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German Pages 33 Year 2012
Einiges über die karitative Tätigkeit des syrischen Mönchtums
Syriac Studies Library
229
Sériés Editors Monica Blanchard Cari Griffïn Kristian Heal George Anton Kiraz David G.K. Taylor
The Syriac Studies Library brings back to active circulation major reference works in the field of Syriac studies, including dictionaries, grammars, text editions, manuscript catalogues, and monographs. The books were reproduced from originals at The Catholic University of America, one of the largest collections of Eastern Christianity in North America. The project is a collaboration between CUA, Beth Mardutho: The Syriac Institute, and Brigham Young University.
Einiges über die karitative Tätigkeit des syrischen Mönchtums
Ein Beitrag zur Geschichte der Liebestätigkeit im Orient
Arthur Vööbus
Gorgias Press LLC, 954 River Road, Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com G&C Kiraz is an imprint of Gorgias Press LLC Copyright © 2012 by Gorgias Press LLC Originally published in 1947 All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC.
2012
ISBN 978-1-61143-614-3
Reprinted from the 1947 Pinneberg edition.
Digitized by Brigham Young University. Printed in the United States of America.
Series Foreword
This series provides reference works in Syriac studies from original books digitized at the ICOR library of The Catholic University of America under the supervision of Monica Blanchard, ICOR's librarian. The project was carried out by Beth Mardutho: The Syriac Institute and Brigham Young University. About 675 books were digitized, most of which will appear in this series. Our aim is to present the volumes as they have been digitized, preserving images of the covers, front matter, and back matter (if any). Marks by patrons, which may shed some light on the history of the library and its users, have been retained. In some cases, even inserts have been digitized and appear here in the location where they were found. The books digitized by Brigham Young University are in color, even when the original text is not. These have been produced here in grayscale for economic reasons. The grayscale images retain original colors in the form of gray shades. The books digitized by Beth Mardutho and black on white. We are grateful to the head librarian at CUA, Adele R. Chwalek, who was kind enough to permit this project. "We are custodians, not owners of this collection," she generously said at a small gathering that celebrated the completion of the project. We are also grateful to Sidney Griffith who supported the project.
Contributions of Baltic University
Pinneberg, 1 9 4 7
Nr. 5 1
Einiges über die karitative Tätigkeit des syrischen Mönchtums. Ein Beitrag zur Geschichte der Liebestätigkeit im Orient.
Prof. Dr. theol. A. Vööbus.
Das syrische Mönchtum ist dem Abendland seit Hieronymus, Aetheria, Cassianus u. a. bekannt als ein wild*orientalisches Pheno* menon, abgewandt vom Christlich*Sozialen. U n d bisher hat man nur von den wunderlichen Formen seines übertriebenen Asketismus gehört. W e r aber an die Aufgabe herangeht, das religiös*ethische Antlitz des syrischen Mönchtums zu erforschen, stellt mit Über;« raschung fest, wie tief die Züge sind, die das durch das Christen* tum erweckte soziale Gewissen der Mönche in dieses Antlitz ge* zeichnet hat. Wenn man die literarischen Quellen auf diese Frage hin durch* sucht, so m u ß man dieses Bild aus zerstreuten Einzelbemerkungen der syrischen Literatur zusammenstellen. Ich bin den Spuren nach* gegangen und habe einen Versuch gemacht, da ein solcher bisher noch fehlte. Die Ergebnisse in Form einer ausführlichen Unter* suchung hoffe ich, sobald eine Möglichkeit dazu sich bietet, vor* zulegen. Diese Studie aber will einiges von den charakteristischeren Nachrichten hervorbringen und in deren Licht die Silhouette des syrischen Mönchtums in bezug auf seine barmherzigen Werke skizzieren. Schon sehr früh haben die Asketen die Gastfreundschaft als eine hervorragende Tugend angesehen. Zugleich mit dem Aufkom* men des Mönchtums war auch die Gastfreundschaft da, und ihre
weitere Entwicklung geht Hand in Hand mit der Entwicklung des syrischen Mönchtums. Aus Persien wissen wir schon durch Aphrahat (ca. 350), welche Rolle diese Tugend dort spielte1). Aus den römischen Gebieten Syriens und Mesopotamiens hören wir etwas mehr. In den Schriften Ephraem's ( f 373) werden die Mönche öfters ermahnt, besondere Aufmerksamkeit in der Gastfreundschaft gegenüber Asketen und Laien zu schenken2). Rabbülä ( f 435), Ishaq von Edessa3) und Jöhannan bar Kür$ös("j" 538) 4), beide gründliche Kenner des Klosterlebens, sprechen ebenso von der Gastfreund* schaft als selbstverständlicher Pflicht der Mönche. Der erstere sagt, daß sie die Gäste liebenswürdig empfangen sollten und vor keif nem Bruder die Tür schließen dürften 5 ). Tatsächlich wurde im Laufe der Jahrhunderte diese Tugend in den Einzelzellen der syrischen Mönche sowie in den Klöstern kultiviert und zur hervorragendsten Eigenschaft des syrischen Mönch* tums ausgebildet. Ishaq nennt in einem Brief an einen Abt unter den religiösen Tugenden der Mönche an erster Stelle den Liebest willen. 8 ). Und charakteristisch ist eine Stelle in einem Briefe des Katholikos Isö jahb III (650/1—657/8) wo er unter vielen abstrakt ten Tugenden nur eine praktische, die Gastfreundschaft anführt, die in völliger Freimütigkeit durchgeführt wird. 7 ). Die syrischen Mönche haben verstanden, der Tugend der Gast* freundschaft einen besonders tiefen religiösen Sinn zu geben, einen solchen, der sie dazu begeistern konnte, sich dem selbstaufopfem* den Dienst an den Mitmenschen hinzugeben. Aus der Geschichte der zeitlich nicht näher zu bestimmenden Erzählung über Alexios (ursprüngliche Gestalt ist aus den letzten Jahrzehnten des V. Jahr* hunderts) erfahren wir eine interessante und bei den syrischen Mönchen weitverbreitete Ansicht, daß nämlich in den zerschlis* 1) Demonstrationes, ed. J. Parisot, Patrologia syriaca, Parisiis 1894,
I, 11.
2) E p h r a e m Syri opera omnia, ed. J. S. Assemani. graece, R o m a 1732 sqq., II, 18. 3) Homiliae S. Isaaci Syri Antiocheni, ed. P. Bedjan, Parisiis 1903, I, 607 sq. 4) Canones Joannis Bar Cursus, Tellae Mauzelatae episcopi, ed. C. Kuberczyk, Lipsiae 1901, 29. 5) Opera selecta, ed. J. J. Overbeck, Oxonii 1865, 213. 6) Bibliotheca orientalis, ed. J. S. Assemani, R o m a 1719, I, 224. 7) exemplum fortitudinis suae in m u n d o reliqucrunt in o m n i perfectione eximia: in habitu quidem, et eo modestissimo. in habitatione quidem, et ea castissima, in ieiunio quidem, et ea strictissimo. in abstinentia quidem. et ea asperrima, in vigilia quidem, et ea intentissima, in ministerio quidem. et eo prolatissimo, in lectione quidem, et ea studiosissima, in oratione quidem, et ea cum omnibus laboribus iuneta, in benegnitate quidem erga peregrinos, et ea promtissima. Isö'yahb patriarchae III, Liber epistularum, interpr. R. Duval, Parisiis 1905, 85.
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senen Kleidern immer ein frommer und heiliger Mann zu Gast gekommen sein kann, der sich pflegen läßt, bis er eines Tages sein Geheimnis enthüllt. So lebte bei Mar Rabbülä ein zerlumpter Fremder, in dem keiner etwas anderes sehen konnte als einen elenden Bettler, und von dem es sich erst nach seinem Tode herausstellte, daß er ein großer Gottesmann gewesen war. Rabbülä habe aus diesem Falle die Lehre gezogen, die Fremden mit noch größerer Hingabe zu umsorgen, denn keiner kann jemals wissen, wer einmal als ein solcher unbekannter Fremder um seine Hilfe nachsuchen wird. *) Aber noch größere Persönlichkeiten haben die syrischen Mönche in der unscheinbaren Gestalt fremder Gäste erwartet. Der durch sein unstetes Wanderleben mit dem Leben der syrischen Mönche gut vertraute Jöhannan von Ephesos (f ca. 586) hat in seinem kulturhistorisch unschätzbaren Werk über die mesopotamL« sehen Mönche auch in dieser Hinsicht wertvolle Bilder gezeichnet. Er erzählt eine Episode von einem Mönche namens Sem'ön, der wegen Alters und wegen seiner großen Schwäche keine Gäste mehr beherbergen konnte. Jöhannan sah ihn weinen und fragte ihn nach der Ursache. Aber der alte Mönch hörte nicht auf zu weinen und sagte, warum er nicht weinen sollte, da „Christus mit seinen eigenen Füßen zu ihm gekommen ist", er aber sich nicht erheben konnte, um sie zu waischen2). Die Mönche sahen also in ihren Gästen, Jesus Christus oder Gott selber, der in Gestalt eines Pilgers zu ihnen eintrat. Ein anderer Mönch, auch namens Sem'ön, wagte des»» halb sogar nicht, an seiner Zelle eine Tür zu zimmern, damit die Zelle immer, tags und nachts offen wäre, wenn Jesus Christus in Gestalt eines Gastes zu ihm käme 3). Hier haben wir eine Stelle erreicht, die besonderes Licht auf die karitative Tätigkeit der syrischen Mönche wirft und ihre auf* opfernde Tätigkeit im Dienste der Mitmenschen verständlich macht. Bei solchen Ansichten bekommt die Gastfreundschaft einen unge* heuer tiefen Sinn. Eine solche Auffassung erklärt auch die fast un