Erinnerungen an den Feldzug von 1866 ; für das 2. Bataillon des 3. Garde-Regiments z. F.


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German Pages 73 Year 1868

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Erinnerungen an den Feldzug von 1866. ...
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ſchnellem Anlauf auf ſie, die ganz wie erſtarrt daſtanden...
nicht bei fich hätte; es wäre ihm aus der ...
ziemliche Anzahl Verwundete, auch wurde von einem kleinen ...
Hin und wieder lagen auch noch umgeſtoßene Wagen, geſtürzte ...
Prinz von Würtemberg. ...
Anhang. ...
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Erinnerungen an den Feldzug von 1866 ; für das 2. Bataillon des 3. Garde-Regiments z. F.

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Laurin Collection Hoover War Library

Erinnerungen

an den Feldzug von 1866.

Für das

2. Bataillon des 3. Garde- Regiments 3. F. im Auftrage zuſammengeſtellt 33 voit

R. v. Arnim , Hauptmann und Compagnie -Chef im 3. Garde-Regiment 3. F.

HANNOVER

Nebſt einem Holzſchnitt (nach einer Photographie) und einer Skizze der Ortſchaften zwiſchen Trautena u und Königgrät.

Hannover 1868. 3n Commiſſion der elwing'ichen Hof-Buchhandlung.

973,081

DELH 1

Laurin Collectio ? Hoove : Wai Linary

Erinnerungen an den Feldzug von 1866.

Für das

2. Bataillon des 3. Garde - Regiments 3. F. im Auftrage zuſammengeſtellt von

R. v. Arnim , Hauptmann und Compagnie -Chef im 3. Garde -Regiment z. F.

Nebſt einem Holzſchnitt (nach einer Photographie) und einer Skizze der Ortſchaften zwiſchen Trautenau und Königgräß.

;

Hannover 1868. In Commiſſion der Helwing'ſchen Hof-Buchhandlung.

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507881

Druck von Ph . 6. Göhin ann in Hairnover.

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Ochsenkopf XA.

Erinnerungen an den Feldzug von 1866.

1

Kameraden !

Zmei

;

wei Jahre ſind vorüber ; die Erinnerungen an die einzelnen Erlebniſſe jenes großen Jahres fangen ſchon hier und da an , unbe= ſtimmter zu werden ; ein neuer Nachwuchs hat ſich um die Fahne ge ſchaart, die bereits in zwei Feldzügen rühmlichſt vor dem Feinde entrollt worden, obwohl ſie erſt am 18. Januar 1861 geweiht und am 21. Januar dem Bataillon in ſeiner damaligen Garniſon Stettin feierlich übergeben worden .

Der Liedergruß , mit dem ſie im Kreiſe der Officiere damals empfangen wurde, hat ſich für ſie ſchon bewährt ; - darum, Kameraden , ehe die Darſtellung unſerer Erlebniſſe beginnt, ein Hurrah ! unſerm ſiegreichen , gnädigen König und Kriegsherrn , und ein Hurrah! unſrer Fahne , dem wir das damals an ſie gerichtete Lied hinzufügen wollen : /

1

2

Gruß an unſre Fahne. Am 21. Januar 1861 .

Gegrüsst,du Ehrenzeichen Aus meines Königs Hand ! Wir woll'n bon dir nicht leichen !

Führ uns, wir halten Stand ! Ja, schreit' uns, hoch gehoben , Voran, wir folgen gut, Sei's gegen Feindes Tober, Sei's gegen Aufruhrs Wuth !

Zwar kannst du nicht erzählen Vor altem Siegesruhm , Doch giltst du unsern Seelen Als theures Heiligthum ; Mir denken, auf dich schauend,

Der alten Kriegerpflicht; and du wirkst, uns bertrauend,

Ein stolzes : Wanket nicht! Fa, an drei Worte mahne

#ns stets auf Gut und Blut,

Du heil'ge Preussenfahne : „ An Tren', Geborsam, Muth!" Daran hängt unsre Ehre, Hängt unsre Siegeskraft; Das ist die rechte Wehre

Für dich, du Fahnenschaft ! So komm', du Ehrenzeichen Aus unsers Königs Hand ! +

Wir werder nimmer weichen

Von dir, wir halten Stand ! Gott, lass' uns bald dich zieren

Mit jungem Siegesruhm : Vor Preussischen Panieren Geh furcht und Schrecken um !

3

Und nun, ihr Jüngeren , ſeht euch einmal recht genau die Kreuze auf der Bruſt eurer ältern Kameraden an. Da leſ't ihr um den Na menszug Sr. Majeſtät herum die Inſchrift : „ Preußens ſiegreichem Heere“, und in den Feldern des Kreuzes ſelber ſteht: „ Gott war mit uns , Ihm ſei die Ehre." Ein Lorbeerkranz umgiebt die Mitte. Dieſe beiden Inſchriften ſollen uns begleiten bei unſern Erinnerungen. Wir wollen nicht uns ſelber verherrlichen und unſre Thaten , ſondern nur das Andenken derſelben befeſtigen , wie unſer gnädiger König ſelbſt

es auf Fahne und Bruſt befeſtigt hat ; aber in Allem laßt uns Gott die Ehre geben , der mit uns war , der uns zu den größten Anſtren gungen geſtärkt, der uns bewahrt und erhalten , und uns zu wunderbar 1

1

ſchnellem Siege geführt! Er hat uns ja gleichſam handgreiflich daran erinnert, daß Sein die Ehre iſt, als wir mitten im Siegeslauf plöglich von dem viel furchtbareren Feinde, der Cholera , ereilt wurden – als

wollte Er uns zeigen , wie es Ihm ein geringes ſein würde , noch auf der höchſten Höhe unſrer Siegesbahn uns plößlich in's Verderben hinab zuſtürzen !

Noch heut ſind ſie wie ein Wunder vor unſern Augen , jene groß artigen Veränderungen , die ein Kampf von wenig Tagen für Preußen und Deutſchland bewirkt hat ! Wir hatten gemeint, nur nach lang wierigem , blutigen Kriege könnte derartiges erreicht werden ! Und noch immer hat die Bewegung , die durch jene Zeit in Deutſchland hervor gerufen worden, nicht ihren Abſchluß erreicht. Die lezten Früchte und Folgen ſind noch nicht zu überſehn. Solchen gewaltigen Reſultaten gegenüber verſchwinden freilich voll ſtändig die Leiſtungen und Erlebniſſe einzelner Truppentheile. Um ſo mehr wird es aber für ſie zur Pflicht, die Erinnerung daran für ſich zu bewahren , den Mitlebenden zum Gedächtniß , den Späteren zu Nuß und Frommen, als ein Sporn und Mahnung für alle Zeiten zu gleicher Treue im Kleinen , gleicher Ausdauer und Unverdroſſenheit, zu gleichem 1

Todesmuth im Kampfe ! 1. '

Das Bataillon wird in Danzig mobil. Am 6. Mai kam die Ordre zur Mobilmachung. Das Regiment hatte bereits zur Kriegsbereitſchaft Reſerven eingezogen , ſo daß das Bataillon in dieſem Augenblick ſchon aus 55 Unterofficieren , 25 Spiel

leuten und 602 Grenadieren (incl. Lazareth = Gehülfen) Geſtand. Jeßt 1*

4

galt es aber aus den Provinzen Pommern und Preußen den Reſt der Reſerven , ſo wie 21 Train Soldaten einzuziehen , ferner 32 Pferde zur

Beſpannung der Bataillons-Wagen und zum Berittenmachen der dazu berechtigten Officiere und Aerzte zu beſchaffen, die erforderlichen Officiere und Unterofficiere ſofort an die Garde-Landwehr abzugeben , endlich das

Erſak -Bataillon und die Handwerker - Compagnie zu formiren , wozu außer Officieren und Unterofficieren auch Mannſchaften vom Stamm abzugeben waren.

Es giebt kein ſchmerzlicheres Gefühl für den Soldaten , als gerade !

in ſolchem Augenblick aus dem liebgewordenen Verbande ausſcheiden zu

müſſen . Aber der Soldat hat nicht über ſich ſelbſt zu verfügen ; er inuß ſeinem Könige an jeder Stelle dienen – und darum geht er — zwar mit ſchwerem Herzen, - aber ohne deshalb in der Art und Weiſe

ſeiner Pflichterfüllung das geringſte zu ändern. Am 11. begann die Formirung des Erſaz - Bataillons. Das Bataillon gab dazu zunächſt 1 Officier , 9 Unterofficiere, 4 Spielleute ,

und 69 Grenadiere ab.

Die Bataillons kammern wurden am 12 .

übergeben. Am 13., alſo 7 Tage nach erlaffener Ordre, traf ſchon der große Transport Reſerven ein, und zwar 30 Unterofficiere, 1 Spiel mann , 358 Grenadiere , 9 Train - Soldaten , 2 Lazareth - Gehülfen. 1

.

3 Unterofficiere, 14 Grenadiere des älteſten Jahrgangs wurden ſofort dem Erſak -Bataillon überwieſen. Am 20. gingen vom Bataillon 1 Hauptmann, 2 Lieutenants und 3 Unterofficiere zum Garde-Landwehr-Bataillon Rönigsberg ab. Das Bataillon hatte ſich bis zu dieſem Tage völlig ergänzt durch einzelne nachgekommene Mannſchaften und Train -Soldaten , ſo wie durch com

mandirte Landwehr-Officiere. Die Rompagnieen und der Stab waren völlig organiſirt und bereits täglich einerercirt mit feldmäßigem Gepäck; die neuen Rorporalſchafts - Führer und ihre Stellvertreter (meiſt Reſer

viſten ) waren mit ihrer Mannſchaft und mit dem innern Dienſt hin= reichend bekannt geworden ; die Pferde waren ſämmtlich vom Neuſtädter Kreiſe geſtellt und tarirt worden ; die Wagenpferde genügend eingefahren : ſo wurde denn am 20., dem Pfingſtſonntag , wo der Ausmarſch ſchon

nahe bevorſtand , für den evangeliſchen Theil des Bataillons (im Verein mit dem der andern beiden Bataillone des Regiments) ein legter Gottes= dienſt in der Marien-Kirche abgehalten , bei dem die Mannſchaft in warmen Worten zur Treue und ſtandhaften Ausdauer bis zum Tode

ermahnt, und nach dem Gottesdienſte, unter zahlreicher Betheiligung von Officieren und Mannſchaften, das heilige Abendmahl ausgetheilt wurde.

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Ein ſolcher Hinweis auf den vollen Ernſt des Krieges , und auf die Nothwendigkeit bereit zu ſein , jeden Augenblick vor Gott zu treten, erſchüttert nicht den Muth, ſondern im Gegentheil, ſtärkt und belebt ihn , mehr als die Anregung zu flüchtigem Kriegsjubel und zu eitler Ruhm begier. Es gilt ja im Ariege vor allen Dingen die Geſinnung in der Truppe zu befeſtigen : unter allen Umſtänden ſeine Schuldigkeit thun zu wollen ; dazu giebt dann Gott ſeinen Segen , und die rechte 1

Gottesfurcht bewahrt vor Zuchtloſigkeit und innerer Verwilderung.

Am 22. Nachmittags fuhren die Fouriere des Bataillons (1 Officier und per Compagnie 1 Unterofficier , 6 Mann , dazu ein Gefreiter als Stabsfourier) voraus , um für die Fahrt die nöthigen Vorbereitungen zur Beköſtigung des Bataillons einzuleiten und Quartier in Potsdam zu machen .

An demſelben Tage wurde die Kriegsausrüſtung des Bataillons beſichtigt und der Kriegszuſtand unter Trommelwirbel proklamirt. Am 24. früh 3/45 Uhr ſtand das Bataillon auf dem Bahnhofe zur Abfahrt bereit, und zwar rückte es im Ganzen aus in einer Stärke von 14 Officieren (8 Officierſtellen waren unbefekt, und rückten in dieſe die Feldwebel und älteſten Sergeanten ein), 78 Unterofficieren, 25 Spiel

leuten , 1 Arzt , 1 Büchſenmacher, 891 Gemeinen , 21 Train=Soldaten und 36 Pferden .

3 Unterofficiere und 8 Grenadiere blieben als krant vorläufig im Lazareth zurück.

Der Krankenſtand war in dieſer Zeit ein beſonders

günſtiger, ein Beweis für die gute Geſinnung in der Truppe und ihre Fähigkeit zur Ausdauer. Die Stimmung bei der Abfahrt war eine gehobene und erwar tungsvolle, aber durchaus fern von allem unnüßen Gelärm und Gejubel. 2.

Fahrt und Aufenthalt in Potsdam. Das Verhalten der Mannſchaft während der Fahrt war ein muſter haftes: kein Lärmen , kein Trunk ; Ordnung beim Aus- und Einſteigen

und bei der Vertheilung der Erfriſchungen. In Dirſchau wurde zuerſt 1/2 Quart Kaffee pro Kopf ausgegeben ; dann Nachmittags in Schneide mühl bei 2ſtündigem Aufenthalt Reis und Rindfleiſch als Mittagbrod. Am andern Morgen , den 25. um 5 Uhr, war. in Frankfurt a. D.

ein neuer längerer Aufenthalt zu körperlicher Reinigung und Kaffee. In Berlin wurde das Bataillon ſofort auf der Verbindungsbahn

6

vom Frankfurter Bahnhofe nach dem Potsdamer geſchafft, wo Se. Ercell.

der Diviſions-Commandeur, General-Lieutenant Hiller von Gärtringen , das Bataillon empfing. Er unterhielt ſich ſehr leutſelig mit den Offi cieren. Mit ſeinem Namen und mit ſeinem Blute iſt der Ruhm , den die erſte Garde Diviſion im Feldzuge erwarb, für alle Zeiten verknüpft;

ein jeder, der ihn kannte , wußte , daß es unter ſeiner Führung galt : entſchloſſen vorwärts zu gehn, zu ſiegen oder zu ſterben. Nach 11 Uhr Morgens traf das Bataillon in Potsdam ein und wurde in der Stadt bei den Bürgern einquartirt. Während des acht tägigen Aufenthalts in der Stadt wurde nicht nur täglich tüchtig in .

kriegsmäßiger Ausrüſtung erercirt und geübt, ſondern den Mannſchaften auch Gelegenheit gegeben , die Merkwürdigkeiten Potsdams , namentlich das Grab Friedrich des Großen in der Garniſon - Kirche, ſo wie die

herrliche Umgegend kennen zu lernen. Wirthe und Einquartierung rich teten ſich ſehr gut mit einander ein. Ein großer Theil der Mannſchaft wurde umſonſt beföftigt, und die gute Haltung , ſo wie das gute Be tragen außer Dienſt, vor dem Ausmarſch durch einen Commandantur Befehl ausdrücklich lobend hervorgehoben. Um 29., Morgens 9 Uhr, hatte die ganze Garniſon Parade vor Sr. Majeſtät dem Könige in voller Ausrüſtung. Es wurde zwei Mal vorbeimarſchirt, und Se. Majeſtät lobte die Haltung der Truppe und ſprach ſich den verſammelten Officieren gegenüber zugleich über den Ernſt der Lage aus , und daß Er erwarte , daß ein Jeder ſeine Schuldigkeit thun werde. Er mußte in unſern Geſichtern leſen, daß wir Seine Er= 1

wartung nicht täuſchen würden ; ſo wie Er auf uns mit Vertrauen ſah,

ſo wir auf Ihn mit vollſter Hingebung und ſtiller, aber warmer Be= geiſterung.

In der Nacht zum 2. Juni kam für die Fouriere plößlicher Bea fehl zum Abmarſch. Am Morgen des 3. ſollte das Regiment folgen. Die Drillichjacken und Zubehörſtüde zum Gewehr wurden in Potsdam zurückgelaſſen , um das Gepäck möglichſt zu erleichtern. Außerdem ver blieben im Potsdamer Lazareth 1 Spielmann und 11 Grenadiere

für ein Bataillon auf Kriegsſtärke ein ſehr günſtiger Krankenſtand. 3.

Von Potsdam bis zur Grenze. Am Morgen des 3. Juni , 3/46 Uhr , ſtand das Regiment im Luſtgarten zum Abmarſch bereit. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz

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erſchien perſönlich zu Pferde, um das Regiment aus der Stadt zu führen und an ſich vorbeimarſchiren zu ſehen. Aus der Haltung einer Truppe auf dem Marſche läßt ſich der Geiſt und die Zucht der Truppe oft mehr erkennen , als beim Ererciren. Man ſieht es jedem Mann leicht an, ob er ſich gehn läßt , oder ob er den feſten Willen hat , aus zudauern und Ehre einzulegen , und ohne ſolchen feſten Willen und Ehrgefühl wird keine Truppe vor dem Feinde etwas leiſten : das wird ſchon dem Rekruten eingeprägt, das lernt aber der Soldat vornämlich auf dem Marſche, – und da lernt man auch den Werth des Einzelnen

am beſten erkennen , wenn es gilt, mit brennendem Durſt und brennenden

Füßen wacker zu bleiben und den Muth nicht ſinken zu laſſen. Für dieſen Geiſt waren die erſten Marſchtage gleich ein beſonderer Prüfſtein. Die Hiße war ſchon früh Morgens erdrüdend , der Weg tiefer Sand, durch eine Riefernhaide, die keinen Luftzug durchließ. fm Ganzen zeigten ſich hierbei die Reſerviſten der jüngeren Mannſchaft an Ausdauer überlegen, wohl theils der größeren Erfahrung wegen , die ſie mehr auf den Sitz von Fußlappen , Stiefeln , Torniſter und Mantel

achten ließ , als auch , weil ſie von früher her ſchon größere Strapazen kannten und wußten, daß man viel mehr aushalten kann, als man ſelber glaubt. Aber wenn die jüngeren auch ſichtlich einen erſchöpfteren Ein= druck machten, ſo konnte man es den meiſten doch wieder anmerken, daß ſie ihre Ehre darin ſuchten , nicht auszuſpannen , - und mit Recht:

denn bleibt erſt Einer zurück , ſo wirkt ſein Beiſpiel gleich auf alle ſchlafferen Naturen, die bis dahin theils durch das gute Beiſpiel Anderer, theils durch Furcht vor Spott in Reih und Glied erhalten wurden. In jeder Truppe, auch in der beſten, giebt es inatürlich dergleichen , – aber s

ein paar Märſche – und die Zahl wird immer geringer; das Ver trauen zu fich ſelbſt ſteigert ſich , auch das Schamgefühl, den Andern gegenüber; oder die thatſächliche Erſchöpfung der Kräfte führt eine Erkrankung herbei, beſonders wenn noch Unvorſichtigkeit hinzukommt /

und der Mann kommt ins Lazareth, aus dem er oft erſt wieder her vorgeht, wenn Alles vorbei iſt — zu ſeiner ewigen Beſchämung. -

Andre giebt es auch , denen es nicht an Ehrgefühl fehlt , aber die ihrer Kraft unſinniger Weiſe durch Schnaps in der Hiße aufzuhelfen geden ken, – und die gerade davon ſo dides Blut bekommen , daß ſie eine völlige Schlaffheit in allen Gliedern fühlen und mit dem beſten Willen nicht mehr vorwärts können : all ſolche Fälle kamen natürlich gerade bei dieſen erſten Märſchen am meiſten vor , wegen der ganz beſonders ungünſtigen Verhältniſſe.

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Es ſcheint mir hier am Plaß , überhaupt gleich die Erfahrungen, die wir auf unſern Märſchen machten , zuſammenzuſtellen. Die vier erſten Märſche bis zum erſten Ruhetag waren faſt die ſchwerſten im ganzen Feldzug und wurden doppelt ſchwer, da die Mannſchaft noch nicht einmarſchirt war. Das Bataillon hatte bis zum Ruhetag am 7. Juni 27 Lazarethkranke , und ein Mann , der Grenadier Brand

7. Compagnie , der bis dahin gar nicht über Erſchöpfung geklagt , war beim Ausgeben der Quartierbillets plößlich am Sonnenſtich beſinnungs los niedergeſunken und bald darauf geſtorben, ſo daß er der Civilbehörde zu Baruth zur Beerdigung übergeben werden mußte. Wer dieſe Märſche mit erlebt hat, wird erſtaunt ſein, daß die Zahl der Kranken verhältniß

mäßig eine ſo geringe blieb , und es iſt dies auch wohl nur dem guten Geiſt der Truppe und der Fürſorge der Officiere und Unterofficiere, ſo

wie der Aerzte und Lazarethgehülfen zu danken. Es wurde alles gethan, was die Erfahrung an die Hand giebt zur thunlichen Erleichterung des Marſches in großer Hike und zur Vorbeugung von Erkrankungen : Es wurde in Müße marſchirt, der Helm am Koppel, das Bajonett des Gewehrs am Faſchinenmeſſer, das Gewehr am Riemen ; es wurden die Rendezvous vermehrt und die ſchattigſten Pläße dazu gewählt; es

! 1

wurde nach Waſſer geſchickt, was bei trockner Hiße eine ganz unum =

gänglich nöthige Erquickung iſt, durchaus unſchädlich , wenn ſie nach .

viertelſtündiger Ruhe geboten , und gleich darauf weiter marſchirt wird. Um das Ausgeben der Quartierbillets weniger erſchöpfend zu machen ,

wurde entweder den Mannſchaften während dieſer Zeit das Niederlegen im Schatten geſtattet, oder es war vorher Sorge getroffen , daß es ſchneller von Statten ging , dadurch , daß die Fouriere nicht blos die Stärke der Compagnie ſondern auch die der einzelnen Korporalſchaften mitbekommen hatten und angewieſen waren , die Quartierbillets gleich korporalſchaftsweiſe zu ordnen , ſo daß dadurch das ganze Geſchäft des Ausgebens in ein Paar Minuten abgemacht war.

Um zu verhüten, daß im Quartier die Mannſchaft nicht gleich zum Schaden der Geſundheit auf das Waſſer ſtürze oder die glühenden Füße gleich ins Waſſer ſtecke, wurde theils ſcharfe Controlle geübt , theils vor dem Quartier längere Zeit geruht , ſo daß die Compagnie mehr abge fühlt ins Quartier rücte. Auch wurde möglichſt früh ausgerückt, bei 1

einzelnen Compagnien ein paar Mal ſogar Nachts marſchirt.

Abends war regelmäßig Appell zur Ermittelung und Feſtſtellung des Geſundheitszuſtandes.

Für die Füße wurde beſonders empfohlen,

fie Abends in kalt Waſſer zu ſtecken und das Schuhzeug zu wechſeln .

1

9

So mancher tüchtige Grenadier iſt mit wunden Füßen weiter marſchirt, was bei richtiger Behandlung im Quartier auch ſehr gut geht, ohne dadurch die Füße zu verſchlimmern.

Oft tragen ſchon geringe Erleichterungen ſehr zur Hebung der Kräfte

bei. Einer Compagnie wurde aus ihrem Quartier ein Wagen für die Schwachen entgegengeſchickt. Dieſer wurde aber dazu benußt, ſämmtliche Mäntel darauf zu legen ,

und dies, ſo wie ein Schluc Waſſer, gab

den Leuten , die noch ſo eben völlig erſchöpft ſchienen , neues Leben , ſo daß ſie völlig friſch in ihr Marſchquartier einrückten . Uebrigens ſollen Friedensmärſche vor Ausbruch eines Krieges zu gleich an die mitunter viel größeren Strapaßen des Krieges gewöhnen : es wurde alſo mit Recht darauf gehalten , daß die Erleichterungs -Maß= regeln nicht in Verwöhnung ausarteten .

Es wurde zum Beiſpiel vor

jeder Stadt der Helm wieder aufgefeßt, das Bajonett aufgepflanzt und im Tritt hindurch marſchirt, um durch die gute Haltung den unge brochenen ſoldatiſchen Sinn zu beweiſen. Der Oberft v. Knappſtädt

ließ die Compagnieen öfter in Ortſchaften ſo an ſich vorbeimarſchiren, um ihre Disciplin und Haltung zu prüfen , ſo z. B. im Städtchen Baruth.

Auch der Brigade-Commandeur, Oberſt v. Oberniß, ſah die

Compagnieen vor luđau. Am 8. rückte das ganze Bataillon geſchloſſen durch Veltſchau und am 9. nach kurzem Marichum 1,10 Uhr in Cottbus ein , wo es vier Tage blieb.

Auch hier wurde am Sonntag durch den Diviſions-Prediger Rogge Gottesdienſt abgehalten.

Die Zahl der Kranken blieb noch im Steigen. Für 6 Mann, die aus dem Lazareth entlaſſen waren , mußten 12 Mann und 3 kranke Pferde, lektere unter Aufſicht eines Grenadiers , in Cottbus zurüd bleiben.

Eine eiſerne 3tägige Portion wurde auf requirirten Wagen mit geführt und am 13. und 14. bis zur Eiſenbahn-Station Sommerfeld marſchirt. Von Sommerfeld fuhr das Bataillon , am 15., nachdem vorher

Menage, Rationen, Pferde und Wagen verladen worden , Abends 7 Uhr 40 Minuten auf der Eiſenbahn bis Brieg , wo das Bataillon am 16. früh /29 Uhr eintraf, nachdem die Leute in Breslau bei 2/2 ſtündigem Aufenthalt mit Kaffee beköſtigt worden waren. Von Brieg aus wurde ſofort weiter marſchirt in die noch ca. 11/, Meilen entfernten Quartiere,

wobei – eine günſtige Vorbedeutung - das Schlachtfeld von Mollwitz

10

paſſirt wurde , auf dem vor über 100 Jahren der erſte Sieg der Preußen über die Deſtreicher erfochten worden . Das Garde-Corps trat in den Verband der 2. Armee ; in den

Cantonnements wurden auf Befehl von jetzt ab kriegsmäßige Sicherun= gen, durch Doppelpoſten an den Ausgängen, die zur Nacht Loſung und Feldgeſchrei erhielten, getroffen. Die Compagnieen benugten die nächſten Tage in den Cantonnements

zu Uebungen im Feldwacht- und Patrouillendienſt, in Beſezung und Ver theidigung von Dertlichkeiten , ſo wie iin ſchnellen Zuſammenziehen bei Allarmirungen , wobei ſelbſtverſtändlich ein anderes Signal verabredet .

wurde, als das gewöhnliche Allarm -Signal.

Im Bataillons - Stabsquartier war jegt von jeder "Compagnie eine beſondere Ordonnanz zum Ueberbringen ſchleuniger Befehle ſtationirt. Es wurden alle wichtigen Befehle überhaupt nur Nachts überbracht, eine Einrichtung, die zwar für die Truppen läſtig, aber durchaus nothwendig iſt, wenn die Befehle geheim bleiben ſollen .

Am 21. Juni war der Tag, wo die Kriegserklärung an Deſtreich bei den Vorpoſten übergeben wurde, und wo ſich alle Corps der zweiten Armee von Neuem in Bewegung ſepten.

Um das Stopfen auf den Straßen zu vermeiden , hatte ein Theil der Truppen Morgens , der andere Nachmittags zu marjchiren ; unſer Bataillon rüchte um 3 Uhr Nachmittags aus und kam Abends 9 Uhr in ſein Marſchquartier Ober- und Nieder- Roſen .

Morgens 5 Uhr ging's ſchon wieder weiter nach Moſchwiß, wo das ganze Bataillon einquartirt wurde, ſo daß im Freien abgekocht werden mußte (was ſpäter immer geſchah ). Am 23. erreichte das Bataillon nach kurzem Marſch Proßan und hatte hier Ruhetag. . Während all dieſer Tage kamen nur leichte Erkrankungen vor, ſo daß die Erkrankten 1

1

bei der Truppe blieben.

Am 24. in Proßan wurde vom Major v. Barby im offnen Karree

die begeiſternde Proclamation Sr. Majeſtät des Königs „ An mein Volk " verleſen, ſo wie der erſte Armee -Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen , und von der Mannſchaft mit 3maligem ſchallenden ,

Hurrah ! darauf geantwortet.

Im Kreiſe der Compagnieen wurden noch aus dem Armee- Befehl des Feldzeugmeiſter Benedeck an die öſtreichiſche Armee , einzelne Stellen vorgeleſen , in denen mit Geringſchäßung von den preußiſchen Truppen geſprochen wurde : unſere Leute lächelten dazu und dachten im Stillen :

wir wollen's ihm ſchon zeigen, was an uns iſt!

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Der Aufruf lautet : An mein Volk !

In dem Augenblicke, wo Preußens Heer zu einem entſcheidenden Kampfe auszieht, drängt es Mich, zu Meinem Volke, zu den Söhnen

und Enkeln der tapfern Väter zu reden, zu denen vor einem halben Fahrhundert Mein in Gott ruhender Vater unvergeſſene Worte ſprach. „ Das Vaterland iſt in Gefahr !"

Deſtreich und ein großer Theil Deutſchlands ſteht gegen daſſelbe in Waffen ! Nur wenige Jahre ſind es her , ſeit ich aus freiem Entſchluß und ohne früherer Unbill zu gedenken , dem Kaiſer von Oeſtreich die Bundeshand reichte, als es galt, ein deutſches Land von frem = 1

der Herrſchaft zu befreien. Aus dem gemeinſchaftlich vergoſſenen Blute , hoffte ich , würde eine Waffenbrüderſchaft erblühen , die zu 1

feſter, auf gegenſeitiger Achtung und Anerkennung beruhender Bun desgenoſſenſchaft, und mit ihr zu all dem gemeinſamen Wirken führen würde , aus welchem Deutſchlands innere Wohlfahrt und

äußere Bedeutung als Frucht hervorgehen ſollte. Aber meine Hoff

nung iſt getäuſcht worden . Deſtreich will nicht vergeſſen, daß ſeine Fürſten einſt Deutſchland beherrſchten ; in dem jüngern, aber kräftig ſich entwiđelnden Preußen will es keinen natürlichen Bundesgenoſſen, ſondern nur einen feindlichen Nebenbuhler erkennen.

Preußen

ſo meint es — muß in allen ſeinen Beſtrebungen bekämpft werden, weil , was Preußen frommt, Deſtreich ſchade. Die alte unſelige Eiferſucht iſt in hellen Flammen wieder aufgelodert: Preußen ſoll

geſchwächt, vernichtet, entehrt werden . Ihm gegenüber gelten keine Verträge mehr, gegen Preußen werden deutſche Bundesfürſten nicht blos aufgerufen , ſondern zum Bundesbruch verleitet. Wohin wir in Deutſchland ſchauen , ſind wir von Feinden umgeben , deren

Kampfgeſchrei iſt: „Erniedrigung Preußens !“ Aber in meinem Volke lebt der gute Geiſt von 1813. Wer wird uns einen Fuß breit preußiſchen Bodens rauben, wenn wir

ernſtlich entſchloſſen ſind, die Errungenſchaften unſerer Väter zu wahren, wenn König und Volk durch die Gefahren des Vaterlandes

feſter als je geeint, an die Ehre deſſelben Gut und Blut zu ſeßen, für ihre höchſte und heiligſte Aufgabe halten. In ſorglicher Voraus ſicht deſſen , was nun eingetreten iſt, habe ich ſeit Jahren es für

12

die höchſte Pflicht Meines Königlichen Amtes erkennen müſſen, Preußens ſtreitbares Volk für eine ſtarke Machtentwickelung vor zubereiten. Befriedigt und zuverſichtlich wird mit Mir jeder Preuße auf die Waffenmacht blicken, die unſere Grenzen deckt. Mit ſeinem (

Könige an der Spiße wird ſich Preußen's Volk ein wahres Volk in Waffen fühlen! Unſere Gegner täuſchen ſich, wenn ſie wähnen, Preußen ſei durch innere Streitigkeiten gelähmt. Dem Feinde gegenüber iſt es einig und ſtark; dem Feinde gegenüber gleicht ſich

aus , was ſich entgegenſtand , um demnächſt im Glück und Unglück 1

vereint zu bleiben. Ich habe Alles gethan , um Preußen die Laſten und Opfer

eines Krieges zu erſparen , das weiß mein Volk, das weiß Gott, der die Herzen prüft. Bis zum legten Augenblice habe ich, in Gemeinſchaft mit Frankreich, England und Rußland, die Wege für eine gütliche Ausgleichung geſucht und offengehalten. Deſtreich hat nicht gewollt und andere deutſche Staaten haben ſich offen auf

ſeine Seite geſtellt. So ſei es denn. Nicht mein iſt die Schuld, wenn Mein Volk ſchweren Kampf kämpfen und vielleicht harte Bedrängniß wird erdulden müſſen : aber es iſt uns keine Wahl mehr geblieben !

Wir müſſen fechten um unſere Eriſtenz, wir

müſſen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des großen Kurfürſten, des großen Friedrich, das Preußen , wie es aus den Freiheitskriegen hervorgegangen iſt, von der Stufe herabſtoßen wollen , auf die ſeiner Fürſten Geiſt und Kraft, ſeines Volkes Tapferkeit und Geſittung es emporgehoben

haben. Flehen wir den Almächtigen, den Lenker der Geſchicke der Völker, den Lenker der Schlachten an, daß Er unſre Waffen ſegne ! Verleiht uns Gott den Sieg, dann werden wir auch ſtark genug

ſein , das loſe Band, welches die deutſchen Lande mehr dem Namen als der That nach zuſammenhielt, und welches jeßt durch diejenigen zerriffen iſt, die das Recht und die Macht des nationalen Geiſtes

fürchten, in andrer Geſtalt feſter und heilvoller zu erneuen. Gott mit uns !

Berlin, den 18. Juni 1866. gez.

Die zweite artig aufgeſtellt, gezogen werden die Gebirge, ſei

Wilhelm .

Armee war jeßt zwiſchen Schweidniß und Neiße der daß die einzelnen Corps in ſich ſehr ſchnell zuſammen = konnten , ſei es zur Vertheidigung der Hauptpäſſe über es zum Ueberſchreiten derſelben . Das 1. Armee -Corps 1

I

13

deckte den Paß von Landshut, unſer Corps hatte vor ſich den ſüdlichen Theil des Eulen-Gebirges mit dem Paß von Silberberg; das 5. Corps deckte die Grafſchaft Glaß und das 6. Corps auf dem linken Flügel ſtand in der Gegend von Neiße. Vom Feinde wußten wir nichts, aber beim Hauptquartier mußten doch genauere Nachrichten eingetroffen ſein , denn jeder hatte das Gefühl, daß es vorwärts gehen würde ,

ein Gefühl, das an ſich viel erhebender wirkt, als wenn man den Feind in einer beſtimmten Stellung abwarten ſoll. Fouriere wurden zwar nicht- vorausgeſchidt, aber doch erkannten 1

wir am Requiriren von Wagen für die 3tägige Verpflegung im Ba

taillon, daß am andern Morgen weiter marſchirt werden würde. Auch ſollten zur Erleichterung Helme und Faſchinenmeſſer zurückgelaſſen werden und waren ſchon behufs Verpadung abgegeben worden , als Nachts mit dem beſtimmten Befehl zum Marſch ein Gegenbefehl für dieſe lektere Maaßregel eintraf , ſo daß ſie noch vor dem Ausrücken am andern Morgen 1/24 Uhr ſchleunigſt wieder ausgegeben werden mußten. Um 6 Uhr ſollte das Bataillon beim Brigade - Rendezvous vor Silberberg - ca. 14/2 Meilen entfernt ſtehn , und legte dieſe Ent

fernung auch in der That in kurzer Zeit zurück. 4.

Die erſten Kriegsmärſche bis zum Schlachtfeld von Soor. Was iſt ein Kriegsmarſch ? erfahren.

Wir ſollten es von dieſem Tage ab

Die 1. Garde-Diviſion marſchirte ſelbſtſtändig für ſich, in 3 Brigaden à 4 Bataillone getheilt mit je einer Compagnie Jäger , einer Batterie und einer Schwadron für die Aventgarden - Brigade und das Gros, während die Reſerve - Brigade, zu der wir gehörten (nebſt unſerm 1. Bataillon und den beiden Grenadier -Bataillonen des 1. Garde- Regiments ), 2 Jäger-Compagnieen , 2 Batterieen und 2 Schwadronen zugetheilt erhielt. Die Bataillone und Compagnieen marſchirten dicht auf ; nur der Patronenwagen , der Medicinkarren und die Packpferde folgten jedem Bataillon unmittelbar, da ſie jederzeit nahe zur Hand ſein müſſen . Alle übrigen Wagen der ganzen Diviſion folgten als Bagage, unter beſondrer Bedeckung , an der Queue der Diviſion ; auch die zum Transport der

3tägigen Portion requirirten Verpflegungswagen, ſo wie die Marketender (dieſes in Feindesland eher ſchädliche als nüßliche Anhängſel der Truppen ). Daher konnten von dieſem Tage ab die lekteren bei keinem Hendezvous

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ſein , ſondern trafen erſt ſpät Abends bei der Truppe mit deren Ver

pflegungswagen ein, wenn die Verhältniſſe es überhaupt geſtatteten. Es war darum , wie bei jedem Kriegsmarſch , vorgeſchrieben , daß jedermann die Verpflegung für den Marſchtag in Brod oder Zwieback, Fleiſch oder Speck, Raffee, Reis u. . w. mit ſich führen müſſe. Es bleibt dahingeſtellt, ob dies immer geſchah. Wenigſtens hatten in den erſten Tagen die Mannſchaften es ſich lediglich ſelbſt zuzu 1

ſchreiben , wenn ſie am Schluß des Marſches oder Gefechts nichts als

etwas Kaffee und Reis bei ſich hatten und darben mußten , bis die Ver pflegungswagen angekommen waren. Später freilich änderte ſich die Sache dahin, daß bei den ununter

brochenen Vormärſchen die Verpflegungswagen der Truppen ihre aufge= zehrten eiſernen Portionen faſt gar nicht mehr ergänzt erhielten , und ſo die Truppen faſt ausſchließlich auf eine unzulängliche Requiſition ange wieſen waren . =

Da nämlich auf Kriegsmärſchen der große Proviant - Train der Truppe nur im Abſtande eines Tagemarſches folgen darf, ſo ergiebt ſich daraus , daß , nur wenn nach jedem dritten Marſchtag ein Ruhetag eintritt, die Ergänzung der eiſernen Portion regelmäßig eintreten kann, während , ſo oft der Ruhetag ausfällt, die Verpflegungswagen genöthigt ſein würden, jeden dritten Tag einen Doppelmarſch von 4 bis 6 Meilen auszuführen, was ohne Wechſel in den Vorſpannpferden gar nicht durch zuführen iſt.

Das iſt die Erklärung für unſere ſpäter eingetretene Brodnoth und für das Verderben ſo vieler Brode , die auf den Proviantwagen zwar nachgeführt wurden, aber die Truppe nicht erreichen konnten. Solchem Uebelſtande iſt in den meiſten Ariegen , wo es ſich um ſchnelle Vorwärtsbewegungen handelte , durch direkt angeordnete Requi ſitionen abgeholfen worden, namentlich iſt dies Sitte bei der franzöſiſchen Armee.

Und ſo mußte denn auch bei uns nothgedrungen das Requiriren

bald eine große Rolle ſpielen, und zwar natürlich in um ſo unzureichen derer Weiſe, je mehr die voran marſchirenden Truppen ausſchließlich auf ihre eigene Verpflegung bedacht waren , und gar keine Vorkehrungen trafen , die die Verpflegung der folgenden erleichterten (z. B. das Zu ſammenſchaffen von Mehlvorräthen zum Brodbacen u. dergl.). Es war darum kein Wunder , daß in Böhmen und Mähren beim Requiriren 1

1

Unregelmäßigkeiten vorkamen , um ſo mehr da die meiſten Dorfbehörden 1

und wohlhabenderen Bauern entweder geflohen waren oder wenigſtens

ihre Vorräthe in Sicherheit gebracht hatten , und ſchließlich die Vor- .

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gefekten , um nur Einiges für ihre Leute , die „ mit Verpflegung“ ein= quartirt ſein ſollten, zu erlangen, Haus bei Haus abſuchen laſſen mußten. .

Gottlob ! daß dennoch der preußiſchen Armee im großen Ganzen der Ruhm verblieben iſt, die Zucht und Menſchlichkeit auch unter to

ungünſtigen Verhältniſſen jederzeit bewahrt zu haben , und daß wirklich vorgekommene Erceſſe ſich in der Regel auf Nichtkombattanten zurück führen laſſen . Für dieſe wäre freilich eine beſondere Policei wünſchens werth ; denn es iſt eine alte Erfahrung: wer brav gekämpft hat , iſt

immer der menſchlichſte nach dem Siege , – aber wer hinterhergezogen

iſt, ſteckt voll Plünderungsſucht und ſucht ſein Mäthchen gern an Wehr loſen zu fühlen und dünkt ſich dabei ein Held zu ſein. Es ſei gleich hierbei erwähnt, zur Aufklärung der Begriffe über erlaubtes und unerlaubtes Requiriren : daß abſolut nur das

Requiriren erlaubt iſt, was von dem dafür verantwortlichen Vorge fepten ausdrücklich befohlen iſt, und worüber dieſer eine mit ſeinem Namen verſehene Quittung auszuſtellen hat , die ſpäter nach dem

Friedensſchluß zur Bezahlung in baarem Gelde eingereicht werden kann. gedes andre Requiriren iſt unerlaubt , und gehört unter den Kriegsartikel vom unerlaubten Beutemachen , und wenn gar Drohungen zur Anwendung gekommen ſind , unter den folgenden über Plün derung und Erpreſſung , worauf Feſtungsſtrafe und Verſeßung in die zweite Klaſſe des Soldatenſtandes ſteht, bei Avancirten Degradation. Der Soldat iſt verpflichtet, überall da zu bezahlen , wo ihm

nicht ausdrücklich das Requiriren befohlen iſt. Gerade in Feindes Land hat jeder eine Ehre darin zu ſuchen , den guten Ruf der Truppe zu bewahren , und wir dürfen ſagen , es iſt auch bei unſerm Bataillon .

nur ſehr ſelten zu Klagen in Bezug hierauf Anlaß gegeben worden,

und immer ſtreng dagegen eingeſchritten worden. Nach dieſer Abſchweifung aber zurück zu unſerm erſten Kriegsmarſch. Es fiel Sprühregen und die Nebel zogen über die Berge bei

Silberberg. So wurde uns zwar beim Weitermarſch der Blick in die herrlichen Thäler und Schluchten verdeckt, aber für die Marſchirenden war es ein Glück, daß ſie dieſen , oft recht ſteilen und ſchwierigen Paß nicht bei großer Hiße zu überſchreiten hatten . Der Marſch ging an dieſem Tage bis Volpersdorf , ungefähr 11/2 Meilen hinter Silberberg, und wurden hier von der Brigade enge Can= tonnirungen bezogen , gedeckt durch Dorfwachen .

Am 26. ſeşte die Brigade , da ſie in der Reſerve war , erſt um 1/29 Uhr den Weitermarſch in dem langen Neuroder Paß fort.

In

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dem lekten preußiſchen Städtchen , dem romantiſch gelegenen Neurode, war die ganze Bevölkerung auf den Beinen und verſperrte faſt die Straße. Eine Meile weiter, – und wir paſſirten hinter Tunſchendorf die Grenze. Die Regiments-Muſik war herausgetreten und ſpielte das

Preußenlied. Die Compagnieen defilirten mit Hurrah ! und im Lauf ſchritt, troß des ſchweren Torniſters, am Grenzpfahl vorbei.

In dem nächſten öſtreichiſchen Dorf, das wie ausgeſtorben ſchien , wurde etwas geraſtet und auf Befehl in den Gehöften Brod und Milch für die Mannſchaft requirirt. Dann wurde das öſtreichiſche Städtchen Braunau paſſirt, wo -

wir den erſten kriegeriſchen Anblich hatten, ein Paar leicht verwun dete Uhlanen vom 3. Garde-Uhlanen -Regimente, die einen Wagen mit

mehreren verwundeten und gefangenen Windiſchgräß- Dragonern eskortirten . Es hatte hinter Braunau der erſte Zuſammenſtoß mit einer öſtreichiſchen Dragoner -Patrouille Statt gefunden , und man ſah es den ſtolzen Ge=

ſichtern der Uhlanen an , daß ſie ſich wacker geſchlagen hatten. 1

In

gehobener Stimmung ging es noch 3/4 Meilen weiter bis Dittersbach , einem langgeſtreckten Dorf, wo die Hälfte der Brigade fich einquartirte, und das Bataillon am jenſeitigen Ende die Dorfwache gab.

Die achte

Compagnie , die zur Deckung der Bagage abcommandirt war , traf erſt mehrere Stunden ſpäter ein. Zum 27. ſtand ein doppelter Tagemarſch bevor, weil an dieſem Tage noch Eipel an der Aupa erreicht werden ſollte, um die Defileen dieſes Fluſſes mit drei Corps gleichzeitig zu gewinnen. Das 1. Corps ſollte ſich des Defilees von Trautenau , das 5. Corps weiter unterhalb des Defilees von Skalik verſichern. Da hier, ebenſo wie bei Trautenau , ein ernſtlicher Zuſammenſtoß mit dem Feinde zu erwarten ſtand, ſo war das Garde-Corps getheilt worden , um je nach Umſtänden gleichzeitig beide Corps unterſtüßen zu können . Die 1. Garde-Diviſion hatte Ver bindung mit dem 1. Corps zu halten, die 2. dagegen, mit der Reſerve Cavallerie, hatte weiter links auf Koſteleß zu marſchiren, um zur Unter ſtüßung des General Steinmez bereit zu ſein , dem noch das 6. Corps folgte, weil ihm gegenüber der Feind am ſtärkſten vermuthet werden mußte. Daheim im Vaterlande war ein allgemeiner Buß- und Bettag ausgeſchrieben worden , um den Segen Gottes für dieſe erſten größeren Kämpfe herabzuflehn , die zur ſelben Zeit auch für die Armeen des Prinzen Friedrich Carl und General Herwarth bevorſtanden . Bei uns war indeß über all dieſe Pläne tiefes Geheimniß. Wir ahnten • nur , daß uns ein großer Marſch bevorſtand, weil ſehr früh .

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ausgerüđt werden ſollte, und jede Compagnie drei Wagen zum Fahren der Torniſter zu requiriren hatte.

Es wurden demnach die Mäntel über die Schulter geworfen , das Kochgeſchirr mit einem Stück Speck und den Reis-, Salz- und Kaffee beuteln darin, am Mantel befeſtigt, die Patronenbüchſen und ein wenig Brod im Brodbeutel. Die Torniſter mit Stiefeln, Hemde und Pußzeug wurden wohlgemuth der Bagage übergeben ; nur die vorſorglichen

Capitaines d'armes verſahen ſich mit einigen Sohlen und Flecken und ein wenig Flickmaterial. Um 1/24 Uhr Morgens trat die Brigade an.

Es ging auf der

Chauſſee über Wekelsdorf, an den romantiſchen Adersbacher Felſen vorbei. Bei den im Thal gelegenen Mühlen fanden wir ſchon Huſaren ,

ſtationirt, die für uns Brod und Milch an verſchiedenen Stellen hatten

zuſammenſchaffen laſſen , ſo daß beim Rendezvous die ganze Brigade mehr oder weniger verſorgt werden konnte. Eine ſolche Art geordneter Requiſition iſt in jeder Beziehung zweckmäßiger und willkommener, als wenn jeder Truppentheil den Befehl hat , für ſich ſelber zu ſorgen,

da kommt die Infanterie mitunter ſchlecht weg, im Vergleich zur Caval lerie und Artillerie.

Vielleicht wäre es auch nicht ſo ſchwer zu bewerkſtelligen , wenn der

Avantgarde gleich Verpflegungsbeamte und Commando's mitgegeben würden , die für die nachfolgenden Truppen ſpeciell zu ſorgen hätten, wie es hier die Huſaren des Gros thaten.

Bei Qualiſch war das erſte Rendezvous für die ganze Diviſion. Wir langten , nach einem Marſch von über 3 Meilen, zwiſchen 9 und !

10 Uhr Vormittags dort an.

Es ſollte über 3 Stunden geruht werden,

um vollſtändig abkochen zu können. Da plößlich , als ſchon Waſſer geholt war , und die Mannſchaften eben kochen wollten , ertönte , wie es 1

chien , aus ziemlicher Nähe, Kanonendonner. 1

1

Im Augenblick war das

Waſſer ausgeſchüttet, der Anzug zurecht gerückt, und an die Gewehre getreten . Die Avantgarde ſekte ſich ſofort in Bewegung, als die Mel= dung kam, daß das 1. Corps mit dem Feinde engagirt ſei. Dicht auf folgten die Bataillone, immer auf der rechten Seite der Straße, ſo daß die linke frei blieb für Huſaren und Artillerie, die im ſchärfſten Trabe an uns vorbei an die Tete rückten. So ging's etwa 1 Meile weit;

das Geſchüßfeuer entfernte ſich immer weiter von uns, trozdem daß wir bereits an der Bagage des 1. Corps auf der Straße vorbeimarſchirten . Hinter dem Dorfe Parſchniß , wo die Straße nach Eipel ſcharf links

abbiegt, ſahen wir anſcheinend zwei geſchloſſene Brigaden auf der Wieſe 2

1

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gegen Trautenau zu in der Rendezvous = Stellung.

Wir ſekten die

Gewehre im ſchmalen Grunde zuſammen , während der Kanonendonner !

immer mehr ſich entfernte und verſtuminte. Es war mindeſtens 2 Uhr Nachmittags , als der Befehl kam zum Weitermarſch auf Eipel , da das 1. Corps die Unterſtüßung der Garde - Diviſion abgelehnt hatte. Es waren noch wenigſtens 2 Meilen bis Eipel und zulegt ſehr ſchlechter

Weg. Es mochte nahe an 8 Uhr Abends Ort erreichten , der im ſchmalen Aupa - Thal und ſteilen Schluchten liegt. Das Terrain ſo dauerte es noch eine geraume Zeit, bis

ſein, als wir endlich den zwiſchen anſehnlichen Höhen war ſchwer zu recognosciren ; wir unſern Bivouaks - Plaß

angewieſen erhielten , denn hier konnte natürlich von einer Dislocirung

im Orte ſelbſt nicht die Rede ſein. Wir benußten die Zeit, um ſehr gutes Bier, das von der Diviſion in der Stadt für die Truppen requi rict war, an die Mannſchaft zu vertheilen. Es fing ſchon an zu dunkeln, als der Oberſt v. Knappſtädt kam , um uns zu dem Fleck zu führen, auf dem das Regiment bivouakiren ſollte. Es ging durch die Stadt, die Höhen hinan in ein ſehr maleriſch gelegenes muldenförmiges Thal, in dem die Bivouat- Feuer ganz vor dem Feinde verborgen bleiben mußten . Es war gegen 10 Uhr , als die Mannſchaften endlich an den Feuern ſaßen , – aber die Verpflegungswagen und Marketender hatten wegen

der ſchwierigen Wege den Plaß nicht zu erreichen vermocht, - und ſo konnte zum Kaffee nur noch etwas Brod geſchafft werden , und dann gab ſich Alles der wohlverdienten Ruhe hin. 5.

Gefechte von Soor und Burgersdorf am 28. und 29. Juni. Um 1 Uhr Nachts fing es ſchon an unruhig zu werden im. Bivouak. Ein Ordonnanz - Officier des Generals von Bonin hatte die Nachricht

gebracht, daß das 1. Corps bei Trautenau zurückgeworfen wäre und den Rückzug auf Liebau angetreten hätte. Die öſtreichiſchen Vorpoſten wären bis über Barſchnit hinaus vorgeſchoben, hätten alſo die Verbin = dung zwiſchen dem 1. Corps und der 1. Garde - Diviſion unterbrochen . -

Eine Cavallerie - Patrouille, die unſrerſeits gegen Parſchnig worden war, hatte Feuer erhalten. Der Feind ſchien alſo licher Stärke bereits in unſrer rechten Flanke zu ſtehn und von dorther nicht unwahrſcheinlich. Um 1/22 Uhr wurde 1

vorpouſſirt in anſehn = ein Angriff an die Ge=

wehre getreten und die Brigade ſtand der weiteren Befehle gewärtig.

Seitens des General-Commando's erging ſofort an die 2. Garde- Divi

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fion bei Koſteleß der Befehl, auf Eipel zu marſchiren, aber es war vor

auszuſehn , daß ſie nicht vor 7 Uhr Morgens dort eintreffen könnte. Daher galt es eine Stellung im Norden von Eipel auszuſuchen, um den Anmarſch der Diviſion zu ſichern gegen etwanige Angriffe bon Parſchnit her.

Um 4 Uhr rückte die Brigade zur Beſeßung derſelben ab. Hier blieb unſer 1. und 2. Bataillon bis nach 6 Uhr zwiſchen Saugwiß und Schwadowiß in Poſition. Auf öftreichiſcher Seite blieb indeß alles ruhig, und als endlich die Teten der 2. Garde- Diviſion fich näherten , rückten unſere Bataillone wieder nach Cipel. Wir nahmen den kürzeſten

Weg : eine ſteinige, ſteile Schlucht hinunter , wo die Pferde nur mit Vorſicht geführt werden konnten. Bei Cipel , wo gehalten wurde, be grüßten wir die Avantgarde der 2. Garde- Diviſion.

Jeßt kam der Befehl zum Vorgehn durch Eipel. Unſere Avant garde war bereits angetreten , Gros und Reſerve ſollten dicht auf folgen

durch das lange, ſchmale Defilee von Kaatſch. Eine Schwadron des 1

3. Garde-Uhlanen -Regiments paſſirte hier bei uns, die am Tage vorher

bei Czernahora plößlich auf feindliche Cavallerie geſtoßen war, und in ſchneller Attake mit geringem Verluſt ſie total geworfen hatte. Nichts reizt die Kampfluſt mehr , als ein Zuſammentreffen mit einer Truppe, die bereits ſiegreich geweſen. Wir hofften , heut auch noch mit dem Feinde handgemein zu werden , denn ſchon hörte man bei der Avant garde Kanonenſchüſſe, aber plößlich kam der Befehl zum Kehrt

machen ; die Reſerve -Brigade ſollte abermals hinter Eipel Stellung nehmen. Es ſchien uns von ſehr böſer Vorbedeutung , daß der erſte Befehl vor dem Feinde „ Kehrt “ lautete. Mit zögernden Schritten ging 1

es zurück; die Stadt wurde wieder paſſirt, auch die Aupa auf einer

langen ſchmalen Laufbrücke, bis wir wieder an der Steinſchlucht ſtanden, wo wir am Morgen heruntergekommen waren .

Die 8. Compagnie

mußte ſie zuerſt erſteigen , dann die 7. , die 6., – aber ehe noch die 1

Höhe völlig erklommen war, hieß es Front ! und wieder zurück.

Die heldenmüthige Avantgarde unter Oberſt Keſſel ( auch die 9. und 10. Compagnie unſres Regiments ſind hierbei ſehr thätig geweſen) war nämlich auf Befehl aus dem Defilee von Raatſch zum Angriff gegen Staudenz vorgebrochen , hatte die erſten feindlichen Abtheilungen geworfen und ſtand im heftigſten Kampf anfangs mit einer, dann mit 2 Brigaden des 10. öſtreichiſchen Corps (Gablenz) , das auf dem Marſch von Trautenau nach Königinhof begriffen war. Es galt ſchleu nigſt die Avantgarde zu unterſtüßen. Die Abtheilungen hinter uns 2*

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waren bereits wieder im Vorgehn ; unſer Bataillon mußte ſo ſchnell als möglich folgen. Die 5. Compagnie paſjirte in Eile die Brücke, formirte fich und trat, ohne die andern abzuwarten, an. Die 6. und dahinter die 7. folgten im theilweiſen Lauf, trokdem ſich bei der Hiße ſchon Er ſchöpfung bei den Mannſchaften bemerkbar machte; die 8. Compagnie, die am weiteſten vorgeworfen war , konnte die andern erſt etwas ſpäter erreichen . Am Ausgang von Raatich ſahen wir das Schlachtfeld mit

dem brennenden Staudenz vor uns , aber der Feind war ſichtbar ſchon weit zurückgedrängt. Mitten durch's Getreide ging's nun an Staudenz vorbei, auf Burgersdorf. Hinter Staudenz paſjirten wir ein Holz, in dem ſchon ein Verbandplaß etablirt war , von Öſtreichiſchen und preußiſchen Ver

wundeten angefüllt, - ein Zeichen , daß wir zum eigentlichen Kampf zu ſpät kamen. Wir raſteten einen Augenblick, um Athem zu ſchöpfen , 1

denn die Mannſchaften , die am Tage vorher einen Marſch von 7

Meilen zurückgelegt hatten , und an dieſem Tage ſchon ſeit 9 Stunden bei großer Hike auf den Beinen waren und das Neußerſte geleiſtet .

hatten , um noch rechtzeitig zum Gefecht zu kommen , waren mit ihren

Kräften faſt zu Ende. Als wir, in Compagnie - Colonnen auseinander gezogen , gegen Burgersdorf vorgingen , ſahen wir vom Feinde , der ſich gegen den Königreich -Wald und gegen Pilnikau abgezogen, nur noch in größerer Entfernung zurückgehende Colonnen.

Seine Artillerie deckte den

Rückzug durch lebhaftes. Feuer, das aber keinen Schaden that. Beim weiteren Vorgehn jenſeits Burgersdorf wurden noch einige Schüſſe mit der ziemlich entfernten Arriere-Garde gewechſelt, ſo wie mit einer größeren Abtheilung, die von Trautenau herkam und ſich wahrſcheinlich verſpätet hatte, die aber auch, ſo wie ſie uns gewahr wurde, in der Richtung auf Pilnikau abbog.

Hierbei machten die 6. und 7. Compagnie einen guten Fang, indem ſie an einem Gehölz die Bagage-Wagen vom Regiment Mensdorf-Uhlanen verlaſſen fanden, und zum großen Glück auch Brodwagen darunter. Da die Wagen ſelbſt nicht gleich zurückgeſchafft werden konnten, wurde wenig ſtens das Brod, auf die Bajonette geſpießt , mit ins Bivouac bei Bur gersdorf genommen , wo es den Leuten ſehr zu ſtatten kam , da die 1

Verpflegungswagen erſt gegen Abend eintrafen. Durch Artillerie-Ge ſpanne wurden hernach die Wagen ſämmtlich geholt , auch ein Raſſen wagen mit 4000 Gulden , von denen der General-Lieutenant von Hiller 1

ſofort 2000 für die Lazarethe beſtimmte.

Der Tag von Soor, an dem unſer Bataillon zwar die Feuertaufe empfing, aber leider gar nicht in's eigentliche Gefecht kam, war für den

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Feldzug von nicht geringer Bedeutung. Er hob die Zuverſicht unſrer Truppen, denn es war gelungen , durch den Ungeſtüm des überraſchen

den Angriffs die Deftreicher förmlich zu zerſprengen und ſie trok ihrer großen Ueberlegenheit an Geſchütz (64 gegen 12) gar nicht zur wirkſamen Verwendung deſſelben kommen zu laſſen. Es wurde dadurch nicht nur die Scharte von Trautenau ausgewekt , und das 10. Corps auf einige Tage kampfunfähig gemacht, ſondern unſer Erfolg war auch die Ver anlaſſung, daß Feldzeugmeiſter Benedet feine Abſicht, 4 Armee - Corps ,

gegen den ſiegreichen General Steinmeß bei Skaliş zu vereinigen , auf= gab, und eine Stellung auf den ſteilen Thalrändern der Elbe zwiſchen Königinhof und Joſephſtadt bezog.

Röniginhof ſelbſt wurde ſchleunigſt

durch eine friſche Halb-Brigade, das Regiment Coronini, befekt, um die Bewegungen der öſtreichiſchen Corps zu decken. Unſere Leute waren ſämmtlich zu erſchöpft, um noch an dieſem

Tage den Feind zu verfolgen ; die Avantgarde, die faſt allein den eigent= lichen Kampf durchgeführt hatte , ſekte auf dem Schlachtfelde auch die Vorpoſten aus.

Zur Sicherung unſerer Flanke gegen Pilnikau wurde am Abend noch der Hauptmann von Lobenthal mit der 7. Compagnie auf Ober= Altenbuſch detaſchirt, wobei in einem Gehölz an 19 verſprengte und erſchöpfte Deſtreicher gefangen genommen wurden. Sie gaben ein kläg= liches Bild von Entmuthigung , doch wollten ſie ſich ſelbſt rechtfertigen mit ſchlechter Verpflegung und ſchlechter Führung. Die Detaichirung dieſer Compagnie mitten in der Nacht in jo koupirtem Terrain erſchien übrigens nicht ungefährlich. Doch heißt's da : nur keine Geſpenſter ſehn, ſondern dreiſt auf alles los. Man kann !

im Voraus gewiß ſein, höchſtens auf feindliche Patrouillen zu ſtoßen,

-

und träfe man ſelbſt auf feindliche Abtheilungen , ſo iſt nichts leichter, als ſie in der Nacht über die eigne Stärke zu täuſchen, und ſich ihnen .

nöthigenfalls allmählich zu entziehen. Der Hauptmann von Lobenthal verlor bei ſeiner Erpedition nur

einen Grenadier , der , wahrſcheinlich durch eigne Schuld , bei einer Pa Nach den ungewöhn trouille abkam und in Gefangenſchaft gerieth. lichen Strapazen des 27. und 28. lag der Schlaf wie Blei auf allen .

Gliedern.

Doch die Morgenkühle trieb ſchon vor Sonnenaufgang einen

Theil der Mannſchaft an's Feuer, um ſich den Kaffee zu kochen. Plöß lich fallen , nicht weit von uns, Gewehrſchüſſe in unſerm Rücken. „ Was iſt das ? greift der Feind wieder an ? "

„ An die Gewehre !" heißt

das allgemeine Commando , und im Augenblick ſtehn die Compagnieen

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rangirt. Der Kaffee iſt im Stich gelaſſen : „ die woll'n uns den Zucker dazu verabreichen ,“ heißt es. Von unſerm Bataillon wurden ſofort die 6. Compagnie links und die 8. mehr rechts vorgeſchickt, dem Feind entgegen ; ein Zug ausge= 1

fchwärmt voran.

Ganz auf dem linken Flügel war die 2. Compagnie

(Pr. Lieutenant von Löwenfeld) ; deutlich zu ſehn war noch nichts, denn es dämmerte eben , aber das Blißen der Schüſſe und das Pfeifen der Kugeln zeigte genugſam, in welcher Richtung der Feind ſtand. Es war ein ſanfter Höhenrücken , gegen den ſofort , nach wenigen Schüſſen , an .

1

gelaufen wurde. Der Feind wich dem Anlauf aus und wurde verfolgt

in der Richtung auf Rogniß und Staudenz. Gegen lekteres Dorf folgte der Hauptmann b. Derenthall mit der 8. Compagnie , und ſtieß hier mitten im Dorf auf eine große Zahl Oeſtreicher, die auf den lauten

Zuruf des an der Tete befindlichen Sergeant Lanthe : „ die Waffen weg zuwerfen !!"“ fich der 8. Compagnie ergaben. Es waren 6 Officiere und an 250 Mann vom Regiment Airoldi.

3m Ganzen wurden der Re

giments- Commandeur, 15 Officiere und 394 Mann gefangen genommen. Sie waren am Tage vorher abgeſchnitten worden, und hatten ſich nach

Beendigung des Kampfs verſteckt gehalten, was ihnen in dem bewaldeten Terrain um ſo leichter wurde, da in Folge der Uebermüdung der Truppen eine gründliche Abſuchung der Gehölze verabſäumt war. In der Nacht waren fie indeß bei dem Verſuch, ſich hinter unſerm Rücken durchzu ſchleichen, von einer Feldwache des 1. Garde-Regiments entdeckt, und es war auf ſie gefeuert worden . Der ſofortige ſchnelle Angriff hatte ſie dann vollends entmuthigt, ſo daß ſie ein Durchſchlagen für unmöglich

hielten und den ferneren Widerſtand aufgaben ; -- ein Beweis, welche Rolle das moraliſche Element im Kriege ſpielt. Nach dieſem kleinen Gefecht, wo wir ſehr günſtige Poſitionen im erſten Anlauf gewonnen !

hatten , fingen wir an , uns den Deſtreichern thatſächlich überlegen zu fühlen. Die 8. Compagnie rückte triumphirend mit ihren Gefangenen in's Bivouac, und wurde hernach zur Escortirung des geſammten Trans ports nach Trautenau commandirt. Die 6. Compagnie war noch weiter vorgegangen zur Abſuchung des Terrains, und als ſie keine Spur vom Feinde mehr fand , wurde im Zurückgehn das Feld nach Verwundeten und Todten abpatrouillirt.

Erſtere waren aber ſchon zurückgeſchafft; nur

Leichen lagen noch da , vorzugsweiſe Deſtreicher, aber auch vom Tage

vorher noch einige vom 2. Garde- Regiment und ein Grenadier der 2. Compagnie , der an dieſem Morgen durch eine Gewehrkugel getödtet war, – der einzige Verluſt des Tages. Die Namen dieſer Gebliebenen

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wurden aus ihren Sachen ermittelt , und , was ſie noch an perſönlichem Eigenthum bei ſich hatten , aufgehoben , und gleich nachher an den bez treffenden Truppentheil abgegeben zur Ueberſendung an die Angehörigen. Es iſt für dieſe ja immer ein großer Troſt, ſolche Andenken zu empfan gen, die ihnen zugleich das ſicherſte Zeichen dafür ſind, daß die Leichen ihrer Gebliebenen nicht ohne weiteres verſcharrt, und wohl gar von .

Nichtswürdigen geplündert ſind, ſondern daß ihnen von treuen Kameraden

die lekte Ehre erwieſen worden. Heilige Ehrfurcht vor den im Kampf Gebliebenen ! das iſt die Geſinnung jedes braven Soldaten ; und darum wird auch , wo es irgend geht , Reiner in die Erde geſenkt ohne eine gewiſſe Feierlichkeit, die Zeugniß ablegt ebenſowohl von der kamerad

ſchaftlichen Trauer , als von der Ehre, die den Todten gebührt. Dieſe heilige Pflicht wurde auch hier erfüllt , und dann in's Bivouac zurück= marſchirt. 6.

Königinhof. Der Morgen des 29. verging noch in den mancherlei Geſchäften, die nach einem Kampf beſorgt werden müſſen : die Sorge für die Ver wundeten , das Zuſammenſuchen der Leichen behufs ihrer Beerdigung, das

Sammeln der auf dem Schlachtfeld herumliegenden Waffen und Aus rüſtungsſtücke.' Unſer Bataillon hatte hierfür vorzugsweiſe die Comman = do's zu ſtellen, da es an dieſem Tage zur Deckung der Bagage beſtimmt war, während der Reſt der Diviſion zur Verfolgung des Feindes im Lauf des Vormittags auf der Chauſſee gegen Königinhof vorbrach. Erſt Nachmittags 3 Uhr konnte die Bagage folgen ,, - ein Wagenzug von ca. 1/2 Meile Länge. Die 5. und 6. Compagnie, die an " der Queue zu marſchiren hatte , kamen darum auch erſt viel ſpäter zum Aufbruch.

Wir ſahen auf der erſten Strecke eine Menge fortgeworfener öſtrei chiſcher Torniſter , ein Zeichen für ihren eiligen , regelloſen Rückzug. Später aber kamen wir an verlaſſenen Hüttenlagern vorbei, aus Strauch werk und Zweigen mitunter recht ſolide conſtruirt , offenbar nicht von derſelben Truppe, die vorher ſo eilig zurückgegangen. Bald ertönte vor uns wieder Kanonendonner , – die Bagage ſtopfte ſich und mußte parkiren : d. h. neben der Straße auf einen beſtimmten Fleck auffahren, die Wagen dicht neben einander, die Straße freigelaſſen, was immer geſchehn muß, ſobald vorn Gefecht iſt. Zum Glück für

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unſre Ungeduld blieb der Kampf bei Königinhof fortgeſeßt in raſchem Vorgehn, ſo daß wir nach einiger Zeit wieder folgen konnten. Königinhof war durch die Bataillone der Avantgarde und durch Jäger geſtürmt worden , der größere Theil des Feindes gefangen , der Reft über die Elbbrücke zurückgeworfen und die lektere von uns beſegt worden .

Wir kamen Abends bei völliger Dunkelheit in unſer Bivouac bei Königinhof, am Saum eines herrlichen Laubwaldes gelegen , mit dem freien Blick über das breite Elbthal bis zu den jenſeitigen ſteilen und 1

dichtbewachſenen Thalrändern . Am 30. war Ruhetag ; wir bauten uns Hütten , gleich denen, die

wir am Tage vorher geſehn , was dem Bivouac ein gar freundliches, luſtiges Anſehn gab, und ſchneller hergeſtellt war, als wir ſelber gedacht, ſo daß jeder Einzelne gegen Sonne und Witterung geſchüßt war. Es wurden die verſchiedenen Ereigniſſe lebhaft beſprochen , auch was man von den Siegen des Prinzen Friedrich Carl und des General

Steinme gehört; ja, ein Gerücht wollte ſogar ſchon von der Capitula tion der Hannoveraner bei Langenſalza wiſſen, die in der That am Tage vorher ſtattgefunden .

Es war wunderbar, wie günſtig Alles verlief ; es konnte berechnet werden , daß in den verſchiedenen Kämpfen ſchon 5 bis 6 verſchiedene öftreichiſche Corps , das ſächſiſche mit einbegriffen , glänzend geſchlagen worden , alſo faſt 3/4 der ganzen Nordarmee.

Dann wurde nach den

jenſeitigen Höhen geblickt, wo man die öſtreichiſche Armee vereinigt vermuthete, wenigſtens deuteten in den Waldlichtungen beſtimmt erkenn= bare größere Geſchüß = Emplacements auf die Abſicht einer hartnäckigen Vertheidigung, und es wurden hier und da Anſichten über die Schwie

aber plößlich rigkeit der Forcirung einer ſolchen Stellung laut , richtete ſich die Aufmerkſamkeit wieder ganz auf unſere linke Flanke, wo ein lang anhaltender Kanonendonner in der Richtung auf Joſephſtadt uns Anfangs vermuthen ließ , der unermüdliche General Steinmetz habe das Bombardement der Feſtung begonnen , aber dies Mal klärte es - fich dahin auf , daß öſtreichiſche Artillerie eine nußloſe Schießübung gegen ſein etwas zu frei gelegenes Bivouac angeſtellt hatte, und ſich

nicht ſobald zufriedengab, da das 5. Corps nicht geſonnen war , dem feindlichen Feuer die Ehre anzuthun und den Bivouac = Platz zu ver ändern .

Am 1. Juli , dem erſten Sonntag in Feindes Land, war für

Evangeliſche wie Ratholiken wieder feierlicher Gottesdienſt, verbunden

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mit der Austheilung des heiligen Abendmahls, woran ſich auch dies Mal der größte Theil der Officiere und Mannſchaften betheiligte.

Es galt

ja, getroſt und zuverſichtlich der ſichtbar immer näher rückenden blutigen Entſcheidung entgegenzugehn ! Und in der That kamen wir noch an dieſem ſelben Tage ihr um einen ſehr wichtigen Schritt näher , denn plößlich war von den Vor- .

poſten die Meldung gekommen , daß die jenſeitigen Höhen von den Deſtreichern geräumt worden , und General Alvensleben mit ſeiner Bri gade (die jeßt die Avantgarde hatte) nahm ſofort von der verlaſſenen Stellung Beſig. Wir waren ſomit Herren der oberen Elbe geworden, und konnten ungehindert unſere Verbindung mit der Armee des Prinzen

Friedrich Carl bewerkſtelligen ! Wir hatten dies den Erfolgen bei Gitſchin und dem weiteren Vor dringen der Armee des Prinzen Friedrich Carl zu danken , denn wenn der Feldzeugmeiſter Benedek in ſeiner vortheilhaften Stellung uns gegen= I

über ſtehn geblieben wäre, ſo feste er ſich am nächſten Tage einer kräf tigen Umarmung in Flanke und Rücken von Seiten des Prinzen Friedrich Carl aus ; und ſo leiſtete uns dieſer einen Liebesdienſt, den wir zum

Glück am 3. Juli ihm einigermaßen zurückgeben konnten. Es war für jedes Soldatenherz wahrhaft erquidend, dies glückliche Ineinandergreifen der großen Operationen ſo unmittelbar zu erleben ! Es legte eben ſo ſehr Zeugniß für die richtige Berechnung der Führer,

als für die Hingebung der Truppen ab. Es war uns bis dahin ganz unbegreiflich geweſen 1, warum wir al die ſchwierigen langen Gebirgs= defileen, wo oft ein Paar Geſchüße genügend erſchienen , um eine ganze Jekt ging Armee aufzuhalten , ſo ohne Widerſtand paſſirt hatten ? 1

uns eine Ahnung darüber auf.

Gerade durch unſre ſcheinbare Zerſplitterung, gerade dadurch , daß wir gleichzeitig auf ſo verſchiedenen Punkten eindrangen , um uns erſt jenſeits zu vereinigen , war es dem Feinde ganz unmöglich gemacht, die vortheilhafteſten Stellungen für ſich auszubeuten. . Es war thatſäche lich eine Vervielfältigung, keine Zerſplitterung unſerer Kräfte /

geweſen , denn das Vordringen all unſerer Colonnen war von vorn =

herein auf energiſches Zuſammenwirken und gegenſeitige kräftige Unter ſtüßung berechnet.

Se. Majeſtät der König ſelbſt übernahm nun von dieſem Tage an, wo die Vereinigung der zwei großen preußiſchen Armeen geſichert war, die unmittelbare Führung ſämmtlicher Corps in Böhmen.

Seine Ankunft, zunächſt bei der Armee des Prinzen Friedrich Carl,

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wurde uns kund gethan durch Verleſung des Allerhöchſten Armee-Befehls, der kurz vor der Abfahrt Sr. Majeſtät, am 29. in Berlin verfaßt, auf der Fahrt in der Stadt Reichenberg in Böhmen ſchleunigſt gedruckt worden war, und gleich darauf an die Armee vertheilt wurde. Er lautete :

,,Soldaten Meiner Armee !

Ich begebe mich heute zu Euch , Meinen im Felde ſtehenden 1

braven Truppen , und biete Euch Meinen Königlichen Gruß.

In wenigen Tagen ſind durch Eure Tapferkeit und Hingebung Reſultate erfochten worden , welche ſich würdig anreihen an die Großthaten unſerer Väter. Mit Stolz blicke ich auf ſämmtliche

Abtheilungen Meines treuen Heeres, und ſehe den nächſten Kriegs ereigniſſen mit freudiger Zuverſicht entgegen.

Soldaten ! zahlreiche

Feinde ftehn gegen uns im Kampfe. Laßt uns indeß auf Gott den Herrn , den Lenker aller Schlachten , und auf unſere gerechte Sache bauen ! Er wird durch Eure Tapferkeit und Ausdauer die ſieggewohnten preußiſchen Fahnen zu neuen Siegen führen. Wilhelm ."

Ein lautes Hurrah ! rief die Verlejung dieſer Worte hervor. Weiß

ſich doch jedes Preußenherz. doppelter Anſtrengungen fähig , wenn es unter den Augen ſeines Königs und Kriegsherrn kämpfen kann ! Und iſt doch jeder Preuße ſtolz darauf, zu wiſſen , daß immerdar Preu= Bens Könige die Sache Preußens zu ihrer perſönlichen gemacht, daß ſie

immerdar bereit geweſen , voranzugehn mit dem Beiſpiel freudiger Hin= gabe von Leib und Leben für die Sache des Vaterlandes ! Noch am ſelben Tage rüdte unſre Brigade , die von nun ab das

Gros der Diviſion bildete, in Königinhof ein. Die Spuren des Kampfes waren in dem ſonſt ſo freundlich und maleriſch gelegenen Städtchen noch nicht verwiſcht. Die theilweiſe Verödung der Häuſer, die zerſprun=

genen Fenſterſcheiben , die erbrochenen Thüren und Läden , hinter denen oft nichts wie völlig leere Waarenbehälter zu ſehn waren , gaben ein trauriges wüſtes Bild. Es iſt zu hoffen, bei der guten Disciplin unſrer Truppen , daß es die eignen Beſiker waren , die hier vor dem Kampf alles Werthvollere ausgeräumt hatten , und dann ſelber aus Furcht ge= flohen waren ; denn da, wo die Eigenthümer zurückgeblieben , ſah.es

durchaus ordentlich und friedlich aus , und ſchien ſich ſchon ein gegen ſeitiger freundlicher Verkehr und ein ruhiges Kaufen und Verkaufen her geſtellt zu haben.

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Unſerm Bataillon wurde eine Häuſerreihe am Markt angewieſen zur Einquartierung, und jede Compagnie ſuchte ſich in ihren Räumen nach Kräften einzurichten , als bei beginnender Dunkelheit die 5. Com= pagnie Befehlerhielt , nach der Gradlißer Vorſtadt abzurücken , dort Poſten auszuſehen und Nachts Patrouillen die Elbe abwärts gegen Schurz zu ſchicken , und die 6.: auf Weiß-Tzremesno , 3/4 Meilen elb = /

aufwärts zu marſchiren , um durch Huſaren -Patrouillen von dort aus

die Verbindung mit dem von Arnau heranrückenden 1. Corps , ſo wie über Miletin mit der Armee des Prinzen Friedrich Carl aufzuſuchen. Ein Führer wurde der Compagnie bei der Dunkelheit mitgegeben , und der nächſte Weg auf der Chauſſee verfolgt, eine Section dicht vor der

Compagnie als Vorfrupp und eine Section dicht dahinter als Nachtrupp. An der Ruhe, die überall herrſchte, ſo wie an der Gleichgültigkeit, mit der man uns ſelbſt in Weiß - Tzremesno ankommen hörte , war von vornherein zu erkennen , daß kein Feind in der Nähe ſein könnte. Dennoch wurden die nöthigen Poſten ausgeſtellt , ſogar einige Einrich tungen zur Vertheidigung getroffen und die Bewohner des Dorfs durch Patrouillen überwacht. Stroh und Holz für die am qußerſten Gehöft

des Dorfs lagernde Compagnie wurde requirirt, ſonſt aber alle Be= dürfniſſe baar bezahlt. Die Folge davon war , daß wir mit allem , was wir nur wünſchen konnten , reichlicher verſorgt wurden , als jemals im Feldzuge, gegen eine ſehr geringe Vergütigung. Wer weiß , ob unſre Armee nicht überhaupt ſpäter weniger Mangel gelitten haben würde, wenn wir im Anfang mehr mit bagrem Gelde als mit Requiſitions

Scheinen bezahlt hätten ! – Die Bevölkerung hätte ficher Zutrauen ge faßt, und nicht die Lebensmittel zu verbergen geſucht. So wie es jekt ſtand , kamen wir bald zu kurz , und gerade die Aermſten in der Bea völkerung verloren ihr Lebtes, denn die Reicheren fanden Zeit und Mittel, ihre Vorräthe in Sicherheit zu bringen.

Die Huſaren -Patrouillen brachten inzwiſchen bald die Meldungen , 1

wo die nächſten Abtheilungen des 1. Corps und der Armee des Prinzen

Friedrich Carl ſtänden. Somit war die geſuchte Verbindung hergeſtellt, und die Compagnie erhielt Befehl, wieder nach Königinhof zu rücken . An demſelben Tage war Se. Königliche Hoheit der Kronprinz mit feinem Hauptquartier in Königinhof eingerückt.

Er begrüßte hier das

Bataillon zum erſten Mal nach den legten denkwürdigen Tagen , denn bis dahin hatte er ſich meiſt bei dem 5. Corps aufgehalten , als dem wichtigſten Flügel ſeiner Armee.

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Die 7. und 8. Compagnie verließen die Stadt und bezogen ein Bivouac hinter derſelben. Am Abend ſtieß auch die 6. wieder zu ihnen. Der Abend und die Nacht waren regneriſch und kühl.

Der 3. Juli. Der Morgen des 3. Juli brach unter fortgeſeptem feinen Regen Die Mannſchaften des Bataillons waren zeitig munter und hatten ſich um die Feuer geſammelt , um ihren Kaffee zu kochen. Niemand ahnte wohl , daß der Tag ſo glorreich und entſcheidend für die ganze Armee und ſpeciell auch für das Bataillon enden würde , doch gab das Bewußtſein der glüdlich bewerkſtelligten Vereinigung der drei Armeen, ſo wie die bisherigen unerwartet großen Erfolge jedem Einzelnen eine gute Zuverſicht zum weiteren Gelingen , und für das Bataillon galt es nur einen Wunſch, noch Gelegenheit zu ſolchen Thaten zu finden , wie ſie bereits von den meiſten andern Truppentheilen vollbracht waren . Dieſe Gelegenheit ſollte dem Bataillon in reichem Maaße am heutigen an .

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Tage geboten werden, - unverhofft und über alle Erwartung glänzend.

Die Erinnerung an dieſen Tag iſt mit bleibendem Kuhm an unſere Fahne geheftet, und wird , ſo Gott will, bis in die ſpäteſten Zeiten dem Bataillon vorleuchten, zu ähnlichen Thaten anſpornend, unvergeßlich zu gleicher Tapferkeit und Ausdauer mahnend !

!

1

Von 7 Uhr an bereits wurde im Bivouac entfernter , ununter

brochener Kanonendonner gehört, aber noch ahnte Niemand darin den

Anfang einer großen Schlacht; ſelbſt, als etwa um 8 Uhr das Bivouac allarmirt wurde, wußten wohl nur die höchſten Führer , worum es ſich dies Mal handelte. Die bisherige Erfahrung , daß die Deſtreicher nie mals lange ihre Stellung behauptet hatten , ließ in uns gar nicht den 1

Gedanken aufkommen , daß wir zu einem ſo entfernten Gefecht noch zu rechter Zeit kommen würden . Doch waren mit größter Schnelligkeit die

Mäntel gewickelt, die bereits gereinigten Kochgeſchirre daran geſchnallt, die Torniſter auf die Wagen gepackt, und leider mit gewohnter Sorg loſigkeit nicht einmal überall daran gedacht, den Brodbeutel und das 1

Rochgeſchirr mit reichlichem Mundvorrath zu verſehn.

Die 6., 7. und 8. Compagnie vereinigten ſich bei der Gradliger Vorſtadt mit der 5. und paſſirten den Markt von Königinhof , wo ſich das Bataillon in der Marſchordnung dem 1. Bataillon des 1. Garde Regiments anſchloß. Von der Bagage folgten nur die Patronenwagen 1

1

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ſpäter; alles übrige blieb bei Königinhof zurück. Die Brigade Oberniß bildete, wie bereits bekannt, das Gros der 1. Garde-Diviſion.

Wir marſchirten über die Elb - Brüde, dann am Bahnhof vorbei,

und erſtiegen auf einem chauſſirten Wege die ſteilen Abhänge jenſeit

des breiten Elb- Thals, auf denen wir noch überall die Stellungen er kannten , die bis vor wenigen Tagen von den öſtreichiſchen Batterien befekt waren. Auf der Höhe angelangt, kamen wir noch an einzelnen zurückgelaſſenen Commando's unſerer Avantgarde vorbei, die ſchon ſeit etwa einer Stunde im vollen Vorrücken war. Unaufhaltſam ging es I

auf den durch den Regen aufgeweichten Lehmwegen dem Kanonendonner nach , der ſich immer weiter zu entfernen ſchien. Selbſt das Kreuzen mit der linken Flügel - Colonne der Avantgarde in der Gegend von

Dubeneß konnte den Marſch kaum aufhalten , indem die einzelnen Compagnieen jeden Zwiſchenraum benugten , um durchzueilen und ſich jenſeit wieder zu formiren . Der erſte Halt trat bei Chotoborek ein , nach einem Marſch von über 11/2 Meilen , um das Herankommen der

Reſerve-Artillerie und der Füſilier - Brigade abzuwarten , und zugleich die nöthigen Vorbereitungen zum Gefecht zu treffen. Jede Compagnie ließ die zu Krankenträgern ausgebildeten Mannſchaften austreten und vertheilte ſie bei den Zügen , ebenſo wie die Pionir-Mannſchaften und

die zum ſpeciellen Meldungsdienſt beſtimmten drei Gefreiten ; die Unter officiere wurden in den Compagnieen noch einmal kurz ermahnt, im Kampf durch Wort und Beiſpiel die Mannſchaft zuſammenzuhalten , auch ſie zu erinnern , daß dem Granatfeuer immer am beſten nach vorwärts ausgewichen würde u. dergl.

Dann ging es weiter , querfeldein , in Compagnie- Colonnen , die 5. an der Tete , immer geleitet durch den jeßt mehr in ſüdweſtlicher Richtung ertönenden Kanonendonner , an deſſen wachſender Heftigkeit

bereits zu erkennen war , daß eine Schlacht in größerem Maaßſtabe bei der Armee des Prinzen Friedrich Carl entbrannt war. Wir fühlten , wir müßten eilen , um zur rechten Zeit zu kommen . Der Regen ließ ab und zu nach und hin und wieder waren ſchon in weiter

Ferne die Rauchwolken feuernder Geſchüße zu erkennen. Da am Rande einer dominirenden Höhe ; ſahen wir auf einmal Se. Königliche Hoheit den Kronprinzen, der, von ſeinem Stabe umgeben , vorausgeeilt war , mit dem Fernrohr die feindliche Stellung zu erkennen ſuchte, und I

danach den Bataillonen ihre Direction auf die, troß des Nebels, weithin

ſichtbaren Bäume auf der Höhe von Horenowes gab. Es war aus den, zwar noch in großer Ferne (an 3/4 Meilen ) aber doch deutlich in der

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Richtung von Benatet und Lipa aufſteigenden Rauchwolken ſchon zu

erkennen , daß wir gerade gegen Flanke und Rücken des Feindes geführt wurden. Unſere Ungeduld , vorwärts zu kommen , ſtieg ; die Brigade

formirte ſich in Bataillons -Colonnen in zwei Treffen , das 3. Garde Regiment im erſten, das 1. Garde-Regiment im zweiten ; und querfeldein ging's , durch die naſſen Getreidefelder , bis an den Wieſengrund der

Trotinka , wo die Bataillone, jedes für ſich , den Uebergang ſuchen mußten. Wir fanden ihn im Dorfe Luzan , deſſen ſchmales Defilee, mit einem Hohlweg dahinter , wir nur in Sections - Front paſſiren 1

1

konnten .

Jenſeits formirte ſich die Brigade von Neuem , etwa gegen

12 Uhr, und machte, nach über 2meiligem Marſch, einen augenblicklichen Halt in der Höhe von Frantow, wo die Batterie des Gros aufgefahren

war , um gleichzeitig mit der Reſerve-Artillerie, die weiter rechts von uns ſtand, gegen die Höhe von Horenowes zu feuern, die mit öſtreichiſcher Artillerie ſtark beſeßt ſchien.

Wie ein mächtiger Wall lagen die Höhen

im Nebel vor uns , das Terrain bis zu ihnen hin völlig frei. Aber das gleichzeitige Vordringen unſerer Avantgarde gegen das Dorf Hore 1

nowes und der Avantgarde des 6. Corps gegen die rechte Flanke der öſtreichiſchen Artillerie ſcheinen dieſe zum ſchleunigen Abfahren ge

nöthigt zu haben, da ſie nur von ſehr geringen Infanterie- und Cavallerie Abtheilungen gebedt war. Denn in unbegreiflicher Verblendung waren die Hauptkräfte des öſtreichiſchen 2. und 4. Corps , die das Terrain

dieſes Flügels mit der Front gegen uns zu decken gehabt hatten, einige Zeit vor unſerm Erſcheinen , durch die eigenmächtige Kampfluft ihrer Führer , gerade in der Richtung auf Benatek gegen den linken Flügel des Prinzen Friedrich Carl vorgeführt worden. Erſt die beſtimmte Nachricht von unſerm Vormarſch gegen Horenowes , und der wiederholte ausdrüdliche Befehl des Feldzeugmeiſters Benedek nöthigte dieſe Truppen zum Abbrechen ihres Gefechts und zum Zurüdſchwenken in die ihnen

urſprünglich angewieſene Stellung bei Chlum und Nedeliſt, Front gegen Horenowes. So kam es, daß dieſe vortheilhaften Höhen ohne jede wirf ſame Vertheidigung blieben ; und, als wir ſie etwa um 3/41 Uhr erſtie gen hatten, ſahen wir vor uns , ſoweit die trübe Luft den Ueberblick geſtattete, das Bild eines ungeordneten Abzugs ſchwacher Abtheilungen. 1

Es ſchien als müßten wir uns beeilen , um überhaupt noch thätig ein greifen zu können . Der 1. Garde = Diviſion und den 6. Corps war ſchon durch ihr bloßes Erſcheinen der koloſſalſte Ueberfall gelungen, der jemals am hellen Tage vorgekommen.

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Unſer Bataillon kam zuerſt bei der Faſanerie von Horenowes in ſtarkes feindliches Granatfeuer aus der Richtung von Maslowed, das aber zunächſt ganz wirkungslos blieb. Einzelne Garde-Uhlanen- und Garde-Huſaren -Schwadronen trabten

recognoscirend ſeitwärts vorbei. Die zu unſerm Gros gehörige Batterie fuhr auf der Höhe auf und erwiederte ſofort das feindliche Feuer.

Wir

zogen uns, auf Befehl, links, dann zu beiden Seiten an unſerer Batterie vorbei , den vorliegenden Wieſengrund hinunter , und hier erlitt das Bataillon ſeinen erſten Verluſt, indem der Flügelunterofficier Brandt der .

5. Kompagnie durch eine Granate tödtlich verwundet wurde.

Das

Bataillon blieb im Vorgehn, die Fahne wurde entrollt und flatterte luſtig im Winde. Noch ehe der Grund zwiſchen Maslowed und Sen= draſit völlig paſſirt war , zog unſer Bataillon, ebenſo wie das weiter rechts in gleicher Höhe befindliche 1. Bataillon ſich in Compagnie- Co

lonnen auseinander, bei uns die 6. und 7. Compagnie im erſten Treffen, die 5. und 8. im Halbbataillon geſchloſſen hinter der Mitte. In einigem Abſtand folgten die Bataillone des 1. Garde -Regiments, die durch das Defiliren über die Trotinka einen längeren Aufenthalt gehabt. Das Granatfeuer wurde heftiger, ohne daß man deutlich erkennen konnte, von wo es kam. Der Premier- Lieutenant v. Fabeck wurde durch

einen Granatſplitter am Arm verwundet und mußte das Commando ſeiner Compagnie (der 5.) dem Landwehr - Lieutenant Großkreuz über geben.

Der Capitain d'armes der 5. Compagnie , Sergeant Meißner,

traf gleich darauf bei der Compagnie ein, nachdem er die Aufſicht über das Packpferd anderen Händen anvertraut, und nahm die Stelle des Unterofficier Brandt ein . Die 6. und 7. Compagnie, die inzwiſchen ihre Têtenzüge als Schüßen vor ihrer Front hatten ausſchwärmen laſſen , beſchleunigten ihr Tempo, getreu dem Grundjag : fich der Wirkung des Granatfe nach 1

vorwärts zu entziehn. Es wurde nach rechts, ſo gut es ging, die be= fohlene Berbindung mit den Schüßen des 1. Bataillons gehalten , und ſo die Richtung auf Chlum genommen , gegen das auch die Avantgarde (die von Horenowes gegen Maslowed vorgedrungen war) gleichzeitig diri girt worden. Vor uns war wenig zu erkennen, doch hatten wir hin und wieder zurückgehende Trupps bemerkt. Plößlich war es deutlich zu ſehn , daß eine Batterie etwa auf

7-800 Schr. ihr Feuer auf uns richtete. Es war , nach öſtreichiſchen Berichten , eine 4pfündige gezogene Batterie des 4. Corps, die in einem dazu im Voraus hergerichteten Emplacement auf dem Abhang zwiſchen

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Chlum und Nedeliſt aufgefahren war, und neben der links von ihr noch eine 2. Batterie ſtand (alſo im Ganzen 16 Geſchüße), die ihr Feuer ge

gen die Compagnieen des 1. Bataillons richtete, und auch von dieſen angegriffen worden iſt. Zur Bedeckung dieſer Geſchüße waren in der Vertiefung (und vor läufig noch unſerm Auge entzogen) geſchloſſene Abtheilungen vom Regi ment Steininger aufgeſtellt, mit vorgeſchobenen Schüßen, zwiſchen denen ſich auch Jäger von der Brigade Erzherzog Joſeph befanden.

Die Schüßen der Compagnieen wurden ſofort gegen einen Höhen rand geworfen, um ſeitens der 6. Compagnie auf etwa 700 Schr. gegen die Geſchüße zu feuern , während die Schüßen der 7. Compagnie gegen die feindlichen Schüßen weiter vorgingen. Derſelbe Impuls wirkte gleich

zeitig bei allen Compagnieen des 1. Treffens.. Da aber bei dem Nebel die Wirkung ſich nicht beobachten ließ, ſo wurde das Feuer ſchnell wieder eingeſtellt, und die Compagnieen durch ermunternden Zuruf vorwärts

geführt. In ſchnellem Anlauf eilten die Schüßen, nahe gefolgt von den Soutien - Zügen , ohne das jeßt immer ſtärker werdende Gewehr- und Shrapnel - Feuer zu beachten , bis in die nächſte Terrain - Falte, raſteten

ein wenig, feuerten gegen die feindlichen Schüßen , und dann wieder im Marſch ! Marſch ! bis zum nächſten Abſchnitt, deren glüdlicherweiſe das nächſte Terrain mehrere darbot. Zwiſchen den Schüßen der 6. und 7. Compagnie war ein wahrer gegenſeitiger Wetteifer. Auch ein Zug des 2. Garde - Regiments , Lieutenant Chorus, und eine Abtheilung Garde Jäger, die vor dem linken Flügel der 7. Compagnie bereits im Feuer begriffen waren, ſchloſſen ſich dem weitern Vorgehn dieſer Compagnie an.

Die Verluſte hierbei waren ſehr gering ; die Schüſſe gingen bei der Schnelligkeit des Vorgehens meiſt zu hoch ; einzelne trafen in die 5. und 8. Compagnie, die unter dem unmittelbaren Befehl des Hauptmann v. Derenthall geſchloſſen auf Treffen - Diſtance folgten. Es galt für die 6. Compagnie zunächſt die Bedeckung der Geſchüße zu werfen, ehe dieſe ſelbſt geſtürmt werden konnten . Deutlich zu erkennen

waren zwar die hinter dem Korn verdeckt poſtirten feindlichen Schüßen nicht, aber ihre Kugeln pfiffen in Gemeinſchaft mit den Kartätſchen der Batterie, und dies gab den Schüßen der Compagnie die Richtung für ihre wie derholten Anläufe an .

Sie näherten ſich dabei mehr dem rechten Flügel

der Schüßen der 7. Compagnie bis zu einem kleinen Buſch, der mit feindlichen Schüßen und Jägern dicht geſpickt war. Ohne ſich zu beſin = nen, warfen ſich die unſern, nämlich der linke Flügel der 6. und der rechte der 7. ( lepterer unter Befehl des Lieutenant von Unruh II.) in

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ſchnellem Anlauf auf ſie, die ganz wie erſtarrt daſtanden, das Gewehr gefällt, wie zur Abwehr von Cavallerie, und theilweiſe mit dem Bajonnet

um ſich ſtoßend.

Sie wurden ſchnell überwältigt, aber mit ihrer Ge=

fangennahme keine Zeit verloren, da die 6. Compagnie jeßt den feuern

den feindlichen Geſchüßen beinahe in die rechte Flanke gekommen , als plößlich gleichzeitig der Hauptmann von Arnim und der Hauptmann von Lobenthal die kaum 200 Schr. davon aufgeſtellten geſchloſſenen feindlichenAb= theilungen bemerkten , wie es ſchien, zwei Diviſionen, aus je 2 Compagnieen formirt. (Der 7. Compagnie gegenüber befand ſich, wie dieſe bald darauf aus dem Munde des verwundeten Commandeurs erfuhr, die 16. und

17. Compagnie des Regiments Steininger.). Der Hauptmann von Lo benthal ließ ſofort die ganze Compagnie zum Schnellfeuer dagegen ſchwär

men, während der Hauptmann von Arnim ſeine, unter Führung des Lieutenant Werkmeiſter nahe gefolgten geſchloſſenen Züge zur Attaque commandirte und ſie, unter gleichzeitigem Schnellfeuer der Schüßen, halb im Laufſchritt mit ſchlagenden Tambours vorführte, wobei die Mann ſchaften, die kein Commando mehr zu verſtehen vermochten, vom richtigen Inſtinkt geleitet, in Linie aufmarſchirten, wie ſie es vom Erercierplaß her gewohnt waren . Der Feind, ſtatt uns entſchloſſen entgegenzugehn, blieb unſchlüſſig, ſelbſt ohne zu feuern , ſtehn , machte dann Kehrt und ſchob

ſich unter unſerm mörderiſchen Feuer nach verſchiedenen Richtungen hin zurück.

Dieſen Moment hatten die feindlichen Geſchüße zum Aufproken be= nugt und wollten davonjagen, aber der rechte Flügel der 6. Compagnie,

der es zuerſt bemerkte, feuerte ſchnell hinterher. Der Hauptmann von Arnim , der in dieſem Augenblick auch die Geſchüße abfahren ſah, ließ ſofort von der feindlichen Infanterie ab und ſchrie feinen Leuten zu : ,, Auf die Pferde feuern !"

Der Lieutenant von Tiedemann, der Führer

der Schüßen, ergriff ſelbſt ein Gewehr und wirkte durch einen gut geziel ten Schuß weſentlich dazu mit , die Geſchüße zum ſtehen zu bringen. Sie waren etwa auf 200 Schr. durch einen ſcharfen Wieſenrand einen Augenblick gehemmt ; ein Paar Pferde fielen bei den vorderſten Geſchüßen .

und brachten dadurch auch die folgenden in Verwirrung. Schnell und mit jubelndem Hurrah ! ſtürzte ſich die Compagnie jeßt auf ſie, und 4 beſpannte Geſchüße waren in ihren Händen, während eins auf dem rech ten Flügel noch Zeit gehabt zu entkommen (aber jedenfalls dort einer

Compagnie des gleichzeitig vorgedrungenen 1. Bataillons in die Hände gefallen iſt), und zwei nach links den Wieſengrund entlang jagten und

dort von der 7. Compagnie aufgefangen wurden . Das 8. Geſchüß der 3

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Batterie wurde nachher abgeprokt noch in ſeiner Poſition gefunden. Die 7. Compagnie hatte während dieſer Zeit ein vernichtendes Feuer auf die vor ihr ausweichende und unregelmäßig feuernde geſchloſſene Infanterie gerichtet und war ihr lebhaft gefolgt , als ſie plößlich auf der Anhöhe vor ſich eine neue auffahrende Batterie bemerkte. Der beſſern Ueberſicht halber iſt es nun aber geboten, zunächſt die Ereigniſſe bei der 6. Compagnie bis zum Schluß zu verfolgen, und dann I

zu der 7., ſowie zu der 5. und 8. Compagnie zurückzukehren, welche

legtere beide bis dahin zwar unbetheiligt geblieben waren, aber ſpäter, unter der Führung des Majors von Barby noch in jenes ewig denkwür dige Gefecht mit den öſtreichiſchen Reſerven in Rosberib, 1/4 Meile weiter vorwärts, verwickelt werden ſollten .

Es war ein unbeſchreiblicher Moment , als die 6. Compagnie ſo herrlich ihre Anſtrengungen gekrönt ſah, und zwar, durch Gottes Gnade, mit verhältniſmäßig ſehr geringen Verluſten ! Der Grenadier Ludwig

war der einzige , der augenblicklich todt geblieben. Zwei Unterofficiere, Lücht und Sucow , von denen namentlich der erſtere durch Bei-= ſpiel und fortgeſekte ermunternde Zurufe die ermattenden Schüßen zu immer neuem Anlauf angeſpornt hatte, brachen verwundet zuſammen, kurz bevor die Batterie erreicht war. Auch von den Grenadieren der Compagnie thaten ſich mehrere hervor durch muthigen Zuruf und ent= ſchloſſenes Voraneilen in der Schükenlinie, ſo namentlich der Gefreite Schröder, der ſpäter zum Unterofficier avancirte. Von den verwundeten Mannſchaften war , wer irgend konnte , bei der Compagnie geblieben ;

manche waren, obwohl mehrfach durch Kugeln an Rock und Hoſe zer feßt, dennoch faſt unverlegt. Das Pferd des Hauptmanns von Arnim blutete aus einer Wunde in der Bruſt, aber kaum war die Batterie ge nommen, ſo brachte auch ſofort der Grenadier Nadel ſeinem Compagnie Chef ein unverlektes öſtreichiſches Artillerie- Officier-Pferd, das er ſchnell mit Hülfe des Sergeanten Ebbinghaus eingefangen hatte. Die Erſchöpfung der Mannſchaft machte ſich aber nun bemerkbar; es wurde daher befoh len, nicht weiter vorzugehn, und die Schüßen befekten nur den nächſten

Abhang zur Deckung der genommenen Geſchüße. Feindliche Kugeln pfif= fen noch vielfach herüber. Der Grenadier Voß , in die Schulter = ge ſchoffen , ſank hier zuſammen und wurde zurückgeſchafft; er wurde Kranken= trägern des 6. Corps übergeben, aber die Compagnie erfuhr ſpäter nichts von ihm , als daß er noch auf dem Schlachtfelde verſchieden ſei. Auch der Grenadier Wollin wurde zurückgeführt, am Kopfe blutend. Als er ſeinen Hauptmann ſah, bat er um Entſchuldigung, daß er ſein Gewehr

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nicht bei fich hätte ; es wäre ihm aus der Hand gefallen, wie er den Schuß bekam .

Der Wacre, der als ein ächter Soldat mehr an ſeine

Waffe als an ſeine Wunde dachte, iſt zum Glück ſpäter vollſtändig wie= der hergeſtellt worden .

Zu dieſer Zeit ſchien übrigens die Schlacht ſchon völlig entſchieden durch das allgemeine überraſchende und energiſche Vordringen der 1 . Garde-Diviſion, deren rechter Flügel fich jekt bereits des Schlüffelpunkts der ganzen feindlichen Stellung, des Dorfes Chlum, bemächtigt hatte. Es war deutlich zu bemerken, wie Abtheilungen des öſtreichiſchen rech ten Flügels, die ſich durch die Wegnahme von Chlum abgeſchnitten ſahen, im Umweg ihren Rückzug ſuchten.

Als zwei Compagnieen des 2. Bataillons 1. Garde-Regiments um dieſe Zeit an der 6. Compagnie vorbeigingen, wurde ihnen nur zu= gerufen : „ es iſt ſchon alles im vollſten Rückzuge !“ ſo daß ſie ſich beeilten, um ihrerſeits noch Antheil am Kampf nehmen zu können. Sobald ſie vorbei waren, wurde der 6. Compagnie geſtattet , ſich aus dem Wieſen grunde Waſſer zu ſchöpfen , - plöglich wird ein feindliches Bataillon gemeldet. Im Nu ſtanden die Schüßen in Poſition, – aber ſiehe da !

es war ein langer Gefangen - Transport, der von der Höhe herabkam und nach Maslowed eskortirt werden ſollte. Unmittelbar darauf tauchte, faſt im Rücken nach Maslowed zu , Öſtreichiſche Cavallerie auf , aber kaum waren die Schüßen rückwärts gegen ſie aufgeſtellt, ſo verſchwanden die Reiter wieder : fie gehörten jenem unglücklichen Huſaren -Regiment an, dem der Rückzug auf Chlum verſperrt war, und das nun einen fühnen Verſuch machte, ſich um unſere Flanke herum zu den Seinigen durchzu = ſchlagen, aber dabei enorme Verluſte erlitt und nur in verſprengten Ab 1

theilungen ſein Ziel erreichte. Plößlich aber verſtärkte ſich das öſtrei chiſche Granatfeuer wieder zuſehends. Die Geſchoſſe flogen zahlreich über

die Höhe hinweg in den Wieſengrund : ein deutliches Zeichen , daß die Oeſtreicher auf dieſer Seite ihren Widerſtand erneuerten, daß der Kampf von friſchem entbrannte. Der Hauptmann von Arnim , iſolirt wie er

jekt mit ſeiner Compagnie war, glaubte nur noch auf die Vertheidigung bedacht ſein zu müſſen . Er befahl deshalb, daß die genommenen Ge ſchüße fahrbar gemacht werden ſollten , während ein anderer Theil der Compagnie zur Deckung dieſer Arbeit aufgeſtellt wurde. Es zeigte ſich, daß eine hinreichende Zahl von Pferden unverwundet geblieben, um 4 Geſchüße und einen Munitionswagen zu beſpannen, während das 5. Ge= ſchüß nur deshalb ſtehen bleiben mußte, weil die Deichſel der Proße zer brochen, ſo daß noch Pferde übrig blieben, um einige Begleitungsmann .

3*

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ſchaften beritten zu machen.

Dem Unterofficier Buſe wurde dann der

Befehl gegeben , mit einigen 20 Mann zu Pferde und auf den Proßen die Geſchüße rückwärts im nächſten Dorfe in Sicherheit zu bringen.

Die Compagnie rückte einige Zeit darauf, nachdem ſie neu rangirt war, nach, und wurde auf Maslowed geführt. Da fie ſomit ganz aus dem Gefechtsfelde der andern Compagnieen ſich entfernte , iſt es jeßt an der

Zeit, auf dieſe ſpeciell zurückzukommen. Der Hauptmann von Robenthal hatte, wie ſchon bemerkt, in dem

Augenblick, wie von der 6. Compagnie gegen die Geſchüße gefeuert wurde, ſich mit der ſeinigen völlig ausgeſchwärmt , einer eben im Abprozen be griffenen Batterie gegenüber befunden. Es war hier keine Zeit zu verlieren . Jeder Augenblick Beſinnens

hätte das feindliche Feuer verſtärkt, und ſo ſtürmte denn die Compagnie unter unaufhörlichem Hurrah ! und unter dem Schlagen der Tambours, aufgelöſt wie ſie war , die Anhöhe hinan. Die feindlichen Geſchüße feuerten mit Kartätſchen und ſtreckten Manchen darnieder , -- aber auch die Grenadiere Feuern während des Voreilens auf die feindliche Bedie= nung und die Pferde, ſowie auf die beiden Geſchüße, die der 6. Com= pagnie ſo eben entkommen waren, und die hier zuerſt dem rechten Flügel der 7. Compagnie in die Hände fielen. Faſt im ſelben Moment bricht

das Pferd des Hauptmanns von Lobenthal unter ihm zuſammen, aber ſofort iſt er wieder zu Fuß unter ſeinen Schüßen ; er hört deutlich, auf kaum 80 Fuß von der Batterie entfernt, das legte Commando : ,, Feuer !"

des öſtreichiſchen Officiers, ſteht den Feuerſtrahl aus der Mündung des vor ihm abgefeuerten Geſchüßes, aber, wie durch ein Wunder Gottes

gehen die Kartätſchen meiſt über die Köpfe der Stürmenden hinweg, und im ſelben Augenblick iſt der feindliche Officier vom Pferde geſchoſſen, Bedienung und Pferde niedergemacht oder gefangen und 8 Geſchüße ſind abermals in unſern Händen ! Nur ein Theil der Beſpannung hatte ſich mit den Proßen gerettet. Die Grenadiere des 2. Garde-Regiments unter Lieutenant Chorus hatten hierbei thatkräftige Hülfe geleiſtet und bean ſpruchen mit Recht ihren Antheil an der Ehre und dem Erfolg des Sturmes .

Aber trop der großen Erſchöpfung der Mannſchaften nach dieſer ge waltigen legten Anſtrengung ſollte ihnen doch noch nicht Ruhe gegönnt ſein . Kaum daß ſie etwas Athem ſchöpfen konnten,, — während welcher Zeit der Reſerviſt Hellwig ſeinem Hauptmann ein lediges Artilleriepferd zu= führte,

ſo wurden ſie aus dem hohen Korn mit Gewehrſchüſſen be

läftigt, und, ehe ſich die Compagnie von neuem rangiren konnte, hieß es

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wieder „ vorwärts !“ um die läſtigen Schüßen zu vertreiben . Es war ver muthlich die Bedeckung der Batterie, die wohl einen lezten Verſuch machte, wenigſtens die zur Batterie gehörigen Munitionswagen zu retten. Und theilweis mag es ihnen gelungen ſein, denn die ausgeſchwärmte Compagnie war nicht mehr im Stande , ſo ſchnell wie vorher vorzubringen , wurde aber fortgeſegt von ihrem Hauptmann, den Officieren und den Unteroffi

cieren angefeuert. Auch der Gefreite Brüggow , der ſchon früher auf den Märſchen eine wahrhafte Unermüdlichkeit und unverwüſtlichen Humor ge zeigt, ſowie der Gefreite Krüger, zeichneten ſich hierbei aus. Da ſank der Hauptmann von Lobenthal abermals vom Pferde ; eine Kugel hatte ſein

rechtes Bein geſtreift, auch das Pferd ſchien verwundet und wurde von ihm losgelaſſen,

aber, ohne es gewahr zu werden, ging ein Theil der

Compagnie, geführt von den Lieutenants von Unruh II. und von Putt kammer unaufhaltſam weiter vor , immer die feindlichen Schüßen verfol- . gend, während der Reſt nur bis an den nächſten Hohlweg, den Weg, der von Nedeliſt nach Chlum führt, nachdrang. Bis hierher wurde auch der Hauptmann von Lobenthal durch den Unterofficier Michaelis, auf den

er ſich ſtüßte, nachgeführt. Es war dies wohl der Fleck geweſen , wo die Munitionswagen geſtanden , denn der Hohlweg war angefüllt mit den Trümmern eines ſolchen , der offenbar in die Luft gegangen, ſowie mit halbverbrannten Verwundeten und Leichen , und mit ledigen und doch

noch mit Riemenzeug verſehenen Pferden. Hier ließ der Hauptmann die bei ihm noch befindlichen Mannſchaften kurze Zeit raſten ; dann beſtieg er abermals eins der ledigen Artillerie-Pferde, und da ſich nicht mehr wahrnehmen ließ, wo der andre Theil der Compagnie geblieben und nir gends ein Soutien zu erblichen war, wie überhaupt bei dem wellenför migen Boden und dem hohen Korn das Terrain feinen weiten Ueberblick

geſtattete, - ſo führte er dieſen Theil ſeiner Compagnie den Weg nach Chlum hinauf, wo wir ihn ſpäter wiederfinden werden. Die Verluſte der Compagnie waren nicht unbedeutend, aber doch im Verhältniß zu dem Erfolge gering zu nennen . Unter den Gebliebenen beklagt die Compagnie beſonders den Verluſt des Unterofficiers Lüder, der mit ſeiner ſchönen Stimme noch am Abend vorher die Compagnie im Bivouac von Röni ginhof erfreut hatte. Er erhielt zuerſt beim Vorgehen einen Schuß ge

gen den Mantel , der ihn aber nur contuſionirte, ſo daß er ſich gleich müthig die Kugel aus dem Mantel hervorſuchte, um ſie ſich zum An denken aufzuheben. Bald aber traf ihn abermals ein Schuß ins linke Auge, und noch denſelben Abend gab er an der Wunde den Geiſt auf.

Außer ihm wurden beim Sturme auf die Batterie noch drei Unterofficiere

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verwundet. Der Gefreite Haſe , der , durch einen Gewehrſchuß ſchwer verwundet, in der Nähe der genommenen Geſchüße liegenblieb , wurde am Tage darauf , wo ein Commando von der Compagnie hierher ge ſchickt wurde, um die Geſchüße zu bezeichnen und die Verwundeten auf zuſuchen , auf demſelben Fleck, kaltblütig ſeine Pfeife rauchend, vorgefunden, zur großen Freude und Ueberraſchung ſeiner Kameraden , die ihn

ſchon todt geglaubt. Inzwiſchen waren die Schüßen unter Lieutenant von Unruh und Lieutenant von Puttkammer unter fortgeſektem Feuer mit dem zurückgehenden Feinde noch bis an den nächſten Hohlweg, der von Nede= liſt nach Rosberiß führt, vorgedrungen. Da ſie hier in der Entfernung nach Sweti zu größere feindliche Abtheilungen, ſelbſt etwas Cavallerie, erblick ten, ſo erkannten ſie, daß es die höchſte Zeit wäre, ſich nach ihrem

Soutien umzuſehen ; und , da ſie hinter ſich nichts erblickten, ſo verfolg= 1

ten ſie den Weg in der Richtung auf Rosberiß, und bogen bei einem

Crucifir in den Weg nach Chlum ein, wo ſie bald auf die, in dem dor tigen Hohlweg aufgeſtellte 2., 3. und 4. Compagnie des Regiments ſtie Ben , die aus der Richtung von Chlum dorthin vorgegangen waren.

Sie

zogen ſich an ſie heran und ſpeciell an die 2. Compagnie, die auf dem rechten Flügel ſtand.

Es war dies ſchon der kritiſche Moment , wo das

Dorf Rosberiß , unter einem wahrhaft furchtbaren Granatfeuer und von mindeſtens zwei öftreichiſchen Brigaden der Reſerve umfaſſend angegriffen , von unſern Truppen allmälig geräumt werden mußte, da in dem lang

geſtreckten Dorf die 14 Compagnieen, die ſich dort nach und nach zu= ſammengefunden, in ihrem heldenmüthigen Widerſtande bereits ſo durch einandergekommen waren , daß jede geregelte Leitung und darum auch jeder nachhaltige Erfolg einer ſo großen Uebermacht gegenüber , unmög

lich war. Ehe wir auf dieſen Moment näher eingehn , müſſen wir uns wieder nach der 5. und 8. Compagnie umſehn , die wir zuleşt, hinter der 7. Compagnie als Soutien folgend, verlaſſen hatten. Dieſe beiden Compagnieen, geführt von Hauptmann v. Derenthall,

waren , während der Major von Barby weiter vorwärts die vorgehende 6. und 7. Compagnie im Auge behielt, allmälig mehr links gekommen, indem ſie einer ſanften Schlucht folgten , in der ſie einigermaßen gededt

gegen das Granatfeuer marſchirten , das über die Köpfe der 6. und

7. Compagnie hinwegging und drei Mal in das Halb -Bataillon einſchlug. Plößlich ſprengte General-Lieutenant v. Hiller vorbei und rief dem Hauptmann v. Derenthall „ Balt !" zú, vermuthlich, um das zweite Treffen , das noch weiter zurück war , näher herankommen zu laſſen. Die Compagnieen hielten , - aber da bemerkte der Major v. Barby,

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daß die ganze 7. Compagnie ausſchwärmte und ohne Soutien war.

Er glaubte es nun nicht verantworten zu können , ſtehn zu bleiben, und wollte eben dem Hauptmann v. Derenthall den Befehl geben zum Vor

rücken, als dieſer, von dem gleichen Gedanken erfaßt; ihm ſchon mit den Compagnieen entgegenkam. Sie verfolgten den Wieſengrund , an deſſen Rande fie Halt gemacht hatten , und wurden , da dieſer ſich links zog, im weiteren Vorgehn an dem linken Flügel der 7. Compagnie vorbei= geführt, die ſie von jekt an bei dem hügeligen Terrain aus dem Geſicht .

I

verloren, während ſie mit Abtheilungen des rechten Flügels des 6. Corps,

die gegen Nedeliſt vorgingen , anfänglich Verbindung hatten. Beide Compagnieen gingen jegt in ſüdlicher Richtung, an Nedeliſt vorbei, gegen Sweti vor , das einzige Dorf, das ſie weit und breit ſahen , da von ihrem Standpunkt aus der ſonſt weithin ragende Thurm von Chlum, I

1

auf den wir anfänglich dirigirt waren, durch Höhen verdeckt war.

AIS

die Tete aber gerade einen Terrain -Einſchnitt paſſirt hatte , gewahrte ſie plößlich , etwa 600 Schr. vor ſich, eine von Sweti her marſchirende

Öſtreichiſche Brigade , mit einiger Cavallerie dabei, die Bataillone in der Brigade-Maſſe formirt. Schnell befahl der Major v. Barby den Aufmarſch aller ſechs Züge zur Salve, und, trotz der Entfernung mußte das Feuer doch ſo wirkſam ſein , daß nach ein Paar Salven die Brigade ſich abzog, zur größten Verwunderung der Mannſchaft. .

Vielleicht war es jene Abtheilung des öſtreichiſchen 6. Corps , die anfangs , nach öftreichiſchen Berichten , durch Feldmarſchall-Lieutenant Ramming vorgeſchickt wurde , aber in Folge einer Contreordre des

Feldzeugmeiſter Benedek wieder umkehren mußte. Die Schüßen feuerten nach : die der 5. Compagnie unter Lieutenant v. Hindenburg , die der 8. unter Lieutenant v. Schierſtädt, und avan = cirten ſchnell bis zum nächſten Höhenrand , während die Soutiens auf

Befehl des Major v. Barby ſich hinter ihnen in Rechtsum wegzogen, um die verloren gegangene Verbindung mit der 7. Compagnie wieder zugewinnen , und gleichzeitig , um ſich dem Feuer einer preußiſchen I

Batterie des 6. Corps zu entziehn , die durch ein Mißverſtändniß die Compagnieen für Bſtreichiſche hielt.

Plößlich erhielten die Schüßen des Lieutenant v. Hindenburg halb von der Flanke her Kartätſchenfeuer. Es wurden 5 Geſchüße bemerkt, in Entfernung von ein Paar hundert Schritt, die wohl aus der Rich

tung von Wseſtar oder von Rosberiß herbeigeeilt ſein mochten. Sofort

ſchwenkten die Schüßen der 5. Compagnie dagegen , richteten ein kurzes Schnellfeuer gegen die Bedienung und ſtürmten dann , geführt vom

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Lieutenant v. Hindenburg und gefolgt von dem Soutien der 5. Com=

pagnie gegen die Geſchüße. Der Fahnenunterofficier , Sergeant Schulz, hob hierbei die Fahne hoch, und als man ihm ſagte, er möchte ſie nicht ſo bemerklich machen ; meinte er : „ Es muß doch endlich einmal eine

Kugel durchgehn !" Und in der That wurde auch der linke Zipfel durch löchert (ſiehe die Abbildung) zum ehrenvollen Andenken an dieſen ewig denkwürdigen Tag. Der Lieutenant von Hindenburg , am Helm durch eine Kartätſchkugel getroffen , fiel einen Augenblick beſinnungslos zur Erde, aber ſeine Mannſchaften ſtürmten mit Hurrah ! weiter, und als er ſich wieder ſchnell vom Boden aufraffte und nacheilte , ſah er ſchon 3

Geſchüße im Beſit ſeiner Leute , während die beiden andern , das eine von 3 Pferden, das andre von nur einem gezogen, ſo eilig als möglich ſich in der Richtung auf Wseſtar zu retten ſuchten. Auch dieſe wurden bald darauf, als ſie in einem Hohlweg zwiſchen Sweti und Rosberiß ſtecken blieben, genommen. Aber das fortgeſepte Feuer der preußiſchen Geſchüße von rückwärts veranlaßte den Major von Barby , mit den

Soutiens der 5. und 8. Compagnie in Reihen ſeine Bewegung längs

eines mit Bäumen befekten Grabens in der Richtung auf Rosberiß wei ter fortzuſeßen , während der Lieutenant von Hindenburg mit ſeinen Schüßen noch einige Zeit ſtehn blieb und durch ſein Feuer feindliche Jäger, die ſich im Rorn genähert hatten , vertrieb. Als er nichts mehr

vor fich ſah, ſchlug er auch in einem Hohlwege die Richtung auf Ros beriß ein. Die Geſchüße mußte er wieder im Stich laſſen. Grenadier Prill, der verwundet in der Nähe liegen geblieben (bei der ſchnellen Be wegung von ſeinen Kameraden unbemerkt ), hat nachher 'ausgeſagt, daß

öſtreichiſche Jäger gekommen wären, die aber nur ihn als Gefangenen

eine Strecke mit fortgeſchleppt, dagegen die Geſchüße ſtehn gelaſſen hätten. Wahrſcheinlich haben ſich nachher Mannſchaften des 6. Corps dieſer Ge ſchüße bemächtigt.

Der Lieutenant von Schierſtädt mit den Schüßen der 8. Compagnie, der während der plöblichen Rechtsſchwenkung des rechten Flügels, im Feuer mit feindlichen Schüßen , die urſprüngliche Richtung auf Sweti beibehalten hatte, kam dadurch ab, wurde aber ebenfalls durch das Feuer der preußiſchen Batterie arg beläſtigt, ſo daß er in demſelben Hohlweg, den der Lieutenant von Hindenburg zulegt erreicht, auch Rechtsum machte bis zu jenem Kreuzpunkt in der Nähe von Rosberit , der durch ein Krucifir bezeichnet iſt. Er traf aber feine Compagnie (die, wie wir gleich 1

ſehn werden , inzwiſchen gegen Rosberitz vorgegangen war) nicht mehr hier an, dagegen die Abtheilung des Lieutenant von Unruh II. von der

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7. Compagnie und die Schüßen des Lieutenants Chorus.

Er ſchloß ſich

ihnen anfänglich an , indem ſie unter einem fürchterlichen Granatfeuer ſich in der Richtung auf Chlum zogen, wurde aber bald durch die inzwiſchen eingetretenen Ereigniſſe wieder von ihnen getrennt. Es war nämlich, wie vorhin ſchon erwähnt, während dieſer verſchie=

denen Bewegungen der 4 Compagnieen unſers Bataillons, auf dem rech ten Flügel der Diviſion von der Avantgarden = Brigade unter General v. Alvensleben , ſo wie von der rechten Flügel- Colonne des Gros (1. Ba taillon 3. Garde- Regiments, 1. Bataillon 1. Garde -Regiments und Jäger) unter Leitung des Oberſten von Oberniß und theilweis unter den Augen des General - Lieutenants von Hiller ſelbſt durch ein ſehr heftiges und erfolgreiches Gefecht das Dorf Chlum und die Höhen bei dem

ſelben genommen und ſomit in das eigentliche Centrum der öſtreichiſchen Stellung eingebrochen worden . Die jüdlich von Chlum poſtirten Öſtrei= chiſchen Bataillone und Batterieen waren dabei durch ſehr energiſche Angriffe theils gefangen , theils gegen Rosberiş zurückgeworfen worden. I

In dieſer Richtung war jetzt auch die Füſilier - Brigade (das 3. Ba taillon Garde- Füſilier-Regiments, und die Füſilier -Bataillone des 1. und 2. Garde- Regiments ſo wie 2 Jäger-Compagnieen) in Compagnie-Colon

nen auseinandergezogen , in erſter Linie vorgebrochen und hatte ſich faſt ganz auf Rosberig geworfen und dies Dorf geſtürmt, gefolgt von den 4 Compagnieen des 2. Bataillons 1. Garde-Regiments , die , wie wir

oben ſahen, theilweis bei unſrer 6. Compagnie vorbeigerückt waren. AN dieſe Abtheilungen der 1. Garde = Diviſion , im Lauf des Gefechts faſt 43 ſämmtlich in Compagnieen in ein Treffen auseinandergezogen , Compagnieen, von denen einige in der Hiße der Verfolgung noch wei -

.

nahmen jetzt eine Front von über 1/4 Meile ein, ohne Soutiens hinter ſich, hatten aber dem Feinde ſo bedeu=

ter borgedrungen waren ,

tende Verluſte zugefügt und durch ihre Erfolge eine ſolche Zuverſicht ge= wonnen , daß ſie durch ihr bloßes Schnellfeuer ſchon im Stande waren , die verſchiedenen Verſuche geſchloſſener öſtreichiſcher Bataillone und Sa

vallerie-Regimenter, ſich wieder in Beſik der verlorenen Höhen zu ſeken, vollſtändig abzuſchlagen. Auch verſchiedene geſchloſſene Maſſen, die bisher mit der Armee des Prinzen Friedrich Carl im Kampf geſtanden und ſich jegt längs der Chauſſee von Sadowa nach Wseſtar zurückziehen wollten , wurden durch das mörderiſche Flankenfeuer einzelner Compagnieen förm = lich auseinandergeſprengt.

Jegt aber hatte Feldzeugmeiſter Benedek ſeine beiden Reſerve-Corps in Bewegung geſebt und, unterſtügt von zahlreicher Reſerve-Artillerie, 4

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ſtarke Colonnen, von je einer Brigade, gegen Rosberiß und Chlum diri girt, um mit einer lebten Anſtrengung namentlich den wichtigen Punkt

von Chlum wieder in ſeinen Beſik zu bekommen . Denn nur wenn ihm dies gelang, konnte er hoffen, mit ſeiner Armee einen geordneten Rückzug auf Königgräß antreten zu können. Rosberiß, das langgeſtreckte Dorf, wurde umfaſſend von zwei Bri= gaden angegriffen und gleichzeitig von einem unaufhörlichen Hagel von Granaten beworfen , die bald verſchiedene Gehöfte in Flammen ſekten . Die Deſtreicher avancirten in dichten Maſſen, mit klingendem Spiel, nur

wenige Tirailleurs vorauf. Die Compagnieen in Rosberiş hatten ſich, wie ſchon früher angeführt, in den Gehöften völlig aufgelöſt, waren dabei I

theilweis untereinander gekommen, ſo daß zwar ein ſehr energiſches Feuer gegen die Deſtreicher gerichtet wurde, aber doch die Abtheilungen langſam

vor dem umfaſſenden , ſehr überlegenen Angriff wichen . Dies war der kritiſche Moment, in dem die Schüßen des Lieutenants von Hindenburg und gleich darauf der Major von Barby mit der Fahne und 4 Zügen

der 5. und 8. Compagnie in der Nähe jenes Crucifires bei Rosberik eintrafen. Er ſah gleich beim weiteren Vorgehn , wie der Oberſt= Lieutenant von Helldorf, Commandeur des Füſilier-Bataillons 1. Garde Regiments, am Eingange des Dorfs tödtlich getroffen vom Pferde ſank und in den Armen ſeines Adjutanten , des Lieutenants von Müller,

verſchied ; er jah, wie bereits in den nächſten Gehöften und Gärten ein wirres Durcheinander von Mannſchaften verſchiedener Regimenter, theils im Feuern, theils im langſamen Zurückgehn begriffen war ; er ſah, wie ein Theil der tapferen Vertheidiger von Rosberiß ſich ſchon vor dem

übermächtig andringenden Feinde aus dem Dorfe herauszog, um ſich in beſſerer Poſition wieder zu ſammeln : kurz, es ſchien ein faſt hoffnungs loſer, verzweifelter Moment ; aber der Major von Barby ließ ſich nicht beirren, rief ſeinen Leuten zu, feſt zu ſtehn, ſammelte die Officiere und Mannſchaften um die Fahne bei einer Ziegelei und rückte längs der Oftliſiere des Dorfs vor.

Der Regiments -Adjutant, Lieutenant von

Twardowsky I., der durch den Oberſt von Knappſtädt hierhergeſchickt war, ſchloß ſich ihm hierbei an.

Es kam durch dies Vorgehn auf dieſer

Stelle der Kampf einige Zeit zum Stehn . Der Major von Barby ( „der Officier im grauen Mantel“, wie er nachher von den Mannſchaften anderer Regimenter bezeichnet wurde) war hier Vielen als ein Retter in der Noth erſchienen.

Die Deſtreicher, die ſich beſtändig verſtärkten , waren ſchon ſo nahe

vorgedrungen , daß Alles gleichzeitig feuern mußte, und an eine geregelte

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Gefechtsführung nicht mehr zu denken war. Man konnte einander das . Weiße im Auge Tehn und hätte glauben müſſen, daß in ſolcher Nähe kein Schuß fehl gehn könnte, namentlich auf die leicht kenntlichen Officiere, aber wunderbarer Weiſe iſt von dieſen auch kein einziger nur gerißt wor

den, ſelbſt der allein zu Pferde befindliche Regiments - Adjutant nicht.

Die Fahne war bei dieſem anhaltenden Nahgefecht in der größten Ge= fahr, verloren zu gehn. Von den Unterofficieren der Fahnenſection wur den die Unterofficiere Mahlet und Rohrbeck 7. Compagnie, ſowie der Unterofficier Bölter 6. Compagnie verwundet.

Dem Unterofficier Ollwig

6. Compagnie hatten ein paar Kugeln die Lißen am Kragen halb ab geriſſen, ein paar andere waren durch den Mantel gegangen, und ebenſo waren Aermel und Hoſen durchlöchert, -- Alles , ohne ihn zu verlegen. Auch die Gefreiten Papke und Krüger 5. Compagnie, die immer in er ſter Reihe blieben und ihre Kameraden aufmunterten und ſich dadurch beſonders auszeichneten , wurden nur von mehreren Kugeln geſtreift, aber nicht verwundet.

Es ſchien, als wagten die Deſtreicher ſich doch nicht recht vorwärts, troßdem man immer auf der Straße ihre Hörner hörte. Der Hauptmann von Derenthall (chickte eine Patrouille dorthin, durch einige andere Mann ſchaften wurden die nächſten Gehöfte mitbefekt ; aber bald ertönten auch

von links die öſtreichiſchen Hörner , und der Hauptmann von Derenthall bemerkte, wie neue Maſſen von Wseſtar her die Hohlwege heraufkamen, die den beiden Compagnieen die Flanke und den Rücken abzugewinnen 1

– und nun erſt beſchloß der Major von Barby den Rückzug. Aber die Mannſchaften mußten truppweiſe nach vorn und nach der Flanke zu Front machen , und die Officiere, beſonders der Hauptmann v. De=

drohten ,

renthall mit den Mannſchaften der 8. Compagnie, ſorgten dafür, daß die vorn im Feuer befindlichen gleich dahinter eine Aufnahme fanden , ſo daß dem Feinde jeder Schritt ſtreitig gemacht wurde und ſein heftiges

Andringen nachließ, beſonders als jener Hohlweg in der Nähe des Cru cifires erreicht war, der für die Schüßen eine gute Deckung bot. Es war dies dieſelbe Stelle, wo einige Zeit vorher die Züge des

Lieutenant von Unruh II. und Lieutenant von Schierſtedt zuſammenge ſtoßen waren, ohne zu bemerken, daß der Major von Barby bei Rosbe rit engagirt war. Im Gegentheil ſahen ſie andere aus Rosberig zurüc = gehende Abtheilungen, die mitten durch ſie hindurchzogen , ſie dadurch von einander wieder trennten und theilweis mit ſich fortriſſen . So kam es, daß der Lieutenant von Unruh fich, wie früher erwähnt, der etwas wei

ter rückwärts aufgeſtellten 2. Compagnie (Pr.-Lieutenant von Löwenfeld)

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anſchloß, während der Lieutenant von Schierſtedt mit ſeinem Zuge den Oberſten von Knappſtädt traf, der von dem jeßt auch hart bedrängten Chlum herbeigeeilt war, um Unterſtüßung zu holen , und ihm den Befehl

gab, Alles zu ſammeln, was er könnte, und auf Chlum zu rücken . So ſtieß der Lieutenant von Schierſtedt zur Abtheilung des Hauptmann von Lobenthal in Chlum und ſtellte ſich mit ihm als Soutien in der Nähe des Ausgangs auf, wohin auch kurz darauf der Hauptmann von Arnim die 6. Compagnie von Maslowed her vorführte und den Befehl auf die ſer Stelle übernahm, ohne indeß noch zur Verwendung zu gelangen, da eben zur ſelben Zeit die Teten des 1. Corps bereits bei Chlum einge troffen waren und die 1. Garde- Diviſion degagirten. Der Major von Barby inzwiſchen, als der Feind einen Augenblick von ihm abzulaſſen ſchien, gab, da er fich iſolirt jah, jezt auch die Stel lung in dem Hohlwege auf und zog ſich, die Höhe hinauf, weiter zu rück. Hier fand er, nach einigen hundert Schritt, Aufnahme durch die in

dem nächſten Hohlweg poſtirte 3. und 4. Compagnie. Seitwärts von dieſen ſammelte er ſeine Mannſchaft, während gleichzeitig Oberſtlieutenant Graf Walderſee alles auf dieſem Punkt feſthielt, was vom Garde- Füſilier Regiment und 2. Garde-Regiment ſich dort auffand. Die Deſtreicher inzwiſchen drangen gleich darauf in dichten Maſſen

von Rosberiz aus weiter vor, aber in dieſem Augenblick fuhr auch neben der 3. und 4. Compagnie die Batterie Elteſter auf und gab, im Verein mit dem Schnellfeuer der Infanterie, eine ſo wirkſame Kartätſch lage auf den Feind, daß deſſen Angriff abermals ins Stocen fam und

zum ſchleunigen Zurückgehn wurde, als , gleichzeitig mit andern Abthei lungen auf dem rechten Flügel , die 2. Compagnie des Regiments mit der Abtheilung des Lieutenant von Unruh II., dann weiter links die 3. und 4. Compagnie (Pr. - Lieutenant von Gröben und Hauptmann von 1

Reinhardt) ſich mit Hurrah! auf ihre Teten warfen und ſie unaufhalt= ſam durch Rosberitz hindurch verfolgten. Auch der Major von Barby, dem ſich nun noch der Fahnenzug mit

der Fahne des 1. Bataillons unter Lieutenant von Saldern angeſchloſſen hatte, ging jekt von Neuem in derſelben Richtung auf Rosberiß vor, die

er vorher eingeſchlagen hatte , und rückte an der Oſtliſiere entlang bis zur Chaufſee. Noch vor Rosberig traf er mit dem Oberſt Strubberg und dem 1. und 2. Bataillon des Regiments Auguſta zuſammen, die ſo eben anmarſchirt kamen. Er hatte die Freude, bei dieſem Vorgehn noch ſo manchen Verwun deten, der leider vorher hatte liegen bleiben müſſen, wiederzufinden, ſo

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den Unterofficier Potraß der 8. Compagnie, dem ein plündernder Ungar, da er nichts anderes gefunden, ſein Notizbuch fortgenommen, auch den

Gefreiten Drawer derſelben Compagnie , der die Geiſtes= gegenwart gehabt, als ein Deſtreicher ihm gewaltſam Uhr

und Geld abgenommen und ſich damit fortgeſchlichen hatte, ihn ſchnell mit ſeinem 11och geladenen Gewehr nie

derzuſchießen, worauf er ihm das Geraubte wieder ab = nahm. *) 1.

Der Grenadier Reichert der 5. Compagnie, der ebenfalls am

*) Es wird von Intereſſe ſein, zu hören, was der Gefreite Drawer ſelbſt ſchreibt über ſeine Erlebniſſe in Rosberik :

„ ich ſah ringsumher um mich nichts weiter als Himmel und graue Deſt reicher, die aber ein furchtbares Gelärm und ein Hurrah übers andre riefen, und jeder Tambour und Horniſt ſchlugen auf ihre Trommel, was Zeug und Leder halten wollte, wodurch meine Wißbegierde, trop aller Schmerzen, die ich

hatte, derart angeſpornt wurde, fragen zu müſſen einen öſtreichiſchen verwun deten Officier, was dieſes zu bedeuten hätte, wo er gleich antwortete : Das iſt unſer Siegesmarſch, oder das Zeichen, daß wir die Schlacht gewonnen haben.

Gleich darauf machte ein öſtreichiſcher Oberſt einem General die Meldung, daß das Dorf ſehr ſtark mit preußiſcher Garde wäre befekt geweſen ; es hätte zwar einen harten, mörderiſchen Kampf gekoſtet, uns zum Weichen zu bringen ; jagte

auch noch dabei , daß einige von den Regimentern, die ihm gegenüberſtanden, mit denen er zuſammen in Jütland gefochten hätte ; worauf der öſtreichiſche General mich fragte, ob alle Regimenter, die eben ſeiner Brigade gegenüber gefochten , in Jütland geweſen wären, und bot ſich mir hierdurch die paſſende Gelegenheit dar, es dem General doch plauſibel zu machen, daß die Meldung vom Oberft ganz falſch geweſen, indem ich ihm ſagte, es wäre nur 1/2 Bataillon geweſen, welches ſeinen 20,000 einen harten Kampf gekoſtet, uns auf ein kurzes Ende bis zum nächſten Hohlweg zurückzutreiben . Kaum hatte ich dieſes ausgeſagt, jo ritten beide fort und es kam ein öſtreichiſcher Fäger , deſſen Geſicht aber kaum Aehnlichkeit eines Menſchen hatte ; denſelben bat ich, meine Wunden zu verbin

den, wozu ich ihm als Verbandzeug mein Taſchentuch darreichte, welches er aber in die Taſche ſteckte, und fing dann an, mir die Beinkleider auszuziehn. Ich glaubte aber, daß er dies thäte, um mich beſſer verbinden zu können ; weil ich aber jah, daß er Waffenrock und Uhr abriß, welche an einem ſehr ſtarken Bande um den Hals geſchlungen war , welches Entzweireißen mir furchtbare Schnerzen verurſachte, ſo daß ich vor Wuth und Schmerz mich des Weinens kaum enthalten konnte, ſagte dieſer Lümmel zu mir : „ Na, Kröht, wahſt noh grähna ?" und ging dann mit ſeinem Raub kaltlächelnd fort. Derſelbe war aber noch nicht 10 Schritt von mir entfernt , ſo war es, als ob eine Stimme 1

mir zurief : Schieß den Schandthäter über'n Haufen ! -- Glüdlicherweiſe lag auch noch mein Gewehr neben mir geladen, legte

und ichoß den Kerl durch

Rücken und Bruſt, und fiel derſelbe gleich todt darnieder ; kroch dann hin und nahm ihm Uhr, Beinkleider und Waffenrod wieder fort, und verhielt ſich der

ſelbe beim Abnehmen dieſer Gegenſtände weit ruhiger als ich, und konnte ich mit Recht ihm ſagen : „ Kröht, wahſt nie mehr grähna !"

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Bein verwundet in Feindes Hände fiel, war empörender Weiſe von ihnen mit dem Rolben niedergeſchlagen worden . Andern Mannſchaften war es

gelungen, mit Hülfe ihrer Kameraden, trok ihrer Wunden, bei der Com pagnie zu bleiben, ſo der Gefreite Marten 5. Compagnie, der, nachdem er in die Hüfte geſchoſſen war, noch fortfuhr zu feuern; auch der Gre nadier Schukowsky derſelben Compagnie , der bei 8 Schüſſen, die nur

ſeinen Rock oder Mantel geſtreift, luſtig „ Scheibe blau " gerufen, endlich aber doch die neunte Kugel in den Oberarm erhielt. Auch Heidekrüger und Weſtphal, trozdem ſie beide Schüſſe in die Bruſt bekommen hatten , fuh 1/

ren fort zu feuern, bis ſie umſanken, wobei erſterer noch ſeinen Kamera

den zurief : „ Kinder , immer drauf , ich kann jeßt nicht mehr !“ Alle ſind, Gottlob ! von ihren Wunden wieder hergeſtellt.

Der Grenadier

Gotthardt, der, troß eines Schuſſes ins Bein, im Gefecht geblieben war, aber bald darauf einen zweiten Schuß in den Kopf bekommen hatte, war

auch noch glücklich zurückgetragen worden , gab aber leider am folgenden Tage ſeinen Geiſt auf. Gefreiter Mir, am Oberſchenkel verwundet, hatte anfangs auch noch weiter gefeuert, blieb aber dann liegen und iſt ſpäter in Wseſtar an ſeiner Wunde geſtorben . Welche Geſinnung überhaupt die

Mannſchaft bei dieſem Kampf belebte, zeigte ſich auch in einer Peußerung eines Grenadiers der 8. Compagnie, der auf dem Rückzug von Rosberit

die Anhöhe hinauf , als es wegen der Erſchöpfung der Leute und des ,

mit Blut und Leichen bedeckten Bodens nur langſam ging, auf den Zu= ruf, ſich mehr zu beeilen , kaltblütig ausrief : „ I wo, zurück geht's ja vorm Feind immer im langſamen Tempo!" Der Grenadier Angermann, der ſich mit einigen andern Grenadie ren zu lange in einer Ziegelſcheune aufgehalten, fand den Ausgang ver ſperrt und wurde gefangen zurückgeſchleppt. Unterwegs dachte er nur darauf,, wie er frei werden könnte , aber die Bewachung war zu ſtark. Plößlich ſah er , daß preußiſche Abtheilungen vordrangen ; die Kugeln pfiffen um die Ohren, und die Deſtreicher ſtellten ſich mit ihren Gefan

genen hinter ein Haus und Feuerten. Da ſchrie der Angermann in der größten Aufregung aus Leibeskräften : „ Kinder, ſchießt nicht mehr, ſonſt ſind wir alle verloren !“ Der Ruf wirkte, die Deſtreicher hörten auf zu feuern und bald darauf waren ſie von Füſilieren des 58. Regimentą um

ringt, die hier verſchiedene. Preußen befreiten. Einige andere Mannſchaften der 5. und 8. Compagnie, die eben =

falls dadurch gefangen worden waren, daß ſie ſich in die Gehöfte gewor= fen hatten, um zu feuern, und nachher den Rückweg abgeſchnitten fanden, blieben dagegen einige Tage in Gefangenſchaft und wurden darauf von den Deſtreichern freiwillig entlaſſen .

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Die unmittelbare Verfolgung des Feindes war jeßt dem 1. und 5. Corps übertragen worden, während unſre Truppen den Befehl erhiel

ten , bei Wseſtar ins Bivouac zu rücken. Hier fanden ſich die Com pagnieen des Bataillons zuſammen , aber etwas ſchwächer als ſie am Morgen ausgerüdt.

Die 5. Comp. hatte todt : 1 Int. 12 Gren., verw . 6 Unt. 44 Gren . 1 3B , 6. 16 (von denen 1 Unterofficier und 1 Grenadier noch an den Wunden ſtarben, 1

dagegen 6 ſo leicht verlekt waren, daß ſie fortgeſeßt bei der Truppe blieben). Die 7. Comp. hatte todt : 1 Unt. 10 Gren. , verw. 5 Unt. 25 Gren. 8. 11

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II

3

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!!

Die 6. Compagnie wurde noch denſelben Abend in das Dorf Wseſtar abcommandirt, als Wache für das Hauptquartier des General Commando's des Garde-Corps.

Die Stimmung war eine gehobene, aber zugleich eine ſehr ernſte, und mit Recht: denn wohl hatte die Armee ſeit Belle - Alliance den größten und entſcheidendſten Sieg erfochten und ſich mit Ruhm bedeckt; wohl hatte namentlich das Bataillon Urſache , Gott zu danken für die Gelegenheit , die ihm endlich geboten worden war , einen weſentlichen Antheil am Kampf zu nehmen und ihn mit Ehren durchzuführen : aber der Soldat , wenn er ſo , nach gethaner Arbeit , erſchöpft, ohne

Stroh und Lebensmittel, auf dem mit todten Pferden und Menſchen bedeckten Schlachtfeld daliegt , gedenkt unwillkürlich der beſondern Gnade Gottes, die ihn bewahrt , und der Kameraden , die mit ihrem Blut die

Treue bis zum Tode beſiegelt. Beſonders ergreifend war für uns die Nachricht von dem Tode unſers tapfern Diviſions -Commandeurs , des General Hiller v. Gärtringen , der in demſelben Augenblick, als ſchon die vorderſten Abtheilungen des 1. Armee- Corps zur Unterſtüßung des Garde-Corps auf Chlum eilten , und ſomit der gefährlichſte Zeitpunkt

für unſre Truppen vorbei war, von einem Sprengſtück todt vom Pferde Auch der Oberft b. Oberniß war bedeutend am Ropfe verwundet worden , ebenſo wie fein Adjutant, Lieutenant v. Pannwiß,

geworfen wurde. in der Bruſt.

As die Dunkelheit über das Schlachtfeld niederſank, klangen feierlich die Töne des Zapfenſtreichs weit über die Bivouac's hin, und die Muſik corpå der Regimenter begleiteten ſie mit der Melodie des Chorals : ,, Nun banket Alle Gott ! "

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Nach der Schlacht. Noch zur Nacht wurden auch die übrigen 3 Compagnieen des Bataillons in das Dorf Wseſtar, wo außerdem das General-Commando

des 6. Armee-Corps lag, hineingezogen. Die Brunnen im Dorf waren öftreichiſcherſeits verſchüttet, ſo daß nur ſchlammiges Waſſer zu erhalten war; Stroh für die Nacht war ſehr wenig vorhanden, ſelbſt Se. Königl. Hoheit Prinz Auguſt von Würtemberg hatte im Schulhauſe nichts, ebenſo wie es für ihn und ſein Gefolge an Lebensmitteln fehlte, ſo daß er am Abend des 3. völlig die Entbehrungen ſeiner Untergebenen theilte.

Schließlich wurde durch Abdeckung der Stroh- und Rohrdächer des Dorfs ein wenig die Lage verbeſſert und der kleine Kaffeebeſtand, zu dem jeder aus dem Brodbeutel hervorſuchte, was ſich irgend noch darin finden mochte, half über den Hunger etwas hinweg. Ueberhaupt lernt in ſolcher Zeit der Soldat ſich einrichten und behelfen. Die natürliche 1

Erregung hält ihn freilich mehr als alles andre bei ſo großen Begeben

heiten aufrecht und befähigt ihn , mehr zu ertragen und mehr zu leiſten, 1

als er ſelber je vorher für möglich gehalten hätte, und als ihm jemals

unter gewöhnlichen Verhältniſſen von ſeinen Vorgeſeşten zugemuthet worden wäre.

Am 4. war Ruhetag für uns in jo fern, als wir in Wseftar

ſtehn blieben. Er begann mit einer kurzen Morgenandacht und einem Dankgebet in der Kirche durch den Diviſions -Prediger Rogge. Dann tamen die vielen Geſchäfte an die Reihe, die es zu thun giebt am Tage

nach einer Schlacht, beſonders nach einer für den Gegner ſo blutigen und auf einem ſo ausgedehnten Schlachtfelde.

Es iſt kaum zu beſchrei

ben , was an dieſem Tage , wo anfangs die Verpflegungswagen noch nicht heran waren , es alſo nicht bloß an Lebensmitteln , ſondern auch 1

an Fuhrwerk , Beſpannung und allem Material fehlte , für die vielen Tauſende von Verwundeten durch aufopfernde Thätigkeit von Seiten der Aerzte und Truppen geleiſtet worden. Da gingen nach allen Richa tungen Commandos aus , um ſie in die Dörfer zu ſchaffen ; in jedem

Dorf wurden die größten und geeignetſten Gehöfte für ſie hergerichtet, auch in Wseſtar wurden deren hunderte zuſammengebracht, für die allein

der Bataillons - Arzt mit ein paar Lazarethgehülfen zu ſorgen hatte. Kaum aber, daß für ſie der erſte nothdürftige Verband angelegt werden fonnte, denn an allem andern fehlte es , ſelbſt an friſchem Waſſer, das

erſt faſt eine halbe Stunde weit herbeigeſchafft werden mußte. Ein vorgefundenes Kalb gab ſchließlich die Bouillon zur Stärkung für eine

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ziemliche Anzahl Verwundete , auch wurde von einem kleinen Mehlvor rath von der Mannſchaft Suppe gekocht und den Verwundeten zugetragen.

Der Soldat war immer gern bereit , das Wenige, was ihm blieb, noch mit ihnen zu theilen , obwohl es faſt ausſchließlich öſtreichiſche Verwun dete waren .

Gleichzeitig galt es aber auch in möglichſt kurzer Friſt die Todten

zu beerdigen und die vielen todten Pferde zu verſcharren , damit die Luft nicht verpeſtet würde.

Es wurden ſtarke Commandos dazu gege=

ben , die die Leichen nach einzelnen Punkten zuſammentragen mußten, während andre tiefe Gruben für ſie aushoben. Zwei Officiere, der Pr.- Lieutenant v.d. Aneſebeck bom 1. Garde-Regiment und der Graf Haeſeler von der Garde du Corps wurden im Gewölbe der Kirche in

Wseftar beigeſeßt. Die größte Gruft wurde aber auf der Höhe bei Chlum hergeſtellt.

Hier erhielt auch unſer Diviſions -Commandeur mitten unter den Treuen ſeiner Diviſion ſein Grab. Am Nachmittage 6 Uhr war die feierliche Beerdigung. Jedes Bataillon ſchickte ſeine Deputation. Der Diviſions Prediger Rogge hielt die Grabrede in Gegenwart Sr. Majeſtät des Königs , der Prinzen des Königlichen Hauſes und einer zahlreichen Schaar von Officieren und Mannſchaften. Der König ſah ernſt und bewegt aus. Am Schluß der Feier ſprach er noch zu den anweſenden Officieren der Diviſion: „Ich habe viel von der Garde und im Bejon

deren von der 1. Garde- Diviſion erwartet , aber ich muß Ihnen ſagen, Sie haben Meine Erwartungen noch übertroffen .“ Solche gnädige Königliche Worte erfüllten uns mit großer Freude. Auch überſahen wir mit Staunen jeßt die Reſultate der Schlacht in der großen Zahl eroberter Geſchüße, die neben Chlum bereits Andern aufgefahren waren , zu denen aber immer mehr hinzukamen. theils war in Chlum bereits die Krankenpflege der Johanniter- Ritter in vollem Gange, aber dennoch waren an dieſem Tage die Kräfte überall unzureichend gegenüber der ungeheuren Zahl von Verwundeten. Etwa 1000 Schritt vom Dorf entfernt lagen noch z. B. in einem Hohlweg Verwundete, die bis dahin von den herumwandernden Aerzten und Ge hülfen zwar einen Verband erhalten hatten, aber noch nicht hatten fort

geſchafft werden können und auch noch ohne Erquickung geblieben waren .

Ja es ſollen noch am 5. viele gefunden worden ſein , in Kornfeldern verborgen, für die ſomit erſt am dritten Tage geſorgt werden konnte, und dennoch hatten dieſe eine ſo ſchreckliche Zeit zu überſtehen vermocht. Nach der Begräbniß - Feierlichkeit ritt Se. Majeſtät der König mit 4

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dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Carl und zahlreichem Ge folge zu den verſchiedenen Bataillonen , die er bis dahin noch nicht be= grüßt hatte. Es war Ihm Bedürfniß , Allen Seine Zufriedenheit aus

zuſprechen , und ſo traf er auch plößlich in Wseſtar ein , wo noch Alle mit den mannigfachſten Arbeiten beſchäftigt waren . Natürlich wurde ſofort Alles verlaſſen und die Mannſchaften eilten nach der Straße zuſammen und kletterten auf die Dächer, um ihren ſiegreichen König zu ſehn und ihm von allen Seiten ein jubelndes Hurrah ! zuzurufen. Auch hier ſprach Se. Majeſtät in ſehr gnädigen Worten Seine Zu friedenheit mit dem Bataillon aus. An dieſem Tage traf übrigens auch der öſtreichiſche Feldmarſchall Lieutenant v. Gablenz als Parlementair ein , um einen Waffenſtillſtand

zu unterhandeln , wurde aber damit abgewieſen , und ſo begann am 5. jene Reihe von Marſchtagen durch Böhmen und Mähren , die uns faſt ohne Raſt bis in die Nähe von Wien führten , und die allerdings oft mit der größten Entbehrung und den erſchöpfendſten Strapaben verbun=

den waren, aber dafür auch ein ebenſo großes Reſultat hatten, wie eine

neu gewonnene Entſcheidungsſchlacht, indem ſie den Deſtreichern nirgends Zeit ließen, ihre Vertheidigung genügend vorzubereiten , und ſie ſo zwan gen, unter fortwährenden ungünſtigen Verhältniſſen ihre kaum geordneten Corps bis an die Donau zurückzuſchieben. Von dieſen Märſchen , bei denen es für uns zu keinem Zuſammen

ſtoß mit dem Feinde mehr kam , bleibt nur weniges zu erzählen übrig, I

was nach einem Erlebniß , wie das der Schlacht von Königgräß , noch von beſonderem Intereſſe wäre. Darum wollen wir von dieſer Zeit

bis zum Waffenſtillſtand nur wenige kurze Bilder vorführen.

Von Königgräß bis vor Wien. Vom 5. bis zum 10. , alſo 6 Tage, wurde ununterbrochen marſchirt, Nachmittags 1 Uhr ausgerückt, Abends ins Bivouac oder ins enge Cantonnement. Es wurde jenſeits Pardubiß die Richtung gegen Ollmüş

eingeſchlagen , wohin ſich Benedeck mit der Hauptſtärke zurückzog , um unter dem Schuße dieſer Feſtung ſeine Armee wieder zu retabliren. Bis Pardubiß und noch weit darüber hinaus waren überall die Spuren

eines eiligen Rückzugs ſichtbar.

Neben der breiten Chauſſee waren die

ein · Felder rechts und links in eben ſolcher Breite niedergetreten Beweis, wie hier Infanterie und Cavallerie marſchirt, während wahr

ſcheinlich Geſchüße und Fuhrwerk gleichzeitig die Chauſſee berußten.

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Hin und wieder lagen auch noch umgeſtoßene Wagen , geſtürzte Pferde und ſonſtige Sachen da. Die Bewohner ſelbſt erzählten von der Uns ordnung und Eile des Rückzugs.

In Pardubiß war die ſchöne ſteinerne Brücke durch die Deſtreicher geſprengt, aber, als wir ankamen , bereits eine Ponton -Brücke daneben hergeſtellt. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz ließ hier die Truppen an ſich vorbei marſchiren und rief unſerm Bataillon ein „ Geſegnete Mahlzeit, mein braves Bataillon ! " zu , worauf wir mit einem weithin challenden Hoch ! antworteten.

Wir marſchirten auch jezt ohne Torniſter, ja der größte Theil der Mannſchaft hatte nicht einmal die ſeinen auf den Wagen , denn , als am 4. unſere Bagage auf dem Schlachtfeld endlich eingetroffen war, wurde ſofort alles , was nur irgend an Wagen und Pferden disponibel gemacht werden konnte , benußt zum Transport von Verwundeten und

Leichen. So war auch der größte Theil unſerer Torniſterwagen , noch ehe ſie uns erreichten , ſofort leer gemacht worden , die Torniſter neben der Straße unter Bewachung gelaſſen und die Wagen erſt wieder nach= geſchickt, als ſie nicht mehr gebraucht wurden . Die 6. Compagnie marſchirte auf dieſe Weiſe z. B. volle vier Wochen mit blos einem Drittel ihrer Torniſter , und das Merkwürdige war : es ging.

Das Drittheil,

das bei der Compagnie war , genügte für den nothdürftigen Erſaß an Schuhzeug und Hemden , trozdem viel bei ſchlechtem Wetter und auf ſteinigen Wegen marſchirt wurde. Auch eine andre Erfahrung machten wir : Unſere mitgenommenen

Marketender nugten uns bei dem fortgeſegten Vormarſch gar nichts mehr , denn ſie konnten ſich nicht mehr mit dem Nöthigen verſorgen. Sie durften ſich nicht aus der Wagenreihe entfernen , und wenn wirklich in der Nähe eines kleinen Städtchens bivouakirt wurde, ſo war dies

ſchon von ſo viel Truppen paſſirt worden , daß nichts mehr zu kaufen war , beſonders da die Bevölkerung gegen Niemand mißtrauiſcher war als gegen Marketender, ſo daß dieſe immer um militairiſche Begleitung baten , wenn ſie Einkäufe machen wollten . Das konnten wir einfacher haben ; es wurde alſo der Verſuch bei der 6. Compagnie gemacht: der Marketender entlaſſen (mit einem Gewinn von 50 m in vier Wochen ), ihm ſeine Vorräthe und Geräthſchaften abgekauft, und ein Grenadier, früherer Commis , als Marketender commandirt.

Der Verſuch hat ſich

vortrefflich bewährt. Der Mann war zuverläſſig und tüchtig und ſorgte nach Kräften für die Compagnie, die Mannſchaften bekamen alles billiger als bei anderen Marketendern, und doch wurde ſo viel Gewinn erzielt, 4*

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daß der Wagen und ſonſtige Auslagen bald gedeckt waren und immer pon Zeit zu Zeit der Compagnie ein außergewöhnlicher Zuſchuß an Schnaps, Bier oder Raffee u. dergl. umſonſt verabreicht werden konnte. Der Marketenderwagen wurde übrigens gleichzeitig zur Erleichterung des Packpferdes benußt , das vorgeſpannt wurde und nun ſein Gepäck zu ziehen , ſtatt zu tragen hatte, wobei es ſich viel beſſer befand. Intereſſant war es auch zu ſehn , mit wie wenig Raum ſich eine

Truppe begnügen kann, wenn es ſich für die Nacht um die Frage han= delt , ob im Bivouac oder unter Dach und Fach ? So wurden z. B. in der Nacht vom 9. zum 10. in dem kleinen Dorf Lonceck von etwa 10 Bauerhöfen , zwei vollſtändige Bataillone und eine Batterie unter

gebracht. Da wir jeßt in der Reſerve marſchieten, war auch keine Ge= fahr dabei zu befürchten.

Die regelmäßige Verpflegung fing aber an den Führern der Truppen ernſtliche Sorge zu machen. Sie mußten ſich in dem bereits ausge= ſogenen Lande faſt nur auf Requiſition baſiren , da bei dem unausge ſekten Vormarſch die Verpflegungsbeamten ſich außer Stande erklärten, den richtigen Erſaß von Brod und Fourage zu bewirken. Nun war zwar an Fleiſch kein Mangel, denn lebendes Vieh folgte den Truppen unmittelbar, aber Kartoffeln und ſonſtiges Gemüſe fehlte völlig, und

auch Brod war faſt gar nicht zu haben ; zulegt fehlte es ſogar an Salz. Es wird Einein ganz zuwider , bloß von Bouillon aus friſch geſchlach tetem Fleiſch zu leben , - aber es blieb nichts anderes übrig, doch trug

dies weſentlich dazu bei , Krankheitsſtoffe zu erzeugen und die Mann ſchaft zu erſchöpfen , trozdem an ſich die Märſche nur ſelten über drei Meilen betrugen, meiſt darunter. Der erſte Ruhetag am 11. in der Nähe des wohlhabenden Städtchens Wildenſchwert that darum beſonders wohl.

Es konnte ſich hier ein

mal wieder ein jeder ſtärken und erholen. In Wildenſchwert wurde evangeliſcher Gottesdienſt in der dortigen großen und prächtigen katholiſchen Kirche gehalten , und ein großer Theil der Mannſchaft ging freiwillig hin. Der Hauptmann von Lobenthal, der bis dahin ſeiner Wunde fort

geſeßt nicht geachtet hatte, war übrigens jeßt genöthigt, ſeine Compagnie zu verlaſſen und ſie dem Lieutenant Großkreuz zu übergeben , während der Pr.-Lieutenant v. Rauch die 5. Compagnie übernahm .

Vom 12. ab wurde ganz ohne Ruhetag bis incl. den 21. marſchirt, bis zum Eintritt der Waffenruhe, alſo 10 Tage hinter einander. 1

war eine ſehr ſchwere Zeit, in der ſichtbar die Rräfte der Truppen mit

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jedem Tage mehr ſchwanden ,

aber die ſchwerſte Zeit ſollte doch noch

erſt folgen, als die Cholera völlig ausbrach, während bis dahin auf den Märſchen hauptſächlich nur Diarrhöe herrſchte und hin und wieder ein Anfall von Brechruhr vorkam . Theils die unzureichende Verpflegung,

theils der Strohmangel , der die Leute nöthigte, oft auf kaltem Boden zu ſchlafen, waren die Urſache davon, vielfach auch eigene Unvorſichtigkeit der Leute.

Auf ſolchen Märſchen wird man erfinderiſch, und lernt gegen alle Arten von Noth wie gegen einen Feind tapfer ankämpfen. Als nirgends mehr Brod aufzutreiben war , obwohl es immer hieß : Das Bataillon iſt „ mit Verpflegung“ einquartiert, mußten z. B. im Dorf, ſobald man nur Mehlvorräthe vorfand, ſofort nach der Ankunft im Quartier , von

Frauen unter Bewachung Brod gebacken werden , die ganze Nacht hin durch , ſo daß man wenigſtens einen kleinen Vorrath mitnehmen konnte. Ebenſo tamen die Compagnieen mitunter auf die eigenthümlichſten Aus

kunftsmittel, um ihr Schuhzeug und die Bekleidung in Stand zu halten, da die Handwerker bei den fortgeſekten Märſchen die Reparaturen nicht mehr leiſten konnten.

Unter andern wurden , als die Märſche für uns

ſo gefahrlos wurden, daß es faſt Friedensmärſche waren , die Handwerker auf Wagen als Fouriere vorausgeſchickt und mußten ſich dann im Quar

tier gleich an die Arbeit machen.

Mitunter traten aber auch günſtigere

Verhältniſſe und beſſere Quartiere ein , die den Muth wieder belebten . Die ſchlimmſten Tage für das Bataillon waren die Tage vom 14. bis

17., wo es zunächſt in der Richtung auf Ollmüş die Avantgarde bildete und dann , als das Garde-Corps den Befehl erhielt rechts zu ſchwenken !

und über Brünn der Armee des Prinzen Friedrich Carl zu folgen , im Gebirge die linke Flanke der Diviſion zu fichern hatte. Wir hatten hier daſſelbe Berg- Terrain zu paſſiren , was noch im Jahr 1805 vor

der Schlacht von Auſterliş ſowohl von Ruſſen als von Franzoſen für unpraktikabel angeſehen wurde. In der That konnten die Wagen ein mal gar nicht folgen , ſo daß ſie unter beſonderer Wache ſtehen bleiben

mußten und am Tage darauf auf anderem Wege nachgeführt wurden, während an den andern Tagen es wenigſtens mit Hülfe von doppeltem Vorſpann gelang, fie auf Umwegen bis in unſere Quartiere zu ſchaffen, denn mehrfach führte uns unſer Weg die ſteilſten Höhen hinauf und hinab. Bei Poſorzit in der Höhe von Brünn hatten auch dieſe Be

ſchwerden ein Ende und mir erlabten uns hier verdientermaßen an eini gen Fäſſern Bier aus der Brauerei des Fürſten Lichtenſtein. Am 18. Juli wurde über das Schlachtfeld von Auſterliß hinweg

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marſchirt, über die fruchtbare und reiche Ebene hinweg , die von der Schwarzawa (an der Brünn liegt) und ſpäter von der Thaya durch ſtrömt wird.

Am 20. überſchritten wir bei Lundenburg die Thaya und betrafen damit das Erzherzogthum Deſtreich ganz in der Nähe von Ungarn, was

ſchon an den ſeltſamen Trachten der Bauern und an den ungariſchen eine ſtarke Stieren zu erkennen war , die auf den Feldern pflügten , edle Race mit rieſigen Hörnern. Aber hier ſollten wir ganz unerwartet die Bekanntſchaft eines Stammes machen , den wir bis dahin nur als wandernde Steffelflicker geſehn , nämlich der Slowaken , die merkwürdiger

Weiſe ganz in der Nähe von Wien einige Anſiedelungen haben , in deren einer wir einquartiert wurden , – ein eigenthümlicher Wechſel von wohl habender zu dürftigſter und verkommenſter Bevölkerung , bei der nur an einem Dinge kein Mangel iſt: an Schmuß. Aber ſchon am Tage darauf nahm uns eins jener wohlhabenden nieder - Öſtreichiſchen Dörfer auf : Palterndorf , das von fruchtbaren Feldern und von zahlreichen , beſonders überdachten und verſchloſſenen .

Weinkellern umgeben iſt, die unſern Leuten zu nicht geringer Verſuchung 1

wurden , was doppelt gefährlich war bei der immer mehr um ſich grei Fenden Cholera. Wir waren nur noch zwei Märſche von Wien ent

da plößlich traf der Befehl zur Waffenruhe ein. Es iſt begreiflich , daß jedem von uns in dieſem Augenblick der Gedanke aufſtieg: ;,wie ſchade, daß wir nicht mehr als Sieger in Wien

fernt,

einrücken können ! " – aber auf der anderen Seite: war nicht ſchon ſo

Großartiges erreicht, mehr als ſelbſt Friedrich dem Großen bei ſeinen Kämpfen mit Deſtreich jemals gelungen war , – und ſollte nun noch mehr Blut fließen, nur um Deſtreich noch ein wenig mehr zu demüthigen? Das Bataillon kam mit dem 1. Bataillon und einer Batterie“ zu= ſammen nach Böhmiſchkrut zu liegen , einem ſehr großen , anſcheinend auch wohlhabenden Dorf. Hier ſchien es aber, als ſollte die wahre Noth für die Truppen erſt angehn. Die große Anhäufung der Maſſen rings umher ließ die Beſchaffung des einfachſten Lebensmittels, des Brodes, immer ſchwieriger erſcheinen , um ſo mehr, da felbſt die wohlhabendſten Drtſchaften ihre Vorräthe entweder verborgen oder thatſächlich erſchöpft hatten , da ja die Ernte, die allerdings ſehr dürftig ausſah , gerade -

1

1

beginnen ſollte. Rartoffeln, an die unſre Truppen ſo ſehr gewöhnt ſind, gab es gar nicht. Gleichzeitig pflanzte ſich die Cholera in ſo bedent

lichem Grade weiter fort durch den Wechſel in den Cantonnements , daß beſondere große Lazarethe dafür eingerichtet werden mußten und jede

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Compagnie ihre leicht Erkrankten in beſondere Häuſer zuſammenlegte. Der Cholera - Liqueur, der als Präſervativ den Truppen empfohlen war ,

konnte entweder gar nicht oder nur in ſehr kleinen Qantitäten beſchafft werden, dagegen war der junge ſaure Weißwein, der ganz beſonders zur

Beförderung der Cholera diente, in großen Maſſen da, ſo daß mit aller Strenge darauf gehalten werden mußte, daß Niemand davon trant. Ein geſunderer Rothwein wurde dafür beſchafft und namentlich als Glühwein den Kranken gereicht. Brod wurde zwar auch nach Kräften gebacken, nachdem einige Mehlvorräthe noch aufgefunden wurden , aber das, was täglich hergeſtellt werden konnte, reichte nicht einmal für den unmittelba ren täglichen Bedarf. Am 28. trat beim Bataillon der erſte plößliche Todesfall an der Cholera ein : es war der Grenadier Block der 5. Com =

pagnie, der den Tag darauf mit militairiſchen Ehren beerdigt wurde. Am 30. begann unſer Rückmarſch, der uns durch den ſüdweſtlichen

Theil Mährens, durch ganz Böhmen, über Czaslau, Rollin und Prag, an jenen berühmten Schlachtfeldern aus den Kriegen Friedrich's des Gro ßen vorbeiführte, dann über Rulm und Nollendorf, wo Preußen , Ruſ fen und Deſtreicher vereinigt im Jahr 1813 das franzöſiſche Corps von Vandamme vernichteten , endlich durch das ſchöne Sachſen hindurch über Dresden in unſer liebes Vaterland.

Zwar waren anfänglich unſre Entbehrungen nicht gering, und fort=

geſeßte Erkrankungen und Verluſte durch die Cholera traten ein, wobei ſich unſere Lazarethgehülfen, namentlich Held von der 5. Compagnie, durch unermüdliche aufopfernde Thätigkeit ſehr auszeichneten ; aber mit Gottes Hülfe wurde auch dieſe Zeit überſtanden, und es trat hierin in

Böhmen eine weſentliche Beſſerung ein, wo durch die Fürſorge des Gou verneurs , Generals von Falkenſtein , etwa von 66 zu 6 Meilen Proviant-Ma gazine längs der Straße errichtet waren und ſomit die Verpflegungs I

beſorgniſſe ein Ende nahinen. Nur einmal trat die Cholera von neuem heftig auf , als wir im ſchönen Egerthal eine reiche Obſtgegend berührten, wo es nicht gleich gelang, dem Genuß der noch nicht völlig gereiften, in Ueberfülle vorhandenen Pflaumen , gänzlich zu ſteuern. - Namentlich

gedenken wir gerne des ſchönen Sachſen -Landes ,. wo unſere Leute es über alle Erwartung gut hatten und der Geſundheitszuſtand ſich dadurch ſchnell und glüdlich hob. ein für Preußen ewig Der. Friede war inzwiſchen geſchloſſen , denkwürdiger und ruhmvoller Friede! Welchen Machtzuwachs Preußen durch ihn nach einem ſo kurzen Feldzug gewonnen, liegt vor Aller Au= gen, und ein Armeebefehl Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen an die Thm untergebene II. Armee ſprach ſich darüber folgendermaßen aus : 1

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Der Friede mit Deſtreich iſt geſchloſſen. Ein Feldzug, wie ihn glänzender die Geſchichte nicht aufzuweiſen vermag, iſt in weni ger als drei Monaten ruhmvoll zu Ende geführt. Preußens An ſehen und Stellung ſind mächtig gehoben , für Deutſchlands Ge ſchide die Grundlage einer , ſo Gott will, gedeihlichen und glück= lichen Entwickelung gewonnen .

Die II. Armee hat einen entſcheidenden Antheil an den Er folgen dieſes Feldzuges gehabt. Durch die Kämpfe von Nachod und Skaliß, von Schweinſchädel, Soor und Königinhof hatten wir zugleich die ſchöne Provinz Schleſien vor einem feindlichen Einfalle bewahrt, vier öftreichiſche Armee-Corps hinter einander geſchlagen

und die Vereinigung mit der erſten Armee herbeigeführt, als in der unter unſeres Königs Oberbefehl gewonnenen ruhmreichen Schlacht von Königsgräß der II. Armee die Ehre zu Theil ward, den Sieg zu entſcheiden . Als wir dann, den geſchlagenen Feind raſtlos und unaufhaltſam verfolgend, bei Tobitſchau und in der Umgegend von Olmüş mehrere ſiegreiche Gefechte beſtanden hatten , waren wir end lich vor den Thoren der feindlichen Hauptſtadt angelangt , als Deſtreich Unterhandlungen zum Abſchluß des Friedens begann. Mit gerechtem Stolze dürft Ihr auf Eure Leiſtungen zurück= blicken : ein Jeder von Euch hat im vollen Sinne des Wortes feine Schuldigkeit gethan und die Thaten der II. Armee reihen

fich würdig den größten unſerer an Ruhm und Ehre reichen Ge= ſchichte an. Ich danke Gott mit Euch, der uns von Sieg zu Sieg und nach kurzem glänzenden Kriege zu einem ehrenvollen Frieden geführt! So lange Ich lebe, wird es Mir ein erhebendes 1

Gefühl und eine theure, unvergeßliche Erinnerung bleiben, während

dieſes denkwürdigen Kampfes an der Spiße der braven Truppen des Garde- I. , V. und VI. -Armee-Corps geſtanden zu haben. Indem ich Meiner braven , Mir ſo theuren II. Armee ein herzliches Lebewohlzurufe, danke ich den Herren Generalen und Officieren , den Unterofficieren und Soldaten für ihre Tapferkeit,

Ausdauer und Pflichttreue, und ſpreche die Erwartung aus , daß auch während des Friedens ein Jeder beſtrebt ſein wird, den alten , aufs Neue glänzend bewährten Ruf des preußiſchen Heeres unge trübt und ungeſchmälert zu behaupten. “

Berlin, den 8. September 1866. Friedrich Wilhelm , Aronprinz, General der Infanterie, Oberbefehlshaber der II . Armee und Militair- Gouverneur von Schleſien .

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Se. Majeſtät der König hatte inzwiſchen dem Garde-Corps und den verſchiedenen Deputationen der geſammten Armee einen glänzenden Einzug in Berlin zugedacht, verbunden mit einem feierlichen Dankgottes dienſt vor ſeinem Schloß in Berlin. Dieſer Einzug, der zugleich durch die begeiſternde Theilnahme Aller und die Freigiebigkeit der Stadt Berlin ſo glänzend wurde, wird jedem von uns unvergeßlich ſein, na

mentlich aber der Moment des Vorbeimarſches vor Sr. Majeſtät, als wir an den eroberten Geſchüßen , die rechts und links unter den Linden

aufgeſtellt waren, und an dem Denkmal Friedrich des Großen vorbei gezogen waren. Es erſchienen hierbei Alle mit den am Tage vorher empfangenen Decorationen geſchmückt. Die Zahl der Decorationen war durch die Allerhöchſte Gnade im Bataillon ſehr bedeutend , doch war es ſchwer geweſen , gerade die herauszufinden , die einer beſo ren Aus

zeichnung würdig waren, da jeder Einzelne im Kampfe ſeine Schuldigkeit in hohem Grade gethan hatte, ſo daß jeder mit gerechter Freude auf das Areuz blidt , das ſeine Bruſt, zur Erinnerung an die Schlacht von Rönigsgräß, ſchmückt.

Ein Corpsbefehl Sr. Röniglichen Hoheit des Prinzen Auguſt v. Würtemberg ſpricht dieſe Anerkennung für Alle auch noch beſonders aus und ſchließt am beſten die Erinnerung an dieſe glorreiche Zeit ab. Er lautet :

Corps -Befehl.

„ Nachdem nunmehr die Truppen des Garde-Corps nach ſieg reichem Feldzuge heimgekehrt find in ihre Friedens -Garniſonen , hat Se. Majeſtät der König die Gnade gehabt , durch zahlreiche Aus

zeichnungen die Leiſtungen von Officieren und Mannſchaften in huldreichſter Weiſe anzuerkennen . Wiederholt hat Se. Majeſtät es auszuſprechen geruht, daß das Corps den von ihm gehegten Erwartungen vollkommen entſprochen habe , und ſomit können wir ohne Ueberhebung, mit Stolz und

Befriedigung auf die jüngſt berlebte Zeit zurückblicken. Eurer Ausdauer iſt es gelungen , ſtets rechtzeitig auf dem Kampfplaße zu erſcheinen , und Eurer Tapferkeit iſt es zu danken , 1

daß das Corps nur Siege aufzuweiſen hat. Für immer werden die Tage von Soor , Röniginhof und

Königsgräß als Ehrentage der Geſchichte des Garde-Corps ange= hören , und ſtolz bin ich darauf, ein ſolches Corps in ſolcher Zeit unter meinem Befehle gehabt zu haben . Jeder that ſeine Pflicht, Viele zeichneten ſich aus und Viele

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beſiegelten ihre Treue gegen König und Vaterland mit dem Tode! Allen meinen Dank und den Dahingeſchiedenen ein treues Andenken !

Möge für immer der Geiſt im Garde-Corps herrſchen, der es ſo herrliche Thaten verrichten ließ, dazu wirke ein jeder in ſeinem Plaße, und Gott gebe ſeinen Segen dazu ! Der ihrer Heimath zueilenden Mannſchaft ſage ich hiermit ein herzliches Lebewohl und fordere ſie auf , ſtets eingedenk der Tage zu ſein , wo wir vereint dem Feinde entgegenſtanden. Es lebe der König !" Berlin, den 21. September 1866. (gez.)

Auguſt ,

Prinz von Würtemberg.

1

Anhang.

Namentliche Lifte ſämmtlicher Mannſchaften , welche auf dem Felde

oder an Wunden geſtorben find. 5. Compagnie. 8) Gefreiter Carl Hermann Mir. 9) Grenadier Auguſt Wilhelm Gottfried

1 ) Unteroffic. Carl Friedrich Wilhelm Brandt.

Heling.

2) Grenadier Joachim Black. 3)

I

4) 5) 6)

11

W

Friedrich Gotthardt.

10)

Heinrich Carl Chriſtian | 11)

11

Maertens. Ferdinand Müller III.

12)

11

Stanislaus Tomrazki .

13)

Albert Küſter.

Guſtav Friedr. Carmoſin. Carl Auguſt Sarparth. Hermann 3oh. Chriſtian Aruſe. Chriſt. Friedrich Julius Reichert.

6. Compagnie. 1) Grenadier Auguſt Ludwig. 2)

3) Unterofficier

Friedr . Wilhelm Voß.

1

Wilhelm

Friedrich

Sukow.

7. Compagnie. 1) Unteroffic. Auguſt Friedrich Lüder. * 2) Grenadier Johann Auguſt Block. 3) 4) 5) 6)

Il

Johann Black.

IT

Chriſtian Behnke.

1

Malolepsty .

Joſeph Brusky.

7) Gefreiter Michael Paker.

8) Grenadier Auguſt Ferdin. Wolfow. 9) Chriſt. Frdr. Wichmann. Friedr. Wilhelm Weber. 10) 11) Michael Chriſtoph Erds mann .

8. Compagnie. 1) Unteroffic. Wilhelm Karow. 2) Grenadier Otto Haupt. 3)

1

Gottlieb Maſuhr .

Eduard Rahn . 5) Guftav Tauſenfreund. 6) Gefreiter Carl Friedr. Wilh. Wolff.

7) Grenadier Johann Zank. 8) 9)

11

Auguſt Øenſel .

Guſtav Brehmer. 10) Unteroffic. Rudolph Guſtav Müller. 11) Gefreiter Hermann Oſten.

60

Namentliche Lifte der an der Cholera verſtorbenen Mannſchaften .

5. Compagnie. 1 ) Unteroffic. Carl Rohloff.

5) Grenadier Joach. Guſt. Joh. Freiholz.

2) Grenadier Johann Block. 3) Wilh. Auguſt Landmeſſer.

6)

11

7)

11

Franz Schellin .

4)

Andreas Moeller I.

8)

11

Carl Thiede.

2) Grenadier

6. Compagnie. Friedrich Gottlieb Hate | 3)) Grenadier

Carl Radtke III .

1) Unteroffic. Johann Carl Krohn. 2 Haß.

Carl Friedrich Badbarth.

7. Compagnie . 1) Grenadier Carl Auguſt Brandt. 2) Johann Ludwig Glawe. 3)

11

Martin Kirſch.

4 ) Grenadier Carl Ferdinand Albert Kaddaß. 5) Auguſt Schlubat.

8. Compagnie. 1 ) Gefreiter Carl Schivelbein. 2) Grenadier Adolph Conſtant. Rroll.

3) Grenadier Carl Friedr . Chriſt. Weu . Friedr. Ludw. Alb. Rörbin. 4) "

Namentliche Liſte jämmtlicher verwundeten Officiere und Mannſchaften . 5. Compagnie. Officiere .

1) Hauptmann v. Fabeck. 2) Seconde-Lieutenant v. Hindenburg. Mannſchaften . 1 ) Unteroffic. Auguſt Friedrich Wilhelm Braat. 2) Ernſt Ferdinand Dinſe. Carl Herm. Hoeppner. 3) Auguſt Friedrich Hinz. 4) Kaspar Wepel. 5)

6) Gefreiter Carl Johann Chriſtoph

11 ) Grenadier Wilhelm Friedrich Auguft Eulert.

13)

!!

14)

11

15) 16)

11

17 )

!!

Blanck.

7 ) Grenadier Carl Wilhelm Hermann Baskow. 8) 9)

10)

M

P!

Victor Fromm.

12)

Carl Friedrich Wilhelm Geske. Adolph Carl Gottfried Gottwald. Johann Julius Güßot. Chriſt. Ferdinand Albert peidefrüger.

Hermann Foh. Guſtav Hoffmeiſter.

18) Unteroffic. Carl Ferdinand Wenſel.

19) Grenadier Guſtav Friedrich Carl Hardtke I.

Julius Chilla. Carl Wilhelm Chriſtian

20)

Dege .

21 ) Sefreiter Jul. Chriſt. Aug. Knuth.

Julius Ferdin. Dallüge.

22) Grenadier Anton Klimed .

Carl Frdr . Kummerrom.

61

23) Grenadier Carl Johann Meyer II . 24) Gefreiter Herm . Ferdin. Marten. 25) Grenadier Johann Friedrich Carl Meyer 1 . 26) Guſtav Nagel. 27) Gefreiter Friedrich Neumann. 28)

m

Ferdinand Friedr . Wilh. Sotrak .

29) Grenadier Auguſt Prill. Carl Ludwig Paſſoth. 30) Carl Gottlieb Ferdinand

31 )

Radloff I.

32)

N

33)

Andreas Erdm . Radke II. Ludwig Johann Friedr . Radke I. Friedr . Wilh. Schankin .

34 )

35) Grenadier Julius Schliep. Carl Stedtler.

36)

37) Gefreiter Karl Julius Schwertfeger.. 38) Grenadier Franz Srocker. 39) 40) 41 ) 42) 43) 44) 45) 46)

47) 48) 49) 50)

Ernſt Carl Schucowsty. Adam Sipitky.

1/

Bojeph Sierczulla.

1

Friedrich Auguſt Saager . AT

Valentin Tomasſchewsky . Carl Frdr . Ludwig Troſt. Herman Carl Voelz. Wilhelm Wollaegen .

Gefreiter Grenadier Gefreiter Grenadier

Herm . Wilhelm Wood. Joh. Chr. Frdr. Weſtphal. Chr . Friedr. Wilh. Waße. Michael Zawodny.

6. Compagnie. 11 ) Grenadier Ludwig Chriſtian Peters.

1) Unteroffic. Friedr. Johann Lücht. 2)

Chriſtian Friedr . Bölter.

12 )

Carl Friedrich Julius Nothiprack.

13)

Hermann Raſchke.

3) Gefreiter Joh. Carl Friedr. Arndt . 4) Grenadier Carl Friedrich Artmann. 5) Joſeph Dammer. Ferdin. Chriſtian Jben . 6) Carl Krauſe . 7) 8) Joſeph Konopa. Bartholom. Muchofsky . 9) 10) Johann Miczłorowsky . M

M

M

14) Gefreiter Carl Chriſtian Schmidt. 15) Grenadier Friedr. Wilh. Smolensky . 16) Carl Schleſener. 17) 18)

II

Eduard Georg Traeder. Johann Friedr . Theodor Wollin .

M

7. Compagnie. 17) Grenadier Johann Lungerhauſen .

1) Unteroffic. Carl Auguſt Räther. 2) Guſtav Adolph Mahler. 3) Auguſt Wilhelm Severin. 4) Julius Rohrbeck. Friedrich Auguſt Lück. 5) 11

11

6) Grenadier Johann Carl Blunk. 7)

8) 9) 10)

11

Auguſt Cilius . Ludwig Ebert. Valerian Goslikky .

11)

Reinh. Louis Herrmann. Auguſt Carl Guſtav

12)

Hoffmann . Ludwig Hellmig .

13) 14) 15) 16)

11

W

12

Carl Meitzner.

18 )

19) Tambour Friedrich Wilhelm Mindt. 20) Grenadier Johann Eduard Prahı. 21 ) Heinr. Frdr. Alb. Rojahn. 22) 23) 24) 25)

M

Wilhelm Rieſebeck. Carl Schulz. Friedr . Wilh . Schirwage.

26)

Chriſtoph Friedr. Wilh. Schünemann. Wilh. Friedrich Schmidt.

27 ) Horniſt

Carl Schroeder.

11

28) Grenadier Wilh. Ferdinand Auguſt Ströbeck.

Carl Wilh. Albert Haeſe. 29 ) 30 )

Auguſt Heinrich Woldt . Carl Andr. Weingarten.

Carl Friedr. Wilh. Lerch. ! 31)

Johann Joachim Wolter.

Auguſt Knobath. Auguſt Ferdinand Rrenz.

62

8. Compagnie . 1) Sergeant Johann Schmolke.

17) Grenadier Wilhelm Küther.

2) Unteroffic. Ernſt Potrat .

3) Grenadier Carl Beyer.

Michael Lerch. 18) 19) Gefreiter Carl Matthias.

Auguft Badhaus . Julius Böttcher. 6) Gefreiter Carl Balsſchuß.

21) 22)

4) 5)

I

7) Grenadier Anton Czismonsky. 8) Theodor Dittberner. 9)

Il

10) 11) 12) 13) 14) 15)

Gefreiter Grenadier Gefreiter Grenadier Gefreiter Grenadier

16 )

in

Wilhelm Domann.

Robert Drawer. Friedrich Erdmann. Franz Falkenſtern. Auguſt Flindt. Auguſt Frohnert. Hermann Hedemann. Heinrich Kreikler.

20) Grenadier Friedrich Malepky.

23) 24) 25) 26)

Auguſt Neumann. II

Gefreiter Grenadier Gefreiter Grenadier

27) 28 ) 29 ) 30) 31 )

Friedrich Poſt. Alwin Pagel. Johann Roggenbuk . Friedrich Schneider II. Ferdinand Schulz.

II

Johann Stybinsky.

II

Auguſt Schellin. Guſtav Schulz II.

11 11

Albert Schwarz I. Johann Trapp.

Namentliche Liſte der als 3nvaliden anerkannten Mannſchaften.

5. Compagnie. 1) Unteroffic. Caspar Wekel. 2) Gefreiter Carl Joh. Chriſt. Blanck. 3) Carl Friedrich Wilhelm Gerbrecht.

4) Grenadier Carl Auguſt Lorenz. 5) Carl Johann Meyer II. Carl Ludwig Paffoth. 6) Adam Sypikky. 7) 8) 9) 10)

Gottwald.

13) Gefreiter Julius Schwertfeger.

14) Grenadier Johann Julius Glükow. Chriſtian Ferdin. Albert

15)

Wilhelm Wollagen.

16) 17) 18)

II

Wilhelm Nagel I.

19)

11

Carl Wilhelm Hermann Barkow .

11 )

12) Grenadier Adolph Carl Gottfried

IT

Carl Friedr. Wilh. Geske.

11

11

11

IT

11

Heidekrüger. Auguſt Prill. Friedrich Auguſt Saager . Guftav Hardfe. Carl Gottlieb Ferdinand Radloff.

20) Gefreiter Chriſt. Frdr. Wilh. Waße. 21) Unteroffic. Carl Albert Ludw. Bahr.

6. Compagnie. Lucht. FriedrichGeorg SohannTräder. flutt í 3) Grenadier Carl Friedrich Julius 2)2)) Unteroff ic. Eduard Grenadier

7. Compagnie . 5) Grenadier Reinh. Louis Fermann. 1) Unteroffic. Julius Rohrbeck. 2)

Friedrich Auguſt Hüd .

3 ) Grenadier Auguſt Cilius. Valerian Goslikky. 4)

6) 7) 8)

11

17

Ludwig bellmig . Auguſt Knobath. Carl Wilh. Albert Haeſe.

63

9) Grenadier Auguſt Ferdinand Krenz.

13) Grenadier Carl Andr. Weingarten.

10) Tambour Friedrich Wilhelm Mindt.

14)

11 ) Grenadier Friedr. Wilh. Schirwage.

15 )

12)

Leop . Zachar. Zanowsky . Chriſt. Friedr. Wilhelm Schünemann.

M

Wilh. Friedr. Schmidt.

#

8. Compagnie. 1 ) Unteroffic. Ernſt Potrat .

2) Gefreiter Balsſchuß. 3) Grenadier Theodor Dittberner.

5) Grenadier Friedrich Erdmann . Hermann Hedemann. 6) Heinrich Kreikler. 7) m

4 ) Gefreiter Robert Drawer.

Es wurden decorirt :

5. Compagnie. Officiere.

1 ) Ritterkreuz des Hohenzollernſchen Hausordens mit Schwertern : Major und Bataillons - Commandeur v. Barby. 2 ) Rother Adlerorden It. Claſſe mit Schwertern : Lieutenant und Adjutant v. Rheinbaben . Il

Großkreuz vom 4. Pommerſchen Landwehr-Regiment Nr. 11 . v. Hindenburg. Unterofficiere und Mannſchaften.

1 ) Militair - Ehrenzeichen 1. Claſſe: Sergeant Schulz ( Fahnen- Unterofficier). 2) Militair.Ehrenzeichen II. Claffe : 8) Unterofficier u. Lazarethgehülfe Held. 1) Feldwebel Meißner. 2) Sergeant Ulbert. 9) Gefreiter Krüger. Semm . 3) 11 4) Unteroffic. Grams. 5) Haeger.

10) Unteroffic. Hoeppner. 11) Prikke.

6) Gefreiter Marten.

13)

7)

14 )

12)

11

Papke.

Il

Grube.

Triegloff. Streiß.

6. Compagnie . Officiere . 1) Orden Pour le mérite : Hauptmann v. Arnim . 2 ) Rother Adlerorden mit Schwertern : Seconde - lieutenant v. Tiedemann.

unterofficiere und Mann

aften .

Militair- Ehrenzeichen 11. Claſſe. 6)

11

NI

5) Gefreiter Müller. Piepkorn. 7) Grenadier Radel.

Il

8)

IT

1 ) Sergeant Brindmann . 2) Unteroffic. Dlwig . Lücht. 3) 4) Schröder.

Rohrberg.

64

7. Compagnie. Dfficier . Orden Pour le mérite :

Hauptmann v. Lobenthal. unterofficiere und Mannſchaften.

Militair -Ehrenzeichen I. Claffe : 3) Gefreiter Brüggow.

1 ) Unteroffic. Selza. Schnurbuſch. 2) 11

4)

11

Krüger.

Militair- Ehrenzeichen II. Clafle: Michaelis.

10) Gefreiter Bahls. Krenk. 11)

7)

Lück.

12)

8)

Rohrbeck.

13) Grenadier Hoffmann.

5) Unteroffic. Mahliß. 6)

IT

9) Gefreiter Badom.

14)

N

II

Trunke.

Kummerow .

8. Compagnie . Officiere. Ritterkreuz des Hohenzolleruſden Hausordens mit Sdwertern : Hauptmann b. Derenthali. Kronen-Orden IV. Claſſe mit Schwerteru : Seconde- lieutenant Triepke (vom 3. Pommerſchen Landwehr-Regiment No. 14). unterofficiere und Mannſchaften. Militair-Ehrenzeichen II. Claſſe: 1 ) Sergeant Schodenecht. 9) Grenadier Koralewsky. 2)

Il

Lante .

3) Unteroffic. Potraß. Rozusferits. 4) 11 5) Gefreiter Stred . 6) Grenadier Wobith. Falkenſtern . 7) 8) Wawrziniat. 11

•10) 11)

Aleift. 11

Bandemer.

I

Rither. Flint.

11

Domann .

12 ) 13) 14)

15) Tambour Frohde.

Die Verwundeten des Bataillons haben ſich einer vorzüglichen Pflege und Fürſorge zu erfreuen gehabt. Auch ſind ſie vielfach mit Geldmitteln, theils dircet, theils durch Vermittlung des Bataillons unterſtüßt worden. Den mehr oder minder

arbeitsunfähig gewordenen hat das Bataillon allein 220 Thlr. aus Privat-Samm lungen zufließen laſſen können , die an 31 verſchiedene entlaſſene Unterofficiere und Mannſchaften vertheilt worden ſind. Von dieſen ſtammen 20 Thlr. aus dem reichen

Geſchenk der Stadt Danzig (500 Thlr.) für Verwundete der Provinz Preußen , und 200 Thlr. ſind nach und nach dem Bataillon durch die Hand des früheren Com mandanten von Hannover, General-Lieutenant Graf Bismark-Bohlen, aus Vereins Gaben und Privat-Sammlungen zugegangen . Das Bataillon gedenkt der patriotiſchen Geber mit beſonderem Dank, und wahrlich ! wo das Vaterland in ſolcher Weiſe für ſeine Vertheidiger ſorgt, da wird auch für die Zukunft eine Saat geſtreut, die zu ihrer Zeit wieder reiche Früchte für das ganze Vaterland tragen wird ! Das gebe Gott !

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