198 38 13MB
German Pages 86 [195] Year 1915
Entscheidungen des Reichsgerichts. Herausgegeben von
de» Mitglieder« des Gerichtshofes und der Ueichsanwaltschaft.
Entscheidungen der
Reichsgerichts in
Zivilsachen. Neue Folge. Zweiunddreißigster Wand. Der ganzen Reihe pvriundachhigstrr Band.
Drittes Heft.
Leipzig, Verlag von Veit & Comp. 1914 v______ ____________________________________________________ ) Die „Entscheidungen in Zivilsachen" werden in Heften, von denen drei einte Band bilden, sowie in vollständigen Bänden, geheftet nnd gebnnden, ««-gegeben. WM- Einbanddecken werden rum Preise von 1 Jt 20 # für die Decke geliefert.
Du Urchtsprechmg ta GkrlMdrsgmchtk
auf dem Gebiete des Zivilrechts. Herausgegeben von
V. Mugdan,
und fl. Falkmann, Senat-präsident am Kammergerlcht.
Kammergerichttrat,
Wöchentlich erscheint eine Nummer.
Preis des Halbjahrs 6
50
*y\ie „Rechtsprechung der Oberlandesgerichte" bringt Urteile
> undStaatSwi/Ien/chaßy GdßllfchafisvTiilQnfchafir^olks^irtßiafislehro undStatifäk^7yiilitätrwi{Jmß^afP/Länder~und\&lkerkunde,Itedagogik HERAUSGEGEBEN
vonDROTTO BUEKundPROFDR paulherre
ie seit I. Oktober 1913 im Verlage von VEIT & COMP. in LEIPZIG erscheinende Wochenschrift „DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN“ will, entgegen den Spezialisierungsneigungen der geisteswissenschaftlichen Einzeldisziplinen die Gemeinsamkeit ihres gesamten Bereiches betonen und einen Mittelpunkt der umfassenderen geisteswissenschaftlichen Forschungs tätigkeit schaffen. „DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN“ stellen sich die besondere Aufgabe, durch planvolle Verfolgung der Bewegungen und Rich tungen in den weitverzweigten und doch innerlich eng zusammengehörenden Wissenschaftsgebieten einen erschöpfend unterrichtenden Überblick über alle diese im Dienste der geistigen Kultur stehenden wissenschaftlichen Bestrebungen zu geben. Sie wollen somit für das Gebiet der Geistes wissenschaften ein ähnliches Programm verwirklichen, wie ihm für die Naturwissenschaften in England die „Nature“, in Amerika die ,,Science“ und in Deutschland „Die Naturwissenschaften“ nachstreben.
D
„Die GeistesWissenschaften“ bringen neben Originalbeiträgen und Sammelreferaten Bücherbesprechungen, Berichte über Forschungsbetrieb, Methodik u. Unterricht, wissenschaftliche Veranstaltungen (Kongresse, Vorträge, Ausstellungen), Mitteilungen, Universitäts-usw. Nachrichten, sowie Personalien. Die namhaftesten Vertreter auf den verschiedensten Gebieten der Geistes wissenschaft haben sich zur ständigen Mitarbeit bereit erklärt.
Einige Urteile über „Die Geisteswissenschaften“. ......... Zeitschriften kommen und gehen, blühen und verwelken wie die Lilien auf dem Felde. Jede will den sogenannten dringenden Bedürfnissen abhelfen und doch scheitern die meisten nach kurzer Lebensdauer an der Interesselosigkeit des Publikums. Woran liegt das? Einmal daran, daß wir schon gerade genug Zeit schriften haben, dann weiter daran, daß die größte Zahl der Leser in einer Tages zeitung genügend Stoff findet, schließlich aber daran, daß diese neuen Zeitschriften selbst nicht viel wert sind. Wir haben Zeitschriften für bloße Unterhaltung, Zeit schriften für bestimmte Fachgebiete und für bestimmte Cliquen und Parteien, Zeit schriften für Kritik und ernste Belehrung. Gleichwohl ist für eine Art von Zeit schrift noch Platz und Bedürfnis vorhanden und zwar für eine Zeitschrift, die uns in wissenschaftlich zuverlässiger Weise über das gesamte Gebiet der Geistes Wissenschaften unterrichtet, zusammenfassende Aufsätze, Forschungsberichte, Buchkritiken und Nachrichten aus der Welt der
Wissenschaft in jeder Nummer vereinigt. Eine solche Zeitschrift erscheint jetzt im Verlage von Veit & Comp. in Leipzig, sie betitelt sich kurz und schlagend ,,Die Geisteswissenschaften“ und wird herausgegeben von Dr. Otto Buek und Universitäts-Professor Dr. Paul Berre. Ist die Tendenz der neuen Zeitschrift grundsätzlich aufs freudigste zu begrüßen, so verdient auch die Ausführung der Absicht, wie sie uns in den ersten Heften entgegentritt, lebhafte Anerkennung und rechtfertigt die Behauptung, daß diese Zeitschrift, die mit keiner anderen verglichen werden kann, einem wahren Bedürfnis der höher ge bildeten Schichten .unseres Volkes entgegenkommt. Die Namen der bisher in der Zeitschrift zu Wort gelangten Mitarbeiter bieten dafür Gewähr, daß uns das Beste geboten wird, was die heutige Wissenschaft überhaupt zu bieten vermag. Die Geisteswissenschaften unserer Tage finden hier einen Niederschlag von wahrhaft monumentaler Form. „Karlsruher Zeitung.“ . . . Ein erfreuliches Zeichen bedeutet jedenfalls die immer deutlicher in Er scheinung tretende Abkehr der Gegenwart von der engherzig naturwissenschaft lich-mechanistischen Lebensauffassung der unmittelbaren Vergangenheit. In diesem Sinne begrüßen wir das großzügige neue Organ, das unter dem Titel „Die Geisteswissenschaften“, herausgegeben.von Dr. Otto Buek und UniversitätsProfessor Dr. Paul Berre im Verlage von Veit & Comp. in Leipzig herauskommt. Die Zeitschrift beabsichtigt den auseinanderstrebenden und spezialisierenden Strö mungen, die heutzutage immer noch obenauf sind, entgegen zu arbeiten und das Einigende zu betonen. Die großen, prinzipiellen Gesichtspunkte geisteswissen schaftlicher Forschung werden, wie die Herausgeber in dem einführenden Geleit wort hervorheben, durch die Abhandlungen, die Forschungsberichte, sowie durch die Besprechungen zum Ausdruck gebracht. Hier erfahren die bahnbrechenden, oder doch zumindest zielweisenden Ergebnisse der Forschung eine sorgfältige Darstellung, die Grundlagen der einzelnen Disziplinen eine tiefschürfende Charak teristik. Neben den sachlichen Werten, die von den Wissenschaften erzeugt werden, kommen die Mittel und Methoden, ebenso die wissenschaftliche Technik gleichwertig zu ihrem Recht. Organisatorische Fragen, Kongresse, Personalien usw. bleiben keines wegs unbeachtet, alle aktuellen Ereignisse der Gelehrtenrepublik stehen auf der Tagesordnung auch der „GeistesWissenschaften“. „Das literarische Deutschland.“ . . . Dies neue Unternehmen charakterisiert das Streben unserer Zeit, gegen über den immer mehr auseinandergehenden Einzelwissenschaften, die gemeinsame Grundlage und den Zusammenhang der Forschung zu betonen, Zuerst steht man ja jeder neuen Zeitschrift bei der Fülle der schon vorhandenen mehr oder minder skeptisch gegenüber. Bei näherem Zusehen aber wird man die Einsicht gewinnen, daß das, was hier erstrebt wird, ein wirklich neuer Gedanke ist. Wir hatten auch bisher schon eine Reihe gelehrter Blätter, die allen Wissenszweigen dienten, aber sie sind zum größten Teile der Kritik gewidmet. Was hier erstrebt werden soll, ist etwas anderes. „Die Geisteswissenschaften“ sind als ein Organ gedacht, in dem die großen Probleme der Forschung erörtert werden können und das, weil es allen Zweigen der Wissenschaft offen steht, auch alle zusammenhält mit Ausnahme der rein naturwissenschaftlichen Disziplinen. Eine wohldurchdachte Stoffeinteilung soll diese Pläne verwirklichen helfen. Die Grundlage jeden Heftes bilden die Ab handlungen. Hier ist der schreibenden Welt der Gelehrten eine neue Aufgabe gestellt, die des Schweißes der Edlen wert ist. „Breslauer Zeitung.“
Jedes tieft umfaßt 32 Quartseiten / Bezugspreis für das Vierteljahr M. 7.— / Probehefte unberechnet und portofrei
Bestellungen auf Probehefte und Abonnements nehmen ent gegen sämtliche Buchhandlungen des In- und Auslandes, alle Postanstalten sowie der Verlag
Veit H Comp., Leipzig, Marienstraße 18
Verlag von Veit & Comp. in Leipzig.
Lehrbuch des Handelsrechts. Von
Dr. Karl Lehmann, o. ö. Professor der Rechte an der Universität Göttingen.
Zweite umgearbeitete Auflage. gr. 8.
1912.
geh. 20 Jt, geb. in Ganzleinen 21
50
. Rehm hat dieses Buch in einer Besprechung der ersten Auflage eine Leistung genannt, die, wenn es für handelsrechtliche Forschungen Nobel preise gäbe, dieser Auszeichnung würdig wäre. In dankenswerter Weise betont es nicht nur geschichtliche und konstruktive, sondern auch wirtschaftliche Gesichts punkte. Die Darstellung ist übersichtlich und klar. Die Literaturnachweise sind überaus reichhaltig.
K
Die Persönlichkeit des herrenlosen Sklaven. Ein Stück aus dem römischen Sklavenrecht von
Dr. Friedrich Affolter Professor der Rechte an der Universität Heidelberg.
gr. 8. 1913. geh. 8 Jfe. Die Arbeit ist auf den Quellen aufgebaut und gewährt einen — nicht nur von juristischen, sondern auch sozialen Gesichtspunkten — interessanten Einblick in das für das römische Recht so charakteristische Sklavenrecht. Verfasser hat in sehr glücklicher Weise die rechts- und kulturhistorische Seite des Problems in den Vordergrund gerückt.
Die statistische Methode als selbständige Wissenschaft. Eine Einführung in deren Fundamente und Grundzüge von
Dr. iur. Hugo Fore her. Mit 60 Figuren. gr. 8. 1913. geh. 10 geb. 11 JL Dieses neue Forcher’sche Werk bedeutet einen Markstein in der geschicht lichen Entwickelung der Statistik. Der Verfasser führt spielend in die überaus schwierigen Denkformen der höheren Mathematik und der Wahrscheinlichkeits theorie ein und wirkt in der glücklichen Verbindung der humanistisch-formalistischen Denkformen mit den mathematisch-technischen Denkformen bahnbrechend. In seiner gemeinverständlichen Fassung bildet dieses Buch den Schlüssel für die dem Laien schwer zugängliche wertvolle Literatur der mathematischen Statistik. Zum erstenmal wird hier zum Begriff der Statistik eine entschiedene Stellung ein genommen und durch die logische Begriffsentwicklung der Grund für eine glück liche Lösung aller brennenden Streitfragen auf dem statistischen Gebiete gelegt.
n m ettm
^ ^ F ^ T^irr ^ n ngiT^-r^nr ^ - ^r^ p»^nnptrR ?gn s-s iB-h?L«Hr^
Werlcrg von Ivcrrrz WaHterr in Wertin W. 9 Goldmann. — Die Zwangsvollstreckung in das bewegliche Vermögen in der Praxis de» Kgl. Amtsgerichts Berlin-Mitte, nach Entscheidungen höherer Instanzen. Herausgegeben von Dr. Ernst Golvmaun, LandgerichtSrat in Berlin. 1913. Geh. 6,60 M. Geb. 7,50 M.
Güthe. — Die Grundbuchordnung für das Deutsche Reich und die preußischen Ausführungsbestimmungen. Erläutert von Dr. Georg Güthe, KammergerichtSrat. Dritte Auflage.
2 Bände.
1913.
Geh. 46 M.
Geb. 52 M.
Horrwitz. — Das Recht der Generalversammlungen der Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften aus Aktien von Hugo Horrwitz, Justizrat, Rechts anwalt und Notar in Berlin.
Geh. 10,50 M.
1913.
Geb. 11,50 M.
Jaeckel. — Reichsgesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangs verwaltung vom 24. März 1897 (Fassung von 1898) nebst dem Einführungsgesetz und den für Preußen ergangenen AusführungS- und Kostenbestimmungen. Mit Kommentar von Dr. Paul Jaeckel, Reichsgerichtsrat. Vierte Auflage, bearbeitet und herausgegeben von Dr. Georg Güthe, Kammergerichtsrat. 1912. Geh. 23 M. Geb. 25,50 M.
Klein. — Das Organisationswvsen der Gegenwart. «lein, Justizminister a. D. 1913.
Ein Grundriß von Dr.
Geh. 7 M.
Kranz
Geb. 8 M.
Koffka. — Kommentar zum Gesetz über die Enteignung von Grundeigentum vom 11. Juni 1874, nebst den dazu erlassenen Bestimmungen des Ausführungsgesetzes zum Retchsgesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung, unter Berücksichtigung der einschlägigen Vorschriften des Fluchtliniengesetzes, von Emil Koffka, Justizrat. Zweite Auf lage. 1913. Geh. 9 M. Geb. 10 M.
Mentzel-Schulz-Sitzler. — Kommentar zum Berfichernugsgesetz für Angestellte vom 20. Dezember 1911 von Dr. Paul Mentzel, Regierungsrat im Reichsversicherungsamt, Beisitzer des Oberschiedsgerichts der Angestelltenversicherung, Dr. Herm. Schulz, Regierungsrat im Reichsversicherungsamt, Dr. Fritz Sltzler, Regierungsassessor. 1913. Geh. 20 M.
Geb. 22,50 M.
Meyer. — Das Wellscheckrecht. verfaßt von Dr. Felix Meyer, Geh.
Im Auftrage der Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin Justizrat in Berlin. Erster Band: Die geltenden Scheckrechte in vergleichender Darstellung. 1913. Geh. 18 M. Geb. 20,60 M. Zweiter Band: Der Entwurf eines einheitlichen Scheckgesetzes nebst Begründung. 1913. Geh. 13 M. Geb. 15,50 M.
Mittelstem. — Die Miete nach dem Rechte des Deutschen Reiches. Bon Dr. jur. Max Mittelstein, Senatspräsident am Hanseatischen Lberlandesgericht. Dritte Auflage.
Geh. 15 M.
1913.
Geb. 16 M.
Neumann. — Handausgabe des Bürgerlichen Gesetzbuchs
unter Berücksichtigung sonstigen Reichsgesetze und der Gesetzgebungen aller Bundesstaaten, insbesondere Preußens, Studium und Praxis bearbeitet von Justizrat Dr. Hugo Neumann, Justizrat. Rechtsanwalt Kammergericht. Sechste Auflage. 3 Bände. 1912. Geh. 39 M. Geb. 46
v. Olshausen. — Kommentar zum Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. Dr. JnstuS V. OlShaufen, Wirkl. Geheimen Rat. Neunte, umgearbeiteteAuflage
der für am M.
Bon
unter Berückiichtigung des Gesetzes vom 19. Juni 1912. Nebst einem Anhänge, enthaltend die Straf bestimmungen der Konkursordnung von Oberreichsanwalt Dr. A. Zweigert. 2 Bände. 1912. Geh. 37 M. Geb. 43 M.
Skonietzki-Gelpcke.
—
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für das Deutsche Reich nebst den Einführungsgesetzen und den preußischen Ausführungsgesetzen. In Verbindung mit Dr. W. Kraemer, Rechtsanwalt, und Dr. A. Schulze, Landrichter, erläutert von Rich. Skonietzki, Reichsgerichtsrat, und Dr. M. Gelpcke Rechtsanwalt und Notar. Erster Band. 1911. Geh. 24 M. Geb. 27 M. Zweiter Band. Lfg. 1 u. 2. Geh. 6,30 M.
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Beide Parteien legten hiergegen Berufung ein; es wurden jedoch
beide Rechtsmittel vom Oberlandesgericht in Cöln zurückgewiesen.
Auf die Revision des Beklagten wurde die Klage in vollem Umfange
abgewiesen aus folgenden Gründen: „Gegen das Berufungsurteil hat die Klägerin ein Rechtsmittel nicht eingelegt.
Das Urteil ist daher, soweit es zu ihren Ungunsten
lautet, also insoweit rechtskräftig geworden, als die Feststellungsklage in vollem Umfange und die Leistungsklage auf Rückzahlung des ent
Zu entscheiden bleibt noch die Frage, ob und in welcher Höhe für den
richteten Stempels in Höhe von 500 M abgewiesen worden ist.
int Jahre 1908 erfolgten Beschluß, weitere Nachschüsse in Höhe von 200000 Jl
einzufordern,
nach
Tarifst. 25 zu a des preußischen
Stempelsteuergesetzes eine Abgabe zu entrichten war.
Da die Ein
zahlung dieser Nachschüsse mit 50000 jH vor und mit 150000 Jt nach dem 1. Juli 1909, dem Tage des Inkrafttretens der Novelle zum Stempelsteuergesetze vom 30. Juni 1909 erfolgt ist, muß zu
nächst geprüft werden, ob für die Versteucrung die Vorschriften dieser Novelle oder diejenigen der alten Fassung des Stempelsteuergesetzes
vom 3 l. Juli 1895 maßgebend sind. In dieser Hinsicht bestimmt Abs. 1 des § 34 der Novelle, daß
auf diejenigen Urkunden, welche vor dem I.Juli 1909 Stempelpflichtig-
keit erlangt haben, die bisherigen Bestimmungen zur Anwendung kommen. Daraus aber, daß der hier in Betracht kommende Beschluß schon
vor jenem Tage beurkundet worden ist, folgt noch nicht, daß auf den gesamten eingeforderten Nachschuß das frühere Gesetz anzuwenden ist.
Zwar entsteht nach den allgemeinen Grundsätzen des preußischen
Stempelrechts die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde regelmäßig schon
mit der Vollendung der Beurkundung.
Hinsichtlich der Versteuerung
der Gesellschafts-Verträge und -Beschlüsse enthält aber die Tarifst. 25
zu a für den Fall, sellschaft
daß die Leistung des hiernach für die Ge
herzugebenden,
also
umzusetzenden
Kapitals
in Teilzah
lungen erfolgt, eine Sondervorschrift des Inhalts, daß der Wert stempel „von der jedesmaligen Teilzahlung" zu entrichten ist.
Erst
durch die Teilzahlung wird also der zur Entstehung der Stempel pflichtigkeit erforderliche Tatbestand erfüllt (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 46 S. 273 und Urteile des Entsch. in Zivils. N. F. 32 (82).
erkennenden Senats vom 21
26. September 1911, Jur. Wochenschr. S. 999 Nr. 47, sowie vom 12. November 1912, Rep. VII. 293/12).
Die Stempelpflichtigkeit
des im Jahre 1908 gefaßten Einforderungsbeschlusses ist hiernach, soweit es sich um den Nachschußbetrag von 50000 JL handelt, unter
der Herrschaft der früheren Fassung des Gesetzes, und soweit der Nachschußbetrag von 150000 JH in Frage steht, unter der Herrschaft
der Novelle eingetreten.
Die alte Fassung der Tarifstelle bestimmte, daß die Erhöhung des Stammkapitals von Gesellschaften mit beschränkter Haftung, falls
es nach der Erhöhung mehr als 500000 Jtt beträgt, mit 1 vom Hundert des Betrags zu versteuern ist, um den das Stammkapital
erhöht ist.
Darüber, ob diese Vorschrift in gleicher Weise dann an
zuwenden sei, wenn die Vermehrung des Betriebskapitals der Gesell
schaft nicht durch Erhöhung des Stammkapitals, sondern durch die rechtlich ganz anders geartete Einziehung von Nachschüssen erfolgt,
herrschte
früher
lebhafter Streit.
Dieser wurde
für die Recht
sprechung durch das Urteil des erkennenden Senats vom 28. April 1903
(Entsch. d. RG.'s in Zivils. Bd. 54 S. 336) auf Grund des Abs. 3 der alten Fassung der Tarifst. 25 zu a dahin entschieden, daß in dieser Tarifstelle die Einziehung von Nachschüssen und die Erhöhung
des Stammkapitals bei Gesellschaften m. b. H. für die Steuerpflicht völlig gleichgestellt seien.
Dabei wurde die materiell-rechtliche Ver
schiedenheit der beiden Fälle nicht verkannt und
ebensowenig der
Umstand, daß der zu jenem Ergebnis führende gesetzgeberische Ge
danke in der Tarifstelle nur in unzulänglicher Form, wenn auch noch erkennbar, seinen Ausdruck gefunden hat.
An diesem Ergebnisse
der Rechtsprechung ist festzuhalten.
unterliegt der Nach
Hiernach
schuß von 50000 Jf, worüber auch unter den Parteien kein Streit
herrscht,
einer Abgabe von 1
Stammkapital von ursprünglich
vom Hundert mit 500 Jt, da das
300000 M
damals unter Hinzu
rechnung der früheren Nachschüsse von 500000 M und des jetzigen Nachschusses von 50000 M 850000 Jt, also mehr als 500000 M
betrug. Die Parteien streiten aber über die Bedeutung der Änderungen, welche die Tarifvorschrift 25 zu a in der für die Versteuerung des
Nachschusses von 150000 Jt maßgebenden Novelle vom 30.Juni 1909
erfahren hat.
Schon in dem Entwürfe zum Gesetze, betreffend die
Abänderung
des alten Stempelsteuergesetzes
vom
1. März
1909,
dessen hier maßgebende Vorschriften der Tarifstelle zu a Abs. 1 unter
Nr. 2 unverändert zum Gesetz erhoben worden sind, wird nicht nur, wie dies im alten Gesetze der Fall war, zwischen der Errichtung der
Gesellschaften mit beschränkter Haftung einerseits und der Erhöhung
des Stammkapitals anderseits unterschieden und der „Nachschüsse" nur in einer Klammer ohne nähere Angaben Erwähnung getan;
vielmehr findet jetzt eine Dreiteilung des Stoffes dahin statt, daß neben der Errichtung der Gesellschaft und der Erhöhung des Stamm
kapitals auch noch besonders und ausdrücklich die Einforderung von Nachschüssen als wertstempelpflichtig bezeichnet wird.
Offenbar war
damit der Meinung der Rechtsprechung Rechnung getragen, in der früheren Fassung sei die Absicht des Gesetzgebers, die Einforderung von Nachschüssen ebenso wie die Erhöhung des Stammkapitals zu
besteuern, nicht klar genug zum Ausdruck gebracht worden.
Dafür,
daß auch schon nach der früheren Fassung eine solche Gleichstellung der Absicht des Gesetzgebers entsprach, war eine Bestätigung aus der neuen Fassung
zu
entnehmen,
da die Begründung und die
sonstigen Materialien hier nichts dafür ergeben, daß in diesem Punkte eine Erweiterung oder auch nur Änderung der Steuerpflicht beab
sichtigt gewesen sei. Dieselbe Dreiteilung findet sich auch in der in Spalte 4 der Tarifstelle enthaltenen Vorschrift der Novelle darüber, von welchem Kapitalbetrage der prozentuale Wertstempel zu berechnen ist.
Auch
hier wird im ersten Satze zwischen dem Stammkapital, der Erhöhung dieses Kapitals und den eingeforderten Nachschüssen äußerlich unter schieden und die steuerliche Gleichstellung des Betrags der Kapital
erhöhung und desjenigen der Nachschüsse zum Ausdruck gebracht. Auffallenderweise ist aber im zweiten Satze der Spalte diese Unter scheidung nicht beibehalten und auch nicht durch eine allgemeine Be zugnahme auf den ersten Satz ersetzt.
Die Vorschrift lautet: „Bei
Erhöhungen des Stammkapitals berechnet sich die Abgabe nach dem
jenigen Steuersätze, welcher dem Betrage des Stammkapitals unter Hinzurechnung des Betrags der Erhöhung entspricht."
Diese Be
stimmung, die früher, wenn auch in anderer Fassung, in Spalte 2 der Tarifstelle (Gegenstand der Besteuerung) enthalten war und erst
in der Fassung der Novelle ihren Platz in Spalte 4 (Berechnung 21*
der Stempelabgabe) gefunden hat, gibt keinen Aufschluß darüber, ob
auch bei der Einforderung von Nachschüssen die Abgabe nach dem Steuersätze zu berechnen ist, der dem Betrage des Stammkapitals
unter Hinzurechnung
des Betrags der Nachschüsse entspricht.
Der
Berufungsrichtcr folgert hieraus, daß die Nachschüsse vom Gesetz geber für die Bemessung des Steuersatzes
den Kapitalerhöhungen
mit Absicht nicht mehr gleichgestellt worden seien und daß deshalb
bei der Einforderung von Nachschüssen der Steuersatz sich lediglich nach dem Betrage des Stammkapitals zur Zeit der Nachschußeinzahlung
bestimme. Es ist auch anzuerkennen, daß jene Vorschrift, wenn man ihren Wortlaut für sich allein ins Auge faßt, zu dem Schlüsse be rechtigt, daß zur Findung des Steuersatzes bei Nachschüssen eine Hinzurechnung des Betrags der Nachschüsse zum Stammkapital nicht
zu erfolgen hat, weil sie nicht besonders angeordnet ist, während sie für die Versteuerung der Kapitalerhöhungen ausdrücklich vorgeschrieben ist.
Die Betrachtung des inneren Zusammenhanges der Novelle in
sich und mit der früheren Fassung des Gesetzes führt jedoch zur
entgegengesetzten Auffassung. Der Entwurf der Novelle stand einem seit fast 6 Jahren be
stehenden, durch die Rechtsprechung des Reichsgerichts festgelegten Rechtszustande gegenüber, wonach die Tarifst. 25 zu a trotz des damaligen, zu Bedenken Anlaß gebenden Wortlauts dahin zu ver
stehen war, daß die Einforderung von Nachschüssen der Erhöhung des
Stammkapitals steuerlich
völlig
gleichstehe.
Daß
diese
dem
Fiskus günstige Auffassung vom preußischen Finanzministerium, das
den Entwurf zur Stempelnovelle und die ihm beigegebene Begründung verfaßt hat, nicht gebilligt worden sei, ist nirgends ersichtlich; viel
mehr ergibt die neue Fassung der Tarifstelle, daß sich die Verfasser auch im Entwurf auf den Boden dieser Rechtsprechung haben stellen wollen.
Dafür, daß durch den Entwurf die erfolgte Gleichstellung
der Nachschüsse mit den Kapitalerhöhungen in irgend einem Punkte
hätte wieder beseitigt werden sollen, gibt die Entstehungsgeschichte der Novelle nicht den geringsten Anhalt.
Die Nachschüsse steuerlich
besser zu stellen als die Kapitalerhöhungen, empfahl sich auch des
halb nicht, weil der Zweck der Kapitalerhöhung, nämlich die Be schaffung neuen Betriebskapitals, im wesentlichen auch durch die Ein
forderung
von Nachschüssen,
deren
spätere Rückzahlung
nicht
in
Aussicht genommen werden soll, erreicht werden kann. Es lag daher, wenn Nachschüsse nach einem geringeren Steuersätze versteuert
wurden als Kapitalerhöhungen, die Möglichkeit vor, daß zur Ver zu entrichtenden Steuerbetrags das Betriebskapital durch Einforderung von Nachschüssen auch in den Fällen vermehrt
minderung des
wurde, in denen der Weg der Kapitalerhöhung der Sachlage mehr
Diesen Zweck hat anscheinend auch die Klägerin,
entsprochen hätte.
in der Annahme, dadurch eine Steuerersparnis zu erreichen, verfolgt,
indem sie schon am Tage der Gründung, dem 6. Juni 1905, zur
Vermehrung
des Betriebskapitals von nur 300000 Jt
die Ein
forderung von Nachschüssen im Betrage von 500000 Jt beschloß
und eine Versteuerung dieser Nachschüsse unterließ.
Bei dieser Sach
lage wäre es, wenn der Entwurf die bestehende steuerliche Gleich
stellung der Nachschüsse und der Kapitalerhöhungen in irgend einem Punkte hätte beseitigen wollen, notwendig gewesen, in der Begründung des Entwurfs auf eine solche beabsichtigte Änderung des bestehenden
Rechtszustandes hinzuweisen.
Das ist jedoch in der Begründung
und auch bei den späteren Verhandlungen nirgends geschehen. Als Zweck der vorgenommenen Änderungen wird in der Be gründung
nur
Stempelsteuer
bezeichnet, größere
den
für
Einnahmen
Staat zu
durch
erzielen
Erhöhung
und
der
insbesondere
auch die Gesellschaften m. b. H., da sie eine Reichsstempelabgabe nicht
zu entrichten hätten, zum Landesstempel schärfer als bisher heran
zuziehen (S. 1 und 5 der allg. Begründung des Entwurfs).
Daß
die Auffüllung der Betriebsmittel durch Einforderung von Nach schüssen derjenigen durch Kapitalerhöhung steuerlich gleichstehe, ist in
den Verhandlungen der Unterkommission für die Tarifs!. 25 aus drücklich, ohne Widerspruch zu finden, anerkannt worden (Verh. des
Abg.-Hauses 1908/09 Nr. 560 E. S. 8).
Diese Gleichstellung hätte,
wie zuzugeben ist, auch im zweiten Satze der Spalte 4 klar zum
Das ist freilich nicht geschehen, anscheinend deshalb, weil man annahm, sie sei schon aus dem ganzen Ausdruck gebracht werden sollen.
Zusammenhänge der Tarifstelle und aus der bisherigen Rechtsprechung
zu entnehmen, in der die Gleichstellung lich anerkannt war.
schon mehrfach ausdrück
An der Absicht des Gesetzgebers, diese Gleich
stellung überall, auch für den Steuersatz, aber
nicht gezweifelt werden,
und
aufrechtzuerhalten, kann
diese Absicht ist auch
in der
Tarifstelle zwar in unzulänglicher Form, aber doch noch erkennbar,
zum Ausdruck gelangt.
Seine abweichende Meinung sucht der Berufungsrichter, auch abgesehen vom Wortlaute der Tarifstelle, noch durch die Erwägung
zu begründen, daß die verschiedene steuerliche Behandlung der Einfordernng von Nachschüssen und Kapitalerhöhungen durch die Ver
schiedenheit ihrer rechtlichen Natur und ihrer wirtschaftlichen Folgen
Auf diese rechtliche Verschiedenheit ist aber hier
gerechtfertigt werde.
erhebliches Gewicht nicht zu legen, da sie den Gesetzgeber auch in seiner früheren Fassung des Gesetzes nicht gehindert hatte, die völlige
steuerliche Gleichstellung beider anzuordnen.
Weshalb die materielle
Verschiedenheit, beim Mangel eines hinzutretenden neuen Grundes,
jetzt zu einer abweichenden Auslegung der Novelle führen müsse, ist nicht einzusehen.
Sind hiernach für die Berechnung der von dem Nachschusse von 150000 M zu entrichtenden Abgabe dem Stammkapital von 300000 Jt
die früheren Nachschüsse von 500000 Jt und von 50000 Jl hinzu
zurechnen, so ergibt sich der Betrag von 850000 Jl und damit ein Steuersatz von 17/a vom Hundert, so daß die Stempelabgabe auf 2250 Jt zu berechnen ist. nicht gefordert.
Einen höheren Betrag hat der Beklagte
Der mit der Klage geltend gemachte Rückforderungs
anspruch ist daher unbegründet.".. .
71.
1.
Ist in Preußen für die auf einen privatrechtlichen Vertrag
gegründeten Ansprüche wegen Erstattung geleisteter Kommunalabgabcn der Rechtsweg zulässig?
2.
ein
Kann
Kommuualverband
einer ihm steuerpflichtigen
Person gegenüber rechtsgültig die Verpflichtung eingehen, ihr für den entstehenden Steueraufwand aufzukommen? GVG. § 13.
Preuß. Kommunalabgabengesetz vom 14. Juli 1893 §§ 69, 70,20, 43. VIL Zivilsenat.
Urt. v. 27. Mai 1913 i. S. Stadtgemeinde B.-L.
(Bekl.) w. Stadtgemeinde B. (Kl.) I. II.
Landgericht III Berlin. Kammergericht daselbst.
Rep. VII. 32/13.
Tarifstelle zwar in unzulänglicher Form, aber doch noch erkennbar,
zum Ausdruck gelangt.
Seine abweichende Meinung sucht der Berufungsrichter, auch abgesehen vom Wortlaute der Tarifstelle, noch durch die Erwägung
zu begründen, daß die verschiedene steuerliche Behandlung der Einfordernng von Nachschüssen und Kapitalerhöhungen durch die Ver
schiedenheit ihrer rechtlichen Natur und ihrer wirtschaftlichen Folgen
Auf diese rechtliche Verschiedenheit ist aber hier
gerechtfertigt werde.
erhebliches Gewicht nicht zu legen, da sie den Gesetzgeber auch in seiner früheren Fassung des Gesetzes nicht gehindert hatte, die völlige
steuerliche Gleichstellung beider anzuordnen.
Weshalb die materielle
Verschiedenheit, beim Mangel eines hinzutretenden neuen Grundes,
jetzt zu einer abweichenden Auslegung der Novelle führen müsse, ist nicht einzusehen.
Sind hiernach für die Berechnung der von dem Nachschusse von 150000 M zu entrichtenden Abgabe dem Stammkapital von 300000 Jt
die früheren Nachschüsse von 500000 Jt und von 50000 Jl hinzu
zurechnen, so ergibt sich der Betrag von 850000 Jl und damit ein Steuersatz von 17/a vom Hundert, so daß die Stempelabgabe auf 2250 Jt zu berechnen ist. nicht gefordert.
Einen höheren Betrag hat der Beklagte
Der mit der Klage geltend gemachte Rückforderungs
anspruch ist daher unbegründet.".. .
71.
1.
Ist in Preußen für die auf einen privatrechtlichen Vertrag
gegründeten Ansprüche wegen Erstattung geleisteter Kommunalabgabcn der Rechtsweg zulässig?
2.
ein
Kann
Kommuualverband
einer ihm steuerpflichtigen
Person gegenüber rechtsgültig die Verpflichtung eingehen, ihr für den entstehenden Steueraufwand aufzukommen? GVG. § 13.
Preuß. Kommunalabgabengesetz vom 14. Juli 1893 §§ 69, 70,20, 43. VIL Zivilsenat.
Urt. v. 27. Mai 1913 i. S. Stadtgemeinde B.-L.
(Bekl.) w. Stadtgemeinde B. (Kl.) I. II.
Landgericht III Berlin. Kammergericht daselbst.
Rep. VII. 32/13.
Durch Vertrag vom 31. Oktober/16. November 1895 hatte sich
die Klägerin verpflichtet, aus den ihr gehörigen Gasanstalten unter
den im Vertrage bezeichneten Bedingungen
der damaligen Land
gemeinde B.-R. und ihren Einwohnern das zur öffentlichen und privaten Beleuchtung erforderliche Gas auf die Dauer von 30 Jahren
zu liefern und die erforderlichen Anlagen im Gemeindebezirke zu schaffen.
§ 9 Abs. 2 des Vertrags besagt:
„Die der Stadt B. aus diesem
Vertrage zufließenden Einnahmen dürfen von der Gemeinde B.-R. mit einer Gemeindeabgabe nicht belegt werden."
Seit 1903 hat die
genannte Landgemeinde von der Klägerin Einkommensteuer, zunächst in der dem betreffenden Kreissteuer-Soll entsprechenden Höhe, später
hin unbeschränkt erhoben. Mit der Klage forderte die Klägerin von der Gemeinde B.-R. und später von deren Rechtsnachfolgerin, der Stadtgemeinde B.-L., Zahlung gewisser, den von ihr eingezogenen
Kommunalsteuern entsprechender Beträge. geltend,
Sie machte
daß durch die Ausübung des Steuerrechts
namentlich
der beklagten
Gemeinde die ihr, der Klägerin, durch den oben bezeichneten Vertrag garantierten Einnahmen verkürzt worden seien, die Beklagte müsse deshalb zur Gewährung ihrer vollen vertraglichen Gegenleistung die
beanspruchten Beträge nachzahlen. Das Landgericht erkannte der Klage
gemäß.
Die Beklagte
legte Berufung ein, und die Klägerin erweiterte ihre Ansprüche mit
Anschlußberufung.
In der Berufungsinstanz wurde durch ein Teil
urteil und ein Endurteil die Klage insoweit abgewiesen, als die ver
langten Beträge den auf Rechnung des betreffenden Kreissteuer-Solls eingezogenen Abgaben ansprüchen stattgegeben.
entsprechen,
im
übrigen
aber
den Klage
Auf die Revision der Beklagten wurde die
Klage in vollem Umfange abgewiesen aus folgenden Gründen: „In Übereinstimmung mit den Vorinstanzen ist für die Klage
der ordentliche Rechtsweg zuzulaffen. Nach den in Gemäßheit des § 13 GVG. beachtlichen Grundsätzen des preußischen Rechtes ist zwar in Ansehung
der Verbindlichkeit
zur Entrichtung
von Gemeinde
abgaben der Rechtsweg selbst dann verschlossen, wenn sich der Heran
gezogene auf einen privatrechtlichen Vertrag als Befreiungsgrund
beruft (vgl. § 160 des Zuständigkeitsgesetzes vom 1. August 1883,
§§ 69, 70 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893, Entsch.
deS RG.'s in Zivils. Bd. 74 S. 281, Bd. 78S. 418; Jur. Wochenschr. 1910 S. 247 Nr. 40, S.3OO Nr.4O, 1913 S. 388 Nr. 26).
Gegen
die Veranlagung und Heranziehung zu Gemeindeabgaben findet nach
den erwähnten §§ 69, 70 nur der Einspruch beim Gemeindevorstand
und die Klage im Verwaltungsstreitverfahren statt.
Die Klägerin
hat indes ihre Verpflichtung zur Entrichtung von Gemeindesteuern nicht in Zweifel gezogen, aber aus dem Inhalte des im Herbste
1895 mit der Rechtsvorgängerin der jetzigen Beklagten abgeschlossenen privatrechtlichen Gaslieferungsvertrags ein Garantieversprechen ihrer Vertragsgegnerin entnommen, wonach ihr diese den vertragsmäßigen
Verdienst unverkürzt durch Gemeindeabgaben zu gewähren und dem zufolge für den Aufwand an solchen Abgaben aufzukommen habe. Der Klageanspruch ist sonach unmittelbar weder auf Befreiung von
der Steuerpflicht, noch auf Rückzahlung entrichteter Steuern, sondern auf Erfüllung eines Privatabkommens durch Leistung der dem Steuer aufwand entsprechenden Geldbeträge gerichtet.
Wenn auch der An
spruch wirtschaftlich auf den gleichen Erfolg wie eine Rückforderung der geleisteten Gemeindesteuern abzielt, so ist darum noch nicht die
Annahme berechtigt, sammenfalle.
daß er mit einer solchen Rückforderung zu
Der Anspruch gehört nicht bloß nach der Form der
Klage, sondern auch nach seiner Natur, die entscheidend durch seine Grundlage und seinen Inhalt
bestimmt
wird,
dem
Gebiete
des
Privatrechts an und fällt auch nicht in den Teil dieses Gebiets, für
den nach den obigen Bemerkungen Verwaltungsgerichte über Streit
fälle zu entscheiden haben würden.
Darum handelt es sich um einen
bürgerlichen, der Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte unterliegenden
Rechtsstreit, und daran kann der Umstand nichts ändern, daß hier Bedenken nach der Richtung bestehen, ob nicht das Abkommen, auf das sich die Klägerin stützt, mit unabänderlichen Grundsätzen des öffentlichen Rechtes unvereinbar und daher nichtig ist.
Greifen die
Bedenken durch, so ist der Klageanspruch für unbegründet zu erklären. Dagegen können sie nicht dahin führen, den Rechtsweg 'zu verschließen.
§ 9 Abs. 2 des Vertrags vom 31. Oktober/16. November 1895 enthält
keine Hindeutung
auf
ein
Garantieversprechen,
vielmehr
nach dem nächsten Sinne seines Ausdrucks einen Verzicht der Land
gemeinde B.-R. — die im nachfolgenden als „Landgemeinde"
be
zeichnet werden wird — darauf, die bei Ausführung des Vertrags
im Laufe des Vertragsverhältnisses der Klägerin zufließenden Ein nahmen mit einer Gemeindeabgabe zu belegen.
Es ist nicht zweifel
haft und wird auch vom Berufungsrichter nicht in Zweifel gezogen,
daß der Vertragsbestimmung, wenn sie nach ihrem Wortlaut auf zufassen sein sollte, Rechtswirksamkeit nicht zukommen könnte. den Vorschriften
des
preußischen
Kommunalabgabengesetzes
sich als zwingender Rechtsgrundsatz, daß
Aus
ergibt
eine Gemeinde nicht im
voraus auf die Regelung und Handhabung der GemeindeabgabenVerfassung ganz oder teilweise verzichten darf, und daß daher ein Abkommen, durch das sie jemandem auf lange Zeit hinaus Befreiung
von jeder Gemeindeabgabe zusagt, rechtlich nicht bindend ist.
Nur
über die Leistung eines einzelnen bestimmten Abgabebetrags kann die
Gemeinde nach wie auch
vor Entstehung der Leistungspflicht eine Auf die
wirksame Vereinbarung mit dem Beitragspflichtigen treffen.
einzelne Abgabenforderung darf sie auch verzichten (vgl. KommAbgG. Deklarationsgesetz vom 24. Juli 1906;
§§ 7, 13, 20, 43;
Entsch.
des Preuß. OVerwG. Bd. 33 S. 103, Bd. 38 S. 145, Bd. 53 S. 119). Nach dem Wortlaute des § 9 Abs. 2 des Vertrags geht
das darin enthaltene Abkommen aber über den hiernach zulässigen
Rahmen weit hinaus. Der Berufungsrichter hat nun den § 9 Abs. 2 dahin ausgelegt, die Landgemeinde solle der Klägerin unter allen Umständen für die
jenigen Beträge aufkommen, welche diese Gemeinde nach dem jeweilig geltenden Steuerrecht als Gemeindeabgabe von den der Klägerin aus
dem Vertrage zufließenden Einnahmen erheben würde.
Ob diese
Auslegung rechtlich haltbar ist, muß, zumal bei Mitberücksichtigung
der unanfechtbar
getroffenen Feststellung,
daß
die Vertreter
der
vertragschließenden Körperschaften die Unzulässigkeit der gemäß ihrem Wortlaut aufgefaßten Bestimmung nicht kannten, als zweifelhaft be
zeichnet werden. dahingestellt.
Diese Frage läßt der
erkennende Senat
indes
Auch wenn mit dem Vorderrichter davon ausgegangen
wird, daß die Landgemeinde der Klägerin garantiert hat, sie für die
Dauer
des
im
Herbste
1895
begründeten
Vertragsverhältnisses
wegen der Beträge, welche die Klägerin an Gemeindeabgaben zu entrichten haben würde, schadlos zu halten, ist der Revision der Beklagten
zuzugeben,
wirksamkeit entbehrt.
daß
eine
solche Verpflichtung
der
Rechts
71.
330
Besteuerungsrecht der Gemeinden.
Verzicht.
Es bleibt auch nach der Deutung der Vorinstanz bestehen, daß
die Klägerin und die Landgemeinde in ihren Vertrag gewisse, zwischen ihnen beiden in Betracht kommende öffentlichrechtliche Beziehungen
in einer Tragweite, hineingezogen haben.
die sich der privatrechtlichen Regelung entzieht, Für zulässig wird ein Abkommen zu erachten
sein, durch das einer Vertragspartei, die einem Gemeindeverbande
steuerpflichtig ist oder steuerpflichtig werden wird, von einem Dritten als Vertragsgegner eine Garantie der Befreiung von der Steuer
pflicht zugesagt wird.
Umfang
Der solchenfalls nicht ziffermäßig bestimmte
des Gegenstandes
der Vertragsleistung
wird
nach
dem
Maße der zur Erhebung gelangenden Steuer ausreichend bestimmbar. Durch solchen Vertrag wird auch der Bestand des der Gemeinde an
vertrauten Finanzhoheitsrechts nicht irgendwie beengt oder berührt. Ob es für dergleichen Fälle auch möglich ist, daß die wirksam be gründete Garantiepflicht auf den zur Steuererhebung befugten Ge
meindeverband selbst übergeht — wie der erkennende Senat in dem,
übrigens ausschließlich die Zulässigkeit des Rechtswegs behandelnden, Urteile vom 6. April 1900, Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 46 S. 245, angenommen hat — bedarf hier keiner wiederholten Prüfung.
Denn der vorliegende Fall ist wesentlich anders geartet. Hier hat nach der Deutung der Vorinstanz die zur Steuer erhebung befugte Gemeinde selbst von vornherein einer steuerpflichtigen
Gemeinde gegenüber die Garantie übernommen, sie wegen der Steuer aufwendungen schadlos zu halten.
Entsprechend dem Zeitraume, für
den die Klägerin die Versorgung der Landgemeinde und der Be wohner des Landgemeindebezirks mit Gas übernommen hatte, er
streckte sich die Garantie auf die Dauer von 30 Jahren.
Während
dieser ganzen Zeit sollte die Klägerin der endgültigen Sorge für
die sie treffende Gemeindesteuerlast enthoben sein.
Wenn es auch
der Landgemeinde unbenommen blieb, die Klägerin zur Gemeinde steuer zu veranlagen und heranzuziehen, so kam doch einem solchen Vorgehen eine endgültig wirksame Bedeutung nicht zu. Denn die Land
gemeinde hatte die in Ausübung des Besteuerungsrechts eingezogenen Beträge auf Grund des Vertrags der Klägerin wieder zu erstatten.
Die Höhe der Gemeindesteuer muß sich nach
dem Gemeindebedarf
richten, für den wiederum eine Fülle von Verhältnissen maßgebend ist, die sich zum großen Teile der Voraussicht und der Willens-
Bestimmung der Beteiligten entziehen.
Diese Umstände bringen es
mit sich, daß sich die Gemeinden bei Ausübung der ihnen zustehenden Finanzgewalt nur durch die Interessen des öffentlichen Wohles leiten
lassen dürfen, und daß sie dabei frei und unabhängig von privat rechtlichen Gesichtspunkten und Abmachungen bleiben und handeln
müssen. Hierzu war aber die Landgemeinde bei Erfüllung des Garantieversprechens nicht mehr in der Lage. Sie mußte dann zur endgültigen Abrechnung dafür sorgen, daß die Beträge, die sich aus der
öffentlichrechtlich und unabänderlich der Klägerin obliegenden Steuer
last ergaben, anderweit getilgt wurden, und hierzu war naturgemäß eine Erhöhung der Beiträge anderer Steuerpflichtiger erforderlich.
Dann blieb aber der Grundsatz des § 20 Abs. 1 KommAbgG.: „Die
direkten Gemeindesteuern sind auf alle der Besteuerung unterworfenen
Pflichtigen nach festen und gleichmäßigen Grundsätzen zu verteilen" nicht gewahrt. Für die Frage, ob einem privatrechtlichen Abkommen Bedenken
aus öffentlichrechtlichen Gesichtspunkten entgegenstehen, ist auch die notwendige Wirkung
sichtigen.
des Abkommens
bedeutsam
und
Aus vorstehendem wird aber ersichtlich,
zu
daß
berück der
an
genommene Garantievertrag in seiner Wirkung nicht wesentlich von
einem teilweisen Verzichte der Landgemeinde auf Ausübung des Be steuerungsrechts verschieden ist und nur einen anderen Weg, eine andere Form zur Erreichung
des Ergebnisses der Befreiung der
Klägerin von der Gemeindesteuerpflicht darstellt.
In dem hier für
die Betrachtung angezeigten und erheblichen Rahmen bedeutet es der Sache nach keinen wesentlichen Unterschied, ob man sagt, die Klägerin
sei von der Steuerpflicht gegenüber der Landgemeinde befreit, oder ob man als Vertragsinhalt bezeichnet,
die Landgemeinde habe der
Klägerin gegenüber in Ansehung des Gemeindesteueraufwandes eine Garantiepflicht zur Schadloshaltung übernommen (vgl. Entsch. des
RG.'s in Zivils. Bd. 74 S. 281, Bd. 12 S. 272).
Dabei kann freilich
die wirtschaftliche Gleichheit dcr betreffenden Geldbeträge nicht aus
schlaggebend ins Gewicht fallen.
Hier liegt aber auch vor, daß die
vertragliche Garantiepflicht der Landgemeinde auf öffentlichrechtliche Beziehungen einwirkt,
antastbar sein sollen.
die nach dem Willen des Gesetzgebers un Wollten
künftigen Steueraufwand
die Vertragschließenden über den
der Klägerin ein wirksames
Abkommen
332
71.
Besteuerungsrecht der Gemeinden.
treffen, so hätten sie die öffentlichrechtlichen,
Verzicht.
einem privatrechtlichen
Vertrag unzugänglichen Elemente ausscheiden müssen.
sich der Weg der Schätzung dar.
Hierzu bot
Hätte man den Jahresaufwand
der Klägerin an Gemeindesteuern auf einen bestimmten Betrag ab
geschätzt und diesen als einen Faktor der der Klägerin gebührenden
Werkvergütung in den Vertrag ausgenommen, so wäre das Abkommen von den einer privatrechtlichen Regelung widerstrebenden Beziehungen zum öffentlichen Steuerrechte befreit gewesen.
Zu solcher schätzungs
weisen Bestimmung, die allerdings schwerlich auch nur ungefähr zu
treffend ausführbar gewesen wäre, ist es nicht gekommen. Unter diesen Umständen bleibt für die im Berufungs-Teilurteile
vertretene Auffassung, die Gegenleistung der Landgemeinde sei um die künftigen Steuern niedriger bestimmt worden, kein Raum. Darum ist auch die Annahme des Berufungsrichters abzulehnen, es habe
eine Vorwegentrichtung der Steuerbeträge stattgefunden,
die mittels
der Verpflichtung der Schadloshaltung anerkannt und für die Klägerin unschädlich
gemacht
werden
sollte.
Wenn
der
Berufungsrichter
ferner erwogen hat, die vertragliche Verpflichtung der Landgemeinde, die Klägerin wegen der Beträge, die sie kraft des Steuerrechts der
Gemeinde entrichten müsse, schadlos zu halten, bedeute eine Voraus verfügung über die von der Klägerin einzuziehenden Steuererträge,
so
ist diese Annahme keinenfalls in dem Sinne aufrecht zu halten,
daß der Garantievertrag nach Inhalt und Tragweite lediglich die Art der Verwendung der bezeichneten Steuererträge betroffen habe. Vielmehr wird durch das Garantieabkommen, wenn man seine Wirk
samkeit unterstellt,
auch die Ausübung des der Landgemeinde und
jetzt der Beklagten als ihrer Rechtsnachfolgerin zustehenden öffent lichen Steuerhoheitsrechts berührt und beeinträchtigt.
wirkung gestattet aber das Gesetz nicht.
abkommen nichtig.
Solche Ein
Daher ist das Garantie
Ob daraus etwa gefolgert werden müßte, daß
der Gaslieferungsvertrag von 1895 seinem ganzen Umfange nach
nichtig sei, steht hier nicht zur Prüfung. Aus der Hinfälligkeit der Grundlage des Klageanspruchs ergibt sich, daß die Klage in vollem Umfang unbegründet ist." ...
72.
Kann ein Architekt, der als Gehilfe eines anderen Architekten
künstlerische Entwürfe zu den von diesem übernommenen Bauwerken liefert und dessen Weisungen unterworfen ist, an den Bauwerken
ein Urheberrecht beanspruchen? Reichsgesetz, betr. das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste
und der Photographie, vom 9. Januar 1907 § 2. Urt. v. 28. Mai 1913 i. S. M. (Kl.) w. W. (Bekl.).
I. Zivilsenat.
Rep. I. 435/12. I. II.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Der Kläger lieferte nach seiner Behauptung dem Beklagten im
Jahre 1907 die Entwurfzeichnung einer Fassade gegen ein Honorar von 1800
und im Jahre 1909 gegen ein solches von 4000 Jl
die Entwürfe von vier Fassaden und Vestibülen, und zwar nach eigenen Ideen,
selbständig und
unabhängig
vom Beklagten.
Die
letzteren Entwürfe waren für vier demnächst in Berlin und Char-
lottenburg erbaute Häuser bestimmt.
Als sich der Kläger später als Der
Urheber der Fassaden bezeichnete, verbot ihm dies der Beklagte.
Kläger erhob daraufhin Klage mit dem Anträge, dem Beklagten — unter der Feststellung, daß der Kläger Urheber der Fassaden der genannten Häuser sei — bei Strafe zu untersagen, sich als den Ur
heber jener Fassaden zu bezeichnen, eventuell festzustellen, daß dem
Beklagten nicht das Recht zusteht, ihm zu verbieten, daß er sich als
Urheber bezeichne. Die Klage wurde in erster Instanz auf § 823 BGB. und ein allgemeines Urheberschastsrecht (im Gegensatze zum Urheberrecht) ge stützt, in zweiter Instanz ans das Kunstschutzgesetz vom 9. Januar 1907,
die §§ 823 und
826 BGB. und das Gesetz zur Bekämpfung des
unlauteren Wettbewerbs.
Der Beklagte widersprach der Klage, indem
er behauptete, der Kläger sei sein Angestellter gewesen und habe die Fassaden genau nach seinen Weisungen und Anordnungen entworfen. Das Landgericht wies die Klage ab. Berufung wurde zurückgewiesen.
worden aus folgenden
Die vom Kläger eingelegte
Auch die Revision ist zurückgewiesen
Gründen:
Dem Kammergericht ist zunächst in der rechtlichen Beurteilung des in erster Reihe geltend gemachten Anspruchs beizutreten. Es sich um einen Anspruch, der sich ausschließlich auf das
handelt
Der Kläger nimmt
Kunstschutzgesetz vom 9. Januar 1907 gründet.
hinsichtlich der Fassaden der vier... im Jahre 1909 hergestellten Häuser Urheberrechte in Anspruch.
Der Schutz, den das genannte
Gesetz den Bauwerken gewährt, sofern sie künstlerische Zwecke ver
folgen (vgl. § 2 Abs. 1
mit § 1), ist jedenfalls insofern ein aus
schließlicher, als nicht noch, wie der Kläger in erster Instanz geltend gemacht hatte, ein besonderes (neben dem Urheberrechte selbständiges) Urheberschaftsrecht besteht. Das Reichsgesetz vom 9. Januar 1876 hatte nach der ausdrücklichen Bestimmung in seinem § 3 den Werken der Baukunst seinen Schutz versagt.
Das neue Kunstschutzgesetz ge
währt ihn unter der Voraussetzung und mit der Beschränkung „soweit
sie künstlerische Zwecke verfolgen" (vgl. Motive zum Kunstschutzgesetz entwurf S. 12 slg., Entsch. des RG.'s in Straff. Bd. 43 S. 197). Daß dieses Erfordernis bezüglich der in Frage stehenden Bauwerke vorliegt,
hat
das Kammergericht festgestellt.
Die
Parteien
sind
hierüber auch einig.
Die Revision rügt Verletzung des materiellen Rechtes.
Sie
macht geltend, das Kammergericht gehe von einem grundsätzlich fal schen Gesichtspunkt aus, wenn es darauf Wert lege, daß die ersten Gedanken für die Fassaden vom Beklagten ausgegangen seien, und
er auch seine Wünsche gegenüber den Entwürfen des Klägers jeweils
durchgesetzt habe. baren
Gedanken
Nicht derjenige, welcher einen künstlerisch verwert habe,
sondern wer dem Gedanken,
gleichviel ob
er von ihm oder einem anderen herrühre, die künstlerische Gestalt gebe, sei der Urheber des Kunstwerks.
Dies bleibe er aber auch
gegenüber den etwaigen Wünschen des Bestellers, mit denen dieser Abänderungen oder Ergänzungen der ursprünglichen Gestaltung ver
anlasse.
Die Revision wirft dem Kammergerichte weiter vor, daß es
die Grundsätze über Miturheberrecht verkannt, und daß es den § 9 KunstschG. unrichtig angewandt habe.
aufnahme stehe im Dunkeln.
Das Ergebnis der Beweis
Seine Beurteilung sei durch die rechts
irrige Auffassung des Kammergerichts beeinflußt.
Die Revision kann mit diesen Beanstandungen keinen Erfolg
haben. aber
Ihre vorangestellten Leitsätze sind theoretisch richtig, passen nicht
auf
die
vorliegenden
konkreten
hat das Kammergericht zutreffend gewürdigt. regelmäßige Fall Anfertigung
Verhältnisse.
Diese
Es liegt nicht der
vor, daß ein Bauherr einen Architekten mit der
eines Bauplans nach
des
Bauherrn Wünschen oder
Ideen beauftragt, und daß nachträglich auf Verlangen des Bauherrn Änderungen an den von dem Architekten gefertigten Plänen durch
diesen selbst vorgenommen werden.
Vielmehr hat im vorliegenden
Falle ein Architekt einen andern mit der Fertigung von Planskizzen
zu den von ihm überommenen Neubauten, und zwar speziell der Fassaden gegen Gewährung eines Honorars von 4000 Jl betraut. Die Idee zu den in Frage stehenden Fassaden hat nach den Fest
stellungen des Kammergerichts der Beklagte angegeben; er hätte sie
ebensogut selbst ausführen können, versicherte sich aber der Hilfe eines Kollegen, den er entsprechend honorierte.
daher der Beklagte selbst,
Ausführender Künstler war
an dessen „Weisungen sich der Kläger
strikte zu halten hatte".
Darüber kann der Kläger auch gar nicht
in Zweifel gewesen sein.
Denn als es einmal über die Entwürfe
des Klägers zu erregten Auseinandersetzungen zwischen ihm und dem Beklagten kam, hat dieser dem Kläger vorgehalten, daß es keinen Zweck hätte, die Sache rach seinem Kopfe zu machen, vielmehr habe
sich Kläger strikte an des Beklagten Anweisungen zu halten; er müsse
sonst doch wieder ändern.
Dieser sehr nachdrücklichen Zurechtweisung
gegenüber hat der Kläger seinen eigenen Standpunkt nur noch inso fern aufrechterhalten, als er dabei blieb, daß seine Entwürfe besser
seien; tatsächlich hat er sich aber den Weisungen des Beklagten ge Das Verhältnis zwischen Kläger und Beklagtem läßt erkennen,
fügt.
daß der Beklagte sich des Klägers lediglich als seines Gehilfen be diente.
Der Kläger hatte den Auftrag, dem Beklagten, der sich von
vornherein als den Urheber der herzustellenden Fassaden hinstellte,
hierzu künstlerische Entwürfe zu liefern.
Aber der Beklagte behielt
sich vor, sie zu billigen oder zurückzuweisen, sie auf Grund seines
eigenen künstlerischen Könnens abzuändern oder durch den Kläger
abändern zu lassen. Es mag sein, daß dem Kläger an seinen ursprünglichen Ent
würfen nach § 2 Abs. 2 KunstschG. ein Urheberrecht zusteht.
Ein
Urheberrecht an den Entwürfen macht aber Kläger überhaupt nicht
geltend.
Er beansprucht ein Urheberrecht an den fertigen Fassaden.
Dieser Anspruch ist unbegründet, weil nach dem Ergebnisse der Be weisaufnahme der Beklagte als der Urheber der Fassaden anzuer
kennen ist.
Dabei ist es an sich gleichgültig, wieviel der Beklagte
von den ihm durch die Entwürfe des Klägers gebotenen Anregungen verwertet hat.
Der Kläger hat, indem er sein künstlerisches Können
in den Dienst des Beklagten stellte und sich dabei dem künstlerischen auf die Hervorbringung einer
Können des letzteren unterordnete,
eigenen und individuellen künstlerischen Gestaltung verzichtet. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß auch von einem Miturheber
rechte des Klägers an den in Frage stehenden Fassaden keine Rede sein kann.
Eine Miturheberschaft der Parteien wäre in doppelter
Weise möglich gewesen.
Entweder so, daß beide Parteien in wechsel
seitigem Einverständnis an der Gestaltung der Fassaden als einer
gemeinsamen Aufgabe
gleichberechtigt zusammenarbeiteten, oder so,
daß jeder in Unterordnung unter die Gesamtidee für einzelne Teile selbständig künstlerisch tätig wurde.
Weder das eine noch das andere
Verhältnis lag hier vor, wo der Kläger von vornherein seine indi viduelle Schöpferkraft derjenigen des Beklagten unterzuordnen hatte
und für die Gestaltung der Fassaden der Wille und künstlerische Ge
schmack des Beklagten allein ausschlaggebend war. Auch von der behaupteten Verletzung des § 9 Abs. 1 des Kunst schutzgesetzes kann keine Rede sein.
Die hier aufgestellte Vermutung, die
dem Künstler den Prima-Facie-Beweis seiner Urheberschaft erleichtern soll, kann natürlich in jedem Einzelfall auf Grund der tatsächlich bestehenden Verhältnisse widerlegt werden.
ist
sie
durch
das wiedergegebene Ergebnis
Im vorliegenden Falle der Beweisaufnahme,
an die das Revisionsgericht gebunden ist, widerlegt.
Der klägerische Vertreter hat schließlich noch geltend gemacht, daß der Kläger die aus dem Urheberrechte nach dem Gesetze fließen
den materiellen Rechte gar nicht für sich in Anspruch nehmen wolle, insbesondere nicht den Schutz gegen Nachahmung, daß es ihm viel
mehr lediglich darauf ankomme, entsprechend seiner Leistung als der Urheber der in Frage stehenden Fassaden anerkannt zu werden und sich als solcher bezeichnen zu können.
Kläger von
einem
Allein welchen Gebrauch der
seinen Anträgen entsprechenden Erkenntnis zu
machen beabsichtigt, ist für die rechtliche Beurteilung dieser Anträge
an sich
gleichgültig.
Nach
den wiedergegebenen Feststellungen des
Kammergerichts könnte überdies vom Kläger auch kein urheberrecht liches Persönlichkeitsrecht, selbst wenn es neben den Bestimmungen
des Spezialgesetzes anzuerkennen wäre, für die in Rede stehenden
Fassaden beansprucht werden. Eine Nachprüfung des Urteils des Kammergerichts läßt auch iu allen übrigen Beziehungen, insbesondere hinsichtlich der Zurück
weisung der weiter geltend gemachten Klagegründe, einen Rechtsirrtum nicht erkennen."
73. Welche Bedeutung hat es, wen» der Bezogene eines Wechsels auf Anfrage des Wechselinhabers erklärt, daß das Akzept iu Ordnung gehe? II. Zivilsenat.
Urt. v. 3. Juni 1913 i.S. S. (Kl.) w. R.Fr.(Bekl.). Rep. II. 69/13.
I. II.
Landgericht Frankfurt a. M., Kammer für Handelssachen. Oberlandesgericht daselbst.
Der Kläger ist Inhaber eines am
15. Juli
1911
fälligen
Wechsels über 6700 Jt, der von dem Kaufmann Z. auf den Beklagten, Rittergutsbesitzer R. Fr. in O., gezogen und an eigene Order gestellt
war.
Der Wechsel trägt den Akzeptvermerk R. Fr.; der Kläger hat
ihn von Z. erworben.
Am 4. April 1911 schrieb der Kläger dem Beklagten, er bitte um Mitteilung, ob die Sache in Ordnung gehe und das Akzept von ihm eingelöst werde.
Am 6. April antwortete der Beklagte, die Sache
sei in Ordnung, der Wechsel werde von ihm eingelöst.
Die Einlösung
unterblieb jedoch, weshalb der Kläger am 18. Juli dem Beklagten
schrieb, der Wechsel sei protestiert, er ersuche um umgehende Ein sendung des Betrags mit Kosten. Hierauf erwiderte der Beklagte,
der Wechsel sei eingelöst und befinde sich in seinen Händen. In der Folge stellte sich heraus, daß im ganzen sechs Wechsel
genau des gleichen Wortlauts im Umlaufe waren, von denen der
Beklagte zwei eingelöst hatte.
Nach seiner Behauptung soll nur
einer der sechs Wechsel von ihm akzeptiert sein, die übrigen Akzepte Entsch. in Zivill. N. F. 32 (82).
22
an sich
gleichgültig.
Nach
den wiedergegebenen Feststellungen des
Kammergerichts könnte überdies vom Kläger auch kein urheberrecht liches Persönlichkeitsrecht, selbst wenn es neben den Bestimmungen
des Spezialgesetzes anzuerkennen wäre, für die in Rede stehenden
Fassaden beansprucht werden. Eine Nachprüfung des Urteils des Kammergerichts läßt auch iu allen übrigen Beziehungen, insbesondere hinsichtlich der Zurück
weisung der weiter geltend gemachten Klagegründe, einen Rechtsirrtum nicht erkennen."
73. Welche Bedeutung hat es, wen» der Bezogene eines Wechsels auf Anfrage des Wechselinhabers erklärt, daß das Akzept iu Ordnung gehe? II. Zivilsenat.
Urt. v. 3. Juni 1913 i.S. S. (Kl.) w. R.Fr.(Bekl.). Rep. II. 69/13.
I. II.
Landgericht Frankfurt a. M., Kammer für Handelssachen. Oberlandesgericht daselbst.
Der Kläger ist Inhaber eines am
15. Juli
1911
fälligen
Wechsels über 6700 Jt, der von dem Kaufmann Z. auf den Beklagten, Rittergutsbesitzer R. Fr. in O., gezogen und an eigene Order gestellt
war.
Der Wechsel trägt den Akzeptvermerk R. Fr.; der Kläger hat
ihn von Z. erworben.
Am 4. April 1911 schrieb der Kläger dem Beklagten, er bitte um Mitteilung, ob die Sache in Ordnung gehe und das Akzept von ihm eingelöst werde.
Am 6. April antwortete der Beklagte, die Sache
sei in Ordnung, der Wechsel werde von ihm eingelöst.
Die Einlösung
unterblieb jedoch, weshalb der Kläger am 18. Juli dem Beklagten
schrieb, der Wechsel sei protestiert, er ersuche um umgehende Ein sendung des Betrags mit Kosten. Hierauf erwiderte der Beklagte,
der Wechsel sei eingelöst und befinde sich in seinen Händen. In der Folge stellte sich heraus, daß im ganzen sechs Wechsel
genau des gleichen Wortlauts im Umlaufe waren, von denen der
Beklagte zwei eingelöst hatte.
Nach seiner Behauptung soll nur
einer der sechs Wechsel von ihm akzeptiert sein, die übrigen Akzepte Entsch. in Zivill. N. F. 32 (82).
22
73.
338 habe Z. gefälscht.
herrührt,
Garantievertrag.
Wechselakzept.
1
Ob das Akzept des Klagewechsels vom Beklagten
ist unter den Parteien
streitig.
Unverzüglich nach der
Aufklärung des Sachverhalts hat der Beklagte sein Schreiben vom
6. April 1911 wegen Irrtums angefochten. Der Kläger erhob Klage auf 6700 M nebst Zinsen und Un
kosten und stützte sie, außer auf den Wechsel, auf die briefliche Zu
sage sowie Hilfsweise auf Schadensersatz wegen des auf deren Gültig keit gesetzten, aber getäuschten Vertrauens.
Der erste Richter machte
die Entscheidung von einem dem Beklagten zugeschobenen Eide über die Echtheit des Akzepts abhängig. Berufung des Klägers zurück.
Das Oberlandesgericht wies die
Die Revision des Kläger führte zur
Aufhebung des Urteils aus folgenden
Gründen: „Die Kammer für Handelssachen ist der Ansicht, daß das Ein lösungsversprechen
des
Beklagten
infolge
Jrrtumsanfechtung
der
nichtig, ein zu ersetzendes Vertrauensinteresse aber nicht schlüssig be
hauptet sei.
Dagegen erachtet das Berufungsgericht die Anfechtung
für gegenstandslos, weil ein Verpflichtungsgrund außer bei Echtheit
des Akzepts überhaupt nicht vorliege.
Die Anfrage des Klägers
vom 4. April 1911, ob die Sache in Ordnung gehe und das Akzept
eingelöst werde, sei vom Beklagten bejaht worden.
Hierdurch habe
der Beklagte nur dann verpflichtet werden können, wenn die Ant
wort ein Schuldversprechen oder Schuldanerkenntnis nach §§ 780, 781 BGB. enthalten hätte. Das sei nicht der Fall, es fehle die
Selbständigkeit des Versprechens im Sinne der Loslösung von dem Schuldgrunde
des Akzepts.
Das Anerkenntnis
habe
daher
nur
deklaratorische Bedeutung.
An diesen Ausführungen ist soviel richtig,
daß das Schreiben
des Beklagten, die Sache gehe in Ordnung, das Akzept solle ein gelöst werden,
nicht wohl
als
abstraktes
Schuldanerkenntnis ausgefaßt werden kann. von auch keinen Nutzen,
Schuldversprechen
oder
Der Kläger hätte hier
da ihm beim Fehlen des kausalen Schuld
grundes die exceptio indebiti entgegenstehen würde (vgl. § 812 Abs. 2, § 821 BGB.). Allein mit Unrecht hält es der Berufungs richter bei dieser Sachlage für unmöglich, jenes Schreiben zu wirk
samer
Begründung der Klage heranzuziehen.
Wie er ausdrücklich
hervorhebt, handelte es sich bei dem Briefwechsel der Parteien nicht
bloß um eine tatsächliche Auskunfterteilung, vielmehr sollte der Be
klagte zur Abgabe einer rechtsgeschäftlichen Willenserklärung bewogen
Der Berufungsrichter hat auch nicht verkannt, daß dies
werden.
geschäftsüblich war und den Gepflogenheiten des Verkehrs entsprach. In der Tat kommt ein Austausch von Erklärungen, wie er hier
stattgefunden hat, überaus häufig vor.
jenige,
Namentlich pflegt sich der
welcher einen Wechsel zum Diskontieren angeboten erhält,
beim Bezogenen nach der Echtheit der ihm nicht bekannten Akzeptschrift zu erkundigen.
Da der offensichtliche Grund der Anfrage in dem
Bestreben liegt, die Gefahr der Unechtheit des Akzepts zu vermeiden, wird die die Echtheit bestätigende Antwort allgemein als Erklärung des Inhalts ausgelegt,
der Anfragende dürfe sich auf die Echtheit
Der Bezogene verspricht, für die Echtheit aufzukommen, er will für das Akzept, mag es echt oder gefälscht sein, rechtlich so, verlassen.
wie wenn es echt wäre, einstehen.
Ans einen solchen Tatbestand
hat schon das Oberlandesgericht Dresden in dem in Seuff. Arch. Bd. 64 S. 288 Garantievertrags
abgedruckten Urteile zutreffend die Kategorie des zur
Anwendung
gebracht.
Die
Verwertbarkeit
dieses Gesichtspunkts beschränkt sich aber nicht auf den Fall, daß der Wechsel dem Anfragenden zum Erwerb angeboten ist. Auch wenn er ihn bereits erworben hat, muß das Merkmal der Übernahme einer
bestimmten Schadensgefahr, das für den Garantievertrag kennzeichnend ist, als vorhanden angesehen werden.
Dies ergibt sich aus der
Erwägung, daß der Anfragende jederzeit daran denken
kann, den
Wechsel weilerzubegeben, und daß ihm daran gelegen sein muß, den
Kosten und Unannehmlichkeiten des Rückgriffs zu entgehen.
Die
bestätigende Antwort des Bezogenen hat daher stets dieselbe Be deutung, daß der Bezogene die Echtheit des Akzepts garantiert. Nach dieser Auslegung würde der Beklagte, wenn nicht aus
dem Akzept, so doch aus seinem Versprechen vom 6. April 1911 auf
Erfüllung belangt werden können.
Auf der andern Seite wird sich
das Versprechen unter der Bedingung, unter der allein es in Betracht kommt, als wirksam angefochten erweisen.
Leistet der Beklagte den
ihm vom Landgericht auferlegten Eid und steht damit fest, daß das Akzept nicht von ihm herrührt, so ist nach dem unter den Parteien unstreitigen Sachverhalte zugleich gewiß, daß er die Erklärung, er
garantiere für die Echtheit des Akzepts des Klagewechsels, nur des22*
halb abgegeben hat, weil er den Klagcwechsel fälschlich für den mit dem echten Akzept versehenen Wechsel hielt. Er hat sich dann über den Gegenstand der Garantie, mithin über den Inhalt des Garantie versprechens geirrt, so daß bei der Unverzüglichkeit der Anfechtung das Versprechen nichtig sein wird (§§ 119, 121, 142 BGB.). Hiernach kommt es darauf an, ob der Kläger einen Anspruch nach § 122 BGB. begründen kann. Die vom Landgerichte vermißte Behauptung, er habe im Vertrauen auf das Einlösungsversprechen die Valuta für den Klagewechsel an Z. gezahlt, ist in der Berufungs instanz nachgeholt worden. Bei der erneuten Verhandlung, die nötig ist, wird sich der Berufungsrichter vor allem hiermit zu befassen haben."
74. Rechtliche Natur und Stempelpflichtigkeit eines Vertrags, durch den eine Stadtgemeinde den gewerblichen Betrieb des öffentlichen Anschlagswesens einem Unternehmer gegen Entgelt überläßt. Preuß. Stempelsteuergesetz vom 30. Juni 1909 Tarifs!. 48 Nr. III.
VII. Zivilsenat. Urt. v. 3.Juni 1913 i.S. off. H.-G. N.LH. (Kl.) w. preuß. Fiskus (Bekl.). Rep. VII. 125/13. I. II.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Durch schriftlichen Vertrag vom 16./17. März 1911 übertrug die Stadt Berlin der Klägerin den Betrieb des öffentlichen Anschlags wesens in Berlin auf Grund der dem Vertrage beigefügten besonderen Bedingungen für die Zeit vom 1. April 1911 an auf zehn Jahre
für eine „Jahrespacht" von 540000 jH. Nach den Bedingungen bilden den „Gegenstand des Unternehmens" die Anschlagsäulen auf öffentlichen Straßen und Plätzen, die zur Befestigung von öffent lichen Anzeigen bestimmt sind (§1). In jedem Stadtbezirke soll mindestens eine Säule vorhanden sein. Die vorhandenen Säulen werden dem Unternehmer zur Benutzung überlassen. Er ist ver pflichtet, während der Dauer des Vertrags auf Erfordern des Magistrats die ihm zu bezeichnenden Stadtbezirke mit mindestens je
halb abgegeben hat, weil er den Klagcwechsel fälschlich für den mit dem echten Akzept versehenen Wechsel hielt. Er hat sich dann über den Gegenstand der Garantie, mithin über den Inhalt des Garantie versprechens geirrt, so daß bei der Unverzüglichkeit der Anfechtung das Versprechen nichtig sein wird (§§ 119, 121, 142 BGB.). Hiernach kommt es darauf an, ob der Kläger einen Anspruch nach § 122 BGB. begründen kann. Die vom Landgerichte vermißte Behauptung, er habe im Vertrauen auf das Einlösungsversprechen die Valuta für den Klagewechsel an Z. gezahlt, ist in der Berufungs instanz nachgeholt worden. Bei der erneuten Verhandlung, die nötig ist, wird sich der Berufungsrichter vor allem hiermit zu befassen haben."
74. Rechtliche Natur und Stempelpflichtigkeit eines Vertrags, durch den eine Stadtgemeinde den gewerblichen Betrieb des öffentlichen Anschlagswesens einem Unternehmer gegen Entgelt überläßt. Preuß. Stempelsteuergesetz vom 30. Juni 1909 Tarifs!. 48 Nr. III.
VII. Zivilsenat. Urt. v. 3.Juni 1913 i.S. off. H.-G. N.LH. (Kl.) w. preuß. Fiskus (Bekl.). Rep. VII. 125/13. I. II.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Durch schriftlichen Vertrag vom 16./17. März 1911 übertrug die Stadt Berlin der Klägerin den Betrieb des öffentlichen Anschlags wesens in Berlin auf Grund der dem Vertrage beigefügten besonderen Bedingungen für die Zeit vom 1. April 1911 an auf zehn Jahre
für eine „Jahrespacht" von 540000 jH. Nach den Bedingungen bilden den „Gegenstand des Unternehmens" die Anschlagsäulen auf öffentlichen Straßen und Plätzen, die zur Befestigung von öffent lichen Anzeigen bestimmt sind (§1). In jedem Stadtbezirke soll mindestens eine Säule vorhanden sein. Die vorhandenen Säulen werden dem Unternehmer zur Benutzung überlassen. Er ist ver pflichtet, während der Dauer des Vertrags auf Erfordern des Magistrats die ihm zu bezeichnenden Stadtbezirke mit mindestens je
einer Säule zu versehen
und auch sonst dort, wo nach dem Er
messen des Magistrats ein Bedürfnis dazu hervortritt, Säulen zu
errichten (§ 2).
Die neuen Säulen werden dnrch die Errichtung
Zubehör der öffentlichen Straßen und gehen damit ohne besondere Übergabe in das Eigentum der Stadtgemeinde über. Die Unterhal tung liegt während der Vertragsdauer der Klägerin ob (§ 6).
Wenn
die zuständigen Behörden die Versetzung oder zeitweise Beseitigung
errichteter Säulen im öffentlichen Interesse verlangen, muß diese auf
Kosten der Klägerin erfolgen (§ 9).
Der Klägerin steht das aus
schließliche Recht zu, die Säulen während der Vertragsdauer zum Anschläge von öffentlichen Anzeigen in einer im einzelnen geregelten Weise zu benutzen (§ 10).
Die Klägerin hat die Vertragsurkunde mit dem allgemeinen Vertragsstempel der Tarifst. 71 Nr. 2 des preußischen Stempelsteuer
gesetzes vom 30. Juni 1909 in Höhe von 3 JK, verstempelt.
Die
Steuerbehörde ist aber der Meinung, daß der Vertrag als Miet vertrag über eine unbewegliche Sache nach Tarifst. 48 zu I1 mit 2 v. H. des Mietzinses und, soweit es sich um die Errichtung und Überlassung von 260 neuen Säulen handelt, nach Tarifst. 75 mit
J/3 v. H. des Wertes dieser Säulen zu Verstempeln sei.
Für das
Jahr 1911 hat die Klägerin auf Erfordern des Beklagten bereits 4050^ entrichtet.
hat der Beklagte für dasselbe
Weitere 5777
Jahr noch erfordert.
Mit der Klage beantragt die Klägerin, den jener 4050 Jt
Beklagten zur Rückzahlung
nebst Zinsen zu ver
urteilen und ferner festzustellen, daß zu dem Vertrage weder ein
weiterer Vertragstempel
noch
überhaupt
ein Mietstempel zu ver
wenden ist.
Das Landgericht wies die Klage ab.
Die hiergegen von der
Klägerin eingelegte Berufung wurde zurückgewiesen.
Auf die Revi
sion der Klägerin wurde das Berufungsurteil aufgehoben und die
Sache in die Vorinstanz zurückverwiesen aus folgenden
Gründen: „Die Parteien streiten darüber,
ob durch
den Vertrag vom
16./17. März 1911 die der Klägerin von der Stadtgemeinde Berlin überlassenen Anschlagsäulen als bewegliche Sachen vermietet sind, wie
die Klägerin meint, oder ob die Auffassung des Beklagten zutrifft, nach
der die Anschlagsäulen
als
unbewegliche Gegenstände
eines
Pachtvertrags anzusehen sind.
Es ist aber noch ein anderer recht
licher Gesichtspunkt möglich, aus dem die Natur des Vertrags zu
beurteilen ist, und gerade dieser muß als der für die Versteuerung
des Vertrags allein maßgebende anerkannt werden. Nach Tarifst. 48 der Novelle vom 30. Juni 1909 zum preuß. Stempelsteuergesetze
unterworfen:
vom 31. Juli
unter Nr. I:
über die Verpachtung
1895
Schriftliche
sind dem Landesstempel
mündliche Verträge
oder
oder Vermietung im Zulande gelegener un
beweglicher Sachen oder ihnen gleichgeachteter Rechte; unter Nr. II:
Schriftliche Pacht- oder Mietverträge über außerhalb Landes gelegene Gmndstücke oder ihnen gleichgeachtete Rechte, und unter Nr. III: Schriftliche Pacht- oder Mietverträge anderer als der unter I und Die Vorschrift unter III umfaßt die Miet- und
II bezeichneten Art.
Pachtverträge über bewegliche Sachen und, da nach § 581 BGB.
nicht nur Sachen, also nach § 90 daselbst körperliche Gegenstände, sondern Gegenstände überhaupt, also auch unkörperliche, verpachtet werden können, auch die über die letzteren geschlossenen Pachtverträge. Ein solcher unkörperlicher Gegenstand ist durch den Vertrag vom
16./17. März 1911 der Klägerin zum Gebrauch und Fruchtgenuß überlassen, also verpachtet worden.
Der Vertrag ist überschrieben: „Vertrag über die Verpachtung
des hiesigen öffentlichen Anschlagswesens."
Stadtgemeinde
„Die
Berlin
überträgt
§ 1 des Vertrags lautet: der
vorstehend
genannten
Firma den Betrieb des hiesigen öffentlichen Anschlagswesens Grund
dingungen" . . . nicht
auf
der diesem Vertrage beigefügten und unterschriebenen Be
die
Als Gegenstand
Anschlagsäulen,
der Stadt Berlin bezeichnet.
sondern
des das
Pachtvertrags
sind
also
öffentliche Anschlagswesen
Hiermit steht es auch nicht im Wider
sprüche, wenn im § 1 der einen Bestandteil des Vertrags bildenden
besonderen Bedingungen nicht als Gegenstand des Vertrags, sondern als Gegenstand des (verpachteten) „Unternehmens" die „Anschlag säulen auf
öffeutlichen Straßen
und Plätzen"
bezeichnet werden.
Nun ist zwar die von den Vertragschließenden gewählte Ausdrucks
weise für sich allein nicht entscheidend für die Frage nach der recht lichen Natur des Vertrags, sondern die Gesamtheit der Vertrags bestimmungen nach ihrem objektiven Inhalte.
Im Streitfall ent
spricht aber die gewählte Bezeichnung dem sachlichen Vertragsinhalte.
Seit langen Jahrzehnten
besteht in Berlin die zur schnellen
und bequemen Veröffentlichung der die Allgemeinheit intereffierenden
Mitteilungen örtlicher Natur dienende wirtschaftliche Einrichtung des
Anschlagswesens, die, ursprünglich von der Stadtgemeinde geschaffen,
durch besondere Vorschriften geregelt ist und durch Verpachtung an
Unternehmer für die Stadtgemeinde verwertet wird.
Die körperliche
Grundlage dieses Organismus besteht nicht nur in den zur Anhef tung der Anschläge dienenden Säulen, sondern auch in den zum Be triebe
sonst
räumen.
erforderlichen
Gebrauchsgegenständen
und
Geschäfts
Die Bedeutung der Einrichtung im Verkehrsleben erschöpft
sich aber keineswegs im Vorhandensein dieser körperlichen Gegen stände, die nur ein äußerliches Mittel zur Erreichung des geschäft lichen Zweckes des Unternehmens sind. Wesentlich ist vielmehr bei der Überlassung des Anschlagswesens an einen neuen Erwerber auch die Möglichkeit, in die durch das Bestehen der Einrichtung entstan denen
und
durch
ihre lange Dauer gefestigten geschäftlichen Be
ziehungen zu den Interessenten und dem Publikum einzutreten, die
früheren Bezugsquellen und Abnehmerkreise zur Verfügung zu be halten und auch sonst aus der Ausnutzungsfähigkeit der im Publikum
bekannten Einrichtung in ihrer Gesamtheit Vorteil zu ziehen.
Gegen
über dieser Möglichkeit tritt die Tatsache in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zurück, daß körperliche Gegenstände, nämlich die Ober
fläche der Anschlagsäulen und damit auch der Gebrauch der durch
die Anschlagsäulen bedeckten und dadurch dem Gemeingebrauch ent zogenen Teile der öffentlichen Straßen und Plätze zur vertrags mäßigen Verwendung überlassen werden. Das zeigt sich schon darin, daß derselbe Zweck wenigstens annähernd auch ohne Benutzung des
Straßenkörpers durch Umhertragen
von Anschlags! afeln unter dem
Straßenpublikum, durch Aufhängen solcher Tafeln über der Straße
oder durch Befestigung der Veröffentlichungen an Häusern erreicht werden könnte, in Einzelfällen auch tatsächlich erreicht wird.
Die Rechtslage ist hiernach im Streitfall eine andere als in
den früher vom erkennenden Senat entschiedenen Fällen, in denen die Stadtgemeinde den Straßenkörper
und
die Straßenobei fläche
einer Straßenbahngesellschaft zur Herstellung und zum Betrieb einer
Straßenbahn
oder einer Elektrizitätsgesellschaft zur Einlegung elek
trischer Leitungen gegen Entgelt überlassen hatte.
Hier war der
Straßenkörper selbst der unmittelbare und hauptsächliche Gegenstand der Überlassung, in dessen Gewährung sich die Leistung der Stadt
gemeinde
wesentlichen erschöpfte.
im
Daß
geschäftliche Unterneh
mungen Gegenstand der Verpachtung sein können, ist bereits für das
frühere Stempelrecht durch das Urteil des erkennenden Senats vom 30. Oktober 1908 (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 70 S. 20) ein
gehend
dargetan
worden.
Alle
darin enthaltenen Ausführungen
müssen um so mehr für den durch die Stempel-Novelle vom 30. Juni 1909 geschaffenen Rechtszustand gelten, als in dieser nicht nur Pacht- und
Mietverträge über bewegliche Sachen — wie in Tarisst. 48 zu b
des früheren Gesetzes —, sondern allgemein Pacht- und Mietverträge „anderer Art" neben den Pacht- und Mietverträgen über unbeweg
liche Sachen und ihnen gleichgeachtete Rechte
für stempelpflichtig
erklärt sind.
Von dem vorstehend bezeichneten rechtlichen Gesichtspunkt aus
hat der Berufungsrichter die Steuerpflichtigkeit des Pachtvertrags vom 16./17. März 1911 noch nicht geprüft, auch noch nicht genügend erörtert, ob und inwieweit etwa in der Vereinbarung, betreffend die Neuerrichtung von 260 Anschlagsäulen durch die Klägerin, ein selb
ständiger und als solcher besonders stempelpflichtiger Werkverdingungs vertrag zu finden ist.
Die Sache muß daher unter Aufhebung des
Berufungsurteils
anderweiten Verhandlung und
zur
an das Berufungsgericht zurückverwiesen werden.
auf eine Prüfung der Frage,
Entscheidung
Dabei wird es
ob die Anschlagsäulen als unbeweg
liche oder als bewegliche Sachen anzusehen sind, nicht weiter an kommen.
Die Anwendung des nicht auf Pachtverträge, sondern nur
auf Mietverträge sich beziehenden Abs. 2 der Tarisst. 48 zu I ist ausgeschlossen."
75. Heilung des Formmangels bei einer Mehrheit von Veräußerungs verträgen.
BGB. § 313. VII. Zivilsenat.
Urt. v. 3. Juni 1913 i. S. M. M. u. Gen. Ml.)
w. Rentner U. (Kl.).
Rep. VII. 560/12.
Straßenkörper selbst der unmittelbare und hauptsächliche Gegenstand der Überlassung, in dessen Gewährung sich die Leistung der Stadt
gemeinde
wesentlichen erschöpfte.
im
Daß
geschäftliche Unterneh
mungen Gegenstand der Verpachtung sein können, ist bereits für das
frühere Stempelrecht durch das Urteil des erkennenden Senats vom 30. Oktober 1908 (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 70 S. 20) ein
gehend
dargetan
worden.
Alle
darin enthaltenen Ausführungen
müssen um so mehr für den durch die Stempel-Novelle vom 30. Juni 1909 geschaffenen Rechtszustand gelten, als in dieser nicht nur Pacht- und
Mietverträge über bewegliche Sachen — wie in Tarisst. 48 zu b
des früheren Gesetzes —, sondern allgemein Pacht- und Mietverträge „anderer Art" neben den Pacht- und Mietverträgen über unbeweg
liche Sachen und ihnen gleichgeachtete Rechte
für stempelpflichtig
erklärt sind.
Von dem vorstehend bezeichneten rechtlichen Gesichtspunkt aus
hat der Berufungsrichter die Steuerpflichtigkeit des Pachtvertrags vom 16./17. März 1911 noch nicht geprüft, auch noch nicht genügend erörtert, ob und inwieweit etwa in der Vereinbarung, betreffend die Neuerrichtung von 260 Anschlagsäulen durch die Klägerin, ein selb
ständiger und als solcher besonders stempelpflichtiger Werkverdingungs vertrag zu finden ist.
Die Sache muß daher unter Aufhebung des
Berufungsurteils
anderweiten Verhandlung und
zur
an das Berufungsgericht zurückverwiesen werden.
auf eine Prüfung der Frage,
Entscheidung
Dabei wird es
ob die Anschlagsäulen als unbeweg
liche oder als bewegliche Sachen anzusehen sind, nicht weiter an kommen.
Die Anwendung des nicht auf Pachtverträge, sondern nur
auf Mietverträge sich beziehenden Abs. 2 der Tarisst. 48 zu I ist ausgeschlossen."
75. Heilung des Formmangels bei einer Mehrheit von Veräußerungs verträgen.
BGB. § 313. VII. Zivilsenat.
Urt. v. 3. Juni 1913 i. S. M. M. u. Gen. Ml.)
w. Rentner U. (Kl.).
Rep. VII. 560/12.
I. II.
Landgericht I Berlin. Kanunergericht daselbst.
Der Kläger hat am 3. Juli 1907 dem Beklagten M. zum Ver
kauf eines ihm gehörigen Ritterguts notarielle Vollmacht
erteilt.
Durch Schreiben vom gleichen Tage bestätigte M. für sich und
namens
seiner
Firma
die Erteilung dieser Vollmacht unter der
Voraussetzung eines Nettomindesterlöses von 185000 Jt. Am 24. dess. Monats schrieb der Kläger an die Beklagte zu 1 (die Firma),
er wolle die Vereinbarung dahin ändern,
daß sie berechtigt sein
solle, das Gut jederzeit zu einem Nettomindesterlös von 170000 Jt abzurechnen, falls sie gleichzeitig erkläre, daß sie den gesamten Besitz zu eigener Rechnung übernehme.
Am 9. August 1907 telegraphierte
und schrieb die Beklagte zu 1 an den Kläger, daß sie nach der Offerte vom 24. Juli 1907 das Gut für 170000 Jt akzeptiere. Durch Brief vom folgenden Tage erklärte sich der Kläger hiermit ein verstanden.
Bereits am 9. August hatte M. als Bevollmächtigter
des Klägers das Gut durch notariellen Vertrag für 225000 Jt an
von S. verkauft, der diesen Kaufpreis nach erfolgter Auflassung und Eintragung an die Beklagte zu 1 bezahlt hat. Im September 1907 haben die Parteien auf der Grundlage eines Übernahmepreises von
170000 Jt abgerechnet. Der Kläger macht geltend, daß alle zwischen ihm und den Be klagten getroffenen Abreden wegen Wuchers und Formmangels nichtig
seien; jedenfalls habe er die Abrechnung vom September durch die Schreiben vom 29. September und 7. Oktober 1909 rechtzeitig wegen Irrtums und
arglistiger Täuschung angefochten, so
daß die Be
klagten zum Ersätze des Wertes des Gutes mit 225000 Jt oder doch zur Herauszahlung des vereinnahmten Kaufpreises nach Abzug der vereinbarten Vergütung von 16 °/0 verpflichtet seien. klagten behaupten,
Die Be
daß zwischen ihnen und dem Kläger ein Kauf
vertrag mit einem Preise von 170000 Jt zustande gekommen und daß die Anfechtung verspätet, aber auch sonst unbegründet sei.
Die Vorinstanzen haben den Klageanspruch dem Grunde nach
für den Fall festgestellt, daß der Kläger die Kenntnis des vor dem
10. August 1907 erfolgten Verkaufs für die vor dem 29. September 1908 liegende Zeit eidlich leugnet. zurückgewiesen worden.
Die Revision der Beklagten ist
Aus den Gründen:
... „Selbst wenn man zugunsten der Beklagten unterstellt, daß sie durch ihr Telegramm und das Schreiben vom 9. August 1907 das Angebot vom 24. Juli rechtzeitig angenommen haben, und daß jedenfalls eine Vereinbarung über die Übernahme des Gutes seitens der Beklagten durch den Austausch der Erklärungen von« 9. und
10. August getroffen worden ist, so kann von einer Rechtswirksamkeit aller dieser Vereinbarungen mit Rücksicht auf die Nichtbeobachtung
der im § 313 BGB. gegebenen Formvorschrift keine Rede sein. Zwar tritt nach dem zweiten Satze dieser Vorschrift eine Heilung der Nichtigkeit ein, wenn auf den formlosen Veräußerungsvertrag
hin als dessen Erfüllung später die Auflassung und sich anschließend die Eintragung des neuen Eigentümers erfolgt, und auch bei einer
Mehrheit von Veräußerungsverträgen kann der Mangel der Form losigkeit durch nachfolgende Auflassung zwischen dem ersten Veräußerer
und dem letzten Erwerber geheilt werden, wenn sie im Einverständnisse der an diesen Veräußerungen
als Veräußerer und
Erwerber be
teiligten Personen zur Erfüllung der sämtlichen Veräußerungsgeschäfte
erfolgt, die der Eigentumsübertragung von dem eingetragenen auf den einzutragenden Eigentümer zugrunde liegen.
Allein im vor
liegenden Falle ist nach der vom Berufungsrichter getroffenen Fest stellung ein Kaufvertrag zwischen den Beklagten und von S. über
abgeschlossen worden,
vielmehr
das Gut
haupt
nicht
durch
den notariellen Vertrag vom 9. August 1907, der auch bei
der Auflassung
dem Amtsgericht als
hat
das ihr
dieser
zugrunde
liegende
Veräußerungsgeschäft überreicht wurde, unmittelbar vom Kläger, ver
treten durch den Beklagten M., gekauft, und lediglich in Erfüllung dieses zwischen dem Kläger und dem von S. zustande gekommenen
Vertrags ist die Auflassung namens des Klägers
erteilt worden.
Damit scheidet aber jede Möglichkeit der Heilung eines etwa zwischen den Parteien formlos geschlossenen Kaufvertrags aus.". . .
76. Kanu wirksam vereinbart werden, daß der Wegfall der Ent schädigung, die dem Vorstand einer Aktiengesellschaft für den Fall der Kündigung zugesagt ist, von einem die Kündigung verfügenden
Aus den Gründen:
... „Selbst wenn man zugunsten der Beklagten unterstellt, daß sie durch ihr Telegramm und das Schreiben vom 9. August 1907 das Angebot vom 24. Juli rechtzeitig angenommen haben, und daß jedenfalls eine Vereinbarung über die Übernahme des Gutes seitens der Beklagten durch den Austausch der Erklärungen von« 9. und
10. August getroffen worden ist, so kann von einer Rechtswirksamkeit aller dieser Vereinbarungen mit Rücksicht auf die Nichtbeobachtung
der im § 313 BGB. gegebenen Formvorschrift keine Rede sein. Zwar tritt nach dem zweiten Satze dieser Vorschrift eine Heilung der Nichtigkeit ein, wenn auf den formlosen Veräußerungsvertrag
hin als dessen Erfüllung später die Auflassung und sich anschließend die Eintragung des neuen Eigentümers erfolgt, und auch bei einer
Mehrheit von Veräußerungsverträgen kann der Mangel der Form losigkeit durch nachfolgende Auflassung zwischen dem ersten Veräußerer
und dem letzten Erwerber geheilt werden, wenn sie im Einverständnisse der an diesen Veräußerungen
als Veräußerer und
Erwerber be
teiligten Personen zur Erfüllung der sämtlichen Veräußerungsgeschäfte
erfolgt, die der Eigentumsübertragung von dem eingetragenen auf den einzutragenden Eigentümer zugrunde liegen.
Allein im vor
liegenden Falle ist nach der vom Berufungsrichter getroffenen Fest stellung ein Kaufvertrag zwischen den Beklagten und von S. über
abgeschlossen worden,
vielmehr
das Gut
haupt
nicht
durch
den notariellen Vertrag vom 9. August 1907, der auch bei
der Auflassung
dem Amtsgericht als
hat
das ihr
dieser
zugrunde
liegende
Veräußerungsgeschäft überreicht wurde, unmittelbar vom Kläger, ver
treten durch den Beklagten M., gekauft, und lediglich in Erfüllung dieses zwischen dem Kläger und dem von S. zustande gekommenen
Vertrags ist die Auflassung namens des Klägers
erteilt worden.
Damit scheidet aber jede Möglichkeit der Heilung eines etwa zwischen den Parteien formlos geschlossenen Kaufvertrags aus.". . .
76. Kanu wirksam vereinbart werden, daß der Wegfall der Ent schädigung, die dem Vorstand einer Aktiengesellschaft für den Fall der Kündigung zugesagt ist, von einem die Kündigung verfügenden
Beschlusse der Generalversammlung dem Aufsichtsrat
einer
abhängen soll?
Aktiengesellschaft
Umfang des
zustehendeu Kündigungs
rechts. BGB. § 626. HGB. § 247. II. Zivilsenat. Urt. v. 27. Mai 1913 i. S. Aktiengesellschaft H.-L.
(Bekl.) w. D. (Kl.). I. II.
Rep. II. 42/13.
Landgericht Lübeck. Oberlandesgericht Hamburg.
Der Kläger wurde im Jahre 1902 bei der Gründung der be
klagten Aktiengesellschaft als Vorstand bestellt. Nach dem Gesellschafts
verträge stand der Widerruf der Bestellung (§ 231 Abs. 3 HGB.) dem Aufsichtsrate zu, jedoch nur in der Weise, daß dem Kläger noch
für eine gewisse Zeit sein Gehalt zu zahlen war.
Eine Entlassung,
bei der diese Verpflichtung wegfiel, sollte nur von der General
versammlung beschlossen werden können.
Im Jahre 1910 beantragte
der Aufsichtsrat bei der Generalversammlung die Entlassung wegen
pflichtwidrigen Verhaltens des Klägers. trags sprach
er selbst auf den
Nach Ablehnung des An
nächsten nach
§ 622 BGB. zu
lässigen Zeitpunkt die Kündigung aus, indem er dem Kläger gegen über außerdem geltend machte, daß auch ein wichtiger Grund zur
fristlosen Kündigung im Sinne des § 626 a. a. O. vorliege.
Der
Kläger schied als Vorstand aus, behielt sich aber den Anspruch auf die weitere Gehaltszahlung vor. Beide Vorinstanzen erklärten den
Anspruch des Klägers mit einer schränkung für gerechtfertigt.
hier
nicht
interessierenden
Ein
Die Revision der Beklagten wurde
zurückgewiesen. Aus den Gründen:
„Die Beklagte hatte geltend gemacht,
in der für das
An
stellungsverhältnis des Klägers maßgebenden Gesellschaftssatzung sei der hier gegebene Fall,
daß
der Dienstvertrag
auf Grund
des
§ 622 BGB. unter Einhaltung der gesetzlichen Frist gekündigt werde,
überhaupt nicht geregelt.
Daraus hatte sie gefolgert,
daß es im
Falle einer solchen Kündigung lediglich bei der gesetzlichen Regel bewende, daß also der Kläger keinen Anspruch auf weiteren Gehalts-
bezug habe. Dagegen hat das Berufungsgericht angenommen, daß § 12 des Statuts eine weitergehende Bedeutung habe. Wie die Verbindung des Widerrufs
nach
§ 231
Abs. 3
HGB.
mit
den
persönlichen Rechten des Klägers aus dem Dienstverhältnis ergebe, sei dort der regelmäßige Fall einer gleichzeitigen Vollmachtsentziehung
und Kündigung ins Auge gefaßt, so daß auch eine Kündigung nach
§ 622, ebenso wie eine solche nach § 626 BGB., unter die Statuten bestimmung falle.
Zu rechtlichen Bedenken gibt diese Auffassung, die
von der Revision auch nicht angegriffen ist, keinen Anlaß.
Weiter führt das Berufungsgericht aus, daß die in § 12 der Satzung getroffene Regelung nichts Unzulässiges enthalte, der Kläger
habe deshalb den dort vorgesehenen Anspruch auf den Fortbezng
seines Gehalts durch die in dem Briefe
des Aufsichtsrats
vom
29. Juni 1910 erklärte, auf die §§ 622 und 626 BGB. gestützte Kündigung
nicht verloren,
einerlei
Entlassung vorlag oder nicht.
ob
ein wichtiger Grund zur
Diesen Ausführungen ist zunächst
insoweit beizutreten, als das Berufungsgericht das Vereinbarte im gegebenen Falle — anders als in dem durch das Urteil des RG.'s
Entsch. in Zivils. Bd. 75 S. 234 erledigten — nicht wegen Ver
stoßes gegen die guten Sitten für nichtig erachtet. kein Revisionsangriff erhoben.
Insoweit ist auch
Die Revision meint aber, das Be
rufungsgericht habe in ungenügender Berücksichtigung der in dem erwähnten reichsgerichtlichen Urteil
acht gelassen,
aufgestellten Grundsätze
außer
daß im vorliegenden Falle sonstige zwingende Vor
schriften, wie sie in den §§ 626 BGB. und 247 HGB. enthalten
seien, dem Ansprüche des Klägers entgegenständen.
Der Angriff
konnte keinen Erfolg haben. In dem Urteile Entsch. Bd. 75 S. 234 wird eS wegen des
absoluten Charakters der Vorschrift des § 626 BGB. für unzulässig erklärt, das Kündigungsrecht aus wichtigem Grunde im voraus aus
zuschließen oder zu beschränken.
Von diesem Standpunkt aus wurde
damals nach der Lage des Falles angenommen, daß der Anstellungs
vertrag,
indem
er das Recht der Aktiengesellschaft
zur
fristlosen
Kündigung für die wichtigsten Fälle von einer hohen Vertragsstrafe abhängig mache, neben einem Verstoße gegen die guten Sitten auch
eine mit § 626 a. a. O. unvereinbare Beschränkung enthalte, und daß
deshalb die an sich berechtigte Entlassung,
die von der satzungs-
gemäß
dazu
berufenen Generalversammlung
beschlossen
war,
die
Pflicht zur Zahlung der vereinbarten Entschädigung nicht nach sich
ziehe.
Von dem dort behandelten Falle unterscheidet sich der vor
liegende schon dadurch, daß damals
die Generalversammlung
die
Entlassung beschlossen hatte, während hier die Generalversammlung, die nach dem Statut für den Ausspruch einer nicht mit der weiteren
Gehaltszahlung verbundenen Entlassung allein zuständig sein sollte, durch nicht angefochtenen Mehrheitsbeschluß die Kündigung abgelehnt
und dann der Aufsichtsrat die Kündigung
erklärt hat.
Daraus
ist aber, entgegen den Ausführungen der Revision, zu folgern, daß der
Kläger den für den Fall seiner Enthebung vereinbarten Gehalts anspruch nicht verloren hat.
Seiner wesentlichen Bestimmung nach ist der Aufsichtsrat nicht Vollzugsorgan der Aktiengesellschaft, sondern dazu berufen, die Ge schäftsführung zu überwachen.
Die Verwaltungs- und Vertretungs
tätigkeit, die ihm das Gesetz in einzelnen Fällen (§§ 222 Abs. 4, 238, 246 Abs. 2, 247 HGB.) zuweist, ändert an dieser seiner grund sätzlichen Stellung nichts.
Deshalb ist auch die Bildung der Ge
sellschaftsorgane, wozu nicht nur die Bestellung, sondern auch die
Enthebung von Vorstandsmitgliedern gehört, keine Angelegenheit, die schon nach dem Gesetz in den Geschäftskreis des Aufsichtsrats fällt. Nur durch den Gesellschaftsvertrag kann sie ihm nach § 246 Abs. 3
HGB. übertragen werden.
Im gegebenen Falle enthält allerdings
der Gesellschaftsvertrag eine solche Bestimmung, indem § 12 Abs. 1
die Ausübung des nach § 231 Abs. 3 HGB. bestehenden Widerrufs
rechts dem Aufsichtsrate zuweist, und es ist auch, wie schon bemerkt, dem Berufungsgericht unbedenklich darin zu folgen, daß sich diese Statutenbestimmung nicht nur auf die Entziehung der Geschäfts
führungs-
und
Vertretungsbefugnis,
sondern
Kündigung des Dienstverhältnisses bezieht.
insofern
wieder
eine
Einschränkung
allgemein
auf
die
Allein das Statut hat
vorgenommen,
als
es
eine
Kündigung, die ausnahmsweise die Gesellschaft nicht zur Zahlung der bedungenen Entschädigung verpflichten soll, der Generalversamm lung vorbehält.
Stellung
des
Darin ist weder im Hinblick auf die gesetzliche
Aufsichtsrats
noch
bei
Berücksichtigung
schrift des § 626 BGB. etwas Unzulässiges zu finden.
der
Vor
Wenn das
Statut die Ausübung des Kündigungsrechts dem Aufsichtsrat über-
Haupt nicht zu übertragen brauchte, durfte es bei der Übertragung auch eine Einschränkung vornehmen.
Eine mit der zwingenden Vor
schrift des § 626 a. a. O. unvereinbare Erschwerung der Entlassung
ist in der Art, wie das Statut die Kündigungsbefugnis zwischen Aufsichtsrat und Generalversammlung verteilt,
deshalb nicht ent
halten, weil das Statut, indem es den Vorbehalt zugunsten der Generalversammlung macht, gegenüber dem gesetzlichen Zustande keine Erschwerung schafft, sondern nur von einer möglichen Erleichterung absieht.
Etwas anderes ist auch dem § 247 HGB. nicht zu entnehmen.
Auch wenn man der in Abs. 1 daselbst dem Aufsichtsrate beigeleglen die Gesellschaft bei der Vornahme von Rechtsgeschäften
Befugnis,
mit den Vorstandsmitgliedern zu vertreten, die Bedeutung beilegt,
daß eine von dem Aufsichtsrat ausgehende Kündigung stets als von einer dazu ermächtigten Person erklärt zu gelten hat und deshalb stets geeignet
sein kann,
die Beendigung
des Dienstverhältnisses
herbeizuführen, so bleibt dabei im Einzelfalle doch immer die Frage
offen, ob die Grenzen der Vertretungsmacht eingehalten sind.
Ist
dies nicht der Fall, so mag zwar die Kündigung formell zu Recht
bestehen,
dem betroffenen Vorstandsmitglied ist aber die
Geltend
machung der Rechte, die ihm zur Sicherung der Einhaltung der gesetzlichen oder statutarischen Bestimmungen vertragsmäßig eingeräumt
sind,
nicht
verwehrt.
Von einer unzulässigen Beschränkung
des
Kündigungsrechts kann hier nicht die Rede sein, weil das Recht so, wie es in Wahrheit besteht, von der Beschränkung gar nicht berührt
wird." ...
77.
Ist die gerichtliche oder notarielle Beurkundung auch für einen
Garantievertrag erforderlich, durch den jemand einem Gesellschafter einer Gesellschaft m. b. H. verspricht, für dessen Stammeinlage in
der Weise aufzukommen, daß er ihm den Geschäftsanteil abnehmen werde?
GmbHG. § 15 Abs. 4. II. Zivilsenat.
Urt. v. 3. Juni 1913 i. S. Ehel. St. (Bekl.) w. W. (Kl.).
Rep. II. 80/13.
Haupt nicht zu übertragen brauchte, durfte es bei der Übertragung auch eine Einschränkung vornehmen.
Eine mit der zwingenden Vor
schrift des § 626 a. a. O. unvereinbare Erschwerung der Entlassung
ist in der Art, wie das Statut die Kündigungsbefugnis zwischen Aufsichtsrat und Generalversammlung verteilt,
deshalb nicht ent
halten, weil das Statut, indem es den Vorbehalt zugunsten der Generalversammlung macht, gegenüber dem gesetzlichen Zustande keine Erschwerung schafft, sondern nur von einer möglichen Erleichterung absieht.
Etwas anderes ist auch dem § 247 HGB. nicht zu entnehmen.
Auch wenn man der in Abs. 1 daselbst dem Aufsichtsrate beigeleglen die Gesellschaft bei der Vornahme von Rechtsgeschäften
Befugnis,
mit den Vorstandsmitgliedern zu vertreten, die Bedeutung beilegt,
daß eine von dem Aufsichtsrat ausgehende Kündigung stets als von einer dazu ermächtigten Person erklärt zu gelten hat und deshalb stets geeignet
sein kann,
die Beendigung
des Dienstverhältnisses
herbeizuführen, so bleibt dabei im Einzelfalle doch immer die Frage
offen, ob die Grenzen der Vertretungsmacht eingehalten sind.
Ist
dies nicht der Fall, so mag zwar die Kündigung formell zu Recht
bestehen,
dem betroffenen Vorstandsmitglied ist aber die
Geltend
machung der Rechte, die ihm zur Sicherung der Einhaltung der gesetzlichen oder statutarischen Bestimmungen vertragsmäßig eingeräumt
sind,
nicht
verwehrt.
Von einer unzulässigen Beschränkung
des
Kündigungsrechts kann hier nicht die Rede sein, weil das Recht so, wie es in Wahrheit besteht, von der Beschränkung gar nicht berührt
wird." ...
77.
Ist die gerichtliche oder notarielle Beurkundung auch für einen
Garantievertrag erforderlich, durch den jemand einem Gesellschafter einer Gesellschaft m. b. H. verspricht, für dessen Stammeinlage in
der Weise aufzukommen, daß er ihm den Geschäftsanteil abnehmen werde?
GmbHG. § 15 Abs. 4. II. Zivilsenat.
Urt. v. 3. Juni 1913 i. S. Ehel. St. (Bekl.) w. W. (Kl.).
Rep. II. 80/13.
I. II.
Landgericht Hagen. Oberlandesgericht Hamm.
Durch notariellen Vertrag vom 16. November 1908 errichteten
der Kläger, der Beklagte zu 1 und der Kaufmann D. eine Gesell
mit
schaft
beschränkter
Haftung.
Auf
das
Stammkapital
von
80000 Jt sollten der Kläger 30000 M, der Beklagte zu 1 35000
und D. 15000 j/l als Stammeinlagen in bar leisten.
Der Kläger
hat auch seine Einlage gemacht und sie am 16. November 1909 um 10500 M erhöht.
Zum Geschäftsführer wurde der Kläger bestellt,
seine Anstellungsverhältnisse wurden in einem privatschriftlichen Ver trage vom 16. November 1908 geregelt.
Außerdem vereinbarten der Kläger und der Beklagte zu 1 durch
privatschriftlichen Vertrag vom 16. November 1908 folgendes: St. (der Beklagte zu 1) verpflichtet sich W. (dem Kläger) gegenüber: 1. Die von W. übernommenen 30000 Jt Anteile der Gesell schaft m. b. H. zum Nennwerte zurückzunehmen und den Betrag in bar zu entrichten für den Fall, daß W. am 15. November 1911
den Anstellungsvertrag, den er heute mit obiger Gesellschaft ab
geschlossen hat, aus irgendeinem Grunde nicht erneuern sollte.
Der
Betrag ist am Tage seines Austritts zu zahlen. — 2. Ihm für die ersten drei Geschäftsjahre der obigen Gesellschaft eine Mindestdivi
dende auf seine Geschäftsanteile von 8% per annum zu garan tieren.
Sollte die Gesellschaft in den ersten drei Jahren weniger
Dividende zur Ausschüttung bringen, so zahlt St. dem W. die Diffe renz am Fälligkeitstage der festgesetzten Dividende. Diese Vereinbarung wurde mit Rücksicht auf die erwähnte Er
höhung der Stammeinlage durch folgenden Nachtrag vom 16. No vember 1909 ergänzt: Die Endesunterzeichneten haben am heutigen
Tage beschlossen, daß sich Punkt 1 die am
vorstehenden Vertrags auch auf
16. November 1909 zu erfolgende Zuzahlung von 35 %
auf den Geschäftsanteil des W. von 30000 Jt, also 10500
er
streckt.
Im April 1911 kündigte der Kläger die Anstellung als Ge schäftsführer zum 15. November 1911.
Am 3. August 1911 wurde
über das Vermögen der Gesellschaft der Konkurs eröffnet.
Seit
15. November 1910 hatte der Kläger keine Dividende mehr erhalten.
Der Kläger erhob Klage mit dem Anträge, die Beklagten als
Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 40500 M nebst 8 v. H.
Zinsen von 30000 M seit 15. November 1910 und 4 v. H. Zinsen von
10500 jft seit dem Tage der Klagezustellung zu zahlen, und
zwar die Beklagte zu 2 aus dem früher mit ihrem Manne beschlossenen
gütergemeinschaftlichen Vermögen.
Er beanspruchte mit diesem An
träge die Erstattung
seiner Stammeinlagen sowie den ihm garan
tierten Gewinnanteil.
Hierfür berief er sich in erster Linie auf die
vorerwähnten und
beiden Sonderabkommen
16. November
1909,
deren Zweck
16. November
1908
die Sicherstellung
seiner
vom
Stammeinlage und die Gewährleistung für einen entsprechenden Ge
winn aus seiner geschäftlichen Beteiligung gewesen sei.
Die Be
klagten beantragten die Abweisung der Klage, unter anderem weil die beiden Sonderabkommen mangels der im §15 Abs. 4 GmbHG.
vorgeschriebenen Form nichtig seien. Das Oberlandesgericht erkannte im wesentlichen nach dem Klage
anträge.
Die Revision
der Beklagten wurde zurückgewiesen aus
folgenden
Gründen: „Das Berufungsgericht ist der Ansicht, daß die dem Klag anspruche zugrunde liegenden Vereinbarungen vom 16. November 1908
und vom
16. November 1909 nicht der Formvorschrift des § 15
Abs. 4 GmbHG. unterliegen.
Diese Verträge seien, wenn auch nicht
dem Wortlaute nach, so doch bei einer Auslegung nach § 157 BGB. als reine Garantieverträge aufzufassen.
Ihr erkennbarer Zweck sei
die Sicherstellung des Klägers wegen seiner Einlage gewesen.
Die
persönlichen und geschäftlichen Verhältnisse des Beklagten zu 1, der
eine Kapitalbeteiligung Dritter an seinem Fabrikunternehmen gesucht habe, seien dem Kläger bis dahin unbekannt gewesen, er habe auch
keinerlei Fachkenntnisse gehabt. Bei dieser Sachlage sei es nur ein Gebot geschäftlicher Vorsicht gewesen, wenn er sich die Erhaltung
seines Einlagekapitals habe gewährleisten lassen; dazu sei die streitige Vereinbarung die geeignete Verkehrsform gewesen.
Der Beklagte
habe sich verpflichtet, auf Verlangen des Klägers dessen Geschäfts anteil zum Nennwerte zurückzunehmen, und zwar ohne Rücksicht auf
dessen wirklichen Wert zur Zeit der Zurücknahme.
Hierin komme
die reine Garantienatur des Abkommens zum unzweideutigen Ausdrucke. Der Beklagte habe damit für den
Erfolg eingestanden,
daß der
77. Gesellschaft m. b H. Zur Formvorscbrift des § 15 Abs, 4 GmbHG.
das sei das
Kläger seine Bareinlage ungeschmälert zurückerhielte;
Primäre des Vertragsinhalts gewesen.
353
Die Zurückübertragung des
Geschäftsanteils im Sinne einer Verpflichtung des Klägers sei nicht
Gegenstand
rechtsgeschäftlicher
Regelung
gewesen;
sie sei die not
wendige Folge der Geltendmachung des Garantieversprechens, da der Kläger sonst ohne Rechtsgrund bereichert gewesen wäre.
Hieraus
ergebe sich als Vertragsinhalt die einseitige Rückerwerbsverpflichtung
des Beklagten, der eine entsprechende Verpflichtung des Klägers nicht gegenübergestanden
habe.
Das Berufungsgericht
ist
sodann
ab
weichend von der Rechtsprechung des Reichsgerichls zu der vorliegen
den Frage der Ansicht, daß sich die Formvorschrift des § 15 Abs. 4
jedenfalls auf Verträge von ausgesprochener Garantienatur nicht be ziehe, und sucht das aus mehreren Gründen zu rechtfertigen.
Das Reichsgericht hat allerdings in wiederholten Entscheidungen, die teils
vom L, teils vom erkennenden, teils vom VI. Senat er
lassen worden sind, ausgesprochen, daß sich die Formvorschrift des
§ 15 Abs. 4 auf alle Verträge bezieht, die auf die Abtretung von
Geschäftsanteilen gerichtet sind, und daß hierzu auch solche Verein
barungen gehören, durch welche sich jemand einem Gesellschafter gegenüber zur Abnahme des Geschäftsanteils verpflichtet, auch wenn dieser Gesellschafter eine Verpflichtung zur Abtretung nicht übernimmt,
die Abtretung
vielmehr von seinem Belieben abhängt (Entsch. des
RG.'s in Zivils. Bd. 43 S. 136, Bd. 57 S. 60, Bd. 76 S. 306, Jur. Wochenschr. 1903 S. 11 Nr. 28, 1905 S. 92 Nr. 43, 1909
S. 431 Nr. 39; Warn. Rechtspr. 1910 S. 217, 1913 @.109). In mehreren dieser Entscheidungen, so in der des I. Senats in Jur. Wochenschr. 1905 S. 92 Nr. 43 und in der des erkennenden Senats in Jur. Wochenschr. 1909 S. 431 Nr. 39 (woselbst der Tatbestand
ist),
nicht vollständig
mitgeteilt
Garantieverträge
angewandt,
wird
dieser
Grundsatz
auch
auf
wonach sich jemand gegenüber einem
Gesellschafter für dessen Stammeinlage in der Weise aufzukommen ver pflichtet, daß er ihm den Geschäftsanteil abzunehmen verspricht.
Der
vorliegende Fall erfordert nicht, daß der erkennende Senat zu dieser Rechtsprechung und zu den gegen sie vom Berufungsgericht und auch in mehreren Schriften erhobenen Einwendungen Stellung nimmt;
denn die Entscheidung des
Berufungsgerichts stellt sich aus einer
andern Erwägung als richtig dar. Enlsch. iu Zivils. N. F. 32 (82).
23
Nach beit vorstehenden, auf rechtlich einwandfreier tatsächlicher
Würdigung beruhenden, von der Revision auch nicht angegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts war der „primäre" Vertrags
inhalt der, daß der Beklagte zu 1 für den Fall, daß der Kläger seinen Anstellungsvertrag am
15. November 1911
nicht erneuern
sollte, die Haftung dafür übernahm, daß der Kläger seine Bareinlage ungeschmälert zurückerhielt Aus diesem Vertragsinhalt ergab sich aber
ohne weiteres
als gesetzliche Folge einmal, daß der Kläger,
wenn er die Rückzahlung der Einlage verlangte, dem Beklagten den Geschäftsanteil übertragen mußte, sodann,
daß der Beklagte dem
Kläger diesen Geschäftsanteil abnehmen mußte.
Das Berufungs
gericht nimmt nun zwar an, daß der Kläger eine rechtliche Ver pflichtung zur „Rückübertragung" nicht gehabt habe, wohl aber der
Beklagte einseitig zum „Rückerwerb" rechtlich verpflichtet gewesen sei. Aber auch diese Verpflichtung des Beklagten bildete, wie die Fest stellungen des Berufungsgerichts ergeben, nicht den unmittelbaren
Gegenstand des Vertrags, war vielmehr nur eine aus der Garantie verpflichtung
des
Beklagten von selbst folgende gesetzliche Neben
wirkung des Vertrags.
Daran ändert auch der Umstand nichts, daß
in dem Vertrage die Verpflichtung
des Beklagten zur Rücknahme
des Geschäftsanteils noch besonders ausgesprochen ist; diese nach dem Vorstehenden überflüssige Erwähnung
der Rücknahmepflicht ist für
den vorbezeichneten Gesamtcharakter des Vertrags ohne entscheidende Bedeutung. Geht man von dieser Vertragsgrundlage ans, so sind die Voraus setzungen für den Formzwang des § 15 Abs. 4 nicht gegeben.
Das
Reichsgericht hat schon wiederholt ausgesprochen, daß der Auftrag zum Erwerb von Geschäftsanteilen dem Formzwange des § 15 Abs. 4
nicht unterliegt, weil hier nur die Verpflichtung zur Geschäftsbesor
gung den wesentlichen Inhalt des Vertrags bildet, die Verpflichtung
zur Abtretung des Geschäftsanteils aber aus dem Auftrage schon kraft Gesetzes folgt (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 50 S. 45, Bd. 80 S. 99; Warn. Rechtspr. 1907 Anhang Nr. 30).
Derselbe
Grundsatz ist auch in dem ähnlich liegenden Falle anerkannt, wenn ein Auftrag zum Erwerbe von Grundeigentum erteilt ist (§ 313 BGG.; Entsch.
des RG.'s in Zivils. Bd. 54 S. 75).
Derselbe Grundsatz
trifft ferner für andere Verträge zu, bei denen die Verpflichtung
77. Gesellschaft m. b. H. Zur Formvorschrift des § 15 Abs. 4 GmbHG. 355 zur Abtretung nicht den unmittelbaren Vertragsinhalt, sondern nur eine gesetzliche Nebenwirkung
richteten Vertrags bildet.
eines
auf ein anderes Hauptziel ge
Was aber von der Verpflichtung zur Ab
tretung in solchen Fällen gilt, muß in gleicher Weise auf Verträge angewendet werden, bei denen die Verpflichtung zur Abnahme des Geschäftsanteils nicht als unmittelbarer Vertragsgegenstand, sondern
mir als gesetzliche Nebenwirkung einer anderen, den wesentlichen In
halt des Vertrags darstellenden Verpflichtung in Frage kommt.
In
allen diesen Fällen liegt eine Vereinbarung des in § 15 Abs. 4 vor
gesehenen Inhalts nicht vor.
Um einen solchen Fall handelt es sich
nun aber bei dem vom Berufungsgerichte festgestellten Vertragsinhalt, da, wie gesagt, nur die Haftung des Beklagten zn 1 für die Rück
zahlung
der Einlagen des Klägers
den unmittelbaren Gegenstand
des Vertrags bildete, die Verpflichtung des Beklagten zur Abnahme der Geschäftsanteile des Klägers dagegen nur eine sich von selbst
ergebende Nebenwirkung dieser Hauptverpflichtung war.
Hiernach
unterliegen die beiden fraglichen Verträge nicht dem Formzwange
des § 15 Abs. 4, auch wenn man diesen mit der obigen Rechtsprechung
des Reichsgerichts
auf Verträge ausdehnt, bei denen nur der eine
Teil sich zum Erwerbe des Geschäftsanteils, der andere aber nicht zu
dessen Abtretung verpflichtet; denn auf Verträge der hier vorliegenden Art findet diese Rechtsprechung nach dem Gesagten keine Anwendung. Mit diesen Ausführungen tritt der erkennende Senat auch nicht in grundsätzlichen Widerspruch mit jener Rechtsprechung, soweit sie sich
auf Garantieverträge bezieht, insbesondere nicht mit den er
wähnten, in Jur. Wochenschr. 1905 S. 92 Nr. 43 und 1909 S. 431
Nr. 39 Senats.
abgedruckten Entscheidungen
des I. und
des erkennenden
Denn bei den diesen Entscheidungen zugrunde liegenden
Verträgen war, abweichend von dem vorliegenden Falle, nicht nur die Haftung des Beklagten für die Rückerstattung der Einlage, sondern auch dessen Verpflichtung zum Rückerwerbe des Geschäftsanteils als
unmittelbarer, wesentlicher Vertragsinhalt angesehen worden. Da somit die dem Klageanspruche zugrunde liegenden Verträge auch ohne Beobachtung der durch § 15 Abs. 4 vorgeschriebenen Form
gültig sind und auch keine sonstigen Bedenken dem zuerkannten An spruch entgegeustehen, war die Revision zurückzuweisen."
78. Ist derjenige, welchem der Urheber des zu einem Werke der Tonkunst gehörigen Textes vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 22. Mai 1910 (RGBl. S. 793) die Befugnis zur mechanischen Wiedergabe des Textes übertragen hat, zur Erteilung von Zwangs lizenzen nach Maßgabe des Art. I § 22 dieses Gesetzes ver pflichtet? Gesetz
zur Ausführung
der revidierten Berner Übereinkunft zum
Schutze von Werken der Literatur und Kunst vom 22. Mai 1910 Art. I Nrn. 7 u. 15 (§§ 22, 22 b, 63 a). I. Zivilsenat.
I. II.
Urt. v. 4. Juni 1913 i. S. Schutzverband (Kl.) w. B. u. B. (Bekl.). Rep. I. 13/13. Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Der Beklagte hat im Jahre 1909 das Urheberrecht an dem Texte der Operette „Donnerwetter — tadellos", insbesondere die Be fugnis zur mechanischen Wiedergabe für das Gehör von dem Text dichter Dr. Freund erworben. Die zu dem Texte gehörige Musik ist bereits vor dem 1. Mai 1909 im Inland erlaubterweise für Vor richtungen zur mechanischen Wiedergabe benutzt worden. Der Be klagte, der im Dezember 1909 zwei Firmen und nach dem 9. Sep tember 1910 noch der Mehrzahl der dem Kläger angehörenden Firmen die Erlaubnis zur mechanischen Wiedergabe des Textes ererteilt hatte, wurde vom Kläger auf Grund der §§ 22 Abs. 2, 22b, 63a des angef. Gesetzes wegen Erteilung einer Zwangslizenz in Anspruch genommen. Der Beklagte beantragte die Abweisung der Klage und widerklagend die Feststellung, daß dem Kläger hinsichtlich einer größeren Reihe anderer Texte, bei denen die Rechtslage nach übereinstimmender Erklärung der Parteien die gleiche ist, ein Recht auf Einräumung von Zwangslizenzen nicht zustehe. Das Landgericht erkannte nach dem Anträge des Klägers und wies die Widerklage ab. Die von dem Beklagten eingelegte Be rufung hatte den Erfolg, daß das Kammergericht die Klage abwies, und daß die Feststellung nach dem Anträge der Widerklage erfolgte. Die Revision des Klägers ist zurückgewiesen worden aus folgenden
Gründen:
„Im allgemeinen müssen die Gesetze zunächst nach ihrem unzwei deutigen Wortlaut ausgelegt und angewendet werden.
an,
Es geht nicht
sie im direkten Widersprüche mit dem klaren Wortlaute auszu
legen.
Nur wo ein offensichtlicher Redaktionsfehler untergelaufen ist,
mag eine Ausnahme gestattet sein.
hier nicht vor.
Ein derartiger Fall liegt aber
§ 63a Abs. 2 spricht ausdrücklich von Werken der
Literatur und der Tonkunst (Satz 1).
Der „Urheber",
von dem
anschließend in den Sätzen 2 und 3 des Abs. 2 die Rede ist, kann also nur der Urheber eines „Werkes der Literatur und der Tonkunst"
sein.
Daß die Motive zu § 63a zur Begründung der Vorschrift
auf den Fall Bezug nehmen, daß Kompositionen unter der Herrschaft des älteren Rechtes erlaubterweise zur mechanischen Wieder
nur
gabe benutzt worden sind, berechtigt nicht, die für Werke der Tonkunst
und Literatur erlassene Vorschrift auf die ersteren zu beschränken.
Auf dieser Auffassung gerichts.
beruht die Entscheidung
des Kammer
Sie führt mit Notwendigkeit dazu, auf den vorliegenden
Fall die Vorschrift des § 63a Abs. 2 Satz 2 anzuwenden. gerade der hier geregelte Fall liegt vor:
Denn
1. es ist ein Urheber vor
handen (Dr. Freund), dem bisher eine ausschließliche Befugnis zustand, das Werk zur mechanischen Wiedergabe zu benutzen (vgl. § 11 LitUrhG. und Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 77 S. 8flg.);
2. dieser Ur
heber hat die Befugnis zur mechanischen Benutzung des Werkes für
das Gehör vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 22. Mai 1910 auf einen andern, nämlich den Beklagten übertragen.
Der Beklagte bleibt daher sowohl dem Urheber (Dr. Freund) als jedem Dritten, also auch dem Kläger gegenüber gemäß den bis herigen Vorschriften zu der Benutzung befugt.
Das bisherige Recht
kannte aber keine Zwangslizenz. Deshalb ist auch der Beklagte nicht zu ihrer Erteilung verpflichtet. § 22 b Satz 2 trifft auf ihn nicht zu.
Die gegenteiligen Ausführungen der Revisionsbegründung sind nicht schlüssig.
Ob die hier gegebene Auslegung des Gesetzes in
ihrem Endergebnis dazu führen würde,
den Urheber schlechter zu
stellen als denjenigen, welchem nur das unbeschränkte Recht der Be nutzung zur mechanischen Wiedergabe für das Gehör übertragen ist,
oder schlechter als den Verleger,
dem das Urheberrecht im ganzen
übertragen wurde, kann dahingestellt bleiben. Ein solches Ergebnis könnte gegen die Zweckmäßigkeit des Gesetzes in Betracht kommen, nicht aber die richtige Auslegung abwenden. Allerdings wird in § 63a Abs. 2 Satz 3 ausdrücklich bestimmt, daß dem Urheber keine Zwangslizenz aus dem Grunde zugemutet werden darf, weil er nach bisherigem Rechte einem Dritten die Benutzung des geschützten Werkes zur mechanischen Wiedergabe fürs Gehör erlaubt hat. Erteilt er die Erlaubnis nach Inkrafttreten des Gesetzes (9. September 1910), so ist er den Bestimmungen über die Zwangslizenz unterworfen. Anders der Rechtsnachfolger hinsichtlich der Befugnis zur mechanischen Wieder gabe, auf den Satz 2 zutrifft, für den also nur die früheren Vor schriften maßgebend sind. Die unterschiedliche Behandlung des Urhebers und des zur mechanischen Wiedergabe unbeschränkt Befugten hat aber auch innere Berechtigung. Der letztere hat die unbeschränkte Befugnis nach Maß gabe des älteren Rechtes erworben und vergütet; cs handelt sich also bei ihm um ein wohlerworbenes Recht. Der Urheber dagegen kann sein Urheberrecht nur im Rahmen des jeweils geltenden Rechtes ausüben. Erteilt er erst unter der Herrschaft des neuen Rechtes die Erlaubnis zur mechanischen Wiedergabe, so tritt die Rechtsfolge ein, die das Gesetz auch für alle anderen unter seiner Herrschaft und seinem Schutze stehenden Urheberrechte in § 22 vorsieht." . . .
79. Ist die Gebühr nach § 46 des Gerichtskostengesetzes vollen Werte des niöglichen Beschwerdegegenstandcs zu erhebe», die Revision vor Eingang der Begründung zurückgenommcn und in der Revisionsschrist ein Antrag nicht enthalten war, nächst aber erklärt wird, daß das Rechtsmittel nur wegen geringeren Betrags habe verfolgt werden sollen?
vom wenn wird dem eines
VIL Zivilsenat. Befehl, v. 6. Juni 1913 i. S. K. (Kl.) w. badischen Fiskus (Bekl.). Rep. VII. 175/13.
Die Frage ist in dem die Erinnerung des Zahlungspflichtigen zurückweisenden Beschlusse bejaht worden aus folgenden
übertragen wurde, kann dahingestellt bleiben. Ein solches Ergebnis könnte gegen die Zweckmäßigkeit des Gesetzes in Betracht kommen, nicht aber die richtige Auslegung abwenden. Allerdings wird in § 63a Abs. 2 Satz 3 ausdrücklich bestimmt, daß dem Urheber keine Zwangslizenz aus dem Grunde zugemutet werden darf, weil er nach bisherigem Rechte einem Dritten die Benutzung des geschützten Werkes zur mechanischen Wiedergabe fürs Gehör erlaubt hat. Erteilt er die Erlaubnis nach Inkrafttreten des Gesetzes (9. September 1910), so ist er den Bestimmungen über die Zwangslizenz unterworfen. Anders der Rechtsnachfolger hinsichtlich der Befugnis zur mechanischen Wieder gabe, auf den Satz 2 zutrifft, für den also nur die früheren Vor schriften maßgebend sind. Die unterschiedliche Behandlung des Urhebers und des zur mechanischen Wiedergabe unbeschränkt Befugten hat aber auch innere Berechtigung. Der letztere hat die unbeschränkte Befugnis nach Maß gabe des älteren Rechtes erworben und vergütet; cs handelt sich also bei ihm um ein wohlerworbenes Recht. Der Urheber dagegen kann sein Urheberrecht nur im Rahmen des jeweils geltenden Rechtes ausüben. Erteilt er erst unter der Herrschaft des neuen Rechtes die Erlaubnis zur mechanischen Wiedergabe, so tritt die Rechtsfolge ein, die das Gesetz auch für alle anderen unter seiner Herrschaft und seinem Schutze stehenden Urheberrechte in § 22 vorsieht." . . .
79. Ist die Gebühr nach § 46 des Gerichtskostengesetzes vollen Werte des niöglichen Beschwerdegegenstandcs zu erhebe», die Revision vor Eingang der Begründung zurückgenommcn und in der Revisionsschrist ein Antrag nicht enthalten war, nächst aber erklärt wird, daß das Rechtsmittel nur wegen geringeren Betrags habe verfolgt werden sollen?
vom wenn wird dem eines
VIL Zivilsenat. Befehl, v. 6. Juni 1913 i. S. K. (Kl.) w. badischen Fiskus (Bekl.). Rep. VII. 175/13.
Die Frage ist in dem die Erinnerung des Zahlungspflichtigen zurückweisenden Beschlusse bejaht worden aus folgenden
Gründen: „Der Kläger hatte gegen das Urteil des Großherzoglich Badischen Oberlandesgerichts zü Karlsruhe vom 25. Februar 1913, das in Höhe eines Betrags von 73256 Jt zu seinen Ungunsten ergangen war, Revision eingelegt. Die Revisionsschrift enthielt keinen Antrag. Die Revision wurde vor Eingang einer Resionsbegründung zurückgenommen. Die Gerichtsgebühren sind gemäß § 46 Abs. 1 GKG. rach einem Streitwerte von 73256 Jt berechnet. Dagegen hat der Kläger mit dem Antrag Erinnerung erhoben, den Streitwert für die Revisions instanz auf 15000 Jt festzusetzen; nur wegen dieses Betrags habe die Revision verfolgt werden sollen. Die Erinnerung ist nicht begründet. Es kommt nicht darauf an, ob der Kläger mit dem Rechtsmittel nur eine teilweise Auf hebung des Berufungsurteils bezweckt hat, sondern lediglich darauf, ob die Revision wegen des gesamten Beschwerdegegenstandes als ein gelegt zu gelten hat oder nicht. Wenn § 46 Abs. 1 GKG. die Er hebung einer Gebühr für die Zurücknahme des Rechtsmittels der gestalt anordnet, daß sie ein Zehnteil der Gebühr betragen soll, welche für die beantragte Entscheidung zu erheben sein würde, so leuchtet ein, daß beim Mangel eines Antrags der mögliche Antrag, wie er nach der prozessualen Lage des Falles gestellt werden durfte, für die Höhe des Streitwerts maßgebend sein muß, weil es sonst überhaupt an einem Maßstabe für die Gebührenberechnung fehlen würde. Dieser Gesichtspunkt ist bereits in dem Beschlusse des I. Zivil senats vom 15. Januar 1890 (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 25 S. 380) für den Fall zur Geltung gebracht worden, daß der in der Rechtsmittelschrift formulierte Antrag in einem späteren vorbereitenden Schriftsatz eingeschränkt wird (vgl. auch Entsch. Bd. 17 S. 374). Daß mit dem durch die Novelle vom 5. Juni 1905 eingeführten Begründungszwange für die Anwendung des § 46 GKG. eine Änderung eingetreten sei, wie der Kläger behauptet, ist nicht anzu erkennen. In der Revisionsschrift kann und in der Begründungs schrift muß bei Vermeidung des in § 554a ZPO. angedrohten Rechtsnachteils die Erklärung enthalten sein, inwieweit das Urteil angefochten und dessen Aufhebung beantragt werde. Daraus folgt aber nicht, daß, wenn die Revision vor Stellung eines Antrags zurückgenommen wird, nun der Streitwert nach freiem Ermessen
festzusetzen sei. Entscheidend ist vielmehr, mit welchem Beschwerde gegenstande das Revisionsgericht durch die Einlegung des Rechtsmittels befaßt worden ist. In dieser Beziehung ist aber außer Zweifel, daß durch die schlechthin erfolgte Einlegung der Revision die Rechtskraft des Urteils in vollem Umfange gehemmt wird und auch insoweit der Rechtsstreit in die Revisionsinstanz gelangt. Streitwert ist sonach der gesamte Beschwerdegegenstand; ihn betrifft die nach dem Gesetze durch die Gebühr abzugeltende gerichtliche Tätigkeit. Wird demnächst ein beschränkter Antrag gestellt, so gilt im übrigen die Revision als zurückgenommen (vgl. Beschluß des III. Zivilsenats vom 26. Fe bruar 1909, Rep. III. 246/08). Mit Recht sind daher die Kosten nach dem vollen Beschwerdewerte von 73256 Jt berechnet worden."
80. Kan» eine Kommanditgesellschaft ans Aktien wider den Willen des einzigen persönlich haftenden Gesellschafters in eine Aktiengesell schaft umgewandelt werden? HGB. §§ 332, 142, 320, 327, 330. II.Zivilsenat. Urt. v. 6. Juni 1913 i. S. S. (Bell.) w.Vermögens verwaltungsstelle für Offiziere und Beamte (Kl.). Rep. II. 99/13. I. II.
Landgericht I Berlin, Kammer für Handelssachen. Kammergericht daselbst.
Der Beklagte war der einzige persönlich haftende Gesellschafter der Vermögensverwaltungsstelle für Offiziere und Beamte, Kommandit gesellschaft auf Aktien in Berlin. In einem Vorprozesse, der mit dem Urteile des I. Zivilsenats des Reichsgerichts vom 24. Oktober 1910, Entsch. in Zivils. Bd. 74 S. 298, endete, wurde ihm die Be fugnis zur Geschäftsführung und zur Vertretung der Gesellschaft entzogen. Am 22. April 1911 beschloß die Generalversammlung die Umwandlung der Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft. Da der Be klagte sich weigerte, dem Beschlusse zuzustimmen, erhob die Gesamt heit der Kommanditisten Klage mit dem Anträge, ihn hierzu zu ver urteilen.
festzusetzen sei. Entscheidend ist vielmehr, mit welchem Beschwerde gegenstande das Revisionsgericht durch die Einlegung des Rechtsmittels befaßt worden ist. In dieser Beziehung ist aber außer Zweifel, daß durch die schlechthin erfolgte Einlegung der Revision die Rechtskraft des Urteils in vollem Umfange gehemmt wird und auch insoweit der Rechtsstreit in die Revisionsinstanz gelangt. Streitwert ist sonach der gesamte Beschwerdegegenstand; ihn betrifft die nach dem Gesetze durch die Gebühr abzugeltende gerichtliche Tätigkeit. Wird demnächst ein beschränkter Antrag gestellt, so gilt im übrigen die Revision als zurückgenommen (vgl. Beschluß des III. Zivilsenats vom 26. Fe bruar 1909, Rep. III. 246/08). Mit Recht sind daher die Kosten nach dem vollen Beschwerdewerte von 73256 Jt berechnet worden."
80. Kan» eine Kommanditgesellschaft ans Aktien wider den Willen des einzigen persönlich haftenden Gesellschafters in eine Aktiengesell schaft umgewandelt werden? HGB. §§ 332, 142, 320, 327, 330. II.Zivilsenat. Urt. v. 6. Juni 1913 i. S. S. (Bell.) w.Vermögens verwaltungsstelle für Offiziere und Beamte (Kl.). Rep. II. 99/13. I. II.
Landgericht I Berlin, Kammer für Handelssachen. Kammergericht daselbst.
Der Beklagte war der einzige persönlich haftende Gesellschafter der Vermögensverwaltungsstelle für Offiziere und Beamte, Kommandit gesellschaft auf Aktien in Berlin. In einem Vorprozesse, der mit dem Urteile des I. Zivilsenats des Reichsgerichts vom 24. Oktober 1910, Entsch. in Zivils. Bd. 74 S. 298, endete, wurde ihm die Be fugnis zur Geschäftsführung und zur Vertretung der Gesellschaft entzogen. Am 22. April 1911 beschloß die Generalversammlung die Umwandlung der Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft. Da der Be klagte sich weigerte, dem Beschlusse zuzustimmen, erhob die Gesamt heit der Kommanditisten Klage mit dem Anträge, ihn hierzu zu ver urteilen.
der
Während
Kammergericht statt.
erste Richter die Klage abwies, gab ihr das Die Revision hatte keinen Erfolg. Gründe:
„Die Begründung des angefochtenen Urteils geht von § 142 HGB. aus. Nach dieser Vorschrift kann bei einer aus zwei Personen
bestehenden offenen Handelsgesellschaft, wenn in der Person des einen Gesellschafters ein wichtiger Grund zur Ausschließung aus der Gesell
schaft eintritt, der andere auf seinen Antrag für berechtigt erklärt
werden, das Geschäft ohne Liquidation mit Aktiven und Passiven zu übernehmen.
Das Kammergericht hat ausgeführt, das wirtschaftliche
Bedürfnis, dem die Vorschrift diene, bestehe in gleicher Weise für eine Kommanditgesellschaft auf Aktien.
Es sei nicht einzusehen, wes
halb ein Handelsgewerbe, das in den Formen und unter der Firma einer solchen Gesellschaft betrieben werde, trotz Ausschließung eines
persönlich haftenden Gesellschafters unverändert weiterbestehen könne,
wenn noch ein persönlich haftender Gesellschafter übrig bleibe, aber zum Untergang und zur Auflösung verurteilt sein solle, wenn dies
nicht
der
Fall
sei,
nur weil dann die
Kommanditgesellschaft auf Aktien fehlten.
Begriffsmerkmale
einer
Allerdings könne eine ent
sprechende Anwendung des § 142 HGB. über § 330, § 320 Abs. 2, § 161 daselbst nicht unmittelbar zu einer Übernahme des Gesellschafts vermögens durch die Kommanditistengesamtheit führen.
Die Komman
ditisten als solche ohne persönlich haftende Gesellschafter stellten keine
mögliche Gesellschaftsform dar.
Wohl aber lasse sich
der Gedanke
des Gesetzes auf dem Wege des § 332 HGB. verwirklichen, indem der persönlich haftende Gesellschafter verurteilt werde, der Umwand
lung der Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft zuzustimmen.
Die
Voraussetzungen hierfür seien im vorliegenden Falle erfüllt.
Einen Ausschließungsgrund bilde beim Beklagten schon die Tatsache, daß ihm, ob mit Recht oder Unrecht,
Geschäftsführung und Vertretung
dauernd genommen seien. Diese Erwägungen werden von der Revision vergeblich bekämpft. Sie beruhen auf richtigen Auslegungsgrnndsätzen,
indem sie eine
Lücke in den gesetzlichen Bestimmungen aus den Grundgedanken des
Gesetzes ergänzen.
Ohne Rechtsirrtum hat das Kammergericht den Fall, wenn die
Kommanditisten
einer Kommanditgesellschaft auf Aktien gegen den
Widerspruch
des
einzigen
Komplementärs
zur Umwandlung
der
Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft für befugt erklärt werden sollen, mit dem andern Falle verglichen, wenn bei einer aus zwei Per sonen bestehenden offenen Handelsgesellschaft dem einen Gesellschafter
vom Gerichte das Recht eingeräumt wird, das Geschäft mit Aktiven und Passiven zu übernehmen. Der entscheidende Punkt ist in beiden Fällen der, daß das Geschäft nicht zerstört wird, sondern unter Aus schließung des bisherigen Mitgesellschafters erhalten bleibt. Daß dieser Zweck auf verschiedenem Wege erreicht wird — dort Änderung
des rechtlichen Charakters der Gesellschaft, hier Erlöschen der Gesell
schaft unter Fortführung des Gewerbes — kommt dabei nicht in Betracht.
Die Analogie ist trotzdem begründet und
liegt um so
näher, als auch bei der einfachen Kommanditgesellschaft,
wenn nur
ein persönlich haftender Gesellschafter und ein Kommanditist vor handen sind, der Kommanditist auf Übernahme des Geschäfts nach § 142 HGB. klagen darf.
Dazu kommt, was der I. Zivilsenat des
Reichsgerichts in dem Urteil Entsch. in Zivils. Bd. 74 S. 298 als
Satz des geltenden Rechtes nachgewiesen hat,
daß dem
einzigen
Komplementär die Vertretung und Geschäftsführung entzogen werden
kann.
Mit diesem Rechtssatze würde es nicht im Einklang stehen,
wollte man bei einer Aktienkommanditgesellschaft den Kommanditisten das Recht versagen, unter der Form der Umwandlung der Gesell schaft praktisch genommen den Komplementär ausschließen zu lassen.
Das Gesetz steht im allgemeinen auf dem Standpunkte, daß dieselben Gründe, die für die Entziehung der Geschäftsführung und Vertretung
erforderlich sind, für die Ausschließung genügen; vgl. die zunächst für die offene Handelsgesellschaft-gegebenen Vorschriften der §§ 117,
127 mit §§ 133, 140 HGB.
Auch in der Anwendung der Regel auf den streitigen Fall tritt Mit Recht hat
ein Rechtsirrtum des Kammergerichts nicht zutage.
es die einfache Tatsache, daß dem Beklagten Vertretung und Ge schäftsführung
dauernd
entzogen sind,
liegenden wichtigen Grund betrachtet.
als einen in seiner Person
Es kann der Gesellschaft nicht
zugemutet werden, auf Personen ihres Vertrauens für immer zu ver zichten und die Geschäfte durch richterlich bestellte Ersatzmänner (vgl. § 29 BGB.) erledigen zu lassen.
Zu dieser Erwägung des Kammer
gerichts ist noch hinzuzunehmen, daß die Entziehung der Vertretung
und Geschäftsführung nichts an der Vorschrift des § 327 Abs. 2 HGB. ändert, wonach Generalversammlungsbeschlüsse in Angelegen heiten der Gesellschaft, soweit nicht die Ausnahmen des § 327 Abs. 3 platzgreifen, der Zustimmung aller persönlich haftenden Gesellschafter bedürfen. Der Beklagte hätte es danach in der Hand, die wichtigsten Beschlüsse der Generalversammlung durch Verweigerung seiner Zu stimmung zu vereiteln. Nicht einmal die Auflösung der Gesellschaft könnte wirksam beschlossen werden!"
81. 1. Ist der Mieter, dem der vertragsmäßige Gebrauch der ge mieteten Sache ganz oder teilweise entzogen worden ist, nnd der des halb dem Vermieter eine angemessene Frist zur Abhilfe bestimmt hat, verpflichtet, wenn er nach fruchtlosem Abläufe der Frist das Miet verhältnis gemäß § 542 BGB. kündigt, dennoch seinerseits Vor kehrungen zur Minderung des Schadens zu treffen, dessen Ersatz er nach § 538 verlangen kann? 2. Wie ist in einem solchen Falle der Umfang des Schadens ersatzes mit Rücksicht auf den Zeitpunkt der Kündigung zu be schränken? 3. Zur Frage des Verhältnisses der Minderung des Mietzinses zn dem Schadensersätze wegen Nichterfüllung im Falle des § 538 BBB.
III. Zivilsenat. I. II.
Urt. v. 6. Juni 1913 i. S. B. Nachf. (Kl.) w. K. (Bekl.). Rep. III. 18/13.
Landgericht I Berlin. Kamrnergericht daselbst.
Die Klägerin mietete durch Vertrag vom 18. Juni 1906 nebst Nachtrag von demselben Tage von dem Beklagten Räume im Erd geschosse des Fabrikgebäudes T.-Str. Nr. 6 in B. auf die Zeit vom 1. April 1907 bis zum 31. März 1912 „zur Metall- und Zink schmelzerei" für einen jährlichen Mietzins von 7000 Jt. In dem Nachtrage war bestimmt, daß der Beklagte den Schmelzraum mit einem Ventilationsrohre, die Klägerin aber den Raum mit einem
und Geschäftsführung nichts an der Vorschrift des § 327 Abs. 2 HGB. ändert, wonach Generalversammlungsbeschlüsse in Angelegen heiten der Gesellschaft, soweit nicht die Ausnahmen des § 327 Abs. 3 platzgreifen, der Zustimmung aller persönlich haftenden Gesellschafter bedürfen. Der Beklagte hätte es danach in der Hand, die wichtigsten Beschlüsse der Generalversammlung durch Verweigerung seiner Zu stimmung zu vereiteln. Nicht einmal die Auflösung der Gesellschaft könnte wirksam beschlossen werden!"
81. 1. Ist der Mieter, dem der vertragsmäßige Gebrauch der ge mieteten Sache ganz oder teilweise entzogen worden ist, nnd der des halb dem Vermieter eine angemessene Frist zur Abhilfe bestimmt hat, verpflichtet, wenn er nach fruchtlosem Abläufe der Frist das Miet verhältnis gemäß § 542 BGB. kündigt, dennoch seinerseits Vor kehrungen zur Minderung des Schadens zu treffen, dessen Ersatz er nach § 538 verlangen kann? 2. Wie ist in einem solchen Falle der Umfang des Schadens ersatzes mit Rücksicht auf den Zeitpunkt der Kündigung zu be schränken? 3. Zur Frage des Verhältnisses der Minderung des Mietzinses zn dem Schadensersätze wegen Nichterfüllung im Falle des § 538 BBB.
III. Zivilsenat. I. II.
Urt. v. 6. Juni 1913 i. S. B. Nachf. (Kl.) w. K. (Bekl.). Rep. III. 18/13.
Landgericht I Berlin. Kamrnergericht daselbst.
Die Klägerin mietete durch Vertrag vom 18. Juni 1906 nebst Nachtrag von demselben Tage von dem Beklagten Räume im Erd geschosse des Fabrikgebäudes T.-Str. Nr. 6 in B. auf die Zeit vom 1. April 1907 bis zum 31. März 1912 „zur Metall- und Zink schmelzerei" für einen jährlichen Mietzins von 7000 Jt. In dem Nachtrage war bestimmt, daß der Beklagte den Schmelzraum mit einem Ventilationsrohre, die Klägerin aber den Raum mit einem
elektrischen Ventilator zu versehen habe, „durch welche die schlechten
Lüfte bzw. Dämpfe abzuführen" seien, und daß der Beklagte die zur Anlage der Schmelzerei sonst erforderlichen Einrichtungen zum Selbst
kostenpreise auf Rechnung der Klägerin herzustellen habe. Bald nach Übernahme der Räume entstanden zwischen den Parteien namentlich über die Belastung des unterkellerten Fußbodens und
Ventilationsrohr Meinungsverschiedenheiten, keiten führten.
die
zu
über
das
Rechtsstreitig
Insbesondere erhob die Klägerin gemäß § 542 BGB.
im März 1908 in den Akten 28 0. 129/08 Klage auf Feststellung, daß sie berechtigt sei,
das Mietverhältnis
ohne Einhaltung
einer
Sie änderte am 10. Januar 1910
Kündigungsfrist zu kündigen.
den Antrag dahin, festzustellen, daß infolge ihrer vorzeitigen Kündigung der Mietvertrag sein Ende erreicht habe. Das Kammergericht er kannte am 27. Juni 1910 nach diesem abgeänderten Anträge, und
zwar nur aus dem Grunde, weil der aus der Nichtgewährung des
Ventilationsrohrs entnommene Klagegrund erheblich und
sei.
erwiesen
Das Reichsgericht wies durch Urteil vom 26. Mai 1911 die
Revision des Beklagten zurück.
Den nach dem Vertrage am 1. Juli
1910 fälligen Mietzins zahlte die Klägerin nicht innerhalb der hier
für festgesetzten ersten drei Tage des Kalendervierteljahrs im voraus, sondern erst am 1. Oktober 1910.
Deshalb erklärte ihr der Beklagte
Anfang Juli 1910, daß er das Mietverhältnis dem ihm für einen
solchen Fall vertragsmäßig
vorbehaltenen Rechte
gemäß
Als die Klägerin Anfang Oktober den Mietzins für
kündige.
das
vierte
Vierteljahr schuldig blieb, wiederholte er seine Erklärung und erhob
gegen Ende Oktober gegen sie Klage auf Räumung.
Die Klägerin
verlangte Abweisung dieser Klage, räumte jedoch Ende Dezember oder Anfang Januar die Mieträume. In dem gegenwärtigen Rechtsstreite hat die Klägerin von dem
Beklagten Ersatz des Schadens verlangt, der ihr dadurch entstanden sei,
daß sie die gemieteten Räume wegen
Unterlassung
der Her
stellung eines geeigneten Ventilationsrohrs durch den Beklagten zu dem vertragsmäßigen Zwecke vom 27. August 1908 an nicht habe
benutzen können. Sie berechnete den Schaden im zweiten Rechtszuge auf 55381,15 Jft. Im einzelnen verlangte sie Ersatz des Schadens, der ihr dadurch erwachsen sei, daß sie zur Aufrechterhaltung ihres
Geschäfts das Schmelzen außerhalb der Mieträume an vier ver-
schiedene Firmen habe vergeben und dafür höhere Preise habe zahlen müssen, als das Umschmelzen sie selbst gekostet hätte; ferner Ersatz
des Schadens, den sie dadurch erlitten habe, daß sie seit dem 7. Sep
tember 1908 bis zum Auszuge Schmelzaufträge nicht in vollem Um fange habe annehmen können, weil die Umschmelzung durch andere
nur in beschränktem Maße möglich gewesen sei.
sie Erstattung
Außerdem forderte
eines Teiles des für die Zeit vom 1. August 1908
bis zum 31. Dezember voll gezahlten Mietzinses mit 5307 Jt, da
der eigentliche Schmelzraum ein Drittel sämtlicher Mieträume be tragen und der Mietzins sich für den Monat auf 550 Jl belaufen habe.
Das Landgericht verurteilte den Beklagten zur Zahlung von 300 JL Schadensersatz und 122 Jt zu erstattenden Mietzinses nebst 4 v. H. Zinsen seit der Klagezustellung an die Klägerin, wies jedoch
die Mehrforderung ab.
gewiesen.
Die Berufung der Klägerin wurde zurück
Auf ihre Revision ist das
Berufungsurteil aufgehoben
und die Sache an das Berufungsgericht zurückverwiesen worden aus folgenden Gründen:
„Die Gründe des angefochtenen Urteils gehen davon aus, nach den Entscheidungen des Berufungs- und des Revisionsgerichts in
dem früheren Rechtsstreite 28 0. 129/08 sei das von der Klägerin in ihrem Schreiben an den Beklagten vom 29. Juli 1908 gestellte
Verlangen, daß dieser ein den polizeilichen Anforderungen entsprechen des Ventilationsrohr anbringen ließe, auf Grund des Mietvertrags nebst Nachtrag gerechtfertigt gewesen.
Hiernach
sei
die Klägerin
gemäß § 542 BGB. nach dem fruchtlosen Ablaufe der dem Be
klagten am 25. August 1908 gesetzten zweiwöchigen Frist zur Leistung,
deren Lauf mit dem dem Empfange des Schreibens folgenden Tage, also am 27. August 1908, begonnen habe, mithin am 10. September
1908 zur einseitigen Auflösung des Vertragsverhältnisses berechtigt
gewesen. Durch den unbenutzten Ablauf der Frist habe dieses Ver hältnis aber nicht von selbst aufgehört; es habe dazu vielmehr der
Erklärung der Kündigung bedurft, die freilich auch durch schlüssige Das Schreiben vom 25. August
Handlungen habe erfolgen können.
1908 selbst habe die Kündigung nicht zum Ausdrucke gebracht.
Auch
in dem am 15. September 1908 zugestellten Schriftsätze könne keine Erklärung der Vertragsauflösung
gefunden
werden,
vielmehr
sei
darin nur der Hinweis auf das aus dem fruchtlosen Ablaufe der
Frist der Klägerin erwachsene Recht zur Kündigung, nicht aber diese selbst enthalten.
Erst dadurch, daß die Klägerin in jenem früheren
Rechtsstreite am 10. Januar 1910 den Antrag verlesen habe, fest zustellen, daß der Mietvertrag infolge ihrer vorzeitigen Kündigung
sein Ende erreicht habe, habe sie ihren auf Vertragsauflösung ge
richteten Willen zum Ausdrucke gebracht.
Ihr Vorbringen in dem
Rechtsstreite über das Räumungsverlangen des Beklagten stehe damit
im Einklänge.
Das Vertragsverhältnis zwischen den Parteien sei
somit am 10. Januar 1910 erloschen.
Das Berufungsgericht nimmt
indessen an, es sei weder für den Anspruch auf Schadensersatz noch
für den auf Erstattung von Mietzins von entscheidender Bedeutung, ob das Mietverhältnis schon am 10. oder 15. September 1908, am
1. April 1909 oder erst am 10. Januar 1910 erloschen sei. der Kündigung
mehr erzeugen können. geblieben.
Von
an habe der Vertrag keine Rechte und Pflichten Bis dahin aber sei er in voller Wirkung
Die Klägerin habe also für die Vergangenheit das Recht
auf Schadensersatz wegen Nichtgewährung des vertragsmäßigen Ge brauchs gemäß § 538 BGB. behalten, weil sich der Beklagte mit
der Gewährung des Ventilationsrohrs mindestens seit dem 1. August 1908, dem Tage des Empfanges der Aufforderung vom 29. Juli
1908, im Verzüge befunden habe.
Aber auch für den nach
Kündigung entstandenen Schaden hafte er der Klägerin,
der
da auch
dieser auf dem schon vor der Kündigung eingetretenen Verzug und
seinem Verschulden beruhe.
Im weiteren läßt das Gericht dann eine Reihe von Fragen, die zwischen den Parteien streitig waren, unentschieden, weil
die
Klägerin in keinem Falle mehr als 300 M als Schadensersatz fordern könne,
das Landgericht ihr aber diesen Betrag zuerkannt und der
Beklagte hiergegen keine Berufung eingelegt habe.
Diese Beschrän
kung der Schadensersatzpflicht des Beklagten begründet es folgender
maßen: Durch das Gutachten C.'s sei erwiesen, daß die Belästigung der Umwohner durch die von der Metall- und Zinkschmelzerei ver
ursachte Gas-,
Rauch-
und
Dampfentwickelung
hätte
vermieden
werden können, wenn die Gase, der Rauch und die Dämpfe in eine
freie, von benachbarten Gebäuden und von dem Hauptschornsteine
nicht
beeinträchtigte Luftschicht
in
beträchtlicher
Höhe
über
dem
Schornsteine geführt und so dort zur Verteilung gelangt wären. Dies würde bei der im übrigen gänzlich freien Lage des Grund stücks der Fall gewesen fein, wenn die Gase, der Rauch und die
Dämpfe aus den Röhren in einer Höhe von 5 m über dem 30 m hohen Schornstein unter dem Einflüsse des in den Röhren vor handenen natürlichen Zuges und des durch den Exhaustor erzeugten künstlichen Druckes ausgeströmt wären.
Hierzu
hätten
die
vor
handenen kastenförmigen Blechaufsätze je um 6,7, 6,3 und um 5,8 m erhöht werden müssen. Diese Höherführung der Abzugsröhren bis zu der
erforderlichen Höhe von
5 m über dem Hauptschornsteine
würde nach dem Gutachten C.'s 270 Jt, wenn sich aber bei der
Arbeit herausgestellt hätte, daß die vorhandenen Aufsatzröhren bei der Höherführung nicht mitbenutzt werden
könnten, vielmehr drei
neue Röhren von je 8 m aufzuführen gewesen wären, 300 Jl ge
kostet haben.
Zu dieser Höherführung der Röhren — so legt das Gericht weiter dar — sei nach dem vorher Ausgeführten allerdings der Be
klagte verpflichtet gewesen.
Aber dies reiche nicht hin, ihm den ge
samten Schaden oder dessen größten Teil oder auch nur mehr als 300 Jl aufzubürden.
Da nämlich die Klägerin
aus seinem Vor
bringen in dem Rechtsstreite 28 0. 129/08 gewußt habe,
daß er
sich dazu nicht für verpflichtet gehalten habe und daß er keine Vor
kehrungen zur Abwendung des Schadens treffen würde, und da sie
den dazu erforderlichen geringen Betrag von 300 jH unstreitig mit leichter Mühe hätte aufbringen können, so sei es ein Verstoß gegen Treu und Glauben sowie ein Außerachtlassen der im Verkehr er forderlichen Sorgfalt gewesen, daß sie es unterlassen habe, sich in
der von C. bezeichneten Weise zu schützen.
Sie würde dies auch getan haben, wenn sie nicht einen schadensersatzpflichtigen Gegner
vor sich gehabt hätte.
Unter diesen Umständen habe in ihrem Ver
halten eine grobfahrlässige Verletzung der dem Beschädigten nach
§ 254 BGB. obliegenden Pflicht gelegen, den Eintritt und die Ver größerung des Schadens selbst zu verhüten, soweit dies von einem sorgsamen Manne habe erwartet werden dürfen.
Der Umstand, daß
der Beklagte in dem Schreiben vom 19. August 1908 unberechtigter weise verlangt habe, die Klägerin solle die Kosten eines 30 m langen
Ventilationsrohrs selbst tragen, entschuldige sie deshalb nicht, weil
368
81.
Nichtgewähr des Gebrauchs der Mietsache.
Schadensersatz.
Kündigung.^
sie die endgültige Tragung der Kosten hätte ablehnen und sich hätte
bereit erklären sollen, sie für den Fall zu tragen, daß im Rechtsstreit ihre Verpflichtung hierzu festgestellt werden würde.
Belanglos sei
ferner, daß der Beklagte ein Ventilationsrohr von 30 m Länge als
ein Unding bezeichnet habe und daß andere Sachverständige als C.
in dem früheren Rechtsstreit andere Maßnahmen als geeignete Vor kehrungsmittel empfohlen hätten.
Denn bei Zweifeln hierüber hätte
die Klägerin Sachverständige befragen nnd die hierdurch entstehenden
Kosten können.
dem Beklagten
gleichfalls
demnächst
in Rechnung
stellen
Indessen sei sie, wie ihr Schreiben vom 25. August 1908,
der Tatbestand des Urteils vom 10. Januar 1910 und der Beweis beschluß vom 14. Januar 1909 ergäben, von Anfang an stets der richtigen Meinung gewesen,» daß eine angemessene Höherführung der
Abzugsröhren die vom Polizeipräsidenten geforderte Wirkung haben und das billigste Mittel zur Abhilfe sein werde.
Auch den minderen Anspruch auf Ersatz des entgangenen Ge schäftsgewinns für die Zeit vom 27. August bis zum 15. September 1908 mit 1620 Jl hält das Berufungsgericht für unbegründet, selbst wenn es richtig sei,
daß zur Höherführung der Abzugsröhren die
polizeiliche Genehmigung
erforderlich
gewesen wäre und ihre Er
langung vierzehn Tage, die Arbeit selbst aber drei Tage beansprucht haben würde.
Der Anspruch scheitere daran, daß die Klägerin die
Genehmigung schon Anfang August 1908 hätte einholen können und
sollen,
da sie aus
dem Schweigen des
Beklagten auf ihre Auf
forderung vom 29. Juli 1908 und aus seinem früheren Verhalten ersehen habe, daß er es ablehne, der Aufforderung nachzukommen.
Hätte sie am 5. oder 6. August die Genehmigung nachgesucht, so hätte sie am 19. oder 20.
in deren Besitze sein und
die Höher
führung vor dem Ablaufe des 26. August, also vor dem Ende der vom Polizeipräsidenten gesetzten Frist, vollendet haben können.
Daß
die Genehmigung erteilt worden wäre, sei unbedenklich, da ähnliche oder gleiche Maßnahmen in B. häufig zu beobachten seien. Als Schadensersatz könne deshalb der Klägerin nur der Betrag
von 300 Jl zugesprochen werden, durch dessen Aufwendung der ge
samte Schaden verhütet worden wäre.
Den Mietzinsminderungsanspruch, den das Landgericht für die 20 Tage vom 26. August bis zu der von ihm
für den 15. Sep-
tember 1908 angenommenen Beendigung des Mietverhältnisses mit 122 jH der Klägerin zugesprochen hatte, hält das Berufungsgericht überhaupt für ungerechtfertigt. Denn die Klägerin habe wegen des
Mangels des Ventilationsrohrs nicht das Recht gehabt, Schadens ersatz und Mietzinsminderung zu beanspruchen, sondern nach § 538 BGB. nur die Wahl zwischen dem einen oder dem andern.
die Zeit nach
Für
Beendigung des Mietverhältnisses aber könne von
einer Minderung des Mietzinses deshalb nicht die Rede sein, weil
damals das Mietverhältnis nicht mehr bestanden, der Beklagte der Klägerin vielmehr nur noch in Höhe seiner Bereicherung gehaftet Aber auch aus
habe.
diesem Grunde sei die Rückforderung nach
§ 814 BGB. unstatthaft, weil die Klägerin die Nichtschuld gekannt
und sich die Rückforderung in keiner Weise Vorbehalten habe. Die Revision macht hiergegen folgendes geltend: Was das Be rufungsgericht über die Verursachung des Schadens zuungunsten der
Klägerin anführe, lasse sich mit denselben Worten gegen den Beklagten ins Feld führen:
ohne die mangelhafte Einsicht des Beklagten in
seine Pflichten hätte der Schaden nicht entstehen können.
Es komme
deshalb darauf an, auf wessen Seite das Verschulden größer sei. Auf der Schuldseite des Beklagten stehe seine rechtskräftig festgestellte
vertragliche Pflicht, der Umstand,
daß ihn die Klägerin auf die
drohende Einstellung des Betriebes aufmerksam gemacht hatte, das ihm
allein zustehende Recht, Bauarbeiten an seinem Hause
zunehmen.
Auf der anderen Seite werde die Klägerin für
vor
ihre
Säumnis entschuldigt durch die Weigerung des Beklagten, die ge
plante Veränderung als zweckmäßig anzuerkennen, und durch ihre Abhängigkeit vom Beklagten, der wohl die Änderung habe erlauben
wollen, wenn sie unbedingt auf ihre Kosten erfolgte, der aber nicht habe behaupten können, daß er sie auch auf die Gefahr hin gestattet hätte, die Kosten selbst tragen zu müssen.
Das Berufungsgericht
mache ferner der Klägerin zu Unrecht den Vorwurf, daß sie das Richtige von vornherein erkannt habe.
nachträglich
herausgestellt,
Das habe sich
weil nämlich das
Sachverständigen C. gefolgt sei.
doch erst
Gericht gerade dem
Ob nicht die Befragung anderer
Sachverständiger zu anderen Ergebnissen geführt hätte, sei ganz un gewiß.
Wenn sie aber dasselbe Ergebnis
gehabt hätte wie das,
zu dem der Sachverständige C. gelangt sei, so treffe der Vorwurf, Entsch. in Zivils. N. F. 32 (82).
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sie nicht befragt zu haben, den Beklagten mindestens mit derselben Schwere. Für unbegründet hält die Revision ferner die Forderung, die
das Berufungsgericht an die Klägerin stelle, indem es ihr vorwerfe,
daß sie nicht sofort, als der Beklagte auf ihre Aufforderung schwiegen habe, die Arbeiten selbst vorgenommen habe.
ge
Wenigstens
für einige Zeit hätte der Klägerin ihr Ausfall zugesprochen werden müssen.
Endlich hätte ihr mindestens in Höhe des entsprechenden
Mietabzugs ein Betrag zuerkannt werden müssen, und zwar ent
weder, weil der Schaden wenigstens so hoch gewesen sei oder weil der Anspruch auf Schadensersatz den Abzug nur in der Höhe aus
schließen könne, in der er für gerechtfertigt erklärt werde. Berufungsurteil und Revision gehen hiernach übereinstimmend
davon aus, daß auf ein Rechtsverhältnis wie das vorliegende zu
nächst grundsätzlich der § 254 BGB., wonach der Beschädigte ver pflichtet ist, den Schaden tunlichst zu mindern, anwendbar sei, jenes mit der weiteren Annahme, daß auch nach der Lage der tatsächlichen
Verhältnisse seine Anwendung geboten sei, diese,
indem sie gerade
wegen der besonderen Umstände des Falles eine solche für aus geschlossen erachtet.
Diese Anschauung ist rechtsirrtümlich und ledig
lich insoweit ist der Revision beizutreten, als sie die Anwendbarkeit
des § 254 auf den vorliegenden Fall letzten Endes leugnet, während ihr nur in diesem Ergebnis und nur aus völlig von den ihrigen verschiedenen Gründen beizupflichten ist. Dies erhellt aus folgendem. Wegen der Übelstände, welche die Ableitung der Gase und
Dämpfe durch die vorhandenen drei russischen Rohre in der von dem Berufungsgerichte festgestellten Weise zur Folge hatte, war der
Klägerin durch Verfügung des Polizeipräsidenten vom 22. Juli 1908 bei
Strafe die Abstellung der Gefährdung
der
Anwohner
Verbreitung von Gasen und Dämpfen aufgegeben worden.
durch
Sie ver
langte deshalb durch Schreiben vom 1. August 1908 vom Beklagten
Abhilfe durch Herstellung eines 30 m hohen Ventilationsrohrs.
Da
der Beklagte dies ablehnte, ein solches Rohr als ein Unding be zeichnete, das in keiner Weise geeignet sein würde, den Übelstand zu beseitigen, dessen Grund in ungenügender Herstellung der Schmelz
anlage liege, und da er sich nur bereit erklärte, die zur Anlage der Schmelze etwa noch erforderlichen Einrichtungen auf Rechnung der
Klägerin zum Selbstkostenpreise Herstellen zu lassen, so forderten ihn die Prozeßbevollmächtigten der Klägerin in deren Namen und Auf trage durch Schreiben vom 25. August 1908 auf, binnen zwei Wochen die vermieteten Räume so herzurichten, daß sie zum Betriebe einer Metall- und Zinkschmelzerei geeignet seien. Sie fügten hinzu: nach fruchtlosem Ablaufe der Frist werde die Klägerin das Mietverhältnis gemäß § 542 BGB. ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, doch solle durch diese erneute Kündigung die bereits früher aus gesprochene Kündigung nicht zurückgenommen werden. Dies bezog sich nach der Feststellung des Berufungsgerichts darauf, daß während des Schwebens des Rechtsstreits 16 0. 127/07, weil die Fußboden decke nicht ausreichend belastet werden könne, die Klägerin dem Be klagten schon durch Schreiben vom 14. und 22. Februar 1908 eine Frist bis zum 28. desselben Monats zur Verstärkung der Decke unter der Androhung ihres Auszugs gesetzt hatte. Weiter bemerkten die Prozeßbevollmächtigten der Klägerin in dem Schreiben vom 25. August: die neue Kündigung werde auf alle Fälle ausgesprochen, damit das Mietverhältnis auch dann erlösche, wenn etwa das Gericht die früher ausgesprochene Kündigung als unbegründet anschen sollte. Dementsprechend hatte die Klägerin bereits im März 1908 Klage auf die Feststellung erhoben, daß sie berechtigt sei, das Mietverhältnis ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist zu kündigen, ein Antrag, den sie am 10. Januar 1910 dahin änderte, festzustellen, daß infolge ihrer vorzeitigen Kündigung der Mietvertrag sein Ende erreicht habe. Das Ziel, das die Klägerin verfolgte, seitdem sich der Beklagte geweigert hatte, die geeigneten Vorkehrungen zur Ermöglichung eines unbeanstandeten Betriebes der Metall- und Zinkschmelzerei zu treffen, und das sie dem Beklagten außerhalb und innerhalb des Rechtsstreits kundgegeben hatte, war demnach die Aufhebung des Miet verhältnisses durch Kündigung ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist. Das Kammergericht erkannte auch am 27. Juni 1910 nach dem ab geänderten Anträge, jedoch nur wegen der Nichtgewährung des Ventilationsrohrs, und das Reichsgericht wies durch Urteil vom 26. Mai 1911 die Revision des Beklagten zurück. Die Klägerin räumte jedoch die gemieteten Räume erst Ende Dezember ober Anfang Januar 1911, nachdem der Beklagte wegen Nichtzahlung des Miet zinses am 1. Juli und dann am 1. Oktober 1910 seinerseits das
Mietverhältnis gekündigt und Klage auf Räumung erhoben,
die
Klägerin aber Abweisung dieser Klage beantragt hatte.
War hiernach aber das von der Klägerin verfolgte rechtliche Ziel die Aufhebung des Mietverhältnisses durch Kündigung
ohne
Einhaltung einer Kündigungsfrist gemäß § 542 BGB., so war sie nicht verpflichtet, lediglich mit Rücksicht darauf, daß sie später daneben
Schadensersatzansprüche
gegen den Beklagten wegen Nichterfüllung
gemäß § 538 BGB. erheben wollte, für die Zeit, während deren
sie dann noch tatsächlich bis zu der in angemessener Frist erfolgenden wirklichen Kündigung die gemieteten Räume innehatte, ihrerseits Ver
anstaltungen zu treffen, damit der ihr aus der Nichtgewährung eines
geeigneten Ventilationsrohrs durch den Beklagten erwachsende Schade Dabei kann in dieser Hinsicht
nach Möglichkeit gemindert würde.
auch nicht entscheidend ins Gewicht fallen, daß die Klägerin — wenn
dies nicht, wofür kein Anhalt vorliegt, in der Absicht geschah, das Mietverhältnis fortzusetzen und lediglich Schadensersatz gemäß § 538 zu verlangen, die Absicht der Kündigung also aufgegeben wurde — noch längere Zeit im Besitze der Räume blieb, was ersichtlich darin seinen Grund hatte, daß sie erst die gerichtliche, womöglich die rechts kräftige Entscheidung über die Frage ihres Kündigungsrechts ab zuwarten wünschte. Denn entnahm die Klägerin aus der teilweisen
Nichtgewährung des Gebrauchs der gemieteten Sache gemäß § 542 BGB.
das
Recht,
das
Mietverhältnis
ohne
Einhaltung
einer
Kündigungsfrist zu kündigen, es also durch ihre einseitige Willens
erklärung aufzuheben, und stand ihr dieses Recht nach der Sachlage auch wirklich zu, so war es mit diesem ihrem aus der Mangel haftigkeit der Mietsache entspringenden Rechte unvereinbar, daß sie
auf der anderen Seite hätte verpflichtet sein können, — um das ihr nach § 538 zustehende Nebenrecht auf Schadensersatz wegen Nicht
erfüllung bis zur Vertragsaufhebung gegen Einwendungen des Ver mieters aus § 254 Abs. 2 BGB. zu schützen — ihrerseits nach Möglichkeit den Mangel zu beseitigen, in welchem die teilweise Nicht
gewährung des Gebrauchs bestand.
Das Recht des Mieters nach
§ 542, das Mietverhältnis durch seine einseitige Erklärung für die
Zukunft aufzuheben, beruht eben auf der Nichterfüllung der Vor leistungspflicht des Vermieters in bezug auf die Gewährung
des
Gebrauchs der Mietsache, die durch den fruchtlosen Ablauf der ihm
vom Mieter bestimmten Frist zur Abhilfe noch besonders festgestellt ist.
Das
Gesetz konnte daher dem Mieter nicht gleichwohl
aus
irgendeinem Grunde die Verpflichtung auferlegen wollen, seinerseits
den Mangel, aus dem gerade dieses Recht entsprang, zu heben oder wenigstens zur Hebung beizutragen.
Denn dann würde er gehalten
sein, trotz jenes seines Rechtes selbst einen Zustand herzustellen, der
diesem Rechte wenigstens für die Zukunft gerade den Boden entzöge.
Insoweit wird daher selbst für den ihm daneben zustehenden Anspruch
auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung gemäß § 538 BGB. (vgl. Urteil des erkennenden Senats vom 27. November 1906 in den
Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 64 S. 381) die Anwendung des § 254 Abs. 2 ausgeschlossen.
Allein anderseits ist folgendes zu beachten.
Wenn auch für den
Mieter, der wegen Nichtgewährung des vertragsmäßigen Gebrauchs
der gemieteten Sache dem Vermieter eine Frist zur Abhilfe bestimmt
hat, nach deren fruchtlosem Ablaufe keine Verpflichtung besteht, das Mietverhältnis zu kündigen, so darf er doch den Vermieter darüber,
ob er wirklich kündigen werde oder nicht, nicht unverhältnismäßig lange im Zweifel lassen, wenn er nicht gegen Treu und Glauben
verstoßen will. Vgl. Mittelstein, Die Miete, 3. Aufl., § 36 Nr. 8 S. 257 und Niendorfs, Miete, 9. Aufl. S. 156. Noch weniger ist ein solches Verhalten zulässig,
wenn der Vermieter demnächst
wegen Nichterfüllung des Mietvertrags durch den Vermieter gegen diesen Schadensersatzansprüche gemäß § 538 BGB. zu erheben ge denkt.
Vielmehr wird er, wenn er nach Ablauf der Abhilfefrist des
§ 512 nicht sogleich die Kündigung ausspricht, etwa unter freiwilliger
Einhaltung einer bestimmten Kündigungsfrist, an deren Beobachtung auch ihm selbst gelegen sein kann
— s. hierüber Mittelstein in Seuff. Blättern für Rechtsanw. 1911 S. 504—506 und die Miete, § 36 Nr.8 S. 257, ferner Schöller
in Gruchots Beitr. Bd. 46 S. 273 Anm. 68 — sich doch in angemessener kurzer Frist darüber schlüssig zu machen
haben,
ob "er von dem
Kündigungsrechte Gebrauch machen will.
Verzögert er seine Entscheidung über diese Frist hinaus und kündigt er
dann doch
noch,
so
kann
er
Schadensersatzansprüche
Nichterfüllung gemäß § 538 nur insoweit erheben, auch bei rechtzeitiger Erklärung
wegen
als ihm solche
der Kündigung für die ihm bis
374
81. Nichtgewähr des Gebrauchs der Mietsache. Kündigung Scbadenseisatz.
dahin entstandenen
Schäden erwachsen
wären.
Darüber
hinaus
flehende ihm zuzubilligen, verbietet die Rücksicht auf Treu und Glauben. Entschuldigt wird insbesondere die Verzögerung auch nicht dadurch, daß der Mieter, wie es hier der Fall ist, erst eine
gerichtliche, womöglich rechtskräftige Entscheidung über sein Recht zur fristlosen Kündigung des Mietverhältnisses zu erlangen wünscht.
Denn wer von dem
einschneidenden Rechte aus § 542
Gebrauch
machen will und demnächst auch wirklich Gebrauch macht, tut dies auf seine Gefahr: dem Gegner darf aus dem Aufschübe der Ent
scheidung kein Nachteil erwachsen.
Nach diesen Grundsätzen hätte der Schadensersatzanspruch der
Klägerin beurteilt werden müssen.
Daraus ergibt sich zunächst die
rechtliche Unhaltbarkeit der Scheidung,
dahin vorgenommen haben,
daß
welche
die Jnstanzgerichte
der Klägerin Schadensersatz
in
Höhe von 300 jH zuzuerkennen sei, weil mit Aufwendung dieses Betrags der Mangel durch Höherführung des Ventilationsrohrs zu beseitigen gewesen wäre, daß der Anspruch auf alle weiteren Beträge
aber abzuweisen sei, weil die Klägerin ihrer Pflicht zur Minderung
des Schadens nicht genügt habe.
Vielmehr hätte geprüft werden
müssen, zu welcher Zeit die Klägerin nach dem fruchtlosen Ablaufe der zweiwöchigen Frist, die sie dem Beklagten in ihrem Schreiben vom 25. August 1908 zur Abhilfe gesetzt hatte, und deren Ende das
Berufungsgericht ohne Rechtsirrtum auf den 10. September 1908 annimmt, nach den Umständen des Falles imstande gewesen wäre,
die Kündigung wirklich auszusprechen. die Fragen zu
Dabei wären insbesondere
erörtern gewesen, innerhalb welcher Frist ihr die
Beschaffung anderer Mieträume möglich gewesen, sowie wie und wann sie die Sicherheit, die wahrscheinlich der Beklagte als Ver
mieter für die Aufgabe seines Bermieterpfandrechts verlangt hätte (BGB. §§ 559, 562, 232flg.), zu leisten in der Lage gewesen wäre, und zwar wären hierbei die Anführungen beider Parteien nach Maß
gabe des Tatbestandes des angefochtenen Urteils zu berücksichtigen gewesen.
Daß die Klägerin die Kündigung erst am
1910 wirklich
10. Januar
ausgesprochen hat, hat das Berufungsgericht ohne
Rechtsirrtum angenommen.
Hiermit erledigen sich alle Angriffe der Revision, weil sie sämt
lich von der Annahme ausgehen, daß die Klägerin grundsätzlich ver-
pflichtet gewesen wäre, den ihr durch die Nichtgewährung eines ge
eigneten Ventilationsrohrs erwachsenden Schaden gemäß § 254 BGB.
Dies gilt insbesondere auch von der vorher nicht er
zu mindern.
wähnten Beschwerde über die Nichtberücksichtigung der unter Beweis
gestellten Behauptung der Klägerin über die Höhe des Schornsteins und von der Rüge, Minderung
des
das
Mietzinses
Recht der Klägerin zur entsprechenden hätte
erkannt werden müssen entweder,
in
entsprechendem
Betrag
an
weil ihr Schade mindestens so
hoch sei, oder weil der Anspruch auf Schadensersatz den Abzug am
Mietzinse nur insoweit ausschließen könne, als er für gerechtfertigt erklärt werde.
Denn ein Anspruch auf Minderung des Mietzinses
ist nach § 537 BGB. nur für diejenige Zeit begründet, während
deren die vermietete Sache während der Vertragsdauer mit einem Fehler behaftet ist, der ihre Tauglichkeit zu dem vertragsmäßigen Gebrauch aufhebt oder mindert.
Für diese Zeit aber wird der Mieter
im Falle des § 542 durch den Betrag mit entschädigt, der ihm als Schadensersatz wegen Nichterfüllung gemäß § 538 für die Zeit ge
bührt, während deren er bei einer in angemessener Frist nach Ablauf
der Abhilfefrist ausgesprochenen Kündigung (für die Zeit bis zu dieser Kündigung) die Mieträume wirklich innegehabt hat.
Denn
durch den Schadensersatz wegen Nichterfüllung soll er nach § 249
BGB. in jeder Beziehung so gestellt werden,
als wenn ihm der
vertragsmäßige Gebrauch der gemieteten Sache bis zur Aufhebung
des Mietverhältnisses gewährt worden wäre.
Er hat dann aber
eben deswegen auch die Gegenleistung unverkürzt zu gewähren. Das angefochtene Urteil ist deshalb wegen Verletzung des § 254
Abs. 2 BGB. durch unrichtige Anwendung aufzuheben." ...
82. 1. Gesellschaft m. b. H.; Anfechtung der Übernahme einer Stammeinlage auf das erhöhte Stammkapital wegen Irrtums oder Betrugs. Ist es für die Frage der Rechtswirksamkeit der Anfechtung von Bedeutung, wenn die Erklärung der Anfechtung schon vor Eintragung der Kapitalserhöhung in das Handelsregister abgegeben wird?
pflichtet gewesen wäre, den ihr durch die Nichtgewährung eines ge
eigneten Ventilationsrohrs erwachsenden Schaden gemäß § 254 BGB.
Dies gilt insbesondere auch von der vorher nicht er
zu mindern.
wähnten Beschwerde über die Nichtberücksichtigung der unter Beweis
gestellten Behauptung der Klägerin über die Höhe des Schornsteins und von der Rüge, Minderung
des
das
Mietzinses
Recht der Klägerin zur entsprechenden hätte
erkannt werden müssen entweder,
in
entsprechendem
Betrag
an
weil ihr Schade mindestens so
hoch sei, oder weil der Anspruch auf Schadensersatz den Abzug am
Mietzinse nur insoweit ausschließen könne, als er für gerechtfertigt erklärt werde.
Denn ein Anspruch auf Minderung des Mietzinses
ist nach § 537 BGB. nur für diejenige Zeit begründet, während
deren die vermietete Sache während der Vertragsdauer mit einem Fehler behaftet ist, der ihre Tauglichkeit zu dem vertragsmäßigen Gebrauch aufhebt oder mindert.
Für diese Zeit aber wird der Mieter
im Falle des § 542 durch den Betrag mit entschädigt, der ihm als Schadensersatz wegen Nichterfüllung gemäß § 538 für die Zeit ge
bührt, während deren er bei einer in angemessener Frist nach Ablauf
der Abhilfefrist ausgesprochenen Kündigung (für die Zeit bis zu dieser Kündigung) die Mieträume wirklich innegehabt hat.
Denn
durch den Schadensersatz wegen Nichterfüllung soll er nach § 249
BGB. in jeder Beziehung so gestellt werden,
als wenn ihm der
vertragsmäßige Gebrauch der gemieteten Sache bis zur Aufhebung
des Mietverhältnisses gewährt worden wäre.
Er hat dann aber
eben deswegen auch die Gegenleistung unverkürzt zu gewähren. Das angefochtene Urteil ist deshalb wegen Verletzung des § 254
Abs. 2 BGB. durch unrichtige Anwendung aufzuheben." ...
82. 1. Gesellschaft m. b. H.; Anfechtung der Übernahme einer Stammeinlage auf das erhöhte Stammkapital wegen Irrtums oder Betrugs. Ist es für die Frage der Rechtswirksamkeit der Anfechtung von Bedeutung, wenn die Erklärung der Anfechtung schon vor Eintragung der Kapitalserhöhung in das Handelsregister abgegeben wird?
2. Kann in einem solchen Falle der Übernehmer gegen die Gesellschaft einen Schadensersatzauspruch erheben, der ans Befreiung von seiner Einlagepflicht gerichtet ist? GmbHG. §§ 2, 54, 55, 57. BGB. §§ 123, 142. II. Zivilsenat. Urt. v. 10. Juni 1913 i. S. R. (Bell.) w. den Verwalter K. im Konkurs D. (Kl.). Rep. II. 95/13. I. II.
Landgericht III Berlin, Kammer für Handelssachen. Kammergericht daselbst.
Die Gesellschasterversammlung der Gesellschaft mit beschränkter Haftung D. beschloß am 21. September 1911 eine Erhöhung des Stammkapitals um 20000^. Der Beklagte, der bis dahin der Gesellschaft noch nicht angehörte, übernahm eine Stammeinlage gleichen Betrags auf das erhöhte Kapital und verpflichtete sich, sie in vier gleichen Teilen von je 5000 Jt zu zahlen. Am 30. De zember 1911 focht er den Vertrag gegenüber den einzelnen Gesell schaftern und der Gesellschaft wegen Irrtums und arglistiger Täu schung an. Nach dieser Anfechtung wurde die Kapitalserhöhung von den Geschäftsführern der Gesellschaft zur Eintragung im Handels register angemeldet; die Eintragung erfolgte am 27. Februar 1912. Am 7. März 1912 wurde das Konkursverfahren über das Vermögen der Gesellschaft eröffnet. Auf Klage des Verwalters wurde der Beklagte vom Berufungs gerichte zur Zahlung der fälligen Rate verurteilt. Seine Revision wurde zurückgewiesen aus folgenden Gründen: „1. Das Berufungsgericht ist der Ansicht, daß die vom Be klagten schon vor der Anmeldung und Eintragung der Kapitals erhöhung erklärte Anfechtung der Übernahmeerklärung des Beklagten
vom 21. September 1911, nachdem trotz dieser Anfechtung die Ein tragung erfolgt sei, keine rechtliche Wirkung habe und daß somit der Beklagte zur Zahlung der übernommenen Stammeinlage ver pflichtet sei. Es folgert diese Auffassung zunächst aus dem in der reichsgerichtlichen Rechtsprechung erörterten Wesen einer solchen Er klärung und deren hieraus in gewissem Umfange hergeleiteten Unan-
82.
(Gesellschaft in b H
fechtbarkeit.
Anfechtung einer Beteiligungserklärung.
beruft sich ferner
Es
377
auf die Vorschrift des § 123
Abs. 2 BGB., wonach der gutgläubige Erklärungsempfänger und der
sonstige Rechtser Werber gegen Anfechtung wegen
gutgläubige
einer von einem Dritten verübten arglistigen Täuschung geschützt sei.
Es weist schließlich noch auf das ähnliche Verhältnis im Wechsel verkehr hin, wo der Wechselgeber gegenüber dem gutgläubigen dritten
Erwerber des Wechsels nicht mit dem Einwande gehört werde, seine Wechselerklärung sei durch Arglist erschlichen worden. Die Revision bekämpft diese Auffassung —
im Anschluß an
die Ausführungen im Kommentar von Staub-Hachenburg zu dem
Gesetze, betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, (3. Aust.
§ 2 Anm. 34, § 55 Anm. 30, § 57 Anm. 22) — als rechtsirrig, weil vor der Anmeldung der Kapitalserhöhung die Übernahmeerklä rung wie jede andere Willenserklärung zu behandeln sei.
Die Auf
fassung des Berufungsgerichts muß jedoch für richtig erachtet werden.
Die Frage, inwieweit Beteiligungserklärungen der hier frag lichen Art wegen Willensmängel anfechtbar sind, ist schon wiederholt
Gegenstand der reichsgerichtlichen Rechtsprechung gewesen, und zwar sowohl bei der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (so in der Jur.
Wochenschr. 1899 S. 306 Nr. 16, 1904 S. 563 Nr. 33, Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 68 S. 309),
schaft und der eingetragenen
als auch
Genossenschaft
bei (so
der Aktiengesell
aus neuerer Zeit
Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 54 S. 129, Bd. 57 S. 292, Bd. 68
S. 344, Bd. 71
S. 97, Bd. 72 S. 291).
Diese Entscheidungen
beschäftigen sich allerdings nur mit dem Falle, daß die Anfechtung
der Beteiligungserklärung erst nach der handelsgerichtlichen Ein tragung erfolgt war; die darin aufgestellten Gesichtspunkte führen aber dazu, auch einer schon vor der Eintragung erklärten Anfech tung, sofern nur die Eintragung erfolgt, die rechtliche Wirkung zu versagen.
Die Erklärung, einer Gesellschaft m. b. H. beizutreten, hat, mag die Erklärung schon bei der Gründung oder bei einer Erhöhung des
Stammkapitals abgegeben werden (§§ 2, 55 GmbHG.), gemäß dieser Rechtsprechung
eine doppelte Bedeutung.
Im Jnnenverhältnis zu
den übrigen Gesellschaftern oder zu der bereits gegründeten Gesell
schaft verpflichtet sich damit der Erklärende, sich in Höhe der über nommenen Stammeinlage an
der
Gesellschaft zu beteiligen.
Die
Übernahmeerklärung ist aber weiterhin dazu bestimmt, zur Bildung
der Kapitalgrundlage der ins Verkehrsleben tretenden oder bereits getretenen Gesellschaft mitzuwirken; von diesem Gesichtspunkt aus richtet sie sich an die Allgemeinheit und hat dieser gegenüber die
Bedeutung einer Erklärung, für die übernommenen Stammeinlagen
schlechthin haften zu wollen, sobald die Eintragung in das Handels register erfolgt ist. Soweit nur die erstere Bedeutung der Über nahmeerklärung in Betracht kommt, handelt es sich allerdings um eine gewöhnliche bürgerlichrechtliche Willenserklärung,
die an sich
wie jede andere der Anfechtung wegen arglistiger Täuschung gemäß § 123 BGB. unterliegt. Soweit sich aber die Übernahmeerklärung
mit ihrem besagten Inhalt an die Allgemeinheit richtet, duldet sie keine Anfechtung. Denn das Interesse derer, die im Vertrauen auf die durch die Übernahmeerklärungen geschaffene Kapitalgrundlage
mit der Gesellschaft in geschäftlichen Verkehr getreten sind ober treten wollen, verlangt, daß diese Kapitalgrundlage ungeschmälert erhalten bleibt. Diese Grundlage würde erschüttert, wenn man die Anfechtung
der Ubernahmeerklärung, auch soweit sie die Bedeutung einer Haf tungserklärung gegenüber der Allgemeinheit hat, zulassen wollte.
Die
insoweit bestehende Unanfechtbarkeit der Erklärung führt aber auch
weiter dazu, daß die im Jnnenverhältnis an und für sich zulässige Anfechtung, solange jenes Schutzbedürfnis der Gläubiger besteht, keine
rechtliche Wirkung haben kann, da das Interesse des getäuschten Ge sellschafters gegenüber dem der Allgemeinheit zurücktreten muß. Es kann hierbei auch keinen Unterschied machen, ob der Über nehmer einer Stammeinlage seine Erklärung erst nach der Eintragung
der Gesellschaft oder der Kapitalserhöhung anficht, oder ob er dies
schon vorher getan hat.
Denn schon von vornherein ist diese Er
klärung dazu bestimmt, einen Bestandteil der Kapitalgrundlage der
Gesellschaft zu bilden; sie begründet daher auch schon mit dem Augen
blick ihrer Abgabe in der gesetzlich vorgeschriebenen Form (§§ 2 Abs. 1, 55 Abs. 1 GmbHG.) nicht nur im Jnnenverhältnis die Verpflichtung
zum Beitritt, sondern auch jene Haftungsverpflichtung gegenüber der
Allgemeinheit, beides freilich nur unter der Bedingung, daß die Ge sellschaft oder die Kapitalserhöhung in das Handelsregister eingetragen wird. Wenn die Revision meint, man könne die Übernahmeerklärung, solange der Erhöhungsbeschluß noch nicht zum Handelsregister an-
gemeldet sei, nicht als eine „Erklärung zum Handelsregister" auf
fassen, so mag diese gelegentliche Ausdrucksweise des
Berufungs
gerichts, rein wörtlich genommen, mißverständlich sein; gemeint ist damit, wie der Zusammenhang der Ausführungen des Berufungs gerichts ergibt, nichts anderes, als daß die Übernahmeerklärung, deren
Einreichung zum Handelsregister
gesetzlich
vorgeschrieben ist (§ 57
Abs. 3 GmbHG.), für die Allgemeinheit bestimmt sei und dieser
gegenüber die besagte Bedeutung habe.
Auch aus § 54 Abs. 3 des
Gesetzes läßt sich nichts zugunsten des Revision herleiten.
Nach
dieser Vorschrift hat allerdings der Kapitalserhöhungsbeschluß keine
rechtliche Wirkung, bevor er in das Handelsregister eingetragen wird.
Daraus folgt aber nicht, daß auch die einzelnen Ubernahmeerklärungen vor der Eintragung der Kapitalserhöhung wirkungslos sind; sie sind
rechtsverbindliche Erklärungen des bezeichneten doppelten Inhalts, freilich hinsichtlich ihrer endgültigen Wirksamkeit bedingt
vielmehr
durch die Eintragung des Erhöhungsbeschlusses (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd.77 S. 155). Enthält hiernach die Übernahmeerklärung — in dem hier vor
liegenden Falle der Kapitalserhöhung — schon von vornherein, wenn auch zunächst nur unter der Bedingung nachheriger Eintragung der Kapitalserhöhung, die bezeichnete Haftungsverpflichtung gegenüber der
Allgemeinheit, so muß auch schon vor dieser Eintragung die An fechtung der Erklärung in dieser Bedeutung für ausgeschlossen er
achtet werden.
Erfolgt die Eintragung, so gelangt die Erklärung
ungeachtet der vorher geschehenen Anfechtung zu ihrer endgültigen Wirksamkeit. Es kann dem Übernehmer zwar nicht verwehrt werden, seine Erklärung, soweit sie sein inneres Verhältnis zur Gesellschaft betrifft, anzufechten; diese Anfechtung kann aber, wenn nachher die
Eintragung erfolgt, keine rechtliche Wirkung haben, insbesondere nicht die Nichtigkeit der Erklärung gemäß § 142
Abs. 1 BGB.
herbei
führen, weil sonst jenem anderen, unanfechtbaren Inhalte der Er
klärung, der Haftung gegenüber der Allgemeinheit, der Boden ent zogen würde.
Ist einmal die Eintragung erfolgt, so hat die All
gemeinheit das gleiche Interesse an der sicheren Erhaltung der durch die Übernahmeerklärungen geschaffenen Kapitalgrundlage, mag die
Eintragung vor oder nach der Anfechtung dieser Erklärung bewirkt worden sein. Gelingt es dagegen dem Übernehmer, die Eintragung,
z. B. durch
Erwirkung
eines richterlichen Verbots gegenüber der
Gesellschaft, zu verhindern, so fällt jenes Interesse der Allgemeinheit und damit die Bedeutung der Übernahmeerklärung als einer Haf
tungszusage weg; alsdann besteht kein Grund mehr, der Anfechtung
der Erklärung die rechtliche Wirkung zu versagen. Es liegt deshalb auch nicht, wie die Revision meint, ein Wider spruch darin, daß das Berufungsgericht einerseits die Übernahme
erklärung in ihrer Bedeutung als Haftungszusage für unanfechtbar erklärt, anderseits aber doch dem Übernehmer die Möglichkeit ein räumt, durch geeignete Schritte, z. B. durch einstweilige Verfügung, die Eintragung zu verhindern. Wie schon bemerkt, steht nichts im Wege, daß der Übernehmer auf Grund der im Jnnenverhältnis zur
Gesellschaft von ihm erklärten, an und für sich zulässigen Anfechtung ein richterliches Verbot gegenüber der Gesellschaft erwirkt, wodurch dieser die Herbeiführung der Eintragung untersagt wird. Allerdings kann der Übernehmer auf diese Weise erreichen, daß die Über
nahmeerklärung,
insbesondere
in
ihrer Bedeutung als Haftungs
zusage, nicht zur endgültigen Wirksamkeit gelangt; indes geht das Interesse der Allgemeinheit auch nicht so weit, daß dem Übernehmer diese Möglichkeit verschlossen werden müßte.
Mit Recht findet das Berufungsgericht ferner eine Stütze für seine Auffassung, daß in einem Falle, wie dem hier vorliegenden, auch die vor der Eintragung erklärte Anfechtung der Übernahmeerklärung
keine rechtliche Wirkung habe, in dem § 123 Abs. 2 BGB.
Nach
dieser Vorschrift findet, wenn bei einem Rechtsgeschäft ein Dritter
die Täuschung verübt hat, eine Anfechtung weder gegenüber dem gutgläubigen Erklärungsempfänger statt, noch gegenüber dem gut gläubigen am Rechtsgeschäfte selbst unbeteiligten dritten Rechtserwerber. Soweit nun die Übernahmeerklärung sich an die Allgemeinheit richtet, stellt sich eine von den Geschäftsführern der Gesellschaft ausgehende Täuschung des Übernehmers als von einem Dritten verübt dar; der
gutgläubigen Allgemeinheit
gegenüber
muß
deshalb
vom Stand
punkte der in Rede stehenden Vorschrift aus die Anfechtung für aus
geschlossen erachtet werden. Wenn nun auch diese Vorschrift für Erklärungen, die sich wie die Übernahmeerklärung an einen un
begrenzten Personenkreis richten, nicht unmittelbar gegeben sein mag, so steht doch nichts im Wege, den der Vorschrift zugrunde liegenden
Gedanken auch auf einen solchen Fall entsprechend anzuwenden.
Ein
ähnlicher Gedanke findet sich, wie das Berufungsgericht gleichfalls zutreffend hervorhebt, auf dem Gebiete des Wechselrechts, wo die mit
der
Wechselzeichnung
gutgläubigen
entspringende
Verpflichtung
gegenüber
dem
Erwerber des Wechsels nicht wegen arglistiger Täu
schung angefochten werden kann. Aus allen diesen Erwägungen muß der Anfechtung einer Über
nahmeerklärung, sofern die Kapitalserhöhung im Handelsregister ein getragen worden ist, die rechtliche Wirkung auch dann versagt werden,
wenn sie der Eintragung vorausgegangen ist.
2. Die Revision macht weiterhin geltend, der Einwand der Arglist sei, auch wenn man die Anfechtung der Übernahmeerklärung nicht zulassen wolle, jedenfalls insofern gegeben, als die Gesellschaft in Kenntnis der erfolgten Anfechtung den Erhöhungsbeschluß zum
Handelsregister angemeldet, dadurch die Wirksamkeit dieses Beschlusses und der Übernahmeerklärung herbeigeführt und so den Beteiligten
Diesen Einwand habe das Berufungsgericht
arglistig geschädigt habe.
nicht beachtet und dadurch die §§ 286, 139 ZPO. verletzt.
Auch
dieser Angriff ist verfehlt.
Zunächst hatte der Beklagte einen solchen Einwand in den Vor
instanzen in keiner Weise geltendgemacht, auch nicht insoweit, daß das Berufungsgericht Anlaß zur Ausübung des Fragerechts gehabt
hätte.
Das Berufungsgericht brauchte sich daher nicht darüber aus
zusprechen, ob
es einen solchen Einwand für
Der Einwand ist übrigens auch nicht begründet.
begründet erachtete. In der erwähnten
Rechtsprechung des Reichsgerichts ist wiederholt, und zwar auch für den Fall einer Kapitalserhöhung bei einer Gesellschaft m. b. H., aus
gesprochen worden,
daß aus denselben Gründen,
aus denen der
Anfechtung einer Beitrittserklärung die rechtliche Wirkung versagt werden müsse, auch ein Anspruch auf Ersatz des Schadens, den der
Beitretende infolge seiner durch arglistige Täuschung herbeigeführten
Beteiligung erleide, gegenüber der Gesellschaft ausgeschlossen sei.
Ein
solcher Schadensersatzanspruch käme iu seinem Erfolg einer rechts
wirksamen Anfechtung gleich, da er zur Aufhebung der Beteiligung
und zur Rückzahlung
der Einlagen führe; der Geschädigte könne
sich vielmehr nur an den Betrüger selbst halten.
(So z. B. Entsch.
des RG.'s in Zivils. Bd.54 S. 128, 93b. 71 S. 97.)
Aus diesen
Grundsätzen, an denen der erkennende Senat festhält, ergibt sich ohne weiteres, daß der von der Revision geltend gemachte Schadensersatz anspruch hinfällig ist. Allerdings wird dieser Anspruch nicht un mittelbar auf den bei der Übernahmeerklärung angeblich verübten
Betrug, sondern darauf gestützt, daß die Gesellschaft d. h. die Ge schäftsführer trotz Kenntnis von der erfolgten Anfechtung die Registereintragung herbeigeführt haben. Aber auch mit dieser Be gründung sucht der Beklagte auf einem Umwege nur das zu er reichen, was durch die Ausschließung der Anfechtung der Übernahme erklärung verhütet werden soll, nämlich seine Befreiung von seiner Beteiligung an der Gesellschaft; dieses Ergebnis wäre aber mit dem erwähnten Inhalt und Zwecke der Übernahmeerklärung im Verhältnis
zur Allgemeinheit unvereinbar. Ohne Bedeutung ist endlich, daß die Anmeldung nnd Eintragung der Kapitalserhöhung kurz vor der Konkurseröffnung erfolgt ist und daß dabei die Vorschrift über vor herige Einzahlung eines Viertels der Stammeinlage (§ 57 Abs. 2, § 7 Abs. 2 GmbHG.), wie die Revision behauptet, nicht gewahrt worden ist. Da auch im übrigen keine Bedenken gegen die Entscheidung des Berufungsgerichts bestehen, war die Revision zurückzuweisen."
83. Bedeutung der Verbürgung für eine bestimmte Zeit. Ist die Vorschrift int § 777 BGB. auf die Verbürgung für solche Ver bindlichkeiten cntsprecheud anwendbar, die erst nach Übernahme der Bürgschaft entstanden sind? VI. Zivilsenat. Urt. v. 12.Juni 1913 i.S. F. (Sell.) w. L. B.Bank (Kl.). Rep. VI. 105/13. I. II.
Landgericht Leipzig. Oberlandesgericht Dresden.
Die Klägerin hatte dem Kaufmann H. einen laufenden Kredit eröffnet. In der Urkunde vom 16. November 1911 verbürgte sich der Beklagte für alle Forderungen, die ihr „aus dem gewährten Kredit gegen H., sowie aus von diesem ausgestellten, girierten oder
Grundsätzen, an denen der erkennende Senat festhält, ergibt sich ohne weiteres, daß der von der Revision geltend gemachte Schadensersatz anspruch hinfällig ist. Allerdings wird dieser Anspruch nicht un mittelbar auf den bei der Übernahmeerklärung angeblich verübten
Betrug, sondern darauf gestützt, daß die Gesellschaft d. h. die Ge schäftsführer trotz Kenntnis von der erfolgten Anfechtung die Registereintragung herbeigeführt haben. Aber auch mit dieser Be gründung sucht der Beklagte auf einem Umwege nur das zu er reichen, was durch die Ausschließung der Anfechtung der Übernahme erklärung verhütet werden soll, nämlich seine Befreiung von seiner Beteiligung an der Gesellschaft; dieses Ergebnis wäre aber mit dem erwähnten Inhalt und Zwecke der Übernahmeerklärung im Verhältnis
zur Allgemeinheit unvereinbar. Ohne Bedeutung ist endlich, daß die Anmeldung nnd Eintragung der Kapitalserhöhung kurz vor der Konkurseröffnung erfolgt ist und daß dabei die Vorschrift über vor herige Einzahlung eines Viertels der Stammeinlage (§ 57 Abs. 2, § 7 Abs. 2 GmbHG.), wie die Revision behauptet, nicht gewahrt worden ist. Da auch im übrigen keine Bedenken gegen die Entscheidung des Berufungsgerichts bestehen, war die Revision zurückzuweisen."
83. Bedeutung der Verbürgung für eine bestimmte Zeit. Ist die Vorschrift int § 777 BGB. auf die Verbürgung für solche Ver bindlichkeiten cntsprecheud anwendbar, die erst nach Übernahme der Bürgschaft entstanden sind? VI. Zivilsenat. Urt. v. 12.Juni 1913 i.S. F. (Sell.) w. L. B.Bank (Kl.). Rep. VI. 105/13. I. II.
Landgericht Leipzig. Oberlandesgericht Dresden.
Die Klägerin hatte dem Kaufmann H. einen laufenden Kredit eröffnet. In der Urkunde vom 16. November 1911 verbürgte sich der Beklagte für alle Forderungen, die ihr „aus dem gewährten Kredit gegen H., sowie aus von diesem ausgestellten, girierten oder
akzeptierten Wechseln entstanden sind oder entstehen werden, selbst schuldnerisch in Höhe von 10 000 Jft für die Zeit bis 15. Februar 1912."
Die Klägerin
forderte
von
ihm diesen Betrag
auf Grund
von
4 Wechseln über je 2500 Jt, die von ihr am 29. November 1911
ausgestellt, von H. akzeptiert und am 15. Februar 1912 fällig ge
worden waren. kannt.
Die Vorinstanzen haben nach dem Klagantrag er
Die Revision des Beklagten ist zurückgewiesen worden aus
folgenden Gründen:
„Der Streit der Parteien betrifft die Auslegung der in der Urkunde enthaltenen Zeitbestimmung und deren Einwirkung auf die Haftung des Bellagten.
Die Verbürgung für eine bestimmte Zeit
kann bedeuten: entweder, daß der Kreis der Forderungen, auf die
sich die Bürgschaft beziehen soll, nach ihrer Entstehungszeit beschränkt sein soll, oder daß die Bürgschaftsverpflichtung selbst zeitlich be
schränkt sein soll, sodaß der Bürge innerhalb der Frist in Anspruch genommen werden muß. Weder für die eine noch für die andere Bedeutung spricht eine Vermutung, wenn auch bei Übernahme der
Bürgschaft für künftige Verbindlichkeiten, insbesondere bei Übernahme einer Kreditbürgschaft die erstere Bedeutung am nächsten liegt (vgl.
Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 63 S. l l flg.);
es ist vielmehr
durch freie Auslegung zu ermitteln, in welcher Absicht die Haftung zeitlich begrenzt worden ist. Das Landgericht hat nun keineswegs, wie das Berufungsgericht
annimmt, eine Feststellung in dieser Beziehung getroffen; es hat viel
mehr die Auslegung des Beklagten als richtig unterstellt, daß durch den Zusatz „bis
15. Februar 1912" eine zeitliche Beschränkung der
Bürgschaftsverpflichtung selbst beabsichtigt gewesen sei, aber auch bei dieser Unterstellung die Haftung des Beklagten aus der Bürgschaft
nicht für erloschen erachtet, weil § 777 BGB. auf Verbindlichkeiten, die — wie hier — zur Zeit der Übernahme der Bürgschaft noch
nicht bestanden
haben, wenigstens entsprechend anwendbar sei und
die Klägerin gemäß dem Satze 2 des Abs. 1 dieser Bestimmung dem Beklagten bereits am 15. Februar 1912 die Anzeige gemacht habe, daß
sie ihn in Anspruch nehme.
Dieser Auffassung ist auch das
Berufungsgericht beigetreten, und es hat hiermit die Zurückweisung der Berufung begründet; das angefochtene Urteil ist sonach dahin
aufzufassen, daß es mit dem Landgerichte zugunsten des Beklagten unterstellt, die Bürgschaftsverpflichtung selbst habe zeitlich beschränkt
sein sollen. Die Revision wendet sich gegen die Annahme des Berufungs
gerichts, daß § 777 BGB. auch auf die Verbürgung für solche Ver bindlichkeiten entsprechend anwendbar sei, die erst nach Übernahme
der Bürgschaft entstanden sind.
Dem stehe nicht bloß der klare
Wortlaut dieser gesetzlichen Bestimmung entgegen, sondern auch ihre
Entstehungsgeschichte.
Dem Rechtsmittel kann kein Erfolg zuteil werden.
Zwar ist
es dem Revisionsgerichte versagt, selbst an die Auslegung der Bürg schaftsurkunde heranzutreten und zu prüfen, ob nicht der Standpunkt
der Klägerin der richtige ist, wonach durch die in der Bürgschafts
urkunde enthaltene Zeitbestimmung nur der Kreis der Forderungen, auf die sich die Bürgschaft beziehen sollte, nach ihrer Entstehungs zeit habe beschränkt sein sollen, so daß die Frage nach der Anwend barkeit des § 777 ganz auszuscheiden hätte.
Denn, wenn auch, wie
die Klägerin mit Recht hervorhebt, sehr gewichtige Umstände, so be
sonders die Kürze der Zeit zwischen dem Tage der Ausstellung der Urkunde und dem Endpunkte der darin bestimmten Frist, für diese
Auffassung sprechen, so daß es für die Vorinstanzen nahe gelegen
hätte, sich dafür zu entscheiden, so würde es sich doch nach der ge
gebenen Sachlage insoweit um eine tatsächliche Feststellung handeln, die von dem Revisionsgerichte nicht getroffen werden kann.
Allein
die Ansicht der Vorinstanzen, daß auch auf die Bürgschaft für künf tige Verbindlichkeiten die Vorschrift in § 777 entsprechend Anwendung
leide, soweit — was hier regelmäßig nicht der Fall ist — überhaupt die Bürgschaftsverpflichtung selbst zeitlich begrenzt ist, kann nicht für rechtsirrtümlich erachtet werden. Einer solchen Anwendung steht zunächst nicht, wie die Revision
meint, der Wortlaut des 8 777 entgegen. Er bezieht sich allerdings nur
auf Bürgschaften für eine bestehende Verbindlichkeit; das findet aber
seine Erklärung in der Entstehungsgeschichte dieser gesetzlichen Be stimmung.
Der 1. Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuchs beschäftigte
sich mit der Frage des Erlöschens der Bürgschaft im Falle ihrer
zeitlichen Beschränkung überhaupt nicht.
Den bezüglichen Vorschriften
der verschiedenen Gesetzgebungen gegenüber führen die Motive zu
§ 679 des 1. Entwurfs (93b. 2 S. 681) aus:
„Wie eine solche Be
schränkung zu verstehen fei, lasse sich unter Umständen allerdings nur schwer bestimmen.
Beziehe sich die Bürgschaft auf künftige Ansprüche,
handle es sich insbesondere um eine Kreditbürgschaft, so sei die Be
deutung der Beschränkung meist unschwer zu ermitteln; es liege die Auslegung nahe, der Bürge wolle die Bürgschaft nur für diejenigen Ansprüche übernehmen, welche innerhalb der festgesetzten Bürgschaftszeit zur Entstehung gelangen.
In den anderen Fällen unterliege dagegen
die Deutung einer der Bürgschaft beigesügten Beschränkung in Er mangelung eines für die Auslegung maßgebenden Anhaltspunktes
häufig den erheblichsten Zweifeln.
Eine Auslegungsregel oder eine
dispositive Rechtsnorm könnte hiernach nur angemessen erscheinen;
allein es wäre äußerst schwer, die angemessene Rechtsnorm zu finden." Der 2. Entwurf hat sich auf einen anderen Standpunkt gestellt und die Aufnahme einer Bestimmung über die zeitlich beschränkte Bürg
schaft wenigstens für den Fall durch das praktische Bedürfnis für geboten erachtet, daß es sich um Verbindlichkeiten handelt, die bei der Übernahme der Bürgschaft bereits bestehen (vgl. Prot. Bd.2
S. 485).
Dagegen hat er von einer besonderen, den Parteiwillen
im Zweifel wiedergebenden Bestimmung über die Bedeutung einer
Beschränkung bei Bürgschaften für künftige Verbindlichkeiten lediglich deswegen abgesehen, weil er — in Übereinstimmung mit den Motiven zum 1. Entwurf — bei dergleichen Bürgschaften das Vorliegen einer zeitlichen Beschränkung der Bürgschaftsverpflichtung selbst für den
Regelfall überhaupt verneint hat. Hiernach steht der Wortlaut des § 777 einer entsprechenden Anwendung dieser Bestimmung auf Bürg falls überhaupt die Bürg schaftsverpflichtung selbst zeitlich beschränkt ist, jedenfalls nicht ent schaften für künftige Verbindlichkeiten,
gegen.
Der Rechtsgedanke aber, der jener Bestimmung zugrunde
liegt, nämlich auf eine bestimmte Zeit eine Ordnung zu schaffen, ob und inwieweit der Gläubiger bis zum Ablaufe der Zeit bereits die Inanspruchnahme
des Bürgen eingeleitet und durchgeführt haben
müsse, trifft auch bei ihnen zu und deshalb ist auch auf sie die Be
stimmung entsprechend anzuwenden." ...
Entsch. in Zivils. N. F. 32 (82).
25
386
84. Gesellschaft m. b. H. Beschlußfassung des Aufsichtsrats. ----------------------------------------------------------------------------------------------------/------------------------
84.
1. 2.
Beschlußfähigkeit des Aufsichtsrats einer Gesellschaft m. b. H. Beschlußfassung des Aufsichtsrats einer Gesellschaft m. b. H., der nur aus zwei Mitgliedern besteht. GmbHG. §§ 52 Abs. 1, 47 Abs. 1. HGB. §§ 243 Abs. 1, 246.
II. Zivilsenat. Urt. v. 13. Juni 1913 i. S. B. (Bekl.) w. Deutsche Ceritwerke, G. m. b. H. (Kl.). Rep. II. 197/13. I. II.
Landgericht München. Oberlandesgericht daselbst.
Durch notariellen Vertrag vom 25. Juli 1911 gründeten der Beklagte und Dr. G. die klagende Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Die Klage auf Einzahlung der restlichen Stammeinlage hatte in den ersten beiden Instanzen Erfolg. Auf die Revision des Beklagten wurde das Berufungsurteil aufgehoben aus folgenden Gründen: „Nach §§ 8 und 11 des Gesellschaftsvertrags hat die Klägerin einen aus zwei bis fünf Personen bestehenden Aufsichtsrat. Der erste Aufsichtsrat besteht aus dem Beklagten und dem zweiten Gesellschafter Dr. G. Nach § 12 Nr. 5 des Gesellschaftsvertrags hat der Aufsichts rat über die Einforderung von Zahlungen auf die Stammeinlagen zu beschließen. Am 17. Januar 1912 hat der Aufsichtsrat die Ein forderung der restlichen Stammeinlagen beschlossen. Auf diesen Be schluß stützt sich die Klage. Der Beklagte bestreitet das Vorhanden sein eines gültigen Aufsichtsratsbeschlusses. Auf den 17. Januar 1912 wurde der Aufsichtsrat gemäß dem Gesellschaftsvertrage gehörig zu einer Sitzung eingerufen, in der über die Einforderung der restlichen Stammeinlagen Beschluß gefaßt werden sollte. Der Beklagte war unter Mitteilung der Tagesordnung zu dieser Sitzung gehörig eingeladen. Er war auch erschienen, hat sich aber, als über die Einforderung der restlichen Stammeinlagen be raten und beschlossen werden sollte, entfernt. Der Aufsichtsrats beschluß, der auf Einforderung der restlichen Stammeinlagen lautete, wurde nun von dem einzig noch anwesenden anderen Aufsichtsratsmitgliede gefaßt. Der Beklagte bestreitet, daß G. allein diesen Be schluß habe fassen können, weil nach § 11 des Gesellschaftsvertrags
eine Übereinstimmung beider Aufsichtsratsmitglieder erforderlich sei. Die streitige Stelle des § 11 des Gesellschaftsvertrags lautet: „Die Beschlüsse des Aufsichtsrats werden entweder in Versamm
lungen gefaßt und protokolliert oder durch Einholung schriftlicher Äußerungen der Aufsichtsratsmitglieder gefaßt. Solange der Auf sichtsrat nur aus zwei Mitgliedern besteht, gilt bei Nichtüber
einstimmung derselben der zur Beratung stehende Gegenstand als abgelehnt." Der Berufungsrichter legt diese Stelle dahin aus, daß der Gegen
stand der Beratung als abgelehnt gilt, wenn in einer Aufsichtsrats
sitzung auch nur ein Aufsichtsratsmitglied mit „Nein" stimme; über
den hier zu entscheidenden Fall, in dem das eine Aufsichtsratsmitglied
seine Stimme nicht abgibt, sondern sich entfernt, wolle die Stelle des § 11 keine Vorschrift geben, sondern die gesktzliche Regel gelten lassen.
Nach der gesetzlichen Regel aber reiche die Abstimmung des
einzigen erschienenen Mitglieds ans zur Beschlußfassung; der Beklagte
sei als nicht erschienen zu behandeln. Der Berufungsrichter kommt zu seiner Auslegung von der Er
wägung aus, daß der Gesellschaftsvertrag allen Anlaß gehabt habe,
zu bestimmen, was Rechtens sein solle, wenn die zwei Aufsichtsrats
mitglieder verschieden abstimmen.
Für den anderen hier fraglichen
Fall habe die gesetzliche Regel schon zu einem verständigen Ergebnis geführt; deshalb habe der § 11
stimmen brauchen und nichts
über diesen Fall nichts zu be
bestimmt.
Die Auslegung, die der
Beklagte dem § 11 geben wolle, würde dazu angetan sein, den Auf sichtsrat zu hemmen.
Der Beklagte meint, die Auslegung des Berufungsrichters ver
stoße gegen Wortlaut und Sinn des § 11 des Gesellschaftsvertrags, der gerade die Übereinstimmung beider Aufsichtsratsmitglieder für alle seine Beschlüsse fordere.
Dieser Angriff hat keinen Erfolg.
Es
ist nicht ersichtlich, daß der Berufungsrichter gegen die in §§ 133, 157 BGB. aufgestellten Auslegungsgrundsätze verstoßen hätte.
Der
Berufnngsrichter hat auch nicht gegen irgendeine andere Gesetzes bestimmung, insbesondere auch nicht gegen § 32 BGB., den der
Beklagte anzieht, verstoßen.
Läßt es der Gesellschaftsvertrag an einer ausdrücklichen Vor
schrift über die Art der Beschlußfassung des Aufsichtsrats fehlen — 25*
und dieser Fall ist nach der unanfechtbaren Auslegung des Ge
sellschaftsvertrags hier gegeben —, so kommt zunächst § 52 Abs. 1
GmbHG. in Betracht.
In Abs. 1 des § 52 GmbHG. wird über
die Art, wie der Aufsichtsrat seine Tätigkeit wahrzunehmen hat, auf die in § 246 HGB. für den Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft auf
gestellten Vorschriften verwiesen.
Der § 246 HGB. enthält jedoch
keine Bestimmungen darüber, wieviel Mitglieder des Aufsichtsrats zur Beschlußfähigkeit gehören, und wie es sich mit der Beschluß
fassung selbst verhält, wenn, wie hier, alle Mitglieder gehörig ein
geladen sind, ein Mitglied aber sich entfernt und an Beratung und wie der Berusungsrichter unterstellt, sich nicht be
Beschlußfassung,
teiligt, und nur zwei Aufsichtsratsmitglieder vorhanden sind. § 52 Abs. 1 GmbHG. erklärt auch den § 243 Abs. 1 HGB.
Dort ist für die Aktiengesellschaft die Dreizahl als
für anwendbar.
Der Gesellschafts
Mindestzahl der Aufsichtsratsmitglieder bezeichnet.
vertrag kann eine höhere Zahl festsetzen.
Aus dieser Vorschrift darf
nicht der Schluß gezogen werden, es dürfe der Aufsichtsrat nicht aus weniger als drei Personen, also nicht, wie hier, aus zwei Personen Wenn sich die Gesellschaft m. b. H. mit einem aus nur
bestehen.
zwei Personen oder mit einem
ans nur einer Person bestehenden
Kontrollorgan begnügen will, so steht dem ein gesetzliches Verbot
nicht entgegen.
Für das Gebiet des Aktienrechts ist es anerkannt, daß bei ge höriger Einladung aller Aktionäre die Anwesenheit eines einzigen
Aktionärs
zur
Beschlußfähigkeit
der
Generalversammlung
(Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 34 S. 116).
genügt
Wer sich freiwillig
seiner Stimme enthält, zählt nicht mit (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 20
S. 144;
§ 251
Abs. 1
HGB.).
Aktionär kann alle Beschlüsse fassen.
Der
einzig
erschienene
Bei der Generalversammlung
der Gesellschaft m. b. H. verhält es sich ebenso, d. h. der erschienene einzige Gesellschafter kann alle Beschlüsse fassen (§ 47 Abs. 1 GmbHG.).
Dieselben Grundsätze finden Anwendung auf die Versicherungsvereine a. G. (§ 36 PrivVersUntG. vom 12. Mai 1901).
Die §§ 28 und
32 BGB. bestimmen für Vereine und Vereinsvorstände, daß die Mehrheit
entscheidet.
der
erschienenen
Mitglieder
über
die
Beschlußfassung
Und in der Literatur wird auch hier allgemein an
genommen (vgl. die Literaturangabe bei Staudinger, 7./8. Aust.
§ 32 Sinnt. VI und § 28 Sinnt. 3 sowie RGRKomm. § 32 Bem. 3),
daß beim Fehlen einer Satzungsbestimmung die Anwesenheit eines Mitglieds genügt.
Angesichts dieser Stellungnahme der Gesetzgebung
ist mit dem Berufungsrichter anzunehmen, daß die Beschlußfassung
durch das einzige anwesende Aufsichtsratsmitglied Dr. G. ausreichte, um einen rechtsgültigen Beschluß des Aufsichtsrats auf Einforderung
der restlichen Stammeinlaqen herbeizuführen. Danach würde die Revision zurückzuweisen sein, wenn man, wie
der Berufungsrichter unterstellt, nur mit der nacktett Tatsache zu rechnen hätte,
daß der Beklagte sich ans
entfernt habe.
Diese Unterstellung des Berufungsrichters ist aber
eine irrige.
der Aufsichtsratssitzung
Der Beklagte hat nämlich vorgetragen, es habe ihn in
der Ausfsichtsratssitznng ein Herzkrampf befallen, der ihn, als die Beratung über Einforderung
der Stammeinlagen begonnen hatte,
zur Entfernung genötigt habe; er habe deshalb dem anderen Auf
sichtsratsmitglied und dem Geschäftsführer sowie dem Protokollführer im Weggehen gesagt:
„Wollen die Herren weiter beschließen und
mir dann mitteilen, was Sie beschlossen haben, ich werde Ihnen dann Bescheid zukommen lassen."
Damit habe er sich seine Stellung
Vorbehalten.
Der Berufungsrichter will nicht untersuchen,
ob diese Dar
Er meint, es könne ihr nur etwa Bedeutung
stellung richtig ist.
nach der Richtung zukommen, daß damit im voraus eine Zustimmung
des Beklagten oder eine Blankovollmacht hinsichtlich der künftigen
Beschlußfassung erteilt sein möge.
Ob dies aber, wie die Klägerin
geltend gemacht hatte, wirklich der Fall sei, läßt der Berufungsrichter dahingestellt. Denn, ob die Äußerung des Beklagten in dem einen oder in dem anderen Sinne zu verstehen sei, wenn der Wortlaut wirklich der vom Beklagten angegebene gewesen sei, erscheint dem Berufungsrichter unerheblich gegenüber seinem Rechtsstandpunkte, daß der Beklagte sich
die Beschlußfassung durch das allein anwesende
Aufsichtsratsmitglied
Dr. G. infolge
seiner
Entfernung
aus
der
Sitzung gefallen lassen müsse. Diesem Gedankengange kann nicht gefolgt werden.
Der Sinn
der Behauptung des Beklagten über den Grund seiner Entfernung
und seine beim Weggehen abgegebene Erklärung ging nicht nur dahin, daß er keinerlei Zustimmung im voraus erteilt habe.
Der Sinn der
Behauptung des Beklagten war auch der, er habe sich infolge seines
Herzkrampfs entfernen müssen, deshalb Widerspruch gegen eine fernere Beratung und Abstimmung eingelegt und sich seine Abstimmung Vor behalten.
Der Beklagte will also die Behauptung aufstellen, er habe,
allerdings ehe noch der Augenblick der Abstimmung herangekommen
war, vorläufig mit „Nein" gestimmt.
Wenn nur zwei Aufsichtsratsmitglieder vorhanden sind und, wie der Gesellschaftsvertrag besagt, beim Widerspruch eines Mitglieds ein Beschluß nicht zustande kommen kann, so muß es dem Sinne dieser Vorschrift genügen, wenn ein Mitglied der Beratung nicht mehr
folgen kann und einer Beschlußfassung bereits widerspricht, ehe es zur Abstimmung kommt.
Hat der Beklagte den Vorgang richtig
dargestellt, und war der Vorgang so zu verstehen, wie ihn der Be klagte aufgefaßt wissen will — und eine solche Auffassung ist mög lich —, so konnte das andere Aufsichtsratsmitglied allein infolge des
Widerspruchs des Beklagten nicht mehr die Einforderung der Stamm
einlage beschließen. Hieraus folgt die Aufhebung des angegriffenen Urteils und die Zurückverweisung, damit ermittelt werde, ob die Darstellung des Be
klagten richtig ist, und wie seine erst noch festzustellende Äußerung zu verstehen war.
Das Landgericht hat bereits Beweise erhoben,
sie auch gewürdigt.
Der Berufungsrichter hat es aber unterlassen,
Der Berufungsrichter hat auf das
auf diese Frage einzugehen.
spätere Verhalten des Beklagten verwiesen, wonach der Beklagte die
Gültigkeit des Aufsichtsratsbeschlusses vom 17. Januar 1912 nicht bezweifelt habe.
Der Berufungsrichter stellt hier nicht etwa auf
dem Wege des Rückschlusses eine Zustimmungserklärung fest, die der
Beklagte zu einem früheren Zeitpunkt abgegeben hätte, sondern der Berufungsrichter äußert sich hier über die Ansicht, die der Beklagte einmal gehabt hat.
Diese Ansicht hat der Beklagte aber nicht mehr.
Darüber, ob er hierin Recht hat, ist erst noch zu befinden."
85.
1.
wegen,
Erwirbt der erste Besitzer das Fideikommiß von Todes
wenn
die
auf ruht?
Errichtung
letztwilliger
Anordnung
be
Behauptung des Beklagten war auch der, er habe sich infolge seines
Herzkrampfs entfernen müssen, deshalb Widerspruch gegen eine fernere Beratung und Abstimmung eingelegt und sich seine Abstimmung Vor behalten.
Der Beklagte will also die Behauptung aufstellen, er habe,
allerdings ehe noch der Augenblick der Abstimmung herangekommen
war, vorläufig mit „Nein" gestimmt.
Wenn nur zwei Aufsichtsratsmitglieder vorhanden sind und, wie der Gesellschaftsvertrag besagt, beim Widerspruch eines Mitglieds ein Beschluß nicht zustande kommen kann, so muß es dem Sinne dieser Vorschrift genügen, wenn ein Mitglied der Beratung nicht mehr
folgen kann und einer Beschlußfassung bereits widerspricht, ehe es zur Abstimmung kommt.
Hat der Beklagte den Vorgang richtig
dargestellt, und war der Vorgang so zu verstehen, wie ihn der Be klagte aufgefaßt wissen will — und eine solche Auffassung ist mög lich —, so konnte das andere Aufsichtsratsmitglied allein infolge des
Widerspruchs des Beklagten nicht mehr die Einforderung der Stamm
einlage beschließen. Hieraus folgt die Aufhebung des angegriffenen Urteils und die Zurückverweisung, damit ermittelt werde, ob die Darstellung des Be
klagten richtig ist, und wie seine erst noch festzustellende Äußerung zu verstehen war.
Das Landgericht hat bereits Beweise erhoben,
sie auch gewürdigt.
Der Berufungsrichter hat es aber unterlassen,
Der Berufungsrichter hat auf das
auf diese Frage einzugehen.
spätere Verhalten des Beklagten verwiesen, wonach der Beklagte die
Gültigkeit des Aufsichtsratsbeschlusses vom 17. Januar 1912 nicht bezweifelt habe.
Der Berufungsrichter stellt hier nicht etwa auf
dem Wege des Rückschlusses eine Zustimmungserklärung fest, die der
Beklagte zu einem früheren Zeitpunkt abgegeben hätte, sondern der Berufungsrichter äußert sich hier über die Ansicht, die der Beklagte einmal gehabt hat.
Diese Ansicht hat der Beklagte aber nicht mehr.
Darüber, ob er hierin Recht hat, ist erst noch zu befinden."
85.
1.
wegen,
Erwirbt der erste Besitzer das Fideikommiß von Todes
wenn
die
auf ruht?
Errichtung
letztwilliger
Anordnung
be
2.
Unterliegt ein solcher Erwerb der Erbschaftssteuer?
ReichserbschStG. vom 3. Juni 1906 §§ 1, 3, 5, 11. Preuß. ALR. II, 4 §§ 28, 30, 62. Preuß. Gesetz, die Kompetenz der Gerichtsbehörden in FamilienFideikommißsachen betr., vom 5. März 1855 § 1. VII. Zivilsenat.
I. II.
Urt. v. 13. Juni 1913 i. S. B. (Bell.) w. v. B. u. v. Z. (Kl.). Rep. VII. 80/13.
Landgericht Breslau. Oberlandesgericht daselbst.
Der im Jahre 1909 verstorbene Rittergutsbesitzer Arthur v. B., ein Großonkel des Beklagten, hatte in seinem Testamente vom 7. August 1904 bestimmt, daß mit seinem Gute Br. ein Familien fideikommiß errichtet werden und daß der Beklagte der erste Besitzer sein sollte. Kläger, die Erben des Arthur v. B., verlautbarten die Stiftungsurkunde, und das Oberlandesgericht bestätigte sie am 31. August 1910. Das Erbschaftssteueramt nahm an, daß die dem Beklagten angefallenen Nutzungen nach § 3 Abs. 1 Nr. 1 und §§10, 18 RErbschStG. zu besteuern seien, und erforderte von den Klägern 15 °/g — 17459^ Erbschaftssteuer. Nachdem diese ohne Erfolg den Beklagten zur Entrichtung der Steuer aufgefordert hatten, leisteten sie selbst am 22. Mai 1911 Zahlung, beanspruchten sodann aber vom B> klagten Erstattung. Der Beklagte beantragte Klageabweisung, da er der Meinung war, daß ein steuerpflichtiger Anfall nicht vor liege. Das Landgericht gab der Klage statt; Berufung und Revision des Beklagten blieben ohne Erfolg. Gründe: „Der Berufungsrichter läßt dahingestellt, ob der Beklagte das Fideikommiß Br. als Vermächtnisnehmer oder infolge der Voll ziehung einer durch Verfügung von Todes wegen angeordneten Auf lage erworben habe, in jedem Falle liege ein Erwerb von Todes wegen im Sinne des § 1 RErbschStG. vor. Die Revision macht demgegenüber geltend, § 1 a. a. O. könne auf den Erwerb eines Fideikommisses schon um deswillen keine An wendung finden, weil unter Erwerb im Sinne des § 1 nur der Er werb der Substanz, nicht auch der Erwerb der Nutzungen zu ver stehen sei. Allein für eine solche Annahme fehlt es an jedem An-
halt.
spricht vom Erwerbe
Der § 1
schlechthin;
es ist demnach
unzulässig, zwischen Erwerb der Substanz und der Nutzungen zu unterscheiden und den Erwerb der Nutzungen auszuschließen.
In
der Entscheidung Bd. 75 S. 28, auf welche sich die Revision beruft, findet die von ihr vertretene Rechtsauffassung keine Stütze. Die Revision bekämpft sodann die Annahme, daß dem Be
klagten das Fideikommiß von Todes wegen zugewendet worden sei. Sie meint, das Fideikommiß sei unter Lebenden errichtet; der Um stand, daß die Errichtung durch Verfügung von Todes wegen an
geordnet worden sei, berechtige nicht zu dem Schlüsse, daß dem Be klagten persönlich der Nießbrauch des Gutes Br. habe zugewendet werden sollen.
Auch dieser Angriff geht fehl.
Nach §§ 28, 62
ALR. II, 4 können Fideikommisse auch „durch letzte Willensanord nungen"
errichtet werden.
Dieser Fall liegt hier vor, denn das
Testament vom 7. August 1904 enthält alle wesentlichen Erforder
nisse einer Stiftungsurkunde, die Bezeichnung der zum Fideikommiß bestimmten Vermögensgegenstände, der berechtigten Familie und der Nachfolgeordnung.
Daß erst die Erben des Stifters die Stiftungs
urkunde verlautbart haben, ändert nichts an der Tatsache, daß der Erwerb des Beklagten auf letztwillige Verfügung zurückzuführen ist. Indem die Kläger die Stiftungsurkunde verlautbarten, schlossen sie
nicht mit dem Beklagten einen neuen, selbständigen Veräußerungs
vertrag, erfüllten vielmehr nur die in § 30 ALK. II, 4 und in § 1
des Gesetzes vom 5. März 1855 vorgeschriebene Form, ohne deren Beobachtung
die
vom
Erblasser
nicht rechtswirksam werden konnte.
angeordnete
Fideikommißstiftung
Die Verlautbarung stand auch
nicht etwa im freien Belieben der Kläger, sondern konnte auf Grund
des Testaments erzwungen werden. Nimmt man Vermächtnis an, so würde das Klagerecht dem Be klagten selbst zugestanden haben (§ 1939 BGB.); entscheidet man
sich für Auflage, so würden
als mögliche Kläger allerdings nur
andere Personen in Frage kommen (§§ 1940, 2194 BGB.).
Die
Annahme eines Vermächtnisses erscheint aber völlig unbedenklich.
Der
Beklagte sollte die für ihn bestimmten, aus dem Nachlaß ausgeschie denen Gegenstände (das Grundstück und die Kapitalien) zwar nur als Fideikommiß erhalten, und dieses Fideikommiß war als solches
beim Tode des Erblassers
noch
nicht vorhanden; es stand aber
nichts entgegen, daß dieser den Erben auch die Verpflichtung auf
erlegte, die zur Begründung
der Fideikommißeigenschaft noch er
forderlichen Schritte zu tun.
Hatte der Erblasser nun überhaupt
den Willen, daß mit einzelnen Bestandteilen seines Nachlasses ein
Fideikommiß errichtet und daß der Beklagte erster Besitzer werden
so liegt es nahe, daß er ihm auch das Recht einräumen wollte, von den Erben die zu diesem Zweck erforderlichen Leistungen
sollte,
zu beanspruchen (§ 2174 BGB.). ' Jedenfalls steht der Wortlaut des Testaments einer solchen Annahme nicht entgegen, und auch der Be
rufungsrichter hat irgendwelche Tatsachen, die gerade für eine bloße
Auflage sprechen könnten, nicht festgestellt. Wäre aber gleichwohl Auflage anzunehmen, so würde der Be
klagte doch auch in diesem Falle mit dem Augenblicke, wo die Erben die Stiftungsurkunde verlautbart hatten und die Urkunde vom Ober
landesgerichte bestätigt worden war, nach § 1 Abs. 2 Nr. 2 ErbschStG. einen Erwerb von Todes wegen erlangt haben.
Unerheblich ist, daß in der Zwischenzeit zwischen dem Tode des Erblassers und der Be stätigung der Stiftungsurkunde das Eigentum am Gute den Erben
zugestanden hatte.
Ein unmittelbarer Erwerb des Eigentums findet
nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche selbst bei vermachten Sachen nicht
statt; der Vermächtnisnehmer hat nur einen persönlichen Anspruch
auf Leistung des vermachten Gegenstandes, und trotzdem erwirbt er
ihn von Todes wegen.
Entscheidend ist, daß die Kläger auf Grund
der letztwilligen Verfügung rechtlich verpflichtet waren, dem Beklagten die in Frage stehenden Gegenstände als Fideikommiß zu überlassen.
Die Revision weist weiter darauf hin, daß für die Errichtung
von Fideikommissen
werde.
Das
ist
schon an
sich
ein
preußischer Landesstempel
richtig,
erhoben
denn nach Tarifst. 24 preuß.
StempStG. vom 30. Juni 1909 unterliegen Fideikommißstiftungen bei der Errichtung einem Stempel von 3 % des Gesamtwertes der
ihnen gewidmeten Gegenstände.
Allein zunächst ist nicht zuzugeben,
daß es sich im vorliegenden Falle um Besteuerung desselben Gegen standes handelte, wie im Falle der Tarifst. 24.
Der preußische
Stempel ist ein Urkundenstempel, der von demjenigen erhoben wird, welcher die Stiftungsurkunde errichtet hat (§12 Abs. 1 lit. b).
Die
Reichssteuer trifft dagegen nur eine infolge der Fideikommißstiftung eingetretene Bereicherung.
Der
erste Besitzer
des Fideikommisses
braucht aber nicht notwendig bereichert zu fein.
Insbesondere liegt
eine Bereicherung dann nicht vor, wenn der erste Besitzer mit dem
Stifter identisch ist, oder wenn die Fideikommißstiftung auf einem entgeltlichen Vertrage beruht.
Für
den preußischen Stempel ist,
wie bereits bei einer früheren Gelegenheit ausgeführt wurde (Entsch.
des RG.'s in Zivils. Bd. 77 S. 78), die Erwägung maßgebend ge wesen, daß das Stiftungsvermögen aus dem Verkehr aurscheidet und
daß infolgedessen dem Fiskus dauernd
der Umsatzstempel entgeht.
Der Stempel für die Errichtung des Fideikommisses schloß deshalb auch schon vor Erlaß des Reichserbschaftssteuergesetzes nicht aus, daß daneben vom ersten Besitzer noch eine Erbschaftssteuer nach dem
Vgl. § 1 preuß.
preußischen Erbschaftssteuergesetz erhoben wurde.
ErbschStG. vom 24. Mai 1891, Tarisst. 24 preuß. StempStG. vom 31. Juli 1895, Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 61 S. 404. Übrigens
bedarf es kaum der Bemerkung, daß, selbst wenn der preußische
Stempel denselben Gegenstand träfe, wie § 1
ErbschStG., hieraus
unmöglich ein Einwand gegen die Erhebung der Reichssteuer her
geleitet werden könnte. Verfehlt ist auch die Bezugnahme der Revision auf die Be freiungsvorschrift in § 11 Nr. 5 RErdschStG.
Befreit ist danach
ein Erwerb, der anfällt Familienstiftungen auf Grund eines in einer
Verfügung von Todes wegen bestehenden Stistui gsgeschäfts.
Bei
Fideikommissen ist der Erwerber aber nicht eine Stiftung, sondern eine natürliche Person.
Ob sich die Gründe, die zur Befreiung der
Familienstiftungen geführt haben, auch zugunsten der Fideikommisse hätten verwerten lassen, kann dahingestellt bleiben, da die Befreiungs vorschrift eine ausdehnende Auslegung nicht zuläßt und noch weniger
analog angewendet werden darf. Die Revision macht schließlich noch
zwecklos sein würde, wenn
geltend,
daß § 3 Nr. 1
bei einem unter Lebenden errichteten
Fideikommiß der erste Besitzer schon aus § 1 in Anspruch genommen werden könnte.
Darauf ist zu erwidern, daß § 3 Nr. 1, wie mit
der in der Literatur herrschenden Ansicht anzunehmen ist und wie auch
der Berufungsrichter angenommen hat, auf den Erwerb des
ersten Besitzers überhaupt keine Anwendung findet.
Daß bei Fidei
kommissen, die, wie das vorliegende, dnrch Verfügung von Todes
wegen errichtet worden sind, an sich auch der Erwerb der späteren
Fideikommißfolger auf der letztwilligen Anordnung des Stifters be ruht, kommt nicht in Betracht, da in 8 5 Abs. 2 ausdrücklich be stimmt ist, daß im Falle des § 3 Nr. 1 der zuletzt Berechtigte als Erblasser angesehen werden soll. Ohne die Vorschriften des § 3 Nr. 1 und 8 5 Abs. 2 hätte, wenn die Errichtung des Fideikommisses auf entgeltlichem Vertrage mit dem ersten Erwerber beruhte, ein Fideikommißfolger überhaupt nicht zur Erbschaftssteuer herangezogen werden können, und bei einer Errichtung durch Verfügung von Todes wegen würde es immer auf das Verwandtschaftsverhältnis zwischen dem Fideikommißfolger und dem Stifter angekommen sein. Es ist also klar, daß 8 3 Nr. 1 und § 5 Abs. 2 bei der hier vertretenen Auslegung des § 1 keineswegs überflüssig sind. Da hiernach sämtliche Revisivnsangriffe versagen, auch sonst nicht ersichtlich ist, weshalb bei einem auf letztwilliger Verfügung be ruhenden Erwerbe des ersten Fideikommißbesitzers die von diesem erlangte Bereicherung von der Erbschaftssteuer frei bleiben sollte, und da sich die Verpflichtung des Beklagten zur Erstattung der von den Klägern ausgelegten Steuer jedenfalls aus den 8§ 683, 684, 812 BGB. ergibt, muß die Revision zurückgewiesen werden."
86. Zum Begriffe der für bestimmte Zeit eingegangenen Gesellschaft. BGB. § 723. II. Zivilsenat. Urt. v. 17. Juni 1913 i. S. G. (Bekl.) w. Aktien brauerei A. u. Gen. (Kl.). Rep. II. 167/13. I. II.
Landgericht Augsburg, Kammer für Handelssachen. Oberlandesgericht daselbst.
Die Parteien, sämtlich Bierbrauerribesitzer, vereinigten sich im Jahre 1909 zu einem Kartellverbande. Der Vertrag enthielt die üblichen Bestimmungen. Über die Auflösung schrieb 89 vor: „Dieser Vertrag dauert mit Wirkung vom 18. März 1909 an bis zum 1. April 1914. Er gilt jeweils weitere drei Jahre verlängert, soweit er nicht unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von mindestens zwei Monaten seitens eines Verträgsteils rechtzeitig gekündigt ist.
Fideikommißfolger auf der letztwilligen Anordnung des Stifters be ruht, kommt nicht in Betracht, da in 8 5 Abs. 2 ausdrücklich be stimmt ist, daß im Falle des § 3 Nr. 1 der zuletzt Berechtigte als Erblasser angesehen werden soll. Ohne die Vorschriften des § 3 Nr. 1 und 8 5 Abs. 2 hätte, wenn die Errichtung des Fideikommisses auf entgeltlichem Vertrage mit dem ersten Erwerber beruhte, ein Fideikommißfolger überhaupt nicht zur Erbschaftssteuer herangezogen werden können, und bei einer Errichtung durch Verfügung von Todes wegen würde es immer auf das Verwandtschaftsverhältnis zwischen dem Fideikommißfolger und dem Stifter angekommen sein. Es ist also klar, daß 8 3 Nr. 1 und § 5 Abs. 2 bei der hier vertretenen Auslegung des § 1 keineswegs überflüssig sind. Da hiernach sämtliche Revisivnsangriffe versagen, auch sonst nicht ersichtlich ist, weshalb bei einem auf letztwilliger Verfügung be ruhenden Erwerbe des ersten Fideikommißbesitzers die von diesem erlangte Bereicherung von der Erbschaftssteuer frei bleiben sollte, und da sich die Verpflichtung des Beklagten zur Erstattung der von den Klägern ausgelegten Steuer jedenfalls aus den 8§ 683, 684, 812 BGB. ergibt, muß die Revision zurückgewiesen werden."
86. Zum Begriffe der für bestimmte Zeit eingegangenen Gesellschaft. BGB. § 723. II. Zivilsenat. Urt. v. 17. Juni 1913 i. S. G. (Bekl.) w. Aktien brauerei A. u. Gen. (Kl.). Rep. II. 167/13. I. II.
Landgericht Augsburg, Kammer für Handelssachen. Oberlandesgericht daselbst.
Die Parteien, sämtlich Bierbrauerribesitzer, vereinigten sich im Jahre 1909 zu einem Kartellverbande. Der Vertrag enthielt die üblichen Bestimmungen. Über die Auflösung schrieb 89 vor: „Dieser Vertrag dauert mit Wirkung vom 18. März 1909 an bis zum 1. April 1914. Er gilt jeweils weitere drei Jahre verlängert, soweit er nicht unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von mindestens zwei Monaten seitens eines Verträgsteils rechtzeitig gekündigt ist.
Erstmalig
zulässige
Kündigung:
Kündigung scheidet lediglich
1. Februar
der Kündigende
1914.
aus
Durch
die
dem Vertrags
verhältnis aus; unter den übrigen Vertragsteilen wird das Ver tragsverhältnis fortgesetzt."
Im Jahre 1911 entstanden Streitigkeiten, in deren Verlaufe
der Beklagte erklärte, er erkenne den Vertrag nicht mehr an.
Zur
Begründung berief er sich auf angebliche wichtige Gründe für eine vorzeitige Kündigung, behauptete aber in erster Linie, jederzeit will
kürlich ohne Einhaltung einer Frist kündigen zu können.
Mit Rücksicht hierauf erhoben die Kartellgenossen Klage auf Feststellung, daß der Beklagte bis zum 1. April 1914 an den Ver trag gebunden sei.
Der erste Richter wies die Klage ab.
Er führte
aus, der Kartellvertrag sei auf unbestimmte Zeit eingegangen, die Kündigungsbestimmung des § 9 enthalte daher eine nach § 723 Abs. 1 Satz 1, Abs. 3 BGB. unzulässige Beschränkung, so daß jeder zeit mit sofortiger Wirkung habe gekündigt werden können.
Diese Ansicht wurde von den beiden Rechtsmittelinstanzen miß billigt, vom Reichsgericht aus folgenden
Gründen: „Die Parteien haben sich zu einem Preis- und Konditionskartell
zusammengeschlossen, ohne eine Handelsgesellschaft zu gründen.
Daß
auf den Verband die Vorschriften über die bürgerlichrechtliche Ge sellschaft, insbesondere der von der Kündigung handelnde § 723 BGB., angewendet worden sind, ist unbedenklich und entspricht der Recht sprechung des Reichsgerichts.
Für die Hauptstreitfrage des Prozesses,
ob der Beklagte jederzeit ohne Einhaltung einer Frist kündigen durfte, kommt es gemäß dieser Gesetzesvorschrift darauf an, ob der Vertrag
auf unbestimmte oder auf bestimmte Zeit eingegangen war.
Nach
§ 9 des Vertrags sollte das Verhältnis zunächst bis zum 1. April 1914 dauern und jeweils von drei zu drei Jahren verlängert werden, mit der Maßgabe jedoch, daß jedes Mitglied das Recht hatte, nach einer Kündigungserklärung,
die zwei Monate vor einem der be
zeichneten Termine abgegeben sein mußte, aus dem Verband aus
zuscheiden.
Diese Parteivereinbarung ist klar und bedarf nicht der
Auslegung. Streit herrscht aber über die Auslegung des Gesetzes, insofern bestritten ist, was das Gesetz unter einer für eine bestimmte Zeit eingegangenen Gesellschaft versteht.
Die Annahme des Ober-
landesgerichts, es liege eine Gesellschaft mit bestimmter Dauer vor,
ist von der Revision des Beklagten bekämpft worden.
Die Revision
hat hierzu im wesentlichen folgendes ausgeführt:
Auch wenn ein Gesellschaftsvertrag zwischen mehr
als
zwei
Personen geschlossen werde, begründe er ein einheitliches Vertrags
verhältnis, dessen Dauer ausschließlich davon abhänge, was darüber für die Allgemeinheit der Gesellschafter im Vertrage festgesetzt sei.
Das Ausscheiden eines Gesellschafters bei Fortsetzung der Gesellschaft
unter den übrigen berühre immer nur die Auseinandersetzung und ändere niemals etwas an der Vertragsdauer.
Ob und in welcher
Weise der einzelne sein Ausscheiden aus dem Vertragsnexus bewirken könne, sei daher unerheblich. Ein Gesellschaftsvertrag sei auf be stimmte Zeit geschlossen, wenn er nach dem Willen der Vertrag
schließenden zu einem bestimmten, sei es kalendermäßig, sei es ander
weit feststehenden oder feststellbaren Zeitpunkte sein Ende erreiche. Rur auf die von vornherein gewollte Vertrag-dauer komme es an; wie lange eine Gesellschaft tatsächlich dauere, sei bei der Möglichkeit stillschweigender Verlängerung des Vertrags (§ 724 Satz 2 BGB.) immer ungewiß. Danach könne es bei einer auf feste Zeit ge schlossenen Gesellschaft eine Kündigung überhaupt nicht geben. Eine
Willenserklärung zur Herbeiführung der Auflösung der Gesellschaft sei überflüssig.
Der Vertrag ende mit dem Ablaufe der festbestimmten
Zeit, falls er nicht stillschweigend für bestimmte oder unbestimmte Zeit fortgesetzt werde.
Allerdings könne in einem Gesellschaftsvertrag
angeordnet werden, daß die Gesellschaft zunächst bis zu einem be
stimmten Tage dauere und, wenn sie nicht von einem oder auch
mehreren Gesellschaftern eine gewisse Zeit vor diesem Termine „ge kündigt" werde, bis zu einem bestimmten späteren Tage als erneuert
gelten solle.
Auch in diesem Falle liege eine Gesellschaft mit be
stimmter Dauer vor.
Diese sei dann nur alternativ bestimmt: je
nach dem Eintritt der Bedingung, daß die Kündigung erfolge, solle
die Gesellschaft an dem ersten oder an dem späteren Tage endigen. Möglich sei natürlich auch, daß durch die Kündigung zu dem ersten Termine nur der Kündigende ausscheide und das Vertragsverhältnis bis zum letzten Termin unter den übrigen Gesellschaftern fortgesetzt
werde (vgl. § 736 BGB.).
Irgend ein bestimmter Endtermin, an
welchem das Vertragsverhältnis von selbst aufhöre,
ohne daß es
einer hierauf abzielenden Willenserklärung bedürfe, müsse aber im Vertrag angegeben sein, wenn eine Gesellschaft als für bestimmte
Zeit eingegangen gelten solle. Endtermine.
Im Streitfälle fehle es an solchem
Zwar sei jedes einzelne Mitglied in der Lage, die Be
endigung des Vertragsverhältnisses für seine Person in bestimmten
Zeitabständen und zu bestimmten Terminen durch rechtsgeschäftliche Erklärung zu bewirken.
Allein von selbst endige das Vertrags
verhältnis niemals, solange auch nur zwei Mitglieder vorhanden
seien,
die es unterließen,
zu dem nach dem Vertrage zulässigen
Termine- fristgerecht zu kündigen.
Diese Rechtsauffassung der Revision ist praktisch außerordentlich bedenklich.
Welche Mißstände sie zur Folge haben würde, bedarf
kaum der Ausführung.
Bestimmungen, wie sie hier getroffen sind,
kommen in Kartellverträgen häufig vor.
Es ist eine ganz gewöhn
liche Klausel, daß der Verband zunächst für eine Reihe von Jahren gelten und unter denjenigen Mitgliedern, welche nicht mit dem Ablaufe der Zeit infolge von Kündigung ausscheiden, wiederum mit Kündigungs
recht auf jeweilige spätere Termine fortgesetzt werden soll. Müßte eine solche Klausel dem Abs. 1 Satz 1, Abs. 3 des § 723 BGB. unterstellt werden und stände es den einzelnen Mitgliedern frei, nach
Belieben fristlos zu kündigen,
ganzen Verträge nichtig.
so wären nach § 139 BGB. diese
Ein Kartell, aus welchem jeder jederzeit
austreten kann, vermag seinen Zweck nicht zu erfüllen; es kann nicht zweifelhaft sein, daß die Vertragsparteien,
wenn sie das Fehlen
jeder Bindung gekannt hätten, den Vertrag nicht geschlossen haben
würden.
Die Härte einer solchen Behandlungsweise wäre um so
weniger zu begreifen, als die Klausel überall da nicht beanstandet werden soll, wo bei der Aufeinanderfolge von Terminen von vorn
herein ein letzter Termin vorgesehen ist.
Diese auffallenden und
unbefriedigenden Ergebnisse müssen davor warnen, der Rechtsansicht
der Revision ohne zwingende Not zuzustimmen. hierzu fehlt es durchaus.
An einer Nötigung
Was dafür geltend gemacht ist, sind
lediglich Wortgründe, die dem Sinne der Bestimmungen nicht gerecht werden. Allenfalls mag der Revision zugegeben werden, daß der Wort laut des Gesetzes auf den
ersten Blick für ihre Meinung spricht.
Wenn es im ersten Satze des § 723 BGB. heißt: ist „die Gesell-
schäft" nicht für eine bestimmte Zeit eingegangen — so verleitet dies
zn der Folgerung, daß die Dauer der ganzen Gesellschaft als solcher
Daß ferner eine Gesellschaft „für eine be
das Entscheidende sei.
stimmte Zeit eingegangen" ist, scheint nur bei einem festen End
termine, nicht bei bloßer Kündigungsmöglichkeit auf einen Termin gesagt werden zu können. Demgegenüber ist aber der Grundgedanke ins Auge zu fassen, den das Gesetz mit den Kündigungsbestimmungen
des § 723 verfolgt.
Dieser Gedanke kann nur derselbe sein,
den Vorschriften des § 724 zugrunde liegt:
der einzelne
der
Gesell
schafter soll davor geschützt werden, sich auf zu lange Zeit hinaus zu binden.
Daher ist es den Gesellschaftern gestattet, durch Bezug
nahme auf den Kalender oder auf ein irgendwie feststellbares Er
eignis einen Endigungstermin festzusetzen. Eine solche Festsetzung soll maßgebend sein, vorausgesetzt, daß nicht wichtige Gründe eine vorzeitige Lösung erfordern (Abs. 1 Satz 2, Abs. 3).
Schweigt der Vertrag über einen Endtermin, so ist dies vielleicht aus der Meinung heraus geschehen, daß das Verhältnis einseitig überhaupt nicht auf gelöst werden dürfe.
Solchem Begehren tritt das Gesetz, das eine
Bindung auf unbeschränkte Zeit nicht will, durch die Vorschrift ent
gegen, daß, wenn die Gesellschafter die Dauer nicht selbst beschränkt
haben, einem jeden von Rechts wegen die sofortige Kündigung zusteht Schließlich ist möglich, daß der Vertrag zwar keinen Endtermin, aber eine Kündigungsfrist vorsieht. Gegen
(Abs. 1 Satz l, Abs. 3).
die Gefahr, daß die Länge dieser Frist eine unzulässige Bindung bewirkt, wird, wie in dem ersten Falle, durch ein Recht vorzeitiger
Auflösung aus wichtigem Grunde Abhilfe geschaffen.
Faßt man dies zusammen, so ergibt sich als Begriffsmerkmal für eine auf bestimmte Zeit eingegangene Gesellschaft, daß der einzelne
Gesellschafter nach einer im Vertrage getroffenen Anordnung nur auf
beschränkte Dauer an das Gesellschaftsverhältnis gebunden sein darf. Die Beschränkung muß im Vertrage selbst angeordnet sein; die tat sächliche Dauer der Gesellschaft spielt keine Rolle.
Dagegen kommt
es nicht darauf an, ob, wenn dies zutrifft, über die Zeit der Ge bundenheit des einzelnen hinaus noch eine Fortdauer der Gesellschaft als solcher stattfinden kann.
anordnung, die die Bindung
Ebenso ist gleichgültig, ob die Vertrags
der Gesellschafter beschränkt, in der
Setzung eines festen Endtermins oder in der Einräumung des Rechtes
besteht, auf einen bestimmten Termin zu kündigen.
Nur dann ist
die Gesellschaft in unzulässiger Weise auf unbestimmte Zeit geschlossen, wenn dem einzelnen das Recht der Kündigung auf ungewisse Zeit ge
nommen, wenn er also auf unabsehbare Dauer an die Gesellschaft In dem hier gegebenen Falle waren die Brauereibesitzer
gefesselt ist.
nur auf drei Jahre und, wenn sie nach Ablaufe dieser Periode frei willig bei dem Kartell ausharrten, wiederum nur auf die gleiche Zeit
gebunden.
Der Kartellvertrag war daher auf bestimmte Dauer ein
gegangen und konnte vor Ablauf der Frist nur bei Vorhandensein
eines wichtigen Grundes gekündigt werden." ...
87.
Verhältnis zwischen Provinzbankier und Zentralbankier beim
Auftrage zur Eintragung eines Dritten ins Staatsschuldbuch. Zurück behaltungsrecht des Zentralbankiers? Einfluß des Konkurses des
Provinzbankiers?
BGB. §§ 273 Abs. 1, 669, 675. HGB. § 356. KO. § 23.
II. Zivilsenat.
Urt. v.
17. Juni 1913
B. Handelsgesellschaft (Bekl.). I. II.
i. S.
v. W. (Kl.) w.
Rep. II. 584/12.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Der Kläger hatte die L. Bank, eine Zweiganstalt der später
in Konkurs
geratenen N. Bank,
beauftragt, 9000 JK,
preußische
Konsols der Anleihe des Jahres 1910 bei deren Ausgabe für ihn zu zeichnen und seine Eintragung in das Staatsschuldbuch zu ver
anlassen.
Zur Ausführung dieses Auftrags bediente sich die L. Bank
der Beklagten, mit der sie in Geschäftsverbindung stand.
Sie über
sandte der Beklagten den von ihr unterzeichneten Zeichnungsschein, worin vermerkt war, daß die Eintragung in das Staatsschuld buch
auf den Namen des Klägers erfolgen sollte.
Die Umsätze der L. Bank
liefen über das Konto ihrer vorgenannten Hauptbank, jedoch wurde
der Briefwechsel unmittelbar zwischen der L. Bank und der Beklagten
besteht, auf einen bestimmten Termin zu kündigen.
Nur dann ist
die Gesellschaft in unzulässiger Weise auf unbestimmte Zeit geschlossen, wenn dem einzelnen das Recht der Kündigung auf ungewisse Zeit ge
nommen, wenn er also auf unabsehbare Dauer an die Gesellschaft In dem hier gegebenen Falle waren die Brauereibesitzer
gefesselt ist.
nur auf drei Jahre und, wenn sie nach Ablaufe dieser Periode frei willig bei dem Kartell ausharrten, wiederum nur auf die gleiche Zeit
gebunden.
Der Kartellvertrag war daher auf bestimmte Dauer ein
gegangen und konnte vor Ablauf der Frist nur bei Vorhandensein
eines wichtigen Grundes gekündigt werden." ...
87.
Verhältnis zwischen Provinzbankier und Zentralbankier beim
Auftrage zur Eintragung eines Dritten ins Staatsschuldbuch. Zurück behaltungsrecht des Zentralbankiers? Einfluß des Konkurses des
Provinzbankiers?
BGB. §§ 273 Abs. 1, 669, 675. HGB. § 356. KO. § 23.
II. Zivilsenat.
Urt. v.
17. Juni 1913
B. Handelsgesellschaft (Bekl.). I. II.
i. S.
v. W. (Kl.) w.
Rep. II. 584/12.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Der Kläger hatte die L. Bank, eine Zweiganstalt der später
in Konkurs
geratenen N. Bank,
beauftragt, 9000 JK,
preußische
Konsols der Anleihe des Jahres 1910 bei deren Ausgabe für ihn zu zeichnen und seine Eintragung in das Staatsschuldbuch zu ver
anlassen.
Zur Ausführung dieses Auftrags bediente sich die L. Bank
der Beklagten, mit der sie in Geschäftsverbindung stand.
Sie über
sandte der Beklagten den von ihr unterzeichneten Zeichnungsschein, worin vermerkt war, daß die Eintragung in das Staatsschuld buch
auf den Namen des Klägers erfolgen sollte.
Die Umsätze der L. Bank
liefen über das Konto ihrer vorgenannten Hauptbank, jedoch wurde
der Briefwechsel unmittelbar zwischen der L. Bank und der Beklagten
geführt. Durch Vermittlung der Beklagten wurde der Anleihebetrag zugeteilt. Wegen der in dem Zeichnungsschein vorgesehenen Zahlungen entspann sich ein Briefwechsel zwischen der Beklagten und der L. Bank. Da der Gegenwert der Konsols nicht an die Beklagte abgeführt wurde, ließ diese Anfang August 1910 die Eintragung im Staats schuldbuche nicht auf den Namen des Klägers, sondern auf ihren eigenen Namen vornehmen. Der Kläger, der die geschuldeten Zah lungen nach seiner Behauptung rechtzeitig an die L. Bank abgeführt hatte, forderte die Beklagte auf, die Eintragung ins Staatsschuldbuch auf seinen Namen zu bewirken. Die Beklagte lehnte dies ab. Der Kläger beantragte darauf klagend, die Beklagte zu verurteilen: 1. die für sie in das Staatsschuldbuch eingetragenen 9000 M preu ßische Konsols auf seinen Namen umschreiben bzw. auf seinen Namen eintragen zu lassen; 2. gegebenenfalls die Eintragung gegen Zahlung von 1829,30 Jft zu bewirken; 3. äußerstenfalls den ihm entstandenen Schaden zu ersetzen. Die Beklagte wandte ein, soweit sich der Kläger auf das Kom missionsverhältnis zwischen der N. Bank und ihr stütze, sei er nicht klage berechtigt, weil nur die N. Bank die ihr daraus etwa erwachsenen Ansprüche geltend machen könne, auch eine Abtretung an den Kläger nicht stattgefunden habe. Die angeblichen Ansprüche der N. Bank beständen aber auch nicht zu Recht. Die Beklagte habe die Ein tragung des Klägers in das Staatsschuldbuch von der Barzahlung des Gegenwerts der preußischen Konsols abhängig machen dürfen. Da ihr diese Barzahlung nicht geleistet worden sei, sei sie befugt gewesen, sich aus den Wertpapieren, die sie sich für die auf ihren Namen eingetragene Staatsschuldbuchforderung habe ausfertigen lassen, zu befriedigen. Hierzu sei sie auch vom Konkursverwalter und vom Gläubigerausschusse der N. Bank ermächtigt worden. Der Kläger berief sich darauf, daß die Beklagte selbst auf Barzahlung verzichtet und sich mit der Belastung der N. Bank begnügt habe. Jedenfalls müsse dies für die drei ersten Raten gelten, so daß sie die Umschreibung schlimmstenfalls gegen Zahlung der letzten Rate von 1829,30 M bewirken müsse. Das Landgericht verurteilte die Beklagte, die Umschreibung Zug um Zug gegen Zahlung von 1829,30 JK, zu bewirken, und wies im übrigen die Klage ab. Auf die Berufung der Beklagten erkannte Tnisch. in Zivils. N. F. 32 (82). 26
402 87. Auftrag z. EIntr. i. Staatsschuldbuch. Rückbehaltungsre^td. Zentralbankiers. das Kammergericht auf vollständige Klagabweisung. Die Revision des Klägers wurde zurückgewiesen aus folgenden Gründen: ... „Soweit die Klageansprüche auf das Vertragsverhältnis zwischen der N. Bank und der Beklagten gestützt werden, kann dahin gestellt Bleiben, ob der Kläger klageberechtigt ist und ob die in dieser Hinsicht erhobenen Revisionsangriffe begründet sind. Denn diese Ansprüche selbst sind mit dem Berufungsgerichte für unbegründet zu erachten. Die Revision hat die gesamten Ausführungen des Be rufungsgerichts in dieser Hinsicht zur Nachprüfung gestellt; diesen Ausführungen ist jedoch im wesentlichen beizutreten. Der Inhalt des Vertragsverhältnisses ergibt sich aus dem Zeichnungsschein vom 3. Februar 1910, den die L. Bank unter schrieben und der Beklagten übersandt hat. Danach sollte die Be klagte 9000 Jl der fraglichen Staatsanleihe unter Sperrverpflichtung bis 15. Januar 1911 zeichnen und für den Kläger ins Staatsschuld buch eintragen lassen. Die Aushändigung der Schuldverschreibungen sollte erst vom 15. November 1910 ab erfolgen. Die Anleihebeträge waren in vier Raten zu zahlen, und zwar 40 v. H. am 19. Februar und je 20 v. H. am 3. März, 20. April und 28. Juni 1910. Nach den bei Ausstellung des Zeichuungsscheins geltenden Ge setzesvorschriften (Preuß. Gesetz vom 20. Juli 1883 mit späteren Änderungen) mußten bei Benutzung des Staatsschuldbuchs zuerst die
Wertpapiere erworben und dann dem Staate zwecks Eintragung ins Staatsschuldbuch zurückgereicht werden. Abweichend hiervon ge stattet das Preußische Gesetz vom 22. Mai 1910, in Kraft getreten am 15. Juni 1910, auch die Begründung von Buchschulden des Staates ohne Umwandlung von Schuldveischreibungen durch un mittelbare Barzahlung an den Staat. Von dieser Lage der Gesetz gebung aus mag anzunehmen sein, daß die Beklagte auf Grund ihres Vertragsverhältnisses mit der N. Bank nach dem alten Gesetze verpflichtet war, zunächst die Konsols wirklich anzuschaffen und dann gegen deren Einlieferung an den Staat die Eintragung des Klägers in das Schuldbuch zu bewirken. Jedenfalls siel aber mit dem In krafttreten des neuen Gesetzes diese Verpflichtung zur Anschaffung der Konsols als nunmehr gegenstandslos weg und blieb nur noch die Verpflichtung, durch vorherige Barzahlung die Eintragung des
Klägers in das Schuldbuch herbeizuführen. Wenn nun auch das Ver tragsverhältnis bei dieser Gestaltung nicht mehr den Charakter einer Kommission im Sinne der §§ 383 flg. HGB., insbesondere einer Einkaufskommission hatte, so unterliegt es gleichwohl nach § 406 Abs. 1 HGB. den Vorschriften über die Kommission, indem die Be klagte als Kommissionärin im Betriebe ihres Handelsgewerbes das vorliegende Geschäft, die Herbeiführung der Eintragung des Klägers in das Schuldbuch, für Rechnung der N. Bank in eigenem Namen zu schließen übernommen hat. Nach dem vorbezeichneten Vertragsinhalte war die Beklagte, auch nachdem sie die 9000 M Konsols gezeichnet hatte, nur dann verpflichtet, die Eintragung des Klägers in das Schuldbuch herbei zuführen, wenn die N. Bank ihr vorher die im Zeichnungsschein festgesetzten Anleihebeträge zahlte (vgl. § 669 in Verb, mit §675 BGB.). Wenn nun auch der Vertrag zwischen der N. Bank und der Be klagten als gegenseitiger im Sinne der §§ 320 flg. BGB., gleich viel ob als Dienstvertrag oder als Werkvertrag, anzusehen ist, so stellt doch die Zahlung jener Anleihebeträge nicht die „Gegenleistung" im Sinne dieser Vorschriften für die der Beklagten obliegende Leistung dar. Denn sie bildete nicht das Entgelt für die von der Beklagten vorzunehmende Tätigkeit, die Herbeiführung der Eintragung des Klägers in das Schuldbuch, sondern eine sonstige der N. Bank ob liegende Vertragsleistung, ohne deren vorherige Bewirkung die Be klagte die Eintragung des Klägers nicht zu veranlassen brauchte. Es stand ihr somit hinsichtlich dieser Eintragungspflicht ein Zurückbehal tungsrecht gemäß § 273 Abs. 1 BGB. gegenüber der N. Bank zu, jedoch mit dem weitergehenden Inhalte, daß sie nicht schon bei Zug umzugleistung der N. Bank zur Erfüllung ihrer Eintragungspflicht verpflichtet war, sondern diese Erfüllung so lange verweigern konnte, bis diese Bank ihr die sämtlichen Anleihebeträge vorgeleistet hatte. Diesem Zurückbehaltungsrechte der Beklagten, das an sich zur Abweisung der Klage aus dem Gesichtspunkte des Vertrags führen würde, setzt der Kläger mit Unrecht den Einwand entgegen, die Be klagte habe auf ihr Recht auf vorherige Barzahlung und damit auf ihr Zurückbehaltungsrecht verzichtet, indem sie sich damit begnügt habe, die L. Bank für die jeweils fälligen Beträge im Kontokorrent zu belasten, statt Barzahlung zu verlangen.
Zunächst könnte ein solcher Verzicht nur bezüglich der drei ersten, ins Kontokorrent eingestellten Raten in Betracht kommen, nicht auch hinsichtlich der vierten Rate. Für diese hat die Beklagte ausdrücklich Barzahlung verlangt, die L. Bank hat sich hiermit auch einverstanden erklärt. — Aber auch bezüglich der drei ersten Raten muß ein Verzicht verneint werden. Sieht man von dem Umstande vorläufig ab, daß der der Beklagten erteilte Auftrag im Endergebnis einen Erwerb nicht für ihre Anftraggeberin, die L. Bank selbst, sondern für den Kläger bezweckte, der dieser Bank den gleichen Auftrag erteilt hatte, so unterliegt es keinem Zweifel, daß die Beklagte weder durch die der L. Bank mittels Einstellung der Raten ins Kontokorrent erteilte Stundung noch durch die Saldofeststellung zum 30. Juni 1910 ihr Zurückbehaltungsrecht verloren hat. Wie das Berufungsgericht zu treffend annimmt, bleiben die ins Kontokorrent eingestellten Forde rungen an sich bestehen, unterliegen jedoch einer weitgehenden Ge bundenheit insofern, als sie vor der Saldofeststellung nicht geltend gemacht werden können und bis dahin als gestundet gelten. Diese Stundung, bestand darin, daß die L. Bank die drei Raten statt an den im Zeichnungsschein bestimmten Fälligkeitstagen erst bei der Saldofeststellung zum 30. Juni 1910 in bar zu zahlen brauchte, und zwar nunmehr in Gestalt des festgestellten Saldos. Da aber nach dem Zeichnungsschein die Ausgabe der Schuldverschreibungen erst vom 15. November 1910 ab erfolgen sollte und somit die Beklagte auch nicht verpflichtet war, vor diesem Tage die Eintragung des Klägers in das Schuldbuch herbeizuführen, so blieb das Zurück behaltungsrecht der Beklagten durch jene Stundung unberührt. Auch die vom Berufungsgericht als vollzogen unterstellte Saldofeststellung zwischen der Beklagten und der N. Bank zum 30. Juni 1910 ist auf das Zurückbehaltungsrecht der Beklagten ohne wesentlichen Ein fluß gewesen. Allerdings ging durch die Saldofeststellung der An spruch der Beklagten gegen die N. Bank auf Erstattung der fraglichen drei Raten unter; an seine Stelle trat das Guthaben der Be klagten aus der Saldofeststellung, das jene Raten mitumfaßte und deren Betrag überstieg. Aus § 356 HGB. folgt nun aber, daß die Beklagte trotz des Erlöschens ihrer Forderung auf Erstattung der drei Raten nicht gehindert war, aus den für diese Forderung
bestehenden Sicherheiten insoweit Befriedigung zu suchen, als ihr Kontokurrentguthaben und jene Forderung sich deckten. Als eine solche Sicherheit ist auch das Zurückbehaltungsrecht anzusehen, das der Beklagten bis zur Bezahlung jener Forderung zustand. Galt hiernach dies Zurückbehaltungsrecht mit der Wirkung als fort bestehend, daß es in Höhe jener Forderung auf das Kontokurrent guthaben der Beklagten überging, so konnte nunmehr die Beklagte die Herbeiführung der Eintragung des Klägers in das Schuldbuch so lange verweigern, bis die N. Bank ihr — außer der vierten Rate — auch den Saldo in Höhe der drei ersten Raten bar bezahlt hatte. Ob die Anwendung des § 8 Abs. 2 DepolG. geeignet wäre, zu einem anderen Ergebnis zu führen, kann unerörtert bleiben, weil das Berufungsgericht mit rechtlich einwandfreier Begründung fest gestellt hat, daß der Beklagten überhaupt keine Schuldverschreibungen auf Grund ihrer Zeichnung ausgehändigt worden sind. Damit ent fällt aber die Anwendbarkeit des § 8 Abs. 2, da dieser eine wirkliche Anschaffung der Papiere voraussetzt.... Es entsteht nun weiter die Frage, ob nicht die Berücksichtigung des erwähnten Umstandes, daß der der Beklagten erteilte Auftrag im Endergebnis einen Vermögenserwerb für den Kläger, den Auf traggeber der L. Bank, bezweckte, dazu führt, der Stundung, die die Beklagte dieser Bank hinsichtlich der drei ersten Raten gewährt hat, nach der Auffassung des Verkehrs und nach dem Grundsätze von Treu und Glauben eine weitergehende Bedeutung beizulegen, die Be deutung nämlich, daß damit die Beklagte auf ihr Zurückbehaltungs recht verzichtet hat und somit nunmehr verpflichtet war, ohne vor herige Barzahlung verlangen zu können, die Eintragung des Klägers in das Schuldbuch wenigstens in Höhe dieser drei Raten zu ver anlassen. Diese Frage ist jedoch zu verneinen. Allerdings hatte die Beklagte im Verhältnis zur L. Bank die Stellung des sog. Zentralbankiers zum sog. Proviuzbankier, der seinen Auftrag von einem seiner Kunden erhält und ihn dann zur Ausführung an den Zentralbankier weitergibt. Es mag auch richtig sein, daß die Be klagte, als sie der L. Bank eine Stundung gewährte, sich nach den Gepflogenheiten des Bankverkehrs sagen mußte, daß der Kläger der L. Bank, sei es durch Barzahlung, sei es in anderer Weise, Deckung für die zu erwerbende Buchforderung verschafft haben werde. Diese
Sachlage rechtfertigt es aber noch nicht, die Stundung, die die Be klagte ihrer Auftraggeberin gewährt hat, in einem so weitgehenden Sinne, wie vorangegeben, auszulegen. Die Beklagte war ... nicht verpflichtet, bei ihren Maßnahmen hinsichtlich der von der L. Bank zu zahlenden Anleihebeträge auf die Beziehungen zwischen dem Kläger und dieser Bank Rücksicht zu nehmen. Ob eine derartige Verpflichtung des Zentralbankiers aus § 8 Abs. 2 DepotG. zu entnehmen ist, braucht nicht erörtert zu werden, da diese Vorschrift nur für einen bestimmten, hier nicht vorliegenden Fall gegeben und daher, wie schon bemerkt, hier nicht anwendbar ist. Aber auch aus allgemeinen Gesichtspunkten läßt sich eine solche vertragliche Verpflichtung der Beklagten nicht begründen. Die Be klagte hat der L. Bank die drei Raten in der Annahme gestundet, daß die Vermögenslage dieser Bank ihr genügende Sicherheit für ihre Befriedigung bei der demnächstigen Kontokurrentabrechnung biete und daß sie bis dahin ihr Recht auf Barzahlung nicht aus zuüben brauche. Es würde zu weit gehen, diese im Interesse der L. Bank liegende Maßnahme, auf die weder diese Bank noch der Kläger Anspruch - hatte, als Verzicht der Beklagten auf ihr Zurück behaltungsrecht aufzufassen, weil die Interessen des Klägers durch diese Stundung möglicherweise gefährdet werden konnten. Hiernach kann die Revision sich auch nicht darauf berufen, daß der Kläger und die L. Bank nach der Sachlage hätten annehmen müssen, die Beklagte werde keine Barzahlung fordern, sondern sich mit der Ein setzung der Raten ins Kontokurrent begnügen. Diese Annahme war nach vorstehenden Ausführungen nicht gerechtfertigt. Daß übrigens die L. Bank selbst in der Stundung keinen Verzicht der Beklagten auf Barzahlung und auf das Zurückbehaltungsrecht erblickt hat, er gibt sich daraus, daß sie nach dem vorliegenden Briefwechsel, als die Beklagte zunächst Barzahlung der vierten Raten verlangte, sich hiermit, ohne einen Einwand zu erheben, einverstanden erklärt und sodann auch dem weiteren Verlangen der Beklagten auf Barzahlung der drei ersten Raten nicht widersprochen hat. Unbegründet ist auch die weitere Revisionsrüge, das Berufungs gericht habe nicht berücksichtigt, daß in einem früheren gleichartigen Falle im Jahre 1908 die Beklagte ebenfalls von dem Kläger und seiner Provinzbank keine Barzahlung verlangt habe. Wenn die Be-
klagte damals keinen Anlaß gefunden hat, auf Barzahlung zu be stehen, so geschah dies offenbar, weil sie sich durch die Vermögens lage der L. Bank für genügend gesichert erachtete; ein Verzicht auf ihr Zurückbehaltungsrecht ist hierin
liegenden Falle zu erblicken.
ebensowenig wie in dem vor
Es kann daher auch aus der damaligen
Stundungsgewährung der Beklagten nichts zugunsten des Klägers für den vorliegenden Rechtsstreit gefolgert werden. Übrigens sind die Klageansprüche — abgesehen von dem Zurück
behaltüngsrechte der Beklagten — auch deshalb hinfällig, weil das Vertragsverhältnis zwischen der Beklagten und der N. Bank durch die am 27. Juli 1910 erfolgte Eröffnung des Konkurses über das
Vermögen dieser Bank gemäß § 23 Abs. 2 KO. erloschen ist.
Das
Vertragsverhältnis bezog sich auf das zur Konkursmasse gehörige
Vermögen der Bank.
Auch hatte die Beklagte den Vertrag noch
nicht erfüllt, da sie die Eintragung des Klägers in das Schuldbuch
noch
nicht veranlaßt hatte.
Infolge des Erlöschens des Vertrags
hatte nunmehr die N. Bank weder einen Anspruch auf Erfüllung noch
einen solchen auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung.
Die
Beklagte war daher, auch abgesehen von ihrem Abkommen mit dem Konkursverwalter und dem Gläubigerausschusse vom 12. August 1910, nicht gehindert, für die von ihr an den Staat gezahlten Anleihe
beträge ihre eigene Eintragung in das Staatsschuldbuch zu erwirken und nachher diese Buchforderung anderweitig zu verwerten." ...
88.
1.
Sind für die Ansprüche der Kolonialbeamten auf Grund
des Kolonialbeamtengesetzes vom
8. Juni 1910
die Landgerichte
ohne Rücksicht auf den Wert des Streitgegenstandes ausschließlich
zuständig? GVG. § 70 Abs. 2.
ZPO. § 547 Nr. 2. Kolonialbeamtenges. § 1.
2.
Gehören die aus dem Militärdienst in den Kolonialdienst
Lbergetretenen Personen zu denjenigen Kolonialbeamten, welche „ans dem Reichs- oder heimischen Staatsdienst in den Kolonialdienst über
nommen sind"? Kolonialbeamtenges. §§ 14flg., 44.
klagte damals keinen Anlaß gefunden hat, auf Barzahlung zu be stehen, so geschah dies offenbar, weil sie sich durch die Vermögens lage der L. Bank für genügend gesichert erachtete; ein Verzicht auf ihr Zurückbehaltungsrecht ist hierin
liegenden Falle zu erblicken.
ebensowenig wie in dem vor
Es kann daher auch aus der damaligen
Stundungsgewährung der Beklagten nichts zugunsten des Klägers für den vorliegenden Rechtsstreit gefolgert werden. Übrigens sind die Klageansprüche — abgesehen von dem Zurück
behaltüngsrechte der Beklagten — auch deshalb hinfällig, weil das Vertragsverhältnis zwischen der Beklagten und der N. Bank durch die am 27. Juli 1910 erfolgte Eröffnung des Konkurses über das
Vermögen dieser Bank gemäß § 23 Abs. 2 KO. erloschen ist.
Das
Vertragsverhältnis bezog sich auf das zur Konkursmasse gehörige
Vermögen der Bank.
Auch hatte die Beklagte den Vertrag noch
nicht erfüllt, da sie die Eintragung des Klägers in das Schuldbuch
noch
nicht veranlaßt hatte.
Infolge des Erlöschens des Vertrags
hatte nunmehr die N. Bank weder einen Anspruch auf Erfüllung noch
einen solchen auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung.
Die
Beklagte war daher, auch abgesehen von ihrem Abkommen mit dem Konkursverwalter und dem Gläubigerausschusse vom 12. August 1910, nicht gehindert, für die von ihr an den Staat gezahlten Anleihe
beträge ihre eigene Eintragung in das Staatsschuldbuch zu erwirken und nachher diese Buchforderung anderweitig zu verwerten." ...
88.
1.
Sind für die Ansprüche der Kolonialbeamten auf Grund
des Kolonialbeamtengesetzes vom
8. Juni 1910
die Landgerichte
ohne Rücksicht auf den Wert des Streitgegenstandes ausschließlich
zuständig? GVG. § 70 Abs. 2.
ZPO. § 547 Nr. 2. Kolonialbeamtenges. § 1.
2.
Gehören die aus dem Militärdienst in den Kolonialdienst
Lbergetretenen Personen zu denjenigen Kolonialbeamten, welche „ans dem Reichs- oder heimischen Staatsdienst in den Kolonialdienst über
nommen sind"? Kolonialbeamtenges. §§ 14flg., 44.
III. Zivilsenat. Urt. v. 17. Juni 1913 i. S. Landesfiskus von D.-Südwestafrika (Bekl.) w. N. (Kl). Rep. III. 42/13. I. II.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Der Kläger war bis zum 29. September 1900 Oberfeuerwerker in der Kaiserlichen Marine und vom 30. September 1900 bis zum 30. April 1911 Beamter im Dienste des Beklagten, zuletzt als Sekretär bei dem Kaiserlichen Gouvernement. Zu dem letzterwähnten Tage wurde er auf sein Gesuch wegen Tropendienstuntauglichkeit mit Pension in den Ruhestand versetzt. Durch Bescheid vom 2. November 1911 wurde ihm die volle Pension wegen zeitiger völliger Erwerbsunfähig keit zugebilligt, aber nur für deren Dauer (gemäß § 16 des Kolonial beamtengesetzes vom 8. Juni 1910), und zwar vorläufig auf zwei Jahre, und mit der ausdrücklichen Erklärung, daß er nicht aus dem Reichs oder heimischen Staatsdienst in den Kolonialdienst übernommen sei. Seine gegen diese Einschränkung gerichtete Beschwerde wurde durch Bescheid des Staatssekretärs des Reichskolonialamts vom 12. April 1912 zurückgewiesen. Darauf hat der Kläger am 7. Juni 1912 Klage auf Feststellung erhoben, daß er aus dem Reichsmarinedienst in den Kolonialdienst übernommen worden sei. Das Landgericht erkannte dem Klageantrage gemäß; das Kammer gericht wies die Berufung des Beklagten zurück. Auch seine Revision blieb ohne Erfolg. Gründe: „1. Die Revision ist, obwohl der Streitwert nur auf 2000 Jt festgesetzt ist, gemäß § 547 Nr. 2 ZPO. für zulässig zu erachten. Es fehlt allerdings an einer ausdrücklichen gesetzlichen Vorschrift, durch die für die Ansprüche der Kolonialbeamten aus ihrem Dienst verhältnis die Landgerichte ohne Rücksicht auf den Wert des Streit gegenstandes für ausschließlich zuständig erklärt werden. Das Kolonial beamtengesetz vom 8. Juni 1910 erklärt im § 1 nur die Vorschriften des Reichsbeamtengesetzes und des Beamtenhinterbliebenengesetzes auf die Kolonialbeamten und deren Hinterbliebenen für anwendbar, soweit es selbst nichts anderes bestimmt, nicht dagegen die Vorschrift des § 70 Abs. 2 Nr. 1 GVG., welche die ausschließliche Zuständigkeit
der Landgerichte für die Ansprüche der Reichsbeamten gegen den
Reichsfiskus auf Grund des Reichsbeamtengesetzes begründet.
Die
entsprechende Anwendung dieser Vorschrift auf die Ansprüche der Kolonialbeamten dadurch
ihrem
aus
gerechtfertigt,
Dienstverhältnis
durch
daß
das
wird
aber
einmal
Kolonialbeamtengesetz
die
Kolonialbeamten den Reichsbeamten grundsätzlich gleichgestellt werden sollten (vgl. S. 17 der Begründung, Drucks. Nr. 387 des Reichstags 12. Leg.-Per. II. Sess. 1909/10 S. 275), und ferner durch die Er wägung, daß auf Grund des § 1 KolonBeamtG. und des § 19 des
hier
für
anwendbar
erklärten Beamtenhinterbliebenengesetzes
vom
17. Mai 1907 für die Ansprüche der Hinterbliebenen der Kolonial
beamten die Landgerichte ohne Rücksicht auf den Wert des Streit gegenstandes ausschließlich zuständig sind, und daß folglich für die Ansprüche der Kolonialbeamten selbst aus ihrem Dienstverhältnis
nichts anderes gelten kann.
Bei dem Erlasse des Kolonialbeamten
gesetzes ist offenbar nur übersehen worden, daß die Zuständigkeits bestimmung nicht im Reichsbeamtengesetze, sondern in dem Gerichts verfassungsgesetz enthalten ist (vgl. auch Stein, ZPO. 10. Aust. Bd. 1
S. 28 Anm. 50 zu § 1). 2. Die Parteien streiten darüber, ob der Kläger, der bis zu
seinem Eintritt in den Kolonialdienst Oberfeuerwerker in der Kaiser
lichen Marine war, zu denjenigen Kolonialbeamten gehört, welche „aus dem Reichs- oder heimischen Staatsdienst in den Kolonialdienst über nommen sind" (KolonBeamtG. § 14), oder ob, wie der Beklagte be
hauptet, der Dienst in der Kaiserlichen Marine nicht als Reichsdienst
im Sinne des KolonBeamtG. §§ 14, 44 anzusehen ist.
Diese Frage
ist für den Fall, daß der Kläger wieder ganz oder teilweise erwerbs
fähig werden sollte,
von großer praktischer Bedeutung.
Die aus
dem Reichs- oder heimischen Staatsdienst in den Kolonialdienst über
nommenen Kolonialbeamten erhalten nämlich Pension nach Maßgabe
der Vorschriften der §§ 34 flg. RBeamtG., also regelmäßig, wenn sie nach einer Dienstzeit von mindestens zehn Jahren dauernd kolonial
dienstunfähig sind und deshalb in den Ruhestand versetzt werden.
Für die nicht aus dem Reichs- oder heimischen Staatsdienst in den Kolonialdienst
übernommenen
Kolonialbeamten
ist
dagegen
nach
§§ 14 flg. KolonBeamtG. die Kolonialdienstunfähigkeit nicht genügend, sondern Erwerbsunfähigkeit Vorbedingung des Anspruchs auf Pension,
Während anderseits bei ihnen das Erfordernis zehnjähriger Dienst zeit wegfällt. Nur für die Dauer völliger Erwerbsunfähigkeit erhalten
sie die volle Pension der Reichsbeamten, für die Dauer teilweiser Erwerbsunfähigkeit
einen
entsprechenden Teil dieser Pension;
bei
der Beurteilung des Grades der Erwerbsunfähigkeit ist in erster
Linie der von ihnen vor ihrem Eintritt in den Kolonialdienst aus geübte Beruf zu berücksichtigen und,
wenn sie keinen
besonderen
Beruf ausgeübt haben, die allgemeine Erwerbsfähigkeit maßgebend.
Die oben erwähnte Streitfrage ist von den Vorinstanzen zu gunsten
des Klägers
entschieden
worden.
Das Berufungsgericht
erklärt zwar nicht jeden Militärdienst für einen Reichs- oder heimischen
Staatsdienst im Sinne des Kolonialbeamtengesetzes; es läßt dahin gestellt, wie zu entscheiden wäre, wenn ein Kolonialbeamter vor dem
Eintritt in den Kolonialdienst lediglich seiner Wehrpflicht im Heere
oder in der Marine genügt habe, es hält aber eine Anstellung im
Reichs- oder Staatsdienst im Sinne des § 44 KolonBeamtG. jeden
falls dann für gegeben, wenn ein Kolonialbeamter sich vor dem Übertritt in den Kolonialdienst im Heere oder in der Marine in einer seinen Lebenslauf ausmachenden Laufbahn befunden habe, etwa als Offizier, Sanitätsoffizier, Deck-, Feuerwerks- oder Zeugoffizier
angestellt gewesen sei.
Diese Ansicht ist nicht rechtsirrig, sie ist
weder, wie die Revision anszuführen versucht, mit dem Wortlaute noch mit der Entstehungsgeschichte noch mit dem Sinne und Zwecke
des Kolonialbeanitengesetzes unvereinbar. § 44 dieses Gesetzes
lautet:
„Als Reichs-
oder
heimischer
Staatsdienst im Sinne dieses Gesetzes gilt jede im § 57 Nr. 2 Abs. 2
des Reichsbeamtengesetzes aufgeführte Anstellung oder Beschäftigung", und nach dem erwähnten § 57 Nr. 2 Abs. 2 gilt als Reichs- oder Staatsdienst
„neben dem Militärdienste jede Anstelluug oder Be
schäftigung als Beamter" ... (usw.). § 57 Nr. 2 Abs. 2 sei der
Die Revision meint nun, im
Militärdienst zwar als Reichs- oder
Staatsdienst, nicht aber als Anstellung oder Beschäftigung bezeichnet, und nur die hier aufgeführte Anstellung und Beschäftigung gelte nach dem § 44 als Reichs- oder heimischer Staatsdienst. Das ist, wie keiner näheren Ausführung bedarf, unhaltbar; die Worte, „neben dem Militärdienste"
können
nicht
einfach
gestrichen
werden
und
zwingen zu der Auslegung des Vorderrichters, daß auch der Militär-
dienst als eine Anstellung oder Beschäftigung im Sinne des § 44 in Betracht kommt. Diese Auslegung steht auch mit der Entstehungsgeschichte des
Gesetzes, auf die sich die Revision beruft, im Einklänge.
Wenn auch
in den von der Revision mitgeteilten §§ 36, 38 des ersten und in
den §§ 12, 14 des zweiten Vorentwurfs von „heimischem Beamten dienste", nicht von heimischem Staatsdienste die Rede gewesen ist, so ergibt doch die Begriffsbestimmung in dem (dem § 44 des Gesetzes entsprechenden) § 52 Abs. 3 des ersten Vorentwurfs, die, ebenso wie § 57 Nr. 2 Abs. 2 RBeamtG., die Worte „neben dem Militär dienste" enthielt, daß auch im Sinne dieses Entwurfs der Militär dienst als heimischer Dienst in Betracht kommt; auch die Fassung
des entsprechenden § 27
des zweiten Vorentwurfs, der den § 57
Nr. 2 Abs. 2 für entsprechend anwendbar erklärte, rechtfertigt dieselbe
Auslegung.
Aber jedes etwa aus der Fassung der Vorentwürfe her
zuleitende Bedenken hat für das Gesetz selbst alle Bedeutung ver
loren, da dieses nicht von „heimischem Beamtendienste", sondern von „Reichs- oder heimischem Staatsdienste" spricht.
Die von der Revision weiter angezogene Begründung zu § 44
des dem Reichstage vorgelegten Entwurfs (§ 44 des Gesetzes) läßt zwar bei Wiedergabe des Inhalts des § 57 Nr. 2 Abs. 2 RBeamtG. die Worte „neben dem Militärdienste" fort; statt ihrer ist aber das
Wort „auch" eingeschaltet worden, das sich, da der übrige Inhalt
des § 57 Nr. 2 Abs. 2 völlig wiedergegeben ist, nur auf den Militär dienst beziehen kann.
Auch diese Begründung spricht also eher für
als gegen die Auslegung des Vorderrichters.
Die Revision beruft sich ferner noch auf eine Stelle in der Begründung des Gesetzentwurfs (S. 26); bei Anführung der Gründe
für die Neuerung, daß für die nicht aus dem Reichs- oder heimischen Staatsdienst in den Kolonialdienste übernommenen Beamten das Er
fordernis zehnjähriger Dienstzeit als Voraussetzung
der Pensions
berechtigung in Wegfall kommen soll, wird gesagt, diese Kolonial beamten müßten — anders als die aus dem Reichs- oder heimischen
Staatsdienste hervorgegangenen — die zehn Jahre ganz im Kolonial dienste zurücklegen, „abgesehen von Ausnahmefällen, z. B. wenn sie aus dem Militärdienste hervorgegangen waren".
Das Berufungs
gericht findet in diesen Worten nur eine Bezugnahme auf die Vor-
schrift des § 47 RBeamtG., welche die Anrechnung der Zeit des aktiven Militärdienstes
auf
die Zivildienstzeit
bei
der Pensions
berechnung vorschreibt und auch auf diejenigen Kolonialbcamten An wendung findet, die nicht unmittelbar aus dem Miliiärdienst in den
Kolonialdienst übergetreten sind.
Wenn die Revision demgegenüber
ausführt, daß eine solche Anrechnung auch bei den nicht aus dem heimischen Dienste hervorgegangenen Beamten selbstverständlich sei
und ein Hinweis darauf um so mehr entbehrlich gewesen wäre, als der Entwurf für diese eine Pension ohne Rücksicht auf ihre Dienst jahre vorgesehen habe, so übersieht sie, daß gerade diese Neuerung in jenen Sätzen der Motive begründet wird und daß nach dem Zu
sammenhänge durch die obigen Worte nicht etwas Besonderes hervor gehoben, sondern nur im Interesse der sachlichen Richtigkeit eine selbstverständliche Einschränkung des Hauptsatzes ausgesprochen werden
soll.
Es mag jedoch dahingestellt bleiben, ob der Vorderrichter jene
Worte richtig deutet oder nicht.
Jedenfalls kann dieser beiläufigen
Bemerkung der Begründung keine ausschlaggebende Bedeutung gegen über dem Gesetze selbst beigelegt werden.
Die Revision bezeichnet endlich die Einbeziehung der aus dem Militärdienste herangezogenen Kolonialbeamten unter die Vorschriften der §§ 34flg. RBeamtG. als im Widerspruch stehend mit den durch die Neuregelung des Kolonialbeamtengesetzes verfolgten Zielen.
Nach
der Begründung (S. 26flg.) sei die Anwendbarkeit dieser Vorschriften auf alle aus dem heimischen Dienste herangezogenen Beamten nur
deshalb als erträglich angesehen worden, weil bei ihnen im Falle von Tropendienstunfähigkeit, aber nicht auch von heimischer Dienst unfähigkeit sich die Rückübernahme in den Dienst, aus dem sie ge kommen seien und in den sie nach § 29 KolonBeamtG. wieder ein
treten müßten, ermöglichen lasse; dagegen sei eine Rückübernahme
der unmittelbar aus dem Militärdienst in den Kolonialdienst über nommenen Beamten, jedenfalls der den Unterklassen des Heeres oder der Marine angehörigen, in den heimischen Dienst unmöglich.
Demgegenüber ist zu bemerken, daß die besondere Regelung der Pensionsansprüche
der nicht aus dem heimischen Dienste
hervor
gegangenen Kolonialbeamtm in den §§ 14flg. KolonBeamtG. zwar auch damit begründet wird, daß die Unterbringung dieser Kolonial
beamten in dem heimischen Dienste bei ihrem Ausscheiden aus dem
Kolonialdienst in verschwindend wenigen Fällen gelungen sei; daneben
war aber auch die Erwägung maßgebend, daß diese Kolonial beamten — als Beispiele werden Ärzte, Tierärzte, Techniker, Kauf leute, Schreiber, Handwerker angeführt — trotz ihrer Unfähigkeit
zum Kolonialdienste noch fähig seien, ihrem früheren privaten Berufe nachzugehen, nicht selten sogar aus ihrer zeitweiligen Verwendung
im Kolonialdienste vermöge der dort erworbenen Kenntnisse Nutzen für ihren Privatberuf ziehen könnten.
Das Gesetz bezweckt keines
wegs lediglich die Wahrung fiskalischer Interessen, sondern auch, wie in der Begründung (S. 16, 26) wiederholt betont wird, die
Verbesserung der Lage der Kolonialbeamten. vereinbar,
Damit ist es
un
wenn die aus dem Militärdienst in den Kolonialdienst
übernommenen Beamten nur, wenn und soweit sie erwerbsunfähig sind, Anspruch auf Pension haben sollen.
Gerade bei diesen Be
amten, die meist in sehr jungen Jahren in den Militärdienst ein
getreten sind und lange Jahre darin zugebracht haben, kann nach ihrem
Ausscheiden
aus
dem
Kolonialdienste von der Ausübung die Marine erwählten
eines vor dem Eintritt in das Heer oder
Privatberufs regelmäßig keine Rede mehr sein, und das Eingreifen
eines neuen Berufs wird ihnen in der Regel auch sehr schwer fallen oder ganz unmöglich sein; der Kläger war z. B. bei seinem Aus
scheiden aus dem Kolonialdienste bereits 52 Jahre alt.
Die Ansicht
des Beklagten führt demnach zu einer den Zielen des Gesetzes wider sprechenden, unerträglichen Härte; wäre sie richtig, so würde gerade für die Angehörigen der Unterklassen des Soldatenstandes ein Über
tritt
in
den Kolonialdienst
geschlossen sein.
wegen
der Pensionsverhältnisse aus
Die dem Wortlaut entsprechende Auslegung
des
§ 44 KolonBeamtG. ist mithin auch sachlich gerechtfertigt."
89.
Kann bei der Begründung eines Rentenguts durch Vermittelung
der Generalkommission die mangelnde Form, obwohl keine Auflassung stattfindet, geheilt werden?
Preuß. Gesetz vom 7. Juli 1891, betr. die Beförderung der Errich tung von Rentengütern, § 12.
BGB. § 313.
Kolonialdienst in verschwindend wenigen Fällen gelungen sei; daneben
war aber auch die Erwägung maßgebend, daß diese Kolonial beamten — als Beispiele werden Ärzte, Tierärzte, Techniker, Kauf leute, Schreiber, Handwerker angeführt — trotz ihrer Unfähigkeit
zum Kolonialdienste noch fähig seien, ihrem früheren privaten Berufe nachzugehen, nicht selten sogar aus ihrer zeitweiligen Verwendung
im Kolonialdienste vermöge der dort erworbenen Kenntnisse Nutzen für ihren Privatberuf ziehen könnten.
Das Gesetz bezweckt keines
wegs lediglich die Wahrung fiskalischer Interessen, sondern auch, wie in der Begründung (S. 16, 26) wiederholt betont wird, die
Verbesserung der Lage der Kolonialbeamten. vereinbar,
Damit ist es
un
wenn die aus dem Militärdienst in den Kolonialdienst
übernommenen Beamten nur, wenn und soweit sie erwerbsunfähig sind, Anspruch auf Pension haben sollen.
Gerade bei diesen Be
amten, die meist in sehr jungen Jahren in den Militärdienst ein
getreten sind und lange Jahre darin zugebracht haben, kann nach ihrem
Ausscheiden
aus
dem
Kolonialdienste von der Ausübung die Marine erwählten
eines vor dem Eintritt in das Heer oder
Privatberufs regelmäßig keine Rede mehr sein, und das Eingreifen
eines neuen Berufs wird ihnen in der Regel auch sehr schwer fallen oder ganz unmöglich sein; der Kläger war z. B. bei seinem Aus
scheiden aus dem Kolonialdienste bereits 52 Jahre alt.
Die Ansicht
des Beklagten führt demnach zu einer den Zielen des Gesetzes wider sprechenden, unerträglichen Härte; wäre sie richtig, so würde gerade für die Angehörigen der Unterklassen des Soldatenstandes ein Über
tritt
in
den Kolonialdienst
geschlossen sein.
wegen
der Pensionsverhältnisse aus
Die dem Wortlaut entsprechende Auslegung
des
§ 44 KolonBeamtG. ist mithin auch sachlich gerechtfertigt."
89.
Kann bei der Begründung eines Rentenguts durch Vermittelung
der Generalkommission die mangelnde Form, obwohl keine Auflassung stattfindet, geheilt werden?
Preuß. Gesetz vom 7. Juli 1891, betr. die Beförderung der Errich tung von Rentengütern, § 12.
BGB. § 313.
V. Zivilsenat. I. II.
Urt. v. 18.Juni 1913 i. S. O. (Bekl.) w. Sch. (Kl.). Rep. V. 75/13. Landgericht Kiel. Oberlandesgericht daselbst.
Der Beklagte will der unstreitigen Kaufpreisrestforderung des Klägers gegenüber aufrechnen mit einer Kaufpreisrestforderung aus dem Verkaufe eines neugebildeten Rentenguts an den Kläger. Dieser hat die Zulässigkeit der Aufrechnung bestritten. Das Landgericht hat die Aufrechnung für unzulässig erklärt, und das Berufungs gericht ist hinsichtlich der Aufrechnung mit dieser Forderung dem Landgerichte beigetreten. Unter Aufhebung des Berufungsurteils wurde die Sache vom Reichsgerichte zurückverwiesen. Aus den Gründen: „Für diesen Rechtszug ist lediglich die Frage in Streit, ob der Beklagte gegen die unbestrittene Kauspreisforderung des Klägers aufrechnen darf mit seiner ungesicherten Kaufpreisforderung aus dem mit dem Kläger durch Vermittelung der Generalkommission geschlossenen Rentengutsvertrag und der nebenher unter den Parteien mündlich getroffenen Vereinbarung vom 20. April 1911, daß es trotz der für den Rentengutsvertrag vorgesehenen Festsetzung des Kaufpreises auf 24500 Jt bei der früher getroffenen Abrede eines Kaufpreises von 1300 Jt für das Hektar verbleiben solle. Das Berufungs gericht hat die Fragen geprüft, ob etwa eine solche Vereinbarung, weil gegen ein gesetzliches Verbot verstoßend, aus § 134 BGB. nichtig sei, und ob die Formlosigkeit der Abrede, da hier keine Auf lassung stattgefunden hat, sondern gemäß § 12 Abs. 2 des Preuß. Gesetzes v. 7. Juli 1891, betreffend die Beförderung der Errichtung von Rentengütern, der Kläger auf amtliches Ersuchen der General kommission in das Grundbuch als Eigentümer eingetragen worden ist, durch diese Eintragung geheilt worden sei. Es hat die erste Frage verneint und die zweite bejaht, und es ist somit zu dem die Grundlage seiner Entscheidung bildenden Ergebnis gelangt, daß die Kaufvereinbarung der Parteien über das Rentengut in dem von ihnen gewollten vollen Umfange wirksam sei, so daß danach dem Beklagten eine Kaufpreisforderung ungefähr in dem von ihm geltend gemachten Betrage zustehe, abgesehen von der für ihn eingetragenen Hypothek und der vorgesehenen baren Anzahlung von 3000 Jt. ... Mit
dieser von ihm auf 7675,33 M angegebenen, ungesicherten Restkauf
geldforderung will der Beklagte aufrechnen.
Das Berufungsgericht
hat die Aufrechnung mit dem noch nicht getilgten Teile der bar zu
leistenden Anzahlung, mit den Nebenforderungen und den Zinsen zugelassen, sie dagegen für jene Restkaufgeldforderung abgelehnt, da
sie vertraglich ausgeschlossen sei. Dagegen wendet sich die Revision, indem sie diesen vertraglichen
Ausschluß der Aufrechnung bekämpft.
Es bedurfte jedoch eines Ein
gehens hieiauf nicht, da das Urteil aus einem anderen Grunde auf
zuheben war.
Es kann dahingestellt bleiben, ob die Auffassung des
Berufungsgerichts, daß kein Verstoß gegen § 134 BGB. vorliege,
Billigung verdient.
Rechtsirrig ist in jedem Falle die weitere An
nahme des Berufungsgerichts, daß das formlos getroffene Abkommen über den Preis von 1300 Jt für das Hektar durch die Eintragung
des Klägers als Eigentümers in das Grundbuch geheilt sei.
Damit
fällt aber die Grundlage für das Berufungsurteil, daß die Kauf
vereinbarung in dem vollen, von den Parteien gewollten Umfange wirksam sei. Unter dem Formzwange des § 313 Satz 1 BGB. steht der ganze Kaufvertrag mit allen Vereinbarungen, aus denen sich nach
dem Willen der Vertragsparteien der schuldrechtliche Veräußerungs vertrag zusammensetzen soll.
Anderseits erstreckt sich die in § 313
Satz 2 BGB. vorgesehene Heilung des Formmangels auch auf das
nur mündlich Vereinbarte aber nicht Beurkundete (Warn. Rechtspr. 1908 Nr. 134). Diese Heilung der Form wird herbeigeführt durch die Auflassung und Eintragung in das Grundbuch. Zur Eigen
tumsübertragung
an
Grundstücken
ist
außer der Eintragung die
Einigung der Beteiligten über den Eigentumsübergang in Form der Auflassung erforderlich, die sich als selbständiger dinglicher Vertrag darstellt. Wie die Motive zum Bürgerlichen Gesetzbuche (Bd. 2 S. 191) zutreffend bemerken, erlangt der obligatorische Vertrag, so wie er
zur Zeit der Auflassung unter den Vertragschließenden besteht, nach
seinem ganzen Inhalte Gültigkeit.
Der Grund hierfür ist, wie sich
aus den Protokollen ergibt, darin zu finden, daß... der bezweckte Schutz vor Übereilung noch in ausreichendem Maße, wenigstens hin sichtlich des Preises, insofern erreicht werde, als sich zwischen den
formlosen Abschluß und das Gültigwerden des obligatorischen Ver-
trags die Auflassung einschiebe, wodurch Frist zur Überlegung ge
wonnen werde (Prot. Bd. 1 S. 463). Dementsprechend hat denn auch die Rechtsprechung ständig daran festgehalten, daß in dem form gerecht errichteten obligatorischen Vertrage nicht enthaltene Verein barungen nur dann gültig werden, wenn nachgewiesen wird, daß die Beteiligten sie bei der Auflassung haben aufrecht erhalten wollen. Zahlreiche Entscheidungen des Reichsgerichts befassen sich mit der Prüfung der Frage, ob angenommen werden könne, daß die Parteien auch noch zur Zeit des Vollzugs der Auflassung an derartigen Ver einbarungen festgehalten haben (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 52, S. 5, Bd. 65 S. 392; Jur. Wochenschr. 1909 S. 191 Nr. 5; Gruchot Bd. 48 S. 793; Warn. Rechtspr. 1909 Nr. 350). Liegt aber hiernach der Grund der Heilung darin, daß an dem nicht formgerecht Vereinbarten auch noch zur Zeit des Abschlusses des dinglichen Vertrags der Auflassung festgehalten wird, so kann die Heilung da nicht eintreten, wo der Eigentumsübergang ohne solchen dinglichen Vertrag erfolgt. Dies ist der Fall bei Begründung eines Rentenguts durch Vermittelung der Generalkommission. Denn hier wird das Eigentum dadurch erworben, daß die Generalkommission den von ihr bestätigten Vertrag dem zuständigen Grundbuchrichter mit dem Ersuchen auf Umschreibung des Eigentums einreicht und der Grundbuchrichter daraufhin den Eigentumsübergang in das Grundbuch einträgt (§ 12 des Ges. vom 7. Juli 1891). Hier ist demnach für die Auflassung kein Raum und es kann Haack (Die Preußischen Gesetze über Rentengüter S. 47) nicht zugegeben werden, daß der Rentengutsvertrag die Auflassung ersetze. Wie sich aus Art. 12 § 1 preuß. AG. z. BGB klar ergibt, sollte lediglich für den durch Vermittelung der Generalkommission geschlossenen obligatorischen Vertrag durch Gestattung der einfachen Schriftform eine Form erleichterung geschaffen werden, die sich dadurch erklärt, daß „durch das Eingreifen der Behörden den Rücksichten Genüge geschieht, die im Bürgerlichen Gesetzbuche zum Erfordernisse der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung für obligatorische Grundstücksveräußerungs verträge geführt haben" (Begr. S. 16). Es ist auch nicht richtig, wenn Stranz u. Gerhard (preuß. AG. z. BGB. Art. 12 § 1 Sinnt. 5), denen sich Grusen und Müller (preuß. AG. z. BGB. Art. 12 § 1 Amn. 5 b) anschließen, annehmen, aus
der „ratio der Vorschrift des § 313 Satz 2 BGB." gehe hervor,
daß im Falle des § 12 des Ges. vom 7. Juli 1891 zur Heilung
die Eintragung in das Grundbuch genüge.
Denn sie irren, wie sich
aus dem Ausgeführten ergibt, wenn sie ihre Auffassung damit be-gründen, daß die Übertragung des Eigentums das „für die Heilung entscheidende Moment" sei.
Ebenso erscheint die Crusen-Müllersche
Begründung nicht haltbar, die in der auf Ersuchen der General kommission erfolgenden Eintragung des neuen Eigentümers in das
Grundbuch den heilenden „Auflassungsersatz" sieht.
Daß nicht die
Eintragung das Entscheidende ist, sondern die Auflassung und deren
Entgegennahme, d. h. der dingliche Vertrag, ergibt sich schon daraus, daß § 10 des preuß. Gesetzes vom 5. Mai 1872 die Heilung lediglich Auflassung knüpfte, und das Bürgerliche Gesetzbuch Auf
an die
lassung und Eintragung nur deshalb erfordert, weil, entgegen dem preußischen Grundbuchrechte, die Eintragung der Auflassung nicht mehr in allen Fällen unmittelbar nachfolgt.
Es fehlt daher hier an
dem dinglichen Vertrage, dem man ausreichend schützende Wirkung beigemessen hat, um von der Beobachtung der Formvorschriften des
§ 313 Satz 1 BGB.
absehen zu können, und es fehlt daher auch
an dem Zeitpunkte, der maßgebend ist für die erforderliche Fest
stellung, daß die Parteien zur Zeit des Abschlusses des dinglichen
Vertrags
noch
an dem formlos Vereinbarten festgehalten haben.
Es kann deswegen eine Heilung nicht eintreten (f. auch Turnau-
Förster, Liegenschaftsrecht Bd. 1 S. 422).
Man wird auch nicht
das Urteil des erkennenden Senats vom 16. April 1910 (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 73 S. 275) hiergegen anführen können,
da
dort gerade die Heilung in dem formgerecht zustande gekommenen
dinglichen Vertrage gefunden wird." ...
90.
Habe» die auf dem Schiffe zur Beförderung kommende» Postsendungeu zur großen Haverei beizntragen?
HGB. §§ 700, 718, 723. Postgesetz § 5. I. Zivilsenat.
Urt. v. 18. Juni 1913 i. S. Norddeutscher Lloyd
(Bekl.) w. die H. und S. B.-Co. (Kl.). Entsch. in Zivils. 51. F. 32 (82).
Rep. I. 26/13. 27
der „ratio der Vorschrift des § 313 Satz 2 BGB." gehe hervor,
daß im Falle des § 12 des Ges. vom 7. Juli 1891 zur Heilung
die Eintragung in das Grundbuch genüge.
Denn sie irren, wie sich
aus dem Ausgeführten ergibt, wenn sie ihre Auffassung damit be-gründen, daß die Übertragung des Eigentums das „für die Heilung entscheidende Moment" sei.
Ebenso erscheint die Crusen-Müllersche
Begründung nicht haltbar, die in der auf Ersuchen der General kommission erfolgenden Eintragung des neuen Eigentümers in das
Grundbuch den heilenden „Auflassungsersatz" sieht.
Daß nicht die
Eintragung das Entscheidende ist, sondern die Auflassung und deren
Entgegennahme, d. h. der dingliche Vertrag, ergibt sich schon daraus, daß § 10 des preuß. Gesetzes vom 5. Mai 1872 die Heilung lediglich Auflassung knüpfte, und das Bürgerliche Gesetzbuch Auf
an die
lassung und Eintragung nur deshalb erfordert, weil, entgegen dem preußischen Grundbuchrechte, die Eintragung der Auflassung nicht mehr in allen Fällen unmittelbar nachfolgt.
Es fehlt daher hier an
dem dinglichen Vertrage, dem man ausreichend schützende Wirkung beigemessen hat, um von der Beobachtung der Formvorschriften des
§ 313 Satz 1 BGB.
absehen zu können, und es fehlt daher auch
an dem Zeitpunkte, der maßgebend ist für die erforderliche Fest
stellung, daß die Parteien zur Zeit des Abschlusses des dinglichen
Vertrags
noch
an dem formlos Vereinbarten festgehalten haben.
Es kann deswegen eine Heilung nicht eintreten (f. auch Turnau-
Förster, Liegenschaftsrecht Bd. 1 S. 422).
Man wird auch nicht
das Urteil des erkennenden Senats vom 16. April 1910 (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 73 S. 275) hiergegen anführen können,
da
dort gerade die Heilung in dem formgerecht zustande gekommenen
dinglichen Vertrage gefunden wird." ...
90.
Habe» die auf dem Schiffe zur Beförderung kommende» Postsendungeu zur großen Haverei beizntragen?
HGB. §§ 700, 718, 723. Postgesetz § 5. I. Zivilsenat.
Urt. v. 18. Juni 1913 i. S. Norddeutscher Lloyd
(Bekl.) w. die H. und S. B.-Co. (Kl.). Entsch. in Zivils. 51. F. 32 (82).
Rep. I. 26/13. 27
418
Sv.
Grotze Haverei.
Beitragspflicht der Post.
Landgericht Bremen, Kammer für Handelssachen. Oberlandesgericht Hamburg.
I. II.
Die Klägerin in Hamburg hat durch die Reichspost eine Sendung Gold erhalten, welche für sie in Shanghai aufgegeben und auf dem Wasserweg
des Beklagten bis Genua
einem Schiff
in
worden war.
gelitten, der in großer Haverei zur Vergütung kam.
zog
befördert
Der Dampfer hatte, bevor er Genua erreichte, Schaden
der Dispacheur in Bremen auch
Sendung heran.
Zur Vergütung
die Klägerin wegen obiger
Die Klägerin erhob gegen die Dispache Wider
spruch und in Verfolgung des Widerspruchs Klage. Die erste Instanz wies die Klage ab.
In der zweiten Instanz
Das Reichsgericht hat die dagegen ein
drang die Klägerin durch.
gelegte Revision des Beklagten zurückgewiesen aus folgenden
Gründen: „Der Klageantrag erscheint insofern ohne weiteres als begründet, als es — auch wenn die Beitragspflicht der Postsendungen in großer
Haverei anzuerkennen wäre — an jeder Berechtigung dafür fehlen würde, wegen der hier in Frage kommenden Sendung gerade die
Klägerin heranzuziehen.
Sie hat weder mit dem Beklagten einen
Frachtvertrag geschlossen, noch vor allem hat sie aus dem Dampfer
Prinz Ludwig
des
Beklagten
Güter
ausgeliefert
erhalten.
Wie
der vorliegende Vertrag des Norddeutschen Lloyd mit dem Deutschen Reiche, insbesondere § 18 ergibt, ist die Reichspost diejenige, welche
sich
zur
Ausführung
der
ihr
obliegenden
überseeischen
Trans
porte wegen der Seestrecke des Weges des Schiffsdienstes des Be klagten versichert hat.
Wie die einzelnen Beförderungen der jedes
maligen Post rechtlich zu bestimmen sind, kann unerörtert bleiben. Selbst wenn man, schlechthin oder wenigstens da, wo die Sendung
nicht von Postbeamten begleitet wird, einen Frachtvertrag zu unter stellen hätte, wären deshalb Absender und Empfänger dem Schiffe
gegenüber nicht die Absender und Empfänger der einzelnen Briefe und Pakete,
sondern es wäre die Postverwaltung,
die
ihrerseits
die gesammelten — vermutlich nach verschiedenen Gattungen in ver
schlossenen Postsäcken vereinigten und daher im einzelnen auch wohl
der Kenntnis des Schiffers gar nicht zugänglichen — Postsachen dem Schiffe einliefert und von ihm wieder empfängt. Also nicht so sehr auf jeder einzelnen Sendung oder auf jeder einzelnen Weit-
sendung, als vielmehr auf der „Post" im ganzen würde die Beitrags pflicht ruhen, und der nach § 726 Abs. 2 HGB. persönlich ver
pflichtete Empfänger wäre die Reichspost. Sendung würde nach Auslieferung
Der Adressat der einzelnen
an ihn dritter Erwerber sein,
demgegenüber nicht einmal das Pfandrecht nach § 725 HGB. geltend gemacht werden kann, wenn er bei Erlangung des Besitzes in gutem
Glauben war.
Vorliegendenfalls wird in Beziehung auf die Klägerin
nichts behauptet, was gegen ihren guten Glauben spräche.
Ob ihr
nach Empfang der Güter Mitteilung von einem Vergütungsanspruch
gemacht ist, erscheint ohne Bedeutung. Sodann ist dem Berufungsrichter auch darin beizutreten, daß
er die Beitragspflicht der Post überhaupt verneint.
Die entscheidenden
Gesichtspunkte, auf die noch einzugehen sein wird, sind vom Vorder richter
zutreffend
hervorgehoben
worden.
Vorweg
sei
bemerkt,
daß, was der Beklagte dagegen nunmehr vorbringt, nicht durch
schlagend ist. Es wird nicht zu bestreiten sein, daß, wenn bei einer Bergung in Seenot gerade auch die „Post" in den Gewahrsam des Bergenden gelangt,
dieser in der Lage ist, daran das Pfandrecht
geltend zu machen.
Aber dann liegt es auch tatsächlich so, daß die
Gesichtspunkte ausgcschaltet sind, aus denen die angefochtene Ent scheidung begründet wird.
ereignisse und
Das Postgeheimnis ist, durch Elementar
ihre Folgen,
preisgegeben,
und von einer pünkt
lichen Bestellung der Sendung an die Adressaten ist ohnehin nicht mehr die Rede.
Richtig ist auch, daß die Frage nicht ohne weiteres durch § 663 HGB. entschieden wird.
Aber der Vorderrichter
verwertet
diese
Norm auch gar nicht. Ebensowenig ist für die Frage, ob die Post zur Ladung gehört, aus § 663 eine Entscheidung zu gewinnen. Die Havereigemeinschaft beruht nicht auf dem Frachvertrag, und beitrags pflichtig sind auch Güter, die sich an Bord befinden, ohne daß ein Frachtvertrag geschlossen ist. Überhaupt aber läßt sich aus dem Be
griffe der Ladung ein selbständiger Entscheidungsgrund nicht gewinnen. Denn würde man auch aus allgemeinen Gesichtspunkten die Post der
Ladung zurechnen müssen, so bliebe die Frage, ob nicht eine — wenn auch im Gesetze, wenigstens im Handelsgesetzbuche, nicht geschriebene — Ausnahme anerkannt werden muß.
Entscheidung mit Recht angenommen.
Und das hat die angefochtene
Zuzugeben ist ohne weiteres, daß der der großen Haverei zu grunde liegende Gedanke der Gefahrgemeinschaft an und für sich er
fordert,
ebenso wie die übrigen
Frachtgüter
auch
diejenigen
im
Schiffe befindlichen Postsendungen, welche einen Sachwert besitzen,
zur Beitragspflicht heranzuzichen.
Es mutet wie eine Ungerechtigkeit
an, namentlich wenn es sich, wie hier, um sehr große Werte handelt, daß diese ein Vorrecht genießen sollen und, trotzdem auch ihnen das Opfer zugute gekommen ist, zum Ausgleich nicht sollen beizutragen
haben.
Aber es ist auch zu beachten, daß an sich niemand der an
der Gefahrgemeinschaft Beteiligten im voraus einen Anspruch in der Richtung hat,
wie hoch
die mit den seinigen die
die Werte sind,
Seegefahr zu teilen haben,
daß
dies immer mehr
oder weniger
aus denen sich die gesamte Gefahr des Transportes zusammensetzt, gegen die er auf Zufall beruht und einen der Umstände bildet,
sich zu mehr
oder weniger
Ungerechtigkeit
liegt daher
versichern kann.
festen Sätzen
nicht
so
sehr
Jene
in der Benachteiligung
der übrigen, als vielmehr in der anscheinend ungerechtfertigten Be vorzugung der einen, der Reichspost.
diese Bevorzugung
Darum handelt es sich, ob
der Postsendungen ungerechtfertigt sein würde,
oder ob nicht vielmehr die Post kraft der rechtlichen Stellung, die ihr im öffentlichen Interesse und auf Grund von Normen des öffent
lichen Rechtes eingeräumt ist, die den
Vorschriften
des Handels
gesetzbuchs vorgehen, wie in manchen anderen Beziehungen so auch hier ein Vorrecht in Anspruch nehmen kann.
Und da sind es die
beiden vom Oberlandesgerichte hervorgehobenen Gesichtspunkte, welche
durchschlagen. Zunächst das öffentliche Interesse an der glatten, pünktlichen,
sicheren Bestellung der überseeischen Post.
Selbst wenn zuzugeben
wäre, daß die Ablieferung der Post aus dem Schiffe an die Post verwaltung deshalb keine Verzögerung zu erleiden brauchte, weil —
die Anwendbarkeit der Einzelbestimmungen einmal
vorausgesetzt
—
der
Schiffer
sich
des Handelsgesetzbuchs
dem
zahlungsfähigen
Empfänger gegenüber damit genügen lassen könnte, zu erklären, daß Havereibeitrag auf der Sendung liege, so wäre das doch immer nur guter Wille des Schiffers.
Die Rechtslage würde eine andere, mit
den Aufgaben der Post namentlich auch dann unvereinbare sein, wenn es sich um internationalen Durchgangsverkehr handelt, der auf
Staatsverträgen
beruht.
Aber auch
im
inneren Verkehr
kommt
cs nicht nur auf diese Ablieferung aus dem Schiffe, sondern vor allem auf die Bestellung der einzelnen Sendungen an die Adressaten an.
Die Post müßte, will sie ihres Rückgriffs auf diese nicht ver
lustig gehen,
lastung
den Empfängern ebenfalls Mitteilung von der Be
der Sendungen machen und sie damit vor die Entscheidung
stellen, sich durch deren Annahme Ansprüchen auszusetzen, die ihrer Höhe nach ganz dunkel sind.
Das würde zu einer Art und Weise
der Bestellung der überseeischen Post führen, die der heutigen Ver kehrsanschauung ganz unerträglich erscheinen müßte.
Wollte man dieses Bedenken in das Gebiet der Erwägungen
de lege ferenda verweisen, lex lata.
so
fehlt es
doch
auch nicht an
der
Es ist § 5 des Postgesetzes, der sich mit zwingender
Gewalt entgegenstellt.
Mit der Wahrung des Postgeheimnisses ist
die Heranziehung der Postsendungen schlechthin unvereinbar.
Die
Vorschriften des Handelsgesetzbuchs setzen voraus, daß der Schiffer in der Lage ist, die beitragspflichtigen Gegenstände festzuhalten, und für das etwa noch Fehlende sorgt § 729 Abs. 2 HGB., der vor
schreibt, daß jeder Beteiligte die Nachweise beizubringen hat, über
die er verfügt.
In Beziehung aber auf die Post ist der Schiffer
entweder vollständig in Unkenntnis oder, wenn er etwas weiß, ist
ihm kraft öffentlichen Rechtes verboten, es zu offenbaren.
Der ganze
Sinn des Postgeheimnisses ist doch der, daß jedermann mit vollster
Sicherheit darauf rechnen kann, über seine Versendungen werde nichts
verlauten, noch weniger werde ihnen nachgeforscht werden.
Nur ganz
bestimmte Ausnahmen auf Grund ausdrücklicher Gesetzesvorschriften sind hier zugelaffen.
Die Postverwaltung könnte vielleicht angehalten
werden, wenigstens den Gesamtbetrag aller Wertangaben mitzuteilen.
Allein abgesehen davon, daß auch das unter Umständen wegen des angeführten § 5 PostG. bedenklich und unzulässig sein kann, ist doch
sattsam bekannt, daß damit der wahre Stand der Dinge ganz und gar nicht kundgegeben wäre.
verbietet das Gesetz. sein,
Und der Sache weiter nachzugehen,
Am wenigsten aber kann das der Rechtszustand
daß es ganz vom Zufall abhängen soll, ob jenachdem, wie
im einzelnen Falle Tatsachen durchsickern, die einzelne Sendung in zutreffender Weise herangezogen wird oder nicht.
Sollte, wie be
richtet wird, bisher noch niemals unternommen worden sein, die
Postsendungen zur großen Haverei heranzuziehen, so würde sich darin nur das richtige Gefühl für die auf bestimmter Norm be ruhende Rechtsstellung der Post bekundet haben."
91. Setzt die Zustellung eines Urteils die Rechtsmittelfrist in Lauf, wenn die Urschrift die gesetzlich erforderlichen Unterschriften nicht trägt, die Ausfertigung aber vollständig ist und diesen Mangel nicht erkennen läßt?
Vereinigte Zivilsenate. Beschs, v. 2. Juni 1913 i. S. R. (Kl.) w. Sch. (Bell ). Rep. II. 405/12. I.
II.
Landgericht Gießen.
Oberlandesgericht Darmstadt.
Die vereinigten Zivilsenate haben die vorstehende Rechtsfrage bejaht.
Gründe: „Das Reichsgericht hat sich mit der Frage, ob ein Urteil als wirksam zugestellt zu erachten ist, wenn es zur Zeit der Zustellung nicht den in § 315 Abs. 1 ZPO. gegebenen Vorschriften entsprechend unterschrieben war, mehrfach zu beschäftigen gehabt; so in den Urteilen vom 5. Februar 1892 Rep. III 244/91 (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 29 S. 366), vom 9. November 1901 Rep. I 221/01 (Jur. Wochenschr. 1901 S. 840 Nr. 16, auch Gruchots Beitr. Bd. 46 S. 1078), vom 30. September 1903 Rep. V. 121/03 (Jur. Wochenschr. 1903 S. 383 Nr. 6), ferner in einem Beschluß vom 24. April 1909, Rep. V. A 78/09. In diesen Fällen war aus den den Parteien erteilten und zur Zustellung gelangten Urteilsausfertigungen zu er sehen, daß die Urteile nicht der Vorschrift des § 315 Abs. 1 ZPO. entsprechend unterschrieben waren. Das Reichsgericht hat die Zu stellung der Urteile für unwirksam erklärt und die gegen sie ein gelegten Rechtsmittel, als vor Zustellung des Urteils erhoben, für unzulässig erachtet (8 516 Abs. 2, § 552 Abs. 2 ZPO.). In einem anderen Falle (Urteil des II. Zivilsenats vom 6. Mai 1904, Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 58 S. 118) war im Eingänge des land-
Postsendungen zur großen Haverei heranzuziehen, so würde sich darin nur das richtige Gefühl für die auf bestimmter Norm be ruhende Rechtsstellung der Post bekundet haben."
91. Setzt die Zustellung eines Urteils die Rechtsmittelfrist in Lauf, wenn die Urschrift die gesetzlich erforderlichen Unterschriften nicht trägt, die Ausfertigung aber vollständig ist und diesen Mangel nicht erkennen läßt?
Vereinigte Zivilsenate. Beschs, v. 2. Juni 1913 i. S. R. (Kl.) w. Sch. (Bell ). Rep. II. 405/12. I.
II.
Landgericht Gießen.
Oberlandesgericht Darmstadt.
Die vereinigten Zivilsenate haben die vorstehende Rechtsfrage bejaht.
Gründe: „Das Reichsgericht hat sich mit der Frage, ob ein Urteil als wirksam zugestellt zu erachten ist, wenn es zur Zeit der Zustellung nicht den in § 315 Abs. 1 ZPO. gegebenen Vorschriften entsprechend unterschrieben war, mehrfach zu beschäftigen gehabt; so in den Urteilen vom 5. Februar 1892 Rep. III 244/91 (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 29 S. 366), vom 9. November 1901 Rep. I 221/01 (Jur. Wochenschr. 1901 S. 840 Nr. 16, auch Gruchots Beitr. Bd. 46 S. 1078), vom 30. September 1903 Rep. V. 121/03 (Jur. Wochenschr. 1903 S. 383 Nr. 6), ferner in einem Beschluß vom 24. April 1909, Rep. V. A 78/09. In diesen Fällen war aus den den Parteien erteilten und zur Zustellung gelangten Urteilsausfertigungen zu er sehen, daß die Urteile nicht der Vorschrift des § 315 Abs. 1 ZPO. entsprechend unterschrieben waren. Das Reichsgericht hat die Zu stellung der Urteile für unwirksam erklärt und die gegen sie ein gelegten Rechtsmittel, als vor Zustellung des Urteils erhoben, für unzulässig erachtet (8 516 Abs. 2, § 552 Abs. 2 ZPO.). In einem anderen Falle (Urteil des II. Zivilsenats vom 6. Mai 1904, Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 58 S. 118) war im Eingänge des land-
gerichtlichen Urteils unter den Richtern, die bei der Entscheidung mitgewirkt haben sollten, ein Richter aufgeführt, der tatsächlich nicht mitgewirkt hatte; das Urteil war auch von diesem Richter (statt von demjenigen, welcher mitgewirkt hatte) unterschrieben. Demgemäß war die Ausfertigung erteilt und die Zustellung erfolgt, so daß der Mangel weder aus der Urschrift des Urteils noch aus der Aus fertigung ersichtlich war, vielmehr ein vollständiges, fehlerfreies Urteil vorzuliegen schien. Hier hat der II. Zivilsenat die Zustellung für wirksam und für geeignet erachtet, die Rechtsmittelfrist in Lauf zu setzen (§ 516), indem er annahm, der Fall liege anders als die zuvor mitgeteilten, weil in den letzteren sowohl die Urteilsurkunden selbst wie die erteilten Ausfertigungen den Mangel hätten ersehen lassen, hier aber ein nach Urschrift wie Ausfertigung äußerlich in vollständiger Form abgefaßtes Urteil vorgelegen habe (§§317, 315 ZPO.). Endlich kommt ein vom IV. Zivilsenat mit Urteil vom 29. Februar 1912 Rep. IV. Nr. 556/11 (Jur. Wochenschr. 1912 S. 542 Nr. 22) ent schiedener Fall in Betracht. Dort war, wie wenigstens der Senat angenommen hat, ein von allen drei beteiligten Richtern unterschrie benes landgerichtliches Urteil nicht vorhanden gewesen, als der Ge richtsschreiber eine Ausfertigung erteilte, die das Urteil als von allen Dreien unterschrieben erscheinen ließ. Der IV. Zivilsenat hat die auf Grund dieser Ausfertigung erfolgte Zustellung des Urteils für unwirksam erklärt, weil zur Zeit der Urteilsausfertigung keine vollständige, von allen beteiligten Richtern unterschriebene Urteils urkunde vorhanden gewesen sei, und demgemäß das Rechtsmittel als vor Zustellung des Urteils eingelegt verworfen. Dem II. Zivilsenate lag darauf ein gleichgearteter Fall zur Ent scheidung vor; das landgerichtliche Urteil war nur von zwei Richtern unterschrieben, die erteilte und zur Zustellung gelangte Ausfertigung des Urteils wies das Urteil als von allen drei beteiligten Richtern unterschrieben auf. Der II. Zivilsenat wollte die Zustellung des Urteils in einem solchen Falle als wirksam und für geeignet erachten, die Rechtsmittelfrist in Lauf zu setzen, sah sich daran aber durch die erwähnte Entscheidung des IV. Zivilsenats gehindert und unter breitete deshalb die aus dem Eingänge dieses Beschlusses ersichtliche Rechtsfrage der Entscheidung der vereinigten Zivilsenate. Diese haben die Frage im Sinne der Auffassung des II. Zivilsenats be-
424
91.
Urteil.
Mangel der Unterschriften.
jaht. Sie sind dabei insbesondere von folgenden Erwägungen ge leitet worden. In den Urteilen des III., I., V. und IV. Zivilsenats (III. 244/91, I. 221/01, V. 121/03 und IV. 556/11) ist angenommen worden: wenn auch das gerichtliche Urteil mit der Verkündung erlassen und für den Richter, der es erlassen hat, unabänderlich sei (§§ 310 bis 312, 318; §§ 511, 5i5 ZPO ), so könne die Zustellung des Urteils doch erst erfolgen, wenn es in vollständiger Form abgefaßt und von allen Richtern, die bei der Entscheidung milgewirkt haben, unter schrieben sei (§§ 313, 315, 317, früher §§ 284, 286, 288). So lange das nicht geschthe, stelle sich das Urteil nur als ein Entwurf dar und dürfe es nach der ausdrücklichen Vorschrift des Gesttzes (ß 317 Abs. 2) nicht zum Gegenstand einer Ausfertigung oder Ab schrift gemacht werden. Daher könne eine Zustellung des schrift lichen Urteils erst stattfinden, wenn dieses von allen beteiligten Richtern unterschrieben sei. Eine vorher erfolgte Zustellung könne als Zustellung des Urteils nicht angesehen werden, also auch die Rechtsmittelfrist nicht in Lauf setzen. Es ist für die Entscheidung der den vereinigten Zivilsenaten unterbreiteten Rechtsfrage nicht erforderlich, zu diesen Sätzen und Schlußfolgerungen grundsätzlich und allgemein Stellung zu nehmen. Keinenfalls können sie in solchen Fällen zur Anwendung und Geltung gebracht werden, in denen es sich um die Zustellung einer äußerlich völlig korrekten Urteilsausfertigung handelt und die Prozeßbeteiligten, wie jedermann sonst, annehmen müssen, es liege ein ordnungsmäßig unterschriebenes Urteil vor, es befinde sich bei den Akten eine voll ständig abgefaßte, von allen Richtern, die bei der Entscheidung mit gewirkt haben, unterschriebene Urteilsurkunde, von einer solchen Urteils urkunde sei ihnen die Ausfertigung erteilt worden. In derartigen Fällen kann für die Frage, ob eine gültige, rechts wirksame Zustellung stattgehabt hat, nicht sowohl die Urteilsurkunde selbst, als vielmehr nur die von dem Urteil erteilte Ausfertigung Bedeutung haben. Das Urteil selbst, die Urschrift der Urteils urkunde, verbleibt bei den Akten; die Parteien sehen von ihr nichts. Nach außen tritt nur die Ausfertigung des Urteils in die Erscheinung, sie stellt für die Zustellung das Urteil selbst dar. Die Parteien können nur sie zur Grundlage ihrer weiteren Entschließungen und
Anträge machen; nur nach Maßgabe der Ausfertigung kann und
muß
eine Partei,
Rechte wahren.
die sich durch das Urteil beschwert fühlt, ihre Das kann sie aber nur durch Einlegung des an
sich statthaften Rechtsmittels.
Nur auf diese Weise kann sie das dem
äußeren Anschein nach und also, soweit erkennbar, zu Recht bestehende Urteil aus
der Welt schaffen.
Das im übrigen form- nnd frist-
gerecht eingelegte Rechtsmittel muß daher zulässig sein, und die Zu stellung der betreffenden Urteilsausfertigung muß die Rechtsmittelfrist in Lauf setzen. Die „Urschrift des zuzustellenden Schriftstücks" — das
jenige Schriftstück, von welchem nach den §§ 169, 170 ZPO. eine beglaubigte Abschrift dem Zustellungsempfänger zu übergeben ist — ist nicht und kann nicht sein die stets bei den Akten verbleibende Ur
schrift des Urteils (das „Konzept" des Urteils, wie die Urschrift in der Begründung zur ZPO. S. 223, Hahn, Materialien, Abt. 1 S. 288, ausdrücklich bezeichnet wird), sondern allein die in der Form
des § 317 Abs. 3 vom Gerichtsschreiber erteilte Ausfertigung oder beglaubigte Abschrift.
Sie ist für die Zustellung die Urschrift und für die Zustellbarkeit, die Fähigkeit, zur Zu
kommt daher auch
stellung mit Rechtswirksamkeit geeignet zu sein, allein in Betracht. Wenn in § 516 Abs. 2 und § 552 Abs. 2 ZPO. gesagt wird, daß die Einlegung der Berufung und der Revision vor Zustellung
des Urteils wirkungslos ist, so kann unter den Worten „vor Zu
stellung des Urteils"
nur gemeint sein, „vor Zustellung der Aus
fertigung des Urteils", weil eben „das Urteil", nämlich die Urschrift
des Urteils, überhaupt nicht zur Zustellung gelangt.
Dementsprechend
der II. Zivilsenat (Urteil vom 23. Dezember 1904, Jur. Wochenschr. 1905 S. 115 Nr. 16) sogar in einem Falle, in welchem hat
ein nicht gehörig verkündetes Urteil ausgefertigt war, ohne daß der
Mangel der Verkündung aus der Ausfertigung des Urteils ersichtlich war, das demnächst eingelegte Rechtsmittel mit der Begründung für zulässig erklärt: das Urteil sei, mit dem vorgeschriebenen Verkündungs
vermerk versehen, der Beklagten zugestellt; dieser müsse die Möglich keit gewährt sein, cs mittels des an sich gegebenen Rechtsmittels aus
der Welt zu schaffen, denn formell bestehe es gegen sie zu Recht
und könne es gegen sie zur Vollstreckung gebracht werden. Im Zusammenhänge gewiesen werden.
hiermit
mag
noch
auf folgendes hin
Der Gerichtsschreibcr der höheren Instanz, dem
die äußerlich korrekte Urteilsausfertigung mit der ordnungsmäßigen Urkunde über die Zustellung der Ausfertigung und damit des „Urteils" vorgelegt wird, ist gesetzlich gehalten, nach Ablauf der Rechtsmittelfrist das Zeugnis zu erteilen, daß innerhalb der Notfrist eine Rechtsmittelschrift nicht eingereicht sei (§ 706 Abs. 2 ZPO.). Den Urteilsausfertigungen wird in außerordentlich zahlreichen Fällen schon von vornherein die Vollstreckungsklausel am Schlüsse bei gefügt (§725 ZPO.); in anderen gleichfalls zahlreichen Fällen wird — auf Grund des vorbezeichneten Zeugnisses des Gerichtsschreibers der höheren Instanz oder schon von diesem selbst (§§ 706, 724) — das Zeugnis über die Rechtskraft oder die Vollstreckungsklausel nach träglich hinzugesetzt. Gerichtsvollzieher und Gerichte haben dann auf Grund der Zustellung des Urteils, der Zustellung der vorgelegten Urteilsausfertigung, die Zwangsvollstreckung zu bewirken. Wollte man die Zustellung auch einer äußerlich korrekten Urteilsausfertigung um deswillen, weil sie von der Urschrift des Urteils in der Wieder gabe der Unterschriften abweicht, inbetreff der Zulässigkeit des Rechts mittels für nichtig und wirkungslos erachten, so müßte man das gleiche in betreff der Zulässigkeit der auf Grund einer solchen Urteils ausfertigung vorgenommenen Zwangsvollstreckung annehmen und dann auch weiter schließen, daß trotz aller Rechtskraftzeugniffe und Beweise das Urteil, soweit es einem Rechtsmittel unterlag, dennoch nicht rechtskräftig geworden sei; daß es vielmehr auch nach Jahr und Tag, wenn einmal zufällig der Fehler in der Urschrift des Urteils entdeckt wird — nach vorgängiger Beseitigung des Mangels, sofern eine solche überhaupt noch möglich ist — mit dem betreffenden Rechtsmittel anfechtbar sei; daß endlich auch alle Zwangsvoll streckungen und selbst solche, die auf Grund von nicht anfechtbaren, mit der Verkündung rechtskräftig gewordenen Urteilen stattgefunden haben, trotz Rechtskraftattest und Vollstreckungsklausel als der gesetz lichen Voraussetzung der Zwangsvollstreckung, nämlich einer ord nungsmäßigen Zustellung entbehrend (§ 750 ZPO.), nichtig seien. Und es könnten dabei nicht einmal nur Zustellungen im Partei betriebe, sondern ebensowohl auch Urteile in Frage kommen, die von Amts wegen zuzustellen sind, also insbesondere auch solche, durch die auf Scheidung oder Nichtigkeit der Ehe erkannt oder über das Be stehen oder Nichtbestehen eines Eltern- und Kindesverhältnisses ent-
schieden ist: auch solche Urteile könnten noch nach Jahren trotz be scheinigter Rechtskraft in Frage gestellt werden. Es würde danach jene Annahme von der Unwirksamkeit der Zustellung zu Ergebnissen führen, die mit einer geordneten Rechtspflege schlechterdings unver einbar und daher unannehmbar wären. Das Gesetz steht aber auch nach den obigen Ausführungen ersichtlich nicht auf einem derartigen Standpunkte. Übrigens kommt es, wie endlich noch bemerkt werden mag, auch sonst im Prozeßrechte vor, daß bei Abweichungen zwischen Urschrift und Abschrift von Urkunden der Abschrift, nicht der Urschrift, ent scheidendes Gewicht beigelegt wird. Bei Abweichungen der Ab schrift der Zustellungsurkunde von ihrer Urschrift gilt, wie die Be gründung zur Zivilprozeßordnung (S. 153 zu §§ 166—168 des Entwurfs, Hahn a. a. O. S. 231) ausdrücklich sagt und das Reichs gericht unter Beifall der Literatur wiederholt ausgesprochen hat (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 4 S. 433, Jur. Wochenschr. 1891 S. 146 Nr. 2), zugunsten des Empfängers das, was er erhalten hat, weil eben dieses allein das für seine Entschließungen Maßgebende sein kann."
92.
1. 2.
I. Zivilsenat.
I. II.
Haftung beim Dienstverschaffnngsvertrage. Unechtes Gesamtschuldverhältnis.
Urt. v. 18. Juni 1913 i. S. I. D. W. (Kl.) w. D. & P. (Bekl.). Rep. I. 434/12. Landgericht Hamburg, Kammer für Handelssachen. Oberlandesgelicht daselbst.
Die Beklagte mietete von der Klägerin im Juli 1907 eine eiserne Kastenschute mit Schiffer auf unbestimmte Zeit. Das Entgelt betrug 15 jft für jeden Werktag. Der Schiffer C. wurde von der Klägerin bezahlt, abgesehen von den Überstunden, die von der Be klagten beglichen wurden. Die Beklagte übernahm in einem mit der Firma O. A. & H. Rachf. geschlossenen Frachtverträge die Be förderung einer Anzahl Juteballen im Hamburger Hafen. Die Be-
schieden ist: auch solche Urteile könnten noch nach Jahren trotz be scheinigter Rechtskraft in Frage gestellt werden. Es würde danach jene Annahme von der Unwirksamkeit der Zustellung zu Ergebnissen führen, die mit einer geordneten Rechtspflege schlechterdings unver einbar und daher unannehmbar wären. Das Gesetz steht aber auch nach den obigen Ausführungen ersichtlich nicht auf einem derartigen Standpunkte. Übrigens kommt es, wie endlich noch bemerkt werden mag, auch sonst im Prozeßrechte vor, daß bei Abweichungen zwischen Urschrift und Abschrift von Urkunden der Abschrift, nicht der Urschrift, ent scheidendes Gewicht beigelegt wird. Bei Abweichungen der Ab schrift der Zustellungsurkunde von ihrer Urschrift gilt, wie die Be gründung zur Zivilprozeßordnung (S. 153 zu §§ 166—168 des Entwurfs, Hahn a. a. O. S. 231) ausdrücklich sagt und das Reichs gericht unter Beifall der Literatur wiederholt ausgesprochen hat (Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 4 S. 433, Jur. Wochenschr. 1891 S. 146 Nr. 2), zugunsten des Empfängers das, was er erhalten hat, weil eben dieses allein das für seine Entschließungen Maßgebende sein kann."
92.
1. 2.
I. Zivilsenat.
I. II.
Haftung beim Dienstverschaffnngsvertrage. Unechtes Gesamtschuldverhältnis.
Urt. v. 18. Juni 1913 i. S. I. D. W. (Kl.) w. D. & P. (Bekl.). Rep. I. 434/12. Landgericht Hamburg, Kammer für Handelssachen. Oberlandesgelicht daselbst.
Die Beklagte mietete von der Klägerin im Juli 1907 eine eiserne Kastenschute mit Schiffer auf unbestimmte Zeit. Das Entgelt betrug 15 jft für jeden Werktag. Der Schiffer C. wurde von der Klägerin bezahlt, abgesehen von den Überstunden, die von der Be klagten beglichen wurden. Die Beklagte übernahm in einem mit der Firma O. A. & H. Rachf. geschlossenen Frachtverträge die Be förderung einer Anzahl Juteballen im Hamburger Hafen. Die Be-
förderung eines Teiles dieser Ballen sollte am 12. Juli 1907 mittels jener Kastenschute und durch den genannten Schiffer erfolgen. Die Schute ist jedoch, nachdem ein Teil der Ballen eingeladen war, in folge Verschuldens des Schiffers C. gekentert. Der Ersatz des hier durch entstandenen Schadens ist in einem Vorprozesse von der Ver sicherungsgesellschaft, als Rechtsnachfolgerin der Firma O. A. & H., verfolgt worden. In diesem Prozesse wurden die gegenwärtigen Parteien rechtskräftig verurteilt, als Gesamtschuldner an den damaligen Kläger 4194,61 M nebst Zinsen, die jetzige Klägerin allein weitere 405,39 Jl nebst Zinsen zu zahlen. Auf Grund des Urteils haben bezahlt die Klägerin 455,39 Jt, die Beklagte 4994,io Jt. Jede Partei verlangte jetzt von der anderen die Erstattung der von ihr gezahlten Beträge mit Zinsen, die Klägerin verlangte ferner 67,so Jl Schutenmiete nebst Zinsen sowie einen Betrag von 302 Jt für Auf wendungen zur Ausbesserung der Schute und für Nutzungsverluste nebst Zinsen. Der Widerklageantrag der Beklagten war, indem die Schutenmiete von 67,so Jl gutgebracht wurde, auf Zahlung von 4926,60 Jt nebst Zinsen gerichtet. Die Kammer für Handelssachen des Landgerichts verurteilte die Beklagte, der Klägerin 67,io Jt (Schutenmiete) nebst Zinsen zu zahlen, und wies im übrigen sowohl die Klage als die Widerklage ab. Gegen dieses Urteil legte die Beklagte Berufung ein; sie beantragte, die Klage abzuweisen und der Widerklage stattzugeben. Die Klägerin legte insoweit Anschlußberufung ein, als sie zur Höhe von 302 Jl mit der Klage abgewiesen war. Das Oberlandesgericht wies die An schlußberufung der Klägerin zurück und änderte auf die Berufung der Beklagten das Urteil des Landgerichts dahin ab, daß die Klägerin verurteilt wurde, der Beklagten 4926,eo Jt nebst Zinsen zu zahlen. Die Klägerin hat gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Re vision eingelegt, mit der sie die Abweisung der Widerklage erreichte. Aus den Gründen: „Während die Kammer für Handelssachen den unter den Parteien abgeschlossenen Vertrag als Sachmiete, verbunden mit einer Dienst verschaffung, ansieht, vertritt das Oberlandesgericht eine andere recht liche Auffassung. Das Oberlandesgericht nimmt an, es handele sich um einen „Zeitfrachtvertrag mit der rechtlichen Folgerung, daß bei ihm, als einem Werkverträge, die einzelnen Transporte sich als die
von der Klägerin zu leistenden Erfolge darstellen, für die sie im Rahmen der einem Verfrachter oder Frachtführer obliegenden Ver pflichtungen einzustehen habe". Die Klägerin, nicht die Beklagte, habe mittels der Schute die einzelnen Transporte ausgeführt. Dabei sei der Schiffer C. als Erfüllungsgehilfe der Klägerin in ihrem Vertragsverhältnisse zur Beklagten anzusehen. Da C. unstreitig den der Beklagten aus dem Kentern der Schute erwachsenen Schaden schuldhaft verursacht habe, so ergebe sich die Haftung der Klägerin aus § 58 des Binnenschiffahrtsgesetzes. Die Auffassung des Berufungsgerichts ist nicht haltbar. Die Klägerin hatte der Beklagten gemäß dem Vertrage eine Schute mit Schiffer zu stellen. Mit den einzelnen von der Beklagten unter nommenen Güterbeförderungen war die Klägerin nicht befaßt. Die Beklagte allein war es, welche die Ladungen und Fahrten der Schute anzuordnen hatte. Die Klägerin hatte nicht irgendwelche Bestimmungen für die einzelnen Transporte zu treffen, von denen sie im regel mäßigen Laufe der Dinge überhaupt nichts erfuhr. Nachdem die Klägerin den Schiffer C. mit der Schute der Beklagten überwiesen hatte, unterstand C. nur den Anweisungen der Beklagten. Daß ein so geartetes Rechtsverhältnis als Sachmiete in Verbindung mit einem Dienstverschaffungsvertrage, locatio navis et operarum magistri et nauticorum, beurteilt werden muß, wird mit Recht von der Klägerin geltend gemacht. Dies ist auch bereits in Entsch. des RG.'s in Zivils. Bo. 56 S. 361 ausgesprochen worden. Der vom Berufungs gericht angezogene Fall Hans. GerichtsZ. 1904 Hauptbl. Nr. 134 zeigt wesentlich andere Tatbestandsmerkmale. Nicht entschieden wurde in dem angeführten Erkenntnisse des Reichsgerichts die Frage, ob der Schutenvermieter auf Grund des Dienstverschaffungsvertrags dem Vertragsgegner für Nachlässigkeit des überlassenen Schiffers bei Leistung der versprochenen Dienste nach § 278 BGB. einzustehen habe. In Übereinstimmung mit der von der Revision vertretenen Ansicht ist die Frage zu verneinen. Es ist nicht mehr von der Beklagten bestritten, daß C. die Eigenschaften eines ordentlichen Schiffers hatte. Die Stellung eines solchen Schiffers gehörte nach dem Dienstverschaffungsvertrage zur Erfüllung der der Klägerin obliegenden Verpflichtungen. Was C. aber nun mehr, den Anordnungen der Beklagten unterworfen, für diese aus-
führte, stellte nicht die Erfüllung einer Verbindlichkeit der Klägerin
gegenüber der Beklagten dar.
Mit der Gestellung des Schiffers
waren zwar die Verbindlichkeiten der Klägerin noch nicht vollständig
und endgültig erfüllt, sie erschöpften sich aber darin, daß die Klägerin den Schiffer C. —
der nach wie vor in ihrem Dienste stand —
dauernd veranlaßte, der Beklagten seine Arbeitskraft bereit zu halten und ihren Anweisungen Folge zu leisten.
Die einzelnen Dienst
leistungen des C., für sich betrachtet, lagen nicht innerhalb des durch den Dienstverschaffungsvertrag umgrenzten Pflichtenkreises der Klägerin.
Insoweit bediente sich die Klägerin also nicht des C. zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeit (Z 278 BGB.). Dafür, daß die Klägerin etwa die Gewähr übernommen hätte,
C. werde
bei jeder einzelnen Gelegenheit seine Dienste ordnungs
mäßig leisten, fehlt im gegenwärtigen Falle aller bestimmte Anhalt. Auch die Verkehrsanschauung kann einen solchen Anhalt nicht bieten;
sie erscheint um so weniger gefestigt, als jede der Vorinstanzen darüber eine verschiedene Auffassung bekundet. Übrigens hat das Oberlandesgericht
die
Verkehrsanschauung
nicht
zur
wesentlichen
Grundlage seiner Entscheidung gemacht, sondern es zieht die Verkehrs
anschauung nur in dem Sinne heran, daß dadurch die von ihm an gestellten, an sich entscheidenden rechtlichen Erwägungen noch ver
stärkt würden. Kann hiernach der von der Beklagten widerklagend geltend ge
machte Anspruch
auf § 58 BinnenSchG., § 278 BGB. nicht ge
stützt werden, so ist noch zu prüfen, ob der Beklagten, die mit der
Klägerin im Vorprozesse als Gesamtschuldnerin zur Zahlung von
4194,6 t
nebst Zinsen rechtskräftig verurteilt worden ist, auf Grund
des § 426 BGB. gegen die Klägerin ein Ausgleichungsanspruch
zusteht.
Dies ist indessen nicht der Fall, weil es an einem echten
Gesamtschuldverhältnisse fehlt.
Im Vorprozeffe ist die Klägerin auf
Grund von § 7 Abs. 2, §§ 3, 4, 114 Abs. 1 BinnenSchG., die Beklagte auf Grund
des mit O. A. & H. abgeschlossenen Fracht § 278 BGB.) verurteilt
vertrags (§§ 58, 59, 61 BinnenSchG.,
worden.
Eine Zweckgemeinschaft, wie sie für das echte Gesamtschuld
verhältnis erforderlich ist (vgl. Entsch. des RG 's in Zivils. Bd. 77 S. 323), anzunehmen, läßt sich bei einer solchen Sachlage nicht
rechtfertigen.
AuS vorstehendem ergibt sich, daß der von der Beklagten gegen
die Klägerin
geltend
gemachte Anspruch unbegründet,
somit das
Urteil des Oberlandesgerichts insoweit aufzuheben ist, als
es die
Widerklage zugesprochen hat.... Anderseits ist aber auch der Anspruch, den die Klägerin gegen die Beklagte wegen Beschädigung der Schute und wegen Nutzungs
verlustes in Gesamthöhe von 302 Jl erhoben hat und noch aufrecht erhält, unbegründet.
Die erste Instanz hat bereits dargelegt, daß
die Beklagte ihrer Obhutspflicht in betreff der Schute dadurch genügt hat, daß sie deren Handhabung dem von der Klägerin gestellten und in ihrem Dienste verbliebenen Schiffer C. überließ. Vom Berufungs
gericht ist auch
ausdrücklich
festgestellt worden,
daß die Beweis
aufnahme nichts für ein besonderes Verschulden der Beklagten und ihres Vizen Gr. ergeben habe.
Danach erweist sich der Anspruch
der Klägerin auf Zahlung von 302 M als ungerechtfertigt." .. .
93. Zur Anwendung der Tarifsteüe 25 c Nr. 2 des preußischen Stempelsteuergesetzes in der Fassung vom 30. Juni 1909 auf das Einbringen eines Lizenzrechts in eine Gesellschaft m. b. H. VII. Zivilsenat.
Urt. v. 20. Juni 1913 i. S. T. G.m. b. H. (Kl.)
w. preuß. Fiskus (Bekl.). I. II.
Rep. VII. 115/13.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Aus den Gründen:
„Für die Bestimmung des zur Vertragsurkunde vom 19. De
zember 1911 zu erhebenden Landesstempels ist das preußische Stempel steuergesetz in der Fassung vom 30. Juni 1909 maßgebend. Danach (Tarist. 25c Nr. 2) sind Gesellschaftsverträge,
wenn sie das
Ein
bringen von nicht in Geld bestehendem Vermögen in eine Gesell
schaft m. b. H. bei ihrer Errichtung betreffen, insoweit zu dem ein
gebrachten Vermögen „Patentrechte, Gebrauchsmusterrechte und sonstige
gewerbliche Schutzrechte sowie Urheberrechte aller Art" gehören, einer
AuS vorstehendem ergibt sich, daß der von der Beklagten gegen
die Klägerin
geltend
gemachte Anspruch unbegründet,
somit das
Urteil des Oberlandesgerichts insoweit aufzuheben ist, als
es die
Widerklage zugesprochen hat.... Anderseits ist aber auch der Anspruch, den die Klägerin gegen die Beklagte wegen Beschädigung der Schute und wegen Nutzungs
verlustes in Gesamthöhe von 302 Jl erhoben hat und noch aufrecht erhält, unbegründet.
Die erste Instanz hat bereits dargelegt, daß
die Beklagte ihrer Obhutspflicht in betreff der Schute dadurch genügt hat, daß sie deren Handhabung dem von der Klägerin gestellten und in ihrem Dienste verbliebenen Schiffer C. überließ. Vom Berufungs
gericht ist auch
ausdrücklich
festgestellt worden,
daß die Beweis
aufnahme nichts für ein besonderes Verschulden der Beklagten und ihres Vizen Gr. ergeben habe.
Danach erweist sich der Anspruch
der Klägerin auf Zahlung von 302 M als ungerechtfertigt." .. .
93. Zur Anwendung der Tarifsteüe 25 c Nr. 2 des preußischen Stempelsteuergesetzes in der Fassung vom 30. Juni 1909 auf das Einbringen eines Lizenzrechts in eine Gesellschaft m. b. H. VII. Zivilsenat.
Urt. v. 20. Juni 1913 i. S. T. G.m. b. H. (Kl.)
w. preuß. Fiskus (Bekl.). I. II.
Rep. VII. 115/13.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Aus den Gründen:
„Für die Bestimmung des zur Vertragsurkunde vom 19. De
zember 1911 zu erhebenden Landesstempels ist das preußische Stempel steuergesetz in der Fassung vom 30. Juni 1909 maßgebend. Danach (Tarist. 25c Nr. 2) sind Gesellschaftsverträge,
wenn sie das
Ein
bringen von nicht in Geld bestehendem Vermögen in eine Gesell
schaft m. b. H. bei ihrer Errichtung betreffen, insoweit zu dem ein
gebrachten Vermögen „Patentrechte, Gebrauchsmusterrechte und sonstige
gewerbliche Schutzrechte sowie Urheberrechte aller Art" gehören, einer
Abgabe von
1 v. H. des Entgelts unterworfen.
Die allgemeine
Fassung dieser Vorschrift („und sonstige" gewerbliche Schutzrechte, Urheberrechte „aller Art") weist deutlich darauf hin, daß damit in weitestem Umfang alle zu den
Rechte,
sofern
sie Gegenstand
angegebenen Gattungen des
Einbringens
in
schaft m. b. H. werden, steuerlich getroffen sein sollen.
gehörigen
eine
Gesell
Anzuerkennen
ist, daß Befugnisse nur schuldrechtlicher Art, mit Wirksamkeit nur gegen den oder die durch das Schuldverhältnis Verpflichteten, nicht
hierher zu zählen sind, daß vielmehr ein Recht, um in jenen Rahmen eingeordnet werden zu können, Wirksamkeit gegen alle besitzen, zu den Es mag nun sein, daß der
sog. absoluten Rechten gehören muß.
Ausdruck Lizenz nicht unbedingt und ausnahmslos ein Recht dieser absoluten Art bezeichnet.
Bei der Lizenzerteilung mag der Wille der
Beteiligten darauf gerichtet sein können, daß der Lizenzgeber nur die
schuldrechtliche Verpflichtung eingeht, von dem aus dem Patente sich ergebenden Untersagungsrechte gegen den Lizenznehmer keinen Gebrauch zu machen.
Vertrags
Im vorliegenden Falle aber war, wie aus § 25 des
vom 19. Dezember 1911
hervorgeht, der T.-Gesellschaft
„das alleinige und ausschließliche Recht der Ausführung und Ver wertung" der Cl.'schen Patente für das ganze Geltungsgebiet Österreich-Ungarn vom Patentinhaber verliehen. Die Lizenznehmerin
war sonach berechtigt, Dritte von dem patentierten Verfahren aus Sie hatte daher nicht lediglich eine schuldrechtliche Be fugnis gegen den Patentinhaber, sondern ein absolutes Recht mit
zuschließen.
Wirkung gegen jeden Dritten erworben (vgl. Entsch. des RG.'s in
Zivils. Bd. 76 S. 236). Freilich hat sie dieses Recht nur, soweit es sich auf Böhmen erstreckt und auch nur bis zu einer Jahreserzeugung von 2000000 kg Gewebe in die klagende Gesellschaft eingebracht, auf diese übertragen. Hierin liegt aber nur eine räumliche und quantitative Beschränkung, die am rechtlichen Charakter der eingebrachten Befugnis nichts ändert.
Nicht anders verhält es sich aber auch mit dem Umstande, daß nur die „Mitausübung"
der Lizenzrechte eingebracht,
die Einbringende
selbst also neben der Klägerin in Böhmen lizenzberechtigt geblieben ist.
Die Sache liegt nunmehr so, als wenn der Patentinhaber für
Böhmen die Lizenz von
vornherein
der Einbringenden
Klägerin gemeinschaftlich verliehen hätte;
beiden
steht
und
der
dort,
un-
beschadet der für die Klägerin noch hinzukommenden Höchstgrenze in der zulässigen Warenerzeugung, das Recht als ein Dritten gegenüber
ausschließliches Recht gemeinsam zu.
Zweifelhaft mag sein, ob die Vorschrift der Tarifst. 25 c Nr. 2 mit dem Worte „Patentrechte" nur das Patent selbst oder auch aus dem Patent abgeleitete Rechte meint.
Ist jenes der Fall und ist
daher die eingebrachte Lizenzberechtigung zu den Patentrechten im Sinne der Tarifstelle nicht zu zählen, so fällt sie doch jedenfalls,
wie sich aus dem Ausgeführten ergibt, unter die „sonstigen gewerb lichen Schutzrechte".
Der Steuersatz von 1 v. H. ist somit zutreffend angewendet."
94. Ist in Enteignungssachen die Beschreitung des Rechtswegs gegen den Entschädigungsfeststellungsbeschluß auch in der Form der Feststellungsklage möglich? Preuß. EntG. vom 11. Juni 1874 § 30.
ZPO. § 256. VII. Zivilsenat. Urt. v. 24.Juni 1913 i. S. StadtgemeindeB.(Bekl.)
w. preuß. Fiskus u. Gen. (Kl.). I. II.
Rep. VII. 157/13.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Die Kläger sind Eigentümer mehrerer Grundstücke in B. ihnen gehörte früher der sog. Floß- oder Katzengraben.
Zu
Im Jahre
1888 war eine Baufluchtlinie festgesetzt worden, die den Katzen graben für die Straße in Anspruch nahm.
20. August
1891
der Beklagten
übergeben.
Er wurde unter dem
Auf ihren
Antrag
wurde die Entschädigung durch Beschluß des Polizeipräsidiums vom 2. April 1894 beiden Klägern gegenüber auf 304729 Jl festgesetzt.
Diese verlangten im Rechtswege die Erhöhung um 389971 Jt und beantragten im Hinblick darauf, daß die Beklagte zu einem nicht
festgestellten Zeitpunkte 500000^ zur Abgeltung der Ersatzansprüche für den Katzengraben und eine weitere (hier nicht in Betracht kom
mende) Fläche gezahlt hatte, zunächst, die Beklagte zur Zahlung von Entsch. in Zivils. N. F. 32 (82).
28
beschadet der für die Klägerin noch hinzukommenden Höchstgrenze in der zulässigen Warenerzeugung, das Recht als ein Dritten gegenüber
ausschließliches Recht gemeinsam zu.
Zweifelhaft mag sein, ob die Vorschrift der Tarifst. 25 c Nr. 2 mit dem Worte „Patentrechte" nur das Patent selbst oder auch aus dem Patent abgeleitete Rechte meint.
Ist jenes der Fall und ist
daher die eingebrachte Lizenzberechtigung zu den Patentrechten im Sinne der Tarifstelle nicht zu zählen, so fällt sie doch jedenfalls,
wie sich aus dem Ausgeführten ergibt, unter die „sonstigen gewerb lichen Schutzrechte".
Der Steuersatz von 1 v. H. ist somit zutreffend angewendet."
94. Ist in Enteignungssachen die Beschreitung des Rechtswegs gegen den Entschädigungsfeststellungsbeschluß auch in der Form der Feststellungsklage möglich? Preuß. EntG. vom 11. Juni 1874 § 30.
ZPO. § 256. VII. Zivilsenat. Urt. v. 24.Juni 1913 i. S. StadtgemeindeB.(Bekl.)
w. preuß. Fiskus u. Gen. (Kl.). I. II.
Rep. VII. 157/13.
Landgericht I Berlin. Kammergericht daselbst.
Die Kläger sind Eigentümer mehrerer Grundstücke in B. ihnen gehörte früher der sog. Floß- oder Katzengraben.
Zu
Im Jahre
1888 war eine Baufluchtlinie festgesetzt worden, die den Katzen graben für die Straße in Anspruch nahm.
20. August
1891
der Beklagten
übergeben.
Er wurde unter dem
Auf ihren
Antrag
wurde die Entschädigung durch Beschluß des Polizeipräsidiums vom 2. April 1894 beiden Klägern gegenüber auf 304729 Jl festgesetzt.
Diese verlangten im Rechtswege die Erhöhung um 389971 Jt und beantragten im Hinblick darauf, daß die Beklagte zu einem nicht
festgestellten Zeitpunkte 500000^ zur Abgeltung der Ersatzansprüche für den Katzengraben und eine weitere (hier nicht in Betracht kom
mende) Fläche gezahlt hatte, zunächst, die Beklagte zur Zahlung von Entsch. in Zivils. N. F. 32 (82).
28
694700 M nebst 5 % Zinsen von 523150 Jt seit dem 20. August
1891 zu verurteilen, soweit diese Zahlung nicht aus den bereits ge zahlten 500000 Jl gedeckt werde, eventuell aber, die Entschädigung
auf 694700 Jl nebst 5 °/0 Zinsen seit dem 20. August 1891 fest zusetzen.
Das Landgericht wies die Klage ab.
In der Berufungsinstanz
machten die Kläger ihren ursprünglichen Hilfsantrag zum Haupt antrag und das Kammergericht erkannte abändernd dahin: Die den Klägern ... zu gewährende Entschädigung wird auf 445974 JH nebst 5 °/o Zinsen für die Zeit vom 20. August 1891 bis zum 31. De
zember 1899 und 4 °/0 Zinsen für die Zeit seit dem 1. Januar 1900 festgesetzt.
Im übrigen wird die Berufung der Kläger zurückgewiesen....
Die Revision der Beklagten hatte teilweise Erfolg. Aus den Gründen:
... „In der Sache selbst mußte der prozessuale Angriff der Revision zur Aufhebung des Berufungsurteils führen.
Der Be
rufungsrichter hat, wie im Tatbestände mitgeteilt ist, dem in zweiter
Instanz gestellten Hauptantrage der Kläger teilweise entsprochen und die Entschädigung auf 445974 Jl (einschließlich des im Verwaltungs
verfahren ermittelten Betrags) nebst Zinsen „festgesetzt".
Er meint,
daß nach dem vorliegenden Material eine Verurteilung zur Zahlung
nicht angängig gewesen sei, weil die Kläger den Zeitpunkt der Zah lung des Betrages von 500000 Jl nicht angegeben und auch nicht
aufgeklärt hätten, wie diese Zahlung zu verrechnen sei.
Gegen die
Zulässigkeit der Feststellungsklage seien unter den obwaltenden Ver
hältnissen keine Bedenken zu erheben. Die Revision rügt mit Recht Verletzung des § 256 ZPO. durch unrichtige Anwendung.
Daß die Feststellungsklage nur gegeben ist,
auf Leistung geklagt werden kann, ist anerkannten Rechtens und wird auch von den Revisionsgegnern nicht bezweifelt. wenn
nicht
Es ist aber — wenn zunächst von den besonderen Vorschriften des
Enteignungsgesetzes abgesehen wird — nicht ersichtlich, inwiefern die vom
Berufungsrichter
angeführten
Leistungsklage entgegenstehen sollen.
Umstände der Erhebung der Die Unmöglichkeit, die Zeit der
Zahlung zu ermitteln, erhellt nicht; das Gegenteil ist ohne weiteres anzunehmen.
Ist aber festgestellt, wann die Beklagte gezahlt hat,
so bietet die Beantwortung der Frage, wie die — auf verschiedene
Entschädigungsansprüche erfolgte — Zahlung zu verrechnen ist, keine besonderen Schwierigkeiten: es entscheiden beim Mangel von Ver einbarungen der Beteiligten die gesetzlichen Vorschriften. Die Kläger waren sonach in der Lage, einen bestimmten Antrag auf Leistung zu stellen, und das Gericht hatte auf die Stellung eines solchen An trags hinzuwirken. Daran ändert auch die besondere Gestaltung des Enteignungs verfahrens, wenigstens im vorliegenden Falle, nichts. Die Enteig nung ist längst tatsächlich und rechtlich vollzogen, und es handelt sich nur noch darum, welchen Entschädigungsbetrag die Beklagte an die Kläger zu zahlen hat. Die Hinterlegung, die übrigens auch eine Leistung mit der Wirkung der Zahlung wäre, kommt nicht in Be tracht. Wenn die Verwaltungsbehörde die Entschädigung feststellt und zugleich bestimmt, daß die Enteignung nur nach erfolgter Zah lung oder Hinterlegung auszusprechen sei (§ 29 EntG.), so bewendet es in dem durch die Beschreitung des Rechtswegs eröffneten Ver fahren vor den ordentlichen Gerichten bei den Vorschriften der Zivil prozeßordnung (§ 30 EntG.). Diese sind für die Fassung des Klageantrags maßgebend. Fordert der Enteignete eine Erhöhung der Entschädigungssumme, so hat er sie zu beziffern uud einen be stimmten Antrag zu stellen (§ 253 Nr. 2 ZPO.). Da die Entschädi gungspflicht des Unternehmers und das sie begründende Rechts verhältnis bereits feststeht, so ist nur für eine Leistungsklage Raum, wofern nicht ausnahmsweise andere Umstände zur Anwendung des § 256 ZPO. nötigen. Solche Umstände sind aber gegenwärtig nicht ersichtlich. Das Reichsgericht hat sich denn auch für die Unzu lässigkeit der Feststellungsklage selbst in dem Falle ausgesprochen, daß der Enteignete einen aus der Enteignung befürchteten künftigen Schaden geltend macht (Entsch. in Zivils. Bd. 30 S. 266). Es mag im Einzelfalle gestattet sein, den Ausspruch eines Gerichts, daß die Entschädigung in gewisser Höhe „festgesetzt" werde, im Sinne der Verurteilung zur Zahlung auszulegen. Allein hier hat der Be rufungsrichter nur ein Feststellungsurteil erlassen wollen und auch nur erlassen. Das war, selbst wenn die Parteien eine entsprechende Ver einbarung getroffen hätten, unzulässig. Bewendete es bei dem Urteil, so wäre der Streit nicht erledigt; es wären nur gewisse Faktoren festgelegt, die es in Verbindung mit 28*
der künftigen, nötigenfalls auch erst im Prozeßwege zu treffenden Feststellung der Zeit der Zahlung der 500000 JC und ihrer Ver rechnung auf die verschiedenen Entschädigungsposten ermöglichten, das, was die Beklagte in Wahrheit noch zu zahlen hat, endgültig auszumitteln. Ein vollstreckungsfähiges Urteil ist nicht gefällt worden, obwohl es gefällt werden konnte und mußte, und insbesondere ist der Zinsenpunkt in keiner Weise erledigt; ob Zinsen zu zahlen sind und von welchem Betrage, hängt von der vorbehaltenen Verrechnung der bereits geleisteten Zahlung ab." ...
95. 1. Zur Auslegung der Worte „kraft Gesetzes" in 8 17 Abs. 1 des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909. 2. Zum Begriffe des Gesamtschuldverhältnisses im § 421 BGB. VI. Zivilsenat. Urt. v. 12. Juli 1913 i. S. Schweizerische National versicherungsgesellschaft (Kl.) w. Progreß-Motoren- u. Apparatenbaugesellschaft (Bekl.). Rep. VI. 175/13. I. II.
Landgericht III Berlin. Kammergericht daselbst.
Am 21. Mai 1910 fand in Charlottenburg ein Zusammenstoß zwischen einer Kraftfahrzeugdroschke und einem Privatkraftfahrzeuge statt. Jene gehörte der Beklagten und wurde von dem Chauffeur N. geführt; darin saß eine Frau K. Das andere Fahrzeug gehörte dem C. und wurde von seinem Chauffeur E. geführt. Infolge des Zusammenstoßes wurde Frau K. aus der Droschke geschleudert und dadurch verletzt. Sie verlangte auf Grund des Kraftfahrzeug gesetzes und des Bürgerlichen Gesetzbuchs von C. und E. Ersatz der Heilungskosten und der Aufwendungen für vermehrte Bedürfnisse, ein Schmerzensgeld sowie die Feststellung, daß die Genannten ihr allen durch den Unfall entstandenen und noch entstehenden Schaden zu ersetzen haben. Durch Teilurteil wurden C. und E. auch verurteilt, ihr einen bestimmten Betrag an Heilungskosten zu zahlen und ihr
der künftigen, nötigenfalls auch erst im Prozeßwege zu treffenden Feststellung der Zeit der Zahlung der 500000 JC und ihrer Ver rechnung auf die verschiedenen Entschädigungsposten ermöglichten, das, was die Beklagte in Wahrheit noch zu zahlen hat, endgültig auszumitteln. Ein vollstreckungsfähiges Urteil ist nicht gefällt worden, obwohl es gefällt werden konnte und mußte, und insbesondere ist der Zinsenpunkt in keiner Weise erledigt; ob Zinsen zu zahlen sind und von welchem Betrage, hängt von der vorbehaltenen Verrechnung der bereits geleisteten Zahlung ab." ...
95. 1. Zur Auslegung der Worte „kraft Gesetzes" in 8 17 Abs. 1 des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909. 2. Zum Begriffe des Gesamtschuldverhältnisses im § 421 BGB. VI. Zivilsenat. Urt. v. 12. Juli 1913 i. S. Schweizerische National versicherungsgesellschaft (Kl.) w. Progreß-Motoren- u. Apparatenbaugesellschaft (Bekl.). Rep. VI. 175/13. I. II.
Landgericht III Berlin. Kammergericht daselbst.
Am 21. Mai 1910 fand in Charlottenburg ein Zusammenstoß zwischen einer Kraftfahrzeugdroschke und einem Privatkraftfahrzeuge statt. Jene gehörte der Beklagten und wurde von dem Chauffeur N. geführt; darin saß eine Frau K. Das andere Fahrzeug gehörte dem C. und wurde von seinem Chauffeur E. geführt. Infolge des Zusammenstoßes wurde Frau K. aus der Droschke geschleudert und dadurch verletzt. Sie verlangte auf Grund des Kraftfahrzeug gesetzes und des Bürgerlichen Gesetzbuchs von C. und E. Ersatz der Heilungskosten und der Aufwendungen für vermehrte Bedürfnisse, ein Schmerzensgeld sowie die Feststellung, daß die Genannten ihr allen durch den Unfall entstandenen und noch entstehenden Schaden zu ersetzen haben. Durch Teilurteil wurden C. und E. auch verurteilt, ihr einen bestimmten Betrag an Heilungskosten zu zahlen und ihr
allen weiteren aus dem Unfall entstandenen und noch
entstehenden
Schaden zu ersetzen; dieses Urteil ist rechtskräftig. C. und E. behaupteten,
sowohl nach dem Kraftfahrzeuggesetze
wie nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch einen Ausgleichungsanspruch gegen die Beklagte zu
haben;
sie haben diesen Anspruch an die
Klägerin abgetreten, die nun beantragte, festzustellen, daß die Be
klagte verpflichtet ist,
ihr die Hälfte der Beträge zu erstatten, die
C. und E. der Frau K. infolge des Unfalls zu zahlen haben.
Das
Landgericht entsprach diesem Anträge, wiewohl nur bezüglich eines
Drittels der bezeichneten Beträge, das Kammergericht aber wies die Klage in vollem Umfange ab.
Auf die Revision der Klägerin ist
das Berufungsurteil aufgehoben und die Sache an die Vorinstanz zurückverwiesen worden aus folgenden
Gründen: „Das Berufungsgericht geht davon aus, daß unter der im § 17 Abs. 1 KFG. vorausgesetzten Haftung der beteiligten Fahrzeug
halter „kraft Gesetzes" eine solche er lege im Gegensatze zu einer aus einem Vertrag entspringenden Haftung gemeint sei;
die Fahr
zeughalter müßten also stets, sei es aus Nebengesetzen»
wie z. B.
dem Kraftfahrzeuggesetze selbst, oder außervertraglich nach §§ 823 flg. BGB. haften, wenn anders ein Rückgriff nach § 17 jenes Gesetzes
gegeben sein solle.
C. und E.» die Rechtsvorgänger der Klägerin,
seien nach § 7 und § 18 KFG. der Frau K. zum Schadensersätze
verpflichtet.
Dagegen sei im Verhältnis zwischen dieser und der
Beklagten das Kraftfahrzeuggesetz nach dessen ß 8 Nr. 1 überhaupt
nicht anwendbar, und es könnte — abgesehen von einer Haftung aus dem Beförderungsvertrage — nur eine Haftung aus unerlaubter Handlung in Frage kommen;
ein Verschulden (§ 823 BGB.) treffe
aber die Beklagte nicht, auch könne eine Haftung aus § 831 BGB.
nicht platzgreifen, weil die Beklagte den ihr in dieser Vorschrift nach gelassenen Entlastungsbeweis geführt habe.
Damit entfalle die An
eine Ausgleichungspflicht nach § 426 BGB. treffe die Beklagte nicht, weil es an einem wendbarkeit des § 17 KFG.
Aber auch
Gemeinschaftsverhältnis zwischen ihr einerseits und C. und E. ander
seits fehle; es liege lediglich ein unechtes Gesamtschuldverhältnis vor, bei dem ein Rückgriff gemäß jener Gesetzesbestimmung nicht
gegeben fei....
Dem Berufungsgericht ist darin beizutreten, daß eine Haftung
der Beklagten für den Schaden, den Frau K. durch den Zusammen stoß der beiden Kraftfahrzeuge erlitten hat, nur aus dem Gesichts
punkt
aus
Haftung
einer
dem
Beförderungsvertrag
in Betracht
kommen kann.
Nach
Ansicht der Revision ist auch
bei einem solchen Sach
verhalt § 17 KFG. auf die beteiligten Fahrzeughalter anwendbar; sie rügt eine zu enge Auffassung der Worte „kraft Gesetzes". Dieser Angriff geht fehl.
Sollen jene Worte überhaupt eine Bedeutung
haben, so kann es nur die einer Einschränkung gegenüber einer ander weiten Haftung sein, und als solche kann nur die Haftung aus Ver trag in Betracht kommen.
Hiergegen läßt sich auch die Bemerkung
in der Begründung des Entwurfs zu § 11 Abs. 1 (jetzt § 17 Abs. 1) nicht verwerten, daß dessen Bestimmungen, wie sich aus ihrer Fassung
ergebe, auch dann platzgreifen sollten, wenn die Haftpflicht auf die allgemeinen
Vorschriften
des
bürgerlichen Rechtes gestützt werde.
Damit ist, wie die unmittelbar vorhergehende Bemerkung zeigt, nur
gesagt, daß die Bestimmungen sich nicht bloß auf den Fall beziehen, daß die Haftpflicht der Kraftfahrzeughalter nach den besonderen Vor schriften des Entwurfs begründet ist, sondern daß jede gesetzliche
Verpflichtung zum Schadensersätze die Anwendbarkeit der Bestimmung
rechtfertigt.
Wenn geltend gemacht wird,
auch
die Haftung auf
Grund eines Vertrags sei eine Haftung kraft Gesetzes, so kann dies nur in dem Sinne für richtig erachtet werden, daß überhaupt jede
Rechtspflicht im letzten Grunde auf dem Gesetze beruht, auch eine
Vertragspflicht deswegen, weil nach dem Gesetze zu beurteilen ist, ob eine solche Verpflichtung entstanden ist.
In diesem Sinne können
aber die Worte „kraft Gesetzes" nicht gedeutet werden; denn dann würden sie jeder Bedeutung entbehren, und § 17 würde auch nicht
anders auszulegen sein, wenn sie weggelassen worden wären.
In die
Haftung kraft Gesetzes die Haftung kraft Vertrags einzuschließen, widerspricht auch
dem
Sprachgebrauche,
der beide
einander gegenüberstellt (vgl. z. B. § 832 BGB.).
Haftungsarten
Hiernach hat das
Berufungsgericht mit Recht angenommen, daß für die Rechtsvorgänger
der Klägerin ein Ausgleichungsanspruch nach § 17 KFG. nicht ent standen ist. Dagegen muß der Revision darin beigetreten werden, daß das
Berufungsgericht, indem es den Rechtsvorgängern der Klägerin einen
solchen Anspruch auch nach §§ 421, 426 BGB. versagte, diese Vor schriften verletzt hat.
Zur Annahme eines Gesamtschuldverhältnisses
im Sinne von § 421 bedarf es nicht eines gemeinschaftlichen oder gleichen Entstehungsgrundes; auch wenn der eine nur aus unerlaubter Handlung oder nur kraft besonderer gesetzlicher Bestimmung und der
andere nur auf Grund eines Vertrags auf Schadensersatz haftet, kann ein Gesamtschuldverhältnis vorliegen.
sie nicht ohne jeden inneren
Erforderlich ist nur, daß
Zusammenhang
Schuldner geworden
sind (vgl. das Urteil des II. Zivilsenats des Reichsgerichts in den Entsch. des RG.'s in Zivils. Bd. 79 S. 288 flg. sowie die Urteile des
erkennenden Senats vom 10. März 1913, Rep. VI. 540/12, und vom 3. Mai 1913, Rep. 61/13).
Ein solcher Zusammenhang ist hier
gegeben, weil die beiderseitigen Schuldgründe nur formell verschieden
sind, materiell aber demselben Tatbestände — dem Zusammenstöße
der beiden Fahrzeuge — entspringen und daher zusammengehören. Der Annahme eines Gesamtschuldverhältnisses
im Sinne von
§ 421 BGB. kann auch nicht mit dem Berufungsgericht entgegen gehalten werden, daß die von den Zedenten der Klägerin der Frau
K. geschuldeten Leistungen nicht dieselben seien, wie die von der Be
klagten der Frau K. geschuldeten.
Soweit der eine Halter für einen
weiteren Schaden oder für denselben Schaden, aber in größerem
Umfange haftet, als der andere, liegt allerdings kein Gesamtschuld verhältnis vor, aber nur wegen jenes Schadens und dieses Mehr.
Wenn daher, wie das Berufungsgericht annimmt, die Zedenten der Klägerin zwar nach
§ 847 BGB. haften,
da sie eine unerlaubte
Handlung begangen haben sollen, die Beklagte aber der Frau K.
zum Ersätze des immateriellen Schadens nicht verpflichtet ist, so kann
dies nicht dazu führen, die Ausgleichungspflicht überhaupt zu ver
neinen, sondern nur dazu, sie auf den Vermögensschaden zu be schränken. Und aus jenem Grunde ist es ebenfalls unerheblich, wenn, wie das Berufungsgericht zur Begründung seiner abweichenden
Ansicht ausführt, die Leistungen der Schuldner in letzterer Beziehung
insoweit verschiedene sind, als die Zedenten der Klägerin nach § 12
Nr. 1 KFG. nur bis zum Betrage von 50000 jä in Anspruch genommen werden können, während die Beklagte aus dem Be förderungsvertrag unbegrenzt haftet. Würde der Fall umgekehrt liegen,
nämlich so,
daß C. und E. unbegrenzt und die Beklagte — nach
dem Kraftfahrzeuggesetze — einfach dazu führen,
nur beschränkt haftete,
die Ausgleichungspflicht
höchstens 50000 Jl zu beschränken,
so würde das
der Beklagten
auf
so daß C. und E. wegen des
von ihnen gezahlten Mehrbetrags eine Ausgleichung von der Be
klagten nicht fordern könnten. klagten — abgesehen
§ier aber, wo die Haftung der Be
vom Schmerzensgelde — eine umfänglichere
ist, als die der Zedenten der Klägerin nach dem Kraftfahrzeuggesetze,
bedarf es einer solchen Einschränkung überhaupt nicht: alles das, was die Zedenten der Frau K. zu ersetzen haben, hat — abgesehen vom Schmerzensgelde — grundsätzlich auch die Beklagte der Frau K. zu ersetzen;
und deswegen, weil die Beklagte den Vermögens
schaden unbegrenzt zu ersetzen hat, die Zedenten der Klägerin dazu
aber nur bis zum Betrage von 50000 Jl verpflichtet sind, sind die
beiderseitigen Leistungen insoweit nicht verschieden." ...
Register. Die beigesetzten Zahlen beziehen sich auf die Seiten.
A. Sachregister. Arglist
des geschäftsführenden Ge sellschafters ................................10
A
Abtretung derung
einer künftigen For ................................... 229
Aktiengesellschaft.
Aktienurkunden, unvollständige .... 72
Auflassungsvormerkung. Auftrag, Wortbedeutung Auslegung von Gesetzen
.
20 92
. 200, 356, 385 — Auskunftspflicht des Vorstandes — Ausfüllung einer Gesetzeslücke 361 und Aufsichtsrats in der General versammlung . . . . 182 — Bedeutung der Worte „ kraft Gesetzes"............................. 436 — Generalversammlung. Begriff des Beschlusses der GV. 182 Auslegung von Verträgen . 316, 387 — Kündigungsrechte der General — eines Mietvertrags (Kündigungs versammlung , des Aufsichtsrats klausel) ......................................50 346 — Nachbezugsrechte, selbständige, B der Vorzugsaktionäre. . 138
-------- , unselbständige, der Vorzugs aktionäre ............................. 144
Aneignungsrecht
nach § 928
BGB.
73 bei Irrtum des Ver treters über den ihm erteilten Auftrag?...............................193
Anfechtung
Angestellte,
städtische.
.
.
i
Bankier, Verpfändung fremder Wert papiere
..................................... 32
— Rechtsverhältnis zwischen Pro vinz- und Zentralbankier beim Auftrage zur Eintragung eines Dritten ins Staatsschuldbuch 400 Beamte auf Kündigung; Feststellung der Dienstunfähigkeit . . 259
Beamtenhaftung,
subsidiäre in Preußen......................................278
Beamter,
Pensionierung infolge erlittener Körperverletzung 189
Behauptungen
des Beklagten, Be nutzung durch den Kläger 35
Bereicherung, ungerechtfertigte 206 Beschlagnahme nach dem Reichs
Dienstverschaffungsvertrag . Dienstvertrag. Kündigung
nach § 627 BGB.............................. 285
— Kündigung gegenüber dem Vor stand einer Aktiengesellschaft 346
Doppelbesteuerung, gewerbesteuer
stempelgesetze. Steht einem Dritten die Widerspruchsklage zu? 126
Besitz
im Sinne von § 325
Bestellung
427
.
lübeck. Filial . . . 201
E
ZPO. Eid,
38 zu einer Verrichtung 206
Parteieid des Korrespondent reeders ...................................... 131
Einlösungsrecht, § 268 Abs. 3 Satz 2............................ 133 Betriebsunternehmer. . . lio Beschreitung des Binnenschiffahrt. Fehlerhafte Füh Enteignung. rung des Schiffes.
.
.
146
Börsentermingeschäfte, Heilung klag loser ............................................ 175
Rechtswegs gegen den Ent schädigungsfeststellungsbeschluß auch in Form der Feststellungs klage? ...................................... 433
Bürge,
seine Stellung zu dem das — Übernahme des ganzen Grund Vermögen des Hauptschuldners stücks bei Teilenteignung. 284 übernehmenden Gläubiger 273
Erbschaftssteuer.
Begründeter Er § 61 RErbschStG. — Schriftform .... 70 305 Bürgschaftsurkunde,Bezeichnung der — Erwerb eines letztwillig an Schuld........................................ 70 geordneten Fideikommisses 391
Bürgschaft
auf bestimmte Zeit 382
werb
nach
— Verzicht auf den vermachten Nieß brauch .........................................56
D
Ersatzzustellung
....
65
.
220
Dienste,
nicht obrigkeitlichen In halts ...................................... 1
F
Diensteinkommen
der Beamten der preuß. Zentralgenossenschaftskasse in Beziehung auf die Miliärpension......................................103
Dienstleistung,
vorübergehende
1
Fahrliissigkeitsverschulden Familienstiftung
nach dem Reichserbschastssteuergesetz . . 197
Feststellungsklage,
negative, gegen den Streitverkünder . . 170
Fideikommiß.
Erwerb von Todes wegen; Erbschaftssteuer . 390
Firma,
gemeinschaftliche.
.
24
— unbefugter Gebrauch.
.
164
Fiskus, Landesfiskus und Eisenbahn fiskus
.........................................79
Formmangel
(§313), Heilung bei einer Mehrheit von Veräuße rungen ......................................344
— Heilung bei Begründung eines Rentenguts ohne Auflassung? 413
Geschäftsführung o. A. . . 206 Gesellschaft, bürgerliche. Arglist des geschäftsführenden Gesell schafters ........................................ 10
---------- Begriff der für bestimmte Zeit eingegangenen G. . 395
— — Güterhandel .
.
.
10
Gesellschaft m. b. H.
Anfechtung einer Beteiligungserklärung wegen Irrtums oderBetrugs? Schadens ersatzanspruch gegen die Gesell schaft? ......................................375
— Beschlußfähigkeit des Aufsichts rats, Beschlußfassung eines solchen, der nur zwei Mitglieder hat 386
G
Garantievertrag, mäßigkeit
Gerichtsvollzieher und Gläubiger 86
betr. Ordnungs eines Wechselakzepts 337
— Garantievertrag mit einem Ge sellschafter über die Abnahme seines Geschäftsanteils . 350
Gebührenvorschuß,
rechtzeitige Zah — Gesamthaftung für Fehlbeträge von Stammeinlagen . . 116 lung in der Revisionsinstanz 95 — Findet auf die Abtretung der Gebühr für Zurück Ansprüche auf Gewinnanteil und nahme der Revision . . 358 Auseinandersetzungsguthaben § 15 dinglicher. . GmbHG. Anwendung? . 167
Gerichtskosten.
Gerichtsstand, Gerichtsvollzieher,
20
Haftung gegen — Nichtigkeit bei Nichteinzahlung über dem Gläubiger für Ver der Stammeinlage? wegen Kon schulden bei der Zwangsvoll kursverfalls eines Gesellschafters streckung .........................................85 vor Eintragung der Gesellschaft, Kündigung aus diesem Grunde? Ausgleichungs 288 pflicht.............................................. 25
Gesamtschuldner,
unechtes — Privatschriftliche Verpflichtung der Gesellschafter zur Einlegung 427 eines Grundstücks? . . 299 — echtes......................................436
Gesamtschuldverhältnis, Geschäftsbesorgung,
darauf ge richtetes Dienstverhältnis zwischen
Gesetz,
Bedeutung der Worte „kraft Gesetzes"............................... 436
Gewerbetrieb,
Untersagung des G. durch Verwaltungsbehörden, Schadensersatz, Ersatzpflichtiger
77
Gewerbesteuer, lübeck. Filial-GewSt. in Rücksicht auf das RDoppelstG. 201
Grundbuch.
3
Irrtum,
des Vertreters über den ihm erteilten Auftrag; An fechtung? ............................. 193
Ins offerendi, § 268
Wiedereintragung zu Unrecht gelöschter alter Rechte 20
Grundbuchberichtigung .
.
K
24
Gute Sitten.
Abs. 3 Satz 2 133
Ehrenwörtliche Ver pflichtung unter Zahnärzten 222
Kasse, Begriff............................. 232 Kauf oder Tausch ... 15
— Verfolgung einer ausländischen Kostenfestsetzung ... 29
Kirchenbaulastpflichtiger, Ansprüche
— Verstoß dagegen durch Nicht erfüllung eines wegen Form mangels ungültigen Vertrags? 299 — Verstoß dagegen in einem sog Poolvertrage durch Beschränkung der gewerblichen Freiheit des einen Vertragsteils .... 308
Guter Glaube
gemäß §366 HGB. 34
Gütergemeinschaft,
westfälische; Pflichtteil der Eltern . . 264
H
Kirchengemeinden, katholische; Ver mögensverwaltung ...
7
Kolonialbcamten, sprüche
Pensionsan ............................. 407
Kommanditgesellschaft ans Aktien. Umwandlung in eine Aktien gesellschaft wider den Willen des einzigen persönlich haftenden Ge sellschafters ............................. 360 Erlöschen des zwischen Provinz- und Zentralbankier be stehenden Vertrags . . 407
Konkurs.
Parleieides............................. 131
offene. An wendung des § 313 BGB. auf den Eintritt eines Gesellschafters? 160
Haverei, große.
206
Korrespondentreeder, Leistung des
Handelsgesellschaft,
Handelsgewerbe ....
infolge von Brandstiftung
25
Haben dazu die beförderten Postsendungen bei zutragen?................................... 417
Kostenfestsetzung, ausländische; Voll streckungsurteil ....
29
Kraftfahrzeug.
Schadensverur sachung durch es und ein Tier 112
Kündigung der
Miete wegen ver späteter Mietzinszahlung. 50
Patentrecht.
Unterschied des Schutzes im Vergleich mit Urheberrecht 17
L
Landstraßen,
Beschädigung Truppenübungen . . .
bei 317
Lizenz,
ausschließliche; Stempel für die Einbringung in eine Gesell schaft m. b. H.......................... 431
Lizenzvertrag
über ein nicht paten tiertes Geheimverfahren . 155
M
Miete,
Kündigung wegen verspä teter Mietzinszahlung . 50
Pensionsansprüche
der Kolonial beamten ...................................407
Pfändung,
Ankündigung der Pf. einer künftigen Forderung 227
Pflichtteil
der Eltern, wenn Erb lasser in westfäl. Gütergemein schaft lebte............................. 264
Postgeheimnis..................... 421 Postsendungen. Beitrag zur großen Haverei?............................. 417
Privatklage,
Verhältnis zur Unterlassungsklage .... 64
— Kündigung wegen Nichtgewäh rung des Gebrauchs; zugleich Schadensersatzanspruch, Verpflich tung zuSchadensminderung? 363
Militärpension,
Kürzung mit Rück sicht auf Diensteinkommen aus einer Anstaltskasse . . 103
N
Nichtigkeit,
teilweise, eines vom Vormundschastsgerichte nicht ge nehmigten Pachtvertrags . 124
Nießbrauch.
Verzicht darauf, Erb schaftssteuer ................................56
R
Rechnungsgebühren
in Preußen, rechtlicher Charakter; Herab setzung durch den Oberlandes gerichtspräsidenten ... 39
Rechtsmittelfrist.
Wird sie in Lauf gesetzt durch Zustellung einer Aus fertigung, deren Urschrift nicht die erforderlichen Unterschriften trägt?................................... 422
Rechtsnachfolge
nach §§ 325, 727 ZPO.............................................35
Rechtsweg. P Pachtvertrag,
Prüfung seiner Zu lässigkeit von Amts wegen in der Revisionsinstanz . . . 126
Teilnichtigkeit bei — für die Feststellung der Dienst unfähigkeit des Beamten? 259 Nichtgenehmigung durch dasVormundschastsgericht . . . 124 — für Ansprüche aus Privatver — Überlassung des Betriebes des trag auf Erstattung von Kom munalabgaben in Preußen 326 städtischen Anschlagswesens 340
Reeder,
kann ein Mitreeder im — — Beschlüsse über die Einfor derung von Nachschüffen bei Ge Needereiprozesse Zeuge sein? 131 sellschaften m. b. H. . . 320 Restitutionsklage. ... 268 Neichsbeamten- — — Einbringung eines Lizenz rechts in eine Gesellschaft m. b. H. gesetz, soweit es für die Landes 431 beamten in Els.-Lothringen ein--------- Erwerb eines Fideikommisses gefuhrt ist................................47 auf Grund letztwilliger Anord nung ......................................... 391
Revisibles Recht.
S
Schaden
durch Tier- und Kraft fahrzeug ................................... 112
Schadensersatz
infolge Überlassung eines Geheimverfahrens ohne die zugesicherten Eigenschaften 155
— für Beschädigung von Land straßen bei Truppenübungen 317
— — Vertrag, betr. Überlassung des Betriebes des Anschlagswesens 340
-------- Werkverdingungsvertrag 344
Steuern.
Gültige Verpflichtung eines Kommunalverbandes, einer Person für ihren Steueraufwand aufzukommen? . . . . 326
Schiffsführung, fehlerhafte . 146 Streitverkündung; negative Fest stellungsklage gegen den Streit Schriftform bei Bürgschaft. 70 verkünder ............................. 170 Schuldversprechen ... 338 Schutzgesetz..................... 206 T Spanien, Verbürgung der Gegen seitigkeit ..................................... 29 Tausch oder Kauf ... 15 Stadtgemeinden in Preußen, An 50 stellungen ........................ 1 Teilzahlung bei Miete . . Stallones fisci . . . . 238 Testamentsform, Verbindung der beiden Formen des § 2238 BGB. Stempelsteuer. R e i ch s st e m p e l. 149 — Begriff des Guthabens . 251 Testamentsvollstrecker, Klage des — Widerspruchsklage des durch eine Beschlagnahme betroffenen Dritten?............................. 126
— Preuß. Landesstempel. Abtretung des aus § 928 Abs. 2 BGB. sich ergebenden Aneignungsrechts ... 73
TV. als Vermächtnisnehmers gegen den Erben . . . 149
Tier,
Schadensverursachung durch T. und Kraftfahrzeug . 112
Treu und Glauben
298, 304, 316, 374, 405
des Hauptschuldners übernehmen den Gläubiger . . . . 273
u Unerlaubte Handlungen.
Unter lassungsklage, Verhältnis zur Privatklage................................59
Verpfändung
fremder Wertpapiere 32
Verschulden, Fahrlässigkeit
.
206
—, mitwirkendes . 221, 363 — Schadensersatzanspruch des Staates wegen Pensionierung Verwaltungszwangsverfahren, eines verletzten Beamten? 189 preuß., Durchführung der Rück — Schutzgesetz (§ 823 Abs. 2 BGB.) zahlung herabgesetzter Rechnungs 213 gebühren ......................................39 Unfallfolge, ihr Bemerkbarwerden 224 Verwirkungsklauseln, Auslegung 54 Unfallfürsorge für Beamte, Rück Vollstreckungsgegenklage. Benutzung griff des Fiskus . . . 256 gegnerischer Behauptungen durch
Unterlassungsklage wegen Gebrauchs eiues Warenzeichens
den Kläger................................ 35
248 — Klagegrund, der Vollstreckungs titel werde zu weit ausgelegt? Urheberrecht. Bearbeitung oder 161 freie Benutzung eines Werkes 16 .
.
— Zwangslizenz nach §22LitUrG. 356 Urteilsformel bei Unterlassungs klagen ......................................65
Vollstreckungsurteil für ausländische Kostenfestsetzungen ...
Vorausvermächtnis
.
.
.
Vormerkung
zur Erhaltung Rechtes auf Auflassung .
B Verein,
Ausschließung eines Mit glieds ................................... 248
— nichtrechtsfähiger. Haftung des in seinem Namen Handelnden 294 Verjährungsfrist für den Anspruch wegen Überlassung eines mangel
152 des 20
Vormundschaftsgerichtliche Geneh migung. Versagung für einen Pachtvertrag, Teilnichtigkeit 124
W Warenzeichen,
Färbung.
.
155 — Unterlassungsklage wegen brauchs eines WZ. . . Vermächtnis, genügender Ausdruck des Vermächtniswillens . 149 Wechselakzept, Garantie für nungsmäßigkeit . . . Vermögensübernahme, Stellung des Bürgen zu dem das Vermögen Werkverdingungsvertrag .
haften Geheimverfahrens.
29
243
Ge 248 Ord 337
344
Wertpapiere,
Verpfändung fremder W.................................................. 32
Wertzuwachssteuer
.
.
.
232
Zuständigkeit
der Landgerichte für Ansprüche aus dem Kolonialbeamtengesehe .... 407
Zustellung.
Bedeutung des Emp fanges der in der Klageschrift ent haltenen Ladung ... 65
Z
Zahnärzte.
— eines äußerlich vollständigen Ur teils, dessen Urschrift nicht die er forderlichen Unterschriften trägt
Zeuge, Vernehmung eines Mitreeders
Zwangslizenz
Verstoß gegen die guten Sitten durch ehrenwörtliche Ver pflichtung ............................. 222
im Reedereiprozesse als Z.? 131
— gesetzwidrige Nichtbeeidigung immer Revisionsgrund? . 273
Zurückbehaltungsrecht
.
.
— des Zentralbankiers .
422 nach §
22
LitUrhG.
356
Zwangsverwaltung,
fiskalische in Preußen..................................... 97
Zwischenurteil
über den Anspruchs grund, mitwirk. Verschulden 193 400 — nach § 303 ZPO. . . 206
27
B. Gesetzesregister.
1. Reichsgesetze. a. Bürgerliches Gesetz buch. ... 388 § 28 29 ... 362 § 32 . .387,388 § 42 ... 298 § 54 . 295—299 § 90 ... 342 § 119 195,196, 340 § 120 ... 196 § 121 ... 340 8 122 ... 340 § 123 377,378,380 8 128 ... 152 § 133 22, 52, 152, 153, 387 § 134 . 414, 415 § 135 ... 229 § 138 186,222,223, 308, 314 § 139 398, 125, 126 § 140 ... 277 8 142 . .340,379 § 152 ... 152 8 154 ... 231 § 157 22, 52, 152, 153, 301, 302, 316, 352, 387 8 164 ... 298 8«z 16^L flg. . 90
166 . . . 196 181 . . . 152 184 . . . 229 196 Nr. 15 . 89 232 . . . 374 249 . . 62, 375 254 196,221,367, 370,372, 373. 375 § 255 . . . 216 § 268 135,137,138 § 273 27, 28, 284, 403 § 276 . . . 219 § 278 . .429,430 § 311 . . . 277 § 313 152, 160,161, 302, 346, 415—417 88 320 flg. . 403 § 328 . . 99, 232 § 353 . . . 229 8 383 . . . 95 8 387 . .276, 277 8 394 . . . 283 § 395 . 234—240 8 398 . . . 135 8 401 . . 26, 27 8 404 . . . 307 § 411 . . . 236
§ § 8 § § § §
. . 26 § 412 276—278 8 419 . . 439 8 421 84 8l 42]Lfa. 2