360 u. S. 445–482. S. 308
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Ihres „Hegel“ ] als Bd. 8 (in 2 Teilbänden) der Jubiläumsausgabe von Kuno Fischer: Geschichte der neuern Philosophie. Heidelberg: C. Winter 1901. Erschien offenbar in Lieferungen. S. 308 monumentum aere perennius ] lat. ein Denkmal dauernder als Erz; geflügeltes Wort nach den Oden des Horaz (Büchmann). S. 309 Abschluß meiner Logik ] eine lang geplante Monographie Windelbands zur Logik ist nie erschienen. S. 309 von ihm für die „Logik“ gewinnen ] eine Enzyklopädie der Philosophie (vgl. Windelband an Rickert vom 17.3.1901) als Vorhaben Paul Hensels ist nicht zustande gekommen. Rickert hat keinen Beitrag über Logik in einer von Hensel verantworteten Reihe geliefert. u. U. ist das Vorhaben später in die Hände von Fritz Medicus übergegangen, falls es sich bei der von ihm hg. Reihe mit gleichem Titel nicht um ein davon unabhängiges Vorhaben handelt. Vgl. Windelband: Einleitung in die Philosophie. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914 (Grundriss der philosophischen Wissenschaften. In Verbindung mit Karl Joël, Erich Kaufmann, Eugen Kühnemann, Heinrich Maier, Adolfo Ravà, Heinrich Rickert, Wilhelm Windelband und anderen Fachgenossen hg. v. Fritz Medicus). Ohne Bandzählung, erschien als erster in der Reihe. Eine vertraglich vereinbarte Wissenschaftslehre hat Rickert für den Grundriss von Medicus nicht abgeliefert (vgl. den Vertrag vom 15.1.1910 im Verlagsarchiv Mohr/Siebeck, Staatsbibliothek Berlin, Nachl. 488, B1, 1, M.10; 445–452). S. 309 den Comte ] zur Veröffentlichung ist es trotz Ankündigung nie gekommen. Vgl. die Verlagsankündigungen in: Ferdinand Tönnies: Hobbes. Leben und Lehre, Stuttgart 1896 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 2); Harald Höffding: Sören Kierkegaard als Philosoph, Stuttgart 1896 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 3); Harald Höffding: Rousseau und seine Philosophie, Stuttgart 1897 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 4). S. 310 blödsinnige Hitze ] ein lebendiges Bild der Straßburger Sommerhitze zeichnen Paul Hensel für die Jahre seit 1888 (Elisabeth Hensel (Hg.): Paul Hensel. Sein Leben in seinen Briefen. Frankfurt a. M.: Societäts-Vlg. 1937 (identisch mit der Titelauflage Wolfenbüttel 1947), S. 401–402) und Bernhard Naunyn für 1888-1904 in ders.: Erinnerungen, Gedanken und Meinungen. München: J. F. Bergmann 1925, S. 479–480. S. 310
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„Grenzen“ ] vgl. Rickert: Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. Eine logische Einleitung in die historischen Wissenschaften. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1896. Der 2. Teil des Werkes erschien 1902. S. 310 katholischen Philosophieprofessur ] die katholische oder sog. Confessionelle Philosophie-Professur an der Universität Freiburg hat eine Vorgeschichte innerhalb der theologischen Fakultät. Diese hatte am 10.6.1885 die Einrichtung eines Lehrstuhls für propädeutische Theologie, insbesondere für Religionsphilosophie, Geschichte der Religion, Apologetik und verwandte Disziplinen beantragt, der am 26.3.1886 durch die Habilitation von Edmund Hardy (1852–1904) für philosophische Disziplinen (befördert zum Extraordinarius 3.11.1887, entlassen 26.9.1893) vorbereitet wurde, so daß 1893 Carl Braig (1853–1923) berufen werden konnte. Am 17.7.1897 erhielt Braig jedoch eine anderen Lehrauftrag (für Dogmatik), da die philosophische Fakultät gegen ihn als Priester protestiert hatte. Am 22.10.1897 wurde Matthias Baumgartner
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(1865–1933) aus München berufen (BEdPh). Der Lehrstuhl diente dem philosophischen Unterricht von Theologiestudenten in Erkenntnislehre (Logik), Psychologie, Metaphysik, Geschichte der griechischen, aristotelischen und christlichen Philosophie. Die Belegung dieser Fächer war Bedingung zur Zulassung zum Kirchenamt. 1897 wurde der Antrag eingebracht, diesen Lehrstuhl an die philosophische Fakultät als der eigentlich zuständigen zu transferieren: Bei Beratung des Universitätsbudgets in der II. Kammer der Stände wurde die Frage der Einreihung der Professur für christliche Philosophie an die philosophische Fakultät in Anregung gebracht, welche Maßnahme auch Seitens der theologischen Fakultät als sachgemäß und für die Vertretung des in Frage stehenden Faches zweckmäßiger als die geltende Art der Regelung erklärt wird (Ministerium der Justiz, des Kultur und Unterrichts an philosophische Fakultät vom 26.11.1897), mit der Begründung, das ergäbe die Möglichkeit der Promotion in christlicher bzw. mittelalterlicher Philosophie; es sei bereits an anderen Hochschulen der Fall, in München z. B., ein katholischer Priester sei dort kein Hindernis (vgl. für sämtliche Nachweise UA Freiburg, B 38/131, Angelegenheiten der zweiten philosophischen Professur 1897–1916). S. 311 nicht aktuell ] vgl. dagegen an der Universität Straßburg (ADBR Strasbourg, 103 AL 863) die Kuratoriumsakte über die Einstellung von 2 mit katholischen Dozenten zu besetzenden Professuren, darin die Abschrift eines Schreibens des Statthalters an Kaiser Wilhelm I. vom März 1901 (dieser bewilligt daraufhin den gewünschten Nachtragshaushalt), Auszug: Geheim! Eilt! | In weiteren Krisen des Reichslandes besteht seit längerer Zeit der lebhafte Wunsch, daß die Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg, die zwei ordentliche Professuren für Philosophie und drei für Geschichte besitzt, mit Rücksicht auf deren bisher nicht unterbrochene Besetzung mit Dozenten protestantischen Bekenntnisses und zur Vermeidung einer einseitigen Vertretung dieser Disciplinen zwei neue Lehrstühle, einen für Philosophie und einen für Geschichte, erhält, welche die von den Fakultätsvorschlägen statutenmäßig in keiner Form abhängige Re|gierung thunlichst und insbesondere bei der ersten Besetzung an Dozenten katholischen Bekenntnisses verleihen würde. Die Erfüllung dieses Wunsches ist für den Fall der Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät [. . .] in Aussicht gestellt worden. | Es scheint angezeigt und für die Verhandlungen wegen Errichtung der theologischen Fakultät fürderlich [so wörtlich], die gewünschte Maßnahme schon jetzt herbeizuführen. Hier deutet sich bereits der Fall Spahn an, s. u. S. 311 Theobald ] Anspielung auf eine mögliche – nicht zu Stande gekommene – Wegberufung Theobald Zieglers aus Straßburg. S. 311 a limine ] lat. von vornherein („an der Schwelle“) S. 311 nicht a limine weigern ] im Gegensatz z. B. zum Verhalten der philosophischen Fakultät Straßburg im Falle Martin Spahn, d. h. des katholisch besetzten historischen Lehrstuhls nach dem Weggang Conrad Varrentrapps nach Marburg, was die Fakultät als Maßregel empfand, vgl. die Eingabe an die höchste Stelle, ADBR Strasbourg, 103 AL 863 (Kuratoriumsakte: betrifft Einstellung von 2 mit katholischen Dozenten zu besetzenden Professuren), Nr. 22a: Abschrift. | Straßburg, den 9. September 1901. | Allerdurchlauchtigster Kaiser, | Allerdurchlauchtigster Kaiser und Herr! | Durch ein Schreiben des Herrn Kurators vom 19. August ist der philosophischen Fakul-
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tät der Kaiser-Wilhelms-Universität zu Straßburg mitgeteilt worden, daß es die Absicht der Landesregierung von Elsaß-Lothringen sei, neben der eben jetzt mit dem Archivar Dr. Meinecke zu besetzenden ordentlichen Professur für neuere Geschichte eine zweite gleiche zu errichten und diese durch den außerordentlichen Professor Dr. Spahn zu übertragen. [so wörtlich] Die Fakultät [. . .] hält es für ihre Pflicht Eure Kaiserliche Majestät alleruntertänigst zu bitten, der Berufung des Professors Spahn zu dieser Stellung ihre Allerhöchste Zustimmung nicht zu erteilen. | Da die Errichtung dieser neuen Professur aus den Lehrbedürfnissen der Fakultät nicht erklärt werden kann, so unterliegt es keinem Zweifel, daß sie bestimmt ist, dem wiederholt ausgesprochenen Verlangen der ultramontanen Partei nach einem Parteimäßig | konfessionell gefärbten Geschichtsunterricht an unserer Universität Genüge zu thun. Weiter heißt es sinngemäß: wenn es nur um Spahns zweifelhafte Qualifikation ginge, würde sich die Fakultät nicht an den Kaiser gewendet haben, und dann wieder wörtlich: Konfessionelle Professuren für Geschichte und Philosophie bestehen an deutschen Universitäten nur da, wo eine katholischtheologische Fakultät errichtet ist und können nur mit dem Bedürfniß der Ausbildung katholischer Priester, wenn nicht gerechtfertigt, so doch erklärt werden. Die Schaffung einer solchen Professur an einer Universität, die einer solchen Fakultät entbehrt, würde eine der bisherigen Auffassung von deutscher Wissenschaft durchaus widersprechende Neuerung bedeuten [. . .]. Und weiter: Die Fakultät erblickt darin bei den hierzulande bestehenden konfessionellen und nationalen Spaltungen eine schwere Gefahr für die Erziehung des Volkes zu religiöser Duldsamkeit und nationaler Gesinnung. Diese Eingabe sei einstimmiger Beschluß der Fakultät; gezeichnet Nöldeke d. z. Dekan. In der Akte außerdem (Nr. 27): Zeitungsausschnitt mit Telegramm des Kaisers vom 16.10.1901 an den Statthalter von ElsaßLothringen, abgedruckt in: Straßburger Correspondenz, Nr. 108 vom Donnerstag, 17.10.1901: Neues Palais. Patent für Dr. Spahn von Mir heute vollzogen. Er wird gewiß eine vortreffliche Lehrkraft für die Universität werden. Freue Mich, einen langgehegten Wunsch Meiner Elsaß-Lothringer habe erfüllen zu können und ihnen sowohl, als Meinen katholischen Unterthanen überhaupt bewiesen zu haben, daß anerkannte wissenschaftliche Tüchtigkeit auf der Basis von Vaterlandsliebe und Treue zum Reich immer zu Nutz und Frommen des Vaterlandes von Mir verwendet wird. Wilhelm I. R.; sowie die Drucksachen (jeweils ganzes Heft in der Akte enthalten): Adolf Michaelis: Das Verhalten der Straßburger philosophischen Fakultät im Falle Spahn. In: Der Lotse vom 23.11.1901 (2. Jg., 3. Heft), S. 225–231; Gegenartikel aus Berlin: Wilhelm Foerster: Zur Anklage gegen die preußischen Universitätszustände. In: Der Lotse vom 7.12.1901 (2. Jg., 10. Heft), S. 289–293. Vgl. außerdem das Schreiben Theodor Nöldekes an Martin Spahn von September 1901, indem er diesen darüber aufklärt, daß er gegen den Wunsch und ohne Vorschlag der Fakultät berufen sei (ADBR Strasbourg, 62 AL 22 (Dekanat Theodor Nöldeke 1901/02), Nr. 73.) S. 311 36 37 38
Ingerenz ] Einwirken, Einmischung S. 311 fauti ] lat. gefällt, akzeptabel ist S. 311 Baeumker ] Clemens Baeumker, der spätere Nachfolger Windelbands in Straßburg. S. 311
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schriftlichen Verkehr mit dem Ministerium ] vgl. Windelband an Rickert vom 17.3.1901. Gegen den Plan, die Professur für philosophische Propädeutik aus der theologischen an die philosophische Fakultät der Universität Freiburg zu transferieren, richtete sich bereits das Fakultätsgutachten von Alfred Dove, Franz Himsted, Gottfried Baist und Heinrich Rickert (der Entwurf stammt von dessen Hand) vom 30.12.1897 (geschrieben laut Poststempel vor 21.12.; vgl. das Protokollbuch der Fakultät Bl. 97 über die Sitzung vom 14.12.1897, dort ein Auszug des Gutachtens im selben Wortlaut wie das Ms. Rickerts), das in seinen vier Punkten die von Windelband gegebenen Anregungen bereits vorwegnimmt: Die von der theolog[ischen] Facultät gewünschte Einrichtung einer sog[enannten] „Professur für christliche Philosophie“ in unsere Facultät können wir aus folgenden Gründen weder für sachgemäß, noch für zweckmäßiger als die bestehende Regelung erachten, wie das die theologische Fakultät zuvor behauptet hatte. Denn 1.: Welches Fach soll den eigentlich gemeint sein? Sei die Philosophie, die bereits gelehrt werde, etwa nicht christlich, was immer das heißen solle? Philosophie der Väter – wäre das für die theologische Fakultät nicht ein Problem, da Patristik im Gegensatz zur katholischen Scholastik stehe? Mittelalterliche Philosophie sei doch ohnehin ein, aber eben nur ein Teilgebiet der Philosophiegeschichte. Und 2.: Die Erörterung der Fragen erübrige sich allein deswegen, weil der vorgeschlagene Kandidat (seitens der theologischen Fakultät) Priester sei; folglich keine Philosophie werde lehren können: Denn ein katholischer Priester, der dem Papste Gehorsam schuldet, kein Buch ohne Genehmigung seiner vorgesetzten kirchlichen Behörde veröffentlichen darf, ist seit der Thomas-Encyclica des Papstes Leo XIII vom 4. August 1879 gar nicht mehr in der Lage, irgend etwas als Philosophie zu lehren, was nicht mit den Lehren des Thomas genau übereinstimmt. Diese Lehren seien wissenschaftlich jedoch völlig veraltet, und für eine philosophische Fakultät deshalb indiskutabel: Er hat nicht, wie die Mitglieder einer philosophischen Facultät die Wahrheit zu suchen, sondern lediglich Dogmen zu überliefern – also keine philosophische Wissenschaft katholischer Richtung zu vertreten, sondern eine rein theologische Disziplin der katholischen Kirche, die in die theologische Fakultät gehörte. 3. seien alle bestehenden katholischen Professuren für Philosophie in Deutschland auschließlich an theologischen Fakultäten angesiedelt (Bonn, Breslau, München, Würzburg). 4. würde es sich bei einem Doktorthema z. B. um eine Arbeit über Thomas von Aquin handeln, so sei gegen theologische Beteiligung an der Prüfung nichts einzuwenden. Schließlich: wir bitten die Regierung dringend, davon – im später gestrichenen Satz von Rickert heißt es noch: von dieser Maßregel – gänzlich & für alle Zeiten abzusehen (vgl. für sämtliche Nachweise UA Freiburg, B 38/131, Angelegenheiten der zweiten philosophischen Professur 1897–1916). Die Frage war 1901 mit dem Weggang Baumgartners wieder virulent geworden und mündete in der Oktroyierung des Lehrstuhls an der philosophischen Fakultät durch das Ministerium, vorgeblich aus Haushaltsgründen, vgl. Windelband an Rickert vom 17.3.1901. S. 312 Exemplar ] von Windelband: Geschichte der Philosophie. 2., durchgesehene u. erweiterte Aufl. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900. S. 312 Glückwunsch an Herrn Lask ] zur bei Rickert vollzogenen Promotion über Fichtes Idealismus und die Geschichte (1902 gedruckt). S. 312
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Influenzabazillen ] vgl. Windelband an Georg Jellinek vom 17.3.1901 S. 312 zweite Auflage ] von Windelband: Geschichte der Philosophie. 2., durchgesehene u. erweiterte Aufl. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900. S. 313 Hensel’s Encyclopädie ] vgl. Windelband an Rickert vom 25.7.1900 S. 313 keine Ethik zu schreiben ] von Windelband ist keine Ethik erschienen. S. 313 in Geschichtsphilosophie ausliefe ] Windelband las im WS 1900/01 in Straßburg: Ethik (Grundzüge der Moral-, Rechts- und Geschichtsphilosophie); im SS 1904 in Heidelberg: Ethik (Moral- und Geschichtsphilosophie). S. 313 katholischen Philosophie ] vgl. Windelband an Rickert vom 14.1.1901. Das Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts wandte sich am 7.1.1901 nach der Berufung Matthias Baumgartners, Professor der philosophischen Disziplinen der propädeutischen Theologie an der theologischen Fakultät nach Breslau an die philosophische Fakultät Freiburg mit der Mitteilung, es sei beabsichtigt, bei der Wiederbesetzung des Lehrstuhls die seitens der theologischen Fakultät wiederholt angeregte Frage der Transferierung dieser Professur in die philosophische Fakultät zur Entschließung zu bringen. Die Frage von 1897 wurde also wieder akut, die Fakultät wehrte sich – erfolglos: Das Ministerium oktroyierte die Professur am 19.3.1901. Die Fakultät übermittelte am 22.3.1901 die Vorschläge der Berufungskommission (Entwurf, von Rickerts Hd.),: Die Fakultät ist, wie sie von vornherein vermuthet hatte, auch nach eingehender Erwägung und sorgfältiger Prüfung nicht in der Lage für die aus der theologischen Fakultät zu übertragende Professur der Philosophie einen Gelehrten katholischer Konfession als Ordinarius in Vorschlag zu bringen. Der einzige Mann, der für ein Ordinariat in Betracht gezogen werden könnte, ist Prof. Dr. Clemens Bäumker in Bonn und dieser hat leider auf die Frage, ob er geneigt sei, einem Rufe an die hiesige Universität zu folgen, geantwortet, daß man definitiv von ihm absehen möge. Daher muß die Fakultät die hohe Regierung bitten, von der Besetzung der Professur mit einem Ordinarius zunächst absehen zu wollen. | Auch die Zahl der für ein Extraordinariat in Betracht kommenden Gelehrten kathol[ischer] Konfession ist nach dem übereinstimmenden Urtheil aller, auch der kathol[ischen] Fachmänner, ebenfalls nur sehr klein; doch glaubt die Fakultät hierfür wenigstens 2 Männer gefunden zu haben, die sie in Vorschlag bringen kann (1. Adolf Dyroff, geb. 1866, Gymnasiallehrer München, seit 3 Semestern PD; 1897: Die Ethik der alten Stoa; 1899: Demokritstudien; hauptsächlich philologisch orientiert; 2. Johannes Uebinger, geb. 1854, war Lehrer der Philosophie am Priesterseminar Posen, ao. Prof. am Lyceum Hosianum Braunsberg, 1881: Dissertation über Cusanus; 1888: Die Gotteslehre des Nicolaus Cusanus; das sei literarisch ein zu kleines Gebiet). Das Ministerium teilt der Fakultät am 17.4.1901 mit, daß zum 15.4. Dyroff auf das Ordinariat berufen sei. Danach tritt häufiger Wechsel ein: Dyroff geht 1903 nach Bonn, Uebinger wird berufen, dieser erkrankt bald und fällt mehrere Semester aus, bis er 1911 in den Ruhestand tritt. An Uebingers Stelle tritt Arthur Schneider (geb. November 1876, ao. Prof. der Philosophie in München, Schüler Baeumkers), der jedoch bereits 1913 als Nachfolger Baeumkers nach Straßburg geht. Der Fakultät gelang es in Folge mit dem Argument, die Zahl derjenigen, die sich zu Lehrern für katholische Theologen eignen, ohne Priester zu sein, sei sehr klein, eine Vakanz bis 1917 zu erreichen (die Vertretung der Propädeutik übernimmt der
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PD Dr. Engelbert Krebs, Priester, an der theologischen Fakultät). Die Akte schließt mit der Berufung Joseph Geysers aus Münster zum 1.4.1917 (vgl. für sämtliche Nachweise UA Freiburg, B 38/131, Angelegenheiten der zweiten philosophischen Professur 1897–1916). S. 313 „Mindestforderungen“ ] vgl. Windelband an Rickert vom 26.3.1901 sowie z. B. UA Heidelberg, H-IV-102/132, Philosophische Fakultät 1901–02, Dekanat Bezold, Bl. 319: Das Ministerium des Kultus und des Unterrichts übersendet am 7.2.1902 der philolosophischen Fakultät der Universität Heidelberg die zwischen den beteiligten Unterrichtsministerien vereinbarten Grundsätze über die Mindestforderungen für die Doktorpromotion an den deutschen philosophischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten vom 29./30. Juni 1901. Die Promotionsordnung sei daraufhin zu überarbeiten. Vgl. die Anlage dieses Schreibens, Bl. 320, enthaltend die erwähnten Grundsätze; dort heißt es u. a. über die Zulassung zur Promotion, diese sei geknüpft an den Nachweis der Reife eines deutschen neunstufigen höheren Lehranstalt und eines dreijährigen Universitätsstudiums, Ausnahme: entweder Anerkennung gleichwertiger ausländischer Vorbildung, oder – das wird Windelband auch in Straßburg beschäftigt haben (in den Freiburger oder Straßburger Fakultätsakten ist der Wortlaut der Mindestforderungen nicht ermittelt): 2. der Mangel dieser gleichwertigen Vorbildung ersetzt wird durch die Einreichung einer als hervorragende Leistung anzusehenden Dissertation. Die Zulassung darf in dem letzteren Falle nur auf einstimmigen Beschluß der Fakultät oder Fakultätssektion und unter Gutheißung des vorgeordneten Ministeriums erfolgen. Die Promotionsordnungen können darüber bestimmen, ob [. . .] die Studienzeit an techn[ischen] oder anderen deutschen Hochschulen abgelegt werden darf. S. 313 gemeinsamen Schritt ] nicht ermittelt; kam offenbar nicht zustande. S. 313 mit Kuno Fischer ] es ist kein Schreiben in dieser Sache von Windelband an Fischer ermittelt, will man nicht jenes vom 2.11.1901 als solches verstehen. S. 313 Fichte Ausgabe ] Rickert hatte Richard Falckenberg zugesagt, für die von diesem hg. Reihe Frommanns Klassiker der Philosophie einen Band über Fichte zu übernehmen, konnte sich aber lange nicht dazu entschließen. 1899 sagte Rickert bestimmt zu, das Projekt scheiterte jedoch (vgl. Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 22, S. 306; ein Bd. über Fichte erschien erst 1927). In diesem Zusammenhang könnte eine nicht überlieferte Anfrage Rickerts an Windelband über die Chancen einer Fichteausgabe gestanden haben. S. 314 Baensch und Bauch ] Otto Baensch (1878–1937), Spinozaforscher u. Professor der Philosophie in München, hatte bei Windelband in Straßburg studiert und promoviert. Bruno Bauch (1877–1942), Schüler von Rickert in Freiburg und Windelband in Straßburg, promovierte 1901 bei Rickert, 1911 Nachfolger von Otto Liebmann an der Universität Jena (NDB); Redakteur der Kant-Studien. S. 314 Dr. Medicus ] vgl. Felix Meiner an Windelband vom 15.11.1912 u. Windelband an Meiner vom 21.12.1912 zum erneuerten Plan von Fritz Medicus, eine Johann Gottlieb Fichte-Gesamtausgabe als Heidelberger Akademieprojekt zu veranstalten, zur Ergänzung der von Medicus 1908–12 bei Meiner herausgegebenen sechsbändigen Werkausgabe Fichtes. Zur Ausführung des im vorliegenden Schreiben skizzierten Planes kam es nicht, die Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissen-
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schaften erschien erst ab 1962. – Windelband unterhielt selbst eine Sammlung von Werken von und über Fichte, wie 1921 bekannt wurde, vgl.: Eine Fichte-Sammlung beschrieben von Friedrich Meyer. Mit einer Einführung von Universitäts-Professor Dr. Ernst Bergmann-Leipzig. Leipzig: Friedrich Meyers Buchhandlung 1921. VIII, 94 S., 624 Nummern: Das vorliegende Verzeichnis bietet eine bibliographisch genaue Beschreibung einer im Laufe von mehreren Jahren zusammengetragenen Fichte-Sammlung. Der Grundstock stammt aus der Bibliothek des Heidelberger Philosophen Windelband (S. III; Meyer). Nur wer das allmähliche Entstehen dieser Sammlung seit dem Jahre 1915 [!] miterlebt hat, weiß, welch mühvolle Vorarbeit dem eigentlichen Forscher hier durch die sachkundige Hand des Antiquars abgenommen worden ist (S. IV, Bergmann). Danach, womöglich unmittelbar, erschien: J. G. Fichte. Eine Sammlung von Werken von und über ihn. Mit einer Einführung von Universitäts-Professor Dr. Ernst Bergmann-Leipzig. Angeboten von der Buchhandlung Gustav Fock Leipzig. o. J. VIII, 94 S. Das ist bis auf Titulatur und Vorbemerkung identisch mit dem obigen Meyerschen Fichte-Katalog – unter Unterschlagung der Autorschaft Meyers, der in der Inflationszeit der 1920er gezwungen war, seine Bestände an die Buchhandlung Gustav Fock (die überdies die 20 erhaltenen Manuskripthefte Windelbands an die Tohoku-Universität Sendai vermittelte) zu verkaufen (Erich Carlssohn: Lebensbilder Leipziger Buchhändler. Meersburg: List & Francke 1987, S. 55–99). 1922 erschien eine Rezension des Meyerschen Fichte-Kataloges von E. Hirsch, Göttingen, in: Theologische Literaturzeitung 47 (1922), Sp. 206. 1926 erschien eine weitere Rezension anonym in: Revue de Métaphysique et de Morale 33 (1926), S. 11, mit der Nachricht, die Sammlung sei an das Marx-Engels-Institut Moskau verkauft worden. Das bestätigt die Selbstauskunft des Institutes in: MarxEngels Archiv 1 [1926], S. 448–460: Die Bücherbestände des Instituts kamen auf verschiedene Weise zusammen. Von den Ankäufen im Auslande, die von Anfang an in großem Umfange betrieben wurde, ist von besonderer Wichtigkeit die Erwerbung von mehreren großen Spezialsammlungen: [. . .] die Fichte-Biliothek von Windelband [. . .] die Fichte-Literatur, deren Grundstock die oben erwähnte Windelbandsche Sammlung bildet, umfaßt gegen 800 Titel (S. 448–449, S. 453 – d. h. lediglich ca. 200 Nummern mehr als der Meyersche Katalog). Die Sammlung erwähnende Berichte von Besuchern des Instituts finden sich bei Georg Lenz: Das Marx-Engels-Institut in Moskau. In: Historische Zeitschrift 137 (1928), S. 498–501 sowie bei Egon Erwin Kisch: Zaren, Popen, Bolschewiken. 1.–10. Tsd. Berlin: Erich Reiss 1927, S. 133). Der Verbleib (das Institut wurde 1991 geschlossen und seine Bestände in andere Archive überführt) ist nicht ermittelt, auch nicht, ob die ebenfalls von Meyer angebotene Privatbibliothek Windelbands je geschlossen verkauft worden ist (vgl. Bibliothek Windelband Abt. I. Die Philosophie der alten Welt. Klassische Philologie. Kulturgeschichte. Antiquariats-Katalog No. 133 enthaltend u. a.: Den ersten Teil der Bibliothek des †Herrn Geh. Rat Dr. Windelband, o. ö. Professor an der Universität Heidelberg. Leipzig: Friedrich Meyer’s Buchhandlung Winter-Semester 1916/17. 424 Nummern. – Bibliothek Windelband Abt. II. Wilhelm Windelband. Immanuel Kant. Neuere Philosophie und deren Geschichte. Antiquariats-Katalog No. 134 enthaltend u. a.: Den zweiten Teil der Bibliothek des †Herrn Geh. Rat Dr. Windelband, o. ö. Professor an der Universität Heidelberg. Leipzig: Friedrich Meyer’s Buchhand-
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lung 1916/17. 903 Nummern, dort unter Fichte nur 5 Titel Sekundärliteratur u. der Hinweis auf den separat erscheinenden Katalog). S. 314 dessen Brief ] kein Schreiben ermittelt S. 314 ein Semester lang ] Fritz Medicus (1876–1956) hatte u. a. in Straßburg studiert (NDB). S. 314 Adlatus für die Kant-Studien ] Medicus, 1901 in Halle habilitiert, war dort von 1901–11 PD und Privatsekretär von Hans Vaihinger (NDB). S. 314 Fichte’s Enkel ] Karl Eduard von Fichte (1826–1905), württembergischer Korps- und Generalarzt (WBIS). S. 314 Berliner Akademie mit ihrem Kant ] die Ausgabe von Kants Gesammelten Werken der Preußischen Akademie der Wissenschaften begann 1902 zu erscheinen. Windelband war an der Herausgabe der Kritik der Urteilskraft beteiligt (Bd. 5, 1908). S. 314 Dyroff der Mann von der Stoa ] vgl. Windelband an Rickert vom 17.3.1901. Adolf Dyroff hatte 1897 eine Schrift: Die Ethik der alten Stoa veröffentlicht. S. 315 „Mindestforderungen“ ] vgl. Kommentar zu Windelband an Rickert vom 17.3.1901 sowie als Beispiel: UA Heidelberg H-IV-102/136 (Philosophische Fakultät 1903–04, Dekan: Henry Thode), Bl. 215 über die Anpassung philosophischer Promotionsordnungen nach Aufforderung des Ministerium des Kultus und des Unterrichts an die philosophische Fakultät, in Bezug auf die Grundsätze über die Mindestforderungen für die Doktorpromotion an deutschen philosophischen Fakultäten nach der Frankfurter Konferenz der deutschen Unterrichtsverwaltungen in Hochschulangelegenheiten (1904). S. 315 in Wiesbaden ] vgl. ADBR Strasbourg, 62 AL 22 (Dekanat Theodor Nöldeke 1901/ 02), Nr. 15, Drucksache o. T.: [Gutachten der philosophischen Fakultät der Universität München]. Bruchdruckerei Val. Höflinger München, Lämmerstr. 1. 7 S. Den hs. Notaten am Kopf von S. 1 nach am 13.5.1901 von der philosophischen Fakultät München an die philosophische Fakultät Straßburg gesendet; bei dieser ab 15.5.1901 unter Dekan Theodor Nöldeke zirkuliert: In Erfüllung des Auftrages uns gutachtlich über die Mindestforderungen für die Doktorpromotion in den philosophischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten des Deutschen Reichs zu äussern, beehren wir uns mit Berücksichtigung der darauf bezüglichen Ministerialentschliessung vom 22. März d. Js. Nr. 23319 folgendes zu berichten. [. . .] Zur besseren Uebersicht erlauben wir uns die eben gemachten Vorschläge in Bezug auf die Mindestforderungen zusammenzufassen. | Vorschläge zu Mindestforderungen | für die Doktorpromotion in den deutschen philosophischen Fakultäten und den naturwissenschaftlichen Fakultäten in Heidelberg, Strassburg und Tübingen. | I. Der Doktorgrad darf nur auf Grund einer durch den Druck veröffentlichten Dissertation und einer mündlichen Prüfung verliehen werden: Eine Promotio in absentia findet unter keinen Umständen statt. Die Ehrenpromotion, Promotio honoris causa, bleibt davon unberührt. | II. Die mündliche Prüfung (Examen rigorosum) erstreckt sich auf das Fach, welchem die Dissertation angehört, sowie auf zwei Nebenfächer. Die Prüfungscommission besteht aus dem Dekan und mindestens drei Fakultätsmitgliedern. | III. Die Zulassung zur Promotion ist durch Beibringung des Reifezeugnisses eines deutschen humanistischen oder Realgymnasiums bedingt. Abiturienten der Oberrealschule werden zugelassen, wenn sie den Nachweis einer nach An-
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sicht der Fakultät für das betreffende Hauptfach genügenden Kenntniss der alten Sprachen beibringen. Dispense können nur an Apotheker mit der Note 1 ertheilt werden. | Die Zulassung von Ausländern, die kein den deutschen Reifezeugnissen gleichwerthiges Zeugniss besitzen, wird durch besondere Bestimmungen geregelt. | IV. Die Promotionsgebühren betragen mindestens 250 Mk. | Es kann in den Promotionsordnungen der einzelnen Fakultäten bestimmt werden, dass im Falle besonderer Bedürftigkeit und Würdigkeit die Gebühr ganz oder theilweise erlassen werden darf. | V. Diese Mindestforderungen treten spätestens am 1. Oktober 1901 in Kraft. Uebergangsbestimmungen sind für die Zeit bis 1. Oktober 1902 zulässig. | Diese Bestimmungen entsprechen im Allgemeinen der in den letzten Jahren geübten Handhabung der Promotionsordnung seitens der philosophischen Fakultät und des akademischen Senats der Universität München. Sie haben sich in jeder Beziehung bewährt und sollten unserer Meinung nach an allen deutschen Universitäten als Mindestforderungen eingeführt werden. | Schliesslich erlauben wir uns in Bezug auf die Geschichte der ,,Mindestforderungen” Folgendes zu bemerken: Der Anstoss zu dieser ganzen Bewegung rührt von einigen Industriellen und namentlich von dem Dr. Böttinger in Elberfeld her, welcher im preussischen Abgeordnetenhause die lebhaftesten Klagen über die mangelhafte Schulbildung und die ungenügenden Kenntnisse in der anorganischen Chemie seitens der ,,Doktoren der Chemie“ geführt hat. Als Beleg für seine Behauptungen führte er an, dass 45% von den im deutschen Reich im Hauptfach Chemie zum Doktor Promovirten Immaturi sind, eine Behauptung, die nicht widerlegt worden ist. | Da die Klagen des Dr. Böttinger von den Vertretern der Chemie an den Hochschulen als theilweise berechtigt anerkannt wurden, gründeten dieselben im September 1897 in Braunschweig den Verband van Laboratoriumsvorständen an deutschen Hochschulen, welcher durch Einführung einer Zwischenprüfung – der Verbandsprüfung – zu verhindern sucht, dass Studirende der Chemie ihre Studien ohne hinreichende Kenntniss der unorganischen Chemie abschliessen. | Der zweite Theil der Forderungen des Dr. Böttinger – die Beseitigung der Promotion der Immaturi – war schwerer zu erfüllen, da die grosse Frequenz mancher Universitäten seitens der Chemiker gerade von der Zulassung zur Doktorpromotion ohne Reifezeugniss abhängt und es Universitäten gibt, wo die Promotion eines im Besitze eines Reifezeugnisses befindlichen Chemikers zu den seltenen Ausnahmefällen gehört. Bei den Vorberathungen, welche in Folge davon stattgefunden haben, stellte es sich als unzweckmässig heraus, besondere Promotionsbedingungen für ein einzelnes Fach zu formuliren und es wurden daher Mindestforderungen für die philosophischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten vorläufig zusammengestellt. | Diese sind dann von der Delegirten-Conferenz in Wiesbaden in die vorliegende Form gebracht worden. | Unser Gesammturtheil über die Wiesbadener Mindestforderungen geht nun aus den oben dargelegten Gründen dahin, dass dadurch so gut wie gar nichts erreicht und sogar vieles verschlechtert werden | würde. Die Absicht der Veranlasser dieser Bewegung ging einzig und allein dahin, die Promotion der Immaturi abzuschaffen. Wir billigen dieses vollkommen, halten aber für das einzig richtige Mittel zur Erreichung dieses Zweckes die Anschaffung aller Dispense von der Beibringung eines Reifezeugnisses mit einziger Ausnahme
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der Apotheker mit Note I. Der Riegel, den die Mindestforderungen vorschieben wollen – die Genehmigung seitens der Aufsichtsbehörden –, wird nur da seine Dienste thun, wo jetzt schon geordnete Verhältnisse herrschen, z. B. auch an unserer Universität. S. 315 in Karlsruhe ] Sitz des übergeordneten Unterrichts-Ministeriums S. 315 etwas zeitigen ] vgl. Windelband an Rickert vom 17.3.1901 S. 315 Abschluss Ihres „Hegel“ ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 17.6.1900 S. 315 Monumentum aere perennius ] vgl. Windelband an Fischer vom 17.6.1900 S. 315 dem Jubiläum ] von Fischers Geschichte der neuern Philosophie, 1851ff. S. 315 „Kant“ ] als Bd. 3 S. 316 „Descartes“ ] als Bd. 1 S. 316 „den Leser zum Verständnis zu zwingen“ ] Zitat nach Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Teil 4. S. 316 Vorgänge an unserer Universität ] Anspielung auf den Fall Spahn, vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 15.7.1902. S. 316 Rückkehr aus Baden ] vgl. Windelband an Eduard Schär vom 22.10.1901 S. 316 Montag ] den 27.10.1901 (der 2.11.1901 war ein Sonntag) S. 316 erwartet ] Windelbands Berufung nach Heidelberg, vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 15.7.1902. S. 316 bei Goette’s ] Familie von Windelbands Straßburger Fakultätskollegen Alexander Goette, dem Vater Arthur Goettes, der Schwiegersohn Windelbands war. S. 317 Ruf glänzend ] den Ruf nach Tübingen lehnte Windelband ab, vgl. das Rundschreiben ADBR Strasbourg, 103 AL 794 (Personalakte Windelband), Bl. 4–5, Ts. mit eigenhändigen Unterschriften (in 3 Exemplaren; für jede der drei Fakultäten eine), Umlaufvermerke mit Namenszügen: Strassburg, den 1. Juli 1902 | Herr Professor Dr. Windelband hat zu unserer Freude einen an ihn ergangenen Ruf abgelehnt. Andererseits gilt es, von unseren Kollegen H[errn] Prof. Dr. Heimberger und H[errn] Prof. Dr. Hoche, die Berufungen erhalten und angenommen haben, uns zu verabschieden. | Aus diesem Anlass soll zu Ehren der genannten drei Herren am Samstag, den 12. Juli 8 Uhr im Bäckehiesel ein gemeinsames Abendessen stattfinden. Das trockene Gedeck ist auf 3 Mark vereinbart. | Wir bitten diejenigen Herren, die an dem Essen teilnehmen werden, hier zu unterzeichnen. S. 317 politische Action ] im Zusammenhang des Falles Spahn, vgl. Windelband an Rickert vom 14.1.1901 und an Kuno Fischer vom 15.7.1902. S. 317 beginnendem Unbehagen ] Anspielung auf beginnende Schwangerschaft, vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 22.10.1902. S. 317 P. ] steht für „Papa“ S. 317 Ihre freundlichen Zeilen ] vgl. über den Inhalt dieser Mitteilungen Kuno Fischer an die philosophische Fakultät der Universität Heidelberg vom 13./14.7.1902 (Abschnitt Dokumente in der vorliegenden Edition). S. 317 Ablehnung des Tübinger Rufes ] vgl. Windelband an Ulrich und Elly Stutz vom 15.6.1902 S. 317 „emeritiren“ ] vgl. Windelband an Ulrich Stutz vom 23.6.1902 S. 318 confessionelle Schwierigkeiten ] Windelband stellt die Annahme des Rufs nach Heidelberg in den Kontext des Falles Spahn, der seit 1901 die akademische Öffentlich-
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keit beschäftigt hatte. Windelband hatte sich mit seinen Fakultätskollegen öffentlich gegen die von der Regierung beschlossene Oktroyierung des katholischen Historikers Martin Spahn (1875–1945) nach Straßburg im September 1901 (als Nachfolger Conrad Varrentrapps, der nach Marburg ging) gestellt. Diese Berufung wurde zu einem Politikum, weil, so lauteten die Vorwürfe an die Regierung, angeblich aus politischem Kalkül dem Vatikan gegenüber hauptsächlich Spahns katholisches Bekenntnis (und womöglich der Rang seines Vaters Peter Spahn als führendem Zentrumspolitiker) den Ausschlag gegeben haben soll. Von September 1901 bis März 1902 wurde darüber eine heftige öffentliche Debatte geführt, zu deren Exponenten auf protestantisch-liberaler Seite v. a. Lujo Brentano und Theodor Mommsen zählten, vgl. die unter Mommsens Namen laufende Erklärung zur Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft: Universitätsunterricht und Konfession. In: Münchner Neueste Nachrichten vom 15. u. 24.11.1901; sowie: o. A.: Der sogenannte Fall Spahn. Erste Hälfte. Leipzig: Vlg. der Buchhandlung des Evangelischen Bundes v. Carl Braun 1902; dass. Zweite Hälfte. Leipzig 1901, S. 25–26 die von Windelband mitunterzeichnete Zustimmungsadresse der Universität Straßburg an Mommsen; ferner Christoph Weber: Der „Fall Spahn“ (1901). Ein Beitrag zur Wissenschafts- und Kulturdiskussion im ausgehenden 19. Jahrhundert. Rom: Herder 1980. S. 318 Wiederbesetzung meiner Professur ] Windelbands Nachfolger in Straßburg wurde Clemens Baeumker. S. 318 katholisch-theologische Facultät ] 1903 an der Universität Straßburg installiert S. 318
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„katholische Philosoph“ ] vgl. den Abdruck einer Meldung aus Straßburg aus Münchner Neueste Nachrichten vom 29.11.1901: Eine Zustimmungserklärung an Professor Mommsen [. . .] zirkuliert auch jetzt unter den hiesigen Universitätsprofessoren und findet zahlreiche Unterschriften. Uebrigens soll, nach der „Straßb. Ztg.“, die Ernennung eines katholischen Philosophieprofessores unmittelbar bevorstehen und dazu der Kleriker Professor [Eugen] Müller vom hiesigen Priesterseminar ausersehen sein (zitiert nach o. A.: Der sogenannte Fall Spahn. Zweite Hälfte. Leipzig: Vlg. der Buchhandlung des Evangelischen Bundes v. Carl Braun 1902, S. 25). S. 318 „Vorrede“ ] zur von Windelband herauszugebenden Kritik der Urteilskraft in der Berliner Akademieausgabe der Werke Kants. S. 319 Ausgabe der „Urteilskraft“ ] vgl. Windelband: Einleitung. Sachliche Erläuterungen. Lesarten [zur Kritik der Urteilskraft]. In: Kant’s Werke Bd. 5. Kritik der praktischen Vernunft. Hg. v. Paul Natorp. Kritik der Urtheilskraft. Hg. v. W. Windelband. Berlin: Georg Reimer 1908 (Kant’s Gesammelte Schriften. Hg. v. der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Abt. 1, Bd. 5), S. 512–527, 527–530, 530–543. 2. Abdruck Berlin: Georg Reimer 1913. S. 319 neue Ausgaben ] 1902 erschienen: Immanuel Kant’s Kritik der Urtheilskraft. Hg. v. Karl Vorländer. 3. Aufl. Leipzig: Dürr 1902 (Immanuel Kant Sämmtliche Werke. Hg. v. J. H. von Kirchmann Bd. 2,2. Philosophische Bibliothek Bd. 39); George S. A. Mellin: Marginalien und Register zu Kants Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Kritik der praktischen Vernunft, Kritik der Urteilskraft. Neu hg. und mit einer Begleitschrift
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Der Zusammenhang der kantischen Kritiken versehen v. Ludwig Goldschmidt. Gotha: Thienemann 1902. S. 319 von einem jüngeren ] ein weiterer Mitarbeiter ist nicht nachgewiesen. S. 319 Die Briefe ] vgl. Kants Gesammelte Schriften, Akademie-Ausgabe: Bd. 10, Briefe 1747–1788, 1900; Bd. 11, Briefe 1789–1794, 1900; Bd. 12, Briefe 1795–1803, 1902 (sämtlich hg. v. Rudolf Reicke). S. 319 Schlapp’s Arbeit ] vgl. Otto Schlapp: Kants Lehre vom Genie und die Entstehung der „Kritik der Urteilskraft“. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1901. Ein erster Teil erschien als Druck der Straßburger Dissertation von 1897 (bei Windelband): Die Anfänge von Kants Kritik des Geschmacks und des Genies 1764 bis 1775. Erster Teil einer Untersuchung über Kants Lehre vom Genie und die Entstehung der Kritik der Urteilskraft. Von Otto Schlapp, Dozent an der Universität Edinburgh. Göttingen: E. A. Huth 1899. S. 319 Entscheidung wegen Tübingen ] vgl. Windelband an Ulrich und Elly Stutz vom 15.6.1902 S. 319 Stuttgart ] 1806–1918 Hauptstadt des Königreichs Württemberg; mit Sitz des übergeordneten Unterrichts-Ministeriums. S. 319 „Stifts“ ] gemeint ist das Tübinger Stift (Evangelisches Stift Tübingen). S. 319 „docendo discimus“ ] lat. durch Lehren lernen wir S. 319 viel Unbequemes ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 15.7.1902 S. 319 sich wiederzusehen ] ein persönliches Treffen ist nur für 1878 nachgewiesen, vgl. Kommentar zu Windelband an Georg Jellinek vom 26.8.1878. S. 320 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 320 [25.7.02] ] Datumsnachtrag stammt von Rüdiger Kramme nach Autopsie (ca. 1992) im Verlagsarchiv Mohr/Siebeck, damals noch in Tübingen am Verlagssitz. S. 320 in Tübingen ] vgl. über den abgelehnten Ruf Windelband an Ulrich und Elly Stutz vom 15.6.1902 S. 320 Stifts ] vgl. Windelband an Wilhelm Dilthey vom 16.7.1902 S. 320 zu erweitern ] die erste Aufl. von Windelbands Präludien. Aufsätze und Reden zur Einleitung in die Philosophie (1884) enthielt die Aufsätze: Was ist Philosophie? (Ueber Begriff und Geschichte der Philosophie), Ueber Socrates (Ein Vortrag), Zum Gedächtniß Spinoza’s (An seinem zweihundertjährigen Todestage gesprochen an der Universität Zürich), Immanuel Kant. Zur Säcularfeier seiner Philosophie (Ein Vortrag 1881), Ueber Friedrich Hölderlin und sein Geschick (Nach einem Vortrage in der akademischen Gesellschaft zu Freiburg i. B. am 29. November 1878), Ueber Denken und Nachdenken (Eine akademische Antrittsrede 1877), Normen und Naturgesetze,
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Kritische oder genetische Methode?, Vom Princip der Moral, Sub specie aeternitatis (Eine Meditation). Die 2., vermehrte Aufl. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebek) 1903 enthält laut Vorwort die zehn Stücke der ersten in wesentlich unveränderter, nur hie und da stilistisch gefeilter Gestalt sowie zusätzlich: Aus Goethes Philosophie (Rede 1899 aus Anlaß des Straßburger Denkmals für den jungen Goethe), Das Heilige (Skizze zur Religionsphilosophie). S. 321 über Herder oder Comte ] eine Arbeit Windelbands über Herder ist nicht ermittelt, zu Comte hatte Windelband veröffentlicht: Fichte und Comte. In: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Rapports et comptes rendus. Publiés par les soins du Ed. Claparede. Avec 17 figures et 5 portraits hors texte. Genf: Henry Kündig 1905, S. 287–292. Nicht in Präludien wiederabgedruckt. S. 321 „Willensfreiheit“ ] vgl. Windelband: Über Willensfreiheit. Zwölf Vorlesungen. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1904. S. 321 „Geschichte“ ] vgl. Windelband: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. 3., durchgesehene Aufl. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1903. S. 321 von vorgestern ] vgl. die beiden Schreiben Windelbands an Böhm vom 12.8.1902 S. 322
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mündlich nach Beendigung unserer Reisen ] am 9.9.1902, vgl. Windelband an Jellinek vom 9.9.1902. S. 322 Jüngsten ] Wolfgang Windelband (* 31.8.1886) S. 322 ältesten Nichte Kries ] Tochter von Windelbands Schwager Johannes von Kries, Näheres nicht ermittelt (NDB). S. 322 Landgerichtsrat ] nicht aufgelöst S. 322 Schär ] Eduard Schär (1842–1913), Pharmakologe, 1881–1892 am Polytechnikum Zürich, seit 1892 Prof. der Pharmazie in Straßburg (Historisches Lexikon der Schweiz). S. 323
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Finhaut ] vgl. z. B.: Die Schweiz nebst den angrenzenden Teilen von Oberitalien, Savoyen und Tirol. Handbuch für Reisende von Karl Baedeker. 30. Aufl. Leipzig: Baedeker 1903, S. 321. S. 323 Gorge du Trient ] Schlucht, Sehenswürdigkeit bei Vernayaz (in der Nähe von Martigny) in der Schweiz S. 323 Tübingen abgelehnt ] vgl. Windelband an Ulrich und Elly Stutz vom 15.6.1902 S. 323 des Referenten Rückkehr ] vgl. Windelband an Franz Böhm vom 14.8.1902 S. 323 Problem Kuno Fischer ] vgl. Windelband an Rickert vom 2.8.1902 S. 323 bei Euch ] Eduard Schwartz (1858–1940), klassischerPhilologe u. Kirchenhistoriker, 1897 o. Prof. in Straßburg, seit 1902 in Göttingen (NDB); vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 15.11.1901. S. 323 Kultusminister ] Wilhelm Nokk (1832–1903), seit April 1881 Minister der Justiz, des Kultus und Unterrichts von Baden (NDB). S. 324 gestrigen Besuch ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 12.9.1902 S. 324 Emeritierung bei vollem Gehalt ] vgl. Windelband an Ulrich Stutz vom 23.6.1902 S. 324
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Entlassung ] vgl. Windelband an Franz Böhm vom 17.10.1902
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Herrn ] Verlagsinhaber waren zum Stichtag: Ludwig Volkmann (1870–1947) u. Oskar von Hase (1846–1921), vgl. Reinhard Würffel: Lexikon deutscher Verlage. Berlin: Grotesk 2000, S. 113. S. 325 Baden-Baden ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 12.9.1902 S. 325 mein Werk ] vgl. Windelband: Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 2 Bde. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1878/80. 2. Aufl. 1899. 3. Aufl. 1904. S. 325 dritten Bandes ] ein solcher ist nie erschienen S. 325 erste Vorlesung ] laut Vorlesungsverzeichnis der Universität Heidelberg (Abhaltung durch Quästurakten bestätigt) kündigte Windelband für das SS 1903 an: Logik (Allgemeine theoretische Philosophie und Wissenschaftslehre); Geschichte der Philosophie des 19. Jahrhunderts. S. 326 nichts mit dem Treffen ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 6.9.1902 S. 326 Tübingen ] vgl. über den abgelehnten Ruf Windelband an Ulrich u. Elly Stutz vom 15.6.1902 S. 326 andern Leuten Platz mache ] vgl. Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) Heft 146/Nr. 2 von November 1902, S. 40: Zur Nachfolge Windelbands. Wie verlautet, soll die philosophische Fakultät beabsichtigen, für die durch den Fortgang von Prof. Windelband erledigte Philosophie-Professur einen Katholiken in Vorschlag zu bringen, worauf die Regierung um so bereitwilliger eingehen dürfte, als sie damit gewissen Wünschen der Katholiken Rechnung tragen könnte, womit auf die nach langer Vorbereitung und vielen Protesten schließlich 1902/03 erfolgte Eröffnung der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Strassburg angespielt wird. Nachfolger Windelbands wurde Clemens Baeumker (kath.). Im Hintergrund stand der Fall Martin Spahn, vgl. auch Windelband an Kuno Fischer vom 15.7.1902. S. 326
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Kuno Fischer ] zum 1.4.1903 war Windelband zum o. Prof. an der Universität Heidelberg ernannt worden, zunächst neben Kuno Fischer, der erst im Oktober 1903 um Beurlaubung von seinen Amts- und Lehrverpflichtungen nachsuchte (vgl. HochschulNachrichten (Paul von Salvisberg) Oktober 1903). Formell vom Lehramt zurückgetreten ist Fischer jedoch erst 1906 (Hugo Falkenheim: Kuno Fischer. In: Biographisches Jahrbuch/Deutscher Nekrolog Bd. 12, S. 269). S. 326 in Freiburg ] bei Elly Windelband, verheiratete Stutz S. 327 nach Schöneberg-Berlin ] zu Meta Windelband, verheiratete Goette S. 327 Jüngsten ] Wolfgang Windelband S. 327 Leutnant ] Sigfrid Windelband S. 327 vierstündiges Colleg ] im WS 1902/03 bot Windelband an: Geschichte der neueren Philosophie; Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 11–12 Uhr; im philosophischen Seminar: Platon’s Phaidon; Donnerstag von 6–8 Uhr, privatissime und gratis. S. 327 allerlei Sachen ] vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 21.9.1902 und an Breitkopf & Härtel vom 29.9.1902 S. 327 vor Ostern ] 12.4./13.4.1903 S. 327 zu alt ] Windelband war zum Zeitpunkt des Schreibens 54 Jahre alt. S. 327
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Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 327 Freiburger Druckerei ] vgl. Windelband an Siebeck vom 9.9.1902 S. 328 Manuskript für die Willensfreiheit ] vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 13.1.1903 sowie Windelband: Über Willensfreiheit. Zwölf Vorlesungen. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1904. S. 328 von Prof. Hensel inaugurirte Encyclopädie ] kam nicht zu Stande, jedenfalls nicht in dieser Gestalt, vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 25.7.1900 u. 17.3.1901. S. 328
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„System der Kritischen Philosophie“ ] Windelband hat kein solches Werk verfaßt, vgl. jedoch die Andeutungen in Windelband an Siebeck vom 30.1.1888. S. 328 Stutz ] im Internet-Antiquariatshandel war 2016 ein Exemplar, allerdings der Erstausgabe der Präludien von 1884 als Widmungsexemplar Windelbands an Ulrich Stutz nachgewiesen (Antiquariat Mang, Saarbrücken; zvab-Abfrage vom 14.9.2016). S. 328
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Dr. Weithase ] Hugo Weithase, Postdirektor/Postkassierer, Autor von: Geschichte des Weltpostvereins. Straßburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1895. Näheres nicht ermittelt. S. 328 Lawall ] nichts Näheres ermittelt S. 328 Günzel ] nichts Näheres ermittelt S. 328 Bertha Lindner ] genaue Lebensdaten nicht ermittelt, Pädagogin, Autorin u. a. von: Fünf pädagogische Betrachtungen. Strassburg 1859. Unterhielt eine Höhere Schule für Mädchen in Straßburg (u. U. besucht von Windelbands Töchtern, von denen Dora Lehrerin wurde), zuvor in Breslau (Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert, Eintrag Sophie Lesser; Lexikon deutscher Frauen der Feder, Eintrag Sophie Lesser; http://adressbuecher.genealogy.net/ addressbook/entry/54745eb81e6272f5cfb6edcf (30.5.2018); Bericht: Höhere Töchterschule und die Lehrerinnen Bildungs-Anstalt der Bertha Lindner. Breslau 1873). S. 328 Jebens ] nichts Näheres ermittelt S. 328 Vortragsfahrt nach Saarbrücken ] Anlaß u. Thema nicht ermittelt S. 329 die Zeitungen ] vgl. Windelband an Rickert vom 2.8.1902 S. 329 publici juris ] lat. öffentliches Recht S. 329 Wahl meines Nachfolgers ] vgl. ADBR Strasbourg, 62 AL 23 (Dekanat Martin 1902/ 03), Nr. 119 die Nachfolgevorschläge der Fakultät: 1. Alois Riehl, 2. Clemens Baeumker, 3. Rudolf Eucken. Die zugehörigen Sitzungsprotokolle sind nicht in der Akte überliefert (Autopsie vom 15.5.2017). Als Nr. 157 lediglich die Mitteilung des Kuratoriums der Universität vom 31.3.1903, daß Baeumker berufen sei. S. 329
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sein Alter ] Alois Riehl war zum Zeitpunkt der Abfassung des Schreibens 58 Jahre alt (BEdPh). S. 330 Baeumker von Bonn loseisen ] Clemens Baeumker war erst 1900 aus Breslau nach Bonn berufen worden (BEdPh). S. 330 „Fakultät“ ] die katholisch-theologischen in Straßburg, vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 15.7.1902. S. 330 wer lacht da? ] geflügeltes Wort nach Lessings Emilia Galotti (Büchmann). S. 330 den Donquichote zu spielen ] Anspielung auf Cervantes: Don Quijote (1605/15). S. 330
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Wiedersehen ] ein um Weihnachten 1902 geplantes Treffen kam nicht zustande, vgl. Windelband an Rickert vom 3.12.1902 und vom 13.1.1903. S. 330 Bäumker hat angenommen. ] vgl. Windelband an Rickert vom 23.11.1902 S. 330 Zeitungen ] offizielle Meldung erst am 7.2.1903 in: Central- und Bezirks-Amtsblatts für Elsaß-Lothringen, Beiblatt S. 45: Seine Majestät der Kaiser haben allergnädigst geruht, dem ordentlichen Professor Dr. Wilhelm Windelbandzu Straßburg i. E. die Entlassung aus dem ihm übertragenen Amte als ordentlicher Professor in der philosophischen Fakultät der Kaiser-Wilhelms-Universität zum 1. April 1903 zu erteilen, sowie den ordentlichen Professor Dr. Clemens Baeumker an der Universität in Bonn zum ordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der KaiserWilhelms-Universität Straßburg zu ernennen. S. 330 Falles Spahn ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 15.7.1902 S. 331 kategorische Imperativ ] Anspielung auf Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten; Kritik der praktischen Vernunft. S. 331 einmal mündlich ] ein Treffen kam nicht zustande, vgl. Windelband an Rickert vom 13.1.1903. S. 331 zweiten Auflage meiner Praeludien ] im Buchhandel mit Druckdatum 1903 S. 332 wieder ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 10.8.1896 u. an Georg Jellinek vom 17.3.1901 S. 332 Veraenderungen in der philologischen und der historischen Professur ] vgl. zum Kontext der Berufung Windelbands auch Horst Gundlach: Wilhelm Windelband und die Psychologie. Heidelberg: University Publishing 2017, S. 177–184. S. 332 Leibniz’sche Optimismus ] Anspielung Gottfried Wilhelm Leibniz: Theodizee (Gott habe die beste aller möglichen Welten geschaffen). S. 332 Frau Gemahlin ] Kuno Fischers 2. Ehefrau Christiane Louise Fischer (1832–1903), geb. Kirchhoff (NDB). S. 332 wieder einmal ] vgl. Windelband an Kuno Fischer vom 25.12.1902 S. 333 Schwebewinter ] zwischen der auslaufenden Professur in Straßburg u. der anzutretenden in Heidelberg S. 333 Meine „Willensfreiheit“ ] vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 2.11.1902 S. 333 Comte zu vollenden ] Windelband hatte sich verpflichtet für: Comte. Stuttgart: Frommann (E. Hauff) (Frommanns Klassiker der Philosophie. Hg. v. Richard Falckenberg). Angekündigt 1896 u. 1897. Nicht erschienen. S. 333 meiner Nachfolgerschaft ] vgl. Windelband an Rickert vom 23.11.1902 S. 333 Ihrem Briefe ] nicht überliefert S. 333
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einzelnen Persönlichkeit ] vermutlich Anspielung auf Windelbands unmittelbaren Straßburger philosophischen Kollegen, Theobald Ziegler. S. 333 Hertling ] Georg Hertling (1843–1919), geadelt 1914, später bayerischer Staatsminister und Reichskanzler, zunächst PD für Philosophie in Bonn (1867). 1875-90 und 1896–1912 Angehöriger des Deutschen Reichstags für die Zentrumspartei. 1882 ohne Mitwirkung der Philosophischen Fakultät zum o. Prof. für Philosophie an die Universität München berufen (NDB). S. 334 Uebinger ] Johannes Uebinger, der Nachfolger Adolf Dyroffs in Freiburg, vgl. Windelband an Rickert vom 17.3.1901. S. 334 commis voyageur ] frz. Geschäftsreisender; Agent S. 334 Nuntiatur ] Botschaft des Heiligen Stuhls S. 334 harmloser Fachgenosse ] Adolf Dyroff (1866–1943), seit 1901 ao. Prof. in Freiburg, 1903–34 in Bonn o. Prof. für katholische Philosophie als Nachfolger von Clemens Baeumker (BEdPh). S. 334 dieser Kelch an Ihnen vorübergehe ] Anspielung auf Jesu Worte in Getsemani, vgl. Markus 14,36 und Matthäus 26,39. S. 334 Riehl’s „Philosophie der Gegenwart“ ] vgl. Alois Riehl: Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart. 8 Vorträge. Leipzig: B. G. Teubner 1903. S. 334 nach Freiburg ] ein Treffen fand im Januar/Februar 1903 statt, vgl. Windelband an Rickert vom 23.2.1903. S. 334 in Berlin Schöneberg ] bei der Tochter Meta, verheiratet mit Arthur Goette; vgl. Windelband an Karl Dilthey, Straßburg, 22.10.1902. S. 334 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 334 Influenza ] vgl. Windelband an Rickert vom 13.1.1903 S. 334 force majeure ] frz. höhere Gewalt S. 334 Willensfreiheit ] vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 2.11.1902 S. 334 Mein Comte ] erschien nicht, vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 13.1.1903 S. 334
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dritte Auflage der „Geschichte der Philosophie“ ] erschien u. d. T. Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. 3., durchgesehene Aufl. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1903. S. 334 das Einladen ] zu Antritts- und Höflichkeitsbesuchen S. 335 beizulegen ] liegt nicht bei S. 335 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfü-
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gung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Digitalisierung der Schreiben Windelbands an Münsterberg war mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht abgeschlossen. Vgl. die Website des Münsterberg-Nachlasses (http://archon.bpl.org/ index.php?p=collections/controlcard&id=52). S. 335 Gelehrten-Congress zu St. Louis ] Windelband widerrief seine Zusage später, vgl. Windelband, Albrecht Kossel, Georg Jellinek an Münsterberg vom 3.5.1904 sowie Windelband an Münsterberg vom 7.5. u. 29.6.1904. Im Januarheft 1904 der HochschulNachrichten (Paul von Salvisberg) wird Windelband mit Max Weber, Georg Simmel, Georg Jellinek u. a. noch unter denjenigen aufgeführt, die der Einladung zum Wissenschaftlichen Kongreß anläßlich der Weltaustellung in St. Louis Folge leisten würden (S. 112). S. 335 meine Bücher in Nordamerica nicht unbekannt ] von Windelbands Geschichte der alten Philosophie. In: Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft in systematischer Darstellung . . . hg. v. Iwan Müller. Bd. 5, 1. Abt.), S. 115–337, erschien nach der 2. Aufl. 1894 eine Übersetzung von Herbert Ernest Cushman, New York: Charles Scribner’s Sons 1899 (2. Aufl. dieser Übersetzung 1906, 3. Aufl. 1910, Titelauflage 1921, Nachdruck New York: Dover Publications o. J. [1958]). Von Windelbands (Lehrbuch der) Geschichte der Philosophie erschienen zwei Übersetzungen von James H. Tufts. Die erste nach der 1. Aufl., New York/London: MacMillan September 1893 (weitere Abdrucke Januar 1895, Januar 1896, November 1898), die zweite Übersetzung nach der 2. Aufl. 1900, New York York/London: MacMillan September 1901 (weitere Abdrucke Juli 1905, Juli 1907, Juli 1910, Juli 1914, 1926. Nachdruck New York: Harper 1958. Nachdruck Westport, Conn. 1979). S. 335 Hocking ] William Ernest Hocking (1873–1966), 1899–1901 Studium in Harvard, u. a. bei William James. Reise zur Pariser Weltaustellung 1900. 1902–03 in Deutschland an den Universitäten Göttingen, Berlin u. Heidelberg. Ph. D. in Harvard 1904, anschließend Instructor in comparative religion am Andover Theological Seminary. 1906 am Philosophy Department, University of California. 1908–14 an der Yale University, danach Alford Professor of Natural Religion, Moral Philosophy and Civil Polity in Harvard (https://www.encyclopedia.com/people/philosophy-and-religion/ philosophy-biographies/william-ernest-hocking (23.5.2018). S. 335 Centenarfeier ] vgl. Acta saecularia zur Erinnerung an die Zentenarfeier der Erneuerung der Universität Heidelberg durch Seine Königliche Hoheit den Grossherzog Carl Friedrich. Hg. im Auftrage des Senates. Heidelberg: Petters 1904 (Acta saecularia zur Erinnerung an die Zentenarfeier der Erneuerung der Universität Heidelberg 1803–1903). S. 335 desjenigen von 1886 ] 1886 hatte die Universität Heidelberg ihr 500jähriges Bestehen gefeiert. S. 336 Ihrem Besuche ] vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 21.7.1903 S. 336 Tochter ] wahrscheinlich Meta Windelband, verheiratete Goette, die ihr erstes Kind im Früjahr 1903 zur Welt gebracht hatte, vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 10.3.1903. S. 336 Wiedersehen ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 10.10.1903 S. 336
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Geselligkeit ] z. B. bei dem Festessen anläßlich der Heidelberger Universitätsfeier zu Ehren Ihres Wiederherstellers, Großherzog Karl Friedrich, vom 22.11.1903, vgl. den Bericht in: Heidelberger Zeitung, Nr. 274 vom 23.11.1903, Erstes Blatt, S. 2. S. 336 Stutzen’s gehen nun sicher nach Bonn ] Ulrich Stutz, seit 1896 o. Prof. in Freiburg, wurde nach Bonn berufen, wo er 1904 eine Professur antrat (NDB). S. 336 Dore’s Studienpläne ] Dora Windelband taucht in den Mitgliederlisten der KantGesellschaft 1919 als Oberlehrerin Dora Windelband, Spandau, Kaiserstr. 32 auf, vgl. auch Windelband an Paul Siebeck vom 11.10.1911, 22.3.1914 u. 28.11.1914. 1906 findet sie sich als neu in die Spandauer Höhere Mädchenschule eingetretene Oberlehrerin im: Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Spandau für die Zeit vom 1. April 1905 bis 31. März 1906, S. 147. Ihre Ausbildung (sie gehörte auch zu den Teilnehmerinnen des 2. Internationalen Kongresses für Philosophie 1904 in Genf), vielleicht nach dem Besuch der Schule bzw. des Lehrerinnenseminars von Bertha Lindner in Straßburg (vgl. Windelband an Paul Siebeck vom 2.11.1902), vervollständigte sie in den wissenschaftlichen Fortbildungskursen für Lehrerinnen in Göttingen (s. u.), vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 7.8.1906. Voraussetzung für den sechssemestrigen Studiengang, abgeschlossen mit einer Laufbahnprüfung zur Oberlehrerin, war nicht nur der Besuch eines Lehrerinnenseminars, sondern auch eine mehrjährige Lehrerfahrung. Wo Dora Windelband diese Erfahrung erbracht hat, ist nicht bekannt. S. 337 Bonn hat ja solche Frauenkurse ] in Bonn wurden wissenschaftliche Fortbildungskurse für Lehrerinnen seit Ostern 1899 durchgeführt, in Göttingen bestanden sie bereits seit 1894. Diese von privaten Initiativen bzw. eingesetzten Komitees verantworteten Kurse wurden von Professoren der jeweiligen Universitäten bestritten, jedoch überwiegend außerhalb deren üblichen Lehrbetriebs (vgl. Wissenschaftliche Fortbildungskurse für Lehrerinnen in Göttingen. In: Die Lehrerin in Schule und Haus 10 (1894), S. 275–277: Göttingen ist die erste deutsche Hochschule, deren Docenten den Lehrerinnen eine aufopferungsvolle Privatthätigkeit widmen; Wissenschaftliche Fortbildungskurse für Lehrerinnen in Bonn. In: Die Lehrerin in Schule und Haus 14 (1897/98), S. 598–600 sowie unter gleichem Titel in dass. 20 (1903/04), S. 345–347; online via www.digizeitschriften.de). S. 337 Wolf ] der Studienverlauf Wolfgang Windelbands rekonstruiert sich wie folgt: WS 1903/04–SS 1904 eingeschrieben an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, WS 1904/05 für Geschichte in Berlin, SS 1905 wieder in Heidelberg, WS 1905/ 06 wahrscheinlich in Straßburg, SS 1906 wahrscheinlich in Freiburg, WS 1906/07– WS 1907/08 in Heidelberg, ab SS 1908–WS 1908/09 sowie WS 1909/10 im Heidelberger Verzeichnis unter den Studierenden als Dr. Windelband aufgeführt (Personalverzeichnisse Heidelberg; Hallischer Professorenkatalog). Dissertation: Badens Erwerbungen in den Koalitionskriegen (1795–1805). Tübingen: H. Laupp Jr. 1908. Vollständig erschienen u. d. T. Der Anfall des Breisgaus an Baden. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1908. S. 337 Goette’s ] Familie Arthur Goette mit Meta, Berlin S. 337 akademischen Schutzverein gegen die Buchhändler ] dieser Verein hatte sich in Leipzig gegründet, um – letztlich erfolglos – gegen die Abschaffung von bisher für wissenschaftliche Literatur von den Verlagen für ihre Autoren eingeräumte Rabatte
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zu protestieren. Einen Teilerfolg erzielte der Schutzverein durch das ihm durch das Reichsgericht in Leipzig zugebilligte Recht, eigene Werke der im Verein vertretenen Professoren von den Verlegern zu denselben Rabatten wie für Sortimentsbuchhändler nicht nur abzunehmen, sondern v. a. an Studenten weiter zu verkaufen (Hochschul-Nachrichten. Hg. v. Paul von Salvisberg, Heft 181 vom Oktober 1905, S. 11). Vgl. Karl Bücher: Der deutsche Buchhandel und die Wissenschaft. Denkschrift, im Auftrage des Akademischen Schutzvereins verfaßt. Zwei Auflagen Leipzig: B. G. Teubner 1903; Verhandlungen zwischen dem Akademischen Schutzverein und dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Stenographischer Bericht über die am Dienstag den 31. Mai 1904 im Deutschen Buchhändlerhaus zu Leipzig abgehaltene Kommissionssitzung. Leipzig: Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig 1904. S. 337 Gegenerklärung ] eine solche hat Windelband nicht lanciert S. 337 jungen Weltbürger ] Rickerts Sohn Franz Rickert (1904–1991), Gold- u. Silberschmied, Prof. an der Akademie der Bildenden Künste München (NDB). S. 338 unglücklichen Complication ] Rickert war im Januar 1904 an einer Blinddarmentzündung erkrankt, die im Februar operiert wurde, so daß er erst im SS 1904 seiner Lehrverpflichtung wieder nachkommen konnte (UA Freiburg, B 38/283, Wiederbesetzung des Lehrstuhls für Philosophie 1886–1913, Schreiben Rickerts vom 18.1., 29.1. u. 22.2.1904; vgl. Hermann Glockner: Heidelberger Bilderbuch. Erinnerungen. Bonn: Bouvier 1969, S. 17). S. 338 Ferdinand Schmidt’s Dissertation über Fichte ] gemeint: Friedrich Alfred Schmid [Noerr] (1877–1969, zum Namenszusatz als Schriftsteller (nach einer Konditorei in Schmids Verwandschaft) vgl. Hermann Glockner: Heidelberger Bilderbuch. Erinnerungen. Bonn: Bouvier 1969, S. 50) mit dessen Freiburger Dissertation über Die Philosophie Fichtes mit Rücksicht auf die Frage nach der „Veränderten Lehre“, 1904 (im Buchhandel als: Fichtes Philosophie und das Problem ihrer inneren Einheit. (Die Frage nach der veränderten Lehre). Freiburg i. B.: Ragoczy 1904; beide im Umfang von 112 S.). 1905 in Heidelberg habilitiert, dort bis 1917 PD (1910–1917 a. o. Prof. für Philosophie und Ästhetik), danach freier Schriftsteller (Universität Heidelberg, Adreßbücher und Vorlesungsverzeichnisse: http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/ digi/quellenunihd.html; Wikipedia 10.4.2017). S. 338 dem mir zugesicherten Seminar ] vgl. Windelband an Franz Böhm vom 22.2. 1904 ff. S. 338 Artikel ] vgl. Windelband: Nach hundert Jahren. In: Kant-Studien 9 (1904), S. 5–20, sowie in: Zu Kants Gedächtnis. Zwölf Festgaben zu seinem 100jährigen Todestage. Hg. v. H. Vaihinger u. B. Bauch. S. 338 am 12 Februar ] abends 7 Uhr, zum 100. Todestag Kants, vgl. die Ankündigung in: Heidelberger Zeitung, Nr. 25 vom 30.1.1904, Erstes Blatt, S. 4. S. 339 Festrede ] vgl. Windelband: Immanuel Kant und seine Weltanschauung. Gedenkrede zur Feier der 100. Wiederkehr seines Todestages, an der Universität Heidelberg. Heidelberg: C. Winter 1904.Berlin: Reuther & Reichard 1904, S. 5–20. S. 339 unsre Universität in Stuttgart zu vertreten ] vgl. den Bericht in: Chronik der Stadt Heidelberg für das Jahr 1904. 12. Jg., im Auftrag des Stadtrates bearbeitet v. August Thorbecke. Heidelberg: I. Hörning 1906, S. 68: Als am 29. Januar Professor
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Dr. Ed. Zeller in Stuttgart seinen 90. Geburtstag feierte, überbrachte Geheimerat Dr. Windelband die Glückwünsche der Universität, deren Lehrer Zeller von 1862–1872 gewesen war; am 12. Februar, dem 100. Todestag Kants, feierte sie das Andenken an den großen Philosophen durch einen Festakt, bei dem Geheimerat Dr. Windelband die Festrede hielt. Die Stuttgarter Ansprache Windelbands ist abgedruckt in: Vom neunzigsten Geburtstag Eduard Zellers 22. Januar 1904. Als Manuscript gedruckt Stuttgart: Felix Krais 1904, S. 13–15: Exzellenz, ich komme im Namen von Heidelberg. Der engere Senat als Vertreter der Universität und die philosophische Fakultät haben mich gleichmäßig durch den Auftrag geehrt, Ihnen an diesem Tage, der seinesgleichen nicht in der gelehrten Welt hat, die ehrfurchtsvollsten Glückwünsche darzubringen. Das Jahrzehnt, das Sie in Ihrem an Arbeit und Erfolg reichen Leben unserer Universität gewidmet haben, steht bei uns in dankbarem Gedenken, wenn auch unter den jetzigen Mitgliedern der philosophischen Fakultät keiner mehr ist, der die Ehre hatte, mit Ew. Exzellenz zusammenwirken: unser Senior ist Ihr Nachfolger im Lehramt, Exzellenz Kuno Fischer. Er würde gewiß als Ihr treuer Verehrer und Freund am liebsten heute an dieser Stelle stehen, wenn ihn nicht die beklagenswerte Ungunst seines körperlichen Befindens daran hinderte, die ihn in diesem Semester auch gezwungen hat, auf sein Liebstes, die Lehrtätigkeit, zu verzichten. So ist es mir, der ich berufen sein werde, die Tradition der philosophischen Lehre an unserer Universität fortzusetzen, | die Sie, Exzellenz, geschaffen haben und die Kuno Fischer aufrecht erhalten hat – so ist es mir zugefallen, heute bei Ihnen unsre Universität zu vertreten; und ich weiß es meinen Herrn Kollegen innigen Dank, daß sie mir so die Gelegenheit gegeben haben, Ihnen auch persönlich die Gefühle auszudrücken, mit denen ich diesen Tag begrüße. Sie haben, Exzellenz, der Nestor der deutschen Philosophie, die Generationen kommen und gehen sehen. Sie sind erwachsen mit der Hochflut der idealistischen Spekulation und haben, als sie an den religiösen Fragen auseinander ging, in jungen Jahren Ihr gewichtiges Wort in den Streit geworfen. Sie haben dann über die Zeit der Ebbe des philosophischen Interesses, die auf so viel Ueberschwang folgen mußte, Ihr Schiff mit wertvollem Inhalt sicher gesteuert; in Hegels historischer Leistung fanden Sie den bleibenden Wert seines Wirkens, und die Kühnheiten seiner Konstruktion korrigierten Sie durch die bewundernswerte Weite und Breite Ihrer Gelehrsamkeit ebenso wie durch die strenge Sicherheit Ihres forschenden Wirklichkeitssinnes. An dem würdigsten Gegenstande, an der Philosophie, deren Schüler wir immer alle bleiben, bewährten Sie diese vorbildliche Kraft Ihres Geistes und schufen daraus das Werk, das monumentale, das mit Ihrem Namen die Zeiten überdauern wird. Allein niemals sind Sie der trüben Meinung gewesen, daß die Philosophie aufhören solle und nur ihre Geschichte übrig bleibe. Sie waren einer der Ersten, die zu der Besonnenheit des kritischen Philosophierens zurückriefen und einem philosophielosen Geschlechte lehrten, was Kant ihm wieder werden sollte. Aber auch dabei bewahrte Sie ihr historisches Verständnis und Ihr eignes fachliches Denken davor, bei der Aengstlichkeit der kantischen Erkenntnistheorie stehen zu bleiben, und so waren Sie es, der von Anfang an zur Arbeit an der objektiven Ausgestaltung seiner Lehre aufrief und führend anleitete, die in den letzten Jahrzehnten siegreich vorgedrungen ist. So sind wir alle histo-
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risch und systematisch Ihre Schüler und Sie genießen die Freude, alle Keime, die Sie ausgesät haben, als lebenskräftige Triebe sich entfalten zu sehen. Und so gestatten Sie auch mir, daß ich die Gunst des Tages, der mich | persönlich zu Ihnen führt, auszunutzen wage, um Ihnen auszusprechen, wie auch ich allzeit bewundernd zu Ihnen aufgeschaut habe und Ihrer Führung gefolgt bin. Mit meinen Kollegen, mit der ganzen wissenschaftlichen Welt preise ich die Gunst des Geschicks, das Sie uns in einer unvergleichlichen Rüstigkeit der geistigen Arbeit bis auf den heutigen Tag erhalten hat, und ich kann nichts besseres wünschen, als daß es Ihnen noch weiterhin lange gegeben sei, aus Ihrer schaffensreichen und gedankenvollen Muße heraus uns den Mitgenuß an den Früchten eines unermüdlichen Forschens zu gönnen. Der Wiederhall dessen, was Sie uns gelehrt haben und noch lehren, klingt allüberall: mögen Sie überzeugt sein, daß es nirgends freudiger aufgenommen und treuer bewahrt wird als in Heidelberg. S. 339 Ausgabe der Urteilskraft ] vgl. Windelband an Wilhelm Dilthey vom 16.7.1902 sowie Windelband: Einleitung. Sachliche Erläuterungen. Lesarten [zur Kritik der Urteilskraft]. In: Kant’s Werke Bd. 5. Kritik der praktischen Vernunft. Hg. v. Paul Natorp. Kritik der Urtheilskraft. Hg. v. W. Windelband. Berlin: Georg Reimer 1908 (Kant’s Gesammelte Schriften. Hg. v. der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Abt. 1, Bd. 5), S. 512–527, 527–530, 530–543. 2. Abdruck Berlin: Georg Reimer 1913. S. 339
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Windelband an Franz Böhm, Heidelberg, 22.2.1904 ] Erstabdruck in: Klaus Christian Köhnke: Sinn für Institutionen. Mitteilungen aus Wilhelm Windelbands Heidelberger Zeit (1902–1915). In: Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen 1995, S. 41–42. S. 339 unter meiner Leitung ] vgl. Windelband: Entwurf der Geschäftsordnung des Philosophischen Seminars der Universität Straßburg, Straßburg, vor 29.7.1902, im Abschnitt Dokumente der vorliegenden Edition sowie Windelband an Julius Hamm vom 20.3.1903. S. 340 Wirksamkeit überhaupt verloren ] zu dieser Befürchtung Windelbands, die ihn bereits 1880 zur Gründung des Freiburger Seminars bewogen hatte, vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 10.8.1882. Zur Bedeutung von Seminaren als Lehrstätten im Allgemeinen vgl. Friedrich Paulsen: Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium. Berlin: A. Asher & Co. 1902, S. 268–269. Die dort genannten Aufgaben und Vorzüge von Seminaren spiegeln die Moneta Windelbands. S. 340 betrübenden Verhältnisse ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 30.12.1903. Windelbands greiser Kollege Kuno Fischer fiel für Lehre und Selbstverwaltung aus. S. 340 ehemalige Museum ] bzw. Musäum, das Gebäude der Heidelberger Museumsgesellschaft (Heidelberger Geschichtsverein) am Ludwigsplatz (heute Universitätsplatz), an dessen Stelle 1904 das Neue Kollegienhaus der Universität errichtet wurde (vgl. Annette Krämer: Die baulische Entwicklung der Universität seit 1803. In: Die Gebäude der Universität Heidelberg. Hg. v. Peter Anselm Riedl. Berlin/Heidelberg: Springer 1985 (Semper Apertus. Festschrift Bd. 5). S. 15–16. S. 340 Prof. Stutz ] Ulrich Stutz war nach Bonn berufen worden (NDB). S. 340 Windelband an Hugo Münsterberg, Heidelberg, 7.5.1904 ] Erstabdruck in: Klaus Christian Köhnke: Sinn für Institutionen. Mitteilungen aus Wilhelm Windelbands
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Heidelberger Zeit (1902–1915). In: Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen 1995, S. 50–51. S. 341 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Digitalisierung der Schreiben Windelbands an Münsterberg war mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht abgeschlossen. Vgl. die Website des Münsterberg-Nachlasses (http://archon.bpl.org/ index.php?p=collections/controlcard&id=52). S. 341 abschreiben ] vgl. Windelband, Albrecht Kossel, Georg Jellinek an Münsterberg vom 3.5.1904 S. 341 auf Ihre Vorschläge eingegangen ] vgl. Windelband an Münsterberg vom 11.7.1903 S. 341
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Reisen dieses Frühjahrs ] nach Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe; vgl. Windelband an Rickert vom 14.1. u. 23.3.1904 sowie an Franz Böhm vom 22.2.1904. S. 341 derelinquiert ] Rechtssprache; d. h. ihrer Berechtigung (eigentlich: Eigentumsrechte) beraubt werde S. 342 Lewald ] vgl. Wer ist’s? 1908: Otto Friedrich Theodor Lewald, Geheimer Oberregierungsrat und vortragender Rat im Reichsamt des Inneren. S. 342 auf solche Zumutung nicht erst geantwortet ] vgl. Max Weber an Georg Jellinek vom 24.9.1904 aus St. Louis: Bedauerlich ist aber, daß – dies unter uns! – Windelband auf die Aufforderung der Columbia-University, 4 Memorial-Reden zu halten (die höchste Ehrung die dort zu vergeben ist und daher nur mit dem Ersatz der Hotelkosten honoriert), gar nicht geantwortet hat. Die Leute sind ausser sich und ich finde auch, er hätte wenigstens ablehnen sollen. (Dies wie gesagt nur für Sie!) Die Leute sind musterhaft höflich und fein (Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 4, S. 302). S. 342 Esra Park ] vgl. Windelbands Promotionsgutachten über Robert Ezra Park, Heidelberg, 23.7.1903 (Abschnitt Dokumente in der vorliegenden Edition). S. 342 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 343 20. Juni 1904. ] vielleicht auch vom 22.6.1904, vgl. Windelbands Antwortschreiben vom 7.7.1904. S. 343 Jaffé ] Edgar Jaffé (1866–1921), Nationalökonom, 1901 Promotion in Heidelberg, 1904 Habilitation in Heidelberg, 1909 ao. Prof. Heidelberg u. Handelshochschule Mannheim, 1910 o. Prof. München (NDB). S. 343
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„Philosophische Charakterköpfe“ ] unter dem Titel Philosophische Charakterköpfe hatte zuerst Kurd Laßwitz 1885 in: Nation 3 (1885), Heft 12, S. 174–176 einen Artikel über Pierre Gassendi veröffentlicht, 1886 ebd. einen weiteren über John Locke. Von Windelband erschien nichts dergleichen. S. 343 Deutschen ] aus Deutschland nahmen am 2. Internationalen Kongress für Philosophie in Genf 1904 teil bzw. sollten teilnehmen (mit Vortrag): Isaak Benrubi (Berlin), Hermann Cohen (Marburg – nicht angereist), Jonas Cohn (Freiburg), Paul Deussen (Kiel – nicht angereist), Theodor Elsenhans (Heidelberg), Gregor Itelson (Berlin), A. Lévy (Hamburg), Raoul Pictet (Berlin, zuvor Genf), Karl Sudhoff (Düsseldorf), Windelband (Heidelberg); ohne Vortrag: Nicolas Awxentieff (Halle a. S.), Student Michael von Cartagi (Heidelberg), Robert Corwegh (Halle a. S.), Student Eitingon (Leipzig), Mrs. Fairbanks (Berlin), Ingenieur Mechow (Berlin), Johannes Reinke (Kiel), Prof. Schleussner (Mainz), Max Walleser (Säckingen), Dora Windelband (Heidelberg, die älteste Tochter). Vgl. die Teilnehmerliste in: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Rapports et comptes rendus. Publiés par les soins du Ed. Claparede. Genf: Henry Kündig 1905, S. 19–31. S. 344
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Naville („Classification“) ] vgl. Adrien Naville: Nouvelle classification des sciences. Étude philosophique. 2. Aufl. Paris : F. Alcan 1901 (1. Aufl. Genf 1888). S. 344 an Herrn Jon[as] Cohn wende ] vgl. Windelband an Jonas Cohn vom 30.6.1904 S. 344
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zweite Auflage des „Gegenstandes“ ] Rickerts Arbeit: Der Gegenstand der Erkenntnis erschien 1904 in 2. Aufl. S. 344 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 345 Ihre freundlichen Anfragen ] vgl. Siebeck an Windelband vom 20. bzw. 22.6.1904 S. 345
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Kuno Fischer’s 80. Geburtstag ] vgl. Windelband an Wilhelm Braune vom 22.6.1904 S. 345
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neuen tüchtigen Redacteur ] Bruno Bauch hatte 1903 bei Hans Vaihinger in Halle habilitiert und übernahm die Redaktion der Kantstudien von Max Scheler (BEdPh). S. 345
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meine Logik ] vgl. über diesen nicht in einer Monographie ausgeführten Plan erstmals Windelband an Jellinek vom 9.10.1888, Windelband an Siebeck vom 30.1.1888, 11.6.1888, 28.1.1889, 10.3.1902, 31.7.1904, 5.10.1906; sowie Siebeck an Windelband am 21.10.1906, wo das Erscheinungsdatum Sommer/Herbst 1907 avisiert wird. Zur Logik erschien von Windelband: Logik. In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten
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Anmerkungen der Herausgeber
Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer . . . hg. v. W. Windelband. 1. Bd. Heidelberg: C. Winter 1904, S. 163–186 (2. Aufl. 1907) und Die gegenwärtige Aufgabe der Logik und Erkenntnistheorie in Bezug auf Natur- und Kulturwissenschaft. In: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Rapports et comptes rendus. Publiés par les soins du Ed. Claparede. Avec 17 figures et 5 portraits hors texte. Genf: Henry Kündig 1905, S. 104–119. Erst 1912 erschien eine Abhandlung von Windelband zur Logik im Verlag Mohr/Siebeck: Die Prinzipien der Logik. In: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften Bd. 1. Hg. v. W. Windelband u. A. Ruge. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912, S. 1–60. S. 346 248
alt ] Windelband war zum Zeitpunkt der Abfassung des Schreibens 52 Jahre alt. S. 346
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russischen und polnischen Uebersetzungen ] von Windelband: Präludien, vgl. Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) an Windelband vom 8.2.1904. S. 346 Habeant sibi! ] recte: habeat sibi, lat. „meinetwegen“ nach 1. Mose 38,23; vgl. Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes gesammelt u. erläutert v. Georg Büchmann. Fortgesetzt v. Walter Robert-tornow [!]. 22. Aufl. bearb. v. Eduard Ippel. S. 346
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Windelband an Franz Böhm, Heidelberg, 16.7.1904 ] Erstabdruck in: Klaus Christian Köhnke: Sinn für Institutionen. Mitteilungen aus Wilhelm Windelbands Heidelberger Zeit (1902–1915). In: Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen 1995, S. 48–49. S. 346 Congress besuchen ] vgl. Windelband an Rickert vom 27.6.1904 S. 346 Ernest Naville ] (1816–1909), Prof. der Philosophie in Genf S. 346 Anfrage ] vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 27.6.1904 sowie Windelband an Jonas Cohn vom 30.6.1904 S. 346 Operation ] vgl. Windelband an Sophie Rickert vom 26.2.1904 S. 347 Semesterschluss so heftig ] zu Windelbands akademischen Aufgaben trat im Winter 1904/05 sein Engagement in den Akademischen Vortragszyklen des Vereins Frauenbildung – Frauenstudium (Abteilung Heidelberg) hinzu, vgl. den Bericht über die Generalversammlung des Vereins in: Heidelberger Zeitung, Nr. 168 vom 21.7.1905, Zweites Blatt, S. 2; dazu die Ankündigung in: Heidelberger Zeitung, Nr. 8 vom 10.1. 1905, Erstes Blatt, S. 2: Verein Frauenbildung – Frauenstudium. Es sei auch an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, daß Herr Geh. Rat Windelband, in Fortsetzung der akademischen Vortragszyklen, am Mittwoch, den 11. Januar mit seinen Vorlesungen über „Platons Sozialphilosophie“ beginnen wird, wieder wie bisher im Singsaale des Gymnasiums; außerdem meldet dieselbe Zeitung in Nr. 262 vom 8.11.1904, Erstes Blatt, S. 2, daß Windelband am 6.11.1904 an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt a. M. Vorlesungen zur Einleitung in die Philosophie aufgenommen habe. S. 348 Holländer Theologe ] nicht ermittelt. In den Heidelberger Personalverzeichnissen finden sich SS 1904–SS 1905 drei Studenten aus den Niederlanden, eingeschrieben an der Philosophischen Fakultät, die in Frage kämen: Tjeed Hoekstra, Theodor B. G. Janssen u. Karl Philips. S. 348
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Preisaufgabe der theologischen Fakultät ] Thema: Die Geschichtsphilosophie Schleiermachers soll in ihrer begrifflichen Grundlage und in ihrem Einfluß auf seine Auffassung der Religionsgeschichte dargestellt werden, vgl. Ernst Troeltsch Kritische Gesamtausgabe Bd. 20, Briefe III (1905–1915). Hg. v. Friedrich Wilhelm Graf. Berlin/Boston: de Gruyter 2016, S. 111, Anm. 1 sowie UA Heidelberg, Theol. Fak. 60, Bl. 3 u. Bl. 9–14. Es gingen zwei Bearbeitungen der Aufgabe ein. S. 348 ihn das machen zu lassen ] es ist keine derartige Arbeit unter der Ägide Rickerts ermittelt. S. 348 Schmid’s Habilitation ] vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 23.3.1904 S. 348 mit Lask ] vgl. Windelband an Franz Böhm vom 27.12.1904. Emil Lask habilitierte im WS 1904/05 in Heidelberg bei Windelband mit einer Schrift über Rechtsphilosophie (vgl. Lask: Rechtsphilosophie. In: Die Philosophie im Beginn des 20. Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer Bd. 2. Heidelberg: C. Winter 1905). Der Habilitationsvortrag über das Thema Hegel und sein Verhältnis zur Weltanschauung der Aufklärung fand am 11.1.1905 statt (www.leo-bw.de). Friedrich Alfred Schmid [Noerr] habilitierte 1905 bei Windelband mit einer Arbeit über: Friedrich Heinrich Jacobi. Eine Darstellung seiner Persönlichkeit und seiner Philosophie als Beitrag zu einer Geschichte des modernen Weltproblems. Heidelberg: Carl Winters Universitätsbuchhandlung 1908. Thema und Datum des Habilitationsvortrages nicht ermittelt. S. 348
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Abhandlung über Geschichtsphilosophie ] vgl. Rickert: Geschichtsphilosophie. In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer . . . hg. v. W. Windelband. 2. Bd. Heidelberg: C. Winter 1905; dass. in: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. 2., verbesserte u. um das Kapitel Naturphilosophie erweiterte Aufl. [in 1 Bd.] Heidelberg: C. Winter 1907, S. 529–554. S. 349
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pièce de résistance ] frz. Kern, Herzstück, Hauptsache („Stück, das Widerstand leistet“, Küchensprache) S. 349 Skizze über Fichte und Comte ] vgl. Windelband: Fichte und Comte. Separatdruck: Extrait des Comptes rendus du IIme Congrès internationale de Philosophie. Genf: Henry Kündig o. J. [1905]. 7 S., pag. S. 279–293. Mit Diskussion. S. 349 Genfer Vortrag ] vgl. Windelband: Die gegenwärtige Aufgabe der Logik und Erkenntnistheorie in Bezug auf Natur- und Kulturwissenschaft. In: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Genf: Henry Kündig 1905, S. 104–119, Diskussion S. 119–124. Ein Separatdruck ist wahrscheinlich, aber bibliographisch nicht nachgewiesen. An der Diskussion beteiligten sich Adolf Lasson, Ludwig Stein, Henry Berr, Maurice Straszewski u. Emile Boutroux. Steins Beitrag ist im Kongreßbericht S. 121 mit den folgenden Worten wiedergegeben (Wortlaut wie in der Vorlage): Zwischen Ereignisswissenschaften und Gesetzeswissenschaft gähnt eine Kluft. Dort Contingenz, Freiheit, hier Nothwendigkeit und Allgemeingültigkeit. Hier fehlt die Verbindung. Ereignisse allein und ihre subjective Bewertung mögen fester Wissenskunst sein, aber sie sind keine objective Wissenschaft, die es immer mit allgemeinen Beurteilungen zu tun haben. Aber Ereignisse haben auch ihre Regelmässigkeiten und Rhythmen, wie die Moralstatistik zeigt und Kant uns schon geschildert hat. Wer soll den Koran der
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Anmerkungen der Herausgeber
Bewertung aufstellen. Kommen wir nicht zu den späteren Aegyptern zurück, welche sagen, nicht der Mensch, sondern der Mensch ist das Mass aller Dinge? Sollen wir nicht einer Anarchie subjectiver Bewertung anheimfallen, oder Windelbands Normalbewusstsein acceptieren, das er uns als Gegenstand des Glaubens, nicht des Wissens gelten lässt, so gibt es nur ein Mittel, die Brücke von den Ereigniswissenschaften zu den Gesetzeswissenschaften zu schlagen, und das ist die Soziologie, welche die Regeln, Rhythmen, Gesetzmässigkeiten aufzudecken und zu formulieren hat. Die Soziologie sucht das Gesetzwiederkehrende an den Ereignissen und Geschehnissen auf wissenschaftliche Formeln zu bringen. Und hier ist der Treffpunkt von Natur und Kultur, jene Gesetzeseinheit, welcher die Philosophie aller Zeiten entgegenstrebt, ohne sie je zu erreichen. S. 349 Dore ] Dora Windelband S. 349 vollbrachtem Semester ] zu Dora Windelbands wissenschaftlicher Fortbildung zur Oberlehrerin für Mädchenschulen vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 30.12.1903. S. 349
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neuen Tätigkeit ] als gewählter Vertreter der Universität in der 1. Kammer des badischen Landtags, vgl. Windelband an Theodor Curtius vom 18.11.1905. S. 349 Rede über die Heidelberger Schlossfrage ] vgl. Windelband: [Debattenbeitrag in der Diskussion über die Herstellungsarbeiten am Heidelberger Schloß]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 32./33. öffentliche Sitzung v. 19.7.1906, S. 784–788 u. S. 810. S. 349 Referat über das Volksschulgesetz ] vgl. Windelband: [Bericht für die Schulkommission zur 2. Beratung über den Gesetzentwurf: Änderung des Gesetzes über den Elementarunterricht]. In: Verhandlungen der Ersten Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1905/1906. Protokollheft. Enthaltend die Protokolle der Ersten Kammer. Karlsruhe: Buchdruckerei Fidelitas 1906. 26. öffentliche Sitzung v. 7.7.1906, S. 600–602. S. 349 Auffassungen vom Wesen des Parlamentarismus ] vgl. Windelband an Georg Jellinek vom 28.12.1877 S. 350 Deinen Bruder ] Wilhelm Dilthey S. 350 Rückfall meiner ehemaligen Venenentzündung ] vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 7. u. 10.8.1896 S. 350 Waldhotel bei Villingen ] vgl. Süddeutschland. Handbuch für Reisende von Karl Baedeker. Leipzig: Baedeker 1901, S. 54. S. 350 Fräulein Janse’s Gesundheitsverhältnisse ] nicht ermittelt S. 351 zu mir führen ] Treffen nicht ermittelt; das vorliegende Schreiben ist das letzte überlieferte Windelbands an Karl Dilthey. S. 351 Herrn ] Verlagsinhaber waren zum Stichtag: Ludwig Volkmann (1870–1947) u. Oskar von Hase (1846–1921), vgl. Reinhard Würffel: Lexikon deutscher Verlage. Berlin: Grotesk 2000, S. 113. S. 351 vierte Auflage ] erschien 1907 S. 351 dritten Band ] ein solcher ist nie erschienen S. 351
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hatte ich vor ] vgl. bereits Windelband an Breitkopf & Härtel vom 29.9.1902 u. 17.3.1903 S. 351 281 Hauptcolleg ] vgl. das Heidelberger Vorlesungsverzeichnis für das SS 1905: Logik; Geschichte der neueren Philosophie; im philosophischen Seminar: Kant’s Prolegomena (sämtlich laut Quästurakten gehalten) S. 351 282 Darstellung ] ebenfalls nie erschienen, vgl. Windelband: Comte. Stuttgart: Frommann (E. Hauff) (Frommanns Klassiker der Philosophie. Hg. v. Richard Falckenberg). Angekündigt 1896 u. 1897, vgl. die Verlagsankündigungen in: Ferdinand Tönnies: Hobbes. Leben und Lehre, Stuttgart 1896 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 2); Harald Höffding: Sören Kierkegaard als Philosoph, Stuttgart 1896 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 3); Harald Höffding: Rousseau und seine Philosophie, Stuttgart 1897 (Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 4). S. 352 283 eingetroffnen Zeilen ] nicht überliefert S. 352 284 erster Brief ] nicht überliefert S. 352 285 neulich ] Treffen nicht ermittelt S. 352 286 Unterredung mit Böhm ] vgl. Windelband an Franz Böhm vom 10.10.1906 S. 352 287 „eingeschrieben“ ] d. h. zur persönlichen Übergabe durch den Postboten S. 352 288 das Ordinariat ] das 2. philosophische in Heidelberg, das in Kuno Fischers hohem Alter († 5.7.1907) vakant zu werden schien, aber nicht sicher im Stellenplan des Ministeriums für die Universität Heidelberg verankert war. S. 352 289 Max Weber’s Versetzung ] Max Weber war 1894–97 Prof. in Freiburg, 1897–1903 in Heidelberg (www.leo-bw.de). S. 353 290 der Minister ] Alexander Freiherr von Dusch (1851–1923), seit 1905 Staatsminister und Präsident des badischen Staatsministeriums, 1905–1911 Minister für Justiz, Kultus und Unterricht (www.leo-bw.de). S. 353 291 wesentlich einreissenden Charakter seines Denkens ] dieses Urteil über Georg Simmel wiederholte Windelband in seinem Gutachten zur Besetzung der 2. philosophischen Professur an der Universität Heidelberg vom 17.2.1908 fast wörtlich. Dort heißt es über Simmel u. a.: Man kann ihn keiner der allgemeinen „Richtungen“ zurechnen; er ist von jeher seinen eigenen Weg gegangen, zunächst mit äußerst scharfsinniger, aber wesentlich negativer und einreißender Kritik in seiner zweibändigen „Einleitung in die Moralwissenschaft“, dann mit immer tieferer und umfassenderer Bearbeitung der philosophischen Gesellschaftswissenschaft. Dieses Gutachten verhinderte, obwohl es für Simmel sprechen sollte, im Verein mit der offen antisemitischen Stellungnahme des früheren Heidelberger, dann Berliner Historikers Dietrich Schäfer vom 26.2.1908 die Berufung Simmels. Das Gutachten Windelbands ist mit Kommentar abgedruckt in Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 24, S. 277–283, die Stellungnahme Schäfers ebd., S. 286–289. Vgl. zum ganzen Vorgang Horst Gundlach: Wilhelm Windelband und die Psychologie. Heidelberg: University Publishing 2017, S. 261–282. S. 353 292 Vorträgen über Kant wie jetzt wieder über Nietzsche ] Simmel hat mehrere seiner verschiedenen Vorträge über Kant und über Nietzsche im Druck erscheinen lassen, vgl. Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 7 u. 8. Welche davon hier gemeint sind, ist nicht klar. 1906 war von Simmel erschienen: Nietzsche und Kant. In: Frankfurter
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Zeitung und Handelsblatt (Neue Frankfurter Zeitung), Nr. 5 vom 6.1.1906, 1. Morgenblatt, S. 1–2. S. 353 Laboratoriums ] gemeint: für (experimentelle) Psychologie S. 353 Harvard ] Münsterbergs Wirkungsstätte seit 1892, vgl. Korrespondentenverzeichnis. S. 353
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Extraordinariat ] auf das Windelband für Emil Lask hinzuwirken suchte S. 354 Windelband an Franz Böhm, Heidelberg, 11.6.1908 ] Erstabdruck in: Kurt Gassen u. Michael Landmann (Hg.): Buch des Dankes an Georg Simmel. Briefe, Erinnerungen, Bibliographie. Berlin: Duncker & Humblot 1958, S. 28. S. 354 „Sociologie“ von Simmel ] vgl. Georg Simmel: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung.Leipzig: Duncker & Humblot 1908. S. 777–782: Materienverzeichnis. S. 354 diesen Mann für Heidelberg zu gewinnen ] der Versuch Max Webers, Eberhard Gotheins u. Georg Jellineks von 1907/08, Georg Simmel auf das durch Kuno Fischers Emeritierung u. baldigen Tod frei gewordene 2. philosophische Ordinariat neben Windelband zu bringen, schlug fehl. Weder das bezüglich Simmels Einleitung in die Moralwissenschaft mindestens unglücklich formulierte Urteil im Gutachten Windelbands vom 17.2.1908: zunächst mit äußerst scharfsinniger, aber wesentlich negativer und einreißender Kritik, noch viel weniger aber das offen antisemitische externe Gutachten des früheren Heidelberger, dann Berliner Historikers Dietrich Schäfer vom 26.2.1908 waren dazu geeignet, die Berufung Simmels für das Ministerium annehmbar zu machen. Daß Simmel angeblich nur Soziologe sei, war ein weiteres Vorurteil, das seine Berufungschancen herabsetzte. Das Gutachten Windelbands ist mit Kommentar abgedruckt in: Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 24, S. 277–283, die Stellungnahme Schäfers ebd., S. 286–289. Vgl. die sich auf den Vorgang beziehenden Schreiben Max Webers in Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 5, S. 297–299, 308–310, 467–471, 482–483, 492–492, 592–593, die auch Rickert jede Illusion nahmen, tatsächlich ein Wunschkandidat Windelbands zu sein. 1915 wurde Simmel noch neben Heinrich Rickert als Nachfolger Windelbands in Heidelberg ins Auge gefaßt (vgl. Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 24, S. 432–454), jedoch wiederum nicht berufen. Rickert wurde Nachfolger Windelbands. – Simmel hatte sich seit 1896 Hoffnungen auf den 2. Heidelberger Lehrstuhl gemacht, vgl. Simmel an Georg Jellinek vom 24.5.1896, 11.5.1904, 16.6.1907, sowie die Schreiben an Jellinek von Februar–Oktober 1908, dazu die Schreiben an Max Weber vom 18.3., 30.4. und 17.7.[6.]1908 (sämtliche in: Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 22). Noch im Gutachten Gustav Schmollers für Simmel zur Berufung nach Straßburg vom 4.11.1913 spielen die Worte Windelbands eine Rolle (Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 24, S. 381–383). Im Hintergrund dieser Enttäuschungen steht noch diejenige von Georg Lukàcs aus Budapest, dem von Max Weber, Simmel selbst und anderen direkt geraten wurde, Windelband nicht mit Habilitationsabsichten zu behelligen (vgl. Georg Lukács Briefwechsel 1902–1917. Hg. v. É. Karádi u. É. Fekete. Stuttgart: Metzler 1982, nach Register; sowie die Schreiben Simmels vom 25.5.1912 u. Webers an Lukàcs vom 22.7.1912 S. 288 u. 290–291). S. 354 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von
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K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Digitalisierung der Schreiben Windelbands an Münsterberg war mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht abgeschlossen. Vgl. die Website des Münsterberg-Nachlasses (http://archon.bpl.org/ index.php?p=collections/controlcard&id=52). S. 355 Mitwirkung bei unserm Kongresse ] Münsterberg leitete die Sektion Psychologie, vgl. seine Eröffnungsansprache in: Bericht über den III. Internationalen Kongress für Philosophie zu Heidelberg 1. bis 5. September 1908. Hg. v. Th. Elsenhans. Heidelberg: C. Winter 1909, S. 544–545. Kein eigener Vortrag. S. 355 im April d. J. in Frankfurt ] 22.–25.4.1908, unter Vorsitz von Karl Marbe, vgl. den Bericht von E. Dürr: Dritter Kongress für experimentelle Psychologie. In: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane I. Abteilung. Zeitschrift für Psychologie 48 (1908), S. 117–136. S. 355 im Bade ] vgl. Windelband an Georg Jellinek vom 27.4.1908 S. 355 Berliner Herren ] die Universität Berlin war lediglich durch einen Gymnasialdirektor Döring und Privatdozent Max Frischeisen-Köhler beim Heidelberger Internationalen Kongress für Philosophie vertreten, vgl. die Mitgliederliste im Kongreßbericht. S. 355
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gegenwärtigen Umständen ] der schwebenden Berufungsfrage in Heidelberg, vgl. Windelband an Franz Böhm vom 11.6.1908. S. 355 Hill ] Lesung unsicher. Es ist niemand namens Hill in der Mitgliederliste des Heidelberger Internationalen Kongresses für Philosophie aufgeführt. S. 355 der Schwarm verlaufen ] der Schluß des III. Internationalen Kongresses für Philosophie war am 5.9.1908. Rickert hatte nicht teilgenommen. S. 356 Einführung zu Bergson ] vgl. Windelband: Zur Einführung. In: Henri Bergson: Materie und Gedächtnis. Essays zur Beziehung zwischen Körper und Geist. Autorisierte u. v. Verf. selbst durchgesehene Übertragung mit Einführung v. Windelband. Jena: Eugen Diederichs 1908, S. III–XIV. Selbstanzeige in: Die Philosophie der Gegenwart. Eine internationale bibliographische Jahresübersicht über alle auf dem Gebiete der Philosophie erschienenen Zeitschriften, Bücher, Aufsätze, Dissertationen usw. in sachlicher und alphabetischer Anordnung. Hg. v. Arnold Ruge. Ausgabe für 1908/09, S. 71: Die Stellung Bergsons in der heutigen Philosophie wird unter dem Gesichtspunkt charakterisiert, daß sie im prinzipiellen Gegensatze gegen die naturwissenschaftlich einseitige Weltanschauung des Materialismus und Positivismus von einer spekulativen Psychologie aus zu einer idealistischen und mystischen Metaphysik vorzudringen sucht. Vgl. Henri Bergson an Isaak Benrubi vom 20.8.1908: M. Windelband m’écrit qu’il a terminé la préface de „Matière et Mémorie“, et qu’il l’a envoyée à l’impression. Je serais heureux de la lire dès maintenant, de manière à pouvoir en parler avec quelque détail à M. Windelband dans la lettre où je l’en remercierai. Auriez vous l’obligeance de demander à M. Diederichs de m’adresser une copie ou une épreuve? (Henri Bergson: Correspondances. Hg. v. André Robinet. Paris: Presses Universitaires de France 2002, S. 219) – und an denselben vom 6.9.1908 (dass., S. 222): Vous avez sûrement lu l’introduction de M. Windelband à „Matière et Mémoire“. Elle est admirablement faite. Je lui ai
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écrit à ce sujet, mais je ne suis pas arrivé à lui dire tout le bien que j’en pense. Il a dit beaucoup de chose en peu de mots. En particulier, il a tracé une admirable esquisse de la tâche qui incombe à la philosophie à l’heure actuelle. Es ist kein Schreiben Bergsons an Windelband überliefert. S. 356 Erfolg ] vgl. den Bericht von Georg Stuart Fullerton aus Heidelberg vom 7.9.1908 in: The Journal of Philosophy, Psychology and Scientific Methods 5 (1908), Nr. 21 vom 8.10.1908, S. 573–577, hier S. 574 über Croces Vortrag: It is to be regretted that the adress was in the Italian language, for it was full of suggestive thoughts, and it is to be feared that many of the members present did not catch its full significance. S. 356
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Succès d’estime ] frz. Achtungserfolg S. 356 Schiller ] F. C. S. Schiller S. 356 zur Kur nach Baden im Aargau ] vgl. Windelband an Eduard Schwartz vom 30.9. 1908 S. 357 Zusage des Besuchs ] vgl. Windelband an Rickert vom 8.6.1908 S. 357 eignen, schönen Heim ] errichtet nach eigenem Entwurf in der Thurnseestraße 66, Freiburg, vgl. Rickert an Windelband vom 8.3.1910 sowie an Paul Siebeck vom 16.12.1915: möchte ich Ihnen mittheilen, daß ich in voriger Woche einen Ruf nach Heidelberg erhalten und gestern Abend angenommen habe. Ich gehe nicht gern von Freiburg fort, und unter den gegenwärtigen Verhältnissen bedeutet die Übersiedlung ein materielles Opfer. Mein Haus ist, so lange der Krieg dauert, nicht zu verwerten. Aber es ist eine Ehrenpflicht für mich, als Windelbands Nachfolger zu wirken, und da darf und will ich nicht Nein sagen (zitiert nach: UB Leipzig, Nachlass Köhnke, NL 330/3/1/4, Klaus Christian Köhnke/Rüdiger Kramme: Abschlußbericht Logos, Teil 2 (Archiv-Katalog) 1916–33; Stichtag 16.11.1993, S. 445). S. 357 kurzen Kur ] vgl. Windelband an Rickert vom 16.1.1909 S. 357 Ebbinghaus’schen Professur ] der Psychologe Hermann Ebbinghaus, geb. 1850, zuletzt seit 1905 o. Prof. in Halle, war am 26.2.1909 verstorben. Sein Nachfolger wurde Ernst Meumann (http://www.psych.uni-halle.de/geschichte/; Professorenkatalog Halle). S. 357 Dessoir ] Max Dessoir (1867–1947), seit 1897 ao. Prof. in Berlin, 1920 dort o. Prof. für Philosophie u. Ästhetik (BEdPh). S. 357 zweite Auflage seiner Geschichte der deutschen Psychologie ] vgl. Dessoir: Geschichte der neueren deutschen Psychologie Bd. 1. Von Leibniz bis Kant. Berlin 1894; 2., völlig umgearbeitete Aufl. 1902. S. 357 Külpe-Würzburg ] Oswald Külpe (1862–1915), seit 1894 Prof. in Würzburg, 1909 in Bonn, 1914 in München (BEdPh). S. 357 „Einleitung in die Philosophie“ ] vgl. Külpe: Einleitung in die Philosophie. Leipzig: S. Hirzel 1895; 4. Aufl. 1907. S. 358 Büchlein über Kant ] vgl. Külpe: Immanuel Kant. Darstellung und Würdigung. Leipzig/Berlin: Teubner 1907; 2. Aufl. 1908. S. 358 K. Groos ] Karl Groos (1861–1946), bei Kuno Fischer promoviert, 1892 ao. Prof. in Gießen, 1898 o. Prof. in Basel, 1901 in Gießen, 1911 in Tübingen (BEdPh). S. 358 Husserl ] vgl. das Schreiben Edmund Husserls an Malvine Husserl vom selben Tag (14.3.1909) aus Heidelberg: Ich habe Windelband angetroffen und war bei ihm von
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1/2 12–1. Er war sehr liebenswürdig und es wurde über alles Mögliche geschwätzt. Viel Verständnis für mein Streben kann ich bei ihm nicht voraussetzen, obschon er mir erzählte, daß seine Schüler meine Logischen Untersuchungen fleißig studieren (Edmund Husserl Briefwechsel Bd. 9, Familienbriefe, S. 297). Husserl (1859–1938) war seit 1901 ao. Prof. in Göttingen, 1916–28 o. Prof. in Freiburg (BEdPh). S. 358 Vorurteile ] vgl. Windelband an Franz Böhm vom 11.6.1908 S. 358 Hensel ] Paul Hensel war seit 1902 o. Prof. in Erlangen (BEdPh). S. 358 Ihre Briefe ] nicht überliefert S. 359 Zustimmung zu unsrer Akademie ] Rickert gehörte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften als ausserordentliches (= auswärtiges) Mitglied an. S. 359 Ihre Abhandlung ] vgl. Windelband an Rickert vom 15.5.1909 S. 359 Steppuhn . . . Bedenken ] vgl. Windelband an Rickert vom 16.11.1909. Der Freundeskreis um Richard Kroner, in dem auch die Konzeption einer Zeitschrift mit dem Titel Logos zum ersten Mal diskutiert wurde, bestehend aus Nicolai von Bubnoff, Georg Mehlis, Sergius Hessen und Fedor Stepun hatte 1909 erscheinen lassen: Vom Messias. Kulturphilosophische Essays. Leipzig: Engelmann 1909. Windelbands Reaktion auf die religiöse Konnotation war zumindest ambivalent, vgl. Fedor Stepun: Vergangenes und Unvergängliches. Aus meinem Leben. Erster Teil 1884–1914. München: Kösel 1947, S. 201–202: Als ich ihm das Sammelheft unseres Kreises zeigte, richtete er seine durchbohrenden klugen Augen auf mich und bemerkte mit seinem bezaubernden Lächeln sarkastisch: „Sie haben Ihr Heftchen ‚Vom Messias‘ genannt, jetzt wollen Sie die Zeitschrift ‚Logos‘ betiteln. Passen Sie auf, Sie landen noch bei den Schwarzen.“ Windelband scherzte natürlich; in seinem Scherz lag aber doch eine gewisse Befürchtung, wir, seine Schüler, könnten dem Kantischen Kritizismus untreu werden und, uns selber unbewußt, am Ufer katholisierender Metaphysik landen. Will man es nicht als bloßen Zufall ansehen, daß von fünf Mitarbeitern unseres Schriftchens nur ein einziger dem Kritizismus treu geblieben ist, so muß man Windelband einen tiefen Scharfblick zuerkennen. Vgl. Windelband an Rickert vom 24.7.1909 mit Anspielung auf Johannes 1,14: Lieber Freund, Besten Dank für Ihren l[ieben] Brief! ich will mich freuen, wenn dieser Logos Fleisch wird, und gern dabei sein. Zum Kontext vgl. die weiteren sich auf das Vorhaben Logos und den Streit um Arnold Ruge innerhalb der Redaktion beziehenden Schreiben Windelbands, Rickerts und Paul Siebecks vom Frühjahr 1910; sowie Harald Homann: Die „Philosophie der Kultur“. Zum Programm des ‚Logos‘. In: E. W. Orth/H. Holzhey (Hg.): Neukantianismus. Perspektiven und Probleme. Würzburg: Königshausen & Neumann 1994, S. 88–112; Rüdiger Kramme: Philosophische Kultur als Programm. Die Konstituierungsphase des LOGOS. In: H. Treiber, K. Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen: Westdeutscher Vlg. 1995, S. 119–149; ders.: LOGOS 1933/34. Das Ende der „Internationalen Zeitschrift für Philosophie der Kultur“. In: Rechtstheorie 27 (1996), S. 92–116; ders.: „Kulturphilosophie“ und „Internationalität“ des „Logos“ im Spiegel seiner Selbstbeschreibungen. In: G. Hübinger, R. v. Bruch, F. W. Graf (Hg.): Kultur und Kulturwissenschaften um 1900 Bd. 2. Idealismus und Positivismus. Stuttgart: Steiner 1997, S. 122–134. S. 359
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Frankfurter Vorlesungen ] vgl. Windelband: Die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts. Fünf Vorlesungen. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909. S. 359 Liste der Empfänger ] in Windelbands Liste an Paul Siebeck vom 30.3.1909 (siehe dort) ist Rickerts Name nicht aufgeführt. S. 359 Ihr vorletzter Brief ] nicht überliefert S. 359 Separatabdruck ] von Windelband: Die neuere Philosophie. In: Allgemeine Geschichte der Philosophie. Leipzig: Teubner 1909 (Die Kultur der Gegenwart, ihre Entwicklung und ihre Ziele. Hg. v. P. Hinneberg. Teil I, Abt. 5, Bd. 7), S. 382–541. S. 359
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zum Samstag ] den 3.7.1909, Tag der Eröffnungssitzung der Akademie um 10:00 Uhr in der Aula der Universität, vgl. den Bericht in: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juni 1909 bis Juni 1910. Heidelberg: C. Winter 1910, S. IX–XXIX. S. 360 Külpe ] Oswald Külpe (1862–1915), seit 1894 o. Prof. in Würzburg mit Gründung eines Instituts für experimentelle Psychologie (1896), ging 1909 nach Bonn (BEdPh). Sein Nachfolger in Würzburg wurde Karl Marbe (1869–1953), seit 1905 o. Prof. an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften Frankfurt a. M. (NDB). S. 360 in Aussicht genommenen Weise ] nicht ermittelt S. 360 repräsentativen Wochen von Genf und Leipzig ] vgl. Windelband an Rickert vom 4.7.1909sowie Windelband an Franz Böhm vom 14.7.1909 S. 360 Cornelius ] Hans Cornelius (1863–1947), Chemiker und Philosoph, 1886 für Chemie promoviert, 1894 für Philosophie habilitiert, 1903 PD u. ao. Prof. in München, 1910 o. Prof. der Philosophie an der Akademie für Sozialwissenschaften in Frankfurt a. M. Veröffentlichte u. a.: Psychologie als Erfahrungswissenschaft, 1897 (BEdPh). S. 360 Mach ] Schülerschaft von Cornelius zu Ernst Mach (1838–1916) nicht ermittelt. S. 361 Einleitung in die Philosophie ] 1901 erschienen S. 361 in Halle ] zur Nachfolge von Hermann Ebbinghaus S. 361 Bruno Bauch ] 1877–1942, 1901 in Freiburg promoviert, 1903 in Halle habilitiert, ab 1911 o. Prof. in Jena, 1903–17 Redakteur der Kant-Studien (BEdPh). S. 361 Kant und Luther ] erschien 1904 S. 361 Groos ] Karl Groos (1861–1946), in Heidelberg bei Kuno Fischer promoviert, 1889 in Gießen habilitiert, 1892 ao. Prof., 1898 o. Prof. in Basel, 1910 in Gießen, ab 1911 Vorlesungstätigkeit in Tübingen (BEdPh). S. 361 „Spiele der Tiere“ ] erschien 1896 S. 361 Einleitung in die Aesthetik ] erschien 1892 S. 361 Behandlung der Aesthetik ] vgl. Groos: Ästhetik. In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer unter Mitwirkung v. O. Liebmann, W. Wundt, Th. Lipps, B. Bauch, E. Lask, H. Rickert, E. Troeltsch, K. Groos hg. v. W. Windelband. 2., verbesserte u. um das Kapitel Naturphilosophie erweiterte Aufl. Heidelberg: C. Winter 1907, S. 487–528. S. 361 Siebeck ] Hermann Siebeck (1842–1920), seit 1883 o. Prof. in Gießen, zuvor in Basel (seit 1875; BEdPh). S. 361 Verhältnisse ] nicht ermittelt S. 361
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Elsenhans ] Theodor Elsenhans (1862–1918), aus Stuttgart, 1902 in Heidelberg habilitiert, seit 1908 o. Prof. an der Technischen Hochschule Dresden (BEdPh). S. 362 Ihnen ] als ehemaligem Heidelberger Kollegen bis 1909 S. 362 Heinrich Maier ] 1867–1933, aus Heidenheim, seit 1902 o. Prof. in Tübingen, ab 1911 in Göttingen (BEdPh). S. 362 psychologischen Extraordinarius ] der bisherige, Karl Bühler (1879–1963), folgte Külpe nach Bonn (BEdPh). S. 362 Georg Misch ] 1878–1965, 1905 in Berlin habilitiert, ab 1911 ao. Prof. in Marburg, 1919 o. Prof. in Göttingen, 1939 emigriert, 1946 nach Göttingen zurückgekehrt (BEdPh). S. 362 ersten Band der Geschichte der Autobiographie ] erschien 1907 S. 362 confessionellen und persönlichen Beziehungen ] gemeint: zum Judentum. Misch stammte aus jüdischer Familie. S. 362 Heinr. Schwarz ] gemeint: Hermann Schwarz (1864–1951), seit 1908 ao. Prof. in Marburg, ab 1910 o. Prof. in Greifswald (BEdPh). S. 362 Fritz Medicus ] 1876–1956, 1910 in Halle habilitiert, ab 1911 o. Prof. an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (BEdPh). S. 362 Buch über Fichte ] erschien 1905 S. 362 Rezension über Marty ] vgl. Vosslers Besprechung: Marty, Ant.: Untersuchungen zur Grundlegung der allgemeinen Grammatik und Sprachphilosophie, Halle, 1908, Bd. 1. In: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane, I. Abt. 52 (1909), S. 305–307. S. 362 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Erstabdruck in: Klaus Christian Köhnke: Sinn für Institutionen. Mitteilungen aus Wilhelm Windelbands Heidelberger Zeit (1902–1915). In: Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen 1995, S. 55–56. Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 363 D. theol. h. c. ] durch die Universität Gießen (NDB). S. 363 pessimistischen Auffassung ] womöglich mündlch mitgeteilt, vgl. sonst nur Paul Siebeck an Windelband vom selben Tag, 24.7.1909. S. 363 neue Auflage der Geschichte der Philosophie ] vgl. Windelband: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. 5., durchgesehene Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1910. S. 363 Genf und Leipzig ] vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 4.7.1909 sowie an Franz Böhm vom 14.7.1909 S. 363 ihnen meine Mitwirkung zuzusichern ] vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 29.6.1909 S. 363
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Begründung einer philosophischen Zeitschrift ] vgl. Paul Siebeck an Windelband vom 20.6.1904 S. 363 einer der beteiligten Herren ] vermutlich Arnold Ruge, vgl. dessen Schreiben an Paul Siebeck vom 11.8.1909: Sie wissen aus dem mit Herrn Dr. Mehlis verabredeten Vertrage, daß ich mit der Gründung des Logos auf ’s Intimste verbunden bin. Herr Dr. Mehlis u. die anderen Herrn, mit denen Sie in Freiburg sprachen, werden Ihnen mitgeteilt haben, daß ich den ersten Teil meiner eigenen Jahresschrift [gemeint ist Ruges bibliographisches Periodikum: Die Philosophie der Gegenwart] dem neuen Unternehmen zum Opfer zu bringen gewillt bin. Ich habe es den Freiburger Herrn gegenüber selbstverständlich nicht verhehlt, daß mir dieses Opfer außerordentlich schwer fallen würde, denn damit schrumpft meine Jahresschrift zunächst zu einer Bibliographie zusammen, die ja gewiß vermöge ihres besonderen Charakters einen großen Teil der Aufgaben erfüllt, die ich mir für „die Philosophie der Gegenwart“ gestellt hatte. Ich möchte auch erwähnen, daß mir für meine Jahresschrift die bedeutendsten Fachleute ihre Mithilfe zugesagt hatten, u. daß ich bereits feste Zusagen von Windelband, Rickert, Boutroux, Croce, Münsterberg u. anderen in Händen habe. Das von Boutroux mir in Aussicht gestellte Manuskript ist bereits bei mir eingetroffen, u. ich habe davon unsern geschäftsführenden Redakteur, Herrn Dr. Mehlis, in Kenntnis gesetzt. Es liegt auf der Hand, daß ich für die große Förderung, die ich dem Logos durch meinen Verzicht gebe, ein Äquivalent zu beanspruchen wohl das Recht hätte, das bei dem großen ideellen Interesse, welches ich dem Logos entgegenbringe, vielleicht nur darin zu bestehen braucht, daß zwischen den beiden Unternehmungen auch rein äußerlich ein inniger Kontakt dokumentiert wird. In welcher Weise das geschehen soll, möchte ich Ihnen, sehr geehrter Herr, überlassen (Verlagsarchiv Mohr/Siebeck, Staatsbibliothek Berlin, zitiert nach: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift Logos. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke, NL 330/3/1/5, Ausdruck vom 1.3.2012, S. 7–8). Die Streitigkeiten innerhalb der Redaktion des Logos ab März 1910 kündigten sich bereits mit diesem Schreiben an. S. 363 Verhandlungen über die Verlegung der Zeitschrift ] vgl. bereits Heinrich Rickert an Paul Siebeck vom 8.7.1909: Streng vertraulich! | Sehr geehrter Herr Doktor! Gestatten Sie, daß ich Ihnen eine Mittheilung mache, die Sie vielleicht interessirt, und eine Anfrage daran knüpfe. – In einem Kreise von jungen Gelehrten, die Schüler von Windelband und mir sind, ist der Plan zu einer Zeitschrift entstanden, über deren Tendenz und äußere Gestaltung der beiliegende Prospekt orientirt. [. . .] Der Prospekt ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern hat den Zweck, Mitarbeiter zu gewinnen. [. . .] Ich selbst stand dem Unternehmen Anfangs etwas skeptisch gegenüber, aber die Unternehmer arbeiten mit einem solchen Eifer und haben bereits verhältnismäßig soviel Erfolg gehabt, daß mich die Sache jetzt lebhaft interessirt, und ich ihm meine Mitwirkung versprochen habe. Vor Allem gilt es natürlich, auch Windelbands Interesse für die Sache zu gewinnen. Er hatte Anfangs das Bedenken, daß den „Kantstudien“ eine unerwünschte Konkurrenz entstehen könnte. Doch hat er dies Bedenken zurückgezogen, seine Mitwirkung zugesagt u. auch gestattet, daß er öffentlich als Mitarbeiter genannt wird. Von älteren deutschen Philosophen ist bisher noch Niemand sonst gefragt
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worden. Es ist beabsichtigt Eucken und Lipps vor Allem heranzuziehen, und es darf wohl auf die Mitwirkung von Simmel, Kühnemann, Hensel und Anderen mit Sicherheit gerechnet werden. Von deutschen Gelehrten haben ihre Zustimmung zu dem Programm und ihre Mitwirkung ferner zugesagt: Tröltsch, Voßler (Würzburg), Schulze-Gävernitz, Meinecke und ebenso darf wohl Max Webers Mitwirkung als gesichert gelten. – Von Ausländern ist bisher nur eine größere Anzahl von Russen gewonnen, und nur wenige aus andern Ländern. Immerhin haben für den ersten Jahrgang folgende Gelehrte Beiträge fest zugesagt: Boutroux (von der Sorbonne) „Über Wissenschaft u. Religion“. Croce (wohl der bedeutendste lebende italienische Philosoph) „Die Gültigkeit der Werthe“. Lossky (Professor in Petersburg) „Über naiven Realismus“. – Tröltsch: „System u. Kultur“. Voßler: „Die Begriffe wahr u. richtig in der Sprachwissenschaft“, und endlich ich einen Artikel über: „Die unsystematischen Faktoren in der systematischen Philosophie“, der auch z. Th. programmatischen Charakter tragen wird und deshalb an die Spitze des ersten Heftes kommen soll. Ferner haben ohne bestimmte Angabe des Themas für den ersten Band Artikel zugesagt: Windelband, Schulze-Gävernitz und von Russen Lappschin, Mereschkowsky, Schestoff, von denen Mereschkowsky auch in Deutschland einen sehr bekannten Namen hat. Von jüngeren will ich nur nennen: Lask, Baensch und Christiansen, der soeben eine höchst interessante „Philosophie der Kunst“ veröffentlicht hat. [. . .] Die eigentliche Propaganda soll erst jetzt mit Hülfe des beiliegenden Prospektes begonnen werden, und ich habe den Redakteuren gerathen, jetzt zunächst einmal die Frage des Verlages zur definitiven Entscheidung zu bringen. Sie haben einen Verleger gefunden, der ein noch völlig unbekannter Anfänger ist [gemeint ist der Verleger August Faust, Inhaber der Weiss’schen Buchhandlung Heidelberg] [. . .]. Ein hohes Honorar gilt allen Betheiligten für eine unumgängliche Bedingung. Unsere sämmtlichen philosophischen Zeitschriften kranken daran, daß sie ganz ungenügende Honorare bezahlen u. daher fast ausnahmslos auf Beiträge von Anfängern angewiesen sind. [. . .] Jetzt kommt eine Anfrage, die aber ganz persönlich von mir aus geht. Ich habe den Redakteuren gesagt, daß ich für den Erfolg der Zeitschrift auch den Verlag, in dem sie erscheint, für sehr wesentlich halte, und Bedenken gegen einen ganz unbekannten Anfänger, möge er auch noch so tüchtig sein, nicht unterdrücken könne. Ja, ich habe bei den langjährigen Beziehungen, die zwischen Ihnen und mir bestehen, es geradezu für meine Pflicht gehalten, Ihnen vor einem definitiven Vertragsabschluß Mittheilung von der Sache zu machen, Sie zu fragen, ob Sie sich für das Unternehmen interessiren, und ob Sie eventuell Neigung haben würden, den „Logos“ für Deutschland in Ihren Verlag zu nehmen. Die Zeitschrift soll natürlich nicht den Charakter eines südwestdeutschen Schulorgans tragen. Aber die Färbung wird eine vollkommen südwestdeutsche sein. Die eigentliche „Seele“ des ganzen Unternehmens ist Dr. Hessen, einer meiner begabtesten Schüler, ein junger Mann von ganz ungewöhnlicher Intelligenz und Energie. Er hat in Rußland mit großem Erfolg für das Unternehmen gewirkt. Der „Logos“ wird dort in dem, wie ich höre, sehr angesehenen Verlage der Zeitschrift „Der russische Gedanke“ – Herausgeber: Peter von Struve – erscheinen. – Natürlich weiß ich, daß ein solches Unternehmen nie einen sehr großen pekuniären Gewinn bringen kann. Aber bei dem kleinen
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Umfang, in dem es vorläufig geplant ist, ist das Risiko wohl auch nicht besonders groß, und die genannten Namen werden Ihnen gezeigt haben, daß die Geschichte nicht völlig in der Luft schwebt (vgl. Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 22, S. 761–763; der erwähnte Prospekt ist dort S. 758–761 abgedruckt). Siebeck antwortete am 10.7.1909 u. a.: Ich glaube, die Anfrage auch um deswillen verdient zu haben, weil ich schon seit Zeiten mit Herrn Geheimrat Windelband die Frage einer neuen philosophischen Zeitschrift besprochen habe (zitiert nach: Nachlaß Köhnke, UB Leipzig NL 330/3/1/4: Klaus Christian Köhnke/Rüdiger Kramme: Abschlußbericht Logos, Teil 2 (Archiv-Katalog) 1916–33; Stichtag 16.11.1993, S. 409). S. 363 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 364 Glückwunsch ] vgl. Windelband an Siebeck vom 24.7.1909 S. 364 Genfer Ehrendoktor ] verliehen im Zusammenhang mit Windelbands Anwesenheit beim Genfer Universitätsjubiläum am 8.7.1909, vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 4.7.1909. S. 364 letzten Mittwoch ] den 21.3.1910 S. 364 geplanten philosophischen Zeitschrift ] vgl. Paul Siebeck an Windelband vom 20.6. 1904 S. 364 Abschrift. ] unterstrichen. Vgl. den Teilabdruck des an Max Weber gegangenen und von diesem mit Randbemerkungen versehenen Exemplars in: Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 6, S. 295–297. S. 365 des Schreibens ] vgl. Max Weber an Koenigsberger und Windelband vom 30.7.1909 S. 365
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zweites Schreiben ] vgl. Weber an Windelband vom 20. u. 24.9.1909 (Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 6, S. 206–209, S. 273–274 u. S. 278–279); ferner Weber an Windelband vom 13.10.1909. S. 365 „Menschenkenntnis“ ] Anspielung auf einen von Weber gebrauchten Ausdruck S. 365
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in Bonn ] 1911–15 bestand die Rheinische Gesellschaft für Wissenschaft und Forschung. S. 366 Gesellschaft der Wissenschaften ] Wissenschaftliche Gesellschaft Straßburg, mit Windelband als korrespondierendem Mitglied seit 1910. S. 366 neuen Kollegienhauses ] vgl. Eröffnungsfeier des Kollegienhauses der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. am 28. Oktober 1911. Freiburg i. Br.: C. A. Wagner 1912. S. 366 den Ohren gelegen ] Anspielung auf Formulierungen Max Webers, vgl. Weber an Windelband vom 27.10.1909: Bemerken möchte ich nur noch: 1. daß keineswegs
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speziell Jellinek mir „in den Ohren gelegen ist“, wie Sie vielleicht annehmen, – daß ferner ich ihm mein Exposé s. Z. – ohne Schweigeverpflichtung gegeben habe, da er sich in ähnlicher Lage befand wie ich, und nicht glaube, daß er es andren außer ganz zufällig mit ihm zusammengetroffenen Collegen gezeigt hat. 2. Zu aller Sicherheit bemerke ich noch, daß ich mit meinem Bruder [Alfred Weber] über Angelegenheiten der Akademie ein Mal [. . .] geredet habe, nämlich nachdem er von dritter Seite von meinem ersten Brief gehört hatte [. . .] 3. Ich höre bestimmt, daß es trotz Allem Herren giebt, welche glauben, im Fall der künftigen Gründung einer „soziologischen Klasse“ [. . .] ich darum ambierte, nun dort „ordentliches Mitglied“ oder so etwas zu werden. [. . .] Sicher wird die akademische Eitelkeit auch bei mir irgendwo sitzen – aber da sitzt sie nicht (Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 6, S. 302–303). S. 366 demographische Forschung ] vgl. die späteren Anträge von Max Weber an die Heidelberger Akademie, eine von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie geplante Erhebung über die Soziologie des Zeitungswesens zu finanzieren (Weber an Windelband vom 9.5., 29.5., 10.6., 9.7. u. 27.10.1910). S. 368 zwei solche Zustiftungen ] nicht näher ermittelt S. 368 Ihrer Mitwirkung berauben ] Weber hat seinen Verzicht auf die Mitgliedschaft schließlich mit Schreiben an Koenigsberger vom 27.10.1909 zurückgezogen, vgl. Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 6, S. 298. S. 369 Stiftungsfest ] vgl. Hans von Schubert an Windelband vom 3.11.1909 S. 369 nicht ganz behaglich ] vgl. Windelband an Rickert vom 29.6.1909 S. 369 Messias ] vgl. Windelband an Rickert vom 26.6.1909 sowie die Selbstanzeige in: Die Philosophie der Gegenwart. Eine internationale Jahresübersicht. Hg. v. A. Ruge. 1. Doppelband Literatur 1908 u. 1909. Heidelberg: Weiss’sche Universitätsbuchhandlung 1910, S. 508, Nr. 4250: Vom Messias. Kulturphilosophische Essays v. R. Kroner, N. v. Bubnoff, G. Mehlis, S. Hessen, F. Steppuhn. (VII, 77 S.) 8°. Leipzig 09, W. Engelmann. M 0.80. R. Kroner, Ein Blatt aus dem Tagebuche unserer Zeit. N. v. Bubnoff, Fichte. G. Mehlis, Comte. S. Hessen, Herzen. F. Steppuhn, Ssolowjów. Aus dem Vorwort: Der Charakter unserer Schrift erheischt einige vorausgeschickte Worte der Erklärung ihres Wesens und Wollens. Zunächst sei bemerkt, daß wir in unseren Aufsätzen keinen Anspruch auf exakte Wissenschaftlichkeit erheben. Es werden dem Leser keine philosophisch strenge Abhandlungen geboten. In gemeinsamen Gesprächen wurden die Autoren der Essays dahin geführt, als eins der hervorstechendsten Kennzeichen unserer Zeit das immer mehr anwachsende Verlangen nach großen, schöpferischen Synthesen zu erblicken, durch die all die tausend zersplitterten Sekten und Schulen, wie sie heute auf den meisten Gebieten des inneren Lebens bestehen, zu einer organischen Verschmelzung gelangen sollen, um dem Alexandrinertum unserer Zeit ein entschiedenes Ende zu bereiten. S. 369
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Beiträge ] vgl. Windelband: Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus. In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur 1 (1910), Heft 2, S. 186– 196. S. 370 Wiederwahl zur I. Kammer abgelehnt ] vgl. Windelband an Karl Hampe vom 14.11.1909 S. 370
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Neuauflagen ] von Windelband: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. 5., durchgesehene Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1910; Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 5., durchgesehene Aufl. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1911. S. 370
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Troeltsch ] vgl. neben den Landtagsprotokollen die Meldung im Oktoberheft 1909 der Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg), S. 36: Zum Vertreter in der 1. bad. Kammer wurde nach einem ergebnislosen 1. Wahlgang oP. Troeltsch (Syst. Theol.) gewählt, nachdem der bisherige Vertreter Prof. Windelband aus Gesundheitsrücksichten und Arbeitsüberbürdung eine Wiederwahl abgelehnt hatte. S. 370
Anmerkungen zu Abschnitt 7.5 1
Eben hat mich Dr. Ruge besucht ] vgl. den fast gleichlautenden Bericht Max Webers an Heinrich Rickert, Ruge sei eben bei ihm gewesen, furibund darüber, daß man ihn augenscheinlich aus der Logos-Redaktion drängen wolle (geschrieben vor oder am 13.3.1910, wie die Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 6, S. 428–431 datiert), der vielleicht ebenfalls am 8.3.1910 verfaßt ist, jedenfalls nicht vorher – mit dem Zusatz: Bitte antworten Sie nicht, der Brief dient nur Ihrer Information – und der folgende Facette des Verhältnisses Windelband/Ruge hinzufügt: Wo die wirklichen Schwierigkeiten liegen ist mir natürlich nicht schwer zu errathen (wir sprachen ja von Ruge im Herbst). Er ist ebenso wie bei mir auch bei Windelband gewesen, – dieser hat nach seiner Art ihn nur gefragt: „Haben Sie auch in der Form Ihrer Briefe nichts versehen?“ und hinzugefügt: „auch bei Ihrer Habilitation (die H[abilitations]-Schrift ist in W[indelband]’s Händen) könnten ähnliche Dinge“ (er meint: die vielen früheren Taktlosigkeiten) „Bedenken erregen“ – was R[uge] natürlich vollends furibund gemacht hat. (NB! die Art der Ausbeutung R[uges]’s durch W[indelband] ist – rein objektiv, nach den mir nicht durch R[uge] – bekannten Thatsachen – nicht anders als „schamlos“ zu nennen!). Weber unterstreicht im weiteren Verlauf, daß er sich keinesfalls in die Angelegenheit weiter einzumischen gedenke. Vgl. die Antwort Rickerts an Weber vom 13.3.1910: Lieber Weber! [. . .] Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief, der mir eine sehr werthvolle Bestätigung meiner Auffassung der Lage gegeben hat. Ich antworte Ihnen, weil ich wünsche, daß auch Sie informirt sind. – Ruges Angaben stehen zum größten Theil mit der Wahrheit in schroffem Widerspruch. Seit vorigem Sommer steht fest, daß Mehlis alleine der eigentlich verantwortliche Herausgeber des Logos sein soll. Dies habe ich in Gegenwart von Ruge zur Bedingung meiner Mitwirkung gemacht. Ein „Kontrakt“ hierüber existirt lediglich in Ruges Phantasie. Ich habe es stets als die absolut selbstverständliche Consequenz angesehen, daß der Name von Mehlis allein auf dem Titelblatt stehe. Sie selbst entsinnen sich ja, daß ich in diesem Sinne mit Ihnen gesprochen habe. Auch andere Mitglieder unserer Konferenz im vorigen Sommer z. B. Baensch haben die Sache so aufgefaßt und sind höchst erstaunt gewesen, als sie hörten, hierüber werde überhaupt noch verhandelt. – Ebenso war ich überrascht, als Dr. Ruge sich gegen die jetzt getroffene Fassung des Titelblat-
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tes sträubte. (Der Druck war übrigens lediglich eine Satzprobe für die ästhetische Ausgestaltung. Es werden daran sicher noch Änderungen vorgenommen.) Mehlis, der einer der koncilliantesten und gutherzigsten Menschen ist, die man sich denken kann, ist dafür eingetreten, daß Ruge’s Wunsch erfüllt werde, während Kroner, der doch ein Interesse daran hatte, auf das Titelblatt zu kommen, entschieden wünschte, es solle bei der alten Verabredung bleiben. Ich mußte mich entschieden gegen Ruges Wunsch wenden, weil ich eine Betheiligung an der Leitung des Logos ablehnen muß, wenn der Mann, der auch äußerlich als der eigentliche Herausgeber gekennzeichnet wird, nicht hier in Freiburg wohnt. Ich habe dies bereits im Sommer in Gegenwart von Ruge erklärt, als dieser seinen Namen allein auf das Titelblatt gesetzt sehen wollte! Ich glaube nicht, daß R[uge] bewußt lügt, aber in seinem Kopf ist ein so ungeheurer Wirrwarr, daß ihm jeder Sinn für Thatsachen fehlt, wenn diese Thatsachen seinen Wünschen nicht entsprechen. – Wenn ich dies nicht annähme, müßte ich auch seine Behauptung, der Logos solle jetzt als rein „südwestdeutsch“ gestempelt werden, als dreiste Lüge bezeichnen. Unser ganzes Bestreben ist, wie Sie ja wissen, stets darauf gerichtet gewesen, den Verdacht, als solle der Logos ein Schulorgan sein, zu unterdrücken. Darum lag mir soviel an Simmels Mitwirkung, darum habe ich selbst an Husserl geschrieben und ihn dringend gebeten, uns seinen Namen u. seine Mitwirkung zu geben. Darum haben wir mit allem Raffinement Wölfflin zu ködern gesucht. Darum haben wir Boutroux u. Croce in die erste Nummer gebracht, obwohl besonders der Artikel von Boutroux herzlich schwach ist u. nicht auf dem Niveau, auf dem wir den Logos zu halten wünschen. Ebenso ist es absolut unwahr, daß Ruge über die Vorgänge im Logos ohne Nachricht geblieben ist. Mehlis hat ihn nahezu über jede Kleinigkeit auf das Eingehendste informirt, u. R. hat dabei Mehlis durch sein fortwährendes Quängeln u. Mäkeln eine Geduldsprobe bereitet, die ein weniger gutmüthiger Mensch nicht bestanden haben würde. Nur in den zwei Wochen, in denen Mehlis mit hohem Fieber an Influenza zu Bett lag, ist R[uge] ohne Nachricht geblieben, u. bei dieser Gelegenheit hat er sich nun so benommen, daß von einem weiteren Zusammenarbeiten mit ihm garkeine Rede sein kann. Er hat an Mehlis Briefe geschrieben, die diesen schwer beleidigen mußten, und an Kroner Briefe mit den abenteuerlichsten Drohungen („Strafgesetzbuch“) und einer Flut von Schmähungen und Verdächtigungen über Mehlis. – Mehlis kam am ersten Tage, an dem er wieder ausgehen konnte, zu mir, um mir mitzutheilen, daß er jeden Verkehr mit R[uge] abbrechen müsse. Er werde ihn nicht fordern, weil er ihn für unzurechnungsfähig halte u. er auch der Welt nicht das Schauspiel einer schießenden „Logos“-redaktion geben wolle. Ein weiterer Verkehr aber mit R[uge] sei schon deswegen für ihn unmöglich, weil er Offizier ist, und er dadurch in eine sehr üble Lage kommen könne. Kroner, der ebenfalls Offizier ist, war über die Briefe von R[uge] so entsetzt, daß er sie einem ihm befreundeten Psychiater (Assistent von Hoche) vorgelegt hat, u. dieser hat erklärt, diese Briefe könnten als typische Beispiele für Querulantenwahn in ein Lehrbuch der Psychatrie aufgenommen werden. Auch Züge von Größen- und Verfolgungswahnsinn seien vorhanden. Dies schreibe ich nur Ihnen in absolutem Vertrauen, denn, wenn auch ich an Ruges geistiger „Normalität“ zweifle, so finde ich, ein Psychiater sollte auf Briefe hin, so
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etwas unter keinen Umständen sagen. Ich habe daher auch hiervon Windelband, der mich bat, ihn zu informiren, keine Silbe geschrieben. Diese Sache muß ganz unter uns bleiben. Jetzt nur noch ein paar Worte über den vorläufig letzten Akt der Tragikömödie. Ruge hat mich um eine Unterredung gebeten, und da er sich dabei auf Windelband berief, habe ich sie ihm zugesagt. Gestern Abend jedoch brachte mir Mehlis einen Brief, den Ruge seinen Verleger Faust an Siebeck hat schreiben lassen. Ich kann diesen Brief nur so verstehen, daß Ruge damit durch seinen Verleger Siebeck einen Proceß androht, und ich habe daher gestern Abend an Ruge telegrafirt: ‚nach Kenntniß des Briefes an Siebeck von Faust, ist Unterredung unmöglich.‘ Siebeck ist leider verreist. Wenn er nach Tübingen zurückkommt, wird er dort die Nachricht finden, daß Mehlis, Kroner u. ich jede gemeinsame Arbeit mit Ruge definitiv ablehnen. Dies habe ich auch Windelband geschrieben und ihm gestern Abend den Brief des Buchhändlers Faust an Siebeck geschickt, damit Windelband sieht, daß ich mich mit Ruge beim besten Willen nicht über den Logos unterhalten kann. Ich bin im Grunde genommen sehr froh, daß Ruge sich noch vor der Ausgabe des ersten Logosheftes so „enthüllt“ hat. Die Artikel von Boutroux u. Croce sind das Einzige, womit er uns chikaniren kann. Seine Drohung ‚der Logos wird in Deutschland nicht erscheinen‘, macht auf uns weiter keinen Eindruck. Zum Schluß nur noch die ebenso dringende wie herzliche Bitte: lassen Sie uns Ihren Namen! Wir brauchen ihn. Denn erstens kenne ich keinen Nationalökonom, der soviel von Philosophie versteht wie Sie, u. zweitens kenne ich keinen Mann, an dessen Namen mir mehr gelegen wäre als an dem Ihrigen. Das zweite möchte ich nicht näher ausführen, denn ich weiß, so etwas lieben Sie nicht. Was das erste betrifft, so können Sie doch wirklich nicht behaupten, daß Ihr Name weniger passend ist als der Meineke’s, Tröltsch’s u. Wölfflin’s. Vielleicht kommt noch der Gierkes hinzu – dann sind alle wichtigen Kulturwissenschaften vertreten von Einzelforschern, die zugleich ein Verhältniß zur Philosophie haben, u. gerade das drückt dann schon dem Titelblatt des Logos den charakteristischen Stempel auf. Simmel ist ja nur so lange dagegen gewesen, als es zufällig lauter badische Einzelforscher waren, die auf dem Titelblatt standen, denn er hatte eine entsetzliche Angst davor, daß man ihn für „südwestdeutsch“ halten könnte. Jetzt, wo wir auch Wölfflin haben, ist er restlos beglückt. Ich würde mich furchtbar freuen, wenn Sie zu uns kämen u. wir über die Sache noch mündlich verhandeln könnten. Meine Freude wird erst dann ganz rein sein, wenn ich weiß, daß Sie ohne Unbehagen mitmachen. Jeder Mensch, dem ich bisher von den Namen auf dem Titelblatt erzählt habe, hat nur „Donnerwetter!“ gesagt, oder etwas ähnliches (zitiert nach: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift Logos. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke, NL 330/3/1/5, Ausdruck vom 1.3.2012, S. 24–26). – Es existiert im Verlagsarchiv Mohr/Siebeck (Staatsbibliothek Berlin) eine reiche Überlieferung zu dieser die Gründungsphase des Logos schwer belastenden Auseinandersetzung, vgl. Rüdiger Kramme: Philosophische Kultur als Programm. Die Konstituierungsphase des LOGOS. In: Hubert Treiber/Karl Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Zur Topographie der „geistigen Geselligkeit“ eines „Weltdorfes“: 1950–1950. Opladen: Westdeutscher Vlg. 1995, S. 119–149; sowie die Materialsammlungen von Klaus Christian Köhnke und Rüdiger Kramme: Briefe und Dokumente
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zur Geschichte der Zeitschrift LOGOS. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/5: logostext (Ausdruck vom 1.3.2012). 356 Bl., editorische Vorbemerkung von Köhnke vom 25.11.11; Abschlußbericht Logos: „Philosophische Kultur als Programm. Eine wissenschaftshistorische Analyse des LOGOS 1910 bis 1924 (1933)“, 2 Teile (Stichtag 16.11.1993), UB Leipzig, NL 330/3/1/3–4; ein Exemplar des Materialbandes und die zugehörigen Disketten befinden sich im Georg Simmel Archiv Bielefeld. S. 370 2
herausgedrängt ] vgl. Arnold Ruge an Paul Siebeck vom 5.3.1910: Nun noch eine Angelegenheit, hochgeehrter Herr Doctor, die ich als Geheimnis zu betrachten bitte. In den Angelegenheiten des ‚Logos‘ ist Dr. Mehlis der Vertreter der deutschen Redaction, die aus ihm, Dr. Kroner und mir besteht. Wir drei vertreten wiederum die internationale Kommission, die den Logos gründete und ihm seinen Charakter bestimmte. Von allen diesen ist auch der Titel und das Titelblatt festgesetzt worden. Sie haben davon Kenntnis genommen, dass wir drei Redacteure in gleicher Weise auf dem Titel zu stehen haben, das hat seinen Grund in Ueberlegungen, die auch von rein geschäftlicher Seite wesentlich sind. Ich stehe Ihrem Hause durch meine eigenen Unternehmungen nahe genug, um die Pflicht aber auch das Recht zu fühlen, Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Es scheint mir, und Sie werden darin mit mir übereinstimmen, dass eine Zeitschrift nur dann Aussicht auf Bestand hat, wenn sie ganz eigenartige Grundsätze festhält. Wir haben damals und ich persönlich darauf hin immer wieder von neuem betont, dass dauernd mit den jüngeren Autoren die älteren heranzuziehen sind und das dauernd Zufuhr vom Auslande, dass ferner auf keinen Fall der Anschein dasein darf, als sei die Zeitschrift ein Kliquenblatt der Süddeutschen Philosophie. Das alles ist zum Teil auch durch die Dreiheit und Verschiedenartigkeit der Herausgeber betont. Ich halte deshalb die Form des vereinbarten Titels für unbedingt aufrecht zu erhalten; wenn erst der Einzelne sich vorzudrängen und das Blatt als Mittel des eigenen Avancements zu gebrauchen versucht, ist m. E. ein Erfolg ausgeschlossen zumalen, wenn dieser Einzelne selbst noch vollkommen unbekannt ist. Ich habe auch bei meinen Besprechungen mit Herrn Geheimrat Windelband und mit Ihrem Herrn Sohne ganz besonderen Wert darauf gelegt, dass bei unserer Encyclopädie alle Hauptbeteiligten des Logos mitbeteiligt sind, Windelband, Sie und ich und dass dadurch der Oeffentlichkeit gegenüber ganz besonders betont wird, dass beide Unternehmungen verschiedene mit einander durchaus verträgliche Wege gehen. Es ist das unbedingt nötig. Ich betone endlich, dass ich die Hauptarbeiten des Logos für meine Philosophie der Gegenwart kontrahiert hatte und dass erst durch mich die Verbindung mit dem Auslande hergestellt wurde. Nun höre ich, dass Dr. Mehlis, ohne dass ihm das Recht zusteht den Titel ändern und sich als alleinigen Herausgeber nennen wolle. Ich werde das auf keinen Fall zugeben, weil ich dadurch die Sache selbst als geschädigt ansehe und es für durchaus wichtig halte, dass nur das im Logos erscheint, was von uns dreien verantwortet wird. Ich bitte Sie deshalb im eigensten Interesse, das Sie an dem Logos und auch an der Encyclopädie haben, an dem vereinbarten Titel festzuhalten und nur dann davon abzuweichen, wenn Sie versichert sind, dass dies mit Einstimmung aller drei Redactionsmitglieder geschieht. Sollte auf irgend eine unlautere Weise seitens der
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Redaction eine Aenderung vorgenommen werden, würde ich meine Interessen als geschädigt betrachten und für den mir für die Philosophie der Gegenwart entstandenen Schaden Ersatz fordern, mich selbst aber ganz von der Sache zurückziehen und dies die Oeffentlichkeit wissen lassen. Ihnen steht das Recht zu, sich in allen Angelegenheiten auf die gesamte Redaction zu berufen, womit Sie ein Mittel in der Hand haben, sich gegen Willkürlichkeiten zu schützen. Ich selbst will im Sinne der Sache streng den ursprünglichen Plan vertreten wissen. Nur in seiner Erfüllung liegt eine Hoffnung auf Erfolg in dieser Sache. Wer mich kennt, weiss, dass mir alles Kriechertum fernliegt und damit alles Kliquenwesen und das ist schon eine gute Garantie. Daraufhin schrieb Paul Siebeck am 7.3.1910 an Georg Mehlis: soeben trifft ein Brief von Herrn Dr. Ruge ein, über den ich an Sie schreiben muss, trotzdem er unter das Siegel der Verschwiegenheit gestellt ist. Herr Dr. Ruge beschwert sich bei mir darüber, dass auf dem Titel des Logos nur Sie als Herausgeber genannt werden sollen. Sie hatten ihn wohl hiervon benachrichtigt? [. . .] Wenn ich Ihnen in der Sache einen Rat geben darf, so ginge er dahin, es bei der Nennung der drei Namen auf der Vorderseite des Titels zu belassen. Mehlis nahm dazu am 9.3.1910 Stellung, an Siebeck: Wir freuen uns, dass Sie das Erscheinen des Logos für den 1. April vorbereiten. [. . .] Für Ihre freundliche Mitteilung über Ruge bin ich Ihnen ganz besonders dankbar. Leider konnte ich Ihnen nicht telegraphieren, da es Rickerts ausdrücklicher Wunsch ist, dass Ruge nicht auf der Vorderseite des Titels genannt wird. Kroner und ich waren ursprünglich für die drei Namen auf dem Titel. Rickert erklärte mir jedoch, dass er in diesem Falle sein enges Verhältnis zur Logosredaktion lösen würde. Sein Artikel solle dann nicht an erster Stelle stehn; den Artikel fürs zweite Heft würde er zurückziehn u. s. w. Bei den unschätzbaren Verdiensten, die sich Rickert um das ganze Unternehmen erworben hat, hielten Kroner und ich es für vollkommen ausgeschlossen, ihm in dieser für den Erfolg des Unternehmens unwesentlichen Angelegenheit hartnäckigen Widerstand zu leisten (alle Zitate nach: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift Logos. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke, NL 330/3/1/5, Ausdruck vom 1.3.2012). S. 370 3
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Lanz-Feiern ] vgl. die Festrede Windelbands auf Julia Lanz, geb. Faul, anlässlich der Jubiläumsfeier im Nibelungensaal des Rosengartens. In: Zur Erinnerung an das 50-jährige Jubiläum von Heinrich Lanz in Mannheim. Begangen in den Tagen des 5. bis 12. März 1910. o. O. [Mannheim]: o. D. [1910], S. 88–90. Die Familie Lanz hatte u. a. die Heidelberger Akademie der Wissenschaften gestiftet. Als Abgeordnete der Heidelberger Akademie der Wissenschaften nahmen Windelband und Leo Koenigsberger an der Enthüllung des Denkmals für Heinrich Lanz am 9.3.1910 bei, vgl. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juni 1909 bis Juni 1910. Heidelberg: Carl Winter 1910. S. 371 Freund ] d. i. Windelband, vgl. das enthaltene Briefzitat Windelband an Rickert vom 18.11.1909. S. 371 Ihr Brief ] vgl. Windelband an Rickert vom 8.3.1910 S. 371 Titelblattes ] mit dem Wortlaut: LOGOS. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur. Unter Mitwirkung von Rudolf Eucken, Otto Gierke, Edmund Husserl, Friedrich Meinecke, Heinrich Rickert, Georg Simmel, Ernst Troeltsch,
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Max Weber, Wilhelm Windelband, Heinrich Wölfflin herausgegeben von Georg Mehlis. S. 371 Gierkes ] der Jurist Otto Gierke S. 372 Ravà ] Adolfo Ravà (1879–1957), Rechtsphilosoph an den Universitäten Messina und Padua (www.trecani.it/enciclopedia/adolfo_rava_(Dizionario-di-filosofia)/, 5.12. 2018), veröffentlichte in Bd. 5 des Logos, 1914/15, S. 112–119 einen Aufsatz über Fichtes Briefe. S. 372 Mitwirkung von Bergson ] vgl. die Mitteilung in Logos 1 1910, Heft 2: Es besteht [. . .] die Aussicht, in absehbarer Zeit weitere nationale Redaktionen zu begründen, zumal schon jetzt außer den namhaften deutschen und russischen Mitarbeitern führende Gelehrte anderer Länder ihre Mitwirkung zugesagt haben, so u. a. Henri Bergson und Emile Boutroux für Frankreich, Benedetto Croce und Bernadino Varsico für Italien, Hugo Münsterberg und Josiah Royce für Amerika. Bergson hat keinen Beitrag zum Logos beigesteuert. Von den genannten hat sich lediglich 1913 eine italienische Redaktion gegründet. S. 372 Sie schrieben mir ] vgl. Windelband an Rickert vom 18.11.1909 S. 372 Bruno Bauch ] Redakteur der Kant-Studien, war nicht Mitarbeiter der Logos-Redaktion S. 374 unerwünschte Conkurrenz ] vgl. Windelband an Rickert vom 8.3.1910 S. 374 einen Brief ] nicht ermittelt S. 374 russischen Mitgliedern der Redaktion ] vgl. die Mitteilung in Logos 1 1910, Heft 2: Neben der deutschen Ausgabe erscheint vorläufig nur eine russische Ausgabe unter Mitwirkung von Frank, Grews, Kistiakowsky, Lappo-Danilewsky, Lapschin, Lossky, Selinsky, Peter von Struve, Wernadsky, herausgegeben von der russischen Logos-Redaktion: S. Hessen, E. Mettner, F. Steppuhn. S. 375 Ihr Aufsatz ] vgl. Windelband: Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus. In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur 1 (1910), Heft 2, S. 186– 196. S. 375 Artikel von Peter v. Struve ] vgl. Peter von Struve: Ueber einige grundlegende Motive im nationalökonomischen Denken. In: Logos 1 (1910/11), Heft 3, S. 342–360. S. 375
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Fechner-Biographie ] vgl. Windelband: Fechner. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 55. Wandersleb-Zwirner. Nachträge bis 1899. Leipzig: Duncker & Humblot 1910, S. 756–763. S. 375 am Mittwoch ] den 15.3.1910 S. 376 schrieb Ihnen sofort ] vgl. Windelband an Rickert vom 8.3.1910 S. 376 in Mannheim ] zur Feier des 50-jährigen Jubiläums der Firma Heinrich Lanz in Mannheim, vgl. Windelband an Rickert vom 8.3.1910. S. 376 den Donnerstag ] 10.3.1910 S. 376 Prüfungen in Karlsruhe ] Windelband war als Prüfer der Heidelberger Universität an den zentralen staatlichen Prüfungen für das Lehr- und Pfarramt in Karlsruhe beteiligt, vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 23.6.1908. S. 376 Ihren Brief ] vgl. Rickert an Windelband nach 8.3.1910 S. 376 Audiatur et altera pars ] lat., Grundsatz des römischen Rechts: gehört werde auch der andere Teil S. 376
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Ruge nicht angenommen ] vgl. im Nachlaß Rickert (UB Heidelberg, Heid. Hs. 2740/ 143) die Karte Rickert an Ruge vom 12.3.12.1910: Nach Kenntniß des Briefes von Faust Unterredung unmöglich. Rickert. S. 377 Faust’schen Briefe ] vgl. Weiss’sche Universitäts-Buchhandlung (im Verlagsarchiv Mohr/Siebeck abgelegt unter Ruge) an Paul Siebeck vom 11.3.1910: Sehr geehrter Herr! | Soeben macht mir Herr Dr. Ruge Mitteilung von wesentlichen Veränderungen, die die Redaktion der Zeitschrift „Logos“ betreffen. Ich besitze nun an dem Logos insofern ein Interesse, als drei der ersten Referate welche jetzt der Logos bringen wird, ursprünglich für die in meinem Verlage erscheinende „Philosophie der Gegenwart“ gewonnen wurden und ich dieselben in Uebereinstimmung mit dem Herausgeber unter ganz bestimmten Voraussetzungen in dem damals erst zu begründenden Logos überliess. Wir beabsichtigten mit dieser Preisgabe unseres ersten Teils der Philosophie der Gegenwart einer gegenseitigen Konkurrenz vorzubeugen und fanden eine Garantie dieses Bestrebens für die Zukunft in dem Eintritt unseres Herausgebers, des Herrn Dr. Ruge, als gleichberechtigtes Mitglied in die Redaktion des Logos. Wenn nun jetzt schon in diesem Punkte eine einseitige Aenderung der vertraglich festgelegten Redaktionsbestimmungen eintreten sollte, dann sehe ich mich veranlasst zu erklären, dass ich in den Voraussetzungen getäuscht worden bin, die zur Aufgabe des 1. Teils meines Unternehmens führten und die Veranlassung gaben, die bereits uns zugesagten Referate dem Logos zu überweisen. Ich halte es für meine Pflicht Ihnen als dem Verleger des Logos diese Mitteilung zu machen, und weiss mich auch in Uebereinstimmung mit Herrn Dr. Ruge, wenn ich Sie bitte, hiervon der Redaktion des Logos Kenntniss zu geben. Mit vorzüglicher Hochschätzung E. Faust Fa. Weiß’sche Universitätsbuchhdg. (zitiert nach: Nachlaß Köhnke, UB Leipzig NL 330/3/1/4: Klaus Christian Köhnke/Rüdiger Kramme: Abschlußbericht Logos, Teil 2 (Archiv-Katalog) 1916–33; Stichtag 16.11.1993, S. 67–68). S. 377 Abschrift ich wieder beilege ] liegt nicht bei S. 377 Vertrage mit Siebeck ] zwischen dem Verlag Mohr/Siebeck u. Mehlis vom 15.8.1909. Vgl. zu dessen Bestimmungen Paul Siebeck an Windelband vom 16.3.1910 sowie ergänzend die undatierten, vermutlich im März 1910 entworfenen Statuten der internationalen Kommission und der ihr unterstehenden nationalen Redaktionen (6 S., 29 §§; UB Heidelberg, Heid. Hs. 2740/148, Nachlass Rickert), unterzeichnet von Mehlis u. Ruge u. mit hs. Einfügungen von der Hd. beider: § 1. Die internationale Kommission der Zeitschrift Logos besteht vorläufig aus den Herren Richard Kroner, Arnold Ruge, Georg Mehlis, Friedrich Steppuhn und Sergius Hessen. [Hs. Zusatz Ruge: Die in allen Angelegenheiten zugleich als Gründer des „Logos“ gelten.] Die internationale Kommission als Ganzes ist die oberste Instanz in allen Angelegenheiten [. . .] des Logos. Ihre Mitglieder verpflichten sich gegenseitig für die Dauer von zwei Jahrgängen [. . .]. § 4. Der Austritt aus der Kommission und die damit verbundene Ablösung von allen Rechten und Pflichten kann nur auf einstimmigem [!] Beschluss sämtlicher Kommissionsmitglieder geschehen. [. . .] Eine Entfernung der Gründer ist ausgeschlossen. § 5. Der Ausschluss eines Mitgliedes aus der Kommission kann desgleichen durch einstimmigen Beschluss erfolgen, wenn es sich nach Ansicht der stimmberechtigten Mitglieder grober
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Pflichtverletzung schuldig gemacht hat oder zur Leitung der Redaktionsgeschäfte durchaus ungeeignet erweist. Ein Antrag auf Ausschluss kann von jedem Mitglied der Kommission gestellt werden. Eine Entfernung der Gründer ist ausgeschlossen. [. . .] § 9. Die internationale Kommission ist Eigentümer des Logos [. . .]. § 12. Glaubt ein Mitglied der Kommission nach bestem Wissen und Gewissen, dass durch den Beschluss der Majorität die ideellen Ziele des Logos schwer geschädigt sind, so hat es das Recht eines unbedingt geltenden Vetos, das keiner näheren Begründung bedarf. [. . .] § 23. Der geschäftsführende Redakteur [der nationalen Redaktion] ist verpflichtet alle 14 Tage an die auswärtigen Mitglieder [der nationalen Redaktion] genauen Bericht zu erstatten und deren Zustimmung zu den Einzelheiten zu erlangen. [. . .] § 26. Die geschäftsführenden Redakteure berichten monatlich an die Kommissionsmitglieder [. . .]. Juristische Bindungskraft hatten diese Statuten nicht, dienten aber v. a. Ruge als Basis seiner Argumentation gegen Mehlis u. Kroner. S. 377 Stipulation ] vertragliche Abmachung, Übereinkunft S. 377 Ingerenz ] Einwirken, Einmischung S. 377 Leopold Ziegler ] 1881–1958, hörte als Schüler Vorlesungen bei Arthur Drews an der Technischen Hochschule Karlsruhe über Eduard von Hartmann, ab 1902 Studium der Philosophie in Heidelberg. 1905 bei Rudolf Eucken in Jena promoviert, danach Privatgelehrter, 1951 Honorarprofessor an der Universität Freiburg (BEdPh). Im ersten Heft des Logos 1910 erschien von Ziegler: Ueber das Verhältnis der bildenden Künste zur Natur. S. 377 „Lappalie“ ] vgl. Rickert an Windelband nach 8.3.1910 S. 378 Donnerstag Abend ] 10.3.1910 S. 379 am Freitag ] den 11.3.1910 S. 379 Schülern ] vgl. die Vita zur Dissertation in Georg Mehlis: Schellings Geschichtsphilosophie in den Jahren 1799–1804, gewürdigt vom Standpunkt der modernen geschichtsphilosophischen Problembildung. Heidelberg: Buchdruckerei von Karl Rössler 1906: Allen meinen hochverehrten Lehrern, besonders Herrn Geheimrat Professor Dr. Windelband danke ich von Herzen für die vielseitige Anregung und Belehrung, die ich in der Zeit meines philosophischen Studiums hier in Heidelberg erhalten habe. – Ruge hat 1910 bei Windelband habilitiert. S. 380 Bedenken inbetreff des Logos ] vgl. Windelband an Rickert vom 16.11.1909 S. 380 Blatt vom Logos beilege ] vgl. Rickert an Windelband nach 8.3.1910; liegt nicht bei. Vgl. zum Inhalt die Mitteilung in Logos 1 1910, Heft 2: Der Logos soll von einer internationalen Kommission geleitet werden, die sich in nationale Redaktionen gliedert. Die deutsche Redaktion wird gebildet von Richard Kroner, Freiburg i. B.; Georg Mehlis, Freiburg i. B.; Arnold Ruge, Heidelberg. Neben der deutschen Ausgabe erscheint vorläufig nur eine russische Ausgabe unter Mitwirkung von Frank, Grews, Kistiakowsky, Lappo-Danilewsky, Lapschin, Lossky, Selinsky, Peter von Struve, Wernadsky, herausgegeben von der russischen Logos-Redaktion: S. Hessen, E. Mettner, F. Steppuhn. Es besteht jedoch die Aussicht, in absehbarer Zeit weitere nationale Redaktionen zu begründen, zumal schon jetzt außer den namhaften deutschen und russischen Mitarbeitern führende Gelehrte anderer Länder ihre Mitwirkung zugesagt haben, so u. a. Henri Bergson und Emile Boutroux für
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Frankreich, Benedetto Croce und Bernadino Varsico für Italien, Hugo Münsterberg und Josiah Royce für Amerika. Von den genannten hat sich lediglich 1913 eine italienische Redaktion gegründet. S. 380 bleibt es beim Alten ] zum Verhältnis zwischen Windelband und Rickert vgl. die sich an die Mitteilung Paul Siebecks an Rickert vom 24.2.1916 anschließenden Briefwechsel. Siebeck hatte Rickert mitgeteilt, daß die Erben Windelbands Arnold Ruge als Bearbeiter für die 7. Aufl. des Lehrbuchs der Geschichte der Philosophie ins Auge fassten; in seiner Antwort vom 26.2.1916 riet Rickert dringend davon ab, man müsse alles daran setzen, Ruge wenigstens von den Werken (und dem Nachlaß) Windelbands fernzuhalten. Auf eine weitere Erkundigung Siebecks erwiderte am 27.3.1916 Wolfgang Windelband den Vorschlag, es bei einem unveränderten Abdruck des Lehrbuchs zu belassen, es höchstens durchsehen zu lassen von entweder Mehlis oder Ruge – denen er die spätere Bearbeitung der Neuauflage jedoch nicht anvertrauen wolle, sondern vielmehr Otto Baensch: Für die spätere Bearbeitung denke ich übrigens in erster Linie an Dr. Baensch in Strassburg, der von den Schülern meines Vaters, von dem er das meiste nach Lask erwartet hat. Ihm hat er auch seine Kolleghefte über die Geschichte der Philosophie geschenkt. Jetzt steht Baensch im Felde, käme also diesmal gar nicht in Betracht. Die Tatsache, dass Rickert Schritte getan hat, um einen Ergänzer zu finden, nötigt mich, sehr verehrter Herr Doktor, ganz klaren Wein über den Standpunkt einzuschenken, den wir Rickert gegenüber einnehmen. Es versteht sich von selbst, dass diese Mitteilungen nur zu Ihrer eigenen Orientierung und ganz streng vertraulich sind. Mein Vater hat schon immer in den letzten Jahren R[ickert]s Verhalten in vielen Fragen recht unangenehm empfunden und sich mehrfach bitter darüber beklagt. Das Verhältnis war nicht mehr im entferntesten das alte geblieben. Rickerts Nachruf in der Frankfurter Zeitung werde als zu unpersönlich empfunden, dies sei besonders der Eindruck Martha Windelbands. Wolfgang Windelband bittet Siebeck, in Zukunft Schritte zu vermeiden, infolgederen nach aussen hin R[ickert] als eine Art Nachlassverwalter u. als der Vertreter der Familieninteressen erscheinen könnte. Bereits am 20.3.1916 hatte Wolfgang Windelband an Siebeck geschrieben, er halte es für seine Pflicht, ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass mein Vater noch am Tag vor seinem Tode meine Mutter u. mich beauftragt hat, einige Herren der Fakultät in seinem Namen zu bitten, sich auch weiterhin für Ruge und für sein Fortkommen zu sorgen. Anfang 1916 hatte Rickert an Siebeck über seinen Nachruf auf Windelband geschrieben: Ich habe niemals das Gefühl ihm [Windelband] gegenüber verloren, sein Schüler zu sein, und es gelingt mir daher nicht, ihn „objectiv“ zu sehen. Auch war ich seit dem Jahre 1888 niemals längere Zeit an demselben Ort wie er, und daher kenne ich ihn eigentlich nur als Lehrer (alle Zitate aus dem Verlagsarchiv Mohr/Siebeck nach: Nachlaß Köhnke, UB Leipzig NL 330/3/1/4: Klaus Christian Köhnke/Rüdiger Kramme: Abschlußbericht Logos, Teil 2 (Archiv-Katalog) 1916–33; Stichtag 16.11.1993). S. 380 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des
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Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 380 A. Angst et fils ] Hotel, vgl. Italien von den Alpen bis Neapel. Kurzes Reisehandbuch von Karl Baedeker. 6. Aufl. Leipzig: Baedeker 1908, S. 126. S. 380 nicht mehr in Heidelberg sprechen ] vgl. Windelband an Rickert vom 8.3.1910 S. 381
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Mitteilungen über die Rechtslage ] vgl. Siebeck an Windelband vom 16.3.1910 S. 381 persönlichen Verhandlung mit Rickert ] vgl. darüber Rickert an Paul Siebeck vom 22.3.1910: Vertraulich! Hochverehrter Herr Doktor! Eigentlich sollte ich Ihnen nun einen ausführlichen Bericht über die ganze, hoffentlich bald endgültig erledigte Streitangelegenheit schreiben. Aber ich fürchte, das würde sehr lang werden müssen und Ihre Geduld auf eine harte Probe stellen, denn ich müßte bis in die Zeiten zurückgreifen, die vor Ihrer Betheiligung an dem Logos liegen, um Ihnen den ganzen Hergang verständlich zu machen. Einen Einblick in die gegenwärtige Situation werden Ihnen die Briefe von Herrn Dr. Ruge geben. Ich lege daher auch den persönlich an mich gerichteten Brief bei, wobei ich Sie natürlich bitte, hiervon Herrn Dr. Ruge keine Kenntniß zu geben. (Eine baldige Rücksendung der beiden Briefe wäre mir erwünscht, da ich sie für die Orientirung der Russen [der russischen Logos-Redaktion] brauche.) Ganz ohne Kommentar kann ich freilich diese Briefe nicht lassen. Herr Dr. Ruge glaubt gewiß Alles, was er sagt, aber für ihn existiren immer nur die Thatsachen, die in seine Auffassung der Dinge passen, und daß er manches glaubt, ist sehr merkwürdig. So ist auch in seinen Briefen von dem Kernpunkt der ganzen Sache nicht mit einem Wort die Rede. Dieser Kernpunkt aber ist der, daß Dr. Ruge Herrn Dr. Mehlis ohne jeden Grund in der schwersten Weise beleidigt hat, so daß Dr. Mehlis jeden Verkehr mit Dr. Ruge abbrechen mußte. Ferner hat Dr. Ruge an Dr. Kroner Briefe geschrieben, die eine ganze Fluth der schlimmsten Verdächtigungen gegen Herrn Mehlis enthalten und seinem Handeln durchweg die niedrigsten Motive unterschieben. Dr. Mehlis und Dr. Kroner sind mit diesen Briefen zu mir gekommen und haben mir beide erklärt, daß für sie jede weitere gemeinschaftliche Arbeit mit Dr. Ruge ausgeschlossen sei, und ich konnte ihnen, nachdem ich die Briefe gelesen hatte, nur Recht geben. Ein weiteres Zusammenarbeiten mit Ruge war in der That nach diesen Briefen unmöglich, und das ließ sich auch juristisch nicht erzwingen. Eines der Leitmotive der Rugeschen Briefe war, daß Mehlis in unwürdiger Weise vor mir krieche, um sich dadurch äußerliche Vortheile zu verschaffen, und daß er deshalb seinen Namen allein auf das Titelblatt setzen wolle. Diese Behauptungen waren ebenso ungerechtfertigt wie beleidigend, und der Vorwurf der Kriecherei hat mich gezwungen, mich in diesem Punkte mit Dr. Mehlis vollkommen zu identificiren, denn es war auch für mich verletzend, daß Dr. Ruge dem ganzen Hergang der Sache solche Motive unterschob. [. . .] Ich gebe zu, daß es ein Fehler von mir war, mir nicht sofort die Rechtslage ganz klar zu machen. Hätte Dr. Ruge in den Formen, die unter wissenschaftlich gemeinsam arbeitenden Menschen unter keinen Umständen verletzt
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werden dürfen, sich auf sein Recht berufen, das ihm aus dem Vertrage mit Ihnen erwuchs, dann wäre die ganze Sache anders verlaufen. Selbstverständlich erkenne ich jetzt an, daß Dr. Ruge juristisch im Rechte war, und ebenso weiß ich, daß Sie für dieses Recht Ruges eintreten mußten. Ich stimme daher Ihrem Briefe vom 17. März durchaus zu, und ich würde meine Einsprache gegen die Nennung Ruges sofort haben fallen lassen, wenn das noch irgend etwas hätte nützen können. Leider hatte Ruge durch seine beleidigenden Briefe Alles verdorben. Es blieb mir jetzt nur noch die Möglichkeit, Ruge zu einem freiwilligen Rücktritt zu bewegen, und diese Möglichkeit schien mir dadurch gegeben, daß Ruge mich (erst brieflich und dann telefonisch) um eine Unterredung bat. Diese Unterredung hatte ich ihm zugesagt, als mir Abends Mehlis den Brief von Faust an Sie brachte. In diesem Briefe konnte ich nur die Einleitung zu einem Proceß sehen, und da ich mit Leuten, die mir mit Processen drohen, nur noch durch einen Rechtsanwalt verkehren kann, mußte ich Ruge telegrafiren, daß nach Kenntniß des Briefes von Faust eine Unterredung unmöglich sei. (Ruge hatte in seinem letzten Brief an Kroner mit dem „Strafgesetzbuch“ gedroht.) Diese Depesche hat Ruge nicht mehr erhalten, da er bereits nach Karlsruhe abgereist war. Als Ruge am Sonntag Nachmittag herkam, habe ich es nicht fertig gebracht, ihn einfach wegzuschicken; ich mußte ihm aber sagen, daß ich ihn nur mit Rücksicht auf unsern gemeinsamen Lehrer Windelband empfange, und daß es mir ferner ganz unmöglich sei, mich mit ihm in irgend eine Unterredung einzulassen, ehe ich nicht Aufklärung über den Brief von Faust erhalten hätte. Ich weiß, daß ich hierbei Ruge sehr schroff behandelt habe, denn ich mußte nach dem Brief von Faust Ruge für einen Mann halten, der mit Waffen kämpft, die ich nicht für einwandsfrei halte. Dr. Ruge gab mir dann seine ehrenwörtliche Versicherung, daß er nie beabsichtigt habe, juristisch gegen den Logos vorzugehen und das auch nie thun werde. Erst hierauf war eine Unterredung zwischen ihm und mir möglich. – Sonst habe ich über seine Briefe nicht viel zu bemerken. Sie enthalten eine Reihe von Ungenauigkeiten, die aber nicht wesentlich sind. Selbstverständlich bin ich niemals so geschmacklos gewesen, mich selbst als die „Seele“ des Logos zu bezeichnen [Rickert selbst hat Sergius Hessen die Seele des Unternehmens genannt, vgl. den Kommentar zu Windelband an Paul Siebeck vom 24.7.1909]. Das ist ein Ausdruck von Windelband. Ich will auf diese und andere Dinge nicht näher eingehen, denn Sie selbst, hochverehrter Herr Doktor, kennen Ruge wohl genug, um auch zwischen den Zeilen seiner Briefe zu lesen. Nur eine allgemeine Bemerkung möchte ich noch hinzufügen. Die Ansicht, die ich mir von Dr. Ruge auf Grund seiner Briefe gebildet hatte, war eine sehr ungünstige. Besonders nach dem Brief von Faust war ich einfach mit ihm „fertig“. Mein Urtheil über seine Gesammtpersönlichkeit ist jetzt sehr viel günstiger geworden. Ruge glaubt, was er sagt, ja er hat zweifellos einige durchaus sympathische Züge, und die Ansicht, die mir Dr. Mehlis immer über ihn ausgesprochen hat, habe auch ich jetzt gewonnen: Ruge weiß in der Leidenschaftlichkeit garnicht, was er thut. Im Grunde genommen ist er ein „guter Kerl“. Nur fehlt ihm jede Fähigkeit mit Menschen umzugehen und Menschen zu beurtheilen. [. . .] Der Wunsch, daß Mehlis allein auf das Titelblatt komme, ist von mir ausgegangen. Kroner hat diesem Wunsch sogleich zugestimmt. Er sagte mir, das sei eine kleine Eitelkeitsfrage.
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Mehlis hat erst spät und schweren Herzens zugestimmt. Das sind die Thatsachen. Der unheilbare Bruch ist durch Ruge herbeigeführt worden. [. . .] Ich habe ihm auch meine Mitwirkung an seiner „Encyclopädie“ versprochen, was er so freundlich war, als eine Art von Aequivalent anzusehen. Ich möchte aber auch Ihnen nicht verhehlen, daß ich in dieser Encyklopädie etwas sehe, was die Arbeit am Logos erschweren wird. Die schwierigste Aufgabe wird darin bestehen, Artikel aus Frankreich, England, Italien und Amerika zu bekommen. Da macht die Encyklopädie eine höchst unerwünschte Konkurrenz (zitiert nach: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift Logos. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke, NL 330/3/1/5, Ausdruck vom 1.3.2012, S. 35–37). S. 381 Ingerenz ] Einwirken, Einmischung S. 381 eine Kur ] vgl. Windelband an Rickert vom 15.3.1910 S. 381 Briefe zur Erledigung der Angelegenheit ] vgl. Siebeck an Windelband vom 15.3. 1910 S. 381 persönliche Ansicht ] vgl. Windelband an Rickert vom 15.3.1910 S. 381 ausführlichen Brief ] vgl. Windelband an Rickert vom 25.3.1910 S. 382 der Russen ] gemeint ist die russische Redaktion des Logos (Sergius Hessen, Fedor Stepun). S. 382 zwei Briefe von Ruge beilege ] liegen nicht bei, darunter einer von Ruge an Rickert vom 21.3.1910, vgl. den Kommentar zu Paul Siebeck an Windelband vom 15.3.1910. S. 383
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„officiellen“ Brief Ruges ] vgl. den Kommentar zu Siebeck an Windelband vom 19.3.1910 S. 383 Sie schreiben ] vgl. Windelband an Rickert vom 25.3.1910 S. 383 „Titelfrage“ ] der Nennung der Redakteure auf dem Titel der Zeitschrift Logos, vgl. die im Vorliegenden edierten Briefwechsel vom März 1910. S. 383 von seiner Krankheit ] vgl. den Kommentar zu Siebeck an Windelband vom 15.3. 1910 S. 384 juristische Lage ] vgl. Siebeck an Windelband vom 16.3.1910 S. 384 Faust ] Heidelberger Verleger Ruges, Inhaber der Weiß’schen Buchhandlung, vgl. Windelband an Rickert vom 12.3./13.3.1910 S. 384 Ich schrieb Ihnen ] vgl. Rickert an Windelband nach 8.3.1910 S. 385 Mein Manuskript ] wahrscheinlich von Rickert: Vom Begriff der Philosophie. In: Logos 1 (1910/11), Heft 1 von April 1910, S. 1–34. S. 385 Manuskript von Simmel ] wahrscheinlich von Simmel: Zur Metaphysik des Todes. In: Logos 1 (1910/11), Heft 1 von April 1910, S. 57–70. S. 385 genannten Männer ] Rudolf Eucken, Otto Gierke, Edmund Husserl, Friedrich Meinecke, Heinrich Rickert, Georg Simmel, Ernst Troeltsch, Max Weber, Wilhelm Windelband, Heinrich Wölfflin S. 385 eine Erklärung ] vgl. Windelband an Rickert vom 25.3.1910 S. 387 Name Ruges verschwinden ] vgl. die offizielle Version in Logos 1 (1910/11), Heft 3, S. 418 (Schluß von Bd. 1): Redaktionelle Notiz. Herr Privatdozent Dr. Ruge tritt mit Beginn des neues Bandes aus der internationalen Kommission aus und damit von den redaktionellen Geschäften zurück. Die internationale Kommission bedauert, daß Herr Dr. Ruge durch vielfache Arbeiten so in Anspruch genommen ist, daß
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er der Redaktion des deutschen Logos seine Kräfte nicht weiter zur Verfügung stellen kann. Sie spricht ihm für seine bisherige Tätigkeit den herzlichsten Dank aus. Die deutsche Logos-Redaktion: Richard Kroner. Georg Mehlis. S. 388 darüber schrieb ] vgl. Rickert an Windelband nach 8.3.1910 S. 388 über die Sache sprechen ] zu einem Treffen Rickerts und Windelbands vgl. Windelband an Rickert vom 2.5.1910. S. 388 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 389 [5.5.1910] ] datiert nach Antwortschreiben Siebeck an Windelband vom 10.5.1910 S. 389
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Verteilung auf zwei Bändchen ] vgl. Windelband: Präludien. 5., vermehrte Aufl., 2 Bde., Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1915, mit verändertem Untertitel: Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte. S. 389 Akademierede ] vgl. Windelband: Die Erneuerung des Hegelianismus. Festrede in der Sitzung der Gesamtakademie am 25. April 1910. Heidelberg: C. Winter 1910 (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Philosophisch-historische Klasse. Jg. 1910, Abh. 10). S. 389 Winter ] der Verlag Carl Winter, Heidelberg S. 389 ersten Heft des Logos ] Inhalt: Logos [von Georg Mehlis und Heinrich Rickert], Heinrich Rickert: Vom Begriff der Philosophie, Emile Boutrox: Wissenschaft und Philosophie, Georg Simmel: Zur Metaphysik des Todes, Benedetto Croce: Ueber die sogenannten Werturteile, Karl Vossler: Grammatik und Sprachgeschichte oder das Verhältnis von „richtig“ und „wahr“ in der Sprachwissenschaft, Leopold Ziegeler: Ueber das Verhältnis der bildenden Kunst zur Natur, Richard Kroner: Henri Bergson, Ueber die gegenwärtige Lage der Philosophie in Rußland [von Sergius Hessen und Fedor Stepun, übersetzt v. Stepun, Notizen (R. R. [d. i. Heinrich Rickert], J. C., Karl Joël, Emil Lask, Boris Jakovenko, R. M., Otto Baensch, F. R., E. M.). S. 389 gemeinsame Erklärung ] vgl. Windelband an Rickert vom 2.5.1910, genauer Wortlaut nicht ermittelt. S. 389 Rattenkönig von Missverständnissen ] vgl. Windelband an Rickert vom 12.4.1910 S. 389
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Münchner Rede ] vgl. Siebeck an Windelband vom 8.10.1909 sowie Windelband: Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus. In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur 1 (1910), Heft 2, S. 186–196. S. 389 Geburtstage ] Windelbands 62. am 11.5.1910. Schreiben Rickerts nicht überliefert. S. 390
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Logosbeitrages ] vgl. Windelband: Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus. In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur 1 (1910), Heft 2, S. 186–196. S. 390 von Russen überlaufen ] darunter u. a.: Nicolai von Bubnoff (1908), Adam Zielénczyk (Datum der Promotion: 19.5.1909), Fedor Stepun (3.2.1910), Erich Frank aus Prag (12.5.1911), Heinrich Lanz aus Moskau, Staatsangehöriger der USA (20.7.1911), Fanja Finkelstein aus Riga (9.8.1911), Michael von Cartagi aus Kischinev (30.6.1911), Mejer Meisner aus Kowel (14.10.1910), Leo Ssagaloff aus Elisabetgrad (8.11.1911), Leonid Kljukowski aus Kamenz-Podolsk (31.12.1912), Siegfried Karl Ehrhardt LantziusBeninga aus Kassel, Staatsangehöriger Russlands (21.1.1913). Vgl. das entsprechende Jahres-Verzeichnis der an den Deutschen Universitäten erschienenen Schriften (Theodor Kistiakowski hatte bereits 1898 in Straßburg bei Windelband provoviert, Sergius Hessen hatte 1909 bei Rickert in Freiburg promoviert). S. 390 Ruge’s Habilitationsschrift gelesen und begutachtet ] vgl. Arnold Ruge: Die Deduction der praktischen und der moralischen Freiheit aus den Prinzipien der kantischen Morallehre. Tübingen: Laupp 1910 sowie Windelbands Habilitationsgutachten über Arnold Ruge vom 23.5.1910 (Abschnitt Dokumente der vorliegenden Edition). S. 390 arme Kerl ] zur Außensicht auf Ruge als im Prinzip chancenloses und nach dessen Tod fallengelassenes Protegé von Windelband vgl. Das Stehaufmännchen oder Privatdozent a. D. Arnold Ruge. Von Dr. B–t. In: Neues Wiener Journal, Nr. 11037 vom 10.8.1924, S. 14 (ANNO). Der Autor, der sich als ehemaliger Kommilitone bezeichnet, datiert die Selbstradikalisierung Ruges auf die Zeit ab 1915. S. 390 Vater ] Albrecht Ruge (1849–1910; www.leo-bw.de). S. 390 neue Auflage Ihrer „Naturwissenschaft und Kulturwissenschaft“ ] vgl. Windelband an Rickert vom 2.5.1910 S. 390 meinen ersten logischen Beiträgen ] vgl. Windelband: Beiträge zur Lehre vom negativen Urteil. In: Strassburger Abhandlungen zur Philosophie. Eduard Zeller zu seinem siebenzigsten Geburtstage. Freiburg/Tübingen: Akademische Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1884, S. 165–195. S. 390 Logik ] vgl. Windelband: Die Prinzipien der Logik. In: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften. Hg. v. W. Windelband u. A. Ruge, 1. Bd. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912, S. 1–60. S. 391 nach Freiburg komme ] Treffen nicht ermittelt S. 391 andere Sache ] die Auseinandersetzung zwischen Arnold Ruge und Marianne Weber, die sich mit Max Webers Eingreifen 1910/1911 zu einem universitätsweiten Skandal mit Nachspiel bei Gericht auswuchs, vgl. Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 6, S. 715–717, sowie dass. Bd. 7, S. 46–51, 100–105, 890–891. Ruge hatte sich in der Heidelberger Presse abfällig über die Aktivitäten der Frauenbewegung, zu deren Repräsentantinnen in erster Linie Marianne Weber zählte, geäußert. Eine Beilegung des Konfliktes lehnte Ruge ab, am 30.1.1911 reichte Ruge sogar Klage gegen Max Weber ein; zu einer Verhandlung kam es jedoch nicht, da Ruge seine Klage auf inständige Bitten Ludolf Krehls hin, des Arztes von Windelband, der um dessen Leben fürchtete, zurückzog. Vgl. Ludolf Krehl an Max Weber vom 15.2.1911 (Generallandesarchiv Karlsruhe, 269 Nr. 108: Beilagen in der Strafsache gegen Koch c/a Weber wegen Beleidigung) sowie vom selben Tag an Ruge (Generallandesarchiv Karlsruhe, N Ruge 18),
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worin er ohne Nennung der Art der Erkrankung mitteilt, das Windelband schwer krank sei: Im Interesse seiner Gesundheit halte ich es für nothwendig alle psychischen Erregungen von ihm fern zu halten und ich möchte Sie deshalb herzlich und dringend bitten im Interesse des Lebens und der Gesundheit des Herrn Geheimrat Windelband sich mit Herrn Professor Weber ohne Gerichtsverhandlung zu versöhnen. Meine Bitte ist eine rein ärztliche. S. 391 85 versprochen ] vgl. Windelbands Habilitationsgutachten über Arnold Ruge vom 23.5. 1910 (UA Heidelberg, H-IV-102/139 Philosophische Fakultät 1909/10 Dekan Boll): So hat er schon als Student zu den Reformbewegungen Stellung zu nehmen gesucht und das Büchlein veröffentlicht, dessen z. T. arge Geschmacklosigkeiten und Uebereilungen er jetzt selber bedauert; er ist dabei zugleich in höchst unerfreuliche Konflikte, sogar mit der akademischen Disciplin gekommen. Auch später hat er gelegentlich bei öffentlichem Auftreten, selbst wo er sachlich im Recht sein mochte, sich durch sein leidenschaftliches Temperament formell ins Unrecht gesetzt. Immer aber ist selbst von seinen Gegnern die Ehrlichkeit und die Aufrichtigkeit seiner Gesinnung ebenso anerkannt worden, wie die intellektuelle Energie seines Auftretens. Bei der Begutachtung des Habilitationsgesuches bin ich in diesem Falle genötigt, diese Dinge zu berühren, einerseits weil sich nach solchen Vorgängen, wie mir nicht unbekannt ist, in akademischen Kreisen Urteile über Dr. Ruge festgesetzt haben, die ich in ihrer Schroffheit nicht für berechtigt halte, andrerseits weil ich hoffe, dass er mit der Zeit und der Erfahrung ruhiger geworden, der Fakultät keine Schwierigkeiten durch geräuschvolles und taktloses Auftreten bereiten wird. Vgl. den Kommentar zum Abdruck des Gutachtens im Abschnitt Dokumente der vorliegenden Edition. S. 391 86 Frau Gemahlin ] Marianne Weber S. 392 87 Brief an Sie ] nicht überliefert S. 392 88 meinem Geburtstag ] am 11.5.1911, Windelbands 63. S. 392 89 Beitrag für das nächste Logos-Heft ] vgl. Rickert: Das Eine, die Einheit und die Eins. In: Logos 2 (1911/12), Heft 1, S. 27–79. Enthält keine ausdrückliche Auseinandersetzung mit Lask. S. 392 90 dessen Buch ] vgl. Emil Lask: Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre. Eine Studie über den Herrschaftsbereich der logischen Form. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1911 (eingegangen in: Gesammelte Schriften Bd. 2 1923, S. 1–282; vgl. dort S. 143–146 die Auseinandersetzung über den reflexiven Charakter der Kategorien). Ein Exemplar befand sich in Windelbands Besitz. S. 392 91 Aufsatz für die „Encyclopaedie“ ] vgl. Windelband: Die Prinzipien der Logik. In: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften. Hg. v. W. Windelband u. A. Ruge, 1. Bd. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912, S. 1–60. S. 393 92 Bonhöffer ] vgl. Windelband: Geschichte der antiken Philosophie. 3. Aufl. bearb. v. Adolf Bonhöffer. München: C. H. Beck 1912 (Handbuch der klassischen AltertumsWissenschaft in systematischer Darstellung mit besonderer Rücksicht auf Geschichte und Methodik der einzelnen Disziplinen. In Verbindung mit . . . hg. v. Iwan Müller. Bd. 5, 1. Abt. , 1. Teil). Davon ein Exemplar in Windelbands Besitz. S. 393 93 völlig vergriffen ] vgl. Siebeck an Windelband vom 30.5.1911 S. 393
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Neueren Philosophie ] vgl. Windelband: Die Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Cultur und den besonderen Wissenschaften. 2 Bde. 5., durchgesehene Aufl. Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1911. S. 393 dritten Bandes ] kam nicht zustande S. 393 „Comte“ ] geplant für Frommanns Klassiker der Philosophie; erschien nicht S. 393 Einleitung in die Philosophie ] vgl. Windelband: Einleitung in die Philosophie. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914 (Grundriss der philosophischen Wissenschaften. In Verbindung mit Karl Joël, Erich Kaufmann, Eugen Kühnemann, Heinrich Maier, Adolfo Ravà, Heinrich Rickert, Wilhelm Windelband und anderen Fachgenossen hg. v. Fritz Medicus). S. 393 Logik ] kam nicht zustande S. 393 Ethik ] kam nicht zustande S. 393 Erfahrung des vorigen Winters ] womöglich eines Herzinfarktes, vgl. Windelband an Max Weber vom 12.12.1910 und den Kommentar zu Windelband an Hans Vaihinger vom 16.3.1911. S. 393 „und die bessere Hälfte zwar“ ] als Zitat nicht ermittelt S. 393 Hundseck ] Kurhaus an der Schwarzwald-Hochstraße, südlich von Baden-Baden S. 393
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συγκατάϑεσις ] gr. sygkatáthesis: Zustimmung S. 393 ἀπάϑεια ] gr. apátheia: Gelassenheit S. 393 105 Sensus farciminitatis ] vgl. Meyers Konversations-Lexikon 1888: der von [Karl Gustav] Schwetschke in Küchenlatein übertragene scherzhafte Ausdruck Bismarcks: „Stimmung (oder Gefühl) gänzlicher Wurschtigkeit“ (d. h. Gleichgültigkeit), kommt zuerst 1853 in einem Brief Bismarcks an seine Schwester über den Frankfurter Bundestag vor (www.peter-hug.ch; 9.7.2018). S. 393 106 Ruge-Weber-Angelegenheit ] vgl. für das Folgende Windelband an Max Weber vom 12.12.1910 S. 393 107 spinozistischen Betrachtung ] Anspielung auf Baruch de Spinoza: Ethica ordine geometrico demonstrata, 1677. S. 393 108 Ihr Brief ] nicht ermittelt S. 394 109 „oeffentlich . . . droht.“ ] offenbar Zitat aus dem zuvor angesprochenen Schreiben Rickerts S. 395 110 meinem Sohn ] Wolfgang Windelband S. 395 111 Unterredung ] Datum nicht ermittelt S. 395 112 Horneffer-Affaire ] 1909 war Ruge anläßlich eines Vortrages des Nietzsche-Forschers Ernst Horneffer (1871–1954) öffentlich ausfällig geworden. Die daran anschließend disziplinarisch durch die Universität ausgeprochene Rüge diente Ruge noch 1941 als Meilenstein in seiner nationalsozialistischen Broschüre: Einige Kampfdaten aus meinem Leben. Ein Rückblick an meinem 60. Geburtstag. Karlsruhe 1941. S. 395 113 Zank um die Logos-Redaktion ] vgl. den Briefwechsel Windelband/Rickert u. a. seit 8.3.1910 S. 395 114 „bei . . . darf.“ ] offenbar Zitat aus dem zuvor angesprochenen Schreiben Rickerts 104
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neusten Logos-Heftes ] Heft 1 des Jahrgangs 1911/12, Inhalt: Der Begriff und die Tragödie der Kultur (Georg Simmel), Das Eine, die Einheit und die Eins (Heinrich
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Rickert), Metaphysik der Tragödie (Georg von Lukàcs), Mystik und Metaphysik (Sergius Hessen), Neovitalismus (Victor von Weizsäcker). S. 397 Antwort inbetreff der Praeludien ] vgl. Siebeck an Windelband vom 28.6.1911 S. 397 Gelegenheitsarbeiten . . . Bande ] vgl. Windelband an Heinrich Rickert vom 18.6. 1911 S. 397 vier oder fünf neue Stücke ] vgl. Windelband an Rickert vom 31.7.1911 und an Siebeck vom 2.8.1911 S. 397 auf der Reise ] in die Schweiz, vgl. Windelband an Siebeck vom 7.8.1911 S. 398 Separata ] vgl. Windelband an Alfred Dove vom 29.11.1911 S. 398 Satyrspiel ] so bereits die Wortwahl in Windelband an Alfred Dove vom 29.11.1911 S. 398
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habeant sibi! ] recte: habeat sibi, lat.: meinetwegen; nach 1. Mose 38,23 (vgl. Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes gesammelt u. erläutert v. Georg Büchmann. Fortgesetzt v. Walter Robert-tornow [!]. 22., verm. u. verb. Aufl. bearb. v. Eduard Ippel. S. 398 Logos-Aufsatz ] vgl. Rickert: Lebenswerte und Kulturwerte. In: Logos 2 (1911/12), Heft 2, S. 131–166, sowie Windelband an Alfred Dove vom 29.11.1910 S. 398 Husserl’s und Ihrer großen Abhandlung ] vgl. Rickert: Das Eine, die Einheit und die Eins. In: Logos 2 (1911/12), Heft 1, S. 27–79, sowie Edmund Husserl: Philosophie als strenge Wissenschaft. In: Logos 1 (1910/11), Heft 3, S. 289–341. S. 398 „Sie überschätzen mir.“ ] Redensart in Erinnerung an eine Anekdote, verschiedenen preußischen Militärs bei unterschiedlichen Gelegenheiten zugeschrieben, vgl. die Treffer in https://book.google.de (10.7.2018), lediglich in informellen Kontexten (wie z. B. Briefwechseln), ohne Quellenangaben nachgewiesen. S. 398 Euphorion-Hypothese ] Euphorion ist der Name des Sohnes von Faust und Helena in Goethe: Faust II. Windelband bezieht sich hier wahrscheinlich auf eine nicht überlieferte briefliche Äußerung Rickerts. In Rickerts Aufsatz Lebenswerte und Kulturwerte. In: Logos 2 (1911/12), Heft 2, S. 131–166 geht es nicht um dieses Thema. S. 398 „Verweile doch, Du bist so schön“ ] vgl. hier: Goethe: Faust II, Vers 11581–11582. S. 398
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Freiburger Feste fernhielt ] vgl. Windelband an Dove vom 25.11.1911 S. 399 in Karlsruhe eine „wohltätige“ Vorlesung gehalten ] vgl. Windelband: Über Mitleid und Mitfreude. [Vortrag 1911]. In: Präludien. Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte. 5., erweiterte Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1915, S. 195–217. S. 399 Kammereröffnungstage ] des Badischen Landtages S. 399 Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und
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2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen. S. 399 Mitteilung von Ihrer Anweisung der Honorarhälfte ] vgl. Siebeck an Windelband vom 26.1.1912 S. 399 Wechsels der Druckerei ] vgl. Siebeck an Windelband vom 20.1.1912 S. 399 freundlichen Zusendung ] nicht ermittelt S. 400 Logosheftes II,3 ] vgl. Logos 2(1912), Heft 3, Inhalt: Eugen Kühnemann: Herder, Kant, Goethe; Broder Christianesen: Das ästhetische Urphänomen; Leopold Ziegler: Ueber einige Begriffe der „Philosophie der reinen Erfahrung“; Herman Nohl: Die Deutsche Bewegung und die idealistischen Systeme; Arnold Ruge: System und Geschichte der Philosophie. S. 400 zweite Heft des zweiten Bandes ] vgl. Logos 2 (1912), Heft 2, Inhalt: Heinrich Rickert: Lebenswerte und Kulturwerte; Karl Vossler: Das Verhältnis von Sprachgeschichte und Literaturgeschichte; Wjatscheslaw Iwanow: L. Tolstoj und die Kultur; Jonas Cohn: Hans von Marées; Gustav Radbruch: Ueber den Begriff der Kultur; Wassilij Sesemann: Das Rationale und das Irrationale im System der Philosophie; Georg Mehlis: Formen der Mystik. S. 400 Separatabzügen ] nicht ermittelt S. 400 darin aufzutreten ] Windelband hat im Logos nichts außer: Kulturphilosophie und transzendentaler Idealismus. In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur 1 (1910), Heft 2, S. 186–196, veröffentlicht. S. 400 „Encyklopädie“ ] das Projekt Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften. Hg. v. W. Windelband u. A. Ruge. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912. S. 400 „Philosophie . . . Jahrhunderts“ ] erschien 1909 in 2 Auflagen S. 400 Beiträge . . . Ausgaben ] dieser Plan wurde entgegen Windelbands nachdrücklichen Wunsch (vgl. Windelband an Siebeck vom 6.2.1912) umgesetzt. Die Beiträge für den deutschen Band 1912 wurden übersetzt. S. 400 Bedenken ] vgl. Ruge an Siebeck vom 1.2.1912, daß er persönlich mit Windelband über den Plan Siebecks und Ruges gesprochen habe, anstatt die Enzyklopädie in einem fünfsprachigen Band erscheinen zu lassen, jeweils Bände in fünf Sprachen herauszugeben; sowie vom 7.2.1912: er habe am 6.2. nochmals mit Windelband telefonisch darüber gesprochen (zitiert nach Nachlaß Köhnke, UB Leipzig NL 330/3/1/4: Klaus Christian Köhnke/Rüdiger Kramme: Abschlußbericht Logos, Teil 2 (ArchivKatalog) 1916–33; Stichtag 16.11.1993). S. 400 folgenden Bände ] das Ruge/Windelbandsche Projekt einer Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften ist nicht über den ersten Band hinausgekommen. S. 401 stipuliert ] festgelegt S. 401 auf dem Logostitel angezeigt ] vgl. die Anzeige nach S. 120 in Logos 3 (1912), 1. Heft: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften. In Verbindung mit Wilhelm Windelband herausgegeben von Dr. Arnold Ruge in Heidelberg. Erster Band: Logik. Erscheint in zwei Hälften. Inhalt: Wilhelm Windelband: Die Prinzipien der Logik. Josiah Royce, Die Prinzipien der Logik. Louis Couturat, Die Prinzipien der Logik. Benedetto Croce: Die Aufgabe der Logik. Frederigo Enriques, Die Probleme der Logik. N. Losskij: Die Umgestaltung des Bewusstseinsbegriffes in der modernen Erkenntnistheorie und ihre Bedeutung für die Logik. Ein ausführli-
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cher Prospekt ist diesem Hefte beigefügt. Vom Prospekt ist kein Exemplar ermittelt. S. 401 146 147
Ihre Anregung ] vgl. Meiner an Windelband vom 15.11.1912 S. 402 Sitzung am 14. ] vgl. das Sitzungsprotokoll vom 14.12.1912 in UA Heidelberg, Acc. 40/ 11 Windelband, Bezold; Sitzungen, Einladungen, Protokolle 1912/22 sowie den Bericht in: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft 1912. Heidelberg: Carl Winter 1913. Der 21.12.1912 war auch das Datum einer Gesamtsitzung der Akademie unter dem Vorsitz Windelbands. S. 402
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ex integro ] lat. ganz aufs Neue; vgl. die Anmerkung Windelbands auf dem Schreiben Meiner an Windelband vom 15.11.1912 S. 402 später ] vgl. in derselben Akte den 2. Vorstoß Meiners vom Frühjahr 1919 S. 402 Fassung ] gemeint ist die Erklärung gegen die Besetzung philosophischer Lehrstühle mit Vertretern der experimentellen Psychologie (die prinzipiell auf die Berufung des Psychologen Erich Jaensch als Nachfolger Hermann Cohens in Marburg reagierte, vgl. Georg-Simmel-Gesamtausgabe Bd. 17, S. 460–462 u. 482–485), verfaßt von Heinrich Rickert, vgl. UA Freiburg, B 38/283, letztes Bl. der Akte, Ts. mit eigenhändiger Unterschrift, 2 S. auf einem gefalteten Bogen: Freiburg i. B. den 12. Februar, 1913. | Sehr geehrter Herr Kollege, | Ew. Spektabilität überreiche ich hierdurch die umstehende Erklärung, die von den Kollegen Eucken (Jena), Husserl (Göttingen), Natorp (Marburg), Riehl (Berlin), Windelband (Heidelberg) und mir angeregt und im Ganzen von 106 [recte 107] Dozenten der Philosophie unterschrieben worden ist. Ich bin von den Unterzeichnern beauftragt, die Erklärung zur Kenntnis der philosophischen Fakultäten zu bringen, und erlaube mir daher die Bitte, daß Sie dies Schreiben in einer Sitzung Ihrer Fakultät vorlegen oder bei den Mitgliedern zirkulieren lassen. | Mit dem Ausdruck größter Hochachtung und kollegialem Gruß bin ich Ew. Spektabilität ergebenster | Heinrich Rickert | Erklärung. | Die unterzeichneten Dozenten der Philosophie an den Hochschulen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz sehen sich zu einer Erklärung veranlaßt, die sich gegen die Besetzung philosophischer Lehrstühle mit Vertretern der experimentellen Psychologie wendet. | Das Arbeitsgebiet der experimentellen Psychologie hat sich mit dem höchst erfreulichen Aufschwung dieser Wissenschaft so erweitert, daß sie längst als eine selbständige Disciplin anerkannt wird, deren Betrieb die volle Kraft eines Gelehrten erfordert. Trotzdem sind nicht eigene Lehrstühle für sie geschaffen, sondern man hat wiederholt Professuren der Philosophie mit Männern besetzt, deren Tätigkeit zum größten Teil oder ausschließlich der experimentellen Erforschung des Seelenlebens gewidmet ist. Das wird zwar verständlich, wenn man auf die Anfänge dieser Wissenschaft zurückblickt, und es war früher wohl auch nicht zu vermeiden, daß beide Disciplinen von einem Gelehrten zugleich vertreten wurden. Mit der fortschreitenden Entwicklung der experimentellen Psychologie ergeben sich jedoch daraus Uebelstände für alle Beteiligten. Vor Allem wird der Philosophie, für welche die Teilnahme der akademischen Jugend beständig wächst, durch Entziehung von ihr allein gewidmeten Lehrstühlen eine empfindliche Schädigung zugefügt. Das ist um so bedenklicher, als das philosophische Arbeitsgebiet sich andauernd vergrößert, und als man gerade in unsern philoso-
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phisch bewegten Zeiten den Studenten keine Gelegenheit nehmen darf, sich bei ihren akademischen Lehrern auch über die allgemeinen Fragen der Weltanschauung und Lebensauffassung wissenschaftlich zu orientieren. | Nach diesem Allen halten es die Unterzeichneten für ihre Pflicht, die philosophischen Fakultäten sowie die Unterrichtsverwaltungen auf die hieraus erwachsenden Nachteile für das Studium der Philosophie und Psychologie hinzuweisen. Es muß im gemeinsamen Interesse der beiden Wissenschaften sorgfältig darauf Bedacht genommen werden, daß der Philosophie ihre Stellung im Leben der Hochschulen gewahrt bleibt. Daher sollte die experimentelle Psychologie in Zukunft nur durch die Errichtung eigener Lehrstühle gepflegt werden; und überall, wo die alten philosophischen Professuren durch Vertreter der experimentellen Psychologie besetzt sind, ist für die Schaffung von neuen philosophischen Professuren zu sorgen. Es folgen im Ganzen 107 Unterzeichnernamen (Abdruck des Aufrufs auch in Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 17, S. 177–179, mit der Namensliste). Vgl. den Briefwechsel Heinrich Rickerts mit Emil Lask im Vorfeld vom 3.12., 7.12. u. 12.12.1912 sowie 8.1. u. 5.2.1913 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs3820). S. 403 einigen ] vgl. Rickert an Lask vom 8.1.1913: Ich habe nun glücklich von allen fünf Männern, d. h. von Eucken, Husserl, Natorp, Riehl und Windelband eine prinzipielle Zustimmung bekommen, d. h. sie haben sich alle bereit erklärt, eine Aufforderung an die Collegen zu unterschreiben. Ganz ohne Aenderungen aber ist es, wie ich es voraussah, nicht abgegangen. Es gibt eben einige Männer, denen jedes starke Wort in einer solchen Angelegenheit unsympathisch ist, und ich bin durchaus geneigt zu glauben, daß sie Recht haben. [. . .] Ich habe mich daher auf Riehls dringen[den] Wunsch entschließen müssen, den Hinweis auf die „ernste drohende Gefahr“ zu streichen und durch einen auf „die Nachteile für das Studium der Philosophie und Psychologie“ zu ersetzen. Ebenso wünschte Riehl nicht, daß die Worte, im Interesse eines friedlichen Zusammenwirkens beider Wissenschaften stehen bleiben sollte, weil man darin eine Drohung erblicken könne. Ich schicke Ihnen den abgeänderten Erklärungsentwurf, den ich gestern bereits Windelband zugesendet habe, und ich bitte Sie nun, sich mit Windelband über die Sache zu verständigen und vor allen Dingen dafür zu sorgen, daß er jetzt keine Einsprache mehr erhebt, denn wenn er diesen Entwurf von Neuem beanstandet, dann weiß ich nicht, was ich noch machen soll, und dann fällt wahrscheinlich die ganze Geschichte ins Wasser (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs3820). S. 403 Logosheft ] die Erklärung wurde abgedruckt in Logos 4 (1913), Heft 1 (erschienen im April 1913) und in den Folgemonaten in zahlreichen weiteren philosophischen Fachzeitschriften (vgl. Georg-Simmel-Gesamtausgabe Bd. 17, S. 484). Ein eigener Artikel Windelbands oder eines anderen erschien nicht in der Zeitschrift Logos. S. 403 Artikel über die Frage ] Rickert verfaßte einen Artikel für die Frankfurter Zeitung, vgl. Windelband an Rickert vom 7.3.1913. S. 403 neulich bei Mehlis ] vgl. Rickert an Lask vom 3.12.1912 über Georg Mehlis’ Einsatz: Ich wollte wegen der „Erklärung“ in Sachen der experimentellen Psychologie schon an Sie schreiben, aber da Mehlis nach Heidelberg fuhr, um mit Windelband wegen des „Logos“ zu sprechen, so bat ich ihn, auch diese Sache mit Windelband zu erörtern und mir dann Bescheid zu bringen. Das ist nun unterdessen geschehen,
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und ich bin mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Trotzdem möchte ich für die weitere Behandlung der Sache Ihre Hülfe in Anspruch nehmen, da es Windelband offenbar schwer wird, bei seinem jetzigen Gesundheitszustande längere Briefe zu schreiben. Ich will Sie daher kurz orientieren. Bei der geplanten „Erklärung“ handelt es sich um eine rein prinzipielle Stellungnahme, und der Marburger „Fall“ [vgl. Windelband an Hinrich Knittermeyer vom 22.10.1912] soll darin überhaupt nicht erwähnt werden. Wir wollen nur sagen, daß die an sich wichtige Wissenschaft der experimentellen Psychologie nur durch die Schaffung eigener Lehrstühle gepflegt werden darf, und daß, wo die philosophischen Lehrstühle mit Vertretern der experimentellen Psychologie bereits besetzt sind, neue philosophische Lehrstühle geschaffen werden müssen. Das wird dann vielleicht noch durch einige Sätze begründet werden. Im Uebrigen aber muß die Erklärung ziemlich farblos gehalten sein, damit Alle ihr zustimmen können, die nicht experimentelle Psychologie mit Philosophie identificieren. Zunächst handelt es sich nun darum eine kleine Anzahl von Männern | dafür zu gewinnen, daß sie eine Aufforderung in dem angegebenen Sinne an die Collegen richten. Und dabei war es von vorneherein klar, daß sowohl die verschiedenen Länder als auch die verschiedenen Richtungen vertreten sein müssen. Unter diesen Umständen konnten wir gar keinen besseren Namen als den Riehls bekommen. Ich habe mich daher sofort an Riehl gewendet und zu meiner Freude auch eine prinzipielle Zustimmung von ihm erhalten. Er ist bereit, mitzumachen unter der Bedingung, daß kein besonderer Fall und keine Person in dem Aufruf erwähnt wird. Als ich in Ihrem Brief las, Windelband lehne Riehl ab, bekam ich einen kleinen Schreck, denn Riehl kann jetzt gar nicht mehr „abgelehnt“ werden. Zu meiner Freude aber sagte mir Mehlis, Windelband habe gesagt: einen besseren Namen als den Riehl’s können wir ja überhaupt gar nicht bekommen! So wird sich Windelbands Ablehnung wohl nur darauf bezogen haben, daß er nicht glaubte, Riehl würde für diese Sache zu haben sein. Außer Riehl hat mir auch Husserl in einem sehr erfreulichen Briefe seine unbedingte Zustimmung und Bereitwilligkeit, mitzuwirken, erklärt. So haben wir zwei Preußen bereits sicher, und das scheint mir zu genügen. Männer wie Kühnemann und Deussen sind vollkommen ungeeignet, denn sie stehen ganz isoliert, und es wird durch ihre Unterschrift nicht ein einziger Dozent veranlaßt werden, die Erklärung zu unterzeichnen. An Rehmke könnte man allenfalls denken, aber an ihn würde ich erst gehen, wenn der Wortlaut der Erklärung feststeht und Windelband, Riehl, Husserl, Natorp, Meinong und vielleicht auch Lipps ihre Zustimmung zu dem Wortlaut gegeben haben. Auf Euckens Zustimmung ist ebenfalls mit Sicherheit zu rechnen, und | wenn wir diese Namen unter die Aufforderung zu der Erklärung setzen können, dann scheint mir das vollständig zu genügen. Zu überlegen wäre höchstens noch, ob wir nicht auch einen Psychologen zu gewinnen versuchen sollten, und dabei käme dann in erster Linie Külpe in Betracht. Coh[e]n wünscht besonders, daß ich mich an Külpe wenden soll. Aber ich will mir das doch noch etwas überlegen: Und jedenfalls will ich erst die Andern sicher haben. Was Natorp betrifft, so wünscht er selbst, nicht die Aufforderung, sondern nur die Erklärung zu unterzeichnen. Ich habe ihm geschrieben, daß es am besten wäre, wenn Cohens Name unter der Aufforderung stünde. Falls aber Cohen nicht dazu zu bewegen ist, daß er
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unterzeichnet, so muß Natorp unterzeichnen, denn es würde doch geradezu auffallen, wenn er fortbliebe. Es kommt meiner Ansicht nach ganz allein darauf an, daß die verschiedenen philosophischen Richtungen unter der Aufforderung vertreten sind, und wir dürfen uns hier im Uebrigen von keinen persönlichen Sympathien oder Antipathien leiten lassen. Die Sache hat eine rein „politische“ und oportunistische Bedeutung. Es kommt darauf an, daß wir möglichst viel Unterschriften für die Erklärung bekommen, denn dann allein kann sie eine Wirkung ausüben. Um die Befriedigung irgend welcher „Gemütsbedürfnisse“ ist es mir dabei nicht zu tun, und das sollte auch der Standpunkt jedes andern Collegen sein. Ich weiß ja, daß Windelband gegen die Marburger eine starke Antipathie hat, aber ich hoffe, er wird sie in diesem Falle nicht geltend machen, und ich bitte Sie, in dieser Hinsicht auf ihn einzuwirken. | Was nun die Veröffentlichung der Erklärung betrifft, so habe ich folgenden Plan: Sie soll zunächst im „Logos“ erscheinen | und dann soll ein Separat-Abdruck aus dem Logos verschickt werden. Selbstverständlich kommt sie in alle Fach-Zeitschriften, aber das genügt nicht. Was die Tageszeitungen anbetrifft, so bin ich nicht prinzipiell gegen sie, ja es läßt sich sehr viel für eine Publikation in ihnen sagen, besonders wenn man sie dazu bekommt, dies als eine Erklärung aus dem „Logos“ abzudrucken. Vor allen Dingen aber soll unsere Erklärung an sämtliche philosophische Fakultäten und wahrscheinlich auch an die Regierungen geschickt werden. Auf die Regierungen werden wir damit keinen besonders großen Eindruck machen, aber mit den Fakultäten steht es doch erheblich anders. Wenn die Fakultätsmitglieder sehen, daß weitaus die größte Zahl der deutschen Philosophie-Dozenten sich entschieden gegen die Besetzung der philosophischen Lehrstühle mit Vertretern der experimentellen Psychologie wehrt, dann werden sie doch mit ihren Vorschlägen etwas vorsichtiger werden, und es ist zu hoffen, daß sich solche Fälle, wie der in Marburg, nicht allzu oft wiederholen. Vor allen Dingen geben wir denjenigen Collegen in den philosophischen Fakultäten, die eine Ahnung davon haben, was Philosophie eigentlich ist,und welch eine schwere Schädigung des Universitätslebens es bedeutet, wenn man die philosophischen Lehrstühle mit lauter Vertretern der experimentellen Psychologie besetzt, eine Waffe in die Hand, um die antiphilosophischen Tendenzen innerhalb der philosophischen Fakultäten zu bekämpfen. Darin scheint mir der wichtigste praktische Wert unserer Erklärung zu liegen. | Sie sehen also, der ganze Plan hat bereits eine sehr viel festere Gestalt angenommen, als Sie und Windelband vermuten. Sie scheinen mich beide für einen ganz außerordentlich | unpraktischen Menschen zuhalten. Im Allgemeinen habe ich ja auch für solche praktisch-politischen Aktionen sehr wenig Interesse, aber hier handelt es sich doch um eine Ausnahme, und wenn ich so etwas in die Hand nehme, dann können Sie schon sicher sein, daß ich es entweder gar nicht mache, falls ich auf Widerstand stoße, oder so, daß wirklich etwas dabei „herauskommt“. Ueber die Idee, Männer wie Kühnemann und Deussen aufzufordern, habe ich offen gestanden, lächeln müssen, was ich Sie selbstverständlich für sich zu behalten bitte. Wir würden durch diese Namen nicht nur keine Stimmen gewinnen, sondern sehr viele Leute von einer Unterschrift abschrecken. Es ist mir vollständig gleichgültig, ob die Männer, mit denen ich in dieser Sache zusammenwirke mit philosophisch nahe stehen oder nicht, sondern
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es kommt mir ganz allein darauf an, welche Wirkungen ich mir von ihren Namen verspreche. Ich stelle mich also in diesem Falle prinzipiell auf einen rein opportunistischen Standpunkt, und ich halte das auch für das einzig Vernünftige. Bitte, gehen Sie, wenn Sie Zeit haben, zu Windelband und besprechen dies in diesem Sinne mit ihm zusammen. Sie sind dann wohl so freundlich, mir möglichst bald Nachricht zu geben. Ich will morgen eine Erklärung entwerfen und dann Abzüge davon an Windelband, Riehl, Husserl, Natorp, Meinong, Lipps, vielleicht auch an Külpe und Rehmke schicken. An die vier letzten schreibe ich dann zugleich, daß die vier Ersten ihre prinzipielle Zustimmung bereits gegeben haben. Mein eigener Name könnte eigentlich unter der Aufforderung vollkommen wegbleiben, denn der Name Windelband genügt vollständig für unsere „Richtung“. Aber ich glaube, das wird besonders Natorp nicht wünschen, und da ich nun einmal die Sache in die Hand genommen habe, | so darf ich mich natürlich auch nicht sträuben, mit zu unterzeichnen. Im Uebrigen halte ich es für zwecklos, daß dieselbe Richtung durch mehrere Vertreter repräsentiert wird, und deswegen wünsche ich auch, daß entweder Cohen oder Natorp unterzeichnen. Beide halte ich für überflüssig. Aus diesem Grunde will ich mich auch nicht an Hensel wenden und ebensowenig an Bauch, obwohl Natorp das zu wünschen scheint [Cohen, Natorp und Hensel gehörten zu den Unterzeichnern, Bauch nicht]. Bauch ist nämlich derjenige, der zuerst die ganze Sache bei Natorp angeregt hat. Ich hoffe das wird Ihnen den Geschmack daran nicht verderben, denn die Sache bleibt unter allen Umständen gut (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs3820). S. 403 Artikels ] vgl. Rickert: Zur Besetzung der philosophischen Professuren mit Vertretern der experimentellen Psychologie. In: Frankfurter Zeitung, Nr. 63 vom 4.3.1913. S. 403
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Broschüre ] vgl. Wilhelm Wundt: Die Psychologie im Kampf ums Dasein. Leipzig: Kröner 1913. S. 403 Friedensschrift ] Wundt schreibt in seinem Vorwort: Wer die ersten Abschnitte der folgenden Schrift durchblättert, mag geneigt sein, in ihr eine Streitschrift zu sehen. Wer sich aber entschließt, sie bis zu Ende zu lesen, der wird sich überzeugen, daß sie vielmehr eine Friedensschrift genannt werden könnte. S. 403 Bosheiten gegen mich ] z. B. auf S. 5 von Wundts Broschüre: Wenn z. B. unter ihnen ein ausgezeichneter Vertreter der historischen Philosophie gelegentlich bemerkt hat, zum Besteigen eines philosophischen Katheders genüge es bisweilen, wenn jemand methodisch auf elektrische Knöpfe zu tippen gelernt habe und in langen, tabellarisch wohl geordneten Versuchsreihen zahlenmäßig beweisen könne, daß manchen Menschen langsamer etwas einfällt als andern, so stimmt das nicht recht mit der liebevollen Fürsorge zusammen, die die Erklärung gegenüber der experimentellen Psychologie bekundet; als Anspielung auf Windelband: Die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts. Fünf Vorlesungen. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909, S. 92: Es war eine Zeitlang in Deutschland beinahe so, dass der Befähigungsnachweis zum Besteigen eines philosophischen Katheders schon als erbracht galt, wenn jemand methodisch auf elektrischen Knöpfen zu tippen gelernt hatte und in langen, tabellarisch wohlgeordneten Versuchsreihen zahlenmässig beweisen konnte, dass manchen Leuten langsamer etwas ein-
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fällt, als anderen; was seinerseits ein Seitenhieb auf die Berufungen von Narziß Kaspar Ach und Karl Marbe gewesen war, vgl. Horst Gundlach: Wilhelm Windelband und die Psychologie. Heidelberg: University Publishing 2017, S. 128. S. 403 hiesigen Hause ] Plöck Nr. 48, von Wundt in den Universitätsferien bewohnt (vgl. Heidelberger Zeitung, Nr. 265 vom 11.11.1905, Erstes Blatt, S. 2). S. 403 an mir nicht liegt ] vgl. dagegen die Kommentare zu Windelband an Rickert vom 6.11.1906 und an Jellinek vom 27.4.1908 S. 403 unsere Erklärung ] vgl. Windelband an Rickert vom 8.1.1913 S. 403 Vorschläge ] die Psychologie vollkommen von der Philosophie abzukoppeln und in die medizinische Fakultät einzugliedern, vgl. Oswald Külpe: Psychologie und Medizin. Sonderdruck aus der Zeitschrift für Psychopathologie. I. Band [1912]. Leipzig: Wilhelm Engelmann 1912. – Für eine weitere Gegenschrift gegen die Erklärung vgl. Karl Marbe: Die Aktion gegen die Psychologie. Eine Abwehr. Leipzig/Berlin: Teubner 1913. S. 403 Marburger Vorschlägen ] für die Nachfolge Hermann Cohens waren im Gespräch: Arnold Kowalewski, Bruno Bauch, Georg Misch, Gottlob Friedrich Lipps, Stephan Witasek, Erich Rudolf Jaensch, Otto Klemm sowie Ernst Cassirer, letzterer als Favorit von Cohen (und Paul Natorp), vgl. Cohen an Cassirer vom 6.6. u. 31.8.1911 (ErnstCassirer-Nachlaßausgabe Bd. 17, S. 273–283). S. 404 Artikel ] in Sachen Agitation gegen die Besetzung philosophischer Lehrstühle mit Experimentalpsychologen, für die Zeitschrift Logos, vgl. Windelband an Rickert vom 8.1.1913. Ein solcher Artikel ist nicht zustande gekommen, vgl. Georg Mehlis an Paul Siebeck vom 5.12.1912: Vorigen Sonntag war ich bei Windelband. Er ist jetzt wieder viel mehr für den Logos interessiert. In dieser Richtung hat, glaube ich, auch Ihr Schreiben an Windelband gewirkt. Er hat für das Januarheft einen Artikel schon ziemlich fertig gestellt; sowie Richard Kroner an Siebeck vom 20.2.1913: Schließlich schicke ich Ihnen noch an Stelle des nicht eingetroffenen Artikels von Windelband einen andern über Hamann; ferner Mehlis an Siebeck vom 21.2.1913: Windelband hat seinen Artikel nicht vollendet und will ihn nunmehr für das nächste Heft fertigstellen. [. . .] Ich bedaure sehr, dass der Druck des Heftes so verzögert ist, aber Windelband hat sich erst jetzt für Aufschub entschieden (zitiert nach: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift Logos. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke, NL 330/3/1/5, Ausdruck vom 1.3.2012, S. 77–79). S. 404 Einleitung ] vgl. Windelband: Einleitung in die Philosophie. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914 (Grundriss der philosophischen Wissenschaften. In Verbindung mit Karl Joël, Erich Kaufmann, Eugen Kühnemann, Heinrich Maier, Adolfo Ravà, Heinrich Rickert, Wilhelm Windelband und anderen Fachgenossen hg. v. Fritz Medicus). S. 404 nach Tübingen abgeschickt ] dem Sitz des Verlages J. C. B.Mohr, vgl. Windelband an Siebeck vom 15.12.1913. S. 404 Häberlin-Affaire ] vgl. den Briefwechsel Windelband/Häberlin von 1913 S. 404 Amönitäten ] Lieblichkeiten S. 404 Lask allein genannt ] vgl. UA Heidelberg, RA 6859 (Lehrstühle für Philosophie 1836 (1830) bis 1918), die Abschrift des Schreibens der philosophischen Fakultät an das Ministerium des Kultus und des Unterrichts vom 24.2.1913, Antrag für Emil Lask:
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Die philosophische Fakultät bittet das Grossh[erzogliche] Ministerium, die bisher im Etat geführte, aber nicht besetzte zweite ordentliche Professur der Philosophie vorläufig als etatmässiges Extraordinariat zu besetzen und schlägt vor, dies Extraordinariat mit Einschluss der Mitdirektion des philosophischen Seminars Herrn Professor Dr. Emil Lask zu übertragen. Als Grund wird Windelbands angegriffener Gesundheitszustand angegeben: ärztliches Verbot des Treppensteigens, müsse häufig in Sitzungen fehlen, lasse sich in Prüfungen vertreten usw. Die Ernennung Lasks erfolgte zum 1.5.1913 († 9.7.1915 bei Turza-Mata in Galizien). S. 404 nervus rerum ] lat. Kern (Nerv) der Sache S. 405 Külpe und Marti ] vgl. Oswald Külpe: Psychologie und Medizin. Sonderdruck aus der Zeitschrift für Psychopathologie. I. Band [1912]. Leipzig: Wilhelm Engelmann 1912. – Anton Marty (1847–1914), seit 1880 Prof. an der deutschen Universität Prag (BEdPh). S. 405 auf Jonas Cohn verzichten ] als Kandidaten für das Extraordinariat für Psychologie und Pädagogik, vgl. Windelband an Rickert vom 20.12.1913. Jonas Cohn war Extraordinarius in Freiburg. – Die Rede von den Empfindlichkeiten bezieht sich darauf, daß Berufungen innerhalb Badens an eine andere badische Landesuniversität in der Regel vermieden wurden. S. 405 Lask’s Urteil ] nicht ermittelt S. 405 Enfin ] frz. endlich, schließlich S. 405 Psychologen habilitiert haben ] vgl. Windelbands Habilitationsgutachten über Jaspers im Abschnitt Dokumente der vorliegenden Edition. S. 406 Rundschreiben Ihrer Fakultät in Sachen Kluge ] vgl. UA Freiburg B 38/285 Personalangelegenheiten Deutsche Philologie 1887–1913, letztes Blatt der Akte (Ts.-Durchschlag mit hs. Ergänzungen, Briefkopf: PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT | DER UNIVERSITÄT | FREIBURG i. Br., DEN): 26. November [191]3 | Erklärung | In seiner kürzlich erschienenen Broschüre „Zur Nachfolge Erich Schmidts“ hat Herr Geh[eime] Hofrat Professor Dr. Kluge mit Rücksicht auf die Berufung Albert Kösters als Nachfolger Erich Schmidts nach Berlin folgenden Satz ausgesprochen (S. 22): | „Wer selber jahrelang regelmässig teilgenommen hat an Fakultätsverhandlungen und Berufungen, weiß nur zu gut, daß Rufe nicht immer so ernst genommen zu werden brauchen, wie sie scheinen.“ | Da nach der Lage der Verhältnisse diese Worte nur auf unsere Fakultät bezogen werden könnten, der Herr Geh[eime] Hofrat Professor Dr. Kluge seit dem Jahre 1893 als Ordinarius ununterbrochen angehört, so haben wir an ihn am 13. d[es] Monats die Aufforderung gerichtet, uns diejenigen Fälle aus den Fakultätsverhandlungen und Berufungen genau zu bezeichnen, aus welchen er die in seinen Worten wiedergegebene Erfahrung glaubte herleiten zu dürfen. Darauf bemerkte Herr College Kluge in seinem Antwortschreiben vom 18. d[es] Monats, „daß das „nicht so ernst nehmen“ in dem angeführten Satz sich nicht auf die Fakultäten oder Regierungen, sondern (wie sich aus dem folgenden Satze unzweideutig ergibt) auf den Vorgeschlagenen oder Berufenen bezieht. Meine Worte sollten darnach sagen, daß Berufungen, die der Außenwelt durchaus annehmbar erscheinen, nach den näheren Umständen des Falls, z. B. wenn, wie ich in dem Falle Köster vermutete, das Lehrfach des Berufenen durch Vorbehalte eines anderen Collegen eingeschränkt worden ist, |
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für den Berufenen selbst nicht ernsthaft in Betracht kommen, d. h. in Wirklichkeit nicht annehmbar sein können. Da hiernach irgendwelcher Vorwurf gegen die Fakultät in meinen Worten nicht zu finden sein wird, so wird es auch der Anführung einzelner Fälle nicht bedürfen.“ | Nach Beschluß der Fakultät bringe ich diese Auslegung, die Herr College Kluge seinen Worten gegeben hat, hiermit den philosophischen Fakultäten des deutschen Reiches sowie den zuständigen Regierungsbehörden, dem Königlich preußischen wie dem Großh[erzoglich] badischen Unterrichtsministerium zur Kenntnis. | Der Dekan | H. Thiersch. Dazu in derselben Akte der hs. Entwurf von Thiersch (26.11.1913) sowie ein Zirkular vom 17.12.1913 mit einem Schreiben der Berliner philosophischen Fakultät vom 10.12.1913, die sich für das Vorgehen Freiburgs bedankt und mitteilt, daß sie sich nicht öffentlich äußern werde, aber eine Abschrift eines Briefes Albert Kösters beilege (vom 14.11.1913 aus Leipzig). Diese liegt bei in beglaubigter Abschrift – Köster diktiert vom Krankenbett aus seiner Frau, daß er der Auffassung Kluges vehement widerspreche und sich gegen die Unterstellung verwahre, es sei bei der Berufung und seiner schließlichen Ablehnung des Rufes nach Berlin nicht mit rechten Dingen zugegangen; mit Roethe stehe er in keiner Weise in Konkurrenz usw. Diese Schriftstücke gehören in den Kontext des innerfakultären Streites um Philipp Witkop, s. u. Das Rundschreiben der Freiburger Fakultät ist auch in den Akten der philosophischen Fakultät Heidelberg überliefert (UA Heidelberg, H-IV-102/140 (Philosophische Fakultät 1913/14, Dekan: C. Neumann), Bl. 97). S. 406 177 Broschüre ] vgl.: Zur Nachfolge Erich Schmidts. Akademische Zeit- und Streitfragen von Friedrich Kluge Professor an der Universität Freiburg i. B. Freiburg im Breisgau: Cromer’s Universitäts-Buchhandlung (Ernst Harms) 1913. 33 S. Der Literaturhistoriker Schmidt war verstorben. Kluge zeichnet ein düsteres Bild der deutschen Philologie (namentlich erwähnt werden Konrad Burdach, Gustav Roethe, Edward Schröder) und fragt, ob sich wirklich kein Nachwuchskandidat als Nachfolger Schmidts finde, so daß die Stelle unbesetzt bleiben müsse? (Ein Nachfolger wurde erst 1921/22 in Julius Petersen gefunden). Auf S. 8 der Broschüre heißt es: Aber in dem akademischen Fachbetrieb der Literaturgeschichte stehen zwei Richtungen nebeneinander, wenn auf der einen Seite Männer wie Dilthey, Kühnemann und – als Schüler Windelbands – Witkop sowie Gundolf den geistigen Gehalt dichterischer Leistungen und Persönlichkeiten mit philosophischem Blick ergründen wollen, wie früher Th. Vischer, Kuno Fischer und R. Haym, während auf der andern Seite philologisch-historische Methode Dichter und Dichtungen als etwas gewordenes aus tausend großen und kleinen Prämissen herleite und erklären zu können glaubt; auf S. 22: Überall galt es von vornherein als sehr wahrscheinlich, daß ein Arrangement zwischen Roethe und seinem Göttinger Schwager Schröder das Endergebnis sein würde. Nun ist es bis dahin freilich nicht gekommen. Allerlei mögliche und unmögliche Gerüchte zirkulieren durch die Presse, darunter selbstverständlich auch, daß Schröder nach Berlin berufen würde. Es braucht uns gar nicht zu interessiren, was im Werden ist, denn wer nicht an den betreffenden Beratungen der Fakultät und Regierung teilnimmt, kann unmöglich wissen, welche Arrangements ins Auge gefaßt werden können. | Deswegen erlaube ich mir auch gar kein Urteil darüber, daß tatsächlich Köster einen Ruf als Erich Schmidts
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Nachfolger nach Berlin hatte. Wer selber jahrelang an Fakultätsverhandlungen und Berufungen teilgenommen hat, weiß nur zu gut, daß Rufe nicht immer so ernst genommen zu werden brauchen, wie sie scheinen. Liegt es doch im Bereich der Möglichkeit, daß Roethe, der in sich einen Beruf als Literaturhistoriker der Neuzeit verspürt, wie er denn schon für das Wintersemester 1913/14 eine vierstündige Goethe-Vorlesung angekündigt hat, einige Hauptkollegien für sich reserviert hätte, und dann würde überhaupt kein namhafterer Fachmann an seine Seite wollen. S. 406 Widerspruch ] gegen die Beförderung Witkops zum Ordinarius für neuere deutsche Literaturgeschichte, vgl. Philipp Redl: Dichtergermanisten der Moderne. Ernst Stadler, Friedrich Gundolf und Philipp Witkop zwischen Poesie und Wissenschaft. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2016, S. 310–316 sowie S. 438–453. Der ohnehin schwelende fakultätsinterne Konflikt von Kluge und Witkop auf der einen, Meinecke und Rickert, der zwischenzeitliche Dekan Richard Reitzenstein sowie fast aller übrigen Mitglieder der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg auf der anderen Seite, führte 1912 (Januar–November) bis zur Fakultätskrise (Reitzenstein stellte dem zuständigen Minister am 30.7.1912 sein Amt zur Verfügung). Vgl. UA Freiburg B 38/ 612, eine über 2100 Blatt starke Akte über die (schließlich von der Fakultät wegen des Streites abgewiesene) Habilitation von Albert Wagner (* 16.11.1886, promoviert 1909 in München). Witkop u. Kluge waren als Fachvertreter gegen Wagners Habilitation, Meinecke u. Baist votierten mit Nachdruck dafür, aber der eigentliche Skandal bestand darin, daß hier ein prinzipieller Konflikt über die Rechte oder Rechtsbeschneidungen des außerordentlichen Professors Witkop ausgetragen wurde, der durch private Schreiben Witkops an den Kultusminister Franz Böhm noch verschärft wurde. S. 406
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zweiter Band ist wieder ebenso gut wie der erste ] vgl. Philipp Witkop: Die neuere deutsche Lyrik Bd. 1. Von Friedrich von Spee bis Hölderlin. Bd. 2 Novalis bis Liliencron. Leipzig/Berlin: Teubner 1910 bzw. 1913. S. 406 hier an ihm gekannt ] im Protokoll zum Habilitationsvortrag Witkops über Hölderlin vom 12.12.1908 heißt es u. a.: Von den sachverständigen Kollegen wird die künstlerische Gestaltung des Problems und die Entwickelung der Persönlichkeit des Dichters anerkannt, zugleich aber das zu starke Pathos als für den akademischen Vortrag nicht recht geeignet und in den Vorlesungen abzuschleifen bezeichnet (UA Heidelberg, H-IV-102/138). S. 406 Imponderabilien ] Unwägbarkeiten S. 406 rund abgelehnt ] vgl. das Briefzitat nach Windelband (Original nicht ermittelt) in der Eingabe Witkops an den Kultusminister von November 1913: So erteilte mir der Dekan „die venia legendi für das Lehrfach der Aesthetik und der neueren deutschen Literatur“ am 16. Januar 1909. Ich durfte laut Erklärung des Dekans anzeigen und lesen: „Der deutsche Roman, das deutsche Drama, die deutsche Lyrik“, aber nicht „Geschichte des deutschen Romans, des deutschen Dramas, der deutschen Lyrik“. Diese Dinge waren der Freiburger Fakultät bei einer Berufung bekannt, sie wußte deutlich, was sie von mir zu erwarten, was sie nicht zu erwarten hatte, ich selber habe sie drei Fakultätsmitgliedern Monate vor der Berufung mitgeteilt. Und Windelband erklärte mir, er habe Professor Wetz auf seine Anfrage in An-
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gelegenheit meiner Berufung geschrieben: wenn sie in Freiburg einen Philologen haben wollten, dann sollten sie mich nicht berufen, wenn sie aber eine Betrachtung der Literatur von tieferen, ästhetischen Gesichtspunkten wünschten, dann könnte er mich nur warm empfehlen. Auch Professor Wetz hat mir von diesem Briefe Windelbands, seiner feinsinnigen und warmen Anerkennung meiner wissenschaftlichen Persönlichkeit, später erzählt. Umso bedauerlicher ist es, daß Windelband sich augenblicklich persönlicher Momente wegen nicht imstande fühlt, als Gutachter aufzutreten. Sachlich hat er mir über den zweiten Band der „neueren deutschen Lyrik“ seine herzliche Freude und Anerkennung ausgesprochen. Auf meinen Wunsch, sich in einer Darlegung an Geheimrat Kluge auch gutachtlich über den zweiten Band zu äußern, mußte er mir am 5. November schreiben: „Ihren Wunsch habe ich mir hin und her überlegt und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß ich Sie bitte, davon Abstand zu nehmen. Wie ich zu der sachlichen Seite der Angelegenheit stehe, das wissen Sie und daraus mache niemand ein Hehl. Aber die Angelegenheit ist offenbar mit sehr vielen Nebendingen verwickelt – wenigstens für mich. Sie wissen, daß es gerade die mir nächststehenden Kollegen in Ihrer Fakultät sind, die Ihnen entgegenstehen [darunter Rickert]. Ich bedaure das lebhaft, und es tut mir leid, daß die Gegenstätze nicht ausgeglichen, sondern eher verschärft sind. Nun werden Sie selbst sagen müssen, daß ich unmöglich diese meine Freunde damit überraschen kann, daß ich mich in einem Separatvotum ihnen gegenüber als ‚Autorität‘ ausspielen lasse.“ Auch aus diesen Zeilen geht nur zur Genüge hervor, daß Windelband die sachlich-wissenschaftliche Bedeutung meines Werkes durchaus anerkennt (abgedruckt in: Philipp Redl: Dichtergermanisten der Moderne. Ernst Stadler, Friedrich Gundolf und Philipp Witkop zwischen Poesie und Wissenschaft. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2016, S. 449). S. 406 183 Promotion und Habilitation ] vgl. zum Heidelberger Habilitationsverfahren Witkops UA Heidelberg, H-IV-102/138 (Philosophische Fakultät 1908/09, Dekan: Schöll), Bl. 207–219. Habilitationsschrift Philipp Witkops: Die Anfänge der neueren deutschen Lyrik. Leipzig: Teubner 1908. Gesuch zur Habilitation für die Fächer neuere deutsche Literaturgeschichte und Ästhetik vom 8.7.1908, 28.12.1908 ministerielle Genehmigung vom 28.12.1908 zur Eröffnung des Habilitationsverfahrens für nunmehr Aesthetik und neuere deutsche Literatur. Karl Hampe leitete das Verfahren, er gibt am 10.7.1908 die Habilitationsschrift an Wilhelm Braune und Windelband zur Begutachtung mit der Bemerkung: Es ist nicht ganz gewöhnlich, daß sich die gewünschte venia auf zwei engere Ausschnitte zweier Fächer erstrecken soll. Vom Standpunkt der Fakultät aus liegt darin aber wohl nichts Bedenkliches, eher für den Bewerber und seine Aussichten. Die Gutachten sind abgedruckt in: Philipp Redl: Dichtergermanisten der Moderne. Ernst Stadler, Friedrich Gundolf und Philipp Witkop zwischen Poesie und Wissenschaft. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2016, S. 432–434 (Wilhelm Braune), S. 434–435 (Windelband), Nachtrag Braune S. 436. Vgl. Windelbands Habilitationsgutachten vom 29.11.1908, UA Heidelberg, H-IV-102/13 (Auszug): Inzwischen hat nun Hr. Witkop an die Stelle des geschriebenen Anfangs seiner auf zwei Bände berechneten Arbeit über „Die neuere deutsche Lyrik“, den er als Habilitationsschrift eingereicht hatte, den Druck dieses Stücks gesetzt: es ist dabei um den Abschnitt über Haller vermehrt worden, und die Einleitung hat
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einige Aenderungen erfahren, durch die der Verfasser die Härten und Schroffheiten der historischen Konstruktion zu mildern gesucht hat. Immerhin bleibt der konstruktive Charakter dieser Einleitung bestehen und der Natur der Sache nach mannigfachen Beanstandungen ausgesetzt. Das wird immer der Fall sein, wo Jemand versucht, durch grössere Zeiträume allgemein charakterisierende Linien zu ziehen und sie auf eine bestimmte Auffassung konvergieren zu lassen, die seiner eigenen Untersuchung zum Ausgangspunkte dienen soll. Dieser Punkt ist für Dr. Witkop der Begriff der Lyrik, wie er ihn in seiner Doctordissertation entwickelt hat. Er ist mit seiner Zuspitzung auf die poetische Darstellung der Persönlichkeit und ihres individuellen Erlebnissen in der Tat enger, als es in den üblichen Ausdrucksbedeutungen angenommen wird: sein Begriff ist mehr ein aesthetisches Norm- und Richtprinzip, als ein den historischen Denominationen angepasster Gattungsbegriff. Das kommt vor allem in seiner Stellung zum Volksliede heraus, die hinsichtlich der aesthetischen Wertung der bisherigen historischen Auffassung durchaus zuwiderläuft. Eine solche aesthetisch-kritische Behandlung der Literatur hat nun [. . .] ihre vollkommene wissenschaftliche Berechtigung und auch ihr Existenzrecht an der Universität. Sie verträgt sich durchaus mit der eigentlich historischen Behandlung und erscheint mir sogar entschieden wünschenswert, dass unsre akademische Jugend von allen Seiten her zum Verständnis unsrer Literatur und dessen, was sie für uns bedeutet, her angezogen werde. [. . .] Denn ich halte Hrn Dr. Witkop durchaus für befähigt eine solche Verbindung von Aesthetik und Literaturstudium wissenschaftlich zu vertreten. Seine Vorbereitungen zur Promotion und diese selbst haben mir bewiesen, dass er sich in der ernstesten Weise mit der Philosophie und ihrer Geschichte beschäftigt hat: auch die neuerdings von ihm veröffentlichten Gedichte zeigen übrigens durchgängig eine Durchtränkung seines geistigen Lebens mit philosophischen Momenten. [. . .] Alles in allem bin ich der Meinung, die Fakultät sollte sich die Gelegenheit, eine zwar sehr individuelle, aber doch auch sachlich sehr willkommen zu heissende Behandlungsweise der literarischen Gegenstände zu gewinnen, nicht entgehen lassen, und ich stelle den Antrag, Herrn Dr. Witkop zu den weiteren Habilitationsleistungen zuzulassen und für ihn eine Venia in Aussicht zu nehmen für „Aesthetik und neuere deutsche Literatur.“ S. 407 Ebbinghaus ] Julius Ebbinghaus (1885–1981), 1904–09 Studium der Philosophie, Naturwissenschaften und Kunstgeschichte in Lausanne, Berlin, Halle und Heidelberg, 1909 Promotion in Heidelberg. Teilnahme am Ersten Weltkrieg, 1921 Habilitation in Freiburg, 1921–30 PD u. ao. Prof. für Philosophie in Freiburg, 1930–40 o. Prof. für Historische und Systematische Philosophie in Rostock (1934–39 Direktor des Psychologischen Instituts). 1940–54 o. Prof. in Marburg (1945/46 Rektor). 1954 emeritiert, 1954–56 Vertretung seines Lehrstuhls in Marburg, 1959 Gastprofessor an der EmoryUniversity in Atlanta (Rostocker Professorenkatalog). Sohn von Hermann Ebbinghaus, hatte im Juli 1909 bei Windelband über Relativen und absoluten Idealismus. Historisch-systematische Untersuchung über den Weg von Kant zu Hegel (gedruckt Leipzig 1910) promoviert. – Die Anspielung bezieht sich auf das Zerwürfnis zwischen Hermann Ebbinghaus und Windelband auf dem III. Internationlen Kongreß für Phi-
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losophie in Heidelberg von 1908, vgl. Horst Gundlach: Wilhelm Windelband und die Psychologie. Heidelberg: University Publishing 2017, S. 238–240. S. 407 Kongress ] III. Internationaler Kongreß für Philosophie in Heidelberg von September 1908. S. 407 Menzer und Krueger ] Paul Menzer (1873–1960), seit 1908 o. Prof. in Halle u. Felix Krueger (1874–1948), seit 1910 o. Prof. in Halle (BEdPh). S. 407 bösen Mannes ] Hermann Ebbinghaus, zuletzt (bis 1909) Prof. in Halle. S. 407 dozieren hier zu 8 Philosophie ] im WS 1913/14 lehrten in Heidelberg laut Vorlesungsverzeichnis Philosophie: Windelband, Ernst Troeltsch, Emil Lask, Hans Driesch, Friedrich Alfred Schmid, Arnold Ruge, Nicolai von Bubnoff, Gustav Uhlig (Pädagogik). S. 407 Psychologen ] Karl Jaspers S. 407 Psychophysiker ] Hans W. Gruhle (venia legendi für Psychiatrie und medizinische Psychologie seit 3.3.1913), vgl. Jürgen Klüpfel/C. F. Graumann: https://www.psycholo gie.uni-heidelberg.de/willkomm/cfg/instber-2b.html#IIb (3.8.2016). S. 407 a limine ] lat. von vornherein („an der Schwelle“) S. 407 Möglichkeit, die Sie Ebbinghaus eröffnen ] vgl. Windelband an Rickert vom 15.12. 1913 S. 408 Der Vater ] Hermann Ebbinghaus (1850–1909) S. 408 Was Witkop anlangt ] vgl. Windelband an Rickert vom 15.12.1913 S. 408 dem Buche ] vermutlich Philipp Witkops Habilitationsschrift: Die Anfänge der neueren deutschen Lyrik. Leipzig: Teubner 1908 bzw. der 2. Bd. von dessen Die neuere deutsche Lyrik, 1913. S. 408 in Aussicht zu nehmen ] vgl. Max Weber an Heinrich Rickert vom 23.2.1914: Windelband hat die Chancen Jonas Cohn’s sofort in höchst kluger aber illoyaler Weise kontrekarriert. Zunächst durch Extrahierung eines Briefs des Dezernenten, welcher dessen „Transferierung“ für „unmöglich“ erklärte, da er schon von Freiburg aus vorgeschlagen sei, dann (in der Commission) durch die Erklärung: Sie hätten ihm (W[indelband]) „verschwiegen“, daß dies geschehen sei – was natürlich einen unangenehmen Eindruck machte (Gefälligkeits-Vorschlag!) (Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 8, S. 524). Jonas Cohn war seit 1901 ao. Prof. in Freiburg, 1919 dort o. Prof., 1933 nach England emigiriert (NDB). S. 409 8 Philosophiedocenten ] vgl. Windelband an Rickert vom 15.12.1913 S. 409 Was das Wertesystem betrifft ] Rickerts Aufsatz in Logos 4 (1913), Heft 3, vgl. Windelband an Rickert vom 16.12.1913 S. 409 „Einleitung“ bringt das noch viel schärfer heraus als die Praeludien ] vgl. Windelband: Einleitung in die Philosophie. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 390–435: Drittes Kapitel, Religiöse Probleme; sowie Windelband: Das Heilige. In: Präludien seit 2. Aufl. 1903. S. 409 W.-wz. A. ] Namenskürzel des Ausfertigers nicht aufgelöst S. 410 „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“ ] das Ruge/Windelbandsche Projekt ist nicht über den 1. Bd. (zur Logik, 1912) hinausgekommen. Das seit 1912 kriselnde Unternehmen wurde im Dezember 1914 endgültig eingestellt, vgl. Siebeck an Windelband vom 23.12.1914. S. 410 „Einleitung“ ] Windelbands Einleitung in die Philosophie (1914). S. 410
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Einleitungen von Külpe und Paulsen ] vgl. Friedrich Paulsen: Einleitung in die Philosophie. 24., 25. u. 26. Aufl. Stuttgart: Cotta 1912; Oswald Külpe: Einleitung in die Philosophie. 6., verbesserte Aufl. Leipzig: S. Hirzel 1913. S. 410 ausserordentlich billig ] Paulsens Einleitung kostete in der 22./23. Aufl. geheftet 4,50, im Leinenband 6, im Halbfranzband 6,50 Mark (vgl. die Anzeige in: Georg Simmel: Einleitung in die Moralwissenschaft Bd. 2. Stuttgart/ Berlin: Cotta 1911), in den Folgeauflagen vermutlich vergleichbar; Külpes Einleitung kostete in 6. Aufl. geheftet 5, gebunden 6 Mark (vgl. die Rezension in: Archiv für die gesamte Psychologie 33 (1915), S. 144). S. 410 Ladenpreisen ] der Buchhandelspreis für Windelbands Einleitung in die Philosophie betrug 10 Mark, vgl. die Anzeige in Logos 5 (1914/15), Heft 1, nach S. 124. S. 410 Nachricht ] nicht ermittelt S. 411 neuen Auflage meiner Praeludien ] vgl. Windelband: Präludien. 5., vermehrte Aufl. 2 Bde. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1915. Mit verändertem Untertitel: Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte. S. 411 zwei kleine Stücke ] Ms. nicht ermittelt S. 411 Vortrag „Mitfreude und Mitleid“ ] laut Inhaltsverzeichnis der Präludien von 1911, im November 1911 in Karlsruhe gehalten, vgl. Windelband an Rickert vom 30.11.1911. S. 411
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„Praeludien. Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte.“ ] dieser Vorschlag wurde umgesetzt. S. 411 „Lehren . . . Urteil.“ ] vgl. Siebeck an Windelband vom 25.10.1913 sowie Windelband an Siebeck vom 10.11.1913 u. 23.2.1914 S. 411 Osterfest ] 12.4./13.4.1914 S. 411 Habilitationsgesuch meines Sohnes ] Wolfgang Windelbands für neuere Geschichte; vgl. in derselben Akte Bl. 352–364: Gesuch vom 29.6.1914, Gutachten Hermann Onckens vom 28.6.1914 (!), Erteilung der venia legendi am 13.8.1914, ausnahmsweise vor dem Druck der Habililationsschrift (in der Personalakte seines Vaters, UA Heidelberg, PA 2449 Bl. 51 findet sich die Anfrage des Engeren Senats an die philosophische Fakultät vom 8.5.1919 (!), ob Wolfgang Windelband inzwischen die vorgeschriebenen Abdrücke der Habilitationsschrift vorgelegt habe). S. 412 das Leiden ] Art der Erkrankung nicht sicher ermittelt, eine Herzerkrankung ist wahrscheinlich (vgl. Windelband an Rickert vom 27.3. u. 18.6.1911, ferner den Kommentar zu Windelband an Max Weber vom 12.12.1910). Der Totenschein (vgl. Dokumente) gibt keine Auskunft. Hinweise bei Emil Lask an Gustav Radbruch, o. D. (nach 10.3.1911, Auszug): Bitte halten Sie außer gegenüber Jaspers’ meine Äußerung von Frau Weber über Windelbands Krankheit möglichst geheim. Alle, die ich sprach, Oncken, Fleiner usw. wußten nichts von einer Herzaffektion. Frau Jaspers schien dies für bekannter zu halten als es ist. Ich habe sie um Geheimhaltung gebeten (UB Heidelberg, Hs. 3716); sowie in Max Webers Bericht vom 14.2.1911 an Rickert, daß Windelband einen Herzschwäche- und Asthmaanfall erlitten habe und sich nicht aufregen dürfe (Max-Weber-Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 7,1, S. 96). Windelbands Arzt Ludolf Krehl war Herzspezialist. Windelband litt außerdem an den Spätfolgen einer Venenentzündung (vgl. Windelband an Leo Koenigsberger vom 7.12.1895, an Georg Jellinek vom 8.12.1895, an Karl Dilthey vom 7. u. 10.8.1896 sowie
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an Verlag Breitkopf & Härtel vom 6.8.1906). Die Trauerrede des Heidelberger Prorektors von Bauer bestätigt (in der Zusammenfassung Arnold Ruges), daß Windelband bereits längere Zeit vor seinem Tod krank war (vgl. Arnold Ruge: Die Beisetzung Wilhelm Windelbands. In: Heidelberger Neueste Nachrichten, Nr. 250 vom 26.10.1915, S. 6). In der Vorrede zu Windelband: Geschichtsphilosophie. Eine Kriegsvorlesung. Fragment aus dem Nachlass von Wilhelm Windelband. Hg. v. Wolfgang Windelband und Bruno Bauch. Berlin 1916 (Kant-Studien Ergänzungshefte Nr. 38) heißt es: Er hat daran diktiert, solange seine Kräfte irgend ausreichten, bis der Arzt mit strengem Verbot einschritt. [. . .] hat er für den Winter 1914/15 eine einstündige Vorlesung über Geschichtsphilosophie angezeigt, und es gelang ihm, sie, wenn auch mit durch immer wiederkehrende Krankheitsanfälle erzwungenen Unterbrechungen, zu Ende zu führen. Die letzte Stunde dieser Vorlesung ist gleichzeitig die letzte, die er überhaupt auf dem Katheder gestanden hat. Zu einer wie immer gearteten Erkrankung trat in jedem Fall eine starke Überarbeitung, die mindestens seit 1909, dem Jahr der Heidelberger Akademiegründung, in der Korrespondenz besonders mit dem Verleger Siebeck (Verlag J.C.B. Mohr, Tübingen) deutlich wird. S. 412 Abwicklung unsres Aufmarsches ] die Rede ist von der deutschen Mobilmachung 1914 S. 413 „Praeludien“ ] vgl. Windelband: Präludien. Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte. 5., erweiterte Aufl. in 2 Bänden. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1915. S. 413 Aushängebogen ] gedruckte Bogen eines Buches, die ungebunden der Endkontrolle des Buches dienen S. 413 Herrn Brandstetter ] Inhaber der Leipziger Druckerei Oscar Brandstetter, in der Windelbands Präludien gedruckt wurden. S. 413 Werke von Philippowitsch ] nicht ermittelt; nicht bei Mohr/Siebeck. S. 413 Sistierung ] Stillstellung S. 413 für den Herbst in Aussicht ] vgl. Siebeck an Windelband vom 15.8.1914 S. 413 Ihre Söhne ] vgl. Siebeck an Windelband vom 15.8.1914 S. 413 Mein ältester ] Sigfrid Windelband S. 413 Der jüngere ] Wolfgang Windelband S. 413 hier habilitiert ] vgl. Windelband an Carl Neumann vom 25.6.1914 S. 414 Brief vom 13. ] vgl. Windelband an Siebeck vom 13.8.1914 S. 414 am 29. Mai schrieb ] vgl. Siebeck an Windelband vom 29.5.1914 S. 414 Leipzig ] dem Sitz der Druckerei Oscar Brandstetter S. 414 Jahreszahl ] die 5. Aufl. der Präludien erschien mit der eingedruckten Jahresangabe 1915. Datierung des Vorworts: Heidelberg, im Juni 1914. Erscheinen gemeldet in: Deutsche Literaturzeitung, Nr. 4 v. 23.1.1915. S. 414 vier Söhnen ] Oskar Siebeck (1880–1936), Richard Siebeck (1883–1965), Robert Siebeck (1885–1914), Werner Siebeck (1891–1934) (NDB). S. 415 Heidelberger Mediziner ] Richard Siebeck, 1912 in Heidelberg für innere Medizin habilitiert, 1914–1918 im Lazarettdienst bei Sedan (NDB). S. 415 ältester Sohn ] Oskar Siebeck S. 415 der dritte ] Robert Siebeck S. 415 jüngster Sohn ] Werner Siebeck S. 415
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besonderem Leid ] vgl. Siebeck an Windelband vom 7.9.1914 sowie Siebeck an Richard Kroner vom 17.7.1915: Ihre Schilderung vom Stellungskrieg hat mich überaus interessiert. Hoffentlich kommen bald auch wieder ereignisreichere Tage bei Ihrem Truppenteil. Mein Sohn Oskar ist immer noch nicht felddiensttauglich, da seine Kieferverwundung, die er gleich zu Anfang des Krieges erhalten hatte, noch nicht geheilt ist. Er ist zr. Zt. im Grossen Generalstab in Berlin tätig. Mein zweiter Sohn, der Arzt [Richard Siebeck], ist in einem Seuchenlazarett in Frankreich und mein jüngster Sohn [Werner Siebeck] ist als dauernd felddienstuntauglich hier in meinem Geschäft; ferner Siebeck an Georg Mehlis vom 31.8.1915: Dieser furchtbare Krieg, dessen Ende wir ja heute noch nicht absehen können, hat auch in meiner Familie ein schmerzhaftes Opfer gefordert. Mein dritter Sohn [Robert Siebeck], der Musiklehrer in Bielefeld war, ist am 2. September v. J. in den Vogesen gefallen. Mein ältester Sohn [Oskar Siebeck] wurde gerade jetzt vor einem Jahr am Kiefer verwundet und ist leider von seiner Verwundung noch nicht wieder hergestellt. Zur Zeit arbeitet er in der Presseabteilung des Grossen Generalstabs in Berlin. Mein zweiter Sohn [Richard Siebeck], der in Heidelberg Assistent und Privatdozent ist, ist zur Zeit an einem Seuchenlazarett in der Nähe von Stenay. Mein jüngster Sohn [Werner Siebeck] , der militärfrei ist, arbeitet zu meiner grossen Freude bei mir in meinem Geschäft (zitiert nach: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift Logos. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke, NL 330/3/1/5, Ausdruck vom 1.3.2012, S. 98–100). S. 415 W.-n. 2. A. ] Namenskürzel des Ausfertigers nicht aufgelöst S. 415 am 14. Oktober erlaubte ich mir, anzufragen ] vgl. Siebeck an Windelband vom 14.10.1014 S. 415 Encyclopädie ] gemeint ist das Ruge/Windelbandsche Projekt der Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften, von dem 1912 der erste u. einzige Bd. erschien (zur Logik). S. 416 besiegelt ] vgl. Siebeck an Windelband vom 10.1.1914 S. 416 W.-wz. A. ] Namenskürzel des Ausfertigers nicht aufgelöst S. 416 Patron des „Logos“ ] die auf dem Titelblatt der Zeitschrift Logos aufgeführten Personen hatten keine engere Verpflichtung auf Redaktionsgeschäfte zu erfüllen. Ihre Nennung diente als Qualitätsnachweis nach Art eines editorial board. S. 416 geschäftsführenden Herausgeber ] Richard Kroner u. Georg Mehlis S. 416 vertretungsweise führt ] vgl. Windelband an Adolf Dyroff vom 16.3.1915 S. 416 nichts erhalten ] vgl. Windelband an Adolf Dyroff vom 16.3.1915 S. 416 3. Heft des V. Bandes ] vgl. Logos 5 (1915), Heft 3: Georg Simmel: Studien zur Philosophie der Kunst, besonders der Rembrandtschen; Fritz Medicus: Giordano Bruno als Aesthetiker; Georg Mehlis: Der Sinn des Krieges; Jonas Cohn: Gustav Wynekens Erziehungslehre, Darstellung und Kritik; Georg Misch: Goethe, Plato, Kant; Nicolai Hartmann: Ueber die Erkennbarkeit des Apriorischen; Oscar Ewald: Zur Psychologie des Cynikers. Von den aufgeführten war nur Simmel „Patron“ der Zeitschrift Logos. S. 416
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einen Beitrag ] Windelband hat nichts mehr in der Zeitschrift Logos veröffentlicht. S. 416
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Arbeit für den Logos ] Adolf Dyroff veröffentlichte nicht in der Zeitschrift Logos. Von Dyroff erschien: Martin Deutinger als Vorläufer der Wertphilosophie. In: Philosophisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 28 (1915), S. 457–475; sowie: Carl Josef Windischmann und sein Kreis. Köln 1916. S. 417 Rickertsches Organ ] selbe Wortwahl wie in Windelband an Paul Siebeck vom 28.8.1913 S. 417 mit der Bitte gewandt ] vgl. Siebeck an Windelband vom 4.1.1915 S. 417 an Rickert ] vgl. Rickert an Adolf Dyroff vom 23.3.1915 aus Freiburg: Sehr geehrter Herr Kollege. Sie waren so freundlich, mir ein Manuskript für den „Logos“ zu schicken, wohl unter der Voraussetzung, daß ich jetzt Redakteur dieser Zeitschrift bin. Das ist jedoch ein Irrtum. Da die beiden Redakteure des Logos Offiziere sind, so hatte ich unserm Verleger, Herrn Dr. Paul Siebeck versprochen, im Notfall die Redaktionsgeschäfte zu übernehmen. Das ist jedoch nicht notwendig geworden. Herr Kollege Mehlis, der im Herbst bei Ypern verwundet wurde, ist nicht mehr felddienstfähig, sondern bildet im Rheinland Truppen aus und hat Zeit genug, sich wieder um den Logos zu kümmern. Ich werde ihm daher von Ihrer Zusendung Mitteilung machen, und er muß dann entscheiden, ob Ihr Beitrag in das nächste Heft aufgenommen werden kann. Ich weiß nicht, ob das noch möglich sein wird, denn das nächste Heft sollte bald erscheinen und ist eventuell schon im Druck. Mit ihm schließt dann der laufende Jahrgang ab, und wann das erste Heft des neuen Jahrgangs erscheint, ist noch vollständig unbestimmt. Es ist möglich, daß wir, solange der Krieg dauert, die Zeitschrift nicht erscheinen lassen können. Ich bitte Sie also freundlichst, zu warten, bis Sie von Herrn Dr. Mehlis Bescheid bekommen. Das kann eventuell einige Zeit dauern, da Dr. Mehlis bisweilen die Truppentransporte nach Belgien begleitet, und ich nicht weiß, wo er sich augenblicklich befindet (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, S 2832 (NL Dyroff)). S. 417
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Deutinger ] Martin Deutinger (1815–1864), Philosophieprofessor in Freisingen und Dillingen (Eisler Philosophen-Lexikon 1912). S. 417 Erholung ] vgl. Tagebucheintrag Karl Hampe vom 13.7.1915: Ich besuchte Windelband, der auf dem Sopha lag, und gab ihm mein Buch. Er hat sich in letzter Zeit etwas erholt und will seine Spazierfahrten wieder aufnehmen – doch wohl nur, bis ein neuer Rückschlag kommt (Karl Hampe: Kriegstagebuch 1914–1919. Hg. v. F. Reichert u. E. Wolgast. München: Oldenbourg 2004, S. 253). Auch im Juni hatte sich Windelband als Klassenvorsitzender bei der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie am 5.6.1915 vertreten lassen müssen, vgl. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft 1915. Heidelberg: C. Winter 1916. S. 417 Hermes ] Georg Hermes (1775–1831), Professor der Theologie in München und Bonn (Eisler Philosophen-Lexikon 1912). S. 417
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Anmerkungen der Herausgeber
Anmerkungen zu Abschnitt 8.0 1
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„qualvoll . . . Menschenhäupter“ ] vgl. Heinrich Heine: VII. Fragen. In ders.: Buch der Lieder. Hamburg: Hoffmann und Campe 1827, S. 363. S. 422 Schwurgerichte ] im Zuge der Reichsgründung von 1871 eingeführt, 1877 im Gerichtsverfassungsgesetz geregelt. An den Landgerichten für Tötungsdelikte und andere schwere Delikte zuständig, u. a. Presserechtsachen. Getrennte Befindung (bis 1924) über Strafe und Prozeßführung (Richter) und über Schuld und mildernde Umstände (Geschworene), vgl. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918 Bd. 2. Machtstaat vor der Demokratie. München: Beck 1992, S. 184–185 u. 188–190. S. 425 δεῖ . . . ϑεωρητικήν ] bei Aristoteles, Metaphysik 982b heißt es: δεῖ γὰρ ταύτην τῶν πρώτων ἀρχῶν καὶ αἰτιῶν εἶναι ϑεωρητικήν (Wissenschaft der ersten Ursachen und der obersten Gründe). S. 426 Omnia ubique ] lat. das Alles und überall S. 429
11 Korrespondentenverzeichnis Im vorliegenden Band enthaltene Schreiben sind in Fettdruck hervorgehoben. Akademisches Direktorium der Universität Freiburg. – Siehe Kössing. Althoff, Friedrich Theodor (1839–1908), preußischer Ministerialbeamter und Hochschulreformer. Studium in Bonn (Jurisprudenz), 1872 Dr. jur. h. c. in Straßburg, 1872 ao. Prof. in Straßburg, 1880 o. Prof. Seit 1882 Geheimer Regierungsrat und Vortragender Rat im preußischen Kultusministerium in Berlin, Universitätsreferat (NDB). – 10 Schreiben Windelband an Althoff: 20.11.1882; 30.11.1882; 7.12.1882; 21.12.1882; 9.4.1883; 7.9.1883; 10.9.1883; 27.9.1883; 18.10.1883; 7.10.1885. Bartholomae, Christian (1855–1925), Iranist und Indogermanist. Studium in Erlangen, München und Leipzig, 1879 Habilitation in Halle, 1884 ao. Prof. in Halle, 1885 o. Prof. in Münster, 1898 in Gießen, 1909 in Straßburg. 1909 o. Prof. in Heidelberg (NDB). – 2 Schreiben Windelband an Bartholomae: 2.3.1911; 10.3.1911. Bäumer, Wilhelm (1829–1895), Architekt. Ausbildung an der polytechnischen Schule in Stuttgart, 1854 an der Ecole des Beaux Arts in Paris, 1858 Prof. an der polytechnischen Schule in Stuttgart. Architekt des Wiener Nordbahnhofs. 1874 Rückkehr nach Stuttgart und private Tätigkeit, danach Direktor am Polytechnikum Karlsruhe. 1884 Umzug nach Straßburg, dort PD, Architekt und Zeichenlehrer (ADB). – 3 Schreiben Windelband an Bäumer: 28.4.1889; 29.4.1889; 19.5.1889. Bechstein, Reinhold (1833–1894), Germanist. 1854–57 Studium in Leipzig, München, Jena u. Berlin, Promotion 1858 in Jena. 1858–59 Hilfsarbeiter am Archiv des Germanischen Museums Nürnberg, danach an der Meininger Bibliothek. Mitte 1861 Übersiedlung nach Leipzig zur Vorbereitung einer akademischen Laufbahn, 1866 Habilitation in Jena. 1869 ao. Prof. in Jena,
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1871 o. Prof. in Rostock (ADB). – 1 Schreiben Windelband an Bechstein: April 1870. Bergmann, Julius (1839–1904), Philosoph. 1859–61 Studium der Mathematik, Physik und Philosophie in Göttingen. 1862 Promotion in Berlin, 1872 Habilitation in Berlin, 1872/73 Ruf nach Königsberg, 1874 o. Prof. in Marburg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Bergmann: 2.3.1894. Böhm, Franz (1861–1915), Kultuspolitiker. 1881–84 Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und 1882/83 in Berlin. 1885 Promotion in Heidelberg. 1885–88 Rechtspraktikant in Mannheim, Mosbach und Karlsruhe, 1888 2. juristisches Staatsexamen. 1888–89 Amtsanwalt in Karlsruhe, 1889– 90 Sekretär im badischen Justizministerium, 1891–99 Amtsrichter in Mannheim, 1892 Staatsanwalt in Mosbach, 1894 in Konstanz, 1895 Landgerichtsrat, 1897 in Karlsruhe. 1899–1911 Ministerialrat im badischen Ministerium für Justiz-, Kultus und Unterricht, 1910 Ministerialdirektor. 1911–15 Minister des Kultus und Unterrichts (www.leo-bw.de; Engelbert Strobel: Der erste badische Kultus- und Unterrichtsminister nach der Trennung von der Justiz. In: Badische Heimat 60 (1980), S. 311–313). – 36 Schreiben Windelband an Böhm: 12.8.1902; 12.8.1902; 14.8.1902; 12.9.1902; 14.9.1902; 17.10. 1902; 7.11.1902; 10.11.1902; 13.2.1904; 22.2.1904; 29.6.1904; 16.7.1904; 4.10. 1904; 27.12.1904; 7.4.1905; 19.9.1905; 10.10.1906; 16.5.1907; 3.12.1907; 11.6. 1908; 6.8.1908; 8.10.1908; 30.3.1909; 1.4.1909; 20.4.1909; 5.5.1909; 29.5.1909; 14.6.1909; 24.6.1909; 25.6.1909; 14.7.1909; 27.10.1909; 27.11.1909; 10.1.1910; 24.2.1915; 11.3.1915. – 2 Schreiben Böhm an Windelband: 27.3.1909; 2.5.1909. Boll, Franz (1867–1924), Altphilologe. 1885–91 Studium in Berlin und München, 1891 Beamter der Bayerischen Staatsbibliothek, ab 1898 Leiter der Handschriftenabteilung. 1903 o. Prof. in Würzburg, 1908 in Heidelberg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Boll: 24.5.1910. Braune, Wilhelm (1850–1926), Germanist. Studium in Leipzig, 1877 ao. Prof. in Leipzig, 1880 o. Prof. in Gießen, 1888–1919 in Heidelberg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Braune: 22.6.1904. Bresslau, Harry (1848–1926), Historiker. Ab 1866 Studium in Göttingen und Berlin, 1869 Promotion in Göttingen. 1870–77 Gymnasiallehrer in Berlin, 1872 Habilitation in Berlin, 1877 o. Prof. in Berlin. Seit 1877 Mitglied der Monumenta Germaniae Historica. 1890–1912 o. Prof. in Straßburg, 1918 ausge-
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wiesen, 1918–26 in Hamburg und Heidelberg (NDB). – 7 Schreiben Windelband an Bresslau: 16.7.1895; 9.5.1903; 7.3.1905; 26.10.1906; 15.5.1907; 6.1.1901; 26.6.1911. Budde, Karl (1850–1935), evangelischer Theologe. Ab 1867 Studium der Theologie und Philologie in Bonn, Berlin und Utrecht, 1873 Habilitation in Bonn. 1879 ao. Prof. in Bonn, 1873–89 gleichzeitig Lehrer für Deutsch, Geschichte und Religion an einer Höheren Töchterschule. 1889 o. Prof. in Straßburg, 1900 in Marburg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Budde, Karl Johannes Neumann und Conrad Varrentrapp: 9.2.1900. Buhl, Heinrich (1848–1907), Jurist. Ab 1865 Studium in Heidelberg, Würzburg, Göttingen, Berlin. 1868 Promotion, 1875 Habilitation in Heidelberg, 1878 ao. Prof. in Heidelberg. 1884 Honorarprofessor Heidelberg, 1886 o. Prof. (Badische Biographien: https://digital.blb-karlsruhe.de/periodical/ pageview/153985). – 1 Schreiben Windelband an Buhl: 29.11. 1902. Clauss, Mary (Lebensdaten nicht ermittelt), Tochter Kuno Fischers aus erster Ehe, verheiratet mit Theodor Clauss (1847–1907), Direktor der Karlsruher Lebensversicherungsanstalt (NDB). – 6 Schreiben Windelband an Clauss: 5.8.1907; 21.10.1907; 9.11.1907; 2.3.1908; 4.8.1913; 22.7.1914. Cohn, Jonas (1869–1947), Philosoph, Psychologe und Pädagoge. Ab 1888 Studium in Leipzig, Berlin, Heidelberg, 1892 Promotion in Berlin. 1897 Habilitation in Freiburg, 1901 ao. Prof. in Freiburg, 1919 o. Prof., 1933 nach England emigiriert (NDB). – 5 Schreiben Windelband an Cohn: 30.6.1904; 6.7.1904; 21.9.1907; 18.5.1908; 20.8.1908. Croce, Benedetto (1866–1952), Philosoph, Privatgelehrter, Institutsgründer. Studium der Philosophie in Rom, 1886 Rückkehr nach Neapel. Forschungen zu Marx und v. a. zu Hegel. 1910 Senator auf Lebenszeit, 1920 Bildungsminister, nach Sturz der faschistischen Regimes Berater der Nachkriegsregierung, danach Rückzug aus der Politik. Im Palazzo Filomarino, Neapel Gründung des heute nach ihm benannten Instituts (whoswho.de). – 10 Schreiben Windelband an Croce: 2.2.1908; 9.2.1908; 4.5.1908; 18.5.1908; 16.6.1908; 18.7.1908; 19.8.1908; 28.10.1910; 25.3.1911; 3.11.1911. Curtius, Theodor (1857–1928), Chemiker. Ab 1876 Studium in Leipzig und Heidelberg, 1882 Promotion, 1885/86 Habilitation in Erlangen. 1889 o. Prof.
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und Direktor des Chemischen Instituts in Kiel, 1897 Ruf nach Bonn, 1898 o. Prof. in Heidelberg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Curtius: 18.11. 1905. Czerny, Vinzenz (1842–1916), Chirurg. 1860–66 Studium in Prag und Wien. 1871 o. Prof. in Freiburg, 1877 in Heidelberg, 1906 Niederlegung der Professur für die Leitung des von ihm gegründeten Krebsinstituts Samariterhaus (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Czerny: 1.4.1903. Diels, Hermann Alexander (1848–1922), Altphilologe. Studium in Berlin und Bonn, 1870 Promotion in Bonn, Gymnasiallehrer. 1881 in die Preußische Akademie berufen, 1882 ao. Prof. in Berlin, 1886 o. Prof. (NDB). – 2 Schreiben Windelband an Diels: 2.3.1907; 6.10.1908. Dieterich, Albrecht (1866–1908), Altphilologe und Religionswissenschaftler. Studium in Leipzig und Bonn, 1888 Promotion in Bonn, 1891 Habilitation in Marburg. 1895 ao. Prof. in Bonn, 1897 o. Prof. in Gießen, 1903 in Heidelberg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Dieterich: 25.11.1905. Dilthey, Karl (1839–1907), Philologe, Archäologe. 1865 Promotion in Bonn, 1866/67 PD in Bonn, Romaufenthalt bis 1869, o. Prof. in Zürich, 1878 in Göttingen (DBE; Chronik der Georg-August-Universität zu Göttingen für das Rechnungsjahr 1906). – 34 Schreiben Windelband an K. Dilthey: 20.4.1877; 11.6.1877; 7.7.1877; 8.8.1877; 21.4.1878; 3.8.1878; 26.8.1878; 18.12.1878; 17.12./ 31.12.1879; 20.7.1881; 10.8.1882; 17.8.1882; 27.9.1882; 23.7./29.7.1883; 11.7.1894; 13.7.1894; 7.8./10.8.1896; 11.10.1896; 10.11.1896; 2.1.1897; 24.2.1897; 1.8.1897; 29.8.1897; 31.8.1897; 3.9.1897; 15.11.1901; 6.9.1902; 22.10.1902; 10.3.1903; 10.10. 1903; 30.12.1903; 27.8.1904; 30.12.1904; 7.8.1906. Dilthey, Wilhelm (1833–1911), Philosoph. Studium in Heidelberg und Berlin, 1856 theologisches Examen in Wiesbaden, 1856 philologisches Staatsexamen in Berlin. 1864 Promotion und Habilitation in Berlin, 1866 o. Prof. in Basel, 1868 in Kiel, 1871 in Breslau, 1882 in Berlin (NDB). – 2 Schreiben Windelband an W. Dilthey: 25.3.1895; 16.7.1902. Dove, Alfred (1844–1916), Historiker und Essayist. Ab 1861 Studium in Heidelberg und Berlin, 1866 Promotion in Berlin. 1870–74 Journalist in Leipzig. 1873 Habilitation in Leipzig, 1874 ao. Prof. in Breslau, 1879 o. Prof., 1884 in Bonn. 1891–97 Journalist in München, 1897–1905 o. Prof. in Freiburg
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(Friedrich Meinecke: Alfred Dove. In: Historische Zeitschrift 116 (1916), S. 69–100; NDB). – 4 Schreiben Windelband an Dove: 26.11.1910; 28.11.1910; 25.10.1911; 29.11.1911. – 2 Schreiben Dove an Windelband: 6.11.1911; 4.12.1911. – 1 Schreiben Dove an Ulrich Stutz: 7.11.1915. Dyroff, Adolf (1866–1943), Philosoph. Studium in Würzburg, Bonn, Berlin, 1892 Promotion in Würzburg. 1894–99 Gymnasiallehrer in Würzburg, 1899 Habilitation in München. 1901 ao. Prof. in Freiburg, 1903 o. Prof. in Bonn (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Dyroff: 16.3.1915. Ebers, Georg (1837–1898), Ägyptologe und Archäologe. Ab 1856 Studium in Göttingen, 1865 Habilitation. 1869 ao. Prof. in Jena, 1870 ao. Prof. in Leipzig, 1875 o. Prof. (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Ebers: 18.12.1871. Eberz, Otfried (1878–1958), eigentlich Jakob Remigius Maria Eberz, Philologe und Philosoph. Studium in Würzburg, Bonn, Berlin und München, 1900 und 1901 Abschlussprüfungen für das höhere Lehramt in München, 1902 Promotion in Würzburg. Bis 1914 philosophische, religionshistorische und archäologische Studien in Paris, Heidelberg, London, Florenz und Rom. 1944 Umzug nach Potsdam, 1951 Umzug nach München (Lucia Eberz: Nachwort. Erinnerungen an Otfried Eberz. In: Otfried Eberz: Vom Aufgang und Niedergang des männlichen Weltalters. Gedanken über das Zweigeschlechterwesen. Herausgegeben von Annemarie Taeger und Lucia Eberz. Bonn: Bouvier 1990, S. 234–256). – 1 Schreiben Windelband an Eberz: 11.5.1908. Ehrenberg, Victor (1851–1929), Jurist und Handelsrechtler. 1876 Habilitation in Göttingen, 1882 o. Prof. in Rostock, 1888 in Göttingen, 1911 in Leipzig (NDB). – 10 Schreiben Windelband an Ehrenberg: 24.10.1872; 13.12.1872; 29.7.1873; 18.11.1873; 8.10.1874; 3.12.1874; 6.1.1875, 14.1.1875; 5.8.1878; 6.7.1879. Ehrhard, Albert (1862–1940), katholischer Kirchenhistoriker. 1889 o. Prof. am Priesterseminar Straßburg, 1892 o. Prof. in Würzburg, 1898 in Wien, 1902 in Freiburg, 1903 in Straßburg, 1920 in Bonn (NDB). – 8 Schreiben Windelband an Ehrhard: 5.11.1890; 19.11.1890; 25.11.1890; 29.1.1891; 27.2.1892; 11.5.1892; 12.5.1892; 23.11.1892. Engelbrecht, Louis (1857–1934), Rechtsanwalt, Notar; auch Dramatiker und Lyriker. 1875–87 Studium in Göttingen, Heidelberg und Berlin, 1882 Rechts-
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anwalt und später Notar in Braunschweig. Vorsitzender der Anwaltskammer, daneben schriftstellerische Tätigkeit (Horst-Rüdiger Jarck: Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. Hannover: Hahn 1996, S. 164). – 1 Schreiben Windelband an Engelbrecht: vor 15.8.1901. Erziehungsdirektion der Universität Zürich. – 2 Schreiben Windelband an die Erziehungsdirektion: 25.5.1877; 6.6.1877. Fischer, Kuno (1824–1907), Philosoph, Philosophiehistoriker. Ab 1844 Studium der Philologie in Leipzig und Halle. 1847 Promotion in Halle, 1850 Habilitation in Heidelberg, 1855 o. Prof. in Jena, 1872 in Heidelberg (NDB). – 13 Schreiben Windelband an Fischer: 21.7.1894; 17.3.1897; 19.3.1897; 22.3.1897; 20.1.1899; 21.11.1899; 17.6.1900; 2.11.1901; 15.7.1902; 12.9.1902; 25.12.1902; 30.12.1902; 14.12.1904. – 1 Schreiben Fischer an die philosophische Fakultät der Universität Heidelberg: 13.7./14.7.1902. Freudenthal, Berthold (1872–1929), Strafrechtler. (Vater: Jakob Freudenthal (1839–1907), Prof. der Philosophie in Breslau.) Bis 1894 Studium in Breslau, Tübingen und Berlin, 1889–99 nochmals in Halle. 1895 Promotion in Breslau, 1898 Gerichtsassessor, 1899 Habilitation in Breslau. 1901 an der Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften Frankfurt a. M. (1905 Professor, 1909–11 Rektor). Setzte sich für die Umwandlung der Akademie in eine Universität ein, mit ihrer Gründung 1914 o. Prof. für Strafrecht, öffentliches Recht und Rechtsvergleichung, 1914–15 Dekan der Juristischen Fakultät (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Freudenthal: 10.3.1908. Freundlich, Elsa (1888–1966). Schulbildung 1894–1904 in Düsseldorf, nach anschließendem Privatunterricht 1907 Abitur in Elberfeld. SS 1907–WS 1912/13 Studium der Philosophie, Geschichte und Deutschen Literatur in Bonn, Berlin und Heidelberg. 1914 in Heidelberg mit einer Arbeit über John Stuart Mill’s Kausaltheorie promoviert (vgl. die Vita zur Dissertation: „Für die stetige Förderung meiner Studien bin ich meinem verehrten Lehrer, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Wilhelm Windelband zu herzlichem Dank verpflichtet“), seit 1917 verheiratet mit Wilhelm Levison (1876–1947, Historiker, 1909 Titularprofessor in Bonn, 1912 ao. Prof., 1920 o. Prof. für mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften in Bonn), 1939 nach England emigiriert, 1954 Erwerb der britischen Staatsangehörigkeit (https: //www.uni-bonn.de/einrichtungen/universitaetsverwaltung/organisations plan/archiv/die-bestaende/findbuecher/nl-levison; Vita zur Dissertation
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Freundlich; Matthias Becher u. Yitzhak Hen (Hg.): Wilhelm Levison (1876– 1947). Ein jüdisches Forscherleben zwischen wissenschaftlicher Anerkennung und politischem Exil. Redaktion Allheydis Plassmann. Siegburg: Franz Schmitt 2010, nach Register). – 2 Schreiben Windelband an Freundlich: 22.7.1914 (oder 1913); 29.7.1914 (oder 1913). Freytag, Gustav (1816–1895), Schriftsteller, Kulturhistoriker und Journalist. Ab 1835 Studium in Breslau und Berlin, 1838 Promotion in Berlin (NDB). – 2 Schreiben Windelband an Freytag: 12.7.1872; 12.7.1886. Friedländer, Ludwig (1824–1909), klassischer Philologe. Studium in Königsberg und Leipzig, 1847 Habilitation in Königsberg, 1853/54 Italienaufenthalt, 1858 o. Prof. in Königsberg, 1892 Emeritierung und Übersiedung nach Straßburg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Friedländer: 24.12. 1899. Glogau, Gustav (1844–1895), Philosoph. Ab 1863 Studium in Berlin, 1869 Promotion in Berlin, 1878 Habilitation in Zürich. Im Schuldienst: Halle 1872–73, Neumark (Westpreußen) 1873–76, Winterthur 1876–78 (Stellung gekündigt). 1882 o. Prof. am Polytechnikum in Zürich, 1883 ao. Prof. in Halle, 1884 o. Prof. in Kiel. Starb durch einen Unfall bei Athen (ADB). – 5 Schreiben Windelband an Glogau: 27.7.1882; 11.1.1883; 22.7.1883; 6.3.1884; 6.12.1888. – 1 Schreiben Glogau an Windelband: 24.7.1883. Großherzog Friedrich I. von Baden (1826–1907), ab 1852 Regent (für Vater und kranken Bruder), seit 1856 Großherzog (NDB). – 2 Schreiben Windelband an Großherzog Friedrich I. von Baden: 26.7.1897; 10.12.1914. – 2 Schreiben Großherzog Friedrich I. von Baden an Windelband: 23.6.1905; 11.8.1907. Großherzog Friedrich II. von Baden (1857–1928), regierte von 1907–1918 (leo-bw.de). – 1 Schreiben Windelband an Großherzog Friedrich. II von Baden: 10.12.1904. Großherzogliches Geheimes Kabinett, Karlsruhe. – 6 Schreiben Windelband an das Kabinett: 13.2.1904; 20.2.1905; 11.4.1907; 28.6.1907; 12.10.1908; 30.4.1910.
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Häberlin, Paul (1878–1960), Philosoph, Pädagoge und Psychologe. Studium in Basel, Göttingen und Berlin. 1900 1. theologisches Examen in Basel, 1903 Promotion in Basel, 1908 Habilitation in Basel. 1908–09 PD in Basel, 1912 o. Prof. in Bern, 1922 in Basel (NDB; Historisches Lexikon der Schweiz). – 4 Schreiben Windelband an Häberlin: 20.7.1913; 3.8.1913; 22.8.1913; 4.10.1913. –2 Schreiben Häberlin an Windelband: nach 3.8.1913; 29.8.1913. Hamm, Julius (1839–1908), Ministerialrat, seit Februar 1895 Kurator der Universität Straßburg (WBIS). – 4 Schreiben Windelband an Hamm: 2.2. 1895; 1.1.1897; 5.2.1898; 20.3.1903. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse. – 1 Schreiben Windelband an die Mitglieder: 21.4.1913. Heidelberger Akademie der Wissenschaften. – 2 Schreiben Windelband an die Mitglieder: 23.4.1911; 27.11.1914. Hartel, Wilhelm von (1839–1907, 1882 geadelt), Klassischer Philologe und Politiker. 1859–63 Studium in Wien, 1864 promoviert. 1869 ao. Prof. an der Universität Wien, 1872 o. Prof. Seit 1874 Redakteur der Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. 1890–91 Rektor der Universität Wien, 1891– 96 Direktor der Wiener Hofbibliothek. 1900–05 Minister für Kultus und Unterricht (NDB). –2 Schreiben Windelband an von Hartel: 20.6.1894; 23.6. 1894. Heyder, Carl (1812–1885), Philosoph. Vita nicht ermittelt. Prof. in Erlangen (http://www.universitaetssammlungen.de/person/957). – 2 Schreiben Windelband an Heyder: 28.3.1878; 15.5.1878. Hoffmann, Hans (1848–1909), Schriftsteller. Studium in Bonn, Berlin und Halle. 1871 Promotion, seit 1872 Gymnasiallehrer in Stettin, Stolp, Danzig und Berlin. Unterbrechungen durch Reisen nach Italien, 1877 erneuter Eintritt in den Schuldienst für zwei Jahre. Anschließend freier Schriftsteller, weitere Reisen durch Italien und Griechenland, 1882 Niederlassung in Berlin. 1884–86 Leitung der Deutschen Illustrierten Zeitung. Wechselnde Wohnsitze in Freiburg, Bozen und 1890 Potsdam, 1894 Übersiedlung nach Wernigerode, 1902 Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung in Weimar (NDB). – 1 Schreiben Hoffmann an Windelband: 29.5.1891.
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Hofkunstprägeanstalt B. H. Mayer Pforzheim. – 3 Schreiben der Hofkunstprägeanstalt an Windelband: 12.7.1909; 15.7.1909; 9.11.1912. Hohenlohe-Schillingsfürst, Chlodwig Fürst zu (1819–1901), Reichskanzler, bayerischer Ministerpräsident. 1842 Eintritt in den preußischen Staatsdienst, 1866 Ministerpräsident und Außenminister in Bayern, 1870 Rücktritt. 1871–1881 Abgeordneter der Liberalen Reichspartei im deutschen Reichstag, 1874 deutscher Botschafter in Paris, 1885 kaiserlicher Statthalter der Reichslande Elsaß-Lothringen, 1894 deutscher Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident, 1900 Einreichung seiner Entlassung (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Hohenlohe-Schillingsfürst: 13.7.1894. Hoseus (Hosëus), Heinrich (1841–1897), 1867 geprüfter Rechtskandidat in der Pfalz, 1888–1895 Kurator der Universität Straßburg, Unterstaatssekretär für Kultus und Justiz im Ministerium für Elsaß-Lothringen 1894–1895 (WBIS; Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz. Speyer: Kranzbühler 1870, S. 34; Hoseus: Die Kaiser-Wilhelms-Universität zu Strassburg, ihr Recht und ihre Verwaltung. Eine Festschrift zum 1. Mai 1897. Der Universität Strassburg gewidmet von ihrem ehemaligen Kurator Heinrich Hoseus. Straßburg: Bull 1897; Anthony J. Steinhoff: The Gods of the City. Protestantism and Religious Culture in Strasbourg, 1870–1914. Leiden/Boston: Brill 2008, S. 177). – 1 Schreiben Windelband an Hoseus: 2.4.1894. Isenburg, Victor Salvator von (1872–1946), Lobbyist der Rüstungs- und Automobilindustrie. 1918 Generaldirektor der Skoda-Rüstungsbetriebe in Wien, die ab 1942 mit Sitz in Berlin als Waffen-Union Skoda-Wien firmierten (http://klauspegler.de/texte/panorama-der-gartenstadt/das-rätselhaftegrab/; 22.8.2018). – 1 Schreiben Windelband und Leo Koenigsberger an Isenburg: 14.7.1909. Jaspers, Karl (1883–1969), Philosoph und Psychiater. Ab 1901 Studium in Freiburg, München, Berlin, Göttingen und Heidelberg, zunächst der Medizin. 1906 Staatsexamen in Heidelberg. 1913 Habilitation in Heidelberg, 1922 o. Prof. in Heidelberg, 1933 als Ordinarius entrechtet, 1937 Zwangsruhestand, 1943 Publikationsverbot, 1948 o. Prof. in Basel (NDB). – 3 Schreiben Windelband an Jaspers: 8.7.1913; 19.10.1913; 24.11.1913.
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Jellinek, Georg (1851–1911), Staats- und Völkerrechtler. 1867–74 Studium in Wien, Heidelberg und Leipzig. 1872 Promotion (Philosophie) in Leipzig, 1874 Promotion (Jurisprudenz) in Wien. 1879 Erteilung der venia legendi in Wien, 1883 ao. Prof. in Wien, 1889 in Berlin erneut habilitiert, 1890 o. Prof. in Heidelberg (NDB). – 42 Schreiben Windelband an Jellinek: 3.4.1873; 17.7.1875; 30.12.1875; 13.2.1876; 19.3.1876; 28.12.1877; 18.8.1878; 18.8.1878; 23.8.1878; 26.8.1878; 3.12.1878; 30.7.1879; 9.10.1880; 5.1.1881; 22.3. 1883; 22.6.1883; 16.7.1883; 27.5.1889; 15.6.1889; 8.3.1892; 29.6.1892; 20.8.1892; 31.1.1893; 6.8.1893; 5.1.1894; 4.2.1894; 11.7.1894; 14.7.1894; 21.7.1894; 8.12.1895; 18.7.1896; 11.1.1897; 15.3.1897; 17.3.1901; 25.6.1901; 15.6.1905; 20.9.1906; 15.3. 1907; 20.7.1907, 27.4.1908; 30.11.1909; 29.12.1909. Kerry, Rudolf (Lebensdaten nicht ermittelt), Mediziner, vgl.: Über die Einwirkung der Bacillen des malignen Ödems auf Kohlehydrate und Milchsäure von Richard Kerry und Sigmund Fraenkel. Aus dem Laboratorium für medicinische Chemie an der k. k. Universität in Wien. Wien 1891. Bruder Benno Kerrys, gemeinsam mit diesem nach 1881 aus dem Judentum ausgetreten (Anna L. Staudacher: „. . . meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“. 18 000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868–1914: Namen – Quellen – Daten. Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009, S. 314 u. 323). – 1 Schreiben Windelband an Kerry: 22.5.1889. Kleemann, Johann (Lebensdaten nicht ermittelt), Sektionsrat im Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichtes. Träger des Leopoldsordens seit 15.3.1867 (Peter Frank-Döfering (Hg.): Adelslexikon des österreichischen Kaisertums 1804–1918. Wien/Freiburg/Basel: Herder 1989, S. 364). Im Schuldienst (Eröffnungs- und Schlußrede bei Gelegenheit der feierlichen Prämien-Vertheilung am Laibacher Gymnasium, gehalten am 1. August 1850 vom prog. Praetor der Anstalt Dr. Johann Kleemann. Laibach: Ign. v. Kleinmayr 1850). In: Provinzial-Handbuch des Laibacher GouvernementGebietes im Königreiche Illyiren. Laibach: Eger’sche Subernial-Buchdruckerei 1846, S. 148: Kleemann aufgeführt als Professor der allgemeinen Weltgeschichte am Lyceum in Laibach sowie als Professor der philosophischen Fakultät. Dass., S. 224: „Johann Kleemann, Doctor der Philosophie, Professor der latinischen Philologie und der Universal-Geschichte, Mitglied der Ackerbau-Gesellschaft zu Görz, Mitglied und Auschuß des krain. Landes-Museum-Vereins. Congreßplatz 31.“ Vgl. Jurende’s Mährischer Wanderer. Geschäfts- und Unterhaltungsbuch für alle Kronländer des österreichischen Kaiserstaates 1854. 43. Jg. Wien: J. P. Sollinger’s Witwe, S. 306:
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Kleemann ist aufgeführt als Sektionsrat im Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichtes. – 1 Schreiben Windelband an Kleemann: 21.6.1894. Knapp, Georg Friedrich (1842–1926), Nationalökonom, Statistiker, Agrarhistoriker. Studium in München, Berlin, Göttingen. 1865 Promotion in Göttingen, 1869 ao. Prof. in Leipzig, 1874 o. Prof. in Straßburg (NDB). – 1 Schreiben Windelband u. a. an Knapp: 7.3.1912. Knittermeyer, Hinrich (1891–1958), Philosoph und Bibliothekar. Studium in Jena, Heidelberg und Marburg. 1914 Habilitation in Marburg, Kriegsteilnahme und Staatsexamen. 1923 Direktor der Bremer Stadtbibliothek, 1945 aus dem Staatsdienst entlassen, 1948 entlastet (DBE). – 1 Schreiben Windelband an Knittermeyer: 22.10.1912. Koenigsberger, Leo (1837–1921), Mathematiker. Studium in Berlin, 1860 Promotion in Berlin. 1864 ao. Prof. in Greifswald, 1866 o. Prof., 1869 in Heidelberg, 1875 an der polytechnischen Schule in Dresden, 1877 o. Prof. in Wien, 1884 in Heidelberg. 1914 emeritiert, 1918 Rückkehr in den Lehrbetrieb (NDB). – 5 Schreiben Windelband an Koenigsberger: 7.12.1895; 19.8. 1909; 9.11.1909; 27.12.1909; 11.3.1915. – 1 Schreiben Koenigsberger an Windelband: 1.8.1909. Königsberger Hartungsche Zeitung. – 1 Schreiben Windelband an die Zeitung: 11.4.1914. Kössing, Friedrich (1825–1894), katholischer Theologe, Studium in Freiburg, 1849 Priesterweihe, anschließend Vicar in Durmersheim bei Rastatt. 1851 geistlicher Lehrer am Gymnasium in Donaueschingen, 1853–63 in Heidelberg. 1855 Promotion, 1863 ao. Prof. für Moraltheologie, allgemeine Religionslehre und theologische Enzyklopädie in Freiburg, 1869 o. Prof. (ADB). – 1 Schreiben Kössing (für das Akademische Direktorium der Universität Freiburg) an Windelband: 7.2.1877. – 2 Schreiben Windelband an das Akademische Direktorium der Universität Freiburg: 13.2.1877; 1.3.1877. Kuhn, Ernst (1846–1920), Indologe und Indogermanist. Studium in Berlin und Tübingen, 1869 Promotion in Halle, 1871 Habilitation in Halle. 1872 PD in Leipzig, 1875 o. Prof. in Heidelberg, 1877 in München (NDB; http://www. catalogus-professorum-halensis.de/kuhnernstwilhelmadalbert.html). – 1 Schreiben Windelband an Kuhn: 14.11.1904.
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Lask, Emil (1875–1915), Philosoph. Studium in Jura, Freiburg und Heidelberg, 1902 Promotion in Freiburg. 1905 Habilitation und PD in Heidelberg, 1911 ao. Prof. in Heidelberg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Lask: 10.4.1904. Laßwitz, Kurd (1848–1910), philosophischer Schriftsteller und Naturwissenschaftler. Ab 1866 Studium in Breslau und Berlin, 1873 Promotion in Breslau. 1874 Staatsexamen, 1876 Berufung ans Ernestinum in Gotha, 1884 Prof. am Ernestinum in Gotha (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Laßwitz: 12.6.1902. Lazarus, Moritz (1824–1903), Philosoph. Studium in Berlin, 1849 Promotion in Berlin, 1860 Honorarprofessor. 1862 o. Prof. in Bern, 1868 an der preußischen Kriegsakademie. 1873 o. Prof. in Berlin, 1897 in Meran (NDB). – 2 Schreiben Windelband an Lazarus: 23.2.1874; 22.7.1874. Ledderhose, Karl (Carl) (ca. 1821–1899, „† 1. oder 2.1.1899 (78jährig)“), 1872–1887 Kurator der Universität Straßburg, 1880-1887 gleichzeitig Unterstaatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen bzw. „für die Reichslande“ (WBIS). – 4 Schreiben Windelband an Ledderhose: 28.5.1882; 15.5. 1882; 21.10.1885; 29.9.1886. – 2 Schreiben Ledderhose an Windelband: o. D. (28.5.1882); 1.8.1885. – 1 Schreiben Ledderhose an Karl (von) Hofmann: 30.5.1882. – 1 Schreiben Ledderhose an Georg Gerland: 23.5.1882. Léon, Xavier (1868–1935), Philosoph und Philosophiehistoriker. Mitbegründer der Revue de métaphysique et de morale 1893 sowie der Société française de philosophie 1901. Freund Henri Bergsons (eigene Recherchen; französischsprachige Wikipedia). – 2 Schreiben Windelband an Léon: 25.3.1908; 31.3.1908. Leuckart, Rudolf (1822–1898), Zoologe, ab 1842 Studium in Göttingen, 1845 medizinische Promotion in Göttingen, 1847 Habilitation und für Zoologie, vergleichende Anatomie und Physiologie in Göttingen. 1850 ao. Prof. für Zoologie in Gießen, 1855 o. Prof., 1869 in Leipzig. 1873/74 Dekan, 1877/78 Rektor (Leipziger Professorenkatalog). – 2 Schreiben Windelband an Leuckart: o. D. (vor 19.4.1873); 19.4.1873. Lexis, Wilhelm (1837–1914), Nationalökonom. Studium in Bonn, 1859 Promotion in Bonn. Gymnasiallehrer in Bonn sowie am chemischen Laborato-
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rium Robert Wilhelm Bunsens in Heidelberg. Anschließend Hinwendung zur Volkswirtschaft, 1872 ao. Prof. in Straßburg, 1874 o. Prof. in Dorpat, 1876 in Freiburg, 1884 in Breslau, 1887 in Göttingen (NDB). – 2 Schreiben Windelband an Lexis: 7.6.1878; 19.6.1878. Luise von Baden (1838–1923), Tochter Kaiser Wilhelms I., 1856 verheiratet mit Großherzog Friedrich I. von Baden (NDB). – 1 Schreiben Windelband und Leo Koenigsberger an Luise von Baden: o. D. (3.7.1909). Lündner, Max (Lebensdaten nicht ermittelt), 1889 Redakteur der Straßburger Post. – 1 Schreiben Lündner an Windelband: 28.10.1889. Martin, Ernst (1841–1910), Germanist. 1858–62 Studium in Jena, Berlin und Bonn. 1862 Promotion in Berlin, 1862–63 Kandidat am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, 1863–65 Lehrer am Friedrich-Werderschen Gymnasium in Berlin. 1866 Habilitation in Heidelberg, 1868 ao. Prof. in Freiburg, 1872 o. Prof., 1874 in Prag, 1877 in Straßburg, 1902/03 Dekan der philosophischen Fakultät (www.leo-bw.de). – 2 Schreiben Windelband an Martin: 8.10.1886; 14.9.1902. – 1 Schreiben Windelband an Martin, Eugen Müller und Eduard Schwartz: 14.5.1897. Meinecke, Friedrich (1862–1954), Historiker. 1882–86 Studium in Berlin und Bonn. Promotion 1886, danach Hauslehrer. Seit April 1887 Hilfsarbeiter im Preußischen Geheimen Staatsarchiv, seit 1892 etatmäßiger Archivar, 1896 in Berlin habilitiert. 1901 o. Prof. in Straßburg, 1905 in Freiburg, 1914 in Berlin (NDB). – 4 Schreiben Windelband an Meinecke: 12.6.1907; 16.6.1907; 17.5.1913; 16.2.1914. Meiner, Felix (1883–1965), Verleger. Ab 1903 Studium in Innsbruck, Wien, Leipzig und München, 1907 Promotion in München. 1907–10 Ausbildung zum Verlagsbuchhändler, 1911 Gründung des eigenen Verlags in Leipzig, nach 1945 Neugründung in Hamburg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Meiner: 21.12.1912. – 1 Schreiben Meiner an Windelband: 15.11.1912. Merkel, Adolf (1836–1896), Strafrechtler. 1854–57 Studium in Gießen, Göttingen und Berlin, 1858 Promotion in Gießen. 1862 Habilitation, 1868 o. Prof. in Prag, 1872 in Wien, 1874 in Straßburg, 1889 Rektor (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Merkel: 29.10.1889.
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Michaelis, Adolf (1835–1910), Klassischer Philologe und Archäologe. Studium in Leipzig und Berlin, 1857 Promotion in Kiel. Hauslehrer in Rom, 1860–61 Forschungsreise nach Griechenland und Museumsaufenthalte in London und Paris. 1861 Habilitation in Kiel, 1862 o. Prof. in Greifwald, 1865 in Tübingen, 1872 in Straßburg (NDB). – 1 Schreiben Michaelis an Windelband: 5.10.1882. Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, Karlsruhe. – 1 Schreiben des Ministeriums an Windelband: 24.6.1909. Müller, Eugen (1861–1948), andere Namensform Eugène Muller, katholischer Theologe und Politiker. 1879–84 Studium am Straßburger Priesterseminar, 1884 Priesterweihe. Studien in Münster (1884/85) und Würzburg (1885–88), 1888 Promotion. 1888 Prof. am Straßburger Priesterseminar, 1903–20 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Straßburg (1919/20 Dekan). 1903 Mitgründer und Sekretär des Zentrumvereins von Straßburg, 1906 des Elsaß-lothringischen Zentrums, 1911–18 Vertreter des Wahlkreises Thann-Saint-Amarin in der zweiten Landtagskammer von Elsaß-Lothringen, 1919 an der Gründung der Union Populaire Républicaine d’Alsace beteiligt, 1928–40 deren Vorsitzender. 1919–27 in der Abgeordnetenkammer für den Wahlkreis Bas-Rhin, 1927–40 Senator von BasRhin, 1940 Flucht nach Vichy, 1945 Rückkehr nach Straßburg (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Müller, Ernst Martin und Eduard Schwartz: 14.5.1897. Münsterberg, Hugo (1863–1916), Psychologe. Ab 1882 Studium in Genf und Leipzig, u. a. bei Wilhelm Wundt. 1885 Promotion (Philosophie) in Leipzig, 1887 Promotion (Medizin) in Heidelberg, 1887 Habilitation in Freiburg (Philosophie). 1891 ao. Prof. in Heidelberg, 1892 Prof. in Harvard (Cambridge/Mass.), 1910/11 Austauschprofessor in Berlin und Leitung des Amerika-Instituts (NDB). – 9 Schreiben Windelband an Münsterberg: 11.7.1903; 7.5.1904; 29.6.1904; 2.2.1908; 2.3.1908; 25.3.1908; 13.7.1908; 10.9.1908; 22.11. 1908. – 1 Schreiben Jellinek, Kossel, Windelband an Münsterberg: 3.5.1904. Natorp, Paul (1854–1924), Philosoph und Pädagoge. Ab 1871 Studium in Berlin, Bonn und Straßburg. 1876 Staatsexamen und Promotion in Straßburg, 1882 Habilitation in Marburg, 1885 ao. Prof. in Marburg, 1893 o. Prof. (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Natorp: 22.2.1889.
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Neumann, Carl (1860–1934), Kunsthistoriker. Seit 1878 Studium der Philosophie, Geschichte und Juristik in Heidelberg und Berlin, 1882 Promotion in Heidelberg. 1894 Habilitation in Geschichte und Kunstgeschichte. 1897 ao. Prof. in Heidelberg, 1903 in Göttingen, 1904 o. Prof. in Kiel, 1911 in Heidelberg. 1913/14 Dekan der Philosophischen Fakultät. 1929 emeritiert https: //www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/zegk/iek/120/1911-1929. html). – 1 Schreiben Windelband an Neumann: 25.6.1914. Neumann, Karl Johannes (1857–1917), Historiker. Ab 1875 Studium u. a. der Philologie und Kirchengeschichte in Leipzig, 1880 Promotion in Leipzig. Anschließend an der Universitätsbibliothek Halle. 1881 Habilitation für alte Geschichte, 1884 ao. Prof. in Straßburg, 1890 o. Prof. und Direktor des Instituts für Altertumswissenschaft in Straßburg (DBE). – 1 Schreiben Windelband an Neumann, Karl Budde und Conrad Varrentrapp: 9.2.1900. Nokk, Wilhelm (1832–1903), Verwaltungsbeamter, Politiker. Jurastudium in Freiburg, Bonn u. Heidelberg. Assessor u. Ministerialrat im badischen Innenministerium, 1874 Direktor des Oberschulrats. Seit April 1881 Minister der Justiz, des Kultus und Unterrichts, seit 1893 außerdem Präsident des Staatsministeriums (NDB). – 10 Schreiben Windelband an Nokk: 22.1.1877; 2.2.1877; 17.2.1877; 18.3.1880; 30.3.1880; 5.4.1880; 11.9.1880; 21.9.1880; 4.12. 1880; 4.1.1881. – 1 Schreiben Nokk an Windelband: 17.1.1877. Nöldeke, Theodor (1836–1930), Orientalist. Ab 1853 Studium in Göttingen, 1856 Promotion in Göttingen, 1861 Habilitation in Göttingen. 1864 ao. Prof. in Kiel, 1868 o. Prof., 1872 in Straßburg (NDB). – 3 Schreiben Windelband an Nöldeke: 24.4.1901; 5.9.1901; 5.9.1901. Overbeck, Johannes (1826–1895), Klassischer Philologe und Archäologe. Ab 1845 Studium in Bonn, 1848 Promotion in Bonn, 1850 Habilitation in Bonn, 1853 ao. Prof. für Klassische Archäologie in Leipzig, 1859–95 o. Prof. 1872/73 und 1886/87 Dekan, 1875/76 Rektor (Leipziger Professorenkatalog). – 2 Schreiben Windelband an Overbeck: 9.12.1872; 11.12.1872. Paul, Hermann (1846–1921), Sprachwissenschaftler. Ab 1866 Studium in Berlin und Leipzig, 1870 Promotion in Leipzig, 1872 Habilitation in Leipzig. 1874 ao. Prof. in Freiburg, 1877 o. Prof., 1893 in München, 1907/08 Prodekan, 1898/99 und 1906/07 Dekan (Deutsches Seminar), 1909/10 Rektor (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Paul: 22.10.1906.
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Philosophische Fakultät der Universität Göttingen. – 1 Schreiben Windelband an die Fakultät: 25.3.1870. Philosophische Fakultät der Universität Leipzig. – 1 Schreiben Windelband an die Fakultät: 25.7.1872. Philosophische Fakultät der Universität Straßburg. – 1 Schreiben Windelband an die Mitglieder: 19.6.1889. Praechter, Karl (1858-1933), Klassischer Philologe. 1877 Studium der Theologie in Lausanne, dann der Philologie in Tübingen, Leipzig, Bonn und Marburg. 1885 Promotion in Marburg, 1881–87 Gymnasiallehrer in Durlach und Bruchsal. 1887–89 Studien in Berlin, 1889 Habilitation in Bern. 1897 ao. Prof. in Bern, 1899 o. Prof., 1907 in Halle (DBE). – 1 Schreiben Windelband an Praechter: 14.3.1909. Raabe, Wilhelm (1831–1910), Schriftsteller (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Raabe: August 1901. Rathgen, Karl (1856–1921), Nationalökonom und Staatswissenschaftler. Studium in Halle, Leipzig und Berlin, 1881 Promotion in Straßburg. 1882 o. Prof. in Tokio, 1892 Habilitation in Berlin, 1893 ao. Prof. in Berlin, 1895 o. Prof. in Marburg, 1900 in Heidelberg, 1907 in Hamburg (Kolonialinstitut), 1913 Austauschprofessor an der Columbia University New York. 1919 erster Rektor der neu gegründeten Universität Hamburg (Hessische Biographie: http: //www.lagis-hessen.de/pnd/116337427). – 1 Schreiben Windelband an Rathgen: 5.6.1903. Reclam, Hans Heinrich (1840–1920), Verleger. 1867 Begründer von Reclams Universal-Bibliothek (Reinhard Würffel: Lexikon deutscher Verlage von A–Z. Berlin: Grotesk 2000, S. 685; https://www.literarisches-museum.de/ Themen-von-A-bis-Z/Hans-Heinrich-Reclam/). Rickert, Heinrich (1863–1936), Philosoph. Studium bei Windelband, 1888 Promotion in Straßburg, 1891 Habilitation in Freiburg. 1891 ao. Prof. in Freiburg, 1896 o. Prof., 1915 in Heidelberg als Nachfolger Windelbands, 1922 emeritiert, Lehrstuhlvertretung bis 1933/34 (NDB). – 85 Schreiben Windelband an Rickert: 17.6.1888; 24.6.1888; 22.7.1888; 28.1.1889; 21.7.1891; 27.10. 1891; 24.3.1892; 1.3.1893; 2.5.1893; 25.8.1893; 3.5.1894; 19.7.1894; 22.7.1894; 17.8.
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1894; 3.12.1895; 9.1.1896; 3.7.1896; 31.8.1896; 13.9.1896; 20.12.1896; 26.12. 1896; 25.8.1898; 29.10.1898; 25.1.1899; 13.1.1900; 23.3.1900; 25.7.1900; 14.1. 1901; 17.3.1901; 26.3.1901; 16.5.1901; 16.2.1902; 18.3.1902; 16.7.1902; 2.8.1902; 14.9.1902; 10.11.1902; 23.11.1902; 3.12.1902; 13.1.1903; 23.3.1903; 14.1.1904; 23.3.1904; 27.6.1904; 22.7.1904; 6.3.1905; 5.8.1905; 6.11.1906; 7.1.1907; 22.2. 1908; 8.6.1908; 23.6.1908; 7.9.1908; 16.1.1909; 21.1.1909; 2.2.1909; 15.5.1909; 29.6.1909; 4.7.1909; 24.7.1909; 16.11.1909; 18.11.1909; 8.3.1910; 12.3./13.3. 1910; 14.3.1910; 15.3.1910; 25.3.1910; 12.4.1910; 2.5.1910; 8.5.1910; 23.5.1910; 1.6.1910; 28.2.1911; 27.3.1911; 18.6.1911; 8.7.1911; 16.7.1911; 31.7.1911; 30.11.1911; 5.1.1912; 8.1.1913; 7.3.1913; 15.12.1913; 16.12.1913; 20.12.1913. – 3 Schreiben Rickert an Windelband: 5.7.1888; o. D. (nach 8.3.1910); 28.3.1910. Rickert, Sophie, geb. Keibel (1864–1951), Bildhauerin (NDB). – 1 Schreiben Windelband an S. Rickert: 26.2.1904. Rohde, Erwin (1845–1898), Klassischer Philologe. Studium in Bonn, Leipzig und Kiel. 1869 Promotion in Kiel, nach Habilitation und Privatdozentur 1872 ao. Prof. in Kiel, 1876 o. Prof. in Jena, 1878 in Tübingen, 1886 in Leipzig, 1886 in Heidelberg, 1892/93 Dekan, 1894/95 Prorektor (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Rohde: 15.6.1894. – 1 Schreiben Rohde an Windelband: 18.5.1894. Rubinstein, Moses (1878–1953), russ. Моисей Матвеевич Рубинштейн (Moisej Matveyevich Rubinštejn), Psychologe und Philosoph, Pädagoge. Nach Schulbildung in Russland Studium in Freiburg, 1905 bei Rickert promoviert. 1909 Dozent in Moskau, 1912 PD für Philosophie an der Universität Moskau, Mitglied der Psychologischen Gesellschaft. 1918 Eröffnung der Ostsibirischen Universität Irkutsk, Antritt von Rektorat und Lehramt, 1920 zurückgetreten (aus politischen Gründen?). 1923 Rückkehr nach Moskau, bis 1942 Dozent an verschiedenen Pädagogischen Hochschulen (https: //ru.wikipedia.org/wiki/; 22.8.2018). Rubinstein veröffentlichte 1907: Генрих Риккерт. Вопросы Философии и Психологии (Heinrich Rickert (Henrik Rikkert). Fragen der Philosophie und Psychologie). – 1 Schreiben Rubinstein an Windelband: 5.6.1909. Ruge, Arnold (1881–1945), Philosoph und Bibliograph, politischer Agitator. 1903–1905 Studium in Zürich, Straßburg und Heidelberg, 1906 Promotion in Heidelberg, 1910 Habilitation in Heidelberg. 1920 Entzug der venia legendi, 1923–24 Haft in Landsberg/Lech. 1924–33 als freier Schriftsteller
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und völkischer Redner in München. 1933 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Badischen Generallandesarchiv Karlsruhe, 1934 Archivrat mit Lehrauftrag an der Technischen Hochschule. 1938 ao. Prof. in Karlsruhe, 1939 Erster Archivrat. 1945 durch die amerikanische Militärregierung entlassen (www.leo-bw.de). – 1 Schreiben Windelband an Ruge: 17.12.1910. – 1 Schreiben Ruge an Windelband: 27.11.1909. Schär, Eduard (1842–1913), Pharmazeut. Nach Apothekerlehre in Basel als Apothekergehilfe u. a. in Altenburg (Thüringen, damals zu Sachsen) tätig. 1866–67 Studium der Pharmazie in Bern, nach der pharmazeutischen Staatsprüfung Verwalter einer Apotheke in Langenthal (Kanton Bern). 1868 Studienreisen nach Berlin, London und Paris. 1870 „amtlicher Experte der Sanitätspolizei“ in Bern, 1872 Apotheker in Zürich. 1873 Habilitation am Polytechnikum Zürich. 1874 Titularprofessor, 1881 Prof. für Pharmazeutische Chemie, Toxikologie und Pharmakognosie. 1892–1913 Prof. in Straßburg, Leiter des Pharmazeutischen Instituts (NDB). – 3 Schreiben Windelband an Schär: 24.7.1897, 22.10.1901; 3.11.1906. Schmidt, Wilhelm (Lebensdaten nicht ermittelt), 1889 Quästor der Universität Straßburg. – 2 Schreiben Windelband an Schmidt: 23.5.1889; 18.11.1889. Schmoller, Gustav, geadelt 1908 (1838–1917), Nationalökonom. 1857–61 Studium in Tübingen, 1861 Promotion in Tübingen. 1864 ao. Prof. in Halle, 1865 o. Prof., 1872 in Straßburg (1874/75 Rektor), 1882 in Berlin (1897/98 Rektor), 1913 emeritiert (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Schmoller: 1.3.1907. Schöll, Rudolf (1844–1893), Klassischer Philologe. Ab 1862 Studium in Göttingen und Bonn, 1865 Promotion in Bonn. 1866/67 Probejahr im Höheren Schuldienst in Berlin. 1867–70 Forschungsreisen in Italien und Griechenland, 1871 Habilitation für Klassische Philologie in Berlin, 1872 ao. Prof. in Greifswald, 1873 o. Prof., 1874 in Jena, 1875 in Straßburg, 1885 in München (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Schöll: 22.4.1883. Schubert, Hans von (1859–1931), evangelischer Kirchenhistoriker. Ab 1879 historisches Studium in Leipzig, Bonn, Straßburg und Zürich, 1884 Promotion in Straßburg. Ab theologisches 1885 Studium in Tübingen und Halle, nach dem 1. Examen 1887 Lehrer und Archivar im Hamburger Rauhen Haus. 1889 2. Theologisches Examen in Berlin, 1891 ao. Prof. für Kirchengeschichte in Straßburg. 1892 Promotion zum Dr. theol. in Straßburg, 1892
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o. Prof. in Kiel, 1906–1928 in Heidelberg, 1909 Prorektor (NDB). – 1 Schreiben Schubert an Windelband: 3.11.1909. Schwartz, Eduard (1858–1940), Altphilologe und Kirchenhistoriker. Ab 1875 Studium in Göttingen, Bonn, Berlin und Greifswald. 1880 Promotion in Bonn, 1884 Habilitation in Bonn, 1887 o. Prof., 1893 in Gießen, 1897 in Straßburg, 1902 in Göttingen, 1909 in Freiburg, 1914 in Straßburg, 1915/16 Rektor, 1919 in München (NDB). – 4 Schreiben Windelband an Schwartz: 20.9.1908; 30.9.1908; 21.11.1908; 21.3.1909. 1 Schreiben Windelband an Eduard Schwartz, Ernst Martin und Eugen Müller: 14.5.1897. Senat der Universität Freiburg. – 1 Schreiben Windelband an den Senat: 2.5.1877. Siebeck, Paul (1855–1920), Verleger. 1871 Ausbildungsbeginn in Tübingen, Bonn und Leipzig, 1877 Teilhaber der H. Laupp’schen Buchhandlung Heidelberg. 1878 Miterwerber des Heidelberger Verlags J. C. B. Mohr, Verlegung des Sitzes nach Freiburg i. B., 1899 wieder nach Tübingen. 1909 Ehrendoktor der Universität Gießen. Zum 1.7.1919 traten die Söhne Werner Siebeck (1891–1934) und Oskar Siebeck (1880–1936) als Teilhaber ein (Reinhard Würffel: Lexikon deutscher Verlage. Berlin: Grotesk 2000, S. 577–578); NDB). – 117 Schreiben Windelband an Siebeck: 7.3.1881; 16.5.1882; 30.1.1888; 11.6.1888; 28.1.1889; 18.4.1889; 30.1.1890; 15.10./16.10.1890; 21.5.1900; 26.5. 1900; 10.9.1900; 10.3.1902; 25.7.1902; 4.8.1902; 3.9.1902; 6.9.1902; 9.9.1902; 11.9.1902; 21.9.1902; 2.11.1902; 6.3.1903; 17.3.1903; 21.7.1903; 27.3.1903; 7.7. 1904; 31.7.1904; 20.11.1904; 22.11.1904; 18.12.1904; 31.5.1905; 31.5.1905; 31.7. 1905; 5.1.1906; 5.10.1906; 17.5.1907; 18.3.1909; 21.3.1909; 28.3.1909; 30.3.1909; 22.6.1909; 20.7.1909; 24.7.1909; 6.9.1909; 9.9.1909; 17.9.1909; 18.9.1909; 28.9. 1909; 29.9.1909; 1.10.1909; 4.10.1909; 10.10.1909; 17.3.1910; 23.3.1910; 1.4.1910; 2.4.1910; 5.5.1910; 29.6.1911; 2.8.1911; 7.8.1911; 9.8.1911; 13.9.1911; 14.9.1911; 15.9. 1911; 17.9.1911; 6.10.1911; 11.10.1911; 11.10.1911; 4.1.1912; 16.1.1912; 19.1.1912; 23.1. 1912; 2.2.1912; ca. 6.2.1912; 7.2.1912; 8.2.1912; 10.2.1912; 14.2.1912; 19.2.1912; 21.3.1912; 25.4.1912; 7.5.1912; 30.5.1912; 23.7.1912; 28.8.1913; 9.9.1913; 4.10.1913; 10.11.1913; 4.12.1913; 15.12.1913; 21.12.1913; 3.1.1914; 12.1.1914; 19.1.1914; 12.2.1914; 17.2.1914; 19.2.1914; 21.2.1914; 22.2.1914; 23.2.1914; 27.2.1914; 22.3.1914; 2.4.1914; 11.4.1914; 14.5.1914; 18.5.1914; 28.5.1914; 2.6.1914; 15.6.1914; 18.6.1914; 13.8. 1914; 17.8.1914; 23.8.1914; 25.8.1914; 2.9.1914; 28.11.1914; November 1914. – 83 Schreiben Siebeck an Windelband: 20.6.1904; 21.11.1904; 28.1.1905; 29.5. 1905; 3.6.1905; 30.7.1905; 9.11.1905; 22.11.1905; 23.1.1906; 12.10.1906; 25.6.1909;
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24.7.1909; 2.9.1909; 8.9.1909; 8.10.1909; 9.11.1909; 10.12.1909; 14.12.1909; 15.3. 1910; 17.3.1910; 19.3.1910; 26.3.1910; 31.3.1910; 4.4.1910; 10.5.1910; 30.5.1911; 28.6.1911; 1.7.1911; 5.8.1911; 9.8.1911; 11.8.1911; 5.10.1911; 10.10.1911; 9.1.1912; 20.1. 1912; 5.2.1912; 7.2.1912; 8.2.1912; 9.2.1912; 12.1.1912; 17.2.1912; 22.3.1912; 30.4. 1912; 24.7.1912; 22.11.1912; 16.5.1913; 8.8.1913; 2.9.1913; 5.9.1913; 10.9.1913; 3.10. 1913; 10.10.1913; 25.10.1913; 1.11.1913; 12.11.1913; 5.12.1913; 19.12.1913; 24.12.1913; 5.1.1914; 10.1.1914; 14.1.1914; 17.1.1914; 21.1.1914; 13.2.1914; 19.2.1914; 23.2.1914; 23.2.1914; 25.2.1914; 28.2.1914; 27.3.1914; 4.4.1914; 29.5.1914; 6.6.1914; 17.6.1914; 19.6.1914; 15.8.1914; 20.8.1914; 25.8.1914; 7.9.1914; 14.10.1914; 23.12.1914; 4.1. 1915. – 2 Schreiben Familie Windelband/Stutz/Goette an Siebeck: 22.10.1915; Oktober 1915. – 1 Schreiben Siebeck an Martha Windelband: 27.10.1915. Singer, Samuel (1860–1948), Germanist. 1891 für germanische Philologie an der Universität Bern habilitiert, seit 1896 dort unbesoldeter Prof., 1904 o. Prof., seit 1910 besoldet, 1913–14 Dekan der philosophischen Fakultät, 1930 emeritiert (NDB). – 1 Schreiben Windelband an Singer: 23.1.1914. Stade, Bernhard (1848–1906), evangelischer Theologe. 1873 in Leipzig habilitiert, 1875 o. Prof. in Gießen (NDB). – 1 Schreiben an Windelband: 20.6. 1897. Stählin, Karl (1865–1939), Historiker. 1886–97 Offizier in der bayerischen Armee, 1897–1901 Studium der Geschichte und Kunstgeschichte in Leipzig, 1902 Promotion in Leipzig, 1905 Habilitation in Heidelberg, 1910 ao. Prof., 1914 o. Prof., 1919 Honorarprofessor in Leipzig, 1920 o. Prof. in Berlin (Leipziger Professorenkatalog; Willy Andreas: Karl Stählin zum Gedächtnis, in: Historische Zeitschrift 163 (1941), S. 82–99). – 1 Schreiben Windelband an Stählin: 25.1.1914. Steinthal, Chajim (Heymann) (1823–1899), Sprachwissenschaftler und Philosoph. Ab 1843 Studium in Berlin, 1847 Promotion in Tübingen, 1849 Habilitation in Berlin. 1860–90 gemeinsam mit Moritz Lazarus Hg. der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft. 1862 ao. Prof. in Berlin, 1872 Lehrer an der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums (NDB; ADB). – 1 Schreiben Windelband an Steinthal: vor 5.10.1885. Stumpf, Carl (1848–1936), Philosoph und Psychologe. Ab 1865 Studium in Würzburg und Göttingen, 1868 Promotion in Göttingen, 1870 Habilitation in Göttingen. 1873 o. Prof. in Würzburg, 1879 in Prag, 1884 in Halle, 1889 in
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München, 1893 in Berlin (DBE; Hallenser Professorenkatalog). – 1 Schreiben Windelband an Stumpf: 28.6.1891. Stutz, Elly, geb. Windelband (1879–1954), Tochter Wilhelm Windelbands. – 3 Schreiben Windelband an Ulrich und Elly Stutz: 16.6.1900; 22.1.1902; 15.6.1902. Stutz, Ulrich (1868–1938), Rechtshistoriker. Ab 1887 Studium in Zürich und Berlin, 1892 Promotion in Berlin. 1894 Lehrstuhlvertretung in Basel, 1895 ao. Prof. in Basel, 1896 o. Prof. in Freiburg, 1904 in Bonn, 1917 in Berlin, 1936 auf eigenen Wunsch entpflichtet (NDB). – 3 Schreiben Windelband an Stutz: 14.1.1900; 23.6.1902; 4.5.1905. – 3 Schreiben Windelband an Ulrich und Elly Stutz: 16.6.1900; 22.1.1902; 15.6.1902. – 1 Schreiben von Alfred Dove an Stutz: 7.11.1915. Thode, Henry (1857–1920). Kunsthistoriker. 1876–80 Studium in Leipzig, Wien, Berlin und München, 1880 Promotion in Wien. 1880–86 Studienreisen nach Paris, London, in die Niederlande und nach Italien. 1886–89 Habilitation in Bonn, 1889–91 Direktor der Sammlungen des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt a. M. 1891–94 Privatgelehrter, Studien in Venedig. 1894 ao. Prof. in Heidelberg, 1896 o. Prof., 1911 auf eigenen Wunsch aus dem Staatsdienst ausgeschieden (www.leo-bw.de). – 2 Schreiben Windelband an Thode: 24.1.1904; 29.2.1904. Thomas, Ludwig (1838–1907), Mediziner. Studium in Leipzig, 1860 Promotion in Leipzig. 1860 Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik der Universität Rostock, 1861 Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik in Leipzig, 1864 Habilitation für innere Medizin, 1865 Direktor der Distriktspoliklinik. 1868 ao. Prof. in Freiburg, 1876 o. Prof. und Direktor der medizinischen Poliklinik in Freiburg (DBE). – 1 Schreiben Windelband an Thomas: o. D. (6.4.1879). Troeltsch, Ernst (1865–1923), evangelischer Theologe, Philosoph und Politiker. Ab 1884 Studium in Erlangen, Berlin und Göttingen, 1891 Promotion und Habilitation in Göttingen. 1892 ao. Prof. in Bonn, 1894 o. Prof. in Heidelberg, 1914 in Berlin, 1918/19 Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, Abgeordneter der Preußischen Landesversammlung (https: //www.hdbg.eu/biografien/web/index.php/detail?uid=1534). – 1 Schreiben Windelband an Troeltsch: 10.6.1906.
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Unbekannt. – 5 Schreiben Windelband an Unbekannt: 8.5.1873; 16.3.1883; 7.12.1895; 25.10.1900; 14.3.1910. Vahlen, Johannes (1830–1911), Klassischer Philologe. 1848–51 Studium in Bonn, Promotion in Bonn, 1854 Habilitation in Bonn. 1856 ao. Prof. in Breslau, 1858 o. Prof. in Freiburg, 1858 in Wien, 1874 in Berlin, 1886/ 87 Rektor, seit 1874 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften (Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich: http://tools.wmflabs.org/persondata/redirect/gnd/ws-blkoe/117325279). – 1 Schreiben Vahlen (für die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin) an Windelband: 5.2.1903. – 1 Schreiben Windelband an Vahlen: 9.2.1903. Vaihinger, Hans (1852–1933), Philosoph und Kantforscher. Studium in Tübingen, Leipzig und Berlin, 1874 Promotion in Tübingen, 1877 Habilitation in Straßburg. 1883 ao. Prof. in Straßburg, 1884 in Halle, 1894 o. Prof. in Halle. Seit 1906 zunehmende Erblindung, von seinen Lehrverpflichtungen entbunden. 1897 Gründung der Zeitschrift Kant-Studien, 1904 Gründung der Kant-Gesellschaft (BEdPh). – 14 Schreiben Windelband an Vaihinger: 20.3.1894; 25.7.1894; 4.11.1895; 7.7.1896; 17.2.1897; 8.3./9.3.1897; 18.3.1897; 22.3. 1897; 16.11.1903; 17.11.1903; 19.11.1903; 22.7.1908; 19.3.1909; 16.3.1911. Varrentrapp, Conrad (1844–1911), Historiker. Ab 1862 Studium in Göttingen, Bonn und Berlin, 1865 Promotion in Bonn, 1868 Habilitation in Bonn. 1873 ao. Prof. in Bonn, o. Prof. in Marburg, 1890 in Straßburg, 1901 in Marburg, 1909 emeritiert (Marburger Professorenkatalog). – 1 Schreiben Windelband an Varrentrapp, Karl Budde und Karl Johannes Neumann: 9.2.1900. Verlag Breitkopf & Härtel. – 50 Schreiben Windelband an Breitkopf & Härtel: o. D. (vor 16.8.1898); 5.9.1898; 27.9.1898; 3.10.1898; 5.10.1898; 8.10.1898; 13.10.1898; 16.10.1898; 20.10.1898; 30.10.1898; 15.12.1898; 21.12.1898; 28.12. 1898; 16.1.1899; 16.1.1899; 10.2.1899; 18.2.1899; 6.3.1899; 9.3.1899; 15.3.1899; 23.3.1899; 3.4.1899; 12.4.1899; 25.4.1899; 27.4.1899; 30.10.1899; 4.1.1900; 3.11. 1900; 29.9.1902; 17.3.1903; 1.4.1903; 20.4.1903; 3.5.1903; 7.5.1903; 8.5.1903; 9.7. 1903; 9.8.1903; 11.8.1903; 31.8.1903; 30.9.1903; 5.10.1903; 11.12.1903; 15.12.1903; 6.8.1906; 6.10.1906; 27.2.1907; 5.2.1907; 20.4.1907; 7.6.1907. Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). – 6 Schreiben Windelband an den Verlag: 30.9.1909; 12.12.1909; 8.8.1901; 14.5.1912; 19.5.1912. – 36 Schreiben des
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Verlags an Windelband: 8.2.1904; 19.3.1909; 22.3.1909; 24.7.1909; 7.9.1909; 9.9.1909; 10.9.1909; 20.9.1909; 29.9.1909; 30.9.1909; 2.10.1909; 5.10.1909; 11.10.1909; 5.8.1910; 9.8.1910; 6.9.1911; 13.9.1911; 15.9.1911; 16.9.1911; 19.9.1911; 7.10.1911; 14.10.1911; 26.1.1912; 21.2.1912; 9.5.1912; 15.5.1912; 21.5.1912; 31.5.1912; 11.6.1912; 14.2.1914; 24.3.1914; 16.4.19124; 17.4.1914; 5.5.1914; 6.5.1914; 16.5.1914. Vischer, Robert (1847–1933), Kunsthistoriker und Ästhetiker. Prof. in Breslau, Aachen und Göttingen (DBE). – 3 Schreiben Windelband an Vischer: 26.11.1910; 5.12.1910; 3.11.1911. Vogt, Gustav (1829–1901), Jurist, Politiker. Bis 1853 Studium des Rechts in Bern, anschließend Anwaltspraxis. 1855 Habilitation in Bern, 1856–60 Bezirksprokurator, 1860 Direktor des Eidgenössischen Statistischen Bureaus. 1862 o. Prof. für Staatsrecht in Bern, 1870 o. Prof. in Zürich. 1878–86 Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung, 1872–81 Zürcher Kantonsrat (Historisches Lexikon der Schweiz). – 1 Schreiben Windelband an Vogt: 16.7.1876. von Melle, Werner (1853–1937, kein Adelstitel), Bürgermeister und Bildungspolitiker. Kein Adelstitel. Studium in Heidelberg, Straßburg, Leipzig, Göttingen, 1876 Promotion in Göttingen. 1891 Wahl zum Syndikus des Senats in Hamburg, 1900 Wahl in den Senat in Hamburg, 1904 als Präses Leitung der Oberschulbehörde, 1907 Gründung der Hamburger Wissenschaftlichen Stiftung. Ab 1914 mehrfach Bürgermeister. 1919 Eröffnung der von ihm mit initiierten Hamburger Universität (NDB). – 3 Schreiben Windelband an von Melle: 8.6.1908; 27.6.1911; 31.12.1912. Vossler, Karl (1872–1949), Romanist und Sprachwissenschaftler, Studium in Heidelberg, Straßburg, Genf und Rom. 1897 in Heidelberg promoviert, 1900 in Heidelberg habilitiert, 1902 ao. Prof. in Heidelberg, 1909 o. Prof. in Würzburg, 1911–38 o. Prof. in München (1926/27 sowie 1946, nach der Wiedereröffnung, Rektor) (DBE; BEdPh). – 4 Schreiben Windelband an Vossler: 4.10.1905: 22.8.1908; 24.8.1908; 17.7.1909. Walther, Hermann (1851/52–1896), Verleger. 1876 Volontär in der Stuhr’ schen Buchhandlung in Berlin, gemeinsam mit Emil Apolant 1879 Gründung eines Sortimentgeschäfts unter der Firma Walther & Apolant. Daneben Gründung des Verlags, der am 1.1.1891 in den alleinigen Besitz Walthers überging. Am 1.7.1896 erwarb Friedrich Bechly den Verlag. Walther war u. a. Verleger der Preußischen Jahrbücher (Rudolf Schmidt: Deutsche Buch-
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händler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1022– 1024; www.zeno.org). – 1 Schreiben Windelband an Hermann Walther: 11.6.1892. Weber, Max (1864–1920), Nationalökonom, Historiker und Soziologe. 1882–86 Studium in Heidelberg, Straßburg, Berlin, Göttingen, 1889 Promotion in Berlin, 1891 Habilitation in Berlin. 1892 habilitiert, ao. Prof. in Berlin, 1894 o. Prof. in Freiburg, 1897 in Heidelberg. Unterbrechung und Aufgabe (1903) der Lehrtätigkeit aufgrund eines Nervenleidens. 1917 nach Wien berufen, 1918 nach Heidelberg zurückgekehrt, 1919 o. Prof. in München (www.leo-bw.de). – 2 Schreiben Windelband an Weber: 16.10.1909; 12.12.1910. – 10 Schreiben Weber an Windelband: 20.9.1909; 24.9.1909; 13.10.1909; 27.10.1909; 9.5.1910; 29.5.1910; 10.6.1910; 9.7.1910; 27.10.1910; 30.3. 1911. – 1 Schreiben Weber an Koenigsberger und Windelband: 30.7.1909. Wetz, Wilhelm (1858–1910), Anglist. Ab 1876 Studium in Straßburg, 1885 Habilitation. 1895 ao. Prof. in Gießen, 1902 o. Prof. in Freiburg (DBE). – 2 Schreiben Windelband an Wetz: 2.8.1891; 19.5.1892. Wiedemann, Eilhard (1852–1928), Physiker, bis 1872 Studium in Heidelberg und Leipzig, 1872 Promotion in Physik in Leipzig, 1875 Habilitation für Physik in Leipzig, 1878 ao. Prof. für Physik in Leipzig, 1886 o. Prof. an der Technischen Hochschule Darmstadt, 1886–1926 in Erlangen (Leipziger Professorenkatalog). – 1 Schreiben Windelband an Wiedemann: 12.2.1876. Wolff, Hermann (1842–1896), Philosoph. 1875–96 Dozent in Leipzig (Rudolf Eisler: Philosophenlexikon 1912; Historische Vorlesungsverzeichnisse der Universität Leipzig). – 1 Schreiben Wolff an Windelband: 1.7./2.7.1882. Wundt, Wilhelm (1832–1920), Philosoph und Psychologe. 1857 Habilitation in Heidelberg, 1864 ao. Prof. in Heidelberg, 1874 o. Prof. in Zürich, 1875 in Leipzig (BEdPh). – 1 Schreiben Windelband (für die philosophische Fakultät Heidelberg) an Wundt: 7.11./10.11.1905. Zeller, Eduard (1814–1908), Philosoph, Theologe und Historiker. Ab 1831 Studium in Tübingen, 1836 Promotion in Tübingen, 1840 Habilitation in Tübingen. 1847 ao. Prof. in Bern, 1849 o. Prof., 1849 in Marburg, 1862 in Heidelberg, 1872 in Berlin (BEdPh). – 2 Schreiben Windelband an Zeller: 10.6.1882; 14.5.1888.
Korrespondentenverzeichnis
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Ziegler, Gottlieb (1828–1898), Theologe und Pädagoge, Politiker. Ab 1847 Studium in Zürich, ab 1850 in Berlin. 1851 Vikar in Rorbas, 1853 Pfarrer in Hedingen, 1858 Pfarrer in Eglisau. 1863–69 Lehrer für Religion und Latein am Gymnasium Winterthur. 1859–62, 1877–83 sowie 1890–98 Zürcher Groß- bzw. Kantonsrat, 1868–69 Verfassungsrat, 1869–77 Regierungsrat (für Finanzen, ab 1875 Erziehung). 1871–77 Nationalrat (1873–74 Präsident). 1877–98 Redakteur des Landboten, 1880 Mitglied des Gemeindeausschusses, 1895–98 Mitglied des Großen Stadtrats von Winterthur, 1895–96 dessen Präsident (Historisches Lexikon der Schweiz). – 7 Schreiben Windelband an Ziegler: 12.2.1876; 28.2.1876; 18.1.1877; 20.1.1877; 24.1.1877; 26.1.1877; 27.1. 1877.
12 Personenregister
Ach, Narziß Kaspar 561 Ahrens, Heinrich 34, 35, 451 Alighieri, Dante 432 Althaus, Karl Heinrich 30, 448 Althoff, Friedrich Theodor 14, 256, 266, 435, 477, 478, 480, 481, 482, 483, 485 Aquin, Thomas von 432, 503 Aristoteles 39, 55, 118, 121, 127, 154, 174, 177, 178, 184, 200, 246, 247, 282, 425, 426 Arnim, Hans von 192 Asmus, Paul 465 Augustinus 49, 173, 247, 282 Avenarius, Richard 198, 261, 272, 290, 467, 469, 492, 493 Awxentieff, Nicolas 523 Bacon, Francis 130, 184, 192 Baensch, Otto 26, 314, 373, 398, 505, 546 Baeumker, Clemens 192, 311, 329, 330, 332, 333, 502, 504, 510, 513, 514, 515, 516 Baist, Gottfried 503, 564 Bardeleben, Karl (von) 217, 222, 461, 463 Barth, Andreas 447 Bauch, Bruno 26, 179, 209, 314, 345, 361, 374, 505, 523, 532, 543, 560, 561 Bauer, Johannes 57, 58, 457, 458, 569
Baumann, Julius 257, 451, 474, 482 Baumgartner, Matthias 500, 503, 504 Bechstein, Reinhold 30, 447 Benrubi, Isaak 523, 529 Bergmann, Julius 128, 257, 274, 482, 492 Bergson, Henri 190, 191, 193, 199, 356, 372, 529, 530, 543 Berlin, Ernst 28 Bernays, Jacob 461 Bernays, Michael 218, 461 Bernoulli, Jakob 118 Berr, Henry 186, 525 Beseler, Karl Georg Christoph 154 Bismarck, Otto von 241, 471 Blass, Friedrich Wilhelm 462 Bloch, Ernst 437 Blümner, Hugo 468, 469 Bolin, Wilhelm 451 Bonhöffer, Adolf 393, 552 Borsdorf, Theodor 229 Boutroux, Emile 186, 344, 356, 377, 379, 389, 525 Bradley, Francis Herbert 199 Braig, Carl 500 Brandstetter, Oskar 413, 569 Braune, Wilhelm 523, 565 Brentano, Franz 128, 178, 180, 221, 232, 463, 486, 489
Personenregister
Brentano, Lujo 510 Bresslau, Harry 306, 498 Bruno, Giordano 135 Bubnoff, Nicolai von 26, 531, 551, 567 Buhl, Heinrich 35 Bunsen, Robert Wilhelm 142 Burdach, Konrad 563 Busse, Ludwig 290, 492 Böhm, Franz 328, 352, 512, 519, 525, 527, 529, 531, 533, 564 Böhme, Jakob 122 Bühler, Karl 533 Bülow, Gilles 442 Bütschli, Otto 458 Caro, Jakob 30, 447 Cartagi, Michael von 523, 551 Cassirer, Ernst 49, 51, 52, 54, 199, 362, 404, 456, 457, 561 Cervantes, Miguel 428 Christen, Florian 466 Cicero 117 Class, Gustav 465 Cohen, Hermann 50, 52, 115, 170, 199, 204, 437, 452, 453, 523, 556, 560, 561 Cohn, Benno 271 Cohn, Jonas 292, 344, 347, 362, 405, 409, 494, 523, 524, 562, 567 Comte, Auguste 184, 185, 198, 321, 333, 334, 349, 351, 393, 512, 515, 516, 525, 553 Cornelius, Hans 360, 361, 362, 532 Corwegh, Robert 523 Cousin, Victor 199 Croce, Benedetto 199, 356, 377, 379, 389, 401, 530
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Cromwell, Oliver 286 Crookes, William 464 Curtius, Ernst Robert 26 Curtius, Georg 214, 460 Curtius, Theodor 526 Cushman, Herbert Ernest 517 Czermak, Johann Nepomuk 30, 448 Darwin, Charles 121, 160 Dehio, Georg 304, 497 Demokrit 173, 174, 205, 282 Descartes, René 115, 150, 184, 192, 206, 258, 282, 316, 509 Dessoir, Max 357, 358, 530 Deussen, Paul 52, 53, 523 Deutinger, Martin 417, 571 Diderot, Denis 187 Dilthey, Karl 435, 438, 452, 453, 468, 469, 474, 483, 484, 491, 513, 515, 517, 518, 521, 568 Dilthey, Wilhelm 10, 14, 49, 115, 133, 150, 188, 200, 268, 308, 328, 362, 409, 435, 437, 438, 451, 452, 453, 474, 477, 478, 483, 526 Dorner, August 269, 484 Dove, Alfred 19, 30, 218, 251, 448, 458, 461, 478, 498, 503, 554 Dove, Heinrich Wilhelm 448 Drews, Arthur 545 Driesch, Hans 567 Drobisch, Moritz Wilhelm 35, 451, 453 Droysen, Johann Gustav 478 Duhn, Friedrich von 458 Dusch, Alexander von 527 Dyroff, Adolf 315, 334, 504, 507, 516, 571 Dühring, Eugen 231, 469
600
Personenregister
Ebbinghaus, Hermann 530, 532, 566, 567 Ebbinghaus, Julius 357, 407, 408, 530, 566, 567 Ebers, Antonie 460 Ebers, Georg 30, 448, 458, 461 Ehrenberg, Victor 19, 26, 216, 222, 224, 235, 435, 438, 460, 461, 462, 463, 470, 472, 473, 474, 479, 483, 484 Eitingon (Student, Berlin) 523 Elsenhans, Theodor 344, 347, 361, 362, 523, 533 Empedokles 173 Enriques, Frederigo 401 Erdmann, Benno 125, 179, 189, 190, 268, 269, 478, 479, 481, 484 Erhardt, Franz 496 Eucken, Rudolf 10, 14, 115, 133, 176, 199, 257, 307, 329, 330, 465, 482, 499, 514, 545, 549 Fairbanks (Mrs., Berlin) 523 Falckenberg, Richard 505 Faust, August 377, 379, 384, 385, 544, 549 Fechner, Gustav Theodor 38, 123, 375, 543 Ferri, Luigi 214, 460 Feuerbach, Ludwig 451 Fichte, Johann Gottlieb 32, 116, 123, 137, 138, 149, 159, 179, 192, 193, 206, 257, 314, 338, 349, 362, 402, 411, 415, 505, 506, 507, 519, 525, 533 Fichte, Karl Eduard von 507 Finkelstein, Fanja 551 Fischer, Christiane Louise 494, 515
Fischer, Kuno 9, 11, 18, 23, 24, 30, 37, 50, 53, 115, 117, 125, 127, 130, 134, 142, 170, 171, 178, 179, 180, 204, 217, 218, 269, 292, 305, 313, 323, 324, 325, 326, 336, 339, 345, 361, 435, 448, 451, 461, 462, 468, 478, 484, 494, 495, 497, 505, 509, 512, 513, 515, 521, 523, 527, 530, 532 Forster, Georg 188 Fortlage, Karl 30, 448 Frank, Erich 551 Frankenhäuser, Ferdinand 229, 230, 231, 469 Freudenthal, Jacob 268, 269, 484 Freytag, Gustav 213, 214, 218, 437, 461 Friedländer, Laura 498 Friedländer, Ludwig 465, 498 Fries, Jakob Friedrich 118, 123 Frischeisen-Köhler, Max 529 Fromme (Stadtpfarrer, Heidelberg) 458 Fullerton, Georg Stuart 530 Gaedickens (ao. Prof. Jena) 30, 448 Galilei, Galileo 496 Gassendi, Pierre 523 Geffcken, Friedrich Heinrich 481 Gerlach, Hermann 28 Gerland, Georg 42, 477, 486 Gerloff, Ferdinand Heinrich 36, 451 Geulincx, Arnold 258 Geyser, Joseph 505 Gierke, Otto 372, 543, 549 Gildhoff, Christian 8 Glockner, Hermann 21
Personenregister
Glogau, Gustav 252, 258, 470, 472, 474, 477, 478, 481, 482, 483 Goedeckemeyer, Albert 456 Goethe, Johann Wolfgang von 134, 135, 137, 229, 300, 301, 303, 399, 428, 469, 497 Goette, Alexander 509 Goette, Arthur 21, 317, 328, 337, 499, 509, 516, 518 Goldziher, Ignaz 191 Gothein, Eberhard 456, 457, 528 Gottgetreu, Walther 28 Green, Thomas H. 199 Groos, Karl 48, 179, 358, 361, 362, 530, 532 Große, Albert der 122 Grube, Wilhelm 191 Gruhle, Hans W. 567 Gruppe, Otto Friedrich 30, 448 Gründer, Karlfried 14 Göring, Carl 453 Günzel (Lehrer, Neunkirchen) 328, 514 Haeckel, Ernst 137 Hamilton, William 180, 233 Hampe, Karl 537, 565, 571 Handschuck, Angelika 447, 450 Hardy, Edmund 500 Harms, Friedrich 30, 448 Hartenstein, Gustav 190 Hartmann, Eduard von 52, 123, 128, 144, 159, 198, 206, 215, 258, 292, 308, 460, 469, 494, 499, 545 Hartmann, Nicolai 178 Hase, Oskar von 496, 513, 526 Hauff, Emil 498 Haym, Rudolf 437
601
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 10, 11, 23, 43, 53, 115, 116, 117, 118, 123, 128, 131, 137, 138, 139, 142, 149, 150, 165, 171, 184, 192, 199, 204, 207, 209, 210, 277, 308, 309, 316, 348, 566 Heidegger, Martin 178 Heinze, Max 451, 453 Heitz, Emil 454 Helmholtz, Hermann 38, 127, 142, 199, 270, 478 Hense, Otto 231, 469 Hensel, Paul 21, 289, 290, 291, 300, 309, 310, 313, 328, 336, 353, 358, 362, 437, 492, 496, 500, 504, 514, 531, 560 Heraklit 173 Herbart, Johann Friedrich 11, 32, 123, 124, 179, 192, 198, 206, 257 Herder, Johann Gottfried 48, 53, 122, 162, 321, 456, 512 Hermann, Conrad 453 Hermes, Georg 417, 571 Herrigel, Eugen 435 Hertling, Georg 334, 516 Hertz, Heinrich 195 Hessen, Sergius 531, 548, 549, 550, 551 Heubner, Otto 221, 462 Heym, Johannes 28 Heymans, Gerard 261, 483 Hiller (Stadtrat in Potsdam) 18, 28, 29, 447 Himsted, Franz 503 Hinneberg, Paul 176, 191, 437 Hirzel, Rudolf 218, 269, 461, 484 His, Wilhelm 221, 462 Hobbes, Thomas 286 Hocking, William Ernest 335, 517
602
Personenregister
Hoekstra, Tjeed 524 Hoffmann, Hans 499 Hofmann, Karl (von) 454, 455 Holst, Hermann von 464, 465 Horneffer, Ernst 395, 553 Hume, David 126, 157, 282 Husserl, Edmund 180, 200, 358, 398, 530, 531, 549, 554 Husserl, Malvine 530 Häberlin, Paul 404, 405, 409, 561 Hölderlin, Friedrich 136, 137, 564 Hübner, Ernst 30, 449 Inouye, Tetsujiro 192 Itelson, Gregor 523 Jacobi, Friedrich Heinrich 122, 136 Jacobsohn, J. (Rezensent) 270 Jaensch, Erich Rudolf 556, 561 Jaffé, Edgar 343, 522 Jakovenko, Bruno 26 Janssen, Theodor B. G. 524 Jaspers, Karl 405, 562, 567 Jebens (Rittmeister, Saarbrücken) 328, 514 Jellinek, Adolf 460, 473 Jellinek, Camilla, geb. Wertheim 483, 489 Jellinek, Georg 19, 26, 218, 294, 435, 438, 460, 461, 463, 466, 470, 471, 472, 473, 474, 483, 484, 485, 487, 488, 489, 490, 504, 517, 522, 523, 528, 529, 568 Jevons, Stanley 180 Jodl, Friedrich 206, 489 Jordan, Heinrich 254, 462, 479 Kant, Immanuel 12, 19, 32, 33, 34, 38, 39, 43, 48, 52, 115, 116, 117, 120, 122, 123, 126, 127, 128, 131, 132, 133, 136, 138, 139, 140, 142,
145, 147, 152, 153, 157, 164, 165, 166, 171, 172, 177, 178, 179, 180, 183, 186, 188, 189, 190, 192, 196, 199, 200, 202, 204, 205, 206, 208, 217, 218, 221, 225, 234, 235, 241, 247, 258, 260, 265, 269, 270, 280, 282, 284, 304, 305, 306, 314, 316, 345, 353, 361, 390, 485, 489, 498, 507, 509, 510, 527, 532, 566 Karganoff, Lydia von 221, 463 Keibel, Hermann 275, 487 Keibel, Sophie 487 Keller, Gottfried 21 Kerry, Benno 279, 486, 489 Kerry, Richard 486, 489 Kinkel, Gottfried 21 Kirchhoff, Gustav Robert 142 Kirchmann, Julius Heinrich von 190 Kistiakowski, Theodor 26, 551 Klemm, Otto 561 Klingelhöfer, Helmut 465, 497 Kljukowski, Leonid 551 Kluge, Friedrich 406, 407, 562, 564 Knapp, Georg Friedrich 221, 224, 260, 462, 463, 466, 483 Knutzen, Martin 270, 485 Koenen, von (Appelationsgerichts-Präsident a. D.) 36, 451 Koenigsberger, Leo 365, 537, 542, 568 Kohlrausch, Friedrich Wilhelm Georg 30, 31, 449 Kossel, Albrecht 517, 522 Kowalewski, Arnold 561 Kramme, Rüdiger 474, 511 Krebs, Engelbert 505
Personenregister
Krehl, Ludolf 395, 551, 568 Kries, Johannes von 322, 328, 475, 483, 491, 492, 512 Krohn, August 481 Kroner, Richard 372, 373, 377, 378, 383, 386, 388, 407, 417, 437, 531, 545, 561, 570 Krueger, Felix 407, 567 Kues, Nikolaus von 192 Kuhn, Ernst 229, 468 Kym, Andreas Ludwig 226, 451, 466 Köhnke, Klaus Christian 7, 8, 14, 441 Körbin, Gustav 28 Kühnemann, Eugen 48, 53 Külpe, Oswald 357, 360, 403, 405, 410, 530, 532, 533, 562, 568 Laas, Ernst 46, 171, 172, 258, 261, 267, 454, 479, 482, 483, 486 Lachelier, Jules 199 Langbehn, Julius 160 Lange, Friedrich Albert 124, 180, 198, 204, 451, 453 Lantzius-Beninga, Siegfried Karl Ehrhardt 551 Lanz 542 Lanz, Heinrich 542, 551 Lanz, Julia 542 Lask, Emil 26, 178, 179, 200, 300, 312, 314, 348, 362, 392, 404, 405, 409, 437, 438, 496, 503, 525, 528, 552, 557, 561, 562, 567, 568 Lasson, Adolf 525 Lawall (Lehrer in St. Johann an der Saar) 328, 514 Lazarus, Moritz 61, 121, 122, 155, 198, 435
603
Laßwitz, Kurd 523 Ledderhose, Carl 45, 454, 455, 479, 480 Leibniz, Gottfried Wilhelm 122, 127, 131, 138, 159, 192, 204, 206, 257, 258, 276, 332, 487, 515 Lessing, Gotthold Ephraim 122, 469, 515 Levy, Abraham 523 Lewald, Otto Friedrich Theodor 342, 522 Lexis, Wilhelm 471 Liebig, Justus 142 Liebmann, Otto 9, 21, 42, 46, 195, 198, 199, 204, 242, 254, 257, 261, 267, 454, 478, 479, 481, 486, 505 Lindner, Bertha 328, 514, 518 Lipps, Gottlob Friedrich 561 Lipps, Theodor 14, 179, 206 Locke, John 434, 523 Lotze, Hermann 9, 18, 30, 31, 32, 37, 43, 116, 118, 120, 123, 133, 134, 180, 200, 208, 243, 258, 437, 449, 450, 451, 473, 474, 481 Lukàcs, Georg 528 Luther, Martin 361, 532 Léon, Xavier 356 Mach, Ernst 53, 198, 361, 532 Maier, Heinrich 55, 362, 533 Mamiani, Terenzio 214, 460 Manteuffel, Edwin Karl Rochus von 261, 483 Marbe, Karl 529, 532, 561 Martin, Ernst 454 Marty, Anton 362, 405, 533, 562 Mechow (Ingenieur, Berlin) 523
604
Personenregister
Medicus, Fritz 314, 362, 402, 408, 500, 505, 507, 533 Mehlis, Georg 26, 372, 373, 376, 377, 378, 379, 381, 383, 384, 385, 386, 387, 388, 389, 407, 417, 437, 531, 542, 544, 545, 546, 550, 557, 561, 570 Meinecke, Friedrich 19, 372, 406, 458, 549, 564 Meiner, Felix 402, 505, 556 Meisner, Mejer 551 Meister Eckhart 122 Mendelssohn, Moses 122, 189 Menzer, Paul 407, 567 Meumann, Ernst 530 Meyer, Eduard 461 Meyer, Friedrich 506 Meyer, Jürgen Bona 30, 128, 449, 451 Mill, John Stuart 118, 180, 233 Misch, Georg 49, 51, 52, 362, 533, 561 Moltke, Otto Julius von 448 Mommsen, Theodor 142, 510 Moritz, Karl Philipp 122 Moszkowski, Alexander 456 Mühll, Karl von der 462 Müller, Georg Elias 473, 478 Müller, Iwan 271 Münsterberg, Hugo 291, 353, 356, 492, 493, 528, 529 Natorp, Paul 52, 178, 258, 405, 482, 492, 493, 560, 561 Naunyn, Bernhard 500 Naville, Ernest 344, 346, 523, 524 Neumann, Carl 412 Newton, Isaac 126
Nietzsche, Friedrich 14, 115, 139, 141, 161, 193, 198, 353, 494, 527, 553 Nitsche, Hinrich 462 Nokk, Wilhelm 473, 474, 512 Novalis (Friedrich von Hardenberg) 53, 117, 432 Nöldeke, Theodor 502, 507 Oldenberg, Hermann 191 Oncken, Hermann 568 Osthoff, Hermann 229, 468 Ostwald, Wilhelm 53 Overbeck, Johannes 35, 450 Paracelsus 122 Park, Robert Ezra 26, 342, 522 Parmenides 173 Pascal, Blaise 52 Paulsen, Friedrich 154, 254, 255, 304, 306, 410, 437, 479, 498, 568 Peipers, David 467 Peschel (Frl.) 221, 462 Peschel, Oscar Ferdinand 462 Petersen, Julius 563 Pfleiderer, Edmund 258, 482 Philips, Karl 524 Pictet, Raoul 523 Pius IX (Giovanni Maria Mastai Ferretti) 460 Platner, Ernst 122 Platon 23, 127, 163, 173, 174, 176, 205, 257, 282, 299, 306, 307, 407, 426, 432, 496, 499 Plotin 282 Poincaré, Henri 195, 198 Prantl, Karl 37, 115, 117, 451, 489 Prel, Carl Du 460 Proklos 209 Quäbicker, Richard 473
Personenregister
Quételet, Adolphe 117 Radbruch, Gustav 568 Ranke, Leopold 142 Ravà, Adolfo 372, 543 Rehmke, Johannes 270, 485 Reichlin-Meldegg, Carl Alexander von 455 Reinhold, Karl Leonhard 189 Reinke, Johannes 523 Reitzenstein, Richard 564 Renouvier, Charles 199 Richter, Raoul 49 Rickert, Franz 519 Rickert, Heinrich 26, 133, 179, 180, 200, 272, 273, 274, 328, 345, 346, 358, 363, 364, 381, 388, 389, 416, 417, 435, 436, 438, 439, 483, 487, 488, 489, 491, 492, 494, 496, 500, 503, 504, 505, 507, 509, 514, 516, 519, 523, 524, 525, 528, 533, 534, 536, 538, 542, 543, 544, 546, 547, 549, 550, 551, 554, 556, 557, 561, 562, 564, 567, 568, 571 Rickert, Heinrich Edwin 487 Riehl, Alois 45, 46, 258, 289, 329, 330, 334, 437, 454, 482, 491, 492, 514, 515, 516 Ritschl, Albrecht 468 Ritschl, Friedrich 462, 468 Roethe, Gustav 563 Rohde, Erwin 491 Rosenkranz, Karl 117, 190 Rousseau, Jean Jacques 126, 286 Royce, Josuah 193, 356, 401 Rubinstein, Susanna 221, 463 Ruge, Albrecht 551 Ruge, Arnold 26, 370, 371, 372, 373, 374, 376, 377, 378, 379, 381,
605
382, 383, 384, 385, 386, 387, 389, 390, 394, 395, 397, 400, 401, 410, 416, 458, 531, 534, 538, 541, 544, 545, 546, 549, 551, 552, 555, 567, 569, 570 Rüttenauer, Benno 475 Scheler, Max 523 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 48, 117, 123, 136, 138, 192, 206, 234, 348, 432 Schiller, Ferdinand C. S. 530 Schiller, Friedrich 48, 134, 136, 137, 356, 530 Schilling, Gustav 451 Schinz, Max 53 Schlapp, Otto 319, 511 Schlegel, Friedrich 134 Schleicher, August 30, 448 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 123, 348 Schleussner (Prof., Mainz) 523 Schlupkothen, Frederik 442 Schmid, Friedrich Alfred 348, 519, 525, 567 Schmidt, Adolf 30, 448 Schmidt, Erich 563 Schmidt, Julian 458 Schmoller, Gustav 528 Schneider, Arthur 504 Schopenhauer, Arthur 14, 32, 39, 53, 117, 123, 127, 134, 157, 192, 193, 198, 206, 425 Schröder, Edward 563 Schubert, Hans von 537 Schubert-Soldern, Richard von 284, 490 Schultze, Fritz 37, 451, 452, 453
606
Personenregister
Schuppe, Wilhelm 198, 258, 273, 274, 275, 276, 284, 482, 487, 490 Schuster, Paul Robert 452, 453, 467 Schwartz, Eduard 323, 458, 512 Schwarz, Hermann 362, 533 Schwegler, Albert 115, 490 Schweitzer, Albert 26 Schäfer, Dietrich 527, 528 Schär, Eduard 323, 509, 512 Schöll, Friedrich 468 Schöll, Rudolf 237, 266, 471, 484 Schöndörffer, Otto 304, 498 Schöne, Richard 478 Sekido, Mai 8 Sengler, Jakob 234, 464, 470 Seydel, Rudolf 453 Shakespeare, William 428 Siebeck, Hermann 437, 470, 482, 532 Siebeck, Oskar 569, 570 Siebeck, Paul 20, 25, 242, 247, 257, 258, 268, 273, 275, 289, 306, 359, 361, 371, 373, 375, 377, 382, 384, 410, 414, 415, 416, 417, 435, 438, 473, 474, 482, 483, 484, 485, 487, 488, 489, 490, 498, 515, 516, 517, 518, 523, 532, 534, 536, 541, 542, 544, 546, 547, 549, 555, 561, 570 Siebeck, Richard 569, 570 Siebeck, Robert 569, 570 Siebeck, Werner 569, 570 Siegel, Carl 53 Sigwart, Christoph 19, 37, 38, 121, 122, 128, 177, 180, 196, 248, 272, 274, 305, 313, 317, 319, 320, 328, 451, 474, 478
Simmel, Georg 155, 198, 353, 354, 355, 357, 358, 362, 372, 385, 386, 389, 437, 438, 517, 527, 528, 541, 549, 570 Simon-Gadhof, Marcel 8 Smith, Adam 157 Sokrates 55, 130, 173, 255, 422, 481 Sophokles 428 Spahn, Martin 331, 501, 502, 509, 510, 513, 515 Spahn, Peter 510 Spencer, Herbert 194, 198 Spicker, Gideon 466 Spinoza, Baruch de 39, 117, 126, 130, 131, 134, 150, 157, 230, 233, 398, 432, 469, 470 Spitta, Heinrich 258, 482 Spranger, Eduard 54 Ssagaloff, Leo 551 Stadler, August 453 Stark, Karl Bernhard 228, 468 Stein, Heinrich Friedrich Karl von 255 Stein, Ludwig 186, 349, 525 Steinthal, Heymann 121, 155, 198, 252, 437, 477, 487 Stepun, Fedor 26, 359, 531, 549, 550, 551 Stern, William 157 Stobbe, Otto 465 Straszewski, Maurice 186, 525 Struve, Peter von 375, 543 Strümpell, Ludwig von 453 Studemund, Wilhelm 228, 468 Stumpf, Carl 233, 473, 489 Stutz, Irmgard 499 Stutz, Ulrich 21, 300, 322, 328, 336, 337, 340, 437, 496, 498,
Personenregister
499, 509, 511, 512, 513, 514, 518, 521 Sudhoff, Karl 523 Sulzer, Johann Georg 189 Tannery, Paul 344 Tetens, Johann Nicolaus 122, 189 Thales 173 Thaulow, Gustav 481 Thiele, Günther 252, 258, 477, 482 Thierfelder, Ferdinand Albert 221, 463 Thiersch, Hermann 563 Thomas, Ludwig 432 Treitschke, Heinrich von 218 Trendelenburg, Friedrich Adolf 30, 32, 117, 118, 121, 154, 170, 171, 178, 449 Troeltsch, Ernst 179, 348, 370, 372, 437, 456, 538, 549, 567 Tufts, James H. 517 Tüngel, Emil 222, 223, 463 Ueberweg, Friedrich 125, 173, 179, 451, 474 Uebinger, Johannes 334, 504, 516 Uhlig, Gustav 567 Ulrici, Hermann 179, 477 Unger, Rudolf 54 Vaihinger, Hans 14, 198, 255, 293, 314, 361, 435, 437, 480, 481, 490, 494, 495, 497, 507, 523 Varrentrapp, Conrad 306, 498, 501, 510 Vischer, Friedrich Theodor 215, 451, 460 Vischer, Robert 460 Vogt, Gustav 231, 469 Vogt, Johannes Gustav 469 Volkelt, Johannes 258, 482
607
Volkmann, Ludwig 496, 513, 526 Volz, Hermann 50, 456 Vorländer, Karl 190 Vossler, Karl 533 Voswinkel, Carsten 8 Wackenroder, Bernhard 448 Wagner, Albert 564 Wallach, Otto 18, 447, 448 Walleser, Max 523 Walter, Julius 37, 451, 464, 478 Warburg, Emil 475, 476 Wartenburg, Paul Yorck von 478 Weber, Alfred 405, 537 Weber, Marianne 551, 552 Weber, Max 353, 365, 394, 405, 435, 438, 517, 522, 527, 528, 536, 537, 538, 549, 551, 553, 567, 568 Weber, Theodor Hubert 478 Weber, Wilhelm Eduard 30, 31, 449, 450, 538 Weisz, Josef 461 Weithase (Postdirektor, St. Johann an der Saar) 328, 514 Weithase, Hugo 514 Weizsäcker, Julius 478 Weizsäcker, Viktor von 26 Wichgraf, August 17, 36, 499 Wichgraf, Elsbeth 483 Wichgraf, Fritz 464 Wichgraf, Marie Eugenie Elsbeth 475 Wichgraf, Wilhelmine, geb. Wilckens 17, 36, 469 Wiedemann, Eilhard 466 Wiesner, Otto Adolf Kuno 448 Wilde, Carolin 8 Wilhelm I. 495, 501 Wilhelm II. 495
608
Personenregister
Windelband, Dora 20, 229, 234, 251, 322, 327, 337, 464, 514, 518, 523, 526 Windelband, Dorothe Charlotte Friederike, geb. Gerloff 17, 27, 36, 56, 460 Windelband, Elly 20, 21, 317, 473, 496, 513 Windelband, Gisela, geb. Grapow 21 Windelband, Johann Friedrich Wilhelm 17, 27, 36, 447, 457 Windelband, Martha, geb. Wichgraf 17, 19, 36, 56, 461, 470, 546 Windelband, Meta 20, 21, 234, 307, 317, 499, 513, 516, 517, 518 Windelband, Sigfrid 20, 21, 337, 513, 569 Windelband, Wolfgang 20, 22, 56, 209, 436, 496, 512, 513, 518, 546, 553, 568, 569 Witasek, Stephan 561
Witkop, Philipp 406, 407, 408, 564, 565, 567 Witte, Johannes Heinrich 258, 482 Wolff, Christian 122 Wolff, Hermann 453 Wundt, Wilhelm 9, 14, 37, 179, 180, 191, 274, 403, 404, 437, 451, 453, 492, 493, 560, 561 Wölfflin, Heinrich 372, 549 Zeller, Eduard 37, 115, 123, 128, 142, 173, 174, 195, 246, 247, 336, 339, 451, 478, 481 Ziegler, Leopold 377, 545 Ziegler, Theobald 225, 328, 453, 501, 516 Zielénczyk, Adam 551 Ziller, Tuiskon 453 Zimmermann, Karin 8 Zirkel, Ferdinand 221, 224, 462 Zola, Emile 187 Zöllner, Friedrich 34, 35, 451, 453