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German Pages 317 [320] Year 2006
Frühe Neuzeit Band 108 Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext In Verbindung mit der Forschungsstelle „Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Osnabrück Herausgegeben von Achim Aurnhammer, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller und Friedrich Vollhardt
Thomas Rahn
Festbeschreibung Funktion und Topik einer Textsorte am Beispiel der Beschreibung höfischer Hochzeiten (1568-1794)
Max Niemeyer Verlag Tübingen 2006
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN-13: 978-3-484-36608-4
ISBN-10: 3-484-36608-7
ISSN 0934-5531
© Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2006 Ein Unternehmen der K. G. Saur Verlag GmbH, München http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Satz: Linsen mit Spektrum, Mössingen Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung I.
VERWUNDERUNG UND EHRFURCHT
Die Wirkungsästhetik zeremonieller Inszenierungen in der deutschen Zeremoniellwissenschaft des 18. Jahrhunderts Die deutsche Zeremoniellwissenschaft des 18. Jahrhunderts 9 - Sichtbare Macht 11 - Hochachtung und Ehrfurcht aus Verwunderung 14 Adressatenspezifische Affektprägungen 19 - Rhetorik der Macht versus Vermessung natürlicher Mächte 20 - Zeremonielltheorie und der Diskurs des Erhabenen 23 II.
REIZ UND ZEICHEN
Suggestion und Reduktion der zeremoniellen Wirkungsästhetik in den Festbeschreibungen Wirkungsästhetische Reflexionen >neben< der Zeremoniellwissenschaft: Johann von Bessers »Preußische Krönungs=Geschichte« (1702/1712) 29 - Der Begriff der Verwunderung in den Festbeschreibungen 35 Prachtbeschwörung und Prachtbilanzierung 39 - Reduktion statt Evozierung: Die wirkungsästhetische Aporie des Zeremoniells und die Funktion der Festbeschreibung 40 III.
THEORIE DER FESTBESCHREIBUNG
Gattungstheoretische Spuren in den Paratexten Der Gattungsterminus >Beschreibung< 43 - Das Beschreibungsprogramm der Titel 45 - Das rhetorische Programm der Widmungen und Vorreden 48 - Der stilus historicus der Festbeschreibung 51 - Die »nach kommenden« als Leser: Das historiographische Programm der Widmungen und Vorreden 53 - Die »Curiosi« als Käufer: Das Publikationskalkül der Verleger 56
VI IV.
ZEREMONIELL ALS TEXTMODELL
Topik und D i s p o s i t i o n der Festbeschreibung
59
1.
Wahrnehmungsnachtrag: Die Topik der Gattung Zwei hessische Hochzeitsbeschreibungen 60 - Gewichtung der Zeremoniellsegmente 61 - Zeremoniellabstrahierung 63 - Wahrnehmungsnachtrag 64 - Sinnbildnachtrag 66
59
2.
Zeremonielles decorum und Kontingenz
67
3.
Integration heterogener Textsorten
72
4.
Inszenierung der Namen: Typographische Topik Typographisches decorum 78 - Namen-Züge: Das Hervortreten der Listen 79 - Größe und Stellung der Namen 80 - Marginalien-Ketten: Lösung der Namen aus dem poetischen Syntagma 82
78
5.
Die Topik der Illustrationen Visuelle Listen 85 - Ausblendung des performativen Rahmens 87 - Die Hauptdarsteller des casus 90
84
V.
D I E BRAUT ALS ERDBEERE
Poetische Hochzeitsbeschreibungen des 16. Jahrhunderts Prosarelation versus poetische Beschreibung 95 - Humanisten und Pritschmeister: Die Autoren der poetischen Festbeschreibung 96 - Poetische Fassung der Fakten 101 - Wappen und Bildformeln: Bilder in der poetischen Festbeschreibung 107 - Schaum im goldenen Beißzeug: Die Affirmierung der dynastischen >Zuchtwahl< 111 - Mnemotechnik des Zeremoniells versus Sekundärmnemonik der poetischen Beschreibung 114 VI.
95
UTOPISCHE LESARTEN DES FESTES
Beschreibungen der Münchener Fürstenhochzeit
1.
2.
v o n 1568
117
Die Hochzeit Wilhelms (V.) von Bayern mit Renata von Lothringen
117
Policeystaat der Freude: Hans Wagners »Kurtze doch gegründte beschreibung des [...] Hochzeitlichen Ehren Fests« (1568) Poetik der >Zierlichkeit< versus Zeitungstopik 120 - Der Festort als Ordnungsutopie 122 - Überredung und Beweis: Die Aufgabenteilung von Bild und Text 126
220
VII 3.
4.
VII.
Das Fest - (k)ein Traum: Heinrich Wirrichs »Ordenliche Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt« (1568) >Poetische Freiheit versus Faktendruck 130 - Heraldischer Eingang 134 - Der Festort als paradiesischer Garten 135 - Zeugenschaftssuggestionen 139 - Festliche Unordnung 140 - Sozialdidaktische Einschübe 142 Himmlische Harmonie: Massimo Troianos »Discorsi« (1568) und »Dialoghi« (1569) Dialogfiktion 144 - Die Kommentierungsinteressen des Hofmusikers 148 - Der Festort als paradiesischer Klangraum 150 - Wirkungsästhetik des Festes 153
2.
Assimilierungszeremoniell: Zeremoniellutopische Fragmente in Novalis' »Glauben und Liebe oder Der König und die Königin« (1798) Theoretische Entmachtung des Zeremoniells 155 - Utopisierung der staatlichen Repräsentation 156 - Assimilierungszeremoniell 158 - Zeremonielle Reflexion der »StaatsVerbindung« 159 - Der Hof als vorbildliche Familie 161 Intimisierungszeremoniell: »Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung in Berlin« (1794) Neubeginn der Gattung 163 - Die Hochzeit als Feier einer geschichtlichen Rettung 166 - Das dynastische Fest als Volksfest 168 - Liebeswallung statt Zwangszeremoniell 171 - Erweiterter Familienkreis 173 -Aufgeklärte Festutopie 175 - Ausgestellte Zeremoniellreduktion 179
LITERATURVERZEICHNIS
1.
144
G L A U B E N UND LIEBE
Revisionen von Zeremoniell und Festbeschreibung im späten 18. Jahrhundert 1.
130
155
155
163
185
Chronologisches Verzeichnis der Beschreibungen höfischer Hochzeiten mit Druckort im deutschen Sprachraum vom Beginn des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
185
2.
Quellen
256
3.
Bibliographien, Handbücher, Kataloge, Lexika
259
4.
Forschungsliteratur
260
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
273
PERSONENREGISTER
277
ABBILDUNGEN
281
EINLEITUNG
Das Feld der höfischen Medien wird intensiv erforscht.' Unter den Druckmedien, die über den Hof berichten oder in denen der Hof sich präsentiert, nimmt die Festbeschreibung2 eine besondere Rolle ein: Sie ist ein Medium auf zwei-
1
2
Den maßgeblichen Überblick über die Gattungsvielfalt der höfischen Medien bietet Volker Bauer: Höfische Gesellschaft und höfische Öffentlichkeit im Alten Reich. Überlegungen zur Mediengeschichte des Fürstenhofs im 17. und 18. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 5 (2003), S. 29-68. Vgl. außerdem den Abschnitt »Die wichtigsten Medien. Entwicklung, Herstellung und Verbreitung« in Andreas Gestrich: Absolutismus und Öffentlichkeit. Politische Kommunikation in Deutschland zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Göttingen 1994 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 103), S. 135-200. Auf den spezielleren Aspekt des Verhältnisses von periodischer Presse und Hof (als Lieferant, Umschlagplatz und Rezipient von Zeitungsinformationen) konzentrieren sich Elger Blühm: Deutscher Fürstenstaat und Presse im 17. Jahrhundert. In: Hof, Staat und Gesellschaft in der Literatur des 17. Jahrhunderts. Hg. von Elger Blühm, Jöm Garber und Klaus Garber. Amsterdam 1982 (Daphnis 11,1-2), S. 287-313; Franz Mauelshagen: Der Hof im Medienwandel der Frühen Neuzeit. In: Ordnungsformen des Hofes. Ergebnisse eines Forschungskolloquiums der Studienstiftung des deutschen Volkes. Hg. von Ulf Christian Ewert und Stephan Selzer. Kiel 1997 (Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Sonderheft 2), S. 98-108. Zur Kategorie der politischen Information vgl. Andreas Gestrich: Politik im Alltag. Zur Funktion politischer Information im deutschen Absolutismus des frühen 18. Jahrhunderts. In: Alltag in der Zeit der Aufklärung. Hg. von Klaus Gerteis. Hamburg 1990 (Aufklärung 5,2), S. 9-27. Zum Medienbereich des offiziellen höfischen Schriftverkehrs vgl. das Kapitel »Canzley-Ceremoniel: Politik der Sprech-Akte« in Cornelia Vismann: Akten. Medientechnik und Recht. Frankfurt am Main 2000, S. 204-225. Erst seit kurzer Zeit liegt eine umfassende Bibliographie der verschiedenen Textsorten vor, welche höfische und öffentliche Festveranstaltungen der Frühen Neuzeit dokumentieren: Helen Watanabe-O' Kelly, Anne Simon: Festivals and Ceremonies. A Bibliography of Works Relating to Court, Civic and Religious Festivals in Europe 1500-1800. London, New York 2000. Vor diesem Standardwerk mußten die - meist anonym verfaßten - Vertreter der Gattung vor allem in den regionalhistorischen Bibliographien und einzelnen Bibliothekskatalogen unter den Personalschriften des Hochadels gesucht werden. Das neben Festivals and Ceremonies umfangreichste und bibliographisch sorgfältigste Verzeichnis von Festbeschreibungen findet sich im Katalog der Lipperheideschen Kostümbibliothek, die als Teil der Kunstbibliothek in Berlin verwahrt wird: Katalog der Lipperheideschen Kostümbibliothek. Neubearb. von Eva Nienholdt und Gretel WagnerNeumann. 2 Bde. Berlin 1965, Bd. 2, S. 635-720. Der wichtigste Überblick zur Entwicklung, Typologie und historiographischen Funktion der Festbeschreibung (im gesamteuropäischen Rahmen) ist nach wie vor der Aufsatz von Helen Watanabe-O'Kelly: Festival Books in Europe from Renaissance to Rococo. In: The Seventeenth Century 3 (1988),
2 ter Stufe. Die Textsorte, die im >Zeremoniellzeitalter< des 16. bis 18. Jahrhunderts ihre Konjunktur erlebte, hatte die Aufgabe, die ephemeren Medieninszenierungen des höfischen Festes in das dauerhafte Medium eines text- und bildgestützten Papiergedächtnisses zu überführen. Norm und Verfahren dieser Übertragung sind Gegenstand des vorliegenden Buches. Die Hoffestforschung wertet die Festbeschreibungen in der Regel nur inhaltlich aus. Die Analyse des Quellentypus unter Gattungsgesichtspunkten steckt noch in den Anfängen; monographische Studien, wie sie den funktional benachbarten Texsorten Hofrede 3 und höfisch-panegyrische Casuallyrik 4 gewidmet wurden, existieren bislang nicht. Obwohl bereits zwei pointierte Beiträge zu den Tagungsakten des forschungsgeschichtlich bedeutsamen »Hofkultur-Kongresses« in Wolfenbüttel (1979) den Anstoß zur Beschäftigung mit der höfischen Festpublizistik gaben, indem sie zentrale Merkmale und Entwicklungstendenzen der Gattung skizzierten, 5 blieb eine breiter angelegte Monographie aus. Daß die Festbeschreibungen als eigene Gattung kaum Beachtung fanden, ist möglicherweise Folge
3
4
5
S. 181-201. Die funktionale Stellung der europäischen Festbeschreibungen zwischen Historiographie und Panegyrik sowie die >GedechtnusZeremoniellwissenschaft< in Deutschland vgl. Joachim Schmidt-Sasse: Ein Zeichen, das an Pflicht erinnert. Kommunikationsvorstellungen in J. B. v. Rohrs »Einleitungen zur Ceremoniel-Wissenschafft«. In: Über die deutsche Höflichkeit. Entwicklung der Kommunikationsvorstellungen in den Schriften über Umgangsformen in den deutschsprachigen Ländern. Hg. von Alain Montandon. Bern 1991, S. 61-99; Gotthardt Friihsorge: Nachwort. In: Julius Bernhard von Rohr: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft Der Privat-Personen. Hg. und komm, von Gotthardt Frühsorge. Weinheim 1990 (Nachdruck der Ausg. Berlin 1728), S. 1—49 (Anhang); Monika Schlechte: Nachwort. In: Julius Bernhard von Rohr: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft Der großen Herren. Hg. und komm, von Monika Schlechte. Weinheim 1990 (Nachdruck der 2. Aufl. Berlin 1733), S. 1 - 4 9 (Anhang); Thomas Pittrof: Aus den Antiquitaeten die Raison entdecken. Zur Neuausgabe der Ceremoniel-Wissenschafft Julius Bernhard von Rohrs. In: Euphorion 87 (1993), S. 438^445; Volker Bauer: Zeremoniell und Ökonomie. Der Diskurs über die Hofökonomie in Zeremonialwissenschaft, Kameralismus und Hausväterliteratur in Deutschland 1700-1780. In: Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Hg. von Jörg Jochen Berns und Thomas Rahn. Tübingen 1995 (Frühe Neuzeit 25), S. 21-56; Thomas Rahn: Psychologie des Zeremoniells. Affekttheorie und -pragmatik in der Zeremoniellwissenschaft des 18. Jahrhunderts. In: ebd., S. 74-98; Wolfgang Weber: Zeremoniell und Disziplin. J. B. von Rohrs Ceremoniel-Wissenschafft (1728/29) im Kontext der frühneuzeitlichen Sozialdisziplinierung. In: ebd., S. 1-20; Volker Bauer: Hofökonomie. Der Diskurs über den Fürstenhof in Zeremonialwissenschaft, Hausväterliteratur und Kameralismus. Wien, Köln, Weimar 1997 (Frühneuzeitstudien N.F. 1), S. 71-134; Katja Heitmann: Zeremonielliteratur. Ceremoniel ist eine Ordnung. In: Erdengötter. Fürst und Hofstaat im Spiegel von Marburger Bibliotheks- und Archivbeständen. Katalog der Ausstellung der Universitätsbibliothek Marburg 1997. Hg. von Jörg Jochen Berns, Frank Druffner, Ulrich Schütte und Brigitte Walbe. Marburg 1997 (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg 77), S. 42-71; Milos Vec: Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat. Studien zur juristischen und politischen Theorie absolutistischer Herrschaftsrepräsentation. Frankfurt am Main 1998 (Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte 106).
10 remonielldiskurses2 bemühten sich um eine historisch-antiquarische Sammlung, Theoretisierung und Systematisierung zeremonieller >Fälle< und Handlungen der europäischen Höfe, ohne auf die französischen Fallsammlungen und systematischen Traktate zu rekurrieren, die bereits im 17. Jahrhundert mit pragmatischer und politisch-affirmativer Zielrichtung die zeremoniellen Inszenierungsformen von Herrschaft - und insbesondere auch die höfischen Divertissementformen - behandelt hatten.3 Trotz der Herkunft der Zeremoniellwissenschaft aus dem Rangrecht ging es den Autoren nicht mehr um die rechtliche Begründung von Präzedenzen, sondern um die konkreten Inszenierungsformen von Rängen und Vorrang. Die Gattung fungierte mithin als Beitrag zu einer zeremoniellen Pragmatik, in der ein prudentistisch-neustoizistisches Politikverständnis gegen die Ethik und Gemeinwohlrhetorik der Politica Christiana bzw. des protestantischen Neuaristotelismus antrat. Das >Konjunkturende< der Zeremoniellwissenschaft nach 1750 gründete letztendlich in einem »Zielkonflikt« (Vec) mit der Kameralwissenschaft, die das politische Interesse des Fürsten in der ökonomischen Macht des Landes und Hofes erblickte statt in der kostspieligen Simulation von Macht durch Repräsentation. Die Zeremoniellwissenschaft bot auf der Grundlage historischen Materials, das den gesamten Zeitraum der Frühen Neuzeit abdeckt, eine pragmatische Ästhetik und eine Wirkungsästhetik des Zeremoniells: Als Zeremoniellwissen-
2
[Anonymus:] Ceremoniale Brandenburgicum. Dortmund 1699; Friedrich Wilhelm von Winterfeld: Teutsche und Ceremonial-Politica. 3 Tie. Frankfurt am Main, Leipzig 17001702; Zacharias Zwantzig (Pseud.: Ehrenhart Zweyburg): Theatrum Praecedentiae oder Eines Theils Illustrer Rang=Streit, Andern Theils Illustre Rang=Ordnung [...]. Berlin 1706 (2. Aufl. Frankfurt am Main 1709); Gottfried Stieve: Europäisches Hof=Ceremoniel [...]. Leipzig 1715 (2., vermehrte Aufl. Leipzig 1723); Johann Christian Lünig: Theatrum Ceremoniale Historico-Politicum, Oder Historisch= und Politischer Schau=Platz Aller Ceremonien [...]. 3 Bde. Leipzig 1719-1720; Julius Bernhard von Rohr: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft Der großen Herren. Hg. und komm, von Monika Schlechte. Weinheim 1990 (Nachdruck der 2. Aufl. Berlin 1733); Ders.: Einleitung zur CeremonielWissenschafft Der Privat-Personen. Hg. und komm, von Gotthardt Frühsorge. Weinheim 1990 (Nachdruck der Ausg. Berlin 1728); Johann Ehrenfried Zschackwitz: Ceremoniel grosser Herren und deren Abgesandten [...]. Leipzig 1735; Friedrich Carl von Moser: Teutsches Hof=Recht. 2 Bde. Frankfurt am Main, Leipzig 1754-1755; Johann Philipp Carrach: Grundsäze und Anmerkungen zur Käntnis des Teutschen Hofrechts. In: Wöchentliche Hallische Anzeigen 1755, Sp. 807-817,823-832 und 844-853; 1757, Sp. 457486, 489-499, 505-516 und 521-538.
3
Vgl. etwa Theodore Godefroy: Le Ceremonial de France, ou Description des Ceremonies, Rangs, et Seances observees aux Couronnemens, Entrees, et Enterremens des Roys et Roynes de France, et autres Actes et Assemblies solemnes. Recueilly des Memoires de plusieurs Secretaires du Roy, Herauts d'armes, & autres. Paris 1619; Michel de Pure: Idee des spectacles anciens et nouveaux. [...] Paris 1668; Claude-Franfois Menestrier: Traite des tournois, ioustes, carrousels, et autres spectacles publics. Lyon 1669; Ders.: Des representations en musique anciennes et modernes. Paris 1681; Ders.: Des ballets anciens et modernes selon les regies du theatre. Paris 1682; Ders.: Des decorations funebres. Paris 1684.
11 schaft der Privatpersonen lieferte sie eine ästhetische Klugheitslehre< für den karriereorientierten Adeligen und Bürger bei Hof, als Zeremoniellwissenschaft der großen Herren analysierte - und entzauberte - sie mit den Mitteln von Erkenntnistheorie und Affektenlehre die Techniken der Herrschaftsrepräsentation jenseits der traditionellen herrschaftsmetaphysischen Axiome. Die Zeremonielltheoretiker begründen die Sinnlichkeitsstrategien des Zeremoniells zuvorderst mit der sinnlichen Orientierung und mangelnden Erkenntnisfähigkeit des Volkes.4 Vermittels äußerlicher Pracht und Zeremonien erhält der Untertan einen »klaren Begriff« von der »Majestät, Macht und Gewalt«5 eines Regenten, wobei der Majestätsbegriff im Sinne Christian Wolffs keine innere Qualität, sondern das dem Regenten übertragene Machtvolumen bezeichnet.6 »Endzweck« der zeremoniellen Anstrengung ist eine »besondere Ehrfurcht und Ehrerbietung«7 der Untertanen. Es »erwircket bey dem gemainen Man nichts mehrer die Ehrerbittung oder Respect gegen denen Fürsten, also der bracht [= Pracht] und die Herrlichkeit, wormit sye aufziehen.«8 SICHTBARE MACHT.
4
Zur Funktion der zeremoniellen Sinnlichkeitsstrategien vgl. Jörg Jochen Berns: Der nackte Monarch und die nackte Wahrheit. Auskünfte der deutschen Zeitungs- und Zeremoniellschriften des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zum Verhältnis von Hof und Öffentlichkeit. In: Hof, Staat und Gesellschaft in der Literatur des 17. Jahrhunderts. Hg. von Elger Blühm, Jörn Garber und Klaus Garber. Amsterdam 1982 (Daphnis 11,1-2), S. 315-349, bes. S. 316-319; Karl Möseneder: Zeremoniell und monumentale Poesie. Die »Entree solenelle« Ludwigs XIV. 1660 in Paris. Berlin 1983, S. 34-39; Andre Holenstein: Huldigung und Herrscherzeremoniell im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung. In: Zum Wandel von Zeremoniell und Gesellschaftsritualen in der Zeit der Aufklärung. Hg. von Klaus Gerteis. Hamburg 1992 (Aufklärung 6,2), S. 21^t6, bes. S. 29-36; Andreas Gestrich: Höfisches Zeremoniell und sinnliches Volk. Die Rechtfertigung des Hofzeremoniells im 17. und frühen 18. Jahrhundert. In: Zeremoniell als höfische Ästhetik, S. 57-73.
5
Rohr, Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft Der großen Herren, S. 2. »Die unumschränckte Macht und Gewalt, die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit zu befördern wird die Majestät genennet.« Christian Wolff: Vemünfftige Gedancken von dem gesellschafftlichen Leben der Menschen und insonderheit dem gemeinen Wesen [1721]. Hg. und mit einer Einleitung von Hans Werner Arndt. Hildesheim, New York 1975 (Gesammelte Werke 1,5), S. 485f. Zur Geschichte des Maiestas-Begriffes in der rechtswissenschaftlichen Diskussion des 17. und 18. Jhs. vgl. Dietmar Willoweit: Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt. Landesobrigkeit, Herrschaftsrechte und Territorium in der Rechtswissenschaft der Neuzeit. Köln, Wien 1975 (Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte 11), S. 138-172.
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7 8
Rohr, Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft Der großen Herren, S. 2. Mundus Christiano-bavaro-politicus oder allerhand politische Anmerkungen, Reflexiones, Betrachtungen und Erinnerungen über die jederzeit weit- und weltberühmte, glückliche und kluge Völker und Länder Regierung der Herzöge in Bayern, sonderüch zu unseren Zeiten in Betracht- und Überlegung der merkwürdigen Regierung des grossen und durchlauchtigsten MAXIMILIANIEMANUELIS Kurfürsten und Herzog in Bayern [...]. 1711. Bayerische Staatsbibliothek München Cgm 3009, Fol. 85. Zit. nach Eberhard Straub: Zum Herrscherideal im 17. Jahrhundert vornehmlich nach dem »Mundus Christiano Bavaro Politicus«. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 32 (1969), S. 193-221, hier S. 200.
12 Den (zeremoniell produzierbaren) >Respekt< definiert Zedlers UniversalLexicon als einen »Affect, dadurch man in seinem Gemüth einem Menschen nach Proportion der Opinion, die man von ihm hat, eine Hoheit zugestehet«.9 Durch den Affekt wird einer Person nach einem qualitativen Bemessungsvorgang die Eigenschaft der Hoheit >im Gemüt< zugeschrieben, d.h. die Hoheit des Regenten ist eine emotional getragene Anschauungsform des Ehrobjektes auf der Grundlage einer positiven Meinung von dessen Machtvolumen bzw. Fähigkeiten. Die genealogische oder charakterliche Wertigkeit der fürstlichen Person allein vermögen den Respekt, d.h. die Wahrnehmung der Hoheit, jedoch nicht zu sichern. Es bedarf sichtbarer Objektivierungen der Hoheit: [...] das vornembe geschlecht und die Tugend scheinen alleinig zur Hoheit nit genug beyzutragen, und werden die fursten nit für groß gehalten, außer sye mögen auch größere ding wircken als andere: danhero die Magnificenz und der Pracht die mehriste Zierde der Herrlichkeit einem fürstlichem Hoff erthailt, und ist solches das einzige Mittl, so die Fürsten beriimbt machet bey denen außländern und auch bey denen underthanen einen mehreren gehorsamb und Respect verursacht: die Philosophi sagen omnes actiones debere esse propotionatas secundum qualitatem subiecti, quod ilas producit: aus welchem zu schließen, wie denn die qualitet und die aigenschafft der fürsten alle anderen ybertrifft, als mögen sye nichts andres in Ihren Verrichtungen und actiones würcken, dan was prächtig und magnifice sich bezaiget.10
Mit dem Respekt wird die affektive Grundlage für eine ordnungsgemäße zeremonielle Interaktion geschaffen; er bewirkt ein Gepränge von äusserlichen Ehr=Bezeugungen nebst einer sorgfältigen Behutsamkeit, der Sachen hierinnen nicht zu wenig zu thun, noch sonst [...] der ihm im Gemüth zugetheilten Hoheit zu nahe zu treten."
Das Zeremoniell stiftet mit dem Respekt oder der Ehrfurcht (die Bezeichnungen werden bei Zedier gleichbedeutend verwendet) eine Affektlage, die zur zeremoniellen Rücksichtnahme verpflichtet: »in Ansehung« der Hoheit entsteht »Scheu«12 vor dem Ehrobjekt, gleichsam ein zwischen Näherungs- und Fluchtwunsch eingespannter Abstandswunsch, der in den realen Abstandssetzungen des Zeremoniells zugleich geschaffen und befriedigt wird. Die Scheu, das affektive Nebenprodukt des Respekts, wird verstanden als
9
10 11 12
Artikel »Respect«. In: Grosses Vollständiges Universal-Lexikon. Hg. von Johann Heinrich Zedier. 63 Bde. Graz 1993-1999 (Nachdruck der Ausgabe Halle, Leipzig 17321750), Bd. 31 (1742), Sp. 747. Zedlers Definition des Respekts ist fast wörtlich August Friedrich Müllers einflußreichem Graciän-Kommentar (1717-1719) entnommen: Balthasar Grecians Oracul, Das man mit sich führen, und stets bey der hand haben kan. Das ist; Kunst=Regeln der Klugheit [...]. Aus dem Spanischen Original, welches durch und durch hinzu gefüget worden, ins Deutsche übersetzet, mit neuen Anmerckungen, Jn welchen die maximen des Autoris aus den gründen der Sitten=lehre erklähret und beurtheilet werden von D. August Friedrich Müllern. 3 Bde. Leipzig 1717-1719, Bd. 1, S. 271f. Mundus Christiano-bavaro-politicus, S. 80. Zit. nach Straub, Herrscherideal, S. 200. Artikel »Respekt«. In: Grosses Vollständiges Universal-Lexikon 31 (1742), Sp. 747. Ebd.
13 eine Gemüths=Regung, durch welche man zurück gehalten wird, etwas in des andern Gegenwart oder ihm wissende zu thun; nicht weil uns selbst etwas Böses daraus zuwachsen könnte, sondern weil es andern mißfallen möchte. Es ist also die Scheu von der Furcht unterschieden, als welche allein auf sich und nicht auf andere siehet.13
Die Scheu erscheint als sozialisiertes gesellschaftlich-reflexive Zurückhaltung in Abgrenzung zur selbstbezogenen und unreflektierten Furcht, indem sie eine auf das gesellschaftliche decorum zielende Handlungs- und Haltungssistierung bewirkt. Das Zeremoniell offenbart in diesem Zusammenhang seinen didaktischen Alternativcharakter zur furchtorientierten gesellschaftlichen Herstellung von Ordnung durch Verbot und Strafe. Die sinnliche Evidenz der gesellschaftlichen Machtverhältnisse und der daraus folgenden Verhaltensforderungen im Zeremoniell ersetzt die Androhung von Pein bei Fehlverhalten durch das Drohen von Peinlichkeit. Das Zeremoniell zeigt in seinem affekttheoretischen Anspruch einen versittlichenden Charakter. Es setzt auf die Installierung eines decorum-Gewissens,'4 welches eine vorbeugende Handlungsreflexion aus allgemeiner Ordnungsanerkennung ermöglichen soll, die den konkreten Handlungsanweisungen in hoheitlichen Verordnungen oder den speziellen Verbotskatalogen des Polizeywesens nach Möglichkeit bereits vorgreift.15 Zwischen Reformation und Aufklärung (vor allem im Laufe des 18. Jahrhunderts) bildet sich im moralphilosophischen und -theologischen Diskurs die moderne Form des Gewissens heraus. Das Gewissen wird zum Ort einer verinnerlichten vorbeugenden Handlungsreflexion in Absetzung zum vorausgehenden dominierenden Gewissenskonzept der nachträglichen Reue und Buße bzw. der Empfänglichkeit für handlungsahndende Strafbotschaften einer ausgelagerten göttlichen Gewissensinstanz (Ge-
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Artikel »Scheu«. In: Grosses Vollständiges Universal-Lexikon 34 (1742), Sp. 1354. Zum ständischen decorum in der Frühen Neuzeit vgl. Volker Sinemus: Stilordnung, Kleiderordnung und Gesellschaftsordnung im 17. Jahrhundert. In: Stadt - Schule - Universität - Buchwesen und die deutsche Literatur im 17. Jahrhundert. Vorlagen und Diskussionen eines Barock-Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1974 in Wolfenbüttel. Hg. von Albrecht Schöne. München 1976, S. 2 2 ^ 3 ; Ders.: Poetik und Rhetorik im frühmodernen deutschen Staat. Sozialgeschichtliche Bedingungen des Normenwandels im 17. Jahrhundert. Göttingen 1978 (Palaestra 269), S. 53-206. Zum Verhältnis von Zeremoniell und Polizey vgl. Jörg Jochen Berns: Die Festkultur der deutschen Höfe zwischen 1580 und 1730. Eine Problemskizze in typologischer Absicht. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift N.F. 34 (1984), S. 295-311, hier S. 299-301. Berns stellt eine strukturelle Entsprechung von (Hof-)Zeremoniell und Polizeywesen bei weitgehender Aufteilung der gesellschaftlichen Geltungsbereiche fest. Die systematische Gegenüberstellung von Zeremoniell als binnenhöfischer und Polizey als außerhöfischer Verhaltensregulierung wäre - im Sinne der bei Berns bereits angedeuteten Überlappungsmöglichkeit beider Ordnungsmodelle - in bezug auf das untertanenbezogene Herrschaftszeremoniell dahingehend zu differenzieren, daß im außerhöfischen Terrain beide Regulationssysteme als Ergänzungen füreinander fungieren und sich gegenseitig sichern sollen als (zeremoniell grundgelegtes) generelles decorum-Gewissen und konkreter polizeylicher Gewissensregelkatalog.
14 witter als Strafpredigt etc.)·16 Das Zeremoniell, in welchem der Fürst als irdischer Gott< erscheint, übernimmt im Zuge dieser Entwicklung die verinnerlichende Einsetzung eines fürstlichen >Über-Ich< als generelle gesellschaftliche Ordnungsforderung. Die zeremonielle Einprägung des Landesvaters in das Untertanengemüt stiftet im Idealfall die Bereitschaft, jede gesellschaftsbezogene Handlung so zu gestalten, daß sie beim Fürsten, wäre er tatsächlich anwesend, keinen Anstoß erregen würde. Voraussetzung für eine solche affektive Untertanenerziehung ist jedoch, daß sich die ordnungsanerkennende Scheu in Gegenwart des Fürsten auch in dessen Abwesenheit perpetuiert. Zu diesem Zweck ist das Zeremoniell als kollektiv adressierte Gedächtniskunst gesellschaftlicher Machtstruktur gefordert. Physiologisch basiert die zeremonielle Einprägungstechnik auf der generalisierenden Vorstellung, daß im >Volk< die Seelenfakultät des Gedächtnisses zuungunsten der Vernunft besser entwickelt sei. Wo demnach der herrschaftsbegründende Diskurs versagt, muß der Herrscher als ehrfurchtgebietendes Gedächtnisbild fixiert werden. Als Gelenkaffekt zwischen Ehrfurchtsproduktion und Einprägungshilfe fungiert der Affekt der Verwunderung. Die Verwunderung ist in der Frühen Neuzeit sowohl ein wichtiges einprägungsförderliches Wirkungsziel der Bilderfindungen im Rahmen der ars memorativa17 als auch mögliche Ursache für Wertschätzung und Hochachtung ihres Gegenstandes. Johann Christian Lünig leitet in seinem Theatrum Ceremoniale Historico-Politicum (1719/20) die Hochachtung und die Ehrfurcht aus dem vorgeschalteten Gemütszustand der Verwunderung ab. Ein Untertan werde sich bei Ansicht eines prächtig gekleideten, von zahllosen Hofleuten umgebenen und von auswärtigen Gesandtschaften verehrten Regenten »über dessen Hoheit [...] verwundern, diese Verwunderung aber bringet Hochachtung und Ehrfurcht zuwege, von welchen Unterthänigkeit und Gehorsam herkommen«.18 Die Verwunderung bzw. admiratio umfaßte in der Frühen Neuzeit ein Begriffsfeld, das in unserem zeitgenössischen Sprachgebrauch aufgespalten ist: in einerseits den Begriff der Verwunderung als eine verstandesmäßige Irritation infolge ungewohnter oder überraschender Sinnesdaten und andererseits den Begriff der Bewunderung als eine HOCHACHTUNG UND EHRFURCHT AUS VERWUNDERUNG.
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Zur Geschichte des Gewissensbegriffes in der Frühen Neuzeit vgl. Heinz D. Kittsteiner: Gewissen und Geschichte. Studien zur Entstehung des moralischen Bewußtseins. Heidelberg 1990; Ders.: Die Entstehung des modernen Gewissens. Frankfurt am Main 1991. Zur Relevanz der Verwunderung bzw. admiratio in der frühneuzeitlichen ars memorativa vgl. Thomas Rahn: Traum und Gedächtnis. Memoriale Affizierungspotentiale und Ordnungsgrade der Traumgenera in der Frühen Neuzeit. In: Ars memorativa. Zur kulturgeschichtlichen Bedeutung der Gedächtniskunst 1400-1750. Hg. von Jörg Jochen Berns und Wolfgang Neuber. Tübingen 1993 (Frühe Neuzeit 15), S. 331-350, hier S. 338-342. Lünig, Theatrum Ceremoniale, Bd. 1, S. 5.
15 Form der Hochachtung. Was heute systematisch getrennt wird, konnte zu Lün i g s Zeiten als W i r k u n g s z u s a m m e n h a n g gedacht werden. 1 9 Zur Funktionsbes t i m m u n g der Verwunderung in L ü n i g s Z e r e m o n i e l l w i r k u n g s t h e o r e m dient ein Abstecher in die B e g r i f f s g e s c h i c h t e der In Descartes' Les Passions miration)
admiratio:
de l'ame ( 1 6 4 9 ) erscheint die Verwunderung (ad-
als objektgerichtete Aufmerksamkeitsform der S e e l e i n f o l g e eines neu-
e n und überraschenden Sinneseindrucks. 2 0 Trotz ihres Affektstatus nimmt die admiratio
keine Bewertung ihres Objektes nach guten oder üblen Qualitäten in
Hinsicht auf das verwunderte Subjekt vor. Sie verfolgt allein die Erkenntnis des verwundernden Gegenstandes in b e z u g auf seine objektiven Maße. D i e Verwunderung umfaßt als Affektgattung u.a. die Affektarten Achtung/Hochachtung
(esti-
me) und Verachtung ( m e s p r i s ) s o w i e Verehrung/Ehrfurcht 21 (veneration oder respect)
und Geringschätzung ( d e d a i n ) , j e nachdem, o b man sich über die Größe
oder die Kleinheit eines Objektes verwundert, wobei das letztgenannte Affektpaar allein auf Personen zielt. 22 D i e Ehrfurcht enthält einen Unterwerfungsimpuls:
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Die begriffliche (und tatsächlich auch wirkungsästhetische) Überblendung von Verwunderung und Bewunderung reicht bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Eine reflektierte Begriffstrennung im heutigen Sinne wurde erst im Briefwechsel über das Trauerspiel vorgenommen, den Mendelssohn, Nicolai und Lessing in den Jahren 1756/57 führten. Vgl. Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn, Friedrich Nicolai: Briefwechsel über das Trauerspiel. Hg. von Jochen Schulte-Sasse. München 1972, bes. S. 62ff. (Lessing) und S. 70 (Mendelssohn). Mendelssohn formuliert in seiner Rezension zum zweiten Teil von Baumgartens Ästhetik prägnant den (neu gemachten) Unterschied von Verwunderung und Bewunderung: »Verwundem und bewundem sind im Deutschen von eben so verschiedener Bedeutung, als im Lateinischen mirari und admirari. Man verwundert sich über eine Sache, die dem Laufe der Natur zuwider zu seyn scheinet. Man bewundert hingegen nur erhabene Dinge, an denen wir eine vorzügliche Vollkommenheit wahrnehmen. Der Gegenstand ist in jenem Falle wunderbar oder verwunderungswürdig·, in diesem aber müßte er bewunderungswürdig genannt werden.« Moses Mendelssohn: A.G. Baumgarten. Aestheticorum Pars altera [Rezension 1758]. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe. Bd. 4: Rezensionsaitikel in Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (1756-1759). Bearbeitet von Eva J. Engel. Stuttgart, Bad Cannstatt 1977, S. 263-275, hier S. 274. Zur Geschichte des Bewunderungsbegriffes und zur poetischen Nutzung der Bewunderung vgl. Albert Meier: Dramaturgie der Bewunderung. Untersuchungen zur politisch-klassizistischen Tragödie des 18. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1993 (Das Abendland N.F. 23).
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Vgl. Rene Descartes: Die Leidenschaften der Seele. Französisch-deutsch. Hg. und übers, von Klaus Hammacher. Hamburg 1984 (Philosophische Bibliothek 345), S. 108-121. Die Übersetzungen >Hochachtung< für estime und >Ehrfurcht< für veneration oder respect sind der kritischen Analyse des cartesianischen Verwunderungsbegriffes und seiner Unterklassifizierung in Thomasius' Ausübung der SittenLehre entnommen und als historisch geläufigere Affektnamen den deutschen Begriffsvarianten in Hammachers Übersetzung beigestellt. Vgl. Christian Thomasius: Von der Artzeney Wider die unvernünfftige Liebe und der zuvorher nöthigen Erkäntnüß Sein Selbst. Oder: Ausübung der SittenLehre. Hg. mit einem Vorwort von Werner Schneiders. Hildesheim 1968 (Nachdruck der Ausg. Halle 1696), S. 114-126. Zu den aus der Verwunderung entspringenden Affektarten vgl. Descartes, Leidenschaften der Seele, S. 234ff.
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16 La Veneration ou le Respect est une inclination de l'ame, non seulement ä estimer l'object qu'elle revere, mais aussi ä se soumetre ä luy avec quelque crainte, pour tascher de se le rendre favorable.23 Die Ehrfurcht ist - physiologisch betrachtet - eine Zusammensetzung aus den Lebensgeisterbewegungen der Verwunderung und der Furcht. Hobbes' Definition der Verwunderung in seiner Schrift De homine
(1658)
deutet eine Differenzierung des Affektes nach den mentalen Voraussetzungen des verwunderten Subjekts an. Das lediglich Erfahrungsdefizite dokumentierende Staunen des Unwissenden steht im Gegensatz zum erkenntnissuchenden Impetus des Einsichtsfähigen. Grundsätzlich wird die Verwunderung allerdings als ein »Gefühl der Freude über etwas Neues« aufgefaßt, welches die >erfreuliche< Gelegenheit zur Ursachenerkennung bietet. 24 Die erkenntnisleitende Funktion der admiratio
bei Descartes ist bewahrt.
In der Frühaufklärung gerät die Verwunderung generell vom rational-propädeutischen Affekt zu einem anti-rationalen Gemütszustand. 25 In Christian Thomasius' Ausübung
der SittenLehre
(1696) wird die admiratio
in diesem Sinne
unter Absprechung des Affektstatus als Mangelform des Verstandes interpre-
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Ebd., S. 256. - »Die Verehrung oder der Respekt ist eine Neigung der Seele, nicht allein gegenüber dem Gegenstand, den man achtet, sondern auch die Neigung, sich ihm mit einer gewissen Furcht zu unterwerfen aus dem Bemühen, diesen für sich günstig zu stimmen.« Ebd., S. 257. »Admiratio passio est gaudentium novitate: homini enim novitatem amare naturale est. Nova autem dicimus, quae raro accidunt; quae autem in unoquoque genere rerum magna sunt, etiam rara sunt. Est autem haec passio hominum fere propria. Etsi enim caetera animalia, quando novum aut inusitatum aliquid aspiciunt, eousque admirantur dum an ipsis noxium sit vel innoxium possint judicare; homines tarnen quod novum vident, unde productum sit, et ad quid eo uti possunt quaerunt. Itaque novitate gaudent, ut causarum effectuumque cognoscendarum occasione. Ex quo sequitur, quod qui plura quam alii admiratur, aliis vel imperitior vel ingeniosior sit; nimirum, si plura ei contingant nova, imperitior; si eadem nova magis admiretur, ingeniosior.« Thomas Hobbes: De homine. In: Ders.: Opera philosophica quae latine scripsit omnia in unum corpus [...]. Hg. von William Molesworth. 5 Bde. London 1839-1845, Bd. 2 (1839), S. 1-132, hier S. 110. (»Bewunderung ist ein Gefühl der Freude über etwas Neues; dem Menschen ist es nämlich natürlich, das Neue zu lieben. >Neu< nennen wir, was selten vorkommt; selten ist aber auch, was innerhalb einer jeden Art groß ist. Dieses Gefühl ist nur dem Menschen eigen; denn andere Geschöpfe wundern sich zwar auch, wenn ihnen etwas Neues und Ungewohntes begegnet, aber doch nur so lange, bis sie entscheiden können, ob es ihnen selbst schädlich oder unschädlich ist; die Menschen dagegen fragen, woher das Neue, das sie sehen, kommt und wozu sie es gebrauchen können. Daher freuen sie sich über das Neue, weil es ihnen Gelegenheit bietet, Ursachen und Wirkungen zu erkennen. Daraus folgt, daß wer mehr als andere zum Bewundern neigt, entweder unerfahrener oder einsichtiger als sie ist; natürlich, denn wenn mehr für ihn neu ist, ist er unerfahrener, wenn er dasselbe Neue mehr bewundert, einsichtiger.«) Übersetzung nach Thomas Hobbes: Vom Menschen. Vom Bürger. Hg. von Günter Gawlick. 2., verb. Aufl. Hamburg 1966 (Philosophische Bibliothek 158), S. 35f. Zur Kritik am Staunen in der deutschen Frühaufklärung vgl. Stefan Matuschek: Über das Staunen. Eine ideengeschichtliche Analyse. Tübingen 1991 (Studien zur deutschen Literatur 116), S. 155-160.
17 tiert und aus der Unwissenheit hergeleitet. Thomasius erläutert, daß gerade der Zustand der Unaufgeklärtheit über eine Sache beim unvernünftigen und sinneslustorientierten Betrachter Hochachtung, Belustigung und Zuneigung stimuliere. Als Beispiel wird u.a. die Taschenspielerei genannt. Der Verwunderte genießt die Überraschung, die Neuheit, die Ungewöhnlichkeit und die Rätselhaftigkeit, die mit dem verwunderlichen Gegenstand verbunden sind. Diese angenehme Affektlage verflüchtigt sich im Durchschauen und folglich Gewöhnlichwerden des Schauobjektes. Zu Lünigs Zeit überwiegt die Vorstellung, daß die Hochachtung infolge der Verwunderung nicht in erster Linie aus den erkennungsbedürftigen Qualitäten des anvisierten Objektes, sondern im wesentlichen aus der affektiven Reizqualität seines Neuigkeits- und Ungewohntheitsaspektes resultiert. Die aus dem Staunen entspringende Hochachtung schätzt weniger den Gegenstand, als vielmehr die Freude an seiner Betrachtung. Die Freude bindet sich nicht - wie in Hobbes' Verwunderungsbegriff - an eine Erkenntnischance, sie verleitet das einfache Volk im Gegenteil zum Verharren im Zustand der Dummheit als einer Genußvoraussetzung, weshalb Thomasius lamentiert, daß »die Menschen insgemein die Verwunderung mehr lieben als die Wissenschafft«. 26 Lünigs wirkungsästhetische Bestimmung des Zeremoniells erscheint als Synkretismus cartesianischer und frühaufklärerischer Begriffspositionen der admiratio. Von Descartes übernimmt er terminologisch die Unteraffekte der Verwunderung: die Hochachtung und die Ehrfurcht unter Einebnung ihrer Differenzierung in dingliche oder personale Affektgegenstände. Es wird jedoch nicht auf die bei Descartes wichtige erkenntnisleitende Funktion der Verwunderung spekuliert, sondern auf die Täuschbarkeit von Erkenntnis. Da das Volk das Äußere für das Innere nimmt, >simuliert< das Zeremoniell die Erkenntnis der Größe seines Gegenstandes durch Pracht, d.h. durch äußerliche Vergrößerung. Die Pracht muß den Regenten nach Möglichkeit über die Maße des gewöhnlichen Verstandes hinaus >verklärenMajestät< wäre demnach als zeremoniell produzierbare Anschauungsform zu verstehen. Kurz darauf behauptet Besser jedoch, die ästhetische »Bestürtzung« werde durch einen Erkenntnisprozeß überwunden, der die Wirkung der zeremoniellen Ausstattung relativiere. Nun gilt die >Majestät< als natürliche Qualität einer hohen Person, eine Qualität, die nicht zeremoniell vergrößert, sondern höchstens abgebildet werden kann. Der Verfasser produziert ein raffiniertes panegyrisches Argument, das dem analytischen Anspruch der Zeremoniellwissenschaft allerdings nicht standzuhalten vermag. Die Modelle des Zeremoniells als Rhetorik äußerer Macht und des Zeremoniells als Vermessung innerer natürlicher Mächte (siehe Kapitel I) stehen in der Preußischen Krönungs-Geschichte unversöhnt nebeneinander. Die »alsofort« sich einstellende, d.h. spontane Wirkung des »grossen Glantzes« wird mit einem Begriff belegt, der den mentalen Zustand des Festzeugen als Irritation der Seele definiert. Die Zuschauer sind »von einer rechten Bestürtzung gerühret«. In der Formulierung klingt deutlich das rezeptionsästhetische Theorem der Festreize als Überforderung der Sinne und der Seelenfakultäten (Weckherlin; s.u.) an. Der >Glanz< des Festes versetzt den Zuschauer in eine angenehme Schocksituation, in welcher der Verstand zunächst versagt.
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Besser, Krönungs=Geschichte, S. 23. Ebd., S. 25.
34 Den mentalen Zustand, der durch die zeremonielle Reizsituation geschaffen wird, nennt Besser - in deutlicher Nähe zur Verwunderung, welche die Zeremoniellwissenschaft fokussiert - »Befrembdung«. Der Begriff wird in einer Textstelle eingeführt, in der es um die ephemere Ausgestaltung jenes zeremoniellen Raumes geht, der den König im Moment seiner Salbung umgibt und amplifiziert. Der ganze Kirchenraum ist durch Dekorationselemente für die Weihehandlung vorbereitet: Dergestalt: daß die gantze Kirche/ wohin man auch sah/ mit einer angenehmen Befrembdung immer was Neues/ ohne Verwirrung noch Wiederholung; immer etwas sinnreiches und der Krönung zugeeignetes/ und überall/ mit dem vielen Scharlack/ Samt und Golde/ den Augen etwas sehr prächtiges vorstellte.12
Die Wahrnehmung des Festraumes konzentriert sich auf zwei Gattungen von Reizen: 1.) auf den casus bezogene Sinnbilder (»immer etwas sinnreiches«) als hermeneutischer Anreiz, als Verlockung zu einem Rätselspiel, und 2.) materialikonographisch relevante Amplifikationen (»Scharlack/ Samt und Gold[]«). Die Reizsituation beruht auf dem Prinzip der variatio. Die Augen finden »immer was Neues/ ohne Verwirrung noch Wiederholung«, d.h. die Reize sind zwar auf eine Weise geordnet, daß sich der Blick sinnvolle Lesewege im Raum erschließen kann, sie sind jedoch nicht nach Art eines Ornaments rhythmisiert, das den Blick durch seine Wiederholungsstruktur fangen und beruhigen würde. Die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird durch die Raumgestaltung wachgehalten. Der Blick bleibt in Bewegung, weil es ständig etwas Neues zu erhäschen gilt. Der zeremonielle >Befremdungseffekt< wird noch dadurch verstärkt, daß jeder Zuschauer durch die Masse der anderen Zuschauer in den Bann gezogen wird. Besser bemerkt, daß alle Plätze der gantzen Kirche ringsherumb mit Menschen erfüllet waren; Und der Leser hievon einigen Abriß zu haben/ sich nur die vielerley künstliche Bilder=Gruppen in einem wohl eingetheiltem Gemähide vorstellen kan: welche zwar ingesamt/ mit allen ihren Figuren und Feldern/ nur auf einerley Sache ziehlen; aber dennoch/ ihrer und ihrer Stellungen Mannigfaltigkeit wegen/ immer etwas besonderes dem Auge zeigen/ und es dadurch flüchtig und unstät machen/ sich mit seiner Neugierigkeit bald hie= bald da=hin zu wenden.13
Die Zuschauer konstituieren gemeinsam einen Erregungsraum. In der gegenseitigen Betrachtung wird der Blick nervös aufgeladen. Die massenpsychologische Reizung, so darf man annehmen, dient der Einschwörung der Sinne auf das, was passieren und zu sehen sein wird. Sie präpariert die Wahrnehmung der zeremoniellen Aktion. Bessers Darstellung der gegenseitigen Blickreizung steuert auf ein massenpsychologisches Theorem der zeremoniellen Wahrnehmungslenkung zu, das
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Ebd., S. 19f. Ebd., S. 34f.
35 im Unterschied zur Massenpsychologie des 20. Jahrhunderts nicht auf Einheits- und Homogenisierungsphantasien gründet, 14 sondern auf dem Prinzip einer sinnreich disponierten »Mannigfaltigkeit«, d.h. auf der Ordnung von Individuen nach dem Prinzip einer Gemäldekomposition. Die Zuschauer werden zum Faktor der Raumgestaltung. Sie dienen als Figurengruppen einer lebenden Bildergalerie - und sie werden im Rahmen der Lichtregie als Reflektoren einkalkuliert. Die Gold- und Silberanteile der kostbaren Kleidung sammeln und reflektieren das Licht. Über die Höflinge, die im Chor der Kirche eine Zuschauertribüne nach dem Vorbild eines Amphitheaters besetzen, berichtet Besser, daß sie also auch durch den starcken Schimmer ihres dicht auf einander gedrungenen Gold und Silbers/ gleichsam wie eine Spiegel=Wand den gantzen Platz erleuchteten/ oder doch minstens/ denen gegen überstehenden Trohnen und Altare/ einen hellen Wieder=Schein machten.15
Die Mitglieder des Hofes verdichten sich »gleichsam« zum Spiegel, d.h. zu einem architektonischen Element, das die Aufgabe hat, bei festlichen Anlässen das (künstliche) Licht zu vermehren. Besser konstruiert ein panegyrisches Argument, indem er die Reflexionseffekte der Kleidung als »Wieder=Schein« des Glanzes der beiden Throne und des Altars metaphorisiert. Der Hof ist >Abglanz< des zentralen Königspaars, Wirkung und nicht Ursache des Lichtes. Gewendet auf das grundsätzliche Verhältnis von Zeremoniellagenten und Zeremoniellrezipienten, läßt sich die Spiegelmetapher als verschlüsselte Wirkungsregel des Zeremoniells deuten: Der Spiegel ist notwendig, um die Wirkung des rezipierten Lichtes zu verstärken, so wie der sinnlich affizierte Zeuge notwendig ist, um die Wirkung der Hoheit zu verstärken. Die Rezipienten sind Multiplikatoren der Majestät, die ihnen im Kunstlicht des Zeremoniells erscheint. In der Zeremoniellwissenschaft des 18. Jahrhunderts wird der zeremonielle Schlüsselaffekt der Verwunderung an die intellektuelle Defizienz und sinnliche Orientierung gebunden, die dem gemeinen Volk eignen soll. Die sozialanthropologische Verengung des Wirkungsbegriffs suggeriert, daß die Verwunderungsstrategie des Zeremoniells zuvorderst den Untertan adressiert, der außerhalb des >höfischen Wissens< steht. Wenn die Zeremoniellwissenschaft den Begriff der Verwunderung aufgreift, rekurriert sie auf eine etablierte Zeremoniellpraxis und auf das klare BewußtDER BEGRIFF DER VERWUNDERUNG IN DEN FESTBESCHREIBUNGEN.
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Vgl. den Abschnitt zur Massenpsychologie des Zeremoniells in Thomas Rahn: Masse, Maske und Macht. Psychologien des Zeremoniells im 20. Jahrhundert. In: Zeremoniell in der Krise. Störung und Nostalgie. Hg. von Bernhard Jahn, Thomas Rahn und Claudia Schnitzer. Marburg 1998, S. 129-148, hier S. 129-137. Besser, Krönungs=Geschichte, S. 20.
36 sein von den psychologischen Voraussetzungen dieser Praxis, das sich in den Festbeschreibungen niederschlägt. Die Konstatierung der Verwunderung als Wirkung des Zeremoniells ist hier allenthalben anzutreffen. Eine Zuweisung des Affektes zu bestimmten sozialständisch definierten Publikumsgruppen findet allerdings nicht statt. Die Festpublizistik bestimmt den Affekt eindeutig als überständischen Modus der Festrezeption, d.h. eher als affektives Integral der Festwahrnehmung denn als soziales Unterscheidungskriterium. Die Festbeschreibung behauptet, daß die Faszination jeden ergreift. Der analytische Zugriff der Zeremoniellwissenschaft teilt dagegen in Wissende und Unwissende, wobei die letztgenannten dem Zeremoniell affektiv ausgeliefert sind. Der zeremoniellwissenschaftliche Diskurs produziert einen unterschwelligen Syllogismus, der das Zeremoniell als Praxis bedroht: Wenn sich sagen läßt, daß die sinnlichen Überwältigungsstrategien auf einen intellektuellen Mangel berechnet sind, muß jeder, der sich vom Zeremoniell überwältigen läßt, gewärtig sein, der Gruppe der Unwissenden zugerechnet zu werden. Die Zeremoniellwissenschaft tendiert mit ihrem analytischen Ansatz zur Zeremoniellkritik und kollidiert mit der Funktion der Gattung Festbeschreibung, die als affirmatives Medium des Festes naturgemäß keine Kritik seiner mentalen Voraussetzungen betreiben kann. Es versteht sich von selbst, daß die Sinnlichkeit des Festrezipienten nicht demontiert werden darf, wenn auch nur eine Spur der Festwirkung für den Leser >wahrnehmbar< sein soll. Der Festbeschreiber behauptet und beschwört die verwunderungsproduzierende Qualität der Inszenierung. Der Rekurs auf die affektive Reaktion der Festzeugen durch die Behauptung, »daß sich männiglich höchlich darüber verwundert hat«, 16 dient zur Approbierung der dokumentierten Veranstaltung. Das wirkungsästhetische Prädikat der Verwunderung, mit dem die beschriebenen Zeremonielle und Divertissements immer wieder etikettiert werden, begegnet dem Leser in stereotypen Formulierungen: Angesichts der Pracht eines Fürsteneinzuges bekennt ein Zuschauer, vor Verwunderung außer sich zu geraten. 17 Ein Salut der Bürgerschaft mit Geschützen erschallt so mächtig, »daß es wunder gewesen«. 18 Über einen unerhört prächtigen Brautwagen hat man sich »hart ver-
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Fürstl: Beylagers [...] Furier vnd Futterzettel (Kassel 1613, Nr. 60), 2. Alphabet, Bl. Cv. In den Fußnoten werden die Hochzeitsbeschreibungen hier und im folgenden mit Kurztitel, Hinweis auf Ort und Jahr der Veranstaltung (nicht Verlagsort und Erscheinungsjahr!) und der jeweiligen Nummer im Chronologischen Verzeichnis< angegeben. »Tutto attonito, rimasto io sono«. Troiano, DIALOGHI (München 1568, Nr. 14); zit. nach: Die Münchner Fürstenhochzeit von 1568. Massimo Troiano: Dialoge italienisch/deutsch. Zwiegespräche über die Festlichkeiten bei der Hochzeit des bayerischen Erbherzogs Wilhelm V. mit Renata von Lothringen, in München, im Februar 1568. [...] Im Faksimile hg., ins Deutsche übertr., mit Nachwort, Anmerkungen und Registern vers, von Horst Leuchtmann. München, Salzburg 1980 (Studien zur Landes- und Sozialgeschichte der Musik 4), S. 200. Kurtze vnd doch ausführliche Relation (Dresden 1602, Nr. 40), Bl. B3r.
37 wundert«.19 Eine einziehende Gruppe ist ob ihres exotisch anmutenden Habits »verwunderlich anzusehen«. 20 Eine Einholung wird »mit iedermanns großer Verwunderung« inszeniert.2' Ein Feuerwerk ist »bey drey Stunden mit Verwunderung gesehen worden« 22 bzw. wird »zu Allerseits höchsten Verwunderung und Vergnügen«23 oder »mit grosser Admiration aller Zuschauenden«24 abgebrannt usw. Die Verwunderung des Festrezipienten beruht auf einer Überforderung der Sinne und der Seele durch die Akkumulation der starken Reize. Weckherlin charakterisiert den Zustand der Faszination in einer panegyrischen Formulierung als mentalen Erschöpfungszustand: Auch wolte es in der Wahrheit eben so leicht sein den himmel vmbzuschreiben/ vnd die Sterne zu zehlen/ als alle köstlichkeiten/ so heut gesehen wurden/ zuerzehlen. Meine sehl war mit wunder überhäuftet; meine äugen verbündeten; vnd alle meine sinn waren überwältiget durch die Schönheit/ mayestet/ Zierlichkeit/ reichthumb vnd herrlichkeit so vnzählicher Princessin/ Printzen/ Frawen/ Helden/ Grafen/ Herren/ Rittern vnd Jungfrawen. 25
Der Augensinn wird - bildlich gesprochen - bis zur Erblindung überreizt, der gesamte Sinnesapparat durch eine Übermacht zur Kapitulation gezwungen. Die Seelenfakultäten, »mit wunder überhäuffet«, können die eingehenden Sinnesdaten nicht mehr verwalten. Die Verwunderung wird mithin als Attacke der wunderbaren Sinneseindrücke metaphorisiert, als Attacke, deren Folgen sich an der Grenze zur Verletzung bewegen und nichtsdestoweniger als angenehm empfunden werden. Die (ideale) Festwahrnehmung läuft auf einen genußreichen Kollaps der Sinnesorgane und der Seele hinaus: Wenn das Wirkungsziel des Festes von Weckherlin als ästhetische Schmerzreizdosierung gefaßt wird, klingt in dieser Bestimmung bereits das Wirkungsprofil des Erhabenen an.
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Wirrich, Ordenliche Beschreibung des [...] Fürstlichen Beylags oder Hochzeit (Graz Wien 1571, Nr. 19), Bl. [C17v], »Es kan hierbey nicht verschwigen werden der vberauß grosse vnd vnaußsprechliche Pracht vnd Comitat deß Königlichen Pollnischen Hochzeitlichen Einzugs/ vnd ist darbey sonderbar hoch verwunderlich anzusehen gewest/ die Pollnische Herrn Cauaglieri [...].« Kurtze Relation vnd Beschreibung (Wien - Brautheimführung nach Polen 1637, Nr. 79), ungez. Bl. 2v-3r. Ausführliche aus dem Churf. Sächs. HofmarschallAmte erlangte Erklärung (Dresden 1662, Nr. 87), Titelbl. Lerch, Die Glückliche Vermählung (Passau - Brautheimführung nach Wien 1676/77, Nr. 103), Bl. A3r. Ausführliche Beschreibung Des unvergleichlichen Feuer=Wercks (Wien - Dresden 1719, Nr. 152), Titelbl. Die grosse Preußisch= und Lüneburgische Vermählungs=Freude (Hannover - Berlin 1706, Nr. 131), S. 58. Georg Rodolf Weckherlin: Triumf NEwlich bey der F. kindtauf zu Stutgart gehalten. Stuttgart 1616. Neudruck in: Stuttgarter Hoffeste. Texte und Materialien zur höfischen Repräsentation im frühen 17. Jahrhundert. Hg. von Ludwig Krapf und Christian Wagenknecht. Tübingen 1979 (Neudrucke deutscher Literaturwerke N.F. 26), S. 5-186, hier S. 19.
38 Im Zusammenhang mit spezifischen akrobatischen und martialischen Inszenierungsmomenten antizipieren die Formulierungen sogar eindeutig das ästhetische Konzept des angenehmen Schreckens, das erst in der Erhabenheitsästhetik des 18. Jahrhunderts theoretische Würde< erhalten sollte: Der Ritt eines Apollodarstellers etwa, der seinen Pegasus auf einem künstlichen Musenhügel herumspringen läßt, ist so tollkühn, »daß es viel mit schrecken/ männiglich aber mit grosser Verwunderung anschawete«.26 Die »grewlich« brausenden Heerpauken beim Einzug der Braut bewirken, daß es »eim das Hertz erquickt/1 Doch eins dauon gleich schir erschrickt«.27 Im Rahmen des Reiterballetts, das im Januar 1667 anläßlich der Hochzeit Leopolds I. in Wien aufgeführt wurde,28 verursachen Kavalleristen, »welche mit gleichmäßigem Knall der Pistolen/ und blankem Degen/ ein scharffes Gefechte anfiengen/ gleich als ob es Ernst wäre«, den »Zusehern einen Lustbringenden Schröcken«.29 In einem Feuerwerk wird »die gantze Lufft und das umliegende Terrain mit einem stetigen Feuer und Geprassel« angefüllt, »welches bey den Zuschauern Schrecken und Plaisir zugleich«30 erweckt. Auf einer Illustration aus Graminäus' Hochzeitsbeschreibung sieht man einen Drachen und einen Wal, die auf dem Rhein ein Feuerwerksduell austragen. Wenn die Bildunterschrift kommentiert, es werde »auf Wunderbarer manir I Ein scheuzlich feurwerck angestelt«,31 wird offenbar die Bewertung des Sujets (ein Kampf scheußlicher und erschreckender Monster) in einen Gattungsbegriff verwandelt, der das Feuerwerk rezeptionsästhetisch klassifiziert. Ein »scheuzlich feurwerck« ist kein Feuerwerk, daß scheußlich anzusehen und daher kein Genuß ist, sondern - im Gegensatz zu einem (schönen) »Frewdenfewer ohn schrecken«32 - eine erhabene Inszenierung, deren Lustpotential auf Abwehrreaktionen gründet.
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Fürstl: Beylagers [...] Furier vnd Futterzettel (Kassel 1613, Nr. 60), 2. Alphabet, Bl. Dv. N. Frischlin/Beyer (Übers.), Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Stuttgart 1575, Nr. 21), S. 152. Vgl. dazu Hilde Haider-Pregler: Das Roßballett im inneren Burghof zu Wien (Jänner 1667). In: Maske und Kothurn 15 (1969), S. 291-324. Zur Hochzeit Leopolds I. vgl. ferner Herbert Seifert: Die Festlichkeiten zur ersten Hochzeit Kaiser Leopolds I. In: Österreichische Musikzeitschrift 29 (1974), S. 6-16; Ernst Leonardy: Les fetes de cour baroques: »Les Plaisirs de l'Isle Enchantee« (Versailles 1664) et les festivites ä l'occasion du mariage de Leopold Ier (Vienne 1666-1668). In: Questionnement du Baroque. Hg. von Alphonse Vermeyen. Löwen, Brüssel 1986, S. 112-153; Herbert Seifert: Der Sigprangende Hochzeit-Gott. Hochzeitsfeste am Wiener Hof der Habsburger und ihre Allegorik 1622-1699. Wien 1988 (dramma per musica 2), S. 2 3 ^ 0 . AIlerhöchst=feyerlichste Festivitäten [...]. In: Appendix zum Diarium Europaeum, Tl. 15, Frankfurt am Main 1667 (Wien 1666/67, Nr. 88), S. 64. Bericht Eines Frembden (Berlin 1708, Nr. 139), S. 4. Graminäus, FVRSTLICHE HOCHZEIT (Düsseldorf 1585, Nr. 32), Bl. Qqlv. Ebd., Bl. Yylr.
39 Die Festbeschreibung hat die Aufgabe, die ästhetische Potenz des Festes zu beglaubigen und plausibel zu machen. Zu diesem Zweck sind die Texte mit superlativischen Prachtbilanzen durchsetzt, die auf die Verwunderung des Lesers setzen, d.h. die zentrale affektive Wirkungsmacht des Festes in seinem medialen Nachvollzug intendieren. Ein Musterzitat mag genügen: Auf der Hochzeit des Erzherzogs Leopold mit Claudia de Medici 1626 in Innsbruck sei PRACHTBESCHWÖRUNG UND PRACHTBILANZIERUNG.
ein solche Herrlichkeit von Teutschen vnd Jtalianischen Fürsten Grafen/ Freyherrn vnd Adel gewesen dergleichen nit bald gesehen worden/ [...] vnnd ist in Libereyn vnd auffzügen sonderlich aber ein vberauß grosse Prachtigkeit vnd stattlichait in Klaydern vnd Cleinodien gewesen/ allda man Samat vnd Seyden fürnemblich an den Teutschen wenig gesehen/ sondern von lauter Silber vnd Guldinstucken/ oder da man gleich Samat vnd Seiden gebraucht/ ist doch der gleichen alles mit Goldt dermassen ricamiert vber brembt vnd gezierdt gewesen/ das man den Samat daruor nit hat sehen könden [...]. 33
Die Beschwörung der »Prachtigkeit vnd stattlichait«, die in dem märchenreifen Bild gipfelt, daß der Samt vor lauter Gold nicht mehr zu sehen war, erheischt die Verwunderung des Lesers. Ihr eignet aber auch die Vagheit einer Glaubensformel, die sich der Rezipient zu eigen machen soll. Er muß bereits glauben wollen, um imaginieren zu können. Die Prachtbeschwörungen in den Festbeschreibungen adressieren einen Bilderwunsch, der im Idealfall durch die Wunschbilder des Lesers autark zu befriedigen ist. In der medialen Vermittlung kann das Fest und seine >Sachkultur< niemals prächtiger gewesen sein, als es sich der Rezipient der Festbeschreibung vorstellen kann. Daher liegt es nahe, so weit wie möglich die Leserphantasie auszureizen, indem in der Beschreibung ein raffinierter imaginativer Unterdruck erzeugt wird. Die Frage, was man sich unter einem »übernatürlichen schönen Brauth=Wagen«34 vorzustellen hat, ist gleichbedeutend mit der Frage, was man sich darunter vorstellen will. Wer konkrete Bildvorstellungen höfischer Pracht nicht aus seiner individuellen inneren Bilderkammer hervorholen kann, muß den Mangel bei sich selber suchen. Er ist entweder dumm, denn »es hats ein jeder vernünfftiger selbs leichtlich zuerachten/ was es für ein köstliche pompositaet müsse gewessen sein«,35 oder er verfügt nicht über das nötige höfische Wissen. Weil die zeremonielle Gestaltung der höfischen Feste in einem so hohen Maße normiert ist, daß sie zumindest einem höfischen Publikum immer schon bekannt vorkommen muß, müssen nicht sämtliche Details geboten werden. Der Festbeschreiber kann, wie in einer Festbeschreibung des frühen 17. Jahrhunderts argumentiert wird, die Evozierung ganzer Zeremoniellsegmente wie »stattliche Banquet vnd Däntz« oder »seltzame vnd kunstreiche Schaw=Essen« auf den Leser abwälzen, dem »die Bräuche zu Hove bekandt« sind und der »auß dem/ was er
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Wahrhaffte vnd Gründtliche RELATION (Innsbruck 1626, Nr. 66), Bl. Alv. Pomposer Einzug (Salzburg - Wien - Regensburg 1699, Nr. 127), Bl. A2v. Wahrhaffte vnd Gründtliche RELATION (Innsbruck 1626, Nr. 66), Bl. A2v.
40 dabevor allhier zu unterschiedlichen mahlen gesehen hat/ dieses alles leichtlich aestimieren, vnd also ä minori ad majus concludiren kan«.36 REDUKTION STATT EVOZIERUNG: D I E WIRKUNGSÄSTHETISCHE APORIE DES ZEREMONI-
Die Festbeschreibung ist aufgrund ihrer medialen Faktur nicht in der Lage, die psychomanipulative Hauptfunktion des Zeremoniells zu simulieren. Text und Bild können zwar auf sensationelle Daten rekurrieren, die im Vollzug des Festes den Schlüsselaffekt der Verwunderung erregt haben, die Festbeschreibung vermag jedoch nicht, die ursprüngliche Empfindungsqualität der Verwunderung wiederherzustellen. Im Medienwechsel vom theatralen Ereignis zum Buch muß - das ist ein Gemeinplatz - das spezifische sinnliche Überredungspotential des Festes auf der Strekke bleiben. Das medial begründete Defizit der Festbeschreibung wird durch Verwunderungs- und Prachtbeschwörungsformeln als sinnlichkeitsstrategisch schwache Notbehelfe aufgefangen. ELLS UND DIE FUNKTION DER FESTBESCHREIBUNG.
Die Festbeschreibung wäre kontraproduktiv, wollte sie dem ephemeren Effekt dessen, was sie beschreibt, hinterherlaufen. Würde die Gattung - laut eigenem Programm - als Rekonstitutionsversuch der zeremoniellen Evidenz auftreten (und damit notwendig scheitern), müßte der Rezipient von der reduzierten sinnlichen Qualität entweder auf die Defizienz des Mediums oder auf die Schwäche des dokumentierten Festes schließen. Doch die Festbeschreibung wäre auch kontraproduktiv, wenn sie die Wirkung des Festes tatsächlich einholte, eine Wirkung, die durch eine >gefährliche< Ambivalenz zwischen dem Zeichenaspekt und dem Reizpotential der zeremoniellen Dinge und Handlungen geprägt ist. Das Zeremoniell birgt eine wirkungsästhetische Aporie: Einerseits liefert es klare Codierungen von sozialen Verhältnissen, Rängen und Machtvolumen durch die räumliche Verteilung und architektonische >Einfassung< von Personen im Raum, zeitliche Abfolge und Sequenzierung von Aktionen, materialikonographische Attribuierung von Körpern, Sinnbildprogramme und bedeutende Requisiten. Andererseits zielt das Zeremoniell, speziell in den komplexen Festinszenierungen, auf die ästhetische Überwältigung des Zuschauers. Die Klarheit der zeremoniellen Zeichen kann in der Komplexität des festlichen Reizangebotes untergehen; das genaue Verständnis der Zeremoniellbotschaft kann durch ein Übermaß an Verwunderung korrumpiert werden. In dem Maße, in dem das Fest wirklich die Seelenfakultäten >ausreizt< und überfordert (vgl. Weckherlin oben), wird der exakte zeremonielle Code für den Zuschauer überblendet. Das Problem der Konkurrenz von Reiz und Zeichenfunktion begegnet 1.) innerhalb einzelner zeremonieller Zeichengattungen (die Salutkanonade ist dermaßen beeindruckend, daß sie momentan nicht auch als Ehrerweis für die ein-
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Fürstl: Beylagers [...] Furier vnd Futterzettel (Kassel 1613, Nr. 60), 2. Alphabet, B1 Cr.
41 ziehende Braut verstanden wird) und 2.) zwischen den Medienbereichen bzw. Zeichengattungen des Zeremoniells (der Sinnesreiz der Salutkanonade ist wirkungsvoller als die Performanz der Begrüßungsanrede an die Braut; die Kanonade prägt sich ein, der Diskurs wird marginalisiert und vergessen). Im Rahmen des Problems, das hier als wirkungsästhetische Aporie des Zeremoniells nur skizziert wurde,37 verwandelt sich das mediale Defizit der Festbeschreibung in eine Tugend. Der Text der Festbeschreibung neutralisiert die simultane Wirkungskonkurrenz der zeremoniellen Zeichen, zum einen durch die medienimmanente zeitliche Sequenzierung der sprachlichen Zeichen, zum anderen durch eine radikale Komplexitätsreduktion des Ereignisses, bei der alle zeremonial irrelevanten Zeichen und Reize ausgeschieden werden. Der Text konzentriert sich allein auf die konkret bedeutsamen Raumverhältnisse, Personen, Dinge und Handlungen und unterstützt eine separate Wahrnehmung der einzelnen zeremoniellen Codes. Entsprechend begegnet auf der Ebene der Bilder häufig eine Dekontextualisierung von Sinnbildprogrammen: Ehrenpforten werden aus dem Zeremoniellereignis und ihrem architektonischen Zusammenhang, Illuminationsprogramme aus dem Ordnungssystem der Hausfassaden herausgelöst und katalogisiert. Das Verfahren der Festbeschreibung, so die These, ist sinnliche Reduktion statt Evozierung. Ihr Ziel ist die nachträgliche Sicherung der semantischen Eindeutigkeit des zeremoniellen Zeichensystems. Die Gattung vermittelt das Zeremoniell nicht durch, sondern gegen dessen aporetische Sinnlichkeitsstrategie.
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Vgl. hierzu ausführlich Thomas Rahn: Sinn und Sinnlichkeit. Probleme der zeremoniellen Zeichenstrategie und ihre Bewältigung in der Festpublizistik. In: Zeichen, Raum und Zeremoniell an den deutschen Höfen der frühen Neuzeit. Hg. von Peter-Michael Hahn und Ulrich Schütte (im Druck).
I I I . THEORIE DER FESTBESCHREIBUNG
Gattungstheoretische Spuren in den Paratexten
Der Gattung >Festbeschreibung< liegt im Gegensatz zu verwandten casusdefinierten epideiktischen Gattungen wie Hofrede oder Casualdichtung keine normative Theorie in der Poetik bzw. Rhetorik zugrunde. Auch die Zeremoniellwissenschaft, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Norm und Funktion zeremonieller Inszenierungen reflektiert, schweigt sich über die publizistischen Aufbereitungsformen dieser Zeremonielle aus,' obgleich die Festbeschreibungen als »Repräsentation von Repräsentation«2 eindeutig zeremonielle Aufgaben übernehmen. Das poetologische Selbstverständnis der Gattung muß aus den Paratexten der Festbeschreibungen erschlossen werden: Titel, Widmungen und Vorreden enthalten Fragmente einer zeitgenössischen Theorie der Textsorte. D E R GATTUNGSTERMINUS >BESCHREIBUNGim vollen Ornat< ihrer Titel sowie häufig sämtliche Festsegmente, die den Casus in zeremonielle Rechtsakte oder Divertissements umsetzen, werden verzeichnet. Die Gattung wird durch diverse Gattungsbezeichnungen angezeigt. Es finden sich die Begriffe Anzeigung, Bericht, Beschreibung (bzw. Descriptio), Bücher (bzw. Libri), Chronik, Diarium, Discours, Entwurf, Erzählung, Gedenkbuch, Nachricht, Relation, Schilderung,
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Julius Bernhard von Rohr thematisiert lediglich die obligate Archivierung, nicht jedoch die Publikation von Text- und Bilddaten des Festes durch »das Hof=Marschall=Amt. Dieses pflegt auch Sorge zu tragen, daß die Lustbarkeiten, daselbst mit allen ihren Umständen auf das deutlichste und specifiqueste beschrieben, und mit denen dazu gehörigen Zeichnungen, zum Andencken der Vorfahren, und den Nachkommen zum Besten verwahrlich beygelegt werden.« Julius Bernhard von Rohr: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft Der großen Herren. Hg. und komm, von Monika Schlechte. Weinheim 1990 (Nachdruck der 2. Aufl. Berlin 1733), S. 738f.
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Christian Wagenknecht: Die Beschreibung höfischer Feste. Merkmale einer Gattung. In: Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert. Vorträge und Referate gehalten anläßlich des Kongresses des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Renaissanceforschung und des Internationalen Arbeitskreises für Barockliteratur in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 4. bis 8. September 1979. Hg. von August Buck, Georg Kauffmann, Blake Lee Spahr und Conrad Wiedemann. 3 Bde. Hamburg 1981 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 8-10), Bd. 2, S. 75-80, hier S. 75.
44 Verzeichnis, Vorstellung und Neue Zeitung. Diese Gattungsbegriffe sind zumeist der nichtperiodischen Zeitungsform der >Neuen ZeitungBeschreibung< und Zeremoniell begründet: 1.) Im Rahmen der epideiktischen Rede dient die descriptio als Mittel der amplification deren Ziel es ist, ein Argument an Glaubwürdigkeit und affektiver Wirkung gewinnen zu lassen. Im Rahmen des Zeremoniells, das als handlungsrhetorischer Diskurs das Argument der Majestät seines Gegenstandes der Herrscherperson - vertritt, dient die Pracht der amplificatio. Die prachtvolle Inszenierung der Herrscherperson(en), ihre Einschalung durch kunstvolle Textilien und Fahrzeuge, Schallsphären, Massen von Gefolge, programmatische Architekturrahmen etc. kann als Beschreibung und mithin als Beitrag zur evidentia der Majestät verstanden werden. Bezüglich ihrer Beweisfunktion sind descriptio und Zeremoniell Äquivalente. 2.) Die amplifikativen Inszenierungen des Zeremoniells fordern die descriptio als adäquate Textform, weil diese - ebenso wie das Zeremoniell - in erster Linie statische Tableaus entwirft. Die Zeremoniellinszenierung definiert ihren Gegenstand vornehmlich durch klare räumliche Bezüge: 6 Personenabstände,
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Der Begriff >Neue Zeitung< hat sich in der Forschung neben zahlreichen alternativen zeitgenössischen Gattungsbegriffen (Anzeigung, Bericht, Erzählung, Extrakt, Relation etc.) etabliert, um die nichtperiodisch erscheinenden, ereignisabhängigen Prosatexte (gelegentlich auch Lieder oder Spruchdichtungen) in Landessprache zu bezeichnen, die zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert über politische Ereignisse, Kriege, Katastrophen, Natursensationen, Wunder, Verbrechen und Justiz berichten. Zur >Neuen Zeitung< vgl. Helmut W. Lang: Die Neue Zeitung des 15. bis 17. Jahrhunderts. Entwicklungsgeschichte und Typologie. In: Presse und Geschichte II. Neue Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung. München [u.a.] 1987 (Deutsche Presseforschung 26), S. 57-60.
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Der Begriff Beschreibung definiert die textdominierten Festbeschreibungen; Publikationen mit Kunstbuchcharakter, in denen Illustrationen in Holzschnitt, Radierung oder Kupferstich den breitesten Raum einnehmen, tragen Gattungstitel wie Abcontrafectung, Contrafactur, Repraesentatio, kurtze Radierte entwerffung, Abbildung, Delineation. Vgl. Albert W. Halsall: Artikel »Beschreibung«. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hg. von Gert Ueding. Bd. 1. Tübingen 1992, Sp. 1495-1510; Ders.: Artikel »Descriptio«. In: ebd., Bd. 2 (1994), Sp. 549-553. Zum Raumaspekt des Zeremoniells (mit Schwerpunkt auf der binnenhöfischen Hierarchie) vgl. Gotthardt Frühsorge: Der Hof, der Raum, die Bewegung. Gedanken zur Neubewertung des europäischen Hofzeremoniells. In: Euphorion 82 (1988), S. 424-429.
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45 Zuordnung von Personen, definierte Schrittmaße und Bewegungsrouten in repräsentativen, programmatisch gestalteten Architekturfassungen (städtische Ehrenpfortenparcours, Schloßbauten etc.) oder an symbolisch aufgeladenen Orten (Brücken, Landesgrenzen etc.).7 Die räumliche Konstellation hat Argumentcharakter und läßt sich als Bild, gleichviel ob als sprachlich oder bildkünstlerisch konstituiertes Bild, reproduzieren. Im Gegensatz zu Erzählung und Bericht, die auf die Repräsentation von Handlungs- und Geschehensdynamik angelegt sind, definiert sich die >Beschreibung< als »Technik, mit Worten einen bildlichen Eindruck beim Zuhörer bzw. Leser hervorzurufen«. 8 Das Titelstichwort Beschreibung trägt der Aufgabe der Festbeschreibung Rechnung, insbesondere die räumlich definierten signifikanten Konstellationen der Zeremoniellinszenierung (ephemere Gestaltungen des Festortes, Einzugsordnungen, Sitzordnungen etc.) zu präparieren. Die Festbeschreibung liefert vor allem Standbilder. Dabei ist zu betonen, daß die in der Leserphantasie angezielte Bildvorstellung zumeist nicht die ausschnitthafte, individuell perspektivische, kontingente und kontinuierliche Wahrnehmung des realen Festzeugen zum Modell nimmt, sondern eine irreale Aufsicht oder Totale konstruiert, in der die relevanten Daten simultan gegeben sind. Das gilt besonders bei der ausführlichen und systematischen Schilderung der architektonischen Ausstattung von Zeremoniell· oder Divertissementschauplätzen. Die Tendenz zur Ausblendung oder Sistierung von Bewegungsmomenten, die der Architekturekphrasis generell eignet, findet sich auch in der Repräsentation zeremonieller Handlungen. Wenn ein Fürsteneinzug, dessen Bewegungsaspekt und Route nicht oder nur marginal berührt werden, vor allem als hierarchische Liste präsent ist, wenn eine Tanzordnung als graphisches Schema begegnet, ohne daß der Tanz beschrieben wird, ist die Handlungsdynamik zugunsten einer statischen Darstellung ausgesiebt, in der Hierarchien - im Sinne des Zeremoniells - unmittelbar lesbar werden. D A S BESCHREIBUNGSPROGRAMM DER TITEL. Die Festbeschreibung läßt dem dominierenden Gattungstitelstichwort zufolge seltener den bloßen Bericht erwar-
7
Zur zeremoniellen Interaktion im Kontext architektonisch gestalteter Räume und Orte vgl. Ulrich Schütte: Höfisches Zeremoniell und sakraler Kult in der Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts. Ansätze zu einem strukturellen Vergleich. In: Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Hg. von Jörg Jochen Berns und Thomas Rahn. Tübingen 1995 (Frühe Neuzeit 25), S. 410-431; Ders.: Stadttor und Hausschwelle. Zur rituellen Bedeutung architektonischer Grenzen in der Frühen Neuzeit. In: Die Grenze. Begriff und Inszenierung. Hg. von Markus Bauer und Thomas Rahn. Berlin 1997, S. 159-176; Thomas Rahn: Grenz-Situationen des Zeremoniells in der Frühen Neuzeit. In: ebd., S. 177-206; Zeremoniell und Raum. 4. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen veranstaltet gemeinsam mit dem Deutschen Historischen Institut Paris und dem Historischen Institut der Universität Potsdam, 25. bis 27. September 1994. Hg. von Werner Paravicini. Sigmaringen 1997 (Residenzenforschung 6).
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Halsall, Beschreibung, Sp. 1495.
46 ten, d.h. »die sachlich-nüchterne, zeitlich geordnete und folgerichtige Wiedergabe eines Handlungsverlaufs, wobei subjektiv-ausmalende, vergegenwärtigende oder reflektierende Elemente im wesentlichen ausgespart bleiben«.9 Die Gattung verspricht mit der Beschreibung vielmehr die Generierung von Vorstellungsbildern des Festes, d.h. »die kunstvolle sprachliche Darstellung äußerlich sichtbarer Elemente eines Gesamtbildes [...] durch Porträtieren erkennbarer Züge, vollständiges Aufzählen aller Details oder pointiertes Herausstellen wesentlicher Merkmale«.10 Titelsignale, die für die Festbeschreibung Glaubwürdigkeit und historische Genauigkeit beanspruchen (akkurate, eigentliche, gegründete, gründliche, historische, ordentliche, wahrhafte Beschreibung), stammen ebenso wie die vorwiegenden Gattungsbezeichnungen aus der nichtperiodischen Presse. Gelegentlich finden sich Zeugenschaftserklärungen oder konkrete Quellenangaben der referierten Informationen, die den Wahrheitsanspruch der Beschreibung unterstreichen. Das Material sei »Mehren theils auß eigner Auffmerckung/ theils auch/ was von andern/ so Persönlich dabey gewesen/ observeret [!]«," es stamme aus dem Hofmarschallamt,12 das Fest sei »Nach denen wahren Vorstellungen ohnpartheiisch entworfen und beschrieben«,13 die Beschreibung sei »Aus öffentlichen und Privat=Mittheilungen redigirt«14 bzw. »nach offiziellen Mittheilungen bearbeitet«.15 Die Entscheidung zwischen der Annoncierung einer knappen und einer amplifikativen Festbeschreibung (kurze versus ausführliche, umständliche, mit allen Umständen gründlich verfaßte, vollständige Beschreibung) fällt im Laufe der Gattungsentwicklung immer häufiger zugunsten der Vollständigkeitsbehauptung. Selten finden sich metaphorische Titelformulierungen oder >emblematische Doppeltitel·, die die Beschreibung als genuin zeremonielle Ausstellungsform dynastischer Herrschaft wie Triumph16 oder Denkmal·1 benennen und damit
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Johannes G. Pankau: Artikel »Bericht«. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 1 (1992), Sp. 1485. Halsall, Beschreibung, Sp. 1495. TRIUMPHUS NUPTIALIS DANICUS (Kopenhagen 1634, Nr. 76 und 77). Ausführliche aus dem Churf. Sachs. HofmarschallAmte erlangte Erklärung (Dresden 1662, Nr. 87). DIARIUM Uber die [...] Feierlichkeiten (Rastatt 1755, Nr. 195). Friedrich Förster: Vollständige Beschreibung aller Feste und Huldigungen, welche in den Königreichen Preußen und Baiem zur Höchsten Vermählungsfeier des Durchlauchtigsten Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preussen Κ. H. und der Durchlauchtigsten Prinzessin Elisa Ludovika von Baiern Κ. H. statt gefunden haben. [...]. Berlin 1824. Beschreibung der Feierlichkeiten, welche bei der Vermählung des Kronprinzen von Preussen Κ. H. mit der Prinzessin Elisabeth von Baiern Κ. H. so wie bei der Ankunft der Prinzessin Κ. H. in Berlin und an andern Orten Statt gefunden haben. Nach offiziellen Mittheilungen bearbeitet [...]. Berlin 1824. TRIUMPHUS NUPTIALIS DANICUS (Kopenhagen 1634, Nr. 76 und 77). Das Königliche Denckmahl (Wien - Dresden 1719, Nr. 145); Denkmal gesetzt der Vermählung Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen Georg von Hannover [...] mit [...] der Prinzessin Marie von Altenburg [...]. Hannover 1843.
47 behaupten, daß der Modus des Textes selbst >zeremoniellförmig< und der beschriebene Zeremonialakt mithin in angemessener Form fortgeschrieben sei. Die Festbeschreibung ist hier als potenziertes Zeremoniell gedacht. Als fortschreibendes Medium des Zeremoniells definiert, steht die Festbeschreibung funktional dem Casualschrifttum nahe. Der geleistete Beschreibungsakt bzw. die Veröffentlichung der Beschreibung läßt sich - wie die Überbringung eines Gelegenheitsgedichtes - als zeremonieller Akt im Rahmen des behandelten Zeremoniellereignisses verstehen. Dennoch unterbleiben in der Regel Widmungsformulierungen im Titel, es sei denn, die Beschreibung ist wie die Pritschmeisterdichtung - eindeutig in der Nähe des casualpoetischen Diskurses angesiedelt.18 Die poetische Form als ästhetischer Mehraufwand der Beschreibung ist auf dem Titel widmungsfähig, die Prosarelation ist es nicht. Bezüglich einer Weitung ihres Gegenstandes neigen die Festbeschreibungen in den Titeln mehrheitlich zu vornehmer Zurückhaltung. Die zeremoniellaffirmative Grundierung der Gattung bleibt zumeist unter sachlichen Titeln verborgen, schlägt jedoch gelegentlich in Formulierungen durch, welche die ästhetische Perfektion und affektive Wirkungskraft der beschriebenen Festlichkeiten suggerieren: Die »Hochansehnlichen«19 Hochzeiten werden »mit grossen freuden/ Fürstlichen Triumph vnd herrligkeit«20 zelebriert, die Bräute halten »gantz herrlich vnd zierlich«,21 »in wohlgestellter schönsten Ordnung«22 und »mit iedermanns großer Verwunderung«23 »prächtigen Einzug«24 in die Stadt, Reiterspiele laufen mit »seltsamen vnd stattlichen Auffzügen vnd Jnuentionen«25 ab
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[Brun,] Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud (Leipzig 1561, Nr. 12): Die Festbeschreibung sei ihrer »Churf.G. [August von Sachsen als dem Brautvater; Th. R.] zu ehren vnd vnterthenigem gefallen auffs kurtzt verfast vnd reim weis gemacht«; Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16); Die Festbeschreibung sei »an die Kaiserliche Maiestet geschriben/Vnd dem Hochermelten Fürsten vnd Herrn/ Herrn Hertzogen Wilhelm etc. Auch dem Hochernammten Fräwlin Renatta/ vnd jrer baider freündtschafft/ zuo hohen ehren/ in teütsche Carmina gestellt«; Ders., Ordenliche Beschreibung des [...] Fürstlichen Beylags oder Hochzeit (Graz - Wien 1571, Nr. 19); Die Festbeschreibung sei »dem Hochermelten Fürsten vnnd Fräwlein/ auch jrer beyder Hochlöblichen Freündtschafft zu den höhisten Ehren in Teutsche Carmina gesteh: Und einem Edlen/ EhrvndVesten/ Wolweisen Raht/ der Fürstlichen Hauptstatt Grätz in der Steyrmarck dediciert«; Ditmar, Von der Heimfart vnd Beylager [...] Gesprech (Weimar 1583, Nr. 26): Die Festbeschreibung sei »Gott zu Lob/ und beyden/ dem Fürstlichen Breutgam/ vnd F. Braut/ zu Ehren vnd Glückwündschung/ auch zum gedechtnis bey vnsem lieben Nachkommen/ beschrieben«.
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Öttinger, Warhaffte Historische Beschreibung Der Fürstlichen Hochzeit (Stuttgart 1609, Nr. 46). Graminäus, FVRSTLICHE HOCHZEIT (Düsseldorf 1585, Nr. 32), vgl. die Formulierung des typographischen Titels. Kurtze vnd doch ausführliche Relation (Dresden 1602, Nr. 40). Pomposer Einzug (Salzburg - Wien - Regensburg 1699, Nr. 127). Ausführliche aus dem Churf. Sachs. HofmarschallAmte erlangte Erklärung (Dresden 1662, Nr. 87). Lilien, Außführliche Beschreibung Von Dem prächtigen Einzug (München 1685, Nr. 116). Kurtze vnd doch ausführliche Relation (Dresden 1602, Nr. 40).
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48 und werden »gantz Ritterlich/ Zierlich vnd herrlich vollbracht«,26 man zündet »unvergleichlicher ]«27 Feuerwerke, alle Divertissements werden »mit Fürstlicher Magnificentz vnd Herrligkeit« 28 geboten, kurz: die Freudenfeste gehen »glücklich vnd wol«29 vonstatten und werden »auf das feierlichste angestellet«.30 Die zeremoniellästhetischen Titelformeln fungieren als Beglaubigungsstempel für die Bewunderungswürdigkeit des Festes, die durch das anschließende Faktenreferat der Beschreibungen wiederum bewiesen werden soll. Das Fest verlangt den Widmungen und Vorreden zufolge die Beschreibung durch den geübten Orator. Es sollte »seiner Dignität/ Würden vnd ansehen nach/ [...] billich von einem Wolberedten vnnd der Sachen verstendigen Oratore, mit besonderer zierlichen Beredtsamkait [...] beschriben vnd heraus gestrichen werden«.31 Die Aufgabe verlangt »ainen geschickten vnd solchen Mann [...]/ der alles was sich hierinn verloffen/ wie es am zierlichisten verordnet vnd verricht worden ist/ auch zum zierlichisten an tag geben/ vnnd für die äugen stellen khönte«.32 Es wird »zue beschreibung allerhand vorgeloffnen raritäten und Kunstreichen Inventionen gar ein subtiles Ingenium vnd gelehrterer Kopff erfordert [...]/ so die notturfft mit allen vmbständen vnnd prächtigen zierlichen worten herauß streichen/ vnd der erheischenheit nach/ gnuegsam loben könte«.33 Das festliche decorum (>ZierlichkeitSprachverschwendungGegenwert< verdient. Zum anderen ist das Fest ein komplexes Geschehen, in dem der dynastische casus bereits zeremoniell in Gestalt von Raumkonstellationen, Handlungsfolgen, Spielregeln, Sinnbildprogrammen etc. eindeutig codiert ist. Die genaue Beschreibung der zeremoniellen Codierungen im Festverlauf verlangt die Konzentration und Präzision der Sprache, die Vollständigkeit und Richtigkeit der Referate von Ordnungen und Namen, den Verzicht auf sachliche Abschweifungen, die durch den sprachlichen Ornat bedingt sind: Die Zeremonialität der Sprache darf die Zeremonialität der Handlungen nicht so stark überlagern, daß die primäre Codierung unscharf wird. Die Dokumentation des Zeremoniells bedient sich daher in der Regel des nüchternen stilus historicus der Neuen Zeitungen. Der Bescheidenheitstopos deutet den poetologischen Grundwiderspruch der Gattung an, daß in ihr zwei topische bzw. stilistische Ansprüche konkurrieren, die durch die Gegensätzlichkeit von zeremoniellem Rhetorisierungsdruck und zeremoniellem Faktendruck definiert sind. Das Bekenntnis, daß der Autor sich nicht in der Lage sehe, die perfekte Ordnung und den sensorischen Überfluß des Festes sachlich vollständig und sprachlich angemessen zu reproduzieren, erfüllt jedoch noch eine weitere
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Weckherlin, Kurtze Beschreibung/ Deß [...] Jüngst=gehaltenen Frewden=Fests (Stuttgart 1617, Nr. 62); zit. nach dem Neudruck in: Stuttgarter Hoffeste. Texte und Materialien zur höfischen Repräsentation im frühen 17. Jahrhundert. Hg. von Ludwig Krapf und Christian Wagenknecht. Tübingen 1979 (Neudrucke deutscher Literaturwerke N.F. 26), S. 189-296, hier S. 193. »[...] polito, bello, omato, sonoro, & elegante ordine«. Troiano, DISCORSI DELLI TRIOMFI (München 1568, Nr. 13); zit. nach: Die Münchner Fürstenhochzeit von 1568. Massimo Troiano: Dialoge italienisch/deutsch. Zwiegespräche über die Festlichkeiten bei der Hochzeit des bayerischen Erbherzogs Wilhelm V. mit Renata von Lothringen, in München, im Februar 1568. [...] Im Faksimile hg., ins Deutsche übertr., mit Nachwort, Anmerkungen und Registern vers, von Horst Leuchtmann. München, Salzburg 1980 (Studien zur Landes- und Sozialgeschichte der Musik 4), S. 360, 361.
50 Funktion. Die Thematisierung der rhetorischen Unzulänglichkeit des Festbeschreibers erhält Bedeutung als Widmungsgestus, der das literarische Werk dem Fest-Werk programmatisch unterwirft.
Der Fürst ist als der Veranstalter
des Festes Inventor eines Faktums, vor dem die Sprache des Beschreibers devot versagen muß und mit dem sie eigentlich nicht in Konkurrenz treten darf. So sehr die Beschreibung auch nach >Zierlichkeit< strebt, kann und darf sie doch nicht zierlicher sein als das Fest, auf dessen Autorschaft der Veranstalter Anspruch erhebt. Die Beschreibung sei »mit dem Werck vnnd Actu [= der Festveranstaltung; Th. R.] seiner fürtreffligkeit halben/ keins w e g s zuvergleichen«, 37 bekennt beispielsweise der Hofgeograph Johann Öttinger über seine Festbeschreibung der Stuttgarter Hochzeit von 1609. 38 In letzter Konsequenz kann dies heißen, daß der Schreibanlaß vom Fürsten selbst durch Auftrag autorisiert werden muß, wenn der Beschreibungsversuch nicht als unangemessen oder gar vermessen gelten soll. Georg Rodolf Weckherlin thematisiert in der Vorrede zur Kurtzen Beschreibung
des >doppelten< Freudenfestes, das Johann
Friedrich von Württemberg zur Taufe seines Sohnes und Hochzeit seines Bruders anstellen ließ, in diesem Sinne sehr ausführlich die decorumbe.wü2&e. Zurückhaltung seines Schreibimpulses in Anbetracht der ästhetischen Vollkommenheit und komplexen Datenmenge des Festes, das zu beschreiben ist: Es ist auff Jhrer Fürstl. Gn. Befelch/ alsbald ein solcher Fleiß in allen darzu gehörigen Sachen von seinen Officierern vnd Dienern angewendet worden/ daß auff das ankommende Fest nicht allein (in Erwegung der kurtzen Zeit so zu der Zubereittung vorhanden war) ein Vberfluß an prächtigen Kleidungen/ köstlichen Malzeiten/ künstlichen Schaw=Essen/ frembden Richten/ Weinen vnd lieblicher Music: sondern auch an Rittermässigen Vbungen/ stattlichen Auffzügen/ Wunderbarlichen Jnventionen/ vnd allerhand andern Hertzerquickenden Kurtzweilen vnd Ergötzlichkeiten befunden/ vnd zumal von menniglich mit gröster Frolockung vnd höchster Verwunderung gesehen/ betrachtet/ hochgeachtet/ vnd gerhümet worden. Jnmassen dann in der Warheit dieses Fürstliche vnd Ritterliche Fest/ einen nicht weniger frölichen vnd friedlichen Außgang/ dann einen erwünschten lieblichen Anfang gehabt/ vnd durch Gottes Beystand (dafür jhm stehts zu dancken) gantz glücklich/ herrlich/ vnd mit aller Anwesenden Wolgefallen vnd Vergnügen dermassen wol abgegangen/ daß es billich auch vnserer Nachkömbling Gedächtnus würdig zuhalten, Deßwegen ich dann guter Hoffnung geweßt/ es würde einer andern/ den Lesern (vielleicht) angenemern/ vnd in dergleichen Schrifften (mehr dann die meinige) nach Lob strebenden Federn auffzuzeichnen vnd an das Liecht zubringen befohlen werden.
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Öttinger, Warhaffte Historische Beschreibung Der Fürsüichen Hochzeit (Stuttgart 1609, Nr. 46), Bl. 4v. Vgl. Wilhelm Dilich: Historische Beschreibung der Fürstlichen Kindtauff Fräwlein Elisabethen zu Hessen etc. Welche im Augusto deß 1596. Jahrs zu Cassel gehalten worden/ mit beygelegten Abrissen der Ritterspiele so damals vollnbracht [...]. Kassel 1598; zit. nach dem Nachdruck: Wilhelm Dilich: Ritterspiele Anno 1596. Hg. und mit einem Nachwort vers, von Hartmut Broszinski und Gunter Schweikhart. Kassel 1986: Dem Autor sei »bewust/ daß dis mein werck mit denen Sachen selbst/ von welchen es redet/ nit zuuergleichen« (Bl. 2v). Zu diesem Fest vgl. Karl Pfaff: Das Hochzeitsfest des Herzogs Johann Friedrich von Württemberg. Den 5.-13. November 1609. In: Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte 4 (1859), S. 266-272.
51 Sintemal vber die Beschwerlichkeiten/ welche mir hierinnen begegnen solten/ auß Vrsachen/ daß mir vnder wehrendem Feste/ wegen vielfältiger anbefohlener Mühe/ weder einige Ordnung deß Außzugs vnd Einritts; noch der Kirchgängen/ der vnderschiedlichen Bancketen/ Musiken/ frembder Jnventionen/ vnd dergleichen zu einer volkomnen Relation sehr nohtwendigen Puncten warzunemmen vnd auffzumercken vnmüglich geweßt; So ist mir widerumb zu Gemüht kommen/ wie vbel sich ab dem vorigen/ gleicherweiß nicht auß eigner Fürwitz von mir beschriebenem Triumf/ ertliche blöde/ vnd beschwehrte Mägen (für welche er doch keines wegs zugerichtet war) beklagt hatten. [... ] Hette mich doch nichts zu dieser Arbeit (wie sie immer sey) dann allein Hoch vnd offtermelter Jhrer Fürstl. Gn. gnädiger Will vnd außtruckenlicher Befelch/ welcher nicht allein alle solche Wolcken der vorigen Beschwerden vnd Verdrüßlichkeiten leichtlich zuströwet/ sondern auch mich vor aller ferniern Forcht gäntzlich gefreyhet/ bewögen könden.39 Die Aufhebung der (demonstrativen) >Schreibhemmung< Weckherlins, in welcher der »Fürwitz« des Schriftstellers aus Ehrfurcht vor dem perfekten Zeremoniell gelähmt erscheinen soll, bewirkt der Schreibauftrag des Fürsten, welcher durch seinen Befehl die inventio der Beschreibung übernimmt. Der Inventor des Festes wird nun auch zum verantwortlichen Inventor der Fortschreibung des Festes. Kritik am Text, wie sie Weckherlin für seinen zuvor erschienenen Triumf40 hatte einstecken müssen, trifft bei einem Auftragswerk nicht eigentlich den Schriftsteller, sie beleidigt vielmehr den Namen des Auftraggebers. 4 ' Die >kritische Lektüre< der zeremoniellaffirmativen Festbeschreibung tendiert bereits zum Zeremoniellbruch. D E R STILUS HISTORICUS DER FESTBESCHREIBUNG. Unter den Dokumentationsalternativen der Festbeschreibung dominieren bis über die Frühe Neuzeit hinaus Prosarelationen, 42 die als Ausbauform der nichtperiodischen Neuen Zeitung anzusehen sind, obwohl sich die Vorredenpoetik der Festbeschreibung tendenziell bemüht, ihren Gegenstand von der relatio historica der Wochenzeitungen und Meßrelationen abzugrenzen. Johann-Augustin Assum berichtet im Vorwort
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Weckherlin, Kurtze Beschreibung/ Deß [...] Jüngst=gehaltenen Frewden=Fests (Stuttgart 1617, Nr. 62); zit. nach: Stuttgarter Hoffeste, S. 192f. Georg Rodolph Weckherlin: Triumf NEwlich bey der F. kindtauf zu Stutgart gehalten. Stuttgart 1616. Neudruck in: Stuttgarter Hoffeste, S. 5-186. Vgl. die Widmung an Johann Friedrich von Württemberg in: Weckherlin, Kurtze Beschreibung/ Deß [...] Jüngst=gehaltenen Frewden=Fests (Stuttgart 1617, Nr. 62); zit. nach: Stuttgarter Hoffeste: Weckherlin weiß »für dieses Wercklin (welches Jch niemahlen für mich selbs in die Welt gewagt haben wolte) keinen bessern Schutz/ dann E. Fürsti. Gn. Namen/ darunder es sicher vnd vnverlötzet vor den Zänen deß wilden Neyds vnd Vnverstands verbleiben möchte« (S. 191). Wenn der Festbeschreibungstyp in Prosa im folgenden wiederholt unter dem Begriff >Relation< oder >relationsartige Beschreibung< figuriert, bezieht sich der Gattungsbegriff auf das Vorbild der Neuen Zeitung, die häufig auch als >Relation< betitelt ist, und eindeutig nicht auf einen genetischen Zusammenhang mit den periodischen Zeitungsformen des 17. Jahrhunderts, die ebenfalls dieses Titelsegment verwenden.
52 seiner Warhaffien Relation der Taufe des württembergischen Prinzen Friedrich, Herzog Johann Friedrich von Württemberg habe ihm befohlen, allen gedenck-würdigen Verlauff auff das fleissigst in Hoch-teutscher Sprach/ gleichwoln auch nicht mit gemeiner Relatione Historicä, wie die wöchentliche newe Zeitungen/ oder halb-jährige Fasten: vnd Herbstmessen zu Franckfurt mit sich bringen: Sondern mit solcher Jnvention vnd Disposition zusamen fassen solle: Damit alle hohen-stands Personen vnd Herrn/ sampt dem hoch-geprisenen Frawenzimmer/ zu einem vnverdrießlichen lesen/ Verständige/ Welt erfahrne vnd Gelehrte Leut aber zu mehrerm Discours hierdurch vermocht vnd angereitzt würden.43 A s s u m löst das Problem einer kurzweiligen literarischen dispositio, Überwindung der eindimensionalen narratio
die in
der Zeitung den adeligen, poli-
tisch-weltklugen und gelehrten Lesegeschmack gleichermaßen befriedigen soll, dadurch, daß er die zeremoniellen Handlungen und Texte (z.B. Gratulationsgedichte) des Tauffestes durch die fiktiven Gesprächspartner Philopatris Charitinus, Eugenia Sophia, Polyhistor und Cosmophilus in einem Diskurs44
höflichen
erzählen, diskutieren und kommentieren läßt. Mit seinem Versuch,
das Strukturprinzip der relatio historicä
dispositorisch zu überwinden, liefert
Assum allerdings einen Text mit Ausnahmecharakter. 45 In der Regel folgen die Festbeschreibungen in Prosa dem Modell der Neuen Zeitung. D i e topischen und stilistischen Merkmale der Neuen Zeitung - Zentriertheit auf ein Ereignis, faktenorientierte, chronologische Berichterstattung, nüchtern-sachlicher stilus historicus46
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- finden sich wieder. Rhetorische Anpassungen des Zeitungsstils
[Johann-Augustin Assum:] Warhaffte Relation Vnd Historischer/ Politischer/ Höfflicher Discours Vber DEß [... ] Herren Johann Friderichen/ Hertzogen zu Würtemberg vnd Teck [...] Jungen Sohns Prinz Friderichen Angesteiter vnd Gehaltner/ Christlicher vnd Fürstlicher Kind=Tauff: Sampt darbey begangnem vnd glücklich vollendtem Fürstlichem Ritterlichem Frewden Fest zu Stuttgardten: Den 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. etc. Martij/Anno 1616 [...]. Stuttgart 1616. Neudruck (Auszüge) in: Stuttgarter Hoffeste, S. 358^25, hier S. 366. Zum Verhältnis von höfischem Fest und periodischer Zeitung am Beispiel von Assums Vorrede zur Relation vgl. Jörg Jochen Berns: Medienkonkurrenz im siebzehnten Jahrhundert. Literarhistorische Beobachtungen zur Irritationskraft der periodischen Zeitung in deren Frühphase. In: Presse und Geschichte II, S. 185-206, hier S. 198-200. Vgl. die Titelformulierung »Höfflicher Discours«. Der Autor, der hier unter dem Pseudonym Philopatris spricht, ist bemüht, »in guter Teutscher Sprach etwas polit vorzubringen«. [Assum,] Warhaffte Relation Vnd Historischer/ Politischer/ Höfflicher Discours (Stuttgart 1616); zit. nach: Stuttgarter Hoffeste, S. 366. Zu den Möglichkeiten der seltenen dialogischen Festbeschreibung vgl. die Ausführungen zu Johann Ditmars De nuptiis (1583) bzw. zu der Übersetzung Von der Heimfart vnd Beylager (1583) in Kapitel V und zu Massimo Troianos Dialoghi (1569) in Kapitel VI,4. Zum stilus historicus der Festbeschreibungen vgl. Dieter Breuer: Höfische Sprache und Sprachwandel in Festbeschreibungen des Münchner Hofes. In: Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert, Bd. 2, S. 81-88, hier S. 86. Breuer charakterisiert den stilus historicus am Beispiel von Hans Wagners Kurtzer doch gegründter beschreibung (München 1568) und konstatiert anhand eines Münchener Vergleichsbeispiels von 1727 eine deutliche Zeremonialisierung der Beschreibungssprache: »Erheblich verändert hat sich [...] die Sprache, genauer: verändert haben sich die sprachsteuernden Vorstellungen von >ZierlichkeitDevotionsschubes< läßt sich auch an anderen Festbeschreibungen des 18. Jahrhunderts machen. Es muß jedoch betont werden, daß das Maß an Hyperzeremonialisierung der Beschreibung, das sich an Breuers Textprobenauswahl (S. 86f.) ablesen läßt, nicht zur verbindlichen Norm der Gattung wurde. DIARIUM Uber die [...] Feierlichkeiten (Rastatt 1755, Nr. 195), Bl. 2r.
54 des Dritten H o f e vorgefallen seyn m ö c h t e n « , 4 8 in den R a h m e n der brandenburgischen R e g i e r u n g s g e s c h i c h t e gestellt. N a c h einer Aufzählung der b e d e u t s a m sten Zeremonielle, die in die bis dahin 12jährige Regierungszeit des B r a u t v a ters fielen - drei L e i c h b e g ä n g n i s s e , die Taufe des Kurprinzen, die Investitur des englischen Ritterordens, die Inauguration der Universität Halle, zehn Erbhuldigungen sowie g r o ß e B e w i r t u n g e n bei Staatsbesuchen des Z a r e n und der K ö nige von E n g l a n d und P o l e n - , wird eine positive Ruhmesbilanz für den F ü r sten g e z o g e n , in w e l c h e r der fürstliche P r a c h t a u f w a n d der Heldentat analogisiert wird: F r i e d r i c h habe bey allen diesen Gelegenheiten eine dergleichen Magnificentz und Anstalt spüren lassen: Daß/ wofern nach jenes Römischen Feld=Hauptmanns Urtheil/ es einem Helden nicht weniger rühmlich seine Tafel wohl anzuschicken/ als seine Armee in Schlacht=Ordnung zu stellen wissen; Seine Churfl. Durchl. von ihren so prächtigen Ausrichtungen/ sich gantz sicher mit eben dem Recht/ Ruhm und Verwunderung verheissen können; als Sie unstreitig/ durch Jhre glückliche Kriegs= und Friedens=Handlungen/ sich schon vorlängst bey gantz Europa in Vertrauen und Ansehen gesetzet.49 Festbeschreibungen erscheinen den jeweiligen Dynastien »zu j m m e r w e h r e n d e r G e d e c h t n u s vnd g e d e n c k w i r d i g e m R h u m vnd L o b « , 5 0 als » e w i g g e d e c h t n u ß vnd zeugen g e s c h e h e n e r f r e w d e n r e i c h e r Sachen vnd Histori«. 5 1 B e r e i t s in der
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[Besser,] Beschreibung des Beylagers (Berlin - Schloß Oranienburg 1700, Nr. 129), S. 1. Ebd. Vgl. die Analogisierung von Heeresführung und Festorganisation in Andre Felibien: Relation de la feste de Versailles Du dix-huitieme Iuillet mil six cens soixante-huit. Paris 1668, S. 59f.: »Mais comme il n'y a que le Roy qui puisse en si peu de temps mettre de grandes Armees sur pied & faire des conquestes avec cette rapidite que l'on a veue, & dont toute la Terre a est6 epouvantee, lors que dans le milieu de l'Hyver Elle triomphoit de ses ennemis, & faisoit ouvrir les portes de toutes les Villes par ού eile passoit: Aussi n'appartie[n]t-il qu'ä ce grand Prince de mettre ensemble avec la mesme promtitude autant de Musicie[n]s, de Danseurs & de Ioüeurs d'Instrumens, & tant de differentes beautez. Vn Capitaine Romain disoit autrefois, qu'il n'estoit pas moins d'un grand homme de sgavoir bien disposer un Festin agreable ä ses Amis, que de ranger une Armee redoutable ä ses Ennemis: ainsi l'on voit que sa Majeste fait toutes ses actions avec une grandeur €gale; & que soit dans la paix, soit dans la Guerre, eile est par tout inimitable.« (»Doch genau wie allein der König in so kurzer Zeit große Armeen aufstellen und Eroberungen mit jener Geschwindigkeit, die man gesehen und welche die gesamte Erde erschreckt hat, als er mitten im Winter über seine Feinde triumphierte und sich die Tore aller Städte, durch die er zog, öffnen ließ, kommt es nur diesem großen Fürsten zu, mit der gleichen Promptheit Musiker, Tänzer, Instrumentalisten und derart verschiedene Schönheiten zusammenzubringen. Ein römischer Hauptmann sagte einst, daß es nicht minder einem großen Mann entspräche, seinen Freunden ein Fest gut auszurichten, als eine von den Feinden gefürchtete Armee aufzustellen: so sieht man, daß seine Majestät alle seine Taten mit der gleichen Großartigkeit vollbringt, und daß sie in allem - im Frieden wie im Krieg unnachahmlich ist.«) Zitat und Übersetzung nach Stefan Germer: Kunst - Macht - Diskurs. Die intellektuelle Karriere des Andre Felibien im Frankreich von Louis XIV. München 1997, S. 240. Öttinger, Warhaffte Historische Beschreibung Der Fürstlichen Hochzeit (Stuttgart 1609, Nr. 46), Bl. A6r. Dilich, Historische Beschreibung der Fürstlichen Kindtauff (1598), Bl. 2v.
55 Frühphase der selbständigen gedruckten Festbeschreibungen in Deutschland wird bei der Reflexion des Schreibanlasses auf die Notwendigkeit einer historischen Gedächtnisstiftung des fürstlichen Festes gepocht, die als Gattungsfiinktion längst etabliert sei. Der Pritschmeister Heinrich Wirrich erklärt 1571, daß es »von Alters her breuchig gewesen/ daß solche Fürstliche Beylag oder Hochzeit sindt zu einer hohen Gedächtnus beschrieben worden«. 52 Auf welchen konkreten Aufzeichnungs.formen dynastischer Geschichte, auf welchen historiographischen Textsorten Festbeschreibungen als eigene Gattung fußen und wie weit der konstatierte >Brauch< der Festbeschreibung historisch zurückreicht, wird von dem professionellen Festbeschreiber offengelassen. Die Legitimität und Würde der Gattung soll aber offenbar durch die Apostrophierung ihrer funktionalen Anciennität bewiesen werden. In der Mitte des 17. Jahrhunderts, als die Festbeschreibungen in Deutschland als eigenständige Gattung bereits ein >würdiges Alterfestlichen< Angebote der Sinnesaffizierung durch die Divertissements, welche den Zustand der allgemeinen >Freude< über die glücklich vollzogene Zusammenführung noch über Tage hinweg signalisieren und gleichzeitig speisen sollen, werden durch eine ausführliche Paraphrase im Text eingefangen, um bei der Lektüre nach Möglichkeit den spezifischen Hochgestimmtheitsaffekt des Festes zu rekonstituieren. Die späteren Beschreibungen der hochabsolutistischen Phase legen den Schwerpunkt dagegen nicht auf die sinnliche Evidenz der Divertissements, sondern auf die zeremonielle Evidenz der obligatorischen juristischen Kernhandlungen. Nach Karin Plodeck hat sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts in den höfischen Hochzeitsfeiern eine Rückzugsbewegung des Hofes aus der Öffentlichkeit der Residenzstadt vollzogen. Die einzige generell von einem uneingeschränkten Publikum rezipierbare Veranstaltung blieb die Heimführung der Braut.7 Entsprechend dem breiten Öffentlichkeitsgrad der Heimführung gerät die Dokumentation des Einzugs im öffentlichen Medium Festbeschreibung re-
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In der Darmstädter Hochzeitsveranstaltung sind die Trauungsakte bereits vor der Einholung vollzogen worden. Die Bettsetzung des Paares im Beisein der Angehörigen als offizielle, symbolische >Eröffnung< der copulatio carnalis wird - wie in den meisten Hochzeitsbeschreibungen - in beiden Texten nicht geschildert. Zu den Abschließungstendenzen des Hofes und zur Dominanz der Heimführung im >Öffentlichkeitskonzept< des absolutistischen Hochzeitsfestes vgl. Karin Plodeck: Hofstruktur und Hofzeremoniell in Brandenburg-Ansbach vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Zur Rolle des Herrschaftskultes im absolutistischen Gesellschafts- und Herrschaftssystem. Ansbach 1972, S. 213ff. und 218ff.
63 lativ ausführlich. Referiert werden die ranghohen Mitglieder des Zuges und größere Zugeinheiten (etwa militärische Gruppen). Der Text beschreibt die Formierung des empfangenden Zuges in der Stadt, den Auszug, das Rangiermanöver zwischen dem empfangenden und dem eintreffenden Zugteil mit der Braut sowie den Einzug in die Residenz mit präzisen Routenangaben. Die Beschreibung der Einzüge verwirft allerdings die realen Wahrnehmungsmöglichkeiten der Veranstaltung. Der während des Festes anwesende Bürger rezipiert die Zugbewegung von einem sistierten, räumlich klar definierten Blickpunkt aus. Eine veristische Beschreibung hätte die Zugfolge demnach als dauernde Modifikation eines komplexen, totalen Eindrucksbildes in eine Syntax zu bringen, in der die vorbeieilenden Sinnesdaten nach Maßgabe der mehr oder weniger raschen Auffassungsgabe eines tatsächlichen Zuschauers verknüpft wären. Die Festbeschreibung wählt dagegen eine analytische Methode, in welcher der Zug zunächst als numerierte Liste von (real nicht sichtbaren) Namen oder anonymen, nach Rängen aufgeschlüsselten Einheiten entworfen wird, um in einem zweiten Schritt den Weg des abstrakten >Namen-Zuges< durch die Stadt zu definieren. Die sprachliche Evozierung der Einzüge beschränkt sich auf die wertungsfreie Vermittlung weniger elementarer Sinnesdaten (die Farbe eines Uniformrockes, das laute Geräusch einer Salve). In der Kasseler Hochzeitsbeschreibung von 1740 ist die topische Segmentierung des ursprünglichen Eindrucksbildes so weit vorangetrieben, daß bei der Abhandlung der Bürgerkompanien zunächst die jeweilige Anzahl der aufeinanderfolgenden Militärranginhaber angegeben wird und erst in einem anschließenden Definitionsanlauf die qualitativen Bestimmungen der Uniformen (Farbe, Material) nachgeordnet erscheinen. ZEREMONIELLABSTRAHIERUNG.
Die methodische Ausfilterung von redundanter sinnlicher Komplexität verdichtet die gesamte Zugfolge zum bloßen Zeichen der fürstlichen Präsenz. Der Zug, in der Performanz des Zeremoniells eine raumgreifende Amplifikation der Fürstenperson, wird im Text nicht in seiner Ausdehnung evoziert, sondern repräsentiert nur noch die Bewegung der zentralen fürstlichen Personen, welche die Huldigungszeichen der Bürgerschaft abschreiten - zur Verdeutlichung eine Passage aus der Darmstädter Hochzeitsbeschreibung von 1668, in welcher der Einzug des Brautpaars in Gießen geschildert wird: Als nun Jh. Fürstl. Durchl. den hierauffolgenden Tag Dero Weg auf Glessen fortgesetzt/ auch in ansehnlicher guter Ordnung darauf zugezogen/ und nunmehr der Zug auß dem Wald herauß/ die Höhe hinab nach der Vestung zuruckte/ geschähe die erste Salva von den Wällen mit 36. schweren allen scharpf geladenen Stücken/ unterdessen nahete der Zug dem im Feld stehenden Fußvolck. Als nun die Brautkutsche demselben gleich käme/ und sich eben die Salva der Stück schlosse/ geschähe von tausend Mann ebenfals eine Salva auß Musqueten/ unterdessen gienge der Zug fort/ und als derselbe biß auf die Contrescarpe gelangt war/ geschähe die zweyte Salva auß bemeldten 36. groben abermahls scharpf geladenen Stücken/ welche mit einer abermahligen Salva von obgemeldten tausend Mann zu Fuß geschlossen wurde. Unterdessen gelangte man in die
64 Vestung/ und als sich Jh. Durchläuchtigkeiten dem Fürstl. Hauß und Kellerey näherten/ geschähe die dritte Salva von 36. geringem Stücken/ welche nachmahls mit drey halben Carthaunen (so gegen die Statt gerichtet waren) beschlossen wurde.8
Das Interesse der Beschreibung richtet sich allein auf die Zugbewegung und auf deren Strukturierung durch die Salutschüsse, die jeweils einsetzen, wenn der Zug bzw. die hochgestellten Protagonisten einen bestimmten Ort passieren. Der Text legt die Aktion als choreographische Beziehung zwischen der fürstlichen Bewegung und der in den Geräuschen der Gewehr- und Kanonensalven medialisierten Huldigung der empfangenden Stadt frei. Jedes weitere Detail bleibt ausgespart. Reinszenierung heißt hier nicht: sinnliche Evozierung veristischer Bilder, sondern Reduzierung auf den zeremoniellen Grundgestus. Der Festbericht arbeitet durch seine reduzierende Beschreibung auf ein Zeremoniellbewußtsein von der Handlung hin, das als Korrektiv der tatsächlichen festlichen Sinnenaffizierung (oder der Erinnerung an sie) wirken soll. Die Tendenz zur sprachlichen Abstrahierung von der Komplexität des Festerlebens findet sich allerdings nicht allein bei der Beschreibung der zeremoniell bedeutsamen Handlungen, sondern auch in den literarischen Schilderungen von genuin auf Sinnesfaszination und -Überwältigung ausgerichteten Festelementen. In der Darmstädter Festbeschreibung erscheint der Gegensatz von Komplexität und Abstraktion bei der Präsentation eines Feuerwerks als Funktionsverteilung auf Illustration und Text. Der Kupferstich (Abb. 1) zeigt einen eingefrorenen Augenblick des Feuerwerks in seiner sinnenbetörenden Qualität. Die Vielzahl der Lichtdaten erfahrt keine kompositorisch gestützte Leseanweisung. Die einzelnen Effekte können in ihrer simultanen Darbietung nur durch zufällige, unsystematische Blickwanderungen zusammengesucht werden. Die - durchaus intendierte - Nervosität der Blickwanderungen wird durch den Umstand forciert, daß der Leser nicht in einen Abstand zum Bild tritt, der die Sammlung und >Beruhigung< der Bilddaten in einem Überblick erlaubt. Der ausgefaltete Kupferstich liegt unmittelbar vor dem Leser auf dem Tisch und füllt mit seinem Format (50,5 χ 76 cm) den Blickrahmen völlig aus. Das Auge ist gezwungen, die Bilddaten aleatorisch in Segmenten zu sammeln. Im Text wird die Unlesbarkeit (und damit Unreferierbarkeit) des Bildes durch zwei Beschreibungskunstgriffe aufgelöst: 1.) durch die Auseinanderlegung in die Abschußdramaturgie der einzelnen Raketen und 2.) durch die objektivierende Nennung von pyrotechnischen Fachbezeichnungen und Mengen: WAHRNEHMUNGSNACHTRAG.
Als diese Triumpf=Pforte nun also verbrannt/ wurde abermahls mit groß unnd kleinen Raquetten/ Feuere und Leichtkolben/ Schnur=Feuer (deren 40. gegen einander fuhren und
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Beschreibung der Hochfürstlichen Heimführung (Brautheimführung nach Hessen-Darmstadt 1667, Nr. 98), S. 6f.
65 gleichsam mit einander scharmutzirten) Sternpumpen/ Sternbüchsen/ Bienschwarmen/ so dann Wasser= und Pöler=Kugeln fortgefahren/ und darauff eine gar geringe Pause gemacht/ worauff aber so bald eine girandola von 1200. steigenden Raquetten gezündet wurde/ die dann alle zugleich auffuhren/ in der Höhe benebens ihren Schlägen alle Sternfeuer außwarffen und also die Luft gleich wie mit einem güldenen oder feurigen Gewölb gleichsamb überzogen. Nach deren Verlierung die grosse Salva von 10000. eysemen Schlägen sich hören Hesse/ welche dann sehr lang währete/ jedoch von einer anderweitigen Salva aus 10. groß und kleinen Pölern (so alle theils Bienschwarm/ theils aber Regen=Kugeln mit hellweisem Feuer warffen) diese aber mit 20. Stücken so neben die grosse Salva gestellt waren/ und dann mit 20. Stücken vom Schloß=Wall exerpirt/ hemach noch 4. 26. Pf. Raquetten gezündet/ und endlich mit 4. vierteis Carthaunen dieses ansehnliche und in die 4. Stunde gewährte Feuerwerck glücklich und mit aller Zuseher Contento geendigt und geschlossen wurde. 9
Die Feuerwerksbeschreibung,10 die nur vereinzelt metaphorische Ruhepausen als >breitwandige< Imaginationsangebote in Analogie zum Kupferstich bietet (das Bild von den scharmützelnden Raketen, die Vorstellung vom brennenden Himmelsgewölbe), liest sich wie eine an den Pyrotechniker selbst adressierte Planungsskizze der Zündungen. Das pyrotechnische Sortiment wird vor dem Leser ausgebreitet und benannt. Der präzise Hinweis auf die 26Pfündigkeit einer Rakete beispielsweise objektiviert die sinnenbetörende Wirkung ihrer Explosion und macht sie darstellbar. In dem Maße, in dem der ursprünglich angestrebte Verblüffungseffekt des Feuerwerks durch das ent-täuschende Technikreferat verspielt wird, verlegt sich der Text auf beeindruckende Mengenangaben (die große Anzahl, das schwere Gewicht der Raketen) und auf die Andeutung der bewunderungswürdigen Erfindungsgabe und handwerklichen Präzision (die verschiedenen Feuerwerkstypen, die planmäßigen Zündungen), die das Ereignis voraussetzt. Die Objektivierungstendenz der Beschreibung fordert in letzter Konsequenz die Liste als Beschreibungsform. In der Festbeschreibung Die grosse Preußisch- und Lüneburgische Vermählungs=Freude von 1707 wird einer eher impressionistischen Feuerwerksbeschreibung die listenförmige Aufschlüsselung des Feuerwerksarsenals mit der Begründung angehängt, daß »die Magnificenz dieses grossen und ungewöhnlichen Wercks aus beygesetzter Specification kan geurtheilet werden«." Die Objektivierung der Divertissementwahrnehmung dient als klarer Magnifizenz-Beweis post festum.
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Ebd., S. 27f. Zur Beschreibung von Feuerwerken - mit Schwerpunkt auf der poetischen Feuerwerksallegorese - vgl. Eberhard Fähler: Feuerwerke des Barock. Studien zum öffentlichen Fest und seiner literarischen Deutung vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Stuttgart 1974, bes. S. 135-178 zur Feuerwerksliteratur des Nürnberger Dichterkreises. " Die grosse Preußisch= und Lüneburgische Vermählungs=Freude (Hannover - Berlin 1706, Nr. 131), S. 66. Vgl. die »Specification derer Feuer Mörsel und Canons/ so sichbey dem Feuerwercke hören lassen/ wie viel Lust=Kugeln aus den Feuer=Wercks=Geschützen geworffen/ sammt der Quantität der Wasser=Kugeln/ Bienschwärmer/ Streit=Feuer/ und steigenden Raqueten/ so darbey consumiret worden.« Ebd., S. 66f. 10
66 Die Objektivierung der sinnenbetörenden Qualitäten des Festes im Text der Festbeschreibung nimmt die Absenz der ursprünglichen ästhetischen Wirkung in Kauf. Die reale Wirkungseinbuße wird kompensatorisch durch ästhetische Wertung beschworen, d.h. durch aufwertende Attribuierungen verbal ausgeglichen. Das Fest ist nicht schön, weil seine Schönheit in einer detaillierten Beschreibung evident wird, sondern es ist schön, weil immer wieder bekräftigt wird, daß es so sei. Diesem Zweck dienen verschiedene rfecorwm-Beschwörungen, mit denen regelmäßig die angemessene Einlösung der ästhetischen und zeremoniellen Anforderungen des Festanlasses behauptet wird (gebührlich, ansehnlich, mit aller Zufriedenheit), sowie verschiedene decorum-Superlative (prächtigst, herrlichst, proprest). Die Unbestimmtheit der Angemessenheitsbehauptungen und ästhetischen Superlative hat den Vorteil, daß sie den Vorstellungsauftrag völlig an den Leser delegiert. Die Auslagerung der Evozierung in die persönliche Phantasie des Rezipienten oder die Erinnerung des Festteilnehmers befreit den auf die zeremoniellen Grunddaten fixierten Text vom Anspruch der Ausfütterung durch redundante Faszinationsmomente. Die objektivierende Festdarstellung konstituiert eine Zeugenschaftsebene, in der einerseits eine komplexe sinnliche Evozierung des Festes behindert wird, andererseits jedoch bestimmte Beschränkungen der Perzeptionsmöglichkeiten aufgehoben sind. Bei der Beschreibung eines Feuerwerks beispielsweise bedeutet dies die nachträgliche Bändigung einer >Überforderung< der Wahrnehmung aufgrund diffuser, simultaner, rasch wechselnder Sinneseindrücke. Entsprechend kann die wahrnehmungskorrigierende Festbeschreibung als Nachtrag einer sinnbildlichen bzw. diskursiven Ebene des Festes fungieren, die im Hochgestimmtheitszustand und der Sinnesreizung der Festteilnehmer nicht angemessen rezipierbar ist: Gemeint sind vor allem die Bild- und Inschriftenprogramme der Ehrenpforten und Illuminationen. 1740 veranstalteten die Bürger der Stadt Kassel eine emblematische Illumination im Rahmen der Hochzeit des Erbprinzen. 12 An insgesamt 58 Häusern waren - von tausenden von Lampen illuminiert - jeweils mindestens drei und bis zu vierzig Embleme mit Bezug auf den Festanlaß angebracht.13 Zur RezepSINNBILDNACHTRAG.
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Vgl. Beschreibung der ILLUMINATION (Kassel 1740, Nr. 182). - Zur Beteiligung der jüdischen Stadtbürger am Illuminationsprogramm Helen Watanabe-O'Kelly: »Mit dem höflichen Hut in der furchtsamen Hand«. Die Beteiligung der Juden am fürstlichen Hochzeitsfest in Kassel (1740). In: Bulletin des Leo Baeck Instituts 88 (1991), S. 3-10; Dies.: Jews in Court Festivals in the Empire 1609-1741. In: Connections: Essays in Honour of Eda Sagarra on the Occasion of her 60th Birthday. Hg. von Peter Skrine, Rosemary E. Wallbank-Turner und Jonathan West. Stuttgart 1993 (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik 281), S. 297-303, hier S. 300f.
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Bei den Emblemen, die teilweise gebäudespezifisch zu kleinen Programmeinheiten gebündelt waren, handelte es sich weitgehend um traditionell geläufige Sinnbilder aus den Bereichen Heraldik, Mythologie, Liebesemblematik (die gebundenen Hände, die flam-
67 tion dieses leuchtenden Huldigungsaktes durch die fürstlichen Gäste vermeldet die Festbeschreibung im Kapitel über die Divertissements lediglich: Nach der Hoch=Fürstl. Tafel, begaben sich die Gnädigste Herschafften in die Stadt, die Jlluminationes zu sehen, welche weit schöner würden gewesen seyn, wenn nur das Wetter sich günstiger bezeiget hätte.14
Wie die Wahl des ästhetisch wertenden Begriffs einer >schönen< Wirkung indiziert, richtet sich das Erlebnisinteresse der Festteilnehmer nicht auf die Botschaft der Embleme, sondern auf das Faszinosum einer einmalig und vollständig beleuchteten Nacht. Beklagt wird die wetterbedingte Beeinträchtigung der LichtInszenierung, nicht jedoch die eingeschränkte Lesbarkeit des angestrahlten Programms. Die Sinnbildebene der Widmungsbemühung kommt erst im Festbericht zur Geltung, der nicht mehr durch die reale Faszinationskraft der Beleuchtungseffekte >überstrahlt< werden kann. Das Kasseler Illuminationsprogramm ist mit sämtlichen Motti und den deutschen, zweizeiligen Subscriptiones sowie mit den Paraphrasen sämtlicher Picturae dem Hochzeitsbericht als ein bildloses Emblembuch angehängt,15 wobei die Ordnung der gewidmeten Embleme nach den Inhabern der illuminierten Häuser zusätzlich ein zentrales Gattungsmoment des Stammbuches in die Textorganisation hineinträgt. Der Anhang ist nicht als wiederholende Evozierung des Illuminationserlebnisses intendiert und angelegt, sondern als Nachtrag einer sinnbildlichen bzw. diskursiven Ebene der Festinszenierung, deren Wahrnehmung durch Faszination korrumpiert wurde. Die Festbeschreibung greift die Sinnbilder wieder auf. Die Lektüre setzt das Fest auf einer rationalen Ebene fort.
2. Zeremonielles decorum und Kontingenz Die Festbeschreibung bestätigt den ordnungsgemäßen Ablauf der bekannten Zeremonielle und Divertissements. Darin liegt eine ihrer wesentlichen Aufgaben. Das häufige Resümee, die Zeremonien hätten »ohne geringste Unord-
menden Herzen etc.). Es ist keine programmatische Vereinheitlichung in bezug auf einen bestimmten Bildspendebereich festzustellen. Der Gesamtzusammenhang der Embleme wird lediglich durch die gemeinsame Anlaßgebundenheit (Hochzeit) gestiftet. Häufig sind Rekurse auf das politisch bedeutsame Faktum der Allianzbildung zwischen England und Hessen, wenn etwa die Eheanbahnung als glückliche Zuchtwahl zweier Wappentiere versinnbildlicht wird: Eine Emblempictura zeigt den englischen und hessischen Löwen in aufrechter, einander zugewandter Wappenhalterpose, beide von Hymen mit einem Kranz zusammengebunden. Die Subscriptio kommentiert in Anspielung auf die aufsteigende Haltung der Löwen: »Auffrichtig seyn ist unsre Art, I Drum werden wir auch recht gepaart.« Beschreibung aller Solennitäten (Kassel 1740, Nr. 181), S. 90. 11 15
Ebd., S. 50. Ebd., S. 57-102.
68 nung/ und besondere Ungelegenheit/ sich geendet«, 16 fungiert als Beglaubigungsformel gelungener Festlichkeit. Pannen, Unfälle und Skandale, d.h. alle von der zeremoniellen Planungsnorm abweichenden Ereignisse des Festverlaufs, die in einem modernen Sinne als besonders nachrichtenwürdig gelten könnten, werden in der Regel verschwiegen. Die zeremoniell geleitete Topik der offiziösen Festbeschreibung befolgt ein striktes Kontingenztabu. Spuren scheiternder Festlichkeit sind in Briefen und Diarien von Festzeugen zu suchen, d.h. in Aufzeichnungsformen, die eher durch einen anekdotischen Wahrnehmungsmodus geprägt sein können. Das private Diarium, wenn es nicht gerade zur Selbstvergewisserung eines fürstlichen Rollenträgers dient17 oder bewußt als pädagogisches Übungsmittel zum Erwerb von Bildung und höfischem Wissen eingesetzt wird, erlaubt einen Begriff von >Notabilität< und >DenkwürdigkeitThesaurus pictuarum< des Marcus zum Lamm (1544—1606). In: >Aufführung< und >Schrift< in Mittelalter und Früher Neuzeit. Hg. von Jan-Dirk Müller. Stuttgart, Weimar 1996 (Germanistische Symposien-Berichtsbände XVII), S. 287-306, hier S. 287. - Der 33bändige Thesaurus pictuarum befindet sich in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt (Hs. 1971).
69 wie die Scharmützel, die man zu Ehren des Fürsten veranstaltete, ohne die gebührende Festfreude abliefen. Der Grund für das Scheitern der Inszenierung ist - dichte Smogbildung: Am Nachmittag fällt »heßlicher dicker Nebel« ein, der sich mit dem »Rauch des schießens« vermischt, so daß man »nichts sehen hatt khönnen. Ist also diese Kurtzweil ohne sonderlich lust abgangen«.20 Schließlich habe sich noch der Einzug auf den Abend verschoben, durch die Dunkelheit sei der Eindruck von der Pracht der Zugformation gemindert worden, keiner der einziehenden Herren sei erkennbar gewesen. Ein drittes und letztes Beispiel der >privaten< Wahrnehmung von Kontingenz im Zeremoniell: In der handschriftlichen Autobiographie Denkschrift für die Meinigen des Weinhändlers Johann Hermann Angot berichtet der Verfasser, wie er bei einer Braunschweiger Illumination im Jahre 1790 als Hauptmann der Bürgerkompanie vom Pferd fiel - das Tier war in ein Loch getreten und der Sattel war verrutscht, just in dem Moment, als Angot den aus einem Fenster schauenden Herzog begrüßen wollte.21 Anekdotische Beobachtungen von >gebrochener< höfischer Repräsentation, wie sie in nicht-öffentlichen Aufzeichnungsmedien immer wieder begegnen, sind in den gedruckten Festbeschreibungen äußerst selten. Wo die Wahrnehmung von Unordnung und >peinlichen< Kontingenzen im Zeremoniell dennoch geboten wird, ist sie generell einem sozialen decorum unterworfen, das die Peinlichkeit ausschließlich bei den Festakteuren und -rezipienten unterhalb der hochadeligen Sphäre aufspürt.22 Die narrative Herausarbeitung der peinlichen Natur des gemeinen Mannes schafft eine berechnete negative Kontrastfolie, von der sich die vollendete zeremonielle Verhaltenskultur der fürstlichen Personen abheben kann. So schildert der anonyme Beschreiber der Einholung und
20
Zitiert nach Meise, Repräsentation, S. 304. - Der Chronist, der an dieser Stelle als Augenzeuge berichtet, hat auch bei der Ausweitung von Nachrichtenmedien ein besonderes Augenmerk auf Problemfälle der höfischen Repräsentation. Er verzeichnet - aus parteiischer Perspektive - >signifikante< Zeremoniellskandale und -pannen, so die Brüskierung Kaiser Rudolfs II. durch Herzog Friedrich von Württemberg, der während des Regensburger Reichstages 1594 mit einem >ungehörig< prächtigen Einzug in der Stadt eintrifft und mit Bedacht den Umweg vorbei an der Logis des Kaisers nimmt (vgl. ebd., S. 294296), oder das witterungsbedingte Scheitern des anläßlich des Kaiserbesuchs 1575 in Dresden veranstalteten konfessionspolemischen Feuerwerks, bei dem eine Calvinstatue verbrannt werden sollte (vgl. ebd., S. 296-300).
21
Vgl. Thomas Biskup: The Transformation of Ceremonial Ducal Weddings in Brunswick, c. 1760-1800. In: Festive Culture in Germany and Europe from the 16lh to the 20" Century. Hg. von Karin Friedrich. Lewiston, Queenston, Lampeter 2000, S. 171-186, hier S. 183f. Zu den Möglichkeiten der satirischen Darstellung scheiternden Zeremoniells unter der Bedingung der Peinlichkeitsbefreiung des fürstlichen >Zeremoniellherren< vgl. die Analyse der Bilderhandschrift zur »Niddaer Sauhatz«, einer hessen-darmstädtischen fürstlichen Jagd des Jahres 1633, von Helga Meise: Die Macht des Unvorhersehbaren. Höfische Zeremonielldarstellung zwischen Dokumentation und Satire. In: Zeremoniell in der Krise. Störung und Nostalgie. Hg. von Bernhard Jahn, Thomas Rahn und Claudia Schnitzer. Marburg 1998, S. 46-60.
22
70 Krönung der Erzherzogin Cäcilia Renata in Warschau die Erstürmung einer Teppichbahn durch das Volk und den Kampf um die ausgeworfenen Schaumünzen. 23 Nach der Krönung und Salbung der Braut zur polnischen Königin am 13. September 1637 wird das Königspaar mit den Insignien von den hochadeligen Agenten der Krönungshandlung auff schönen rothen von der Kirchen an/ biß in die königliche Burg ausgebraitten Tuech haimb geführt. Vnterdessen vil güldene vnnd silberne Müntz außgeworffen/ das Tüch aber/ also baldt es von dem darüber gehenden Frawenzimmer sein könden/ in einem Augenblick von dem gemainen Volck zerissen vnd zerschnitten worden/ warüber ihre vil/ wie auch bey außwerffung des Gelts/ gute Schmitzen vnd blutige Köpft daruon getragen.24
Die burleske Zerstörung der Zeremoniellstrecke, auf der immerhin die polnischen Krönungsinsignien bewegt wurden, birgt mitnichten die Gefahr, das Königspaar zu entwürdigen. Die Aktion - ein kalkulierter decorum-Bruch - betont vielmehr die Würde der Königspersonen im Kontrast zur Würdelosigkeit des gemeinen Volkes. Am häufigsten begegnet die Lizenz zur anekdotischen Topik in den poetischen Festbeschreibungen, da Momente der Lächerlichkeit im Rahmen der delectatio-Strategie der poetischen Form zu rechtfertigen sind. Hans Jakob Schülpli reizt diese poetische Freiheit in seiner gereimten Beschreibung der Brautreise Cäcilia Renatas nach Polen dazu, eine Schwankepisode in den Bericht einzuschalten: Ein »Pollack« genießt als »Brandtwein«, was für einen Adeligen aus dem Gefolge der Erzherzogin als Klistier vorgesehen war.25 In Schülplis ungewöhnlichem Text werden selbst Katastrophen und Pannen nicht unterschlagen, die die Festfreude trüben oder die Ordnung des Zeremoniells stören: Der Sohn des Leibarztes der Erzherzogin stirbt auf der Reise.26 Vor dem Kirchgang zur Trauung wird ein Passant durch ein Pferd zu Tode getrampelt, das durch Salutschüsse in Panik geraten war.27 Die Ehrensalve ertönt, noch bevor der Erzbischof die Trauungshandlung abgeschlossen hat.28 Weil
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Zur freien Ausgabe von Speisen, Wein, Tuch und Auswurfgeld an das Volk und zu den damit verbundenen mitunter gewaltsamen Auseinandersetzungen, die offensichtlich auch als Herrschaftsbelustigung angelegt waren, vgl. Bernd Herbert Wanger: Kaiserwahl und Krönung im Frankfurt des 17. Jahrhunderts. Darstellung anhand der zeitgenössischen Bild- und Schriftquellen und unter besonderer Berücksichtigung der Erhebung des Jahres 1612. Frankfurt am Main 1994 (Studien zur Frankfurter Geschichte 34), S. 130-135. Kurtze Relation vnd Beschreibung (Wien - Brautheimführung nach Polen 1637, Nr. 79), ungez. Bl. 3v. Vgl. [Schülpli,] Kurtze/ Eygentliche vnd Warhaffte Beschreibung (Brautheimführung nach Polen 1637, Nr. 80), Bl. D2r. Vgl. ebd., Bl. Cv. Vgl. ebd., Bl. E2v. »Es waren bereit der Soldaten frischer hauff/ I Die jhre Salve gut geschossen gleich darauff: I Sie kamen was zu frühe ehe der ErtzBischoff bschlossen/ I War gleich hinter dem Chor/ hat jhn etwas verdrossen:« Ebd., Bl. E3r.
71 sich ein Funken verirrt, verbrennt ein Feuerwerksaufbau unkoordiniert, und ein Darsteller eines Feuerwerksschaukampfes erleidet schwere Verbrennungen.29 Kontingenzen, die dazu geeignet wären, das Zeremoniell zu skandalisieren, werden durch Erläuterungen entschärft. Wenn am Tage der Trauung in Warschau ein Mensch von einem Pferd getötet wird, das infolge von Salutschüssen durchgeht, wird der Vorfall durch den Hinweis relativiert, daß der König sich das Salve-Schießen vor dem Kirchgang verbeten habe: Jhr Mayestet befalch/ vnd gar nit haben wolt/ Das man vor dem Kirchgang ein Salve schlissen solt: Aber sie lassens nicht/ da ers sies schon last wissen/ Sie schüssen jmmer fort/ das die Pferdt außgerissen/ Vor dem Schloß vmb vnd vmb die gassen auff vnd ab/ Welches an allen orth ein grossen schrecken gab: Jch sah ein feinen Mann/ der vnterm Roß gelegen/ Ellend vertretten wahr/ vnd kam also vmbs Leben: 30
Die zeremonielle Handlung, die ein Menschenleben forderte, war vom Zeremoniellherrn nicht autorisiert. Im nachhinein erscheint die gewünschte Zeremoniellabstinenz des Königs als mißachtete Providenz, der Unfall als Folge der Unterwanderung des weisen königlichen Zeremoniellregiments. Die poetische Beschreibung ist auch in der Lage, Verstöße gegen das fürstliche decorum im Rahmen literarischer Stereotypen zu entschärfen bzw. programmatisch umzuwerten. Auf der Reise nach Warschau macht die Erzherzogin am 6. September Station in einem Ort, der nur ein bescheidenes rustikales Quartier bietet: Wir haben vnser Raiß auf VVirsbnik zu genommen/ Ein wildt zerstrewtes Orth/ da nicht viel zu bekommen: [...] Die Fürstlich Taffei steht herunden in dem Saal/ Da man außdröscht das Korn/ gleich neben dem Viehstal: Der Saal mit Hew vnd stroh natürlich ist gezieret/ Reichlich mit Spinnenweb ordentlich tapezieret/ Auff vnser Teutsche sprach/ in disem Bawren Hauß/ Da schaut zu negst ein Ochs beym Stall zum Fenster auß/ Die Hamel vnd die Schaff/ die Hierten voran treiben/ Esel hetten wir gnug/ nicht viel thut mehr außbleiben/ Ein Magdt/ die heist Mari/ Dient einem Officier, Die steht bey Jhr Caleß/ vnd tragt ein Kind bey Jhr/ Ein Gutscher hieß Ioseph, den ich selbst hab erfahren/ Jn jedem Stal findt man ein Krippen oder Bahren/ Kochlöffel vnd ein Pfann/ alt Windlein man da findt/ Fehlt nichts/ dann das nicht Nacht/ vnd noch kein Liecht anzindt/ Vnd fehlet noch an dem/ daß die Engel nicht singen. Zu Uscha auff dem Berg sie erst die Bottschafft bringen/ Lob Ehr dem höchsten Gott/ frewt euch alle mit mir/ Frewd vber alle Frewd/ Ewer König ist hier/
29
Vgl. ebd., Bl. F4v.
72 Der kombt/ der euch regiert/ der Frewden mit sich bringet/ Hirten vnd Schäfferin frewt euch/ hupffet/ vnd springet/ Er kombt gar still vnd schlecht/ bringt mit sich keinen Pracht/31
Die Beschreibung des Reise-Schauplatzes (Ochse, Esel, Maria, Joseph, Kind, Krippe etc.) spielt ausführlich auf die Szenerie des Stalls zu Bethlehem an, wie sie in der Weihnachtsgeschichte entworfen wird. Die heilsgeschichtliche Erwartung und Ankunft des Königs der Könige (»still vnd schlecht« und ohne »Pracht«) dient als Präfiguration der Erwartung und Ankunft des polnischen Königs. Dieser erscheint »schier vmb Mitternacht« inkognito mit kleinem Gefolge. Die »allergröste Lieb« hat den Bräutigam aus seinem prächtigen »Pallast zu Warschaw« zu seiner Braut getrieben, die ihm nun als »frümbste Schäfferin« entgegenkommt. Das unhöfische Ambiente, eben noch der Geburtsort des Christuskindes, wird zur Bühne eines ländlich-idyllischen Rollenspiels umgewidmet, bei dem sich die Fürstenpersonen von aller Pracht entkleidet als Schäfer und Schäferin begegnen, um eine »keüsche Lieb/ vor Gott vnd vor der Welt«32 zu beweisen.33 Die ausgestellte Zeremoniellreduktion bietet eine Chance, die dynastische Verbindung als affektive Verbindung zu begründen.
3. Integration heterogener Textsorten Wenn man die phänotypischen Extrempole der Festbeschreibung in Prosa nebeneinanderlegt, ist man zunächst versucht, eine Gattungsgrenze zu ziehen, die das umfangreiche Diarium - auf gutem Papier in Großquart oder Folio gedruckt und mit Illustrationen versehen - von der kurzen Relation unterscheidet, die sehr häufig nicht mehr als einen quartgefalteten Bogen umfaßt und in der Regel auf Illustrationen verzichtet. Eine solche Grenzziehung wäre durch die Hypothese geleitet, daß die angemessene mediale Reinszenierung des höfischen Festes im Druck allein im Rahmen der zentralen Zeremoniellkategorie Pracht möglich wäre. Das prächtige Festbuch würde als eigentliche Festbeschreibung von den Neuen Zeitungen abgesetzt, die über Hoffeste berichten. In der Tat unterscheiden sich beide Typen, was ihre Distributions-
30 31 32 33
Ebd., Bl. E2r/v. Ebd., Bl. D2r/v. Ebd., Bl. D2v. Zu den (späteren) höfischen Verkleidungsspielen mit ruralem Sujet, zu den Wirtschaften, Bauernhochzeiten und Schäfereien, vgl. Claudia Schnitzer: Königreiche - Wirtschaften Bauernhochzeiten. Zeremonielltragende und -unterwandernde Spielformen höfischer Maskerade. In: Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Hg. von Jörg Jochen Berns und Thomas Rahn. Tübingen 1995 (Frühe Neuzeit 25), S. 280-331; Dies.: Höfische Maskeraden. Funktion und Ausstattung von Verkleidungsdivertissements an deutschen Höfen der Frühen Neuzeit. Tübingen 1999 (Frühe Neuzeit 53), S. 220-253.
73 chancen angeht. Während die aufwendigen Festbücher zuvorderst ein höfisches Publikum anzielten, waren die zeitungsartigen Festbeschreibungen auch für bürgerliche Käuferschichten erreichbar. Festbuch und Neue Zeitung, die mithin als Distributionstypen der Festbeschreibung zu unterscheiden wären, konvergieren jedoch - und das ist in unserem Zusammenhang entscheidend - in Topik und Stillage. Als >Beschreibung< gehören sie der gleichen Gattung an, wobei die Spezies der Festbücher ihr größeres Textvolumen oft allein der Anlagerung von Texten aus dem Kontext des Festes verdankt. Zöge man diese Texte ab, wären Festbuch und Neue Zeitung sehr häufig identisch, was den Umfang der beschreibenden Textpassagen im engeren Sinne angeht. Das Festbuch läßt sich in dieser Perspektive als Ausbauform der Neuen Zeitung bestimmen. Eine Ausbauform der Neuen Zeitung ist die Festbeschreibung in zweierlei Hinsicht: auf der Ebene der Faktenauswahl dadurch, daß im Rahmen einer repräsentationsaffirmativen amplificatio-Funktion des Textes der Rahmen dessen, was als nachrichtenwürdiges Detail gelten kann, extrem ausgeweitet wird, auf der Ebene der Textdisposition dadurch, daß dem narrativen Kern der Relation neben den üblichen Paratexten (wie Widmungen an die fürstlichen Urheber des Festes) diverse Textsorten angelagert werden, die zumeist durch eigene Überschriften deutlich gegen das referierende Textumfeld der Beschreibung abgegrenzt sind und daher den Beweischarakter von Zitaten für sich beanspruchen können. In den Bericht eingeschaltet werden dabei solche Texte, die zuvor entweder das Fest organisierten oder integrale Bestandteile der zeremoniellen Handlungen und Divertissements darstellten. An organisatorischen bzw. verwaltungstechnischen Textsorten begegnen öffentliche Verordnungen34 ebenso wie Speiselisten,35 Geschenklisten,36 Furierlisten und Futterzettel.37 An Texten aus dem Feld der zeremoniellen und liturgischen Sprechhandlungen finden
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Vgl. etwa »Die Publicirte Verordnung Vor der Heimführung Jhro Königl. Hoheit, Der Hoch=Fürstl. Braut. Den 21. Junii.« in: Beschreibung aller Solennitäten (Kassel 1740, Nr. 181), S. 3-6. Vgl. etwa die diversen Speiselisten in zweiten Buch von: Troiano, DIALOGH1 (München 1568, Nr. 14). Vgl. etwa das »Verzeichnuß was der Kön: May: zu Hungern vnd Behaimb zur Hochzeit verehrt worden« in: Beschreibung deß Hochzeitlichen Ehren Fests (Wien 1611, Nr. 49), Bl. A3v-A4v. Vgl. [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15); Öttinger, Warhaffte Historische Beschreibung Der Fürstlichen Hochzeit (Stuttgart 1609, Nr. 46); Beschreibung Der Reiß (London - Brautheimführung in die Pfalz 1613, Nr. 52) (insgesamt 15 »Furir vnd Futter Zettel« im Anhang, S. 55-84); Weckherlin, Kurtze Beschreibung/ Deß [...] Jüngst=gehaltenen Frewden=Fests (Stuttgart 1617, Nr. 62); Kurtze vnd eygentliche Beschreibung (Brautheimführung in die Pfalz - Heidelberg 1671, Nr. 99) (Das Buch bietet im Zweispaltendruck den kompletten »Fourier-Zedel« der Wilhelmina Emestina von Dänemark auf den S. 57-64).
74 sich Anreden,38 Reden,39 Predigten,40 Gebete41 und liturgische Formeln.42 Die Beschreibung von Divertissements wie den verschiedenen Turnierformen ist durch spieldefinierende Textsorten wie Kartelle, Turnierartikel, Turnierdanklisten und Turnierergebnislisten43 dokumentarisch unterfüttert. Während die ge-
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Vgl. etwa die 22zeilige »Teutsche empfahung«, die Übersetzung des französischen Begrüßungskompliments, mit dem Karl von Zollern die Braut Renata von Lothringen vor München anredete, in: [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 31r; vgl. ferner das Begrüßungskompliment des kurpfälzischen Hofgerichtsrats Lorenz Beck beim Empfang der Prinzessin Wilhelmina Ernestina von Dänemark auf der Heidelberger Neckarbrücke in: Kurtze vnd eygentliche Beschreibung (Brautheimführung in die Pfalz - Heidelberg 1671, Nr. 99), S. 29; die »Gratulation« des »Herrn Stadt=Pfarrer Knebel« zum Empfang der Braut in: Beschreibung des [...] Hoch=Fürstl. Beylagers (Coburg - Ansbach 1754, Nr. 194), S. 28f.; die Reden bürgerlicher Abgeordneter an das Brautpaar in: [Curio,] Braunschweigs Jubel (Braunschweig 1790, Nr. 212), S. 33, 34f. und 40. Vgl. etwa die Hochzeitsrede des kurpfälzischen Kirchenrats Johann Ludwig Fabritius und die Reden des dänischen Reichsmarschalls Christoph von Cörbitz und des kurpfälzischen Geheimen Rats Dr. Peil in: Kurtze vnd eygentliche Beschreibung (Brautheimführung in die Pfalz - Heidelberg 1671, Nr. 99), S. 37^12 und 44-49, sowie ebd. im Anhang (26 S.) die »ORATIO INAUGURALIS Sacris augustissimarum Nuptiarum solennibus« des Professors für Geschichte und Eloquenz Paul Hachenberg. - Zur Hochzeitsrede im Rahmen der höfischen Hochzeit vgl. Georg Braungart: Hofberedsamkeit. Studien zur Praxis höfisch-politischer Rede im deutschen Territorialabsolutismus. Tübingen 1988 (Studien zur deutschen Literatur 96), S. 190-202. Vgl. etwa die »Danckpredigt« des Abraham Scultetus nach glücklicher Ankunft des Paares in: Beschreibung Der Reiß (London - Brautheimführung in die Pfalz 1613, Nr. 52), Anhang, S. 81 [recte: 85]—95; vgl. ferner die Paraphrase der Hochzeitspredigt des päpstlichen Legaten Kardinal von Dietrichstein in: Beschreibung deß Hochzeitlichen Ehren Fests (Wien 1611, Nr. 49), Bl. A2v-A3r; die Paraphrase der Hochzeitspredigt des Superintendenten Röser über Psalm 139, Vers 14 in: Schnabel, Das höchst=erfreute Stolberg (Stolberg 1737, Nr. 173), S. 4-6. - Zu Schnabels Hochzeitsbeschreibung vgl. Thomas Rahn: Fingiertes Interesse. J. G. Schnabels Das höchst-erfreute Stolberg im Gattungsrahmen der absolutistischen Festbeschreibung. In: Das Werk Johann Gottfried Schnabels und die Romane und Diskurse des frühen achtzehnten Jahrhunderts. Hg. von Günter Dammann und Dirk Sangmeister. Tübingen 2004 (Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung 25), S. 281-294. Vgl. etwa die Wunsch- und Danksagungsgebete in: Beschreibung Der Reiß (London Brautheimführung in die Pfalz 1613, Nr. 52), Anhang, S. 95-99. Vgl. etwa das Zitat der Frageformeln aus der Hochzeitsliturgie in: Kurtze RELATION Des [...] Vollzogenen Heuraths (Brautheimführung nach Frankreich 1680, Nr. 113), Bl. A3v-A4r; Eigentliche Abbildung und Beschreibung (Wien 1708, Nr. 135), Bl.)( 3v. Vgl. etwa [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15) (Kartelle, Turnierartikel und Turnierdanklisten); Wirrich, Ordenliche Beschreibung des [...] Fürstlichen Beylags oder Hochzeit (Graz - Wien 1571, Nr. 19) (Kartelle); Sponrib, Warhaffte Beschreibung (Graz-Wien 1571, Nr. 18) (Kartelle, Turnierartikel und Turnierdanklisten); Graminäus, FVRSTLICHE HOCHZEIT (Düsseldorf 1585, Nr. 32) (Kartelle, Turnierartikel und Turnierdanklisten); Öttinger, Warhaffte Historische Beschreibung Der Fürstlichen Hochzeit (Stuttgart 1609, Nr. 46) (Kartelle, Turnierartikel und Turnierdanklisten); Beschreibung Der Reiß (London - Brautheimführung in die Pfalz 1613, Nr. 52) (Tumierergebnislisten im Beschreibungsteil, Kartelle, Turnierartikel und Turnierdanklisten im Anhang); [Jocquet,] LES TRIOMPHES (London - Brautheimführung in die
75 nannten pragmatischen Texte, die den Festverlauf gliederten und dynamisierten, dem Beschreibungstext zumeist integriert sind, bleiben aufgenommene Texte literarischer Provenienz oder Texte, die den casus des Festes programmatisch reflektieren, in der Regel aus dem Berichtsfluß ausgegliedert: Im Widmungsvorspann oder in Appendices, die zu umfangreichen Anthologien anwachsen können, finden sich Lieder, Glückwunsch- und Huldigungsgedichte,44 Texte
44
Pfalz 1613, Nr. 53) (Kartelle); Weckherlin, Kurtze Beschreibung/ Des [...] Jüngst=gehaltenen Frewden=Fests (Stuttgart 1617, Nr. 62) (Kartelle); [Cassius,] RELATION Von dem Hochfürstlichen Beylager (Kopenhagen 1634, Nr. 75) (Kartelle, Turnierartikel und Turnierdankliste im Anhang); TRIUMPHUS NUPTIALIS DANICUS (2., erw. Aufl. 1648) (Kopenhagen 1634, Nr. 77) (Kartelle, Turnierartikel und Turnierdankliste); Schönhaar, Ausführliche Beschreibung, Des=zu Bayreuth [...] vorgegangenen HochFürstlichen Beylagers (Bayreuth - Brautheimführung nach Württemberg 1748, Nr. 193) (Ergebnisund Preisliste des Scheibenschießens). Vgl. etwa die Anthologie von 15 Huldigungsgedichten im Anhang zu Troiano, DIALOGHI (München 1568, Nr. 14); vgl. femer das »CARMEN DIMETRVM IAMB[ICVM]« von Sebastian Glaser im Anhang von Ditmar, DE NVPTOS [...] ECLOGA (Weimar 1583, Nr. 25), Bl. E3v; das »EPICEDION Ein Grab oder Klagschrifft/ vber die Leich vnd tödtlichs ableyben Deß Hoch: vnnd Wolgebomen Herren/ Weylundt [!] Herren Joachim / Greffens zu Fürstenberg [...]«im Anhang von J. Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt (Hechingen 1598, Nr. 39); die Lieder der Orpheus, Merkur, Phöbus, Hymenäus und Apollo sowie das Lied »Thronus Veneris« und das »Liedt von der Macht der Liebe« in: [Cassius,] RELATION Von dem Hochfürstlichen Beylager (Kopenhagen 1634, Nr. 75), S. 63-74, 128f. und 132-134. Alle genannten Liedtexte finden sich in den Berichtsfluß integriert in: TRIUMPHUS NUPTIALIS DANICUS (2., erw. Aufl. 1648) (Kopenhagen 1634, Nr. 77). Vgl. weiter die lateinischen und deutschen Gelegenheitsgedichte im Anhang zu: Kurtze vnd eygentliche Beschreibung (Brautheimführung in die Pfalz - Heidelberg 1671, Nr. 99), insgesamt 44 S. (zur Kollation der separat paginierten Texte vgl. das Literaturverzeichnis); die deutschen und lateinischen »Heimfuhrungs=Glückwünsche« in: Vorstellung Stuttgartischer Jüngst=gehaltener Hochfürstl. Würtemberg=Hessischer Heimführungs=Begängnis (Stuttgart 1674, Nr. 102), S. 56-86; die »Poetische Ausführung« des Anagramms »O Schau zu Zebaoth! Ο Meine Helena/ Rosenstrauch/ Lust=Mär/ Hertz= und Schön=griiner Früeling!«(aus »Eleonora Erdmuth Louysa/ vermählte Churfürstin zu Sachsen/ gebohrne Hertzogin zu Sachsen«) in: Kurtz= und eigentlicher Bericht (Leipzig-Torgau 1692, Nr. 119), Bl. B4v; das verschlungene Akrostichon »Ermunterungs=Vers Zu mehr=und fernerem Allgemeinen Freuden=Schal= Und Jubel=Hall« in: Mayr, Zwey-Einiger HYMENEUS (Salzburg - Wien - Regensburg 1699, Nr. 123), Bl. [2r]; die Auswahl aus »den vielen schönen und wohlgemachten Carminibus, welche bey diesem Königl. Vermählungs=Festin gedrucket worden«, in: Die grosse Preußisch= und Lüneburgische Vermählungs=Freude (Hannover - Berlin 1706, Nr. 131), S. 81-91; das Gratulationsgedicht des Verlegers Kaspar Klug im Anhang zu: Umständliche Beschreibung (Darmstadt 1717, Nr. 143); die »Berg=Reihen«, vorgetragen im Rahmen des Dresdener »BergwerksFestins« in: Ausfuhrliche Beschreibung Des Solennen Einzugs (Wien - Dresden 1719, Nr. 144), S. 63-65; den »Berg=Reihen, so von denen Berg=Knappschafften und darzu gehörigen Berg=Sängem, nach gestellten Corps, zu Bezeigung ihres allerunterthänigsten Glück auff=Wunsches abgesungen worden« in: Das Königliche Denckmahl (Wien - Dresden 1719, Nr. 145), S. 131-134; das Gedicht »FELICISSIMA METAMORPHOSIS AUSTRLE« von Johann Adam Leis in: Ausführliche Beschreibung Der höchsten Vermählung (Wien 1744, Nr. 183), Bl. Clv-C2r; die »Sammlung auserlesener Carminum« in: Beschreibung des [...] Hoch=Fürstl. Beylagers (Coburg - Ansbach 1754, Nr. 194), S. 5 5 -
76 weltlicher Kantaten, 45 selbst ganze Libretti, 46 Tragödien 47 und Komödien. 4 8 (Casualpoetischen Texten zwar nicht formal, aber doch funktional zugehörig ist der Sonderfall einer kabbalistischen Spekulation über die Zahl Sieben als bedeutendem
Monatsdatum einer Eheschließung.) 4 9 A n die Beschreibung an-
gehängt werden ferner Referate und/oder Bildreproduktionen von Sinnbildprogrammen verschiedener Öffentlichkeitsgrade und >Kommunikationsrichtungenc
1.) binnenhöfische Schauarrangements bzw. Schaustücke
wie
allegorische Schaugerichte 5 0 oder anlaßbezogen-sinnbildliche Hochzeitsgeschenke, 5 1 2.) hofinitiierte öffentliche Erinnerungsmedien w i e Gedenkmün-
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80; die Gedichte und Lieder in: Vollständige Beschreibung aller bey der hohen Vermählung [...] vorgefallenen Feyerlichkeiten (Schwerin - Reise nach Rostock 1774, Nr. 207), S. 1-17, 34-40, 43^17, 49-52, und im dazugehörigen »Nachtrag«, S. 50-52; die Auswahl von drei während der Veranstaltung überreichten Casualgedichten in: Umständliche Beschreibung der Feyerlichkeiten (Pirna - Dresden 1787, Nr. 208), S. 17-22; vier Carmina als »Beylagen« in: [Bonin,] Vollständige Beschreibung aller Feierlichkeiten (Neustrelitz 1789, Nr. 209), S. 29-32, 37 und 42-44. Vgl. die drei von Heinrich Ignaz Franz von Biber vertonten Kantatentexte unter dem (Zwischen-)Titel »TRATENIMENTO MUSICALE, del'Ossequio di Salisburgo, da rapresentarsi Nella grande Sala di Corte In applauso del felice arrivo Dell'AUGUSTISSIMA REGINA WILHELMINA AMALIA Duchessa di Brunsvvich, Lüneburg, SPOSA Dell'AUGUSTISSIMO RE de'ROMANI & d'HONGARIA GIUSEPPE I. [...]« im Anhang zu: Mayr, Zwey-Einiger HYMENEUS (Salzburg - Wien - Regensburg 1699, Nr. 123), Bl. [Glr]-H2v. Vgl. das »Heimführungs=Freuden=Spiel« des Theologiestudenten und Magisters Michael Schuster »Jn der Fremde erworbene LAVINIA, Welche in einem musicalischen Freuden=Spiel/ Bey Der Hochfürstlichen Heimführungs Solennität/ Jn Hochfürstlichem Comcedien-Hauß zu Stuttgart den 17. Hornung/ Anno 1674. durch die Fürstl. Würtembergische Hof=Musicos außgeführt« in: Vorstellung Stuttgartischer Jüngst=gehaltener Hochfürstl. Würtemberg=HessischerHeimführungs=Begängnis (Stuttgart 1674, Nr. 102), S. 87-116. Vgl. etwa die »Tragoedia Von den Tugenden vnd Lastern« in: [Cassius,] RELATION Von dem Hochfürstlichen Beylager (Kopenhagen 1634, Nr. 75), S. 75-119. Eine Zusammenfassung der genannten Tragödie findet sich im »Appendix« des TRIUMPHUS NUPTIALIS DANICUS (2., erw. Aufl. 1648) (Kopenhagen 1634, Nr. 77). Vgl. »Die erste Bawr=Comoedia/ vom Ringelrennen/ Thurnie[r]en/ und gammel Matz. Gesprechsweis agirt.« und »Die andere Comoedia/ von der groten Söge de int Landt kamen was/ wo se desülwe hebben to brüen fatet/ vnd hinder sick her jaget.« in TRIUMPHUS NUPTIALIS DANICUS (2., erw. Aufl. 1648) (Kopenhagen 1634, Nr. 77), Appendix, S. 10-20. »Cabalisticon Onomantico-Inaugurale In AUGUSTUM STEMMA AUSTRIACUM, PER FELICISSIMA ANNiE AUSTRIACA, ET CAROLIAUSTRASII CONNUBIA 7™" Die Januarii 1744. sacrata, NOVA RADICE FELICITER SATUM« in: Ausführliche Beschreibung Der höchsten Vermählung (Wien 1744, Nr. 183), Bl. B4v-Clr. Vgl. etwa die »Zu= und Jnn=Schrifften« der allegorischen Schaugerichte in: Vollständige Beschreibung Derer Vermählungs=CEREMONIEN (Wien - Dresden 1719, Nr. 147), S. 9-12. Vgl. das Referat der allegorischen Bildmotive und Inschriften des Kabinettschrankes, der dem Kurprinzen von Bayern, Karl Albert, und der Erzherzogin Maria Amalia im Jahr 1722 zur Hochzeit verehrt wurde, in: Ausführliche RELATION von denen herrlichen Festivitäten (Wien - München 1722, Nr. 161), Bl. Aalr-Bb2v.
77 zen 5 2 und 3.) B i l d m e d i e n (respektive S m n b i l d m e d i e n ) , in d e n e n die Stadtöffentlichkeit zur Festinszenierung beiträgt, w i e Triumphbögen, 5 3 e m b l e m a t i s c h e I l l u m i n a t i o n e n 5 4 o d e r Bürgerfahnen. 5 5 D i e diskursive E i g e n s t ä n d i g k e i t der Sinnbilder begründet allerdings die Tendenz, Sinnbildprogramme zumeist gar nicht an einen Beschreibungstext zu hängen, sondern - analog zur Casualpoesie - selbständig zu publizieren. 5 6 Insbesondere die ephemerarchitektonischen H u l d i g u n g s g e s t e n der Städte, die Bild- und Schriftprogramme der Ehrenpforten i m R a h m e n v o n B r a u t h e i m f ü h r u n g e n , w e r d e n h ä u f i g in e i n e r separaten Form veröffentlicht, die als E h r e n g a b e der Stadt an e i n e Fürstenperson oder e i n e D y n a s t i e g e e i g n e t ist. 57 W e n n literarische Textsorten in den F l u ß der B e s c h r e i b u n g integriert werden, handelt e s s i c h g e w ö h n l i c h u m Texte, d i e für d i e D e f i n i t i o n der z e r e m o n i e l l e n Schauplätze 5 8 u n d H a n d l u n g e n als n o t w e n d i g g e d a c h t w e r d e n , w i e In52
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Vgl. etwa das Referat der Motive und Inschriften der Gedenkmedaillen in: Ausführliche Beschreibung Des Solennen Einzugs (Wien - Dresden 1719, Nr. 144), S. 66-70; die Abbildung der Gedenkmünze, die während eines Audienzzeremoniells ausgeworfen wurde, am Textende von: Ausführliche Beschreibung Der öffentlichen solennen Audientz (Wien - München 1722, Nr. 162); Johann Carl Edler von Newensteins Beschreibung und Kommentierung einer Gedächtnismedaille im Anhang zu: Ausführliche Beschreibung Der höchst=beglückten Vermählung (Wien 1736, Nr. 171a). Vgl. etwa die durch einen eigenen Zwischentitel ausgewiesene »DESCRIPTIO ARCUUM TRIUMPHALIUM« in: Kurtze vnd eygentliche Beschreibung (Brautheimführung in die Pfalz - Heidelberg 1671, Nr. 99), S. 66-84; vgl. ferner die »Descriptio« der Triumphpforten, Schaugerüste und Statuen im Anhang zu: Verani, INGRESSVS MARTIO-NVPTIALIS (München 1685, Nr. 117); die Beschreibung der Ehrenpforten in: Mayr, Zwey-Einiger HYMENEUS (Salzburg - Wien - Regensburg 1699, Nr. 123), BI. B l r - F l r . Vgl. etwa das Illuminationsreferat in: Ausführliche RELATION von denen herrlichen Festivitäten (Wien - München 1722, Nr. 161), Bl. P2r-Z2v; ferner: Beschreibung aller Solennitäten (Kassel 1740, Nr. 181), S. 57-102. Vgl. den Anhang »Kurtzer wolgemeinter Begriff vnd Entwurff der schönen wolgerichteten Fänlein in der Stadt Dantzigk [...]«, in: Martini, Kurtze Beschreibung vnd Entwurff (Brautheimführung nach Polen 1646, Nr. 81), 2. Alphabet, Bl. Alr-J2v: Der Anhang bietet 64 Holzschnitte der Fahnen der Danziger Bürgerregimenter und jeweils eine Beschreibung der Fahne, die Namen der Offiziere sowie einen 8zeiligen Reimspruch, der das Fahnensinnbild ausdeutet. Vgl. etwa das Referat mythologischer Schaukonfitüren, die der Hofkonditor »auf Königlichen Befehl zum Druck befördert« in: Bekly, Bey Höchst=erfreulicher Vermählung (Berlin 1708, Nr. 138); vgl. femer: Beschreibung der Illumination zu Dreßden (Dresden 1738, Nr. 180). Dem Referat der Illumination sind die Programme der allegorischen Schaukonfitüren beigegeben, die auf der »Vermählungs=Tafel« und auf der »Tafel nach dem Carousel« zu sehen waren (ebd., S. 117-132). Vgl. etwa de Bry, Repraesentatio & Explicatio DUORUM ARCUUM TRIUMPHALIUM (London - Brautheimführung in die Pfalz 1613, Nr. 55). Wertet man die Textsorte der Ekphrasis in der Festbeschreibung als eine Form der textuellen Präsenz von Bildern, muß zudem auf Paraphrasen verwiesen werden, die den Zeremonialraum als ephemeren Bilderraum erfassen, wie etwa bei der Schilderung von Teppichprogrammen. Vgl. die ausführliche Schilderung der Tapisserien, die im Rahmen der Hochzeit Wilhelms von Nassau-Oranien mit Anna von Sachsen im Jahre 1561 das Leipziger Rathaus schmückten, bei [Brun,] Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud (Leipzig 1561, Nr. 12), Bl. B4r-Clv.
78 Schriften von Ehrenpforten 59 oder Liedkartelle 60 im Rahmen von Ritterspielen. Die häufige Ausgliederung von casualpoetischen Texten oder Sinnbildern, die den Festanlaß inhaltlich würdigen, kann nicht allein als darstellungsökonomische Entscheidung auf der Ebene der dispositio gewertet werden, den Beschreibungsfluß vor Retardierungseffekten zu bewahren, denn auch die in den Berichtsmodus eingeschalteten zeremoniell- und divertissementpragmatischen Texte und zitierten Sprechhandlungen beanspruchen häufig sehr viel Raum. Vielmehr soll das faktenorientierte Referat der zeremoniellen Handlungen, das durch das Zitieren zeremoniellpragmatischer Texte nur präzisiert werden kann, nicht durch das Umschalten auf formal aufwendige und argute Diskursformen verunklärt werden. Als wie bedeutsam die zeremoniellpragmatischen Textsorten betrachtet wurden, beweisen einzelne Festdokumentationen, die allein als Anthologien von Furierlisten6' oder Kartellen62 konzipiert sind und auf einen beschreibenden Teil ganz verzichten oder die Festbeschreibung lediglich als eine Art von Zugabe integrieren.63
4. Inszenierung der Namen: Typographische Topik Die Festbeschreibungen zeichnen sich durch eine schlichte typographische Gestaltung aus. Obwohl die dokumentierten casus einen hohen zeremoniellen Aufwand erheischen, obwohl das decorum auf Pracht zu drängen scheint, verzichtet die Gattung auf eine >überwältigende< Schriftinszenierung. Darin unterscheidet sie sich von den Drucken der Casuallyrik, insbesondere der Figurendichtung, in denen die typographischen Möglichkeiten des Buchdrucks ausgespielt werden.64 Die Casuallyrik würdigt ihren GegenTYPOGRAPHISCHES DECORUM.
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Vgl. etwa Sponrib, Warhaffte Beschreibung (Graz - Wien 1571, Nr. 18); Beschreibung Der Reiß (London - Brautheimführung in die Pfalz 1613, Nr. 52); Martini, Kurtze Beschreibung vnd Entwurff (Brautheimführung nach Polen 1646, Nr. 81); Priorato, LETTERA (Passau - Brautheimführung nach Wien 1676/77, Nr. 104); Umständliche Beschreibung (Darmstadt 1717, Nr. 143). Zum Kartell in Liedform vgl. Mara R. Wade: Das Lied als Cartell. In; Studien zum deutschen weltlichen Kunstlied des 17. und 18. Jahrhunderts. Hg. von Gudrun Busch und Anthony John Harper. Amsterdam, Atlanta 1992 (Chloe. Beihefte zum Daphnis 12), S. 7-34. Vgl. den Furierzettul/ Aller vnd jeder anwesenden Chur: Fürsten/ Graffen/ Herrn vnd Adels=Personen [...] Bey [...] Fürstl: Beylager (Onolzbach 1612, Nr. 50). Vgl. Abdruck der Cartellen (Dresden 1630, Nr. 69). Die Beschreibung als beigelegte Briefrelation (»EXTRAKT Auß einem Schreiben/ darinnen eine kurtze Relation dieser Fürstlichen Hochzeitlichen Festivität begriffen«) findet sich in der Furierlisten- und Kartellanthologie: Fürstl: Beylagers [...] Furier vnd Futterzettel (Kassel 1613, Nr. 60). Vgl. Thomas Rahn: Typographisches Decorum. Ordnung und eclat in der Typographie der höfischen Figurendichtung und Festbeschreibung. In: Cognition and the Book. Typologies of Formal Organisation of Knowledge in the Early Modem Period. Hg. von Karl Α. E. Enenkel und Wolfgang Neuber. Leiden, Boston 2005 (Intersections 4), S. 409-430, hier S. 411-419.
79 stand durch rhetorische Verschwendung·, in diesem Punkt trifft sich ihr Verfahren mit der Ökonomie des Zeremoniells. Die Drucke setzen die Würdeform der Gabe mit typographischen Mitteln um. Die mediale Fassung der Texte verschwendet und verschenkt Material und Zeichen durch: Folioformat, qualitätvolles Papier oder ungebräuchliche, luxuriöse Schriftträger (Pergament, Seide), Rotdruck, breite Ränder, breiten Zeilendurchschuß, Zierinitialen, varietas der Lettern (Wechsel von Fraktur und Antiqua, Einsatz von Versalien und Kursiven, wechselnde Schriftgrößen und Schriftbreiten), Zierleisten und Vignetten. Die typographische Sachlichkeit, die dagegen die Festbeschreibungen auszeichnet, erklärt sich aus deren besonderer Funktion. Im Gegensatz zur Casuallyrik ist die Festbeschreibung nicht selbst Zeremoniell, sondern nur eine Aufbewahrungsform des Zeremoniells, deren immanentes mediales Reizpotential die Botschaft des Mediums nicht tangieren darf; sie ist das neutrale topische Formular, in welches das Zeremoniell lediglich eingetragen werden soll. Der Druck, der die sprachlichen Zeichen realisiert, darf nicht als Druck die Aufmerksamkeit des Rezipienten binden. Die typographische Ordnung des Textes darf keinen ästhetischen eclat produzieren, der die >objektive< Vermittlung des Zeremoniells stört. Eine dominant ornamentale Funktion der Buchgestaltung, Pracht und Glanz des investierten Materials als unspezifische Würdigung des casus, wären in der Festbeschreibung dysfunktional. Auffällig ist die Neigung, zeremoniellpragmatische Texte aus dem Hofmarschallamt, insbesondere Einquartierungslisten (Furierlisten, Futterzettel) königlicher oder fürstlicher Festteilnehmer und ihres höfischen Anhangs, über viele Seiten hinweg abzudrucken. Aufgelistet sind die einzelnen Namen und die dazugehörige Zahl von Pferden, an der sich im Zeichensystem des Zeremoniells der Grad von Magnifizenz bemessen läßt. Die Liste fällt deutlich aus dem typographischen Schema des Beschreibungstextes heraus. Die einzelnen Namen und die Benennungen einzelner Zugkompartimente sind Zeile für Zeile bzw. in jeweils eigenen Absätzen untereinandergeordnet. Sie werden durch diese typographische Isolierung gleichsam >individualisiertfaksimilierende< Reproduktion eines offiziellen Dokumentes fürstlicher Provenienz zielt darauf, die Darstellung der Zeremoniellhandlung zu autorisieren. Die passagenweise >Aktenhaftigkeit< vieler Festbeschreibungen hat eine Beweisfunktion: Sie markiert eine >amtliche< Zeugenschaft des Textes und offizialisiert das beschriebene Zeremoniell.66 Daß die Listen nicht im Schriftbild zur zeilenfüllenden Aufzählung zusammengezogen und damit vom homogenen Satzspiegel geschluckt werden, offenbart eine Hauptfunktion der Festbeschreibung: die Präparierung und >Sichtbarmachung< der Namen (sowohl der Zeremoniellprotagonisten als auch der zeremoniellen Staffagefiguren). In der Form der Liste löst sich der Block des Beschreibungstextes in einen - sozusagen selbstbezüglichen - Namenindex auf. Optisch herausgestellte Namenlisten begegnen in den Festbeschreibungen in unterschiedlichen Kontexten: beim Referat von Einquartierungen, Einzugsordnungen, Mahlzeiten, Tanzfolgen, Aufzügen und Ritterspielen. Die Listen von Einzügen und Aufzügen - und gelegentlich auch die Einquartierungslisten, wenn sie in direkter Anbindung an eine Einzugsbeschreibung eine Einzugsordnung substituieren - bewirken nicht allein die Betonung und rasche Auffindbarkeit der Namen. Sie transformieren auch ein räumliches Inszenierungsmoment des Zuges. Die Formation und Reihung der individuellen Personen im Zeremoniell wird in einen typographischen Namen-Zug individueller, in Absatz oder Zeile isolierter Namen übertragen. Die Form der Liste vermag unmittelbarer auf die Performanz des Zeremoniells zu rekurrieren als die syntagmatische und typographische Gliederung der Beschreibungsprosa. In der >bloßen< Liste - so könnte man sagen - kulminieren der Anspruch und die Leistungsfähigkeit der Festbeschreibung Die typographische Kanzleitopik, die sich in der Omnipräsenz der Namenlisten zeigt, findet ihre Entsprechung in spezifischen Auszeichnungsformen, die aus der frühneuzeitlichen Briefschreiblehre stammen: die Widmung von Papierfläche als spatium honoris und größere und GRÖSSE UND STELLUNG DER NAMEN.
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Zum historischen Wandel von der organisatorischen Funktion zur Beweisfunktion der Gattung >Akte< siehe Cornelia Vismann: Akten. Medientechnik und Recht. Frankfurt am Main 2000. Zu den optischen Briefgestaltungsregeln in der frühneuzeitlichen Brieflehre siehe Manfred Beetz: Friihmodeme Höflichkeit. Komplimentierkunst und Gesellschaftsrituale im altdeutschen Sprachraum. Stuttgart 1990 (Germanistische Abhandlungen 67), S. 201-205.
81 fettere Schrift für Namen und Titel.67 Im Brief werden signifikante Ehrenabstände in Form von Freiflächen abgemessen: Je nach Rang bzw. Rangverhältnis von Adressant und Adressat erscheint ein genau abgemessener schriftfreier Raum zwischen Anrede und Textbeginn bzw. Textende und Unterschrift. Entsprechend lassen sich die breiten, großzügigen Stege der Diarien, insbesondere jener der hochabsolutistischen Phase, nicht in erster Linie medienimmanent als Prachtmoment des Buches (und damit vielleicht als eklatante Wirkungsstrategie) verstehen. Die - im wahrsten Sinne des Wortes - verschenkte Fläche adressiert nicht den anonymen Leser; sie konstituiert vielmehr einen Ehrenabstand in zweifacher Funktion: einerseits als angemessenen Abstand zwischen der zeichenhaften Präsenz der fürstlichen Personen im Buch und der Seinssphäre des rangmäßig unbestimmten Lesers (Schutz des Innen vor dem Außen), andererseits als Abstand zwischen den fürstlichen Personen, die durch eine Widmung als die idealen Leser, als die >eigentlichen< Adressaten des Buches bestimmt werden, und dem durch den Text repräsentierten Adressanten, dem >unwürdigen< Autor (Schutz des Außen vor dem Innen). Ebenfalls analog zur Briefschreiblehre, in der die Titulaturen der hochgestellten Briefempfänger in größeren und fetteren Buchstaben ausgeführt werden, führen manche Drucke einen typographischen Bedeutungsmaßstab ein, der die Protagonisten des Zeremoniells hervorhebt. Die Namen oder Ämterbezeichnungen des hochadeligen Personals scheinen im Rahmen der homogenen Textfläche durch einen größeren Schriftgrad auf.68 Durch die typographische Fokussierung von Name oder Amt wird das dreidimensionale Verfahren des Zeremoniells, einen herrscherlichen Körper im Raum prominent zu machen, ihn durch Möbel, Ornat, Assistenzfiguren regelrecht zu amplifizieren, auf die zweidimensionale Fläche der Buchseite projiziert. Das optische Heraustreten des Namens als eines differenten Schrift-Körpers aus der indifferenten Textfläche präpariert Bedeutsamkeit jenseits der linearen Diskursivität der Buchstaben. Die Bedeutsamkeit und Hierarchie der Namen und Amter läßt sich auch in ein visuelles Syntagma überführen, wie es z.B. in einem Tafelordnungsschema aus der Kasseler Hochzeitsbeschreibung von 1740 (Abb. 2) geschieht. Die Sitzordnung an der Hochzeitstafel wird im Grundriß gezeigt. Die Tafel trägt kein Zeichen, das auf ihre praktische Nutzung im Rahmen der Speisung verweisen würde. Sie trägt keine Speisen, nicht als Bild, nicht als ikonisches Zeichen, nicht als Texthinweis. Die Tafel ist gänzlich auf ihre zeremoniellgrammatische
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Zur typographischen Auszeichnung von hochadeligen Personen durch Farbdruck, Fettdruck, Zierinitialen etc. in Casualdrucken siehe Thomas Bürger: Der Buchdruck im Dienste der Repräsentation. Fürstliche Druckereien des 17. Jahrhunderts in Deutschland und Frankreich. In: Gutenberg. 550 Jahre Buchdruck in Europa. Katalog der Ausstellung im Zeughaus der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 5. Mai bis 30. September 1990. Weinheim 1990 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 62), S. 89-105, hier S. 90f.
82 Funktion reduziert; sie ist kein >Tisch< mehr, sondern wie eine Präposition oder Konjunktion, die nur im Kontext eines Syntagmas klare Bedeutung gewinnt, ein für sich bedeutungsloses Mittel der - räumlichen - Verknüpfung von Namen. An den Stellen, die im Vollzug des Zeremoniells die Gedecke und Speisen tragen, erscheinen Ziffern, die von Rechtecken und Kreisen gerahmt sind. Der Rezipient wird schnell bemerken, daß die Numerierung des Schemas nicht auf einen aufschlüsselnden Kommentar zum Bild verweist, sondern die Präzedenz, d.h. die Rangverhältnisse zwischen den markierten Personen anzeigt. Das Schema verbindet Sitzordnung und Rangliste. Die Nummernfolge fungiert als Blickanweisung, nach welcher der Rezipient des Buches das Schema zu durchsuchen hat. Der Blick hat immer zunächst zur nächsten Ziffer zu springen, bevor der dazugehörige Name gelesen wird.69 Die kognitive Aktivierung des Lesers durch den Suchauftrag baut auf den Belohnungseffekt von Finden und Entschlüsseln als mnemonische Hilfe zur Einprägung der Rangordnung. Dennoch bietet das Schema nicht nur eine Abstraktion der Rangverhältnisse, sondern gleichzeitig eine Markierung der personalen Interaktion, in der diese Verhältnisse aufgeführt werden. Die Namen der Personen, die während des Tafelzeremoniells an den Schmalseiten des Tisches postiert waren, treten aus der horizontalen Zeilenordnung heraus. Die Schrift wird in die Vertikale gekippt, damit die Schrift-Körper als Repräsentanten der fürstlichen Körper einander über das Interaktionsfeld der Tafelfläche hinweg zugewandt erscheinen. Der typographisch gefaßte Name verortet die Person nicht nur an einer Stelle des Tisches, er beschriftet sie nicht nur - zu diesem Zweck wäre die horizontale Zeilenordnung hinreichend gewesen. Vielmehr wird der gedruckte Name zum Stellvertreter im zeremoniellen Sinne belebt: Der Name handelt >im Namen< der repräsentierten Person. MARGINALIEN-KETTEN: LÖSUNG DER NAMEN AUS DEM POETISCHEN SYNTAGMA.
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ginalien übernehmen in frühneuzeitlichen Drucken die Aufgabe, »eine topische Bedeutungsfokussierung bei der Lektüre«70 zu sichern. In der Marginalie verbin-
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Vgl. die entsprechende Numerierung der Tischordnungspositionen nach der Präzedenz in: Eigentliche Abbildung und Beschreibung (Wien 1708, Nr. 135), B l . ) ( 4 v . Hier sind die Namen der Personen als Liste unter das Schema gestellt. Wolfgang Neuber: Topik als Lektüremodell. Zur frühneuzeitlichen Praxis der Texterschließung durch Marginalien - am Beispiel einiger Drucke von Hans Stadens Warhaftiger Historia. In: Topik und Rhetorik. Ein interdisziplinäres Symposium. Hg. von Thomas Schirren und Gerd Ueding. Tübingen 2000 (Rhetorik-Forschungen 13), S. 177— 197, hier S. 178. - Neuber bestimmt drei topische Funktionen der Marginalie in frühneuzeitlichen Drucken: Hervorhebung (direkte »Wiederholung semantischer Elemente des Fließtextes«), Paraphrase (»Resümieren von Vorgängen und die Umschreibung von Gegenständen, die in anderer Sprachform im Fließtext auftauchen«) und Kommentar (»Abstraktion vom Text durch meist substantivierende Verallgemeinerung des bloß Gemeinten, aber nicht Gesagten«) (ebd., S. 186).
83 det sich eine Indexfunktion mit einer Funktion der Aufmerksamkeitssteuerung. Für den Leser, der bestimmte Daten sucht, dienen die Marginalien als Suchhilfe. Für den Leser, dessen Lektüre sich im Text bewegt, liefern sie Bedeutsamkeitsmarkierungen. In beiden Fällen verweisen sie in den Text hinein. Die Marginalie ersetzt die Textlektüre nicht, sondern >fordert< sie. Im Gegensatz dazu können in den poetischen Festbeschreibungen des 16. Jahrhunderts die Marginalien dazu dienen, im Zeichen einer zeremonielltopischen Rationalisierung aus dem Fließtext herauszuführen. Eine Hauptaufgabe der Festbeschreibung besteht, wie oben dargelegt, in der Präparierung und Herausstellung relevanter Namen durch Listen, typographische Auszeichnungen und Ordnungsschemata. Bei der Schilderung von Ein- und Aufzügen etwa ist es möglich, die narrative Fassung durch eine Liste zu substituieren, die zudem formal die Performanz des Zuges aufgreift. Es ist nicht nötig, jede einzelne Person vermittels eines eigenen Syntagmas auftreten zu lassen. In der poetischen Festbeschreibung dagegen muß jeder Name grammatisch eingebunden sein, wobei der Reimzwang bzw. die metrische Bindung den Autor zum Einbau sprachlichen Füllmaterials und zu umständlichen syntaktischen Fügungen zwingen kann. Auf diese Weise entstehen >unlesbare< und ermüdende Passagen, die sich über viele Seiten erstrecken und einen hohen Grad an Konzentration fordern, wenn der Leser alle Namen in korrekter Namensform rekonstruieren und überblicken will: Fraw VRSVLA eine von Zimmern/ Jn Kley dem köstlich thet her schimmern. Mit der Gräffin von Fürstenbergk/ Graff Fridrichs Gmahl/ alhie vermerck Die Fraw von SVLZ Elisabeth/ So daher jren Namen hett. Auch volgen thet in disen Saal/ Herrn Heinrichs deß Truchsessen Gmahl. Die sonst von Zollern war geboren/ Fraw Jacobe Gräffin erkoren. Gieng zierlich her mit jhr Geschwey/ Dieselbig hieß Anna Marey. Herr FROBENIS Truchsässen Gmahl/ Von Thüringen Freyfraw dißmal. Dann tratte in des Grauen Saal Fraw Anna/ Herrn Ebradi Gmahl. Der schribe sich von Rappelstein/ Neben jr ist getretten ein Fraw Magdalen von Geroltzeck/ Die truogen schöne Oberröck. 71
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J. Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt (Hechingen 1598, Nr. 39), S. 151f.
84 Neben den Fließtext der poetischen Festbeschreibungen treten in der Regel Marginalien-Ketten mit den vollständigen, formal einheitlichen und zeremoniell regelhaften Namensformen. Die zeremonielle Desorganisation der Namen im poetischen Syntagma wird aufgehoben: Fraw Vrsula von Ottenburg/ geborne Gräffin von Zimbern. Fraw Elisabeth Gräffin zu Fürstenberg/ gebome Gräffin von Sultz. Fraw Jacobe Erbtruchsässin/ geborne Gräffin von Zollem. Fraw Anna Maria Erbtrucksessin/ geborne Freyfraw von Töringen. Fraw Anna zu Rappelstein/ geborne Wild vnd Rheingräffin. Fraw Magdalena Freyfraw zu Geroltzeck/ geborne Freyfraw von Rappelstein72
Als freistehende Marginalie erhält die sprachliche Repräsentation der Person, die im Strom des Fließtextes unterzugehen drohte, eine typographische Individualdistanz. Die nationalisierten Namen verketten sich neben den Versen zur Liste und provozieren eine vertikale Lektüre. Die Namen-Marginalien locken den Leser aus den Versen heraus und bieten einen pragmatisch orientierten Lektüreweg, eine Abkürzung, die genommen werden kann, ohne daß die entscheidenden Daten im Rezeptionsprozeß verlorengehen. Mit der Marginalie kann der poetischen Festbeschreibung ein Konkurrenztext entstehen, der die Dichtung marginalisiert.
5. Die Topik der Illustrationen Die Illustrationen der Festbeschreibungen73 haben in der Regel die eindeutige Aufgabe, das Fest zu evozieren. Sie bilden, das zeigte bereits der oben angestellte Vergleich zwischen einem Feuerwerksbild (Abb. 1) und der dazugehörigen Feuerwerksbeschreibung, das Komplement zur sinnlichkeitsreduzierenden Topik des Textes. Das Bild darf und soll die ursprüngliche sinnliche Komplexität des Festes rekonstruieren. Dennoch lassen sich auch in den Illustrationen der Festbeschreibungen Mittel bestimmen, mit denen analog zur Topik der Beschreibung das komplexe Sinnesangebot des Festes gebändigt
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Ebd. Zu den üblichen Gegenständen der Illustrationen vgl. die Sujetauflistungen in den Titelaufnahmen des Literaturverzeichnisses, in dem sich grundsätzlich drei Typen von illustrierten Festbüchern erkennen lassen: die umfangreichen Festdiarien, in deren Textteil alle Zeremoniellsegmente des casus dokumentiert werden, die textarmen oder textfreien Bilderfolgen zu Inventionsaufzügen und die programmerläuternden Darstellungen von städtischen Sinnbildinszenierungen (Ehrenpforten zum Empfang fürstlicher Personen, Illuminationen), die oft auf die Initiative der Veranstalter hin angefertigt wurden und mithin funktional den Casualschriften näher stehen als der Festbeschreibung im engeren Sinne. Die Ausstattung der Festbeschreibungen mit Bildern ist nicht der Regelfall. Besonders in den schmalen quartformatigen Relationen - wie generell in den nichtperiodischen Zeitungen - finden sich Illustrationen nur selten.
85 und objektiviert wird - entweder, um zeremoniell relevante Bilddaten von redundanten zu trennen, oder, um das Problem der Komplexität darstellungsökonomisch zu bewältigen. VISUELLE LISTEN. In den Beschreibungen von Feuerwerken zeigt sich die Tendenz, das Ereignis nicht als ästhetisches Phänomen, sondern durch die fachmännische Auflistung des Feuerwerksarsenals zu erfassen. Der entsprechende Illustrationstyp (Abb. 3) rekurriert eindeutig auf die pragmatisch-didaktischen Abbildungen der Feuerwerksbücher 74 (Abb. 4). Die Feuerwerkskörper und -aufbauten sind wie in den pyrotechnischen Fachbüchern unspektakulär arrangiert und - unter Verzicht auf wirkungsvolle Hell-Dunkel-Kontraste - ins helle Licht gestellt. Seinen Wert erhält das Feuerwerk in dieser Wahrnehmung nicht durch seine spezifischen Effekte, sondern durch die ausgestellte (kostspielige) Handwerkskunst. Die Objektivierung des ästhetischen Ereignisses kann allerdings auch als raffinierter Imaginationsauftrag verstanden werden. In einer Feuerwerksillustration (Abb. 5) aus einer Stuttgarter Festbeschreibung von 167575 sind beide Typen der Feuerwerksdarstellung überblendet: die Illustration der nächtlichen Aufführung und die pyrotechnische Illustration. Das Blatt ordnet - ganz im Gegensatz zur aleatorischen Blickfreigabe des Darmstädter Stiches (vgl. Abb. 1) - das Feuerwerkssortiment zur visuellen >Listerubriziert< werden. Ein ausführliches Register am Fuß des Blattes löst die Ziffern auf, mit denen die Feuerwerkskörper bezeichnet sind. Der Leser kann sich die Bildgegenstände nennen lassen oder umgekehrt die pyrotechnischen Artefakte im Bild aufsuchen: Engel am Schnurfeur, Grosse Rageten, Steigende Rageten, Stuck, Böler, Canna=röhren, Schwärmer stock, Schwärmer Kugeln, Stern, Brand Kugeln, Grosse Feür-Räder, Kleine Feür-Räder, Triangel, Feürstäb, Wasser
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Zur pyrotechnischen Fachliteratur der Frühen Neuzeit vgl. Fähler, Feuerwerke des Barock, S. 21^10. Reiches Bildmaterial aus Feuerwerksbiichem bietet ferner: Das Buch der Feuerwerkskunst. Farbenfeuer am Himmel Asiens und Europas. Hg. von Gereon Sievernich unter Mitarbeit von Hendrik Budde. Nördlingen 1987, bes. S. 22-37, 48-61 und 96-105. Die pyrotechnische Quellenliteratur ist erschlossen in Chris Philip: A Bibliography of Firework Books. Works on recreative fireworks from the sixteenth to the twentieth century. Dingmans Ferry, Pennsylvania 1988. Vorstellung Stuttgartischer Jüngst=gehaltener Hochfiirstl. Würtemberg=Hessischer Heimführungs=Begängnis (Stuttgart 1674, Nr. 102).
86 Kugeln. Das Blatt dokumentiert zwar vorgeblich eine Feuerwerksveranstaltung, die Veranstaltung wird allerdings durch die wenigen kläglichen Raketenlinien im Bildhintergrund mehr bezeichnet als evoziert. In erster Linie setzt die Illustration im Bewußtsein der Tatsache, daß die medialen Qualitäten eines Feuerwerks im Kupferstich nicht einzuholen sind, auf die (angenehme) Bedrohung der Sinne. Das Arsenal ist zum größten Teil noch gar nicht abgefeuert. Die Möglichkeiten des Hofes werden als drohender pyrotechnischer >Overkill< vorgeführt. Der ästhetische eclat ist im Noch-Nicht der Darstellung angelegt, dessen imaginativer Unterdruck die Vorstellung des Feuerwerks provoziert. Die Verzeilung der Bilddaten, die visuelle Auflistung der Bildgegenstände dient im vorgeführten Beispiel allein der Darstellungsökonomie. Das Feuerwerk, das einer bestimmten Dramaturgie folgt und eine zeitliche Ausdehnung hat, wird in der Stuttgarter Illustration nicht in einer Momentaufnahme eingefroren (wie in Abb. 1), sondern auf seiner paradigmatischen Ebene, d.h. auf der Ebene der einzelnen Effektmöglichkeiten erfaßt. Die syntagmatische Ebene des Nacheinander und der Kombination dieser Effekte realisiert sich in der Vorstellung des Rezipienten. Das Verfahren des Bildes vermag die syntagmatische Struktur des Bildgegenstandes, die eine zeitliche ist, naturgemäß nicht zu erfassen. Wenn das Objekt des Bildes allerdings ein räumliches Syntagma ist - und räumliche Syntagmen dominieren das Zeremoniell - können bildgrammatische Mittel greifen, wie in einer Illustration (Abb. 6) aus der Darmstädter Festbeschreibung von 1668:76 Der Einzug Ludwigs VI. mit Elisabeth Dorothea in Darmstadt ist in einer Bildformel gehalten, die den Ausgleich zwischen sinnlicher Evozierung und Abstrahierung eines visuellen Gesamtbegriffes vom Zug leisten soll. Die Einzugsformation, deren einzelne Zugteile veristisch gegeben werden, ist auf dem Format 49 χ 76 cm zu einer Mäanderfigur zusammengefaltet worden, in der die Zugbewegung nach dem Vorbild einer Buchseite verzeih erscheint. Der Zug ist entsprechend dem Zeilenmodell von oben nach unten sowie wechselweise von rechts nach links und von links nach rechts zu lesen. Die Größenzunahme der einzelnen Zeilen vom Bildhintergrund zum Bildvordergrund macht die tiefenräumliche Erstreckung des Zuges plausibel, fungiert jedoch außerdem als bedeutungsmaßstäbliche Signalisierung der ranghöchsten Personen, die traditionellerweise im hinteren Zugteil auftauchen. Die zeremonielle Grammatik der Zugfolge, das Anschwellen der Bedeutung zum Ende hin, ist mithin in einem einzigen parataktischen Bild-Satz lesbar gemacht.
76
Beschreibung der Hochfürstlichen Heimfuhrung (Brautheimführung nach Hessen-Darmstadt 1667, Nr. 98).
87 Die Mäanderform des Einzugs findet sich in den Festbeschreibungen sehr häufig.77 In vielen Fällen wird der Leser durch Ziffern oder Buchstaben, die den einzelnen Zugkompartimenten zugeordnet sind, auf erläuternde Listen im Beschreibungstext verwiesen. In einer Illustration aus der Beschreibung der Heidelberger Hochzeitsfeierlichkeiten von 167178 ist der Zug in vierzehn Zeilen umbrochen; wie im Darmstädter Kupfer sind einzelne Zugkompartimente durch ein deutliches Spatium voneinander abgesetzt. Die bezifferten 113 Teile der Zugformation werden auf den Seiten 22 bis 29 der Beschreibung listenartig aufgeschlüsselt. Bemerkenswert ist das Blatt, weil es den kommunikativen Kern des Zeremoniells - die Residenzstadt empfängt die neue Landesmutter als Interaktion zweier Züge respektive Vergleich zweier Listen darstellt. Am oberen Bildrand der großformatigen, montierten Tafel erscheint die Stadtsilhouette an dem schnurgerade verlaufenden »Neckar Flus«. Die bedeutendsten (oder: ranghöchsten) Gebäude wie Residenzschloß, Türme, Kirchen, Stifte, Universitätsgebäude, Marstall sind numeriert und in einer unter dem >Absatz< des Flusses verlaufenden Schriftzeile benannt. Die Stadt, Silhouette und Schrift-Zug, empfängt den Einzug repräsentiert durch einen >Aufzug< ihrer würdigsten Bauten. Die Topik der Illustration vermittelt die Beziehung zwischen Stadtraum und Einzugsmäander in einem zeremoniellen Modus: als >Begegnung< repräsentierender (und repräsentativer) Einheiten. Verfahren der Komplexitätsreduktion, wie sie den Beschreibungstext kennzeichnen, zeigen sich in der Bildausstattung der Festbücher am deutlichsten bei der Dokumentation von Kostümaufzügen und Ehrenpforten. Die Inventionsaufzüge zu Reiterspielen,79 die AUSBLENDUNG DES PERFORMATIVEN RAHMENS.
77
Vgl. z.B. Zimmermann, Beschreibung vnd kurtze Radierte entwerffung der Fürstlichen Hochzeit (München 1613, Nr. 59); Ausführliche aus dem Churf. Sachs. HofmarschallAmte erlangte Erklärung (Dresden 1662, Nr. 87); Kurtze vnd eygentliche Beschreibung (Brautheimfuhrung in die Pfalz - Heidelberg 1671, Nr. 99); Vorstellung Stuttgartischer Jüngst=gehaltener Hochfürstl. Würtemberg=Hessischer Heimführungs=Begängnis (Stuttgart 1674, Nr. 102); Lerch, Die Glückliche Vermählung (Passau - Brautheimführung nach Wien 1676/77, Nr. 103); LA RECEPTION (Brautheimführung nach Frankreich 1680, Nr. 110); Fachner, Erfreutes Wienn (Salzburg - Wien - Regensburg 1699, Nr. 125); Pomposer Einzug (Salzburg - Wien - Regensburg 1699, Nr. 127); Schönhaar, Ausführliche Beschreibung, Des=zu Bayreuth [...] vorgegangenen HochFürstlichen Beylagers (Bayreuth - Brautheimführung nach Württemberg 1748, Nr. 193); Beschreibung des [...] Hoch=Fürstl. Beylagers (Coburg - Ansbach 1754, Nr. 194).
78
Kurtze vnd eygentliche Beschreibung (Brautheimfühning in die Pfalz - Heidelberg 1671, Nr. 99). Zu den Inventionen im Rahmen der Ring-, Quintan- und Kopfrennen, Karussells, Roßballette und Turnieropem im 16. und 17. Jahrhundert vgl. Schnitzer, Höfische Maskeraden, S. 144—194. Reiches (Dresdener) Bildmaterial unter Berücksichtigung illuminierter Codices bietet Friedrich Sieber: Volk und volkstümliche Motivik im Festwerk des Barocks. Dargestellt an Dresdner Bildquellen. Berlin 1960 (Veröffentlichungen des Insütuts für deutsche Volkskunde 21).
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88 um 1600 Konjunktur hatten, wurden größtenteils in einem eigenen Festbuchtyp abgebildet, der sich ganz auf die Inventionen konzentriert und auf beschreibende Textpassagen weitgehend verzichtet.80 Die umfangreichen spektakulären Graphikfolgen, die unter Titel stich Worten wie Contrafactur, Reprcesentatio, Delineation firmieren, zerlegen die Aufzüge gewöhnlich in kleine Kompartimente (vgl. Abb. 7); selten bleibt - durch die Montage von Leporellos - der Zi/gcharakter der Kostümfolge gewahrt. Die Zerlegung des Zuges ermöglicht die Simulation einer Wahrnehmungssituation, wie sie im Vollzug des Festes gegeben ist: Der Zuschauer nimmt einen festen Standort ein. Der Zug bewegt sich an ihm vorbei, immer neue Verkleidungen und Festwagen befriedigen seine curiositas und stimulieren sie erneut. Die Inszenierung treibt ein Spiel mit der unablässigen Spannung des Zuschauers. Der Rezipient darf nicht wissen, was kommt, wenn sein Interesse nicht erlahmen soll. Eine darstellungsökonomische Komprimierung des Zuges, die einen Überblick über die Zugformation ermöglichte, wäre wirkungsästhetisch kontraproduktiv, weil die Rezeptionshaltung der gespannten Erwartung unterlaufen würde. Im Inventionsaufzug ist zudem nicht in erster Linie das - statusanzeigende - Syntagma des Zuges relevant und daher >in einem Zug zu lesenbanale< Handhabungsweise des Buches, das Blättern, erhält inszenatorischen Rang. Zum Umblättern kann das Aufblättern treten, mit dem auf raffinierte Weise das genuine Wirkungsziel des Festes, die Verwunderung, provoziert wird: Die Illustration zu einem Inventionsaufzug etwa wartet mit Klappbildern auf (Abb. 8 und 9), die dem Leser die manuelle Entlarvung einer Musikquelle erlauben, die im Fest verborgen war. Während im Vollzug des Festes gerade die Verborgenheit der Musik fasziniert, ist es im Buch der Akt der Ent-Deckung. Der performative Rahmen des Aufzugs, d.h. der Ort der Veranstaltung und seine Belebung durch die zuschauenden Festteilnehmer, wird völlig ausgeblendet. Die Zugkompartimente sind in einen leeren Raum gestellt, dessen R ä u m lichkeit allein durch Schattenwurf angedeutet wird (vgl. Abb. 7). Wenn die Bilder den räumlichen Hintergrund unterschlagen, dürfte dabei auch die Zeitbzw. Kostenersparnis bei der Druckplattenherstellung eine Rolle gespielt haben. Ausschlaggebend ist aber vielleicht, daß der indifferente Hintergrund beide Lektüremöglichkeiten des Zuges ermöglichen soll: die paradigmatisch fo-
80
Vgl. Elsäßer, WArhaffte beschreibung vnd Abcontrafectung (Innsbruck 1580, Nr. 22); D. Bretschneider, Contrafactur des Ringkrennens (Dresden 1582, Nr. 24); D. Bretschneider, Ringkrennen (Dresden 1584, Nr. 28); Beschreibung des Ringelrennens (Augsburg 1591, Nr. 33); Küchler, Repraesentatio Der Fürstlichen Auffzug vnd Ritterspil (Stuttgart 1609, Nr. 47); A. Bretschneider, Abbildung vnd Representation Der Fürstlichen Inventionen (Dessau 1614, Nr. 61); Hülsen, Aigentliche Wahrhaffte Delineation vnnd Abbildung aller Fürstlichen Auffzüg vnd Rütterspilen (Stuttgart 1617, Nr. 63).
89 kussierende (als die vermutlich dominierende), die den Zug mehr oder weniger parataktisch wahrnimmt, und die syntagmatische, in der die Disposition des Zuges in den Blick genommen wird. Beide Bildlektüren würden unterschiedliche Lösungen erfordern: Im ersten Fall müßte sich der Hintergrund unablässig wiederholen, um den festen Betrachterstandpunkt, den der Zug passiert, plausibel zu machen, im zweiten Fall müßte die Zugfolge auf einer deutlich erkennbaren Wegstrecke verortet werden, die als Maßstab für die Ausdehnung und gegebenenfalls die Unterteilung des Syntagmas dienen könnte.81 Die unbestimmte Verortung der Inventionen überläßt die Lektüreentscheidung dem Benutzer des Buches. Die Herauslösung der Bildsujets aus ihrem performativen Kontext prägt auch die Abbildungen der Ehrenpforten, mit denen die hohen Personen bei Einzügen geehrt werden. Analog zur Strategie des Beschreibungstextes, die Sinnbildebene des Festes nachträglich herauszustellen (siehe oben), wird in den Bildern die Festsituation bzw. die eigentliche zeremonielle Nutzung der Festarchitektur nicht gezeigt, um den Blick des Rezipienten ganz auf deren Textund Bildprogramme zu lenken. Nur ausnahmsweise ist das Bild bevölkert, wie in einem Kupferstich aus einer Beschreibung der Heimführung Elisabeths von England in die Pfalz82 (Abb. 10): Im Tordurchgang des »Arcus«, den die medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zum Empfang des Brautpaars errichtete, hat ein Empfangskomitee Aufstellung genommen; ein Knabe mit einem Fruchtkorb erwartet die Adressaten der Ehrung. Das Bild erinnert das Zeremoniell - freilich nicht aus der Perspektive eines beliebigen Zuschauers, sondern aus der Perspektive der hohen Herrschaften, denn die Blicke des Bildpersonals sind gemeinsam auf eine - unsichtbare - Instanz gerichtet, die sich dem Triumphbogen nähert. Der Bildrezipient wird zum Stellvertreter der Hauptpersonen und nimmt - stellvertretend - die Ehrung entgegen. Die Darstellung der zeremoniellen Performanz ist eine seltene Ausnahme. In den meisten Fällen sind die Ehrenpforten in einen leeren Bildraum hineingestellt; die Sinnbildfläche wird quasi ausgeschnitten (vgl. Abb. 11). Wenngleich der Schattenwurf die Bauten als plastische Gebilde behaupten mag,
81
Ein seltenes und eindrucksvolles Beispiel für die Verortung des Zuges auf einer konkreten Wegstrecke bietet Gabriel Tzschimmers Durchlauchtigste Zusammenkunft (Nürnberg 1680), in der die Festivitäten anläßlich des wettinischen Fürstentreffens in Dresden im Jahr 1678 dokumentiert werden. In den Illustrationen erscheinen die Inventionen vor einer durchgehenden Fassadenreihe; die Dresdener Stadtarchitektur ist detailgenau erfaßt. Vgl. Helen Watanabe-O'Kelly: Gabriel Tzschimmer's Durchlauchtigste Zusammenkunft (1680) and the German Festival Book Tradition. In: Daphnis 22 (1993), S. 61-72; Markus Völkel: Gabriel Tzschimmers Durchlauchtigste Zusammenkunffi und die Überführung von höfischer Repräsentation in Gelehrsamkeit. In: Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der Frühen Neuzeit. Hg. von Helmut Zedelmaier und Martin Mulsow. Tübingen 2001 (Frühe Neuzeit 64), S. 221-248.
82
Beschreibung Der Reiß (London - Brautheimführung in die Pfalz 1613, Nr. 52).
90 werden sie doch, unterstützt durch die strenge Frontalität, auf die Zweidimensionalität der Buchseite eingeebnet. Die Ehrenpforten lassen sich dem Medium um so besser anverwandeln, als ihr Dispositionsschema den Rezipienten auch in Form der architektonisch gegliederten und allegorienbestückten Kupfertitel geläufig ist. Rezeptionshindernisse, die im Vollzug des Festes eine komplette Lektüre des Sinnbildprogramms verhinderten, sind in der Illustration aufgehoben. Was auf der Ehrenpforte vielleicht nicht erkennbar war - und auch auf dem Bild zu klein geriete - kann als Detail >herangefahren< werden (vgl. Abb. 12). Wenn die Kontextbildung nicht durch narrative Elemente die Aufmerksamkeit ablenkt, sondern vielmehr den Modus der Sinnbildlektüre unterstützt, läßt sich die Ehrenpforte auch im städtisch-architektonischen Rahmen zeigen. In Peter Mayrs Illustration der Ehrenpforte, mit der die Stadt Freiburg im Breisgau Marie Antoinette auf ihrer Reise nach Frankreich ehrte (Abb. 13), ist das Bauwerk Diskursgegenstand der stadtöffentlichen Kommunikation jenseits des Zeremoniells, d.h. jenseits eines Vollzugs, dessen Komplexität die Sinnbildlektüre stört. Die Ehrenpforte wird, wie in Ansichtenwerken häufig, durch Zeigegesten des Bildpersonals als >Sehenswürdigkeit< gekennzeichnet. Der Blick des Lesers, durch die Helligkeit des inneren Torbogens eingefangen, läßt sich von der zentral postierten Figur aufhalten und wird durch deren Stock auf die Architektur bzw. ihr Bildprogramm verwiesen. Eine zweite Möglichkeit, durch eine Kontexterweiterung den Sinnbildmodus der Ehrenpforte zu unterstützen, ist die Integration des Stadtraums als Sinnbild: In einer Illustration aus Schönhaars Hochzeitsbeschreibung83 (Abb. 14) ist nicht der Triumphbogen durch die städtische Architektur gefaßt - er steht im leeren Raum - , sondern die Ephemerarchitektur rahmt umgekehrt einen Einblick in die Stadt wie ein Bild, das zu ihrem Programm gehört. Man blickt durch den Torbogen auf einen völlig leeren Straßenzug, über dem zwei palmzweigtragende Störche fliegen. Die Stadt ist, eingefaßt in die Ehrenpforte und ihr Programm, das Sinnbild eines friedlichen Gemeinwesens, das hier seine Huldigung darbringt. Dm HAUPTDARSTELLER DES CASUS. Der dominierende Blickrahmen des Zeremoniellbildes ist die Totale. Die Illustrationen entwerfen die Zeremoniellräume als Bildformulare, in die das Personal eingetragen, in denen es positioniert wird. Eine physiognomische Erkennbarkeit der Personen ist nicht angestrebt. Die Akteure des Zeremoniells werden auf der syntagmatischen Ebene der zeremoniellgrammatischen Stellung, die sie zueinander einnehmen, kenntlich, nicht auf der paradigmatischen Ebene individueller Merkmale. Das ermöglicht im
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Schönhaar, Ausführliche Beschreibung, Des=zu Bayreuth [...] vorgegangenen HochFürstlichen Beylagers (Bayreuth - Brautheimführung nach Württemberg 1748, Nr. 193).
91 besonderen Fall sogar die >Neubesetzung< von Illustrationen, wie Michaela Völkel am Beispiel der Funeralpublikationen gezeigt hat: In den endlosen Illustrationsfolgen der Leichenzüge kann die gleiche Illustration sowohl verschiedene Personen im Rahmen ein und derselben Publikation bezeichnen, als auch durch Auswechslung der Personennamen im Druck - in späteren Funeralschriften erneut eingesetzt werden.84 Selbst die Hauptakteure des Zeremoniells sind in der Regel nur durch ihre räumliche Stellung und durch ihre Ausstattung (Kleidung, Insignien etc.) bestimmbar. Ihre physiognomische Gestalt ist kein relevanter >Erinnerungsgegenstand< der Illustrationen, die nicht >IndividuenBefehl zum Fest< statt des gefeierten casus wird als entscheidendes Initial betont). Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts werden - in separaten Porträts - Braut und Bräutigam abgebildet. Im Kupferstich zum Einzug Ludwigs VI. von Hessen-Darmstadt mit Elisabeth Dorothea von Sachsen-Gotha in Darmstadt im Jahre 1669 (Abb. 6) er-
84
»Ziel der betrachteten Publikationen scheint es gewesen zu sein, das Ereignis >Prozession< im Verhältnis 1:1 in das Medium Bild zu überführen. Der schieren Länge des Trauerzuges entspricht in der Publikation die bloße Anzahl der Tafeln. Qualität wird als Fülle verstanden. Die einzelne Tafel fungiert dabei als Stellvertreterin der Personen, als Signifikant ohne ästhetischen Anspruch und eigene ikonische Aussage. Dafür gleicht die endlose Abfolge fast identischer Personenkonstellationen in den Abbildungen und der zeitliche Aufwand, der zum Durchblättern des Funeralwerkes nötig ist, dem Eindruck, der sich dem Betrachter vor Ort bot. Es ist nicht das Bemühen um eine natumahe Wiedergabe der einzelnen Teilnehmer und des topographischen Hintergrundes der Prozession, sondern der Versuch, dem Ereignis hinsichtlich des auszufüllenden Raumes und der auszufüllenden Zeit möglichst nahe zu kommen, um auf diese Weise die Distanz zwischen dem historischen Ereignis und seiner medialen Wiedergabe gering erscheinen zu lassen.« Michaela Völkel: Funktionen der Druckgraphik an deutschen Höfen der frühen Neuzeit, oder: Wie zeremonielles Wissen in Bildern gespeichert, verbreitet und zweckentfremdet wurde. In: Geschichte(n) der Wirklichkeit. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte des Wissens. Hg. von Achim Landwehr. Augsburg 2002 (Documenta Augustana 11), S. 191-217, hier S. 201f.
85
Vgl. DE NVPTIIS (Königsberg 1550, Nr. 9), Titelblatt (Dreiviertelansicht Alberts von Brandenburg); Kurtze vnd doch ausführliche Relation (Dresden 1602, Nr. 40), Bl. A4v (Profilansicht Christians II. von Sachsen); Kurtzer Bericht von der Heyrath vnd Beilager (Dresden 1602, Nr. 41), Titelblatt (Dreiviertelansicht Christians II. von Sachsen). Vgl. John, Beschreibunge des Armbrust Schiessens (Dresden 1582, Nr. 23), Bl. b l r (Porträt Augusts von Sachsen).
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92 scheinen die Bildnisse von Fürst und Fürstin am oberen Rand des Bildes. Die Porträts des Fürstenpaares, zugleich verbunden und getrennt in zwei Medaillons, überlagern das Weichbild der Stadt, auf die sich der Mäander des Zuges zubewegt. Der casus, die copulatio der Eheleute, wird durch die Faltung des Blattes nachvollziehbar: Die Falz des Blattes durchläuft genau das Gelenk zwischen den beiden kranzförmigen Bildrahmen. Das Einfalten des Zuges schließt mithin die Bilder - wie in einem metallgefertigten Bildnismedaillon - zusammen, die Hantierungen des Rezipienten >vollziehen< die Verbindung des Paares, die Gegenstand des dokumentierten Zeremoniells war, auf der performativen Ebene des Mediums. Die Festbeschreibung zur Hochzeit Wilhelm Ludwigs von Württemberg mit Magdalena Sybille von Hessen-Darmstadt im Jahr 167487 wird durch eine Folge von vier repräsentativen Bildnissen eröffnet. Eberhard III. von Württemberg und Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt erscheinen noch vor dem Bräutigam und der Braut, die väterlichen Initiatoren der Verbindung vor ihren Kindern als den >Objekten< der Verbindung. Die Zuordnung der Personen folgt nicht der genealogischen Logik der Familienzugehörigkeit (Vater und Sohn, Vater und Tochter), sondern unterscheidet (und hierarchisiert) zwei Paarbildungen als Interaktionsebenen des Kontakts zwischen >Württemberg< und >HessenIntimisierung< des Zeremoniells und der entsprechenden Revision der Festbeschreibungstopik (vgl. Kapitel VII), werden die Hauptakteure des Zeremoniells zu Porträtgruppen geordnet, in denen nicht die dynastische Verbindung, sondern emotional getragene Familienbeziehungen ausgestellt werden. Ein Kupferstich von Joseph Kummer aus der Beschreibung der Wiener Dreifachhochzeit von 179088 zeigt die sechs Brautleute und das Kaiserpaar in einem Garten, in dem ein genealogischer Baum Wappen als Früchte trägt. Noch sind die Familien getrennt; einander gegenüber stehen links die Erzherzöge Franz und Ferdinand sowie die Erzherzogin Clementina und mittig der sizilianische Kronprinz Franz und die sizilianischen Prinzessinnen Theresia und Ludovica. Rechts im Bild steht das Kaiserpaar in gegenseitiger Umarmung und antizipiert hierdurch die Eheverbindungen der Kinder als liebevolle. Die familiäre Bindung inszeniert auch das Titelkupfer zur Beschreibung der Berliner Doppelhochzeit von 1793.89 Luise und Friederike von MecklenburgStrelitz, die Bräute der preußischen Prinzen, stehen auf dem Kupferstich, den
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Vorstellung Stuttgartischer Jüngst=gehaltener Hochfürstl. Würtemberg=Hessischer Heimführungs=Begängnis (Stuttgart 1674, Nr. 102). Historische Beschreibung der Vermählungs=Feyerlichkeiten (Wien 1790, Nr. 210). Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213). Vgl. ausführlich zu dieser Beschreibung das Kapitel VII.
93 Johann Friedrich Bolt nach einer Vorlage von Johann Friedrich Tielker fertigte (Abb. 15), eng beieinander. Friederike umfaßt den linken Arm ihrer Schwester Luise. Das Bild fokussiert mit der >Schwesterlichkeit< ein Moment, das später auch die bekannte Figurengruppe von Schadow durch die Geste der Umarmung herausstellen wird. Es bleibt festzuhalten: Am Ende des 18. Jahrhunderts können die Hauptpersonen des casus - im Rahmen des offiziellen Bildes - aus dem Zeremoniell heraustreten, um als Familienmenschen >sichtbar< zu werden. Bevor im folgenden Kapitel mit der poetischen Festbeschreibung eine kurzlebige >Nebenlinie< der Gattung in den Blick genommen wird, sollen die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung kurz zusammengefaßt werden: Die Gattung >Festbeschreibung< ist im Rahmen der rhetorischen Systematik als descriptio zu verorten. Die descriptio kann deshalb als angemessenes Medium der Zeremoniellberichterstattung gelten, weil das dominant raumdefinierende Verfahren des Zeremoniells mit dem bildevozierenden Verfahren der descriptio korrespondiert. Die Gattung ist durch eine poetologische Aporie geprägt: Die Festbeschreibung sollte aufgrund des bedeutenden casus einen angemessen hohen Sprachaufwand betreiben, während das zu beschreibende Zeremoniell eher ein umstandsloses Referat seiner Raum- und Handlungsdefinitionen verlangt. Die (sekundäre) rhetorische oder poetische Fassung des casus in der Beschreibung darf die (primäre) zeremonielle Fassung des casus im Fest nicht überlagern. Daher wird zur Beschreibung des Festes zumeist der nüchterne stilus historicus gewählt, der auch den Berichtsmodus der Neuen Zeitungen bestimmt. Die Festbeschreibungen sind im Kern Relationen nach dem Vorbild der Neuen Zeitung, die durch Bilder, dokumentarische Textsorten und Sinnbildreferate amplifiziert werden können. Die mediale Aufbewahrung des dynastischen Festes hat im wesentlichen drei Funktionen. Sie dient: 1.) der Befriedigung eines aktuellen Sensationsinteresses im Rahmen der internationalen bzw. interterritorialen Repräsentationskonkurrenz der Höfe, 2.) der persönlichen Erinnerung der Festteilnehmer und Festzeugen und 3.) der historiographischen memoria-Sicherung der gefeierten Dynastie. Die Gedächtnissicherung durch die Festbeschreibung ist zeremoniellaffirmativ. Das wirkungsästhetische Potential des Festes wird beschworen, wobei insbesondere auf die verwunderungsheischenden Qualitäten der Festinszenierung abgehoben wird. Die Pracht des Festes wird bilanziert und objektiviert. Kontingenzen, welche die Ordnung des Zeremoniells stören könnten, werden zensiert oder relativiert. Die Topik der Festbeschreibung zeigt die deutliche Tendenz zur zeremoniell abstrahierenden statt sinnlich evozierenden Festwahrnehmung. Der Beschreibungstext bemüht sich nicht um die Kopie eines atmosphärischen Eindrucksbildes vom Fest, sondern 1.) um das zeremoniell bedeutsame Ordnungsund Handlungskonzentrat der Veranstaltung und 2.) um die Speicherung von Sprechhandlungen und Sinnbildprogrammen im Rahmen des Festes. Die wich-
94 tige Aufgabe des Textes, alle relevanten Namen zu präparieren und Rangverhältnisse genau abzubilden, spiegelt sich darstellungsökonomisch auf der typographischen Ebene in abgesetzten Listen und Schemata. Auch in den Illustrationen, die gegenüber dem Text grundsätzlich eine Evozierungslizenz besitzen, lassen sich Verfahren bestimmen, die den Aufbau des Bildes der Darstellungsordnung des Zeremoniells unterstellen (Einzug im Mäanderschema) oder die Komplexität der Festsituation reduzieren, um den Blick auf relevante Sinnbilder zu konzentrieren (Ehrenpforten). Die Gattung bietet eine rationale Aneignungsebene des Festes, die hinter der abgeflauten sinnlichen Affizierung zum Vorschein kommt: Sie ist Fortsetzung respektive Fortschreibung des Festes.
V . D I E BRAUT ALS ERDBEERE
Poetische Hochzeitsbeschreibungen des 16. Jahrhunderts
E S ist wenig sinnvoll, einen Geburtstermin der Festbeschreibung in Deutschland zu bestimmen, da die Anlage der Gattung nicht durch formale Einheitlichkeit gekennzeichnet ist. Ihre Entstehung ist als Ausfaltung eines Spektrums von verschiedenen Diskursformen zu beschreiben, die auf bestimmte Erwartungshorizonte der Leser hin orientiert sind. Die Lesererwartungen, die je nach dem Informationsstand und der sozialen Rolle der Rezipienten unterschiedlich akzentuiert sind (die verwunderungsbereite Neugierde, das Erinnerungsbedürfnis des Festzeugen, die Zeremoniellprüfungsoptik fremder Höfe) dulden Dokumentationsalternativen. Konstituiert ist die Gattung >Festbeschreibung< nicht durch den ersten Text, der im separaten Druck über ein Fest berichtet, sondern erst, wenn sie als Textfamilie entfaltet ist.1 Der Konstituierungsprozeß der Textfamilie >Festbeschreibung< fällt in Deutschland in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zu den schmalen, nichtperiodisch erscheinenden Neuen Zeitungen, die bereits in der ersten Jahrhunderthälfte höfische Feste und zeremonielle Großereignisse dokumentierten, treten die umfangreichen, detaillierten, oft illustrierten Festbücher. Die Gattung Festbeschreibung als Textfamilie zerfällt in zwei Haupttypen: 1.) die Prosarelation, deren Ausstattungsbandbreite von der schmalen quartformatigen Relation bis zum mehrhundertseitigen, zitatgesättigten, illustrierten Festdiarum in Folio reicht, und 2.) die poetische Beschreibung, die entweder als lateinische Ependichtung bzw. Ekloge oder als deutschsprachige Reimchronik angelegt ist. Die Ausfaltung des Gattungsspektrums in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts läßt zunächst eine ausgeglichene >Wettbewerbssituation< der Dokumentationsalternativen erkennen: Zwischen 1550 und 1600 halten sich die relationsartigen und die poetischen Festbeschreibungen im casus Hochzeit zahlenmäßig die Waage. Ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts ist die poetische Beschreibung jePROSARELATION VERSUS POETISCHE BESCHREIBUNG.
' Zum rezeptionsästhetisch begründeten Begriff der Gattung als historisch-funktional definierter Textfamilie vgl. Hans-Robert Jauß: Theorie der Gattungen und Literatur des Mittelalters. In: Grundriß der romanischen Literaturen des Mittelalters. Hg. von Hans-Robert Jauß und Erich Köhler. Bd. 1: Generalites. Heidelberg 1973, S. 107-138; Klaus W. Hempfer: Gattungstheorie. München 1973 (Information und Synthese 1), S. 110-114.
96 doch eine seltene Ausnahme.2 Wenn die niichtern-faktenorientierte Topik der Relation den zierlichen Darstellungsmodus auskonkurrieren konnte, deutet sich darin nicht allein ein literarischer Geschmackswandel an. Vielmehr erweist sich auch, daß nach zeitgenössischem Verständnis die Zeremoniellberichterstattung jener Zierlichkeit nicht bedarf, mit der die panegyrische Gelegenheitsdichtung den casus würdigt. Das Zeremoniell, das ja selbst bereits als caswi-Dekoration fungiert, ist angemessen nur vermittelbar, wenn seine räumlichen Dispositionen und Handlungssequenzen möglichst umstandslos referiert werden. Zudem sind sich die poetische Festbeschreibung und die panegyrische Casualpoesie bezüglich ihres Stereotypenrepertoires sehr ähnlich. Eben diese Ähnlichkeit beförderte die Herausbildung einer Monokultur >prosaischer< Festbeschreibungen, da die höfisch-literarische Funktionsstelle einer zierlichen, enkomiastischen Fassung des casus durch die Casualpoesie3 besetzt bleiben konnte, als die Zeremoniellberichterstattung in der Regel nur noch im stilus historicus verfaßt wurde. HUMANISTEN UND PRITSCHMEISTER: D I E AUTOREN DER POETISCHEN FESTBESCHREI-
Die poetischen Festbeschreibungen entstammen zwei unterschiedlichen literarischen Milieus: Als Verfasser trifft man zum einen auf gelehrte Hofbeamte, Universitätsprofessoren, Geistliche und Lehrer, zum anderen auf einen besonderen Typ des professionellen Festberichterstatters, der sich selbst als >Pritschmeister< tituliert. Die gelehrten Autoren wählten für ihre Hochzeitsbeschreibungen vornehmlich die lateinische Sprache. Georg Sabinus, Rektor der Universität Königsberg, beschrieb die Hochzeit Albrechts von Brandenburg mit Anna Maria von Braunschweig (1550) in einer Eklogendichtung.4 Der Magister der Philosophie BUNG.
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Vgl. [Schülpli,] Kurtze/ Eygentliche vnd Warhaffte Beschreibung (Wien - Brautheimfiihrung nach Polen 1637, Nr. 80). Als Festbeschreibung disponiert, doch eher schon der Gattung >Gelegenheitsgedicht< zuzuordnen ist König, Das hohe Königliche Sicilianische Vermählungs=Fest (Dresden 1738, Nr. 175). Zur Gelegenheitsdichtung allgemein vgl. etwa Wulf Segebrecht: Zur Produktion und Distribution von Casualcarmina. In: Stadt - Schule - Universität - Buchwesen und die deutsche Literatur im 17. Jahrhundert. Vorlagen und Diskussionen eines Barock-Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1974 in Wolfenbüttel. Hg. von Albrecht Schöne. München 1976, S. 523-535; Ders.: Das Gelegenheitsgedicht. Ein Beitrag zur Geschichte und Poetik der deutschen Lyrik. Stuttgart 1977; Rudolf Drux: Casualpoesie. In: Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte. Hg. von Horst Albert Glaser. Bd. 3: Zwischen Gegenreformation und Frühaufklärung: Späthumanismus, Barock 1572-1740. Reinbek bei Hamburg 1985, S. 408-417. Georg Sabinus: DE NVPTIISILLVSTRISSIMIPRINCIPIS AC DOMINI, Domini Alberti Marchionis Brandenburgensis, primi Ducis Prußiae etc., et illustrißimas Dominae, A n n s Mariae, filiae Erici Ducis Brunsvicensis et Luneburgensis Ecloga Georgii Sabini. Iolas. In: DE NVPTIIS (Königsberg 1550, Nr. 9), Bl. A3v-A6v. Einleitung, Edition, Übersetzung und Kommentar in Lothar Mündt: Herzog Albrechts von Preußen zweite Hochzeit (Königsberg 1550) in zeitgenössischer bukolischer Darstellung. Zwei lateinische Eklogen von Georg Sabinus und Andreas Münzer (Muncerus). In: Daphnis 32 (2003), S. 4 3 5 ^ 9 0 .
97 N i k o l a u s Cisner, von Friedrich Π. von der Pfalz i m Jahr 1 5 5 2 mit einer Professur für Ethik an der Universität Heidelberg versorgt, 5 lieferte in demselben Jahr eine in lateinischen Hexametern verfaßte Beschreibung der Doppelhochzeit des Grafen Philipp ΙΠ. von Hanau-Münzenberg mit Helene, der Tochter des Pfalzgrafen Johann Π. von Simmern, und des Grafen Philipp II. von Leiningen mit A m a l i e von Pfalz-Zweibrücken, die 1551 in Heidelberg gefeiert wurde. 6 » V E R s u heroico conscripti«, 7 d.h. als lateinisches H e l d e n e p o s angezeigt, erschien 1577 eine Darstellung der z w e i Jahre zuvor zelebrierten Hochzeit L u d w i g s II. von Württemberg mit Dorothea Ursula von B a d e n aus der Feder N i c o d e m u s Frischlins, 8 seit 1567 Lektor für P o e s i e und Historiographie an der Universität Tübingen. 1585 erschien e i n e z w e i t e Hochzeitsbeschreibung von N i c o d e m u s Frischlin. 9 N a c h d e m der Autor durch inneruniversitäre F e h d e n u n d durch A u s e i n a n d e r setzungen mit d e m württembergischen A d e l i n f o l g e einer adelskritischen R e d e (De vita rustica
v o n 1 5 7 8 ) z u n ä c h s t auf e i n e S c h u l m e i s t e r s t e l l e in Laibach
>exiliert< war, kehrte er 1585 nach Tübingen zurück, in w e l c h e m Jahr der württ e m b e r g i s c h e H e r z o g seine z w e i t e H o c h z e i t beging. 1 0 D i e prompte p o e t i s c h e Würdigung d e s Festes war auf die landesherrliche Unterstützung berechnet, die Frischlin in den Grabenkämpfen mit den Tübinger Universitätskollegen bitter
s
Nach der Promotion zum Doktor der Jurisprudenz in Pisa und Tätigkeiten als Professor des Rechts und Rektor an der Universität Heidelberg sowie als Jurist am Reichskammergericht in Speyer avancierte Cisner schließlich zum kurfürstlichen Rat und Vizehofrichter am Heidelberger Hof, wo er an der kurfürstlichen Landesordnung von 1582 mitwirkte. Zu Cisners Biographie und Wirken vgl. Volker Press: Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619. Stuttgart 1970 (Kieler Historische Studien 7), S. 15 und S. 282. 6 Cisner, DESCRIPTIO (Heidelberg 1551, Nr. 10). Vgl. den Artikel in: Bibliotheca Palatina. Katalog zur Ausstellung vom 8. Juli bis 2. November 1986 in der Heiliggeistkirche Heidelberg. 2 Bde. Heidelberg 1986, Textband, S. 199f. 7 N. Frischlin, De nuptijs [...] LIBRI SEPTEM (Stuttgart 1575, Nr. 20). Vgl. Richard Erich Schade: Court Festival in Stuttgart: Nicodemus Frischlin's »Würtembergische Hochzeit« (1575). In: Daphnis 23 (1994), S. 371^107; Walther Ludwig: Frischlins Epos über die württembergisch-badische Hochzeit von 1575 und zwei neue Briefe Frischlins. In: Daphnis 29 (2000), S. 4 1 3 ^ 6 4 . 8 Zu Nicodemus Frischlin allgemein vgl. die Überblicksdarstellung (mit ausführlicher Bibliographie): Wilhelm Kühlmann: Nicodemus Frischlin (1547-1590). Der unbequeme Dichter. In: Humanismus im deutschen Südwesten. Biographische Profile. Hg. von Paul Gerhard Schmidt. Sigmaringen 1993, S. 265-288. ' N. Frischlin, De secundis nuptijs [...] LIBRI QVATVOR (Stuttgart 1585, Nr. 29). 10 Zu den Beziehungen Frischlins zum Stuttgarter Hof und zur Aufführung seines Julius Redivivus im Kontext der Hochzeitsfeierlichkeiten vgl. Richard Erich Schade: Nicodemus Frischlin und der Stuttgarter Hof. Zur Aufführung von »Julius Redivivus« (1585). In: Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert. Vorträge und Referate gehalten anläßlich des Kongresses des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Renaissanceforschung und des Internationalen Arbeitskreises für Barockliteratur in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 4. bis 8. September 1979. Hg. von August Buck, Georg Kauffmann, Blake Lee Spahr und Conrad Wiedemann. 3 Bde. Hamburg 1981 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 8-10), Bd. 2, S. 335-344.
98 nötig gehabt hätte - stattdessen mußte er sich im März 1586 durch Flucht nach Frankfurt drohenden disziplinarischen Maßnahmen entziehen. 1583 veröffentlichte Johann Ditmar, Pfarrer des Ortes Guttenshausen, eine »ECLOGA« über die Hochzeit Friedrich Wilhelms von Sachsen-Weimar mit Sophia von Württemberg, ebenso wie die Hochzeitsbeschreibung des Georg Sabinus aus der Jahrhundertmitte disponiert als fiktives Gespräch zwischen einem Bauern und einem Hirten in ländlicher Szenerie." Anläßlich der Hochzeit Johann Wilhelms von Jülich, Kleve und Berg mit Jakobea von Baden erschienen gleich drei Festbeschreibungen: neben der deutschsprachigen Relation von Dietrich Graminäus12 ein »CARMEN HEROICUM« von Albertus Lithocomus 13 und ein Text von Bernhard Moller,14 der den Schwerpunkt der historischen Erzählung allerdings nicht auf die Hochzeitsfeierlichkeiten, sondern auf die Geschichte der Dynastie des Bräutigams legt. 1799 publizierte auch Jacobus Frischlin, der jüngere Bruder des Nicodemus, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung als Schulrektor in Reutlingen tätig, eine poetische Hochzeitsbeschreibung, 15 die zwar in deutschen Knittelversen abgefaßt ist, jedoch in der Widmungsvorrede an die Braut als Vorabausgabe ausgestellt wird, der eine lateinische Version folgen solle: HOCH vnd auch Wolgeborne Fraw/ Hie bring ich ein Buoch auff die schaw. Mit Teütschen Reymen zugericht/ Wie man dann hie vor Augen sieht. Weyl es wirdt volgen bald hernach/ Jn zierlich Lateinischer sprach. Weyl aber Ewer Gräfflich Gnad/ Dieselben sprachen nicht verstaht. Vnd sunsten mehr vil guotter Gsellen/ Auffs Teütsch mir es vor Trucken wollen: Vnd Ewer Gnaden Dediciren/ Zuschreyben vnd hie Celebrieren.16
Die angekündigte lateinische Ausgabe der Drey schönen vnd lustigen Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt ist bibliographisch nicht nachweisbar. Vermutlich wurde sie nie geschrieben oder wenigstens nie gedruckt, schlicht und einfach deshalb, weil sie nicht gebraucht wurde. Das Abreißen des ohne11 12 13 14 15
16
Ditmar, DE NVPTIIS [... ] ECLOGA (Weimar 1583, Nr. 25). Graminäus, FVRSTLICHE HOCHZEIT (Düsseldorf 1585, Nr. 32). Lithocomus, DESCRIPTIO POMPAE NVPTIALIS (Düsseldorf 1585, Nr. 30). Moller, HISTORICVM [...] TAPETVM (Düsseldorf 1585, Nr. 31). J. Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt (Hechingen 1598, Nr. 39). Neudruck unter Auslassung der Illustrationen und des ersten Buches, das eine gereimte Dynastiegeschichte der Hohenzollern enthält: J. Frischlin's Hohenzollerische Hochzeit. 1598. Beitrag zur schwäbischen Sittenkunde. Hg. von Anton Birlinger. Freiburg im Breisgau 1860. J. Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt (Hechingen 1598, Nr. 39), S. 4.
99 hin schmalen Traditionsstranges lateinischer poetischer Festbeschreibungen wurde in erster Linie durch den Umstand befördert, daß das höfische Zielpublikum nicht durchgängig mit dem Latein der humanistischen Autoren vertraut war. Bei den Festbeschreibungen konnte auf ein wirkliches Lektüreinteresse gerechnet werden, insbesondere wenn der Leser als Festteilnehmer das Buch als Souvenir rezipierte bzw. im Text die Nennung seines Namens erwarten durfte. So rechtfertigt Karl Christoph Beyer, Pädagoge in Oringen, seine Übertragung von Nicodemus Frischlins De nuptiis Ludovici cum Dorothea Ursula libri septem (1577) unter anderem mit dem Argument, daß »fast in allen Fürstenhöffen/ bey Herrn/ vnd sunsten denen vom Adel/ so auff hochgedachter [...] Hochzeit selb persönlich zugegen gewesen/ nach der Translation vnd Verdeutschung/ ein sehnlich vnd sonderlich begir vnd verlangen were«. 17 Die Veröffentlichung einer lateinischen poetischen Festbeschreibung zieht das Interesse an einer deutschen Übersetzung nach sich. Nicht allein Nicodemus Frischlin betraute einen Dichterkollegen mit der Verdeutschung seines Textes, auch Johann Ditmar lieferte seine De nuptiis Friederici Wilhelmi et Sophiae ecloga in einer deutschen Alternativversion. 18 Wenn demnach Jacobus Frischlin zunächst eine deutschsprachige Hochzeitsbeschreibung der Hechinger Festlichkeiten von 1598 veröffentlichte, mußte ihm klar sein, daß der Markt damit bereits >gesättigt< war. Die größte Gruppe innerhalb der deutschsprachigen poetischen Festbeschreibungen des 16. Jahrhunderts, durchweg Reimchroniken in Knittelversen, bildet die Pritschmeisterdichtung. 1 9 Der Autortyp des >Pritschmei-
17
N. Frischlin/Beyer (Übers.), Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Stuttgart 1575, Nr. 21), S. [4]. - Beyers Übertragung ist laut Selbstaussage des Übersetzers in der Vorrede bemüht, die konstatierte metrische Schlampigkeit der zeitgenössischen deutschsprachigen Versdichtung zu überwinden: Er habe sich »sonderlich dessen beflissen/ daß in den Teutschen Rhythmis, welche den Lateinischen Iambicis trimetris sich vergleichen/ die quantitas syllabarum, souiel den accentum belangt/ fleissig/ vnd souiel jmmer müglich gewesen/ gehalten vnd obseruirt wurde« (ebd., S. [6]). Beyers Übertragung versteht sich auch als inhaltliche Überarbeitung und Kommentar. Der Übersetzer war, nachdem er im Mai des Jahres 1578 von Frischlin um die Übertragung gebeten worden war, sowohl nach Stuttgart als auch zu Frischlin nach Tübingen gereist, um genauere Informationen zum beschriebenen Hochzeitsfest einzuholen. Die Übersetzung sei dementsprechend in der Regel textgetreu, »ausserhalb/ da ich ettwas mehr/ dann in dem Latein ist/ erfahren vnd erkundigt hab/ dergleichen da es ein paraphrasin erfordert/ vnd mehrer deutung nottürfftig gewesen/ zuerklerung der Poetischen Fabeln/ deren außdeutung ich auch allweg in margine den vngelehrten vnd vnwissenden zudiensten verzeichnet habe« (ebd., S. [7]). Vgl. zu Beyers Ausgabe Donald Richard Hamilton: A Literary-Documentary Analysis of Carl Christoph Beyer's German Version of Nicodemus Frischlin's 1575 Württemberg Court Festival Description. Cincinnati 1994.
18
Ditmar, Von der Heimfart vnd Beylager [...] Gesprech (Weimar 1583, Nr. 26). Vgl. an Festbeschreibungen von Pritschmeistem im casus Hochzeit [Brun,] Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud (Leipzig 1561, Nr. 12); Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16); Ders., Ordenliche Beschreibung des [...] Fürstlichen Beylags oder Hochzeit (Graz - Wien 1571, Nr. 19).
19
100 stersFestbeschreibung< den Poeten in eine >Identitätskrise< bezüglich seiner Aufgabe versetzt, thematisiert Frischlin in einer Elegie an Vergil, die der Beschreibung unmittelbar vorangestellt ist: Auch hattestu [= Vergil; Th. R.] gar vil Poeten/ Die dir damals groß hülffe theten/ Den du allen ohn einig Schemen Zu deiner zeit nach dorfftest öhmen. Auch ist in aller Welt bekannt/ Notori in dem gantzen Landt Die Sach/ dauon du hast geschriben/ Jn allen Büchern würdt getrieben/ Da kein Poet war nie so gut/ Der nit dauon auch schreiben thut: Zu dem dir auch erlaubet war/ Vil Wörter zu erdichten gar/ Ja auch darzu selber die Sachen/ Damit dein Bücher groß zumachen. Jch aber muß new ding beschreiben/ Vnd bey der blossen Warheit bleiben/ Dergleichen vor hat niemands than/ Auch hat man mir nit zugelahn/ Ettwas darzuo zuthun mit Zir/ Mein Verß zuzieren/ glaub du mir.27
Frischlin beklagt, in Kontrastierung seiner Situation mit der Situation Vergils, zwei Aspekte der poetischen Festbeschreibung: 1.) Der Dichter hat kein Muster: Im Gegensatz zu poetischen Gattungen wie dem Heldenepos, deren Stoffe und Darstellungsformen allgemein bekannt sind, habe sich die poetische Festbeschreibung noch nicht als Gattung mit Vorbildtexten etabliert, die zur imitatio geeignet wären - und, muß man wohl im Sinne Frischlins ergänzen, zu aemulatio herausforderten. 2.) Der Dichter hat keine dichterische Freiheit: Die Pflicht zur faktenorientierten Berichterstattung verbiete die originäre Verfahrensweise des Poeten, Handlungen oder Tatbestände zu erfinden, oder in Frischlins allgemeiner Originalformulierung: »cum fictis nomina rebus I Fingere«.28 Zwar bedauert Frischlin, daß es keine (antiken) Muster der Festbeschreibung gebe, doch mit der Adressierung Vergils wird der stilistische Maßstab angedeutet, der zumindest der lateinischen Fassung der descriptio zugrundeliegen soll. Deutlich wird der Autor in einem Brief an Ludwig von Württemberg, der den Beschreibungstext in Auftrag gegeben hatte. Frischlin erkennt seine Aufgabe darin, das Fest mitt einem sollichen heroico carmine ad imitationem Virgilii, Claudiani et Statii dermassen zu beschreibenn, celebriren und riemen, daß sich alle menschenn, so inn Germania,
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N. Frischlin/Beyer (Übers.), Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Stuttgart 1575, Nr. 21), S. 13f. Vgl. N. Frischlin, De nuptijs [...] LIBRI SEPTEM (Stuttgart 1575, Nr. 20), Bl. 4r. Ebd.
103 Gallia, Hispania und Italia seinn, nicht allein ab meinem carmine, sondern viel mehr ab diesenn geschichtenn enttzettzen und hinfüro zu ewig zeitten diese hochzeitt lobenn unndt preisenn unndt nostrae Germaniae proceres nicht pro barbaris, sondern für dapffere helden achtenn und haltten sollen.29
Die Festbeschreibung als carmen heroicum orientiert sich an Vergils Aeneis und an den hexametrischen Epithalamien von Claudian und Statius. Die Qualität der imitatio soll zwar die hohe Würdigkeit des beschriebenen Sujets markieren, das literarische Reizpotential des Textes darf aber keineswegs sensationeller sein als das Fest. Der Leser soll sich »viel mehr ab diesenn geschichtenn enttzettzen«, d.h. in Anbetracht der geschilderten Fakten vor Begeisterung außer sich geraten. Der Autor soll nicht seine Stilkompetenz beweisen, sondern die Handlungskompetenz der Protagonisten, die Tapferkeit der deutschen Zeremoniellhelden - nicht nur in den Ritterspielen. Die Sorge des poetischen Festbeschreibers muß es vor allem sein, die Namen aller relevanten Personen in ihrer zeremoniellen Form und Ordnung darzubieten. Im Vorspann seiner Verse Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud (1561) Wilhelms von Nassau-Oranien mit Anna von Sachsen in Leipzig erbittet Blasius Brun daher Gottes Hilfe, Auff das ich auch möcht recht darneben Eim jden seinen Tyttel geben Eim jeden sein gebürlich Ehr Das beger ich von hertzen sehr Ob ichs vnwissent vnterlies So hab doch des Niemand verdries Das ist mein aller höchste bitt Dann aus eim Stoltz thu ich das nit.30
Die Insinuierungsformel betont, was sich von selbst versteht: Der poetische Festbeschreiber muß frei sein von eigenem Stolz, wenn es um die Reproduktion von adeliger Würde geht. Es fragt sich, welche Möglichkeiten dem Autor unter dem zeremoniellen Faktendruck der Gattung übrigbleiben, seine poetische Kompetenz zu beweisen. Hier sind die Ebenen 1.) der Textdisposition und 2.) der sprachlichen Ausschmückung und Metaphorisierung der Fakten zu unterscheiden: 1.) Der eindeutige Handlungsdiskurs des Zeremoniells zwingt zum vollständigen und chronologischen Referat ohne fiktionale Erweiterungen des Protagonistenstabs oder der Handlung. Der Festbeschreiber kann jedoch fiktive Personen und Handlungsmomente als fingierte Vermittlungsebene der Fakten in seinen
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Brief Nicodemus Frischlins an Ludwig von Württemberg vom 15. November 1575 (Eingangsdatum in die Hofkanzlei), Hauptstaatsarchiv Stuttgart, G 56, Bü 7; zit. nach Ludwig, Frischlins Epos, S. 426. [Brun,] Von dem herrlichen Einzug/Hochzeit vnd freud (Leipzig 1561,Nr. 12),Bl.A2r.Vgl. das Zitat und die Analyse der Widmungsvorrede von Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), in Kapitel IV,3.
104 Text einführen, indem er poetische Rahmenhandlungen der Zeugenschaft des Festes bzw. der Autorschaft der Festbeschreibung entwirft. Johann Ditmar etwa versieht seine Festbeschreibung De nuptiis Friederici Wilhelmi et Sophiae ecloga (1583)31 mit dem Gattungsetikett der Ekloge, das den Leser eine Hirtendichtung erwarten läßt. In der Tat wählt der Autor eine ländliche Idylle zum Ort eines fiktiven Gespräches über die Hochzeit Friedrich Wilhelms von Sachsen-Weimar mit Sophia von Württemberg. Der Bauer »Foelix«, der die Festlichkeiten in Weimar mit eigenen Augen sah, trifft außerhalb der Stadt seinen Jugendfreund »Faustus« beim Hüten der Schafe. Faustus läßt sich vom Fest berichten, fragt gelegentlich nach. Bemerkenswert ist, daß die Armut des Schäfers, die im Rahmen der Landlebensdichtung als Einfachheit positiv besetzt wird, im Rahmen der Festbeschreibung als negative Kontrastfolie der Festpracht angelegt ist. Der Pritschmeister Heinrich Wirrich als realer Autor erfindet in der Ordenlichen Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt (1568) einen Erzähler, der - im Wald verirrt und schließlich gerettet - einen allegorischen Traum von einem paradiesischen Garten hat, der München als Residenz der Wittelsbacher und Festort der Hochzeitsfeierlichkeiten Wilhelms von Bayern mit Renata von Lothringen bedeutet.32 Derselbe Autor spannt auch das Referat der Hochzeit Karls Π. von Innerösterreich mit Maria von Bayern in Wien in seiner Ordenlichen Beschreibung des [...] Fürstlichen Beylags oder Hochzeit (1571) in eine phantastische Rahmenhandlung ein: Der Erzähler macht sich von Prag nach Wien auf, weil er in erstgenanntem Ort ständig nur Weißbier statt Wein vorgesetzt bekommt. Auf seiner Reise - das kennen wir schon - verirrt er sich bis zur höchsten Not in den böhmischen Wäldern. An einem mondbeschienenen locus amoenus schläft der Erzähler ein, nachdem er sich aus einem Bach erquickt hat, und träumt von einem Götterturnier: Wie daß ich sehe hoch vnd weit Gar ein schönen zierlichen Streit/ Von der Haiden Göttinen zwar Die gewesen sind vor vil Jar Die Juna vnd Europa gleich Sah ich ein jede mit jrm Reich/ Gar zierlich vnd köstlich bereit Gantz Küniglich vnd Fürstlich kleid/ Von Golt Silber fürwar nit schlecht Gantz wol geputzt Reuter vnd Knecht/ Die ritten all auff einen Plan/ Da sah ich Fürstn vnd Herren stan/ Die all zusahen disem Streit Etlich von fernen Landen weit/ Jch sah auch wunderbarlich Thier Darnach bin ich erwachet schier/33
31 32 33
Vgl. Ditmar, Von der Heimfart vnd Beylager [...] Gesprech (Weimar 1583, Nr. 26). Vgl. hierzu ausführlich Kapitel VI,3. Wirrich, Ordenliche Beschreibung des [...] Fürstlichen Beylags oder Hochzeit (Graz Wien 1571, Nr. 19), Bl. A3v.
105 Der erwachte >Wirrich< macht sich auf, den Weg aus dem Wald zu finden, und trifft auf einen Höhleneingang, in den verschreckt ein graubärtiger Zwerg flieht. Da der Erzähler weiß, daß Zwerge gute Gastgeber sind, weil es sich bei ihnen um »gar fromme Leut« ohne »Schalckheit« handelt, die ihre Wohnungen frei von »Ratz«, »Mauß« und »Vnziffer« 34 halten, bittet er um Einlaß und wird durch enge Höhlengänge in das lichte, wohlriechende und mit Lebensmitteln wohl versorgte Zwergenreich geführt. Die Beschreibung entwirft einen christlichen Fürstenstaat der Zwerge, der gänzlich frei von Not und von gesellschaftlichen oder persönlichen Interessenskonflikten ist. Der verborgene Zwerg- respektive Zwergenstaat liefert das utopische Vör-Bild, daß der Leser bei der Schilderung der Wiener Hochzeitsfeierlichkeiten wiedererkennen soll. >WirrichWirklichkeit< präzise terminiert und lokalisiert.38 2.) Auf der Ebene der sprachlichen Ausschmückung der Zeremoniellfakten bieten die poetischen Festbeschreibungen zumeist enkomiastische Stereotypen. Der Einsatz von diversen Lobformeln, mit denen das adelige Festpersonal er-
Ebd., Bl. A4r. Ebd., Bl. A5r. Ebd., Bl. Blv. Als theorematische Träume werden im System der Traummantik prophetische Träume verstanden, die ein Ereignis unverschlüsselt und in genau der Weise erscheinen lassen, in der sie sich ereignen werden. Zur Methode und Systematik der Traummantik des Artemidor, die auch noch der frühneuzeitlichen Traumdeutung zugrundeliegt, vgl. Michel Foucault: Sexualität und Wahrheit. Bd. 3. Die Sorge um sich. Frankfurt am Main 1989 (suhrkamp taschenbuch Wissenschaft 718), S. 10-27. Die einleitende Traumfiktion, in der die Reise des Berichterstatters zum Fest motiviert wird, begegnet auch noch in der späteren Pritschmeisterdichtung, so in Wolfgang Ferbers Eigentlicher und warhaffter beschreibung eines Armbrust Schiessens zum gantzen Stande (Dresden 1610). Vgl. Bachler, Pritschmeister, S. 25f.
106
höht und die Angemessenheit und ästhetische Perfektion des Festaufwandes bestätigt wird, ist gegenüber den Prosarelationen deutlich gesteigert. Insbesondere in den poetischen Festbeschreibungen der gelehrten Autoren begegnen die geläufigen mythologischen und biblischen Transpositionen: Die heranziehende Braut nähert sich als Cybele mit ihrem Gefolge.39 Wenn der Bräutigam seiner Braut zum Empfang entgegenreitet, ist er Apollon, der Lykien verläßt, um nach Delos zu reisen, wo ihn freudige Tage erwarten.40 Die Braut verbindet die Keuschheit der Susanna mit der Vernunft und Bescheidenheit der Abigail, dem Angesicht und Habitus der Rebecca und dem Liebreiz der Venus.41 Wenn in der relationsartigen Beschreibung Prachtbilanzen gezogen werden, wird zumeist in stereotypen Wendungen die Unbeschreiblichkeit des Festaufwandes beschworen. Die poetische Festbeschreibung dagegen verfolgt eine Strategie der forcierten Evozierung und Metaphorisierung, die zur angemessenen Darstellung der Pracht gerade disproportionale Bilder einsetzt, weil die Pracht selbst - gemessen am Alltag - eine ästhetische Methodisierung der Disproportion darstellt. Der Überfluß des Festes fordert die Übertreibung des Textes. Der poetische Festbeschreiber prägt dem Leser die Großartigkeit seines Gegenstandes durch mnemotechnisch wirksame Hyperbolik ein. Bei der Vorbereitung des Stuttgarter Hochzeitsfestes von 1575 etwa habe die Menge und Bewegung der Wagen, die von allen Richtungen Speis und Trank in die Stadt schafften, den Eindruck übertroffen, den die von den Bergen stürzenden Wassermassen nach einem Wolkenbruch bieten.42 Die Metzger der Stadt hätten Mühe gehabt, sich in den glitschigen Blutbächen der zahllosen geschlachteten Tiere auf den Beinen zu halten.43 Im Rahmen der Übertreibungsstrategie ist es konsequent, daß menschliche Maßstäbe für die Erfassung der Festinszenierung nicht mehr ausreichen. Kaum noch steigerbar sind hyperbolische Vergleiche, in denen das Sinnlichkeitspotential des Festes an Extremfällen der Naturgewalten bemessen wird. Eine Salutkanonade etwa, unter der ein ganzer Schloßberg erzittert, soll einem Vulkanausbruch gleichen: »Als wann der Berg Aethna erplatzlet/ I Der dann auch offt
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Vgl. N. Frischlin, De nuptijs [...] LIBRI SEPTEM (Stuttgart 1575, Nr. 20), S. 44; N. Frischlin/Beyer (Übers.), Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Stuttgart 1575, Nr. 21), S. 127. Vgl. N. Frischlin, De nuptijs [...] LIBRI SEPTEM (Stuttgart 1575, Nr. 20), S. 55; N. Frischlin/Beyer (Übers.), Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Stuttgart 1575, Nr. 21), S. 152f. Vgl. die Beschreibung der Braut in Ditmar, DE NVPTIIS [...] ECLOGA (Weimar 1583, Nr. 25), Bl. B3r/v bzw. Ditmar, Von der Heimfart vnd Beylager [...] Gesprech (Weimar 1583, Nr. 26), Bl. C3r/v. Vgl. N. Frischlin, De nuptijs [...] LIBRI SEPTEM (Stuttgart 1575, Nr. 20), S. 21; N. Frischlin/Beyer (Übers.), Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Stuttgart 1575, Nr. 21), S. 78f. Vgl. ebd., S. 84.
107 vil fewr außspratzlet.«44 Dem gleichen Schema der Nebeneinanderstellung von Mächtigkeits- respektive Machtpotentialen folgt ein Überbietungsvergleich, in dem der irdische Festaufwand sogar die Möglichkeiten der heidnischen Götter übersteigt. Nicodemus Frischlin resümiert für das kulinarische Angebot der Stuttgarter Hochzeit von 1575, daß an Speisen und Getränken mehr vorhanden gewesen sei, als die jeweils zuständigen Götter (Bacchus als Weinlieferant, Ceres als Kornlieferantin etc.) zur Hochzeit von Peleus und Thetis mitgebracht hätten.45 Glaubt man der poetischen Festbeschreibung, so kann sich die herrscherliche potestas, die im Zeremoniell sichtbar werden soll, in Konkurrenz mit den stärksten Mächten der Natur und der höchsten Macht der Götter behaupten. WAPPEN UND BILDFORMELN: BILDER IN DER POETCSCHEN FESTBESCHREIBUNG.
Der
häufige Einsatz von Wappenbildern in den poetischen Festbeschreibungen ist danach unterschieden, ob die Signifikaten- oder die Signifikantenebene des Festes referiert werden soll: Entweder wird die dynastische Verbindung, d.h. der casus als Signifikat des Festes, durch ein Doppelwappen angezeigt, 46 oder das Fest als Versammlung >bedeutender< Personen, d.h. die signifikante Gestaltung des casus, wird als aufwendige heraldische Liste der Festteilnehmer erinnert. Heinrich Wirrich listet in der Ordenlichen Beschreybung von 1568 die dynastischen Hauptpersonen der Hochzeit sowie die fürstlichen Gäste und Gesandten in 37 Wappenholzschnitten (mit Wappensprüchen) auf und repräsentiert den anwesenden bayerischen Landadel in einer Wappentafel. Derselbe Autor berücksichtigt in seiner Ordenlichen Beschreibung aus dem Jahr 1571 neben den Wappen der hochrangigen Hochzeitsgäste auch die Wappen der Personen des Wiener Hofstaates und der Vertreter des Wiener Rats, die zum Empfang der Braut abgestellt waren. Illustrationen werden nur in wenigen poetischen Festbeschreibungen geboten. Die meisten Bilder sind in klischierten Bildformeln ausgeführt. Die mithin unspezifische Abbildungsleistung wird offenbar geduldet, weil die sprachliche Bild- und Bildlichkeitslizenz der poetischen Sprachform eine Evozierungsentlastung verzichtbar macht, wie sie die Illustrationen für die relationsartige Beschreibung leisten können.47 Die zu beobachtende Tendenz zur kompositori-
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J. Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt (Hechingen 1598, Nr. 39), S. 137. Vgl. N. Frischlin, De nuptijs [...] LIBRI SEPTEM (Stuttgart 1575, Nr. 20), S. 23; N. Frischlin/Beyer (Übers.), Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Stuttgart 1575, Nr. 21), S. 83f. Vgl. ebd., S. [8]; J. Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeit (Hechingen 1598, Nr. 39), Bl. A2r. Vgl. dazu den Abschnitt Überredung und Beweis: Zur Aufgabenteilung von Bild und Text (Kapitel VI,2).
108 sehen Klischierung bei der Abbildung einzelner Festsegmente leitet sich - der poetischen Form der Festbeschreibung entsprechend - aus der Illustrationspraxis der gedruckten Epen und Prosaromane her. Der Einsatz von Bildern in den >belletristischen< Drucken des 16. Jahrhunderts zielte nicht auf eine Imaginationshilfe in dem Sinne, daß der Text konkretisiert und ergänzt werden sollte. Die Bilder dienten im Gegenteil einer Verknappung der Textdaten bzw. ihres komplexen Imaginationsangebotes zur Anzeige von Handlungstypen (Empfang, Gastmahl, Reise, Zweikampf etc.). Die Bilder gliederten den Text als visuelles Register der Handlungen. Die dominante Zeichenfunktion der Bilder48 ermöglichte es, daß einander ähnliche Handlungssequenzen im Rahmen eines Druckes wiederholt durch den gleichen Druckstock repräsentiert sein konnten, ohne daß der Leser einer Irritation seines Illusionsflusses ausgesetzt war. Auch im Rahmen der poetischen Zeremonielldokumentation ist die Wiederholung der Druckstöcke erlaubt. Die Praxis begegnet bei der Visualisierung von Einzugsveranstaltungen. In Wirrichs Ordenlicher Beschreibung von 1571 sind die Bürgerhauptleute Christoff Wittiwer und Sebastian Hergershofer als städtische Empfangsabgeordnete durch denselben Holzschnitt abgebildet (Abb. 16). In Jacobus Frischlins Drey schönen vnd lustigen Büchern/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt werden 25 Holzschnittillustrationen (von 21 Druckstöcken) aufgeboten, um die einzelnen Einzüge der hochadeligen Hochzeitsgäste, das Trompetenblasen zum »morgen Essen«49 am Tag des Brauteinzuges und den Brauteinzug selbst abzubilden. Während es in Wirrichs Beschreibung allein Personen unterhalb der adeligen Sphäre waren, denen zugemutet werden konnte, sich einen Druckstock zu teilen, sind es bei Frischlin neben nichtadeligen Protagonisten (verschiedene Gruppen von Fußsoldaten und Musikern)50 auch Adelige, die unter ein und demselben Bild erfaßt werden können: Ein Holzschnitt, der beim ersten Einsatz einziehende Hochzeitsgäste repräsentieren soll (S. 102), wird an späterer Stelle zur Abbildung des Hechinger Hofstaats verwendet, der die Braut empfängt (S. 126). Entsprechend bezeichnet das Bild einer Kutsche, in welcher ein weiblicher Fahrgast zu erkennen ist, im Textrahmen der Seiten 108 bis 110 verschiedene anreisende Frauen von Adel und auf Seite 131 die Brautkutsche. Die Einzugskompartimente sind zu stereotypen Bildschemata gekürzt. Die verschiedenen männlichen Hochzeitsgäste von Adel begegnen in insgesamt
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Zur Zeichenfunktion statt illusionistischen Funktion des Bildes in der Frühen Neuzeit vgl. Carsten-Peter Warncke: Sprechende Bilder - sichtbare Worte. Das Bildverständnis in der frühen Neuzeit. Wiesbaden 1987 (Wolfenbütteler Forschungen 33), S. 39-136. J. Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt (Hechingen 1598, Nr. 39), S. 111. Flötist und Trommler auf S. 118 finden sich wieder auf S. 124. Die Fußsoldaten von S. 122 finden sich wieder auf S. 125.
109 acht Bildschablonen als kommunikativ einander zugewandte Dreiergruppen von kostbar gekleideten Reitern, deren Pferde jeweils identisch positioniert sind (vgl. die Abb. 17). Die Einheiten der Fußsoldaten beim Einzug der Braut finden sich zehnmal in fast gleicher Dreierformation. Auf den ersten, vom Text noch ungelenkten Blick erscheint die Illustrationsfolge - 25 Bilder drängen sich auf 31 Seiten - als ununterbrochene Folge von Einzugskompartimenten, deren Durchblättern eine Einheit der Zeit und des Ortes suggeriert. Zudem fingiert die Imaginationslogik der Reihung einen realistischen Betrachterstandpunkt. Im Gegensatz zu den zeremoniellabstrahierenden Einzugsschemata, die sich häufig in den Relationen finden (schematische Aufsicht oder Mäanderform des Zuges), stellt die poetische Beschreibung den Leser imaginativ >auf den Boden< des Festgeschehens. Was auf der Bildebene als ein einziger Einzug rezipierbar ist, bezeichnet tatsächlich verschiedene Ereignissegmente des Festes, die zu verschiedenen Zeiten stattgefunden haben. Doch die Textwirklichkeit wird bewußt durch den Kunstgriff kaschiert, die Trompeter, die am Einzugstag der Braut in der Tafelstube das Frühstückszeremoniell sequenzieren, als Berittene zu illustrieren, die ihre Pferde passend zur Laufrichtung der übrigen Einzugsbilder lenken (Abb. 18). Auf diese Weise vermag das Trompeterbild als Gelenkbild die Einzüge der Hochzeitsgäste und den Einzug der Braut zu einer einzigen großen Einzugsveranstaltung zusammenzuschließen. Die Täuschung des Lesers, bei der sich der Bilder-Zug semantisch vom Text abkoppelt, ist kalkuliert. Sie zielt auf den Eindruck eines schier endlosen Zuges, der als Pracht-Argument intendiert ist. Noch weiter vorangetrieben ist die semantische Schablonierung der Illustrationen in Blasius Bruns Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vndfreud (1561), in dem nur noch Druckstöcke Verwendung finden, die ursprünglich für andere (oder für diverse) Kontexte gefertigt wurden. Bereits der Titelholzschnitt - Gottvater führt Adam und Eva zusammen - ist ein verschieden einsetzbares ikonographisches Klischee, das im konkreten Rahmen der Beschreibung geeignet ist, sehr allgemein die Hochzeitsthematik anzuzeigen. Bemerkenswert ist der Einsatz eines Holzschnittes, der am Ende des Textes positioniert ist (Abb. 19). Die Beschreibung umfaßt 14 Blätter Text. Die Wolfenbütteler Exemplare der Festbeschreibung enthalten noch die beiden überzähligen Blätter, die bei der Quartfaltung der insgesamt vier Bögen anfielen. Um den Raum nicht ungenutzt zu lassen, wurde das erste textfreie Blatt mit einem Holzschnitt versehen, welcher der Hochzeitsveranstaltung nicht unmittelbar zuzuordnen ist, sondern nach heutigem Verständnis die Gefahr birgt, die Hochzeit >apokalyptisch< zu konterkarieren: Im Bildmittelgrund erkennt man die Silhouette einer Stadt, vor der verschanzte Artilleriestellungen verteilt sind. Stadt und Kanonenstellungen sind menschenleer. Im Bildhintergrund steigen hinter Ruinen Rauch und Feuer auf. Es handelt sich bei dem Holzschnitt ganz offensichtlich um eine Kriegsillustration, die im Rahmen
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der Einzugsbeschreibung wiederverwendet wird, um die Salutkanonade (Kanonen) beim Einzug in Leipzig (Stadtsilhouette) zu bezeichnen. Die völlige Dekontextualisierung der inneren Bildlogik ist möglich, weil der zeitgenössische Leser gewohnt ist, Bildsegmente und Bildkompositionen im Rahmen einer Zeichenfunktion der Illustration zu lesen. Das Bild wird nicht (unabhängig vom Text) als Belagerung einer Stadt wahrgenommen, sondern es wird (im Rekurs auf die Textinformationen) als visuell organisiertes, satzähnliches argumentum des Einzuges verstanden.5' Die Illustration fungiert nicht als Imaginationsanstoß, sie verlangt vielmehr eine Imaginationsreduktion auf die relevanten Bildlemmata >Stadt< und >KanonenTexterschließung< unterwirft. Wie sich das Herrschaftsverhältnis der Medien in der poetischen Festbeschreibung umkehren kann, zeigt Heinrich Wirrichs Ordenliche Beschreibung (1571) der Wiener Hochzeit Karls II. von Innerösterreich mit Maria von Bayern.52 Der Druck kombiniert die poetische Beschreibung großzügig mit kolorierten Wappenbildern, Reiterbildnissen zu Ein- und Aufzügen, großformatigen Schrägaufsichten auf Zeremoniell- bzw. Divertissementschauplätze und ausfaltbaren Gesamtansichten von Kostümaufzügen. Insbesondere bei den Schauplatzübersichten und den Aufzugsbildern sind die Praxis der unspezifischen Bildformeln und die dominante Bezeichnungsfunklion außer Kraft gesetzt, die für die Illustration poetischer Texte im 16. Jahrhundert typisch sind. Die Menge der Bilder, der Detailreichtum der Darstellung bis hin zu redundanten landschaftlichen und architektonischen Einzelheiten, die zum Teil recht qualitätvolle Zeichnung der Figuren und die sorgfältige Kolorierung bewirken, daß der Text im Rahmen einer Wirkungskonkurrenz der Medien unterliegt. In dem Maße, in dem das illusionistische Potential der konkreten Bilder den Illustrationen die imaginative Führung des Lesers in die Hand spielt, wird der Text >marginalisiertZUCHT-
WAHLhistorische Akt< der Dynastiereproduktion bzw. seine Voraussetzungen haben den Festbeschreiber nicht zu interessieren. Wie das Zeremoniell das zentrale factum brutum der Hochzeit, die copulatio carnalis, symbolisch abmildert und verkleidet,54 bietet auch der dominante zeremoniellkonforme Festbeschreibungstyp keine Beschreibung herrscherlicher Körperlichkeit, die direkt im Rahmen des Fortpflanzungsversprechens gelesen
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Vgl. J. Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt (Hechingen 1598, Nr. 39), S. 9-98. Der Anlaß des Festes ist »selbst nicht (oder nur beschränkt) planbar, nicht regulierbar und deshalb auch nicht zeremonialisierbar. Tod, Kopulation, Geburt, auch Krieg und Sieg können sich jeweils als factum brutum nicht zeremoniell ereignen, wohl aber von zeremoniellen Handlungen umrahmt werden. Durch die zeremoniellen Rahmungsakte wird eine Minderung der Brutalität des Anlaßereignisses bewirkt, eine Aussöhnung des höfischen Alltags mit der eruptiven Aufgipfelung des plötzlichen Ereignisses. Jeder höfische Festanlaß ist als unzeremonialisierbares (und nichtöffentliches) factum brutum der eigentliche Festkern, der ob seiner sakralen Qualität (als sakramentaler Vor- und Nachsorge bedürftiges Ereignis) und seiner rechtlichen Qualität (als rechtsetzendes Ereignis) zeremoniell umzirkt werden muß.« Jörg Jochen Berns, Thomas Rahn: Zeremoniell und Ästhetik. In: Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Hg. von Jörg Jochen Bems und Thomas Rahn. Tübingen 1995 (Frühe Neuzeit 25), S. 6 5 0 665, hier S. 653. Vgl. zum casus des höfischen Festes auch Jörg Jochen Berns: Die Festkultur der deutschen Höfe zwischen 1580 und 1730. Eine Problemskizze in typologischer Absicht. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift N.F. 34 (1984), S. 295-311, hier v.a. S. 301-303 und 305-307.
112 werden könnte.55 Wenn sich dagegen in den poetischen Festbeschreibungen Attribuierungen von Braut und Bräutigam finden, die als Fertilitätsmetaphern zu verstehen sind, hat man es nicht mit poetischen Subversionen zu tun, sondern mit inhaltlichen Variationen des casus, wie sie auch von der funktional und formal benachbarten Casualpoesie erwartet werden. Die poetische Beschreibung stellt die hervorragende moralische und körperliche Konstitution des Brautpaares aus. Man liest von der Schönheit der züchtigen Braut und von der Virilität des züchtigen Bräutigams. Die poetische Festbeschreibung liefert zwei Argumente für die Kopulation: Die dynastische Verbindung wird affirmiert 1.) als Wahl der höfischen Zucht und 2.) als höfische >Zuchtwahlanschließbar< im Sinne des höfischen decorum, denn sie sind beide züchtig. Die Braut sei »ehrlich erzogen schon I Züchtig rein/ keusch/ der Ehrn ein krön«.56 Sie sei Ein Ebenbild Fürstlicher Ehr Geziert mit andern Gaben mehr/ Erzogen auff von jrer Juget [!] Mit schäm vnd edelreicher Tuget [!]/57
Auch der Bräutigam beweist ein züchtiges Wesen. Er widersteht der Versuchung, seine Brautwahl durch erotisch motivierte Vorlieben für bestimmte Frauen dominieren zu lassen und damit - wie die Despoten der Antike - vom Herrn zum Sklaven seiner sexuellen Lust zu werden. Frischlin (in Beyers Übersetzung) läßt Ludwig von Württemberg in einer Brautwahlrede ausführen: Nun han wir nit than wie die Alten Heidnisch Regenten/ König/ Keyser/ Der weiten grossen Welt Durchreiser: Nicht angesehen schöne Gstalt/ Reichthumb/ Geschmuck/ Macht vnd Gewalt/ Zart Glider oder Weiblich Zir/ Auß brennend flammender Begir. Auch nit geschwind vnd vnbedacht
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Eine interessante Ausnahmetendenz in französischen Festbeschreibungen des 17. Jahrhunderts ist dargestellt bei Abby Zanger: Making Sweat: Sex and the Gender of National Reproduction in the Marriage of Louis XIII. In: Corps Mystique, Corps Sacre: Textual Transfigurations of the Body from the Middle Ages to the Seventeenth Century. Hg. von Franfoise Jaouen und Benjamin Semple. New Haven, London 1994 (Yale French Studies 86), S. 187-205. Zanger weist für Zeremoniellberichte der habsburgisch-bourbonischen Hochzeiten von 1615 und 1660 nach, daß der Schweiß, den vermutlich die während der Hochzeitsmesse getragenen schweren Zeremoniellgewänder bei der Königsbraut hervortreiben, in Anspielung auf zeitgenössische sexualmedizinische Auffassungen als Signal der sexuellen Lust der Braut auf den Bräutigam verstanden werden soll und mithin das körperliche Versprechen der Dynastiereproduktion in das Zeremoniell hineinträgt. [Brun,] Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud (Leipzig 1561, Nr. 12), Bl. A3r. N. Frischlin/Beyer (Übers.), Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Stuttgart 1575, Nr. 21), S. 36f.
113 Auß Hitz vnd Fürwitz onbetracht Jn frembdem Land ein Heurat troffen/ Jn vnmessiger Lieb ersoffen: 58
Die Kontrolle des sexuellen Begehrens bzw. die Hintanstellung besonderer Vorlieben durch den Herrscher auf Brautschau ermöglicht eine geklärte Wahrnehmung der Braut. Erst wenn der erotische Körperwunsch des Bräutigams hinter der Einsicht in die dynastische Körperaufgabe zurückgetreten ist, verliert die Schönheit der Braut ihre dynastische Redundanz. Ohne die Vorliebe als das Vorurteil der Begierde kann nun objektiv als Fertilitätsbeweis erkannt werden, was sonst nur subjektive erotische Meinung gewesen wäre. Damit kommen wir zum zweiten Kopulationsargument der poetischen Festbeschreibung. 2.) Braut und Bräutigam sind aneinander anschließbar im fortpflanzungsmedizinischen Sinne, denn sie sind offensichtlich gesund. Die Braut sei An gantzem leib so wol geziert/ Gebildet vnd geliedmasiert/ Daß meniglich sich wundert gut/ Nicht änderst dann wie Milch und Blut/59
Milch und Blut metaphorisieren vordergründig das Ideal der feinen, hellen Haut, die leicht vom darunterliegenden Blut zu röten ist. Doch das sprachliche Signal, das den vergleichenden Modus der Aussage anzeigen könnte, ist bewußt konterkariert. Der Brautkörper ist nicht wie Milch und Blut, er ist »Nicht änderst« als Milch und Blut. Diese Suggestion der substantiellen Identität statt allein Vergleichbarkeit von Braut und Körpersäften trägt unterschwellig eine programmatische Reduktion in die Brautbeschreibung hinein: Die Braut ist blutreich und mithin gesund. Sie ist milchreich und mithin zur >Brutpflege< geeignet. Kurz: Sie ist (oder birgt) das Säftereservoir, das zur Dynastiereproduktion benötigt wird. Die Braut sei lieblich - d.h. für die Liebe disponiert - wie die Venus. Sie wird als Frucht imaginiert, vergleiche sich zarten kleinen Erdbeeren. 60 Man muß seine Assoziation nicht erst durch die moderne Umgangssprache lenken lassen, um zu bemerken, daß der Gedanke an die >Vernaschbarkeit< der Frucht respektive Braut intendiert ist. Die Raffiniertheit des Bildes besteht darin, daß hier ein anständiger optischer Reiz geschildert wird, an den sich ein - ungesagtes - Begehren auf anderer sinnlicher Ebene notwendigerweise anschließt. Das Ungesagte (aber Mitgedachte), das Essen der Frucht, steht für das zeremoniell Unsagbare, den Geschlechtsakt des Brautpaares.
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Ebd., S. 36. Ebd., S. 128. Vgl. Ditmar, DE NVPTIIS [... ] ECLOGA (Weimar 1583, Nr. 25), Bl. B3r; Ders., Von der Heimfart vnd Beylager [...] Gesprech (Weimar 1583, Nr. 26), Bl. C3r: [Foelix:) »Wie zarte klein Erdbeerlein fein I Mit roth vnd weis besprenget sein/1 Wie reiff Ammern/ wens auffm Baum stan/1 Ein schön/ holdselig Ansehn han: I Also sah ich in der Gstalt zwart I Vnterm Angsicht die Braut schön/ zart.«
114 Dem Fertilitätssignal der Schönheit der Braut korrespondiert das Potenzsignal der Virilität des Helden. Johann Ditmar transponiert in De nuptiis Friederici Wilhelmi et Sophiae ecloga die zu beweisende gezügelte Tatkraft des Bräutigams in das Verhältnis von Pferd und Reiter.61 Unmittelbar vor einer zeremoniellen >SchlüsselszeneTraumreich< des Poeten und das Klangparadies des Musikers.
1. Die Hochzeit Wilhelms (V.) von Bayern mit Renata von Lothringen Im Februar und März 1568 fand in München die Hochzeit Wilhelms (V.), des Sohnes Albrechts V. von Bayern und der österreichischen Erzherzogin Anna, mit Renata von Lothringen statt.' Nachdem zunächst Verhandlungen über eine
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Zur Münchener Fürstenhochzeit vgl. Sigmund Riezler: Geschichte Baiems. Bd. 4: Von 1508 bis 1597. Gotha 1899 (Geschichte der europäischen Staaten), S. 581-584; Bernd Ph. Baader: Eine Hochzeit der bayerischen Renaissance. In: Weiße Blätter 8 (1939), S. 206-212; Ders.: Der bayerische Renaissancehof Herzog Wilhelms V. (1568-1579). Ein Beitrag zur bayerischen und deutschen Kulturgeschichte des 16. Jhdts. Leipzig, Straßburg 1943 (Akademische Abhandlungen zur Kulturgeschichte V,3), S. 27-49; Eberhard Straub: Repraesentatio
118 Heirat Wilhelms mit Dorothea von Lothringen unter anderem w e g e n einer Gehbehinderung der Brautanwärterin gescheitert waren, wurde nun - unterstützt durch den Wiener Kaiserhof - die zwei Jahre ältere Schwester Renata für die Ehe mit dem bayerischen Herzogssohn geworben. Die vom lothringischen Hof veranstalteten Verlobungsfeierlichkeiten in Blankenberg (Blämont) im Jahre 1567 waren den wenigen überlieferten Zeugnissen zufolge so aufwendig, 2 daß der bayerische Hof unter repräsentativen Zugzwang geriet. Der Alte Hof und die Neue Veste sowie die Gasthäuser der Stadt und zahlreiche Bürgerhäuser wurden für den Empfang der adeligen Gäste und ihrer Gefolge vorbereitet, der komplette bayerische Adel zur Verstärkung des Hofstaates befohlen. A m 12. Februar 1568 begann die Folge der Zeremonialakte und Divertissements: 12. Februar. Empfang der Brautmutter Christina von Lothringen und ihrer Tochter Dorothea durch Ferdinand von Bayern, Albrechts V. Sohn und Bruder des Bräutigams, und die Stadtbevölkerung von Ingolstadt 15. Februar. Einritt Erzherzog Ferdinands und seines Gefolges in München 16. Februar: Empfang der Braut Renata von Lothringen durch Ferdinand von Bayern an der bayerisch-pfälzischen Grenze und Einzug in Ingolstadt 17. Februar: Einzug des päpstlichen Gesandten, Kardinal OttoTruchseß von Waldburg, Erzbischof von Augsburg, in München 18. Februar: Einzug Erzherzog Karls II. von Innerösterreich in München 19. Februar: Einzug des kaiserlichen Gesandten Walther von Mergenthal, Deutschordensmeister; Einzug der Pfalzgräfin Dorothea in München; Ankunft der Braut in Dachau 20. Februar: Einzug der Brautmutter Christina von Lothringen und ihrer Tochter Dorothea; Einritt des Erzbischofs von Salzburg Johann Jakob; Einritt Eberhards von Württemberg; Einritt des Administrators von Freising, Ernst von Bayern; Einritt der spanischen, polnischen, kursächsischen, pfalzgräflichen, jülichischen, florentinischen und badischen Gesandten sowie der Abgesandten aus Nürnberg und Augsburg in München
Maiestatis oder churbayerische Freudenfeste. Die höfischen Feste in der Münchner Residenz vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. München 1969 (Miscellanea Bavarica Monacensia 14), S. 149-158; Karl Vocelka: Habsburgische Hochzeiten 1550-1600. Kulturgeschichtliche Studien zum manieristischen Repräsentationsfest. Wien, Köln, Graz 1976 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 65), S. 55-63; Klaus Lazarowicz: Konzelebration oder Kollusion? Über die Feste der Wittelsbacher. In: Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert. Vorträge und Referate gehalten anläßlich des Kongresses des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Renaissanceforschung und des Internationalen Arbeitskreises für Barockliteratur in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 4. bis 8. September 1979. Hg. von August Buck, Georg Kauffmann, Blake Lee Spahr und Conrad Wiedemann. 3 Bde. Hamburg 1981 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 8-10), Bd. 2, S. 301-317, hier S. 301-306; Horst Leuchtmann: Nachwort. In: Die Münchner Fürstenhochzeit von 1568. Massimo Troiano: Dialoge italienisch/ deutsch. Zwiegespräche über die Festlichkeiten bei der Hochzeit des bayerischen Erbherzogs Wilhelm V. mit Renata von Lothringen, in München, im Februar 1568 [...]. Im Faksimile hg., ins Deutsche übertr., mit Nachwort, Anmerkungen und Registern vers, von Horst Leuchtmann. München, Salzburg 1980 (Studien zur Landes- und Sozialgeschichte der Musik 4), S. 418-464; Vera Jung: Körperlust und Disziplin. Studien zur Fest-und Tanzkultur im 16. und 17. Jahrhundert. Köln, Weimar, Wien 2001, S. 230-232. 2
Vgl. Vocelka, Habsburgische Hochzeiten, S. 56.
119 21. Februar. Begrüßung der Braut durch die anwesenden Fürsten vor den Toren Münchens Einholung in die Stadt - Te Deum, Messe und Segnung des Brautpaares in der Frauenkirche 22. Februar. Frühmesse des Hofes - Trauung in der Frauenkirche durch den Erzbischof von Augsburg - Hochzeitsmahl im Langen Saal (Georgs-Saal) der Neuen Veste mit figürlichem Schauessen - Tanz im Ballhaus - Bettsetzung des Brautpaares 23. Februar: Morgengabe durch den Landhofmeister Graf Schwarzenberg - Frühmesse des Hofes mit Einsegnung des Brautpaares in der Frauenkirche durch den Erzbischof von Augsburg - feierliches Frühstück unter Musikbegleitung - Tanz im städtischen Tanzsaal (Rathaussaal) unter Beteiligung stadtbürgerlicher Familien - Schauessen 24. Februar: Geschenkübergabe an das Brautpaar - Invention der fürstlichen und adligen Ritter auf dem Schrannenmarkt (heutiger Marienplatz) - Ringrennen - Nachtmahl - Tanz - Mummerei der biblischen Patriarchen im Langen Saal (Georgs-Saal) der Neuen Veste 25. Februar: Fußturnier auf dem Schrannenmarkt - Nachtmahl - Tanz und Austeilung der Danke 26. Februar: Palienrennen auf dem Schrannenmarkt - Nachtmahl - Tanz und Austeilung der Danke 27. Februar. Auffuhrung der Samson-Tragödie des Jesuitendramatikers Andreas Fabricius mit antik-mythologischen Intermezzi - Nachtmahl - Schloßfeuerwerk 28. Februar: Kübelstechen der Hofjunker auf dem Schrannenmarkt - Nachtmahl - Schaukampfmummerei im Langen Saal (Georgs-Saal) der Neuen Veste 29. Februar: Schauessen - Tanz - maskierte Schlittenfahrt 1. März: Freitumier auf dem Schrannenmarkt - Nachtmahl - Tanz und Austeilung der Danke - Mummerei der spartanischen Jungfrauen 2. März: Scharfrennen und Kröndlgestech auf dem Schrannenmarkt - Nachtmahl - Tanz und Austeilung der Danke 3. März: Hirschjagd - Nachtmahl - Tanz 4. März: Hirschjagd - Nachtmahl - Tanz 5. März: Hasenjagd - Nachtmahl - Tanz 7. März: Fechtvorführungen in der Neuen Veste - zweites Kröndlgestech auf dem Schrannenmarkt - Nachtmahl - Tanz und Austeilung der Danke 8. März: Aufführung einer commedia dell 'arte von Massimo Troiano und Orlando di Lasso 10. März: Schlittenfahrt Als in der Vorbereitungsphase des Festes die Gäste bestimmt wurden, beschränkte Albrecht V. bewußt die Zahl der italienischen Fürsten, deren ausgeprägtem >Zeremoniellbewußtsein< er sein Fest nicht aussetzen wollte, da »sonnderlich solche außlendige fürsten mit grosser herrlichkeit vnnd pracht ire Sachen zetractieren pflegen, vnnd sy dan auch der precedenz miteinander noch vnuerglichen«. 3 Obgleich bei der Münchener Hochzeit das hohe theatertechnische, ästhetische oder programmatische Repräsentationsniveau insbesondere der italienischen Höfe nicht erreicht wurde, markieren die abgehaltenen Festlichkeiten dennoch eine konzeptionelle Wende innerhalb der deutschen höfischen Festpraxis, die sich durch die Stichworte Internationalisierung, Mythologisierung und Variation der Spielformen und des medialen Spektrums umreißen läßt. Im Rahmen des Festes wird - konzipiert durch die
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Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien: Bavarica Fase, lc, fol. 72r (Albrecht V. am 16. Juli 1567 an Maximilian II.). Zit. nach Vocelka, Habsburgische Hochzeiten, S. 61.
120 importierten Hofmusiker Orlando di Lasso und Massimo Troiano - die erste commedia dell'arte-Aufführung in Deutschland geboten.4 Bei den Turnierveranstaltungen5 läßt man aus Variationsgründen alle alten und innovativen Spieltypen passieren. Es wird das >moderne< Ringrennen veranstaltet, das ein Inventionsprogramm fordert, wobei allerdings die althergebrachte groteske und volkstümliche Motivik< der Karnevalslustbarkeiten dominiert. Die in der humanistischen Festpraxis der Romania längst obligatorischen mythologischen Programmelemente begegnen als Intermezzi der Samson-Tragödie des Jesuitendramatikers Andreas Fabricius und als Triumphpfortenprogramme auf dem Turnierplatz.6 Daß die Festlichkeiten von 1568 innerhalb des Deutschen Reiches neue Maßstäbe gesetzt hatten, zeigte sich bereits 1571, als die Wiener Hochzeit Erzherzog Karls II. von Innerösterreich mit Maria von Bayern7 nach dem Programmschema der Münchener Fürstenhochzeit inszeniert wurde.
2. Policeystaat der Freude: Hans Wagners »Kurtze doch gegründte beschreibung des [...] Hochzeitlichen Ehren Fests« (1568) Bereits vier Monate nach dem Ende der Münchener Festlichkeiten erschien bei dem herzoglichen Buchdrucker Adam Berg in München eine aufwendig illustrierte Festbeschreibung im Folioformat. Mit dem Datum vom 22. Juli 1568 widmet der Hofkanzleibeamte Hans Wagner eine Kurtze doch gegründte beschreibung des [...] Hochzeitlichen Ehren Fests seinem Dienstherrn Albrecht V.8 Wagner thematisiert in der Widmungsvorrede den befohlenen, d.h. fürstlich autorisierten Zeugenstatus, der ihn in die Lage versetzt, eine Beschreibung der Hochzeit zu liefern: Als offizielles Mitglied der Empfangsabordnungen begleitete er bereits im Vorfeld des Festes den bayerischen Herzog Ferdinand, den Bruder des Bräutigams, POETIK DER >ZIERLICHKEIT< VERSUS ZEITUNGSTOPIK.
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Vgl. hierzu Fritz Moser: Die Anfänge des Hof- und Gesellschaftstheaters in Deutschland. Berlin, Leipzig, Wien 1940 (Theater und Drama 16), S. 41^*3. Zu den Turnieren auf der Münchener Fürstenhochzeit vgl. Helen Watanabe-O'Kelly: Triumphall Shews. Tournaments at German-speaking Courts in their European Context 1560-1730. Berlin 1992, S. 32-34. In der Planungsphase des Festes hatte Albrecht V. offenbar sogar mit dem Gedanken an ein umfangreiches Triumphpfortenprogramm gespielt, wie es in Deutschland noch nicht gebräuchlich war. Er ließ sich in einer ausführlichen (anonymen) Abhandlung (Geheimes Hausarchiv München: 593/11, fol. 367) über Geschichte, Morphologie und Herstellung von Triumphbögen informieren. Vgl. Baader, Der bayerische Renaissancehof Herzog Wilhelms V., S. 37. Vgl. Vocelka, Habsburgische Hochzeiten, S. 47-98. Zu Wagners Festbeschreibung vgl. Dieter Breuer: Höfische Sprache und Sprachwandel in Festbeschreibungen des Münchener Hofes. In: Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert, Bd. 2, S. 81-88, hier 84-86.
121 welcher der Brautmutter Christina von Lothringen und deren Tochter Dorothea sowie der Braut Renata von Lothringen entgegengesandt wurde. Die Intention der Beschreibung wird als Ruhmesakkumulation der bayerischen Dynastie bestimmt: Dieweil dann auß E. F. G. gnedigem beuelch/ ich als derselben vntertheniger diener/ nit allain domals/ sonder auch hemach in gehaltner Fürstlicher hochzeit bey allen Ritterspilen/ vnd andern angestelten freüden zugegen gewesen bin/ hab ich vnterthenigklich bedacht/ es wurde E. F. G. auch deren geliebstem Son hochgemeltem meinem gnedigen Herren/ Hertzog Wilhalm etc. vnd gantzer Fürstlicher fraintschafft rumlich sein/ do solcher Fürstlicher Ehrentag mit seinen gehaltnen Triumphen/ Ritterspillen/ Turnieren/ Rennen vnd Stechen/ auch andern dergleichen loblichen kurtzweilen/ vnderschidlich beschriben wurde. Vnnd wiewol dises werckh ainen geschickten vnd solchen Mann erfordert/ der alles was sich hierinn verloffen/ wie es am zierlichisten verordnet vnd verlieht worden ist/ auch zum zierlichisten an tag geben/ vnnd für die äugen stellen khönte/ so hab ich jedoch (vnangesehen das ich mich meiner Jugent halben für den selben gar nit erkhenn) allain auß vndertheniger zunaigung vnd zu gehorsamer erkhanntnus von E. F. G. mir bißher erwißner vilfeltiger genediger wolthaten vnnd gnaden/ nit vnderlassen mögen/ souil ich erfaren/ kurtzlich zubeschreiben/ Vnnd solches E. F. G. als meinem genedigen Fürsten vnd Herren/ vnderthenigklich zu Presentiren vnd zuubergeben.®
Wenn der Autor am Ende des Textes sein Werk noch einmal als »gleichwohl schlechte/ vnnd nit so zierliche/ als es dises werck wol erfordert/ doch gewisse vnnd warhaffte beschreibung« 10 einschätzt, so sind die Ausweise der Bescheidenheit in Widmung und Beschluß nicht als bloßer Bescheidenheitstopos zu erledigen. Sie offenbaren vielmehr ein gattungstypologisches Bewußtsein, das die topischen Alternativen der Gattung Festbeschreibung zwischen der Faktizität des nüchternen Berichts und der ästhetischen Leistung rhetorischer Evozierung des Festes bestimmt. Als originäre rhetorische Aufgabe der Beschreibung benennt Wagner das ästhetische Komplement des festlichen decorum (>Zierlichkeitbloßen< Zeitung zur cfeconimbewußten, prächtigen Festbeschreibung wird von Wagners Buch jedoch auf zwei Weisen geleistet. Zum einen wird der Evozierungsanspruch auf das Bildmedium ausgelagert und in Form von 15 großformatigen, kolorierten Eisenradierungen eingelöst, die dem Textteil eingestreut sind (dazu ausführlicher unten). Zum anderen wird die geforderte stilistische Amplifikation der Berichterstattung zur >Beschreibung< in eine Faktenamplifikation umgewidmet, in der Detailinformationen zur Ornamentfunktion neigen - und zwar dann, wenn sie für die historische Dimension des dynastischen Ereignisses eigentlich bedeutungslos sind. Indem das topische Kriterium der Nachrichtenwürdigkeit in einem solchen Maße erweitert wird, daß beispielsweise noch jeder angereiste Stallknecht und Pastetenkoch mit Namen verzeichnet werden muß, verfolgt die relationsartige Festbeschreibung die decorum-Strategie, das Fest durch Überinformation zu würdigen und zu schmücken. Die Festbeschreibung ist amplifizierte Zeitung. Die nichtperiodischen - wie später die periodischen - Zeitungsformen neigen auch deshalb dazu, bei Zeremoniellberichten mit sinnlich evozierenden Details zu sparen, weil das Ablaufschema der Zeremonielle den Lesern prinzipiell bekannt ist. Berichtswürdig sind dagegen einerseits Konflikte und Kontingenzen, welche die Ordnung der Zeremonielle stören, und andererseits >Hintergrundinformationenoffizieller< Festberichtstopik herausfallen müssen, werden dagegen für die Öffentlichkeit der Leser unsichtbare Details im Überfluß geboten, besonders wenn sie den organisatorischen Hintergrund der Festveranstaltung beleuchten. Die Beschreibung beginnt mit einer ausführlichen Passage über die »Vorberaitung zu dem angehenden Fürstlichen Hochzeittag«, in welcher sowohl die Freigebigkeit als auch die logistische D E R FESTORT ALS ORDNUNGSUTOPIE.
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Vgl. Ina Timmermann: Gesandtschaftszeremoniell zwischen Konfliktlösung und Konfliktproduktion. Die Berichterstattung über die »türkische« Gesandtschaft in Wien. In: Zeremoniell in der Krise. Störung und Nostalgie. Hg. von Bernhard Jahn, Thomas Rahn und Claudia Schnitzer. Marburg 1998, S. 89-99.
123 u n d p o l i c e y l i c h e Voraussicht d e s g a s t g e b e n d e n Herrschers e v i d e n t w e r d e n soll: 1 3 ALS die zeit der Fürstlichen Hochzeittag herzu genahet/ vnnd man nun mehr der Durchleuchtigisten Fürstin/ Frewlein Renata/ Hertzogin inn Lothringen/ etc. als Fürstlicher versprochner Braut/ sampt anderen hierzu berueffnen vnnd geladnen/ Potentaten/ Fürsten vnnd Herren ankonfft gewart/ ist erstlich auff fleissiger berathschlagung der Sachen/ statliche fürsehung vnnd Ordnung gemacht worden/ wie vnnd was gestalt/ auch mit was zier vnnd herrligkeit denselben entgegen geritten/ wie sie entpfangen/ inn die Statt verglaitet/ daselbs zum gelegnisten einforiert/ vnd mit allen ehren vnd wirden/ in freuden vnd kurtzweil (von wölchen vnderschidlicher bericht hemach folgt) sollen erhalten werden. Wie dann hierauff die Zimmer nit allein in der newen vnd alten Vest/ sonder auch in allen denen Heüsern/ in wölche die geladnen Potentaten/ Fürsten vnd Herren/ oder deren gesandte einlosiert gewest/ als bald mit köstlichen Tapetzereien/ vnnd anderer herrlicher zier/ geschmückt/ darzu zu Kuchen vnd Keller so reichliche beraitschafft gethon worden/ das man nit allein zu aller notturfft/ sonder auch zu wollust vnd eines jeden begirde gefast gewesen. Dergleichen vnnd domit auch vnangesehen der grossen anzal der erscheinenden personen/ sonst menigklich nach statten tradiert wurde/ vnnd sich niemand ainiches abgangs zubeklagen hette/ ist bey den Wirten vnd andern solcher vorrath/ auch beschaidene gute Ordnung/ fürgenommen/ darab jederman/ so in den Herbergen hin vnd wider gespeist vnd außgelöst worden/ ein völligs wolgenügen/ vnd gefallen getragen. Vnd dann zu guter befridung/ auff das auch zwischen den frembden vnnd andern ainicher vnwill nit erfolge/ oder da es je geschech/ mit ehestem gestilt/ vnnd frid gemacht wurde/ ist vber anzündung der Fewerpfannen in allen gassen/ auch ein starcke vnd solche wacht zu Roß vnd Fuß/ sampt einem Prouosen verordnet/ darzu mit leuten so der frembden sprachen erfaren gewest/ besetzt/ das sie sich in die gassen außtheilen/ vnd in allen zufallenden nöten bey tag vnnd nacht an der hand sein mögen/ vnd was andere dergleichen nützliche fürsehung vil mehr sein.14 Der Festort ist Ordnungsutopie, ein Policeystaat der »freude«, in d e m qua fürstlicher Organisation die a n t h r o p o l o g i s c h e n D e f i z i e n z e n H u n g e r u n d A g g r e s s i o n a u s g e s c h a l t e t w e r d e n . D i e F e s t g e m e i n s c h a f t findet e i n e n Ort vor, in d e m die » w o l l u s t « zur N o r m der B e d ü r f n i s b e f r i e d i g u n g wird. D i e fürstliche Ordn u n g s m a c h t erschafft e i n e ideale G e g e n s c h ö p f u n g zur dürftigen Natur. Dieter Breuer hat zurecht auf die Parallele z w i s c h e n der »nützliche[n] fürsehung«, deren B e f e h l s k e t t e b e i m Fürsten beginnt, und der göttlichen Vorsehung h i n g e w i e s e n u n d daraus d i e A u f g a b e d e s F e s t b e s c h r e i b e r s abgeleitet, » d i e p l a n v o l l e Ordnung d e s Festes, die den Herrn d e s Festes preisen soll w i e die Weltordnung den Schöpfer, a n g e m e s s e n darzustellen«. 1 5 M e h r noch: D e r Fürst agiert nicht allein nach d e m Vorbild d e s S c h ö p f e r s , er konkurriert mit d i e s e m , i n d e m er
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14 15
Die Freigebigkeit des Fürsten ging freilich faktisch zu Lasten der Stände, die für die Versorgung der Gäste und ihrer Gefolge im Land aufzukommen hatten. Vgl. Riezler, Geschichte Baierns, Bd. 4, S. 581: »Die Stände hatten 100000 fl. Hochzeitskosten bewilligt; dieselben beliefen sich aber, wie dem Landtage 1570 erklärt wurde, mit Einschluß der den fürstlichen Gästen ersetzten Reisekosten auf 190000 fl. [...] Allein für die Dienerschaft der fürstlichen Gäste, die bei den Münchener Wirten einquartiert war, wurden 31774 fl. (für den Kopf täglich 48 kr.) bezahlt.« [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 3r. Breuer, Höfische Sprache, S. 85.
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göttlich gesetzte Grenzen durch seine organisatorische Leistung überwindet, sei es, daß die »Feuwerpfannen in allen gassen« die Grenze zwischen Tag und Nacht aufheben, sei es, daß die omnipräsenten Dolmetscher die babylonische Sprachverwirrung überwinden. Die Klammer, die durch die Passage zur Vorbereitung des Festes geöffnet wird, schließt sich gegen Ende des Buches, wenn Wagner resümieren kann: Jst Gott dem Allmechtigen sonderlich lob vnd danckh zusagen/ das alles in gutem frid vnd ainigkeit/ darzue one ainiche Feurs gefar oder Rumor/ vnder souil frembden vnnd mancherlay volckh abgangen. Vnd in sonderhait/ das solches durchauß gespeist/ vnd dem wenigisten als dem maisten genug gegeben ist/ wie dann in den hieuor vermelten Burgersheüsem/ darein die Fürstlichen gesandten vnd Potschaffter losiert gewest/ allenthalben durch anordnung vnd verschaffen/ hochgedachts Hertzog Albrechts in Bairn/ etc. sondere kuchen auffgeschlagen/ vnd bey denselben gar statliche fürsehung mit aller notturfft/ Ja auch zu allem wollust von Welschen früchten vnd anderm gethon/ darzue gar kostliche Wein dermassen auffgetragen worden. Das sich/ wie man es bekhommen mögen/ menigklich verwundert.16
Die zitierte Einleitungspassage der Festbeschreibung und das Schlußresümee des Buches offenbaren Wagners >organisatorische Ästhetik< des Festes. Repräsentatives Zentrum des Festes ist die bewältigte Menge der Gäste bzw. die Befriedigung ihrer »wollust«, wobei die mögliche Aporie zwischen dem anarchischen Faktor überschießender Sinnlichkeit und der Ordnung des Zeremoniells gebannt werden muß. Wirkungsziel der perfekten Organisation ist die Verwunderung. In der Zeremoniellpsychologie des frühen 18. Jahrhunderts, welche auf die Zeremoniellpraxis der Vergangenheit rekurriert, gilt, wie in Kapitel I dargestellt, die Verwunderung als Folge sinnlichkeitsgestützter zeremonieller Inszenierungen und als affektive Vorstufe der Hochachtung. Die Verwunderung ist Folge einer Stimulation der Sinne. Wenn sich bei Wagner dagegen »menigklich verwundert«, wie man rare Weine, Südfrüchte etc. heranschaffen konnte, verschiebt sich der wirkungsästhetische Akzent des Festes. Nicht der Genuß des festlichen Sinnesangebotes erwirbt dem Hof Hochachtung, sondern die Reflexion darüber, welcher organisatorische Aufwand zur Bereitstellung der Genußmöglichkeiten nötig war.
16
[Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 65v. - Vgl. den »Beschlus« in [Brun,] Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud (Leipzig 1561, Nr. 12), Bl. D2r/v: »Vnd das es auch friedlich damebn I Jst zugangen in dieser freudt I Keinem menschen geschehen leid I Auch on vnzucht/ hadder vnd zanck I Des sagen wir Gott lob vnd danck I Hirbey woln wirs also lasn bleibn I Zu eim beschlus wil ich noch schreibn I Wie vil pferd von Hoff sind gespeist I Wie der Futter zettel aus weist I Der sind sechs tausent in der zall I Darzu sechs hundert allzumall I [... ] I Nun kan man wol hierbey verstan I Wie viel der Pferdt/ also viel man I Seind auch zu fuss viel gangen her I Aus Stetten/ Dörffern nah vnd fer I Dieses Volck alles ist gespeist I Auffs Churfürsten kost allermeist I Dann einer holt auff sein Person I Jr drey hetten genug davon I Also reichlich ward do gespeist I Darin man den Churfürsten preist I Viel armer Leut gespeiset hat I Alle Menschen die waren satt.«
125 Das explizite Interesse Wagners für organisatorische Belange des Festes ist sicherlich durch seine aktive Rolle bei den Festvorbereitungen bzw. bei der Einholung der fürstlichen Gäste motiviert. Seine Tätigkeit als Kanzleibeamter brachte ihn in Kontakt mit logistischen Textsorten, die er als Zitate der Beschreibung implantiert. Die erste Hälfte der Festbeschreibung ist daher zu einer >Furierlistenanthologie< geraten: Im Anschluß an die zitierte OrganisationsPassage reproduziert Wagner zunächst eine hierarchische Namenliste aller »Grauen/ Herren/ Ritter/ vnd vom Adel/ auch Pfleger/ Prouisoner/ vnd ander ausser vnd jnner des Fürstenthumbs/ so auff Hertzog Wilhelms in Bayern/ etc. Hochzeit berufft/ beschriben vnnd erfordert worden sein«,17 um durch sie (und ihre 366 Pferde) den »für sich selbs groß vnnd ansehlich[en]« 18 Münchener Hofstaat noch zu vergrößern. Danach wird der Empfang der Brautmutter und zu einem späteren Zeitpunkt - der Braut im bayerischen Grenzort Ingolstadt sowie die Ankunft verschiedener fürstlicher Hochzeitsgäste in München in konzentrierten Berichtspassagen angezeigt, in denen die geforderten zeremoniellen Ehrenbezeigungen (Salutschüsse, Ehrenformationen, Begrüßungsreden, Fanfaren) gleichsam abgehakt werden. Es folgen jeweils ausführliche, aus Furierzetteln gewonnene Listen der fürstlichen Gefolge, in denen sämtliche Namen verzeichnet sind. Die insgesamt 10 Namenlisten sind größtenteils nach den Ämtern rubriziert. Erzherzog Ferdinand reitet am 15. Februar in München ein und führt mit sich: 17 Hoff vnd Cammer Rüth, 4 Munschenckhen, 2 Fürschneider, 11 Drucksessen, 5 Chammerdiener, 18 Ander Herren vom Adel so nit Ambter haben, 4 Secretari, 1 Cantzleypersonen, über 30 Personen aus der Sparte Kuchen und Keller, 12 Personen der Sparte Wagenroß, 32 Eruorderte Grauen Herren vnnd Adels Personen auß Schwaben, Auß den vntern Landen und Auß Beham vnd Tyrol samt ihren 749 Pferden. Erzherzog Karl reitet am 18. Februar in München ein und führt mit sich: 18 Räthe, 10 Chamerer, 5 Munschencken, 8 Trucksessen, 6 Fürschneider, 4 Cammerdiener, den Obristen Silbercammerer, 3 Silberdiener, den Hoffcantraroleur, den Vnder Silbercammerer, den Diener auf der Cammer, den Hoffdoctor, 6 Caplän, den Leibbarbierer, 4 Cantzleyschreiber, den Tappesier, 2 Chammer vnd Zimmer Thürhüeter, den Pfeningmaister, den Quarttier vnd Postmaister, den Camerfurier, 2 Hoffurier, den Liechtcamerer, den Obristen Musicus, 12 Trometer, 2 Zinckhen Blaser, den Gardaroba, wenigstens 9 Personen der Sparte Stall, den Camerhaitzer, den Leibapoteckher, 4 Personen von Jrer F. D. Kuchel, 8 Köch, 4 Personen der Sparte Keller, 7 Laggeien, 3 Rath Thürhüter, den Prouos, 3 Kutscher Ainspennig, 34 Gwardi, 23 Diener vom Adel/ one Ambter, 24 Landleut so durch jr Fürst: D. beschriben worden/ vnd bey disem einritt zugegen gewesen sein, 4 Handwercher, 2 Weschin, 4 Cammer Trabanten und 3 Taffei diener samt ihren 753 Pferden. 17 18
[Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 3v-6v. Ebd., Bl. 3r.
126 Das organisatorische und zeremonielle Vorspiel der eigentlichen Hochzeitsfeierlichkeiten (Empfänge, Einritte, Einquartierungen) beansprucht fast die Hälfte der Beschreibung (29 von 67 Bll.). Die Aufzählungen der Namen und die Summierung der Pferde wollen und sollen kein Ende nehmen, denn der zur Versorgung der Gäste erforderte materielle und organisatorische Aufwand soll die Vorstellungskraft des Lesers übersteigen. Die Überinformation dient als Argumentform der unbegrenzten fürstlichen Freigebigkeit. Der Repräsentationswert der Veranstaltung bemißt sich im ersten Teil von Wagners beschreibung gewissermaßen in Pferdestärken. ÜBERREDUNG UND BEWEIS: D I E AUFGABENTEILUNG VON BILD UND TEXT.
In der
Mitte des Buches allerdings, an jener Stelle, an der die bedeutsamen Kernhandlungen der Hochzeit beginnen, kippt die dominant unanschauliche Beschreibungsstrategie. Auf der Folie des imaginativen Vakuums, das der Text bietet, entfaltet sich die erste von 15 Illustrationen,19 großformatige, kolorierte Eisenradierungen von Nikolaus Solis:20 Das Blatt (Abb. 20) zeigt die Einholungsszenerie vor den Toren Münchens am Samstag, dem 21. Februar 1568. Der Druck von drei Platten, in einem Format von 36 χ 147 cm, ist mehrmals eingefaltet. Die linke Hälfte des Bildstreifens ist einer ephemeren Zeremoniellkulisse aus zwei mit Wappen markierten Zelten - der bayerischen und der lothringischen Dynastie - gewidmet, die in einem Abstand von »dreissig schritt«21 voneinander aufgestellt waren. In dem Zelt, das der Stadt zugewandt lag, wartete Wilhelm auf seine Braut, die nach ihrer Ankunft von Dachau zuerst in das
" Ebd., vor Bl. 30 (Empfang der Braut vor den Toren Münchens); vor Bl. 32 (Segnung des Brautpaares in der Münchener Frauenkirche); vor Bl. 34 (Trauung: Die Brautleute tauschen Ring und Kranz vor dem mittleren Altar der Münchener Frauenkirche); vor Bl. 35 (Trauung: Ordnung der Hochzeitsgesellschaft im Chor der Münchener Frauenkirche); vor Bl. 35 (Hochzeitsmahl: Brauttafel im Langen Saal der Neuen Veste); vor Bl. 38 (Tanz der Hochzeitsgesellschaft im Münchener Rathaussaal); vor Bl. 41 (Aufzug zum Ringrennen auf dem Münchener Schrannenmarkt); vor Bl. 44 (Mummerei im Langen Saal der Neuen Veste); vor Bl. 45 (Fußturnier auf dem Münchener Schrannenmarkt); vor Bl. 52 (Palienrennen auf dem Münchener Schrannenmarkt); vor Bl. 55 (Kübelstechen auf dem Münchener Schrannenmarkt); vor Bl. 56 (Schaukampfmummerei im Langen Saal der Neuen Veste); vor Bl. 59 (Freiturnier auf dem Münchener Schrannenmarkt); vor Bl. 62 (Scharfrennen auf dem Münchener Schrannenmarkt); vor Bl. 63 (Kröndlstechen auf dem Münchener Schrannenmarkt). 20 Die Umrißmanier der Radierungen mit breiten Schraffuren und großen Weißflächen ist bereits auf eine Kolorierung angelegt. Da der Augsburger Kupferstecher und Radierer Nikolaus Solis (um 1542-1584) 1570 vom Münchener Hofzahlamt nachweislich eine Nachzahlung von 204 fl. für seine Arbeit an der Festbeschreibung erhielt, sind die Radierungen vermutlich höfische Auftragswerke. Zu Nikolaus Solis und zu den Illustrationen zur Münchener Hochzeit vgl. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Hg. von Hans Vollmer. Bd. 31. Leipzig 1937, S. 247f. 21 [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 30v.
127 andere Zelt eintrat. Zum Empfang traten Braut und Bräutigam mit ihren Begleitungen aus den Zelten und trafen in der Mitte zwischen ihnen zusammen, wo nun der spanische Gesandte, Karl von Zollern, die Begrüßungsansprache auf Französisch hielt.22 Die Illustration stellt die Begrüßungsszene dar. Die rechte Hälfte des Blattes, die im oberen Drittel ganz von der Stadtsilhouette Münchens überfangen wird, zeigt den beginnenden Einzug in die Stadt, der vorbei an Salutkanonade und militärischer Ehrenformation - von links nach rechts zieht, um sich am äußeren Bildrand in einem weiten Bogen dem Zielort am Horizont zuzukehren. Die Öffnung des kompletten Bildstreifens erfordert 5 Aufklappbewegungen, in denen die manuelle Tätigkeit des Betrachters narrativ funktionalisiert wird, denn die Folge der Bildsegmente, die sich nach und nach offenbaren, läßt sich als zeremonielle Ereignisfolge von 1.) Begrüßung der Braut und 2.) Einzug imaginieren, wobei der Einzug zusätzlich zeremoniell sequenziert rezipierbar ist als Folge von 1.) Salutkanonade, 2.) Abreiten der Ehrenformation und 3.) Einritt in die Stadt. Alle illustrierten Festsegmente der beschreibung, die auf den Brauteinzug folgen, sind in einer >auktorialen< Schrägaufsicht gegeben und in dominante Architekturkulissen hineingestellt (Frauenkirche, der Lange Saal der Neuen Veste, der Rathaussaal, der Münchener Schrannenmarkt), welche die Hälfte, manchmal zwei Drittel der Bildhöhe beanspruchen. Die verschiedenen Divertissements, die im Langen Saal (Hochzeitsmahl und zwei Mummereien) und auf dem Markt (Ringrennen, Fußturnier, Palienrennen, Kübelstechen, Freiturnier, Scharfrennen, Kröndlgestech) stattfanden, sind identischen architektonisch-topographischen Bildformularen eingezeichnet (vgl. die Abb. 21 und 22). Diese Bildformulare, in denen die Herrschafts-Räume von Residenz und Residenzstadt überpräsent sind, transformieren die festorganisatorische >Kanzleitopik< der Wagnerschen beschreibung insofern in das Bildmedium, als in ihnen zuvorderst die Gastgeberrolle des bayerischen Hofes bedeutet und erinnert wird. Die Überpräsenz des Schauplatzes tendiert zur Marginalisierung des Geschehens. Wenn die Turnierillustrationen durchblättert sind, ist die siebenmal wiederholte topographische Schablone des Stadtraums, den der Hof durch einen ephemerarchitektonischen Rahmen (geschmückte Abschrankung und Ehrenpforten an den Stirnseiten des Platzes) besetzt hält, dem Gedächtnis eingraviert, die verschiedenen Divertissements sind es nicht unbedingt. Die Erinnerung des Festes wird weniger an die ephemeren Ereignisse geheftet, als vielmehr an den dauerhaften Festort, der die Dynastie der Wittelsbacher chiffriert. Die mnemonische Objektivierung der Festtopographie in den Turnierillustrationen des Nikolaus Solis entspricht einer generellen Entwicklung bei der
22
Vgl. Baader, Der bayerische Renaissancehof Herzog Wilhelms V., S. 41f.
128 Darstellung des Sujets:23 Im Laufe des 16. Jahrhunderts verlagert sich in den druckgraphischen Präsentationen von Turnierveranstaltungen das Interesse des >öffentlichen< (als veröffentlichten) Blicks auf das Turnier vom eigentlichen Kampfgeschehen auf den Turnierschauplatz.24 In den illuminierten Turnierbüchern und in den druckgraphischen Illustrationen zu frühneuzeitlichen Epen bzw. Prosaromanen wird der Blick auf die Turnierritter enggeführt, weil hier die Leistung des Kämpfers, ob reale Adelsperson oder fiktiver Held, evident werden soll. Die Bilder erfassen in seitlicher Ansicht allein die Reiter und ihre Pferde; bei Zweikämpfen ist die Anlaufstrecke ausgeblendet. Der Schauplatz wird durch knappe Bildformeln - eine Handvoll Zuschauer vor einer Absperrung, ein paar Musiker an einem Fenster - nur angedeutet. Die Illustrationen zielen insbesondere darauf, die Transitorik von Stoß und Fall durch besondere bildsyntaktische Mittel (Zerlegung einer Bewegungssequenz, simultane Darstellung aufeinanderfolgender Bewegungsmomente) zu evozieren. Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts gerät der eigentliche Kampf mehr und mehr zugunsten einer Blickfelderweiterung auf die rahmende Schauplatzarchitektur aus dem Bück. Die Turnierveranstaltung erscheint in totaler Schrägaufsicht. Der Betrachterstandpunkt erhebt sich über den Standpunkt des abgebildeten Publikums in den Luftraum, während die Betrachterposition in den früheren Holzschnittillustrationen immer noch als reale plausibel gemacht wurde. In den Druckgraphiken nach der Jahrhundertmitte beginnt die Architektur des Veranstaltungsortes das Profilierungsspiel der Turnierteilnehmer optisch zu dominieren, ja zum Teil zu >überwucherntotalen< Schrägaufsicht unkenntlich, umklammert sie (herrschafts)architektonisch, verkleinert sie zu Füllelementen des Bildes. Nunmehr ist der Schauplatz nicht mehr bloßes Mittel des Spiels, sondern das Spiel ist massenornamentales Mittel des Schauplatzes, der den Gastgeber des Turniers bzw. die gastgebende Dynastie >behauptetobjektiven Gestus< der Relation mit dem Geist des Archivs zu verbinden. Wenn es ihm möglich ist, objektiviert er in seiner beschreibung die Erinnerung an das Fest durch die Implantierung von Textsorten, die Teil der Festorganisation und des Festverlaufs waren. Nach den oben genannten Furierlisten integriert Wagner eine deutsche Übersetzung der französischen Begrüßungsrede, mit der die Braut vor München willkommen geheißen wurde,34 sowie die Kartelle, Turnierartikel, Turnierpreislisten und Ergebnislisten zum Ringrennen, Fußturnier, Palienrennen, Freiturnier, Scharfrennen und Kröndlstechen.35 Die Kurtze doch gegründte beschreibung des [...] Hochzeitlichen Ehren Fests von Nikolaus Solis und Hans Wagner verbindet zwei mediale Optionen der Festbeschreibung, die Delineation und die Relation, zur Doppelstrategie von Überredung und Beweis. Die großformatigen farbigen Illustrationen evozieren die optische Ebene des festlichen Sinnesangebotes. Sie bestechen - wie das Fest - die Sinne. Der Text dagegen objektiviert das Fest. Er hält sich an Orte, Zeiten, Namen, Mengen, Werte, Titel und Präzedenzen. In ihm laufen die Nüchternheit des Relationenschreibers, die Nachweistreue des Historiographen und das Zeremoniellbewußtsein des Kanzleibeamten zusammen.
3. Das Fest - (k)ein Traum: Heinrich Wirrichs »Ordenliche Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt« (1568) >POETISCHE FREIHEIK VERSUS FAKTENDRUCK. Während Wagner als Hofbeamter und »Cantzley verwonter«36 sich einen professionellen Begriff vom Fest macht, indem er es zuvorderst als glücklich gelöste Organisationsaufgabe vorführt und über weite Strecken mittels >objektiver< Textzeugnisse des Festes (Furierlisten, Kartelle, Turnierartikel) archiviert, gehörte für den Gelegenheitsdichter Hein-
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34 35
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Ebd., Bl. 36r-37r. Ebd., Bl. 38r/v. Ebd., Bl. 40r-41r (Ringrennen); Bl. 45r-46r (Fußturnier); Bl. 51v-52r (Palienrennen); Bl. 58v-59v (Freiturnier). Ebd., Bl. 31r. Ebd., Bl. 39v-43r (Ringrennen); Bl. 44r-50r (Fußturnier); Bl. 50v-53v (Palienrennen); Bl. 56r-61r (Freiturnier); Bl. 62r-63v (Scharfrennen und Kröndlstechen); Bl. 64r-65r (zweites Kröndlstechen). Ebd., Bl. 2v.
131 rich Wirrich37 das poetische Lob von Festveranstaltungen zum Berufsbild. Wirrich, im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts im schweizerischen Aarau geboren, wechselte nach einer Weberausbildung in das Fach des >PritschmeistersAudienz des Kaisers< von Heinrich Wirri. In: Archiv für Litteraturgeschichte 7 (1877/78), S. 361-368; Ernst Zschokke: Ueber den Aarauer Poeten Heinrich Wirri. Aarau 1895; E. Hoffmann-Krayer: Heinrich Wirri. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 25. Berlin 1910, S. 385-387; Gustav Bebermeyer: Pritschmeister. In: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. 2., neubearb. Aufl. Hg. von Werner Kohlschmidt und Wolfgang Mohr. Bd. 3. Berlin 1977, S. 259.
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Ordenliche beschreybung des ordenlichen Stahel schießens, das da gehalten ist worden durch die Fürstlich Stadt Lauging, in Reimen gestellt durch Heinrich Wirry, biirtig von Araw, wohnhafft zu Zurich. Anno M.D.lv. [Zürich 1555]; Ordenliche beschreibung des großen püchsen schießens, durch die Schmeltzherrn vnnd Gwerckhen, des Edlen Berckwerchs zu Schwatz, im Monat Augusti, des M.D.Lv. Jars gehalten worden. Gedicht durch Heinrich Wirry von Zürich, geweßner Pritschenmaister zu Schwatz auff dem Schießen. [Zürich 1555]; Gründliche berichtung des großen schießens zu Passaw, das da gehalten ist worden im Jar 1555, in Reimen gestellt durch Heinrich Winy, bürtig von Araw, wonhafft zu Zürich. [Zürich 1555]; Ein schöner Spruch von der verrümbten Hochzeit zu Wädischwil, einstheils zwüschent Jkr [= Junker] Jacoben von Chaam [...] anderstheils zwüschent Verena Wirzin [...] Durch Heinrich Wirri, einen Spillmann von Arau. Dies Hochzeit ward ghalten Anno 1556 den 2. Augusti; Warhafftige Beschreibung von der Krön in Hungarn; wann vnd wo [...] Maximilian [...] dieselbig empfangen hat [...] in vers weiß gesteh durch Heinrich Wire, öbristen Britschen meyster in Schweytz. Wienn, bey Michael Zimmermann 1563; Von dem Kayserlichen Schießen, das gehalten ist worden bei Wienn [...] auff Mittwoch nach der Heyligen drey Künig tag, im 1568. jar, in Reimen gestellt, durch Heinrich Wirre Pritschenmaister vnd Bürger auf der Zell bey Waydthofen an der Ips. Gedruckt zu Wienn [...] Durch Hans Widtman [...] 1568. Nach diesen 6 Festbeschreibungen und der Ordenlichen Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt anläßlich der Münchener Festivitäten verfaßte Wirrich noch zwei casualpoetische Zeremoniellbeschreibungen: Audientz Des Großmechtigsten [...] Römischen Keysers Maximilian des Andern [...] zu Speyr auff dem Reychstag [...] Im Jahr 1570. [Kolophon:] Gedruckt zu Straßburg, durch Bernhardt Jobin Formschneider Anno M.D.Lxxi; Ordenliche Beschreybung des [... ] Fürstlichen Beylags oder Hochzeit [... ] gehalten [... ] durch [...] Herrn Carolen, Ertzherzog zu Osterreich [...] mit [...] Fräwlein Maria, geborne Hertzogin zu Bayrn, den XXVI. Augusti [...] in Ternsche Caimina gesteh [...] Durch Heinrichen Wirrich, Obrister Pritschenmeister in Osterreich, Burger auff der Zell, in der HeiTschafft Gleyß, an der Yps gelegen. Gedruckt zu Wienn [... ] durch Blasium Eberum. Anno MDLXXI.
132 Münchener Fürstenhochzeit wurde nicht wie Wagners Buch in München, sondern in der freien Reichsstadt Augsburg bei Philipp Ulhart gedruckt. 39 Neben dem Druck sind einige illuminierte Prachthandschriften des Textes überliefert, 40 welche die Frage aufwerfen, ob aus der medientheoretischen Perspektive des 16. Jahrhunderts das dynastische Ereignis durch die gedruckten Beschreibungen allein noch nicht als angemessen gewürdigt gelten konnte, sondern gleichzeitig nach der Würdeform des Unikats verlangte. Die Erinnerung an die Einmaligkeit des Festes konnte durch die Omnipräsenz der Drucke vielleicht sogar Einbußen erleben, wenn nicht zentral involvierte Dynastien wie die Wittelsbacher (Münchener Handschrift) und die Habsburger (Wiener Handschrift) einmalige >Sonderausgaben< besaßen. Die Widmungsvorrede der Ordenlichen
Beschreybung richtet sich an Maxi-
milian II., der auch noch im laufenden Text (»Ewr Maiestet mags glauben mier.« 41 ) als Leser adressiert wird. Wirrich entschuldigt sich, daß sein Werk »nit eh« dem Kaiser habe präsentiert werden können. Als Grund der verzögerten Auslieferung nennt der Autor Restriktionen seiner Zeugenschaft, die aufwendigere Redaktionsarbeiten nötig gemacht hätten:
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Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16). Joanneumsarchiv Graz (vgl. Katalog des Steiermärkischen Landesarchives I, Joanneumsarchiv 1: Handschriften. Katalog der Handschriften. Hg. von Anton Meli. Graz, Leipzig 1898); Bayerische Staatsbibliothek München: Cgm 1957 2; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg: Hs. 7220; Österreichische Nationalbibliothek Wien: Cod. 8825 (vgl. Franz Unterkircher: Inventar der illuminierten Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke der Österreichischen Nationalbibliothek. Teil 1: Die abendländischen Handschriften. Wien 1957, S. 123). Die mit Wappen und Holzschnitten verzierte Grazer Handschrift wurde im 18. Jahrhundert noch einmal kopiert. Die Münchener Handschrift ist bis auf geringe Abweichungen in der Graphie mit dem Druck identisch. Bl. 7v enthält eine zusätzliche Textpassage, welche die Wappengalerie der Hochzeitsgäste einleitet. Es fehlen verschiedene Wappen, die im Druck abgebildet sind. Auf den Bll. 84v-85r findet sich - in der Falz zentriert und mit Textkolumnen zu beiden Seiten erläutert - als Zugabe die Zeichnung eines Pokals (Feder und braune Tusche), den die bayerischen Landstände der Braut als Hochzeitsgeschenk verehrten. Gegenüber den Holzschnittillustrationen der Turniere wurden Veränderungen vorgenommen: So wurde das Palienrennen nicht in die Handschrift aufgenommen. Beim Kübelstechen (Bl. 97v-98r; Zeichnung in Feder und Tusche) sitzen im Gegensatz zum Druck noch beide Reiter im Sattel und fordern sich gegenseitig durch einen humoristisch-großsprecherischen Dialog heraus, der im Druck nicht vorkommt. Die Nürnberger Handschrift anonymisiert den Text, indem die Vorrede und der Schlußvers, in dem Wirrich im Rahmen einer Formulierung seiner Schreibintention noch einmal Gelegenheit nimmt, seinen Namen zu nennen, gestrichen sind. Die Wiener Prunkhandschrift ist textlich mit dem Druck weitgehend identisch. Sie ist durch 36 gemalte Wappen und ganzseitige Miniaturen nach den Turnierholzschnitten des Druckes illustriert. Ein Exemplar des ausfaltbaren kolorierten Holzschnittes mit dem Turnieraufzug Erzherzog Ferdinands von Tirol, den auch der Druck bietet (im Exemplar der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel nicht vorhanden), ist eingeklebt. Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), Bl. 36r; vgl. Bl. lr, 22r.
133 Nach dem mich das wetter sehr verhindert/ das ich etliche tag zuo spat gen München kommen/ vnd nicht alles künden sehen/ ist mir ain grosse hindernuß gewesen/ hab auch vermaint/ nach dem so vil vnd mancherlay/ von allen Stenden vnnd Nationen/ vil geleerter vnd erfarner personen (dann Jch bin) verhanden/ es wurd nicht fahlen/ es wurd mir ain anderer vor kommen/ der der Poeterey besser (dann ich) vnderricht wer/ Nach dem ich aber gesehen vnd verstanden/ das niemandt verhanden/ hab ich nit vmbgehn künden/ solche Christliche/ Hochlöbliche vnnd Fürstliche Hochzeyt/ mit sampt Fürstlicher zier/ Kirchgang/ Thurnier/ vnd andern Ritterspiln / so sich die zeit der Hochzeit/ zuogetragen vnd verlauffen/ zuo dem ainfältigisten/ zuo schreiben/ vnnd inn Teütsche Carmina zubringen/ vnd dieselbigen (nach dem ich sy des Durchleüchtigen Hochgebomen Fürsten vnd Herrn/ Herren Albrechten/ Pfaltzgraf beim Rheyn/ Hertzog in Obern vnd Nidern Baym etc. Rhät hab lassen besehen/ auch von jnen/ im Namen des Hochgedachten Fürsten gnuogsamlich verehrt) Ewer Kaiserlichen Maiestet vnderthänigst vnd gehorsamst überantworten/ Bitt hienebend vnderthänigist Ewer Kaiserliche Maiestet/ auch andere Fürsten/ Grauen/ Freyen/ Herren/ Ritter vnd Edlen/ Auch was würden oder Standts ain yeder sey/ vmb gnädigiste günstigiste verzeyhung/ wo ich (wie dann leichtlich geschehen ist) zuo vil oder wenig/ in meine Carmina gesetzt/ auch nicht ain yeden nach seinem Stammen oder Namen recht genendt/ oder etlicher gar vergessen/ das mit willen nicht geschehen/ ob ich gleich fleissig gefragt/ fürcht ich nit wol müglich sein/ das vnter so vil Hochermelten Fürsten/ Grauen/ Herren/ Ritter vnd Edlen/ nicht etwan aines vergessen/ oder zuo dem wenigisten wie gemeldt/ von seinem Stammen oder Namen recht genendt/ Jch hab fleiß vnd arbait nicht gespart/ so ferr mir müglich/ So seind mir auch auß fiirbitt des Wolgebornen Herren/ Herren Diethmar von Losenstain/ Herr inn der Schwend/ Kaiserlicher vnnd Künigklicher Maiestet Rhat/ vnnd yetz auff der Hochloblichen Fürstlichen hochzeyt zuo München/ der Hochgebornen Frawen/ Fraw N. Künigin zuo Poln gesandter/ alle Fuoter vnd Furier Zedel zuogestellt worden/ vnd fleissig übersehen/ Bitt derhalb Ewer Kaiserliche Maiestet/ [...] meine (wie obgemeldt) klainfüge Carmina/ vnd ainfältige Beschreibung/ als von ainem schlechten Poeten vnnd Prütschenmaister [...] an[zu]nemen. 42 Zuerst ziert sich der Poet: mit d e m unvermeidlichen Bescheidenheitstopos, daß er eigentlich gar nicht dichten kann. Dann ziert er d o c h das Fest mit »Teütschefn] Carmina«, w e i l es sonst niemand unternehmen will. Wirrichs Widmungsvorrede an den Kaiser teilt mit der Vorrede Wagners das Argument, daß die fürstliche »zier«, das decorum
d e s F e s t e s , n a c h einer sprachlich a n g e m e s s e n e n Fort-
schreibung verlangt. D e r Textautor Wagner hatte in seiner W i d m u n g d e n Evozierungsauftrag der B e s c h r e i b u n g als »für die äugen stellen« 4 3 des Festes thematisiert, d i e s e A u f g a b e j e d o c h in erster Linie d e m Illustrator überlassen. Wirrichs » k l a i n f ü g e C a r m i n a « ü b e r n e h m e n d i e Illustrationsaufgabe für den Text. D i e G e g e n s t ä n d e des Festes erscheinen »Cunterfet«, 4 4 w i e e s in einer späteren Textstelle mit e i n e m Begriff aus d e m B e r e i c h bildkünstlerischer Tätigkeit heißt. D a s c a s u e l l e D i c h t u n g s k o n z e p t der Vorrede verlangt allerdings die Faktentreue der R e l a t i o n . D i e L e i s t u n g und der S c h w e r p u n k t der P o e s i e liegt i m
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Ebd., Bl. 2r/v. [Wagner,] Kurtze doch gegriindte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 2r. Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), Bl. 22r. - »Conterfeien« wird in der Frühen Neuzeit in der Bedeutung von >Zeichnen< und >Malen< verwendet. Vgl. Jakob Grimm und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 2. Leipzig 1860, Sp. 635.
134 sprachlichen ornatus, nicht in der originellen Findung, Erfindung und Ordnung von Daten. Die normierte Topik der Festbeschreibung erlaubt es nicht, die Zeugenschaft des poetischen Festbeschreibers in dem Sinne zu subjektivieren, daß die Datenauswahl seinen besonderen Interessen oder seinem besonderen Sinnlichkeitsprofil überlassen wäre. Vielmehr muß sich der Poet für den unvermeidlichen Überhang an Idiosynkrasie bei der poetischen inventio und dispositio gegenüber dem normativen Anspruch der Gattung rechtfertigen. Er bittet prophylaktisch um Entschuldigung dafür, daß »zuo vil oder zu wenig« in »Carolina gesetzt« sein könnte. Die Topik der Gattung ist festgeschrieben: Die Zeremonielle und Divertissements werden nach der zeitlichen Abfolge berichtet, die Personen nach der Ordnung der Präzedenz gelistet. Daher ist Wirrichs größte Sorge nicht die Qualität seiner poetischen, sondern seiner Recherche-Leistung. Er befürchtet, in einer Gattung, die das Fest als narratives >Gästebuch< erinnert, nicht alle Namen zu liefern. Zur Absicherung der Fakten und Namen wird explizit darauf verwiesen, daß die Furierlisten ausgewertet wurden und daß Räte des bayerischen Hofes die Festbeschreibung redigierten und honorierten - die Fortschreibung des Festes wird mithin vom Urheber des Festes autorisiert. Auf die Vorrede folgt sogleich eine Übersicht über die Zeremoniellprotagonisten der Hochzeit: Der Pritschmeister Wirrich, dessen Autortyp sich aus der mittelalterlichen Tradition der Herolds- und Wappendichter entwickelte, präsentiert eine Art von Wappenstammbuch, das neben den dynastischen Zentralpersonen des Festes die fürstlichen Gäste sowie die Gesandten verzeichnet. Jede Person ist durch eine Holzschnittillustration ihres Wappens und durch einen Wappenspruch präsent (vgl. Abb. 23). Die Reihe der 37 Wappen beginnt mit den in den hochzeitlichen Casus involvierten Familienmitgliedern: Albrecht V. von Bayern, dessen Gemahlin Erzherzogin Anna, der Bräutigam Wilhelm (V.) von Bayern, die Braut Renata von Lothringen, die Brautmutter Christina von Lothringen, Albrechts Mutter Jakobea von Baden und der Bruder des Bräutigams Ferdinand von Bayern. Die lözeiligen Wappensprüche loben die Wappeninhaber und wünschen ihnen oder - im Falle der Stammhalter Albrecht und Wilhelm - ihrer Dynastie ein langes Leben. Es folgen (zunächst in der Reihenfolge der Präzedenz) die Wappenholzschnitte der real präsenten oder durch Gesandte vertretenen Gäste mit knapp gehaltenen Sprüchen (Sechszeiler), die auf den Umstand ihrer Teilnahme am Fest verweisen.45 In einem Nachgang werden die heraldischen Identitäten der 12 GesandHERALDISCHER EINGANG.
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Die Präzedenz orientierte sich im 16. Jahrhundert an der Sitzordnung, die im Ceremoniale Romanum (1504) des Paris de Grassis in der päpstlichen Kapelle oder bei Kongressen für die europäischen Monarchen festgeschrieben wurde. Vgl. Johann Christian Lünig: Theatrum Ceremoniale Historico-Politicum, Oder Historisch= und Politischer Schau=Platz Aller Ceremonien [...]. 3 Bde. Leipzig 1719-20, Bd. 1, S. 8. Da die päpstliche Liste jedoch
135 ten preisgegeben, die zuvor mit ihrem Namen für das Wappen ihres Auftraggebers standen. Um die zeremonielle Bedeutungsabstufung ihrer Realidentität gegenüber der von ihnen repräsentierten Identität anzuzeigen, sind nun jedem Wappenspruch zwei Zeilen abgezogen - die Reihenfolge ihrer Wappen jedoch gibt die vertretene >Zeremoniellgröße< nicht auf und reproduziert wiederum die bekannte Präzedenz. Ein fiktional eingerahmter moralischer Diskurs schließlich, der die Lehre enthält, daß eine tugendhafte und gottselige Lebensweise die höchste Wappenzier eines Ritters darstellt, leitet den letzten Holzschnitt der Folge ein: eine doppelseitige Wappentafel des bayerischen Adels, in Form von drei konzentrischen Wappenregistem von exakt 100 Adelsgeschlechtern, die um das zentrale Wappen des zur Hochzeit ladenden Albrecht V. arrangiert sind. Mit der Wappengalerie ist aus der Perspektive des Pritschmeisters die zeremonielle Wertigkeit der Münchener Fürstenhochzeit evident. Dem Spätabkömmling der Heroldsdichtung gilt die althergebrachte heraldische Bildsprache immer noch als angemessenste Beweisform für die hohe Bedeutung des dynastischen Casus, der durch die Wappenakkumulation der hochrangigen beteiligten Gäste gewürdigt wird. Nach dem konzentrierten heraldischen argumentum beginnt nun die ausführliche narrative Evozierung des Festes in Knittelversen. Die eigentliche Beschreibung wird in eine phantastische Rahmenhandlung eingebettet. Eines Morgens treibt den Erzähler >Wirrich< die Schlaflosigkeit dazu, sich in aller Frühe zur Hasenjagd zu rüsten. Im Wald verliert er seinen Hund - und die Orientierung. Nur knapp entkommt er der Verfolgung durch einen Bären und hält in seiner Flucht nicht inne, um nicht, von Angstschweiß durchnäßt, in der Winterkälte zu erfrieren. Als dem Erzähler das »hertz [zu] erkaltn«46 beginnt und er bereits mit dem Leben abgeschlossen hat, bemerkt er Rauch, dem er sich vorsichtig nähert in der Sorge, er möchte tief im Wald auf ein Versteck gefährlicher »Mördr vnd Buobn«47 gestoßen sein. Zu seinem Glück findet >Wirrich< jedoch einen harmlosen Köhler, der mit ihm sein D E R FESTORT ALS PARADIESISCHER GARTEN.
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nicht den Rang der italienischen Republiken, der deutschen Reichsfürsten und Reichsstädte in ein Verhältnis setzte, war die Rangfolge für die Holzschnitte nur bis zum Gesandten des Königs von Polen vorgegeben. In Wirrichs Beschreybung sind durch Wappen repräsentiert (in der Folge der Holzschnitte): der päpstliche Gesandte, der kaiserliche Gesandte, der Gesandte des Königs von Spanien, der Gesandte des Königs von Polen, Erzherzog Ferdinand, Erzherzog Karl, der Erzbischof von Augsburg, der Gesandte des Pfalzgrafen bei Rhein, der kurfürstlich-sächsische Gesandte, Dorothea, Pfalzgräfin bei Rhein, der Bischof von Salzburg, der Gesandte des Herzogs von Jülich, Eberhard von Württemberg, der Gesandte des Markgrafen von Baden, der Bischof von Freising, der Gesandte der Medici, der Gesandte der Stadt Augsburg und der Gesandte der Stadt Nürnberg. Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), Bl. 2r. Ebd., Bl. 2v.
136 karges Mahl aus Brot, Fisch und Wasser teilt. Als der Verirrte erschöpft einschläft, erscheint ihm in einem allegorischen Traum ein wunderschöner Garten: Wie ich die Faßnacht wolt reuiern/ Vnd nach wollust außgehn spatziern. Da hab ich fluiden ainen pfad/ Gantz lustig eben vnd auch ghrad. Demselben gieng ich nach ain weyl/ Vngefährlich ain halbe meyl. Vnd kam für ainen Rosengart/ Gantz lustig schön vnd darzuo zart. Der Gart der was so wol vmbheckt/ Mit starcken klammern zamen zweckt. Mit Wassergräben wol bewart/ So flöß auch nebend hin am Gart. Wol zuo der rechten seyt hinab/ Ain Wasser das vil nutzes gab. Den Garten thet es schon erquicken/ Vnd wie ich nun darein thet blicken. Sach ich der früchten one zal/ Wol in dem Garten überal. Die er so lustigklichen truog. Ich kundt sy nicht erschawen gnuog. Da wuochsend Rosen blaw vnd weiß/ Auch gel vnd rot das ich sy preiß. Warlich sy gar heblich schinnen/ So sach ich im Garten innen. Gar ainen lustigklichen plan/ Vnd auch ain Rosenbusch drauff stan. Darinn ain Low so wol gemuot/ Der hielt den Gart in guoter huot. Das jm laid nit solt widerfam/ Arbait vnd fleiß thet Er nit sparn. Tag vnd auch nacht sach Er darzuo/ Das Er den Garten hielt in rhuo. So bald sich ain vngereth bleckt/ Ward es von seinem gschray erschreckt. Das es im Garten bleib nit lang/ Gemeltes gschray machet jm bang. Gleich wie ain Hirt hielt Er in huot/ Die Rosen vnd die frücht so guot. Auch alles das im Garten was/ Ain schöner Adler der da saß. Neben jm zuo der lincken hand/ An seiner brüst ich gschriben fand. Tugent das ist mein höchste zier/ Jch sach auch junger Löwen vier. Gar lustig schön nit allt von jarn/ Die dem Eltern gehorsam warn. Auch andre thier in dem Garten/ Theten auff den Löwen warten. Was Er Sy hieß vnd auch beualh/ Warn Sy gehorsam überal.
137 Und diendtend jm mit gantzem fleiß/ Jch sach drey Lerchen schön vnd weiß. Fliegen aim jungen Löwen zuo/ Er nams zuo jm hielt Sy in rhuo. Jn dem Garten hab ich gsehen/ Mag ich mit der warhait jehen. Schöne kurtzweyl vnd freüden vil/ Mit Thurnieren vnd Ritterspil.48 Jm Traum ich zuo mir selber sprach/ Ain schönern Garten ich nye sach. Wem er zuohorte ich gedacht/ Jm selben so bin ich erwacht. 49
Vom Köhler auf den Weg aus dem Wald gewiesen, begegnet >Wirrich< einem alten Mann, der den Traum als Ankündigung der bevorstehenden Hochzeit auszulegen weiß. Der geträumte Garten sei München, in dem durch 12 Bürgermeister und einen Richter (die edlen Früchte) Zucht und Ordnung gehalten würden. Der Löwe im Rosenbusch, der den Garten bewacht, entpuppt sich als Albrecht V. in seiner Veste, der die Stadt vor Gefahren bewahrt und das Land gerecht regiert. Wie sich die imago des Löwen vom bayerischen Wappentier herschreibt, werden natürlich auch die weißen und blauen Rosen auf die bayerischen Wappenfarben gedeutet. Der Adler zu Seiten des Löwen bezeichnet Albrechts Gemahlin, die aus habsburgischem Hause (Adlerwappen) stammende Erzherzogin Anna, die jungen Löwen bezeichnen die jungen Fürsten, die drei Lerchen, die (aus dem lothringischen Wappen) zu einem der jungen Löwen fliegen, die Braut Renata. Bei der Konstruktion seiner Traumallegorie beugt sich des Pritschmeisters Phantasie seiner Neigung zur heraldischen Topik. Die Logik der Allegorie überträgt schlicht das Allianzwappenprinzip in eine allegorische Handlung. Vater Löwe verbindet sich mit Adler. Sohn Löwe treibt Trigamie mit Lerchen. Die memoria der dynastischen Verbindung wird mnemotechnisch durch die Merkwürdigkeit der aus der Wappenmenagerie gewonnenen imagines agentes gesichert. Bevor der alte Traumdeuter >Wirrich < auf den Weg nach München bringt, wo er - dem Traum gemäß - »grosse freüd« 50 in Gestalt von Turnierspielen zu erwarten habe, schaltet er einen moralischen Exkurs über die erlaubte und unerlaubte Liebe der Fürstenpersonen in seine Rede ein. Die Verbindung von Wilhelm und Renata, die sich die »frumme« 5 ' Ehe Albrechts und Annas zum Vor-
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Das Motiv des Turniers im Rosengarten alludiert einen bekannten, in Handschriften (erhalten sind 20) und wenigstens 6 Drucken (ca. 1483-1590) verbreiteten Stoff aus dem Stoffkreis der Dietrichepik. Im Rosengarten, der zum Ende des 13. Jahrhunderts entstand, treten Dietrich von Bern und elf seiner Gefolgsleute in Einzelkämpfen gegen zwölf Hüter des von Kriemhild bzw. Gibich gehegten Rosengartens zu Worms an. Vgl. Die Gedichte vom Rosengarten zu Worms. Hg. von Georg Holz. Halle 1893. Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), Bl. 3r-^r. Ebd., Bl. 7r. Ebd., Bl. 6r.
138 bild genommen habe, sei gottgewollt und christlich. Im Kontrast dazu werden biblische und antike Exempel, wie die Entführung der Helena, vorgestellt, in denen Unkeuschheit zu politischen und Menschheitskatastrophen geführt hat. Die erotische Liebe im Gefühlshaushalt des Fürsten wird als Gefahr für das Gemeinwesen suggeriert. Wilhelm allerdings strebe allenthalben »[n]ach der gerechten Charitas« und sei »on vnderlaß« bemüht, »Amor zuo vertreiben«. 52 >Wirrich< kommt in die Stadt und findet alles so vor, wie in Traum und Traumdeutung verheißen. Seine Beschreibung verengt sich gemäß der Reisebewegung des Zeugen vom Lob der ganzen Stadt zum Lob des (noch leeren) Turnierplatzes auf dem Schrannenmarkt, der in den folgenden Tagen zum Mittelpunkt der stadtöffentlichen Divertissements werden sollte. Wirrich schildert das geschmückte Landschaftshaus, das als Logenplatz der Fürsten diente, er schildert die handwerkliche Vollkommenheit53 und das Programm der ephemeren Ehrenpforten an den Stirnseiten des Platzes, wobei neben den mythologischen Programmelementen wieder die dynastisch-heraldische Allegorese im Vordergrund steht. Im Anschluß besieht Wirrich vorgeblich Ausstattung und Festdekor im Areal der Neuen Veste. (Er gibt an, von den Trabanten am Schloßtor aufgrund seines Status als kaiserlicher Günstling eingelassen worden zu sein.) Die wichtigen Schauplätze des Festes in der Stadt werden im Rundgang sämtlich deskriptiv präpariert, bevor die ersten Gäste einziehen, bevor der poetische Bericht der diversen Ereignisse beginnt. Die Beschreibung bereitet die narratio des Festes vor, wie der Hof das Fest vorbereitet: durch die Bestimmung des Stadtraums als Festtopographie. Wirrichs Traumallegorie und -deutung, die direkt in die Schilderung der zur Hochzeit bereiteten Stadt hineinführt, die Identifizierung von paradiesischem Garten und Realität des Festortes ist die poetische Version des lustvollen Policeystaats in Wagners beschreibung, in dem durch die organisatorische Ordnungsmacht des Fürsten die Natur korrigiert, in dem durch die »wollust« statt »notturfft« 54 die anthropologische Norm gesetzt wurde. Wirrichs Erzähler ist die Exempelfigur der durch das Fest korrigierten anthropologischen Faktur. Im Wald, dem zivilisationsfernsten Ort, gerät er bis an die letzte Grenze der Not. Die Gewalt der Natur als lebensbedrohliches Tier, Kälte und Hunger bestimmt seine Existenz, sie ist reine Mangelempfindung. Den Tod in der Wildnis, am
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Ebd., Bl. 7r. Das Lob für die Malereien der Ephemerarchitektur läuft auf das dialektische Argument hinaus, daß nur der >unangemessen< hohe Kunstaufwand dem Festanlaß wirklich angemessen ist: Die Malereien der Ehrenpforten seien so niveauvoll ausgeführt, daß ihre Qualität auf Dauer berechnet zu sein scheine: »Den Maler muoß ich loben drumb/1 Ja der die Porten vmb vnd vmb. I So künstlich hat gemalt fürwar/1 Als soltens da stehn etlich jar.« (ebd., Bl. 8r). [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 3r.
139 melancholischen Ort,55 hat er bereits akzeptiert, als sich das Blatt wendet. Durch den Köhler gerettet und den Traumdeuter orientiert, gelangt er schließlich an den Festort München, den sanguinischen Ort, in dem die fürstliche Ordnung die Existenz auf Überfluß gegründet und auf die Empfindung von Lust umgestellt hat.56 Diese verkehrte als zurechtgerückte Welt erreicht er zugleich durch eine Entmachtung bzw. Überbietung der liturgisch-zyklischen Zeit. Der Traum begann damit, daß >Wirrich< sich zu Fastnachtslustbarkeiten aufmacht. Wenn der erwachte >Wirrich< nun tatsächlich zur Zeit des Karnevals (im Februar) in München ankommt, hat er allerdings seine Fastenphase, die Speisung beim Köhler (Brot, Fisch und Wasser), schon absolviert. Das Fest markiert insofern auch die qua fürstlicher Macht anbrechende bessere Zeit jenseits und nicht in Erwartung des Mangels.57 Die bessere Zeit beginnt mit der Anreise des Festpersonals. Die Beschreibungen der Einzüge Erzherzog Ferdinands, des Erzbischofs von Augsburg, Erzherzog Karls, Eberhards von Württemberg und des Erzbischofs von Salzburg in München58 sind sprachlich ornamentierte Namenlisten, denen die Furierlisten und Futterzettel zugrundeliegen. Wirrichs Kenntnis aller Namen bereits im Moment des Einzugs wird dadurch plausibel gemacht, daß ein »alter man«59 unter den Zuschauem die Teilnehmer der Zugordnungen benennen kann. Seine Rede wird >zitierterlebt< die Einzüge demnach aus der neugierigen Perspektive Wirrichs als >0-Ton< eines Kommentators, dessen Kommentierung unter dem aktuellen Zeit-Druck der Einzugsbewegung steht. Die Namen passieren den Standort des Festbeschreibers und dadurch des Lesers in simulierter Echtzeit, weshalb weitere Details (etwa zur ZEUGENSCHAFTSSUGGESTIONEN.
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Zur Ikonographie der melancholischen Landschaft in der Frühen Neuzeit vgl. Helen Watanabe-O'Kelly: Melancholie und die melancholische Landschaft. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte des 17. Jahrhunderts. Bem 1978 (Basler Studien zur deutschen Sprache und Literatur 54), S. 73-88. Vgl. [Brun,] Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud (Leipzig 1561, Nr. 12), Bl. C2r, wo entwickelt wird, daß die allgemeine Festfreude im Rahmen der massenpsychologischen Sinnesreizung im öffentlichen Stadtraum die Sorgen jedes Einzelnen >ausgelöscht< habe: »Auff dem Marckt vmb die Stechban gar I Ein gros vnzelich Volck dawar I War auch am Marckt kein ledig Haus I Man sähe zu allen Fenstern aus I New Fenster macht man in die Tach I Daraus man dem Stechen zusach I Vnd war ein sehr herrliche freudt I Da ward vergessen alles leidt I Das jder hett in seinem Haus I Durch die freud ward geleschet aus [...].« Die utopische Präfiguration des Festortes in der Rahmenhandlung findet sich auch in Wirrichs Ordenlicher Beschreibung der Hochzeit Karls II. von Innerösterreich mit Maria von Bayern (Graz - Wien 1571, Nr. 19). Der Erzähler gerät auf dem Weg nach Wien in ein reiches, konfliktfreies, christlich-utopisches Gemeinwesen von Zwergen, dessen >Lebensform< sich im Fest wiedererkennen läßt. Vgl. die Ausführungen zur Rahmenhandlung in Kapitel V. Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), BI. 13r-22r. Ebd., Bl. 13v.
140 Kleidung) auch nicht gegeben werden können. Die Knittelverse, die den Namen-Zug rhythmisch fortbewegen, sind inhaltlich gänzlich redundant. An die Namen lagern sich stereotype Formeln an, die dazu dienen, den Vers zu füllen und den Reim zu bilden. Der kommentierende Alte thematisiert unentwegt, daß er jemanden gesehen hat, erkannt hat, kennt, benennen kann, er thematisiert, was man ihm glauben soll, was er vernommen hat, was er zu verstehen geben will, daß er etwas weiß, sagen muß etc. Die stereotype Reihung der Füllformeln bildet ein sprachliches Ornament, das aus der Reflexion des Mitteilungsmodus selbst besteht. Hier verbirgt sich eine implizite Verfahrensbestimmung der poetischen Festbeschreibung: Die verschenkten Worte, die gewidmete Redundanz als Überfluß entspricht der »zier«, der Abundanz, dem sinnlichen Überfluß des Festes. Wirrichs Ordenliche Beschreybung fußt, wie die Widmungsvorrede verrät, teilweise auf der poetischen Redaktion von organisatorischen Textsorten (Furierlisten und Futterzettel). In der Beschreibung werden dagegen Hinweise, die eine sekundäre Rezeption des Festes verraten, mit Bedacht unterschlagen. Bei seiner poetischen Bearbeitung des Festes hat Wirrich auch die Kurtze doch gegründte beschreibung von Wagner zugrundegelegt. Darauf verweisen präzise Daten, die dem Augenzeugen nicht zur Verfügung standen, jedoch bei Wagner nachzulesen waren. So kann Wirrich die Strecke zwischen den Zelten, die für das Begrüßungszeremoniell im Rahmen der Einholung vor München aufgestellt waren, exakt mit dreißig Schritten angeben. Der Poet behauptet, den Abstand selbst ausgemessen zu haben,60 obwohl man ihn mit Sicherheit nicht den Zeremoniellort abschreiten ließ. Entsprechend gibt er die vorgeblich selbst genommenen Maße des Turnierplatzes auf dem Schrannenmarkt nach Wagner präzise mit 51 mal 143 Schritten an.61 Die Stellen verdeutlichen, daß im poetisch-evozierenden Diskurstyp der Festbeschreibung die Suggestion einer authentischen Zeugenschaft verbindlich ist. Während Wagner bemüht war, seinen Bericht durch ausweislich >offizielle< Textbausteine zu objektivieren, ist es Wirrichs Aufgabe als poetischer Berichterstatter, zugrundeliegende Texte in der Vermittlung zu subjektivieren. Die unentwegte Thematisierung der sinnlichen Gegenwärtigkeit des Festbeschreibers soll der Vergegenwärtigung des Festes in der Leserphantasie dienen. Wirrichs Ordenliche Beschreybung ist durch traditionelle Darstellungskonventionen geprägt. So findet sich an verschiedenen Stellen die positiv konnotierte Beschreibung menschlichen Gedränges, wodurch eine FESTLICHE UNORDNUNG.
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»Des messens mich gar nit verdroß [...].« (ebd., Bl. 22r). Vgl. [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 30v. »Die Ban hab ich selbst gemessen.« Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), Bl. 9v. Vgl. [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 39r.
141 mittelalterliche Kategorie höfischer Repräsentation mobilisiert wird. Die Begriffe >dringen< und >gedranc< begegnen in der mittelhochdeutschen Epik als zentrale Konstituenten der höfischen Festlichkeit. 62 Am Tag der Trauung erscheint vor der Frauenkirche »ain solliche Welt/ Als hett man außgewurfen gellt«. Doch der hohe casus läutert das Affektprofil des Volkes. Man kommt unbestochen und einzig, um die Braut zu sehen, wobei das Fürstenpersonal sich den zeremoniellen Durchgang durch die Masse symbolisch erkämpfen muß: Wie die Braut ist abgestigen/ Hat sich das volck nit verzigen. Da war ain sollich groß getreng/ Dem Frawen zimmer gmacht so eng. Das Sy sich kundten nit bekern/ Da hat geholffen gar kain wem. Es hat Ertzhertzog Ferdinand/ Gnummen ain Hellparten in dhand. Vnd das volck zuo ruck getriben/ Biß das die Braut ist abgstigen. 63
Auch am Abend des Hochzeitstages drängen sich im Ballhaus die »Fürsten Grauen Freyherren/ Das sich niemandt kund bekeren«. Die »Stäbelmaister«64 müssen für die fürstlichen Tänzer Platz schaffen. Bei den Turnieren füllt das Volk nicht allein die Fenster und Gassen um den Schrannenmarkt, man erklimmt auch die Rauchfange und bricht die Ziegel aus den Dächern, um freie Sicht zu haben. Im Gegensatz zu der modernen policeylichen Ordnungsästhetik des Festes bei Wagner regeneriert Wirrich die aus dem Mittelalter stammende Kategorie einer festlichen Unordnung der Menge. Den spätmittelalterlichen Darstellungskonventionen verpflichtet sind auch die Illustrationen der Einzelkämpfe im Turnier.65 In den vier Turnierholzschnitten (vgl. Abb. 24) ist die aus den handschriftlichen Turnierbüchern sowie den
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Vgl. Rosemarie Marquardt: Das höfische Fest im Spiegel der mittelhochdeutschen Dichtung (1140-1240). Göppingen 1985 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 449), S. 244247. Zu Festbeschreibungen in der mittelalterlichen Literatur vgl. ferner Heinz Bodensohn: Die Festschilderungen in der mittelhochdeutschen Dichtung. Münster 1936 (Forschungen zur deutschen Sprache und Dichtung 9); Wolfgang Mohr: Mittelalterliche Feste und ihre Dichtung. In: Festschrift für Klaus Ziegler. Hg. von Eckehard Catholy und Winfried Hellmann. Tübingen 1968, S. 37-60; Barbara Haupt: Das Fest in der Dichtung. Untersuchungen zur historischen Semantik eines literarischen Motivs in der mittelhochdeutschen Epik. Düsseldorf 1989 (Studia humaniora 14).
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Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), Bl. 28v. Wirrich zieht die Anekdote auf den Tag der Trauung vor, die in Wagners beschreibung erst für den Kirchgang zur Einsegnung des Brautpaares am Folgetag nachgewiesen ist. Vgl. [Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung (München 1568, Nr. 15), Bl. 37v. Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16), Bl. 33v. Ebd., Bl. 43v^l4r (Palienrennen); Bl. 45v-46r (Kübelstechen); Bl. 47v-48r (Scharfrennen); 49v-50r (Kröndlstechen).
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142 gedruckten Epen und Prosaromanen vertraute Bildformel einer Fokussierung der Turnierritter gewählt. Die friihabsolutistische Marginalisierung der Ritter zugunsten einer architektonischen Repräsentation des Festveranstalters, wie sie in den Eisenradierungen des Nikolaus Solis in Wagners beschreibung geboten wird, ist vermieden. Wirrich betrachtet immer noch den Zweikampf (und nicht die Schmückung des Schauplatzes mit Rittern) als spektakuläres Zentrum des Spiels. SOZIALDIDAKTISCHE EINSCHÜBE. Im Rahmen seines Lobes und seiner detaillierten Evozierung der fürstlichen Pracht nimmt Wirrich stellenweise Gelegenheit, in didaktischen Einschüben das sozialständische decorK/n-Bewußtsein seiner Leser zu schulen. Als >Wirrich< in der Frauenkirche bei der Segnung des edelsteinbesetzten Brautkranzes durch den Erzbischof von Augsburg einem anwesenden »Herren« anvertraut, er wünsche sich einen solchen Kranz, wird er mit der Bemerkung abgefertigt: »[...] er zierte dich mit fuog/ Als da ain Saw ain Beltzrock truog.«66 Am Beispiel der wertvollen Morgengabe, welche die Braut durch den Landhofmeister Graf Schwarzenberg erhält, spielt Wirrich den Gedanken einer verpflichtenden Ausweitung des fürstlichen decorum auf alle Bürger durch und kommt zu dem ernüchternden Schluß, daß er unter solchen Bedingungen ehelos wäre, weil er sich die Morgengabe nicht leisten könnte.67 Das Gedankenexperiment vermag im sozialdidaktischen Interesse das kostspielige Zeremoniell als bürgerliche Irrationalität zu >verwerfenspontanen< Gesprächssituation jedem einleuchten muß, wird man insbesondere nicht erwarten können, daß sämtliche Teilnehmer namentlich genannt und ihrem Rang nach sortiert werden - die Gästebuchfunktion der Festbeschreibung, die bei Wagner und Wirrich verbindlich ist, streift Fortunio wiederholt mit dem Argument ab, daß die Aufzählung aller Personen im Rahmen des Gesprächs zu weit führen würde, oder es wird eine Hierarchisierung der Protagonisten im Bericht mit dem Rekurs auf die Willkür der Erinnerung unterlaufen.80 Fortunio will versuchen, »wenn nicht alles (was mir recht schwer-
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Giulio Ballino, Gioseppe Betussi, Giovanni Jacopo Bonetti, Cesare Carrafa, Marzio Marci di Medici, Agostino Rocchetta, Marco Antonio Sacchi, Giulio Salaroli, Massimo Troiano und Salomon Usque. Im Zusammenhang mit dem Einzug Erzherzog Karls möchte Marinio gern »die Namen der durchlauchtigen Personen wissen, die Seine Hoheit begleiteten. FOR. Ich will sie Euch sagen, aber nicht nach ihrem Verdienst geordnet, wofür sie mich gewiß entschuldigt halten werden. MAR. Wenn Ihr sie ihres gebührenden Platzes beraubt, verringert Ihr dadurch doch um nichts den Rang ihrer adeligen Geschlechter; sonst würdet Ihr mich der Kenntnis dieser Namen berauben, die Ihr doch nur aufzählen könnt, wie sie Euch einfallen.« Troiano, DIALOGHI (München 1568, Nr. 14); zit. nach: Die Münchner Fürstenhochzeit, S. 29. - »MAR. Mi sarebbe caro de intendere il nome de gli Illustri personaggi che in compagnia di sua altezza furono? FOR. Ve Ii narrerö, ma non grado per grado, secondo i loro meriti, appresso a i quali son certo essere escutato. MAR. Se delli loro con uenienti lochi uoi Ii priuate, non per questo la loro antica e reale Stirpe punto scemarete, per la qual cosa, non per questo, mi fate priuo de dirme i nomi come nella memoria, ui souiene.« (ebd., S. 28).
147 fallen würde) so doch soviel zu erzählen, wie mein armer, schwacher Kopf hat behalten können«.81 Die Dialogfiktion ermöglicht es Troiano, eigene Schwerpunkte bei der Auswahl und Kommentierung von Festdaten zu setzen, die der Neugierde Marinios, der Gedächtnisleistung Fortunios bzw. der Kontingenz und Dynamik eines natürlichen Gesprächsverlaufs geschuldet zu sein scheinen. Die möglichen Idiosynkrasien und Desiderate der Beschreibung entspringen ganz dem Wesen des dokumentierten Gesprächs und der Individualität der Gesprächspartner. Die reale Autorinstanz Troiano schützt sich vor Kritik durch die Fingierung einer Dialogsituation, deren Aufzeichnung zudem dem fiktiven Zuhörer Marinio zugeschrieben wird.82 Troiano erscheint gleichsam nur als >neutraler< Herausgeber des Dialogs. Die dialogische Arbeitsteilung zwischen Marinio und Fortunio beschränkt sich freilich nicht auf ein Wechselspiel von Frage und Antwort, bei dem Marinio allein die Funktion eines formalen Impulsgebers der Beschreibung zukäme. Vielmehr verteilt Troiano zwei Kompetenzbereiche auf seine Figuren. Fortunio vermag als Festzeuge die ästhetische Gestalt des dynastischen casus zu berichten, Marinio verfügt über das genealogische Wissen, das nötig ist, um den casus historisch einzuordnen. Der Zeremoniellbericht Fortunios wird von Kommentaren Marinios unterbrochen, in denen die Familienverbindungen der Hauptpersonen dargelegt werden. Das zweite Gespräch des ersten Buches ist gänzlich einem Exkurs gewidmet, in dem Marinio »von der Herkunft des Stammes des durchlauchtigen hochgebornen Herrn Albrecht V., Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern« 83 berichtet. Das genealogische Referat beginnt mit Boius, dem Sohn des Herkules Alemannus, der zur Zeit des biblischen Josua bzw. des sagenhaften Heros der griechischen Sintflut, Deukalion, Böhmen unterworfen habe, und führt bis zu den Söhnen und Töchtern Albrechts V. Der Exkurs fußt auf Johannes Turmairs (gen. Aventinus) Baierischer Chronik, die 1566, also nicht lange vor Troianos Festbeschreibung, in Frankfurt erschien,84 und integriert lateinische Distichen zu bayerischen Herrschern, die Nikolaus Reusners Hoch-
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Ebd., S. 21. - »se non il tutto (il che difficil cosa a me sarebbe) non manchero dirue quanto il mio pouero e basso ingegno ha potuto capire« (ebd., S. 20). »FOR. II faro uolentieri con patto che alia matema lingua senza scropolo di esser puntato, ragionare io possa con esso uoi, e lasciarö, il scelto tosco, a chi con la uirtü, hä bagnate le labbia nelle chiare, e dolci acque del famoso Elicona: & anco che pongate in carta tutto quello che in tal materia ui contarö. MAR. Hora mi hauete tocco il core: che per alcuni degni respetti tale era l'animo mio:« (ebd., S. 20). - »FOR. Ich will Euch gem erzählen unter der Bedingung, daß ich in meiner Muttersprache zu Euch reden darf ohne Angst, deswegen getadelt zu werden. Das gewählte Toskanisch überlasse ich lieber dem, der seine Lippen mit den klaren, süßen Wassern des Helikon genetzt hat. Und auch, daß Dir alles, was ich Euch über diese Dinge berichte, auf dem Papier festhaltet. MAR. Das erfreut mein Herz, denn aus verschiedenen, ehrenhaften Gründen war das mein Sinn.« (ebd., S. 21). Ebd., S. 39-55. Vgl. die Stellenvergleiche zwischen Troiano und Aventinus ebd. (Anmerkungsteil), S. 374-380.
148 zeitsgabe Principum Boiariorum et Palatinorum Sylvula (1568) entnommen sind. Der ehemalige bayerische Prinzenerzieher und Hofhistoriograph Aventinus (1477-1534) wird explizit als Gewährsmann Marinios genannt.85 Durch Marinios Kommentare bzw. seinen Exkurs liefert Troiano den genealogischen Begründungsrahmen des beschriebenen Hochzeitsfestes: die dynastische Reproduktion des wittelsbachischen Hauses. DIE KOMMENTIERUNGSINTERESSEN DES HOFMUSIKERS. Die Standardaufgabe der Festbeschreibung, die Wiedergabe des Festes und die Betonung seiner Wirksamkeit, wird in den Dialoghi durch eine historisch-antiquarisch und ästhetisch definierte Kommentarfunktion ergänzt, in der das Interessenprofil des gelehrten Hofmusikers deutlich erkennbar ist. Der Autor liefert sowohl Sacherläuterungen wie Exegesen: Fortunio referiert den historischen Hintergrund antiker Rollen im Ringrennen und antiker Programmelemente der Ehrenpforten auf dem Turnierplatz. Ein Schauessen, in dem sich der Alte und der Neue Bund kontrastiert finden, und die Zwischenspiele der Samsontragödie, welche die Münchener Jesuiten darbieten, werden einer (knappen) christlichen Exegese unterzogen. Da sich die Dialoghi vornehmlich an den italienischen Adel richten,86 zielen einige Kommentare darauf, die Alterität, insbesondere die Zeremoniellalterität, zwischen Deutschland und Italien zu überbrücken. Für diese Vermittlungsaufgabe war der in Deutschland wirkende italienische Hofmusiker besonders gut gerüstet, weil er die zeremoniellen Handlungs- und Spielformen aus eigener Anschauung vergleichen konnte und daher wußte, was in seinem Heimatland als fremd erscheinen mußte. Das mögliche Befremden des italienischen Lesers über Zeremonielldetails wie etwa die gegenseitige Umarmung der Fürsten zur Begrüßung wird durch Fortunios Hinweis relativiert, daß es sich um eine spezifisch deutsche Sitte handele. Der Fackeltanz der Fürstenpersonen, der »Mummenschanz« (ein galantes Würfelspiel in Verkleidung) und die gefährliche Turniervariante des Krönleinstechens (mit geschärften Krönlein auf der Lanzenspitze) erheischen als Divertissementformen, die in Italien unbekannt sind, ausführliche Erläuterungen. Die Überwindung der deutsch-italienischen Zeremoniellalterität ist für den Auftraggeber der Dialoghi, den Münchener Hof, entscheidend. Nachdem die Wittelsbacher, deren Hofkapelle bereits internationales Ansehen genoß, nun auch in anderen Medienbereichen als der Musik an das höfische Repräsentationsniveau der Romania anschließen konnten, sollte das Publikum der normsetzenden italienischen Höfe durch Troianos Festbeschreibung den deutschen Zeremoniellbeitrag angemessen würdigen können.
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Vgl. ebd., S. 41. Troiano behauptet in der Widmung der Discorsi delli Triomfi, verschiedene italienische Standespersonen hätten ihn mit der Bitte um einen Bericht angeschrieben. Vgl. ebd., S. 360f.
149 Die Auswahl dessen, was Fortunio beachtenswert oder kommentierungsbedürftig erscheint, ist aber nicht zuletzt durch das persönliche Geltungsinteresse des realen Autors bestimmt. Über die Hervorhebung der Musik hinaus (siehe unten) läßt sich Troiano durch den fiktiven Berichterstatter als Agent des Festes in Szene setzen. Er wird - gemeinsam mit Orlando di Lasso - als Konzeptor und Schauspieler einer commedia dell'arte in der Endphase des Hochzeitsfestes genannt, die vom Bräutigam angeblich erst einen Tag vor der Aufführung in Auftrag gegeben worden sei. Während Festbeschreibungen theatralische Formen, erst recht Komödien, gewöhnlich nur kurz abhandeln, bietet Fortunio ein umfangreiches Inhaltsreferat. 87 Zudem begegnet Troiano als Inventor von Turnierimpresen, mit denen der Kurprinz Wilhelm sowie sein Bruder Ferdinand von Bayern und Karl von Zollern ins Turnier ziehen.88 Den Impresen ist in den Dialoghi jeweils eine Holzschnittabbildung und Exegese gewidmet. 89 Marinio steuert eine geraffte Geschichte der militärischen Imprese seit der Antike bei und dekliniert am Beispiel der Turnierimprese Wilhelms - ein Löwe mit Lorbeerbaum und Lorbeerkranz unter dem Motto IN VITA ET IN MORTE - die Bedingungen, die eine gelungene Imprese nach Paolo Giovios Standardwerk Dialogo dell'imprese militari et amorose (Venedig 1557) erfüllen muß. Der Beschreibungsteil der Dialoghi schließt mit der Präsentation der Imprese Massimo Troianos, die der Autor selbstbewußt in eine Reihe mit den fürstlichen Sinnbildern stellt. Bereits zuvor wird ein Programmelement der Fortuna-Ehrenpforte auf dem Turnierplatz - die Kriegstaten des Aeneas gegen Turnus, König der Rutuler - zum Anlaß genommen, über Nachkommen der Trojaner im Königreich Neapel zu spekulieren und das Alter der »casa Troiana« 90 zu betonen. Die Abschweifung okkupiert das fürstliche Repräsentationsinstrument der Ehrenpforte für das Argument, daß die genealogische Würde des Hofmusikers der genealogischen Würde der alten europäischen Dynastien nicht nachsteht. Die »Selbst-Nobilitierung« 91 tendiert im Porträt des Autors von Niccolö Nelli gar zur Erhöhung über den Dienstherrn. Im Widmungsteil der Dialoghi
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Vgl. Troiano, DIALOGHI (München 1568, Nr. 14); zit. nach: Die Münchner Fürstenhochzeit, S. 309-321. Vgl. ebd., S. 279-291. Zur Turnierimprese vgl. Alan R. Young: The English Tournament Imprese. New York 1988 (AMS Studies in the Emblem 3). Wenn Troiano gegen Ende des Buches eine Imprese Christinas von Lothringen und die Impresen ihres Kammerherm Jean de Silliers und ihres Obersten Finanzrats Pierre Paul Malegaire abbildet und erläutert, kann man darin eine Bekräftigung der einleitenden Widmung der Dialoghi an Christina vermuten. Troiano, DIALOGHI (München 1568, Nr. 14); zit. nach: Die Münchner Fürstenhochzeit, S. 218. Leuchtmann, Nachwort. In: ebd., S. 455.
150 findet sich nur das Porträtkupfer Troianos (Abb. 25). 92 Dessen Imprese - ein Adler fliegt gegen den Wind der Sonne entgegen unter dem Motto OPPOSITIS AGNOSCITUR - drängt die ungleich kleinere Schaumedaille mit dem Profilbildnis Albrechts V., die der Hofmusiker auf der Brust trägt, aus der bedeutenden Mittelachse des Porträtrahmens. Man ist geneigt, die Löwen, die den Porträtrahmen aufrecht halten, für Marginalisierungen des bayerischen Wappentieres zu halten, die nunmehr in Diensten Troianos stehen. Die Porträtinszenierung scheint verdeckt zu fragen, ob der Hofmusiker die Wittelsbacher repräsentiert oder ob nicht eher der Wittelsbacherhof nur den angemessenen Repräsentationsrahmen des Hofmusikers abgibt. Der Bildsubversion zufolge hat der ästhetische Profi spätestens durch die Fortschreibung des Festes dem Fürsten die inventio des Festes wieder abgenommen. Dem Genealogieexkurs Marinios, von dem oben die Rede war, steht ein ausführliches Referat Fortunios »Über die blühende Kantorei« 93 Albrechts V. gegenüber. Das vierte Gespräch des ersten Buches behandelt im Detail Geschichte, Personal und Repertoire des Ensembles, das der bayerische Herzog unter die Leitung Orlando di Lassos gestellt hatte. Fortunio hypostasiert die Musikförderung Albrechts zur ästhetischen Sendung< des Fürsten durch Gott: DER FESTORT ALS PARADIESISCHER KLANGRAUM.
[...] auch im Paradies gibt es Musik und dort wird sie aufs herrlichste gemacht. In seinem Buch von den Namen Gottes schreibt Dionysios, daß die Cherubim, Seraphim, Throne, Herrschaften, Kräfte, Gewalten, Fürstentümer, Erzengel und Engel fortwährend im Angesicht der göttlichen Herrlichkeit stehen und als triumphierende Kirche im Himmel - wie unsere militante auf Erden - dem Schöpfer mit Musik Lob und Dank darbringen. Wie aber Gott sah, daß die Musik hier auf Erden (sei es durch Schlechtigkeit der Zeiten oder durch die Nachlässigkeit der Menschen) als niedrig und verworfen galt, schien es ihm unerträglich, diese Kunst, die so sehr seiner Verehrung dient, in tiefster Erniedrigung zu belassen. Deshalb wählte er von Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond die wohltätigsten Kräfte, die sie in den günstigsten Häusern des Tierkreises ausüben können, und ebenso von den Sternen, die mehr zum Guten geneigt sind, und formte daraus die besten und glückbringenden Aspekte. Und von Urania, Polyhymnia, Terpsichore, Klio, Melpomene, Erato, Euterpe, Thalia und Kalliope faßte er die wohltönendsten und süßesten Konsonanzen der himmlischen Harmonie zusammen. Inmitten des Paradieses schuf er sodann Albrecht V. von Bayern und sandte ihn auf die Erde, um unter dem Banner Christi, unseres Heilands, zu streiten und der verlorenen Musik Zuflucht und Hafen zu verschaffen.94
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In seinem Schreiben an den wittelsbachischen Hofmusikintendanten Johann Jakob Fugger vom 6. November 1568 forderte Troiano zwar Bildvorlagen für Kupferstichporträts von Braut und Bräutigam an, die offenbar ursprünglich für den Widmungsteil der Beschreibung vorgesehen waren. Ob er diese Vorlagen jedoch nicht erhielt oder trotz Erhalt nicht verwendete, ist nicht überliefert. Vgl. La Mara, Musikerbriefe, Bd. 1, S. 28. Troiano, DIALOGHI (München 1568, Nr. 14); zit. nach: Die Münchner Fürstenhochzeit, S. 87-111. Ebd., S. 91, 93. - »[...] la Musica si ritroua nel Paradiso & iui e nobilissimamente essercitata: come scriue Dionisio, nel libro de diuinis nominibus, che Ii Cherubini, Seraphim, Troni, Domination!, Principati, Potestati, Virtu, Archangeli, & Angeli, di continouo
151 Fortunios panegyrisches Argument benennt zunächst mit dem Lobgesang der neun Engelschöre nach Pseudo-Dionysius95 den - himmlischen - Maßstab der Musik. Der Klangrealität des Paradieses wird die Dekadenz der irdischen Musikpflege entgegengestellt, die Gott beleidigen muß, weil die musikalische Form als verehrende Anrede Gottes definiert ist. Um die himmlische Kunst auf Erden wiederherzustellen, d.h. um das beschädigte decorum zu reparieren, erschafft Gott im Rahmen einer harmonischen astrologischen Konstellation Albrecht V. von Bayern und sendet ihn - ausgestattet mit der Macht der Musen auf die Erde. Albrecht, durch sein Fürstenamt bereits zum irdischen Stellvertreter Gottes bestimmt, fungiert als Botschafter des Paradieses; seine (ästhetische) Mission ist, den Klangaspekt der paradiesischen Liturgie an seinem Hof zu realisieren. In München, dem säkularen Fluchtort der Musik, kulminiert die himmlische Harmonie im Hochzeitsfest. Tägliche Messen und Tafelmusiken - die Musik der Hofkapelle ist während des gesamten Festes präsent. Fortunio fühlt sich vom Musizieren der Hofkapelle »in ein irdisches Paradies«96 versetzt bzw. vermag nicht mehr zu unterscheiden, »ob [er sich] im Paradies befand oder auf Erden«.97 Wie bei Wagner und Wirrich die Korrektur der defizienten anthropologischen Faktur, d.h. die Rückkehr zu einem paradiesischen Zustand, den utopischen Kern des Festerlebens ausmacht, faßt auch Troiano das Fest als Realisierung des Paradieses, das der Sänger und Komponist primär als Klangrealität begreift. Diese Klangrealität hat dem Exkurs Fortunios zufolge Albrecht V. als Botschafter Gottes mitgebracht. In der Hochzeit des Kurprinzen treten zwei göttliche Sendungen der Wittelsbacher, das dynastische und das ästhetische Gottesgnadentum, funktional zusammen: Der dynastische casus nimmt Gestalt an in der paradiesischen Klangutopie. Der genealogische Exkurs Marinios und der Musikexkurs Fortu-
sono presenti, al conspetto, della maestä diuina, e si come nella Chiesa triomfante des Cielo, cosi nella nostra militante, si Iauda e ringratia il Creatore: con la musica. Vedendo l'ottimo Iddio, che ne Terreno chiostro, (ö per la malignitä de tempi, ö per lanegligenza degli huomini) da incredibile honore, riputata uile & abietta, non Ii parendo di comportar piü che sia tenuta in infima bassezza, quella arte, che tanto serue al culto suo. Tolse da Satumo, Gioue, Marte, Sole, Venere, Mercurio, e Luna, tutta quella scelta uirtu e bontä, che nelle miglior case, del zodiaco produr possono, e da quelle Stelle, che piu inclinate sono al bene: insieme ne giunse ogni fortunato e felice auenimento. Ε da Vrania, Polimnia, Thersichore, Clio, Melpomene, Erato, Euterpe, Thalia, e Calliope, raunö le piu sonore, e dolci consonanze deH'Hannonia del Cielo. Et in mezo del Paradiso creö l'lllust. Alberto quinto, di Bauiera, e l'ha mandato in terra, a militare sotto l'insegna di Christo, redemtor nostro. Ε per dare ricetto, e porto alia smarrita musica.« (ebd., S. 90, 92). 95
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Vgl. Reinhold Hammerstein: Die Musik der Engel. Untersuchungen zur Musikanschauung des Mittelalters. 2., durchges. Aufl. Bern 1990, S. 28. Troiano, DIALOGHI (München 1568, Nr. 14); zit. nach: Die Münchner Fürstenhochzeit, S. 83. - »nel paradiso terrestre« (ebd., S. 82). Ebd., S. 241. - »se in paradiso, ο in terra mi ritrouaua« (ebd., S. 240).
152 nios fungieren als komplementäre Grundlegungen des beschriebenen Festes, indem sie das Repräsentierte, die Dynastie, und deren höchste Repräsentationsform, die Musik, abhandeln. Festbeschreibungen konzentrieren sich in der Regel auf visuelle Eindrücke des Festes. Von Sprechhandlungen abgesehen werden akustische Sinnesdaten vor allem dann genannt, wenn sie zeremoniell wirkungsvoll oder signifikant sind. Als beschreibungsrelevant gelten die Erhabenheitsinszenierungen von Klang- bzw. Geräuschzelten aus Kanonendonner, Gewehrsalven, Glockenklang, Trommeln und Trompeten, die etwa den Einzug der Braut in die Stadt begleiten. Beschreibungsrelevant sind auch Fanfaren, die Zeremoniell- oder Spielabläufe sequenzieren. Eigenständige Musikdarbietungen jenseits dieser zeremoniellen Gebrauchsbeschallung werden höchstens am Rande erwähnt. Geleitet durch seine Berufsperspektive als Kapellaltist würdigt Troiano in den Dialoghi die Kompositionen, die während des Festes zur Aufführung kamen, zum Teil ausführlich. Komponisten und Textverfasser werden genannt und gelobt. Man erfährt die musikalische Gattung, die Zahl der Stimmen bei Vokalwerken, die beteiligten Instrumente bei Instrumentalwerken und - vereinzelt - die Namen ausführender Musiker. Da die Beschreibung die Wirkung der Musik nur beschwören kann, werden stellvertretend einige der vertonten lateinischen Texte Niccolö Stopios, des venezianischen Kunstagenten Herzog Albrechts, im Dialog zitiert. Im Wettstreit der festlichen Sinneseindrücke trägt die Musik den Sieg davon. So vermag die Schönheit der Tafelmusik den Appetit der Zuhörer auszublenden: In einem Vokalwerk Orlando di Lassos werden die kunstvollen kontrapunktischen Partien des Quartettsatzes so eindrucksvoll zu Gehör gebracht, »daß allen, den durchlauchtigsten Fürsten und den durchlauchtigsten Damen, der Bissen im Hals stecken blieb und sie den unglaublichen Wohlklängen lauschten«.98 Mehr noch: Die Diener wagen es nicht, ihre Plätze zu verlassen, bis das Quartett beendet ist. Das ästhetische Potential der Musik erreicht nicht allein die Gemüter der hohen Standespersonen, deren feine Sinne letztlich hofpädagogisch präpariert sind, es erreicht auch die niederen Stände. Das Bild der ästhetisch produzierten >Lähmung< von Herr und Knecht enthält den Anspruch des selbstbewußten Hofmusikers, daß die Macht der Musik in das Ehrfurchtsverhältnis zwischen fürstlichen Personen und Untertanen einbrechen kann sinnfällig im Aussetzen der Bedienung - , indem es beide gleichermaßen zu ehrfürchtigen Untertanen der Musiker macht.
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Ebd., S. 271. - »che tutti Ii Serenis. Prencipi, e Serenis. Dame, con il boccone in bocca si fermarono ad udire, la inodita concordanza« (ebd., S. 270). Man müßte wohl etwas weniger drastisch übersetzen als Leuchtmann: nicht, daß den Herrschaften der »Bissen im Hals stecken blieb«, sondern daß sie nicht in der Lage waren, unter dem Eindruck der Musik weiterzukauen.
153 Zur topischen Weiterung der Festbeschreibung im Bereich des Hörens tritt die suggestive Weiterung im Bereich des Schmeckens. In die übliche Beschreibung von Sitzordnung und adeliger Aufwartung während des Hochzeitsbanketts schaltet Troiano komplette Listen der Speisenfolgen ein." Der Festbeschreiber hat mit seiner im Rahmen der Gattung exzeptionellen Speisekarte leichtes Spiel, weil er an Geschmackserfahrungen des Lesers anschließen kann. Mandelsulz ist Mandelsulz und Rebhuhn ist Rebhuhn, d.h. wann immer der Leser eine entsprechende Geschmackserinnerung aktivieren kann, ist das genannte Gericht >präsentpoetischen< Staates bei Novalis und den Frühromantikern vgl. Hans-Joachim Mähl: Der poetische Staat. Utopie und Utopiereflexion bei den Frühromantikern. In: Utopieforschung. Interdisziplinäre Studien zur neuzeitlichen Utopie. Hg. von Wilhelm Voßkamp. Bd. 3. Frankfurt am Main 1985 (suhrkamp taschenbuch 1159), S. 273-302; Ders.: Philosophischer Chiliasmus. Zur Utopiereflexion bei den Frühromantikern. In: Die literarische Friihromantik. Hg. von Silvio Vietta. Göttingen 1983 (Kleine Vandenhoeck-Reihe 1488), S. 149-179.
158 sonales Symbol zusammenzufassen. Die Monarchie'0 beruht auf gewolltem Glauben, »auf der freiwilligen Annahme eines Idealmenschen« - vorgestellt als »ein Wesen, was zur Menschheit, aber nicht zum Staate gehört«.11 Der Monarch wird nicht über seine politische Machtvollkommenheit im Staat definiert; seine Erhabenheit resultiert nicht aus einem bedrohlichen Machtvolumen, das ja bereits im bürgerlichen Erhabenheitsdiskurs durch das Konzept der moralischen Autonomie marginalisiert wurde. Vielmehr scheint der Monarch nunmehr moralisch autonom gegenüber seiner eigenen politischen Macht zu sein - er steht außerhalb des Staates als moralisches Integral aller Menschen. Sein Vorbild dient als Entwicklungsziel des Staatsbürgers: Alle Menschen sollen thronfähig werden. Das Erziehungsmittel zu diesem fernen Ziel ist ein König. Er assimilirt sich allmählich die Masse seiner Unterthanen. Jeder ist entsprossen aus einem uralten Königsstamm. Aber wie wenige tragen noch das Gepräge dieser Abkunft?12
Bei Novalis konvergieren die Erhabenheit des Bürgers, seine potentielle Thronfähigkeit, und die Erhabenheit des Königs in einem gemeinsamen Adel. Der König repräsentiert nicht mehr, was der Bürger auf jeden Fall nicht ist, sondern was er im Zuge einer Assimilation, d.h. einer utopischen Approximation auf das Vorbild hin, werden könnte (und soll). ASSIMILIERUNGSZEREMONIELL. Da der König nicht mehr die Macht im Staat repräsentiert, ist die Machtsuggestion aus dem konkreten Zeremoniell gewichen. Novalis begründet in Glauben und Liebe ein »noch unter Regeln zu bringende^]« Zeremoniell als Äußerungs-Form des Staatsbürgers, der in der Gegenwart des Monarchen nicht in Ehrfurcht und Formeln der Hochachtung erstarrt, sondern dessen »Ausdruck« im Gegenteil durch den Umgang mit dem König eine »Belebung« erfährt:
Der König ist das gediegene Lebensprinzip des Staats; ganz dasselbe, was die Sonne im Planetensystem ist. Zunächst um das Lebensprinzip her, erzeugt sich mithin das höchste Leben im Staate, die Lichtatmosphäre. Mehr oder weniger vererzt ist es in jedem Staatsbürger. Die Äußerungen des Staatsbürgers in der Nähe des Königs werden daher glänzend und so poetisch als möglich, oder Ausdruck der höchsten Belebung seyn. Da nun in der höchsten Belebung der Geist zugleich am wirksamsten ist, die Wirkungen des Geistes Reflexionen sind, die Reflexion aber ihrem Wesen nach, bildend ist, mit der höchsten Belebung also die Schöne, oder vollkommene Reflexion verknüpft ist, so wird auch der
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Zur Idee der »Monarchie« bei Novalis vgl. Hans-Joachim Mähl: Die Idee des goldenen Zeitalters im Werk des Novalis. Studien zur Wesensbestimmung der frühromantischen Utopie und zu ihren ideengeschichtlichen Voraussetzungen. 2., unveränd. Aufl. Tübingen 1994, S. 330-340. " Novalis: Schriften. Hg. von Paul Kluckhohn und Richard Samuel. Bd. 2: Das philosophische Werk I. Hg. von Richard Samuel in Zusammenarbeit mit Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. 3., nach den Handschriften erg., erw. und verb. Aufl. in vier Bänden und einem Begleitband. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1981, S. 489. 12 Ebd.
159 Ausdruck des Staatsbürgers in der Nähe des Königs, Ausdruck der höchsten, zurückgehaltenen Kraftfülle, Ausdruck der lebhaftesten Regungen, beherrscht durch die achtungsvollste Besonnenheit, ein unter Regeln zu bringendes Betragen seyn. Ohne Etiquette kann kein Hof bestehn. Es giebt aber eine natürliche Etiquette, die schöne, und eine erkünstelte, modische, die häßliche. Herstellung der erstem wird also keine unwichtige Sorge des denkenden Königs seyn, da sie einen bedeutenden Einfluß auf den Geschmack und die Liebe für die monarchische Form hat.13
Das Zeremoniell definiert die »Regeln«, in deren Rahmen die »lebhaftesten Regungen« des Staatsbürgers »Ausdruck« finden dürfen. Die »Äußerungen des Staatsbürgers in der Nähe des Königs« (seine Worte und Handlungen) sind »glänzend und so poetisch als möglich« - jedoch nicht im profanen Sinne eines genormten zeremoniellen decorum, das die »Nähe des Königs« einforderte. Vielmehr ist die Redundanz der höfischen Konvention zurückgewiesen zugunsten einer »natürliche[n] Etiquette«, die als Ferment der Geistesbildung angelegt sein soll. >Glänzend< sind die Äußerungen des Staatsbürgers als >Abglanz< des nahen Königs, dessen Vorbildcharakter den Geist und so die Reflexionstätigkeit und so den Ausdruck belebt. Der Hof läßt sich dementsprechend als Reflexionsrahmen des fürstlichen Vorbildes verstehen. Die »achtungsvollste Besonnenheit« des Hofzeremoniells meint nicht zuvorderst die aufmerksame Rücksicht auf die gebotenen Formen der (Hoch-)Achtung, sondern das besonnene Be(ob)achten des Ideals - man vergleiche Schillers »Achtung« der Würde als sittlicher Kategorie. Indem der Staatsbürger im Rahmen des Zeremoniells den vorbildlichen König »in der Nähe« reflektiert, ist der direkteste Impuls zu einem mimetischen Prozeß gegeben, der die Kernfunktion des absolutistischen Zeremoniells in das genaue Gegenteil wendet: Aus einem Distanzierungsverfahren wird ein Verfahren der Annäherung, aus dem Signifikat der Distinktion wird das Signifikat der Identifikation. Wie der König zum Vorbild des Bürgers dient, bezeichnet die Königin das Entwicklungsziel der Bürgerin.'4
ZEREMONIELLE REFLEXION DER »STAATSVERBINDUNG«.
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Ebd., S. 488f. Zu den Stationen der Legendenbildung um Luise von Preußen von der >liebenden Mutter der Nation* zur antinapoleonischen Märtyrerin und nationalen Ikone vgl. Wulf Wülfing: Die heilige Luise von Preußen. Zur Mythisierung einer Figur der Geschichte in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. In: Bewegung und Stillstand in Metaphern und Mythen. Fallstudien zum Verhältnis von elementarem Wissen und Literatur im 19. Jahrhundert. Hg. von Jürgen Link und Wulf Wülfing. Stuttgart 1984 (Sprache und Geschichte 9), S. 233275. Vgl. auch Hermann Dreyhaus: Die Königin Luise in der Dichtung ihrer Zeit. Berlin 1926; Wolfgang Frühwald: Das Spätwerk Clemens Brentanos (1815-1842). Romantik im Zeitalter der Mettemich'schen Restauration. München 1977 (Hermaea 37), S. 74-87; Wulf Wülfing, Karin Bruns, Rolf Pair: Historische Mythologie der Deutschen 1798-1918. München 1991, S. 59-111; Rudolf Speth: Königin Luise von Preußen - deutscher Nationalmythos im 19. Jahrhundert. In: Mythos Diana - von der Princess of Wales zur Queen of Hearts. Hg. von Sabine Berghahn und Sigrid Koch-Baumgarten. Gießen 1999, S. 265-285; Philipp Demandt: Luisenkult. Die Unsterblichkeit der Königin von Preußen. Köln, Weimar 2003.
160 Die Assimilation an die Königin soll durch bildgestützten Personenkult und Umwidmung von Familienfeierlichkeiten in Huldigungszeremonielle befördert werden. Luise und ihr Gemahl sollen schließlich die öffentliche und Privatsphäre der Bürger durchdringen: Jede gebildete Frau und jede sorgfältige Mutter sollte das Bild der Königin, in ihrem oder ihrer Töchter Wohnzimmer haben. Welche schöne kräftige Erinnerung an das Urbild, das jede zu erreichen sich vorgesetzt hätte. Ähnlichkeit mit der Königin würde der Karakterzug der Neupreußischen Frauen, ihr Nationalzug. Ein liebenswürdiges Wesen unter tausendfachen Gestalten. Mit jeder Trauung ließe sich leicht eine bedeutungsvolle Huldigungszeremonie der Königin einführen; und so sollte man mit dem König und der Königin das gewöhnliche Leben veredeln, wie sonst die Alten es mit ihren Göttem thaten. Dort entstand ächte Religiosität durch diese unaufhörliche Mischung der Götterwelt in das Leben. So könnte hier durch diese beständige Verwebung des königlichen Paars in das häusliche und öffentliche Leben, ächter Patriotism entstehn.15
König und Königin sollen nach dem Vorbild antiker Religionspraxis als Hausgötter im häuslichen Leben der Untertanen präsent sein. Während die absolutistische Herrschaftsikonographie dynastischen Personen allein im Rahmen einer rhetorischen Praxis antike Götteridentitäten auflud, behauptet Novalis eine substantielle Eignung des Königspaars zur »ächtefn] Religiosität« des Bürgers und der bürgerlichen Familie. Denn am Berliner Hof hat sich ein »Wunder der Transsubstantiation« ereignet, das die rhetorische Institution des Hofes in die >Naturform< der Familie, das Herrschaftszeichen des Thrones in ein Heiligtum und die dynastisch motivierte Verbindung in eine authentische Gefühlsverbindung verwandelte.16 Weil die Ehe von König und Königin nicht mehr als dynastische Tatsache, d.h. als genealogischer Egoismus hochadeliger Häuser relevant ist, sondern auf echter Liebe beruht, ist das Königspaar geeignet, durch seine Ehe die »Staatsverbindung« zwischen den einzelnen Bürgern zu repräsentieren, die Novalis auf das Fundament »[u]neigennützige[r] Liebe«17 gestellt sieht. In der Beziehung des Königspaars wird das altruistische, Verstand und Gefühl integrierende >Verfassungsprinzip< des utopischen Staats evident.18 Durch die »beständige Verwebung des königlichen Paars in das häusliche und öffentliche Leben«, durch diese häusliche Praxis der »Staatsreligion«, könne »ächter Patriotism entstehn«. Dieser bei Novalis beschworene >echteVerfassungsäquivalent< des Staates) verlangt ein utopisches decorum: Der Hof soll zum irdischen »Paradies« werden, damit der utopische Status des Repräsentierten reflektiert wird. Im paradiesischen Hof ist die unnatürliche, künstliche Reizlage der anderen europäischen Höfe zum natürlichen Lebensgenuß in reizender Umgebung herabgestimmt. Man sieht ein Idyll vor sich. Das Volk betrachtet im Hof »das klassische Privatleben im Großen«25 mit einem Gefühl der Liebe.26 Die Suggestion, daß das Volk seine Herrscher liebe, ist freilich längst vor dem Erscheinen von Glauben und Liebe dem topischen Standardinventar höfischer Panegyrik und Festbeschreibungen einverleibt worden. Die Liebesbehauptung fungiert als ideologischer Baustein des patriarchalischen Herrschaftsmodells, das im traditionellen Landesvatertopos gepflegt wurde.27 Das Modell der väterlichen Regierung< wurde in der
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Ebd., S. 492. Ebd., S. 493. Ebd. Novalis orientiert sich am >offiziellen< Programm der Intimisierung mit dem Hof, wie es die Herausgeber der Jahrbücher der Preußischen Monarchie in der Vorrede zu ihrer Zeitschrift formulieren: »Je mehr das königliche Haus, durchdrungen von dem Werte echter Häuslichkeit, diese zu der seltnen Höhe des Thrones erhebt, um desto mehr erkennt die große Familie des Volkes sich in diesem Bilde wieder, tritt in den schönen Kreis ein, teilt inniger das allgemeine Wohl und vereint sich zu stärkerer Kraft, dasselbe zu schützen.« Jahrbücher der [Preußischen Monarchie unter der Regierung Friedrich Wilhelm des Dritten, Bd. 1 (Januar bis April 1798), S. 5 (Vorrede). Zit. nach Novalis, Schriften, Bd. 2, S. 475f. Zum >Landesvater< und zur patriarchalischen Herrschaftsbegründung in der Frühen Neuzeit vgl. Paul Münch: Haus und Regiment - Überlegungen zum Einfluß der alteuropäischen Ökonomie auf die fürstliche Regierungstheorie und -praxis während der frühen Neuzeit. In: Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert. Vorträge und Referate gehalten anläßlich des Kongresses des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Renaissanceforschung und des Internationalen Arbeitskreises für Barockliteratur in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 4. bis 8. September 1979. Hg. von August Buck, Georg Kauffmann, Blake Lee Spahr und Conrad Wiedemann. 3 Bde. Hamburg
163 staatsrechtlichen Diskussion der Aufklärung mit dem Argument angegriffen, daß es die Unmündigkeit der Untertanen voraussetze und fortschreibe. 28 Die Entmündigungstendenz eines patriarchalischen Familienmodells des Staates ist bei Novalis überwunden, weil er König und Volk nicht in Vater und Kinder teilt. (Eher noch scheint sich mit dem Gefühl des Wohlwollens, mit dem das Volk »seine Geliebten [das Königspaar; Th. R.] im wahrhaftesten Lebensgenüsse begriffen« weiß, das Landesvatermodell umzukehren: Die Perspektive der Untertanen ist die sorgende Elternperspektive.) Die entscheidende Wendung gegen die Landesvatertopik liegt bei Novalis in dem beschriebenen Konzept einer assimilativen Repräsentationsfunktion der Monarchie, die einen mündigen Bürger adressiert. »Der König hebt die Untertanen zu sich herauf, er senkt sich nicht zu ihnen herab«, wie Lothar Pikulik richtig bemerkt. 29
2. Intimisierungszeremoniell: »Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung in Berlin« (1794) 1 7 9 4 erschien in Berlin unter anonymer Autorschaft die Festbeschreibung Louisens und Friederikens [... ] Ankunft und Vermählung in Berlin zur Dokumentation der Doppelhochzeit des Erbprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und seines Bruders Ludwig mit den Schwestern Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz, die im Jahr zuvor stattgefunden hatte.30 Das Buch gliedert sich in drei Teile: Nach einer ausführliN E U B E G I N N DER G A T T U N G .
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1981 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 8-10), Bd. 2, S. 205-210; Ders.: Die >Obrigkeit im Vaterstand< - Zu Definition und Kritik des >Landesvaters< während der Frühen Neuzeit. In: Hof, Staat und Gesellschaft in der Literatur des 17. Jahrhunderts. Hg. von Elger Blühm, Jöm Garber und Klaus Garber. Amsterdam 1982 (Daphnis 11), S. 15-40; Gotthardt Frühsorge: >Oeconomie des Hofesharten< Zeremoniellfakten - die Einzugs-, Empfangs- und Tafelordnungen - sowie Hochzeitsgedichte und die Trauungsreden (3). Ein übernommener und wegen seiner traditionellen Nüchternheit offenbar nicht integrierbarer Bericht über die Ankunft der Bräute in Potsdam und die Abreise von dort ist in einen »Anhang« verbannt. Es fallt auf, daß insbesondere die zeremonielle Ordnung der Namen und die pedantische Schilderung von Ausstattungen, die ursprünglich meist den Kern der Festbeschreibungen ausgemacht hatten, als antinarrativer Ballast in Beilagen und Anhang verlagert werden. Durch die Auslagerung dieser statischen Fakten, die offenbar nicht mehr als das Wesentlichste des Zeremoniells gewertet werden, bleibt der Beschreibungsteil frei für dynamische Schilderungen innerer und äußerer Bewegungen der Festgemeinschaft. Das Fest wird immer wieder als - gemeinsamer - Gefühlsraum der monarchischen Protagonisten und des Volkes entworfen. Die Hochzeitsbeschreibung, die mit Friedrich Wilhelm und Luise die gleichen Hauptfiguren hat wie Glauben und Liebe, entfaltet eine Topik der Famiiiarisierung und Intimisierung zwischen Monarchenfamilie und Volk, deren einzelne Motive zunächst direkt auf Novalis' Fragmentsammlung vorauszuweisen scheinen. Einen Neubeginn markiert der Text schon deshalb, weil es sich bei Ankunft und Vermählung um eine der ersten höfischen Hochzeitsbeschreibungen handelt, die nach fast zehnjähriger Pause im Deutschen Reich publiziert wurden. Einigen schmalen Beschreibungen von Einzugsfeierlichkeiten anläßlich der
sich auch als Einleitungspassage zu Friedrich Försters Beschreibung der Hochzeit des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen mit Elisa Ludovika von Bayern im Jahr 1823; vgl. Friedrich Förster: Vollständige Beschreibung aller Feste und Huldigungen, welche in den Königreichen Preußen und Baiern zur Höchsten Vermählungsfeier des Durchlauchtigsten Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preussen Κ. H. und der Durchlauchtigsten Prinzessin Elisa Ludovika von Baiern Κ. H. statt gefunden haben. [...] Berlin 1824, S. 5-24. Der König hatte angeordnet, daß der Einzug der bayrischen Prinzessin nach dem gleichen zeremoniellen Schema inszeniert werden sollte wie jener der Prinzessin Luise dreißig Jahre zuvor - der Einzug wurde dementsprechend im Rezeptionsrahmen des Luisenkultes als dejä vu wahrgenommen, in dem Elisa Ludovika als lebendige LuisenEffigies fungierte und das Angedenken der verehrten Königin stimulierte: »Bei dem festlichen Empfange J. Κ. H. der Kronprinzessin Elisabeth ist das theure Andenken an die, in der Liebe des Volkes unsterblich fortlebende, Königin, so vielfach und so lebhaft erneut worden, und [... ] ist jene frühere Feier in einen so bedeutungsvollen Zusammenhang mit der gegenwärtigen getreten, daß wir zu den Festen und Freudentagen, die wir zu erzählen haben, keine schicklichere Einleitung zu geben wüßten, als eine gedrängte Uebersicht der, zum Empfange J. M. der Königin Louise als Prinzessin von Mecklenburg in Potsdam und Berlin angeordneten Festlichkeiten. - So wird uns die Freude der Gegenwart durch Erinnerung an eine schöne Vergangenheit erhöht und das frühere Glück erhält neue Bewährung, indem es uns noch einmal begegnet.« (ebd., S. I).
165 B r a u t r e i s e M a r i a A n t o n i a s n a c h Frankreich im J a h r 1 7 7 0 3 1 folgte 1 7 7 4 / 7 5 die für längere Zeit letzte Festbeschreibung im casus Hochzeit. 3 2 Die R a u t e währte von der Mitte der 7 0 e r bis in das letzte Drittel der 8 0 e r Jahre; sie fällt genau in j e n e Etablierungsphase des a u f g e k l ä r t e n AbsolutismusHenensdecorum
gemeine Mann< auf obrigkeitlichen Befehl hin choreographiert wurde, ordnet sich das preußische Volk infolge eines Herzensbefehls. Ähnlich wie in Novalis' Konzept der Hofetikette als Äußerungsform des Staatsbürgers wird die Zeremoniellinszenierung der Bürger Berlins hier psychologisch zum lebendigen Ausdruck >naturalisiertöffentlichen< Affekte dem Land nicht zu schaden, als Haß jedoch drohte sie über die Ufer zu treten und alle Dämme zu brechen. Campe läßt seine Identität als Beobachter des Festes im Kollektivsubjekt des Volkes aufgehen; er berichtet, daß er von den »wogenden Fluthen« 59 des gemeinschaftlichen Gefühls mitgerissen worden sei, und wünscht der patriotischen Festgemeinschaft einen Standort [...], von wannen wir allen, auf ihren schwankenden Thronen und Fürstenstühlen von Mistrauen und Aengstlichkeit ergriffenen Völkerbeherrschern hätten zurufen können: »Hierher eure Augen, ihr Regenten! Hierher eure Ohren, ihr Diener und Rathgeber der Fürsten! Hierher - um zu sehen und zu hören, woran es liegt, wenn die Völker=führer vor ihren Geführten, wie vorher die Geführten vor ihren Führern, zu zittern Ursache haben! An den Geführten wahrlich nicht; denn von Natur sind ja die Menschen alle in der That ein gutartiges und gutmüthiges Geschlecht, dankbar und liebevoll gegen diejenigen, so zur Glückseligkeit sie leiten, am meisten gegen ihre Fürsten, wenn diese nur einigermaßen sind, was sie seyn sollten, nur einigermaßen ihnen thun, was sie zu thun die heiligste Verpflichtung übernahmen. Lernt dies - wofern die Denkmäler der Vorwelt zu eurer Belehrung noch nicht hinreichten - an dem Beispiele, welches Braunschweigs allgeliebter Vater und dieses großen und guten Vaters dankbare, freude=trunkene, durch ihn beglückte Kinder, seine Unterthanen, euch aufstellen! Etwas Aehnliches, meint ihr, hättet ihr bei euch selbst und für euch selbst wol auch schon erlebt? Wie ihr euch täuscht, ihr Täuscher! Nicht jene traurigen, von euch selbst veranlaßten oder erzwungenen Prunkfeste, wobei ihr von gedungenen Schmeichlern euch vergöttern laßt, indeß die Stimme der Nation, welche noch immer die Stimme der Wahrheit war, euch mit Verachtung zu dem unedlen Troß unfähiger und unwürdiger Regenten zählt; nicht jene erkauften oder erzwungenen Ausrufungen, wodurch ihr öffentlich euch und euer despotisches Regiment von Sclaven preisen und segnen laßt, indeß die unterdrückten Völker insgeheim, oft auch hörbar genug, euch und euren verhaßten Günstlingen fluchen, und, mit ihren Ketten rasselnd, ihre gelähmten Kräfte prüfen, ob Wuth und Verzweiflung sie wol schon stark genug gemacht haben, diese Ketten zu zersprengen; nicht diese armseligen Gaukelfeste erkünstelter und erlogener Volksfreude und Volksliebe, sondern einen unerzwungenen, von aller Verstellung und Schmeichelei himmelweit entfernten, kindlich=leidenschaftlichen und ganz allgemeinen Ausbruch des reinsten und herzlichsten Entzückens über den wachsenden Flor seines ehrwürdigen Fürstenhauses, stellt euch Braunschweig zum Exempel auf. Daß ihr es ansehen und - ο daß ihr den mannhaften Vorsatz fassen mögtet, unsem Vater nachzuahmen, um, so wie Er von seinen Kindern, von euren eigenen Unterthanen euch auch geliebt und angebetet zu sehn!«60 Campes Argumentation unterminiert das >alte< Herrschaftszeremoniell durch den A u f w e i s eines methodischen Irrtums: Sowohl die innerhöfischen Divertissements (erzwungene »Prunkfeste«) als auch die Huldigungen durch Ständevertreter der Gesellschaft verfehlen ihr Ziel. Die psychomanipulative Hauptwirkung des Herrschaftszeremoniells - die Stiftung von Bewunderung und Hochachtung - erreicht nicht die Gemüter der Untertanen, sondern paradoxerweise nur den Regenten selbst. Statt daß die Zuneigung des Volkes produziert würde, reproduziert sich im Zeremoniell nur die Selbstliebe des Herrschers, die durch Höflinge (»Schmeichlerf]«) und abhängige Funktionsträger (»Sclaven«)
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Ebd., S. IV. Ebd., S. IV-VI.
173 bestätigt wird. Das despotische Zeremoniell >beweist< die Legitimität der Regentschaft nur dem Regenten - auf die Gefahr hin, die Herrschaft zu verspielen, denn die tatsächliche und vielleicht gefährliche Stimmung des Volkes läßt sich in den potemkinschen Dörfern dieses Zeremoniells nicht erkennen. Das suggestive Potential der zeremoniellen Inszenierung beginnt seinen Urheber zu bedrohen: Der Herrscher (»Täuscher«) wird bei dem Versuch, das Volk zu täuschen, zum Opfer einer Selbsttäuschung. Das Emotionstheater des Festes beruht - der Berliner Festbeschreibung zufolge - auf Gegenseitigkeit. Es eröffnen sich Chancen einer emotionalen Kommunikation zwischen der monarchischen Familie und dem Volk. Beim Einzug beispielsweise werden die Bräute von der Aufrichtigkeit der glückwünschenden Gedichte sichtlich gerührt,61 und ihre Rührung spiegelt sich wiederum in der Stimmung des Volkes. Es ERWEITERTER FAMILIENKREIS.
ertönte die Luft von dem lautesten Jauchzen der Freude; und diese erhöhete sich noch, ward aber sanfter, als man mit Entzücken freudige Rührung in dem schönen Auge der Prinzessinnen bemerkte, und bei diesem Anblick selber Rührung fühlte. 62
Das Intimisierungszeremoniell zwischen monarchischer Familie und Volk, das sich hier in der Öffentlichkeit des Stadtraumes vollzieht, verlegt sich am Tag der Trauung Ludwigs und Friederikes sogar in den Schloßraum. Der König als »der a l l g e m e i n e Vater Seines Volkes«63 erweitert den dynastischen Familienkreis bzw. den Hof um die Familie des Volkes. Der Landesvatertopos wird mithin im Zeremoniell, oder besser: in der Zeremoniellauflösung konkretisiert: 61
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»Unter Weges lasen die hohen Verlobten die ihnen kurz vorher überreichten Gedichte, und man bemerkte in ihrem sprechenden Auge, daß sie den darin geäußerten Wünschen Gerechtigkeit widerfahren ließen, und sie für die Wirkung aufrichtiger, redlicher Herzen anerkannten.« Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213), S. 28. Vgl. [Campe,] Denkmal der Liebe (Braunschweig 1790, Nr. 211), S. XXVI-XXVIII, wo von den »frohgerührten Ankommenden« die Rede ist, denen etwa eine Kinderszene »eine süße Freudenthräne« entlockt. Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213), S. 31. Suggestionen einer emotionalen Kommunikation zwischen Herrschaftspersonen und Volk im Rahmen des Zeremoniells häufen sich in den Hochzeitsbeschreibungen seit deren erneuter Konjunktur in den späten 80er Jahren des 18. Jahrhunderts. In der Beschreibung des Einzugs der Erzherzogin Maria Theresia mit dem Prinzen Anton von Sachsen in Pirna und Dresden (1787) etwa findet sich bereits das Argument der gegenseitigen Rührung als Ergebnis der Zeremoniellinszenierung: Die Prinzessin hört Willkommensgedichte »mit gerührtem Herzen« an. Als Kinder als kleine »Schäfer und Schäferinnen« den Brautwagen und den Weg, auf dem er sich bewegt, mit Blumen bestreuen und »Kränze und Bouquets mit Gedichten« überreichen, »schien Sie bis zu Thränen gerührt zu seyn. Auch behielt Sie diese Kränze am Arme und auf dem Schosse bis Sie in Pillnitz ankam, und diese Opfer der Liebe von Sächsischen Unterthanen Jhrem Durchlauchtigen Bräutigam zeigen konnte. Alles nahm Sie mit Huld und sichtlicher Freude auf, und war lauter Gnade und Herablassung, welche jedes gute Herz sogleich für Sie eroberte.« Umständliche Beschreibung der Feyerlichkeiten (Pirna - Dresden 1787, Nr. 208), S. 4. Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213), S. 34.
174 Das Zuströmen der unzähligen, freudetrunkenen Menge war nun freilich so äußerst groß, daß die zum Hofe gehörigen Herren und Damen nur mit Mühe Platz finden konnten, und daß, als das Königliche Haus sich mit Feierlichkeit zur Trauungs=Ceremonie begab, kaum ein Weg für dasselbe herzustellen war; aber man sah in den freudigen Blicken des Königs, womit er die Umstehenden auf beiden Seiten, den Geringeren wie den Vornehmeren, längs dem ganzen Wege durch die Zimmer des Schlosses begrüßte, daß Er sich jetzt, mitten unter a l l e n Klassen Seines Volkes, doppelt glücklich fühlte. [...J64 Das schöne Brautpaar trat vor den Geistlichen [...]; und die Königliche Familie nebst dem ganzen Hofe bildete einen glänzenden Kreis umher, hinter dem noch eine Menge andrer, nicht zum Hofe gehöriger Personen standen. Nun herrschte feierliche Stille durch den ganzen Saal. [...] Das Königliche Haus war in diesem feierlichen Augenblick das schönste, edelste Bild von häuslichem Glück und inniger Liebe. Manches Auge weinte Thränen der Freude und Zärtlichkeit. Wohl den Erhabenen, die mitten in dem Glänze der Hoheit sich die weichen Gefühle des Herzens erhielten! Wohl dem Volke, das ein solches Königshaus auf seinem Throne sieht.65
Bei den Trauungen zeigt sich »das edelste Bild von häuslichem Glück«. Diese Tableaus der Häuslichkeit realisieren für einen symbolischen Moment im höfischen Raum jenes Intimisierungsprogramm der späteren Jahrbücher der Preußischen Monarchie, das die gesteigerte Loyalität der >großen Familie< des Volkes an die Möglichkeit bindet, die eigene Häuslichkeit im Hof gespiegelt zu sehen.66 In der neuen Generation der Festbeschreibungen, die am Ende des 18. Jahrhunderts entsteht, wird die Nachrichtenwürdigkeit des casus subjektiviert. Die Notwendigkeit der Veröffentlichung begründet sich offiziell nicht mehr zuvorderst durch die objektive dynastische Bedeutung des Ereignisses, sondern durch das persönliche Interesse des Lesers an der Gefühlsseite und Privatsphäre der Herrscherpersonen. Die Festbeschreibung ermöglicht die Mit- bzw. Nachempfindung dessen, was die Zeremoniellprotagonisten fühlen. So wendet sich die Beschreibung der Wiener Dreifachhochzeit von 1790 explizit an jeden, »der am Menschenglück, sonderlich aber an dem Vergnügen des höchsten Oberhaupts der Deutschen [des Kaisers als Vater dreier Brautleute; Th. R.] Antheil nimmt«.67 Der Text spürt dementsprechend Gefühlsregungen auf; es wird etwa vermerkt, daß sich der Kaiser über seine Söhne »jüngst [...] mit sichtbarer Freude«68 geäußert habe. Eine Hochzeitsbeschreibung des neuen Typs hat neben der Zeremoniellbeschreibung auch - wenigstens ansatzweise - die psychische Realität des Braut-
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Auch als sich die Massen nach der Trauung noch zu den Divertissements drängen und diese zu stören beginnen, bleibt der gütige Landesvater heiter: »Der K ö n i g sah heiter dem Gedränge zu, und lächelte, als man am zweiten Vermählungstage sogar seinen Spieltisch nicht ruhig hatte stehen lassen. Was könnte ein gütiger Vater an seinen freudigen Kindern nicht entschuldigen, wenn gerade ihre Freude beweist, daß er von ihnen geliebt wird!« (ebd., S. 37). Ebd., S. 35f. Vgl. das Zitat in Anm. 26. Historische Beschreibung der Vermählungs=Feyerüchkeiten (Wien 1790, Nr. 210), Bl. lr. Ebd., Bl. lv.
175 paars zu erschließen, denn »wir wollen die hohen Vermählten etwas näher kennen lernen«.69 Die Aufgabe der Festbeschreibung, die Gefühlsrealität der Herrscherpersonen zu veröffentlichen, kollidiert mitnichten mit der Schilderung des obligatorischen Zeremoniells, dessen Rollenanweisungen den emotionalen Ausdruck genuin eher ausschließen. Das Zeremoniell kann vielmehr als Kontrastfolie von Gefühlen dienen, die als echte aufgefaßt werden. Der Berichterstatter fahndet gefühlshermeneutisch nach der >wahren< Persönlichkeit hinter der offiziellen Person, die sich am deutlichsten zeigt, wenn sich ihr Ausdruck70 von der formalisierten Handlungsrhetorik des Zeremoniells abhebt.71 In der Topik der höfischen Festbeschreibung fanden sich schon früh utopische Bestimmungen des Festes, ob als Ordnungsutopie oder als paradiesische Zeit (vgl. Kapitel VI). Der ästhetischen PoliceyFunktion des Festes konnte eine versittlichende Wirkung auf das gemeine Volk zugeschrieben sein, wobei dieses im wesentlichen passiver Rezipient eines ihm vorgesetzten Sinnlichkeitsangebotes blieb. Im patriotischen Aufklärungsdiskurs der spätabsolutistischen Phase wird das Volk als (gleichwohl obrigkeitlich gesetztes) Kollektivsubjekt von Festinszenierungen konzipiert, das im Fest seinen >Gemeinschaftscharakter< und seine Rolle im Rahmen des Staates reflektiert und einübt.72 Im Volks- oder Nationalfest - die Begriffe entstehen und etablieren sich in den 80er und 90er Jahren des 18. Jahrhunderts - soll die Frage der ständischen und der Rangunterschiede, die ehemals das funktionale Zentrum des Zeremoniellwesens ausmachte, nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Gegen die >ungezügelte< Sinnlichkeit und Unordnung der brauchtümlichen Feste (Karneval, Schützenfeste etc.) setzt man die sozialdisziplinierende Ordnung patriotischer Feste: nationale Gedenktage, der Geburtstag des Regenten, dessen Fürsorge das Volk sein Glück verdankt, aber insbesondeAUFGEKLÄRTE FESTUTOPIE.
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Ebd. Das revidierte Zeremoniell bzw. die revidierte Zeremonielldarstellung befreien den Hof von dem stereotypen ji'mM/α/ισ-Verdacht, der die hofkritische Argumentation durchzieht, indem nunmehr auch in der höfischen Sphäre der Übergang von einer rhetorischen zu einer hermeneutischen Verhaltenskultur vollzogen scheint, wie ihn Rüdiger Campe für das 18. Jahrhundert beschreibt. Vgl. Rüdiger Campe: Affekt und Ausdruck. Zur Umwandlung der literarischen Rede im 17. und 18. Jahrhundert. Tübingen 1990 (Studien zur deutschen Literatur 107). Zum kalkulierten Einsatz >strenger< und hochformalisierter Zeremonielle als Kontrastfolie für demonstrative Gefühlsinszenierungen vgl. Thomas Rahn: Grenz-Situationen des Zeremoniells in der Frühen Neuzeit. In: Die Grenze. Begriff und Inszenierung. Hg. von Markus Bauer und Thomas Rahn. Berlin 1997, S. 177-206. Vgl. hierzu Dieter Narr: Fest und Feier im Kulturprogramm der Aufklärung. In: Ders.: Studien zur Spätaufklärung im deutschen Südwesten. Stuttgart 1979, S. 208-226; Paul Münch: Fetes pour le peuple, rien par le peuple. »Öffentliche« Feste im Programm der Aufklärung. In: Öffentliche Festkultur. Politische Feste in Deutschland von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg. Hg. von Dieter Düding, Peter Friedemann und Paul Münch. Reinbek bei Hamburg 1988 (rowohlts enzyklopädie 462), S. 25-45.
176 re auch manufaktureile oder agrarische Preisfeste. Wie Paul Münch herausarbeitet, verlegt sich die Festdiskussion seit den späten 1760er Jahren verstärkt darauf, >industriepoliceyliche< Funktionen des Festes zu setzen. Das öffentliche Festwesen soll den angezielten Verfleißigungsprozeß in Manufakturgewerbe und Reformlandwirtschaft pädagogisch unterstützen. Generell läßt sich die Intention des aufklärerischen Volksfestkonzeptes mit Münch zusammenfassen: »Aus Festen der Sittenlosigkeit, Verschwendung und Unordnung, Qualitäten, die man dem traditionellen Fest gewöhnlich unterstellte, sollten Feste der Moralität, der Ökonomie und Ordnung werden.«73 Die Einleitung zu Ankunft und Vermählung stellt »die Feste eines Volkes«, zu denen die Berliner Doppelhochzeit gerechnet wird, eindeutig in den Kontext dieser aufklärerischen Konzeption des Festes - allein: Der Akzent wird verschoben vom Fest als Impulsgeber einer zivilisatorischen Progression zum Fest als Indikator des zivilisationsgeschichtlichen Standes der Gesellschaft. Die Dokumentation eines Festes ermöglicht die Reflexion seines historischen zivilisatorischen Gehaltes: Die Erinnerung an sie [die Feste; Th. R.] überlebt den Tag; und selbst der Geschichte sind Nachrichten dieser Art nicht zu klein. Wir forschen in den Jahrbüchern unsrer Vorfahren sorgfältig nach der Beschaffenheit ihrer häuslichen und öffentlichen Feste; wir suchen selbst kleine Umstände auf, welche uns über sie Licht geben können, und bemerken nur ungern Lücken in den Erzählungen davon. Eben die Auskunft, welche wir der Vorwelt verdanken, sind wir unsren Nachkommen schuldig, daß auch sie einst die Fortschritte unsrer Sittlichkeit, unsres Kunstfleißes und unsres Geschmackes beurtheilen können. Vielleicht trägt ein Abdruck dieser Blätter dazu bei, uns ihnen zu zeigen, wie wir waren. Mögen sie uns übertreffen; sie werden hoffentlich keine Ursache haben, sich unsrer zu schämen.74
Die Festbeschreibung soll als Zeugnis eines hohen Zivilisationsstandes dienen, der im sozialen decorum des Völksfestes (Sittlichkeit, Kunstfleiß und Geschmack) evident wird. Der zeremonielle Gemeinschaftsaufwand des Volkes wird an den Maßstäben der aufklärerischen Festutopie gemessen. Die Topik der Beschreibung betont deren Motivkomplexe: 1.) die Sittlichkeit und Ordnung des Volkes, 2.) die Überwindung von Standesschranken zugunsten einer patriotischen Volksgemeinschaft und 3.) die ökonomische Vernunft der Festveranstaltung. 1.) Sittlichkeit und Ordnung: Die Festbeschreibung beschließt das Referat des Einzugstages mit einer zusammenfassenden Bewertung der »Sittlichkeit«, die das Volk während der Veranstaltung bewiesen habe: Es muß Berlin nothwendig Ehre machen, und von dessen Sittlichkeit den vortheilhaftesten Begriff erregen, daß an diesem Tage, wo fast alle Einwohner auf wenigen Straßen und Plätzen zusammen gedrängt waren, in dem unbeschreiblichen Gewühle von Menschen, Pferden und Wagen, dennoch keine Unordnung begangen, kein Unglück geschehen, und
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Ebd., S. 35. Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213), S. 5.
177 das Eigenthum nicht im geringsten verletzt worden ist, was in einer andern, eben so großen und volkreichen, aber weniger sittlichen Stadt an einem solchen Tage gewiß geschehen wäre. [...] Das ehrenvollste Zeugniß für die Ordnung, welche am 22sten December in Berlin herrschte, wie für den Charakter von dessen Bürgern, ist nachstehendes Cabinets=Schreiben, das der K ö n i g gleich am folgenden Tage erließ: »Vester Rath, besonders lieber Getreuer. Ich habe mit wahrem Wohlgefallen die gestrige Einholungs=Feier von Seiten Meiner guten Berliner Bürgerschaft ersehen und die dabei geherrschte Ordnung bewundert. [...] Friedrich Wilhelm.[«] Der K ö n i g hatte das frohe Getümmel der unzähligen Einwohner von Berlin an einem Fenster des Schlosses, wenigstens zum Theil, wirklich selbst gesehen, und dem Sekretair, der Sein Cabinets=Schreiben auffsetzte, zu wiederholten Malen befohlen: »Es muß ja darin gesagt werden, daß ich die Ordnung b e w u n d e r t habe.«75 Das kolportierte Insistieren des Königs auf einer Formulierung, die seine Bewunderung über die Ordnung der Untertanen zum Ausdruck bringt, ist signifikant. Die admiratio gilt der Zeremoniellwissenschaft als Affekt des gemeinen Mannes beim Anblick des zeremoniell arrangierten Herrschers. Die Bewunderung, zeitgenössisch definiert als ein Sich-Wundern, führt zur Hochachtung für den Herrscher (vgl. Kapitel I). Wenn der preußische König diese Blick- und Affektbeziehung demonstrativ umkehrt, bezeugt er Hochachtung für sein Volk. Die politische Majestät des Königs und die in der Fest-Ordnung bewiesene sittliche Majestät des Volkes sind auf eine gleiche Stufe gestellt.
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Ebd., S. 32-34. Vgl. das Lob des ordentlichen, maßvollen, kurzum: gesitteten Betragens der Festteilnehmer in [Campe,] Denkmal der Liebe (Braunschweig 1790, Nr. 211), S. XXXVIf.: »Jedes Corps hatte sich für den frohen Abend, der auf den erfreulichsten der Tage folgte, einen besondern Zusammenkunftsort ersehen, und daselbst ein der Feier des Tages angemessenes Fest zubereiten lassen. Hier brachte man den Abend unter fröhlichen, aber von der Mäßigkeit geordneten und von der strengsten Sittlichkeit bewachten Genüssen, und unter rührenden Glückwünschungen für das neuvermählte Fürstliche Paar [... ] bei frohem Becherklange hin. Es gereicht unserer Stadt überhaupt, wie den verschiedenen Corps und jedem einzelnen Mitgliede derselben insonderheit, zu nicht geringer Ehre, daß auch diese nächtlichen Ergötzlichkeiten ohne alle Unordnung abliefen. I Ueberhaupt war es eine für unsere Zeiten merkwürdige Erscheinung, die unserer Stadt den hohen Ruhm einer vorzüglichen Sittlichkeit erwerben muß, daß zur Erhaltung der Ordnung bei allen diesen Feierlichkeiten und bei einer zusammenströmenden Menge von einigen zwanzig tausend Menschen, auch nicht Ein Soldat gebraucht worden ist, und daß demohngeachtet, so viel wir selbst bemerken und durch die sorgfältigste Nachforschung in Erfahrung bringen konnten, auch nicht eine einzige Unordnung, nicht eine einzige Ausschweifung oder was dem ähnlich sehen könnte, vorgefallen ist. Man hatte angefragt: ob nicht wenigstens die Thor= und Schloßwachen verdoppelt werden sollten? allein Se. Durchlaucht, der regierende Herr Herzog antworteten: daß es auch dieser Fürsorge nicht bedürfe; und es zeigte sich, daß das Vertrauen, welches Sie Jhren guten Bürgern dadurch bewiesen, allerdings gegründet war. Die Ehrfurcht und Liebe zu ihrem großen Vater war für die gesammte Bürgerschaft, bis auf den muthwilligsten Gassenknaben hinab, ein stärkerer und sichrerer Bewegungsgrund zur Ordnung und Wohlanständigkeit, als eine Reihe von zehntausend blitzenden Bajonetten und drohenden Piken in der Hand gefürchteter Sclavenbändiger.«
178 2.) Gemeinschaft: Die Festgemeinschaft kennt keine Standesgrenzen, da am Tage des Einzugs der Bräute »fast alle Herrschaften ohne Ausnahme ihren Domestiken erlaubt hatten, Zuschauer bei der Feierlichkeit zu seyn, welche auf diese Art ein Fest, nicht einiger Klassen oder Stände, sondern wirklich des ganzen Volkes wurde«. 76 Nachdem zur Trauung des Erbprinzen Friedrich Wilhelm und Luises am 24. Dezember fast nur der Hof Zutritt hatte, gestattet der König zur zweiten Trauungszeremonie am 26. Dezember » j e d e r m a n n auch ohne Billet« 7 7 den Zutritt zu den Räumen des Schlosses und fühlt sich »mitten unter a l l e n Klassen Seines Volkes, doppelt glücklich«. 7 8 D i e integrative Potenz des Festes überwindet auch die Religionsgrenzen. Der Berliner Judenschaft wird - als Toleranzbeweis - die Finanzierung der prominenten Ehrenpforte zwischen dem Palais des Prinzen Heinrich und der Königlichen Bibliothek erlaubt. Die Bürgerschaft ließ ihr diesen Vorzug, der eigentlich i h r zugekommen wäre, und gab dadurch einen schönen Beweis von der Verträglichkeit, welche sie schon lange auszeichnet, und wobei die jüdische Nation in Berlin ruhiger und zufriedner lebt, als vielleicht in irgend einer andern der Deutschen Städte.79 Schon die Errichtung der Ehrenpforte als das »erste, was ö f f e n t l i c h geschah«, 80 bekommt den Charakter eines Völksfestes: Die Tage, an denen man die Ehrenpforte errichtete, fielen in die Zeit, wo auf der breiten Straße (in Alt=Kölln) der gewöhnliche Weihnachtsmarkt gehalten wird. In andren Jahren pflegt die schöne Welt sich täglich, wenn anders die Witterung günstig ist, in Menge auf diesem Markt einzufinden: Theils, um zu sehen, oder gesehen zu werden; Theils, weil es nun schon seit Jahren so gewesen und zu einem Gesetze der Mode geworden ist. Aber in diesem Jahre ward der Markt, wenigstens am Tage, fast gar nicht von ihr besucht, sondern sie fand sich zahlreich da ein, wo man die Ehrenpforte errichtete. [...] Alles wetteiferte an Thätigkeit, besonders die Ehrenpforte zu vollenden; und selbst der gemeine Arbeiter schien sein Geschäft fröhlicher als sonst zu treiben, vielleicht, weil ihn das Bewußtseyn belebte, daß er zu einem wahren und allgemeinen Volksfeste Berlins beitrüge.81
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Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213), S. 33. Ebd., S. 34. Ebd., S. 35. Ebd., S. 18. Ebd., S. 17. Ebd., S. 18f. Vgl. die Passage zur Vorbereitung der stadtöffentlichen Festivitäten in [Campe,] Denkmal der Liebe (Braunschweig 1790, Nr. 211), S. XXIf., in der die durch die Bürger verrichteten Verzierungsarbeiten mit den gemeinsamen Bemühungen eines Familienkreises verglichen werden: »Alle diese Vorbereitungen und Anstalten gaben unserer Stadt und dem lebhafteren Gewühle der Straßen schon einige Wochen vor dem Anfange des Festes, wozu man sich rüstete, das Ansehen jener frohen und zugleich heimlichen Geschäftigkeit einer glücklichen Familie, die den ehrwürdigen und geliebten Vater des Hauses bei irgend einer frohen Veranlassung mit einer rührenden Feierlichkeit zu überraschen denkt. Jeder, der Gelegenheit dazu hatte, trug zu den allgemeinen Vorbereitungen das Seinige bei; und Jeder besorgte zugleich auch für sich das besondere Schärflein, was er zur Vergrößerung der Festlichkeit, vornehmlich am Tage der Erleuchtung, für sich beizutragen gesonnen war.«
179 Die aufklärerische Festutopie will es, daß der Weihnachtsmarkt als bloß sinnliche Volksbelustigung durch den Besuch des Ehrenpfortenbauplatzes eine ernsthafte Konkurrenz bekommt. Die Bauarbeiten ermöglichen den Bürgern eine gemeinsame Reflexion des anstehenden bedeutenden Zeremoniells. Die Ehrenpforte überwindet als Sammelpunkt eines gemeinsamen Interesses der Bürger das dissoziierte Interesse des >Sehens und Gesehenwerdensschönen Welt< auf dem Weihnachtsmarkt geprägt ist. Mehr noch: Bereits die konkreten Vorbereitungsarbeiten geraten zum fröhlichen Geschäfte, denn der einfache Arbeiter wird >durch das Bewußtsein belebthöfischen Rationalität repräsentativen Konsums83 und alter Zeremoniellformen. Während die traditionelle Festbeschreibung Pracht benennt, um die amplifikative Funktion des beschriebenen Zeremoniells aufzunehmen, betont Ankunft und Vermählung den vernünftigen zeremoniellreformerischen Charakter des Berliner Hofes, und zwar so oft wie möglich: In einer Anmerkung wird ein Kabinettsschreiben Friedrich Wilhelms zitiert, das den Untertanen den Kniefall bei Ehrenbezeigungen und Bitten untersagt, weil er ein unstatthafter Wahn sei. Der Kniefall könne nur Gott allein gelten.84 AUSGESTELLTE ZEREMONIELLREDUKTION.
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Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213), S. 21. Zur Durchsetzung der effizienten »administrative[n] Realität einer Herrschaft« gegenüber dem kostenintensiven »suggestive[n] Charisma des Hoflebens« im aufgeklärten Absolutismus vgl. das Kapitel »Die hofökonomische Debatte am Ende des 18. Jahrhunderts« in: Volker Bauer: Hofökonomie. Der Diskurs über den Fürstenhof in Zeremonialwissenschaft, Hausväterliteratur und Kameralismus. Wien, Köln, Weimar 1997 (Frühneuzeitstudien N.F. 1), S. 239-290, hier S. 239. Der König habe bei Reisen in der südpreußischen Provinz »wahrgenommen, daß der gemeine Mann in dem Wahn ist, seine Ehrenbezeigungen und Bitten knieend zu verrichten. Da es aber sehr unbillig ist, daß ein Mensch vor seinen Nebenmenschen knieet, so habt Ihr unverzüglich die Verfügung zu treffen, daß durch Ablesung von den Kanzeln diese unanständige Gewohnheit untersagt werde, mit dem Bedeuten, daß dieses bloß Gott gebühre. Derjenige, der durch Knieen irgend etwas zu erlangen gedenkt, wird dagegen in seinem Gesuche kein Gehör finden.« Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213), S. 13f.
180 Ein weiteres zitiertes Kabinettsschreiben an den Rat der Stadt Berlin lehnt aus landesökonomischen Gründen das Angebot einer Einholung des Königs bei seiner Rückkunft aus der südpreußischen Provinz ab.85 Um zu bekräftigen, daß die preußischen Prinzen bei der ersten Begrüßung der Bräute in Potsdam »ihre Herzen, nicht die Gebote der Etiquette«86 riefen, wird in einer Anmerkung auf eine Stelle in Friedrich Carl von Mosers Teutschem Hof-Recht (1754/55) verwiesen, welche die exakten Streckenmaße behandelt, die ein bestimmter hochadeliger Bräutigam seiner Braut allenfalls entgegenreisen darf: ein Erzherzog von Österreich z.B. vier Meilen. In Preußen jedoch überschreiten die königlichen Herzen zeremoniell gesetzte Distanzen. Ausführlich wird geschildert, wie sich ein potentieller Zeremoniellstreit um die Ordnung der Wagen beim Einzug in Luft auflöst: Nachdem es ehedem üblich gewesen war, daß die Hofdamen und Kammerherren der Braut vorausfuhren, um sie im Schloß empfangen zu können, äußert ein bürgerliches Corps des Zuges eine >zeremoniellhermeneutische< Kritik, die auf dem Mißverständnis beruht, wer den Zug anführe, sei als wichtigste Person ausgewiesen. Die von den Bürgern eingeforderte Zughierarchie legt vermutlich irrtümlich die Ordnung der Militärparade zugrunde. Die traditionelle Zeremonielldramaturgie höfischer Zugformationen, die Präludierung der Hauptpersonen durch das Gefolge, ist offenbar nicht mehr allgemein bekannt: »Bei dieser Anordnung könnte es scheinen, als sollte der feierliche Zug den Hofdamen gelten, und man wünschte daher, daß der Wagen der P r i n z e s s i n n e n B r ä u t e unter allen der e r s t e seyn möchte.« Als der Hofmarschall des Kronprinzen, Herr Oberstlieutenant v o n M a s s o w , dieses Verlangen erfuhr, gab er den Hofdamen und Kammerherren Nachricht davon, und alle waren bereitwillig, durch Aufopferung des Herkommens die Zufriedenheit wieder herzustellen. Besonders den Damen gebührt öffentlicher Dank dafür, daß sie, um bei niemanden die Freude des Tages zu vermindern, sich die kleine Unbequemlichkeit, bei der Ankunft in Berlin nun schon früher aus dem Wagen steigen und den Ueberrest des Weges bis zum Königlichen Schlosse zu Fuß gehen zu müssen, so willig gefallen liessen. Sie zeigten dadurch, daß sie so gut als schön sind; und jeder Leser, der sie am 22sten December in ihrem geschmackvollen bewundernswerthen Putze gesehen hat, wird sich ihrer bei dieser Anekdote mit doppeltem Vergnügen erinnern. Uebrigens sind sie für ihre edle Gefälligkeit - außer dem Vergnügen, welches ihnen das Bewußtseyn gut gehandelt zu haben, gewähren mußte - auch dadurch belohnt worden, daß der Königliche Hof ihnen seinen gänzlichen Beifall bezeugt hat.87
Die Hofdamen gehen freiwillig zu Fuß, weil das Volk es mit guten Gründen wünscht. Was im Rahmen eines überholten Zeremoniellverständnisses ein entwürdigendes Schauspiel< gewesen wäre, bietet nun den Aufführungsrahmen von Moralität, welche die rhetorische Schönheit der Hofdamen - den bewun-
85
86 87
»Dankt dafür meinen guten und getreuen Bürgern in meinem Nahmen, und untersagt ihnen die Einholung, als auch allen Aufwand, der zum Theil Kosten und Versäumnisse in ihrem Gewerbe verursachen möchte.« (ebd., S. 14). Ebd., S. 20. Ebd., S. 25f.
181 dernswerten Putz - eigentlich erst autorisiert. Die Damen sind auch innerlich >schönerzwungenen< - Erlaubnis einer zeremoniellen Selbstdarstellung der Stadtbevölkerung durch Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig in [Campe,] Denkmal der Liebe (Braunschweig 1790, Nr. 211): »Das größte Jnteresse erhielten alle diese Auftritte [der Bürgercorps; Th. R.] dadurch, daß sie schlechterdings durch nichts anders, als durch die reinste Freude, Liebe und Dankbarkeit eines unter der Leitung seines Fürsten sich glücklich fühlenden Volks entstanden. Sie wurden von Seiten des Hofes, wie Jeder schon von selbst vermuthen wird, nicht nur durch nichts veranlaßt, sondern die bekannte Denkungsart unsers Herzoges, der, wie alle Seelen seiner Art, am Ceremoniel und feierlichen Gepränge, in sofem es nur das ist, kein Wohlgefallen finden kann, legte sogar dem Ausbruch unserer Empfindungen ein abschreckendes Hinderniß in den Weg.« (S. XIII) Doch die »verschiedenen Gesellschaftskörper« der Stadt widersetzen sich, einem »Gesetz der Natur« folgend, ausnahmsweise den fürstlichen Anordnungen und bitten den Herzog »um die Erlaubniß, ihre ehrfurchtsvolle Freude, und zwar jeder auf seine eigene Weise, an den Tag legen zu dürfen«; die »liebevolle[ ] Gewalt« (S. XIV) dieser Bitte erweicht den Fürsten. Louisens und Friederikens [...] Ankunft und Vermählung (Berlin 1793, Nr. 213), S. 40.
182 Die in Ankunft und Vermählung gewählten Beispiele von Zeremoniellreduktion, Zeremoniellunterwanderung und Zeremoniellverzicht am Berliner Hof propagieren die folgenden Maximen einer aufgeklärten Revision des Zeremoniells: - Die symbolische Erniedrigung des Untertanen vor dem Herrscher wie vor Gott ist unanständig. - Sowohl die Interessen der Landesökonomie und Industrie als auch die Bedürfnisse armer Bevölkerungsteile können den zeremoniellen Interessen des Hofes vorgehen. - Herzliche Gefühle überwinden den Zwang der Etikette. - Das Bewußtsein innerer Würde aus Moralität überwindet das Bedürfnis nach äußerer Würde im Rahmen des sozialen decorum. - Überholte, bedeutungslos gewordene, ja alberne Zeremonielle können und dürfen von den normdefinierenden Zeremoniellakteuren ironisch unterwandert werden. Es ist verlockend, die Intimisierungstopik und demonstrative Ausstellung von Zeremoniellreduktion in Ankunft und Vermählung als Ansatz zu einer topischen Revision der Festbeschreibung zu verstehen, deren utopisches Potential schließlich in Novalis' Glauben und Liebe entdeckt und angemessen theoretisiert worden wäre. Ob Novalis die Festbeschreibung kannte, läßt sich allerdings nicht ermitteln. Wenn man - wie hier geschehen - die Beschreibung vor dem Hintergrund der theoretischen Zeremoniellrevision bei Novalis analysiert, kommt man letztlich nicht an der Frage vorbei, ob das Zeremoniell der Hochzeit und dessen Beschreibung ernsthaft das Assimilierungszeremoniell des Frühromantikers präfigurieren oder nach wie vor als >Herablassungszeremoniell< im Zeichen des patriarchalischen Herrschaftsmodells zu bewerten sind, d.h. ob der Wandel des Zeremoniells über einen Kulissenwandel hinausgeht. Daß im Zuge einer Modernisierung und Rationalisierung des Zeremoniells Neuerungen durchgesetzt werden, daß sich das Zeremoniell kommunikativ öffnet, ist unbestreitbar. Die Zeremoniellfunktion aber bleibt dieselbe. Wenn der joviale König Friedrich Wilhelm ein Bad in der Menge nimmt, begibt er sich herab. Er agiert im Sinne des alten Landesvatermodells. Die Liebe des Volkes schafft Gemeinschaft vor allem in dem Sinne, daß sie gemeinsam auf die monarchischen Personen projiziert wird92 - sie wird jedoch nicht als mögliche »Staatsverbindung« zwischen
92
Daß die Liebe des Untertanen zum Fürsten die (distanzschaffende) Bewunderung nicht überwindet, sondern - als deren notwendiges Komplement - höchstens überbietet, begegnet bereits zuvor als casualrhetorisches Argument. Vgl. etwa Hans Carl von Kirchbach: Rede Vom Unterschiede Der Bewunderung und der Liebe, Und wie beydes gegen Sr. Königl. Majestät in Pohlen und Churfürstliche Durchlauchtigkeit zu Sachsen vereiniget sey [...]. Leipzig [1729].
183 den einzelnen Bürgern entdeckt. Der Patriotismus der Bürger ist weiterhin dem eudämonistischen Prinzip verpflichtet, daß der Einzelne die Monarchie als seine persönliche Glücksgarantie ansieht. Suggestionen der Familiarisierung und Intimisierung dienen im neuen alten Zeremoniell und in der neuen alten Zeremoniellbeschreibung immer noch der Befestigung der bestehenden politischen Verhältnisse und der Propagierung dynastischer Interessen. Sie sind die Fassadenrestaurierung eines Herrschaftszeremoniells, das nach der >theoretischen< Entmachtung der Ehrfurcht vor allem auf >Sentimentalisierung< setzt. Das Zeremoniell beginnt, die Sprache der Bürger zu sprechen.
LITERATURVERZEICHNIS
1. Chronologisches Verzeichnis der Beschreibungen höfischer Hochzeiten mit Druckort im deutschen Sprachraum vom Beginn des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Das Verzeichnis sammelt Festbeschreibungen und Stichwerke, die als selbständige Publikationen höfische Hochzeiten dokumentieren. Aufgenommen wurden neben Festbeschreibungen, die den kompletten Festverlauf referieren, auch solche Drucke, die lediglich einzelnen Festsegmenten der Hochzeit (Heimführung, Einholung, Reiterspiel, Feuerwerk etc.) gewidmet sind, solange es sich um beschreibende Texte handelt. Aufgenommen wurden ferner programmerläuternde Textsorten wie Kartelle oder Feuerwerksprogramme, d.h. Textsorten, die bereits im Verlauf des Festes verteilt und rezipiert wurden und nach der Veranstaltung als Souvenir und Erinnerungsanstoß dienen konnten - womit sie eine wichtige Funktion mit der Festbeschreibung teilen. Keine Berücksichtigung finden handschriftliche Briefrelationen und Quelleneditionen von Handschriften, Berichte und Beschreibungen in Periodika und historiographischen Werken sowie Einblattdrucke (Flugblätter, Stiche etc.). Ebenfalls nicht aufgenommen sind selbständige Textbücher (Libretti, Schauspieltexte), Ballettdichtungen, Gelegenheitsgedichte und Casualreden, d.h. Texte, die im Fest >aufgeführt< wurden, jedoch keinen deskriptiven Charakter besitzen. Da die Gattung Festbeschreibung »im deutschen Sprachraum« dokumentiert werden soll, sind neben Beschreibungen höfischer Hochzeiten im Deutschen Reich auch Texte mit deutschem Druckort bzw. in deutscher Sprache verzeichnet, in denen Hochzeitsveranstaltungen ausländischer Höfe beschrieben werden. Das Verzeichnis ist chronologisch, jedoch nicht nach dem Druckjahr der Beschreibung, sondern nach dem Jahr der dokumentierten Veranstaltung geordnet, dem die Angabe des Festortes bzw. der Festorte in runden Klammern beigegeben ist. Sind mehrere Drucke zu einem Ereignis nachgewiesen, ordnen sich die Titelaufnahmen wie folgt: 1.) Gesamtdarstellungen des Festes, 2.) Drucke zu einzelnen Festsegmenten in der Ordnung der Ereignisfolge (z.B. Einzug - Turnier - Feuerwerk). Zur klaren Unterscheidung von den Gesamtdarstellungen wurden solche Drucke mit Hinweisen wie Inventionen, Feuerwerk, Einzug in Hei-
186 delberg etc. versehen, die eine schnellere Orientierung vor allem dort ermöglichen sollen, wo eine größere Zahl von Publikationen zu einem Fest oder einer Folge von Zeremoniellen erschienen ist. Hochzeitsbeschreibungen des 19. Jahrhunderts bzw. Festbeschreibungen anderer casus (z.B. Taufe), die in der Studie angeführt werden, sind unter der zweiten Rubrik der Bibliographie (»Quellen«) verzeichnet. Die Titelaufnahme reproduziert die originale Schreibweise getreu, soweit nicht typographische Sonderzeichen für Spezifika des Fraktursatzes verlangt sind, d.h. ohne besondere Kennzeichnung werden aufgelöst: Schaft-s, rundes r, tz-Ligatur, Umlautligaturen (a, ο und u mit übergestelltem e), Nasal- und Geminationsstriche sowie die Ligaturen für >etc.Chronologischen Verzeichnis< - Beispiel: Wirrich, Ordenliche Beschreybung (München 1568, Nr. 16) - angegeben.
188 1518 (Augsburg - Ansbach) [1]
[Haselberg, Johann:] Die Stend des hailigen Römischen Reichs/ mitsampt allen Churfürsten vnd Fürsten etc. geistlichen nnd [!] weltlichen/ mit jren Titeln/ vnd geschickten Potschafften/ so zu Augspurg in der Kayserlichen Reichstat/ auff dem yetzuerganngen/ loblichen Reichstag erschinen/ mitt zierlichen freüden der Fürstlichen hochtzeit/ so der Durchleüchtig Hochgebom Fürst Casimirus Marggraue zu Branndenburg etc. gehalten/ wo/ vnd an wölchen enden die vollendt worden ist etc. Cum gratia & Priuilegio Caesarea maiestatis. [Holzschnitt: Brautkutsche und militärisches Gefolge] Iupiter in ccelis Caesar regit omnia terris. [Kolophon:] Gedruckt vnd volendet in der kayserlichen Statt Augspurg/ in kosten des erbem Hannsen Haselberg auß der Reichenow Costentzer bistumbs/ auff Sambstag nach Simonis vnd Jude. Anno etc. Ffüntzehenhundert [!] vnd im achtzehenden. 4°; 22 Bll. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 4° Aug 1165 Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: 4° Flugschr. 1518-1 R
1526 (Sevilla) [2]
Substantz vnnd kurtzer begryff der Spectackel oder sehung/ so gewesen seynd auff der Hochzeyt oder Gemahelschafft des vnüberwindtlichisten vnd großmechtigisten herrn/ Römischen Kayser Carolus/ des fünfften/ vnd der Durchleüchtesten Frawen/ Fraw Jsabelle/ Künigin zuo Lusitanien/ auff den dritten tag des Mertzen. Anno M.D.XXVI. [o. O.] [o. J.] 4°; 8 Bll. Österreichische Nationalbibliothek Wien: 20.Dd.673
[3]
Wie die Hochzeit des vnüberwintlichisten vnnd großmechtigistenn herrn Romischen Keysers Caroli des fünfften. Mit der Durchleuchtesten frawen Fraw Jsabelle kuniginn zu Lusitanienn oder Portugal gehalten vnnd volzogen ist am zehenden tag des mertzen in der Stat Jspalis in dem Kunigreich Granaten im Jar Μ D XXvj. [ο. Ο.] Μ D XXvj. 4°; 8 Bll. Omamentaler Titelrahmen in Holzschnitt Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 4 Bud. Hist. un. 120 (1)
1527 (Torgau) [4]
Vorzeichnus Sumarien wie sich die frölickeit der fürstlichen heymfart vnsers gnedigen herm hertzog Johansfriderichen zu Sachsen etcet. zu getragen/ vnd nach gelegenheit vngeuerhlich [!] ergangen ist/ Sontags Exaudi zu Torgaw einkomen/ Anno domini MD. XXvij. [Kolophon:] Gedruckt zu Wittemberg durch Hans Lufft. Jm Jar Μ. D. XXvij. 4°; 12 Bll. Omamentaler Titelrahmen in Holzschnitt Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 4° Bio 1154
1543 (Krakau) [5]
Kurtze beschreibung deß einzugs der Jungen Künigin zuo Cracaw/ vnnd der Hochzeit deß Jungen Künigs auß Polen/ mit Römischer Kü. May. Ferdinandi Tochter/ mit mancherley gepreng vnd Ceremonien/ geschehen den iiij. Maij vnd etlich tag hernach. Anno M. D. xliij. [Holzschnitt: Empfangszene mit der Braut auf einem Brautschiff] [o. O.] [o. J.] 4°; 11 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Eur. 412,38 Zusammenstellung der Texte von Nr. 6 und Nr. 7
189 [6]
Kurtze beschreibung der Hochzeit/ des Jungen Königs aus Polen/ mit Römischer Königklicher Mayestat Ferdinandi Tochter/ mit mancherley gepreng vnd Ceremonien/ geschehen den iiij. May vnd etlich tag hernach. Anno M. D. xliij. [o. O.] [o. J.] 4°; 4 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° J. germ. 36 (29)
Einzug [7] Hochzeitlicher Einzug der Jungen Königin zu Cracou. Mit anzeigung aller Herrschafft vnd herrlichkeiten/ so von beden theilen mit eingeritten sindt. Geschehen den 5 Maij. Anno 1543. [o. O.] [o. J.] 4°; 6 Bll. (Einzugsliste) Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° J. germ. 36 (28)
1548 (Torgau) [8]
Vorzeichnus was vor Chur vnd Fürsten etc. auff dem Herrlichen Beylager vnd Freud des Hochlöblichen Fürsten Hernn Augusten Herztogen zu Sachssen etc. mit der Durchlauchten Fürstin Freulein Anna etc. Kö. wirde zu Dennemarck etc. tochter/ gescheen den siebenden tag Octobris Anno etc. xlviij zu Torgaw/ gewesen, [o. O.] [o.J.] 4°; 4 Bll. Universitäts- und Landesbibliothek Halle: Pon Vc 2898, QK
1550 (Königsberg) [9]
DE NVPTIISILLVSTRISSIMIPRINCIPIS AC DOMINI, DOmini Alberti, Marchionis Brandeburgensis: Prußiae, Stetinensium, Pomeraniae, Cassubiorum, Vandalorumque Ducis: Burggrauij Norinbergensis, & Rugia: Principis. EPISTOLA PHILIPPI MELANCHTHONIS, ECLOGA GEORGII SAB INI. Et nonnulla alia, eidem Principi loco epithalamij dedicate, in Academia Regijmontis. [Holzschnitt: Porträt Albrechts mit der Umschrift »ALBERTUS MARCHIO BRAN: I. DVX PRVSSIAE«]. [Kolophon:] IN REGIOMONTE BOrussorum, Ex ofBcina Haeredum Iohannis Lufftij. [o. J.] 4°; 30 Bll. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 4 Bud. Brand. 54 (2) Die Anthologie enthält eine Beschreibung des Hochzeitsfestes in Eklogenform: Georg Sabinus: DE NVPTIIS ILLVSTRISSIMI PRINCIPIS AC DOMINI, Domini Alberti Marchionis Brandenburgensis, primi Ducis Prußitz etc., et illustrißinue Dominie, Anna Maria, filiee Erici Ducis Brunsvicensis et Luneburgensis Ecloga Georgii Sabini. lolas. (Bl. A3v-A6v). Neudruck und Übersetzung: Lothar Mündt: Herzog Albrechts von Preußen zweite Hochzeit (Königsberg 1550) in zeitgenössischer bukolischer Darstellung. Zwei lateinische Eklogen von Georg Sabinus und Andreas Münzer (Muncerus). In: Daphnis 32 (2003), S. 435^90, hier S. 456-467.
1551 (Heidelberg) [10]
Cisner, Nicolaus: DESCRIPTIO EORVM, QVAE IN NVPTIIS GENEROSORVM COMITVM, DOMINI PHILIPPI ab Hanaw, et Domini in Müntzenberg etc. Et inclyta Virginis HELENAE, Illustriß. Princip. D. IOANNIS Palatini Rheni, Com. Spanheimensis filial: Item Domini PHILIPPI Com. ä Leiningen, et Domini in Westerburg etc. Et AMALIAE Com. ä Zweybrück, et in Bitsch etc. acta sunt HEYDELBERGAE, ANNO, M. D. LI. Mense Nouembri. Insertis aliquot Historijs PALATINORVM RHENI. AVTORE NICOLAO CISNERO. HEYDELBERGAE, EXCVDEBAT IOANNES APERBACCHVS. ANNO, M. D. LII. 4°; 24 Bll.
190 Wappenholzschnitt im Text Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 4° Bio 700-467 Poetische Beschreibung in Hexametern
1561 (Leipzig) [11]
Beschreibung vnd kurtze anzeigung/ der Durchleuchtigen/ Hochgebomen Churfürsten/ Fürsten vnd Herrn/ Grafen/ Freyherrn/ Rittern/ sambt anderm löblichen Adel/ so den 25. Tag deß nechstuerschienen Monats Augusti/ zu Leiptzig ankommen sindt/ auff die hochzeit deß Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Wilhelm/ Printzen zu Vranien/ Grauen zu Nassaw/ Katzenelnbogen/ Vianden und Dietz/ Herrn zu Bedaw/ Stathalter in Burgundt/ Holandt/ Selandt/ vnd im Stifft Virich/ etc. Auch wie starck/ vnd mit wie vil Pferden ein jeder dahin kommen ist/ etc. Getruckt zu Nürnberg/ bey Christoff Heußler. M. D. LXI. 4°; 4 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: 4° Belg. 190,3
[12]
[Brun, Blasius:] Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud/ des Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Wilhelmen Printz zu Vranien etc. Vnd der Durchleuchtigen/ hochgebornen Fürstin vnd frewlin/ frewlin Anna Hertzogin zu Sachsen/ etc. Des durchlauchtigen hochgebornen Fürsten vnd Herren/ Herrn Moritz (Seliger gedechtnis) Hertzogen zu Sachssen/ Des heiligen Rö. Reichs/ Marschall vnd Churfürst etc. Nachgelassenen Tochter/Welche durch zuthun/ sorgfeltigkeit/ natürlicher liebe vnd angeborner freundtschafft/ Des durchlauchtigen hochgebornen Fürsten vnnd Herren/ Herrn Augusti/ hertzogen zu Sachssen/ des heiligen Römischen reichs/ Ertzmarschall vnd Churfürst/ etc. Genantem Printzen von Vranien vermalet/ Stadlich vnd Reichlich/ auch mit hohen Ehren ausgestewret ist/ Churf. G. zu ehren vnd vnterthenigem gefallen auffs kurtzt verfast vnd reimweis gemacht. [Holzschnitt: Gottvater führt Adam und Eva zusammen] [o. O.] [o. J.] 4°; 14 Bll. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Sax. C. 679 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Yv 1624.8° Heimst, und 237.4 Quod. (12) Bei Goedeke (Grundriß, 2. Auflage, Bd. II, S. 326) wird Blasius Brun als Autor genannt. Der Autor zeichnet im Druck allerdings mit den Initialen N. P., was im Wolfenbütteler Exemplar 237.4 Quodlibetica (12) als Nikolaus Prunquell aufgelöst ist. Im GBV wird als Druckort Eisleben und als Drucker Urban Gaubisch vermutet. Die Wolfenbütteler Exemplare enthalten noch die beiden Blätter, die bei der Quartfaltung des Bogens überzählig waren. Das vorletzte Blatt enthält recto, d.h. dem Textende zugeordnet, einen Holzschnitt, der mit der Festbeschreibung nicht unmittelbar in Verbindung zu bringen ist: Im Bildmittelgrund befindet sich die Silhouette einer beschädigten Stadt, vor der verlassene Kanonenstellungen verteilt sind. Am Horizont sind Feuer und Rauchschwaden zu erkennen.
1568 (München) [13]
Troiano, Massimo: DISCORSI DELLITRIOMFI, GIOSTRE, APPArati, e delle cose piu notabile fatte nelle sontuose Nozze, deirillustrißimo & Eccellentißimo Signor Duca Guglielmo. PRIMO GENITO DEL GENEROSISSIMO Alberto Quinto, Conte Palatino Del Reno, e Duca dellaBauieraaltaeBaßa, nell'Anno 1568, ä22. diFebraro. Compartiti in tre libri, Con vno Dialogo, della antichita del felice ceppo di Bauiera. ALLA SERENISSIMA REGINA CHRISTIERNA DANISMARCHI. Di Maßimo Troiano da Napoli. Musico deH'Illustrißimo, & Eccellentißimo Signor Duca di Bauiera. In Monaco appresso Adamo Montano [= Adam Berg]. M. D. LXVIII. [Kolophon:] IN MONACO CITTA DI GERMANIA. Μ D LXVIII.
191 4°; 4 Bll., 191 S., 5 Bll. Wappenholzschnitt auf dem letzten Blatt Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbc 1 Übersetzung: Die Vermählungsfeier des Herzogs Wilhelm des Fünften, von Bayern, mit Renata, der Tochter des Herzogs Franz des Ersten von Lothringen, zu München im Jahre 1568. In italienischer Sprache beschrieben von Massimo di Trojano, herzoglichen Musikus am Hofe Albrechts des Fünften. Frei übers, von Friedrich Würthmann. München 1842. - Die Vorreden, Widmungen und Nachworte der »Discorsi« sind zweisprachig (italienisch/deutsch) ediert in Horst Leuchtmanns kommentierter Ausgabe von Troianos »Dialoghi« (vgl. Nr. 14), der veränderten zweiten Auflage der »Discorsi«, die im Jahr 1569 in Venedig erschien: Die Münchner Fürstenhochzeit von 1568. Massimo Troiano: Dialoge italienisch/deutsch. Zwiegespräche über die Festlichkeiten bei der Hochzeit des bayerischen Erbherzogs Wilhelm V. mit Renata von Lothringen, in München, im Februar 1568. [...] Im Faksimile hg., ins Deutsche übertragen, mit Nachwort, Anmerkungen und Registern versehen von Horst Leuchtmann. München, Salzburg 1980 (Studien zur Landes- und Sozialgeschichte der Musik 4), S. 359-367. [14]
Troiano, Massimo: DIALOGHI DI MASSIMO TROIANO: Ne' quali si narrano le cose piu notabili fatte nelle Nozze dello Illustriss. & Eccell. Prencipe GVGLIELMO VI. Conte Palatino del Reno, e Duca di Bauiera; e deH'Illustriss. & Eccell. Madama RENATA di Loreno. TRADOTTINELLA LINGVA CASTIGLIANA da M. Giouanni Miranda; & hora insieme posti in luce, nell'uno e nell'altro Idioma, ä benefitio comune. Con le figure dell'imprese, che furono portate nelle Giostre, e due Discorsi nell'vltimo, co' quali si puö imparare ä leggere, intendere, e pronunciare la lingua Spagnuola. Opera molto vtile e necessaria ä chiunque desidera essere ottimo possessore della pronuncia Castigliana. CON PRTVILEGIO [Holzschnittvignette] In Venetia, appresso Bolognino Zaltieri. Μ D LXIX. 4°; 4 Bll., 200 gez. Bll., 12 Bll. (Register in italienischer und spanischer Sprache) 8 Impresenholzschnitte (von 7 Druckstöcken) im Text 1 Tafel in Kupferstich von Niccolö Nelli (»Nicolaus Nellius F[ecit] 1568«): Porträt des Autors Massimo Troiano Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 158 Hist. Nachdruck und Übersetzung: Die Münchner Fürstenhochzeit von 1568. Massimo Troiano: Dialoge italienisch/deutsch. Zwiegespräche Uber die Festlichkeiten bei der Hochzeit des bayerischen Erbherzogs Wilhelm V. mit Renata von Lothringen, in München, im Februar 1568. [...] Im Faksimile hg., ins Deutsche übertragen, mit Nachwort, Anmerkungen und Registern versehen von Horst Leuchtmann. München, Salzburg 1980 (Studien zur Landes- und Sozialgeschichte der Musik 4). Bei den »Dialoghi« handelt es sich um die veränderte zweite Auflage der »Discorsi delli Triomft« (München 1568) (vgl. Nr. 13).
[15]
[Wagner, Hans:] Kurtze doch gegründte beschreibung des Durchleuchtigen Hochgebomnen Fürsten vnnd Herren/ Herren Wilhalmen/ Pfaltzgrauen bey Rhein/ Hertzogen inn Obern vnd Nidern Bairen/ etc. Vnd derselben geliebsten Gemahel/ der Durchleuchtigisten Hochgebornnen Fürstin/ Frewlein Renata gebornne Hertzogin zu Lottringen vnd Parr/ etc. gehalten Hochzeitlichen Ehren Fests. Auch welcher gestalt die darauff geladnen Potentaten vnd Fürsten Personlich/ oder durch jre abgesandte Potschafften erschinen. Vnd dann was für Herrliche Ritterspil/ zu Roß vnd Fueß/ mit Thumieren/ Rennen vnd Stechen. Neben andern vil ehrlichen kurtzweilen mit grossen freuden/ Triumph vnd kostligkait/ in der Fürstlichen Haubtstat München gehalten worden sein/ den zwenvndzwaintzigisten vnd nachuolgende tag February/ Jm 1568. Jar. [Holzschnitt: Doppelwappen unter Krone] Faciat Dominus hanc mulierem quae ingreditur domum tuam, sicut Rachel & Liam, qua edificauerunt domum Israel, Ruth. 4. Gedruckt in der Fürstlichen Haubtstat München/ bey Adam Berg. [o. J.] 2°; 67 Bll. 15 ausfaltbare Tafeln in Eisenradierung von Nikolaus Solis:
192 Taf. 1: Empfang der Braut vor den Toren Münchens Taf. 2: Segnung des Brautpaares in der Münchener Frauenkirche Taf. 3: Die Brautleute tauschen Ring und Kranz vor dem mittleren Altar Taf. 4: Ordnung der Hochzeitsgesellschaft im Chor Taf. 5: Brauttafel im Langen Saal der Neuen Veste Taf. 6: Tanz der Hochzeitsgesellschaft im Münchener Rathaussaal Taf. 7: Aufzug zum Ringrennen auf dem Münchener Schrannenmarkt Taf. 8: Mummerei im Langen Saal der Neuen Veste Taf. 9: Fußtumier auf dem Münchener Schrannenmarkt Taf. 10: Palienrennen auf dem Münchener Schrannenmarkt Taf. 11: Kübelstechen auf dem Münchener Schrannenmarkt Taf. 12: Schaukampfmummerei im Langen Saal der Neuen Veste Taf. 13: Freiturnier auf dem Münchener Schrannenmarkt Taf. 14: Scharfrennen auf dem Münchener Schrannenmarkt Taf. 15: Kröndlstechen auf dem Münchener Schrannenmarkt Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbc 2 (kolorierte Tafeln; unvollständiges Exemplar: 13 von 15 Tafeln vorhanden; die fehlende Tafel 1 durch eine Fotokopie ersetzt, ein unkolorierter Abdruck der letzten von insgesamt drei Druckplatten der ersten Tafel findet sich zwischen Bl. 2 und 3) und Sbc 3 (kolorierte Tafeln; Tafel 1 unvollständig; Tafel 14 und 15 in der Reihenfolge vertauscht) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 2° 131 (kolorierte Tafeln) [16]
Wirrich, Heinrich: Ordenliche Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt/ die da gehalten ist worden/ durch den Durchleüchtigen/ Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn/ Herrn Wilhelm Pfaltzgraf beim Rheyn/ Hertzog inn Obern vnd Nidern Bayern etc. Mit dem Hochgebornen Fräwlin Renatta/ geborne Hertzogin auß Luttringen/ den 21. tag Februarij/ des 1568 Jars/ in der Fürstlichen Statt München/ Vnd an die Kaiserliche Maiestet geschriben/ Vnd dem Hochermelten Fürsten vnd Herrn/ Herrn Hertzogen Wilhelm etc. Auch dem Hochemammten Fräwlin Renatta/ vnd jrer baider freündtschafft/ zuo hohen ehren/ in teütsche Carmina gestellt/ durch Hainrichen Wirre/ Teütscher Poet/ vnd Obrister Prütschenmaister inn Osterreich/ vnd Burger auff der Zell/ inn der Herrschafft Gleyß/ an der Yps gelegen. Hierinn wirt auch begriffen/ alle Fürsten/ Grauen/ Freyen/ Herren/ Rittern vnd Edlen/ mit jrem Namen vnd Stammen/ Deßgleich wie starck ain yeder ankommen/ mitsampt aller zier/ Es sey Einritt/ Kirchgäng/ Maalzeyt/ Schänckung/ Täntzen/ Thumiern/ vnd andern Ritterspilen/ was sich die zeyt der Hochzeyt verlauffen hat. Mit Kaiserlicher Maiestet Gnaden vnd Freyhait/ nicht nach zutrucken verbotten. Getruckt zuo Augspurg/ durch Philipp Vlhart. [Kolophon:] Getruckt in der Kaiserlichen Reichs Statt Augspurg/ durch Philipp Vlhart/ inn der Kirchgassen/ bey Sant Virich. Anno M. D. LXVIII. Groß-4°; 24 BI1., 56 gez. Bll. 38 Wappenbilder, 4 doppelseitige Illustrationen in Holzschnitt (1. Palienrennen; 2. Kübelstechen; 3. Scharfrennen; 4. Kröndlstechen) und das Druckersignet des Drukkers Ulhart in Holzschnitt im Text 2 Tafeln in Holzschnitt: Taf. 1: doppelseitige Wappentafel des bayerischen Adels Taf. 2: ausfaltbare Tafel mit der Invention Erzherzog Ferdinands zum Ringrennen Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbc 4 und Sbc 5 (kolorierte Holzschnitte; ohne die Tafel 2) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 234.1 Hist. 2°
1570 (Brautheimführung nach Frankreich) [17]
Newe Zeitung/ Welcher gestalt Rom. Kai. May. Tochter Jsabella oder Elisabeth/ des König in Franckreichs Caroli des 9. Ehegemahel/ nach dem Kirchgang zu Speyer/ am 22. Octobris/1570. gehalten/ hernacher in die Cron Franckreich begleitet/ heimgeführet/
193 empfangen/ vnd für ein Pomp gehalten/ gantz lustig zu hören. [Wappenholzschnitt] Geschehen im Nouember/Anno M. D. LXX. [o. O.] [o. J.] 4°; 6 BU. Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Flugschr. 1570-10 R
1571 (Graz-Wien) [18]
[ 19]
Sponrib, Wenzel: Warhaffte Beschreibung/ was vor der Fürstl: Durchleucht Ertzhertzogen Carls zu Österreich etc. Hochzeitlichen haimfuerung in der Hauptstadt Grätz in Steyer/ vom 17 Augusti biß auff den 8 September/ von Porten vnd andern Triumphirenden zierligkhaiten zuegerichtet/Auch wie Jre Fürstl: Durchl: etc. mit derselben Fürstlichen gemahel/ Frewlin Maria/ gebomer Hertzogin aus Bayern emphangen worden/ vnd was sich die gantze zeit werender haimfürung vom 9 bis auff den 17 Septembris/ alles des 71 Jars daselbst zugetragen. Durch Wentzeln Sponrib/ ainer Ersamen Landtschafft in Steyer Registratorn mit vleiß zusamen bracht. [Österreichisches und bayerisches Wappen in Holzschnitt] Gedruckt zu Grätz/ durch Zacharias Bartsch/ Formschneider im Reinhoff/Anno 1572. 2°; 60 BU. 49 Holzschnitte (von 48 Druckstöcken) im Text: 11 Ehrenpfortenansichten (zum Teil Vorder- und Rückseite); ein Brunnen (doppelter Abdruck); 36 Wappen (mit Wiederholung des Wappenholzschnittes vom Titelblatt) 3 ausfaltbare und doppelseitige Tafeln in Holzschnitt: Taf. 1: »Abris des Einrits zu Grätz« (Zugformation vor den Befestigungswällen der Stadt, auf denen die Salutkanonade abgefeuert wird) Taf. 2: »Abris der Thurnier Schranckhen/ der Herrn Mandenatorn thurn/ sampt dem Garten/ vnnd der Herrn Richter Paläst.« (Schauplatzübersicht des Turniers vor Gartenanlage) Taf. 3: »Abris Einer Ersamen Landtschafft des löblichen Fürstenthumbs Steyer Fewerwerckh etc. so der Fürst: Durchleucht/ Vnserm genedigisten Herrn vnd Landtsfürsten zu ehren zuegericht vnd den Sechtzehenden September des 1571 Jars/ gegen Jrer Für: Dur: Burgkh pasteien zu Grätz/ jenseid des grabens gehalten worden.« (Aufzug von Schiffsattrappen bei einem Feuerwerksschaukampf zwischen Christen und Türken) Österreichische Nationalbibliothek Wien: 66.C.36 Wirrich, Heinrich: Ordenliche Beschreibung des Christlichen/ Hochlöblichen vnd Fürstlichen Beylags oder Hochzeit/ so da gehalten ist worden durch den Durchleuchtigisten/ Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn/ Herrn CAROLEN/ Ertzhertzog zu Österreich/ Burgund/ Steyr/ Kärnten/ Crayn/ Graff zu Tirol/ Zillj vnd Görtz/ etc. mit dem Hochgebornen Frawlein Maria/ geborne Hertzogin zu Bayrn/ den XXVI. Augusti in der Kayserlichen Statt Wienn/ dem Hochermelten Fürsten vnnd Fräwlein/ auch jrer bey der Hochlöblichen Freundtschafft zu den höhisten Ehren in Teutsche Carmina gesteh: Vnd einem Edlen/ EhrvndVesten/ Wolweisen Raht/ der Fürstlichen Hauptstatt Grätz in der Steyrmarck dediciert/ Durch Heinrichen Wirrich/ Obrister Pritschenmaister in Osterreich/ Burger auff der Zell/ in der Herrschafft Gleyß/ an der Yps gelegen. [Vignette] Mit Rom. Kay. Mt. etc. Gnad vnd Freyheit/ Gedruckt zu Wienn in Österreich/ durch Blasium Eberum/ in der LämblBursch. Anno Μ D LXXI. [Kolophon:] Gedruckt zu Wienn in Österreich/ durch Blasium Eberum/ in der LämblBursch/ Jm Jar: Μ D LXXI. Groß-4°; 130 Bll. 143 Holzschnitte im Text: 133 Wappen; verkleidete Reiter (ein Trompeter, die Europa, eine Sirene, Georg von Etzndorff im Medusenhabit) und Festwagen (Victoria, vier Laster) zum Ringrennen; der Ring zum Ringrennen; drei Einzeldarstellungen von Fußsoldatenhabits zu einem Inventionsaufzug und Druckersignet in Holzschnitt vor dem Kolophon 22 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Holzschnitt, Tafel 1-14 zeigen Ausschnitte aus der Zugformation der Wiener Bürger zum Empfang von Braut und Bräutigam: Taf. 1: Johann von Thaw, Bürgermeister von Wien, zu Pferd
194 Taf. 2-10: Hauptmänner der Wiener Bürgerschaft zu Pferd, umgeben von einem Fähnlein Bürger zu Fuß: Michael Stortzer [2], Sebastian Eyßler [3], Johann Maistätter [4], Thobias Weiß [5], Stäintzl Blaw [6], Christoff Wittiwer [7], Sebastian Hergershofer [8], Georgius Khottler [9], Sebastian Wölffing [10] Taf. 11-14: Fahnenträger zu Fuß: Hans Schilmäier [11], M. Ruprecht Scheller [12], Hans Christoff Kastner [13], Urban Lauffenawer [14] Taf. 15: Schauplatzübersicht der militärischen Ehrenformation während des Empfangs der Braut am Donauufer Taf. 16: Leutnant Andre[as] Weiß [der Ältere] zu Pferd, umgeben von Hellebardenträgern zu Fuß Taf. 17: Diana-Aufzug zum Ringrennen (Leporello) Taf. 18: Schauplatzübersicht des Ringrennens Taf. 19: Aufzug der Mantenatoren zum Palienrennen (Leporello) Taf. 20: Schauplatzübersicht des Palienrennens vor der Wiener Hofburg Taf. 21: Schauplatzübersicht des Fußturniers vor der Wiener Hofburg Taf. 22: mythologisch-phantastischer Inventionsaufzug mit einem Ätna-Festwagen (Leporello) Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sc 4 (ohne die Tafeln 9, 15, 17, 18, 20-22) Gutenberg-Museum Mainz:1571a2 (ohne die Tafeln 6, 10-14,19) Bayerische Staatsbibliothek München: Rar. 1024 (ohne die Tafeln 14, 15, 17, 18, 2022) und Rar. 2042 (ohne die Tafeln 9-13, 19, 22) Die Reihenfolge der Tafeln kann in den verschiedenen Exemplaren differieren; so sind die Tafeln zu den Bürgerhauptleuten im Exemplar der Lipperheideschen Kostümbibliothek ganz willkürlich und entgegen der dazugehörigen Wappenfolge sortiert. Die hier zugrundegelegte Ordnung der Tafeln ist an den Hinweisen des Textes orientiert. Das Mainzer Exemplar konnte - als Ausstellungsstück des Gutenberg-Museums - nicht eingesehen werden. Die Angaben zu den fehlenden Tafeln stützen sich auf die Reproduktion im Bildarchiv Foto Marburg. 1575 (Stuttgart) [20]
Frischlin, Nicodemus: De nuptijs ILLVSTRISSIMI PRINCIPIS, AC DOMINI, D. LVDOVICI, DVCIS VVIRTEMBERgici & Teccij, Comitis Mompeligardij, &c. cum Illustrissima Principe ac Domina, D. Dorothea Vrsula, Marchionissa Badensi, &c. Stuccardias, Anno 1575. Mense Nouembri celebratis. LIBRI SEPTEM, VERsu heroico conscripti Α Nicodemo Frischlino. HABES IN HIS SEPTEM LIBRIS, CANDIDE LECTOR, NON MODO Principum, Comitum eorumque coniugum & filiarum, Baronum, Nobiliumque prope omnium, qui Nuptijs interfuerunt, itemque consiliariorum, (quorum nomina autori innotuerunt) Elogia, sed etiam totius Nuptialis pomp®, & Equestrium Ludorum integram descriptionem. TVBINGJE, Georgius Gruppenbachius. 1577. 4°; 4 Β11., 168 S., 2 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 38.3 Poet. (2) Poetische Beschreibung in Hexametern
[21]
Frischlin, Nicodemus; Beyer, Karl Christoph (Übers.): Sieben Bücher/ Von der Fürstlichen Würtembergischen Hochzeit/ Des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Ludwigen/ Hertzogen zu Würtemberg vnd Theck/ Graffen zu Mümpelgart/ etc. mit der Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fürstin vnd Fräwle/ Fräwle Dorothea Vrsula/ geborner Marggräffin von Baden/ etc. zu Stutgart/Anno/ etc. 1575. im Monat Nouember gehalten/ sampt aller Fürsten/ vnd dero Gemahein und Fräwlin/ Graffen/ Freyherrn/ der Ritterschafft/ vnd fast alles Adels/ so dieser Hochzeit beygewohnt/ auch der abwesenden Fürsten vnd Stenden/ Rhäten/ Bottschafften vnd Abgesandten/ sampt allem/ so sich darauff verlauffen: als/ der Thurnir/ Ritterspiel/ rennen/ stechen (souil zuerfahren müglich gewesen) fleissiger/ eigentlicher vnd warhaffter
195 Verzeichnus vnd Beschreibung. Erstlich in Latein beschriben/ Durch Nicodemum Frischlinum P. L. vnd Professorn zu Tübingen Jetzund aber von newem auß dem Latein in Teutsch Vers oder Reimen transferirt/ Durch Carolum Christophonim Beyerum von Speir. Getruckt zu Tübingen bey Georgen Gruppenbach. 1578. [Kolophon:] Gedruckt zu Tübingen/ bey Georgen Gruppenbach. 1578. 4°; 446 S. Wappenholzschnitt im Text Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 38.6 Poet. (1) Poetische Beschreibung in ca. 13.500 deutschen Reimpaarversen Hexametern der Vorlage Frischlins (vgl. Nr. 19)
nach den ca. 5.500
1580 (Innsbruck) Inventionen [22]
Elsäßer, Sigmund [Kupferstecher]: WAihaffite beschreibung vnd Abcontrafectung/ welcher massen der Durchleuchtig Fürst vnd Herr/ Herr Ferdinand Ertzhertzog zu Osterreich/ Hertzog zu Burgundt/ Steyr/ Kärnten/ Crain vnd Wirtemberg etc. Gräfe zuo Habßpurg vnd Tyrol etc. den 14. tag Monats Februarii/ Anno etc. Achtzig/ in jrer Fürst. Drt. Statt Ynßprugg/ in der Vorstatt/ ainen schönen wolgezierten Thurnierplatz/ darumben Grüne bögen/ mit rot/ weiß vnnd goldt vmbwunden/ Jn welchem hochgedachte Fürst. Drt. selbs Personlich/ sampt dero bey sich habenden Hofgesind/ von Fürsten/ Grafen/ Freyherrn vnd vom Adel/ gewest/ vnd auff das herrlichist/ als solches beschriben vnd entworffen werden mag/ mit wunderbarlichen Thieren vnnd Triumpffwägen/ auff die Pan kommen/ vnd darinnen zuo dreyen vnterschidlichen Ringlen/ wie hernach volgt gerennet etc. gehalten. Dieweil dann hochgedachte Fürst. Drt. als ain liebhaber diser vnd dergleichen Fürstlichen kurtzweylen/ auß selbs jhrem aignen Fürstlichen Sinn vnd nachgedencken/ derselben an dero Fürstlichen Hof/ habenden Kunstreichen Malern/ Bildhawern/ vnnd andern Künstlern angegeben/ was in obernennten dreyen tagen/ für ain schön new erfunden Fürstlich vnnd herrlich Ringeltennen/ auch Ritterlicher zierlicher Auffzug des Freyen Thurniers/ vnd dann für ain emstlicher Kampff zu Fueß/ zu Hof in der Burgk/ mit Wehren zum Kampff gehörig/ welches Herrn Hannsen Freyherm von Kollabrot etc. jrer Fürst. Drt. Cammerer/ vnd Frewlin Catharina Freyin zuo Baymund vnd Bayrsperg/ zu jren baiden Hochzeitlichen frewden zu ehren gehalten worden/ Hab ich Sigmund Elsasser Maler/ als ainer der weitter zulernen vnnd zuerfaren/ sich auch destomehr vnnd besser zuyeben [!] begierig/ was für Jnuention auff die Ban kommen/ sampt der allda geweßten Fürsten vnd Herrn/ auch deren Namen vnd Wappen/ vnd wie Sy nacheinander auffgezogen/ Deßgleichen der Fürsten vnnd Herrn Cartell/ so Sy den Herrn Richtern vberantwoit etc. verzaichnet/ ins Kupffer gebracht/ vnnd mit jhrer Fürst. Drt. gnedigisten bewillung Trucken lassen. Mit Rom. Kay. May. Freyheit/ in zehen Jaren in kainerlay form noch weiß/ weder in Kupffer/ Holtz oder anders/ nit nach zumachen vnd zutrucken. Getruckt in der Fürstlichen Statt Ynßprugg/ bey Hanns Bawr. [o. J.] Quer-2°; 18 erläuternde Textseiten zwischen den Bildern 37 doppel- und mehrseitig montierte kolorierte Tafeln in Kupferstich Innsbruck, Schloß Ambras: Inv.Nr. Ρ 5269 Bayerische Staatsbibliothek München: Res. Austr. 57 (nicht am Standort) Das Innsbrucker Exemplar ist kein aquarellierter Codex, wie Scheicher, Ein Fest am Hofe Erzherzog Ferdinands II., behauptet, sondern ein durch seine Umrißmanier für die Kolorierung konzipiertes Stichwerk.
1582 (Dresden) Armbrustschießen [23]
John, Balthasar: Beschreibunge des Armbrust Schiessens zu halbem Stande/ welchs der Durchlauchtigst Hochgeborne Fürst vnd Herr/ Herr Augustus/ Herctzog [!] zu Sachsen vnd Churfürst/ etc. Seinem jungen Herrn/ vnd gehebten Sohne/ Herrn Christiano/
196 Hertzogen zu Sachsen/ Landgraff in Düringen/ vnd Marggraff zu Meissen/ Meinem gnedigen Fürsten vnd Herrn. Zu seiner Fürstlichen G. Ehelichen Beylager zu Dreßden/ den 23. Aprilis Anno im 82. Zu Ehren gehalten hat. [Holzschnitt: Gruppe von Armbrustschützen beim Schießen, im Bildvordergrund drei zu gewinnende Pokale auf einem Tisch] Reimsweise gestellet/ Durch BALTHASERIOHN, die zeit dieses Schiessens bestalter Schreiber vnd Auffseher. Gedruckt zu Dreßden/ Anno 1583. [Signet des Druckers Gimel Bergen in Holzschnitt und Kolophon auf Bl. m2r:] Zu Dreßden hat gedrucket mich/1 Gimel Bergen gantz fleßiglich/ I Jn der Moritz strassen wonhafft/1 Zu findn wer lust zu kauffen hat. IM. D. LXXXIII. 4°; 46 BU. Wappenholzschnitt und Porträt des Herzogs August von Sachsen in Holzschnitt im Text Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Yh 5541 R Inventionen
[24]
Bretschneider, Daniel [Radierer]: Contrafactur des Ringkrennens. So vff des Durchlauchtigen Hochgebomen Fürsten vnd Herrn Herrn Christiani Hertzogen zu Sachssen/ Landtgrauen Jn Düringen Marggrauen zu Meissen/ etc. Fürstlichen Beylager den 25. Aprilis Anno 82. Jn den Chürfürstlichem Schlosse zu Dreßden gehalten worden/ mit wasserley Inuention ein jede Parthey vff die bahn kommen/ vnd daselbst gantz Ritterlich/ Zierlich vnd herrlich vollbracht. Mit besondern vleis eigentlich abgerissen/ vnd auff Kupffer Gradirt. Durch Daniel Bretschneider/ Mahler vnd Bürger zu Dreßden. Cum gratia & Priuilegio ad Decennium. 1584. [Kolophon:] Dreßden/ Gedruckt durch Andreas Morgenrodt. Anno 1583. Quer-2°; Titelblatt mit radiertem Rahmen, 2 Bll. (»Kurtze beschreibung vnd vnterrichtung/ wasserley Farben oder Kleidung diese Auffzüge gehabt haben«) 30 Tafeln in Radierung von Daniel Bretschneider Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Sax. C. 26
1583 (Weimar) [25]
Ditmar, Johann: DE NVPTIIS ILLVSTRISSIMIPRINCIPIS AC DOMINI, DOMINI FRIEDERICI VVILHELMI, DVCIS Saxonias, Landgrauij Thuringiae, Marggrauij Misniae: Et illustrissimae Domini; SOPHIAE, Sponsae, filiae illustrissimi Principis ac Domini, D. CHRISTOPHORI, pis ac laudatae memoriae, Ducis VVirtembergensis & Teccensis, Comitis Montis Pellicardi, ECLOGA, Continens festiuam narrationem totius pomps nuptiaüs, Primö in DEI laudem & gratiarum actionem, Deinde in Sponsi & Sponsae honorem & gratulationem, Et in piae posteritatis gratam memoriam, conscripta ä IOHANNE DITMARO VVITEB: Anno Domini M. D. LXXXIII. [Holzschnittvignette] IENAE Typis Donati Richtzenhan. [Kolophon:] IENAE. Typis Donati Richtzenhan. Anno 1583. 4°; 20 Bll. Wappenholzschnitt auf der Rückseite des Titelblattes Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: 1 an Yh 5521 R Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 46.8 Poet. (1) und 68.12 Poet. (1)
[26]
Ditmar, Johann: Von der Heimfart vnd Beylager Des Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn/ Herrn FRIEDERICH WILHELMS/ Hertzogen zu Sachsen/ Landtgraffen in Düringen/ vnd Marggraffen zu Meissen/ Vnd Seiner Fürstlichen Gnaden Hertzliebsten Braut/ Frewlein SOPHIA/ gebomen Hertzogin zu Wirtembergk vnd Teckh/ Grefin zu Mumpelgart. Gesprech zweyer Personen/ Darinn zu befinden/ was von Anfang bis zum Ende/ in solcher Hochzeitlichen frewde/ mit allerley Herrligkeit/ vnd Ritterlicher Kurtzweil/ sich begeben hat/ sehr lustig zu lesen/ Gott zu Lob/ vnd beyden/ dem Fürstlichen Breutgam/ vnd F. Braut/ zu Ehren vnd Glückwündschung/ auch zum gedechtnis bey vnsern lieben Nachkommen/ beschrieben/ erstlich Lateinisch/ darnach Reimweise vordeutscht/ Durch Johann Ditmar Witeberg: M. D.
197 LXXXIII. [Kolophon:] Gedruckt zu Jhena durch Donat Richtzenhan. Anno M. D. LXXXIII. 4°; 34 Bll. Wappenholzschnitt auf der Rückseite des Titelblattes Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Yh 5521 R Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 46.8 Poet. (2) und 68.12 Poet. (2) Einzug [27] Buchbach, Casparus: Ein Lobspruch Vnd kurtze beschreibung der frölichen Ankunfft/ der Durchleuchtigen Hochgebomen Fürstin vnd Frewlein/ Frewlein SOPHLE, Gehörnen Hertzogin zu Wirttemberg vnd Teckh/ Greffin zu Mumpelgart/ etc. Wie jhr Fürstlich Durchleuchtigkeit den fünfften Maij/ Anno 1583. Mit alle den jhrigen/ an den Grentzen jhres allerliebsten verlobten Fürsten vnd Herrn/ Herrn FRIDER1CH WILHELM/ Hertzog zu Sachsen/ Landgraff in Thüringen/ vnd Marggraff zu Meissen/ etc. Beneben andern Hochgebomen Fürsten vnd Herren/ Greffen vnd Edlen/ Fürstlich vnd Hochlöblich empfangen vnd angenommen/ vnd in die Fürstlich Stadt Weymar/ mit grosser Ehr/ Pomp vnd Herrligkeit eingeführet. Gott zu Lob/ Beyden dem Fürstlichen Breutgam vnd F. Braut zu E h m vnd Wolwündschung/ Jn eyl/ in Teutsche Reim gesetzt/ Vnd seiner F. G. dediciert vnd zugeschrieben/ Durch Casparum Buchbach, Salfeldensem. M. D. LXXXIII. [Kolophon:] Gedruckt zu Erffordt/ durch Johan Beck/ zum weissen Schwan. 4°; 4 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 48.6 Poet. (31)
1584 (Dresden) Inventionen [28]
Bretschneider, Daniel [Radierer]: Ringkrennen. So der Durchlauchtige Hochgeborne Fürst vnd Herr Herr Christian Hertzog zu Sachssen, etc. Aus gnedigster anordnung S. Churf. G. gnedigen geübten Herrn Vaters, Churf. Augustus zu Sachssen, etc. den Montag nach Esto mihi, welcher war der 2. Martij Anno 84. Als S. Churf. G. Cammerling vnd Stallmeister, Baltasar W u r m mit lungfraw Vrsulen von Lohß, vnd Antonius von Sahlhaußen mit S. Churf. G. Hoffraths, Abraham [!] Pocks zu Pollach vnd Kliphaußen Tochter, Iungfrawen Barbaren, jhre Ehelichen beylager gehabt, in dem Churf. Schlos allhier zu Dreßden gehalten, etc. Mit besondern fleis eigentlich abgerißen, vnd auff Kupffer Gradirt, durch Daniel Bretschneider, Mahler vnd Burger zu Dreßden. Cum gratia & Priuilegio ad Decennium, Anno 1584. [Kolophon:] Gedruckt zu Dreßden/ durch Andreas Morgenrodt. Anno 1584. Quer-2°; Titelblatt mit radiertem Rahmen, 2 Bll. Anhang (»Beschreibung vnd vnterrichtung/ wasserley Farben oder Kleidung diese Auffzüge gehabt haben«) 26 Tafeln in Radierung von Daniel Bretschneider Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbe 1
1585 (Stuttgart) [29]
Frischlin, Nicodemus: De secundis nuptijs ILLVSTRISSIMIPRINCIPIS AC DOMINI, D. LVDOVICI, DVCIS WIRTEMBERGICI AC Teccensis &c. cum illustrißima Duce ac Domina, D. VRSVLA, Duce Bauariae, Comite Palatina Rheni, &c. prseterito Maio, huius 1585. Anni celebratis Stuccardiae, LIBRI QVATVOR: VERSV conscripti Heroico. QVIBUS INSERTA EST, SEDECIM ADAuorum atque Adauiarum domus VVirtembergicae, historica series: ex probatissimis assumpta auctoribus. AVCTORE Nicodemo Frischlino. [Vignette] TVBINGAE, Apud Georgium Gruppenbachium, 1585. 4°; Titelblatt, 122 S. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 23.1 Poet. (3)
198 1585 (Düsseldorf) [30]
Lithocomus, Albert: DESCRIPTIO POMPAE NVPTIALIS, ΕΧΗΙΒΓΓΑΕ DVSSELDORPIIMENSEIVNIO ANNI1585. Quando D. IOHANNES VVILHELMVS, filius et haeres vnicus, Illustrißimi Principis, ac Domini, D. VVilhelmi, Ducis Iuliae, Cliuiae et Montis, Comitis Marchiae et Rauensburgi, Domini in Rauenstein etc. Vxorem ducit D. IACOBAM, ILLVSTRISSIMI Principis ac Domini, D. Iacobi, Marchionis Badensis, Comitis Spanheimensis, etc. sororem. Recitata pro declamatione Scholastica, die 18. Augusti, ab ALBERTO LITHOCOMO, LVDOLFI filio, primaria Classis auditore. Dusseldorpij Anno 1585. 4°; 18 BU. Wappenvignette in Holzschnitt im Text Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Bavar. 2120,X,33 Poetische Beschreibung in Hexametern
[31]
Moller, Bernhard: HISTORICVM PRO ILLVSTRISSIMI PRINCIPIS AC DOMINI, D. IOANNIS GVILHELmi Iuliae, Cliuiae Montiumque, Ducis, Marchiae et Rauensburgi Comitis, Domini in Rauenstein, etc. nec non ILLVSTRISSIMI PRINCIPIS AC Domina, D. Iacobae Marchionissas Badensis, ComitissEe Spanheimen: etc. Ad xvi. mensis Iunij Anno 1585. celebratis nuptijs. TAPETVM Auetore Bernhardo Mollero Monasteries [Vignette] Dußeldorpij exeudebat Albertus Busius. [o. J.] 4°; 38 S. Wappenvignette in Holzschnitt im Text Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Germ.g. 70 (3) Poetische Beschreibung in Hexametern
[32]
Graminäus, Dietrich: [Kupfertitel:] FVRSTLICHE HOCHZEIT So der Durchluchtig hochgeborner Fürst vnd Herr, herr Wilhelm Hertzog zu Gulich Cleue vnd Berg Graff zu der Marek vnd Rauensberg, Herr zu Rauenstein &c. dem Durchleuchtig hochgebornen Fürsten vnd hern, hern Johan Wilhelm Hertzogn zu Gulich &c. hochermelten Jhrer F. G. geliebten Sohn Vnd der Durchleuchtigen hochgebornen Furstinen Frewlin Jacobae gebornen Marggraffinen zu Baden &c. Jn Jhrer F. G. Statt Dußeldorff gehaltenn Anno Dni. 1585. am 16. Iunij. [Typographischer Titel:] Beschreibung derer Fürstlicher Güligscher etc. Hochzeit/ so im jähr Christi tausent fünffhundert achtzig fünff/ am sechszehenden Junij vnd nechstfolgenden acht tagen/ zu Düsseldorff mit grossen freuden/ Fürstlichen Triumph vnd herrligkeit gehalten worden. Zum Vorwitzigen Leser. Rieht nicht Leser vnerwagen I So bleibest du unbetrogen/ I Auß dem/ ich hettes nicht gemeint I Der Narren neidt vnd vorwitz scheint. [Kolophon:] Gedruckt zu Cölln/ Anno 1587. 2°; 142 Bll. Kupfertitel: architektonischer Titelrahmen mit Wappen der durch die Hochzeit verbundenen Dynastien, biblischen Szenen mit Bezug auf die Hochzeitsthematik (Erschaffung Evas in Gen. 2 - Identifizierung Rebekkas als gottgewollte Gemahlin Isaaks in Gen. 24 - Hochzeit zu Kana in Joh. 2) und antiken Götterpaaren (Jupiter und Juno - Neptun und Amphitrite - Pluto und Proserpina) 37 doppelseitige Illustrationen in Radierung von Franz Hogenberg: 1. Einzug Philipp Ludwigs Pfalzgraf bei Rhein und seiner Familie in Düsseldorf 2. Einzug der Braut in Düsseldorf 3. Geleit der Braut zur Hofkapelle 4. Trauung in der Hofkapelle 5. Hochzeitsmahl 6. Fackeltanz 7. Schaukonfitüren 8. Naumachie auf dem Rhein mit Feuerwerksschiff 9. Aufzug zum Ringrennen
199 10. mobiler Aufbau aus der Invention zum Ringrennen: Bergszenerie mit Amphion und Orpheus 11. >hieroglyphisches< Cartell zum Ringrennen 12. Einritt der neun Mantenatoren 13. Turnierschilde mit den Devisen der Mantenatoren 14-24. genealogische Wappentafeln der Turnierritter 25. allegorisches Feuerwerk auf dem Rhein: Kampf des Herkules mit der Hydra Atlas - Erstürmung einer Höllenburg 26. Fechtvorführungen 27. Quintanrennen 28. Palienrennen 29. Feuerwerk zum Beschluß des Palienrennens 30. Feuerwerkskampf zwischen Drachen und Wal auf dem Rhein 31. Fußturnier auf dem Marktplatz 32-33. Wappentafeln der Tumierritter 34. Feuerwerk zum Beschluß des Fußturniers 35. Mummerei 36. Schaukampfmummerei im Schloßhof 37. Schaubild zur analogen Hierarchie der neun Engelschöre und der weltlichen Stände Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 274.4 Hist. 2° (1) Nachdruck: Düsseldorf 1982 (Antiquariat und Verlag Hans Marcus)
1591 (Augsburg) Inventionen [33] Beschreibung des Ringelrennens/ Welches auf den Siben vnd Zwaintz vnd 28. Febri 1.5.91. bey hoch wolgebornen Herren/ Herren ANTONI Fuggers/ Herrens von Kirchberg vnd Weissenborn Fürstlicher Durchleuchtigkeit. Ertzhertzogs Ferdinandi zu Oesterreich Cammerer vnd deß auch Wolgebornen Frewlins/ Frewlins BARBARA, Gräfin zu Montfort etc. Hochzeitlichem Ehrenfest angestellet/ vnd zu Augspurg auff dem Weinmarckht [!] gehaltten worden, [o. O.] [o. J.] Universitätsbibliothek Wien: IV 332.564 E.S. Das Wiener Exemplar befindet sich in einem Klebeband des 19. Jhs. (Groß-2° im Querformat), der im Jahr 1899 als Geschenk des Fürsten Liechtenstein an das kaiserlich königliche Ministerium für Unterricht und Kultus gelangte. Der Band enthält zunächst zwei Tafeln mit unsignierten Bleistiftskizzen des 19. Jahrhundens und sodann den Text und die Holzschnitte der »Beschreibung des Ringelrennens« auf 24 Tafeln (Titeltafel und 23 Tafeln mit Holzschnitten). Titel- und Textpassagen im Buchdruck wurden eng ausgeschnitten und auf den Tafeln montiert. Die Kartelle der aufziehenden »Partheyen« sind den dazugehörigen Illustrationen zugeordnet. Alte Knickspuren bzw. Stellen, an denen das Papier der Holzschnitte verleimt wurde, weisen daraufhin, daß die Illustrationen urprünglich zu einem durchgängigen Bildstreifen zusammengefügt und zu einem Leporello gefaltet waren. 22 von 23 Bildtafeln präsentieren den Aufzug der insgesamt 11 Partheyen zum Ringrennen. Die letzte Tafel enthält einen auf das dreifache Format des Klebebandes ausfaltbaren Holzschnitt mit einer detailreichen Gesamtansicht des Ringrennens auf dem Augsburger Weinmarkt, auf der neben den Tumierteilnehmern auch Artisten und Spaßmacher auf der architektonisch gerahmten Spielfläche agieren.
1592 (Krakau) [34]
Eigentliche Beschreibung deß Einzugs oder Einbelaittung, auch der Krönung vnd Copulation sampt den Presenten vnd Thumierens Auffzug. Deß Durchleuchtigsten
200 Großmächtigsten Hochgebornen Fürsten vnd Herrn, Herrn Sigismunden dem dritten dises Namens König in Poln, auch gebomen König in Schweden [...] Mit der auch Durchleutigisten [!] Hochgebornen Fürstin vnd Fräwlein, Fräwlein, [!] Anna, geborne Ertzhertzogin zu Österreich [...] seiner geliebsten Braut vnd Gemahel [...] Gehalten und beschehen zu Crakaw, den 26. vnd 31. May dises 92. Jars. Amor Distantia Jungit. Post Animos Socciasse Iuvabit. Zu Wienn in Österr. drucks [!] Linhart Nassinger Anno [...]. Wien: Leonhard Nassinger 1592. Titelaufnahme nach Gugler 379 Die bei Gugler angegebenen Signaturen (Österreichische Nationalbibliothek Wien: 19.T.35; Universitätsbibliothek Wien: I 259.376) sind beide für einen anderen Titel vergeben. Die Festbeschreibung läßt sich weder in der Österreichischen Nationalbibliothek noch in der Universitätsbibliothek Wien nachweisen. Das Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (8 an 4° Uc 4150) zählt zu den Kriegsverlusten. [35]
Königliche Heimführung in Polen/ Darinnen Ordentlicher weise/ Beschrieben wirdt/ welcher massen Frewlein Anna Ertzhertzog Caroli/ in Oesterreich/ etc. Christmelter gedächtnuß Tochter/ am Sontag Trinitatis/ nouo stylo/ dieses lauffenden 1592. Jars/ in Polen ankommen/ vnd mit grossem Pracht vnd Frewden/ von Jhrem Gemahl Sigismundo/ König in Polen ist empfangen/ gen Crakaw gebracht/ vnd die Königliche Krönung/ Hochzeyt/ vnd Beylager/ nach Königlichem brauch gehalten worden. Alles in einem Künstlichen Kupfferstück fürgebildet/ vnd durch Ziffern erkläret. [Holzschnitt: Königin und König begegnen sich zu Pferd] Gedruckt nach dem Polnischen Original/ [o. O.] 1592. 4°; 5 Bll. 1 ausfaltbare Tafel in Kupferstich: Stationen der Einholung in einem simultanen Tableau Bayerische Staatsbibliothek München: 4° Polon. 62-3 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 202.50 Quod. (15) (ohne den Kupferstich)
Einzug [36] Gründtliche vnd Kurtze Beschreibunge/ deß Einzugs/ welchen der Durchleuchtigist/ Großmächtig/ Hochgeborne Fürst vnd Herr/ Herr Sigismund der Dritt dises Namens/ König in Poln/ geborner König in Schweden/ etc. GroßFürst inn der Littaw/ Hertzog in Reussen vnd Preussen/ etc. mit seiner liebsten Braut vnd Gemahel/ der Durchleuchtigisten Hochgebomen Fürstin vnd Fräwlein/ Fräwlein ANNA/ geborne Ertzhertzogin zu Osterreich/ Hertzogin zu Burgund/ Steyr/ Kärndten/ Crain vnd Wirtenberg/ Gräuin zu Tyrol vnd Görtz/ etc. den 26. May dises 92. Jars zu Cracaw gehalten/ vnd wie Jr Kön: May: etc. Höchstbenambte Braut/ Hoch vnd Ehrwirdigklich empfangen. [Drei Wappenholzschnitte in Reihe mit den Überschriften: »Poln.«, »Osterreich.« und »Schweden.«] Gedruckt zu München/ im Jar Μ. D. LXXXXII. 4°; 4 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: 4° Polon. 1 Vermählung [37] Eigentliche verzeichnus der Vermählung oder Copulation. Deß Durchleuchtigsten/ Großmächtigsten Fürsten vnnd Herrn/ Herrn Sigismundum/ dem Dritten dieses Namens/ vnd König in Poln/ auch gebornen König in Schweden/ etc. GroßFürsten in der Littaw/ vnd Hertzogen in Reussen vnnd Preussen/ etc. Mit der auch Durchleuchtigisten Hochgebornen Fürstin vnd Fräwlein/ Fräwlein ANNA Ertzhertzogin zu Österreich/ Hertzogin zu Burgund/ Steyr/ Kärndten/ Crain vnd Wirtenberg/ Gräuin zu Tyrol vnd Görtz/ etc. [Zierbalkenstück in Holzschnitt als Vignette] Beschehen vnd gehalten/ auff dem Königk: Schloß Cracaw/ Sontag den 31. May/ dises 92. Jars. [Kolophon:] Erstlich gedruckt zu Wien/ Nachgedruckt zu Nürnberg durch Nicolaum Knorrn. [o. J.] 4°; 4 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 218.13 Quod. (61)
201 1595 (Weißenburg) [38]
Gründtliche Beschreibung/ Vnd eygendtlicher Bericht/ der Einbeleittung vnd Copulation/ sampt denen ansehentlichen Presenten. Deß Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn/ Herrn Sigismundi Bathorij/ Fürsten in Siebenbürgen Moldaw vnd Walachey der Zackeln Graffen/ etc. Mit der auch Durchleuchtigistin Hochgebornen Fürstin vnd Fräwlein/ Fräwlein Maria Christiema geborne Ertzhertzogin zu Osterreich/ Hertzogin zu Burgundt/ Steyer/ Kärndten/ Crain vnd Württenberg/ Gräuin zu Tyroll vnnd Görtz/ Seiner geliebsten Braut vnd Gemahel. Gehalten vnd beschehen zu Weissenburg in Siebenbürgen/ den ersten vnd sechsten Augusti/ diß lauffenden Fünffvndneuntzigist Jar/ etc. Amor distantia iungit I Post animos sociasse iuuabit. [Holzschnittvignette] Gedruckt zu Wienn in Osterreich/ bey Frantz Kolben/ in der Lilien Burschen, [o. J.] 4°; 4 Bll. Staats- und Universitätsbibliothek Bremen: bs 0639**; bm. a
1598 (Hechingen) [39]
Frischlin, Jacobus: Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt/ welcher gestalt: Der Hoch vnd Wolgeborne Herr/ Herr Eytel Friderich/ Graffe zu Hohen Zollem/ Sigmaringen vnnd Veringen: Herr zuo Haigerloch vnd Wehrstain/ etc. Vnd des heiligen Römischen Reichs Erbkammerer: Kay: May: Rath/ etc. seiner Gnaden geliebten Son/ Herrn Johann Georgen/ Graffen zu Zollern/ etc. Hochzeyt gehalten hab/ mit dem Hoch vnd Wolgebornen Fräwlin/ Fräwlin FRANCISCA, Des auch Wolgebornen Herrn/ Herrn Friderichs Wild Graffens zu Dhaum vnd Kürburg/ Rhein Graffens zum Stain/ Graffens zu Salm/ vnd Herrn zu Vinstingen geliebten Töchtern: Wie die gantze Hochzeyt zu Hechingen den 11. Octobris Anno 1598. gehalten worden/ Beschryben Durch M. IACOBVM FRISCHLINVM, S C H O L Z Reüttlingensis Rectorem. Hierinn findt der günstige Leser auch den gantzen Stammen vnnd Alt herkommen der Gefürsten Graffen von Zollern/ von Achthundert Jaren her/ biß auff vnser zeyt/ ordenlich erzehlet/ vnd auß warhafftigen Büchern gezogen/ dem Gefürsten Zollerischen Hauß zu Ehren vnnd Ewiger gedächtnuß. Getreckt zu Augspurg/ bey Valentin Schönigk. ANNO M. D. XCIX. 4°; 251 S. 26 Holzschnitte im Text: 1 Wappenholzschnitt im Widmungsteil und 25 Illustrationsholzschnitte (von 21 Druckstöcken) zum Brauteinzug Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbb 1 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 66.4 Poet. Neudruck: J. Frischlin 's Hohenzollerische Hochzeit. 1598. Beitrag zur schwäbischen Sittenkunde. Hg. von Anton Birlinger. Freiburg im Breisgau: Herder'sche Verlagshandlung 1860. Die Edition von Birlinger verzichtet sowohl auf die Holzschnittillustrationen als auch nahezu komplett auf das erste Buch der Festbeschreibung (S. 1-98 im Original), das eine gereimte Dynastiegeschichte der Hohenzollem bietet.
1602 (Dresden) [40]
Kurtze vnd doch ausführliche Relation vnd warhaffte Erzehlung von gehaltenem Beylager/ Des Durchlauchtigsten/ Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Heim CHRISTIANI II. Hertzogen zu Sachsen/ des heiligen Römischen Reichs Ertzmarschallen vnd Churfürsten/ Landgraffen in Düringen/ Marggraffen zu Meissen/ vnd Burggraffen zu Magdeburg etc. Darinnen eigentlich vnd gründlich zuuemehmen/ Mit was Solenniteten die Churf. Braut angenommen/ vnd darauff der Einzug gantz herrlich vnd zierlich gehalten. Jtem/ Welcher massen das Ringrennen vnd Turnieren/ mit mancherley künstlichen/ seltsamen vnd stattlichen Auffzügen vnd Jnuentionen angestellet vnd verrichtet worden/ zusampt angehengtem Bericht/ was sich im Abzüge zugetragen. Gedruckt zu
202 Jehna/ bey Tobias Steinman/ Jm Jahr/1603. 4°; 32 Bll. 1 Holzschnitt: Porträt Christians II. von Sachsen in Profilansicht (Bl. A4v) Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Sax. C. 787η [41 ]
Kurtzer Bericht von der Heyrath vnd Beilager/ Des Durchleuchtigsten Hochgebomen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Christian! II. Hertzogen zu Sachsen/ des Heiligen Römischen Reichs Ertzmarschalg/ vnd Churfürsten/ Landgraffen in Düringen/ Marggraffen zu Meissen/ vnd Burggraffen zu Magdeburg/ So den 12. Septembris dieses Jahrs zu Dreßden gehalten worden. [Holzschnittporträt] [o. O.] Gedruckt im Jahr/ M. DC. II. 4°; 4 Bll. Holzschnitt auf dem Titelblatt: Porträt Christians II. von Sachsen in Dreiviertelansicht Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 318.14 Theol. (5)
1604 (Dresden) Feuerwerk [42] Buchner, Georg: Eigentliche Beschreibung des Fewerwercks, Welches auff befehl Des Durchleuchtigsten/ Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Christiani des andern/ Hertzogen zu Sachssen/ Des heiligen Römischen Reichs Ertzmarschallen vnd Churfürsten/ Landgraffen in Düringen/ Marggraffen zu Meissen/ vnd Burggraffen zu Magdenburgk/ etc. Auff seines vielgeliebten Herrn Brüdern Des auch Durchleuchtigsten/ Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn IOANNIS GEORGII, Hertzogen zu Sachssen/ Landgraffen in Düringen/ vnd Marggraffen zu Meissen/ etc. Mit Des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Friederichen/ Hertzogen zu Würtenbergk vnd Theck/ Graffen zu Mümpelgart vnd Heidenhaim/ etc. Fürstlichem Frewelein Sibilla Elisabeth/ gehaltenem Fürstlichem Beylager. Durch Georg Puchnern/ Churfürstlichem Sechsischem Zeugmeister zugerichtet vnd glücklichen verbrennet worden zu Dreßden im September/ Anno M. DC. IIII. [Kolophon:] Gedruckt zu Dreßden durch Johan Bergen. M. DC. IIII. Groß-4°; 9 Bll. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Sax. C. 803 Auslegung des Feuerwerksprogramms in Knittelversen. Die Abbildung der Feuerwerksinstallation des Zeugmeisters Georg Buchner durch den Radierer Daniel Bretschneider findet sich auf dem Einblattdruck »Warhaffte Abcontrafactur des Feuerwercks [...]« aus dem Jahre 1604 (Kunstbibliothek Berlin, Ornamentstichsammlung: 2824). 1605 (Krakau) [43]
Außführliche vnd denckwirdige Relation/ Deß zierlichen/ herrlichen vnd prächtigen Königlichen Beylagers/ Kön: Würden in Polen und Schweden/ Sigismundi III. den 11. Decemb. Anno 1605. zu Crackaw gehalten/ mit Ertzhertzog Caloli [!] zu Österreich vnd Grätz hinderlassenen Fräwlein/ Fräwlein Constantia. Auch nicht alleine/ was für Fürstl: Personen/ auch Chur vnd Fürstl: ansehenliche Gesandten/ solchem Kön: Beylager beygewohnet/ besonder/ wie auch den 22. Novemb. zuvor in Crackaw/ der jetzige regierende Großfürst in der Moscaw/ Demetrius Jwan Basilowitz/ deß Wey land grawsamen Tyrannen Basilowitz hinderlassener Sohn/ durch dero Legaten/ deß Polnischen Sendomirischen Woywoden Tochter/ ehelichen vertrawen lassen. Vnd letzlich/ was für ansehenliche statliche Present/ auff beyden Beylagern sind praesentiret worden. Neben kurtzer Erzehlung der Verrätherey/ wider den Durchleuchtigsten/ Großmächtigsten Fürsten vnd Herrn/ Herrn Jacobum VI. König in groß Britannien vnd Franckreich/ welche Gott der HERR doch gnädig abgewandt, [o. O.] Gedruckt im Jahr: 1606. 4°; 10 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Yv 137.8° Heimst. (20)
203 [44]
Eigentliche Beschreibung der Königlichen Hochzeit in Polen: Welcher gestalt der Einritt/ Krönung/ Veimehelung/ auch andere Ceremonien vnd Solenniteten/ vorgangen: Deßgleichen was sonsten vor Pracht vnd Pomp/ getrieben/ so vor dieser Zeit nie gesehen noch gehört worden. Gehalten in der Königlichen Stadt Cracaw/ im Monat Decemb. nechst abgewichenen 1605. Jars. [Wappenholzschnitt] Erstlich zu Cracaw in Polnischer sprach gedruckt/ vnd jetzo verdeutscht, [o. O.] Anno 1606. 4°; 4 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 201.19 Quod. (16)
[44a] [andere Ausgabe:] MERCVRIVS SAVROMATICVS, SIVE RERVM IN SEPTENTRIONALIBVS REGNIS IN DECVRSV 1605. ANNI GESTARVM, RELAtio in gratiam lectoris nouorum cupidi ex peregrino idiomate in latinum versa. Darzu Eigentliche Beschreibung der Königlichen Hochzeit in Polen. Welcher gestalt der Einritt/ Krönung/ Vermehlung/ auch andere Ceremonien vnd Solennitäten/ vorgangen: Deßgleichen was sonst für Pracht vnd Pomp/ getrieben/ so vor dieser Zeit nie gesehen noch gehört worden. Gehalten in der Königlichen Statt Cracaw/ im Monat Decemb. nechst abgewichenen 1605. Jahrs. Erstlich zu Cracaw in Polnischer Spraach getruckt/ vnd jetzo verteutscht/ zu Meyntz getruckt/ durch Johann Albin/ Anno 1606. 4°; 9 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 201.17 Quod. (1) (unvollständiges Exemplar; vom Text der Hochzeitsbeschreibung ist lediglich eine Seite [Bl. C1 v] vorhanden) [45]
Polnische Königkliche Hochzeit. Beschreibung aller vmbstände/ so sich bey der Hochzeit Sigismund) deß dritten/ Königs in Polen etc: so ihre Mayt. mit dero Fräwlin CONSTANTIA von Grätz/ den 11. Nouembris/ in dem abgelauffnen 1605. jar/ zu Cracaw in Poln/ mit grosser Sollennität vnd herrlichkeit gehalten/ verlauffen. Jn was Ordnung man zur Kirchen gangen/ was darin für Ceremonien gebraucht/ wie die Königin gekrönt/ mit was Ordnung nach Verrichtung des Gottes diensts/ die Tafflen besetzt/ die Malzeit eingenommen/ vnd was sich darbey höffliches zugetragen/ wie auch volgenden tags als den 12. ermelts monats die prsesenten offeriert/ nachmalen ein Malzeit/ vnd ein dantz darauff gehaltenworden/ vnd was sich volgenden 13. tag vnd also biß zu ende der Hochzeit begeben/ Alles mit sonderem fleiß angezeigt. [Holzschnittvignette] Zu Augspurg bey Samuel Dilbaum. 1606. 4°; 6 Bll. Tafelordnungsschema im Text Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 218.11 Quod. (50)
1609 (Stuttgart) [46] Öttinger, Johann: [Typographischer Titel:] Warhaffte Historische Beschreibung Der Fürstlichen Hochzeit/ vnd deß Hochansehnlichen Beylagers/ So DEr Durchleuchtig Hochgeborn Fürst vnnd Herr/ HErr Johann Friderich Hertzog zu Würtemberg vnd Teck/ Grave zu Mümppelgart/ Herr zu Haydenhaim/ etc. Mit Der auch Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin vnnd Frewlin/ Frewlin Barbara Sophia Marggrävin zu Brandenburg/ in Preussen/ zu Stettin/ Pomem/ der Cassuben vnnd Wenden/ auch zu Crossen vnd Jägemdorff in Schlesien Hertzogin/ Burggrävin zu Nürnberg vnd Fürstin zu Rügen/etc. Jn der Fürstlichen Haubtstatt Stuttgardten/Anno 1609. den 6. Novembris vnd etliche hernach volgende Tag Celebriert vnd gehalten hat: Darinnen alle Fürsten/ Fürstine vnd Frewlin: Graven/ Herren vnd vom Adel: Auch der abwesenden König: Chur: Fürsten vnnd Stände Abgesandte/ so dieser Hochzeit beygewohnt/ verzeichnet: Darzu alle darbey gehaltene Ritterspihl/ Ringrennen/ Turnier/ Auffzüg/ Fewerwerck vnd alle andere Kurtzweil/ in dreyen vnderschiedlichen Büchern/ eigentlich vnd gründlich beschriben/ vnd mit lustigen Kupfferstücken Abgebildet werden: Durch/ M. Johann Oettingern/ Fürstl. Würtembergischen Geographum vnd Renovatorem. [Holzschnittvignette mit Wappen] Gedruckt in der Fürstlichen Haubtstatt Stuttgart/ Anno 1610. [Kupfertitel:] Fürstliche Württembergische Hochzeit Dess Durchleuchtigen Hoch-
204 gebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Johann Friderichen Hertzogen zu Württemberg vnnd Teckh/ Grauen zu Mumppelgart/ Herrn zu Haidenheim etc. mit der auch Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin vnd Frewlin Frewlin Barbara Sophia Marggräuin zu Brandenburg etc. Gehalten zu Stutgarten/ den 6. Nouemb: 1609. Groß-4°; 12 Bll. (mit Kupfertitel; Bl. 5 leer), 260 S. mit 4 schematischen Darstellungen antiker Schriftmonumente auf S. 58-60 3 ausfaltbare Tafeln in Kupferstich: Taf. 1: Empfang der Braut vor Stuttgart Taf. 2: Formation eines musikalischen Ensembles (sieben Lautenspieler, ein Sänger als »Phoebus«, eine Sängerin als »Lucina«) an einem halbrunden Tischaufbau Taf. 3: Feuerwerksschloß im Lustgarten Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 4° 1158 und 126 Quod. 2° (1) Jnventionen [47] Küchler, Balthasar [Radierer]: [Kupfertitel:] Reprasentatio Der Fürstlichen Auffzug vnd Ritterspil. So bei des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herren Herrn Johann Friderichen Hertzogen zu Wurttenberg vnd Teckh Graue zu Mumppelgart Herr zu Haidenheim etc. Vnd der Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin vnd Freulin Frewlin Barbara Sophien geborne Marggrauin zu Brandenburg etc. Hochzeitlich. Ehrnfest den 6. Nouemb. A°. 1609. in der Furstl: Hauptstat Stutgarten mit grosser Solennitet gehalten worden. Auff Ihr F: Gna: gnedigs bewilligen Mit sondern Fleis Gradiert. Vnnd Gedruckt. Durch Balthasarn Kuchlern Burgern vnd Mahlern zu Schwäbischn gmund. [radiertes figürliches Signet (Merkur als Wappenträger) mit Kolophon:] Balthasar Kuchler Burger vnd Mahler zu Schwebischen Gmundt 1611. Quer-2°; Kupfertitelblatt, 2 Bll. (»Verzeichnus vnd Abriß Der Auffzüg zu den Ritterspihlen« und Widmung Küchlers an Johann Friedrich von Württemberg) 239 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Radierung von Balthasar Küchler und Künstlersignet Balthasar Küchlers Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbd 3 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 4° 1152 Das »Verzeichnus [...] der Auffzüg« gibt nicht die Zahl der (zum Teil montierten) Tafeln, sondern die Zahl der Druckplattenabzüge an. Es verzeichnet 240 (statt richtig 243) »Kupfer«; der Aufzug zum Ballett enthält 13, nicht 10 Radierungen, die von 1 bis 12 gezählt sind, da die 9 doppelt vergeben wurde.
1610 (Jägerndorf) [48]
Aygentliche Beschreibung Aller Frewden vnnd Ritterspiell/ Ringelrennen/ auch anderer Kurtzweilen vnnd gantzen ansehenlichen Apparats vnd Pomp/ so bey Dem Fürstlichen Beylager deß Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn/ Herrn Iohans Georgen Marggraffen zu Brandenburg/ in Preussen/ zu Stettin/ Pommern/ der Cassuben vnd Wenden/ Auch in Schlesien zu Cassen vnd Jägerndorff/ etc. Hertzogen/ Burggrafens zu Nürnberg/ vnd Fürsten zu Rügen/ Vnd Seiner Fürstl: Gn: geliebtester Gespons/ Der Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin vnd Fr: Fr: Eua Christina, Gebomer Hertzogin zu Würtemberg/ Gräfin zu Mümpelgarth/ etc. Jn Seiner Fürstl: Gn: Hofresidentz/ der Statt Jägerndorff in Schlesien/ gantz herrlich/ zierlich vnd glücklich fürüber gangen vnd vollendet worden. Gedruckt zu Kempten/ bey Christoff Krausen. Anno 1610. 4°; 12 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Eur. 415, 56 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 198.10 Hist. (12), 208 Hist. (6) und 217 Hist. (17)
205 1611 (Wien) [49]
Beschreibung deß Hochzeitlichen Ehren Fests. So Königliche Mayestatt/ ErtzHertzog Matthias/ Gekrönter König zu Hungern vnd Behaimb/ etc. den 4. Decembris dieses 1611. Jahrs gehalten/ Wie es sich da verloffen vnd zugetragen hat. Jtem/ Was Ihr Kon: May: etc. Vnd demselben Braut/ für Present seynd geschickt vnd geschenckt worden. [Holzschnittvignette] Gedruckt zu Wienn in Oesterreich/ im Jahr 1611. 4°; 4 Β11. Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: 4° Flugschr. 1611-1 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 217.7 Quod. (30)
1612 (Onolzbach) [50]
Furierzettul/ Aller vnd jeder anwesenden Chur: Fürsten/ Graffen/ Herrn vnd Adels=Personen/ vnd der abwesenden Chur: Fürsten vnd Städte Gesandte. Bey deß Durchleuchtigen/ Hoch=gebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Joachim Ernesten/ Marggraffen zu Brandenburg/ in Preussen/ zu Stettin/ Pommern/ der Cassuben vnd Wenden/ Auch inn Schlesien zu Crossen vnnd Jägemdorff Hertzogen etc. Burggraffen zu Nürmberg/ vnnd Fürsten zu Rügen/ Fürstl: Beylager: Mit dem Hoch: vnd Wolgebornen Fräwlein/ Fräwlein Sophia/ Gräffin zu Solms/ Müntzenberg/ Wildenfelß vnd Sonnenwaldt etc. So allhier zu Onoitzbach gehalten/ den 4. Octobris, Anno M. DC. XII. [Wappenholzschnitt] Gedruckt zu Onoitzbach/ durch Paulum Böhem/ Fürstl: Brandenburgischen bestalten Buchdrucker, [o. J.] 4°; 12B11. Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: 1 an Yh 7771 R Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 208 Hist. (7)
Turnier - Ringrennen [51] CARTEL, Zum Freyen Roß=Thurnier. [Wappenholzschnitt] Gedruckt zu Onoitzbach/ durch Paulum Böhem/ Fürstl: Brandenburgischen Buchdrucker/ Anno M. DC. XII. [Zwischentitel auf Bl. Blv:] CARTEL, Zum Ringelrennen. [Wappenholzschnitt] Gedruckt zu Onoitzbach/ durch Paulum Böhem/ Fürstl: Brandenburgischen Buchdrucker/ Anno M. DC. XII. 4°; 8 Bll. (Titel und Zwischentitel mit ornamentalem Titelrahmen) Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: 2 an Yh 7771 R
1613 (London - Brautheimführung in die Pfalz) [52]
Beschreibung Der Reiß: Empfahunng deß Ritterlichen Ordens: Vollbringung des Heyraths: vnd glücklicher Heimführung: Wie auch der ansehnlichen Einfühlung: gehaltener Ritterspiel vnd Frewdenfests: Des Durchleuchtigsten/ Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Friederichen deß Fünften/ Pfaltzgraven bey Rhein/ deß Heiligen Römischen Reichs Ertztruchsessen vnd Churfürsten/ Hertzogen in Bayern/ etc. Mit der auch Durchleuchtigsten/ Hochgebornen Fürstin/ vnd Königlichen Princessin/ Elisabethenn/ deß Großmechtigsten Herrn/ Herrn IACOBI deß Ersten Königs in GroßBritannien Einigen Tochter. Mit schönen Kupfferstücken gezieret. [Heidelberg] Jn Gotthardt Vögelins Verlag. Anno 1613. 4°; Titelblatt, 1 Bl., 205, 99 S. 25 Falttafeln in Kupferstich von Johann Theodor de Bry und Georg Keller (Taf. 2 - 9 identisch mit Taf. 1-8 in Nr. 55): Taf. 1: Zeltlager zum Empfang der Braut in der Pfalz Taf. 2: erste Ehrenpforte in Oppenheim »vnderst an der Kramergassen/ bey der Schöneck oder Trinckstuben/ gegen dem Rahthauß über« (S. 99) (Vorderseite) Taf. 3: erste Ehrenpforte in Oppenheim »vnderst an der Kramergassen/ bey der Schöneck oder Trinckstuben/ gegen dem Rahthauß über« (S. 99) (Rückseite)
206 Taf. 4: zweite Ehrenporte in Oppenheim »auf dem Marckt/ am anfang der Gassen/ gegen der Pfarrkirchen zu« (S. 105) (Vorderseite) Taf. 5: zweite Ehrenporte in Oppenheim »auf dem Marckt/ am anfang der Gassen/ gegen der Pfarrkirchen zu« (S. 105) (Rückseite) Taf. 6: erste Ehrenpforte in Frankenthal »gegen mitte deß Marck[t]s« (S. 114) (Gesamtansicht der Vorderseite und Programmdetails der Rückseite) Taf. 7: zwischen Säulen hängende Schrifttafel und Obelisk mit einem hebenden Bild< (im Text als der Koloß aus der Vier Weltreiche-Prophetie in Dan. 2 gedeutet; S. 118) in Frankenthal Taf. 8: zweite Ehrenpforte in Frankenthal Taf. 9: Triumphaufbau (»ein klein Theatrum«; S. 119) der Frankenthaler Goldschmiede »an dem Thor der Schaffnerey oder deß Fürstlichen Hauses« (ebd.) Taf. 10: Empfang der Braut vor Heidelberg Taf. 11: Programmausstattung am Stadttor an der Neckarbrücke in Heidelberg Taf. 12: erste Ehrenpforte in Heidelberg, errichtet »von Schultheis/ Burgermeister vnd Raht der Stadt« am »ende deß Marckts/ zum eingang der Obemstrassen« (S. 136) Taf. 13: zweite Ehrenpforte in Heidelberg, errichtet von der philosophischen Fakultät der Universität vor »dem Stadtthor/ den Graben hinauf« (S. 139) Taf. 14: dritte Ehrenpforte in Heidelberg, errichtet von der medizinischen Fakultät der Universität vor »dem Stadtthor/ den Graben hinauf« (S. 139) Taf. 15: vierte Ehrenpforte in Heidelberg, errichtet von der juristischen Fakultät vor »dem Stadtthor/ den Graben hinauf« (S. 139) Taf. 16: fünfte Ehrenpforte in Heidelberg, errichtet von der theologischen Fakultät vor »dem Stadtthor/ den Graben hinauf« (S. 139) Taf. 17: sechste Ehrenpforte in Heidelberg »in dem Vorhoff des Schlosses« (S. 151) (Westseite) Taf. 18: sechste Ehrenpforte in Heidelberg »in dem Vorhoff des Schlosses« (S. 151) (Ostseite) Taf. 19: Feuerwerk auf dem Neckar Taf. 20-25: Inventionsaufzüge Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbc 7 (kolorierte Kupferstiche) Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Sf 4516 R [53]
[Jocquet, David:] LES TRIOMPHES, ENTREES, CARTELS, TOVRNOIS, CEREMONIES, ET AVLTRES MAGNIFICENces, faites en Angleterre, & au Palatinat, pour le Mariage & Reception, de Monseigneur le Prince FRIDERIC V. COMTE PALATIN DV RHIN, ELECTEVR DV SAINCT EMPIRE, Due de Baviere &c. Et de Madame ELISABETH, FILLE VNIQUE ET PRINCESSE DE LA GRANDE BRETAGNE, Electrice Palatine du Rhin &c. Son Espouse. Α HEIDELBERG, Chez GOTARD VOGVELEIN. Μ D C XIII. 8° (nach den Bogensignaturen 4°); 72 BU. 9 Tafeln in Kupferstich (vgl. Watanabe-O'Kelly/Simon 254) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 404 Quod. (1) (ohne die Kupferstiche) Eine fast identische Ausgabe erschien im gleichen Jahr bei Jacques Mallet in Lyon.
Feierlichkeiten in Whitehall [54] Warhafft vnd eigentliche Erzehlung Des Hochzeitlichen Fests vnd Triumphs so vor vnd nach dem Fürstlichen Beyläger Des Durchleuchstigsten Hochgebornen Fürstens vnd Heims/ Herrn Friderichs des V. Pfaltzgraffen bey Rhein/ vnd Churfürstens: Mit der auch Durchleuchtigsten Hochgebomen Fürstin vnd Frewlein/ Frewlein Elisabeth/ Jacobs des I. Königs in groß Britanien Tochter den 14. February in Königlichen Pallast zu Witthall angestelt und betrieben worden. Nach der Engelländischen zu Londen gedruckten Copey vbergesetzt. [2 Wappenholzschnitte] Gedruckt zu Collen/ Bey Peter von Brachel/ vnder der Gülden Wagen/ Jm Jahr 1613.
207 4°; 4 Bll. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Rhen. inf. 205,40 Einzug in Oppenheim und Frankenthal [55] Bry, Johann Theodor de [Kupferstecher]: [zweisprachiger Doppeltitel:] Reprxsentatio & Explicatio DUORUM ARCUUM TRIUMPHALIUM QVOS Fausti ominis & piae congratulationis ergö SERENISS. POTENTISSIMOQ. PRINCIPI AC DOMINO, D. FRIDERICO V. ΟΟΜΙΉ PALATINO AD RHEN. S. R. IMPERII SEPTEMVIRO, DUCI BAVARLE, &c. ex ANGLIA reduci cum ILLVSTRISSIMA PRINCIPISSA D. ELISABETHA DILECTISSIMA CONJUGE, Serenissimi atque invictissimi IACOBI I. MAGN/C BRITANNIA REGIS FILIA UNICA, CHARISSIMA; ingredienti OPPENHEIMIUM SENATVS POPVLVSQVE ibidem publice posuit, Tabulis aeneis incisa ac Typis impressa Per JOHAN-THEODORUM de BRY Civem Oppenheimensem. // Abriß vnd Beschreibung zwoer Triumph: Oder Ehrenpforten/ Welche zu vnterthänigsten Ehren vnd hertzlicher Glückwündschung Dem Durchleuchtigsten Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn FRiderichen dem Fünfften/ Pfaltzgraffen bey Rhein/ deß Heiligen Römischen Reichs Ertztrucksässen vnd Churfursten/ Hertzogen in Bayern/ etc. Vnd der auch Durchleuchtigsten/ Hochgebornen Princessin vnd Frawen/ Frawen Elisabethen/ Deß Großmächtigsten Jacobi deß Ersten/ Königs in groß Britannien Einiger hochgeliebter Tochter Als beyde Jhr Churfürstl. Gg. zu Oppenheim eingezogen Ein Ehrsamer Rath vnd Bürgerschafft daselbsten verfertigen vnd auffrichten lassen. Alles mit Fleiß ins Kupffer gebracht/ durch Johan=Theodorum de Bry/ Vnd gedruckt in gemeltem Oppenheim Bey Hieronymo Gallem. [o. J.] Quer-2°; 12 S. 8 Tafeln in Kupferstich von Johann Theodor de Bry (identisch mit den Tafeln 2-9 in Nr. 52): Taf. 1: erste Ehrenpforte in Oppenheim »zuvnterst an der Krämergassen bey der Schöneck oder Drinckstuben gegen dem Rathaus« (S. 3) (Vorderseite) Taf. 2: erste Ehrenpforte in Oppenheim »zuvnterst an der Krämergassen bey der Schöneck oder Drinckstuben gegen dem Rathaus« (S. 3) (Rückseite) Taf. 3: zweite Ehrenpforte in Oppenheim »auff dem Marckt am Anfang der Gassen gegen der Pfarrkirchen zu« (Vorderseite) (S. 7) Taf. 4: zweite Ehrenpforte in Oppenheim »auff dem Marckt am Anfang der Gassen gegen der Pfarrkirchen zu« (Rückseite) (S. 7) Taf. 5: erste Ehrenpforte in Frankenthal auf dem Marktplatz (Gesamtansicht der Vorderseite und Programmdetails der Rückseite) Taf. 6: zwischen zwei Säulen hängende Schrifttafel und Obelisk mit einem hebenden Bild< in Frankenthal Taf. 7: zweite Ehrenpforte in Frankenthal Taf. 8: Triumphaufbau der Frankenthaler Goldschmiede Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbc 6 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 26.7.1 Geom. (ohne die Taf. 8) Das Buch enthält - über die Ankündigung des Titels hinaus - nicht allein die »Repraesentatio« bzw. den »Abriß« der beiden Oppenheimer Ehrenpforten (Taf. 1-4), sondern auch Abbildungen der Ephemerbauten zum Empfang des Brautpaares in Frankenthal (Taf. 5-8). Der Textteil berücksichtigt allerdings tatsächlich nur das Programm der Bauten in Oppenheim. - Das Verzeichnis der Tafeln orientiert sich hier bezüglich der Reihenfolge an dem >Nacheinander< des Zeremoniells. In Einzelexemplaren des Druckes ist mit verschiedenen Abweichungen zu rechnen; so folgen im Exemplar der Kunstbibliothek Berlin die Tafeln 1, 5, 2, 3, 6, 4, 7 und 8 aufeinander, d.h. die Bilderfolge springt mehrfach zwischen den Veranstaltungen in Oppenheim und Frankenthal. Die Verwirrung der Reihenfolge resultiert schlicht daraus, daß der Buchbinder Illustrationen vorfand die aufgrund des Textes (der ja nur Oppenheim behandelt) nicht eindeutig zu ordnen waren. Was die Arbeit des Buchbinders zudem erschwerte, war die Numerierung auf der Druckplatte: Da zwei verschiedene Veran-
208 staltungen dokumentiert werden, wurden die Bildergruppen jeweils separat gezählt. Dadurch ergaben sich erklärungsbedütflige Doppelungen in der Zählung (sowohl Tafel 2 als auch Tafel 5 sind mit einer 2 numeriert; die Nummern 3 und 4 wurden sowohl für die Tafeln 3 und 4 als auch - bezogen auf zwei Bauten auf einem Blatt -für die Tafel 6 vergeben), die leicht zu Fehlentscheidungen des Buchbinders führen konnten. Einzug in Frankenthal [56] [Kupfertitel:] Kurtze vnd eigentliche beschreibung alles dessen, Was bei dem einritt dess Durchleuchtigst. F. vnd Η. H. Friederich Churf. Pfaltzg. bei Rhein, Hertzog in Beyern etc. mict [!] derselben C. G.n Königlich Ehegemahl Fraw Elisabethen princessin zu groß Britannien, zu Franckenthal ahngestelt vnd gehalten worden. Gedruckt zu Franckenthal, Anno 1613. 2°; 55 S. Architektonischer Titelrahmen in Radierung 21 teilweise doppelseitige Tafeln in Radierung: Taf. 1: Gruppe aus der Bürgerkompanie zu Pferd (Nr. 2 in der Druckplattenzählung) Taf. 2: Gruppe von Fußsoldaten (Nr. 3) Taf. 3: Einzugsformation kurz vor dem Stadttor (Nr. 4) Taf. 4: Säulenreihe mit Festons zur Einfassung der Gassen und des Markplatzes (Nr. 9; im Text fälschlich als Nr. 10 angegeben) Taf. 5: Gruppe aus der Bürgerkompanie im »Indianisch« (S. 14) Habit (Nr. 5) Taf. 6: Gruppe aus der Bürgerkompanie im Mohrenhabit (Nr. 6) Taf. 7: Ehrenpforte auf dem Marktplatz (Vorderseite) (Nr. 7) Taf. 8: Ehrenpforte auf dem Marktplatz (Rückseite) (Nr. 8) Taf. 9: Gruppe aus der Kompanie von Bürgerkindern (Nr. 10; im Text falschlich als Nr. 9 angegeben) Taf. 10: Gruppe aus der Bürgerkompanie im Römerhabit (Nr. 11) Taf. 11: zwischen zwei Pfeilern (»Columnen«; S. 26 - vgl. die Taf. 7 bzw. 6 in Nr. 52 bzw. 55) hängende Schrifttafel »in der Speyrer strassen auffgerichtet« (ebd.) (Nr. 12) Taf. 12: Gruppe aus der Bügerkompanie im Türkenhabit (Nr. 13) Taf. 13: Obelisk (»Pyramis«; S. 30) mit einem hebenden Bild< (im Text als VirtusAllegorie identifiziert; S. 31) in der Speyerer Straße (nicht numeriert; im Text fälschlich als Nr. 4 angegeben) Taf. 14: Gruppe aus der Kompanie der »Jungen Gesellen« (S. 32) in soldatischem Habit (Nr. 17) Taf. 15: Ehrenpforte auf einer Brücke zwischen dem Marktplatz und dem »Churf. losement« (S. 32) (Vorderseite) (Nr. 15) Taf. 16: Ehrenpforte auf einer Brücke zwischen dem Marktplatz und dem »Churf. losement« (S. 32) (Rückseite) (Nr. 16) Taf. 17: Triumphaufbau (»pegma oder Triumff Stellung«; S. 35) auf dem »langen breyten platz/ oder Vorhoff/ für dem Churfurst. losament« (ebd.) mit König Salomo und seiner Braut zwischen den Allegorien von Justitia und Sapientia (Ansicht von der Nordseite) (Nr. 18) Taf. 18: Triumphaufbau (»pegma oder Triumff Stellung«; S. 35) auf dem »langen breyten platz/ oder Vorhoff/ für dem Churfurst. losament« (ebd.) mit Constantia-Allegorie (Ansicht von der Ostseite) und Magnanimitas-Allegorie (Ansicht von der Westseite) (Nr. 19) Taf. 19: Aufbauten zum Feuerwerk am 4. Juni 1613 (Nr. 21; im Text fälschlich als Nr. 2 angegeben) Taf. 20: Übersichtsdarstellung eines thematischen Schaukampfes (Eroberung Trojas) mit Feuerwerk am 5. Juni 1613 (Nr. 20) Taf. 21: Gruppe von Vertretern der Bürgerkompanien mit ihren verschiedenen Kleidern und Verkleidungen um ein Weinfaß (Schenkung des Kurfürsten) als Festschlitten (Nr. 22)
209 Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 2° Bavar. 120 Die originale Zählung der Druckplatten beginnt erst mit der Nr. 2; es finden sich in Übereinstimmung mit den Verweisen des Beschreibungstextes die Nummern 2-22 (statt 1-21). Als (nicht numerierte) erste Tafel muß der radierte Titelrahmen gerechnet werden. Die Druckplattenzählung stimmt nicht durchgängig mit der Reihenfolge der Tafeln überein, wie sie vom Beschreibungstext gefordert wird; in Einzelfällen wird im Text auf falsche Druckplattennummern verwiesen. Die vorliegende Tafelzählung beruht auf den Angaben des Textes. Einzug in Frankenthal und Heidelberg [57]
Churfürstlicher Hochzeitlicher HeimführungsTriumph: Das ist/ Kurtze vnd eigentliche erzehlung/ des hochansehenlichen Freudenfests vnd Triumphs/ so bey der Churfürstlichen Hochzeitlichen Heimführung/ des Durchleuchtigsten Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Friderichs/ diß Namens des fünften/ Pfaltzgraven bey Rhein/ des H. Römischen Reichs Ertztruchsessen vnd Churfürsten/ Hertzogen in Beyern etc. Mit Der auch Durchleuchtigsten Hochgebornen Fürstin vnnd Frawen/ Frawen Elisabethen/ Pfaltzgrävin bey Rhein vnd Churfürstin etc. Jacobi des I. Königs in Groß Britannien etc. einigen Tochter/ in der Churfürstl. Pfaltz/ zu Franckenthal/ vnd der Churfürstl. Haupt vnd Residentz=Stadt Heidelberg/ angestelt vnd getrieben worden: Deßgleichen was hierbey mehr an Heroischen dapffern Ritterspielen/ deßgleichen herrlichen wunderbarlichen Inventionibus oder Auffzügen/ auch statlichem lustigem Fewerwerck/ und anderm/ zu sehen gewesen. Alles aufs kürtzest und fleissigst zusammen verfaßt vnd in Track gegeben. [Vignette] Gedruckt zu Heidelberg/ Bey Jacob Cranthon/ Kupfferstecher daselbsten/ zu finden. 1613. 4°; 30 S. Universitätsbibliothek Heidelberg: MAYS 6,10 RES
Festivitäten in Heidelberg [58] Palladis Posaun vom Triumph Jasonis. Beneben dem dazu gehörigen Cartel vnd Reimen. Jtem: Was in vnd bey der Durchleuchtigsten/ Hochgebornen Fürstin/ Frawen Elisabethen/ Pfaltzgrävin bey Rhein/ Churfürstin/ Gebornen Princessin zu Groß Britannien/ etc. Heimführung gen Heidelberg/ Churfürstl. Pfaltz Hauptstadt/ an Triumphalien/ Vffzügen/ Geschütz vnd Fewerwerck/ in Gegenwart Chur: vnd viler Fürsten/ Grafen/ Herrn/ Rittern vnd Adenlichen Ständen/ angestellt und gehalten worden: auch wirdt gemeldt der Herren wie starck ein jeder ankommen, [o. O.] [o. J.]. 4°; 32 S. Ornamentaler Titelrahmen in Radierung von Jacques Granthomme Universitätsbibliothek Heidelberg: MAYS 6,8 RES
1613 (München) [59]
Zimmermann, Wilhelm Peter [Radierer]: Beschreibung vnd kurtze Radierte entwerffung der Fürstlichen Hochzeit/ So Der Durchleuchtig/ vnd Hochgeborn Fürst vnd Herr/ Herr Wolffgang Wilhelm/ Pfaltzgraff bei Rhein/ Hertzog in Baym/ Gülch/ Cleue vnd Berg/ Graf zu Veldentz vnd Sponhaim. Mit Der auch Durchleuchtigstin vnd Hochgebornen Fürstin Fraw Magdalena/ Pfaltzgräfin bey Rhein/ Hertzogin in Obern vnd Nidern Bayrn. Zu München/ im sechzehenhundert vnd dreyzehenden Jahr/ den zwölfften Nouembris Celebriert vnd gehalten. [Doppelwappen in Radierung] Jns Werck versetzt/ durch Wilhelm Peter Zimmerman/jns Kupffer Geradiert zu Augspurg. 1614. 2°; 6 Bll. 11 doppelseitige Tafeln in Radierung von Wilhelm Peter Zimmermann: Taf. 1: militärische Ehrenformation zum Empfang der Braut vor den Toren Münchens Taf. 2-3: Einzug in München im Mäanderschema Taf. 4: Einzugsszenerie auf dem Marienplatz Taf. 5: Einsegnung des Brautpaares
210 Taf. 6: die Menge der Hochzeitsgäste in der Frauenkirche Taf. 7: Hochzeitsbankett Taf. 8: Tanz Taf. 9: Ringrennen Taf. 10: Quintanrennen Taf. 11: Einzug in Neuburg an der Donau im Mäanderschema Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbc 8 Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 2° Bavar. 934 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 133 Quod. 2° (2)
1613 (Kassel) [60]
Fürstl: Beylagers Des Hochwürdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Otthen/ Postulirten Administratoris des Stiffts Hirßfeldt/ Landgraven zu Hessen/ Graven zu Catzenelnbogen/ Dietz/ Ziegenhayn vnd Nidda/ etc. Vnd der Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürstinnen vnd Frewlein/ Frewlein Catharinä Vrsulä/ Gebomen Marggräfin zu Baden vnd Hochbergk etc. Furier vnd Futterzettel: Sampt beygefügter Kurtzer Relation/ Wie auch den Cartellen vnd Articuln zum Ringrennen vnd FußThurnier. Jtzo anderwerts vollkömlich vnd in richtiger Ordnung Gedruckt/ Zu Cassell in Fürstl. Druckerey durch Wilhelm Wessell/ANNO Μ DC. ΧΙΠ. 4°; 62 Bll. 3 Holzschnitte (von 2 Druckstöcken) im Text: Wappen »INSIGNIA ILLUSTRISSIM/E DOMUS HASSIACß}« (doppelter Abdruck) und der Ring zum Ringrennen Staatsarchiv Marburg: Slg 15, Kasten 159
[60a] [Titelauflage:] Fürstl: Beylagers/ Des Hochwürdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebohrnen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Otthen/ Postulirten Administratoris des Stiffts Hirßfeldt/ Landgraven zu Hessen/ Graven zu Catzenelnbogen/ Dietz/ Ziegenhayn vnd Nidda/ etc. Vnd der Durchleuchtigen/ Hochgebohmen Fürstinnen vnd Fräwlein/ Fräwlein Catharinae Ursulas, Gebohmen Marggrävin zu Baden vnd Hochbergk/ etc. Furier vnd Futterzettel: Sampt beygefügter kurtzer Relation/ Wie auch den Cartellen vnd Articuln zum Ringrennen vnd FußThurnier. Jtzo anderwerts vollkömlich vnd in richtiger Ordnung Gedruckt/ Zu Cassell in Fürstl: Druckerey/ durch Wilhelm Wessell/ ANNO Μ DC. XIV. 4°; 62 Bll. 3 Holzschnitte (von 2 Druckstöcken) im Text: Wappen »INSIGNIA ILLUSTRISSIM/E DOMUS HASSIAC/E« (doppelter Abdruck) und der Ring zum Ringrennen Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main: Flugschr. G. Fr. 1192
1614 (Dessau) Inventionen -
[61]
Ballett
Bretschneider, Andreas [Radierer]: Abbildung vnd Representation Der Fürstlichen Inventionen, Auffzüge/ Ritter=Spiel/ auch Ballet, So in des Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten vnd Herren/ Herren Johann Georgen/ Fürsten zu Anhalt/ Grafen zu Ascanien/ Herrn zu Zerbst vnd Bernburg/ etc. Fürstlichem Hofflager zu Dessa/ Bey des auch Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herren/ Herrn GEORG RUDOLPH, Hertzogen in Schlesien/ zur Liegnitz vnd zum Brieg/ Mit der Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin vnnd Fraw/ Fraw SOPHIA ELISABETH, Hertzogin in Schlesien zur Lignitz vnd zum Brieg/ Gebomen Fürstin zu Anhalt/ Gräfin zu Ascanien/ etc. Hochzeitlichem Frewdenfest vnd Fürstlichem Beylager den 27. vnd drauff folgende Tage Octobris Anno 1614. mit Fürstlicher Magnificentz vnd Herrligkeit seyn gebracht vnd gehalten worden. Sambt den dazu gehörigen Cartellen/ Jmpresen/ versen/ vnd Kupfferstücken. Zu Leiptzig/ Jn Henning Grosen des altem Buchh. Druckerey/ vnd auff seinen
211 Vorlag vorfertiget. Anno M. DC. XV. [Kolophon:] Gedruckt zu Leipzig/ Durch JVSTUM JANSONIUM Vardenis Cimber Danus. Jm Jahr: M. D C. Xv. Quer-4°; Titelblatt, 118 S. Doppelwappenbild in Radierung und Schema des Ringes zum Ringrennen in Holzschnitt im Text 11 bzw. 20 Tafeln (siehe die Erläuterung unten) in Radierung von Andreas Bretschneider: Taf. 1-10: Inventionen Taf. 11: Ballett der Sophie Elisabeth und adeliger Damen am 29. Oktober 1614 Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbf 2 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 441.17 Hist. (2) und 441.17a Hist. (2) (das Wolfenbütteler Exemplar in 441.17 Hist, ohne das 5. Leporello) Bei den Wolfenbütteler Exemplaren sind die Tafeln zu den einzelnen Inventionsaufziigen und zum Ballett zu 11 Leporelli montiert. Das Berliner Exemplar enthält dagegen 20 doppelseitige und zum Teil ausfaltbare Tafeln. Der Zusammenhang der verschiedenen Einzugskompartimente bzw. der Ballettformation ist durch Großbuchstaben (A-L) auf den Druckplatten markiert (A [4 Tafeln], Β [ITafel], C [2 Tafeln], D [2 Tafeln], Ε [2 Tafeln], F [1 Tafel], G [1 Tafel], Η [2 Tafeln], I [1 Tafel], Κ [1 Tafel], L [3 Tafeln]). 1617 (Stuttgart) [62]
Weckherlin, Georg Rodolf: Kurtze Beschreibung/ Deß zu Stutgarten/ bey den Fürstlichen Kindtauf vnd Hochzeit/ Jüngst=gehaltenen Frewden=Fests/ Verförtiget Durch Georg=Rodolfen Weckherlin. [Wappenholzschnitt] Tübingen/ Bey Dieterich Werlin/ Anno 1618. Quer-2°; Titelblatt, 71 S. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 4° Kst 1083 Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbd 7 (in Sbd 6) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 36.17.4 Geom. 2° (2) Neudruck in: Stuttgarter Hojfeste. Texte und Materialien zur höfischen Repräsentation im frühen 17. Jahrhundert. Hg. von Ludwig Krapf und Christian Wagenknecht. Tübingen 1979 (Neudrucke deutscher Literaturwerke N.F. 26), S. 189-296.
Inventionen [63] Hülsen, Esaias von [Radierer]: [Kupfertitel:] Aigentliche Wahrhaffte Delineation vnnd Abbildung aller Fürstlichen Auffzüg vnd Rütterspilen. Bey Deß DurchleUchtigen Hochgebornen Fürsten vnnd Herren, Herren Johann Friderichen Hertzogen zu Württemberg vnnd Teckh, Graven zu Montpelgart Herren zu Haydenhaim. etc. Jro F: G: Jungen Printzen vnd Sohns Hertzog Vlrichen wohlangestellterr Fürstlichen Kindtauff: vnd dann bey Hochermelt Jro F: G: geliebten Herren Bruoders. Deß auch Durchleüchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herren, Herren Ludwigen Friderichen Hertzogen zu Württemberg, etc. Mit der Durchleüchtigen Hochgebornen Fürstin vnd Fräwlin Fraw Magdalena Elisabetha Landtgräffin auß Hessen, etc. Fürstlichem Beylager vnd Hochzeitlichem Frewdenfest Celebrirt vnd gehaltten, Jn der Fürstlichen Hauptstatt Stuetgartt. Den 13.14.15. 16. vnnd 17. Iulij Anno 1617. Publicirt vnnd verferttiget Durch Esaiam von Hülsen, [o. O.] [o. J.] Quer-2°; Kupfertitelblatt, 1 Bl. (Widmung) 92 Tafeln in Radierung von Esaias von Hülsen und Friedrich Brentel nach Matthäus Merian Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 4° Kst 1083 Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbd 6 (z.T. kolorierte Tafeln; ohne die Tafel 32; Tafel 39 unvollständig) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 36.17.4 Geom. 2° (1)
212 [64]
[Weckherlin, Georg Rodolf:] Beschreibung Vnd Abriß Deß jüngst zu Stutgarten gehaltnen F. Balleths. [Vignette] Stutgart/ bey Johan-Weyrich Rößlin. 1618. Quer-4°; 16 S. 3 Tafeln in Kupferstich: Taf. 1: bewegliche Insel-Bühne Taf. 2: Froschtanz Taf. 3: Tanzformation in altrömischem Habit Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: R 17 Wec 3 Neudruck in: Stuttgarter Hoffeste. Texte und Materialien zur höfischen Repräsentation im frühen 17. Jahrhundert. Hg. von Ludwig Krapf und Christian Wagenknecht. Tübingen 1979 (Neudrucke deutscher Literaturwerke N.F. 26), S. 299-308.
1622 (Innsbruck) [65]
RELATION, Vnd Warhafftige Erzehlung/ Wie Jhr Rom. Kay. Mtt. von Wienn verraist/ auch glückliche Fort= vnnd Ankunffi auff Jnßspruck/ sonderlich aber wie die newe Khayserin ist empfangen worden/ vnnd was sich weitter hat zugetragen. [Holzschnittvignette] [o. O.] Gedruckt in diesem jetzt lauffenten Jahr. 4°; 2 Bll. Österreichische Nationalbibliothek Wien: 20.T.440
1626 (Innsbruck) [66]
Wahrhaffte vnd Gründtliche RELATION Deren Solennitäten/ Welche sich bey der Hochfürstli: Durchl: Ertzhertzog Leopoldi zu Oesterreich etc. mit Durchl: Fürstlichen Claudia Großhertzogin von Florentz Jm Monat April diß 1626 Jars. Zu Ynsprugg gehaltener Hochfürstlichen Hochzeit zuegetragen haben. [Holzschnittvignette] Zu Augspurg/ bey Georg Wellhöffer/ Brieffmaler/ den Laden auff Barfusserbrugk. ANNO 1626. 4°; 4 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 204.10 Quod. (2)
1627 (Torgau) Feuerwerk [67] [Incipit:] Außlegung Des Churf. Sachsz. Fewerwercks/ Welches auff dem Fürstlichen Hessischen Beylager zu Torgaw im Monat Aprilis diß 1627. Jahrs praesentiret worden, [o. O] [o. J.] 2°; 2 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gl 4° Kapsel 3 (10) Es handelt sich um ein gereimtes Programm, das sicherlich bereits zur Veranstaltung ausgegeben wurde. Die Vergangenheitsform im Titel (»prccsentiret worden«) verweist auf die angezielte Souvenirfunktion des Druckes.
1630 (Dresden) [68]
Relation. Was gestalt das Frewdenfest vnd Beylager/ mit deß Durchleuchtigsten Fürsten vnd Herrn/ Herrn/ Johan Georgen/ deß Heyl: Rom: Reichs Churfürsten/ vnd Hertzogen in Obern= vnnd nidern Sachsen etc. Fräwlein/ Maria Elisabeth/ vnd den auch Durchleuchtigisten Fürsten vnd Herrn/ Herrn Friderichen Hertzogen zu Schleßwigle [!] vnd Hollstein etc. Den 3. Martij/ diß 1630. Jahrs zu Dreßden/ mit allerhand Kurtzweylen vnd Ritterspilen/ glücklich vnd wol abgangen ist. [Vignette] Gedruckt zu Augspurg/durch AndreamAperger auff vnser lieben Frawen Thor. Anno Μ. DC. XXX. 4°; 4 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Eur. 415, 56m
213 Ringrennen - Fußturnier - Feuerwerk [69] Abdruck der Cartellen So bey denen/ auff dem Fürstl. Beylager Deß Durchlauchtigen Hoch gebornen Fürsten vnd Herren/ Herren Friderichen/ Erben zu Norwegen/ Herzogen zu Schleßwig/ Holstein/ Stormarn vnd der Ditmarschen/ Graffen zu Oldenburg vnd Delmenhorst. Mit der auch Durchlauchtigen Hochgebornen Fürstin vnd Frewlein/ Frewlein Maria Elisabeth/ Gebornen aus Churfürstlichen Stam Sachsen/ Herzogin zu Sachsen/ Gülich/ Cleve vnd Berg/ Landgräffin in Düringen/ Marggräffin zu Meissen/ Gräffin zu der Marek vnd Ravensburg Frewlein zu Ravenstein. Gehaltenen ansehnlichen Auffzügen Ring Rennen vnd Fuß Thurnier zu Dreßden außgegeben worden. Dabey auch die Beschreib= vnd Abbildung des Churfürstlichen Sächsischen gnädigst angeordneten FewerWercks so denen anwesenden Heerschafften am 5 Martij zu Ehren praesentirt vnd verbrand/ in Kupffer gestochen. DRESDEN Bey vnd in Vorlegung Wolff Seyfferts Buchhändlers Jm Jahr 1630. 4°; 20 Bll. 1 ausfaltbarer Bogen nach dem Schema eines illustrierten Flugblattes: Abbildung des Feuerwerkes in Kupferstich von Lucas Schnitzer mit Aufschlüsselung der durch Buchstaben bezeichneten Bildmotive (3 Kolumnen Prosa) und gereimter »DESCRIPTIO Hieroglyphica« des allegorischen Feuerwerksprogramms (4 Kolumnen) Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: 1 an Yh 7236 R Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 50.13 Poet. (3) [70]
Abdruck der Cartellen, so bey denen auff fürstlichen holsteinischen Beylager gehaltenen Auffzügen zu Dreßden außgegeben worden. Dreßden, Bergen 1630. 4°; 18 Bll. Titelaufnahme nach Bemmann, S. 256
1631 ( W i e n ) [71]
Einzug Der Königlichen Vngarischen Braut/ Jhrer Königlichen Mayestät FERDINANDI III. Königs in Vngarn Hoch=Fürstl. K. Gemahlin/ in die Stadt Wien/ Vnd Was bey der Copulation/ Pancketen/ vnd sonsten für Frewdenspiel vorgangen. [Holzschnittvignette] [o. O.] Gedruckt im Jahr 1631. 4°; 4 Bll. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Germ. C. 553,75
Einzug [72] Hochansehnlicher Einzug/ Hochzeitlicher Freuden=Tag vnnd Prächtiggehaltene Auffzüg. Deß Durchleuchtigisten/ Großmächtigisten Fürsten vnd Herrn/ Herrn FERDINANDI Deß Dritten/ Zu Hungam vnd BöhainV etc. Königs/ ErtzHertzogen zu Oesterreich/ etc. Mit der auch Durchleuchtigisten/ Großmächtigisten Fürstin vnd Frauen/ Frauen MARIA Jnfantin zu Hispanien/ etc. So beschehen zu Wien den 26. Februarii 1631. Nürnberg/ bey Caspar Fulden. [o. J.] 4°; 4 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 198.14 Hist. (78) Titelvariante bei Gugler 376 (Stadt- und Landesbibliothek Wien: 72914 E) [73]
Hochzeitlicher Einzug/ Deß Durchleuchtigisten/ Großmächtigisten Fürsten vnd Herrn/ Herrn FERDINANDI Deß dritten/ Zu Hungarn vnd Böhaimb/ etc. Königs/ Ertzhertzogen zu Oesterreich/ etc. Mit der auch Durchleuchtigisten/ Großmächtigisten Fürstin vnd Frawen/ Frawen/ MARIA Jnfantin zu Hispanien/ etc. So beschehen den 26. February dieses 1631. [o. O.] Gedruckt im Jahr/ 1631. 4°; 4 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 219.1 Quod. (49)
214 1634 (Kopenhagen) [74]
Eine kurtze Beschreibung/ So sich bey des Durchleuchtigsten/ Großmechtigsten Fürsten vnd Herren/ Herrn CHRISTIANI V. Erwehlten Printzen zu Dennemarck vnd Norwegen/ HochPrintzlichem Beylager begeben vnd zugetragen. [Vignette] Gedruckt zu Copenhagen/ Jm Jahr 1634. 4°; 4 BU. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 68.5 Pol. (16)
[74a] [Titelvariante:] Eine Kurtze Beschreibung/ So sich bey des Durchleuchtigsten/ Großmechtigsten Fürsten vnd Herren/ Herrn CHRISTIANI V. Erwehleten Printzen Zu Dennemarck vnd Norwegen/ Hoch=Printzlichem Beylager begeben vnd zugetragen. [Vignette] Gedruckt Jm Jahr/ 1634. 4°; 4 Bll. Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main: Flugschr. G. Fr. 1196 [75]
[Cassius, Christian:] RELATION Von dem Hochfürstlichen Beylager Deß Durchleuchtigsten Hochgebohrnen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Christians des Fünfften/ zu Dennemarcken/ Norwegen/ der Gothen vnd Wenden erwöhlten Printzen/ Hertzogen zu Schleßwig/ Holstein/ Stormarn vnd der Dithmarschen/ Graffen zu Oldenburg vnd Delmenhorst/ etc. Mit der Durchleuchtigen Hochgebohrnen Fürstinnen vnd Fräwlein/ Fräwlein Magdalena Sibylla/ Hertzoginnen zu Sachsen/ Gülich/ Cleve vnd Berg/ Landtgräffin in Düringen/ Marggräffin zu Meissen/ Gräffin zu der Marek vnd Ravensburg/ Fräwlein zu Ravenstein/ etc. Was bey wehrendem solchem hohen Frewdenfest im October deß vergangenen Jahres/ zu Copenhagen auff dem Königlichem Hause/ vnd in der Stadt daselbsten ist vorgangen. Gedruckt zu Hamburg bey Jacob Rebenlein/ Jm Jahr/ 1635. 4°; 5 Bll., 142 S. Holzschnittillustration des Rings zum Ringrennen im Text Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gs 132
[76]
TRIVMPHVS NUPTIALIS DANICUS, Das ist: Eygentliche vnd warhafftige Beschreibung des Hoch-Fürstlichen Beylagers/ Des Durchlauchtigsten/ Hochgebohrnen Fürsten vnd Herrn/ Herrn CHRISTIANI des Fünfften/ zu Dennemarcken/ Norwegen/ der Wenden vnd Gothen erwehlten Printzen/ &c. Mit der Durchlauchtigen/ Hochgebohrnen Fürstin vnd Fräwlein/ Fräwlein MAGDALENA SYBILLA, Gebohrner Hertzogin zu Sachsen/ Gülich/ Cleve vnd Berge/ &c. Mehren theils auß eigner auffmerckung/ theils auch/ was von andern/ so Persöhnlich dabey gewesen/ observiret, Doch alles mit sonderem fleiß zusammen gebracht/ vnd in druck gegeben: Cum Privil. Seren. Reg. Majest. Gedruckt in Copenhagen durch Tyge Nielsen/ Jn Verlegung Jürgen J. Hoists Buchh. Jm Jahr/ 1635. 4°; 60 Bll. Königliche Bibliothek Kopenhagen: Ε 4589 4° Titelaufnahme nach Mitchell 214
[77]
TRIUMPHUS NUPTIALIS DANICUS. Das ist: Eygentliche unnd warhafftige Beschreibung des Hoch=Fürstlichen Beylagers/ des Durchlauchtigsten/ Hochgebohrnen Fürsten und Herrn/ Herrn CHRISTIANI des Fünfften/ zu Dennemarcken/ Norwegen/ der Wenden und Gothen erwehlten Printzen/ etc. Mit der Durchlauchtigen/ Hochgebohrnen Fürstin und Fräwlein/ Fräwlein MAGDALENA SYBILLA, Gebohrner Hertzogin zu Sachsen/ Gülich/ Cleve vnd Berge/ etc. Mehren theils auß eigner Auffmerckung/ theils auch was von andern/ so Persönlich dabey gewesen/ observeret, doch alles mit sonderem fleis zusammen gebracht/ vnd uff instendiges anhalten/ nunmehr wiederumb auff viele/Außländische so wol als Einheimische Begehren/ abermahl uffs newe wiederumb auffgelegt/ und nicht alleine mit Einhalt der Comedien und Trageedien vormehret/ sondern auch mit Jhre Königl. Mayt. Printzl. und Hochfürstliche
215 Durchl. Jnventionen/ in Kupffer gestochene Feurwercken gezieret/ wie auß folgend Einhalt der andern Seiten zu ersehen/ wiederumb gepubliciert vnd abermahl inn Druck gegeben. Cum Privil. Seren. Reg. Majest. Gedruckt in Copenhagen/ Jn Verlegung Jürgen Holst Buchh. Jm Jahr 1648. 4°; 124 S., 24 S. Anhang (Texte und Zusammenfassungen der aufgeführten Komödien und Tragödien) 1 Illustration in Kupferstich im Text (der Ring zum Ringrennen) 4 zum Teil doppelseitige bzw. ausfaltbare Tafeln in Kupferstich nach Chrispyn II. de Passe und Christopherus Swenckius junior (Inventor) Taf. 1: allegorische Feuerwerksinszenierung mit Fortitudostatue Taf. 2: allegorische Feuerwerksinszenierung mit Teufeln, die verdammte Seelen in einen Höllenschlund treiben Taf. 3 - 4 : Inventionsaufziige Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: H. Dan. 292 Universitätsbibliothek Kiel: 22 in Ke 9990-79 Ringrennen [78]
Cartell Vnd Articull des Ring=Rennens/ So bey dem zu Kopenhagen Anno 1634/ gehaltenem Printzlichem Beylager Observiret worden. [Vignette] [o. O.] [o. J.]. 4°; 8 Bll. 2 Illustrationen im Text: schematischer Holzschnitt des Ringes zum Ringrennen und Einzelturnierholzschnitt Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main: Flugschr. G. Fr. 1197
1637 (Wien - Brautheimführung nach Polen) [79]
Kurtze Relation vnd Beschreibung deren ding/ so sich bey deß Durchleuchtigisten/ Großmächtigisten Fürsten vnd Herrn/ Herrn VLADISLAI QVARTI Zu Pollen vnd Schweden Königs/ etc. Vnd Der Durchleuchtigisten/ Großmächtigisten Fürstin vnd Frawen/ Frawen C/ECILI/E RENATAE, Zu Pollen vnd Schweden Königin/ etc. Ertzhertzogin zu Oesterreich/ etc. Als beeder Hochzeitlichen Personen Königlichen Ehrentag verloffen, [o. O.] A N N O M. DC. XXXVII. 4°; 4 Bll. Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main: Flugschr. G. Fr. 1199
[80]
[Schülpli, Hans Jacob:] Kurtze/ Eygentliche vnd Warhaffte Beschreibung/ Waß sich verloffnen 1637. Jahr bey abholung der Durchleuchtigsten Großmächtigsten Fürstin vnnd Frawen/ Frawen C/ECILLE RENATA, Zu Polen vnd Schweden Königin/ etc. Ertzhertzogin zu Oesterreich/ etc. So wol allhie zu Wienn/ als auch in wehrender Raiß nacher Warschaw/ zugetragen/ wie man aller Orthen empfangen/ tractiert, auch was sonsten für Frewdenfest gehalten worden/ sambt der Zurugraiß widerumb anhero. Jn nachfolgende Teutsche Vers verfasset. Gedruckt zu Wienn in Oesterreich/ bey Maria Rickhesin Wittib/Anno 1638. 4°; 38 Bll. Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Yi 3849 Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° P. o. germ 225, 32
1646 (Brautheimführung nach Polen) [81]
Martini, Adam Jacob: [Kupfertitel:] KÖNIGLICHER MAIESTETIN zu Polen und Schweden frewdenreicher Einzug in die Stadt Dantzigk. [Typographischer Titel:] Kurtze Beschreibung vnd Entwurff alles dessen was bey der Durchleuchtigsten/ Hochgebornen Princessin vnd Frewlein/ Frewlein Ludovicae Mariae Gonzagae/ Hertzogin
216 zu Mantua vnd Nivers etc. etc. etc. Königlicher Mayst: zu Polen vnd Schweden etc. etc. vnsers Allergnedigsten Königs vnd Hn. Gespons/ geschehenen Einzüge in die Königl: Stadt Dantzig/ sich denckwürdiges begeben/ vnd zugetragen/ auch waß ferner auff der reise biß Warschaw vorgelauffen/ wie alda die Königl: Gespons eingeholet worden/ neben beygefügetem kurtzen Begriff der Bürgerfahnen alhier/ wie dieselbe in jhren absonderlichen Regimentern ordentlich eingetheilet/ vnd mit Sinreichen bedeutungs figuren gezieret/ sambt benennung derer in jeder Fane drey Ober Ofßcirer. Auff das Papier gebracht vnd Verlegt durch Adam Jacob Martini, von Wittenberg. Gedruckt zu Dantzigk/ bey Georg Rheten/ [o. J.] 4°; Kupfertitelblatt, 104 Bll. 64 Holzschnitte im Text: die Fahnen der Danziger Bürgerregimenter Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 119.2 Hist. 4°
1650 (Dresden) Feuerwerk [82] CARTEL Des Feuer=Wercks/ Worinnen die Eroberung des Güldenen Fellis Durch den Jason außgebüldet wird/ Welches Der Durchlauchtigste/ Hochgebohme Fürst und Herr/ Herr Johann Georg/ Hertzog zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ Land=Graff in Düringen/ Marggraff zu Meissen/ auch Ober= und Nieder=Lausitz/ Graff zu der Marek und Ravensberg/ Herr zu Ravenstein/ etc. Dero beyderseits geliebten Herren Brüdern/ Denen Durchlauchtigen/ Hochgebohmen Fürsten und Herren/ Herrn Christian/ Vnd Herrn Moritzen/ Hertzogen zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ Land=Grafen in Düringen/ Marg Grafen zu Meissen/ auch Ober= und Nieder=Lausitz/ Grafen zuder [!] Marek und Ravensberg/ Herren zum Ravenstein/ etc. Vnd Denen beyderseits Hertzvielgeliebten Fräulein Bräuten/ Denen auch Durchlauchtigen/ Hochgebohmen Fürstinnen und Fräulinnen/ Fräulein Christianen/ Vnd Fräulein Sophien Hedewig/ Geschwisterten Hertzoginnen zu Schleßwig/ Hollstein/ Stormarn/ und der Ditmarschen: Gräfinnen zu Oldenburg und Delmenhorst/ etc. Auff dero beyderseits Hoch=Fürstliche Beylagere Zu sonderbahren Ehren gehalten/ und auff dem hohen Waal/ hinderm Schlosse verbrand worden/ den [aufgeklebt:] 1 Decembris 1650. Gedruckt zu Dreßden durch Churfürstl. Durchl. zu Sachsen Hoff=Buchdruckern/ Christian und Melchior Bergen. 2°; 2 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gl 4° Kapsel 3 (3^1) [83]
Jnhalt und Erklärung Des Feuer=Wercks/ Welches auff den [!] Fürstlichen Beylager Der Durchlauchtigen Hochgebohmen Fürsten und Herren/ Herrn Christian Und Herrn Moritzen/ Gebrüdern/ Hertzogen zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ Land=Grafen in Düringen/ Marg=Grafen zu Meissen/ auch Ober= und Nieder=Lausitz/ Grafen zu der Marek und Ravens=Bergk/ Herren zu Ravenstein/ etc. Mit denen auch Durchlauchtigen/ Hochgebohmen Fürstinnen und Freulinnen/ Freulin Christiana/ Und Freulin Sophia Hedwig/ Gebohmen Hertzogin [!] zu Schleßwig/ Hollstein/ Stormarn/ und der Ditmarschen: Gräfinnen zu Oldenburg und Delmenhorst/ etc. Zu Dreßden Jm Wintermonat des 1650sten Jahres gehalten und verbrennet worden ist. Gedruckt bey Churfürstl. Durchl. zu Sachsen Hoff=Buchdruckern/ Christian und Melchior Bergen/ Gebrüdem. 2°; 4 Bll. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Sax. C. 98 und Hist. Sax. C. 118,23
1652 (Kleve) Kopfrennen - Ringrennen - Quintanrennen [84] Artickel des Cartells zu denen Kopf= Ring vnndt Quintan Rennen/ Welche bey vollenziehung deß Fürstlichen Beylagers/ dem Hochlöblichen Chur vnndt Fürstlichem
217 Frawenzimmer zu ehren gehalten worden in der Churfürstl. Brandenb. Residentz zu Cleve: den 2/ 3/ vnndt 4. Maji 1652. [o. O.] 1652. Groß-4°; 4 Bll. Universitäts- und Landesbibliothek Halle: 78 Μ 326
1653 (Neuburg) [85]
Abschrifft Eines vertrawten Schreibens/ So in sich vmbständtlich begreifft den gantzen Verlauff der Bekehrung vnd Hochzeit der Durchleüchtigsten Fürstin vnd Frawen/ Frawen Elisabeths Ameliae, Pfaltzgräuin bey Rhein/ in Bayrn/ zu Gülch/ Cleve vnd Berg/ Hertzogin/ Gräuin zu Veldentz/ Sponhaim/ der Marek Rauenspurg vnd Mörß/ Fraw zu Rauenstein/ gebohrne Landgräuin zu Hessen/ Gräuin zu KatzenEIlenbogen/ Dietz/ Ziegenhaim/ Nidda/ Jsenburg vnd Bindingen. Geben Von einem fürnemmen Herrn der Fürstl. Newburgischen Hoffstatt/ so allenthalben mit vnd darbey gewesen/ an einen seiner guten Freund vnd Herrn. Gedruckt zu Augspurg/ durch Andream Aperger auff vnser lieben Frawen Thor. ANNO M. DC. LIII. 4°; 4 Bll. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 4° Bio 701-80a
1654 (Stockholm) [86]
Kurtzer und eigentlicher Bericht/ von dem Königl. Schwedischen Einzug zu Stockholm/ wie auch Dem Königl. Beylager und Krönung. Geschehen den 24. Octob. st. v. dieses 1654. Jahrs. [Zierleiste] [o. O.] [o. J.] 4°; 2 Bll. Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar: 11,5:44 (Stück 17a in Sammelband)
1662 (Dresden) Einzug
[87]
Ausführliche aus dem Churf. Sachs. HofmarschallAmte erlangte Erklärung inliegender aufs Kupfer gebrachten Zug=Ordnung/ So Bey der sehr prächtigen und kostbaren Einholung Des Durchleuchtigsten/ Hochgebomen Fürsten und Herrn/ Herrn Christian Ernsts/ Markgrafens zu Brandenburg/ zu Magdeburg/ in Preußen/ zu Stetin Pommern/ der Caßuben und Wenden/ auch in Schlesien zu Croßen und Jägerndorff Hertzogs/ Burggrafens zu Nürnberg/ Fürstens zu Halberstadt/ Minden und Camin etc. zu Sr. Hochfürstl. Durchl. Beylager/ Mit Der auch Durchleuchtigsten/ Hochgebornen Fürstin und Fräulein/ Frl. Erdmuth Sophien/ Prinzeßin zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ Landgräfin in Düringen/ Markgräfin zu Meißen/ auch Ober= und Nieder Lausitz/ Gräfin zu der Mark und Ravensberg/ Fräulein zu Ravenstein/ etc. zu allerseits Chur= und Hoch=Fürstlicher Durchleuchtigkeiten höchsten Ruhm und mit iedermanns großer Verwunderung Jn die Churf. Residentz und Haubt Vestung Dreßden gehalten/ Daselbst übern alten Markt/ die Creutzgaße hinauff/ durch die Moritzstraße und große FrauenGaße/ und femer die Schloßgaße hinunter in das Churf. Schloß geführet worden/Am 18. des Weinmonats im Jahr 1662. [o. O.] [o. J.] 2°; 8 Bll. 1 ausfaltbare Tafel in Kupferstich von David Conrad (»inv: et fecit«), gedruckt von Andreas Donat: Einzug im Mäanderschema Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gl 4° Kapsel 3 (17)
1666/67 (Wien) [88]
Allerhöchst=feyerlichste Festivitäten/ Welche bey dem Allerglorwürdigsten Beylager der beyden Allerdurchläuchtigsten Majestäten/ LEOPOLDII. Römischen Kay sers/ wie
218 auch zu Hungarn und Böhmen etc. Königs/ Ertz=Hertzogs zu Oesterreich/ etc. etc. etc. und MARGARITA, Geborner Jnfantin von Hispanien/ etc. etc. etc. Eins Theils/ bey iiberauß Majestätischer Empfahung/ und sehr prächtigem EJNZUG Allerhöchstgedachten Königl. Jnfantin/ als Kayserl. Braut/ in die Kayserl. Residentz=Statt Wien/ wie selbiger auff einer beyliegenden Kupffer=Platte artig abgebildet/ Andern Theils/ in eim überauß künstlichen und kostbaren FEUERWERCKE/ dessen Zierlichkeit auf etlichen andern Kupffer=Platten/ mit den Buchstaben A. B. C. und D. umständlicher massen entworffen/ Und denn in einem noch nie erhörtem Kunst=und Schatzreichem THURNJER und BALLET zu Roß vorgestellt auff unterschiedlichen grossen und kleinern Kupffer=Platten mit den Zahlen I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. deßgleichen mit 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. und wiederumb von prima biß decima quarta, inclusive, Nach und nach in der Keyserl. Burg/ und ausserhalb derselben gehalten worden. Jm Jahr 1667. (erschien sowohl separat als auch im Anhang zu: Diarium Europaeum, Tl. 15, Frankfurt am Main 1667) 4°; 1 Bl., 36, 99 S„ 1 Bl. (Zwischentitel »ARIE PER IL BALLETTO A CAVALLO. Composte dall Gioanne Enrico Schmelzer, Musico di Camera di S.M.C.«), 5 ausfaltbare Bll. (Notenanhang) 36 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Radierung (Tafel 1-7, 11-21 und 23-36) und Kupferstich (Tafel 8-10 und 22 von Andreas Frölich) (Es handelt sich um - fast durchweg seitenverkehrte - Reproduktionen der unter den Nrn. 89,94/95 und 96/97 angeführten Radierungen und Kupferstiche. Seitenrichtig kopiert wurden die Tafeln 1 und 9 sowie einzelne Details in den Tafeln zum Reiterballett.): Taf. 1: Empfang der Braut vor Wien Taf. 2: Reproduktion des Kupfertitelrahmens von Nr. 95 ohne die Titelformulierung Taf. 3-6: Einzelphasen des allegorischen Feuerwerks Taf. 7: Übersicht über die Choreographie der Triumphwagen in der kaiserlichen Burg vor dem Auftreten des Kaisers (Bück auf eine Tribünenseite des Schauplatzes) Taf. 8: Argonautenschiff Taf. 9: Triumphwagen der Luft Taf. 10: Triumphwagen des Feuers Taf. 11: Triumphwagen des Wassers Taf. 12: Triumphwagen der Erde Taf. 13-20: Einzelphasen des Schaukampfes zu Pferd Taf. 21: Übersicht über die Choreographie der Triumphwagen in der kaiserlichen Burg nach dem Auftreten des Kaisers (Blick auf eine Torseite des Schauplatzes) Taf. 22: Triumphwagen des Kaisers Taf. 23-36: Einzelphasen des Reiterballetts Die Tafeln 3,4 und 6 sind Reproduktionen der Radierungen aus Nr. 95. Tafel 5 überblendet Motive und konkrete bildkompositorische Momente aus den Tafeln 2-4: aus Tafel 2 den schwebenden Hymen, der durch lupengebündelte Sonnenstrahlen zwei ehrenpfortenbekrönende Herzen mit den Initialbuchstaben der Brautleute entzündet, aus Tafel 3 die Grotte des Vulkan und den Musenhügel und aus Tafel 4 den Herkules im Kampf mit Zentauren. Bei der Darstellung der Grotte des Vulkan wird allerdings ein späteres Handlungsmoment der Feuerwerksinszenierung abgebildet: Die nach Küsel reproduzierte Tafel 3 zeigt drei Waffenschmiede bei der Arbeit; auf Tafel 5 hat Cupido jedoch bereits die Schmiede von ihrer Arbeit vertrieben und schmiedet die Waffen zu einem Ring um. Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sc 9 Der Sammeltitel »Allerhöchst=feyerlichste Festivitäten« versammelt drei Beschreibungstexte, die zuvor in separaten Ausgaben im Großquart- bzw. Folioformat erschienen (vgl. Nrn. 89, 95 und 97). Die Titel der Vorgängerdrucke wurden - mit nur leichten Veränderungen - als Zwischentitel übernommen: [1.] »AL/E VOTORVM AVSTR1ACORVM, Oder/Vorstellung der Oesterreichischen Hertzens=Flügel. [,..]Jm Jahr 1668.« (»Allerhöchst=feyerlichste Festivitäten«, S. 1-36; Tafel 1); [2.J »Von Himmeln entzündete und/Durch allgemeinen Zuruff der Erde/ sich Himmelwerts erschwingende
219 Frolockungs=Flammen [...] Jm Jahr 1667.« (»Allerhöchst=feyerlichste Festivitäten«, zweite Paginierung, S. 1-16; Tafel 2-6); [3.] »Siegs=Streit und Der Lufft und deß Wassers Freuden=Fest und Ballet zu Pferd. [...] Jm Jahr 1667.« (»Allerhöchst= feyerlichste Festivitäten«, zweite Paginierung, S. [17J-99; Tafel 7-36). Die »Allerhöchst=feyerlichste[n] Festivitäten« bzw. deren drei Teile wurden - dem Befund der verschiedenen Exemplare in den Bibliotheken zufolge - sowohl separat als auch als Anhang zum »Diarium Europeeum« vertrieben. Ebenso begegnen die drei Teile des Sammeltitels einzeln und in verschiedenen Zusammenstellungen. Einzug [89]
AL JE VOTORUM AUSTRIACORUM. Oder/ Vorstellung der Oesterreichischen Hertzens=Flügeln. Mit wellichen die Allergroßmächtigste vnd Vnüberwindlichste Kayserliche Majestät/ LEOPOLDI Deß Ersten Römischen Kaysers/ auch zu Hungam vnd Böhaimb Königs/ ErtzHertzogens zu Oesterreich/ etc. Bey erwüntschter GegenAnkunfft Dero Kay serlichen Gesponß/ MARGARITAS Geborner Königlichen Jnfantin auß Hispania/ Sich mächtigst/ vnd auff das geprächtigiste zu beliebtesten Empfang entgegen geschwungen/ vnd mit aller Welt vnbeschreiblichen FrewdenZuerueff/ den 5. Decembris zwischen 11. vnd 12. Vhr Mittagsstunden im 1666. Jahr vor dero Kayserlichen ResidentzStatt Wienn bewillkommet hat. Alles in kurtzem Begriff mit einem bedeutlichen Kupfferblat wolmeinent erkläret vnd vorgebildet. Cum Gratia & Privilegio Sac: Caes: Majest: Gedruckt zu Wienn in Oesterreich/ bey Johann Jacob Kürner/ Jn Verlegung Johann Pautschen zu Augsburg, [o. J.] 2°; 1 Β11., 8 S. 1 ausfaltbare Tafel in Kupferstich von Melchior Küsel: Empfang der Braut vor Wien Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 2° Germ.g. 140,3
[90]
Albert, Georg Bernhard: Einzug Jhrer Majestät des Rom. Käysers LEOPOLDI PRIMI, Auch zu Hungam und Böhmen Königs/ etc. und MARGARTLE, Demselben Gespons/ Gebohrner Jnfantin von Hispanien/ Zu dem Hochansehentlichen Beylager/ So beschehenden 5. Monats=Tag Decembris, im Jahr Christi 1666. Meinem Allergnädigsten Käyser und Landes=Fürsten Allerunterthänigst dedicirt von Dero Clienten Georgio Bernardo Albert, [o. O.] [o. J.] 4°; 6 BU. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 4 Hist. un. VIII,23 (202) Der Titel findet sich auch als Anhang zu: Ahasver Fritsch, DE AUGUSTA ROMANORUM IMPERATRICE, EJUSQUE JURIBUS PRIVILEGS AC PREEMINENT/IS, DIATRIBE. Rudolstadt 1667, S. 99ff.
[91]
Beschreibung Wie Jhrer Mayestätt Des Römischen Kaysers/ Unsers Aller=gnädigsten Herrn/ Raiß auff Schott=Wienn/ Vnd die Allda beschehene Besuechung Jhrer Mayestätt/ Deroselben Kayserl. Gespons/ Jn einem vnd andern abgangen ist. [Wappenholzschnitt] [o. O.] Jm Jahr Christi/ 1666. Groß-4°; 5 Bll. 1 ausfaltbares Leporello aus vier verleimten Tafeln in Kupferstich von Gerard Bouttats nach Jan van Ossenbeeck: Reiterkolonne im Galopp von rechts nach links vor durchgehender Häuserzeile; der Kaiser an sechster Position unter 39 unter der Bildzeile numerierten und benannten Personen bzw. Personengruppen Österreichische Nationalbibliothek Wien (Theatersammlung): 622.241-C.Th
[92]
Kurtzer Entwurff Des KäyserlichenEinzugs/Welcheram5. Decembris umb 2. Uhr nach Mittage Anfang genommen/ Und Umb 6. Uhr Abends sich geendet hat. [o. O.] [o. J.] 4°; 2 Bll. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 4 Hist. un. VIII,23 (203)
Feuerwerk [93] Entwurff einiger Bey dem bevorstehenden Kayserlichen Beylager angestellten Solennitäten und Lust=Feuer. [o. O.] Anno 1666.
220 4°; 4 BU. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 4 Hist. un. VIII,23 (201) Programm [94]
LE FLAMME ACCESE DAL CIELO ET AL CIELO RIASCESE Con giubilo Vniversale della Terra RAPPRESENTATE NEGLIAPPLAUSI DI FOCO ALLE GLORIOSISSIME NOZZE DELLE SS. CC. ΜΜ. τλ DI LEOPOLDO, IMPERATORE AUGUSTISSIMO. Ε DI MARGHERITA INFANTA DI SPAGNA. In Vienna d'Austria alli [Lücke für handschriftlichen Datumseintrag (Das Feuerwerk fand am 8. Dezember statt)] Decembre 1666. Appresso Matteo Cosmerovio, Stampatore della Corte, [o. J.] Groß-4°; 5 Bll. 3 doppelseitige Tafeln in Radierung von Melchior Küsel: Einzelphasen des allegorischen Feuerwerks (identisch mit den Tafeln in Nr. 95) Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sc 7
[95]
[Kupfertitel:] Von Himmeln Ent=Zindete Vnd Durch Allgemeinen Zuruff der Erde sich Himmelwerts erschwingende Frolokhungs Flammen Zur Begengnus des Hochzeitlichen beylägers Beeder Khaiserlichen Maiestäten Leopoldi des Ersten Römischen Kaisers auch Zu Hungarn vnd Böham Königs, Ertzhertzogen Zu Oestereich. etc. vnd Margarita geborner Jnfantin aus Hispanien 1666. [o. O.] [o. J.] Groß-4°; 5 Bll. Allegorischer Kupfertitel von Melchior Küsel, dessen Zentralmotiv ein schwebender Hymen bildet, der durch lupengebündelte Sonnenstrahlen zwei ehrenpfortenbekrönende Herzen mit den Initialbuchstaben der Brautleute entzündet 3 doppelseitige Tafeln in Radierung von Melchior Küsel: Einzelphasen des allegorischen Feuerwerks (identisch mit den Tafeln in Nr. 94) Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sc 6
Reiterballett [96] Sbarra, Francesco: LA CONTESA DELL' ARIA, Ε DELL' ACQVA FESTA Ä CAVALLO RAPPRESENTATA NELL' AVGUSTISSIME NOZZE DELLE SACRE, CESAREE, REALI Μ. M. DELL' IMPERATORE LEOPOLDO Ε DELL' INFANTA MARGHERITA DELLE SPAGNE. Inventata, e descritta, DA FRANCESCO SBARRA CONSIGLIERO DI SVA MAESTÄ CESAREA. IN VIENNA D' AUSTRIA, Appresso Matteo Cosmerovio, Stampatore della Corte, Γ Anno 1667. 2°; 20 Bll., 6 Bll. (Notenanhang) 30 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Kupferstich von Franciscus van der Steen, Gerard Bouttats und in Radierung von Jan van Ossenbeeck nach Nicolaus van Hoey (identisch mit den Tafeln in Nr. 97): Taf. 1: Übersicht über die Choreographie der Triumphwagen in der kaiserlichen Burg vor dem Auftreten des Kaisers (Blick auf eine Tribünenseite des Schauplatzes) Taf. 2: Argonautenschiff Taf. 3: Triumphwagen der Luft Taf. 4: Triumphwagen des Feuers Taf. 5: Triumphwagen des Wassers Taf. 6: Triumphwagen der Erde Taf. 7: Übersicht über die Choreographie der Triumphwagen in der kaiserlichen Burg nach dem Auftreten des Kaisers (Blick auf eine Torseite des Schauplatzes) Taf. 8-15: Einzelphasen des Schaukampfes zu Pferd Taf. 16: Triumphwagen des Kaisers Taf. 17-30: Einzelphasen des Reiterballetts Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Hn 4° 32 (ohne die Tafel 1) Die Reihenfolge der Illustrationen im Wolfenbiitteler Exemplar korrespondiert sehr genau mit dem Programmablauf der Veranstaltung. Die beiden Überblicksbilder (Tafel 1 und 7) markieren zwei verschiedene dramaturgische Phasen des Reiterspiels und nehmen - das betrifft die aufziehenden Festwagen - einzelne Momente der choreogra-
221 phischen Sequenzen vorweg, die erst danach in Einzelbilder zerlegt werden. Verschiedene Exemplare des Druckes weisen falsche Zusammenstellungen der Bilderfolge auf, vermutlich deshalb, weil der Druck keine Angaben zur Einbindung der Tafeln für den Buchbinder enthält; lediglich die beiden Bildsequenzen zu Schaukampfund Reiterballett sind durchnumeriert. [97]
[Sbarra, Francesco:] Sieg=Streit Deß Lufft vnd Wassers Freuden=Fest zu Pferd Zu dem Glorwürdigisten Beyläger Beeder Kayserlichen Majestäten Leopoldi deß Ersten Römischen Kaysers/ auch zu Hungarn vnd Böhaim König/ Ertz=Hertzogens zu Oesterreich/ etc. Vnd Margarita/ Gebohrner Königlichen Jnfantin auß Hispanien Dargestellet Jn dero Kayserlichen Residentz Statt Wienn. Gedruckt zu Wienn in Oesterreich bey Mattheo Cosmerovio/der Rom: Kayserl: Majest: Hoff=Buchdrucker/Anno 1667. 2°; 20 Bll., 6 Bll. (Notenanhang) 30 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Kupferstich von Franciscus van der Steen, Gerard Bouttats und in Radierung von Jan van Ossenbeeck nach Nicolaus van Hoey (identisch mit den Tafeln in Nr. 96): Taf. 1: Übersicht über die Choreographie der Triumphwagen in der kaiserlichen Burg vor dem Auftreten des Kaisers (Blick auf eine Tribünenseite des Schauplatzes) Taf. 2: Argonautenschiff Taf. 3: Triumphwagen der Luft Taf. 4: Triumphwagen des Feuers Taf. 5: Triumphwagen des Wassers Taf. 6: Triumphwagen der Erde Taf. 7: Übersicht über die Choreographie der Triumphwagen in der kaiserlichen Burg nach dem Auftreten des Kaisers (Blick auf eine Torseite des Schauplatzes) Taf. 8-15: Einzelphasen des Schaukampfes zu Pferd Taf. 16: Triumphwagen des Kaisers Taf. 17-30: Einzelphasen des Reiterballetts Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gl 4° 424 Die Reihenfolge der Illustrationen im Wolfenbütteler Exemplar korrespondiert sehr genau mit dem Programmablauf der Veranstaltung. Die beiden Überblicksbilder (Tafel 1 und 7) markieren zwei verschiedene dramaturgische Phasen des Reiterspiels und nehmen - das betrifft die aufziehenden Festwagen - einzelne Momente der choreographischen Sequenzen vorweg, die erst danach in Einzelbilder zerlegt werden. Verschiedene Exemplare des Druckes weisen falsche Zusammenstellungen der Bilderfolge auf, vermutlich deshalb, weil der Druck keine Angaben zur Einbindung der Tafeln für den Buchbinder enthält; lediglich die beiden Bildsequenzen zu Schaukampf und Reiterballett sind durchnumeriert.
1667 (Brautheimführung nach Hessen-Daraistadt) [98]
Beschreibung der Hochfürstlichen Heimführung/ Deß Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Ludwigs des Sechsten/ Landgrafens zu Hessen/ Fürstens zu Herßfeld/ Grafens zu Catzenelnbogen/ Dietz/ Ziegenhain/ Nidda/ Schauenburg/ Ysenburg und Büdingen/ etc. Mit Sr. F. D. Hertzgel. Fürstl. Frau Gemahlin/ Der auch Durchlauchtigsten Fürstin und Frauen/ Frauen Elisabeth Dorotheen/ Landgräfin zu Hessen/ Fürstin zu Herßfeld/ gebohrner Hertzogin zu Sachsen/ Gülch/ Cleve und Berg/ etc. Gräfin zu Catzenelnbogen/ Dietz/ Ziegenhain/ Nidda/ Schauenburg/ Ysenburg und Büdingen/ etc. Welche Nach beederseits Jh. Jh. Fürstl. Fürstl. Durchl. Durchl. in der Fürstl. Sachsen=Gothaischen Residentz Friedenstein/ den 5. Decembr. des 1666. Jahrs glücklich vollzogenem Hochfürstl. Beyläger den 23. Jan. des 1667. Jahrs daselbst angetretten/ den 20. Februar, in der Fürstl. Residentz Darmstatt terminiret/ und in Fürstl. Solennitäten biß auf den 26. gemeldten Monats celebriret/ und damit vollzogen und beschlossen worden. [o. O.] [o. J.] (erschien sowohl separat als auch im Anhang zu: Diarium Europaeum, Tl. 17, Frankfurt am Main 1668)
222 4°; 30 S. 2 ausfaltbare Tafeln in Kupferstich von Johann Schweitzer: Taf. 1: Einzug in Darmstadt im Mäanderschema Taf. 2: Feuerwerk Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: an Qe 1165-17 Universitätsbibliothek Marburg: VII d Β 98 (ohne die Kupferstiche) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 107.18 Hist. (11) Entgegen den Angaben des Titels berichtet der Text nur über die Veranstaltungen bis zum 25. Februar. 1671 (Brautheimführung in die Pfalz - Heidelberg) [99]
Kurtze vnd eygentliche Beschreibung Deß jenigen/ so bey der Verlöbnus/ Heimführ=vnd Vermählung Deß Durchleuchtigsten Fürsten vnd Herrn/ HERRN C AROLI, Pfaltzgrafens bey Rhein vnd Chur=Printzens/ Hertzogen in Bayern/ etc. Mit der auch Durchleuchtigsten Fürstin vnd Frauen/ FRAVEN WILHELMINA ERNESTINA, Geborner Königl. Erb-Princessin zu Dennemarck/ Norwegen/ der Wenden vnd Gothen/ Hertzogin zu Schleßwig/ Hollstein/ Stormarren vnd der Ditmarschen/ Gräfin zu Oldenburg vnd Delmenhorst/ etc. Vorgangen. Mit beygefügten vnterschiedlichen Kupfferstücken/ Emblematibus, auch gehaltenen Orationen, vnd auffgesetzten Ehren=Gedichten. Mit Jhrer Churfürstl. Durchl. zu Pfaltz gnädigstem Privilegio. HEYDELBERG/ Gedruckt bey Joh. Christian Walter/ Chur= Pfaltz Buchdrucker. Jn Verlegung Abraham Luis/ Anno 1672. 2°; 2 Β11., 84 S. [Anhang:] 1 Bl., 26 (lateinische Hochzeitsrede), 4, 16, 8, 2, 2, 8, 4 S. (lateinische und deutsche Gelegenheitsgedichte), 1 BI. (Kollationierung nach dem Wolfenbütteler Exemplar) Tafelordnungsschema im Text 1 ausfaltbare Tafel in Kupferstich: Schema der Aufstellung zum Empfang der Braut vor Heidelberg 8 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Kupferstich von Philipp Kilian nach Johann Georg Wagner: Taf. 1: Einzug der Braut in Heidelberg im Mäanderschema Taf. 2: Ehrenpforte des Rats der Stadt Heidelberg »an dem vordersten Schlagbaum vor der Neckerbrücken« (S. 29) Taf. 3: Ehrenpforte des Schultheißen, des Bürgermeisters und des Rats der Stadt Heidelberg »am Ende des Marckts zum Eingang der obern Strassen« (S. 30) (Vorderseite) Taf. 4: Ehrenpforte des Schultheißen, des Bürgermeisters und des Rats der Stadt Heidelberg »am Ende des Marckts zum Eingang der obern Strassen« (S. 30) (Rückseite) Taf. 5: Ehrenpforte der Universität (Vorderseite) Taf. 6: Ehrenpforte der Universität (Rückseite) Taf. 7: Ehrenpforte im Vorhof des Schlosses (Vorderseite) Taf. 8: Ehrenpforte im Vorhof des Schlosses (Rückseite) Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbc 13 (ohne das Schema der Aufstellung zum Empfang der Braut vor Heidelberg; abweichende Kollation des Anhangs: 4, 16,2, 2,4, 8, 8 S.) Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 2° Bavar. 128 (ohne die Taf. 4; abweichende Kollation des Anhangs: 26, 4,2, 2, 16, 8, 8,4 S., 1 Bl.) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Xb 4° 204
223 1673 (Graz-Wien) Einzug [100] Franckenberger, Michael: Prächtiger Einzug Zu den Kayserl. Beylager. Der Allerdurchleuchtigsten Großmächtigsten Fürstin vnd Frauen/ Frauen CLAUDIA FELICE Römische Kaiserin/ Jn Germanien/ zu Hungarn/ Böhaimb/ Dalmatien/ Croatien/ Sclavonien Königin; Gebohrner Ertzhertzogin zu Oesterreich/ Hertzogin in Burgund/ Steyer/ Kärndten/ Crain/ Würtenberg/ Tyrol vnd Görtz. So Den 15.ten Wein= oder Lese=Monats [= Oktober] in der Haupt=Stadt Grätz des Durchleuchtigen Hertzog= Thumbs Steyer gehalten worden. ANNO QVO CLaVDIa FeLICe TYroLensIs, LeopoLDI I. faCta est sponsa, Io Laetare stYrla! Laetare! Beschriben von Michael Franckenberger einen Francken. Mit Kaiserl. Freyheit nicht nachzudrucken. Gedruckt zu Grätz bey denen Widmanstätterischen Erben, [o. J.] 4°; 13 Bll. Österreichische Nationalbibliothek Wien: 66.H.25 Feuerwerk [101] Die VERNICHTUNG Deß Cretischen Jrr=Gartens Jn einem Auß Gelegenheit Deß Beglücktesten Einzugs Deren Kayserlichen Mayestätten LEOPOLD Vnd CLAUDIA Zu Wienn gehaltenem Lust=Feur Dargestellt. [Wappenvignette] Gedruckt zu Wienn in Oesterreich bey Matth aeo Cosmerovio/ Rom: Kay: May: Hoff=Buchdruckem/ Anno 1673. 2°; 8 Bll. 1 Tafel in Radierung von Nicolaus von Hoey: Feuerwerksaufbau mit dem Labyrinth des Minotaurus Königliche Bibliothek Stockholm: RAR 161 G2g Fol. 1676 Le stelle combattvte dagli elementi
1674 (Stuttgart) [102] Vorstellung Stuttgartischer Jüngst=gehaltener Hochfürstl. Würtemberg=Hessischer Heimführungs=Begängnis: Samt zweyfachem kurtzem Bericht/ Von Beyder hohen Vermählten Käyser= und Königlicher/ auch Chur= und=Fürstlicher Stamm=Verwandtschafft; So dann von Berührter Durchleuchtigster Häuser/ Würtemberg und Hessen/ herkünfftigem Ursprung und Fort=leitung. [allegorische Kupferstichvignette] Zu Stuttgart verlegt und gedruckt Durch Johann Weyrich Rößlin/ bestellten Hochfürstl. Würtembergischen Buch=druckern. ANNO M. DC. LXXV. 4°; 8 Bll., 118, 80, 66, 32 S. 1 ausfaltbare Tafel: Figurengedicht in Form eines Obelisken 7 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Kupferstich von Johann Franck und Bartholomäus Kilian nach Matthäus Merian und Johann Andreas Tile: Taf. 1: Bildnis Eberhards III. von Württemberg (Kilian nach Tile) Taf. 2: Bildnis Ludwigs VI. von Hessen-Darmstadt (Kilian nach Merian) Taf. 3: Bildnis Wilhelm Ludwigs von Württemberg Taf. 4: Bildnis Magdalena Sibylles von Hessen-Darmstadt Taf. 5: Ankunft und Empfang der Braut Taf. 6: Einzug in Stuttgart im Mäanderschema Taf. 7: Feuerwerk Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sbd 13 (ohne die Tafel 4; es fehlt zudem der untere Teil der Tafel 7) Universitätsbibliothek Marburg: VIIIA 311 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Xb 4° 358 (ohne die Tafeln) Die separat paginierten Anhänge an den Beschreibungstext enthalten 202 Tabellen zur genealogischen Verflechtung der Brautleute bzw. ihrer Familien (80 S.) sowie eine genealogische Geschichte Württembergs (66 S.) und Hessens (32 S.).
224 1676/77 (Passau - Brautheimführung nach Wien) [103] Lerch, Johann Martin: Die Glückliche Vermählung der beyden Durchleuchtigsten Häusser Oesterreich vnd Newburg. ODER Gründliche vnd warhaffte Beschreibung der hochansehlichen Beylagers=Festivitäten deß Allerdurchleuchtigisten/ Großmächtigisten Fürsten/ vnd Herrn/ Herrn LEOPOLDI Rom. Käysers/ auch zu Hungarn vnnd Böhaimb etc. Königs/ Ertz=Hertzogens zu Oesterreich etc. Mit ELEONORA MAGDALENA THERESIA Hochgebohrnen Hertzoglichen Princessin zu Newburg. Sampt außführlichen Bericht/ was bey Dero Reyse von Wienn vnd Neuburg auff Passau vnd dann zuruck biß nacher Lintz sich merckwürdiges begeben. Mit Fleiß meistens auß selbst eingenommenen Augenschein zusammen getragen vnd mit eigenhändigen schönen Kupffer=Abbildungen gezieret: Durch Johann Martin Lerch. Cum Privil. S. C. Majestatis Gedruckt zu Lintz/ bey Johann Jacob Mayr/Anno 1677. 4°; 20 BU. 10 Tafeln in Kupferstich von Johann Martin Lerch: Taf. 1: Bildnis der Eleonora Magdalena Theresia von Pfalz-Neuburg (Titelkupfer) Taf. 2: erste Ehrenpforte zum Empfang der Braut in Passau (»in der Jhnn-Stadt«) Taf. 3: zweite Ehrenpforte in Passau (»auf dem Platz unweit der Bischofflichen Residentz«) Taf. 4: erste Ehrenpforte zum Empfang der Braut in Aufhausen Taf. 5: zweite Ehrenpforte in Aufhausen Taf. 6: dritte Ehrenpforte in Aufhausen Taf. 7: Einzug der Braut in Passau am Tag der Vermählung im Mäanderschema Taf. 8: dritte Ehrenpforte in Passau (»auf dem Neumarckt«) zum Empfang der Braut am Tag der Vermählung Taf. 9: Trauung in der Hofkapelle Taf. 10: Hochzeitsmahl Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Bavar. 3000 X,29 Im autopsierten Exemplar ist die Tafel 8 vor der Tafel 7 eingebunden; die oben vorgenommene Revision der Bildfolge orientiert sich am Beschreibungstext. [104] Priorato, Galeazzo Gualdo: [Vortitel:] RAGGUAGLIO Di quanto e seguito nel Terzo Matrimonio di Sua Maestä Cesarea. Anno 1676.1677. [Titel:] LETTERA DEL CONTE GALEAZZO GUALDO PRIORATO, All'Eminentissimo Signor CARDINALE BARBERINO, DECANO DEL SACRO COLLEGIO, Con la quale dä ragguaglio a sua Eminenza di quanto e passato negli Augustissimi terzi Sponsali DI SUA MAESTÄ CESAREA, Col di piü, che di Festivo, e riguardeuole s' έ fatto nella Cesarea Corte per tutto il corso del Carnevale dell' Anno 1677. VIENNA d' AVSTRIA, Appresso Gio: Batt: Hacque, Anno M. DC. LXXVII. 2°; 3 Bll., 58 S„ 1 Bl. (Errata) 7 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Kupferstich von Johann Martin Lerch: Taf. 1: Einzug Eleonora Magdalena Theresias von Pfalz-Neuburg in Neuburg an der Donau (Schrägaufsicht auf den Ort und seine Umgebung) Taf. 2: Ehrenpforte zum Empfang der Braut in Neuburg an der Donau Taf. 3: Einzug Leopolds I. in Neuburg an der Donau (Schrägaufsicht auf den Ort und seine Umgebung) Taf. 4: Ehrenpforte zum Empfang der Braut in Passau am Tag der Vermählung (vgl. Taf. 8 in Nr. 103) Taf. 5: Ehrenpforte in Passau (auf dem Marktplatz) zur Abreise der Braut nach Linz Taf. 6: Ehrenpforte in Passau (auf der Donaubrücke) Taf. 7: Feuerwerk in Wien Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 2° Germ. g. 51 Einzug [105] Außführliche RELATION, Deß Kayserl. den 17. diß [!] in der Kayserl. Haubt= vnd Residentz=Statt Wienn/ nach vollbrachten glückseeligsten Beylager/ Glorwürdigisten
225 Einzugs, [ο. Ο.] Anno 1677. 4°; 6 Bll. Stadt- und Landesbibliothek Wien: A 9838 [106] Jhro Rom. Kaiserl. Majestät Leopold des Ersten/ Nach Dero Mit einer Neuburgischen Princessin Zu Passau vollbrachten Beylager Jn Dero Residentz=Stadt Wien Gehaltener Einzug. Samt Mehrem Reichs=Händeln. Vom 22. Jäner/ 1677. [o. O.] 4°; 4 Bll. Stadt- und Landesbibliothek Wien: Ε 71842 Feuerwerk [107] LA FACE DI PROMETEO. Festa di Fuochi Nell'Ocasione DEL FELICISSIMO INGRESSO IN VIENNA DELLE S.S. C.C. R.R. MAESTÄ DELL' IMPERATORE LEOPOLDO, Ε DELLA IMPERATRICE ELEONORA, MADDALENA, TERESA. IN VIENNA D'AVSTRIA. Appresso Gio: Christophoro Cosmerovio, Stampatore di S. M. C. Γ Anno 1677. 2°; 7 Bll. 1 ausfaltbare Tafel in Kupferstich von Tobias Sadeler: Feuerwerksarchitektur Österreichische Nationalbibliothek Wien: 79.C.38 Programm [108] Die Fackel Deß PROMETEVS. Künstliches Lust=Feur/ Als Beede Kay serliche Mayestätten LEOPOLD Vnd ELEONORE MAGDALENA THERESJA Nach Dero Zu Passau gehaltenem Hochzeitlichen Beylager Zu Wienn eingezogen/ Vor dem Burg=Thor gehalten. 1677. Wienn in Oesterreich/ Bey Johann Christoph Cosmerovio/ R.K.M. Hoff=Buchdrackern. [o. J.] 2°; 8 Bll. 1 ausfaltbare Tafel in Kupferstich von Tobias Sadeler: Feuerwerksarchitektur Stadt- und Landesbibliothek Wien: Β 59433 Programm 1678 (Wiener Neustadt) [ 109] Lerch, Johann Martin: Ausführlicher Bericht von der hochansehnlichen Hertzog Lothringischen Beilagers Festivitaet. Wien 1678. Titelaufnahme nach Seifert, S. 75 1680 (Brautheimführung nach Frankreich) Einzug in Straßburg [110] LA RECEPTION, faite ä MADAME LA DAUPHINE, MADAME MARIE ANNE CHRESTIENNE VICTOIRE, Fille de son Altesse Serenissime, MONSEIGNEVR FERDINAND MARIE, Due de la haute & basse Baviere, & du haut Palatinat, &c. Electeur du St.Empire &c. de glorieuse memoire; lors qu'Elle fit son Entree dans la Ville de Strasbourg en 1680. chez Frederic Guillaume Schmuck ä Strasbourg, [o. J.] 4°; 4 Bll. 1 ausfaltbare Tafel in Kupferstich von Johann Adam Seupel: Einzug im Mäanderschema Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 4524 [111] EJNZUG Der Durchleuchtigsten Fürstin und Frauen/ FRAUEN Mariä Anna Christina Victoriae/ Weyland Deß Durchleuchtigsten Fürsten und Herren/ HERRN Ferdinandi Mariä/ Jn Ober=vnd Nider=Bayeren/ auch der Oberen Pfaltz Hertzogs/ des H. Rom. Reichs Ertz=Truchseßens etc. etc. hinterlasener Churfl. Printzeßin/ Alß nunmehr MONSEIGNEUR LE DAUPHIN Frauen Gemahlin/ etc. etc. Wie derselbe in deß H. Römischen Reichs Freyen Statt Straßburg/ in guter und wohlansehnlicher Ordnung/ gehalten worden/ Mittwochs den 11. und 21. Hornung. 1680. [Straßburg] Bey Friderich Wilhelm Schmucken/ Kunst=und Buchhändlern, [o. J.]
226 4°; 8 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 4524 (3) Die beiden Daten des Einzugstages beziehen sich auf die beiden alternativen Kalendersysteme. Hochzeit [112] Relation de 1' accomplissement du Manage, DE MONSEIGNEVR LE DAVPHIN, auec MADAME LA DAVPHINE. [Kolophon:] Imprime chez Frederic Guillaume Schmuck. [Straßburg] [o. J.] 4°; 2 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 4524 (2) [113] Kurtze RELATION Des von MONSEIGNEVR LE DAVPHIN, Mit MADAME LA DAVPHINE. Vollzogenen Heuraths. [Straßburg] Bey Friderich Wilhelm Schmucken zufinden, [o. J.] 4°; 4 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 4524 (4)
1681 (Gotha)
Feuerwerk [114] Beschreibung Des Lust= und Emst=Feuerwercks/ Welches bey Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrns/ Herrn Friederichs/ Hertzogens zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Bergk/ Landgrafens in Thüringen/ Marggrafens zu Meissen/ Gefürsteten Grafens zu Hennebergk/ Grafens zu der Marek und Ravensbergk/ Herrn zu Ravenstein und Tonna/ etc. Mit Der Durchläuchtigsten Fürstin und Frauen Frauen Christinen Hertzogin zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ Landgräfin in Thüringen/ Marckgräfin zu Meissen/ Gefürsteten Gräfin zu Hennebergk/ Gräfin zu der Marek und Ravensberg/ Frauen zu Ravenstein und Tonna/ gebornen Marckgräfin zu Baden und Hochberg/ Landgräfin zu Sausenberg/ Gräfin zu Sponheim und Eberstein/ Frauen zu Röteln/ Badenweiler/ Lohra und Mühlberg/ etc. Fürstlicher Heimführung in Dero löbl. Residentz=Stadt Gotha/ Den 23. Octobris Anno 1681. praesentiret werden sol. GOTHA/ Gedruckt bey Christoph Reyhem. [o. J.] 4°; 2 Bll. Universitäts- und Landesbibliothek Halle: Pon Wd 929, FK Programm
1684 (Hannover) Feuerwerk [115] Böckmann, Christian: Der unruhige Mars, Jn einem Lust Feurwerck vorgebildet/ Welches verbrandt worden/ beym Hoch=Fürstl. Beylager Des Durchläuchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Friederich/ Chur=Printz und Marg Graff zu Brandenburg/ &c. Wie auch Der Durchläuchtigsten Fürstin/ Princesse Sophie Charlotte, Gebohrne Hertzoginn zu Braunschweig und Lüneburg. Aus unterthänigster Schuldigkeit in geschwinder Eil verfertiget/ Von Christian Böckmann/ bestalten Artillerie-Capitain zu Hannover. Hannover/ Gedruckt bey Georg Friederich Grimmen/ Fürstl. Hoff=Buchdrucker/ Jm Jahr 1684. 2°; 2 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: QuN 36.1 (8)
1685 (München) Einzug [116] Lilien, Thomas Bernhard von: Außführliche Beschreibung Von Dem prächtigen Einzug/ Jhro Churfürstl. Durchl. in Bayrn/ etc. etc. Mit Dero Durchleuchtigisten Ertz=
227 Hertzogin von Oesterreich MARIA ANTONIA THERESIA, &c. &c. So in München den 9. October diß 1685. Jahrs vorbey gangen. Durch Thomas Bernhard de Lillis, Hochfürstl. Freysingischen Trompeter/ vnd teutschen Poeten/ mit sonderbarem Fleiß zusammen getragen. NB. Gleich wie die Kutscher seynd gefahren/ So hab ichs herein gesetzt/ Und mein Fleiß nit wollen sparren/Also wird niemand verletzt. München/ bey Lucas Straub/ im Jahr 1685. 4°; 4 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Bavar. 3000 XI, 1 [117] Verani, Gaetano Feiice: [Vortitel:] INGRESSVS MARTIO-NVPTIALIS MAXIMILIANIEMMANVELIS ET Μ ARLE ANTONLE In Bavaria; Metropolim Monachium. [Titel:] INGRESSVS MARTIO-NVPTIALIS HONORI SERENISSIMI ELECTORIS MAX1MILIANI EMMANVELIS Post deletas campestri conflictu Turcarum copias, Occupatümque Vivarinum EX HVNGARIA MONACHIVM REDUCIS Cum lectissima Sponsa MARIA ANTONIA Archiduce Austriae LEOPOLDII. Imperatoris Filia DICATUS & DESCRIPTUS A CAIETANO FELICE VERANI Clerico Regulari. MONACHII, Typis JOANNIS J^CKLINI, Typogr. Electoralis, & Bibliopolae. ANNO M. DC. LXXXV. Groß-4°; 4 Bll., 161 S. Universitätsbibliothek Augsburg: 01/NS 4875 V 475 und 02/IV. 15.2.42 (unvollständig: es fehlen die Seiten 153-161) Dem Exemplar der Universitätsbibliothek Augsburg (02/IV.15.2.42) ist zwischen Vortitel und Titel ein illustriertes Flugblatt beigebunden, das die Einzugsordnung im Mäanderschema zeigt und die im Kupferstich numerierten Zugteile im Textteil aufschlüsselt ([Kolophon:] München/ Zu finden bey Michael Wening Kupfferstecher). Feuerwerk [118] Beschreib: vnnd Vorstellung Deß Lust=Fewrwercks. Welches Jhro Churfürstlichen Durchl. vnserm allerseyts genädigisten Chur: vnd Lands=Fürsten/ Herrn/ Herrn Maximiliano Emanueli/ etc. etc. Dann Dero Durchleuchtigisten Frawen/ Frawen Maria Antonia/ Gebohrner Kayserlicher Princessin/ etc. Zu allervnderthänig:schuldigisten Ehren/ vnd höchsterwüntscht=erfrewlichen Ankunfft durch mich Christophen Hälle/ als deroselben vnderthänigsten Diener/ vnd Ober Fewrwercks=Maistern auff der Schießhütten vor dem Newhauser Thor vorgestellt: Vnd den 14. Octobris/ Anno 1685. gebrennt worden. [Zierlinie] Gedruckt zu München/ bey Johann Jäcklin/ Churfürstl. Hofbuechtrucker/ vnd Buechhandler. [o. J.] 4°; 4 Bll. 1 ausfaltbare Tafel in Radierung: Feuerwerksszenerie Universitätsbibliothek München: W 4 P.ital. 62 2
1692 (Leipzig - Torgau) [119] Kurtz= und eigentlicher Bericht/ was so wohl bey Ankunfft Der Durchlauchtigsten Fürstin und Frauen/ Frauen Eleonoren Erdmuth Louysen/ Verwittibten Marggräfin zu Brandenburg=Anspach/ und geborner Hertzogin zu Sachsen=Eisenach/ etc. etc. Als Churfl. Sachs. Verlobter Braut/ Unter hoher Begleitung Sr. Churfl. Durchl. zu Brandenburg und Dero Churfürstl. Gemahlin/ den 16. Aprilis in Leipzig; Als auch bey Dero den 17. ejusdem darauf erfolgten Churfürstl. Copulation daselbst/ und dem hemach den 20. gedachten Monats in Torgau angestellten prächtigen Einzüge und Beylager=Solennitäten biß auf den Abzug und glorieusen Abschied Sr. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg sammt dero Churfürstl. Gemahlin von dieser hohen Festivität/ vorgegangen. Leipzig/ druckts Justus Reinhold/ bey dem es auch im Durchgange des Rathhauses zu bekommen, [o. J.] 4°; 8 Bll. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Sax. C. 1022,3
228 Einzug [ 120] Kurtzer und eigentlicher Bericht Des Prächtigen Einzugs Der Neuvermählten Durchlauchtigsten Chur=Fürstin zu Sachsen etc. Wie selbiger unter Begleitung Ihres Durchlauchtigsten Gemahls und Chur=Fürstlichen Durchl. zu Brandenburg/ Am 20. Aprilis 1692. nacher Torgau auf das Schloß Wartenfelß geschehen, [o. O.] [o. J.] 2°; 2 Bll. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gl 4° Kapsel 3(18)
1694 (Warschau) [121] Außführliche Beschreibung deijenigen Solennitäten So bey Vermählung Jhrer Churfürstlichen Durchl. in Bayern/ MAXIMILIANIEMANUELIS, &c. &c. Mit Der Königl. Polnischen Durchleuchtigsten Printzessin THERESIA KUNIGUNDA CASIMIRA, &c. &c. Vom 14. biß 19. Augusti, 1694. in der Königl. Residentz=Stadt Warschau vorgegangen. [ο. Ο.] [ο. I.] 4°; 4 Bll. Universitätsbibliothek Augsburg: 02AV. 15.4.63-8
1696 (Gotha)
Gedenkmedaillen [122] Tentzel, Wilhelm Emst: Kurtze Beschreibung der Sächsischen Auf Beylagers=Solennitäten geprägten MEDAILLEN und Schaustücke/ Auf Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Friedrichs/ Hertzogs zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ auch Engern und Westphalen/ etc. Mit Der Durchlauchtigsten Princeßin/ Princ. Magdalenen Augusten/ Fürstin zu Anhalt/ Gräfin zu Ascanien/ etc. den 7. Iunii, 1696. gehaltenes Beylager/ Zum unterthänigsten Glückwunsch auf Veranlassung der dreyen neu=verfertigten MEDAILLEN überreichet von Wilhelm Ernst Tentzeln/ Fürstl. Sächsis. gesammten Historiographo. GOTHA/ gedruckt bey Christoph Reyhern/ Fürstl. Sächß. Hof=Buchdr. [o. J.] 2°; 6 Bll. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Sax. Μ. 35, misc. 1 [122a] [erweiterte Auflage:] Kurtze Beschreibung der Sächsischen Auf Beylagers=Solennitäten geprägten MEDAILLEN und Schaustücke/ Auf Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Friedrichs/ Hertzogs zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ auch Engern und Westphalen/ etc. Mit Der Durchlauchtigsten Princeßin/ Princ. Magdalenen Augusten/ Fürstin zu Anhalt/ Gräfin zu Ascanien/ etc. den 7. Iunii, 1696. gehaltenes Beylager/Zum unterthänigsten Glückwunsch auf Veranlassung der dreyen neu=verfertigten MEDAILLEN überreichet von Wilhelm Ernst Tentzeln/ Fürstl. Sächsis. gesammten Historiographo. Anderer Druck/ vermehret und verbessert. JENA/ Verlegts lohann Bielcke/ Buchhändler. Gedruckt bey Christoph Krebsen 1700. 2°; 6 Bll. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek lena: 2 Bud. Var. 381 (6)
1699 (Salzburg - Wien - Regensburg) Empfang in Salzburg [123] Mayr, Johann Baptist: Zwey-Einiger HYMENEUS, Oder Oesterreich-Lüneburgischer Frid= und Freuden=voller Vermählungs=Gott/ Denen Aller=Durchleuchtigist=Großmächtigisten/ Nunmehro Aller-Erwüntscht-und Aller-Glück=Vergnügtist-Vermählten Rom. und Ungar. Königl. Königl. Maj. Maj. etc. etc. JOSEPHOI. Vom Aller=Durchleuchtigist-Sig= und Glorreichisten Ertz=Hauß=Oesterreich/ etc. etc. herstammend/ Und WILHELMINiE AMALLE, Aller=Preyß-würdigst-Gebohrnen Hertzogin Von Braunschweig/ und Lüneburg/ etc. etc. Durch Vier TRIUMPH-Lieb-und Lob=an-
229 deutende RUHM- oder EHREN-PFORTEN/ Zur aller=schuldigst=Jubel-vollen Ehren= Bezeugung hiebevor eröffnet: Anjetzo aber Jns Kupffer gebracht/ und durch öffentlichen Druck zu einem jmmer=wehrend=aller=Ruhmwerthisten An= und Nachdencken der auffrecht=Teutschen Nach=Welt hertz= und wohlmeynend eingepräget Von Johann Baptist Mäyr/ Hoch=Fürstl. Saltzburg. Cammerdiener/ Hoff= und Academischen Buchdrucker, [o. J.] [In die Bogensignaturzählung integriert ([Glr]-H2v) und durch eine eigene Titelei als Anhang abgesetzt sind die Texte von drei Kantaten, die von Heinrich Ignaz Franz von Biber vertont wurden:] TRATENIMENTO MUSICALE, del'Ossequio di Salisburgo, da rapresentarsi Nella grande Sala di Corte In applauso del felice anivo Dell'AUGUSTISSIMA REGINA WILHELMINA AM ALIA Duchessa di Brunsvvich, Lüneburg, SPOSA Dell'AUGUSTISSIMO RE de'ROMANI & d'HONGARIA GIUSEPPE I. per Commando Di S. A.R.ma GIOVANNI ERNESTO Arcivescoro & Prencipe di Salisburgo, Composta in Musica ä Henrico Franc, ä Bibern, Suae Celsitudinis Dapifero & Capelle Magistro In Salisburgo Ii 8. Febraro Γ anno 1699. Stampata appresso Giovanni Battista Mayr. 2°; 18B11. 11 Tafeln in Radierung nach Georg Joseph Siegmund (Tafel 3, 5, 6, 8 und 11 gez. »Georg Ioseph Sigmund del.«): Taf. 1: Bildnis Josephs I. Taf. 2: Bildnis Wilhelmine Amalies von Braunschweig-Lüneburg Taf. 3: Ehrenpforte des Erzbischofs von Salzburg »Auff einer Seiten gegen dem Marckt-Platz« Taf. 4: Ehrenpforte des Erzbischofs von Salzburg »Auff der andern Seithen/ Gegen dem von weissen Marmor Kunstherrlich=erhebten grossen Brunnen« Taf. 5: Ehrenpforte des Domkapitels Taf. 6: Ehrenpforte der Landstände Taf. 7: Ehrenpforte der Salzburger Stadtregierung Taf. 8: Tierhatz in der fürstlichen Reitschule Taf. 9: Auswerfen von Gedenkmünzen aus der fürstlichen Residenz auf den Marktplatz Taf. 10-11: zwei Ansichten der ephemeren Ausgestaltung des »Hoch=Fürstl: grossen Trabanten Saal[es]« für ein Konzert Im Text werden nur die Tafeln 3 bis 8, 10 und 11 genannt: »Alle Ehren=Porten/ wie auch die Hätz/ und das Theatrum in Kupfer mit der Beschreibung folgen hemach.« (Bl. A2v) Bei den Porträts der Brautleute, die sich allein im Berliner Exemplar (siehe unten) finden, handelt es sich möglicherweise um ergänzendes Bildmaterial, das nicht genuin für die Ausstattung des Druckes vorgesehen war. Kunstbibliothek Berlin, Lipperheidesche Kostümbibliothek: Sc 10 (ohne die Tafeln 8 und 9; auf dem Titelblatt typographisch täuschende Veränderung von »HYMENEUS« zu »HYMEN/EUS« von Hand) Österreichische Nationalbibliothek Wien: 66.F.27.(2) (ohne die Tafeln 1 und 2) Das Berliner Exemplar enthält an der Stelle eines Titelkupfers die Abbildung eines habsburgischen Doppeladlers, der ausgeschnitten und auf Papier aufgezogen wurde. Die Illustration gehört ursprünglich nicht zur Festbeschreibung, sondern stammt aus einem casualpoetischen Sammelwerk, das anläßlich der Hochzeit entstand: AUGUSTISSIMOHYMEN/EOIOSEPHII.[...]&c. WILHELMIN/EAMALI/E[...]auguratur [...] devotissimus Servus Joannes Baptista Mayr [...]. [Salzburg 1699]. Einzug in Wien [ 124] Ausführlicher Bericht/ Von dem prächtigen Einzug Jhro Majestät JOSEPHI, Römisch= und Hungarischen Königs/ etc. Mit Jhro Majestät/ WILHELMINA AMALIA, Rom. Königin/ als Königl. Gespons/ etc. So den 24. Februarii 1699. zwischen 4. und 5. Uhr/ unweit der Kayserlichen Favorita hineinwerts über die Steinerne Brucken/ nächst der Stadt vorbey/ durch das Stuben=Thor/ die Wohlzeil hinauf/ beym Bischoff=Hoff vor-
230 über/ beym Stock am Eisen vorbey/ über den Graben und Kohlmarkt/ nach der Käyserlichen Hoff=Kirchen/ in wolgestellter schönsten Ordnung/ unter Zuschauung einer unbeschreiblichen Menge Volcks/ hoher und niederer Stauds[!]=Personen/ auch bey angezündeten viel tausend weißwachsenen Fackeln/ gehalten worden, [o. O.] [o. J.] 4°; 6 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Eur. 416,5 Beibd. 1 [125] Fachner, Johann Ferdinand Xaver: Erfreutes Wienn/ Welches denen Allerdurchleuchtigst=Großmächtigsten Rom. vnd Ungarischen Königl. Mayestätten JOSEPHOI. Vom Allerdurchleuchtigisten Ertzhauß Oesterreich/ etc. etc. Vnd WILHELMIN/E AMALLE, Gebohrnen Hertzogin von Braunschweig=Lüneburg/ etc. etc. Zur schuldigsten Jubel=vollen Ehren=Bezeugung drey Ruhm= vnd Ehren=Porten auffgericht/ vnd mit dem Einzug der Königl. Gesponß den 24. February dieses 1699. Jahrs beglückseeliget worden. Das ist/ Eine Beschreibung alles dessen/ was Denckwürdiges vor vnd nach Dero Pomposen Einzug vnd Königl. Vermählung zu sehen ist gewesen. Alles mit Kupffer=Stichen außgezieret/ vnd zum Druck verfertiget/ Von Johann Ferdinand Xaverio Fachner/ Bibliopola Universitatis Antiquissimae. Wienn in Oesterreich/ gedruckt bey Susanna Christina Cosmerovin Kayserl. Hoff=Buchdruckerin. [o. J.] 4°; 30 Bll. 10 zum Teil ausfaltbare Tafeln in Radierung: Taf. 1: »Post=Ritt« des Kaisers und seines Gefolges nach Wien zur Inkognito-Begrüßung der Braut Taf. 2: Einzug des Brautpaares in Wien im Mäanderschema Taf. 3: Ehrenpforte in der Wollzeile Taf. 4: Ehrenpforte »beyn Stock« (= beim Stock im Eisen) Taf. 5: öffentlicher Weinbrunnen Taf. 6: Ehrenpforte auf dem Kohlmarkt Taf. 7: Trauungszeremonie in der Kirche Taf. 8: Hochzeitstafel Taf. 9: nächtliche allegorische Triumphinszenierung »Der Sieg=prangende Hochzeit=Gott« im Hof der Wiener Hofburg Taf. 10: Feuerwerksaufbau Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Germ. D. 182m Universitätsbibliothek Wien: I 256.160 (unvollständiges Exemplar: es fehlen die Tafeln 1 und 3-6) [126] Kurtzer Bericht/ Welchergestalten die Römisch=Königl. Braut anfanglich von Jhrer Maiestät dem Römischen König/ und dann deß Herrn Ertzhertzogs Durchleucht/ nachmals auch von beyden Käyserlichen Majestäten selbsten in allerhöchster Persohn empfangen/ und darauf mit prächtigsten Einzug den 24. Februarii 1699. in die Käyserliche Haupt= und Residentz=Stadt Wien eingeholet worden. [Überschrift auf Bl. 2r:] Wien/ den 25. Febr. 1699. [o. O.] [o. J.] 4°; 4 Bll. Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Rz 1559 [127] Pomposer Einzug Jhro Königl. Mayest. JOSEPHI Römisch: vnd Hungarischen Königs/ etc. Mit Jhro Mayestätt WILHELMINA AMALIA, Rom: Königin/ Als Königl. Gesponß/ etc. So Den 24. Februarij 1699. zwischen 4. vnd 5. Uhr/ unweit der Kayserl. Favoritta hereinwerts über die Steinerne Brucken/ nechst der Statt vorbey/ durch das Stuben=Thor/ die Wohlzeil hinauff/ beym Bischoff=Hoff vorüber/ beym Stock am Eisen vorbey/ über den Graben vnd Kohlmarckt nach der Kayserl. Hoffkirchen/ in wohlgestellter schönsten Ordnung/ unter Zuschauung einer unbeschreiblichen Menge Volcks Hoher= als Niedern=Standts=Persohnen/ auch bey angezündeten vieler 1000. weiß=wachsenen Fackeln/ gehalten worden, [o. O.] [o. J.] 4°; 6 Bll. 1 ausfaltbare Tafel in Kupferstich: Einzug im Mäanderschema
231 Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Germ. D. 233 Stadt-und Landesbibliothek Wien: A 10944 (ohne die Tafel) [127a] [Titelvariante:] Pomposer Einzug/ Jhro Königl. Majest. JOSEPHI, Römisch: und Hungarischen Königs/ etc. Mit Jhro Majestät WILHELMINA AM ALIA, Rom. Königin/ Als Königl. Gespons/ etc. So Den 24. Februarii, 1699. zwischen 4. und 5. Uhr/ unweit der Käyserl. Favoritta hereinwerts über die steinerne Brucken nechst der Stadt vorbey/ durch das Stuben Thor/ die Wohlzeil hinauff/ beym Bischoff=Hof vorüber/ beym Stock am Eisen vorbey/ über den Graben und Kohl=Marckt nach der Käyserl. Hof=Kirchen/ in wohlgestellter schönsten Ordnung/ unter Zuschauung einer unbeschreiblichen Menge Volcks Hoher=als Niedern=Stands=Personen/ auch bey angezündten vieler 1000. weiß=wachsenen Fackeln/ gehalten worden, [o. O.] [o. J.] 4°; 6 Bll. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden: Hist. Germ. D. 217a,22 Feierlichkeiten in Regensburg [128] Beschreibung Der Solennitäten/ womit deß Hochfürstlich Braunschweig=Lüneburg= Zellischen Herrn Abgesandtens Excellentz das Fest der Römisch=Königlichen Vermählung in Regensburg celebriret. [o. O.] [o. J.] 4°; 2 Bll. Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Eur. 416,7 1700 (Berlin - Schloß Oranienburg) [129] [Besser, Johann von:] Beschreibung des Beylagers Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Friderichs/ Hessen=Casselschen Erb=Printzens/ Mit Der Durchlauchtigsten Printzeßin/ Marggräfin Louisa Dorothea Sophia/ Seiner Churfl. Durchl. zu Brandenburg/ Friderich des Dritten/ eintzigen Printzeßin Tochter/ Nebst allen dabey vorgefallenen Festen und Lustbarkeiten/ Geschehen im May und Junio/ des 1700. Jahres. Cölln an der Spree/ druckts Ulrich Liebpert/ Churfl. Brand. Hof=Buchdr. [o. J.] 2°; Titelbl., 42 S. Staatsarchiv Marburg: 4a 78/6 Wiederabdruck unter dem Titel »Beschreibung dieses Beylagers, nebst allen dabey vorgefallenen Festen und Lustbarkeiten.« in: Johann von Besser: Des Herrn von B. Schrifften, Beydes in gebundener und ungebundener Rede; So viel man derer, theils aus ihrem ehemaligen Drucke, theils auch aus guter Freunde schriftlichen Communication, zusammen bringen können. Leipzig 1711, S. 338-382. 1706 (Hannover - Berlin) [ 130] EXTRACT, Dessen/ was die Drey ersten Wochen/ Bey Jhro Königl. Hoheit der Cron= Printzeßin Heimführung geschehen wird. Cölln an der Spree/ Druckts Ulrich Liebpert/ Königl. Preuß. Hof=Buchdr. [o. J.] 2°; 2 Bll. Universitäts- und Landesbibliothek Halle: AB 175530 (25) Programmübersicht [131] Die grosse Preußisch= und Lüneburgische Vermählungs=Freude/ Oder Kurtze und eilfertige Beschreibung dessen/ was bey der Jm Jahr 1706. geschehenen Höchstglücklichen Vermählung Sr. Königl. Hoheit Fridrich Wilhelms/ Cron=Printzens von Preussen/ mit der Durchlauchtigsten Printzeßin Sophia Dorothea/ aus dem Chur=Hause Braunschw. Lüneb. sich sowol anfangs in Hannover/ als hemach auf der Durchlauchtigsten Braut Abreise/ und endlich in Berlin selbst remarquables zugetragen. Berlin/ Jm Jahr Christi 1707. 4°; 92 S.
232 3 Tafelordnungsschemata im Text Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Ge 917 (9) Feuerwerk [132] Beschreibung Des grossen und ungewöhnlichen Feuer=Wercks/ Welches Bey dem prächtigen Beylager Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Friderich Wilhelms/ Sr. Königl. Majestät in Preußen Eintzigen Cron=Erbens/ Mit Der Durchlauchtigsten Princeßin/ Sophien Dorotheen Aus dem Chur=Hause Lüneburg/ Jn allerhöchster Gegenwart Sr. Königl. Majestät/ Und Dero gantzen Königl. Hauses/ Unter hoher DIRECTION Dero General=Feld=Zeug=Meisters Marggr. Philipp Wilhelms Königl. Hoheit/ Allhier in Berlin den [Lücke für handschriftliche Eintragung] Decembr. 1706. mit jedermans höchster Verwunderung und Vergnügung/ höchst=glücklich verbrandt worden. Berlin/ gedruckt bey Johann Wessel, [o. J.] 2°; 24 S. Universitäts- und Landesbibliothek Halle: AB 175530 (23) Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Bibl. Diez fol. 781 Illumination [133] Das Bey dem Beylager Seiner Königl. Hoheit Des Preußischen Cron=Printzen Illuminirte Berlin; Samt einem kurtzen Auszug Einiger grossen und prächtigen ILLUMINATIONEN, Welche so wol in Ansehung der Kostbarkeit/ als der Erfindung/ sich sonderlich distinguiret haben: Beschrieben in der Ordnung/Wie solche von Sr. Königl. Majestät Selbst in hohen Augenschein genommen worden. [Kupferstich mit Krone] Cölln an der Spree/ Druckts Ulrich Liebpert/ Königl. Preuß. Hof=Buchdr. [o. J.] 2° (nach den Bogensignaturen 4°); 55 S. Universitäts- und Landesbibliothek Halle: AB 175530 (22) Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Bibl. Diez fol. 781 [134] DEVISES Des illuminirten Rathhauses Zur Charlottenburg/ Bey Seiner/ Des Durchlauchtigsten Cron=Printzens/ Königl. Hoheit Beylager/ Genommen aus den Wapen der beyden/ Königlichen Preußischen und Chur=Braunschweig=Lüneburgschen Häuser/ Und darein vorgestellt Die glücklich=geschlossene Alliance und Der Durchlauchtigst=Vermählten Angeerbte Tugenden/ und Persöhnliche Hohe Meriten. Cölln an der Spree/ Druckts Ulrich Liebpert/ Königl. Preuß. Hoff=Buchdr. Anno 1706. 2° (nach den Bogensignaturen 4°); 8 BU. Universitäts- und Landesbibliothek Halle: AB 175530 (24)
1708 (Wien) Vermählung per procurationem [135] Eigentliche Abbildung und Beschreibung derer Ceremonien, Welche bey der Den 23. April geschehenen Vermählung/ Zwischen Jhrer Roms. Käyserl. Majest. JOSEPHOI. Als MANDATARIO Jhrer Cathol. Majestät CARL des Dritten/ Königs in Spanien/ beyder Jndien etc. etc. Und Der Durchlauchtigsten Princeßinn ELISABETHA CHRISTINA, Hertzoginn zu Braunschweig und Lüneburg Wolffenbüttelscher Linie Jn der Kirche zu Mariä Hietzing/ vorgegangen sind/ [o. O.] Anno Μ DCC VIII. 4°; 8 Bll. Tafelordnungsschema im Text [1 Tafel in Kupferstich] Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: Rz 1840 Universitätsbibliothek Kiel: 16 in Ke 9990-79 Ein »Verzeichnüß derer auf dem Vermählungs=Kupffer per numeros distinguirten hohen Persohnen.« (Bl. )( )( lv/2r) mit 17 Nummern deutet darauf hin, daß der Relation ursprünglich ein Kupferstich zugeordnet war, der jedoch in den autopsierten Exemplaren fehlt.
233 [136] Beschreibung Der den 23. April 1708. beschehenen Vermählung/Zwischen JhrerRöm. Kayserl. Majestät/ JOSEPHOI. Als MANDATARIO Jhrer Cathol. Majestät/ CARL des Dritten/ Königs in Spannien/ etc. Und Der Durchleuchtigsten Princeßin/ ELISABETHA CHRISTINA, Hertzogin von Braunschweig und Lüneburg/ Wolffenbüttlischer Linie/ etc. Sodann darauff erfolgter Abreyß nach Spannien. Wienn/ bey Joh. Baptist Schönwetter/ Kays. Hof= und Univ. Buchhändler, [o. J.] 4°; 4 Β11. Österreichische Nationalbibliothek Wien: 33.H.69 [136a] [Titelvariante:] Beschreibung Der den 23. April 1708. beschehenen Vermählung/Zwischen Jhrer Rom. Käyserlichen Majestät/ JOSEPHO I. Als MANDATARIO Jhrer Catholischen Majest. Carl des Dritten/ Königs in Spanien/ etc. Und Der Durchleuchtigsten Printzessin ELISABETHA CHRISTINA, Hertzogin von Braunschweig und Lüneburg/ etc. Wolffenbüttelischer Linie/ So dann darauf erfolgter Abreise nach Spanien. [o. O.] [o. J.] 4°; 4 BU. Tafelordnungsschema im Text Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz: 3 an 8°(4°) Rz 1834 Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 4° Eur. 416,8
1708 (Weißenfels) Turnier [137] Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ HERRN Johann Georgens/ Hertzogs zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ auch Engern und Westphalen/ Land=Grafens in Thüringen/ Marg=Grafens zu Meissen/ auch Ober= und Nieder=Lausitz/ Gefürsteten Grafens zu Henneberg/ Grafens zu der Marek/ Ravensberg und Barby/ Herrn zu Ravenstein/ etc. Noble Pferd= und Waffen=EXERCITIA, Worinnen/ und zwar am Beylager Des auch Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Hn. Johann Wilhelms/ Hertzogs zu Sachsen/ etc. etc. Mit der Durchlauchtigsten Princeßin/ Princeßin Magdalenen Sibyllen/ Hertzogin zu Sachsen/ etc. etc. Die VII Planeten als Mantenitoren/ Und Nimrod, erster Monarche der Chaldäischen/ Aßyrischen und Babylonischen Reiche/ nebst seinen 36 Nachfolgern/ als Avanturiers, Jn dem neu=erbaueten Reut=Hause an der Neu=Augustus=Burg zu Weissenfeis/ Bey angestelletem Maintenir- Ring= und Qvintan-Rennen/ auch prächtigem Aufzuge/ Den 31 Julii/ An. 1708. sich praesentiren. Weissenfeis/ druckts Joh. Christoph Brühl/ Hoff=Buchdr. [o. J.] 2°; 16 BU. Universitäts- und Landesbibliothek Halle: Pon Wc 2446 Kein beschreibender Text, sondern Sammlung verschiedener Texte aus Anlaß des Reiterspiels (Notification Johann Georgs von Sachsen an die »Herren Mit=Renner«, Cartelle, Listen der aufziehenden Reitergruppen, »Musikalischer Prologus«, Artikel zum Ring- und Quintanrennen)
1708 (Berlin) Schaukonfitüren [138] Bekly, Wilhelm Johann Friedrich: Bey Höchst=erfreulicher Vermählung Seiner Königlichen Majestät in Preussen/ Mit Der Durchlauchtigsten Princeßin/ Sophia Louysa/ Gebohrner Hertzogin von Mecklenburg/ etc. etc. Wurden am 28. Novembr. 1708. Bey öffentlicher Taffei und Auffsetzung der delicatesten Confituren/ nachfolgende Stücke preesentiret/ und auf Königlichen Befehl zum Druck befördert/ von Wilhelm Johann Friderich Bekly/ Königl. Hof=Conditor. Cölln an der Spree/ druckts Ulrich Liebpert/ Königl. Preuß. Hoff=Buchdr. [o. J.] 2°; 2 BU. (Referat mythologischer Schaukonfitüren und ihrer Inschriften) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 103 4°
234 Feuerwerk [139] Bericht Eines Frembden an einen Auswärtigen von den grossen Zubereitungen zu Berlin Zu dem Königlichen Beylager/ Absonderlich zu dem bevorstehenden Feuerwerck: Sambt einem Auszug Aus einem sichern Entwurff/ Jn welchem Das gantze Dessein mit allen seinen Figuren/ Inscriptionen und Devisen ausführlich erklähret wird: Wobey zu Dienst der allgemeinen Curiosität annoch hinzu kommen Vier Kupffer=Stücke/ Jn welchen die vier Actus des gantzen Feuerwercks samt ihren Perspectiven/ auf eine denen Feuerwercken convenable Arth/ dergestalt vor Augen gestellet werden/ wie man verhoffet/ daß sich selbige/ aller Anstalt gemäß/ im Feuer selbst praesentiren sollen. Berlin im Jahr 1708. 2°; 16 S. 4 Tafeln in Kupferstich von Lorenz Beger: Taf. 1: Thronaufbau zu Ehren des Königs, eingefaßt von einer Kolonnade mit antiken Götterstatuen Taf. 2: Ehrenpforte zu Ehren der Königin, eingefaßt von einer Nischenarchitektur mit weiblichen Götterstatuen und Allegorien Taf. 3: »Devise in den Wolcken« (S. 14): zwei Hände unter Krone und gekreuzten Szeptern halten einen Ring Taf. 4: >Wasservomehmsten< Zuschauer verteilt; der Rest des höfischen Publikums erhielt Programmzettel von einem Merkurdarsteller. Bei den Radierungen - die Sujetbestimmung der Tafeln oben erfaßt nur das jeweilige Hauptmotiv - handelt es sich um komplexe Simultanbilder; erst der Text ermöglicht die Unterscheidung und Sequenzierung verschiedener Phasen der Haupthandlung und der Zwischenspiele.
2. Quellen [Anonymus:] Ceremoniale Brandenburgicum. Dortmund 1699. [Anonymus:] Eines Sächsischen Bauren Zufällige Gedancken über die Durchleuchtigste Kermeß/ So In dem großen Königl. Garten Den 25. Junii Anno 1709. gehalten worden. Dresden [1709]. [Assum, Johann-Augustin:] Warhaffte Relation Vnd Historischer/ Politischer/ Höftlicher Discours Vber DEß [... ] Herren Johann Friderichen/ Hertzogen zu Würtemberg vnd Teck [... ] Jungen Sohns Prinz Friderichen Angesteiter vnd Gehaltner/ Christlicher vnd Fürstlicher Kind=Tauff: Sampt darbey begangnem vnd glücklich vollendtem Fürstlichem Ritterlichem Frewden Fest zu Stuttgardten: Den 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. etc. Martij/ Anno 1616 [...]. Stuttgart 1616. Neudruck (Auszüge) in: Stuttgarter Hoffeste. Texte und Materialien zur höfischen Repräsentation im frühen 17. Jahrhundert. Hg. von Ludwig Krapf und Christian Wagenknecht. Tübingen 1979 (Neudrucke deutscher Literaturwerke N.F. 26), S. 358-425. Beschreibung der Feierlichkeiten, welche bei der Vermählung des Kronprinzen von Preussen Κ. H. mit der Prinzessin Elisabeth von Baiern Κ. H. so wie bei der Ankunft der Prinzessin Κ. H. in Berlin und an andern Orten Statt gefunden haben. Nach offiziellen Mittheilungen bearbeitet [...]. Berlin 1824. Besser, Johann von: Preußische Krönungs=Geschichte/ Oder Verlauf der Ceremonien/ Mit welchen Der Allerdurchlauchtigste/ Großmächtigste Fürst und Herr/ Herr Friderich der Dritte/ Marggraf und Churfürst zu Brandenburg/ Die Königliche Würde des von Ihm gestiffteten Königreichs Preussen angenommen/ [...]. Cölln an der Spree 1702. - Preußische Krönungs=Geschichte/ [...]. Aufs sorgfältigste beschrieben/ und im Jahr 1702. das erstemahl gedrucket/ itzo aber in diesem andern Druck an vielen Orten gebessert/ und mit denen darzu gehörigen Kupffern ausgegeben. Cölln an der Spree 1712. Burke, Edmund: A Philosophical Enquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful. Ed. with an introduction and notes by James Thompson Boulton. London, New York 1958. - Philosophische Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen. Übers, von Friedrich Bassenge. Neu eingel. und hg. von Werner Strube. 2. Aufl. Hamburg 1989 (Philosophische Bibliothek 324). Carrach, Johann Philipp: Grundsäze und Anmerkungen zur Käntnis des Teutschen Hofrechts. In: Wöchentliche Hallische Anzeigen 1755, Sp. 807-817, 823-832 und 844-853; 1757, Sp. 457^186, 489-499, 505-516 und 521-538. Denkmal gesetzt der Vermählung Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen Georg von Hannover [...] mit [...] der Prinzessin Marie von Altenburg [...]. Hannover 1843. Descartes, Rene: Die Leidenschaften der Seele. Französisch-deutsch. Hg. und übers, von Klaus Hammacher. Hamburg 1984 (Philosophische Bibliothek 345). Dilich, Wilhelm: Historische Beschreibung der Fürstlichen Kindtauff Fräwlein Elisabethen zu Hessen etc. Welche im Augusto deß 1596. Jahrs zu Cassel gehalten worden/ mit beygelegten Abrissen der Ritterspiele so damals vollnbracht [...]. Kassel 1598 [Nach-
257 druck unter dem Titel: Dilich, Wilhelm: Ritterspiele Anno 1596. Hg. und mit einem Nachwort vers, von Hartmut Broszinski und Gunter Schweikhart. Kassel 1986]. Felibien, Andre: Relation de la feste de Versailles Du dix-huitieme Iuillet mil six cens soixante-huit. Paris 1668. Förster, Friedrich: Vollständige Beschreibung aller Feste und Huldigungen, welche in den Königreichen Preußen und Baiern zur Höchsten Vermählungsfeier des Durchlauchtigsten Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preussen Κ. H. und der Durchlauchtigsten Prinzessin Elisa Ludovika von Baiern Κ. H. statt gefunden haben. [...] Berlin 1824. Furttenbach, Joseph: HALINITRO-PYROBOLIA. Beschreibung einer newen Büchsenmeisterey/ nemlichen: Gründlicher Bericht/ wie der Salpeter/ Schwefel/ Kohlen/ vnnd das Pulfer zu praeparieren/ zu probieren/ auch langwirrig gut zu behalten: Das Fewrwerk zur Kurtzweil vnd Ernst zu laboriren. [...]. Ulm 1627. Die Gedichte vom Rosengarten zu Worms. Hg. von Georg Holz. Halle 1893. Gehe, Christian von: Eines HEROLDS Kurtze Beschreibung/ Worinnen Beydes von denen Kayserl. und Königl. Cronen und derer Ursprung/ alß auch daraus entlehneten und herrührenden Laureä Heroldicä & Decantatoriä gehandelt wird [...]. Dresden 1668. Godefroy, Theodore: Le Ceremonial de France, ou Description des Ceremonies, Rangs, et Seances observees aux Couronnemens, Entrees, et Enterremens des Roys et Roynes de France, et autres Actes et Assemblies solemnes. Recueilly des Memoires de plusieurs Secretaires du Roy, Herauts d'armes, & autres. Paris 1619. Graciän, Baldasar: Balthasar Grecians Oracul, Das man mit sich führen, und stets bey der hand haben kan. Das ist; Kunst=Regeln der Klugheit [...]. Aus dem Spanischen Original, welches durch und durch hinzu gefüget worden, ins Deutsche übersetzet, mit neuen Anmerckungen, Jn welchen die maximen des Autoris aus den gründen der Sitten=lehre erklähret und beurtheilet werden von D. August Friedrich Müllem. 3 Bde. Leipzig 17171719. Grosse, Carl: Über das Erhabene [1788]. Mit einem Nachwort hg. von Carsten Zelle. St. Ingbert 1990 (Kleines Archiv des 18. Jahrhunderts 9). Hardenberg, Friedrich von (Novalis): Das allgemeine Brouillon - Materialien zu einer Enzyklopädistik 1798/99. In: Ders.: Schriften. Hg. von Paul Kluckhohn und Richard Samuel. Bd. 3: Das philosophische Werk II. Hg. von Richard Samuel in Zusammenarbeit mit Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. 3., nach den Handschriften erg., erw. und verb. Aufl. in vier Bänden und einem Begleitband. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1983, S. 205^178. - Glauben und Liebe oder Der König und die Königin. In: Ders.: Schriften. Hg. von Paul Kluckhohn und Richard Samuel. Bd. 2: Das philosophische Werk I. Hg. von Richard Samuel in Zusammenarbeit mit Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. 3., nach den Handschriften erg., erw. und verb. Aufl. in vier Bänden und einem Begleitband. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1981, S. 473-503. Hennings, Justus Christian: Betrachtung über die Etiquette mit Anwendung auf die Präcedenz der Gesandten und Monarchen durch Beyspiele aus der Geschichte erläutert. In: Ders.: Veijährte Vorurtheile in verschiedenen Abhandlungen bestritten. Riga 1778, S. 1-144. Hobbes, Thomas: De homine. In: ders.: Opera philosophica quae latine scripsit omnia in unum corpus [...]. Hg. von William Molesworth. 5 Bde. London 1839-1845, Bd. 2 (1839), S. 1-132 - Vom Menschen. Vom Bürger. Hg. von Günter Gawlick. 2., verb. Aufl. Hamburg 1966 (Philosophische Bibliothek 158). Kant, Immanuel: Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen [1764], In: Ders.: Werke. Hg. von Wilhelm Weischedel. Wiesbaden 1957, Bd. I, S. 821-884. - Critik der Urteilskraft [1790], In: Ders.: Werke. Hg. von Wilhelm Weischedel. Wiesbaden 1957, Bd. V, S. 233-620. - Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis [1793]. In: Ders.: Politische Schriften. Hg. von Otto Heinrich von der Gablentz. Köln, Opladen 1965 (Klassiker der Politik 1), S. 64-96.
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267 -
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ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1:
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Feuerwerk anläßlich der Hochzeit Ludwigs VI. von Hessen-Darmstadt und Elisabeth Dorotheas von Sachsen-Gotha in Darmstadt (1667), Kupferstich aus: Beschreibung der Hochfürstlichen Heimführung. [Frankfurt am Main 1667] (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 107.18 Hist. [11]). 2: Tafelordnungsschema aus: Beschreibung aller Solennitäten Bey dem Hohen Vermählungs=Feste. Kassel [1740] (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 414 4°). 3: Feuerwerksaufbau in Frankenthal anläßlich der Heimflihrung Elisabeths von England in die Pfalz (1613), Radierung aus: Kurtze vnd eigentliche beschreibung. Frankenthal 1613 (Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 2° Bavar. 120). 4: Muster eines Feuerwerksaufbaus, Kupferstich aus: Joseph Furttenbach, Halinitro Pyrobolia. Ulm 1627 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 22 Bell. 2° [1]). 5: Feuerwerksaufbau anläßlich der Hochzeit Wilhelm Ludwigs von Württemberg und Magdalena Sybilles von Hessen-Darmstadt in Stuttgart (1674), Kupferstich aus: Vorstellung Stuttgartischer Jüngst=gehaltener Hochfürstl. Würtemberg=Hessischer Heimführungs=Begängnis. Stuttgart 1675 (Universitätsbibliothek Marburg: V m A 311). 6: Einzug Ludwigs VI. von Hessen-Darmstadt und Elisabeth Dorotheas von Sachsen-Gotha in Darmstadt (1667), Kupferstich aus: Beschreibung der Hochfürstlichen Heimführung. [Frankfurt am Main 1667] (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 107.18 Hist. [11]). 7: Invention (1609), Radierung aus: Balthasar Küchler, Repraesentatio Der Fürstlichen Auffzug vnd Ritterspil. Schwäbisch Gmünd 1611 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 4° 1152). 8 und 9: Invention mit versteckten Musikern (1617), Radierung aus: Esaias von Hülsen, Aigentliche Wahrhaffte Delineation vnnd Abbildung aller Fürstlichen Auffzüg vnd Rütterspilen. [Stuttgart 1618] (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 36.17.4 Geom. 4° [1]). 10: Ehrenpforte der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg anläßlich der Heimführung Elisabeths von England in die Pfalz (1613), Kupferstich aus: Beschreibung Der Reiß. Heidelberg 1613 (Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek: Sbc 7).
274 Abb. 11: Ehrenpforte in Oppenheim anläßlich der Heimführung Elisabeths von England in die Pfalz (1613), Kupferstich aus: Johann Theodor de Bry, Reprassentatio & Explicatio Duorum Arcuum Triumphalium. Oppenheim [1613] (Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek: Sbc 16). Abb. 12: Ehrenpforte in Neuburg an der Donau anläßlich des Einzugs Eleonora Magdalena Theresias von Pfalz-Neuburg (1676) Kupferstich von Johann Martin Lerch aus: Galeazzo Gualdo Priorato, Lettera. Wien 1677 (Bayerische Staatsbibliothek München: Res. 2° Germ. g. 51). Abb. 13: Ehrenpforte in Freiburg im Breisgau anläßlich der Brautheimführung Marie Antoinettes nach Frankreich (1770), Radierung von Peter Mayr aus: Beschreibung der Feyrlichkeiten. Freiburg im Breisgau 1770 (Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek: Sc 18). Abb. 14: Ehrenpforte in Stuttgart anläßlich der Einholung Elisabeth Friederike Sophias von Brandenburg-Kulmbach (1748), Kupferstich von Jakob Wangner aus: Wilhelm Friedrich Schönhaar, Ausführliche Beschreibung, Des=zu Bayreuth vorgegangenen Hoch Fürstlichen Beylagers. Stuttgart 1749 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 4° 1164). Abb. 15: Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz, Kupferstich in Punktmanier von Johann Friedrich Bolt nach Johann Friedrich Tielker aus: Louisens und Friederikens Ankunft und Vermählung in Berlin. Berlin 1794 (Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek: Sbb 19). Abb. 16: Der Bürgerhauptmann Christoff Wittiwer beim Empfang Marias von Bayern in Wien (1571), kolorierter Holzsschnitt aus: Heinrich Wirrich, Ordenliche Beschreibung des Fürstlichen Beylags oder Hochzeit. Wien 1571 (Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek: Sc 4). Abb. 17: Einritt adeliger Hochzeitsgäste in Hechingen (1598), Holzschnitt aus: Jacobus Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt. Augsburg 1599 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 66.4 Poet.). Abb. 18: Berittene Trompeter, Holzschnitt aus: Jacobus Frischlin, Drey schöne vnd lustige Bücher/ von der Hohen Zollerischen Hochzeyt. Augsburg 1599 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 66.4 Poet.). Abb. 19: Kanonen vor einer Stadt. Holzschnitt aus: [Blasius Brun,] Von dem herrlichen Einzug/ Hochzeit vnd freud. [1561] (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 237.4 Quod. [12]). Abb. 20: Empfang der Braut Renata von Lothringen vor München (1568), kolorierte Eisenradierung (Ausschnitt) von Nikolaus Solis aus: [Hans Wagner,] Kurtze doch gegründte beschreibung des Hochzeitlichen Ehren Fests. München 1568 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 2° 131).
275 Abb. 21: Hochzeitsbankett im Langen Saal der Neuen Veste in München (1568), kolorierte Eisenradierung von Nikolaus Solis aus: [Hans Wagner,] Kurtze doch gegriindte beschreibung des Hochzeitlichen Ehren Fests. München 1568 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 2° 131). Abb. 22: Palienrennen auf dem Schrannenmarkt in München (1568), kolorierte Eisenradierung von Nikolaus Solis aus: [Hans Wagner,] Kurtze doch gegriindte beschreibung des Hochzeitlichen Ehren Fests. München 1568 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 2° 131). Abb. 23: Wappen der Renata von Lothringen mit Wappenspruch, Holzschnitt aus: Heinrich Wirrich, Ordenliche Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt. Augsburg 1568 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 234.1 Hist. 2°). Abb. 24: Palienrennen auf dem Schrannenmarkt in München (1568), Holzschnitt aus: Heinrich Wirrich, Ordenliche Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt. Augsburg 1568 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 234.1 Hist. 2°). Abb. 25: Massimo Troiano, Kupferstich von Niccolö Nelli aus: Massimo Troiano, Dialoghi. Venedig 1569 (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: 158 Hist.).
PERSONENREGISTER
Albrecht von Brandenburg 96 Albrecht V. von Bayern 117-120,134f., 137, 147, 150-152 Amalie von Pfalz-Zweibrücken 97 Angot, Johann Hermann 69 Anna, Erzherzogin 117, 134, 137 Anna von Sachsen 77, 103 Anna Maria von Braunschweig 96 Anton von Sachsen 173 Artemidor von Daldis 105 Assum, Johann-Augustin 51 f. Ballino, Giulio 146 Berg, Adam 120, 144 Besser, Johann von 29-35, 53f. Betussi, Gioseppe 146 Beyer, Karl Christoph 99, 101 Biber, Heinrich Ignaz Franz von 76 Bolt, Johann Friedrich 93 Bonetti, Giovanni Jacopo 146 Bretschneider, Andreas 48 Bretschneider, Daniel 48 Brun, Blasius 47, 103, 109, 139 Burke, Edmund 24-26 Cacilia Renata, Erzherzogin 70 Campe, Joachim Heinrich 166, 169-173, 177f„ 181 Carrach, Johann Philipp 19, 26 Carrafa, Cesare 146 Christian Ludwig von Mecklenburg 68 Christina von Lothringen 118, 121, 125, 134, 145, 149 Christina Margarethe von Mecklenburg 68 Cisner, Nikolaus 97 Claudia de Medici 39 Claudian 103 Clementina, Erzherzogin 92 Cörbitz, Christoph von 74 Decker, Paul 30 Descartes, Rene 15-17 Dilich, Wilhelm 50, 54f„ 61 Ditmar, Johann 47,98f„ 104, 113f.
Dorothea von Lothringen 118f., 121 Dorothea von der Pfalz 118, 135 Dorothea Ursula von Baden 97 Eberhard von Württemberg 118, 135, 139 Eberhard III. von Württemberg 92 Elisa Ludovika von Bayern 164 Elisabeth von England 89 Elisabeth von Hessen-Kassel 61 Elisabeth Dorothea von Sachsen-Gotha 60, 86, 91 f. Ernst von Bayern 118 Fabricius, Andreas 120 Fabritius, Johann Ludwig 74 Felibien, Andre 54 Ferber, Wolfgang 105 Ferdinand, Erzherzog 118, 125, 135, 139 Ferdinand, Erzherzog 92 Ferdinand von Bayern 118,120,134,137,149 Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Lüneburg 68 Förster, Friedrich 46 Franz, Erzherzog 92 Franz von Sizilien 92 Friederike von Mecklenburg-Strelitz 92, 163, 167 Friederike Louise Wilhelmine von NassauOranien 166 Friedrich von Württemberg 69 Friedrich I. von Hessen-Kassel (König von Schweden) 53, 61 Friedrich I. von Preußen 30, 53 Friedrich II. von der Pfalz 97 Friedrich II. von Hessen-Kassel 60 Friedrich III. von Brandenburg, siehe Friedrich I. von Preußen Friedrich IV. von Dänemark 20f. Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar 98, 104, 114 Friedrich Wilhelm Π. von Preußen 166, 173, 178-180, 182 Friedrich Wilhelm III. von Preußen 156, 163f., 167, 178
278 Frischlin, Jacobus 83f„ 98f., 106-109, 111, 143 Frischlin, Nicodemus 38, 97-99, 101-103, 107, 112f. Fugger, Johann Jakob 145, 150 Georg II. von England 60f. Giovio, Paolo 149 Graciän, Baltasar 12, 18,21f. Glaser, Sebastian 75 Graminäus, Dietrich 38,47f„ 98 Grassis, Paris de 134 Grosse, Carl 155 Hachenberg, Paul 74 Hanau-Münzenberg, Philipp II. von 97 Hardenberg, Friedrich von 156-163, 182 Heidersheim, Marie Luise Albertine von 167 Helene von Pfalz-Simmern 97 Heliodor 167 Hennings, Justus Christian 19f. Hergershofer, Sebastian 108 Hobbes, Thomas 16f. Holst, Jürgen 57 Jakobea von Baden 98, 134 Johann II. von Pfalz-Simmem 97 Johann Friedrich von Württemberg 51f. Johann Jakob, Erzbischof von Salzburg 118, 135, 139 Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg 98 Kant, Immanuel 24, 27, 155, 163 Karl Π. von Innerösterreich 55f., 104, 118, 120, 125, 135, 139, 146, 153 Karl Albert von Bayern 76 Karl Georg August von Braunschweig 166 Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig 181 Kinsky, Graf 68 Klueger, Mathias Anton Johann 48 Klug, Kaspar 75 Küchler, Balthasar 55 Kummer, Joseph 92 Lamm, Marcus zum 68 Lasso, Orlando di 119f., 144, 149f., 152 Leiningen, Philipp II., Graf von 97 Leis, Johann Adam 75 Leopold, Erzherzog 39 Leopold I. 38 Lerch, Johann Martin 37 Lessing, Gotthold Ephraim 15 Liebpert, Ulrich 30 Lilien, Thomas Bernhard von 47
Lithocomus, Albert 98 Ludovica von Sizilien 92 Ludwig von Preußen 163, 167 Ludwig von Württemberg 103 Ludwig II. von Württemberg 97 Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt 60, 86, 91f. Ludwig XIV. von Frankreich 19 Lünig, Johann Christian 14, 17, 19 Luise von Mecklenburg-Strelitz (Luise von Preußen) 92, 156, 159, 163f„ 167, 178 Luise Dorothea Sophie von Brandenburg 53 Magdalena Sybille von Hessen-Darmstadt 92 Malegaire, Pierre Paul 149 Marci di Medici, Marzio, Bischof von Marsico 146 Maria von Bayern 56, 104, 120, 139 Maria von England 60f. Maria Amalia, Erzherzogin 76 Maria Antonia, Erzherzogin 90, 165 Maria Theresia, Erzherzogin 173 Marie Antoinette, siehe Maria Antonia, Erzherzogin Maximilian II. 132, 146 Mayr, Peter 90 Mendelssohn, Moses 15, 25f. Mergenthal, Walter von 118 Miranda, Giovanni 145 Moller, Bernhard 98 Moritz von Hessen-Kassel 61,68 Moser, Friedrich Carl von 180 Müller, August Friedrich 12,18, 21f. Nelli, Niccolö 149f. Newenstein, Johann Carl Edler von 77 Nicolai, Friedrich 15 Novalis, siehe Friedrich von Hardenberg Öttinger, Johann 47f., 50, 54 Olearius, Adam 55 Pseudo-Dionysius 151 Reinhard, Franz Volkmar 18 Renata von Lothringen 74, 104, 117-119, 121, 125-127, 134, 137, 146 Reusner, Nikolaus 147 Rocchetta, Agostino 146 Rohr, Julius Bernhard von 11, 22f., 43, 48 Rudolf II. 69 Sabinus, Georg 96, 98 Sacchi, Marco Antonio 146
279 Salaroli, Giulio 146 Schadow, Johann Gottfried 93 Schiller, Friedrich 155f„ 159 Schönhaar, Wilhelm Friedrich 90 Schülpli, Hans Jakob 48, 70-72 Schuster, Michael 76 Schwarzenberg, Graf 119, 142 Silliers, Jean de 149 Solis, Nikolaus 126f., 130, 142 Sonnenfels, Josef von 161 Sophia von Württemberg 98, 104 Sponrib, Wenzel 55f. Statius 103 Stopio, Niccolö 152 Theresia von Sizilien 92 Thomasius, Christian 15-17 Tielker, Johann Friedrich 93 Troiano, Massimo 36, 49, 117, 119f„ 144154 Turmair, Johannes, gen. Aventinus 147f. Tzschimmer, Gabriel 89 Ulhart, Philipp 132 Ulloa, Alfonso 146 Ulrike Eleonore von Schweden 61 Usque, Salomon 146
Vergil 102f. Wagner, Hans 48, 54, 79, 117, 120-130, 132f., 138, 140-142, 144, 146, 151 Waldburg, Otto Truchseß von, Erzbischof von Augsburg 118f., 135, 139 Weckherlin, Georg Rodolph 37, 48-51 Wentzel, Johann Friedrich 30 Wilhelm von Nassau-Oranien 77, 103 Wilhelm V. von Bayern 104, 117f„ 126f„ 134, 137f„ 144, 146, 149 Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel 61 Wilhelm Ludwig von Württemberg 92 Wilhelmina Ernestina von Dänemark 73f. Wirrich, Heinrich 47f„ 55,104f„ 107f„ 1 lOf, 117, 130-144, 146, 151 Wittiwer, Christoff 108 Wolff, Christian 11 Wolfgang, Johann Georg 30 Zaltieri, Bolognino 145 Zimmermann, Wilhelm Peter 57f. Zincke, Georg Heinrich 19f. Zollem, Karl von 74, 127, 149
ABBILDUNGEN
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Abb. 1: Feuerwerk anläßlich der Hochzeit Ludwigs VI. von Hessen-Darmstadt und Elisabeth Dorotheas von Sachsen-Gotha in Darmstadt (1667), Kupferstich aus: Beschreibung der Hochfürstlichen Heimführung. [Frankfurt am Main 1667],
284
34
S i e irnd) 6 « 23inicr bie J ö e r r n 3 ß a r | d ) a l ! e , unb blieben (leben, b i e b n e 21b* nebmenber J^anbfcbu, ferviren t?itt benen S i e f e n s unb Slbnebmung Der JÖtitbe gefd)el)en, a u $ | ϊ φ bie R a f f t e n niebergefe&er, unb Die jtt>et) # e r r n 9Jiar|d)ali le hinter baö £ > U V d ) ! ü l l d ) t K ] i t e SÖViUlt » geftellet; barauff folgeren fämbtltd)c jp>crrn ÜÄÖtiflrre, © e n e r a l ß unb £av>alteres, unb fteUetenft0 ebenfale bin« ter b i e S a f e l . S i e © r ö f f e unb g o r m berertoebnfen g e r e m o n i e n - £ d i f e i , ο υ φ n>ie bie J p c ^ p r f t l . 9)erfonen baran gefeiten, unb bie bepbe 93orfd)neiberS piaciret geroefen, geiget bet folgenbe Deutlich. •fiirflm ι >n gan& fei« nem © i l b e r , η α φ ber neueftenFacon verfertigten vaifeiie bret;
Abb. 2: Tafelordnungsschema aus: Beschreibung aller Solennitäten Bey dem Hohen Vermählungs=Feste. Kassel [1740].
285
Abb. 3: Feuerwerksaufbau in Frankenthal anläßlich der Heimführung Elisabeths von England in die Pfalz (1613), Radierung aus: Kurtze vnd eigentliche beschreibung. Frankenthal 1613.
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Abb. 4: Muster eines Feuerwerksaufbaus, Pyrobolia. Ulm 1627.
Kupferstich aus: Joseph Furttenbach, Halinitro
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A b b . 5: Fe tie rwerksaujbau anldßlich der Hochzeit Wilhelm Ludwigs von Württemberg und Magdalena Sybilles von Hessen-Dannstadt in Stuttgart (1674). K u p f e r s t i c h aus: Vorstellung S t u t t g a r t i s c h e r J ü n g s t = g e h a l t e n e r H o c h f ü r s t l . W ü r t e m b e r g = H e s s i s c h e r H e i m f ü h r u n g s = B e g ä n g n i s . Stuttgart 1675.
288
Abb. 6: Einzug Ludwigs VI. von Hessen-Dannstadt und Elisabeth Dorotheas von SachsenGotha in Darmstadt (1667), Kupferstich aus: Beschreibung der Hochfürstlichen Heimführung. [Frankfurt am Main 1667].
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Abb. 7: Invention (1609), Radierung aus: Balthasar Küchler, Repraesentatio Der Fürstlichen Auffzug vnd Ritterspil. Schwäbisch Gmünd 1611.
291
Abb. 8 und 9: Invention mit versteckten Musikern (1617), Radierung aus: Esaias von Hülsen. Aigentliche Wahrhaffte Delineation vnnd Abbildung aller Fürstlichen Auffzüg vnd Rütterspilen. [Stuttgart 1618],
Abb. 10: Ehrenpforte der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg anläßlich der Heimführung Elisabeths von England in die Pfalz (1613), Kupferstich aus: Beschreibung Der Reiß. Heidelberg 1613.
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Abb. 1J: Ehrenpforte in Oppenheim anläßHch der Heimführung Elisabeths von England in die Pfalz (161 j). Kupferstich aus: Johann Theodor de Bry, Repnesentatio & Explicatio Duorum Arcuum Triumphalium. Oppenheim [1613].
294
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Abb. 23: Wappen der Renata von Lothringen mit Wappenspruch, Holzschnitt aus: Heinrich Wirrich, Ordenliche Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt. Augsburg 1568.
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Abb. 24: Palienrennen auf dem Schrannenmarkt in München (1568), Holzschnitt aus: Heinrich Wirrich, Ordenliche Beschreybung der Fürstlichen Hochzeyt. Augsburg 1568.
310
Abb. 25: Massimo Troiano, Kupferstich von Niccolö Nelli aus: Massimo Troiano, Dialoghi. Venedig 1569.