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Neun Farben der Stille
Impressum:
1. Au age © /Copyright: 2016 Angelika Winklhofer • Christian Meyer ISBN eBook -epub: 978-3-9814517-5-7 ISBN eBook - azw3 (Kindle): 978-3-9814517-4-0 ISBN gedruckte Version: 978-3-9814517-6-4 Redaktion: Anke Waterkamp, www.anke-waterkamp.de • Angelika Winklhofer Illustrationen zu den Fixierungen: Joanna Ashton-Jones Enneagrammlogo: Idee Angelika Winklhofer • Umsetzung Jana Krubert Umschlaggestaltung und Enneagramm-Gra ken: Jana Krubert, www.janakrubert.de Layout und Satz: Markus Späthling Verlag: Verlag zeit-und-raum, Grunewaldstr. 18, 10823 Berlin Gedruckte Ausgabe Druck: FINIDR, Český Těšín/Tschechische Republik, www. nidr.cz Gedruckt auf 90gr. Munken Print cream Papier Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autoren unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Verviel ältigung, Übersetzung, Verbreitung und ö entliche Zugänglichmachung. Bibliogra sche Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
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Angelika Winklhofer • Christian Meyer
Spirituelles Enneagramm & Selbst-Erfahrung
Neun Farben der Stille Gewidmet in tiefster Dankbarkeit unserem Lehrer Eli JaxonBear. Er hat uns das Enneagramm gelehrt und den Weg in die Freiheit.
Vorwort Das vorliegende Buch knüpft in besonders deutlicher Weise daran an, dass die Lehre des Enneagramms und der Charakter xierungen in erster Linie eine mündliche Tradition, eine mündliche Weitergabe darstellt. Besonders aufregend an der Enneagramm-Arbeit ist, dass nahezu jede, die an einem unserer Seminare teilnimmt, selber ihre Charakter xierung erkennt. Jeder – und das unterscheidet das Enneagramm von den meisten anderen Systemen der Selbsterforschung – kann seine Fixierung selber entdecken und dadurch sich selbst besser kennenlernen. So ist jedes Seminar eine kreative Werkstatt des Selbsterforschens. Auch für uns ist es immer wieder spannend, neue zusätzliche Facetten und Aspekte kennenzulernen und das Wissen über die Charakter xierungen und das Anhalten zu vertiefen und zu erweitern. Um diesen Entdeckungsprozess auf lebendige Weise darzustellen, haben wir uns entschieden, vieles in diesem Buch in der Struktur von Frage und Antwort analog unserer Seminare zu gestalten. Dadurch entsteht eine Leichtigkeit, die dem Lesen und Nachvollzug des Buches zugutekommt. Das Buch verdichtet das Ergebnis intensiver Arbeit von fast zwei Jahrzehnten; es verdichtet viele Fragen und Antworten, die all die Facetten der Charakter xierungen hautnah und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmer „aus erster Hand“ wiedergeben. So fällt es leichter, sich beim Lesen wiederzu nden. Nachdem die Enneagramm-Arbeit in den siebziger Jahren in Nordamerika angekommen war, verbreitete sie sich in der westlichen Welt und schlug zwei Richtungen ein: die eine versteht das Enneagramm als Teil des inneren und spirituellen Wachstums, die andere benutzt es zur Selbstoptimierung und teilweise auch als Verkaufsstrategie, wovon zumindest letzteres missbräuchlich ist. Für die spirituelle Richtung der Enneagramm-Arbeit steht Eli Jaxon-Bear 1 an erster Stelle. Er nennt das Enneagramm einen Weisheitsspiegel: „Das ist, was das Enneagramm für uns sortiert: Dies ist das Ego und dies ist das wahre Selbst.“ Seine Arbeit zielt darauf ab, die Fixierung deutlich
zu machen und damit zu erkennen, was du nicht bist. Übrig bleibt dein wahres Selbst. Wir hatten das Glück, von ihm das Enneagramm und die Arbeit mit den Charakter xierungen und den Unter xierungen zu lernen. Auch als unser spiritueller Lehrer hat er unser Leben verändert. Wie der Lehrer von Eli, Sri H.W.L. Poonjaji 2 sagte: „Der größte Dank ist es, die Flamme weiter zu reichen.“ Das wollen wir mit diesem Buch tun. Das Enneagramm von heute verbindet alte spirituelle Weisheit und Menschenkenntnis mit der modernen Psychologie. Die Psychoanalytikerin Karen Horney entwickelte in den vierziger Jahren die eorie des falschen und des wahren Selbst, wobei das falsche Selbst sich in neun verschiedenen neurotischen Strukturen darstellt. Claudio Naranjo hat direkt von Karen Horney gelernt und in sein EnneagrammBuch geschrieben: „Karin Horney gewidmet, der sanften Rebellin der Psychoanalyse, die als erste erkannte, was viele heute entdecken und die in diesem Buch weiterlebt durch ihre Einsichten in die Charakterformen des Menschen und durch ihren Glauben an die Möglichkeiten der Eigenanalyse. Ihr Verständnis ermöglichte mir die ersten Schritte zu einem erfolgreichen Dasein als Psychotherapeut und ihr gilt all meine Dankbarkeit dafür, dass sie Fritz Perls nach Amerika brachte.“ 3 So gilt auch unser Dank dieser wahrhaftigen und entschlossenen Frau, deren Untertitel ihres wichtigsten Buches „Der Weg zur Selbstverwirklichung“ 4 heißt. Ohne sie gäbe es das Enneagramm, wie wir es lehren, nicht. Schließlich danken wir allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Seminare für ihre Bereitschaft und O enheit, auch und gerade die dunklen, verschmähten Seiten ihres Charakters und ihrer Persönlichkeit zu o enbaren, sodass unser aller blinde Flecken im Spiegel und Lichte des Enneagramms sichtbar werden. Diese O enheit ist eine O enheit des Herzens, das an der Wahrheit mehr interessiert ist als an dem eigenen inneren oder äußeren Bild. Es ist die O enheit des Herzens, die sich der Frage zuwendet: „Wer bin ich?“ Es ist die Einladung Ramana Maharshis: „Sei, wer du bist.“ 5
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Besonders danken wir allen, die in konkreter Arbeit das Zustandekommen dieses Werkes unterstützt haben. Helga Knocke, die über lange Jahre dabei blieb und unermüdlich Texte aus den Seminaren sammelte und am Ende zusammen mit Ingrid Zoll alles noch mal korrigierend las. Anke Waterkamp, die inzwischen in München selber an der Verbreitung des Enneagramms wirkt und die dem Buch seine Struktur gab. Wir (A.W. und A.W.) könnten ein eigenes Buch mit Anekdoten über die Entstehungsgeschichte der einzelnen Fixierungskapitel schreiben und über die vielen fruchtbaren Diskussionen, auch mit den einzelnen Teilnehmern, bei denen es darum ging, die teilweise nachträglich ergänzenden Beiträge so präzise und kondensiert wie möglich, in eine gut verständliche Form zu bringen, ohne dabei den „Geschmack“ der Fixierung zu verändern. Wir danken Markus Späthling für die gesamte graphische Gestaltung mit Unterstützung von Jana Krubert, die das Cover gestaltet hat. Jo AshtonJones hat die unmittelbar anschaulichen und schönen Fixierungsbilder zur Verfügung gestellt. Maria Maragudakis und Hauke Brekenfeld haben für die Bearbeitung der Fixierung viel von ihrer Zeit gegeben, um das vorhandene Material zu sortieren und zu ergänzen. Anke Waterkamp, Kahina Chebbouk, Norbert Wißgott, Silke Freitag, Clara und Ingrid Zoll haben bezüglich der Fixierungen noch etliches zur Aufklärung beigetragen und hinzugefügt, ebenso Annegret, Christina Dreydor , Alexandra Buck, Christina, Gabriella Strümpel, Achim Windisch. Inhaltliche und formale Unterstützung gaben: Andrea Streich, Petra Bader, Kathrin Lachner, Marena, Sabine Weiland, Maren Schulte, Harachi B. Stein, Simone Bastian, Guntram, David Möritz, Roxana Wetter, Helmut, Anna Platz, Mo. Auerswald, Patricia Lüning-Klemm, Sabine Lehneis, Sebastian Orths, Eva Bach-Frühmann, Lotte G., Christine Troska, Karen Winter, Martin Halbedl, Sigrid Scherer. Danke. Wir wünschen uns, dass dieses Buch als Ergebnis erquicklicher Zusammenarbeit beiträgt zur tieferen Selbsterkenntnis und Selbsterforschung, sodass es mitwirkt an der Entfaltung des persönlichen
und spirituellen Wachstums und an der Vertiefung des Aufwachens. Möge das Lesen genauso abenteuerlicher sein, wie wir unsere Arbeit erleben. Michendorf und Berlin, im März 2016 Angelika Winklhofer und Christian Meyer
Anmerkungen 1. Eli Jaxon-Bear ist Gründer der Leela-Foundation, die sich für Frieden und Freiheit in der Welt durch Selbst-Verwirklichung einsetzt. „Beende den Krieg wo du bist.“ Er ist Schüler von Sri H.W.L. Poonjaji. 2. Sri H.W.L. Poonjaji (*13.10.1910, †6.9. 1997) war der wohl bekannteste Schüler Ramana Maharshis. „Wach auf, Du bist frei.“ 3. Claudio Naranjo, Erkenne dich selbst im Enneagramm, Kösel Verlag München, 1994 4. Karen Horney, Neurose und menschliches Wachstum, Kindler Verlag München 1975 5. Ramana Maharshi (*30.12.1879; †14.4.1950 in Indien) ist der „Große Weise“ unserer Zeit. Er wurde von C. G. Jung und Hermann Hesse besucht. Ramana hatte nie von sich selbst behauptet, ein Guru zu sein. Dennoch erklären viele seiner Schüler, ihn als Sat-Guru („vollkommen erleuchteter Meister“) zu erleben.
Grundlagen des Enneagramms Das Enneagramm Was ist das Enneagramm?
A: Das Enneagramm ist ein Weisheitsspiegel. Du kannst dich darin erkennen, du kannst deine Handlungsweisen und Muster entschlüsseln und zur Ruhe kommen lassen. Du kannst erkennen, wer du nicht bist. Du durchschaust deine Charakterstruktur, welche die Grundlage für deine Persönlichkeit ist, auf immer tieferen Ebenen; subtil und grob. In unserer Enneagramm-Arbeit wird auf so grundlegende Weise das Spiel des Ichs beschrieben, wie wir es sonst nirgends gefunden haben. Die Verwechselung deines Egos mit dem Selbst kann gelöst werden.
Das Wort Enneagramm kommt aus dem Griechischen und bezeichnet ein aus neun Ecken bestehendes Zeichen. Als zentrale Figur ndet sich ein Dreieck, um das herum sechs weitere Zi ern gruppiert sind. Diese stehen miteinander in Verbindung. Im Enneagramm werden neun verschiedene Fixierungen beschrieben. Diese sind mit der in der analytischen und tiefenpsychologischen Psychotherapie verwendeten Neurosenlehre kompatibel. Im Enneagramm werden die unterschiedlichen Merkmale der Charakterzüge beschrieben, wie sie in den tiefen Schichten der Charakterstruktur verwurzelt sind. Es zeigt auf, wie sie die Lebensweise der einzelnen Fixierungen beein ussen. Diese Merkmale beschreiben die Motivation und psychischen Grundlagen deines Denkens, deines Fühlens und deines Handelns. Indem du dich in einem dieser neun Muster wieder ndest, kann dir deutlich werden, wo du dich diesem Muster
entsprechend zwanghaft gesteuert verhältst und wie das freier werden kann, so dass du zu deiner wahren Natur, dem wahrhaftigen Selbst ndest. Die Arbeit mit dem Enneagramm ist kein Schubladendenken. Die Verästelungen deines Denkens, Fühlens und Handelns sind zwar nicht unabhängig von der Charakter xierung, gleichwohl entwickelt sich immer ein individueller Mensch mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, der völlig einzigartig ist. Darüber entscheidet die Fixierung nicht. Und sie entscheidet auch nicht, ob sich dein Leben zum Guten oder zum Schlechten wendet. Die eine wichtige Entscheidung in deinem Leben, für oder gegen so viel Wahrhaftigkeit wie möglich, ist von der Fixierung unabhängig. C: Die Arbeit mit dem Enneagramm kann ein guter und wichtiger Anfang der ernsthafteren spirituellen Reise sein. Wenn die Reise schon begonnen hat, kann sie dadurch mächtig an Fahrt aufnehmen.
Die Geschichte des Enneagramms A: Man fragt sich natürlich, wer hat dieses ganze System aufgedeckt. Wer hat herausgefunden, dass es diese neun Enneagramm-Typen gibt. Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass das Enneagramm schon sehr, sehr alt ist. O enbar haben es alle mystischen Zweige der Weltreligionen gekannt. Kurz zusammengefasst kam es über Gurdjie und Ichazo zu Naranjo, der es als analytischer Psychiater mit dem Wissen von Karen Horney vermählte. Dann wurde es in Esalen, Kalifornien gelehrt (JaxonBear, Palmer). Dort entdeckten es auch die Christen (Rohr, Ebert) und die Su s (Almaas, Matri) erneut für sich. C: Die Grundzüge des Enneagramms sind weit über 1000 Jahre alt. Die Wüstenväter, jene Mönche, die im dritten Jahrhundert in Ägypten und Nordafrika aus den Städten in die Einsamkeit der Wüste zogen und dort von Menschen um Beistand aufgesucht wurden, kannten die Grundzüge des Enneagramms. Sie lehrten, gegenüber den verschiedenen Leidenschaften still zu werden, – sie nannten es Apatheia – um dann zu entdecken, was tiefer ist. Es hat mit der heutigen Wortbedeutung von Apathie nichts zu tun. Apatheia bedeutet, den Leidenschaften gegenüber
eine innere Freiheit zu gewinnen, sich nicht von ihnen beherrschen zu lassen, was wir heute „anhalten“ nennen. Die Su s arbeiten seit über 1000 Jahren mit dem Enneagramm und in Indien soll es noch länger bekannt sein. Gurdjie brachte es aus Zentralasien in den Westen, der Bolivianer Ichazo lehrte es weiter, der chilenische Psychoanalytiker und Gestalttherapeut Claudio Naranjo brachte es nach Nordamerika. War das Enneagramm schon immer ein Werkzeug der Selbsterkenntnis und des spirituellen Wachstums, so vervielfachte sich jetzt durch die Verknüpfung mit der modernen Psychologie seine transformative Kraft: Claudio Naranjo kannte die Psychoanalyse und therapeutische Arbeit Karen Horneys, deren Schüler er war. Karen Horney legte 1950 mit ihrem wichtigsten Buch: „Neurose und menschliches Wachstum. Der Weg zur Selbstverwirklichung“, in dem ihr Lebenswerk zusammengefasst ist, die Grundlagen der modernen Enneagramm-Arbeit, ohne selbst das Enneagramm zu kennen. Sie beschreibt, wie der Mensch von seinem eigenen Leben und seinem wahren Selbst entfremdet ist, weil er ein Bild von sich entwirft, wie er sein „sollte“. Sie unterschied neun verschiedene „neurotische Strukturen“, die wir heute die neun Fixierungen nennen. Die Psychologie des modernen Enneagramms war geboren. A: Eli Jaxon-Bear hatte das Enneagramm schon von Naranjo gelernt und unterrichtet, auch in Europa, bevor er seinen spirituellen Lehrer traf und aufwachte. Durch die Erfahrung des Aufwachens konnte er einen ganz neuen Blick auf die Fixierungen werfen. Das Wissen des modernen Enneagramms bewegte sich dadurch in einer Spiralbewegung in eine ganz neue Tiefe und mit großer transformativer Kraft wieder an seinen spirituellen Ursprung.
Jeder hat eine Fixierung A: Die gute Nachricht ist: Jeder hat eine Fixierung. Die schlechte Nachricht ist: Jeder hat eine Fixierung. Wenn ich mich damit in einer humorvollen und zugewandten Weise annehmen kann, dann muss ich nicht mehr denken: Ach, wäre ich doch bloß ein Apfelbaum, jetzt bin ich
nur ein blöder Birnenbaum. Dann sehe ich, die Apfelbäume haben es auch nicht besser, die haben andere Probleme als die Birnenbäume, im Prinzip nimmt es sich nichts. Ich kann nun mehr mit dem in Frieden kommen was ist. C: Wir sitzen alle im selben Boot. Darum können wir uns im Seminar gegenseitig auf all die Schwierigkeiten, die Macken und Verrücktheiten hinweisen, weil wir wissen, dass niemand davon ausgeschlossen ist. Das macht es viel, viel leichter. T: Seit wir in der Kleingruppe mit derselben Fixierung untereinander gesprochen haben, hat sich irgendetwas verändert. So, als würde ich nicht mehr durch Nebel gucken. Die Umrisse sind klarer. Und ich höre auch anders. Es tut mir gut zu verstehen, wie das wirklich funktioniert. T: Immer wieder ist es beschämend zu erkennen, was ich da so fabriziere, wie ich Menschen missbrauche, indem ich sie manipuliere. Ich bin so froh, dass viele Leute auch solche Sachen erzählen, dass wir darüber lachen können. Mit Humor kann ich das wie ein Spiel sehen. Und das tut so gut, danke. C: Ja, das stimmt. Ohne Humor, wäre es nicht zu ertragen. (Lachen)
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A: Alle Gedanken kommen zur Ruhe. Du siehst alle Menschen so, wie sie sind. Du siehst ihre Fixierung. Plötzlich weißt du, dass das, was du an ihnen immer so unverständlich und fürchterlich fandst, zu ihrer Fixierung gehört. Du kannst andere so sehen und dich selbst. Du siehst die Fixierung und weißt, das ist nicht alles, das ist nicht dessen Herz. Du spürst, dass etwas dahinter steht, was du auf deine Weise hinter der Fixierung wahrnimmst – was du endlich dahinter wahrnehmen kannst. Du kannst dich tiefer und tiefer in das hineinfallen lassen, was du wahrnimmst. Du kannst spüren, wie vertrauenswürdig das ist, bei dir und bei den anderen.
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C: Die Fixierungen sind nicht gleich verteilt, es gibt zum Beispiel sehr viel mehr Sechser als andere Fixierungen und sie sind nicht unabhängig von der Umgebung. Diese färbt ab und lässt bestimmte Merkmale deutlicher hervortreten. Wenn man etwa in einem Vierer-Land wie Italien
aufwächst, wird auch jemand mit einer Sechser-Fixierung etwas von dem emotionalen Drama übernehmen.
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T: Können sich Fixierungen schon während der Schwangerschaft einstellen? C: Wir kommen alle auf die Welt und wir sind alle Menschen. Als Menschen leben wir alle neun Aspekte, aber einer dieser Aspekte ist von Beginn an besonders stark. Die Fixierung behält man für das ganze Leben. Man wird nicht aus einer Drei eine Sieben, das ist nicht möglich. A: Hätte auch keinen Nutzen … C: … man käme vom Regen in die Traufe. (Lachen) C: Du kommst mit der Fixierung auf die Welt. Dann gibt es Ereignisse im Leben, an denen sich die angelegte Fixierung kristallisiert und durch die sie aktiviert wird. Wenn eine Drei z. B. einen Fehler macht, würde sie einfach daran vorbeigehen. Wenn eine Sechs das erlebt, dann fühlt sie sich innerlich bestätigt: „Ah, wusste ich doch, dass ich nichts kann.“ Und dann formt sich das innerlich aus. Die Fixierung selbst ist schon von Anfang an da. A: Und je nach Glaubensrichtung kann man dann sagen, es ist genetisch, karmisch oder gottgegeben. C: Es macht keinen Unterschied. Wir haben sie halt.
Das Enneagramm als Werkzeug C: Meist wird das Enneagramm als ein Psycho-Instrument beschrieben. Der wirkliche Sinn des Enneagramms besteht jedoch darin, die Fixierung wahrzunehmen und dann zurückzutreten und das Tiefere zu suchen, das, was du wirklich bist. Es geht nicht darum, nur innerhalb der Fixierung zu bleiben und sie zu verbessern. Wenn du deine Fixierung bloß als die Ober äche wahrnimmst, dann bist du zugleich erschüttert und erleichtert. Da fällt es leichter zu fragen: „Ja, wer bin ich denn wirklich unter dieser Ober äche? Dann wirst du viel o ener dafür, den unendlich leeren Raum zu entdecken, der da ist. Der du bist. Du entdeckst den Ozean jenseits der Wellen. Die Wellen können so groß sein wie sie
wollen, sie verändern den Ozean nicht. Das Wasser wird nicht mehr und nicht weniger. Wellen kommen und gehen. A: Die Fixierung wird von alleine stiller, wenn wir uns dafür entscheiden, so wahrhaftig wie möglich zu sein und ihr so an ihrer Wurzel die Motivation, den Treibsto entziehen. Das ist eleganter und wirksamer als an der Ober äche zu versuchen, sich selbst zu optimieren und ein besserer Mensch zu werden. C: Es gibt auf der seelischen Ebene ein paar Möglichkeiten, das Enneagramm zu missbrauchen, indem man das eigene Verhalten rechtfertigt: „Ist meine Fixierung, kann ich nichts gegen tun!“ Oder, indem man andere damit beschimpft: „Ich wusste ja immer schon, dass du das nicht kannst und jetzt sieht man es wieder!“ Oder: „Mit deiner Fünfer-Fixierung ist das ja eh klar, dass du immer die Außenseiterin bist.“ Oder: „Jetzt lässt du aber mal wieder ganz schön den Achter-Cauvi raushängen …“ A: Wir haben das Enneagramm auch schon in Managermagazinen entdeckt. Da wird es benutzt, um die Verkaufszahlen zu erhöhen. Andere versuchen, sich damit den perfekten Partner zu angeln. Aber da die Persönlichkeiten so verschieden sind, ist es eine falsche Ho nung, damit etwas vorhersagen oder erreichen zu können. Wir benutzen es, wie wir es von unserem Lehrer Eli Jaxon-Bear gelernt haben, um dem Ego den Boden unter den Füßen wegzuziehen, um zu sehen: „Oh, das ist meine Fixierung. Aber wenn das meine Fixierung ist, was bin dann ich? Wenn das nur die Fixierung ist, was bleibt dann von mir übrig? Wo nde ich mich dann? Wenn all das, von dem ich dachte, dass es mich ausmacht: Meine Leidenschaften und meine Polaritäten, meine Stärken, sogar meine Geschichte, wenn das alles gar nichts mit mir persönlich zu tun hat, sondern mechanisch, vorhersehbar, gewöhnlich, ganz und gar unbedeutend ist, was bleibt dann übrig?“ Wenn du die Fixierung siehst, dann ist klar, dass das nicht alles sein kann. Dann wird die gesamte Charakterstruktur durchsichtig, durchscheinend. C: Dann wird es leichter … A: … und aufregender. Das zeigt sich in unserer Arbeit und im Leben.
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T6: Gestern hörte ich über die Sechser: „Das kommt alles aus dem Kopf. Und man muss sich so anstrengen, da zuzuhören.“ Das beschäftigt mich jetzt die ganze Zeit, weil ich keine Alternativen kennen würde. Wie wäre denn ein anderes ... C: Wie wäre ein wirkliches Leben? T6: Zum Beispiel. C: Das ist eine sehr heilsame Frage. A: Der Weg ist: anhalten, still werden, spüren; über den Körper in das Gefühl, von dem Gefühl in die Erfahrung. Wenn das zur Gewohnheit wird, wenn das immer da ist, dann wird das Leben lebendiger.
Aufwachen Was ist das Aufwachen
A: Wenn dein Geist still wird, wenn dein Körper einfach da ist, wenn dein Herz sich ö net und du einfach in dein Herz hineinfällst, ndest du dort Frieden, Freude, Liebe und Stille. Du ndest eine unendliche Weite, die keine Grenzen hat. Dieser Frieden schließt alles ein. Unser Lehrer Eli Jaxon-Bear, dem wir all das hier zu verdanken haben, nennt es „self-realisation“, Selbsterkenntnis. Man könnte auch sagen Selbstverwirklichung, aber was sollte verwirklicht werden? Es ist schon jetzt dein ureigenes Selbst. Es gehört dir nicht. Es ist, was du in Wahrheit bist, was dich ausmacht. Das zu erfahren, ist dein Geburtsrecht und vielleicht dein tiefster Wunsch. Es hat nichts mit dem zu tun, was du dir je darüber vorstellen könntest. Es hat auch nichts mit irgendeiner Religion oder einem Glauben zu tun. Alles, was Menschen Ausgedachtes dazu sagen, hat nichts damit zu tun. Es ist kein Zustand. Keine orgiastische Ekstase. Keine himmlische Weltabkehr. Kein Zu uchtsort. Und doch deine eigentliche Heimat. Die Wahrheit erlaubt dir, mit allem zu sein, was in deinem Leben auftaucht. Allem ins Auge zu schauen, so wie es ist. Vor nichts mehr wegzulaufen, alle Betäubung und alles Unter-den-Teppich-Kehren aufzugeben. Wozu? Weil es dich frei macht. Frei von der Anstrengung,
die Lügen aufrechtzuhalten, frei davon zu versuchen, die Gefühle im Dampfdrucktopf einzusperren, frei davon, unlebendig zu sein und frei davon, dich für die Liebe, die dir vermeintlich fehlt, verkaufen zu müssen. Es erlaubt dir, die Illusion von Macht und Kontrolle, die Illusion von Sicherheit oder innerem Mangel aufzugeben. Einfach da zu sein. Das Wichtigste ist zu wissen, dass es möglich ist, diese Stille, diesen Frieden, diese Liebe zu erfahren. Für jede und jeden. Wir lehren und lernen das Enneagramm, weil dann die Stille lauter wird. Unüberhörbar. C: Der Mensch lebt in seinen Gedanken, Gefühlen und Körperemp ndungen. Er glaubt, dass er das ist, dass er daraus besteht. Jetzt versucht er, bessere Gefühle zu haben und weniger lästige Gedanken. Aber unter den Gefühlen ist ein tiefer Abgrund. Alle Menschen kommen irgendwann damit in Kontakt. Er versetzt sie in Angst und Schrecken. Von da ab entwickelt der Mensch innerlich eine möglichst feste Struktur von Gedanken und Konzepten, von Vorstellungen und einer Ich-Identität, um sich daran festzuhalten und sich dadurch vor dem Abgrund zu schützen. Das Geheimnis besteht darin, dass ich mich in diesen Abgrund hineinfallen lassen kann und in der Tiefe dieses Abgrundes die Unendlichkeit, tiefen Frieden und das reine Sein entdecke. Wenn von dort aus gelebt wird, wenn das zur dauerhaften Seinsweise geworden ist, ist das das Aufwachen. Es ermöglicht, dass Verstand und Emotionen still werden können, wenn sie nicht gebraucht werden und so entsteht eine tiefe Gelassenheit.
7 Schritte zum Aufwachen und das Enneagramm C: Die „7 Schritte zum Aufwachen“ sind eine systematische Anleitung zum Aufwachen. Sie sind die Antwort auf die Frage: „Was hilft den Menschen, lebendig, frei und authentisch zu werden und was hilft ihnen, aufzuwachen?“ Sie sind das Ergebnis meiner Erforschung der wichtigen spirituellen Wege und des Wesentlichen der westlichen Psychologie. Ramana sagte: „Der ganze Weg lässt sich zusammenfassen in dem Satz: Sei still.“ Das bedeutet: Halte an. Dann entdecke, was ist. In vielen spirituellen Wegen hat sich die Meditationsform entwickelt, bei der alles, was auftaucht, beobachtet wird. Dadurch besteht die Gefahr,
dass die Lebendigkeit weiter eingeschränkt wird, dass die Abwehr von Gefühlen verstärkt wird. Deswegen ist ein Kernpunkt der 7 Schritte zum Aufwachen, alles zu fühlen, was da ist. Wenn ich die Fixierung durchschaue und erkenne, welche Gefühle ich vermeide, dann verliert die Fixierung ihre destruktive Kraft. Auch die unbewussten Grund-überzeugungen können durch die EnneagrammArbeit erforscht und aufgedeckt werden. Ein Beispiel ist die Grundüberzeugung: „Wenn ich meine Gefühle ganz zulassen würde, könnte ich sie nicht aushalten, sie würden mich umbringen.“ Blockierungen auf geistiger, seelischer und körperlicher Ebene sind so einge eischt, sind uns so selbstverständlich geworden, dass sie gar nicht mehr als ein Tun wahrgenommen werden. Deswegen müssen das Loslassen, das Nichts-Tun, das Stillsein erst erarbeitet werden. Dabei ist die Enneagramm-Arbeit bei den 7 Schritten zum Aufwachen eines der wichtigsten Werkzeuge, weil die Selbst-Erkenntnis, das Erkennen der Vermeidungen, Wünsche und Motive die Voraussetzung ist, um wirklich anzuhalten. Nur dadurch entdecke ich, was ich unterbewusst alles „tue“.
De nition von Ich, Ego und Selbst
Die große Verwechslung: Das Ich und die psychischen Funktionen T: Was genau bedeutet „Ichlosigkeit“. Ist das nicht gefährlich?
C: Der Organismus jedes Menschen hat bestimmte Funktionen. Diese Funkti-onen und Fähigkeiten können stark oder schwach ausgeprägt sein. Da gibt es die Fähigkeit, das zu fühlen, was wirklich da ist und mir das zu wünschen, was ich wirklich möchte, anstatt das, was ich fühlen und wollen „soll“. Da ist die Fähigkeit bei dieser einen Sache zu bleiben, sowie die Fähigkeit Kon ikte zu ertragen. Diese drei Fähigkeiten nennen sich Gefühls-Toleranz, Ambivalenz-Toleranz und Frustrations-Toleranz. Die Erwartung, auf die Umwelt einzuwirken, sie zu gestalten, wird Selbstwirksamkeit genannt. Daraus entsteht die Fähigkeit, Nähe auszuhalten genauso wie das Alleinsein. All das sind psychische Funktionen. Sie werden in der Psychologie als „Ich-Funktionen“ oder „Ich-Stärke“ bezeichnet. Fritz Perls, der Begründer der Gestalttherapie schrieb: „Es gibt kein Ich, sondern nur
Ich-Funktionen .“ 1 Es sind Funktionen des Organismus. In vereinfachter Form besitzen auch Tiere diese Fähigkeiten. Daran kann man sehen, dass diese Fähigkeiten ganz unabhängig von der Vorstellung eines persönlichen Ichs sind, eines Egos. Die illusionäre Vorstellung des Ichs entsteht aus dem Konzept, dass „ich“ Kontrolle ausüben muss, dass „ich“ das Subjekt bin, das alles in der Hand hat.
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T: Wenn ich aufwache, wer kümmert sich dann um meine Kinder? C: Weil das Ich und die Ich-Funktionen verwechselt werden, gibt es die Angst, nach dem Aufwachen nicht mehr funktionieren zu können. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist ein Wunder, dass die Menschen vor dem Aufwachen so gut funkti-onieren. Viele sagen, erst müsse das Ich gestärkt werden, dann könne es losgelassen werden. Das ist nach meinem Verständnis Unsinn. Was zunächst zu stärken ist, sind die psychischen Funktionen. Die Ich-Funktionen brauchen nicht losgelassen zu werden. A: Es ist wie beim Gold-Mariechen in dem Märchen „Frau Holle“. Wenn das Brot fertig ist, nimmst du es heraus und wenn die Äpfel reif sind, kannst du sie ernten. Du kannst aufhören, mehr Brot zu backen als gebraucht wird und unreife Äpfel vom Baum zu schütteln. Das Leben wird leichter. Es ist, wie man im Zen sagt: „Nichts wird getan und dennoch bleibt nichts ungetan.“
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T: Gibt es mich noch nach dem Aufwachen? C: Die Vorstellung eines Ichs verschwindet durch das Aufwachen vollständig. Handlungen geschehen, Gedanken geschehen, Gefühle tauchen auf, ohne dass ein Ich das täte. Sie geschehen einfach. Kein Ich, das auf sich stolz sein könnte. A: Es gibt keine Identi kation mit dieser Entität, mit der Person in diesem Körper. Trotzdem bleibt meine Mutter meine Mutter und deine Mutter bleibt deine Mutter. Wenn ich sterbe, bin ich tot und du lebst weiter. Wenn ich mich stoße, tut es mir meist etwas mehr weh als dir. Wenn ich jemanden sehr gerne habe, ist das manchmal umgekehrt. So können wir erfahren, wie die Liebe für jeden die vermeintliche Trennung
überwindet. Das gemeinsame Bewusstsein, die zugrundeliegende Unendlichkeit ist unser gemeinsamer verbindlicher Grund, aus dem alles erscha en ist.
Psychisches Denken und praktisches Denken
T6w: Ich bin immer am Denken, aber nach manchen Übungen bin ich einfach im Jetzt. Ich merke, dass ich da wieder raus bin, wenn ich anfange zu denken. Es macht dann Angst, nicht denken zu können. Ich halte mich an den Gedanken fest. Und ich frage mich, wie man in einem aufgewachten Zustand überhaupt noch denken kann. Bei euch habe ich aber das Gefühl, ihr denkt, sprecht und redet zu uns. C: Um das zu verstehen, muss man eine wichtige Unterscheidung tre en. Es gibt ein praktisches Denken: Wenn ich ein Brot backen will, muss ich wissen, wie viel Mehl und Wasser ich brauche und wie lange die Backzeit ist. Dann gibt es das psychische Denken: „Ich habe Leute eingeladen und ho entlich schmeckt denen das Brot, wie nden die das? Wenn das nicht gelingt, dann stehe ich aber ganz blöd da!“ Es ist ich-haft und über üssig. Das ich-hafte Denken fällt durch das Aufwachen weg. Der Organismus funktioniert besser von alleine, als wenn ständig das Ich dazwischen funkt. Wenn das Ich zurücktritt, du still bist und die Handlung aus der Stille entsteht, geschieht sie in der Regel e ektiver, anmutiger, eleganter und wirksamer. Das ist eine andere Art des Tuns. Du kannst es im jetzigen Dasein bereits ausprobieren und entdecken, indem du dich ganz bewusst einer Tätigkeit hingibst und überlässt. Du kannst dir sagen: „Jetzt will ich das mal geschehen lassen, ohne dass ich dazwischen funke. Mal sehen, was dieser Organismus von allein macht. Organismus heißt Körper, Gefühl und Verstand, der Verstandesgeist.
Ich, Es und Über-Ich in der Arbeit Sigmund Freuds
A: Sigmund Freud hat die Begri ichkeit von „Über-Ich“, „Ich“ und „Es“ unterschieden, um ein besseres Verständnis über die Irrungen und Wirrungen in der Seele erarbeiten zu können. Das „Über-Ich“ ist dafür da, bestimmte Regeln einzuhalten, was das soziale Zusammenleben erleichtert, weil jeder z. B. mit dem Auto auf der rechten Straßenseite fährt, Besteck zum Essen benutzt, vor dem Betreten
eines Raumes anklopft und ähnliches. Auf der anderen Seite ist das „Über-Ich“ für manche Menschen eine große Bürde, die ein ständig schlechtes Gewissen und Schuldgefühle beinhaltet. Viele Grundüberzeugungen, solche Sätze wie „du sollst“ und „du musst“, die wir in der Enneagramm-Arbeit aufdecken, sind dieser Instanz zuzuordnen. Als „Ich“ bezeichnet Freud eine erwachsene Instanz, die Gut und Böse abwägen kann, die Konto-Überweisungen ausführen kann. Dieses „Ich“ kann Spaghetti kochen und auch mehr oder weniger kompetent mit anderen Menschen in Beziehungen treten. In unserer Arbeit sprechen wir hier von den oben genannten „psychischen Grundfunktionen“ oder „Ich-Funktionen“. Das „Es“ war von Freud eher gefürchtet. Er hatte eine Sechser-Fixierung und sah darin das Ungebändigte, Instinkthafte, Egozentrische. Wirklich „gefährlich“ ist daran, was unterbewusst bleibt, weil uns das Unterbewusste beein usst, ohne dass wir es durchdacht und durchfühlt haben. Das „Es“ hat heute z. B. in der Inneren-Kind-Arbeit einen wichtigen Stellenwert für unsere kindlichen, verletzten, aber auch spielerischen und freudvollen Anteile. In der Enneagramm-Arbeit decken wir diese unterbewussten Anteile auf und sind bereit, alles zu durchfühlen, egal wie angenehm oder unangenehm es ist. So können die verletzen Anteile heilen und die freudvollen, spielerischen Anteile befreit werden. Als Ausdruck des Wunsches nach Bewusstheit wünschte sich Freud für die erapie: „Wo „Es“ ist, soll „Ich“ werden.“ Heute würde man wohl hinzufügen, dass auch wo „Über-Ich“ ist, „Ich“ werden soll. Dann kann dieses „Ich“ mit allen seinen Funktionen und Fähigkeiten in den Hintergrund treten und dein wahres Selbst kann sich immer deutlicher zeigen. Diese grobe Übersicht mag hier genügen, um deutlich zu machen, dass all diese Ich-Funktionen zu unserem Sein, zu diesem weltlichen Leben dazugehören und das „Ich“ einfach ein Begri ist, der beschreibt und uns helfen kann, die Seele zu verstehen. Auch wenn es nur ein Begri ist.
Die Fehlidenti kation verstehen
A: Wenn „Ich“ gelernt habe: Ich bin Anna oder Peter, mit allem was dazugehört an Geschichte und dabei verloren geht, was ich eigentlich bin, dann ist das eine Fehlidenti kation. Dies passiert gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen. Die äußere Ebene oder Schicht wird wesentlich durch die Sozialisation bestimmt: Was man dir gesagt hat oder sich von dir vielleicht erho t hat, was und wie du zu sein hättest. Dabei spielen auch familiäre Verstrickungen eine Rolle. Dann gibt es eine innere Schicht, was du mitgebracht hast auf die Welt und was mit der Umwelt interagiert. Diese beschreiben wir im Enneagramm. Die Fixierung ist nicht das, was du eigentlich bist. Sie beschreibt deine grundlegende Charakterstruktur. Aus dieser Struktur und der persönlichen Geschichte entwickelt sich dann eine mittlere Schicht, die Persönlichkeit. In dem Moment, in dem du dich damit identi zierst, könnte man das Ganze das Ego nennen. Wenn manchmal die Begri e Ego und Ich synonym verwendet werden, ist mit dem Ich dieses identi zierte Ich gemeint. Einzig diese Fehlidenti kation gilt es zu beenden, sie darf sich au ösen: Die Identi kation, nicht die Fähigkeiten des Ichs. In der „Ich-losigkeit“ kann ich trotzdem meine Überweisungen tätigen und vielleicht sogar noch auf ganz andere Weise mit Menschen in Kontakt treten. Dabei können wir gleichzeitig leidscha ende neurotische Mechanismen, die sich dieses Ich, dieses Ego angeeignet hat, nach und nach loslassen. Dann scheint das wahre Selbst durch, mit dem wir das bezeichnen möchten, was ohne die Identi kation mit dem Ich wahrnehmend da ist. Ramana hat es das Ich-Ich genannt. Mit diesem Verständnis ist es leichter, die Ebenen zu unterscheiden und viele Verwechslungen zu beheben. Das Enneagramm ist dafür ein wundervolles Werkzeug, weil die Verschleierungen deines Selbst gelüftet werden, weil du immer klarer das sehen und unterscheiden kannst, was nur Schleier ist und was wirklich da ist.
Das Ich und die Enneagramm-Fixierung
C: Tatsächlich ist es so, dass wir das Ich nicht als Ich sehen können, so wie wir einen Hund nicht als Hund sehen können, sondern nur als z. B. einen Schäferhund oder einen Dackel, aber den Hund als solchen gibt es nicht.
A: Es ist wichtig zu verstehen: Die Fixierung ist nicht wirklich. Das Enneagramm ist eine ausgedachte Medizin für eine ausgedachte Krankheit, wie Eli sagt. Es gibt das Ich als solches nicht, Freud hat diesen Terminus gebraucht, um bestimmte Phänomene sehr klug zu beschreiben und damit gut zu verstehen. C: Das Ich gibt es immer nur als Neuner-, Achter-, Siebener-, Sechser-, als Fünfer-, Vierer-, Dreier-, Zweier- oder Einser-Fixierung. Das Ich tritt immer in dieser Form auf, so wie ein Hund immer einer bestimmten Rasse angehört. A: Mit einem Unterschied: Bei den Fixierungen gibt es keine Mischlinge! C: Ein Hund, der ein Schäferhund ist, bleibt immer ein Schäferhund. Man kann ihn dressieren, ihm beibringen Männchen zu machen und die Panto eln herzubringen, aber trotzdem ist er immer noch ein Schäferhund. A: Im besten Fall ist er stubenrein. Aber, wie Eli immer sagt: Selbst, wenn der Schäferhund eine Dauerwelle bekommt, wird er kein Pudel. C: Er bleibt ein Schäferhund. Und so behältst du deine Fixierung, immer.
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C: Das Ich wird erst mit viel Anstrengung konstruiert. Man kann entdecken, dass es nicht da ist. Das ist erleichternd. Es will sehr viel, wenn es erst mal kon-struiert ist: Aufmerksamkeit, Beachtung, Bestätigung. Die anderen sollen das Ich sehen und es toll nden. Von all dem kannst du zurücktreten. Das Leben besteht dann darin, dass du deinem Herzen begegnest und nicht, dass du dich mit diesem Ich identi zierst. A: Das Ich wird leer, wenn du nicht mehr daran glaubst. Deshalb befassen wir uns mit dem Enneagramm. Das Ich mit seinen Gedanken, Gefühlen und seinem Körper dient dann deinem eigenen guten Herzen, deinem Herzenskern.
Persönlichkeit und Aufwachen T: Wie entsteht denn die Persönlichkeit? Durch Konditionierung? Und steht sie dem Aufwachen im Weg?
C: Die Persönlichkeit ist das Ergebnis der Geschichte, der Einzigartigkeit des Körpers – auch des Geist- und Emotionalkörpers. Jeder Hund, jede Katze, jede Ameise haben eine Persönlichkeit. Man untersucht seit neuestem, welche Persönlichkeit Ameisen haben. Da gibt es eine tapfere Ameise, eine eißige Ameise, eine, die sich vor der Arbeit drückt. Man sieht das nicht, wenn man auf den Ameisenhaufen schaut. (Lachen) So entsteht Persönlichkeit, einfach durch die Geschichte, durch die Erfahrung, durch das Leben. A: Die Persönlichkeit hat nichts mit einem persönlich zu tun. Sie ist nicht was du bist. C: Das Ich versucht, nach der Persönlichkeit zu greifen und denkt: „Ich habe das gemacht. Ich bin stolz auf mich, weil ich einfach großartig bin.“ Aber das ist Quatsch. Die Persönlichkeit ist einfach da. Durch das Aufwachen kann sich die Persönlichkeit mehr entfalten, weil sie nicht mehr im Gefängnis ist, im Gefängnis der ichhaften Ängste, der ichhaften Bedürfnisse und der Fixierung. Vorher war sie durch die Fixierung eingeengt und dadurch mechanisch. Das Ich verschwindet, die Persönlichkeit nicht. Wenn man erwacht ist, wird die Persönlichkeit prägnanter, ausdrucksstärker, bunter. T: Mir ist das noch nicht ganz klar. Ich dachte, wenn man erwacht ist, dann ist alles weg. A: Der Körper ist da und hat blonde oder braune Haare. Oder die Angst ist vielleicht mal da, weil man sich eine bestimmte Angst angewöhnt hat, dann ist sie wieder weg, aber das bestimmt nicht das Leben. Du magst vielleicht lieber Schokoladeneis, es gibt aber Erdbeereis und dann ist das einfach so. Die Identi kation fällt weg, genauso wie das Weglaufen vor den Gefühlen. T: Ich nde das sehr beruhigend, sehr schön, dass noch was da bleibt von dem Menschen. C: Wenn Menschen mehr mit sich eins werden – Martin Luther King z. B. – entwickeln sie sehr viel deutlichere Persönlichkeiten. T: Ich habe wohl eine falsche Vorstellung gehabt. Die löst sich gerade auf. Ich dachte, wenn man in dieses Nichts geht, ist erst mal nichts mehr da.
C: Auch wenn du nichts mehr bist, kann deine Form doch bunt sein. Die Form ist etwas anderes als das Wesen. Das Wesen ist Nichts, ist Leere. A: Liebe und Gewahrsein. T: Könnte man sagen, dass das, was dann übrig bleibt, die Essenz ist? A: Die Essenz ist die Färbung deines Daseins in der Welt. Das Bewusstsein, das Selbst ist immer schon da, das ist darunter. Es gibt also nichts, was du hinüberretten müsstest. Es darf alles aufhören, was du machen könntest. Du überlässt dich der Erfahrung dessen, was auch immer sich gerade zeigt.
Mich selbst retten und dann vielleicht die Welt A: Wir haben versucht, als Menschheit und im Einzelnen diese Welt zu retten oder zu revolutionieren, in der Fantasie oder in echt – oder unsere Eltern oder unsere Partnerin oder unseren Partner. Es hat nicht funktioniert und wir müssen uns fragen, wieso wir mit unseren Rettungsambitionen so kläglich gescheitert sind. Am Beispiel einer Sucht wird es am deutlichsten. Niemand kann die Person davon abhalten, sich ihren Suchtsto zu besorgen, keine Institution, kein Gefängnis, keine erapie. Es gibt nur eine Person, die diese Sucht beenden kann, wenn es soweit ist und das ist die Person selbst. Dann folgt die notwendige Unterstützung. Auch aus unserer Selbst-Sucht, die wir nach unserer Terminologie jetzt Ego-Sucht nennen müssten, können wir uns nur selbst befreien. O enbar ist die Zeit in unserer Geschichte vorbei, in der man den Menschen die Dinge vorschreiben kann. Es gibt keine gute heilsame Möglichkeit, andere ungefragt zu ändern.
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T: Würdest du zum Beispiel einen Fünfer-Sohn, wenn er seine Schneckenhaustendenzen hat, dort herauslocken? A: Du gehst nicht dagegen an. Du willst ihn ja nicht umpolen. Du brauchst eben gerade nicht mehr zu versuchen, vom Apfelbaum Apfelsinen zu bekommen. Aber du kannst wahrnehmen, wo Leid auftritt. Du kannst leichter unterscheiden, ob es dein Leid ist oder seins. Du
kannst das, indem du genau siehst, lauschst und verstehst, auch dein eigenes Vermiedenes spürst. Dann weißt du von alleine, was du tun kannst. Aber nicht schütteln, bis Apfelsinen kommen.
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T: Ich hab immer gedacht, meine Freundin soll aufwachen und stiller werden – aber warum eigentlich sie? Ich könnte mich ja darum kümmern, selbst still zu werden, das wäre eigentlich das Naheliegende.
Alle Gefühle einladen Übung zur Selbsterfahrung: „Achtsames Gewahrsein“
C: Halte die Augen geschlossen und geh mit deiner Aufmerksamkeit durch deinen Körper zu einer Stelle, wo du Anspannung spürst oder Druck oder Bewegung oder wo du dich taub fühlst. Am besten ist der Mund geö net, weil der Körper dann leichter den Atem verändern kann. Du nimmst nur diese Körperstelle wahr, ohne etwas zu tun. Indem du innerlich zurücktrittst, kann Anspannung von alleine abfallen, weg ießen. … Dann wanderst du zu einer anderen Stelle. (Pause) Jetzt kannst du deutlicher wahrnehmen, was du fühlst – deine Stimmung oder eine Erfahrung, die tiefer ist als ein Gefühl. Wenn du deine Stimmung wahrnimmst oder dein Gefühl, dann kannst du dich in dieses Gefühl hineinfallen lassen. Du kannst heraus nden, wie tief das Gefühl ist oder was sogar noch darunter ist. Und wieder achte auf diese innere Haltung, es ganz zu fühlen, ganz wahrzunehmen und nichts zu tun. Und wenn du jetzt gleich die Augen ö nest, kannst du in dieser inneren Erfahrung bleiben. Das Ö nen der Augen kann ein Signal sein, dich noch tiefer fallen zu lassen. T: Ich will einfach nicht, dass Angst auftaucht. Ich will die nicht haben. C: Gefühle fragen doch nicht, was du willst. Was wäre, wenn du dich nicht mehr darum kümmerst, was du willst oder nicht willst und das Gefühl auftauchen lässt, so wie es kommt? T: Ja, das wäre gut, dann ist alles gut.
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C: Alle Fixierungen verdrängen Gefühle auf unterschiedliche Weise. Alle vermeiden die Angst, sie steht an der Wurzel jeder Fixierung. Der Mensch lebt in zwei verschiedenen Modi: der Modus des Machens, Kontrollierens und Gestaltens und der Modus des Geschehenlassens, des Ö nens und der freien Wahrnehmung. Bei bestimmten Projekten im Leben ist der Modus des Gestaltens genau richtig: Wenn ich Brot backe oder eine Brücke baue oder in der Schulklasse etwas Bestimmtes unterrichte. Aber auf dem Weg, mich selber zu erfahren und zu entdecken, auf dem Weg zum Aufwachen, ist der Modus des Geschehenlassens und des Ö nens das einzige, was dich weiterbringt. Wenn du innerlich in einen Zustand des hundertprozentigen Geschehenlassens kommst, dann wachst du auf. Beim Fühlen fängt es an: Normalerweise ist da ein Gefühl und gleichzeitig ein Ich, dass mit dem Gefühl etwas machen will. Wenn dieses Ich zurücktritt, kommst du in den Zustand des Geschehenlassens. Dann ist das Gefühl ganz da und du erlebst gleichzeitig Freiheit und Frieden, weil der innere Krieg mit dem Gefühl beendet ist.
Überlebensstrategie A: Angst ist etwas ganz Natürliches und manchmal gibt sie uns eine angemessene Warnung. Herr Professor Spitzer sagt dazu: „Von den Menschen, die in der Urzeit keine Angst gehabt haben, von denen stammen wir nicht ab.“ Jetzt bekommt die Angst, die uns beim Überleben geholfen hat, eine andere wichtige, eine wegweisende Funktion. Sie weist den Weg in die Stille. Der Urinstinkt des Menschen ist es, um jeden Preis zu überleben. Wenn du jetzt bewusst entscheidest: Mir ist die Wahrheit wichtiger als mein Leben; ich will nicht mehr mechanisch leben; ich will nicht mehr vor meinen Gefühlen weglaufen; ich will wissen, was wirklich ist, dann musst du dir bewusst sein, dass du gegen deinen Instinkt handelst. Gegen deine natürliche angeborene und erworbene Intuition. C: Jeder hat eine tiefe Sehnsucht nach Ganzsein und dem Aufwachen. Die meisten Menschen verdrängen diese Sehnsucht. Du kannst nicht entscheiden, wie sehr du diese Sehnsucht nach dem Aufwachen wahrnimmst, wie sehr du es willst und wünschst. Du hast das nicht in
der Hand. Aber o ensichtlich ist die Sehnsucht stark. Dem gegenüber steht eine Kraft, die dich um jeden Preis schützen und dein Überleben sichern will. Wir haben vier Millionen Jahre überlebt, weil das Überleben wichtiger gewesen ist als irgendetwas sonst. T6m: Ich hab noch nicht die Erfahrung gemacht, dass ich das bewusst entscheiden kann. C: Es scheint so zu sein, dass man sich auf der ersten Strecke des Weges ganz ohnmächtig fühlt. Auf der zweiten Strecke des Weges merkt man plötzlich: „Aha, ich kann eine Entscheidung tre en. Ich kann ganz bewusst wählen, in dem Gefühl zu bleiben, in dem Abgrund zu bleiben, in der inneren Unsicherheit zu bleiben.“ Das verändert sich. In der dritten Phase des Weges gibt es kein oder fast kein Wählen mehr, weil es dann zu einer guten Gewohnheit geworden ist, sich der unmittelbaren Wahrheit zu überlassen, anstatt irgendwelchen Überlebensstrategien. A: Es wird dir leichter fallen, bei dem Gefühl zu bleiben, weil du die anderen Strategien der Fixierung zuordnen kannst. Dann brauchst du dem nicht mehr zu folgen.
Leere erfahren T: Das Leben ist schön. Ich habe von euch gehört: „Das einzig Verlässliche ist die Leere.“ Und das merke ich immer wieder. Es wird vieles einerseits fad und andererseits viel lebendiger. Mir geht es darum, mit den drei Fragen zusammen zu sein: „Was will ich?“, „Was fühle und erfahre ich jetzt?“, „Wer bin ich?“. Die sind mir wichtig und helfen mir ehrlich zu sein. C: Gut. Mach die Augen zu. Was fühlst und erfährst du jetzt? T: Freude, Aufregung, Lebendigkeit. C: Gut, gib der Aufregung allen Raum, gib der Freude allen Raum und lasse dich da hineinfallen. Immer tiefer fallen. Selbst wenn die Aufregung verbrannt ist, wenn die Freude sich aufgelöst hat, lass dich weiter tiefer fallen, indem du alles loslässt. T: Da ist ein Punkt, wo ich bewusst nicht weiter loslassen kann.
C: Du kannst das Loslassen nicht „tun“, du kannst dich nur ö nen, dann kann Loslassen geschehen. Es ist die Unendlichkeit, die dich sucht. Nicht umgekehrt, als wenn du mit der Unendlichkeit etwas machen könntest. Dann achte zu Hundertprozent darauf, dass du alles geschehen lässt. Da kommen Impulse und du folgst ihnen nicht. Da kommt vielleicht Angst und dann kommt der Impuls, wegzulaufen und du folgst dem nicht, sondern ö nest dich für die Angst, lässt dich mitten hinein sinken, lässt die Angst weiter verbrennen und dich tiefer fallen.
Enneagramm und Aufwachen Die Fixierung schmelzen
T: Ich fühle mich so berührt, dass ich immer weinen möchte. C: Tu das. Die Wahrheit berührt. Es ist so wertvoll und so schön, dass du dich berühren lässt. Diese Tränen sind das Schmelzwasser. Es schmilzt das Ego und das Herz wird weit und o en. Das „Sich-Berühren-Lassen“ ist so wertvoll. Das „Berührt-Werden“ schmilzt die Fixierung weg, hilft sie zu beenden.
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C: Es scheint eine Veränderung in unserer Zeit zu sein, dass das Aufwachen leichter geschieht als früher, auch wenn jemand noch nicht jahrzehntelang auf der Suche ist und Zeit hatte, sich auf die Arbeit einzustellen. Das Einzige, was wirklich zählt, ist, dich der Wahrheit zuzuwenden. Dann ndest du Erleuchtung und du ndest Frieden, Leere und auch deine Natur als Glückseligkeit. A: Das Enneagramm ist der Masterplan. Das bedeutet, wenn du den Masterplan verstanden hast, dann wird für dich alles durchsichtig, dann weißt du Bescheid. Wenn du verstanden hast, dass es kein Ich außerhalb der Fixierung gibt und du klarer und klarer erkennst, was in dir und an dir und um dich Fixierung ist, dann wird dir plötzlich deutlich: „Okay, das ist die Fixierung!“ Dann fällst du hindurch in das, was du eigentlich bist und das ist der o ensichtliche Spaß an der Geschichte. Deswegen betreiben wir den ganzen Aufwand, damit die Stille durchscheinen kann.
Mit deiner Fixierungsmaske hast du die Matrix, die Schablone, die das entschlüsselt.
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T: Nachdem ich alle Fixierungen erlebt habe, weiß ich immer noch nicht, was ich bin. C: Doch wir wissen es: Du bist Leere, Liebe und Bewusstsein. Es ist ein großes Glück, dass niemand die Fixierung ist, sondern das Tiefere.
Blinde Flecken A: Die Enneagramm-Arbeit kann dabei helfen, alle blinden Flecken wahrzunehmen, die man vorher nicht sehen konnte. Hier ein Beispiel: Die Zwei erlebt sich als die reine Tugend, indem sie anderen Menschen hilft. Aber es ist keine Tugend. Es ist Manipulation, um die anderen dahin zu bringen, ihr etwas zu geben. Aber weil sie das als Tugend sieht, fällt ihr das gar nicht auf. C: Du denkst: „Oh, ich bin so tolerant.“ Aber stattdessen bist du gar nicht tolerant, sondern bloß feige, dich auf irgendeinen Standpunkt festzulegen. Wenn die Sechs in ein Café geht, schaut sie sich immer um. Wenn du sie danach fragen würdest, dann würde sie entweder sagen, ich schaue nur, wo ich einen wirklich guten Platz nde oder sie würde sagen, ich interessiere mich für die Menschen; aber in Wirklichkeit ist sie dieser Angsthase, der sich überall umgucken muss: Gibt es hier irgendetwas Gefährliches? A: Und sich dann an den subjektiv sichersten Platz setzt. C: Die Sechs erkennt nach einiger Zeit: „Mein Gott, jetzt plötzlich sehe ich, wie viel von meinem Verhalten von Angst motiviert ist. Was vorher als Philanthropie 2 erschien, fällt zusammen. Wir werden das bei den einzelnen Fixierungen sehen. Die Zwei merkt plötzlich: „Das sind ja alles billige Tricks, mit denen ich die anderen Menschen dazu bringen will, mir Anerkennung zu geben, mich zu beachten, mich lieb zu haben.“, dann wird dieses ganze
Tugendgebäude erschüttert und du wirst von alleine demütiger, stiller, ruhiger und bist froh, wenn es dir gelingt, zurückzutreten. A: Dann erst wirst du tatsächlich hilfreich. C: Auf den verschiedenen spirituellen Wegen gab es immer die Aufgabe, Distanz zu sich selbst zu scha en und sich zu betrachten. Das Enneagramm ist dazu o ensichtlich die mit Abstand beste Methode. In diesem Zurücktreten entdeckst du schneller: „Aha, was bleibt denn da übrig, wenn ich das alles abfallen lasse?“ So kannst du leichter aufwachen.
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T: Das Enneagramm ist eine Konstruktion, wie es viele andere gibt und da frage ich mich, ob man das nicht simpler haben kann, dass man einfach, immer wenn ein Gefühl auftaucht, sich erlaubt, es zu spüren. A: Das Ich ist sehr intelligent! T: Also es ist gut, die Tricks zu kennen. A: Das heißt, das führt dich schon ganz lange an der Nase herum. Wenn es so einfach wäre, dann wärst du schon aufgewacht. Es wäre ja schön, wenn es einfach wäre. Aus irgendeinem Grund gibt es da noch etwas, was sich dem immer wieder in den Weg stellt, was du nicht richtig bemerkst. Um diese blinden Flecken zu entdecken, ist das Enneagramm der Spiegel. Auch wenn du bereit bist, alles zu fühlen, was auftaucht, ist die Gefahr groß, dass die Gefühle, die mit der Fixierung verdrängt werden, so unterbewusst bleiben, dass sie von alleine gar nicht auftauchen. Z. B. sagt jemand mit einer Sechser-Fixierung, bevor er seine Fixierung kannte, er hätte Angst gar nicht wahrgenommen. Wir wollen also alle Gefühle einladen und mit Hilfe des Enneagramms auch die bisher verborgenen aufspüren, wie die Angst bei der Sechs und die Wut bei der Neun.
Nach dem Aufwachen A: Durch das Aufwachen verschwindet dein Körper nicht. Deine Augenfarbe bleibt gleich, auch deine Fixierung. Sie bekommt jedoch, wenn du achtsam bist, mehr den Charakter einer Färbung, sie ist keine Neon-Farbe mehr, die dein gesamtes Leben verblendet.
T: Brauche ich das Wissen, welche Fixierung ich habe, denn überhaupt für das Aufwachen? C: Es ist eine wesentliche Hilfe für den Weg dorthin und für danach. A: Nichts kann so wunderbar die blinden Flecken aufdecken wie das Enneagramm. Nichts, was wir kennen. Man kann sehen, wo die Fixierung wieder einrastet, auch wenn Menschen aufgewacht sind oder diese Erfahrung gemacht haben. Das kann man am besten bei sich selbst beobachten: „Ah, jetzt ist der Film wieder drin.“ Dann merkst du: „Ah, da plappert da oben wieder alles! Was macht mir da wieder Angst?“ Oder: „Ah, jetzt komme ich da wieder in das Gefühl, ich bin wertlos.“ Oder: „Ich spüre das Gegenangehen! Was ist gerade mein Gefühl? Was erfahre ich wirklich? Es fühlt sich total unangenehmen an. Ich will da bleiben und fühlen!“ Es wird erst heftiger und dann stiller. C: Daher ist es ausgesprochen empfehlenswert, wenn du aufgewacht bist, das Enneagramm-Buch noch mal hervorzuholen, sonst kann es passieren, dass die Egostruktur wieder lebendig wird, dort, wo du für die Fixierung anfällig bist. Da gibt es z. B. Krishnamurti, der eine mentale Fixierung hatte. Er hat sich immer gewundert, warum seine Arbeit so wenig bewirkte. Wenn er über das Enneagramm Bescheid gewusst hätte, dann hätte er gemerkt: „Was ist eigentlich mit dem Emotionalkörper und wie kann ich damit arbeiten?“ Dann wäre seine Arbeit umfassender und anders geworden. Also, auch nach dem Aufwachen hilft das Wissen über die Fixierung ganz immens, damit das erwachte Sein sich ganz ausbreitet, vertieft und die Anfälligkeiten für einen Rückfall klarer sichtbar werden, eben auch die Anfälligkeiten durch die Unter xierungen. Die Selbsterhaltung, die sexuelle und die soziale Unter xierung sind, nichts anderes als die drei großen Verführer: Geld, Sex und Macht. Wer nach dem Aufwachen die Fixierung nicht kennt und nicht damit arbeitet, der läuft große Gefahr, dass wegen dieser Anfälligkeiten das Aufwachen wieder versandet.
Übung zur Selbsterfahrung: „Das Schlafwandeln beenden.“
A: Du kannst ein kleines Experiment machen. Stell dir vor, die ganze Fixierung war nur ein Traum. Und jetzt wirst du an einem Morgen
wach und merkst, du hast nur geträumt. Der Traum ist zu Ende und vorbei. Dann kannst du entdecken, was übrig bleibt, wenn diese ganze Fixierung mit dem Wachwerden wie ein Traum verschwunden ist. Was bist du jetzt und wer bist du jetzt, frei von dieser Fixierung? Lass die Gedanken los. Entdecke, was du erfährst. So kannst du dich tiefer und tiefer in das, was du jetzt erfährst, hineinfallen lassen. Und du kannst, wenn du gleich die Augen ö nest, in dieser Erfahrung bleiben oder dich sogar noch tiefer fallen lassen.
Persönlichkeit und Charakterstruktur C: Die Fixierung und das Enneagramm sagen nichts über die Persönlichkeit aus, sondern über die tiefere Charakterstruktur. Man kann sich vergegenwärtigen, dass Jack Nicholson und Joseph Stalin dieselbe Fixierung hatten, aber völlig verschiedene Persönlichkeiten waren. Es ist wichtig, das zu realisieren, weil man nie jemanden an den Kopf werfen sollte, du bist so, weil du eine Sechs bist oder eine Neun. Man hat immer mit einem individuellen Gegenüber zu tun. Freud und Hitler hatten dieselbe Fixierung. Das sind zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten. Man sieht allerdings, was aufgrund der Fixierung an Gleichem da ist: der Versuch, ein geschlossenes System zu entwickeln, in dem alles erklärt wird, zusammenhängt. Wir wissen, mit welcher Abwehr auch enge Weggenossen von Freud behandelt wurden, wenn sie an ngen, andere Meinungen zu vertreten. Gleichzeitig war Freud ganz und gar der Menschlichkeit verp ichtet und wir wissen, wie sehr das bei Hitler anders war. Die Charakterstruktur ist dieselbe, aber die Persönlichkeit vollkommen anders. Wenn man ganz grundlegend realisiert hat, dass die Fixierung etwas über die Charakterstruktur, über die tiefere Struktur aussagt und nichts über die Persönlichkeit, merkt man, dass man den anderen nicht in eine Schublade stecken kann. Es gibt keine Schubladen für die Persönlichkeit. Es gibt viele Milliarden Menschen und es gibt nicht ein einziges Leben, das genauso ist wie ein anderes. Die Fixierungen sind so etwas wie die tieferen Gesteinsschichten. Aber, ob auf dem Sandstein oder dem Kalk eine Stadt gebaut ist oder Kasernen, das ist völlig verschieden. Mit den neun Fixierungen und drei
Unter xierungen haben wir 27 Typen. Es gibt in der ganzen Psychologie kein diagnostisches Modell, das auch nur annähernd von gleicher Komplexität und Tiefe wäre. Gleichzeitig ist es so leicht verstehbar, dass wir es innerhalb von vier Tagen in allen wichtigen Grundzügen vermitteln können, es sich jeder aneignen kann und nahezu jeder sich selber erforschen und die Fixierung erkennen kann. Das ist einzigartig und ein unglaubliches Geschenk. Es ist immer wieder eine Freude, zu erleben, wie ihr, die Teilnehmer der Enneagramm-Seminare, dieses Geschenk annehmt und zu nutzen wisst, wie sehr ihr euch dafür ö net.
Verhalten und Motivation T3: Ich bin ein sehr süchtiger Mensch und ich versuche jetzt, mit dem, was ich gehört habe, mir da irgendwie klarer zu werden. A: Die Süchte dienen im Wesentlichen dazu, unangenehme Gefühle zu beseitigen. Wenn es aber nicht mehr nötig ist, die Gefühle zu verdrängen, wieso sollte sich der Organismus in diese Richtung verausgaben? Natürlich gibt es in jeder Fixierung abhängiges Verhalten; natürlich gibt es in jeder Fixierung co-abhängiges Verhalten, unterschiedliche Süchte, unterschiedliches Craving, „Suchtdruck“. Es gibt verschiedene Verhaltensstrategien. Die Verhaltensstrategien sind an der Ober äche. Deswegen funktionieren die Enneagramm-Tests auch nicht. Wenn man auf dieser Ober äche versucht, die Leute zuzuordnen, dann geht das Ganze schief und wird wässrig. Es wird zu einer Art Orakel. Du erkennst an der Bebauung nicht die darunterliegende Gesteinsschicht. Wenn wir tiefer verstehen, was uns antreibt, uns so oder so zu verhalten, dann kommen wir zu der Charakterstruktur und können verstehen, warum der Dalai Lama und Stalin die gleiche Fixierung haben. Das kann man an der Ober äche nicht begreifen, das kann man nur an der Wurzel des Übels verstehen.
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T: Welche Fixierung hat jemand, der Türen zerschlägt? Ohne Gesetz und Regeln? C: Man müsste die Wut genauer anschauen, welche Wirkungen sie hat und welcher Art die Wut ist. Die Zweier-Wut und eine Neuner-, Sechser-
oder Siebener-Wut sind ganz unterschiedliche Arten. Man kann es nicht an dem Türschlagen festmachen, sondern es kommt darauf an, aus welcher Intention heraus das geschieht. A: Alle können wütend werden. Es gibt z. B. Menschen, die sich keine Fehler erlauben können. C: Die Eins macht keine Fehler, weil sie alles perfekt macht. Es ist ein großer Unterschied, ob ich bestrebt bin, alles richtig zu machen oder ob ich bestrebt bin, keine Fehler zu machen. Die Eins tut die Dinge und meistens werden sie auch ziemlich gut. Eine Sechs tut die Dinge eher nicht, um Fehler zu vermeiden. A: Die Drei macht keine Fehler, sondern sieht sich einfach als weniger erfolgreich. Fehler machen gehört bei ihr einfach nicht dazu. Die Acht macht auch keine Fehler, weil ein Fehler für die Acht immer eine Form von Schwäche ist, das ist körperlich aversiv, das muss sie vermeiden.
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A: Wenn du deine Fixierung suchst, kommt es wirklich darauf an, dass du mehr und mehr heraus ndest: „Was treibt mich eigentlich an?“ Du ndest im Handeln und in ober ächigen Verhaltensweisen etwas von jeder Fixierung. Aber nach und nach bekommst du mit: Was treibt mein Leben an? Ob das Zorn ist, ob das die Angst ist, ob das diese Sehnsucht nach dem Geliebtwerden ist. Du kannst erforschen: „Was ist mein größter Motor, was ist meine Leidenschaft? Was ist meine grundlegende, immer währende Motivation? Ist es der Zorn? Ist es der Zweifel? Ist es die Wollust, die mich eigentlich antreibt? Was gibt der Fixierung ihren Antrieb?“ Du könntest auch fragen: „Wovor laufe ich weg?“ und dann dort weiter suchen.
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T: Meine Entdeckung ist für mich schockierend: Ich habe das Gefühl, ich bin total unsympathisch. Ich habe mir zwischendurch echt gedacht: „Also, mit mir möchte ich nicht zusammen sein.“ (lachen) Ich habe das Gefühl, ich habe völlig versagt. A: Das ist ja nur ein Gedanke. Aber du hast nicht versagt, sondern du hast das so eingerichtet. Das hat ja einen Zweck, wenn ich mir selbst gegenüber so kratzbürstig bin …
T: Manipulativ ist das richtige Wort. A: … dann halte ich die Leute auf angenehmem Abstand. Beim Autofahren merkt man das. Jeder hat einen anderen Sicherheitsabstand. Manche fahren ganz nah auf, manche halten sehr viel Abstand. Verstehst du, es geht nicht darum, das zu beurteilen, sondern zu entdecken: „Was gibt mir das? Was ist der Zweck, was ist das unterbewusste Motiv?“ Das ist das Spannende am Enneagramm. Wir sind ja hier alle intelligente Menschen, emotional intelligente Menschen, die auch ihren Körper wahrnehmen. Alles hat eine Funktion, so wie es sich aus der Geschichte entwickelt hat. Das will ich untersuchen. „Ah ja, so hab ich das bisher gemacht. Ich wollte, dass X dabei rauskommt – und dabei ist Y rausgekommen. Und wie mache ich jetzt, dass X dabei rauskommt?“ Das zu sehen, kann erschütternd sein, ebenso die Frage: „Was will ich denn wirklich?“ Je weniger du urteilst und je mehr du einfach neugierig bist, desto mehr darf sich vom Unterbewussten zeigen. Sei wirklich nur neugierig. Du brauchst nicht zu denken: „Oh, was bin ich für ein Chauvi-Schwein, oh, was bin ich für ein Dummkopf, ach nee, so unspirituell …“, sondern einfach nur: „Ah, okay, so funktioniert das!“ Ja? Das ist unverblümter und du kannst sogar leichter die zugehörigen Gefühle fühlen.
Wie Fixierung funktioniert Wurzel der Fixierung
T: Inwieweit ist es jetzt wichtig zu wissen, welche Fixierung man hat? Für mich war es eine Erleichterung, überhaupt erst einmal zu erfahren, dass das eine Ego-Struktur ist und nicht ich das bin. Für mich scheint es jetzt zweitrangig, ob ich eine Neun bin oder eine Acht. Ich sehe das nicht so eng. Ich kenne jetzt die Ur-Ängste. Ich weiß ungefähr, wo die Wurzeln sind. Ist das jetzt okay so? C: Wenn du deine Fixierung erkennst, dann fegt es dir den Verstand weg. Dann siehst du plötzlich den Unsinn, den du machst. Nicht den, den der Mensch schlechthin macht und den alle machen, sondern du siehst dann
deinen Unsinn. Warte es ab, was passiert, wenn dir deine Fixierung deutlich wird.
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C: Am Anfang stand die Angst. Nicht das Feuer, sondern die Angst. Wenn das kleine Kind auf der Welt ist, dann erlebt es seine Umwelt übermächtig und sich selbst als jemand, der Orientierung und Halt nden muss. Für das Baby ist alles unmittelbar: Wenn Hunger da ist, dann ist es das einzige Gefühl, die vollständige Erfahrung von Hunger und sonst nichts. Wenn die Mama weg ist, ist das für immer und von der Angst begleitet zu sterben. Beim Baby ist noch kein symbolhaftes Verstehen von zeitlichen Abläufen vorhanden. Erst mit diesem Verstehen könnte es die Idee kreieren, dass die Mutter nach dem Kino wiederkommen wird. In dieser Situation ergreift jeder eine bestimmte Strategie, um damit fertig zu werden, diese Angst nicht fühlen zu müssen. Diese Angst hat verschiedene Formen: Angst, nicht geliebt zu werden, Angst, ausgelöscht zu werden, Angst, Kontrolle zu verlieren. Das sind die drei Grundängste, wie sie im Enneagramm beschrieben sind. T: Kann es sein, dass ein Mensch gar keine Fixierung aufbaut? A: Der menschliche Körper hat bestimme Eigenarten, das Ich erlernt bestimmte Funktionen, deine Lebensgeschichte lässt gewisse Persönlichkeitsmerkmale hervortreten und deine Charakter xierung ist ebenso festgelegt wie deine Augenfarbe. T: Ich versuche, das zu verstehen, was bei mir jetzt ist, weil ich mich nirgendwo hundertprozentig wieder nden kann. Ich weiß, was bei mir abläuft, aber das entspricht keiner Fixierung. A: Finde heraus, wieviel von dem, was bei dir abläuft, Zuckerguss ist, der dadurch entstanden ist, dass du an dir gearbeitet hast, vielleicht um ein besserer Mensch zu werden. Wenn der Zuckerguss abbröckelt durch die Übungen, die wir hier machen und durch die Einsichten, dann kommst du dem näher, was wirklich innerlich statt ndet, was dich ausmacht, was deine wirklichen Eigenheiten sind. Suche zu nden, was du nicht weißt, was bei dir abläuft und lass dich überraschen.
T: Aber es gibt ja Menschen, die haben zwar auch ein Ich, aber trotzdem sind sie relativ gesund. A: Die Fixierung und das Ich sind keine Krankheiten, sie können ganz wunderbar funktionieren und machen die Menschen zu dem, was sie sind. Das Drama beginnt, wenn wir uns damit identi zieren, wenn wir denken, dass diese Handlungen uns ausmachen und wenn wir das nicht wahrnehmen, was eigentlich und immer da ist. C: Es geht auch nicht darum, das Ich gesünder werden zu lassen. Es geht darum, die Identi kation zu beenden. A: Für das Ich gibt es keine Rettung. Es braucht keine.
Die Fixierung erkennen A: Es ist schwieriger, sich selbst auf die Schliche zu kommen, je mehr man der Welt vermeintlich den Rücken gekehrt hat, weil man etwas Heiliges oder Tugendhaftes darüber deckt. Deswegen ist das Wirken der Fixierung auf dem spirituellen oder therapeutischen Weg manchmal schwieriger zu entdecken. Du kannst nicht nur deine Persönlichkeit nach vielen Jahren therapeutischer Arbeit des Suchens, Feilens, Arbeitens, Lackierens und Abschleifens betrachten, sondern es ist gut, wenn du auch zurückblickst auf die Zeit, wo du noch jung und stürmisch warst, wo aber die ganze Persönlichkeit schon da war, so zwischen 16 und 25. In dieser Zeit ist es manchmal einfacher, die Fixierung zu entlarven.
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T: Also ich weiß, es ist nichts Falsches, aber ich bin nur Hass! C: Du hast auf einem langen Weg im Nachhinein entdeckt, dass du so viel gemacht hast, um Zuwendung zu bekommen. Dann hast du bemerkt, das war nicht ehrlich, das warst du nicht selber. Jetzt bist du dabei, einen Weg zu suchen und zu nden, wo du wirklich du selber bist. Über diese vergangene Zeit, wo du so unwirklich gelebt hast, gibt es einen tiefen Schmerz. Das, was du jetzt tust, bedeutet auch, diesem Schmerz aus dem Weg zu gehen. Aber wenn du diesen Schmerz akzeptierst, dann wird dich das viel weicher und gelöster machen. Aber du musst dich sehr anstrengen, um die Liebe, die du bist, zu verbergen?
T: Ja! A: Es ist wirklich beides fühlbar: Der Hass und die Liebe. Beides ist ganz in Ordnung. Weil der Hass ehrlich ist, ist er ganz willkommen. Auch die Liebe. Und das auszusprechen, ist so wie bei Rumpelstilzchen. Rumpelstilzchen wollte der Königin das Kind wegnehmen. Die Königin musste heraus nden, wie Rumpelstilzchen heißt und niemand ist darauf gekommen. Da hat sie alle ihre Jäger hinausgeschickt und zwei haben Rumpelstilzchen beobachtet. Am dritten Tag kam Rumpelstilzchen wieder und fragte: „Weißt du jetzt, wie ich heiße?“ und die Königen sagte: „Heißt du vielleicht Rumpelstilzchen?“ In dem Moment durchfährt es ihn wie ein Blitz. Rumpelstilzchen zerteilt sich selber und ist vom Erdboden verschwunden. Das geschah, weil es benannt worden ist, weil der Name gefunden worden ist, weil das plötzliche: „Aha, das ist es!“ so heilsam ist. In diesem Erkennen verliert das Unbekannte seine Macht.
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T5: Gerade kommt bei mir die Fixierung total o ensichtlich hervor, aber sonst verkrümelt sie sich in subtile Schichten. Ich frage mich, ob die Fixierung sich wirklich reduzieren kann, auch wenn man nicht aufgewacht ist. Nimmt das irgendwann ab? C: Ja natürlich. Das geschieht auch bevor man aufgewacht ist. Wenn man alle Gefühle fühlt und einlädt, brauchen sie nicht mehr vermieden zu werden. Die Fixierung ist dann nicht mehr so beherrschend, nicht mehr so Leid erzeugend. Sie wird stiller.
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T: Könnt ihr bei jedem sofort die Fixierung erkennen? A: Wozu? Du möchtest ja auch kein zusammengesetztes Puzzle geschenkt bekommen. Du möchtest dich selber erforschen und das, was dem im Wege steht. Es ist so, wie wenn man anfängt, sich für etwas Neues zu interessieren, z. B. für Autos oder indische Gottheiten. Zuerst sieht man, dass alle Autos vier Räder haben, alle haben ein Lenkrad, sogar in der Grundausstattung. Dann sieht man, es gibt rote Autos und grüne Autos – aber darauf kommt es gar nicht an! Wir müssen nicht die Ober ächen unterscheiden. Später weiß man dann, welche Motoren sie haben, so wie
wir später die Motivation der Handlung, den Antrieb herausarbeiten und erkennen können. Es ist so, wie manche Menschen Hunde, Fische oder andere Dinge unterscheiden können. Oder die Eskimos, die unendlich viele Worte für Schnee und für die Farbe Weiß haben. Womit ich mich beschäftige, darin wird meine Wahrnehmung immer präziser und immer genauer. Das ist das, woran wir uns vergnügen wollen in unseren Seminaren und in diesem Buch: Dass ihr danach die Fixierungen unterscheiden und ihre unterschiedlichen Energien fühlen und spüren könnt, dass ihr nachher alle eine Mercedes C-Klasse von einem Chevrolet unterscheiden könnt. C: Jemand, der sich eine Zeitlang mit dem Enneagramm beschäftigt, nimmt die Fixierung wahr. Bei manchen Menschen ist es auf den ersten Blick zu erkennen, bei anderen Menschen ist es undeutlich.
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T: Je mehr ich darüber lese, desto nebulöser erscheint es mir. C: Das ist eine typische Erfahrung. Man liest es und weiß dann gar nichts mehr. Man liest es noch mal und irgendwann kippt es um und man erkennt plötzlich alles in den tieferen Grundzügen.
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A: Um die Fixierung und die Subtypen zu erkennen ist es wichtig, dass du auch deine Fantasien untersuchst, auch deine unterbewussten Fantasien. Du kannst sie entdecken, selbst wenn sie zunächst versteckt sind. Was sind meine Träume? Mit Fantasiereisen wie bei unserem Autogenen Training oder beim Imaginativen Bilderleben kann man unbewusste Fantasien entdecken. Was ist das, was ich mir nicht erlaube? Was sind meine Sehnsüchte, Perversionen, verrückten Ideen und meine verbotenen Ideen und meine schmutzigen Fantasien? Was ist das alles? Wo hält sich das Ich und sucht sich seine Haken, mit denen es sich selber und die Fantasie erhalten kann? Es geht darum, das Unterbewusste ans Licht zu bringen, damit es sich erlösen kann. Es sind unterbewusste Prioritäten, die dein Leben entscheidend beein ussen. Wenn du das mitbekommst und entdeckst, dann kannst du sagen: „Okay, ist mir das wirklich wichtig, bin ich bereit, zur Not unter der Brücke zu schlafen, wenn ich dafür da sein darf mit allem, so wie es ist? Oder ist es mir lieber, ich lebe das Leben so weiter,
egal ob ich mir dabei in die Tasche lüge und stelle meine Authentizität dafür zurück?“ Wenn dir deine Prioritäten bewusst werden, dann kannst du sie selber sortieren. Also erforsche: Wo verkaufe ich mich? Wo ist der kleine Moment, wo ich für Liebe und Anerkennung alles tue?
∞
T: Ich habe mich in der Sechs wiedergefunden. Ich habe dann gedacht, was für ein erbärmliches Leben und seitdem ist der Zweifel noch größer. Was liegt dem eigentlich zu Grunde? Das hat für mich auch nicht viel mit Erwachen zu tun. A: Wenn du dir ein bestimmtes Auto kaufen willst, dann siehst du auf der Straße jetzt dauernd dieses ganz bestimmte Auto. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass du bis jetzt nicht gezweifelt hast und jetzt, wo wir gesagt haben, die Sechs zweifelt, fängst du plötzlich damit an. Es ist wahrscheinlicher, dass du es jetzt bemerkst und das ist das Geschenk. Vorher hast du ihn übersehen oder vielleicht sogar als Tugend verkauft. Du nanntest es Gründlichkeit, Gewissenhaftigkeit oder Weitsichtigkeit.
∞
C: Zuerst wird man eine Zeit haben, wo man viel mehr sieht, viel genauer untersucht, viel mehr ins verzweifelte Sein kommt. Plötzlich sieht man die Ängste, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat. Das heißt, wenn man anfängt, das Enneagramm kennenzulernen, hat man zunächst eine spannende, aber auch sehr unbequeme Zeit. Das Ich wird unbequem, wenn du sagst: „Verdammt noch mal, was auch immer passiert, ich will damit aufhören!“ Du merkst, wie eng der Mantel ist und die Schuhe und willst sie plötzlich loswerden. Vorher hast du es ertragen, weil du nicht richtig hingeschaut hast. Es ist damit zu rechnen, dass erst einmal mehr in Bewegung kommt und du innerlich unruhiger bist, es dir unbequemer wird, du mehr suchst und mehr denkst. Das ist in Ordnung. A: Es ist das Wichtige und Unangenehme in der Enneagramm-Arbeit, dass einem die eigene Fixierung nochmal so richtig ins Gesicht springt. Was einem sonst so normal vorkommt, wird nun im ganzen Ausmaß schmerzhaft deutlich. Im Grunde macht es auch nur dann Sinn, sich dem ganz und gar zu stellen und zuzuwenden, wenn es diese tiefe Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit gibt, den Wunsch zu erfahren, wer du wirklich bist, wenn du wissen willst, wem du dein Leben widmest. Dann wirst du in die
Lage versetzt, die Fixierung mit all ihren Gefühlen zu durchspüren und zu durchleiden, ohne dem etwas entgegenzusetzen. Dann wird die Fixierung durchsichtig und du bist bereit, den ganzen Schmerz zu spüren, den du für dich selber und für andere verursacht hast. Es ist mutig, wie ihr euch hier zeigt.
∞
A: Du kannst dir ruhig auch mal einbilden, die eine oder andere Fixierung zu haben, als ob du ein Mäntelchen anziehen würdest. An einem Tag entscheidest du dich z. B.: „So, heute bin ich eine Eins.“, klemmst den Hintern zusammen und legst es dann wieder ab. Dann machst du es mit deiner eigenen Fixierung: „Oh, heute mache ich mal voll meine eigene Fixierung.“ Am Nachmittag legst du sie wieder ab wie ein Mäntelchen. Es macht nichts, sich eine Weile lang für die falsche Fixierung zu halten, weil auch so viele Schichten und Verhaltensmuster abblättern können und du dich dabei selber immer besser kennenlernst.
∞
T: Ich merke einfach, das, was ist, macht mir sehr viel Angst. A: Probiere es aus. Wenn die Angst da ist, begegnest du der Angst. Das ist wichtig! Es ist eine Falle, wenn die Angst kommt, zu denken: „Ach, ich bin ja eine Neun, da ist die Angst nicht so mein ema.“ Das ist dann wieder ein neuer Trick. Das Gefühl, das kommt, ist gerade dran.
∞
T: Ist es schwerer, die Familie zuzuordnen, also ich meine die Menschen, die mir näher stehen? C: Das ist durchweg normal, dass man bei Menschen, die einem sehr nah sind, die Fixierung manchmal schwerer erkennt. Das ist so wie mit dem Wald und den Bäumen: Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Man sieht da einfach zu viel. Jemanden, der weiter weg ist, kann man möglicherweise leichter erkennen. A: Und natürlich hast du bei denen, die dir nah sind, eigene Anliegen im Spiel. Man hat noch zusätzlich die eigenen Gardinen davor. T: Ihr habt gesagt, dass Länder, Kulturen oder Regionen Fixierungen haben. Können dann auch Familiensysteme eine eigene Grund xierung haben?
C: Nein, dazu sind sie nicht abgegrenzt genug. Allerdings färbt die Fixierung der Mutter oder des Vaters auf die anderen, vor allem das Kind ab, insbesondere bei enger Beziehung, bei starker Identi kation oder bestimmter Verstrickung. Das hat dann Ähnlichkeit mit der Grund xierung eines Landes.
Selbsterforschung und Selbsterfahrung Anleitung zur Selbsterforschung: Wiederholende Frage
A: Für alle Fragen zur Selbsterforschung im Buch arbeiten wir mit der Übung der „Wiederholenden Frage“. Die Anleitung bewirkt eine Innengerichtetheit, eine meditative Aufmerksamkeit, einen Zustand von Wahrnehmung und Geschehenlassen, eine Art Trance, einen heilsamen Zustand, der dir erlaubt, tiefere Schichten deines Unterbewusstseins zu Wort kommen zu lassen. Die sich „Wiederholende Frage“ (das ist die Übung) ist ein bewährtes Mittel der Selbsterforschung. Du kannst dich mit etwas Übung von deinen eigenen Antworten überraschen lassen. Verschiedene Fragen, mit denen du üben kannst, sind in jedem Kapitel vorgeschlagen. Du kannst die wiederholende Frage für dich alleine oder mit einer anderen Person üben. Wenn du sie alleine übst, setzt du dich einfach entspannt hin, bist dir selbst spirituelle Freundin (siehe unten) und stellst dir wiederholt die jeweilige Frage. Du kannst dies auch schriftlich durchführen, z. B. mit deiner nicht dominierenden Hand die Antworten schreiben. Nimm dir dafür 7-15 Minuten Zeit. Wenn ihr zu zweit übt, ist einer von beiden die Person (A), die zuerst die jeweilige wiederholende Frage stellt. Auch hier nehmt ihr euch pro Person 7-15 Minuten Zeit. Die Begleiterin übt sich in der Rolle der spirituellen Freundin. Das heißt, du denkst dir nichts aus. Weder über dich noch über den anderen. Die mentalen Bewegungen halten für den Zeitraum der Übung an und du bist empfänglich, berührbar, gesammelt. Dein Verstand ist still und wird leer. Dein Körper ist einfach da. Dein Herz ist o en. Du bewertest nichts,
du beurteilst nichts, du willst nichts und du brauchst nichts. Du musst nichts beweisen und hast keine persönliche Agenda, hast keine Erwartungen. Du verwirfst nichts und du bekräftigst nichts. Ein leerer Verstand (still), ein körperliches Gewahrsein (bewusst) und ein liebevolles Herz (liebevoll), das sind die drei Charakteristika des spirituellen Freundes. Du bist einfach nur da und stellst die Frage. Person (B) gibt eine kurze Antwort, so wie sie aus dem Inneren auftaucht. Du brauchst keine neue Geschichte zu er nden, sondern du lässt einfach das auftauchen, was dich vielleicht selber überrascht. Du denkst nicht über die Frage nach, sondern lässt sie einfach in dich hineinfallen und lässt das hochkommen, was auch immer gerade auftaucht. Du willst dich selber erforschen und kannst wissen, dass alles, was du sagst, vertrauensvoll aufgenommen wird. Du kannst dein Herz für dich selber ö nen. Niemand braucht etwas zu beweisen. Beide haben die Haltung der spirituellen Freundin. Alles darf so sein, wie es ist. Partner A stellt z. B. die Frage: „Was tust du, um die Kontrolle zu behalten?“ Du wartest ab, was als Antwort kommt. Du kannst danke sagen oder nichts und beginnst wieder mit der Frage: „Was tust du, um die Kontrolle zu behalten?“ Ihr stellt die Frage völlig absichtslos. Ihr stellt nicht die Frage: „Was tust du, um die Kontrolle zu behalten?” oder andere „hilfreiche“ Modulationen der Frage. C: Für den Begleiter kann das Bedürfnis des Ichs zutage kommen, besonders zu sein, und nicht, eine vorgegebene Frage so schlicht zu wiederholen, wie sie vorgegeben ist. Dann entstehen verrückte Versuche, die Frage besonders werden zu lassen. Lasst das, es ist viel zu anstrengend und lästig. A: Es ist auch nicht hilfreich für den anderen. Vielleicht hat die eine oder der andere das heute schon erlebt beim Gefragtwerden. Das ist ein kleiner Übergri . Du stellst die Frage o en und der andere entscheidet selber. Du bleibst neutral, auch in deinem Fragen. C: In dieser Ritualisierung und Vorgegebenheit liegt eine ungeheure Kraft. Diese Kraft nehmt ihr, wenn ihr mit persönlichen und eben auch
falschen Formulierungen daher kommt. Es ist nichts Persönliches daran, dass ihr diese Fragen stellt und die Antworten bekommt. Ihr dient dem anderen. A: Du spürst die Verletzlichkeit. Bei der Verletzlichkeit gibt es etwas Besonderes. Die Verletzlichkeit ist nie größer als dein Herz. Dein Herz ist immer größer als deine Verletzlichkeit. Du kannst beides spüren. Deine Verletzlichkeit und deine Liebe. Und dann ist deine Verletzlichkeit gut aufgehoben in deinem eigenen Herzen.
Übungen zur Selbsterfahrung A: Im Buch verteilt ndest du in den grauen Kästen immer wieder Übungen, die dich auf eine Forschungsreise in dein Inneres einladen.
Übung zur Selbsterfahrung: Fixierung und Stille wahrnehmen
A: Ihr könnt euch zu zweit zusammen nden. (Oder du stellst dir eine beliebige Person vor.) Du schaust die andere Person an und siehst die Fixierung und lässt die andere Person deine Fixierung sehen. Du spürst die ganze Fixierung bei dir selber, deine innere Bewegung, deine mentale, emotionale oder körperliche Gebundenheit. Was du alles mit der Fixierung verbindest, was du glaubst zu wissen oder zu spüren über die andere Person; alle Muster, alle Strategien, alles sichtbar, in dir selbst und in deinem Gegenüber. Du kannst erforschen, wie sich das anfühlt, so zu sehen und so gesehen zu werden. Und du kannst wahrnehmen, wie du dich dabei fühlst und wie du darauf reagierst. (Pause) Und dann machst du einen Moment die Augen zu und lässt das alles abfallen. Alles, was du darüber weißt, darüber spürst und gelernt hast. Das alles lässt du abfallen bei dir selber. Du kannst das alles wahrnehmen. Indem du alles wahrnimmst, wird es durchsichtig. So, als ob deine eigene Fixierung durchsichtig wird. So, als ob du deine eigene Fixierung ablegen könntest, wie einen Mantel. So, als ob sie vielleicht noch da ist, aber leer ist; du misst dem keine Bedeutung mehr bei. Du verzichtest auf diesen Schutz. Du verzichtest auf alles, was mit der
Fixierung zusammenhängt, dir selbst gegenüber. Auf alles Schöne und auf alles Schwere, was du damit verbindest. Du siehst dich selber, spürst dich selber, so wie du bist, als das, was du wirklich bist. (Pause) Dann kannst du die andere Person nochmal anschauen. Kannst dich trauen, ihr zu begegnen, als das, was du bist. Als das, was du wirklich bist im Herzen. Kannst der anderen Person wirklich in die Augen schauen und wirklich sehen, was sie eigentlich ist. Kannst spüren, wer du wirklich bist. Herz zu Herz. Und du kannst wahrnehmen, was es kostet, dabei zu bleiben. Zu sehen und gesehen zu werden als das, was du bist. Du kannst dich fragen: Wie fühle ich mich jetzt? Wie fühlt sich der andere an? Kannst ganz da sein. Ja, das auszuhalten, dein Herz zu spüren. Atmen. Fühlen. Genießen. Loslassen.#
Vertraulichkeit A: Wenn wir mit unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Seminar sind, entsteht eine besondere Art von Vertraulichkeit. Was dir also in diesem Buch anvertraut wird, das nimm in dein Herz und behalte es da. Vielleicht kommt dir die eine oder andere Aussage bekannt vor, aber du kannst sie einfach in der Unpersönlichkeit der Fixierung belassen. Damit würdigst du die O enheit, von der wir alle so pro tieren. Auch wenn du mit jemandem die Übungen machst, bleibt alles Gesagte und Gehörte im Übungskontext. Du sprichst auch dieselbe Person zu keinem Zeitpunkt auf das Gesagte an und selbstverständlich plauderst du nichts Persönliches aus. Sogar wenn du die Übungen zur Selbsterforschung mit dir alleine machst, dann beschäftigst du dich nur in den dafür vorgesehenen Zeiten damit. Du darfst dir selber erlauben, es in anderen Zeiten ruhen zu lassen.
Fragen zu Selbsterforschung Was möchtest du? Was soll dir das geben? Wofür lohnt es sich zu leben? Wofür lohnt es sich zu sterben? Was befürchtest du, wenn du alle Gefühle zulässt?
Anmerkungen 1. Quelle: F. Perls in „Ego, hunger and aggression. e beginning of Gestalt therapy.“ (1942) 2. Der Ausdruck kommt aus dem Griechischen und bedeutet menschenfreundliches Denken und Verhalten.
Das Dreieck im Neuneck
Das Ich in der Charakter xierung und das Selbst
A: Das zentrale Dreieck im Enneagramm wird gebildet durch die Haupt xierungen Neun, Drei und Sechs. Dieses Dreieck ist der innere Kern des Enneagramms und aus ihm ergibt sich der Rest. Diese Dreigliederung ndet sich z. B. auch in der anthroposophischen Menschenkunde (Nerven-/Sinnesbereich, Sto wechsel-Bereich und
rhythmisches System). An der Spitze des Dreiecks haben wir Körper und Sein, auf der rechten Seite ist das Emotionale, das Seelische, die reine Liebe und auf der linken Seite ndet sich das Mentale, das Spirituelle, das Geistige, die Klarheit, die reine Leere. Diese drei Punkte sind jeweils einer Fixierung zugeordnet: Oben die Neuner-Fixierung, rechts die Drei und links die Sechs.
∞
C: Sat – Chit – Ananda, Sein – Bewusstsein – Glückseligkeit, dieses grundlegende Dreieck des erwachten Seins der indischen Spiritualität übersetzen wir mit Sein – Bewusstsein – Liebe. Liebe und Glückseligkeit sind zwei Seiten derselben Medaille. Dieses Dreieck ndet sich wieder in den drei Juwelen des Buddhismus: Buddha, Dharma, Sangha und es ist dasselbe Dreieck wie in der christlichen Dreifaltigkeit: der Vater steht für unendliches Sein (= Buddha), der Sohn, als „Logos“ und Lehrer in die Welt gekommen, für Bewusstsein (= Dharma, die Lehre) und der Heilige Geist steht sowohl für die Liebe als auch das, was die Liebe verbindet, nämlich die Gemeinschaft oder Sangha. Für das Verständnis des Ganzen ist es schön, sich zu vergegenwärtigen, dass die grundlegende Wahrheit trotz der Verschiedenheit der Form sich immer wieder als dieselbe Wahrheit zeigt.
∞
C: Das Verstehen der Grundangst jeder Fixierung ist wichtig, um zur Wurzel der Fixierung vorzustoßen. Wir betonen in unserer spirituellen Enneagrammarbeit, dass an der Wurzel jeder Fixierung die Angst vor dem Tod, die Angst zu sterben steht. Weil aber das zentrale Gefühl der mentalen Fixierung Angst ist, bei der Körper-Fixierung Wut und bei der emotionalen Fixierung der Schmerz des nicht Geliebtwerdens, wird oft übersehen, dass an der Wurzel auch dieser Fixierungen die Angst liegt. Deswegen ist es wichtig, die Angst vor dem Tod in den verschiedenen xierungsspezi schen Ausprägungen zu verstehen. Die Bedeutung der Angst in den emotionalen und den Körper-Fixierungen ist grundlegend. Man kann diese Fixierungen erst tiefgehend verstehen, wenn man die Intensität der Vermeidung und Abwehr dieser Angst nachvollziehen kann.
Drei Körper C: Du kannst dir vorstellen, dass jeder Mensch drei Körper hat: Den mentalen Körper, den emotionalen Körper und den physischen Körper. Anders gesagt, das Kind wird sich erst des physischen Körpers gewahr, danach des Emotionalkörpers und dann des Mentalkörpers. Den drei Körpern entsprechen unterschiedliche Grundgefühle der verschiedenen Fixierungen. Das Grundgefühl der mentalen Fixierungen ist bedroht sein, Angst und das Streben nach Sicherheit. Bei der KörperFixierung ist das Grundgefühl Wut. Bei der emotionalen Fixierung geht es um Bindung und den Schmerz, nicht genug geliebt zu sein. Sicherheit hier, Autonomie und Kontrolle, Bindung dort. Das sind die drei Grundströmungen des Menschen: Bedürfnis nach Sicherheit und deshalb die Angst; Begrenzen und ausdehnen wollen, deswegen die Wut; Sehnsucht nach Bindung und geliebt zu werden und daher der Schmerz über das Ungeliebtsein. Jeder von uns hat diese drei Körper, aber in einem davon ist jeder am meisten zu Hause. A: Das bedeutet nicht, dass du dich da am wohlsten fühlst, aber es ist eben das Heimatland. Es bedeutet, dass es im Innersten die Überzeugung gibt: „Wenn das nicht mehr funktioniert, dann bin ich ausgelöscht.“ Das ist oft relativ unterbewusst. Viele Menschen glauben: „Ich bin so ein emotionaler Mensch“, aber wenn man genauer hinschaut, dann passiert das alles im Kopf. Viele Menschen sagen: „Es ist aus dem Bauch heraus“, aber es ist eigentlich ein Gefühl, das dann eine bestimmte Körperemp ndung auslöst. Indem du dies erkennst, verstehst du immer deutlicher, wie dein ganzes Ich-Konzept funktioniert. Wir erforschen diese Zusammenhänge, damit es still werden kann und dein eigentliches Wesen durchscheinen kann. Wie das genau passiert, werden wir bei den einzelnen Fixierungen besprechen.
Drei Aggregatzustände Aggregat
Hauptaspekt
Fest
Kontrolle
(Eis)
Zentrales
Grund-
Gefühl
Angst
Wut
Angst ausgelöscht „Dieser Körper hat sein zu werden, zu
Seifenoper
Mindesthaltbarkeitsdatum schon
„Du machst,
Staub zermalmt
aufgestempelt.” “Räumlich und
was ich will
zu werden
zeitlich begrenzt”
Suche nach Anerkennung Liebe und
Die Angst durch
Flüssig
„Ich mache,
Anerkennung, das Alleinsein
„Ich kann hier noch so schön
(Wasser)
was du
Schmerz
nicht(s) mehr zu
tanzen, es ist doch nur Illusion”
brauchst.“
nicht geliebt
sein
zu werden Sicherheit Gasförmig (Dampf )
Angst vor
„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.“
Angst
Au ösung,
“Alles nur ausgedacht, alles
sich in Luft
beliebig im Prinzip“
au ösen
A: Es gibt drei verschiedene Aggregatzustände: Es gibt einen festen, das sind die Eiswürfel, einen üssigen, das ist das Wasser, wenn es ießt und einen gasförmigen, das ist der Wasserdampf, der sich in der Luft verteilt. Menschen mit einer Körper-Fixierungen sind wie feste Eiswürfel, sie haben einen festen Aggregatzustand und sie behaupten ihren Platz. Sie sind körperlich, räumlich präsent. C: Das ist wie der Hirsch in seinem Revier. Er muss das Revier verteidigen, ausdehnen und abgrenzen. Das heißt, das ema für die Körper-Fixierungen ist Autonomie und Kontrolle.
∞
A: Menschen mit einer emotionalen Fixierung sind wie Wasser. Es ist üssig und verteilt sich überall. Es ist nicht geordnet, nicht sortiert. Man kann es nicht in der Hand halten, es zerrinnt einem zwischen den Fingern. Wenn man zwei verschiedene Farben in einen Topf wirft, dann lassen sich die beiden Farben nicht mehr unterscheiden, sie vermischen sich. Das heißt, wenn jemand eine emotionale Fixierung hat, ist es schwierig für ihn zu unterscheiden: „Ist das dein Gefühl oder ist das mein Gefühl? Fühle ich, was ich brauche oder was du brauchst?“ Eine emotionale Fixierung kann auch in den anderen hineinschwimmen, weil für sie der andere keine festen Grenzen besitzt.
Jemand mit einer emotionalen Fixierung kommt nicht auf die Idee, dass die anderen Menschen ganz anders funktionieren. Da ießt so einer auf dich zu und wundert sich, ist gekränkt, wenn du nicht genauso ießend bist und die gleiche Emp ndsamkeit hast und ihn oder sie auf die gleiche Weise wahrnimmst.
∞
A: Der dritte, gasförmige Aggregatzustand entspricht den Mental xierten. Er hat die natürliche Tendenz, sich zu verteilen. Das Gas ist noch weniger greifbar als die Flüssigkeit. Es zieht sich zurück. Sobald es keine Begrenzung hat, verduftet es und ist weg. C: So verhalten sich die mentalen Fixierungen. Sie sind weg vom eigenen Körper, sie sind weg von den eigenen Gefühlen, sind weg vom anderen. Sie sind von allem weg, was als bedrohlich wahrgenommen wird.
Drei verschiedene Funkfrequenzen
A: Man kann sich vorstellen, dass Menschen, die sich in einem dieser drei Aggregatzustände be nden, in unterschiedlicher Weise miteinander umgehen und kommunizieren; so, als wenn jeder dieser drei Aggregatzustände eine andere Frequenz hätte. Das heißt, wenn eine Fixierung mit festem Aggregatzustand mit jemanden kommunizieren möchte, der einen gasförmigen Aggregatzustand hat, ist das nicht so einfach. Es ist ein Wunder, wie gut sich die Menschen überhaupt verstehen, das liegt aber daran, dass die Menschen gewisse gemeinsame Konventionen haben. Im Privaten merkt man, wie das manchmal schwierig ist, miteinander auf der gleichen Wellenlänge zu funken. Das Enneagramm ist sehr gut, um leichter mitzubekommen, auf welcher Wellenlänge der andere funkt. Dann ist es einfacher, sich auf diese Wellenlänge einzustellen. Wenn du das Enneagramm immer tiefer verstehst und lernst, dich in die anderen Fixierungen hineinzufühlen, wirst du einen natürlicheren Umgang mit dir selbst, deinen Eigenheiten der Kommunikation und denen der anderen nden.
Drei Grundbewegungen – gegen an, davon weg, darauf zu Grundeigenschaft
Grund-qualität
Grundcharakteristikum
Bewegung
8 nach außen gewendeter Wutpunkt
physisch
obsessiv
gegen an
9 zentraler Wutpunkt
physisch
obsessiv
gegen an
1 nach innen gewendeter Wutpunkt
physisch
obsessiv
gegen an
2 nach außen gewendeter Imagepunkt emotional
histrionisch
darauf zu
3 zentraler Imagepunkt
emotional
histrionisch
darauf zu
4 nach innen gewendeter Imagepunkt emotional
histrionisch
darauf zu
5 nach innen gewendete Angst
mental
paranoid
davon weg
6 zentraler Angstpunkt
mental
paranoid
davon weg
7 nach außen gewendete Angst
mental
paranoid
davon weg
A: Jede dieser drei Fixierungsgruppen hat eine grundlegende innere Bewegung. Als Körper-Fixierung bin ich in meinem Körper präsent. Gegen jeden, der sich mir in den Weg stellt, gehe ich an, weil ich einfach da bin. Da, wo ich bin, kann kein anderer stehen. Was ich denke, kann jemand anderes auch denken, aber wo ich stehe, stehe nur ich. C: Ich muss dagegen angehen, weil ich im Raum begrenzt bin und muss dagegen angehen, gegen den anderen Raum, um Kontrolle auszuweiten, um Kontrolle zu haben. Das ist das Grunderleben der Körper xierten. A: Die Bewegung der Emotionalen ist ein Darauf-Zugehen, ein Hinein ießen. C: So wie Fische im Aquarium. Sobald etwas reinfällt, schwimmen sie dahin. A: Die mentale Fixierung geht davon weg und zieht sich zurück. Das Mentale ist gut geeignet, um erst mal zu schauen, was wollen die alle von mir? Was denken die über mich? C: Die drei Bewegungen zeigen sich gegenüber Menschen, der Umwelt und gegenüber inneren Gefühlen. Gegen ein Gefühl kann ich angehen: „Das will ich nicht haben, warum bin ich schon wieder traurig? Ich will nicht mehr traurig sein.” Oder ich kann zu dem Gefühl hingehen: „Oh, ich bin traurig, was bin ich für ein sensibler Mensch.” Oder ich gehe weg: „Ich traurig? Nein, ich bin doch nicht traurig. Ich beschäftige mich mit
Kreuzworträtseln.” Gegenüber allem, von außen, von innen, was da an Wahrnehmungen auftaucht, reagiert der Mensch mit einer dieser drei Tendenzen. Jeder hat alle drei Tendenzen, aber bei jedem ist eine der drei Tendenzen die Hauptbewegung. Bei den Körper xierten ist die Hauptbewegung gegen an, bei den Mental xierten ist die Hauptbewegung davon weg und bei den Emotional xierten ist die Hauptbewegung darauf zu. A: Es geht dabei nicht um das Verhalten. Was innerlich passiert, das ist das Spannende.
Übung zur Selbsterfahrung: Drei Grundbewegungen
A: Tut euch mal zu zweit zusammen. Schaut euch an. Und du nimmst dich selber wahr. Du nimmst als erstes deinen Körper wahr. Du nimmst den Körper deines Gegenübers wahr. Ihr sprecht nicht miteinander. Aber du nimmst den anderen sehr genau wahr. Je intensiver du dich auf dieses Experiment einlässt, desto genauer bekommst du ein Gefühl für diese drei Bewegungen, die wir jetzt einfach mal erleben. Lasst die Augen o en, bleibt in Kontakt und traut euch. Du kannst deinen Körper wahrnehmen und spürst deinen Körper in seiner eigentlichen Konsistenz. Du spürst vielleicht deine Füße am Boden, spürst deinen Atem, spürst deine eigene Körperhaltung und spürst das gleiche auch von der anderen Person. Vielleicht spürst du auch so etwas wie deinen Umkreis, deine Aura oder wie immer du es nennst. Mache das so echt wie möglich, dass du wirklich spürst, dass dein Körper stärker ist als der Körper des anderen, du hast mehr Willensstärke. Dass du mit deinem Körper den anderen vernichten könntest, wenn es darauf ankäme, wenn er dir das Essen wegnehmen würde oder den Partner oder die Partnerin. Dass du diese ganze Kraft und Stärke und Macht und den Überlebenswillen deines Körpers spürst. Du machst das, indem du körperlich anwesend bist. Du gibst ihm zu verstehen, dass er keine Chance hat, sich in deinem Revier auszubreiten. Du kannst ein bisschen Anspannung in deinen Muskeln entstehen lassen. Du brauchst Platz, du weißt, was richtig ist. Die ganze
Kraft deines Körpers kannst du spüren. Und du weißt in deinen Körperzellen: Du bist der- oder diejenige, die diese Kraft hat, sich auszudehnen, machtvoller zu sein. Vielleicht ist es dir unangenehm, vertraut oder ganz fremd, vielleicht kennst du das von jemandem, wie dieser Körper einfach seinen Raum braucht. Du kannst erfahren, wie sich das anfühlt als dieser Eiswürfel. Dann kannst du das loslassen und dich innerlich auf dein Gefühl einlassen. Kannst spüren: Ist mir gerade angenehm zu Mute, ist mir gerade unangenehm, ist da Angst, Freude, Traurigkeit? Wie sind meine Gefühle im Moment? Und jetzt veränderst du das Ganze, du stellst dir vor, du wärst ein Fisch im Wasser und du wärst auch wässrig, vielleicht wie eine Qualle und du könntest den anderen um ießen. Du kannst mit der Aufmerksamkeit in deiner Seele sein. Spüren, wie deine Gefühle und die der anderen sich ausbreiten und euch umgeben. Du kannst den anderen mit diesem Gefühl wie um ießen und umschmeicheln, du kannst mit deinen Augen in ihn hineinblicken und du spürst, was die andere Person braucht. Du siehst in ihren Augen all die Gefühle, die die andere Person hat. „Ich kann wahrnehmen, was du fühlst und du kannst wahrnehmen, was ich fühle.“ Du kannst den Atem und die Tränen ießen lassen, wenn welche da sind, dich ganz berührt fühlen, vielleicht vereinnahmt. Setz dich all dem aus, was du von der anderen Person an Gefühlen wahrnimmst, was du an deinen eigenen Gefühlen wahrnimmst. Sei ganz üssig. Eigentlich gibt es gar keine Trennung zwischen dir und der anderen Person, es ist als ob ihr zusammen ießt. So, als ob die andere Person dir gehört und du gehörst ihr. Wie fühlt sich das an, wenn du das tust und wenn das mit dir getan wird? Woher kennst du das aus deinem Leben? Dann kannst du auch das zur Ruhe kommen lassen, wieder ganz bei dir ankommen und nachspüren: Wie fühlt sich das an, dieses Flüssige zu sein? Nun kannst du dich in den gasförmigen Aggregatzustand begeben, wo du deinen Körper verlässt, weil der Körper nicht wichtig ist. Das
Gehirn ist die Ausnahme, du kannst dein Gehirn spüren. Und wie du mit deinen Gedanken irgendwo sein kannst, dir irgendetwas ausdenken kannst, was Schönes oder was Schreckliches. Du kannst die andere Person wahrnehmen und kannst dich fragen: Was denkt die Person wohl über mich? Du ziehst dich körperlich wie ein wenig zurück, du ziehst den Körper aus dem Kontakt zurück. Wie du die andere Person zwar siehst und sie anschaust, aber auch gleichzeitig durch sie hindurch guckst und mit deinen Gedanken woanders bist. Aber der andere soll das nicht mitbekommen, weil du zu ihm ganz freundlich tust, damit er dir nichts tut. Weil du ja nicht weißt, was der alles über dich denkt. Du kannst auch mitbekommen, was der andere für ein komischer Vogel ist. Jeder Mensch ist doch irgendwie komisch. Der tut zwar immer so freundlich, aber wer weiß, was der wirklich über mich denkt. Du bist innerlich ganz zurückgezogen, nur die Gedanken arbeiten noch und der Rest des Körpers ist dafür da, das Gehirn zu versorgen. Und wie du so eine Art inneren Schutz vor dem anderen aufbaust: Was denkt der wohl von mir? Ob der mich total blöd ndet? Ob der vielleicht ganz schlecht über mich denkt? Vielleicht hat er nur niemand anderen gefunden und sitzt deswegen hier mit mir zusammen. Es könnte ja auch jemand sein, mit dem man eine nette Party machen kann oder der einem etwas Interessantes zu erzählen hat, aber wer weiß. Eigentlich kenne ich den gar nicht richtig. Warum sitze ich hier eigentlich? Was wollen die alle von mir? Vielleicht bin ich ja doch schlauer als der. Wenn ich das richtig anstelle, dann könnte es sein, dass mir etwas einfällt, wie ich diesem anderen da entkommen kann. Und dann kannst du noch einmal nachspüren, ob du das bei dir selber kennst, wenn du das selber tust oder wenn das jemand anderes tut. Und dann kannst du auch das loslassen und die Augen schließen. Ah. Und auch dieser Art von Kontakt noch einmal nachspüren. Wie fühlt sich das an, wenn ich mich innerlich zurückziehe? Du kommst wieder ganz bei dir an, nimmst deinen Körper wahr, nimmst deine Gefühle wahr, nimmst deine Gedanken wahr und spürst noch einmal nach, ob das eine oder andere auf besondere Weise in dir nachklingt.
Dann kannst du all diese Aggregatzustände fallen lassen, kannst einen Moment die Augen schließen und nachspüren, was all diese Bewegungen mit dir gemacht haben. Du kannst spüren, was da für ein Gefühl ist, wo du dich wieder ndest und merkst: eigentlich mache ich das immer so. Dann kannst du dich noch einmal in diese passive Rolle hineinversetzen. Wie war das, als die andere Person gegen mich angegangen ist? Und wie hat sich das angefühlt, als die andere Person auf mich zugegangen ist? Und wie hat sich das angefühlt, als die andere Person sich zurückgezogen hat? Kommt mir irgendetwas davon bekannt vor? Wie fühlt sich das an?
∞ Wenn jetzt für einen Moment alle diese drei Bewegungen aufhören, wenn du weder etwas Neues zu machen brauchst, noch deiner bisherigen Lieblingsbewegung folgst, kannst du spüren: Was passiert in meinem Körper, wenn ich dieses Gegenangehen lasse und mein Körper einfach da sein darf? Wie fühlt sich das an, wenn ich mich auf mein eigenes Herz ausrichte. Und wie ist es, wenn mein Geist still wird, wenn all diese Gespräche in meinem Kopf für einen Moment Pause machen? Und indem du so ganz bei dir bist, kannst du noch einmal dein Gegenüber anschauen, kannst auch an deinem Gegenüber sehen: einfaches Dasein, einfache Liebe, die nichts will und ein stiller Verstand, der kein Urteil oder Vorurteil hat. Du kannst die andere Person in diesem kostbaren Moment wahrnehmen. Du spürst vielleicht, wie verwundbar sich das anfühlt und wie wundervoll. Vielleicht kannst du merken, wie du die Tendenz hast, eine von diesen Bewegungen wieder aufzugreifen. Dann kannst du sie wieder anhalten und dich wieder trauen. Schau dein Gegenüber an, das ist ein kostbarer Moment. Alle sind Gewahrsein, Liebe und Leere.
Seifenoper A: Jede Fixierung merkt irgendwie, dass das Ganze eine Seifenoper ist. Manche mehr, manche weniger. Alle, die hier sitzen, haben es irgendwie
gemerkt, sonst wärt ihr nicht hier. Wenn die Emotional xierten merken: „Oh, ich kann hier so schön tanzen und so schön rumschwimmen wie ich will, das ist alles nur eine betrügerische Darbietung. Nichts davon ist echt und frisch“, dann wird es noch mehr beängstigend. Ein bisschen davon spürt jeder. Dieser Körper hat sein Verfallsdatum, seine Mindesthaltbarkeit ist schon irgendwo aufgestempelt und er wird irgendwann zu Ende gehen, de nitiv, das macht das Leben spannend, aber es bringt auch die Begrenztheit. Es ist nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich begrenzt. Und die mentale Fixierung weiß sowieso, dass alles ausgedacht ist. Es ist alles beliebig, im Prinzip. Insofern sind es die Ängste darunter natürlich auch.
Dasein – Liebe – Leere A: Wenn man dieses Dreieck anschaut und dabei den Schleier lüftet, dann kann man schnell merken, dass der Aggregatzustand von Körperlichkeit mit Dasein zu tun hat. Einfach dasein. Der emotionale Aggregatzustand, wo alles ineinander ießt, hat mit Liebe zu tun, nämlich einer Liebe, die alles einschließt. Das Geistige hat mit Leere zu tun. Wenn der Verstand still wird, dann wird es durchsichtig. Das kannst du auch in deinem Körper spüren. Du kannst spüren, wie dein Körper da ist, wenn du ihn einfach da sein lässt. Dann kannst du deine Emotionalität spüren, dieses Fließende. Du kannst spüren: wenn ich mich darauf einlasse, ist es auch schön, dann gibt es so etwas allumfassend Liebevolles. Wenn du merkst, dass diese Gedankenschallplatte aufhört und du hast mal eine halbe Sekunde Stille im Kopf, dann kannst du das genießen. Die Enneagrammarbeit, die wir hier machen, die mutet euch etwas zu. Die mutet euch zu, genau hinzuschauen. Nämlich: Wo hat sich die Liebe in ein Draufzugehen verwandelt? Wo hat sich das Gewahrsein in einen Eisklotz verwandelt? Und wo hat sich die Leere in ein ständiges Geplapper verwandelt? Wie funktioniert das und wie bestimmt diese Veränderung mein Leben? Das ist oft ziemlich unangenehm und man denkt sich: „Oh nein, das will ich nicht anschauen.“ In Wirklichkeit ist es aber so: Wenn ich das anschaue, verstehe und mit einem liebevollen Blick wahrnehmen kann, dann schmilzt es nach der großen Aufwallung
langsam und wird stiller. Ohne dem ins Auge zu sehen, was ist und wie es ist, habe ich kaum eine Chance, wirklich etwas zu verändern. Das Wahrnehmen, Akzeptieren und Durchfühlen ist ein wirksamer Weg zu Veränderung und Gelassenheit.
Körper-Fixierung A: Die Neun ist die zentrale Körper-Fixierung, die den Zorn vermeidet; mit der Acht an der einen Seite, die den Zorn nach außen wendet und mit der Eins an der anderen Seite, die den Zorn nach innen wendet. Das ema für die Körper-Fixierungen ist Autonomie und Kontrolle, daraus ergibt sich eine Bewegung und diese Bewegung ist „gegen an“. Das Grundgefühl ist Wut und die Grundangst ist, ausgelöscht zu werden. C: Versetzte dich selber einmal in dich hinein als physischen Körper. Was bemerkst du da? Du bemerkt, der Körper ist relativ fest. Er wird dicker und dünner, alle sieben Jahre werden die Zellen ausgetauscht, Stück für Stück. Er wächst eine Zeit lang, dann schrumpft er wieder. Wenn du so zu deinem Körper würdest, dann merkst du auch: er ist an einem Ort. Wenn er sich wegbewegen will von hier zum Mittagessen, dann braucht es eine bestimmte Zeit. Er muss sich dorthin bewegen. Das erfordert eine bestimmte Kraft und seine Reichweite ist begrenzt. Du kommst ohne Leiter nicht an die Decke. Der Körper ist begrenzt. Die Zeit ist begrenzt, die er hat und wenn er krank wird, dann spürt man die Begrenzung noch mehr.
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A: Wenn du dich jetzt z. B. fragst, wie schreibt man „seekrank“, dann kann es sein, dass du das Wort wie ein Bild vor dir siehst. Wenn du versuchst, es über das Hören zu schreiben, dann wirst du nicht wissen, ob man es mit „ee“ schreibt oder nicht. Wenn es da geschrieben steht, dann fühlt sich das falsch oder richtig an. Das ist eine Kontrolle im Körper, kinästhetisch, mit einer Körperwahrnehmung verknüpft. Für Menschen, die eine Körper-Fixierung haben, ist das ihre durchgängige Wahrnehmung. Sie haben das nicht nur beim Wort seekrank, sondern mehr oder weniger gegenüber der ganzen Welt.
Die Körper-Fixierungen haben alle ein ema mit Zeit, Schmutz und Geld. Weil natürlich Zeit, Schmutz und Geld die grundlegende Begrenztheit des Körpers ausdrücken und sich um diese emen gerne Streit entzündet. Wenn die Zeit um ist, ist die Zeit um. Die Eins versteht unter Pünktlichkeit eigentlich den Zeitpunkt fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit. Die Neun hat es schwer, vereinbarte Zeiten einzuhalten und die Acht kann beides anwenden, so wie sie es selbst gerade braucht.
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A: Das Grundcharakteristikum der Körper-Fixierungen ist zwanghaftbesessen. Hierunter versteht man sowohl Zwangshandlungen als auch Zwangsgedanken. Diese müssen nicht unbedingt Krankheitswert erreichen. Nägelkauen, übertriebene Rituale oder auch eine gewisse Sturheit im Denken gehören dazu. Es gibt eine Verschlechterung bei Hunger, also es geht ihnen schlecht und sie können richtig aggressiv werden, wenn der Blutzuckerspiegel sinkt. Dann erwacht der Jagdtrieb und das Revierverhalten zeigt sich in einer ursprünglicheren Form.
Der Körper lügt nicht?
T: Man sagt: „Der Körper lügt nicht.“ Ist das tatsächlich so? A: Nein. Ein Mensch kann sich z. B. in einer körperlichen Auseinandersetzung überlegen fühlen. Ob er dann aber tatsächlich überlegen ist, wissen wir nicht. Also lügt der Körper in dem Fall. Da ist ein Körpergefühl: „Ich bin die Stärkste“ und das ist nicht unbedingt wahr. C: Die Körpertherapeuten haben diesen Satz gefunden: „Der Körper lügt nicht.“ Aber der Körper ist natürlich auch die Fixierung und die Fixierung ist immer eine Lüge. Wenn der Körper die Wahrheit nden würde, dann ist er Bewusstsein, Leere und Liebe. Solange er die Fixierung agiert, ist es eine grundlegende Lüge. Also diese Idee, der Kopf lügt nur und der Körper nicht, ist ganz falsch. Der Kopf lügt, der Körper lügt auf eine andere Weise. A: Individueller Geist, persönliche Seele und eigener Körper sind auf gleiche Weise Teil des göttlichen Spiels, Leela. So sind sie auf die gleiche Weise wirksam und bedürfen unserer Aufmerksamkeit bezüglich ihres Wirkens. Sie sind alle drei auf gleiche Weise endlich.
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T: Wie kann man das abgrenzen? Wann kann der Körper lügen und wann nicht? C: Das Ich muss zurücktreten, dann lass den Körper machen, was er will. Wenn du nichts mehr tust, kann der Körper tun. T: Der Körper ohne Ich macht alles richtig? C: Was heißt richtig? Er wird sterben. Ist das richtig? Er macht das, was er tut. Was er auf jeden Fall macht, wenn du den Körper wirklich lässt, ist, die Verkrampfung aufgeben und insofern macht er es richtig. Wenn du den Körper lässt, dann hat er die Tendenz, den Selbstheilungskräften Raum zu geben. Den Anspannungen und einem großen Teil der Bewegung des Körpers liegen Grund-überzeugungen zu Grunde, die dir unbewusst sind. Die Verspannung des Körpers ist nicht „richtig“. Du spürst sie als etwas Körperliches. Aber der Anspannung liegt vielleicht die Grundüberzeugung der Achter-Fixierung zu Grunde: „Ich darf auf keinen Fall Schwäche zulassen, das könnte ich nicht aushalten und würde darin umkommen.“ Aber diese Grundüberzeugung ist dir nicht bewusst, sodass du glaubst, dass es der Körper macht. T: Beim Tod hört die Verkrampfung auf. C: Wenn das Ich zurücktritt, schon vorher. Darum sagen die Mystiker, dass du sterben sollst, bevor du stirbst. Schau dir die Katze an, sie hat kein Ich, – nach allem, was wir wissen – auf jeden Fall bewegt sie sich so. Alles ist anmutig und wird vom Organismus bestimmt. Das kannst du dem Körper wiedergeben – die Natürlichkeit. „Oh, wenn ich das erreiche, dann ist der Körper wieder eins mit der Natur.“ Viele haben das früher mit Aufwachen verwechselt. Das ist ein großer Irrtum. Auch nach dem Aufwachen gibt es noch eine Reihe unbewusster Grundüberzeugungen, es ist gut, daran zu arbeiten, sodass das Aufwachen sich vertiefen kann und der Körper tiefer loslassen kann.
Emotionale Fixierung A: Die Drei ist die zentrale emotionale Fixierung, die jede Art von Emotion vermeidet. Oft wirkt es wie die Abwesenheit von Emotionen. Die nach außen gewendeten Emotionen bei der Zwei werden sichtbar in
ihrer Hilfsbereitschaft und dem Sich-um-die-anderen-Kümmern. Bei der Vier kehren sie sich nach innen: „Was wollen die anderen von mir, wie wirke ich auf die anderen?“ Das ema für die Emotional xierten ist Liebe, Bindung und Zusammengehörigkeit, daraus ergibt sich eine Bewegung „hin zu“. Das Grundgefühl ist die Suche nach Liebe und Anerkennung und die Grundangst ist die Angst vor dem Schmerz, nicht genug geliebt zu werden und im Alleinsein nicht(s) mehr zu sein.
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C: Der emotionale Körper ist viel ießender. Du erinnerst dich an Situationen, wo du in einen Menschen verliebt warst und dir sicher warst, dass es die tollste Frau oder der großartigste Mann der Welt war. Manchmal etwas länger anhaltend, aber manchmal, nach vier Wochen oder schon nach zwei Tagen hast du dich gefragt: War ich blind? Das ist jetzt alles ganz anders … Das kennt jeder, das verändert sich. Gefühle ändern sich viel schneller als der physische Körper. Aber in vielerlei Hinsicht sind sie relativ konstant. Du kannst Liebe gegenüber einem Menschen über einen sehr langen Zeitraum emp nden, bestimmte Gefühle wie Selbsthass oder Selbstliebe über einen langen Zeitraum beibehalten. Gerade in der erapie, wo man die Gefühle und all das zu verändern versucht, merkt man, wie langsam das manchmal vonstattengeht. Aber sie sind ießend, sind nicht so greifbar. Schon wenn du dich fragst: „Wo ist das Gefühl?“ Die Idee, dass das im Körper stecken würde, ist verrückt. Du fühlst es im Herzen und merkst: „Mein Herz ist viel weiter als dieser Körper.“
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T: Mir ist aufgefallen, wie subtil mein Wunsch nach Zuwendung und Liebe ist. Ich habe gemerkt, dass ich vermeintlich gar nichts mehr tue und da doch noch der Wunsch drin liegt, Liebe zu bekommen. Diese Entdeckung war sehr aufschlussreich für mich. C: Wenn du dir die Frage stellst: „Was tust du, um Liebe und Zuwendung zu bekommen?“, kannst du entdecken, dass dieses „Tun“ darin bestehen kann, dass du etwas, was du eigentlich tun möchtest, unterdrückst und nicht tust. Das „Tun“ oder „Nicht Tun“ kann das „Tun“ sein. Wenn man sagen würde „Ach lass mich jetzt mal in Ruhe!“ und man tut es nicht,
dann ist dieses „Nicht Tun“, das „Tun“, um Liebe und Zuwendung zu bekommen.
Mentale Fixierung A: Bei den mentalen Fixierungen ist die Angst der Motor. Die Sechs als zentrale mentale Fixierung vermeidet die Angst. „Ich hab keine Angst“, sagt sie. Sie hat keine Angst, nur berechtigte Sorgen und Zweifel. Bei der Fünf wird die mentale Energie nach innen gewendet, um zu wissen, um zu verstehen, um zu begreifen – um sich daran festzuhalten. Bei der Sieben wird die gesamte mentale Energie nach außen gerichtet, ins Planen, Suchen, in Visionen und diese Art von mentaler Aktivität. Das Grundgefühl ist bedroht zu sein und Angst haben und das Streben ist Sicherheit. Die Bewegung ist „davon weg“ und die Grundangst ist die, sich in Luft aufzulösen. C: Der mentale Körper ist der jüngste Körper. In der jetzigen Form haben wir ihn erst seit 50.000 Jahren, aber selbst das ist nicht ganz richtig, denn in der jetzigen Form müssen wir annehmen, dass der Mentalkörper mit dem Ich erst 10.000 Jahre alt ist. Da war dieser physische Körper schon vier Millionen Jahre auf der Erde. Dieses Ich ist eigentlich erst seit der Renaissance richtig da, als die Künstler an ngen, Kunstwerke mit ihrem Namen zu unterzeichnen. Wenn du dich in den mentalen Körper hineinversetzt, dann siehst du, Gedanken sind sehr schnell austauschbar. Sich in Gedanken an der Decke eine andere Lampe vorzustellen, geht ruckzuck. F: Wie komme ich als mentale Fixierung an meine Gefühle? C: Ausatmen mit drei Seufzern, die Bewegung im Körper spüren, sich fragen: „Ist da mehr Ruhe oder Unruhe?“, drauf achten, dass der Körper gelöst bleibt, einen Ton zulassen. So ndet man zum Fühlen. Die Bewusstheitsübung, die Tonübung. Der Körper muss irgendwie ießender und gelöster werden. Dazu machen wir entsprechende Körperarbeit, die Schmelzatmen-Arbeit. Das führt de nitiv dazu, dass du zum Fühlen kommst.
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T: Ich habe festgestellt, dass ich mich betäube, indem ich meinen größten Leidenschaften nachgehe, der Angst und auch dem Zweifel an allem Möglichen. Ich habe gedacht, dass das Betäuben eher wie ein Halbschlaf ist, aber das ist es für mich nicht. Ich bin immer aufgekratzt. C: Das ist die mentale Fixierung, die Gedanken kratzen auf und die Gefühle werden beiseite gedrückt und das kratzt auch auf. Betäuben heißt nicht immer sanft entschlafen. Betäuben kann auch mit diesem vielen Denken geschehen, mit dem ewigen Kreisen um bestimmte Dinge, denn das sorgt dafür, dass man das Tiefere erst gar nicht wahrnimmt. Die Gefühle zu unterdrücken, erzeugt Anspannung und diese Anspannung verstärkt das Aufgekratztsein – oder wie es viele erleben – das Getriebensein. T: Das Tiefere ist für mein Emp nden die Angst. C: Erst die Angst und dann das, was unter der Angst ist. T: Ich wüsste natürlich zu gerne, wie dem Ganzen zu begegnen ist. C: Indem du die Angst einlädst. T: Aber dadurch, dass sie immer da ist, habe ich gar keinen Wunsch ... C: Das ist eine Täuschung, die Angst ist nicht immer da. Das, was da ist, sind nur Ängste oder Ängstlichkeiten. Die Angst liegt darunter. Das, womit du dich beschäftigst, sind Ängste im alltäglichen Leben. Das ist selbst eine Betäubung. Mit diesen Ängsten betäubst du dich vor der wirklichen Angst. Der Angst zu verschwinden, ausgelöscht zu werden, nicht mehr da zu sein. Diese Angst musst du einladen. T: Ganz konkret, wenn du sagst, Angst einladen, wie mache ich das? C: Indem du innerlich auf eine gesammelte Weise sprichst: „Ja, selbst wenn es mir ein bisschen unheimlich ist, ich wünsche mir, dass die wirkliche Angst, die Angst, um die es sich dreht, auftaucht. Ich wünsche mir, wenigstens bereit und o en dafür zu sein, dieser Angst den ganzen Raum zu geben, den sie haben möchte.“ Wenn du merkst, dass diese einladende Haltung noch nicht klappt, dann weißt du, womit du dich auseinander setzen kannst. „Warum scha e ich das noch nicht? Warum glaube ich, das noch nicht zu scha en? Warum sperrt sich da was gegen
mich? Was ist die Alternative?“ Die Alternative ist nämlich, weiterhin nur dieses halbe Leben zu leben. Wenn ich die Angstvermeidung beende, dann hört die Angst vor der Angst auf, dann hört die Verkrampfung auf, dann hört die Unehrlichkeit auf, dann hört dieses ständige Ersatzleben auf. Dann fängt das Leben an, wirkliches Leben zu sein. Die Angst selbst hört damit nicht auf. Die Angst kann dann oft stärker werden, kann sich stärker zeigen; nämlich die Angst vor der Bodenlosigkeit, vor dem Nicht-Mehr-Sein, die Angst vor dem Ausgelöschtwerden, die Angst vor der (zunächst) grauenvollen Leere. Sobald du entdeckst, dass du Leere und Bewusstsein bist, gibt es kein Ausgelöschtsein mehr. Nur das Ich ist ausgelöscht. Das verschwindet. Die ganzen Ängste sind unwirklich.
Mentale oder emotionale Fixierung?
C: Das Problem liegt nicht darin, dass bestimmte Fixierungen Gefühle haben und andere nicht. Alle Fixierungen haben Gefühle und alle Fixierungen verdrängen die Gefühle. Bei den mentalen Fixierungen ist es nur so, dass fast alle Gefühle durch die Gedanken erzeugt werden und der Mental xierte auch bei den erzeugten Gefühlen in den Gedanken zu Hause bleibt. Bei den Emotional xierten ist es anders. Da sind zuerst Gefühle da und die Gefühle lösen Gedanken aus und zwar Gedanken, um die Gefühle handhabbarer zu machen. Bei den Emotional xierten sind die Gefühle das erste, was wahrgenommen wird. Abgesehen davon gibt es existentielle Gefühle, die ohne Gedanken da sind: die sprichwörtlich „namenlose“ Angst, die Sehnsucht, von der gar nicht wahrgenommen wird, worauf sie sich richtet, eine existentielle Verzwei ung, sehr gut von Kierkegaard beschrieben, die in der Regel ganz unverstanden bleibt. Außer bei diesen existenziellen Gefühlen werden Gefühle durch Wahrnehmungen und Gedanken erzeugt. Das sind Gedanken, die gewissermaßen die Deutung von Situationen beinhalten. Eine bestimmte Situation im dunklen Wald wird als gefährlich gedeutet, wegen Räubern oder wilden Tieren, diese Deutung macht Angst. Auch bei den Emotional xierten liegen den Gefühlen Wahrnehmungen oder Gedanken zugrunde. Aber diese Wahrnehmungen und Gedanken sind
größtenteils unterbewusst. Sie geschehen so schnell und sind auch so komplex, dass sie nicht wahrgenommen werden. Aber nur bei den Mental xierten bleiben die Gedanken das bestimmende, und deswegen gibt es das schnelle Hin- und Herschwanken. Da ist ein Gedanke: „Oh, heute ist das Wetter schön“, dann kommt der nächste Gedanke: „Vielleicht ist mein Leben doch nicht völlig verkorkst“, dann kommt ein Gedanke: „Oh, ich könnte heute wirklich was tun“, gefolgt von dem Gedanken: „Ich scha e das alles“ ... Dann entsteht eine Euphorie und ein gutes Gefühl. Dann steigt man aus dem Bett, tritt in der Küche auf eine Glasscherbe und denkt: „Oh Gott!“ Dann kommen andere Gedanken und dann folgt die Depression. Es entstehen Schuldvorwürfe, dass man das gestern nicht weggeputzt hat. Dann fühlt man sich ganz schlecht und wird wütend. Das Ganze wird von den Gedanken erzeugt. Da sind ganz viele Gefühle, die besonders quälend sind, weil sie so beliebig sind. Weil sie von den Gedanken erzeugt werden, sind sie so grenzenlos. Weil es so schnell geht, so üchtig ist, erleben die Sechser eine tiefe grundlegende Unsicherheit. Sie versuchen, die Unsicherheit dadurch zu lösen, dass sie sich klarere Konzepte und Gedanken machen, an denen man sich besser festhalten kann. So spielen sich die Gefühle bei den mentalen Fixierungen ab. Bei den emotionalen Fixierungen sind die Gefühle viel stabiler, zäher, ziehen sich länger hin.
Konformistisch – nonkonformistisch A: Wenn wir auf den Enneagrammkreis schauen, dann haben wir Fixierungen, die sind konformistischer und Fixierungen, die sind nonkonformistischer. Zur Gruppe der Nonkonformisten zählen tendenziell eher die Mental- und Körper xierten. Die Sieben z. B. weicht dem Kon ikt aus, indem sie einfach weggeht – die Sieben lässt sich überhaupt nichts sagen. Die Acht lässt sich auch kaum was sagen, ebenso die Sechs. Die Eins weiß es besser. Die Fünf lässt sich zwar was sagen, weiß es aber ebenfalls besser. Erst bei den Emotionalen kommen wir so langsam in konformistische Ge lde, wo mehr Zustimmung die Strategie ist als Gegenangehen.
C: Die Emotional xierten sagen: „Ja, ich mache, was du willst.“ Die Körper xierten sagen: „Du machst, was ich will.“ Und die Mental xierten sagen: „Ja, vielleicht, vielleicht aber auch nicht.“
Fragen zur Selbsterforschung Was tust du, um dich sicher zu fühlen? Wie vermeidest du Angst? Was tust du, um Liebe und Anerkennung zu bekommen? Was geschieht, wenn du damit au örst? Was geschieht, wenn du alle Kontrolle fallen lässt? In welchen Situationen (innerlich, äußerlich) nimmst du die drei Grundbewegungen gegen an, davon weg, darauf zu bei dir wahr? Welche davon ist deine Lieblingsbewegung? Wo hat sich bei dir die Liebe in dieses Draufzugehen verwandelt? Wo hat sich bei dir das Gewahrsein in einen Eisklotz verwandelt? Wo hat sich bei dir die Leere in ein ständiges Geplapper verwandelt? Wie funktioniert das und wie bestimmt diese Veränderung dein Leben? Was geschieht, wenn du damit au örst?
Fixierung verstehen - Merkmale A: Wir haben hier für euch die Merkmale beschrieben, die wir dazu nutzen, die Grundlagen und Eigenheiten einer Fixierung zu beschreiben. Die Beschreibung der einzelnen Merkmale gibt einen guten Überblick darüber, wie verschieden die einzelnen Fixierungen in der Welt da sind. Das wird in den Kapiteln der Fixierung dann näher besprochen. Bei der Reihenfolge der Merkmale haben wir uns für den Weg von der Fixierung zur Essenz entschieden. Es ist aber auch möglich, erst bei jeder Fixierung die Merkmale der heiligen Idee und der Essenz zu lesen und anschließend zum Anfang des Kapitels zurückzukehren. Der Charakter dieses Arbeitsbuches wird durch die Fragen zur Selbsterforschung noch verstärkt. Wie diese zu handhaben sind, wird im Kapitel Grundlagen beschrieben. Die Fragen hier dienen zur Einstimmung und können genauer oder auch vergleichend wiederholt bearbeitet werden, wenn du deine Fixierung kennst.
Wie die Fixierung funktioniert Kategorie Grundeigenschaft 8 nach außen gewendete Wut 9 zentraler Wutpunkt 1 nach innen gewendete Wut nach außen gewendeter 2 Imagepunkt
Grundqualität physisch physisch physisch
Grundcharakteristikum obsessiv obsessiv obsessiv
emotional
histrionisch
3 zentraler Imagepunkt
emotional
histrionisch
emotional
histrionisch
mental mental mental
paranoid paranoid paranoid
nach innen gewendeter Imagepunkt 5 nach innen gewendete Angst 6 zentraler Angstpunkt 7 nach außen gewendete Angst
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A: In der Beschreibung des Menschen durch das Enneagramm werden jeweils drei Grundeigenschaften, Grundqualitäten und Grundcharakteristika unterschieden. Da es sich hierbei um eine zentrale Grundlage zum Verständnis der Fixierung handelt, ist dem ein ganzes Kapitel gewidmet: das Dreieck. Weitere Beschreibungen und Erklärungen zu diesen Kategorien ndest du dort.
Fragen zur Selbsterforschung ... ndest du im Kapitel „Das Dreieck“.
Archetyp 1 Der Herrscher 2 Die göttliche Mutter 3 Der Magier 4 5 6 7 8 9
Der Künstler Der mystische Philosoph Der Held Das magische Kind Der Krieger Der Heilige
A: Ein Archetyp ist ein tiefes Bild, das im Unterbewussten eine wichtige Rolle spielt und sehr viele Erlebens- und Verhaltensweisen bestimmt. Mit diesem Bild kann man sofort etwas anfangen. Wenn wir den Archetyp benennen, dann gibt uns das ein Bild, einen Klang, dann wird in uns eine bestimmte Vorstellung ausgelöst. Diese ist klischeehaft, vielleicht sogar holzschnittartig, dafür aber auch charakteristisch und prägnant. Ein Archetyp, wie der Begri vom
Psychoanalytiker C. G. Jung gebraucht wird oder in Märchen, Mythen und Sagen auftritt, ist ein direkt übersetztes Urbild. Goethe z. B. beschrieb die Urp anze so: Sie besteht aus Blatt, Stängel, Blüte und Wurzeln. Keine wirkliche P anze entspricht ihr im Einzelnen und doch entsprechen ihr alle P anzen vom Prinzip her. Somit ist das Bild der Urp anze ein Sinnbild für einen Archetypen schlechthin. Es macht auch deutlich, dass die einzelne Person, ebenso wie die einzelne P anze, nicht dem Urbild entspricht. Es erscheint durchaus legitim, die Grundmuster bestimmter schematischer Abläufe im Denken, Fühlen und Handeln daraus abzuleiten. Wir können das Bild als solches nicht so gut mit unserer rationalen, sondern mehr mit unserer intuitiven, synthetisch denkenden Gehirnhälfte verstehen. Ein Archetyp setzt sich aus bestimmten Vorbildern menschlicher Handlungsweisen zusammen. O enbar hat sich im Laufe der menschlichen Geschichte immer wieder ein bestimmtes Verhalten als nützlich für das Fortbestehen gezeigt. Heute können wir aus dem Archetyp bestimmte Verhaltensmuster rückschließen, derer wir uns nicht mehr bewusst sind, diese identi zieren und somit wieder bewusst werden lassen. Dann haben wir die Entscheidungsfreiheit, uns weiterhin so zu verhalten oder nicht. Wenn die Acht beispielsweise erkennt, wie sie immer wieder in die Rolle des Kriegers schlüpft, sich schützend vor die anderen stellt, für das Gerechte kämpft, sich bewundern und feiern lässt, dann kann sie einen Großteil der xierungsbedingten Handlungen erkennen und aufhören, sich damit zu identi zieren.
Fragen zur Selbsterforschung Wie spielst du die Rolle deines Archetyps? Auf welche Weise spielst du die Rolle in verschiedenen Lebensbereichen und Lebensabschnitten? Welche deiner Handlungsweisen kann dir durch das Bild des Archetyps bewusst werden?
Welche Gefühle assoziierst du mit dem entsprechenden Archetyp?
Hauptmerkmal 1 Groll 2 Schmeichelei 3 E zienz 4 5 6 7 8 9
Melancholie Zurückgezogenheit Paranoia Planen Rache Trägheit, Indolenz
A: Das Hauptmerkmal stellt so etwas wie den Hauptsicherungsschalter dar. Diese grundlegende Charaktereigenschaft ist der Motor und das Fundament, das die Fixierung in ihrer unangenehmsten Ausprägung ausmacht. Es ist die Hauptreaktionsweise, auf die der Mensch in seiner Entwicklung gelernt hat zurückzugreifen, um alles Unangenehme zu vermeiden. Wenn wir diesem Mechanismus auf die Spur kommen, diese Hauptsicherung abschalten können, dann tauchen alle bisher unterdrückten Gefühle auf, alles bisher Vermiedene stellt sich ein, du kannst dem ins Auge sehen, was du vorher unter den Teppich gekehrt hattest, und anfangen, dein Leben nicht mehr von diesem Mechanismus bestimmen zu lassen. Bei der Neun ist das Hauptthema die Trägheit, aber auch eine gewisse Schmerzlosigkeit an einer Stelle, wo sie eigentlich nicht hingehört. Diese Schmerzfreiheit macht die Trägheit überhaupt erst möglich. Schmerzfrei kannst du dann sein, wenn du dich betäubt hast. So spielt bei allen Fixierungen der Abwehrmechanismus eine entscheidende Rolle, um das Hauptmerkmal zum Zug kommen zu lassen.
Fragen zur Selbsterforschung Wie beeinträchtigt das Hauptmerkmal meiner Fixierung mein Leben? Welche Rolle spielt der Abwehrmechanismus (s.u.) dabei? Was passiert, wenn ich dieses Fundament meiner Fixierung abreiße, aufgebe? Gibt es Momente in meinem Leben, in denen ich erlebt habe, dass das Hauptmerkmal nicht mehr greift?
Genese A: Genese entstammt dem Wort Genesis, was Geburt, Ursprung, Entstehung heißt. Es wird also die Entstehung eines bestimmten Zustandes beschrieben. Die Art, wie die Fixierung sich kristallisiert, hat nichts mit ihrer Ursache zu tun. Man könnte auch die Begri e persönliche Geschichte gebrauchen, dann würde der subjektive Charakter der Beschreibung deutlicher. Es würde uns noch klarer sein, dass unsere Erinnerungen erwiesenermaßen wenig konsistent sind. Das ist etwas anderes als ein „Du sollst nicht merken“, wie wir es aus der schwarzen Pä-dagogik kennen. Wir können aber verstehen, dass ein neunjähriges Kind die Welt anders wahrnimmt und interpretiert als ein Erwachsener und vielleicht andere Rückschlüsse zieht. Das gibt uns die Möglichkeit, aus heutiger Sicht zu entscheiden, ob wir bei diesen Rückschlüssen bleiben wollen. Es geht um eine sachliche Beschreibung: So ist es gewesen. Dieses Anerkennen der Vergangenheit scha t Raum für Trauer und Freude. Und erst dann ist es nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Mit diesem tiefen Begreifen der Unveränderlichkeit entsteht Frieden – nach dem Schmerz, manchmal schon im Schmerz. Das „Warum bloß?“, das so großen Schmerz verursacht, erübrigt sich dann.
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C: Die neun verschiedenen Facetten der Essenz (siehe unten) manifestieren sich in jedem Menschen in besonderer Weise. Die Essenz verkehrt sich zur Fixierung. Wir können das verstehen, wenn wir uns dieses kleine Wesen vorstellen, das sich einer viel zu großen Welt gegenüber sieht. Dieses Ich fühlt sich unsicher und ängstlich und ergreift eine Strategie, um mit dieser Angst, Hil osigkeit und Isolation fertig zu werden. A: Die in diesem Abschnitt dargestellten Phänomene, wie das Kind z. B. versucht, sich unerträglicher Gefühle zu entledigen, sind in keiner Weise als richtig oder falsch zu bewerten. Sie versuchen ausschließlich ein Gefühl zu vermitteln, wie die jeweilige Fixierung die Entstehung der inneren und äußeren Welt erlebt haben mag. Die Fixierung als solche entsteht nicht durch einen bestimmten Vater, eine bestimmte Mutter, durch ein bestimmtes biogra sches Ereignis oder deine bestimmte Geschichte. Deswegen ist das Enneagramm so hilfreich: Niemand ist schuld. Sicher macht es einen Unterschied, ob eine Eichel auf fruchtbaren Boden fällt und ob sie an dem Ort, an den sie fällt, Platz hat zu wachsen und genügend Schutz. Es wird jedoch aus einer Eichel keine Buche werden. In dem Kapitel über die Genese werden exemplarisch oder verallgemeinernd Situationen beschrieben, bei denen sich die Fixierung kristallisiert. Ein Mensch mit einer anderen Charakterstruktur hätte auf die Situation vielleicht ganz anders reagiert oder es wäre eine andere Situation entstanden. Somit gibt es typische Situationen, in denen sich das Ich auf spezielle Weise mit dem Körper, der Seele und dem Geist des Menschen verbindet und die Fixierung manifest wird. Die hierfür typischen Situationen sind oft charakteristisch für das Leben, weil die darin o enbar werdende Gefahr oder Angst und der Wunsch, dies zu vermeiden, oftmals das gesamte Leben prägen. Die Fixierung wird nicht durch dieses Ereignis hervorgerufen, sondern die Kristallisation der Fixierung und die Identi kation mit dem Ich in Form der Fixierung werden in diesem Moment fest und dauerhaft. Dabei entstehen eine Trance und unterbewusste Grundüberzeugungen. Diese hast du vielleicht festgelegt, als du noch sehr klein warst. Sie
können sich im Unterbewusstsein verfestigt haben und auf zunächst unverstehbare Weise dein Tun, Denken und Emp nden immer wieder negativ beein ussen. Wenn diese Grundüberzeugungen ans Licht kommen, kannst du deine damalige Entscheidung nochmal mit deinem heutigen Wissen verstehen und verändern.
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C: Das Kind will – koste es, was es wolle – diese Angst, diese Hil osigkeit und das Alleinsein nicht mehr fühlen müssen. Dann greift es nach seinen xierungsbedingten Strategien. Ein Beispiel wäre die Strategie der Acht, stärker zu sein als die anderen, damit sie nicht mehr verletzt wird und die Schwäche und Hil osigkeit nicht mehr zu fühlen braucht. „Sollen lieber die anderen sich hil os fühlen.“ Die Sechs zieht sich zurück und sagt: „Oh, ich will nicht anecken, ich will es allen Recht machen, dann werden sie mir einen Platz in der Gruppe geben.“ Die Zwei sagt: „Ich werde so lieb sein zu allen, ich werde so zuvorkommend sein, so viel geben, dann müssen sie mich lieben und niemand kann etwas gegen mich haben.“
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T: Wenn man von Geburt an ein wütendes Kind war, worauf lässt das schließen? C: Wenn man von Geburt an wütend ist? Na ja, Achter kommen auf die Welt und sind wütend. Sie fragen nicht: „Wo ist mein Bett?“, wie die Neun, sondern sie fragen: „Bekomme ich genug Milch, was macht ihr hier, wieso ist das hier so schlecht organisiert?“ (Gelächter) A: Das kann auch ein Gerücht sein, das Gerücht über das wütende Kind. Es gibt viele Gerüchte über Kinder; Geschichten, die man sich in der Familie erzählt. Jedes Kind wird irgendwann wütend. Im zweiten Lebensjahr fängt das an: Das bin ich und das bist du. Und jemand anderes gibt mir nicht das, was ich will und dann gibt es Wutanfälle. Jedes Kind hat sie, sie sind Teil einer gesunden Entwicklung und Konstitution eines gesunden Ichs. Von Eltern werden sie unterschiedlich erlebt. Manche Eltern denken: „Wunderbar, mein Kind kann „Ich“ und „Ich will“ sagen!“ Für andere ist das unangenehm: „Oje, was ist denn jetzt los, jetzt hat das süße kleine
Ding plötzlich einen eigenen Willen, jetzt erlaubt sich das noch Sachen, die ich mir nie erlaubt habe!“ So wirken verschiedene Fixierungen und Persönlichkeiten zusammen darauf, wie Eltern ihr Kind erleben. T: Also bei mir hieß es, das bekomm ich auch erzählt, ich sei überdimensional wütend gewesen und das hätte man noch nie erlebt und ... (Gelächter) C: Weißt du, manche fahren in den Urlaub und an drei Tagen regnet es. Hinterher haben sie das Gefühl, der ganze Urlaub ist verregnet gewesen, weil sich das so eingeprägt hat. Andere waren am selben Ort und sagen: „Mein Gott, so viel Sonne haben wir schon lange nicht mehr erlebt.“ T: Also kann man daraus noch nichts ableiten? C: Nein.
Fragen zur Selbsterforschung Was an deiner Fixierung war für deine Eltern eine besondere Herausforderung? Erinnerst du dich an einen typischen Moment in der Kindheit, in dem sich die Charakter xierung formte? Kannst du die Entwicklung deiner spezi schen, unterbewussten Überlebensstrategie zurückverfolgen? Welches war deine Schlussfolgerung? Wie war dein hauptsächliches Interaktionsmuster mit verschiedenen Menschen zu verschiedenen Zeiten deiner Kindheit und Jugend? Was genau hat dein Vertrauen erschüttert und wann? Wie war das unterbewusst gewählte Reaktionsmuster hierauf, um mental, seelisch oder auch körperlich zu überleben, handlungs ähig zu bleiben?
Physis A: Wenn wir davon ausgehen, dass die Fixierung etwas mit unserer genetischen Programmierung zu tun hat, dann muss man auch davon
ausgehen, dass sich dies auf den Körperbau auswirkt. Der Körperbau ist ein Erscheinungsmerkmal des menschlichen Auftretens. Natürlich spielt auch der Habitus eine Rolle. Bei den Subtypen wird deutlich, dass die sogenannte Ausstrahlung nicht unbedingt von körperlichen Eigenschaften bestimmt wird, sondern mit der triebgeleiteten Intention des Daseins und Auftretens zu tun hat. Auch hier ist wieder zu beachten, dass diese Beschreibungen einen überzeichnenden Charakter haben, wobei es immer wieder erstaunlich und amüsant ist festzustellen, wie präzise das manchmal zutri t. Gerade auch wenn man genügend Humor besitzt, es bei sich selber festzustellen. Das kann dir helfen, den Wunsch aufzugeben, jemand anders sein zu wollen. Es fällt auf, wie unterschiedlich die körperliche Präsenz einzelner Menschen konstitutionell ist. Man kann sich leicht vorstellen, dass Menschen mit einer körperlichen, einer emotionalen oder einer mentalen Fixierungen ganz unterschiedlich in ihrem Körper zuhause sind und dies seit Lebensbeginn. Es wäre merkwürdig, wenn sich das nicht auch an der Physis zeigen würde. O enbar treten auch bestimmte Krankheiten oder die Erkrankung und Schwächen an bestimmten Organen bei bestimmten Fixierungen häu ger auf. Das genauer zu untersuchen, wäre sicherlich eine spannende Aufgabe.
Fragen zur Selbsterforschung Wenn ich unvoreingenommen mein Äußeres zu betrachten versuche, welchen ersten Eindruck möchte ich meinem Gegenüber vermitteln? Welche der drei Grundbewegungen (dagegen an, darauf zu, davon weg) hat mein Körper automatisiert? (Siehe Kapitel Dreieck) Wie gestalte ich mein Aussehen und mein Auftreten in unterschiedlicher Umgebung und in unterschiedlichen Lebensabschnitten?
Welche Krankheiten sind in meinem Leben bisher aufgetreten? Welche körperlichen Eigenheiten haben Ein uss auf mein Leben?
Leidenschaft 1 Zorn 2 Stolz 3 Täuschung 4 5 6 7 8 9
Neid, Eifersucht Habsucht, Habgier Zweifel Unersättlichkeit, Völlerei Wollust Bequemlichkeit, Faulheit
A: Für die Vierer-Fixierung lässt sich die Leidenschaft sehr anschaulich beschreiben: Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden scha t. Die Leidenschaft ist das Benzin, das die gesamte Fixierung am Laufen hält. Mit dieser Eigenschaft werden alle Mechanismen, die zur Fixierung gehören, aufrechterhalten. Oft nimmt es suchtartigen Charakter an. Genau wie jede andere Sucht hat die Leidenschaft das Ziel, die unangenehmen Gefühle abzuwenden und sich in dem, was einem vertraut ist, sei es auch noch so unbequem, einzurichten. Für manche Fixierungen ist es gar nicht so einfach, diese Leidenschaft zu enttarnen. Es ist vor allen Dingen nicht so einfach, das Falsche an der Leidenschaft zu bemerken. Besondere Schwierigkeiten hat hierbei oft die Zweier-Fixierung, da sie sich als selbstlos emp ndet. Wenn die Zwei jedoch den Stolz in ihrer vermeintlichen Selbstlosigkeit aufdeckt, bricht der ganze Mechanismus der Fixierung zusammen. Auch bei der Sechs ist der Zweifel etwas, das die Fixierung ständig am Laufen hält, und dieser Zweifel erscheint immer wieder so glaubwürdig: es ist doch gut, wenn man die Dinge ein paarmal bedenkt oder sich Sorgen macht. Wenn die
Sieben erkennt, dass ihre vielen tollen Pläne mit Unersättlichkeit zu tun haben, dann kommt sie sich selbst auf die Schliche. Dann erst bist du frei, dich zu entscheiden anzuhalten.
Fragen zur Selbsterforschung Wie funktioniert deine Leidenschaft? Wie „schützt“ die Leidenschaft dich? Wovor? Was erwartest du, wenn du die Leidenschaft aufgibst? Bemerkst du einen Suchtcharakter deiner Leidenschaft? Wie?
Wie die Fixierung aus der Not eine Tugend macht Idealisierung 1 Ich bin gerecht 2 Ich bin hilfreich 3 Ich bin erfolgreich 4 5 6 7 8 9
Ich bin besonders Ich weiß Ich bin loyal Ich bin okay Ich bin kompetent Ich fühle mich wohl
A: Die Idealisierung beschreibt ein weiteres zentrales Element, das wir brauchen, um die Fixierung zu durchschauen. In der Idealisierung werden Eigenschaften idealisiert, die das Ich sich angeeignet hat, um bestimmte unangenehme Gefühle abzuwehren: Es wird aus einer
Überheblichkeit des Ichs eine Tugend gemacht. Wir sind uns aber nicht der eigentlichen Motivation unseres Handelns bewusst. Freud machte einmal ein Experiment, in dem er dem Klienten in der Hypnose den Auftrag gab, einen Regenschirm hinter der Tür zu ö nen. Wenn der Klient dann gefragt wurde, weswegen er den Regenschirm ö nete, erfand er – weil er den wirklichen Grund der hypnotischen Suggestion nicht erinnerte – ganz schnell ein Motiv: „Um ihn auszuprobieren“, „Um zu sehen, ob es der eigene, kürzlich verlorene ist“, „Weil ich einen ähnlichen zu kaufen beabsichtige.“ Wenn das tatsächliche Motiv nicht bewusst ist, wird also ein Motiv erfunden, damit man einen Grund hat und das Gefühl von Kontrolle. In der Idealisierung besteht ein wichtiger Teil des Selbstverrates. Wenn wir den Mechanismus der Idealisierung verstehen und entlarven, können wir aufhören, uns selber in die Tasche zu lügen. Bei der Eins z. B. dient die Idealisierung „Ich bin gerecht“ dazu, den Zorn unter Kontrolle zu halten und zu kanalisieren. Wenn diese Idealisierung aufgegeben wird, fehlt ein wichtiger Kontroll-Verschluss für die Leidenschaft. Die Eins wäre dann ihrem Zorn mehr ausgesetzt und hätte somit bessere Gelegenheit, ihn zu durchfühlen und verbrennen zu lassen.
Fragen zur Selbsterforschung Welche unangenehme Eigenschaft meiner Fixierung wird durch die Idealisierung als Tugend dargestellt? Wer bin ich, wenn ich nicht … (Eigenschaft der Idealisierung) bin? Welches Gefühl kontrollierst du besonders durch die Idealisierung?
Redestil 1 predigen 2 Ratschläge geben 3 Propaganda, Marketing
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lamentieren Abhandlung, Traktat Grenzen setzen Geschichten erzählen bevormunden Saga
A: Der Redestil einer Person hat etwas sehr Charakteristisches. Wenn wir in der Tabelle die verschiedenen Prioritäten betrachten, die jemand setzt, während er mit anderen kommuniziert, wenn wir betrachten, was nonverbal durch die Art und den Stil zu sprechen ausgedrückt wird, dann ist beachtlich, wie verschieden das sein kann. Es zeigt uns, wie sehr der Redestil ein Ausdruck der anderen Merkmale der Fixierung ist. Z. B. ist der Redestil Propaganda der Drei absolut kongruent mit dem Charakter. Die Drei gibt an und verkauft ihre Produkte nebenbei, fast ohne dass der Käufer oder sie selber das irgendwie aufwändig oder bemerkenswert fänden. Sicher ist dieser Redestil auch instrumentalisiert worden. Für die Drei fühlt sich das jedoch ganz natürlich an. Auch ein gescheitertes Projekt kann durch diesen Redestil zu etwas Positivem umdeklariert werden.
Fragen zur Selbsterforschung Wie redest du? Wie ist deine Stimmlage, dein Tonfall, deine innere Haltung dabei? Was kommunizierst du jenseits der Worte? Was bezweckst du damit? Wie erlebt dein Gegenüber deinen Redestil?
Abwehrmechanismus 1 Reaktionsbildung
2 Verdrängung 3 Identi kation 4 5 6 7 8 9
Introjektion Isolierung Projektion Rationalisierung Verleugnung Selbstbetäubung
A: Abwehrmechanismus ist ein Begri , welcher der Psychoanalyse entstammt. Die Abwehrmechanismen wurden von Anna Freud beschrieben. Sie dienen dazu, bestimmte unterbewusste innere Kon ikte wie: „soll ich – soll ich nicht; ich würde so gerne – aber darf nicht“, nicht an die Ober äche des Bewusstseins dringen zu lassen, sondern sie zu verdrängen; sie unter den Teppich zu kehren. Alle Abwehrmechanismen dienen im Tiefsten der Verdrängung von Angst, der Verdrängung der Todesangst. Darüber nden sich verschiedene Schichten der Verdrängung, auch um Gefühle nicht zu fühlen. Jeder Mensch kann auf einige Abwehrmechanismen zurückgreifen. Einer jedoch kann als typisches Merkmal der Fixierung zugeordnet werden. Die Sieben rationalisiert: Sie bringt ihre Gefühle in die Vernunft, wie der klassische Fuchs mit den Trauben. Er hätte sie gerne und ist nicht fähig, sie sich zu holen. Das würde eine Erfahrung von Unterlegenheit – sehr unangenehm für die Sieben – hervorrufen, was sich erübrigt, wenn die Vernunft entscheidet, dass die Trauben sowieso zu sauer sind. Die Fünf hingegen isoliert ihre Gefühle, verschließt sie in den Tiefen der Seele, um sie gar nicht erst wahrnehmen zu müssen.
Fragen zur Selbsterforschung Wie funktioniert dein Abwehrmechanismus? Wie oft am Tag wendest du ihn an? An welcher Reaktion deines Gegenübers könntest du ihn bemerken?
Wie kannst du heraus nden, was du gerade vermeidest? Welchen Kon ikt hast du gerade innerlich und wie würdest du ihn bewusst lösen?
Vermeidung 1 Zorn 2 Bedürfnisse 3 Versagen 4 5 6 7 8 9
schlichte Traurigkeit Leere abweichendes Verhalten, Devianz Schmerz Schwäche, Weichheit Kon ikt
A: Der Mechanismus der Vermeidung ist der Burgwall deiner Fixierung. Das Tragische ist, dass die Vermeidung nie funktioniert, weil einer der Grundsätze der Psychoanalyse besagt, dass das Vermiedene sich immer einstellt. Der Sechs „gelingt“ es irgendwie immer wieder, sich „aus Versehen“ daneben zu benehmen, was sie eigentlich vermeiden möchte, sich unterbewusst jedoch sehr gerne auch trauen würde. Doch dazu fehlt ihr der Mut. Wenn jetzt die Fixierung stiller wird, der Zweifel und die Sorge abnehmen, was die andern wohl denken könnten und was das für Konsequenzen nach sich ziehen würde, dann stellt sich mehr und mehr die Bereitschaft ein, dem Raum zu geben und dem zu folgen, was gerade tatsächlich da ist.
Fragen zur Selbsterforschung Was vermeidest du? Wie könnte es die Grundfeste deiner Fixierung erschüttern, die Vermeidung aufzugeben?
Welches Gefühl zeigt sich dann?
Falle 1 Perfektion 2 Wille 3 E zienz 4 5 6 7 8 9
Authentizität Beobachter Sicherheit Idealist Gerechtigkeit Suchender
A: Wieder haben wir eine Tugend vor uns, die dem Gesamt-Selbst-Bild der Fixierung entspricht. Sich auf diese Eigenschaften zu berufen, bedeutet, in eine Sackgasse zu geraten. Wenn sich bei der Eins eine Wahrnehmung von Perfektion einstellt, dann ist es schön. Wenn das Streben nach Perfektion alles Lebendige ausschließt, dann ist es eine Falle und eine Qual. C: Die Falle ist eine Falle, weil man immer wieder vermeintlich etwas Gutes davon hat und man deswegen das Streben danach aufrechterhält. In Wirklichkeit verliert man sich darin und entfremdet sich von sich selbst und von dem, was man wirklich will.
Fragen zur Selbsterforschung Wie würde es sein, wenn das, was du in der Falle suchst, schon da ist? Wie verkaufst du dich, um in der Falle bleiben zu können? Was hilft, dieses Reaktionsmuster zu durchschauen und ihm weniger zu folgen? Was wäre, wenn du das aufgeben würdest?
Schatten A: Der Schatten ist ein gutes Bild für die verleugneten und verleumdeten Anteile. Es werden Seiten des Menschen beschrieben, die negativ bewertet werden und verdrängt sind. Es sind Seiten, die du an dir nicht wahrhaben möchtest. Bei C. G. Jung beschreibt der Schatten einen wichtigen Archetypus, den jeder Mensch in sich trägt. Jeder hat Schattenseiten. Das anzuerkennen ist ein erster Schritt, um sie sich zu erlauben und sie so aus dem dunklen Keller des Unterbewusstseins zu befreien. Das Ganze macht aber nur Sinn, wenn ich die Angst und auch das Gefühl, welches mit dieser Seite von mir verbunden ist, einlade. Der Schatten beschreibt das, was ich wirklich nicht an mir mag und was ich auch nicht idealisieren kann. Er bedroht mein Selbstbild und wird deswegen abgewehrt. Der Schatten ist eine sehr tief verborgene Schicht. Der Schatten der Neuner-Fixierung ist die verdrängte Wut, die die Neun innerlich so überwältigend erlebt, dass sie glaubt, in ihrem Keller wäre ein Ungeheuer. Es ist aber bloß eine Wut.
Fragen zur Selbsterforschung Was ist deine dunkelste Eigenschaft? Was, wenn du sie in der Fantasie erlauben darfst? Was ist unmenschlich? Was ist, wenn du von dem, was du glaubst zu sein, auch das Gegenteil bist?
Wie andere und wir selbst uns wahrnehmen Arbeit und Beziehung Wie erlebe ich mich und wie erleben mich die andern in meinem Umfeld, bei der Arbeit, in der Familie oder in anderen Beziehungen? Dabei sind
die Fixierungen sehr unterschiedlich, ob sie im Zusammensein mit anderen eher sich selber oder eher die anderen wahrnehmen. Das hat aber auch viel mit der Persönlichkeit und dem Subtyp zu tun.
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T: Jemanden zu brauchen emp nde ich eher so: Das göttliche Bewusstsein hat die Formen gescha en, um spielen zu können, um sich selber zu erfahren und in dem Sinne braucht man Mitspieler. Durch die Mitspieler erfährt man sich. Also mir wurde ganz klar, dass ich dadurch, dass es andere Menschen gibt, die alle verschieden sind, auch mich in verschiedenen Facetten, Farben und Qualitäten erfahre. Und diese Art von Brauchen fand ich eigentlich sehr schön. Man spielt ja auch nicht gerne alleine Skat. C: Beziehung ist relativ und diese Relativität muss man vor Augen haben. Für die wirkliche Lebendigkeit, für wirkliche Erfülltheit, die wirkliche Erfahrung brauchst du tatsächlich niemanden, weil du alles bist. Und indem du durch das Aufwachen in die Unendlichkeit versinkst, merkst du das Ausgefülltsein durch die Leere; das Erfülltsein in diese Leere, die sich nicht mehr bewegt und nirgends hin will. Nichts mehr tut. Dann erkennst du, dass der Umstand, dass andere da sind, ein zusätzliches Vergnügen ist. Es ist nicht das Eigentliche. Es ist auch niemals das Erfüllende. Insofern ist da in erster Linie die Unendlichkeit und in zweiter Linie die Unendlichkeit und in dritter Linie die Glückseligkeit der Unendlichkeit und so geht das lange weiter. Irgendwann kommt noch hinzu: „Oh, da ist auch Vielfalt und Schönheit, eine Bewegtheit und Gerührtheit über die Formen.“ A: Für dein Alltagsleben ist es schön und wichtig darauf zu achten, wie du mit dir umgehst und mit dir umgehen lässt. Missbräuchliche Beziehungen kann man beenden. Für den ersten Hunger ist es nicht wichtig, was du isst, für dein Genährtsein aber schon. So ist es auch mit deiner belebten und unbelebten Umwelt. Auch diese darf sich entfalten und wird von dir nicht mehr forciert und auch nicht mehr vermieden.
Fragen zur Selbsterforschung
Wie erlebst du deine Charakter xierung bei der Arbeit und in Beziehungen? Was bedeutet dir Familie, wie lebst du sie: Wunsch / Wirklichkeit? Was bedeutet dir Paar-Beziehung, wie lebst du sie: Wunsch / Wirklichkeit? Was bedeutet dir deine Arbeit, wie lebst du sie: Wunsch / Wirklichkeit? Wie wirst du in der Familie, in Beziehungen und bei der Arbeit erlebt? Was fürchtest du, wenn du mit anderen Menschen Kontakt aufnimmst? Was erho st du, wenn du mit anderen Menschen Kontakt aufnimmst?
Selbst- und Fremdwahrnehmung A: Vielleicht ist es dir auch schon mal so gegangen, dass jemand ganz anders auf dich reagiert hat, als du es erwartet hast. Das kann damit zusammen hängen, dass du in deinem Innern etwas anderes erlebst (Selbstwahrnehmung), als der andere in dem Moment von außen wahrnehmen kann (Fremdwahrnehmung). Vielleicht erlebst du auch, dass manche Menschen immer wieder eine Reaktion bei dir auslösen, die du dir gar nicht vernünftig erklären kannst. Wir können z. B. beobachten, dass Menschen mit einer SechserFixierung immer wieder sehr von Menschen mit einer Vierer-Fixierung genervt sind, weil die Vierer-Fixierung es sich erlaubt, sich mit vermeintlichen Banalitäten in den Mittelpunkt zu stellen, was eine Sechs nie wagen würde. So kannst du deine innere Reaktion auf eine bestimmte Fixierung, wenn du sie z. B. im Seminar erlebst und vielleicht auch beim Lesen dieses Buches, genau beobachten. Die Wahrnehmung dieser inneren Reaktion kann dir dabei helfen, die Fixierung deines Gegenübers leichter zu erkennen. Du brauchst dann nicht mehr unbedingt auf die Knöpfe, die dein Gegenüber bei dir drückt, zu reagieren. Du kannst genauer mitbekommen, was daran deins und, was daran die Fixierung
des anderen ist. Dann wird eine andere Kommunikation über diese emen möglich sein.
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A: Wenn es bei den Fragen zu Arbeit und Beziehung auch um die Selbstwahrnehmung geht, so geht es in diesem Abschnitt besonders um die Fremdwahrnehmung. Wie unterscheidet sich das Selbstbild von der Fremdwahrnehmung und an welchen Stellen stimmt beides überein? Wichtig ist hierbei die sogenannte Gegenübertragung. Sie ist eines der wichtig-sten Elemente in der Psychotherapie, weil der erapeut nichts anderes hat, um den Patienten wahrzunehmen als seine eigene Seele. Deshalb muss er die Spiegelungen des Patienten in seiner Seele sehr gut und fein wahrnehmen können. Von diesen Spiegelungen seiner Seele muss er seine eigene Fixierung und seine eigenen persönlichkeitsbedingten Schwächen und Stärken wie bei einer mathematischen Aufgabe subtrahieren, so dass nur noch die Spiegelung des Klienten übrig bleibt. Auf die Weise kann der erapeut alles, was in seiner Seele ein Echo hervorruft, mit dem Klienten bearbeiten und ans Licht bringen. Das Gute ist, dass auch die unterbewusst mitgeteilten Aspekte der Seele sich im Spiegel des anderen darstellen. So funktioniert das auch mit dem Fremdbild – nur nicht so bewusst.
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Wir wollen versuchen, objektiv zu beobachten und zu beschreiben, subjektive Reaktionen zu erspüren und Urteile zu unterlassen. Wie ist der Kontakt dann?
Fragen zur Selbsterforschung Was sagen andere Fixierungstypisches über dich? Wie erlebst du andere Fixierungen im Einzelnen? Welche Gefühle und Stimmungen tauchen bei dir gegenüber verschiedenen anderen Menschen au ? Was könnte das mit deiner Fixierung zu tun haben?
Wie die Fixierung Schwankungen erzeugt Polarität 1 rigide - emp ndsam 2 militant - libertin 3 überaktiv - fantasierend 4 5 6 7 8 9
analytisch - desorientiert sozial - antisozial bestimmend - sich unterwerfend unterlegen - überlegen Puritaner - Hedonist gläubig - zweifelnd
A: Genauer gesagt ist es keine Polarität, sondern eine Dichotomie, aber das ist sehr philosophisch. Das Wort Dichotomie kommt aus dem Griechischen und bedeutet halbgeteilt, entzweigeschnitten. Etwas, das schwarz ist, kann nicht weiß sein. Eine gerade Zahl (12) ist keine ungerade Zahl (13). Die beiden De nitionen schließen sich gegenseitig aus. Es können Gegensatzpaare gebildet werden, die gemeinsam ein Ganzes ergeben, z. B. alle geraden und ungeraden Zahlen zusammen ergeben die Menge aller ganzen Zahlen. Wenn wir aber z. B. in belebte und unbelebte Materie unterscheiden wollen, dann wird es schon schwieriger. Selbst bei der Unterscheidung zwischen männlich und weiblich werden einige Organismen nicht eindeutig zuzuordnen sein. Es gibt dann noch den Begri komplementär (aus dem Lateinischen complementum – Ergänzung). Nun kann etwas in mancher Hinsicht gegensätzlich und in anderer Hinsicht ergänzend sein, z. B. Komplementärfarben oder die komplementäre Medizin, die grundsätzlich anders aber durchaus in Ergänzung zur Schulmedizin gesehen werden kann. Der Begri der Polarität ist insofern für uns bedeutender, weil die Polaritätsarbeit, wie wir sie von Dr. phil. Leland Johnson als
Weiterentwicklung der Gestalttherapie kennen, ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist. Indem ich mich mit den Widersprüchlichkeiten meines Lebens, seien sie jetzt unvereinbar oder komplementär, auseinandersetze, nden wichtige Klärungsprozesse statt.
Das Yin-Yang-Zeichen steht für eine solche komplementäre Polarität. Das Eine beinhaltet das Andere und ist gleichzeitig unbedingter Teil dessen. Jede Fixierung hat eine Polarität/Dichotomie. Die beiden genannten Merkmale einer Fixierung sind von einer Qualität, die sich gegenseitig ausschließt. Und doch sind sie in der menschlichen Seele sich bedingend, als Möglichkeiten des Lebens und Erlebens vorhanden. Sie können in unterschiedlichen Lebensphasen, in unterschiedlichen Lebensbereichen oder bei unterschiedlichem Ausmaß von Stress wechseln. Die Dichotomie der Sieben beispielsweise ist überlegen – unterlegen, was durch Bewertung festgelegt wird und eigentlich für die Sieben, die so unbeschwert erscheint, fast untypisch wirkt.
Fragen zur Selbsterforschung Bist du mehr auf einem der beiden Pole zuhause? In welchem Lebensbereich oder Lebensabschnitt war eine Polarität stärker? Wie hat das funktioniert? Wo erlebst du beides als zwei Seiten einer Medaille? Was passiert, wenn du beides aufgibst?
Bewegung im Stress und in der Entspannung Fixierung Stress Bewegung Relax Bewegung 1
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A: Dieses Merkmal ist sehr hilfreich für etwas Fortgeschrittene. Du kannst es, wie weiter unten die Unter xierung, beim zweiten Durchgang genauer anschauen. Wenn du merkst, dass du dich in manchen Lebensphasen deutlich anders erlebst als du es von dir kennst, dann kann dir das Wissen um die Bewegung der Fixierung dafür wichtige Hinweise zum Verständnis geben. Es kann sowohl angenehmen (Eustress) als auch unangenehmen Stress (Dysstress) geben. Wenn ich mich auf etwas freue, reagiert der Körper zu einem grossen Teil auf exakt die gleiche Weise, wie wenn ich mich vor etwas fürchte. 1 Die Sechser-Fixierung, deren Leben durch Zweifel geprägt ist, wird unter Stress e zient wie eine Drei. Das bedeutet nicht, dass sie die DreierFixierung annimmt, weil sie nämlich – im Gegensatz zur Drei – durch die E zienz und Anstrengung schnell erschöpft ist. Sie erlebt dann einen Erfolg, z. B. bei einer Prüfung, bewertet dies aber im Nachhinein als Täuschung; denn wenn die Zweifel wieder da sind, wird das gute Ergebnis der Prüfung infrage gestellt.
Zu Beginn der Arbeit mit dem Enneagramm und den Gefühlen kann es sein, dass du häu ger mal in Stress gerätst und dann ist es gut, diese Bewegung zu kennen und zu verstehen. Wenn die Sechs sich jedoch entspannt, dann kann sie es sich auf der Couch gemütlich machen. Dann kann sie sich das Einschlafen und die Trägheit der Neun zu eigen machen und sich noch weiter von sich selbst entfernen. Die Sechs kann also wissen, dass sie sich im Loslassen in die Neun hinein bewegt, so dass sie sich einerseits betäuben kann, im Sinne von wolkigem Abgehoben sein, outspaced;oder aber im Sinne des wirklich Stiller- und Friedlicherwerdens, in dem sie sich auf die Basisqualität der Neun, das simple Dasein fokussiert, mit den Gedanken zur Ruhe kommt und dadurch der Stille näher kommen kann. Auf ähnliche Weise funktioniert das auch bei den anderen Fixierungen. Die Acht beispielsweise geht in der Entspannung in die Zwei. Da kann sie leichter die Standpunkte der anderen Menschen einnehmen oder aber die manipulativen Fähigkeiten der Zwei nutzen und sich bedürftig fühlen anstatt wahrzunehmen, dass sie selbst aus reiner Liebe besteht. Jede Fixierung hat im Kern die Fixierung, zu der sie sich in der Entspannung hinbewegt, die Relax-Bewegung. Das heißt, sie nimmt etwas von dieser jeweiligen Qualität in Anspruch, wenn es stiller wird, wenn die Fixierung anhält. Z. B. geht die Vier in der Entspannung in die Eins und die Freude bekommt eine Tönung von heiterer Gelassenheit und Reinheit in ihrer Ausstrahlung.
Fragen zur Selbsterforschung Wie verändere ich mich, wenn ich in Stress gerate? Welche Eigenheiten der „Stress-Fixierung“ nutze ich? Wie verändere ich mich, wenn ich in einen entspannten Zustand komme. Welche Eigenheiten der „Relax-Fixierung“ nutze ich?
Die Unter xierungen
A: Es kann am Anfang sinnvoll sein, das Kapitel über die Unter xierung zu überspringen und sich dann in einem zweiten Durchgang mit den Unter xierungen und deren Zusammenspiel mit der Haupt xierung zu beschäftigen. Dem ema der Unter xierung ist ein eigenes Kapitel gewidmet, weil die animalischen Triebe den Menschen entscheidend beein ussen.
Wie sich die Fixierungen unterscheiden lassen Unterscheidungsmerkmale
A: An dieser Stelle wird ein bestimmtes Verhalten aus der Sicht verschiedener Fixierungen besprochen, was uns grundlegendes Verstehen ermöglicht. Immer wieder versuchen wir deutlich zu machen, dass man durch die Handlung des Menschen nicht auf seine Fixierung rückschließen kann. Wenn ein Mensch zuvorkommend ist und sich um andere kümmert, dann kann dies aus einer Sechser-Fixierung heraus geschehen, weil er nämlich Angst hat, dass die Menschen ihn ausschließen. Er denkt dies zu vermeiden, indem er sich nützlich macht. Die Zweier-Fixierung hilft anderen, weil sie es nicht anders kann, weil sie geliebt werden möchte. Die Acht hilft anderen um der Gerechtigkeit willen. Die Sieben hilft, wenn es Spaß macht. Die Neun hilft, weil sie nicht Nein sagen kann. Die Eins hilft, weil es das Richtige ist. Die Vier hilft, weil ihr Gefühl ihr das sagt. Die Drei hilft, wenn es was bringt. Die Fünf gibt dir einen guten Rat, wie du es besonders gut machen könntest. Manchmal hilft jemand einfach ohne Hintergedanken, mit reinem Herzen.
Frage zur Selbsterforschung Was motiviert dein (jeweiliges) Verhalten? Die Frage, die hilft das herauszu nden heißt: Was gibt dir das?
Fixierung und Stille
Heilige Idee 1 Perfektion, Vollkommenheit 2 Freiheit 3 Mitgefühl 4 5 6 7 8 9
Ursprung, Herkunft, Ausgangspunkt Allwissenheit Vertrauen heilige Arbeit Wahrheit göttliche Liebe
A: Die heilige Idee ist an sich nichts wirklich Heiliges. Sie ist eine Idee: ausgedachte Gedanken, die sich häu g auf einen Kern beziehen, der etwas Gutes, Wahres oder Schönes birgt. Dennoch ist es von der Fixierung instrumentalisiert und gehört tendenziell zum Über-Ich. Oft bildet die heilige Idee die Grundlage für ein schlechtes Gewissen. Sie ist die geistige Grundlage und idealisierte Tugend, an der sich die Fixierung festklammert. Gleichzeitig kann sie aber auch den Geist auf etwas Transzendentes, Wichtiges fokussieren. Du wirst mit der Zeit immer deutlicher wahrnehmen, wo du Menschen aufrichtig begegnest und wo du deiner Idee davon, wie die Welt ist oder zu sein hätte, den Vorrang vor dem Erleben gegeben hast. Z. B. ist die heilige Idee der Fünf die Allwissenheit. Von Platon können wir erfahren, wie sich diese Idee, diese Verrücktheit tatsächlich „verwirklichen“ lässt. Erst einmal muss dir klar sein, dass niemand alles wissen kann. Aber auch die Idee der Fünf, in einem ganz speziellen Fachgebiet alles zu wissen, um daraus Sicherheit zu gewinnen, ist eine Verrücktheit. Was meint also Platon, wenn er sagt: „Ich weiß, dass ich nicht weiß.“? „… das Zitat steht bei Platon für die Entwicklung der eigenen Erkenntnis von der Entlarvung des Scheinwissens über das bewusste Nichtwissen hin zur Weisheit als Wissen um das Gute. Zieht man spätere Berichte
über die ungeschriebene Lehre Platons heran, lässt sich das Wesen des Guten als identisch mit dem absoluten Einen verstehen. Das sokratische Wissen um das Nichtwissen initiiert damit einen dialektischen Weg, der zum wissenden Nichtwissen der absoluten Transzendenz führt. Die geläu ge Übersetzung von oîda ouk eidōs tri t nicht den Sinn der Aussage. Wörtlich übersetzt heißt der Spruch „Ich weiß als NichtWissender“ bzw. „Ich weiß, dass ich nicht weiß“. Das ergänzende „-s“ an „nicht“ ist ein Übersetzungsfehler … Was also weiß die Fünf, wenn sie weiß, dass sie nicht weiß? Und wo ist dann die Allwissenheit?
Fragen zur Selbsterforschung Kennst du den Geschmack der heiligen Idee in deinem Leben? Wo ist erlebst du es als wahrhaftig? Wo hat sie eine falsche, täuschende, unechte Qualität? Wie engt diese Idee deine echten Begegnungen und dein echtes Erleben ein?
Wege auf der Suche 1 2
Die Idealisierung aufgeben Die eigenen Bedürfnisse erlauben
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Pausen erlauben
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Freude erlauben Sich dem zuwenden, was ich nicht weiß, nicht wissen kann Den Zweifel bezweifeln, sich der Angst zuwenden Sich dem Schmerz zuwenden Das Schwarz-Weiß-Denken aufgeben Den Kampf mit dem inneren wütenden Ungeheuer aufgeben
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A: Unter dieser Überschrift möchten wir dir Berichte einzelner Menschen zur Verfügung stellen, wie sie sich der Wirkung ihrer Fixierung bewusst werden, wo es für sie schwierig ist und wie sich die Fortschritte beim Anhalten bemerkbar machen. Dabei ist auch zu beachten, dass sich gewöhnlich niemand, dessen Fixierung ungebrochen funktioniert, auf den inneren Weg begibt. Es muss also einen kleinen Riss in der Fixierung gegeben haben. Dabei gibt es einen deutlichen Unterschied zu anderer Enneagrammarbeit: Häu g wird daran gearbeitet, die Fixierung zu verbessern, die Persönlichkeit für die Umwelt verträglicher zu gestalten. Das ist nicht, was wir wollen, weil die Charakter xierungen und die Persönlichkeit nicht das eigentliche Problem sind. Das eigentliche Problem ist die Identi zierung damit. Wenn diese Identi zierung nach und nach zurücktreten kann, weil die Angst und die Vermeidung der Gefühle nicht mehr so wichtig sind wie die Suche nach der Wahrheit, dann kann die Identi kation mit der Fixierung aufhören. Mit dem Stillerwerden und der Bereitschaft, Gefühle zu fühlen, hält die Fixierung nach und nach an. Sie ist dann nicht mehr das Bestimmende im Leben. Wenn ein Mensch sich anpasst, ist es keine Krankheit, manchmal eher ein Zeichen von Gesundheit. Wenn du aber den Eindruck hast, du musst bestimmte Verhaltensweisen zwanghaft ausüben oder du erkennst, wie dein eigenes Verhalten, Emp nden und Denken immer wieder Leid bei dir und anderen auslöst, dann kannst du der Ursache dafür auf den Grund gehen. Du kannst an der Wurzel des Verhaltens verschiedene Gefühle wie Traurigkeit, Hass, oft auch überraschender Weise ganz viel Liebe nden. Dann kann das Herz der Dreh- und Angelpunkt für dich sein und dann werden äußere Regeln und Verhaltensweisen über üssig, weil das Herz weiß, was angemessen und richtig ist. Früher haben die Religionen viele Regeln aufgestellt. In unserer Zeit geht es darum, dass du deinen inneren Kompass auf dein Herz ausrichtest, selbstverantwortlich.
Fragen zur Selbsterforschung
Was hat dich auf den Weg der Suche gebracht? Was war dabei besonders charakteristisch? Wann und wie wurdest du dir der Fixierung bewusst? Welche Muster hast du wann und wie aufgedeckt und losgelassen? Was war oder ist besonders schwierig bei der De-Identi kation?
Heiliger Weg 1 heitere Gelassenheit 2 Demut, Bescheidenheit, Ergebenheit 3 Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit 4 5 6 7 8 9
Gleichmut, Gelassenheit Nicht-Anhaften Mut Nüchternheit, Ernsthaftigkeit Unschuld rechtes Handeln
A: Der heilige Weg ist ebenso wie die heilige Idee weder heilig noch ein wirklicher Weg. Er gibt uns aber einen Hinweis, mit welcher Qualität, mit welcher tatsächlichen Tugend das Anhalten für uns leichter wird. Die Sechs beispielsweise versucht, der Angst, den Sorgen, welche sie die ganze Zeit begleiten, durch Grübeln und Zweifel, ihrer Hauptleidenschaft, auszuweichen. Wenn sie jetzt den Mut fasst, sich der Angst zuzuwenden, statt vor ihr davonzulaufen, dann ist dies ein wichtiger Schritt; sogar der entscheidende Schritt, um stiller werden zu können. Still bleiben bedeutet hier in keiner Weise, sich starr zu machen oder tot zu stellen. Still zu bleiben bedeutet, im Kontakt mit dem eigenen Herzen zu sein, nicht dem nächstbesten gedanklichen, emotionalen oder tatsächlichen Handlungsimpuls zu folgen, sondern nachzuspüren, welches wirkliche Gefühl in dem Moment in mir auftaucht.
Der Mut kann der Sechs auch helfen, die Dinge, die sie mit der Klarheit ihres Verstandes wahrnimmt, auszusprechen und nicht länger der Angst, ausgestoßen zu werden, zu frönen. Sie kann den Mut haben, Tabus zu brechen. So kann also der heilige Weg helfen, den verschiedenen Fallen und Widrigkeiten, wie sie in den einzelnen Fixierungen beschrieben werden, ins Gesicht zu schauen. Woher soll aber der Mut kommen oder die anderen Qualitäten? Sie stellen sich ein, wenn du weißt, wofür du über deinen Schatten springen willst. Mut kommt, wenn es keinen anderen Ausweg gibt, wenn jede Alternative Selbstverrat wäre, wenn mir die Wahrheit wichtiger ist, als alles andere. Damit sind bei der unumgänglichen Frage: Was ist es, was du wirklich willst.
Fragen zur Selbsterforschung: Was will ich? Wie kann mir der heilige Weg helfen, still zu bleiben, wenn der Impuls der Fixierung aufsteigt? Was erfahre ich dabei?
Essenz 1 Reinheit 2 Güte 3 Liebe 4 5 6 7 8 9
Freude Frieden Leere, reine Intelligenz Versunkenheit Shakti, kosmische Kraft Gewahrsein
A: Bei diesem Merkmal lernst du den Grundgeschmack der Fixierung, die Essenz kennen, wie sie durch die Fixierung verschleiert und nachgeahmt wird. Du bekommst ein tiefes Gespür für das, was da bleibt, wenn das Ich zurücktritt. Die Essenz beschreibt deinen innersten Seelenkern. Sie beschreibt die Färbung deines Erscheinungsbildes hier auf dieser Welt, sie beschreibt, wie Körper, Seele und Verstand verknüpft sind und arbeiten. Die Stille zeigt sich uns auch in Erscheinungsformen: wir können sie in der jeweiligen Erscheinungsform und auch durch diese Erscheinungsformen hindurchscheinend sowie jenseits dieser Erscheinungsformen wahrnehmen. Gleichzeitig ist die Stille davon natürlich unberührt. Wenn die Leid scha enden Auswirkungen der Fixierung stiller und stiller werden, zeigt sich mehr und mehr die Essenz. Sie ist noch nicht das, was du wirklich bist, aber sie ist und beschreibt eine Facette davon und deutet darauf hin. Die Stille zeigt sich in den oben genannten Merkmalen. Mit dem Aufwachen ist die Färbung der Fixierung immer noch da. Aber die Identi kation mit der Fixierung verschwindet ebenso wie das Kämpfen gegen unangenehme Gefühle, deren Vermeidung ja der Sinn der ganzen Fixierungsmechanismen ist.
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T: Es heißt ja, die Fixierung besteht weiter, auch wenn der Mensch aufgewacht ist. Damit komme ich noch nicht klar. C: Die Fixierung ist ja nur eine Verdrehung der Essenz. Jeder Mensch ist in der Weise in der Welt, dass er eine der oben genannten neun Qualitäten besonders zu leben hat. Das ist seine menschliche Essenz. Dass sich diese Essenz, z. B. die leere Intelligenz, jetzt in die zweifelnde mentale Verrücktheit der Sechs verdreht, ist den Fixierungsmechanismen geschuldet. D.h. vor, während und nach dem Aufwachen zeigt sich bei dir immer mehr Essenz statt Fixierung. Du manifestierst nicht alle Aspekte gleichermaßen. So haben verschiedene Lehrer auch verschiedene Qualitäten. Krishnamurti ist die vergeistigte Intelligenz-manifestierende Sechs und Ramana hatte eine Neuner-Färbung, das unmittelbare Gewahrsein und
das Sein. Du kannst lesen, wie verschieden lang die Sätze von beiden sind. A: Poonjaji sagt, dass die Achtsamkeit gegenüber den Gewohnheiten, die sich aus der Fixierung ergeben, aufrecht erhalten bleiben muss, solange dieser Körper lebt, weil die Färbung der Fixierung genau so bleibt wie deine Augenfarbe. Die Fixierung beein usst deinen Umgang mit dir selbst und anderen entscheidend. Die Fixierung erscha t das Ego-Ich, die Essenz hat kein Ich.
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T: Da wird aber der Essenz in diesen Seminaren ein bisschen zu wenig Beachtung geschenkt! C: Das mag so erscheinen. Zuerst einmal ist es wichtig, diese Fixierung als eine Rolle zu verstehen, die man im Leben bekommen hat und von der man sich erst einmal entspannt zurücklehnen und erkennen muss: „Ich selber bin etwas ganz anderes.“ Dafür, dass die Essenz sich manifestiert, brauchen wir nicht so viel zu tun, das geschieht dann ganz von alleine. A: Wir wollen nicht – wie die Religionen – Dankbarkeit oder Nächstenliebe üben. Das sind gute Eigenschaften, aber wenn ich sie nicht von Herzen erleben kann, weil ich etwas anderes fühle, dann ist das zumindest in dem Moment nicht wahrhaftig. Dann ist die Gefahr, dass die Fixierung bleibt, nur in den Untergrund – unter den Teppich – wandert. Das Gute ist nur ein Zuckerguss oben drauf. Das ist nicht das Ziel des Spiels. Wenn die Fixierung stiller wird, dann ist die Essenz, das andere von alleine da. Dein Gutes Herz ist vertrauenswürdig und bedarf keiner Zurechtweisung. Vielleicht kannst du dich erinnern, dass du manchmal deine Essenz erlebst. Es fühlt sich vielleicht ungewohnt an, aber wenn du das Wissen um die Essenz im Hinterkopf hast, dann kannst du es identi zieren. Z. B. hat die Sieben die Nüchternheit und Ernsthaftigkeit als heiligen Weg und sie bemerkt plötzlich eine Ernüchterung. Sie denkt dann ganz schnell: „Oh, das ist Langeweile. Nichts wie weg!“ Aber dann entdeckt sie, das fühlt sich jetzt vielleicht fremd an, aber das ist mein Weg, das ist die Essenz. Dann kann das Wegrennen angehalten werden.
Aber du kannst dich schwer hinsetzen und nüchtern sein, wenn dein Kopf plappert und all die Dinge dich beschäftigen. Du kannst und brauchst der Essenz nicht hinterher zu rennen und sie zu suchen. Du kannst ihr nachspüren, sie ist schon da. Immer.
Fragen zur Selbsterforschung: Wie und in welchen Situationen nimmst du deine Essenz wahr? Wo ist sie dir fremd und unangenehm? Wie ist sie dir vertraut und angenehm? Was bleibt, wenn das Ego-Ich zurücktritt?
Fixierung in der Ö entlichkeit Beispiele A: In dieser Rubrik werden bestimmte Klischees oder Annahmen über mehr oder weniger berühmte Persönlichkeiten oder Länder unter dem Blickwinkel der Charakter xierung beschrieben. Dies hat immer etwas Skizzenartiges, manchmal etwas Überzeichnendes oder sogar Karikierendes. Wenn man die Zuordnung einer fremden Person zu einer bestimmten Charakter xierung vornimmt, dann muss man sich bewusst sein, dass dies hypothetisch ist. Wir wissen nicht, welche Charakter xierung dieser Mensch wirklich hat und es ist auch nicht unsere Aufgabe, das herauszu nden. Wir können jedoch anhand einiger prägnanter Merkmale, die über diese Person kursieren – unabhängig davon, ob sie der Wahrheit entsprechen oder nicht – etwas über die Fixierung verstehen. Immer wieder betonen wir, wie wichtig die eigentliche Motivation des Handelns, Fühlens und Denkens ist und wie wenig die äußerliche Tätigkeit über die Fixierung oder die Unter xierung preisgibt. Das ist der Grund, warum wir niemanden von außen eine Charakter xierung
zuordnen möchten und dies ist auch der Grund, warum Fragenkataloge zur Fixierung relativ ober ächlich bleiben müssen. Bei uns ist angefragt worden, ob jemand ein Enneagramm erstellen könne, als ob es ein Horoskop wäre, am besten noch mit computergenerierten Tipps zum „besseren Leben”. Dies ist nicht unsere Art des Vorgehens. Wir benutzen das Enneagramm ausschließlich für die Selbsterforschung. Dies ist die eigentliche heilige Bedeutung, die dieses Instrument hat. Indem alle Aussagen über fremde Personen hypothetisch oder komödiantisch zu verstehen sind, bleiben wir diesem Grundsatz treu.
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C: Manche Leute werden unterschiedlich eingeordnet. Wir haben immer wieder dazu geraten zu spüren und zu fühlen, was andere bei euch auslösen. Bei Menschen, die tot sind oder abwesend, geht das nicht mehr. Insofern ist es nicht so leicht, eine tote Person einzuordnen, wie Lebende. Auch bei Leuten aus anderen Ländern geht das manchmal schief, weil die Kulturen zu unterschiedlich sind. Manchmal bewegen sie sich auch: Marx wurde oft als Achter gesehen, aber die Fünf geht in der Entspannung in die Acht.
Fragen zur Selbsterforschung Welche Persönlichkeit mit dieser Charakter xierung kennst du? Welche Eigenheiten bewegen dich zu deiner Annahme?
Selbsterforschung Fragen zur Selbsterforschung A: Diese Fragen sind ein Kernpunkt unserer Arbeit. Das Enneagramm dient in seiner grundsätzlichen Ausrichtung der Selbsterkenntnis. Selbsterkenntnis bedeutet, dass ich erkenne, wer ich selbst bin und was mein Selbst ist. Sogar das Wort Selbstverwirklichung tri t nicht zu, weil
es nichts gibt, was verwirklicht werden müsste und nicht schon Wirklichkeit wäre. Dein Selbst, das, was du eigentlich bist, ist Wirklichkeit. Die Fixierung ist eine Erscheinung der Natur, des Lebens. Die Identi zierung mit der Fixierung erhält das Ich am Leben. Durch die Fragen zur Selbsterforschung wird das Kernthema des ganzen Buches fokussiert, die Fixierung wird durchsichtiger und du erkennst, was du selber bist, was schon immer war.
Fragen zur Selbsterforschung Wie kann ich meine Fixierung heraus nden? Wie kann ich die Fixierung anhalten?
Anmerkung: 1. Siehe hierzu auch Angelika Winklhofer, Mein autogenes Training, Verlag zeit-und-raum, Berlin 2012
Die Subtypen Grundtriebe Was ist Instinkt
A: Bei den Unter xierungen werden drei grundlegende Instinkte oder Urtriebe postuliert. Die hier beschriebenen Phänomene haben nichts mit der Triebtheorie von Freud zu tun. Sie erklären ein unterbewusstes, angeborenes und animalisches Verhalten des Menschen. Dieses Verhalten ist noch tiefer in unserem körperlichen Dasein verankert als Primärtriebe wie Hunger und Durst und erst recht als Sekundärtriebe wie der Wunsch nach Anerkennung und Zuwendung. Bei diesen Instinkten be nden wir uns weit im Organischen. Die Phänomene, mit denen wir uns bei der Haupt xierung beschäftigen sind weniger tief, weniger angeboren und weiter „oben“ im Großhirn veranlagt. Das, was mit den Subtypen der Unter xierung beschrieben wird, liegt wesentlich tiefer und ist in sehr viel älteren Gehirnstrukturen verwurzelt. Hier geht es um die Urinstinkte, um einen Selbsterhaltungs-, einen sexuellen und einen sozialen Trieb. Es handelt sich dabei um grundlegende animalische Triebe, die mit unserer tierhaften Natur in Zusammenhang stehen. Jedes Lebewesen hat den Instinkt, sich selber zu erhalten, sich zu paaren, Teil der Herde zu sein, jeweils in unterschiedlichem Ausmaß.
Die drei animalischen Grundtriebe
A: Jeder Mensch hat eine Unter xierung. Diese drei Grundtriebe sind Millionen Jahre alt. Die Leidenschaften der Haupt xierungen wie Kontrolle, Anerkennung und mentale Sicherheit, haben sich erst in erdgeschichtlich jüngeren Jahren entwickelt, zu dem Zeitpunkt, zu dem das Ich auf den Plan trat. Jeder Mensch hat alle drei animalischen Grundtriebe, sonst würden sich ja die Selbsterhaltungsmenschen nicht fortp anzen. Die Grundtriebe erhalten das Leben der Art und des Individuums.
In deiner inneren Wahrnehmung und als unterbewusste Priorität steht einer dieser Triebe mit seiner Energie im Vordergrund und wirkt auf das Leben, die Fantasien, auch auf die Sorgen eines Menschen; gewissermaßen wie ein Schemel mit drei Beinen, von denen eines kürzer ist. Dahin ießt die Energie und bestimmt die Unter xierung. Das kann die Selbsterhaltung sein, bei der man sich darum kümmert, wie alles geplant und organisiert ist und wie besonders das individuelle Leben sicher gestellt ist. Richtet sich die Energie mehr darauf, wann das nächste erotische Abenteuer anfängt oder die nächste Beziehung, dann steht die Sexualität im Vordergrund. Im sozialen Trieb ist das ganze Verhalten und Leben darauf ausgerichtet, Gruppen zusammen zu bringen, die Art oder Sippe zu erhalten. Es gibt einen Aspekt, mit dem jeder Mensch sich besonders stark beschäftigt – im tatsächlichen Tun oder auch nur in der Fantasie. Das bedeutet, dass die beiden anderen Triebe sich in den Dienst dieser vorrangigen Unter xierung stellen. Bei der sozialen Fixierung z. B. wird der Beziehungspartner nach der Auswirkung auf das eigene Ansehen ausgesucht. „Wie stehe ich da, wenn ich mit dem oder der zusammen bin?“ Es kann sein, dass eine Selbsterhaltungs-Sechs Männer verführt, weil das diejenigen sind, die „Jagen gehen“. Je mehr Männer sie an der Hand hat, desto besser kann ihr Überleben und das ihres Nachwuchses gesichert werden. Eine sexuelle Zwei z. B. sucht sich einen Mann, der dann Karriere macht und nutzt so das Soziale, um den attraktivsten Partner zu bekommen. Auf diese Weise kann man die anderen Triebe benutzen, um seine eigentliche Unter xierung zufrieden zu stellen. Dann kann es so aussehen, als ob jemand mit der Partnersuche beschäftigt ist, aber die ganze Angelegenheit dient auf einer tieferen Ebene dem Selbsterhaltungstrieb oder auch dem sozialen Status. Dieses Wissen gibt dir die Möglichkeit und auch die Aufgabe, deinen innersten Motiven immer tiefer auf die Spur zu kommen. Das Verhalten gibt keinen Aufschluss über den Trieb, der darunter liegt und es muss auch nicht unbedingt erfolgreich sein. Es bedeutet, dass das ema am meisten Energie bindet und innerlich den größten Raum einnimmt. So kann eine sexuelle Sechs z. B., wenn die Leidenschaft des Zweifelns sehr stark ist, was die Beziehung angeht ganz erfolglos sein. Sie
ist aber trotzdem innerlich immer damit beschäftigt. Ebenso kann das Sexleben der sexuellen Sechs tatsächlich in immer neuen A ären statt nden, die dann mental durchdrungen und gestaltet sind. Die gesamte Sexualität kann sich sogar ausschließlich in der Fantasie abspielen. In Form einer Besessenheit im Kopf, die einhergeht mit einem „ständig-daran-Denken“ – sogar mit einem „ständig-nicht-daranDenken“. Die Selbsterhaltungs xierung kann sehr gut darin sein, alles zu organisieren, kann aber auch daran scheitern. Der Punkt ist, dass sie mit dem ema ständig beschäftigt ist. Auch die Acht kann z. B., je nach Ausprägung des hedonistischen oder asketischen Anteils, ihre Wollust in den verschiedenen Subtypen sehr unterschiedlich leben. Eine Selbsterhaltungs-Acht könnte sowohl in einem riesigen Haus luxuriös residieren als auch in einem Wohnwagen ohne ießendes Wasser. Es steht immer das innere Erleben im Vordergrund. Diese Triebe sind grundsätzlich im Unterbewussten anzusiedeln. Das bedeutet, dass wir sie selber nicht bemerken, sondern nur verwundert die Symptome und Auswüchse ihres Daseins in unserem Alltag feststellen können – solange, bis wir ihrer bewusst werden. Wilhelm Reich vergleicht die Triebe mit Elektrizität: Man sieht sie zwar nicht, kann aber feststellen, ob der Kühlschrank läuft oder nicht.
Die animalische Natur und das Ich
C: Die Grundtriebe entsprechen unserer animalischen Natur. Das ist die Bewegung des Körpers, sonst wäre keine Evolution möglich und wir hätten nicht überlebt. Nur weil dieser Körper diese immensen Kräfte, diese immense Energie hat, zur Selbsterhaltung, zum Überleben, zur Paarung, zu all dem, was die Horde zusammenhält, haben wir überlebt. Wenn diese Energien nicht so mächtig gewesen wären und sind, dann wären wir heute gar nicht hier. Dann hätte die Menschheit die Eiszeit, die Hungersnöte und all die schweren Naturkatastrophen nicht überstanden. Also können wir den drei Grundtrieben dankbar sein. Sie entsprechen unserer Natur und an ihnen ist nichts Falsches. Wenn wir die Grundtriebe bei den uns verwandten Tieren beobachten, sehen wir, wie
natürlich es bei ihnen funktioniert. Alles ist im Gleichgewicht und es regelt sich von allein. Wenn aber das Ich dazu kommt, dann gibt es plötzlich die Idee, im Mangel zu sein, zu wenig zu haben. Das Merkwürdige ist, dass der Mensch so viel besitzen kann, wie er will, trotzdem treibt es ihn immer weiter an, mehr zu bekommen und mehr haben zu wollen und das auf allen drei Ebenen. Plötzlich stehen die Selbsterhaltung, die sexuelle Energie und die soziale Energie nicht mehr einfach im Dienst des gemeinsamen Überlebens und der gemeinsamen Entwicklung, sondern im Dienst des Egos. Mit diesem Mangel-Gefühl lebt der Mensch gewissermaßen wie ein Vierjähriger. Dieser erlebt die Welt so, dass es immer zu wenig Eiskrem gibt und zu wenig Liebe – als wenn ständig von dem, was wirklich wichtig ist, zu wenig da wäre. Der Mensch lebt wie jemand, der einen großen Palast besitzt mit einem riesigen Park. In diesem Park sind wundervolle Quellen, aus denen den ganzen Tag das frischeste, klarste und geschmackvollste Wasser sprudelt. Aber dieser Mensch sitzt immer nur im Pförtnerhäuschen vor dem kleinen Fenster und guckt nach draußen, ängstlich und ho end. Er sitzt da schon so lange und hat vergessen, dass hinter ihm der Park mit dem frischen Wasser ist und deswegen leidet er den ganzen Tag Durst. So rennt er dann immer wieder durch die Straßen und Gassen und fragt andere Menschen, ob sie nicht einen Schluck Wasser für ihn hätten. Auf diese Weise ist der Mensch immer auf der Suche nach Anerkennung, nach Bestätigung, nach Liebe, weil er vergessen hat, in seinen eigenen Park zu gehen – in sich hineinzugehen und zu entdecken, dass er selber Liebe ist, Liebe im Über uss, über ießend. Er hat es noch nicht wirklich entdecken können. Das Ich lebt mit diesem Mangelgefühl, dieser Unsicherheit, weil das Ich wirklich unsicher ist. Das Ich erlebt immerzu: Es ist zu wenig da, zu wenig Sicherheit, zu wenig Stärke, zu wenig Kontinuität, zu wenig Liebe. A: Das Ich muss sich ständig anstrengen, um die Illusion seiner selbst aufrecht zu erhalten. Wenn du still bist, zufrieden bist, wenn Ruhe da ist, dann ist das Ich still, das Ego ist weg. Der Durst kann jederzeit mühelos gestillt werden.
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A: Das Ich konstituiert sich aus den Errungenschaften der Grundtriebe. Fließt es z. B. in die Selbsterhaltung, prahlt es mit seinem inneren oder äußeren Besitz, weil dieser Besitz das Ich stärkt, stabilisiert und ausweitet. Fließt es in die sexuelle Energie, dient die Beziehung nicht einfach nur der Lust und vielleicht der Fortp anzung, sondern steht im Dienst des Ansehens, im Dienst der Ich-Aufblähung. Fließt es in die soziale Energie, geht es nicht mehr um eine funktionierende Gemeinschaft im Sozialwesen, die sinnvoll ist. Wenn die soziale Energie plötzlich im Dienste des Ichs steht, bildet sich das Ich etwas auf seinen sozialen Status ein. Das Ich kauft und besitzt bestimmte Gegenstände – mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Mann – und de niert dadurch seine soziale Hierarchie, sein Ansehen und seine Wertschätzung. Das alles dient nicht mehr dem Überleben des Gemeinwesens, sondern dem Überleben, der Stabilisierung, der Stärkung und der Aufblähung des Ichs. Dabei ist von alledem nichts schlecht, wenn der Mensch sich an seinem Auto, seinem Boot und besonders an seiner Frau erfreut. Es ist nur anstrengend, wenn das alles gebraucht wird, um etwas wie eine ausgedachte Daseins-Berechtigung zu erhalten. Die DaseinsBerechtigung ergibt sich aus dem Dasein selbst.
Die Grundtriebe in den unteren Chakren
C: Die Unter xierungen nden sich in den drei unteren Chakren wieder. Da ist als erstes das Wurzelchakra mit der Energie des Überlebens und der Selbsterhaltung. Dann folgt das Sexualchakra im Unterbauch mit der Energie der Sexualität und der Beziehung. Beim dritten Chakra, dem Sonnenge echt, geht es um Macht und das Soziale. Bei diesen drei unteren Energien steht das Überleben im Vordergrund. Die drei Chakren drängen machtvoll danach, das Leben des Organismus zu bestimmen und ermächtigen sich im Ernstfall selbst. Dann geht es um die Erhaltung des Lebens, selbst auf Kosten anderer. Kampf und Konkurrenz stehen im Vordergrund. Der Stamm, dem der Lebensraum zu eng war, hat sich durchgesetzt gegen den anderen. Im Kampf um die Eroberung werden andere aus dem Feld geschlagen, da bedienst du dich aller Mittel und Tricks, die dir zur Verfügung stehen.
Wenn die Energie ins Herzchakra gelangt, fängt es an, menschlich zu werden. Die Herzenskräfte richten sich dann auf die Menschengemeinschaft und nicht mehr darauf, dass dein Stamm stärker wird und mit den anderen Stämmen Krieg führt. Das Machtspiel funktioniert nur, solange der Mensch von den unteren drei Chakren beherrscht wird. So ist das Herzchakra die Mitte und der Wendepunkt. Von da aus kann die Energie sich in die spirituelle Höhe und Tiefe ausdehnen. Das Zentrum der Herzenergie sagt „Ja“ zu dem, was ist. Alles darf sein, wie es ist. Alle Menschen dürfen so sein, wie sie sind. Alle Rassen, alle Völker, alle Stämme dürfen so sein, wie sie sind. Dieses natürlich und menschlich Werden ist der Ausgangspunkt der spirituellen Reise. Dann gibt es immer noch soziale Verhaltensweisen und eine soziale Energie, auch eine sexuelle Energie, aber sie regieren nicht mehr das Leben. Trotzdem merkt man – und darum ist es gut, das Enneagramm zu kennen –, wie diese drei mächtigen Kräfte – Sex, Macht und Geld – immer wieder dazwischenfunken, immer wieder die Regie übernehmen und das Leben in besonderem Maße durcheinander bringen. Wenn die Unter xierung das Leben regiert, ist es ausschließlich ein animalisches, organismisches Dasein.
Der Wunsch zu leben
A: Jeder Mensch hat den Antrieb zu leben. Bei den drei Grundtrieben treibt uns ein Gefühl, als ginge es um Leben oder Tod. Das macht sie so mächtig. Dieser Überlebenstrieb äußert sich bei jedem in allen drei animalischen Grundtrieben. Aber dieser Überlebenstrieb bezieht sich beim Selbsterhaltungstyp auf das Individuum und dann ist er ganz auf das persönliche Überleben abgestimmt. Dieser Trieb ist der erste, grundlegendste Trieb, denn wenn ich nicht überlebe, dann werden auch der Partner und die Horde nicht überleben. Wie im Flugzeug, wo man zuerst die eigene Sauersto -Maske aufsetzen muss, um überhaupt in der Lage zu sein, den anderen zu helfen. Wenn mein Überleben davon abhängt, dass ich einen Partner habe, der Jäger ist und der hinausgeht auf die Jagd und Bü el schießt, werde ich dafür sorgen, möglichst den kräftigsten Partner zu nden, den ich bekommen kann. Er wird garantieren, dass ich immer genügend Fleisch in meiner Hütte habe. Oder ich suche mir eine Partnerin, die gut
haushalten kann und Kinder zur Welt bringt – meine Kinder möglichst –, die uns dann später helfen, weiter zu überleben. Ich werde dafür sorgen, dass ich einen guten Platz in der Sippe habe, damit ich nicht die bin, die als letzte etwas bekommt. So ist alles auf das Überleben der eigenen Person ausgerichtet, auch die Partnerwahl und die Stellung im Sozialen. Es wäre für den Selbsterhaltungstyp oft unsicher, an allererster Stelle zu stehen – zu exponiert.
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Bei der sexuellen Unter xierung geht es darum sich zu paaren, die eigenen Gene möglichst weit auszubreiten. Dann ist es egal, ob man dabei umkommt. Es ist, als ob man in den Dschungel geht, angetrieben von dem Wunsch nach Sexualität und Paarung. Dabei wird durch die Haupt xierung und die Sozialisation beein usst, ob dies im aktiven oder passiven Modus ausgeübt wird. Auch wie das Verhältnis zur Konkurrenz erlebt wird, hängt von der Haupt xierung ab. Jemand mit dieser Unter xierung wird erzählen, dass man sich eigentlich nur zu zweit wirklich und in der Tiefe unterhalten und austauschen kann. In einer Gruppe haben sie eher etwas Abgrenzendes und Kämpfendes, da geht es immer um Übertrumpfen und Ausstechen, um Rivalität. Auch soziale Veranstaltungen dienen im Wesentlichen dazu, einen geeigneten Sexualpartner zu nden. Das ist je nach Persönlichkeit entweder für länger oder auch nur für ein kurzes Abenteuer. Schlussendlich geht es aber darum, sich der eigenen Attraktivität und des Begehrt-Werdens zu versichern; oder im umgekehrten Fall um die Möglichkeit des Jagderfolges. Dabei ist dies nicht notwen-digerweise nach Frauen und Männern aufgeteilt. Männer halten sich häu ger für einen sexuellen Subtyp, weil in unserer Gesellschaft die Sexualität des Mannes gepuscht und die der Frauen eher reglementiert wird. Dies hat aber mehr mit der Sozialisation als mit der natürlichen Entwicklung der Sexualität zu tun.
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Bei der sozialen Unter xierung geht es darum, dass die soziale Gemeinschaft überlebt. Da tritt das Individuum zurück und auch die Paarbeziehung. Diese Menschen sind in Vereinen und in ehrenamtlichen
Tätigkeiten engagiert. Jeden Abend sind sie unterwegs, um die Welt zu retten. Alles andere tritt dahinter zurück. Das Leben ndet in sozialen Bezügen statt. Meist gibt es einen größeren Freundeskreis oder eine höhere Bedeutung des sozialen Status. Dabei kann das Statussymbol ganz von der Subkultur bestimmt sein, entweder tatsächlich das repräsentativste Auto, ein besonderer Oldtimer oder man fährt alles mit dem Rad und den ö entlichen Verkehrsmitteln. Wenn wir uns eine Horde der Urzeit vorstellen oder auch, wie verschiedene Tiere in Gemeinschaft leben, nden wir unterschiedliche Beispiele, wie die Hierarchie und Arbeitsteilung geregelt werden. Bei den Bienen ist es anders als bei den Wölfen. C: Bei den Schimpansen – das sind unsere nächsten Verwandten – gibt es auch diese Unter xierungen. Ganz sicher. Es gibt da welche, die sich um die Gruppe kümmern, um das Dominantsein und um die Führung der Gruppe. Dann gibt es welche, die sind mehr mit den Nüssen und den Nahrungsmitteln beschäftigt und mit der Aufzucht der Kleinen. Andere setzen sich in der Gruppe durch, um den sexuellen Trieb als solchen ausleben zu können. Man hat sogar beobachtet, wie einzelne dafür sorgen, dass die Dominanten in der Gruppe miteinander streiten, um sich in der Zwischenzeit mit den Weibchen zu vergnügen.
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T: Es geht gar nicht um das Überleben, sondern um das Ich. Aber dass das Ich so sehr abgespalten sein kann von dem Überlebenswillen der Evolution, das nde ich schon Wahnsinn. A: Du überlebst ja nicht mehr, indem du deinen Acker bestellen kannst. Du überlebst ja, indem du ein toller Hecht bist. T: Aber ist dann nicht das Ich gleichzeitig auch ein Trieb der Evolution, um zu überleben – nur in dieser Fixierung dann so fehlgeleitet? C: Das Ich ist erst später auf den Plan getreten. Das Ich ist eine relativ junge Erscheinung. Erst, als das Überleben dieser Menschheit gewissermaßen gesichert war, durfte das Ich überhaupt auftauchen. A: Das kannst du heute noch in bestimmten Stämmen nden. Da gibt es keine Worte für die Possessivpronomen „meins“, „deins“ oder „seins“.
C: Da gibt es auch keine „Meinigkeit“ in dem Sinne: „Das ist jetzt mein Besitz und ich bin besser als du.“ Die Menschheit existiert seit vier Millionen Jahren. Erst vor 10.000 Jahren entstand das Aufwachen und gleichzeitig das Ich.
Zusammenspiel von Fixierung und Unter xierung
A: Das Enneagramm beschreibt, wie Fixierung darauf beruht, dass sich das Ego in seiner Entwicklung durch seine spezielle Leidenschaft selbst erscha t und kristallisiert. Dann verknotet sich die Haupt xierung mit einem von diesen drei Trieben, je nach Unter xierung. Diese ist dann von der Leidenschaft der Haupt xierung eingefärbt. Die Bequemlichkeit der Neun zeigt sich z. B. in einem von diesen drei Trieben. Das bedeutet, wenn sich die Bequemlichkeit, die Leidenschaft der Neun, im Selbsterhaltungstrieb zeigt, dann ist es der Appetit. Wenn sich die Wollust der Achter-Fixierung in einem sozialen Trieb kristallisiert, dann ist es die Freundschaft. Bei der Eins z. B., dem Herrscher, ist die Leidenschaft der Zorn, der jedoch im Sinn einer Reaktionsbildung in etwas Freundliches umgewandelt wird. Wenn der Zorn in die Selbsterhaltung geht, dann muss der Herrscher sich um sein Volk, wer auch immer das dann ist, sorgen und kümmern. Da zeigt sich dann dieses zornige Besorgtsein bei der Selbsterhaltungs-Eins. Wenn sich bei der Sieben die Leidenschaft der Unersättlichkeit in der Selbsterhaltung zeigt, dann ist es die erweiterte Familie, Freunde auf der ganzen Welt. Dabei können Subtyp und Haupt xierung auf verschiedene Weise miteinander in Beziehung stehen. Sie können sich gegenseitig verstärken, behindern oder abmildern können. Bei der sozialen Vier z. B. führen die Scham und der Neid im Sozialen zu der besonders tragischen Mischung.
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T: Ja, ich habe jetzt im Bezug auf mich selbst keine Ahnung, welche Unter xierung da vorliegt. Gibt es irgendeine Vorgehensweise, mit der man der Sache näher kommt? C: Die Selbsterforschung. A: Da geht es aber nicht nur um das Verhalten. Es kann sich jemand ganz sozial verhalten, aber nur, weil man im Club von Fußballspielern die besten Cheerleadergirls abgreifen kann. Es muss ergründet werden,
warum ich mich so und nicht anders verhalte. Es kann sich auch jemand einer bestimmten Gruppe anschliessen, weil man als Mitglied dieser Gruppe als Individuum geschützter ist.
Der Weg zum Aufwachen C: Um Freiheit zu nden, muss ich mich von diesem Beherrscht-werden durch die drei Triebe lösen, muss zu der Selbstsüchtigkeit, die diese drei Triebe erzeugen, Nein sagen. Wenn man aufgewacht ist, erfährt man Erfülltsein und das grundlegende Mangelbewusstsein verschwindet. Aber vor dem Aufwachen ist das Mangelbewusstsein noch nicht verschwunden. Trotzdem muss ich anhalten und dieses Regiert-werden von den Trieben beenden. Ich muss die Entscheidung tre en: Mir ist die Wahrheit wichtiger, als weiterhin dieser Lust und diesem Angenehmen hinterher zu rennen, um Schmerz zu vermeiden. Wenn ich dann anhalte, kommt alles hoch, was bisher vermieden worden war: Die Angst vor der Einsamkeit, die Angst davor, was passiert, wenn sich plötzlich erweist, dass mich niemand liebt – auch die Angst, nicht zu überleben. A: Oder die Angst, wenn mich jemand gern hat. C: Es ist nicht so, dass diese Ängste toll sind oder dass man es klasse ndet, wenn einen jemand versetzt. Das ist schmerzlich. Aber ich werde mich z. B. nicht mehr mit Menschen umgeben, die ich nicht gerne mag, nur um nicht alleine zu sein.
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T: Ich habe entdeckt, dass der Hauptantrieb für alles, was ich mache, das Überleben ist. Das hat mich zutiefst erschüttert. Vom Essen gehen bis zur Beziehung und Arbeit. Das hat mich unheimlich traurig gemacht. Ich habe gedacht: „Mein Gott, ich bin ja gar nicht echt.“ C: Bist du hier [im Seminar] auch, um zu überleben? T: Wahrscheinlich. C: Wir wollen ho en aus einem anderen Grund. A: Gleichzeitig ist es auch wunderschön, dass du überlebt hast.
Die Unter xierungen nach dem Aufwachen
T: Welche Gefahr stellt der Selbsterhaltungs – und sexuelle Trieb nach dem Aufwachen dar? A: Es gibt drei „Guru-Fallen“: Sex, Macht und Geld. Die betre en natürlich jeden Menschen und wenn du weißt, wo deine Falle ist, dann kannst du aufpassen: „Oh ja, da ist meine Falle: Sex, Macht oder Geld.“ C: Nach dem Aufwachen erwischt es die Menschen nur ungewohnter. Z. B. hat es dein Leben lang mit Beziehungen nicht richtig gut geklappt, es war immer schwierig. Jetzt bist du aufgewacht und strahlst eine andere Energie aus und plötzlich rennen alle Frauen hinter dir her. Wenn du dann nicht über die Fixierung Bescheid weißt, dann sieht es so aus, als ginge plötzlich alles leicht: „Ich übergebe mich nur dem Fließen des Lebens.“ Das wäre dann ein fataler Trugschluss, der nur Leid produziert. Nur Leid. Und zwar deswegen, weil du die eigene Fixierung nicht verstanden hast und nicht anhältst. Das Anhalten geht natürlich auch anders, aber mit der Kenntnis der Fixierung geht es am leichtesten. A: Wie auch Poonjaji sagt: Solange der Körper da ist, musst du aufmerksam sein, weil der Körper, mit allem was dazu gehört, eine ganz natürliche und konditionierte eigene Dynamik und Bedürftigkeit hat. Indem ich mir dessen bewusst werde, kann alles freier werden und ich kann es genießen.
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T8m, se: In allem, was ich tue, wird mir immer wieder dieser Selbsterhaltungs-aspekt gegenwärtig. Weil da irgendwas in mir auftaucht, was die Dinge auf eine ganz bestimmte Art und Weise machen will, dafür sorgen will, dass alles da ist. Das ist jeden Tag gegenwärtig und manchmal kommt es mir wie eine Last vor. Und nicht nur mir, sondern auch den Menschen um mich herum. Weil man bestimmte Dinge ganz einfach tun kann. Aber bei einem Selbsterhaltungsmenschen scheint die Tendenz da zu sein, an unheimlich viele Dinge denken zu müssen und sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten, was viele Geschichten sehr mühselig erscheinen lässt. Da kann ich sehr dankbar für das Wissen um die Fixierung sein, weil sie mich jeden Tag dazu bringt anzuhalten. Was mir fehlt ist Geduld. Ich denke immer: Irgendwann muss das doch aufhören und möglichst bald. Was könnte ich dafür tun, dass das endlich mal aufhört?
A: Wenn du diese Fähigkeiten, die du hast, einfach schätzt, weil sie was Schönes sind. Schau, wie du für alles sorgst, die Mikrophone funktionieren alle, die Lautsprecher quietschen nicht; das ist doch wunderschön. Es darf einfach da sein. Die praktischen Gedanken sind nützlich und hilfreich. Den Rest: wie wichtig du bist und was du noch alles bedenken musst und was es bedeutet, wenn du etwas vergisst, dem glaubst du einfach nicht mehr. Dazu brauchst du keinerlei Geduld. Du kannst das sofort beenden, in jeder Minute neu.
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T4: Ich habe gestern Abend durch die Übung im Seminar etwas wahrgenommen. Ich gehe davon aus, dass der andere oder die anderen meine Liebe brauchen, meine Liebe, die ganz bestimmt was sehr Besonderes und Schönes ist. Ich bin immer davon ausgegangen, die brauchen das. Und gestern in dieser Übung, war es befreiend wahrzunehmen, dass auch für den anderen alles da ist. Der braucht von mir gar nichts. Es ist schön, wenn ich es ihm gebe, aber er braucht es gar nicht. Es ist ja alles in ihm auch da. Da war eine Einladung von euch zu gucken, was wäre, wenn ich diesen ersten Schritt nicht täte und da entstand so ein wundersames Frei-Sein-Gefühl. Was für eine Befreiung wäre das, wenn ich nicht denken würde, dass ich dem anderen meine Liebe geben muss, damit aus dem was wird. Das war zutiefst beglückend. Und das nehme ich mit, das ist ein wunderbares Geschenk, eine wunderbare Einsicht. C: Das wäre erst der Anfang. T4: Genau. Und dann nehme ich noch was mit von gestern: die Alternative zur Fixierung ist der Flow, es einfach mal geschehen lassen. Also den Organismus einfach sich selbst überlassen, machen lassen. Das ist sehr entlastend. Ich muss jetzt nicht, bevor ich etwas sage, überlegen, was genau muss ich sagen, wie genau müssen die Worte sein. A: Das haben wir jetzt davon! (Lachen) T4: War das falsch verstanden? C: Zur Hälfte. Schau mal, das Problem, mit dem der Mensch konfrontiert ist, ist Folgendes: Dieser Organismus, der physische, der emotionale und
der mentale Organismus, ist durchdrungen von der Fixierung. D.h. wenn man den einfach so machen lässt, dann tut er den ganzen Tag das, was seiner Fixierung entspricht. Er hat dann das Gefühl: „Ich folge dem, was gerade ießt.“ Ich meine bei der Selbsterhaltungs xierung ist der Schaden, der angerichtet wird, wahrscheinlich noch beschränkt. (Lachen) A: Wenn man mal vom Butterberg absieht … C: Anders ist es, wenn wir uns die sexuelle Fixierung angucken. Zu welchem Leid und welchem Durcheinander würde es führen, wenn da jemand entscheidet: „Och, ich folge dem Augenblick, ich folge dem, wonach mir gerade ist.“ Alles beginnt mit dem Still werden gegenüber der Fixierung. Die Fixierung will Gefühle vermeiden, Gefühle von Alleinsein, von Angst, von Getrenntsein. An der Wurzel steht die Angst vor dem Tod, die jede Fixierung vermeiden will. Wenn wir den Gefühlen Raum geben, die wir mit der Fixierung vermeiden wollen, wird der Fixierung die Energie entzogen. Erst wenn wir ihnen Raum geben, dass sie sich ausfühlen können, werden wir innerlich stiller. A: Und diesen Gefühlen Raum zu geben, ist gegen die Intuition. Die physische und psychische Konditionierung, und bei uns auch die soziale Konditionierung, ist darauf ausgerichtet, Gefühle zu vermeiden. Es ist gegen die Intuition, Angst zu zeigen, Traurigkeit zu zeigen, sogar Freude zu zeigen. Wenn man lachend und jauchzend über die Straßen geht, dann denken die Leute man ist auf Droge. C: Es ist physiologisch so eingerichtet, dass Belohnungshormone ausgeschüttet werden, wenn wir den Trieben folgen und das tun, was angenehm ist. Das ist einfach so. Das war nötig für die Evolution. Und wenn wir sagen, wir halten an und werden still, dann steigen wir aus dem Evolutionsprogramm aus. Wir sagen: Wir richten uns nicht mehr nur nach dem Biologischen, nach dem was angenehm ist und wobei ich mich gut fühle. Wir halten an. A: Aber wir brauchen auch nicht mehr gegen das Biologische anzugehen. Wenn du Hunger hast, kannst du einfach essen. Du lässt den Körper atmen, wie er das braucht.
C: So ist das Anhalten sowohl ein Natürlich-werden, als auch ein Aussteigen aus dem Beherrscht-werden vom Biologischen. Das schließt z. B. auch die Bereitwilligkeit ein, zu sterben, wenn der Tod kommt. Das ist gegen das Selbsterhaltungsprinzip. Das Aufwachen ist gegen diese animalische Natur. Darum ist das Aufwachen nicht einfach eine Fortentwicklung der menschlichen Evolution, die auf die Arterhaltung ausgerichtet ist. So entwickelt die Menschheit sich und bleibt als Menschheit bestehen. Aber das Aufwachen ist ein Aussteigen aus diesem biologischevolutionären Prozess, dem Bewegtsein von diesen drei grundlegenden Trieben, es ist ein Aussteigen, ein bewusstes sich Entschließen zu sagen: Mir ist die Wahrheit wichtiger, als dass ich mich wohl fühle oder nicht. Die Wahrheit ist mir wichtiger und infolgedessen ö ne ich mich dem, was da geschieht. Wenn ich dabei gekreuzigt werden muss, dann soll es so sein.
Chakren-Meditation
A: Wir machen eine kleine Übung. Nehmt meine Worte als Anregung, nachzuspüren, zu suchen, das zu nden, was ihr selber entdeckt. Geh mit deiner Aufmerksamkeit in deinen Körper und spüre ihn von innen. Du kannst wahrnehmen, wie deine Füße am Boden stehen ... wahrnehmen, wie der Körper sich vielleicht hinsetzen möchte und welche Anpassungen du an die Wünsche des Körpers vornehmen könntest, so dass der Körper sich angenehm und entspannt fühlen kann ... Wenn du den Körper wahrgenommen hast, kannst du noch ein bisschen tiefer loslassen und dich hinein sinken lassen ... in ein tieferes Loslassen ... und gleichzeitig die Energie in deinem Körper spüren ... du kannst spüren, ganz unten an der Wirbelsäule oder auch ganz unten in deinem Rumpf ... zwischen dem Anus und den Geschlechtsorganen ... wie sich dort dieser Punkt anfühlt... dein erstes Chakra. Du kannst mal versuchen, die Muskeln am Schließmuskel zusammen zu ziehen, ob das geht? Du kannst entdecken, wie sich dort die Energie anfühlt: ... mit diesem Wunsch verbunden zu leben ... mit diesem Wunsch verbunden zu
überleben. Fühlt sich das warm an oder kalt ... hat das eine bestimmte Farbe ... mit dem Gefühl, Hunger zu haben oder satt zu sein ... mit dem Gefühl, dass mein Überleben das Allerwichtigste ist? Du kannst all die Gefühle einladen, die damit verbunden sind. Vielleicht taucht sogar etwas auf, was dir zeigt, wie dieser Wunsch zu überleben und dieses Gefühl in deinem Körper sich in deinem Leben auswirkt. Dann kannst du mit deiner Aufmerksamkeit ein bisschen höher wandern, wo das zweite Chakra sich zeigt ... unterhalb des Nabels ... bei den inneren Liebesorganen. Du kannst entdecken, wie sie sich anfühlen, wenn du sie einfach nur wahrnimmst ... eine Temperatur ... ein Gefühl ... dieser Drang danach, den Partner zu nden oder die Partnerin ... Intimität ... Vereinigung. Wie kann ich das in meinem Körper spüren … was für Gefühle sind damit verbunden? Wie wirkt sich das in meinem Leben aus? Dann kannst du mit deiner Aufmerksamkeit noch ein bisschen höher wandern, irgendwo zwischen den Rippenbögen, im Oberbauch, zum Sonnenge echt. Wo du auf instinkthafte Weise deine Umwelt wahrnimmst, deine soziale Umwelt, die Menschen, die um dich herum sind ... die Hierarchie. Wie fühlt sich dieser Bereich an beim dritten Chakra ... welche Temperatur ... welche Farbe ... was für Gefühle sind damit verbunden ... Freundschaft ... Anteilnahme ... Ehrgeiz ... Scham. Wie wirkt sich dieser Teil auf dein Leben aus? Vielleicht spürst du, welche Kraft von dort kommt, von den drei unteren Chak-ren ... wie sie sich in deinem Körper auf ihre ganz eigene Weise regen ... wie sie dich bewegen ... vielleicht auch, wie sie in dein Leben hinein wirken. Vielleicht kannst du auch spüren, ob es eines dieser drei Chakren gibt, mit dem du dich auf besonders innigliche Weise verbunden fühlst, das auf besondere Weise farbig ist oder eine besondere Temperatur hat, dir viele Gefühle oder Bilder schickt oder sich gar nicht zeigen möchte ... du kannst das einfach so wahrnehmen, wie es ist und damit einverstanden sein … C: Und jetzt kannst du innerlich spüren und wahrnehmen, wie diese gesamte Energie aufsteigt ins Herzchakra. Was geschieht, wenn du dich wahrnimmst in diesem vierten Chakra, dem Mittelpunkt, der Mitte der sieben Chakren und spürst, wie diese Energie „Ja“ sagt zu allem. Wie sie
alles umfasst, die ganze Erde, alle Stämme, alle Gruppen, alle Völker, alle Rassen. Du spürst, wie dieses Herz und die Energie dieses Herzens größer ist als die Erde, größer ist als die Galaxie, größer ist als dieses Universum. Du spürst mit dieser Energie des Herzens, dass jeder Krieg in dir vorbei ist, indem du jede und jeden umfasst und alle in dein Herz und in deine Seele aufnimmst. Wenn du auf diese Weise die Energie und Grenzenlosigkeit des Herzens spürst, kann sich diese Energie auf den Grund richten, aus dem alles, der ganze Planet und das ganze Universum und alle anderen Universen aufgestiegen sind – Stille, Weite, Frieden, Glückseligkeit, der ewige Grund allen Seins, du Selbst in deiner wahren, ungescha enen, immer bleibenden Natur. Du kannst ganz bewusst darauf achten, in dem zu bleiben, was du gerade erfährst, auch wenn du jetzt die Augen ö nest. Je öfter du darauf achtest, um so leichter fällt es dir, umso leichter ist diese Trennung zwischen dir und der Welt beendet und du bleibst in der Erfahrung, auch wenn du die Augen ö nest und das Außen zusätzlich wahrnimmst … A: Nun kannst du vielleicht wieder spüren, wie deine Füße am Boden stehen, vielleicht möchte sich der Körper bewegen, sodass du wieder mit deiner ganzen Aufmerksamkeit hier und jetzt ankommst. (Stille)
Die selbsterhaltende Unter xierung Selbsterhaltung 1 Besorgnis 2 Ich zuerst 3 Sicherheit 4 unerschrocken 5 Heim Wärme
6 7 erweiterte Familie 8 minimalistisches Überleben 9 Appetit
Innenreise zur selbsterhaltenden Unter xierung
C: Um sich in den Überlebenstrieb der selbsterhaltenden Energie einzufühlen, müssen wir in der Fantasie in der Zeit hunderttausend Jahre zurückgehen und uns vergegenwärtigen, wie wichtig es war, das eigene Überleben zu sichern und Nahrung zu nden. Da gibt es Tage, an denen es leicht ist, im Sommer, wenn Wild gejagt werden kann und die Früchte des Waldes zur Verfügung stehen. Dann sind da auch die anderen Tage, wenn es kalt ist und Winter, wenn es nichts zu essen gibt und die Kinder und andere in der Horde Nahrung brauchen. Du ahnst, wie schwer es dann gewesen ist und wie wichtig es für dich war, dass eine mächtige Energie in dir darauf gerichtet ist, dieses Überleben zu sichern. Und so hast du gelernt, für den Winter vorzusorgen. Du hast gelernt, die Sterne und den Mond zu zählen und zu deuten und die kalten Zeiten zu überbrücken, dir Orte und Zeiten zu merken, wann und wo die Früchte reif sind zur Ernte. So gehen Jahrhunderte, Jahrtausende ins Land. Es gibt Zeiten, in denen die Ernte verdirbt und Hungersnot herrscht. Und da ist der Wunsch, diese Dürreperiode zu überstehen, den Winter zu überstehen, in der tiefen Ho nung, dass es im nächsten Jahr mehr Regen geben wird und alles wieder besser wächst. Deshalb musst du trotz Hungers Saatgut aufbewahren, damit du im nächsten Jahr wieder aussähen kannst. Wie gut, dass du auch diese Zeiten zu überbrücken gelernt hattest, dass du alles Nötige tun konntest, um zu überleben, für dich zu sorgen, für die Familie und die anderen der Horde, des Stammes, des Dorfes. So kann jeder spüren, was alles geschieht und wie das Denken davon bestimmt wird, wenn das Ziel der Selbsterhaltung in den Vordergrund rücken muss. Weil die ganze Menschheit in uns steckt, stecken diese Zeiten auch in uns.
A: Und auch vor ein paar Jahren, als Krieg war, war es wieder genauso. C: Du kannst jetzt in dir diese mächtige Energie spüren, die sich darauf richtet, das Überleben sicher zu stellen. Die sich darauf richtet, die Selbsterhaltung sicher zu stellen.
Selbsterhaltung
T: Ich habe eine Frage zur Selbsterhaltung. Wenn man als Kind die Erfahrung macht, dass man viel schreit und die Mutter nicht kommt, kann man dann diesen Untertyp entwickeln? C: Nein, der Untertyp ist schon da, der entwickelt sich nicht. Die Fixierung, auch die Unter xierung ist von Anfang an da. A: Deine Eltern können nichts dafür. C: Jeder hat eine Fixierung und keiner hat Schuld. A: Die Erfahrung, ob jemand kommt, wenn das Kind schreit, hat natürlich Auswirkungen auf dein Leben und auf deine Persönlichkeit und es kann wichtig sein, dieser Erfahrung und den damit verbundenen Gefühlen Raum zu geben, die verwundete Kinderseele jetzt gut zu umsorgen. Das ndet aber auf einer anderen Ebene statt, als wir sie hier betrachten. Die Auswirkungen der Prägung und des sozialen Umfeldes sind ja in der modernen Psychologie und Psychotherapie gut untersucht und können seit hundert Jahren auch wirksam behandelt und geheilt werden. Zudem bringt jeder Mensch etwas eigenes mit auf die Welt. Wir wissen nicht, wie viel davon Genetik oder Karma ist. Wir begnügen uns mit der Beobachtung. Aus einer Eichel wächst ein Eichbaum. Dieser ist dann entweder frei gewachsen oder hatte schlechte Umweltbedingungen. Hier geht es nur darum, die Eiche von einem Orangenbaum zu unterscheiden und vielleicht auch zu verstehen, was sie für unterschiedliche Umweltbedingungen brauchen könnten.
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C: Wenn man eine Selbsterhaltungsgruppe betrachtet, wird man wahrscheinlich erleben, dass es harmonisch zugehen kann und sie auch Dinge gemeinsam tun. Selbsterhaltung funktioniert auch gemeinsam.
A: Die Selbsterhaltungs xierungen sind generell ein bisschen ruppiger und unfreundlicher. Die sind mehr auf sich selber bedacht. Sogar eine Selbsterhaltungs-Neun ist nicht ganz so lieblich, wie zum Beispiel eine sexuelle oder soziale Neun. Die Selbsterhaltung ist darauf trainiert, die anderen auf einer möglichst gesunden und angenehmen Distanz zu halten, auch wenn man etwas gemeinsam tut.
Orientierungsvermögen
T: Die Selbsterhaltungstypen nden sich in Städten gut zurecht. Hat das mit Orientierung zu tun? C: So scheint es mir zu sein: Sie wissen wann und wo etwas statt ndet, wie lange eine Tätigkeit braucht. A: Es ist ganz mühelos. Das fällt nur den anderen auf, innerlich funktioniert das ganz automatisch. Darüber wird nicht nachgedacht, das klappt einfach. So sind mysteriöser Weise immer genügend Vorräte im Schrank. C: In der Horde mussten die Menschen immer einen Teil des Getreides über den Winter zurückhalten, um es dann zum richtigen Zeitpunkt auszusähen. Das Gefühl für den richtigen Zeitpunkt liegt der Selbsterhaltung im Blut. A: Das hat damit zu tun, ob das Futter stationär ist und die Bewegung des Futters einem bestimmten Rhythmus unterliegt. Wenn ich den Apfelbaum kenne, weiß ich wie ich zu ihm hin komme und wann dort die Früchte reif sind, dann kann ich ihn gezielt aufsuchen. Ich kann auch wissen, wann die Bü el von Nord nach Süd ziehen und kann ihnen zu der entsprechenden Zeit au auern. Bei der Partnerwahl ist das nicht ganz so einfach, weil sich der entsprechende Partner oder die entsprechende Partnerin womöglich unabhängig von der Jahreszeit so bewegt, wie sie gerade Lust hat. Das ganze Leben ist insgesamt vielleicht ein bisschen spontaner aber auch beliebiger mit dem sexuellen Subtyp. Auch die Ver echtungen in der gesamten Herde sind komplizierter und weniger im Voraus planbar. Es ist daher eine ständige Präsenz im
sozialen Netzwerk nötig. Dies wird in den Netzwerken der modernen Medien nochmal besonders deutlich. Am besten man ist ständig online.
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T: Steht ein schlechter Orientierungssinn dem Selbsterhaltungstyp entgegen? A: Es gibt selten Ausschlusskriterien. Es gibt immer die Möglichkeit, dass eine Fähigkeit durch irgendein Ereignis zerbrochen ist oder aufgegeben wurde. Manche Fähigkeiten sind in der Familie nicht erlaubt, aus den unterschiedlichsten Gründen. Wenn es z. B. ein Geheimnis gibt oder ein Tabu und du kennst das Geheimnis, dann musst du vielleicht deine Orientierung aufgeben, damit du in dieser Familie überleben kannst. Insofern gibt es bei der Suche nach Fixierung oder Subtyp nicht den Ausschluss: das hab ich nicht, deshalb kann ich das nicht sein. Vieles wird durch die Umweltein üsse modi ziert.
Geld
T: Bei mir geht es wirklich nur um Geld: Dass ich eine Arbeit habe und Geld verdiene. Daraus folgt, dass ich mich ernähren kann, aber darum geht es überhaupt nicht, sondern nur: „Habe ich das Geld oder habe ich es nicht.“ A: Ja, die anderen Grundtriebe laufen so mit. C: Das ist wie beim Auto, da werden zwei Räder angetrieben und die anderen laufen einfach mit, die können nicht anders. T: Und bei dieser Frage: was wäre, wenn ich mich nicht selbst erhalten müsste, sondern das Geld einfach da wäre, hatte ich witziger Weise das Gefühl, dass ich genauso arbeiten würde wie jetzt, nur mit ein bisschen weniger Stress und Angst. C: Das Ich macht den Stress aus. Die Selbsterhaltungsbewegung ist wie beim Eichhörnchen. Das sammelt und vergräbt eißig im Sommer und im Winter fällt ihm wieder ein, wo was vergraben ist und so hat es zu fressen. Kein Stress. Kein Problem. Nichts. Einfach nur die Bewegung. Aber jetzt kommt das Ich dazu und das Ich macht zweierlei: Erstens, es geht mit der Fantasie in die weitere Zukunft und macht sich Sorgen und zweitens hat das Ich damit zu tun, sich als Ich selbst zu erhalten. Diese
Selbsterhaltung des Ichs führt dann dazu, dass viel mehr Nahrung angesammelt wird als gegessen werden kann. Das Ich erhält sich vermeintlich dann besser, wenn es Reichtümer anhäuft, um sich von den anderen abzugrenzen und besser zu sein als die anderen. So entsteht aus dem normalen Selbsterhaltungstrieb diese Katastrophe. A: Das Ich fühlt seinen Wert nicht mehr als existierend, sondern abhängig davon, was für Vorräte im Keller sind. Der Selbsterhaltungstrieb ist befriedigter, wenn das Auto größer ist; unter anderem wegen des besseren Überblickes und deshalb, weil dann die Knautschzone und die Überlebenswahrscheinlichkeit größer ist. Es kann aber auch ein sparsames Auto sein, um bei knappen Mitteln die Selbsterhaltung insgesamt nicht zu gefährden. Für den sexuellen Subtyp ist die Größe des Autos nicht unbedingt wichtig, denn auf die Größe kommt es ja nicht an, sondern darauf, welche Art von Auto dem Typ von Partner entspricht, den ich gerne erobern möchte. Für einen sozialen Subtyp kommt es darauf an, welches Auto mit welchem Image verbunden ist, was auch hier wieder von der Subkultur abhängt. Für den Parkplatz eines Golfclubs braucht man natürlich ein anderes Auto als für eine Kommune am Mariannenplatz in Kreuzberg.
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T: Ich merke, dass ich meinen Partner manipuliere und weiß gar nicht, wieso ich das tue. A: Was wolltest du mit den ganzen Manipulationen? T: Die Kontrolle behalten über sein Gefühlsleben. A: Und wenn du die Kontrolle über sein Gefühlsleben hättest, was würdest du davon haben? T: Dass er bei mir bleibt. A: Und was würdest du davon haben? T: Dann hätte ich ein Zuhause? A: Das ist eine schöne Sehnsucht, ein Zuhause zu haben. Wenn du bei der Sehnsucht bleibst, ndest du es mit oder ohne jemand anderen. Es ist dein eigener Palast.
Fragen zur Selbsterforschung Was tust du, um dein Überleben zu sichern? Wie funktioniert die Selbsterhaltung? Welche Rolle spielt sie in verschiedenen Lebensbereichen? A: Es geht bei den Selbsterhaltungsunter xierungen um das individuelle Überleben. Wie auch immer du das gestaltest und wie auch immer du dich dafür verkaufst. Und es geht um die Frage: „Was gibt dir das?“ Ah, ich möchte meinen Reichtum nicht zeigen, damit niemand neidisch ist. Ah, ich suche einen Partner, der mich versorgt. Ah, ich esse lieber alleine, weil ich dann nichts abgeben muss. Um das herauszu nden, dient die Frage: „Was gibt dir das?“
Die sexuelle Unter xierung Sexuell 1 Eifersucht 2 Aggression/Verführung 3 maskulin/feminin 4 Rivalität 5 Vertrauen/Zutrauen 6 Stärke/Schönheit 7 Leichtgläubigkeit 8 besitzen/sich besitzen lassen 9 verschmelzen
Innenreise zur sexuellen Unter xierung
C: Hier geht es um die Energie der Sexualität und der Beziehung. Wieder kannst du zurückgehen in der Zeit und die zweite mächtige Energie wahrnehmen, die dafür sorgt, dass da Anziehung ist zu anderen Menschen. Ohne die Vermehrung wären wir ausgestorben. Dann wären wir Menschen nur eine kurze Zeit auf der Erde gewesen und dann wieder verschwunden. Daher muss dieser biologische Trieb zur Paarung sehr mächtig sein. Er muss dazu führen, sich zu vermehren, Kinder aufzuziehen und bei den Kindern zu bleiben. Du kannst wahrnehmen, wie wichtig es dir gewesen ist in den Jahrhunderten, den Jahrtausenden, wie viel Freude und wie viel Leid mit dieser mächtigen sexuellen Energie verbunden war. Und weil der Trieb so mächtig ist, kann er das ganze Leben beherrschen. Das führt dazu, dass man alle anderen Menschen nur danach anschaut, ob sie die Möglichkeit zum Kontakt bieten. Dann wird man sein ganzes Tun danach ausrichten, den Frauen und den Männern zu gefallen. Man wird bestimmte Talente entwickeln, Lieder singen, erfolgreiche Arbeiten machen, damit man Ansehen bekommt und ein guter und gewünschter Geschlechtspartner ist. Alles, was man tut, ordnet sich dem Ziel unter, Sexualpartner zu nden. Das kann dazu führen, dass man von morgens bis abends nichts tut, was nicht auch auf dieses Ziel hin ausgerichtet ist. Wenn man ein neues Seminar beginnt, schaut man zuerst, welche Frauen oder Männer sitzen hier. Mit wem könnte ich mich gut zusammen tun. Wie kann ich mich hier in dem Seminar auf eine Weise beteiligen, dass ich das Interesse der Frauen oder Männer gewinne.
Sexualität
A: Der Urtrieb hat mit reiner Sexualität zu tun, die biologisch beim Menschen auch in heterosexuellen Beziehungen nur zeitweise mit der Fortp anzung gekoppelt ist, nämlich zur Zeit des Eisprungs. Die Sexualität wird beim Menschen zunächst mal unabhängig von Vermehrung gelebt. Es war zu Beginn der Menschheit so, dass der Akt der Paarung und die Schwangerschaft, was weit auseinander liegt, gar nicht miteinander in Zusammenhang gebracht wurden – manche
Menschen scheinen auch heute diesen Zusammenhang erfolgreich zu verdrängen. Auch in etwas jüngerer Zeit wurden viele Menschen nur 40 Jahre alt und davon drehte sich fast das ganze Leben um die Vermehrung. Bei uns gibt es mittlerweile einen sehr langen Abschnitt im Leben, wo es nicht mehr darum geht. Sogar bei unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen, wird Sexualität unabhängig von Fortp anzung sowohl gleich- als auch gegengeschlechtlich beobachtet. Wichtig ist auch zu sehen, wie die Sexualität in verschiedenen Religionen als Machtinstrument missbraucht wurde. In der einen Religion war sie Teufelswerk und durfte nur im Rahmen der von der Kirche abgesegneten und dann heiligen unau ösbaren Ehe ausgeführt werden, in einer anderen Religion soll sie selber direkt zur Erleuchtung führen. Dieser Widerspruch lässt einen stutzen. Dann gibt es noch so etwas wie einen Nestbau-Trieb oder Kinderwunsch. Dieser scheint bei verschiedenen Menschen in unterschiedlichem Ausmaß und teilweise unabhängig von den biologischen Möglichkeiten, der sexuellen Orientierung und dem Sexualtrieb vorhanden zu sein. Also die Sexualität dient der Lebenslust und der Vermehrung. Wenn keins von beidem damit verbunden ist und das Ganze nur Scherereien bereitet, kann man es auch lassen. Diese Vorstellung ist für den einen oder die andere vielleicht eine große Erleichterung. Andererseits, gerade auch weil die Sexualität der Erhaltung der Art dient, ist der Sexualtrieb im Menschen, bei Männern und Frauen außerordentlich stark ausgeprägt. Wir nehmen viel dafür in Kauf. Der biologische Sexualtrieb ist sehr eng mit einem Überlebenstrieb verbunden. Dieser Instinkt ist sogar bei P anzen zu beobachten. Wenn sich das Umfeld einer P anze verändert und dadurch ihr Überleben in Gefahr ist, dann kann man eine so genannte Notfruktuation beobachten. Nadelbäume z. B. bilden dann besonders viele Zapfen. Man hat auch beobachtet, dass Menschen in Gefangenschaft, genau wie der sprichwörtliche Tiger im Kä g, einen stärkeren Sexualtrieb ausbilden. Hierin drücken sich ein natürlicher Überlebenswille des Körpers aus und
ein weiteres Phänomen der Sexualität, dass sie nämlich der Triebabfuhr im Freudschen Sinne dienen kann, und andere Gefühle, besonders Ängste überdeckt und entlädt. Also diente der Sexualtrieb zum einen der Vermehrung, zum anderen ist er Ausdruck einer natürlichen Funktion und Erquickung, die der Körper ganz ungezwungen ausleben möchte.
Homosexualität
T: Es stellt sich für mich noch die Frage der Vermehrung, weil es in der Homosexualität keine Vermehrung gibt. C: Der sexuelle Trieb richtet sich auf die sexuelle Betätigung. T: Ja, aber es geht doch um das Überleben. A: Auch in heterosexuellen Partnerschaften kann man ja heute nun wirklich nicht mehr sagen, dass es nur um Vermehrung ginge. Diese Einschränkung hat eher mit der kirchlichen Religion zu tun; nicht zuletzt auch mit der Angst vor der Heftigkeit dieser Instinkte. Phylogenetisch geht es um das Überleben und Verbreiten der Gene. Aber durch die Lebensumstände kann sich die Biologie den Luxus leisten, Sexualität ohne Vermehrung zu gestatten. Das betri t gleich- und gegengeschlechtliche Beziehungen. Das betri t sogar Eicheln – ein Glück für die Eichhörnchen! Das Erleben des Triebes und die Aktivität richten sich nicht auf die Vermehrung sondern auf die Sexualität, das andere ist sehr weit im Unterbewusstsein. T: Also es geht nicht um das Überleben im hauptsächlichen Sinne. C: Das ist nur der tiefere biologische, animalische Instinkt, seine Gene zu verbreiten. Aber das Verhalten richtet sich nicht darauf, wie bekomme ich möglichst viele Nachkommen. Das Verhalten richtet sich auf das sexuelle Tun. A: Der Körper versteht nicht, dass die Spermien dann im Kondom bleiben, das kommt im Hirnstamm nicht an. Der weiß auch nur sehr unterbewusst, wann der günstigste Zeitpunkt für eine Befruchtung ist. T: Ja, aber ich bin noch nicht so ganz davon überzeugt, weil ich glaube, dass jede Unter xierung, so wie ich es bisher verstanden habe, dem
Überleben dient. Ich glaube nicht, dass die Evolution das jetzt plötzlich aufgegeben hat. C: Moment, das ist nicht aufgegeben. Du wirst immer noch dadurch schwanger. Aber der sexuelle Trieb war über hunderttausende von Jahren da, obwohl die Menschen in dieser Zeit den Zusammenhang zum Schwangerwerden nicht kannten. T: Ja, aber das ist doch von der Natur so gesteuert. C: Das sage ich ja, der Trieb ist von der Natur gesteuert. T: Weil die Natur bestimmt, die verbinden sich und dadurch entsteht Vermehrung. A: Wenn es danach ginge, bräuchtest du nur maximal zwanzig Mal in deinem Leben Sex zu haben. Wenn die Sexualität nur der Vermehrung dienen dürfte, dann hätten diese Regeln für alle zu gelten. Und wer stellt diese Regeln auf, wer sagt: „Das ist natürlich.“ Das Gegenteil wäre „widernatürlich“. Das hatten wir schon mal in unserer Geschichte. Der Ausdruck unserer Sexualität ist sehr vom Ich beein usst und sehr von unserer Sozialisation. Es ist gut, wenn wir heraus nden wie jede und jeder selber diesen Lebensbereich für sich so gestalten kann, dass Freude dabei entsteht und möglichst wenig Leid – nicht für dich und nicht für andere Menschen. In vielen Lebensbereichen sind die animalischen Triebe „zivilisiert“. Das hat Vor- und Nachteile. Das Großhirn hat noch nicht kapiert, dass ich das Geld nicht essen kann, das ich für die Selbsterhaltung auf meinem Konto anhäufe. Also das Geldanhäufen dient in Wirklichkeit nicht meiner Sicherheit. Wenn ich ganz ehrlich wäre, müsste ich mir einen Acker kaufen. C: Und Nutztiere haben. A: Du musst es dir ganz archaisch vorstellen, weil es nichts mit dem Großhirn zu tun hat. Aber das Ich benutzt die Triebe. Wir müssen noch einmal schauen, wie dieser Hirnstamm vom Ego okkupiert wird. Also der Hirnstamm sagt: „Hinausgehen, Partner suchen.“ Dann kommt das Ego und sagt: „Ich bin der größte Liebhaber, ich habe die meisten Telefonnummern aller Frauen jeder Altersklasse, in jedem Ort.“ Wie in
dem Film: „Was das Herz begehrt.“ Jack Nicholson spielt diesen alternden Frauenheld, der die Telefonnummern ganz vieler Frauen hat und in dem Glauben lebt, sie alle haben zu können. C: Davon vermehrt man sich noch nicht. Also, das Verhalten ist wirklich auf die Sexualität gerichtet.
Phantasie und Wirklichkeit
F, sx: Ich habe die Vermutung, dass ich eine sexuelle Unter xierung habe. In der Jugendzeit war das aktive sexuelle Leben zwar kein ema, aber im Kopf gab es viele Fantasien über sexuelle Begegnungen und das Ausleben dieses Triebes. Sobald aber mal ein Partner da war, mit dem ich mir mehr vorstellen konnte, wurde das gedeckelt. Selbst wenn in der Beziehung nicht mehr so viel Sex war, war doch der Gedanke an Sex immer da. Könnte das ein Hinweis sein? C: Ja, ja. Dieses Beschäftigtsein damit.
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C: Die sexuelle Fixierung einer Acht, wie bei Jack Nicholson, zeigt sich ganz anders als eine sexuelle Fixierung der Sechs oder eine sexuelle Fixierung der Eins, die immer perfekt sein will und immer nachfragt, wie kriege ich es perfekt hin? Jede Fixierung, jeder Mensch erlebt diesen Subtyp verschieden. A: Aber immer können wir beobachten, dass sich die gesamte Vorstellungskraft und Fantasie auch um die Paarungsrituale drehen, nicht nur bei den mentalen Fixierungen. Auch die sexuelle Neun kann in der Fantasie ständig mit dem ema beschäftigt sein. Es kann aber auch alles, was damit zu tun hat, gänzlich ins Unterbewusstsein verdrängt werden. Man wundert sich dann, wie es immer wieder zu sexuellen Konnotationen im eigenen Leben kommt, wo man doch so gar nichts Entsprechendes bezweckt. Eine sexuelle Sechs erzählte mal, wie sie mit wehenden Haaren in ihrem roten Cabrio leichtbekleidet durch den Sommer fuhr und die P e und Reaktionen der Männer in keiner Weise mit ihrem Auftritt in Verbindung brachte. Sie war sogar ein bisschen empört. 1
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C: Die sexuellen Subtypen sind ihr ganzes Leben lang darauf trainiert, Signale auszusenden und anziehend zu sein. Da gibt es Menschen, bei denen die Leute denken: „Oh, der hat Charisma!“ Aber die haben bloß eine sexuelle Unter xierung. A: Sie haben charismatische Augen, die braucht man zum Flirten und sie sind auf Zweisamkeit xiert. Man kann beobachten, dass Menschen mit einer sexuellen Fixierung besser aussehen. Das ist spannend und erstaunlich. Wenn man dieses Phänomen genauer untersucht, zeigt sich, dass das mehr mit der Kleidung, dem Habitus und der gesamten Selbstinszenierung zu tun hat als mit dem blanken Aussehen. Wie Cindy Crawford, ein echtes Top-Model, sagt: „Auch Cindy Crawford sieht nicht aus wie Cindy Crawford, wenn sie morgens aus dem Bett steigt, glauben Sie mir.“
Fragen zur Selbsterforschung Was tust du, um einen Partner zu nden oder zu behalten? Was tust du, damit die Partnerschaft scheitert? Was tust du, um eine Partnerschaft zu vermeiden? Wie funktioniert bei dir Sexualität? Welche Rolle spielt sie in verschiedenen Lebensbereichen und Lebensabschnitten? C: Noch als Anregung: Es ist hilfreich bei der Übung das zu berücksichtigen, was du in realitas tust, ebenso wie das, was du in der Fantasie tust. Das gehört mit dazu und ist sehr wichtig. A: Und immer wieder die Frage: „Was gibt dir das?“ Z. B.: Ah, da kann ich guten Sex haben. Ah, da kann ich mich mit jemandem vereinigen. Ja, da hab ich jemanden, der auf mich aufpasst, ja da muss ich nicht alleine sein. Oder aber: Wenn ich mich einlasse, bin ich verletzbar und werde abhängig. Nur wenn ich begehrt werde oder erobern kann, dann bin ich wer – sonst nicht.
Innenreise zur Partnerschaft
A: Du kannst vielleicht nochmal die Region des zweiten Chakras spüren… und stell dir vor, alle Wünsche oder Befürchtungen in Bezug auf die Partnerschaften hätten sich erledigt: Ohne dass du genau weißt, wie es dann aussähe, wäre alles so, dass du ganz zufrieden und erfüllt bist und du brauchst dich bezüglich Partnerschaften nie wieder anzustrengen, brauchst nie wieder Sex zu haben, wenn du nicht willst, brauchst nie wieder darauf zu verzichten, wenn du es gerne hättest. Alles wäre ganz wunderbar. Wie würde sich das anfühlen? Welche Körperwahrnehmung ist damit verbunden? Welche Gefühle und Erfahrungen? Gibt es da noch Gedanken? Und was immer du jetzt gerade erfährst, du kannst dich tiefer da hineinfallen lassen. Vielleicht, indem du die Körperwahrnehmungen erforschst und das Gefühl entdeckst, das damit verknüpft ist oder indem du einfach dem Gefühl noch mehr Raum gibst und dich noch tiefer da hineinfallen lässt. Und das ist sehr sehr gut … Vielleicht kannst du dir vorstellen, dass dein Partner oder deine Partnerin vor deinem inneren Auge auftaucht, ohne dass du dich bewegst. Oder ein früherer Partner, eine frühere Partnerin. Du bleibst ganz still in diesem Erfülltsein, in dem Gefühl, was gerade da war. Du kannst damit spielen; ob die andere Person näher kommt oder weggeht und wie du in deiner eigenen Wahrnehmung bleiben kannst. Egal ob der andere oder die andere da ist, du hast schon alles, was du brauchst. Und gleichzeitig kannst du für alles o en sein. Es gibt auch nichts, was du vermeiden müsstest. Es darf alles geschehen. Was für Gefühle und Erfahrungen sind jetzt da? Jetzt in diesem Augenblick, wenn alles so sein darf wie es ist. Jede und jeder haben alles was sie brauchen. Beide sind in sich schon erfüllt. Und dann könnt ihr in diesem Einverständnis oder in diesem Gefühl bleiben, was gerade da ist und gleichzeitig ganz wach und klar wieder hier ankommen.
Die soziale Unter xierung
Sozial 1 Nicht-Anpassung 2 Ehrgeiz, Ambition 3 Prestige 4 Scham, Schande 5 Totem 6 P icht 7 Märtyrer 8 Freundschaft 9 Teilnahme
Innenreise zur sozialen Unter xierung
C: Jetzt kannst du wieder zurückgehen in der Zeit, Jahrhunderte, Jahrtausende und die dritte mächtige Energie wahrnehmen, die dich dafür sorgen lässt, dass die Horde zusammenbleibt, die Familie zusammenbleibt, dass jeder seinen Platz ndet. Diese mächtige soziale Energie ist dir ganz früh, vor diesen vielen hunderttausend Jahren deutlich geworden. Solange du in der Horde bist, am warmen Platz, wo Feuer ist, bist du sehr geschützt. Auch wilde Tiere trauen sich nicht heran. Du kannst dich umso sicherer fühlen, von den anderen gewollt zu sein, wenn du etwas für sie tust, eine Rolle spielst oder der Anführer bist. Was auch immer. A: Es gibt nur ein Feuer für alle. Nur eine einzige Feuerstelle. C: Und draußen die Natur, die unübersichtliche Natur. Blitz, Unwetter, wilde Tiere, vielleicht sogar andere Horden, die etwas Gemeines im Schilde führen, die um ihren Platz kämpfen. Wir als Menschen können nur überleben, können nur bestehen, wenn wir zusammen leben, in der Horde, im Stamm, in der Gruppe. Wieder ist es so, dass es an manchen Tagen leicht ist und schön, dass du das Zusammensein in der Horde genießen kannst. An anderen Tagen ist es schwer, wenn Streit oder Kampf die Gruppe beherrschen.
Dein ganzes Denken richtet sich auf die Horde. Wenn du draußen bist beim Jagen: Du jagst etwas, um es für die Horde mitzubringen, für die anderen. Denn es nützt nichts, wenn nur du satt wirst, es macht kein Sinn. Wenn du der einzige wärst, der nichts mitbringt, sind die anderen von dir enttäuscht. Dein Ansehen, dein Platz ist gefährdet. Aber so wie du alles, was du denkst, alles, was du tust, für die Gemeinschaft tust, kannst du ein sicheres Gefühl, ein starkes Gefühl haben, dann hast du eine Berechtigung innerhalb der Horde zu sein. Auch hier kannst du wieder dein eigenes Leben anschauen. Welchen Platz nimmst du in deiner Familie ein? In wie viele Gruppen bist oder warst du eingebunden? Manche waren dir wichtiger, manche weniger. Du kannst auch diese mächtige Energie in dir spüren, die darauf gerichtet ist, den Zusammenhalt zu sichern und selber auch eine Position in der Gruppe zu behaupten und zu bekommen. A: Und sei es dadurch, dass du dich ausschließt.
Gemeinschaft
C: Soziale Subtypen sind oft Kumpeltypen. In Vereinen übernehmen sie Positionen, sorgen dafür, dass man sich als Gruppe zusammen ndet. Sie haben manchmal etwas Burschikoses an sich. A: Durch das Soziale, das Sein mit den anderen, wird die Haupt xierung ein bisschen abgemildert, wie abgeschli en, weil sie durch das Soziale kompensiert wird. Die Sozialen sind insgesamt zugänglicher. Bei den sozialen Achtern geht es fröhlicher zu. Die Dänen sind eine soziale Achter-Kultur, die haben Inklusionen schon lange, weil einfach alle dazugehören. Wenn du ihr Freund bist, bist du der Freund und gehörst dazu, egal ob du jetzt im Rollstuhl fährst oder nicht.
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Ein gutes Beispiel sind Burschenschaften. In Amerika nennen sie sich Fraternitäten, also Bruderschaften. Man bildet eine Gemeinschaft, um anderen gegenüber im Vorteil zu sein. Zeichen echter Freundschaft zeigen sich darin, dass man sich aufeinander verlassen kann, sich
gegenseitig hilft und sich gegenseitig auch die Meinung sagt. Es wird versucht, individuelle Schwächen auszugleichen. Gleichzeitig entsteht ein System, das nach innen stabil ist und sich nach außen abschirmt. Die Gemeinsamkeit kann etwas Sektenhaftes entwickeln. Wer also aus der Gemeinschaft austritt ist ein Verräter. Beim Militär bedeutet das Zurücktreten aus den eigenen Reihen unter Umständen das Todesurteil für die Kameraden. Ich muss mich aber in einer lebensgefährlichen Situation ganz auf den anderen verlassen können. Mein Leben liegt in seiner Hand. Daher wird das Desertieren mit dem Tod bestraft. Diese Beispiele machen deutlich, wie stark wir alle in unseren sozialen Systemen gebunden sind. Hellinger, eine soziale Eins, hat mit dem Familienstellen diese Verstrickungen ans Tageslicht treten lassen. Auf diese Weise können wir uns ihrer leichter bewusst werden. Diese Art von Loyalität und Gruppenbezogenheit, auch wenn sie gänzlich unterbewusst sein mag, kann manchmal den individuellen Schritt zum Aufwachen und zur Stille erschweren.
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T6, so: Ich weiß nicht genau, was größer ist, die Furcht davor, Macht zu haben oder die Lust daran. Manchmal gefällt es mir so gut, Menschen herumzukommandieren. Da gibt es auf jeden Fall einen kleinen Diktator in mir. Ich übernehme schon auch mal die Führung, wenn kein anderer da ist, bzw. wenn der Anführer nichts taugt. Nicht dass ich sonderlich scharf drauf bin, Che n sein zu können, aber ich mache das, damit die Gruppe nicht scheitert oder sich blamiert. Ich bin schließlich Teil der Gruppe. Das würde ja dann auch auf mich zurückfallen. Und irgendwie macht es dann doch auch Spaß. Früher wollte ich auch immer die Welt retten oder wenigstens die Familie. Das ging dann oft einher mit Heldenfantasien, dass ich Menschen z. B. aus einem brennenden Haus rette, dabei mein Leben verliere und mir dann ein Denkmal gewidmet wird, mit einer Inschrift: „Sie rettete und gab ihr Leben zum Wohle aller.“ Ja, da kommt dann wirklich Wohlgefühl auf und die Augen leuchten. Ich bin zwar in vielen Vereinen, aber nur, weil ich so oft gefragt werde, wenn Gründungsmitglieder gesucht werden. Ich weiß nicht, warum mir
das immer wieder passiert. Auf diese Weise bin ich zu drei Mitgliedschaften gekommen. Manchmal gerate ich auch in gemeinnützige Vereine, weil z. B. die Johanniter an der Tür klingeln und ich dann denke: „Mensch, da muss ich wirklich helfen.“ Ich bin im Förderverein eines Binnenschi fahrts-Museums. Das ist wirklich merkwürdig, weil ich mit Schi en gar nichts am Hut habe. Aber damals wollte ich meinen Vater unterstützen, der da so unglaublich engagiert ist. Immerhin stemmt der Verein das ganze Museum. Ich merke grade, dass es wirklich amüsant seltsam ist, da Mitglied zu sein. Trotz der Mitgliedschaften bin ich aber in keinem Verein je aktiv geworden. T1w, so: Zur sozialen Eins passt dieses „kumpelhafte“ oder die „Vereinsmeierei“ nicht. Ich fühle mich in Gruppen zunächst erstmal unwohl. Wenn es z. B. etwas Beru iches ist, scheue ich mich davor, die Führung zu übernehmen. Ich lasse davon lieber die Finger, wenn ich es nicht in der Hand haben kann, dafür zu sorgen, dass es nach meinem Maßstab optimal läuft. Wenn möglich, mache ich die Arbeit lieber allein, das erspart langes Diskutieren und Abstimmen. Sobald ich Teil einer Gruppe bin, sorge ich dafür, dass sie „funktioniert“ und alles gut organisiert ist. Ich sorge für den Gruppenerfolg. Z. B. habe ich in meiner Jugend lange Zeit in einem Sportverein Volleyball gespielt. Ich war dort Zuspielerin. Das ist gewissermaßen eine dienende Position, die dafür sorgt, dass die Angreifer punkten können und die Mannschaft gewinnt. Das Zwischenmenschliche war für mich schon auch wichtig, diente aber letztlich dem Mannschaftserfolg. Das „Soziale“ erscheint mir bei der Eins irgendwie „nüchtern“ und zielorientiert zu sein.
Fragen zur Selbsterforschung Was tust du für die Gruppe oder für deine Stellung in der Gruppe? Wie lebst du deine sozialen Beziehungen? Wo stehst du in der beru ichen Hierarchie? Wie ist der Kontakt zu deiner Familie? Wie sind deine Freundschaften? Wie funktioniert das Soziale? Welche Rolle spielt es in verschiedenen Lebensbereichen?
A: Und wieder die Frage: „Was gibt dir das?“ Ah, da kann ich guten Sex haben. Ah, da kann ich mich mit den anderen verbünden und wir sind unschlagbar.
Anmerkungen: 1. Dass dies in keiner Weise übergri ges Verhalten rechtfertigt ist selbstverständlich; insbesondere da wir wissen, dass auch eine Burka nicht vor sexualisierter Gewalt schützt.
Die Eins – Der Perfektionistische Reformer Kategorie: innerer Wutpunkt Archetyp: Der Herrscher Hauptmerkmal: Groll Leidenschaft: Zorn Idealisierung: Ich bin gerecht Redestil: Predigen
Abwehrmechanismus: Reaktionsbildung Vermeidung: Zorn/fehlende Richtigkeit Falle: Perfektion Polarität: rigide – emp ndsam Stress-Bewegung: zur Vier Relax-Bewegung: zur Sieben Selbsterhaltung: Besorgnis Sexuell: Eifersucht Sozial: Nicht-Anpassung Heilige Idee: Perfektion/Vollkommenheit Heiliger Weg: heitere Gelassenheit Essenz: Reinheit
Kategorie: innerer Wutpunkt A: Die Eins ist eine Körper xierung. D.h., das Ich identi ziert sich und kristallisiert sich im Körper. Dabei geht die Wut der Eins nach innen, im Gegensatz zur Neun, die die Wut mittels Einschlafen überhaupt nicht mehr spürt [UM 1-9] und auch im Gegensatz zur Acht, bei der die Wut nach außen gebracht wird. [UM 1-8] Die Körper xierungen sind von ihrer Charakter-Struktur her zwanghaft – besessen. C: Die Wut resultiert aus der Nichtannahme von Begrenztheit. Man geht gegen die Begrenzung an und ist damit nicht einverstanden. Man richtet dann die Energie darauf, nach Möglichkeit jede Begrenzung zu überwinden. Daraus resultiert das Streben nach Perfektion. Alle Gedanken wie: Das könnte besser sein, der könnte sich noch besser verhalten oder der könnte noch dazu lernen, richten sich darauf, die
vorhandene Begrenztheit des Lebens nicht anzuerkennen, sondern zu überwinden. Die Grundlage dieser Gedanken ist eine Unzufriedenheit, eine Unzufriedenheit mit dem was ist. Alles, was unvollkommen ist, ist ein Ärgernis. D.h., diese Gedanken haben eine ärgerliche, eine wütende Färbung. Das bedeutet auch, dass merkwürdigerweise in dieser Körper xierung die gesamte körperliche Energie nach innen und in die Gedanken geht. Die Eins unterdrückt die Wut und lebt sie in Form dieser Gedanken aus. Wenn sie wütend wird, dann muss sie das innerlich rechtfertigen, auch im Nachhinein. Im Nachhinein fragt sich die Eins: War das in Ordnung, war das richtig, hatte ich ein Recht dazu, wütend zu sein, war das pädagogisch wertvoll für den anderen? T1, Birgit: Ich denke, wo sich das bei mir festgesetzt hat, diese Wut nicht spüren zu wollen, war, als mein Vater gestorben ist, als ich dreizehn war. Ich kann mich entsinnen an eine Situation, als ich in der Schule war, da bin ich traurig geworden, wollte das aber nicht fühlen. Ich bin rausgegangen in die Garderobe und habe in meine Jacke gebissen. Das habe ich immer wiederholt und dann irgendwann war das Gefühl weg. Also Wut und auch Trauer. T1, Johannes: Bei Ohnmachtsgefühlen wird das Kopfkino mit Gewaltvorstellungen, die extrem ausfallen können, entfesselt. Da wird der LKW Fahrer, der einen geschnitten hat, brutal zusammengeschlagen. Da wird der Einser zum Samurai und zerstückelt im Namen der Gerechtigkeit seine Gegner. Diese Heftigkeit löst Angst vor der eigenen Wut aus, die dadurch wiederum stärker zensiert werden muss. Das ist die Angst des Einsers vor dem inneren Berserker. Wenn der rausgelassen wird, entstünde ein Gemetzel.
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A: Wenn wir das Enneagramm in seiner Kreisform betrachten, steht die Neun ganz oben, die Eins am Anfang. Das Durchströmt-Sein der Eins von dem Zorn ist eigentlich das Pulsieren von Lebenskraft, Lebensfreude und dem mit diesem Körper in die Welt gestellt sein. Sich die Erde untertan zu machen in dem Sinne, dass wir uns an ihr freuen und der Erde zur Freude sind. Das wurde auf grobe Weise missverstanden. Aber eigentlich ist die Einser-Fixierung ein gerechter Gott, ein Mensch, der in
der Welt sein darf, Gutes von Bösem zu unterscheiden lernt und sich dann der Welt und seines Lebens erfreut.
Archetyp: Der Herrscher A: Die Eins ist der Herrscher. Franz Beckenbauer hat z. B. eine EinserFixierung, Bert Hellinger auch. Die Einser können ein ganzes System errichten und auch wirklich ein gerechter Herrscher sein. Sie gehen nicht einfach hin und hauen alles platt. Wer Recht getan hat, wird auch danach behandelt und wer Unrecht getan hat ebenso. Das hat etwas sehr Angenehmes. Auf die Einser kann man sich verlassen. Sie sagen auch nur etwas, wenn sie es wirklich wissen. Wenn sie etwas sagen, dann stimmt das auch. Mit einem Einser-Chef kann es wunderbar sein, weil es integer, verlässlich und sicher ist. Dann entsteht nicht mal für eine Sechs ein Autoritätskon ikt; zumindest wenn die Pedanterie der Eins überwunden ist und die Sechs aufgegeben hat, perfekt sein zu wollen. [UM 1-6] C: Martin Luther, auch eine Eins, wusste, welches Perfektionsstreben dem Menschen angemessen ist. Darum hat er die Klöster abgescha t. Er hat gesagt, diese Vollkommenheit, die man da zu erreichen versucht, die scha t der Mensch sowieso nicht. Aber er war derjenige, der von sich den Eindruck hatte, dass er in der Lage sei, das alles zu beurteilen und die anderen zu belehren. Die Eins will nicht nur für sich alles richtig und perfekt machen, sondern ihr ist es grundsätzlich wichtig, die Welt zu verbessern und die anderen dazu zu bringen, besser zu leben. Sie sind also wirklich Weltverbesserer, Prediger. Sie können nicht anders. A: Und die Regeln, die Einser aufstellen, haben nichts Willkürliches, sondern diese Regeln sind für ein besseres Miteinander erarbeitet und nicht, weil es der Eins gerade so passt. T1, Johannes: Die Wut war oft in meinem Leben Motivation, etwas in der Welt oder der Gesellschaft zu verändern. Dazu braucht es Macht bzw. Aufmerksamkeit der Gesellschaft. Ich will durch leuchtendes Beispiel anderen ein Vorbild sein. C: Es ist alles gerechtfertigt im Sinne einer höheren Ethik, Moral und Philosophie, Weltanschauung und Religion, je nachdem, von was
derjenige erfasst ist. A: Sie erleben sich oft so, dass sie in der Welt sind, um Dinge zu verbessern. Es ist ihnen ein Anliegen, etwas zu bewirken und den anderen zu erklären, wie es besser geht. Und in ihrer Unbelehrbarkeit können sie, wie z. B. die „Eiserne Lady“ mit den Gewerkschaften, einen ganzen Sozialstaat ihrer Überzeugung opfern, sogar Kriege führen. Sie sind nicht zu stoppen und schaden dann auch ihrer eigenen Sache. C: Das Britische Empire ist eine Eins und da sehen wir, wie diese Auseinandersetzung mit der Begrenztheit eine wichtige Rolle gespielt hat: Die anderen Völker und Länder wurden nicht kolonialisiert, um in erster Linie mehr Macht zu haben, sondern um die Welt besser zu machen. Es war ein Glück für die Völker, ein Teil des Britischen Empire zu werden – so erschien es den Briten – ein Glück, weil das der Weg ist zu mehr Wohlstand, Reichtum und Zivilisation für alle Beteiligten. Wenn jemand anderes so imperialistisch wäre, würde er das anders legitimieren, anders begründen und anders machen. Die Eins tut es nicht für sich, sie tut es für die anderen. Für sie ist es gerechtfertigt, weil es das Beste ist. Aber eigentlich ist es eine Kolonialisierung wie jede andere auch. A: Wenn Franz Beckenbauer als Präsident des deutschen Fußballbundes verkündet: „Deutschland ist die Fußballnation und wir bekommen die Weltmeisterschaft.“, dann scha t er das auch. C: Wenn er gekonnt hätte, hätte er im Anzug gespielt. Aber das haben sie ihm nicht erlaubt. Er musste das Trikot anziehen wie die anderen.
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T: Ich erlebe bei der Arbeit, dass die Eins eine Lebensidee hat, die sie in die Welt bringen will. Dazu benutzt sie alles, was möglich ist. C: Die Einser sind eher nicht fanatisch. Wenn die anderen die Botschaft nicht hören wollen, dann wollen sie das halt nicht. A: Nicht fanatisch für die anderen, für sich selber schon. Sie neigen zur Prinzipientreue oder Prinzipienreiterei, die schon über die Vernunft hinausgeht.
Aber die Eins ist kein Diktator. Die Eins ist ein guter Herrscher, in gewisser Weise.
Hauptmerkmal: Groll A: Der Groll entsteht dadurch, dass die Wut, die sich zunächst im Körper angestaut hat, ins Mentale verlagert wird. Gleichzeitig richtet sich der Blick auf das Perfekte. Die ideale Idee von Perfektion bleibt eine Idee, etwas Ausgedachtes, Mentales. Sie wird nie zu erreichen sein. Auf diese Weise sammelt sich der gesamte unterdrückte Zorn auch im Mentalen an und führt so zu Groll. Groll ist also Wut plus Geschichte. Spannend ist dabei zu sehen, dass das Wollen und das Handeln gleich bewertet werden. Wenn also beispielsweise die Mutter das Kind aus dem Fenster werfen wollte und es doch nicht getan hat, dann wird die negative Absicht höher bewertet, als der nale Entschluss, es doch nicht zu tun. Hier eine Veränderung im Innern vorzunehmen und auf das zu schauen, was schlussendlich gut ausgegangen ist, ist eine der Errungenschaften in der Arbeit von Bert Hellinger. Daran kann man sehen, wie er seine Fixierung durchlässiger werden lässt. Dieser Groll, dieses Festhalten an dem, was nicht perfekt ist, gibt der Eins eine Lebensberechtigung, weil es ja ihre Aufgabe ist, die Welt zu verbessern. Was sollte die Eins tun, wenn sie merken würde, dass die Welt auf einer gewissen Ebene perfekt und vollkommen ist, so wie sie ist?
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A: Diese Wut, und was alles so dazu gehört, ist im moralisch integren Umfeld der Eins und auch in der moralisch integren inneren Struktur der Einser-Fixierung nicht erwünscht. Für die Eins ist es wichtig, die Kontrolle zu behalten. Dieser Wunsch nach Kontrolle wird dann zu einem moralischen Urteil idealisiert, dass es nämlich nicht korrekt wäre, wütend zu sein; ärgerlich zu sein ist mindestens unhö ich. Durch diese Idealisierung wird die Energie der Wut in die Gedanken geschleust. Es wird moralisch bewertet, was gut und richtig zu sein hat. Die Energie des Zornes ist in die Gedanken ge ossen. Was ist richtig und wie kann es besser werden und wer macht es nicht richtig.
Das ist die Basis der Einser-Fixierung. Die Wut in einen Groll zu kanalisieren, in einen gerechten Zorn der Gut von Böse, perfekt von unperfekt, göttlich von teu isch vermeintlich di erenzieren kann.
Genese A: Die Eins wächst häu g in einem moralisch sehr strengen Umfeld auf, oft mit strengen, z. B. protestantischen Vorstellungen. Diese Vorstellungen erscheinen übermächtig. Alle Körper xierungen unterscheiden zwischen falsch und richtig mittels einer Körperemp ndung. D.h., ob etwas falsch oder richtig ist, wird körperlich wahrgenommen. Damit hat es scheinbar mehr Substanz und ist vermeintlich unverrückbar. Die moralischen Vorstellungen werden körperlich überprüft und so als wahr klassi ziert. Hinzu kommt häu g, dass die göttliche Instanz für Erziehungsaufgaben herangezogen wird. Dieser übermächtige Gott ist natürlich für das Kind in keiner Weise anzweifelbar und stellt eine Über-Ich-Figur dar, deren Kontrolle man sich nicht entziehen kann und dessen Urteil niemals infrage gestellt werden darf, wenn die Welt sich weiter drehen soll. Die einzig mögliche Reaktion darauf ist für die Eins, als das artige Mädchen oder als der artige Junge alles zu tun, um dieser übermächtigen Instanz gerecht werden zu können. Und da das Vorbild übermenschlich ist, muss auch das Menschenkind Übermenschliches vollbringen, um auch nur die geringste Chance zu haben ein klein wenig würdig zu erscheinen. T1, Johannes: Meine Großmutter sagte oft: „Sei brav, Gott sieht alles!“ Als Jugendlicher musste ich oft gegen Gott revoltieren und war wütend auf ihn.
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A: Im Erwachsenwerden bleibt durch die Treue zu den Imperativen des Über-Ich‘s der innere Kontakt zu den Eltern bestehen. Dabei möchte jedes Kind seine Eltern immer auch lieben. Das Selbstideal, das sich an diesem perfektionistischen Über-Ich misst, kann somit niemals perfekt genug sein. Mit all ihren vielen großartigen Ideen, wie die Welt zu sein hätte, fühlt sich die Eins in diesem kleinen unvollkommenen Körper eingeschlossen.
Diese Begrenztheit des Körpers bringt eine unglaubliche Wut hervor, die körperlich erfahren wird. Im neunten Lebensjahr entwickelt ein Kind die seelische Reife, um Gut von Böse zu unterscheiden. Deshalb wird in der Waldorfpädagogik in diesem Lebensjahr besonderer Wert auf die Legende des Heiligen Michael gelegt. Der Ritter Georg soll den Drachen – als Symbol für die eigenen ungezähmten Wünsche und Gelüste – besiegen, um die Jungfrau – als das Reine und Schöne – für sich zu gewinnen. Dies kann er nicht alleine scha en. Da er sich aber als gutwillig erweist, steht ihm der Erzengel Michael mit seinem Schwert helfend zur Seite. T1, Johannes: Ich habe sehr viel für Rechtsveränderungen gekämpft und es gelang mir dadurch auch manchmal, überholte Gesetze zu verändern. Die Motivation war meist Wut. T: Ich nde schwierig zu sehen, was unter der Wut liegt. T1, Johannes: Oft ist es die Angst vor einer göttlichen Verurteilung. A: … als eine Form des introjizierten, einverleibten Über-Ichs. Das ÜberIch ist bei der Eins zuhause und bildet sich in der eigenen Seele aus den Regeln der Erziehung, die sie dann für ihre eigenen hält. C: Darunter liegt der Zorn über die Begrenzung. Diese Begrenzung wird überall wahrgenommen, wo Dinge ungut oder falsch laufen – nicht perfekt sind. Bei den Einsern will die Körperlichkeit die Begrenzung überwinden, die Achter wollen sie aus dem Weg schieben und die Neuner wollen sie passiv kontrollieren. [UM Körper] Bei Einsern geht die wütende Energie in die Gedanken. Damit wird auch die Begrenzung durch ein Urteil, durch die Wahrnehmung von richtig oder falsch erlebt, in allen Dingen, im Unternehmen, in der Gesellschaft und überall, wo die Eins gerade ist – von Martin Luther z. B. in der Kirche. Die Einser nehmen die Begrenzung wahr in der Unvollkommenheit. A: Gleichzeitig ist es eine körperliche Wahrnehmung von Druck und der Körper ist natürlich nicht perfekt. Diese Begrenzung und Nichtperfektion des Körpers wird gespiegelt in der Welt und die Welt als nicht perfekt erlebt. Das ist untragbar für die Eins, auch weil Gott unfehlbar sein sollte.
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C: Für Eltern sind Einser-Kinder eine besondere Herausforderung. A: Da ist diese Angst der Sechs einen Fehler zu machen und dann dieses Einser-Kind, dem man es eigentlich nie recht machen kann. Es ist ein ho nungsloses Unterfangen. Wenn ich das aber verstanden habe und weiß: Okay, das Kind hat eine Einser-Fixierung, dann kann ich das ganz bequem aufgeben. Ja, wirklich, dann kann ich das aufgeben, weil ich mich mit diesem perfektionistischen Anspruch nicht zu messen brauche. Dann weiß ich: das ist die Fixierung des Kindes und ich muss nicht der Fixierung meines Kindes gerecht werden. T: Ich habe die Idee, dass mein großer Sohn eine Einser-Fixierung haben könnte. Er wollte pünktlich abgeholt werden und wenn er nicht pünktlich abgeholt wurde, war er wirklich verunsichert. Ich habe das nicht verstanden, weil ich ja etwas Wichtiges zu tun hatte und nicht grundlos zu spät kam. Aber für ihn war das dramatisch.
Was sich das Kind wünscht
T1: Ich wünschte mir Geborgenheit, Körperkontakt sowie Augenkontakt. Ich wollte so geliebt werden, wie ich bin, nicht für mein Perfekt-sein. Ich war ja selber schon bestrebt, perfekt zu sein. T1w: Bei mir war es so, dass ich die vermeintliche Unvollkommenheit, Dummheit und Schwäche meiner Eltern zu überwinden suchte – was natürlich nicht gelang. Dadurch aber distanzierte ich mich und landete beim Gegenteil von dem, was ich wollte: geliebt, angenommen und gesehen werden. Ich kann also nicht sagen, dass meine Eltern meinen Perfektionismus angestachelt haben. A: Vielleicht kann das Kind die Perfektion in dem erkennen, was ist. In allem, so wie es ist. Das lässt sich jedoch nicht durch Worte vermitteln.
Physis A: Bei der Eins als Körper xierung geht die Wut nach innen, in den Körper. Dort wird sie durch eine vollständig unterbewusste Anstrengung und Anspannung gehalten. Der Körper ist rigide, die Analmuskeln sind zusammengekni en, es ist alles ordentlich, es ist alles korrekt.
Die Einser-Fixierung ist ja nun mal, wie wir alle, in diesen kleinen Körper verbannt. Die Lebensenergie, die Lebenslust scheint dadurch eingeengt, wie komprimiert und wird so zu einem Gefühl der Wut. Energie, Lust und Wut dürfen jedoch nicht sein und müssen deshalb zurückgehalten werden. Dafür ist es am besten, wenn alle Muskeln des Körpers angespannt sind. Durch diese Spannung, quasi eine ständige Aktionsbereitschaft, wird ein körperliches Gefühl – eine körperliche Illusion – von Kontrolle erzeugt. Wenn diese Wut sich meldet und dann nach innen gedrückt wird, ist dies sehr bedrohlich für die Eins. Deswegen ist es besser, die Wut völlig verschwinden zu lassen. Wenn das Leben so unerträglich ist, dann passiert eine sogenannte Dissoziation, eine Trennung der mentalen und emotionalen von der körperlichen Ebene; dann verlässt die Eins mit ihrer Seele und ihrem Geist den Körper. Für die Eins ist das wie tot zu sein: Wenn sie ihren Körper nicht wahrnimmst, dann gibt es sie nicht. Deswegen geht der Weg der Eins über die Wahrnehmung des Körpers. T1, Birgit: Ich knirsche schon seit ich denken kann mit den Zähnen. Ich bin noch nicht so wahnsinnig alt, aber ich habe vorne schon Implantate. Ich habe mir die ganzen Zähne weggebissen, weil die ganze Wut in die Zähne gegangen ist. T1, Jonas: Normalerweise ist alles immer mit einer körperlichen Anspannung verbunden. Das ist nicht schön. C: Das ist untypisch, weil die Eins normalerweise die körperliche Anspannung nicht spürt. Sie hat einen verspannten Rücken, aber sie nimmt das nicht wahr. Sie ndet es normal, dass ihr Rücken keine Wirbelsäule hat, sondern so eine feste, stabile Sache ist, die sich quer über die Schulterblätter zieht. Die Eins hält das für normal. Bis es dann zu schlimm wird und Rückenschmerzen verursacht. T1, Jonas: Das war bei mir so. Dieses Bewusstsein über meinen Körper, über diese Verspannung habe ich erst seit einem Jahr, vorher hatte ich es gar nicht. Das führte dann so weit, dass ich bewegungsunfähig wurde. Als Jugendlicher hatte ich das schon einmal im Sport. Ich habe es so weit getrieben, habe nicht auf meinen Körper geachtet. Der hat dann Schluss gemacht mit einem Belastungs-asthma. Dann ging es nicht mehr, da
wurde mein Körper mir erst bewusst. Später kam es im Beruf zu diesem Zusammenbruch, wo ich fast bewegungsunfähig war. Aber ich habe bis zum letzten Moment mein Ziel verfolgt. T1, Cäcilia: Dieses fehlende Körperbewusstsein passt, glaube ich, zu meiner Wahrnehmung meines Frau-Seins. Das ist mir irgendwie ein Rätsel. Gerade wurde mir klar, dass das Meiste, was für mich – außer rein körperlichen Attributen – mit Frau-Sein zusammen hängt, von außen vorgegeben wird: durch Konventionen, Gesellschaft und dass ich damit eigentlich wenig anfangen kann und dass ich mich eigentlich noch nie so richtig explizit als Frau empfunden habe. T1, Karl: Ja genau! Mit der Frage, wie ich mich fühle als Mann, kann ich gar nichts so recht anfangen. Die Antworten, die mir kommen, klingen alle, als ob sie von außen geprägt wären, nicht von mir selbst – als wenn das wirklich das ist, was jeder meint, was einen Mann ausmacht.
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A: In der frühen Entwicklung spielen unter Umständen die Schließmuskeln eine besondere Rolle, weil das Kind hierbei erlebt, dass es etwas von sich zurückhalten oder hergeben kann. Zu diesem ema nden sich verschiedene Geschichten und einschneidende Erfahrungen, die die Zwanghaftigkeit der Charakterstruktur manifestieren oder betonen können. Es betri t gleichzeitig das Wurzelchakra. Wenn das „angehalten“ ist, bleibt das Lebendige stecken. Es entstehen Verstopfung oder Hämorrhoiden und die angespannte Muskulatur führt zu Erkrankungen von Gelenken und Sehnen oder der Atem wird wie beim Asthma angehalten. T1, Johannes: Ich war mit einem Jahr laut Aussage meiner Mutter „top ähig“, brauchte keine Windel mehr. Probleme mit dem Analmuskel hatte ich auch. Die Verkrampfung versuchte ich dann zu lösen, indem ich mir Dinge hineinsteckte. Bis zum 50. Lebensjahr spürte ich immer eine Anspannung. Erst jetzt wird es lockerer. A: Gleichzeitig gibt es eine starke Libido, die aber ähnlich wie der Ärger immer wieder unterdrückt oder zumindest in akzeptable Bahnen gelenkt
werden muss. Dies kann auch ein Punkt sein, an dem die Eins ihren Schatten auslebt. T1, Cäcilia: Ja, da nde ich mich wieder: Wenn ich nur im Körper und richtig durchlässig bin, ist meine Sexualität sehr präsent, sehr unmittelbar, sehr intensiv, rein körperlich. Das Mentale ist bei mir wie ein Deckel meiner Sexualität, wie eine Schranke – so verliere ich den Zugang zu meinem Körper. Ich kann mir dann wunderbar einreden, dass ich Sexualität gar nicht brauche. Oder ich fange an, mich selbst zu zensieren und lasse meine Sexualität nicht zu groß werden oder allzu abweichend von der Norm aus Angst, die Kontrolle zu verlieren. A: Wie wäre es, wenn der Körper reine Lust, sexuelle Lust und Lebensfreude wäre? T1, Cäcilia: Aufregend.
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C: Der Körper ist bei einer Eins typischerweise sehr starr. Sie gehen häu g so, als hätten sie ihren Spazierstock verschluckt, sehr aufrecht, aber immer etwas steif. Beckenbauer spielte einen „kaiserlichen“ Fußball. Er wirkte dabei immer unangestrengt und sehr aufrecht. Er konnte auf 70 m seinem Mitspieler einen akkuraten Pass zuspielen. A: Im Militärischen wird das beim Marschieren nachgeahmt. Wenn man einen richtigen Marsch hört, begibt der Körper sich in eine solche Haltung. Du kannst mal bei Gelegenheit nachspüren, wie sich dann dieser Körper anfühlt. Diese Haltung wird manchmal von der Sechser xierung nachgeahmt, weil die Sechs in der Ordnung ein Gefühl von Sicherheit nden möchte. [UM 1-6] T1, Jonas: Alles, was ich emp nde, spiegelt sich für mich sofort in einer körperlichen Anspannung oder Entspannung wieder. Von meinen Emotionen bin ich ganz weit entfernt. Wenn, läuft noch mental was im Kopf ab. Ich spüre diese Anspannung nicht nur bei Stress, sondern auch, wenn es mir besonders gut geht. Im Geschäft z. B. habe ich, wenn etwas nicht so gut läuft, totale Verspannungen im Rückenbereich, im Kreuz. Wenn etwas richtig gut läuft, wenn Gewinne und Umsätze steigen, kriege ich sofort eine Anspannung im Kieferbereich.
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A: Die Kleidung der Einser ist korrekt. Es gibt eine Kleiderordnung die besagt: Kein Braun nach 17 Uhr. C: Britisch ist das. Nach 17 Uhr werden keine braunen Schuhe mehr getragen. Da sieht man nur noch schwarze Schuhe und den dunklen Anzug. Braun ist nur bis 17 Uhr erlaubt. Es gibt Regeln. A: Die Einser haben die Etikette erfunden, damit die anderen auch wissen, wie man sich zu benehmen hat. Margaret atcher ist die Galions gur der Einser-Fixierung mit ihrer Starre im Kopf und auf dem Kopf. Eli Jaxon B. sagt immer: „Wenn die Einser auf der Lade äche eines Lastwagens sitzen und irgendwo mitfahren, dann sieht ihre Frisur danach genauso ordentlich aus wie vorher.“ Sie haben immer ordentliche Haare. Die Einser sehen oft in gewisser Weise „ eischlich“ aus, man sieht ihnen das Körperliche an. Andere sind wiederum recht hager, mit schmalen Lippen. C: Die männlichen Einser haben gerne buschige Augenbraunen, wie eo Weigel, bei dem die Augen immer anklagend und zurechtweisend wirken. Von Abraham Lincoln gibt es ein Poster mit einem Zylinder und dem Zeige nger, der auf den Zuschauer gerichtet ist. Da wurde er richtig in der Einser-Pose getro en. A: „I want you“, da sollen alle mitmachen. Dabei gibt es eine Haltung wie: „Wer, wenn nicht ich!“, oder im Amerikanischen: „Yes we can!“ und alle sind dabei, weil alle moralisch verp ichtet sind.
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Das Rol ng, eine Körperarbeit, hat auch mit der Einser-Kultur zu tun. Der Körper wird in Ordnung gebracht, in die richtige aufrechte Position. Dabei gibt es für jeden einzelnen Muskel eine Idealvorstellung, wie dieser zu sein hätte. Dies kann man dem Logo der Rol ng-Gesellschaft entnehmen: der Mensch wird zurechtgerückt.
Leidenschaft: Zorn
A: Bei der Eins ist der Zorn gleichzeitig die Leidenschaft und die Vermeidung. Er ist das Benzin für das ganze Ich, muss aber gleichzeitig vermieden, kanalisiert und kontrolliert werden. Dies macht einen Großteil des Dilemmas der Einser-Fixierung aus. Natürlich zeigt sich der Zorn irgendwo. Die Kontrolle der Eins ist in Alkohol löslich. Betrunken können sie all das raus lassen, was andere sich sonst auch erlauben. Und es kann rausgelassen werden, wenn der Zorn als gerecht empfunden wird. Ich war einmal mit dem Auto unterwegs, als eine Frau vor mir in die Schlange wollte. Ich habe ihr keinen Platz gemacht. Dann fuhr sie hinter mir. An der Ampel stieg sie aus, kam zu mir: „Ihr Licht funktioniert nicht. Und übrigens kann man jemand ja auch mal rein lassen.“ Sie war im Recht und der Zorn natürlich spürbar. Aber es war auch klar, dass sie keine Acht war, weil sie sich durch ihren wichtigen Hinweis, dass ich ein kaputtes Licht habe, gerechtfertigt sah, mir ihren Ärger aufzutischen. [UM 1-8]
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T: Kannst du den Unterschied zwischen Wut und Zorn erklären? C: Der Unterschied zwischen Wut und Zorn ist der, dass Wut nicht klar gerichtet ist. Zorn hingegen ist eine Wut, die klar gerichtet ist. Bei der Eins geht es nicht um diese ursprüngliche Wut, sondern sie wird kanalisiert in den Perfektionismus: das und das müsste anders sein und die und die verhalten sich nicht richtig. Die Wut wird „zivilisiert“ und dann hat die Eins ein Recht darauf, auf diese Weise zornig zu sein. A: Es gibt nur einen gerechten oder sogar heiligen Zorn, aber keine gerechte Wut.
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A: Ein anderes, etwas altmodisches Wort für Zorn ist Ingrimm. Ich nde den Begri großartig. In-Grimm, das kann man schon im Magen spüren. Der nach innen gewendete Grimm, die Grimmigkeit ist körperlich wahrnehmbar.
Idealisierung: Ich bin gerecht
A: Im Englischen heißt die Idealisierung: „I am righteous.“ Das beinhaltet noch mehr die Überzeugung, rechtscha en zu sein. Wenn wir auf die tabellarische Übersicht der Eins schauen, dann sehen wir, dass die Leidenschaft und die Vermeidung der Eins Zorn ist. Der Zorn ist also das, was die Einser-Struktur in ihrem Innersten antreibt. Gleichzeitig wird der Zorn vermieden, weil das Aufsteigen des Zornes die Gefahr birgt, die Kontrolle zu verlieren. Um dem Zorn dennoch Ausdruck zu verleihen, entsteht die Idealisierung: ich bin gerecht, also ist mein Zorn gerecht. Auf diese Weise kann die Eins dem Zorn, wenn sie ihn als berechtigt emp ndet, Ausdruck verleihen. Es ist alles korrekt, es ist politisch korrekt, Gandhi ist korrekt. Und wenn seine Tochter daran stirbt, dass sie in der Schwangerschaft keine Eier isst, dann isst sie trotzdem in der Schwangerschaft keine Eier, weil Eier nicht gegessen werden, fertig. Es ist so wie es ist. Und wenn man sich erschießen lässt, weil man sich nicht mit Wa en wehrt, dann lässt man sich erschießen. Das geschieht mit einer Radikalität, die wirklich selbstverleugnend ist. C: So wie Martin Luther vor dem Augsburger Reichstag sagt: „Hier stehe ich und kann nicht anders.“ Bis auf die Fünfer sind die Einser am wenigsten korrumpierbar im ganzen Enneagramm. [UM 1-5] Prinz Charles – auch eine Eins – tritt entschieden für die ökologische Landwirtschaft ein, hat seine eigenen grä ichen ökologischen Betriebe, produziert bio- dynamische Sachen. A: ... feine englische fünf Uhr-Tee-Kekse ... C: Wenn es seiner Sichtweise entspricht, dann tritt er dafür ein, dann ist ihm egal, dass sie ihn erst ausgelacht haben. Die Einser treten für das ein, was wichtig ist. A: Wenn sie erkannt haben, was für sie richtig ist, dann kann die ganze Familie, die ganze Nation gegen sie sein. Es wird sie nicht beirren.
Redestil: Predigen A: Die Einser-Fixierung ist der Prediger, und zwar ein Prediger, der das glaubt und als richtig erfährt, was er predigt. Er predigt nicht etwas
Ausgedachtes oder um zu manipulieren, sondern was er tatsächlich für richtig hält. Und der Inhalt dieser Predigt – dieser moralische Anspruch – durchzieht das ganze Leben, die gesamte Person und die gesamte Körperwahrnehmung. Hierher gehört auch die Zensur. Sich z. B. den ganzen Tag Pornos anzusehen, um zu entscheiden, was andere Menschen davon auch sehen dürfen und was nicht. T1, Jonas: Die Leute kommen zu mir und merken, dass ich das kann und die schenken mir dann ihre Aufmerksamkeit und ihr Vertrauen. Dann kann das Belehren losgehen. C: Und das tust du dann auch? T1, Jonas: Ja, das tue ich dann. Das wollen die auch. Die kommen ja zu mir und wollen Hilfe. Ich arbeite mit einer Selbsterhaltungs-Acht zusammen,[UM 1-8] das ist ganz interessant. Der weiß erst mal, wie es gut funktioniert. Ich bin selbständig, habe ein Geschäft. Er gewinnt ganz schnell ein großes Vertrauen bei den Kunden, weil er ihnen sofort sagt, wie es funktioniert, was sie brauchen. Wenn es kompliziert wird, trete ich auf den Plan. Dann kann ich ihn belehren, kann den Kunden auch noch mit belehren. So stehe ich immer über allem. T1w: In Gesprächen mit anderen Menschen möchte ich mein Gegenüber von der Richtigkeit meiner Aussage überzeugen. Deswegen halte ich ziemlich lange Monologe, in denen ich denselben Inhalt auf unterschiedliche Weise ausdrücke, also immer wieder dasselbe sage, nur etwas anders formuliert. Andere sagen zu mir darüber, dass sie sich vorkommen, als ob ich sie wie ein kleines Kind behandele. Wenn ich meinen Monolog beendet habe, möchte ich keine andere Meinung hören und will am liebsten, dass die anderen mir nur zustimmen. Ich bin nicht daran interessiert, was die anderen dazu sagen wollen, ich will nur das Gefühl haben, Recht zu haben. T1, Johannes: Wenn bei Personen das zur Redestellen nicht unmittelbar erfolgen kann oder auch durch den inneren Richter unterdrückt wird, folgt die Reaktion mit Sarkasmus/Zynismus an anderer Stelle oder Gelegenheit. Der Sarkasmus kann dann eine besondere Schärfe entwickeln und tre sicher auf den wunden Punkt des Gegenübers zielen.
Der Sarkasmus wird natürlich auch innerlich zensiert. Ein bereits domestizierter Einser würde sich so etwas nie erlauben. Es werden innere Rabattmarken (negative Vorkommnisse) gesammelt. T1w: Eine Tugend, die ich dann entwickelt habe, war meine „lessons learned“ aufzuschreiben und dann mit den Leuten zu teilen und in gewisser Weise auch abzurechnen: So, das und jenes habt ihr nicht so gut gemacht oder das könnte man noch besser machen oder so.
Abwehrmechanismus: Reaktionsbildung A: Der Zorn der Eins darf nur da sein, wenn er gerechtfertigt ist. Da er aber die meiste Zeit nicht gerechtfertigt ist, muss der Zorn umgewandelt werden und das nennt man Reaktionsbildung. Der Zorn wird umgewandelt in freundliches, korrektes Benehmen. Aber die Rigidität des Zornes, die Enge und der Druck sind trotzdem noch spürbar. Die Reaktionsbildung ist etwas ganz Spannendes: Man tut das Gegenteil und verstärkt es dann noch. Wenn eine Eins auf jemanden sauer ist – ungerechtfertigter Weise – dann ist sie besonders freundlich zu ihm. Das ist die Reaktionsbildung. Wenn jemand dir z. B. die Vorfahrt nimmt und du ndest es aber nicht angemessen, darüber wütend zu sein, dann wirst du ihn beim nächsten Mal extra vorlassen. Wenn jemand dir bei der Arbeit irgendetwas wegnimmt, dann wirst du der Person noch mehr geben und noch freundlicher sein. T: Warum? C: Um die Gefahr abzuwehren, ungerechtfertigter Weise auf jemanden wütend zu sein. Bei der Eins mit diesem inneren Richter wird immer beurteilt – im Vorhinein und auch im Nachhinein. Wenn die Eins wütend geworden ist, dann fragt sie sich: „War das gerechtfertigt und richtig?“ Wenn es gerechtfertigt ist, ist es in Ordnung. Das ist kein Zweifeln. Es ist ein Forschen und Untersuchen. A: Es ist ein Richten. C: Eine Sechs würde zweifeln: „Oh, hätte ich das anders machen sollen?“ Das ist etwas ganz anderes. [UM 1-6]
Vermeidung: Zorn/fehlende Richtigkeit A: In einem Roman wurde mal eine Geschichte geschildert, bei der der Vater die alten Schulhefte der Kinder mit den Einträgen so lange aufhob, bis die Kinder mit den Einträgen der Enkel konfrontiert waren. In dem Moment holte er deren Hefte hervor. Auf diese Weise wird der Zorn dann an der „richtigen Stelle“ angebracht. C: Die Eins wehrt die Angst ab und die Wut über die Begrenztheit. Wenn ich bestimmte Gefühle abwehre, dann muss ich die anderen Gefühle auch abwehren. Bei der Eins geschieht das, indem sie denkt: das muss besser werden. Dann braucht sie sich nicht so viel mit Unzufriedenheit und Schmerz abzumühen, sondern ist stattdessen damit beschäftigt sich zu fragen, wie kann das noch besser werden. So hat jede Fixierung ihre Schliche, dem Leid aus dem Weg zu gehen. Durch die Vermeidung wird manches natürlich auch körperlich als Krankheit ausgelebt, somatisiert. Dieses Verbessern ist etwas Zorniges, Ärgerliches, auf Unzufriedenheit Basierendes. Die Eins vermeidet diesen Zorn, weil es unkorrekt wäre, einfach so zornig oder wütend zu werden. Impulsiv wütend zu werden wäre ganz unkorrekt. Sie vermeidet das, ist aber gleichzeitig die ganze Zeit in Form dieses Perfektionsstrebens mit dem Zorn beschäftigt. Dabei kann Wut ausbrechen, aber das wird sofort innerlich gerechtfertigt. Wenn die Wut nicht gerechtfertigt war, dann denkt die Eins: „Oh Gott, jetzt war ich hier zu wütend, das hätte ich nicht sein dürfen, das war zu viel.“ Dann wird das innerlich eine Selbstbestrafung in Form von Selbsttadel. A: Diese Wut ist die ganze Zeit da, aber sie darf nicht nach außen. Sie darf nur nach außen, wenn es gerechtfertigt ist. Dann ist das eine Art heiliger Zorn. Die Wut ist gleichzeitig die Leidenschaft und die Vermeidung. Körperlich ist das Vollgas und Handbremse gleichzeitig. Innerlich sitzt auf der rechten Schulter das Teufelchen und auf der linken Seite das Engelchen und oben darüber immer noch ein Richter, der beides beurteilt. Die Eins ist das Zuhause des Über-Ichs, des internen Richters.
Falle: Perfektion
A: Das hübscheste Bild für die Perfektion als Falle hat uns vielleicht Herr von Bülow geschenkt mit seinem Sketch über das schiefe Bild: Eine kleine Unperfektheit, deren Korrektur ins völlige Chaos führt. Der Albtraum einer jeden Einser-Fixierung. Die Eins hält sich selber für so perfekt, dass sie Arbeiten nicht delegieren kann. Sie muss alles selber machen, weil die andern es ihnen nicht gut genug machen. Auch Zeit darf nicht verschwendet werden, man muss sie perfekt nutzen. Der Playboy und sein Herausgeber gehören auch zur Einser-Fixierung. Alles wirkt dort perfekt, gleichzeitig jedoch künstlich und unlebendig. Zum Glück sind retuschierte Abbilder eines perfektionistischen Frauenkörpers nicht jederManns Sache. Der Playboy verlautbart einen ästhetischen Anspruch für schlichte Pornographie und vertritt in seinen Artikeln eine freiheitliche Einstellung – solange die Ordnung dabei gewahrt bleibt. Die Idee der Perfektion ist der Größenwahn des Über-Ichs. Es ist die Grundlage dafür, sich die Erde untertan zu machen. Wenn man die Todesstrafe verhängen will, muss man davon ausgehen, dass die eigene Rechtsprechung perfekt ist und unfehlbar. Auch im Religiösen kann das merkwürdige Blüten treiben: der gehorsame Vater ist sogar bereit, seinen Sohn Gott zu opfern. Das ist die fast perfekte Hörigkeit, vielleicht eine missverstandene Hingabe. Man muss Gott etwas von seinem eigenen Körper opfern, um ihm zugehören zu dürfen. Dies ist o ensichtlich eine in der Körper xierung begründete Idee. T1w: Das Streben nach Perfektion und Vollkommenheit ist ständig unterschwellig in meinen Gedanken präsent. Ich denke, dass ich dafür verantwortlich bin, die Unvollkommenheit der Welt wieder gerade zu rücken. Wenn ich es nicht tue, dann wird alles so unperfekt bleiben. Deswegen fallen mir auch immer zuerst die Dinge ins Auge, die nach meinen Maßstäben nicht vollkommen sind – wie ein Blitz: Da ist wieder etwas, was ich gerade rücken muss. Dieser Impuls ist so stark und wird dann zum Wichtigsten, was ich tun muss. Dieses Verantwortungsgefühl lastet mir so schwer auf den Schultern, weil es so viel gibt, was in meinen Augen noch nicht vollkommen ist und weil ich denke, dass ich die
Einzige bin, die es erkennt und richtig machen kann. Also muss ich alles alleine machen. T1w: Ich sehe sofort, dass vielleicht irgendwelche Wände nicht richtig gestrichen sind oder ein Fleck am Boden ist, keine Ahnung. So was fällt mir direkt ins Auge und macht mich auch wütend, aber die Wut kann ich in dem Moment nicht wahrnehmen, sondern ich nehme die negativen Gedanken wahr. Also in Form von Gedanken wird die Wut ausgedrückt. C: Für die Eins ist „das zu tun“ ihr Bedürfnis. Die anderen Bedürfnisse werden nicht wahrgenommen. Für dieses Nichtwahrnehmen ist auch keine Wahrnehmung da.
Schatten A: Die Eins ist durch zwei Polarisierungen deutlich belastet. Zum einen ist die Perfektion sowohl die heilige Idee als auch die Falle, zum anderen ist der Zorn die Leidenschaft und wird gleichzeitig vermieden. Der Druck und die Schwierigkeiten, die daraus entstehen, zeigen sich durch die Schattenseiten der Eins. C: In ihrer Perfektion und Gerechtigkeit, auch Selbstgerechtigkeit, haben die Einser ein Ventil. So können sie in bestimmten Situationen über die Stränge schlagen, können „Fünf gerade sein lassen“. Manche Einser sind Einser bis 18 Uhr, bis Feierabend. Und danach gibt es dieses Dr. Jekyll and Mr. Hyde-Phänomen. A: Dr. Jekyll ist ein angesehener Bürger. Mr. Hyde, der zunächst als Freund von Dr. Jekyll auftaucht, ist eigentlich der isolierte böse Teil von Dr. Jekyll, wie sich im Verlauf herausstellt. Dieser Anteil lässt sich immer weniger kontrollieren.
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A: Die Schweiz ist ein Einser-Land. C: Es dreht sich alles um Geld, Schmutz oder Sauberkeit und Zeit. Die Schweizer haben das alles zusammen gepackt und gesagt: Wir machen die Uhrenindustrie und die Banken … A: … die Schwarzgeldkonten. C: Da merkt man auch die Doppelseitigkeit:
A: Alles ist sauber und ordentlich … C: ... aber es gibt das Bankgeheimnis. Daran wird festgehalten bis weit über die Grenzen des Anstandes und der Legalität. Was die Schweizer da schützen und decken, das ist die andere Seite. Aber sie sind gleichzeitig korrekt. Sie halten das Bankgeheimnis in Ehren und bleiben bei ihrer Neutralität. A: Da ähneln sie sogar ein bisschen der Acht und machen ihre eigenen Regeln. [UM 1-8] Sie waren auch im Krieg neutral, aber irgendwann wurde es nötig, die Grenzen für Juden zu schließen. Ihr Geld jedoch haben sie noch auf ihre Konten genommen, wo es nach deren Vernichtung freundlich weiter aufgehoben wurde. Die Schweizer sind alle mündige Bürger, die sich im Zweifelsfall in eine Guerilla verwandeln würden, um ihr eigenes Land zu verteidigen. Wie auch in Amerika haben sie alle Gewehre. Diese sind jedoch ordentlich verschlossen, registriert und werden für den richtigen Zweck zuhause aufbewahrt. Das ist in Amerika im Laufe der Zeit verloren gegangen. C: Kannst du etwas anfangen mit dieser Schattenseite, die die Eins auch hat? T1, Rosa: Ja, ja, ja. Bei mir sind es zwei Sachen. Das eine: Ich habe sehr gerne und viel Wein getrunken. Seitdem ich mich auf den spirituellen Weg gemacht habe und die Wechseljahre bei mir zugeschlagen haben, geht das nicht mehr. Ich kann gar nichts mehr vertragen. Es ist sehr bitter, aber es ist so. Jetzt hat es sich ein bisschen verschoben. Wenn ich nicht arbeite, über eine längere Zeit in Urlaubsentspannung gehe, und ich merke, dass es tiefer, tiefer, tiefer wird, dann wächst eine ganz große Angst, dass ich in eine Entspannung komme, die mich lähmt. Also dass es so tief gehen könnte, dass ich nicht mehr die Kraft habe, weiter zu gehen. Also ich denke, da ist so die andere Seite. Jetzt. Ja. Mal schauen, wie es weiter geht.
Arbeit C: Einser sind beru ich gerne selbständig. Sich irgendwo einzuordnen, das passt ihnen nicht.
T1, Johannes: Ich habe in meinem ganzen Leben nur drei Monate im Angestelltenverhältnis gearbeitet, den Rest war ich selbstständig. Ich habe seit 30 Jahren ein eigenes Architekturbüro geführt, war Leiter einer Umweltorganisation und immer wieder Vorkämpfer für gesundes und ökologisches Bauen und Wohnen.
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A: Die Eins ist quasi die Inkarnation des Über-Ichs, der Richter über dem Richter, der da sitzt und weiß, wie es zu laufen hat. Der nicht zweifelt, sondern der weiß, was richtig ist. In der Zusammenarbeit kann das sehr angenehm sein, wenn da jemand ist, auf den man sich verlassen kann, der weiß, was richtig ist und das stimmt auch in der Regel. Es ist angenehm, mit so jemandem zu arbeiten. Die anderen verlassen sich auf die Ordnung der Eins. Die Einser können auch im Team arbeiten, wenn jeder sein eigenes Gebiet hat und keiner der Chef ist – quasi ohne Hierarchie. Wenn sie ihre eigene Nische haben, in der sie die uneingeschränkte und selbstverständliche Kompetenz haben. C: Da hat jeder einen Bereich mit Verantwortung, den er überblickt und in dem er Herrscher ist, in dem er Regie führt. Wenn die Einser in einer Organisation sind, dann bekommen sie von den anderen oft etwas zugeschoben. Sie drängen sich nicht danach, leitende Funktionen zu haben, die anderen schieben sie hinein, weil sie sich gut fühlen mit einem Einser-Vorgesetzten, bei dem alles korrekt abläuft und man sich auf die Dinge verlassen kann. Das sind korrekte und oft angenehme Chefs. Einser können aber auch irgendwo im Unternehmen sein und dann aussteigen und selbstständig werden und ihre Sachen machen. Das ist eine Einser-Karriere. A: Einser steigen aus, weil das System nicht in Ordnung ist, das Studiensystem, das kapitalistische System, das soziale System, das System auf der Arbeit. Weil es nicht rechtens wäre, da mitzumachen. Weil es einfach nicht rechtens wäre, an dieser Gesellschaft oder an diesem Unternehmen oder an dieser Ausbildung so wie sie ist, mitzumachen, wenn diese nicht in Ordnung ist.
C: Sie steigen nicht aus, um nichts zu tun, sondern sie nehmen dann irgendwas Wichtiges, Wertvolles, „pädagogisch“ Sinnvolles in Angri und realisieren es. Das macht die Eins.
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T1, Franz: Ich habe hier beim Seminar ganz o en probiert, in alle Fixierungen hinein zu hören und je mehr es mir gelang, diese O enheit zu haben, desto mehr habe ich diese Eins eindeutig gespürt. Ich habe die Qualität hier bei dem Hören der Fixierung im Unterschied zum Lesen gemerkt. Die Eins ist für mich eindeutig dieses Gehen für Ideale, also dieser Satz „Wer, wenn nicht ich?“, „Wann, wenn nicht jetzt?“ Das ist mein Satz. Also ich weiß, den habe ich gelesen, den habe ich gehört und der hat mich im Herzen berührt. Ich habe eine gut dotierte Position in einer Behörde gehabt und bin ausgestiegen. Ich habe mich selbständig gemacht. Dieser Anspruch, gut, sehr gut, sehr verantwortungsvoll, sehr genau zu arbeiten, ist was, was ich sehr habe. Ich habe auch zu allem Ideen, wie man es besser machen könnte, sofort. Ich arbeite therapeutisch und beratend. Das ema des Über-Ichs ist sehr stark, also die P icht, die Verantwortlichkeit. Das sind alles emen, die kenne ich. Ich bin seit Jahren schon dabei, damit ein Stückchen durchlässiger, beweglicher zu werden.
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T1, Jonas: Mir ist heute klar geworden, warum ich meine Arbeit so gut machen kann. Ich repariere Instrumente, habe das aber nie gelernt. Es hat mich irgendwann interessiert. Ich wollte wissen, wie das funktioniert und habe meine ganze Lebensenergie darauf ausgerichtet. Mir ist klar geworden, warum ich so gut in der Fehleranalyse bin, wenn ein Instrument nicht funktioniert oder warum ich das so gut reparieren kann. Ich bin das selbst. Wenn jemand zu mir kommt und sagt, er hat das und das Problem an seinem Instrument, dann spüre ich das körperlich.
Beziehung
A: Die Einser-Fixierung hat ein inneres Bild, wie „perfekt“ aussehen soll. Das betri t natürlich auch die Frage, wie eine Beziehung auszusehen hat. Der kritische Umgang mit sich selbst und auch mit den anderen macht die Beziehung mit der Eins nicht leicht. Wenn jemand von der Eins mit einem Possessivpronomen belegt worden ist, verschwindet der Unterschied zwischen Subjekt und Objekt. Wenn der Partner Teil meiner Geschichte geworden ist, dann muss ich den anderen nach meinen Maßstäben passend haben und er muss bestimmte Anforderungen erfüllen. Dies ist bei der Eins potenziert. Die Einser-Fixierung erlebt Unordnung als einen Angri auf ihre innere Ordnung. So wird natürlich das Zusammenleben eine Herausforderung, da sich die Eins persönlich missachtet fühlt, wenn diese Ordnung nicht eingehalten wird. Durch die Krümel, die Unordnung und den Schmutz oder die im Flur stehenden Schuhe fühlt sich die Eins selbst infrage gestellt. Hier kann die Eins lernen, dass der Partner genauso ist wie am Anfang der Beziehung, was zu diesem Zeitpunkt durch die Brille der Verliebtheit perfekt erschienen war. T1w: Meine Wohnung ist eigentlich ziemlich sauber. Wenn da jemand mit dreckigen Schuhen rein kommt, dann ist das ein Angri , also es ist ein Angri gegen mich, wenn man mich da nicht achtet. T1, Rosa: Mir ist einfach bewusst geworden, dass ich einen ständigen Kritiker, ständigen Kommentator im Kopf habe und dass ich sehr nach Perfektion strebe. Und mir sind dann die Geschichten aus meiner Biographie eingefallen. Z. B. wie ich mir meinen Mann gesucht habe, das war klassisch. Also ich bin groß geworden, in einem strengen Elternhaus, mit einem strengen Gott, und mit der klaren Vorgabe „Mädchen haben zu heiraten.“ Es war mir mit fünf Jahren klar, dass ich einen Mann haben muss. Ich habe dann in der Pubertät von Anfang an nach einem Mann zum Heiraten gesucht. Ich hatte für mich eine klare Vorstellung, es muss jemand sein, mit dem du ein Leben lang zusammen bleiben kannst. Das war insofern tragisch, weil natürlich die 13-, 14-, 15-, 16-jährigen Jungs nicht heiratsfähig waren und ich habe eigentlich die ganze Zeit ohne Beziehung gelebt. Als mein Mann mir begegnete, war ich schon über 20. Ich bin wirklich mit meinen kritischen Maßstäben an ihn rangegangen
und die Plusseiten überwogen. Ich hatte wirklich gründlich gesucht und jemanden gefunden, mit dem ich tatsächlich so lange gut zusammen gelebt habe, trotz aller Krisen. A: Du hast gesagt, da ist ein strenges Elternhaus. Das ist die soziale Konditionierung. Jeder, der ein strenges Elternhaus hat, bekommt ein Stückchen Strenge mit. Und dann kannst du noch tiefer schauen, immer weiter und dich fragen: Was ist darunter? Was ist das für ein strenger Richter, den ich da immer höre? Brauche ich den? Wofür brauche ich den? Was macht der mit mir? Ist das ein Gedanke? Ist das ein Gefühl? Ist das eine Körperwahrnehmung?
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T1, Franz: Ich nde es ganz nett, bestimmte Formen des Umgehens miteinander zu haben, ich nde, es macht Soziales angenehmer. Ich störe mich sehr dran, wenn ich mit Menschen essen gehe, die das Messer durch den Mund ziehen. Das nde ich nicht so gut. T1, Johannes: Ich habe eine große Abscheu vor Menschen, die sich daneben benehmen oder die schmutzig sind. Mein Geruchssinn ist überdurchschnittlich gut, und ich leide oft unter Menschen mit starken Ausdünstungen oder starkem Parfum. Als Kind konnte ich z. B. nicht aus dem Glas eines anderen trinken oder von gebrauchtem Geschirr essen. Erst mit ca. 40 – 45 Jahren war es mir möglich, körperlich mehr Nähe zuzulassen. T1w: Ich habe eine bestimmte Art, meine Handtücher zu falten. Mein jetziger Mann hat das sofort gesehen und unhinterfragt genauso gemacht. Da wusste ich zum ersten Mal, dass mich jemand wirklich versteht und akzeptiert. Ich glaube deshalb sind wir noch zusammen.
Wie andere die Eins erfahren T8, Astrid: Mein Vater war evangelischer Pfarrer. Wir lebten in Schlesien, in der Diaspora. Hinzu kamen zu dieser Zeit die Schwierigkeiten mit den Nazis, da mein Vater der bekennenden Kirche angehörte. Er war davon so überzeugt, dass er einen Sonntag eingesperrt wurde, weil er sich weigerte, einen bestimmten Text nicht vorzutragen.
Zuhause war es ihm wichtig, dass das Essen zu einer bestimmten Zeit auf den Tisch kam. Meine Mutter, eine Vier, liebte und bewunderte meinen Vater, aber wenn das Essen nicht rechtzeitig fertig wurde, stellte sie einfach die Küchenuhr eine Viertelstunde vor und dann war das Essen pünktlich fertig. Mein Vater konnte mich sehr hart bestrafen, auch körperlich. Der moralische Druck war immer da. Wenn ich in meiner Jugend tanzen gehen wollte, hielt er mich für ein leichtes Mädchen. Dennoch spürte ich die ganze Zeit, dass er mich auch liebte.
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T6w, se: Ich emp nde die Eins manchmal als sehr übergri g und fühle mich von der Einser-Energie überrollt. Die braucht den ganzen Raum für sich selbst und für mich bleibt kein Platz, daher ziehe ich mich oft zurück und möchte auch nicht berührt werden. Worte kommen bei der Eins auch eher selten an, in Verbindung mit Berührung dagegen nden sie ihr Ziel, z. B. indem ich die Schulter berühre. Viele Dinge zu Hause mache ich auch nicht mehr, weil ich das eh nicht richtig mache. Daher lasse ich es gleich bleiben. Mein Mann ist eine Eins. Er kommt mir vor wie ein Überkontrolleur, der alles überprüft, ob es richtig gemacht wurde. Was in meinen Augen richtig ist, ist in seiner Wahrnehmung noch lange nicht gut genug, das muss ja alles perfekt sein, seiner Perfektionsordnung entsprechen. Mein jüngster Sohn ist auch eine Eins und mit den beiden aus einer gemeinsamen Schüssel zu Mittag zu essen, ist fast unmöglich. Ich habe noch nicht einmal angefangen und dann ist die Schüssel schon wieder leer. Die kommen nicht mal auf die Idee, dass ich auch etwas essen möchte. Flexibilität scheint für meinen Mann auch sehr schwierig zu sein. Wenn wir feststellen, dass die vorher getro ene Entscheidung doch nicht mehr passend ist, kann er nur schwer damit umgehen und etwas ändern. Das scheint in Stein gemeißelt zu sein und unumstößlich, wobei ich als Sechs mich schon gerne mal umentscheide, für mich ist ja alles im Fluss und veränderlich. Yoga ist für ihn auch schwierig. Bei ihm ist alles ein bisschen steif, wie kontrolliert, ja nicht die Kontrolle über die Muskeln aufgeben.
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T6w: Ich nde die Einser sind wie die Menschen in England, ich kenne diese Beschreibung der Eins ganz gut. Und ich habe das Gefühl, dass ich mein ganzes Leben gegen genau das gekämpft habe. Ich habe das Gefühl, meine ganze englische Familie oder was sie für mich repräsentieren, ist dieses: „Verdammt, reiß dich zusammen, du kannst doch alles perfekt machen!“ „Du weißt genau, was richtig, was falsch ist!“ Ich habe das Gefühl, dass so, wie ich lebe, Beziehungen mit anderen Frauen führe, ich anormal, pervers, gegen die Natur, gegen Gott, gegen alles bin. Alles, was meine Eltern mir gesagt haben, haben sie wirklich geglaubt und das habe ich auch geglaubt in diesem Moment. A: Sie denken, sie wüssten, was richtig und falsch ist. So wie sie das wahrnehmen, so ist das. T6w: Genau, und ich hatte keine Argumente, denn das stimmte auch, wenn sie das sagen. Das ist genau richtig, ich bin dann anormal und pervers. Ich sollte ein anderer Mensch sein: konsequent und stark und stolz und die Gefühle nicht zeigen. A: Und es gibt kein Argument dagegen, weil der Kopf gegen den Körper nicht argumentieren kann. T6w: Es gibt in dem Film „Dogville“ eine Rolle, die Nicole Kidman spielt, da passiert das gleiche: Okay, meine Kinder müssen sterben, wenn ich diesen Regeln weiter folge. Man muss trotzdem konsequent und stark und stolz sein und die Gefühle nicht zeigen. Das kenne ich sehr gut, glaube ich. A: Ist auch gut, noch mal zu sehen, was das für alle Beteiligten für ein Leid verursacht. Die esen von Martin Luther haben auch Gutes und Schlimmes nach sich gezogen.
Polarität: rigide – emp ndsam A: Die Einser haben so eine besondere Art tastender Wahrnehmung. In dieser Art sich zu bewegen und zu sein ist die Emp ndsamkeit besonders spürbar. Auch bei kleinen Kindern kann man beobachten, wie sie manchmal ganz im Tastsinn aufgehen, wie sie nur diese tastende Erfahrung sind. Hier spüren wir die Körperlichkeit der Eins und wie verletzbar sie sie macht.
T1, Jonas: Zur Berührung wollte ich sagen: Es kann sich stundenlang jemand vor mich hinsetzen und mir sagen, wie toll ich bin und dass er mich liebt und was ich alles kann. Dann sage ich okay. Aber wenn mich jemand, manchmal auch nur unbewusst, berührt, dann habe ich eine totale innere Gänsehaut. Das ist mein absoluter Sensor, dieser Körper. Ich kann auch nicht einfach Menschen umarmen. Das ist für mich viel zu intensiv.
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A: Vielleicht kann man eine Idee davon entwickeln, wenn man sich das Bild von Margret atcher als den rigiden Pol und John Lennon als den emp ndsamen Pol vor Augen führt. Über den Körper, wenn er sich denn nicht ganz starr macht, werden mit sehr emp ndsamen Antennen die Menschen physisch feinsinnig wahrgenommen.
Stress-Bewegung zur Vier A: Die Eins geht im Stress in die Vierer-Fixierung. Sie kann dann die Sensibilität der Vier wahrnehmen. Das ist für die Eins eine ganz unerträgliche Sache, weil in der Vier jegliche Kontrolle und Orientierung verloren geht. Gleichzeitig hat sie dadurch aber einen Fuß im emotionalen Pol, lebt mit diesem, in der Vier, nahe dem schwarzen Loch. Das ist für die Eins eine Chance, mit ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen. Es macht ihr noch deutlicher, wie existenziell das Leben ist, wie bedeutsam. Und wie wenig sie wirklich in der Hand hat.
Relax-Bewegung zur Sieben
A: Die Einser mögen es und es ist für sie wichtig, dass sie in der Entspannung in die Sieben kommen und dann dieses Freigeistige haben. Es ist dieses die ganze Arbeit machen und dann abends entweder in den Pu gehen oder aber zumindest im Urlaub weit weg fahren und viel erleben. Dann kommt die gesamte Siebener-Energie, dann fahren sie Wochen auf Reisen und können sich darin entspannen. So können sie Kraft für ein ganzes Jahr sammeln.
Selbsterhaltung: Besorgnis A: Es handelt sich dabei eigentlich um ein „sich Sorgen machen“. Dabei wird die Leidenschaft des Zorns in die Selbsterhaltung gedrängt. Bei der Eins verschiebt sich der Zorn ins Mentale. So entstehen Gedanken und man sorgt sich. Die Rede von Prinz Charles über die Zukunft der Ernährung1, ist wie eine Predigt über alle Dinge, die einem auf der Welt, insbesondere bezüglich des Essens, also der Selbsterhaltung, Anlass zur Sorge geben sollten.
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Der Selbsterhaltungscharakter wirkt bei der Eins häu g eher hager und ein wenig unwirsch. T1m: Mit dieser Fixierung bist du immer zuerst am Bü et, da entspannst du dich erst, wenn du weißt, es gibt genug von dem, was du möchtest. Die vorausschauende Besorgnis gepaart mit der Neigung, alles zu strukturieren und auch Strukturen zu erkennen, führt zu einer langfristigen Planung und Absicherung aller denkbaren Lebensbereiche.
Sexuell: Eifersucht A: Die Eins hat auch eine Idee von einer perfekten Partnerschaft. Diese ist natürlich ebenfalls eine Illusion und könnte jederzeit von einer fremden Person zerstört werden. Das ist Teil der Eifersucht, dass ein Fremder mein Ideal zerstören könnte. In John Lennon und Yoko One ndet man das Bild einer perfekten Beziehung, die dann im Playboy ein Interview geben und ihre Liebe und Sexualität in eine Botschaft für die Welt verwandeln. So kann die Eins mit der Sexualität umgehen.
T1, Rosa: Ich lasse mich lieber wählen, weil ich eigentlich keine Abfuhr erleiden mag. Ich weiß nicht, ob das mit der Eins zu tun hat. Das einzige Mal, wo ich probiert habe, mir einmal eine Abfuhr zu holen, habe ich keine gekriegt. Wenn ein Partner z. B. sagt: „Okay, sollen wir uns trennen?“, sage ich sofort ja. Ich kann nicht in Zorn oder in das Halten oder irgendwas gehen, sondern ich gehe sofort zurück. Ich bin in Beziehungen absolut keine Kämpferin. T1w, so: Die perfekte Partnerschaft suche ich tatsächlich. Allerdings geht es bei mir eher darum, mit Eifer alles richtig zu machen als um Eifersucht. Eifersucht bei meiner Partnerin kann ich auf den Tod nicht ausstehen, weil ich mich dann total in meiner Freiheit, wen oder was zu lieben wie ich es will, eingeschränkt fühle. Ich verstehe sie auch nicht wirklich. Ich nde, es muss meiner Partnerin genügen, wenn ich sie liebe – Eifersucht emp nde ich wie einen Besitzanspruch auf meine Liebe – das macht in mir alles tot und ich entziehe mich. T1m: Ich kenne die Eifersucht in meinen Beziehungen. Ich habe schon viel in einer Fantasiewelt gelebt und wenn es dann zu einer Beziehung kam, habe ich krampfhaft daran festgehalten, das war ganz extrem von Eifersucht besetzt. Ich habe dann so geklammert, dass mich die Partnerin verlassen hat. Das ging wirklich Beziehung über Beziehung, immer wieder das gleiche Schema.
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T1, sx, Martin: Bereits als kleiner Junge verspürte ich ein starkes Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Berührung. Katzen waren für mich eine sehr wichtige sinnlich-körperliche Erfahrung. Ich lernte dadurch intuitiv zu berühren, zu streicheln und nahm gleichzeitig die körperliche Reaktionen der Katze war. Über dieses sinnliche, ganz in den Körper eintauchen können, bin ich heute sehr froh und dankbar. Ich berühre heute meine Partnerin genauso wie früher die Katzen und dies genießt sie jeden Tag, oft stundenlang. Außerdem hatte ich seit früher Kindheit ein starkes Interesse an der Sexualität. Dabei lernte ich, den eigenen Körper mit den Geschlechtsorganen wahrzunehmen und zu erkunden. Ich hatte auch ein starkes Interesse, das andere Geschlecht anzuschauen und zu berühren.
In der Pubertät, vom sechzehnten bis zum neunzehnten Lebensjahr, hatte ich sporadische gleichgeschlechtliche Kontakte mit zwei gleichaltrigen Jungs, dies trotz eindeutiger heterosexueller Ausrichtung. Dabei ging es um die freizügige, praktische gemeinsame Erforschung der eigenen Sexualität. Mit achtzehn hatte ich meine erste Freundin mit der ich meine ersten sexuellen Erfahrungen mit einer Frau erlebte. Gleichzeitig habe ich alle mir damals verfügbaren Informationen zum ema Sexualität gelesen. Mir war es bereits damals wichtig, die in der Familie/Gesellschaft totgeschwiegene Sexualität ins Bewusstsein zu holen, zum Leben zu erwecken, zwischen zwei gleichberechtigten Partnern.
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T1, sx, Ruth: Bereits in der frühen Kindheit fühlte ich mich bei Vater und Großvater emotional geborgen. Nach der Pubertät übertrug sich diese Vertrautheit auf entsprechende Männer. Seit frühester Kindheit war der körperliche Kontakt zur Mutter schwierig. Alle Frauen in meinem Umfeld, Großmutter, Tanten und Schwestern, empfand ich als sehr spröde, nicht sinnlich. Umarmungen und Gehalten werden fanden zwischen ihnen nicht statt. Schon damals fühlte ich mich emotional distanziert gegenüber Frauen. Ich traute ihnen nicht über den Weg. Dies hatte zur Folge, dass es für mich erst nach der Lebensmitte endlich möglich wurde, das ganze Potenzial, inkl. Sexualität als Frau immer mehr zu entfalten und zu leben. Für mich, als sexuelle Eins, war die Tantra-Massage in der Lebensmitte ein wichtiger Schritt, um mit meinem Körper und der Sexualität endlich vertrauter zu werden. Die sexuelle Eins, ob Frau oder Mann, braucht und wünscht sich immer berührt, gestreichelt und gehalten zu werden und das bis ins hohe Alter.
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Meine sexuelle Ausstrahlung in den Augen war für andere wahrnehmbar: Ein klarer, o ener Blick, der dem Gegenüber Stand hält. Mir selbst war das nicht bewusst. Durch die Tabuisierung der Sexualität dachte und lebte ich: „Ich bin eine brave, züchtige, unschuldige Frau, die keine Ahnung von Sexualität hat.“ Dadurch blieb die gelebte Sexualität auf der
Strecke. Wir als Paar wurden zunehmend unglücklicher, weil etwas Wesentliches fehlte. Erlösend war für mich, den Partner so zu lieben wie er ist, nicht mehr ändern zu wollen, sondern das innewohnende Potenzial, auch das Sexuelle, wahrzunehmen, hervorzulocken und zu unterstützen und lebendig werden zu lassen.
Sozial: Nicht-Anpassung A: Die sozialen Einser sind eher kräftiger und eischlicher gebaut. Sie ähneln manchmal der sozialen Sechs. [UM 1-6] Schweden ist eine soziale Einser-Kultur. Dort ist das Soziale der Marktwirtschaft perfektioniert worden, so gut das eben geht. T1w, so: Mir fällt schwer, mich anzupassen. Vor allem, wenn ich nde, dass mir die vorgegebenen Regeln meine Freiheit nehmen oder wenn ich die Regeln für suboptimal halte. Das kann sich auch mischen mit meiner „Wahrheitssuche“ – wenn ich etwas für richtig halte und das meiner Meinung nach die Welt verbessern würde, dann halte ich daran fest, egal ob das der Mehrheit gefällt oder nicht.
Unterscheidungsmerkmale T: Was ist ein innerer Richter? A: Jeder hat einen inneren Richter, aber die Eins ist der personi zierte innere Richter. Bei der Eins ndet sich diese Rigidität im Körperlichen, im Analmuskel, aber auch in den Gedanken.
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T: Bei vielen Aspekten habe ich das Gefühl, die tre en auf mich zu. Aber du sagtest vorhin, ich bin keine Eins. C: Was tri t alles auf dich zu? T: Nicht alles. C: Alles muss auch nicht. Die Fixierung ist immer wie ein Menü. Beispielsweise wie eine Speisekarte beim Italiener: bestimmte Sachen gibt es da nicht, z. B. Schweinshaxe. Aus der Speisekarte der Fixierung
sucht sich jeder Einzelne dies und das aus und bestimmte Sachen kennt er an sich nicht. So, und da ndest du viel wieder, nämlich? T: Dieses Belehrende. Ich leite Seminare und arbeite mit Erzieherinnen und habe da auch unglaublich das Bedürfnis, denen zu sagen, wie die Welt besser werden kann, weil sie nämlich mit Kindern arbeiten. Das gibt mir ja auch eine gewisse Macht. Und gleichzeitig gibt es da drinnen auch ganz schnell das Gefühl: „Ich bin nicht gut genug.“ C: Eine Eins weiß, dass sie gut genug ist. T: Die Eins hat doch auch die Selbstanklage, also diesen inneren Richter, wenn sie mal nicht perfekt ist. C: Ja, der innere Richter spielt bei der Eins eine Rolle. Es wird immer gefragt: „Könnte ich es noch besser machen? Hätte ich es noch besser machen müssen?“ Aber im Grunde ist die Eins durchdrungen von dem klaren Eindruck, tatsächlich perfekt zu sein, tatsächlich besser zu sein. Die anderen täten gut daran, sich nach ihr zu richten und die vielen Belehrungen anzunehmen. Eine Eins hat eher das Gefühl, dass es richtig ist, was sie tut. Dieses ständige Gefühl, nicht gut genug zu sein, das ist untypisch für eine Eins.
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T: Könnte ich eine Eins sein, die im Stress in die Vier und dann in die Depression geht? C: Bei den Einsern verläuft das Leben eher geradlinig. Selbst ein Aussteigen bedeutet eben nicht unbedingt einen Bruch oder eine Krise. A: Sie kommen da durch ihre Selbstgerechtigkeit leichter wieder heraus. Wenn sie das Studienfach wechseln, dann, weil das noch nicht perfekt genug ist, die Grenzen noch nicht erreicht werden mit diesem Fach. T: Passt es dazu, etwas zu studieren, was nicht unbedingt der Neigung entspricht, aber dem „So wäre ich gern. Ich würde das alles gerne wissen, aber ....“? A: Die Eins lebt nicht im Konjunktiv. Die Eins lebt in ihrer Handlung. C: Vor allem nicht „So wäre ich gern.“ Die Eins würde das Studieren, was für die Welt nötig ist, um die Welt perfekter zu machen.
Es gibt zwei verwandte Verhaltensweisen, die ähnlich klingen, aber doch sehr verschieden sind. Z. B. kann man getrieben sein von dem Wunsch und dem Verlangen, alles richtig und perfekt zu machen oder man kann getrieben sein von dem Wunsch und dem Verlangen, bloß keinen Fehler zu machen, wie die Sechs. [UM 1-6] A: Und man kann perfekt sein, weil das Leben eigentlich so furchtbar ist und man sich anstrengen muss, trotzdem gut zu sein, damit man liebenswert ist. Das wäre die Variation des emas von der Zwei. [UM 12] C: Wenn jemand das Verlangen hat, keinen Fehler zu machen, wird er sich in seinem Verhalten immer wieder zurückziehen, es nicht tun. Hingegen der, der alles richtig macht, der macht die Dinge, der tut. Das realisiert sich dann auch und ist in weiten Teilen perfekt.
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T: Mir ist eine gute alte Freundin eingefallen, sie ist wirklich treu, aber wenn sie anruft, dann kommt als erstes „Du meldest dich aber gar nicht mehr.“, und dann weiß ich instinktiv, ich muss sie nur auf ein Problem von mir lenken. Dann gibt sie mir Tipps und Ratschläge, ist ganz zugewandt und es geht ihr gut. A: Eine Eins gibt keine Ratschläge. Die Eins predigt. Ratschläge gibt jemand anderes. T: Die Zwei, aber sonst passt es.
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C: Der Unterschied zwischen Ratschlag und Predigt ist folgender: „Das wäre gut für Dich.“, ist der Ratschlag. Wer predigt, der sagt „So und so soll es laufen.“, „So mach es.“ [UM 1-2] A: „So sei.“ Die Einser stehen nicht dabei und schicken die andern herum, sondern sie packen richtig an. T: Ihre Aussage ist: „So muss es laufen und morgen mache das und jenes.“ Sie hat sich auch ihren Mann so gradlinig ausgesucht und ist natürlich nicht immer glücklich. Sie wird aber nie depressiv, sondern eher verbittert. C: Verbitterung ist etwas, was Einsern anhaften kann. Verbitterung über die Unvollkommenheit, über die eigene Unzulänglichkeit, über die
Unvollkommenheit der Welt, über die anderen, die den guten Vorschriften nicht richtig folgen, nicht einsichtig sind. Da kann Verbitterung sein. A: Ein anderes Wort dafür ist Groll.
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T: Ich denke ich habe ganz viel von dem, was ihr eben beschrieben habt, aber ich bin bestimmt keine Eins, weil ich Unordnung gut aushalten kann. Ich bin extrem preußisch erzogen und da ist jetzt meine Frage: Kann die Erziehung so was einfach überlagern? T1w: Ich kann auch sehr gut mit Unordnung leben; mein Perfektionsstreben lebe ich in anderen Bereichen. Ordnung und Unordnung spiegeln mein inneres Wohlbe nden. Ich habe Lust, Ordnung zu scha en, wenn es mir gut geht und fühle mich dann in dieser Umgebung auch wohler. Umgekehrt verstärkt Unordnung mein Unwohlsein gepaart mit der momentanen Unfähigkeit, in Aktion zu treten, um aufzuräumen. Es ist quasi ein Teufels- und ein Engelskreislauf. C: Ordnung kann auch ein Sechser-Prinzip sein, also Ordnung als Selbstzweck ... A: … dieser preußische, militärische Habitus.
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T: Man sagt, dass die Acht einiges von der Eins kennt. Kannst du dazu etwas sagen? A: Die Acht hat auch diese Gerechtigkeitsidee, aber die gilt mehr für die anderen. Natürlich gilt es auch für sie selber, aber nicht so stringent wie bei der Eins. Die Acht kann an sich auch hohe Ansprüche stellen. Dabei dient die Perfektion der Acht weniger als Selbstzweck, sondern ist vielmehr ein wichtiger Bestandteil der Anstrengung, unangreifbar zu sein. Fehler machen mich angreifbar und geben den Widersachern Macht. Das hat besonders die Acht nicht so gerne. [UM 1-8]
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T: Dieses Perfektionistische von der Eins ist mir sehr, sehr vertraut. Jetzt nicht vielleicht dieses Äußere, aber in der Arbeit. Wenn ich weiß, das und das muss gemacht werden, dann mache ich das. Aber es kostet mich viel. Und der Zorn geht gegen mich, wenn ich halt die Dinge nicht gut genug
mache. Am strengsten war ich eigentlich immer mit mir selber. Also wenn ich von etwas überzeugt bin, dann folge ich dieser Vision rückhaltlos. Auf der anderen Seite spüre ich aber auch die Rebellion gegen diese Ordnung, es ist ganz gespalten. A: Das ist nicht so ein grundlegender Zorn. Es fühlt sich eher so an, als käme der Anspruch an Perfektion bei dir von außen. C: Rebellion ist nie Zorn, sondern Wut. Zorn hat im Unterschied zu Wut einen klaren Inhalt und ein klares Ziel. T: Kann das auch selbstzerstörerisch sein? C: Eher nicht. Die Einser sind eher dadurch gekennzeichnet, dass sie auch wirklich alles auf die Reihe bringen. Sie rennen nicht nur der Perfektion nach, sondern in ihrem Lebensbereich verwirklichen sie diese Perfektion auch. T: Ganz entspannt, oder mit Hektik und Chaos? A: Es ist körperlich. Es ist schwierig zu beschreiben, es ist wirklich eine eigene Trance. Sie leben in einem anderen Film. Die einzelnen Fixierungen leben in verschieden Filmen. Die haben verschiedene Kameraeinstellungen, einen verschiedenen Sound. Es lebt jeder in einer eigenen anderen Welt. Wenn man in ein anderes Land reist, dann bekommt man das manchmal mit. Es ist eine andere Kultur. Es ist eine andere Trance. Es ist ein anderes Denken. Es ist wirklich einfach anders. Und es geht nicht vom Kopf aus, sondern ist eine Körperwahrnehmung. [UM Körper-mental] C: Und so kann man auch nicht sagen, dass es entspannt ist, sie sind immer in ihrer Rigidität irgendwie angespannt, aber nicht gehetzt oder getrieben. A: Es ist kein Chaos im Kopf.
Heilige Idee: Perfektion/Vollkommenheit A: Die heilige Idee ist zunächst nur eine Idee, nämlich die Idee von Perfektion. Dabei wird Perfektion de niert als: meinen Vorstellungen genau entsprechend. Wirkliches Leben ist perfekt. Wenn der Körper gesund ist, funktioniert er mit einer Präzision, die der Mensch durch
künstliche Eingri e niemals erreichen kann. Jede Blüte und jedes Blatt sind von unglaublicher Schönheit und Vollkommenheit, wie fehlerhaft sie auch immer sein mögen. So kann sich der Blick nach und nach von der Wahrnehmung und Suche nach Perfektion zur Erfahrung der bestehenden Vollkommenheit wandeln. Zur Idee der Perfektion gehört manchmal auch die Idee, dass alles durch das eigene Karma bestimmt sei, dass es einen perfekten Plan gäbe, dass Recht und Unrecht spätestens im nächsten Leben ausgeglichen würden und dass am Ende der Mensch sich zu immer größerer Perfektion entwickele. Die Idee mutet an wie ein mittelalterlicher Glaube, dass Gott schon für Gerechtigkeit sorgen wird, einschließlich der Härte, dass jeder eben sein eigenes Schicksal verdient und verschuldet hätte. Dieser in spirituellen Kreisen verbreitete Glaube verursacht immer wieder viel unnötiges Leid. Er hat nichts mit Perfektion zu tun, sondern mit spiritueller Überheblichkeit. Die Eins hat nicht nur das Ich und den Zorn gegen sich selbst gerichtet. Sie hat auch noch das Über-Ich, quasi die doppelte Ladung. Sie hat das Ich und dann noch einen Richter, das Über-Ich, das über alles das urteilt, was das Ich und das Es tun, was sie sagen, was sie machen. Natürlich auch über das, was die anderen tun, was die anderen nicht tun. Darüber, dass die Welt insgesamt nicht perfekt ist und nicht den Maßstäben genügt, die eigentlich anzusetzen sind. Auf diese Weise ist die Eins ständig damit beschäftigt, die Dinge ins rechte Lot zu rücken, alles an seinen Platz zu stellen, so dass nichts Über üssiges da ist und alles gut wird. C: Einser machen alles präzise. A: Und das funktioniert dann auch. Die Energie des Seins ist mit dem Zurweltkommen bei den Körper xierungen da und sie bleibt in diesem Körper. Du kannst das am eigenen Leib ausprobieren, indem du dich hinstellst, und nicht nur den Po zusammen kneifst, sondern auch die Rosette, die Wirbelsäule richtig aufrichtest und alle Muskeln fünfzig Prozent mehr anspannst, als du sie normalerweise angespannt hast. Dann merkst du, wie sich das ganze Leben anders anfühlt und wie alles sehr beherrscht und sehr korrekt und sehr ordentlich wird. Du merkst auch nach kurzer Zeit, dass man das nicht lange durchhalten kann. Es
gibt aber immer eine Stelle, wo das aufgebrochen wird: Im viktorianischen England gibt es die beste Pornoliteratur. In Hamburg, wo alles so hanseatisch abläuft, gibt es ein ganz berühmtes Rotlichtviertel – genauso wie in Amsterdam, wo man sogar Dope kaufen kann. Diese Anspannung der Eins ist in Alkohol löslich oder sucht sich ein anderes Leck oder Ventil.
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C: Die Einser vermitteln anderen Menschen oft ein Gefühl von Unvollkommenheit. Die anderen fühlen sich auf die Unvollkommenheit hingewiesen, manchmal zurechtgewiesen und haben leicht ein schlechtes Gewissen in der Gegenwart von Einsern. T1w, so: Ich habe ein Ideal im Kopf, etwas Wahres und dem muss alles entsprechen, alles wird daran gemessen. Ich störe mich an Abweichungen. Anders als die Sechs habe ich nicht die Frage: „Ginge es noch besser.“ [UM 1-6] C: Die Einser machen die Dinge perfekt. Zu Hause ist alles ordentlich. Wenn Gäste eingeladen sind, dann stimmt die Tischordnung und alles ist zur richtigen Zeit auf dem Tisch. Es geht ihnen leicht von der Hand. Kant ging der Frage nach: „Woher kann moralisches Verhalten kommen?“ und hat den kategorischen Imperativ entwickelt, der da sagt: „Jeder möge sich so verhalten, dass die Moral seines Verhaltens die Grundlage des Verhaltens aller werden könnte.“ Das ist die EinserPerspektive. Jeder soll sich so verhalten, dass die Maßstäbe seines eigenen Verhaltens die Grundlage für das Verhalten aller sein könnten. T1, Rosa: Der Perfektionismus kann bei mir direkte Selbsthass-Anfälle auslösen wegen meines körperlichen Verfalls oder wegen irgendwelcher „Unfähigkeiten“. So deutlich war mir das noch nie. Auch das NichtKämpfen um eine Beziehung: wenn er/sie mit mir nicht sein will, dann besser nicht. Das „wie es sein sollte“ vor Augen zu haben und darunter zu leiden, dass es eben nicht so ist, wird mir gerade bewusst.
Wege auf der Suche A: Es wäre eine Veränderung, wenn diese Einser-Fixierung, die immer nach Perfektionismus strebt, plötzlich wahrnimmt: Ah, eigentlich ist ja
alles perfekt, so wie es ist. Das wäre eine Veränderung innerhalb der Fixierung, bei der sich schon ein Stück der Identi kation löst und wodurch es ein Stück stiller wird. Also, erst denke ich, ich muss alles perfekt machen und dann sehe ich: Oh, Gott hat ja schon alles perfekt gemacht. Dann wird es still und dann brauche ich es tatsächlich nicht zu wissen, ob etwas perfekt ist, oder nicht perfekt ist. Ich bin mit dem einverstanden, wie es ist. Ich trete innerlich noch mehr davon zurück. Das sind Schritte, die die Seele auf ihre Weise Schritt für Schritt tut. Das sind gute Schritte. Denn die Akzeptanz schließt auch den Zorn mit ein und die Bereitwilligkeit, für seine Ideale einzustehen.
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C: Einser haben es schwer, sich bei der spirituellen Suche anleiten zu lassen, weil sie sowieso schon wissen, wie es für sie richtig geht. Dass sie auf die Suche gehen, ist nicht so leicht. Da gibt es diese Brüche im Leben nicht oder dieses relative Scheitern mit den eigenen Möglichkeiten. Es ist mehr ein sich herausgefordert Fühlen. T1, Jonas: Ja, ich wäre eigentlich nicht hier, wenn es nicht ein einschneidendes Erlebnis in meinem Leben gegeben hätte vor einem Jahr. Für die Eins läuft sonst alles ziemlich perfekt, wenn es klappt. Es ist mir gestern erst klar geworden, wie die Fixierung läuft. Ich habe die Nacht kaum geschlafen, mein ganzes Leben läuft im Film ab und das ganze Leben wird zu diesem Körper. Was bei mir das Fatale war: Irgendwann hat mein Körper, der eigentlich mein Sensorium ist, sich mir versagt. Von dem Punkt an habe ich ein bisschen mein Vertrauen in den Körper verloren und habe dem keine Beachtung mehr geschenkt und das führte zu einer unglaublichen Verspannung. Ich lag drei Tage lang ach. Es gab keine Möglichkeit, eine Diagnose zu stellen, weil kein Befund da war. Meine ganze Muskulatur war verspannt, ich konnte nicht auf die Toilette gehen, es ging gar nichts mehr. Ich konnte nur mit Relaxanzien, Entspannungsmedikamenten wieder locker gemacht werden.
Heiliger Weg: heitere Gelassenheit
A: Hier kann die Eins von der innen liegenden Unbekümmertheit der Siebener-Fixierung pro tieren, indem der Körper sich entspannt und auch gelassen wird. Dann ist er nicht mehr zu klein, sondern ein vollkommener Tempel, bei dem es Freude macht, ihn zu bewohnen. Durch die Gelassenheit ndet die Eins zur Reinheit. Diese kann sich auch innerhalb der Fixierung einstellen, wenn die Eins sich ihr Leben so einrichtet, dass die Dinge an ihrem Platz sind und nur getan wird, was mit reinem Gewissen getan werden kann. Dann kann sie gelassen ihr Leben gestalten. Allerdings stehen die Einser auch für das ein, was sie für sich als richtig erkannt haben. Wenn sie sich für einen Weg entschieden haben, gehen sie ihn gewöhnlich mit Entschlossenheit und unerschütterlich bis zu seinem Ende – komme was da wolle. In dem ursprünglich lateinisch/englischen Begri Serenität kommt die Essenz des Weges zum Ausdruck. Es steht für die heitere Gemütsruhe, heißt auch Durchlaucht und bedeutet, frei zu sein von dem Unbill der emotionalen Leidenschaften, die uns gemeines Volk so quält. Dies ist zu unterscheiden von der Vermeidung der Vierer-Emotionalität, der Eins in ihrer Stress-Bewegung, wodurch sie sich gerne von Drama und allen Gefühlen fernhält.
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T1w: Ich habe, glaube ich, vor einem halben Jahr wirklich das erste Mal gefühlt, wie sich ein Körper total entspannt anfühlt. Und ich merke jetzt auch, wenn Gefühle kommen, weil ich jetzt eine Wahrnehmung dafür habe, dass es sich im Bauch bemerkbar macht. Das heißt nicht unbedingt, dass ich die ausdrücke, dass ich jetzt andere niedermache, sondern dass ich die einfach nur fühle, das reicht schon für mich und das ist ein Fortschritt. T1, Johannes: Da die Bewertung der Schutz vor dem Fühlen oder die Vermeidung des Gefühls ist, ist das Zulassen von Gefühlen der Schlüssel: Als erstes nach der Wut stellt sich die Erfahrung der Trauer ein, dass es nicht so war, wie es hätte sein können. Wenn weiteres Loslassen gelingt, kommt Mitgefühl und die Erkenntnis, dass alle ihr Bestes gegeben haben. Mit den vorhandenen Mitteln wurde
das beste Ergebnis erzielt, alles ist gut so wie es ist. Alleine wenn ich diesen Satz sage, steigen mir die Tränen auf. Die Erfahrung aus der Bewusstheitsübung ist, dass vor dem Fühlen von Gefühlen das innere Aufgeben (die Welt zu verbessern) die stärkste Entspannung bringt. Der Satz „Du musst nichts tun, alles darf geschehen.“ oder „Es ist alles gut, so wie es ist.“ gibt mir die Erlaubnis, loszulassen.
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A: Die Wut hat nicht viel Platz, solange du mit dem Körper identi ziert bist. Es hilft der Eins sich zu sagen: Ja, du lebst in diesem Körper und für all die Chemikalien, die in diesem Körper ihre Arbeit tun müssen, ist der Körper genau richtig. Aber das, was du bist, geht weit über diesen Körper hinaus. Dann kann man mit diesem Körper, in diesem Körper und mit dieser Lebendigkeit schöne Dinge anstellen. Dann fangen das Leben und die Sexualität an, sich in diesem Körper auszubreiten, aber du bist das nicht. Der Körper ist nur der Tempel, nicht die Göttin. Und dann wird es weit, dann bekommt die Wut Raum und dann werden das Leben und all die Unzulänglichkeiten, die dazu gehören, sichtbar.
Essenz: Reinheit A: Um die Essenz der Reinheit zu begreifen, ist das englische Original sehr anschaulich: „Purity“, das pure Sein. Es bedeutet frei zu sein von vorgegebenen Vorstellungen über Gut und Böse, die durch eigene oder gesellschaftlich bestimmte Werte und Normen oder religiöse (Wahn-) Ideen festgeschrieben scheinen. Dabei ist wichtig zu verstehen, dass solche Vorstellungen nicht einer objektiven Moralität entstammen, sondern einem Gruppengewissen, dessen Integrität durchaus fraglich sein kann, wie man bei fremden Gruppen leicht durchschaut. Dann kann die Eins solche Muster durchschauen und ein klares und reines Gespür für das wirklich Rechte entwickeln. Sie erkennt die Perfektion in dem, was ist – durch reines Schauen, phänomenologisches Schauen, wie Bert Hellinger es nennt, und enthält sich dabei bewusst eines jeden Urteiles.
Dabei wird die Nüchternheit der Sieben, die im Kern der Eins liegt, ihr helfen, nicht mehr der Sklave des Körpers zu sein, sondern sich in ihn zu versenken. Das Ich ist dann zurückgetreten: Die Eins kann annehmen was ist. Es gibt keinen Anlass, auch nur das Geringste der wundervollen Perfektion, wie auch immer alles gerade ist, verändern, geschweige denn verbessern zu wollen. Bert Hellinger, der für seine frühere patriarchalische Art immer wieder gerügt wurde, sagte nach einer Aufstellung, er habe immer wieder andere Vorstellungen über den Ablauf der Aufstellung gehabt, aber die Stellvertreter seien so unbestechlich und eindeutig gewesen, dass er nicht hatte eingreifen können. Das hat damit zu tun, dass die Eins eine Körper xierung ist und die Reinheit auch eine pure Gegenwärtigkeit meint.
Beispiele A: Bert Hellingers Buch „Die Ordnung der Liebe“, ist eine EinserGeschichte, bei der alles in Ordnung gebracht und in das rechte Maß gerückt wird, so dass alles rechtens ist. Das Selbstgerechte daran und das Dogmatische gehören zur Eins.
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A: Margaret atcher und Prinz Charles haben beide eine EinserFixierung. Sie sind politisch deutlich verschieden eingestellt, aber auf ihre Weise immer perfekt gekleidet. Das sieht bei Margaret atcher natürlich ganz anders aus als bei Prinz Charles. Sie ist tatsächlich eine Lady, eine Eiserne Lady. Und die Eins, das ist ihre Einstellung zu den Falkland-Inseln. Es könnte ihr egal sein, wem die Falkland-Islands gehören, sie liefern weder Rohsto e noch sonst etwas Nennenswertes. Aber ihr geht es ums Prinzip. Beide haben diese perfekte Frisur, auf ihre Weise perfekt. Die perfekte Kleidung sieht bei der atcher so aus, dass sie ganz klassisch gekleidet ist. Prinz Charles hat es einmal sogar in die Cosmopolitan gescha t, weil er eine von diesen englischen Wachsjacken trug. Sie war total zerschlissen. Aber er trug die Jacke wie eine Königsrobe. Für ihn ist es
richtig und in Ordnung, sie nicht wegzuschmeißen, solange man sie noch tragen kann. Das ist auch ein Beispiel für das Antikonforme der Eins. Man kann sagen, die Eins trägt immer perfekte Kleidung. Aber die Perfektion kommt aus dem, was die Eins für richtig hält. Prinz Charles war der Erste, der mit biologischem Landbau an ng. Das ist für die Engländer gewöhnungsbedürftig. Aber der Prinz hält das für richtig und macht das eben.
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C: Zen passt zu der inneren Landschaft der Eins. Das Beobachten, das Konzentrieren auf etwas, das Konzentrieren auf das Koan passt zum Einser-Verhalten, Gefühle sind nicht so wichtig und auch nicht wahrzunehmen. A: Zen-Buddhismus, ja, man sitzt gerade und muss die Zwänge und Bedürfnisse des Körpers, der einen vermeintlich versklavt, überwinden. Wenn der Gong geschlagen wird, dann steht man auf und geht eine exakte Zeit lang. C: Und es gibt den Zen-Stock mit dem der Zen-Meister herum geht und einschlafende Schüler nachdrücklich ermahnt – ohne Worte. A: Zen-Meditation ist körperlich, hat verschiedene Körperpositionen. Sonst nichts. Nichts in dem Sinne, was einen ablenken könnte. Sie ist sehr rein und pur. Nichts Sinnliches, nichts, was zwischen mir und Gott steht. T1, Birgit: Ja, ich kann nachvollziehen, was eine Eins am Zen fasziniert: Diese vorgegebene Struktur, dieses Klare, Eindeutige – es erinnert mich an meine Erfahrungen mit dem Tanzen. Mich hat mein Perfektionsstreben schließlich bis zum Turniertanz gebracht – dabei hatte ich das eigentlich gar nicht als Ziel vor Augen. Das Tanzen mit seinen engen Regeln und Choreogra en war für mich der Rahmen, der Halt, innerhalb dessen ich mich entfalten konnte … bis mir meine Partnerin nicht mehr perfekt genug erschien und ich mit dem Tanzen komplett aufhörte. Heute sehne ich mich danach, einfach so zu tanzen – ohne jeden Anspruch, einfach nur, um die Bewegung und Musik zu genießen und Spaß zu haben.
T1, Birgit: Ich habe tatsächlich ein paar Jahre in einem Buddhistischen Zentrum praktiziert – allerdings in der eravada-Tradition. Mir hat am Buddhismus gefallen, dass er so konkret war und mich gelehrt hat, das Göttliche selbst zu erfahren, anstatt nur zu glauben, was andere mir erzählen – so hatte ich das bei der katholischen Kirche erlebt. Zen hat mich allerdings nie sonderlich angesprochen, da ich starre Regeln nicht mag, wenn ich deren tieferen Sinn nicht sehe.
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C: Ganz Amerika war zu Anfang eine Einser-Kultur. Da waren sehr viele religiöse Minderheiten, die Quäker und viele andere aus den europäischen Ländern, die aufgebrochen waren und in Amerika ein neues Leben angefangen hatten. Von diesem Geist der Toleranz, des Integren, des für sich selber Einstehens ist die erste Zeit geprägt. Die moralische Klarheit des Puritanischen bewirkte zu Beginn der Eroberung von Amerika eine Einser-Kultur, die dann später zur Dreier-Kultur geworden ist. Länder können ihre Fixierung ändern. Personen nicht.
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C: Duke Ellington ist auch eine Eins – der Führer, der Kaiser sozusagen. Ich dachte immer, er hätte diesen Namen „Duke“ in der Musik bekommen, aber er hat schon in der Schule so geheißen. Dort hat man ihn den Duke genannt, weil er immer korrekt war. Er war der Einzige in der Klasse, der korrekt angezogen war, der sich korrekt zu benehmen wusste und bei dem alles richtig war. Hinterher ist das in der Musik nur weiter getragen worden, man hat ihn weiter so genannt.
John Lennon
A: John Lennon z. B. hat auch eine Einser-Fixierung: Er macht Liebe, um gegen den Krieg zu protestieren und lässt sich im Bett fotogra eren. Jede einzelne seiner Liedzeilen ist eine Predigt. „Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz, kannst du das überhaupt?“ „Stell dir vor, über uns wäre nur blau und nichts Himmlisches.“ „Du kannst dir zwar Schlips und Kragen umbinden, aber du kannst überhaupt nicht verbergen, wenn du innerlich verkrüppelt bist.“ So sind die ganzen Lied-zeilen. Man könnte sie praktisch alle auf ein Plakat schreiben und als große Demonstrationsschilder vor sich hertragen. So ist das Leben und das Denken der Einser-Fixierung. In den folgenden Playboy-Zitaten wird deutlich, wie die Eins „funktioniert“. „Lennon: Es ist etwas in der Art eines Tagebucheintrags. All dieses ‚Ich war brutal zu meiner Frau, ich schlug sie und hielt sie fern von den Dingen, die sie liebte.‘, das war ich. Ich war brutal zu meiner Frau, auch körperlich – zu jeder Frau. Ich war ein Schläger. Ich konnte mich nicht ausdrücken, also schlug ich zu. Ich kämpfte mit Männern und ich schlug Frauen.“2 „McCartney: ... Das einzige, woran ich mich erinnern kann, ist dass ich sagte ‚Es wird alles immer besser‘ und John kam mit der legendären Zeile ‚schlimmer konnte es auch nicht mehr werden‘. Das ge el mir sehr gut. Das war total gegen die Stimmung des Lieds, die so superoptimistisch war … und dann kommt diese nette kleine boshafte Zeile. Typisch John.“3
„Playboy: Damals wohnten Sie bei Ihrer Tante. Lebt Ihre Mutter noch? Lennon: Nein, sie wurde von einem Polizisten umgebracht, der sich nach Feierabend bei meiner Tante betrunken hatte. Ich war zufällig nicht zu Hause. Ich verlor meine Mutter zweimal – als ich vier war und zu meiner Tante zog, und dann, als sie umkam. Das machte mich noch verbitterter. Meine kindliche Aggressivität wurde immer schlimmer. Ich war gerade dabei, die Beziehung zu meiner Mutter wieder aufzubauen, da wurde sie umgebracht. Damals war ich 16. (…) Playboy: War „I’m A Loser“ ein ähnlich persönliches Statement? Lennon: Ein Teil von mir ist vermutlich ein Verlierer, und der andere Teil ist Gott der Allmächtige."4
Weitere Beispiele
Margaret atcher, Prince Charles, Martin Luther, Mahatma Gandhi, Malcolm X, Abraham Lincoln, Bert Hellinger, Duke Ellington, John Lennon, Franz Beckenbauer, ZEN, Marschmusik, Militärparade, englische Polizisten, Rol ng England, Schweden, Schweiz, die Hanse Filme: „Gandhi“ mit Ben Kingsley (1982), „Luther“ (2003)
Fragen zur Selbsterforschung Was bedeutet Rechtscha enheit für dich? Was bedeutet Selbstgerechtigkeit für dich? Was bedeutet Perfektion für dich? Wie lebst du sie? Was bedeutet Vollkommenheit für dich? Wie funktioniert Kontrolle? Welche Rolle spielen Regeln für dich? Welche Rolle spielt der Innere Richter? Wie erlebst du deinen Körper? Wie erlebst du deinen Rücken? Wie erlebst du deine Wut und deinen Zorn? Was tust du um dich, andere oder die Welt zu verbessern? Wie funktioniert Rigidität? Was hindert dich am Loslassen?
Wie wäre dein Leben ohne Zwänge, Urteil und Vermeidung?
Anmerkungen: e Future of Food, http://www.youtube.com/watch? v=cljb32OuIK8&feature=related, abgerufen am 13.6.2013 2. Quelle: Wikipedia, Artikel Getting Better, John Lennon im Playboy, 1981 https://de.wikipedia.org/wiki/Getting_Better, abgerufen am 22.03.2016, 3. Quelle: Wikipedia, Artikel Getting Better, Paul McCartney: Playboy, 1984 https://de.wikipedia.org/wiki/Getting_Better, abgerufen am 22.03.2016 4. Quelle: e Beatles Ultimate Experience, Playboy Interview with John Lennon and Yoko Ono: Published in January 1981 issue Interviewed by David She , September 1980 Article ©1981 Playboy Press, http://www.beatlesinterviews.org/dbjypb.int3.html, Original in Englisch, abgerufen am 22.03.2016 1. Quelle: Prince Charles on
Die Zwei – Der bedürftige Helfer Kategorie: äußerer Imagepunkt Archetyp: Die göttliche Mutter
Hauptmerkmal: Schmeichelei Leidenschaft: Stolz Idealisierung: Ich bin hilfreich Redestil: Ratschläge geben Abwehrmechanismus: Verdrängung Vermeidung: Bedürfnisse Falle: Wille Polarität: militant – zügellos, libertin Stress-Bewegung: zur Neun Relax-Bewegung: zur Sechs Selbsterhaltung: Ich zuerst Sexuell: Aggression/Verführung Sozial: Ehrgeiz Heilige Idee: Freiheit Heiliger Weg: Demut Essenz: Güte
Kategorie: äußerer Imagepunkt A: Die Zwei ist eine emotionale Fixierung. Daher ist sie mit dem emotionalen Körper identi ziert: Ich fühle, also bin ich. Dabei geht die Energie bei der Zweier-Fixierung nach außen. Das bedeutet, die Zwei verströmt die Emotionalität zu den anderen hin. Die emotionale Fixierung, welche immer auch eine Image-Fixierung ist, ist in gewisser Weise nach außen gerichtet, durch das Bild, das Image, was sie scha t.
Bei der Zwei ist dieses nach außen Gerichtete durch die Fixierung selbst noch mal potenziert. Die Zwei ist so sehr nach außen gerichtet und so sehr in der Hinbewegung, dass sie sich selber gar nicht mehr wahrnimmt. Am Grunde der emotionalen Fixierungen ndet sich die Angst, nicht liebenswert zu sein. Irgendetwas an mir ist nicht in Ordnung. Bei der Zwei wird diese Angst durch das Hilfreichsein vermieden. Wenn ich aber nicht hilfreich bin, habe ich jede Lebensberechtigung verloren. Tatsächlich kann die Zwei entdecken, dass sie nur durch die Illusion der Trennung von einer gütigen Liebe, die sie selber ist, in diese innere Not gerät. T2, Doris: In meinem Leben geht es um die anderen und dass ich mit ihnen in einer guten Beziehung stehe. Es ist wichtig, dass die Menschen einander wahrnehmen. Es geht um Liebe. T2, Sarah: Ich schminke mich, damit die Leute sich gut fühlen, wenn sie mich anschauen. Ich gehe durch die Straßen und schaue in die Gesichter der Menschen. Ich will sie so anstrahlen, dass sie glücklich sind. Ich ho e, sie sehen mich an und verstehen durch mich, dass es ihnen gut gehen darf. Ich will sie glücklich machen. Ich will, dass sie dafür dankbar sind. Gleichzeitig nehme ich wahr, wie ich geliebt werden möchte. Ich hungere danach, geliebt zu werden. Es schreit in mir: „Liebt mich!“ Aber ich möchte nicht nur geliebt werden, ich möchte besonders geliebt werden. „Ich brauche deine Freundschaft nicht wirklich, aber ich möchte deine beste Freundin sein.“ Ich möchte von allen Menschen, die mir näher stehen, die beste Freundin sein. Ich möchte besonders gebraucht werden. Was bringt die Stille? Durch die Arbeit an der Fixierung wird mir der Irrsinn bewusst. Ich werde still und spüre den Schmerz. Wenn ich loslasse, geliebt werden zu wollen, beste Freundin sein zu wollen, besonders gebraucht werden zu wollen, dann schreit es in mir vor unmenschlichem Schmerz. Die Angst, ins Bodenlose zu fallen, ist dagegen eine leichte Übung. Meine ganze Identität bricht zusammen, es gibt mich nicht mehr, ich bin zu einem Haufen Scherben geworden. Endlich bekommt die Blume Raum zu wachsen.
Archetyp: Die göttliche Mutter A: Die göttliche Mutter ist o ensichtlich eine Frau. Es zeigt sich aber z. B. im Familienstellen, dass Männer sehr gute archetypisch mütterliche Fähigkeiten haben. Wieso also werden diese Werte der liebevollen Fürsorge und des gemeinschaftlichen Miteinanders oder gar einer bedingungslosen Liebe in der westlichen Zivilisation so gering geachtet? Der Feminismus hat sich ja nicht als Selbstzweck entwickelt, sondern aus der schmerzlichen Erfahrung heraus, wie sehr es an dieser Qualität zurzeit in unserer Welt mangelt. Das hat wohl auch Amma 1 dazu bewogen, die Menschen zu umarmen. Und Millionen kommen, um sich von ihr, in Form der göttlichen Mutter umarmen zu lassen. Das christliche Bild der göttlichen Mutter ist etwas verzerrt. Es hat einen aufopfernden und unterordnenden Charakter. Maria ist nur mehr eine Dienerin Gottes selbst. In der Mythologie hat die Göttin, auch als Schöpferin, häu g etwas Dienendes, während der Schöpfergott häu ger herrschend ist, sich die Erde untertan machend. In der indianischen Kultur ist die Sonne unser Vater und die Erde unsere Mutter. Wir dienen ihr und sie trägt uns. Das Göttliche kann natürlich niemals dual sein, es ist männlich und weiblich zugleich, weder männlich noch weiblich. C: Eine männliche Zwei hat größere Schwierigkeiten damit. Diese Emotionalität, dieses sich Aufopfern für jemanden, das passt alles nicht so in das Männlichkeitsbild unserer Gesellschaft. T2, Johan: Ich habe mich zwar nie als unmännlich diskriminiert gefühlt, wollte aber als Kind lieber ein Mädchen sein. „Die haben es viel besser“, war ich überzeugt. Ich habe mich immer wohl gefühlt in der Gesellschaft von Frauen. Doch ein Problem war es für mich oft, wenn sie in mir den „Endlich-ein-Mann-der-verständnisvoll-zuhört“-Mann gesehen haben, anstatt mich so attraktiv zu nden, wie ich gerne gefunden worden wäre. Allerdings war mir nie klar, wie ich bei den Frauen anders ankommen könnte als in meiner Routinerolle als Frauenversteher.
T2, Alan: Ich liebe es, Vater und Mutter für meine Tochter zu sein, ihr die Flecken aus den Kleidern zu waschen, ihre Zöpfe zu echten und das Schulbrot zuzubereiten. Wenn ich mit Freunden und meiner Tochter etwas unternehme, habe ich immer einen großen Rucksack oder Ko er dabei. Natürlich gibt es da genug zu essen und zu trinken, aber das ist nicht genug. Eine Decke zum Sitzen, eine Decke, wenn es jemandem kalt wird, Taschentücher, Spiele für alle Kinder, Luftballons und Autos. Bei entsprechenden Gelegenheiten ist die Liste zu erweitern. Wenn ich Besuch habe, stellte ich ihr beim Weggehen die Schuhe so hin, dass sie einfach nur hineinschlüpfen muss.
Hauptmerkmal: Schmeichelei A: Eine Zwei beschreibt ihre Wahrnehmung etwa in folgender Weise: Wenn sie einen Raum betritt, ist das so, als wenn sie in ein Aquarium eintauchen würde. Die emotionalen Fixierungen, die Zwei wie auch die Vier, nehmen in Bildern wahr. Diese Bilder sind ein Versuch, sich auszudrücken, weil es schwer ist, eine emotionale Wahrnehmung zu vermitteln oder sie im Gehirn zu „prozessieren“, zu verarbeiten. Diese emotionale Wahrnehmung ist mit dem Bild vom Aquarium, durch das die Zwei schwimmt, ganz gut zu beschreiben. Es ist ein Bild für etwas Emotionales, das heißt, die Zwei schwimmt auf den Gefühlen und sie kann die Gefühle der anderen wie Radiowellen wahrnehmen. Das ist die Grundlage, um zu wissen oder meinen zu wissen, was die anderen brauchen und auch, was die anderen gerne hören möchten, die Grundlage für die Schmeichelei. Da sie sich so gut einfühlen und „eintunen“ kann, ist sie ohne großen Aufwand in der Lage, genau das zu sagen, was andere gerne hören wollen oder brauchen. T2, Johan: Wenn ich das höre, denke ich mir schmunzelnd: „Wieso? Ist das nicht eh bei jedem so?“ Ich kann hier mit deiner Beschreibung scheinbar deswegen so wenig anfangen, weil das oben beschriebene für mich ganz normal ist und automatisch funktioniert. Es kommt mir ganz eigenartig vor, wenn es hier so trocken beschrieben wird. Könnte es aber gerade nicht besser beschreiben.
A: Ja, das was uns das Enneagramm schenkt, ist genau das: Was uns selbst verständlich vorkommt, als eine Strategie des Egos zu enttarnen.
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T2, Clara: Irgendwann habe ich im Rahmen einer Psychotherapie verstanden, dass nicht alle in einem emotionalen Aquarium schwimmen wie ich. So oft habe ich mich über die mangelnde emotionale Einfühlung anderer geärgert. Können die nicht so einfühlsam sein wie ich? Und wenn jemand meine überragend wertvolle Hilfe nicht entsprechend würdigt und annimmt, dann spüre ich, wie ich in Stress gerate: Mein Rat wird nicht angenommen oder ist nicht erwünscht, das heißt, ich habe versagt und kann nicht geliebt werden. Dann ergreift die Wut der Acht Besitz von mir. Ich werde kalt, feindselig und entziehe zur Strafe meine Zuwendung. Durch die Erfahrung der Stille übe ich heute bei meiner Arbeit als Führungskraft und Coach aufmerksame Bewusstheit, um nicht dem anderen in übergri ger Weise meine Lösung überzustülpen. Ich werde still, atme, nehme den Druck war, den ich innerlich habe: Meine Lösung ist die beste und sie muss gesagt werden. Ich übe, meinem Gegenüber den Raum zu lassen, seinen eigenen Weg zu nden. Die Zwei schmeichelt sich so ganz selbstverständlich, man könnte sagen von sich selber unbemerkt ein. Sie selber würde es nie so nennen. Sie macht sich damit beliebt und kann dafür sorgen, dass sie gebraucht wird. Die anderen können sich zunehmend von dieser emotionalen Zufuhr abhängig fühlen. T2, Johan: Das Schmeicheln funktioniert bei mir automatisch. Irgendwie scheine ich intuitiv zu wissen, wie ich mich jemandem gegenüber verhalten muss, damit er sich von mir geschätzt fühlt. Die Konsequenz davon ist natürlich, dass ich von dieser Person dann wahrscheinlich auch Wertschätzung erfahre. T2, Clara: Ich benutze Schmeicheleien, um Liebe und Zuwendung zu erkaufen. Die Schmeichelei passiert ganz automatisch, bevor ich überhaupt den Impuls wahrnehme. Sehr oft begrüße ich mein Gegenüber mit einem Kompliment wie z. B.: „Wow, dein Kleid ist super
und passt perfekt zu deinen wunderschönen Augen!“ Oder: „Du machst das so toll, ganz wunderbar.“ Wenn ich unsicher bin oder vor jemandem Respekt habe, wird der Drang zum Schmeicheln schier unerträglich. Ganz viel Scham habe ich gespürt, als ich dieses Muster so klar gesehen habe.
Genese A: Die Zwei realisiert sehr früh, dass in der Welt vieles nicht gut läuft; dass die Menschen leiden. Sie realisiert auch, dass es Gut und Böse gibt; dass das Gute und das Böse auch in ihr steckt, wie in jedem Menschen. Sie entscheidet sich für das Gute. Sie möchte nur noch gut sein und das eigene Böse niemals an die Ober äche lassen. Da sie aber weiß, dass der Egoismus in ihr steckt, der sich aber schlecht, böse und negativ anfühlt, auch der gesunde Egoismus, glaubt sie wertlos zu sein. Wie in dem Lied über Santa Claus: Er weiß, wann du gut oder böse gewesen bist, also sei lieber gut, um Himmels willen. Da die Zwei sich selber keinen eigenen Wert zugesteht, muss dieser Wert von außen kommen. In der Regel kommt die Wertschätzung dafür, dass man gut ist. Wenn das soziale Umfeld die Wertschätzung für böse sein verteilt, wird die Zwei sich danach richten. Das Einverständnis, die Zustimmung und die Anerkennung müssen jedoch von außen kommen. Die Zwei ist so schlecht mit sich selbst im Kontakt, dass sie selbst ihr eigenes Spiegelbild manchmal nicht als das ihre erkennt.
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A: Die Zwei bemerkt die Überforderung der Eltern und fängt an, diesen gegenüber hilfreich zu sein. T2, Doris: Als meine Eltern sich trennten, zog ich zu meinem Vater. Er brauchte mich einfach mehr. Das war selbstverständlich. Es ist nicht leicht, mit ihm auszukommen. Aber darum ging es nicht. T2, Johan: Irgendwie scheint klar zu sein, dass ich wertlos – also nicht liebenswert – bin. Ich habe gelernt, dass mich die anderen lieben, wenn ich eine Show abziehe, indem ich mich so gebe, wie die mich scheinbar wollen. Es tut mir zwar gut, mich dann geliebt zu fühlen, aber dieser E ekt ist leider nicht von Dauer. Ich selbst weiß ja, dass ich nur eine
Show abziehe. Also bin ich in Wirklichkeit gar nicht liebenswert. Und das tut weh. Das Einzige, was gegen diesen Schmerz zu helfen scheint, ist Anerkennung, Wertschätzung und Liebe von anderen. Damit schließt sich der Teufelskreis wieder. T2, Clara: Ich habe ein paar Mal in meinen jungen Jahren geklaut. Einmal bin ich erwischt worden. Da saß ich bei der Polizei und einer fragte mich, wie es denn sein könne, dass ich gestohlen hätte, ich sähe doch wie ein Engel aus. Ich erinnere mich, dass ich einmal nach einem Bulimieanfall aus der Toilette kam, wo ich mit größter Aggression Unmengen von Essen mit der Hand aus mir herausgezwungen hatte. Jemand begegnete mir und sagte: „Wie wunderbar du strahlst.“ In der Kirche ho te ich, eine Antwort zu nden, wie ich mit diesen starken negativen Kräften in mir umgehen könnte, die ich unter meiner freundlichen Art verzweifelt in Schach zu halten versuchte. Aber dort gab es keine Antwort. Dieser ganze freundliche Schein, mit dem ich den anderen begegne, damit sie sich immer gut fühlen und auch diese ganze negative Kraft in mir, beides darf nebeneinander stehen in der Stille. Ich nehme wahr und fühle, was da ist. Alles darf schmelzen. Auch die schein-freundliche Maske und auch die negativen Kräfte, die ich in mir verstecke. Alles wird durchströmt von der unendlichen Liebe.
Was sich das Kind wünscht
T2w, se: Ich wünsche mir, dass meine Mama kommt und ich mich in ihre Arme kuscheln kann. Dass sie mir sagt, dass ich mich nicht mehr anstrengen muss. Ich wünsche mir, dass sie mir sagt, dass sie alles gut hinkriegt, dass ich nicht auf alles aufpassen muss. Ich wünsche mir, dass sie die vielen Tränen, die ich weine und vor ihr verstecke, bemerkt, mich in den Arm nimmt und tröstet, auch wenn ich sie zurückstoße. Ich wünsche mir, dass meine Mama mir trotz der Mauern, die ich ihr zeige, mit viel Geduld und Liebe begegnet. Ich wünsche mir, dass meine Mama mir hilft zu lernen, Handschuhe anzuziehen, wenn es kalt ist; mich schön anzuziehen und mich an dieser Schönheit zu freuen, wenn es ein Fest gibt; zu entdecken woran ich Freude habe.
T2, Clara: Wenn ich das höre, muss ich weinen. Auch ich habe diese Sehnsucht. Dabei habe ich solange gebraucht, mit meinem inneren Kind in Kontakt zu kommen. Meine Mutter war entweder nicht da, beschäftigt mit anderen oder ganz abweisend und unzugänglich dafür, dass ich liebevoll mit ihr sein möchte. Das hat dieses kleine Kind kaum ausgehalten. Heute spüre ich die tiefe, tiefe Sehnsucht des kleinen Kindes, loszulassen, gehalten zu werden, nicht ständig mit den Sensoren nach außen zu leben. Die Sehnsucht, geliebt zu werden, einfach so, ohne Gegenleistung. Der erwachsenen Frau, die ich heute bin, fällt es so unendlich schwer, Liebe, Zuwendung oder Fürsorge anzunehmen. Es braucht viel Mut und Geduld, diesen Automatismus, Liebe und Zuwendung abzuwehren und nicht zuzulassen, anzuhalten.
Physis A: Die Zweier wirken von ihrem gesamten Ausdruck her ein bisschen übertrieben. Manchmal wie ein kleines Mädchen, das sich die Abendgarderobe, den Schmuck und die viel zu großen hochhackigen Schuhe der Mutter angezogen hat. Ein bisschen sexualisiert und verführerisch, dabei gleichzeitig kindlich unschuldig. Da das Bild der Mütterlichkeit nicht so gut mit unserem Männerbild zusammenpasst, wirken männliche Zweier auch manchmal übertrieben in ihrem männlichen Gestus. In den Augen aber, die ein bisschen wie Bambi gucken, wird die Sanftheit, manchmal auch die Bedürftigkeit sichtbar, ebenso die Scham oder die unterdrückte Wut. Da die Zwei ihre eigenen Bedürfnisse so schlecht wahrnehmen kann, gibt es oft sogar mit dem Essen Probleme. Wenn ich etwas essen möchte, dann bedeutet das, dass ich mir etwas gebe. Ich habe Hunger, also esse ich. Das kann auf der einen Seite so aussehen, dass die Zwei sich das Essen verweigert oder nur das nimmt, was die anderen übrig lassen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass das Essen als Ausgleich für die fehlende Liebe genommen wird, die von außen vermeintlich nicht kommt. Aber auch dann ist das Essen, das Aufnehmen von Nahrung nicht mit dem eigentlichen Bedürfnis, dem wirklichen Hunger
verbunden, sondern mit dem Hungern nach etwas anderem. Das Bedürfnis zu essen wird also entweder verweigert, wie die anderen Bedürfnisse auch oder das Bedürfnis zu essen wird als Ersatz für die verweigerten anderen Bedürfnisse genommen. Dies kann auch andere als Genussmittel bezeichnete Drogen betre en. T2, Sarah: Ich tue und mache und bin immer für andere da, gönne mir keine Pause tätig zu sein für diesen oder jenen. Am Ende des Tages esse ich. Das Essen ist mein größter Freund, ein Freund, der nichts von mir will und einfach für mich da ist. Ich kann mir nehmen, so viel ich will. Ich arbeite bis zum Umfallen und dann, in der Küche, gibt es nur noch mich. So viele Jahre habe ich diese Art der Entschädigung praktiziert. Gleichzeitig war das Essen nicht mit Genuss verbunden, sondern fühlte sich an wie Selbstbestrafung, wie Selbstverletzung und Hass, den ich mir mit jedem Bissen zufüge. Was bringt die Stille? Plötzlich nde ich mich am Abend nicht in der Küche, sondern draußen auf der Bank am Ufer eines kleinen Baches wieder. Ich bin still, eins mit der Weite des Himmels, präsent für den zuund abnehmenden Mond. Höre das Plätschern des Baches, spüre den Wind, der die Blätter der Bäume bewegt und mit unendlicher Zärtlichkeit mein Gesicht berührt. Stille ist da und tiefer Frieden. Die Gewissheit wächst, dass unendlich viel Liebe für mich da ist, Liebe, für die nichts zu tun ist. Da ist die Ho nung, dass das Essen Nahrung sein darf und nicht mehr als Zuwendung, Entschädigung oder Strafe nötig ist.
Leidenschaft: Stolz A: Die Leidenschaft ist der Stolz. Die Zweier erkennen sich selbst oft nicht, weil sie sagen: „Nein, stolz bin ich nicht, ich bin hilfreich.“ Da haben wir wieder etwas ganz Typisches, nämlich, dass die Fixierung ihre eigenen Mechanismen mit einer Idealisierung verschleiert. Natürlich ist die Zwei hilfreich, aber sie ist hilfreich, weil es stolz macht. Wie es so schön heißt: „Geben ist seliger als nehmen.“ Wer gibt, ist auch der Bestimmer. Wer gibt, ist der, der die Macht hat. Wer nimmt, ist das arme Würstchen, das unten steht und Almosen bekommt.
T2, Clara: Wenn ich in einer partnerschaftlichen Beziehung, das betri t im wesentlichen alle Beziehungen zwischen Erwachsenen, mehr gebe, als der andere nehmen kann und mehr gebe, als der andere auch geben kann, dann zerstöre ich sie damit. Das liegt daran, dass die Beziehung in eine Schie age gerät, weil der andere schlussendlich in eine Schuld kommt, die ihn wütend macht und aus der er nicht mehr herauskommt. Wenn es in einer Beziehung auf Augenhöhe keinen angemessenen Austausch von Geben und Nehmen gibt, ist die Beziehung zu Ende. Das Geben und Nehmen kann auch eine Dankbarkeit oder eine Würdigung sein. Das hat etwas mit dem Gewissen zu tun und hat einen anderen Geschmack als das alt-testamentarische Auge um Auge. Also ein Dank, eine Aufmerksamkeit oder eine Würdigung können genauso viel wiegen wie materielle Werte. C: Die Zwei ist zu stolz, um ihre eigenen Bedürfnisse überhaupt zu erkennen. Sie hat ihr Leben weitgehend darauf ausgerichtet, für andere da zu sein und für andere etwas zu tun. Sie lebt davon, was an Liebe zurückkommt, Liebe und Dankbarkeit für ihre dargebotene immerwährende Hilfe.
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A: Da die Zwei alles Emotionale im Raum wahrnimmt und sich darauf einschwingt, hat sie die Idealisierung: „Ich bin hilfreich.“ Aus diesem „ich bin hilfreich“ kommt der Stolz: „Ich weiß genau, was du brauchst.“ C: Es heißt sogar, dass die Zwei sich damit so überlegen fühlt, dass sie noch nicht einmal zu wetteifern braucht. Sie braucht das noch nicht einmal nach außen hin groß zu demonstrieren. Sie braucht nicht zu kämpfen mit den anderen, da sie sich so sicher in dieser Überlegenheit fühlt. Auf „ihrem Terrain“ hat sie anderen zu helfen und für sie das Richtige zu tun. A: Aber sie fühlen diesen Stolz natürlich nicht. Sie sind nicht stolz. Sie halten sich für demütig und hilfsbereit. Der Stolz wird nicht wahrgenommen. C: Demütig und hilfsbereit, aber besser. Also, wir sehen, dass das Ich sich immer besonders und besser fühlt, aber die Art, wie dies geschieht, ist sehr unterschiedlich.
A: Wenn eine Zwei anfängt zu erkennen, dass all dieses Helfen und Schmeicheln eigentlich dem eigenen Stolz dient, dann ist der erste Schritt aus der Fixierung getan.
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T2, Johan: Wenn man es einmal bemerkt hat, ist das mit dem Stolz erschreckend o ensichtlich. Da es aber so grauslich ist, soll es natürlich keiner merken. Ich selbst schon gar nicht. Bis vor kurzem konnte ich so ra niert versteckt stolz sein, dass der gleiche Verstand, der das scha te, es nicht bemerkte! Wenn ich jetzt merke, was ich da gerade gesagt habe, muss ich lächeln. Wenn das nicht herrlich stolz ist! Bei mir sagt der Stolz meist Sachen wie: „Ich mache viel mehr für euch, als ihr für mich.“ Das wirkt kurz als Trost in der verzweifelten Überzeugung, es eh nicht wert zu sein, dass meine Bedürfnisse befriedigt werden. Leider hat sich diese Strategie als nicht nachhaltig herausgestellt. T2, Magda: Ich weiß besser als jeder andere, was zu tun ist. Ich bin so einfühlsam. Ich habe immer eine Lösung für dich. Ich bin so selbstlos, kann mich immer zurücknehmen. Ich bin nicht selbstbezogen wie so viele Menschen. Ich habe keine Bedürfnisse. Ich brauche auch keine Hilfe. Ich scha e alles alleine.
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T2, Alan: Ich bin mit einer Zwei zusammen, die mir Geschenke macht, mir immer freundlich hilft. Ich möchte ihr gerne etwas schenken, ihr meine Freude darüber zeigen, dass sie in meinem Leben ist, aber ich habe keine Chance: Mein Zweier-Gegenüber ist wie eine Nebelwand, in der Geschenke zwar mit einem Lächeln und Dankeschön bedacht, aber nicht wirklich angenommen werden. Alles möchte ich tun, um ihr meine Liebe zu zeigen, aber ich habe keine Chance, diese Nebelwand zu durchdringen. Die Reaktion meiner Fixierung ist, immer wieder mit einiger Verzwei ung zu versuchen, doch die Liebe an die Frau zu bringen, mich mit größter Anstrengung zu verkaufen mit dem Ergebnis, dass ich die Wand nicht durchdringe; irgendwann sage ich innerlich: „Ich brauche dich genauso wenig wie du mich. Du bekommst nichts mehr und ich brauche dich und deine Geschenke auch nicht.“ T2, Sarah: Wenn ich der Stille Raum gebe, kann ich den Wahnsinn spüren, dass ich alles tue, um in der Rolle der Gebenden zu bleiben.
Etwas annehmen heißt, allen Halt zu verlieren, in ein Loch zu fallen, jede Sicherheit aufzugeben, mich völlig klein und schutzlos zu fühlen und verletzlich zu werden. Die Fixierung anzuhalten, das heißt, aufhören, zu erspüren, was mein Gegenüber vielleicht brauchen könnte. Aufhören, den Gedanken zuzuhören, die ständig mit neuen Ideen kommen, was ich jetzt noch versuchen könnte, um in dieser Beziehung zur Gebenden zu werden. Aufhören, den Gefühlen, die damit verbunden sind, Raum zu geben, mich nutzlos zu fühlen, nicht gebraucht, ohne Lebensberechtigung. Dann spüre ich, wie eine große Liebe, eine Liebe ohne Konditionen endlich Raum erhält.
Idealisierung: Ich bin hilfreich T2, Sarah: Ich darf nicht einfach sein, einfach tanzen, einfach Musik machen. Da existiere ich gar nicht, verliere meine Lebensberechtigung. Wenn ich doch dieses „einfach sein“ zulasse, dann ist da große Anspannung, dann ist da der innere Wächter, der mir immer wieder sagt: „Du musst wieder zu den Kindern, du musst dich um deine kranke Schwester kümmern, um deine alte, einsame Nachbarin, um deinen Mann …“ Ich sehe meine Mutter vor mir, eine Vier, die vor Kreativität sprüht und sich in ihrem Drama immer um sich selbst gedreht hat. Da ist der Stolz, der sagt: „So bin ich nicht. Ich bin so selbstlos. Ich bin immer für die anderen da.“ C: Zweier sind lieblich, sie kommen in den Raum und erfassen sofort, was für Bedürfnisse „im Raum stehen“. Sehen z. B. sofort, wenn etwas welke Blumen da sind und sorgen für frische. Zweier kommen aber auch in den Raum und sehen sofort, wer die Macht hat und wem die Blumen gebracht werden müssen. (Lachen) Die werden nicht irgendwie bedenkenlos verteilt, das hat alles eine bestimmte Richtung. Nur bei den eigenen Bedürfnissen sind sie nicht so präsent, bei den Bedürfnissen anderer umso mehr. Sie erkennen das ganz instinktiv und erforschen das regelrecht, schneller als man denken oder gar selber fühlen kann. Zweier kommen dir da zuvor. Die Art, wie sie das machen, geht nicht über das Denken oder Überlegen, sondern über reines Spüren. Sie kommen in
einen Raum und sagen womöglich ganz unvermittelt: „Ich fühle mich hier nicht ganz wohl.“ T2, Johan: Es tut so weh, sich wertlos zu fühlen. Der Stolz vermittelt aber – zumindest für einen kurzen Moment – ein ungeheures Selbstwertgefühl. Am meisten kann ich natürlich darauf stolz sein, viel hilfreicher zu sein, als alle anderen. Schließlich erlebe ich ja ständig, dass ich die Bedürfnisse der anderen befriedige, während diese meine natürlich nicht bemerken. Manchmal kommt es mir sogar so vor, ich würde die Bedürfnisse anderer Menschen besser erkennen, als diese selbst. T2, Magda: Ich weiß, was gut für meine Kinder ist. Ich weiß, was gut für meine Schüler ist. Ich bin so einfühlsam, dass es keinen Schüler gibt, bei dem ich nicht wüsste, was gut für ihn ist. Noch nie ist ein Schüler von mir vorzeitig weggegangen, was ein mit größter Anstrengung aufrecht erhaltenes Selbstbild ist. Ich kann dich immer trösten; ich weiß genau, was du brauchst. Ich habe immer ein o enes Ohr für dich. „Kein Problem, natürlich habe ich Zeit; so lange, wie du mich brauchst.“ Durch die Arbeit an der Fixierung und die Erfahrung von Stille wird die Lüge o enbar. Da ist z. B. der Gedanke: „Ich weiß, was gut für meine 17jährige Tochter ist.“ Die Fixierung weiß vermeintlich genau, was zu tun ist. In Stille wird klar, dass nichts davon zu tun ist. Durch dieses NichtTun werden innerliche Stürme ausgelöst: Verzwei ung, Ohnmacht. Ich folge nicht dem Trieb der Fixierung und bin still mit dieser inneren Erfahrung. Der Tochter geht es gut und mir auch. T2, Clara: Der Zwang, hilfreich zu sein, war ein ganz starker Motor in meinem Leben. Als ich einmal einige Monate krank und auf Hilfe angewiesen war, hat die Fixierung in mir getobt. Nicht nur konnte ich niemandem helfen, ich musste auch Hilfe annehmen, und noch schlimmer, sogar darum bitten. Das Demütigendste und Erniedrigendste, was nur passieren kann. Ich fühle tiefe Scham. Außerdem waren da Gedanken voller Stolz: „Mein Mann wird den Haushalt nie so gut machen wie ich!“ „Bei der Arbeit werden sie völlig
aufgeschmissen sein ohne mich, keiner macht meine Arbeit so gut wie ich!“ Der Zwang, hilfreich zu sein und der Stolz über meine unvergleichliche Kompetenz ließen mich nichts delegieren, nichts abgeben. Durch die ständige Überforderung geriet ich in Stress. Stress, weil ich nicht mehr konnte. Stress, weil die erho te Anerkennung ausblieb. Und dieser Stress trieb mich in die Acht, sodass sich eine rasende Wut aufbaute, die sich gegen alles und jeden entladen wollte und mich fast platzen ließ. Erst vollkommene körperliche und geistige Erschöpfung zwangen mich angesichts dieses Wahnsinns in die Knie.
Redestil: Ratschläge geben C: Zweier haben eine besondere Art, wie sie Ratschläge geben. Zweier sagen nicht etwa: „Oh Mensch, du siehst ganz hässlich aus mit den Klamotten, die du anhast“, sondern sie sagen: „Ah, wie schön du bist und du könntest deine Schönheit noch unterstreichen, wenn du dich nach diesem oder jenen Stil kleiden würdest.“ Es ist also ein geschmeidiges, wohlwollendes Einschmeicheln. Sie streichen dir gerne Honig um den Bart. Sie leben für andere. Sie beraten und helfen. Gleichzeitig ist da ein tiefer Wunsch, Liebe und Dankbarkeit zurückzubekommen. Wenn dieser sich nicht erfüllt, dann knallt`s. Ärger und Wut machen sich unverblümt breit. Da kann die Zwei auch auf einmal ganz hart werden. T2, Johan: Wenn ich Ratschläge gebe, bin ich oft der festen Überzeugung, dass ich wirklich für die anderen besser als die selbst wüsste, was es gerade braucht, damit alles besser wird. Wenn die sich dann nicht an meine Ratschläge halten, ist da sogar manchmal ein Ärger. Schließlich könnte alles so gut und schön sein, wenn die nur gefälligst machen würden, was ich ihnen sage! Ich bilde mir ein, dass es mir da um Harmonie geht oder darum, dass es den Menschen besser geht. Aber manchmal spüre ich auch ganz deutlich den Stolz, es besser zu wissen als das Leben selbst. T2, Clara: Ratschläge geben und die selbstgeglaubte Bescheidenheit – heute weiß ich ja, es ist eine Lüge – sind meine treuesten Begleiter.
Jemand macht mir ein Kompliment über ein neues Kleid. Meine Antwort: „Vielen Dank, das ist aber nett von dir. Dir allerdings mit deinen braunen Augen würde das Kleid viel besser stehen. Soll ich einmal schauen, ob es das Kleid noch in deiner Größe gibt?“
Abwehrmechanismus: Verdrängung A: Der Abwehrmechanismus ist die Verdrängung direkt und nicht über den Umweg der anderen Verdrängungsmechanismen. Wie bei Christian Morgenstern: Und er kommt zu dem Ergebnis: „Nur ein Traum war das Erlebnis. Weil“, so schließt er messerscharf, „nicht sein kann, was nicht sein darf!“ Was der Zwei gerade nicht passt, ist dann einfach nicht da. Mental oder physisch kann man das nicht nachvollziehen. Es ist auf einer emotionalen Welle weggeschwommen. Wenn etwas nicht sein darf, was die Zwei nicht haben will, wird einfach so getan, als sei das nicht so. Dann kann man sagen: „Aber wir haben das doch besprochen.“ Nein. Das ist dann einfach nicht. Das wird beiseitegeschoben. Ist weg, war nie gewesen. Die Zwei hat ein bestimmtes Bild von sich und das Gefühl, gebraucht zu werden. Der tiefere innere Beweggrund wird nicht wahrgenommen. Wenn die Zwei nun aber bereit ist, sich mit den Tatsachen mehr auseinanderzusetzen, wenn sie bereit ist, all ihre Strategien aufzugeben, was ist dann? Was ist dann, wenn sie wirklich darauf verzichtet? Und wenn all das, was die Fixierung ist, nicht liebenswert ist? C: Das ist die Bereitwilligkeit, ganz nackt da zu stehen. Mit leeren Händen. T2, Doris: Ja, nackt bedeutet dann auch extrem verletzlich. C: Genau. T2, Doris: Das ist dann das größte Risiko, was ein Mensch eingehen kann.
C: Ja. Aber dann gibt es auch den Schmerz desjenigen, der eine immer größere Rüstung angezogen hat, damit kein Pfeil ihn tre en und kein Schwert diese Rüstung durchdringen kann. Irgendwann zeigt sich der Schmerz, spätestens dann, wenn die Rüstung keine Bewegung mehr zulässt. T2, Clara: Ja, die Rüstung ist ein Gefängnis und so schwer, dass ich oft glaube, unter ihr zerbrechen zu müssen. Wenn ich mit dieser Rüstung komme und mich z. B. bei der Bewusstheitsübung dem Verschmelzen mit der unendlichen, großen Liebe hingeben möchte, dann funktioniert das nicht. Dann ist da Stau, Widerstand, Grenze. Die Rüstung sagt: „Du bist wertlos, die Unendlichkeit mit ihrer allerfüllenden Liebe will dich nicht. Trage mich weiter, ich bin ein hervorragender Schutz.“ Die Stille gibt mir den Mut, die Rüstung abzulegen, mich fallenzulassen in diese Liebe mit der Bitte: „Nimm mich, durchdringe mich, absichtslos, einfach im Sein, mache mein Herz weit, erlöse es von dem Zwang, Liebe geben zu müssen und lasse mich in deiner Fülle feiern und tanzen.“ T2, Johan: Als mir meine Frau gesagt hat, dass sie einen Freund hat und dass sie auch dazu stehen mag, weil es so erfüllend für sie ist, habe ich für sie völlig unverständlich reagiert. Ich habe gesagt, dass das sicher voll heilsam für sie ist und mir beim Loslassen helfen wird. Da war die Vorstellung, dass alles einen höheren Sinn hat und letztlich dem Aufwachen dient. Das mag ja sogar stimmen, aber zu dem Zeitpunkt habe ich mich mit diesem Gedanken blind für meine Verlustängste und meinen Schmerz gemacht. Der ist dann erst später gekommen, als wir uns gemeinsam den Kopf über die möglichen Konsequenzen zerbrochen haben. T2, Sarah: Früher habe ich mich in Männer verliebt, die eine Trennung hinter sich hatten und unglücklich waren. Ich habe zugehört, habe getröstet und war verständnisvoll. Diese Beziehungen waren nie von Dauer und ich blieb immer unglücklich, enttäuscht und tief verletzt zurück.
Vermeidung: Bedürfnisse
A: Zweier vermeiden ihre eigenen Bedürfnisse. T2: Ich kann meine Bedürfnisse zwar äußern, aber Bedürftigkeit ist in meinen Augen etwas Abgrundschlechtes. Das darf nicht sein, das ist etwas Verwer iches. Wenn jemand zu mir sagen würde: „Du bist aber bedürftig“, würde ich sofort im Boden versinken … C: ... und was genau damit verdrängt wird, ist der Schmerz, nicht geliebt zu werden. Sobald ich Bedürfnisse wahrnehme, kann darunter zunächst das Bedürfnis nach Liebe gespürt werden. Das kann den Schmerz hoch holen, den Schmerz darüber, dass Bedürfnisse unerfüllt bleiben. Das aber wird vermieden, es wird komplett verdrängt.
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A: Es gibt eine ziemlich skurrile Zweier-Geschichte zum ema Bedürfnisse. Eine Frau, eine Zwei, ist mit einem Ehepaar eng befreundet. Als sich das Ehepaar trennt, versucht sie auch nach der Scheidung noch für beide da zu sein und auf deren Bedürfnisse einzugehen. Der Freundin gibt sie weiterhin gute Ratschläge und deren Ex-Ehemann tröstet sie, indem sie mit ihm schläft. Sie nimmt dabei ihre eigenen Bedürfnisse gar nicht wahr, sondern tut das, was der Mann und die Frau in ihren Augen vermeintlich brauchen.
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T2, Johan: Da gibt es diese xe Idee, dass ich von anderen sowieso nicht bekommen werde, was ich mir wünsche. Daher sollten die Wünsche am besten gar nicht wahrgenommen werden. Wenn sie aber nicht wahrgenommen werden, verwandeln sie sich in ein „Unbedingt-habenWollen“. Dann fühle ich mich sehr ungerecht behandelt. Da ist die Idee, dass ich nicht bekomme, was mir eigentlich zusteht. Daraufhin werde ich natürlich erst so richtig sauer. Außerdem fühle ich mich dann ziemlich hil os. Insgesamt ist da ganz viel Bedürftigkeit. Ich verhalte mich dann wohl so, dass ich Herbert Grönemeyer für das Lied „Deine Liebe klebt“ hätte inspirieren können. Ich kann mich nicht leiden, wenn ich so emp nde. Und nachdem ich das alles gesagt habe, ist wieder mein erster Gedanke „Besser gar nichts wünschen!“ T2, Magda: Es ist schwer, Bedürfnisse zu spüren. Es braucht Raum, Zeit und Stille, um allmählich zu spüren, wo Bedürfnisse sind. Bedürfnisse nach genügend Schlaf, nach Zeit für mich, nach Bewegung, nach Tanz,
nach freudigem Sein ohne Verp ichtungen für andere, nach Wärme und Geborgenheit. T2, Clara: Wenn andere Menschen ihre Bedürfnisse äußern, dann habe ich keine Ahnung von dem, was ich unter Umständen möchte. Null. Nichts. Ein Loch. Selbst wenn ich die Augen schließe, um mein Gegenüber nicht zu sehen, um vielleicht besser mit dem, was in mir ist, in Kontakt zu kommen, kann es sein, dass da immer noch nichts ist. Am besten, ich habe mein eigenes Zimmer, schlafe von meinem Mann getrennt, damit ich wenigstens im Schlaf nicht ständig darauf ausgerichtet bin, was er wohl braucht. Ich gehe auch am liebsten alleine ins Kino oder eater oder zu einem Retreat, da ich sonst, wenn ich jemanden einlade mitzukommen, ständig damit beschäftigt bin, ob es auch schön für ihn ist, ob er sich wohlfühlt oder ob er sich vielleicht langweilt. Das wäre eine schlimme Situation, die sofort Schuldgefühle nach sich zieht und den krampfhaften Versuch, den anderen aus der, wie mir scheint, ach so unangenehmen Situation zu erlösen. T2, Alan: Meine Freundin ist eine Zwei. Wenn sie mir etwas Gutes tun möchte, bietet sie mir oft an, mich zu massieren mit ihren einfühlsamen Händen. Aber ich will doch sie massieren mit meinen so einfühlsamen Händen, ihr Gutes tun, dass sie sich entspannen und wohlfühlen kann. Wieso soll ich es plötzlich brauchen, massiert zu werden oder Entspannung im Nichtstun zu nden. Ich habe doch sowieso die allereinfühlsamsten Hände. Ich will es sein, der gibt. Die Stille schenkt mir, still zu werden und einmal der Gebende und ein anderes Mal der Nehmende zu sein, ohne aufzurechnen. Aushalten: Die unangenehmen Gefühle aushalten, die mir nicht erlauben, eine Massage zu genießen. Atmen, loslassen, mich ö nen dem Geschenk der wohltuenden Berührung.
Falle: Wille T2, Johan: Bei meinem „Zu-mir-kommen“ begegnet mir häu g ein „Ich will aber“ als scheinbar unüberwindbares Hindernis. Ich will nämlich, dass das Leben sich so entwickelt, wie ich das gerne hätte. Vor allem
sollen sich die Menschen mir gegenüber so verhalten, dass ich mich geliebt fühle. Wenn sie das nicht tun, versuche ich sie durch meine scheinbar liebevolle Art dazu zu bringen. Manchmal versuche ich, den anderen auch Schuldgefühle zu machen, damit sie sich mir gegenüber so verhalten, wie ich das will. Wenn ich das bemerke, kann ich mich nicht leiden. Daher mache ich das meist so subtil, dass ich es selbst nicht bemerke. Die Falle scheint zu sein, dass ich das, wie ich es will, mehr schätze, als das, wie es ist. Eigentlich ist das wieder ein überheblicher Frevel: „Das Universum soll gefälligst so sein, wie ich es will!“ Dann heiligt natürlich dieser Zweck meine Mittel, um das Universum endlich „richtig“ zu gestalten. T2, Clara: Ich habe so einen starken Willen. Der ist Teil der Rüstung. Als ich so sehr krank war und nichts nach meinem Willen ging, da bäumte sich alles in mir auf: „Nein! Ich will nicht hil os hier liegen! Ich will mir nicht helfen lassen!“ Auch im Alltäglichen ist der Wille mein ständiger Begleiter: „Ich will das hier alleine scha en! Geht weg! Ich will niemanden brauchen! Geht weg! Ich will auch keine Zärtlichkeit in meinem Leben, die wäre sowieso eine Lüge, denn wer möchte mich schon lieben. Ich will auch nicht spüren, wie sehr ich mich nach Zärtlichkeit sehne. Das tut zu weh. Ich will, dass ihr mich schätzt für das, was ich für euch tue. Ich will, dass ihr seht, wie wunderbar ich für euch sorge.“ Die Stille lässt mich innehalten. Demut ist der heilige Weg der Zwei. Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.
Schatten C: Für jeden gibt es den Ausweg, aus der Fixierung aufzuwachen. T2: Ich habe das die ganzen letzten Tage gespürt. Das Grässlichste daran ist diese Anstrengung, alles von außen zu bekommen. Es ist eine solche Anstrengung! Am liebsten möchte ich alles hinschmeißen, alles absagen. A: Mach’ das. Es ist nicht nötig, dass irgendetwas von außen kommt, weil in dir selbst bist du vollständig. Vollständig und liebenswert. T2: Wer zahlt meine Miete, kommt dann die Frage.
A: Im Notfall das Sozialamt. Aber was passiert, wenn diese Anstrengung aufhört? T2: Wenn ich aufhöre, mich anzustrengen? Weiß ich nicht. Davor habe ich Angst. C: Probiere es aus. Höre mit der Anstrengung auf, auch wenn du Angst davor hast. Nimm in Kauf, was dem folgt. Und wenn sich dann herausstellt, dass dich tatsächlich niemand mehr liebt, kannst du dem ins Gesicht sehen. Schauen, was dann passiert. T2: Das wäre mein größter Wunsch. A: Wenn es wirklich dein größter Wunsch ist, dann schiebe ihn nicht auf. T2: Ich weiß nicht, wie es geht. A: Mit Bereitwilligkeit. T2: Danke.
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T2, Johan: Meinen Schatten nenne ich „der Grausliche“. Ich spiele ihn gerne in unterschiedlichen Variationen in Clown-Shows oder bei Rollenspielen. Das Schöne daran ist dann, endlich nicht mehr lieb sein zu müssen. Mir kommt es dann oft so vor, dass das eigentlich ein viel ehrlicheres Gesicht von mir ist, als das, was die anderen sonst meist von mir zu sehen bekommen. Da darf ich dann nämlich plötzlich meinen Egoismus und meine Überheblichkeit o en ausleben. Außerdem gestehe ich mir dann meine Bedürfnisse zu. Denn in dieser Rolle bin ich bereit, den Zweck die Mittel heiligen zu lassen, um für ihre Befriedigung zu sorgen. Und was das Beste daran ist: Das wird dann ohne Scham o en hergezeigt. Da gibt es dann keine Angst, dafür abgelehnt zu werden! A: Da die Zwei sich selbst als wertlos erlebt, braucht sie die Zuwendung der anderen. Wenn diese Zuneigung nicht kommt, ist sie ungeheuer wütend. Der Egoismus, der sich darunter verbirgt ist unerträglich. Er widerspricht dem eigenen Selbstbild so tief, dass er nicht gesehen werden kann. Für viele Zweier ist auch das Alleinsein unerträglich. Ohne die Spiegelung durch den anderen scheint die eigene Existenzberechtigung,
manchmal sogar die eigene Existenz verloren zu gehen. Das ist tödlich. Es wird als vernichtend empfunden. Für andere Zweier kann das Alleinsein eine unendliche Erleichterung sein, weil ausschließlich im Alleinsein die Möglichkeit besteht, zu entspannen und loszulassen. Das auch nur entfernte Auftauchen einer anderen Person bedeutet das sofortige Ausrichten darauf und für die Zwei den erneuten Verlust ihrer selbst. T2, Clara: Mein Schatten ist, was niemand sehen soll. Momente der Schwäche, Momente, wo ich nichts für andere tue, nichts Nützliches, wo ich einfach rumsitze. Momente, wo ich esse ohne Maß, mir damit endlich etwas für mich nehme, so lange und so viel wie ich will. Momente, wo ich glaube, im Essen die Zuwendung zu erfahren, die ich mir sonst nicht erlaube. Ich liebe das Alleinsein, weil ich dort für einen Moment loslassen kann von dem Zwang, für andere da zu sein. Kommt jemand unverho t in diese Ruhe, ist mein Sensor schneller als ich denken kann wieder in Aktion. Wenn ich dann die Augen schließe, um bei mir zu bleiben, werden die Ohren zu Informationsträgern. Und wenn ich die beharrlich zumache, dann nehme ich im Innern das aufgeregte kleine Kind war, das jegliche Orientierung verloren hat. Das Ausrichten auf den anderen, das ständige Suchen und Warten auf Bestätigung. Zuwendung und Liebe ist mein Lebenskompass. Setze ich den außer Kraft, bin ich haltlos und habe Angst, zu versagen in meiner Verantwortung für den anderen.
Arbeit A: Egal welchen Beruf die Zwei hat, ihre Aufgabe darin ist es, die anderen glücklich zu machen. C: Das macht sie oft in solchen Berufen, wo man helfend und dienend tätig sein kann. Oder aber z. B. in der Modebranche oder im Designbereich. Überall da, wo sie dieses Liebliche, dieses Freundliche, Fließende, Gefällige und Weiche zeigen und leben kann. Die Zweier stehen in der zweiten Reihe für einen anderen, der im Rampenlicht steht, alles tut und alles managt. Eigentlich macht sie alles und sie weiß, dass sie alles macht. Dieses sich Aufopfern für jemand
anderen, das passt sehr zur Frauenrolle. Aber die Zwei ist sich ihrer Position und Wichtigkeit immer sehr gewahr. Eine männliche Zwei hat größere Schwierigkeiten damit. Diese Emotionalität, dieses sich Aufopfern für jemanden, das passt alles nicht so in das Männlichkeitsbild unserer Gesellschaft. A: Bei uns zumindest. In Asien sieht das ganz anders aus. ailand z. B. ist eine Zweier-Kultur. Dieses Überfreundliche und für den anderen da sein ist eine Zweier-Kultur. Auch missbraucht zu werden, der Fußabtreter und Mülleimer für alle anderen zu sein, gehört dazu. T: Das Servile, das Zuarbeiten, aber auch das Aufopfernde, um dann irgendwann den Platz selber einnehmen zu können, wäre das dann auch eine Zwei? C: Nein. Das ist Karrierismus, einfach die Stufenleiter hoch und irgendwann werde ich dann selber der Boss. Das ist kein ZweierVerhalten bzw. keine Zweier-Fixierung. T: Ich denke an die linke Hand eines Politikers z. B., derjenige, der im Hintergrund die Reden schreibt und die dann weiter gibt. C: Das könnte eine Zwei sein, auch eine männliche Zwei. A: Aber das Ziel ist dann nicht, selber der Politiker zu werden. Die zwei versucht mit ihrer Dienstbarkeit den anderen zu manipulieren, weil sie selber weiß, wie es besser ist. Sie versucht auch den anderen von sich abhängig zu machen, damit er sie liebt. Die Sechs hingegen will zwar im Schatten stehen, damit sie nicht so angreifbar ist, hat aber auch immer eine unterminierende Art, welche die Autorität hinterfragt. Sie meint, sie könnte es besser und wäre an dem Posten der oder die Bessere.[UM 2-6] Wir haben eine Zwei in der Sangha, der ist Arzt. Der hilft anderen und gibt ihnen Ratschläge und ist in seinem Beruf erfolgreich. Heutzutage dürfen die Männer so sein (Lachen) – die Frauen auch. T2, Johan: Bei meiner Arbeit als Anwalt passt es für mich sehr gut, mich als Diener der Patienten zu sehen. Da gibt es auch keinen Widerspruch zur Männlichkeit, weil der Beruf Ansehen genießt. Ich darf halt nicht erwarten, dass aus dieser Quelle dauerhaftes Lebensglück in Form von Mich-genug-geliebt-Fühlen strömt.
T2, Clara: Ich liebe es, Menschen in beru ichen Krisen zu helfen und ihnen Wege in ein glücklicheres Leben zu zeigen. In meiner letzten Anstellung hat mich mein Chef mit vielen Schmeicheleien über mein unglaubliches Einfühlungsvermögen umgarnt. Ich war bereit, alles zu tun, um ihm zu zeigen, wie fantastisch ich anderen helfen kann, als interne Psychotherapeutin; präsent zu sein, für alle, um ihr Herz ausschütten zu können. Dazu Macht zu spüren als beratende, rechte Hand des Chefs. Mein Zweier-Herz hüpfte vor Freude. Was passierte? Allen wollte ich gerecht werden und stand so kop os zwischen den Fronten. Dazu hatte ich freiwillig in leitender Funktion den Vertrieb der Firma übernommen und erreichte so 60 Arbeitsstunden pro Woche. Mein Körper verweigerte diesen Zweier-Wahnsinn mit einem Burn-Out. Seither habe ich nicht gewagt, wieder therapeutisch zu arbeiten aus Angst, in die Zweier-Falle zu tappen, und so anderen das Recht zu nehmen, ihren eigenen Weg zu nden und mich selbst ho nungslos und ohne jegliches Gefühl für Grenzen zu überfordern.
Beziehung C: Eigentlich tun die Zweier von Allem ein bisschen zu viel. Es ist von der Freundlichkeit ein bisschen zu viel, von dem, was sie für einen tun, ein bisschen zu viel, von dem wie oft sie über Liebe sprechen, von der Liebe zwischen den Menschen ein bisschen zu viel, von ihren Klunkern ein bisschen zu viel. Weil sie die eigenen Bedürfnisse nicht kennen, sind sie innerlich natürlich sehr einsam, wenn es ihnen nicht gelingt, jemanden zu nden, für den sie da sind und von dem sie dann auch genug zurückbekommen.
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T2: Also mir sind zwei Dinge aufgefallen. Zum einen, dass ich in der Partnerschaft manipuliere. Das Ich versucht den anderen dazu zu bringen, etwas zu tun, wovon ich pro tiere. Das ist mit Scham verbunden. Das Zweite el mir auf bei der Frage „Was tust du in Bezug auf Partnerschaft?“ Da habe ich gemerkt, dass ich mich selbst gar nicht wahrnehme. Das tut weh. Da ist immer noch ganz viel Schmerz, merke
ich gerade. Mein Ich gibt es nicht. Natürlich gibt’s mich noch, aber trotzdem … C: Ja, ja, … dieses „Mich gibt’s nicht“ kann man missbrauchen. Es gibt diesen Organismus, es gibt Bedürfnisse und Wünsche. Es gibt eigene innere Gefühle. Was veranlasst dich also dazu, das nicht wahrzunehmen? T2: Das ist wie ein Mechanismus. Ich nehme den anderen wahr, also frage ich mich „Was gibt mir das.“ Ich nehme ihn wahr „in Seinem“, denn dann muss ich mich selbst nicht wahrnehmen. Dann muss ich meinen Hass nicht wahrnehmen und meinen Zorn oder meine Eifersucht, all das, was jetzt gerade aufgetaucht ist bei mir. C: All das nicht wahrzunehmen, was gibt dir das? T2: Naja natürlich, dass er nicht weggeht. Dass alle bei mir bleiben. Ja. A: Und was gibt dir das? T2: Was gibt es mir? Ja, dass ich diesem grauslichen Alleinsein nicht begegnen muss. Weißt du, das springt bei mir. Einerseits ist die Bereitschaft da, allem zu begegnen, was kommt. Dann ist darunter tiefer Frieden. Wenn ich diese Enneagramm-Seminare mache, dann merke ich, dass es Teile in mir gibt, die nicht bereit sind, alles anzunehmen und zu fühlen. Ich kann es schwer erklären. A: Nur deswegen machen wir diese Arbeit, um die Teile aufzuspüren, die glauben, dass es sich lohnt, für das Ego etwas zu retten. Was aber liegt tatsächlich all diesem vermeintlichen Zwang zu Grunde, den anderen zu manipulieren. Die Idee dahinter ist doch, dass der andere mir freiwillig nichts geben würde, dass ich es nicht wert bin ein Geschenk zu bekommen. Diese verrückte Idee kann aufhören. Du hast alles, was du brauchst. Du bist alles, was du brauchst. Vollkommen, einzigartig, liebenswert. Gewöhnlich, nervtötend, menschlich. Lebendig zu sein ist dein Geburtsrecht. So lange wie es dauert. Die Liebe in deinem Herzen ießt von alleine über. Sie ist zu spüren, wenn man dich anschaut. Du brauchst dafür gar nichts zu tun. Du kannst in den Spiegel schauen und sie selber wahrnehmen. Sie hat nichts mit dir zu tun.
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T2, Johan: Im Moment bläst mir in meiner Beziehung gerade die Angst, verlassen zu werden, ins Gesicht. Meine Frau hat seit kurzem einen
Freund. Bei ihm hat sie anfangs eine körperliche Erfüllung gefunden, die wir gemeinsam so bisher kaum hatten. Daher wollte sie zu dieser Freundschaft auch ö entlich stehen und das nicht als A äre abtun. All das kann ich verstehen, nde es sogar in Ordnung, ja gönne es ihr sogar. Die Trennung unserer familiären „Wohngemeinschaft“ und Elternschaft kommt allerdings momentan für uns beide nicht in Frage. Komische Situation also: Trennung und irgendwie doch nicht. Schlimm ist für mich dabei gar nicht so sehr ihr Fremdgehen, sondern die Vorstellung, dass ich sie wirklich verlieren könnte. Da gibt es so eine Angst, ohne „gesicherte“ Liebe nicht leben zu können. Gleichzeitig gibt es auch ganz profanen Neid darauf, dass ich auch gerne so eine sexuelle Befriedigung erfahren möchte. Ich war jetzt einige Zeit hin und her gerissen zwischen Wut, Kränkung, Angst, andere Liebesbeziehungen nden wollen, sie wieder verführen wollen, befangen sein, weil ich nicht weiß, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll und so weiter. Kurz: ganz viel schmerzhafte Verzwei ung. In den letzten Tagen passiert nach häu gem Einlassen auf diesen Schmerz und diese Verzwei ung etwas Eigenartiges: Das Leben im Körper wird häu ger und stärker wahrgenommen, die momentanen Erfahrungen werden häu ger angenommen. Wenn ich irgendeinen Mangel erfahre und der Schmerz und die Verzwei ung wieder kommen, dann kann durch dieses In-mich-Hineinfühlen und Annehmen immer häu ger Frieden einkehren. Dadurch passieren sehr schöne Begegnungen – vor allem auch mit meiner Frau. Obwohl immer noch völlig unklar ist, wo das alles hinführt, fühle ich mich zum momentanen Zeitpunkt gar nicht verlassen. Es kommt auch die Angst, verlassen zu werden, kaum mehr, weil ich scheinbar durch die Not, bereits verlassen worden zu sein, die verloren geglaubte Liebe bei mir selbst gefunden habe. T2, Magda: Ich tue alles für meinen Mann: Waschen, Kochen, Putzen, lasse mir dabei möglichst nicht helfen. Ich denke für ihn mit, damit er nichts vergisst, erinnere ihn an Termine, Telefonanrufe, die zu machen oder Bücher, die zurück zu geben sind. Ich erinnere ihn daran, Familiengeburtstage nicht zu vergessen. Durch die Arbeit und die Stille bin ich bereit, den Schmerz zu spüren über die Anstrengung, die mit all diesem Tun verbunden ist.
T2, Sarah: Eine Beziehung zwischen zwei Zweier-Fixierungen ist wie zwei Ma-gnete, die mit den Negativpolen aufeinandertre en. Wenn aber zwei Zweien sich begegnen, wo Stille und die Arbeit an der Fixierung diese immer mehr aufweichen, kann das, was andere als das „zu viel“ der Zwei erleben, verwandelt werden. Da wird das Glück, dass so unendlich viel Liebe da ist, von beiden als Geschenk und nicht als zu viel erlebt. Da ist Liebe, die ohne Kondition atmen und alles durchdringen kann. Gleichzeitig ist da die Möglichkeit, im andern als Spiegel die eigene Fixierung zu sehen. So kann, wenn beispielsweise Groll auftaucht, weil das Gegenüber alles, was für ihn getan wurde, nicht wertschätzt, dieser erkannt und ans Licht gebracht werden. Oder Angst, man habe nicht genügend für den anderen getan oder etwas Falsches (was ja gleichzeitig bedeutet, dass keine Liebe mehr da ist), kann schmelzen und sich au ösen. So wird es als heilend erlebt, die eigene Fixierung im anderen zu sehen und im Dialog zu verstehen, wie sie immer weiter angehalten werden kann.
Wie andere die Zwei erfahren T: Meine Schwester ist vermutlich eine Zwei. Sie steht allerdings nicht so im Hintergrund, wie es sich für eine Zwei typisch angehört hat. Wenn sie in einen Raum kommt, dann fällt sie auf, jeder sieht sie. Sie hat sehr viel Kraft, im Hintergrund ist sie also nicht. Wenn sie da ist, ist sie da. Aber das andere stimmt alles, könnte das auf die Zwei auch zutre en? A: Sie steht im Hintergrund der Macht. Bezüglich ihres Auftretens ziehen sie teilweise, schon ob der Übertriebenheit Aufmerksamkeit auf sich. T: Dann ist sie immer in so einer Art Helfermanie: helfen, helfen und helfen – und ich will eigentlich gar nichts. Aber ich traue mich nicht, es ihr zu sagen. Ich merke einfach, dass es manchmal zu viel ist. Das Andere kenne ich auch sehr gut: also, wenn ich ihr nicht gebe, was sie erwartet, dann kann das schon auch zu Gewalt ausarten und wenn man nicht der Machthaber ist, dann wird man halt benutzt, sozusagen. Das ist schwer. C: Ja, fühle den Schmerz jetzt, erlaube dir zu atmen. Atme weiter, hole Luft … hole Luft und schmelze. Schmelzen, loslassen. Es ist gut, wie das
abfällt. Die Stirn loslassen … um dadurch tiefer sinken können. Es ist gut zu entdecken, was tiefer ist als der Schmerz, was darunter ist. Viel tiefer. A: Ihr könnt dann hinsehen, was in euch auftaucht. Wie ihr die Fixierungen in Menschen seht, die euch nah sind. Ihr könnt auch sehen, was dahinter steht. Du kannst sehen, dass das nur die Fixierung deiner Schwester ist. Du kannst dann auch all den Schmerz wahrnehmen, der sich dahinter verbirgt. Das kann dir helfen, sie in ihrem wahren Licht zu sehen, zu erkennen, was durch die Fixierung verschleiert wird. Du musst den Schmerz auch nicht kleiner machen oder entschuldigen, kannst ihn in seiner ganzen Kraft jetzt erfahren. Auch was ihr als Kinder einander vielleicht angetan habt. Gleichzeitig ist es sehr heilsam, zu sehen, was dahinter steht, hinter der Fixierung, was du dann gleichzeitig erfährst. Du kannst zum einen die Fixierung sehen und deine Angehörigen, deine Familie und zum anderen kannst du sehen, was sie eigentlich sind, beides. Beides sehen und auch spüren. Und dann wird es nach und nach leichter und leichter, sie wirklich zu sehen.
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T: Mein Freund ist eine klassische Zwei. C: Wie gut für dich … solange du dich ordentlich benimmst. A: Solange du schön dankbar bist. T: Das mache ich eben nicht. Er hat einen riesigen Freundeskreis. Die sind alle ganz glücklich darüber, dass er ihnen hilft und sie berät, vor allem viele Frauen, weil da auch dieses weibliche Element ist. Ich genieße auch dieses Versorgtwerden, aber gleichzeitig spüre ich immer wieder, dass da was nicht stimmt. Das nde ich ganz schwierig, weil ich dahinter eine Taktik spüre. Er macht das alles nur, um selber geliebt und anerkannt zu werden. Ich spüre das so oft. Das macht mich dann teilweise wahnsinnig wütend. Ich fühle mich da ein Stück weit missbraucht. Aber er ist natürlich gar nicht angreifbar, wenn er sagt: „Wieso, ich mach doch alles?“ A: Das kennen wir auch von der Dreier-Fixierung. Sie sind nicht angreifbar. Das Bild einer Drei von sich selber ist so wahnsinnig mächtig. Sie ist dieses Bild, das sie selber von sich hat. Wenn du an diesem Bild kratzt, dann würdest du sie vernichten, auslöschen.
T: Da kommt dann ganz oft großer Zorn in mir hoch, weil ich spüre, dass es nicht echt ist. Da kommt ein Bedürfnis nach Authentizität hoch. Auf der anderen Seite genieße ich es auch. Es hat beides. Dieses Weibliche nde ich sehr angenehm. C: Suche das Authentische nicht in einem anderen Verhalten, sondern suche das Authentische in der Leere und der Liebe. Die Zwei trägt das Wort „Liebe“ immer auf ihren Lippen und manche beschreiben das als eine wirkliche Lüge, weil das nur im Dienste des Eigenen steht. T: Das Schwierige für mich ist, dass er nie hierher kommen würde. Dazu ist er viel zu stolz. Es ist er, der die Ratschläge gibt, nicht andere. Dass jemand anderes das machen könnte, kommt nicht in Frage. Ich kann das auch gar nicht teilen mit ihm. Er ist ja der Boss. Ich habe das Gefühl, da ist so viel Stolz in ihm … er erstickt da manchmal dran. A: Wir kennen einige Menschen, deren Partner nie mitgekommen sind in die Sangha. Dann ist das aber so, dass die Arbeit hier einen so berührt und verändert … und die Veränderung, die in dir geschieht, die trägst du nach Hause. Dann passieren kleine Wunder.
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T4: Eine Freundin von mir ist eine Zwei. Sie ist fast übergri g, wenn sie einen so umschmeichelt. Jeder Aus ug ist der beste Aus ug, den sie je gehabt hat. Das ist so o ensichtlich. Wenn sie bei jemand anders mitläuft, dann ist es auch der beste Aus ug gewesen, das erzählen sich die Leute untereinander. Das ist echt spannend. Mein Freund ist eine Fünf. Als er sie kennengelernt hat, hat er zu mir gesagt: „Halte dich von ihr fern, die ist so übergri g“. (Lachen) T2, Johan: Beim Enneagramm-Seminar hatte ich einen Übungspartner mit einer Sechser-Fixierung. Nachdem es darum gegangen war, uns mit unserem Emotionalkörper wie Wasser gegenseitig zu um ießen, gab er mir die Rückmeldung, dass er meine Präsenz dabei als sehr übergri g und unangenehm empfunden hatte. Das ö nete mir etwas die Augen, denn für mich hat sich das sehr wohlwollend, liebevoll und weich angefühlt. Seit dieser Rückmeldung wird mir dieser übergri ge Aspekt im Kontakt zu anderen immer öfter bewusst.
T2, Clara: Immer wieder einmal bekomme ich die Rückmeldung von Freunden, dass sie sich von einer Riesenwelle an Emotion und Einfühlen überrumpelt oder manipuliert fühlen. Wenn ich mich dann zurücknehme, spüre ich ganz deutlich die Angst, nicht gebraucht oder zurückgewiesen zu werden.
Dichotomie: militant – zügellos, libertin A: Die Zwei kann sehr freizügig und großmütig sein. Auch bezüglich ihrer Kleidung. Sie kann alles von sich herschenken, wie Sterntaler. Wobei es einer Zwei dann womöglich schwer fallen würde, die geschenkten Taler für sich zu behalten. Wenn ich dem anderen alles schenken will, dann bedeutet das auch, dass ich meine eigenen Grenzen nicht erkenne oder sie bewusst oder unterbewusst sehr weit stecke. Das betri t auch die Sexualität. Manche Zweier berichten von einer sehr freizügig gelebten Sexualität, wo sie sich besonders gerne vernaschen lassen. Auch die gegenteilige Haltung ist von der Zwei bekannt: Sie hält einer Partnerschaft und sogar ein Leben ohne Sexualität aufrecht, wenn dieses Opfer für einen höheren Wert nötig ist, sei dieser höhere Wert nun eine Partnerschaft, in der ich mich geliebt fühle und bei der ich weiß, dass der andere nicht wegläuft oder sei es, um einer manipulativ ausgenutzten Machtsituation willen. Auch die Zügellosigkeit kann ich dazu benutzen, den anderen zu manipulieren und auf diese Weise Macht über ihn auszuüben. Wenn die Zwei in einer Beziehung bemerkt, dass sie den anderen nicht glücklich und zufrieden machen kann (wie auch immer das aussieht), dann wird ihr jedes Machtmittel aus der Hand genommen. In der Fixierung kann diese Beziehung dann nicht bestehen bleiben. T2, Johan: Für mich ist das Zügellose der Wunsch, mehr zu haben, als jetzt eben ist und das Nichtakzeptieren, dass da jetzt eben nicht mehr ist. Das kann bei mir sowohl zur Rebellion in rigiden Arbeitssystemen führen, als auch zum Leugnen nanzieller Einschränkungen oder zum Übermaß beim Rauschmittelkonsum. Das Militante zeigt sich, wenn ich durchsetzen will, was ich eben will. Ich meine ja dann, es würde mir zustehen. Da kann ich manchmal ganz engstirnig werden.
T2, Clara: Seit frühester Jugend habe ich Zügellosigkeit in der Sexualität gelebt. All mein Streben war, den Partner zu erfüllen und ihn so an mich zu binden. Es ging immer nur um die sexuelle Erfüllung des Partners. Ob ich dabei auf der Strecke blieb, war völlig unwichtig. Erfüllung war für mich die Befriedigung des anderen. So war Sex mein Machtinstrument. Ich habe nicht nur zugelassen, dass ich benutzt wurde, sondern mich selber missbraucht. Mit meinen eigenen Bedürfnissen bin ich zum ersten Mal in Kontakt gekommen, als ich Ende Zwanzig für zwei Jahre zölibatär gelebt habe. Ich wollte Erleuchtung nden und mich nicht von Männern ablenken lassen. Als ich meinen Mann kennenlernte, hat er mich erst einmal abblitzen lassen, weil er spürte, dass ich ihn manipulieren wollte. Erst nach vielen Jahren einer liebevollen Ehe und der Arbeit im Enneagramm war es mir möglich, ganz behutsam in Kontakt zu kommen mit meinen eigenen Bedürfnissen.
Stress-Bewegung zur Acht A: Jede Form von Unzufriedenheit mit dem, was sie für andere tut, wird für die Zwei zu großem Stress. Das bedeutet ja, dass sie versagt hat, den anderen glücklich zu machen. Das erklärt auch die wütende Reaktion darauf, wenn die Dinge nicht so laufen, wie die Zwei sich das vorgestellt hat: Wenn der andere nicht mit der entsprechenden Dankbarkeit auf die vielen guten Gaben reagiert, die sie verteilt hat. Das heißt, die Energie der Zwei bekommt dann den gleichen vernichtenden, kompromisslosen und wütenden energetischen Gehalt, wie wir ihn auch von der AchterFixierung kennen. T2, Magda: Wenn meine Tochter die Krallen in irgendeiner Form ausfährt, reagiere ich sofort mit Stress in Form von Anspannung oder gar Aggression. Wenn ich zeitlich unter Druck gerate, was leicht geschieht, wenn ich anderen Menschen nicht zu sagen wage, dass ich eigentlich keine Zeit mehr habe und anderes auf mich wartet, dann fühlt es sich innerlich wie ein Dampfkochtopf an, aus dem der Druck nicht entweichen kann. Heute wachsen mein Mut und meine Fähigkeit, besser für meine Zeiteinteilung zu sorgen und still zu bleiben mit der Wut, die durch
Stress ausgelöst wird.
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T2, Sarah: Ich höre, wie mein Mann täglich viel Zeit damit verbringt, Musik zu machen. Alles würde ich tun, um ihm zu ermöglichen, so viel Musik zu machen, wie es ihm gut tut und wie er es für sein seelisches Wohlbe nden braucht. Wenn ich ihn dann musizieren höre, spüre ich, wie sich in mir eine große Wut entfaltet: er darf etwas, was ich mir nicht erlaube. Ich will ihn aus meinem Leben stoßen. Hier nehme ich die Unfähigkeit wahr, für mich selber zu sorgen, mein Bedürfnis, Musik zu machen, wahrzunehmen. Gleichzeitig ist da Wut, dass der andere mir nicht hilft. Würde er dies allerdings tun wollen, würde ich ihn heftigst zurückstoßen mit meinem Stolz, der niemanden und nichts braucht und nichts will.
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T2, Clara: Ich will etwas für meinen Mann tun und es gelingt mir nicht. Der Stress ist vorprogrammiert. Meine schlechte Laune steigt, ich werde ungnädig mit mir selber, werde vorwurfsvoll, ungerecht und rechthaberisch meinem Mann gegenüber, will meiner Wut Luft machen und nur noch Geschirr zertrümmern. Ich lerne in solchen Situationen, anzuhalten. In mir ist die Stimme: „Was fühlst du jetzt? Was geschieht, wenn du nichts damit tust?“ Ich kann meine Verzwei ung spüren und die Angst, durch mein Versagen zurückgewiesen zu werden. Ich nehme meinen Atem war. Allmählich wird es ruhiger in mir und meine Wut löst sich in Weinen darüber, nicht geliebt zu sein.
Relax-Bewegung zur Vier A: Wenn die Zwei anfängt loszulassen, ist sie mit der nach innen gewendeten Emotionalität und Dramatik der Vierer-Fixierung konfrontiert. Das ist für die Zwei sehr unangenehm, weil sie den eigenen Bedürfnissen und auch den eigenen Gefühlen ausweicht. Eigentlich ist ihr ganzes Helfen-wollen eine Flucht vor der Traurigkeit, vor der tief sitzenden Traurigkeit, die auf der Einbildung beruht, nicht liebenswert zu sein. Das macht es für die Vier so schwierig, tatsächlich zur Ruhe zu kommen. Dann taucht sofort alles Verdrängte auf. Wenn es ihr gelingt, das Profane des eigenen Lebens anzuerkennen und durch diese Gefühle hindurch tiefer zu fallen, kann sie den Reichtum ihres eigenen Herzens erleben. T2, Magda: In der Relax-Bewegung wird zunächst der Selbsthass erfahrbar. Dann folgt eine unglaubliche Freude in der Stille und Lust zu Kreativität. T2, Sarah: Wenn ich entspannt bin, bekomme ich Lust, Dinge zu tun, die nichts mit der Fürsorge für andere zu tun haben. Lust, still zu sitzen und nichts zu tun, Lust, dem Raum zu geben, was es in mir will. Das kann unter Umständen sehr lange dauern, da ich so geübt bin, für andere da zu sein und das zu tun, von dem ich glaube, was sie brauchen.
Dem Raum zu geben, was einfach da sein will, ist der Fixierung, die mich all diese vielen Jahre angetrieben hat, völlig fremd. Da ist Lust, zu trommeln und zu tanzen; ohne Grund und Ziel (für die Kinder, für den Hund) im Wald spazieren zu gehen. Ich habe alles gegeben, um den anderen zu ermöglichen, zu tanzen und zu trommeln oder sich mit der Natur verbunden zu fühlen. Ich höre, wie die Kinder Musik machen und da ist Trauer, denn es ist, als sei mir selber dies nicht erlaubt. Wenn ich still bin, was passiert dann? Da ist der Satz: Es wird für die anderen gesorgt. Ich spüre Erleichterung. Einfach sein. Wie eine kleine zarte Blume, die sich nur ganz schüchtern aus der Erde traut, erlebe ich den Wunsch, meinen Bedürfnissen Raum zu geben. Den Wunsch, dem Raum zu geben, was in der Entspannung auftaucht. Schönheit und Freude, die sich selber genügt. Blauer Himmel voll zwitschernder Vögel, Sonne und Weite.
Selbsterhaltung: Ich zuerst A: Die Selbsterhaltungsbestrebungen entsprechen dem Bild der ZweierFixierung überhaupt nicht. Die Selbsterhaltungs-Zwei ist, wie alle Selbsterhaltungssubtypen weniger lieblich. Sie ist manipulativer und häu ger angestrengt. Sie lernt auch leichter, für sich selbst zu sorgen, weil dieses ständige auf andere angewiesen zu sein sich mit dem Selbsterhaltungstrieb nicht gut verträgt. T2, Alan: Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde ich neues Mitglied in einer Musikband. Nach nur kurzer Zeit zog ich die Konzerte an Land, macht die Werbung, entwarf ich ein Transparent mit Logo, gestaltete die Konzerte, schmiss eine tolle Überraschungsparty für den Chef, der schnell zu meinem sehr guten Freund geworden war, fuhr mit diesem zur Hochzeit seines Sohnes, fotogra erte dort 1000 Fotos, um dann ungefragt ein Album für den Chef zu erstellen. Ich holte ihn zu allen Proben und Konzerten ab und brachte ihn nachts wieder nach Hause, ohne eine Beteiligung der Fahrtkosten oder ein Dankeschön zu erhalten. In den Pausen der Konzerte kümmerte ich mich um das leibliche Wohl der anderen und sprach mit den Gästen, sodass diese sich willkommen fühlten.
Im Laufe der Zeit fühlte ich mich nicht genügend gewürdigt. Situationen, in denen meine Grenzen nicht respektiert werden oder ich mich übergangen fühle, lassen den unterschwelligen Groll langsam und allmählich wachsen. Eines Tages schrieb ich der Gruppe eine Mail, ich hätte entschieden, es sei derzeit nicht passend, weiter mit der Gruppe zu spielen. Kein direktes Wort an den Chef, kein Telefonat – eine unpersönliche Kündigung. Ich gründete meine eigene Gruppe, die zum erfolgreichen Konkurrenzunternehmen der vorigen Band wurde.
Sexuell: Aggression/Verführung A: Die Titelliste des Albums von Barry White enthält folgende Sätze: 2„Ich kann nicht genug von deiner Liebe bekommen, Baby. Du bist die erste, die letzte, mein ein und alles. Nie, nie werde ich dich aufgeben. Ich werde dich einfach ein bisschen mehr lieben, Baby. Wenn du dich neben mir niederlässt, bin ich in Ekstase. Tu das, was du predigst. Was stelle ich mit dir an. Lass die Musik spielen. Oh, was für eine Nacht um zu tanzen. Ich habe so viel zu geben. Es macht nichts. Füge mich deiner Mixtur hinzu. Sexy undercover. Der geheime Garten. Come on. In deinen wildesten Träumen. Ich bin quali ziert, dich zu befriedigen.“ Dem kann man eigentlich nichts hinzufügen. T2, Clara: Jetzt weiß ich, warum Barry White mir schon immer aus dem Herzen gesprochen hat! Dass ich eine sexuelle Unter xierung habe, war leicht zu entdecken, mit meiner unendlich langen Männer-Abschussliste. Schon als Dreizehnjährige habe ich versucht, den Skilehrer zu verführen. In der Oberstufe waren es der Chemie- und der Deutschlehrer, später die Ausbilder in meiner Lehr rma. Während des Studiums hatten der eine oder andere Professor Freude an meinen Verführungskünsten. Denke ich heute daran zurück, spüre ich den Stolz, wie gut ich war, jedem zu geben, was er brauchte. Heute erlebe ich bei Meditationsretreats etwas harmloser den Drang, die beste Musterschülerin sein zu wollen und so dem Lehrer die Befriedigung zu geben, wie hervorragend er doch ist! Ich spüre auch den heimlichen Wunsch, ihn abhängig von mir zu machen. Einmal hat mir
dann ein Lehrer gesagt, dass ich aufhören kann mit dem Versuch, seine Lieblingsschülerin sein zu wollen, denn das interessiere ihn nicht. Ich fühlte mich zurückgestoßen, war verletzt und voller Scham, aufge ogen zu sein.
Sozial: Ehrgeiz T2, Johan: Ich glaube, Ehrgeiz bedeutet bei mir der Wunsch, von den Menschen, die ich als schätzenswert erachte, selbst wahrgenommen und geschätzt zu werden. In Gruppensituationen ist mir die Erfahrung wichtig, bei solchen Menschen einen besonderen Stand zu haben. Auch scheint es mir in einer Gruppe oft darum zu gehen, der zu sein, der gebraucht wird – ohne den es nicht geht. Diese Bedürfnisse haben mich schon zu einigen Leistungen motiviert, bei denen ich mich im Rückblick frage, wie ich das eigentlich gescha t habe. Ich emp nde nach dem Vollbringen solcher Leistungen dann Stolz und genieße das Gefühl, geachtet zu werden.
Unterscheidungsmerkmale T2: Ich habe die ganze Zeit viel gerätselt, wo gehöre ich hin. Was ist meins? Bei der Zwei habe ich am meisten wiedergefunden. Da kriege ich richtig Herzklopfen. Da ist irgendwas. Ich kann vieles davon bei mir nden, aber vieles auch wieder nicht: Z. B. etwas tun für andere, nur damit man mich liebt, widerspricht mir total. Das würde ich nicht machen. Ich bin da eher jemand, der drauf haut und allen zeigen will, so ist es richtig. Ich habe das Gefühl, dass ich ganz oft in die Acht kippe. Und dennoch bin ich hinund her gerissen, was nun wirklich meins ist. A: Die Zweier berichten zunächst durchgehend, dass sie niemals etwas tun würden, nur damit der andere sie liebt. C: Die Lüge ist nicht so o ensichtlich. Die „Taktik“ liegt nicht an der Ober äche. T2: Ich kenne Situationen, in denen ich es lieber in Kauf nehme, nicht geliebt zu werden, als etwas zu tun, was ich nicht möchte. Da kann ich
dann auch sehr wütend werden, also wütend darüber, dass ich dann deshalb nicht geliebt werde oder dass man es mir abverlangen könnte, im Gegenzug etwas Bestimmtes zu tun. Andererseits weiß ich natürlich, was für andere gut ist. Das weiß ich tatsächlich oft. A: Der Zwei wird nichts abverlangt. Aber das Beliebt-sein-Wollen hat einen Preis. Wenn ich möchte, dass alle mich lieb haben, auch die, die ich gar nicht lieb habe, dann muss ich diesen Preis bezahlen oder eben die Konsequenzen tragen. T2: Das ist wohl ein Mindfuck, dass ich meine, das tun zu müssen. A: Die Zwei ist in diesem Feld, im Aquarium der Gefühle und vermeintlichen Bedürfnisse von den andern und hat die Empfangsantennen darauf gerichtet, was der andere haben möchte: Auf diese Weise kann ich mich da einschmeicheln und kann auch dafür sorgen, dass die anderen das tun, was ich will. Das sind z. B. ZweierFrauen, die in die Besprechung kommen, sich verzweifelt nach einem Stuhl umschauen und der Chef springt auf und holt einen Stuhl für sie, weil aus diesem Umschmeicheln eine bestimmte Beziehung entsteht. T2: Mit dem Wort „umschmeicheln“ habe ich richtig ein Problem. Wahrscheinlich ist das so subtil, dass ich es gar nicht wahrnehme, wie ich kriege, was ich will. Ich glaube, ich nehme es nicht wahr. Bewusst würde ich das auf jeden Fall nie tun, mich einschmeicheln, pah! Aber ich schicke z. B. Kollegen in Seminare und die schicken mir dann Dankesbriefe. „Ja, das war das Richtige für mich. Danke, dass du mich geschickt hast.“ Das war schon ganz oft so. Heerscharen schicke ich irgendwo hin, die dann auch wirklich gehen und das ist das Richtige für sie. Was mich dann darin bestärkt, ja, es ist gut, ich weiß es. Ich bin noch sehr irritiert, aber bei der Zwei kriege ich einfach Herzklopfen. C: Das ist zwar so angelegt, aber trotzdem gibt es auch Menschen mit einer Zweier-Fixierung, die das nicht so gut scha en, jemanden zu umschmeicheln und den dann nach seiner Nase tanzen zu lassen, so dass derjenige dann denkt, er mache das selber. Das klappt ja nicht immer. Die Fixierung ist auch mitunter gebrochen. Die Zwei geht in die Vier, wenn sie sich entspannt. Das heißt, wenn sie loslässt, dann kann sie das
Tragische darunter wahrnehmen. Und wenn sie in Anspannung kommt, dann geht sie in die Acht. Dann setzt sie sich durch. T2: Ich scheine oft in die Anspannung zu kommen.
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C: Es ist nicht ganz einfach nachzuvollziehen, dass Zweier wirklich anders funktionieren weil man von der eigenen Art die Welt und die anderen Fixierungen wahrzunehmen geprägt ist. Die Zweier spüren sofort, was gewünscht und gebraucht wird. Dafür erwarten sie, geliebt zu werden. Da ist ein großer Unterschied zu den Sechsern. Die Sechser handeln, um sich als nützlich zu erweisen, in der Ho nung, sich dann sicherer fühlen zu können. Das ist etwas ganz anderes. Die Zweier machen etwas und wollen wirklich die Liebe und Dankbarkeit dafür zurückhaben. Wenn sie das nicht bekommen, werden sie sauer und auch anklagend. Das ist der Unterschied zum SechserVerhalten. Zweier sprechen sehr viel über Liebe, das ist ein Lieblingsthema. Ein Lieblingswort und Slogan könnte z. B. sein: „Wie toll ist es, dass sich alle so sehr lieben“. [UM 2-6]
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A: Die Neun opfert sich auch für andere auf. Das macht sie aber, um Kon ikte zu vermeiden und der Anstrengung, der möglichen Uneinigkeit aus dem Weg zu gehen. [UM 2-9]
Heilige Idee: Freiheit A: Wenn die Zwei aus der Freiheit eine heilige Idee macht, dann wird daraus: „Niemand will mehr was von mir. Ich muss nicht sagen was ich will und trotzdem geschieht alles, wie ich das gerne hätte.“ Das letztere wünscht sich natürlich jedes Ego. Bei der Zwei klingt dieser Wunsch so: Freiheit ist dann, wenn die anderen mal genauso gut für mich sorgen, wie ich das immer für sie tue und mir alle unausgesprochenen Bedürfnisse von alleine erfüllt werden. Freiheit ist eine andere Bezeichnung für das Aufwachen. Es wird dann zum Problem, wenn es „meine“ Freiheit ist.
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T2, Magda: Freiheit ist, wenn ich nicht alleine zu sein brauche, um frei zu sein. Der andere ist da (mein Mann, meine Kinder, meine Schüler) und
die Sätze der Fixierung sind da: „Ich weiß, was du brauchst. Ich muss es dir geben. Ich bin verantwortlich, dass deine Bedürfnisse gestillt werden.“ Freiheit ist, wenn ich nicht als Sklave dieser Sätze agieren muss. Freiheit ist, wenn ich still sein und sagen kann: „Ich nehme mich wahr und ich nehme dich wahr, wer du gerade in diesem Moment bist, ohne deine Bedürfnisse abzuscannen“, ohne etwas zu tun. A: Die Freiheit der Zwei kann beginnen, wenn sie bemerkt, dass nicht nur sie selbst ein Kind Gottes ist und nicht die Mutter Gottes, die ihr hinterher räumen muss. Und dass auch all die anderen, die sie für ihre Kinder hält, Kinder Gottes sind. Es gibt diese verrückte Idee, dass Gott die Mütter gescha en habe, weil er nicht überall sein könne. Diese Verrücktheit kann aufgegeben werden. Es gibt keinen Platz, an dem Gott, die göttliche Mutter oder Bewusstsein nicht wären. Sogar die Zwei kann sich entspannen. T2, Johan: Bei mir scheint es darum zu gehen, zu erkennen, dass das, was passiert und das, was ich will, ein und dasselbe sind. Das fühlt sich aber nicht immer so an. Insbesondere wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich mir das wünschen würde. Dann sind da Enttäuschung, Empörung, Wut, Verachtung und der Impuls, etwas zu verändern, damit es wieder „richtig“ ist. Wenn ich genau hinspüre, will ich einfach den Schmerz nicht fühlen. Das ist dann die Idee von Freiheit. Manchmal aber darf dieser Schmerz ganz da sein und wird liebevoll angenommen. Das ist echte Freiheit. Dann wird natürlich der Friede wahrnehmbar, in dem dieses ganze Drama stattfand. Das klingt jetzt hier so leicht, fühlt sich aber dann oft so an, als würde mein Herz zerreißen. Wenn mein Herz aber mal zerrissen ist, fühlt es sich ganz vogelfrei an. Leider scheine ich bisher diese Erfahrung, wie in einer Endlosschleife, immer wieder aufs Neue mit der gleichen alten Wucht machen zu müssen. T2, Sarah: Mit meinem Mann habe ich die Vereinbarung, dass er sich um den Kleinen kümmert, wenn ich arbeite. Des Öfteren gibt es die Situation, dass er sagt, er habe selber einen Termin. Die Reaktion der Fixierung ist sofort: Kein Problem, ich mache das mit dem Kleinen und meiner Arbeit alleine. Gleichzeitig ist da innerlich immer derselbe Ablauf: es wird mir eiskalt mit dem Gedanken: „Ich mache doch so viel und jetzt, wenn ich dich brauche, stehst du nicht zur Verfügung. Ich
brauche dich nicht und ich brauche dich auch nie wieder und gleichzeitig möchte ich, dass du am besten ganz aus meinem Leben verschwindest.“ Ich baue Grenzen und werde meinem Mann gegenüber für lange Zeit distanziert und unnahbar. Was macht die Stille? Ich nehme wahr, was in mir geschieht. Ich spüre, dass es der Fixierung unmöglich erscheint, um Hilfe zu bitten oder gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Ich bin still und nach einiger Zeit ist es möglich, meinem Mann zu erzählen, wie lebensbedrohlich es für die Fixierung ist, nicht alles alleine managen zu können. Wir nden gemeinsam eine Lösung und ich kann wahrnehmen, wie die Härte und Kälte in mir schmilzt.
Wege auf der Suche A: Wenn eine Zwei anfängt, zu erkennen, dass all dieses Helfen und Schmeicheln eigentlich dem eigenen Stolz dient, dann ist der erste Schritt aus der Fixierung getan. T2, Johan: Das erlebe ich zwar auch so, wenn ich es hier aber so höre, kommt es mir ziemlich platt und zu kurz gegri en vor. A: Die Zwei fühlt sich in den Beschreibungen des Enneagramms oft in ihrer eigentlichen Tiefe nicht erkannt, ähnlich wie die Vier. Aber manche Dinge sind so schlicht wie sie sind. T2, Johann: Bei mir wurde das mit meinem Stolz durch die Hilfe der Enneagramm-Arbeit erst einmal richtig erkannt. Dann wurde es immer wieder beobachtet und das tat sehr weh. Denn nun war die altbekannte Spirale der Selbstabwertung plötzlich nicht mehr durch hochmütige Gedanken und Gefühle vorübergehend zu lindern. Das wurde ja schließlich gleich erkannt und dann sofort auch abgewertet bzw. als Beweis dafür gesehen, wie schlecht und wertlos ich bin. Dieses seelische Wehtun scheint zwar heilsam zu sein, ist aber auch demotivierend. Wenn es gerade sehr weh tut, fällt es mir auch besonders schwer bewusst zu bleiben und nicht ins Denken nach den altbekannten Mustern abzugleiten. Um möglichst wach zu bleiben, hilft mir im Moment besonders, das Leben in meinem Körper von innen zu spüren. Dann können die alten Geschichten zwar immer noch aufkochen, aber
gleichzeitig kann dann auch diese ungeheure Kraft gespürt werden. Ich fühle mich dann mehr bei mir, als wenn ich nur in den alten Gedankenspiralen herumschleudere, die ich ohnehin schon auswendig kenne. Einerseits komme ich mir immer schrecklich „gut“ vor, wenn ich für andere scheinbar Gutes tue. Andererseits merke ich natürlich immer klarer, dass das nur ein stolzer Gedanke ist. Schließlich ist meine tiefste Motivation hinter meinem „Gutes tun“ immer der sehnliche Wunsch, dann geliebt zu werden und mich dadurch selbst liebenswert zu fühlen. Trotzdem passiert dadurch manchmal wirklich etwas Gutes. Aber natürlich geht der Schuss gar nicht so selten nach hinten los.
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T2: Ich bin nackt und schäme mich. Am Morgen wache ich auf und in meinem Herzen weiß ich, dass ich die Strategien der Zwei benutze, um Liebe und Aufmerksamkeit zu erkaufen. A: Diese Scham ist ein zentrales Hindernis bei der Zwei. Sie hat vergessen, dass sie reine Liebe, Leere und Gewahrsein ist. Sie hat die Fantasie, dass die Liebe von außen kommen müsste und sie nur durch diese Liebe eine Lebensberechtigung gewinnen könnte. Die Lebensberechtigung und die Liebe Gottes in meinem eigenen Herzen sind ein Geschenk. Der Mensch kann derer niemals würdig sein, in dem Sinne, dass er sich sein Lebensrecht verdienen müsste oder könnte. Sich mit der Scham über die eigene Menschlichkeit und über die eigenen Bedürfnisse zu konfrontieren, führt zu einer fürchterlichen Todesangst der Zwei, die Lebensberechtigung mit der Anerkennung von außen zu verlieren. Dem muss sie bereit sein sich zu stellen: „Was, wenn mich nie mehr irgendjemand liebt, wenn ich nie mehr irgendjemandem hilfreich sein kann, wenn niemand mich braucht?“ Einfach nur da sein, mit dem innersten gütigen Wesen.
Heiliger Weg: Demut A: Der Heilige Weg der Zwei ist die Demut. Sie ist das Gegengift zum Stolz. Es bedeutet, auf keine Art besonders sein zu müssen, nicht hilfreich sein zu müssen und auch nicht besonders schlecht. Ich bin
Liebe, Leere, Gewahrsein wie alles andere und alle anderen auch. Dann kann das Gebende zu wirklicher Güte werden: Hilfreich zu sein, da, wo es angebracht ist. Geben ohne etwas Persönliches hinzuzufügen. Ganz mühelos.
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T2, Johan: Ich hadere mit meinem Stolz. Wie kann ich am besten die Demut leben? C: Demut bedeutet zu sehen, dass da niemand ist, der etwas machen könnte. T2, Johan: Das fühlt sich wie ein Kopf-Konzept an. Der Satz alleine kommt meinem Kopf platt vor. Ich kenne Situationen, in denen klar wahrgenommen werden kann, dass da gar niemand ist. Dann kann dieses Spiel „Du bist so toll“ versus „Du bist doch wirklich der letzte Dreck“ nicht mehr weiter gespielt werden. Auch das kann ich aber wohl nicht machen, sondern es passiert, wann es eben will. Eine Erkenntnis, die ich im Moment gar nicht leicht akzeptieren mag. T2, Magda: Für mich ist Demut still werden mit dem Wissen, dass ich gar nicht weiß, was gut für den anderen ist. Demütig werden in dem Verstehen, dass die Kinder sich selbst gehören. Die Kinder gut zu begleiten wird nie aus der Fixierung kommen. Ich halte an, anderen Leuten zu schmeicheln. Ich halte das ständige Bestreben an, dass der andere sich gut fühlt. Ich halte an, den anderen innerlich abzuscannen, um herauszu nden, was er braucht. Ich lasse mir helfen. Bei kleinen Dingen übe ich, um Hilfe zu bitten. Nach langer Arbeit an der Fixierung bin ich bereit, mir von einer Hilfe beim Saubermachen des Hauses helfen zu lassen. Ich übe, Geschenke anzunehmen, ohne sofort ein Gegengeschenk zu machen oder zu überlegen, was ich dem anderen Gutes tun könnte.
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T2, Clara: Erst während meiner schweren Krankheit habe ich gelernt, zu verstehen, was Demut wirklich heißt. Durch die Situation, Hilfe annehmen zu müssen und nicht selber helfen zu können, war ich unglaublichem Schmerz, Selbsthass und Verzwei ung ausgeliefert bis hin
zu dem Wunsch, nicht mehr leben zu wollen. Alles würde ich tun, um nur nicht um Hilfe bitten zu müssen. In meiner Krankheit lerne ich, um Hilfe zu bitten. Ich spüre, wie ich mich hil os, schwach und verletzlich fühle. Ich bin still mit dem, was auftaucht. Das lässt mich demütig, sehr demütig werden. Es macht mir bewusst: „Ich weiß gar nichts. Ich muss auch nichts wissen.“ Es ist wie ein Geschenk der Stille, zu lernen, einfach Danke zu sagen für Hilfe, die ich bekomme. Es lässt mich tiefer fallen und stiller werden. T2, Sarah: Ich muss zu einem Termin, der nicht um die Ecke liegt und zwar mit großem Gepäck. Mein Kollege, der mit dem Auto fährt, bietet mir an, das Gepäck mitzunehmen. Während der Vorbereitungen sagt und tut er Dinge, die nicht meinen Vorstellungen entsprechen. Ich fühle mich in meinen Bedürfnissen nicht wahrgenommen – die ich weder ihm gegenüber artikuliert, noch vor mir selber zugegeben habe. Der Stolz erhebt sein Haupt und ich entscheide, dass ich ihm unter diesen Umständen auf keinen Fall mein Gepäck mitgeben werde. Ich bin ja so unabhängig und brauche niemanden. Kurz bevor ich zu dem Termin mit Bus und Bahn losfahre, fühle ich mich so erschöpft, dass ich den Termin absagen will. Der Wahnsinn wird mir bewusst. Ich werde still und nehme den Stolz wahr, der wie ein Diktator all meine Handlungen bestimmt. Zuzugeben, dass ich manches gar nicht gut alleine bewältige, ist die größte Demütigung und muss um jeden Preis vermieden werden, da mir sonst jede Lebensberechtigung entzogen wird. Die Stille erlaubt mir, all diese lebensbedrohenden Gefühle wahrzunehmen und das Demütigendste zu tun, was die Fixierung sich vorstellen kann, nämlich meinen Kollegen anzurufen, ihm meine Schwäche zu zeigen und um Hilfe zu bitten.
Essenz: Güte T2, Magda: Ich erlebe ein Strahlen von innen, das sich selbst gehört. Eine Wärme und O enheit, die niemanden glücklich machen will. A: Die Güte ist ein Aspekt der Liebe. Die Liebe selbst ist über ießend – aus sich selbst heraus. Wenn Gnade ein Geschenk ist, dann kann man sie sich nicht erarbeiten. Sie ist niemals verdient. Wenn sie verdient wäre,
wäre sie kein Geschenk. Güte entspringt bedingungsloser Liebe. Wie eine gute bedingungslos liebende Mutter. Es bekommt nicht jedes Kind das gleiche, sondern jedes Kind bekommt das, was es tatsächlich braucht. Die Güte ist auch keine „A enliebe“, die versucht dem anderen etwas abzunehmen, was er sehr wohl selber tragen könnte. Die Güte belässt den anderen in seiner eigenen Kraft und Würde. Der Aspekt der Güte in jeder und jedem von uns ist auch nur dann spürbar, wenn ich ganz bei mir bin. Ich bin dann zu mir genauso gütig wie zu den anderen. Die Nächstenliebe funktioniert nämlich nur mit zwei Sätzen: Liebe deinen Nächsten, wie auch dich selbst. Das ist wohl die schwierigste Aufgabe für die Zwei: gütig zu sich selber zu sein. T2, Johann: Es scheint mir so zu sein, dass diese Essenz zwar „Güte“ genannt wird, aber „jenseits von Gut und Böse“ zu nden ist. Damit meine ich, wenn bei mir ausnahmsweise einmal klar gesehen werden kann, dass alles so wie es gerade ist, gut ist, dann ist das Güte. Besonders dann, wenn es „mir“ eigentlich gerade überhaupt nicht recht ist. Denn immer, wenn dieses Wunder passieren darf, ergeben sich die Dinge von selbst. Es ist dann so, als würde mir eine ungeheure Last abgenommen worden sein. Schließlich muss ich nichts mehr gut machen, denn es ist ja schon gut, so wie es ist. Manchmal gibt es dann sogar noch gleichzeitig dieses Nichtwollen. Auch das darf so sein. Ich bin dann auf jeden Fall liebevoller – also gütiger – zu mir selbst und wohl auch den anderen gegenüber. Oft dürfen dann auch geradezu wundersam heilsame Begegnungen passieren. Aber obwohl ich es jetzt schon ein paar Mal so erlebt habe, kommt mir auch das völlig unverständlich vor. A: Ja, es ist das Gegenteil von der Fixierung und das Anhalten jeglicher Konditionierung. Es ist mit dem Verstand nicht zu begreifen. Güte und Gnade unterscheiden nicht zwischen Gut und Böse. Die Liebe ist gleichermaßen auf alle verteilt. T2, Clara: Wie ich Güte erlebe? Da ist mein Herz ganz weit und o en. Da ist Gelassenheit, Atmen. Wenn ich Güte erlebe, dann hat der Drang, alles kon-trollieren zu wollen, aufgehört. Alles hat da Platz, alles darf sein, wie es ist. Ich nehme den anderen an, wie er ist, ich nehme die Umstände an, wie sie sind und ich nehme vor allem mich an, wie ich bin mit dieser tiefen Überzeugung, dass ich nicht liebenswert bin. Diese
Grundüberzeugung, die darf in der Wärme von Güte und Annahme schmelzen. Und dann darf endlich diese über ießende Liebe da sein. Güte ist Ausdruck des Lebens, Ausdruck der Stille und der Leere.
Beispiele A: Mutter Teresa ist eine Zweier-Figur: Sich selbst aufopfern und das eigene Leben geben für die anderen ist zweier-typisch. Chefsekretärin oder Chefsekretär ist ein wundervoller Zweier-Beruf. Der Chef oder die Che n ist auf mich angewiesen, ich bin praktisch unabkömmlich. Ich habe alle Fäden in der Hand. Nichts läuft ohne mich. Ich kann mich im Ruhm meiner Vorgesetzten sonnen. In dem Film „Selbst ist die Braut“, mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds, mit dem Untertitel „Sie müssen die Che n jetzt küssen“, spielt R. Reynolds eine Zwei. In dem Film: „Die Braut, die sich nicht traut“ spielt Julia Roberts eine Zweier-Fixierung, die noch nicht einmal weiß, wie sie selber ihr Ei morgens gerne isst, da sie es immer so gegessen hat, wie die Partner, mit denen sie zusammen war. Nur vor der Hochzeit hat sie jeweils gerade noch rechtzeitig bemerkt, dass das bevorstehende Leben mit diesem Mann doch nicht das ist, was sie sich eigentlich wünscht.
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C: Manche sagen, dass Jesus eine Zwei gewesen wäre, weil er sein Leben hingegeben hätte, aber ich halte das für einen Irrtum. Jesus war ein Held und jedes zweite Wort, was er sagte, war nicht „Liebet einander“. Er sagte viel öfter „Fürchtet euch nicht“. Bei der Kreuzigung ist er für mich ganz klar und deutlich eine Sechs, die den Heldentod stirbt für seinen Vater. [UM 2-6] Aber bei toten Menschen ist es viel schwieriger die Fixierung zu erkennen als bei Lebenden. Wenn man die lebendige Energie spürt, dann zeigt sich alles viel deutlicher.
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A: ailand ist ein Zweier-Land. So erklärt sich auch der Sextourismus. Wenn man in ailand jemanden nach dem Weg fragt, ist es in dieser Kultur unpassend, keine Auskunft geben zu können. Es wird daher mit gutem Gewissen oft eine falsche Auskunft gegeben. Das ist auch ein
Beispiel dafür, wie unterschiedlich das Gewissen geprägt ist und dass es kein objektives Gewissen gibt.
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T2, Johan: Edward in der Twilight-Saga ist sicher eine Zwei: Er erlebt sich als ein schlimmes Monster und muss besser als ein Engel sein, um sich selbst wertschätzen zu können. Er hat eine abhängige Beziehung zu seiner Bella, der er jeden Wunsch erfüllt, bevor diese ihn selbst ahnt. Sein Stolz zeigt sich darin, dass er glaubt, die Realität so manipulieren zu müssen, dass die Dinge so passieren, wie er sie für richtig hält. Seine intuitive Fähigkeit ist es, zu hören, was die anderen denken.
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T2: Im Film „I, Robot“ verkörpern der Roboter Sonny und die künstliche Intelligenz VIKI unterschiedliche Aspekte der Zwei: Sonny geht in seiner dienstbaren Güte so weit, seinen geliebten Erbauer auf dessen Wunsch hin zu töten. Dabei will dieser als fühlendes Wesen verstanden und geachtet werden. Schließlich muss er aber selbst darauf kommen, was seine Bestimmung ist. VIKI ist zwar emotionslos aber überzeugt davon, dass ihre übergri gen und einschränkenden Manipulationen im Sinne der Menschheit sind. Schließlich will sie für größtmögliche Sicherheit sorgen, indem sie die Menschheit vor ihrer eigenen Unberechenbarkeit beschützt. Auch die drei Gesetze der Robotik, die jeder Roboter einhalten muss, scheinen wie für Zweier gemacht zu sein: 1. Ein Roboter darf keinem Menschen schaden oder durch Untätigkeit einen Schaden an Menschen zulassen. 2. Ein Roboter muss jeden von einem Menschen gegebenen Befehl ausführen, aber nur, wenn dabei das erste Gesetz nicht gebrochen wird. 3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz bewahren, es sei denn, dies spricht gegen das erste oder zweite Gesetz.
Treya Wilber
T2, Sarah: Treya, ursprünglich Terry Kiliam, lernt 1983 mit 36 Jahren Ken Wilber kennen; sie nennt es „Liebe auf die erste Berührung: Ich empfand etwas Unbeschreibliches, eine Art Wärme, ein Schmelzen, ein
Gefühl von Zusammenpassen, Zusammen ießen, vollkommenes Einssein.“ Schon kurze Zeit später heiraten sie. Zehn Tage nach der Hochzeit wird bei Treya Brustkrebs diagnostiziert. Das Buch „Mut und Gnade“ 3 dokumentiert mit Tagebuchaufzeichnungen und Briefen der beiden die gemeinsame Zeit bis zu Treyas Tod 1989. Der erste Eindruck des Buches kann Züge der Dreier-Fixierung ins Auge stechen lassen: Treya die Macherin, aktiv auf verschiedensten Gebieten. Und später, während ihrer Krankheit, gründet sie die CancerSupport Community; Charity als bessere Publicity. Aber schon nach kurzer Zeit springen mehr und mehr Aussagen ins Auge, die nach Zweier-Fixierung klingen. So sagt Terry: „Früher, wenn jemand etwas Nettes über mich sagte, habe ich das aufgeschrieben; ich konnte kaum glauben, dass jemand so über mich dachte. Es fällt mir manchmal schwer zu glauben, dass jemand mich wirklich lieben kann; irgendwo ist da ein Bruch: Einerseits weiß ich, dass ich ganz in Ordnung bin, dass die Leute gern in meiner Nähe sind, dass ich intelligent, hübsch und so weiter bin … und doch begreife ich manchmal nicht, wie irgendwer (vor allem ein Mann) mich wirklich lieben kann.“ Weiter spricht Treya von ihrer Angst vor Abhängigkeit, der Entschlossenheit, alles alleine zu scha en, ihrer Ungläubigkeit, dass Ken sie liebt und der Notwendigkeit, sich dessen immer wieder zu versichern. Ken erwidert darauf: „Was, du kannst nicht verstehen, weshalb ich dich liebe? … Die Leute sind so komplett begeistert von dir, das weißt du doch …“ Als Treyas Krankheit schon fortgeschritten ist, gewinnt man den Eindruck, dass sie mehr und mehr von der Fixierung loslassen kann. Sie sagt rückblickend – und es klingt wie die Beschreibung des Stolzes und auch der Bedürfnislosigkeit der Zwei: „Ist mir richtig peinlich, wie oft ich so was gesagt habe. Immer und immer wieder, mein Leben lang. Ich kann das alleine. Ich scha das schon. Nein, danke. Und ich weiß, was dahintersteckt. Angst. Angst vor Abhängigkeit. Angst, zurückgewiesen zu werden, wenn ich doch mal um was bitte. Angst vor Ablehnung, wenn ich zeige, dass ich Bedürfnisse habe. Ich weiß noch sehr gut, wie still ich als Kind war, so angenehm und unaufdringlich, keine Ansprüche, keine Klagen. Niemand erfuhr etwas von meinen Problemen in der Schule ….
(Da war) Angst vor Kritik, ständig negative Urteile erwartend. Sogar beim Spielen mit meinen Geschwistern habe ich mich oft alleine gefühlt.“ Wie sie die Dinge sagt, o enbart die Zweier-Fixierung. Was sie schreibt kommt nicht so sehr rational vom Kopf, sondern ist alles tief emotional verankert. Auch die verschiedensten Aktivitäten Treyas laufen nicht parallel, wie dies bei einer Drei der Fall wäre, sondern geschehen hintereinander und häu g für gute Zwecke: Erst engagiert sie sich für die Umwelt, dann arbeitet sie in der spirituellen Lebensgemeinschaft Findhorn. Dort geht sie hin, weil Freunde sie bitten, ihnen zu helfen und sich beim Aufbau eines Zentrums für Umwelt und Spiritualität zu beteiligen. Auch ihre Charityaktivität hat keinen ober ächlichen Publicitycharakter. Sie setzt sich bewusst von der Wellness community, einer Organisation, die Hilfe für Krebspatienten anbietet, ab, die ihrer Meinung nach nur auf Techniken und Resultate ausgerichtet ist. Über ihre eigene Arbeit sagt sie, dass sie häu g nicht wusste, was der betre ende Kranke braucht und dann durch Zuhören herausfand, wie man wirklich helfen kann. Sie sagte, dass sie nur durch Zuhören erspüren konnte, was diese Menschen brauchten, womit sie sich gerade herumschlugen, welche Art von Hilfe in diesem Augenblick wirklich helfen würde. Das Verhältnis zu ihrem Vater beschreibt sie so: „… Mir wird immer klarer, wie sehr ich die Wertvorstellungen meines Vaters verinnerlicht habe – etwas produzieren, seinen Beitrag leisten und all das – und jetzt sehe ich, dass sie gar nicht besonders zu mir passen, so sehr ich sie auch bewundere …“ Vielleicht ist dort, beim Vater, gemeinsam mit der amerikanischen Dreierhaltung, die Ursache der Dreierfärbung in Treyas Leben zu nden. Alleine und auch gemeinsam mit Ken besucht Treya verschiedenste Meditationszentren und geht einen tiefen spirituellen Weg. Eine Meditationsform, genannt Tonglen, nimmt in der Zeit ihrer Krankheit neben der Vipassana-Meditation einen großen Raum ein. Dort geht es darum, das Leiden der Anderen auf sich zu nehmen und mit zu verwandeln. Tonglen ist dazu da, „das Besorgtsein um das eigene Ich, das Hätscheln und Verteidigen des eigenen Ichs zu untergraben.“ „Es geht hier nicht um wohlfeiles Mitgefühl für die Leiden anderer, sondern um
die Bereitschaft, dieses Leiden selbst auf uns zu nehmen, damit die anderen frei davon werden.“ Dies ist sicherlich eine Meditationsform, die der Zweier-Fixierung sehr entgegenkommt: Innere Arbeit nicht für sich selbst, aber für andere. Gleichzeitig kann, wie man an Treya sieht, dieser Weg auch die Fixierung erlösen und dabei unterstützen, in die Demut zu fallen – Teil zu sein, eins zu sein mit den anderen in der gemeinsamen Bitte um Erlösung. In einem Kurzvideo 4 können wir Treya live auf der Bühne erleben. Ihre Körperhaltung ist nicht die einer erfolgreichen Drei: Hier bin ich und zeige, was ich alles erreicht habe. Die Zwei steht nicht auf der Bühne, um sich zu präsentieren, sie fühlt sich auch nicht unbedingt wohl, im Mittelpunkt zu stehen. Die Zwei nimmt sich selbst zurück, aber nicht, um aus dem Kontakt zu gehen, wie eine Fünf es tun würde. Sie nimmt sich zurück, um Platz für den anderen zu scha en, um zu erspüren, was sie dem anderen oder den Zuhörern geben kann; das ist die Art der Zwei, in Kontakt zu gehen. [UM 2-5] Treya beschreibt, wie leicht sie der Versuchung verfallen ist, au isten zu wollen, was sie alles getan hat, wie vielen Menschen sie helfen konnte. Vielleicht ist auch der Satz, dass sie Freundschaft mit dem Krebs geschlossen hat, Freundschaft mit der Möglichkeit eines qualvollen Todes, der Satz einer Zwei, die alle und alles lieben kann. Sie sagt auch, wie die Krankheit sie gelehrt hat, dass ihre spirituelle Arbeit, Gleichmut zu wahren, alles anzunehmen, das Wichtigste in ihrem Leben ist. Spielerisch, mit Leichtigkeit im Jetzt leben, Dinge tun ohne Sinn und Zweck für andere ist der Zweier-Fixierung fremd. Das Schmelzen der Fixierung wird sichtbar, wenn Treya beschreibt, wie sie anfängt, künstlerisch tätig zu sein, dabei einfach zu sein, sich selbst zu entfalten. Sie ndet Freude, schöne Dinge anzufertigen und im Vorgang so viel Befriedigung zu nden wie im Ergebnis, etwas, was sie sich über viele Jahre nicht erlaubt hat. Erlösung ist auch spürbar, wenn Ken Treya in ihrem letzten Lebensjahr beschreibt, wie ihr Gleichmut und ihre schiere Lebensfreude von Tag zu Tag zuzunehmen scheinen: „Sie war glücklich, dass sie jetzt lebendig war. Pfeif auf morgen!“ Sie setzt P anzen ein, spielt ausgelassen mit den Hunden oder sitzt lächelnd über ihren Glasarbeiten,
Ausdruck des Glücks, diesen unermesslich kostbaren Augenblick zu haben. Ein Arzt fragt Treya, ob sie Angst vor dem Sterben habe. Ihre Antwort lautet: „Nein. Weil ich Verbindung habe zu etwas in mir, etwas in jedem Menschen, das das Ganze ist. Wenn ich sterbe, löse ich mich einfach darin auf. Das hat nichts Erschreckendes.“ Der Arzt wird daraufhin sehr emotional: „Ich glaube Ihnen, Treya. Wissen Sie, ich hatte noch nie eine Patientin wie Sie. Sie haben kein Selbstmitleid. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Es ist eine Ehre, Ihr Arzt zu sein, darf ich Ihnen das sagen?“ Treya umarmte ihn strahlend und sagt nur: „Danke.“ Hier sieht man sowohl das Sich-Zurücknehmen der Zwei, als auch das Strahlen, das die Zwei kennt als Mittel, Liebe zu bekommen und auch die Erlösung des Geliebt-werden-Wollens in der Einfachheit, mit der Treya die Berührtheit des Arztes annehmen kann.
Weitere Beispiele
Elvis Presley, Doris Day, Liz Taylor, Barry White, Dolly Parton, John Travolta
Fragen zur Selbsterforschung Was macht dich wertvoll? Woher weißt du, was der andere braucht? Was macht dich stolz? Was bedeutet Demut für dich? Was tust du, um geliebt zu werden? Wem schmeichelst du und wie machst du das? Woran merkst du, was du brauchst? Wem zeigst du deine Bedürfnisse? Wer bist du, wenn dich niemand mehr braucht?
Übung zur Selbsterfahrung: „Was wünscht du dir?“
A: Du stellst als Begleiter zuerst die Frage „Was wünscht du dir?“ Wenn du dann eine Antwort bekommen hast, schließt du die Frage an „Und was wird dir das geben?“ Nach der Übung: A: Zum Schluss komm ganz bei dir an. Es wird still, der Körper ist einfach da, der Geist ist still, du machst dein Herz weit auf, so dass du Platz darin hast, für all das, was du gehört oder gesagt hast. So dass du nochmal nachspüren kannst: „Wie fühlt sich das an, all diese Wünsche auszusprechen? Was für ein Gefühl entsteht dabei?“ Du kannst dich in die Zwei hineinversetzen, die sich jetzt die Frage stellen würde: „Wie fühlt sich der andere, wenn ich meine Wünsche ausspreche?“ Und du kommst wieder bei dir an: „Wie fühle ich mich, wenn ich meine Wünsche ausspreche, egal was das Gegenüber denkt? Und wenn die Wünsche jetzt einfach da sind und das, was es mir geben soll? Wenn mein Geist still ist und mein Körper einfach da ist.“ Wenn du dich da hinein fühlst: Es ist alles da … was auch immer es ist … Und jede Körperzelle ist eingeladen, sich so zu fühlen, als ob alle Ziele der Wünsche erfüllt wären. Als ob ich immer genug Schokolade gegessen hätte, als ob meine Fenster nie mehr schmutzig würden – was auch immer dein Wunsch war und das Ziel, das du damit verbunden
hast. Und als ob alle diese Wünsche und die damit verbundenen Ziele legitim sind, als ob dir das alles zustünde. Nicht weil du irgendetwas dafür getan hättest, sondern einfach so. So dass das, was du dir wirklich wünscht und was du tatsächlich brauchst, einfach da sein darf. Wie wäre der Geist, wie wäre dann der Körper und wie wäre dann das Herz, die Seele, jetzt in diesem Moment, wenn alles erfüllt ist? ... Und du kannst dieses Gefühl an einer bestimmten Stelle am Körper ankern, indem du diese Stelle drückst und der Körper sich so dieses Gefühl merken kann. Er kann sich merken: „Was ich mir wünsche, das darf da sein.“ Du kannst diese Information immer wieder abrufen. Indem du wieder diese Stelle berührst, weißt du: „Meine Wünsche, meine wirklichen Bedürfnisse dürfen sich erfüllen. Das was ich wirklich brauche, das darf sich erfüllen.“ Dann kann das Herz weit werden, weil die Erfüllung da bleibt, egal ob ich Schokolade oder Spinat bekomme.
Anmerkungen 1. Amma oder Mata Amritanandamayi ist eine indische Lehrerin, die jeden, der es wünscht umarmt. Ammas Form entspricht wohl einer Achter-Fixierung, die in der Relax-Bewegung in die Zwei geht. 2. Quelle: YouTube, Barry White Greatest Hits HD/HQ | e Best Of Barry White Songs, https://www.youtube.com/watch?v=wVhJYwunc-M, übersetzt von Angelika Winklhofer, abgerufen am 26.03.2016 3. Zitate im Abschnitt "Treya Wilber" aus: Ken Wilber, Mut und Gnade, 1991 4. Quelle: YouTube, Treya’s story: In her own words, https://www.youtube.com/watch? v=wXixOkpZ9KQ, abgerufen am 31.01.2016
Die Drei – Der blendende Macher Kategorie: zentraler Imagepunkt Archetyp: Der Magier Hauptmerkmal: E zienz
Leidenschaft: Täuschung Idealisierung: Ich bin erfolgreich Redestil: Propaganda Abwehrmechanismus: Identi kation Vermeidung: Versagen Falle: E zienz Polarität: überaktiv – fantasierend Stress-Bewegung: zur Neun Relax-Bewegung: zur Sechs Selbsterhaltung: Sicherheit Sexuell: maskulin/ feminin Sozial: Prestige Heilige Idee: Mitgefühl, Verbundenheit Heiliger Weg: Wahrhaftigkeit Essenz: Liebe
Kategorie: zentraler Imagepunkt A: Die Drei ist eine Fixierung in dem zentralen Dreieck. Wie die Vier und die Zwei ist sie mit dem emotionalen Körper identi ziert. Die Bewegungsrichtung des emotionalen Körpers ist, sich auf etwas hinzubewegen, auf andere zuzugehen, Energiewellen wahrzunehmen, andere zu um ießen und mit ihnen zu verschmelzen. Die Drei nimmt hier die zentrale Position ein. Wie alle zentralen Fixierungen zeichnet sich auch die Drei durch die Abwesenheit der zentralen Qualität aus, hier der vermeintlichen Abwesenheit von Emotionen.
Die Neun beschreibt das zentrale Eingeschlafensein, unser aller Betäubung als Gegensatz zum aufgewachten Sein. Die Drei beschreibt, wie wir uns von unseren Emotionen fernhalten. Sie beschreibt die Täuschung über unser eigentliches Wesen. Sie ist so beschäftigt damit zu versuchen, die Welt und die Geschehnisse zu kontrollieren, das Bewusstsein über die Sterblichkeit dieses Ichs aus ihrem Bewusstsein zu verbannen und alle Gefühle von sich fern zu halten. Jeder fühlt sich auf irgendeine Weise nicht liebenswert. Dieses Gefühl, im tiefsten Kern nicht liebenswert zu sein, nicht zu wissen, dass ich eigentlich Liebe bin, das führt dazu, dass der Mensch sich im Aktivismus verliert. Auf diese Weise ist die Dreier-Fixierung der Inbegri unserer Lebensweise. Und so beinhaltet das Anhalten für jeden, sich den eigenen Gefühlen auf liebevolle Weise zuzuwenden und zu erkennen, wer du wirklich bist.
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A: Die Drei hat ihre Emotionen so tief versteckt, dass sie es schwer hat, sie zu bemerken. Wir begegnen einem freundlichen, zugewandten Menschen, für den es jedoch schwer ist, sich auf etwas Tieferes und Verbindlicheres einzulassen als eine ober ächliche Begegnung, als einen gegenseitigen Nutzenaustausch. Auch das ist etwas, was jeder kennt. Wenn wir jemanden kennenlernen, ist es oft leichter und oft angemessen, nicht gleich zu sagen, wie es einem wirklich geht. Viele Beziehungen gleichen mehr einer Zweckgemeinschaft. Sich tatsächlich auf einen innigen Austausch, erst einmal mit sich selbst und dann auch mit anderen einzulassen, ist für viele Menschen eine undenkbare und ganz unnütze Herausforderung. Auch für die, die sich dazu entschlossen haben, kostet es immer wieder viel Überwindung. Manchmal ist es einfacher, alles auf der Ebene eines freundlichen Gleichmaßes zu belassen. Dies hat die Drei perfektioniert.
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C: Allen emotionalen Fixierungen geht es um Kontakt und um Wertschätzung, verbunden mit dem Schmerz des Nicht-geliebt-Seins, des Nicht-geliebt-Werdens um seiner selbst willen. Das Grundgefühl ist der Schmerz, dass ich nicht geliebt werde. Unter diesem Schmerz liegt unterbewusst die Angst, alleine zu sein, ausgelöscht zu werden. Intention der Dreier-Fixierung ist, diesem Schmerz auszuweichen.
Um das zu erreichen, sucht sie „Liebe“ im Außen, in Form von Anerkennung und Bestätigung, Image oder Prestige. Es ist kein Abschirmen oder Revier abstecken, sondern ein ständiges Sich-inBeziehung-Setzen mit dem Umfeld, mit den anderen. A: Wenn die Drei sich nicht geliebt fühlt – oder was sie dafür hält – dann ist das ein vernichtendes Gefühl, so, als hinge ihr Überleben von der Gunst und Zuwendung anderer ab. Darunter liegt eine tiefe, tiefe Scham: „Es muss ja mit mir etwas nicht stimmen, wenn ich nicht geliebt werde.“ Das hat damit zu tun, dass die wahre Natur nicht erkannt wurde. Jetzt kannst du wahrnehmen, dass das Menschliche und die Charakter xierung und die Persönlichkeit nichts sind, wofür man sich schämen müsste. Sie gehören zum Spiel und ab jetzt kannst du das damit verbundene Leid vielleicht mildern, besonders für dich selbst. Du kannst es mildern, indem du auch wahrnimmst, was immerwährend da ist. Dann hört die Scham grundlegend auf. Wenn sie sich dann nochmal schemenhaft zeigt, brauchst du die Gefühle, die aus der Geschichte vom Nicht-liebenswert-Sein folgen, nicht wieder aufzugreifen. Sie sind alt und abgestanden. Richte deine Aufmerksamkeit auf das Wahrnehmen dessen, was darunter liegt, was makellos ist, auf die Liebe selbst.
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T1, Iris: Ich glaube, Gefühle zu unterdrücken, verbraucht mehr Energie, als wenn ich sie fühle. Gefühle zu verleugnen, macht krank. A: Das stimmt und das gilt für alle Menschen. Dennoch kann der Mensch sublimieren, heißt: er muss nicht allen Impulsen und Gefühlen folgen, sondern kann sie zu Gunsten höherer Ziele zurückstellen. Durch die „Abwesenheit“ der Gefühle, beziehungsweise durch die Umwandlung in Handlung, ist die Drei ein Macher, der Projekte voranbringen kann und viel leistet, was andere Menschen so nicht scha en.
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A: Jeder Mensch hat ein bestimmtes Bild von sich selbst. Es ist ein idealisiertes Selbstbild. Darin ndet sich alles, was du an dir selbst gerne hättest. Es ist ein bisschen größenwahnsinnig und es hat u. a. mit unserem Über-Ich zu tun. Es gibt auch ein gegenteiliges Selbstbild, welches aus all deinen negativen Zuschreibungen und vermeintlicher Minderwertigkeit besteht. Beides hat nur minimal mit der Realität zu
tun. Ein Grund, warum wir uns mit dem Enneagramm beschäftigen ist, dass es sehr heilsam und sehr wohltuend ist, diesen idealisierten und dämonisierten Selbstbildern den Rücken zu kehren und stattdessen eine nüchterne, humorvolle und freundliche Sichtweise auf die tatsächliche Färbung deines Ichs zu bekommen. C: Die emotionalen Fixierungen heißen auch Image-Punkte. Sie leben wie auf einer Bühne. Die Aufmerksamkeit ist nach außen gerichtet, weil sie sich fragen: „Wie komme ich bei den anderen an? Wie kann ich mich am besten darstellen? Wie kann ich mich vorteilhaft inszenieren?“ Es wird ein Selbstbild kreiert, das perfekt nach außen vertreten wird, aber auch nach innen. Es geht in Fleisch und Blut über. Die Drei versteckt sich und besonders ihre Gefühle hinter einem Bild von E zienz und zur Schau gestelltem Erfolg.
Archetyp: Der Magier A: Der Magier ist ein Illusionskünstler. Heutzutage dienen Zauberei und Magie eher der Unterhaltung und können immer noch ihr aufgeklärtes Publikum in Erstaunen versetzen. Hier geht es um Beifall und Show. Der Magier hat einen tiefen Zugang zu den Sehnsüchten und Träumen der Menschen. Er möchte das ganze Potenzial der Schöpfung nutzen. Er zieht die Menschen in seinen Bann. Der Magier ist darauf aus, eine Illusion zu erzeugen, eine Illusion zu zerstören oder die Menschen ins Handeln zu bringen. Kluge Köpfe haben von den erfolgreichsten erapeuten ihrer Zeit deren Herangehensweise exzerpiert und daraus das neurolinguistische Programmieren (NLP) entwickelt. Manchmal erscheint es fast magisch, wie erfolgreich man die Menschen damit anders konditionieren kann. Das kann unterstützend geschehen oder auch um seiner eigenen Vorteile willen. Die Empathie und die Bindung zwischen erapeut und Klient kann damit imitiert werden, niemals jedoch ersetzt. So ist das Vorgehen zwar oft e ektiv, aber nicht authentisch.
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A: Eine andere Bezeichnung für den Dreier ist die des „Machers“ oder „Performers“. Die Dreier-Energie hilft dabei, bestimmte Projekte zu
verwirklichen, Geschäftsideen aufblühen zu lassen und Pläne in die Tat umzusetzen. Die Drei ist hier energetisch, ansteckend und zielorientiert. Sie kann die Menschen um sie herum feinfühlig motivieren und begeistern. Das braucht Talent. Es ist eine Freude, mit welcher Energie und Scha enskraft schöne Dinge in die Tat umgesetzt werden, wenn die Drei sich für etwas Gutes einsetzt. Werbung hat manchmal etwas Magisches. Die Bilder sind oft sehr schön, man ist wie gefesselt. Es wird Stroh zu Gold gesponnen und sie bringt den Menschen dazu, das zu tun, was suggeriert wird.
Hauptmerkmal: E zienz A: Die Drei hat es in der Regel gelernt, viele verschiedene Tätigkeiten nebeneinander, miteinander und nacheinander zu managen, zu perfektionieren und e zient zu tun. Sie kann ohne weiteres mehrere Projekte gleichzeitig stemmen, viele Aufgaben parallel bearbeiten, meist auch sehr ergebnisorientiert. Multitasking ist ihr ins Blut übergegangen. Sie kann z. B. gleichzeitig den Computer hochfahren, Frühstück kochen, telefonieren und sich anziehen. Dadurch soll ein Misserfolg nicht aufkommen und noch weniger au allen. Wenn ich mehrere Projekte am Start habe und eines klappt nicht, dann sind da immer noch verschiedene andere, in denen ich erfolgreich sein kann. Außerdem wird keine Zeit vergeudet.
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A: Die beste Variante, um Gefühle nicht wahrzunehmen ist, sich ständig mit etwas zu beschäftigen. Die Dreier sind nicht nur die Magier, sondern auch die Macher. An dem Satz: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, ist etwas Wahres dran. Die Drei verwirklicht Projekte und lässt Träume Wirklichkeit werden. Es entsteht Schönes, das auch funktioniert. Die E zienz steht dabei an oberster Stelle: möglichst wenig Aufwand für das bestmögliche Ergebnis. Beim Bau des Berlin-Brandenburger Flughafens (ein wenig durchdachtes Prestige-Objekt) gab es verschiedene Bürgerbewegungen. Au ällig war eine Form des Projekt-Protestes: Keine Flüge über Potsdam. Hier war wohl eine Drei als erfolgreiche Projektmanagerin am Werk. Die Ö entlichkeits- und Lobbyarbeit war e ektiv. Die Flugroute wurde erfolgreich um Potsdam herum gelegt.
Danach beendete diese e ziente Initiative ihre Arbeit. Es geht um die eigenen Ziele, Werte und Investitionen.
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C: Wenn man eine Drei tri t, erfährt man meist in den ersten zehn Minuten, was sie alles kann und tut. Der Weg nach innen wird lange gescheut. Wenn eine Drei in spirituelle Gruppen kommt, besteht die Gefahr, dass sie auch da erstmal alles darauf ausrichtet, gut anzukommen und dann die Arbeit e zienter zu machen. Dreier begeben sich nicht sehr oft auf den spirituellen Weg. Eine Ausnahme sind die Sannyasins, deren Erfolg auch damit zu tun hatte, dass mit dieser Bewegung neben dem Spirit auch ein sehr durchdachtes und erfolgreiches, weltweites Business entstand. A: Da hat sich die E zienz der Drei mit dem Esprit der Sieben zu einer sehr lukrativen Vermarktung der Freizeitgestaltung vereinigt: mit Gästehäusern, Discos, Restaurants, Meditations- und erapie-Zentren. Oft auch alles gleichzeitig. Es geht einem gut, wenn man daran teilgenommen hat, es war e zient und erlebnisreich.
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A: Auf dem Weg zu sich selbst kann es zum Beispiel für eine Drei heißen, dass sie sich einer Cranio-Sacral-Sitzung unterzieht und merkt: „Ja, das funktioniert, aber das hätte ich gerne optimiert.“ Das kann dazu führen, dass sie eine Ausbildung macht und ein halbes Jahr später ein Institut gründet. Dieser E zienzdrang ist fest verankert. Unter diesem Programm gibt es ein so großes Loch, dass sie mit allen Kräften scheut, diesen Anker, dieses Tun und Machen, loszulassen. Aus Angst vor diesem großen Loch, da, wo andere Menschen sich liebenswert fühlen, wird ein Ersatz gescha en, ein Liebesersatz, der paradoxerweise jedoch nicht von innen oder von Liebe getragen wird. C: Wenn etwas getan ist oder Gescha enes gut gelungen, ist Freude ein natürliches Gefühl. Die fehlt meist bei der Drei, da geht es tatsächlich vorwiegend um die Anerkennung. Wirklich innerlich verbunden mit dem Erscha enen sind sie nicht unbedingt. Da ist nichts wirklich Persönliches und das macht es dann so schwer, einen innerlichen Selbstwert daraus zu scha en. Deshalb wirkt es oft so kalt und künstlich. Die Drei erscha t und kreiert auch nicht wirklich Eigenes und Neues. So
machten es die Rolling Stones. Sie haben vorhandene Musikentwicklungen aufgri en und perfekt für einen Massengeschmack vermarktet. Genauso Ikea. Ikea bekommt keinen Design-Preis und erwartet das auch nicht.
Genese C: Die Drei ist von dem Wunsch getragen, Liebe und Anerkennung zu bekommen. Sie zeigt ein frühkindlich erworbenes Muster, indem sie durch Leistung andere beeindrucken und für sich gewinnen möchte. Sie hat das Gefühl verloren, um ihrer selbst willen geliebt zu werden. Schon in frühen Jahren entdeckt dieses Kind, dass es Beachtung bekommt, wenn es ein Gedicht aufsagt oder etwas anderes leistet. Diese Aufmerksamkeit hat es schon sehr früh als Ersatz für echte Zuwendung verinnerlicht. Das ist das Modell, nach dem es das Leben ausrichtet und Überlebensstrategien entwickelt. Dabei vergisst dieses heranwachsende Kind immer mehr, was ursprünglich der Beweggrund seiner „Au ührung“ war, nämlich Liebe zu bekommen. Es wird stattdessen sehr aktiv, macht und produziert. Aus dem Produzierten, dem Erfolg wird Selbstwertgefühl entwickelt und damit gleichgesetzt. Das eigentliche Selbst wird verleugnet, es entwickelt sich ein falsches Selbst, eine Entfremdung von sich selber. Die Drei leidet darunter, dass sie erfolgreich damit war. Es hat funktioniert. Sie steht durch ihre Leistung im Mittelpunkt, nicht wegen ihrer Person. Das macht sie glauben, dass sie ein Recht auf die „Show“ hat, ein Recht auf die Anerkennung und das Erfolgreichsein, als sei es selbstverständlich. Sie nimmt also den Erfolg wahr und das darunter liegende Leid kann sie erahnen.
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A: Bei dieser Fixierung gilt es nachzuspüren, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Wert verloren gegangen ist. Das Gefühl, den eigenen Wert nicht zu fühlen, geht noch tiefer und ist ein Gefühl des nicht GeliebtWerdens; ein Gefühl, nicht geliebt werden zu können, weil ich nicht liebenswert bin. Dieses zentrale Gefühl wird bei der Drei durch etwas ersetzt, was den eigenen Wert nach außen kulturell angemessen
repräsentiert. Das kann von den jeweiligen Lebensumständen abhängen und sehr, sehr verschieden sein. Wenn der Mensch sich seines fehlenden Gefühls, liebenswert zu sein bewusst wäre, entstünde daraus ein Erschrecken über die ungeheure Abhängigkeit, weil die Person folglich darauf angewiesen scheint, Liebe von außen zu bekommen. Das ist bei allen emotionalen Fixierungen ähnlich. Diese Art von Abhängigkeit, die unter der Ober äche für die Drei spürbar ist, möchte sie gerne kontrollieren und überhaupt nicht fühlen. Die Art von Kontrolle, die sie einsetzt, um dieses Gefühl abzuwehren, ist ein Bild abzuliefern, nach außen perfekt zu funktionieren, wertvoll und wichtig zu sein und sich dann dramatischerweise in diesem Bild selber zu verlieren.
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T3, Sebastian: Bei mir hat die Fixierung auf Leistung in jungen Jahren gegri en, als ich geglaubt habe, dass Geld sehr wichtig ist. Es gab immer eine latente Unzufriedenheit in der Familie. Ich kann mich erinnern, dass mich das als Kind extrem belastet hat, diese Situation: Kein Geld! Das ema stand deshalb relativ früh bei mir im Fokus. Bei mir sollte das anders werden. A: Was war das Wichtige am Geld? T3, Sebastian: Ich hatte ein ganz klares Bild: Ich wollte Familie haben, ein Einfamilienhaus und einen Mercedes 280 SE! A: Aber wozu? T3, Sebastian: Ja, da war man was! Hatte einen Status! In der Schule war ich relativ schnell Klassenbester. Das hat mich be ügelt, ich habe die Anerkennung insbesondere von meiner Mutter bekommen. Es hat mich aber auch belastet, da meine Schwester das Gegenteil war. Sie hat sich unheimlich schwer getan, hat folglich auch den ganzen Druck von den Eltern erlebt, wenn die Noten nicht so gut waren. Ich habe es einerseits genossen, dass ich besser war, andererseits hat mich das auch beschäftigt.
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A: Die Dreier-Kinder haben oft ein sehr inniges und abhängiges Verhältnis zu ihren Eltern oder zu einem Elternteil. Sie spüren die Wünsche und Sehnsüchte der Eltern. Oft verwirklichen diese Kinder die
nicht gelebten Träume ihrer Eltern auf besonders intensive Weise. Sie werden dann die Wunderkinder, die endlich das wahr werden lassen, was den Eltern versagt geblieben war; werden Künstler, Sport-Pro s, Stars oder Starletts. Sie haben den Schmerz und die Traurigkeit der Eltern gespürt und möchten diese glücklich machen – z. B. indem sie etwas Schönes au ühren, indem sie artig sind, indem sie Bewunderung bekommen, indem die Eltern auf sie stolz sein können, indem sie das stellvertretend erreichen, was die Eltern nicht gescha t haben und wodurch diese dann projektiv Genugtuung erfahren dürfen. Dies hindert die Drei, oft bis sehr spät in ihrem Leben, die eigene Lebensgeschichte und die eigenen Wertvorstellungen zu bilanzieren und zu hinterfragen. Sie sind der Sonnenschein der Familie und verkörpern das Bild der perfekten Tochter, des perfekten Sohnes oder auch der perfekten Schwiegerkinder. Da sie sehr feinfühlig die äußeren Wünsche der anderen wahrnehmen, können sie diese mit ihren eigenen verwechseln und es fällt ihnen schwer zu lernen, dass sie unter den äußeren Wünschen und Bedürfnissen, unter diesem falschen Selbst wirkliche tiefere, eigene Wünsche und Bedürfnisse, Gefühle und Sehnsüchte haben. Wenn das gesamte Leben auf ein bestimmtes Ziel, auf einen Traum hin ausgerichtet war und man dann irgendwann feststellen muss, dass dieser Traum vielleicht nicht erfüllbar oder noch nicht einmal der eigene gewesen ist, ist das erschütternd. Die kindliche Seele, die eigentlich die Eltern glücklich machen möchte, selbst wenn diese jetzt erwachsen geworden ist, scheint so eine Erkenntnis nicht hochkommen lassen zu dürfen. Es erscheint nicht aushaltbar und vernichtend, weil die Lebensberechtigung nur dann entsteht, wenn die anderen mich anerkennen. Das tun sie nur, wenn ich ihnen etwas dafür gebe, wenn ich ihnen meine Seele verkaufe. So wie Timm aler 1 sein Lachen verkauft hat. Es wird leichter, sich dieser Ent-Täuschung zu stellen, wenn der Mensch eine Ahnung davon bekommen hat, worum es im eigenen Leben wirklich gehen könnte.
Was sich das Kind wünscht
T3, Claudia: Das Kind wünscht sich am sehnlichsten zu hören und zu wissen, dass es geliebt wird. Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass mich meine Eltern hätten spüren lassen, dass sie mich lieben, egal was für Leistungen ich erbringe. Ich dachte, ich sei über üssig und habe mich immer angestrengt, doch möglichst nützlich zu sein. Ein Satz, den mein Vater in meiner Jugend immer wiederholt hat, wenn ich z. B. in der Hängematte lag, las und Musik hörte, war: „Claudi, du verkommst!“ Vielleicht war er auch eine Drei. Die Zeit optimal zu nutzen und bloß keine Minute zu vergeuden, war seine Devise. Ich glaube, mein Leben wäre anders verlaufen, wenn ich als Kind schon ausdrücklich gehört hätte, dass ich geliebt werde, auch wenn ich nichts leiste.
Physis A: Das Auftreten, der Gesichtsausdruck, sogar der Körperbau und die Kleidung entsprechen dem jeweiligen Selbstideal. Dieses Ideal kann, wieder abhängig von Kultur oder Subkultur, recht unterschiedlich sein. Es ist aber jeweils perfekt. In der frühen Schauspielerei wurden Masken verwendet, um einen bestimmten Ausdruck in der Persona zu symbolisieren. Heute spielen die Kostüme eine entscheidende Rolle. Beide Arten von Kostümierung benutzt die Drei perfekt. Heidi Klum beispielsweise hat eine eigene Maskenbildnerin dabei, die sie praktisch rund um die Uhr beschäftigt und die eine ihrer besten Freundinnen ist. Eine weitere „Freundin“ ist ihre persönliche Managerin, die unter anderem dafür verantwortlich ist, Kleidung einzukaufen. Diese Kleidung wird dann vorgelegt, Frau Klum probiert einen halben Tag lang an und sucht sich dann die schönsten Stücke aus. Dabei wird eine Persona kreiert, die das Bild der perfekten Frau sowohl im Sinne einer erfolgreichen Karrierefrau als auch im Sinne einer perfekt organisierten Mutter und einer immer lächelnden Freundin abgibt. Sie zeigt nur ihr gut gelauntes Gesicht und ober ächliche Freundlichkeiten. Auch Emotionalität und Echtheit gehören zum Image. Ein erfolgreicher Geschäftsmann mit einer Dreier-Fixierung baut in ähnlicher Weise ein Bild auf, so wie es seiner Welt entspricht. Dazu
gehört auch ein perfekter Körper, bei dem es nicht darum geht, Spaß an der Bewegung zu haben oder gesund zu sein, sondern den Körper zu „de nieren“: ihm ein perfektes idealisiertes Bild aufzudrücken. Auch Madonna kreiert immer wieder eine neue Persona. Die Idee, den Markennamen eines Kleidungsstückes außen sichtbar anzubringen und so den Kunden dafür bezahlen zu lassen, dass er für die eigene Marke, vorzugsweise mit dem eigenen Namen Werbung läuft, ist ein Dreier-Geniestreich. Die Sechser nden das eher ein bisschen peinlich. Die kaufen sich ein Lacoste T-Shirt und fummeln das Krokodil ab. Nur wenn das nicht geht, lassen sie es dran, fühlen sich aber schon ein bisschen deviant. Die Drei hingegen ist auf das Label aus und hat es ganz gerne sichtbar. Understatement ist nicht ihr Ding. Die USA sind ein Dreier-Land. Spannend ist, dass im amerikanischen Handbuch der psychiatrischen Erkrankungen weder der Narzissmus als Persönlichkeitsstörung noch die Arbeitssucht als Erkrankung auftaucht. Diese beiden schweren und weit verbreiteten Krankheitsbilder werden o enbar nicht als solche erkannt, weil sie so sehr mit dem allgemeinen Lebensstil verwoben sind.
Leidenschaft: Täuschung T: Kam dir nie die Frage, ob das nicht alles sinnlos ist, was du da machst? T3, sx, Claudia: Was ich erst ganz spät, so mit Mitte 30 entdeckt habe, ist, dass nicht unbedingt die, die am meisten leisten, auch am meisten geliebt werden. Bis dahin war es für mich völlig klar, dass die, die am meisten leisten, am meisten geliebt werden. Es war für mich eine Wahnsinns-O enbarung, dass das ja gar nicht so ist. C: Die emotionalen Fixierungen betrachten alles unter dem Gesichtspunkt: „Wie stehe ich da?“ Darum werden sie auch die drei Imagepunkte genannt. Es geht um das Selbstbild, das sie von sich selbst und andere von ihnen haben. Es wird produziert, aber eigentlich wird Liebe ersehnt, das ist die Grundtäuschung. Die anderen werden getäuscht und man selber täuscht sich auch. Dieses Produzieren wird dann zum Selbstzweck. Das ist, was eine Drei tut. Sie können nicht anders.
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A: Dieses Selbstbild ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt der DreierFixierung. Es ist nicht unbedingt an moralischen Grundsätzen ausgerichtet. Man hört selten, dass Models Aufträge aus ethischen Gründen ablehnen. Es ist darauf ausgerichtet, Erfolg zu haben. Da die Dreier-Fixierung sich selber nicht wahrnimmt, hat sie gar keinen anderen Orientierungspunkt als die Wirkung auf den anderen. Die Drei hat ungeheuer feine Antennen für „Marktforschung“. Wenn dieser Markt ein Mensch ihr gegenüber ist, ist es genauso wie in einer größeren Gesellschaft. Diese Art von Wahrnehmung ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen können sie die materiellen Bedürfnisse anderer wie vorwegnehmen, was für den anderen sehr angenehm sein kann, wenn dieser sich verstanden fühlt. Sie bemerken aber auch den Wunsch der anderen nach einem Gegenüber. Da sie selbst zu diesem Gegenüber (sich selber) keinen Bezug haben, müssen und können sie für den anderen ein Gegenüber er nden, was sie dann mit sich selber verwechseln! Die Verschmelzung mit der Rolle ist die Täuschung von sich selbst und anderen. Klassisches Beispiel ist die Einladung der Amerikaner, doch unbedingt mal zum Abendessen vorbeizukommen. Dies gehört aber nur zum gesellschaftlichen Spiel und ist nicht mit einer wirklichen Einladung zu verwechseln. Auch die ungeheure E zienz, die der Projektarbeit zugeschrieben wird, ist ein gut organisiertes Täuschungsmanöver. Während der Bankenkrise og ein Teil der großen kapitalorientierten Täuschungsmanöver auf. Es wurde Dingen und einfachen Papieren ein Wert beigemessen, der keinen realen Gegenwert mehr hatte. Auch die „Immobilienblase“ gehört dazu.
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T: Bei der Drei stelle ich ein sehr starkes Comedy-Talent fest. Es macht schon Spaß, einfach zuzuhören. Ist diese Art der Selbstdarstellung typisch für Dreier? C: Der Begri Inszenieren passt ganz gut. Ein Dreier-Comedy-Talent ist Mario Barth – was für eine Vermarktung! Bei der ersten Veranstaltung im Olympia-Stadion bekamen alle Zuschauer eine Urkunde, die bescheinigte, dabei gewesen zu sein beim größten Comedy-Event. Ganz
anders Loriot, der eine Einser-Fixierung hatte. Sein Streben nach Perfektionierung jedes einzelnen Satzes und jeder einzelnen Bewegung in jedem Sketch war legendär.[UM 1-3] A: Die Drei macht ein Schauspiel der Täuschung. Das ist die Leidenschaft der Drei, sie macht das so täuschend echt, da sie sich das förmlich selbst suggeriert. C: Wenn Eli uns Enneagramm-Typen vorstellen wollte, hat er eine Zeit lang versucht, Europäer als Beispiel für die Fixierung erzählen zu lassen. Er hat das irgendwann aufgegeben: „Amerikaner haben einfach mehr Showtalent.“
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T: Mein Chef ist eine Drei und ich bin meist recht glücklich, wenn ich mit ihm gemeinsam Präsentationen mache. Es ist so easy mit ihm. Auch wenn er sich überhaupt nicht auskennt mit einem ema, kann er die Leute beeindrucken. Ich habe ihm das neulich gesagt. Da ist mir aufgefallen, dass er selbst gar nicht merkt, dass er Kompetenz vortäuscht. Er erzählt manchmal Dinge, die stimmen einfach nicht. Er negiert das. A: Die Leidenschaft ist die Täuschung und so wie eine Sechs den Zweifel nicht bewusst merkt, sondern natürlich ndet und Gründlichkeit nennt und die Zwei den Stolz nicht wahrnimmt, so merkt die Drei die Täuschung nicht. Sie erzählt so viele Geschichten, bis sie selber die Story und die Wirklichkeit, besonders die emotionale Wirklichkeit, nicht mehr auseinanderhalten kann. Dafür müsste sie ein Gefühl in der Gegenwart wahrnehmen.
Idealisierung: Ich bin erfolgreich T: Die Dreier sind doch so erfolgreich. Aber viel tun muss ja nicht unbedingt gleichbedeutend sein mit Erfolg. Wie machen sie das mit dem Erfolg? A: Ja, das wüsste man gerne. Es kommt einem ein bisschen magisch vor. Es wird daran deutlich, unter welchem enormen emotionalen Druck sie stehen, wie die Neun unter dem Druck der unterdrückten Wut. Dieser
enorme Druck sorgt für die Energie und unerbittliche, unerschütterliche und erfolgreiche Produktivität. Mit dieser Energie lebt die Drei.
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C: Der äußere Erfolg, E zienz und Vermarktung sind ausschlaggebend. Die Form und der Inhalt sind sekundär. So kann die Drei sich schnell neuen Dingen zuwenden, wenn sie darin einen Vorteil sieht, einen Vorteil, der ihr Anerkennung bringen könnte. A: Diese Flexibilität ist Teil des Erfolgskonzeptes. Sie kann sinkende Schi e sehr schnell verlassen. Die Drei misst sehr genau ihren Erfolg, stellt ihn auch gerne zur Schau und ist mit dem Erfolg auch ein Stück weit zufrieden. Aber natürlich nicht wirklich, nicht vom Innersten heraus, weil die wahre Liebe dadurch nicht gefunden wird. T2, Clara: Meine Schwiegermutter hat eine Dreier-Fixierung. Sie erzählt immer, wie toll sie das mit ihren Söhnen gemacht hat. Am Telefon berichtet sie mir, wie toll ihre anderen Schwiegertöchter und Enkel sind. Bei all diesen Geschichten ist aber immer sie es, um die es sich dreht. Alle sind nur da, um ihre Großartigkeit zu spiegeln und zu demonstrieren. Sie ist immer gut gelaunt und es gibt auch keine Probleme. Ich war oft traurig und enttäuscht, weil ihr dauerndes Sich-Produzieren und in Szene setzen gar keine wirkliche Begegnung zulässt. Ich wollte ihr meine Liebe schenken, aber das war nicht möglich. Sie wollte nicht meine Liebe, sie wollte, dass ich ihr bestätige, wie toll sie ist. Ich habe mich immer zurückgestoßen und minderwertig gefühlt. In der Stille kann ich ihren Wahnsinn sehen, eine perfekte, erfolgreiche Fassade zu kreieren. Und ich kann meinen Wahnsinn sehen, alles zu tun, um geliebt zu werden. Ich brauche nicht mehr zu urteilen und darf still sein.
Redestil: Propaganda A: Propaganda bedeutet ursprünglich Verbreitung und Ausdehnung. Der negative Beigeschmack des Begri es entwickelte sich im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Diktatur. Hier waren die menschenverachtende Ideologie und die Kriegspropaganda bis in den Untergang aufrechterhalten worden und hatten die Menschen politisch
instrumentalisiert. Der heutige Begri der Public Relations oder des Marketing beinhalten auch den Teil des Manipulativen dieser Art der Kommunikation. Durch die Art der Information soll eine bestimmte Reaktion hervorgerufen werden, eine bestimmte Handlung oder Ideologie oder ein Markenbewusstsein. Information steht nicht im Vordergrund, sondern die eigenen Interessen, Macht zu haben, Geld zu verdienen, gut dazustehen oder Wertschätzung zu bekommen. Dafür werden Ängste geschürt, die Erfüllung von Wünschen wird versprochen, bisher nicht vorhandene vermeintliche Bedürfnisse werden geweckt und gleichzeitig wird deren Befriedigung versprochen. Gute Propaganda funktioniert nur mit Empathie. Dieser einfühlsame Funke, dieses Verstehen und Erspüren der Zuhörerschaft sind die Grundvoraussetzungen dafür, dass die Ansprache gelingt. C: Die amerikanische Regierung beauftragt regelmäßig die größten Werbeagenturen, wenn wichtige Ereignisse, wie etwa der Golfkrieg, vorbereitet werden. A: In den USA funktioniert auch das Selbstmarketing gut. Der Fokus ist auf ein gutes Bild nach außen hin ausgerichtet und viele Amerikaner glauben wirklich, dass ihr Ideal-Bild für die ganze Welt ein Vorbild sei – oder sein sollte. Darauf sind wesentliche Teile der amerikanischen Kultur aufgebaut. C: Das Über-Ich wird darauf ausgerichtet. „Wie stehe ich da? Habe ich das Richtige an? Bin ich „in“?“ Wenn das gelingt, ist man erfolgreich und gehört dazu. Das Über-Ich, die innere psychische Struktur, wird ausgerichtet auf das „Gut-Dastehen“, auf das sich Produzieren und auf das sich Vermarkten. A: Das Leben ist dann gnadenlos wie eine Castingshow: Wer nicht mehr mithalten kann oder nicht der Beste ist, wird ausgemustert und dem Gespött und der Vergessenheit preisgegeben. Auf Facebook geht es nicht darum, wie es mir geht, was mir wichtig ist oder wie ich lebe, sondern darum, wie ich mich darstellen kann. An diesem Medium wird aber auch sehr deutlich, auf wie wunderbare Weise man sich mit anderen vernetzen und austauschen kann, wie das Leben bunt und bereichernd sein kann.
Die Arbeit am Image kann zum Beispiel bedeuten: wenn die Drei sich mit Freunden zum Essen tri t, dann fragt sie sich im Grunde nach der Reputation dieser Menschen und wem sie davon erzählen und wo und wie sie es posten muss. Da ist die Drei die Inkarnation des EgoMarketings. C: Auf der Party den Namen wichtiger Menschen, die man kennt, einzu echten, hat einen Namen bekommen: „name-dropping“.
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A: Die Propaganda ist essentiell und dringend nötig: Für Brot macht niemand Werbung, das braucht der Mensch wirklich. Die Drei kann nicht mit der Propaganda für sich selber aufhören, weil sie damit ihr falsches Ich darstellt und subventioniert. Daher beharrt sie auf dieser Selbsttäuschung auch sehr hartnäckig, sehr überzeugend und rechthaberisch. Infragestellungen werden vehement und ohne Diskussion unter den Teppich gekehrt. T1, Iris: Ja, die Drei, die ich da kenne, die überfährt einen regelrecht, wie ein Bulldozer. Wenn da nur ein leisester Zweifel an dieser Person kommt, dann ist Krieg, dann werden alle Geschütze aufgefahren. A: In der Glamourwelt und auch in der Politik geht es um Aufmerksamkeit, vor allem um Präsenz – fast schon egal durch was: Eine schlechte Story ist besser als keine.
Abwehrmechanismus: Identi kation A: Der Abwehrmechanismus der Identi kation zeugt davon, dass die Drei ein recht stabiles Selbstbild hat und auch ein gutes Selbstwertgefühl, zumindest was ihre Fassade betri t. Diese passt ja meist auch sehr gut zu den jeweiligen Normen. Die Fassade und die Art, entsprechend der Normen zu leben, werden durch Identi kation noch gefestigt. Die Drei hat sich mit ihrem Rollenbild identi ziert, glaubt also selber, dass sie dieser erfolgreiche Geschäftsmann, diese Karrierefrau, diese perfekte Mutter ist, dass diese Rolle sie ganz ausmacht, dass diese Rolle alles ist. Dieser Abwehrmechanismus kann in verschiedenen Kontexten auf unterschiedliche Weise eingesetzt werden. In einer Galerie beispielsweise
wird die Drei sich dann anders verhalten als auf einer Vorstandssitzung oder beim Tre en im Kindergarten. Diese Form des Abwehrmechanismus dient dazu, alle Gefühle abzuwehren. Dreier haben oft ein erfolgreiches Idol, dem sie nacheifern und das sie dann als Ersatz für das eigene Ich benutzen: Sie möchten genauso sein wie dieses Idol und das gelingt ihnen ganz gut. Das Idol verschmilzt mit dem eigenen idealisierten Selbstbild und dient dazu, sich noch weiter von sich selber zu entfernen. Die dadurch entstandene leere Leere wird durch Aktivismus gefüllt. Dieser sorgt dafür, dass die Maskerade gelingt. Immer mehr Organisationen suchen sich ein Leitbild, die Corporate Identity. Dieses Leitbild soll die Motivation zur Mitarbeit verbessern („meine“ Firma) und eine innere Ausrichtung bewirken. In einem Kontext, in dem ich mich mit dem identi ziere, was ich mache, kann ich wesentlich e zienter arbeiten. Daraus entsteht ein Zufriedenheitsgefühl. Wenn ich mich wirklich mit dem identi ziere, was ich tue, dann ist es gut. Wenn dies aber nur ein Trick meines Unterbewusstseins ist, um Kon ikte oder Gefühle abzuwehren, dann ist das Selbstverrat.
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T1, Iris: Mir scheint, je kleiner der empfundene Selbstwert einer Drei ist, desto größer ist die innere Not, nicht genug zu bekommen, nicht genug zu sein. Umso wichtiger ist also ein Identi kationsobjekt, ein Statussymbol, an dem man sich festhalten kann. A: Eine Freundin erzählte mir, als ihre Teenie-Töchter an ngen, fernzusehen, dauerte es keine sechs Wochen und sie fanden sich zu dick und nicht attraktiv genug. Sie hatten angefangen, sich mit den im Fernsehen suggerierten Bildern zu identi zieren und sich dann damit verglichen. Hier wird ein Idealbild geformt, das nicht mehr dem eigenen Erleben entspringt, sondern einem Bild, wie es nach außen vermeintlich zu sein hätte.
Vermeidung: Versagen A: Versagen kommt in der Welt der Drei nicht vor. Scheitern heißt „weniger erfolgreich“. „Das Projekt wurde eingestellt, weil bessere
Lösungen gefunden wurden.“ Die Propaganda-Maschinerie, innen und außen, wird sofort angeworfen, um das Selbst- und Weltbild wieder zu festigen. Wenn jemand etwas vermeidet und zwar beinahe um jeden Preis, dann macht uns das deutlich, welche große Angst dahinter steht. Wieso also ist das Versagen für die Drei so bedrohlich? Insgesamt ist doch die DreierFixierung recht stabil. Die Gesamterscheinung, so wie sie sich darstellt, ist in sich schlüssig und folgerichtig. Die Dreier beschreiben jedoch immer wieder, wie sehr sie auf den Erfolg eingestellt sind. Das Glas ist immer halb voll und kein Wettbewerb wird angetreten, wenn er nicht gewonnen werden kann. O enbar ist die Fassade – wie man es manchmal bei freistehenden Fassaden sieht, hinter denen ein neues Haus gebaut wird – ohne das dahinter stehende Haus doch sehr brüchig. Wenn also etwas aus dieser Fassade, aus diesem Bild herausbrechen würde, würde unweigerlich das Vakuum, der Hohlraum dahinter aufgedeckt. Dem möchte man sich nicht aussetzen. O enbar ist es so als hätte jemand erkannt, dass der Kaiser keine Kleider trägt. Dann wird niemand jemals wieder dieser Illusion verfallen. Deswegen muss die Illusion auf jeden Fall aufrechterhalten werden und ein Fehler, ein Verlieren oder ein Misserfolg wäre fatal. Ein Magier darf niemals seine Tricks verraten. C: Fassaden hat es nicht immer schon gegeben, sie sind eine Er ndung der Römer. Für die Griechen war selbstverständlich, den Tempel von allen Seiten gleichermaßen vollkommen, schön und ausgearbeitet zu gestalten. Erst die Römer haben dem Tempel eine Fassade gegeben, haben die dem Betrachter zugewandte Seite besonders gestaltet. T3, Ludwig: Es ist aber auch gar nicht tragisch, wenn was nicht funktioniert. Es gibt keinen Misserfolg. Ich lasse diesen Gedanken gar nicht wirklich zu. Wenn etwas nicht funktioniert, dann gibt es schon ein anderes Projekt, das funktioniert und das läuft.
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T: Ist in euren Augen jemand, der nicht so produktiv ist wie ihr, weniger wert?
T3, Sebastian: In dem Fall, wo jemand in einer verantwortlichen Position ist, da nicht produktiv arbeitet, habe ich schon innerlich ein Problem, weil ich dort als Berater wirklich die Verantwortung habe und alles dafür tun will, dass das auch gut funktioniert. Aber wenn jemand arbeitslos ist, dann macht mich das schon traurig, weil diese Menschen eben nicht mehr Teil der Gesellschaft sind, das belastet mich schon! T3, sx, Claudia: Ich nde es tatsächlich manchmal schwer zu verstehen, wenn Menschen „nichts auf die Reihe bekommen“ oder auch lange zögern, bevor sie etwas tun. Dann ist in mir der Satz: „Ja, mach‘s doch einfach!“ oder ich mache es gleich selber. Am schlechtesten geht es mir, wenn ich krank bin und ruhen muss. Dann spüre ich nicht nur die unangenehmen Auswirkungen der Krankheit selber, sondern das furchtbare Gefühl wertlos zu sein. Ich muss Termine absagen und bin noch viel stärker mit der Angst konfrontiert nicht geliebt zu werden, weil ich ja nicht da bin, nicht meinen Platz halte.
Falle: E zienz A: E zienz bezeichnet den im Verhältnis zum Aufwand stehenden Nutzen, den im Verhältnis zu den Kosten stehenden Gewinn, die Wirtschaftlichkeit. Was bedeutet es, wenn die Fixierung und die Falle die gleiche Qualität haben? Wir nden wieder einen Hinweis auf die Konsistenz der Dreier-Fixierung in sich. Die Konsistenz und innere Schlüssigkeit der Drei machen nachfühlbar, wie herausfordernd es sein muss, aus einer Falle herauszukommen, die der Kernpunkt der eigenen Fixierung ist. Kürzlich durfte ich an einer Dreier-Veranstaltung teilnehmen. Sie war perfekt durchorganisiert. Zeitstruktur und Setting waren wohltuend. Die Atmosphäre angenehm und freundlich zugewandt, das Essen ausgesucht. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Innerhalb kürzester Zeit war eine Webseite entstanden, ein Verein gegründet, Flyer und Veranstaltungen geplant und durchgeführt. Ein Netzwerk ist entstanden. Ein sehr schönes Projekt. Wo also ist die Falle? Die Falle fängt da an, wo Kosten und Nutzen allein auf Geld, Prestige oder Attraktivität reduziert werden. Soll der Wert einer Freundschaft
daran gemessen werden, ob sie mir nützlich ist? Soll der Wert eines Menschenlebens daran gemessen werden, wie viel produziert worden ist oder produziert werden kann? Welchen Wert hat es, im eigenen Garten Tomaten anzubauen? Die Wissenschaftler streiten derweil darüber, ob Multitasking tatsächlich e zient ist oder ob diese zwanghafte Geschäftigkeit nicht mehr ein Ablenkungsmanöver als eine e ektive Arbeitsweise darstellt. Die Männer sagen, das geht nicht, die Frauen sagen doch. Man weiß es nicht.
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A: Ein gutes Beispiel für E zienz auf dem psycho-spirituellen Weg ist „ e Work“. Das ist schon mal ein eingängiger Slogan: Die Arbeit; als ob es die einzige wahre Art wäre, an sich selber zu arbeiten und Arbeit muss es schon sein, wenn es e ektiv sein soll. Der Kern der Herangehensweise besteht aus vier Sätzen, die zu Selbsteinsicht und der Möglichkeit einer Veränderung des Lebens genutzt werden. Dazu gehört die Frage: „Ist das wirklich wahr?“ Also ist auch die Wahrhaftigkeit als Heiliger Weg der Drei eingeschlossen. Es funktioniert gut: für ein bestimmtes Problem und eine bestimmte Zeit lang. Ein neun-Tageskurs kostet 3500 Dollar plus 1900 Dollar für die Unterkunft. 2 C: Durch diese Reduktion entsteht die Gefahr, dass die Fragen rein mental bearbeitet werden. Die Menschen haben eine Sehnsucht nach überschaubaren und e zienten Lösungen in unserer komplexen Welt. Da passt ein Werkzeug mit vier überschaubaren Fragen sehr gut. Die Fragen sind nicht von ihr erfunden, nahezu jeder spirituell oder therapeutisch Arbeitende verwendet sie, nur sind sie dann eingebunden in ein Größeres und eine Gesamtarbeit. A: Und wieso ist es denn eine Falle? Es wird suggeriert, dass man mit ein paar Fragen und ein bisschen Fähigkeit zur Selbstre exion und Selbstkritik, mit Anstrengung und Einsicht sein Leben in die Hand nehmen könnte, es wieder unter Kontrolle bekommt. Immer wieder wird betont, wie sehr man sein eigenes Schicksal selbst in der Hand hat. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.“ Das ist eine Dreier-Philosophie. Durch das alleinige Negieren der Glaubenssätze ist nicht wirklich Raum für die Gefühle, die konstruktiven Diskussionen mit dem Gegenüber und ein
Entstehenlassen von eigenen Wünschen und Vorstellungen. Die Verarbeitung herausfordernder Ereignisse im Leben braucht Zeit, Raum und Zuwendung. Das dauert meist ein bisschen länger als vier Fragen. Für kurze klärende Interventionen ist es allerdings ein nützliches Werkzeug.
Schatten A: Heidi Klum wurde kürzlich in einem Interview gefragt, ob sie denn auch manchmal traurig sei. Mit etwas naiver, fast gekränkt klingender Stimme sagte sie daraufhin: „Natürlich bin ich auch manchmal traurig, aber das möchte ich doch niemandem zeigen. Das möchte ja auch niemand sehen.“ T2, Clara: Ich habe meine Dreier-Schwiegermutter nie sagen hören, dass sie traurig war über etwas. Auch aus der Fassung gerät sie nie. Sie hat immer eine perfekte Stimmung. Aber sie ist auch nie emotional tief involviert. Es erscheint mir, als sei ihr nicht erlaubt, Gefühle zu zeigen.
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T3, Armin: Wenn ich mit meiner Partnerin zusammen bin, kommt da am Morgen oft der Gedanke: „Was machen wir jetzt? Wir müssen was tun!“ Sie versucht mich dann zu bremsen und sagt: „Wir müssen nichts tun. Wir sind einfach jetzt da.“ Einfach da sein, das gibt es für mich nicht, das ist für mich sehr, sehr schwer. Also aus diesem Tun herauszugehen und dann einfach mit ihr „sein“. Einfach da sein und nichts tun, das ist sehr eigenartig und schwer, aber mein ema. A: Und was macht das schwer? T3, Armin: Dann tritt diese Leere ein. Wenn ich nichts tue, dann emp nde ich das Leben als leer, sinnlos, eher traurig. Dann weiß ich nicht, wozu ich da bin und mir geht der ganze Sinn verloren. Wenn ich was mache, dann muss ich nicht über den Sinn nachdenken. Aber wenn ich nichts tue, dann bin ich völlig durcheinander, fast depressiv. Und dann nur sein? Undenkbar.
Arbeit
T3, sx, Claudia: Ich habe festgestellt, dass ich nach To-Do-Listen süchtig bin. Morgens erstelle ich eine Liste, was alles zu tun ist und dann wird abgearbeitet. Der Kick kommt, wenn ich ein Häkchen hinter die Aufgabe machen kann. Wenn ich am Abend viel gescha t habe, bin ich zufrieden und fühle mich nützlich. Da bleibt auch kein Raum zu fühlen. Es wird getan. Manchmal halten mich äußere Faktoren auf, das kann ich aber meistens ausgleichen.
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T1, Iris: Ein Großteil meiner Arbeitskollegen hat eine Dreier-Fixierung, sie sind Berater. Da geht es um E zienz, um Erfolg. Das hat mich anfangs ziemlich irritiert, vielleicht weil ich mich da immer ein bisschen minderbemittelt gefühlt habe. Es wirkt auch vieles so unecht, so wahnsinnig getrieben, fast ober ächlich. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich gemerkt habe, dass da auch nur mit Wasser gekocht wird und dass sehr viel Fake dabei ist, wenig Tiefe und teilweise auch wenig Weitblick, in meinen Augen. Das hat mich oft zur Weißglut gebracht. Erst jetzt sehe ich das „Herzlose“, das dieser nach Anerkennung lechzende Narzissmus mit sich bringt, auch die innere Not. Das ist ja ein Wahnsinns-Druck, den man erst mal aushalten muss. Der Mensch ist sich selbst entfremdet, abgeschnitten von seinem Inneren, von seinem Wesen und Potenzial. Wenn man bedenkt, dass dann auch noch beträchtliche Mengen an Energie in die Erhaltung von Image und Selbstdarstellung wandert, nutzen Dreier nur ein Bruchteil ihres wahren Potenzials und das quasi stets mit überhöhter Drehzahl. Wenn Gefühle und Bedürfnisse gar nicht mehr zählen, sondern nur noch das, was man leistet, kann sich ja nicht wirklich ein Selbstwertgefühl von innen heraus entwickeln und auch keine wirkliche Nähe zu anderen.
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C: Der Neoliberalismus, der in den 90er Jahren aufkam, ist eine typische Dreier-Philosophie, in der das Menschliche „wegproduziert“ wurde. Diese Ideologie ist immer noch beherrschend, ist immer noch Grundlage des ökonomischen und politischen Handelns. Das führt z. B. dazu, dass in den Betrieben nicht mehr langfristige Werte gescha en werden, sondern nur noch kurzfristige ökonomische Größen, wo alles
vergleichbar ist und sich alles auf das Geld und die Rendite im Quartal bezieht. Der Finanzsektor ist beherrscht davon. Dort wird mit einer maximalen Geschwindigkeit mit Zahlen agiert, um möglichst viel Geld am Abend auf den Konten zu haben. Diese Philosophie richtet in der Ökonomie sehr großen Schaden an. Wenngleich sie früher auch viel genutzt hat. Das wirklich Schlimme an dieser ökonomischen und politischen eorie besteht darin, dass alles in Geld bewertet wird, jede Zeit, jedes Handeln, jedes Objekt und das dadurch das Denken und die Köpfe der Menschen verändert werden. Die Frage: „Was bringt mir das?“ wird beherrschend. Mit 20 verschiedenen Handytarifen wird dem einzelnen vorgegaukelt, er habe durch ökonomisches Denken Gestaltungsfreiheit. Ratzinger sagte zu Recht, der Ökonomismus sei eine genauso schlimme totalitäre Herrschaftsform wie der Faschismus oder andere totalitäre Systeme. Und dieser Ökonomismus in Form des Neoliberalismus ist eine typische Dreier-Philosophie. Die Dreier sind diejenigen, die Sachen schnell auf die Beine stellen, das hat alles seine Licht- und Schattenseiten.
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T: Junus, der Nobelpreisträger mit den Mikrokrediten, scheint eine Drei zu sein. Er hat sich jetzt vorgenommen, die Armut zu besiegen und zieht ganz viele Leute an, die erfolgreich sind. Ich nde Dreier spannend, die sich der Ziele Klima und Armut annehmen. Bei seiner Veranstaltung war eine Stimmung! Ich war sofort ganz manisch. Ich habe 24 Stunden gebraucht, um einigermaßen wieder runter zu kommen. Für mich war das Schöne, dass die ja nun nicht manisch sind, wenn sie in der Drei sind, sondern wirklich Durchschlagskraft haben. Ich denke, das sind Dreier, die wieder zu ihrem inneren Kern gefunden haben und von innen heraus agieren. Sie sind weniger von äußeren Werten getrieben, haben also ein Stück weit Authentizität entwickelt.
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A: Eine Fünf kann gut mit einer Drei zusammen arbeiten, weil man da nicht emotional belästigt wird. (lacht) Für eine Drei ist es auch von Vorteil, weil die Fünf Tiefe in die ganze Sache bringt, ein Fundament, so dass auch die Fakten und Details bearbeitet werden können.[UM 5-3]
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T3, Sebastian: Ich hatte das Glück, wie oft im Leben, dass ich auf Menschen gestoßen bin, die mich sehr unterstützt haben. Ich war dann relativ schnell auf einem Führungsposten, war Prokurist, in der Geschäftsleitung. Mein Grundgedanke war: „Change it, love it or leave it!” Für mich war immer wichtig: Gestalten und Kontrolle! Kontrolliert zu werden ist für mich ein Horror, heute noch! Ich tue alles, um nicht kontrolliert zu werden. Das ist nicht einfach, da Kontrolle überall ist: im Unternehmen, dann die Kunden, der Markt, der Wettbewerb. Aber ich habe immer versucht, aktiv zu werden, um das ema Kontrolle möglichst wieder von mir wegzunehmen. A: Für die Drei ist es wichtig, die Kontrolle zu behalten, weil sie mit ungewollten Entwicklungen auch ungewollte Gefühle in weiter Ferne halten kann. Das geht einfacher, wenn sie nicht von anderen abhängig ist und wenn sie den Lauf der Dinge selber bestimmt.
Beziehung A: Die Drei ist eigentlich am liebsten mit einer anderen Drei zusammen, weil die Beziehung dann e ektiv gestaltet wird und es keine Probleme gibt. Gefühle stören da nur. C: Gefühle irritieren die Drei. Sie denkt: „Wovon redet die? Was will die?“ (lacht) A: In dem Film „Mrs. Dought re“, in dem Dustin Ho man den Mann spielt, ist die Frau eine Drei. Sie kommt mit ihrem Business-Kostüm nach Hause, hat noch eine schicke Torte gekauft und der Mann macht im Haus Halligalli. Sie ippt fast aus, weil ihr alles aus dem Ruder gerät.
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A: Lass uns mal darüber reden, wie ist das im Miteinander? T3, Sebastian: Miteinander mit wem? (lautes Lachen im Raum) Mit meiner Frau? (die neben ihm sitzt) Ach ja, da war ich noch nicht, da komme ich noch hin! (geht dann wieder zur Beschreibung seiner geschäftlichen Erfolge über)
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T2, Clara: Meine Schwiegermutter ist als Drei mit einer Fünf verheiratet. Das ist eine ganz sachliche, unemotionale, intellektuelle Beziehung. Man
spricht, liest Zeitung, viele Bücher und diskutiert alles auf hohem Niveau. Dabei nimmt die Fünf die Drei oft nicht ganz für voll; die Drei klingt neben der Fünf häu g etwas platt und banal und wird auch immer wieder einmal runtergeputzt, wenn ihr Beitrag dem komplexen Anspruch der Fünf nicht genügt. Trotzdem sieht die Drei immer alles positiv. Wenn ihr sehr erfolgreicher Mann so unfreundlich mit ihr umgeht, ist es, als existiere diese Unfreundlichkeit nicht. Sie beklagt sich nie, spricht nicht darüber, ist immer freundlich und ignoriert die schlechte Laune, die ihr Mann an ihr auslässt. Sie beschäftigt sich ganz viel mental (schon ihr Vater war eine Fünf ). Das ist ihre Fassade, hinter der sie sich verbirgt, trotzdem wirkt es oft wie eine gelernte Rolle, nicht wirklich mit ihrem Innern verbunden.
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T3, Armin: Wenn ich andere Paare beobachte, wie die „funktionieren“ und ich im Gegensatz dazu beobachte, wie ich so in Kontakt trete zu den anderen Menschen, dann habe ich das Emp nden, ich komme immer auf eine „Handlungsebene“. Ich erwähne, was ich angeblich so Tolles mache. Das erzähle ich dann, daraus entsteht dann ein Gespräch. So ist der Kontakt, immer auf mein Tun bezogen. Ich habe das Emp nden, dass ich automatisch di erenziere, in einen wirtschaftlichen Aspekt und einen Liebesaspekt. Der wirtschaftliche Aspekt ist mehr das Tun, gemeinsam eater spielen, in die Oper gehen und irgendwo was machen. Gefühle, wie Liebe, sind für mich sehr schwer wahrnehmbar. Mein erapeut hat mal gesagt, ich soll erst mal mit Wertschätzung anfangen … (lacht) Wertschätzung klappt bei mir schon ganz gut. Es gibt Situationen, da bin ich so berührt, da weine ich auch. Ich fühle mich angerührt, das gibt es. Worunter ich leide, ist, dass ich dieses Gefühl irgendwie nicht halten kann. Obwohl ich sehr viele Kontakte habe, fühle ich mich häu g sehr alleine und isoliert. Es ist kein wirklicher Kontakt da. Auch wenn ich eine Partnerin habe, muss ich mir immer gedanklich vergegenwärtigen, dass wir jetzt zusammen sind. Aber es ist nicht so, dass ich das fühle, irgendwie ist keine richtige Verbindung da.
T1: Aber die Essenz der Drei ist die Liebe, eigentlich. Ich kenne einige Dreier-Männer und ich fand sie einfach immer nur grauenhaft. So dieses marionettenhafte: „Schaut mal, wie toll ich bin, was ich alles mache, was ich habe.“ Es hat wirklich eine ganze Weile gedauert, bis ich etwas von dieser Liebe gesehen habe, manchmal schimmert das so ganz leicht durch. Das ist dann wirklich wunderschön, wenn sie aufhören mit diesem Produzieren, etwas weicher werden und auch was von dieser Liebe zeigen. Es ist, als würde sich was vom Innersten zeigen, ganz sachte.
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T6: Ich habe seit über drei Jahren eine freundschaftliche Beziehung zu einer Drei. Ich habe bis heute noch keine Antwort darauf gefunden, warum ich mich in der Begegnung mit ihr nicht entspannen kann. Ich stehe ständig wie leicht unter Strom, also leicht im Stress, gehe dann in so eine Starre und agiere wie mit angezogener Handbremse. T3, Armin: Also ich merke, dass ich einerseits schon sehr viel mache, aber für mich ist das ganz normal. Ich kann acht Stunden arbeiten, dann nach Berlin fahren, dann kümmere ich mich um zwei Ferienwohnungen, dann gehe ich Essen, dann vielleicht noch ins eater. Es ist auch nicht so, dass mich das auspowert, das läuft so irgendwie nebenbei. Und auch mit meiner Partnerin, die ich jetzt habe. Da ist dieses stete Tun ganz normal. Ich gebe halt immer Gas. T6: Wie unter Strom ... C: Ja, genau, das ist der Unterschied, sag das noch mal. T6: … wie leicht unter Strom und ich kann nicht entspannen. T3, Armin: Also mich strengt das nicht an. Ich habe nicht das Emp nden, ich stehe unter Strom. Ich mache das halt so. Ich habe mir was vorgenommen, also mache ich das dann, ganz einfach. Klar bin ich auch mal müde, natürlich, ich kenne auch Müdigkeit. Aber das ist jetzt nicht so, dass es mich anstrengt, dass ich mich da überwinden müsste, sondern ich handele halt. C: Das ist der Unterschied zur Sechs. Wenn die Sechs sich zur Drei hinbewegt, unter Zeitdruck, wenn sie anfängt, produktiv zu sein, dann ist eine Sechs meist x und fertig mit den Nerven, erschöpft. Die Sechs ist
zwar sehr fasziniert davon und glaubt, dass dies die Lösung wäre, wenn sie endlich so produktiv sein könnte, aber sie ist x und fertig, die Drei nicht.[UM 3-6]
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T: Also mein Schwiegersohn ist auch eine Drei und er hat morgens immer so ein Sonntagsgesicht. Dann macht er ganz schnell, sagt zu allen „Guten Morgen“. Wir sitzen da gemütlich lässig am Tisch, krümeln, lachen und dann auf einmal sitzen wir alle ordentlich, die Butter muss ordentlich stehen. Plötzlich ist alles anders, eine Drei wirkt irgendwie entschlossen, schon beim Frühstück.
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T4w: Mein Lebensgefährte ist eindeutig eine Drei. Wenn er nicht arbeitet, dann fantasiert er über seine neuen Pläne und Arbeitsessen, Termine und was er alles noch zu tun hat. Was ich nicht ganz so sehe, ist das mit den Gefühlen. Ich selbst bin ein sehr gefühlsbetonter Mensch. Bei Musik oder bei schönen Filmen zeigt sich schon auch eine Weichheit bei ihm oder auch beim Angeln gehen. Aber das ist nicht so einfach. Meine Frage ist, wie kann ich das mal scha en, dass er ein bisschen runter kommt von diesem ständigen Tun und Arbeitstrip? A: Wenn man das Enneagramm kennt und Menschen in ihren Fixierungen erkennt, kommt immer wieder die Idee auf, dass du die anderen ändern könntest, aber das ist nicht der Sinn der Sache. C: Und du hast es nicht mit einer Fixierung zu tun, sondern mit einem Menschen. Du bist zusammen mit einer Person. Die Charakterstruktur ist die Grundlage, aber die Persönlichkeit ist vollkommen individuell und einzigartig. A: Die Drei strengt sich so an, um Liebe und Anerkennung zu bekommen. So kannst du ihn entlasten, wenn deine eigene Fixierung stiller wird. Das könnte zur Folge haben, dass du ihm ein beständiges Gefühl von geliebt werden geben könntest, das nicht abhängig davon ist, was er für dich tut. Du würdest das Manipulative und Wechselhafte deiner eigenen emotionalen Zuwendung aufgeben. Vielleicht machst du ihm deutlich, dass du dir lieber ein Wochenende zuhause mit ihm wünschst als ein materielles Geschenk. Du entlässt ihn also aus der Notwendigkeit, dir seine Liebe zu beweisen. Zudem kannst du die
überbordenden dramatisierten Emotionen deiner eigenen Fixierung zu Gunsten authentischer Gefühle aufgeben, so dass ihr euch diesen wirklichen Gefühlen gemeinsam nähern könnt. Was er dann tut, ist nicht in deiner Hand. Aber du brauchst dich nicht mehr verlassen zu fühlen, wenn er arbeitet. Du bist frei.
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T7m: Also meine Freundin scheint eine Drei zu sein. Und es ist eine sehr gute Beziehung. Die Ideen, die ich habe, setzt sie um. Während sie also ganz glücklich ist, mit dem, was sie produziert, bin ich ganz glücklich, schon wieder in neuen Ideen zu sein. Ich gehe ihr deswegen nie auf den Nerv. Wenn sie fertig ist, kommen schon wieder die neuen Ideen bei mir.
Wie andere die Drei erfahren T: Ich habe einen Kollegen, der möglicherweise eine Drei ist. Er macht sehr viel, packt immer ganz viel an, hat eine sehr positive Ausstrahlung, läuft überall durch die Gegend und reißt alle mit. Markenbewusst ist er auch, liebt gerne High-Tech-Ausrüstung und Fakten darüber. Aber er tut sich wirklich schwer mit Menschen, die eher etwas zurückhaltend sind, die sich nicht so ohne weiteres mitreißen lassen, die abwartend sind und vielleicht auch tiefgründig. A: Das kann eine Drei sein, aber eventuell auch eine Sieben, wenn dieses Freudige, dieses Sprudelnde, dieses Ansteckende, Extrovertierte so im Vordergrund steht. Bei einer Sieben geht es aber vor allem um den Spaß. Wobei die Sieben auch gerne einen ausgefüllten Plan hat. Also z. B. Freitagabend zuerst eine Fitnesseinheit, dann einen Drink in einer Bar nehmen, anschließend ein Geburtstagsfest eines Kollegen, danach die IN-oder ÜX-Party und last but not least noch eine After Hour, die bis in die Morgenstunden gehen kann, open end am besten. Das ist dann eher typisch für eine Sieben. Bei der Drei geht es wirklich um das e ziente Handeln, um das, was getan werden muss, nicht um den Genuss. C: Man geht um acht Uhr ins O ce, hat immer das Richtige an, in der Mittagspause wird das nächste Meeting besprochen, es sei denn, man nutzt sie für eine Trainingseinheit im Fitnesscenter. Abends hat man noch eine Verabredung, die geschäftlich wichtig sein könnte, mit der
man seinem Chef imponieren könnte, danach besucht man ein eaterstück. Bestmöglicher Output, alles wird dann am nächsten Tag kundgegeben, schön und optimal verpackt.[UM 3-7] T2, Clara: Ich hatte im Geigenunterricht eine Schülerin, die eine Drei ist. Zwei ältere Brüder und ihre Eltern hatten alle Geige gespielt. Mit ungefähr zehn Jahren beschloss sie, auch Geige spielen zu lernen. In einem unglaublich kurzen Zeitraum wurde sie mit wenig Aufwand sehr gut. Sie brauchte immer ganz viel Bestätigung: Wie toll sie das mache, wie groß ihre Fortschritte seien und wie wunderbar sie in den Konzerten gespielt habe. Als sie weit besser spielte als alle anderen Familienmitglieder, trug sie in einem Konzert ein großes Stück vor, was von allen sehr bewundert wurde. Danach hörte sie auf mit Geige spielen, als hätte sie jetzt bewiesen, die Beste zu sein. Ein anderer Schüler, auch eine Drei, schien gar keine Bestätigung zu brauchen. Auch er wurde mit Minimalaufwand in kurzer Zeit scheinbar anstrengungslos sehr gut. Bei ihm war es anders mit der Bestätigung: Er war so im Tun beschäftigt, dass dadurch keine Notwendigkeit für Bestätigung zu bestehen schien. Wenn ich etwas kritisierte, erklärte er mir immer, warum es nicht geklappt hätte; als sei ihm nicht erlaubt, etwas nicht sofort sehr gut zu machen. Am Anfang unserer Zusammenarbeit konnte er überhaupt nur sehr schwer Anregungen von mir annehmen. Erst als er merkte, dass diese ihm halfen, schnell besser zu werden, wurde unsere gemeinsame Arbeit leichter. Bei beiden konnte ich nie verstehen, dass sie so mühelos gut wurden, sich jedoch überhaupt nicht mit der Musik verbinden konnten und warum diese eine Schüler-in, die nun so schön spielte, einfach wieder aufhören konnte. Es war, als seien sie innerlich gar nicht beteiligt. Bei mir mit meiner Zweier-Fixierung muss immer alles durchdrungen und gefühlt sein, von Herzen kommen.
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T1, Iris: Bei den Dreiern ist eine wahnsinnige Zugkraft. Sie sind Macher. Trotzdem habe ich oft wahrgenommen, dass sich hinter der Fassade des Machens und Tuns oft ein innerer Druck aufbaut, der natürlich selten nach außen dringt. Bis jetzt kenne ich nur eine Drei, wo dieser innere Druck ganz vehement nach außen geschwappt ist, vielleicht weil diese
Drei aufwachen möchte und erkannt hat, dass diese „Macher-Maske“ eher im Wege steht und ihn förmlich innerlich ausgehöhlt hat. Ich habe bei einem anderen Dreier-Kollegen eine ganz extreme Feindseligkeit und ein fast gestörtes Beharren auf seinem Standpunkt erlebt, subtil ist Verzwei ung spürbar, aber nur sehr subtil. Am Image zu kratzen bedeutet, die Lebensgrundlage und den Selbstwert anzuzweifeln. Das ist nicht ratsam.
Polarität: überaktiv – fantasierend T3, Karsten: Mir sind zwei Glaubenssätze eingefallen und zwar: „Das Leben ist schwer“ und „Ich brauche keinen.“ Ich habe mich relativ schnell innerlich von meinen Eltern verabschiedet und bin mehr nach außen gegangen, hatte schon in relativ jungen Jahren viele Freunde. Natürlich habe ich im Laufe meines Lebens dann auch die Trauer über die Trennung von den Eltern erlebt, aber in jungen Jahren war die mir nicht bewusst. Da bin ich ins Handeln gegangen, nach dem Motto: „Ich handle, also bin ich.“ Es ist auch eine gewisse Austauschbarkeit da. „Ich brauche keinen“ heißt nämlich auch: „Jeder ist mir genug“, es gibt genug Auswahl, es gibt genug Menschen, es gibt genug Handlungen. Wenn einer geht, dann kommt der nächste. Damit einhergehend habe ich mich aber stets auch in einem Zwiespalt gefühlt; auf der einen Seite hatte ich als Jugendlicher viele Freunde, ich war integriert und auf der anderen Seite habe ich mich auch sehr einsam gefühlt. Beides war da. Mir fällt noch ein Aspekt ein, wenn ich an meine jungen Jahre denke. Ich bin relativ schnell in Fantasien gegangen. Ich habe mich auch aus der Realität, aus Problemen, aus Kon ikten mit meinen Eltern dadurch gerettet, dass ich in Fantasien gegangen bin. Ich habe schon als Kind sehr lange und intensiv gespielt. Ich war mit mir alleine und bin oft in die Gedanken gegangen.
Stress-Bewegung zur Neun A: In der Neun erlebt die Drei sich betäubt. Die Selbsttäuschung wird dadurch jedoch nicht aufgehoben. Stattdessen wird das aktivistische
Handeln durch Fantasie ersetzt. Die Drei erlebt als innere Not nicht etwas, was andere Menschen vielleicht als Stress erleben würden, sondern eher eine emotionale Bedrängnis. In der Neun wird das Ganze noch schlimmer und unerträglicher. Das macht die Charakterstruktur fester, die Abwehr massiver. In der Neun entfernt die Drei sich noch weiter von sich selber. Sie kann in der Fantasie dem Gefühl der Sinnlosigkeit schwerer ausweichen als im Handeln. Die Drei nimmt ihren Körper wahr und die mit dem Aktivismus verbundene Erregungssituation des Körpers. Das ist nicht unbedingt angenehm. Es ist besonders dann unangenehm, wenn man eigentlich erschöpft und müde ist. Es kommt die eigentliche Erschöpfung zu Tage. Gleichzeitig wird die Müdigkeit zu einer Ausrede, sich nicht mit diesem nutzlosen emotionalen Zeug beschäftigen zu müssen.
Relax-Bewegung zur Sechs C: Wenn die Drei sich entspannt, geht sie in die Sechs. Sie produziert und produziert und produziert – und dann entspannt sie sich. Wenn alle Geschäfte, alle Projekte laufen, die sie angezettelt hat, dann kann sie anfangen, sich das „Nach-innen-Gehen“ zu erlauben. Dann erst kann sie sich Zweifel erlauben. „Ist es wirklich richtig, was ich mache?“ Das passiert zum Beispiel in der Midlife-Crisis, wenn die Dinge laufen und
die Frage auftaucht: „Ist das wirklich alles im Leben?“ Dann kann sie sich erlauben, etwas von der Sechs anzunehmen. T: Was ist denn daran entspannend? C: Es ist nie entspannend, in den so genannten Entspannungspunkt zu gehen, aber wenn die Drei ein Stück der Fassade fallen lässt, kommt eine andere Schicht hoch. Dies dann „Entspannungspunkt“ zu nennen, ist eigentlich irreführend, weil es ganz und gar nicht entspannend ist. Es kann dann sogar recht unbequem werden. Unbequem und anstrengend, wenn man das hochkommen lässt, was man Jahre ganz unten gehalten, im Keller eingesperrt hat. Wenn man da oben nur produziert und entspannt sich auf einmal, dann kommt plötzlich etwas von unten hoch, nagende Zweifel und Ängste. A: Wenn es der Drei gelingt, sich mit den Fragen, die im Entspannungspunkt auftauchen, auseinanderzusetzen, dann kann sie ihrem Leben eine andere Tiefe geben. Sie ist dann mit der Frage nach dem Sinn des Lebens konfrontiert. Ein gutes Beispiel dafür ist die „Melinda and Bill Gates Foundation“. Sie haben ihre Unmengen an Geld jetzt in Bildungs- und Gesundheitsprojekte investiert. Diese Initiativen haben die gleiche Wirksamkeit wie wir es von der Dreier-Fixierung gewohnt sind. Ihre E zienz ist jedoch nicht mehr auf Geld ausgerichtet, sondern auf Leben. T3, sx, Claudia: Es ist eine ganz natürliche Bewegung, das E ektivste mit dem Geld anzurichten, es produktiv einzusetzen, auch für etwas, was ich für wichtig und sinnvoll halte. Ich bin nicht unbedingt gierig, sondern nutze Ressourcen optimal, ob für mich selbst oder für andere. Zentral ist das Geliebt-werden-wollen. Ich will viel geben, damit andere merken, wie großzügig ich bin. Ich will aber auch viel geben, weil ich es für meine P icht halte, etwas zurückzugeben von dem, was mir geschenkt wurde.
Selbsterhaltung: Sicherheit T3, Sebastian: Ich mache mir wenig Sorgen um meine Finanzen. Das gehört dazu bei mir: Mir ist einfach das Ansehen anderer Mitmenschen sehr wichtig. Für mich ist wichtig, das Gefühl zu haben, ich habe Geld und ich kann es ausgeben, wenn ich will, aber ich muss nicht unbedingt.
Für mich ist nur wichtig, dass ich es könnte, wenn ich wollte. Es gibt mir ein Stück Freiheit und Sicherheit und auch Macht und Unabhängigkeit. Das ist wichtiger als materielle Anscha ungen. Geld bedeutet für mich Sicherheit und auch Entscheidungsfreiheit und -vielfalt zu haben.
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A: Die Selbsterhaltungs-Dreier sind, wie alle selbsterhaltenden Fixierungen weniger gefällig. Sie beziehen ihre Sicherheit aus der Anhäufung von Objekten: Statussymbolen und Geld oder Geldwertem. Sie nden es ethisch nicht korrekt zu eitel zu sein und sind daher eitel genug, sich für uneitel zu halten. Sie wollen gut und richtig sein und sind daher am ehesten mit der Eins zu verwechseln. Sie sind die arbeitssüchtigsten von den Dreiern. Sie sind auch die ehrlichsten, zumindest versuchen sie, sich an Fakten zu halten. Was ihr eigenes Unterbewusstes und die eigene Motivation angeht, ist es schwieriger. Sie sind tatsächlich die Artigen.
Sexuell: maskulin/feminin A: Die sexuelle Drei ist das Modellbeispiel für die perfekte Frau und den perfekten Mann. Barbie und Ken stellen dieses Paar in der Plastikwelt dar. Sie können etwas niedlicher sein, fast schüchtern. Die sexuelle Drei hat das Bedürfnis, insbesondere vor einer Person zu glänzen. Das macht sie verletzlicher und emotional abhängig. Der Selbstwert ist insgesamt brüchiger. Besonders die sexuellen Dreier wollen überhaupt nicht alt werden. Ein jugendliches Aussehen, ein jugendliches Image, sich mit den eigenen Kindern zu umgeben, als seien sie Freunde, gehört dazu. Es sind diese Frauen, die von hinten aussehen wie 20 und bei denen man gleichzeitig neidisch ist und erschrickt, wenn sie sich umdrehen und man sieht doch, dass sie auch die 60 schon überschritten haben. Es sind auch Männer, die es unmöglich ertragen, gemeinsam mit ihren Frauen friedlich älter zu werden, sondern die stattdessen mit einer jüngeren Frau und ggf. einer neuen Familie sich ihre eigene Jugendlichkeit bewahren wollen. Es sind die Menschen, die nicht Mutter oder Opa genannt werden wollen und zwar nicht aus ideologischen Gründen, sondern damit man ihr Alter nicht errechnen kann.
Dass man in einem Buch lernen könnte, ein perfekter Liebhaber oder eine perfekte Liebhaberin zu sein, ist sicherlich eine Dreier-Idee. Was sollte das sein, ein „perfekter“ Liebhaber. Dafür ist das „Liebhaben“ viel zu spontan und variabel. – Wobei ein bisschen Bildung auf dem Gebiet auch nicht schadet …
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T3, Karsten: Mir ist erst in einer Lebenskrise, als ich 28 Jahre alt war, deutlich geworden, wie angewiesen ich auf Beziehung bin. Was sich durchzieht, ist die große Anzahl von Projekten, die ich mache, da hatte ich die Wichtigkeit von Beziehungen überhaupt nicht bemerkt. T3, Claudia: Ich bemerke bei mir genau dieses „besonders vor einer Person glänzen wollen“. Ich erlebe in mir, wie er mich sieht. Damit steht und fällt meine Lebensberechtigung. Auch gilt bei mir das Motto (aus einem Lied, das Marilyn Monroe singt): „When love goes right, nothing goes wrong.“ Wenn meine Beziehung harmonisch und glücklich ist, sind alle anderen Probleme vergleichsweise unwichtig. Deshalb tue ich alles für die Beziehung.
Sozial: Prestige A: Eine Drei mit einer sozialen Unter xierung ist am meisten nach außen gerichtet. Sie verkörpert das Image, mit dem man alles verkaufen kann. Sie kann skrupellos sein, in dem was sie verkauft. Es sind diejenigen, die einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen können. Sie haben die charismatischste Ausstrahlung und können sich auch manchmal hinter der Eigenwerbung so verstecken, dass sie nicht ganz so hart zu arbeiten brauchen wie die anderen. Sie haben jedoch das Bedürfnis, vor der ganzen Welt strahlend dazustehen, mit ihrem wundervollen Leben. Das, was heute Netzwerken heißt und früher Seilschaften gehört zu ihrem Terrain. Bei der politischen Arbeit kommt es nicht unbedingt darauf an, eine perfekte sachliche Lösung zu nden, sondern insbesondere für genau diesen Lösungsweg die richtigen Allianzen und Koalitionen zu schließen, damit die entsprechenden Anliegen auch in die Tat umgesetzt werden. Hierfür braucht man Kollegen, die einen unterstützen.
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Herr Wowereit (ehemaliger Bürgermeister von Berlin, SPD) ist eine soziale Drei. In einem Interview wurde Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) zu ihm befragt: „Sie fragten nach Verärgerung. Der Wahlkampf war hart. Vor allem, weil die SPD an keiner inhaltlichen Debatte interessiert war. Dann hätte sie darüber reden müssen, dass Berlin bei vielem Schlusslicht ist – bei der Bildung, bei Wirtschaft, Finanzen, Arbeitsplätzen. Wowereit wollte einen Wahlkampf als Popstar führen, wohin Berlin gehen soll, beantwortet das nicht.“ 3
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Der Wedding (Berlin-Wedding, ein Berliner Ortsteil) soll sozialdemokratisches Kernland bleiben, deshalb sitzt Wowereit jetzt im Jugendtre „Time Out“. Mit ihm am Tisch gut ein Dutzend Jugendlicher, die aus dem Multikulti-Traum eines Integrationspolitikers zu kommen scheinen. Katrina, Yildiz, Ahmed und die anderen organisieren Hausaufgabenhilfen, Sportkurse und Museumsbesuche für Kinder im Kiez. Das ist leicht zu verstehen, Wowereit schlüpft in die Rolle des besorgten Landesvaters, fragt, an welchen Stellen es hakt und umschi t mit einem Witz noch schnell die Untiefen der Integrationsdebatte. „Dafür braucht man kein Buch“, frotzelt der Bürgermeister und dann ist die Zeit auch schon um und es geht wieder raus – Rosen verteilen im Wedding. Vorher unterschreibt er noch ein paar Autogrammkarten und macht ein Foto mit den Jugendlichen. Draußen wird Wowereit schon erwartet. „Keine Rosen ohne Dornen – Schokoladen bleibt“ haben eine Handvoll Demonstranten auf ein Transparent geschrieben. Der Schokoladen ist ein alternatives Kulturprojekt, das von der Schließung bedroht ist. „Uns läuft die Zeit davon“, sagt eine Demonstrantin. „Das wäre echt schade“, sagt Wowereit, er wolle helfen. Und dann noch, halb im Weggehen, „toi, toi, toi“. Die Demonstranten lächeln und bedanken sich. 4
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Berliner Zeitung: Was sollte von Klaus Wowereit unbedingt in Erinnerung bleiben? Ein positives Beispiel, bitte – und ein negatives. Künast: Positiv ist sicherlich sein Outing. Wenn auch erzwungen, weil ihn Medien outen wollten, so war das doch am Ende vielleicht seine
Befreiung. So war er der Junge aus Lichtenrade und gleichzeitig das „und das ist auch gut so“. Das passt zu Berlin. Aber leider fehlten ihm die Vision und der Mut, in Berlin Projekte für die Zukunft anzuschieben. Und dann gibt es noch eine gewisse Beratungsresistenz. Ohne die wären wir heute weiter bei der Entwicklung moderner Stadttechnologien und hätten mehr quali zierte Jobs. 5
Unterscheidungsmerkmale A: Dreier sind immer vielbeschäftigt, bearbeiten Aufgaben und Projekte parallel. Dadurch wird der Misserfolg vermieden. Wenn ich vier Projekte habe und eines klappt nicht, dann habe ich immer noch drei andere, in denen ich erfolgreich sein kann. Das ist also anders als bei der Sieben. Die Sieben ist darauf bedacht, ihren Verstand ständig beschäftigt zu halten, um nicht an den Schmerz zu kommen, die Drei eher, um das Versagen zu vermeiden. Die Drei versagt einfach nicht.[UM 3-7]
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T1, Iris: Die Dreier, die ich kenne, haben einen ganz ausgeprägten Sinn für Zeitplanung, jede Minute wird optimal genutzt. Diesen Optimierungsdrang kann man ohne weiteres auf andere Bereiche ausdehnen. Der Ko er ist optimal gepackt, keine Redundanz, wiederkehrende Prozesse werden automatisiert. Man checkt online ein, reduziert Wartezeiten auf ein Minimum, die dann aber e zient genutzt werden für Mails, Zeitungslesen, Rankings studieren, telefonieren, Präsentationen erstellen usw. Eine perfekte Ablauforganisation, schön strukturiert, gegliedert … ähnlich wie die Eins. (lacht)[UM 1-3]
Unterscheidung Drei und Sechs
A: Die Sechser gehen im Stress in die Drei. Sie kriegen plötzlich so einen Aktivitätsschub, wenn es z. B. vor einer Prüfung brenzlig wird. Der hält aber bei weitem nicht so lange an wie bei der Drei. Die Sechser glauben sich das selber nicht. Selbst wenn die Sechs dann die Prüfung erfolgreich abgelegt hat, denkt sie sich: „Ach nee, das war nur ein Zufall. Ich hatte nur den richtigen Prüfer, die haben mir die drei richtigen Fragen gestellt.“ Die Drei jedoch macht das andauernd und wird nicht müde. Sie stellt den
Erfolg auch keineswegs in Frage so wie die Sechs. Die Sechs hat immer noch Zweifel. Die Drei arbeitet durch und arbeitet durch und arbeitet durch, sie merkt das gar nicht! C: Die Sechs, wenn sie so einen Aktivitätsschub bekommt, ist völlig aufgedreht, manchmal euphorisiert, ein bisschen hypomanisch, submanisch und schnell ausgebrannt. Die Drei macht das ihr ganzes Leben lang, sie bewegt sich innerlich nicht so viel dabei. Alles spielt sich mehr an der e zienten Ober äche ab.[UM 3-6] T1, w: Ich optimiere manches auch – warum sollte ich auch nicht praktische Dinge möglichst e zient und schnell erledigen, wenn ich das kann. Freilich bin ich dabei auch sehr im Kopf und vermeide den Rest … Manches optimiere ich aber gerade nicht – vermutlich die Dinge, die ich nicht wirklich gut erledigen kann. Dann lasse ich es lieber gleich bleiben und rationalisiere und rechtfertige das. [UM 1-3]
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T3, sx, Claudia: Ich kenne dieses totale Streben nach E zienz. Es muss immer vorwärts gehen. Aber es gibt auch manchmal Momente, wo ich mich in der Sechs wiedererkenne: Bei mir können schon Gefühle kommen, aber vielleicht ist das so, weil ich mich jetzt schon länger mit diesen Dingen beschäftige. Heißt das, dass ich keine richtige Drei bin, (lacht) dass ich nur eine Sechs im Dauerstress bin, weil ich diese DreierEnergie einfach sehr gut kenne und auch schon von früh an? C: Aber das würdest du merken, wenn du im Dauerstress wärst. T3, sx, Claudia: Also, mein Tag ist schon sehr ausgefüllt, ich mache den ganzen Tag etwas. Ich stehe morgens auf, dann dusche ich, dann mache ich Yoga, dann mache ich dies und jenes, Telefonanrufe, E-Mails und so weiter. Aber ich merke dann am Ende des Tages, ich bin eigentlich total angestrengt. Ich habe das Gefühl, ich kann nicht anders als so viel tun. Es kostet sehr viel Energie. Ich bin angestrengt, das merke ich. C: Und denkst du dann und zweifelst? A: Die Gedanken der Sechs und der Drei drehen sich beide um die Zukunft. Während die Sechs sich aber Sorgen macht, was alles schief gehen könnte, ist die Drei damit beschäftigt zu planen, was als nächstes und in Zukunft zu tun ist. Bei der einen Fixierung sind die
Zukunftsgedanken auf Ängste und Sorgen gerichtet und darauf, diesen Sorgen entsprechend die Zukunft auszurichten, bei der anderen geht es um das Aktive gestalten. C: Fühlst du dich angestrengt? T3, sx, Claudia: Es ist eine Art Aktivität und E zienz, die sehr natürlich kommt; aber es ist schon ein Auspowern. Ich habe aber inzwischen gelernt, mir mehr Zeit zu nehmen, auch einmal rauszugehen in die Natur und mich ein bisschen zu entspannen. C: Entspannen, weil es gesund ist, weil es gut ist? Ist dir dabei wichtig, was für ein Bild du da bei anderen hervorrufst? T3, sx, Claudia: Ja, genau. C: Gut dastehen, das Richtige parat zu haben, das Richtige an haben, so etwas? T3, sx, Claudia: Ja, so ein bisschen Sechser-Tendenzen: bloß nichts falsch machen. C: Weißt du, bei der Sechs, das ist sehr verschieden mit dem Handeln. Einige sind am Stottern, im Sinne von eine Sache anfangen und wieder abbrechen; anfangen, abbrechen, zweifeln, Neues anfangen, die alte Sache weitertreiben, aber dann doch nicht zu Ende bringen und so. Andere haben im Leben bestimmte Dinge gefunden, bei denen sie wirksam, planend, tuend, handelnd und erfolgreich sind. Zur Selbsterhaltungs-Sechs gehört dieses Planen: „Wann mache ich was?“ und in anderen Bereichen gibt es dann Zweifel und dieses Angestrengtsein. A: Menschen wachsen in unterschiedlich ausgeprägten Subkulturen auf, in einem bestimmten Rahmen. Das ist bei uns in Deutschland nicht so ganz ausgeprägt wie in den USA, wo es richtige Subkulturen gibt, die sich mehr abgrenzen und isolieren. Wenn man im Health-Store einkauft, dann ist man ein Freak. Ob Demokrat oder Republikaner, das kann fast religiös anmuten. Wenn man jetzt in eine bestimmte Subkultur hineinwächst, dann sind natürlich die Ideale und das Image, die man abgeben muss, andere als in einer anderen Subkultur und dadurch kann die Fixierung changieren. Im Betrieb muss
ich ein anderes Bild abgeben als in einem Yoga-Kurs. Das Changieren der Drei hat mit dem idealisierten Selbstbild zu tun, das sich mit der jeweiligen Subkultur ändert. Das Changieren der Sechs hat damit zu tun, dass ich mit meinem veränderten Umfeld auch meine Tarnung anpassen muss. T3, sx, Claudia: Also, das würde jetzt noch einmal dafür sprechen, dass ich vielleicht doch eine Drei bin, eine auf eine bestimmte Weise gefärbte Drei, wo es nicht so um teure Statussymbole geht, teures Auto oder so … C: … sondern vielleicht mehr das Künstlerische? T3, sx, Claudia: Ja, okay, danke.[UM 3-6]
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T6m: Ich habe eine Frage zum ema Liebe. Liebe durch Leistung, das hat die Drei ja. Aber sie hat keine Versagensängste, oder? A: Zumindest stellen sie sich nicht so in Frage wie die Sechser. T6m: Ich ordne mich momentan dann eher zur Sechs ein. Ich habe ganz stark dieses ema, Liebe bekommen durch Leistung, aber eben mit den Versagens-ängsten. Könnte man sagen, das ist ein Unterschied zwischen diesen beiden Fixierungen? C: Die Drei ist sich dessen nicht bewusst, dass sie durch die Leistung Liebe bekommen will. Das war zu Anfang mal irgendwann da, als Kind, aber das wird nach und nach verdrängt, aus dem Bewusstsein geschoben. Sie weiß nicht, warum sie so viel produziert, sie rennt auch nicht hinter der Liebe her, sie produziert einfach. A: Und die Sechs hat noch einen darunterliegenden Grund, warum sie geliebt werden will: sie geht davon aus, dass jemand der sie liebt, ihr nichts antut. Sie sucht Sicherheit. [UM 3-6]
Heilige Idee: Mitgefühl, Verbundenheit A: In der Literatur nden sich verschiedene Qualitäten der heiligen Idee der Drei: Mitgefühl, heiliges Gesetz, heilige Ho nung. Worum geht es eigentlich für die Drei? Für die Drei geht es darum, mit ihren eigenen Gefühlen in Kontakt zu kommen und zwar zunächst ganz grundlegend mit ihrer Menschlichkeit, ihrer Emotionalität als solche. Die Drei hat
aber das Gefühl, dass die Dinge auf der Welt nicht richtig klappen, wenn sie sie nicht in die Hand nimmt. Es geht darum, diese verrückte Idee loszulassen. Dafür kann ihr die Idee von so etwas wie einer ausgleichenden Gerechtigkeit helfen, ein Gefühl der Verbundenheit der Menschen untereinander, die gegenseitige Abhängigkeit und Schwesterlichkeit. Auch die Einsicht, dass man sich bei allem Erfolg, den man hat, nur einmal satt essen kann. Die Wahrnehmung, dass die Menschen und Dinge auf einer energetischen Ebene miteinander vernetzt sind und in einem tieferen Zusammenhang stehen. Auf diese Weise kann sie erkennen, dass sie sich dem Leben anvertrauen darf.
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A: Ein schönes Beispiel für die Überheblichkeit der Drei ndet sich in dem Film „Bruce Allmächtig“ Das Cover der DVD zeigt ein göttliches Foto von einem perfekten Adam, soweit wir das beurteilen können. Jim Carrey spielt einen Zeitungsreporter namens Bruce, der die erwartete Beförderung nicht erhält und dem gekündigt wird. Er bekommt einen Job von Gott angeboten, ihn eine Woche zu vertreten. Er muss zwei Regeln beachten: Er darf niemandem sagen, dass er Gott ist und er kann den freien Willen des Menschen nicht beein ussen. Bruce versucht gleichzeitig, für sich daraus einige Vorteile zu schinden und alle Gebete positiv zu beantworten. Da dadurch alle im Lotto gewinnen, ist die Ausschüttung niedrig und keiner glücklich. Erwartungsgemäß geht bei diesem Job als lokaler Gott alles schief, aber er ndet am Ende zu seiner Menschlichkeit zurück und auch seine Freundin kann er nur als Mensch und nicht als Gott für sich gewinnen.
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A: Die Idee, man könne Bestellungen beim Universum aufgeben, ist auch eine Dreier-Idee. Zwar muss man nicht mehr alles selber erreichen und die Drei kann ein bisschen aus ihrem Handeln und Produzieren herauskommen, sie kann und muss aber immer noch bestimmen, ob und an welchem Ort sie einen Parkplatz bekommt. Die eigentliche Bestellung beim Universum oder bei der Instanz, an die ich wirklich glaube, könnte sein, dass ich nichts mehr tue, um der Liebe im Weg zu stehen. Welche Konsequenzen dieses tiefste Gebet für mich haben würde, muss ich dabei dieser Instanz überlassen. Ich kann nicht sagen: „Ich wünsche mir, dass
die Liebe sich entfaltet, aber nur, wenn es mir dabei immer gut geht.“ Das passt natürlich auch zur Siebener-Philosophie.[UM 3-7]
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A: Mitgefühl ist eine wichtige Qualität der Liebe. Was steht dieser Qualität der Liebe im Weg? Mitgefühl fängt damit an, dass ich Mitgefühl mit mir selber habe, dass ich mitfühle mit dem, was ich tue, was ich bin und wie ich lebe, dass ich bereit und fähig bin, wahrzunehmen, was ich gerade fühle. Wenn ich nur die anderen fühle, ohne mich selbst zu fühlen, dann kann ich meine eigenen Motive, die hinter dem mitfühlenden Handeln stehen, nicht bemerken und diese können dann alles Gute deutlich eintrüben. Die besten Absichten haben oft katastrophale Auswirkungen, weil mich diese Absichten und die Frage, wie sich das auf mein Image auswirkt, mit den Gedanken in der Zukunft sein lassen. Ich muss aber, um wirklich still zu werden, ganz in der Gegenwart sein, fühlend in der Gegenwart. Dann ist die Liebe einfach da und ießt über, ganz von selbst. Was sollte sie auch anderes tun?
Wege auf der Suche C: Jede Fixierung verdrängt etwas Wesentliches. Bei den emotionalen Fixierungen dreht es sich um den Schmerz des Nicht-geliebt-Werdens und dann auch um den Schmerz der Einsamkeit. A: Es ist eine Erfahrung von Isolation. Zunächst isoliert von den eigenen Gefühlen, dem inneren Kern und dann isoliert von echtem Kontakt zu anderen Menschen. C: Dem wollen die Dreier aus dem Weg gehen. Alles, was sie tun, zielt mehr oder weniger darauf ab, dem Schmerz aus dem Weg zu gehen. Der Weg der Heilung besteht gerade darin, diesen Schmerz hochkommen zu lassen und dieser Einsamkeit ins Auge zu sehen. Wenn die emotionalen Fixierungen die Einsamkeit, das Alleinsein annehmen, dann werden sie unabhängig davon, ob Anerkennung oder Liebe von außen kommen. Indem sie diese vorher verdrängten Gefühle fühlen, wird der Maschine das Benzin entzogen. Dadurch verliert das Ganze seine Energie.
Der Schmerz, das Verdrängte treibt die Fixierung an. Wenn ich dem jetzt direkt, ganz kompromisslos begegne und dann alle Einsamkeit, alles Alleinsein, alles Nicht-beachtet-Werden so vollständig annehme und durch alle Gefühle, die damit verbunden sind, durchgehe, dann wird das Ganze still. Dann ist es mir nicht mehr wichtig, ob Anerkennung kommt oder ob ich von den anderen beachtet werde. Dadurch wird die Fixierung noch stiller. Also ich arbeite nicht an der Charakterstruktur, arbeite nicht daran, dies oder jenes zu verbessern, sondern ich entziehe dem Ganzen die Grundlage. T3, Bertold: Es gibt Situationen, da habe ich das Emp nden, ich bin sehr angerührt und auch authentisch. Das ist dann auch okay, das füllt mich aus. Gleichsam erlebe ich, dass alles wieder wegbricht, wenn ich alleine bin. Das wechselt. Es ist aber nicht mehr ganz so wie früher, dass ich das Emp nden habe, ich hetze nur noch zum nächsten Moment. Heute gelingt es mir, mehr in der Situation präsent zu sein. Das hat sich schon positiv verändert. C: Vielleicht magst du das noch deutlicher sagen, was dieses Wegbrechen verursacht oder was da wegbricht? T3, Bertold: Da ist dann ein Nichts. C: Ja! Was machst du gegenüber dem Nichts? Was tust du dem gegenüber, wenn es dir gut geht? T3, Bertold: Wenn es mir gut geht, nehme ich das nicht wahr. C: Wie sorgst du dafür, dass du das nicht wahr nimmst? T3, Bertold: Bei mir ist es schon der Kontakt zu Menschen. Wenn da Nähe ist und ich gefühlsmäßig berührt bin, dann nehme ich das nicht mehr wahr. Das hat aber nichts Haltbares, es hält nicht. C: Und wenn du jetzt auf alles Haltbare verzichtest und im Alleinsein dieses Nichts ganz annimmst und erforschst und sagst: „Jetzt schau ich mal, wohin mich das führt, vielleicht führt es mich in die Hölle ...“ T3, Bertold: Naja, ich hab davor Angst. C: Ganz unberechtigter Weise. Du hast es noch gar nicht richtig erforscht. Du ängstigst dich vor etwas, dem du dich gar nicht weiter genähert hast. Vielleicht ist der Tiger zahm und will nur spielen! (lacht)
Nähere dich dem, nähere dich dem tiefer und tiefer. Lass dich von dieser Angst nicht ins Bockshorn jagen. Je länger man etwas vor sich herschiebt, desto größer wird es. So ist das mit solchen Ängsten auch: Sie werden immer größer, wenn man sich ihnen nicht nähert, wenn man davonläuft, sie nicht sehen will. Es ist wie eine nachträgliche Rechtfertigung des Vor-sich-Herschiebens, aber natürlich ein Teufelskreis.
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T3, sx, Claudia: Ich habe mich schon mit 18 ganz stark mit meinem Beruf identi ziert. Ich bin darin gut und die Arbeit ist ganz zentral in meinem Leben. Ich habe mich dadurch nicht nur de niert, sondern es war auch so, dass ich darüber meine Selbsteinschätzung vorgenommen habe. Wenn ich etwas gut gemacht habe, dachte ich, dass ich dann ein ganz toller Mensch sei. Und wenn es mal einen Tag schlechter lief oder der Chef mit mir nicht zufrieden war, dann dachte ich, ich bin ein schlechter Mensch. Nachdem ich schon eine Weile spirituell unterwegs war, habe ich bewusst mitgekriegt: „Oh, ich bin ja ständig darauf aus, Liebe und Anerkennung zu bekommen.“ Ich glaube es jetzt nicht mehr, dass ich ein ganz toller Mensch bin, wenn ich eine gute Arbeit abgeliefert habe und auch nicht, dass ich ein schlechter Mensch bin, wenn ich mich mal weniger gut präsentiere.
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T: Ich habe einen Freund, der eine Drei ist und der hat meistens keine Zeit für ein Tre en. Über E-Mail tauschen wir uns aus, dann bekomme ich aber meist über seine Projekte zu hören, die er gerade macht. Eigentlich möchte ich mich gerne richtig mit ihm unterhalten und erfahren, wie es ihm geht, was da gerade bei ihm passiert. Wie kann ich denn da an ihn herankommen? Ich breche dann meistens lieber den Kontakt ab, anstatt mir Projektstadien anzuhören. T3, Melanie: Ich glaube, das geht nur, wenn er auch eine Bereitschaft hat, sich solche Sachen anzuschauen. Was vielleicht alle Dreier kennzeichnet, ist, dass wir auf allen Gebieten gut sein wollen. Und wenn man dann irgendwie auch an einen Punkt kommt, wo man auf Gefühle stößt und auch da gut sein möchte und auch spirituell ganz weit kommen möchte.
Ja, das hört sich vielleicht etwas paradox an. Ich habe mit 26 Jahren angefangen, Yoga zu machen, habe dann gleich eine YogalehrerAusbildung gemacht und bin Yogalehrerin geworden. Dadurch hat sich aber auch etwas geö net. Es hat auch Brüche gegeben in meiner Fixierung. Ich habe gemerkt, dieser Fokus auf Leistung, Leistung, Leistung, das geht so nicht mehr weiter. Da gibt es noch andere Wege, die sich auch lohnen könnten, wobei immer auch ein Risiko da ist, aus einem Leistungsdenken heraus zu agieren. Ich glaube, du wirst an den Freund nur herankommen, wenn er diese Bereitschaft auch ndet. Vielleicht kannst du ihm ja irgendwie eine Tür ö nen und ihm klar machen, dass es noch andere Bereiche gibt, wo er auch gut sein kann – so ein Locken.
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T1, Iris: Ich habe einmal ein solches „Outing“ mitbekommen und es ist mir sehr nah gegangen zu sehen, wie unsäglich groß dieser innere Druck sein kann. Was ich sah, war ein gestandener Berater und absoluter Erfolgsmensch, der da schluchzend vor mir saß, weil er sich dieser Maskerade und diesen Täuschungen und Selbsttäuschungen mit einem Male so bewusst wurde, dieses Gefängnisses, das er sich selbst gebaut hatte. T: Wie ist es denn mit Gefühlen?
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T3, Ludwig: Was soll ich dazu sagen? (lacht) Gefühle ... also Gefühle … Es gelingt mir schon, Gefühle in Extremen wahrzunehmen. Wenn mich jemand richtig ärgert, dann spüre ich das. Dann kann ich mich gut wehren. Mittlerweile freue ich mich sogar richtig, dass da eine Wahrnehmung ist. Ich bin schon in kleineren Situationen berührt und nehme Gefühle wahr. Aber wenn man mich jetzt fragt: „Was ist denn Liebe und wie fühlt sich das an?“, dann bin ich völlig überfordert mit einer Antwort. Wo ist das alles versteckt? Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Das ist auch das, worunter ich leide. Da ist ein Mangel. Das Handeln und Tun sind zwar gut, es läuft. Da bin ich auch fröhlich, aber irgendwie fehlt was, die Gefühle sind nicht da. Ich bin manchmal nicht wirklich lebendig.
Trauer, kenne ich Trauer? Ja, es gibt schon Situationen, wo ich Trauer wahrnehme. Aber es ist selten. Es ist nicht der Normalzustand, dass ich irgendwie fühle. Z. B.: Ein guter Freund von mir ist gestorben. Er ist schon ein alter Mann gewesen. Wir haben uns gut verabschieden können und da war auch viel Trauer da. Und gleichzeitig war auch eine Freude, eine Freude darüber, dass ich die Trauer erlebe und dass ich ihn kannte. Aber das sind Ausnahmesituationen, das ist nicht mein Alltag. Es ist schon anders geworden als früher, aber so richtig mit Fühlen, das ist noch mühsam für mich.
Heiliger Weg: Wahrhaftigkeit „Die Lüge ist die Religion der Sklaven und der Mächtigen. Die Wahrheit ist der Gott des freien Menschen.“ (Gorki in „Nachtasyl“) A: Was bleibt vom Kaiser übrig, wenn er nackt ist? Einfach nur ein nackter Kaiser. Wenn all der Prunk weg ist, all die Macht, all das Prestige, dann ist der Kaiser ein Mensch. Die Drei sitzt in der E zienz ziemlich fest. Das Hinterfragen oder Scheitern wird vermieden. Trotzdem kann die Drei bemerken, wie leer und hohl sich ihr Leben anfühlt. Sie kann bemerken, was ihre eigentliche Sehnsucht ist. Sie kann die Scham des nicht Geliebt-Werdens spüren und die Verachtung für sich selber und für andere, da diese vermeintliche Unzulänglichkeit nie, auch nicht durch die allergrößte Anstrengung, ausgemerzt werden kann. Sie kann spüren, dass all der Erfolg ihr nie das Gefühl gibt, wirklich liebenswert zu sein. Wenn sie Glück hat, gibt es jemanden, der sie wirklich liebt, ihr zeigt, dass sie liebenswert ist. Oder es gibt sonst irgendeinen Hinweis darauf, dass die Liebe sich in ihrem eigenen Kern be ndet. Aus dieser Erfahrung, wenn die Drei also anfängt, sich zu ihrem Kern hin zu bewegen, die Sechser-Energie dazu nimmt, dann kann sie sich für die Wahrhaftigkeit entscheiden. Sie kann Ja sagen und den Willen entwickeln, ihrer Entscheidung treu zu bleiben.
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T3, Armin: Ich bin durch die Übung vorhin sehr traurig geworden. Das habe ich jedoch positiv bewertet, weil ich alles positiv bewerte, was ich
für mich als irgendeine Art Gefühl interpretiere. Als ich die wiederholende Frage beantwortete und die Augen geschlossen hatte, da war noch etwas von Trauer, aber auch so etwas wie Unruhe. Und als ich dann tiefer gehen wollte, habe ich gemerkt, wie ich mich verirre und abdrifte in Fantasien und Gedanken über äußere Dinge, mit denen ich mich süchtig zudecke. C: Was sind das für Dinge? T3, Armin: Das sind vor allem äußere Dinge, Zigaretten, Arbeit, Kontrolle, Sex, Beziehung. Ich kenne die ganze bunte Palette, bin von vielem aber geheilt, schon viele Jahre. Womit ich mich heute aber noch zudecke, sind Gedanken und Kontrolle. Ich denke immer alles im Gri haben zu müssen und zu lügen, nicht aufrichtig zu sein. Es ist mehr dieses Kopfkino, worunter ich im Moment leide und wo ich das Emp nden habe, ich nde keinen Ausweg. Es ist mehr der Kopf als das, was ich mir von außen selbst zufüge. Es ist so, dass ich schon lange trocken bin und das Gefühl habe, ich steh so mit dem Rücken an der Wand. Ich weiß nicht, was ich machen soll. C: Ja, schließe die Augen und nehme wahr, was du jetzt fühlst. T3, Armin: Ich fühle Traurigkeit. Ich wehre mich gegen die Traurigkeit. Also ich lasse sie nicht zu. C: Was wäre, wenn du aufhörst, dich zu wehren? T3, Armin: Dann werde ich kleiner. C: Nein, du wirst nicht kleiner, du bleibst genau so groß, wie du jetzt bist. T3, Armin: Ja, aber das ist das Emp nden, was ich habe. Ich habe Angst, dass ich keine Kontrolle mehr habe. C: Nein, du wirst nicht kleiner, du bleibst der erwachsene Mann, der keine Kontrolle hat. Wenn wir denken: „Oh, das kleine Kind weint”, dann spalten wir das Gefühl vom Erwachsensein ab. Du bist der erwachsene Mann, der weint und jetzt den Mut hat, die Kontrolle loszulassen … noch vollständiger. T3, Armin: (weint) C: Lass alles zu, ohne etwas zu tun, ohne zu kämpfen. Kein Kämpfen mehr. (Pause)
Es ist soviel Schmerz und soviel Anspannung. (Pause) Leg beide Hände vors Gesicht. Je mehr du bereit bist, diesem Schmerz jetzt Raum zu geben, desto ehrlicher wirst du. Zuerst dir gegenüber und dann auch allen anderen gegenüber. Und dann kannst du Schritt für Schritt entdecken, wieviel Wut auch noch in dem Schmerz steckt. (Pause) Wenn du dann auf die Weise alles fühlst, was da auftaucht, wirst du lebendiger und kommst mit dir in Einklang, dann ndest du wieder Zugang zu dem Wirklichen, zu dir selbst.
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T3, Claudia: Die Aspekte „Lügen“ und „Vorgaukeln“ scheinen sich bei mir nicht so stark ausgeprägt zu haben wie bei einigen Dreiern. Das liegt vielleicht daran, dass mir meine Mutter sehr früh beigebracht hat, lügen sei schlecht und ich wollte ja partout gut sein. Trotzdem wurde in unserer Familie einiges vorgegaukelt. Einige Zeit bin ich da mitgegangen, aber irgendwann habe ich mich ganz radikal zur Wahrhaftigkeit entschlossen, wenn das Umfeld mir geschützt genug erscheint. Seither glaube ich, darin eine meiner größten Stärken und ein mächtiges Werkzeug auf dem Weg zu haben.
Essenz: Liebe „Gott ist Liebe. Und wer in Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ 1 Joh. 4,16b A: Die Essenz der Dreier-Fixierung ist die Liebe selbst. Das, was den Menschen eigentlich ausmacht. Ananda. Eine Liebe, die nichts mit dem zu tun hat, was wir meistens als Liebe deklarieren und was als Formen der Liebe propagiert wird. Wenn das Herz sich ö net, ist die Liebe da. Sie will nichts und sie braucht tatsächlich nichts. Die Liebe liebt die Liebe, das Lieben und das Leben. Die Liebe ist. T3, Claudia: Vom Dreieck Liebe – Kraft – Bewusstsein ist die Liebe die Qualität, mit der ich mich bei weitem am leichtesten identi zieren kann. Wenn ich so richtig verbunden bin, kann ich spüren, dass alles Liebe ist, dass Liebe unsere wahre Natur ist, dass Liebe übrigbleibt, wenn alles Tun aufhört.
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A: Vor langer, langer Zeit lebte ein Ehepaar, irgendwo im fernen China. Der Ehemann ging fort, um Geschäfte zu tätigen. Als er nicht wieder kam, lebte die Frau in bitterlicher Armut und musste sich ihr Geld mit harter, schlecht bezahlter Arbeit und Betteln verdienen. Jedoch hatte der Mann auf dem Sterbebett einem Freund ein Geheimnis anvertraut. Dieser Freund begab sich auf die Reise zu der verarmten Frau. Die Reise war beschwerlich und dauerte sehr lange. Als er endlich bei der Frau ankam, die inzwischen von der harten Arbeit gezeichnet war, üsterte er ihr ins Ohr, was ihm der Ehemann verraten hatte. Da löschte die Frau das Feuer im Herd. Sie grub unter der Asche und stellte fest, dass sich dort eine große metallene Schatulle mit einem Schatz befand. Dieser Schatz war schon immer in ihrem Haus gewesen. Sie hatte nur nicht danach gesucht, weil sie niemals auf die Idee gekommen war, sie könnte einen solchen Schatz besitzen. So ist es mit der Dreier-Fixierung, die nach Liebe und Anerkennung durch Taten und e ektives Handeln sucht. Dabei ist sie die Liebe selbst. Wenn sie Nachricht von diesem inneren Schatz bekommt, kann sie anfangen, sich danach zu sehnen und danach zu suchen. Sie muss das Herdfeuer ihres Aktivismus löschen, sie muss in der Mitte des eigenen, inneren Hauses anfangen, sich durch die Asche des verbrannten Lebens und der vertanen Chancen auf wirkliche Begegnung schmerzhaft durchzukämpfen. Nur so – und mit ein bisschen Gnade – kann sie an diesen Schatz herankommen, der schon immer da war. Sie kann aufrecht und wahrhaftig eine Bilanz ziehen, die jenseits von Wirtschaftlichkeit ist. Sie wird erst vor sich selbst und dann auch vor den anderen bekennen, dass sie ihre Freunde manipuliert hat, dass sie sich getarnt und getäuscht hat, dass sie ihre Gefühle verloren und verleugnet hat und sich diesen jetzt stellt. So wie es jeder kennt, der einmal reinen Tisch gemacht hat, um sich zu dem zu bekennen, was er liebt.
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A: Wenn die Liebe einfach da ist, dann entsteht Handlung aus der Liebe heraus. Wie diese Handlung dann aussieht, ist vollkommen unbekannt und jedes Mal überraschend und frisch.
Tired of Speaking Sweetly Des Süßholzraspelns müde 6 Die Liebe greift nach uns, um uns am Love wants to reach out and manhandle us, Break all our teacup talk of God. If you had the courage and Could give the Beloved His choice, some nights, He would just drag you around the room By your hair, Ripping from your grip all those toys in the world at bring you no joy. Love sometimes gets tired of speaking sweetly And wants to rip to shreds All your erroneous notions of truth at make you ght within yourself, dear one, And with others, Causing the world to weep On too many ne days. God wants to manhandle us, Lock us inside of a tiny room with Himself And practice His dropkick. e Beloved sometimes wants To do us a great favor: Hold us upside down
Kragen zu packen, zu brechen mit all unserem Smalltalk über Gott. Wenn du den Mut hättest und DEN Geliebten entscheiden ließest, einige Nächte, dann würde ER dich einfach an den Haaren durch den Raum zerren, alle weltlichen Spielzeuge deinem Gri entreißen, die dir keine Freude bringen. Die Liebe wird es manchmal müde, Süßholz zu raspeln. Und sie will all deine Flausen und Fehlannahmen über die Wahrheit in Stücke reißen. Diese bringen dich dazu, mit dir selbst zu kämpfen, mein Lieber und mit anderen, sie verursachen, dass die Welt weint an zu vielen schönen Tagen. Gott möchte uns am Kragen packen, uns in einem kleinen Raum mit Ihm selber einsperren und Seinen Boxschlag üben. DER Geliebte möchte uns manchmal einen großen Gefallen tun: uns kopfüber halten und allen Blödsinn aus uns rausschütteln. Aber wenn wir hören Er ist in solch einer „verspielten, trunkenen Stimmung“, dann packen fast alle, die ich kenne,
And shake all the nonsense out. But when we hear He is in such a „playful drunken mood“ Most everyone I know Quickly packs their bags and hightails it Out of town.
ganz schnell ihre Taschen und machen sich blitzschnell aus dem Staub.
Beispiele C: Die amerikanische Kultur ist eine Dreier-Kultur. Als in Deutschland der Krieg verloren wurde, samt Geschichte und Selbstbild, als man nicht mehr wusste, was man tun konnte oder sollte, da hat man dankbar nach der amerikanischen Philosophie gegri en. Diese hat uns das Wirtschaftswunder gebracht, worin die Deutschen wieder Halt gefunden haben. Mitscherlich 7 hat 1967 in „Die Unfähigkeit zu trauern“ gut beschrieben, wie das kollektive Verhalten in der deutschen Nachkriegsgeneration aussah. Die Menschen nach dem Krieg haben sich keine Zeit genommen, die Gefühle zu fühlen, die aufgetaucht waren, die Trauer über den verlorenen Krieg, die Trauer über den Verlust der Identität und den Schmerz über den Schrecken, den die Deutschen angerichtet hatten. A: Nach dem 11. September sagten der amerikanische Präsident George W. Bush, der englische Premierminister Tony Blair und der Bürgermeister von New York Giuliani der Bevölkerung, sie sollten weiter einkaufen: „Go back shopping“. Besser ins Disney-Land fahren, sich Normalität, einen kleinen Erfolg oder Luxus gönnen, um die Gefühle nicht zu fühlen, um bloß nichts zu überdenken. C: Wenn wir diesen geschichtlichen Hintergrund sehen, dann erkennen wir sehr schnell den Grund für die Dreier-Haltung und -Philosophie: Sie überdeckt das, was da ist. Sie ist in der Lage, in dem Machen, in dem
Anpacken, in dem neuen Projekt, in der E zienz alle tieferen Gefühle wegdriften zu lassen.
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A: Ikea manifestiert eine Dreier-Mentalität. Die Produkte sind nicht besonders originell, aber dafür sehr erfolgreich und sehr breit vermarktet, ein Massenprodukt. C: Es geht nicht so sehr in die Tiefe, ist auch nicht emotional, selbst wenn Ikea eine Serie „Romantika“ macht. Es ist Mainstream, nicht besonders gut und nicht besonders schlecht. A: Die Leidenschaft ist die Täuschung. In Wirklichkeit halten die Möbel nicht und sie halten auch nicht, was sie versprechen: Dass man dann zur Familie gehört. Die Möbel interessieren als Objekt, um Geld zu verdienen. Intern wird mit dem monetären Motiv allerdings sehr viel ehrlicher umgegangen als in anderen „Subkulturen“. Der Erfolg ist die Determinante, Dreier würden ebenso auch Heringe verkaufen, wenn das mehr einbringen würde, wenn das erfolgreicher vermarktet werden könnte. C: Wichtig ist, wie es ankommt. Für die emotionale Fixierung ist es bei allem wichtig, wie es ankommt. A: Die Drei ist der Magier. Es gelingt ihr dann auch, dieses Bild zu scha en, als ob es gute Möbel wären ... C: … oder als ob jeder sie haben müsste ... A: ... um überhaupt leben zu können ... C: ... und um dazu zu gehören zur Ikea-Family. A: Das ist Propaganda. Die Propaganda: wenn du diese Möbel nicht hast, kannst du gar nicht leben. Und sie haben damit Erfolg.
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T5: Wenn Dreier Heringe verkaufen, dann wird daraus ein Motivationskonzept zur Optimierung von Teams, inklusive Bestseller und Vermarktung. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der Pike-PlaceFischmarkt in Seattle. Aus langweiligem Fischverkauf wurde eine spaßige Show gemacht, die Verkäufer werden zu Stars, die Kunden sind mitten drin und werden in die Show einbezogen. 8 Das alles basiert auf vier
einfachen Erfolgsprinzipien: Wähle eine positive Einstellung zu dem, was du tust, habe Spaß dabei, bereite anderen Freude und sei ganz da. Wow, und schon bist du erfolgreich und reich! Das Konzept wurde von John Christensen als Fish!-Philosophie vermarktet und in Firmen als Geheimtipp für Motivationstrainings teuer verkauft. Im Firmenpaket enthalten sind ein Quick-Start-Guide, ein Facilitators-Guide, ein Personal-Workbook, ein Culture-Pack, … alles was es zur e zienten Umsetzung dieses Power-Programms braucht. Es gibt einige Bücher dazu, die zu Bestsellern wurden. 9 Es wurde auch ein Film über die Fish!-Philosophie gedreht. 10 Die Rechte daran, ihn für drei Tage per Streaming anzusehen, liegen bei 250 Dollar, wer ihn dauerhaft kaufen möchte muss knapp 1000 Dollar hinlegen.
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C: Die USA war zu Anfang eine Einser-Kultur, hat sich aber zu einer Dreier-Kultur entwickelt. Es geht nicht nur um E zienz, sondern vor allem auch um das Bild, das man hat. Die Casting-Shows sind ein gutes Beispiel. „Wie sehen die mich? Wie viele Klicks habe ich bei Facebook? Mehr als die anderen?“ Das Leben orientiert sich an einer ober ächlichen Zufriedenheit. T: Dass die US-Amerikaner eine Einser-Fixierung waren und jetzt eine Drei. Wie geht das? C: Länder können ihre Fixierung ändern, Menschen nicht. Nordamerika war durch verschiedene Einwanderungswellen, durch das Zusammentre en verschiedener Strömungen geprägt: religiöse Minderheiten, Quäker, Amish-People und viele andere aus vielen Ländern. Der Pionier-Geist war von der Einser-Fixierung geprägt. Die Menschen standen für ihren Glauben ein, so wie die Eins das tut. Sie hatten ihre Prinzipien und hatten sich nicht angepasst in ihrer Heimat, trotz Unterdrückung. Mit der Industrialisierung wurden andere Werte bestimmend: Produktivität, Planung, E zienz, Fließbandarbeit, Standardisierung und Automatisierung von Verfahren und Methoden. Da ging es zunehmend um das Mechanistische, darum, die Produktion anzukurbeln und den Produktionsprozess e zienter zu machen.
A: So haben sich dann immer mehr die Werte durchgesetzt, die zur Dreier-Kultur gehören. Diese Werte bestimmen dann die Atmosphäre und das Klima, also z. B. wann man angesehen ist, was wichtig ist. Indem die Werte sich verändern, kann auch ein Land seine Fixierung ändern. Dann wird es zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Alles ist machbar, alles ist unter Kontrolle. Wenn man sich ein bisschen bemüht, kann man es vom Tellerwäscher zum Millionär scha en: Der Self-mademan. T: Aber das bedeutet Amerika wird von Dreiern dominiert? Das ist ja eine ganz bestimmte Energie, die da vorherrscht. C: Nein, die Dreier-Werte bestimmen die Kultur. Indien zum Beispiel ist eine Neun. Die fangen jetzt plötzlich an, den Kapitalismus einzuführen, das heißt, es kann gut sein, dass die auch dabei sind, eine Dreier-Kultur zu entwickeln. Die Neun passte gut zur indischen Spiritualität. Das Land kann sich in eine Dreier-Kultur entwickeln, wie es in Amerika passiert ist. Da kann es gut sein, dass die Werte sich verändern, aber trotzdem sind genauso Menschen mit dieser und jener Fixierungen da.
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A: Die Systemgastronomie, wie wir sie gerade in der Mittagspause hatten (Vapiano), ist ein gutes Beispiel für eine Dreier-Philosophie. Man stellt sich eine optimale Mischung zusammen, die Zutaten sind vorportioniert, müssen nur noch zusammengeworfen werden und werden selbst abgeholt. Eine typische Dreier-E zienz.
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C: Der Neoliberalismus der 90er Jahre ist eine typische DreierWirtschaftsphilosophie. Sie ist immer noch Grundlage ökonomischen Handelns.
Weitere Beispiele
Mike Jagger und die Rolling Stones, Shirley MacLaine und die Lichtarbeit, Byron Katie, Louise Hay, Bestellungen ans Universum, Bill Clinton, Heidi Klum, Dieter Bohlen, Guido Westerwelle, Klaus Wowereit (so)
Bücher: „Simplify your life“ von Marion und Werner Küstenmacher Filme: „Bruce Allmächtig“
Fragen zur Selbsterforschung Was tust du, um Liebe und Anerkennung zu bekommen? Was bedeutet Erfolg? Hattest du schon mal einen Misserfolg? Wie gehst du damit um? Welche Bilder (Images) hast du von dir? Wie schützt und verteidigst du sie? Was geschieht, wenn andere hinter deine Fassade schauen könnten? Wen täuscht du? Wen belügst du? Was geschieht, wenn du wahrhaftig bist? Was ist wichtig? Was liebst du? Was ist Liebe?
Übung zur Selbsterfahrung: „Wie verkaufst du dich, um Liebe und Anerkennung zu bekommen?“
Nach der sich wiederholenden Frage: „Wie verkaufst du dich, um Liebe und Anerkennung zu bekommen?“
C: Hier geht es vor allem um Dinge, mit denen du den anderen manipulierst und die du speziell tust, um Liebe und Anerkennung zu bekommen. Nach der Übung: C: Im Anschluss nimm zuerst wahr, was du fühlst. Lass dich in dieses Gefühl hineinfallen, gib dem Raum. Manchmal wallt ein Gefühl auf und verbrennt, löst sich schnell auf. Dann bleibe aufmerksam, was für ein anderes Gefühl auftaucht, was für eine Stimmung. Und dann mache ein kleines Experiment: Stell dir möglichst lebendig vor, du würdest absolut nichts mehr tun, um Liebe und Anerkennung zu bekommen. Egal, wodurch das möglich wurde … und versetze dich ganz lebendig da hinein und entdecke, wie sich das anfühlt, was es mit dir macht und was es auslöst ... Pause (2 Min.) Dann kannst du dich noch fragen, worin der erste Schritt bestehen würde, wenn du wieder anfängst, Dinge zu tun, um Liebe und Anerkennung zu bekommen. Worin besteht der allererste Schritt? ... Und dann kannst du auch den allerersten Schritt wieder zurückgehen …
Anmerkungen 1. Roman Timm aler von James Krüss. Der dreizehnjährige Timm aler besitzt ein unwiderstehliches Lachen und ist bei allen beliebt. Der geheimnisvolle Baron de Lefuet (ein Ananym für „Teufel“) kauft ihm das Lachen ab. Timm wird dafür bei jeder zukünftigen Wette gewinnen. Er merkt erst später, wie schal das Leben ohne sein Lachen ist. 2. Quelle: http://thework.com/en/event/2016-october-the-school-for-the-work , abgerufen am 19.03.2016 3. Quelle: Die Welt, Über Koalitionen im Bund bestimmt nicht Wowereit,
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13663983/Ueber-Koalitionen-im-Bundbestimmt-nicht-Wowereit.html, abgerufen am 26.12.1204 4. Quelle: n-tv, Wowereit auf Kuschel-Tour, http://www.n-tv.de/politik/Wowereit-aufKuschel-Tour-article4311931.html , abgerufen am 26.12.2014 5. Quelle: Berliner Zeitung, Renate Künast und Frank Ste el im Interview Keine Chance gegen Charme und Chuzpe von Klaus Wowereit, http://www.berliner-
zeitung.de/berlin/renate-kuenast-und-frank-ste el-im-interview-keine-chance-gegencharme-und-chuzpe-von-klaus-wowereit-562924-seite2, abgerufen am 02.04.2016
6. Quelle: Ha z, „ e Gift“, Translated by Daniel Ladinsky, deutsche Übersetzung von Angelika Winklhofer 7. Alexander Harbord Mitscherlich (1908-1982) war ein deutscher Arzt, Psychoanalytiker, Hochschullehrer und Schriftsteller
8. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=TbtsfyrEF_c, abgerufen am 20.02.2016 9. Fish!(TM): Ein ungewohnliches Motivationsbuch, Stephen C. Lundin, Goldmann Verlag
10. Trailer zum Fish!-Video: https://www.youtube.com/watch?v=HKBS6qa6DeA, abgerufen am 20.02.2016
Die Vier – Der dramatische Romantiker Kategorie: innerer Imagepunkt
Archetyp: Der Künstler Hauptmerkmal: Melancholie Leidenschaft: Neid Idealisierung: Ich bin besonders Redestil: Lamentieren Abwehrmechanismus: Introjektion Vermeidung: schlichte Traurigkeit Falle: Authentizität Polarität: analytisch – desorientiert Stress-Bewegung: zur Zwei Relax-Bewegung: zur Eins Selbsterhaltung: unerschrocken Sexuell: Rivalität Sozial: Scham Heilige Idee: Ursprung Heiliger Weg: Gleichmut, Gelassenheit Essenz: Freude
Kategorie: innerer Imagepunkt A: Die Vier ist auch ein Imagepunkt. Die emotionale Energie wird dabei aber nach innen gerichtet. Die Vier ist sehr stark mit ihrer Emotionalität beschäftigt und damit, was sie für ein Bild von sich selber nach außen abgibt. Sie emp ndet sich selbst als sensitiv und einzigartig. Die
emotionale Energie wird dazu benutzt, den eigentlichen Schmerz zu verdrängen, ein Gefühl, durch einen nicht näher benannten persönlichen Makel aus dem Paradies vertrieben zu sein, nicht liebenswert zu sein. Die Leidenschaft ist der Neid ebenfalls aus einem Emp nden von Mangel heraus. Dieser wird durch die unterschiedlichen Subtypen sehr stark eingefärbt. Daher unterscheiden sich diese sehr. Vierer haben Sehnsucht nach einem verloren geglaubten Paradies. Das verbindet sich mit einer Erinnerung an bessere Zeiten. Darunter liegt eine Ahnung davon, wie sich das All-Eins-Sein anfühlt und eine tiefe Freude, als Geschmack, als Essenz der Vierer-Fixierung, mit all den anderen Menschen in dieser wundervollen Welt verbunden zu sein. Die Vier ndet sich unten auf dem Kreis und damit, wie auch die Fünf, in der Nähe des Schwarzen Loches. Sie sind die Existenzialisten im Enneagramm.
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T4, Jasmine: Intensität spielt sich auf der emotionalen Ebene ab. Ich bekomme das in der Familie mit. Wenn am Tisch viel mental gesprochen oder philosophiert wird und das nicht mit Emotionalität verbunden ist, dann kann ich das schwer aushalten. Dann nde ich es anstrengend und es ermüdet mich und nervt! Ich verhungere am Tisch! Wenn ich es nicht scha e, meine Emotionalität mit einzubringen, – das ist nämlich der wahre Kontakt für mich – dann geht es mir nicht gut damit. Dann muss ich in meine Zauberwelt und mache es mir dort hübsch.
Archetyp: Der Künstler A: Wenn man sich Johnny Depp in „Pirates of the Carribean“ vorstellt, hat man sofort eine Idee von dem künstlerischen Typus der Vier. Dabei können die Vierer jede Art von Kunst betreiben: Schreiben, Malen, Musik, Mode, Film oder Kunsthandwerk. Eigentlich machen sie das ganze Leben zur Kunst. Schon die eigene Aussta erung am Morgen ist ein Kunstwerk. Es mag ganz mühelos wirken, wie fast jedes gute Kunstwerk. Dahinter verbirgt sich aber eine Menge Arbeit. In der Kunst kann die Vier sich als etwas Besonderes fühlen. Dort gibt es ein Phänomen, das sich „Flow“ nennt. Dabei kommt man in Einklang mit
dem, was man tut. Das Flow-Erleben ist ein anderes Gefühl als die Glückseligkeit des Aufwachens. Dennoch kommt es der Suche nach dem Paradies der Vier entgegen. Dieses Gefühl, im Einklang mit der Welt zu sein, sich ein Paradies selbst zu scha en, ist angenehm. Die Vier liebt die Schönheit und möchte eigentlich, dass alle Menschen in paradiesischen Zuständen leben. Mit ihrer Kunst kann sie ein wenig zur Verschönerung der Welt beitragen. Die Vierer können mit ihrer Kunst auch dazu beitragen, dass die Menschen etwas Tiefes emp nden. Diese tiefe Emp ndsamkeit, die sie auch in sich selber nden, können sie mit Worten schwer ausdrücken. Die Kunst hilft ihnen dabei und soll gleichzeitig den anderen Menschen helfen, auch etwas Tiefes zu emp nden. Die Vier mag es gerne, wenn sie andere Menschen mit in die Intensität und Inniglichkeit ihrer eigenen Emotionalität führen kann. T4, Frieda: Für mich war von Kindheit an die Musik die Möglichkeit, in dieses Flow-Erleben abzutauchen, wenn die Realität unerträglich oder trist schien. Beim Schreiben von Liedern oder Tagebuch suchte ich die richtigen Worte, mich mitzuteilen und all meine tiefen Gefühle und Gedanken auszudrücken. Es hat lange gedauert, bis ich mich getraut habe, damit auch nach außen zu gehen und darüber zu kommunizieren, auch ablehnende Feedbacks zu ertragen. Inzwischen schreibe ich kein Tagebuch mehr. Meine Lieder teile ich mit Freunden, wir haben einfach Spaß dran, gemeinsam zu musizieren.
Hauptmerkmal: Melancholie C: Die Vier bewegt innere Fragen wie: Werde ich geliebt? Werde ich genug geliebt? Wen kann ich lieben? Wie kann ich das, was da geschieht, wahrnehmen? Werde ich geliebt oder nicht? Daraus folgt dann: Wie stehe ich da? Wie sehen die andern mich? Halten sie mich für liebenswert? Das bestimmt die innere Welt dieser Fixierung. Weil es sich um die Liebe dreht und alles versucht wird, zu fühlen und zu erspüren, wie das ist, gehört dazu, dass dieser Mensch mehr gefühlsmäßig reagiert auf das, was da ist. Fühle ich mich jetzt bedrückt und niedergeschlagen?
Kommt das von mir oder ist das hier im Raum? Hab ich das von den anderen übernommen? In dieser Haltung, in dieser Nähe zur Melancholie, zum Weltschmerz, leidet die Vier und malt sich paradiesische Zustände aus, wie die Welt sein könnte. Sie misst alles an diesen paradiesischen Zuständen, so dass die sogenannte Realität natürlich immer schlecht wegkommt. Das betri t auch die anderen Menschen. T4, Frieda: Bevor ich meine Fixierung kennenlernte, war das Leidvolle daran, dass ich mir dieser Sehnsucht nach dem Paradies nicht bewusst war. Die Sehnsucht habe ich auf Objekte, Personen oder Veränderungen gerichtet; also immer nach außen. Manchmal fühlte es sich eine Weile gut an, aber bald war das Erreichte nicht das, was ich mir erho t hatte. Deswegen wurde es oft mit grossem Drama verlassen oder zerstört.
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A: Melancholie unterscheidet sich von echter Traurigkeit. Euphorie unterscheidet sich von echter Fröhlichkeit. Wenn die Vier sich in einem melancholischen Zustand aufhält, dann ist das nicht angenehm. Es ist aber intensiv und es ist nichts Unbekanntes, nichts Gefährliches. Die Melancholie kann man immer wieder aufwärmen. Man kann sie mit bestimmten Gedanken, bestimmten Bildern oder bestimmter musikalischer Untermalung immer wieder beleben.
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T4: Ich habe eine innere Liste der zehn tragischsten Ereignisse, die in meinem Leben passiert sind. A: Ja, mit dieser Melancholie hält die Vier sich von den echten Gefühlen ab. Sie lebt damit in ihrem Schmerzkörper. Das ist wie eine Sau in ihrer Suhle. Es ist zwar dreckig, aber es reinigt die Tränenkanäle und fühlt sich ungeheuer vertraut an. Die warme Nässe der über die Wangen strömenden Tränen fühlt sich heimelig an. Die tiefe Verzwei ung, gar nicht in diese Welt zu gehören, fühlt sich intensiv an und echt. Das wirklich Echte, was darunter liegt, wird dabei jedoch nicht mal angekratzt. Tragik und Drama halten die Vier genauso von der wirklichen Lebendigkeit fern, wie die Sechs sich mit dem Zweifel von der
Wirklichkeit fernhält.[UM 4-6]
Genese C: Die Vier lebt im Bewusstsein eines verlorenen Paradieses. In ihrer Biographie ist es tatsächlich oft so, dass die Vier, wenn es eine weibliche Vier ist, eine gute Beziehung zum Vater erlebt, diese aber dann verloren hat. Das kann z. B. daran liegen, dass der Vater mit dem kleinen Mädchen, mit der kleinen Prinzessin, wunderbar spielen konnte, aber mit dem älteren Mädchen, als es in die Schule kam, nichts mehr anfangen konnte. Dann lebt diese Vier in dem Bewusstsein, das Paradies schon mal gehabt, aber wieder verloren zu haben. So lebt sie mit der Melancholie und dem Schmerz des Verlustes, des Abwesenden. A: Das Kind ist von den Eltern abhängig und es liebt seine Eltern über alles, mehr als sich selbst. Jedes Kind. Das Kleinkind ist daher nicht in einer Position, dass es sagen könnte: „Der Papa ist aber doof, der geht einfach weg.“ Das Kind muss die Schuld aus dieser Abhängigkeit heraus auf sich nehmen. Die Schlussfolgerung lautet dann: „Mit mir stimmt etwas nicht und deswegen hat sich der Papa abgewendet.“ Das Gefühl, dass mit ihr etwas nicht stimmt, dass sie einen Makel hat, den niemand sehen darf, weil Papa sie sonst verlässt, bringt die Vier mit auf die Welt. Ein bestimmtes Ereignis, bei dem sich jemand von ihr abwendet, führt bei der Vier zur Kristallisation der Fixierung. T4, Ella: Also, bei uns in der Gruppe gibt es das ema der Entwurzelung, meistens durch den Verlust des Vaters. In den Biographien der Gruppenmitglieder war der Vaterverlust überall zu sehen. Entweder durch körperliche Abwesenheit oder eben durch nicht Erreichbarkeit. Wegen der Entwurzelung ist mir aufgefallen, wir haben in der Gruppe nur auf einem Bein gestanden. Das el mir persönlich auf, weil ich ganz oft spüre, dass ich nicht mit beiden Beinen wirklich auf dem Boden stehe und so keine Verankerung im Boden habe. T4, Willi: Wir haben herausgefunden, dass es in der Schwangerschaftszeit und bei der Geburt eine Überforderung der Mutter gab. Deswegen gibt es den Glaubenssatz, dass eigentlich Mutter und auch Vater emotional und eventuell sogar körperlich nicht für uns da
sind, also, dass keiner für uns da ist und wir selbst auf die Eltern zugehen müssen, um Zuwendung zu bekommen. Wir müssen auf die Menschen, von denen wir etwas brauchen, zugehen, um das zu bekommen. Der zweite Glaubenssatz ist: Ich sollte eigentlich gar nicht da sein. Wenn ich mich zeige, werde ich abgelehnt. Ich störe, bin über üssig. T4, Frieda: Bei mir gibt es seit meiner frühesten Kindheit diese tiefe innere Verzwei ung darüber, vollkommen verlassen zu sein. Das ng schon an, seit ich mich im Kindergarten von meinen Eltern trennen musste und sie zur Arbeit weg waren. Als mein Vater die Familie verließ, fühlte ich mich auch von meiner Mutter vernachlässigt. Nur konnte ich mit niemandem über diese totale Verzwei ung reden, ich habe mich immer dafür geschämt.
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T4, Jana: Du hast den Satz gesagt: Ich sollte gar nicht da sein. Ich habe den Satz als: Ich will auch gar nicht da sein. Das hat schon bei der Geburt angefangen. Ich hatte die Nabelschnur um den Kopf gewickelt und wollte eigentlich nicht raus, verbunden mit einem Überforderungsgefühl, weil die Welt da draußen so überwältigend ist, so unfasslich. Das ist nicht zu scha en, nicht zu verkraften. Das ist ein Gefühl, hier falsch zu sein, in dieser Welt falsch zu sein. Das kann nicht der richtige Planet oder Kontinent sein, die richtige Familie schon gar nicht. Das passt alles nicht.
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T4, Jasmin: Ich kenne das aus meiner Jugend ganz stark, dass ich mich nach einer besseren Zukunft sehne. Habe auch so eine ganz typische romantische Liebesgeschichte mit einem Italiener, weit weg. Zwei Jahre musste ich warten, bis ich endlich zu ihm konnte. Keiner hat in der Schule so gelitten wie ich, das war wirklich Drama hoch zehn. Ich habe trockene Blumen geliebt. Ich habe meine Blumensträuße trocknen lassen und fand die wunderschön, mit so ganz blassen Farben. Ich konnte auch nicht verstehen, dass andere das nicht sehen können. Heute nde ich das auch nicht schön, aber damals war das so ganz romantisch und wunderbar. T4, Luise: Mit dem Sich-Selber-Verstehen das ging gar nicht, weil es mich ja gar nicht gab. Mich gab es ganz lange gar nicht. Das ging immer nur aus dem Vergleich heraus. Das ging immer nur im Abgucken und
Kopieren von anderen Dingen. Also mit 21 hatte ich die Idee, mich zu er nden. Mit 33 kam zum ersten Mal der Gedanke, jetzt müsste ich mal erforschen, was da ist. Vorher war da gar nichts. Da ich sah, die Eltern sind total überfordert, machte bei mir den Glaubenssatz: Ich darf nicht anstrengend sein. Und da ging die Hölle los. A: Wie wir wissen, versteht das Unterbewusstsein keine Verneinung.
Was sich das Kind wünscht
T4, Frieda: Als mein Vater kürzlich gestorben ist, kam nochmal dieser ganz tiefe Schmerz hoch: Ich hatte meinen Vater als Kind nicht genug. Er ist gegangen, als ich sechs Jahre alt war. Der Mensch, bei dem ich mich geschützt und gestärkt fühlte oder mit dem ich mich vor Entscheidungen beraten konnte, war weg. Später habe ich dann verstanden, dass mein Vater nicht so ein schützender, starker Mann war. Aber dadurch, dass er weg war, habe ich ihn idealisiert. Meine Mutter war mit ihrem eigenen Leben so beschäftigt: arbeiten, feiern und der neue Partner. Ich hätte mir gewünscht, sie würde sich für mich interessieren, mich öfter in den Arm nehmen, Zeit mit mir verbringen und mich fragen, wie es mir geht, ob ich etwas brauche. Sie konnte kein Geheimnis für sich behalten und hatte Vieles an mir auszusetzen. Es ist so zwiespältig. Ich habe meine Eltern geliebt und hatte große Sehnsucht nach ihnen, aber ich habe mich verlassen und verraten gefühlt. Ich hätte mich gern so gefühlt, als wäre ich ein kostbares Geschenk für sie gewesen. Wie könnte diese Wunde heilen? Indem ich verstehe, dass beide ganz bestimmt ihr Bestes gegeben haben. Dass ich ohne sie nicht der Mensch geworden wäre, der ich jetzt bin. Dass ich annehme, dass alles so sein darf, wie es war. Indem ich den Schmerz und die Wut fühle. Indem ich anerkenne, dass jeder Mensch gute und schwache Seiten hat, genau wie ich. Indem ich verstehe, dass meine Eltern ihre eigene Last zu tragen hatten. Ich kann auch ihre Fixierung sehen und wie diese sie, genau wie mich, eingeschränkt hat. Ich kann diese Leidensgeschichte beenden, weil meine Eltern mich so gut sie nur konnten geliebt und unterstützt haben. Ich kann dankbar auf all die schönen Momente in unserer Familie zurückblicken und diesen ungeheuer großen Anspruch an meine Eltern
aufgeben. Ich kann in mir selbst nden, was ich suche: mich eins fühlen, voll Vertrauen und Dankbarkeit.
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T4, Martha: Meine Eltern sollen mich so lieben wie ich bin und mich toll nden. Es geht darum, total angenommen zu werden, mit allem Drum und Dran. Ja nicht ein Funken von Ablehnung darf da sein. Aber es wird eh alles erstmal als ablehnend wahrgenommen. So ist das Programm. A: Schön wäre es, die eigene innere Ablehnung zu durchschauen. T4, Martha: Ja, sonst braucht es mantrenartige Lobgesänge. Da ist auch der Wunsch, gesehen zu werden. Die Eltern sollen auch toll sein und ja keine Makel haben. Sie sollen so sein, dass ich sie lieben kann und das ist stark vom Umfeld abhängig. Meine Mutter war Lehrerin an meiner Grundschule und es war schrecklich, wenn mir Kinder erzählten, dass meine Mutter in der Klasse herumgeschrienen hat. Es war auch wichtig, was meine Freundinnen von ihren Eltern erwarteten und so sollten meine Eltern auch sein. Es ist das volle Image-Programm. Eigentlich hatten sie keine Chance. A: Aber was wünscht sich dein Inneres Kind wirklich? T4, Martha: ? A: Vielleicht das Geliebt-Sein in den Augen der Eltern erkennen und erfahren zu dürfen.
Physis T4, Jasmin: Schönheit ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt. Wenn irgendwas hässlich ist, dann habe ich damit auch richtig körperliche Probleme. Auch mit Farben, also, mich zu kleiden in Farben, die nicht zueinander passen, war früher unmöglich. Jetzt mach ich das, jetzt sehe ich das und denke: egal. Aber nur weil ich das kenne und in mir durchgearbeitet habe. Kleider von der Stange? Die mussten schon was Außergewöhnliches haben. T4, sx, Lissy: Ich war als junges Mädchen, also mit 15, drei Stunden vor dem Spiegel, bevor ich das Haus verlassen habe. Das ist heute nicht mehr so. Ich bin ganz schnell fertig. Aber das ist ja auch die jahrelange Übung.
Der Gri zum richtigen Kleid, das kostet mich keine Mühe, das ist einfach so. Ja, wo andere eine Modeberatung brauchen, da geh ich hin und mache tak, tak, tak und dann ist das perfekt. C: Die sexuellen Vierer sind die bestangezogensten Menschen. Man sieht das oft auch in der Alternativszene. Es ist nicht so, dass es teuer sein muss, sondern alles muss zusammen passen: das Rot vom Hemd zum Aubergine der Hose und zum Ocker der Strümpfe. Vierer achten darauf, wie es aussieht, sie können nicht anders. Dieses im Mittelpunkt-Stehen macht andere leicht ärgerlich.
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A: Die Vierer fühlen sich innerlich immer wie auf der Bühne. Für einen guten Bühnenauftritt ist das Kostüm ungeheuer wichtig. Sie haben oft Augen, die dramatisch wirken. Sie können auch wie eine Elfe sein, nicht ganz irdisch, etwas über dem Boden schwebend, mit diesen spitzen, etwas zu großen Ohren, mit den sie die Gefühle der Welt und des Waldes erlauschen. Aber auch hier macht der Subtyp einen großen Unterschied. Die sexuellen Vierer stellen ihre Schönheit und Unnahbarkeit in den Vordergrund, auch als Grundlage für das sexuelle Spiel, das sie spielen. Sie verbergen ihren vermeintlichen Makel am elegantesten. Bei der sozialen Vier kommt oft das Desorientierte und Tragische zum Ausdruck. Sie wirken manchmal wie ein aus dem Nest gefallenes, noch etwas zerrupftes Vögelchen. Tragisch schön. T4, Elisabeth: Wir haben tatsächlich Strümpfe, die zum Oberteil passen. Ich wechsle drei bis viermal am Tag meine Handtasche. Das ist unangestrengt, aber irgendwie muss das sein. Es muss zu den Schuhen passen. Ich nde das schön. Und es ist mir wichtig, ohne dass ich es so richtig merke. Diese A nität zum Schönen und auch das Wehmütige, was darin liegt. Und darunter ist dieser Makel. Den darf überhaupt niemand mitkriegen. Das Schöne soll den Makel verstecken. T4, se, Frieda: Vielleicht ist das bei mir als selbsterhaltende Vier etwas anders? Ich lege nicht so viel Wert auf mein Styling. Mein Haus ist eher einfach, aber gemütlich eingerichtet. Ich achte allerdings bei allem sehr auf die Farbauswahl. Da ich im Osten und in einer eher armen Familie groß geworden bin, hatte ich gar nicht die Möglichkeit, ein extravagantes Styling zu entwickeln. Aber ich weiß, dass ich darunter gelitten habe.
Leidenschaft: Neid A: Wir haben mal ein Bild gesehen: Ein Mensch, den Kopf auf die Hand gestützt, mit etwas dramatisch aufgerissenen Augen, vor einem blauen Hintergrund. Da-runter stand: „I’m the winner of the loosing-contest.“ (Lachen) Also, ich bin der Gewinner beim Wettbewerb der Verlierer. Es gibt ein paar Möglichkeiten, sich wirklich unglücklich zu machen. Die Vier beherrscht sie alle. Ich kann mich glücklich unglücklich machen, indem ich mich selbst als Opfer fühle oder indem ich mich selber für mein Unglück verantwortlich mache. Ich kann die Frage stellen: „Wieso ich?“, für die ich nie eine Antwort bekommen werde, außer einem Gefühl von großer Tragik und Unglück. Die beste Möglichkeit aber, um wirklich unglücklich zu sein, ist, sich mit anderen zu vergleichen. Es wird immer jemanden geben, der es besser hat als man selbst. Was du dabei vergisst ist, dass du nicht nur einen Teil des Lebens des anderen bekommen kannst. Wenn du neidisch bist, dann schaue dir das ganze Leben des anderen an und überlege, ob du wirklich tauschen willst.
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T: Wie entsteht dieser Neid? Eines meiner Kinder ist eine Vier. Der kann mir sogar vorwerfen, dass er nicht die Gene fürs Braunwerden von mir geerbt hat, so als hätte ich die ihm bewusst vorenthalten. Und dann jammert er darüber, dass er immer Sonnenbrand bekommt. Und was er wahnsinnig gerne tut, ist, sich mit seinem kleineren Bruder zu vergleichen, der eine Sechs ist. Dabei kommt er selbst immer schlecht weg und badet sich regelrecht darin. Es ist fast so, als ob er sich die ganze Zeit selbst auspeitschen würde. C: Genau. Im Mittelpunkt steht: Das Paradies ist dort und ich bin ganz weit weg. Das ist die Grundlage für den Neid. Der Neid wird dann auf andere Personen gerichtet, die scheinbar glücklich sind, obwohl sie so ober ächlich sind, obwohl sie nicht so besonders und sensibel sind wie die Vier. Das vergrößert den Neid noch. Es wird alles gemessen an dieser Diskrepanz zwischen dem Paradies dort und wie es tatsächlich hier ist. T4, Bärbel: Der Neid, das kann alles Neid sein, wie jemand angezogen ist, wie jemand ausschaut, wie jemand sich bewegt, wie jemand spricht, wie jemand wohnt. Er ist überall versteckt. Es ist bemerkenswert.
T4, Frieda: Der Neid war lange ein blinder Fleck für mich. Das passt ja auch nicht zu einem guten Image, mir einzugestehen, dass ich neidisch bin. Den Neid habe ich oft genutzt, um das, worauf ich neidisch war, auch aus eigener Kraft zu erreichen, koste es, was es wolle. Das beschränkt sich auf ganz bestimmte Bereiche, z. B. einen guten Lebensstandard zu erreichen und zu halten, so, wie andere auch. Das bedeutet aber nicht, dass ich auf reiche Leute neidisch bin, weil das wieder-um nicht meinem Ideal entspricht. Der Neid wird dann schmerzlich, wenn er sich auf etwas richtet, von dem ich meine, es würde mir eigentlich auch zustehen. T4, Lilli: Ich habe das Gefühl, dass ich ständig meine Fühler bei dem habe, der etwas Besseres hat oder was Besseres ist oder schöner. Und ich sehe sehr viele Sachen, weil ich immer auf Details achte und ständig im Vergleich bin. Dann bin ich total neidisch. Aber das könnte ich mir niemals eingestehen. Also, wenn mich jemand fragen würde, würde ich niemals sagen: Ich bin neidisch.
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T4, Iris: Um den Neid nicht spüren zu müssen, geht es ganz schnell ins Überhebliche. Also, dass man die Menschen abwertet, von denen man glaubt, die sind glücklicher oder schöner.
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A: Was für ein Gefühl ist jetzt da, wenn du dich dem wirklich aussetzt, diesem traurigen Gefühl, das Paradies verloren zu haben und der unendlichen Sehnsucht danach? Vielleicht meldet sich dann ein echtes Gefühl.
Idealisierung: Ich bin besonders A: Nie darf es etwas Profanes sein. Alles muss natürlich und authentisch sein. Eine Vier kann stundenlang vor dem Spiegel verbringen, damit es hinterher natürlich aussieht, natürlich und echt. Das wird dann mit der richtigen Musik untermalt. Gesang, Wehklagen in Gesang verpackt. C: Und sich dabei großartig fühlen, weil man so sensibel und sensitiv ist. A: Das wird idealisiert: Ich bin besonders und wenn ich nur besonders leidens-fähig bin. Das Besonderssein idealisiert das Sich-Verloren-
Fühlen: Eigentlich fühle ich mich verloren, aber ich idealisiere das zu: Ich-bin-etwas-Besonderes. C: Die Vier hat generell das Gefühl, einzigartig und besonders zu sein, weil sie so an der Welt, an dem nicht vorhandenen Paradies leidet. Sie erlebt sich als besonders sensitiv, emp ndsam und besonders tief fühlend. Das heißt, dass die anderen so fröhlich und lässig durch das Leben gehen, liegt nur daran, dass die nicht tief genug fühlen können, weil sie das Wirkliche nicht wahrnehmen können und sich nur was vormachen. So sieht es aus der Sicht der Vier aus. Den Schmerz, die Melancholie schreiben sie der eigenen tieferen Emp ndsamkeit zu. T4: Die Vier macht oft Sachen nicht mit, weil es ihr irgendwie zu anstrengend ist, so emp nde ich es jedenfalls. Wenn ich mir meinen Lebenslauf anschaue, gibt es viele Situationen, wo irgendwas verlangt worden ist und ich einfach nicht mitgemacht habe, weil ich das Gefühl hatte, ich habe es nicht nötig. Ich dachte, es ist mir zu vulgär oder zu gewöhnlich. Ich habe mich dann einfach rausgehalten. Und genau das ist mein Umgang mit vielen Regeln.
Redestil: Lamentieren A: Wenn die Vier anfängt zu sprechen, dann musst du dich, um sie verstehen zu können, mit ihr auf den emotionalen Planeten begeben. Es gibt Pausen, es wird alles bedächtig gesagt und in schöne Worte gefasst. So, dass ihr das verstehen könnt. Die Vierer überlegen sich auch schon, wie ihr euch fühlt, wenn das alles erzählt wird. Wenn du mit einer Fixierung zu tun hast, die auf einem anderen Planeten lebt als du selbst, dann musst du deine Funkfrequenz ändern, deine Wahrnehmung. So wie du in England auf der anderen Straßenseite fahren musst.
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T4, Jasmin: Mit dem Neid hängt auch das Gefühl zusammen, es würde eh niemand verstehen. Ich hab das Gefühl, man versteht mich nicht. Ich kann es auf zwanzig verschiedene Arten erklären, aber ich werde nicht verstanden. Das ist manchmal ein Drama und manchmal das Gewohnte: Okay, ich sehe schon, das ist irgendwie wieder so.
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T4, Willi: ich kann mich nicht mitteilen, es gibt keine Worte, die mich verstehbar machen oder niemanden der mich verstehen kann. A: Aber verstehe ich mich dann selbst? T4, Willi: Nein auch nicht unbedingt. (Lachen)
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C: Der Redestil der Vier ist mehr ein Singsang und hat oft eine jammernde Note. Selbst wenn Vierer über etwas Schönes reden, klingt es ein bisschen jammernd und klagend, lamentierend. Sie hat immer Angst, nicht verstanden zu werden. Es ist wirklich bei allen Vieren ein ständiges Ringen darum, verstanden zu werden. Das führt oft dazu, dass eine Vier ganz weit ausholt, es noch mal erklärt und darstellt und sich so in langen Erklärungen und Beschreibungen ergeht. A: Sie bemühen sich dann, sich so auszudrücken und alles so zu analysieren und verstehbar zu machen, dass auch die anderen, insbesondere Sechser, sie verstehen. Sie versuchen eine Art SechserHabitus anzunehmen, damit ihr reiches Innenleben kommunizierbar wird, aber das geht über die Kunst eben leichter als über Worte. Sie möchten vom Herzen verstanden werden. Wenn du versuchst, sie mit dem Kopf zu verstehen, hast du schon verloren. Das ist bei der Zwei ähnlich.[UM 2-4] C: Das Paradies ist zu weit weg, als dass es handlungsstiftend wäre. Es bleibt nur ein vages Ho en, was besungen werden kann. T4, Frieda: Für mich ist das eine große Entdeckung, dass die Fixierungen verschiedene Sprachen verwenden. Wenn ich mit einer mentalen Fixierung rede, komme ich mir manchmal dumm vor. Das ist beschämend. Ich kann mich einfach nicht so sachlich mitteilen, obwohl in meinem Innern alles klar ist. Wenn ich etwas erkläre, verwende ich sehr gern Metaphern. Einen Vortrag würde ich eher so gestalten, dass meine Zuhörer ihn „erleben“. Jammern liegt mir nicht so, ich albere gern rum. Nur, wenn es mir schlecht geht, kann ich richtig schön „rumheulen“.
Abwehrmechanismus: Introjektion
A: Der Abwehrmechanismus der Vier ist die Introjektion. Das heißt, das, was ich beim anderen auf diesen emotionalen Wellen wahrnehme, mache ich mir zu eigen. Das ist der umgekehrte Prozess der Sechs. Die Sechs sagt nur: Ich war es nicht, die anderen sind es gewesen! Das, was meins ist, schiebe ich dem anderen in die Schuhe. Die Vier macht es genau umgekehrt. Sie taucht in dieses Aquarium ein und erlebt die Gefühle der anderen, als ob es die eigenen wären! Das, was sie meint, beim anderen wahrzunehmen, zieht sie sich selbst rein und muss damit dann irgendwie zurechtkommen.[UM 4-6] C: Sie saugt die Stimmung auf, die da ist, um den Schmerz nicht zu spüren und um die wirklichen Gefühle und die Angst zu verdrängen. A: Das erspart ihr die eigenen Gefühle und es vermeidet das Erleben des Getrenntseins. In einem Liebeslied von „Element of Crime“ geht es darum, sich als Liebesbeweis im Gestrüpp des Denkens und der Gefühle des anderen zu verlieren. Mit Trompeten. Und wenn das dann noch ein bisschen verwirrter ist, dann gibt es den Terminus der projektiven Introjektion1. Die Vier macht sich zunächst mal die Gefühle der anderen zu eigen. Dabei ist aber nicht ganz klar, ob es wirklich die Gefühle des anderen sind oder meine Fantasie darüber. Wenn ich mir dann die Gefühle des anderen zu eigen gemacht habe, kann ich sie nicht mehr von meinen eigenen Gefühlen unterscheiden. Die Gefühle verhalten sich wie zwei Wasserfarben im Wasserglas. Man ist dann in einem emotionalen Gefühlsstrudel, der schwierig zu erklären ist, weil man gar nicht mehr weiß, wessen Gefühl eigentlich wessen Gefühl ist oder ursprünglich war. Du kannst es eher nachspüren, den Strudel in den dich das zieht, als mit dem Kopf verstehen. Und dann ist klar, dass das ein schwieriges Unterfangen ist und ein schwieriges Dasein auf dieser Ebene. T4, Frieda: Das ist noch ein großes Problem für mich. Besonders bei der Arbeit. Ich nehme jede Regung, jede Stimmung der anderen war und beziehe sie auf mich. Wie ein Schwamm sauge ich mich damit voll. Es geht mir dann körperlich und seelisch richtig schlecht. Das hat erst vor kurzem dazu geführt, dass ich eine heftige Gastritis bekam. Nun bin ich
sehr froh, dass ich das entdeckt habe. So kann ich besser darauf achten, bei mir zu bleiben und mich abzugrenzen.
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T4, Hella: Bei uns in der Gruppe war noch das Gefühl, mit dem Leben überfordert zu sein. Die Eltern waren überfordert mit der eigenen Existenz und deshalb ist man auch überfordert. Man meint, das Leben ist nicht zu scha en, also nicht erwachsen werden zu können und zu wollen. A: Selber überfordert zu sein, da könnt ihr den Abwehrmechanismus der Vier sehen: Das, was im Außen ist, wird dann nach innen zum Eigenen gemacht. T4, Jasmin: Mit einer Gruppe habe ich es schwer, aber wenn ich ein einzelnes Gegenüber habe, dann ist das so ein Hinein ießen in mein Gegenüber, ganz stark, dass ich mich da auch verlieren kann. In einer typischen Be ndlichkeitsrunde, wo jeder sagt, wie es ihm geht, habe ich keine Ahnung, weil ich so mit den anderen beschäftigt bin und die ganzen Gefühle so mitgeschwungen sind in mir, dass ich dann erstmal Ruhe brauche: Augen zu, ausatmen, nachspüren und dann erst kommt so eine Ahnung von dem, was da sein könnte, weil ich mich im Außen völlig verloren hatte. T4, Lissy: Ich habe ganz lange nicht gewusst, dass ich den anderen spüre und mich selbst gerade nicht. Dadurch, dass ich so in die Tiefe gehe mit mir selbst, um mich selbst zu erforschen, analysiere ich mich schon mein ganzes Leben lang. Irgendwann kam ich an den Punkt, wo ich merkte, ich verliere nur Energie. Ich hatte überhaupt keine Kraft und wusste überhaupt nicht, wo diese Energie ist; bis ich merkte, dass ich an die anderen andockte und meine Energie abgab und dass ich über diese Gefühle, die ich andauernd hatte, einfach Energie verlor. Ich habe dann gelernt, wie ich bei mir bleibe und wie ich ganz klar trennen kann und unterscheiden kann zwischen dem fremden Gefühl und meinem eigenen. Aber das ist Übung, jahrelange Übung. T4, Jasmin: Mir geht das ganz anders. Ich habe das über Jahre geliebt, mit den anderen zu verschmelzen, gerade wenn man Kinder großzieht. Ich fand das ganz toll. Ich wusste genau, wie es denen geht und wow, ich war denen so nah und ich habe so viel geteilt. Ich konnte es nicht verstehen,
dass mein achter Sohn irgendwann gesagt hat: „Halte dich aus meinem Leben raus!“ Aber ich: „Ooch, ich weiß doch wie es dir geht, ich will doch bei dir sein.“ Er wollte nur, dass ich mich raushalte. Ich hatte überhaupt nicht das Bedürfnis, mich abzugrenzen. Ich brauche diesen Kontakt. Ich bin ein Kontaktjunkie. Ich will dieses Gefühl, „hoooch“ da ist jemand, der ist bei mir und ich bin nicht allein mit meinem ganzen Kram. T4, Sergio: Bei mir ist es eine Mischung aus beidem. Wenn ich die Spielregeln bestimme, dann kann ich sehr gut auch die anderen aushalten. Dann ist man so in einem drin und das ist dann auch ein Setting, was ich mir zurechtgebaut habe. Aber wenn ich rausgehe auf die Straße, dann ist das grausam. Ich tue mich sehr schwer in Gesellschaft, weil das dann sofort in den Körper geht, dann kriege ich Kopfschmerzen, die anderen sind mir zu laut. Selbst wenn es nicht laut ist; in der U-Bahn die ganzen Menschen, oh Gott, das ist mir alles zu depressiv und es zieht mir Energie, die ganze Zeit. Die anderen saugen an mir ohne Ende. T4, Frieda: Mir passiert es immer wieder, dass ich mich in Auseinandersetzungen, die andere miteinander haben, hineinziehen lasse. Am Ende bin ich so darin verwickelt, dass ich alles dafür tue, diesen Kon ikt für die anderen zu beenden oder ihn in ein großes Drama zu verwandeln.
Vermeidung: schlichte Traurigkeit A: Erstaunlicherweise vermeidet die Vier mit ihrer Emotionalität und Dramatik die wirklichen Gefühle. C: Man kann sich darin lebendig fühlen, dass man so tief leidet an der Welt. Das ist aber kein wirklicher Schmerz. Dem Schmerz über das, was ist und über sich selber geht man dabei aus dem Weg. Man hat erhabene Gefühle damit verbunden. Es ist nicht so leicht für andere zu verstehen. Man könnte denken, es wäre etwas Masochistisches, immer dieses Leid zu suchen. Aber das tri t es nicht. Es ist etwas Erhabenes. Man fühlt sich wichtig und gleichzeitig besonders. Es macht viel mehr Spaß, über die Welt den Schmerz zu emp nden, als über das eigene wirkliche Dasein. Das Reale ist so profan.
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T: Wie hängt die Nähe zum Schwarzen Loch bei der Vier mit dem Vermeiden zusammen? T4, Jasmine: Ab und zu kommt dieses Gefühl, diese Angst vor der Selbstwertlosigkeit wieder hoch. Auch diese Angst vor dem großen Schwarzen Loch. Ich habe gestern festgestellt, dass ich eine Wut davorschiebe, also mit einem anderen Gefühl diese eigentliche Angst verdecke. Ich werde lieber wütend, als dass ich das Gefühl der Angst bekomme vor diesem „Huch, Gott!“, diesem Fallen in dieses Schwarze Loch, die Angst, nichts wert zu sein.
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T4, Lissy: Mein Hauptproblem lag immer darin, dass ich sofort gespürt habe, wie der andere sich fühlt. Es kam jemand in den Raum und ich habe sofort wahrgenommen, wie der sich jetzt fühlt, welche Stimmung der hat. Das war für mich manchmal unheimlich anstrengend, weil ich dann wirklich nicht mehr wusste, bin ich das jetzt? Habe ich etwas falsch gemacht? Oder bringt diejenige das mit? Bei mir ist das ema Gefühl eigentlich die Hauptgeschichte, weil ich auch sehr extrem in meinen Gefühlen bin. Wenn ich sauer bin, dann bin ich sauer, wenn ich fröhlich bin, dann bin ich fröhlich und wenn ich Schmerz habe, dann kann ich das nicht verbergen. Ich bin in meiner Intensität so ausdrucksstark, dass ich denke, wenn ich ein bisschen Gefühl zeige, dass man das noch gar nicht merkt und die anderen sagen: „Oh, ja, ist ja gut. Reg dich doch nicht so auf.“ Und ich denke: „Ich bin doch gar nicht aufgeregt. Ich bin ganz ruhig!“ Dann muss ich irgendwie überlegen: „Bin ich jetzt ruhig? Ja, ich bin ruhig.“ Und der andere emp ndet das schon so stark. Wenn ich dann erstmal richtig Gas gebe, wenn ich wirklich in mein extremes Gefühl, in mein Pendel komme, dann überroll ich die Menschen so derartig, dass sie vor mir Angst haben, dass sie weggehen, dass sie das nicht aushalten. Das ist eine totale Überforderung für viele und anstrengend, weil du in die Tiefe gehst, weil du den Kern wahrnimmst und weil du den anderen durchdringst und in einer Intensität spürst und ihn auch damit konfrontierst. Dann sind die anderen einfach überfordert und haben Angst oder schließen dich dann aus oder du hast das Gefühl, du bist ausgeschlossen.
C: Das kam jetzt so bei mir an, wie ein gut geprobtes Frage wäre, hast du das vorher innerlich geprobt?
eaterstück. Die
T4, Lissy: Ich habe das überhaupt nicht geprobt. A: Während du das erzählst, wie geht es dir da innerlich? T4, Lissy: Ich bin total aufgeregt und innerlich ganz zittrig. Ich zittere, ich habe Schweißausbrüche. Ich wirke unheimlich stark, aber ich bin innerlich so ganz klein. Ich habe auch immer einen Mangel. Ich habe patschnasse Hände. T4, Elisabeth: Es ist immer ein Proben im Kopf, bevor irgendeine Aktion kommt und ich bin mir dann darüber bewusst. „Was soll das? Gehe jetzt einfach! Leg es ab!“ Aber erst mal spiele ich die Situation im Kopf durch. Wie auf der Bühne eigentlich und danach kommt es sowieso ganz anders. T4, Ines: Ich hätte was zu erzählen über dramatische Ausbrüche, was vielleicht ganz interessant sein könnte. Wenn ich so dramatische Ausbrüche gehabt habe, war das teilweise lebensgefährlich, was ich da gemacht habe. Es war schon echt, aber ich habe immer das Gefühl gehabt, ich kann es stoppen. Also ich kann mir selber zuschauen in diesem Drama und kann das irgendwie stoppen. Ich habe meinen Kopf gegen die Wand geknallt mit vollem Karacho. Aber immer mit dem Bewusstsein: einen Schädelbasisbruch möchte ich jetzt nicht haben. Ich möchte aber schon zeigen wie schlimm es jetzt ist. Es hat viele Szenen gegeben. Ich war über Nacht bei einem Freund und bin am nächsten Morgen wieder zu meinem Partner zurückgekommen und dann waren wir wieder ganz glücklich. Ich will nicht sagen, dass die Vier unehrlich ist, aber ich habe immer eine Beobachterin in mir drinnen gehabt. Ich habe darunter schon sehr gelitten.
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T4, Heidi: Bei mir ist das diese Sehnsucht, die Sehnsucht nach etwas, was ich glaube, nicht erreichen zu können. Da werden dann alle möglichen Anstrengungen betrieben, Fortbildungen gemacht, dieses und jenes, um das zu erreichen und um in diesem Bereich Anerkennung zu bekommen. Wenn ich es dann erreicht habe, dann ist es vollkommen uninteressant, dann gibt es schon wieder eine ganz andere Sehnsucht, wieder vollkommen unerreichbar und wieder ist es etwas, wo ich das Gefühl
habe, das scha e ich nicht, das kann ich nicht. Der Selbstwert leidet so wahnsinnig darunter. Es ist immer dieses Gefühl, ich muss das jetzt noch scha en und das jetzt noch erledigen und dann kann das Leben beginnen. Ich bin immer irgendwo in der Zukunft in der Fantasie, aber ich bin nie im Jetzt. Ich lebe nicht und das macht mich so traurig. Da ist so eine ganz große Trauer, ob des immer nicht Erreichens, was da so begehrenswert ist.
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T: Ihr seid ja in der Melancholie und euch geht es teilweise schlecht. Da liegt der Schluss nahe, wenn es immer schlechter und schlechter ist, tut ihr euch denn auch irgendwann mal was an? Wie groß ist die Gefahr, sich selbst zu verletzten als Vier? T4, Elisabeth: Also, man steht immer irgendwie ganz nah am Abgrund. Ich halte dann z. B. auch keine Abgründe aus. Wenn ich wirklich vor dem Abgrund stehe, dann ist das ganz schlimm. Der Abgrund, das ist ganz tief in dir drinnen. Der ist immer da, auch ohne dass man runterspringt. T4, Ella: Es gibt eine Ho nung, dass vielleicht doch noch der Ritter kommt, der einen rettet. Also, dass der Erlöser kommt, die Liebe, die wahre Liebe, die alles gut macht. Deswegen habe ich es nie in Erwägung gezogen, mich davonzumachen. Mich erstaunt jetzt ehrlich, dass von uns rüberkommt, wir wären so ein Trauerhaufen. Wenn eine Vier einzeln da steht, würdet ihr nie denken, dass sie traurig ist, das sieht man ihr nicht an. Die meisten sagen: „Wie, du hast Depressionen? Du bist traurig? Du hast geweint heute morgen? Ehrlich? Das glaube ich nicht.“ Man glaubt es nicht, weil wir im Alltag eine gute Show machen. Ich kann das. Ich kann eine gute Show machen. Und ihr lacht alle und hey, wow! Aber die Traurigkeit liegt trotzdem drunter, nur jetzt reden wir darüber. T4, Frieda: Für mich bedeutet ein Drama zu machen, damit zu vermeiden, diese Hil osigkeit, diese innere Verlassenheit zu fühlen. Denn wenn ich an diesen Punkt gelange, falle ich in das Schwarze Loch, in die Verzwei ung. Das war immer wie Sterben, ich habe mich danach wie schwer verwundet gefühlt. Durch die Arbeit mit euch habe ich die Angst vor der Verzwei ung verloren und lerne mehr und mehr, dass ich alles ausfühlen kann. Wenn ich jetzt dramatisch werde, stehe ich oft als Beobachter daneben und weiß, dass alles Show ist. So ein Drama kostet
sehr viel Kraft, aber ist eben sehr intensiv. Und man hat die volle Aufmerksamkeit aller Beteiligten. A: Wie fühlt sich denn im Vergleich dazu die schlichte Traurigkeit an? T4, Martha: Die schlichte Traurigkeit wird von mir erlebt als eine Qualität von Berührtheit. Sie ist klar, still, wach, durchlässig und schwingend bis zart bebend. Ich erlebe Emotionalität aus einem kontrollierenden Selbsterhaltungskontext heraus, wenn da ein Wollen ist, geschieht erst einmal ein Festhalten. Das ist die Reaktion auf die Emotionen und ist auch das Beschäftigtsein damit. Das ist anstrengend. Wenn dann das Festhalten erkannt ist, ist Schmelzen mit einer lösenden Annahme erfahrbar und kann dann auch schlichte Traurigkeit sein. T4: Ich weine z. B. nicht über mich. Ich weine über das tragische Schicksal der Welt. Da kann ich mich den ganzen Tag ausschütten, wenn mir gerade danach ist. (Lachen)
Falle: Authentizität C: Die Vier ist immer auf der Suche nach dem wirklich Echten, nach dem wirklich Authentischen. Die Falle besteht darin, dass die Vier das Authentische da sucht, wo es nicht zu nden ist. Das Authentische ist nur in der Leere und in der Stille zu nden und nicht in diesem angeblich Paradiesischen. Die Authentizität ist insofern die Falle, als Vierer wirklich ganz grundlegend daran leiden, nicht verstanden zu werden. Sie haben die paradiesische Vorstellung von einem Vollständig-Verstanden-Werden. Sie leiden darunter, dass die Sprache nie die Erfahrung tre en kann, immer nur annäherungsweise. Sie wollen es ganz tre en und in dem Versuch wird es undurchsichtig, so dass es dann umso mehr scheitert. T4, Sergio: Ich habe gemerkt, dass es eben eine wahnsinnige Akrobatik ist, zu versuchen, diese Liebe zu kriegen und sie aber wirklich nicht zu kriegen ist auf dem Wege. Irgendwann kommt dieses Spiel raus und der andere möchte einen authentischen Menschen als Gegenüber. Diese Entfremdung von mir selbst ist so ungeheuer schmerzhaft, das mit
anzusehen, was ich da mache. Dann ist auch klar, dass ich andern nicht geben kann, was ich eigentlich geben möchte. Also es funktioniert auf beiden Seiten überhaupt nicht. Das Spiel, was ich mal als Kind gespielt habe, als ich dachte, ich bin der Fußabtreter in der Familie und bekomme dafür dann die Liebe von meinen Eltern, das hat damals schon nicht funktioniert. Aber ich mache das irgendwie ganz oft noch, ohne dass ich das so richtig mitkriege. Jetzt wird es mir immer mehr bewusst und ist schon schlimm. A: Der Vier geht es mit der Authentizität so, etwas ähnlich zur Drei, dass sie das Bühnenbild, das perfekte natürlich aussehende Make-up und die Handlung der eigenen Lebensgeschichte mit dem verwechselt, was wirklich real und echt ist. Sie verwechselt es mit dem, was in der Unendlichkeit real ist und mit dem, was auf der Welt lebendig ist und tatsächlich statt ndet.
Schatten A: Wenn ich mich in so einem emotionalen Wasserbassin be nde, dann gibt es eine Art Realitätsverlust. Wenn ich dann nicht mehr weiß, was ist meine Emotion und was ist deine, dann wird die ganze Welt natürlich auch surreal. Dann bewege ich mich auf der emotionalen Ebene sehr dicht am Abgrund. Die Vier hat eine Ahnung und eine Sehnsucht von Freude und Verbundenheit. Beides scheint aus eigener Makelhaftigkeit verloren. Das darf nie, nie ans Licht kommen. Die Vier fühlt sich selber falsch, nicht liebenswert; die Sechs hingegen hat Angst etwas Falsches zu tun, weil sie keine Orientierung für ihre Handlungsimpulse hat. Die Vier ist orientierungslos in ihrer Existenz und über ihre Existenz.[UM 4-6] C: Dann kommt es zu der typischen Gegenbewegung: Ich bin besonders. Das geht dann nebeneinander. Das ist für Vierer ein wichtiger Schritt. Dieses Gefühl schlecht zu sein ist auch nicht an der Ober äche, es liegt tief drunter. Es wird oft erlebt, als wenn innerlich ein Monster da ist, das gemein und böse ist. Die Auseinandersetzung mit diesem Gefühl und diesem Monster ist ein guter und wichtiger Schritt zur Heilung und zur Lösung des Ganzen.
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T4, Elisabeth: Dieses Gefühl, in mir ist ein Makel ... Schlimmstenfalls sagt morgen mein Mann nach 14 Jahren: „Jetzt habe ich es rausgekriegt. Du bist total furchtbar. Ich gehe.“ (kichert) Oh aha, da geht mir richtig die Stimme weg, so eine echte Angst ist da. Ich mache einen Haufen eater, um diese Angst nicht zu spüren. T4, Lissy: Ich kann gut schauspielern. Ich kann mich gut in irgendeine Rolle hineingeben. T4, Jasmine: Ich kenne auch dieses Schambehaftete. Das ist bei mir relativ stark und damit natürlich auch dieser innere Makel, den ich selber nur ab und zu wahrnehme. Der ist ganz tief versteckt und wenn ich den wahrnehme, dann kommt: Ja, stimmt, das ist die Wahrheit, aber ich muss die unbedingt verstecken. Früher war das immer ein Geheimnis, das niemand wissen durfte. Jetzt kann ich darüber sprechen, aber es ist immer noch ganz gefährlich, das zu erwähnen. Vor mir selber geht es und es geht auch einfach, das jetzt hier ö entlich zu sagen, weil das ein geschützter Rahmen ist. Es geht eben um die wahnsinnigen Ideen, die man so mit sich herumträgt. Sonst ist das eigentlich ein tief gehütetes Geheimnis.
Arbeit A: Hast Du eine Idee, wie du bei den anderen ankommst? T4, Lissy: Ich weiß, dass ich unheimlich stark ankomme und sehr dominant. Gestern sagte jemand: „Du bist doch eine Acht.“ Ich weiß einfach, wo ich stehe. Ich weiß auch, ich bin sehr ehrlich, ich bin auch sehr ehrlich zu mir. Und ich analysiere gerne, das macht mir Freude. Ich arbeite in einem therapeutischen Beruf und darin gehe ich auf. Das ist für mich ein Geschenk und da bin ich auch sehr dankbar. T4, Gustav: Wenn ich mein Leben angucke: Ich habe so viele verschiedene Ausbildungen und Jobs und habe mir gedacht, Mensch, jetzt musst du endlich mal was Richtiges machen, was Solides und bin Rechtsanwalt geworden. Das hat nicht geholfen, aus dem Gefühl des Chaos herauszukommen. Ich kann zwar ganz verschiedene Rollen spielen und das kann ich auch gut. Aber dieses innere Chaos und das
immer noch mehr haben müssen oder das Gefühl, dass irgendetwas fehlt, das hat es nicht bedient. Das ist einfach etwas anderes. Ich muss merken, dass da eine Beziehung oder dass da Herz sein muss. Das ist das Wichtigste.
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T4, Heidi: Wir waren uns in der Gruppe einig: Wir können uns alle nicht vorstellen, 40 Stunden die Woche zu arbeiten. In einem Job. Wir arbeiten für unseren Lebensunterhalt und machen noch andere Dinge. Oder lassen uns auch beschenken. Wir sind uns auch einig: Das Geld steht unter der Beziehung. Also es ist ein Diener der Beziehung. Das Wort Beziehung war ganz stark assoziiert mit dem Geld. Wir setzen das Geld ein, um uns für Beziehungen attraktiv zu machen. Wenn wir mit Menschen zusammen sein können und das geht am besten auf einer Reise, dann brauchen wir halt viel Geld. Auch für Klamotten oder um Essen zu gehen. Das Geld selbst ist gar nicht so wichtig, sondern das, was wir dann mit Menschen machen können, das ist das Wichtigere. Unsere Beziehung zum Geld schwankt sehr; je nach Stimmung. Manchmal gibt es das Gefühl, es ist im Über uss da: Dann sind wir sehr freigiebig und es ießt nur so aus unseren Händen und dann gibt es wieder Zeiten, da ist vielleicht genauso viel Geld auf dem Konto, aber durch irgendeine Erfahrung oder ein anderes Gefühl taucht dann die Angst auf, es könnte nicht reichen und wir müssen jetzt schnell irgendwas in die Wege leiten, um wieder zu Geld zu kommen. Deswegen steht bei uns Frust auch gleich an zweiter Stelle. A: Und steht das mit dem Kontostand in direktem Zusammenhang? T4, Heidi: Nicht so. Das ist vom Kontostand eher unabhängiger. Es ist mehr darauf gerichtet, ob unsere Genüsse, Gelüste und Bedürfnisse erfüllt sind. Wenn die gerade erfüllt sind, dann ist es genug, dann reicht es. Und wenn die unerfüllt sind, dann kann auch der Kontostand etwas höher sein, aber wir fühlen uns trotzdem bedürftig. Es schwankt einfach so, wie die Gefühle auch. Da ist die Fülle da und dann wird alles rausgehauen. Und dann ist Ebbe und Frust da. T4, Hellen: Als der Mann eben gesagt hat, er ist Coach und Dings und was weiß ich was, da habe ich mir gedacht: Verstehe ich irgendwie nicht.
Ich war da richtig neidisch, dass er das alles zusammenkriegt und ich bin irgendwie nichts. Ich könnte auch mein Wissen und meine Sachen einbringen, auf einer anderen Linie wahrscheinlich. Ich bin auch gut oder vielleicht besser und scha e es nicht, es auch einem anderen zu sagen. Das macht es mir schwer, bei der Arbeit erfolgreich zu sein und mein Geld zu verdienen. T4, Frieda: Es ist mir wichtig, dass mir die Arbeit Spaß macht, ich kreativ sein und Musik machen kann. Bei den Konzerten erfahre ich viel Anerkennung. Da ich emotional immer Achterbahn gefahren bin – mal hoch und mal tief – war ich froh, dass sich unser Lehrerteam nicht täglich begegnet. Durch die Arbeit habe ich Disziplin und Bodenständigkeit gelernt. Routine ertrage ich nicht, ich sorge immer für Abwechslung. Früher hatte ich oft Selbstzweifel und habe mich geschämt, wenn ich etwas nicht so gut hinbekommen habe. In letzter Zeit genieße ich es, dass mir Disziplin und ein gewisser Grad an Perfektion helfen, meine Projekte zu Ende zu bringen. A: Ja, wenn die Vier sich insgesamt mehr entspannt, kann sie sich an der Perfektion der Eins erfreuen.
Beziehung T4, Sergio: Für mich fühlt sich das öfter so an, in der Fixierung und in der Beziehung, dass ich was verschleiere, dass ich irgendwie alles auf mich beziehe, mit mir in Verbindung bringe und dass neben dem Kontakt, der wirklich da ist, permanent noch eine Fantasiebeziehung ablaufen kann. Es gibt irre viele Fantasiegeschichten. Wir tauschen zwei Sätze aus und nebenbei läuft das ganze Programm. Wann habe ich sie das erste Mal gesehen? Was hat sie da gesagt? Wie fühlt sich das jetzt an? Das kann sich ganz schnell zu einer großen Beziehungsblase ausweiten, die mit dem jetzigen Kontakt überhaupt nichts mehr zu tun hat. Das ist dann das eigentliche Drama. Einmal in Ekstase, dass es besonders schön ist und dann kann es sich genauso gegen mich oder die Situation stellen, so dass
es bedrohlich wird und ich mich angegri en fühle. Darunter liegen immer Angst und Unsicherheit. T4, Jasmine: Das Schwärmen passiert in meiner Fantasie, hat aber nichts mit der räumlichen Entfernung zu tun. Bei mir kann passieren, dass ich nicht in Kontakt gehe, weil ich mich innerlich woanders aufhalte, nämlich in meiner Fantasiewelt und Max weiße Flügel und lange rote Haare wachsen lasse, auch wenn er nicht so aussieht. T: Wie geht ihr mit Nähe um?
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T4, Sergio: Ich ertrage beinahe nur sehr direkte Nähe. Es gibt einen Punkt, wo es bei mir kippt. Sobald ich eine Art Distanz vom andern mir gegenüber spüre, springen sofort diese Fragen an, wieso sind wir nicht o en miteinander? Wieso ist das jetzt so? Warum musst du so verhalten sein? Dann verkapsle ich mich in meiner Blase und von meiner Seite aus ist keine Nähe mehr möglich. Dann mache ich komplett zu. Ansonsten suche ich sehr direkte Nähe. Vielleicht stehe ich deswegen so auf Sex, wenn ich gestresst bin, weil dann scheinbar keine Distanz ist. T4, Heidi: In einer Freundschaft bin ich ganz da, konzentriere mich voll auf den anderen, bin sehr nah mit ihm. In der Gruppe kann das dann ganz anders sein. Da kann es passieren, dass ich den Freund oder die Freundin stehen lasse und anders beschäftigt bin. Nicht, weil derjenige mir dann nicht nah ist, eher weil ich es in der Gruppensituation nicht geregelt bekomme, diese Nähe aufrecht zu erhalten. Und dann lasse ich es, weil ich weiß, dass es nicht geht. T4, Frieda: Ich bin seit vier Jahren in meiner jetzigen Beziehung. Meistens mag ich meinen Partner, manchmal nde ich ihn doof und möchte am liebsten, dass er geht. Aber wenn ich dann mit ihm ehrlich darüber rede, lösen sich diese dramatischen Gefühle. Ich mag nicht viel Nähe und bin froh, dass mein Partner mich in Ruhe lässt, wenn ich ihn darum bitte. Manchmal zeige ich das leider auf eine aggressive Art. Ich bin etwas traurig, dass ich ihn oft nicht so richtig lieben kann und es ist da eine Sehnsucht in mir. Ich zwei e dann auch daran, ob er überhaupt der Richtige ist. Aber da er mir ein guter Partner ist und ich mich geliebt und angenommen von ihm fühle, gebe ich diesen Zweifeln nicht nach.
Eigentlich ist mir dieser innere Abstand ganz lieb, wenn ich ihn zu sehr lieben würde, hätte ich so viel Angst vor dem Verlassenwerden.
Drama – Gefühlsintensität
T4, Gustav: Ich halte, wenn ich in der Fixierung bin, andere von mir fern, indem ich entweder dramatisiere, also Gefühle aufbausche und mein Leiden als ganz besonders betrachte, was andere unheimlich nervt. Auch mich selbst betrachte ich als etwas Besonderes und stelle mich dadurch über andere. Oder ich halte sie von mir fern, indem ich in den Film gehe: „Ich werde ja sowieso verlassen.“ Das tri t vor allem auf Beziehungen mit Männern zu, dann kann ich nicht mehr sehen, was wirklich statt ndet und auch den anderen nicht mehr wirklich sehen. Der ist dann ausgeblendet. Ich sehe dann nicht mehr klar, was wirklich passiert. T4, Elisabeth: In Beziehung gibt es bei mir eigentlich nur Himmel oder absolutes Drama. Es gibt keine Normalität. Das ist ein irres Auf und Ab, erst totale Verzwei ung und dann wieder absolute Ekstase. Ich bekomme inzwischen mehr und mehr mit, was ich auf andere projiziere und bemühe mich, klarer zum Ausdruck zu bringen, was meine Erwartungen sind. Ich habe immer vorausgesetzt, dass der andere das doch spüren müsste. Der tickt doch sicher auch so. Die Gefühlswelt ist doch unser aller Welt! Und nun bekomme ich mit, dass unsere Welten wirklich sehr unterschiedlich sind. Das ist dann mit sehr viel Einsamkeit verbunden, mit sehr viel Schmerz und mit dem Gefühl, verlassen und verloren zu sein. T4, Sergio: Wie ich Beziehung mache? Auf der Liebesbaustelle war es immer so, dass die Frauen auf mich zugegangen sind und ich mich umgarnen ließ. So ist das bei den ernsthaften Beziehungen. Wenn ich nicht in einer Beziehung bin, kann ich sehr aggressiv sein, dann habe ich sehr viel Freude daran, zu verführen. Das kann auch ganz schön kramp g sein, auch wenn es eher charmant und locker wirkt. Ich komme dann in einen Jagdmodus, stürze mich von einer A äre in die nächste und zeige dann auch viel Initiative.
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T4, Ella: Ich meide Gruppen. Wenn ich dann doch mal in einer Gruppe bin, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder ich bin ganz vorne, bin der
Initiator oder ich bin der Gruppenclown, auf jeden Fall jemand, auf den geschaut wird. Wenn das funktioniert, nde ich das großartig. Oder jemand kratzt daran, dann kann das innerhalb von Sekunden kippen und dann passiert, was von Anfang an hätte passieren können, nämlich, dass ich in eine Fantasieblase üchte. Diese Blase suggeriert mir, was alles Schlechtes passiert und was besser sein könnte, dass ich es nicht verdient habe, dass man mich so behandelt, weil ich doch besser bin und die anderen primitiver sind. Oder ich langweile mich und bin in einer Leidblase darüber, dass es nicht so ist, wie es sein müsste. Ich fantasiere, wie es besser sein könnte. Dadurch entsteht ein permanentes Verletztsein darüber, dass die Wirklichkeit nicht meiner Idealvorstellung entspricht. T4, Elisabeth: Ich kenne es, dass ich sehr schnell in einen nahen und warmherzigen Kontakt mit Menschen kommen kann und bin dann überrascht, wenn ich diesen nahen Kontakt mit vielen Menschen nicht halten kann. Es überfordert mich, wenn mehrere auf einmal zusammen kommen, mit denen ich einen solchen Kontakt aufgebaut habe. Ich scha e es dann nicht, die einzelnen so wahrzunehmen, wie sie es aus der Einzelsituation gewohnt waren. Ich komme dann in Stress. T4, Lissy: Ich bin auch ein Intensitäts-Junkie. Ich brauche es immer ganz direkt. Ich sehne mich nach direktem Kontakt. Wenn ich den Eindruck habe, da ist jemand in Gedanken oder geht sonst irgendwie weg mit der Aufmerksamkeit – wie bei den Siebenern das ständige Abgelenktsein – ertrage ich das ganz schlecht. Ich brauche ein klares Gegenüber. Wenn das nicht da ist, fange ich an, es einzufordern und ärgerlich zu werden und verscheuche damit Menschen. Ich sehe es als Voraussetzung an, dass man hundertprozentig in Kontakt gehen sollte, wenn man schon in Kontakt geht.
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T: Was zieht die Vier an dieser Achter-Energie an? Das würde mich interessieren. T4w: Es war einfach dieses Leichte: Der Mann war immer im Mittelpunkt und hat alles durchgesetzt und dadurch fühlte ich mich auch besonders. Dadurch, dass ich seine Freundin war, war das ganz einfach und entsprach meinem Wunsch, besonders rauszukommen. Aber im
Nachhinein kann ich das überhaupt nicht mehr ertragen. Ich habe dann nie wieder eine Acht kennengelernt oder näher Kontakt gehabt. Hinterher hat sich das total umgedreht.
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T: Mich würde interessieren, wie es den Vierern in Beziehungen mit der Eifersucht geht. T4, Lilli: Für mich ist es prinzipiell schon mal schwierig, eine Beziehung einzugehen, weil ich mich immer nur in Männer verliebe, die ich nicht haben kann. Dann ist das oft ein jahrelanger Prozess. Ich liebe den und vergöttere den und dann wird das nichts. Dann habe ich ein Drama nach dem anderen. Wenn es doch einmal funktioniert hat, ist das schlimm, weil dann die Eifersucht kommt. Je näher er mir kommt, umso weiter stoße ich ihn dann weg. Das ist auch in freundschaftlichen Beziehungen sehr schwierig, weil ich es oft sogar bei Freundinnen nicht scha e. Sobald sie mir zu nahe kommen, halte ich sie auf Distanz. Also das ist so ein ständiges Pingpong-Spiel. Das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, das macht es auch schwierig in einer Beziehung. Es gibt ja auch andere Frauen und andere besondere Menschen. C: Wenn die Person näher kommt und man sie kennenlernt, dann sieht man die Pickel, dann sieht man alles mögliche und dann passt es überhaupt nicht mehr mit dem zusammen, was man vorher fantasiert hat. Dann scheitert die reale Beziehung an diesem paradiesischen Bild. Es ist auch so: Vergangene Beziehungen können glori ziert werden. In der Fantasie kann man das umdichten. T4, Iris: Für mich ist das so in Beziehungen: Da ist Neid und auch Eifersucht und es ist zu nahe. Da kommt gleich wieder das Gefühl hoch, dass man nicht liebenswert ist. Da gibt es keinen Zweifel. Das ist so klar, dass man es nicht wert ist, geliebt zu werden. In der Beziehung ist das ab einem bestimmten Punkt irgendwie blöd. Sobald ich eifersüchtig bin, gehe ich einfach. Dann ist auch die Beziehung aus.
Wie andere die Vier erfahren T: Die Gitti z. B. ist ja eine Vier. Oft, wenn ich mit ihr zusammen bin, stiehlt sie mir die Show. Ich stelle mich bewusst nicht mehr so in die
Mitte, aber wenn sie es macht, ist es mir ganz unangenehm. Sie legt sich im Sommer-Retreat in die Mitte und hat Rückenschmerzen. Ich hab die auch. Sie zeigt es einfach. Unglaublich! Da kann ich mich schütteln. T: Ich glaube, ich kenne eine Vier. Ich hatte immer das Gefühl, dass dieses Leiden so was eatralisches hat. Ich konnte das nie wirklich so ernst nehmen. Obwohl derjenige wirklich gelitten hat, also, ich hab es ihm auch geglaubt, aber es kam immer so gespielt rüber, so divenhaft. Ich hab mich wirklich schwer getan damit, so was wie Mitgefühl zu entwickeln, weil ich immer das Gefühl hatte: Du weißt nicht wirklich, was Leid ist, sonst würdest du dich nicht so au ühren. C: Das ist etwas ganz Typisches für die Betrachtung der Vier durch eine Sechs. Für die Sechser wäre es das Entsetzlichste, sich in den Mittelpunkt zu rücken. Das ist gefährlich, dann schauen alle hin, dann sehen sie einen, dann kritisieren sie einen. Die Sechs schwimmt mit dem Mainstream im mittleren Bereich. Aber davor, in der Mitte zu stehen, graut es der Sechs enorm. A: Und wenn ich mich schon in die Mitte stelle, dann muss das einen ziemlich triftigen Grund haben. So wie die Vier das macht, ist es der Sechs gar nicht möglich. Das ist für sie überhaupt nicht nachzuvollziehen, das ist nicht logisch für sie. Das ist ein ganz anderes Erleben, ein ganz anderes Dasein. Insofern ist es der Sechs vollkommen fremd und nicht einfühlbar. Aber die Sechs liebt die Vier, weil sie in der Melancholie die Angst abwehren kann, weil die Traurigkeit die Angst der Sechs entlädt. Aber nur wenn sie sich nicht zu sehr nach vorne drängelt. Sie liebt an der Vier auch die Lebendigkeit und die Freude, wenn die Vier wirklich da ist.[UM 4-6]
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T6: Ich habe eine Vierer-Tochter und mir hat es unendlich geholfen, was mit dem Enneagramm gekommen ist: Das Verständnis für meine Tochter, Mitgefühl und zu sehen, wie diese unsäglichen Dramen ablaufen. Das war für mich die größte Hilfe, die ich je erfahren habe im Zusammenleben mit meiner Tochter. Das ist eine riesen Bereicherung. Das beruht, glaube ich, auf Gegenseitigkeit. Unser Verhältnis hat sich extrem gewandelt.
A: Was hast du verändert? T6: Einfach, dass es da sein darf. Es ist nur das. Es darf einfach alles da sein. A: Das ist auch schon die Antwort auf die Frage, was die Kinder brauchen.
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T8: Ich habe richtig dolle Angst vor Vierern. Eine Vier kann zwar auch nichts dafür, aber was für mich richtig schlimm ist, das ist dieses Ganztief-gehen im Gespräch, ganz emotional sein, ganz viel Gemeinsamkeit herstellen und dann lässt sie dich eiskalt stehen und macht dasselbe Spiel mit einem anderen. Da könnte sie mir auch mit einem Hacken ins Gesicht treten, das täte mir nicht weniger weh. Das schaue ich mir dann zwei-, dreimal an und dann muss ich mich von dem Menschen fern halten. T: Der schlimmste Punkt in meinem Leben ist, dass mein einziger älterer Bruder sich durch seine Vierer-Freundin von mir und der ganzen Familie verabschiedet hat. Es ist, als ob sie ihn für sich alleine beansprucht. Ihn auch nur mit seiner eigenen Familie zu teilen, würde sie zu eifersüchtig machen.
Polarität: analytisch – desorientiert C: Die Polarität der Vier ist das Analytische und das Verwirrte. A: Wir haben schon mitbekommen, wie die Vier versucht, sich verständlich zu machen, indem sie mit Worten Dinge ausdrücken möchte, die mit Worten schwer zu beschreiben sind. Sie möchte sich selbst und die Gefühle analysieren und verstehen, den Dingen auf den Grund gehen. Wenn sie mit mentalen Fixierungen ein Gefühl der Verbundenheit erleben möchte, muss sie sich auf die mentale Ebene begeben. Der Austausch funktioniert auf dieser Ebene nur fragmentarisch. Gleichzeitig, begründet in der tiefen Angst vor den wirklichen Gefühlen, die da sind, begründet in der Angst vor der Einfachheit und der Gewöhnlichkeit der tatsächlichen Gefühle, scha t sie Nebel und Gefühlschaos um sich herum, in dem sie sich selber verliert. So wie die
Drei sich selbst nicht mehr wieder ndet in ihren eigenen Images, so ndet die Vier die wirklichen Gefühle in ihrem eigenen Gefühlschaos nicht mehr wieder.[UM 3-4] T4, Luise: Heute weiß ich, es ist Wirrheit, die dann da ist. Ich bin irgendwie überhaupt nicht auf dieser Welt. Was mich da rausbringt, ist die Sehnsucht. Die haftet sich mit vierzehn noch an meine Großeltern und an die erste Liebe. Und dann kommt die Über utung von Gefühlen: Absoluter Wahnsinn und Überforderung und Hil osigkeit. Eigentlich immer nur Wirrheit und Wahnsinn. T4, Bärbel: Ich habe gemerkt, die Orientierungslosigkeit ist ganz stark. Egal ob ich mich im Wald verlaufe, ich gehe statt einer Stunde vier Stunden. Wenn ich in eine Stadt komme, lasse ich mich ganz leicht ablenken. Auch in Beziehungen wenn ich das Gefühl habe, er ist nicht wirklich da, verliere ich dann die Orientierung. T4: Bei mir ist die Angst, makelhaft zu sein, dicht an der Ober äche. Dann komme ich in einen Zustand, wo nur noch Nebel um mich herum ist. Es hält mich trotzdem dort, ich weiß auch nicht, warum. Ich will irgendwas, obwohl da ein furchtbarer Nebel ist. T4, Frieda: In Gesprächen drifte ich einfach ab, wenn mein Gegenüber über Alltägliches redet. Wenn ich Auto fahre oder wandern gehe, bin ich manchmal ganz erstaunt, wenn ich schon am Ziel angelangt bin. Ich war so in mich selbst vertieft, dass ich den Weg automatisch gelaufen oder gefahren bin. Das hat mich schon mal meinen Führerschein gekostet, weil ich halt auch die Verkehrsschilder übersehe. Besonders schlimm ist es, wenn ich innerlich sehr angespannt bin, dann verlege ich Dinge, verliere die Orientierung, vergesse Wörter.
Stress-Bewegung zur Zwei C: Unter Stress fängt die Vier an, sich um irgendjemand anderen zu kümmern, sie bewegt sich zur Zwei hin. Wenn die Vier in Stress kommt, dann sucht sie Halt bei einer starken Person, für die sie was tun und für die sie da sein kann. T4, Meike: Es gibt Phasen, wenn beispielsweise der Job weggebrochen ist oder irgendetwas anderes, dann kann ich mich auch wie Mütterchen an
den Herd und ins Haus verkrümeln und die Versorgungsschiene fahren: kochen, putzen, besorgen, Wohnung hübsch machen, alles in diesem ganz kleinen Radius. Dann fokussiere ich mich total auf die Belange des anderen. Das muss gar nicht in der Partnerschaft statt nden. Das kann auch irgendetwas anderes sein, wo ich helfend und unterstützend tätig sein kann. Hauptsache, ich kann dieses Verloren-Sein-Gefühl irgendwie ausagieren und mich davon ablenken. T4, Frieda: Wenn ich früher am Ende war, habe ich meine Unabhängigkeit aufgegeben und mich an einen scheinbaren Retter gehängt. Das fühlte sich ganz schrecklich an; ich fühlte mich wertlos und hil os dabei. Ich wollte es dem anderen nur noch recht machen und habe meine eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrgenommen.
Relax-Bewegung zur Eins C: Wenn die Vier sich entspannt, dann geht sie zur Eins. Dann werden diese paradiesischen Vorstellungen, die sie hat, ausagiert. Dann wird gepredigt, dann muss alles perfekt werden, dann müssen die anderen perfekt sein und dann wird die Vier auch etwas nörgelig. T4, Meike: Wenn ich das Gefühl habe, ich habe Halt, – am besten geht das durch eine funktionierende Beziehung oder durch eine Institution, etwas, das irgendwie stabil ist – dann kann ich mich zu Höhen ügen aufschwingen. Dann kann ich sprudeln vor Eifer, vor Ideen und dann
habe ich auch richtig Lust, alles in die Tat umzusetzen und tue es dann auch. Dann bin ich wahnsinnig produktiv und gut und kreativ und sehr exakt, auch sehr professionell. T4, Frieda: Durch Sport, Arbeit, Bodenständigkeit und Ordnung hole ich mich aus den melancholischen Tiefs heraus. Ohne Disziplin würde ich nicht funk-tionieren.
Selbsterhaltung: unerschrocken A: Bei der Selbsterhaltungs-Vier ist der Selbsterhaltungstrieb stärker als der Neid. Das heißt, die Selbsterhaltungs-Vier ist furchtlos. Sie hat die grimmige Entschlossenheit, es trotz allem zu scha en und scha t es auch. Sie scha t es z. B., den Mann trotzdem zu behalten, obwohl alle Umstände dagegen sprechen. Das hat eine emotionale Intensität. Sie sind bereit, durchs Feuer zu gehen, für Leben und Tod zu kämpfen, über Leichen zu gehen, um zu scha en, was sie will und um dieser erlebten Makelhaftigkeit zu entkommen. Sie erbringen große Leistungen, um dem Gewöhnlichen, der Banalität zu entkommen, um die innere Trennung zu überwinden und um an das Besondere hinzukommen. Also, indem ich stärker bin als die Welt, komme ich in Kontakt mit der Welt. T4, Gerda: Die Stärke in mir kann ich gut spüren. Ich kenne Jammern nicht. Ich kenne anpacken, durchgehen, scha en, erledigen, erfolgreich sein. Über den Erfolg bin ich dann geachtet, anerkannt und geliebt. Ich kann auch Erfolg haben, obwohl die ganzen Vorzeichen negativ sind. Ich merke es erst hinterher: Ich habe einfach alles andere ausgeschaltet um zu zeigen, dass es geht. Ich bekomme ein paar Mal im Jahr auch den Ärger der Leute ab. Sie ärgern sich so wahnsinnig über mich, dass sie mich ö entlich angreifen – vor versammelter Mannschaft oder per Rundmail. Ich fand das ganz normal, aber mir war klar, dass ich recht hatte, dass es anmaßend von denen war. Ich versuche, meinen Makel zu verschleiern und wenn ich mich wahnsinnig darauf konzentriere, dann kriege ich das schon hin. In manchen Sachen bin ich wirklich ganz gut. Aber wenn dann jemand kommt und sagt, dass ich darin nicht gut bin und dass ich auch anders reagieren könnte, das kann ich überhaupt nicht ab. Und das nervt dann die anderen, weil ich da kein Stück zuhören kann.
Auch wenn die andern etwas toll und besonders nden, was ich mir eigentlich so sehr wünsche, kann ich es nicht richtig annehmen. Es hat trotzdem eine Wichtigkeit in meinem Leben, aber ein bisschen Opfergefühl bleibt.
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C: Wenn dann die Tragödie, das Scheitern dennoch sichtbar wird, ist es besonders tragisch. Dann ist da die Scham und ich bringe mich lieber um, als das Gesicht zu verlieren. Man erzählt sich, dass der japanische Kaiser am Ende des Zweiten Weltkrieges große Schwierigkeiten hatte, zu kapitulieren. Die Japaner hatten kein Modell dafür, im Krieg zu kapitulieren. Wenn es irgendwie den Bach runter geht, dann bringt man sich um! Das hat womöglich das Ende des Krieges weiter hinausgeschoben, als es nötig gewesen wäre. Das Gesicht zu verlieren ist ganz schrecklich. Kapitulation ist die schlimmste Form, das Gesicht zu verlieren. In Japan ist man grimmig entschlossen, trotzdem erfolgreich zu sein und das Paradies, das es geben muss, herzustellen. Darum machen sie die wunderschönen Zen-Gärten, die paradiesischer und natürlicher sind als die Natur. Sie sind weniger tragisch. Da sieht man, wie erfolgreich sie sind in Japan, da geht die Energie in das Erfolgreiche. Dann entspannen sie sich und bekommen Anteile der Einser-Fixierung. „Wir machen das am besten. Wir machen es richtig.“ A: Durch diese eigene Furchtlosigkeit lassen die Vierer sich auch auf Beziehungen ein, die sie immer an das Schwarze Loch bringen. Sie emp nden sehr tief und können wirkliche Begegnungen haben, auch sehr stürmische. Das ist die Selbsterhaltungs-Vier, nicht die sexuelle. Wenn man sich fragt, wer die meisten Beziehungen hat, dann ist das nicht unbedingt der sexuelle Subtyp.
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C: Bist du mit den Dingen, die du tust, erfolgreich oder nicht? T4, Greta: Ich bin sehr zufrieden mit dem … C: Ja, das ist egal. Die Frage ist, ob du damit erfolgreich bist? T4, Greta: Also, ich de niere für mich Erfolg anders. Vielleicht tu ich mich deswegen mit der Frage schwer.
A: Die Frage ist, bist du wild entschlossen und ziehst die Dinge durch, die du dir vornimmst und zwar bis zum bitteren Ende, egal, was es dich kostet. Das ist hier die De nition von Erfolg. T4, Greta: Ja, wenn mir die Dinge sehr wichtig sind, dann mache ich das. Ich habe alles erreicht, was mir wichtig war. C: Die Japaner haben alles erreicht, was ihnen wichtig war. T4, Greta: Ich habe alles erreicht, was mir wichtig ist, bis jetzt, außer Erwachen. Jetzt bin ich mir mit der Unter xierung wieder ein bisschen sicherer geworden. Ja. Das ist Selbsterhaltung, oder? C: Das klingt nach Selbsterhaltung.
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T4, Frieda: Meine Unter xierung zu entdecken, war für mich eine der wichtigsten Erfahrungen. Vorher habe ich gedacht, ich sei vielleicht eine Acht, da ich mich so hart durchs Leben gekämpft habe. Meine Freundinnen und meine Familie haben nie verstanden, wie ich das alles immer so scha e: Kinder, Job, Haus im Alleingang. Ich glaube, die Selbsterhaltung ist mir beim Erwachen am meisten im Weg. Egal, was ist: Ich muss für mich und die Kinder das Überleben sichern.
Sexuell: Rivalität A: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Frau Königin, ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen ist tausendmal schöner als ihr. Und dann fängt der Krieg an. C: Bei der sexuellen Vier steht die Konkurrenz im Vordergrund. Wenn die Leidenschaft der Vier, der Neid, sich im sexuellen Trieb zeigt, dann geht es um Konkurrenz und das führt aus der Depression. Dieser Konkurrenzkampf belebt die sexuelle Vier. „Dir werde ich es zeigen“. Bei der sexuellen Vier geht es nicht unbedingt darum, das Ziel zu erreichen, sondern die Konkurrenz niederzumachen. Das ist das höchste Ziel. A: In Italien werden die schönsten Krawatten hergestellt, die schönsten Anzüge und die schönsten Schuhe.
C: Es geht viel um das Äußere. Was da für Feste gefeiert werden das ganze Jahr über! Das ist alles Au ührung, Drama, eater, Dekoration, Aussehen, Darstellen. Es sind unterhaltsame Opern, nicht so bestimmt von der Tragödie. Wenn z. B. ein italienischer Mann an die Bar geht, an der eine Frau sitzt und er würde sie nicht anmachen, dann würde er Gefahr laufen, als schwach dazustehen. Das heißt, das Verhalten ist derart geprägt, dass es sich praktisch „gehört“, diese Frau anzumachen, einfach, um das richtige Bild abzugeben. Das muss nicht erfolgreich sein, darum geht es gar nicht, sondern es geht darum, das richtige Bild abzugeben. Die Vierer haben das Problem, dass sie sich immer in die Achter verknallen und dann so jemanden wie Berlusconi zum Präsidenten machen!
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T4, Lissy: Ich habe eine sexuelle Vierer-Fixierung und bei mir ist es wirklich so: ich komme in einen Raum und checke zuerst mal ab, welche Männer das sind, ob mich da jemand zum Flirten interessierten könnte. Ich habe eine Beziehung, aber irten ist ganz, ganz wichtig für mich. Ich bin sehr darauf ausgerichtet, auf die Energien, weil ich die so spannend nde. Im zweiten Setting checke ich dann die Frauen ab, welche mir gefährlich werden können, welche mit mir in Konkurrenz treten könnten um diese Männer, die ich schon entdeckt habe. Ja, und wenn ich die als hübscher emp nde als mich oder klüger oder toller, dann gibt es zwei Möglichkeiten für mich: Entweder ich ziehe sie auf meine Seite und wir sind dann zu zweit, toll! Oder ich gehe in Konkurrenzkampf. Ich bin dann sehr unglücklich, wenn ich es nicht scha e und sehr stolz, wenn ich es scha e. Ja, das ist eine tolle Ego-Sache, auf jeden Fall. Diese sexuellen Energien haben mich einfach immer sehr fasziniert, besonders das Spiel damit. Das Gefühl, dass ich oft unethisch werde, ist für mich dann zum Problem geworden, weil ich auch das Feedback von anderen bekomme, dass ich spiele und manipuliere und das tut mir dann schon leid. C: Die sexuelle Vier möchte den möglichen Partner irgendwie anmachen, so dass deutlich ist, dass sie ihn haben könnte. Dann wird er uninteressant und sie geht wieder weg. T: Das Gegenüber fühlt sich vielleicht nicht so gut, wenn es voller Energie und aufgeladen stehen gelassen wird. (Lachen)
T4, Lissy: Ja, genau. Es geht um die Energie. Ich möchte den anderen dazu bringen, mir die Energie zu geben, diese sexuelle Energie, weil das ja Lebenskraft ist. Aber es ist nicht wirklich vampiristisch, ich gebe sie ja auch wieder zurück. Wir pushen uns gegenseitig und fühlen uns sehr lebendig.
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C: Bei der sexuellen Vier muss alles ein bisschen exotischer sein, als das, was der andere hat und macht. Und der Mann, den man bekommt, der muss toller sein, als der Mann der Freundin.
Sozial: Scham C: Der Neid, die Grundleidenschaft der Vier, wird im sozialen Trieb zur Scham. Sie schämen sich wegen ihrer Makelhaftigkeit und gehen allem Peinlichen aus dem Weg. Die sozialen Vierer sind die, die am meisten das Tragische leben, die wirklich wie die Opfer durch die Welt laufen und die das typische Lamentieren in der Stimme haben. Wenn jemand aussieht wie der leidende Jesus, das kann dann gut eine soziale Vier sein.
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C: Die Vier in der sozialen Unter xierung lebt in Fantasien; z. B. demnächst eine spirituelle Gemeinschaft aufbauen zu wollen, in der sich alle nahe kommen und alle sich gut verstehen und wo die Liebe blüht unter den Menschen. Dann tun sie auch was dafür. Aber speziell bei der sozialen Vier spielt sich das mehr in der Fantasie und im tragisch Unvollkommenen ab. Insofern kommt die soziale Komponente, in dieser Gemeinschaft dann wirklich was zu tun, nicht zum Tragen. Wenn die soziale Vier in diesen Gruppen ist, tauchen dann ganz andere Probleme auf: dass sie sich in den Mittelpunkt stellt, dass sie nicht richtig verstanden wird. Da gibt es oft Dramen um diese Person. Es scheint fast so, dass sie zwar in diesen Gruppen sein möchte, aber oft scheitert, so wie die soziale Vier in vielen Dingen scheitert. Das ist alles sehr tragisch, da ist immenser Weltschmerz und das eigene Scheitern emp ndet die soziale Vier dann auch sehr real.
A: Die soziale Vier hat Murphy’s Law erfunden, was schief gehen kann geht da schief.
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T4, so: Könnte von einer sozialen Vier kommen: Ich bin zu gut für diese Welt? C: Genau. „Ich bin zu gut für diese Welt.“ Sie fühlt sich unverstanden und darin wird dann auch die Ursache des Scheiterns gesehen. T4, so: Mir fällt auf, dass da ein Widerstand ist, mit den anderen mit gleicher Fixierung in Kontakt zu kommen. C: Ja. Die Vier will so besonders sein, dass sie natürlich die einzige Vier sein möchte. Einer sagte mal, das ist mir hier viel zu „gruppig“. A: Eine soziale Vier hat mal vehement darauf bestanden, dass die sexuelle Vier keine Vier ist, weil sie nicht genug leidet. T4, so: Ich bin ja eine soziale Vier. A: Nein. Du hast sie nur. Du bist reine Freude.
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A: Als soziale Vier erlebe ich mich als unzulänglich. Also, ich habe jemanden verloren. Das bedeutet, dass ich ein Stück weit auch aus dem sozialen Gefüge hinausgefallen bin, dass ich nichts wert bin. Das, was im Außen passiert, nimmt die Vier nach innen und erlebt dann diesen Mangel an Liebe. Natürlich versucht sie diesen Verlust auszugleichen, auch wieder im Außen, indem sie der Liebe nachläuft, der Liebe nachhängt, der Liebe nachspürt und immer wieder versucht, diese verlorene Selbstachtung von außen wieder zu bekommen. C: Das führt dazu, dass bei der sozialen Vier oft die Tragödie, das persönliche Scheitern sehr sichtbar im Vordergrund steht. A: Die Angst vor Ablehnung ist sehr groß, weil ich die Umwelt in mich hineinnehme. Das macht das Ganze so tragisch. Die anderen Vierer können Selbstwert noch aus etwas anderem schöpfen. Wenn ich aber jemand bin, der das, was die anderen von mir denken oder das, was ich spüre wie die anderen mich wahrnehmen, in sich hineinnimmt, dann bin ich extrem abhängig von den anderen.
T4, Bärbel: Ich habe überlegt, welche Geschichte ich erzählen könnte. Ich könnte ganze Romane schreiben von meinen dramatischen Sachen, die ich mache oder die mir passieren. Ich könnte wahrscheinlich ganze Filme damit füllen. Was so typisch ist und was meine Seele irgendwie kaputt macht: Ich war mit dreißig verliebt in einen Künstler und der ist irgendwie nicht so richtig angesprungen. Da habe ich mir überlegt: Was könnte ich da tun? Ich war in meiner Jugend eine sehr gute Tänzerin, habe das dann aber nie ausgeübt. Da habe ich mir gedacht, ich melde mich für einen Kurs an, wo er der Lehrer ist. Ich habe mich dort angemeldet, damit ich gesehen werde. Das ist meine Bühne. So wie er gearbeitet hat mit der Energie und mit der Kraft aus dem Boden, das war irgendwie … Ich habe aber acht Jahre vorher nicht mal einen Gymnastikkurs gemacht. Das war so meine Welt. Dann hat er geschimpft mit uns, weil die Choreographie nicht gepasst hat. Ich habe dann jeden Tag geübt daheim. Dann hat das gepasst. Und am letzten Tag ist er in die Kantine gekommen, vor hunderten Leuten ist er dann zu mir gekommen und hat gesagt: Du bist so gut. Du musst nur noch ein bisschen üben. Und ich habe gedacht, ich habe acht Jahre nichts gemacht und er kommt zu mir und sagt, du musst üben! Und das Einzige, was ich rausgebracht habe war: „Mein Englisch ist sehr schlecht.“ Am Schluss habe ich ihm dann weiße Rosen gekauft und habe ihn ein paarmal umarmt am letzten Tag. Dann bin ich heimgefahren, das war ein Workshop von zwei Wochen und ich habe drei Tage geweint. Ich habe nie wieder getanzt in meinem Leben. Das passt irgendwie zu meinem Drama. Ein anderer würde sich denken: Wenn dieser Mann zu dir kommt, da musst du … Und ich habe mir gedacht: Mit Dreißig bin ich schon viel zu alt, soll ich da anfangen? Ich habe das Tanzen dann ganz aufgegeben. C: Für die soziale Vier gibt es kein Kulturbeispiel, die wären untergegangen.
Unterscheidungsmerkmale T4, Claudia: Manche sagten: In dieser Welt bin ich nicht richtig. Für mich ist es eher: Ich bin nicht willkommen. Andererseits habe ich das bei den Sechsern heute Morgen auch gehört, aber da ist ein anderer
Beweggrund dahinter, nämlich: Ich will mich nicht zeigen. Ganz große Scham. Gleichzeitig möchte ich gern gesehen werden. C: Eine Sechs ist zurückhaltend in der Ö entlichkeit, wo sie sich nicht auskennt, wo sie die anderen vorlässt und zurücktritt. Aber im sicheren kleinen Kreis kann sie sehr dominant sein und sich sehr ausbreiten. Bei der Sechs müssen die Geschichten schlimmer werden, damit sie das Recht hat, unglücklich und traurig zu sein und es womöglich noch mitzuteilen. Die Vier braucht kein Recht, um traurig zu sein. Die Vier ist traurig. Die Vier zeigt allen ihr Drama, die braucht sich nicht zu rechtfertigen. Die tut das einfach. C: Es gibt Sechser, die können leiden, wenn sie bei anderen den Schmerz sehen. Sie gucken Filme und fangen dann an zu weinen. Weil sie von den Gefühlen so weit weg sind, ist das sicherer. Wenn ich den Schmerz fühle, weil es dem anderen schlecht geht, ist das viel sicherer, als wenn ich Schmerz fühlen würde, weil es mir schlecht geht. Das ist bei den Sechsern das Mitfühlen mit anderen. Bei den Vierern ist dieses Mitfühlen so, dass sie gar nicht wissen, dass es der andere ist. Es verschwimmt so, sie fühlen irgendwas, wissen aber gar nicht, ob es die anderen sind oder sie selbst. A: Die Sechs hat viel Angst, die Vier hat viel Traurigkeit. Traurigkeit hat die erfreuliche Eigenschaft, Angst zu entladen. Das heißt, eine Sechs wäre manchmal gerne eine Vier, denn in der Traurigkeit ist es nicht so gefährlich. Für die Sechs ist es in der Traurigkeit nicht so gefährlich wie in der Angst. Deswegen nden sich viele Sechser gerne in der ViererGruppe.[UM 4-6]
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T4: Ich glaube, es gibt so ein gemeinsames Grundverständnis, was Regeln angeht. Die Vier macht oft bei Sachen nicht mit, weil es ihr irgendwie zu anstrengend ist, so emp nde ich es jedenfalls. Wenn ich mir meinen Lebenslauf anschaue, da gibt es viele Situationen, wo irgendwas verlangt worden ist und da habe ich einfach nicht mitgemacht, weil ich das Gefühl hatte, ich habe es einfach nicht nötig. Ich dachte, es ist mir zu vulgär, zu einfach oder zu gewöhnlich. Ich habe mich dann einfach rausgehalten. Und genau das ist so mein Umgang mit vielen Regeln.
A: Es gibt viele, die nicht mitmachen. Gerade die Sieben, Acht, Sechs und die Fünf machen auch nicht mit. Aber sie machen aus anderen Gründen nicht mit. Die Neun macht zwar mit, hat aber die Arme verschränkt. Die Vier macht nicht mit, weil das zu vulgär ist. Das ist was anderes. Die Handlung, das Sich-Ausschließen, ist die Gleiche, aber es geschieht aus einer anderen Motivation. Die Vier fühlt sich zu besonders um mitzumachen. Das Mitmachen ist ihr zu profan. Das ist bei den anderen Fixierungen anders. Die Acht fühlt sich Regeln gegenüber überlegen, weil sie selber die Regeln macht. Die Sieben möchte sich von niemandem etwas sagen lassen und die Sechs weiß es einfach besser. Die Fünf ist schlicht in ihrer eigenen Welt.[UM 4-5][UM 4-7][UM 4-8]
Heilige Idee: Ursprung C: Diese Bühne der Vierer ist auch innerlich. Sie betrachten sich gewissermaßen selber vorm eigenen Spiegel, ihrem Selbstbild, ihrem Idealbild und stellen sich vor, wie sie von anderen gesehen werden. Das ist etwas ganz Zentrales. A: Dabei verwechselt die Vier die Originalität der Persönlichkeit mit der eigentlichen Ursprünglichkeit. Sie verwechselt ihre Fantasie über das Paradies mit dem, was der eigentliche Ursprung ist. Die Fantasie über das Paradies hat nichts zu tun mit dem Ursprung aller Existenz. Das eigentlich Ursprüngliche ist unvergänglich. Es kann weder gescha en noch genommen werden. Es ist jedem selbst innewohnend. Wenn ich anhalte, fühle, erfahre, wenn die Anstrengung aufhört, die endlose Suche nach einem fantastischen Paradies, die endlose Flucht vor einer eingebildeten Hölle, dann komme ich zum Ursprung des Seins. Dann ist da schlicht das Ursprünglichste überhaupt: das Sein selbst. Aus diesem Sein heraus kommt alle Form und in dieses Sein fällt alle Form zurück.
Wege auf der Suche T4, Lissy: Ich liebe es, wenn es so richtig nah ist. Es muss nicht schön sein. Es kann durchaus an eingemachte Gefühle gehen und alte Sachen dürfen hochkommen. Wenn ich mich darüber austauschen kann und mich damit total angenommen fühle, wenn bei dem anderen keine Angst
ist und er mich aushält, nde ich das herrlich. Neuerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass die unangenehmen Gefühle dann auch schnell vorbei sind und dass das eingebildete Wichtige, was ich mir gerne in die Gefühle hineininterpretiere, wesentlich an Bedeutung verliert. Wenn das Gegenüber cool bleibt und trotzdem ganz nah ist, nde ich das super. T4, Jasmin: Wir Vierer haben uns alle besonders einsam oder nicht dazugehörig gefühlt. Jeder von uns hat gedacht, „Warum komme ich da nicht an? Ich muss noch mehr tun, um geliebt zu sein.“ Das ist die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies, immer dieses Gefühl von: Warum gehöre ich nicht dazu? Warum muss ich das jetzt so leben? Diese Melancholie und dieser Weltschmerz, das ist etwas, was uns alle verbindet und wo wir uns alle wiedergefunden haben. Bei mir ist es so, ich bin sehr stark in die Traurigkeit gekommen. Ich habe das au ösen können für mich, dieses Nicht-Dazu-Gehören und immer ein Bild erfüllen zu müssen, was die anderen sich von mir gemacht haben. Dieses stete Leistung erbringen zu müssen, dieses ständig an die Grenzen gehen zu müssen, das konnte ich au ösen, indem ich mich selbst aufgefüllt habe mit Selbstliebe. Trotzdem ist da eine unglaubliche Traurigkeit hochgekommen. Das erste war: „Oh mein Gott, ich bin ja gar nicht alleine, es gibt ja ganz viele, die genau das Gleiche empfunden haben, dieses Alleinsein und diese ständige Sehnsucht.“ Dass es so viele davon gibt, war für mich eine unglaubliche Entdeckung.
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T: Wenn es so ist mit der Vier, mit der Traurigkeit und dem Drama … auf der anderen Seite sind da ja wirklich traurige Dinge passiert. Das mit dem Schlechtmachen, das habe ich ja auch. Dann denke ich: Ich darf jetzt nicht traurig sein. Wie kann ich damit umgehen? Ich muss ja trotzdem die Gefühle fühlen. C: Erstens solltest du darauf achten, wenn Traurigkeit hochkommt ... A: … und wichtig: keine Musik dazu anmachen. C: Ja, keine Musik dazu anmachen. Auch keine „innere Musik“, also keine Bilder, Fantasien, Gedanken oder neue Geschichten, damit die Traurigkeit hochkommen kann. Denn mit Gedanken wie: „Oh, wie bin ich zu bedauern,“ kommen dann weitere Geschichten hoch. Mit dem
Gedanken: „Oh, wie tragisch ist die Welt,“ kommen weitere zwanzig Geschichten dazu. Das ist der Schmerzkörper. Die Vierer leben immer in diesem Schmerzkörper. Also das Wichtigste ist hier: Erstens keine Gedanken zu den Gefühlen aufkommen lassen und zweitens, wenn Traurigkeit da ist, die Traurigkeit fühlen und gleichzeitig sehr aufmerksam sein und sich fragen: Ist da vielleicht noch ein anderes Gefühl darunter, z. B. Wut oder Angst? Melancholie ist eigentlich Schmerz plus Geschichte. Wenn die Vier wirklich zum Schmerz durchkommt ohne Geschichte über sich selbst und über die Welt, dann ist es sehr gut. Und drittens, Anhalten. T: Ja, jetzt nehme ich mehr wahr, aber die Projekte werden trotzdem nichts. C: Und viertens Aufwachen.
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C: Natürlich beschäftigen wir uns noch viel mehr mit der Frage, wie das angehalten werden kann. Die vier Antworten waren schon die richtige Richtung, aber nur eine Zusammenfassung davon. T: Ich ho e, es gibt noch ein Seminar mit den positiven Eigenschaften. A: Die Fixierungen haben nicht die positiven Seiten. Wenn die Fixierung stiller wird, dann leuchtet das durch, was die Essenz ist. Die Essenz ist das Positive. C: Und die Essenz der Vier ist die Freude.
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T4, Ella: Bei mir hat sich einiges verbessert, seit ich die Sehnsucht nach Normalität entdeckt habe und nicht mehr diese extreme Besonderheit suche. Ich war früher oft angezogen von künstlerischen Genies und wollte mich in ihrer Genialität sonnen. Dabei habe ich meine eigene Arbeit vernachlässigt und diese Männer unterstützt. Als ich merkte, das will ich nicht mehr, ich will mehr Normalität und Alltag, tat das total gut. Jeden Alltagsmoment zu schätzen und die kleinen Kon ikte zu schätzen, die man gemeinsam durchlebt, einfach zusammen kochen, normale Dinge tun, das hat die Qualität meiner Beziehungen enorm verbessert. Dann können diese Filme auch nicht mehr so gut greifen. Sie greifen mal kurz und fallen dann wieder ab.
T4, Frieda: Für mich ist es so, dass ich jetzt einen inneren Beobachter dabei habe, der mich darauf aufmerksam macht, wenn ich wieder etwas Gutes in meinem Leben sabotieren möchte. Ich lasse mich nicht beirren und freue mich so sehr über alles, was ich erscha e. Ich sehe, wenn ein Drama beginnt und kann rechtzeitig aussteigen. Dann bemerke ich besser, wann ich die Stimmung der anderen zu sehr in mich aufnehme. Der Neid ist mir bewusst und ich spüre den Schmerz dahinter, mich übergangen und verlassen zu fühlen. Ich traue der Melancholie und Sehnsucht nicht mehr. Umso mehr ich die Fixierung durchschaue, umso mehr bin ich froh, meinen unperfekten Partner zu haben. Ich bemerke, wenn ich meinen Körper vernachlässige und bin achtsamer geworden. Ich kenne inneren Frieden und Freude, aber leider nicht dauerhaft.
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A: Die Vier fängt an, etwas zu verändern und aufzubrechen, wenn sie merkt, dass sie nicht als Einzige leidet und nicht mal die ist, die am meisten leidet. Es verändert sich, wenn die Vier anfängt, das Leid der anderen zu spüren. Und zwar nicht als auf sich selber bezogen, sondern von ihr unabhängig. Vierer spüren das Leid der anderen am eigenen Leib, das geht ja immer nach innen. Es wird ein Wahrnehmen der anderen Person als eine getrennte Person, die mehr leidet als sie selber. Dann fängt es langsam an, dass die Fixierung aufbricht.
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A: Das angestrengte Suchen nach Authentizität darf aufhören. T4, Sergio: Ja, genau und plötzlich komme ich zu mir. Das ist so toll, dass ich es dann gar nicht mehr suchen muss. Ich muss mich gar nicht so verbiegen. Wenn ich authentisch bin, dann bin ich mir selbst so nah, dass ich von außen gar nichts gespiegelt zu bekommen brauche. Dann fühle ich die Verbindung, dass wir Menschen uns nah sind, wir atmen den gleichen Sauersto ein. Das habe ich bei einer Übung gestern erlebt, das fand ich so schön. In dem Moment, wo der Blick nicht mehr diese Suche in den Augen des anderen nach mir selbst ist, sondern in dem ich mich zurücknehmen kann, war plötzlich in dem Blick die Trennung nicht mehr da. Dieser Körper, jener Körper. Dann war dieser Frieden da. Wenn der Blick wieder in dieses Schauen nach außen geht, dann ist die Trennung leider wieder da.
Heiliger Weg: Gleichmut A: Gleichmut ist ein Wort, das ich oft beim Autogenen Training benutze. Es bedeutet, allem gegenüber mit dem gleichen Mut zu begegnen. Es bedeutet, nicht mit jedem Pendelschlag nach oben oder unten, nach rechts oder links zu springen. Es bedeutet, ein inneres Lot zu nden, einen inneren Mittelpunkt, mein eigenes Herz, auf das ich mich ausrichte. Wenn ich auf das eigene Herz konzentriert bleibe, dann kann ich zwar pendeln, aber der Mittelpunkt bleibt in mir. Ich brauche auch nicht starr zu sein oder irgendetwas abzuwehren. Ich kann jeder Wetterlage gegenüber o en sein. Vielleicht nde ich es schöner, wenn es gerade nicht regnet oder ich freue mich, dass es schneit. Das verändert aber nicht meinen eigenen Mut und das verändert nicht mein eigenes Gemüt.
Essenz: Freude T4, Meike: Ich habe eine Erfahrung, die würde ich so beschreiben: Die Freude ist total und still und richtungslos. Sie richtet sich nicht auf irgendetwas oder irgendwen, sie wird auch nicht ausgelöst durch irgendwas. Wenn sie überhaupt eine Richtung hat, dann kommt sie von unten hoch oder tritt aus dem Hintergrund hervor und breitet sich aus, füllt alles, jede Zelle und darüber hinaus. Die Freude ist größer als ich selbst, ich selbst verschwinde vollständig. Sie ist total, so unbeschreiblich, total und still. Es passt auch der Begri fallen, ich falle quasi in die Freude hinein. Aber es gibt kein Ich mehr, das fällt, sondern es löst sich auf und dann ist da nur noch Freude. A: Gangaji sagt: Wahre Freude ist grundlos. T4, Martha: Die Freude ist wie ein Farb-Pigment der Stille und Unendlichkeit und wird auch zuerst mehr als Fülle denn als Leere erfahren. Ich erlebe sie still. Aus der Stille heraus ist die Freude gleichzeitig mental, körperlich und emotional erfahrbar: sie ist hell, leicht, unaufgeregt, durchlässig, wach, leer.
Beispiele
A: Das schönste Beispiel für eine Vier ist natürlich Scarlett O’Hara in „Vom Winde verweht“. Alles im großen Kostüm, alles ungeheuer romantisch, aber immer viel Tragik dabei. Ein bisschen zu kitschig, denn es dürfte ruhig noch mehr Tiefgang haben, aber eigentlich ist das eine typische Vierer-Geschichte: die Liebe des Lebens nie bekommen, weil er so anständig ist. Er ist eine Eins und eigentlich das Ideal. Die Vier strebt immer das Ideal an, welches aber unerreichbar bleibt.
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A: Auch das 16-jährige Mädchen, das allein die Welt umsegelt, ist sicher eine Vier. So ein Unternehmen ist eine Vierer-Angelegenheit, eine Selbsterhaltungs-Vierer-Angelegenheit.
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A: Vielleicht haben sogar Tiere Fixierungen. Es gibt zwei Vogelarten, die nach einem Vierer-Muster agieren. Der eine Vogel ist schwarz. Er hat lange wallende Federn mit einer roten Feder zwischendrin. Er vollführt einen Balztanz, bei dem er über ein Feld iegt. Langsam und niedrig. So niedrig, dass jeder Raubvogel ihn kriegen könnte. Er tut es trotzdem, ist zu Opfern bereit, um die Vögel seines Herzens zu beeindrucken. Er führt ein theatralisches Drama auf: „Oh Gott, vielleicht werde ich nicht überleben!“ Je gefährlicher, umso besser. Ein anderer Vogel, der auch eine Vierer-Fixierung haben muss, ist der Laubenvogel. 2 Er baut kunstvolle Lauben, dekoriert sie mit farbenfrohen Früchten und räumt sie dann auch noch regelmäßig auf. Der Laubenvogel ist ein Illusionskünstler. Die Dekoration verdeckt die eigene Gewöhnlichkeit. Eli hat uns diesen wunderbaren Film „ e Life of Birds“ von Sir David Attenborough gezeigt.
Nina Hagen (sexuelle Vier)
„Normal“ ist für Nin´chen nie genug. Nina Hagen: „Ich glaube daran, dass die originellsten himmlischen Pläne für uns existieren, dass es seine wunderbare göttliche Richtigkeit hatte, dass ich, Catha-rina „Nina“ Hagen geboren wurde. Ich bin eine himmlische Idee, ein bester Gedanke Gottes, ein Teil Seiner großen Liebe zu uns Menschen, Gott wollte mich von Ewigkeit her.
Es war ein großer erster Schock, dass ich meine Mutter plötzlich doch bitte „Eva“ nennen sollte und nicht mehr „Mami“. Damals war es, dass die Verlassenheit zu mir kam, langsam, kriechend, sich wie ein kleines Gift in mir ausbreitend. Ich lag namenlos traurig in meinem Bett, steigerte mich in mein Weinen hinein, schrie, schrie, schrie, nein: brüllte. Da kam nie einer. Es war mal wieder so eine zugebrüllte Nacht, so eine mutterlose Ewigkeit, so eine Endlosigkeit väterlicher Abwesenheit ... ich heulte manchmal Flüsse der Sehnsucht nach Papa und Mama. Ich erkannte, dass zu einem nackten, unschuldigen Mädchenkörper ein nacktes, unschuldiges Gesicht gehört, das man aber verlieren kann, wenn man damit gottlose Sachen macht. So nackt und frei wollte ich mich nie wieder vor fremden Männeraugen zeigen, nur für mich und den Einen. Sollte noch jemand Zweifel daran haben, ob die menschliche Scham angeboren ist oder nicht, so kann er sich an mich wenden. Ich bin das lebendige Beispiel für natürliches Emp nden ... ich schämte mich, dass sich mein Körper veränderte und meine Brustwarzen anzeigten, dass ich kein Kind aber vielmehr eine Frau sein würde. Unbeschreiblich. Ausgeprägt. Weiblich. Warum soll ich meine P icht als Frau erfüll‘n? Für wen? Für die? Für dich? Für mich? Ich hab‘ keine Lust, meine P icht zu erfüll‘n! Ich verliebte mich mit überbordender Energie in ihn, vielmehr: Ich wurde in ihn verliebt. Ich machte gar nichts; es geschah in mir. Jede Zelle meines Körpers wurde überschwemmt von Lebensenergie. Meine Liebe war ausschließlich, radikal, für immer, allumfassend. Meine Liebe war unendlich, seine Liebe endlich. Bei der Trennung war ich nur LEBENSGEFÄHRLICH VERLETZT und ICH STÜRTZTE von einem Moment zum anderen in tiefe Trauer, in diesem Jammertal des nie enden wollenden Seelenschmerzes. Man sollte nicht verlassen, sollte nicht verlassen werden, wenn man liebt und geliebt wird. Das ist die Wahrheit. Liebe ist etwas Absolutes. Verlassen geht eigentlich gar nicht, denn jedes Verlassen sagt nur: Es war nicht Liebe. Ich habe einen hohen Begri von Liebe, wahrscheinlich einen überirdisch hohen. Ich starb bei jeder Trennung einen weiteren Tod, brach mir noch einmal das Herz, heulte Weltmeere und stand wieder auf.
Prompt wird mir´s jetzt schwer ums Herz, ich brauch nur Vögel attern sehn, und iegt mein Blick dann himmelwärts, tut auch die Seele weh, wie schön! Ich war schon immer, seit ich überhaupt denken kann, sehnsüchtig nach freiem, wildem, unabhängigem Leben. Ich wollte sein wie meine unangepassten Idole, wollte am liebsten aussehen wie der giftgrüne Schmetterling der Stones, der tragische Brian Jones. Die Welt war meine Spielwiese, meine Probebühne! Ich nahm mir vor, anders zu sein, ganz anders. Ich wollte Gott nden! In mir gab es so eine Leere, so eine traurige Einsamkeit, so eine Sehnsucht nach wahrer Liebe, so einen unsichtbaren, aber dennoch schweren Stein der Ohnmacht der Unwissenheit, der mein junges Herz bedrückte. Du hast den Farb lm vergessen, mein Michael! Nun glaubt uns kein Mensch, wie schön´s hier war, ha ha ha. Du hast den Farb lm vergessen, bei meiner Seel´ Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr! Vielleicht ist es mein Schicksal, dass ich nur am eigenen Leib lerne, für immer Autodidaktin bin, in der Kunst, in der Religion, im Leben. Ich bin dabei unfähig, halbe Sachen zu machen, mich zu arrangieren. Meine Wunden sind meine Lektionen, meine Narben die Zeichen meiner Erkenntnis. Ich stürze mich immer volle Pulle in die Abenteuer des Lebens. Meine Gnade besteht darin, dass ich es im Falschen, in der Lüge, der Ungerechtigkeit, dem Hass und der Bosheit einfach nicht aushalte. Ich spüre so vieles, fühle so genau. Und wenn es das Falsche ist, dann macht es mich rebellisch. Ich werde zum Revolutionär, gehe notfalls mit dem Kopf durch die Wand. Rangehn! Rangehn! Wenn du scharf bist, musst du rangehen. Hingehn! Hingehn! Dann ist alles gut, ist alles okay, yeah yeah. In meinem Taufspruch („Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers ießen.“ Joh. 7,38) waren meine Tränen gemeint. Tränen, die ich für Gott weine, zu Gott weine, wegen Gott weine. Was habe ich schon für Tränen geweint in meinem Leben! Tränen des Schmerzes und Tränen der Liebe! Oft habe ich auch unter Tränen zu Gott gebetet, und dann durfte ich Tränen der
überwältigenden Freude weinen, weil ich in der Taufe für immer mit Jesus verbunden werden würde. Da konnte ich nicht mehr an mich halten. Das Taufwasser mischte sich mit meinen Tränen, die aus der tiefsten Tiefe meiner frischgetauften Seele aufstiegen und durch meine Augen ins ewige Leben mit Jesus Christus rollten. Sie will ein Fisch im Wasser sein, im aschengrünen, tiefen See. Sie will mit Wasser sich besaufen und paar Blasen blubbern lassen. Oh, ich bin sicher: Ich sang schon am Morgen der Schöpfung mit, sang und hüpfte mit King David zur Harfe; ich sang und machte im Geist den Moonwalk mit dem armen Michael Jackson, war für immer und ewig im Gospel-Kanon vereint mit dem geliebten Bruder Elvis, sang Arm in Arm mit dem elend verstummten kleinen Brüderchen Kurt Cobain, sang mit allen armen Hunden dieser Erde. Meine Identität ist nicht das, was ich aus mir mache, ist nicht der Zauber, den ich um mich und mit mir inszeniere, damit ICH, ICH, ICH, the one and only, der Superstar, die Angebetete, die Hinreißende, die Größte, die Göttin bin. Das ist verblasene Scheiße. Und das bin ich nicht. Ich suche Liebe, Demut, Wahrhaftigkeit, Authentizität – und versuche, das selbst zu leben.“3
Weitere Beispiele
Nina Hagen, Rainer Maria Rilke, Stefan Zweig, Simone de Beauvoir, Gangaji, Jimi Hendrix, Italien (sx), Japan (se), romantische Vollmondnächte Musik: Element of Crime, Leonard Cohen, Minnegesang, Edith Piaf
Filme: Die fabelhafte Welt der Amélie, Johnny Depp in „Pirates of the Carribean“, Vom Winde verweht (se)
Fragen zur Selbsterforschung Was tust du, um die Freude zu verstecken? Worin besteht dein Makel? Worauf bist du neidisch? Wie erlebst du Melancholie? Wie erlebst du „schlichte Traurigkeit“? Warum bist du etwas Besonderes? Wann erlebst du Gleichmut? In welchen Situationen erlebst du dich analytisch und in welchen eher desorientiert? Was ist echte Authentizität? Was tust du, um zum Ursprung zurückzu nden?
Anmerkungen 1. Der Begri wurde geprägt vom Psychoanalytiker Otto Kernberg 2. Quelle: National Geogra c Deutschland, Fotostrecke: Ein Haus für die Liebe, www.nationalgeographic.de/reportagen/fotostrecke-ein-haus-fuer-die-liebe, abgerufen am 22.03.2016 3. Quelle: Hagen, Nina, Bekenntnisse, Knaur-Verlag, 2010; Songtexte aus: Nina Hagen Band (1978) Edith Piaf
Die Fünf – Der weise Sonderling Kategorie: innerer Angstpunkt Archetyp: Der mystische Philosoph
Hauptmerkmal: Zurückgezogenheit Leidenschaft: Habsucht/Habgier Idealisierung: Ich weiß Redestil: Abhandlung Abwehrmechanismus: Isolierung Vermeidung: Leere Falle: Beobachter Polarität: sozial – antisozial Stress-Bewegung: zur Sieben Relax-Bewegung: zur Acht Selbsterhaltung: Heim Sexuell: Vertrauen/Zutrauen Sozial: Totem Heilige Idee: Allwissenheit Heiliger Weg: Nicht-Anhaften Essenz: Frieden
Kategorie: innerer Angstpunkt A: Die Fünf gehört zu den Angst-Fixierungen. Bei der Fünf wenden sich die Angst und das Denken nach innen. Die gesamte mentale Energie ist nach innen gewendet; sie ist gerichtet auf den Versuch des Verstehens der Welt. So versucht die Fünf ihre paranoiden Ängste zu handhaben, denn sie hat große Angst, sich an die Welt zu verlieren. Weil aber unser Verstand immer nur einen Teil der Welt verstehen kann, er ndet sich die
Fünf ein eigenes inneres Universum, innerhalb dessen alles erklärbar, analysierbar und verstehbar erscheint. Sie scha t dafür kuriose Sammlungen, kartographiert und katalogisiert oder kreiert Verschwörungstheorien der unterschiedlichsten Couleur.
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Wenn es um die Fünf geht, beginnen wir immer gerne mit der Geschichte von Puuh, dem Bären (Winnie-the-Pooh). Kennt ihr den? Das ist ein kleiner Bär, der verschiedene Abenteuer erlebt. Eines Tages beschließt Pu, mit seinen Freunden eine Expedition zu machen. Eigentlich wissen sie gar nicht genau, was eine Expedition ist und sie wissen erst recht nicht, wie eine Expedition funktioniert. Also machen sie sich auf den Weg in den Wald, denn in dem Wald da wohnt die Eule, mit der sie sowas wie befreundet sind. Die Eule sitzt oben in ihrem Baumloch, das sie nur verlässt, wenn es dunkel ist und ihr draußen niemand anderes in die Quere kommen könnte. Und wenn Pu und seine Freunde dann ankommen, fragen sie die Eule: „Was ist eine Expedition?“ Die Eule hält ihnen dann einem Vortrag darüber, was eine Expedition ist und was sie dafür alles brauchen. Diese Eule ist eine Fünf. So funktioniert das Leben der Fünf. Mit dieser Eulen-Geschichte weiß man eigentlich schon das Wesentliche über die Fünf. Man kann sich auch denken, dass die Eule nicht auf die Expedition mitkommen wird.
Archetyp: Der mystische Philosoph A: Die Fünf ist der mystische Philosoph. Der Mystiker ist ganz nach innen gerichtet und der Philosoph – beide archetypisch männlich – beschäftigt sich mit geistigen Dingen, mit Abstraktem. Er beschäftigt sich eher mit dem Bauplan des Lebens als mit dem Lebendigen selbst: P anzen sind akzeptabel, Steine sind besser oder Zahlen; manchmal auch Noten und Töne. Etwas Unbelebtes ist sicherer, zuverlässiger, das läuft nicht weg und das kommt einem nicht zu nahe. Der Eremit gehört noch in diese Ansammlung, denn die Fünf ist nicht wirklich auf andere Menschen angewiesen.
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A: Die Fünfer-Fixierung lebt im Verborgenen und sie bleibt an einem Ort. Eulen, sagt man, werden uralt, tatsächlich werden Uhus bis zu 68 Jahre alt. Dabei sitzt die Eule immer an einem Ort, z. B. an einem verschwiegenen Platz, einem verlassenen Gemäuer in einer kleinen Nische. Die Eule bleibt an diesem einen kleinen Ort. Fünfer sind wie Eulen eher selten. Sie haben aber ihre Reservate, in denen sie häu ger vorkommen. Wo könnte das sein?
Hauptmerkmal: Zurückgezogenheit A: Um noch einmal auf Pu den Bären und seine Freundin die Eule zurückzukommen: Man kann sich vorstellen, wenn die Eule ein Mensch wäre, dann säße der in seinem Elfenbeinturm, mehr braucht er nicht. Auf die Weise ist das Leben der Fünf einfach. Er umgibt sich mit Büchern, Musikinstrumenten oder Computern. Das sind die Menschen, die mehrere Bildschirme haben, um noch mehr Wissen und Informationen bekommen zu können. Früher hatte eine Fünf möglichst viele Bücher und jetzt hat sie mehrere Bildschirme oder auch mehrere Computer. So geht es schneller, sich das Wissen anzueignen. Die Kontakte einer Fünf beziehen sich in der Regel auf Fachkollegen. Fünfer leben tendenziell zurückgezogen von den Menschen. Sie sind Einzelgänger, die gerne Einzelgänger sind.
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T5m: Es gibt ein Konzertlied von Gustav Mahler: „Ich bin der Welt abhandengekommen“, das tri t es auf den Punkt. Da heißt es dann später: „Ich leb´ allein in meinem Himmel, in meinem Lieben, in meinem Lied.“ Da fehlt auch nichts und niemand, das ist einfach erfüllend und schön.
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T5, Albert: Ich habe immer gedacht, ich bin ein emotionaler Mensch, bis ich festgestellt habe: Ich denke meine Gefühle. Es geht erst mal über den Kopf. Und deshalb traue ich ihnen noch nicht so ganz. C: Zu recht. T5, Albert: Und den Gefühlen der anderen traue ich auch nicht. Ja und mit Liebe, mit dem Wort Liebe habe ich Probleme. Dem ist natürlich
auch nicht zu trauen, diesem Gefühl. Ich bin früher rumgelaufen wie ein Zombie, weil ich nicht wusste, wie die Menschen funktionieren. Ich habe mir das wirklich abgeguckt, habe gelernt, wie emp ndet man jetzt und wie muss es rüberkommen. T5, Clara: Es ist auch immer so ein Gefühl der Fremdheit in der Welt, als wenn das nicht meine Welt wäre und ich das nur nachspielen könnte, weil ich die Gefühle gar nicht in mir habe, als wenn das was völlig Fremdes wäre. So war es früher. Mittlerweile vermute ich eher, dass es irgendwie abgetrennt ist, aber früher war es für mich völlig seltsam, wie sich die Leute verhalten haben, auf Partys gegangen sind oder Spaß gehabt haben. Das war für mich alles unlogisch.
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T: Emp ndet eine Fünf denn Einsamkeit? Gibt es dieses Gefühl bei euch? T5: Ich brauche die Einsamkeit. Wenn ich mit vielen Menschen zusammen bin, gehen die mir auf den Geist. Dann brauche ich wieder meine Ruhe. Ich fühle mich damit genau richtig, dass ich alleine bin. Es geht mir eher auf den Keks, wenn ich die ganze Zeit mit jemandem zusammen sein muss. Wenn mein Bruder mal da ist, der redet ununterbrochen. Dann muss ich sagen: „Schluss!“ Ich fand das so faszinierend, als ich die Fünf gelesen hatte. Alles stimmte, auch das mit den vielen kleinen Räumen. Ich habe viele kleine Räume.
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T: Wie verhält sich eine Fünf, wenn ihr nicht die Möglichkeit gelassen wird, am Rand zu sein? Wenn sie z. B. eine Familie mit kleinen Kindern hat, die ständig was von ihr wollen. Wo man ja, wenn man integer und moralisch ist, auch die Stellung hält. T5, Simone: Ich habe mich auch mit kleinem Kind zurückgezogen, indem ich studiert habe und eine Kinderfrau hatte. Ich habe mir den Freiraum gescha en. Mein Sohn fand und ndet das schrecklich und doof, okay, aber für mich war das total stimmig. Ich hätte nicht Mutter sein können, wenn ich nicht Freiräume für mich gehabt hätte. Da wäre ich eingegangen. T5, Clara: Ich habe z. B. meine Garage ausgebaut und zwei Türen eingebaut.
C: Und? T5, Clara: Na ja, da ist dann absoluter Schallschutz ... C: Du wohnst jetzt in der Garage? T5, Clara: Da wohne ich jetzt. (Lachen)
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T5, Gregor: Ich reise gerne. Wenn ich verreise, suche ich mir meistens Inseln aus. In meinem Büro hängt eine Weltkarte. Ich arbeite im ö entlichen Dienst und da habe ich dann nachmittags oft Freiraum, wenn kein Besucherverkehr mehr ist ... (Lachen) ... dann schaue ich mir diese Weltkarte an und pikse mir irgendwelche Inselchen im Pazi k oder Indischen Ozean oder sonst wo raus. Dann google ich im Internet und dann kommt die Sehnsucht hoch, diese Orte mal zu besuchen. C: Ganz alleine auf einer kleinen Insel im Pazi schen Ozean ... irgendwo am Rande der Milchstraße ... T5, Gregor: ... genau, wie so ein Pionier halt. Deshalb liebe ich auch La Gomera so. Das ist ein kleines, überschaubares Archipel und da fühle ich mich total zuhause. Auf dem spanischen Festland bin ich überfordert. C: Spanien ist eine sexuelle Sechs. Die sind zu aufdringlich für dich. T5, Karl: Das Reisethema kenne ich auch. Ich habe als Kind Postkarten gesammelt und aus sicherer Entfernung die fremden Länder sortiert. T5w: Auf jeden Fall reise ich irgendwohin, wo es nicht viele Leute gibt – ein Massenhotel geht gar nicht und dort wie die Sardinen am Strand liegen. Am liebsten fahre ich irgendwohin, wo es nicht übermäßig heiß und sonnig ist.
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T5w: Den Schlüsselsatz der Fünf würde ich so benennen: Wenn ich mich einlasse, werde ich verschlungen. Also brauche ich immer Abstand. Das führt dazu, ein bescheidenes Leben zu führen aus der Angst heraus, sich wirklich ganz einzulassen, weil da ja auch Wünsche entstehen könnten. T5m: Für mich ist ein ganz wichtiger Satz, dass ich für mich und ganz alleine sicher bin. Das ist immer noch die sicherste Variante des Lebens. T5w: Das wäre auch mein Satz: Wenn ich Distanz halte und mich verstecke, bin ich sicher.
T5w: Ich habe die Familiensituation bei mir zuhause auch nach meinem Auszug noch als bedrohlich empfunden. Daher stimmt das für mich auch. Ich üchte lieber und ziehe mich zurück, als mich darauf einzulassen, was andere für Kämpfe oder Dramen miteinander haben.
Genese C: Das Fünfer-Kind wehrt die Mutter und jegliche Zuwendung eher ab. Es braucht Zeit, um ganz vorsichtig heranzukommen. A: Mögt ihr erzählen, wie das früher zuhause war? T5, Clara: Das mit dieser Mutter, die so übergreift, das hatte ich schon stark und auch das Gefühl, dass ich daher mit der Liebe nicht recht was zu tun habe, weil das so schwer beladen ist mit Bedingungen.
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T5w: Die Distanz zu den Menschen war als 14-jährige für mich ganz normal. Was ich schon gespürt habe, war diese innere Einsamkeit. Ich habe auch gespürt, dass eine Distanz zu den Menschen da ist, aber dass die Distanz zu den Menschen auch ein Gefühl ausgelöst hat, das hatte ich nicht. C: Was hast du jetzt für ein Gefühl zu der 14-jährigen, zu diesem inneren Kind? T5w: Wenn ich an die 14-jährige denke, kommt bei mir eher Traurigkeit. Ich habe einen ganz warmen Zugang zu ihr. C: War die Distanz gleichermaßen zu allen oder gab es da Ausnahmen? T5w: Zu manchen Menschen habe ich mich mehr hingezogen gefühlt, aber das war mehr so eine Kopfgeburt. Manche Menschen haben mich mehr angezogen, aber es ist nicht umgesetzt worden.
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A: Wie versteckt sich die Fünf? In einem Seminar geschieht das z. B. hinter der Technik und manchmal hat man das Gefühl, die könnten sich unsichtbar machen. Wie funktioniert das? T5m: Eine Gemeinsamkeit unserer Fünfer-Gruppe war, dass wir uns alle gut verstecken konnten: unter Tischen, Betten, irgendwo draußen in der Natur oder im Garten auf einem Baum, irgendwo – wir waren weg.
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T: Habt ihr auch irgendwelche anarchistischen Elemente in euch entdeckt? T5m: In der Pubertät musste ich ins Extrem gehen. Also so ich bis zum Umfallen, ging auf Partys, habe versucht, keine Regeln mehr einzuhalten, wurde zu Klassenkonferenzen zitiert. Das war meine rebellische Phase. Da durfte ich mal.
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T5, Gregor: Wenn ich an die Jugendzeit zurückdenke, da war ich eine ausgeprägte Fünf. Ich habe sehr zurückgezogen gelebt. Ich habe immer das Gefühl gehabt, ich gehöre nicht dazu. Es war auch ganz gut, denn ich wollte gar nicht dazugehören. Die andern waren sowieso so ober ächlich und langweilig. All das Geplapper über Kino lme und schöne Mädchen, das war alles ein bisschen langweilig. Was mich wirklich interessiert hat, waren schwere emen, die meine Sinnkrisen abdecken konnten. Ich hatte regelmäßig Sinnkrisen, auch schon als ich sehr jung war und das habe ich dann angefüllt mit eorien und Philosophien. Kafka fand ich toll, weil er die Sinnlosigkeit des Daseins widerspiegelt. Da habe ich mich sehr drin gesehen, das hat viel Freude gemacht. Später fand ich Suprematismus1 toll und dann Yoga. Ich bin von ema zu ema gehüpft und habe versucht, diese Sinnlosigkeit des Lebens irgendwie zu verstehen und auch auszufüllen, so dass ich da noch mehr Halt und Untergrund bekommen habe. Es war schwierig, irgendwie Fuß zu fassen. Zum Glück habe ich einen Partner getro en, der mich da rausgezogen hat, aus dieser selbst gewählten Einsamkeit und mir gezeigt hat, dass man auch Menschen kennenlernen kann. Die können auch nett sein und vor denen muss man keine Angst haben. Ich habe immer ein bisschen Angst vor Menschen, auch heute noch. Ich muss immer schauen: „Kann ich dem vertrauen oder meint er es böse?“ Wenn ich dann Vertrauen habe, dann kann ich mich da auch reingeben. Aber es ist immer eine Grundangst da, dass ich nicht sicher sein könnte. Jetzt fühle ich mich viel wohler in meiner Haut, weil mich jemand in die Welt rausgeführt hat. Das hat mir sehr gut getan und fühlt sich viel besser an als früher. Dieser Rückzug in die Einsamkeit ist auf eine gewisse Art sehr belastend.
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T5, se, Vera: Ich hatte auch immer das Gefühl, ich bin anders, aber nicht so wie die Vier, für mich war es kein Problem.[UM 4-5] Ich war mit 14 Jahren in der Schachmannschaft und da waren sonst nur Jungs. Ich war recht gut und habe die meisten besiegt. Ich fühlte mich in diesem Kreis überhaupt nicht wohl, aber wenn ich gespielt habe, habe ich das gar nicht gemerkt. Ich habe mich quasi in das Spiel hinein aufgelöst und alles war gut.
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T5w: Meine Mutter wollte immer, dass ich jedem Menschen „Guten Tag“ sage, wenigstens den Menschen, die ich kannte, z. B. der Kindergärtnerin. Ich mochte sie nicht und deshalb wollte ich auch nicht „Guten Tag“ sagen und habe das auch nicht gemacht. Vielleicht ist das ein Ausdruck, wie man als Fünf mit Fremden umgeht. Es geht darum, was gerade im Moment passt und das ist dann auch sehr konsequent.
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T5m: Wenn ich mich mit anderen Kindern vergleiche, habe ich immer das Gefühl, ich wäre wenig dankbar meinen Eltern gegenüber oder ich sei nicht liebenswürdig genug. Gestern kamen einige Mütter zu uns, die Fünfer-Kinder haben und wir haben festgestellt, viele Fünfer-Kinder haben nicht so eine tiefe Bindung zu den Eltern. Das hat mich sehr entlastet. Ich dachte früher, es ist etwas mit mir falsch, ich bin psychisch krank oder unzureichend entwickelt und das war ein großer Stein, der von mir abgefallen ist, dass das völlig okay ist, dass das so sein kann. A: Trotzdem kannst du von deinen Eltern alles nehmen und wenn du alles genommen hast, dann kannst du auch frei sein und gehen. Dann ist da eine natürliche Dankbarkeit, das ist die Verbindung. Es entsteht eine neue Haltung: Ich habe von ihnen das Leben geschenkt bekommen. Das habe ich genommen und damit gehe ich jetzt in die Welt hinein. T5m: Es ist mehr ein inneres Gefühl. A: Im Inneren ist die Verbindung da. Das ist schön und das trägt.
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T5, se, Vera: Ich bin mit 19 Jahren von zuhause ausgezogen und meine Eltern sehe ich etwa zweimal im Jahr. Dennoch fühle ich mich mit ihnen sehr verbunden im Herzen. Dieser innere Herzenskontakt ist für mich
vollkommen unabhängig von der Anzahl der realen Kontakte per Telefon oder Besuch. Mein Vater ist wohl auch eine selbsterhaltende Fünf. Den haben wir während meiner Kindheit fast nie im Wohnzimmer gesehen. Er hatte im Keller seinen Hobbyraum und da fühlte er sich wohl. Er meldet sich heute bei mir ungefähr so selten wie ich mich bei ihm. Dennoch scheint die innere Verbindung zu funktionieren. Einmal kam dieser Impuls, ihn anzurufen, ganz überraschend und intensiv, was ich dann auch tat. Seine Frau sagte mir: „Er wird in einer Stunde in den OP geschoben …“ Es war ein „Routineeingri “ und natürlich hatte er mir nichts davon gesagt.
Was sich das Kind wünscht
T5, Clara: Ein starkes Muster war für mich als Kind: „Lass mich in Ruhe – ich bin so allein, warum ist keiner da.“ Da war die Angst, verlassen zu werden, verbunden mit dem Schmerz, eigentlich zu wissen, dass noch nie jemand da war. Ich glaubte, es allein bewältigen zu müssen durch den Versuch, die Welt noch besser zu verstehen und damit die mentale Abspaltung noch mehr zu verstärken und die Gefühle noch mehr zu verdrängen. Welche Hilfe können Eltern dafür geben? Wirklich da sein und hinsehen, dem Fühlen Raum geben, den Schmerz gemeinsam fühlen, der Angst begegnen, die Angst vor dem Fühlen mindern und das Geschehenlassen üben. T5, Gregor: Ich glaube es ist wichtig, dem Kind die Möglichkeit zu bieten, einen Rhythmus zu nden: Dem Mentalen Raum zu geben, z. B. lesen, knobeln etc. und daneben auch körperliche Aktivitäten anzubieten, sich (in der Familie) zu begegnen und sich zurückzuziehen. T5, Hanna: Ich nde wichtig, dass es keine Übergri gkeiten gibt, z. B. im Sinne von ungewollt anfassen. Oder „Wir wollen ein „glückliche-FamilieFoto“ machen, umarme doch mal deine Geschwister.“ T5, Marlene: Ehrlichkeit und Authentizität nde ich sehr wichtig. Meine Mutter erzählte mir einmal „das und das“ ist das Schlimmste, was man machen kann. Ziemlich viel später hieß es „dies und dies“ ist das Schlimmste. Da war klar, dass beides nicht stimmen kann und meine Mutter wahrscheinlich unglaubwürdig ist.
T5, Vera: Ich hätte mir mehr gute Beispiele gewünscht, die ich erst mal hätte beobachten können (die Lieblingsbeschäftigung der Fünf ), um dann in meinem Tempo entscheiden zu können, was davon ich auch ausprobiere. Gute Beispiele bezüglich: Gefühle zeigen und diese auch passend ausdrücken, Zuneigung ausdrücken, Liebe zeigen, über Dinge sprechen, die einen wirklich berühren und bewegen oder vielleicht peinlich sind. Wichtig ist, dass das Angebot und die Einladung da ist, ich aber die freie Entscheidung habe, was ich davon wann und wie annehmen und ausprobieren möchte. Eine Fünf als Vater ist dafür sicher nicht das beste Vorbild, aber dafür kann er ja auch nichts. Dafür hat er mir viel über Technik erklärt und mich in das Abenteuer der Anfänge der Computerzeit mitgenommen – wenn ich ihn gefragt habe. Das hat mich interessiert. So hatten wir auf unsere Fünfer-Art Zeit zusammen. Das waren alles Sachen, die jetzt nicht so „mädchenhaft” sind. Und keiner hat gesagt, das wäre falsch für ein Mädchen. Das war auch wichtig.
Physis C: In Amerika haben Fünfer öfter einen Bart und eine Hornbrille, woran man sie erkennen kann. A: Sie haben manchmal eine etwas nasal wirkende Sprache, so, als ob auch diese von etwas weiter her kommen würde und eine Denker-Stirn. Es gibt die Geschichten von Menschen, die ununterbrochen am PC sitzen und dabei verdursten. Der Körper wird in der geistigen Tätigkeit oft vergessen.
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T5m: Häu ger kamen in unserer Fünfer-Gruppe frühe Erkrankungen vor. Ich hatte zuerst Neurodermitis, später Asthma und wurde verschickt deshalb; da war so eine Entkörperlichung, d.h. ich hatte mich von meinem Körper verabschiedet, falls er jemals da war, den konnte ich nicht gut gebrauchen. T5, se, Vera: In meiner Kindheit hatte ich viel mit Erkältungen, Fieber und Husten zu tun. Das hat sich über die Jahre sehr gebessert. Wenn ich zu viel in meinem Kopf lebe, dann vergesse ich den Körper ganz, als wäre er nicht da und dann geht es mir nach einiger Zeit gar nicht gut. Ich fühle
mich dann schwach, irgendwie krank und doch gibt es meist nichts konkret Diagnostizierbares. Es gab auch eine Zeit auf meinem inneren Weg, als die erste Schutzschicht schon zerbröselt war und die ganzen nicht gefühlten Gefühle raus wollten. Das habe ich ganz intensiv und nicht unbedingt angenehm im ganzen Körper gespürt: Als würde jede Zelle vibrieren und gleich platzen. Das waren sehr starke energetische Bewegungen. Was mir sehr gut tut ist Ausdauersport: Joggen, Radfahren, in die Berge gehen, Aikido. Da komme ich im Körper an, das erdet. Ich komme dabei sehr schnell in einen Flow, bei dem auch der Körper dabei ist. Ich glaube, diese körperlichen Dinge sind ganz wichtig für uns Fünfer.
Leidenschaft: Habgier A: Die Fünf hat eine Eigenschaft, die man so erst mal nicht richtig versteht: die Habsucht. Was die Fünf gerne haben möchte, ist Wissen. Und dieses Wissen sammelt sich bei der Fünf auch an. Es können sich auch Dinge horten wie bei der Neun, aber auf eine ganz andere Weise. Bei der Neun ist es so, dass die Dinge angeschwemmt kommen. Die sammeln sich an und die Neun wird sie nicht wieder los, während die Fünf ganz explizit die Briefmarken aus der Kolonialzeit von 1900-1930 sammelt.[UM 5-9] Und auf diesem Gebiet ist sie dann die Expertin oder der Experte. Es ist etwas ganz Exquisites. Wenn die Fünf Yoga machen würde, dann wäre das ein ganz bestimmter Zweig vom Yoga, wahrscheinlich der ursprünglichste. In dem Zweig kennt sie sich dann aus. Es ist gerne so speziell, dass es nur ganz wenige in Deutschland oder auf der Welt gibt, die sich mit diesem ema auskennen.
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T5m: Ich sammle z. B. Deckblätter von Autoquartett-Spielen aus den siebziger Jahren. (lautes Lachen) Da gibt es nichts zu Lachen. Das ist eine ungeheuer reichhaltige Welt. (erneut lautes Lachen) T5w: Ich habe dieses Sammeln von Dingen gar nicht. C: Das muss kein äußeres Sammeln sein, das kann auch einfach ein inneres Sammeln von Wissen sein. Der Computer ersetzt vieles, früher
musste man Lexika haben und jetzt hat man eine kleine Datei oder einen Internetlink. A: Wie die Jugendlichen heutzutage zu sagen p egen: „Dein bisschen Lebenserfahrung google ich mir doch in fünf Minuten zusammen.“
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T5w: Ich glaube, ich habe die 180° Drehung gemacht mit der Habsucht, indem ich versuche, möglichst nichts mehr zu haben. Ich war ein Jahr in einem Ashram und als ich zurückkam, habe ich versucht, meinem ganzen Hausrat rauszuschmeißen. Alles was ich hatte war mir eigentlich zuwider. Was ich auch kenne, ist dieses Wissen fressen. Das habe ich auch aufgehört, weil ich festgestellt habe, dass ich damit nirgendwo mehr hinkomme. Ich habe es früher schmerzhaft erlebt, wie ich gelesen habe und mein Geist hat sich immer noch mehr hineingefressen und noch schneller noch mehr Wissen anhäufen wollen. Dieses Seil habe ich dann irgendwann wirklich durchgeschnitten.
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T5m: Wir haben in unserer Kleingruppe entdeckt, dass wir alle eine Bücherwand haben und auch einen Zugang zur Askese. Diese Matratze auf dem Boden und diese Bücherwand tre en ziemlich haargenau zu. Für mich ist es eine Entdeckung, darin Habgier zu sehen, die Entdeckung, dass unter diesem Wissen-Wollen zum einen eine Gier ist, immer mehr wissen zu wollen und dass dieses Wissen auch so eine Art Schutzwall vor dem Unbekannten ist. Mir ging es so, dass eine Partner-in mich immer wieder herausgebracht hat in die Welt. Ich glaube von Natur her hätte ich diese Erkundung, wer ich bin, am liebsten mit mir selber ausgemacht. Der Sinn für Autonomie und Autarkie ist bei mir sehr stark ausgeprägt.
Geizig mit Geld
T: Wofür gebt ihr Fünfer gerne Geld aus? T5, Gregor: Reisen und Technik, ansonsten gebe ich eher ungern Geld aus. Wenn, dann wird, ähnlich wie bei den Sechsern, erst dreimal überlegt. Und am besten ist es, wenn gerade herabgesetzt wurde, dann geht es schneller mit der Überlegung. Wir sind sehr bescheiden und kommen mit wenig aus und gönnen uns auch nicht viel.
A: Der Unterschied ist, dass die Fünf versucht, alle Fakten zu sammeln, bevor sie sich entscheidet, während die Sechs einfach nur zweifelt, um nichts falsch zu machen.[UM 5-6] T5, Karl: Bei mir hat sich das gewandelt. Durch meine spirituelle Suche gebe ich jetzt mehr Geld aus für Seminare, für Bücher und nach wie vor für Reisen. T: Die Einbuße an Lebensqualität, die ihr durch eure Sparsamkeit erkauft, leidet ihr da nicht drunter? T5, Marlene: Welche Einbuße? T5, Gregor: Es ist uns ja gar nicht präsent, worauf wir da verzichten. Die Sicherheit steht im Vordergrund. „Das Unglück, das man nicht hat, ist das größte Glück.“ T5, Marlene: Ich denke da gar nicht so an Sicherheit. Für mich trägt nicht ausgegebenes Geld ein ungeheures Potenzial, denn wenn ich mir vorstelle, was ich mir alles kaufen könnte ... (Lachen) ... die Fünfer haben ein unglaublich plastisches Denkvermögen, das ist fast besser, als wenn ich es hätte. Das ist kein Verzicht, kein Verlust, das ist Potenzial. T5, Gregor: Wo es wirklich eine Einbuße gibt, ist bei den Gefühlen: Die Gefühle sind wie in einer Schatzkiste mit Vorhängeschlössern weggesperrt. Das nimmt mir die Lebensqualität. T5, Marlene: Für mich ist die Fünf kein Muster, das keine Gefühle hat. Im Gegenteil, da ist unter Umständen sehr, sehr viel Gefühl da, aber es ist in der Situation nicht zugänglich. A: Ja, natürlich hat jeder Mensch Gefühle. Die Fünfer sind besonders emp ndsam, sensitiv. Das ist der Grund, warum die Gefühle so gut versteckt sind.
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T5m: Ich habe schon als Kind das Geld, das ich geschenkt bekommen habe, ohne Ende gehortet. Ich habe sogar manchmal meiner Mutter Geld aus dem Portemonnaie geklaut und habe mich daran ergötzt; habe das Geld immer wieder neu gezählt, nicht um was zu kaufen, sondern um es anzuhäufen, das war in einer kleinen Schachtel unter meinem Bett. Abends habe ich es dann rausgeholt, wenn mich keiner beobachtet hat.
A: Es scheint so zu sein, dass Dagobert Duck doch eine Fünf ist ...
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A: Ein schönes Beispiel für den Geiz der Fünf beschreibt Eli: Da war ein Mann, der furchtbar reich war und immer, wenn seine Kinder in seinem großen Haus zu Besuch waren, haben sie bei ihm telefoniert. Das hat ihn so genervt, dass er am Ende ein Münztelefon für seine Kinder angescha t hat. T5w: Was mein Konto angeht, das ist vielleicht ein bisschen hoch für ein Girokonto, aber das muss so sein, weil ich das Gefühl brauche, stets schnell verfügbares Geld zu haben. Ich habe ein Auge auf mein Geld und schau auch, dass es da bleibt, wo es ist. Das ist dann eine Beruhigung. Nicht Geld an sich zählt, sondern das, was ich damit verbinde, was für mich hinter dem Geld steht. Das ist Ruhe, das ist Unabhängigkeit, das ist Raum, den ich für mich habe, den ich für meine Gedanken habe und für das alles habe, worauf ich meinen Fokus lege. Fokussieren ist für mich ein ganz wichtiges ema.
Geizig mit Zeit
T5w: Eigentlich halte ich mich schon für einen umgänglichen Menschen, aber wenn es um Zeit geht, dann kann ich sehr rigoros werden. Es ist so, als ob ich um mein Leben kämpfen müsste, um was ganz Substantielles, das ich einfach nicht hergeben will. Da kommt ein kurioses Spielchen hoch: Wenn ich mich mit jemandem tre e, dann halte ich mir immer eine Hintertür o en für den Fall, dass ich das Gefühl habe, ich muss das zu Ende bringen, ich muss jetzt weg, ich muss wieder ins Alleinsein. Von dieser Basis aus kann ich mich leichter einlassen.
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T5m: Wenn sich jemand mit mir tre en will, ist da: „Jemand stiehlt mir meine Zeit.“ Das heißt nicht, dass es mir keinen Spaß macht, mich mit jemandem zu tre en, doch der Impuls aus der Fixierung ist dann, da nimmt mir jemand etwas weg. Deshalb ist es auch nicht so leicht, uns Fünfer zu tre en. Anders ist es hier im Kurs, da gehe ich eigentlich nie alleine essen und ich genieße es sehr, mich auszutauschen, man spricht einfach auch über interessante Dinge.
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A: Ein Anrufbeantworter-Text einer Fünf ist tatsächlich: „Nach dem Signalton können Sie eine Nachricht von bis zu einer halben Minute Länge hinterlassen.“ T5, Vera: Ich nde es immer nervig, wenn ich jemandem eine Nachricht hinterlassen möchte und da kommt dann erst mal so eine ellenlange Ansage. Das habe ich meinen Anrufern erspart. Mein AB-Text lautete lange Zeit: „Hier ist der Anrufbeantworter und gleich folgt der Piepton.“
Idealisierung: Ich weiß C: Die Fünf ist diejenige, die ganz nah am inneren Abgrund lebt. Sie nimmt diesen inneren Abgrund, den alle Menschen bewusst oder unbewusst kennen, am nächsten wahr und schützt sich vermeintlich gegen die erlebte Bedrohung, indem sie Wissen anhäuft. Die Fünf ist diejenige, die sagt: „Ich weiß Bescheid.“ Die Fünf weiß nicht alles, aber auf bestimmten Gebieten, die sie sich ausgesucht hat, kennt sie sich bestens aus.
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T5w: Gefühle sind schon schlimm genug, aber besonders schlimm sind sie in Gegenwart anderer, wenn auch noch Nähe dazu kommt. Fühlen und Weinen in meinem stillen Kämmerlein, das ist das eine, aber mich damit Menschen zu zeigen, auch oder gerade den vertrauten Menschen, das war ein großer Schritt. Da kommt dann der Impuls: bloß weg! Das kann, wenn es möglich ist, der körperliche Rückzug sein, weg aus der Nähe dieser Menschen. Das kann aber auch die Flucht in die Gedanken sein. Das machen ja alle Mentalen. Die Sechs weiß dann wenigstens noch, dass sie nicht weiß und zweifelt rum. Bei der Fünf ist es gerade das „Ich weiß“.[UM 5-6] Ich erkläre das Ganze, weiß, warum es so ist und wie man damit umgeht. Die Gefühle sind wie weggeblasen und ich hab alles wieder im Gri .
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T5m: Geld beschäftigt mich heute nicht mehr so stark wie früher. Seit drei Jahren hat die spirituelle Suche angefangen und die Habsucht nach Wissen ist jetzt mehr in den Vordergrund gerückt. Leider. Denn es ist im Grunde genommen ja nichts anderes.
C: Dann konfrontiere dich mit dem Nicht-Wissen! A: „Die Dummen wissen, dass sie nicht wissen und die Schlauen wissen, dass sie nicht wissen und in der Mitte blüht der Größenwahn.“2 C: Du könntest Folgendes als spirituelle Übung machen: Du könntest alle Fragen, die wir nicht wissen, aufschreiben und in einen Kasten legen, unter deinem Bett und abends schaust du immer rein. Die einfache Frage, wann wir sterben werden und warum. Die Frage, warum es so viel Leid gibt in der Welt und Krankheit und warum das so unterschiedlich verteilt zu sein scheint. Das sind Fragen, die wir niemals beantworten werden.
Redestil: Abhandlung A: Der Redestil der Fünfer-Fixierung ist die Abhandlung. Man könnte auch sagen das Traktat. Wenn wir uns vorstellen, wie die Eule den anderen Sinn und Zweck einer Expedition erklärt und darlegt, bekommt man ein Gefühl für die Art der Fünf zu sprechen. Der Psychiater Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer hat eine Fünfer-Fixierung. Nun erwartet man natürlich bei einem Professor, der einem die Funktionsweise des Gehirns erklärt, auch einen belehrenden Redestil, aber die Fünf spricht immer ein bisschen wie ein Professor. Auf diese Weise ist der Redestil sehr eng mit der Idealisierung verknüpft. Dabei wird deutlich, wie sehr das Wissen den anderen Menschen gegenüber als Schutzmauer gebraucht wird. C: Stell dir einen Uhrmacher vor, der dich belehrt, wie das mit der Unruh funktioniert. Der Ton ist immer ein bisschen herablassend, so, als müsste man das wissen, freundlich aber etwas hochnäsig.
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T5w: In der Fünfer-Gruppe el mir auf, dass unser Reden und Denken in Konzepten statt ndet. Einer sagt: „Es ist soundso ...“ und dann gibt es gleich das ganze Gedankengebilde dazu. Ich fand das ziemlich nervig. Smalltalk, da waren wir uns alle einig, das mögen wir gar nicht; sinnloses Geschwätz, das ist Zeitverschwendung.
Abwehrmechanismus: Isolierung
A: Isolierung bedeutet hier die Isolierung des A ektes. Jeder Mensch kann seine Gefühle abspalten und in der Tiefe seiner Seele versenken. Die Fünf hat alle Gefühle an einen Platz verbracht, zu dem nicht nur andere Menschen keinen Zugang haben. Die Gefühle sind so weit abgespalten und ausgegrenzt, dass sie sie nicht mehr bemerkt und selbst, wenn sie danach sucht, nur schwer ndet. Die große Emp ndsamkeit der Fünf verursacht, dass die Gefühle überwältigend erlebt werden. Hinzu kommt, dass sie im Umgang mit allen Emotionen sehr wenig geübt ist. Eine Folge der Isolierung des A ektes ist auch die Zurückgezogenheit und Unsicherheit im Umgang mit Menschen, weil es natürlich schwer ist, Beziehung zu gestalten, ohne etwas zu fühlen, bzw. mit der Furcht, auftauchenden Gefühlen hil os ausgeliefert zu sein.
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T5m: Was ich sehr stark habe, ist das Sensible. Ich merke in einem Raum oder auch wenn Menschen beisammen sind, ob das passt oder nicht passt. Es ist nicht so, dass da nichts da ist an Gefühlen. Allerdings habe ich Dankbarkeit erst mit 30 Jahren kennengelernt. Ich habe mich gewundert, warum alle „Danke“ sagen. Das Gefühl dazu, das habe ich erst sehr spät entdeckt.
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C: Karen Horney hat darauf hingewiesen, dass diese Menschen moralisch wahrscheinlich die Integersten sind. Das liegt auch ziemlich auf der Hand, weil sie die andern nicht so manipulieren wollen. Sie wollen nicht so viel haben und zurückbekommen, weil sie sich mehr mit ihrem Abseits-Stehen identi zieren und damit mehr einverstanden sind. Andere Fixierungen laufen normalerweise so: „Ich brauche was. Wie muss ich mich verhalten, damit die andern mir geben und tun, was ich will?“ Mit diesen Sorgen hat die Fünf weniger zu tun. A: Die Fünfer wollen nichts von dir und sie brauchen auch nichts von dir, weil sie innerlich ziemlich autark sind. Man kann sich natürlich vorstellen, dass es jemand mit einer sexuellen Fünf schwerer hat als mit einer Selbsterhaltungs-Fünf. Da kommt man dann manchmal in die Bredouille. Aber im Prinzip ist die Fünf sehr integer. Denn wenn man wenig braucht, dann ist man auch nicht bestechlich.
C: Sie sind die Prinzipientreusten, die sich am wenigsten von allen verkaufen. T5: Das stimmt. Ich mache immer nur, was ich für richtig halte. Da kann mir keiner reinreden. Ich mache das einfach, egal was andere sagen. C: Aber es ist auch o ensichtlich, wie sehr diese Methoden dazu führen, sich vom Leben abzutrennen. Ich scha e mir ein Ersatzleben, das ich selber bestimme, in dem ich mich wissend fühle, wo ich mir nicht reinreden lasse, aber wo ich mir auch den Kontakt zu den Menschen und zum Leben verboten habe. Die Fünfer zahlen einen sehr hohen Preis.
Vermeidung: Leere C: Die Fünf steht in der Enneagramm-Graphik ganz unten. Dort ist eine freie Stelle, die das innere Schwarze Loch symbolisiert. Das deutet an, dass die Fünf sehr nah an dieser inneren Leere ist, die Angst macht. Die Angst der Fünf ist die vor dieser Leere. Das Wissen und das ständige Denken über das Gewusste und das Einordnen, das ist ihr Schutzwall gegen diese innere Leere, das ist die Wurzel der inneren Bewegung und Dynamik. A: Dieser mentale Schutzraum, der kann sehr ausgefeilt sein. Sie haben manchmal auch Verschwörungstheorien, die sehr gut dokumentiert sind. Bestimmte Firmenlogos deuten auf bestimmte Geheimbünde hin, das kann man beweisen. Es gibt Welterscha ungstheorien und Weltbefreiungstheorien, es gibt hier einen Artikel dazu und da einen, in dem man das Dahinter heraus nden kann. Sie haben 1000 Artikel und wenn du nach einem fragst, dann können sie den Ordner greifen und dir sagen, wo dieser Artikel steht. Das ist ein ganz ausgeklügeltes System, wie die Welt zu verstehen ist. Es gibt dieses Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“, in dem die Dimensionen verschoben werden. Da gibt es einen Protagonisten auf der Erde, dessen Haus weg muss, weil eine Straße gebaut wird; aber der Planet Erde im All muss auch weg, weil da ebenfalls eine Straße gebaut wird. Diese Art von Dimensionsverschiebung zu verstehen und dann die Masse von Schwarzen Löchern zu berechnen, das sind so schöne herrlich theoretische und abstrakte Ge lde. Da begegnet man ja auch
niemandem. In einem astrophysischen Institut ist es tatsächlich so, wie wir es bei den Fünfern beschrieben haben: Sie sitzen den ganzen Tag vor ihrem Computer und recherchieren. Dann tre en sie sich um 14 Uhr und teilen sich gegenseitig mit, was sie erforscht haben.
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T5m: Das Existenzielle liegt mir nah, also Leben und Tod direkt, die emen sind mir vertraut. T5w: Gestern in der Gruppe haben wir alle dieses Erlebnis vom Schwarzen Loch, das sehr nahe ist, geteilt. Man spürt diesen Sog, die Leere. T5m: Diese starke mentale Ausprägung hat mir immer geholfen, vor diesem inneren Sog des Schwarzen Lochs weg zu kommen. Es ist oft in meinem Leben da gewesen. In meinen Träumen hat es mich verfolgt, in ein Schwarzes Loch gezogen zu werden. C: Da helfen dann Gedanken und ab und an, das Geld unter dem Bett zu zählen ...
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T: Die Frage ist für mich noch: Wenn jemand so dicht an diesem Abgrund sitzt, ist es dann nicht einfacher für ihn, da hinein zu hüpfen oder ist es gerade dann schwieriger? C: Einerseits kann man sich vorstellen, dass das Schwarze Loch etwas sehr Vertrautes ist, andererseits kann man sich auch daran gewöhnen, sich davon weg zu stemmen. Wie bei allem im Leben enthält es eine Gefahr und eine Chance; die Gefahr liegt darin, dass wegen der Nähe zum Schwarzen Loch die Abwehr dagegen besonders stark entwickelt ist, die Chance, gerade wegen dieser Nähe die Abwehr aufzugeben und zu entdecken, was unter dem Schwarzen Loch ist, tiefer als all das. Und das geht nur, indem ich bereit bin, mich durch das Schwarze Loch in die Tiefe fallen zu lassen. A: Die Konditionierung, Gefühle zu vermeiden, die auftauchen, sobald man sich der Leere nähert, ist bei der Fünf sehr ausgeprägt.
Falle: Beobachter
T5w: Ich isoliere mich, im Sinne von Rückzug und Erschöpfung bei zu viel Kontakt mit der Welt. Dabei besteht die Gefahr, in der Isolation zu versinken und jeden nährenden Kontakt mit der Umgebung zu verlieren. A: Fünfer sind Beobachter. Wir reden ja oft davon, der innere Beobachter zu sein oder den inneren Beobachter zu haben. Die Fünf ist dieser Beobachter, Beobachter aus Resignation: „Wenn ich mich darauf einlassen sollte, was das Leben bringt, dann fühlt sich das so gefährlich an, dass ich das nie wieder berühre.“ C: Das geschieht wegen der Nähe zum Abgrund, von dem andere sich weiter weg erleben. Aber diese Resignation wird in der Regel verdrängt. Sie ist nicht so bewusst. A: Das sieht von außen so aus, als ob das eine stille, einverstandene Teilnahms-losigkeit sei, aber in Wirklichkeit ist es eine tiefe Resignation.
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T: Fühlt die Fünf sich in dieser Beobachterposition wohl oder ist ihr das eher unangenehm? C: Eher wohl. T: Da tritt diese Resignation nicht auf? A: Sie ist nicht bewusst. Das ist einfach: „Ah, ich sitze hier in meinem Elfenbeinturm und da richte ich mich ein.“ C: Oft auch: „Ich habe mich dafür entschieden.“ Und zwar mit einer leicht arroganten Haltung. „Das gemeine Volk ist mir nicht gut genug, unberechenbar. Es ist besser, ein bisschen Abstand zu halten.“ T: Ja, das stimmt. Mein Vater ist eine Fünf und mein Bruder ist auch eine Fünf, so eine richtige Fünfer-Dynastie in der ganzen Verwandtschaft. Sie fühlen sich total wohl damit. Sie sagen: „Alle Menschen sind doof, was machen die alle für schlechte Dinge, aber ich mache nur das, was richtig ist.“ Sie sind völlig zufrieden damit.
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T5m: Diese Beobachterrolle ist eigentlich ganz toll. Der Punkt ist nur, dass ich keine Wahlfreiheit habe. Wenn ich wirklich jemanden kennenlernen will oder in Kontakt treten will, dann geht es einfach nicht und das macht es anstrengend und leidvoll. Eigentlich brauche ich nicht
viel Kontakt, ich kann gut mit mir sein, aber ganz geht es natürlich auch nicht und dann wird es unschön und schmerzhaft. T5w: Wir haben gestern festgestellt, dass wir alles bei den anderen beobachten. Ich habe als Kind schon sehr viel die anderen Menschen beobachtet und sie von unten bis oben gescannt. Ich konnte mich noch jahrelang erinnern, was sie gesagt haben.
Schatten „So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“ Arthur Schopenhauer A: Zum Schatten der Fünf gehört sicher ihre große Verletzbarkeit, diese innere Zartheit, verbunden mit der Sehnsucht nach einer Form von Kontakt, die dieser Berührbarkeit entspricht. Weil die Fünf aber davon so weit weg ist, und sich praktisch in ihrem Gehirn verschanzt hat, muss sie diesen Posten mit allem, was ihr zur Verfügung steht, verteidigen. Daraus ergibt sich die Starre der mentalen Konzepte und diese teils sehr ruppige, fast misanthrope Haltung. Misanthropie beschreibt die Sichtweise einer Person, die die Menschen hasst bzw. (ihre Nähe) ablehnt. „Misanthropie charakterisiert eine Geisteshaltung, keine Handlungsweise. Ein Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen. … Bei ex-tremen Fällen von Abscheu dem Menschen gegenüber sondert sich der Misanthrop ab und führt ein Einsiedlerdasein. Diese selbst gewählte Isolation ist von pathologischer Menschenscheu zu unterscheiden, bei der trotz des Wunsches danach keine Nähe zur umgebenden menschlichen Gemeinschaft erreicht werden kann.“ 3 T5, Vera: Vielleicht ist es gerade eine der Lebensaufgaben der Fünf, sich Menschen zu ö nen, jenseits des Fachlichen und das auch konkret, verbal und in Handlung, die Worte und Handlungen der Nähe zulassen, die entstehen wollen und die die Fixierung zurückhält. In diesem Sinne
ist das Tun der Fünf dann ein Anhalten und innerliches Nicht-Tun, ein „sich nicht mehr vor dem Leben und der Lebendigkeit schützen“. Erlebt wird eine Unsicherheit und dahinter steht eine große Angst, sich wirklich zu zeigen, emotionale Verbindlichkeiten einzugehen, die Kontrolle und damit die Autarkie zu verlieren, vereinnahmt und verschlungen zu werden, sich letztlich aufzulösen. Fünfer können eine sehr große Nähe zu Menschen fühlen, sich ganz tief verbunden fühlen und dabei unfähig sein, dies auch in irgendeiner Form konkret auszudrücken.
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T: Meine Fünfer-Schwester hat mir kürzlich in aller Freundlichkeit empfohlen, doch mal in die Psychiatrie zu gehen und das im Vollbewusstsein ihrer eigenen unzweifelhaften Lebensposition. Das hier jetzt hat für mich O enbarungscharakter. A: Wie wir es von anderen auch schon gehört haben, besteht das Gefühl der eigenen moralischen Überlegenheit selbst den Geschwistern gegenüber. A: In dem Film „Die Liebenden von Pont-Neuf“ mit Juliette Binoche gibt es diesen jungen Protagonisten, der verhindern möchte, dass seine Freundin ihn verlässt, auch wenn sie das ihr Augenlicht kostet. Er fackelt alle Plakate ab, auf denen sie gesucht wird, um sich zur Behandlung der Augenkrankheit zu melden, damit sie bloß nicht weggeht, wo er gerade mal Eine gefunden hat. Man hat das Gefühl, jede Berührung ist schmerzhaft, wie bei „Hans, mein Igel“. Also innendrin – die ganze Seele besteht aus Glas und man darf sie auf keinen Fall berühren. Das homöopathische Mittel dazu ist Antimonium crudum, der schwarze Spießglanz.
Arbeit T5, Gregor: Wir in unserer Fünfer-Gruppe sind nicht besonders karrierebewusst, wir sind alle drei im ö entlichen Dienst. Da kann man auch Karriere machen, aber da ist es ruhiger als woanders durch die sicheren Einnahmen. Wir sind ja tendenziell anspruchslos und das reicht dann eben auch. T: Wie geht ihr mit Leistungsdruck um?
T5, Gregor: Leistung steht nicht als zentrales ema an, weil wir ein relativ starkes Selbstbewusstsein haben, was Können und Wissen angeht. T5, Karl: Ich nde es auch nicht wichtig. Ich war früher Unternehmensberater. Einer der Gründe, warum ich nach zehn Jahren ausgestiegen bin, war, dass ich das nicht mehr ertragen konnte. Es war mir zu einseitig und zu ober ächlich. Ich fand das inhaltlich super, weil ich all meine Neugierde nach neuen Dingen befriedigen konnte. Ich konnte sehen, wie eine Bank funktioniert, eine Flug-gesellschaft, eine Versicherungsgesellschaft. Aber ob man damit Geld verdient und erfolgreich ist, das hat mich eigentlich nie interessiert. Es kommt nicht drauf an, was man tut, sondern die Motivation darunter ist ja interessant. Ich habe das lange Zeit gar nicht realisiert, dass meine Kollegen damit Geld verdienen wollten. Das war schon ein Aha-Erlebnis. Damit konnte ich schwer umgehen. T5m: Bei mir kommt das Leistungsproblem gar nicht erst auf, weil ich sehr gut bin. Ich bin einfach fertig, wenn es fertig sein muss. Das klingt jetzt vielleicht überheblich, aber es ist so. Bei allen IT-Stellen, auf denen ich bisher war, war das null ema. T5, Vera: Ich war auch lange Zeit in der IT-Branche und den Leistungsdruck von außen habe ich auch nicht so angenommen. Ich habe mir selber welchen gemacht, bei dem, was ich für wichtig hielt. Ich glaube auch die Fachkompetenz gibt so eine Machtposition. Wenn ich die Einzige bin, die das lösen kann und was weiß, dann kann mir keiner von außen Druck machen. Es war so ein Spiel damit. T5w: Ich habe schon enormen Leistungsdruck erlebt, der entstand aber eher im Inneren. Das entwickelt eine ziemliche Dynamik. Und wenn dann noch jemand von außen etwas will, – womöglich schnell und gut – das kann der Tropfen zum Überlaufen sein, der alles in eine Starre bringt. Davon bekommt im Außen vermutlich aber niemand etwas mit.
Beziehung A: Die Fünf ndet es rätselhaft, wie das funktioniert, dass die Menschen miteinander kommunizieren. Ein Fünfer hat es so formuliert: „Beziehung hat ja etwas mit „Ziehen“ zu tun. Und wenn man mal so eine Tür
anguckt, dann steht da, wo „Ziehen“ steht auch „Drücken“ drauf. Also hat eine Beziehung auch immer etwas mit Ziehen und Drücken zu tun. Und das ist irgendwie unattraktiv.“ Die Fünfer haben, wenn sie sich mit Leuten tre en, nicht die Angst, dass die Leute sie nicht mögen, sondern sie haben Angst, dass die Leute sie vereinnahmen, sie zu sehr mögen.
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C: Fünfer legen oft Wert auf ein eigenes kleines Häuschen oder eine eigene Wohnung. Wenn sie in Beziehungen sind, dann bestehen sie oft auf getrennten Wohnungen. Zusammenzuziehen ist eher unerwünscht. Es sei denn die Beziehung ist ganz geregelt, so dass es genug Raum für die Distanz gibt, für den Rückzug, für das ganz Eigene. Wenn man mit einer Fünf zusammen ist, dann ist es sehr wertvoll, wenn man das Enneagramm kennt, weil man sonst immer wieder irritiert ist von dem Rückzug, wenn man es mit einer Fünf zu tun hat und nicht versteht, warum es nicht funktioniert.
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T2w: Ich bin mit einer Fünf verheiratet und frage mich immer noch, wie das funktioniert. A: Es funktioniert nur ohne Ziehen und Drücken. Dann wird dir etwas geschenkt von dieser Emp ndsamkeit und es ist wunderschön. Sobald du anfängst zu ziehen oder zu drücken, ist es vorbei. Mit deiner ZweierFixierung läufst du bei ihm natürlich vollkommen auf. Das ist doch schön. Wenn du ihn nicht mal mehr brauchst, um ihm zu helfen, dann könnt ihr beide euch wirklich begegnen. Vielleicht zuerst über etwas, was man sachlich besprechen kann, etwas was beide interessiert.
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T5m: In größeren Gruppen rede ich eigentlich gar nichts. Zu zweit kann ich schon sehr viel preisgeben und sehr viel erzählen von mir. Aber es darf nicht überraschend daherkommen, dann kommt nichts mehr aus mir heraus. T5: Beziehungen oder der Kontakt mit Menschen sind für mich wie ein Minenfeld, also immer potenziell bedrohlich und dem weiche ich lieber aus. Kontakt lässt sich nicht vermeiden, irgendwie brauche ich ihn ja auch, sonst versinke ich völlig im Isolationssumpf. Es ist dann aber eher zweckbezogen. Da geht man z. B. mit jemandem ins eater oder ins
Kino. Es ist aber immer klar abgegrenzt, dass man weiß, wo es endet und das ist dabei wichtig. Wenn hier dann so ein Kontaktmensch auf mich zukommt, das ist, als wäre ich im Wald als kleines Kind: dann raschelt es irgendwo und das ist dann sofort der Bär und da erstarre ich innerlich, kapsele mich ab und bin gar nicht da, bin völlig passiv. Ich kann gar nichts machen und fühle auch nichts. Das macht es immer sehr schwer. Im Alltag fühle ich das nicht so, weil ich da Strategien habe, um das mit dem Kopf abzumildern oder davon wegzugehen. A: Und wofür ist diese Grenze wichtig? Wofür ist es wichtig zu wissen, wann die Begegnung zu Ende ist? T5: Damit es kontrollierbar bleibt, nicht zu viel Nähe entsteht und nicht in den Abgrund führt oder ins unkalkulierbare Nichts. Also ich muss wissen, wo das endet. Das andere fühlt sich wie der Tod an oder bedrohlich. A: Und durch was tritt der Tod ein? T5: Also das Bild mit dem Bär tri t es schon. Dass ich vernichtet werde, durch eine fremde übermächtige Kraft.
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T5: Mir wurde gesagt, dass ich zu unverbindlich bin. Ich möchte gerne oft alleine sein. Ich denke, dass ich dann die anderen schnell vor den Kopf stoße und nicht wirklich ausdrücken kann, dass es gar nichts mit der anderen Person zu tun hat, sondern dass ich halt meinem Bedürfnis folgen muss. Und bezüglich Partnerbeziehungen merke ich, dass ich diese regelrecht verhindere, indem ich einfach ganz schnell etwas sehe, was für mich nicht passt, was nicht stimmt, oder irgendwas Negatives. Das passiert so schnell in meinem Kopf, da ist der andere aus Angst vor Nähe schon abgeschrieben.
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T5m: Wenn man nichts sagt, ist alles okay. A: Wenn man nichts sagt, ist alles okay? T5m: Ja, genauso ist es. Ich verstehe die Frage nicht? A: Na, es könnte ja auch sein, dass gar nichts okay ist, dass die Fünf nichts sagt, um Streit zu vermeiden? Oder weil der andere sowieso zu
dumm ist, einen zu verstehen? Oder um den eigenen oder anderen Gefühlen aus dem Weg zu gehen? T5m: Oft ist es einfach so, dass ich keine Lust habe, groß über irgendwas Alltägliches zu berichten. Das ist Zeitverschwendung. Wenn ich sage: „Es war gut.“, dann war es auch gut. Die Fünf ist sehr ehrlich. Zugegebenermaßen, die Varianten, die du erwähnst, die gibt es auch. Da gilt es dann, auf die feinen Unterschiede zu hören. Wenn ich auf die Frage, wie es mir geht sage: „Geht so ...“, dann gibt’s auch irgendwas, was nicht so passt. Wenn der andere dann o en ist, einfach da ist, ohne nachzubohren und abwarten kann, dann kann auch eine Fünf sich mal ö nen und dann kann es sehr tief werden. Aber eine Garantie gibt es nicht. Es braucht schon sehr viel Geduld und Feingefühl, uns unsere Geheimnisse zu entlocken! A: Die Neun weicht dem Kon ikt aus Bequemlichkeit aus, die Fünf fühlt sich zu dünnhäutig.[UM 5-9]
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T: Wenn Unabhängigkeit so ein ema ist, könntet ihr euch dann überhaupt von einem Partner mit versorgen lassen? T5, Marlene: Den Fall kenne ich nicht. Ich habe auch keine Kinder. Weder Ehe noch eigene Familie waren je ein ema. Ich würde mir auch keine Topfp anzen zulegen, obwohl die ein kürzeres Haltbarkeitsdatum haben als Familie, einfach auch wegen der Verbindlichkeit. (Lachen) Verbindlichkeiten verlangen für mich nach Au ösung und zwar im Augenblick ihrer Entstehung. T5, Karl: Ich kenne das aus meiner Studienzeit, dass es mir unangenehm war, von meinen Eltern viel Geld zu nehmen und ich habe dann lieber selbst gearbeitet. T5w: Für mich geht es. Ich wollte schon als Kind mein eigenes Geld haben und bin damit einkaufen gegangen – auch Lebensmittel. Aber woher das Geld kam, das war egal. Also wenn der Partner mich mit seinem Geld machen lässt, was ich will, geht es – wenn es an keine Bedingungen geknüpft ist.
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T: Gibt es einen heimlichen Wunsch, dass doch mal einer kommt und euch einlädt? Oder würdet ihr euch am wohlsten fühlen, wenn gar niemand nach euch schaut? T5m: Du näherst dich wie bei einem Gorilla: Du schaust nicht hin, streichelst erst die Hand, lässt dir Zeit. Nicht überreden und ziehen oder drücken. Der Wunsch, dass jemand für mich da ist, der war schon da. T5w: Meine Mutter ist eine Vier und das war eher disharmonisch zwischen uns. Das hat mich eher erschreckt, diese emotionale Gewalt … ähm Gewaltigkeit meine ich. (Lachen) Mein Vater war eine Fünf und mein jetziger Partner ist eine Sechs und das ist für mich super, weil sie auch mehr zurückgezogen sind. Dann traue ich mich eher raus aus meinem Schneckenhaus, aber mit der Vier war es schwierig. T5w: Wenn es nicht so lange dauert, ist das okay. Wir kommen ja alleine wieder vor. Es war ja nicht so, dass ich vollkommen weg war. Ich hatte meine Antennen oben. Ich habe schon Sachen mitbekommen, die rundum passierten. Und wenn ich dann alleine war, bin ich schon wieder hervorgekommen. A: Du hast dir gewünscht, dass die anderen warten, ob du kommen möchtest und nicht, dass jemand an der Tür klopft? T5w: Ja.
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T5m: Die Fünf kann sich ganz spontan verlieben und sagt das zwei Jahre lang nicht. Die anderen bekommen das nicht mit und trotzdem passiert innerlich etwas ganz Intensives.
Wie andere die Fünf erfahren T6w: Die tiefen Unterschiede zwischen meiner Schwester und mir sind, dass ich eine Sechs bin und meine Schwester eine Fünf. Wir hatten unsere härtesten Kämpfe da, wo ich sagte: „Du musst endlich mal Seminare besuchen.“, wo-rauf sie sagte: „Du musst endlich mal in deinem Zimmer sitzen bleiben und in den Rückzug gehen.“ Um diesen Punkt haben wir Glaubenskämpfe ausgefochten. Was mich im Blick auf sie bewegt, ist, wie sie es scha t, sich in der Einsamkeit zu halten über
dieses: „Ich weiß die tiefsten Geheimnisse der Welt, wie kaum jemand anders.“
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T6: Mein Bruder ist eine Fünf. Zur Moral und zur Integrität haben wir uns so heftig gestritten, dass es fast zu einem Bruch in der Familie kam. Er hatte den Vorwurf an uns, dass wir alle unmoralisch sind und er der Besitzer der Moral ist. Das war so übertrieben und ich wusste nicht einmal, wie ich es ihm sagen sollte. Ich nde ihn auch sehr integer, aber der Vorwurf, dass alle anderen das nicht sind, bringt eine Distanz zwischen uns. Er weiß, er kommt auch ohne die Gesellschaft aus. Da ist eine große Liebe zu ihm, eine große Nähe noch aus der Kindheit und durch ganz viele schwierige Situationen, aber zur Zeit scheint mir diese Sache gerade unüberbrückbar. Ich habe das Gefühl, dieser Mann in seiner Fünfer-Fixierung hat sich komplett für die Fixierung entschieden und gegen die Familie. A: Gegen die Lebendigkeit.
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T: Ein Freund von mir ist eine Fünf. Er geht manchmal monatelang nicht zum Friseur, weil er da ja mit jemandem reden müsste. Einkaufen war ihm schon immer ein Gräuel. Er ist glücklich mit dem Internet, da muss er mit keinem reden. Aber wenn er mal jemanden kennt, dann ist er ein wirklich guter Freund. Es ist kein Problem, wenn man ihn bittet, mal die Blumen zu gießen. Dann fährt er 50 km weit, um im Urlaub dreimal meine Blumen zu gießen. C: Ja, sie sind hilfsbereit, ohne etwas zurück haben zu wollen.
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T: Ist es wichtig für die Fünf, gebraucht zu werden? A: Wozu? T: Bei meinem Sohn habe ich manchmal schon das Gefühl. Wenn ich sage, ich komme mit meinem PC nicht zurecht, dann kommt er mit einer Hochnäsigkeit: „Also Mama, dass du das nicht kannst!“ Er macht dann und geht auch aus sich heraus und ist dann auch bereit zur Kommunikation.
A: Wenn du nicht mit irgendwelchen Gefühlen kommst und er mit dir über Technisches reden kann, dann bist du auch eine adäquate Kommunikationspartnerin.
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T: Meine Tochter ist eine Fünf. Sie ist Expertin im Reiten, aber eher Pferde üstern als nur Reiten, Expertin so richtig durch und durch auf diesem Gebiet. Die Fünfer denken, sie haben das Wissen gepachtet. Wenn ich auch irgendetwas weiß, dann sagt sie ganz erstaunt „Woher weißt du denn das?“ Sie ist unglaublich analytisch und lebensuntüchtig. Ich habe lernen müssen, dass ich ihr überlassen muss, wann sie was von sich preisgibt. Ich habe daran so viel an Geduld lernen müssen, die mir nicht in die Wiege gelegt ist, dass ich manchmal ziemlich verzweifelt war. Sie ist mir so wertvoll und manchmal so fremd, dass es einfach unglaublich ist zu entdecken, was für ein Potenzial in ihr steckt, das ich gar nicht vermute. Sie gibt es ja nicht preis; sie geht nicht rum und sagt, was sie alles weiß.
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T: Ich habe einen Fünfer-Kollegen, der Rechtsanwalt ist. Er sitzt hinter zwei riesengroßen Monitoren und geht nie mit zum Essen. Es ist sehr schwer, mit ihm warm zu werden, aber ich brauche ihn für manche Dinge. Er kommt mir so mimosenhaft vor und ziemlich schwierig. Mit EMails habe ich es schon probiert, das klappt nicht. Meine Frage ist, wie kann ich mit einer Fünf besonders gut kommunizieren? C: Ihm viel Raum lassen. A: Das hängt natürlich auch sehr von der Persönlichkeit ab. Aber das Wesentliche ist, ohne Ziehen und Drücken. T: Ich brauche ihn ja. A: Du kannst ihm sagen, ich brauche dein Wissen oder: Ich brauche jetzt mal zehn Minuten deine Aufmerksamkeit. Dann wissen sie nach zehn Minuten ist das Elend wieder vorbei. Du solltest in kurzen Sätzen mit Subjekt, Prädikat, Objekt deinen Wunsch vortragen und nach zehn Minuten auch wirklich wieder „ablassen“. Die Fünf hat Angst, vereinnahmt zu werden.
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T: Mein Fünfer-Freund hat immer gesagt, es wäre für ihn absolut ausreichend, mit mir unter einer Brücke zu wohnen. Er hat im Haus sein Büro. Ich habe immer gedacht, er arbeitet zu viel, aber das ist wirklich auch sein Rückzugsort. Er braucht eigentlich nur sein Büro. Man fühlt sich sehr angenommen von einer Fünf. Man hat das Gefühl, sie nehmen einen einfach so an, wie man ist. Aber man kommt nicht an sie ran. Er behauptet von sich selbst, er sei ein o enes Buch und sehr reich an Gefühlen, aber man kann sie nicht sehen.
Polarität: sozial – antisozial T5: Ich bin im Privaten mit dieser sozialen Komponente total unfähig, was auch wieder so eine Versagens-Fantasie für mich hervorruft. Aber beim Fachsimpeln merke ich, dass ich in Gruppen Freundschaften schließe, die zeitlich begrenzt existieren. Das kann dann auch von mir aus sehr innig werden. Aber sobald die Gruppe weg ist, ist auch die Freundschaft weg. Das ist dann nicht emotional für mich, aber ich kümmere mich einfach nicht darum. A: Das ist die Polarität der Fünf von sozial und antisozial, die sich so äußert, dass die soziale Verknüpfung auf einer fachlichen Ebene passiert. Da ist jemand Botaniker. Er tri t sich mit anderen Botanikern und sie reden über ihre P anzen und das in gewisser Weise ganz inniglich, weil es auch eine gewisse Exklusivität hat. T5: Heißt es jetzt, dass ich eine soziale Fünf bin? A: Das machen nicht nur die sozialen Fünfer, sondern das machen alle Fünfer. Alle Untertypen der Fünf haben diese Polarität: Sozial – Antisozial.
Stress-Bewegung zur Sieben A: Wenn die Fünf unter Stress gerät, greift sie auf Strategien einer mentalen Fixierung, der Siebener-Fixierung zurück. Dann richtet sich die mentale Aktivität im Gegensatz zum sonstigen Zustand, wo sie nach innen gerichtet ist, plötzlich nach außen. Manchmal sind ganze Lebensabschnitte von Anstrengung geprägt. Die Zeit mit Anfang zwanzig, wenn es um den Eintritt ins Erwachsenenleben geht, ist für
viele nicht ganz leicht. All die Fragen, die in dieser Zeit anstehen, sind allein mit dem Denken schwierig zu lösen. Es erö nen sich unendlich viele Möglichkeiten. Dabei ist für die Fünf das Nach-außen-Gehen eine sehr große Herausforderung. Wenn das Denken sich nach außen richtet, kann sich die Fünf darin verlieren. Auch bleibt sie weiterhin von ihren Gefühlen abgeschnitten und es fällt ihr schwer, strukturiert zu handeln. Sie gerät stattdessen in einen furchtbaren Aktivismus, mit dem sie sich selbst komplett lahmlegen kann. Im Unterschied zur Sieben zieht die Fünf sich aber nicht zurück, weil sie sich nicht festlegen möchte, sondern weil sie die Zeit braucht, um wieder bei sich selber anzukommen.[UM 57] T5, Vera: Als ich an ng, mich mit dem Enneagramm zu beschäftigen, dachte ich zuerst, ich sei eine Sieben. Gerade so mit Anfang zwanzig habe ich mich viel nach außen bewegt. Ich habe viel Sport gemacht, den einige als Extremsport bezeichnet haben. Ich habe in zwei Bands gespielt, die alles andere als Mainstream waren. Das eine war eine punkig-freche Frauenband mit eigenen Songs und leicht anarchistischen Zügen und da war immer was los. Ich bin auch auf Partys gegangen, aber auf diesen Partys war ich immer unsicher und irgendwie unglücklich und fehl am Platz. Mit einer ausreichenden Menge an Alkohol war das dann besser zu ertragen und ich konnte plötzlich auf die Leute zugehen. Aber die Lösung war das auch nicht und es hat mich tierisch gestresst. Damals habe ich Sinn und Bedeutung im Leben gesucht. Ich glaube, dass diese Suche und gleichzeitig die Flucht vor dem Schwarzen Loch schon immer sehr präsent waren. Heute merke ich, vor allem, wenn meine Selbsterhaltungs-Fixierung mich packen will, wie ich viele Sachen beginne, die aber alle nicht wirklich klappen und wie ich mich dabei verzettele. Mir geht dabei meine Klarheit, die Ruhe und der Durchblick verloren. Ich wirkte in der Zeit auf die Gleichaltrigen wohl ziemlich souverän und cool, hatte alles im Gri und hab auch vieles von dem, was die anderen sich nicht trauten, einfach getan ohne viel Zögern. Beim Zögern spürt man die Unsicherheit und die Angst, beim Tun ist man davon eher abgelenkt. Das funktionierte aber eben nur, indem ich mich von meinen Gefühlen und der Verletzlichkeit zeitweise komplett abgeschnitten habe.
Die Siebener-Strategie funktioniert auch für eine Fünf zeitweise ganz gut, um von den Gefühlen und dem Schwarzen Loch davon zu laufen. Sie ist für eine Fünf auf Dauer sehr erschöpfend.
Relax-Bewegung zur Acht A: Die Fünf geht in die Acht, wenn sie sich wohl fühlt. Hier wird die Fünf gesellig und kann auf den Putz hauen und dann sind die Fünfer sehr unterhaltsam. C: Dann können sie auch bestimmen. Vorher bleiben sie mit dem ganzen Wissen alleine. Wenn sie sich entspannen, können sie das mehr nach draußen bringen und durchsetzen. T: Die Acht soll Entspannung sein?
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T5w: Für meinen Fünfer-Vater war es entspannend, wenn er auch mal dominant wurde: „Ich habe die Kompetenz, ich weiß das besser, du machst das jetzt so.“ Für ihn war das entspannend, für mich nicht. Ich verhalte mich jetzt nicht so, dass ich andere übergehe, wenn ich in die Acht gehe, aber ich bin Che n geworden und fühle mich schon wohl in der Rolle. T5w: Ich nehme Dinge wahr, die andere nicht so sehen und wenn ich entspannt in der Acht bin, macht es mir ziemlich Spaß, Tabus aufzudecken.
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T5, Vera: Wenn ich entspannt bin, dann wird es viel körperlicher. Bewegung macht Spaß und auch das Gefühl, im Körper da zu sein, präsent zu sein. Ich kann dann auf Menschen zugehen und auch Gruppen leiten, aus einer natürlichen Autorität heraus. Dann ist viel Energie da und ich kann Dinge umsetzen. Dieses „Ich weiß“ der Fünf erlebe ich dann nicht als mentales Wissen, sondern eher als eine Intelligenz, die durch mich hindurch ießt, die oft überraschend ist und meist den Punkt genau tri t und die keine Angst mehr vor Berührung oder Kon ikten hat.
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T5w: Darf ein Fünfer eigentlich zornig sein? A: Die Fünf geht in die Acht und die Acht ist sehr zornig.
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T: Im Herzen jeder Fünf soll ein Anarchist wohnen. Ich habe einen Fünfer-Sohn, der Gra ti-Sprayer und deswegen regelmäßig bei der Polizei ist. Ist es vielleicht so was? C: Die Fünf ist, indem sie am Rande ist, auch auf der nonkonformistischen Seite. Die Fünf will mit der Gesellschaft, mit den Normen nichts zu tun haben. Viele sagen, dass Marx eine Fünf gewesen sei. Er saß nur in der Bibliothek und hat Bücher geschrieben und hat die Revolution gewissermaßen von außen betrachtet. Und das ist auch das moralisch Integre: Sich nicht in die Normen einbinden zu lassen, sich nicht okkupieren zu lassen, sich nicht bestimmen zu lassen von den Normen.
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T: Emp ndet ihr, dass keine Gesetze für Euch gelten? T5, Clara: Ich habe das Gefühl, sehr unabhängig zu sein, nicht so leicht manipulierbar. Wenn heute das gesagt wird und morgen das, dann falle ich nicht gleich um, sondern ich habe sehr wohl in Erinnerung, dass das mal anders war und kann das in Beziehung setzen.
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T: Ich emp nde bei den Fünfern ganz viel Schönheit, in diesem Dezenten, Zurückgenommenen. Gleichzeitig nehme ich immer dieses
Verschmitzte wahr. Wenn sie manchmal so aus den Augen gucken, ist so viel Dampf dahinter. Was mich dann immer ein bisschen reizt, das raus zu kitzeln, herauszufordern, das hat irgendwie eine ganz besondere Qualität. T5, se, Vera: So erlebe ich mich, wenn ich entspannt bin. Da kommt dann die Kraft und die Shakti der Acht mit durch. Ich kenne auch ein paar Achter, da ist dieser Dampf für mein Gefühl viel o ensiver und oft überrollend. Bei mir als Fünf fährt da erst mal das ganze Abwehrsystem hoch. Der Fünfer-Dampf ist eher dezent und kann gleichzeitig sehr kraftvoll sein.[UM 5-8]
Selbsterhaltung: Heim C: Die Selbsterhaltungs-Fünf ist mehr für sich. Sie kümmert sich mehr darum, die Wohnung klar zu haben, ein eigenes Häuschen zu haben. In dieses eigene Häuschen oder ihre eigene Wohnung, ganz abgegrenzt, kommt selten jemand. In einer Beziehung wollen sie oft weiter in zwei Wohnungen wohnen. A: Eine Fünf hat eine Wohnung, die besteht aus einem Zimmer – wegen der Unabhängigkeit. Das Zimmer besteht aus Bücherregalen und einer Matratze. Da liegen die Prioritäten auf dem Wesentlichen. T: Mein Bruder ist in keinem Verein, er tri t sich nie mit Leuten, er ist nur zuhause und baut an seinem Haus herum. Er ist eine Selbsterhaltungs-Fünf und damit total glücklich.
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T5, se, Vera: Ich bin ein Einzelkind und hatte mein eigenes Zimmer mit meinen eigenen Spielsachen. Wer da mit rein durfte, wurde handverlesen. Als ich acht Jahre alt war, bekamen wir vier Wochen Besuch von meiner Tante aus Amerika mit Familie und meinen drei Cousins. Sie waren es gewohnt, alles zu teilen und so elen sie ganz selbstverständlich in mein Zimmer ein und spielten mit meinen Sachen. Das war erst mal eine Erschütterung für mich. Plötzlich gab es keinen Ort mehr, an den ich mich zurückziehen konnte, außer draußen in der Natur auf einem Baum. Da konnte ich stundenlang sitzen, beobachten und war selbst unsichtbar.
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T5: Bei den selbsterhaltenden Fünfern ist der Geiz besonders ausgeprägt. Es ist nicht der Geiz, nichts hergeben zu wollen, sondern eher das Gefühl, so wenig zu haben, dass man auf diese letzten Reste sehr gut aufpassen muss. T5, se, Vera: Mit Ende 30 habe ich meinen relativ sicheren und gut bezahlten Job aufgegeben und habe mich selbständig gemacht. Da habe ich akut meine Selbsterhaltungs-Fixierung zu spüren bekommen. Es war das Gefühl, nichts zu geben zu haben, was die Menschen brauchen und gleichzeitig auf das, was ich habe, gut aufpassen zu müssen, weil man mir sonst alles wegnimmt. Das ist als Selbständige nicht so vorteilhaft, da man am Anfang erst investieren muss in sein Business. Gerade das el mir schwer.
Sexuell: Vertrauen/Zutrauen A: Die sexuelle Fünf ist aufgrund ihres Subtyps am meisten genötigt, aus ihrer Isolation herauszukommen und in direkten Kontakt zu gehen. Wie wir aber gehört haben, fühlen sich die Fünfer im Umgang mit anderen Menschen äußerst unsicher. Sie beobachten die anderen Menschen, um daraus abzuleiten, wie man sich als Mensch verhält. Dabei setzen sie ihre gute Beobachtungsgabe ein, um diese Rolle spielen zu können. Die Leidenschaft der Fünf ist die Habsucht. Wenn sie in den sexuellen Bereich sickert, dann stellt sich die Frage, was habe ich zu geben? T5w: Die Frage für mich ist: Bin ich vertrauenswürdig? Meine Gefühle sind es sicher nicht. Wenn ich heute Gefühle und Zuneigung äußere, müssen sie dann morgen auch noch so sein oder dürfen sie sich ändern? Ich glaube, hier ist ein großer Kon ikt zwischen der grundlegenden Ehrlichkeit der Fünf und der Di usität und dem Nicht-Verlässlichen der Gefühlswelt! Was muss ich tun, wenn ich will, dass ein anderer Mensch mir angehört, ohne dass er selber mich besitzen kann? Die zweite Frage ist, kann ich mich jemandem so intim anvertrauen, über den ich doch nie alles wissen kann, denn das ist das Gefährliche, dass Menschen nicht so kalkulierbar und berechenbar sind wie eine Partie Schach.
A: Die größte Herausforderung besteht daher darin, zu einem anderen Menschen ein gewisses Vertrauen zu entwickeln, aber auch ein Zutrauen zur eigenen Emotionalität und Liebesfähigkeit zu erlauben. Wenn eine Fünf sich dir auf diese Weise anvertraut, ist es ein großes Geschenk. Diese Art von Intimität und Verbundenheit braucht nicht viele Worte. T5w: Das kenne ich, wenn ich einen Partner habe, dem ich rückhaltlos vertrauen kann. Ich habe durchaus Vertrauen in meine sexuelle Anziehungskraft, aber gerade in intimen Beziehungen auch große Angst vor Forderungen, Entblößung und Übergri en.
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T5, sx, Olaf: Zu Beginn einer Beziehung höre ich einerseits sehr gut zu, andererseits erzähle ich anfangs auch (bei Interesse ...) sehr schnell sehr viel von mir. Auch sehr persönliche Dinge! Außerdem beobachte ich sehr genau, was die Partnerin mag und sich wünscht. Das versuche ich dann zu erfüllen. Dafür gibt es ja auch die Anerkennung und Bestätigung, nach der ich mich durchaus sehne. Andererseits, wenn ich das Erfüllen der Bedürfnisse des anderen dann irgendwann als Erwartung erlebe, gehe ich total in Widerstand. Ich mache dann zwar immer noch eine Weile weiter, aber innerlich baut sich eine Anspannung und Ablehnung auf. Dann will ich eher einfach nur weg. Körperlichkeit und Sexualität ist mir wichtig. Das ist eine sehr viel unmittel-barere Art, miteinander nah und verbunden zu sein. Dafür braucht es aber auch erst mal ein Vertrauen zueinander. Ich bin nie von einer Beziehung in die nächste gegangen. Am Ende einer Beziehung gab es meist eine längere Zeit für mich alleine, die auch nötig war, um wieder ganz bei mir anzukommen. Meine große Sehnsucht in Beziehung ist, dass mich jemand sieht und annimmt so wie ich bin, ohne mich verändern zu wollen. Das ist natürlich verbunden mit der größten Angst: Ich zeige mich und werde abgelehnt ... Darum lieber erst mal gucken, was die anderen von mir erwarten und „Pluspunkte sammeln“ ...
Sozial: Totem
A: Ein Totem ist ein mit magischen Fähigkeiten belegtes Objekt, das einen vor bedrohlichen, übermächtigen und unkontrollierbaren Kräften schützen soll. Jeder beliebige Gegenstand kann für die soziale Fünf ein Totem sein und damit eine meist sehr subjektive, imaginäre Bedeutung zugeschrieben bekommen. Einige Fünfer lieben z. B. Fantasy-Spiele, bei denen man in eine Rolle schlüpfen kann. Die Figuren führen bestimmte Utensilien mit sich, die bei der Fünf nicht nur ein Talisman sind, sondern auch eine eigene symbolische Bedeutung haben. Das kann z. B. eine Feder am Hut als Symbol für Freiheit sein.
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T5: Die Fünf zieht sich gerne zurück, vor allem wenn es eng wird. Sie glaubt, besser alleine zurecht zu kommen als in der Unsicherheit zwischenmensch-licher Begegnung. Im Unterschied zu den anderen Subtypen weiß die soziale Fünf, dass sie alleine den Gefahren und unkontrollierbaren Kräften des Lebens schutzlos ausgeliefert ist. Ich brauche also etwas, das außerhalb von mir ist, mächtiger als ich selbst, das mir Schutz bietet. Für die soziale Fünf ist eine Lösung dieses Dilemmas, Zu ucht zu nden bei einem Totem. Bücher können diese Funktion ausfüllen oder auch Symbole oder spirituelle Ideale. Ein weiteres Beispiel sind Handsteine für die Hosentasche. Ich habe schon Fünfer über ihr „heiliges Buch“ sprechen hören, wenn ihnen ein Werk gerade besonders wichtig war. Naranjo4 sagt dazu: „Die soziale Fünf hat ein Bedürfnis nach Superidealen, einer Superidealisierung. Sie hat keine Beziehungen zu Menschen, sie hat Beziehungen zu den sehr hervorragenden Menschen. Sie orientiert sich an idealisierten Figuren. Es gibt das große Verlangen, etwas wirklich Interessantes jenseits dieser Welt zu nden. Es gibt eine Leidenschaft für das Magische und Spirituelle – als ob nur das von Interesse wäre. Bei dieser Suche, wird das Leben langweilig. Sie ist so himmelwärts ausgerichtet, dass sie sich nicht mehr für das Leben hier unten interessiert. Sie wird zu spirituell in einer Art, die für eine spirituelle Entwicklung kontraproduktiv ist, weil sie das Mitgefühl übergeht, weil sie um die Empathie herum geht. Alles ist sinnlos, es sei denn, sie ndet den letztgültigen Sinn. Das Gewöhnliche oder das
Normale selbst haben keinen Sinn. Das Problem der Fünf besteht darin, nicht in dieser Welt zu leben. „Totem“ ist eine Art Bild für das Verlangen nach dem Letztgültigen an Stelle des Verlangens danach, was hier ist.“ In Naranjos Ausführungen wird auch sichtbar, wie die Leidenschaft der Habgier in den sozialen Trieb hinein wirkt: Das Gewöhnliche ist uninteressant, es geht um „Alles oder Nichts“.
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T5w: Die soziale Fünf ist der Experte, der auch gerne die führenden Leute einer Organisation oder Firma berät. Daher steht bei ihnen vor allem das Sammeln von Wissen und Fähigkeiten im Vordergrund. In diesem geschützten Kontext ihres Spezialwissens können sie durchaus kommunikativ werden und strahlen dabei Sicherheit aus, solange die Gespräche nicht auf Smalltalk oder persönliche emen abdriften. Sie vernetzen sich mit Gleichgesinnten und das am liebsten virtuell im Internet. So können sie mit Menschen tiefe Beziehungen aufbauen, die sie persönlich noch nie gesehen haben. Gerade die sozialen Fünfer neigen dazu, sich im Wissen zu verlieren und dabei grundlegende menschliche Bedürfnisse zu vernachlässigen (siehe Biographie Einstein). T5m: Ich vermeide es, mich in Gruppen zu begeben. Aber wenn das geregelt geschieht und die Grenzen klar sind, habe ich damit kein Problem. Dann funktioniert das wunderbar. Bei der Übung, bei der wir einander gegenüber gestanden und uns angesehen haben, war das aber schwierig, weil ich nicht wusste, wo ich hinschauen sollte. „Wie sind jetzt die Regeln dafür, wo man hinschauen darf und wohin nicht?“ Bei mir ist das allerdings auch so, dass ich schon mit Menschen Kontakt haben will, sie aber zurückstoße und mich nicht berühren lassen. Wie vorhin mit dem Mikrofon – nicht berühren, weil dann sofort ein lauter Ton entsteht, man zuckt zusammen. Das ist die Angst, die bei mir immer im Hintergrund mitschwingt. Das ist natürlich leidvoll, weil man so nicht in Kontakt kommt und somit auch gar nicht lebt.
Unterscheidungsmerkmale C: Fünfer haben manchmal den Wunsch nach mehr Kontakten, aber eigentlich fühlen sie sich in diesem Am-Rande-Stehen wohl. Das ist der
Unterschied zum Am-Rande-Stehen der Sechs. Bei der Sechs ist da immer der innere Kampf, dazugehören zu wollen. A: Ein Schützengraben ist es bei der Sechs. C: Aber die Fünf steht ein bisschen abseits in der Beobachterposition. Sie weiß alles von den anderen Menschen. Sie beobachtet. A: Die Eule ist einfach kein Herdentier.[UM 5-6]
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T5m: Was ist der Unterschied zwischen dem Predigen der Eins und dem Belehren der Fünf? A: Die Eins hat einen Impetus. Die Eins möchte die Welt und dich verbessern. C: Die Fünf erklärt Dinge, wenn sie gebeten wird.[UM 1-5]
Heilige Idee: Allwissenheit A: Wieso ist die Allwissenheit eine Heilige Idee? Die Fünf verwechselt Wissen mit Sicherheit. Der Verstand ist so beliebig und die Fünf ist sich darüber sehr bewusst. Mit der Idee, den Verstand kontrollieren und mit ihm alles beherrschen zu können, hat die Fünf sich eingerichtet. Allwissenheit wird mit Weisheit verwechselt. Aber das sind natürlich zwei ganz verschiedene Dinge.
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A: Eigentlich hat die Fünf Angst vor der Welt, Angst vor den Menschen. Schon die Mutter kommt ihnen zu nahe. Dann ist da noch dieses Gefühl existenzieller Vergänglichkeit, Verletzbarkeit, Hautlosigkeit. Die mentale Fixierung scha t also eine ausgedachte Sicherheit, indem im Gehirn ein eigenes Universum aus Gedanken gescha en wird. Damit kann dann in diesem sicheren, eingezäunten Bereich eine kleine, heile Welt gescha en werden. Das „Ich weiß“ wird so zum mentalen Kä g, erscheint der Fünf zwar sicher, schneidet sie aber in Wahrheit noch mehr von ihren Gefühlen ab.
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A: Eine Frau erzählte davon, dass sie ihren Fünfer-Freund mal mit zum Reiten nehmen wollte. Da hat er sich alles über Pferde angeeignet, was
man über Pferde wissen kann, er hat alles gelesen und sie konnte ihn praktisch alles fragen. Er wusste auf alles, was das Reiten angeht, eine Antwort. Er hat sich jedoch nie auf ein Pferd gesetzt. Aber das muss man ja auch nicht.
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T5, se, Vera: Wissen hat mich schon immer fasziniert: Die Dinge immer tiefer zu durchschauen und zu verstehen. Bei meinem ersten Job mit 21 Jahren als Servicetechnikerin hatte ich innerhalb eines Jahres so viel Wissen über die Technik angehäuft, dass ich zusammen mit einem ganz gut funktionierenden analytischen Verstand, der mir gegeben wurde, eigentlich alle Probleme, die mir gestellt wurden, lösen konnte. Ich saugte immer mehr Wissen auf und wurde dann oft für die besonders kni eligen Sachen eingesetzt. Das war für meine 20 ausschließlich männlichen Kollegen, die teilweise schon viele Jahre dabei waren, wohl etwas befremdlich, was mich als Fünf allerdings nicht wirklich gestört hat. Heute arbeite ich unter anderem als Trainerin und erwische mich immer noch dabei, vor einem Seminar alles zu dem ema wissen zu wollen, um jede Frage beantworten zu können. Wenn ich das merke, kann ich heute anhalten. D. h., bereit zu sein, das Nicht-Wissen auszuhalten und auch die Unsicherheit, die damit verbunden ist. Das fühlt sich haltlos an, denn das Wissen gibt Struktur und Halt. Wenn ich mich in all das hinein entspanne, dann kommt eine andere Art der Intelligenz zum Ausdruck, die viel leichter ist, oft humorvoll, voller Liebe und manchmal sehr überraschend.
Wege auf der Suche T5: Mir war gar nicht klar, dass die Resignation auch mit der Fixierung zu tun hat. Vielleicht gibt es eine Hilfe, was ich mit dieser Resignation machen kann. C: Dich dem Leben zuwenden. Das heißt zuerst, dich für alle Gefühle zu ö nen, die dir das Leben gibt. Du kannst noch mehr mit den Gefühlen in Kontakt kommen und dich vom Leben erfassen lassen. Dann hört die Resignation auf. Resignation ist von vornherein etwas Mentales, ein Gedanke über die Zukunft, der aus Gedanken über die Vergangenheit konstruiert wird.
A: Du weißt ab jetzt, dass die Resignation die Fixierung ist und du brauchst ihr nicht mehr zu glauben. Das ist nicht die Wahrheit. Noch lange nicht. Das ist nur der Versuch, sich zu schützen. Das ist keine objektiv notwendige Resignation, sie ergibt sich nicht aus Objektivem. Jetzt brauchst du es nicht mehr glauben. Jetzt ist es aufge ogen.
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T: Ich kann mir vorstellen, dass es Fünfer gibt, die niemals zu einer solchen Veranstaltung kommen würden. Sie denken: „Was will ich da? Was soll das bringen? Spiritualität ist immer das, womit ich mich befasst habe in meinem stillen Lesen. Das ist genau mein Gebiet.“ A: Ein Fünfer könnte kommen, wenn er dieses Enneagramm-Seminar als eine Spezialisten-Tagung versteht.
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T5: Ich mache mir zu allem meinen eigenen Kopf, deswegen habe ich Probleme mit der Lehrer-Schüler-Geschichte oder grundsätzlich mit der indischen Tradition. Ich muss das alles selbst überprüfen.
Der Mikro-Kosmos der Fünf
T5, se, Vera: Von der Sechs habt ihr erzählt, dass sie Gefühle in der Situation nicht fühlt und sie dann zuhause noch stärker erlebt. Das habe ich auch kennengelernt und das hat mich sehr schockiert. Ist das bei der Fünf auch so ein Phänomen? C: Die Fünf ist weiter weg von den Gefühlen und ganz sparsam damit und ruhiger. Wenn sie alleine ist, dann erzählt sie sich nicht die Geschichte wieder, sondern sie sortiert ihre neuen CDs ein und beschäftigt sich damit. Das ist die innere Welt der Fünf. Sie ordnet ein, erklärt sich, beschäftigt sich mit diesem Wissen und eignet sich neues Wissen an. Wenn man diese 3.000 CDs hat, dann symbolisiert dieses Gebiet den ganzen Kosmos in Mikro. Das ist ein Sinnbild, als wenn man damit die Welt unter sich hätte und Kontrolle darüber. Die Fünf ist sparsam mit den Gefühlen, auch wenn sie allein ist. Fünfer haben große Schwierigkeiten, ihr Gefühlsleben wieder zu entdecken.
Nähe zum Schwarzen Loch und zu den Gefühlen
T5, se, Vera: Das kenne ich recht gut. Es ist auch nicht so, dass ich mir dann zuhause Gedanken darüber mache, sondern die Gefühle kommen so überwältigend, ohne dass ich mir viele Gedanken machen muss. A: Die Fünf ist ganz roh, ganz emp ndsam, ganz hautlos. Sie lebt am Rande des inneren Schwarzen Lochs, wo alle Erfahrungen sind. Wenn die Fünf begonnen hat, sich nicht mehr mit der Unmenge des Wissens zu betäuben und die Gedanken mal für einen Moment still sind, dann ist die Erfahrung des Schwarzen Lochs sofort da. Das erscheint erst einmal beunruhigend und potenziell vernichtend. Auch was die Zellen von der Leere und Grauheit des Schwarzen Lochs gespeichert haben, ist in dieser Emp ndsamkeit sofort spürbar. Die Fünf ist dem ausgeliefert, weil es kein Instrumentarium gibt, das den Gefühlen Raum geben könnte, die die Stille lebendig machen würden. Deshalb dient die Fixierung dazu, das zu vermeiden. Du sagst, du kommst nach Hause, machst die Tür zu und dann sind die Gefühle sofort da. Und die kommen dann mit so einer Heftigkeit, wenn dann mal welche kommen? T5, se, Vera: Ja. A: Dieses Rohe, dieses Emp ndsame, das sofort da ist, das ist typisch für die Fünf. Sie wohnt direkt am Abgrund. Wenn du die Fixierung loslässt, dann sind die Gefühle immer direkt an der Ober äche da. Sie sind auch im Körper spürbar. Sie sind immer da und das Denken dient nur dazu, sie abzudecken. Wenn du das weniger tust, dann werden die Gefühle dir sofort entgegenspringen. T5, se, Vera: Ja, das tun sie. T: Ihr habt doch gesagt, die Fünf ist noch weiter von den Gefühlen entfernt als die Sechs? A: Ja, aber nicht eine Fünf, die seit vielen Jahren innere Arbeit macht. Das ist der Erfolg der Arbeit.[UM 5-6] T5m: Was ich erleben musste ist, dass dieses Wissen ein riesiger Schutzwall für mich war und ich fühle mich dieser Gefühlswelt jetzt ausgeliefert, kann mich darin schwer zurecht nden. Das geht ganz stark mit Angstgefühlen einher, nicht immer nur mit schönen Gefühlen, seitdem ich das Eulenleben aufgegeben habe. Ich frage mich manchmal,
wie kann das weitergehen? Dieses Eulenleben ist verloren und ich fühle mich ausgeliefert. A: Das ist das, was wir gerade besprochen haben, dieses Rohe, dieses ganz Hautlose und du kannst es noch mehr aufgeben. Du kannst mit dem, was da roh ist „zusammen ießen“. Du kannst dich da ganz und gar hinein begeben. Es gibt dann keine Trennung mehr zwischen dem und dir. Ganz und gar das erfahren und dann ganz und gar das sein. Sogar den emotionalen Raum aufgeben. Nicht nur den mentalen Raum, sondern auch den der Gefühle aufgeben und ganz in das hineinsinken, was du in dem Moment erfährst. Du bist da so dicht dran, brauchst praktisch nur noch einen Faden loszulassen. Dieses Zarte, Emp ndsame hat jeder in sich, wir sind alle hochsensibel. Es kommt darauf an, wie du mit dir selber, mit dieser Zartheit umgehst, mit diesem ganz Rohen, eigentlich ganz Unberührbaren, mit dem schon die Berührung schmerzhaft sein könnte, wo du selber mit dir ganz zart wirst, bis du erfährst die Zartheit selber zu sein.
Heiliger Weg: Nicht-Anhaften „Verzichte auf alle Deine Wünsche und Du wirst haben, was Dein Herz begehrt.“ Johannes vom Kreuze A: Es geht um eine Art von grundlegendem Verzicht. Dabei verzichte ich auf das Ego, mit allem was dazugehört: Auf meine Geschichte, auf meine Zukunft und auf alles, von dem ich glaubte, dass es mich ausmacht. Für die Fünf ist das trickreich, weil sie leicht auf vieles verzichten kann, was anderen wichtig erscheint. Es geht aber darum, auf das zu verzichten, aus dem ich mir die falsche Identität gebaut habe. Das sind für die Fünf das Verlangen nach Allwissenheit, nach geistiger und moralischer Integrität und die kontrollierte Verhinderung von Nähe und Vertraulichkeit. Wissen und Zeit scheinen Mangelware zu sein. Sie erscheinen der Fünf unverzichtbar. Es geht meistens darum, auf das zu verzichten, was man sowieso nicht hat.
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T5: Wann haftet man nicht mehr an Geld an?
C: Nicht Anhaften bedeutet, dass du dich dafür nicht verkaufst. Es gibt eine wichtige Frage, die hilft, das Anhaften zu erforschen: „Was soll mir das geben?“ Wenn da das Bedürfnis ist „Ich will viel Geld“, dann ist noch nicht die Intention hinter dem Bedürfnis geklärt. Deswegen dann die zweite Frage: „Wenn ich viel Geld habe oder hätte, was sollte es mir geben? Was will ich davon haben? Wofür brauche ich das viele Geld?“ Sie erforscht das Motiv, das hinter dem Wunsch steht. Und dann hilft noch eine weitere Frage: „Wie würde es mir gehen, wenn ich nichts mehr hätte?“ Das Beste ist, wenn man das Aufwachen zum wichtigsten Ziel in seinem Leben macht, weil es erleichtert, an nichts anderem anzuhaften. Dann kann man in Bezug auf alle anderen Ziele wünschen, dass sie sich auf die Weise erfüllen sollen, wie es dem Aufwachen am meisten dient. Wenn du auf ganz ehrliche Weise sagen kannst: „Wenn es dem Aufwachen am meisten dient, dass ich alles Geld verliere, dann will ich alles Geld verlieren. Wenn es dem Aufwachen am meisten dient, dass ich eine gute Arbeit bekomme und Geld verdiene, dann soll es so sein.“ Wenn du das tust, dann kommt viel mehr Frieden und Ruhe in dein Leben, weil du dann nicht mehr hinter bestimmten Resultaten her bist. Es braucht nichts Bestimmtes mehr einzutre en. Du lebst in dem Bewusstsein, dass du selber nicht weißt, was am besten für dich ist und woraus am meisten Gutes entsteht, auch nicht, was deinem Aufwachen am meisten dient und nutzt. Wenn du jedes Ziel in den Wunsch einbettest, dass es sich so erfüllt, wie es dem Aufwachen am meisten dient, dann kommt Frieden und Entspannung in deine Seele. Dann gibst du es aus der Hand und bist dir bewusst, dass für dich gesorgt wird. Eben nicht so, dass du möglichst viel Geld bekommst, sondern so, dass du dich dem Aufwachen am besten nähern kannst. So kommst du automatisch in die Haltung des Nicht-Anhaftens.
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T: Was hilft euch beim Nicht-Anhaften? T5w: Beim Nicht-Anhaften hilft mir, keine Vorstellung zu haben, wie die Dinge sein sollen und mehr in den Körper und ins Handeln zu gehen.
De-tachment und Non-attachment
A: Das „de-“ bedeutet so viel wie eine Abstandsbewegung, die nicht „davon-weg“ geht, sondern eher wie „etwas fernhalten“. Das Nonattachment, das Nicht-anhaften bedeutet, tatsächlich davon frei zu sein. D.h., wenn ich davon frei bin, dann kann mir etwas nahe kommen oder auch fern sein und ich bleibe in dem, was ist. Wenn ich aber „deattached“ bin, mich davon fern halte, mich davon dissoziiere, mich in meinem Verstand verschanze und innerlich weglaufen muss, wenn mir etwas zu nahe kommt, dann bin ich nicht wirklich nicht-anhaftend, sondern dann hafte ich daran an, nichts haben zu wollen oder niemand zu brauchen. Wenn ich aber davon frei bin, dann ist es das, was wir manchmal mit Gleichmut bezeichnen, das wirklich friedliche, einfach Dasein. Und für die Fünf kommt das über die Körperwahrnehmung. Die Fünf geht in der Entspannung in die Acht, das heisst, wenn sie loslässt, nimmt sie ihren Körper wahr. Dann ist es nicht so, dass all die Gefühle hochkommen, sondern dann passiert eine andere Verbindung zum Körper und über den Körper wird Sensitivität möglich. Dann wird die Fünf des Denkens überdrüssig. Irgendwann gibt man auf. Daher kommt der Frieden. Der Frieden kommt natürlich auch mit dem Wissen, dass ich nicht weiß. Man kann wissen, dass man die entscheidenden Dinge nicht weiß. Es gibt ein Überdruss vom Denken. Die Gedanken müssen sich irgendwann wiederholen. Die Fünf lebt mit der Frage „Was ist wahr?“ und irgendwann wird sie dessen dann überdrüssig. Das ist so wie wenn ich mir einen Film zum zehnten Mal anschaue. Irgendwann bin ich es leid. Es wird langweilig. Dann kommt sie ins Handeln. Dann kann sie am Tisch sitzen und alle unterhalten.
Essenz: Frieden A: Indem die Fünf versteht, dass sie nicht weiß und auch nicht zu wissen braucht, wird es friedlich. Das Nicht-Wissen macht auf eine tiefe Weise frei und unabhängig. In gewisser Weise ist Frieden etwas Mentales. Der Verstand wird still, tritt in den Dienst der Klarheit und der Leere; „Chit“, reines unpersönliches Bewusstsein. Dann hat „Krieg“ als Gegenteil von „Frieden“ keinen Anknüpf-ungspunkt mehr, weil die Dualität des Denkens aufgehoben ist.
Beispiele
Hannah Arendt
Hannah Arendt (1906 – 1975) war eine politische eoretikerin. Sie hat bei Martin Heidegger studiert und hatte eine Liebesa äre mit ihm. Obwohl sie Jüdin war, blieb sie bei ihm, auch, als dieser für eine kurze Zeit der nationalsozialistischen Partei beitrat. Der Film „Hannah Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt“5 konzentriert sich auf die Lebensphase, als die kompromisslose und unangepasste Denkerin Hannah Arendt auf den gefügigen Bürokraten Adolf Eichmann stößt, der an dem Tod unzähliger Juden in Nazi-Deutschland maßgeblich beteiligt war. In Rückblenden wird ihre Liebesgeschichte zu Martin Heidegger erzählt. Der Film zeigt Hannah Arendt zwischen Denken und Fühlen, als leidenschaftliche Denkerin und Professorin, als Frau und „Genie der Freundschaft“ und als Kämpferin für die Wahrheit. Margarethe von Trotta schreibt in den Director`s Notes zum Film: „Immer mehr Menschen berufen sich auf sie: zu einer Zeit, wo viele andere sich noch einer Ideologie verp ichtet fühlten, hielt sie sich nur an ihre eigene Anschauung und Erkenntnis ... „Ich will verstehen“ ist der Satz, der sie vielleicht am besten beschreibt.“5
Albert Einstein (soziale Fün )
Albert Einstein (1879-1955) entstammte einer alteingesessenen jüdischen Familie. In der Schule war er aufgeweckt, manchmal sogar aufrührerisch und eckte mit seiner Eigenwilligkeit sein ganzes Leben lang immer wieder an. Als 15-jähriger geriet er mit dem von Zucht und Ordnung geprägten Schulsystem des Deutschen Kaiserreichs in Kon ikt. Die Lehrer warfen ihm vor, dass seine Respektlosigkeit auf Mitschüler abfärbe. Einstein entschloss sich, die Schule ohne Abschluss zu verlassen. Er empfand eine solche Abscheu vor dem vorherrschenden Militarismus und der Autoritätshörigkeit, dass er seiner Familie nach Mailand folgte und seine deutsche Staatsbürgerschaft ablegte. So entging er auch dem Militärdienst. Mit 17 Jahren trat Einstein aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus. Die Quelle von Einsteins Gottesbegri war Spinoza7, der als Ketzer galt, für ihn jedoch „religiöses Genie“ war: „Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden o enbart, nicht an einen Gott, der sich mit Schicksalen und Handlungen der Menschen abgibt.“ Physik war für Einstein die Suche nach dieser göttlichen Harmonie.
Als theoretischer Physiker konnte Einstein sich phasenweise regelrecht in seinen eorien vergraben. Dabei reichte es ihm nicht, nur formales Wissen zu erlernen. Vielmehr regten ihn theoretisch-physikalische Denkprojekte an. Am Anfangspunkt seiner theoretischen Arbeit standen oft Gedankenexperimente. Schon als Kind festigte sich in Einstein das Gefühl des Fremdseins. Auch später fühlte er sich von seinen Mitmenschen wie „durch eine Glasscheibe getrennt“. Dennoch knüpfte er etliche Bekanntschaften und p egte viele Freundschaften. Einige seiner engsten Freunde begleiteten ihn ein Leben lang. Die Ehefrauen Einsteins hatten ihre Mühe mit der Gefühlskälte und dem manchmal mehr als unsensiblen Umgangston Einsteins. Noch viel weniger konnten sie sich mit den vielen A ären Einsteins ab nden. Im alltäglichen Leben wäre er allerdings ohne die ständige Fürsorge seiner mütterlichen Frauen aufgeschmissen gewesen. Hatte er sich einmal an einer eorie festgebissen, geriet Gesundheit, Hygiene und Ordnung in den Hintergrund. Seine erste Ehe scheiterte. Die Kinder lebten nach der Trennung bei ihrer Mutter und sahen Einstein nur gelegentlich. Seine Gefühlskälte wurde auch von seinen beiden Söhnen als schmerzlich empfunden. Trotz seiner Begabungen konnte sich sein Sohn Eduard im Schatten des Vaters nicht entwickeln. Er litt an Schizophrenie und starb in einem psychiatrischen Krankenhaus. Seine erste Tochter Lieserl hat Einstein nie gesehen. Die Bestätigung der Relativitätstheorie 1919 machte Einstein weltbekannt. Diese Bekanntheit nutzte er auch außerhalb der wissenschaftlichen Fachwelt. Er verstand sich selbst als Pazi st und setzte sich für Völkerverständigung und Frieden ein. Je größer jedoch der Medienrummel um ihn wurde, umso mehr sehnte er sich nach Ruhe. Als Rückzugsort kaufte sich der 50-jährige Einstein 1929 schließlich ein abgelegenes Grundstück mit Seeblick in Caputh, bei Berlin, auf dem er ein Holzhaus errichtete. Hierher kamen oft Freunde und Familienmitglieder zu Besuch. Einstein fühlte sich hier so heimisch wie an keinem anderen seiner zahlreichen Wohnsitze. In Caputh entwickelte sich Einstein zum begeisterten Segler. Stundenlang konnte er dem Spiel der Wellen und des Lichts zuschauen
und dabei der Natur und ihren Prinzipien lauschen. Neue Kräfte für seine Arbeit sammelte Einstein auch beim Geige spielen. Musik war ihm ein Ruhepol, durch den der menschlich eher distanzierte Einstein seiner Gefühlsinnenwelt ein Stück näher kam, auch wenn er sie nie in Worte fassen konnte. 8
Karl Marx
C: Karl Marx war wohl eine Fünf. Er hat in der Bibliothek gelebt, Bücher geschrieben und gelesen. Wenn Engels nicht da gewesen wäre, der für den Lebensunterhalt gesorgt hat, dann wäre Marx womöglich in der Bibliothek eingetrocknet. Er hat alles gewusst und seine Sprache war ein bisschen arrogant. Alle anderen, die von ihm zitiert werden, müssen das Gefühl gehabt haben, dass sie es nicht richtig verstanden haben.
Marlene Dietrich (sexuelle Fün )
Marlene Dietrich (1901-1992) war Schauspielerin und Sängerin. Typisch für sie waren ihre langen Beine, ihre tiefe, rauchig-erotische Stimme und die von ihr getragenen Hosenanzüge, wodurch dieses Kleidungsstück in
den 1930er Jahren für Frauen salonfähig wurde. Dietrich hatte eine androgyne Ausstrahlung, von der sich Frauen und Männer gleichermaßen angezogen fühlten. Sie trat oft in Herrenkleidung auf, was für die damalige Zeit revolutionär war. Kenneth Tynan, einer ihrer Freunde, schrieb über sie: „She has sex but no positive gender“ (Sie ist ganz Frau, hält sich aber an kein Rollenbild). Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland weigerte sich die Schauspielerin, die NS-Propaganda zu unterstützen. Ein Jahr vor Kriegsausbruch verlegte Marlene Dietrich ihren europäischen Hauptwohnsitz nach Paris, von wo aus sie begann, Flüchtlinge aus Deutschland und emigrierende Künstler aktiv und nanziell zu unterstützen. 9
Weitere Beispiele
Franz Kafka, Barack Obama, Ben Kingsley (sx), Stephen Hawking, Mr. Spock aus Raumschi Enterprise, Data aus Startreck, Einsiedler, Nerds, Hacker Musik: Arvo Pärt (estnischer Komponist) Filme: „Hannah Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt“ (Filmbiogra e 2013), Denis Lavant in „Die Liebenden von Point Neuf“
DER EINSAME von Wilhelm Busch Wer einsam ist, der hat es gut,
Weil keiner da, der ihm was tut. Ihn stört in seinem Lustrevier Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier, Und niemand gibt ihm weise Lehren, Die gut gemeint und bös zu hören. Der Welt entronnen, geht er still In Filzpanto eln, wann er will. Sogar im Schlafrock wandelt er Bequem den ganzen Tag umher. Er kennt kein weibliches Verbot, Drum raucht und dampft er wie ein Schlot. Geschützt vor fremden Späherblicken, Kann er sich selbst die Hose icken. Liebt er Musik, so darf er öten, Um angenehm die Zeit zu töten, Und laut und kräftig darf er prusten, Und ohne Rücksicht darf er husten, Und allgemach vergisst man seiner. Nur allerhöchstens fragt mal einer: Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot, Ich dachte längst, er wäre tot. Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen, Lässt sich das Glück nicht schöner malen. Worauf denn auch der Satz beruht: Wer einsam ist, der hat es gut.
Fragen zur Selbsterforschung Wie wünscht und gestaltest du deine Beziehungen zu anderen Menschen? Was bedeutet es für dich, etwas zu wissen? Wie scha st du den benötigten Abstand oder die benötigte Nähe zu anderen Menschen? Worauf richtet sich deine Habsucht und Gier? Was glaubst du zu brauchen, was brauchst du wirklich?
In welchen Lebensbereichen fühlst du dich mehr oder weniger gesellig? Wie isolierst du deine Gefühle? In welchen Situationen trennst du dich von deiner Lebendigkeit? Welche Rolle spielt der Rückzug in die Gedankenwelt in deinem Leben? Wie erlebst du das Schwarze Loch, die innere Leere? Was bedeutet für dich Nicht-Anhaften? Wie erlebst du inneren Frieden?
Anmerkungen 1. „Suprematismus ist eine Stilrichtung der Moderne der bildenden Kunst, mit Verwandtschaft zum Futurismus und Konstruktivismus“, Quelle: Wikipedia, Artikel Suprematismus, https://de.wikipedia.org/wiki/Suprematismus, abgerufen am 22.03.2016 2. Zitiert nach „Unschuld“ von Dea Loher 3. Quelle: Wikipedia, Artikel Misanthropie, http://de.wikipedia.org/wiki/Misanthropie, abgerufen am 09.09.2013 4. Vortrag zum ema Subtypen gehalten von Claudio Naranjo bei einer Konferenz im Sommer 2004 in der Washington D.C.-Area 5. Hannah Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt, Filmbiogra e 2013
6. http://www.hannaharendt-der lm.de Margarethe von Trotta in den Director‘s Notes über den Film „Hannah Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt“, Quelle: http://www.hannaharendt-der lm.de/#/%C3%BCber%20den%20 lm, abgerufen am 22.03.2016 7. „Baruch de Spinoza (1632-1677) ... war ein (niederländischer) Philosoph (und Sohn portugiesischer Immigranten sephardischer Herkunft und portugiesischer Muttersprache.[1] ) Er wird dem Rationalismus zugeordnet und gilt als einer der Begründer der modernen Bibelkritik sowie Religionskritik.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Baruch_de_Spinoza, abgerufen am 22.03.2016 8. Quellen: http://www.mensch-einstein.de, online 14.06.2013 und http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Einstein, abgerufen am 14.06.2013
9. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Dietrich, abgerufen am 28.08.2013
Die Sechs – Der loyale Skeptiker
Kategorie: zentraler Angstpunkt Archetyp: Der Held Hauptmerkmal: Paranoia Leidenschaft: Zweifel Idealisierung: Ich bin loyal Redestil: Grenzen setzen Abwehrmechanismus: Projektion Vermeidung: abweichendes Verhalten Falle: Sicherheit Polarität: bestimmend unterwerfend
–
sich
Stress-Bewegung: zur Drei Relax-Bewegung: zur Neun Selbsterhaltung: Wärme Sexuell: Stärke/Schönheit Sozial: P icht Heilige Idee: Vertrauen Heiliger Weg: Mut Essenz: Leere, reine Intelligenz
Kategorie: zentraler Angstpunkt A: Dieses Kapitel ist etwas ausführlicher, weil die Anzahl der Menschen mit einer Sechser-Fixierung o enbar größer ist als der Anteil aller anderen Fixierungen zusammen. Gleichzeitig wird das Denken in
unserem Land und in unserer Kultur überbewertet. Es ist daher gut, auch für die Menschen, die keine mentale Fixierung haben, zu verstehen, wie das Denken funktioniert und wie das Denken uns vom wahren Leben abhalten kann, statt ihm zu nutzen. Die Sechs ist die zentrale mentale Fixierung. Das heißt, die Angst, das Hauptgefühl aller mentalen Fixierungen, wird verdrängt. Die Sechs nimmt gewöhnlich ihre Ängste überhaupt nicht wahr. Schon gar nicht nimmt sie die darunter liegende Angst vor der Angst wahr. Sie würde sich als einen emotionalen Menschen mit berechtigten Sorgen und vorausschauendem Denken beschreiben. Da sie sich ständig im mentalen Raum aufhält, wirkt die ganze Welt wie austauschbar, beliebig und nicht zuverlässig. In den Gedanken ist sie das tatsächlich, weil ich mir in den Gedanken eine Katastrophe ausmalen kann und fünf Minuten später das tollste Erlebnis. Ich kann mir in Gedanken ausmalen, ich wäre an einem Palmenstrand oder ich wäre im schlimmsten Folterkeller. Die Emotionen folgen bei der Sechs den Gedanken, oft erst Stunden später, wenn sie selber in Sicherheit ist. Das geschieht bei allen mentalen Fixierungen so. Die Menschen, die sich mit dem Denken identi zieren, fühlen sich haltlos. Ich denke, also bin ich. Im Mentalen wird so deutlich, dass dieses Ich ausgedacht ist und das scha t die Unsicherheit in der Welt. Wenn die Sechs anfängt, Vertrauen in das Leben zu entwickeln, zu beobachten und sich liebevoll dem zuzuwenden, wie sich die Dinge von selber entfalten, dann kann ihr Verstand still werden. Dann wird deutlich, dass ein stiller Verstand wie ein Gewässer ist, bei dem man bis auf den Boden sehen kann. Was ndet sich auf diesem Grund? Wenn die fantasierte Trennung von mir und der Welt aufhört, sind Klarheit und Liebe da. Wenn ich mich aber von der Welt getrennt erlebe, ist es das Leben eines Kaninchens, gefangen im Lichtkegel eines Scheinwerfers, selbst wenn sich das Kaninchen gibt wie ein Tiger. Die Sechs zeigt sich in sehr verschiedenen Varianten, weil sie abhängig von der Umgebung und den eigenen Fähigkeiten sehr unterschiedliche Strategien benutzt, um sich sicher zu fühlen.
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T: Was wäre bei einer Sechs die Intention der Fixierung?
A: Die Intention ist, das Gefühl der Angst und Unsicherheit zu vermeiden. Dabei ist die Sechs der Mensch gewordene Pragmatismus. T: Ist das nicht schwierig, denn Angst hat ja jeder der neun Typen? C: Jeder hat Angst. Die Angst vor dem Tod plus irgendeine spezi sche Angst der jeweiligen Fixierung. Die Sechs hat Angst vor dem Tod plus Angst vor der Angst plus Angst etwas falsch zu machen. Das heißt, die Sechs ist mit Angst ausgefüllt. Dadurch ist die Angst lebensbestimmend. Wenn man die Angst nicht fühlen will, dann schneidet man alle anderen Gefühle natürlich auch ab, weil die Gefühle an sich Angst machen. Nur wenn man sich Geschichten erzählt, darf man etwas fühlen. Das führt oft dazu, dass eine Sechs, während sie etwas erlebt, gar nichts fühlt. Aber wenn sie dann abends zuhause sitzt, allein auf ihrem Sofa, spielt sie das Erlebte nochmal in Gedanken durch und fühlt sich gut damit – oder auch das Gegenteil, dann erlebt sie den Schrecken und die Angst.
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T6, Britt: Ich bin sehr abhängig von meinem Kontostand. Wenn ich merke, da ist ein gutes Polster und ich kann die nächste Miete zahlen, dann ist das Gefühl von Sicherheit da und auch eine gewisse Freude. Wenn ich aber merke, es wird knapp, dann kann ich in eine totale Existenzangst reinfallen. Ich kann meinen Lebensunterhalt auch problemlos anpassen. Wenn ich merke, es geht gerade ein bisschen besser, gebe ich auch gerne Geld aus. Mal lebe ich eine Woche lang nur von Karto eln und, wenn ich mehr habe, gibt es noch einen Käse dazu. C: Das ist die Tendenz der Mentalen, speziell der Sechs, die Dinge gedanklich zu übertreiben. Sobald ein bisschen Geld kommt, hat sie den Gedanken: „Jetzt bin ich reich, jetzt kann ich Geld ausgeben.“ Sobald nur noch ein bisschen da ist, denkt sie: „Oh, jetzt kann ich nur noch Karto eln essen.“ Das geht ins Extreme, weil die Gedanken so beliebig sind. Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt, typisch für eine Sechs. T6, Britt: Aber das Gefühl ist ja präsent, wenn ich in diese Angst falle. C: Ja, weil in dem Fall die Gedanken die Gefühle machen. Die Gefühle sind nicht ursprünglich da. Die Sechser fühlen ja viel, aber sekundär. Die Bedrohlichkeit existiert nur in Gedanken. Für die Sechs gibt es zwei
wichtige Regeln: im aktuellen Gefühl verankert sein und die Dinge zu Ende denken.
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T6: Ich möchte erzählen, welche Erfahrung ich vorhin bei der Übung gemacht habe. Ich habe mir meine sämtlichen Strategien aufgezählt und dabei wurde mir bewusst, dass es auf diese Weise keine Möglichkeit gibt, von der Angst wegzukommen. Wenn ich nämlich eine dieser Strategien benutze, habe ich Angst, es könnte die verkehrte gewesen sein. Ein Beispiel dafür: Ich sitze seit zwei Tagen hier und habe Angst zu reden und gleichzeitig habe ich Angst, nicht zu reden. Ich kann machen, was ich will, die Angst ist immer da. Und das noch mal in aller Deutlichkeit zu spüren, war schmerzhaft. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. C: Stiller werden! A: Auch erkennen, wie ho nungslos dieses Streben ist. Es gab mal eine Frau, die im Amt arbeitete und sich furchtbar anstrengte. Sie hat sich Akten mit nach Hause genommen, hat länger gearbeitet, ist krank zur Arbeit gegangen. Alles musste hundertfünfzigprozentig sein und noch mal nachgeprüft werden. Schließlich hat sie am Ende in ihrer Beurteilung eine Vier bekommen. Sie sagte: „So schlecht, wie diese Beurteilung ist, kann ich gar nicht werden.“ Fortan ging sie ganz entspannt zur Arbeit. Sie hat die Ho nung aufgegeben, dass jemand bei der Arbeit zu ihr kommen und sagen würde: „Toll! Herzlichen Glückwunsch. Wir freuen uns, dass wir sie als Mitarbeiterin haben.“ C: Wenn du dann stiller wirst, verschwindet ein Großteil dieser Ängste, weil du einen großen Teil deiner Ängste mit den Gedanken selbst erzeugst. T6: Hausgemachte Ängste. C: Ja. … Werde still! … Was fühlst du jetzt? … Zuerst sind vielleicht die Wellen der Angst noch da und dann können sie verbrennen. T6: Da ist Erleichterung und Freude, dass es so sein darf.
Archetyp: Der Held
T6w: Ich sehe mir sehr gern Superhelden-Filme an. Die nde ich wirklich großartig. In meinen Fantasien und auch in Träumen spiele ich selbst die Heldenrolle. Es ist dann wie ein tiefes inneres Wissen, dass auch ich dazu gemacht bin, die Welt und andere zu retten.
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C: Hinter der konkreten Angst, etwas falsch zu machen, steht eine archaische Urangst. In der Horde hielten alle zusammen. Doch schwebte wie ein Damoklesschwert über allen Hordenmitgliedern: Wenn ich mich richtig daneben benehme, werde ich ausgeschlossen. Und wenn ich ausgeschlossen werde, dann bin ich dem Tode geweiht, denn alleine kann ich in der Steinzeit nicht überleben. Diese Angst scheint den Menschen mit der Sechser-Fixierung noch in den Knochen zu stecken. Was ist das für ein Leben, das sich in erster Linie in den Gedanken abspielt? Kritisiert zu werden, wird dann schon als ein Anzeichen für das drohende Ausgeschlossenwerden erlebt. Diese Befürchtung ist so angstbesetzt, weil sie gleichgesetzt wird mit dem Vernichtetwerden: „Dann muss ich aus Scham im Boden versinken.“ Darum hat dieses Keinen-Fehler-Machen so eine furchtbare Dramatik. Daraus entsteht das Zweifeln, das sich nicht so sehr in den Vordergrund spielen, sondern lieber abwarten, zurückhaltend bleiben. Lieber den Erwartungen der anderen entsprechen, sich nützlich machen. „Wenn ich mich nützlich mache für die Gruppe, dann werden sie mich nicht wegjagen. Sie brauchen mich, da müssen sie mir wohlgesonnen sein.“ A: Das ist der Moment, wo die Sechs zum Helden werden kann, aus dieser Angst heraus, nicht aus einem Eroberungsinstinkt. Robin Hood ist zwar von den Regierenden ausgeschlossen, aber nicht aus seiner Gruppe. Da ist er unabkömmlich. Wo ich mich durch meinen Mut unabkömmlich mache, da entsteht die Kraft.
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T6w: Als Vorbild erschien mir in der Übung heute morgen Jeanne d’Arc. Sie stand als Kämpferin vor mir auf ihrem Pferd mit wilden Haaren. Ich habe Attribute gefunden wie Entschlossenheit, Einstehen für das, was wichtig ist, Sprecherin oder Kämpferin für eine gute Sache zu sein, für andere da zu sein, für Gerechtigkeit zu kämpfen.
C: Jeanne d’Arc ist eine typische Sechser-Heldin, denn ihr Antrieb war etwas Mentales. Sie fühlte sich von Gott, von Gottes Stimme befohlen zu siegen und zu führen. Das hat ihr Gewissheit gegeben. T6m: Bei mir ist das Che Guevara. Die Eigenschaften, die ich mit ihm verbinde, sind ähnlich: Zielstrebigkeit und für das einzustehen und zu kämpfen, was gut und wichtig ist.
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T6m: Als ich erkannt habe, dass ich ein Held sein möchte, habe ich das ver ucht. Gestern habe ich mich gefragt, was mich als Held ausmacht. Es bedeutet für mich auch, dass ich mich mal von den anderen zurücknehmen kann, um meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und auch mal zu sagen: „Nein, das ist mir jetzt gerade zu viel.“ Das ist ja auch ein Held-Sein: nicht immer nur zu kämpfen. Ich dachte immer, ich wäre nur dann ein Held, wenn ich als erster Feuerwehrmann ins brennende Haus stürme. C: Das schwierige dieses Archetypus ist, dass Held-Sein bedeutet, etwas für andere zu tun. Die Sechs hat aber genau die Schwierigkeit, für sich selber Held zu sein, für sich selber einzustehen. Sie wollen ein Held sein, aber können nicht, weil man sich dann ja in den Mittelpunkt stellt. Dann wäre man ausgeliefert. Das sind die doppelten Schwierigkeiten, in denen sich die Sechs verstrickt. A: Darum versteckt sich Robin Hood im Wald, gut verkleidet. Da sieht ihn keiner. Pfeil und Bogen halten ihn auf Abstand zum Feind.
Hauptmerkmal: Paranoia C: Wegen ihrer Unsicherheit versucht die Sechs ständig herauszu nden, was da draußen für schlimme Dinge passieren könnten, damit sie für alle Eventualitäten gewappnet ist. Dabei fragt sie sich, was das Gegenüber wirklich meint. Denn sie vermutet schnell, dass der andere irgendetwas Böses im Schilde führt. Das ist verbunden mit der Ho nung, je mehr ich die Katastrophe schon vorausahne, desto weniger kann ich davon überrascht werden. Um diese Angst, mit der die Sechs alle Tage lebt, zu beschreiben, hat man folgendes Bild entwickelt: Jemand liegt im zweiten Stock eines
Hauses mitten auf dem Land alleine im Bett. Plötzlich hört er Geräusche und denkt: „Oh, das könnte ein Einbrecher sein!“ Und dann fängt er an nachzudenken: „Vielleicht ist es das Beste, wenn ich mich jetzt ruhig verhalte, so dass sie mich übersehen. Oder soll ich jetzt lieber aufstehen und nachgucken. Aber dann könnte es sein, dass die Einbrecher dadurch erst auf mich aufmerksam werden. Dann könnte es noch schlimmer kommen. Also werde ich erst mal abwarten und hören, was weiter passiert und mich mucksmäuschenstill verhalten.“ Dann hört er, wie die Geräusche zunehmen. Aber er kann sich weiterhin nicht sicher sein, ob das wirklich Einbrecher sind. So gehen die Gedanken weiter: „Wie soll ich mich verhalten?“ 1 Taxieren und Ergründen, damit ist die Sechs unentwegt beschäftigt. „Was meint der andere wirklich mit dem, was er sagt? Was sollte ich damit tun? Sollte ich ihm vielleicht das oder das sagen?“ So verliert sie sich nachträglich in Dialogen: „Eigentlich hätte ich dieses oder jenes sagen müssen. Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, dann werde ich ihm das so und so sagen. Der hat zwar das und das gesagt, aber eigentlich hätte ich ihn fragen müssen, was er genau damit meint.“ Das ist sehr unangenehm. Aber es hilft dabei, von den eigenen Gefühlen getrennt zu bleiben. Solange die Sechs denkt, fühlt sie nicht, zumindest nicht richtig. Durch dieses Denken werden zwar viele Gefühle erzeugt, das sind aber alles künstliche Gefühle. A: Sie sind künstlich, weil sie nicht aus dem entstehen, was gerade ist. Was ich denke, hat nichts mit dem zu tun, was gerade passiert. Weil ich mit meinen Gedanken immer woanders bin, muss ich auch mit meinen Gefühlen nicht mit dem sein, was im Moment passiert. Dadurch scheint es sicherer. Ich projiziere alles Dunkle auf die Welt draußen. Ich verlege die gefährlichen Situationen in die Vergangenheit. Tatsächlich kann ich einer gefährlichen Situation nur dann begegnen, wenn ich hellwach in der Gegenwart bin. Das ist, was der Held braucht. Da ist kein Platz für Paranoia.
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C: Bei Sigmund Freud war das gut zu beobachten. Der machte seine Lieblingsschüler immer zu designierten Nachfolgern. Alfred Adler war eine Zeit lang sein Lieblingsschüler. Dann hat Adler seine eigene
Meinung entwickelt, so dass Freud ihn ausgeschlossen hat und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Daraufhin war Carl Gustav Jung sein Lieblingsschüler, er folgte ihm und alles war großartig. Freud hatte eine Sechser-Fixierung. Handlungen der anderen setzten sofort seine Gedanken in Gang und in beide Richtungen hat er übertrieben: Dass sein Lieblingsschüler sein Nachfolger wird, ist übertrieben. Es war noch gar nicht an der Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Und dass jemand, der eine andere Meinung hat, nicht mehr dazu gehört, ist genauso übertrieben. Die Gedanken übertreiben alles. A: Und das ist sehr anstrengend, wie ihr hört.
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T6w: Die Paranoia kenne ich sehr gut. Besonders in Entscheidungssituationen fängt ein inneres gedankliches Rasen an. Das ist dann wie ein inneres Radio, es läuft einfach ab. Da werden dann Horrorszenarien als Tatsachen hingestellt. Meistens ist mir dieser Ablauf gar nicht bewusst. Es reichen kleine Anlässe von außen, eine Kritik oder ein Wort und sofort läuft in mir ein ganzer Film ab. Hier hilft es mir, wenn mir mein Partner oder ein enger Freund sagt, dass das gerade nur Fantasien sind. T6w: Wenn ich einen Raum betrete, dann checke ich wie ein Scanner erst mal ab, wer ist da. „Wer könnte mir gefährlich werden, wer ist mir wohlgesonnen?“ Das geht relativ schnell. Diese Sicherheit, die ich mir über das Abchecken scha e, hält die Paranoia in Schach, das ist fein. T6w: Ich habe mich in der Mittagspause schon darauf vorbereitet, was ich hier vielleicht sagen könnte. Ich wollte mich der Situation stellen, dieser Angst begegnen, weil ich ihr sonst aus dem Weg gehe. Ich wollte merken, dass ich das überleben kann, dass das irgendwie geht. Die Angst oder Sorge ist dann, ich könnte mich furchtbar blamieren, weil mir überhaupt nichts einfällt, ich keinen gescheiten Ton rauskriege, ich rot werde, mir die Luft wegbleibt und weil sich alle viel besser ausdrücken und artikulieren können als ich. Dann kriege ich schon so ein aues Gefühl im Magen und die ganze Mittagspause wird überschattet von der Beschäftigung mit diesem ema. Ich bin dann überhaupt nicht mehr da anwesend, wo wir gerade sind.
Genese A: In den Familien der Sechs gibt es oft ein Geheimnis, das tabuisiert ist. So ist von vornherein etwas im Leben da, das nicht vertrauenswürdig ist. Die Welt wird als nicht vertrauenswürdig wahrgenommen. „Ich dachte, mein Vater wäre ein Held und dann stellte ich fest, er war nur ein ganz normaler Mensch.“ Das ist die große Enttäuschung. Die kleine heile Welt, die so ein bisschen Sicherheit ausstrahlt, bricht dann zusammen, zerfällt in sich.
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T6w, se: Ich kann mich erinnern, ich war noch sehr klein, drei oder vier Jahre alt vielleicht. Meine Eltern sind abends ausgegangen, ohne mir und meiner drei Jahre älteren Schwester etwas zu sagen. Einen Babysitter gab es auch nicht. Das taten sie wohl ab und an, wie ich später erfuhr. In einer dieser Nächte bin ich aufgewacht und habe nach meinen Eltern gerufen. Es kam natürlich niemand. Ich rief wieder und wieder, hatte fürchterliche Angst und geriet immer mehr in Panik. Nach einer Zeit habe ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer gemacht, dorthin, wo meine Eltern, wie ich wusste, jeden Abend vor dem Fernseher saßen. Ich tastete mich durch die dunkle Wohnung, in meiner Panik fand ich nicht einen einzigen Lichtschalter. Ich fühlte mich völlig allein gelassen von der ganzen Welt, allein gelassen in völliger Dunkelheit. Das Wohnzimmer fand ich dunkel vor, niemand war da. Ich kauerte mich völlig verängstigt unter den Wohnzimmertisch, wo ich wimmernd liegen blieb. Dort fanden mich meine Eltern dann nach einer gefühlten Ewigkeit. Von da an habe ich meine Eltern wohl als absolut nicht vertrauenswürdig eingestuft, hatte Angst im Dunkeln, Angst, abends einzuschlafen und war allgemein ein sehr ängstliches Kind.
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T6w: Als Vierzehnjährige hatte ich gar nichts zu sagen. Es war so viel Warten dabei, soviel Aushalten, so viele Szenen, bei denen ich präsent war, aber überhaupt keine Idee hatte, wie ich sie selber hätte mitgestalten können. Aber ich gehörte dazu. A: Und wir können das verstehen. Die Sechser-Fixierung sitzt da in ihrem Elfenbeinturm, in ihrem Gehirn und ist eigentlich nur halb an der
Welt beteiligt. Und plötzlich passiert irgendwas, die Menschen machen etwas, sie handeln, sie bewegen Gegenstände von A nach B, sie fassen was an, das wird plötzlich körperlich. Aber das Körperliche, das ist ohnehin gerade unheimlich für eine Vierzehnjährige – und noch dazu als Sechs, die sich nur im Kopf aufhält, wo sie vermeintlich alles unter Kontrolle hat. Sie will da irgendwie dabei sein, aber wie kommt sie ins Handeln?
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T6w: Ich habe sehr deutlich gespürt, wie sehr ich versucht habe, zu vertuschen, was in unserer Familie los ist, wie viel Anstrengung damit verbunden war und wie viel Aufregung eigentlich darunter ist. Und dass ich mich total überfordert gefühlt habe, alleine und einsam. Ich habe damals ganz bewusst die Entscheidung getro en, dass ich von meiner Mutter nichts kriegen werde. Ich habe die ganzen Jahre davor gewartet, dass sie mich sieht und dass sie mich fragt, wie es mir geht. Ich habe dann realisiert, dass das nicht geschehen wird, so dass ich mich abgewendet habe und mich gleichzeitig dafür schuldig gefühlt habe. Ich habe mich auch immer ganz fremd in der Familie gefühlt. A: Das ist auch typisch für die Sechser-Fixierung. Es gibt ein Lied von Tom Waits, das heißt Georgia Lee 2 und handelt davon, dass die Mutter ihr Kind nicht halten kann. Die Mutter gibt ihr Bestes, aber das Kind geht trotzdem immer wieder von der Schule weg und ndet ein schreckliches Ende. In dem Text geht es darum, sich immer wieder zu verstecken. Ich verstecke mich zwar, aber bitte, bitte nde mich doch bloß. Das Lied ist durch eine wahre Geschichte inspiriert. Warum war Gott nicht für Georgia da? Warum hat er nicht aufgepasst?! Das ist eine der unergründlichen Fragen für die Sechs. Die Eltern scha en es nicht und nicht mal Gott scha t es, die Gefahren zu vermeiden. Da muss sich das Kind sehr, sehr anstrengen, zumal die Gefahren di us sind und nicht benannt werden können und dürfen. Eine übermächtige Anstrengung, die nie zu bewältigen ist. Das Versagen, das Fehlermachen ist vorprogrammiert. Und alles ndet nur im Kopf statt.
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T6w: Das Grundgefühl in meinem Leben war eine starke Verunsicherung. Der Wunsch dazuzugehören, all das zu machen, was die anderen auch machen, war immer wieder verbunden mit der Frage: „Bin ich richtig? Hab ich die richtigen Sachen an? Werde ich gemocht? Kommt jemand auf mich zu?“ Da war eine ganz große Schüchternheit und zugleich eine Überforderung im Kopf verbunden mit dem Drang, selbständig zu werden, den Kontakt zu den Eltern zu reduzieren, möglichst viel draußen zu sein, weg von Zuhause. C: Mit der Unsicherheit der Sechser ist das so, wie Tucholsky sagt: „Die Deutschen machen eine Revolution, aber kaufen zuerst eine Bahnsteigkarte.“ (Gelächter)
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C: Das Zweifeln und Zögern spiegelt sich auch in der Sexualität – einen Schritt vor, einen zurück. Da die Sechser so mental durch Bilder und durch Fantasien bestimmt sind, ist es für sie ein enormer Fortschritt, wenn sie lernen, körperliche Erregung, auch sexuelle Erregung zu spüren, ohne eine Fantasie. Weder durch ein Bild ausgelöst, noch Bilder hervorrufend; nur die Energie spüren.
Was sich das Kind wünscht
T6, se, Paula: Aus meiner Kindheit ist mir ganz stark der Satz in Erinnerung: „Lass das, das kannst du sowieso nicht!“ Vielleicht war die Intention meiner Eltern nur, mich vor Dingen zu beschützen, die ich noch nicht bewältigen konnte. Bei mir löste dieser Satz allerdings die größten Zweifel an mir selber aus und verstärkte die bereits vorhandenen Zweifel. Ich hatte immer das Gefühl, anders sein zu müssen. Wie, das wusste ich nicht so genau, einfach anders. Es fühlte sich an, als könnte ich in jeglicher Hinsicht niemals genügen. Gewünscht hätte ich mir zu hören: „Du bist gut so, wie du bist. Wir lieben dich so, wie du bist. Du darfst so sein, wie du bist.“ Ein paar kleine Sätze, eine Herzensumarmung, damit sich das Gefühl ausbreiten kann, angenommen zu sein und zu genügen. Verständnis für meine „Fehler“ statt Bestrafung durch Schläge hätte ich mir auch gewünscht. Ich habe das Gefühl, bei den großen Erwachsenen behütet und sicher zu sein, immer vermisst. So entwickelte ich stattdessen Strategien, um damit
umzugehen: „Wenn ich nur immer ganz lieb bin, mich anpasse und alles richtig mache, dann müssen sie mich doch irgendwann endlich lieben.“ Daraus entwickelte sich dann wohl eine allgegenwärtige Ängstlichkeit, nie sicher zu sein und mir nichts zuzutrauen. A: Ja, das Kind darf eingeladen werden, auch körperlich ganz da zu sein. Die Erwachsenen tragen ihr Päckchen alleine. Es ist besonders wichtig zu verstehen, dass Fehler unausweichliches Feedback sind und allen passieren und in Ordnung sind.
Physis A: Der körperliche Ausdruck der Sechser-Fixierung schwankt sehr entsprechend dem Subtyp und der Ausprägung. Während Woody Allen wie ein aufgescheuchtes Kaninchen aussieht, wirkt Bruce Willis eher wie ein Tiger, wenn auch nicht auf frühen Fotos. T6w: Mein Körper neigt zu Verspannungen und Schmerzen und ich leide seit früher Kindheit unter Ein – und Durchschlafproblemen, besonders stark in Stress – und Anforderungssituationen. Ich kleide mich möglichst unau ällig – auch wenn ich es nicht direkt Tarnung nennen möchte.
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T6, omas: Ich erlebe, wie ich aufkommende Gefühle – und insbesondere die Angst – durch Anspannung des Körpers zu unterdrücken und in Schach zu halten versuche. Dies führt oft langfristig zu Verspannungen und Fehlhaltungen des Körpers. Ich spüre die Angst schon in meinem Körper, was die anderen sicher sehen können, bevor überhaupt eine bedrohliche Situation eintritt. Meine Gedankentätigkeit lenkt mich ab, schlimmstenfalls sogar vom Schlaf. Ich kann mich dann nicht konzentrieren oder greife auf alte Suchtmechanismen zurück. T6, se, Paula: In der Pubertät wuchs ich sehr schnell und überragte meine Altersgenossen, was ich unbedingt vermeiden wollte. „Eine große Dürre wird kommen“, war ein Spruch, der mir galt. Daher gewöhnte ich mir eine Buckelhaltung mit vorgeschobenem Schildkrötenhals an. Schmerzen wurden nie richtig wahrgenommen, erst dann, wenn sie nicht mehr auszuhalten waren. Richtig im Körper war ich nie. Irgendeinen Sport habe ich immer gemacht, aber mich dabei nie wirklich gespürt. Mit
Mitte 30 wollte ich plötzlich Bauchtanz lernen. Das hat mich so bereichert, dass ich gleich exzessiv eingestiegen bin. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich richtig in meinem Körper und die Freude an der Bewegung gespürt. Ich habe gespürt, dass ich als menschliches Wesen mit diesem Körper, der mir geschenkt wurde, auf der Erde bin. Ich habe gespürt, dass er zum Bewegen und Benutzen gemacht ist und dass das große Freude mit sich bringt. Meine Weiblichkeit konnte ich dann erst richtig annehmen und genießen. Da ist mir erst bewusst geworden, wie getrennt vom Körper ich bisher nur in der Gedankenwelt gelebt hatte.
Leidenschaft: Zweifel Ich denke, dass ich glaube, dass ich weiß, dass es möglicherweise wirklich so sein könnte, ...aber ganz sicher bin i mir net, na, ganz sicher bin i mir net. Zögern, zaudern, zweifeln – ja, des kann i guat Zögern, zaudern, zweifeln – des lasst mir koa Ruah Zögern, zaudern, zweifeln – liaber morgen als heute Zweifeln, zaudern, zögern – meide lieber fremde Leute Zögern, zaudern, zweifeln – Sucht nach Sicherheit Zögern, zaudern, zweifeln – geh ma liaber net zu weit Zögern, zaudern, zweifeln – halbe Kraft voraus Zweifeln, zaudern, zögern – und immer gradeaus Hilfe! Gefahr! Die Dämme, sie brechen! Hilfe! Gefahr! Könn ma net vorher drüber sprechen? Hilfe! Gefahr! Das ist unkontrollierbar! Deutschland! Alarm! Mir leben spontan!3
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A: In der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gab es auch eine Sechs. Und der zaudert immer und manchmal zaudert er so lange, dass die Chance vorbei ist. C: Wer? A: Mario Gomez. Das ist der Zauderer vor dem Herrn. C: Nicht vor dem Herrn, vor dem Tor. (Lachen)
A: Man sieht die Fixierung vor dem Tor. Da gibt es einen kleinen Moment, in dem er zaudert, während die anderen schon längst schießen.
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C: Jede Fixierung hat eine Hauptleidenschaft. Das ist das Mittel, mit dem Leiden gescha en wird, indem sich die Fixierung von den tieferen Gefühlen fern hält. Und bei der Sechs ist das der Zweifel. Alles, was gedacht wird, kann gleichzeitig bezweifelt werden. Wenn ich körperliche Erfahrungen mache, wenn ich schwimmen kann, dann kann ich nicht mehr zweifeln, ob Schwimmen möglich ist oder nicht. Aber die Scholastiker, die konnten jahrelang darüber debattieren, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz haben. Darüber kann man sehr lange debattieren und alles wieder bezweifeln. Mit diesem Zweifel gehen Entscheidungsschwierigkeiten einher. Solange ich zwei e – „Soll ich es so machen, soll ich es so machen? Soll ich das gelbe Sofa kaufen oder das grüne? Geh ich nochmal hin und hol mir Farbproben? Ah, das weiße wäre vielleicht auch was. Frag ich erst mal meine Freunde.“ – kann ich es auf jeden Fall nicht falsch machen. Da ist diese schreckliche Angst: „Wenn ich jetzt das Sofa kaufe, kann ich das dann noch umtauschen? 14 Tage! Aber wenn es sich nach 14 Tagen erweisen sollte, dass mir die Farbe nicht gefällt, dann habe ich einen Fehler gemacht, der nie wieder gut zu machen ist. Lieber warte ich ab und zwei e.“ Das Motto der Sechs ist: „Wer nichts tut, macht nichts verkehrt.” Das ist der Grund, weswegen die Sechs nicht richtig ins Handeln kommt. Sie fängt mit etwas an, dann kommt der Zweifel, deshalb hört sie wieder auf und fängt stattdessen enthusiastisch etwas Neues an, bis der Zweifel kommt und sie wieder aufhört. Dann bekommt sie wieder einen Energieschub, legt wieder los, das Projekt kommt aber nicht zum Ende, deshalb hört sie wieder auf. Man nennt das auch ein stotterndes Verhalten. So scha t es die Sechs, permanent der Angst auszuweichen und bleibt manchmal in abgebrochenen Lebensverläufen stecken.
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T6w: Der Zweifel bestimmt eigentlich mein ganzes Leben. Ständig läuft ein innerer Dialog ab, ob das auch gerade richtig ist, was ich tue. Ob ich so, wie ich bin, liebenswert bin. Der Zweifel bezieht sich häu g auch auf
andere Menschen, die mir nahe stehen. Bei meinem Partner sehe ich so viele Kritikpunkte und wenn ich genauer hinsehe, kritisiere ich genau das eigentlich an mir selber. Besonders deutlich wird das ständige Zweifeln an mir in der Arbeit hier. Wenn ich andere in Übungen anleite, fühle ich mich sehr unsicher, habe ständig das Gefühl, etwas falsch zu machen und vergleiche mich mit den anderen: „Wie machen die das? Die können das alle besser.“ T6, Leo: Vor einiger Zeit wollte ich Kriya Yoga lernen. Dafür gab es einen indischen Meister, der zufällig in eine Stadt in meiner Nähe kam, so dass ich darüber nachgedacht habe, hinzugehen. Ich habe hin und her überlegt und mich schließlich entschlossen, zumindest mal in die Stadt zu fahren. Dann bin ich ja schon mal vor Ort und kann nachschauen, wo die Veranstaltung ist. Dann habe ich mir das angeschaut und dachte: „Ja, dann musst du nur noch die Treppe hochgehen, dann wärst du schon mal im Raum.“ Das habe ich auch gescha t, habe auch noch den Eintritt bezahlt und mich da rein gesetzt. Da waren nur vier Leute. Schließlich kam der Meister und hat eine Übung gemacht, in der er sagte: „Jetzt machen wir mal eine Atemübung und ich atme durch euch durch.“ Ich aber habe mir nur gedacht: „Kann der das überhaupt? Wie soll das denn jetzt funktionieren?“ Was ich damit sagen will: Anstatt einfach mitzumachen, bin ich ständig im Kopf und zwei e an allem.
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T: Seid ihr Sechser eigentlich kritikfähig? (Lachen) T6, Andreas: Ich habe lange gar nicht kapiert, dass es überhaupt einen anderen Modus gibt, auf Kritik zu reagieren, als sich zu rechtfertigen. Sehr unangenehm ist auch die Gewohnheit, die Kritik nach innen zu nehmen, mich selbst damit fertig zu machen und ewig mit mir zu diskutieren, was ich hätte anders machen können. T6, Susanne: Grundsätzlich fällt es mir schwer, Kritik anzunehmen, weil das eng mit der Angst verbunden ist, etwas falsch zu machen. Ich habe neulich mal im Arbeitszusammenhang damit experimentiert: Da war jemand, der las zum ersten Mal meine Texte. Ich dachte: „Wie er sie wohl ndet? Was er wohl dazu sagt?“ und war ganz in Panik: „Oh Gott, der ndet die Texte sicher ganz schrecklich und will nie wieder mit mir arbeiten.“ Es war ganz furchtbar. Aber dann habe ich das bewusst
angehalten und habe mich allem geö net. Er hat zwar kritisiert, aber durch die Ö nung war das ein sehr schönes Erlebnis. Es war so beglückend, so ein Geschenk, dass mir jemand einfach nur sagt, was ich verbessern kann. So konnte ich erkennen, dass das nichts damit zu tun hat, dass ich falsch bin. Christian hat mal gesagt: „Nur weil man Fehler macht, ist man nicht falsch.“
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T6w: Mir ist deutlich geworden, dass ich mir, wenn es darum ging, mir auch etwas Schönes zu gönnen, über viele Jahre immer gesagt habe: „Das ist zu teuer für dich.“, obwohl ich mich gerne mit schönen Dingen umgebe. Mir ist auch deutlich geworden, dass ich mich, wenn ich dann tatsächlich einmal über meine Grenzen gegangen bin, an den Dingen gar nicht erfreuen konnte. Jetzt wird mir klar, dass sich für mich etwas verändert hat und dass ich heute in der Lage bin, mir etwas Schönes und Teures zu gönnen und daran Freude zu haben. C: Du kaufst dir nicht nur das schöne neue Kleid, sondern du ziehst es auch an – selbst wenn es dann abnutzt. Denn da gibt es wieder tausend Möglichkeiten zum Zweifeln. Du kannst es da Jahre hängen haben, ohne dass es getragen wird. T6w: Daher schaue ich, dass ich Kleidungsstücke habe, die zeitlos sind. (Lachen)
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C: Descartes hat zuerst gesagt: „Ich zwei e, also bin ich.“ Später wurde das Zitat geändert: „Ich denke, also bin ich.“ Nur wenn der Verstand leer ist, wenn er still wird, dann kann man wirklich erfahren, zu sein.
Idealisierung: Ich bin loyal T6w, se: Das Zweifeln wird bei mir idealisiert, indem ich mir einrede: „Ich bin ja so loyal, ich muss es jedem recht machen. Nur deswegen zweifele ich an allem.“ Das ist natürlich schwierig. Sonst müsste ich ja Stellung beziehen und handeln – was Fehler mit sich bringen könnte und die gilt es ja unbedingt zu vermeiden. Mir war es immer wichtig, dass
Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten aus der Familie nicht nach außen dringen. T6w, so: Ich fühle mich in einer Gruppe viel wohler. Die gibt mir Sicherheit. Das bedeutet, dass ich mir die Leute aussuche, mit denen ich Kontakt haben möchte und dass ich die Gruppe gut zusammenhalte. Dazu gehört auch, dass ich der Gruppe gegenüber sehr loyal bin, sprich auch der Familie. Ich habe den Beruf meines Vaters ergri en, das Geschäft übernommen, habe zwischendurch etwas anderes gemacht und bin dann wieder in das Geschäft zurückgegangen. Es ist mir schon klar, dass ich sehr nach den anderen schaue und weniger nach mir.
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C: Eine Sechs kann sehr gut aktiv werden für andere. Ich kannte einen, der hat drei Doktorarbeiten für andere verfasst. Da gab es noch keine Computer und keine Textbausteine. Damit hat er sich Geld verdient. Aber von seiner eigenen Doktorarbeit über die Rezeptionsgeschichte Goethes hat er immer nur geträumt. Das wäre ein gewaltiges Werk geworden, von dem nie irgendwas entstanden ist. A: Die Sechs ist natürlich nicht wirklich loyal. Sie idealisiert damit nur ihre Suche nach etwas, was verlässlich ist. Ihr gelingt es nicht, die Verlässlichkeit im Innern zu nden, also sucht sie im Außen. Wenn sie diese dort vermeintlich gefunden hat, sei es nun in einem Fußballklub, in einem guten Chef oder in einem Lehrer, dann möchte sie sich daran festhalten. Da sie in ihrem Inneren keine Stabilität hat, ist natürlich die äußere Stabilität und Autorität genauso zweifelhaft. Sie würde niemals o en gegen die Autorität aufbegehren, aber in ihrem Innern und auch mit Kollegen kann sie alles anzweifeln und auch untergraben, nicht zuletzt, um sich nicht zu sehr ausgeliefert und abhängig von der Autorität zu fühlen. Die Sechs kann auch für ihre Familie, in der sie sich sicher fühlt, alles tun. Gleichzeitig kann es aber passieren, dass die schönsten Absichten durch tollpatschige Fehler unterminiert werden, dass dem anderen seine liebste Sache kaputt gemacht wird. Nur wenn diese Person mich dann immer noch mag, hat sie sich als ein bisschen vertrauenswürdiger erwiesen.
Redestil: Grenzen setzen
T6: Wenn ich etwas Wichtiges sagen will oder vor Gruppen rede, lege ich mir das vorher immer genau zurecht. Manchmal mache ich mir hierzu kleine Notizen und übe die Sätze vorher. Meine Sätze sind meistens kurz und klar. A: Wenn du das nicht tätest, käme lauter kryptisches Zeug raus, was selbst für dich selber am nächsten Tag nicht nachzuvollziehen ist, weil es ein Auszug aus einem riesigen Gedankengerüst ist, völlig ohne nachvollziehbaren Zusammenhang für den anderen. Eli Jaxon-Bear sagt, die Sechser sprechen manchmal so komisch, weil sie so viele Gedanken in ihrem Kopf haben und das Loch, durch das alles raus muss, nur so klein ist. Sie produzieren abgehackte Sätze, weil sie schon einen neuen Gedanken begonnen haben, bevor der Satz zu Ende ist. Gerade wenn es aufregend wird, werden ihre Gedanken ungeheuer schnell. Dafür ist diese Ö nung dann einfach zu klein. C: Deswegen ist der Redestil logisch argumentierend mit klaren Strukturen: erstens, zweitens, drittens. Das ist der Versuch, diese Riesenmenge von Gedanken irgendwie zu bändigen, so dass sie handhabbar wird. A: Natürlich will sie auch den anderen bändigen, der sich an die Regeln und Grenzen zu halten hat, wie wir alle! Die Sechs ist ein guter Soldat. Wenn man für Sicherheit sorgen muss, dann sind soldatische Eigenschaften wichtig. Dafür muss ich wissen, was meine Befehle sind. Ich muss mich in meinen Handlungen an die Befehle oder Strukturen halten. Es ist überlebenswichtig, dass alle das tun. Und es muss jemanden geben, der die ganze Sache im Blick hat und auf dessen Befehle ich mich verlassen kann. Dabei ist die Sechs abwechselnd je nach Situation der Befehlsempfänger oder der Befehlsverteiler. Die Sechs braucht einen Redestil, der der ständigen Gefahr, von der wir vermeintlich umgeben sind, gerecht wird. Dabei muss ich meinen Handlungsspielraum auf das Schlachtfeld und den Nachschub begrenzen und ich muss die Handlungen der anderen regulieren. C: So, wer ist die nächste Gruppe?
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T6: Moment, wir sind noch gar nicht ganz durch!
C: Ja, Sechser sind nie ganz durch. Die kommen nie wirklich zum Ende. (Lachen) T6: Ich habe eigentlich noch gar nichts gesagt. Oder vielleicht doch. Ich soll zusammenfassen. (Wendet sich an die anderen Sechser:) Sagt mir, ob es stimmt. (Wieder zu allen:) Ja, es war die Frage, ob der sexuelle Sechser seine Sexualität lebt oder unterdrückt oder ob beides möglich ist und wenn, ob sie erfüllend ist. Und da waren die Meinungen verschieden. Da gab es welche, die meinen: „Ja, die Wirklichkeit ist besser als jede Fantasie.“ C: So machen Sechser das: Sie servieren uns ihr Umfrageergebnis wie eine Presseerklärung. (Lachen)
Abwehrmechanismus: Projektion C: Die Sechs tut alles, um die eigene Angst nicht zu fühlen. Aber wenn ich die Angst unterdrücke, dann sucht sie sich neue Wege. Ich schaue nicht nach innen und fühle die Angst, sondern ich nehme in der Umgebung andere Menschen als bedrohlich wahr. Das nennt man Projektion. Die Quelle des Bedrohlichen wird nach außen verlagert. Dort wird ständig gesucht: „Meint der das ehrlich mit mir? Meint er das, was er sagt?“ Sagt jemand ein schräges Wort, dann wird das in Gedanken übertrieben und fantasiert, was der vermeintlich gegen einen hat. Dazu fallen der Sechs zwanzig ähnliche Geschichten ein, die sie schon erlebt hat. Dann fühlt sie sich als das größte Opfer von allen.
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A: Die Angst vor dem Gegenschlag ist eine Projektion. Der Zweite Weltkrieg hat angefangen mit Hitlers Behauptung: „Seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen.“ Die Projektion ist der Abwehrmechanismus der Sechs. Der andere ist der Böse. Alles wird nach außen geschoben. Es muss ins Unmenschliche vergrößert werden, damit auch alle dagegen zusammen stehen. Außenpolitische Bedrohung stabilisiert immer den inneren Zusammenhalt und die jeweils Regierenden. Da ist man schon mal bereit, seine Grundrechte aufzugeben, wenn die Bedrohung nur groß genug ist.
C: Die Sechser-Energie ist wechselhaft. Sie hat in den 40er Jahren die halbe Welt erobert und versklavt. Die Sechser sind nicht nur bescheidene Menschlein, die verängstigt in der Ecke sitzen und denken: „Ho entlich geht das Leben einigermaßen schadlos an mir vorbei.“ T: Ohne dabei Angst zu fühlen? C: Das Wichtige ist, die grundlegende Angst wird nicht gefühlt. Ob an der Ober äche Ängstlichkeit da ist und dagegen angegangen wird, ist ganz unterschiedlich. Die grundlegende Angst wird verdrängt und stattdessen wird projiziert: „Die anderen wollen mir was Schlechtes und ich muss dagegen angehen.“ A: Die Projektion im NS-Reich zeigt einen weiteren wichtigen Mechanismus: „Wir“ sind die „Guten“ und die anderen, in dem Fall waren es die Juden, sind die „Bösen, Fremden, anderen“. Die Meute rottet sich zusammen. Dann fühlt man sich sicher genug. Wenn jemand bei den Neo-Nazis aussteigen will, stehen 40 „Kameraden“ vor seiner Tür. Der Nationalsozialismus ist ein extremes Beispiel dafür, wie die SechserFixierung funktioniert. In Amerika ist das Wort Nazi-Mind inzwischen ein ge ügeltes Wort, das jedem einzelnen helfen kann, seinem eigenen Fanatismus auf die Schliche zu kommen. Es ist immer leicht, jemanden zu nden, dem man alles Böse zuschreiben kann. Manchmal ist es der Partner, manchmal sind es die Eltern, manchmal ist es Gott, die Deutsche Bahn oder der Fleischproduzent. Wer auch immer gerade der Bösewicht ist, ich bin es jedenfalls nicht. C: Das Demontieren des anderen, das Beweisen, dass der andere alles falsch macht und nicht man selber, scheint die eigene Überlebensfähigkeit zu stärken. Das macht einen scheinbar selbstsicherer. T: Ich hatte sehr viele Urteile über ängstliche Menschen. Die waren mir zuwider. C: Die größten Kritiker der Elche sind meistens selber welche.
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T6w: Ich hatte die Erfahrung, nicht erwünscht zu sein. Schon in der Schwangerschaft wurde über Abtreibung nachgedacht. Das zieht sich leider dann so durchs Leben – sich nicht zeigen wollen, nicht da sein
dürfen. Habe ich überhaupt eine Existenzberechtigung, wenn ich einfach nur da bin? A: Das ist wieder die Projektion. In Wirklichkeit ist es nämlich so, dass ich mich gar nicht traue, da zu sein und dann sage ich: „Ach, die anderen wollen mich ja gar nicht.“ Die Sechs will nicht wirklich da sein. Sie ist in ihrem Schützengraben: „Will ich überhaupt auf die Welt? Naja, ich weiß nicht, da müsste ich nochmal drüber nachdenken.“ Und dann kommt: „Ach ja, die anderen wollen mich gar nicht.“ Denn selbst wenn die Eltern über eine Abtreibung nachgedacht haben, du bist da. Also, sie haben „Ja“ gesagt.
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T: Wenn die Sechs aus der Beziehung ieht, wird der andere da abgelehnt? Ist das eher Selbsthass oder wird der Selbsthass projiziert? T6: Ich demontiere dann den anderen in Gedanken. Ich projiziere, dass er doof und dumm sei, in Wirklichkeit aber habe ich Angst vor ihm. Indem ich ihn als blöd abstemple und mir sage, mit dem will ich eh nichts zu tun haben, rationalisiere ich das Ganze, stelle mich damit nicht der Angst, die ich vor dem Menschen habe und gehe einfach woanders hin.
Vermeidung: abweichendes Verhalten C: Die Hauptstrategie ist, mich so zu verhalten, dass die anderen mich nicht rauswerfen. Ich werde zusehen, dass ich nicht anecke. Ich werde, wenn ich in eine Gruppe komme, versuchen herauszu nden, was für Regeln gelten und wie man sich hier verhalten muss. „Wie verhalten sich hier die anderen? Wahrscheinlich kennen alle anderen die Regeln, bloß ich nicht. Wenn ich sie nicht heraus nde, wenn ich nicht weiß, wie man sich verhält, dann falle ich auf – und dann wird es bitter.“ Die Angst, sich daneben zu benehmen, ist groß. Die Sechser achten bei ihrer Kleidung darauf, dass sie nichts anziehen, was irgendwie au ällig ist. Denn aufzufallen ist schon gefährlich. Sie ziehen sich mit Bedacht so an, dass es gut aussieht, dass es in die Gruppe passt und nicht au ällt. A: Nur die kontraphobischen sexuellen Sechser brauchen Aufmerksamkeit und mit ihrem Zierrat liegen sie immer ein bisschen
daneben. Das muss man auf der Balz in Kauf nehmen.
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T6w: Ich gebe Geld aus für Dinge, die mir wichtig erscheinen. Es ist mir wichtig, in der Welt so zu leben, dass ich keinen Schaden anrichte. Wenn ich es schon nicht scha e, die Welt zu retten, dann will ich sie wenigstens nicht zerstören. C: Das heißt, sich nicht festzulegen. Die Sechser legen sich nicht fest, sie reden lieber in Allgemeinplätzen und können sich immer zurückziehen. T6w: Das war doch nur die Einführung! Deswegen gebe ich zum Beispiel viel Geld für Bio-Essen aus. C: Weil das die Gesundheit erhält. T6w: Nee, weil ich zerstört.
nde, dass die normale Landwirtschaft die Welt
C: Das ist ein theoretischer Grund. Sechser verhalten sich nicht danach, was sie möchten und wünschen, sondern sie verhalten sich danach, wie man sich verhalten soll. Sie gehen in einen Bio-Laden und kaufen das Zeug, weil das die regionale Landwirtschaft unterstützt. Sie können das dann auch zu Hause hinstellen, brauchen es gar nicht zu essen, denn sie kaufen das ja aus philosophischen Gründen. Weil den mentalen Fixierungen der Kontakt zum Fühlen fehlt, können sie nicht vom Fühlen her bestimmen: „Was will ich, was schmeckt mir, was tut mir gut?“ Es wird von den Gedanken bestimmt, was ein richtiges Verhalten wäre, nicht wie man sich verhalten will, sondern wie man sich verhalten soll.
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T: Hat die Sechs eine bestimmte Beziehung zur Wut? A: Die Wut ist in unsere Gesellschaft nicht so akzeptiert, wie Alkohol zu trinken. Deshalb wird wütendes Verhalten vermieden. Die Sechs hat aber unendlich viele Gründe, sich zu ärgern.
Falle: Sicherheit T6m: Ich weiß nicht, ob es zur Sechser-Fixierung gehört, die Erinnerung an die Dinge zu behalten, die ich nicht gut fand und das, was schön war,
stillschweigend unter den Teppich zu kehren. T6w: Mein Kritisch-Sein wird wie ätzende Säure von anderen wahrgenommen. A: Das ist die Kardinalsünde der Sechser-Fixierung: Die Sucht nach Negativität!Nicht nur in der Vergangenheit, auch in der Zukunft und in der Gegenwart. Immer und überall! Es ist wichtig zu verstehen, was diese Sucht, diese Suche nach dem Negativen bewirkt und worin sie ihre Wurzeln hat. Sie dient zum einen dem Aufspüren möglicher Gefahren. Sie dient dem Aufspüren von Lügen. Es ist, als müsste ich eine schöne Blume p ücken, um herauszu nden woraus sie besteht, entdecken, dass nichts Gefährliches in ihr steckt. Wenn das Schöne wirklich schön wäre, könnte ich mich ja entspannen. Dann wäre meine ganze Nervosität über üssig. Alles dient immer wieder der Sicherheit. Natürlich musste ich mir in der Steinzeit auch merken, wo es Beute und Paarungsmöglichkeiten gab und wo sich die Herde aufhielt. Vor allem aber musste ich wissen, dass man daran sterben konnte, wenn man eine Tollkirsche isst. Das ist die Sucht der Negativität der Sechs. Und wie jede Sucht dient sie dazu, den eigentlichen Gefühlen aus dem Weg zu gehen. Die Sucht nach Negativität und danach, ständig alles und jeden zu kritisieren und infrage zu stellen, hat folgende Funktion: Indem ich die Fehler beim anderen aufdecke, vertusche ich meine eigenen Fehler. Ich lenke von ihnen ab und projiziere sie auf den anderen. Du kannst aufhören mit dem ewigen Beurteilen aller Menschen, Dinge und Handlungen. Dieses Verstandesurteil gaukelt eine Sicherheit vor, die es nicht gibt. Ich kann nicht wissen, was wirklich richtig und falsch ist. Wenn du dich wirklich darauf einlässt, dass du nicht wissen kannst, was für den anderen gerade gut ist, dann kannst du bereit sein, diese Sicherheit aufzugeben und die Anstrengung, über alles ein vermeintlich fachkundiges Urteil zu fällen. Dann kannst du bei den Dingen, bei denen du es in der Hand hast, etwas zu ändern, angemessen handeln.
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C: Die Wut wird schlimmer, weil immer das Negative gesehen wird. In Bezug auf die Zukunft kann man entdecken, dass man seine
Wahlmöglichkeiten einschränkt. Viel mehr Dinge könnten sich entwickeln, die man sich oft ohne Not verbietet.
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A: Leute, die Schätze verstecken, haben sie manchmal illegal erworben, sie haben Beute gemacht oder denken nur, sie hätten es nicht verdient und haben Angst, dass jemand sie stehlen könnte. Das sind Leute, die anonym wertvolle Gemälde kaufen. Die Sechs versteckt zur Sicherheit alles, was an ihr im Inneren wertvoll und liebenswert und erfolgreich sein könnte. Das praktische Wertvollsein wird als Ersatz dafür benutzt.
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T6w: Ich bin in das Seminar hineingerutscht und suche nach Orientierung. C: Vergiss es! T6w: Ich dachte mir, ich lasse mich intuitiv treiben. Ist das der richtige Weg oder sollte ich es anders machen? C: Du willst jetzt einen Plan: „Wie soll ich mich verhalten, was für eine Orientierung soll ich haben?“ Vergiss den Wunsch danach, gesagt zu bekommen, wie du etwas tun solltest. Entdecke das, was geschieht.
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T6: Ich tue alles für meine Sicherheit. Alles, was mir zur Verfügung steht, nutze ich dafür. Das ist ziemlich groß, oder? A: Du kannst die Vergeblichkeit, die vollständige Vergeblichkeit erkennen, dass all dein Bemühen um Sicherheit nichts gebracht hat. C: Ganz klar: Am Ende sind wir alle tot. T6: Wenn ich jetzt mitkriege, wie ich das sein lassen kann – einverstanden. C: Aufhören damit. A: Was bist du bereit zu bezahlen? (Pause) Der Preis, den Du zahlen musst, ist die Bereitwilligkeit, alles zu fühlen. Bisher hast du deine gesamte Energie verwendet, um die Gefühle zu vermeiden. C: Es ist wie beim Alkoholiker: Der trinkt, um sich sicher zu fühlen, immer Schnaps. Was muss der tun? Das Glas stehen lassen. Und dieses Glas Schnaps, das ist für jeden etwas anderes: Das Freundlich-Tun, die
Luft anhalten, das Denken sowieso, alles immer zu bewerten. Der Weg da heraus ist anhalten. Das bedeutet, dass man dieses Verhalten sein lässt. Dann kommt das Gefühl hoch, das vorher vermieden wurde. Jetzt kannst du bereit sein, das zu fühlen, sonst nichts. Ganz einfach.
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T6m: Die Angst ist ein Grundthema bei mir. Wenn ich an der Uni Referate halten musste, habe ich versucht, diese Angst vor allem durch maximale Kontrolle zu bewältigen, indem ich die Referate zwanzig Mal vor dem Spiegel gehalten habe und dann natürlich perfekt die Sachen erzählen konnte. T6, Maren: Ich brauche eine achtsame Atmosphäre. Alles andere ist mir viel zu grob und zu laut. Dann gerate ich ins Machen, ins Funktionieren, ins Kontraphobische. Ich bin sehr strukturiert. Ich brauche meinen Ablauf, um mich wohl zu fühlen.
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T: Ich bin bei der letzten Übung darauf gekommen, dass es völlig egal ist, was ich alles tue. Ich fühle mich ohnehin nie sicher. Das irritiert mich momentan sehr. A: Aber es ist so. So ein lapidarer Satz, aber ungeheuer folgenschwer. Wenn du dir den Satz wirklich auf der Zunge zergehen lässt: Ich kann mich anstrengen, wie ich will und ich kann Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, wie ich will. Ich kann Katastrophenpläne entwerfen und Fluchtwege festlegen, aber ich kann mich trotzdem nie sicher fühlen. Es gibt daraus zwei mögliche Schlussfolgerungen: Die eine ist, sich noch mehr anzustrengen und die zweite, das alles aufzugeben. Ich glaube, die zweite ist die bessere. (Lachen) Das Streben nach Sicherheit ist das Kernthema der Sechser-Fixierung. Dahin geht die gesamte Energie. Die Idee von Sicherheit ist eine Illusion. Es ist eine Falle. Der Körper kann von alleine lernen, was er tun muss, um sich mit der Schere nicht ins Bein zu piksen und um ein Auto oder eine Küchenmaschine zu bedienen. Die Sechs aber versucht durch ihr Verhalten und durch ihren Umgang mit sich selbst, eine innere Sicherheit zu erlangen, die durch diese Äußerlichkeiten niemals erreicht wird. Sie sucht an der falschen Stelle, so wie Mullah Nasrudin seinen Schlüssel im Licht sucht, anstatt im Dunkeln, wo er ihn verloren hat.
Schatten A: Der Schatten der Sechs variiert mit der Geschichte dessen, was in der Familie oder Umgebung am meisten tabuisiert war, z. B. etwas nicht zu wissen. Um Hilfe zu bitten kann genauso tabuisiert sein, wie sich hil os zu zeigen die einzig erlaubte Überlebensstrategie gewesen ist. T6: Habe ich etwas objektiv gut gemacht, kann ich das nicht würdigen und mich freuen, sondern muss gleich überlegen, wie es nun weitergeht – bestimmt nicht so gut! Mache ich einen Fehler, bestätigt das nur diese schlechtmachende innere Stimme. Es ist wie bei Hase und Igel: Ich kann mich abstrampeln, wie ich will, der Igel ist immer schon da. Ich kann es nicht gut machen.
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T6: Niemand war je so zynisch und grausam zu mir wie mein innerer Kritiker. Er vermieste meinen Alltag und trieb mein Leben gewaltsam an. Dabei lies er mich glauben, er sei gut für mich. Immer, wenn ich meine Fixierung hinterfrage und noch ein bisschen weiter und noch ein bisschen weiter, kommt dieser Gedanke, unentschuldbar schuldig zu sein! Das steht hinter allem. C: Augustinus hatte die gleiche Fixierung. Er hat die Erbsünde erfunden, weil er selber genau dieses Gefühl hatte: Unentschuldbar schuldig zu sein, ohne etwas getan zu haben. Es ist ausweglos, entweder macht man Fehler oder man tut nichts. Beides ist falsch. So hat er geschlussfolgert, es müsse irgendwo anders herkommen. Das ist so grundlegend, das kann nicht im Persönlichen liegen. Da hat er die Idee der Erbsünde erfunden.
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T6w: Früher war ich oft gefangen in meiner Vorstellung: „Keiner sieht mich, ich bin ganz allein.“ Ich lernte mehrere helfende Berufe und war selbst völlig unfähig, meiner eigenen Hil osigkeit zu begegnen. Da war ich ganz klein, im Grunde kindlich. Diese Hil osigkeit war meine Qual und mein Schatten. Ich konnte sie nicht sehen. Durch die innere Arbeit, die zunehmende Bewusstheit und besonders dann auch durch die plötzliche Trennung von meinem Mann, wurde sie wie weggesprengt. Denn plötzlich war ich ja wirklich allein. Aber gleichzeitig sah ich ganz klar, dass das überhaupt nicht stimmte. Dass diese Hil osigkeit nur ein
Traum ist, aus dem man erwachen kann. Denn es war soviel Hilfe da, ich brauchte sie nur anzunehmen. Ich habe auch gelernt, um Hilfe zu bitten, wenn etwas zu viel wird. Seither ist das Leben viel, viel einfacher.
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T6, Franziska: So unabhängig und selbständig ich mich beru ich fühle, so abhängig fühle ich mich auf der emotionalen Ebene. Sobald sich mein Mann zurückzieht, ist das für mich wie ein Todesurteil. Jetzt haben wir eine Trennungssituation, in der er sich sehr zurückzieht. Ich musste bereits viele Tode sterben, um das überhaupt zu überleben. A: Es gibt alte Ängste: das Kind kann ohne die Mama nicht überleben. Und ohne die Horde war es auch schwierig. Die erwachsene Frau hingegen stirbt nicht, wenn der Mann sie verlässt. Es ist vielleicht traurig oder erleichternd oder beides.
Arbeit T6, Fritz: Bei der Arbeit ist es mir wichtig, in einem guten Team zu arbeiten. Jeder weiß, was er zu tun hat und erledigt das zuverlässig, professionell und kollegial. Dann bin ich auch ein guter Teamplayer. Wenn sich kein anderer ndet, übernehme ich auch die Organisation. Dabei muss ich nicht unbedingt an erster Stelle stehen. Davor habe ich eher Angst, das können andere machen. Allerdings will ich auch Anerkennung für meine Arbeit. Wenn die dann nur die Rampensau einheimst, bin ich neidisch.
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T6, Claudia: Ich frage mich mein ganzes Leben lang, warum ich diese absolute innerliche Hemmung habe, erfolgreich zu sein. Denn ich sehe mich innerlich völlig anders, in ganz anderer Position. Ich kann anders sein, konnte es aber nie raus bringen, nie leben und bin darüber sehr unglücklich. C: Durch das ständige Zurücknehmen und Festhalten und Nichtrauen. T6, Claudia: Ich traue mir das selbst nicht zu. Es ist nicht so, dass ich dann Angst hätte, kritisiert zu werden. Ich denke, ich kann es nicht. (kurze Pause) Aber innerlich sehe ich mich anders: Ich weiß, ich kann es.
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T6, Anna: Ich emp nde die Angst, gesehen zu werden. Das kann ich nicht zulassen. Ich weiß noch, in Prüfungen bin ich tatsächlich umgekippt, wegen der Anspannung. A: Das ra nierte daran ist natürlich: Wenn ich umfalle, gucken erst recht alle hin. Das ist ein typisches Verhalten der Sechs: „Ich möchte eigentlich nicht gesehen werden, aber erkannt werden. Erkannt werden möchte ich schon.“ Wenn ich mich selber erkenne und auch zulassen kann, dass die anderen mich erkennen, dann hört die Anstrengung auf. Dann ist das Leben auch nicht mehr anstrengend, dann wird das Leben schön. In den 80ern warb die US-Army: „Be all you can be – in the Army.” Das bedeutet, sich in der Truppe all das zu trauen und sein zu können, was alleine nicht geht. Die Sechs tut gerne anderen einen Dienst, ob jetzt Zivil oder nicht.
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C: Es gibt Sechser, die die Angst völlig verdrängen, die nennt man dann auch kontraphobisch. Die werden dann im Beruf so etwas wie Stuntmen, die die Gefahr suchen und vor nichts und niemand Angst haben.
Beziehung T6, Conny: Wenn ich abgelehnt werde, wenn da ein Nein ist, ziehe ich mich ganz zurück. Das ndet alles im Kopf statt. Ich werte mich selbst ab, manchmal auch den anderen. Wenn ich ganz neu mit jemandem in Kontakt trete, bin ich erst mal ganz o en und spiele die Unterhaltsame. Wenn ich die Person dann das nächste Mal tre e, habe ich mehr Angst. Ich denke dann: „Was wird sein, wenn ich die Erwartungen vom letzten Mal nicht erfüllen kann?“ Dadurch entsteht bereits Distanz, durch den Gedanken: „Was denkt die jetzt von mir?“ T6, Martina: Manchmal gehe ich von meinem Herzen aus und manchmal vom Kopf. Da ist auf der einen Seite die Zusage, das Ja. Aber dann nehme ich dieses und jenes wahr, was nicht passt. Und dann kippt das ganz schnell hin zu einem absoluten Nein. A: Dagegen seid ihr völlig hil os. Die Zweifel kommen euch entgegen und nden immer einen Anhaltspunkt.
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T6, Ulla: Bei mir scheint es zwei Seiten zu geben. Einmal den Zweifel, ob er mich liebt und dann den Zweifel, ob ich ihn liebe. Das kann soweit gehen, dass man nicht mehr weiß, was Liebe ist. Das kann soweit gehen, dass man bezweifelt, ob man überhaupt lieben kann. T: Diesem Pingpong liegt ja eine Angst zugrunde. Welchen Satz würde diese Angst sagen? T6, Ulla: Die Angst, missbraucht zu werden, wenn ich jemandem zeige, dass ich ihn liebe. Letztendlich ist es nur wieder die Angst, nicht geliebt zu werden, nicht gut genug zu sein, wieder verlassen zu werden und deswegen die Liebe erst gar nicht wirklich zuzulassen. Mir hilft es dann, wenn ich merke, dass Zweifel nur Zweifel sind, und dass ich darauf nicht einsteigen muss. In vertrauensvollen Beziehungen hilft es mir, wenn ich mit dem Partner einen Realitäts-Check machen kann, so dass ich mitbekomme, wenn ich in einem Film bin. Wenn ich das Vertrauen habe, dass ich mich auch mit diesen Zweifeln mitteilen und zeigen kann. Das hilft. A: Da gibt es eine Szene im Film „A Beautiful Mind“, wo der schizophrene Professor John Nash einem Abgesandten des NobelpreisKomitees begegnet, der ihn über seine Nominierung informiert. Er fragt eine Studentin, von der er weiß, dass sie immer da ist, ob sie den Mann auch sieht. Als sie sagt: „Ich sehe den auch“, wusste er, dass er sich das nicht ausgedacht hatte. So ein Realitäts-Check kann sehr wertvoll sein, wenn die Sechs nicht weiß, ob sie sich gerade in einem Wahn be ndet.
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T6m, sx: Lange Zeit habe ich ein Romantik-Ideal verfolgt. Entsprechend habe ich die Frauen, in die ich mich verliebt hatte, immer auf einen Sockel gestellt. Das war natürlich zum Scheitern verurteilt. Um diesen Mechanismus zu durchbrechen, habe ich beschlossen, dass ich mir eine Frau suche, in die ich mich nicht verliebt habe. Das ist dann natürlich noch viel desaströser gescheitert.
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T6w, se: Ich habe große Ängste, meinen Mann an eine andere Frau oder durch einen Unfall zu verlieren. Oft male ich mir das bildlich aus. Dann kommen wieder Ängste, dass allein dieses Vorstellen dazu führen könnte.
Das ema Geben und Nehmen zieht sich durch die ganze Beziehung. Sehr schnell habe ich das Gefühl, dass immer nur ich gebe. Deshalb mache ich Au istungen, wer was geleistet hat. Sehr eng ist hiermit auchdas ständige Planen verbunden: Wann machen wir was, wer macht was wann. Besonders harmonisch ist unsere Beziehung, wenn wir beide entspannt sind, dann haben wir ähnliche Bedürfnisse und können stundenlang ausruhen und nichts tun. Sind wir jedoch beide unter Stress, kommen wir in ein unproduktives Tun, was sich gegenseitig noch verstärkt. Hier kommt es dann auch leicht zu gegenseitigen Angri en und Schuldzuweisungen.
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T6m, se: Ich habe mich nie so richtig den starken Männern zugehörig gefühlt, weil ich Angst hatte. Wenn ich in einer verbindlichen Partnerschaft Vertrauen gefasst hatte, konnte ich mich mit meinen ganzen zarten Seiten, die ich sonst zu verstecken versucht habe, zeigen und authentisch sein. Das hat sich einfach sehr viel geborgener angefühlt als draußen in der Welt. Das war der Versuch, sich einen Schutzraum im Leben zu scha en. Sinnlichkeit und Sexualität sind für mich sehr wichtig. Vielleicht kommt das Mentale, das ja sonst immer nur im Kopf ist, in der Sinnlichkeit endlich auch einmal zum Körper, so dass ich den Körper auch spüren kann.
Wie andere die Sechs erfahren T6w, se: Andere beschreiben mich als einen vorsichtigen, sehr ruhigen Menschen, der im Beru ichen strukturiert ist, Sachverhalte deutlich darstellt und schwierige emen sehr vorsichtig und einfühlsam vermitteln kann.
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T8: Ich habe richtig dolle Angst vor den Sechsern. Die Sechs ist gemeingefährlich. Wenn sie sich was im Kopf zurechtjongliert hat, kommt man dann nicht mehr durch, da hat man nichts mehr in der Hand. Dem muss man sich fügen. Das nde ich nicht in Ordnung. Ich
fühle mich dem hil os ausgeliefert. Die argumentieren im Kopf so lange hin und her, bis sie es selber glauben. A: Ich nde es schön, wie du das erzählst. Weil es diese Beliebigkeit zeigt, was für die Sechser wahr ist. Da wird selbst eine eingebildete Wahrheit im Kopf so abgespeichert, dass sie dann unumstößlich ist. T8: Die können richtig böse Sachen sagen und unter der Gürtellinie argumentieren. Wenn du dann aber sagst: „Hey, warte mal, was soll denn das?“, dann rechtfertigen sie das mit einer Unschuld, dagegen ist jeder Achter harmlos.
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T: Ich glaube, dass mein Partner eine Sechser-Fixierung hat. Er lud mich ein, zu ihm zu ziehen. Einige Zeit darauf wurde es ihm doch zu eng. Daraufhin hatte ich eine eigene Wohnung. Dann wollte er doch wieder mit mir zusammen ziehen, nur um kurz darauf wieder von seinen Zweifeln gepackt zu werden. Für mich ist das ein rechtes Achterbahnfahren. Ich habe aber gemerkt, dass der Weg da hinaus der ist, dass der Zweifel einfach ausgesprochen werden darf und ich kein Drama daraus entstehen lassen muss. Wenn der Zweifel in diesem freien Raum geäußert werden darf, löst er sich recht schnell wieder auf.
Polarität: bestimmend – sich unterwerfend A: Die Polarität bei der Sechser-Fixierung ist das Dominierende und das sich Unterwerfende – Topdog und Underdog. Ich kann durch zwei Möglichkeiten ausschließen, dass ich aus der Horde ausgeschlossen werde: Zum einen, indem ich die Regeln mache, indem ich der Bestimmer bin und auf der anderen Seite, indem ich alles mache, was man von mir verlangt. Das ist die Radfahrermethode: Nach oben buckeln und nach unten treten. Das heißt also, jemand wie Woody Allen kann in seinen Rollen den Underdog spielen, aber alle wissen, dass er sich am Set selbst au ührt wie der Diktator höchstpersönlich. Ich kann in verschiedenen Umfeldern unterschiedliche Polaritäten ausleben. Jede Sechs kann andere herumschubsen, wenn die anderen es gerade nicht so
richtig bringen, die Verantwortung und die Befehlsgewalt übernehmen und sich andererseits sooo klein machen.
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T6, sx: Am Anfang einer Begegnung ist immer ein ganz starkes sich Anpassen: „Werde ich gewollt?“ Aber in dem Moment, wenn der Mann sich mir zeigt, dann kann das schnell umkippen: „Will ich ihn eigentlich?“ Das ist bis dahin gar nicht klar. Ich wollte einfach nur, dass der mich will. Und dann kann es plötzlich passieren, dass ich merke, der ist gar nichts für mich. Dann kann ich auch ganz es werden. Dann habe ich nichts mehr von diesem Mäuschen, was sich duckt und guckt, ob es alles richtig macht. Dann ist genau die andere Seite da, diese wirklich unschöne Dominanz.
Stress-Bewegung zur Drei A: Die Sechs geht im Stress in die Drei. Wenn es zum Beispiel vor einer Prüfung brenzlig wird, bekommt sie einen Aktivitätsschub. Die Sechs glaubt sich ihren Erfolg auch nicht. Selbst wenn sie die Prüfung brillant besteht, denkt sie sich: „Das war doch nur ein Zufall. Die Prüfer haben mir einfach nur die drei einzigen Fragen gestellt, die ich wusste.“ Dadurch wird der ganze Erfolg unterminiert und quasi wieder zerstört. Die Drei hingegen ist immer überzeugt von sich selbst. C: Eine Erlösungsfantasie der Sechs besteht darin: „Wenn ich doch bloß so wäre, wie die Dreier sind!“ Das ist natürlich nicht die Erlösung. Das ist nur eine andere Hölle. Wenn die Sechs so einen Aktivitätsschub bekommt, dann ist sie völlig aufgedreht, manchmal euphorisiert, hypomanisch und im Anschluss ausgebrannt. Richtig x und fertig. Im Gegensatz zur Drei, die macht das mit links. Sie bewegt sich dabei innerlich nicht so viel, sondern eher an der e zienten Ober äche. Dadurch gelingt ihr das scheinbar spielerisch. [UM 3-6]
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T6w: Als mein Mann plötzlich wegen Krankheit aus el und ich alles allein regeln musste, konnte ich in einer Geschwindigkeit Entscheidungen tre en, die mich vorher monatelang gequält haben.
Plötzlich wurde ich richtig e zient. Dies geschah aber wirklich erst an dem Punkt, wo es echt nicht mehr anders ging. Wo ich einfach musste. Ich war wie ein anderer Mensch. Obwohl das viel Kraft gekostet hat, sehne ich mich manchmal nach diesen Grenzsituationen, um diesen Zustand der Klarheit noch einmal zu erleben.
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T6w, sx: Zuallererst dachte ich, eine Drei zu sein. Ich war sehr ambitioniert, geradezu ein Workaholic und der ganze Aufwand war getragen von einer glorreichen Zukunftsvision. Das Einzige, was nicht stimmte, war die Kraft, die mich antrieb: Ich wollte weder gut sein, um gemocht und gefeiert zu werden, noch steckte ich die ganze Anstrengung einfach weg. Es war ein Zwangsaktivismus, um nicht ausgeschlossen zu werden und es machte mich auf Dauer krank.[UM 3-6]
Relax-Bewegung zur Neun T6, omas: Wenn ich entspanne, dann kann sich meine Ruhe bis in eine Le-thargie steigern. Jede Veränderung scheint unmöglich und andere prallen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen an mir ab. Ich habe das Gefühl, ein Recht auf diese Entspannung zu haben und richte mich regelrecht darin ein. Auf andere wirkt dieser Zustand wie bei den Neunern oft destruktiv und energieraubend. Für mich selber ist es nicht selten der schönste Teil des Tages, auch wenn ich mir danach Vorwürfe mache, so unproduktiv gewesen zu sein.
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T: Mich würde interessieren, wie ihr Sechser zur Ruhe kommt? T6m: Ich bediene mich einer Neuner-Strategie, ich halte einfach einen Nachmittagsschlaf! Und ich komme sehr zur Ruhe mit dem Schlaf. Der Ärger fängt dann wieder an, wenn ich aufgewacht bin. Beim Einschlafen falle ich ins Nichts. T6m: Ich komme beim Alleinsein zur Ruhe, denn die Gefahr geht immer von den anderen aus, auch von der eigenen Familie. Das ist alles sehr heikel, da muss man immer aufpassen. (lacht) T6w, se: Wenn ich in einen entspannten Zustand komme, dann ist plötzlich nichts mehr wichtig. Einfach nur da sein, nichts denken, nicht zweifeln. Alles ist gut so, wie es ist. Da lasse ich einfach alles los.
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T6w, so: In meinem Leben sind viele Unsicherheiten gebannt. Ich hatte mich lange in so einer Art Komfortzone eingerichtet. Geld, Beziehung, Freunde, es gab keine Not. Aber dieser Entspannungszustand macht mich träge. Ich fühle mich zwar zufrieden und ruhig, alles scheint endlich gut. Aber es ist eine weitere Sackgasse der Leblosigkeit. Das war eine wichtige Entdeckung für mich.
Selbsterhaltung: Wärme T6w, se: Die körperliche Versorgung mit ausreichend Nahrung und Schlaf ist mir sehr wichtig. In einer neuen Umgebung schaue ich immer zuerst, wo und wie ich etwas Gesundes zum Essen organisieren kann und wie der Schlafraum ist. Ich achte auf gesundes Essen und habe bei Aus ügen und Tagungen immer ausreichend Riegel und Obst dabei. Mein Kühlschrank ist immer gut gefüllt. Kochen und Backen macht mir eigentlich keine Freude. Es ist für mich eher eine Notwendigkeit.
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A: Wenn ich eine wirklich erfolgreiche Strategie fürs Überleben habe, dann weiß ich, dass ich das nicht alleine kann und deswegen bin ich ganz freundlich zu den anderen. Ich bin ganz warmherzig, ich kümmere mich um sie. Ich habe immer einen größeren Vorrat, damit ich den anderen was abgeben und sie versorgen kann. Das Bild der jüdischen Mutter, auch
wenn es in unserer Kultur leider nicht mehr so bekannt ist, steht für diese Qualitäten. Die europäische jüdische Kultur war eine selbsterhaltende Sechser-Kultur, weitgehend zerstört von einer sozialen Sechser-Unkultur. In dem Film Yentl, der diese Kultur auch in ihrer Enge beschreibt, sieht man das tre end, als Barbra Streisand, als junger Student der ora verkleidet, die Frau besingt, die ihr geliebter Kommilitone heiraten wird: No wonder he loves her, No wonder at all. e moment she sees him, Her thought is to please him. … Ful lling his every desire… And later as she stands and studies A chicken, the question‘s „to roast Or to not roast“ … Who wouldn‘t want someone … Who makes you feel that you‘re all that matters? Whose only aim in life is to serve you And make you think she doesn‘t deserve you?4 Sie legt ihm immer noch ein Kissen in den Rücken. Sie weiß, wie er seinen Tee trinkt. Das kann aussehen wie eine Zwei, aber das Verhalten ist nicht von der Suche nach Liebe angetrieben, sondern davon, das eigene Überleben zu sichern. Und es geschieht später eher mit Anweisungen und Organisation als mit liebevoll schmeichelnden Hinweisen.[UM 2-6] Der Mann kann sie nicht verlassen wollen, oder? Jemand der die ganze Zeit aufgeregt um einen herumspringt!? Den hat sie jedenfalls unter ihren Fittichen.
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T6, Franziska: Bei mir ist das Verbundensein mit dem Partner die Erfüllung. Wenn ich das spüre, ist alles gut. Die Angst dreht sich immer
darum, dass das Verbundensein aufhört. In der Fantasie könnten da tausend Sachen passieren. A: Dieses blanke Für-Sich-Selber-Sorgen, sich um das eigene Überleben sorgen, ist noch verletzlicher, als die Sicherheit in der Sexualität zu suchen: „Ich bin jetzt schön und stark.“ Das heißt, Sexualität und Partnerschaft können eine Tarnung für die Selbsterhaltungsbedürfnisse sein. Die Sexualität kann der Selbsterhaltung dienen, das Soziale wiederum kann der Sexualität dienen usw. Die Aufgabe ist, tiefer zu schauen, worum es eigentlich geht bei den Unter xierungen.
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C: An erster Stelle steht die eigene Sicherheit. Das Sorgen für den anderen ist sekundär. Wenn jemand anderes da ist, wird er eingebunden in das organisierende Sorgen. Das kann auch bedeuten, dass sie den anderen auf jene Weise einbindet, dass er immer einzukaufen hat. A: Das sind dann die netten Neuner-Männer, die man manchmal mit merkwürdigen Körbchen und einer unverständlichen Einkaufsliste durch den Supermarkt irren sieht.
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C: Die Sieben plant, was es für tolle Sachen zu erleben gibt. Das Denken der Selbsterhaltungs-Sechser dreht sich immer um Sorgen, darum, was bis wann erledigt sein muss und wie alles sichergestellt wird.[UM 6-7] A: Das zeigt sich zum Beispiel beim Ackerbau, wo ich früh anfangen muss, das Saatgut aufzuheben, um das nächste Jahr wieder etwas aussähen zu können. C: Die anderen gehen auf die Jagd, schießen was ihnen vor die Flinte kommt und essen es auf.
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C: Wenn nichts geplant ist, wird es bedrohlich. Weil das Ungeplante an die Leere erinnert, in der ich dann keinen Halt mehr habe. Eine Schwierigkeit für die Selbsterhaltungs- Sechs ist oft, dass andere Personen ihre Pläne stören, die haben eigene Pläne. Sie hat sich alles so schön ausgedacht, aber die anderen nden das womöglich unpassend. Da fühlt sich die Sechs wirklich verunsichert.
A: Das Verplanen geschieht, weil der andere die Gefahr nicht sieht. Der andere versteht ja gar nicht, was alles drohen könnte und dass diese Bedrohung – die ausgedachte Bedrohung – dieses Handeln unabdingbar macht. Deswegen hat dieses Verhalten solche Vehemenz. Es hilft der Sechs dann zu verstehen, dass es vielleicht nicht überlebenswichtig ist, ob jetzt dieses oder jenes gekauft wird – oder wann. Die meisten Partner oder Partnerinnen haben ja auch schon vor der gemeinsamen Zeit überlebt.
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T: Was ist denn so schlecht am Planen? Ein Plan hilft doch auch, die Sachen zu strukturieren? C: Am Planen ist nichts schlecht. An vielen Verhaltensweisen, die von der Fixierung bestimmt werden, ist nichts schlecht. Aber das Planen wird dafür benutzt, der inneren Unsicherheit, dem bedrohlichen Abgrund, dem inneren Gefühls-chaos zu entkommen. Das ist das Tragische. A: Die Selbsterhaltungs-Sechser sind Meister darin, sich eine innere Geisterbahn zu kreieren und sich durch Katastrophenfantasien ins Bockshorn zu jagen. Sie können sich richtig gut mit „berechtigten“ Sorgen um sich selbst oder auch um andere beschäftigt halten, weil die ja die Beute anschleppen. Mit diesen Sorgen und der Ängstlichkeit wird der eigentlichen Angst aus dem Weg gegangen. So sind Planspiele beim Katastrophenschutz. Mental auf die Katastrophe vorbereitet sein.
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T6, Elsa: Ich habe mich für die Ausbildung zur Gärtnerin entschieden mit der Idee: „Wenn dann Zeiten kommen, in denen ich kein Geld habe oder Kriege ausbrechen, dann kann ich als Gärtnerin für mich sorgen und mein Gemüse selber anbauen.“ (Lachen) A: Es gibt ja eine ganze Selbstversorgerkultur. Alles zu haben, um überleben zu können, das ist eine allgemeine Selbsterhaltungs-Sache und bei den Sechsern besonders ausgeprägt. Wenn man die so sieht, hat man die ganze Zeit dieses Lied „Häschen in der Grube“ im Kopf. (Lachen) T6, Elsa: Also, Brennholz für nächsten Winter habe ich auch schon angescha t, da stehen fünfzehn Meter Holz vor dem Haus. (Lachen)
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T6: Spielt die Frage „Was bin ich wert?“ auch noch da rein? A: Die Leidenschaft der Sechs ist der Zweifel. Wenn der Zweifel in der Selbsterhaltung steckt, dann weiß ich eigentlich gar nicht, wofür ich da bin. Die Welt ist nicht real, ich bin nicht real. Ich scha e mir dann eine Familie, einen Beruf, damit ich weiß: „Jetzt darf ich da sein.“ Es gibt also ursprünglich gar keine Existenzberechtigung, weil die Selbsterhaltung schon mit Zweifel durchzogen ist. Die Frage: „Darf ich überhaupt da sein?“, ist noch tiefer als die Frage, ob ich etwas wert bin. Dabei gibt es keine Möglichkeit, eine Existenzberechtigung zu scha en, nur die Illusion davon, indem ich mich nützlich mache. Die Existenz ist ein Lebensgeschenk und damit dein Geburtsrecht.
Sexuell: Stärke/Schönheit A: Die sexuellen Sechser erkennt man an ihrem etwas übertriebenen Kleidungsstil. Sie sehen oft aus wie eine Kreuzung zwischen einer Vier und einer Sieben. Es gab mal eine Frau mit roten Haaren und einem o enen roten Cabriolet. Die war fürchterlich ärgerlich, weil die Männer ihr hinterher gep en haben. Sie hatte überhaupt nicht realisiert, was sie ausgestrahlt hat und was ihr innerer Antrieb war. In Gedanken war sie ganz woanders. Das wird oft verdrängt. Das sind Menschen, die ehrlich glauben, sie wollen sich nur die Briefmarkensammlung zeigen. Die eigene sexuelle Ausstrahlung wird auch verleugnet, weil die eigene sexuelle Sehnsucht als demütigend erlebt wird. T6w, sx: Zwischen 16 und 24 war das wirklich genau so: Da waren ganz viel Fantasien, aber vor wirklichen Begegnungen hatte ich Angst. Ich bin einmal in die Vorlesung gegangen mit Hut, Netzstrumpfhosen und Minikleid und ich hab gar nicht kapiert, wie das auf andere wirkt. T6w, sx: Das mit der Kleidung, also, man sieht es nicht so, aber ich brauche lange dafür, ein weißes T-Shirt mit weißen Socken und einer Bluejeans anzuziehen. Manchmal ist es so, dass ich mir zu Hause eine Kette umhänge und Ohrringe und bis ich zur Türe hinausgehe, ist das alles wieder weg, weil das au allen könnte, vielleicht sogar unangenehm und dann doch nicht zusammenpassen könnte.
C: Die beiden Stichworte für die sexuelle Sechs sind Stärke und Schönheit. Die sexuelle Sechs verschreibt sich der Stärke und Schönheit um der Eroberung Willen. Spanien ist das Land der sexuellen Sechs. A: Wo Stierkampf und Tango das umtänzeln von Sexualität und Todesnähe symbolisieren. C: Das Ganze ist sehr mental, eingeübt und ritualisiert. A: Und wird bewundert, weil es eine gewisse Verbundenheit mit dem Körper erfordert.
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C: Die Körperlichkeit der sexuellen Sechs ist stärker als bei den anderen Subtypen. Sie kann Sport machen, dort ihre Körperlichkeit leben und den Sport gerade dafür benutzen, an den Gefühlen vorbei zu kommen. Anderen ist das nicht so leicht möglich, weil mit der Aktivität des Körpers meistens auch ein erhöhtes Körperbewusstsein einhergeht und dann auch die Gefühle mehr Raum bekommen. Im Sport kann die sexuelle Sechs geregelt, nach ganz bestimmten Abläufen körperlich sein, ohne dass es gefährlich wird. A: Die sexuellen Sechser sind am ehesten kontraphobisch. Aikido-Lehrer, Leistungssportler oder Leichtathleten demonstrieren Stärke und sind dabei leicht mit einer Acht zu verwechseln. Auch sie spüren die Angst nicht, die eigentlich darunter steckt.
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A: Häu g haben in der Geschichte der sexuellen Sechser Sexualität und Sterben miteinander zu tun. Das sehen wir auch in Familienaufstellungen, dass mit Sexualität Angst verbunden ist und eine Geschichte. Z. B. ist die Mutter oder Großmutter im Kindbett verstorben oder es gab sexualisierte Gewalt, die manchmal zum Tod führte. Das kann eine weitere Ursache dafür sein, dass Sexualität unterdrückt wird. T6m, sx: Ich habe das Sexuelle immer sehr abgewertet und gemieden, weil mental die Überzeugung da war, dass mit Sexualität der Tod erzeugt wird. A: Wenn die Frau bei der Geburt des Kindes stirbt, was ja früher sehr häu g vorkam, dann gibt es die Fantasie, dass der Mann sie umgebracht
hat. Das kann auch bei der sexuellen Sechs die ganze Sexualität anhalten, auch die Fruchtbarkeit.
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T6, sx, Jane: Da ist dieses Geleitetsein von einer starken Libido: Ich bin viel ausgegangen, habe mich viel rumgetrieben und habe viele Männer kennengelernt. Wenn ich aber die Befürchtung hatte, die Kontrolle zu verlieren und mich in irgendeine unkontrollierbare Gefahr zu begeben, dann bin ich zu Hause geblieben und habe mich mit Schokolade oder ich weiß nicht was regelrecht eingesperrt. T6, sx, Anna: Ich baue über Berührung Nähe auf. Ob jetzt mit einer Frau oder einem Mann, ob ich sie sexuell attraktiv nde oder nicht, ich möchte sie ständig umarmen und beim Reden anfassen.
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T6, sx, Christine: Ich komme mit den Männern schnell in ein verbales spielerisches oder intellektuelles Ringen. Attraktiv sein wollen dadurch, dass man Recht hat. T6, sx, Eva: Als ich die Sexualität für mich entdeckte, gab es für mich nichts, was mich mehr gestärkt hätte, als das Objekt der sexuellen Begierde zu sein, am besten aller Menschen. Sobald jemand darauf ansprang, fühlte ich Macht und Sicherheit. T6, sx, Anna: Ich habe den Hang, mir Männer zu suchen, denen gegenüber ich mich nicht als unterlegen emp nde. Wenn ich mich unterlegen emp nde, habe ich Angst, mich aufzulösen, verlassen zu werden. A: Beim Stierkampf und im Tango kann man sehen, dass es um einen Kampf geht. Sexuelle Sechser erzählen, dass sie gar nichts anderes mit einem Partner tun können, als mit ihm zu kämpfen. Der Geschlechterkampf gehört hierher. Besonders auf der persönlichen Ebene. Das Vernichtetwerden in der Paarbeziehung kann sowohl auf der überlegenen als auch auf der unterlegenen Position geschehen. Und so muss man zwischen beiden hin und her springen, um in Sicherheit zu bleiben. Das ist für alle Beteiligten oft sehr quälend, denn Stärke und Schönheit dienen dazu, tiefe Nähe zu verhindern.
C: Das innere Einlassen ist dabei immer begrenzt. Sie tauchen ganz schnell ins Wasser ein, aber nur bis zu einer bestimmten Tiefe.
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T6w, sx: Ich bräuchte eine Hilfestellung um zu unterscheiden, wann ich meine sexuelle Unter xierung anhalte und wann ich sie unterdrücke. C: Wenn du die sexuelle Energie nicht unterdrückst, dann fühlst du sie. Du bist dir ihrer bewusst als Teil der gesamten Lebensenergie, aber du musst sie nicht ausagieren. Nach dem Aufwachen verschwindet die Gier aus der Sexualität. Das ist ein natürlicher Prozess. Das Unterdrücken ist ein nicht Merken: „Hab ich nicht, fühl ich nicht, ist bei mir nicht da.“ Du merkst das an der Wirkung. Bei Unterdrückung sind es Verspannungen und Unlebendigkeit. Es ießen zu lassen, aber nicht ausagieren zu müssen, führt dagegen zu einer zunehmenden Lebendigkeit. Im Kundalini Yoga sagen sie, dass die Energie ießend ist, als Lebens-energie und als sexuelle Energie und dann ins Herz kommt. Als Freud lebte, war das Hauptproblem, dass die Menschen alle sexuelle Energie unterdrückt haben und verkrampft und hysterisch wurden. In den letzten zwanzig Jahren hingegen ist es ein größeres Problem, dass die Menschen ihre Lebensenergie nur noch als sexuelle Energie wahrnehmen. Das wird durch Werbung und Medien gefördert, wo das ganze Leben darauf hinausläuft, attraktiv für den Geschlechtspartner zu sein.
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T6, sx, Anna: In der Sexualität kam ich dem Einssein, das ich suchte, so nah. Und dann verkauft man sich und bekommt was ganz Ekliges. Es war wohl eine innere Entwicklung, zu fühlen und zu begreifen, dass ich das, was ich suche, so nicht nde. Mit dieser Erkenntnis kam der Ekel.
Sozial: P icht A: Bei der sozialen Sechs ist das Gemeinschaftliche ausgeprägter. Die Zweifel werden durch P ichtgefühl ausgeschaltet, weswegen die soziale Sechs am wenigsten sichtbar eine Sechs ist. Wenn jemand bei der Feuerwehr arbeitet, dann weiß er, wer am Einsatzort der Bestimmende ist – es gibt immer einen, der den Hut auf hat – und es wird gemacht,
was er sagt. Anders funktioniert das Ganze nicht. Wenn in einer Katastrophe oder in einem Krieg erst mal alle debattieren, in welche Richtung sie marschieren wollen, dann ist es zu spät. Bei den sozialen Sechsern gibt es klare Fließschemata: wenn A, dann X, wenn B, dann Y – ein Handlungsablauf, den jeder kennt, in dem alle übereinstimmen, wo jeder Gri sitzt, wo kein Zweifel Platz hat. C: Dadurch entstehen dann fest gefügte Organisationen, in denen der Einzelne alle Verantwortung abgeben kann. Die soziale Sechs sucht so etwas. Es gibt eine gemeinschaftliche Ideologie, gemeinschaftliches Handeln, gemeinschaftliche Regeln und Normen. Das entspricht der deutschen Sucht, Vereine zu gründen und Vereinsvorsitzende zu haben. Weil die Sechs so ihren inneren Zweifel bekämpft, geschieht oft Folgendes: Er wird kompensiert und überkompensiert. Die Überkompensierung ist der Fanatismus. Da wird dann für die eigenen Werte und Ziele bis zum letzten gekämpft. Immer, wenn etwas unterdrückt wird, bewirkt es das Gegenteil: Das Unterdrückte kehrt dann stärker wieder. A: Die soziale Sechs opfert sich selbst für die Gemeinschaft. Der persönliche Erfolg ist für sie ja immer etwas Unsicheres.
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C: Für die soziale Sechs ist die Gemeinschaft wie ein Rettungsanker. Die Sechs an sich fühlt sich von den anderen bedroht, weil sie die Angst projiziert. Bei der sozialen Sechs ist das auch so, aber sie sagt: „Wir schließen uns zu einer Gruppe zusammen, dann ist die feindliche Welt da draußen nicht so schlimm.“ So kann sie sich in dieser Gruppe recht sicher fühlen.
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T: Gibt es auch soziale Sechser, die nicht in solchen Gruppen sind? Die ihr Privatleben als Organisation gestalten? C: Ja. Sie tre en sich mit ihren Kumpeln am Biertisch. Da gibt es dann einmal im Jahr Geburtstagsfeiern, wo man immer dieselben Leute tri t. A: Sie haben lebenslange Freundschaften und Familienklans, die fast jedes Wochenende eine Festivität veranstalten.
C: Die soziale Sechs weiß, wo der entfernte Vetter sich gerade aufhält, wie es ihm geht und liebt es, alle beisammen zu haben und sich darin aufgehoben zu fühlen. A: Die soziale Sechs hat die Gemeinschaft im Blick. Wenn du sie mit 47 Jahren fragst: „Wo feierst du Weihnachten?“, dann sagt sie dir „zu Hause“ – und meint bei ihren Eltern. C: Sie setzen sich für andere und für die Gemeinschaft ein, handeln am stärksten vorausschauend, tun wirklich etwas, auch ohne dafür etwas zurückbekommen zu wollen, einfach weil es ihnen genügt, für die Gemeinschaft da zu sein – natürlich um sich dadurch sicher und gut zu fühlen. A: Sie treten selbst zurück für den Idealismus, den sie haben.
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T6w, so: Den Zweifel verhindere ich auch, indem ich schlimme Ereignisse herunterspiele und meinen Schmerz gegenüber anderen nicht zugebe, keine Schwäche eingestehe. Stattdessen bin ich der Retter. Ich habe Katastrophenfantasien, in denen ich selbst die Heldenrolle spiele: den Feuerwehrmann, der dem Tod ins Auge blickt und Bewunderung erntet. „Ohne Sie kommen wir nicht aus! Wenn Sie nicht gewesen wären!“ Bis hin zu Fantasien vom Heldentod mit unendlicher Dankbarkeit im Nachhinein.
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T6, so, Annika: In unserer Gruppe sozialer Sechser kam gerade der Glaubenssatz: „Ich muss es allein machen, es ist ja niemand da.“ Und gleichzeitig: „Ich bin nicht gut genug, die anderen sind besser.“ Bei mir gibt es den starken Glaubenssatz: „Ich muss meine P icht erfüllen.“ Es gibt auch eine Rebellion dagegen, innerlich. T6, so, Marlis: P icht ist auch für mich der Antrieb, aus dem heraus ich mich um meine Familie kümmere und z. B. meine alte Mutter betreue. Das mache ich nicht so furchtbar gerne, weil das Arbeit ist und nicht Spaß, aber eben auch P icht. Wenn ich nichts mache, fühle ich mich beladen und denke: „Ich sollte jetzt irgendwas tun, was Hilfreiches. Da ist doch bestimmt noch was auf dem Erledigungszettel.“ Ist es immer, auf jeden Fall.
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T6, so, Ste : Ich hatte wirklich immer das Gefühl, ich muss die Familie zusammenhalten, ich muss das machen. Das ist eine Patchwork-Familie, da kam mal die und mal der und ich hab die Rolle gehabt, alle zusammenzuhalten. Es war mein ganz großer Traum mit 21, alle einmal auf einem Foto zu vereinen.
Unterscheidungsmerkmale
Unterscheidung selbsterhaltende und sexuelle Sechs
C: Bei der sexuellen Sechs schwingen immer die Rivalität und das Kämpfen mit. Es ist das Kämpfen, was für die anderen unangenehm ist. Bei den Selbsterhaltungs-Sechsern ist das Verplantwerden das Unangenehme. Die Sicherheit des sexuellen Subtyps ist, in der Fantasie oder in der Realität mit A ären beschäftigt zu sein, so braucht sie nicht an die eigene Leere zu denken. Sie meint dann, tiefe Emotionen zu spüren, wenn sie dramatische und aufregende Begegnungen und Erlebnisse hat. Bei dem Selbsterhaltungs-Subtyp dient die Sexualität dazu, Sicherheit auf der materiellen Lebensebene zu scha en, genauso wie das Planen und Organisieren. T: Aber auch eine sexuelle Sechs kann eine langjährige, treue Beziehung haben, oder? Sie muss nicht immer A ären haben für Intensität. C: Natürlich. Es gibt sexuelle Sechser, die ganz enthaltsam leben.
Unterscheidung Eins und Sechs
C: Die Eins wünscht sich und bestimmt Gesetz und Ordnung, um Perfektion zu erreichen. Die Sechs braucht Regeln und Ordnung, um sich sicher zu fühlen, um sich an etwas festzuhalten. Da ist dann manchmal der Inhalt der Ordnung weniger wichtig, als dass es überhaupt Ordnung gibt. Der Satz „Ordnung ist das halbe Leben“, das ist Sechser-Verhalten. A: Für die Eins ergibt sich die Ordnung aus ihren Prinzipien, dort wo es wichtig ist. Für die Sechs ist sie Selbstzweck.[UM 1-6]
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T6w: Ich hab mich gerade an einen Moment erinnert, in dem alles gut war, mit meinem ganzen Körper. Ich wusste genau, ich will jetzt mit meinen Skiern raus in die Stille und hab das dann wie von selbst gemacht. Da war alles so stimmig, der Körper war einfach nur da, der Klang hat gestimmt, das war was ganz Besonderes. A: Da können wir sehen, für die Sechs ist das ein großes Ereignis. Die Eins ist immer in ihrem Körper, aber die Sechs denkt: „Oh, da ist ja ein Körper! Und der weiß sogar von ganz alleine, wie man Ski fährt. Das ist ja klasse, ich brauche ja gar nicht über alles nachzudenken!“[UM 1-6]
Unterscheidung Zwei und Sechs
T: Das Soziale in der Sechs, wenn sie sich ständig um alle kümmert, wie siehst du da die Unterscheidung zur Zwei? Sie hat ja auch dieses Kümmern. C: Die Sechs will dafür nichts zurückhaben. Das ist echt merkwürdig. Die Sechs will sich nützlich machen, um einen sicheren Platz zu haben, aber sie will nicht geliebt werden. Das ist ihr nicht wichtig. A: Sie ist schon froh, wenn sie nicht geschlagen und ausgeschlossen wird. C: Die Zwei will etwas zurückbekommen und wenn sie nicht genug Liebe zurückbekommt, dann wird sie sauer, beschwert sich und fängt an zu kämpfen. T6, so: Als ich mich mit 18 zum ersten Mal mit dem Enneagramm beschäftigte, dachte ich, ich sei eine Zwei. Ich habe den Menschen im Freundes – und Bekanntenkreis immer viel geholfen. Als ich dem Enneagramm erneut begegnete, wurde mir klar, dass ich den anderen mehr aus der Motivation heraus helfe, dazuzugehören und nicht abgelehnt, sondern anerkannt zu werden. Es war sehr beschämend zu sehen, dass ich anderen nicht um ihretwillen helfe.[UM 2-6]
Unterscheidung Vier und Sechs
A: Die Vier ist einfach besser angezogen als die Sechs. Sie haben eine gewisse Ausstrahlung, während die Sechs eher zurückgezogen ist. Sogar
in ihrer Introvertiertheit ist die Vier noch auf der Bühne.[UM 4-6]
Unterscheidung Fünf und Sechs
T6: Ich kenne die Resignation sehr gut von mir. Als ich Mitte Zwanzig war, war ich sehr zurückgezogen und so resigniert, dass ich überhaupt nichts mehr vom Leben wissen wollte. C: Kennst du neben der Resignation auch die Schwester, nämlich die Euphorie? T6: Ja, klar. C: Das ist für die Sechs typischer. Denn die Gedanken sind ganz beliebig. Da kann ein Gedanke aufkommen, der einen anderen Gedanken herbeiholt, der dann die Zukunft ausmalt. Dadurch läuft die Sechs immer Gefahr, entweder ins Resi-gniert-Depressive abzugleiten oder in die Euphorie zu gehen. Das kann manchmal erst nach Monaten wechseln, manchmal mehrmals am Tag, ganz schnell. Da, wo das Resignative sich mit der Euphorie abwechselt – in welcher Frequenz auch immer – ist das sechser-typisch. Die Fünfer-Resignation hingegen ist eine Grundstimmung, die entweder ganz unbewusst ist oder bewusst wird. Da fehlt aber der Gegenpart der Euphorie.[UM 5-6]
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T6, Tina: Was ist denn der Unterschied zwischen der Fünf und der Sechs in Bezug auf den Wunsch, Wissen zu sammeln? Ich habe zwar als Kind immer alles wissen wollen, habe aber nicht diese Sonderfachgebiete. Bei mir ist das eher, dass ich alles im größeren Kontext verstehen will. Ich will wissen, was die Welt im Innersten zusammen hält. Aber nicht mit diesem Anspruch auf Tiefe, dass ich der Oberexperte werden müsste. [UM 5-6] A: Die Sechs möchte die Welt und die vielen Ungereimtheiten verstehen, Geheimnisse entschlüsseln; das scha t Sicherheit. Außerdem macht das Denken auch einfach Spaß. C: Gleichzeitig benutzt sie das Wissen im sozialen Kontext. Wenn man dem anderen viel erklärt, dann braucht er einen. Die Sechs benutzt das
Wissen also, um sich nützlich zu machen. Während der Fünf das ganz egal ist. Der Fünf genügt das Wissen für sich. A: Die Fünf hält sich an dem Wissen selber fest. C: Ob die anderen daran teilhaben oder nicht, ist ihr egal. T6, Tina: Das ist von Kindesbeinen an mein Bestreben, dass ich anderen die Welt erklären muss, ich muss helfen. Wenn ich sehe, einer hat seine Fixierung nicht erkannt und ich kenne sie schon, dann muss ich fast helfen, weil ich nicht zusehen kann, wie der andere leidet. C: Schickt sie weg! (Lachen)[UM 5-6]
Unterscheidung Acht und Sechs
C: Manche Sechser denken, sie wären eine Acht, weil sie so wütend sind. Das ist ganz verkehrt. Die Wut wird unterdrückt, weil sie viel zu gefährlich wäre. Dann könnte der andere zuschlagen. Wenn man eine Forderung anbringt, dann könnte sie der andere zurückweisen. Das ist viel zu gefährlich! Aber trotzdem lebt die Sechs mit der Wut, mit der Negativität, mit der Angst vor der Bedrohung. Also wird Wut verdrängt. Der Sechser geht über die Wut hinweg: „Das macht mir nichts aus, das wird er nicht so gemeint haben.“ Das ist das erste Stadium. Das nächste Stadium ist, dass Wut im Nachhinein gefühlt wird: „Wenn der das nochmal mit mir macht, dann lass ich mir das nicht mehr bieten.“ Es wird weiter gewartet. In der Zwischenzeit wird Munition gesammelt. „Deswegen habe ich noch mehr Grund wütend zu sein.“ Innerlich wird immer mehr aufgefahren, so dass man wirklich einen Grund hat, wütend zu sein. So wird die Wut extremer, als sie eigentlich angemessen wäre. Über den anderen ergießt sich dann oft eine Wut, die schon so lange aufgestaut und so gut begründet ist, dass das ziemlich unangenehm werden kann. A: Dann explodiert die Sechs und hat danach entweder ein Gefühl der Gerechtigkeit oder fühlt sich selbstentfremdet – je nachdem wie verboten Wut ist. Die Sechs und die Acht haben verschiedene Motoren. Es gibt Autos mit Dieselmotoren, es gibt Autos mit Benzinmotoren und es gibt Autos, die
haben neuerdings auch Elektromotoren. Sie können alle fahren. Der Motor der Acht ist das Expansive, aus der Lebendigkeit heraus, der Wollust frönen, der Lebenskraft. C: Während die Sechs die ganze Zeit im Kopf ist, auch die kontraphobische. Auch sie hat alle anderen Eigenschaften der Sechs: sich nicht zu sehr in den Vordergrund zu spielen, nicht zu erfolgreich zu sein, sondern zu zweifeln. A: Bei der Sechs ist die Angst die Grundlage. Die Angst darf um keinen Preis gefühlt werden. Die Motivation kommt daher nicht aus sich heraus nach vorne, sondern eher wie eine Flucht von etwas weg. Bei der kontraphobischen Sechs geht diese Flucht nach vorne. Angri ist die beste Verteidigung. Die Wut der Acht ist unmittelbar. Sie wird nicht verzögert oder aufgespart. Das Cholerische gehört zur Sechs. C: Hitlers Sechser-System, das mit Paragraphen arbeitete, war grauenvoll und paranoid. Er hat Gesetze erlassen, in denen war alles geordnet und bestimmt, ein geschlossenes System. Stalin, eine Acht, hat ein ganz anderes Regime geführt. Er hat halbe Völkerschaften einfach umgebracht, aber niemandem darüber Rechenschaft abgelegt. Er hat einfach bestimmt, was passiert – ein ganz anderes System. Auf jeden Fall kein mentales, die Ordnung spielte keine Rolle. Es ist eine ganz andere Atmosphäre.[UM 6-8]
Unterscheidung Neun und Sechs
T: Es heißt ja immer, dass die Neun die am stärksten angepasste Struktur von allen besitzt. Sind die Sechser genauso anpassungsfähig wie die Neuner? C: Nein. Bei den Sechsern bewegt sich das immer in der Ambivalenz von Rebellieren und Anpassen. T: Aber beide sind Experten darin? C: Die Sechs ist eine Expertin im Sich-Anpassen, aber das Au ehnen beinhaltet auch immer eine Beschäftigung mit der Materie. Die Punks sind auch angepasst. Die lehnen sich auf, aber in ihren Mustern. Das Au ehnen bleibt immer im jeweiligen Milieu.
T: Wie kann ich in der Selbsteinschätzung unterscheiden zwischen der Wut der Sechs und der Wut der Neun? A: Die Neun ist von der Wut bestimmt. Die nicht gefühlte Wut ist ein Dasein. Bei der Sechs ist das total anders. Es ist mental, es ist ausgedacht. [UM 6-9]
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T9: Körper mag Körper. Wozu ist er denn sonst da? Meine Frau, eine selbsterhaltende Sechs, erregt sich zum Beispiel auch über ein gutes Gespräch – nicht nur, aber auch im lustvollen Sinne. Das ö net sie, das macht sie zugewandt. Ich emp nde Nähe, wenn mich jemand anfasst oder wenn es intimer wird, kuscheln oder so. Dafür ist der Körper ja auch da, das ist meine Antenne, darüber komme ich besser in Kontakt. Reden ermüdet mich.[UM 6-9]
Heilige Idee: Vertrauen C: Sechser erleben die Welt am unbequemsten und leiden am stärksten unter ihren Widersprüchen. Das ist der Grund, warum unter den spirituell Suchenden mehr Sechser anzutre en sind als auf der Straße. Gleichzeitig ist das Zögern der Sechser eine Erschwernis. Ihnen fehlt das Zutrauen, einfach zu sagen: „Ja, das will ich, und das mache ich.“ A: Das eigentliche Wort ist: Courage, Beherztheit. Das klingt noch ein bisschen anders als Vertrauen. Vielleicht setzt es sich ja aus den Worten core – Herz, Kern und rage – Ungestüm zusammen?! Ungestüm in Richtung Herz.
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T6m: Was mir gut tut, sind vertrauensvolle Erfahrungen. Sie helfen mir, mich in Beziehungen zu stabilisieren. Wie z. B., bestimmte Absprachen zu vereinbaren: „Dies läuft so, jenes so. Das ist dein Part, das ist mein Part, und daran hält sich jeder.“ Das kann bei mir den inneren Dialog und die Paranoia in der Beziehung zum Schweigen bringen.
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T6w: Bei mir war es bisher so: Ich vertraue grundsätzlich jedem und glaube auch jedem alles. Ich bin selber auch absolut vertrauenswürdig. Wenn ich etwas sage, dann mache ich das auch, egal was es mir
abverlangt. Ich kann ja das in mich gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen, das wäre ein grober Fehler meinerseits, den ich mir nicht leisten kann. Diese hohen Maßstäbe setze ich auch bei anderen Menschen an und bin immer wieder enttäuscht. Mittlerweile habe ich gelernt, dieses innere mentale Gerede zu ignorieren. Wenn ich ganz loslasse und o en bin für den Augenblick, dann kommen die tollsten Ideen vorbei. Ich bin immer noch sehr verlässlich, aber schreie nicht mehr danach, etwas für andere zu tun. Wenn ich etwas nicht auf die Reihe kriege, bin ich ehrlich und sage das. Und ich weiß jetzt, dass die anderen es nicht böse meinen, wenn sie anders reagieren, als ich es tun würde. A: Woher weißt du das? Vielleicht meinen sie es böse. Vielleicht bist du ihnen einfach egal. Hier kommen wir an den Punkt, wo die heilige Idee des Vertrauens eine xe Idee ist. Sich dem Leben anzuvertrauen bedeutet aber, nicht zu wissen, ob einem etwas Angenehmes oder etwas Unangenehmes passiert. Sich dem Leben anzuvertrauen bedeutet nicht: „Jetzt habe ich mich Gott oder dem Leben anvertraut und jetzt werde ich keine Krankheit bekommen!“ Oder „Jetzt habe ich vertrauenswürdige Körperwahrnehmungen und das bedeutet, dass mein Körper unsterblich ist.“ Es bedeutet auch nicht, von einer paranoiden Sichtweise, dass alle Menschen etwas Schlechtes wollen, ins Gegenteil zu wechseln und alle Menschen für gut zu halten. Wir leben in einem Zeitalter nach der Aufklärung. Das bedeutet, den eigenen wundervollen Verstand, den du hast, zu benutzen. Dabei ist der Verstand kein eigennütziger Plattenspieler, der immer wieder die gleichen Scheiben au egt. Der Verstand ist dafür auch viel zu schade. Der Verstand stellt sich in den Dienst deines innersten Herzens. Liebe und Weisheit braucht der Mensch. Eine überpersönliche Liebe und eine absichtslose Weisheit. Das ist auf der relativen Ebene vertrauenswürdig. Dein Verstand ist endlich. Wenn der Körper stirbt, sterben auch das Gehirn und der Verstand. Dann gibt es noch etwas, was immer da ist. Suche nach dem, was keinen Anfang und kein Ende hat. Das ist vertrauenswürdig. Horche auf Hinweise dazu. Glaube nichts und bezwei e nichts. Finde für dich selbst heraus, was wirklich ist, was du bist.
Wege auf der Suche C: Die Sechs besitzt eine Haltung der Suche nach dem, was hinter den Dingen steckt: Was ist eigentlich wirklich? Was meint er eigentlich? So hat sie einen klareren Blick für die Instabilität der Wirklichkeit. Der wichtigste Schritt für sie ist, die Angst einzuladen, die unter der Schicht von Sorgen und Ängstlichkeit liegt: die Angst zu sterben, die Angst einen Fehler zu machen, rausgeworfen und dann vernichtet zu werden. Wenn ihr das gelingt, ist sie wirklich erschüttert. Denn überall dort, wo sie bisher dachte: „Oh, ich guck mich nur um, weil ich so an den Menschen interessiert bin“, merkt sie plötzlich: „Mein Gott, ich guck mich immer so um, weil ich Angst habe und mich sicher fühlen will.“ Plötzlich entdeckt die Sechs, wie sehr ihr Verhalten von der Angst regiert wird.
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T6, Annabel: Ich bin seit gestern Abend zutiefst verunsichert. Ich habe ganz viel geweint, dann habe ich uns Sechser als Gruppe gesehen und dachte: „Meine Güte, was haben wir alle für Mechanismen!“ Da spürte ich so einen Schmerz und gleichzeitig so eine Liebe! Diese ganzen Mechanismen sind mir plötzlich so deutlich, und ich denke: „Meine Güte, wer bin ich denn eigentlich? Und was ist denn wirklich dahinter?“ C: Wenn du dieser Frage „Wer bin ich eigentlich?“ weiter nachgehst, was entdeckst du dann? T6, Annabel: Ich hatte heute Nacht einen ganz starken Angst-Traum. Da konnte ich die ganzen Strategien, die ich anwende, hinter mir lassen. Und dann kam diese tiefe Angst. C: Und was ist unter der Angst? Da fängst du an zu entdecken, wer du wirklich bist. Du spürst die Liebe, die nichts will. Sie richtet sich auf das Ganze. Und sie fühlt den Schmerz darüber, wie die Fixierung Leid scha t. T6, Annabel: Da war genau dieser Schmerz, als ich gesehen habe, wie sehr wir uns alle nach Liebe sehnen und immer nur Schmerz verursachen. Ich stand innerlich in diesem Raum hier und habe für diese ganze Gruppe eine große Liebe empfunden. Das war wunderschön.
C: Und diese Liebe bist du selbst. Gerade wenn wir sehen, welches Unheil die Fixierungen anrichten, können wir leichter einen Schritt zurücktreten und das Ganze sehen. Dann sehen wir die Menschen hinter der Fixierung. Das, was sie wirklich sind. Nicht der Körper, sondern die Liebe und die Leere und das Dasein.
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T6, Frank: Ihr habt einmal gesagt, die Sechser lernen nie. Das hört sich an, als machen sie den gleichen Fehler immer wieder. C: Das geht einher mit einer irrsinnigen Betriebsamkeit im Kopf, aber die entscheidenden Fragen werden nicht zu Ende gedacht. T6, Frank: Aber ich lerne hier doch aus den Gedanken raus – und ins Gefühl reinzugehen. A: Wenn du schon denkst, dann denke richtig: Wenn du denkst und du merkst, es geht immer im Kreis herum, dann weißt du, es ist nicht nützlich. Du benutzt deinen Verstand und dein Herz benutzt den Verstand. Aber es rechnet die ganze Mathematikaufgabe bis zum Ende und hört nicht in der Mitte auf, um sich dann zu wundern, warum die Rechnung nicht aufgeht. T6, Frank: Woran merke ich dann, dass zu Ende gedacht ist? C: Du merkst das folgendermaßen: Wenn du dich bedroht fühlst, und du bekommst eine schreckliche Angst und du fühlst diese Angst. Wenn du jetzt nicht denken würdest, würdest du immer nur diese di use Angst fühlen. Die Regel „im Gefühl bleiben und nichts tun“ würde dich hier nicht weiter bringen. Stattdessen gilt es, die Frage zu stellen: „Welche Angst liegt darunter?“ Das ist eine mentale Frage mit der erforscht wird, was für eine Angst darunter liegt. Und zweitens nutzt du das Hilfsmittel: „Lass das Gefühl einen Satz sagen.“ So wird zum Beispiel das Bedrohungsszenario „Ich werde verhungern!“ als einfache Lüge entlarvt. Dann kannst du dich fragen: „Welche Angst liegt da zugrunde?“ Wichtig ist, dabei den Verstand auf eine klare und wirksame Weise zu nutzen. T6, Frank: Ich hab es schon erlebt, dass ich den Gedanken zu Ende denke und ganz genau weiß, dass es keinen Grund gibt, Angst zu haben – und trotzdem habe ich Angst.
C: „Kein Grund“ ist nicht ganz richtig, denn die Todesangst, die immer da ist, ist Grund genug. Letztlich bleibt immer die Todesangst in all ihren Facetten: Angst vor Au ösung, Angst vor Bodenlosigkeit, Angst vor dem Alleinsein. A: Es ist auch wichtig zu verstehen, wie der Körper funktioniert. Der Körper kennt nur: Relax – oder Stressbewegung. Dabei kann der Körper bei Stress nicht unterscheiden, ob es sich um Freude oder Angst handelt. Beide Situationen führen zu einem agitierten, energiereichen Zustand des Körpers. Wenn jetzt diese Handlungsbereitschaft des Körpers, die mit einem hohen Blutdruck, einer gesteigerten Puls – und Atemfrequenz einhergeht, immer und immer wieder als Angst interpretiert wird, weil der Körper bei Angst genauso reagiert, dann ist das eine Fehlinterpretation der Körpersignale. Wenn du zukünftig diese Körpersignale wahrnimmst, indem du dich dem Gefühl der Angst annäherst und dich auch deiner für die mentalen Fixierungen so eminent wichtigen Körperwahrnehmung annäherst, dann kannst du diese Körpersignale als reine Energie spüren und dich einer Bewertung enthalten.
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T6, omas: Erleichterung habe ich beim Laufen erfahren. Da geht es mir besser, weil ich im Körper bin und all diesen Wahnsinn in mir wahrnehmen kann, während ich atme, laufe, mich bewege. Inzwischen nehme ich meinen Körper auch im intimen Kontakt anders wahr. Das Spüren, das Wahrnehmen der Berührung, Emp nden. Das war eine weite Reise, bis ich einmal etwas empfunden habe. Das hilft mir, da zu sein. T6, sx, Marleen: Das Erkennen meiner Fixierung zeigte mir auf, was ich nicht hatte wahrhaben wollen: Ich war nichts Besonderes, der Motor meines Antriebs waren Ängste, nicht Tugenden und all die Anstrengungen, um Glück zu nden, waren wertlos. Das war erst schmerzhaft und dann sehr erleichternd. Ich ng an, die ganze Angst zu spüren, die mein Leben regierte, ich wurde zum ersten Mal richtig ängstlich. Allmählich begann ich, dem Fühlen von allem, was aufkam, höchste Priorität zu geben. Das und die völlige Hingabe daran führten
mich schließlich zum Erkennen, wer ich wirklich war und zum Aufwachen. Wenn sich jetzt wieder die Fixierung einschleicht, agiert und treibt sie wie vorher. Z. B., treten in einer für mich früher bedrohlichen Situation Zweifel auf, gefolgt von Gegenaktivitäten: „Ich muss was tun, Planung!“ Oder die Fixierung versucht, selbst das Aufwachen unter Kontrolle zu bringen, zu erklären oder festzuhalten. Diese Wirrungen der Fixierung sind jetzt meist schwächer. Wenn ich sie erkenne, verpu en sie und kommen mir vor wie ein zurückliegender Traum. Wenn ich mich aber darin verfange und wieder einschlafe, glaube ich, meine Befürchtungen seien real, und leide. Dann lasse ich mich in diese Befürchtungen fallen und gebe mich dem hin. So wache ich immer wieder ein bisschen auf.
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A: Die Sechs tut sich auch schwer mit Hierarchien. Wenn hier oben jemand sitzt und nicht vertrauenswürdig ist, könnt ihr euch vorstellen, was sie dann macht? Sie agiert nicht o en dagegen, sondern sie wird sich heimlich im Untergrund verbünden, eine subversive Graswurzelrevolution anzetteln und versuchen, die Autorität zu unterwandern. C: Das macht die Sechs auch typischerweise mit dem spirituellen Lehrer. Er wird zuerst idealisiert und nach einiger Zeit kippt das dann um. Dann ndet sie ein Haar in der Suppe, aus dem Haar macht sie dann eine ganze Perücke und fühlt sich dadurch innerlich gerechtfertigt, sich zurückzuziehen, mit der spirituellen Suche aufzuhören oder woanders anzufangen. Wenn du dich auf den spirituellen Weg begibst, ist es gut, mit dieser Wendung zu rechnen, damit du in der Lage bist, damit umzugehen und zu arbeiten.
Heiliger Weg: Mut A: Der Mut der Sechs entsteht aus der Loyalität.
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T6w: Der Impuls zu zweifeln ist bei mir sofort gegeben. Dann bedarf es wirklich Mut, trotzdem ins Handeln zu kommen und nicht im Zweifeln stecken zu bleiben. Wenn ich diesen Mut einmal aufgebracht habe, heißt
es, sofort zu handeln. Mein erster Impuls ist immer authentisch und kommt aus dem Sein, während der zweite aus dem Ich kommt und dann beginnt das mit dem Zweifeln wieder aufs Neue.
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T6m: Mir fällt es dann leichter, mutig zu sein, wenn ich das Gefühl habe, dass es um die gemeinsame Sache geht, etwas Gutes, sozial Akzeptiertes, nach objektiven Kriterien – und vor allem zweifelsfrei – Richtiges. Dann kann ich mich voll in den Dienst der Sache stellen, alle eigenen Bedürfnisse hintenan stellen und auch in kritischen Situationen mutig agieren. Probleme hab ich immer dann, wenn ich für meine eigene Sache einstehen soll, wenn ich einen Anspruch, einen Willen, einen Wunsch durchsetzen will, der nicht schon von der Gemeinschaft gedeckt ist. Diesen Mut aufzubringen, ist mit viel Anstrengung verbunden!
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A: Dann stellt sich die Frage: wem oder was gegenüber bin ich denn loyal?! Mut bedeutet, trotz der Angst, trotz der Gefahr für Leib und Leben bei dem zu bleiben, dem ich mich von Herzen verschrieben habe. Im Deutschen gibt es kein Wort für „Commitment“. Es ist eine Herzensverp ichtung. Was also ist so wichtig und vertrauenswürdig, dass ich mich dem verschreiben kann, dass ich mich dem hingeben kann? Dabei ist „Hingabe“ etwas irreführend: es klingt passiv, ist aber ein sehr waches und aktives Ausgerichtetsein, von dem mich nichts abbringen kann. Wenn ich mit Herzensgewissheit weiß, was wirklich wahr ist, kann ich dem treu bleiben und das gibt mir all den Mut, den ich brauche. Es gibt mir den Mut, der Todesangst, der leeren Leere, der erfüllten Leere und der überströmenden Liebe ins Angesicht zu schauen – reglos im Herzen verankert.
Essenz: Leere, reine Intelligenz T6w: Es gibt Situationen, da entwickeln sich besondere Gespräche und wir teilen dann etwas. Und obwohl ich überhaupt nicht das Gefühl habe, dass ich etwas mache, nden sich Worte, die den Raum noch weiter werden lassen – und am Ende ist etwas Wahrhaftiges da. Ich kann das schlecht in Worte fassen, aber es ist weit abseits vom „normalen“ Gespräch. Dann sehen Menschen in mir eine weise Frau. Ich denke, dass
dies auf meine Essenz hinweist, die ab und zu durchschimmert. Etwas, dass wirklich von ganz allein da ist.
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T6w: Leere ist ganz schwer zu ertragen. Das Ich meint, jede Minute des Tages muss irgendwie mit einer mentalen Intelligenztätigkeit gefüllt werden, sonst ist man ja unnütz. Optimal ist, sich bei Hausarbeit gleichzeitig noch zu bilden, damit man dieser zeitraubenden und unnützen Tätigkeit des Essenvorbereitens wenigstens noch ein bisschen Intelligenz einhauchen kann. Das ist total verrückt.
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A: Die leere Leere, wie du sie gerade beschreibst und die Angst sind die Torwächter. Nur wer sich von ihnen nicht abschrecken lässt, nur wer es wirklich wissen will, wer sich der Wahrhaftigkeit verschrieben hat, der wird bereit sein, durch die leere Leere und die Ödnis hindurch zu gehen und der wird bereit sein, der Angst ins Gesicht zu sehen. Es ist eine kompromisslose Ausrichtung auf das, was wirklich ist. Dann erfährst du eine Ö nung hinein in das, was ist. Dann erfährst du Liebe, Leere und Gewahrsein. Diese Leerheit ist ein Aspekt der Stille, des Bewusstseins, der Allgegenwärtigkeit. In der Sechs zeigt sie sich in einem klaren stillen Verstand. Der Verstand steht im Dienste des Herzens und auch die Körperemp ndungen werden wahrgenommen.
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T6: Stille und Leere drücken sich aus, indem NICHTS ist, ein lebendiges NICHTS, keine Gedanken, die sich an etwas klammern, kein Zweifel – einfach NICHTS. Gefühle tauchen aus der Stille auf und sinken wieder in sie zurück. Es gibt kein Festhalten. Alles geschieht in Klarheit. Da ist ein untrügliches Gespür für Wahrhaftigkeit und Klarheit in Bezug auf das Leben und in Bezug auf die Stille und die Unendlichkeit. Das Herz ist unendlich groß und weit und durchströmt von der bedingungslosen Liebe. Gleichzeitig ist der Körper vollständig spürbar und präsent. Diese Erfahrung vertieft sich über die Jahre kontinuierlich. Seit etwa einem Jahr ist etwas Neues hinzugekommen. Aus Rückmeldungen von Freunden und Klienten höre ich, dass andere wahrnehmen, dass sich für ihre Projektionen keine Angri s äche mehr
bei mir bietet und die Projektion einfach zerfällt, sich au öst und erkannt wird. Meinerseits ist an dieser Stelle kein bewusstes Handeln da, ich nehme mich nicht bewusst zurück. Auch das geschieht einfach. Die Angst, die mein Leben begleitet hat, ist verschwunden. Am besten drückt es sich in dem Satz aus: „Keine Angst mehr vor dem Leben haben.“ Es gibt eine eindeutige Bewegung nach vorn – nicht mehr vor und zurück. Ich darf au allen und einen eigenen Standpunkt haben; der Umgang mit anderen Menschen ist unbefangen; Entscheidungen tre en sich schnell und klar; was zu tun ist, geht schnell und zügig voran; Projekte werden abgeschlossen; die Meinung anderer ist weniger relevant; die Konzentration richtet sich auf das Wesentliche; niemand will mehr gerettet werden.
Beispiele C: Sigmund Freud (so) hatte ein internes Komitee. Dazu gehörten fünf oder sechs treue Analytiker, die die Aufgabe hatten, die analytische Idee und die analytische eorie gegen Feinde von außen zu verteidigen, Angri e auf die Person von Sigmund Freud abzufangen und darauf zu reagieren. Das sind Sechser-Konstruktionen. Nur Sechser kommen auf solche Gedanken.
∞
Naranjo berichtet über Martin Heidegger: „Nur einmal erlebte Heidegger etwas wie eine mystische Erfüllung. Aber sein ganzes Leben lang gab er sich hin, dies noch einmal zu erleben. Er tat dies durch Denken. Er hatte dieses ganz starke Vertrauen, dass man durch das Denken zum Sein gelangen konnte. So wie im Diktum Karthago „Ich denke, also bin ich.“ 5
Schiller
„Es ist der Geist, der sich den Körper baut.“ (aus: Wallensteins Tod) Zeitgenossen beschreiben Schiller als fast immer angespannt, tätig, konzentriert, sowie neugierig und hellwach bis zum Misstrauen. „Das Wirkliche“, erzählt seine Frau, „machte einen ängstlichen Eindruck auf ihn.“ Schiller besitzt kein Weltvertrauen. Er fühlt sich von keiner gnädigen Natur getragen. Alles muss man selbst machen!
In einer kleinbürgerlichen Familie mit fast idyllischer Kindheit aufgewachsen, verbringt er die Schulzeit in einer sehr strengen Militärakademie unter persönlicher Aufsicht des Herzogs und studiert gezwungener Maßen Jura und Medizin, dabei wäre er lieber eologe geworden. Er war ein häu g krankes Kind, das zu schnell gewachsen, pickelig, steif, unbeholfen ist. Seinen Körper bewohnt er nicht. Das Äußere, in dem er steckt, mag er nicht. Oft ist er gehemmt, seine Bewegungen stocken, dann plötzlich löst er sich und redet, schnell, unabsehbar, über ießend. Wer ihm zuhört, weiß bald nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Er fühlt sich ins Dasein geworfen. Mit voraus-eilendem Gehorsam, Selbstbestrafung und Unterwerfung reagiert Schiller auf die Strenge des Vaters und die Tyrannei des Herzogs, bis er dann doch rebelliert und zur Urau ührung seines ersten Schauspiels, das ihn über Nacht berühmt macht, ieht. Erst seine dritte Dissertation bringt ihm den Abschluss des Medizinstudiums. Die vorherigen werden mit der Begründung abgelehnt, „dass seinem zu stolzen Geist, das Vorurteil für neue eorien und der gefährliche Hang zum Besserwissen allzuviel anklebt.“ Sein großes ema der Freiheit und auch der Rebellion gegen Ungerechtigkeit durchzieht alle seine Dramen. Bekannt sind auch die Schwierigkeiten, mit seinen Stücken zu einem Abschluss zu kommen. Selbstvervollkommnung und rigorose Selbstkritik sind treibende Kräfte für sein unermüdliches Arbeiten als eaterautor, Historiker, Philosoph und Dichter. Ein Freund schreibt: „Eine dichterische Beschreibung einer Gegend machte mehr Eindruck auf ihn, als der Anblick der Natur selbst.“ Schiller selbst sagt über sein Verhältnis zur Natur: „Nur ihr durch den Verstand re ektiertes und durch die Regel zurechtgelegtes Bild konnte ich ertragen.“ Trotz seiner durch Tuberkulose sehr angeschlagenen Gesundheit bleibt Schiller sein kurzes Leben immer rastlos. Über seine Krankheit schreibt er: „Ich wehre mich dagegen mit meiner ganzen Abstraktionsgabe und wo es angeht, mit der ganzen Fruchtbarkeit meiner Einbildungskraft.“
Ästhetik, Ideal und Genie sind für Schiller der Versuch, dem Chaos, der Entropie des Wirklichen, zu widerstehen und wenigstens eine Insel des befristeten Gelingens zu scha en. Die bedrohliche Vorahnung von Leere und Nichtigkeit lauert im schöpferischen, dichterischen Aufschwung, es gibt eine Unterströmung der Angst vor dem Ende der traumwandlerischen Sicherheit. Sein Enthusiasmus bewahrt ihn vor den Zweifeln am Sinn und Nutzen der Kunst. Aber in den Pausen, wenn ihn die Einbildungskraft nicht gefangen nimmt, kommen die Selbstzweifel und der Kleinmut und die Schönheit gerät unter Rechtfertigungszwang. Die Begegnungen mit den Dichtern und Denkern seiner Zeit „erschrecken meinen Mut und lassen mich die Einschränkungen meines Wesens fühlen.“ Die Freundschaft mit Goethe beginnt zuerst mit Scheu und Verkrampfung, führt dann zu einer sehr produktiven Zeit für beide. Schiller kann mit Gedanken Gefühle beherrschen, er kann sie sogar hervorrufen. Die Magie einer Emp ndung aber, die von sich aus dem Leben Wert gibt, ist ihm fremd und die bewundert er bei Goethe. Der Ruhm, auch wenn er ihn genießt, macht ihn verlegen. Er geht gewöhnlich gebeugten Hauptes durch die Massen, jedem, der ihn grüßte, freundlich dankend. Seine spätere Frau Charlotte lernte er zusammen mit ihrer Schwester kennen und über zwei Jahre hinweg bleibt er unentschieden, welche von beiden er liebt.
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„Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke, / Frei schwing ich mich durch alle Räume fort, / Mein unermesslich Reich ist der Gedanke, / Und mein ge ügelt Werkzeug ist das Wort.“ 6
Weitere Beispiele
Woody Allen (se), Jiddu Krishnamurti, Adolf Hitler (so), Mario Gomez, Michelle Pfei er (sx), Bruce Willis, Tina Turner (sx), Martin Heidegger (se), Robin Hood (so), Jeanne d’Arc, Deutschland (so), Spanien (sx), Europäische jüdische Kultur (se), Asterix Lieder: Rolling Stones – I can‘t get no satisfaction, Opus – Life is life (so), Pink Floyd – Another Brick in the Wall
Fragen zur Selbsterforschung Was tust du, um dich sicher zu fühlen? Was bedeutet loyal? Was ist vertrauenswürdig? Wie nimmst du deinen Körper wahr? In welchen Situationen zögerst du? Wie bremst du deinen Lebens uss? Wann nimmst du Angst wahr und wie reagierst du darau ? Was hilft dir dabei, mutig zu sein?
Übung zur Selbsterfahrung: „Was tust du, um dich sicher zu fühlen?“
Nach der sich wiederholenden Frage „Was tust du, um dich sicher zu fühlen?” C: Stell dir vor, dass du nichts mehr aus dem Grund tust, dich sicher zu fühlen. Abgesehen von lebensnotwendigen Dingen wie Aufpassen beim Über-die-Straße-Gehen. Es geht um das Psychische. Und dann nimm
wahr, was das mit dir macht, was das auslöst, was das verändert, wie sich das anfühlt. Schließlich stell dir vor, du würdest von jetzt an bis zu deinem Lebensende nie wieder etwas aus dem Grund tun, um dich sicher zu fühlen.
Anmerkungen: 1. A: Es gibt ein Lied von Tom Waits, wo er sich fragt, was sein Nachbar eigentlich gerade baut, was das für Geräusche sind, die er macht. Da ist das paranoide Sechser-Gefühl perfekt darstellt, gruselig. Quelle: YouTube, Tom Waits - What‘s he building in there (live), https://www.youtube.com/watch?v=E-iENCZKFzk, abgerufen am 22.03.2016 2. Quelle: YouTube, Tom Waits, Georgia Lee, https://www.youtube.com/watch? v=h52nXW4AcpI, abgerufen am 22.03.2016 3. Englmeier, Martin, Liedtext „Zögern, Zaudern, Zweifeln“, Quelle: Martin Englmeier,
www.martin-englmeier.de
4. Quelle: Lyrics of Song, Yentl - No wonder lyrics,
http://www.lyricsofsong.com/lyrics/yentl-no-wonder-lyrics-_kqmmmm.html, abgerufen
am 17.08.2015 5. Quelle: Claudio Naranjo, Das Enneagramm als Schlüssel zum eigenen Potential, DVD, Auditorium Netzwerk, 2012 6. Quellenangabe zum Kapitel „Schiller“: Safranski, Rüdiger, Schiller oder die Er ndung des Idealismus, Hanser, München Wien, 2004
Die Sieben – Der verplante Abenteurer Kategorie: äußerer Angstpunkt Archetyp: Das magische Kind
Hauptmerkmal: Planen Leidenschaft: Unersättlichkeit Idealisierung: Ich bin okay Redestil: Geschichten Abwehrmechanismus: Rationalisieren Vermeidung: Schmerz Falle: Idealist Polarität: unterlegen – überlegen Stress-Bewegung: zur Eins Relax-Bewegung: zur Fünf Selbsterhaltung: erweiterte Familie Sexuell: Leichtgläubigkeit Sozial: Märtyrer Heilige Idee: heilige Arbeit Heiliger Weg: Nüchternheit Essenz: Versunkenheit
Kategorie: äußerer Angstpunkt A: Die Sieben ist eine mentale Fixierung, bei der die Angst nach außen gekehrt ist. Gewöhnlich wird ein Mensch mit dieser Fixierung seine Angst nicht bemerken. Er wird bemerken, dass er viel plant. Die mentale Aktivität richtet sich in die Zukunft, auf Unternehmungen. Das Leben der Sieben ist sehr bunt, angereichert durch Festivitäten und Freunde, sodass es viele Geschichten gibt, die sie am Lagerfeuer erzählen kann. Die Sieben ist immer unterwegs. Dabei ist ihr nicht bewusst, dass sie vor
der Angst auf der Flucht ist, die Angst vor dem Schmerz. Der Schmerz und die Angst werden durch die mentale Aktivität überdeckt. T7, orsten: Mir ist bewusst geworden, die ganze Zeit als Kind in so einer permanenten Angst gelebt zu haben und dann habe ich meine Späßchen gemacht, um mich dabei über Wasser zu halten. Das ging schon sehr früh los. Ich hab versucht, die anderen bei guter Laune zu halten, damit die mir nichts tun können. A: Das hat auch geklappt. T7, orsten: Ja, das hat geklappt. (Lachen) Mir wird erst jetzt klar, wie viel Angst der kleine Junge hatte. Da war immer Spaß und Freude da und das diente wohl dazu, die Angst wegzuschieben. A: Nicht nur, aber auch. Es ist ja gegen Spaß und Freude nichts einzuwenden. Das Drama beginnt da, wo wir keine Handlungsalternativen haben.
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T7m: Ich war mit 14 Jahren in fünf verschiedenen Sportvereinen. Ich war überall ein klasse Sportler und hab mir darüber die Anerkennung geholt. Gerade die Angst war nicht zu spüren. Es treibt einen ja so nach vorne. T7, Anja: Da ist diese Sprunghaftigkeit, Ruhelosigkeit, dieses Getrieben sein, dieses Meinen, den Stillstand nicht aushalten zu können und das Schlimmste daran ist, es nicht mal zu merken, dass man nur auf der Flucht ist. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich viel mache oder unterwegs bin. Ich wusste nur, dass ich manchmal in einer Woche mehr erlebe als manche Menschen innerhalb eines Jahres. Und trotzdem behauptete ich, dass ich nicht viel mache. T7, Dora: Ich hab da diesen Glaubenssatz: „Ich muss alles tun, damit die Leere nicht zu überwältigend wird.“ Ich muss aktiv sein, ich muss mir etwas ausdenken. Ich könnte die Leere nicht ertragen, wenn sie zu groß wird.
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T7, Horst: Trotz der ganzen erapie ist da immer noch ein Schmerz, irgendwo bleiben zu müssen. C: Aber die Sieben ndet das gut. Sie will das nicht ändern.
T7, Horst: Das war damals so. Aber das ist irgendwann zu einer Qual für mich geworden. Es gibt auch eine Sehnsucht, irgendwo da bleiben zu können und wenn es dann nicht geht, tut es einfach weh. Du hast es durchschaut und du willst, aber es geht nicht, es zieht mich immer raus. A: Versuch mal, zu beschreiben, welches Gefühl es ist, das sagt: „Es geht nicht.“ T7, Horst: Ich fühle totalen Schmerz. Freunde sagen: „Den muss man festbinden.“ Ich hab gesagt: „Ich bleib jetzt drei Jahre in der Beziehung mit Heidi.“ Das habe ich mir richtig sagen müssen und es geht irgendwie nicht. Ich kann es nicht anders beschreiben. Mein Haus braucht Räder. Ich habe mir einen Bauwagen gekauft. Es braucht einfach Räder. Auch wenn da Spinnweben dran sind, Hauptsache ich kann es fahren, wenn ich will. Und da ist Schmerz darüber. Mit diesem: „Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort ...“ – ich könnte es jetzt vorsingen. Gerhard Schöne war mein Lieblingsliedermacher. Der hat mir so aus der Seele gesprochen. Der war der Einzige, der mir wirklich aus der Seele sprechen konnte. „... und was neu war, wird alt und was gestern noch galt, gilt schon heut oder morgen nicht mehr ...“ A: „... manchmal träume ich schwer und dann denk ich es wär’ Zeit zu bleiben und nun, was ganz andres zu tun ...“ Alle: „… so vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war.“ A: Jeder Satz ist die Fixierung. T7, Horst: Ja. A: Und hier machen wir uns auf die Suche nach dem, was bleibt.
Archetyp: Das magische Kind C: Der Archetypus der Siebener-Fixierung ist das magische Kind. A: Die Sechs muss sich anstrengen und ihre P icht erfüllen, die Drei muss eine magische Vorstellung machen, aber die Sieben muss den Schmerz einfach wegzaubern durch magische Tricks. Jedes Kind will in gewisser Weise seine Eltern retten, aber bei der Sieben scheint es auf eine besondere Weise abzulaufen. Da gibt es einen
bestimmten Schmerz bei den Eltern oder einem der Elternteile und das magische Siebener-Kind meint, diesen Schmerz durch sein Dasein und Sosein wegzaubern zu können und zu müssen. Und gleichzeitig hat es keine Möglichkeit, sich von dem Schmerz abzugrenzen. Dieser Schmerz wirkt deswegen so überwältigend, weil die Sieben in gewisser Weise ein Kind bleibt. Ein Kind kann den Schmerz der Eltern niemals lösen.
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A: Es gibt einen Siebener Film, der heißt „Catch Me If You Can“. Leonardo Di Caprio spielt einen jungen Mann, dessen Vater auf tragische Weise scheitert. Er ist auf sich selbst gestellt und möchte auch noch die Mutter unterstützen. Er fängt damit an, Unterschriften für die Schule und Schecks zu fälschen und schließlich sogar einen Pilotenschein. Tom Hanks, der ihm auf der Spur ist, betrachtet ihn mit einer Art Hassliebe. Er emp ndet Bewunderung und Mitgefühl, ebenso wie Abscheu. Unter der Leichtigkeit, mit der die immer kapriziöser werdenden Betrügereien ausgeführt werden, ist die Tragik der Situation des jungen Mannes für den Betrachter vielmehr spürbar als für den Protagonisten selber.
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T7, Kerstin: In meiner Jugend war für mich das Wichtigste: Alles ist möglich, es gibt eigentlich keine Grenzen oder ich kann mir alles ausdenken, ausmalen, was möglich sein könnte. Dementsprechend muss man natürlich auch alles ausprobieren und alles lernen. A: Der Glaubenssatz der Sechs heißt „shit happens“ und der Glaubenssatz der Sieben „shift happens“. „Shit happens“ heißt „Mist passiert“ und „shift happens“ heißt „Veränderung passiert, alles ist möglich, die Welt ist Wandel“. [UM 6-7] T7, Kerstin: Ja das ist auch schön, dass es sich andauernd verändert.
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T7w: Ich habe Verständnisschwierigkeiten mit dem Archetyp des magischen Kindes. Darf das Kind auch groß sein? Ich kann das magische Kind in mir gut nden. Es gibt aber auch Erfahrungen, wo ich diesem Kindlichen entwachsen bin, frei davon bin. Es gibt Erfahrungen, wo ich als Frau plötzlich richtig im Leben stehe.
C: Ja. Der Archetypus ist nur ein Teil von dir. Es geht darum, dieses magische Kind zu leben, so wie André Heller mit dem Zirkus Roncalli die Menschen erfreut, und gleichzeitig die Erwachsene zu sein und sein zu dürfen. Das Ganze hat viel damit zu tun, dass wir bestimmte Aspekte des Daseins leben und dass das vollkommen in Ordnung ist, diese Aspekte in besonderer Weise zu leben. Aber das Tragische ist, wenn es zwanghaft ist. Wenn man nur noch das Kindliche sein kann und wenn man es sein muss. Wenn man wie getrieben nur das Eine tun kann. Das Zwanghafte bewirkt immer, dass andere Teile nicht da sein dürfen. A: Wenn die Siebener-Fixierung alle anderen aufheitern muss, dann kannst du den anderen vielleicht nicht den Raum geben für den Schmerz, der gerade da ist, weil du eigentlich denkst: „Oh, ich muss alle verzaubern und ich muss alle glücklich machen.“ An dieser Stelle bekommt es dann eine Schräglage. So, als wärest du tatsächlich ein Kind, das mit bestimmten Gefühlen überfordert ist. C: Das magische Kind ist ein Archetypus, aber das Kindliche kann auch zum Kindischen werden. A: … und aus dem Magischen kann etwas Täuschendes werden.
Hauptmerkmal: Planen C: Die Sieben geht in den Gedanken ständig in die Zukunft und in Pläne über die Zukunft. Sie halten sich im Gedanklichen auf, um sich auf diese Art von der Gegenwart, besonders aber von allen schmerzhaften Gefühlen abzuhalten. Lieber beschäftige ich mich damit, was ich morgen mache, was ich nächste Woche machen kann, habe drei Pläne für den nächsten Urlaub oder fange eine neue Sportart an, wie Tauchen oder Fallschirmspringen. Die Siebener haben zwar doppelt soviel Pläne, wie sie dann realisieren können, doch sie realisieren auch viel. Insofern geht die Energie wirklich nach außen. Sie sind ständig an einem anderen Ort, haben ständig ein anderes Hobby, eine andere Sportart, ganz viele Pläne für den Abend, drei verschiedene Partys. Sollte die eine Party irgendwie kompliziert werden, langweilig oder anstrengend, dann kann ich ja zu der nächsten gehen.
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T7w: Mich hat erstaunt zu hören, dass die Sieben so viel plant. Also das wurde mir immer zum Vorwurf gemacht, weil ich eben diejenige war, die viel geplant und gemacht hat. Da wäre noch einmal meine Frage. Gibt es da einen Unterschied zwischen der sexuellen und der selbsterhaltenden Sieben? A: Die Sieben ist eine mentale Fixierung. Bei allen Siebenern geht die mentale Energie nach außen und in das Planen. Die Dinge, die sie plant, sind nur unterschiedlich gewichtet. Die sexuelle Sieben plant etwa: „Oh, die eine Frau geht weg, wo kann ich die nächste nden und wo habe ich die nächste Party.“ Der Inhalt der Planung ist ein anderer. Wenn dann jemand kommt und die sexuelle Sieben ist damit beschäftigt, ihre Partys und Vergnügungen zu planen und sagt: „Du, wir müssen aber mal gucken, wie wir nächste Woche unseren Einkauf tätigen und wo wir das Geld dafür herbekommen“, ist das natürlich irgendwie unsympathisch. (Lachen) Es können auch alle drei Unter xierungen eine Party besuchen und dann könnt ihr mal raten, was jede einzelne Unter xierung dort am meisten interessiert. (Lachen) C: Die Funktion des Planens hat nur einen Zweck. Solange ich mit dem beschäftigt bin, was ich alles tun kann, brauche ich mich mit den emotionalen Bedingungen der jetzigen Situation nicht zu befassen.
Genese A: In der Kindheit der Sieben erlebt oft ein Elternteil eine schlimme Krankheit oder etwas anderes Tragisches. Das Kind versucht dann durch seine fröhliche Art, die Eltern zu unterhalten. Indem es fröhliche Geschichten erzählt, versucht es dafür zu sorgen, dass alle sich wohl fühlen. T7, Anja: Ja, immer das letzte Wort haben und alles ist doch nicht so schlimm!
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C: Das Siebener-Kind heitert die Eltern auf, macht Späße und ist immer fröhlich. So will es verhindern, dass die Eltern Schmerzen erfahren. T1w: Ich habe eine Siebener-Tochter, die kommt mit zwölf Jahren aus der Schule und sagt: „Also Mama, ich brauche jetzt überhaupt nicht
weiter in die Schule zu gehen, ich weiß eigentlich schon alles. Und stell dir mal vor, wenn ich schon mit zwanzig sterbe, dann habe ich die meiste Zeit in der Schule verbracht. Das wäre doch richtig schade!“ Wenn sie sich wehgetan hat, dann benimmt sie sich so furchtbar, dass ihr niemand diesen Schmerz lässt. Jeder sagt dann: „Reiß dich doch zusammen!“ oder „Übertreib nicht so maßlos!“ Sie kriegt uns dazu, ihren Schmerz nicht zu spüren, das ist unglaublich.
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T7, Martin: Ich kann mich erinnern, schon als ganz kleines Kind grundlos traurig gewesen zu sein. Ich habe irgendwie immer den Schmerz der Trennung von meinem ursprünglichen Seins-Zustand gespürt. Irgendwann habe ich den Schmerz dann weggepackt. Ich war ab dann ein lustiges Kind und der Liebling meiner Mutter und meiner Oma. Ich wusste genau, wie ich sein musste, um sie um den Finger zu wickeln. Als Jugendlicher war es mir sehr wichtig, anders zu sein und auch so wahrgenommen zu werden. Da ist dieser unbändige nonkonformistische Wunsch in meiner Pubertät. Das heißt, ich wollte einerseits zeigen, dass ich ein Mann bin, aber ich wollte auch zeigen, dass ich keiner von denen bin, von diesen Stereotypen. Ich habe mir orange Strähnchen ins Haar färben lassen, hatte einen Ohrring, hab mir den Fingernagel meines linken kleinen Fingers wachsen lassen und mit Bordeaux-farbenem Nagellack lackiert. Außerdem habe ich in der Ö entlichkeit gestrickt, aber nicht wegen eines speziellen Statements, sondern um anders zu sein, in kein Schema zu passen. Geistige Engstirnigkeit war mir unerträglich.
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T7, Miro: In der Jugend, so mit 14, habe ich ein Doppelleben geführt. Zu Hause war ich ganz brav, denn mein Vater hat relativ schnell zugeschlagen, wenn wir laut waren. Aber draußen auf der Straße war ich der Unterhalter, hab gekämpft gegen jeden. In der Schule war ich der Unterhalter, alles lachte. Aber innerlich war ich so voller Hass und hab gedacht, irgendwann klingelt es an der Tür und die holen mich ab und dann sagen die: „Du gehörst hier gar nicht in die Familie, du gehörst ganz woanders hin, zu niveauvollen Eltern, zu belesenen, zu klugen Eltern, aber nicht zu solchen Chaoten.“
T: Könnt ihr euch erinnern, dass euch als Kind irgendwann einmal langweilig war? T7w: Langweilig nicht. Nur in der Zeit, als ich nicht rausgehen durfte und Vorschriften bekam, das war richtig furchtbar. Da bin ich dann immer aus dem Fenster geklettert, mich konnte keiner stoppen. Mein Vater hat das oft probiert, das hat er nicht gescha t. T7w: Mir war langweilig, wenn ich alleine war. T7, orsten: Mir war nie langweilig als Kind, es gab immer etwas zu tun. Wenn ich gerade nichts zu tun hatte, dann habe ich mir immer irgendwelche Geschichten ausgedacht und die waren immer sehr abenteuerlich. Das Leben war immer sehr spannend.
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T7, Andy: Meine Mutter ist auch eine Sieben. Die hat auf dem Feld gearbeitet, bis eine Stunde vor meiner Geburt, dann hat sie so nebenbei gesagt: „Ich muss jetzt mal verschwinden, mein viertes Kind kommt.“ Ich bin das vierte von fünf Kindern. Dann kam ich zuhause zur Welt, ganz einfach, ganz schnell und dann hat sie irgendwann weitergearbeitet. Das war so ganz nebenbei, so wie sie mich auch später weiter behandelt haben, ganz nebenbei wurde immer etwas anderes gemacht.
Was sich das Kind wünscht
T7, so, Lisa: Ich habe mir immer gewünscht, überhaupt wahrgenommen und gesehen zu werden. Ich hatte immer totale Schwierigkeiten, selber an meine eigenen Bedürfnisse ran zu kommen und sie zu äußern, weil meine Eltern mit sich selbst beschäftigt und besonders meine Mutter so bedürftig war. Ich habe meine eigenen Fähigkeiten erst sehr spät erkannt. Meine Eltern wollten mich klein halten und dann musste ich mit 15 Jahren gehen, erwachsen werden. Ich habe gar nicht so eine Sucht nach Aktivitäten, sondern eine Sucht nach Erfahrungen. Am glücklichsten bin ich, wenn ich selber Erfahrungen mache, also was Neues erlebe. T7, sx, Max: Ich wünschte mir die Ermutigung und Freiheit, mich auszuprobieren. Dabei hätte ich mir einen sicheren Hafen gewünscht, in dem ich mich ausruhen und schwach sein durfte. Das Siebener-Kind ist von der großen Welt und den vielen Möglichkeiten leicht überfordert, wenn es sie alleine bewältigen muss.
In Bezug auf den Schmerz ist es für mich als mentale Fixierung sehr gut, wenn die Großen mit mir darüber sprechen! Also erklären, dass Schmerz und Traurigkeit normal sind und vor allem, dass sie das auch erleben! Ich glaube, dass die mentale Verarbeitung und Bearbeitung dessen ein wichtiger Aspekt ist.
Physis A: Die Siebener wirken oft erstaunlich körperlich für eine mentale Fixierung. Wenn man genauer hinsieht, kann man zwar bemerken, dass sie energetisch mehr in ihrem Kopf sind. Da der Körper aber so eine zentrale Rolle spielt, wirken sie, insbesondere im Vergleich mit den Sechsern und den Fünfern, deutlich körperlicher.[UM 5-7][UM 6-7] Sie sind in der Jugend oft sehr sportlich, können dann aber auch von den vielen Genüssen durchaus korpulenter werden, sodass sie leicht auch mit einer Neun verwechselt werden können. T7, Jens: Ich bin oft voller Energie und diese Energie muss raus. Wenn mich dann jemand bremst und stoppt, das geht gar nicht. Das ist heute bei mir immer noch so, ich muss mich dann austoben. Das Leben ist Glück, Spaß, Bewegung. Es ist wichtig, Bewegung zu haben. A: Ich glaube, die Siebener haben den Triathlon erfunden. Nach einem Marathon sind die noch nicht müde, da ist das Adrenalin erst mal so richtig hoch. T7, Jens: Nach dem Marathon brauche ich nur eine Minute, dann habe ich mich wieder regeneriert.
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T7m: Wir haben uns ja mit dem Archetypen des magischen Kindes beschäftigt und was mir aufgefallen ist, dass ich eher sehr kindlich war und auch als Jugendlicher eher kindlich ausgesehen habe. Ich kann mich sehr gut erinnern, dass ich das total blöd fand, mit siebzehn irgendwie auszusehen wie vierzehn und irgendwie so gar nicht männlich. Also von der Physiognomie hat sich dieses magische Kind irgendwo auch gezeigt.
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C: Die Siebener sind sehr unabhängig, auch von gesellschaftlichen Konventionen. Die Männer sind erkennbar am Pferdeschwanz.
(allgemeines Lachen) T7, Carla: Die Siebener ziehen sich oft sehr bunt und au allend an. T7, Martin: Ich war körperlich gesehen immer sehr nervös, hatte sehr schnellen Herzschlag und eine ständige innere Unruhe in mir. In der Schule konnte ich unglaublich schnell sprinten, genauso schnell aber war ich aus der Puste. Die Gemeinschaftsspiele konnte ich überhaupt nicht leiden, weil man da eine kontinuierliche Leistung zeigen musste und auch von anderen bewertet wurde, was ich gar nicht vertragen konnte.
Leidenschaft: Unersättlichkeit A: Die Siebener lieben Bu ets. Sie müssen dann nicht ein Gericht bestellen und alle anderen Gerichte verpassen. Da können sie alles ausprobieren. Was sie nicht mögen, müssen sie dann nicht aufessen, sie können sich überall ein Häppchen nehmen, beim Essen, in der Liebe, bei den Erfahrungen. Hier mal zu dem einen Lehrer gehen, dann wieder zu einem anderen, mal dieses Land anschauen und dann jenes. Das ist sehr unstet, aber auch sehr abenteuerlich. Diese Surf-Kultur gehört zu den Siebenern: Mit dem VW-Bus immer unterwegs, unabhängig sein, sich am Strand tre en, die Nacht miteinander verbringen und dann fährt jeder wieder in seine Richtung weiter. Nur nichts verpassen!
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T7m: Es gab ganz wilde Zeiten, viele Partys, viele Frauen. In diesem Jahr war ich schon in Laos, in ailand und in Dubai und letztes Jahr habe ich eater gespielt in Paris, das war alles ganz wunderbar. Und davor in Mannheim, ja! Also ich tue viel, aber auf der anderen Seite kenne ich auch die Depression, dass ich keine richtige Lust daraus ziehe. Ich handle, aber ich habe das Emp nden, das Handeln befriedigt mich nicht. Ich tue es, aber es reicht nicht. Ich nehme das nicht so in mich auf, was ich da tue. Das Schöne kann ich nicht erleben. Und ich kenne auch, dass ich im Nachhinein freudiger darüber erzählen kann, als ich in der Lage bin, das in der gegenwärtigen Situation zu erleben. Ich weiß, ich bin süchtig. Und Sucht bedeutet ja immer mehr zu nehmen oder so eine Gier zu haben und nicht genug zu bekommen.
T7m: Mein Lebenselixier ist Geselligkeit, Aktion, Unter-Leuten-Sein. Am schönsten ist es, abends loszugehen und dann durch die ganze Kölner Altstadt zu ziehen, so von einem Tre von Leuten zum nächsten zu kommen, völlig ungeplant, spontan, in Kontakt zu sein. Also Fülle, Intensität und Schönheit sind Dinge, die viel Energie geben. T7, Martin: Über viele Jahre war nur das Internet und dessen unendliche Weiten die Spielwiese meiner Unersättlichkeit. Dieses nicht endende Angebot an immer neuen Reizen, Ideen, Vorstellungen und Möglichkeiten war für mich die perfekte Spielwiese, mich zu betäuben und mir Spaß und Ablenkung zu verscha en. Interessanterweise hatte das Fernsehen nie diese Bedeutung für mich, da ich mich ja dort irgendwie auf ein vorgegebenes Programm einlassen musste. Im Internet bin ich der König, der entscheidet, welches Königreich in meinem Inneren entstehen soll und wie lange es bleiben darf. T7, Georg: Die Unersättlichkeit bei mir besteht schon immer als Unersättlichkeit nach Leben, aber natürlich nur nach dem Leben, das Spaß macht. T7, Rudi: Am intensivsten war es in den Jahren zwischen 20 bis 25. Reisen, Partys, Leben, alles kosten und aufsaugen, was geht. Häu ge Platzwechsel, Wohnungswechsel, Freundinnenwechsel waren bei mir dominant, bis hin zur Erschöpfung, so dass man fast zusammenbricht. Das war dann mit 30 ungefähr. Die Unersättlichkeit, das Leben zu erleben, geht so weit, dass man es fast als unfair emp ndet, dass man sterben muss, weil man dann nicht alle Länder bereisen, mit allen Menschen zusammen sein kann oder mit den ganzen Frauen schlafen, mit denen man will. Das geht aber auch ins Intellektuelle, was Kurse betri t oder Selbsterfahrung, da kann man nicht genug kriegen. Und Drogen, alles muss ausprobiert und gekostet werden, weil man ja was verpassen könnte.
Idealisierung: Ich bin okay A: Siebener hören keine Verkehrsnachrichten. Sie sind immer unterwegs und wenn man sie fragt, sagen sie: „Nein, ich bin nie im Stau.“ Sie können wunderbar das Unangenehme verdrängen und mit einer erstaunlichen
Konsequenz nur auf das Schöne schauen. „Always look on the bright side of life.“ (Monty Python) Sie haben Glück und kommen irgendwie durch. Unbekümmert. Irgendwie scha en sie es, in dieser Unbekümmertheit zu leben, mit diesem Ich-bin-okay und Die-Welt-ist-okay und Wollen-wirnicht-zusammen-ein-wenig-Spaß-haben. Dann steigt wieder jeder auf sein Pferd und reitet weiter in die untergehende Sonne, aber pfeifend.
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T7m: Mein Unglück ist, dass ich das Recht habe, glücklich zu sein. Ich habe einen sehr hohen Glücksanspruch im Leben, das hab ich schon früher als Kind irgendwann erfasst, ich weiß nicht wieso und weswegen. Ich empfand die Umgebung, in der ich groß geworden bin, im Großen und Ganzen als Saftladen und ich wusste als Kind schon: „Ich bin genial und ich habe das Recht, glücklich zu sein.“ T7, Martin: Ich fühlte mich lange Zeit nicht nur okay, sondern ziemlich toll. Na gut, nicht in allen Bereichen, aber doch in ziemlich vielen, zumindest äußerlich gesehen. Im Gegensatz zu meiner Frau, die eine Selbsterhaltungs-Sechs ist, hatte ich nie wirklich Angst davor, kein Geld mehr zu haben oder zu verhungern oder Ähnliches. Innerlich wusste ich immer, dass das Leben irgendwie gut weitergeht. So ein netter p ger Kerl wie ich wird schon einen guten Weg nden, davon war ich immer überzeugt.
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T7, Jens: Das Leben ist Glück, Spaß, Bewegung. Man glaubt daran, dass alles richtig ist. Es ist wichtig, Bewegung zu haben. Und wenn jetzt einer kommt, der das anzweifelt, das geht gar nicht. Schlimm ist für mich auch, wenn das einer problematisiert. Dann denke ich mir, hier gibt es so viele Probleme, die habe ich alle gar nicht und ich brauche auch keine Probleme. Ich denke einfach, das Leben muss leicht sein. Wenn ich mich ausagiert habe, wie jetzt auch, dann kann ich sprechen und dann kann ich mich auch irgendwann wieder auf die Probleme einlassen, die aber erst mal gar nicht existieren. T7, Georg: Mir geht es toujour sehr gut. Manchmal habe ich das Gefühl gehabt, ich bin ja schon halb erwacht, weil es mir immer so gut geht, es gibt eh kein Problem.
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T7: Nachdem ich über den Buddhismus gelesen haben, habe ich mich damals gefragt: „Was soll der Quatsch mit diesem leidvollen Kreislauf vom Leben, Wiedergeburt und Sterben. Das Leben ist doch schön.“ Das war mir total rätselhaft. Leider inzwischen nicht mehr, aber ... C: Gott sein Dank.
Redestil: Geschichten C: Der Redestil der Sieben ist Geschichten erzählen und zwar spannende, unterhaltsame, schöne Geschichten. Völlig anders als die Neun, die Einzelheiten ausbreitet und einschläfernd ist. [UM 7-9] Die Sieben dreht auch schlimme Geschichten so, dass der andere lachen kann. Selbst bei ganz schrecklichen Erfahrungen, z. B. Hunger in der Kindheit, wird dann erzählt, wie lustig es war, als man beim Apfelklauen erwischt wurde. A: Die Sieben versucht also seit frühester Kindheit durch fröhliche Geschichten dafür zu sorgen, dass alle sich wohl fühlen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Film: „Das Leben ist schön.“ Der Mann – auch als er schon weiß, dass er erschossen wird – erzählt dem Kind noch eine lustige Geschichte zum Abschluss. Da wird auch aus dem übelsten Leid noch eine unterhaltsame Geschichte gemacht. Das scheint einem Kind gegenüber eher angemessen als einem Erwachsenen.
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T7, Georg: Mir macht es wahnsinnig Spaß, in Gruppen die Menschen auf mich zu ziehen, indem ich lustige Geschichten erzähle und mich damit ins Zentrum bringe. T7, Adam: Früher fand ich das mal total genial, so von Gedanken zu Gedanken zu springen. Ich bespreche meinetwegen mit jemandem ein Problem und dann fällt mir eine Geschichte dazu ein. Dann erzähle ich erst mal die Geschichte, wie das so abgelaufen ist und meistens endet die Geschichte dann irgendwie so, dass man darüber lachen muss. Dann ist das Problem eigentlich auch schon vom Tisch. Aber ich habe gemerkt, dieses Geschichten-Machen oder das ema wechseln, das dient eigentlich nur dazu, der Angst vor dem Schmerz auszuweichen oder dass jemand entdecken könnte, dass ich doch nicht so gut bin, wie ich mich
vielleicht darstelle. Das dient dazu, dem Schmerz einfach aus dem Weg zu gehen.
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T7, Anja: Ich bringe am liebsten eigene Beispiele, dass ich wichtig bin und eigene Erfahrungen vorweisen kann. Das soll den anderen ablenken und sehen, dass es mir und anderen auch ähnlich oder schlimmer ging. Hauptsache der andere fühlt sich nicht schlecht oder zumindest nicht schlechter. T7m: In unserer Siebener-Gruppe gestern habe ich mich ein bisschen zurückgenommen. Ich bemerkte, wie es mir auf die Nerven geht, dass sie nicht sagen können: „Ich habe einen guten Kontostand.“ Stattdessen kamen Geschichten. Die haben erst mal drei Minuten geredet und geredet. Das mache ich manchmal auch, trotzdem geht mir das auf die Nerven. T7, Anja: Das ist fast wie ein Zwang, Geschichten erzählen, statt zu antworten. A: Ja, da sind die Sieben und die Neun sich ähnlich. Die Sieben erzählt diese Geschichten, damit die anderen fröhlich sind und Schmerz oder Probleme nicht aufkommen. Die Neun erzählt die Geschichten, um Kon ikte zu vermeiden. Wenn sie die ganze Zeit erzählt, kommt der andere nicht zu Wort und so behält sie die Kontrolle. Die Sieben behält mit ihren unwiderstehlichen lustigen Geschichten auch noch die Oberhand. Sie möchte gerne überlegen sein. In jedem Fall sind sie überlegen gute Geschichtenerzähler. [UM 7-9] T7, Martin: Ich habe immer lustige Geschichten auf Lager, kleine Anekdoten, Witze oder einfach lustige Begebenheiten aus meinem Leben. Wenn ich der Fixierung ihren Lauf lasse, kommen die ganz automatisch, insbesondere in neuen Begegnungen mit Menschen, in denen ansonsten ein betretenes Schweigen entstehen könnte. T7, Anja: Ich glaubte immer (und manchmal immer noch), dass die Leute das von mir erwarten, sonst mögen sie mich nicht. Immer einen fröhlichen Spruch auf den Lippen, immer alles positiv sehen. Den meisten Bekannten war ich eine Quelle der Aufmunterung und Positivität.
Abwehrmechanismus: Rationalisieren A: Der Abwehrmechanismus der Rationalisierung beschreibt den Versuch des Ichs, Handlungen oder Geschehnissen, die durch eigenes Unterbewusstes oder durch höhere Gewalt entstanden sind, im Nachhinein einen logischen Sinn zu geben. Auf diese Weise brauche ich mich nicht mit der Ohnmacht gegenüber dem Leben oder gegenüber dem Schicksal auseinanderzusetzen und ich muss auch nicht nach meinen eigenen Motiven suchen. Wenn der Fuchs die Trauben also stehen lässt, weil sie für ihn zu hoch hängen und er sich dann sagt, dass sie eh zu sauer wären, dann braucht er sich z. B. nicht mit seiner Unfähigkeit, als Fuchs nicht iegen zu können, auseinanderzusetzen.
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A: Die Überschrift bei der Sieben lautet: „Das Leben ist schön.“ T7, Anja: Das stimmt, „das Leben ist schön“ ist eine absolute SiebenerDevise. Alles wird schön geredet, ALLES. Selbst unwichtiges Zeug. Ein Freund, mit dem ich die Wohnung teilte, sagte eines Morgens: „In Stuttgart ist heute das Wetter schön.“ Ich sagte wie aus der Pistole geschossen: „Bei uns in Berlin war es doch gestern schön, da war es in Stuttgart schlecht.“ Oder wir sind von hinten bis auf zehn Zentimeter eingeparkt worden und mein Freund schimpfte. Da sagte ich wieder wie aus der Pistole geschossen: „Der hat bestimmt gesehen, dass vorne ein bisschen mehr Platz ist, so dass wir da rauskommen.“ A: Im Gegensatz zur Sechser-Fixierung, die eine Sucht nach Negativität hat, hat die Sieben eine Sucht nach Positivität. Es ist aber beides ein Beurteilen. Beides dient dazu in den Kopf zu gehen, um sich von der gegenwärtigen Erfahrung wegzubringen. Jedes Urteil scha t Abstand zwischen mir und dem anderen Menschen, scha t Abstand zwischen mir und dem, was gerade ist. [UM 6-7] T7m: Das ist wirklich so, ich bin völlig positiv. Zwei Freunde von mir sind schuldlos durch einen Autounfall gestorben. Dann hab ich das so für mich und für andere verpackt: Das wird schon für irgendetwas gut sein. Die sind zwar völlig unberechtigt gestorben, aber irgendwann werden wir erkennen, wofür das gut ist. Ich habe die Trauer nicht gefühlt, auch nicht das Unglück.
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C: Manche Siebener erzählen, was für eine tolle Depression sie hatten, weil sie so super herausgekommen sind und so viel erkannt haben. Dann sitzt du da und spürst: Mensch, die sind bedürftig, die wünschen sich etwas. Die wünschen sich Hilfe. Aber die können nicht sagen, dass sie Hilfe möchten, um wirklich aus der Depression zu kommen. Sie können nicht um Hilfe bitten, weil sie alles so toll durchgestanden haben und das doch eine Bereicherung für ihr Leben war. Wenn man ihnen Hilfe anbietet, dann blockieren sie oft. A: Es wurde eben ein Konzept daraus gemacht. Das geht in Gedanken ganz schnell, setzt sich fest und ist dann unverrückbar. C: In den Konzepten können Wirklichkeiten und Zusammenhänge gescha en werden, weil diese nicht mit den Gefühlen im Zusammenhang stehen. So können die Konzepte ein Eigenleben haben. Im Spirituellen sind das oft solche Konzepte wie: Das Universum schickt mir Prüfungen. Dabei wird alles in das Gute gewendet. Nichts muss wirklich erlebt werden, weil alles eine wichtige Prüfung ist und wichtige Botschaften enthält.
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T: Kennt die Sieben aus der Zeit, als sie um die 20 war, so etwas wie Verzwei ung, Weltschmerz und sich vielleicht gar was antun wollen? T7m: Ja, das kenn ich schon, aber das habe ich mir dann als Trauer umgedeutet. Da konnte ich mich reinlegen, wie in eine warme Badewanne. Das tat mir dann richtig gut. Kurze Geschichte: Als ich eine Trennung hinter mir hatte, bin ich in meine Wohnung gegangen, habe mich an den Türrahmen gelehnt, Rotz und Blasen geheult und bin dann so runtergerutscht und während ich so runtergerutscht bin, dachte ich: „Ach Gott, kannst Du schön leiden.“
Vermeidung: Schmerz C: Neben der Grundangst, vernichtet zu werden und zu sterben, hat die Sieben eine zweite Angst, nämlich Angst vor Schmerz. Das kann sich in der Familie kristallisiert haben, in der jemand depressiv ist oder über Schmerzen klagt. Die Sieben hat eine Abwehr gegenüber dem Schmerz,
die angstbesetzt ist. Es ist so etwas wie die Angst: „Wenn ich den Schmerz zugelassen würde, dann würde er mich überwältigen und zerstören.“ Also das Verhältnis zum Schmerz ist Angst.
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T: Mich würde interessieren, was passiert, wenn die Sieben mit dieser Fröhlichkeit anhält und den Schmerz zulässt? T7, Pam: Dann wird es ziemlich heftig. Das ist sehr unangenehm. Für mich bringt der Schmerz so mit: „Da komme ich nicht raus, das kann ich nicht kontrollieren. Das reißt mich weg und davor habe ich Angst.“ Ich weiß ja, ich muss mich nur fallen lassen, aber vor dem Fallenlassen habe ich Angst. Massive Angst.
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T7: Spürt die Sieben wirklich überhaupt keinen Schmerz? Geht es ihr dann auch wirklich gut oder geht es ihr auch mal nicht gut? C: Jedem geht es mal nicht gut, aber die Sieben unternimmt alles Mögliche dagegen. Sie ist richtig sauer, wenn da Schmerz hochkommt. Sie will ihn nicht. Zum Beispiel: Wenn eine Beziehung zu Ende ist und Liebeskummer auftaucht und es ihr nicht gut geht, dann weiß sie: „Mensch, jetzt muss ich ganz schnell nach Madrid iegen. Da kenne ich zwei Leute und mit denen verbringe ich die Zeit und dann vergesse ich das am schnellsten. Danach hänge ich noch einen Sprachkurs an!“ Sie hängt noch einen Sprachkurs an, damit sie auch noch für später etwas mitnehmen kann. So unternimmt die Sieben etwas dagegen, dass es ihr schlecht geht. A: Es ist leicht, in Gedanken vom Schmerz weg zu gehen, indem du dir eine bunte Zukunft ausmalst. Du kannst jeden Schmerz umgehen, indem du denkst: „Aber morgen könnte ich das und das machen.” Die Sieben denkt das nicht nur, sie macht es dann auch. T7: Aber kommt sie denn irgendwann einmal in den Schmerz oder kommt sie da gar nicht erst rein? C: Der Sieben kann es schon schlecht gehen, aber das behält sie für sich. Es fällt ihr ganz schwer, das anderen mitzuteilen. Sie fährt dann oft alleine irgendwo hin.
A: Und im Zweifelsfall kann man eben einen Joint rauchen, dann ist die Welt auch nicht mehr so grau. T7m: Bis vor einigen Jahren war es ganz deutlich so bei mir, wie du sagtest, ich habe auf allen Hochzeiten getanzt. Ich hatte immer mehrere Freundeskreise, mit denen ich ausgegangen bin. Wenn die einen nicht mehr konnten, dann habe ich mich mit den anderen amüsiert. Und alle sagten immer: „Ja, dir geht es ja immer gut!“ Ich wollte auch nicht, dass die wissen, dass es mir nicht gut geht. Und wenn es mir nicht gut ging, dann bin ich halt nach Barcelona ge ogen oder sonst wohin. Alles, um die eigene Tiefe oder den Schmerz nicht zu spüren. T7, Anja: Ich bin nicht wirklich mit Schmerz in Berührung gekommen. Erst, als das Leben mich durch den Tod meines Bruders dazu gezwungen hat. Das war das erste Mal im Leben, dass ich nicht mehr kompensieren konnte.
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T7: Ist das bei der Sieben der Schmerz über das Getrenntsein oder ein anderer? C: Das ist nicht nur der Schmerz über das Getrenntsein. Die Sieben wehrt jeden Schmerz ab. Wenn die Sieben – oft durch die Midlife Crisis, manchmal auch schon vorher – zum Schmerz kommt, kann man immer wieder erleben, dass es gleichzeitig zwei Bewegungen gibt: In den Schmerz hineingehen und gegen den Schmerz angehen. Deswegen läuft die Sieben Gefahr, im Schmerz stecken zu bleiben. Nach meinen Beobachtungen scheint das systematisch zu sein. Die Sieben geht in den Schmerz hinein, den sie nicht mehr vermeiden kann, aber innerhalb der Schmerzerfahrung ist sie immer noch mit dem Vermeiden beschäftigt und hängt dann im Schmerz fest. Das ist ganz grässlich. Es führt zu einer Bitternis. Natürlich liegt dem auch der Schmerz über das Getrenntsein zugrunde, aber die Sieben wehrt auch jeden anderen Schmerz ab. T7: Sind damit sowohl die Schmerzen gemeint, die in einem selbst passieren, als auch die, die in der Welt entstehen? C: Genau. Beides. Und es ist keine Bequemlichkeit der Siebener, dass es nicht wehtun soll, sondern das Unkontrollierbare an dem Schmerz ist das
ema. Für die Sieben ist das Schlimme an dem Schmerz, dass sie nicht mehr überlegen sein kann, dass sie das nicht mehr in der Hand hat.
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T7, Ingrid: Ich muss mich ablenken, um unangenehme Gefühle gar nicht zu spüren. Diese Gefühle, die auftauchen, sollen gar nicht erst rauskommen. Da wird rausgegangen, da wird eine Zigarette geraucht, da werden Männer kennengelernt. Das hält man nicht lange durch. Mit 2530 wird man ruhiger. Das wird dann ganz anders, wenn man älter wird. T7, Jens: Mein Satz war: „Ich muss aktiv sein, um unangenehme Gefühle gar nicht erst hochkommen zu lassen.“ Ich merke das auch heute noch, sobald irgendeine Leere kommt, Langeweile oder etwas Unangenehmes, dann mach ich sofort etwas. Notfalls muss ich in den Wald oder kalt duschen und dann ist wieder alles schön. Das wird jetzt besser seit ich bei Christian bin, aber früher war das ganz extrem. Ich habe ganz viel gelernt in meinem Leben, ganz viel Sport gemacht. Ich mache ständig etwas, um dieses Unangenehme, diesen Schmerz überhaupt nicht zu fühlen.
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T7, Max: Es hat mich zu Beginn doch sehr irritiert, dass die Betonung auf „Party-People“ und „Sunny-Boy“ bei der Sieben so stark war. In meiner Jugend war das eben gerade nicht so ausgeprägt. Den seelischen Schmerz konnte ich punktweise schon sehr genau spüren, habe aber lange versucht, dafür einen Ausdruck in der Philosophie (Kierkegaard, Nietzsche, Camus, E.M. Coiren ...) zu nden, um so meinen Schmerz zu rationalisieren. Dabei kam mir das Gefühl der Überlegenheit so zu pass, dass ich eben gerade deshalb nicht von Party zu Party gewechselt bin, sondern mir innerlich meine geistigen, intellektuellen Aus üchte gesucht habe. Also, es gibt auch die „ernste“ Variante der ober ächlichen Sieben, die sich der Tiefe des Schmerzes, auf dieser Welt zu sein, ahnend oder fühlend bewusst ist und sich damit auch auseinandersetzt, aber eben intellektuell, rational, philosophisch. Durch Beschäftigung mit der Zukunft distanziert sie sich gleichsam vom Fühlen, außer in überwältigenden Momenten tiefer Verzwei ung. Mit 19 Jahren beging ich sogar einen Selbstmordversuch.
Die Erfahrung der Enttäuschung und des Schmerzes, ungefragt in dieses Leben geworfen zu sein, war auch oft genug Anlass für meine extremen inneren Aggressionen bis hin zu ohnmächtigen Mordgedanken. Das stand natürlich im heftigen Widerstreit zu meinem inneren Bild des ideal „verständnisvollen und empathischen“ Rationalisten. Dazu kamen diverse Hobbys, Instrumente, Sportarten, Reisen, die willkommener Anlass für viele Gedanken in Planung und Projektion auf mindestens das folgende halbe Jahr waren.
Falle: Idealist A: Die Siebener haben starke idealistische Ziele. Sie wollen die anderen retten, ihnen helfen, weil sie ja wissen, wie man glücklich ist. Sie machen sich stark für gute Projekte. Wie man an Greenpeace sieht, verwirklichen sie diese auch. Der Idealismus wird dann zur Falle, wenn er nur eine Fantasie bleibt. Er wird dann eine Falle, wenn ich mich so sehr mit der Zukunft beschäftige, dass ich die Gegenwart aus den Augen verliere. Er wird eine Falle, wenn ich die Möglichkeiten der Veränderung und die Ideen darüber benutze, mich dem Elend, wie es gerade ist, nicht mehr auszusetzen. Für die Sieben ist es zudem schwierig, die nötige Sisyphusarbeit, die Bürokratie, das Auftreiben des Geldes oder die Lobbyarbeit zu vollbringen, um die Idee zu verwirklichen. Das sogenannte Crowd-Fundraising haben sicher Siebener erfunden. Jeder einzelne gibt ein bisschen Geld und dadurch wird ein großes Projekt möglich. Es ist mühelos. Sie haben auch das Couchsur ng erfunden, mit dem man einfach um die Welt reisen kann, indem man, immer nur für maximal drei Tage, bei einer Person auf der Couch schläft. Diese zeigt dir dann auch noch die Gegend, so dass man zusammen Spaß haben und sich über die Weltgeschichte austauschen kann. C: Siebener haben Fantasien von einer Welt, in der es allen Menschen gut geht. Diese Idee, dass es eine Welt gibt, in der es sieben Milliarden Menschen gut geht, ist nicht realistisch. Das Leben besteht aus dem Miteinander von Liebe und Schmerz. Aufwachen bedeutet nicht, den Schmerz wegzuzaubern, sondern aus dem Schmerz kein Leid zu machen.
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A: Ein Erwachsener kann seinen eigenen Schmerz tragen. Ein Kind kann aber nicht den Schmerz der Eltern und der Großfamilie tragen. Ein einzelner Mensch kann nicht den Schmerz der ganzen Welt tragen. Wenn ich Schmerz auf mich nehmen will, für den ich keine Verantwortung habe und den ich nicht beenden kann, dann erfolgt daraus ein Ohnmachtsgefühl. Dieses Ohnmachtsgefühl ist riesig und wird als überwältigend erlebt. Das Ohnmachtsgefühl kommt daher, dass ich nicht nur meinen Schmerz abscha en will, sondern den Schmerz der ganzen Welt. Im Bild gesprochen will das drei Jahre alte Kind den großen Ko er von Mama und Papa tragen. Anders als z. B. die Sechs, die auch die Eltern retten möchte aus P ichtgefühl und Loyalität, will das Siebener-Kind den Schmerz vermeiden, denn wenn nicht alle glücklich sind, dann ist es selber nicht okay. [UM 6-7] C: Erst will es den Schmerz der Eltern wegzaubern und später den eigenen. Das ist die vermeintliche Aufgabe der Sieben, den anderen Schmerz zu nehmen. T7, Anja: Das ist das größte Dilemma. Ich habe wirklich über 30 Jahre geglaubt, dass ich das kann. Es ist immer noch mein größter Schmerz, den Schmerz von Menschen, die ich liebe, nicht fern halten zu können, sie nicht beschützen zu können, machtlos zu zusehen. T7: Das kenne ich auch. Bei einer Familienaufstellung sagte meine Mutter zum ersten Mal zu mir: „Ich trage meinen Schmerz selbst.“ Das war für mich etwas ganz Neues. C: Da ist der Schmerz und ich muss retten. Da ist der Schmerz und ich muss ihn wegmachen. Was du mit deinen Familien und den Kindern erlebst, das darf nicht sein. „Ich muss dafür sorgen, dass alles gerettet wird!“ Das ist das, was dich fertig macht. T7: Das löst in mir so viel Schmerz aus. Es ist gar nicht so, dass es anders sein müsste. Es ist schon okay, dass es so ist. Aber es tut einfach total weh, dass solche Dinge passieren. Das kann dann überwältigend sein und mich alles anzweifeln lassen. C: Dieses Anzweifeln basiert auf dem Gedanken: „Dieser Schmerz dürfte nicht da sein.“ Dieses „das darf nicht sein“ ist überwältigend, nicht der Schmerz.
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T7: Ich wollte euch noch was fragen, zur Euphorie bei der Sieben. Wenn ich irgendwas mache, irgendeine Idee habe, dann ist das manchmal so zündend. Ich vergleiche jetzt die Euphorie mit der Wut, weil das so rausknallt, das ist dann gar nicht mehr zu kontrollieren. C: Mit Hilfe von Gedanken kann man sich so schnell ein anderes Leben machen. Die Euphorie ist eine Emp ndung, die auf Gedanken beruht. Gerade weil die Gedanken so schnell sind und wieder so viele Gedanken nach sich ziehen können, entsteht eine Euphorie, die immer wie ein Strohfeuer ist. T7: Ich habe das schon so erlebt, dass die Euphorie ziemlich lange angehalten hat. C: Auch ein Strohfeuer kann ziemlich lange anhalten, wenn du immer neues Stroh dazu gibst, aber es bleibt Stroh. Es ist etwas ganz Unwirkliches und letztlich auch Quälendes, weil es dich von der wirklichen Erfahrung trennt. Wirkliche tiefe Freude ist tausendmal lebendiger und schöner als diese Euphorie. T7: Das habe ich schon gemerkt, dass das anders ist als Freude. Aber das ist wie eine Droge. C: Genau, durch Gedanken, durch weitere Gedanken, die dann mit solchen Emp ndungen verknüpft werden, wird weiteres Öl ins Feuer gegossen. T7, Martin: Die Euphorie des Neuen kenne ich auch sehr gut. Weil mich vieles interessiert und fasziniert, kann ich bei neuen emen sofort alle möglichen Verknüpfungen mit dem machen, was ich schon gelernt habe. Das bringt mich dann in einen Rauschzustand, in dem mental gesehen alles, was ich dazulerne in dieses Gesamtsystem eingebaut wird und so eine Art mentale Einheit erscha en wird, die natürlich nur der ober ächlichsten Betrachtung standhält. Sobald dann von anderen Menschen kritische Bemerkungen zu meinen Systemen kommen, wende ich mich lieber von den Menschen ab, als von meinem System. Irgendwann kommt dann allerdings auch bei mir die Ernüchterung.
Schatten
T7, Miro: Mit 14 habe ich eine Entscheidung getro en. Mein Vater wollte wieder zuschlagen, mein Bruder stand hinter mir und da hab ich nur noch gesagt: „Es ist vorbei.“ Wir haben uns nur angeguckt und er wusste, was ich meine. Ich hätte hemmungslos auf ihn eingeprügelt. Da kam der ganze Hass auf die vergangenen Jahre hoch und manchmal spüre ich den heute noch. A: Es ist wichtig, zu o enbaren, dass in dieser ober ächlich so lustigen Sieben dieser tiefe Hass schlummert. Alle Fixierungen können gewalttätig werden. Bei der Sieben kommt es vermeintlich unerwartet. Aber viele Menschen in meiner Praxis, die häusliche Gewalt erleben, erleben diese mit Siebenern. Es ist so wichtig, dieses Gefühl des Hasses einzuladen und die darunterliegende Enttäuschung, die Ohnmacht und schließlich den blanken Schmerz zu fühlen. T7, Miro: Ich spüre den Hass auch. Mein Sohn ist jetzt 14 und ich merke manchmal, ich muss den Raum verlassen. Da kommt das Alte von meinem Vater. Mein Sohn und ich haben guten Kontakt, ich wundere mich oft, wie wir das hinkriegen, aber ich spüre manchmal auch, ich könnte jetzt zuschlagen. A: Da kannst du jetzt sehen: Ein Teil der Wut und des Hasses kommt von deinem Vater und ein Teil davon ist deine eigene Fixierung, das hat mit dem Vater gar nichts zu tun. Dann kannst du es ganz zu dir nehmen und sagen: „Das ist meins.“ Natürlich hat das auch mit deiner Geschichte zu tun, aber auch mit deiner Fixierung. Mit 14 möchte man ja nicht mit dem Vater auf Leben und Tod kämpfen, sondern andere Dinge mit ihm erleben. Das Kämpfen gehört dazu, aber auch das Getragensein und die Erlaubnis, anders sein zu dürfen. Um Hilfe zu bitten und aufhören zu können, so zu tun, als ob man größer wäre, als man eigentlich ist, das ist so furchtbar anstrengend. T7, Anja: Ich kenne diese Wut auch. Ich nenne das dann das „Mörderkind“. Es ist das Gefühl, als ob etwas Fremdes vor mir Besitz ergreift. Ich kann schreien, schmeißen, Türen schlagen und im worst case bin ich auch schon mal handgrei ich geworden. Das Gefühl der Ohnmacht ist so riesig, dass man denkt, es zerreißt einen. Können die
nicht einfach machen, wie ich es will. Danach konnte ich schon mal zwei Tage erschöpft sein.
Arbeit T7, Bernd: Also ich habe meine Jobs relativ schnell gewechselt. Ich hatte mal eine Arbeit, mit der ich relativ oft ins Ausland konnte und das habe ich sehr genossen. Gleichzeitig war auch ein Büroalltag damit verbunden. Der war so fürchterlich und irgendwann habe ich das Ganze über den Haufen geworfen. Gleichzeitig war auch mit einer Frau gerade Schluss. Da habe ich meine Wohnung gekündigt und bin ein Jahr nach Indien gefahren. Ich konnte das irgendwie nicht ertragen, Monotonie war unerträglich für mich. Jetzt spüre ich aber etwas ganz anderes. T7, Ingrid: Auf der Arbeit, da kann ich mich selber einschätzen, da bin ich fachlich kompetent, da werde ich wertgeschätzt von meiner Che n und da kann ich mir einiges rausnehmen. Da bin ich absolut souverän. T7, Martin: In der Arbeit haben mich immer ganz viele Dinge fasziniert und deshalb habe ich auch sehr viele verschiedene Dinge gelernt und mir Jobs gesucht, in denen ich ständig andere Dinge machen kann. So habe ich z. B. mehrere Jahre als Wohngruppenleitung einer psychiatrischen Wohngruppe gearbeitet und dabei das ganze Marketing der Firma gemacht, Computer und Netzwerke gewartet, psychotherapeutische Begleitung gemacht, Fortbildungen zu emen wie Kommunikation, Naturheilverfahren und Computerthemen gegeben. Ich war immer sehr stolz darauf, mich in sehr vielen ganz verschiedenen emenbereichen sehr gut auszukennen. Dadurch, dass ich in der Arbeit ständig etwas anderes machen konnte, konnte ich es auch mehrere Jahre aushalten. Meine Chefs waren immer sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Egal, was sie mir gegeben haben, sie konnten schnell eine gute Lösung von mir erwarten. Insgeheim wusste ich immer, dass ich meinen Chefs an Grips weit voraus war.
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A: Von einer kleinen Erbschaft können die Siebener den Rest ihres Lebens bestreiten und sich so durchlavieren. Wenn sie eine großartige Geschäftsidee haben und damit viel Geld verdienen, machen sie das
dennoch nicht lange. Sie verkaufen das Geschäft wieder und leben von diesem Geld. Auf einer Reise mit dem Bus trafen wir mal jemanden, der hatte in den achtziger Jahren Wasserbetten verkauft. Das war in Amerika der totale Renner. Er hatte eine Million verdient und ließ es sich seitdem gut gehen. Sie können bescheiden leben, weil die Unabhängigkeit, die sie dadurch gewinnen, ihnen so wertvoll ist. T7, Miro: Ich bin selbstständiger Handwerker, ich nenne meinen Preis und will mein Geld haben. Wenn die Leute dann sagen: „Das ist aber teuer, das geht nicht“, dann kann ich heute sagen: „Dann können sie sich eben kein Handwerker leisten.“ Ich handele nicht, ich gehe auch nicht runter mit dem Preis, höchstens zehn Prozent. Da merke ich, da hat sich etwas verändert bei mir. Früher war das mit dem Geld haben wollen bei mir verpönt.
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T: Habt ihr mal spekuliert oder gespielt? Oder sonst auf sonderbare Weise versucht, an Geld zu kommen? T7, Andy: Gespielt nicht, aber ich habe eine Anlage gemacht, die sehr abstrus war. T7, Andre: Ich war früher oft mit Freunden in vielen Spielcasinos. Wir haben uns auch überlegt, wie wir die Spielbank knacken können. Nachdem wir jeder 400 Euro verloren hatten, haben wir gesagt, das hat heute nicht geklappt, aber wir kommen wieder. Ich hab früher sehr viel mit Aktien spekuliert und auch gutes Geld verdient. Das war wie Zocken, an manchem Tag 200 Euro plus und am nächsten Tag 200 Euro minus. Dann habe ich gedacht, das halt ich nicht mehr aus. Für Poker und Kartenspiele bin ich immer zu haben.
Beziehung C: Siebener sind Menschen, die andere nicht brauchen. Das realisieren sie oft dadurch, dass sie sich in Beziehungen nicht tief einlassen und immer auch schon jemand anderen kennen, mit dem sie eine Beziehung haben könnten. Der fehlende Zugang zum Fühlen erleichtert ihnen einen schnellen Wechsel.
T7, so, Martin: Ich hatte im Alter von 17 bis 27 zehn „feste“ Beziehungen, bevor ich vor 20 Jahren geheiratet habe. Anfangs habe ich geglaubt, dass ich eigentlich keine Sieben sein kann, weil ich schon so lange in einer Beziehung bin. Da sich mein Siebener-Leben aber in den letzten 25 Jahren fast ausschließlich im Kopf abgespielt hat, war es kein Problem für mich, äußerlich in immer dem gleichen Leben zu sein, sofern ich genügend Zeit hatte, mich meinen mentalen Reisen zu widmen. In Freundschaften ist mir im Laufe der Jahre aufgefallen, dass ich diese nur so lange gep egt habe, wie ich den anderen etwas Gutes tun konnte, glänzen konnte, überlegen war. Wenn es in Richtung eines Ausgleichs ging oder darum, von anderen etwas annehmen zu sollen oder einfach selbst schwach zu sein, dann habe ich mich ganz schnell verabschiedet. Was ich in Beziehungen auf den Tod nicht ausstehen konnte war, wenn andere Menschen mir gesagt haben, wie ich mich fühle oder versucht haben, mich in irgendeine Schublade zu pressen. Dann kam sofort der innere Rebell in mir hoch und hat ihnen genau das Gegenteil bewiesen. „Hauptsache anders“ war da immer meine Devise, wobei damit natürlich „Hauptsache besser“ gemeint war. T7, Rudi: Bei mir waren die Beziehungen immer sehr intensiv. Es waren immer besondere Beziehungen, geprägt durch schöne Erlebnisse. Sehr leidenschaftlich habe ich es in der Regel erlebt. Es war tatsächlich so, dass es sich immer über zwei bis drei Jahre bewegte. Letztendlich konnte ich mich halt nicht für immer nur für eine Person entscheiden. Ich wollte es mir wohl ein bisschen o en halten. Im Freundeskreis ist es ähnlich wie in den Beziehungen. Ich bringe gerne viele Leute zusammen, sorge für gute Stimmung und schöne Erlebnisse. Mir sind Genuss und Harmonie wichtig und immer auch eine schöne Stimmung. Normal hat ja jeder. T7, Eva: Meine längste Beziehung dauerte ein Dreivierteljahr, wovon ich meinen Freund etwa ein halbes Jahr nicht gesehen habe, weil er auf den Philippinnen gelebt hat. In der Situation entsteht keine Alltagsbegegnung. Er ist dann auch am besten Künstler oder möglichst verrückt, damit heftig viel passiert, dass mega viele Gefühle hochfahren. Das Spiel mit überlegen und unterlegen, das spiele ich mehr in Gedanken. Ich sage nicht: „Du bist mir jetzt unterlegen.“ Sondern ich merke das dann einfach manchmal und vermeide den Kontakt.
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T7, Andy: Das Killerwort ist irgendwie „Verbindlichkeit“ oder „langfristig“. Dann ießt die Energie nicht mehr. Ich muss mich auch mal mit einer anderen Frau zum Mittagessen verabreden können, ohne dass das ein Drama wird. Und dann ießt die Energie. Die Freiheit ist dabei ganz wichtig. Wenn die nicht da ist, dann ießt die Energie nicht mehr und kommt ins Stocken. T7: Ich wache morgens auf und bin eigentlich immer gut gelaunt, aber wenn andere Menschen in mein Leben treten, dann begrenzen die mich. Insofern zieht mich das öfter eher runter. Ich kann in meiner Welt gut gelaunt bleiben. Gerade die Sechser haben so eine „Runterziehtendenz“.
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T7, Adam: Wenn ich mich früher mit Leuten getro en habe, war das dann meine Fan-Gemeinde. Die waren daran interessiert, unterhalten zu werden. Das habe ich eine Zeit lang ganz gut gebracht. In den Zweierbeziehungen ist es diese Tendenz zwischen überlegen und unterlegen. So lange wie ich das Ruder in der Hand habe, ist alles okay und wenn es dann nicht mehr so ist, wenn ich in die unterlegene Position komme, dann fühle ich mich total unwohl und möchte das am liebsten beenden. Ich kann ganz gut Kontakte knüpfen, nicht nur zu Frauen, sondern überhaupt zu Menschen, das macht mir Spaß. Irgendwie habe ich auch das Talent, die richtigen Leute anzusprechen. Eine Zeit lang habe ich Frauen angesprochen und bemerkt, dass ich gar nichts zu tun brauche, dass das von ganz alleine geht. Da war mir klar, dass ich in einer überlegenen Position war. T: Du bist im Kontakt mit einer Frau und fühlst dich situativ irgendwie schwach oder verletzlich. Schlägt das dann schon zu oder muss das Überlegen/Unterlegen ein Dauerzustand sein? T7, Adam: Nein, das muss kein Dauerzustand sein, das kann ganz plötzlich umschlagen. Dann fange ich an rumzueiern und versuche, irgendwie abzulenken, die Situation zu verändern oder einfach neue Gedanken mit ins Spiel zu bringen.
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T: Wie kommt man an die Sieben heran?
T7, Andre: Ja, ganz leicht. Einfach herkommen und dann haben wir Spaß. T: Die Frage kommt daher, dass mein Bruder eine Siebener-Fixierung hat und ich den Wunsch hätte, ihm auf einer tieferen Ebene zu begegnen, aber natürlich (lacht) zur Kenntnis nehmen muss, dass das nur mein Ding ist, dass das scheinbar chancenlos ist. T7, Andre: Es gibt sicher Siebener, die auch auf eine tiefere Ebene gehen wollen, aber die musst du halt erst mal nden. Und dann hast du es mit denen auch schwer. Wenn der Siebener nicht will, dann haut er ab. Was ihm unangenehm ist, dem geht er gerne aus dem Weg, das mag er nicht. Also wenn du ihn nervst, dann geht er natürlich. A: Die Siebener sind nonkonformistisch ohne Ende. Wenn dein Versuch, ihnen zu erklären, was eine tiefere Ebene ist, nur ein wenig von oben kommt, dann gehen alle Türen zu.
Wie andere die Sieben erfahren T2w: Ich war ein paar Jahre mit einer Sieben zusammen und was mich am Anfang völlig irritiert hat war, dass er so viele Beziehungen gehabt hatte. Immer, wenn irgendwas war, kam ein: „Da muss ich jetzt ja helfen.“ Das empfand ich wie eine Flucht von mir aus dieser unglaublichen Symbiose, die wir beide sehr genossen haben. Aber sobald dann etwas wie ein Schmerz aufkam, wurde alles zerredet. Er war grandios darin, mich völlig zu faszinieren, weil er so gut reden konnte. Das war mir so fremd, ich fand es erst mal ganz toll. Bis ich gemerkt habe, dass es völlig ablenkt von etwas. Vor allem konnte er nicht traurig sein. Wenn da eine Trauer hochkam, dann ng er plötzlich an zu reden und Geschichten zu erzählen.
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T4w: Ich hatte mal eine A äre mit einer Sieben über einen Sommer. Das Angebot war ganz klar: Wir können einen schönen Sommer zusammen haben und mehr eben nicht. Einerseits habe ich jetzt dieses Fliegen und Flatterhafte wieder gesehen und mich gleichzeitig an diese Attraktivität erinnert, dieses Leben so zu genießen und aus allem irgendwie etwas total Wundervolles zu machen. Ob man jetzt nur einen Film guckt oder
ein Buch vorliest, es war jedes Mal ein Fest. Andererseits habe ich mich auch erinnert, dass aus jeder noch so blöden Geschichte etwas total Tolles wurde. Das hat mich irgendwann fast sogar abgestoßen, wenn ich sah, wie nah dieser tiefe Schmerz eigentlich schon im Gesicht lag. Dann wurde all diese Freude so fade. Dann hat auch alles andere an Attraktivität verloren.
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T5w: Ich hatte über zehn Jahre eine sehr enge Freundschaft zu einer Siebener-Frau. Sie sagte immer, sie hätte noch nie so eine lange Freundschaft gehabt, dass sei total untypisch für sie. Die Initiative, die Freundschaft aufrechtzuerhalten, ging von mir aus. Es fühlte sich einfach gut an, mit ihr Zeit zu verbringen. Da war das Leben in Ordnung und wir hatten richtig viel Spaß. Aber es war immer klar, dass sie so eine Freundschaft nicht unbedingt brauchte und das tat natürlich auch irgendwo weh. Sie war da viel unabhängiger. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass ich sie nicht kritisieren durfte, da kam dann plötzlich so eine unerwartete und total unnachgiebige Härte.
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T6w: Mich hat mal ein Siebener-Mann versucht zu verführen. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Charme und Täuschung erlebt. Bis heute ist mir nicht ganz klar, wie er mich so in seinen Bann ziehen konnte, obwohl ich ihn eigentlich gar nicht mochte.
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T: Mein bester Freund ist eine Sieben und was ich da so wahrnehme ist ein ganz extremer Positivismus. Der ndet immer alles toll. Für mich ist das dann schon anstrengend. Ich hab das Gefühl, wenn er ein Bein verliert, dann sagt er: „Super, das ist eine tolle Erfahrung, die muss man mal gemacht haben.“
Polarität: unterlegen – überlegen A: Die Sieben ist unterhaltsam. Dabei fühlt sie sich unterschwellig als etwas Besseres, wirkt ein bisschen arrogant, aber auf eine charmante Weise. Im Kontakt mit einer Siebener-Fixierung kann man manchmal etwas Verwirrendes erleben: Man ndet sich in einer Unterhaltung und weiß z. B. etwas, was die Sieben gerade nicht weiß. Plötzlich reagiert sie,
als ob sie angegri en würde. Bei der Sieben ndet innerlich ständig eine Abwägung statt: Bin ich jetzt überlegen oder bin ich unterlegen? Das ist der Sieben selber oft nur teilweise bewusst. Sie möchte mit dem Gefühl der inneren Überlegenheit, der Vermeidung sich unterlegen oder gar hilfsbedürftig zu zeigen, die Kontrolle bewahren. Deshalb kann sich die Sieben auf den Tod nichts sagen lassen. Denn nur, wenn sie die Kontrolle bewahrt, kann sie dem Schmerz schnell genug ausweichen. Eine unangenehme Folge ist dabei, dass der eigentliche Kontakt, also das ema, das besprochen wird, völlig in den Hintergrund tritt und die Sieben ganz und gar in ihrer eigenen mentalen paranoiden Welt lebt, abgeschnitten von dem, was gerade im Moment tatsächlich passiert, vor allem auf emotionaler Ebene. C: Da spielt das Mentale, das Intellektuelle eine große Rolle. Nicht im Sinne von viel wissen. Sie benutzen den Intellekt, die Klugheit und die Worte, um diese überlegene Position einzunehmen. Sie bestimmen, indem sie dich mit dem Intellekt verführen ebenso wie mit ihrer Fröhlichkeit und Unterhaltsamkeit.
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T7: Ich frage mich immer, bin ich unter- oder überlegen. C: Das läuft innerlich ab. Die Siebener positionieren sich, ordnen sich ein, nehmen wahr, wo sie was besser wissen. Aber sie bestimmen nicht. Sie werden keinen Druck ausüben. Sie werden dich nicht – wie die Acht – zu irgendetwas zwingen. Sie verführen dich. Es reicht ihnen, innerlich diese überlegene Position einzunehmen. Es geht nicht ums Verhalten. Es geht ihnen vor allem darum, innerlich die Kontrolle zu haben. Solange sie Kontrolle haben, haben sie den Schmerz unter Kontrolle, den Schmerz der anderen, den eigenen Schmerz, mögliche Situationen, wo Schmerz auftauchen könnte. T7, Anja: Da ist immer dieses Lächeln. Auch wenn es einem schlecht geht. Die Verführung ist immer präsent. Ich zeige dir, wie man lebt, wie man immer gut drauf ist. Diese Überlegenheit ist subtil und wird nur durchs „gut drauf sein“ signalisiert. T7, Martin: Das Gefühl der inneren Überlegenheit war mir immer außerordentlich wichtig. Ich habe überhaupt kein Problem damit, die
zweite Geige zu spielen und im Hintergrund die Fäden zu ziehen, solange ich weiß, dass ich die Dinge eigentlich im Gri habe. Durch das nicht so o ensichtlich in den Vordergrund treten habe ich auch die Möglichkeit, mich viel schneller wieder aus der A äre zu ziehen, wenn es unangenehm wird. Bei wirklichen Autoritäten habe ich kein Problem mit deren Überlegenheit, solange sie mir meine Kompetenzen nicht direkt streitig machen.
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T7, René: Ich war erschrocken, wie viel Polarität zwischen Größenwahn und totaler Angst da ist. Vor allem Angst zu haben und sich aber permanent so aufzublasen und das nicht mitzubekommen, ist wie eine Sucht. A: Bekommst du mit, in Überforderungsgefühl auftaucht?
welchen
Situationen
dieses
T7, René: Das ist fast konstant … A: Vielleicht zeigt sich noch deutlicher, wodurch das ausgelöst wird oder ob es wirklich konstant ist? T7, René: Es wird überall so ein Spielchen erfunden, in der Schule, mit den Freunden. Da ist die Angst, nicht gut genug zu sein und daraus ist das Spielchen erfunden, dass man noch viel genialer ist. Das muss man permanent aufrechterhalten und darin ist man auch gut. Man ist der Klassenclown, hat rhetorisch die Lehrer alle im Gri . Das Überhebliche, was Besseres zu sein und das mit diesem Witz unter Beweis zu stellen, ist aus einer Unsicherheit heraus entstanden. Die Unsicherheit ist wie ein brodelnder Kochtopf und das fordert die ganze Zeit diese Spielchen. Es gibt gar kein sich mal in Ruhe damit auseinandersetzen können. Man ist immer beschäftigt, zumindest mental, ist immer unter Leuten. A: Vielleicht ndest du den Punkt, an dem es angefangen hat in deinem Leben …
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C: Auch in erapien haben Siebener es oft schwer, Hilfe anzunehmen. Würden sie sich einlassen, dann müssten sie mit den Gefühlen in Kontakt kommen. Die Überlegenheit ist die Abwehr davon. Dieser Zwang, dem Schmerz auszuweichen, ist extrem. In dieser Überlegenheit
sind sie oft die, die Projekte anstoßen. Dann aber, wenn sie sich einfügen müssten und mitarbeiten, sind sie schnell wieder verschwunden. Oft kommen sie in Kon ikte mit anderen aus dem Projekt, die ihre Überlegenheit nicht ertragen können. Dann setzen sie sich beleidigt ab und haben das Gefühl, dass ihre kreative Arbeit nicht wertgeschätzt wurde. T7m: Ich merke, solange ich derjenige bin, der was geben kann, der gut sein kann, der das irgendwie souverän aus Gottes Gnaden oder Siebener Gnaden gibt, ist das alles wunderbar. Wenn ich bedürftig werde, dann wird es ganz problematisch, dann muss ich abhauen, dann geht gar nichts mehr. Also ich kann das nicht zulassen, dass ich Hilfe annehme, dass ich nicht mehr über den Dingen stehe, dass ich nicht mehr cool bin.
Stress-Bewegung zur Eins T7, Martin: Wenn ich unter Stress gerate merke ich, wie ich auf einmal pedantisch und rechthaberisch werde. Insbesondere im Straßenverkehr bekomme ich dann so eine erzieherische Ader, wenn jemand vor mir das Nebelschlusslicht bei Regen einschaltet oder jemand mir zu dicht au ährt. Einmal ist dadurch auch ein Unfall passiert. Jemand fuhr mir sehr dicht auf und ich bin kurz auf die Bremse gestiegen, um dem anderen klar zu machen, dass er mir zu dicht au ährt. Daraufhin machte dieser eine Vollbremsung, das Auto schleuderte und krachte in die Leitplanke. Gott sei Dank ist den Menschen nichts passiert und es tat mir danach auch wahnsinnig leid, aber ich habe diesen spontanen Impuls immer wieder in mir erlebt.
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A: Wenn die Sieben unter Stress gerät, werden Einser-Strategien angewendet und man bekommt ein bisschen von dem Einser-Gefühl mit. Das ist natürlich anstrengend. Denn die Sieben ist im Grunde vollkommen frei. Wenn sie in Stress gerät und auf diese Einser-Dinge zurückgreifen muss, dann erlebt sie das als gewaltsam. T7, Andy: Wo du gerade von Gewalt sprachst: Ich hatte einen Kunden, der wollte die Rechnung nicht bezahlen. Die Arbeit war gut, aber er meinte, wir wären so schnell gewesen, dass das Geld nicht gerechtfertigt
wäre. Deshalb wollte er die Rechnung nicht bezahlen. Ich habe ihm das noch mal ganz ruhig erklärt und dann sagt er, er zahlt trotzdem nicht. Darauf bin ich richtig laut, aggressiv und bösartig geworden. Ich hätte den fast erschlagen können, weil der nicht zahlen wollte. Nach drei Wochen kam das Geld. Ich war in Stress und war richtig außer mir, was ich sonst gar nicht bin. A: Die Siebener können richtig gewalttätig werden. T7, Andy: Ja, ich hätte den richtig würgen können.
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T7m: Früher war das in meinen Beziehungen zu anderen Menschen ganz stark, dass ich mehr so die Plattmach-Variante gefahren habe. Ich hatte meine Regeln, wie das laufen muss und wenn es halt nicht so lief, dann gab es Ärger. Ich war auch in dem festen Glauben, dass das in Ordnung ist.
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T7, orsten: Die Wut kenne ich sehr gut, ich hab die früher sehr heftig aus-agiert als ich so 13-14 war. Wenn ich mein Fahrrad repariert habe und das nicht funktioniert hat, habe ich das Werkzeug durch die Gegend gefeuert und bin darauf rumgesprungen, bis es vollkommen hin war. Da haben sich auch einige erschreckt vor mir, dass ich so sein kann. Aber wenn ich mir die Freiheit genommen hatte zu toben, war ich einfach nur wütend und hab an irgendwelchen Sachen meine Wut ausgelassen. Ich hab ja niemandem was getan. A: Die Sieben bekommt nicht mit, wenn sie den anderen etwas tut. Sie geht im Stress in die Eins und dann kommen der ganze Perfektionismus und auch die Wut der Eins, die Selbstgerechtigkeit, zum Vorschein. T7, orsten: Mir ist jetzt erst klar geworden, dass ich meine Wut die ganze Zeit weg gesperrt habe. Damals, als ich diese Wutanfälle hatte, fühlte ich mich so sehr beherrscht davon, dass ich glaubte, wahnsinnig zu werden. Das war so stark. C: Das geschah, weil niemand dem Jungen geholfen hat, zwischen den Gefühlen und dem Ausagieren zu unterscheiden. Niemand hat dem Jungen geholfen, die Gefühle halten zu können. Das Kind kann dann nicht diesen Unterschied zwischen dem Gefühl und dem vom Gefühl
bestimmten Verhalten lernen. Das macht ein Großteil der Schwierigkeiten aus und dadurch erscheinen die Gefühle dann bedrohlich. Hier kannst du jetzt als Erwachsener dem Jungen, der in dir ja präsent ist, nachträglich helfen zu lernen. Du kannst ihm helfen, die Gefühle zu halten und widerzuspiegeln und ihm deutlich machen, dass die Gefühle in Ordnung sind. Du kannst ihm beibringen, zu fühlen, ohne dass daraus destruktive Handlungen entstehen müssen.
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A: Wenn die Sieben im Stress in die Eins geht, dann ist das etwas sehr Körperliches. Es tut dem Siebener-Kind ungeheuer weh, etwa den über alles geliebten Vater oder die über alles geliebte Mutter mit diesem Schmerz zu erleben und nichts tun zu können. Das ist einfach nur Schmerz, so als ob dir jemand mit dem Messer ins Herz sticht. Das tut einfach weh. Das ist Schmerz, ganz blanker, schierer Schmerz.
Relax-Bewegung zur Fünf A: „Buoyant“, heiter, wie eine Boje immer Auftrieb habend und gebend, so wird die Sieben gewöhnlich beschrieben. Was aber hat sie mit der Fünf gemein? Beide fürchten Intimität, beide glauben, sich durch Wissen vor überwältigenden Erfahrungen schützen zu müssen. Sie können mit Wenigem auskommen und sind sich selber genug. Wenn die Sieben weniger getrieben wird, sich wirklich entspannt, ihrem eigenen Herzen
näher kommt, dann wird sie leiser und stiller. Zurückgezogen. Auf dem Weg zur Nüchternheit fällt der ganze Klimbim weg. T7, Martin: Nachdem in der Pubertät die äußeren Symptome der Siebener-Fixierung sehr deutlich ans Licht kamen, hat sich das in den späteren Jahren immer mehr beruhigt. Je mehr die eigentlichen SiebenerCharakteristika in den Hintergrund getreten sind, desto mehr habe ich die Fünfer-Strukturen in mir erlebt: Z. B. die Ansammlung eines enzyklopädischen Wissens oder das fast pedantische Lesen von Betriebsanweisungen von A bis Z. Auch erlebte ich, dass ich in meinem privaten Umfeld eher immer zurückgezogener gelebt habe und kein Interesse mehr an äußerer Ablenkung, Freizeitaktivitäten, Feiern usw. hatte. Auch wegen dieser in den letzten Jahren sehr deutlichen FünferCharakteristika hatte ich anfangs echt meine Zweifel, ob ich wirklich eine Siebener-Fixierung habe.
Selbsterhaltung: erweiterte Familie T7: Bei den Unter xierungen habe ich festgestellt, dass es bei mir eigentlich immer nur um Sicherheit geht. Jetzt habe ich das Problem, ob ich überhaupt eine Sieben bin, denn die Sieben strebt ja nicht so nach Sicherheit. C: Was hat dich veranlasst zu glauben, eine Sieben zu sein? T7: Ja, es hat alles gepasst. C: Ja? Diese vielen Pläne und ständigen Aktivitäten? Auch immer so dieses Orientiertsein an „mir geht’s gut und alles ist okay“? Das passt alles? T7: Eigentlich schon. C: Alle Selbsterhaltungs xierungen sind mehr mit Sicherheit beschäftigt. Was tust du, um sicher zu sein? T7: Ein soziales Netz aufbauen. Durch Partnerschaft und in Bezug auf ein soziales Umfeld. C: Ja, wie ist das Ganze geregelt: Geld, Finanzen, dein Einkommen, deine Haushaltsausgaben? T7: Das ist alles geregelt.
C: Ja, das ist eher Selbsterhaltung. Eine Selbsterhaltungs-Sieben kümmert sich mehr um Sicherheit als eine soziale Sieben.
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T: Naranjo sagte mal: „Die sexuellen Siebener bauen Luftschlösser und die selbsterhaltenden Siebener bauen Luftschlösser und vermieten diese Luftschlösser dann an Leute, die ihnen glauben.“1
Sexuell: Leichtgläubigkeit T7, sx: Ich bin in Räume gegangen und war froh, wenn keine schönen Frauen da waren, weil ich mir gedacht habe: „Ah, jetzt kann ich mich auf etwas anderes konzentrieren!“ (lachen) Die Habgier äußert sich bei mir in dem Erleben-Wollen. Wenn das Erlebnis mit einer Frau vorbei war, kam gleich das nächste und eine andere Kultur und eine andere Hautfarbe und immer schneller und immer mehr, bis zur totalen Erschöpfung eigentlich. Das habe ich auch erlebt. A: Besonders die sexuelle Sieben ist sehr leicht beein ussbar, weil sie so leichtgläubig ist. Die Essenz, die Versunkenheit und sich auf etwas zu konzentrieren, das fällt ihnen schwer, weil sie sich so leicht von der nächstbesten Möglichkeit, und auch wenn sie bloß in ihren Gedanken auftaucht, ablenken lässt. Die sexuelle Sieben glaubt ihre eigenen Geschichten und die der anderen auch. Sie glaubt immer wieder an die guten Ideale, auch wenn sie jedes Mal zerplatzen wie Seifenblasen. Die Gedanken sind so schnell und üchtig, dass es sich gar nicht lohnt, sie besonders zu überprüfen.
Sozial: Märtyrer A: Eine soziale Sieben ist in der Lage, länger an einer Sache dran zu bleiben. Sie ist von einer positiven Vision in der Zukunft überzeugt, für die es wert ist, Opfer zu bringen. T7, Anja: Ich bin eine soziale Sieben und mir ist wichtig, dass meine Familie und Freunde sicher sind. Auch bringe ich krasse Gegensätze zusammen wie Obdachlose mit Ärzten usw. Ich bin so ein Fähnchen im Wind, dass ich mich in viele Menschen hineinversetzen kann und somit alle Meinungen richtig nde.
T7w: Ich stehe auch total darauf, wenn ich Menschenmengen zusammenbringen kann, wie auf meinem Geburtstag. Wenn da 30-40 Leute zusammen sind und allen geht’s gut, dann denke ich, jetzt kann ich gehen. Das ist mir dann auch zu viel. T7, Martin: Ich erlebe die soziale Unter xierung in meiner SiebenerFixierung als Fluch und als Segen. Die soziale Bindungskraft der Unter xierung hat die expansive Fluchttendenz meiner Siebener-Seite deutlich gebremst. Dadurch ist in mir so eine Art Verknotung oder Verstrickung der Energien entstanden, die ich auch körperlich im Solarplexus lange gefühlt habe. Ich war auch in diesem Bereich sehr berührungsemp ndlich. Obwohl es mir lange nicht bewusst war, ist das ema des Märtyrers subtil die ganze Zeit in mir präsent gewesen. Irgendwie scheinen die Familientragödien, von denen es leider über die Jahre sehr viele gegeben hat, in besonderer Weise in mir hängen geblieben zu sein. Positiv an dieser Konstellation ist, dass ich durch diese soziale Bindungskraft auch irgendwie auf dem Boden geblieben bin und mich meinem Leben gestellt habe. Möglicherweise wäre ich sonst immer noch auf der Flucht und würde als Alt-Hippie in Goa versuchen, weiterhin möglichst viel Spaß zu haben.
Unterscheidungsmerkmale T7: Ich habe bislang geglaubt, ich wäre eine Vierer-Fixierung. Seit ein paar Wochen ziehe ich in Betracht, dass ich auch eine Sieben sein könnte. Ich dachte, dass ich dieses: „Ich bin besonders!“ von der ViererFixierung sehr klar darstelle, da es für mich sehr wichtig ist, mich aus der Masse hervorzuheben. Eine Zeitlang habe ich gerne Gefühle dramatisiert. Für mich war die Vier ganz klar und jetzt gibt es so viele Punkte von der Sieben, die auch zutre en. Aber ich kenne das im Umgang mit Schmerz, dass ich den schon spüren kann, eher so ganz intensiv durch und durch und dann denke ich: „Jetzt reicht es auch, jetzt ist genug Trauer geblasen, jetzt kann ich auch die Welt wieder neu anschauen.” C: Wenn man eine Vier wäre, würde einem das sehr schade vorkommen, wie Vergeudung, denn mit einem Schmerz kann man sich mehrere
Wochen und Monate herumschlagen. [UM 4-7]
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A: Manche Siebener können wirklich mit wenig Geld alle Orte der Welt bereisen. Das funktioniert mit so einer Art Netzwerk und da tre en sie sich mit der Drei. Der Aktionismus der Drei, mit ihren vielen Projekten, da sind sie sich ähnlich. Bei der Sieben geht es alles nicht so sehr in die Tiefe, es bleibt an der Ober äche. Bei der Drei entsteht etwas aus einer E zienz heraus. Sie führt es dann in der Regel, wenn sie sich nicht in der Fantasie verhakt, auch zu Ende. Bei der Sieben bleibt es oft in der Fantasie. Neulich hat eine Sieben erzählt, er hätte eine Dreier-Freundin und es wäre ganz super. Er als Sieben hätte die ganzen Ideen und sie als Drei würde das dann verwirklichen. (lacht) Das fand er gut. [UM 3-7]
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C: Die Sieben ist oft beliebt, weil Menschen ihre Gegenwart mögen und schätzen. Sie fühlen sich gut unterhalten, werden zu Aktionen angeregt und haben Spaß. Die Sieben hat Spaß. Diese Idee von der FunGesellschaft, das ist eine Siebener-Idee. A: Die Drei oder die Selbsterhaltungs-Sieben macht dann daraus den Kommerz. C: Das ist dann Disneyland. [UM 3-7]
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T7, Anja: Die Sieben kann die Trägheit und das Aussitzen der Neun kaum ertragen. Die Neun betäubt sich durchs Nichtstun, während die Sieben sich vor lauter Tun erschöpft und betäubt. Die Sieben denkt von der Neun, wie langweilig und schnöde das Leben sein muss und möchte Pep und Schwung reinbringen. Sie macht ihr viele Vorschläge. Bis die Neun aber was ändert, ist die Sieben über alle Berge. Die Sieben begreift nicht, wie man sich so ausbreiten und z. B. den Körper so wichtig nehmen kann. Die Sieben denkt: „Warum kann die Neun nicht von sich reden, sondern erzählt stundenlange einschläfernde Geschichten?“ Wenn sie wenigstens spannend wären wie ihre eigenen. [UM 7-9]
Heilige Idee: heilige Arbeit
C: Wenn die Sieben Glück hat, dann scha t sie es, den Weg der Nüchternheit zu nden und sich irgendwo tiefer zu engagieren, in einer bestimmten Arbeit, in einem bestimmten Beruf, und sich wirklich darauf einzulassen und so ihr Leben zu zentrieren. Wenn das aber in einer Krise schiefgeht, ist das oft sehr tragisch. In so einem Fall haben sie richtige Schwierigkeiten, sich helfen zu lassen. Eli hat einmal gesagt, mit der Sieben kann man erst richtig arbeiten, wenn sie verstanden hat, dass sie die Loyalität einer Schlange und die Aufmerksamkeitsspanne eines Huhnes hat. (allgemeines Lachen)
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T7: Ich merke, dass ich mir gerade einrede, dass ich gerne Berichte schreibe für die Arbeit, also das läuft dann auch mental. C: Ja, du darfst das ruhig lästig nden und sagst dann: „Okay, einen halben Tag in der Woche mache ich lästige Sachen.“ Ein Teil des Lebens ist dann halt einfach lästig. T7: Also ernsthaft, soll ich wirklich? C: Ja, ja, natürlich. Du bist im Kopf, wenn du denkst: „Oh, was ist das für eine Sache, ich rede sie mir schön und dann kann ich sie tun.“ Die Mental xierten, das ist ja das Drama, sind so wenig in der eigenen Mitte, dass sie nicht wirklich fühlen, was sie wollen. Das kommt alles aus dem Kopf: „Was sollte ich, was könnte ich?“ Bei den Siebener ist es eher ein: „Ich könnte!“, bei den Sechsern ein: „Ich sollte!“ und bei den Fünfern ein: „Ich will aber nicht!“ Das alles ist ausgedacht. Und dieses durch den Körper zum Fühlen zu kommen bedeutet auch, in die Mitte zu kommen, wirklich zu spüren und wirklich zu fühlen, was jetzt ist. Das ist die Basis davon, dass ich auch spüre und fühle, was ich will und mir nicht Dinge einrede, dass sie schön sind und ich sie deswegen machen möchte. Das sind Tricks, mit denen man kleine Kinder zu Schulaufgaben überredet. Aber das ist mental und ausgedacht. A: Wenn du dann das Beleidigtsein darüber aufgeben kannst, dass dich jemand zwingt, diese Berichte zu schreiben, dann kannst du spüren, wie es sich wirklich anfühlt. Ob es etwas Schönes hat oder ob es tatsächlich fürchterlich ist.
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T7, Martin: Seit ich meine spirituelle Reise begonnen hatte, war auch der Wunsch in mir da, ein spiritueller Lehrer zu sein und somit der Spiritualität in der Gesellschaft mehr Raum zu geben. Jetzt, nach dem Aufwachen, ist dieser Wunsch nicht mehr da, allerdings verspüre ich nach wie vor das intensive Bedürfnis, andere Menschen auf ihrem spirituellen Weg zu begleiten, aber nicht als Lehrer, sondern als spiritueller Freund.
Wege auf der Suche C: Es gibt bei der Sieben oft einen Punkt im Leben, wo es zu einer Krise kommt. Das kann in der Lebensmitte sein, manchmal auch vorher, wenn die Sieben, die viel reist und Sport macht, eine Körperverletzung oder ähnliches erleidet. In dieser Krise kann das ganze System erschüttert werden. Dann lebt die Sieben mit dem Schmerz. Ihr Kampf mit dem Schmerz wird sehr deutlich, sie wehrt sich dagegen, wird ihn aber nicht mehr los. Das ist dann sehr tragisch, weil die Sieben sich nur schwer an die Hand nehmen lässt. Sie lässt sich nicht gern helfen. Da zeigt sich dann, dass diese Unabhängigkeit sehr schwierig werden kann. Die Siebener beginnen an dieser Stelle oft die spirituelle Suche. A: Die ernsthafte Suche. Da, wo man mal kurz eine Meditation mitmachen kann, wo alles noch Spaß macht, nach Indien, nach Goa reisen, da sind sie sowieso dabei. Da gibt es noch so ein Haben-Wollen vom Lebens-Bu et. Dieses Haben-Wollen besteht nicht in einer Völlerei, sondern in dem mentalen Erleben des Ganzen, gierig nach Erfahrung, nach Erlebnissen. C: Außerdem hat die Sieben die Tendenz, alles, was sie an Neuem zu hören bekommt, gleich einzusortieren in das, was sie schon kennt. Wenn die Sieben zum ersten Mal etwas vom Zen-Buddhismus hört, aber schon seit längerem Joggen geht, verbindet sie das und sagt: „Ah, jetzt weiß ich, was Zen-Buddhismus ist: Das ist so was Ähnliches, was ich beim Joggen auch schon tue.“ Dann meint die Sieben zu wissen, dass sie im Grunde schon seit zehn Jahren Zen-Buddhistin ist. So macht die Sieben das. Sie bringt innerlich alles zusammen – was ja auch eine große Gabe ist. Nur bei der spirituellen Suche kann das bedeuten, dass alles Neue in die
eigenen, bereits bestehenden Konzepte hineingepackt wird. Die Sieben bekommt Neues zu hören, aber nimmt es gar nicht richtig in sich auf, nur soweit es in das eigene Konzept passt. Das sind dann Menschen, die behaupten: „Alle Lehrer sagen dasselbe.“ Sie wissen es besser als die Lehrer und machen sich dann ihre eigenen Konzepte. Es fällt ihnen ganz schwer, sich etwas sagen zu lassen. Das kann dazu führen, dass einer konzeptuell aufwacht. Er weiß über das Aufwachen, glaubt, es ganz deutlich zu wissen. Mit ihrer lebenslangen Fröhlichkeit meinen die Siebener zu wissen, was Glückseligkeit ist. „Ach, so bin ich doch immer schon.“ So scheinen die Siebener dann alles für sich zu okkupieren, zu vereinnahmen, abzuschwächen, einzubauen und zusammenzubauen. A: Dann kann sie Sieben das den anderen schön verklickern und dabei noch das eine oder andere sexuelle Abenteuer erleben.
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C: Der Weg aus dieser Misere ist, die Tatsache des Schmerzes und die grundlegende Angst zu akzeptieren. Alle Mental xierten sind von Angst bestimmt. Das sind alle anderen auch, aber die Mental xierten in besonderem Maße. Hier ist es eben die Angst vor dem Schmerz. Es ist eine panische Angst, dass man im Schmerz versinken würde und dass der Schmerz einen umbringt. So muss man sich das vorstellen. Deswegen ist diese Bemühung, den anderen fröhlich zu machen, etwas wirklich Getriebenes und Existenzielles und nicht einfach nur, weil man es nett haben möchte. A: Wenn die Seele so kindlich bleibt, dann kann sie den Schmerz auch nicht bewältigen. Ein Kind kann diesen Erwachsenenschmerz nicht wirklich bewältigen. Deswegen ist es so schwer. Es muss im Prinzip erst einen Reifungsprozess geben, um erwachsen zu sein und dann kann dieser Schmerz Raum nden. T7, Richard: Ich habe gespürt, wenn ich den Schmerz annehme und ihn sein lasse, dann wächst etwas in mir. Was immer das ist, ich kann es noch nicht beschreiben, dann ist eine Freiheit da, dass ich auch in meiner Beschränkung eine Lebensberechtigung habe.
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T7: Mir ist aufgefallen, dass ich mich manchmal nur im Kopf erlebe, als ob ich gar keinen Körper hätte. Wenn wir am Anfang diese Übung
machen, das holt mich ganz gut in den Körper. Ihr hattet vorhin angesprochen, dass es ein typisches Siebener-Problem ist, immer im Kopf zu sein, aber keine Erfahrungen zu machen. Gerade auf dem spirituellen Weg habe ich auch diese Erfahrung gemacht. Wie gehe ich damit um? C: Für alle mentalen Fixierungen gilt, dass es dringend nötig ist, den Weg durch den Körper hindurch zu gehen. Dabei sollst du nicht im Körper stecken zu bleiben, nicht den Körper zu einer neuen Spielwiese machen, sondern durch den Körper hindurch zum Fühlen und zur Erfahrung kommen. T7: Was bedeutet „durch den Körper hindurch”? C: Durch den Körper hindurch bedeutet z. B. Atemarbeit zu machen. Dabei sollte man nicht in der Ekstase, die man durch Atemarbeit erreichen kann, stecken bleiben, sondern die Atemarbeit tiefer werden lassen und den Ängsten, die Kontrolle zu verlieren, begegnen, um dann zu den Gefühlen zu kommen, die darunter sind. Man kann ja Körperarbeit auch benutzen, um sich ekstatisch und energetisch zu fühlen. Es geht jedoch darum, den Körper kennenzulernen, den Körper zu lösen, den Körper zu spüren und bereit zu sein, sich auf die Gefühle, die da hochkommen können, wirklich einzulassen.
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T7, Pam: Ich halte mich für eine Siebener-Fixierung, ziemlich sicher. Ich bin vor zwei Jahren mit dem Enneagramm in Berührung gekommen. Ich wusste, wenn man plötzlich etwas liest und sagt: „Das kann ja gar nicht wahr sein!“ und darüber sauer ist, dass man dann ziemlich sicher das getro en hat, was man ist. Ich bin über die Sieben gestolpert und habe gelesen, dass die Sieben Fräulein Sonnenschein ist. Bis dahin habe ich mich auch so wahr genommen und war ziemlich sauer, dass nicht ich wirklich der Sonnenschein bin und den zu den Menschen bringe und die sich alle freuen und ich Freude verbreite, sondern dass das alles schlichtweg ein Muster ist, Gefühlen aus dem Weg zu gehen, diesen bösen Gefühlen, wie Trauer und Schmerz und Wut.
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C: Wie geht es dir mit deiner spirituellen Suche?
T7, Peter: Also, ich hatte vor einigen Jahren ein heftiges Erlebnis. Und das war mir zu viel, da bin ich mehrere Jahre in so eine Schwäche gegangen, dass ich... C: In Bezug worauf war das zu viel, was war da so heftig? T7, Peter: Ich hatte ein starkes energetisches Erlebnis und bin danach so krank geworden, dass ich dann über mehrere Jahre total schwach war. C: Körperlich? T7, Peter: Körperlich total schwach: „Mir ist alles zu viel! Lasst mich in Ruhe! Ich brauche so meinen Rückzug!” C: Es würde sich lohnen, genauer zu schauen, was da eigentlich passiert ist. Eine energetische Erfahrung, wie wild die auch immer ist, kann sich nicht auf Jahre hinaus auswirken. Aber es wäre bei Siebenern durchaus möglich, dass es durch irgendetwas einen Bruch gibt von diesem vollständigen Siebener-Verhalten. Wie weit ist dieser Bruch oder was ist von dem Siebener-Verhalten jetzt immer noch da? T7, Peter: Mittlerweile muss ich nicht mehr um die ganze Welt fahren, um mich wohl zu fühlen. Mittlerweile genieße ich es, wenn sich etwas in meiner Umgebung be ndet und ich keine weiten Wege zurücklegen muss. Ich genieße es, nicht mehr jeden Tag auf Partys gehen zu müssen und viel Alkohol und Drogen zu mir zu nehmen. C: Das ist die Altersweisheit, die da zum Tragen kommt. T7, Peter: So kann man es vielleicht nennen. Ja, ich genieße, auch meine Gefühle wahrzunehmen und mit andern Leute über meine schlechten Gefühle zu reden.
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C: Wenn wir Tonübungen machen, haben Siebener oft große Schwierigkeiten mit einem unkontrollierten: „Haaaa“ beim Ausatmen. Andere Fixierungen haben auch manchmal Probleme, aber bei den Siebenern scheint das typisch zu sein. A: Manchen Siebenern macht es manchmal auch Spaß, weil es Energien mobilisiert, mit denen man sich dann einen netten Abend machen kann. Es ist wieder beides drin; es gar nicht können, weil es so unkontrollierbar ist oder es ist wie Wellenreiten.
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T7, Anja: Weil wir immer alles besser wissen, machen nur wir es richtig und können nur schwer was annehmen. Die Kontrolle über den Körper loszulassen, nde ich extrem schwer, aber vielleicht ist das auch aus meiner Konditionierung heraus. Mit der Tonübung habe ich kein Problem. T7, Martin: Ich hatte anfangs auch richtige Schwierigkeiten mit dem Tönen, das erschien mir so uncool und gar nicht toll, da kann man auch nicht glänzen oder was Besonderes sein. Weil ich nicht darin glänzen konnte, dann habe ich es lieber auch nicht gemacht. Dann bin ich ja irgendwie unterlegen und so auf längerer Sicht widerstrebt das meinem inneren Selbstbild. C: Und das macht dann trotz der ganzen Freunde und Drogenpartys einsam. Es macht einsam, weil man es allein machen muss. Aber man kann auch da anhalten, schauen, was darunter ist, loslassen und sich nicht mehr davon kontrollieren und bestimmen lassen.
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T7m: Ich hab mich auch gefragt, warum ich dann später im Alter so eine spirituelle Richtung eingeschlagen habe. A: So mühselig? T7m: Nein nein, erst mal etwas ganz anderes. Ich bin auf eine ganz andere Sache gestoßen. Hier in der spirituellen Arbeit ist immer was los. Und genau das ist es, was mich immer angetrieben hat, etwas auf die Beine zu stellen. Ich war immer ein Leiter, ich hab immer alle mitgerissen unter dem Motto: „Mir nach und wehe nicht.“ Im Inneren da ist immer was los, das habe ich erleben dürfen und das war schon sehr überraschend für mich und nicht immer angenehm, vor allem im Umgang mit meinen Ängsten und meinem Unglücklichsein.
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T7, Martin: Bei mir hat das Fortlaufen vor dem Schmerz nur in der Zeit meiner Pubertät wirklich funktioniert. In der Zeit von 14-18 habe ich mich vollständig ausgetobt und die typischen Siebener-Dinge gemacht. Dann habe ich irgendwie gemerkt, dass all das den Schmerz nicht richtig betäuben kann. Daraufhin habe ich mich mit Kriya Yoga beschäftigt. Ich
fand es toll, was die Yogis alles konnten. Vor allem die ganzen magischen Fähigkeiten haben mich sehr fasziniert. Das wollte ich auch haben. Viele Jahre war Spiritualität für mich ein ganz wichtiges ema, aber auch mehr im mentalen Sinne. Ich wollte all die Systeme verstehen, die einzelnen Richtungen einordnen können. Der illusionäre Eindruck, die verschiedenen Wege verstanden zu haben, das war die mentale Scheinwelt, in die ich mich ge üchtet habe, um dem Schmerz des Getrenntseins zu entkommen. In den Satsangs bei Christian habe ich immer wieder erlebt, wie der Schmerz für mich ganz körperlich spürbar wurde. Ich fühlte mich oft über Tage wie wund am ganzen Körper. Doch nachdem ich gelernt hatte, dass es meine Fixierung ist, den Schmerz zu vermeiden, habe ich mich über jeden Schmerz in mir gefreut, weil er mir gezeigt hat, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Vor dem Aufwachen war der innere Schmerz über das Getrenntsein und über meine Fixierung so groß, dass ich wusste, ich kann so nicht mehr weiterleben, aber ich kann auch in die Vermeidungsstrategien nicht mehr zurück. Dieser Schmerz hat mich letztlich aus der inneren Sackgasse in die Freiheit geführt.
Heiliger Weg: Nüchternheit C: Bei der Sieben ist der Heilige Weg die Nüchternheit und die heilige Arbeit. Die Sieben entscheidet sich klarer für das, was ihr wichtig ist und bleibt dann dabei. Sie nimmt die ganze Nüchternheit an und akzeptiert, was mit dem Weg, mit der Arbeit, mit der inneren Arbeit und mit der Arbeit im Außen zusammenhängt. Dann übernimmt sie, wenn es nötig ist sogar Bürotätigkeiten. Das bedeutet, all die Versuchungen der Fixierung, all das Wegziehen, anzuhalten. Nicht auf Teufel komm raus dabei zu bleiben, aber diesen Versuchungen, die sich so schnell zeigen, nicht immer zu folgen. A: Diese Ernsthaftigkeit im Leben ist ja auch etwas Schönes. Diese Nüchternheit. „Sobriety“. Das ist so ein schönes Wort, nde ich. „Sober“ heißt nüchtern im Englischen. Das hat so etwas Reines. In dieser Qualität ist dann plötzlich auch die Kraft da, um dem Schmerz Raum zu geben.
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A: Erzähl mal, wie diese Nüchternheit sich anfühlt. T7, Pam: Diese Nüchternheit? ... Die Nüchternheit ist leer. Es wird da still, weil das viele „Haha“, das Lustig, die rote Nasen, das Tanzen, all das hört auf und es wird so inhaltsleer. Das alles hat keine Bedeutung mehr. Für mich ist das Nüchterne immer noch bewertet. Ich habe eine Ahnung davon, dass alles vollkommen und schön ist, ich kann es aber noch nicht sehen, weil ich noch bewerte und noch die hässlichen Dinge sehe. Ich kann dann im Hässlichen noch nicht das Vollkommene sehen. A: Ja, aber da ist vielleicht auch etwas ausgelassen, im Hässlichen ist vielleicht auch der Schmerz. T7, Pam: Ja.
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T7, Martin: Ohne genau zu wissen, wie das passiert ist, bin ich vor 13 Jahren in der Arbeit zum Qualitätsmanagement gekommen. Am Anfang hat mich das Ganze insofern interessiert, weil es etwas Neues war und mir die Möglichkeit gegeben hat, in etwas zu glänzen. Das Ganze hat sich natürlich bald als eine ziemlich trockene Angelegenheit entpuppt. Aber ohne dass ich das so willentlich angesteuert hätte, hat mir diese Nüchternheit in meiner Arbeit wohl auch sehr geholfen, insgesamt meine Tendenzen des Weglaufens in angenehme Vorstellungen mehr anzuhalten und Unangenehmes besser auszuhalten und anzunehmen. Die Nüchternheit hat noch deutlich mehr Facetten in mir. Mittlerweile nutze ich den Ausdruck, jemand oder etwas sei unspektakulär, als großes Lob. Das wäre mir in der Blüte meiner Siebener-Fixierung sicherlich nicht über die Lippen gekommen. Auch die äußerlich total langweilige Wiederholung der inneren Übungen wie Tonübung, Bewegungsübung, aber auch Bewusstheitsübung hilft mir immer wieder, mich noch weiter von den „mentalen Wunderwelten“ zu verabschieden und in der Schlichtheit den Weg weiter nach innen zu nden. In einer Zweierübung zum ema, was mir die Nüchternheit bedeutet, stieg in mir innerlich der Satz auf: „Nüchternheit ist mein Weg zur Glückseligkeit.“
Essenz: Versunkenheit
T7, Martin: Seit dem Aufwachen erlebe ich, dass dieses ständige Hinund Herspringen des Denkens weggefallen ist. Ich kann mich auch nicht mehr mit verschiedenen Dingen gleichzeitig beschäftigen, was mir früher überhaupt keine Probleme machte. Dafür ist es jetzt relativ einfach für mich, mich in ein ema zu vertiefen und mich dann stundenlang darauf zu konzentrieren. Schon lange Zeit erlebe ich im Schlaf, dass ein ema sich durch die ganze Nacht zieht in der Form, dass ein Gedanke oder ein Gefühl die ganze Nacht hindurch wahrnehmbar bleibt und ich den Eindruck habe, nur zu dösen und ständig mit diesem ema beschäftigt zu sein, ohne dass dadurch eine Lösung entstehen müsste. Während der Seminare erlebe ich oft einen Zustand von tiefer Versunkenheit in der Stille oder auch der Glückseligkeit, der durch äußere Tätigkeiten oder Bewegungen praktisch nicht beeinträchtigt wird.
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T7m: Ich glaube, die schönste Version der Sieben ist, wenn sie irgendwann einmal an so einen Punkt kommt, wo sie anhalten kann. Wenn du als Sieben anhalten und den Mund halten kannst, ohne dass du irgendwie das Gefühl hast, noch mehr und noch lauter zu werden, dann passiert so eine herrliche Stille und da gibt es eigentlich gar nichts mehr zu sagen. A: Das englische Wort für die Essenz der Sieben ist Absorption. Es ist noch weitergehend, als Versunkenheit. Es gibt dann kein Unterschied mehr zwischen dem Versunkenen und dem in das er versunken ist. Er ist davon aufgesogen.
Beispiele A: Der Liedermacher Gerhard Schöne hat eine Siebener-Fixierung. Seine Homepage hat keinen „home“-Button. „Meine lieben Lieder sollen Lebenszeichen sein. Sie sollen ansingen gegen alles, was Leben einschränken oder verhindern will, in uns und um uns herum.“2 Hannes Wader, auch Rudi Carrell, sind Siebener. Sie wollen einfach gute Laune verbreiten. Es ist nicht besonders tiefsinnig, ist aber auch nicht dumm. Es ist unterhaltsam, angenehm. Manchmal auch etwas nachdenklich oder leicht intellektuell. Alles geht darum, den Schmerz zu vermeiden.
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C: Roncalli oder André Heller sind Siebener. Sie kreieren einen neuen Zirkus, mit dem sie den Erwachsenen das Leben ein bisschen vorgaukeln und versüßen und schön machen. T7, Anja: Meine absolute Siebener-Buchempfehlung ist „Schloss aus Glas“ von Jeannette Walls. Dort handelt es sich um eine Siebener-Mutter und einen Siebener-Vater mit vier Kindern. Das Buch habe ich gelesen im Bewusstsein, dass ich eine Sieben bin und ich konnte es beinahe nicht ertragen, wie weit das positiv Denken gehen kann.
Wolfgang Amadeus Mozart
Mozarts Musik ist leicht, spielerisch, märchenhaft. Daneben steht der Künstler, der fast verzweifelt Scha ende. 600 Werke sind das Erbe seines kurz bemessenen Lebens. „Er verbrannte sich binnen 35 Jahren vollkommen“, sagt Xin Peng Wang, „er muss gearbeitet haben wie eine Maschine – ein Getriebener, von der Muse nicht geküsster, sondern fast vergewaltigter Mensch.“3 Mozart lebte auf der Überholspur, war Workaholic, Billardspieler, zockte, hatte ständig Geldsorgen, weil er so verschwenderisch lebte und ein Spieler war. Er konnte nicht mit Geld umgehen. Er war ein Globetrotter und lebte über zehn Jahre im Ausland. Er reiste sein ganzes Leben. Nebenher schrieb er Liedtexte, die seine derbe, aggressive Art ans Licht brachten. Er war launenhaft und immer getrieben. Heute hätte man ihm vermutlich ADHS bescheinigt. Er war ein Entertainer– wie Gottschalk und Otto auch.4
Nena (soziale Sieben)
„Ich fühle mich im Düsenantrieb, wenn ich angstfrei bin.“ „Ich bau dir ein Schloss aus Sand, irgendwie, irgendwo, irgendwann.“
Während eines Familienurlaubs in Spanien wird die dreijährige Gabriele Susanne von den Einheimischen immer niña (spanisch: Mädchen) gerufen. Der Name Nena wurde geboren und das mädchenhafte und magische darin ist symbolisch für alles, was Nena bis heute ausmacht. 55-jährig singt sie: „Die Leute mögen es nicht, es geht ihnen gegen den Strich. Ich bin viel zu berufsjugendlich. Ich erfüll´ anscheinend nicht meine P icht. Ich trag´ zu oft ein Lächeln im Gesicht. Ich bin anscheinend schon ur – ur – alt, ich dreh die Musik auf, dass es knallt. Ich bin nur ich, hast du das geschnallt: Ich bin nicht berufsjugendlich.“ Der Song sei eine Ansage an alle, die sich ab 60 auf der Abwärtskurve sehen, sagt sie.5 Die musikalische Erfolgsgeschichte von Nena liest sich wie eine zauberhafte Aneinanderreihung von Zufällen, von Möglichkeiten, die einfach eintraten. Gleich mit der ersten Single „Nur geträumt“ gelingt der Durchbruch. Viele Hits folgen. Zufällig spielt sie in den USA während eines Interviews ein paar Lieblingslieder ab und der Reporter erkennt das Hitpotenzial. „99 Luftballons“ klettert daraufhin auf Platz 2 der US-Charts, in Deutschland, Neuseeland, Australien, Japan auf Platz 1. Geht man heute auf eines ihrer Konzerte, nden sich dort eine bunte Ansammlung von Menschen allen Alters. Auch Kinder mögen Nena sehr gern, vielleicht hängt das mit ihrer mädchenhaften weichen Stimme zusammen und den Liedern, die ewig jung bleiben und so gern und so
leicht mitgesungen werden. Sie scheint es zu mögen, inmitten von Menschen zu sein. Sie gründete den Gesangsverein „Wer singt, der schwingt“, um gemeinsam mit ihren Nachbarn einmal in der Woche zu singen. Obwohl musikalisch so erfolgreich, hat Nena sich nie festgelegt. Das Leben sei ein „ewig beweglicher Prozess“. Sobald Projekte sich realisieren, geht es an anderer Stelle schon wieder weiter. Das Leben fordert permanent. Sie hat in Filmen mitgewirkt (Gib Gas – Ich will Spaß), hat nach der Geburt ihrer Kinder sehr erfolgreich mehrere Alben mit Kinderliedern aufgenommen und an der Gründung der „Neuen Schule Hamburg“ aktiv mitgewirkt. Die Schule steht für freies selbstbestimmtes Lernen. Als sie für die Schule warb, hat sie sich so radikal über die antiintellektuelle Ausrichtung geäußert, dass sie sogar aus den eigenen Reihen kritisiert wurde. Über ihre eigene Schulzeit sagt Nena, die Schule sei langweilig gewesen. Nena ist Mutter von fünf Kindern. Der Erstgeborene Sohn stirbt früh nach einem bei der Geburt erlittenen Sauersto mangel. Als ein Produzent sie fragte: „Wie viele Kinder hast du denn eigentlich?“, da habe sie gesagt: „Fünf, aber davon leben nur vier.“ Auf ihrem aktuellen Album singt sie für ihren Erstgeborenen: „Du bist der Bruder, bist der Sohn. Du bist der König auf seinem ron. Du bist ein Fakt und keine Illusion.“ Bei einer Fernsehsendung anlässlich ihres 50. Geburtstages hat sie die ganze Familie dabei und singt ö entlichkeitswirksam und gleichzeitig auch sehr persönlich das Lied „In meinem Leben“: „Manchmal ist Leben schwer und meistens nd ich‘s leicht. Ich liebe manche Menschen und manche lieben mich und die, die mich nicht lieben, die vermiss ich nicht. ... Und meine Angst vorm Sterben löst sich langsam auf, wenn mich das Leben ruft.“ Als Zuschauer ist man unweigerlich berührt und weiß nicht genau, singt sie für ihre Familie, für die Zuschauer oder für sich selbst. In den letzten Jahren brachte Nena vermehrt spirituelle emen in ihre Lieder ein („Liebe will nicht, Liebe braucht nicht, Liebe kämpft nicht, Liebe ist“). 2009 bekannte sie sich zu Osho und dessen Dynamischer Meditation. Ihr spirituelles Leben ist ebenso einfach wie ihre Texte:
„Barfuß auf nackter Erde zu laufen, an Gott zu glauben und mich morgens bei ihm für den neuen Tag zu bedanken, ist meine Art, Spiritualität zu leben.“, sagt sie.6
Goethe
„Lasst mich nur auf meinem Sattel gelten! // Bleibt in euren Hütten, euren Zelten! // Und ich reite froh in alle Ferne // über meiner Mütze nur die Sterne!“ (Freisinn; West-östlicher Divan) Bereits seine schwierige Geburt, durch die Nabelschnur um den Hals beinahe stranguliert, wird in Johann Wolfgang Goethes (1749 – 1832) Biogra e in eine Pointe umgesetzt. Er wird in eine vielbelesene und wohlhabende Gelehrten – und Juristenfamilie hineingeboren. Als Siebenjähriger verlangt Goethe: „... mit dem, was anderen Leuten genügt, kann ich nicht fertig werden“. Der junge Goethe verschlingt alle für ihn erreichbare Literatur, um das Angelesene sogleich „zu verarbeiten, zu wiederholen, wieder hervorzubringen“. Die ersten Gedichte, Lieder und Epigramme schreibt er mit leichter Hand und ohne Anstrengung. Mit 17 Jahren geht er nach Leipzig, um das vom Vater gewünschte Jurastudium zu beginnen und versucht sich erfolglos in diesem Metier. Stattdessen revolutioniert er 23jährig mit der Verö entlichung des „Götz
von Berlichingen“ und „Die Leiden des jungen Werthers“ die deutsche Literatur und wird schlagartig zu einer europaweiten Berühmtheit. „Er besitzt eine außergewöhnliche Einbildungskraft und ist in seinen A ekten heftig. Aller Zwang ist ihm verhasst. Aus den schönen Wissenschaften und Künsten hat er sein Hauptwerk gemacht oder vielmehr aus allen Wissenschaften, nur nicht den sogenannten Brotwissenschaften.“ Den „Werther“ schreibt er aus einem Gefühl des Lebensekels heraus und als Selbsttherapie. Die Vergänglichkeit der Liebe und die Wiederkehr des Gleichen, der „düstere Überdruss des Lebens“, das Ausbleiben der Einbildungskraft, der „heiligen Kraft, mit der ich Welten um mich schuf“ hatte Goethe erfasst und die „Grille des Selbstmords“. Er schreibt dazu: „... mit übertriebenen Forderungen an sich selbst bereitet man sich nur unaufhörlich Niederlagen und bringt sich um den Genuss des Lebens. Es gibt Leute, die hängen sich auf, weil sie davon angewidert sind, dass täglich die Sonne aufgeht und sie sich täglich an – und ausziehen müssen!“ Im Laufe seines Lebens schreibt er wohl fast 40.000 Briefe an viele bekannte Zeitgenossen. Er bleibt bis zu seinem Tod über 50 Jahre in Weimar, hat aber sehr viele verschiedene Ämter inne. Insgesamt unternimmt er 140 kleine und 40 große Reisen zu Fuß und in der Kutsche, zusammen 37.000 km. Nach seiner italienischen Reise bittet er den Herzog um Enthebung von allen seinen Ministerämtern. „Geben Sie mich mir selbst ... geben Sie mich Sich selbst wieder ... so kann ich zu Ihrer und zu vieler Menschen Freude leben ... nehmen Sie mich als Gast auf, lassen Sie mich an Ihrer Seite das ganze Maß meiner Existenz ausfüllen und des Lebens genießen.“ Seine Liebe ndet er mit 38 Jahren. Die Beziehung mit der 15 Jahre jüngeren Christiane Vulpius aus sehr armen, kleinbürgerlichen Verhältnissen ist ein eindrucksvolles Beispiel seiner Unkonventionalität. Vor die Tore der Stadt verbannt, um das Gerede um die wilde Ehe und den unehelichen Sohn August zu verringern, heirateten die beiden erst nach 18 Jahren, nachdem Christiane ihn und seine Werke vor den plündernden Soldaten Napoleons geschützt hatte.
Nach ihrem Tod zehn Jahre später begegnet er der „Leere und Totenstille in und außer mir“ mit neuen Farbexperimenten. Jeglicher Verzwei ung über Verluste in seinem Leben entgeht er durch neue Tätigkeiten, „einen ackernden Enthusiasmus“ beim Pläneschmieden, Reisen und wissenschaftlichen Untersuchungen. Er geht auf keine Beerdigung und meidet jede Äußerung über sein Inneres. Seine Aussage zum Tode seines einzigen Sohnes: „Ich habe immer gewusst, dass ich einen Sterblichen gezeugt habe.“ Mit 30 beschreibt er seine vorherigen Jahre: „... wie ich alles Wissenschaftliche nur halb angegri en und bald wieder habe fahren lassen ... wie kurzsinnig in menschlichen und göttlichen Dingen ich mich umgedreht habe.“ Wiederum 30 Jahre später erkennt er die heilsame Wirkung der Lebensarbeit an: „Schwerer Dienste / Tägliche Bewahrung / Sonst bedarf es keiner O enbarung.“ Fast 80-jährig sagt er: „Der Mensch soll an Unsterblichkeit glauben, er hat dazu ein Recht, es ist seiner Natur gemäß, ... denn wenn ich bis an mein Ende rastlos wirke, so ist die Natur verp ichtet, mir eine andere Form des Daseins auszuweisen ...“ Goethes Überzeugung war, von Spinoza abgeleitet, dass die Natur sich in uns ein Erkenntnisorgan gescha en hat, um sich selbst erkennen zu können. Die eigene schöpferische Intelligenz gilt ihm als etwas, womit die Poesie sich selbst hervorbringt. In den Briefen der letzten Jahre lässt er das Wort „Ich“ ganz weg.7
Weitere Beispiele
Gerhard Schöne, Roncalli, André Heller, Hannes Wader, Rudi Carrell, Nena (so), Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Dieter Hallervorden, Otto, Lucky Luke, Brasilien Bücher: „Schloss aus Glas“ von Jeannette Walls Musik: Janet Jackson – e Pleasure Principle, 8 Yael Naim – Go To e River, 9 Joan Jett – I Love Rock n’ Roll, 10 Janis Joplin – Me and Bobby Mcgee 11 Filme: „Klimbim“ von Ingrid Steeger, „Das Leben ist Schön“ von Roberto Benigni (1997), „Goethe!“ (2010)
Fragen zur Selbsterforschung Was bedeutet es, ein magisches Kind zu sein? Was bedeutet das dann für meine sexuelle Entwicklung? Darf ich dann überhaupt Mann werden und darf ich dann überhaupt Frau werden? Was bedeutet es, überlegen oder unterlegen zu sein? Wie erlebe ich Schmerz und Schmerzliches? Was ist an „Nüchternheit“ schön? Wonach hungert es mich wirklich? Was erlebe ich, wenn ich keine Geschichten erzähle?
Anmerkungen: 1. Quelle: Naranjo, Claudio, Das Enneagramm als Schlüssel zum eigenen Potential, Auditorium Netzwerk, DVD, 2012 2. http://www.gerhardschoene.de, abgerufen am 25.03.2016 3. Anja Schröder, WAZ – Zeitung im Zuge eines Mozarts-Balletts im Winter 12/2010 in Dortmund 4. Aus: „Wer war eigentlich Mozart?“, ausgestrahlt von Pro 7, Sendung Galileo, Wer war eigentlich Mozart?, http://www.myvideo.de/serien/galileo/highlights/eigentlichmozartm-8501633, abgerufen am 02.08.2013 5. MyWay, 10/2015, Bauerverlag, Hamburg 6. Quelle: Presseportal, Nena exklusiv in MYWAY, http://www.presseportal.de/pm/106541/3110828, abgerufen am 25.03.2016 7. Quellenangaben zum Kapitel „Goethe“: Safranski, Rüdiger; Goethe, Kunstwerk des Lebens; Fischer TB 2015 und
http://www.goethezeitportal.de/wissen/dichtung/schnellkurs-goethe/der-spaetegoethe.html, abgerufen am 03.10.2015 8. Janet Jackson – e Pleasure Principle, https://www.youtube.com/watch?v=Qgu1KETjVY, abgerufen am 04.11.2015 9. Yael Naim – Go To e River, https://www.youtube.com/watch?v=1zZxXiA4geY, abgerufen am 04.04.2016
10. Joan Jett – I Love Rock n’ Roll, https://www.youtube.com/watch?v=yFHg0uRAyVs, abgerufen am 04.11.2015
11. Janis Joplin – Me and Bobby Mcgee, https://www.youtube.com/watch?v=N7hk-hI0JKw, abgerufen am 13.11.2015
Die Acht – Der beschützende Boss Kategorie: äußerer Wutpunkt Archetyp: Der Krieger Hauptmerkmal: Rache Leidenschaft: Wollust Idealisierung: Ich bin kompetent Redestil: bevormundend Abwehrmechanismus: Verleugnung Vermeidung: Schwäche Falle: Gerechtigkeit Polarität: Puritaner – Hedonist
Stress-Bewegung: zur Fünf Relax-Bewegung: zur Zwei Selbsterhaltung: befriedigendes Überleben Sexuell: Besitz/Hingabe Sozial: Freundschaft Heilige Idee: Wahrheit Heiliger Weg: Unschuld Essenz: Shakti/kosmische Kraft
Kategorie: äußerer Wutpunkt A: Die Acht gehört in die Kategorie der Körper-Fixierungen. Die Wut geht dabei nach außen. C: Wo auch immer sie auftaucht, sie hat das Gefühl, den Raum zu beherrschen. Es ist nicht so, dass die Acht die ganze Zeit wütend durch die Welt geht. Wenn es für jemanden ganz selbstverständlich ist, dass die anderen sich nach ihm richten, braucht er nicht wütend zu werden. Die Acht beherrscht die Szene auf eine energetische Weise.
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A: In diesem Kapitel haben wir viele Berichte von den Achtern selbst. Es ist kennzeichnend für diese Fixierung, lieber sich selber entlarven zu wollen, als entlarvt zu werden. Aber die Menschen, die hier zu Wort kommen, sind daran interessiert, dass sich alles zeigen darf.
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T8w: Mir ist die Übung mit den drei Grundbewegungen: gegen an, darauf zu und davon weg, total leicht gefallen und ich habe in jedem Augenblick gemerkt, ich bin stark, ich mach den fertig. Ich vernichte den, ich muss mich nicht mal bewegen. Ich habe sofort erfasst, dass er die gleiche Fixierung hat wie ich. Er stand mir gegenüber und mir war sofort mit jeder Pore, mit jedem Härchen an meinem Körper klar, den mach ich
fertig. Genauso mit dem Fliehen, ich musste mich nicht umdrehen und nix, nur die Körperhaare anders stellen. Es ist total körperlich. Ich muss nicht einen Schritt weichen. Ich kann innerlich iehen, kann das so ausstrahlen, dass er geht. Das Draufzugehen, das ist mir schwerer gefallen. Doch dann kam er so wie ein kleiner Junge, da hab ich gedacht, jetzt nimmst du ihn unter die Fittiche und beschützt ihn. Ja, aber es war ganz klar, ich bin wieder die Starke. Ich hab mich in jeder Phase total stark und unbesiegbar gefühlt. A: Ich habe eine Freundin mit einer Achter-Fixierung, die in BerlinWedding wohnt. Wenn ihr drei junge Halbstarke entgegenkommen, wenn sie nachts von ihren Streifzügen nach Hause kommt, hat sie das gleiche Gefühl. Aber in Wirklichkeit ist das natürlich nicht die Wahrheit. In Wirklichkeit ist sie genauso verletzlich wie alle anderen auch. Das hört sie nicht. T8: Wenn ich jetzt noch mal so zurückschaue, ist das ein ganz selbstherrlicher Weg mit dieser Acht. Ganz selbstverständlich bewegt man sich wie eine Dampfwalze durch die Gesellschaft, das ist wirklich schrecklich, einfach drauf los. Ungerechtigkeit ist etwas, was ganz schnell diese Wut aktiviert und es wird wirklich mit dem „Koste-es-was-eswolle“ da reingehauen, mit diesem Selbstverständnis, ich bin im Recht. Wut ist für mich das Mittel der Wahl, um zu reagieren. Immer den anderen die Schuld für alles geben, das ist auch etwas für mich ganz Prägnantes. Immer sind die anderen an allem Schuld. C: Das ist das Wesen des Zorns. Es besteht darin, dass man eine Schuld zuweist. Entweder du weist sie dir selbst zu oder einem anderen. Das ist nicht nur bei der Acht so. Wenn ein Mensch zornig wird, dann wirft er generell jemandem Schuld vor.
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T8, Ette: Ich oute mich jetzt mal. Ich habe nie das Gefühl, dass ich etwas oder jemanden platt machen könnte. Ich lebe eher in der ständigen Angst, selbst platt gemacht zu werden. C: So passiert es, dass du gar nicht mitbekommst, welche Macht und Bedrohlichkeit du selbst ausstrahlst und damit eine Reaktion hervorrufst, nämlich dass sich jemand von deiner Art bedroht fühlt.
T8, Ette: Stimmt. Das ist mir schon oft so gegangen, dass ich gar nicht weiß, was denn los ist mit den Leuten, warum sie sich so bedroht fühlen. Das ist vollkommen wahr. Das muss mit dieser Energie zu tun haben. Ich fragte dich schon mal, was mit dieser Shakti-Kraft in mir ist. Ich will das verstehen! Das soll ja auch was Positives sein. Mich bringt das zur Verzwei ung.
Archetyp: Der Krieger A: Im Bild des Kriegers ießen die verschiedenen Aspekte, die wir hier für die Achter-Fixierung besprechen, zusammen. Es ist einmal die Kraft, mit der die eigene Wahrheit durchgesetzt und verbreitet werden möchte. Der Kampf kann aber auch aus Rachsucht geführt werden oder um Gerechtigkeit zu erlangen, zur Not mit Wa engewalt. Dabei kann ein Krieger sich auf seine Fähigkeiten so sehr verlassen, dass er in eine Schlacht ziehen kann. Die Furcht, dabei sein eigenes Leben zu verlieren, würde ihm nicht einmal in den Sinn kommen. Wenn ein Freund in einer bedrohlichen Situation ist, wird die Acht, ohne auf ihre eigene Sicherheit zu achten, den Freund retten. Egal, ob die Acht von einer anderen Gang oder von einem Rottweiler angegri en wird. Gleichzeitig ist sich die Acht durchaus der Endlichkeit ihres Körpers bewusst. Dabei wird der Tod des Körpers als das ultimative Ende erfahren, selbst wenn die Acht eine andere Ideologie haben mag. Die Erfahrung ist: wenn es mit dem Körper zu Ende geht, dann geht es auch mit mir zu Ende, weil die Fixierung mit diesem Körper identi ziert ist. Die Person wird gleichgesetzt mit dem Körper. Jede Infragestellung der eigenen Meinung oder der Person wird daher als eine lebensbedrohliche Situation, im Zweifelsfall als ein lebensbedrohlicher Angri erlebt. So kann das ganze Leben wie ein Krieg erscheinen. Die Acht hat zu kämpfen mit ihrer eigenen Impulsivität, mit der Unentschlossenheit und verzögerten Verhandlungsbereitschaft der anderen und mit der eigenen Dichotomie.
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T8m: Seit ein paar Jahren scha e ich das, nicht mehr der Promiskuität nachzugehen. Der Weg des Kriegers ist, in dieser Wollust anzuhalten.
Alle Frauen zu erobern ist nicht der Krieger. Der ist der Krieger, der den Mut hat anzuhalten. Und das immer wieder, jeden Tag. Den Mut zu nden, hil os zu sein. Bloß, der Krieger sieht ja nicht hil os aus. Aber für mich innerlich kann ich sagen, ich könnte ein stolzer Krieger sein und ich kann hil os sein.
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T8w: Dass ich eine Acht bin, das mache ich an der Energie fest, die in mir lebt. Diese Energie, die in mir lebt, kann ich mit einem Bild festmachen: das ist wie eine Bulldogge die mit ge etschten Zähnen permanent vor euch steht. So: Grrrrr, das ist so. A: Achter-Frauen haben eher Schwierigkeiten, weil ihre Fixierung vom Rollenbild, das gesellschaftlich gefordert ist, am weitesten abweicht. T8w: Frau zu sein ist der größte Schmerzpunkt und bedrohlich. Dazu gehört verletzbar zu sein, zart zu sein, weich zu sein. Und dann, als das erst mal durch war, war ganz klar: Frau sein kann auch machtvoll sein, gefährlich. Also diese ganze Palette, die Frau ja auch kann. Wenn Männer Gegner sind, dann weiß ich, da bin ich richtig und da bin ich sicher. Wenn ich mich geprügelt habe als Kind, dann mit Jungs. Das war immer super, weil die nie damit gerechnet haben, dass ein Mädchen sich so prügeln kann. Der Impuls ist heute sogar noch da, das ist richtig physisch. Gegenüber Frauen, die mich angreifen, weiß ich mich nicht zu verhalten. A: Wenn das Zarte hervorkommt, dann ist das nicht mehr zwanghaft, dann kann ich sehr wohl, wenn das passend ist, die Kriegerin rauskehren, auch ohne mich körperlich zu prügeln. Und ich kann sehr wohl in der anderen Situation auch mit dem Zarten da sein. Diese Fixierung darf aufhören, wo ich frei werde zu spüren: Was passt hier? Wo muss ich kriegerisch sein und wo kann ich ganz und gar zart sein? Und wo kann ich in dem Zarten meine Stellung halten oder noch unangestrengter einfach da sein.
Hauptmerkmal: Rache T8w: Rache, das ist bei mir wieder eine körperliche Sache. Das ist eine Wut, die auftaucht, wo was in mir brennt, was mir richtig körperliche
Schmerzen bereitet, z. B. wenn jemand was Ungerechtes tut. Wenn ich über die Straße gegangen bin und gesehen habe, dass da jemand sein Kind schlägt, dann musste ich mich vor ein paar Jahren so was von zurücknehmen, um nicht hinzugehen und dem eine zu brettern und zwar gleich da auf der Stelle. So richtig vom Körper her, mein Kopf schaltet ab, der schaltet aus und dann ist da nur die Energie, da hinzugehen und den zu schlagen. Ich kann dann gar nicht mehr denken. Das ist eine ganz körperliche Sache. T8: Das ist total impulsiv, das ist keine Rache im Nachhinein, dass ich daran denke, was der mir vor zwei Wochen getan hat, dafür muss ich mich rächen, das kenne ich eigentlich nicht. Es ist im Augenblick und dann total impulsiv. T8: Ich habe das während meiner Schulzeit gemacht. Dann war es so, dass nachher alle vor mir gezittert haben und das hat mich wieder aufgebaut. Ja, das war klasse. Das ist wirklich ganz schrecklich, aber es ist so. Dann zittern die und dann ndet man sich schon wieder so toll. Wenn es Blutrausch bei Menschen gibt, dann kann ich mir das vorstellen. Das ist dann nicht zu stoppen, weiter, weiter, weiter. T8w: Ich hätte mir mal fast eine Pistole gekauft, weil ich diesen Drang hatte, im Straßenverkehr den Leuten zu sagen: „So fährst du nicht! So machst du es nicht, Arschloch!“ (lautes Lachen) Und zwar ohne darüber nachzudenken. Das hat mit Rache, so in dem Sinn, ich gehe jetzt hin und ich bereite das vor, nichts zu tun. Das ist der totale Aussetzer. Das ist einfach die totale Befriedigung und diese wahnsinnige Überheblichkeit, ich bin unverletzbar. Wenn ich im Krankenhaus liege, wenn ich aufwache, dämmert mir schon, dass ich irgendwie verletzbar bin, aber das ändert nichts daran, dass ich immer wieder in diese Rage komme, die sich fast nicht von selber stoppen lässt. Und die Verzwei ung darüber ist unglaublich. Da ist Verzwei ung über mich selbst und meinen Selbsthass, gleichzeitig gepaart mit dieser Abhängigkeit des kleinen Kindes, was ja eigentlich permanent beschützt werden will. Das ist ja dieses Paradoxon, das habe ich irgendwie. Da hat mir nur die Methode geholfen, das einfach zu fühlen. Nur durchzugehen, zu fühlen, zu fühlen und dann geht Schicht um Schicht weg, Mauer um Mauer. Das ist für mich der einzige Weg, den ich jetzt seit ein paar Monaten kenne.
Genese A: Die Empfängnis der Achter ist nicht unbedingt dem Willen der Eltern zuzuschreiben und auch die Geburt zeugt von der Willensstärke dieser Kinder und kann daher schnell und unkompliziert verlaufen. Man muss sich beeilen, mit der Entwicklung dieser Kinder innerlich hinterher zu kommen. Von der ersten Minute an sind sie „wild auf die Welt“, neugierig und wollen sie ergreifen und erobern. Mache Achter-Kinder erleben eine körperliche Erkrankung, durch die sie sich existenziell bedroht fühlen. Die Kindheit der Acht ist häu g von Gewalterfahrungen geprägt. Es kann Missbrauch und körperliche sowie sexualisierte Gewalt in unterschiedlichem Ausmaß geben. Auch der Missbrauch von Alkohol und Drogen spielt häu g eine Rolle. Dabei ist das Verhältnis zu den Geschwistern oftmals sehr prägend. Entweder durch sexualisierte und sonstige körperliche Gewalt unter den Geschwistern oder auch durch ein Schutz gebendes Verhältnis. Dies ist besonders notwendig, weil die Erfahrungen von Recht und Unrecht oft sehr willkürlich erlebt werden. „Das Recht, was nützt mir dein Recht, soll ich mir nächstens ein Gesetzbuch vors Gesicht halten, wenn er mich wieder schlägt?“ (Nachtasyl von Gorki). So erscheint Gerechtigkeit als ein wunderbares Ziel und es wird alles gegeben, um dem eigenen Anspruch an Gerechtigkeit gerecht zu werden. Das kann aber durchaus auch in einem Berlusconi’schen Rechtsverständnis enden und in Kon ikt geraten mit der sonstigen landesüblichen Rechtsprechung. Eli Jaxon Bear erzählt in seinem Buch dazu beispielhaft eine Geschichte seiner Kindheit: Als Dreijähriger und Sohn jüdischer Einwanderer, der Gang seines Wohnhauses zugehörig, sieht er auf einer Baulücke, wie einer seiner Freunde von einer Gang verprügelt wird. Er rennt dorthin, um seinen Kameraden zu beschützen. Schubst einen Jungen an die Wand, so dass dieser blutet. Nach einer Schrecksekunde fängt das Opfer an zu schreien und die gesamte gegnerische Gang stürzt sich auf ihn. Er üchtet auf dem Dreirad des Freundes zum eigenen Mietshaus, ist aber nicht schnell genug. Er drückt auf die Klingel, aber seine Mutter antwortet nicht, so dass er im Flur von der gegnerischen Gang erwischt wird. Sie verprügeln ihn hemmungslos und die Zeitspanne bis zum
Erscheinen der Mutter erscheint ihm endlos. Der Rückschluss: Niemand ist zuverlässig. Der Entschluss: Das passiert mir nie wieder. Solche Ereignisse machten die Achter-Kinder zu „Problemkindern“, wobei diese Titulierung sie den Rest der Kindheit unvorteilhaft begleitet. In diesem Moment hat die Acht gelernt, dass das Leben ungerecht ist, dass dir niemand hilft, wenn es drauf ankommt und dass es lebenswichtig ist, keine Schwäche zu zeigen. Die Acht ist sich also durch irgendein Ereignis, das die körperliche Unversehrtheit bedroht hat, darüber bewusst, dass dieser Körper ein zeitliches Limit hat. „Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist schon aufgedruckt“, wie Eli zu sagen p egt. Gleichzeitig hat die Acht sowohl die Sensitivität der Fünf und die Emotionalität der Zwei, wodurch ihr ihre Verletzbarkeit auf das Emp ndlichste bewusst ist. Es geht relativ schnell, dass das eine „Kruste“, eine harte Schale bekommt. Denn dieses Sensitive ist zu verletzbar. Es bricht manchmal durch und dann kann die Emp ndsamkeit da sein, weil die Tugend der Acht die Unschuld ist. Dann gibt es da eine Unschuldigkeit, die an Naivität grenzt. Das ist, wenn man auf die Straße geht nicht gesund. Um das zu verstecken, gibt es so ein Überblähen, ein sich übermächtig fühlen, ein sich unsterblich und unverwundbar fühlen. Das führt auf der einen Seite dazu, andere zu missbrauchen, weil ich nämlich der Stärkere bin. Auf der anderen Seite führt es aber auch dazu, dass ich zwar so tue, als ob ich der Stärkere bin, aber es eigentlich nicht bin, so dass ich weiter missbraucht werde. Es gibt kluge Menschen, die behaupten, dass die gesamte kulturelle Leistung des Abendlandes darauf beruht, die Todesangst zu verdrängen. Diese Art von Verdrängung nden wir auch bei der Acht. Weil die Acht mit dem Körper identi ziert ist, – also ihre gesamte Existenz einzig mit diesem verknüpft – ist es so wichtig, sich dieser Vergänglichkeit und Verletzbarkeit nicht bewusst zu werden, sondern sie schlicht und wirksam zu verdrängen. Darauf zielen die Mechanismen dieser Fixierung ab.
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T8m: Meine Frage ist: Bei dem Zurückgehen habe ich plötzlich meine Eltern verstanden in ihrer Unsicherheit ... C: Mach mal die Augen zu und vergegenwärtige dir die wahrgenommene Unsicherheit der Eltern. Und dann nimm wahr, was es bei dir auslöst. T8m: Unsicherheit, Angst. C: Gut. Fühle diese Unsicherheit und diese Angst. Das ist die unmittelbare Reaktion des 14-jährigen, der sich Halt von seinen Eltern wünscht und auf den diese Unsicherheit der Eltern verunsichernd wirkt. Sonst nichts. Und es ist alles einfach da. Ein Gefühl von Überforderung taucht erst dann auf, wenn der 14-jährige sich sagt: „Ich muss das jetzt kompensieren. Ich muss das alles selber übernehmen.“ A: Das ist das Geschenk, das du diesem 14-jährigen bringen kannst: Das Leben sorgt für die Dinge. T8m: Das ist aushaltbar.
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T8m: Ich habe die Acht durch meinen Vater auch von der anderen Seite erlebt. Wir standen uns manchmal gegenüber und es ging um Leben oder Tod. Ich habe immer gewusst, entweder ich muss hier wahnsinnig hart und stark werden oder der vernichtet mich. Es ist tatsächlich auch einmal so eskaliert, dass er, als ich dreizehn war versucht hat, mich tot zu schlagen. Das ist diese Achter-Energie. Wenn das so aufeinander knallt, ist das wirklich ein absolutes Vernichtungspotenzial. Natürlich kann die Wut sich auch gegen einen selber richten. Als ich dann z. B. alles gelesen hatte über die Acht, fand ich mich so zum Kotzen, so schrecklich. Zu sehen, wie ich diese Spielchen immer noch spiele, diese Tricks und so weiter, dann kann ich auch die Wut gegen mich selber richten. A: Es gibt ja nie eine Handlungsanweisung, denn die Handlung kann immer die gleiche bleiben. Wenn du aber einfach jetzt in der Fantasie deinem Vater gegenüber stehst und deine Verletzlichkeit spürst und deine Liebe für ihn, was passiert dann? …
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T8m: Ich habe als Kind alles beherrscht. Es fällt mir schwer das zu sagen, aber ich mach es einfach, sonst fresse ich das so in mich rein. Ich habe dazu Rückmeldung gekriegt von einem ganz lieben Mädchen, da waren
wir sieben oder acht Jahre. „Du bestimmst ja immer alles.“ Und das hat mich so tief getro en, dass ich kaum noch laufen konnte. Das war gar nicht so, dass ich alles bestimmen wollte. Überhaupt nicht. Es war so, dass ich mich gerechtfertigt fühlen wollte. Ich habe es einfach getan, es war mein Naturell, aber ich wollte damit nichts Böses tun. Das hat sofort das Verletzte in mir so stark zum Schwingen gebracht, dass ich richtig unter Schock stand. Daran kann ich mich noch erinnern. Ich habe mühsamst versucht, das möglichst immer zu verbergen. Es war immer so schwer, irgendwie aus meiner Not rauszukommen. Ich habe am Anfang immer die Schuld im Außen gesucht, alles angeklagt und irgendwann kapiert, dass es in mir ist, was da passiert. Ich habe mir immer gesagt: „Ich muss immer in der Verletzung bleiben, damit ich nicht nach außen schlage.“ Ich wollte das nicht. Wenn man nach außen abgibt oder angeht, dann hat man zwar viel Macht und man hat auch den Genuss, aber man isoliert sich immer mehr. Also man will doch als Acht trotzdem in der Gemeinschaft irgendwie dazu gehören, auch wenn man es nicht kann.
Was sich das Kind wünscht
T8: Mir wäre damals wichtig gewesen, dass meine Schwäche liebevoll anerkannt worden wäre, ich mal von Papa auf den Arm genommen worden wäre und Mama zu mir gestanden hätte auch gegen Papa. Mir wäre wichtig gewesen, dass meine Bedürfnisse gehört worden wären, nicht verachtet und demütigend niedergeschlagen und dass meine Stärken, Ideen und Wünsche Beachtung gefunden hätten, anstatt belächelt zu werden. Ich hätte mir auch Mitbestimmung gewünscht, vor allen Dingen bezüglich der Orte, an denen ich übernachten sollte, so dass nicht einfach über meinen Kopf beziehungsweise Herz und Bauch hinweg bestimmt wurde. So habe ich immer wieder Ohnmacht und Minderwertigkeit erfahren. Es wäre schön, wenn Eltern von Achter-Kindern die Shakti-Energie als kreatives Element in konstruktive Bahnen lenken würden, darüber hätte ich mich auch gefreut. Ich habe meine Freude am Musikmachen. Es ist tatsächlich so, dass ich mich bis heute überreden muss, mir z. B. für die Musik, Zeit und Raum
zu nehmen. Ganz besonders wichtig erscheint mir, dass die Eltern ihre Fixierung möglichst gut kennen. Ich hatte einen Achter-Vater und eine ZweierMutter. Die Strafen meines Vaters waren immer sehr, sehr hart. Meine Zweier-Mutter hat zu ihrem Mann gestanden, ohne mich irgendwie schützen zu können. Durch die harten Strafen und Demütigungen war es fast unmöglich, angemessene Schuld- und Schamgefühle wahrzunehmen und zu entwickeln, so war ich mir die meiste Zeit meines Lebens meiner tiefen Schamgefühle wenig bewusst. Strafen für das Kind sollten, wenn überhaupt nötig, angemessene Konsequenzen beinhalten, das könnte das Verantwortungs- und Selbstwertgefühl des Kindes in seiner Entwicklung fördern.
Physis A: Die Leidenschaft ist die Wollust, also dieses: „es ist alles ein bisschen zu viel“. Es ist ein bisschen zu viel Essen, es ist ein bisschen zu viel Sex. Es ist beim Sport ein bisschen zu viel. Es ist bei der Arbeit ein bisschen zu viel, deswegen ist auch der Tag ein bisschen zu kurz. Alles geschieht mit einer ungeheuren Energie. C: Bei der Acht neigt einfach alles dazu, überdimensional zu wirken und es scheint ganz brutal und ganz furchtbar, aber es ist auch nur menschlich. Alles bekommt viel Raum und viel Zeit und ganz viel von Allem. Aber es ist auch nur eine von den Fixierungen, nicht besser, nicht schlechter, ganz normal. Nicht schlimmer, nicht böser, nicht weniger böse, nur eine von neun Fixierungen. A: Die Acht hat oft schon als Kind ein besonderes Verhältnis zu ihrer Bekleidung. Die Kriterien, nach denen die Kleidung ausgewählt wird, konnten bisher noch nicht eruiert werden. Sie sind für Außenstehende nicht nachzuvollziehen. Kleider rauslegen ist also für ein Achter-Kind nicht möglich. Es ist gut, dass zu akzeptieren, weil da gibt es keine Kompromisse. Und alle in ihren Augen nicht passende Kleidung wird als schwere Demütigung erlebt. Jedenfalls darf die Kleidung keinerlei Schwäche o enbaren, keinen Angri spunkt bieten, ist Teil der Rüstung.
Eine Acht würde sich fast lieber tot fahren lassen, als eine Warnweste beim Radfahren zu tragen, weil es „scheiße aussieht“ und man dadurch die Angst zeigt, die man vor den Autos haben könnte.
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T8m: Der Schmerz ist keine Emotion, sondern ein körperlicher Schmerz. Ich habe keine Bilder. Ich habe eher so ein Gefühl im Körper zermalmt zu werden, ausgelöscht zu werden. Ich kann das überhaupt nur zulassen zu spüren, wenn ich alleine bin. Deswegen ist alleine sein für mich so wichtig, vor allem in Phasen, wo ich emotional geschleudert werde. Dann kann es passieren, dass ich mitten beim Joggen oder Duschen diesen Schmerz wie einen Krampf spüre, wie ein inneres Zerrissenwerden fühle, als ob alles aus mir herausgerissen würde. Und dann kann ich im besten Falle weinen, manchmal auch nicht, weil ich mich dafür selbst so schrecklich verurteile. Das ist was, was wir Achter ja auch gut kennen. Dass wir uns unglaublich hart richten. So, wie wir mit anderen umgehen, tun wir es mit uns auch. Das ist dann wie ein Kampf, nicht wie der Hass, den die Sechs gegen sich richtet.[UM 6-8] Es ist ein unglaublicher Schmerz und Verzwei ung über sich selbst.
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A: Neben dem manchmal exzessiven Gebrauch von „Genussmitteln“ hat die Acht, eben durch ihre Identi kation mit dem Körper, ein besonderes Verhältnis zu diesem. Achter wirken in ihrer Erscheinung sehr präsent und füllen einen Raum, sobald sie ihn betreten, selbst wenn sie von kleiner Statur sind. Manchmal hat man das Gefühl, man müsste sich ein bisschen ducken oder anbiedern – je nach eigener Fixierung. Jedenfalls ist man, nachdem man die Acht wahrgenommen hat, aufmerksam und manchmal heimlich mit ihr in Kontakt.
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A: Achter haben ein perfektes Image, aber nicht um des Images willen, wie bei der Drei, sondern weil ein perfektes Auftreten einfach dazugehört (wie bei Barney in „How I Met Your Mother“). Es ist wichtig, um keinen Angri spunkt zu liefern und stattdessen eine gewisse Souveränität zu demonstrieren.[UM 3-8] Ich erinnere mich, dass Eli einmal zum letzten Satsang in einem Anzug erschien. Wir guckten alle etwas erstaunt, woraufhin er sagte: „See, the
monkey can dress as a white man.“ (Der A e kann sich anziehen wie ein Weißer.) Achter können schlank und drahtig wie Tänzer sein, aber auch durchaus eine gewisse Körperfülle aufweisen, die sie dann mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit vor sich her tragen wie Gerard Depardieu oder Ottfried Fischer, die ihre Körperfülle immer wieder als ein Zeichen ihrer Genussfähigkeit gesehen haben möchten. Nach unseren Beobachtungen scheinen die Knochen besonders mit der Acht in Zusammenhang zu stehen und auch Erkrankungen der Knochen: Unfälle mit Knochenbrüchen, Osteoporose, Plasmozytom, Bandscheibenprobleme. Alle Krankheiten sind oft tatsächlich lebensbedrohlich oder werden zumindest so erlebt. T8: Ich wollte noch was zu dem Körperlichen sagen. Die Körperwahrnehmung bleibt, sie ist ja ganz wichtig. Wir haben immer darüber gesprochen, dass die Identi kation mit dem Körper wegfällt, aber dass die Körperwahrnehmung bleibt. Ich habe das immer komplett negiert, aber die Körperwahrnehmung bleibt und darin kann man richtig tief fallen. C: Die Körperwahrnehmung bleibt, solange wie dieser Körper atmet. T8: Und sie ist auch angenehm und schön und darf auch sein. Wir leben ja, da darf ja auch Liebe ießen zum eigenen Körper. Aber das ist nicht Identi kation „Ich bin der Körper“, aber der liebevolle Umgang ist ganz wichtig. A: Ja, diese Wachsamkeit, diese Aufmerksamkeit auf den Körper, was du mit ihm erlebst ist wichtig. Dann kannst du genauso aufmerksam mitbekommen, wenn es in die Fixierung geht. C: In dieser Wahrnehmung des Körpers kannst du den Körper loslassen. Du kannst ihn entspannen und dadurch spürst du den Energie uss im Körper als Vibrieren, Strömen, als Lebendigkeit, als Bewegung des Atems. Wenn der Körper auf diese Weise weich, durchlässig, lebendig, beweglich ist, dann hast du den besten Zugang zu den Gefühlen, kannst dich vollständig auf das Fühlen der Gefühle und Erfahrung einlassen und tiefer sinken. Dabei bleibt die Körperemp ndung im Hintergrund im Bewusstsein. Auf diese Weise ist die Körperwahrnehmung immer ein
wichtiger Bestandteil, weil sie sicherstellt, dass man nach unten in die Tiefe kommt und nicht nach oben in irgendeine Fantasiewelt. T8: Also, auch wenn ich gehe, das Gehen wahrnehmen ohne zu denken: „Ich gehe.“ C: Ja und anschließend kommt die Frage: „Und was fühle und erfahre ich dabei?“ Das Fühlen und die Erfahrung sind das Wesentlichere. Aber die Körperwahrnehmung ist in der Regel die Tür dahin und die Tür zum Tieferen. T8: Als ich das kapiert habe, wurde es nicht unbedingt besser, – das wäre ja noch mal eine weitere Dimension – sondern es gab ein Gefühl, eher eine Körperemp ndung, wie bei dieser spanischen eatertruppe, wo die Performer an Seilen aufgehängt zwischen zwei Metallwänden hin und her donnerten bis Blut ge ossen ist. Und so fühle ich mich. Von dem einen extremen Pol mit aller Macht zum andern Pol wie an eine Wand geknallt, hin und her geschüttelt und gebeutelt. Das ist dann existentieller als Waschmaschine. Das ist wie kurz vor knapp.
Leidenschaft: Wollust A: Die Leidenschaft der Achter-Fixierung ist die Wollust. Diese Lust entspringt einem animalischen Trieb. Man kann sie sich als eine kräftige rote Farbe vorstellen. Dieser animalische Trieb ist durch nichts, durch keine sozialen Normen gezügelt. Daher wirkt er oft ausufernd. Dies ist für die Acht, auch wenn sie es oft viele Jahre lang nicht merkt, sehr anstrengend, weil diese Unmäßigkeit und „das Leben im großen Stil“ zu leben, sie sehr beschäftigt. Wie ein kleines Kind kann diese Urkraft nicht wirklich zwischen Subjekt und Objekt unterscheiden. Das Objekt befriedigt entweder die eigenen Bedürfnisse oder eben nicht. Das kleine Baby erwartet eine unmittelbare Bedürfnisbefriedigung: der Hunger des Neugeborenen verträgt keinen Aufschub. Die Befriedigung des Hungers wird vehement und lautstark eingefordert. Ich schreie, also werde ich genährt. Das Objekt, das die Flasche bringt – oder eine andere Bedürfnisbefriedigung - tritt in den Hintergrund. Das Lustprinzip kennt keine Emp ndung für die anderen, sondern ordnet alles dieser Lust unter.
T8m: Die Wollust erfahre ich auf vielen Ebenen: Z. B. könnte ich Luxusrestaurants leer fressen. Auf sexueller Ebene geht mir permanent Sex im Kopf rum und ich genieße es, stark zu sein. Ich genieße es, der Beste zu sein. T8m: Ja, Wollust, die spüre ich. Ich habe eine ausgesprochene Lust auf Kon ikte, auf Diskussionen und ich entwickle dann ganz schnell die Fähigkeit, die Schwachpunkte beim anderen herauszu nden. Ich kann so einen Streit entwikkeln wie ein Schachspiel und es ist vollkommen klar, dass ich am Ende gewinne. Ich kann mich im Nachhinein jahrelang freuen, wenn ich so ein richtiges Arschloch, so ein richtiges Schwein so vorgeführt habe, dass der demaskiert wurde. Das ist wirklich besser als der beste Sex, obwohl ich permanent an Sex denke. C: Es ist die Körperwahrnehmung: „Ich habe das Recht zu nehmen, was ich brauche. Die Welt ist dafür da, dass ich mir das nehmen kann, was ich brauche.“ Das ist verbunden mit der Kraft und der Selbstverständlichkeit, die sich die Acht nimmt und mit der sie durch die Welt geht. Es ist im Wesentlichen körperlich. Der Ausdruck „jemanden vernaschen“, ist eine Achter-Sache. Es ist ein körperliches Nehmen. T8w: Dieses tolle Lebensgefühl, das ich von früher noch kenne, dazu gehört wirklich diese Wollust, wenn man andere verletzt. Das macht nicht Spaß, sondern es ist eine Wollust. T: Was ist das Gefühl nach der Wollust? T8w: Das ist einfach Befriedigung, alles gut, so soll es sein. Auch einfach Genugtuung. Ich lasse mir nichts bieten. Also wirklich im Extremen. Das muss so sein. A: Die Leidenschaft ist das Benzin für die Fixierung. Bei der Acht ist die Leidenschaft die Lust, die Wollust, also nicht nur eine sexuelle Lust, sondern eine Lust, die das ganze Dasein einbezieht. Wenn das Ego an Macht verliert, weil du bereit bist, die Gefühle zu fühlen, dann bist du weniger von der Leidenschaft bestimmt.
Idealisierung: Ich bin kompetent
A: Die Idealisierung der Acht ist: „Ich bin kompetent.“ Achter sind in der Regel Menschen, die in vielen Bereichen gut sind. Wo sie der Beste werden können, da bleiben sie dran und das andere geben sie auf. T8: Dadurch kann man Leute von sich abhängig machen. In Gruppen habe ich gerne gespielt, kompetent zu sein. Ich bin ganz schnell in diese Rolle gekommen, dass mich in den Pausen alle möglichen Leute etwas gefragt haben. Dadurch scha t man es, Leute von sich abhängig zu machen. A: Habt ihr mal die Fernsehserie „Schlag den Raab“ gesehen? Stefan Raab ist eine Acht. Er kann alles und man sieht richtig, dass er nicht gewinnt, weil er besser ist oder schlauer, sondern weil er unbedingt gewinnen muss. Wenn man ihn kämpfen sieht, dann sieht man diesen Ehrgeiz dahinter. C: Es ist manchmal so, dass die Achter auch bei Rate- oder Würfelspielen gewinnen, die eigentlich mit keiner Kompetenz zu tun haben. Das Gewinnen ist bei ihnen irgendwie zur zweiten Natur geworden. A: Und sie wundern sich dann, warum keiner mehr mit ihnen spielen will. T8w: Hat man euch schon gesagt, dass die Acht schummelt, um zu gewinnen? Dass sie alles tut, nur um zu gewinnen?
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T8w: Ich würde für mich sagen, dass ich nicht bewusst und beabsichtigt Kon-trolle ausüben möchte. A: Aber du bekommst schon mit, dass du manipulativ sein kannst? Manipulation ist Kontrolle. Versuch noch mal genau hinzugucken, was deine Aktien darin sind. Es ist so als würdest du sagen: „Aber da steckt doch keine böse Absicht dahinter!“ Aber das ist egal, darüber reden wir nicht. Es ist die Idealisierung: „Ich bin kompetent.“ Und damit hat es wieder einen schönen Lack. „Ich mache es doch für die anderen. Die sind nicht so schnell. So mache ich es eben.“ Schau noch, was passiert, wenn das zerbricht und dieses Verletzliche darunter spürbar wird.
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T8w: Wer entscheidet, hat die Macht, die Kontrolle. Also muss die Acht schnell entscheiden, um die Erste zu sein. Da bleibt keine Zeit zum
Abwägen oder andere Meinungen anzuhören, es wird intuitiv irgendwas entschieden. Wenn die Entscheidung ein Fehler war, ist es egal, weil dann die Schuld jemand anderem angehängt wird. Also ist sie nicht kompetent, sondern nur schnell. Ich war ganz überrascht, wie viel mehr Handlungsspielraum ich habe, weil ich nicht mehr so schnell sein muss. Es tun sich viel mehr Möglichkeiten auf. Ich sehe diese Möglichkeiten plötzlich oder ich stelle fest. „Ach, ich reagiere jetzt ganz anders, als ich mir das gedacht hätte.“ Mir fällt was ein, an was ich früher nie gedacht hätte. Ich bin jetzt auf Augenhöhe mit den anderen und kann mir anhören, was sie für Ideen und Sichtweisen haben. Das ging früher überhaupt nicht. Dazu war keine Zeit.
Redestil: bevormundend T8w: Eine Acht stimmt nicht zu. Grundsätzlich nicht. Egal, was der andere sagt. Also, wenn du zu mir sagen würdest: „Der Kuchen ist zu süß“, dann würde ich irgendwie dagegen reden. Wenn du dann das sagen würdest, was ich eigentlich sagen wollte, würde ich wieder dagegen reden. Auch im Redestil ist immer Widerstand. Immer. Auch wenn man das gleiche meint, muss man dagegen reden. Das beobachte ich an mir immer noch und es kostet mich immer noch Aufmerksamkeit, das nicht zu machen. Der erste Impuls ist Widerrede zu geben. Widerrede, nicht unterstützen, nicht zustimmen, einfach dagegen sein. Einfach immer was anderes machen als vereinbart ist. Das ist zum Kotzen. Das ist ein Zwang. T8: Wenn ich z. B. mit meinen Kollegen auf der Arbeit rede und wir haben da irgendein Problem, kann ich sofort sagen: „Ich würde das und das machen und zwar so und so.“ Darüber brauche ich gar nicht nachzudenken, das kommt einfach schon fertig raus. Und dann sagen sie: „Ja sag mal, du bist ja von dir selbst eingenommen. Du denkst wohl, du hast die Weisheit mit Lö eln gefressen und du kennst dich immer aus.“ Dabei will ich das gar nicht so sagen. Ich will das nur zur Diskussion stellen, ich möchte die Meinung meiner Kollegen hören. Arroganz wird mir vorgeworfen durch diese Selbstsicherheit, mit der ich das sage, obwohl ich mir gar nicht so vorkomme.
A: Das ist wirklich was ganz Typisches. Etwas zu sagen als wäre es die absolute Wahrheit. Nun hast du inzwischen gemerkt, dass es doch nicht immer die Wahrheit ist. Aber dieses Körperemp nden ist geblieben. Es ist ein körperlicher Druck. Und dieser Druck drückt sich im Sprechen aus. Wenn die Achter mit so einem Druck sprechen, dann können sie das ganz freundlich sagen, trotzdem bemerken die anderen diesen Druck. Das wirkt ganz freundlich, aber dieser Druck setzt die anderen unter Strom.
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T: Warum denken die Achter, dass das, was sie sagen, die Wahrheit ist? T8: Weil es einfach so ist. Das ist die absolut tiefe innere Überzeugung in jeder Faser meines Seins. T: Das wusste ich, dass du das sagst, deshalb habe ich Angelika gefragt. A: Das ist eine Körperwahrnehmung. T: Ja, dann ist es nachher tatsächlich die Wahrheit? (lautes Lachen) A: Es hängt davon ab, was sie sagen. T8: Manchmal ja, manchmal nein. Für uns ist es auf alle Fälle die Wahrheit, ja.
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A: Die Acht stellt auch gerne Fallen. Sie schickt dich auf eine falsche Fährte und beobachtet dann, wie du dich zurecht ndest oder eben auch nicht. Dadurch, dass sie die Schwächen des anderen erkennt, kann sie dich leicht aufs Kreuz legen. Die Acht wird nicht direkt lügen, aber die Wahrheit in ihrem Sinne verdrehen. Sie kann dabei andere Menschen für ihre Zwecke benutzen. Im Englischen gibt es dafür den passenden Ausdruck „Laying trips“. Das heißt, den anderen aufs Glatteis führen, um ihn zu testen, um durch Worte an ihm zu rütteln, ob und wieweit er echt ist.
Abwehrmechanismus: Verleugnung A: Der Verdrängungsmechanismus der Acht ist die Verleugnung: Wenn ich sage, es ist nicht so, dann ist es auch nicht so. Henry Tudor, auch der Löwe genannt, versuchte mehrmals, durch seinen Willen und die
Folgsamkeit seiner Vasallen den Tod zu überwinden: „Ich befehle Dir als Dein König: Du darfst nicht sterben.“ Als dies nicht fruchtete, sah er seinem eigenen Tod ins Auge. T6m: Meine Erfahrung dazu, wie Achter sich durchsetzen: Wenn ich an meiner Frau, die eine Achter-Fixierung hat, etwas nicht in Ordnung nde und ihr sage: „Du, das tut mir weh und ich möchte es nicht so haben“, dann entspinnt sich daraus eine Auseinandersetzung, die dazu führt, dass ich am Ende derjenige bin, der vollkommen falsch ist und dass doch klar ist, dass ich an mir arbeiten muss. A: Und der Satz lautet dann: „Du glaubst doch nicht, dass das mein Problem ist?“ T6m: Exakt. Das sind die subtilen Maschen, die die Achter drauf haben. Es ist nicht immer einfach. T8m: Das ist auch meine Haltung, wenn meine Frau auf mich zukommt und mich kritisiert. Da ich aber meine Fixierung und die Triebhaftigkeit meiner Ichhaftigkeit kenne und auch meine verbal-rhetorischen Tricks, sowie die daraus resultierenden Kommunikationsstrukturen, halte ich erst mal an und spüre, wie diese innere Überheblichkeit auftaucht – die ich übrigens nicht als Arroganz emp nde, auch wenn es so wirkt. Wenn ich also Kritik erfahre, dann muss ich voll anhalten, voll in die Bremse treten, dreimal tief ausatmen und mich dann fragen, was wollte sie mir jetzt sagen? (lachen) Und dann kann ich anfangen. T8w: Also, ich kann relativ schlecht mit Kritik umgehen, am schlimmsten ist es, wenn sie emotional und vorwurfsvoll ist. Ich bin lange Zeit über die Grenzen von Menschen rüber gebrettert und habe es nicht gemerkt, erst als sie losheulten. Habe gefragt: „Was ist denn los?“ Habe dann versucht, in mich selber zu gehen und es hätte mir manchmal auch gut getan, wenn die Leute gesagt hätten: „Stopp, das wird mir gerade zu viel.“ Ich habe im letzten Jahr einmal eine solche Kritik von einer Fünf bekommen. Das war ganz toll, weil sie so sachlich geblieben ist und so un-emotional. Das konnte ich annehmen. C: Achter weichen der Kritik aus, indem sie dir erklären, dass sie das schon längst verstanden haben. In der Einzelarbeit mit Achtern habe ich mich zuerst gewundert, dass sie schon alles wussten. Sie haben sehr
bereitwillig dazu genickt. Sie wirkten darin sehr kompetent, dass sie das schon alles über sich wussten. Zuerst hat es mich unsicher gemacht. Dann jedoch habe ich gemerkt, dass es kaum einen anderen gibt, der für sich Zuhause so viel arbeitet wie die Acht. Sie haben unglaublich intensiv mitgearbeitet.
Vermeidung: Schwäche C: In jeder Acht ist ein außerordentlich zartes und verletztes Kind. Jede Acht hat diese verletzte andere Seite. Gerade wegen dieser Verletzung hat sie beschlossen: „Nie wieder!“ „Ich sorge dafür, nie wieder so verletzt zu werden, mich so verletzt, so schwach zu fühlen.“ Deswegen wird auf die Schwäche verachtend heruntergeschaut und das Verletztsein wird versteckt. Das macht die Acht dann später nur mit sich aus.
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T: Wie nehmt ihr dieses inkompetente, verletzliche Kind wahr? T8w: Wenn das aufbricht und sich zeigt und man verpasst hat, den Schutzwall wieder rechtzeitig zu schließen, dann ist das wie ein Schock. Das erste Mal, als ich das erlebte, geriet ich in Panik, weil ich es nicht kannte und mich bloßgestellt fühlte. Als wäre mein Schwert ins Meer ge ogen und ich würde nicht mehr drankommen. Da gerate ich dann an meine Vernichtungsangst.
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A: Es ist eigentlich eine Emp ndsamkeit, diese Kraft spürt ja auch die andere Person. Emp ndsamkeit im Dschungel ist gefährlich, da kann ich mir das nicht erlauben. Was passiert, wenn ich Mitgefühl habe mit dem Tier, das ich eigentlich erlegen will? Dann werde ich verhungern. Deswegen wird diese Emp ndsamkeit als Schwäche deklariert und verleugnet. Sie wird verdrängt, so, als ob es sie nicht gäbe. T8, Ette: Ich bin ja Schauspielerin in gewisser Weise. Ich würde mich hier vor euch opfern. Ich sehe mich schon die ganze Zeit hier sitzen und denke, ich müsste euch das mal zeigen – meine Verletzlichkeit und meine Angst vor euch. Mein Gefühl ist, ihr müsstest mich nur stupsen und dann bricht schon alles zusammen. Das ist ein übermächtiges
Gefühl. Gerade für eine Acht die versucht, aus ihrem Panzer herauszukommen. T8: Ich habe z. B. ganz lange als Lieblings gur Lucky Luke gehabt, den Mann, der schneller schießt als sein Schatten. Der schießt so schnell, dass er nicht verletzt werden kann. Ganz schnell bekommt man als Acht heraus, wo jemand seinen wunden Punkt hat und da haut man sofort rein, bevor sich die Aufmerksamkeit auf einen selber richtet. Dann ist sie nämlich dort bei dem und dann dreht sich alles um ihn. Dann ist man von der eigenen Verletzlichkeit weg. Das war für mich dieser Lucky Luke. A: Lucky Luke ist mit seiner französischen Leichtigkeit im Wilden Westen eher eine Sieben. Die Leichtigkeit im Kampf für das Gute kann ja für den verbissenen Kampf der Acht eine Erholung sein.
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T8: Auch Mitgefühl oder Trost kann man unheimlich schlecht annehmen, weil der, der Trost oder Mitleid bekommt, schwach ist. Wenn jemand kam und mich trösten wollte, dann haben sich mir alle Nackenhaare gesträubt. Dann wollte ich den sofort wegschicken. Es wird ganz viel Energie aufgewendet, damit das versteckt bleibt. T8: Wenn sich jemand bedankt bei mir, ist das schon furchtbar. T8: Ja, genau. Das kann schon zu viel sein. Ich wende unglaublich viel Energie auf, um gar nicht in die Situation zu kommen, um Hilfe bitten zu müssen. Es war für mich erschreckend zu erkennen, wie ich mein Leben gestaltet habe, damit das erst gar nicht passieren konnte. T8: Das tut weh. Also nicht nur, wie viele Verletzte habe ich hinterlassen, sondern was mache ich eigentlich mit mir selber? T8: Das ist mir ziemlich egal, also die Verletzten. T8: Es liegt darin auch so eine Verachtung gegenüber den Weicheiern. A: Also die unsicheren Personen unterstützen quasi die AchterFixierung. T8: Ja, und wie. T8: Das hat auch mit diesem Kontrollverlust zu tun. Es gibt eine barbarische Angst vor dem Kontrollverlust, denn Kontrollverlust bedeutet, wirklich ausgeliefert zu sein. Wie ich das damals während
dieser Prügel erlebt habe, dieses komplette Ausgeliefertsein. Zu dem dann irgendwann mal „ja“ sagen zu können, „Ich habe es nicht mehr oder weniger verdient als andere“, das war für mich ein gigantischer Schritt. Aber ich merke das trotzdem noch. Da ist wirklich eine barbarische Angst vor dem Kontrollverlust. Auch die Angst davor, berührt zu werden oder wirklich in den Arm genommen zu werden, länger als vielleicht einige Sekunden oder wenn es nicht von mir ausgeht. Wenn mich jemand so gönnerhaft in den Arm nimmt, dann wird es richtig gefährlich. Da merke ich, wie der Widerstand hochkommt: „Jetzt muss ich hier aber gut aufpassen, dass ich die Kontrolle behalte.“
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A: Zur Acht gehört oft auch das ema Missbrauchen und Missbraucht werden. Beides ist oft im eigenen Leben passiert. Das macht es natürlich auch schwer, Recht und Unrecht zu unterscheiden. Das verwischt dann. Wenn die Gesetze der anderen so unzuverlässig sind, dann ist es besser, sich eigene Gesetze zu machen. Dann verlasse ich mich nur noch auf mich.
Falle: Gerechtigkeit C: Das, was richtig ist, bestimmt die Acht selber. Sie ist dabei insoweit von einem Gerechtigkeitsgefühl bestimmt, als dass sie sich für Schwache gerne einsetzt. Achter haben oft ein gutes Gespür für die Schwäche anderer und ein Gerechtigkeitsemp nden. Sie treten für Schwache ein, sie verteidigen diese und kämpfen für sie.
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T8m: In den ersten Jahren, als ich hier war, kamen Leute rein und haben sich drei Decken genommen. Da waren andere, die hatten keine Decke und dann taucht einfach eine Wut auf in mir. Wenn ich über diese Wut nachdenke, dann kommen die Gedanken der Gerechtigkeit, dass das ungerecht ist, wenn sich einer drei Decken nimmt und der andere keine hat. Diese Wut drängt danach, etwas zu tun, da hinzugehen, den darauf hinzuweisen, dass es unfair ist, sich drei Decken zu nehmen. Was ich versuche hier zu lernen, ist stehenzubleiben, wenn diese Gefühle auftauchen. Das sind also wirklich Körperwahrnehmungen, das drückt innerlich, da kommt mein Blut in Wallung, der Blutdruck steigt, ich
fange an zu schwitzen. Ich erfahre das aber als Leid, weil die Art und Weise, wie ich mich mein ganzes Leben geäußert habe, sehr viel Leid verbreitet hat. Wenn ich auf Menschen zugehe und mich äußere, dann denke ich wirklich überhaupt nicht darüber nach, was ich da nun sage oder wie ich es sagen soll, sondern es kommt alles, was ich auch jetzt sage, von irgendwo, ohne dass ich darüber nachdenke.
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T8w: Was wir in der Gruppe der Achter gestern einheitlich festgestellt haben: Wir kämpfen für alle, immer. Es muss nicht uns betre en, aber wenn es um die Gerechtigkeit geht, setzen wir uns in die Nesseln für andere, selbst wenn wir damit auf den Scheiterhaufen gehen, das ist uns egal. Wir kämpfen für Gerechtigkeit. Das Zweite ist, dass wir sehr ehrliche Menschen sind. Wir haben gestern auch festgestellt, wir könnten nicht im Vertrieb arbeiten und ein halbes Produkt anpreisen. Da müssten wir lügen, das könnten wir nicht. Also man kann uns glauben. A: Naja, das hängt davon ab, ob man die gleichen Werte hat. Es hängt davon ab, ob das, was die Acht selber für die Wahrheit hält auch wirklich die Wahrheit ist, wie wir beim Redestil schon gehört haben. Und manchmal auch, was ihr nützt oder sie unterhält.
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T8w: In meiner Ausbildung war ich total kämpferisch. Ich hatte immer das Gefühl, ich werde zu Unrecht angegri en, aber ich habe das natürlich selber dauernd gemacht. Voll das Feindbild: „Ich bin jetzt die, die für Gerechtigkeit sorgt.“ Zweimal hätte es mich fast die Ausbildung gekostet. Aber ich hatte eine Ausbilderin, eine Eins, die sich dann für mich eingesetzt hat, weil sie die gleichen Gerechtigkeits- ideale hatte, wie ich. A: Man sieht im Nahen Osten, wie die Idee der Gerechtigkeit zur Falle wird, weil jeder Recht hat mit seiner persönlichen Wahrheit. T8: Ich gehe, wie die Eins, in diesen inneren Richter. Seit ich denken kann, re ektiere und korrigiere ich mich innerlich sehr stark nach dem Motto: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg’ auch keinem andern zu.“ Ich bemühe mich ganz stark, mich korrekt zu benehmen und ein guter Mensch zu sein. Ich habe dadurch oft Probleme mit meiner Wut, die ich nicht haben will. Wenn dann jemand kommt und mir mit seiner Projektion auf die Füße tritt, nde ich das sehr schlimm. Da wird
wohl die Falle der Acht wirksam, was ihr Bedürfnis nach Gerechtigkeit angeht. C: Gerechtigkeit ist etwas anderes als Recht haben. A: Die Gerechtigkeit wird eine Falle, weil das Gerechtigkeitsemp nden subjektiv ist. Es kann zur Falle werden, wenn es, wie oben beschrieben, zu einem zwanghaften, nicht selbstbestimmtem Verhalten führt. Es kann zur Falle werden, wenn ich die Menschen ungefragt bevormunde, die es z. B. nicht alleine scha en, sich von denen, die drei Decken haben, eine zu holen. Es kann zur Falle werden, wenn ich mit dem Außen kämpfe und durch diesen Kampf für Gerechtigkeit meine eigene Verletzlichkeit verstecke. Wenn ich die Gefühle, die dabei auftauchen nicht selber fühle, sondern den anderen ins Gesicht blase. Dann bringt es mich von dem weg, was wirklich ist. Es kann ein Vorwand sein, einfach jemanden zum Streiten zu nden, weil im Wettkampf etwas antörnendes steckt. Wenn wir uns fragen, was Gerechtigkeit wirklich bedeutet, werden wir es schwer haben, darauf eine Antwort zu nden. Bedeutet es, dass alle das gleiche bekommen oder bedeutet es, dass jeder das bekommt, was er braucht? Ist es gerecht, dass wir satt und in Frieden leben und andere nicht? Wäre es gerecht, wenn alle die gleichen Eltern hätten oder entsprechend der sozialistischen Idee alle Kinder sofort in eine gleichartige Einrichtung kämen? Ist es gerecht, dass wir Bücher lesen dürfen wie dieses? Hier kommen wir in den philosophischen Bereich, in den sich die Acht im Stress in Richtung zur Fünf zurückzieht.
Schatten A: Das, was wir eigentlich als Schatten verstehen, nämlich die gesellschaftlich nicht anerkannten und unsozialen Charakterzüge, sind bei der Acht oft weniger verborgen als bei den anderen Fixierungen, da es die nonkonformistischste Fixierung ist. Dabei sind Frauen oft „besser erzogen“ und halten sich daher manchmal für eine Neun. Oft kommt die Acht aber ganz gut damit durch, wenn sie sich unangepasst verhält. Sie kann andere tyrannisieren und nur ihre eigenen Gesetze achten: Ein Ma osi erschießt niemandem im Haus seiner Mutter. Die Acht nimmt
sich, was sie haben will. Im schlimmsten Fall sorgt sie dafür, dass andere sich schlecht fühlen, um sich selber besser zu fühlen. Der Schatten, also das, was verborgen und unbewusst bleiben möchte, hat eher mit den beiden Bewegungen der Acht zu tun: Einmal mit der Emp ndsamkeit, welche die Acht der Fünfer-Fixierung entlehnt und zum anderen mit der Idealisierung der Zweier-Fixierung „Ich bin hilfreich.“ Zusammen mit ihrer Falle, einer Idee von Gerechtigkeit, übernimmt die Acht den Auftrag, die Welt retten zu wollen, zumindest jedoch bestimmte Menschen in ihrer Umgebung – wie ein richtiger Samuraikämpfer eben, der seine Geisha vor allem Üblen schützt.
Arbeit C: Achter können Lehrer sein, aber lieber Direktoren. Sie sind eher die Alpha-Tiere in unserer Gesellschaft. T8w: Ich hatte den Berufswunsch Staatsanwältin zu werden: Im Gerichtssaal die Angeklagten runterputzen und richtig fertig machen. Natürlich für Gerechtigkeit! Ganz klar, ist ja auch so ein Achter- ema. Gnadenlos die Leute runterbügeln. Es hätte bei mir keine Gnade gegeben. Der nächste Berufswunsch war, Gynäkologin zu werden und für die Rechte der Frauen einzutreten. T8w: Ich bin durch die soziale Unter xierung schon ein Teammensch, aber ich bin nie ein No-Name-Mitglied. Das ist total verrückt. Ich bin im Team, aber ich bin auf jeden Fall irgendwie in einer Sonderrolle. Ich habe da neu angefangen und sofort hatte ich die schwierigsten Familien an der Backe, obwohl ich es gar nicht wollte. „Du arbeitest so toll, dir kann man das alles geben.“ Vielleicht spielt es eine Rolle, dass ich keine Angst habe, wenn man in die Familien kommt und da ist eine Acht. „Was könnte ich alles falsch machen?“ ist ja auch nicht mein Ding. Ich kann mich zwar ganz arg inkompetent fühlen, – ich habe mich 15 Jahre lang inkompetent gefühlt bei der Arbeit, die ich gemacht habe – aber alle haben gesagt, ich würde sie wahnsinnig gut machen. T: Wie kann man sich inkompetent fühlen und gleichzeitig nichts falsch machen?
T8w: Als Acht macht man nichts falsch, auch wenn man sich inkompetent fühlt. Intuitiv macht man alles richtig, irgendwie verbucht man das für sich als richtig. Man ist ja so großartig. Vielleicht habe ich ja nur die Sachen gesehen, wo ich einen Erfolg hatte und alles andere nicht. Aber ich habe mich überfordert gefühlt. Wenn ich das z. B. irgendwo gesagt habe, hat mir nie jemand geglaubt. Bis heute glauben mir das die Leute nicht. Wenn ich mal sage, mir geht es gar nicht gut, glauben mir die Leute nicht. A: Ja, die Maske deiner gespielten Tapferkeit wird dir hier zum Verhängnis.
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A: Die Acht ist besonders bei der Arbeit in einer Zwickmühle. Niemand weiß bei seiner Arbeit alles. Es ist sehr schwierig, wenn ich es mir nicht erlauben kann, mich unterstützen zu lassen. Die Acht kann sich, besonders in sozialen Berufen, aufreiben. Eine Acht, die sich auf einen therapeutischen oder spirituellen Weg begibt, versucht ihre Rüstung abzulegen. Dann ist sie besonders verwundbar. Sie hat es nicht gelernt, sich ohne diese energetische Übermacht, z. B. wie eine Sechser-Fixierung auf mentaler Ebene, auseinanderzusetzen und zu wehren. Diese Verwundbarkeit führt dann ebenso wie ihr übermächtiges soziales Verantwortungsgefühl zu einem Ausbrennen. Die Acht muss also lernen, gegenwärtig zu sein, ohne die anderen zu überrennen und ohne sich selber zu missachten. Gleichzeit hat die Acht die Fähigkeit, sich mit großer Entschlossenheit und Risikobereitschaft für ihre Ziele einzusetzen. Sie kann daher mit dem, was sie tut, sehr erfolgreich sein.
Beziehung T8: Ich habe viele Freunde, die ich sehr unterstütze. Ich selber brauche keinen Freund, weil ich doch alles alleine kann. Aber das ist natürlich Quatsch. Jeder kann jemand anderen verletzen, wenn er will und die Frage ist, mit wem hast du es zu tun und was willst du von dem anderen.
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A: Wenn wir die Leidenschaft der Acht verstehen, nämlich das Handeln und Leben nach dem Lustprinzip, bei dem das Objekt kein Eigenleben hat, können wir leicht verstehen, wie missbräuchliche Situationen zu Stande kommen. Wenn nur meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zählen und ich mich an keine soziale Norm halten möchte, dabei auch die Bedürfnisse des anderen nicht wirklich wahrnehme, dann ist der andere das Opfer meiner Lust, worauf auch immer sie sich gerade bezieht. Dabei kann die Acht sowohl in die Rolle des Täters als auch in die Rolle des Opfers geraten. Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit nden sich in dieser Fixierung. Die Co-Abhängigkeit entsteht wieder aus der Falle der Gerechtigkeit und der Idee, jemanden retten zu können. Dafür muss ich mich überschätzen und glauben, die Kompetenz und Fähigkeit zu besitzen, für den anderen in den Kampf um sein Leben zu gehen. Die Täterrolle entspricht einfach dem Naturell der Lust, die eigenen Bedürfnisse ohne Rücksicht auf Verluste auszuleben. Ohne Erbarmen ist schon verkehrt ausgedrückt. Um mich zu erbarmen, müsste ich ja die Bedürfnisse des anderen überhaupt erst mal wahrnehmen. Diese sicherlich etwas pointierte Darstellung zeigt uns dennoch sehr deutlich die Grundströmung der dieser Fixierung zu Grunde liegenden Kraft. Sie macht uns auch deutlich, dass eine gewisse „Domestizierung“ dieses in jedem von uns vorhandenen Triebes uns allen gut tut. So wie auch „der kleine Prinz“ mit Liebe gezähmt werden will.
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T: Wie ist es bei der Acht mit der Beziehung zu Menschen? Wie kommt ihr dann damit klar, wenn ihr nicht mit dem Kopf durch die Wand kommt? T8w: In der Beziehung habe ich meinen Partner und meine Kinder als meinen Besitz angesehen. Sie haben in meinen Machtbereich gehört. T8w: Früher war das bei mir so: Wenn ich irgendetwas unbedingt wollte, habe ich versucht, den Menschen oder die Beziehung in diese Richtung zu manövrieren. Wenn ich sie dann soweit unterdrücken oder dominieren konnte, dann hat mich das irgendwann nicht mehr froh gemacht. Ich brauchte ja auch den Widerstand.
T8: In einer Beziehung heißt das natürlich, dass es mir so vorkommt, als ob ich mich überhaupt nicht hingeben kann. Dann suche ich mir lieber Beziehungen, wo ich mein Helfersyndrom ausleben kann, dann kann ich das ein bisschen auf ein anderes Gleis biegen und habe trotzdem noch die Kontrolle. T8m: Die Angst vor der Vernichtung liegt bei mir ganz knapp hinter jeder Erfahrung. Ich meine, dass ich alle Menschen liebe, aber wenn ich mich von einem Menschen lieben lasse, also Zuneigung von einem Menschen erfahre, dann meine ich, mich auf diesen Menschen einlassen zu müssen oder ihm etwas schuldig zu sein. Die körperliche Angst, die dann auftaucht ist folgende: Wenn ich mich auf diesen Menschen einlasse und der dann z. B. stirbt, dann ist die Liebe weg, dann bin ich alleine. Dann gehe ich zurück in meine Wohnung und dann kommt nie wieder ein Mensch dorthin. Kein Kind, keine Frau, kein Kollege. Und dieses Alleinsein bedeutet den Tod. Da kann ich auch gleich ganz sterben. Das ist die Vernichtung. Und diese Vernichtung lauert ganz knapp hinter all meinen Beziehungen. Das Annehmen von Zärtlichkeit, von Geschenken, dass jemand danke zu mir sagt – bei all dem kommt sofort die Angst hoch: „Jetzt platze ich und dann bin ich weg für immer.“ T8w: Wenn mein Ex mit seiner Macht kommt und über mich verfügen will, dann bin ich voll im alten Match. Dann fühle ich mich stark. Da habe ich kein Problem. Ich habe eher ein Problem, wenn ich die Hingabe, die der Acht ja als Potenzial zugeschrieben wird, einfach mal zulasse. Einerseits fällt es mir leicht, andererseits bekomme ich einen Schreck, sobald ich mir dessen bewusst werde. Das ist neu, dass ich mir der Angst und des darunter liegenden Schmerzes bewusst werde. Ich dachte erst, meine neue Beziehung, der neue Mann, habe diesen Prozess ausgelöst. Aber es ist gar nicht der Mensch, um den es geht. Es geht um meine grundsätzliche Angst, vernichtet zu werden. Es geht dabei um eine gewalttätige Vernichtung.
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A: Mir hat mal eine Acht Geld geliehen. Einfach so. Ich habe ihn dann gefragt, ob er das öfter macht und einfach weiß, von wem er das Geld wieder zurückbekommt. Er hatte schon öfter Geld ausgeliehen und es nie mehr wieder bekommen. Durch diese innewohnende Unschuldigkeit
und Naivität fällt es der Acht schwer, sich wirklich hinzugeben. Sie könnte dabei wegschmelzen.
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T8m: Wenn ich mich einlassen würde, wenn ich die Liebe annehmen würde, die mein Partner anbietet, werde ich schwach. Da wir die Schwäche und die Hil osigkeit vermeiden, würde das ja heißen, wenn ich meinen Kopf in den Schoß meiner Partnerin lege und hil os bin, widerstrebt das meiner Fixierung. Das ist eine große Strafe, dass ich zwar lieben kann und für die anderen da sein kann, dass ich aber nichts annehmen kann. In Beziehungen ist das nicht schön, das ist ein großer Schmerz.
Wie andere die Acht erfahren T: Ich habe beobachtet, wie es mir geht, wenn ich die Achter reden höre. Ich bekomme eine totale Bedrängnis im Brustkorb. Ich fühle mich allein schon durch die Stimme bedroht und gleichzeitig macht es mich aggressiv. Ich erlebe Vernichtungsangst, also eigentlich die Angst der Achter. Ich habe mich ja auch eine Zeit lang für eine Acht gehalten. Ich habe die Angst, wenn ich einer Acht begegne und nur eine falsche Bemerkung mache oder einen falschen Blickwinkel einnehme, bekomme ich eins ausgewischt. Entweder verbal oder energetisch durch einen Blick, der sich wie eine heftige Ohrfeige anfühlen kann. Ich bin jetzt ganz aufgeregt. T: Sollte man Achtern aus dem Weg gehen? Haben die Freunde? Ich sage mir immer: „Um Gottes Willen, ho entlich begegnet mir keiner.“ C: Ist diese Furcht das einzige oder emp ndest du auch ein Hingezogensein wegen der Möglichkeit, dich anlehnen zu können? Du kannst mal nachspüren. Wie reagierst du auf die Acht? Ist bei der Acht das Fürchten das Einzige, was hochkommt? Es gibt doch auch AchterTypen wie Jack Nicholson oder die etwas älteren Gangster, zu denen alle kommen, um sich in deren Schutz zu begeben. Spüre mal, wie das bei dir ankommt.
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T6m: Ich emp nde das Mich-Anlehnen-Können bei den Achtern als sehr angenehm. Meine Frau hat eine Achter-Fixierung und was mich bei ihr besonders angesprochen hat, war ihre Ausstrahlung von Kraft und Stärke. Ich hatte den Eindruck, bei ihr Schutz nden zu können. Ich als armes Sechserlein, das sich nie entscheiden kann, habe es genossen, dass bei den Achtern immer alles klar ist, dass sie sagen wo es lang geht. Da hat man es einfacher. Da weiß man bescheid und kann sich anhängen. Ich nde, das passt gut zusammen. Mindestens in dem Punkt bedienen sich unsere Fixierungen sehr gut. T6w: Mein Partner hat eine Achter-Fixierung und das Tolle bei ihm ist: Er wusste ganz klar, dass ich es bin, dass er mich will und das bedeutete für mich Sicherheit. So ein klares Ja zu mir habe ich mit niemand anderem erlebt. Das ist enorm.
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T8m: Ich habe als Kind und als Jugendlicher teilweise sehr schmerzhaft erlebt, dass andere auf mich zu kamen und mich zum Führer machten. Wenn wir auf einer Klassenfahrt aus einem Bus gestiegen sind und fünf Meter neben mir der 40-jährige Klassenlehrer stand, dann kamen die Leute, die uns vom Park abgeholt haben auf mich zu und haben mich angesprochen als den für sie o ensichtlichen Führer der Gruppe. Das ist mir sehr häu g so gegangen, da hatte ich keine Wahl und ich habe überhaupt gar nicht begri en, was da passiert ist. T: Wir haben als Lehrer immer Probleme mit Achter-Jungs in der Pubertät. Die treten derart wie die Bosse auf, dass es bei einer Klassenfahrt passieren kann, dass ein Achter-Junge alles dirigiert und man als Lehrer den Eindruck hat, keinerlei Ein uss mehr zu haben. Das ist eine harte Herausforderung. T8w: Wenn man in der Lage ist, diesem Jugendlichen das Gefühl zu vermitteln, dass man seinem Verantwortungsbewusstsein vertraut und ihm zutraut, dass er seine Fähigkeiten konstruktiv einsetzt und niemandem damit schadet, dann wäre dieser Junge bestimmt ein toller Typ. Wenn er sich aber in Frage gestellt fühlt, provoziert ihn das. Ich habe mit dieser Art von Jugendlichen folgende Erfahrungen gemacht: wenn ich ihnen das Gefühl vermitteln konnte: „Hey, ihr macht das toll!“,
dann waren das meine besten Schüler. Ich empfand sie vom Verhalten her als sozial sehr kompetent, Viertklässler, als ganz warmherzig und kameradschaftlich. Vorher waren sie total rebellisch und haben immer nur alles kaputt gemacht. C: In der Pubertät kommen allerdings noch andere Seiten durch. Das ist schwieriger. Hinter all der Stärke ist immer auch das verletzte Kind versteckt. Deswegen ist es ein guter Gedanke, den Jugendlichen Respekt und Anerkennung zu geben und verantwortungsvolle Jobs oder Aufgaben.
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T8w: Zum Auftreten möchte ich noch sagen, dass ich das als Frau ganz oft so erlebe, dass Männer vor mir Angst haben, schlichtweg Angst. Das ist etwas, was ich dann echt bedauere, weil ich denke: „Mein Gott, ich fresse dich ja nicht.“ T8: Ein Grundgefühl, das ich habe, ist dieses Bild, dass ich, wenn ich unter so vielen Menschen bin, mich wie ein Nackter unter Kannibalen fühle, dass ich tatsächlich die körperliche Angst habe, von euch gefressen zu werden – um das mal so richtig auf die körperliche Ebene zu bringen – und genau so, in der feineren Abstimmung dann, berührt zu werden, gestreichelt zu werden, in den Arm genommen zu werden. Das ist auch ein Zeichen von Hil osigkeit. Wenn ich das wirklich vom Herzen her zulasse, muss ich sehr, sehr mutig werden, mein Herz muss mutig werden.
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T4: Ich möchte sagen, wie die Acht auf mich wirkt. Ich nehme eine Faszination, eine Anziehung zu euch Achtern wahr. Ich habe euch dabei gern ein Stück auf Abstand, aber es gibt eine Sympathie und einen Gleichklang zu der Intensität, mit der ihr Dinge macht. Wie ihr in die Gefühle geht, wie ihr in Kontakt geht. Dazu gehe ich in Resonanz. Was mir ganz schnell Angst macht, ist eure absolute – vor allem körperliche Unberechenbarkeit, wo ich energetisch überhaupt nicht folgen kann. Nur in der Fantasie bin ich körperlich genauso stark. Was mir klar geworden ist: Wenn ihr von der Körperlichkeit sprecht, von dieser Vernichtung, wie das an der Haut arbeitet, das kenne ich von den Gefühlen. Das spielt sich für mich alles auf der emotionalen Ebene ab. Langsam komme ich
dem auf die Spur, wie bei mir der Selbsthass funktioniert. Der ist nicht körperlich, ich ritze mich nicht, es ießt kein Blut, aber emotional fühlt es sich ganz ähnlich an. Ich mache den Terror innerlich. Die Vier hat ja auch ihre Machtgeschichten. Ich kenne das auch, dass man mir sagt, ich übe Macht aus. Sobald jemand laut zu mir spricht, falle ich tot um, das kann ich nicht gut aushalten. Aber ich bekomme allmählich mit, wie ich emotional Macht ausübe, wenn es nach meiner Fasson gehen muss. Ich spüre, wie sich das Stimmungsbild in einer Gruppe, in welcher ich dabei bin, entwickeln sollte. Das ist spannend. A: Es gibt Überschneidungen und andererseits gibt es da diese Gefährlichkeit, das ndet die Vier schön dramatisch. Wenn die Acht in ihrer Relax-Bewegung weicher wird und mehr von der Zwei übernimmt, dann sind beide groß in Emotionen.[UM 4-8]
Polarität: Puritaner – Hedonist C: Bei der Acht ist die Dichotomie das Asketischsein, mit Genügsamkeit und mit Wenigem auskommen oder das sich Alles-Einverleiben. Die Achter können dick sein, ohne sich darum zu kümmern. Z. B. bei Jack Nicholson, er trägt das mit einer Selbstverständlichkeit, bei der keiner sich einen schrägen Blick erlaubt. Auf der anderen Seite gibt es die Asketischen. Da die Acht eine Körper-Fixierung ist, hat sie auch diese Begrenzung, diese Strenge mit sich selber. Daher kann sie eine enorme Disziplin haben, die sich im Puritanismus zeigt. Sie kann enorm genügsam sein. Die Genügsamkeit steht im Dienst der Stärke. Die Leidenschaft der Acht ist die Wollust und das Exzessive. Das kann dann auch die Askese betre en, weil die Acht alles exzessiv macht.
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T8m: Ich habe diese permanente Tendenz mich auszudehnen, überall. Ich leiste mir ein Seminarzentrum, das viel größer ist als ich es gebraucht habe und fülle es dann aus und es wird wieder zu klein. T8m: Es gab Phasen in meinem Leben, da habe ich sehr puritanisch gelebt und wollte alles selber bauen und selber machen. Meine Musik selbst komponieren, meine Praxis selbst gestalten, mein Essen, mein
Bett, meine erapierichtung und das alles recht sparsam. Besonders im Studium. Aber ich liebe heute doch mehr die Fülle.
Stress-Bewegung zur Fünf A: Wenn die Acht unter Stress kommt, dann nimmt sie bestimmte Strategien der Fünfer-Fixierung an: Sie zieht sich zurück. Rückzug ist eine gute Strategie, wenn die Schlacht nicht zu gewinnen ist. Während der Zeit der Bundeswehr in Afghanistan war es ein großes Problem, dass es keinen Weg für einen schnellen Rückzug gab. Das hat die Belastung der Soldaten extrem erhöht. Bei einem Rückzug gibt es die Möglichkeit, die eigenen Kräfte wieder zu sammeln. Man kann sich vielleicht neues Wissen aneignen, sich in Bücher und ins Mentale zurückziehen, um dann wieder mit neuen Kräften in den Ring zu steigen. Hier ist auch der innere Ort, an dem die Emp ndsamkeit der AchterSeele einen geborgenen Platz nden kann. Die Achter-Mauern der Selbstgerechtigkeit werden wie ein Schutzzaun um diese Emp ndsamkeit gezogen. So kann dieser kostbare Schatz bewahrt werden und als Kraftquelle dienen. Hier kann die Acht sein und wer diesen Raum leise betritt, kann wundervolle Begegnungen erleben. Michel aus Lönneberga von Astrid Lindgren ist eine Acht. Immer, wenn er wieder Unfug gemacht hat, kommt er in den Schuppen. Dort schnitzt er an Holz guren. Das ist so eine Bewegung zur Fünf, dann geht er in diese geschützte Stille. Er schnitzt sehr in sich gekehrt. Es gibt Szenen, wo er freiwillig in den Schuppen geht, wo er merkt, dass er außer Rand und Band ist und dann weiß, er muss sich jetzt mal zurückziehen und wieder bei sich selber ankommen. T8w: Früher, wenn es irgendwie eng wurde, wenn es bedrohlich wurde, wenn ich gemerkt habe, jetzt behalte ich nicht die Kontrolle, bin ich in mein Zimmer gegangen, habe die Tür zugeschlagen, habe fünf Räucherstäbchen gleichzeitig angemacht, bis ich schier keine Luft mehr gekriegt habe, bis ich asthmatisch wurde und saß drinnen und in mir hat es getobt, ganz furchtbar. Das war eigentlich Verzwei ung und ich hätte mir nichts mehr gewünscht, als dass irgendjemand kommt und mich rausholt, aber wenn irgendjemand geklopft hätte, den hätte ich so fertig
gemacht. Dieses Dilemma, das war ganz schlimm, da habe ich wirklich gelitten. Drinsitzen und sich ganz arg wünschen, dass jemand kommt, aber wenn er gekommen wäre, dann hätte er keine Chance gehabt. Null. Es hätte jemand kommen müssen mit Lachen. Bei mir geht ganz viel mit Humor, aber er hätte ganz beharrlich sein müssen und klar. Aber auf keinen Fall so: „Hhhmm, es war doch gar nicht so gemeint. Können wir nicht noch mal reden.“ Das geht gar nicht. Dann hätte ich sofort wieder Oberwasser gehabt und dann wäre das Spiel von vorne losgegangen. Also mein Traum war dann immer, dass jemand reinkommt, mit Gewalt eigentlich und mich einfach festhält. Der hätte dann stärker sein müssen als ich, so dass ich dann in der Umarmung quasi wahnsinnig hätte toben können, um mich dann hingegeben.
Relax-Bewegung zur Zwei A: Wenn die Acht loslässt und sich gut aufgehoben fühlt, dann kann sie mit den Eigenschaften der Zweier-Fixierung sehr liebevoll für andere da sein. Das klischeehafte Bild der Oberschwester, Schwester Rabiata, ist das Bild einer ruppigen Matrone. Wenn du aber ihr Herz erobert hast, dann wird sie dich mit der ganzen Kraft ihres großen Busens gesund p egen, ob du willst oder nicht.
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T8w: Wenn ich auf meine Beziehungen zurückblicke, fällt mir auf, dass ich als Zwei Kontrolle ausgeübt habe, nicht als Acht. Ich bin in die Zwei gegangen und habe den Partner umsorgt und verwöhnt und damit Kontrolle ausgeübt. A: „Und ich weiß, was du brauchst und ich besorge dir das und zwar lückenlos.“ T8w: Das ging mit Leuten, mit denen ich eigentlich nicht auskam. Wenn ich dann die Idee hatte, was für sie gut ist oder gesehen habe, wo sie einen Mangel haben, dann konnte ich da rein springen und sie unter meine Fittiche nehmen. Dann hatte ich auch die Macht über sie. Es war aber nie auf Augenhöhe.
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T8w: Ich war ausgeruht und ich war so völlig in Frieden mit allem, bin dann in die Küche und wollte was erledigen. Dann habe ich meinem Mann die Ka eekanne gespült. Das ist deshalb bemerkenswert, weil ich sie ihm früher nie gespült habe, weil ich immer gedacht habe: „Es ist doch seine Kanne, die kann er selber spülen.“ Ich hätte mich ausgenutzt gefühlt. Dann habe ich sie einfach gespült. Es war mir egal, ob er es merkt oder nicht. Es war einfach so. Ich habe es einfach so getan, nicht um ihm was zu beweisen oder mir was zu beweisen, sondern einfach nur, weil ich dachte: „Er hat dann zwei Minuten mehr Zeit.“
Selbsterhaltung: befriedigendes Überleben T8m, se: Erst mal sitzt ihr hier alle, ich passe auf euch auf, dass es nicht durchs Dach regnet, die Tür geschlossen ist. Oder, wenn hier jemand was klauen würde, würde ich mich drum kümmern. Es wäre schön, wenn ihr euch hier angemessen verhaltet und hier keine o enen Teegläser mit in den Raum nehmt. Das betri t auch die Familie und dieses Zusammensein hier und das ist mir wichtig. Das ist an meinem Arbeitsplatz so, das ist innerhalb meiner Familie so, dass ich so eine Art Hütehund bin, der aufpasst und alles zusammen hält. Das ist auch in meiner spirituellen Gemeinschaft so. Die Arbeit, die Freizeit, die Familie. Das ist ganz praktisch. Ich habe in meinem Rucksack immer alles dabei. Wenn man mich irgendwo in der Wüste aussetzen würde, dann hätte ich
praktisch alles dabei, um zu überleben. Das habe ich bei Selbsterhaltungs-Sechsern und Neunern und anderen Fixierungen auch so gesehen. Das sind also Menschen, die sich, bevor sie losgehen, immer noch ein Butterbrot einpacken und alles Mögliche mitschleppen und daran denken, was man alles gebrauchen könnte. C: Ja. Aber es wird von etwas anderem angetrieben. Bei der Acht wird es angetrieben von Kontrolle und Macht und bei der Sechs wird es angetrieben von der Angst, der Unsicherheit und der Sorge. Da sieht man wieder, wie dasselbe Verhalten von einer anderen Energie angetrieben ist und dadurch zu einer anderen Fixierung gehört.[UM6-8]
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A: Der Selbsterhaltungs-Trieb geht mit der Leidenschaft der Wollust in Konkurrenz. Wollust bedeutet eine Ressourcenverschwendung. Insofern wird sich die Selbsterhaltungs-Acht mehr auf das konzentrieren, was ihr Überleben sichert. Wie auch immer das dann aussieht. Dabei geht sie keine Kompromisse ein. C: Polen ist eine Achter-Kultur, eine Selbsterhaltungs-Acht, bei denen das ema des Missbraucht-Werdens zum Tragen kommt, da sie so oft überfallen worden sind. Polen war über Jahrhunderte von der Landkarte verschwunden und dennoch behielt das polnische Volk seine Identität. Das hat im beharrlichen „sich-für-stärker-halten“ dahin geführt, dass Polen auf der Landkarte wieder auftauchte. Bei dem Volk spürt man die Stärke und Macht und gleichzeitig das Missbraucht-Werden und die Verletzlichkeit. Achter aus Polen, die man kennt sind: Lech Walesa und Papst Johannes Paul II.
Sexuell: Besitz/Hingabe T8w: Ich bin eine sexuelle Acht. Die sexuelle Unter xierung war mir immer schon klar. Wenn ich irgendwo reinkomme, schaue ich, wie viele Männer und wie viele Frauen da sind, wobei das mit den Frauen nicht so wichtig ist. Ich schaue, wie alt die Männer sind, wie schön sie sind, wie dick sie sind, wie dünn sie sind. Wer ist attraktiv, wobei das mit dem Alter nicht so wichtig ist. (lachen) Das Hauptthema ist die Wollust. Es
geht irgendwie um den Spaß und dass ich das kriege, was ich will und dass ich das gleich kriege, was ich will. Ich muss die anderen Frauen nicht ausschalten, sondern ich nehme mir das, was ich will sowieso. (lautes Lachen) Da hat vielleicht irgendwer eine Konkurrentin, aber nicht ich. (lachen) T8w: Ich habe eine sexuelle Unter xierung mit puritanischem Pol. Das Intime kann sehr schnell das Verletzliche freilegen, das habe ich immer unter allen Umständen versucht zu vermeiden. Wenn ich mir überhaupt Männer anschaue, schaue ich ausschließlich danach, ob sie meinen Vorstellungen von „was ein richtiger Mann ist“ auch entsprechen und vergleiche sie mit meinem Mann, der nach langer Prüfung den Test bestanden hat. Ich schaue viel lieber schöne Frauen an, das ist nicht so schwierig. Im Kontakt mit Männern habe ich mich immer cool verhalten. Wenn ich dann aber einen gut fand und mir sicher war, war ich sehr direkt und hatte keine Hemmungen. Allerdings war es immer mein Körper, der bestimmt hat, ob ein Mann akzeptabel ist, ob ich mich körperlich auf ihn einlassen kann oder nicht – die Chemie musste stimmen und das war keine Kopf-entscheidung, sondern eine rein körperliche, wie fühlt es sich an, neben ihm zu stehen; das sexuelle Spiel insgesamt. Die körperliche Grenze zu überschreiten war immer ein großer und bedeutsamer Schritt, weil diese Nähe auch unendlich viel Gefahr birgt. Die Gefahr einer Nähe zu jemandem, der mir emotional wichtig ist, dem ich mich ö ne und ö nen möchte, dem ich mich dann irgendwann auch ganz und gar hingeben möchte, bietet so viel Potenzial an Zerstörung, auch selber zerstört zu werden. Je mehr ich mir der Angst davor bewusst geworden bin, desto klarer wurde, wie sehr ich vor diesem Schritt zurückweiche. Früher habe ich das wahrscheinlich unbewusst getan und selber gedacht, dass ich cool bin. Ich habe durch meine innere Arbeit nach einer sehr schmerzlichen Trennung vor einigen Jahren entschieden, erst mal keine Beziehung zu beginnen, nichts Ober ächliches, Leichtfertiges anzufangen, um den Kummer zu dämpfen, sondern habe mich ganz bewusst mit den inneren Prozessen wie Ängsten vor und Wünschen nach echter Nähe, Geborgenheit, Vertrauen und sich fallen lassen wollen und können, auseinandergesetzt. Das war neu. Auch dieses
Gefühl von Angst haben – ich habe tatsächlich Angst und zwar massiv und ernsthaft, das war und ist immer wieder eine O enbarung. Das zieht mir immer wieder den Schleier weg, der mich denken und fühlen lässt, dass ich unverletzbar bin und mir gar nichts passieren kann. Dann bin ich nackt und ganz klein und so schutz- und hil os wie ein kleines Vogeljunges, das aus dem Nest gefallen ist und noch nicht iegen kann.
Sozial: Freundschaft C: Es gibt Probleme, wenn zwei Achter in einer Gruppe, in einem Raum sind. Es ist eher so, dass in der Gruppe eine Acht ist und die ist dann der Anführer. A: Außer bei den sozialen Achtern. Da geht das. Die Dänen haben uns das vorgemacht. Da kann man fünf Achten beobachten, die gemeinsam an einem Tisch sitzen, die gemeinsam die Welt erobern. Sie haben ein gemeinsames Ziel und tun sich zusammen, um noch stärker zu sein. Die Freundschaft einer sozialen Acht ist unzerbrechlich. Sie wird alles für dich tun. Der Gerechtigkeitssinn und das Helfen der Zwei untermauern noch diese Eigenschaften, sodass die soziale Acht in diesen Strukturen gefangen sein kann. Sie opfert sich am ehesten auf. C: Die Wikinger sind eine Achter-Kultur, die fallen ein. Anders als der Imperialismus der Engländer mit ihrer Einser-Fixierung, die überall ihre Teehäuser einführen. Die Wikinger kommen mit 200 Leuten und die Inselbewohner haben das Gefühl, als ob da 30.000 wären. Sie machen so ein Geschrei, sind so präsent und überrollen die anderen. Sie besetzen das Land, weil sie das selbstverständliche Recht dazu haben und stark genug sind. Mit dieser inneren Haltung sind sie angekommen und das hat dann auch funktioniert. Als der Faschismus kam und alle Länder über el und die Juden vernichten wollte, wurden in den Niederlanden 90 Prozent der Juden ermordet, in Dänemark weniger als drei Prozent. Die Dänen haben gesagt: „Das lassen wir nicht zu.“ Der dänische König hat gesagt: „Wenn wir alle den Judenstern anziehen müssen, dann bin ich der Erste, der das tut.“ Infolge dessen haben das alle anderen auch getan. Was gegen ihre
Moral ging haben sie einfach nicht erlaubt. Die Juden waren ihre Freunde. Punkt. A: Die Integration von sogenannten Behinderten ist in Dänemark schon immer selbstverständlich.
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T8w: Ich lasse mich am ehesten aus der Stille wegholen, wenn einer anruft und fragt: „Kannst du das und das für mich tun?“ Ich will für andere da sein. Wenn jemand bedürftig ist oder traurig, dann löst das in mir aus: „Ich kann dir helfen.“ (lacht) „Ich bin für dich da! Oaaahr, King Kong rettet dich.“ Oder, dass man was liest und denkt, das könnte für den und den auch wichtig sein. Das habe ich auch nicht mehr. Ich lese was und mir fällt niemand mehr ein, für den das auch wichtig wäre. Das ist total toll.
Unterscheidungsmerkmale T: Wie ist das mit dem Zorn, sind Achter eher die Choleriker? C: Nein, das ist bei Achtern nicht der Fall. Bei den Cholerikern ist der Zorn unterdrückt. Das sind eher die Sechser, die Neuner oder die Siebener. Die Sechser sind die typischen Choleriker, sie unterdrücken, sind innerlich beschäftigt mit Rechtfertigen usw. Und dann bricht es heraus. Das ist dann eine verbale Attacke. Die Acht hat es nicht nötig, sie ist nicht so unter Druck. A: Der Druck, die Wut ist immer da, ein ständiges Fließen. T8: Die Wut kommt permanent, andauernd, jede Sekunde, bei allem was ich höre, rieche, sehe oder erfahre. Aber sie kommt dann und ist weg. Da gibt es keine Zeit für Cholerik. C: Das Kämpfen und Beherrschen wollen ist kein Achter-, sondern ein Sechser- ema. Sechser reagieren rechthaberisch auf Kritik und schlagen zurück. Die Acht ist Kritik nicht gewohnt und erwartet sie nicht. Die Achter haben das Kämpfen und Streiten nicht nötig. Wie Franz Josef Strauß sagte: „Was kratzt es die deutsche Eiche, wenn sich die Sau dran reibt?“[UM 6-8]
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T8m: Ich habe eine Frage zum Kontraphobischen. Mein Sohn wird 17 und der hat alles ausprobiert, was man ausprobieren kann. Er hat sehr starke Ängste und seine Taktik damit umzugehen ist, dagegen anzugehen. Der macht alles: Drogen, Schlägereien … Ich wollte gerne wissen, ob ihr das kennt, ist das ein Sechser-Ding? T6m: Ja, extrem. Alles, Schlägereien, Drogen, gefährliche Sachen. T8m: Woran merkt man das, ob das kontraphobisch ist oder ein AchterVerhalten? A: Was ist der Unterschied zwischen dir und deinem Sohn? T8m: Ich hab das nicht. Später vielleicht, aber nicht in dem Alter und nicht in der Form. Ich habe das Gefühl, dass bei ihm Angst eine noch größere Rolle spielt als bei mir. Er hat mehr Angst vor allen Dingen. A: Die Ängste sind bei der Sechs weiter an der Ober äche, weiter oben in der Schichttorte der Gefühle. Bei der Acht ist die Angst unter der Wut versteckt.[UM 6-8]
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T4: Was mich noch verwunderte war, dass die Acht von dieser existenziellen Angst des Verlassen-Werdens spricht, dass Verlassen werden Vernichtung bedeutet. Ich dachte, das wäre ein Merkmal der Vier, für die das Verlassen-Werden das Allerschlimmste ist. Ich kenne beides: die Angst vor dem Verlassen-Werden und die Angst vor der Vernichtung und bin jetzt etwas verunsichert, wo ich hingehöre. C: Für die Vier ist das Verlassen-Werden der normale Gefühlszustand. Da ist es nicht die drohende Katastrophe, sondern die Vier fühlt sich bereits verlassen. Sie hat keine generelle intensive Angst, von dem Mann, mit dem sie zusammen ist, verlassen zu werden. Es ist eher das sich Verlassen-Fühlen von Gott, vom Paradies, vom Vater, von sonst wem. Damit ist die Vier die ganze Zeit beschäftigt. Es dreht sich nicht um eine erwartete Katastrophe. Die Vier ist daran gewöhnt.[UM 4-8]
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T8: Wenn ich mit Vierern was mache – Musik oder funktioniert das wunderbar. Wie kommt das?
eater – dann
T4: Es fühlt sich an, als ob ihr Achter-Körpermenschen mich ausrichtet. Ich gewinne Orientierung durch die Körperlichkeit. Ich werde dadurch
körperlicher, klarer, ausgerichteter und psychisch stabiler. C: Die Achter sind was zum Anlehnen. A: Die Kompassnadel richtet sich plötzlich aus. „Ah, jetzt weiß ich, wo es lang geht.“ Die Acht liebt es, bewundert zu werden. Und die Vier kann bewundern. C: Schaut euch die Filme mit Jack Nicholson und den Frauen an – die sind doch wie füreinander gescha en. A: Das sind die Geisha und der Samurai.[UM 4-8]
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T8: Ich will gar nicht recht haben, aber ich möchte in meiner Bemühung gesehen und nicht pauschal abgeurteilt werden. Der andere fährt ja auch seinen Film. Ich habe in der U-Bahn noch nie jemanden angebrüllt. Das klingt eher nach Vier, dieses Anbrüllen in der U-Bahn. Natürlich nde ich es toll, wenn man sich auseinandersetzen kann und natürlich argumentiere und streite ich gerne für eine Sache und für meine Überzeugung. Wenn ich dann aber nach einer Weile merke, da gibt es nur Pseudo-Diskussionen, wenn es nur noch um Luftblasen geht, dann ermüde ich und es langweilt mich. Dann kann es schon sein, dass ich sage: „Macht es doch alleine“, einfach weil es mir zu blöd wird. Schon auch, weil ich bald denke, dass ich weiß, wie es am besten ist, etwas zu machen oder zu betrachten. Sobald ich das klar weiß, habe ich keine Lust mehr, irgendeine Kraft darauf zu vergeuden. Das ist dann keine beleidigte Reaktion, sondern eher so ein müdes: „Na, dann macht doch und lasst mich damit in Ruhe.“ Gerade Sechser machen mich da mürbe.[UM 4-8]
Heilige Idee: Wahrheit A: Die Wahrheit mag zunächst wie ein objektiver Begri erscheinen. Tatsächlich ist das meiste, was wir als Wahrheit de nieren möchten, durch unsere subjektiven Erlebnisse und deren Verarbeitung entstanden, aus dem, wie wir selber oder unsere Umwelt, den eigenen Paradigmen entsprechend, diese Ereignisse interpretieren und ihnen Bedeutung zuschreiben. Die Acht hat den Begri „meine Wahrheit“ praktisch erfunden und diese zur allgemeingültigen Wahrheit erklärt. Sie benutzt ihren Standpunkt in
der Welt, um andere entsprechend ihrer De nition von Recht und Wahrheit zu manipulieren oder um schlicht die Dinge so zu gestalten, wie sie ihr gerade passen: Da wird bei Heinrich dem Achten plötzlich die Scheidung möglich. Eigentlich ein weitblickender weiser Entschluss, aber seiner Zeit lange voraus und eher einer persönlichen Unersättlichkeit und einem individuell verstandenen Gerechtigkeitssinn geschuldet, als einer neuen, freiheitlich individualistischen Weltanschauung.
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T8m: Als „blühende“ Acht habe ich keine wirklichen Krisen erlebt, das hat es nicht gegeben, weil ich immer sehr optimistisch an die Sache herangegangen bin und auch, wenn etwas nicht so gut gelaufen ist, sofort einen Plan B hatte oder das sogar noch ausgenützt habe, um etwas daraus zu machen. Von daher hat es keine Probleme gegeben. Die Krise ist erst gekommen, als ich hinter die Fassade geschaut und gesehen habe, dass das, was ich hier leiste, zwar nett und schön, aber nicht das Wesentliche ist. So bin ich immer weiter in die Tiefe gegangen, in mich. Ich bin zur Einsicht gekommen, dass da kein wirklich innerer Frieden ist und das ist die Krise, in der ich im Augenblick stecke. A: Du kannst lernen, die Wahrhaftigkeit dessen, was tatsächlich gerade Fakt ist, anzuerkennen. Dann begreifst du, dass Dinge in Wahrheit schon am richtigen Platz sind, ohne dass du selbst allem deine eigene Prägung aufdrückst. Dann kannst du beginnen, deine Anstrengungen aufzugeben. Dann kannst du deine Kampfbereitschaft aufgeben und dich entspannen. Der Friede kommt, wenn du Schild und Schwert am Flussufer abgelegt hast. Das Lied „Down By e Riverside“ – „I’m gonna lay down my sword and shield, down by the riverside“ – das ist der Erlösungs-Song für die Acht.
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T8: Ich bestimme, dass getan wird, wovon ich denke, dass es jetzt dran ist, und wovon ich denke, dass es für den anderen gut und wahr ist. Ich teile auch aus, ungewollt und bin nachher sehr außer mir darüber, dass das immer noch da ist. A: Die heilige Idee kann hilfreich sein, um den Verstand auf eine objektive Wahrheit auszurichten. Wenn es dann gelingt, dies nicht durch
das Ego korrumpieren zu lassen, ist es gut, sich auf die Suche nach der einzigen Wahrheit zu machen. „Es gibt weder Schöpfung noch Zerstörung, weder Schicksal noch freien Willen, weder einen Weg noch ein Ankommen. Das ist die endgültige Wahrheit.“ (Ramana Maharshi)
Wege auf der Suche T8w: Als ich mich im Enneagramm als Acht erkannt habe, hatte ich ein ganz entscheidendes Erlebnis. Ich habe gesagt: „Wenn es da einen Weg raus gibt, dann gehe ich den, egal was es kostet und egal wie radikal er ist.“ Dann habe ich nichts mehr gemacht. Ich habe kein Radio mehr gehört, mich in keinster Weise mehr abgelenkt. Ich habe mich mit niemand mehr getro en, war da gesessen und habe die CDs gehört von Christian und nur noch solche Bücher gelesen. Habe radikal nichts anderes mehr gemacht als das.
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T8m: Ich musste immer, mein ganzes Leben lang stark sein, Leistung bringen und habe erst durch meine Frau gelernt, Schwäche oder Fehler zuzugeben. Fehler wurden von mir bis dorthin ignoriert. Seit einiger Zeit erlaube ich es mir, schwach zu sein, fühle mich sehr wohl dabei.
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T8m: Der Weg der Acht aus diesem Dilemma heraus ist, die Unschuld zu nden. Das heißt, auf die Stimme meines Herzens zu hören und das klappt hier eigentlich ganz gut. Wenn ich von hier in den Alltag komme, dann habe ich immer noch den Eindruck, dass ich sehr viel Leid verbreite durch die Art und Weise, wie ich auf die Menschen zugehe. Dieser innere Richter befasst sich vor allem mit mir selber und dann fällt es mir leicht, mich zu verurteilen für dieses Leid, das ich da verbreite. Ein Weg für mich ist es, mich selber zu betrachten als kleinen Jungen im Alter von fünf Jahren, weil ich diesen Teil von mir annehmen und lieben kann. Wenn man sich selber lieben und annehmen kann, dann kann man auch so auf die Menschen zugehen. Dann gehe ich auf die Menschen anders zu und verbreite kein Leid.
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T8: Bei mir hat das so angefangen, dass ich erst mal den Schmerz unter der Wut gespürt habe, überhaupt ein Gespür dafür bekommen habe und danach die Verletzlichkeit, die Angst und so weiter. Durch die Gefühle gehen und alles annehmen, das ist verdammt schwer, das tut verdammt weh, jeden Tag. Es wird immer intensiver und es wird immer stärker. Ich nehme immer mehr wahr, was da passiert. Die Gefühle tun immer mehr weh, der Schmerz wird immer größer. Ich kann ihn mehr annehmen. Mein Herz wird immer größer. Ich kann dieses Leid, was ich da wahrnehme, immer mehr tragen. Es scheint mir aber trotzdem kein Ende zu nehmen. Auf der einen Seite ist die Fähigkeit, das Leid zu tragen und auf der anderen Seite wird das Leid jeden Tag auch immer wieder größer. A: Lass dein Herz so groß werden wie das Universum. Wie groß kann dann der Schmerz sein im Vergleich zu deinem Herzen voller Liebe? Du hast das kleine verletzte Kind, das ohnmächtig und überfordert ist. Dem mutest du diesen Schmerz nicht zu; das Kind nimmst du mit in dein Herz, an einen geschützten Ort. Dein erwachsenes Herz ist groß genug für die ganze Welt.
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T8: Ich habe für mich entdeckt, dass ich angefangen habe, gegen mich bzw. gegen diese Fixierung zu kämpfen, gegen die Wut zu kämpfen. Das muss jetzt klappen, heute Abend, bis ich angefangen habe, Liebe zu spüren und begri , wenn diese Liebe da ist, dann geht alles viel einfacher. Dieses Nicht-mehr-gegen-alles-Kämpfen-müssen, den Kampf aufgeben und dann der Liebe Raum geben, das ist für mich ein unglaublicher Schlüssel.
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T8: Mein Zusammenbruch kam in dem Moment, als ich merkte, dass ich von niemandem was annehmen kann. Null! Dass nie was zu mir zurückkommt. Es ging darum, die Stärke aufzugeben. Mich nicht mehr zu präsentieren als jemanden, der immer für alles da ist, der alles richten kann, der kompetent ist. Ich musste es aufgeben, so zu tun als ob sich alle immer auf mich verlassen könnten, während ich innerlich verkümmerte, weil nichts reinkommt. Warum darf nichts reinkommen? In dem Moment, in dem das Bedürftige berührt wird, springt sofort diese
schreckliche Angst an. Die Angst, dass es wieder vorbei sein könnte, die ist so riesig. Und dann denke ich, jetzt sei alles vorbei. Und da kommt Wut auf. Da kann ich dann Sachen sagen ... Da gibt es bei der Acht auch eine gewisse Arroganz, so was wie: „Ach, du als Sechs, was willst du schon! Komm, pack ein!“ Das ist wieder der Schutz.
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T8: Ich merke, wie ich mich schon wieder mit den Achtern konfrontieren will und dann darin entscheiden kann: „Ich mache jetzt nicht mit. Ich gehe jetzt nicht in diesen Kampf und nicht in diesen Impuls.“ Das ist schön für mich zu sehen. A: Wir können wahrnehmen, was das für die Acht wirklich bedeutet, Schwert und Schild abzulegen, alle Wa en abzulegen ... und die ganze Verletzlichkeit zu spüren, die ganze Verletzlichkeit einzuladen, die Sanftmut einzuladen. So können die anderen sehen, wie liebenswert ich eigentlich bin. Es geht darum, zuzulassen geliebt zu werden.
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A:Die Sechs ist mit dem Verstand identi ziert und die Drei mit den Emotionen. Der Körper ist genauso vergänglich wie die Gedanken und die Gefühle. Bei den Gedanken und den Gefühlen ist das Ausgedachte gut nachvollziehbar, aber beim Körper scheint das schwieriger. T8w: Der Körper wird gefühlt, als ob er ständig verletzt würde. Das tut so weh, als wenn es gleich meinen Körper zerreißen würde. T8m: Der Schmerz ist ein körperlicher Schmerz. Ich habe ein Gefühl im Körper von zermalmt werden. T8: Davor kann man nicht wegrennen. Man nimmt ja den Körper mit, wenn man rennt. Da muss wirklich einer da sein, der einen abfängt und dann kommt man raus. T8w: Ich habe erkannt, dass ich nicht stark bin, sondern nur dauernd in der Anspannung und im Kampf. Ich brauche das gar nicht. Was passiert, wenn ich es nicht tue, wenn ich mal nicht alles unter Kontrolle habe? Das habe ich körperlich erlebt. Ich habe um alle Blutgefäße herum eine Anspannung gemerkt und als es aufgehört hat, dass ich immer die Kontrolle und Macht haben musste, hat sich das entspannt. Das war ein ganz körperliches Erleben. Das Blut ießt freier. Es ist mehr Platz in den
Blutgefäßen, weil da ja nicht mehr diese Anspannung bis ins Innerste, bis ins kleinste Blutgefäß ist. A: Das stimmt: im Fight-and-Flight-Modus des Körpers, dem angespannten Zustand, sind die kleinen Gefäße um die Blutbahnen angespannt. Das Leben, der Lebenssaft stockt. Das darf sich lösen.
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T8: Ich emp nde ganz starke Liebe für manche Menschen. Es kommt darauf an, wie sie sprechen. Wenn ich das Gefühl habe, dass sie mich tief verstehen, ich mich also tief mit ihnen verständigen kann, habe ich Vertrauen und liebe sie. Das gibt mir sehr viel. Obwohl ich ja jeden Moment aufpassen muss, dass es nicht wieder sofort vorbei ist. Das ist natürlich ein Problem. Ich ho e, dass da irgendwann mal ein Durchbruch kommt und ich unabhängig davon bin, dass ich mich also ö nen kann ohne diesen Stress, es könnte wieder vorbei sein. T8: Es gibt das Bedürfnis, die Sehnsucht, heimzukommen, anzukommen. Und die Frage zu klären, warum ich hier bin. Auf jeden Fall ist da Liebe. Aber ich brauche nichts von irgendjemandem. Ihr seid ja da. Was wollt ihr mir geben? A: Ja, das Dasein an sich ist ein sicheres Zeichen von Liebe.
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T8: Viele Menschen lassen sich von einer Acht nicht unbedingt was sagen. Also so ist es ja auch nicht. Na gut, wenn ich jetzt mit dem Gewehr rein käme, aber das ist ja nicht üblich. So wie ein Ma aboss. Der arbeitet mit Wa en, sonst würde ihn ja auch jeder auslachen, wenn er sich nicht die Mittel nehmen würde, um sich durchzusetzen, oder? A: Ja, aber du musst auch nicht nach innen schlagen. T8: Doch, ich schlage nach innen. A: Und das kann auch aufhören. Du hast zuerst aufgehört, nach außen zu schlagen und das ist gut. Und jetzt hörst du auch auf, nach innen zu schlagen. C: Und die Klarheit und O enheit, mit der du die Fixierung und all das beschreibst, ist sehr sehr berührend und beeindruckend.
Weil man diese Schwäche so bekämpft, kommt sie einem viel gewaltiger vor, als sie tatsächlich ist. Wenn du diesen Kampf gegen die Schwäche aufgibst, gegen die Verletztheit und sogar gegen den Schmerz, werden sie weniger groß sein, als sie dir im Augenblick vorkommen. T8: Ja, aber im Kopf wird es immer wieder bauschiger … A: Gut, aber du hast es jetzt gehört. Du bist nicht so böse wie du denkst, du bist nicht so mächtig wie du denkst und das Schlagen nach innen kann jetzt aufhören. C: Es kann wirklich aufhören. T8: Da bin ich dann froh, wenn ich damit alleine bin. Weil bei jedem, den ich so sehen würde, würde ich denken, der ist total bekloppt. Mit dem würde ich nichts mehr zu tun haben wollen. Völlig irre. Es gibt keinen Grund. Das kann kein Mensch verstehen. Deswegen war ich gestern so erlöst, als du von dir aus an ngst, davon zu sprechen. Natürlich stirbt man nicht und doch fühlt es sich ohne Frage existentiell an. Es ist das Ende, jedes Mal. A: Scheint nur so. Du bist ja da. Wir alle sind tatsächlich da.
Heiliger Weg: Unschuld T8m: Die heilige Idee der Acht ist die Unschuld und ich habe das Gefühl, dass ich das in mir habe, aber das kann ja auch Teil der Fixierung sein, dass ich denke: „Ja, hast du auch.“ Wie kann ich das unterscheiden? C: Indem du bereit bist, die erlebte Schwäche und den Schmerz wegen der Verletzlichkeit wahrzunehmen und bereit bist, dich in Zukunft verletzbar zu zeigen und zu sein. Das ist der Weg, daran vorbei geht es nicht. Aus dieser starken Position heraus wirst du nicht zu der Unschuld nden. A: Es ist natürlich schwer, eine verlorene Unschuld wiederzu nden. Trotz des häu g ruppigen Auftretens und wenig konformen Verhaltens ist in einer wahren Begegnung mit der Acht diese Unschuld spürbar.
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„Ein Mensch, der, sagen wir, als Christ, Streng gegen Mord und Totschlag ist,
Hält einen Krieg, wenn überhaupt, Nur gegen Heiden für erlaubt. Die allerdings sind auszurotten, Weil sie des wahren Glaubens spotten! Ein anderer Mensch, ein frommer Heide, tut keinem Menschen was zuleide, Nur gegenüber Christenhunden Wär jedes Mitleid falsch empfunden. Der ewigen Kriege blutige Spur Kommt nur von diesem kleinen „nur“ … 1 A: Die Acht ist häu g von der Gruppe relativ unabhängig und damit, ebenso wie die Fünf, wenig korrumpierbar. Wenn sie also ihre selbstgefälligen Einschätzungen mit einer Vehemenz postuliert, die dem Gegenüber einen festen Standpunkt abverlangt, dann tut sie dies in gewisser Weise unschuldig, da sie fest und unerschütterlich von dem Eigenen überzeugt ist. Die Acht hält sich, wie es die Grundfeste jeden Egos ist, im Prinzip für den Guten und fühlt sich im Recht mit dem, was sie tut und denkt. Die Acht kann aufhören, die anderen zu beschuldigen für das, was einfach passiert, aufhören, die Schwerkraft zu beschuldigen, wenn ihr das Geld aus der Tasche kullert. Dann beginnt ein körperliches Loslassen, der Körperpanzer schmilzt. T8, Nick: Wenn der Körperpanzer schmilzt, fühle ich mich existenziell verletzlich, besonders dann, wenn ich mit meiner ganzen Scham und Schwäche dastehe und die Sehnsucht nach Verstanden-und Gehaltenwerden nicht in Erfüllung geht – z. B. in der Form, sich in einer Gruppe zugehörig zu fühlen, auch wenn etwas im Inneren sagt, da läuft was schief. Ich frage mich dann, soll ich das nun ansprechen oder still sein und darüber hinweggehen? Soll ich still sein, nur um nicht am Ende alleine dazustehen und die Einsamkeit zu spüren? Die geringe Korrumpierbarkeit hat also ihren Preis und der ist manchmal hoch und tut weh. A: Es kann für das Gegenüber schwierig sein, bei der gleichzeitigen Botschaft gehalten sein zu wollen und den anderen z. B. bloßzustellen,
hier ein gutes Miteinander zu nden. C: Das erste, was die Acht zu tun hat ist, in Kontakt zu kommen mit ihrer schwachen Seite. Indem sie diese Verletzlichkeit lebt, sie äußert und zeigt, verändert sie sich. Das ist der Anfang. Damit ändert sich alles. Der wichtigste Weg hinaus besteht darin, dass man die Mechanismen immer genauer kennt. Indem man immer mehr merkt, wo sie anfangen, ist man in der Lage, anzuhalten und dann wahrzunehmen, welche Gefühle auftauchen. Wie der Alkoholiker, der jetzt die Kraft bekommt, das Glas stehen zu lassen und nicht zu berühren. Er ist dann gezwungen, die Einsamkeit, die Unruhe, das innere Unwohlsein auszuhalten und auszufüllen. Das sollte vorher durch den Alkohol betäubt werden. Das ist das Gleiche wie mit den Verhaltensweisen der Fixierung. Das Stark-Sein soll die Schwäche betäuben. Es soll betäuben, dass man verletzbar ist und selber nicht schlechter als die anderen. Indem man die Muster anhält, setzt man sich jetzt den Gefühlen aus. Die Wut, die man jetzt nicht mehr nach außen richten kann, fühlt man selber. Auf diesem Wege kommt die Essenz der Acht zum Vorschein. Die Essenz der Acht ist Energie und diese Essenz kann sich entfalten.
Essenz: Shakti/kosmische Kraft A: Während bei der in der Mitte der Körper-Fixierungen stehenden Neun, dem Kernpunkt der Körper xierungen, die Essenz das reine Sein ist, ist bei der Acht, bei der sich die Energie nach außen wendet, diese reine kosmische Kraft selbst die Essenz. Im östlichen Raum wird sie Shakti genannt. Diese Kraft ist bei den Menschen mit der AchterFixierung durchgehend zu spüren: Im Redestil, in der Leidenschaft, im Verdrängungsmechanismus. Überall ist diese reinste Form an göttlicher Energie wahrnehmbar. Je weniger die Fixierung diese reine Kraft beeinträchtigt, desto unaufwändiger, bescheidener und unschuldiger kommt sie daher und ist als eine Art Schubenergie, wenn man es physikalisch ausdrücken möchte, spürbar. Es ist keine Streitkraft mehr, sondern nur noch reine Kraft.
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T8w: Was sich total verändert hat, ist, dass ich nicht mehr wütend bin, also nicht mehr wie früher. Früher war Wut das erste Gefühl, das Gefühl
der Wahl quasi, wenn irgendein Gefühl da war, war es ziemlich sicher Wut. Jetzt ist es nicht so, jetzt ist es Schmerz oder irgendein Gefühl. Die Energie ist ganz friedlich jetzt und überhaupt nicht mehr so drängend. Früher war das so was ganz Drängendes, wie unter Dampf. Das ist überhaupt nicht mehr so. Aber ich erledige trotzdem immer alles sofort und lasse nichts liegen. Es ist mir auch nicht mehr wichtig, Leute zu begeistern und mitzureißen. Das war ja früher alles ganz wichtig. Ich habe schon noch Energie, aber ohne den Kampf. Das ist insgesamt weniger, aber es ießt viel freier. Das ist jetzt mehr wie so ein friedlicher Fluss und nicht mehr so wie ein reißendes Irgendwas, das alles überschwemmen muss. A: Wie erlebst du die Essenz?
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T8w: Wenn die Stille in mir Einzug hält, alles ruhig wird, innen und außen, dann ist da ein Bewusstsein eines tiefen und umfassenden Friedens, das große, allumfassende Freude enthält. Diese Freude ist so groß, sie hat keinen Grund, keinen Anfang und kein Ende. Alles ist pulsierende, leuchtende Freude, in mir und um mich. Alles lacht und singt und tanzt in mir und verschenkt sich, ohne dass es ein Handeln gibt. A: Was unterscheidet das von der Freude der Vier?[UM 4-8] T8w: Ich könnte auch sagen, es ist eine Lebenslust! In diesem Bewusstsein erfahre ich, dass ich, dass dieser Teil meines Selbst tatsächlich unverwundbar, unzerstörbar ist. Das ist das wirkliche, das ewige, lebendige Sein, was ich zutiefst bin. Mir ist gleichzeitig bewusst, dass diese Erfahrung nicht mit dem berauschenden, wollüstigen Gefühl in einem der unzähligen Kämpfe vergleichbar ist. Im Kampf ist die Qualität dieser Unverwundbarkeit eher wie ein entrückter, selbstherrlicher Zustand und endet nicht selten in verrückten, selbstzerstörerischen Situationen. Der Zustand der allumfassenden Freude braucht eben gerade keinen Kampf, kein „Ich bin besser als alle anderen.“ Es gibt nichts zu besiegen oder zu beweisen, vor allem mir selbst nicht. Das „ich bin so und so und brauche das und das“ existiert dann nicht mehr. Es ist die Befreiung von
all dem Ego- eater. Die Wollust ist auch weg, es gibt nur noch Hingabe. Hingabe und Lebenslust. A: Das ist sehr schön. Wie erlebst du diese Lebenslust körperlich? T8w: Tja, sowas wie „sich selbst verströmende Energie“, also Energie als Lebenskraft, nicht so wie die Achter Kraft verstehen. Eben Kraft in ihrer ursprünglichen Form. Die Lebenslust ist kraftvoll und ist zugleich die Kraft selbst. Und dieses Bewusstsein der Unzerstörbarkeit bezieht sich auch auf den Körper, aber auf einer anderen Ebene, eben. A: Goethe verbindet den Begri Gewalt – Force – auch mit Kraft und Macht. „Als aktivierende, schöpferische Kraft begreift er Gewalt in Kunst und Politik; als administrative Macht bedeutet sie ihm verantwortungsbewusstes Handeln: Gewalt in ihrer positiven Bedeutung, Gewalt als ordnendes gestalterisches Prinzip.“2 Eli verwendet auch den Begri Macht/Power so, als wenn man ein Machtwort spricht ohne eigenes Anliegen. T8w: Das tri t es ganz gut. Ich hatte zu Beginn der spirituellen Arbeit verstanden, dass diese Kraft nur zerstörerisch ist und ich sie nicht mehr benutzen darf. Ich erlebe auch, dass ich keine Kraft mehr habe und keine Lust, zu kämpfen. Die Kraft der Essenz ist anders, befreiend: Kraft im Sinne von Macht, die nicht auf oder gegen etwas gerichtet ist. So fühlt es sich auch an im Körper, eine machtvolle Kraft oder ein machtvoller, sehr energetischer Zustand, der mich automatisch glücklich macht und es mir sofort Angst und Bange wird, wenn er abnimmt oder weg ist. Ja, und irgendwie darf das gar nicht so bewusst da sein, diese ShaktiEnergie ... interessant. Machtvoll sein ist nicht sehr positiv besetzt in diesem Land, glaube ich. Ich bleibe dran.
Beispiele C: Der Ma aboss bestimmt die Regeln, bestimmt, was richtig und falsch ist, wer zur Familie gehört und wer nicht. Das sind Regeln, die für andere nicht nachvollziehbar sind. Berlusconi ist so ein Machtmensch. Wenn die
Gerichte sagen: „Nein, nein, das hättest du nicht tun dürfen“, dann sagt er: „Dann mache ich andere Gesetze.“ A: Pippi Langstrumpf sagt: „Wenn du nicht weißt, wie man seekrank schreibt, dann muss es wohl im Lexikon falsch stehen.“ C: Dann sind die anderen die Dummen, die nicht wissen, wie man es schreibt. Könnt ihr dies ein bisschen nachemp nden? Jack Nicholson ist so eine Achter-Figur. Er betritt einfach den Raum oder die Szene und füllt alles. Er muss nicht groß sein. James Candy, wer ältere Filme kennt, der ist ganz klein, noch kleiner als Humphrey Bogart, aber wenn er in die Filmszene kommt, dann sieht man, dass alle sich auf ihn beziehen, dass er sie beherrscht. Er ist eine Acht, die eine Acht spielt. T8, Nick: Ein positives Beispiel der Macht und Shakti-Energie ist für mich der Dalai Lama, der Tibet vor dem Untergang bewahrt hat so gut er konnte. Heute noch bereist er die Welt mit seinem großen AchterHerzen und freudvoller Ausstrahlung, die ihm förmlich ins Gesicht geschrieben ist, um Mitgefühl und Frieden in uns allen zu wecken. T8: Es waren alles so männliche Beispiele, diese Päpste und diese Krieger und die Ma abosse sowieso. Was ist mit der weiblichen Acht? Wie kann man die beschreiben? C: Im Prinzip genau so, nur ein bisschen unterdrückter. Manche wirken sehr maskulin und andere haben versucht, dem klassischen Frauenbild gerecht zu werden, waren in erapien.
Amy Winehouse (sexuelle Acht)
A: Es gab bei der Entstehung dieses Buches Diskussionen, ob Amy Winehouse auch eine Siebener-Fixierung haben könnte. Das kann gut möglich sein. Aber ihre Power-Ausstrahlung, ihre Bereitwilligkeit, selber drauf zu gehen, statt den Ehemann zu verlassen oder zur Reha zu gehen, ihre hinter der Rotzigkeit spürbare Verletzlichkeit deuten zur Acht. Sie hatte beim Singen, wenn sie relaxed, eine umschmeichelnde ZweierQualität. Im Stress hat sie sich gerne zurückgezogen und hat dann die Paparazzi, mit denen sie sonst gespielt hat, gehasst. Amy Winehouse wuchs in einer jüdischen Familie in London auf. Im Alter von 15 Jahren wechselte sie zum fünften Mal die Schule und kam auf die Mount School in Mill Hill, wo sie ihre Mittlere Reife absolvierte. Anschließend besuchte sie die BRIT School, um Musiktheater zu studieren. Sie brach das Studium nach knapp einem Jahr ab. Sie ging alleine zum Vorsingen und trug die alten Soullieder, die ihr Vater ihr immer vorgespielt hatte, selbstsicher am Mikrofon vor.3 Sie besaß die dafür nötige Körperlichkeit.
Jack Nicholson (sexuelle Acht)
Jack Nicholson ist nicht nur eine Acht, sondern spielt auch die entsprechenden Rollen. In dem Film „Einer og übers Kuckucksnest“ kann man ihn als eine soziale Acht erleben: Er entführt in einem Bus eine Gruppe von Patienten aus der Psychiatrie, um mit ihnen Spaß zu haben und ihnen die wollüstige Seite des Lebens zu zeigen. Gegen die Regeln der Psychiatrie anzugehen, wird ihm am Ende zum Verhängnis. In dem Film „Die Wutprobe“ bringt er als Anti-Aggressions-Coach einem Probanden Manieren bei. Jack Nicholson wurde 1937 in New York City, USA, als unehelicher Sohn der 17-jährigen June Frances Nicholson geboren. Nicholsons Großmutter Ethel May gab sich als seine Mutter aus, um dem Ansehen ihrer minderjährigen Tochter nicht zu schaden. Sein Großvater John, der o ziell als sein Vater galt, war Alkoholiker und verließ die Familie bereits, als Nicholson ein Baby war. Er starb 1958. Jack Nicholson wuchs in dem Glauben auf, seine Mutter June sei seine ältere Schwester. Er erfuhr die Wahrheit über seine unübersichtlichen Familienverhältnisse erst 1974, als ein Reporter des Time Magazines entsprechende Recherchen anstellte. Sein biologischer Vater war demnach ein italienischer Immigrant, der, damals 42, 1936 häu ger mit Nicholsons Mutter June, damals 16, ausgegangen war.
Den Entschluss, Schauspieler zu werden, fasste Jack Nicholson schon als kleiner Junge. Er engagierte sich in der eatergruppe seiner Schule und galt als Klassen-Clown. Nach seinen High School Abschluss folgte Jack Nicholson 1954 seiner Mutter bzw. „Schwester“ June nach Los Angeles, wo sie als Sekretärin und Modeeinkäuferin arbeitete.
Dalai Lama (soziale Acht)
Tendzin Gyatsho, der 14. Dalai Lama, freundete sich als el ähriger Mönchsjunge mit dem österreichischen Extrembergsteiger Heinrich Harrer an, der lange in Tibet lebte. Immer, wenn Harrer ihn besuchte, brachte dieser ihm die weltlichen Dinge nahe. Unter anderem zerlegten sie gemeinsam Uhren und der Österreicher baute dem religiösen Oberhaupt der Tibeter ein Kino und zeigte Filme, die für das „Oberhaupt“ eigentlich nicht „erlaubt“ waren.
Prometheus (Johann Wolfgang Goethe) Bedecke deinen Himmel, Zeus, Mit Wolkendunst! Und übe, Knaben gleich, Der Disteln köpft, An Eichen dich und Bergeshöh‘n!
Mußt mir meine Erde Doch lassen stehn, Und meine Hütte, Die du nicht gebaut, Und meinen Herd, Um dessen Glut Du mich beneidest. Ich kenne nichts Ärmeres Unter der Sonn als euch Götter. Ihr nähret kümmerlich Von Opfersteuern Und Gebetshauch Eure Majestät Und darbtet, wären Nicht Kinder und Bettler Ho nungsvolle Toren. Da ich ein Kind war, Nicht wußte, wo aus, wo ein, Kehrte mein verirrtes Aug Zur Sonne, als wenn drüber wär Ein Ohr zu hören meine Klage, Ein Herz wie meins, Sich des Bedrängten zu erbarmen. Wer half mir wider Der Titanen Übermut? Wer rettete vom Tode mich, Von Sklaverei? Hast du‘s nicht alles selbst vollendet, Heilig glühend Herz? Und glühtest, jung und gut, Betrogen, Rettungsdank Dem Schlafenden dadroben? Ich dich ehren? Wofür? Hast du die Schmerzen gelindert Je des Beladenen? Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten? Hat nicht mich zum Manne geschmiedet Die allmächtige Zeit Und das ewige Schicksal, Meine Herren und deine? Wähntest du etwa, Ich sollte das Leben hassen, In Wüsten iehn, Weil nicht alle KnabenmorgenBlütenträume reiften? Hier sitz‘ ich, forme Menschen Nach meinem Bilde, Ein Geschlecht, das mir gleich sei, Zu leiden, weinen, Genießen und zu freuen sich, Und dein nicht zu achten, Wie ich.
Weitere Beispiele
Anke Engelke (sx), Whoppy Goldberg (so), Jürgen v.d.Lippe, Jack Nicholson (sx), Franz Josef Strauß, John James Preston, Oliver Kahn (se), Uwe Ochsenknecht (so), Lech Walesa, Papst Johannes Paul II, Gerhard Schröder, Stefan Raab, Hella von Sinnen, Oskar Schindler, Bolle, Wikinger, Polen (se), Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga Filme: „Einer og übers Kuckucksnest“ und „Die Wutprobe“ mit Jack Nicholson, „Der Pate“, „Schindlers Liste“
Fragen zur Selbsterforschung Was ist Gerechtigkeit? Wie übst du Kontrolle aus? Was bedeutet Macht für Dich? Was ist deine größte Schwäche? Wie erlebst du deinen Körper, deine Lebenskraft? Was ist wahr und woran merkst du das?
Wie reagierst du darauf, wenn andere „deine Wahrheit“ nicht teilen? Wie schützt du dich davor, dass andere deine Schwäche sehen? Wem zeigst du deine Schwäche? Wo zeigt sich die Wollust in deinem Leben? Wann hast du dich das letzte Mal an jemandem gerächt?
Anmerkungen 1. Quelle: Eugen Roth, Eugen Roth für Zeitgenossen, http://www.amazon.de/Eugen-Roth-
f%C3%BCr-Zeitgenossen/dp/3499242443/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1458459056&sr=81&keywords=eugen+roth+f%C3%BCr+zeitgenossen
2. Quelle: Wandtafel im Goethehaus Weimar, 2015 3. Quelle: Wikipedia, Artikel Amy Winehouse, https://de.wikipedia.org/wiki/Amy_Winehouse, abgerufen am 13.11.2015
Die Neun – Der harmoniesüchtige Vermittler Kategorie: zentraler Wutpunkt
Archetyp: Der Heilige Hauptmerkmal: Trägheit Leidenschaft: Bequemlichkeit, Faulheit Idealisierung: Ich fühle mich wohl Redestil: Saga Abwehrmechanismus: Selbstbetäubung Vermeidung: Kon ikt Falle: Suchender Polarität: gläubig – zweifelnd Stress-Bewegung: zur Sechs Relax-Bewegung: zur Drei Selbsterhaltung: Appetit Sexuell: Verschmelzen Sozial: Teilnahme Heilige Idee: göttliche Liebe Heiliger Weg: rechtes Handeln Essenz: Gewahrsein
Kategorie: zentraler Wutpunkt A: Die Neun ist das Grundmodell aller Fixierungen. Die Neun ist eigentlich das Dasein. Das reine Gewahrsein. Göttliche Gegenwärtigkeit in einem menschlichen Körper. Dann ist sie eingeschlafen, hat sich betäubt und hat manchmal eine kurze aber intensive Nah-Lebens-
Erfahrung. Sie ist das Sinnbild für das „normale“ Leben. Sie ist vom Dasein abgeschnitten, verloren in den Alltäglichkeiten, im Trott. Die Neun macht uns bewusst, wie wichtig es ist, sich auf den Weg zu machen, zu dem, was lebendig ist. C: Auch alle anderen Fixierungen sind eingeschlafen in ihrer Ich-Trance von „Ich bin der und der. Ich muss dafür sorgen, dass ich das und das bekomme. Wenn ich nicht aufpasse, dann ...“ All diese Ich-Gedanken sind ein Eingeschlafensein gegenüber dem, was wirklich ist. Bei der Neun kommt das am markantesten und am deutlichsten zum Ausdruck.
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A: Die Neun ist die zentrale Fixierung der Körper-Fixierungen, bei welchen es um die Wut geht, wobei sie durch die Abwesenheit eben dieses Gefühls charakterisiert ist. Dabei bedeutet Abwesenheit nicht, dass die Wut nicht da wäre, sondern dass sie ganz und gar unterdrückt ist. C: Trotzdem bricht sie manchmal bei Nebensächlichkeiten aus: z. B. weil die Zeitung morgens nicht da ist. Schließlich ist aber auch schnell wieder Schluss mit der Wut. A: Im Englischen heißt Amok laufen going postal. Das ist dieser Postbeamte, der Jahr ein Jahr aus Briefe stempelt. In dem Film „Falling down“ mit Michael Douglas geht er immer seinem ganz geregelten Leben nach. Plötzlich wird ihm sein Job gekündigt und er darf seine Tochter nicht mehr sehen, dann endlich rastet er wirklich aus. Es ist sehr traurig am Ende, aber auch sehr befreiend, als dann diese Wut plötzlich herauskommen darf. Er lässt sein Auto einfach im Stau stehen und steigt aus.
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T9, Max: Dieses Explodieren kenne ich von mir. Ja, das größte Stahlband und die dickste Felsenfestung können das auf Dauer nicht aushalten. Ab und zu gibt es eine Explosion, die dann aber oft zeitversetzt statt ndet. Die hat mit den ursprünglich angesammelten Dingen gar nichts mehr zu tun. Meistens ist sie unangemessen, etwa so, wie der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
T9w: Meine Wut nehme ich so nicht wahr. Natürlich muss sie irgendwo sein. Ich nehme an, dass sie durch Bemerkungen durchsickert. Dass ich irgendwas sage, was den anderen verletzt, was mir dann gar nicht bewusst ist. T9w: Ich werde ganz schnell traurig, wenn ich wütend bin. Da sind dann Schmerz und Traurigkeit, aber die Wut zeigt sich nicht. Ich kann inzwischen auch mal dramatisch werden, aber eher nicht. Ich sage etwas und merke dann, dass das total böse war und bin darüber erschrocken. Das ist eher ein Grollen, Verletzen und Piksen als ein wirkliches Wütendsein. Echte Wut taucht nur darüber auf, dass alles vergänglich ist, eben auch Beziehungen. Da richtet sich meine Wut dann gegen das Leben. A: Die Neun, die zentrale Körper-Fixierung, zeichnet sich aus durch die Abwesenheit von Wut. Bei der Eins geht die Wut nach innen und bei der Acht geht sie nach außen. Die Neun aber schwankt, sie pendelt hin und her zwischen der Eins und der Acht. Es ist auf jeder Seite unerträglich für sie. Wenn sie in der Acht ist und die Wut rauslässt, dann ist es beängstigend. Wenn sie in die Eins pendelt und die Wut nach innen drängt oder gar ins Mentale, dann fühlt sie sich auch schlecht, weil der innere Druck dann zu sehr steigt.
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T9m: So wie du die Neun beschrieben hast, hast du mich voll getro en. Was mich aber irritiert, ist, dass ich mich in diesem körperlichen Eck nicht wirklich wieder nde. Auch in dieser Übung, die wir zu Beginn machten, habe ich mich in diesem körperlichen Part, – den Körper zu spüren, groß und stark zu werden, zu verdrängen – überhaupt nicht eingefunden. Das war mir sehr unangenehm. Ich kenne auch das Gefühl dieser körperlichen Begrenztheit nicht, die du beschrieben hast. Ich verstehe nicht, warum ich ein körperlicher Typ sein soll? C: Die Neun ist eine Körper-Fixierung, verdrängt jedoch die Körperwahrnehmung. Das Eingeschlafensein der Neun bezieht sich auch auf den Körper. So kommt es, dass sich die Neun häu g verletzt, weil sie den Körper gar nicht spürt, auch nicht, wo er anstößt.
A: Dieses Schmerzfreisein meint: Schmerzfrei bin ich, weil der Körper betäubt ist. Der Körper ist gar nicht zu spüren.
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C: Russland ist eine Neun und stellt fünfmal mehr Schachweltmeister als alle anderen Länder zusammen. Ich denke, es liegt daran, dass da eine körperliche Intelligenz wirkt, die die Figuren und deren Bewegungen wahrnimmt. Weil sie die Züge körperlich verstehen, können sie viel schneller die möglichen Bewegungen der Figuren in diesem räumlichen Zueinander nachvollziehen. Es ist eine andere Art, die Welt zu erleben. Das kann man sich, wenn man mental oder emotional xiert ist, nicht leicht vorstellen. Man muss wirklich realisieren, es ist eine andere Art der Wahrnehmung. Be-greifen ist ein körperliches Wort.
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T: Du sagtest vorhin, dass die Grundlage die Wut sei und dass die Wut nicht in die Körperlichkeit kommt oder sich nicht so ausleben kann, wie man möchte? A: Mit den einzelnen Körpern identi ziert zu sein, bedeutet bei den Mentalen: „Ich denke, also bin ich.“ Für die Emotional xierten bedeutet es: „Ohne Gefühle ist es kein Leben.“ Und für die Körper-Fixierungen: „Ich bin mein Körper.“ Wenn ich tief in meinem Inneren irgendwo weiß, dass ich etwas anderes bin und gleichzeitig erlebe: „Ich bin dieser Körper und ich bin auf diesen Körper beschränkt,“ dann ist das so, als ob ich ein zu enges Kleid anhätte. Das erhöht einfach den inneren Druck. Die Neun erlebt das als eine Körperwahrnehmung. C: Jeder Mensch hat mit der Begrenztheit zu kämpfen: Die Begrenztheit des Lebens, das etwas zu Ende ist, die Begrenztheit der eigenen Reichweite. Aber die Körper xierten erleben das stärker. Die Mental xierten können sich wegdenken davon. Die Emotional xierten können in die Fantasien gehen. Aber die Körper xierten, weil sie sich mehr mit dem Körper identi zieren als die anderen, erleben das stärker und das begründet diese Wut, diese Empörung. Neuner sind manchmal wirklich empört, dass sie sterben müssen. Diese Empörung, diese Wut wird dann unterdrückt und kommt nur manchmal zum Vorschein. Die Neun erlebt diese Begrenztheit sehr stark.
T9, Kerstin: Mein Verstand weiß, dass ich sterblich bin. Aber ich, mein Ich, ist so auf diesen, meinen Körper bezogen. Mein Ich kann sich nicht vorstellen, ohne Körper zu sein und will es nicht wahrhaben und so bleibe ich in einer ganz tiefen inneren Abwehr. „Gott! Ich ergebe mich nicht.” Ich spüre Schmerz über meine Verbissenheit und die Vergeblichkeit. Und ich spüre meinen Zorn über Gottes Plan. Ich hätte diesen Spielplan anders gemacht. C: Diese Begrenzung wird auch ignoriert und verdrängt. Das heißt, die Wut wird nicht nur als mörderisch wahrgenommen, sondern auch als grenzenlos. Und das ist eine maßlose Übertreibung. So wie der Appetit maßlos werden kann, wie das Reden und das Trinken maßlos werden können. Auch diese Vorstellung ist maßlos: „Wenn meine Wut erst einmal richtig herauskäme, dann würde alles in Schutt und Asche gelegt.“
Archetyp: Der Heilige A: Da sie so unbeteiligt wirken, ist der Heilige das Bild von der Neun. Aber daran stimmt etwas nicht. Da ist etwas, das sich zurückgezogen hat, etwas, was wir bei der Vier und bei der Fünf ganz unten im Enneagramm nden. Da sind dieses Schwarze Loch und die Verzwei ung. Die Neun gewehrt das am allermeisten ab. Von ihr ist das Schwarze Loch im Enneagrammkreis am weitesten entfernt. Sie ist darüber eingeschlafen, weil sie es einfach nicht sehen will. Ihr habt es vielleicht gemerkt, als Max vorhin geredet hat: Es wurde alles so friedlich und genügsam und ein bisschen lahm.
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C: Bei der Neun kann das Heilige zum Scheinheiligen werden, weil sie zu allem Ja und Amen sagt und allen Recht gibt. Was habt ihr, vom Bild des Heiligen inspiriert, entdeckt? T9m: Als positive Eigenschaft der heiligen Neun erschien uns die Pluralität. So kann man besser urteilen und keinen verurteilen. Das ist eine gute Eigenschaft. T9, Hanna: Ich fand das Scheinheilige viel deutlicher und besser wahrnehmbar als das Heilige. Also, diese Verkehrung des Bildes: die Idee, dass eine Heilige nicht wütend wird, dass sie nichts aus der Ruhe bringt
und sie so vor sich hin leuchtet. Das ist ja schon das Scheinheilige und schließt so viel aus. Und mir wurde klar, dass dieses Scheinheilige auch in jeder Mann-Frau-Begegnung da war. In dem Moment, in dem ich ja sage und nein meine oder eigentlich gar nicht so richtig weiß und das alles mit dem Anschein der Heiligen mitmache. Dann habe ich mich gefragt: Wo ist denn das wirklich Heilige? Wo ist das denn rein und schließt nicht irgendetwas aus? Da waren Ahnungen von Momenten, die von Liebe getragen sind und die mich und das Gegenüber mit allem gleichwertig einschließen. Dann bekommt es etwas Gewährendes. Dann gibt das wirklich allem Raum. Ist das das Heilige? A: Das hat mit dem Dasein zu tun, mit dem Selber-da-sein-Dürfen. Dann darf der andere auch da sein. Es ist ein christliches Heiligenbild, was auf diese Weise heilig ist. Kali, die hinduistische Göttin der Zerstörung, ist heilig. Die Wut wird als heilig angesehen, als heilig mit all der nötigen Zerstörung, um zu zerschmettern, was nicht echt und wahrhaftig ist.
Hauptmerkmal: Trägheit „I look upon indolence as a sort of suicide.” (Lord Chester eld)1 A: Das englische Wort für Trägheit heißt „indolence“. Im eigentlichen Wortsinn bedeutet es eine Schmerzlosigkeit, ohne Schmerz zu sein. Das bedeutet jedoch auch eine Gleichgültigkeit und eine Arbeitsunwilligkeit, die mit einer Haltung von Gleichgültigkeit und Feigheit zu tun haben kann. Die Feigheit bezieht sich nicht darauf, dass der eigene Körper zu Schaden kommen kann oder stirbt. Die Feigheit bezieht sich eher darauf, wirklich lebendig da zu sein.
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T9, Bernd: Mein Chef und Mentor hat mir mal einen Satz mitgegeben, den ich am Anfang nicht so richtig verstanden habe. Aber im Nachhinein, mit diesem Weg, ist mir das klar geworden. Er hat gesagt: „Sie müssen aufpassen, was Sie tun, weil die anderen Ihnen folgen. Wenn Sie in den Abgrund stürzen, ist Ihnen das egal, das weiß ich, aber den anderen tut es weh.“
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C: Bei der Neun ist das Typische das Eingeschlafensein und sie entwickelt verschiedene Strategien, um bequem und gut eingeschlafen zu bleiben. Das bedeutet, psychisch nichts mitzubekommen, Gefühle nicht zu bemerken. In erster Linie bemerkt sie die Wut nicht. Aber alle anderen Gefühle könnten ja Wut mit hervorrufen. Wenn ich z. B. Traurigkeit zuließe, dann könnte ich ja plötzlich wütend werden auf den, der mich traurig macht. Aus diesem Grund wird nicht nur die Wut ausgesperrt, sondern alle Gefühle werden verdrängt, beiseite geschoben und verleugnet. Die Hauptsache ist das Eingeschlafensein und all diese vielfältigen psychischen Tätigkeiten, – es nicht zum Kon ikt kommen lassen, dieses ja statt nein sagen – all das dient in erster Linie der Unterdrückung des immensen Zorns, dieser immensen mörderischen Wut.
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A: Die Essenz der Neun ist das Gewahrsein. Wird das Gewahrsein betäubt, dann ist da dieses Eingeschlafensein, diese Trägheit. Aber diese Trägheit ist nicht unbedingt eine körperliche Trägheit. Es ist eine psychospirituelle Trägheit. Es ist eine Trägheit der eigenen Wünsche, eine Trägheit der eigenen Gedanken, eine Trägheit des eigenen Willens, also dem, was eigentlich zur Körper-Fixierung gehört, dieses Handeln und dieses Wollen. Das heißt, das Handeln ist da, aber das Wollen nicht mehr. Wenn man jetzt sagt, dass das Hauptmerkmal der Neuner-Fixierung die Trägheit ist, dann merkt ihr, das muss nicht an der Ober äche träge sein, sondern da kann ganz viel passieren. Die Neun kann ihrer Arbeit nachgehen und wenn sie irgendwann einmal zum Sport gefunden hat, dann kann sie fünfmal in der Woche zum Training gehen und am Wochenende die Punktspiele machen. Sie kann also ein sehr tätiges Dasein führen, aber darunter ist eine innere Trägheit. Ist man erst mal in Bewegung, dann geht es von alleine. Aber diesen Moment der Trägheit zu überwinden, ist schwer. Die Neun kann die klassische Couch-Potato sein. Das ist diese Trägheit der Masse, beim Anfahren braucht man mehr Benzin als nachher, wenn der Wagen rollt.
C: Wie die Lokomotive, die dann fährt und fährt und gebremst werden muss. A: Bremsen braucht ja auch wieder Kraft.
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T9, Hanna: Wenn die Dinge bei mir erst einmal in Gang gesetzt und begonnen waren, dann lief alles automatisch weiter und wurde nicht mehr re ektiert. Ich konnte mich daneben stellen und es laufen lassen. Wirklich alles kann diesem ständigen Beschäftigtsein dienen, dazu benutzt werden. Immerzu in Aktion zu bleiben dient insgeheim dazu, nichts wahrnehmen zu müssen. Ich hörte den Standpunkt in mir nicht, ich traute mir meine eigene Meinung nicht zu, von der aus ich hätte handeln und entscheiden können. Heute muss das, was ich tue, mit mir zu tun haben! Außerdem ist neu für mich, dass ich es mir erlaube, auszuprobieren. Früher gab es die Möglichkeit zu revidieren für mich nicht. Da ich nicht gelernt hatte, für mich einzustehen, Kon ikte auszutragen, etwas abzulehnen und nein zu sagen, fühlte es sich so an: Wenn ich zu der neuen Arbeit oder dem Mann ja sagen würde, dann käme ich da nie wieder raus. Das stand mir einfach nicht zur Verfügung als Handlungsmöglichkeit. Also wurde ich bewegungsunfähig, denn alles, was ich neu begann, musste vorher schon hundertprozentig das Richtige sein. Heute stelle ich mir eine Hanna an die Seite, die nein sagen kann. So kann ich Schritte wagen und ins Leben gehen.
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T9: Es ist schwer zu sagen, wie die Trägheit funktioniert. Wenn etwas immer da ist, dann gibt es dazwischen wenig Pausen. Dann ist die Trägheit die Lebensbewegung an sich. Erst, als mir bewusst geworden ist, dass ich etwas unterdrücke, war die Trägheit als Belastung spürbar. Da ist auch die Wut herausgekommen. Aber an sich läuft das immer mit dem mit, was man tut. Das ist wie ein Gefängnis. Da tut sich nichts. Und es gibt auch nicht wirklich viel Motivation, da auszubrechen, weil es einfach irgendwie egal ist. Früher war es sehr angenehm, aber jetzt ist es das nicht mehr.
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C: Der Zweite Weltkrieg war schon halb vorbei, bis die Russen angefangen haben. Bis sie erst mal in Gang gekommen sind, war es schon
1943. A: Die Trägheit der Masse muss erst mal überwunden werden. Diese Trägheit ist natürlich der Schutz vor der Wut. Diese Wut ist mörderisch. Das macht Angst. Jeder hat diese mörderische Wut in sich, aber solange ich sie ausschließlich in meinem Kopf habe, kann ich mir etwas ausdenken. Ich kann denken: „Ach, wenn der jetzt nicht mehr wieder kommen würde, wäre es auch nicht so schlimm.“ Oder in meinem Herzen kann ich den Hass spüren. Aber wenn ich das körperlich fühle, dann bin ich aus dem Körperimpuls heraus in der Lage, den anderen zu vernichten, nur aus einer ungelenken Bewegung heraus. Das ist eine körperliche Wahrnehmung. Dann ist sicher, dass ich alles tun muss, damit dieses monströse Ungeheuer niemals herauskommt. Das ist es, was diese Trägheit macht. Sie hält die Wut im Kessel.
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A: Die Trägheit zeigt sich auch darin, dass ich alle Standpunkte einnehmen kann und alle verstehen kann. Es ist alles gleich wichtig. Ich kann z. B. nicht wirklich entscheiden, welche Sache ich aufheben muss und welche nicht: „Brauche ich das wirklich noch oder nicht mehr?“ „Na ja, also das könnte man schon noch gebrauchen, aber das könnte man auch noch gebrauchen.“ Und dadurch, dass ich nicht richtig unterscheiden kann, passiert dann auch nichts. „Wie soll ich das jetzt wegschmeißen und irgendwohin sortieren, wenn alles gleich wichtig ist, wenn alles den gleichen Wert hat?“ C: Jedes Wegwerfen wäre ein Nein-Sagen. T9, Hanna: Früher war da ein ganz grundsätzliches Eingeschlafensein. Ich kam mir mein Leben lang vor wie ein führerloses Boot, welches mal hierhin, mal dorthin schipperte, je nachdem, woher der Wind gerade wehte. So tat ich, was meine Freunde taten und grollte ihnen insgeheim, dass sie taten, worauf sie Lust hatten und mich nicht einmal fragten. Dabei hatte ich so sehr vergessen, was ich eigentlich wollte, ich hätte es gar nicht formulieren können. Ich brauchte sie zum Leben, um überhaupt zu handeln, sonst hätte ich wohl gar nichts getan. Ich hörte mich häu g die Sätze meiner besten Freunde und Partner in Gesprächen mit anderen Personen sagen. Das zeigte mir, wie sehr ich durch sie lebte. Lange versteckte ich mich auch hinter einem: „Ich weiß nicht.“ So zu tun,
als wüsste ich nicht, was ich wollte, ist die tiefste, grundsätzliche Trägheit für mich.
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C: Die Verwaltung oder Bürokratie ist eine Neuner-Einrichtung. Dort herrscht eine unglaubliche Emsigkeit: Die Akten, die hin und her getragen werden. Alles ist ein Vorgang. Bei Allem ist geregelt, wie man es zu tun hat. Dann braucht man sich keine Gedanken zu machen. Das Tun, das Tätigsein, ist dann die Grundlage des Eingeschlafenseins. A: Die Neuner lieben die Wiederholung. Sie gehen jeden Tag in das gleiche Restaurant und bestellen das gleiche Essen. Alles hat diesen gleichen Handlungsablauf. T9m: Die Routine ndet mich. Ich habe einen großen Garten, ein großes Grundstück und da fallen viele Arbeiten an. Und schon sind die Tage im Fluge dahin. T9m: Bei mir ist es so, wenn es besonders stressig wird, wünsche ich mir nichts sehnlicher als einen Job zu haben, wo ich dann „tsch-tsch“ (macht eine mechanische Armbewegung) und dann das nächste Teil „tsch-tsch“ mache und das dann acht Stunden lang. Nach acht Stunden ist es fertig, ich drücke den letzten Knopf und dann gehe ich nach Hause. Es hat für mich etwas wahnsinnig Beruhigendes, Bequemes, etwas Anstrengungsloses. Die Veränderungen, die das Leben mit sich bringt sind immer mit Anstrengung verbunden. Deswegen gucke ich natürlich nicht noch zusätzlich nach Anstrengung oder Entscheidungen, denn das Leben bringt ja schon genügend mit sich. Deswegen ist ein routinemäßiger Ablauf etwas sehr Angenehmes. Wenn es sich wiederholt, bin ich erleichtert.
Genese A: Die Neun kommt auf die Welt als Dasein. Es ist eine körperliche Fixierung, was meint, dass sie eine körperliche Gegenwärtigkeit hat. Dieses Körperliche möchte ganz und gar da sein und sich ganz und gar ausbreiten. Das Kind kommt auf diese Erde und ist dann in diesem kleinen wachsenden Zellhaufen und Körper inkarniert. Es stellt fest: „Ich bin da in dem Körper und wachse in dem Körper, dem engen Ding. Es ist
zwar schön warm, aber es ist eng. Plötzlich werde ich geboren und bin mit diesem Körper in der Welt.“ Auf diese Weise fängt das Leben schon manchmal recht dramatisch an bei den Neunern, auch mit einer Gefahr für das Leben. Wenn man da nicht so richtig heraus will aus dem Bauch und sich auf halbem Wege überlegt: „Nee, eigentlich will ich noch gar nicht raus“, dann ist das ziemlich gefährlich. Wenn sie aber erst einmal draußen sind, – oft „geholt“ worden sind – gefüttert werden und einen gemütlichen Schlafplatz haben, dann sind sie doch zufrieden. Sie wollen nicht viel von der Welt. Es ist schon auch mal spannend, den Körper auszuprobieren, zu krabbeln und zu sehen, wie dieser Körper in der Welt funktioniert, aber es ist dann auch schön, es sich wieder gemütlich zu machen. C: Ein Vater erzählte, dass er sich öfter mal Sorgen machte, weil sein Kind, das gerade zu krabbeln begonnen hatte immer wieder verschwunden war. Bald jedoch verstand er, dass er sich keine Sorgen machen musste, weil das Kind immer hinter das Sofa krabbelte und dort schlief.
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A: Auf diese Weise lässt dann das Kind, auch wenn es älter wird, ziemlich viel mit sich machen. Es lässt sich herumschubsen, setzt sich auch neben den Raufbold, wenn die Lehrerin es möchte. Wahrscheinlich darf man ihm nicht das Schulbrot wegnehmen, aber es lässt relativ viel mit sich machen. Oft gibt es da aber einen Punkt, an dem eine Grenze erreicht ist und dieses Kind erlebt, dass es richtig wütend wird. Wenn diese Wut dann herauskommt, wird es in der Regel gewalttätig. Dann ist da ein körperlicher Ausdruck der Wut: kraftvoll und auch in gewisser Weise zerstörerisch. Wenn das Kind diese zerstörerische Kraft bemerkt, dann entscheidet es, dass diese Wut nie mehr herauskommen darf. C: Es hat Angst, weil es die Wut als mörderisch erlebt. Es hat natürlich Angst um sich selber, wenn die Wut hoch kommt, aber die Neun hat eben vor allem Angst, den anderen tödlich zu verletzen und großes Unheil anzurichten. A: Eine typische Neuner-Geschichte aus der Kindheit könnte so aussehen: Ein kleiner Junge schießt einfach nur einen Ball. Er ist in so
einem netten Biergarten, wo alle Mamas mit ihren Kindern und Babys an der Brust herumsitzen und die anderen Kinder spielen. Dieser Ball iegt gegen ein Bierglas. Das Bierglas iegt gegen ein Baby. Das Baby schreit, die Mutter schreit und alles ist in heller Aufruhr. Man weiß nicht, vielleicht blutet das Baby dann noch. Der Junge aber hatte einfach nur den Ball geschossen mit voller Kraft. Unschuldig und doch „böse“.
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T9: Als ich gelesen habe, dass die Neun die Wut überhaupt nicht spüren will, habe ich gemerkt, sie ruht die ganze Zeit unter meiner Haut, unter der Ober äche und explodiert nur, wenn ich mich in die Ecke gedrängt fühle. Ich habe wirklich Angst vor dem Teufel, der darunter steckt, davor, andere zu verletzten. Und dann habe ich Angst vor meiner eigenen Kraft. Ich darf die Kraft nicht herauslassen. Ich ziehe mich zurück und will nicht in die Ecke gedrückt sein, wegen dieser Angst. A: Wie ist das, wenn du das jetzt wahrnimmst, diese Kraft und diese Wut? T9: Ich will das nicht wahrnehmen. Es kommt manchmal heraus und dann ziehe ich mich noch mehr zurück. A: Es könnte sein, dass das deine Lebenskraft ist.
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T: Die Angst der Neun ist also, wenn sie den Zorn ausdrückt, dass sie dann jemanden umbringen könnte? T9: Ich versuche das immer so zu steuern, indem ich dem Zorn nur ein bisschen Raum gebe. Ich spüre einfach diese Aggressivität und mir ist klar, dass das passieren könnte. Für mich in der Fixierung und dir gegenüber ist das real. Ich habe Angst davor, diese Energie herauszulassen. Ich bin mal in die Ecke gedrängt worden als Zweitklässler. Das war ein Gleichaltriger, der mich piesacken wollte. Er hatte seinen größeren Bruder mitgebracht und mich abgepasst. Sie haben mich geschubst und auf die Nase gehauen, bis irgendwann eine Grenze überschritten war. Da habe ich einen Backstein genommen. Mir geht es dabei nicht um den Schutz der eigenen Person und das spürt der andere. Dann ist alles wie ausgeblendet. Du gehst da rein, egal, was passiert. Die sind dann einfach ge itzt.
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T9: Ich hatte auch so eine Erfahrung als Kind. Wenn ich daran zurückdenke, war da wirklich kurz ein Moment, wo ich diese Macht gespürt habe und wirklich ein kleineres Kind fast erstickt hätte; einfach aus dieser Wut heraus. Es hat mich zwar etwas zurückgehalten, aber ich habe mich so erschrocken in dem Moment, dass ich seither alles abschneide. A: In dem Moment kristallisiert sich das. Es gibt schon vorher die Veranlagung, dann gibt es ein Schlüsselerlebnis und daraus kristallisiert sich die Fixierung. So genügt oft eine Kleinigkeit, – etwas, was vielleicht jedem von uns mal passiert – und dann gibt es eine große Aktion. In diesem Moment weiß das Kind: „Ich darf es mir nie wieder erlauben, mit voller Kraft den Ball zu treten. Ich darf es mir nie wieder erlauben, dass ich mich tatsächlich wehre.“ Und dann wird die Kraft unterdrückt. So ein Kristallisationserlebnis ndet sich in verschiedener Weise und an verschiedenen Stellen. Für andere hätte das nicht diese Dramatik gehabt, für andere bedeutet das nicht: „Oh Gott, da ist etwas in mir, was andere umbringen kann.“
Was sich das Kind wünscht
T9, Hanna: Nachdem ich begann, die Achter in ihrem unverkrampften Umgang mit der Wut auch zu bewundern, kam damit der Trotz der kleinen Hanna zum Vorschein, die es so unglaublich ungerecht ndet, dass die dürfen und genießen, was mir so verdammt schwer fällt und im Grunde zutiefst verboten und untersagt ist. In diesem Zusammenhang kam die Erinnerung an eine frühere Situation hoch: Es war Fasching in der Grundschule und wir spielten „Reise nach Jerusalem“. Ich wollte echt gerne gewinnen und gab mein Bestes. Als ich dann doch gegen Ende raus og, lief ich wutentbrannt zu meiner Mama und beschuldigte in meiner Verzwei ung das Mädchen, das mir zuvorgekommen war, geschummelt zu haben. Meine Mutter winkte mich belächelnd ab. Bei der kleinen Hanna kam an, dass sie und ihre Wut nicht ernst zu nehmen seien und so fand sie keinen Platz für ihre Wut. Ich nahm die Wut damals nach innen, verbittert, und trollte mich. Dann tauchte aus dem reichen
Unterbewusstsein die selbe Situation in guter Weise verändert auf: Die kleine Hanna kam wieder wutentbrannt und das andere Kind beschuldigend, frustriert über das Verlieren, zur Mama. Die war nun eine Mischung aus der Mutter und der erwachsenen Hanna. Sie reagierte auf andere Weise, nahm die Kleine vollkommen ernst in ihrem Emp nden. Sie war ganz liebevoll und sagte: „Du bist wütend, ne? Du wolltest echt richtig gerne gewinnen, ne?“ Ganz wach wurde die Kleine angeschaut und sie fühlte sich gesehen und angenommen. Allein das schon bewirkte eine grundsätzliche, körperliche Entspannung bei der Kleinen. Sie durfte dann auch im Wütendsein auf die Hand der Mama hauen, die sie ihr hinhielt, dann klatschten die beiden eher die Hände zusammen und wiederholten: „Ist richtig blöde, boa ey!“ Und feierten fast zusammen diese Wutenergie. In dem Moment stieg Heiterkeit in mir auf. Und die Kleine ging erhobenen Hauptes und in ihrer Kraft, gleichzeitig freudig und entspannt, zurück zu den anderen Kindern.
Physis A: Die Neun fühlt ihre eigenen Gefühle nicht, was aber nicht bedeutet, dass die eigenen Gefühle nicht da wären. Das bedeutet auch, dass die anderen sehr genau mitkriegen, dass die Neun eigentlich wütend sein kann und vielleicht sogar wütend ist oder sogar ganz sicher wütend ist. Die anderen spüren das und das ist unangenehm. Das heißt, wenn jemand seine eigenen Gefühle nicht in seinem Herzen hat, dann kriegen das die anderen ab, das sickert immer durch. Die Neuner sind eigentlich so nett, aber irgendwo unten drunter, da ist dann diese Wut und dieses Passive: „Ja, ja, ich komm gleich.“ Und man kann nichts machen, weil der ja so nett ist. C: Indirekt zeigt sich die Wut in einer Bissigkeit und in bissigen Bemerkungen. Bissig ist ein gutes Wort dafür. Der Unterkiefer der Neuner sieht oft fest und hart und etwas kräftiger aus.
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C: Die Neun spürt den eigenen Körper nicht wirklich. Deswegen gibt es oft unfall-artige Selbstverletzungen, weil der Körper nicht richtig merkt, wo er anstößt, wo die eigenen Grenzen sind, wo der Körper zu Ende ist. Neuner sind z. B. Handballer, wo es richtig zur Sache geht und wo man
nicht spürt, ob es weh tut. Angelika sagt immer, die Handballer sagen, die Fußballer seien Weicheier. A: Das gesamte Erscheinungsbild der Neun ist oft geprägt von der körperlichen Präsenz. Natürlich gibt es schlanke Neuner, insbesondere unter denen mit einem sexuellen Subtyp, aber auch öfter beleibte Personen. Man hat tatsächlich den Eindruck, sie hätten „schwere Knochen“. Das stimmt vermutlich nicht, aber der kräftige oder kraftvolle Körperbau ist Ausdruck der Identi kation mit dem Körper.
Leidenschaft: Bequemlichkeit, Faulheit A: Die Faulheit wird als eine Figur 2 dargestellt, die auf einem störrischen Esel reitet. Dieses Bild beschreibt sehr gut die Art der Leidenschaft der Neuner-Fixierung. T9m: Bei mir ist es hauptsächlich so, dass ich Bequemlichkeit im Bewusstsein haben möchte. Ich schiebe die Realität einfach weg, um es mir bequem zu machen in dieser Unbewusstheit. T9m: Bei mir ist die Bequemlichkeit, dass ich Entscheidungen nicht tre e, vor allem, wenn es sich um unangenehme Entscheidungen handelt. Die lasse ich dann liegen, die schiebe ich und schiebe sie und schiebe. Am besten ist für mich, wenn es das Leben entscheidet und nicht ich. Warum soll ich mir das Leben unnötig schwer machen? T9w: Das Lebensgefühl ist so, dass man am liebsten in den Tag hinein plätschern möchte. Das ist Bequemlichkeit. Ohne einen Plan. Und das sieht so entspannt aus, aber in Wirklichkeit geschieht es, weil man es nicht weiß. Das ist in Wirklichkeit eher schmerzlich.
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A: Es gibt Menschen, die machen es sich überall gemütlich. Als wir nach Wien kamen, saßen sie da vorne in den ersten Reihen und hatten zu 80 Prozent eine ermoskanne dabei. (Lachen) C: Kissen und noch mehr Kissen, ermoskannen, Tassen. Sie hatten sich da gemütlich eingerichtet. Österreich ist ein Neuner-Land. Da ist das verbreitet und nicht so verpönt wie bei uns.
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A: Wer von euch emp ndet die ungetanen Dinge als eine Belastung? T9: Bei mir ist es so, ich nehme meine Akten immer mit nach Hause und nehme sie dann wieder unbearbeitet mit zur Arbeit. Das mache ich aber eigentlich schon solange ich denken kann. Die sind dann nach einem Jahr ziemlich abgearbeitet vom Herumtragen, da muss ich dann neue Aktendeckel nehmen. (lautes Lachen)
Redestil: Saga Nachdem Michael mehrere Minuten eine Geschichte erzählte ... T9, Michael: Ich mache lieber die Türe zu, um dem Kon ikt auszuweichen, aber ich weiß, das kann ich nicht dauerhaft bringen! (seufzt) C: Weißt du, warum die Neun das gerne mag, Geschichten zu erzählen und ganz ausschweifend zu erzählen? (Lachen im Raum) Weißt du, wozu sie das macht? T9, Michael: (lacht) Also, eigentlich bin ich eher ein stiller Typ, (lautes Lachen im Raum) aber wenn ich dann mal erzähle, (lacht) kommt noch mehr! C: Ja, ja, warum macht sie das? Man muss verstehen, warum man das macht, erst dann kann man es nicht mehr tun! Was könnte das für eine gute Wirkung haben für dich? T9, Michael: Ja, ich rede es mir von der Seele ... C: Ja. Das ist ein wichtiger Faktor. Weil die Neun Gefühle nicht richtig erlebt, kommt sie durch ausschweifendes Erzählen so ein bisschen zum Durchatmen. Man muss ja Luft holen, sonst kann man nicht weiter reden und dann kann man ein bisschen Dampf ablassen auf eine indirekte Weise, ohne richtig etwas fühlen zu müssen. Aber es gibt noch weitere wichtige gute Gründe. Hast du gehört, wie sie alle angefangen haben zu lachen? T9, Michael: Ja, ja! Schön! (lacht) C: Dann sind sie alle friedlich, weißt du? Dann tun sie dir nichts! (Lachen im Raum)
Man redet sie ein bisschen in einen freundlichen Schlaf. Dann haben sie es auch gemütlich, sie sind dir wohlgesonnen und dann tun sie dir nichts. Die drei Körper-Fixierungen streben danach, Kontrolle zu haben. Die Neun macht das indirekt. Wenn ich ausschweifende Geschichten erzähle, dann habe ich die Kon-trolle über die Situation. Die Kontrolle, dass nichts passiert und schon gar nichts Schlimmes, weswegen ich dann wütend werden müsste. So bringe ich die anderen zum Freundlichsein, zum Lachen, dazu, sich gemütlich zu fühlen und nichts zu sagen. Denn so lange man selber redet, kann ja auch niemand anderes was sagen.
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C: Die Neuner erzählen eine Saga, wie der großartige Hypnosetherapeut Milton Erickson. Er hat alle in Trance versetzt mit seinen Geschichten. Er ist Meister im Geschichten erzählen und natürlich hat er für jeden die richtige Geschichte. Er hat sie dadurch betäubt und hypnotisiert und ihnen auf diese Weise geholfen. Er hat Geschichten erzählt, wie: „Tomaten müssen langsam wachsen. Wenn sie erst mal gesät sind, dann brauchen sie Regen. Man muss abwarten und Geduld haben, bis sie langsam grün werden. Dann sieht man schon ein bisschen, dass an diesem Strauch einige Früchte heranwachsen und so auf diese Weise Dinge von ganz alleine geschehen, wenn man ihnen Zeit lässt. Eines Tages, vielleicht im August oder auch schon im Juli, ist man plötzlich ganz erstaunt, dass man rote Früchte sieht, die man genussvoll essen kann.“ So hat er alle in Trance geredet. Das ist eine Neuner- erapie, die er erfunden hat. Er konnte jeden verstehen. A: Er hat persönliche Geschichten für die jeweilige Person erzählt, sich wirklich auf sie eingelassen. Also, diese Tomatengeschichte ist dann für jemanden, der Hobbygärtner ist.
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C: Wenn man eingeschlafen ist, was macht man dann? Was macht man, wenn man dafür sorgen will, dass die anderen auch einschlafen? Man erzählt ohne Unterlass unwichtige, nette Sachen. Wenn eine Neun also gefragt wird: „Woher kennst du Herrn Müller?”, dann fängt sie an zu erzählen: „Ja weißt du, vor ein paar Jahren bin ich in Urlaub gewesen, in den Alpen. Da fahren wir schon seit vielen Jahren hin. Ich fahre ja sonst
nicht so gern in die Berge, aber meine Frau möchte, immer im Herbst. In den anderen Urlauben fahren wir an die See, da können es sich die Kinder dann auch bequemer am Strand machen und wir haben unsere Ruhe. Die Kinder sind den ganzen Tag beschäftigt. Aber es war Sommer und so war ich in den Alpen und da habe ich verschiedene Leute kennengelernt ...“ T9m: Danke, das reicht ... (lachen)
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A: Die eine Möglichkeit ist es also, die anderen Leute zu Tode zu quatschen. Die zweite Neuner-Strategie ist, sich den anderen zu widersetzen, aber indirekt: „Ach ja, das mach ich morgen.“ oder „Ich komme gleich, ich muss noch meine Schuhe zumachen und mein Handy liegt noch oben, das muss ich noch eben holen.“ Sie legen so einen passiv aggressiven Widerstand an den Tag, indem sie alles aufschieben, es nicht tun oder hinauszögern. Dabei werden dann die anderen total wütend. T: Ich kenne jemanden, von dem ich glaube, dass er eine NeunerFixierung hat. Das ist jemand, der viele Geschichten erzählt. Den interessiert überhaupt nicht, was ich denke, aber ich nde keinen Weg, diese Geschichten auf eine freundliche Art und Weise einzudämmen. Könnt ihr dazu etwas sagen? A: Mit deinen Gedanken kannst du den Eiswürfel nicht bewegen, aber wenn du ihn anfasst, dann bekommt er dich mehr mit. Den interessieren deine Gedanken tatsächlich nicht so sehr. Den interessiert mehr, ob du da bist. Wenn du aber da bist, dann ist das spürbar. Dann funktioniert vielleicht auch der Kontakt auf einer anderen Ebene.
Idealisierung: Ich fühle mich wohl A: Es geht um Komfort. Nicht Komfort im Sinne von Luxus, sondern komfortabel im Sinne von behaglich, gemütlich, sicher und mit so viel Polster ausgestattet, dass man körperlich oder geistig nirgendwo aneckt. Die Aussage bezieht sich darauf, mit dem zufrieden zu sein, wie es ist. Wenn dem tatsächlich so wäre und sich diese Aussage auf das Unabänderliche bezöge, wäre es tatsächlich eine gute Grundhaltung. Sich aber mit allem einverstanden zu erklären und es sich in jeder Situation
gemütlich zu machen, nur weil man nicht den Antrieb aufbringt etwas zu verändern, das ist der Versuch, aus der Not eine vermeintliche Tugend zu machen.
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T9: Also, ich habe Schwierigkeiten, mich da zu erkennen, obwohl ich ja eindeutig eine Neun bin. Da ist auch so viel Leid. Diese Trance „es geht mir gut“ kenne ich gar nicht. C: Ich will noch einmal präzisieren, was es mit dem Wohlsein der Neun auf sich hat. Das ist keine Freude. Bei der Neun ist die Freude genauso abgewehrt wie die Wut. Dieses Sich-Wohlfühlen ist eher im ganz neutraler Bereich. Sie richten sich ein und machen es sich bequem, auch wenn es ganz unbequem ist. Sie richten sich auch im Leid ein. Aber sie bleiben ganz träge in dem Leid. Da kommt kein Eruptiv, keine Empörung, kein Ändern-Wollen, keine Verzwei ung. Es ist ein Eingerichtetsein. Dieses Sich-eingerichtet-Haben, sich darin gewissermaßen bequem und wohl fühlen, das ist typisch. Aber nicht als Freude oder Glück. Es ist ein körperliches Mich-Einrichten in dem Raum. Wenn ich Unzufriedenheit bemerken würde, dann müsste ich womöglich ärgerlich werden, wütend werden, etwas erobern, etwas ergreifen. Um nicht wütend zu werden, ist es am besten, ich nehme die Unzufriedenheit erst gar nicht war. Der Neun ist alles recht. Sie stellt keine Ansprüche und braucht nicht viel zum Leben.
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T9, Hanna: Ich habe mich mein ganzes Leben lang unwohl gefühlt in mir, in meinem Körper, in den Situationen, die ich erlebte. Daher dachte ich eine Zeit lang, ich könnte keine Neun sein, sondern sah mich eher in der ängstlichen, zweifelnden Sechs zuhause. Allerdings war das, was ich nach außen zeigte, dass ich mich wohl fühlen würde. Bloß keine Wellen schlagen, „Ja, ja, ist schon okay, so machen wir‘s! Nee, ich habe nichts dagegen.“ Nach außen wirkte ich zufrieden, aber in meinem inneren Erleben herrschte ein permanentes Unwohlsein, das sich auf das Gefangensein in diesem Körper richtete.
Abwehrmechanismus: Selbstbetäubung T9, Kerstin: An einer Stelle bin ich immer wieder hängen geblieben, habe es nicht verstanden: Die Körper-Fixierung. Ich fragte mich, was meint das, die Neun ist körper xiert? Bei den Tonübungen in den ersten Tagen im Retreat kam ich jedes Mal mit Abwehr, einem Nein und schließlich mit dem Satz in Berührung: „Nein, ich ergebe mich nicht; Ergeben, nur über meine Leiche.“ Auch in den anschließenden Bewegungsübungen erlebte ich auf körperlicher Ebene Anspannung, Abwehr und Kampf. Gefühle dazu konnte ich oft nicht nden. Als wir dann die Paarübung machten: „Was geschieht jetzt, wenn du nichts tust?“ war ich so überrascht, dass ich lauter körperliche Reaktionen in mir spürte. Es gab in mir kein Nichtstun. Ich spürte Druck im Bauch, Zusammenziehen im Hals, Anspannung in den Armen, Verkrampfen in den Füßen, Verschließen der Augen oder Ohren ... Ich bemerkte, dass ich die ganze Zeit „tat“. Das hat mich geradezu erschüttert. Ich bemerkte, dass ich das Nichttun in den Übungen zuvor auf meine Gedanken bezogen habe. Da gab es wohl Leere, nämlich in der Abwesenheit von Gedanken. Bisher habe ich also mein größeres Augenmerk auf mein Denken gerichtet, aber den Bewegungen und Reaktionen meines Körpers fast gar keine Beachtung geschenkt. In dieser Übung nun spürte ich plötzlich und unerwartet meine Körper-Fixierung. Ich hatte bisher nie etwas damit anfangen können, dass die Körper xierten ihren Körper als Begrenzung erleben würden oder dass sie körperlich reagieren würden. Ich doch nicht. Ich gehe nicht auf andere zu. Ich greife nicht an. Ich schlage nicht zu. Ich rege mich nicht auf. Ich verziehe keine Miene. Ich reagiere doch gar nicht (körperlich) in der materiellen Welt. Ja, so dachte ich bis zu diesem Moment. Aber erschrocken stellte ich fest, es ist ganz anders: Mein Körper reagiert immer, sofort, automatisch und fast immer mit Anspannung und Abwehr.
Nicht denkend erfasse ich eine Gefahr. Nicht bewusst erlebe ich mich in Sicherheit. Nicht grübelnd erfahre ich mich in Besorgnis. Nicht denkend, nicht bewusst und auch nicht fühlend bin ich in dieser Welt. Nein, ganz subtil, unbewusst, mir selbst nicht gewahr, reagiert mein Körper. Mein Körper ist beschäftigt mit Sich-Zusammenziehen, SichZurückhalten, Sich-Verteidigen und mein Ich bemerkt das nicht einmal. Ein ständiger Kampf tobt in mir – von mir selbst unbeachtet.
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A: Es hat etwas mit Betäuben im Sinne von Narkose zu tun. Bei einer Narkose soll man nichts mehr merken. Schlimmstenfalls, wenn die Narkose etwas zu stark ist, wird man daran sterben. Der Abwehrmechanismus hat damit zu tun sich selbst in einen Zustand zu versetzen, in dem man nichts mehr bemerkt, wie wir es gerade hören konnten. Alles ist narkotisiert, eingeschlafen und bleibt unbemerkt. Mit dem Abschneiden dieses wütenden aggressiven Gefühls, was die Neun tut, funktioniert auch kein Aufeinander-Zugehen mehr. Es funktioniert kein Auf-mich-selber-Zugehen, es funktioniert kein Spüren mehr, kein sich Selber-Fühlen. Es wird alles betäubt. Ihr müsst euch das so vorstellen, dass diese wütende Energie weit im Unterbewussten abgewehrt wird. Für die Neun ist das so weit weg, dass sie nicht merkt, dass sie es überhaupt tut. Das geschieht so unterbewusst, so tief eingeschlafen. Diese wütende Energie ist so tief betäubt. Bei einer Narkose werden Medikamente zugeführt, die auch die Erinnerung an unangenehme Ereignisse (während der Operation) vergessen lassen. Das Vergessen gehört also zu einer wirklichen Narkose auch dazu. Die Betäubung kann die Neun durch verschiedene Dinge erreichen. Man kann Sport treiben, essen, man kann Fernsehen, Sex haben oder arbeiten gehen. Die Neun tut das alles mit einer gewissen Gleichförmigkeit. Es geht alles seinen Gang. Wenn jemand daherkommt, der mich als Partner haben will, dann ist es schön. Wenn keiner da ist, ist es auch in Ordnung. Wenn er dann wieder weg geht, ist es zwar schade, aber auch in Ordnung. In dieser vermeintlichen Unbekümmertheit kann man auch etwas scha en, Dinge produktiv herstellen. Wenn sich die Neuner erst
einmal auf die Spur gesetzt haben, dann haben sie auch Kraft und können etwas wegscha en. Aber es geschieht in einem gleichförmigen Rhythmus. C: Wenn meine Arbeit jeden Tag um 9 Uhr anfängt, dann brauche ich keine Entscheidungen zu tre en. Dann brauche ich nicht wahrzunehmen, ob ich müde bin oder wie ich mich fühle. Um 9 Uhr muss ich im Büro sitzen. Wenn das Leben gleichförmig ist, dann kann die Neun sehr aktiv sein und dieses Tun dient dann der Betäubung. Wenn ich immer wieder Akten lesen muss, eine nach der anderen und immer auf demselben Stuhl in demselben Zimmer von 9 bis 12:30 Uhr und von 13 bis 17 Uhr sitze, dann ist das perfekt für eine Neun. Man geht in die Kantine und es gibt nur zwei Gerichte zur Auswahl. Das eine ist für Vegetarier. Zu denen gehöre ich nicht, dann brauche ich gar nichts zu entscheiden. Ich kann immer sagen: „Ich nehme Menü Eins.“ Ich brauche keinen Standpunkt einzunehmen.
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T9m: Eingangs wurde die Frage gestellt nach den Süchten. Leute, die schnell abhängig werden von irgendwas, sind das besonders die Neuner? A: Ob jemand eine Sucht entwickelt, hängt mehr von der Persönlichkeit ab, als von der Fixierung. Die Neuner haben ihre eigene Art und Weise sich zu betäuben. Karto elchips, Fernsehen, keine illegalen Drogen, die sind unbequem zu kriegen. C: Da kommt man in einen Kon ikt. (Gelächter) Bier! Bier ist praktisch. Das kann man sich leicht am Kiosk holen. Ein Six-Pack, das kann man schön tragen, das reicht dann für den ganzen Abend. Es ist eher eine gleichförmige Süchtigkeit. Mit dem Bier trinken kann sie ein bestimmtes Maß an Betäubtheit haben. Das erlaubt der Neun aufzuatmen.
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A: Es geht ihnen so wie Obelix, wenn er irgendwo hinkommt. Machen die anderen etwas anders als er gewohnt ist, dann sagt er: „Die spinnen, die Römer!“ (Gelächter). Also, alles, was außerhalb der Routine liegt, ist irgendwie komisch für die Neuner. Sie fahren auch tatsächlich immer an den gleichen Ort in den Urlaub. Das ist schön, man kennt schon alles, die Leute begrüßen einen.
C: Jedes Jahr. Dass es andere Orte geben könnte, kommt ihr nicht in den Sinn.
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T9, Astrid: Seit ich 14 Jahre war, bin ich eigentlich immer nur mitgeschwommen. Immer in einer lockeren Gruppe, wo ich mich eigentlich gar nicht wohl gefühlt habe. Überhaupt nicht. Das hat sich dann auch so durch das Studium gezogen. Nach dem Studium kam der Einsatzort und da war es recht einsam. Das zog sich durch mein ganzes Leben: Einsamkeit. Nie wusste ich wirklich etwas mit mir anzufangen. C: Es ist heilsam, wenn man versteht, auch wenn es zuerst vielleicht noch bitterer ist, dass man die Unlebendigkeit erst in sich herstellt, indem man alle Gefühle betäubt. Dadurch ndet man sich dann in Gruppen wieder, in denen man nur mitschwimmt. Das innere Betäuben ist der Anfang. Das wird dann nach außen hin projiziert und inszeniert. Es beginnt da, wo die Gefühle und die wahren Bedürfnisse betäubt werden und das, was du wirklich bist. A: Es bedeutet, dass du es alleine ändern kannst. Das ist das Wunderbare. Du brauchst nicht mehr darauf zu ho en, neue Eltern zu bekommen. Du kannst das alleine verändern.
Vermeidung: Kon ikt C: Man kann sich vorstellen, wenn ich einen eigenen Standpunkt einnehme, dann muss ich auch bereit sein, ihn zu verteidigen. Das heißt, mit meiner Wut in Kontakt zu kommen bedeutet, dass andere auch wütend gegen mich werden könnten und nein zu mir sagen könnten, weil sie meinen Standpunkt in Frage stellen. Es könnte zu einer Auseinandersetzung kommen. Kon ikte werden von der Neun unter den Teppich gekehrt, indem ihre eigenen Bedürfnisse erst gar nicht wahrgenommen werden. Die Neun äußert lieber keinen eigenen Wunsch. Noch besser ist es, das eigene Bedürfnis gar nicht erst wahrzunehmen. So komme ich gar nicht erst in die Versuchung, es zu äußern. Einfacher ist, den anderen zu fragen, was er denn tun will. Wenn fünf Leute da sind, gibt es fünf Meinungen. Am besten ist es dann, jede Meinung nachvollziehen zu können und jeden zu verstehen.
Wenn eine Neun etwas sagt und der andere sagt das Gegenteil und dann sagt die Neun: „Ja, da hast du auch recht.“ A: In der Geschichte Österreichs war es so, dass sie die deutsche Fahne geschwenkt haben, als die Nazis gekommen sind. Als die Amerikaner kamen, haben sie die amerikanische Fahne geschwenkt.
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C: Weil die Neuner alle Standpunkte verstehen, sind sie geborene Mediatoren. Sie können ausgleichend sein. Eine typische Neun war z. B. Ronald Reagan, der im Präsidentschaftswahlkampf jede Gruppierung verstanden hat, die Frauen, die Gewerkschaften usw. Alle dachten: „Das ist unser Präsident!” So hatte er weitaus bessere Ergebnisse als alle Präsidenten zuvor, bei denen die Auszählungen oft auf der Kippe standen. Er hatte etwa 60-70 Prozent Zustimmung.
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C: Bei Loriot gibt es eine Szene, wo er im Wohnzimmer sitzt und sie in der Küche hantiert. Plötzlich sagt sie: „Schatz, willst du nicht etwas lesen?“ Er antwortet: „Nein, es ist gut so, wie ich hier sitze.“ Dann sagt sie: „Liebling, vielleicht willst du ja spazieren gehen?“ „Nein, nein, ich will einfach nur hier sitzen.“ Und dann sagt sie: „Nie weißt du, was du willst!“ Und so geht das immer weiter. Irgendwann sagt er so für sich: „Ich bringe sie um.“ Und im nächsten Satz: „Eines Tages bringe ich sie um. Eines Tages bringe ich sie um.“ (Gelächter).
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C: Kon ikte werden vermieden, indem allem zugestimmt wird. Es wird einfach jedem Recht gegeben und so ist dann die Neun manchmal der Fußabtreter, weil sie zu allem ja sagt und die anderen sie dann für ihre emotionalen Bedürfnisse benutzen. Aber die andere Seite der Neun ist, dass die Aggression, die in ihr steckt, zu passivem Widerstand führt. Das wird nie o en gemacht, da wird immer zugestimmt: „Ja, ich mach das schon!“, aber es passiert nichts und der andere hat keine Handhabe. Es wird nicht o en kommuniziert, es verschwindet einfach, so wie in der Bürokratie die Akten einfach verschwinden. Die Beschwerde kommt erst auf den Dienstweg und versackt dann genauso. Das ist die Art der Neun, mit der Aggressivität umzugehen und sich zur Wehr zu setzen. Wenn diese Trägheit und Taubheit bezogen auf die Gefühle, die Wünsche und
den Willen da ist, dann wird nach außen „Ja, ja!“ gesagt und nach innen „Nein, nein!“, weil die Neun selber nicht weiß, was sie will.
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T: Ich wollte die Neuner fragen: Wenn ihr euch erinnert an die Schulzeit und eure Mitschüler haben euch geärgert, wie habt ihr reagiert? Und zweitens, was hat das mit dem Körperlichen zu tun? (Die gefragten Neuner schweigen) A: Was will er jetzt schon wieder? (Lachen im Raum)
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T9m: Ich kenne das auch mit dem passiven Widerstand. Aber in den o enen Widerstand zu gehen, das ist noch viel schwieriger, als diese Masche noch mal zu spielen, die ich die ganze Zeit spiele. Einfach passiv Widerstand zu leisten, das kenne ich viel besser. A: Wie machst du das? T9m: Manchmal verspricht man halt doch was, aber in der Ho nung, dass man es nicht gleich morgen schon erledigt haben muss, sondern erst in einer Woche. Und dann ist da immer die Ho nung, dass es vielleicht in Vergessenheit gerät und dann doch nicht so schlimm wird. Das funktioniert auch tatsächlich manchmal. A: Ein Komödiant erzählte mal von den vielen Gutscheinen, die er in seinem Leben schon verschenkt hätte. Er meinte, wenn die alle auf einmal eingelöst würden, käme es bei ihm zu einem zeitlichen und nanziellen Systemzusammenbruch.
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In einer Gruppenübung haben die einzelnen Fixierungen ihre Grundüberzeugungen gesammelt. Diese sollen nun vorgetragen werden: T9, Max: Also, ich fang mal an. Wir sind natürlich nicht fertig geworden. Also, jetzt schon, aber in der vorgegebenen Zeit nicht. Weil wir uns in Geschichten verloren haben. Also nicht in Gefühlen, sondern in Geschichten. Aber wir haben dann trotzdem irgendwann noch so ein paar Glaubenssätze zusammengebracht. Ich fang mal an: Ich muss Kon ikt und Streit vermeiden, sonst werde ich nicht mehr geliebt.
C: Das ist jetzt das Gleiche: „Wir haben die nur knapp zusammengebracht.“ Heißt: „Ihr dürft das nicht so ernst nehmen, dann können wir nicht kritisiert werden. Wir haben nur so ein bisschen was gemacht.“ So wird das vorgetragen. Dann ist ihm keiner böse. Wir nehmen es nicht übel, wenn es keine wichtigen Glaubenssätze sind. Wir kritisieren das schon nicht. Wir nden das nett. (alle lachen)
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T9, Franz: Ich möchte auf keinen Fall Kon ikte. Und zum anderen bin ich absolut kritikunfähig. Also, ich möchte gar nicht kritisiert werden. Wenn ich kritisiert werde und ich weiß auch warum, dann kommt zuerst der Zweifel und dann werde ich geschwächt. Und wenn ich Schwäche fühle, dann werde ich plötzlich extrem wütend. Das geht so ZackZack. C: Wie war das in der Kindheit? T9, Franz: Da bin ich jähzornig geworden, wenn irgendetwas gegen mich gerichtet wurde. Ganz plötzlich, spontan. Später, so mit 14 Jahren, habe ich einen Deckel drauf gemacht. Und das hat mir ein Lebensgefühl gegeben wie von einer Betäubung. Irgendwie hatte ich keine Ausrichtung mehr und die Unlebendigkeit hat immer mehr zugenommen. Das ist wie ein Gefangensein darin: Zum einen möchte ich den Kon ikt nicht. Und zum anderen halte ich das Gegenteil auch nicht aus. C: Ja. Mach mal die Augen zu. Was fühlst du jetzt, wenn du auf diesen 14-Jährigen schaust? T9, Franz: Ich fühle Traurigkeit, weil die Kraft nicht da ist, den eigenen Weg zu gehen. Ich kann auch die eigene Gewalt gegen mich selbst gut spüren durch diese Anpassung. Es ist erleichternd, wenn man sich dessen bewusst wird. A: Du hast gesagt, mit 14 Jahren hast du einen Deckel drauf gemacht. Kannst du dich erinnern warum? T9, Franz: Ich habe mich angepasst. Ich wusste nicht wohin. Ich hatte keinen Ausweg mehr. Und deshalb habe ich einfach einen Deckel drauf gemacht. Wenn ich das so anschaue, habe ich mich damals einfach aus den Augen verloren. A: Schau noch mal die nächsten Tage und Nächte, ob sich da was zeigt, was dich veranlasst hat, den Deckel drauf zu machen. Manche möchten
es jetzt vielleicht genauer wissen, aber ich werde mich hüten, ihn zu drängen. So bleibt die Verantwortung bei ihm. Und die Kraft.
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T9m: Angelika hat gesagt, der bevorzugte Sport bei der Neun ist Handball. Das hat mich gewundert, weil ich früher in der Jugend Handball gespielt habe und auch heute bin ich Sponsor von einem Handballverein. Normalerweise gehe ich auf Distanz, ich bin kein Kon iktmensch. Aber dort habe ich die Legitimation. Da darf ich das und zwar in einer eben doch recht ruppigen Art und Weise. So kann ich erfahren, dass ich mich auch gegen andere durchsetzen kann und darf. A: Und das macht Spaß! T9m: Jaa!
Falle: Suchender A: Wie erlebt ihr die Falle der Neun, das Suchen? Betri t es auch das spirituelle Suchen? T9m: Es sind eher diese Routinen, die die Falle sind. Also, ich habe zwanzig Jahre Sport getrieben, dann habe ich aufgehört und habe zwanzig Jahre Business gemacht. Jetzt suche ich schon zehn Jahre lang. Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass das jetzt auch zwanzig Jahre dauern wird. Nein, nicht wirklich. Es hat sich auf dem Weg schon viel verändert in meiner Wahrnehmung. Aber ich beobachte schon, ob da nicht so eine Gefahr ist, sich einzurichten. A: Die Suche als eine Art Betäubung zu nehmen? T9m: Ja genau. Aber ich bin mehr bereit als früher, mich hier auf Erfahrungen einzulassen. Allerdings scheint es jetzt fast legitim zu sein, keine Ziele mehr zu haben. Also, das tri t sich irgendwie ganz gut und da muss ich eben aufpassen, was die Intention bei mir ist.
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A: Ja, es hat alles die gleiche Wertigkeit. Und so kann sogar die Suche nach den Hintergründen und dem Tiefgründigen in der Welt dazu dienen, sich einzuschläfern und zu betäuben, um alles, was jetzt tatsächlich gerade passiert, nicht wahrzunehmen. Dass sie dann
manchmal dick werden, merken sie nicht einmal. Der Körper ist auch betäubt. Alles ist eingeschlafen. T9: Es scheint so zu sein, dass der zentrale Betäuber in mir der ist, der hinterfragt und sagt: „Machst Du dir was vor? Ist das wirklich die Wahrheit?“ Das habe ich neulich schon mal gefragt. Du hast gesagt, ich solle in diesen Moment, wo ich spüre, dass ich mich mit dem Hinterfragen betäube, eine Etage tiefer gehen. So habe ich dich jedenfalls verstanden. Dann bin ich eine Etage tiefer gegangen und dann kam wieder der Gedanke, was denn wirklich ist und dann bin ich noch eine Etage tiefer gegangen und wieder kam der Betäubungsgedanke, ob das gerade wirklich ist. A: Es ist die Falle der Neun, dieser Suchende zu sein. Es scheint so zu sein, dass sie sich mit diesem Suchen betäuben, sich immerzu hinterfragen. Das versteht man zuerst gar nicht, weil das etwas Mentales ist. Die Frage „Stimmt das wirklich?“ ist zuerst im Kopf. Es ist eine mentale Frage, die die Neun benutzt, um sich zu betäuben. C: So lange man Fragen stellt, braucht man keine Meinung zu haben. Dann fragt man immer weiter und sucht weiter und weiter … A: … um die Struktur des Universums und die Geheimnisse des Lebens zu ergründen. Das ist so weit weg von dem, was ich gerade erlebe, dass ich mich damit auch betäuben kann.
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T9, Franz: Also, ich kenne Enthusiasmus sehr gut. Ich habe viele kreative Visionen und Projekte in meinem Kopf und die sind voller Energie, fast schon greifbar. Und dann ist das wie ein Strohfeuer. Ich weiß auch warum. Wenn es darum geht, es in der Welt zu manifestieren, dann sind mir Grenzen auferlegt, dann muss ich mich anstrengen, dann muss ich anpacken. Und dann ist die Kraft plötzlich weg. A: Aber das kommt natürlich daher, dass du deine Kraft abgeschnitten hast. Wenn du deine Kraft bei dir hättest, dann könntest du das auch verwirklichen, selbst wenn du dabei in Kauf nehmen würdest, dass du besser bist als die Konkurrenz. T9, Franz: Davor habe ich Angst. Dann werde ich gesehen, bin verletzbar und nackt. Das liegt mir gar nicht.
A: Aber vielleicht ist das, was du da in die Welt zu tragen hast, wertvoll.
Schatten A: An der Ober äche ist dieses Freundlichsein und die anderen nett anlächeln, aber unten brodelt die Aggression. Die anderen merken das und ziehen sich zurück. Nur die Neun merkt das nicht und denkt: „Wieso, ich bin doch nett?“ Da ist das Ungeheuer, das da schlummert, diese Aggressivität. Die Mimik passt mitunter gar nicht zu dem, was gerade erzählt wird. Man denkt, der redet hier von Kinderspielzeug und eigentlich ist da etwas ganz anderes.
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T9, Conny: Dieses Gefühl ist eine innere Gewissheit. Wenn das hochkommt, ist das ganz klar. Dann hast du keine Kontrolle mehr. Dann kommt etwas heraus, das du nicht kennst. Etwas, wo du nicht mehr denkst. Etwas, was alles auslöscht, was gegenüber von dir ist. Es kommt soweit, weil du es so lange zurückhältst und weil es jedes Jahr mehr wird. Umso größer wird auch die Angst davor. Es wird zum Schatten und das ist eine innere Wahrheit. Selbst, wenn ich daran denke, bekomme ich Angst davor. A: Das ist eine wesentliche Komponente von: In dem Moment ist es dir egal, ob du dabei mit draufgehst oder nicht, weil es einfach nur noch darum geht, das Territorium zu verteidigen oder was auch immer. Dann ist es geplatzt und dann ist es auch egal, was mit mir dabei passiert. T: Ich habe blutrünstige Fantasien. Das macht mir schon Angst. A: Genau. Aber das ist etwas anderes. T: Wieso ist das etwas anderes? A: Weil es bei der Neun keine Fantasie ist. T9, Conny: Ich spüre das im Körper, das ist voll aufgeladen innen. Das ist nicht im Kopf, nicht in Gedanken. Das denke ich nicht, das weiß ich.
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T9m: Ich merke, wenn bei mir Aggressivität da ist, dann spiegelt mein Gegenüber meine Aggressivität und ich springe da auch drauf an. Ich glaube, ich habe das mal eine Zeit lang herausgefordert. Ich bin in Slums
gegangen oder unter Schwarze, auch unter Türken, also in deren Revier, scheinbar in der Sehnsucht, dass das endlich explodiert. Aber dann sind die weggegangen oder wir sind Freunde geworden. A: Die wussten schon warum.
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T9m: Ich jogge. Da geht es auch darum, dieses innere Gespenst, diesen Feind, in Schranken zu halten. Ich bin dadurch entspannter und habe nicht mehr so viele Aggressionen. Ich kann es ein Stück bändigen, dieses Monster, was da sitzt und mich bedroht. Das dient natürlich letztlich dann auch dem Einschlafen. Es ist keine Veränderung nötig, man kann ja regelmäßig joggen. A: Natürlich hat jeder in gewisser Weise dieses Monster in sich, sogar Sigmund Freud mit seiner Sechser-Fixierung beschreibt das als das Es, das, was die Triebe sind, was Wollust ist, was Lust ist, was Wünsche sind, was einfach da ist an ungesteuerten Antrieben. Die hat natürlich jeder. Aber bei der Neun wird es noch auf eine andere Weise erlebt. Durch die Körper-Fixierung hat dieses Unterbewusste eine körperliche Kraft und wird auch direkt körperlich erlebt. So wird es dann auch auf besondere Weise unterdrückt, was es verstärkt.
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Tw: Ich habe zwar auch immer diese Liebenswürdigkeit bei meinem Neun-er-Freund entdeckt, aber es ging auch dauernd etwas kaputt. Immer war es etwas, das ich besonders geliebt habe. Das hat er nicht extra gemacht. Er blieb beispielsweise irgendwo hängen. Das war nicht absichtlich. Das passierte einfach. A: Das ist etwas, das jeder noch mal für sich prüfen kann in diesem Zusammenhang. Was man hier so schön sieht ist dieses Muster, dass das, was ich unterdrücke, irgendwo anders ausläuft. Was auch immer das ist, was ich unterdrücke, an irgendeiner Stelle kommt es heimlich angeschlichen und leckt irgendwo durch und die anderen bekommen das tröpfchenweise ab.
Arbeit
T9m: Ich habe das Gefühl, das mit dem Geldverdienen ist wie ein Schwebezustand. Das läuft irgendwie so nebenher. Es ist nicht wichtig. Da ist dieser Aspekt, dass man die Dinge nicht wegen des Geldes macht. Wenn man Kosten hat, dann muss man die irgendwie bezahlen. Irgendwoher kommt das Geld dann schon. Das ist meine Erfahrung. Irgendwie löst sich das von selbst. Verluste schreibe ich innerlich ab. C: Man kann auch die Kontoauszüge so lange liegen lassen, dass man es nicht mitbekommt, dann hat man Glück gehabt.
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T9w: Als ich nicht genau wusste, was ich nach der Matura machen sollte und meine Mutter vorschlug, mich in der Bank zu bewerben, weil sie dort jemanden suchten, habe ich es getan und ich wurde genommen. Es hat mich fachlich nie interessiert und ich dachte, bis ich weiß, was ich will, mache ich das halt einmal. Nun bin ich seit 23 Jahren in der Bank. Ich arbeite Teilzeit und habe drei Kinder, so dass ich die Erfüllung nicht im Beruf suche. Ich fühle mich eigentlich wohl mit dem, was ich tue und mache es jetzt nach 23 Jahren immer noch, weil ich nicht das Bestreben habe, etwas anderes zu wollen. Viele Kollegen wollen Filialleiter oder mehr werden. Es war nie mein ema. A: Bei den drei Kindern bist du schon gefragt worden, oder? T9w: Also das erste Kind ist eher passiert.
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T9m: Bei mir war es leicht, einen Weg einzuschlagen, den mein Vater für mich wollte. Ich habe einen Achter-Vater, da ist es bequem in seinem Windschatten zu segeln. Wir haben das ja auch gestern gesehen, dass manche Achter-Partner haben, weil es unheimlich bequem für eine Neun ist, nicht selber entscheiden zu müssen. Der Achter entscheidet und ich brauche nur hinterher zu fahren. Dadurch habe ich genügend beru ichen Erfolg. A: Du meinst nicht so, dass es anstrengend wird? T9m: Nein, das strengt nicht an, aber da kommt jetzt natürlich auch ein Schmerz oder eine Traurigkeit, weil es eben nicht das eigene Leben ist, sondern das Windschattenleben.
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T9: Auf der Arbeit kenne ich das, dass ich Dinge mit mir machen lasse. Also, nicht wirklich nein sage, aber es eigentlich auch nicht richtig machen will. Man macht einfach mit, aber man will es eigentlich nicht. So kenne ich das. A: Aber hast du denn Angst rausgeschmissen zu werden bei der Arbeit? T9: Ich habe eher Angst vor den Folgen, kein Geld mehr zu haben. Ich habe bestimmt zehn Jahre einen Kon ikt an einer Arbeitsstelle gehabt, wo ich mich sehr unwohl gefühlt habe, aber recht gut verdient habe. Ich wusste, wenn ich da weggehe, verdiene ich die Hälfte. So habe ich da zehn Jahre ausgehalten, das war furchtbar.
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A: Die Neuner sitzen nicht immer nur passiv auf dem Sofa. Sie können auch ganz erfolgreich sein und ein Unternehmen leiten. Das kann aber auch mal scheitern, weil sie einfach so nett zu allen sind. Dann gönnen sie einem Mitarbeiter diesen Vorzug. Sie sagen: „Ach, wenn ihr das nicht scha t, dann mache ich das.“ Dann wundern sie sich, warum niemand seine Rechnungen bezahlt und das Unternehmen Pleite geht. Warum, wenn sie doch immer so freundlich sind, die anderen sie noch verklagen. Das ist dann die tragische Variante.
Beziehung T9m: Beziehungen habe ich noch nie beendet. Ich lasse sie passiv schleifen und auslaufen. (Kräftiges Lachen) A: Die anderen lachen deshalb so, weil sie nicht verstehen, warum sie sich immer so angestrengt haben, den anderen los zu werden. T9m: Ich bin auch so einer, der ziemlich viel laufen lässt. Ich nde nicht die Frau, sondern die Frau ndet mich. Und damit bin ich dann zufrieden, wenn das okay ist. (Lachen)
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A: Die Neuner, die zum Seminar kommen, werden meistens von irgendjemandem mitgebracht.
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T9, Hanna: Ich war fast fünf Jahre mit einem Mann zusammen, obwohl ich zweifelte. So jung, wie ich war, wollte ich auch alleine sein, das Leben
und die Männer entdecken. Trotzdem blieb ich solange in der Beziehung, indem ich mich in meiner Unentschlossenheit aufhielt. Irgendwann verstand ich die Gewalt, die ich damit mir selber antat und auch dem Gegenüber, indem ich mich verriet und der Harmonie wegen falsche Tatsachen vorgab. In dem Moment hatte ich das bei weitem nicht so klar, sondern glaubte meiner Trance der Unentschlossenheit, denn beide Wege hatten ihr Verlockendes. Erst später verstand ich, was es bedeutet, meinen eigenen Standpunkt zu nden, zu ihm zu stehen und für ihn zu gehen. Ich trennte mich meist nicht, sondern tat alles, damit der andere ging. Häu g ging ich fremd oder wurde boykottierend. Im Grunde sehnte ich mich aber immer danach, endlich wirklich anzukommen, zu lieben, geliebt zu werden und eins zu werden.
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T9m: „Welche Wünsche hast du?“ und „Was willst du?“ sind die schlimmsten Fragen für mich. T9w: Also, ich bin eine Anpassungskünstlerin und im Zweifel weiß ich, was ich nicht will. Dann gibt es eventuell auch einmal ein Nein, zumindest ein Jein und eventuell auch einen Ausstieg aus der Bequemlichkeit und Verhandlungen.
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T9m: Ich habe eine Selbsterhaltungs-Fixierung, bin damit sehr lange sehr gut zurechtgekommen. In jungen Jahren haben mich Frauen überhaupt nicht interessiert. Ich habe mir dann schon als Jugendlicher eine wesentlich ältere Frau gesucht, mit der ich eine platonische Liebe lebte und damit kamen gleichaltrige Frauen nicht in Frage. Ich habe dann gemerkt, das funktioniert nicht. Beendet worden ist das natürlich dann von ihrer Seite. Gegen Ende des Studiums ist es mir dann passiert, dass eine Frau mich erwählt hat. Eigentlich war sehr bald klar, das funktioniert unmöglich. Trotzdem sind wir zusammengezogen und haben ein Kind bekommen. Es war irgendwie ... die Hölle für mich. Ich war innerlich nicht wirklich dabei. Wir haben noch ein Kind bekommen. Die Trennung hat dann so ausgesehen, dass ich nach dem Studium wieder zurück an meinen Heimatort gezogen bin. Ich habe keine Trennung ausgesprochen. Sie ist mir dann gefolgt. Also waren wir wieder
zusammen, bis es halt irgendwann einmal zur Katastrophe kam. Aber ich habe es nicht gescha t, wirklich eine Trennung zu vollziehen.
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T8, Christina: Ich war 17 Jahre mit einer Neun zusammen und bin ja immer noch eine Acht. Ich konnte nicht verstehen, warum der dann nach zwei Jahren Beziehung sagt: „Ich war noch nie so wütend mit einer Frau wie mit dir.“ Und er war wirklich wütend. Ich habe die Warnsignale gar nicht wahrgenommen. Es war mir ja auch scheißegal. Wenn der mich so genervt hat, dann habe ich ihn o enbar so in die Enge getrieben, dass er wirklich ausgerastet ist. Diese Qualität an Wut war mir auch neu. Die Ladung. Ich dachte immer, ich sei eigentlich unverwüstlich. Das war ich nicht. Aber was mich vor allem gescha t hat in diesen 17 Jahren waren diese Betonmauern. Diese Kilometer dicken Betonmauern, die die Neun dann um sich aufgezogen hat. Das konnte erst aufhören, als wir uns getrennt haben. Der war so verloren in diesem Bunker, in dem er dann immer tiefer saß. Das war für mich das eigentlich Verzweifelnde. Nicht die Explosion. Nicht, dass alles in Trümmern lag. Das war irgendwie gut, fand ich. Aber der war weg. Der war über Tage, Wochen, weg. Über die Jahre immer mehr weg. Und da war keine Beziehung mehr möglich.
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T9w: Jetzt habe ich die Erfahrung gemacht, mal von Herzen „Ja“ zu sagen und emp nde es als wunderschön. Gleichzeitig macht es mir Angst. Was uns Neunern so schwer fällt ist, bei uns zu schauen und zu erkennen, was wir brauchen und darauf auch die Aufmerksamkeit zu lenken.
Polarität: gläubig – zweifelnd A: Die Polarität der Neuner-Fixierung verstärkt noch die Betäubung. Wenn die beiden Pole meines Daseins gläubig oder zweifelnd sind, dann nde ich noch weniger Zugang zu dem, was für mich stimmig sein könnte. Entweder ich glaube das, was die anderen mir sagen, auch in Bezug auf die Frage, was für mich richtig ist oder ich bin damit beschäftigt, das infrage zu stellen. Beides ist mental. Bei beidem handle ich nicht aus meinen eigenen Überzeugungen oder Erfahrungen heraus. Es fühlt sich beliebig und austauschbar an. Es hat auch mit der unten beschriebenen Bewegung der Neun zu tun, dem Schwanken zwischen
der Sechs und der Drei. In der Sechs wird alles infrage gestellt und in der Drei wird alles für möglich gehalten. Die Realitätsprüfung, am eigenen Leibe zu spüren, was jetzt für mich selber gut und richtig wäre, ist an beiden Positionen für die Neun nicht möglich. Die drei großen christlichen Tugenden (Liebe – 3, Glaube/Vertrauen – 6 und Ho nung – 9) nden sich auch im Enneagramm wieder. Die Ho nung bedeutet für die Neuner-Fixierung das Gegenteil der Betäubung und des Lebensüberdrusses. Es ist also ein ho nungsvolles, ein optimistisches Dasein, es ist ein Ho nungsvolles-auf-das-LebenSchauen.
Wie andere die Neun erfahren T7, Nadine: Die Sieben kann die Trägheit und das Aussitzen der Neun kaum ertragen. Die Neun betäubt sich durch das Nichtstun, während die Sieben sich vor lauter Tun erschöpft. Die Sieben denkt von der Neun, wie langweilig und schnöde ihr Leben sein muss und möchte Pep und Schwung reinbringen und macht ihr viele Vorschläge. Bis die Neun allerdings etwas ändert, ist die Sieben schon über alle Berge. Die Sieben begreift nicht, wie man sich so ausbreiten und z. B. den Körper so wichtig nehmen kann. Die Sieben denkt, warum kann die Neun nicht von sich reden, sondern erzählt stundenlang einschläfernde Geschichten. Wenn sie wenigstens spannend wären wie ihre eigenen.
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T6, Susanne: Als gerade die Neuner vorne waren, war diese NeunerEnergie so zu spüren: das Bleierne, das Einnebelnde. Das war jetzt ganz, ganz eindrücklich. Auch dieser latente Furor, der da innerlich hoch kocht. Ja, das habe ich gerade ziemlich intensiv gespürt.
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T2, erese: Also, als die Neuner sich da vorne so hingesetzt haben, da habe ich gedacht: „So, schön, jetzt wird es muckelig.“ Das hat sich dann aber ganz schnell gedreht. Ich mag Neuner sehr gerne, – so geht es wahrscheinlich vielen – aber diese Schwere und dieses wirklich dramatische Dilemma ist mir dann ganz klar geworden. Ich bekomme auch gerade eine Trennungsphase mit von einer Zwei und einer Neun.
Mir fällt es natürlich viel leichter, mich in die Zwei einzufühlen und jetzt wird mir aber klar, dass das für ihn die Hölle sein muss. Die bekommt er aber nicht einmal mit. Für ihn ist einfach alles okay. Mich in dieses Ausharren hineinzuversetzen, das zieht wirklich runter.
Stress-Bewegung zur Sechs A: Die körperliche Neun geht in die mentale Sechs, wenn sie in Stress kommt, wenn es ungemütlich wird. Auf diese Weise jedoch entfernt sie sich noch weiter von ihrer eigenen Wahrnehmungsquelle. Durch die mentale Fixierung wird auf die abgeschnittene Körperwahrnehmung eine weitere Schicht draufgelegt, die des Denkens und des Zweifels.
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Eine Neuner-Teilnehmerin berichtete, wie sie nachts zweifelnd wach läge. A: Du merkst, dass du jetzt mitbekommst, wenn die anderen über dich trampeln und es gibt noch keine richtige Lösung, wie du das beenden kannst. So bekommst du innerlich Stress und gehst in die Sechs. Dann kommt dieses Grübeln und du hast Stress in der Nacht. Das kann sich aber ändern. Bekommst du noch direkter mit, wenn das passiert, kannst du sagen: „Das passt jetzt für mich nicht.“ Mit der Zeit verändern sich auch deine Handlungen. Es kann passieren, dass sich bei bestimmten Freunden, für die du bisher immer etwas gemacht hast, herausstellt, dass es gar keine Freunde sind, wenn du dich plötzlich anders verhältst. C: Das sind solche Freunde, die sich an einen gemütlichen Trottel gewöhnt hatten, mit dem man alles machen kann.
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A: Wenn die Neun unter Druck kommt, dann wird die Neun nicht zur Sechs, aber sie übernimmt die Haupteigenschaft der Sechs, nämlich den Zweifel. Der führt dann zu Verunsicherung und dadurch wird der Druck unerträglich. Denn da ist ja bereits Druck in der Neun, da ist es ja eigentlich schon eng. Wenn dann noch durch den Zweifel zusätzlicher Druck entsteht, ist das unerträglich, weil auch das Denken ganz unbeweglich wird. Natürlich kann dann keine Handlung mehr zu Stande kommen. Wenn aber eine Sechs daherkommt mit ihrer mentalen Wut,
die sich in Ungeduld äußert und die Neun sitzt da mit ihrer Wut, die zu Starre und Unbeweglichkeit führt, kann man sich vorstellen, dass die beiden keinen großen Spaß haben. Da bewegt sich dann gar nichts mehr. Kann ja auch nicht. Die Sechs springt herum wie ein Flummi, weil sie ungeduldig ist und die Neun wird immer regloser. Wenn man das große Glück hat, die Fixierung zu kennen, dann kann man das ganz einfach anhalten. (Lachen)
Relax-Bewegung zur Drei A: Wenn es der Neun gut geht, dann ist sie in die Lage versetzt, die Energie, die in ihr steckt und von der wir oben gehört haben, in die Tat umzusetzen. Die Neun kann tatsächlich sieben Tage die Woche arbeiten. Es steckt eine unbändige Lebensenergie in ihr. Die Neun kann Hinkelsteine bearbeiten und diese durch die Gegend tragen. Die Neun kann erfolgreich große Geschäfte verwalten und leiten, insbesondere wenn sie dabei dafür sorgen kann, dass andere Menschen zufrieden sind. Auf diese Weise kann die Neun erfolgreich sein wie eine Drei, jedoch ohne deren Druck, sich nach außen darzustellen. Bei der Neun kommt der Druck aus dem Inneren heraus. Wenn dieser in eine angenehme Tätigkeit geleitet werden kann, dann ist die Neun durch nichts zu stoppen. Sie ist umgänglich, extrovertiert und kundenorientiert, z. B. kann sie eine Ergotherapie-Praxis haben. Wenn diese gut läuft, erö net sie noch eine. So kann das routinemäßig weitergehen. Es besteht ein Bedarf nach guten ergotherapeutischen Behandlungen, die Menschen
sind zufrieden, wenn sie die Praxis verlassen und die Mitarbeiter auch. Dass dabei immer weiter und immer mehr Filialen entstehen, ist der Neun dann gar nicht mehr so unbedingt bewusst. Auch in der Betriebsamkeit kann eine bestimmte Gleichförmigkeit, ein gewisser Trott das Leben ergreifen, der Trott, erfolgreich zu sein. Zu einer relaxten Neun passen auch die Ober ächlichkeit und die Konzentration auf das Handeln statt auf das Wahrnehmen, Fühlen und Erfahren. Der heilige Weg der Neun ist das rechte Handeln. Insofern ist die DreierEnergie dabei behil ich, mehr zur eigenen Kraft zu kommen, sich im Handeln zu erleben, um mehr und mehr da zu sein, in diesem Körper, auf dieser Welt.
Selbsterhaltung: Appetit A: Wenn wir die Unter xierungen genauer anschauen, dann zeigt sich, dass die abgewehrten Wünsche und der abgewehrte Zorn irgendwo sichtbar werden. Das zeigt sich in den Unter xierungen auf unterschiedliche Weise.
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A: Wenn die Selbsterhaltung mit der Trägheit zusammenfällt, dann äußert sich das im Appetit. Es zeigt sich im Festhalten und Habenwollen. Dieses Habenwollen sorgt dafür, dass die Neun dann nicht mehr so träge sein kann. Sie ist daher häu g angespannt und neigt dazu, Strategien der Sechser-Fixierung zu übernehmen. Man könnte sagen, dass die Selbsterhaltungs-Neun der Sechs am ähnlichsten ist. Manchmal ähnelt sie auch einer Acht. Sie wirkt träge und gleichzeitig präsent, immer ein bisschen verärgert und gleichzeitig stark. Naranjo beschreibt, dass sie auf Familienfotos oft gar nicht mit drauf sind. Ihnen fehle jeglicher Narzissmus. Der Appetit kann Verschiedenes einschließen: Das kann eine sexuelle Appetenz sein, die sich auch auf sich selber bezieht. Es kann aber auch eine Appetenz sein auf Essen oder auf Arbeit. Dieser Appetit meint SichEtwas-Einverleiben, Etwas-Haben-Wollen und Etwas-Festhalten-Wollen. Russland z. B. versucht, durch das Festhalten alles in seine Kontrolle zu
bringen, quasi in seine Grenzen hineinzubringen. Russland ist eine Selbsterhaltungs-Neun und verleibt sich alles Umliegende ein. C: … bis Sibirien, egal ob es da kalt ist oder nicht.
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A: Wie sieht das aus mit dem Selbsthass? T9: Wenn ich sehe, wie ich mit mir umgehe, dann ist da Selbsthass. Ich wäre gerne jemand, der nicht so übergewichtig ist, der attraktiver ist. Aber ich mache was anderes. Das erzeugt dann diesen Selbsthass, nämlich darüber, dass ich mich so verunstalte. A: Der richtet sich dann also auf den Körper. Das ist eine bestimmte Trance. Das ist die Trance auf dem Planeten der Körper-Fixierungen. Die Wut ist auch keine Kopfwut, sondern eine Wut im Körper. Zunächst ist es einfach eine Energie. Diese Energie wird nur destruktiv, wenn sie zusammengepresst und eingeengt wird. Bei der Selbsterhaltungs-Neun hat der Appetit mit dieser eingeengten Energie zu tun. Durch das Maßlose-sich-Einverleiben, versucht sie, dem innerlich zu entkommen.
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T9, se: Bei der Selbsterhaltung geht es um das Überleben, um Arbeiten und Geldverdienen, aber auch um Hautkontakt und Körperkontakt. Das ist schon sehr wichtig. A: Beschreibe doch mal, wie das mit dem Appetit funktioniert, mit der Appetenz, dem Suchtverhalten, mit dem Habenwollen. T9, se: Da ist einfach eine Unersättlichkeit. Eine Unersättlichkeit, was Essen angeht, aber auch was Körperkontakt angeht. Die beiden Bereiche fallen mir ein.
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A: Es ist oft so, dass die Selbsterhaltungs-Unter xierung am ruppigsten ist, weil der Appetit da ist. Sie wollen etwas haben, was sie dazu bewegt, sich aus der Komfortzone zu entfernen. Sie können auch sehr schüchtern sein, weil sie diesen inneren Hunger verspüren, dieses Mangelgefühl und mit dem mögen sie keinem zur Last fallen.
Sexuell: Verschmelzen
A: Bei der sexuellen Unter xierung der Neun geht es um Vereinigung, um das Verschmelzen. Die sexuellen Neuner gehen ganz auf in dieser Verschmelzung: Sie essen vom Teller des anderen ohne zu merken, dass es der Teller des anderen ist, weil der andere dann praktisch mit in diese Grenze gehört. Der andere gehört dann mit zu mir dazu. Man selber verliert sich jedoch auch im anderen. Die sexuelle Neun hat am ehesten die Neigung, sich zum Fußabtreter zu machen. Das kann auch eine masochistische Komponente beinhalten. Man verschmilzt praktisch mit seiner Umwelt, ist so starr und zurückhaltend, dass die anderen einen überhaupt nicht mehr wahrnehmen können. Auch weil man selber sich nicht wahrnimmt. C: Die sexuelle Neun ist körpernäher als die anderen beiden Unter xierungen. Von außen sichtbar ist oft eine körperliche Präsenz.
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T9m, sx: Ja, der Nachteil von dieser Verschmelzungsmagie ist, dass ich immer die Tendenz gehabt habe, alles zu tun, damit es ihr gut geht. Mit dem Nachteil, dass ich mich total verliere im anderen, dass ich am Ende gar nicht mehr weiß, wer ich bin. Aber um das zu kriegen, um diese sexuelle Nähe zu haben, würde ich einfach alles tun. A: Aber beschreibe nochmal genauer, was du tust und wie du es tust. T9m: Einfach alles zu tun, damit es ihr gut geht. Feine Sachen einkaufen für sie und ihr Geschenke machen und ihr Komplimente machen. Einfach, dass sie sich wohlfühlt bei mir. A: Und wie kriegst du raus, was du tun musst, damit sie sich wohlfühlt? Mit welcher Antenne? T9m: Mit körperlichem Fühlen. Wenn ich sie streichle z. B., indem ich heraus nde, ob das gut ankommt. A: Das heißt, du merkst körperlich, ob das, was du tust, richtig ist oder nicht. T9m: Ja genau. Ob sie sich entspannt dabei oder nicht.
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A: Österreich ist eine sexuelle Neuner-Fixierung. Da geht alles mit Schmäh und mit Charme und mit dem „Küss die Hand gnädige Frau.“
Sozial: Teilnahme A: Von den Neuern wirkt die soziale Neun am sanftesten. Sie sind „süß“. Sie können sehr großzügig sein. Diese Großzügigkeit hat damit zu tun, dass keine Grenzen wahrgenommen werden können. Keine Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit, auch keine Grenzen, was den eigenen Kontostand und die eigenen nanziellen Möglichkeiten betri t. Um sich darüber bewusst zu werden, bedarf es eines Innehaltens und einer gewollten Einschaltung des Verstandes. Das ist eine gewisse Anstrengung, die dafür nötig ist. Diese wird oft erst gemacht, wenn der Kontostand deutlich im negativen Bereich ist, also eigentlich erst, wenn die Zinsen oder Tilgungsraten selbst eine gewisse Unbequemlichkeit und Einschränkungen in der Lebensführung hervorrufen. Vorher wird dies oft gar nicht bemerkt. Die soziale Neun ist auf die Gruppe bzw. die entsprechende Gemeinschaft oder Familie bezogen. Für diese kann sie sich auch stark machen und deren Interessen nach außen vertreten. Besonders innerhalb der Gruppe oder der Familie hat dieser Subtyp noch nie „nein“ gesagt. Sie üben einen altruistischen Verzicht, wie er auch dem vermeintlichen christlichen Ideal der Nächstenliebe entspricht. Das Geben wird mehr wertgeschätzt als das Nehmen. Dabei ist der Gewinn, den sie daraus haben, ganz anders als bei der Zweier-Fixierung.[UM 2-9] Während die Zwei gibt, um geliebt zu werden, gibt die soziale Neun, um auf diese Weise am Leben des anderen teilzuhaben. Wenn also mein Fußballverein gewinnt, dann habe ich gewonnen. Wenn mein Kind gute Noten hat oder wir die Hausaufgaben gescha t haben, ist das der Bene z. Teilnahme könnte also als Motto auch Teilhabe heißen. Die soziale Neun nimmt am Leben des anderen teil, um dadurch ein bisschen Lebendigkeit zu bekommen, weil das eigene Leben narkotisiert und halb tot ist. Dieses so wenig selbstsüchtig erscheinende Verhalten nährt also auf diese Weise das Ego.
Unterscheidungsmerkmale
A: Die Rückzugstendenzen der Fünf und der Neun unterscheiden sich in ihrer Motivation: Die Fünf liebt das Alleinsein, auch aufgrund ihrer Emp ndsamkeit. Die Neun möchte dabei Kon ikten aus dem Weg gehen. So würde es vielleicht eine Fünf darstellen. Beide Fixierungen sind auf ihre Weise schüchtern. Dabei ist die Fünf eher scheu, menschenscheu und zurückgezogen. Die Neuner sind trotz ihrer körperlichen Präsenz, die aber ganz und gar unterdrückt ist, unsichtbar, auch mit ihrer Meinung. Sie sind schüchtern etwas auszudrücken, weil sie auch schüchtern darin sind, etwas von sich selber wahrzunehmen. Dies wird in angespannten Situationen zusätzlich durch die SechserEnergie des Zweifelns verstärkt. So kann sich also eine Fünfer-Fixierung hinter einer Neun verstecken und eine Neun manchmal schüchtern und rückzüglich wirken wie eine Fünf.[UM 5-9]
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C: Gestern sagte jemand, dass er die Kon ikte hin und her wälzt, aber sie nicht anrührt und eher beiseiteschiebt. Die Neuner bekommen die Kon ikte gar nicht mit. Bei den Neunern funktioniert die Verdrängung durch das Eingeschlafensein viel wirksamer. Wenn du die Kon ikte im Kopf hältst, ist das ein typisches Sechser-Phänomen: Dich noch nicht trauen, dann wird es noch schlimmer und noch mal zurückhalten und irgendwann platzt es dann heraus. Aber Kon ikte im Kopf hin und her zu wälzen, ist keine Eigenschaft der Neun. Die Neuner sagen, es gibt sie einfach gar nicht. A: Sie haben im Stress zwar Zweifel, aber weniger Kon ikte. Im Stress geht die Sechs in die Drei, dann wird sie produktiv und zweifelt erst wieder danach.[UM 6-9]
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T9: Ich habe mich bei der Sieben wiedergefunden, weil ich immer auf vielen Hochzeiten getanzt habe. Ich habe unendlich viele Sachen gemacht, konnte gar nicht genug bekommen: Veranstaltungen und eben auch Sport, alles Mögliche. A: Aber nicht nur, weil du nirgendwo nein sagen konntest? T9: Oft, weil ich auch nicht nein sagen konnte, ja!
A: Die Neun kann auch ganz viel machen. Wenn sie neue Freunde hat und diese sind in einem Motorradclub, dann fährt die Neun auf einmal auch Motorrad. Oder sie hat eine neue Freundin. Da läuft sie plötzlich ganz anders herum und kleidet sich anders. Wenn die neue Freundin Tennis spielt, dann spielt die Neun auch Tennis. T9: Ja, teilweise kenne ich das. A: Bei der Sieben kommt das alles aus der Gedankenaktivität. Die Aktivität kommt aus den verschiedenen Plänen und Möglichkeiten, die man hat und davon möchte man eigentlich keine verpassen. Wenn man bei einer Frau so lange bleiben würde, dann würde man … T9: Das Gefühl hatte ich auch immer wieder, dass ich Dinge verpasse. Das kenne ich. Das Dilemma ist wirklich, dass ich mich in all diesem wiedererkenne: Bei der Neun, der Sieben, der Sechs und auch der Drei. Überall nde ich mich in Teilen wieder. Am wenigstens noch bei der Drei. Aber selbst da kann ich mir vorstellen, dass ich mich wieder nden könnte. C: So weit kommt das, wenn man nicht nein sagen kann! T9: Ja, wenn das die Lösung ist, dann weiß ich ja jetzt bescheid![UM 7-9]
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A: Wenn die Acht die Wut nicht auslebt, ist das eher die Erziehung, die Vernunft oder der spirituelle Zuckerguss: „Das bringt ja sowieso nichts.“ Bei den Neunern ist das schon in der Fixierung zu unbequem und schon ganz weit weg.[UM 8-9]
Heilige Idee: göttliche Liebe C: Aggression (Wut) und Liebe, anatos und Eros, werden in der Psychologie als die beiden großen Gegenspieler verstanden. Die Wut alleine ist zerstörerisch. Sie ist aufbauend, wenn sich die Energie des Aggressiven mit dem Eros, der Liebe verbindet als Energie der Gestaltung und Durchsetzung des Guten: etwas „in Angri nehmen“, ein kriegerisches Wort für eine gute Tat. Wenn aber – so wie in der Fixierung der Neun – die Wut unterdrückt wird, wird nicht nur die Lebens-energie unterdrückt, sondern zugleich der Weg der Liebe erschwert.
Liebe ist zunächst und in erster Linie, das Andere und den Anderen so zu nehmen und sein zu lassen wie es, er oder sie ist. Ich gebe Raum, zustimmend – ohne eigene Absichten und ohne Urteil. Die Wut steht der Liebe im Weg, wenn sie vom Ego regiert wird, vom Habenwollen und der Fixierung; sie steht der Liebe nicht generell im Wege, denn sie ist eine wichtige Energie, um Hindernisse der Liebe aus dem Weg zu räumen. So dient die Wut, wenn sie vom Herzen kommt, der göttlichen Liebe. A: Tatsächlich ist die göttliche Liebe der Ursprung allen Daseins. Das Dasein an sich ist von Liebe durchtränkt und durch utet. Das ist aber weit entfernt von dem, was sich die Neun in ihrer Fixierung unter Liebe vorstellt. Diese Vorstellung hat am ehesten mit einer bilderbuchartigen heilen Welt zu tun, bei der sich auf jeden Fall alle gut vertragen, sich gern haben und man sich mit niemandem streiten muss. Es ist eine Welt, die jegliche Aggression ausschließt. Tatsächlich ist die Liebe keinesfalls eine ewig freundlich lächelnde Servicekraft. Wie Eli den Su -Poeten Ha z zitiert, ist die Liebe, wenn sie in einer „spieler-ischen Stimmung“ unterwegs ist, durchaus in der Lage, dich mit Tritten und sonstigen Unannehmlichkeiten zu traktieren, um dich aus deiner Trance aufzuwecken. Die meisten Menschen hätten dann aber schon längst uchtartig die Stadt verlassen, als sich der Liebe in dieser Weise auszusetzen. Bert Hellinger sagt dazu in seiner Einser-Manier, wenn man sich einmal für die Wahrheit entschieden hätte, dann würde man „in die Zucht genommen“. Er hatte bei einer Familien-Aufstellung etwas übersehen und anschließend körperliche Schmerzen bekommen. Die Liebe würde einen – so meint er – also nicht mehr aus ihrem unerbittlichen Gri entlassen.
Wege auf der Suche C: Allen Menschen, die noch nicht aufgewacht sind, ist das Eingeschlafensein gemeinsam. Sie nutzen verschiedene Dinge, um das Eingeschlafensein aufrecht erhalten zu können und was da innerlich
brodelt, herunterzudrücken. Es brodelt ja Verschiedenes: Es brodelt der Zorn und es brodelt die Sehnsucht, beides wird unterdrückt. A: Das ist das Geschenk, was wir von Eli Jaxon-Bear bekommen haben. Wir müssen nicht versuchen, eine bessere Fixierung zu sein oder eine freundlichere. Wir müssen nicht so tun, als ob dies alles nicht so wäre. Wenn du zurücktrittst, wenn die Neun z. B. anfängt, ihre Wut zu spüren, dann kann sie sich mehr und mehr mit dieser Wut als ihrer Lebenskraft anfreunden. Dann kann sie eine Neun sein, die immer deutlicher ihren eigenen Körper wahrnimmt, ohne sich mit ihm zu identi zieren. Sie kann immer mehr wahrnehmen, was sie eigentlich fühlt. Dann verstehen die anderen sie und dann verändert sich das wie von selber. Es verändert sich, weil sie das, was die Fixierung antreibt und vermieden werden soll, nicht mehr ausschließt. Dann wird sie stiller. Dann wird aus dem Schäferhund kein Pudel, aber er klä t nicht mehr so viel herum.
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T6m: Mein Freund hat eine Neuner-Fixierung und ich bin eine Sechs. Wir haben am Mittwochabend, das ist unser gemeinsamer Abend, über seine Arbeit gesprochen. Da habe ich richtig gemerkt, wie bei ihm die Wut hochkommt. Ich wollte ihn motivieren, bei dieser Wut zu bleiben, das zu spüren und mit mir darüber zu sprechen. Das hat er total abgeblockt und gesagt, dass er jetzt nicht weiter über die Arbeit sprechen möchte. Dann dachte ich: „Na ja, das ist seine Entscheidung.“ Ich spürte, wie bei mir die Traurigkeit hochkam. Meine Frage ist jetzt: Wie wünscht ihr den Umgang, was das angeht? T9, Max: Ich würde genauso üchten. So schnell wie möglich raus aus diesem Kon ikt, aus dieser Enge. Ich benötige dann aber, dass der andere dran bleibt, dass der wirklich hartnäckig ist. A: Aber die ehrliche kurze Antwort heißt doch: „Nerv mich nicht!“, oder? T9, Max: Ja klar! Aber ich komme da nicht weiter, wenn der andere darauf eingeht. A: Auf das „Nerv mich nicht!“? T9, Max: Ja, dann stocke ich, weil ich wieder in meiner bequemen Position bin. Ich habe erreicht, was ich mir wünsche, aber wir sind nicht
zum Punkt gekommen. Wir haben es wieder umschippert. Wir sind wieder in der Harmonie. A: Das heißt, der Freund müsste dir sagen: „Ich liebe dich, auch wenn du mich jetzt anschreist!“ T9, Max: Ich glaube, er müsste es drauf ankommen lassen, dass ich ihn anschreie oder was dann halt passieren würde, wenn das Spiel weitergeht, wenn dann tatsächlich Aggressionen kommen würden. Ich weiß nicht, ich kenne mich nicht in einer richtig aggressiven Position. Aber ich habe auch das Gefühl, dass die anderen das spüren, dieses „Nerv mich nicht!” und dann aufhören. A: Weil das „Nerv mich nicht!” von dieser grandiosen Wut gespeist wird. T9, Max: Und weil sie vielleicht Angst haben: „Oh, wenn der platzt, dann könnte es wirklich schlimm werden.“ Ich weiß ja selber nicht, wie es ist, wenn ich platze. C: Es ist gut, wenn die Wut gefühlt werden darf. Dabei sind die Wut fühlen und sich wütend verhalten, zwei verschiedene Dinge. Ob das wütende Verhalten gut ist oder nicht, ist ganz dahin gestellt. Der Satz: „Es ist gut, wenn die Wut da sein darf.“ bezieht sich ausschließlich darauf, dass es gut ist, wenn die Wut gefühlt werden darf. A: Du kannst die Wut fühlen und nicht ausagieren. Wenn es sein muss, kannst du das Kissen verprügeln. Aber das Wichtige ist, das zu fühlen. Du kannst auch fühlen, dass du gerade jemanden erwürgen möchtest, aber du tust es nicht. Du darfst es sehr wohl fühlen.
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T9, Hanna: Eine tiefe Erkenntnis erlangte ich über meine Fixierung, als mein Tod und das Sterben ema wurde. Schon mit fünf Jahren wurde mir schmerzhaft klar, dass mein Körper eines Tages gehen wird. Damit würde alles gehen, was ich bin. Es war klar, nichts außer Dunkelheit würde bleiben und alles wäre vorbei. Es fühlte sich niederschmetternd an. Dann versetzte mich die entsetzliche Panik davor in eine Betriebsamkeit, doch noch irgendwie irgendetwas leisten oder tun zu können, um meinem Leben eine Bedeutung, einen Sinn zu geben. Im Grunde legte ich mich in diesem Moment mit Gott an und kämpfte mein Leben lang einen ausweglosen Kampf, der alle
Lebenskräfte aufzehrte und von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Da war Wut auf Gott, der hatte mich in einen so fehlerhaften, vergänglichen Körper gesteckt und Verzwei ung darüber, in diesem begrenzten Körper mit diesen begrenzten Möglichkeiten gefangen zu sein, es nicht ändern zu können. Ein tiefes Aufbegehren. Ein Schrei. Ausweglos. Das tiefste Einverständnis, was gefordert wurde war, meinem eigenen Tod zuzustimmen. Auf einmal wurde es still. Mein Körper darf gehen. In Folge wurde ein noch tieferes Einverständnis gefordert: Das Annehmen meiner eigenen Grausamkeit. Ich hatte nach dem Aufwachen unzählige Träume, in denen ich auf die unterschiedlichste Weise hingerichtet wurde. Wieder und wieder fühlte ich, durchlebte ich mein eigenes Sterben. Immer in sehr gewaltvollen Bildern, in denen mein Körper vernichtet wurde. Dann änderten sich die Träume und ich war immer öfter Täterin. Ich fühlte die mörderische Wut, das Vernich-tende, Zerstörende. Und mir wurde bewusst, dass dies noch eine größere Herausforderung ist, denn ganz tief in mir liegt ein unumstößliches Verbot. Diese Wut ist ganz tief unterdrückt. Unmöglich, dass die zu mir gehört. Die Angst, mit dieser Körperlichkeit und Impulsivität in dieser Welt zu sein, ist riesig. Und gleichzeitig ist so deutlich, dass die Wut der Zugang zum Leben ist. Ich klebte mir Fotos von Hulk 3 ans Bett, schaute den Film. Mein innerer Hulk war tief im Innern angekettet und kämpft sich frei. Ich freue mich immer mehr über wütende und kräftige Menschen. Früher hat mir das Angst gemacht. Heute jauchzt meine Seele ob der Freiheit, wenn jemand spontan wütend ist. Es bleibt eine dauernde Herausforderung, mich immer wieder für das Wahrnehmen meines aktuellen Körperemp ndens zu entscheiden oder für das altbekannte Betäuben. Körperarbeit war und ist ein kostbares Gut für mich auf dem Weg in die Freiheit. Es fordert mich noch mehr, die Kraft zu fühlen und dabei körperlich wahrzunehmen, auszudrücken in Bewegung, sogar im Kontakt mit meinem Gegenüber. So deutlich die Angst zu fühlen, gegen jemand anderes körperlich zu werden, genauso aber auch mit jemandem in Lust körperlich zu werden.
Vor allem die Energie und das Strömen im Körper, das Lustvolle und Lebendige, machen mir Angst. Meine Kehle ist dabei die Wächterin. Immer wieder schmerzt meine Kehle vor lauter Zugeschnürtsein, wenn sich Energie im Körper löst. Vor allem, wenn sich Energie im Becken löst. Zu laut, zu wild, zu ungebändigt, könnten die Laute sein. Früher war mein Körper wie tot. Alle natürlichen Impulse waren so tief unterdrückt, nicht wahrnehmbar, wie abgestorben. Einmal setzte sich jemand aus Versehen mit einem Stuhlbein auf meinen Fuß. Es musste wohl wehgetan haben, aber ich reagierte nicht unmittelbar. Ich schrie nicht, ich schubste ihn nicht weg, sondern sah mir wie von außen zu. Nichts geschah. Keine Reaktion. Nach einigen Sekunden wies ich denjenigen dann freundlich darauf hin, dass er auf meinem Fuß säße. Ich blieb schockiert zurück.
Heiliger Weg: rechtes Handeln A: „To take action“ bedeutet Maßnahmen zu ergreifen, einzugreifen und zu handeln, im Zweifelsfall auch um gegen jemanden vorzugehen. Und das auch noch im richtigen Maß. Bei fast allen Neunern ndet man in der Geschichte ein Ereignis, wo sie als kleines Kind irgendwie wütend waren oder zugehauen haben. Fast alle erzählen davon, dass es dann unglaublich schlimm war. Dieser Zorn ist unter der Trägheit. Und nicht nur der Zorn und die Aggression, sondern eben auch ein Ins-Handeln-Kommen. Deswegen geht es beim heiligen Weg auch darum, in das rechte Handeln zu kommen.
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C: An drei kleinen Beispielen kann man das rechte Handeln festmachen: Typisch für die Neun ist, Kon ikte unter den Teppich zu kehren. Wenn man das merkt, weiß man: „Oh, da läuft wieder die Fixierung!” Rechtes Tun in diesem Fall würde bedeuten, den Kon ikt anzusprechen, sein Eigenes zur Lösung des Kon iktes beizutragen, für sich selber einzustehen und den anderen das auf eine verstehbare und nach Möglichkeit freundliche Weise zu sagen. Das wäre der Weg des rechten Handelns. Ein anderes Beispiel: Die Neun bevorzugt oft routinemäßige Tätigkeiten: Erstens, zweitens, drittens. Auch da wäre der Weg des
rechten Tuns, diese Routine-Tätigkeiten und diese Gewohnheiten zu erforschen und sich zu fragen: „Ist das eigentlich das, was ich will, was wirklich angemessen und richtig ist oder benutze ich das nur, um eingeschlafen zu bleiben?“ Auch da wäre der Weg des rechten Tuns zu ergründen: „Entdecke ich vielleicht etwas, das wichtiger und richtiger ist zu tun?” Ein drittes Beispiel: Von der Neun wissen wir, dass sie, wenn sie etwas Wichtiges tun will, die Tendenz hat, sich in Unwichtigem zu verlieren. Wenn die Party vorzubereiten ist, sich darin zu verlieren, die Fenster zu putzen und vielleicht zu streichen und das dann halb liegen zu lassen, um das Nächste anzufangen. Mit dem, was ich da tue, schütze ich mich vor der wirklichen Auseinandersetzung mit dem Wichtigen. Je näher die Neun dem Wichtigen kommt, desto emsiger wird sie in diesen ablenkenden Tätigkeiten. Wenn man weiß, dass man eine Neun ist und dann die Aktivität der Fixierung entdeckt, geht es darum, innezuhalten und zu fragen: „Was steht jetzt wirklich an?“ Das wird das Unbequeme sein, das, was einen mehr herausfordert, womit man Schwierigkeiten hat. Es reicht nicht nur, still zu werden. Es ist wirklich wichtig, zu fühlen und gleichzeitig die Fixierung zu entdecken und dann zu fragen: „Wo ist hier der Weg des rechten Tuns?”
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T9, Michael: Ich hab’s versucht, habe einfach meine Meinung gesagt, bin für mich eingestanden. Dann habe ich gemerkt, danach fühle ich mich schlecht. Ich habe damit natürlich vielleicht auch jemanden verletzt. So kommt es mir zumindest vor und ich fühle einen Schmerz. Aber die Wut war gar nicht weg! Die kam nämlich wieder! Die Gefühle waren überhaupt noch nicht ausgefühlt. C: Das Dich-Schlechtfühlen ist eine Art des Bestrafens, weil du es dir innerlich nicht erlaubst, zu dir und deiner Meinung stehen zu dürfen. Jetzt gilt es, das Sich-Schlechtfühlen anzunehmen und zu verstehen als diesen Moment des Bestrafens, welcher aus der Fixierung folgt. Dann kann das schmelzen. Dann ist der Schmerz da und dann kannst du damit wieder still werden. T9, Michael: Vorhin, als du gesprochen hast, hatte ich den Gedanken, dass ich das nicht kann, wirklich den Mund aufmachen. Mir ist dann zeitweilig wirklich die Kehle zugeschnürt! Dann habe ich auch ein Gefühl
dahinter bemerkt, nämlich Schmerz. Und durch das WeiterHineinsinken löst sich das auch auf. Deswegen auch noch einmal die Frage an dich: „Wie wichtig ist denn das tatsächliche Eingestehen, wenn sich ja dann doch alle die Gefühle aufgelöst haben?“ C: Es ist nicht zwingend notwendig. Wenn jemand schüchtern ist und er diese Schüchternheit akzeptiert als einen Teil seines Wesens, seines Daseins und wenn er dafür sorgt, dass er sich und anderen damit möglichst wenig Leid zufügt, dann gehört es zu seiner Art zu sein und er kann still damit werden. Er kann aufgewacht sein und ist eben ein bisschen schüchtern. Es ist wichtig, still zu werden und die Fixierung anzuhalten. Das würde in deinem Fall bedeuten, dass du aufhörst, Kon ikte unter den Teppich zu kehren und du den Gefühlen Raum gibst, die damit zusammen hängen: z. B. dem Gefühl des Schmerzes wegen der Verletzung, die dir zugefügt wurde und dem Gefühl der Wut, die da hoch kommt. Du bist damit einverstanden, dass du nichts sagen kannst, es nicht scha st, obwohl du weißt, dass es vielleicht besser wäre, es zu tun. Du wirst vielleicht ein bisschen wehmütig darüber sein, dass dir diese Fähigkeit gerade nicht gegeben ist. Wenn du das alles fühlst, dann ist die Fixierung angehalten. Die Fixierung bedeutet ja, dass man diese verrückten Verhaltensweisen benutzt, um nicht fühlen zu müssen. Das Entscheidende des Stillseins ist, all diese Gefühle zu fühlen. Du darfst es vor allen Dingen nicht den anderen zuschreiben, dass du den Kon ikt unter den Teppich kehrst. Es ist ausschlaggebend, dass du es nicht mehr dazu benutzt, um nicht fühlen zu müssen. Dann ist es nicht so wesentlich, ob du tatsächlich in der Lage bist, den Mund aufzumachen oder nicht. Wenn du bereit bist, den Gefühlen Raum zu geben, wenn du stiller wirst, wenn du aufwachst umso mehr, kann es sein, dass du ein Verhalten an dir erlebst, wie du es nie für dich für möglich gehalten hättest! Dass es von alleine geschieht, ist sogar die hauptsächliche Art und Weise der Veränderung. Aber wenn man dann erlebt, dass es nicht geschieht, ist es auch in Ordnung. T9, Michael: Also ist dieses rechte Handeln gar nicht so ein aktives Geschehen.
C: Pass auf, dass du jetzt nicht die Fixierung darüberstülpst und es dir bequem einrichtest! (Lachen) „Ja, wenn es geschehen will, dann geschieht es schon! Wenn Gott will, dass ich das machen soll, dann soll er dafür sorgen.“ (Lachen) Das zeigt einen ganz wichtigen Punkt: Wir haben keine einfachen, klaren Verhaltensregeln, die sagen, was du tun sollst. Wir müssen immer erspüren, was für ein Motiv dahinter steckt: „Warum will ich das so oder so machen? Was hat es für Folgen?“ Kümmere dich um das rechte Handeln. T9w, Hanna: Für mich bedeutet, die Fixierung anzuhalten, mir zu erlauben Wellen zu schlagen. Weil es das ist, was ich mit aller Kraft versuche zu unterdrücken. Wenn ich also in jedem Moment mit dem, was ich fühle in den Ausdruck gehe, dann durchbreche ich das Eingesperrtsein und beginne recht zu handeln und Wellen zu schlagen.
Essenz: Gewahrsein T9, Hanna: Gewahrsein, pures Sein. Es fällt mir schwer, über die Essenz Worte zu nden. Es gibt dieses tiefe Gefühl von Einfach-nur-Sein und Einverstandensein mit den Situationen des Lebens. Und es gibt ein klares Gespür für Falschheiten und Lügen, die keinen Bestand mehr haben gegenüber diesem Gewahrsein. Freundinnen sagen manchmal, dass in dem was ich wahrnehme, wie ich es ausdrücke und wie ich bin so eine Direktheit als Qualität durchscheint. Während meiner ersten Zeit habe ich diese Essenz als Hingabe wahrgenommen. Mich immer wieder all dem auszusetzen, trotz der größten Widerstände und dem Gehemmtsein, weil etwas in mir spürte, dass das stimmt, was da vor sich geht.
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C: Die Essenz der Neun ist das Gewahrsein und Anhalten. Das Eingeschlafensein der Neun ist etwas, das alle Fixierungen haben. Das Eingeschlafensein ist im Wesentlichen die Ignoranz und das Nichtwissen und vor allem: das Nicht-Wissen-Wollen. Das Umgekehrte, die Wachheit, ist das absolute Gewahrsein, ohne eine persönliche Absicht zu haben. Das ist das Heilige. Das re ektiert sich und verkehrt sich in der Fixierung darin, dass die Neun allen Recht gibt, keine eigene Meinung hat, weil sie keinen Standpunkt einnimmt und zu nichts nein sagen kann.
Das ist aber die Karikatur des Gewahrseins. Wenn die Essenz der Neun aufscheint, das absolute Gewahrsein, dann zeigt sich die Eigenschaft des Gewahrseins, keinen persönlichen Willen zu haben, keine Absicht und keine Bewertung. o en zu sein mit allem, was ist – das Heilige schlechthin. Das Heilig – oder Gewahrsein spielt sich nicht in den Vorstellungen ab, sondern ist etwas Körperliches, Emotionales, Mentales und Spirituelles. A: Die Heiligen sind keine Engel. Die Neun lehrt uns, im Körper da zu sein. Wir sind alle Menschen. C: Ohne den Körper geht das nicht und das Eingeschlafensein der Neun bedeutet ja, den Körper betäubt zu haben. A: Wenn der heilige St. Martin keinen Mantel gehabt hätte, dann hätte er ihn auch nicht teilen können. Und ohne Schwert kann man auch keinen Drachen töten, ohne Körper hat man auch kein Rückgrat.
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A: Man könnte sagen, die Essenz der Neun ist Seinheit. Die Neuner sind ganz einverstanden mit dem, wo und wie sie in der Welt sind. Ramana Maharashi ist dafür ein gutes Beispiel. Er war ein ganz normales Kind, intelligent, aber doch mehr an Sport als an den sonstigen Schulfächern interessiert. Dann stirbt sein Vater und die Familie muss woanders leben. Er wird also mit der Sterblichkeit des Körpers auf sehr direkte Weise konfrontiert. Er denkt dann eines Tages mit unumstößlicher Gewissheit, dass dies seine letzte Stunde ist und er jetzt sterben muss. Es passt zur Neuner-Fixierung, dass er gar nicht erst den Versuch macht, dieses noch abzuwenden. Er entscheidet sich jedoch, dass er dieses Sterben untersuchen und verstehen möchte, er möchte bewusst dabei sein. Also legt er sich hin und ist bereit zu sterben. In diesem Moment stirbt das Ego. Erst sein Bruder macht ihn darauf aufmerksam, dass er überhaupt nicht mehr an der Schule und am alltäglichen Leben interessiert sei. Dann kommt sein eigener Handlungsimpuls. Er stibitzt das Schulgeld und macht sich auf den Weg zum heiligen Berg Arunachala. Er setzt sich an den Fuß dieses Berges und auch als sich um ihn herum eine spirituelle
Gemeinschaft gebildet hat, bleibt er dort sitzen. Er steht täglich zur gleichen Zeit auf und läuft immer die gleiche Runde um den Berg. Er vermeidet es, sich in Kon ikte einzumischen, indem er seinen Bruder dafür einsetzt, die Kon ikte zu beheben. Er hat sie zum Teil selber verursacht, weil er vorher allem zugestimmt hatte. Gleichzeitig aber ist zu allen geplanten Bauvorhaben immer genug Material zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, selbst wenn es vorher gar nicht danach ausgesehen hat. Er sitzt auf seiner alten Couch und es dauert einige Zeit, bis man ihn dazu bewegen kann, eine neue, bequemere Couch anzunehmen. Er hält keine langen Ausführungen. Er gibt dem Suchenden die eigentlich einfache immer gleiche Botschaft: „Sei still, reglos, unbeweglich, einfach da.“ Sei. Einfach. Ganz. Da. Er kann sich gut in die anderen einfühlen, weint in Filmen mit den Figuren und kann für jeden Suchenden, die zu seiner Trance, zu seiner Kultur und seiner Religion passenden Antworten geben. Seine Gegenwärtigkeit hat auf der ganzen Welt Aufwachen möglich werden lassen. Sie ist in Hermann Hesses Buch Sidd-hartha und auf vielen anderen Wegen in die Welt getragen worden, ohne dass er von seinem Berg weggegangen wäre, ohne dass er selber auch nur eine einzige Zeile geschrieben hätte, abgesehen von einem kleinen Bändchen. Wenn die Neun sich in ihrer Haut wohlfühlt, dann ist sie vollkommen gegenwärtig und machtvoll. Mit dieser Kraft kann sie ganz in der Welt sein, geistesgegenwärtig, furchtlos und tatkräftig. Sei. Einfach. Ganz. Da.
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T9, Hanna: In Momenten des reinen Gewahrseins gibt es nichts zu tun. Eine unumstößliche Gewissheit herrscht, ein eindeutiges Erfahren: „Es gibt nichts zu tun!“ Sein. Reines Sein. Dasein. Impulse schwappen hoch und legen sich wieder. Es bleibt eine Unbeweglichkeit. Kein Festsitzen wie in der Betäubung, sondern stille, tiefe und eindeutige Unbeweglichkeit, die leuchtet und strahlt und friedlich ist. Gewissheit ist für mein Erfahren eine essenzielle Qualität des Gewahrseins. Die Masken
fallen und es ist klar gespürt, was wahr ist, was stimmig ist. Im Kontakt mit anderen Menschen kann ich spüren, was wahr und in diesem Moment zu tun ist. A: Auch hier kannst du spüren, dass mit dem Aufwachen das ema der Relax-Bewegung, also hier der Drei mit ihrer Maskerade noch mal ein wichtiges ema wird.
Beispiele Morgan Freeman, Ringo Star, Lisa Kundrow, Obelix, Österreich (sx), Russland (se), Marianne Sägebrecht
Filme: Das Schaf in Woody Allens Film „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“, Balu der Bär aus dem Dschungel Buch („Probier‘s mal mit Gemütlichkeit ...“ 4), Hulk Saga: Jean M. Auel, Joanne K. Rowling und Rebecca Gablé müssen eigentlich Neuner sein: eine Geschichte, fünf Bücher, je 1000 Seiten
Fragen zur Selbsterforschung Wie sorgst du für Harmonie? Was tust du, um Kon ikte zu vermeiden? Was machst du, um dich zu betäuben? Was hilft dir, ganz da zu sein? Was bedeutet für dich rechtes Handeln? Was bedeutet für dich göttliche Liebe? Was vermeidest du durch Bequemlichkeit? Wann nimmst du Wut wahr und wie reagierst du darau ? Wie reagieren die Menschen, wenn du länger mit ihnen redest?
Übung zur Selbsterfahrung: „Was machst du, um dich zu betäuben?“
Lass dich auf ein kleines Experiment ein. Je vollständiger du dich hineinversetzt, desto spannender und deutlicher werden die Ergebnisse. Stell dir vor, nur für diesen kurzen Moment, dass du, wodurch auch immer, mit allem Betäuben Schluss gemacht hast. Dass du nichts mehr tust aus dem Grunde, dich zu betäuben. Und dann entdecke, was das mit dir macht und was es auslöst. Wie fühlt sich das an? Dann stell dir die Frage: „Was muss ich als allererstes tun, worin besteht der allererste Schritt, dass ich wieder anfange, mich zu betäuben?“ Anschließend kannst du dich natürlich fragen: „Was wäre, wenn ich diesen ersten Schritt nie wieder tun würde?“
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A: Wenn du unsicher darüber bist, ob das, was du tust, der Betäubung dient oder etwas Gutes ist für dich, dann hilft dir auch die Frage: „Was soll mir das geben, was ich da tue?“ und „Was würde geschehen, wenn ich es nicht täte?“ Wenn du diesen beiden Fragen Raum gibst, wird sich das für dich zeigen. Es macht auch nichts, wenn du das noch nicht entscheiden kannst. Wichtiger ist dabei eigentlich, dass du den Mut hat, das zu erforschen. Dann hört das Betäubt-Sein schon zur Hälfte auf. Man kann nicht mehr hingehen und sagen: „Ich will mich lieber
betäuben. Ich will nicht mitkriegen, was da für ein Schmerz ist und die Angst will ich schon gar nicht haben. Trink ich lieber ein Bier.“ Wenn es schon so bewusst geworden ist, dann kann man nicht mehr einfach so das Bier trinken. Dann hat man in guter Weise seine Unschuld verloren.
Anmerkungen 1. Quelle: http://www.azquotes.com/quote/1256693, abgerufen am 20.03.2016 2. Allegorie der Acedia (Comburg, 1715) 3. Hulk ist eine Film gur, ein sehr wütendes übermenschengroßes grünes Ungeheuer, https://www.youtube.com/watch?v=RIf4nQ058LY, abgerufen am 25.03.2016 4. Das Dschungelbuch, Probier‘s mal mit Gemütlichkeit - Balu und Mogli, https://www.youtube.com/watch?v=v_EWWyJfgPc, abgerufen am 25.03.2016
Unterscheidungsmerkmale Unterscheidungsmerkmale zur Eins
[UM 1-2] 137, 138 [UM 1-3] 200, 219, 220 [UM 1-5] 123, 308 [UM 1-6] 114, 120, 124, 125, 137, 141, 355 [UM 1-8] 113, 122, 123, 127, 139 [UM 1-9] 113 Unterscheidungsmerkmale zur Zwei
[UM 2-1] 137, 138 [UM 2-4] 247 [UM 2-5] 186 [UM 2-6] 167, 178, 183, 355, 356 [UM 2-9] 178, 490 Unterscheidungsmerkmale zur Drei
[UM 1-3] 200, 219, 220 [UM 3-4] 260 [UM 3-6] 211, 219, 221, 222, 345, 346 [UM 3-7] 212, 219, 223, 398 [UM 3-8] 422 Unterscheidungsmerkmale zur Vier
[UM 4-2] 247 [UM 4-3] 260 [UM 4-5] 269, 283 [UM 4-6] 240, 247, 253, 259, 268, 356 [UM 4-7] 269, 398 [UM 4-8] 269, 437, 444, 451 Unterscheidungsmerkmale zur Fünf
[UM 5-1] 123, 308 [UM 5-2] 186
[UM 5-3] 208 [UM 5-4] 269, 283 [UM 5-6] 287, 289, 307, 310, 356, 357 [UM 5-7] 301, 376 [UM 5-8] 304 [UM 5-9] 286, 298, 491 Unterscheidungsmerkmale zur Sechs
[UM 6-1] 114, 120, 124, 125, 137, 141, 355 [UM 6-2] 167, 178, 183, 355, 356 [UM 6-3] 211, 219, 221, 222, 345, 346 [UM 6-4] 240, 247, 253, 259, 268, 356 [UM 6-5] 287, 289, 307, 310, 356, 357 [UM 6-7] 348, 372, 375, 376, 385 [UM 6-8] 358, 440, 442, 443 [UM 6-9] 358, 491 Unterscheidungsmerkmale zur Sieben
[UM 7-3] 212, 219, 223, 398 [UM 7-4] 269, 398 [UM 7-5] 301, 376 [UM 7-6] 348, 372, 375, 376, 385 UM 7-9] 379, 380, 398, 492 Unterscheidungsmerkmale zur Acht
[UM 8-1] 113, 122, 123, 127, 139 [UM 8-3] 422 [UM 8-4] 269, 437, 444, 451 [UM 8-5] 304 [UM 8-6] 358, 440, 442, 443 [UM 8-9] 492 Unterscheidungsmerkmale zur Neun
[UM 9-1] 113 [UM 9-2] 178, 490 [UM 9-5] 286, 298, 491 [UM 9-6] 358, 491
Unterscheidungsmerkmale Körper-Mental
[UM Körper] 117 [UM Körper-mental] 139
Bildnachweise Die 1
John Lennon | By Nationaal Archief, Den Haag, Rijksfotoarchief: Fotocollectie Algemeen Nederlands Fotopersbureau (ANEFO), 1945-1989 – negatiefstroken zwart/wit, nummer toegang 2.24.01.05, bestanddeelnummer 922-2302 (Nationaal Archief ) [CC BY-SA 3.0 nl (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/nl/deed.en)], via Wikimedia Commons | abgerufen am 26.01.2015 | https://commons.wikimedia.org/wiki/File:BedIn_for_Peace,_Amsterdam_1969_-_John_Lennon_%26_Yoko_Ono_17.jpg | Ausschnitt aus dem Original
Die 2
Elvis Presley | By Ollie Atkins, chief White House photographer at the time. See ARC record. [Public domain], via Wikimedia Commons | abgerufen am 15.11.2015 | https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AElvis_Presley_1970.jpg | Ausschnitt aus dem Original John Travolta | https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AJohn_Travolta_2.jpg | By Caroline Bonarde Ucci [GPL (http://www.gnu.org/licenses/gpl.html)], via Wikimedia Commons |abgerufen am 26.03.2016 | Original in Farbe
Die 3
Heidi Klum | Heidi Klum | By abgerufen am 20.03.2016 |
e Heart Truth [Public domain], via Wikimedia Commons |
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AHeidi_Klum_in_John_Galliano.jpg | Original in Farbe, Ausschnitt aus dem Original
Die 4
Édith Piaf | von Nationaal Archief, Den Haag, Rijksfotoarchief: Fotocollectie Algemeen Nederlands Fotopersbureau (ANEFO), 1945-1989 – negatiefstroken zwart/wit, nummer toegang 2.24.01.05, bestanddeelnummer 914-6438 (Nationaal Archief ) [CC BY-SA 3.0 nl (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/nl/deed.en)], via Wikimedia Commons | 18.11.2015 | https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3A%C3%89dith_Piaf_914-6438.jpg | Ausschnitt aus dem Original
Die 5
Albert Einstein | Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 80 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers. | abgerufen am 26.01.2015 |
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f5/Einstein_1921_portrait2.jpg/820pxEinstein_1921_portrait2.jpg?uselang=de | Ausschnitt aus dem Original Marlene Dietrich | Bundesarchiv, Bild 102-14627 / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons |
26.01.2015 | http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_10214627,_Marlene_Dietrich.jpg | Ausschnitt aus dem Original Wilhelm Busch self-portrait of Wilhelm Busch | Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 80 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers. | https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wilhelm_Busch.JPG | abgerufen am 26.03.2016
Die 6
Woody Allen | von ABC Films (eBay, Lester Glassner Collecction) [Public domain], via Wikimedia Commons | abgerufen am 18.11.2015 |
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AWoody_Allen_-_Take_the_Money_-_1969.JPG | Ausschnitt aus dem Original
Die 7
Johann Wolfgang von Goethe |By Georg Melchior Kraus [Public domain], via Wikimedia Commons |15.11.2015 | https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AJW_Goethe_by_GM_Kraus_1775_76.jpg | Original in Farbe, Ausschnitt aus dem Original Nena |By Manfred Werner – Tsui (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia | abgerufen am 15.11.2015 | https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ANena_Stadtfest-Wien2008c.jpg | Original in Farbe, Ausschnitt aus dem Original
Die 8
Jack Nicholson | By Angela George [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/bysa/3.0)], via Wikimedia Commons | abgerufen am 15.11.2015 | https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AJackNicholsonMar10.jpg | Original in Farbe, Ausschnitt aus dem Original Amy Winehouse | By berlinfotos | https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AAmyWinehouseBerlin2007.jpg, via Wikimedia Commons | abgerufen am 22.02.2016 | (http:// ickr.com/photos/94363005@N00/375924857) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], Original in Farbe Dalai Lama | by Christopher Michel |
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Love_is_the_absence_of_judgement._%2815619348935 %29.jpg [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons |abgerufen am 22.02.2016 | Original in Farbe
Die 9
Marianne Sägebrecht | e weaver 12:54, 5. Aug 2004 (CEST) Mit Genehmigung von Weberberg.de, Website für Biberach verö entlicht. | abgerufen am 18.11.2015 | https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marianne_S%C3%A4gebrecht.jpg | Original in Farbe, Ausschnitt aus dem Original
Enneagramm-Seminare Enneagramm I, viertägiges Grundlagen-Seminar jedes Jahr zu Himmelfahrt
Angelika Winklhofer und Christian Meyer Angelika Winklhofer und Christian Meyer leiten jedes Jahr ein viertägiges Grundlagen-Seminar Enneagramm I. In diesem Seminar werden alle Fixierungen erarbeitet. Was in diesem Buch zu lesen ist, wird noch lebendiger: Meist ist jede Fixierung vertreten und damit auch als Gruppe live zu erleben. Es ist abenteuerlich, die anderen Fixierungen zu hören und kennenzulernen. Dabei ist besonders spannend, wie du darauf reagierst. Das Kennenlernen deiner eigenen Fixierung und der vertrauliche Austausch darüber in Kleingruppen schenkt dir eine faszinierende Spiegelung deines eigenen Lebens und du kannst deine tieferen Motive entschlüsseln. Wie wirken die jeweiligen Fixierungen auf mich? Wie reagiere ich auf die anderen? Wie reagieren die anderen auf mich? Welche Menschen aus meinem eigenen Bekannten- oder Familienkreis kann ich in den Seminarteilnehmern wiedererkennen und dadurch besser verstehen? Wie kann ich die Fixierung anhalten, wie kann ich freier werden von diesen mechanischen und unlebendigen Verhaltensmustern? Diese letzte Frage ist der eigentliche Grund für unsere Arbeit mit dem Enneagramm und darin liegt die Faszination. Gerade in der Erfahrung dessen was durch die Fixierung durchscheint, ergänzen sich Buch und Seminar ganz wundervoll. Zum Nachlesen oder zur Vorbereitung. Wir beschäftigen uns seit fast 20 Jahren damit und für uns gibt es jedes Mal etwas Neues zu entdecken. Jedes Jahr im Mai: Christi Himmelfahrt, Donnerstag, 10 Uhr bis Sonntag, 13 Uhr
Weitere Informationen, Ort und Zeiten enneagramm.de
ndest du hier: www.spirituelles-
Jahresprogramm Enneagramm & Selbst-Erfahrung in Michendorf
Angelika Winklhofer Es werden an zehn Abendterminen die Grundlagen des Enneagramms erlernt und gleichzeitig die neun verschiedenen Aspekte des Menschseins beleuchtet. Wenn wir die neun Farben der Stille kennen, in uns selbst und an anderen, ist das Erreichen gemeinsamer Ziele erfolgreicher und das Leben, auch das Arbeitsleben, freudvoller. Der Zyklus richtet sich an Menschen, die sich auf dem Weg der SelbstErkenntnis be nden, oder ihre Menschenkenntnis zu beru ichen Zwecken erweitern wollen. Dies ist in allen Berufen nützlich. Als Grundlage für das Arbeiten mit anderen Menschen ist es gut, die eigenen seelischen Höhen und Tiefen auszuloten. Das innere Gleichgewicht und eine tiefe Erfahrung von Stille und Frieden versetzen uns in die Lage, wirklich für uns selbst und dann für andere da sein zu können. CmePunkte werden jedes Jahr bei der Ärztekammer beantragt. Jeder Abend ist aus drei Teilen zusammengesetzt. Begonnen wird mit einer prägnanten inhaltlichen Darstellung der Grundzüge der Fixierung. Es folgt ein Übungsteil, bei dem direkte Erfahrungen gesammelt werden können. Im Anschluss werden Fragen und Antworten zum eigenen Erleben des jeweiligen emas und der besprochenen Fixierung bearbeitet und die Aspekte der Selbst-Erfahrung, des stiller-Werdens mithilfe des Enneagramms. Jedes Jahr spielt ein anderes ema mit hinein. Weitere Informationen, Ort und Zeiten enneagramm.de
ndest du hier: www.spirituelles-
Enneagramm II, Wochenend-Seminare
Angelika Winklhofer und Christian Meyer Jedes Jahr gibt es Wochenendseminare mit unterschiedlichen emen zur Vertiefung: Das Enneagramm II. Diese wenden sich an alle, die sich im Basisseminar das Grundwissen über die Charakter-Fixierungen
angeeignet haben und an der tieferen Erforschung der Fixierungen interessiert sind. So hat man die Möglichkeit, in jedem Jahr sein Wissen über die Fixierung zu vertiefen und sich selber besser kennenzulernen, jedes Jahr unter einem neuen Blickwinkel. emen sind: Unter xierungen: Selbsterhaltungs-, sexuelle und soziale Unter xierung Polaritäten der Fixierungen, die Dichotomien Rollenbilder, Beziehung und Sexualität im Enneagramm Fixierung, Arbeit und Geld Fixierung und Beziehungen zu Kindern und zum Inneren Kind Heilige Idee Archetypen Die Seminare beginnen freitags um 18 Uhr und enden sonntags um 13/14 Uhr. Sie nden in Berlin, Wien und München jeweils einmal im Jahr statt.
Einführungs-Seminare in München Anke Waterkamp
Die 9 Lebensmuster im Enneagramm Ein Schlüssel zu mehr innerer Stille und echter Lebendigkeit Einführungen, Abendkurse, Schnupperabende, Vertiefung Weitere Informationen, Ort und Zeiten waterkamp.de
ndest du hier: www.anke-
Bücher im Verlag zeit-und-raum Enneagramm & Selbst-Erfahrung – Tabellen zu „Neun Farben der Stille“ Angelika Winklhofer
Dieses Büchlein stellt die Erkenntnisse des Enneagramms in sehr übersichtlich geordneter Form dar, es dient als Nachschlagewerk und als Orientierung. Die farbigen Tabellen unseres Buches „Neun Farben der Stille“ sind hier mit Register und als Ringheftung (auf laminiertem, dickerem Karton) zusammengefasst. Auch während unserer Enneagramm-Seminare ist dieses „Heftchen“ ein nützlicher Begleiter. Verlag zeit-und-raum, Berlin, 1. Au . 2015, ISBN 978-39814517-7-1
Texte zum Aufwachen Christian Meyer
In diesem Buch werden grundlegende spirituelle Fragen in einer ungewöhnlichen Klarheit, Tiefe und Verständlichkeit beantwortet.
Immer wieder steht ein ema im Mittelpunkt der Auseinandersetzung über spirituelle Wege: Kann der Suchende etwas tun, wenn es doch gar kein Ich gibt? Es geht darum, anzuhalten; das ist kein Tun, sondern das Ende des Tuns, zugleich aber ein sehr bewusster und auch aktiver Prozess. Immer wieder ist der Text unterbrochen durch Übungen, die der Leser und die Leserin, so sie wollen, mitmachen können. Auch auf diese Weise vermittelt das Buch nicht nur Wissen und Einsicht, sondern auch die unmittelbare Möglichkeit des Aufwachens. Verlag zeit-und-raum, Berlin 2009, inkl. CD „Worte zum Aufwachen“, ISBN 987-3-00-026651-5 In englischer Übersetzung als eBook oder PDF-Download:
Towards Awakening - Doing Nothing, Stopping Everything, Download: www.zeitundraum-shop.org Mein Autogenes Training – Innere Gelassenheit und Lebensfreude nden Angelika Winklhofer
Dieses Buch ist eine erfrischende und kompetente Darstellung des Autogenen Trainings. Es gibt unterschiedliche Weisen das Autogene Training darzustellen, zu vermitteln und zu nutzen: Hier ist es ein
Werkzeug, um wirklich lebendig zu werden, die Fähigkeit zu entwickeln, Gefühle zu fühlen bis hin zu spirituellen Erfahrungen in der Oberstufe des Autogenen Trainings. Dieses Buch wurde für Menschen geschrieben, die der üblichen Hektik des Alltags etwas entgegensetzen möchten, die sich Zeit schenken wollen, die nur einem selber gehört. Es gibt dir die Möglichkeit, Körper, Seele und Geist zu relaxen und die Zeiten von innerem Frieden immer ausgedehnter werden zu lassen. Du ndest viele praxisrelevante Hinweise, die jegliche bisherige Übungs-Praxis bereichern. Da die Texte für alle verständlich sind, eignen sich Buch und CD (extra) gut als Geschenk. Verlag zeit-und-raum, Berlin, 2012, ISBN 978-3981 4517-0-2 Mit der zusätzlichen CD wird das eigene Üben unterstützt. Auch als eBook erhältlich. Alle Bücher und viele weitere CDs, DVDs, eBooks usw. online bestellbar unter www.zeitundraum-shop.org
Online-Schaltung des Enneagramm-Jahreskurses Webinar „Die Arbeit mit dem inneren Kind“ Angelika Winklhofer
Immer wieder kommen wir in Situationen, wo dem Menschen nicht seine vollen Kräfte zur Verfügung stehen. Er erlebt sich und handelt wie ein kleines Kind. Dieses kindliche Erleben zu erkennen, zu verstehen und dann liebevoll damit umzugehen, ist wesentlicher Aspekt der Psychotherapie. Auch auf dem spirituellen Weg braucht oft das Innere Kind besondere Beachtung, damit Hindernisse aus dem Weg geräumt werden können. Wenn wir durch die Arbeit mit dem Inneren Kind dieses Ziel erreichen, haben wir sehr viel gewonnen. Weitere Informationen und Anmeldung zum Newsletter: www.angelikawinklhofer.de
WeitereBücher von Christian Meyer
Aufwachen im 21. Jahrhundert – Die größte Herausforderung deines Lebens Christian Meyer (Mit einem Vorwort von Willigis Jäger)
Dieses Buch spannt einen Bogen über die wesentlichen, grundlegenden spirituellen Fragen:
► Worin besteht der Weg zum Aufwachen? ► Was ist das Aufwachen, wie geschieht es? ► Was geschieht nach dem Aufwachen?
Ein Must-Have für jeden spirituell Suchenden! Im Buch kommen auch Schülerinnen und Schüler von Christian Meyer zu Wort, die den Prozess des Aufwachens selbst erfahren haben. Sie schildern lebendig und anschaulich, wie es dazu kam und wie sich ihr Leben danach verändert hat. Darüber hinaus ndet sich eine systematische Darstellung der „7 Schritte zum Aufwachen“. Denn nur, wenn das „Ich“ zurücktritt, können die inneren Prozesse einfach geschehen. Weiter: Spiritualität und Psychotherapie. Und: Was muss nach dem Aufwachen bedacht werden, damit es bleibt und sich vertieft? Verlag J.Kamphausen, Bielefeld 2014, 2. Au age, ISBN: 978-3-89901-8707 Auch als eBook erhältlich.
„Ein Kurs in wahrem Loslassen – durch das Tor des Fühlens zu innerer Freiheit nden“ Christian Meyer
Ein praktisches Buch, ein „Kurs“, mit dem man arbeiten kann, mit vielen Übungen, von denen die meisten alleine durchzuführen sind; mit Arbeitsblättern, bestimmten thematischen Meditationen und vielem anderen. So ist das Lesen des Buches zugleich ein Prozess der inneren Selbsterforschung und der Veränderung; altes lösen und loslassen können; die Gegenwart vollständig und lebendig erfahren, mit sich selbst in Einklang kommen. Der Prozess besteht aus „7 Schritten des Loslassens“ – für jeden, der die Sehnsucht nach wirklicher Lebendigkeit hat, nach innerer Freiheit – wie auch für den, der weiter gehen und aufwachen will. Ein Buch, das verändert. Eine innere Reise, die in die Freiheit führt. Verlag GoldmanArkana, München 2016.
Die Autoren Dr. med. Angelika Winklhofer
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. In ihrer Praxis in Michendorf bei Potsdam begleitet sie Menschen bei intensiven Prozessen, mit tiefenpsychologischer und existenzieller Psychotherapie, meist in Gruppen. Sie führt Autogenes Training, Innere Kind-Arbeit, Coaching und Supervisionen durch. Familien- und System-Aufstellungen nutzt sie in ihrer ganzheitlichen Dimension als „Bewegung aus der Stille“, um das aufzulösen, was der Liebe und dem Frieden im Wege steht. Sie leitet zudem eine Jahresgruppe für die Enneagramm-Arbeit. Das Enneagramm lernte sie 1992 kennen und 1999 erfuhr sie seine transformative Kraft durch ihren Lehrer Eli Jaxon-Bear. Rein und unmittelbar gibt sie seit vielen Jahren mit liebevoller Kompromisslosigkeit dieses Wissen weiter: „Im Erkennen der Fixierung wird diese durchsichtig. Es (er-)scheint, was Du wirklich bist.“ Sie lebt und lehrt eine sehr geerdete, humorvolle, weibliche und freiheitliche Spiritualität. www.angelika-winklhofer.de
Dipl. Psych. Christian Meyer
Spiritueller Lehrer und Psychotherapeut. Seine Suche endete 1998, als er seinem Lehrer Eli Jaxon-Bear – in der Tradition von Ramana Maharshi und Poonjaji – begegnete. Er erkannte seine wahre Natur und unterstützt seitdem Menschen, lebendig zu werden und aufzuwachen. Seine Arbeit ist einfach, klar, direkt und sehr wirkungsvoll.1999 gründete er das spirituelle Zentrum „zeit-und-raum“ in Berlin und macht Retreats, Seminare und Fortbildungen. Seine Arbeit verkörpert eine moderne Spiritualität des Aufwachens und ihre Verbindung mit der Psychologie. Er hat eine 30-jährige psychotherapeutische Erfahrung und gründete das Karen-Horney-Institut in Berlin. Von 1980-1992 Lehrtätigkeit an Universitäten in Hamburg und Berlin. Christian Meyer erforscht die Erfahrung des Aufwachens in den verschiedenen spirituellen Wegen und die Gemeinsamkeiten christlicher und östlicher Mystik und entwickelte die „7 Schritte zum Aufwachen“. www.zeitundraum.org
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7 Grundlagen des Enneagramms 10 Das Enneagramm 10
Was ist das Enneagramm? 10 Die Geschichte des Enneagramms 11 Jeder hat eine Fixierung 12 Das Enneagramm als Werkzeug 13
Aufwachen 15
Was ist das Aufwachen 15 7 Schritte zum Aufwachen und das Enneagramm 16 De nition von Ich, Ego und Selbst 16 Persönlichkeit und Aufwachen 21 Mich selbst retten und dann vielleicht die Welt 22 Alle Gefühle einladen 22 Überlebensstrategie 23 Leere erfahren 24
Enneagramm und Aufwachen 25
Die Fixierung schmelzen 25 Blinde Flecken 26 Nach dem Aufwachen 27 Persönlichkeit und Charakterstruktur 29 Verhalten und Motivation 29
Wie Fixierung funktioniert 31 Wurzel der Fixierung 31 Die Fixierung erkennen 32
Selbsterforschung und Selbsterfahrung 36
Anleitung zur Selbsterforschung: Wiederholende Frage 36 Übungen zur Selbsterfahrung 38 Vertraulichkeit 39
Das Dreieck im Neuneck 40
Das Ich in der Charakter xierung und das Selbst 40 Drei Körper 41 Seifenoper 47 Dasein – Liebe – Leere 48 Körper-Fixierung 48 Emotionale Fixierung 51 Mentale Fixierung 51 Konformistisch – nonkonformistisch 54
Fixierung verstehen - Merkmale 56
Wie die Fixierung funktioniert 56 Kategorie 56 Archetyp 57 Hauptmerkmal 58 Genese 59 Physis 62 Leidenschaft 63
Wie die Fixierung aus der Not eine Tugend macht 64 Idealisierung 64 Redestil 65 Abwehrmechanismus 66 Vermeidung 67 Falle 68 Schatten 68
Wie andere und wir selbst uns wahrnehmen 69 Arbeit und Beziehung 69 Selbst- und Fremdwahrnehmung 70
Wie die Fixierung Schwankungen erzeugt 71
Polarität 71 Bewegung im Stress und in der Entspannung 73 Die Unter xierungen 75
Wie sich die Fixierungen unterscheiden lassen 75 Unterscheidungsmerkmale 75
Fixierung und Stille 76
Heilige Idee 76 Wege auf der Suche 77 Heiliger Weg 78 Essenz 80
Fixierung in der Ö entlichkeit 82 Beispiele 82
Selbsterforschung 83
Fragen zur Selbsterforschung 83
Die Subtypen 85
Grundtriebe 85 Der Weg zum Aufwachen 91 Die selbsterhaltende Unter xierung 97 Die sexuelle Unter xierung 101 Die soziale Unter xierung 107
Die Eins – Der Perfektionistische Reformer 112 Kategorie: innerer Wutpunkt 113 Archetyp: Der Herrscher 114 Hauptmerkmal: Groll 115 Genese 116 Physis 118 Leidenschaft: Zorn 121 Idealisierung: Ich bin gerecht 122 Redestil: Predigen 123 Abwehrmechanismus: Reaktionsbildung 124 Vermeidung: Zorn/fehlende Richtigkeit 125 Falle: Perfektion 125 Schatten 127 Arbeit 128 Beziehung 129 Wie andere die Eins erfahren 131 Polarität: rigide – emp ndsam 132 Stress-Bewegung zur Vier 133
Relax-Bewegung zur Sieben 133 Selbsterhaltung: Besorgnis 134 Sexuell: Eifersucht 134 Sozial: Nicht-Anpassung 136 Unterscheidungsmerkmale 136 Heilige Idee: Perfektion/Vollkommenheit 140 Wege auf der Suche 141 Heiliger Weg: heitere Gelassenheit 142 Essenz: Reinheit 143 Beispiele 144
Die Zwei – Der bedürftige Helfer 150
Kategorie: äußerer Imagepunkt 151 Archetyp: Die göttliche Mutter 152 Hauptmerkmal: Schmeichelei 153 Genese 154 Physis 156 Leidenschaft: Stolz 157 Idealisierung: Ich bin hilfreich 159 Redestil: Ratschläge geben 160 Abwehrmechanismus: Verdrängung 161 Vermeidung: Bedürfnisse 162 Falle: Wille 164 Schatten 164 Arbeit 166 Beziehung 167 Wie andere die Zwei erfahren 169 Dichotomie: militant – zügellos, libertin 172 Stress-Bewegung zur Acht 173 Relax-Bewegung zur Vier 174 Selbsterhaltung: Ich zuerst 175 Sexuell: Aggression/Verführung 175 Sozial: Ehrgeiz 176 Unterscheidungsmerkmale 176 Heilige Idee: Freiheit 178 Wege auf der Suche 179
Heiliger Weg: Demut 180 Essenz: Güte 182 Beispiele 183
Die Drei – Der blendende Macher 191
Kategorie: zentraler Imagepunkt 192 Archetyp: Der Magier 194 Hauptmerkmal: E zienz 194 Genese 196 Physis 198 Leidenschaft: Täuschung 199 Idealisierung: Ich bin erfolgreich 201 Redestil: Propaganda 202 Abwehrmechanismus: Identi kation 203 Vermeidung: Versagen 204 Falle: E zienz 205 Schatten 206 Arbeit 207 Beziehung 209 Wie andere die Drei erfahren 212 Polarität: überaktiv – fantasierend 213 Stress-Bewegung zur Neun 215 Relax-Bewegung zur Sechs 215 Selbsterhaltung: Sicherheit 216 Sexuell: maskulin/feminin 217 Sozial: Prestige 217 Unterscheidungsmerkmale 219 Heilige Idee: Mitgefühl, Verbundenheit 222 Wege auf der Suche 223 Heiliger Weg: Wahrhaftigkeit 226 Essenz: Liebe 228 Beispiele 231
Die Vier – Der dramatische Romantiker 237 Kategorie: innerer Imagepunkt 238 Archetyp: Der Künstler 238 Hauptmerkmal: Melancholie 239
Genese 240 Physis 243 Leidenschaft: Neid 244 Idealisierung: Ich bin besonders 245 Redestil: Lamentieren 246 Abwehrmechanismus: Introjektion 247 Vermeidung: schlichte Traurigkeit 249 Falle: Authentizität 252 Schatten 253 Arbeit 254 Beziehung 255 Wie andere die Vier erfahren 259 Polarität: analytisch – desorientiert 260 Stress-Bewegung zur Zwei 261 Relax-Bewegung zur Eins 262 Selbsterhaltung: unerschrocken 262 Sexuell: Rivalität 264 Sozial: Scham 266 Unterscheidungsmerkmale 268 Heilige Idee: Ursprung 269 Wege auf der Suche 269 Heiliger Weg: Gleichmut 272 Essenz: Freude 272 Beispiele 272
Die Fünf – Der weise Sonderling 278 Kategorie: innerer Angstpunkt 279 Archetyp: Der mystische Philosoph 279 Hauptmerkmal: Zurückgezogenheit 280 Genese 282 Physis 285 Leidenschaft: Habgier 286 Idealisierung: Ich weiß 289 Redestil: Abhandlung 290 Abwehrmechanismus: Isolierung 290 Vermeidung: Leere 291
Falle: Beobachter 293 Schatten 294 Arbeit 295 Beziehung 296 Wie andere die Fünf erfahren 299 Polarität: sozial – antisozial 301 Stress-Bewegung zur Sieben 301 Relax-Bewegung zur Acht 302 Selbsterhaltung: Heim 304 Sexuell: Vertrauen/Zutrauen 305 Sozial: Totem 306 Unterscheidungsmerkmale 307 Heilige Idee: Allwissenheit 308 Wege auf der Suche 309 Heiliger Weg: Nicht-Anhaften 311 Essenz: Frieden 313 Beispiele 313
Die Sechs – Der loyale Skeptiker 321
Kategorie: zentraler Angstpunkt 322 Archetyp: Der Held 324 Hauptmerkmal: Paranoia 325 Genese 327 Physis 330 Leidenschaft: Zweifel 330 Idealisierung: Ich bin loyal 333 Redestil: Grenzen setzen 334 Abwehrmechanismus: Projektion 335 Vermeidung: abweichendes Verhalten 337 Falle: Sicherheit 338 Schatten 340 Arbeit 341 Beziehung 342 Wie andere die Sechs erfahren 344 Polarität: bestimmend – sich unterwerfend 345 Stress-Bewegung zur Drei 345
Relax-Bewegung zur Neun 346 Selbsterhaltung: Wärme 347 Sexuell: Stärke/Schönheit 350 Sozial: P icht 353 Unterscheidungsmerkmale 354 Heilige Idee: Vertrauen 358 Wege auf der Suche 360 Heiliger Weg: Mut 362 Essenz: Leere, reine Intelligenz 363 Beispiele 364
Die Sieben – Der verplante Abenteurer 369 Kategorie: äußerer Angstpunkt 370 Archetyp: Das magische Kind 371 Hauptmerkmal: Planen 373 Genese 373 Physis 375 Leidenschaft: Unersättlichkeit 376 Idealisierung: Ich bin okay 378 Redestil: Geschichten 379 Abwehrmechanismus: Rationalisieren 380 Vermeidung: Schmerz 381 Falle: Idealist 384 Schatten 386 Arbeit 387 Beziehung 388 Wie andere die Sieben erfahren 390 Polarität: unterlegen – überlegen 391 Stress-Bewegung zur Eins 393 Relax-Bewegung zur Fünf 395 Selbsterhaltung: erweiterte Familie 396 Sexuell: Leichtgläubigkeit 396 Sozial: Märtyrer 397 Unterscheidungsmerkmale 397 Heilige Idee: heilige Arbeit 398 Wege auf der Suche 399
Heiliger Weg: Nüchternheit 403 Essenz: Versunkenheit 404 Beispiele 405
Die Acht – Der beschützende Boss 413
Kategorie: äußerer Wutpunkt 414 Archetyp: Der Krieger 415 Hauptmerkmal: Rache 416 Genese 417 Physis 421 Leidenschaft: Wollust 423 Idealisierung: Ich bin kompetent 424 Redestil: bevormundend 425 Abwehrmechanismus: Verleugnung 426 Vermeidung: Schwäche 427 Falle: Gerechtigkeit 429 Schatten 431 Arbeit 431 Beziehung 433 Wie andere die Acht erfahren 435 Polarität: Puritaner – Hedonist 437 Stress-Bewegung zur Fünf 437 Relax-Bewegung zur Zwei 439 Selbsterhaltung: befriedigendes Überleben 440 Sexuell: Besitz/Hingabe 440 Sozial: Freundschaft 442 Unterscheidungsmerkmale 442 Heilige Idee: Wahrheit 444 Wege auf der Suche 446 Heiliger Weg: Unschuld 449 Essenz: Shakti/kosmische Kraft 451 Beispiele 452
Die Neun – Der harmoniesüchtige Vermittler 459 Kategorie: zentraler Wutpunkt 460 Archetyp: Der Heilige 462 Hauptmerkmal: Trägheit 463
Genese 466 Physis 469 Leidenschaft: Bequemlichkeit, Faulheit 470 Redestil: Saga 470 Idealisierung: Ich fühle mich wohl 472 Abwehrmechanismus: Selbstbetäubung 473 Vermeidung: Kon ikt 476 Falle: Suchender 479 Schatten 480 Arbeit 482 Beziehung 483 Polarität: gläubig – zweifelnd 485 Wie andere die Neun erfahren 485 Stress-Bewegung zur Sechs 486 Relax-Bewegung zur Drei 487 Selbsterhaltung: Appetit 488 Sexuell: Verschmelzen 489 Sozial: Teilnahme 490 Unterscheidungsmerkmale 491 Heilige Idee: göttliche Liebe 492 Wege auf der Suche 493 Heiliger Weg: rechtes Handeln 496 Essenz: Gewahrsein 498 Beispiele 500
Unterscheidungsmerkmale 502 Bildnachweise 504
Enneagramm-Seminare 506 Bücher im Verlag zeit-und-raum 508 WeitereBücher von Christian Meyer 510 Die Autoren 511