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German Pages [248] Year 2017
STÄDTEFORSCHUNG Veröffentlichungen des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster begründet von Heinz Stoob
in Verbindung mit
U. Braasch-Schwersmann, M. Kintzinger, B. Krug-Richter, A. Lampen, E. Mühle, J. Oberste, M. Scheutz, G. Schwerhoff und C. Zimmermann
herausgegeben von
Werner Freitag Reihe A: Darstellungen Band 95
DIPLOMATISCHE STRATEGIEN DER REICHSSTADT AUGSBURG
EINE STUDIE ZUR BEWÄLTIGUNG REGIONALER KONFLIKTE IM 15. JAHRHUNDERT
von
Evelien Timpener
2017 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung: Chronik des Diebold Schilling (1513), Ausschnitt Quelle: Die Schweizer Bilderchronik des Luzerners Diebold Schilling 1513. Faksimile der Handschrift S 23 fol. in der Zentralbibliothek Luzern, hg. v. Alfred A. Schmid, Luzern 1977–1981; http://www.e-codices.unifr.ch/en/kol/S0023-2/541.
© 2017 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Redaktion: Ria Hänisch Institut für vergleichende Städtegeschichte, Münster http://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte Layout und Satz: Ria Hänisch, Münster Druck und Bindung: Strauss, Mörlenbach Gesetzt aus Stempel Garamond LT Pro 10pt. Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-412-50406-9
INHALT
Vorwort
........................................................
VII
1. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1. Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2 Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.3 Quellenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.4 Terminologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.5 Vorgehensweise und Struktur der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2. Zwischen Bistum und Bayern. Zur Augsburger Stadtgeschichte und zu den Konfliktfällen des 15. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Von der Bischofsstadt zur Reichsstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Die Reichsstadt Augsburg als Teil der Reichslandvogtei Schwaben 2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . .
32 33 35 37
3. Von Augsburg in die Welt. Korrespondenz, Nachrichtenübermittlung und Gesandtschaftswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Rat, Kanzlei und Stadtschreiber: Die Organisation der Korrespondenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Beschreibung und statistische Auswertung der Missivbücher . . . . . . . 3.3 Handlungsträger, Dokumente und Kommunikation in der städtischen Diplomatie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Entwicklung der schriftlichen und mündlichen Übermittlung . . . . . . 3.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
80 93 97
4. Zwischen Recht und Ritual. Städtische Strategien und Maßnahmen im Konflikt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3. Strategien auf Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Militärische Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5 Die Verortung der städtischen Diplomatie. Zusammenfassung . . . . .
100 101 124 142 149 153
60 61 66
VI
Inhalt
5. Ehre und Ehrerweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Auf symbolischer Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Handlungsträger der städtischen Diplomatie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Nur eine Frage des Geldes? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
157 157 162 168 176
6. Entwicklungstendenzen der Augsburger Diplomatie. Zusammenschau 6.1 Optimierung und Spezialisierung der städtischen Diplomatie . . . . . 6.2 Strategien im Vergleich: Möglichkeiten und Grenzen der Augsburger Diplomatie . . . . . . . . . 6.3 Konflikte mit geistlichen und weltlichen Herrschaftsträgern . . . . . . 6.4 Fazit .................................................... 6.5. Summary . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
177 177
Anhang A: Übersicht über die Missivbücher
187
..........................
Anhang B: Auswertung der Missivbücher in drei Zeitperioden
...........
179 181 182 185
188
Anhang C: Übersicht der tätigen Ratsherren im Augsburger Bischofsstreit
192
Abkürzungen und Siglen
..........................................
195
..............................................
197
Quellen & Literatur
Index der Personennamen Index der Ortsnamen
.........................................
231
.............................................
236
VORWORT
Die vorliegende Arbeit, die als Dissertation an der Universität Kassel im Fachbereich für Gesellschaftswissenschaften angenommen wurde, ist am 10. Dezember 2014 erfolgreich verteidigt und anschließend für den Druck geringfügig überarbeitet worden. Den vielen Menschen, die mich auf dem Weg bis zur Fertigstellung der Dissertation begleitet haben, möchte ich an dieser Stelle herzlich danken. Ein ganz besonderer Dank gebührt zunächst meiner Betreuerin, Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, die mich in diesem Vorhaben stets bestärkt und mir den Raum gelassen hat, meine Ideen frei zu entfalten. In Einzelgesprächen stellte sie differenzierte Fragen, welche mich herausforderten und mich vor manchem Irrtum bewahrten. Für ihr Vertrauen möchte ich mich bei ihr besonders herzlich bedanken. Sehr wertvoll waren darüber hinaus die vielen Gespräche mit meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Michael Rothmann (Hannover) zu Stadtpolitik, Kommunikationsformen und Archivgeschichte. Für seine Anregungen, fortwährende Unterstützung und das Erstellen des Zweitgutachtens möchte ich einen großen Dank aussprechen. Der Universität Kassel danke ich für die Vergabe eines Promotionsstipendiums und das in mich gesetzte Vertrauen. Zudem danke ich dem Kasseler Internationalen Graduiertenzentrum Gesellschaftswissenschaften (KIGG) für die Bereitstellung eines Arbeitsplatzes sowie die Reisekostenzuschüsse, die mir mehrere Archivaufenthalte in Augsburg ermöglichten. Ferner sind die (ehemaligen) KollegInnen aus Kassel, Gießen und Hannover zu nennen. Sie haben mir mit Informationen zur deutschen Universitätspraxis, aufmunternden Gesprächen und Korrekturen sehr geholfen. Mein Dank gilt Detlef Berghorn, Dr. Mareike Böth, Thomas Czerner, Dr. Stefanie Dick, Dr. Julia Eulenstein, Christopher Folkens, Wencke Hinz, Sonja Janositz, Daniel Kaune, Dr. Antonia Landois, Attila Magyar, Dr. Melanie Panse, Dr. Stefan Schröder, Lena Thiel, Rebekka Thissen und Charlotte Zweynert. Für die Archivarbeit bedanke ich mich bei dem hilfsbereiten und freundlichen Archivpersonal im Stadtarchiv Augsburg, Staatsarchiv Augsburg sowie Hauptstaatsarchiv München. Besonders Herrn Dr. Cramer-Fürtig und Frau Lengger vom Augsburger Stadtarchiv sei herzlich für ihre Unterstützung gedankt, da sie mir bei meinen Recherchen – trotz Brotkäferbefalls der Bestände und anschließender Archivschließung – hilfreich zur Seite standen.
VIII
Vorwort
Erste Erkenntnisse und viele Teilaspekte der Arbeit durfte ich bei verschiedenen Kolloquien, Workshops und Tagungen in Augsburg, Darmstadt, Esslingen, Göttingen, Hannover, Kassel, Mühlhausen (Th.) und Trier vorstellen. Die Fragen, Diskussionen und Einzelgespräche bei solchen Treffen haben die Konturen der Arbeit maßgeblich geschärft, wofür ich mich besonders bei Dr. Joachim Halbekann (Esslingen), Dr. Klara Hübner (Bern/Opava), Prof. Dr. Peter Johanek (Münster), Prof. Dr. Christian Jörg (Tübingen), PD Dr. Michael Jucker (Luzern), Prof. Dr. Martin Kaufhold (Augsburg), Dr. Mathias Kluge (Augsburg), Prof. Dr. Christine Reinle (Gießen), Prof. Dr. Arnd Reitemeier (Göttingen) sowie Dr. Stefanie Rüther (Göttingen) bedanken möchte. Eine erste Korrektur hat Hildegard Mangel vorgenommen, was für mich als gebürtige Niederländerin sehr lohnenswert war. Mein Dank gebührt zudem Ria Hänisch, die sehr engagiert alle weiteren Korrekturen sowie die Endredaktion der Druckvorlage am Institut für vergleichende Städtegeschichte durchführte. Prof. Dr. Rolf Kießling danke ich für die Erstellung einer weiteren Stellungnahme, welche die Aufnahme dieser Dissertation in die „Reihe Städteforschung“ ermöglichte. Auch den Herausgebern derselben sei für ihre Bereitschaft, dieses Werk in die renommierte Reihe aufzunehmen, herzlich gedankt. Zu guter Letzt gilt ein ausdrücklicher Dank meiner Familie: Jonas danke ich für seine liebevolle Unterstützung, die so viel umfassender war, als sich hier beschreiben ließe. Lasse danke ich für seine Fröhlichkeit sowie die Geduld mit seiner Mama. Mein Dank gilt zudem meinen Eltern, die meine Studienwahl nie in Frage gestellt haben und mich stets, nicht zuletzt finanziell, unterstützt haben. Ihnen ist dieses Werk gewidmet.
Hannover, September 2016
Evelien Timpener
1. EINFÜHRUNG
Am 14. September 1429 versuchte die Stadt Augsburg wegen ihrer Streitigkeiten mit Bischof Peter von Schaumberg, den König auf die kommunale Seite zu ziehen. Hierzu wandte sich Augsburg an König Sigmund und zwei hochrangige, einflussreiche Politiker in dessen direktem Umfeld.1 Der Stadtrat gab seinem Boten nicht nur einen Begleitbrief mit, sondern informierte gleichzeitig Ludwig von Teck, den Patriarchen von Aquileia, dass die Stadt Konrad Haintzel zum König geschickt habe, umb ettlich unser anligende notdurfft müntlich an saynen gnade zu bringen.2 In einem anderen Brief an Vize-Kanzler Kaspar Schlick bedankte sich Augsburg für dessen vorher bewiesene Freundlichkeit gegenüber dem Augsburger Ratsherrn Stephan Hangenor3 und erwähnte im zweiten Teil des Briefes den Besuch Konrad Haintzels. Die Stadt stellte nicht nur Haintzel vor, sondern strebte dezidiert eine wohlwollende Unterstützung an: Ir wöllend uns und Im [gemeint ist Konrad Haintzel] darynne furderlich sein und hilfflich,4 damit Haintzel vom König furderlichen und genediclichen komen verhört und usgeriht werde.5 Ein Briefbeispiel wie dieser stellt keine Seltenheit dar. Reichsstädte wie Augsburg beherrschten die diplomatische Kunst bestens und wandten sich bei Streitigkeiten gerne an den König und/oder wichtige Handlungsträger am Hof.6 Das Werben um königliche Hilfe und Förderung, die Reichsstädte wie Augsburg bei einem (drohenden) Konflikt zu erlangen suchten, war meist der erste Schritt auf dem diplomatischen Parkett. Die städtische Diplomatie wurde wohlüberlegt eingesetzt, indem der Stadtrat sich für eine bestimmte Strategie entschied und seinen diplomatischen Apparat einschaltete. Hierbei ist Strategie nicht als rationaler Handlungsplan zu verstehen, sondern vielmehr als situationsbedingte Maßnahme bzw. eine vortastende 1
2 3
4
5 6
StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ III, f. 58r, Nr. 232–234. Vgl. Paul-Joachim Heinig, Reichsstädte, freie Städte und Königtum 1389–1450. Ein Beitrag zur deutschen Verfassungsgeschichte, Wiesbaden 1983, S. 312. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ III, f. 58r, Nr. 233. Stephan Hangenor hatte sich kurz vorher mit Kaspar Schlick wegen der schwäbischen Reichsstädte getroffen. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ III, f. 58r, Nr. 233. Hangenor saß als Patrizier im Rat; er war vier Mal Siegler sowie zwischen 1427 und 1451 elf Mal Bürgermeister. Vgl. Friedrich Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396–1521. Beitrag zu einer Strukturanalyse Augsburgs im Spätmittelalter, München 1983, S. 179–180. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ III, f. 58r, Nr. 234. Ähnliche Sätze finden sich im Schreiben an Ludwig von Teck: Ebd., f. 58r, Nr. 233. Ebd., Nr. 233. Vgl. über Hangenor und Haintzel: Heinig, Reichsstädte, S. 312.
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1. Einführung
Handlung, mit dem Ziel, den Konflikt zum gewünschten Ende zu führen. Die Strategien und Maßnahmen, die Augsburg anwandte, um seine Anliegen bei Städten, Fürsten, Herren und anderen politischen Akteuren vorzubringen und seine Ansprüche juristisch durchzusetzen, waren jedoch viel umfassender und sollen in dieser Arbeit analysiert werden.
1.1. Fragestellung
Es gilt zu untersuchen, wie die Stadt Augsburg ihr Boten- und Gesandtschaftssystem zur Bewältigung von regionalen Auseinandersetzungen eingesetzt hat und wie die Reichsstadt sich gegen ihre adligen und bischöflichen Konfliktpartner erfolgreich durchsetzen konnte. Anhand von sechs Konfliktfällen wird nicht nur nach der Augsburger Boten- und Gesandtschaftspraxis gefragt, sondern zu erläutern sind vielmehr die diplomatischen und rechtlichen Blickwinkel: Welche Bündnispartner hatte Augsburg und wie wurden diese bei politischen Krisen eingesetzt? Welche Argumente und welche diplomatischen, politischen und militärischen Strategien erschienen dem Stadtrat in welchen Situationen Erfolg versprechend? Welche Möglichkeiten ergaben sich aus der Tatsache, dass es bei der rechtlichen Auseinandersetzung mehrere Gerichtsbarkeiten geben konnte? Und welche Rolle spielten Geldgeschenke in der städtischen Diplomatie? In einem weiteren Schritt ist nach der Bedeutung von Ehrkonzepten und symbolischer Kommunikation zu fragen. Die ‚Spielregeln’ der symbolischen Kommunikation lassen vermuten, dass es für einen Herzog oder Bischof einen fast unakzeptablen Gesichts- und damit Ehrverlust bedeuten würde, wenn er durch eine Bürgergemeinde besiegt würde.7 Es gilt danach zu fragen, wie sich die Stadt erfolgreich gegen Adlige behaupten konnte, ohne dass ihre Kontrahenten einen solchen Gesichtsverlust erleiden mussten. Schließlich wird die Studie mit der Frage abgeschlossen, welche Entwicklung die städtische Diplomatie im Laufe des 15. Jahrhunderts genommen hat und inwiefern von ‚Spezialisierung’ oder gar ‚Professionalisierung’ die Rede sein kann. Die Ergiebigkeit der Augsburger Quellen bietet die Möglichkeit, diesen Themen nicht nur aufgrund der öffentlichen Handlungen und Ergebnisse, welche als Friedensschlüsse, Urkunden und Chronikberichte ihren Niederschlag fanden, nachzugehen, sondern diese auch während der Auseinandersetzung und insbesondere 7
Vgl. Gerd Althoff, Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde, Darmstadt 1997; Stefanie Rüther, Von der Macht, vergeben zu können. Symbolische Formen der Konfliktbeilegung im späten Mittelalter am Beispiel Braunschweigs und der Hanse, in: Christoph Dartmann/Marian Füssel/Stefanie Rüther (Hg.), Raum und Konflikt. Zur symbolischen Konstituierung gesellschaftlicher Ordnung in Mittelalter und Früher Neuzeit, Münster 2004, S. 107–128, hier S. 110: „Der Schluß liegt nahe, daß aufgrund des sozialen Gefälles die Könige, Herzöge und Grafen im Falle eines Konflikts darauf bestanden, daß die unterlegenen, nichtadligen Bürger ihnen Genugtuung leisteten und sich öffentlich ihrer Herrschaft unterwarfen.“
1.1. Fragestellung
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im Verhandlungsprozess aufzuzeigen. Die Augsburger Korrespondenzbücher, namentlich die Missivbücher, zeigen nicht nur die Art und Weise, wie Augsburg mit seinen Boten und Gesandten kommunizierte, sondern ermöglichen gleichzeitig eine Analyse der diplomatischen und verhandlungsbestimmenden Strategien. Bisher wurde von der Augsburger Diplomatie gesprochen und von der Stadt bzw. dem Stadtrat ausgegangen. Dabei kann nicht über die Gegebenheit, dass der Stadtrat nicht immer die Meinung der ganzen Stadt vertrat, sowie über die Tatsache, dass innerhalb des Stadtrates nicht immer consensus herrschte,8 hinweggegangen werden. In dieser Untersuchung werden aber die verschiedenen Meinungen innerhalb der Stadt kaum betrachtet. Dafür gibt es zwei Gründe: Zuerst soll es in dieser Arbeit vorrangig um die diplomatischen Strategien gehen, die Augsburg bei Auseinandersetzungen in seinem Umfeld anwandte. Zweitens ist es aufgrund des (meist sehr einheitlichen) Quellenmaterials sehr schwierig, die unterschiedlichen Meinungen aufzudecken.9 Dies ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass der Stadtrat sich nach außen hin vorrangig als eine Einheit präsentierte. Besonders in Konfliktsituationen mit anderen politischen Akteuren war es den Ratsherren wichtig, Einigkeit zu demonstrieren. Dementsprechend stehen nicht so sehr die verschiedenen Ansichten in der Stadt oder die Konkurrenzkämpfe innerhalb der städtischen Führungsgruppen im Zentrum, sondern die Analyse der gemeinsamen Ratspolitik. Nur wenn solche innerstädtischen Streitigkeiten in den städtischen Quellen aufscheinen und diese die jeweilige Diplomatie der Stadt beeinflussten, werden sie Gegenstand dieser Untersuchung. Kurzgefasst bedeutet dies, dass in dieser Studie von den Entscheidungen des Stadtrats gesprochen wird, auch wenn in der historischen Realität nicht alle Ratsherren mit einzelnen Entscheidungen einverstanden waren. Insgesamt wird hier also von einer städtischen Perspektive ausgegangen – nicht zuletzt, weil sich dies aus der Quellenüberlieferung ergibt. Die Stadt warb für bestimmte Streitfälle gelehrte Juristen an (vgl. Abschnitt 5.2). Es ist gut möglich, dass die Juristen aufgrund des gelehrten (römischen und kanonischen) Rechts inhaltlich andere Argumente hervorbrachten als der Stadtrat dies in seinen Briefen tat. Da allerdings für den Untersuchungszeitraum keine Gutachtensammlungen oder juristischen Traktate wie in Nürnberg oder Schwäbisch Hall überliefert sind,10 thematisiert 8
9
10
Jörg und Jucker nehmen die jeweiligen Interessen der einzelnen Mitglieder der städtischen Führungsschicht auch in ihre Definition von (städtischer) Außenpolitik auf. Vgl. Christian Jörg/Michael Jucker, Städtische Gesandte – Städtische Außenpolitik. Zur Einführung, in: Christian Jörg/Michael Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung. Träger und Foren städtischer Außenpolitik während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, Wiesbaden 2010, S. 11–30, hier S. 14. Vgl. hierzu Abschnitt 1.4. In seiner Dissertation zum Gesandtschaftswesen von Straßburg, Bern und Basel konnte Bastian Walter gerade wegen der Fülle der Korrespondenz insbesondere die persönlichen Beziehungen und konkurrierenden Meinungen zwischen den Ratsherren und ihren Gesandten ins Blickfeld rücken: Bastian Walter, Informationen, Wissen und Macht. Akteure und Techniken städtischer Außenpolitik: Bern, Straßburg und Basel im Kontext der Burgunderkriege (1468–1477), Stuttgart 2012. Vgl. Rudolf Wenisch, Nürnbergs Bedeutung als Oberhof im Spiegel seiner Ratsverlässe, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Reichsstadt Nürnberg 51 (1962), S. 443–467, hier S. 449. In der Bibliothek Konrad Peutingers sind einige Gutachten aus dem 15. Jahrhundert überliefert; diese haben allerdings v. a. einen wirtschaftlichen Bezug: Vgl. Hans-Jörg Künast/Helmut Zäh, Die Bibliothek
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1. Einführung
die vorliegende Studie anhand von seriellen Quellen (Korrespondenzbüchern, Ratsprotokollen, Stadtrechnungen) sowie Urkunden die Augsburger Argumente und Methoden zur Durchsetzung seiner Ansprüche. Aufgrund der hervorragenden städtischen Quellenlage sowie der politischen Entwicklungen in Augsburg wurde als Zeitraum für die Studie das 15. Jahrhundert ausgewählt. In dieser Zeit versuchte die Reichsstadt zum einen, die Rechte des Bischofs in der Stadt noch weiter zurückzudrängen sowie Einfluss auf das Domkapitel zu nehmen, und zum anderen, ihre Rechte und Interessen gegen die verschiedenen Linien aus dem Haus Bayern so weit wie möglich zu wahren, ohne die bayerischen Herzöge zu sehr gegen sich aufzubringen. Als Untersuchungsgegenstand eignet sich die Stadt Augsburg so gut, weil sich ihre politische und wirtschaftliche Stellung, sowohl im Reich als auch in Schwaben im Laufe des 15. Jahrhunderts sehr gewandelt hat. Dies lässt sich anhand eines Vergleichs zwischen Augsburgs Position zur Zeit des Städtekrieges (1387–1389) und der Situation am Ende des 15. Jahrhunderts gut verdeutlichen. Am Ende des 14. Jahrhunderts hatte die aufstrebende Reichsstadt um die 12.000 Einwohner; erst nach längerem Zögern hatte sie sich 1379 an dem 1376 errichteten Schwäbischen Städtebund und dem Städtekrieg beteiligt.11 Der Städtekrieg, der vorrangig gegen die bayerischen Herzöge gerichtet war, schlug allerdings fehl. Als eine der ersten Städte musste Augsburg 1389 sowohl mit den bayerischen Herzögen als auch mit dem Augsburger Bischof Burkhard, der sich auf die Seite des Adels geschlagen hatte, einen teuren Frieden schließen.12 Im Gegensatz dazu hatte die Stadt am Ende des 15. Jahrhunderts den Bischof weitgehend aus der Stadt gedrängt, und so verblieb dieser hauptsächlich in seiner Residenz Dillingen.13 Augsburg hatte sich – nach den ständigen Auseinandersetzungen in den 1450er- und 1460er-Jahren – seit 1469/1470 mit dem Haus Bayern arran-
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Konrad Peutingers. Edition der historischen Kataloge und Rekonstruktion der Bestände, Bd. 2: Die autographen Kataloge Peutingers. Der juristische Bibliotheksteil, Tübingen 2005, S. 136–141, B 20 (949.1-26) sowie S. 165–166, B 42 (972.2-7). Eine Auswertung dieser Gutachten (Konflikt zwischen Anton Paumgartner und Nürnberg) bietet: Mechthild Isenmann/Eberhard Isenmann, Das Innenverhältnis einer spätmittelalterlichen Handelsgesellschaft und die Ausweitung interner Konflikte – Hans Arzt und Gesellschaft, Anton Paumgartner und die Reichsstadt Nürnberg (1447–1471), in: VSWG 101/4 (2014), S. 432–487. Vgl. Joachim Jahn, Die Augsburger Sozialstruktur im 15. Jahrhundert in: Gunther Gottlieb/ Wolfram Baer/Joseph Becker (Hg.), Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Stuttgart 1984, S. 187–193, hier S. 188; Karl Schnith, Reichsgewalt – Schwäbischer Städtebund – Augsburg. Zur politischen Konstellation im späten 14. Jahrhundert, in: ZHVSchwab 74 (1980), S. 104–119, hier S. 113. Am 15. Juni 1389 kamen die verschiedenen Beteiligten überein, den Streit drei Wochen später unter Heinrich von Gumpenberg schlichten zu lassen. Gedruckt in: Monumenta Boica, hg. v. Bayerische Akademie der Wissenschaften, Bd. 34a, München 1844, S. 46–49, Nr. 27 u. 28. Die Ergebnisse der Schlichtung: Monumenta Boica 34a, S. 52–55, Nr. 30; Regesta Boica, bearb. v. Karl Heinrich von Lang u. a., Bd. 10, München 1843, S. 245. Von Stetten berichtet, gegen die erneute Eröffnung von freiem Handel habe Augsburg 10.000 oder 6.000 ungarische und böhmische Goldgulden an die bayerischen Herzöge und 7.000 an den Augsburger Bischof zahlen müssen. Vgl. Paul von Stetten, Geschichte der Heil. Röm. Reichs Freyen Stadt Augsburg aus bewährten Jahr-Büchern und Tüchtigen Urkunden, Frankfurt a. M./Leipzig 1743, S. 131. Vgl. Rolf Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft und Kirche in Augsburg im Spätmittelalter. Ein Beitrag zur Strukturanalyse der oberdeutschen Reichsstadt, Augsburg 1971, S. 355.
1.1. Fragestellung
5
gieren können und am Ende dieses Jahrhunderts mit ca. 19.000 Einwohnern eine politisch führende Rolle beim Schwäbischen Bund erreicht. Wirtschaftlich gesehen befand sich die Stadt, speziell auf dem Kapitalmarkt und im Bergbau, an der Spitze Europas.14 Sicherlich haben verschiedene Faktoren zu diesem Wandel geführt. Die städtische Diplomatie Augsburgs ist natürlich nicht die einzige Ursache für diese Entwicklung. Die Augsburger Diplomatie ist allerdings als Ausdruck des Selbstverständnisses einer aufstrebenden Stadt zu sehen, deren Ambitionen regelmäßig zu Auseinandersetzungen mit dem Augsburger Bischof und den Herzögen von Bayern führten. Gerade im 15. Jahrhundert versuchte Augsburg, die Konflikte mit diplomatischem Geschick und mit Hilfe von gelehrten Juristen zu meistern.
Ausgangspunkte Bestimmend für die vorliegende Untersuchung sind die folgenden drei Thesen: 1. Die städtische Diplomatie wurde gezielt zur Bewältigung regionaler Konflikte eingesetzt. Der erste Gedanke ist, dass sich Diplomatie – wenn man etwas über sie erfahren will – in erster Linie bei Konflikten zeigt. Diplomatie in ‚guten Zeiten’ ist für die Mediävistik quellenbedingt oft nicht mehr nachzuvollziehen. Auch für andere Städte ist schon mehrmals hervorgehoben worden, dass die (überlieferte) Briefanzahl gerade in politischen Krisenzeiten stark anstieg.15 Die Augsburger Briefbücher bieten an sich auch Einblicke in die alltägliche städtische Diplomatie und Nachrichtenübermittlung, aber das volle Ausmaß der Möglichkeiten und Grenzen der städtischen Diplomatie wird erst in Konfliktsituationen deutlich. Zudem enthüllen die Auseinandersetzungen die Netzwerke und Beziehungen, auf welche die Stadt Augsburg zurückgriff. Die Fallstudien beschreiben Konflikte, die auf relativ kleinem Raum stattfanden: Es sind regionale Streitigkeiten zwischen Augsburg und den bayerischen Herzögen (insbes. Bayern-Ingolstadt und Bayern-Landshut) sowie zwischen 14
15
Joachim Jahn, Augsburgs Einwohnerzahl im 16. Jahrhundert – ein statistischer Versuch, in: ZBayLg 39 (1976), S. 379–396; Karl Schnith, Die Reichsstadt Augsburg im Spätmittelalter (1368–1493), in: Gottlieb/Baer/Becker (Hg.), Geschichte der Stadt Augsburg, S. 153–165, hier S. 163–165; Vgl. Dominique Adrian, Augsbourg à la fin du Moyen Âge. La politique et l’espace, Ostfildern 2013. Dieses Phänomen lässt sich bei allen Städteforschungen der letzten Jahre beobachten: Für Nürnberg: Dieter Rübsamen, Das Briefeingangsregister des Nürnberger Rates für die Jahre 1449–1457, Sigmaringen 1997, S. 13; Laurence Buchholzer-Remy, Stadtregieren in Krisenzeiten: „Eine Sache unter sich“?, in: Werner Daum/Kathrin S. Hartmann/Simon Palaoro/Bärbel Sunderbrink (Hg.), Kommunikation und Konfliktaustragung. Verfassungskultur als Faktor politischer und gesellschaftlicher Machtverhältnisse, Berlin 2010, S. 265–292, hier S. 271–273. Für Köln: Peter Hesse, Nachrichten aus Köln. Studien zu den Briefen des städtischen Rats in der Zeit des Neusser Krieges, Köln 2012, zugl. Diss. Köln 2010, (elektronische PDF-Ressource), http://kups.ub.uni-koeln.de/4872/, S. 10 [Stand: 29.12.2015]. Für die eidgenössischen Städte: Klara Hübner, Im Dienste ihrer Stadt. Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des Späten Mittelalters, Ostfildern 2012, S. 64–66; Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 22.
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1. Einführung
der Reichsstadt und dem Bischof von Augsburg. In den verschiedenen Fallstudien ist nicht nur zu beobachten, wie die städtische Diplomatie gerade in Konfliktsituationen verstärkt tätig wurde, sondern auch, dass sie in einem viel größeren politischen Umfeld – und damit auf der diplomatischen Ebene – agierte. Während die Frage, ob die Kommunikation zwischen Stadt und Bischof zu der Innen- oder Außenpolitik gezählt werden sollte, problematisch erscheint,16 ist es eindeutig, dass die Stadt, um diese regionalen Konfliktsituationen zu meistern, in überregionalen oder gar internationalen Zusammenhängen aktiv wurde. 2. Die verschiedenen Formen der außergerichtlichen Streitschlichtung spielen, trotz Verrechtlichung der Diplomatie, im 15. Jahrhundert eine überragende Rolle bei der Konfliktbewältigung. Die städtische Diplomatie wird als der von (meist größeren) Städten unternommene Versuch definiert, mit anderen – nicht der eigenen Stadt zugehörigen – politischen Akteuren in Kontakt zu treten mit dem Ziel, die eigenen städtischen Interessen zu wahren und zu vergrößern.17 Somit ist dieses Phänomen tief in der politischen Kultur der spätmittelalterlichen Gesellschaft verortet. Die Wirkmächtigkeit der spätmittelalterlichen städtischen Diplomatie lässt sich dadurch erklären, dass sie die Chancen und Spielräume, die es in der damaligen politischen Landschaft gab, genutzt – oder zumindest versucht hat, von diesen Gebrauch zu machen. Mit der Existenz mehrerer Rechtssysteme und Rechtskreise, die einerseits nebeneinander existierten und andererseits miteinander konkurrierten,18 waren die politischen und juristischen Spielräume im deutschen Reich immens. Externe Gerichte wurden oft nicht anerkannt; auch über die verschiedenen alternativen Möglichkeiten wurde lange verhandelt. Die spätmittelalterliche Welt bot eine ganze Palette alternativer Streitschlichtungsmethoden außerhalb der ordentlichen Gerichtsbarkeit, um nach einem jahrelangen Konflikt die Kontrahenten miteinander zu versöhnen, nach Kompromissen zu suchen und die Auseinandersetzungen beizulegen. Diese Entwicklung wurde sicherlich durch die Rezeption des römischen und kanonischen Rechts noch verstärkt. ‚Rezeption’ umfasst als Forschungsbegriff die Übernahme und Durchdringung vom römisch-kanonischen Recht, die sich besonders im 14. und 15. Jahrhundert bemerkbar machte und sowohl die Arbeitsweise als auch die Argumentationen von Parteien nachhaltig veränderte.19 Anhand der 16 17 18
19
Vgl. Abschnitt 1.4. Vgl. Abschnitt 1.4. Vgl. Stefan Esders/Christine Reinle, Rechtsveränderung im politischen und sozialen Kontext mittelalterlicher Rechtsvielfalt. Zur Einführung in das Thema, in: Stefan Esders/Christine Reinle (Hg.), Rechtsveränderung im politischen und sozialen Kontext mittelalterlicher Rechtsvielfalt, Münster 2005, S. 1–24. Den Forschungsbegriff ‚Rezeption’ beschrieb Eberhard Isenmann als „die vielfältigen Formen des Eindringens und der Übernahme fremden Rechts, rechtspolitischer Zielsetzungen, der Surrogation fehlender normativer Regelungen, der Anpassung von Herkommen an die gelehrten Rechte oder auch nur einer nachträglichen Rationalisierung und Konzeptualisierung bestehender Rechtsinstitute und Rechtsverhältnisse“. Eberhard Isenmann, Zur Rezeption des römisch-kanonischen Rechts im spät-
1.1. Fragestellung
7
Nürnberger Gutachten konnte Eberhard Isenmann zeigen, dass die dort tätigen Juristen Ordnung in die bisher erworbenen Rechte und Befugnisse brachten und daraus aktiv die konkreten Gesetzgebungsrechte formulierten.20 In Zusammenhang mit rechtspolitischen Streitigkeiten gaben die Juristen dem Rat Rechtsauskunft, indem sie Gutachten erstellten und Prozessstrategien entwickelten.21 In den Konsilien gingen die Juristen der Bedeutung der Begriffe, den Ursachen, den rechtlichen Anordnungen sowie der Rechtsbeständigkeit systematisch nach und argumentierten bevorzugt mit Hilfe von Rechtsvermutungen.22 Diese Sachlage weist allerdings auch auf ein scheinbares Paradox hin: Obwohl im 15. Jahrhundert viele Auseinandersetzungen auf diplomatischer Ebene verhandelt und Konflikte oft außerhalb der ordentlichen Gerichtsbarkeit gelöst wurden, bezogen sich die Streitigkeiten mehr und mehr auf rechtliche Vorlagen. Diese sogenannte Verrechtlichung der Diplomatie erscheint in dieser Studie als ein Charakteristikum des 15. Jahrhunderts und zieht sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Fallstudien hindurch. 3. Die städtische Diplomatie konnte ihre größte Wirkung abseits der politischen Öffentlichkeit entfalten – nämlich dort, wo die symbolische Kommunikation eine verhältnismäßig kleine Rolle spielte. In der Korrespondenz zwischen Augsburg und seinen Konflikt- sowie Bündnispartnern fällt auf, wie sachlich – und wie wenig symbolisch – kommuniziert wurde. Wie bei der Erläuterung des Forschungsstands (vgl. Abschnitt 1.2) deutlich wird, ist die Diplomatieforschung in den letzten Jahren sehr stark von den Theorien der symbolischen Kommunikation und der Ritualforschung geprägt worden. Allerdings werden in den Augsburger Korrespondenzbüchern, wie die vorliegende Untersuchung aufzeigt, vorrangig diplomatische und politische Maßnahmen besprochen und ‚trockene’ Argumente vorgelegt. Symbolhafte Gesten und Äußerungen nach den Regeln der symbolischen Kommunikation sucht man in diesem pragmatischen Schriftgut23
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mittelalterlichen Deutschland im Spiegel von Rechtsgutachten, in: Jan A. Aertsen/Martin Pickavé (Hg.), „Herbst des Mittelalters“? Fragen zur Bewertung des 14. und 15. Jahrhunderts, Berlin 2004, S. 206–228, hier S. 207. Vgl. Eberhard Isenmann, Recht, Verfassung und Politik in Rechtsgutachten spätmittelalterlicher deutscher und italienischer Juristen, vornehmlich des 15. Jahrhunderts, in: Hartmut Boockmann/ Ludger Grenzmann/Bernd Moeller/Martin Staehelin (Hg.), Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Bd. 2, Göttingen 2001, S. 47–245, hier S. 243–244. Vgl. Eberhard Isenmann, Gelehrte Juristen und das Prozeßgeschehen in Deutschland im 15. Jahrhundert, in: Franz-Josef Arlinghaus u. a. (Hg.), Praxis der Gerichtsbarkeit in europäischen Städten des Spätmittelalters, Frankfurt a. M. 2006, S. 305–417, hier S. 320–321. Vgl. Eberhard Isenmann, Aufgaben und Leistungen gelehrter Juristen im spätmittelalterlichen Deutschland, in: Orbis Iuris Romani 10 (2005), S. 41–65, hier S. 64. Vgl. Abschnitt 1.2.2. Der Münsteraner Sonderforschungsbereich 213 (“Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter“, 1986–1999) ging bei dem Begriff „Pragmatische Schriftlichkeit“ von einem wachsenden Verschriftlichungsprozess aus, wobei der Schriftgebrauch, in Anlehnung an italienische Vorbilder, unmittelbar zweckhaftem Handeln gedient habe. Vgl. Hagen Keller/Klaus Grubmüller/Nikolaus Staubach (Hg.), Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen, München 1992.
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1. Einführung
vergebens. Das heißt nicht, dass diese Art von Kommunikation bei Treffen zwischen städtischen Funktionsträgern und politischen Akteuren nicht stattfand. Natürlich spielte die Symbolik, zum Beispiel bei großen Empfängen und gemeinsamen Banketten, eine wichtige Rolle. In den Augsburger Fallstudien allerdings stellt die Rolle der sachlichen Verhandlung die Bedeutung der Symbolik völlig in den Schatten. Dies hat sicherlich damit zu tun, dass symbolische Zeichen und Rituale ihre Wirkung nur in der Öffentlichkeit vollständig entfalten können. So war das Unterwerfungsritual der deditio nur in einem öffentlichen Raum wirksam.24 Die städtische Diplomatie dagegen musste vorrangig jenseits der politischen Öffentlichkeit agieren (vgl. Kapitel 5), wodurch der Übergang zwischen Konflikt und Frieden nicht gemeinsam markiert und die neue Verständigung nicht in der Öffentlichkeit zelebriert wurde. Nach den Verhandlungen, die mehrere Jahre andauern konnten, gibt es für die hier aufgezeichneten Fallstudien keine Hinweise auf einen öffentlichen und symbolreichen Friedensschluss.
1.2 Forschungsstand
Die städtische Diplomatie ist in der deutschen mediävistischen Forschung ein relativ neues Forschungsobjekt. Nachdem die Diplomatie, die Außenpolitik, die auswärtige Politik und die internationalen Beziehungen für das Mittelalter analysiert worden sind, gilt es seit einigen Jahren, auch den städtischen Tätigkeiten in diesem Bereich nachzugehen.25
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Allgemein zu deditio und symbolischer Kommunikation: Gerd Althoff, Das Privileg der deditio. Formen gütlicher Konfliktbeendigung in der mittelalterlichen Adelsgesellschaft, in: Althoff, Spielregeln der Politik, S. 99–125. Zur Wirkung von deditio und satisfactio im Bern des 15. Jahrhunderts: Bastian Walter, „Und mústent ouch lang vor im knúwen?“ Symbolische Kommunikation als Argument für politische Ressentiments der Reichsstadt Bern im Spätmittelalter, in: Stefanie Rüther (Hg.), Integration und Konkurrenz. Symbolische Kommunikation in der spätmittelalterlichen Stadt, Münster 2009, S. 153–176, hier S. 167. Stéphane Péquignot, Europäische Diplomatie im Spätmittelalter. Ein historiographischer Überblick, in: ZHF 39/1 (2012), S. 65–95, bietet einen hervorragenden Überblick über die Historiographie der Diplomatie.
1.2 Forschungsstand
9
1.2.1 Epochenübergreifende Begrifflichkeiten Bis ins 20. Jahrhundert hinein war der Diplomatiebegriff sehr stark an die (Frühe) Neuzeit gekoppelt, deren Entstehung im Italien des 15. Jahrhunderts ausgemacht wurde.26 Seit dem 19. Jahrhundert finden sich die ersten Studien, in denen der Diplomatiebegriff auf das Mittelalter übertragen wird.27 Grundlegend für die Begrifflichkeiten und immer noch prägend für die Gesandtenforschung ist Menzels systematischer Kategorisierungsversuch, der die deutschen Gesandtschaften und deren Akten strikt in Haupt- und Nebenrubriken unterteilt.28 Auch Fritz Ernst, der 60 Jahre später einen richtungsweisenden Aufsatz zum Gesandtschaftswesen publiziert hat, machte eine ähnliche Einordnung, indem er zwischen Übermittlung, Verhandlung und ständiger Gesandtschaft unterschied.29 Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen vereinzelte Studien über die Geschichte der Diplomatie, in die auch das Mittelalter mit einbezogen wurde.30 Während in Deutschland und Frankreich eher sozialwissenschaftliche und gesellschaftspolitische Forschungsarbeiten erschienen, brachte die englische und amerikanische Geschichtswissenschaft Übersichtswerke zur Außenpolitik und Diplomatie im Mittelalter hervor, in denen meist unter dem Begriff foreign relations über die stufenartigen Entwicklungsschritte der zwischenstaatlichen Diplomatie berichtet wurde. Autoren wie David Hill, der sich der Entfaltung der Diplomatie innerhalb des sich politisch neu formierenden Europas annahm, oder Donald Queller, der die Entwicklung der Diplomatie vom frühen päpstlichen Boten (nuntius) bis zu den Ambassadeuren der Frühen Neuzeit darstellte, schrieben Übersichtswerke, die in einem breiteren poli-
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Alfred von Reumont, Italienische Diplomaten und diplomatische Verhältnisse im 13.–16. Jahrhundert, Berlin 1853; Garrett Mattingly, The first Resident Embassies. Medieval Italian Origins of modern Diplomacy, in: Speculum 12 (1937), S. 423–439; Walter Schott, Untersuchungen zur italienischen Diplomatie vom 13. bis zum 15. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Agentenwesens, Heidelberg 1955. Zu erwähnen sind Studien über die diplomatischen Tätigkeiten der Kirche: Gottfried von Bülow, Gero, Bischof von Halberstadt. Nebst einem Anhange über die Diplomatik der halberstädter Bischöfe in der letzten Hälfte des 12. Jahrhunderts, Berlin 1871; Heinrich Otto, Die Beziehungen Rudolfs von Habsburg zu Papst Gregor X., Wiesbaden 1893; Erich Hippler, Der passive diplomatische Verkehr des Papstes, Königsberg 1921; Hermann Fieberg, Wilhelm von Modena, ein päpstlicher Diplomat des 13. Jahrhunderts, Königsberg 1926; Albert Brackmann (Hg.), Papsttum und Kaisertum. Forschungen zur politischen Geschichte und Geisteskultur des Mittelalters. Paul Kehr zum 65. Geburtstag dargebracht, München 1926. Viktor Menzel, Deutsches Gesandtschaftswesen im Mittelalter, Hannover 1892. Zu Menzels Kategorisierung vgl. Abschnitt 3.3. Fritz Ernst, Über Gesandtschaftswesen und Diplomatie an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, in: AKG 33 (1951), S. 64–95, hier S. 88–89. Ernst, Über Gesandtschaftswesen und Diplomatie; Knut Walf, Die Entwicklung des päpstlichen Gesandtschaftswesens in dem Zeitabschnitt zwischen Dekretalenrecht und Wiener Kongress (1159– 1815), München 1966.
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1. Einführung
tischen Kontext zu sehen sind.31 Sie trugen somit zu einem Diplomatiebegriff bei, der zwar epochenübergreifend genutzt werden konnte, aber ausschließlich in einem internationalen staatlichen Kontext zu verwenden war. Ähnliches ist in der englischen Mediävistik der siebziger und achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu sehen. Diese erarbeitete eine nationale Diplomatiegeschichte, in der vorrangig die zentralisierende Rolle des Königtums sowie die staatlich wirkenden Beziehungen zu anderen Königreichen dargestellt wurden.32 Auch die Beziehungen zwischen Frankreich und England wurden verstärkt zum Gegenstand der Untersuchung.33 Als die mittelalterliche Diplomatie, Außenpolitik bzw. auswärtige Politik ab den 1970er- und insbesondere in den 1980er- und 1990er-Jahren im deutschen Sprachraum wieder neue Anwendung fanden, blieb die Diskussion zunächst auf die internationale Ebene der hohen Politik beschränkt.34 Um das Thema erneut aufzugreifen, musste die Begrifflichkeit geklärt werden, die noch stark an der (Frühen) Neuzeit haftete.35 Einigen Mediävisten gelang es, diese für das – meist späte – Mittelalter anwendbar zu machen, indem sie die Diplomatie oder auswärtige Politik nicht mehr ausschließlich bei souveränen modernen Staaten verorteten.36 Es galt vor allem, sich von der Vorstellung Ränke schmiedender Diplomaten und Botschafter, die ständig zwischen verschiedenen souveränen modernen Staaten taktieren mussten, zu verabschieden und den Begriff auf das Wesentliche zu beschränken. Um die auswärtige Politik epochenübergreifend zugänglich zu machen, löste Dieter Berg die Verbindung zwischen Außenpolitik und dem modernen souveränen
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David J. Hill, A History of Diplomacy in the international Development of Europe, 3 Bde., New York, 1905–1914; Donald E. Queller, The Office of Ambassador in the Middle Ages, Princeton 1967. Zum Nuntius: Anton Pieper, Zur Entstehungsgeschichte der ständigen Nuntiaturen, Freiburg i. Br. 1894. Insbes. John Ferguson, English Diplomacy 1422–1461, Oxford 1972; Georg P. Cuttino, English medieval Diplomacy, Bloomington 1985; Matthew S. Anderson, The Rise of modern Diplomacy, London 1993. Über die englischen Beziehungen zu den Päpsten von Avignon: Karsten Plöger, England and the Avignon Popes. The Practice of Diplomacy in late medieval Europe, London 2005. Pierre Chaplais, English Medieval Diplomatic Practice, 2 Bde., London 1982, bietet einen stark quellenorientierten Ansatz, später als Übersichtswerk: Pierre Chaplais, English Diplomatic Practice in the Middle Ages, London 2003; Klaus von Eickels, Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt. Die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hochzum Spätmittelalter, Stuttgart 2002. Hierzu Walter Höflechner, Die Entwicklung österreichischer Diplomatie im Mittelalter und die Außenpolitik Maximilians I., in: Erich Zöllner (Hg.), Diplomatie und Außenpolitik Österreichs. 11 Beiträge zu ihrer Geschichte, Wien 1977, S. 28–44; Peter Moraw (Hg.), „Bündnissysteme“ und „Außenpolitik“ im späteren Mittelalter, Berlin 1988. Vgl. Michael Stolleis, Staat und Staatsräson in der frühen Neuzeit. Studien zur Geschichte des öffentlichen Rechts, Frankfurt a. M. 1990, S. 13. Vgl. Dieter Berg, England und der Kontinent. Studien zur auswärtigen Politik der anglonormannischen Könige im 11. und 12. Jahrhundert, Bochum 1987, S. 3–4; Ders., Deutschland und seine Nachbarn 1200–1500, München 1997, S. 47–48. Eine ähnliche Konstatierung gibt: Jürgen Petersohn, Diplomatische Berichte und Denkschriften des päpstlichen Legaten Angelo Geraldini aus der Zeit seiner Basel-Legation (1482–1483), Stuttgart 1987, S. 10.
1.2 Forschungsstand
11
Staat.37 Diesem Ansatz folgten daraufhin viele Mediävisten.38 Ausdrücklich erwähnt sei ein Tagungsband von Dieter Berg, Martin Kintzinger und Pierre Monnet, in dem sowohl die Begrifflichkeiten geklärt als auch verschiedene neue Forschungsansätze vorgestellt werden.39 Das neue Interesse an diesem Themenfeld zeigt sich in zahlreichen Tagungsbänden und Monographien der letzten Jahre. So stellten Sonja Dünnebeil und Christine Ottner sowohl die Begrifflichkeitsproblematik als auch die Instrumentarien, Formen und Abläufe der Gesandten am Ende des Mittelalters zur Diskussion, auch wenn die regionalen Schwerpunkte vorrangig auf das Deutsche Reich, die Eidgenossenschaft und Burgund beschränkt wurden.40 Das Interesse an den Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und anderen Reichen, namentlich Burgund, Frankreich und England, war in den Jahren zuvor deutlich angestiegen.41 Claudia Märtl und Claudia Zey fassten dagegen die Thematik breiter auf: Unter dem Begriff Diplomatie wurden die geistlichen und weltlichen Gesandtschaften im hoch- und spätmittelalterlichen Europa auf ihre organisatorischen, biographischen und kommunikationshistorischen Aspekte untersucht.42 Letztendlich übernahmen auch kirchenpolitische Studien diese neue Perspektive. Schon Märtl und Zey machten deutlich, dass die Kurie nicht nur als kirchenpolitisches Zentrum, sondern auch als wegweisende Institution in Sachen Diplomatie gesehen werden sollte.43
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Vgl. Berg, England und der Kontinent, S. 3–4. Sabine Wefers, Versuch über die „Außenpolitik“ des spätmittelalterlichen Reiches, in: ZHF 22 (1995) S. 291–316; Arnd Reitemeier, Außenpolitik im Spätmittelalter. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Reich und England 1377–1422, Paderborn u. a. 1999; zuletzt: Martin Kintzinger, Westbindungen im spätmittelalterlichen Europa. Auswärtige Politik zwischen dem Reich, Frankreich, Burgund und England in der Regierungszeit Kaiser Sigmunds, Stuttgart 2000. Dieter Berg/Martin Kintzinger/Pierre Monnet (Hg.), Auswärtige Politik und internationale Beziehungen im Mittelalter (13. bis 16. Jahrhundert), Bochum 2002. Sonja Dünnebeil/Christine Ottner (Hg.), Außenpolitisches Handeln im ausgehenden Mittelalter. Akteure und Ziele, Köln/Weimar/Wien 2007. Petra Ehm-Schnocks, Burgund und das Reich. Spätmittelalterliche Außenpolitik am Beispiel der Regierung Karls des Kühnen (1465–1477), München 2002; Kintzinger, Westbindungen; Reitemeier, Außenpolitik im Spätmittelalter; David Grummitt, The English Experience in France c. 1450–1558. War, Diplomacy an cultural Exchange, Aldershot 2002; von Eickels, Vom inszenierten Konsens; Harm von Seggern, Herrschermedien im Spätmittelalter. Studien zur Informationsübermittlung im burgundischen Staat unter Herzog Karl dem Kühnen 1467–1477, Ostfildern 2003. Claudia Märtl/Claudia Zey (Hg.), Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie. Zum geistlichen und weltlichen Gesandtschaftswesen vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, Zürich 2008. Vgl. Claudia Märtl/Claudia Zey, Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie. Einleitung, in: Märtl/ Zey (Hg.), Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie, S. 9–21, hier S. 14. Vgl. Werner Maleczek, Die päpstlichen Legaten im 14. und 15. Jahrhundert, in: Rainer C. Schwinges/Klaus Wriedt (Hg.), Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa, Ostfildern 2003, S. 33–86; Claudia Zey, Die Augen des Papstes. Zu Eigenschaften und Vollmachten päpstlicher Legate, in: Jochen Johrendt/Harald Müller (Hg.), Römisches Zentrum und kirchliche Peripherie. Das universale Papsttum als Bezugspunkt der Kirchen von den Reformpäpsten bis zu Innozenz III., Berlin/New York 2008, S. 77–108.
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1. Einführung
1.2.2 Städtische Diplomatie Obwohl es einzelne Untersuchungen zur städtischen Diplomatie aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt,44 haftete der Begriff zu lange an der Vorstellung von Diplomatie zwischen modernen Staaten, was die Entstehung eines neuen Forschungsfeldes verhinderte. Auch wenn die Darstellung Gudrun Mandels stark von den heute gebräuchlichen Herangehensweisen abweicht, scheint sie im letzten Jahrzehnt mehr Aufmerksamkeit erhalten zu haben als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Insbesondere stieß Mandels Schilderung des städtischen Gesandten als einer nicht selbst denkenden Person, die nur die städtischen Reden und Instruktionen vorzulesen hatte, auf heftige Ablehnung.45 Nur eine erste Begriffsklärung Mandels, die sich auf Beziehungen innerhalb des Reiches beschränkte, wurde etwas weniger kritisch gesehen.46 Als die Begriffe Diplomatie und Außenpolitik, die in der früheren Forschung vorrangig mit moderner Staatspolitik konnotiert wurden, auch auf das Mittelalter übertragen wurden, bewirkte diese Differenzierung, dass auch die auswärtige Politik der Städte, besonders der Reichsstädte, untersucht werden konnte.47 Anfangs schien der Zugang zur städtischen Perspektive über das Boten- und Gesandtschaftswesen gewährleistet.48 So schaffte der Sammelband von Rainer Schwinges und Klaus Wriedt in seiner Praxisbezogenheit und Diversität einen hervorragenden Neuanfang, um 44
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Friedrich Binge, Städteaufstände im Mittelalter und ihr Zusammenhang mit der Aussenpolitik, erläutert an den Städten Bremen, Braunschweig, Lüneburg, Hamburg, Lübeck, Wismar und Rostock (Zusammenfassung der Dissertation), in: Jahrbuch der Dissertationen der Philosophischen Fakultät Berlin (1923/24), I, S. 12–13; Gudrun Mandel, Studien zur „Außenpolitik“ der Reichsstädte im Spätmittelalter (nach den deutschen Reichstagsakten von Wenzel bis Friedrich III.), Diss. masch., Heidelberg 1951. Übrigens nannte auch Viktor Menzel schon die städtischen Gesandten und Boten, vgl. Menzel, Deutsches Gesandtschaftswesen, S. 175–185. Vgl. Jörg/Jucker, Städtische Gesandte, S. 11. Mandel scheint in großen Zügen die Meinungen Menzels weiterzuführen, der die städtischen Gesandten auch schon als „schreibfaul“ und nicht an der Reichspolitik interessiert bezeichnet, als Personen, deren Briefe „ein sehr saloppes Gepräge“ erblicken ließen. Vgl. Menzel, Deutsches Gesandtschaftswesen, S. 65. Mandel definierte die städtische Außenpolitik als nach außen gerichtet, aber reichsgebunden. Die Städte pflegten ihrer Darstellung zufolge Kontakte zum Königreich sowie zu anderen Städten. Mandel, Studien zur „Außenpolitik“, S. 1. Pierre Monnet, „Wan es stet ubel in disin landen mit grossem kriege ...“ – Die Außenbeziehungen der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spätmittelalter, in: Horst Brunner (Hg.), Die Wahrnehmung und Darstellung von Kriegen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, Wiesbaden 2000, S. 199–222; Hanna Vollrath (Hg.), Der Weg in eine weitere Welt. Kommunikation und „Außenpolitik“ im 12. Jahrhundert, Berlin 2008. Anders als die Termini „Diplomatie“, „Außenpolitik“ oder „auswärtige Politik“ konnte „das Gesandtschaftswesen“ ohne große Begriffsdiskussionen für die Städte eingesetzt werden. Vgl. Franz Fuchs/Rainer Scharf, Nürnberger Gesandte am Hof Kaiser Friedrichs III., in: Märtl/Zey (Hg.), Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie, S. 301–330; Michael Jucker, Kleider und Körperschmähungen. Ordnungsbrüche und ihre Wahrnehmung im eidgenössischen Gesandtschaftswesen des ausgehenden Spätmittelalters, in: Marian Füssel/Thomas Weller (Hg.), Ordnung und Distinktion. Praktiken sozialer Repräsentation in der ständischen Gesellschaft, Münster 2005, S. 215–237; Michael Jucker, Innen- oder Außenpolitik? Eidgenössisches Gesandtschaftswesen zur Zeit der Burgunderkriege am Beispiel Hans Waldmanns und Adrians von Bubenberg, in: Dünnebeil/Ottner (Hg.), Außenpolitisches Handeln, S. 239–258.
1.2 Forschungsstand
13
hauptsächlich die Personen, Orte, Sprachen und Formalien in den verschiedenen Regionen und Ständen Europas zu erforschen.49 Obwohl im Spätmittelalter die unterschiedlichen Kompetenzen und Aufgaben zwischen Boten und Gesandten nicht immer klar getrennt waren,50 hat sich die Forschung entweder vorrangig mit der Nachrichtenübermittlung oder eher mit dem Gesandtschaftswesen befasst. Die Boten sind lange Zeit aus der Perspektive der Entwicklung des Postwesens betrachtet worden.51 Klara Hübner zufolge ist es für die Erforschung der spätmittelalterlichen Nachrichtenübermittlung aber wichtig, sich von früheren Studien zur (vermeintlich trägen) Geschwindigkeit der Boten und den ersten Anfängen der Post abzugrenzen. In ihrer quellenfundierten Studie zeigt Hübner differenziert auf, welche Rolle die verschiedenen Boten (Läufer, Reiter und Stadtweibel) in den städtischen Nachrichtennetzwerken spielten und wie dieses Nachrichtensystem funktionierte. Zudem konnte das traditionell negative Bild von den Boten durch weitere Studien zu dem relativ teuren, aber äußerst effektiven System der Botenstafetten korrigiert werden.52 Die traditionellen Gesandtenstudien befassen sich häufig mit der Biographie von Diplomaten,53 der Frage nach deren Handlungsspielräumen sowie der Entscheidungsfindung innerhalb der städtischen Führungsgruppen.54 Eine ähnliche 49 50
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Schwinges/Wriedt (Hg.), Gesandtschafts- und Botenwesen. Im eidgenössischen Raum fungierten speziell die Stadtläufer in den verschiedensten Funktionen und Erscheinungsformen. Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 167; Klara Hübner, Minderer Gesandter oder einfacher Briefträger? Auswahlkriterien für Nachrichtenübermittler und ihre Zuständigkeiten in den spätmittelalterlichen Städten des Westschweizer Raumes, in: Jörg/Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung, S. 191–203. Reinhard Elze, Über die Leistungsfähigkeit von Gesandtschaften und Boten im 11. Jahrhundert. Aus der Vorgeschichte von Canossa 1075–1077, in: Bernhard Schimmelpfennig/Ludwig Schmugge (Hg.), Päpste, Kaiser, Könige und die mittelalterliche Herrschaftssymbolik, London 1982, S. 2–10; Klaus Gerteis, Reisen, Boten, Posten. Korrespondenz in Mittelalter und früher Neuzeit, in: Hans Pohl (Hg.), Die Bedeutung der Kommunikation für Wirtschaft und Gesellschaft, Stuttgart 1989, S. 19–36; Bernd Schneidmüller, Briefe und Boten im Mittelalter, in: Wolfgang Lotz (Hg.), Deutsche Postgeschichte, Berlin 1990, S. 10–23; Horst Wenzel (Hg.), Gespräche – Boten – Briefe. Körpergedächtnis und Schriftgedächtnis im Mittelalter, Berlin/Bielefeld/München 1997; Harm von Seggern, Die Entstehung des Postwesens in Mitteleuropa. Eine „Kommunikationsrevolution“?, in: Francia 34/2 (2007), S. 195–216. Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 185–189; Christian Jörg, Kommunikative Kontakte – Nachrichtenvermittlung – Botenstafetten. Möglichkeiten zur Effektivierung des Botenverkehrs zwischen den Reichsstädten am Rhein an der Wende zum 15. Jahrhundert, in: Michael Jucker/Romy Günthart (Hg.), Kommunikation im Spätmittelalter. Spielarten – Deutungen – Wahrnehmungen, Zürich 2005, S. 79–89. Elsanne Gilomen-Schenkel, Henman Offenburg (1379–1459), ein Basler Diplomat im Dienste der Stadt, des Konzils und des Reichs, Basel 1975; Petersohn, Diplomatische Berichte und Denkschriften. Ansgar Frenken, Nürnberg, König Sigmund und das Reich. Die städtischen Ratsgesandten Sebalt Pfintzing und Petrus Volkmeir in der Reichspolitik, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 58 (1998), S. 97–165; Fuchs/Scharf, Nürnberger Gesandte; Jürgen Dendorfer, Inszenierung von Entscheidungsfindung auf den Konzilien des 15. Jahrhunderts. Zum Zeremoniell der sessio generalis auf dem Basler Konzil, in: Jörg Peltzer/Gerald Schwedler/Paul Tobelmann (Hg.), Politische Versammlungen und ihre Rituale. Repräsentationsformen und Entscheidungsprozesse des Reichs und der Kirche im späten Mittelalter, Ostfildern 2009, S. 37–53; Christian Jörg, Gesandte als Spezialisten. Zu den Handlungsspielräumen reichsstädtischer Gesandter während des späten Mittelalters, in: Jörg/
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1. Einführung
Forschungsperspektive im hanseatischen Raum weisen die Untersuchungen zu den Ratssendeboten auf.55 Für beide Bereiche konnte bestätigt werden, dass die Gesandten in der Regel aus den politisch und wirtschaftlich führenden Kreisen der Stadt stammten und ihre Handlungsspielräume, speziell in der Anbahnungsphase, größer waren, als früher angenommen wurde. Die städtischen Räte waren durchaus gewillt, auf die Vorschläge ihrer Gesandten und deren Einschätzungen zum weiteren Vorgehen einzugehen. Für Entscheidungen über weitere Maßnahmen und vor allem für den endgültigen Abschluss von Verträgen, für Bündnisse und juristische Auseinandersetzungen war jedoch eine Rückkoppelung an den Stadtrat absolut notwendig.56 Auch wenn Gesandte also durchaus einen großen Handlungsspielraum besaßen, wollte der Stadtrat ständig auf dem Laufenden gehalten werden. Mehrmals aufgeworfen wurde auch die Frage, ob man von einer Professionalisierung des Gesandtenwesens sprechen kann und inwiefern diese sichtbar wird.57 Verschiedene Studien zum Gesandtschaftswesen im späten Mittelalter veranschaulichen, wie im Laufe des 15. Jahrhunderts mit dem Einsatz von gelehrten Juristen ein ‚Expertenwissen’ entstand, das die Politik und Diplomatie im Reich maßgeblich beeinflusste und veränderte.58 Wie wichtig Informationen und Wissen für die städtische Diplomatie waren, zeigt die Dissertation von Bastian Walter, der von der These ausgeht, dass die besondere Stellung von Basel, Bern und Straßburg „wesentlich auf
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Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung, S. 31–63; Michael Rothmann, Die Familie der Diplomaten – Drei Frankfurter Gesandte zwischen Stadt und Hof, in: Jörg/Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung, S. 143–160; Jörg Schwarz, Politische Kommunikation – Selbstzeugnisse – Rechtfertigungsstrategien. Gesandtenberichte aus Nördlingen vom kaiserlichen Hof in Wiener Neustadt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, in: Historischer Verein für Nördlingen und das Ries 33 (2011), S. 55–94. Ernst Pitz, Einstimmigkeit oder Mehrheitsbeschluss? Ein heimlicher Verfassungsstreit um die Vollmachten der Ratssendeboten auf den Hansetagen, in: Wilfried Ehbrecht (Hg.), Verwaltung und Politik in Städten Mitteleuropas. Beiträge zu Verfassungsnorm und Verfassungswirklichkeit in altständischer Zeit, Köln/Weimar/Wien 1994, S. 115–146; Zenon Hubert Nowak, Die Ratssendeboten der Hansestädte Kulm und Thorn, in: Nils Jörn/Ralf-Gunnar Werlich/Horst Wernicke (Hg.), Der Stralsunder Frieden von 1370. Prosopographische Studien, Köln/Weimar/Wien 1998, S. 75–79. Arnd Reitemeier, Diplomatischer Alltag im Spätmittelalter: Gesandte in den englischen Beziehungen zu Frankreich und zur Hanse, in: Schwinges/Wriedt (Hg.), Gesandtschafts- und Botenwesen, S. 135–167. Vgl. Jörg, Gesandte als Spezialisten, insbes. S. 49–52. Vgl. Stephan Selzer, Nachholende Professionalisierung. Beobachtungen zu den Gesandten des Preußischen Bundes in den Auseinandersetzungen mit dem Deutschen Orden (1440–1454), in: Jörg/Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung, S. 121–142. Vgl. Johannes Helmrath, Kommunikation auf den spätmittelalterlichen Konzilien, in: Pohl (Hg.), Die Bedeutung der Kommunikation, S. 116–172; Johannes Helmrath, Rhetorik und ‚Akademisierung’ auf den deutschen Reichstagen im 15. und 16. Jahrhundert, in: Heinz Duchhardt/Gert Melville (Hg.), Im Spannungsfeld von Recht und Ritual. Soziale Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit, Köln/Weimar/Wien 1997, S. 423–446, hier S. 423–424; Peter Moraw, Gelehrte Juristen im Dienst der deutschen Könige des späten Mittelalters (1273–1493), in: Roman Schnur (Hg.), Die Rolle der Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, Berlin 1980, S. 77–147, hier S. 115–116. Vgl. die Weiterführung dieses Themas bei Paul-Joachim Heinig, Gelehrte Juristen im Dienst der römisch-deutschen Könige des 15. Jahrhunderts, in: Hartmut Boockmann/Ludger Grenzmann/Bernd Moeller/Martin Staehelin (Hg.), Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Bd. 1, Göttingen 1998, S. 167–184.
1.2 Forschungsstand
15
dem hohen Informations- und Wissensstand ihrer Amts- und Funktionsträger basierte“.59 Die städtischen Führungsgruppen dieser Städte hätten über formelle und informelle Kontakte so viele (geheime) Informationen und Nachrichten wie möglich zusammenzutragen, um auf deren Basis dann ihre Handlungsweise zu bestimmen.60
1.2.3 Konflikt- und Kommunikationsforschung Ein stark mit der Diplomatie verbundenes Forschungsinteresse betrifft die Bedeutung von Zeremoniell und Symbolik, die in den letzten Jahren in der Mediävistik stark betont wurde. Gehörten Untersuchungen von Zeremoniell, Rangordnung und Etikette seit jeher zur Diplomatie, so werden sie – speziell seitdem die Diplomatie epochenübergreifend untersucht wird – auch aus einer neuen Perspektive erforscht. In den letzten 20 Jahren wurden besonders die Begrüßung und der Abschied von Gesandtschaften sowie das höfische Zeremoniell studiert.61 Diese Entwicklung steht im Kontext einer Zeit, in der man verschiedenen Aspekten von Kommunikation und speziell deren Darstellung in Symbolen, Zeichen und Ritualen in der Öffentlichkeit intensiv nachging.62 Gleichsam als Gegengewicht zur pragmatischen Schrift-
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Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 12. Ebd., insbes. Teil B und D. Vom besonderen Stellenwert der alteingesessenen städtischen Eliten für die städtische Außenpolitik geht auch Christian Jörg (HKFZ Trier) bei seinem Projekt „Wissensvorsprünge und Erfahrungswerte. Personal und Handlungsspielräume reichsstädtischer Gesandtschaften auf den Hof- und Städtetagen des späten Mittelalters“ aus. Hedda Ragotzky/Horst Wenzel (Hg.), Höfische Repräsentation. Das Zeremoniell und die Zeichen, Tübingen 1990; Horst Fuhrmann, „Willkommen und Abschied“. Über Begrüßungs- und Abschiedsrituale im Mittelalter, in: Wilfried Hartmann (Hg.), Mittelalter. Annäherungen an eine fremde Zeit, Regensburg 1993, S. 111–139; Jörg Jochen Berns/Thomas Rahn (Hg.), Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, Tübingen 1995; Gerrit Jasper Schenk, Der Einzug des Herrschers. „Idealschema“ und Fallstudie zum Adventuszeremoniell für römisch-deutsche Herrscher in spätmittelalterlichen italienischen Städten zwischen Zeremoniell, Diplomatie und Politik, Marburg 1996; Achim Thomas Hack, Das Empfangszeremoniell bei mittelalterlichen Papst-Kaiser-Treffen, Köln/Weimar/Wien 1999; Thomas Behrmann, Zum Wandel der öffentlichen Anrede im Spätmittelalter, in: Gerd Althoff (Hg.), Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter, Stuttgart 2001, S. 291–317; Gerald Schwedler, Herrschertreffen des Spätmittelalters. Formen – Rituale – Wirkungen, Ostfildern 2008; Susann Baller (Hg.), Die Ankunft der Anderen: Repräsentationen sozialer und politischer Ordnungen in Empfangszeremonien, Frankfurt a. M./New York 2008. Kritik auf die Anwendung von etnologischen und sozialwissenschaftlichen Ritualtheorien auf das europäische Mittelalter lieferte u.a. Philippe Buc, The Dangers of Ritual. Between early medieval Texts and social scientific Theory, Princeton/Oxford 2001. Duchhardt/Melville (Hg.), Im Spannungsfeld von Recht und Ritual; Heinz-Dieter Heimann/ Ivan Hlaváçek (Hg.), Kommunikationspraxis und Korrespondenzwesen im Mittelalter und in der Renaissance, Paderborn 1998; Gabriela Signori/Klaus Schreiner (Hg.), Bilder, Texte, Rituale. Wirklichkeitsbezug und Wirklichkeitskonstruktion politisch-rechtlicher Kommunikationsmedien in Stadt- und Adelsgesellschaften des späten Mittelalters, Berlin 2000; Hedwig Röckelein (Hg.), Kommunikation, Berlin 2001; Karel Hruza (Hg.), Propaganda, Kommunikation und Öffentlichkeit (11.– 16. Jahrhundert), Wien 2002; Karl-Heinz Spiess (Hg.), Medien der Kommunikation im Mittelalter, Wiesbaden 2003; Jucker/Günthart (Hg.), Kommunikation im Spätmittelalter; Jörg Oberste (Hg.), Kommunikation in mittelalterlichen Städten, Regensburg 2007. An dieser Stelle wird auf eine aus-
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1. Einführung
lichkeit63 wurde von einem weiten Symbolbegriff ausgegangen, der – situationsabhängig – Worten, Gesten, Handlungen und Gegenständen eine eigene Bedeutung in der Kommunikation zukommen ließ.64 Der Begriff ‚politische Kommunikation’ als relativ neutrale Bezeichnung für die Kommunikation in einem politischen Kontext wurde dagegen deutlich seltener verwendet und setzte sich bisher weniger erfolgreich durch.65 Ein benachbartes Forschungsfeld, das eng mit der Kommunikationsperspektive zusammenhängt, ist die Untersuchung der mittelalterlichen Konfliktbewältigung. Gerd Althoff hat mit seinen Studien zur Konfliktführung eine Reihe von Publikationen angeregt, die im Rahmen des Münsteraner Sonderforschungsbereiches 496 (“Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution“) weitergeführt wurden.66 So gingen Christoph Dartmann, Marian Füssel und Stefanie Rüther in ihrem Tagungsband unter anderem den Strategien nach, mit denen die gesellschaftliche (Rang-)Ordnung, hier auch in ihrer räumlichen Dimension verstanden, durch Konflikte gestört, umkämpft oder neu definiert wurde.67 Auch aus anderen Forschungsperspektiven wurde der Konflikt in seinem Zusammenhang mit Kommunikation produktiv aufgegriffen. In mehreren Fachdisziplinen wurde der Frage nachgegangen, inwiefern Konflikte kontrolliert worden sind, diese identitätsstiftend wirkten oder auch daraus Maßnahmen abgeleitet wurden, um Konflikte (medial) beizulegen.68 Zudem befassten
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führlichere Auflistung der Publikationen verzichtet und auf eine bibliographische Literaturübersicht verwiesen: Marco Mostert (Hg.), New Approaches to medieval Communication, Turnhout 1999. Der Münsteraner Sonderforschungsbereich 321 ging von einem wachsenden Verschriftlichungsprozess aus, wobei der Schriftgebrauch, in Anlehnung an italienische Vorbilder, unmittelbar zweckhaftem Handeln gedient habe. Vgl. Keller/Grubmüller/Staubach (Hg.), Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter; Hagen Keller/Christel Meier/Thomas Scharff (Hg.), Schriftlichkeit und Lebenspraxis im Mittelalter. Erfassen, Bewahren, Verändern, München 1999; Christel Meier/Volker Honemann/ Hagen Keller/Rudolf Suntrup (Hg.), Pragmatische Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur. Akten des Internationalen Kolloquiums Münster, München 2002. Vgl. Gerd Althoff, Art. Symbolische Formen, in: Gert Melville/Martial Staub (Hg.), Enzyklopädie des Mittelalters, Bd. 1, Darmstadt 2008, S. 247–248. Christina Lutter, Politische Kommunikation an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Republik Venedig und Maximilian I. (1495–1508), Wien 1998; Michael Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten: politische Kommunikation auf eidgenössischen Tagsatzungen im Spätmittelalter, Zürich 2004; Schwarz, Politische Kommunikation (2011). Vgl. die stärkere Begriffsfassung durch das internationale Graduiertenkolleg 1067 („Politische Kommunikation von der Antike bis in das 20. Jahrhundert“ der Universitäten Frankfurt a. M., Bolognia, Trient, Innsbruck und Pavia), das die politische Kommunikation mehr auf die Sprache selbst bezog: Luise Schorn-Schütte, Politische Kommunikation als Forschungsfeld. Einleitende Bemerkungen, in: Angela de Benedictis/Gustavo Corni/Brigitte Mazohl/Luise Schorn-Schütte (Hg.), Die Sprache des Politischen in actu. Zum Verhältnis von politischem Handeln und politischer Sprache von der Antike bis ins 20. Jahrhundert, Göttingen 2009, S. 7–18, hier S. 9–11. Vgl. Gerd Althoff, Genugtuung (satisfactio). Zur Eigenart gütlicher Konfliktbeilegung im Mittelalter, in: Joachim Heinzle (Hg.), Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche, Frankfurt a. M. 1994, S. 247–265; Gerd Althoff, Spielregeln der Politik. Dartmann/Füssel/Rüther (Hg.), Raum und Konflikt. Vgl. unter anderem: Oliver Auge/Felix Biermann/Matthias Müller/Dirk Schultze (Hg.), Bereit zum Konflikt. Strategien und Medien der Konflikterzeugung und Konfliktbewältigung im europäi-
1.2 Forschungsstand
17
sich Forschende aus verfassungskultureller Perspektive mit der Lösung von Krisensituationen und Auseinandersetzungen.69 Auf einer deutsch-französischen Tagung70 wurde zuletzt vorrangig nach den Methoden zum gegenseitigen Bekriegen bis zum Friedensschluss und den Unterschieden zwischen städtischen und adligen Konfliktund Befriedungsformen gefragt.71 Zuletzt soll auf die städtischen Netzwerke, urbanen Beziehungen und Nachrichtennetze zwischen Städten hingewiesen werden.72 Dieser Blickwinkel hilft, nicht nur einzelne Städte und ihr Boten- und Gesandtschaftswesen zu erforschen, sondern Städte in ihrer Beziehung zueinander darzustellen. Diese Arbeitsweise hat sich mittlerweile bei der Hanseforschung gut bewährt.73
1.2.4 Die städtische Diplomatie in Anbindung an die Rechtsgeschichte Eines der Ziele der vorliegenden Studie ist es, die städtische Diplomatie nicht nur in ihren städtischen Einzelheiten, sondern auch in Verbindung mit gelehrten Juristen zu sehen. Zwar können für Augsburg die gutachtenden Tätigkeiten der Juristen inhaltlich nicht mehr nachgegangen werden, aber die Quellen informieren uns bestens über die Art und Weise, wie Augsburg gelehrte Räte gezielt einsetzte. Wie bereits beschrieben, wurden in der städtischen Diplomatieforschung vorrangig die Ratsgeschichte sowie die Handlungsspielräume der Gesandten diskutiert. Die rechtshistorische Perspektive betonte hingegen die gutachtenden Tätigkeiten der Juristen und die Verrechtlichung der städtischen Politik, vor allem beim Übergang vom einfachen Stadtschreiber zum gelehrten Ratssyndikus.74 In kleineren Studien wurde bereits
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schen Mittelalter, Ostfildern 2008; Bent Jörgensen/Raphael Krug/Christine Lüdke (Hg.), Friedensschlüsse. Medien und Konfliktbewältigung vom 12. bis zum 19. Jahrhundert, Augsburg 2008. Daum/Hartmann/Palaoro/Sunderbrink (Hg.), Kommunikation und Konfliktaustragung. Gisela Naegle (Hg.), Frieden schaffen und sich verteidigen im Spätmittelalter/Faire la paix et se défendre à la fin du Moyen Âge, München 2012. Diese durchaus interessante Frage konnte im Rahmen der Tagung leider nur ansatzweise beantwortet werden. Vgl. Pierre Monnet, Conclusions, in: Naegle (Hg.), Frieden schaffen, S. 357–372. Bernhard Kreutz, Städtebünde und Städtenetz am Mittelrhein im 13. und 14. Jahrhundert, Trier 2005; Wolfgang Wüst, Reichsstädtische Kommunikation in Franken und Schwaben: Nachrichtennetze für Bürger, Räte und Kaufleute im Spätmittelalter, in: ZBayLG 62 (1999), 681–707; Wolfgang Wüst, Süddeutsche Reichsstädte als Informationsdrehscheibe, in: ZHVSchwab 100 (2008), S. 305–325; Klara Hübner, Botenwesen und überregionale Nachrichtennetze als Innovationen spätmittelalterlicher Städte im eidgenössischen Raum, in: Hans-Jörg Gilomen (Hg.), Innovationen. Voraussetzungen und Folgen – Antriebskräfte und Widerstände, Zürich 2001, S. 321–328. Friedrich Bernward Fahlbusch, Die Kreise städtischer Außenbeziehungen. Überlegungen zu Kategorisierungskriterien für Hansestädte, in: HansGbll 119 (2001), S. 63–83; Thomas Behrmann, Herrscher und Hansestädte. Studien zum diplomatischen Verkehr im Spätmittelalter, Hamburg 2004; Isabelle Richefort (Hg.), Les relations entre la France et les villes hanséatiques de Hambourg, Brême et Lübeck. Moyen Âge – XIX siècle/Die Beziehungen zwischen Frankreich und den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck. Mittelalter – 19. Jahrhundert, Brüssel 2006. Klaus Wriedt, Das gelehrte Personal in der Verwaltung und Diplomatie der Hansestädte, in: HansGbll 96 (1978), S. 15–37; Gerhard Neumann, Lübecker Syndici des 15. Jahrhunderts in auswärtigen Diensten der Stadt, in: HansGbll 96 (1978), S. 38–46; Hartmut Boockmann, Gelehrte Juristen im spätmittelalterlichen Nürnberg, in: Boockmann/Grenzmann/Moeller/Staehelin (Hg.), Recht
18
1. Einführung
darauf hingewiesen, wie Städte bei Streitigkeiten mit anderen politischen Akteuren argumentierten und ihre diplomatischen Fähigkeiten entfalteten. Sie machten deutlich, dass Streitigkeiten oft eine formelle Sache blieben, die jahrelang per Brief ausgefochten wurden, ohne kriegerische Auseinandersetzungen nach sich zu ziehen.75 Die vorliegende Untersuchung versucht die Lücke zwischen politischer Stadtgeschichte und Rechtswissenschaft zu schließen, indem sie die verschiedenen Strategien und Methoden zur Bewältigung regionaler Konfliktfälle ausarbeitet und die Rolle der Übermittler, Gesandten und gelehrten Juristen thematisiert. Dabei greift sie auf einige wichtige Vorarbeiten zurück. Als Erstes sind natürlich die umfangreichen Arbeiten zu Konsiliartätigkeiten der spätmittelalterlichen Juristen zu erwähnen, welche insbesondere von Ingrid Baumgärtner und Eberhard Isenmann analysiert und zugänglich gemacht worden sind.76 Da die Erstellung von Gutachten in der Regel der Wahrung der städtischen Interessen diente, ist die Gutachtenforschung generell von großer Bedeutung für die städtische Diplomatie. So konnte für die etwas größere, aber durchaus mit Augsburg vergleichbare Stadt Nürnberg gezeigt werden, dass die Juristen „in Anwendung ihrer rechtswissenschaftlichen Kenntnisse“ die verschiedenen Rechte und Privilegien „begrifflich [...] verdichteten, das Gesetzgebungsrecht davon ableiteten und so die konkreten Herrschaftsrechte und Befugnisse zur eminent wirksamen Vorstellung einer hoheitlichen Gewalt abstrahierten.“77
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und Verfassung, Bd. 1, S. 199–214; Peter Hoheisel, Die Göttinger Stadtschreiber bis zur Reformation, Göttingen 1998; Michael Jucker, Vom klerikalen Teilzeitangestellten zum gnädigen Kanzler. Aspekte der spätmittelalterlichen Bildungswege der Stadtschreiber in der Eidgenossenschaft, in: Traverse. Zeitschrift für Geschichte/Revue d’histoire 9 (2002), S. 45–54. Christ beschreibt zwei Bedeutungen von „Briefkrieg“, die manchmal ineinander übergingen: Zum einen als Begriff für Konflikte, welche „nur auf schriftlichem Weg ausgetragen werden“, zum anderen als „Konflikte, bei denen ein ‚brief‘, eine Urkunde oder ein anderes Schriftstück selbst zum Streitgegenstand wird.“ In dieser Studie wird nur die erste Definition von Christ für dieses Phänomen verwendet. Dorothea A. Christ, „… dannen die geschrifften kein ende würden haben“. Ein Briefkrieg Graf Oswalds von Thierstein mit der Stadt Basel (1476–1480), in: BaslerZG 96 (1996), S. 33–56, hier S. 34. Christs Einschätzung, dass ein Briefkrieg für Adlige durchaus als ehrenhafte Konfliktaustragung gesehen wurde, kann auf Augsburg und Bayern übertragen werden. Vgl. Christ, Briefkrieg, S. 53. Vgl. Michael Rothmann, Städtische Diplomatie im Wirtschaftskonflikt. Der Nürnberger-Frankfurter Messestreit aus den Jahren 1432 bis 1438, in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 66 (2000), S. 132–160. Vgl. u. a. Eberhard Isenmann, Städtisches Gesetzgebungs- und Verordnungsrecht in Rechtsliteratur und in Rechtsgutachten deutscher Juristen des Spätmittelalters, in: Jean-Marie Cauchies/Eric Bousmar (Hg.), „Faire bans, edictz et statuz“: Légiférer dans la ville médiévale. Sources, objets et acteurs de lactivité législative communale en Occident, ca. 1200–1550, Brüssel 2001, S. 411–438; Isenmann, Recht, Verfassung und Politik; Isenmann, Aufgaben und Leistungen; Eberhard Isenmann, Funktionen und Leistungen gelehrter Juristen für deutsche Städte im Spätmittelalter, in: Jacques Chiffoleau/ Claude Gauvard/Andrea Zorzi (Hg.), Pratiques sociales et politiques judiciaires dans les villes de l’Occident à la fin du Moyen Âge, Rome 2007, S. 243–322. Mit einem stärkeren Bezug auf italienische Juristen sind die Arbeiten von Ingrid Baumgärtner zu erwähnen, u. a.: Ingrid Baumgärtner, Stadtgeschichte und Consilia im italienischen Spätmittelalter. Eine Quellengattung und ihre Möglichkeiten, in: ZHF 17/2 (1990), S. 129–154; Ingrid Baumgärtner (Hg.), Consilia im späten Mittelalter. Zum historischen Aussagewert einer Quellengattung, Sigmaringen 1995. Isenmann, Recht, Verfassung und Politik, S. 243–244.
1.2 Forschungsstand
19
Die Studie stützt sich zusätzlich auf die Erkenntnisse zu den Gelehrten, deren soziale und rechtliche Facetten in den 1980er- sowie 1990er-Jahren ausgiebig erforscht wurden.78 Die Beiträge des Tagungsbandes “Gelehrte im Reich“ gingen der sozialen Rolle sowie den Karrierewegen der Gelehrten im deutschen Reich nach.79 Die Studien zu Juristen oder ‚gelehrten Räten’ stützten sich – ähnlich wie bei den Gesandten – stark auf die Lebensläufe80 sowie ihre (meist gutachtenden) Tätigkeiten.81 Die Biographien und Wirkungsfelder der Juristen machten klar, wie stark die gelehrten Räte, gerade im 15. Jahrhundert, in die Politik und Diplomatie der Fürsten und Städte eingebunden waren. Tobias Daniels analysierte in seiner Dissertation anhand des gelehrten Rats Johannes Hofmann von Lieser nicht nur einen typischen Gelehrtenlebenslauf, sondern verknüpfte Liesers juristische Tätigkeiten mit der politischen Oratorik sowie deren diplomatischer Bedeutung. Bekannte Juristen wie Johannes von Lieser bereiteten einerseits eine rechtskundige Verteidigung vor, die sie andererseits auch selber präsentierten.82 Das Sozialprestige83 von gelehrten Juristen wuchs stetig an, und die Verrechtlichung führte dazu, dass die gelehrte juristische Hilfe auch bei ‚kleineren’ Rechtsstreitigkeiten in Anspruch genommen wurde.84
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Grundlegend waren insbes. Heinz Lieberich, Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Frühzeit der Rezeption, in: ZBayLG 27 (1964), S. 120–189; Hartmut Boockmann, Zur Mentalität spätmittelalterlicher gelehrter Räte, in: Historische Zeitschrift 233 (1981), S. 295–316. Vgl. Rainer Christoph Schwinges (Hg.), Gelehrte im Reich. Zur Sozial- und Wirkungsgeschichte akademischer Eliten des 14. bis 16. Jahrhunderts, Berlin 1996. Vgl. Hermann Heimpel, Regensburger Berichte vom Konstanzer Konzil. Der reichsstädtische Jurist Konrad Duvel von Hildesheim, † 1430, in: Wilhelm Wegener (Hg.), Festschrift für Karl Gottfried Hugelmann zum 80. Geburtstag, Bd. 1, Aalen 1959, S. 213–272; Gilomen-Schenkel, Henman Offenburg; Robert Gramsch, Erfurter Juristen im Spätmittelalter. Die Karrieremuster und Tätigkeitsfelder einer gelehrten Elite des 14. und 15. Jahrhunderts, Leiden 2003; Georg Strack, Thomas Pirckheimer (1418–1473). Gelehrter Rat und Frühhumanist, Husum 2010. Vgl. Helmut G. Walther, Der gelehrte Jurist als politischer Ratgeber: die Kölner Universität und die Absetzung König Wenzels 1400, in: Albert Zimmermann (Hg.), Die Kölner Universität im Mittelalter. Geistige Wurzeln und soziale Wirklichkeit, Berlin 1989, S. 467–487; Gabriele Annas, Fürstliche Diplomatie und gelehrte Räte. Zur Rolle und Bedeutung einer politischen Funktionselite auf Reichsversammlungen und Fürstentagen in der Mitte des 15. Jahrhunderts, in: André Thieme/Uwe Tresp (Hg.), Eger 1459. Fürstentreffen zwischen Sachsen, Böhmen und ihren Nachbarn. Dynastische Politik, fürstliche Repräsentation und kulturelle Verflechtung, Dresden 2011, S. 154–175; Thomas Woelki, Lodovico Pontano (ca. 1409–1439). Eine Juristenkarriere an Universität, Fürstenhof, Kurie und Konzil, Leiden/Boston 2011; Marek Wejwoda, Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich von Bocksdorf (ca. 1410–1466), Leiden/Boston 2012. Vgl. Tobias Daniels, Diplomatie, politische Rede und juristische Praxis im 15. Jahrhundert. Der gelehrte Rat Johannes Hofmann von Lieser, Göttingen 2013. Vgl. u. a. Laetitia Boehm, Libertas scholastica und negotium scholare. Entstehung und Sozialprestige des Akademikerstandes im Mittelalter, in: Hellmuth Rössler/Günther Franz (Hg.), Universität und Gelehrtenstand, 1400–1800, Limburg a. d. Lahn 1970, S. 15–61; Ingrid Baumgärtner, „De privilegiis doctorum“. Über Gelehrtenstand und Doktorwürde im späten Mittelalter, in: HJB 106 (1986), S. 298–332, hier vor allem S. 298–306. Vgl. Daniels, Diplomatie, politische Rede und juristische Praxis, S. 463.
20
1. Einführung
Insgesamt greift die vorliegende Studie die verschiedenen Forschungstendenzen auf, indem sie diplomatische, kommunikationsgeschichtliche und rechtliche Ansätze miteinander verbindet und die Diplomatie jenseits der Öffentlichkeit zu erläutern versucht.
1.3 Quellenlage
Ein kurzer Überblick über die spätmittelalterliche Verwaltung der Stadt Augsburg sowie die überlieferten Quellen soll im Folgenden die Grundlagen dieser Studie verdeutlichen.
1.3.1 Ausbau der städtischen Verwaltung Wie in vielen anderen spätmittelalterlichen Städten wurden auch in Augsburg im Laufe der Zeit immer mehr Dokumente aufbewahrt oder in Abschriften festgehalten.85 Die ersten Züge dieser Entwicklung sind schon in der Aufbauphase der städtischen Verwaltung zu sehen. Dadurch, dass das deutsche Königtum im 13. Jahrhundert die Vogtei über Stadt und Hochstift übernahm und kurz darauf die Stadt in die Reichsunmittelbarkeit aufnahm, wurde die Macht des Bischofs stark eingeschränkt.86 In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfügte die Stadt über mehrere Privilegien (Stadtsiegel, Marktzoll, Verteidigung etc.) und eigene städtische Ämter (Bürgermeister, Ratsherren und Beamte), die es Augsburg ermöglichten, ein eigenes 85
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Über die verwaltungstechnische Entwicklung in Augsburg: Ernst Schumann, Verfassung und Verwaltung des Rates in Augsburg von 1276 bis 1368, Rostock 1905; Uta Lindgren, Stadtrecht als Ursache und Wirkung der Verwaltung. Über die Entwicklung von Verwaltungsformen im mittelalterlichen Augsburg, in: HJB 99 (1979), S. 133–160. Speziell über die Augsburger Schriftkultur im politischen Bereich: Mathias Franc Kluge, Die Macht des Gedächtnisses. Entstehung und Wandel kommunaler Schriftkultur im spätmittelalterlichen Augsburg, Leiden/Boston 2014. Einen guten Überblick über die spätmittelalterliche städtische Verwaltung im Allgemeinen sowie einen Vergleich zwischen Nürnberg, Köln und Lübeck bietet immer noch Ernst Pitz, Schrift- und Aktenwesen der städtischen Verwaltung im Spätmittelalter, Köln/Nürnberg/Lübeck. Ein Beitrag zur vergleichenden Städteforschung und zur mittelalterlichen Aktenkunde, Köln 1959. Für Nürnberg v. a. Rübsamen, Das Briefeingangsregister, insbes. S. 11–12. Rübsamen bietet nicht nur eine knappe Zusammenfassung der eingegangenen Korrespondenz, sondern stellt in seiner Einführung auch die Entwicklung des städtischen Korrespondenzwesens dar. Für die westlichen Eidgenössischen Städte vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 34–55; über die städtische Verwaltung von Köln und im Hinblick auf die Außenbeziehungen vgl. Hesse, Nachrichten aus Köln, insbes. S. 29–40; für die Territorialstadt Lüneburg, die allerdings einen maßgeblichen Handlungsspielraum besaß: Irene Stahl, Verwaltung, Politik und Diplomatie. Der Lüneburger Rat am Ausgang des Mittelalters, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 61 (1989), S. 159–179. Hierzu Abschnitt 2.1. Vgl. Christian Meyer, Geschichte der Stadt Augsburg, Tübingen 1907, S. 27– 28; Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 53–54; Karl Bosl, Historische Probleme einer europäischen Stadt. Augsburg, in: Francia 6 (1978), S. 1–17, hier S. 10; Lindgren, Stadtrecht als Ursache und Wirkung, S. 145.
1.3 Quellenlage
21
Verwaltungssystem auszubauen.87 1276 konnte die Stadt ihre Rechte und Privilegien im Stadtbuch88 von Rudolf von Habsburg bestätigen lassen und somit ihren neuen Status als Reichsstadt feiern. Um die neuen Verhältnisse in der Stadt auch effektiv repräsentieren und umsetzen zu können, war ein Ausbau einer städtischen Verwaltung mit verschiedenen niederen Ämtern notwendig. Zudem formierte sich mit dem neuen Status als Reichsstadt und einem ständigen Bevölkerungszuwachs89 auch der Stadtrat neu.90 Als die Zünfte 1368 mit der Zunftverfassung einen größeren Einfluss auf den Rat erreichten, bedeutete dies gleichzeitig, dass sich – mit den politischen Umwälzungen und den neuen Regelungen – auch die Tätigkeitsbereiche des Rates und dementsprechend auch die der Kanzlei vergrößerten.91 Im Zuge der sich ausbreitenden Ratsgeschäfte in einer komplexer werdenden Gesellschaft nahm die Verschriftlichung des sogenannten ‚pragmatischen Schriftguts’92 stetig zu. Dies macht sich in den heutzutage noch erhaltenen Quellen bemerkbar. Während die verfassungsrechtlichen Quellen schon ab dem 12. Jahrhundert überliefert sind, steigt
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In der Forschung werden insbesondere die Ersterwähnungen von consules (1257), Rathaus (1260) und Bürgermeister (1266) als bedeutsame Schritte hervorgehoben. Vgl. Lindgren, Stadtrecht als Ursache und Wirkung, S. 147–149; Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 25. Kluge übt berechtigte Kritik an der älteren Forschung: „Privileg, Siegel, Schreiber, Stadtrecht, Buchführung und Archiv wurden Indikatoren der Ausbildung einer schriftgestützten Verwaltung des Bürgerverbands, die man als Ergebnis des Strebens nach selbstbestimmter und effizienter Herrschaftsausübung und -organisation erachtete.“ Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 8–9. Eine Einführung sowie Edition bietet: Christian Meyer (Hg.), Das Stadtbuch von Augsburg, insbesondere das Stadtrecht vom Jahre 1276 mit einem lithographirten Facsimile der Handschrift nach der Originalhandschrift zum ersten Male herausgegeben und erläutert, Augsburg 1872. In dieser Edition sind auch die späteren Hinzufügungen berücksichtigt worden. Eine modernere Interpretation, insbes. was die handschriftliche Überlieferung angeht, bietet jedoch Rolf Schmidt, Zum Augsburger Stadtbuch von 1276. Beschreibung der Originalhandschrift und der in Augsburg liegenden Abschriften des Augsburger Stadtbuchs, in: ZHVSchwab 70 (1976), S. 80–179. Zuletzt auch ein Ausstellungskatalog anlässlich des Stadtrecht-Jubiläums: Wolfram Baer/Friedrich Blendinger (Hg.), 700 Jahre Augsburger Stadtrecht 1276–1976, Augsburg 1976. Die Bevölkerungszahl Augsburgs stieg im 15. Jahrhundert von etwa 12.000 (1396) bis zu ca. 19.000 (1492) an. Vgl. Jahn, Augsburgs Einwohnerzahl im 16. Jahrhundert; Jahn, Die Augsburger Sozialstruktur im 15. Jahrhundert, S. 188. Lindgren bezeichnet die Augsburger Verwaltung um 1320 schon als „voll ausgebildet“, in dem Sinne, dass die Stadt in verwaltungstechnischer und rechtlicher Hinsicht in der Lage war, ihre öffentlichen Angelegenheiten selber zu tätigen. Lindgren, Stadtrecht als Ursache und Wirkung, S. 160. Vgl. Wolfgang Zorn, Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. Aufl. Augsburg 1972, S. 115–116. Mehr über die Augsburger Zunftverfassung: Schumann, Verfassung und Verwaltung; Zorn, Augsburg, S. 131–134; Friedrich Blendinger, Die Zunfterhebung von 1368 in der Reichsstadt Augsburg. Ihre Voraussetzungen, Durchführung und Auswirkung, in: F. Quarthal/W. Setzler (Hg.), Stadtverfassung – Verfassungsstaat – Pressepolitik, Sigmaringen 1980, S. 72–90; Chronik von 1368 bis 1407, in: Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. 1 (ChrDtSt 4), Leipzig 1865, S. 21–22, und insbes. ebd., Beilage I, S. 129–149 sowie Chronik von der Gründung der Stadt Augsburg bis zu 1469, in: ebd., S. 309–310. Bernd Kannowski, Bürgerkämpfe und Friedebriefe. Rechtliche Streitbeilegung in spätmittelalterlichen Städten, Köln 2001, S. 36 und 146ff., gibt dagegen eine auffällig friedliche Analyse des Augsburger Bürgerkampfs. Vgl. Anm. 63.
22
1. Einführung
die Anzahl der administrativen Quellen (Amtsbücher wie Stadtrechnungen, Ratskorrespondenz, Ratsprotokolle etc.) erst seit dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts stetig an.93
1.3.2 Die städtischen Quellen: Stadtrechnungen, Korrespondenzbücher und Ratsprotokolle Das Stadtarchiv Augsburg hat eine lange Tradition in der Archivierung des städtischen Schriftgutes.94 Im Folgenden werden die für diese Untersuchung wichtigsten Bestände vorgestellt. Die Stadtrechnungen – etwas irreführend “Baumeisterbücher“ genannt 95 – sind ab 1320 erhalten, allerdings im 14. Jahrhundert noch sehr lückenhaft überliefert.96 Es zeigt sich, dass die Finanzverwaltung der Stadt im Laufe des 14. Jahrhunderts immer weiter ausgebaut wurde: Statt der Stadtschreiber waren eigene Amtsschreiber für die Finanzverwaltung verantwortlich; es entstanden getrennte Amtsrechnungen mit verschiedenen Posten. 1368 standen Einnahmen und Ausgaben zum Beispiel nicht mehr beisammen. Parallel zu dieser Entwicklung wurden die Bücher hauptsächlich in deutscher Sprache verfasst.97 Die Steuerbücher sind, abgesehen von Notizen in den ersten Stadtrechnungen, ab 1346 überliefert. Sie liefern dem heutigen Nutzer in erster Linie Indizien für prosopographische oder sozialökonomische Studien und werden hier deshalb weitgehend außer Acht gelassen. Die Ratsbücher und Ratsproktokolle sind ab 1392 überliefert.98 Auch hier sind in den ersten Jahrzehnten erhebliche Lücken vorhanden, die dann im Zuge des 15. Jahrhunderts einen immer höheren Verdichtungsgrad aufweisen. Die Korrespondenz der Stadt Augsburg ist in zwei Beständen festgehalten worden: In den Missivbüchern wurden die ausgehenden Briefe und in der Literaliensammlung die eingehende Korrespondenz zusammen mit einigen anderen Akten aufbewahrt.99 Eine systematische Aufzeichnung der verschickten Briefe entstand 93
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Für eine kultur- und mentalitätsgeschichtliche Erklärung dieses Prozesses, vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, Kapitel III. So begann eine Neuordnung der städtischen Urkunden schon um 1400. Vgl. hierzu: Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 327ff. StadtA Augsburg, Reichsstadt, Baumeisteramt, Baumeisterbücher (Stadtrechnungen) (demnächst abgekürzt als StadtA Augsburg, Baumeisterbücher). Möglicherweise hat eine frühere Finanzabfassung auf einzelnen Blättern existiert, worauf einige lose Blätter im Stadtarchiv hindeuten. Vgl. hierzu R. Hoffmann, Die Augsburger Baumeisterrechnungen von 1320–1331, in: ZHVSchwab 5 (1878), S. 1–220, hier S. 5–6. Ebd., S. 2. Die Entwicklung scheint in direktem Zusammenhang mit der Zunfterhebung (1368) zu stehen. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 152ff. und S. 167. Vgl. StadtA Augsburg, Reichsstadt, Rat, Protokolle (Ratsbücher) (demnächst abgekürzt als StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. ...). Hierzu insbes. Reg. 23. Neues Register zu den Ratsprotokollen, 1392–1484. Die Literaliensammlung mutet manchmal wie ein Sammelsurium an. Es finden sich hier u. a. Sonderlisten, Urkundenabschriften, Kopien von Korrespondenzen zwischen anderen Städten, Soldbriefe, Gerichtsakten, etc. StadtA Augsburg, Reichsstadt, Stadtpfleger, Geheimer Rat und Rat, Literaliensammlung, Karton 1–5 (demnächst abgekürzt als StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton ...).
1.3 Quellenlage
23
um 1400, nachdem der Rat 1390 angeordnet hatte, die ausgehende Korrespondenz zu archivieren.100 Diese serielle Fassung der ausgehenden Korrespondenz scheint in der Regel die Funktion eines Kopialbuchs gehabt zu haben.101 Als Wissensspeicher boten sie dem Rat und der Kanzlei damit die Möglichkeit, auf frühere Korrespondenzen zurückzugreifen. Die Sammlung der ausgehenden Korrespondenz beginnt mit einem ihnen zugeordneten Titulatur- und Kopialbuch (ab 1358)102 und gewährt für die Jahre 1413 bis 1490 einen Einblick in die Augsburger Korrespondenz. Die Überlieferung ist leider nicht lückenlos: Die Jahre 1451 bis 1457 sowie viele einzelne Jahre und Monate fehlen.103 Ähnliches gilt für die Literaliensammlung, welche die eingegangenen Briefe umfasst, die anfangs im Original, später in Abschrift archiviert wurden. Eine nahezu lückenlose und systematische Abfassung findet sich dafür erst ab Ende des 15. Jahrhunderts. Die Literaliensammlung für das 15. Jahrhundert besteht oft aus losen Briefen und Akten, die nicht strikt als Briefeingang zuzuordnen sind. Dazu gehören auch Stellungnahmen Augsburgs sowie Schreiben an Augsburger Gesandte.
1.3.3 Die Augsburger Chroniken Auch wenn es wohl kaum das Hauptziel der Herausgeber gewesen sein wird, erste quellenbasierte Studien über die spätmittelalterliche Ratspolitik zu geben, bietet die Reihe „Die Chroniken der deutschen Städte“ auch einen Überblick über das Entstehen der verschiedenen Stadtchroniken und viele ergänzende Quellenstudien über die Stadtgeschichte der jeweiligen Städte. Mit der groß angelegten Edition der Stadtchroniken durch die 1858 gegründete Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurden somit nicht nur die deutschen Stadtchroniken systematisch ediert, sondern auch die Stadt- und Ratsgeschichte in einem historischen Kontext dargestellt.104 Die „Chroniken der deutschen Städte“ verzeichnen acht Augsburger Chroniken, die im 15. Jahrhundert entstanden sind.105 Auch wenn die Chronisten selbst relativ wenig über den genauen Ablauf von Verhandlungen und Konflikten aussagen und 100
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105
Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 282. Vgl. Claudia Kalesse, Art. Missivbücher (Briefbücher), in: Günther Grünsteudel (Hg.), Augsburger Stadtlexikon, 2. Ausg. Augsburg 1998, elektronische Ressource: http://www.stadtlexikon-augsburg.de [Stand: 29.12.2015]. Hierzu Abschnitt 3.2. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 281, Anm. 131. Vgl. dagegen Holzapfl, der das Buch in das Jahr 1360 datiert: Julian Holzapfl, Kanzleikorrespondenz des späten Mittelalters in Bayern. Schriftlichkeit, Sprache und politische Rhetorik, München 2008, S. 194–195. Eine Auflistung der jeweiligen Missivbücher mit den verschiedenen Signaturen ist Anhang A zu entnehmen. Eine Ausnahme bildet StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VIIIa, das hauptsächlich die wichtigsten eingehenden Briefe an die Stadt Augsburg über die Jahre 1458 bis 1485 umfasst. Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis zum 16. Jahrhundert (= ChrDtSt), 36 Bde., Leipzig 1862–1931. Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. 1 (ChrDtSt 4), Leipzig 1865, zeichnet drei anonyme Chroniken sowie eine Reimchronik auf. Eine Edition des Werkes von Burkhard Zink bringt der nachfolgende Band: Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. 2 (ChrDtSt 5), Leipzig
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1. Einführung
Rechtsstreitigkeiten nur am Rande erwähnen, stellen sie die Ereignisse aus der Sicht der Stadt dar und klären den heutigen Leser über den möglichen symbolträchtigen Wert der Handlungen auf. Den Herausgebern der Reihe ist es zudem gelungen, wichtige Ereignisse vertiefend zu beschreiben. Von den Chroniken sind vor allem die Chronik von Burkhard Zink sowie die von Hektor Mülich zu erwähnen, da diese über den notizhaften Charakter der früheren Chroniken hinausgehen und – neben persönlichen Geschichten – ausgiebig über die Geschehnisse innerhalb und außerhalb der Stadt informieren.106
1.4 Terminologie
Wie im Abschnitt zum Forschungsstand deutlich geworden ist, sind die Begrifflichkeiten zur Diplomatie oder Außenpolitik im Allgemeinen und speziell für die städtische Diplomatie nicht unumstritten. Im Folgenden sollen deshalb die Termini “städtische Diplomatie“, “Kommunikation“ sowie „Recht und Rechtssystem“ im späten Mittelalter geklärt werden.
1.4.1 Städtische Diplomatie Zuerst gilt es, eine neue Definition von städtischer Diplomatie, die in dieser Studie anzuwenden ist, zu entwickeln. Der spätmittelalterliche Begriff, der in den Augsburger Briefbüchern die Zielsetzung der Boten und Gesandten kurz zusammenfasst,
106
1866, hiernach abgekürzt: Zink, Chronik. Die Chronik von Hektor Müllich sowie eine weitere anonyme Chronik bietet: Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. 3 (ChrDtSt 22), Leipzig 1892. Mülich wird hiernach abgekürzt: Mülich, Chronik. Eine Annalenchronik schließt das 15. Jahrhundert ab: Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. 5 (ChrDtSt 25), Leipzig 1896. Zu Burkhard Zink immer noch maßgebend: Arthur Maximilian Miller, Burkhard Zink. Der Augsburger Chronist, sein Leben und Werk, Donauwörth 1948; Karl Schnith, Die Augsburger Chronik des Burkard Zink. Eine Untersuchung zur reichsstädtischen Geschichtsschreibung des 15. Jahrhunderts, München 1958; Erich Maschke, Der wirtschaftliche Aufstieg des Burkard Zink (* 1396, † 1474/75) in Augsburg, in: Otto Brunner/Hermann Kellenbenz/Erich Maschke (Hg.), Festschrift für Hermann Aubin zum 80. Geburtstag, Bd. 1, Wiesbaden 1965, S. 235–262. Zuletzt: Gerhard Fouquet, Familie, Haus und Armut in spätmittelalterlichen Städten – Das Beispiel des Augsburger Ehepaares Elisabeth Störkler und Burkard Zink, in: Andreas Gestrich/Lutz Raphael (Hg.), Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, 2. Aufl. Frankfurt a. M. 2008, S. 283–307. Werke zu Hektor Mülich: Dieter Weber, Geschichtsschreibung in Augsburg. Hektor Mülich und die reichsstädtische Chronistik des Spätmittelalters, Augsburg 1984; Harald Olbrich, Ein Augsburger Kaufmann zeichnet, in: Peter K. Klein/Regine Prange (Hg.), Zeitenspiegelung: Zur Bedeutung von Traditionen in Kunst und Kunstwissenschaft. Festschrift für Konrad Hoffmann zum 60. Geburtstag am 8. Oktober 1998, Berlin 1998, S. 47–59. Zuletzt: Jörg Rogge, Vom Schweigen der Chronisten. Überlegungen zu Darstellung und Interpretation von Ratspolitik sowie Verfassungswandel in den Chroniken von Hektor Mülich, Ulrich Schwarz und Burkhard Zink, in: Johannes Janota/Werner Williams-Krapp (Hg.), Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts, Tübingen 1995, S. 216–239.
1.4 Terminologie
25
lautet zu reden oder auch etwaz zureden und zuwerben.107 Dies trifft genau den Kern der (städtischen) Diplomatie. Es geht darum, mit anderen politischen Akteuren zu reden mit dem Ziel, die Angelegenheit aus Augsburger Sicht zu erklären, um Hilfe und Unterstützung zu bitten und/oder um die Handlungsweise zu legitimieren. Hierzu nahmen die städtischen Boten und Gesandten mit verschiedenen Akteuren Kontakt auf. Allerdings können Abstrahierungen dieser quellenbasierten Begriffe (Werbung, Rede) den heutigen Konnotationen nicht gerecht werden. Die wörtliche Übersetzung ist damit unbrauchbar geworden. In einem Beitrag über den Forschungsstand der mittelalterlichen Diplomatieforschung formuliert Stéphane Péquignot einen sehr breiten Diplomatiebegriff: „Die Gesamtheit der Aktivitäten der Repräsentation, des Austausches und der politischen Verhandlungen, die im Namen eines politischen Gebildes mit einem anderen durchgeführt werden.“108 Diese Definition ist deshalb so attraktiv, da sie sowohl die drei wichtigsten Untersuchungsfelder der bisherigen Diplomatieforschung erwähnt (Repräsentation, Austausch und Verhandlung) als auch für vergleichende Studien zwischen verschiedenen Akteuren und in unterschiedlichen Epochen geeignet ist. Allerdings hat sich gezeigt, dass die Definition für rein stadtgeschichtliche Studien zu breit ist. In der vorliegenden Untersuchung wird deshalb “städtische Diplomatie“ als der von (meist größeren) Städten unternommene Versuch verstanden, mit anderen – nicht der eigenen Stadt zugehörigen – politischen Akteuren in Kontakt zu treten, mit dem Ziel, die eigenen städtischen Interessen zu wahren und zu erweitern. Anders als Christian Jörg und Michael Jucker, welche die städtische Außenpolitik vor allem als die „auswärtigen Beziehungen der städtischen Führungsgremien“ definieren und damit die mit dem Stadtrat verbundenen Einzelpersonen in die diplomatischen Vorgänge einbeziehen, sollen in der vorliegenden Studie besonders das taktische Agieren und Verhandeln der Städte hervorgehoben werden.109 Auch in Bastian Walters Fokussierung auf die Gesandten wird ein sehr personeller Begriff von Außenpolitik und außenpolitischen Motiven verwendet,110 der sich in einigen Aspekten von der vorliegenden Untersuchung unterscheidet. So geht Walter der Frage nach, aufgrund welcher persönlichen Kontakte, Maßnahmen und Geheimnisse die einzelnen Ratsherren agiert haben. In Bezug auf Augsburg geht es hier vielmehr darum, das Gesamtbild darzustellen: Welche diplomatischen, politischen und militärischen Strategien wählte der Stadtrat bei welchen Konflikten? Je nach Situation und Interessenlage wurden Boten, Briefträger, individuelle Gesandte, gelehrte Räte oder komplette Gesandtschaften zu anderen politischen Akteuren geschickt, um für die jeweilige Situation der Stadt um Verständnis zu werben, um für Hilfe und Unterstützung zu bitten, um Informationen über Entscheidungen 107 108 109
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U. a. in StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 44v, Nr. 219; ebd., f. 286v, Nr. 1298. Péquignot, Europäische Diplomatie, S. 65. Vgl. Jörg/Jucker, Städtische Gesandte, S. 14, definieren Außenpolitik als „die Gesamtheit der über die Stadtmauern hinausgehenden auswärtigen Beziehungen der städtischen Führungsgremien […], die wiederum von diesen in unterschiedlicher Weise zugehörigen oder verbundenen Einzelpersonen maßgeblich getragen werden konnten.“ Vgl. Walter, Informationen, Wissen und Macht, insbes. S. 12.
26
1. Einführung
anderer zu bekommen, vor Gericht zu ziehen oder zu verhandeln. Inwiefern die städtischen Handlungsträger die diplomatischen Geschehnisse selbst beeinflussen konnten, welche Handlungsspielräume sie hatten und inwiefern sie persönliche politische Kontakte einsetzten,111 ist eine äußerst spannende und wichtige Frage für die Forschung, aber als solche nicht Teil dieser Definition. Die Begrifflichkeit „städtische Diplomatie“ bezeichnet in dieser Studie lediglich die Ziele und Strategien, die der Stadtrat in Bezug auf andere – nicht der eigenen Stadt zugehörige – politische Akteure und Geschehnisse entwickelte. Im Folgenden wird dieser Diplomatiebegriff gegenüber “Außenpolitik“ oder “auswärtiger Politik“ präferiert, weil es sehr schwierig ist, zwischen ‚innen’ und ‚außen’ zu trennen.112 Die Stadtpolitik befasste sich nicht nur mit jedem Einwohner innerhalb der städtischen Mauern, sondern bezog sich auch auf die Stadtbewohner im städtischen Umland, wo die Stadt in der Regel allerlei Rechte besaß und die städtischen Interessen vertrat. Für Augsburg ist diese Vermischung noch größer, da der Augsburger Bischof teilweise in der Stadt wohnte und, auch wenn er kein Stadtherr mehr war, immer noch bischöfliche Rechte innerhalb der Stadt besaß und ausübte. Gerade in der Umlandpolitik, bei den Kontakten mit dem Bischof oder den direkten Nachbarn gibt es keine deutliche Trennung zwischen Innen- und Außenpolitik. Sogar innerstädtische Entwicklungen konnten, wie die Forschung heutzutage hervorhebt, engstens mit äußeren reichspolitischen Ereignissen verknüpft sein.113 Für eine Stadt waren die Streitigkeiten mit einem benachbarten Fürsten oder gar dem Bischof vielleicht gar nicht der Außenpolitik zuzuordnen; aber in ihrer Art und Weise, mit diesen Konflikten umzugehen, wurde die Stadt in einem viel größeren politischen Umfeld – und damit auf der diplomatischen Ebene – tätig. Der andere Grund für diese Begriffswahl ist, dass Diplomatie natürlich nicht nur mit der Interessenvertretung, sondern auch mit Geschick, Takt und Feingefühl konnotiert wird. Genau das wird eine Stadt wie Augsburg benötigt haben, da die städtischen Vertreter oft bei politischen Akteuren vorstellig werden mussten, die einen deutlich höheren gesellschaftlichen Rang oder Status besaßen.
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Vgl. Jörg/Jucker, Städtische Gesandte, S. 14–15. Jörg und Jucker möchten insbesondere die städtischen Handlungsträger, ihre Familien sowie deren Verflechtungen mit der jeweiligen Situation im (über-)regionalen Umfeld sowie auf Reichsebene einbeziehen. Eine ähnliche Herangehensweise wählt Walter, Informationen, Wissen und Macht. Françoise Autrand, Y-a-t-il des „affaires étrangères“ dans la France des XIVe et XVe siècles?, in: Berg/Kintzinger/Monnet (Hg.), Auswärtige Politik und internationale Beziehungen, S. 23–29. Vgl. Alfred Haverkamp, Innerstädtische Auseinandersetzungen und überlokale Zusammenhänge in den deutschen Städten während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, in: Reinhard Elze/Gina Fasoli (Hg.), Stadtadel und Bürgertum in den italienischen und deutschen Städten des Mittelalters, Berlin 1991, S. 89–126, hier S. 121; Buchholzer-Remy, Stadtregieren in Krisenzeiten, S. 265–292, hier S. 276.
1.4 Terminologie
27
1.4.2 Kommunikationsbegriff Als Kommunikationsmodell wird auf eine Adaption des gängigen Modells ‚Sender – Nachricht – Empfänger‘114 verwiesen, ergänzt mit der Definition von Barbara Stollberg-Rillinger, die Kommunikation als „ein wechselseitiges Geschehen zwischen zwei oder mehr Akteuren, die sich aufeinander und zugleich übereinander auf sich selbst beziehen“ charakterisiert hat.115 Demnach hat der Sender die Mitteilung schon mit der Annahme verbunden, das Gegenüber würde die Botschaft verstehen.116 Mit diesem Kommunikationsbegriff kann dargestellt werden, wie die Reichsstadt Augsburg ihren Boten und Gesandten die Vorgehensweise vorgab, eventuell später weitere Rückmeldung gab und die Strategien erklärte. Da für Augsburg die Missiven (Ausgangskorrespondenz) besser überliefert sind als die Literalien (Eingangskorrespondenz), liegt der Fokus in dieser Arbeit quellenbedingt stärker auf den Botschaften des Stadtrats (d. h. Sender und Medium) als auf dem Empfänger und seiner Rückkommunikation. Das Kommunikationsmodell macht allerdings auch deutlich, dass es in Augsburg mehrere Arten von Kommunikationsketten gegeben haben muss. Bei den meisten Missiven ist der Rat der Sender, der mittels eines Briefes (Nachricht) den Empfänger erreichen möchte. Allerdings kam der Brief nicht allein: Die mittelalterliche Nachrichtenübermittlung war – mit dem Einsatz von Boten – immer personengebunden. Die von Rudolf Schlögl in Zusammenhang mit der Reformation beschriebenen Netzwerke des Briefverkehrs, in denen sich die Briefe aufeinander bezogen und sich so von der Kommunikation unter Anwesenden verselbständigten,117 kann meines Erachtens schon für die städtische Diplomatie des 15. Jahrhunderts beobachtet werden. Die schriftliche Kommunikation wurde zwar von einem Boten begleitet, aber die Übermittlung war inhaltlich orientiert. Der Brief ermöglichte eine Kommunikation zwischen Städten, ohne dass die Ratsherren sich tatsächlich jedes Mal Face-to-Face treffen mussten. Die Frage, inwiefern der Bote ‚nur‘ Briefträger war oder auch diplomatische Funktionen übernehmen sollte, wird teilweise in den Briefen geklärt. Augsburg schickte zum Beispiel am 14. Juni 1415 ihren diener Jörg Ploß zu Burggraf Friedrich zu Nürnberg, um etwaz muntlichen mit ihm zu bereden, und bat den Burggrafen, ihm freundlich zuzuhören.118 Es ist klar, dass Jörg Ploß in diesem Auftrag nicht nur einen Brief übermitteln musste, sondern auch eine – in dem Brief nicht klar umrissene – mündliche Botschaft überbringen sollte. Inwiefern Jörg Ploß hierbei verhandeln durfte und wie groß seine politischen Spielräume in diesem Fall waren, lässt 114
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Das Ende der 1940er-Jahre entwickelte Kommunikationsmodell umfasste kodierte Zeichen, die eine richtige Dekodierung beim Empfänger voraussetzten. Vgl. Claude E. Shannon/Warren Weaver, The Mathematical Theory of Communication, Illinois 1949. Barbara Stollberg-Rillinger, Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Begriffe – Thesen – Forschungsperspektiven, in: ZHF 31 (2004), S. 489–527, hier S. 493. Vgl. ebd., S. 493–494. Vgl. Rudolf Schlögl, Kommunikation und Vergesellschaftung unter Anwesenden. Formen des Sozialen und ihre Transformation in der Frühen Neuzeit, in: GuG 34 (2008), S. 155–224, hier S. 206–207. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 100v, Nr. 455.
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1. Einführung
sich schwierig abschätzen. Das Kommunikationsmodell führt allerdings vor Augen, wie schnell es theoretisch schon in der Phase zwischen Rat (Sender) und Nachricht (Medium) zu einer Fehlkommunikation kommen konnte. Der Rat musste nicht nur darauf vertrauen, dass seine Boten und Gesandten die Botschaft korrekt übermittelten, sondern auch darauf, dass sie die vorab gegebenen Instruktionen des Rates verstanden hatten und richtig ausführten. Es ist sicherlich nicht verwunderlich, dass Klara Hübner für die Nachrichtenübermittlung in eidgenössischen Städten zu dem Ergebnis kommt, dass nur diejenigen, die das volle Vertrauen des Stadtrates besaßen, für solche Aufträge in Frage kamen.119 Die andere Briefkategorie umfasst Briefe, die an die Augsburger Boten und Gesandten verschickt wurden. Der Rat (Sender) schickte (schriftliche oder mündliche) Instruktionen und erwartete, dass die Gesandtschaft (Empfänger) darauf entsprechend reagierte. Wenn einer der beiden Korrespondenten noch weitere Fragen oder Wünsche hatte, wurden diese in nachfolgenden Briefen geäußert. Die Reaktion des Empfängers wird, wenn dieser in der Literaliensammlung nicht erhalten ist, meist durch den nachfolgenden Brief des Stadtrats deutlich. Dadurch, dass im Augsburger Briefmodell in der Regel das Anliegen des Briefpartners und seine Reaktion nochmals wiederholt wurden, wird die Informationslücke meist wieder geschlossen.
1.4.3 Rechtssystem und Rechtsbegriff: Problematik und Begrifflichkeit Es ist klar, dass ein umfassender Rechtsbegriff für das späte Mittelalter ein nahezu unmöglich zu erfüllendes Desiderat der Forschung ist, dem diese Arbeit nicht gerecht werden kann. In einer Zeit, in der Freie Städte und Reichsstädte neben territorialen Landschaften, kleinen und größeren Ortschaften mit unterschiedlicher Autonomie und unterschiedlichen Rechten, Privilegien und Gewohnheiten existierten und gleichzeitig formal dem Königtum unterstanden, kann von einem klar definierten Rechtssystem nicht die Rede sein.120 Wie Stefan Esders und Christine Reinle zeigen, definiert sich der Rechtsbegriff gerade in dieser Verschiedenheit.121 Sie 119 120
121
Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 83–84 sowie S. 168. Vgl. Eberhard Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, Reichsgewalt und ständischer Untertanenverband. Untersuchungen zu Reichsdienst und Reichspolitik der Stände und Städte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Habil.-Schrift Univ. Tübingen 1983 (elektronische PDF-Ressource), http://kups. ub.uni-koeln.de/2321/ [Stand: 29.12.2015]. Isenmann charakterisiert die Rechtslage des spätmittelalterlichen Reiches, ebd, S. 9, wie folgt: „Es kennzeichnet die Rechts- und Verfassungsordnung des spätmittelalterlichen Reiches, daß der aus verschiedenen Rechtsquellen, Rechtskreisen und Einzelgesetzen bestehende Normenkomplex, der sie ausmacht, nur bedingt eine die politische und soziale Wirklichkeit gestaltende Kraft war. Die Differenz zwischen dem vom Recht normierten Sollen und den tatsächlichen Verhaltensweisen und Verhältnissen nahm gelegentlich derartige Ausmaße an, daß der mühselig gewahrte labile Ordnungszustand in Anarchie und Rechtlosigkeit abzugleiten drohte, das ‚Verhältnis korrelativer Zuordnung’ zwischen Norm und Wirklichkeit zerbrochen erscheint.“ Esders/Reinle, Rechtsveränderung, S. 6, zählen zu den verschiedenen Formen von Konfliktaustragung auch den legitimen Einsatz von Gewalt: „[…] für die Vermeidung, Austragung und Beilegung von Konflikten [ist] an eine variable Verkettung unterschiedlicher Verfahrensschritte zu denken, zu denen neben gerichtlichen auch außergerichtliche Einigungsformen, wie der Einsatz von Gewalt […] zu rechnen“ sind.
1.5 Vorgehensweise und Struktur der Arbeit
29
beschreiben in ihrer Definition des Rechts die relativ große Offenheit des mittelalterlichen Rechts-‚Systems’: Recht wird als konfliktregulierendes Ordnungsgefüge definiert, das sich durch seine Offenheit und seine enge Verflochtenheit mit anderen sozialen Normen charakterisieren lässt, für das aber gleichzeitig der hohe Stellenwert förmlicher Verfahren bestimmend gewesen wäre.122 In Anlehnung an Reinle und Esders wird in dieser Studie mit einem subjektiven, fallbezogenen Rechtsbegriff gearbeitet. Das Recht betrifft in diesem Sinne sowohl den Rechtsanspruch an sich (subjektives Recht) als auch die Auseinandersetzung mit den verschiedenen juristischen Möglichkeiten (Rechtsanwendung), um diesen Anspruch erfüllen zu können. Da diese Studie hauptsächlich auf Fallstudien beruht, ist die rechtshistorische Frage, ob und inwiefern es objektives Recht gegeben hat, hier nicht relevant.123 Es wird davon ausgegangen, dass jeder politische Akteur in Streitfällen versuchte, ‚sein’ Recht zu bekommen. Recht ist in diesem Sinne immer verbunden mit den eigenen Sichtweisen und Ansprüchen. Diese Rechtsauffassung ermöglicht es, Fragen nach den angewandten Strategien sowie nach Vergleichen zwischen unterschiedlichen Fallstudien besser zu beantworten. In der vorliegenden Studie wird analysiert, wie die Stadt Augsburg einerseits inhaltliche Argumente anführte, um ihre Ansprüche zu legitimieren (vgl. Abschnitt 4.2), und andererseits versuchte, ihre Ambitionen mit Hilfe von gelehrten Räten durchzusetzen (vgl. Abschnitt 5.2).
1.5 Vorgehensweise und Struktur der Arbeit
Ausgehend vom Grundgedanken, dass sich die städtische Diplomatie vorrangig in konfliktreichen Zeiten zeigt, werden sechs regionale Auseinandersetzungen als Fallstudien untersucht. Diese Konfliktfälle waren zwar nur einige unter zahlreichen Auseinandersetzungen – parallel liefen weitere kleinere Streitigkeiten ab –, aber die sechs behandelten Fälle waren in Anbetracht der Augsburger Stadtgeschichte bedeutsam und folgenreich. Anhand von drei Konfliktfällen mit den bayerischen Herzögen und drei großen Auseinandersetzungen mit einem Augsburger Bischof bzw. dem Augsburger Hochstift werden die diplomatischen Kontakte, die rechtlich geprägten Verhandlungen und die jahrelangen, meist gewaltlosen Auseinandersetzungen kurz ereignisgeschichtlich dargestellt und anschließend analysiert und miteinander verglichen. Um die Geschehnisse und diplomatischen Handlungen so weit 122 123
Ebd., S. 5. Mittelalterliche Vorstellungen von einem allgemeingültigen Recht sind schon im 12. und 13. Jahrhundert nachweisbar, allerdings war die Rechtsordnung im Heiligen Römischen Reich auch im 15. Jahrhundert noch teilweise ‚unvollkommen’. Vgl. Jürgen Weitzel, ‚Relatives Recht’ und ‚unvollkommene Rechtsgeltung’ im westlichen Mittelalter. Versuch einer vergleichenden Synthese zum ‚mittelalterlichen Rechtsbegriff’, in: Albrecht Cordes/Bernd Kannowski (Hg.), Rechtsbegriffe im Mittelalter, Frankfurt a. M. 2002, S. 43–62, insbes. S. 45–48. Hier argumentiert er, dass die absolute und einheitliche Rechtsgeltung, die für den modernen Staat angenommen wird, für das Mittelalter nicht zutrifft.
30
1. Einführung
wie möglich erschließen zu können, werden die Einschätzungen der Chronisten zu Politik und Diplomatie der Stadt mit den Aussagen der Ratsquellen, Stadtrechnungen und Briefbücher konfrontiert. Je nach Quellenlage wurden Chronikberichte, Urkunden- und Regestenbücher sowie reichlich vorliegendes unediertes Archivmaterial ausgewählt und mit der (zumeist spärlich vorhandenen) Forschungsliteratur abgeglichen. Auf der Basis dieser Darstellungen kann das diplomatische und politische Vorgehen anhand von qualitativen Leitfragen in den Kapiteln 4 bis 6 analysiert werden.124 Die verschiedenen Konflikte werden aufgrund der ausgiebigen Quellenlage im Grundlagenkapitel (Kap. 2) kurz vorgestellt. In Kapitel 3 folgt, nach einer Einführung über Rat und Kanzlei, eine datenbankgestützte Analyse des städtischen Boten- und Gesandtschaftswesens. Gefragt wird nach den in den Briefen erläuterten Themen, der Kommunikation sowie den Kommunikationsräumen. Anhand mehrerer Beispiele wird die diplomatische Praxis sowie die fließende Grenze zwischen mündlicher und schriftlicher Übermittlung erläutert. In Kapitel 4 gilt es, die unterschiedlichen städtischen Strategien, welche die Stadt Augsburg im Zuge der verschiedenen Auseinandersetzungen anwandte, aufzuzeigen und auszuwerten. Anhand der einzelnen Fallstudien werden die Bündnispartner der Stadt Augsburg analysiert sowie auf ihren strategischen Wert für Augsburg hin überprüft. Neben den etlichen von Augsburg angewandten diplomatischen, politischen und militärischen Strategien liegt das Augenmerk auf den unterschiedlichen Gerichtsbarkeiten und den Möglichkeiten, die diese geboten haben. Die städtische Diplomatie befand sich an einer Schnittstelle zwischen Politik und Recht, die sich, je nach gesellschaftlichen Konventionen, anpassen und verwandeln musste. Deshalb befasst sich Kapitel 5 mit der Frage, wie die Augsburger Diplomaten ihre Ziele erreicht haben, ohne ihre Kontrahenten, die gesellschaftlich meistens eine höhere Position innehatten, zu sehr gegen sich aufzubringen. Nach den Regeln der symbolischen Kommunikation müsste diese Gegebenheit ein Problem dargestellt haben. In diesem Kapitel zeigt sich, warum die symbolische Kommunikation eine kleinere Rolle gespielt hat, als mitunter vermutet worden ist. Anhand einer Analyse der verschiedenen Handlungsträger der städtischen Diplomatie wird die Funktion der von Augsburg angeworbenen Juristen und Förderer verdeutlicht. Zudem wird mit Blick auf die gewählten Geschenke gezeigt, welche Bedeutung Ehrerweisungen und Geldgeschenke in der Augsburger Diplomatie eingenommen haben. Schließlich werden im letzten Kapitel alle Fallstudien miteinander verglichen und die Ergebnisse zusammengefasst. Die sechs Konfliktfälle bieten nicht nur einen Einblick in die Verhaltensweisen und diplomatischen Strategien der Augsburger Ratsherren und Gesandten, sondern erlauben auch einen Vergleich im Umgang mit verschiedenen Konfliktpartnern. Rückblickend auf die Fallstudien ist zu ermitteln, welche Möglichkeiten sich bei den jeweiligen Kontrahenten und/oder Verhand124
Vgl. R. Koselleck, Darstellung, Ereignis und Struktur, in: Fernand Braudel (Hg.), Wie Geschichte geschrieben wird, Berlin 1998, S. 113–125, insbes. S. 120–121. Koselleck war sich allerdings darüber im Klaren, dass eine derartige Rekonstruktion nicht der historischen Wirklichkeit entsprechen, sondern bestenfalls eine perspektivische Annäherung erreichen könnte.
1.5 Vorgehensweise und Struktur der Arbeit
31
lungspartnern aufzeigten und wo die städtische Diplomatie an ihre diplomatischen, rechtlichen oder finanziellen Grenzen stieß. Abschließend ist die mehrmals in der Forschung aufgeworfene Frage, inwiefern eine ‚Professionalisierung’ des Gesandtenwesens sichtbar wird,125 für Augsburg zu überprüfen.
125
Vgl. Jörg/Jucker, Städtische Gesandte, S. 15–16. Hierzu auch Selzer, Nachholende Professionalisierung, S. 121–142.
2. ZWISCHEN BISTUM UND BAYERN. ZUR AUGSBURGER STADTGESCHICHTE UND ZU DEN KONFLIKTFÄLLEN DES 15. JAHRHUNDERTS
Bevor die verschiedenen Auseinandersetzungen zwischen Augsburg und seinen direkten Nachbarn – dem Augsburger Bistum und den Herzögen von Bayern – vorgestellt werden können, folgt zunächst ein Aufriss der Stadtgeschichte. Denn die Konflikte, die Augsburg im 15. Jahrhundert mit seinem Bischof und dem Herzogtum Bayern führte, wurden stark durch die Vorgeschichte, in der sich die Bischofsstadt zur Reichsstadt entwickelte, beeinflusst. Einerseits ging es im 15. Jahrhundert immer wieder darum, die verbleibenden bischöflichen Rechte innerhalb der Stadt zu verringern und mehr Einfluss auf das Domkapitel zu nehmen. Andererseits musste sich die Reichsstadt gegen die bayerischen Herzöge behaupten; die geographische Nähe zu Bayern brachte die Stadt in eine vorsichtige, aber defensive Haltung gegenüber der bayerischen Landesherrschaft. Auf dieser geopolitschen Basis konnte die Reichsstadt Augsburg – zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Bistum und Hochstift Augsburg sowie der Markgrafschaft Burgau liegend – im Gegensatz zu Reichsstädten wie Ulm und Nürnberg kein größeres städtisches Territorium aufbauen.1 Das geopolitische Gebilde lässt sich als Dreiecksverhältnis beschreiben, da es regelmäßig kurzzeitige Bündnisse und Schutzverträge zwischen zwei der drei Akteure gab, die aber keinen dauerhaften Bestand hatten und regelmäßig wechselten.2
1
2
Vgl. Eberhard Isenmann, Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150-1550. Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Wien u.a. 2012, S. 686–688; Wolfgang Leiser, Territorien süddeutscher Reichsstädte. Ein Strukturvergleich, in: ZBayLG 38 (1985), S. 967–981; Wolfgang Leiser, Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg, in: Rudolf Endres (Hg.), Nürnberg und Bern. Zwei Reichsstädte und ihr Landgebiet. Neun Beiträge, Erlangen 1990, S. 227–260. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 204.
2. Zwischen Bistum und Bayern
33
2.1 Von der Bischofsstadt zur Reichsstadt
Schon im hohen Mittelalter pflegte die Bischofsstadt Augsburg gute Beziehungen zum Adelsgeschlecht der Staufer, die 1079 die Macht über das Herzogtum Schwaben erlangten.3 Spätestens jedoch seit dem 12. Jahrhundert, als der staufische Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Juni 1156 einen Schiedsspruch über die Machtverteilung zwischen Hochstift, Vogtei und der Stadt Augsburg fällte,4 intensivierten sich die Kontakte zwischen Stadt und Königtum.5 Der Schiedsspruch ging nicht nur auf die Klagen und rechtlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Stadt ein, sondern sollte auch die zukünftigen Verhältnisse zwischen der Stadt, den Vögten und dem Bischof regeln; er stellt damit eine der ältesten Stadtrechtsurkunden im Reich dar.6 Die Rechte des Bischofs wurden im Stadtrecht ausführlich beschrieben und umfassten zu diesem Zeitpunkt noch viele Bereiche. Der Bischof hatte unter anderem das Münzrecht, Zollrecht und Geleitrecht inne, außerdem setzte er einen Burggrafen als Verwalter über die niedere Gerichtsbarkeit sowie die Gewerbeaufsicht ein.7 Auch wenn der Bischof aus diesem Stadtrecht noch als unbestrittener Stadtherr hervorging, waren ihm durch die neue Aufzeichnung auch deutliche Grenzen gesetzt. Mit der Abfassung wurde nämlich gleichzeitig die Position des Vogtes gestärkt. Der Vogt war von Abgabenleistungen an den Bischof befreit und hatte die Hochgerichtsbarkeit inne.8 Zudem war die Stadt mit der Erwähnung als omnium ordinum tocius civitatis zum ersten Mal zu einer selbständig agierenden, rechtlichen Gemeinschaft geworden.9
3
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9
Vgl. Pankraz Fried, Augsburg unter den Staufern (1132–1268), in: Gottlieb/Baer/Becker (Hg.), Geschichte der Stadt Augsburg, S. 127–131, hier S. 127. Als König Friedrich I. die Stadt 1152 besuchte, habe Bischof Konrad über die verwirrende Rechtslage geklagt. Vgl. hierzu Gisela Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Stadtverfassung von Augsburg, Konstanz und Basel, Berlin 1971, S. 33. Die Rechtshandlung fand am 21. Juni 1156 statt; die Beurkundung erfolgte allerdings erst ein Jahr später. Vgl. Wolfram Baer, Das Stadtrecht vom Jahre 1156, in: Gottlieb/Baer/Becker (Hg.), Geschichte der Stadt Augsburg, S. 132–134, hier S. 132. Friedrich I. besuchte die Lechstadt zwölf Mal. Vgl. Georg Kreuzer, Die Hoftage der Könige in Augsburg im Früh- und Hochmittelalter, in: Pankraz Fried (Hg.), Bayerisch-Schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg 1975–1977. Vorträge, Aufsätze, Berichte, Stuttgart 1979, S. 83– 120, hier S. 108. Edition des ersten Stadtrechts: Friedrich Keutgen (Hg.), Urkunden zur städtischen Verfassungsgeschichte, Berlin 1901, Neudr. Aalen 1965, S. 90–92. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 24–25. Ebd., S. 25. Die Vogtei über das Hochstift und die Stadt Augsburg befand sich auf jeden Fall seit 1116 in Händen der Grafen von Schwabegg. Wahrscheinlich durfte der Augsburger Bischof den Vogt benennen, da dieser zumindest das Absetzungsrecht besaß. Vgl. Reinhold Schorer, Die Strafgerichtsbarkeit der Reichsstadt Augsburg 1156–1548, Köln/Weimar/Wien 2001, S. 9–10. Zugleich wurden die Stadtbewohner nicht länger mit suburbani (was der anfänglichen geographischen Lage entsprach), sondern mit urbani bezeichnet: Vgl. Keutgen, Urkunden zur städtischen Verfassungsgeschichte, S. 90; Zorn, Augsburg, S. 86; Baer, Das Stadtrecht, S. 134.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
Als 1167 mit dem Aussterben der Grafen von Schwabegg10 das Amt des Vogtes nicht mehr von den Schwabeggern besetzt werden konnte, schritt Kaiser Friedrich Barbarossa nochmals ein.11 Der Kaiser übernahm nicht nur die Güter der Familie von Schwabegg, sondern ließ 1168 auch die Vogtei über das Hochstift als Lehen an sich übertragen.12 Hiermit zog das Königtum die Vogtei, die bis dahin ein bischöfliches Lehen war, an sich. Kurze Zeit später übergab Friedrich I. die Vogtei seinem Sohn Friedrich von Schwaben.13 Letzterer teilte der Stadt einen Untervogt als Stadtvogt zu.14 Daraufhin ging die Bedeutung des Burggrafenamtes – und damit der bischöfliche Einfluss in der Stadt – stark zurück. Wie Rolf Kießling argumentiert, konnte sich die Stadt hiermit „an den königlichen Vogt anlehnen“ und sich so langsam vom Bischof lösen.15 Nach und nach ging die bischöfliche Macht innerhalb der Stadt zurück. Im Laufe des 12. und insbesondere des 13. Jahrhunderts weiteten die Stadtvögte ihren Zuständigkeitsbereich immer weiter aus; gleichzeitig organisierte sich die Augsburger Bürgerschaft in einem Stadtrat mit verschiedenen Ämtern.16 Dieser Prozess ging nicht nur friedlich vonstatten. Als es 1251 zu Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem Domkapitel kam, zerstörten Augsburger Bürger Besitztümer des Domkapitels. In Verbindung mit der schwierigen finanziellen Lage des Augsburger Bischofs Hartmann von Dillingen (1248–1286) führte dies dazu, dass die Stadt bzw. die bürgerliche Oberschicht weitere bischöfliche Rechte übernehmen oder pfänden konnte. So wurden unter anderem die Stadttore unter städtische Kontrolle gebracht und eigene Ungelder erhoben.17 In einem Schiedsspruch von 1254 wurden die neuen Rechte bestätigt.18 Der Kampf um die Vogtei war allerdings noch nicht beendet. Bischof Hartmann V. (1248–1286) versuchte, nach dem Tod Konrads IV. (1237–1254) und während der politisch unruhigen Zeit des Interregnums die Vogtei wieder fest in seinen Besitz zu bringen, aber Konrads Sohn Konradin erhob erfolgreich Ansprüche 10
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Adelgoz III. von Schwabegg starb vermutlich im Juli 1167, spätestens jedoch im Februar 1168. Vgl. Friedrich Zoepfl, Geschichte des Bistums Augsburg und seiner Bischöfe, Bd. 1: Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Mittelalter, München 1955, S. 143. Er nennt den 26. Juli 1167 als Sterbetag. Friedrich I. nahm im März 1168 die Güter von erbenlosen Herren, wie den von Schwabegg, an sich. Vgl. RegImp, IV/2,3, Nr. 1781. Vgl. Georg Kreuzer, Das Verhältnis von Stadt und Bischof in Augsburg und Konstanz im 12. und 13. Jahrhundert, in: Bernhard Kirchgässner/Wolfram Baer (Hg.), Stadt und Bischof. 24. Arbeitstagung des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung vom 15. bis 17.11.1985 in Augsburg, Sigmaringen 1988, S. 43–64, hier S. 58. Vgl. Wolfram Baer, Der Weg zur königlichen Bürgerstadt 1156–1276, in: Gottlieb/Baer/Becker (Hg.), Geschichte der Stadt Augsburg, S. 135–140, hier S. 137; Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 62. Vgl. Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 62–63. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 25; Baer, Der Weg, S. 137–138. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 25. Vgl. ebd., S. 25–26; Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 118–125. Beide siedeln die Entstehung des Rates in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an. Vgl. Kreuzer, Das Verhältnis von Stadt und Bischof, S. 53. Schiedsspruch vom 4. Mai 1254, gedruckt in: Christian Meyer (Hg.), Urkundenbuch der Stadt Augsburg, Bd. 1: Die Urkunden vom Jahre 1104–1346, Augsburg 1874, S. 12–14, Nr. 13.
2.2 Die Reichsstadt Augsburg als Teil der Reichslandvogtei Schwaben
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auf die Vogtei.19 1266 belehnte Bischof Hartmann in einem Vergleich Konradin mit der Vogtei, die allerdings nur an leibliche legitime Nachkommen vererbt und nicht verpfändet oder veräußert werden durfte.20 1268 verpfändete Konradin jedoch, zur Verärgerung des Bischofs sowie der Augsburger, die Vogtei an seinen Onkel Herzog Ludwig II. von Bayern.21 Als Konradin 1268 auf dem Marktplatz von Neapel den Tod fand, zog König Rudolf I. von Habsburg die Vogtei an sich.22 Diese muss 1276 oder kurz davor23 an Rudolf I. gelangt sein. Näheres zu diesem bedeutsamen Schritt ist nicht bekannt. Deutlich wird allerdings, dass die Vogtei über die Stadt und das Hochstift nicht mehr in bischöflicher Hand lagen. Sie wurde zusammen mit ostschwäbischem Reichsgut zu einer neuen Reichslandvogtei zusammengefügt.24 Weitere Hinweise auf die endgültige Heranziehung der Vogtei zur Reichsvogtei ergeben sich aus einem anderen bedeutsamen Schritt: Die Stadt bekam von Rudolf I. die Erlaubnis, ein eigenes Stadtrechtsbuch aufzustellen und erreichte somit einen Status, der fast der einer Reichsstadt gleichkam. Im Stadtbuch ist über eins kuniges vogt die Rede, was belegt, dass der König den Vogt stellte.25 Spätestens 1316, mit der Privilegienbestätigung Ludwigs des Bayern, hatte Augsburg den offiziellen Status als Reichsstadt erreicht.26 Die verbleibenden Rechte des Bischofs bildeten somit nur noch eine kleine Machtbasis innerhalb der Stadt. Wie Kießling zeigt, war damit zwar die offizielle Autonomie der Stadt erreicht, aber noch nicht erprobt und vom Hochstift akzeptiert. In der Folgezeit kam es ständig zu größeren oder kleineren Auseinandersetzungen um die einzelnen Rechte zwischen der Stadt und dem Bischof sowie dem Domkapitel.27
2.2 Die Reichsstadt Augsburg als Teil der Reichslandvogtei Schwaben
Nach den Wirren des Interregnums (1250–1273) versuchte der neu gewählte König Rudolf von Habsburg mit Hilfe von Reichslandvogteien, die Reichsgüter umzuorganisieren und die königliche Macht im Reich zurückzugewinnen. Hierzu setzte er Landvögte wie Graf Albrecht von Hohenberg ein, die nicht nur die Rechte und Be19
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Vgl. Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 63–64; Baer, Der Weg, S. 137. 1264 hatte Konradin schon einmal versucht, die Gewalt über die Vogtei zu erlangen, blieb jedoch erfolglos, vgl. Monumenta Boica 30a, S. 337–340, Nr. 806. Vgl. Monumenta Boica 30a, S. 344–348, Nr. 810; Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 64–65. Vgl. Monumenta Boica 30a, S. 365–367, Nr. 821; Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 65–66. Vgl. Baer, Der Weg, S. 138. Vgl. Schorer, Die Strafgerichtsbarkeit, S. 7. Vgl. Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 67. Meyer, Das Stadtbuch von Augsburg, S. 216. Faksimile der Urkunde in: Michael Cramer-Fürtig (Hg.), Aus 650 Jahren. Ausgewählte Dokumente des Stadtarchivs Augsburg zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg 1156–1806, Augsburg 2006, S. 50–51, Nr. 7. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 54.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
sitztümer des Reiches verwalten, sondern insbesondere auch den Landfrieden wahren sowie verlorene Güter und Rechte ans Reich restituieren sollten.28 Die Reichsstädte sowie bestimmte Klöster wurden zu Stützen dieser Reichspolitik.29 So wurde die Vogtei über das Hochstift und die Stadt Augsburg mit ostschwäbischem Reichsgut zu einer neuen Reichslandvogtei verbunden und ins Reich eingegliedert.30 Im Jahr 1281 wird Graf Albrecht von Hohenberg urkundlich als (Land-) Vogt von Augsburg erwähnt.31 In den darauffolgenden Jahren wurden die schwäbischen Herren und Grafen, die bis dahin die Landvogteien innehatten, überall durch Ministerialen oder städtische Funktionsträger ersetzt. In der Folge wurde Augsburg zusammen mit der Reichsvogtei von dem Ulmer Patrizier und Amtmann Otto am Steg verwaltet.32 In den nach dem Tod Rudolfs I. einsetzenden Wirren bis zur Wahl und zur allgemeinen Anerkennung König Adolfs von Nassau, gelangte die Vogtei noch einmal in bischöfliche Hand. Obwohl im Februar 1292 noch Vereinbarungen zwischen Bischof Wolfhard von Augsburg, Herzog Ludwig von Bayern, Markgraf Heinrich von Burgau sowie der Stadt Augsburg zur Wahrung eines gemeinsamen Landfriedens getroffen wurden33 und Augsburg ein eigenes Schutzbündnis mit Herzog Ludwig abschloss,34 muss kurze Zeit später Herzog Ludwig von Bayern in seiner Position als Reichsvikar die Augsburger Vogtei Bischof Wolfhard für ein Jahr übergeben haben.35 Die von Augsburg übernommenen Vogteiaufgaben gelangten damit wieder an den Bischof.36 Soweit bekannt, muss das Königtum die Augsburger Vogtei aber auf jeden Fall vor 1300 wieder zurückerhalten haben, als Heinrich von Ramswag sowohl die Augsburger als auch die oberschwäbischen Landvogteien antrat.37 Obwohl ab Mitte des 13. Jahrhunderts manchmal Bürger zum Stadtvogt (Untervogt) ernannt wurden,38 schien Augsburg am Ende des 13. Jahrhunderts weitgehend auf bürgerlichen Einfluss zu verzichten, wahrscheinlich um den rivalisierenden 28
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Vgl. Hans-Georg Hofacker, Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, Stuttgart 1980, S. 9–10, 105–107. Vgl. ebd., S. 107–110. Vgl. Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 67. Vgl. Hofacker, Die schwäbischen Reichslandvogteien, S. 140–141. Vgl. ebd., S. 139–140, 149. Der Ulmer Patrizier und Amtmann Otto am Steg wurde im Jahr 1287, nachdem Rudolf um 1286–1287 die Vogtei von den Grafen von Württemberg an sich gezogen hatte, zum Reichsvogt von Ulm ernannt. Hierzu: Ebd., S. 137. 1286 war er offenbar schon Stadtvogt von Augsburg, denn ihm wurde im Dezember 1286 erlaubt, einen Bürger als Untervogt von Augsburg einzusetzen. Vgl. Meyer, Urkundenbuch der Stadt Augsburg, Bd. 1, S. 81, Nr. 103. Vgl. Meyer, Urkundenbuch der Stadt Augsburg, Bd. 1, S. 98, Nr. 128; Monumenta Boica 33a, S. 209– 213, Nr. 185. Vgl. Monumenta Boica 33a, S. 98–99, Nr. 129. Vgl. ebd., S. 213–214, Nr. 186. Vgl. Hofacker, Die schwäbischen Reichslandvogteien, S. 158. Vgl. ebd., S. 167; Meyer, Urkundenbuch der Stadt Augsburg, Bd. 1, S. 142–143, Nr. 180. Im 13. Jahrhundert sind einige Augsburger Patrizier urkundlich nachweisbar: Konrad Spannagel (wahrsch. 1257–1260), 1263–1265 Siboto Stolzhirsch sowie 1281 Heinrich Schongauer. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 54. Wahrscheinlich hatte die Familie Stolzhirsch das Amt auch schon in den Jahren 1260–1263 inne, vgl. Kreuzer, Das Verhältnis von Stadt und Bischof, S. 59.
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
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Geschlechtern innerhalb der Stadt kein weiteres Konfliktpotenzial zu bieten39 oder gar, um eine Alleinherrschaft, wie es 1302 bis 1303 im sogenannten Stolzhirsch-Aufstand durch die Familie Stolzhirsch versucht wurde, zu verhindern.40 Außerdem ist es gut möglich, dass die aufstrebende Stadt über den Vogt – zu dieser Zeit noch oft Vertraute des Königs, wie Albrecht von Hohenberg und später Heinrich von Ramswag41 – den guten Kontakt mit dem Königshof aufrechterhalten wollte. So gesehen ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass die nächsten bürgerlichen Stadtvögte erst ab Mitte des 14. Jahrhunderts,42 also in einer Zeit, in der die Stadt immer mehr Einfluss über die stadtpolitischen Entscheidungen bekam, wieder in Erscheinung traten. Diese Entwicklung kann 1426 als abgeschlossen gelten, als Augsburg das Privileg erhielt, sowohl den Stadt- als auch den Landvogt selbst benennen zu dürfen.43 König Sigmund behielt sich lediglich das Recht vor, den Vorschlag der Stadt zu bestätigen.44 Ab Mitte des 15. Jahrhunderts hatte der Untervogt von Augsburg, der zu dem Zeitpunkt schon längst ein städtischer Amtsträger war, auch die Verwaltung über die untere (nördliche) Vogtei inne.45
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
Anders als im ausgehenden 13. und 14. Jahrhundert, als sich Augsburg vorrangig auf die neu erworbene Selbstständigkeit und damit die eigene Organisation konzentrierte,46 kam die mächtig gewordene Reichsstadt ab dem Ende des 14. Jahrhunderts stärker mit den (über)regionalen Akteuren in Berührung. In diesem Herrschaftsgefüge, in dem einerseits Bistum und Hochstift auf ihren verbliebenen Rechten und Besitztümern in der Stadt beharrten und in dem andererseits die verschiedenen Linien des Herzogtums Bayern ihre Macht ausweiten wollten, kam es mit der Stadt Augsburg 39 40
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Vgl. Hofacker, Die schwäbischen Reichslandvogteien, S. 140–141. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 54; Haverkamp, Innerstädtische Auseinandersetzungen, S. 105; Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 133. Im Augsburger Stadtbuch befindet sich diesbezüglich ein späterer Nachtrag: daz hinanfur nimmermer kain burger weder selbvogt noch undervogt werden sol. Meyer, Das Stadtbuch von Augsburg, S. 14. Vgl. Hofacker, Die schwäbischen Reichslandvogteien, S. 141. Urkundlich erwähnt werden Heinrich Herwart (1359), Johann Tendrich (1374) sowie Heinrich Portner (1392). Hierzu Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 54. Karl IV. gab die Landvogtei 1347 an Friedrich von Teck, RegImp, VIII, Nr. 5964. Bis Anfang des 15. Jahrhunderts hatte meist die Familie von Teck die Vogtei über Stadt und Land inne, später wählte die Reichsstadt eher Mitglieder der Familie von Pappenheim als Reichslandvögte. Der König berücksichtigte dabei in der Regel die Vorschläge Augsburgs: So ernannte König Sigmund 1420 auf Bitte des Augsburger Rates Konrad von Reischach zum Reichslandvogt. Bitte des Augsburger Rates: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 5v–6r, Nr. 15. Ernennung festgehalten in: StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 1, 27. März 1420. Vgl. RegImp, XI/1, Nr. 4085. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 14. März 1426; RegImp, XI/2, Nr. 6561. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 55–56. Vgl. ebd., S. 353.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
logischerweise regelmäßig zu Konflikten. Die verschiedenen Auseinandersetzungen hatten jeweils sehr unterschiedliche Inhalte und wurden auf verschiedenen Konfliktstufen geführt. Manche Streitigkeiten sind lediglich als Briefkriege zu bezeichnen, währenddessen bei anderen Konflikten die Grenze zur Fehde mit den bekannten Mitteln wie Brandschatzung und Plünderung schnell überschritten wurde. Diese gesamte Bandbreite von Konflikten bildet die Basis der vorliegenden Studie und soll im Folgenden in chronologischer Reihenfolge kurz vorgestellt werden.47 Die Fallstudien bestehen aus den drei Auseinandersetzungen zwischen Augsburg und dem Hochstift (Bischof bzw. Domkapitel) von Augsburg und drei Konfliktsituationen zwischen der Lechstadt und den Herzögen von Bayern. Zu den Streitigkeiten mit dem Augsburger Hochstift zählen der Bischofsstreit, der Rechtsstreit und der Domstatutenkonflikt. Die zentralen Konflikte mit den bayerischen Herzögen beziehen sich auf die Handelssperre während des Bischofsstreits, den Reichskrieg und die Konflikte um die Lechverbauungen. Da die Handelssperre als Teil des Bischofsstreites anzusehen ist, wird dieser Konflikt zusammen mit dem Bischofsstreit vorgestellt.
2.3.1 Bischofsstreit (1413–1424) und Handelssperre (1416–1419) Im Augsburger Bischofsstreit standen sich nicht nur zwei Kandidaten für das Amt des Bischofs gegenüber, sondern auch die Stadt versuchte maßgeblichen Einfluss auf die Bischofswahl auszuüben, indem sie sich mit allen denkbaren Mitteln hartnäckig weigerte, Anselm von Nenningen als Bischof zu akzeptieren. Nachdem Bischof Eberhard II. von Kirchberg am 12. August 1413 gestorben war, wählte das Augsburger Domkapitel am 23. August den Domherrn Anselm von Nenningen zu seinem Nachfolger.48 Der Chronist Burkhard Zink beschreibt, dass Anselm direkt nach seiner Wahl sicherstellte, dass die wichtigsten Burgen und Schlösser aus dem Bistum auf seiner Seite waren.49 Danach ritt Anselm nach Rom, um die päpstliche Bestätigung der Bischofswahl zu erhalten, welche ihm Papst Johannes XXIII. allerdings verweigerte.50 Ende September 1413 benannte dieser Papst einen anderen Kandidaten zum Bischof von Augsburg: Friedrich von Grafeneck, Abt des Benediktinerklosters St. Salvador in der ungarischen Stadt Szekszárd und Vertrauter des römischen Königs Sigmund.51 Der Augsburger Stadtrat weigerte sich, Anselm anzuerkennen, und soll sich 47 48
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Die jeweilige Vertiefung und Analyse der Streitfälle findet sich in Kapitel 4. Vgl. Konrad Eubel, Hierarchia catholica medii aevi sive summorum pontificium S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita, 9 Bde., Bd. 1: Ab anno 1198 usque ad annum 1431 perducta, 2. Aufl. Regensberg 1913, S. 118. Dieser Schritt war durchaus erfolgreich: In den folgenden zehn Jahren versuchte Anselm von dieser Machtbasis aus, seine Ansprüche auf das Augsburger Bistum geltend zu machen. Zink, Chronik, S. 58; vgl. Regesta Boica, Bd. 12, München 1849, S. 146, 149 u. 184. Vgl. Zink, Chronik, S. 58. Eubel, Hierarchia catholica medii aevi, Bd. 1, S. 118; Ulrich Kühne, Repertorium Germanicum. Verzeichnis der in den päpstlichen Registern und Kameralakten vorkommenden Personen, Kirchen und
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
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laut Burkhard Zink auch geweigert haben, ihn als Bischof in die Stadt einreiten zu lassen.52 Diese Ablehnung durch den Stadtrat lag laut Zink in der fehlenden päpstlichen Bestätigung begründet.53 Um die Jahreswende muss Anselm nach Mainz geritten sein, um dort bei Erzbischof Johann II. von Nassau die Bestätigung als Bischof zu erlangen. Im Januar 1414 empfing der Stadtrat von Augsburg die Nachricht, dass Anselm von Johann II. in seinem Amt bestätigt worden sei.54 Die Botenrechnungen besagen, dass Augsburg daraufhin sofort mit den Herzögen von Bayern sowie später mit dem Herzog von Württemberg und dem Bischof von Mainz in Kontakt trat, während Anselm einen Vertrag mit dem Domkapitel abschloss, der seine Stellung als gewählter und bestätigter Bischof sicherstellte.55 Im Frühling 1414 versuchten vor allem die Herzöge von Bayern-München mehrmals zwischen Augsburg, Anselm und seinen Verbündeten zu vermitteln oder zumindest einen Verhandlungstag in die Wege zu leiten.56 Anfangs verweigerte sich der Stadtrat noch, überhaupt mit Anselm zu verhandeln; erst am 23. Mai willigte die Stadt ein, am 28. Mai an der Zusammenkunft teilzunehmen.57 Es wurden hierbei jedoch keine Fortschritte erzielt, sodass sich die Situation zunehmend verschärfte. Um den jeweiligen Bischofskandidaten hatten sich zwei Blöcke gebildet: Augsburg und König Sigmund unterstützten Friedrich, die meisten Adligen in Schwaben und
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Orte des deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien vom Beginn des Schismas bis zur Reformation, Bd. 3: Alexander V., Johann XXIII., Konstanzer Konzil. 1409–1417, Berlin 1935, S. 115. Die Vermutung, dass die Ernennung Friedrichs auf Betreiben König Sigmunds geschehen sei, wird sowohl in einem Brief der Stadt Augsburg an Pfalzgraf Ludwig III. als auch in Zinks Chronik als Tatsache dargestellt. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 47v, Nr. 232: wie daz der erwirdig her Fridrich von Graufnegg von pett wegen unsers allergenädigesten herren dez Römischen künigs […] Bestätter Byschoff in unser Stat und auch dez gantzes Bystůms ware etc.; Zink, Chronik, S. 58: unser herr der römisch künig hett im [= dem Papst, E.T.] geschriben und gepetten umb ainen, der hieß der von Grafenegg, dem hett es auch de bapst gelihen. Vgl. J. Jeffery Tyler, Lord of the sacred City. The episcopus exclusus in late medieval and early modern Germany, Leiden/Boston/Köln 1999, S. 94. Ebenso habe Augsburg seinen Einwohnern verboten, ein Amt oder ein Lehen bei Bischof Anselm anzunehmen: Zink, Chronik, S. 58: Als nun der Nenninger ainen rat bat, man solt in einreiten lassen als ein bischoff, als hievor stat, da erkant der klein rat, der groß und der alt rat mit ainem zusatz, dass man mit dem gewölten bischoff, dem von Nenningen, unbekümert solt sein, es solt im niemant entgegen weder reiten noch gan, weder ainzechtig noch samentlich, und solt in niemant für ain bischoff haben und solt auch niemant kain ampt oder lechen mit im empfahen, dieweil er nit confirmiert wer, biß an ains rats widerrueffen; er mocht in ir stat reiten oder darauß, doch dass in niemant für kainen bischoff hett, und dass man die pfaffen mit im ließ umbgan, wie sie wollten; und wer das prech gefarlich, der solt mit weib un mit kinden auß der stat und nimermer darein kommen. das geschach an sant Katherina abent 1413 jar. (Datum: 24. November 1413). Zink, Chronik, S. 58: dieweil er nit confirmiert wer. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 22, f. 86r (Januar 1414): it. 2 lb. dem ainen potten der uns ainen brief prauht von dem pischoff von Mentz. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 55v, Invocavit (25. Februar 1414): it. 41½ gulden haben wir geben hansen Wieland gen Wirtenberg und gen Mentz von dez Nenningers wegen von 17 tagen mit 4 pfäritten und czu gelait gelt und dem gelaitzman kost; Monumenta Boica 34a, S. 214–216, Nr. 101. Botenrechnungen von März und April 1414: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 55r–55v und f. 57r. Verhandlungen über eine Tagung im Mai 1414: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 45v, Nr. 223; f. 46r , Nr. 225–226, f. 47r, Nr. 229 und f. 47v, Nr. 232. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 46r, Nr. 225–226; f. 47r, Nr. 229.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
Bayern standen dagegen Anselm helfend zur Seite.58 König Sigmund und Bischof Friedrich sollten Anselm im April 1414 mit Reichsacht und Bann belegt haben.59 Im August 1414 ritt König Sigmund zusammen mit Friedrich von Grafeneck in die Stadt, woraufhin Friedrich als Bischof gehuldigt wurde.60 Herzog Wilhelm von Bayern-München vermittelte eine Art Einigung, nach welcher der Status quo bis zum Konzil von Konstanz unberührt bleiben sollte: Anselm konnte im Besitz der Schlösser bleiben, Friedrich in Augsburg residieren. Auf dem Konstanzer Konzil war die endgültige Entscheidung über die Besetzung des Bischofsstuhls zu fällen.61 Papst Johannes XXIII. entschied sich aber noch vor dem Konzil von Konstanz anders.62 Am 16. September 1414 gab er Anselm von Nenningen die Zustimmung, sich von jedem beliebigen Bischof weihen lassen zu können und versetzte am 24. September Friedrich von Grafeneck in das durch den Tod Hennings von Bredow vakant gewordene Bistum Brandenburg, was Friedrich aber ablehnte. Gleichzeitig benannte der Papst Anselm jetzt offiziell zum Bischof von Augsburg.63 Mit dieser Entscheidung geriet der Konflikt, der bislang eher einem Briefkrieg glich, in eine heiße Phase. Im Sommer 1415 kam es zu einem offenen Streit und einer ersten Machtprobe zwi-
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Die Anerkennung Anselms als neuen Bischof ist schon im Oktober 1413 zu sehen, als die Herzogsstadt München ein Weingeschenk für Anselm, den Bischof von Augsburg, verbuchte: Helmuth Stahleder/Richard Bauer, Chronik der Stadt München, Bd. 1: Herzogs- und Bürgerstadt: die Jahre 1157–1505, München 1995, S. 238. Vgl. Friedrich Zoepfl, Der Einfluß der bayerischen Herzöge auf die Augsburger Bischofswahlen im 15. und 16. Jahrhundert, in: Jahrbuch für altbayerische Kirchengeschichte 24 (1966), S. 29–44. Vgl. Zink, Chronik, S. 60. Obwohl der Bann und die Reichsacht, von denen Zink schreibt, nicht von anderen Quellen bestätigt werden, wird deutlich, dass Oswald von Mengersreut im April 1414 mit anderen päpstlichen Boten in Augsburg war, wohl um das Bistum als Verwalter in Besitz zu nehmen: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 33r. Wahrscheinlich hat Friedrich von Grafeneck versucht, seinen Gegner mit einem Bann zu belegen: Kühne, Repertorium Germanicum, Bd. 3, S. 51–52. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 62v, Nr. 295, ediert in: ChrDtSt 5, S. 343; StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 38r und f. 59v. Auch: Anton Uhl, Peter von Schaumberg: Kardinal und Bischof von Augsburg 1424–1469. Ein Beitrag zur Geschichte des Reiches, Schwabens und Augsburgs im 15. Jahrhundert, Speyer am Rhein 1940, S. 2; Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 364 und Zink, Chronik, S. 61. Vgl. Zink, Chronik, S. 60: der Nenninger solt die schloß innhaben und der Grafenegker zu Augspurg sein und beide gueten fried gegen ainander halten biß auf das concilium, das sein solt zu Konstanz auf allerheiligen tag. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 55v–57r. Die Bezahlung der servitiae, wozu Friedrich sich am 17. Oktober 1413 verpflichtet hatte, wurden von Papst Johannes (fit. refer. pape) rückgängig gemacht. Vgl. Kühne, Repertorium Germanicum, Bd. 3, S. 115. Uhl denkt, dass es Herzog Friedrich IV. von Österreich war (der Gegner Sigmunds und Freund des Papstes Johannes XXIII. und des Anselm), der den Papst von dieser Handlung überzeugt hat. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 2, stützt sich auf Sigmunds supplicatio et expositio an Martin V. (Okt. 1418), in der es heißt: Johannem ex certis causis dom. Fridericum ad ecclesiam Brandenburgensem transtulisse et de augustensi praefato Anselmo providisse. Für eine Gesinnungsänderung könnten die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Anselm und Friedrich von Österreich mit Johannes XXIII. wohl bestimmend gewesen sein. Die Bezahlung der servitiae, wozu Friedrich sich am 17. Oktober 1413 verpflichtet hat, wurden von Papst Johannes (fit. refer. pape) schon kurze Zeit später rückgängig gemacht. Vgl. Kühne, Repertorium Germanicum, Bd. 3, S. 115. Vgl. Ebd., Bd. 3, S. 51–52 und 115; Eubel, Hierarchia catholica medii aevi, Bd. 1, S. 118. Vgl. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 364.
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
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schen (Anhängern des) Anselm von Nenningen und Augsburg.64 Offizieller Anlass war die Verweigerung Anselms, die vom Hochstift verschriebenen Leibgedinge an Augsburger Bürger auszuzahlen. Hierfür versuchte Augsburg, bei König Sigmund die Erlaubnis zu erwirken, dass die finanziell geschädigten Augsburger Bürger sich an den Gütern Anselms schadlos halten dürften.65 Im März 1416 griff Augsburg den Markt Zusmarshausen an, um ihren Bürger Hans Rem zu entschädigen. Anselm und seine adligen Helfer antworteten im April 1416 mit Absagebriefen und einem Straßenraub an einem Augsburger Kaufmann.66 Im Sommer 1416 bewirkten die Herzöge Ernst und Wilhelm von Bayern-München einen kurzweiligen Frieden zwischen Augsburg und Anselm von Nenningen, der bis zum 10. November 1416 hielt.67 Im Oktober 1416 schlichteten Pfalzgraf Ludwig III., Bischof Georg von Passau und Burggraf Friedrich von Nürnberg den Streit über den Markt Zusmarshausen und den nachfolgenden Raub der Waren.68 Das päpstliche Schisma, das übrigens keinerlei Auswirkungen auf den Bischofsstreit hatte, wurde im November 1417 mit der Wahl von Papst Martin V. erfolgreich beendet. In den der Wahl vorausgehenden Monaten versuchte die Stadt Augsburg, sich für ihre Haltung innerhalb des Konflikts zu rechtfertigen und bat direkt nach der Wahl Martins V. um Friedrichs Anerkennung.69 Der neue Papst entschied sich allerdings im Frühling 1418 anders: Er übertrug das Bistum an Anselm von Nenningen und legte Friedrich von Grafeneck Stillschweigen auf.70 Im Mai 1418 bekam Anselm von Papst Martin V. die offizielle Erlaubnis, sich von jedem Bischof ordinieren und konsekrieren zu lassen.71 Papst Martin gab zudem dem Erzbischof Johann von Mainz die Anweisung, Anselm bei der Realisierung seiner Ansprüche 64 65 66
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Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 59r–f. 60r. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 105r, Nr. 477. Dem bekannten Kaufmann Ulrich Arzt sollen fünf Warenballen gestohlen worden sein. Arzt war im Textilhandel tätig und im Stadtrat aktiv. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 125v, Nr. 568–569; f. 127r, Nr. 574; f. 131r–v, Nr. 598–599; Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 366. In einem offenen Brief an Augsburger Kaufleute gab der Rat bekannt, dass Heinrich von Höhenried, Ulrich von Swangau, Conrad von Swangau, Pärtlin von Swangau und Hans von Nenningen der Stadt entsagt hatten. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 131r, Nr. 598; Über Arzts Ratsämter: Geffcken, Soziale Schichtung, S. 179, 196. Dies geht aus einem Brief von Augsburg an Bischof Ulrich von Wien hervor, StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 143r, Nr. 659 (Datum: 11. Juli 1416). Regesta Boica, 12, S. 238. Es dauerte aber noch Monate, bis beide Parteien den Vergleich akzeptierten. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Kirchen und Klöster“, Dom, Domkirche, Nr. 4; StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 1, 14. März 1418 (Brief von Bischof Friedrich an Bürgermeister Sebastian Illsung betreffs Besetzung des bischöflichen Stuhls); StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 210r, Nr. 965: Augsburger Gesandte berichten über die schwierige Lage, gegen Geld wäre die Entscheidung vielleicht noch zu beeinflussen: doch sye versehenlichen, uns werde ain anderer dann der Nenninger zů Byschoffe gegeben, der uns wolgefellige sye und uff den wir nichtes bedürffen zulegen, Es wäre denn by Tusent guldin zeleyhen. Anfang Mai erfährt Augsburg dann von der neuen Entscheidung des Papstes: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 214r, Nr. 985 (ediert in: Zink, Chronik, S. 354). Vgl. Karl August Fink (Hg.), Repertorium Germanicum, Bd. 4: Verzeichnis der in den Registern und Kameralakten Martins V. vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien 1417–1431, Teil 1: A–H, Rom 1943, S. 118. Vgl. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 366; Fink, Repertorium Germanicum, Bd. 4/1, S. 118.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
zu unterstützen und gegen seinen Gegner Maßnahmen zu ergreifen. Augsburg war aber nicht bereit, Anselm als Bischof anzuerkennen und versuchte, sich weiterhin durchzusetzen.72 Anselm dagegen nahm die päpstliche Bestätigung zum Anlass, gegen diejenigen vorzugehen, die ihm seine Bischofswahl streitig machten.73 Der Bischofsstreit erreichte damit seinen Höhepunkt. Die Stadt Augsburg wurde, auf Betreiben Anselms, im Sommer 1418 mit dem Kirchenbann belegt.74 Die Folgen waren verheerend: Zum Ersten führte der Bann zu einer massiven Störung des reibungslosen Ablaufs der Messen und somit der Seelsorge in Augsburg. Die Priester verweigerten den Stadtbewohnern wichtige Elemente des religiösen Lebens, wie die Durchführung von hl. Messen, Bestattungen und Taufen, was zu großer Unruhe innerhalb der Stadt führte.75 Der Stadtrat verhandelte schließlich mit dem Franziskanerorden, deren Vertreter in Augsburg sich bereit erklärten, die Gottesdienste und andere seelsorgerische Aufgaben zu übernehmen. Auch wurden einige Priester von Augsburgs Verbündeten an die Reichsstadt ausgeliehen.76 Zum Zweiten nahmen die bayerischen Herzöge das Geschehen zum Anlass, eine Handelssperre gegen Augsburg zu verhängen. Dies bedeutete, dass sie den Handels- und Personenverkehr von und nach Augsburg behinderten und möglichst versperrten.77 Der Schaden, der Augsburg und insbesondere seinen Kaufleuten durch den Bann und die Handelssperre zugefügt wurde, muss immens gewesen sein. Der Rat unternahm jetzt intensive Bemühungen, sich schnellstmöglich vom Bann lossprechen zu lassen. Augsburg bat nicht nur den König um Hilfe, sondern wandte sich jetzt verstärkt und mit höherem finanziellen Einsatz an die Kurie.78 König Sigmunds Mahnung an die bayerischen Herzöge, Anselm nicht länger zu unterstützen, zeigte wenig Wirkung.79 Die Klageschrift (expositio et supplicatio), die König Sigmund dem Papst schickte, war dagegen von Erfolg gekrönt. Der König verlangte von der Kurie, dass die erhobenen schweren Beschuldigungen gegen Anselm von einem Kardinal untersucht, ein Vikar für das Bistum Augsburg ernannt und die Stadt von dem Kirchenbann losgesprochen werden sollte.80 Papst Martin V. 72
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Vgl. Heimpel, Regensburger Berichte, S. 270: Der Jurist Konrad Duvel von Hildesheim berichtete am 18. Mai 1418 in einem Brief an Kämmerer und Rat von Regensburg über den Bischofsstreit: Ouch sal ewr waishait wissen, das die sach umb das bischofftum ze Auspurg ausgerichtet ist also, das unser hailiger vater der babst das dem Nenniger zugescheiden und dem vor Graffenek abgeschieden hat; aber die purger von Auspurg [...] mainten den Nenniger jo nicht auftzenemen zu ainem bischoff, und man sagt, der kuenig wille sie darzu schirmen. Und bleibet das also in twitracht, so versiet man sich aines grossen krigs twischen in. Vgl. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 367–368; Regesta Boica, 12, S. 291. Vgl. Regesta Boica, 12, S. 291. Am 19. Juni schenkten die meisten Priester dem Kirchenbann Gehör und verweigerten ihre Dienste. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 222v, Nr. 1022. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 224r–v, Nr. 1027; Zink, Chronik, S. 76–77. Vgl. Zink, Chronik, S. 78–79. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 224ff., vor allem f. 231v–232r, Nr. 1062; f. 233v, Nr. 1068. RegImp, XI/1, Nr. 3416 (Datum: 15. August 1418). Monumenta Boica 34a, S. 256–268, Nr. 109, insbes. S. 257–259.
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
43
ernannte Kardinal Branda di Castiglioni zum Kommissar der Untersuchungskommission. Im Oktober 1418 wies Branda Anselm an, das Bistum Augsburg und seine Güter unbekummercz zu lassen81 und forderte den Abt Georg des Schottenklosters in Nürnberg auf, Augsburg von dem Bann zu befreien.82 Auch nachdem Augsburg von dem Kirchenbann gelöst wurde, lastete die Handelssperre noch schwer auf der Augsburger Wirtschaft. Aus der Augsburger Korrespondenz sowie aus Zinks Chronik geht hervor, dass Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt nicht nur die Handelssperre einstellte, sondern im Frühling 1419 auch als Mittelsmann zwischen Augsburg und den Herzögen von Bayern-München fungierte.83 Die Verhandlungen mit Bayern-München zogen sich länger hin; erst auf dem „freundlichen Tag“ zu Friedberg nahmen die Auseinandersetzungen zwischen Augsburg und den Herzögen Ernst und Wilhelm von Bayern-München ein Ende.84 Auf diesem Tag wurde unter anderem bestimmt, dass sowohl der Lech als auch alle Straßen für die Bewohner der Stadt ohne jegliche Hindernisse passierbar sein sollten.85 Insgesamt sah die Situation im Sommer 1419, insbesondere im Vergleich zu 1418, für Augsburg sehr gut aus: Die Handelssperre war beendet, und mit der Untersuchung von Anselms Lebenswandel und der offiziellen Ernennung von Johannes Reicher von St. Georg zum Bischofsvikar war Anselm erstmal suspendiert.86 Die ständige Bischofspolitik der Stadt Augsburg, die in den Jahren 1419 bis 1423 verstärkt vorangetrieben wurde, und die königliche Unterstützung verfehlten ihre Wirkung 81
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Dies wird deutlich anhand eines Briefes von Augsburg an Rudolf VI., Graf zu Montfort, der allerdings keinen Schluss hat, wobei unklar ist, ob dieser Brief jemals verschickt wurde. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 242r, Nr. 1110. Zu Kardinal Branda de Castiglioni: D. Girgensohn, Art. Castiglione, Branda, Kard., in: LexMA, 2, Sp. 1562. In ihrem Buch über die Kirchenreform im Heiligen Römischen Reich hebt Studt die Rolle des Kardinals und päpstlichen Legaten Branda hervor: Birgit Studt, Papst Martin V. (1417–1431) und die Kirchenreform in Deutschland, Köln/Weimar/ Wien 2004, S. 479ff. Monumenta Boica 34a, S. 256–268, Nr. 109, insbes. S. 260. Vgl. Zink, Chronik, S. 78–79. Die Verschiebung der Interessen Ludwigs ist übrigens beachtlich. Am 4. Januar 1419 berichtete Augsburg ihren Gesandten noch, Herzog Ludwig soll den Freispruch vom Bann nicht anerkennen und sie mit der Handelssperre behindern (StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 247r, Nr. 1130). Am 16. März schrieb die Stadt Herzog Ludwig wegen sicheren Geleits für den „freundlichen Tag“ mit Bayern-München – geplant am 21. März 1419 – und mit Bitte, einen Ratsherrn auszuleihen (ebd., f. 259v–260r, Nr. 1178). Am 29. März rühmt Augsburg in einem Brief an König Sigmund Herzog Ludwig für seine Mittlertätigkeit (ebd. f. 261r, Nr. 1185). Später wird deutlich, dass Herzog Ludwig für diese Freundlichkeit auch etwas zurückerwartete. Offenbar hat er dem König nahegelegt, des Königs stathalter für Augsburg werden zu können. Dies weist Augsburg allerdings in einem Brief Ende April (29. April 1419) deutlich zurück: Jst unser maynung noch begirde nicht gewesen uns jm zu bevelhen als ewerm Stathallter oder besundrem beschirmer. Ebd., f. 265v, Nr. 1207. Das Treffen fand am 21. März 1419 statt. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 259v–260r, Nr. 1178. Als Vermittler werden die Städteboten der schwäbischen Städte, Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt, Graf Rudolf von Montfort und ein Ratsherr des Markgrafen Friedrich von Brandenburg genannt. Ebd., f. 261r, Nr. 1185 und f. 265v, Nr. 1207. Johannes Reicher hat sich der päpstlichen Anordnung mehrmals verweigert und nahm das Amt erst an, als er mit der Exkommunikation bedroht wurde. Er soll es im Oktober 1421 aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt haben. Bayr. HStA München, Klosterurkunden St. Georg, Nr. 9 und 12.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
nicht: Die beiden Kardinäle, die mit der Untersuchung des Falles betraut waren, brauchten nur noch juristische Gründe, Anselm abzusetzen. Schließlich wurde Anselm nicht aufgrund seiner angeblich schlechten Lebensführung abgesetzt, sondern aufgrund eines kirchenrechtlichen Formfehlers. Am 13. September 1423 suspendierte Papst Martin V. Anselm aufgrund der Tatsache, dass er sich nicht innerhalb von sechs Monaten nach seiner Ernennung zum Bischof hatte weihen lassen.87 Die Vertreter der Stadt hatten ihr Ziel erreicht und versuchten jetzt nur noch, schnellstmöglich Kontakt mit dem neuen Bischof aufzunehmen. Der vom Papst ernannte Nachfolger Anselms, Heinrich von Ehrenfels, Propst von St. Viktor in Mainz, lehnte aber ab.88 Obgleich sowohl die Stadt Augsburg als auch das Domkapitel in den darauffolgenden Monaten versuchten, erheblichen Einfluss bei der Bischofswahl auszuüben, ernannte Papst Martin V. im Februar 1424 Peter von Schaumberg zum Bischof von Augsburg.89 Auch wenn noch nicht alle administrativen und juristischen Angelegenheiten geklärt waren,90 fand der Bischofsstreit damit ein Ende.
2.3.2 Rechtsstreit zwischen Augsburg und dem Kardinalbischof Peter von Schaumberg (1451–1456) Der Rechtsstreit zwischen der Stadt Augsburg und Bischof Peter von Schaumberg 91 hatte einen ganz anderen Charakter: Es handelte sich um ein juristisches Machtspiel, in dem das gute Verhältnis zwischen den beiden Parteien weitgehend erhalten blieb. Im Zentrum stand die Frage, wie die verbliebenen bischöflichen Rechte innerhalb der Stadt zu betrachten waren. Der Bischof wollte zurück zu den Rechtsverhältnissen des 12. Jahrhunderts, also zum Stadtrecht von 1156, in dem der Bischof noch als Stadtherr galt; die Stadt begründete hingegen ihre Position als Reichsstadt mit dem Stadtrecht von 1276 und späteren königlichen Privilegienerwerbungen und leitete
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Vgl. Monumenta Boica 34a, S. 289–290, Nr. 119; Uhl, Peter von Schaumberg, S. 6. Im September 1423 hat Augsburg Heinrich von Ehrenfels noch Glückwünsche ausgerichtet: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 138r, Nr. 670. Im November 1423 teilte Heinrich von Ehrenfels der Stadt mit, er habe sich noch nicht entschieden, ob er das Amt annehmen soll: Ebd., f. 146r, Nr. 703. Monumenta Boica 34a, S. 292–297, Nr. 121, hier S. 293; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 165r, Nr. 776. Zum Beispiel die Ausbezahlung eines Pensionsgeldes an Anselm und die Ansprüche auf Besitztümer, die während des Streites veräußert worden waren. Solche Angelegenheiten wurden weitgehend unter Bischof Peter von Augsburg beseitigt; dazu mehr in Abschnitt 4.3. Über Peter von Schaumberg: Uhl, Peter von Schaumberg; Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 380– 452; Thomas Krüger, Peter von Schaumberg (1388–1469), in: Manfred Weitlauff (Hg.), Lebensbilder aus dem Bistum Augsburg. Vom Mittelalter bis in die neueste Zeit, Augsburg 2005, S. 31–43; Peter Rummel, Art. Schaumberg, Peter von, in: Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1996, S. 622–624; Georg Kreuzer, Peter von Schaumberg, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001) (elektronische Ressource), http://www. deutsche-biographie.de/pnd103078711.html, S. 218–219 [Stand: 29.12.2015]; Studt, Papst Martin V., S. 304, Anm. 76.
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
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daraus Rechte wie die hohe Gerichtsbarkeit sowie die Erhebung von Ungeld und Zoll ab.92 Die Fallstudie zeigt, wie Stadt und Bischof jahrelang versuchten, die juridische Auseinandersetzung zu ihrem eigenen Vorteil zu beenden. Es sollte Jahre dauern, bevor beide Parteien sich auf ein Schlichtungsverfahren einigen konnten. Wie in Abschnitt 4.2 ausgiebig analysiert wird, dauerte der Konflikt insbesondere so lange, weil die beiden Parteien nicht übereinkommen konnten, wer die zuständige Rechtsinstanz sein und in welcher Gerichtsform die Klage behandelt werden sollte. Bischof Peter strengte einen Prozess bei einem geistlichen Gericht an, was von der Stadt erfolgreich boykottiert wurde. Die Stadt zog, wenn sie sich schon auf ein Streitschlichtungsverfahren festlegen musste, eine gütliche Einigung vor. Seinen eigentlichen Anfang nahm der Streit erst 1451, aber einige Chronikschreiber sehen bereits in der Vorgeschichte einen Anlass zur Empörung, sodass das vorausgehende Jahr einen sinnvollen Startpunkt bieten könnte. Im März 1450 bereitete Bischof Peter von Schaumberg seine Romreise vor: Er lieh sich 400 Gulden bei Bürgermeister Peter Egen und soll dem Stadtrat nahegelegt haben, das Hochstift während seiner Abwesenheit zu beschützen. Die Stadt Augsburg soll im Gegenzug Bischof Peter darum gebeten haben, die Politik, die sie während des Städtekriegs (1449–1450) führte, beim Papst legitimieren zu lassen. Peter versprach dies, und beide Parteien nahmen in Einigkeit voneinander Abschied.93 Abgesehen von kleineren Streitigkeiten zwischen Bürgerschaft und Klerus94 war das Verhältnis zwischen der Reichsstadt und dem Bischof bis dahin gut gewesen, insbesondere in den Jahren unmittelbar vor dem Streit.95 Umso größer war die Empörung seitens der Stadt, als Bischof Peter, der in Rom gerade die Kardinalswürde offiziell angenommen hatte,96 1451 Klage gegen die Stadt erhob. Als Peter im April 1451 aus Rom zurückkam, ließ er der Stadt, einige Tage nachdem er von der Stadt willkommen geheißen worden war,97 einen päpstlichen Brief übergeben, der Augsburg über Peters Klage informierte: Die Stadt sollte seine bischöflichen Rechte missachtet haben. Papst Nikolaus V. bat darum, dass die Stadt 92 93
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Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 29–30; Uhl, Peter von Schaumberg, S. 137. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 157. Die späteren Chronikschreiber berichteten von dieser Gunst: Mülich, Chronik, S. 105–106; vgl. die zwei anonymen Chroniken: die sogenannte Chronik von der Gründung der Stadt Augsburg bis zum Jahr 1469, in: ChrDtSt 4, S. 325 und die ‚Anonyme Chronik’, in: ChrDtSt 22, S. 503. Der Zeitgenosse Burkhard Zink, der sonst am ausführlichsten über den Rechtsstreit berichtete, schrieb hierzu allerdings nichts. Vgl. Martin Kaufhold, Prügeleien am Stadtpyr. Ein zerrissener Mantel und die politischen Kämpfe der Reichsstadt (um 1450), in: Martin Kaufhold (Hg.), Augsburg im Mittelalter, Augsburg 2009, S. 52–71. Kluge datiert den von Kaufhold geschilderten Vorfall allerdings aufgrund eines Eintrags im Ratsprotokoll auf das Jahr 1433. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 304–305. Zu den allgemeinen Hintergründen von Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Klerus im späteren Mittelalter, hier anhand einiger Städte des Sächsischen Städtebundes: Vgl. Barbara Pätzold, Stadt und Geistlichkeit im Konflikt, in: Matthias Puhle (Hg.), Hanse, Städte, Bünde: Die sächsischen Städte zwischen Elbe und Weser um 1500, Bd. 1, Magdeburg 1996, S. 338–347. Vgl. Uhl, Peter von Augsburg, S. 157. Papst Eugen IV. nominierte Peter von Schaumberg am 19. Dezember 1439 zum Kardinal. Monumenta Boica 34a, S. 356–358, Nr. 147. Ein vergulter Kopff im Wert von 90 Gulden sowie Wein seien dem Kardinal von der Stadt als Willkommensgeschenke überreicht worden: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 48, f. 38r.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
und der Kardinal ihre Streitpunkte in Freundschaft schlichten sollten.98 Den Chronikberichten zufolge habe der Stadtrat sich von Bischof Peter hintergangen gefühlt: Obwohl die Stadt mit dem Schutz des Hochstifts betraut war, hatte der Bischof Maßnahmen ergriffen, der Stadt zu schaden. Allerdings geht aus bischöflichen Quellen hervor, dass Bischof Peter diesen Streit schon 1449/1450 vorbereitet hatte, indem er sich mit dem Domkapitel über die Streitigkeiten bezüglich der Zölle und Ungelder, die mit der Stadt entstanden waren, verständigte.99 Außerdem hatte der Papst bereits im Februar 1450 die Herzöge Ludwig von Bayern-Landshut und Albrecht von Bayern-München gebeten, in den Auseinandersetzungen zwischen Augsburg und dem Hochstift zu vermitteln.100 Bischof Peter ließ der Stadt im Juli 1451 eine Klageschrift überreichen, in dem der Bischof in 60 Punkten, angereichert mit verschiedenen Urkundenauszügen, erörterte, wie die Stadt die bischöflichen und hochstiftischen Rechte verletzt habe.101 Peters Anschuldigungen basierten auf dem Stadtrecht von 1156, nach dem der Bischof noch als uneingeschränkter Stadtherr regierte. Er monierte vorrangig die städtischen Ungelderhebungen, die wiederholte Überschreitung bischöflicher Rechte sowie die städtische Einmischung in Angelegenheiten des Hochstifts. Die Chronik von Zink verdeutlicht, wie sehr sich die Stadt über dieses Vorgehen des Bischofs ärgerte und wie entschlossen sie ihre Rechte und Privilegien aufrechterhalten wollte.102 Die Stadt entwarf ein ausgiebiges Verteidigungstraktat, in dem sie alle Beschwerden des Bischofs mit später erworbenen Privilegien und Rechten verteidigte.103 Anfang August 1451 gab Friedrich III. bekannt, die Schlichtung des Rechtsstreites für das königliche Gericht beanspruchen zu wollen. Dieser Plan wurde allerdings nicht in die Praxis umgesetzt.104 1455 wurde deutlich, dass sowohl die Stadt als auch der Bischof offenbar eine gütliche Einigung vorzogen. Das Schlichtungsverfahren begann Ende Mai 1456 unter Führung von Heinrich von Pappenheim und Marquart von Schellenberg. Der Kaiser hatte angegeben, dass, falls beide Parteien sich 98 99
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Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 158–159; Zink, Chronik, S. 210–211. Der Vertrag wurde am 14. Januar 1449 geschlossen: Monumenta Boica 34a, S. 419–421, Nr. 165. Am gleichen Tag verbündete sich, mit fast identischen Formulierungen, das Domkapitel mit Bischof Peter: Monumenta Boica 34a, S. 421–423, Nr. 166. Papst Nikolaus V. schickte Herzog Ludwig am 11. Februar 1450 einen Brief mit der Bitte, zusammen mit den päpstlichen Legaten den Rechtsstreit in Augsburg zu schlichten. Vgl. Beatrix Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut (1450– 1479), Bd. 1, München 1999, S. 19. Eine Edition der Klageschrift bei: Joseph Baader, Cardinal und Bischof Peter von Augsburg im Streite mit der Stadt Augsburg, in: Anton Steichele (Hg.), Beiträge zur Geschichte des Bisthums Augsburg, Bd. 2, Augsburg 1852, S. 369–400; die Textedition findet sich auf S. 377–393. Zink, Chronik, S. 209–210, hier S. 209: ist wohl zu merken, daß die muetung von dem bischoff die von Augspurg übel verdroß und tett in zoren, wann er hett sein weder glimpf noch fueg in kain weis noch weg. [da bemerkt man wohl, dass die Klage des Bischofs den Augsburgern sehr missfiel und die Stadt in Zorn versetzte, denn er habe hierzu in keiner Weise Recht gehabt und es sei höchst unpassend]. Die Akte, bekannt unter ‚Hochstift 2’ ist aktuell (Stand: November 2015) nicht auffindbar. Sie befindet sich jedenfalls nicht mehr unter der Signatur StadtA Augsburg, Selekt „Kirchen und Klöster“, Hochstift 2. Zur Auflistung der Klagen und Rechtfertigungen vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 161–168. Auch Zink erwähnt die Hauptklagepunkte des Bischofs: Zink, Chronik, S. 209–210. Siehe Abschnitt 4.3.
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
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bis Juni 1456 nicht einig werden würden, das Kammergericht ein Urteil sprechen würde.105 Die Verhandlungen waren offenbar erfolgreich, was nach Burkhard Zink der freundschaftlichen Atmosphäre im Prozess zu verdanken war.106 Am 3. Juni 1456 kam ein bindender Schiedsspruch zustande, der im Endeffekt einen Kompromiss zwischen den Ansprüchen des Bischofs und den Rechten und Standpunkten der Stadt darstellte. Beide Parteien schienen mit dem Ergebnis zufrieden gewesen zu sein: Der Bischof hatte dem städtischen Bestreben, immer mehr weltliche Macht auszuüben, eine (vorläufige) Grenze gesetzt; die Stadt hatte keine der ergatterten Rechte und Privilegien aufgeben müssen.
2.3.3 Der ungewollte Krieg: Augsburgs Beteiligung am Reichskrieg gegen Herzog Ludwig von Bayern-Landshut (1461–1463) Die regelmäßig wiederkehrenden Konflikte zwischen Augsburg und den Herzögen von Bayern107 erreichten in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts ihren Höhepunkt, als Kaiser Friedrich III. die Reichsstadt aufforderte, sich an dem Reichskrieg gegen Herzog Ludwig von Bayern-Landshut zu beteiligen.108 Augsburg konnte die Kriegserklärung an Bayern zwar eine Zeit lang hinauszögern,109 sah sich aber ange105
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Brief Kaiser Friedrichs zitiert im Schiedsspruch, ediert in: Monumenta Boica 34a, S. 478–487, Nr. 189, hier S. 479–480. Zudem hatte Kaiser Friedrich III. am 24. Dezember 1455 Heinrich von Pappenheim und Marquart von Schellenberg als Schlichtungskommission beauftragt: Datenbank zu den Gerichtsund Schlichtungskommissionen Kaiser Friedrichs III. (elektronische Ressource), http://www.regesta-imperii.de/dbkommissionen/Verfahrensnummern/kommission/85.htm [Stand: 29.12.2015]. Zink, Chronik, S. 213. Gemeint sind u. a. die Auseinandersetzungen bezüglich des ehemaligen Söldners (und später des Straßenraubs beschuldigten) Klaus (Niklaus) von Langenlor (genannt Klinkhaimer) und des ehemaligen Stadtschreibers Heinrich Erlbach. Beide wurden im Zuge ihrer Streitigkeiten mit Augsburg von Herzog Ludwig von Bayern-Landshut unterstützt. Vgl. zu Klinkhaimer u. a. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 24. Juli 1451, 11. März 1455 und 20. April 1459; StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 6, f. 87r–94r; StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a: 29. Mai 1452, 1. Juni 1452, 25. September 1455, 2. Juni 1458, 14. Juli 1458, 20. Juli 1458, 7. August 1458, 19. März 1460, 20. Mai 1460; RegImp, XIII/19, Nr. 538; auch Zink, Chronik, S. 226f. Erlbach dagegen war Stadtschreiber und hatte die Stadt im Winter 1458/1459 in großem Streit verlassen. Zu den Hintergründen und insbesondere zum Verlauf des Prozesses: Karl-Friedrich Krieger/Franz Fuchs, Ehemalige Amtsträger als Feinde ihrer Heimatstadt. Problematische Folgen innerstädtischer Machtkämpfe am Beispiel der Auseinandersetzungen Heinrich Erlbachs mit der Reichsstadt Augsburg (1459–1469), in: Lothar Kolmer/ Peter Segl (Hg.), Regensburg, Bayern und Europa. Festschrift für Kurt Reindel zu seinem 70. Geburtstag, Regensburg 1995, S. 335–364; Karl-Friedrich Krieger/Franz Fuchs, Der Prozeß gegen Heinrich Erlbach in Regensburg (1472). Reichsstädtische Justiz im Dienst landesherrlicher Machtund Interessenpolitik, in: Joachim Dahlhaus (Hg.), Papstgeschichte und Landesgeschichte. Festschrift für Hermann Jakobs zum 65. Geburtstag, Köln 1995, S. 519–533. Dokumente zum Streit und Gerichtsverfahren in München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 2517, f. 129r–137v, f. 158r–171r. Ein zeitgenössischer Blick mit weiteren Quellen bietet Zink, Chronik, S. 296–301. Allgemein über Augsburgs Rolle im Reichskrieg: Jörg Rogge, Für den gemeinen Nutzen: politisches Handeln und Politikverständnis von Rat und Bürgerschaft in Augsburg im Spätmittelalter, Tübingen 1996, S. 30; Zorn, Augsburg, S. 147–148; Christof Paulus, Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut, in: ZHVSchwab 101 (2007), S. 7–34. Siehe hierzu Abschnitt 4.3.1.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
sichts der Drohung, alle königlichen Privilegien zu verlieren,110 zur aktiven Mitwirkung gezwungen. Letztere soll im Folgenden etwas ausführlicher betrachtet werden; hier sei zunächst ein kurzer ereignisgeschichtlicher Überblick111 vorangestellt, der auch die Jahre vor dem eigentlichen Kriegsbeginn berücksichtigt. Nach der Jahrhundertmitte nahmen die Spannungen zwischen Markgraf Albrecht von Brandenburg und Herzog Ludwig von Bayern-Landshut langsam zu. Beide Fürsten wollten ihre Machtposition mit Hilfe von weiteren Rechten und Ansprüchen vergrößern. Markgraf Albrecht versuchte, über das kaiserliche Landgericht Nürnberg Zugriff auf die Gerichtsbarkeiten im Umland zu erlangen und sich damit ein stärkeres und geschlossenes Territorium zu sichern.112 Dadurch geriet er in Konflikt mit den Herrschaftsansprüchen und politischen Ambitionen des Landshuter Herzogs, der seinen politischen und territorialen Einfluss gefährdet sah.113 Herzog Ludwig hatte im Sommer 1456 mit seinem Überfall auf Dinkelsbühl und der schweren Buße, die er der Stadt auferlegt hatte, für große Unruhe gesorgt.114 Im Jahr 1458 spitzte sich die Lage zu, indem sich einige große Fürsten durch gegenseitige Schutz- und Bündnisverträge in zwei großen Machtblöcken formierten: eine Gruppe um Herzog Ludwig von Bayern-Landshut und eine große Fraktion um Markgraf Albrecht. So schloss Herzog Ludwig von Bayern-Landshut im Februar 1458 zwei Bündnisse mit Pfalzgraf Friedrich.115 Einige Monate später, im Juni 1458, vereinbarte Markgraf Albrecht mit den Fürsten von Sachsen, Baden und Württemberg sowie den Bischöfen von Mainz und Metz in der Mergentheimer Einung
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RegImp, XIII/10, Nr. 225. Vgl. StadtA Augsburg, Reichsstadt, Selekt „Schätze“, Nr. 124, f. 103v–107v. In dem Brief der kaiserlichen Hauptleute (f. 107vff.) wurde diese Drohung mehrmals wiederholt. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 87. Umfassendere Literatur über Bayern und den Reichskrieg: August Kluckhohn, Ludwig der Reiche. Herzog von Bayern. Geschichte Deutschlands im 15. Jahrhundert, Nördlingen 1865; A. Erhard/Joseph Würdinger/Johann Heilmann, Kriegsgeschichte von Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben, Bd. 2: Kriegsgeschichte und Kriegswesen von 1458–1506, München 1868; M. Doeberl, Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1: Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden, 3. Aufl. München 1916; Max Spindler, Handbuch der bayerischen Geschichte, Band 4: Das neue Bayern. Innere Entwicklung, Land, Gesellschaft, Wirtschaft, Kirche, geistiges Leben, München 1978, insbes. Teil B: Staat und Politik 1314–1745; Andreas Kraus, Geschichte Bayerns. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 1983; Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 37–310; Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung; Karl Bosl, Die Entwicklung von Bayern (1392) bis zum Ende der Kurfürstenzeit (1623–1805), in: Karl Bosl (Hg.), Vorträge zur Geschichte Europas, Deutschlands und Bayerns, Bd. 3: Vorträge zur bayerischen Landesgeschichte, Stuttgart 2002, S. 204–217; Irmgard Lackner, Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450–1479). Reichsfürstliche Politik gegenüber Kaiser und Reichsständen. Diss. Univ. Regensburg, 2011 (elektronische PDF-Ressource), urn:nbn:de:bvb:355-epub-160193 [Stand: 29.12.2015]. Vgl. Spindler, Das neue Bayern, S. 277; Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 40. Eine andere Sichtweise bietet: Klaus Frhr. von Andrian-Werbung, Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach und das Kaiserliche Landgericht Burggraftums Nürnberg, in: Charlotte Bühl/Peter Fleischmann (Hg.), Festschrift Rudolf Endres: zum 65. Geburtstag, Neustadt 2000, S. 56–66. Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung, Bd. 1, S. 27–28. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 400. Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 55–57; Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 40–41.
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
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gegenseitige Hilfeleistungen.116 Herzog Ludwig hingegen rüstete weiter auf, was den Zeitgenossen offenbar nicht verborgen blieb, sodass insbesondere der Chronikschreiber Zink die Bedrohung vor Augen führte.117 Mit seinem Angriff auf Donauwörth118 im September 1458 brachte Herzog Ludwig die schwelenden Konflikte zum Ausbruch, insbesondere da Kaiser Friedrich III. zuvor Heinrich von Pappenheim zum kaiserlichen Hauptmann ernannt sowie die Reichsstände und -städte zur Unterstützung Donauwörths aufgefordert hatte.119 Trotzdem belagerte Herzog Ludwig im September 1458 die Reichsstadt Donauwörth und nahm sie Mitte Oktober ein.120 Die Chronikschreiber Zink und Mülich waren der Überzeugung, Augsburg hätte sich im Oktober 1458 aus Angst vor dem Landshuter Herzog mit den Herzögen von Bayern-München verbündet.121 Die Kontakte zwischen der Lechstadt und Herzog Ludwig verschlechterten sich noch weiter, als Ludwig den Augsburger Handel durch Sperren behinderte.122 Obwohl die Streitigkeiten zwischen Stadt und Herzog im April 1459 unter Vermittlung des Pfalzgrafen Friedrich geschlichtet wurden,123 blieben die Beziehungen angespannt: Die Augsburger Streitigkeiten mit ihrem ehe-
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Spindler, Das neue Bayern, S. 277–278. Vgl. Zink, Chronik, S. 218–219. So schrieb Zink mit großem Argwohn über die Tätigkeiten Ludwigs (Zink, Chronik, S. 219): da vieng hertzog Ludwig wider an auf ein neus und rüstet sich als fast als vor ie: er pot auf in allen seinen landen, in stetten und in merckten, etc. allen seinen rittern und knechten und speiset alle seine schloß mit wein und andern dingen; er ließ wagenpurg zurichten und überall in seinem land gepot man den armen leuten harnasch und wägen als fast, als ie vor geschehen was. König Sigmund hatte die an Bayern verpfändete Stadt Donauwörth 1422 wieder dem Reich unterstellt, da Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt seinen Pflichten gegenüber der Stadt nicht nachgekommen sei. Mit seinem Angriff machte der Herzog von Bayern-Landshut als Erbe der Ingolstädter also seine Pfandansprüche auf die seines Erachtens widerrechtlich ans Reich gekommene Stadt geltend. Die kaiserliche Seite wertete dies als eine Mediatisierung Donauwörths. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 41, Anm. 15. Übrigens wurde Herzog Ludwig dabei von mehreren Fürsten, Grafen und Herren, darunter Markgraf Albrecht von Brandenburg, unterstützt. Ebd., S. 38–41. Donauwörth kapitulierte am 19. Oktober 1458. Spindler, Das neue Bayern, S. 277. Das Bündnis wurde für zehn Jahre geschlossen. Urkunde u. a. in StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 6, f. 147r–149r. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 55, f. 2r: Augsburg lieh Herzog Albrecht von Bayern-München 1.500 rh. Gulden. Zink, Chronik, S. 222: Also was man zu rat und schickten eilent ain erber potschaft, bei namen Hainrich Langenmantel und Gabriel Rigler, gen Münichen zu hertzog Albrecht und verpunnden uns zu seinen gnaden und zu seinen zwain sünen, hertzog Hansen und hertzog Sigmund, und zu allen irn land und leuten auf 10 jar. Mülich, Chronik, S. 128: Item die von Augspurg sind zu hertzog Albrechten zu München und zu hertzog Hannsen und Sigmunden, seinen sünen, in pund kommen und haund sich also veraint zehen jar. Schon 1458 fanden Verhandlungen über die Lechbehinderungen sowie Herrschaftsstreitigkeiten über Höchstädt und Friedberg statt: StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 6, f. 29r–29v. Für 1459 vgl. Zink, Chronik, S. 226, 231. Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 403. StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 6, f. 87r–95r, besonders f. 88v–90r; StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 20. April 1459; vgl. Entwurfstext von Pfalzgraf Friedrich, der zwischen den Parteien vermittelte in StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, mit Notiz versehen: „1459? 1469?“. Die undatierten Notizen sind aufgrund ihres Inhaltes auf das Jahr 1459 zu datieren. Vgl. RegImp, XIII/15, Nr. 145.
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maligen Stadtschreiber Heinrich Erlbach entzündeten den Konflikt aufs Neue, als Erlbach in den Dienst Herzog Ludwigs trat und von Landshut aus seinen Streit gegen die Stadt weiterführte.124 Auch die Spannungen zwischen Markgraf Albrecht und Herzog Ludwig blieben trotz mehrerer Verhandlungen im Jahr 1459 bestehen.125 Im Frühling 1459 fand ein Treffen der Gegner Ludwigs in Mergentheim statt, wo diese entschieden, mit Hilfe des Kaisers einen Krieg gegen den Herzog vorzubereiten.126 Kaiser Friedrich akzeptierte den Vorschlag der Fürsten, benannte Markgraf Albrecht Achilles und Herzog Wilhelm von Sachsen zu kaiserlichen Hauptleuten und ermächtigte diese, das Reichsbanner zu führen sowie alle Reichsstände und Reichsstädte zur Hilfeleistung gegen Herzog Ludwig aufzufordern.127 Doch zunächst sollte es zu keinen weiteren Konflikten kommen, da sich Anfang Juli 1459 beide Parteien in Nürnberg trafen, um einen Vergleich zu schließen.128 Einige Monate später stellte sich jedoch heraus, dass die sogenannten ‚blinden Sprüche’ von Nürnberg129 nicht ernst genommen wurden. Auch als sich im März 1460 Vertreter beider Seiten mit päpstlichen Vermittlern in Nürnberg und später in Worms trafen,130 war es schon zu spät für eine friedliche Beilegung: Ende März brachen die ersten Kampfhandlungen zwischen Herzog Ludwig und dem Markgrafen von Brandenburg aus.131 Herzog Ludwig der Reiche erwies sich allerdings als der Stärkere, sodass sich Markgraf Albrecht Achilles im Juni 1460 gezwungen sah, Friedensverhandlungen einzuleiten.132 124 125 126
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Siehe hierzu oben, Anm. 107. Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 99. Spindler, Das neue Bayern, S. 278; Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung, Bd. 1, S. 29; Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 101–102; Zink, Chronik, S. 236. Die Fürsten boten dem Kaiser an, sie würden unter gewissen Bedingungen „auf eigene Kosten und Schäden Kaiser und Reich bei der Wiedergewinnung der Stadt Donauwörth helfen.“ Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 42. RegImp, XIII/4, Nr. 290–291; RegImp, XIII/15, Nr. 141–142. Unter Vermittlung von Bischof Peter von Augsburg lieferte Herzog Ludwig am 12. Juli 1459 Donauwörth an Bischof Johann von Eichstätt aus. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 401; Zink, Chronik, S. 237. Zink listete auch die Klagen von Dinkelsbühl und Augsburg auf: Zink, Chronik, S. 238–239 und 240. Der Eichstätter Bischof brachte die Stadt, ohne einen endgültigen Spruch abzuwarten, wieder an das Reich. Spindler, Das neue Bayern, S. 279; Zink, Chronik, S. 241; Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 43. Pfalzgraf Friedrich hatte seine Räte nicht mit umfassender Vollmacht ausgestattet, worüber die schlichtenden Fürsten jedoch hinwegsahen. Der Pfalzgraf lehnte diesen ‚blinden Spruch’ deswegen sofort ab. Vgl. Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung, Bd. 1, S. 30; Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 44. Auch andere Aspekte des Spruchs konnten unterschiedlich ausgelegt werden: Das Nürnberger Landgericht wurde nicht deutlich erwähnt, wodurch Markgraf Albrecht meinte, dies sei von dem Spruch nicht betroffen. Vgl. Spindler, Das neue Bayern, S. 279. Als kaiserliche Gesandte vermittelten die Bischöfe von Augsburg und Eichstätt. Vgl. Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 137. Vgl. Spindler, Das neue Bayern, S. 280; Zink, Chronik, S. 242. Die Verhandlungen begannen unter dem Vorsitz des sächsischen Herzogs Wilhelm und des Augsburger Bischofs am 14. Juni 1460. Am 24. Juni kam es zur sog. ‚Rothen Richtung’: Der Krieg sollte sofort beendet werden und Markgraf Albrecht Achilles musste auf Zuständigkeitsansprüche des Nürnberger Landgerichts gegenüber Menschen aus Bayern verzichten. Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 146– 148; Spindler, Das neue Bayern, S. 280; Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 402; Isenmann, Kai-
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Im Sommer kam es dann zum eigentlichen Krieg, als Herzog Ludwig Erzherzog Albrecht VI. von Österreich bei der Fehde gegen Albrechts kaiserlichen Bruder Friedrich III. unterstützte.133 Kaiser Friedrich griff diesmal aktiv ein und erklärte am 13. Juli 1461 den Reichskrieg gegen Ludwig von Bayern-Landshut.134 Wie Isenmann darlegt, versuchte Herzog Ludwig mehrmals, die Rechtslage des Konflikts so darzustellen, dass er sich nur gegen Friedrich als österreichischen Landesherrn auflehnte, nicht jedoch gegen seine kaiserliche Obrigkeit. So gesehen hätte der Kaiser auch kein Recht dazu gehabt, die Reichsstände zur Hilfe zu rufen.135 Kaiser Friedrich III. befahl die Markgrafen Albrecht von Brandenburg und Karl von Baden sowie Graf Ulrich von Württemberg einige Tage später, sich als Reichshauptmannschaft gegen Albrecht von Österreich und Ludwig von Bayern-Landshut einzusetzen.136 Im September 1461 weitete sich der Reichskrieg auch auf Pfalzgraf Friedrich aus, da dieser 1458 ein Bündnis mit Herzog Ludwig geschlossen hatte.137 Für die kaiserlichen Hauptleute ging es im Herbst 1461 darum, sich die aktive Unterstützung der Reichsstädte zu sichern. Markgraf Albrecht hatte beim Kaiser mehrmals darum gebeten, die Städte einzeln anzuschreiben, ihnen mit dem Verlust ihrer Privilegien zu drohen und keine weiteren Städtetage mehr zu akzeptieren, da er fürchtete, die Städte würden in endlosen weiteren Besprechungen tatkräftige Entscheidungen erfolgreich verzögern.138 Sicherlich hatte Albrecht Achilles mit seiner Einschätzung nicht Unrecht: Die meisten Städte wollten sich im Herbst 1461 noch nicht auf eine konkrete Hilfszusage festlegen. Mit der kaiserlichen Drohung, alle ihre Rechte und Privilegien zu verlieren und vor dem kaiserlichen Kammergericht erscheinen zu müssen, entschied sich Augsburg Ende November 1461, zusammen mit vielen anderen schwäbischen Reichsstädten, den Hauptleuten ihre Hilfe gegen Herzog Ludwig zuzusagen.139 König Georg von Böhmen rief am 7. Dezember 1461 den Frieden aus.140 Als aber von markgräflicher Seite deutlich wurde, dass dieser Frieden weder von Albrecht Achilles noch vom Kaiser akzeptiert werden würde, erklärte Augsburg am 21. Januar 1462 den Krieg
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serliche Obrigkeit, S. 45–46. Markgraf Albrecht Achilles wollte seinen Verlust nicht hinnehmen und ersuchte in einer Supplikation den Kaiser um ein Reskript des Schiedsspruchs. Hierzu ebd., S. 46–49. Spindler, Das neue Bayern, S. 281. RegImp, XIII/4, Nr. 327. Schon am 9. Juni 1461 schrieb Kaiser Friedrich die Reichsstädte an, sie mögen ihn unterstützen. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 51. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 59–63. RegImp XIII/4, Nr. 329–330. Genau wie Herzog Ludwig begründete auch Pfalzgraf Friedrich sein Vorgehen mit dem Argument, dies sei nur ein territorialer Konflikt und berühre keine Reichsinteressen. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 153. Vgl. Zitat Markgraf Albrechts bei Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 88. Laut einer Rothenburger Chronik trafen die Städte sich bereits am 17. November 1461 in Ulm und einigten sich dort über eine gemeinsame Zusage. Edition in: Adolf Bachmann (Hg.), Briefe und Acten zur österreichisch-deutschen Geschichte im Zeitalter Kaiser Friedrich III., Wien 1895, S. 301, Nr. 212. Vgl. Chroniken der schwäbischen Städte, Bd. 3 (ChrDtSt 22), Leipzig 1892, S. 283–286, hier S. 285–286. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 115–116; ChrDtSt 22, S. 287–289.
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gegen Herzog Ludwig.141 Die Stadt hatte zu diesem Zweck vor allem Schweizer Söldner angeworben,142 die sich im folgenden Frühling einen berüchtigten Namen machen sollten. Handelssperren, Brandschatzungen, Plünderungszüge und sonstige schädigende Maßnahmen kennzeichneten bis zum Sommer den Reichskrieg, ohne dass es zu einer Entscheidung kam.143 Auch Augsburg wurde zweimal kurzzeitig durch Herzog Ludwig belagert, jedoch ohne Erfolg.144 Erst im Sommer 1462 zeichnete sich die Überlegenheit einer der kämpfenden Parteien ab. Herzog Ludwig und Pfalzgraf Friedrich gingen gestärkt aus den Schlachten bei Giengen und Seckenheim hervor,145 wodurch Markgraf Albrecht im Sommer 1462 die Friedensverhandlungen akzeptieren musste, welche die Herzöge von Bayern-München zusammen mit Bischof Peter von Augsburg und den Legaten des Papstes aufnehmen wollten.146 Am 22. August 1462 wurde in Nürnberg ein Waffenstillstand bis zum 29. September des folgenden Jahres vereinbart.147 Der Reichskrieg fand seinen offiziellen Abschluss mit dem sogenannten Prager Frieden, der am 23. August 1463 unterzeichnet wurde.148 Der Friedensschluss gab jedoch hauptsächlich die weitere Streitschlichtung vor, sodass die einzelnen rechtlichen Auseinandersetzungen in den folgenden Verhandlungen geklärt werden mussten.149 Die Fürsten gelangten so zu einer Einigung; die Stadt Augsburg hingegen wurde nur beschränkt in die Verhandlungen miteinbezogen,150 wodurch die Beziehungen zwischen Augsburg und dem Landshuter Herzog äußerst angespannt blieben.
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Ediert in: ChrDtSt 5, S. 248, Anm. 1. Brief kopial überliefert in: StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, 21. Januar 1462. Vgl. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 21. Januar 1462. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, speziell in den ersten Wochen und Monaten des Jahres 1462, beispielsweise 9. Januar 1462, 12. Januar 1462, 21. Januar 1462, 28. Januar 1462, 11. Februar 1462. Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 212–214. Chronikschreiber Zink beschreibt ausführlich, welche Folgen der Krieg für das Umland und insbesondere für die Menschen durch Zerstörung und Preiserhöhungen hatte. Zink, Chronik, S. 245–246, 256–257. Vgl. Abschnitt 4.4. Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 405; Paulus, Herzog Ludwig IX., S. 18. Briefe Markgraf Albrechts an seine Brüder (datiert am 25. Juli 1462) ediert in: Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 431–433, Nr. 342, sowie Gustav Freiherr von Hasselholdt-Stockheim, Herzog Albrecht IV. von Bayern und seine Zeit, Bd. 1: Kampf der wittelsbachischen und brandenburgischen Politik in den Jahren 1459 bis 1465. Mit Urkunden und Beilagen, Leipzig 1865, S. 652–653, Nr. 147. Spindler, Das neue Bayern, S. 282. Ebd. Für den 29. Juli war ein Treffen zur Schlichtung geplant; die ersten Verhandlungen begannen jedoch am 6. August. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 259. Ebd., S. 267. Herzog Ludwig hatte sein wichtigstes Ziel erreicht: Sein Herrschaftsgebiet fiel nicht unter die Zuständigkeit des Nürnberger Landgerichts. Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung, Bd. 1, S. 35. Augsburg war zwar mit Gesandten am Hof sowie ihrem Stadtschreiber Valentin Eber in Prag vertreten, verhandelt wurde allerdings hauptsächlich bezüglich der erzwungenen Herausgabe des Donauwörther Pfandbriefs durch Herzog Ludwig. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 233–234, 238; StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 62, f. 6v.
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2.3.4 Konflikte um die Lechverbauungen (1467–1469) Die Auseinandersetzungen mit Bayern-Landshut über die Durchfahrtsbehinderungen am Lech waren der Stadt Augsburg ständig ein Dorn im Auge. Wie schon für den Bischofsstreit beschrieben, konnte die Behinderung des Handels für politische Akteure ein sehr effektives Druckmittel in Streitigkeiten mit einer Stadt sein. Auch die Reichsstadt Nördlingen bekam die Folgen der jahrelangen Konflikte mit den Grafen von Oettingen zu spüren, indem die Oettinger den Handel und Verkehr von und nach Nördlingen behinderten.151 Eine Sperre hatte sofortige Auswirkungen auf die städtische Wirtschaft, da die Ein- und Ausfuhr von Waren von der und in die Stadt stark behindert wurden. Dass eine solche Sperre nicht nur zu Lande, sondern insbesondere auch zu Wasser sehr effektiv war und damit den Augsburger Handel stark beeinträchtigte, zeigt der Konflikt um die Lechverbauungen. Die Lechkanäle und die Flößerei wurden schon im Stadtbuch von 1276 erwähnt, sollen aber bedeutend älter sein.152 Die Stadt Augsburg hatte ab dem 14. Jahrhundert mit der Lechflößerei – dem Transport von gebundenem Holz (Nutzholz), auf das auch andere Waren wie Steine und Wolle gepackt werden konnten – eine wichtige Beförderungsmöglichkeit zu Wasser geschaffen.153 Im Jahr 1346 konnte die Stadt mit den Privilegien, die sie bei einem Besuch Kaiser Ludwigs IV. erlangt hatte, die Flößerei ausweiten und festigen.154 Als Augsburg im Herbst 1418 von kirchlicher Seite mit dem Bann und von den bayerischen Herzögen mit einer Handelssperre belegt wurde, erhielt die Reichsstadt von König Sigmund das Recht, gegen diejenigen vorzugehen, die das Lechwasser ableiteten und die Durchfahrt behinderten.155 Das Privileg wurde von Friedrich III. im Juni 1462 bestätigt156 und sicherte die Stadt zwar offiziell in den ständigen Auseinandersetzungen mit Bayern ab, doch ließen sich die Herzöge nicht von Handelssperren und anderen umstrittenen Maßnahmen abbringen. So auch in den Jahren 1467 bis 1469, als sich Augsburg und Ludwig der Reiche über den (un-)behinderten Durchgang des Lechs stritten. 151
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Nördlingen beklagte sich immer wieder über unrechtmäßige Übergriffe und Behinderungen des Handels von Seiten der Oettinger Grafen. Für Nördlingen war die Situation etwas anders als bei Augsburg, da Erstere – im Gegensatz zu Augsburg – über ein beachtliches städtisches Territorium verfügte und sich mit den Oettinger Grafen vorrangig über den weiteren Ausbau des Territoriums stritt. Vgl. Rolf Kiessling, Die Stadt und ihr Land. Umlandpolitik, Bürgerbesitz und Wirtschaftsgefüge in Ostschwaben vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Köln 1989, S. 85–92, besonders S. 90. Meyer, Das Stadtbuch von Augsburg, S. 48–49, Art. XV. Vgl. Martin Kluger, Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst in Augsburg: Kanallandschaft, Wassertürme, Brunnenkunst und Wasserkraft, Augsburg 2012, S. 30–36. Rolf Kiessling, Augsburgs Wirtschaft im 14. und 15. Jahrhundert, in: Gottlieb/Baer/Becker (Hg.), Geschichte der Stadt Augsburg, S. 171–181, hier S. 172. Recht auf die freie unbehinderte Durchfahrt auf der Wertach von der Quelle bis in den Lech: RegImp, VII/5, Nr. 326 sowie das Recht, mit Flößen auf der Wertach bis in den Lech fahren zu dürfen: RegImp, VII/7, Nr. 660. Beide Urkunden datieren vom 8. Mai 1346. RegImp, XI/1, Nr. 3640. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 3. Juni 1462; Joseph Chmel (Hg.), Regesta chronologico-diplomatica Friderici III. Romanorum Imperatoris (Regis IV.), Wien 1838–1840, Nachdr. Hildesheim 1962, Nr. 3929.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
Die Konflikte um den Lech sind nur im Zusammenhang mit dem vorausgegangenen Reichskrieg zu verstehen. Denn da der Prager Frieden keinen wirklichen Ausgleich zwischen Augsburg und Herzog Ludwig herbeigeführt hatte, blieb das Verhältnis zwischen Stadt und Herzog äußerst angespannt, was in den Jahren 1465 bis 1466 zu erneuten fehdeähnlichen Reaktionen führte.157 Herzog Ludwig war zwar offiziell nicht beteiligt, unterstützte aber die regionalen Fehdeführer.158 Zwischen 1466 und 1467 ließ der Herzog dann mehrere Verbrecher in seinem Herrschaftsgebiet verurteilen und hinrichten, da sie angeblich gestanden hatten, ihre Taten im geheimen Auftrag von Augsburg begangen zu haben.159 Augsburg wehrte sich mit lautem Protest gegen diese Beschuldigungen, sah sich aber in die Defensive gedrängt.160 Ab 1466 kamen noch weitere Streitigkeiten über das vom Landshuter Herzog verhängte Ein- und Ausfuhrverbot hinzu.161 Augsburg beschwerte sich über herzogliche Eingriffe auf den Lech, die insbesondere die Augsburger Fischer und Bleicher bei ihrer Arbeit behinderten. Die Reichsstadt wiederum plante Änderungen des Wasserlaufs, worüber sich Herzog Ludwig beklagte.162 In den Jahren 1467 bis 1468 erlangten die Streitigkeiten dann auch auf Reichsebene Aufmerksamkeit. Sowohl der Kaiser als auch einige päpstliche Gesandte waren angesichts der Türkengefahr auf Einheit im Reich bedacht.163 Während sich die 157
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Christine Reinle kennzeichnete diese Spannungen als „eine nicht öffentlich deklarierte Fehde“, wobei es sich allerdings „um einen Zustand manifester Feindschaft“ handelte. Da die klassischen Maßnahmen und Handlungen der Fehde nicht eingesetzt werden konnten, suchte man nach Alternativen. „Dabei mußte der Zwang zur Verheimlichung die fehdeanalogen Aktivitäten freilich von vornherein ins kriminelle Umfeld rücken.“ Christine Reinle, Bauernfehden. Studien zur Fehdeführung Nichtadliger im spätmittelalterlichen römisch-deutschen Reich, besonders in den bayerischen Herzogtümern, Stuttgart 2003, S. 213–227, Zit. S. 213. Vgl. Zink, Chronik, S. 295–296; StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2b, u. a. Dokumente zu 31. Januar 1465 und 24. Juni 1465. Nach mehreren Raubzügen auf den Handelsstraßen rund um Augsburg erklärten die drei größten Fehdeführer, Burkhard von Knöringen, Hans von Reinau und Jakob von Argun, mit ihren Helfern Augsburg die Fehde. Augsburg und Kaiser Friedrich III. ersuchten den Landshuter Herzog mehrmals, hiergegen vorzugehen bzw. seine Unterstützung für diese Männer einzustellen, jedoch bestritt Herzog Ludwig jede Verbindung zu diesen Adligen. Vgl. Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 405–406; Reinle, Bauernfehden, S. 214–215; StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 18. März 1466: Burkhard von Knöringen, Hans von Reinau und Jakob von Argun, wurden wegen Straßenraubs in Acht getan. Angenommen wird, auch schon von Zeitgenossen, dass die Geständnisse unter Folter gemacht und propagandistisch ausgenutzt wurden. Herzog Ludwig lud Augsburger Ratsherren im August 1466 wie auch im Sommer 1467 zu der Hinrichtung der mutmaßlichen Verräter ein. Allerdings sollen die 1466 verurteilten Männer ihre Geständnisse auf dem Schafott widerrufen haben. Die Einschätzung des Chronisten Zink: Zink, Chronik, S. 22, 306–308 und 321–323. Näheres bei: Krieger/Fuchs, Ehemalige Amtsträger, S. 357–359; Reinle, Bauernfehden, S. 215–222. Bayr. HStA, Pfalz-Neuburg, Urkunden, Reichsstädte 174, 175. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 89r–90v, Nr. 239. Die Briefbücher machen deutlich, dass kleinere Streitigkeiten schon im Oktober 1466 zu Verhandlungen führten: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 74r–75r, Nr. 203–204. Anfang Dezember 1466 schrieb die Stadt dann in ihrer Not ihren alten Bürgermeister Leonhard Langenmantel zu Radaw an, mit der Bitte, schnellstmöglich weitere Informationen zu beschaffen: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 87v–88v, Nr. 237. Mülich datiert die Sperre vor Martini (= 11. November) 1467: Mülich, Chronik, S. 218. Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 409. Am 20. August 1467 verkündete Kaiser Friedrich III. wegen der Türkengefahr einen fünfjährigen Landfrieden. RegImp, XIII/11, Nr. 368. Wahrscheinlich traf Augsburg mit Ulm bereits im Mai 1467
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Räte Friedrichs III. Anfang 1468 um Verhandlungen mit Herzog Ludwig bemühten,164 waren zeitgleich auch die Streitigkeiten zwischen Bayern-Landshut und der Stadt Augsburg zu schlichten.165 Trotz anfänglicher positiver Berichte166 konnten die Delegaten des Kaisers bei den Lechkonflikten keinen Erfolg erzielen: Ende Mai 1468 schlossen die Herzöge von Bayern-Landshut und Bayern-München ein Bündnis, in dem vereinbart wurde, jeglichen Handel von und nach Augsburg – abgesehen vom Salzhandel, an dem die bayerischen Herzöge selbst ein Interesse hatten – zu sperren. Zugleich wurden eventuelle Kriegseinsätze vereinbart.167 Speziell der Lech konnte von den bayerischen Herzögen erfolgreich gesperrt werden.168 Beide Seiten beklagten unrechtmäßige Eingriffe der jeweils anderen Partei: Herzog Ludwig führte Beschwerde über die Übergriffe und Plünderungen von Seiten der Augsburger bei Friedberg und der Zollstation bei Lechhausen; zudem wehrte er sich gegen die Verbreitung von Schmähbriefen über ihn.169 Augsburg hingegen verwies vor allem auf die Unrechtmäßigkeit der Handelssperre sowie die bayerischen Überfälle auf Augsburger Kaufleute.170 Im Sommer 1468 ernannte Kaiser Friedrich Bischof Ulrich von Passau und Graf Haug von Werdenberg als Schlichtungskommissare, um die Streitigkeiten zwischen Augsburg und Herzog Ludwig zu beenden.171
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die entsprechenden Vorbereitungen zur Meinungsbildung der schwäbischen Städte. Der kaiserliche Tag mit den Städten sollte am 15. Juni 1467 in Nürnberg stattfinden. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 121v (alte Folierung cxxvj v), Nr. 328. Am 11. September schickte Augsburg einen Brief an den Kaiser über den von ihm verkündeten Landfrieden und den auf den 6. Januar 1468 angesetzten Tag zu Regensburg: Ebd., f. 147v, Nr. 403. Markgraf Albrecht von Brandenburg befürchtete schon, der Kaiser würde sich zu sehr mit dem bayerischen Herzog einlassen, und machte seine Position gegenüber Herzog Ludwig in einigen Schreiben (Februar 1468) an Kaiser Friedrich klar: Adolf Bachmann (Hg.), Urkundliche Nachträge zur österreichisch-deutschen Geschichte im Zeitalter Kaiser Friedrich III., Wien 1892, S. 67–69, Nr. 55–58. Der Kaiser antwortete Ende März, er habe seinen Räten ausgerichtet, der berurten Sachen halben vleyß zu haben, damit die in gütlich standt und eynigkeit bracht mugen werdend. Ebd., S. 72, Nr. 61. Anfang Januar 1468 war vom Kaiser ein Tag zu Regensburg angesetzt worden: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 147v, Nr. 403. Aus der Korrespondenz an den Bischof von Passau wird deutlich, dass am 4. März 1468 ein Tag in Landshut zwischen Kaiser und Herzog Ludwig sowie zwischen der Stadt Augsburg und dem Herzog stattfinden sollte. Bachmann, Urkundliche Nachträge, S. 70, Nr. 59 (der Rat des Herzogs Martin Mair an Bischof Ulrich von Passau) sowie S. 70–72, Nr. 60 (Markgraf Albrecht von Brandenburg an Bischof Ulrich). Offenbar waren schon Vertragsentwürfe entstanden. Vgl. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 3a: 21. Januar 1468 (fälschlich als 24. Januar ausgewiesen); 6. Februar 1468 (fälschlich unter 5. Januar 1468 verzeichnet); 21. Februar 1468 und 6. März 1468. Vgl. Instruktion an Leonhart von Radaw und Jörg Strauß: StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 3a, 6. März 1468. Der Bündnisvertrag wurde am 29. Mai 1468 geschlossen. Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung, Bd. 1, S. 35–36. Die Handelssperre wurde auch in einem Schreiben Ludwigs (Datum: 13. Juli 1468) an Kaiser Friedrich erwähnt. In seinem Brief erklärte der Landshuter Herzog, die Augsburger verletzten den Landfrieden von 1467. Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 410. Paulus, Herzog Ludwig IX., S. 24. Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung, Bd. 1, S. 35; Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 409–410. U. a. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 3a, 29. Januar 1469. Franz Fuchs/Heinrich Krieger (Hg.), Die Urkunden und Briefe aus den Beständen ‚Reichsstadt’ und ‚Hochstift’ Regensburg des Bayerischen Hauptstaatsarchivs in München sowie aus den Regens-
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2. Zwischen Bistum und Bayern
Ein zweiter Versuch des Kaisers, eine Schlichtungskommission zu starten, war erfolgreicher: Der Kaiser beauftragte diesmal den bischöflichen Koadjutor Johann von Augsburg, Bischof Wilhelm von Eichstätt und Graf Haug (Hugo) von Werdenberg, die Streitigkeiten zwischen Augsburg und Herzog Ludwig zu schlichten.172 Der Tag zur gütlichen Beilegung wurde zwar mehrmals verschoben,173 aber letztendlich schien die Aufforderung des Kaisers wirksam.174 Schließlich fällten Bischof Johann von Augsburg und Graf Haug von Montfort-Rothenfels am 15. Juni 1469 einen Schiedsspruch, der von allen Seiten akzeptiert wurde175 und der den Weg für den kurz darauf geschlossenen Schutzvertrag zwischen Bayern-Landshut und Augsburg bereitete. Am 29. Juni 1469 besiegelten die Stadt und Herzog Ludwig ihr Bündnis, am 28. Mai 1470 schlossen sie einen weiteren Vertrag, in dem einige (in dem Vertrag vom 1469 noch nicht gelöste) Streitigkeiten beigelegt wurden.176 Am gleichen Tag ging Augsburg ein zehnjähriges Schirmbündnis mit Herzog Ludwig von Bayern-Landshut und Herzog Albrecht von Bayern-München ein.177 Die finanzielle Gegenleistung Augsburgs für die Beendigung der Streitigkeiten durch Schutzverträge war allerdings hoch: Die Reichsstadt verpflichtete sich zur Zahlung von insgesamt 12.000 Gulden.178 Doch das Geld, das Augsburg für die Sicherung und Stabilisierung der politischen Verhältnisse ausgab, zahlte sich wirtschaftlich gesehen aus: Dadurch,
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burger Archiven und Bibliotheken, Wien 2002, S. 171, Nr. 223; Ralf Mitsch, Das Kommissionswesen unter Kaiser Friedrich III., Mannheim 2000 (elektronische PDF-Ressource), http://www.regesta-imperii.de/fileadmin/user_upload/downloads/Mitsch_2015.pdf, S. 794 [Stand: 29.12.2015]. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 178r–178v, Nr. 485. Vgl. Datenbank zu den Gerichts- und Schlichtungskommissionen Kaiser Friedrichs III., Nr. 349 (elektronische Ressource), http://www. regesta-imperii.de/dbkommissionen/Verfahrensnummern/kommission/349.htm [Stand: 29.12.2015]. Die Wahl für den Passauer Bischof hatte wohl auch einen anderen Grund: Zwischen 1461 und 1470 war das Kammergericht an den Bischof von Passau verpachtet. Vgl. Ingrid Männl, Juristenlandschaften im spätmittelalterlichen Reich. Zum Wirken gelehrter Juristen im Fürstendienst, in: Friedrich Battenberg/Bernd Schildt (Hg.), Das Reichskammergericht im Spiegel seiner Prozessakten, Köln 2010, S. 331–350, hier S. 347. Vgl. Datenbank zu den Gerichts- und Schlichtungskommissionen Kaiser Friedrichs III., Nr. 350 (elektronische Ressource), http://www.regesta-imperii.de/dbkommissionen/Verfahrensnummern/ kommission/350.htm [Stand: 29.12.2015]. Der Tag wurde mehrmals anberaumt und wieder verschoben, es werden unter anderem genannt: 5. August 1468, 11. September 1468, 19. Dezember 1468, 23. April 1469. Schließlich fand der Tag am 15. Juni 1469 statt. Vgl. Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 409–412; Fuchs/Krieger (Hg.), Die Urkunden und Briefe, S. 176–177, Nr. 231 u. 233; StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 7. September 1468; StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 3a: 4. Januar 1469, 22. Januar 1469 und 29. Januar 1469. Fuchs/Krieger (Hg.), Die Urkunden und Briefe, S. 176–177, Nr. 233. Edition des Schiedsspruchs: Johann Georg von Lori (Hg.), Der Geschichte des Lechrains zweyter Band, München 1765, S. 197–201, Nr. 102. Einige Klagen wurden auf einen späteren Termin verschoben und erst im Mai 1470 geschlichtet. Ebd., S. 201–202, Nr. 203; Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 412. von Lori (Hg.), Geschichte des Lechrains, Bd. 2, S. 195–196, Nr. 200; S. 201–202, Nr. 203; StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 28. Mai 1470. von Lori (Hg.), Geschichte des Lechrains, Bd. 2, S. 203–204, Nr. 204; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 124, f. 64v–67r, f. 241v–264r; Krieger/Fuchs, Ehemalige Amtsträger, S. 363; Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung, Bd. 2, S. 588. Dies setzte sich aus acht Jahresbeträgen von 1.000 Gulden an Herzog Ludwig von Bayern-Landshut sowie ein Mal 4.000 Gulden an Herzog Albrecht von Bayern-München zusammen. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 124, f. 64v–67r, 231r–233v, 324r–325r, 387r–387v, 409r; StadtA Augsburg,
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
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dass die Schutzverträge den ständigen Auseinandersetzungen und Handelssperren ein Ende bereiteten, konnte der Augsburger Handel sich endlich ungestört entwickeln. So trugen Ruhe und Sicherheit auf den Straßen und Flüssen zum Aufschwung der Augsburger Wirtschaft bei, die in die ‚goldene Zeit’ Augsburgs mündete.
2.3.5 Streit um das Domkapitelstatut (1482/1483–1491) Der letzte bedeutsame Streit, den die Stadt Augsburg mit den kirchlichen Institutionen austrug, war der Konflikt um das umstrittene Domkapitelstatut, das die Aufnahme von Augsburger Bürgern und Bürgersöhnen untersagte.179 Die Auseinandersetzungen lassen sich in mehrere Phasen und einzelne Streitfälle unterteilen. Im Rahmen dieser Studie wird jedoch nur der Konfliktfall um Bernhard Arzt, der mit der Ablehnung des Bürgersohnes Markus Fugger seinen eigentlichen Anfang nahm, (exemplarisch) berücksichtigt. Der Konflikt trat zum ersten Mal auf, als am 9. November 1474 dem Bürgersohn Markus Fugger, der die geistliche Laufbahn eingeschlagen hatte, ein Kanonikat mit Pfründe in Augsburg zugesagt wurde.180 Markus (Marx) Fugger, Magister in den Artes, war als Schreiber in der päpstlichen Registratur für Bittgesuche tätig.181 Offenbar führte die Tatsache, dass ein Sprössling aus einer Augsburger Familie ins Domkapitel kommen sollte, sofort zu Widerspruch: Einige Wochen später erfolgte eine erneute Bestätigung dieser Entscheidung durch die Kurie zugunsten von Mar-
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Literaliensammlung, Karton 3b, 28. Mai 1470; Paulus, Herzog Ludwig IX., S. 27; Krieger/Fuchs, Ehemalige Amtsträger, S. 363. Der Konflikt wird hier nur in groben Zügen skizziert. Für eine Analyse der Augsburger Strategien im Rechtskonflikt: vgl. Abschnitt 4.2. Eine detaillierte Darstellung der Auseinandersetzung um das Domkapitelstatut findet sich bei Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 323–352. Allgemein zum Streit: Paul von Stetten, Geschichte der adeligen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg sowohl in Ansehung ihres besonderen Standes als auch in Ansehung einer jeden einzlen Familie, Augsburg 1762, S. 147–149; Joseph von Sartori, Darstellung der unrechtmäßigen Ausschließung Augsburgischer Patricier und Bürgersöhne von dem dortigen hohen Domstifte, Frankfurt a. M./Leipzig 1789, S. 6ff.; Otto Leuze, Das Augsburger Domkapitel im Mittelalter. Ein Beitrag zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der deutschen Domkapitel, in: ZHVSchwab 35 (1909), S. 1–113, hier S. 4–5; Heinrich Lutz, Conrad Peutinger. Beiträge zu einer politischen Biographie, Augsburg 1958, S. 10–16; Paul-Joachim Heinig, Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik, Bd. 2, Köln 1997, S. 993–996; Christoph Böhm, Die Reichsstadt Augsburg und Maximilian I. Untersuchungen zum Beziehungsgeflecht zwischen Reichsstadt und Herrscher an der Wende zur Neuzeit, Sigmaringen 1998, S. 28–33; Thomas Michael Krüger, Die Hausherren des Doms und sein funktionsgeschichtlicher Wandel. Bischof und Domkapitel im mittelalterlichen Augsburg, in: Martin Kaufhold (Hg.), Der Augsburger Dom im Mittelalter, Augsburg 2006, S. 27–48; Thomas Groll, Art. Augsburg, Domkapitel, in: Historisches Lexikon Bayerns (elektronische Ressource), http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45277, [Bearbeitungsstand 25.02.2011, Stand: 29.12.2015]; Thomas Michael Krüger, Gewalt und Recht: Bürgerlich-klerikale Streitkultur im mittelalterlichen Augsburg, in: Martin Kaufhold (Hg.), Städtische Kultur im mittelalterlichen Augsburg, Augsburg 2012, S. 62–70. Vgl. Joseph Schlecht, Päpstliche Urkunden für die Diözese Augsburg von 1471 bis 1488. Registriert und erläutert, in: ZHVSchwab 24 (1896), S. 55, Nr. 19. Ebd.; Mark Häberlein, Die Fugger. Geschichte einer Augsburger Familie (1367–1650), Stuttgart 2006, S. 26–27, 242–243.
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2. Zwischen Bistum und Bayern
kus Fugger, „obwohl einige behaupten, dass er den Anforderungen jener Bulle nicht entspreche“;182 schließlich besaß Markus selbst nicht das Augsburger Bürgerrecht.183 Das Augsburger Domkapitel, das ein halbes Jahr zuvor seine Statuten geändert hatte, sah dies allerdings anders. Den neuen Bestimmungen zufolge hätten nicht nur Augsburger Bürger, sondern auch deren Söhne keinen Zugang zu dem Augsburger Domkapitel gehabt.184 Ähnliche Statuten sind auch für andere Domkapitel bekannt. Sie konnten zwar nicht verhindern, dass Begünstigte direkt vom Papst ernannt wurden, aber sie hatten eine abschreckende Wirkung, da die Kandidaten dann einen langen und teuren Prozessweg gehen mussten, um zu ihrem Recht zu gelangen.185 Das neue Statut war noch nicht offiziell durch den Papst anerkannt, sodass sich das Augsburger Domkapitel bemühte, es möglichst schnell bestätigen zu lassen. Gleichzeitig legte es eine Supplikation gegen die Aufnahme Fuggers ein.186 Trotz der Proteste der Stadt gelangte die päpstliche Konfirmation des neuen Domkapitelstatuts im Sommer 1475 nach Augsburg.187 Mit dem Tod des Markus Fugger im Frühling 1478188 erledigte sich die Sache zunächst von selbst. Einige Jahre später kam es jedoch zu einem ähnlichen Konflikt: Papst Sixtus IV. (r. 1471–1484) hatte dem Augsburger Bürgersohn Bernhard Arzt 1482 eine Pfründe im Augsburger Domkapitel versprochen.189 Das Domkapitel protestierte wiederum umgehend, berief sich auf sein Statut, das die Aufnahme von Bürgersöhnen verbot, und versuchte mit allen Mitteln, die Aufnahme dieses Mannes zu verhindern. Bernhard Arzt, der aus einer bekannten und reichen Augsburger Familie stammte, war monatelang bestrebt, rechtlich gegen diese Verweigerung vorzugehen. Während er sich schon um eine Abfindung bemühte, schaltete sich 1483 auch der Augsburger Rat ein, der die Vorgehensweise des Domkapitels als Schmähung der Reichsstadt empfand.190 Mit der städtischen Klage erlangte der Konflikt eine viel größere Dimen182 183 184
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Schlecht, Päpstliche Urkunden, S. 55, Nr. 19. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 324–325. Das Domkapitel sah seine Selbständigkeit gegenüber der jetzt schon übergriffigen Stadt bedroht. Das neue Statut ist auf den 25. Februar 1474 datiert. Monumenta Boica 34b, S. 118–120, Nr. 43. Vgl. Leuze, Das Augsburger Domkapitel, S. 4–5. Schon im Jahr 1322 unternahm das Domkapitel, sich auf Gewohnheitsrecht berufend, Schritte gegen die Aufnahme von Augsburger Bürgern und Bürgersöhnen; allerdings wurden in der in diesem Zusammenhang entstandenen Urkunde vorrangig Augsburger Bürger ausgeschlossen, nicht deren Söhne. Vgl. Monumenta Boica 33a, S. 460–461, Nr. 365. Wie Krüger deutlich macht, war ein noch früheres Statut aus dem 12. Jahrhundert „durch Rasur und Überschreibung so korrigiert, dass auch sie ein entsprechendes Verbot bereits enthält“. Krüger, Gewalt und Recht, S. 66. Vgl. Krüger, Gewalt und Recht, S. 66–67. Vgl. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 4, 25. Januar 1475. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 324–325; Böhm, Die Reichsstadt Augsburg, S. 28. Vgl. Monumenta Boica 34b, S. 126–128, Nr. 45. Vgl. Schlecht, Päpstliche Urkunden, S. 64, Nr. 55. Ebd., S. 81, Nr. 109 u. S. 82, Nr. 112. Übrigens erhielt Arzt, der u. a. Probst von Herrieden war, zu dieser Zeit noch einige weitere Pfründe. Vgl. ebd., S. 83, Nr. 118 u. S. 85, Nr. 124. Arzt war durchaus mit einer solchen Praxis vertraut: Da er den Anforderungen der Ahnenprobe nicht entsprechen konnte, hatte er 1476 eine Pfründe wieder abgeben müssen. Ebd., S. 57, Nr. 27. Bernhard Arzt kümmerte sich selbst erfolgreich um einflussreiche Stellungnahmen, wodurch der Rat sich zuerst im Hintergrund hielt. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 325–328.
2.3 Die wichtigsten Konfliktfälle des 15. Jahrhunderts
59
sion, was sich auch auf diplomatischer wie juristischer Ebene abzeichnete. Die Stadt warb im (über-)regionalen Umfeld um Unterstützung, versuchte die Argumente des Domkapitels für das umstrittene Statut zu widerlegen und trachtete schließlich auch danach, den Prozess in Rom zum eigenen Vorteil zu lenken.191 Im Gegenzug führte das Domkapitel die alten Konflikte um die bischöflichen Rechte innerhalb Augsburgs an sowie auch die Verletzungen seiner eigenen Rechte durch die Stadt.192 Die Stadt befürchtete eine Wiederholung des Rechtsstreits, sodass sie den Streit mit noch höherem Einsatz betrieb. Verhandlungen und längere Pausen verzögerten den Rechtsgang; beide Seiten verweigerten außerdem mehrere Möglichkeiten zur gütlichen Einigung.193 Die erste für Augsburg erfolgreiche Entscheidung war die Verlegung der Zeugenbefragung. Anfang Oktober 1486 fand diese unter dem Vorsitz von Bischof Heinrich von Regensburg und Konrad Sintzenhofer in Regensburg statt.194 Die Reichsstadt versuchte zu beweisen, dass das Statut unsinnig war, da das Domkapitel in früheren Zeiten auch Augsburger Bürgersöhne aufgenommen und dies zur Verständigung der beiden Parteien geführt habe.195 Die Befragung zog sich allerdings hin und konnte erst im Juni 1487 abgeschlossen werden.196 Trotz anfänglich positiver Reaktionen aus Rom197 verlor Augsburg den Prozess. Die Klage gegen das Domkapitelstatut wurde in erster, zweiter und dritter Instanz abgelehnt.198 Zum Ende des Mittelalters hatten sich die Augsburger des bischöflichen Einflusses weitgehend entzogen. Die Macht des Domkapitels jedoch war deutlich stärker geworden als die des Bischofs und blieb auch weiterhin in der Stadt präsent.199 Der Versuch der stolzen Stadt, den bürgerlichen Einfluss auch im Domkapitel geltend zu machen, scheiterte. Das Domkapitel beharrte auf seinem Statut und bekam auch in späteren Prozessen Recht.200
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Vgl. Abschnitt 4.2. Gemeint sind die Auseinandersetzungen im oben beschriebenen Rechtsstreit mit Peter von Schaumberg (1451–1456). Vgl. Abschnitt 4.2.2. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 337. Vgl. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 5: undatierte Akte ‚Domkapitelstreit’; Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 337–338. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 339. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VIIIc, f. 72r, Nr. 120; f. 72v–73v, Nr. 121; f. 78r, Nr. 134. Mehr zu den Argumentationsstrategien in Abschnitt 4.3. Das erste Urteil fand im Mai 1488 statt, das zweite im Dezember 1489 und das dritte im November 1491. Monumenta Boica 34b, S. 221–224, Nr. 85 u. S. 243–258, Nr. 91. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 348. Die Prozessakten sind von Seiten des Domkapitels in einem umfangreichen Kodex festgehalten: StaatsA Augsburg, Hochstift Augsburg, Münchener Bestand 1001. Auch die Stadt legte ein umfangreiches Dossier zu diesem Konflikt an: StadtA Augsburg, Selekt „Kirchen und Klöster“, Dom, Domkirche, Nr. 31. Vgl. auch StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 5, ‚Domkapitelstreit’ und ‚1483’. Thomas Krüger verdeutlicht diesen Prozess anhand der baulichen Entwicklungen des Augsburger Doms: Krüger, Die Hausherren des Doms, insbes. S. 34–41. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 343, 348.
3. VON AUGSBURG IN DIE WELT. KORRESPONDENZ, NACHRICHTENÜBERMITTLUNG UND GESANDTSCHAFTSWESEN
Um die Augsburger Interessen zu vertreten, schickte der Stadtrat Übermittler und Gesandte in die ihm damals bekannte und für jegliche Beziehungen bedeutsame Welt. Diese brachten Informationen, eigene Eindrücke sowie offizielle Botschaften, die mündlich und/oder schriftlich übermittelt werden konnten, zurück in die Stadt. Für den Stadtrat galt es, auf der Basis der mitgebrachten Briefe und der Berichterstattung, über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Die Augsburger Korrespondenz, festgehalten in den Missivbüchern und der Literaliensammlung, ist somit als Schlüsselquelle zu sehen. Einerseits bildet die Korrespondenz die Schaltstelle für die externe Kommunikation, andererseits ist sie Ausdruck der ratsinternen Entscheidungen über das diplomatische Vorgehen. Nach einem kurzen Abschnitt über die Organisation der Korrespondenz, über den Stadtrat und die Kanzlei der Stadt Augsburg (Abschnitt 3.1), folgt eine Beschreibung und statistische Auswertung der auswärtigen Korrespondenz (Missivbücher), die aufzeigt, welche politischen Akteure angeschrieben wurden, welche Entfernungen die Übermittler zurücklegten und welche Themen erörtert wurden (Abschnitt 3.2). Ein Aufriss zu den Handlungsträgern und Kommunikationsstrukturen des Übermittlungs- und Gesandtschaftswesens sowie zu den diversen überlieferten Quellen der jeweiligen Mission (Abschnitt 3.3) geht näher auf die Instruktion und Berichterstattung der städtischen Diplomatie ein. Das Kapitel schließt mit einem theoretisierenden Teil über das Verhältnis zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit (Abschnitt 3.4) sowie einer Zusammenfassung (Abschnitt 3.5) ab.
3.1 Rat, Kanzlei und Stadtschreiber
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3.1 Rat, Kanzlei und Stadtschreiber: Die Organisation der Korrespondenz
Nachdem der Rat nach der Zunftrevolution von 1368 in seiner Zusammensetzung grundlegend geändert wurde, hatte sich Anfang des 15. Jahrhunderts der Kleine Rat neben dem Großen Rat1 etabliert. In beiden Gremien wurde genauestens auf die im Zunftbrief von 1368 geregelte Zusammensetzung von Patriziern und Zunftvertretern geachtet.2 Der Kleine Rat bestand aus 44 (bzw. ab 1476 aus insgesamt 59) Mitgliedern, die sich ein oder zwei Mal pro Woche trafen. Aus diesem Gremium wurde seit 1436 der Dreizehner gewählt, ein Ausschuss des Kleinen Rates, der die Ratsbeschlüsse ausführte, die täglichen Ratsgeschäfte erledigte und die wichtigsten Vorentscheidungen traf, bevor diese dem Kleinen Rat zur Abstimmung und Beschlussfassung vorgelegt wurden.3 Eine ähnliche Praxis ist auch in anderen großen Städten des späten Mittelalters zu beobachten.4 In Augsburg bestand dieser Ausschuss aus zwei Bürgermeistern, drei Baumeistern (= Kämmerer), drei Einnehmern, zwei Sieglern sowie einem Patrizier und zwei Zunftmitgliedern.5 Die Ratsherren im Dreizehnergremium hatten eine leitende Position in einem der Amtsbereiche der Ratsverwaltung inne. Wie auch in anderen Städten waren die meisten Ämter unter den politisch und wirtschaftlich führenden Familien der Stadt aufgeteilt. Die Amtsträger wurden in der Regel nach einer ein- oder zweijährigen Amtszeit ausgewechselt.6 Die städtische Kanzlei, die im 15. Jahrhundert eine voll ausgestattete Verwaltung mit Stadtschreiber, mehreren Schreibern und Schreibergehilfen sowie weiterem Personal umfasste, stand den Ratsherren und dem Rat helfend zur Seite.7 Wie in den Städten Bern, Köln und Basel wurde auch in Augsburg der Korrespondenz – und 1
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Der Große Rat umfasste nominell zwischen 233 und 236 Mitglieder und traf sich nur nach Einberufung der Bürgermeister sowie am Dreikönigstag (6. Januar) zur Ratswahl und am St. Gallentag (8. Oktober) zur offiziellen Prüfung der städtischen Finanz- und Haushaltsangelegenheiten. Vgl. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 14–16. Im Endeffekt bildete dieses Ratsgremium, wie auch in vielen anderen deutschen Städten, ein „Forum der öffentlichen Meinung“, womit die Interessen breiter Bevölkerungsgruppen vertreten werden konnten. Katarina Sieh-Burens, Oligarchie, Konfession und Politik im 16. Jahrhundert. Zur sozialen Verflechtung der Augsburger Bürgermeister und Stadtpfleger 1518–1618, München 1986, S. 30. Vgl. Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 374–378. Rogge hebt insbesondere die integrierende Funktion des Großen Rats hervor. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 235–246. Für einen Überblick der genauen Bestimmungen des Zunftbriefs und deren Umsetzung in der Augsburger Ratspolitik: Rogge, Für den gemeinen Nutzen. In Kurzfassung und in starker Anlehnung an Rogge: Andreas Gössner, Weltliche Kirchenhoheit und reichsstädtische Reformation. Die Augsburger Ratspolitik des „milten und mitleren weges“ 1520–1534, Berlin 1999, S. 25–27; Schumann, Verfassung und Verwaltung. Vgl. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 15–16 u. S. 299 (schematischer Überblick). Vgl. Beispiele aus Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 370–372. Zusätzlich kam noch der sogenannte „Alte Rat“ hinzu, der aus ehemaligen Ratsherren des Kleinen Rats bestand. Vgl. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 15. Vgl. Erich Maschke, Verfassung und soziale Kräfte in der deutschen Stadt des späten Mittelalters, vornehmlich in Oberdeutschland, in: VSWG 46 (1959), S. 289–349, 433–476. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 276; Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 135–139. Allgemein zu den Stadtschreibern: Walther Stein, Deutsche Stadtschreiber im Mittelalter, in: Beiträge zur Geschichte vornehmlich Kölns und der Rheinlande zum 80. Geburtstag Gustav Mevissens, Köln 1905, S. 27–70; Gerhard Burger, Die südwestdeutschen Stadtschreiber im Mittelalter, Böblingen
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3. Von Augsburg in die Welt
damit dem Stadtschreiber – ein großer Wert beigemessen, da viele Briefe rechtliche, politische und wirtschaftliche Interessen der Stadteinwohner und damit die städtische Diplomatie berührten. Die Belange einzelner Bürger sowie kommunale Interessen mussten gewahrt werden; somit verlangten Briefe, die auf mögliche Konflikte oder Nachteile für die Stadt hindeuteten, eine schnellstmögliche Reaktion. Wichtige Briefe und der eventuelle Handlungsbedarf, den diese nach sich zogen, wurden während der Ratssitzungen besprochen.8 Auf die große Bedeutung und wichtige Rolle des Stadtschreibers in der städtischen Interessenvertretung ist schon mehrmals hingewiesen worden. Der Stadtschreiber begleitete oft die städtischen Gesandtschaften, wohnte in der Regel den Ratssitzungen bei, öffnete als Erster die eingehenden Briefe und legte diese dem Rat vor.9 Nachdem der Rat eine Entscheidung über eine angemessene Reaktion gefällt hatte, wurde der Brief vom Stadtschreiber oder einem seiner Gehilfen geschrieben und für den Botenversand bereit gemacht.10 Der zuständige Ratsherr hat die Mitteilung vor dem Versand wahrscheinlich noch einmal kontrolliert und gegebenenfalls korrigieren lassen. Nach der Übermittlung der Botschaft war die Arbeit keineswegs erledigt. In der Regel war die Korrespondenz auf eine Antwort des Empfängers angelegt und somit begann der oben beschriebene Zyklus wieder von vorne. Neue Briefe mit Antworten, Informationen und Ansprüchen des politischen Gegenübers trafen ein und verlangten eine Überprüfung und angemessene Reaktion des Rates. Um den Überblick nicht zu verlieren, war den Augsburger Stadtschreibern, Kanzleigehilfen und Ratsherren viel daran gelegen, die verschickten Briefe längerfristig aufzubewahren. Es ist somit kein Zufall, dass die Missivbücher, nach einigen Anläufen,11 seit Anfang des 15. Jahrhunderts systematisch und konsequent geführt wurden. Zusammen mit den Ratsprotokollen waren die Missiven die wichtigsten Akten, aufgrund derer die Ratsherren und Stadtschreiber die nächsten Schritte auf dem diplomatischen Parkett planen konnten.
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1960; Ulrich Meier, Ad incrementum rectae gubernationes. Zur Rolle der Kanzler und Stadtschreiber in der politischen Kultur von Augsburg und Florenz in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: Schwinges (Hg.), Gelehrte im Reich, S. 477–503. Vgl. für Augsburg: Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 291, 300; für Bern: Arnold Esch, Alltag der Entscheidung. Berns Weg in den Burgunderkrieg, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 50 (1988), S. 3–64, hier S. 17–25; für Köln: Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 38–40; für Basel: Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 180–182. Allgemein: Burger, Die südwestdeutschen Stadtschreiber, S. 163–188; Pitz, Schrift- und Aktenwesen, S. 122–127. Für Augsburg: Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 135; Adrian, Augsbourg, S. 234–243; Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 278–280. Für die Schweiz: Ferdinand Elsener, Notare und Stadtschreiber. Zur Geschichte des schweizerischen Notariats, Köln 1962; Esch, Alltag der Entscheidung, S. 24–26; Urs Martin Zahnd, Studium und Kanzlei. Der Bildungsweg von Stadt- und Ratsschreibern in eidgenössischen Städten des ausgehenden Mittelalters, in: Schwinges (Hg.), Gelehrte im Reich, S. 453–476, hier S. 453–454, 470–472; Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 111–114; Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 182–184; vgl. für die Hansestädte: Wriedt, Das gelehrte Personal. Vgl. Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 151–152, 184. Hierzu Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 280–282.
3.1 Rat, Kanzlei und Stadtschreiber
63
Im späten Mittelalter nahm der Einfluss des (gelehrten) Rechts auf die Diplomatie stark zu. Mehrere Aspekte der Korrespondenz und Änderungen in der Kanzlei bezeugen diese Verrechtlichung. Der Brief selbst wurde, wie Kluge herausstellt, zur Grundlage einer Verhandlung oder zur Dokumentation und Speicherung rechtmäßigen Verhaltens.12 Hinzu kommt, dass den Briefen, zur Legitimation der städtischen Haltung im Konflikt, Kopien und Exzerpte von Privilegien, Urkunden, Stellungnahmen und Gutachten beigefügt wurden. Leider sind die jeweiligen Anhänge nicht in die Missivbücher kopiert worden. Nur die textuellen Hinweise im Brief deuten auf die Praxis des mitgeschickten Anhangs hin. Etwas später wurde auch die Position des Stadtschreibers selbst verrechtlicht: Im Laufe des 15. Jahrhunderts vollzog sich der Wandel vom meist in der Augsburger Kanzlei ausgebildeten Schreiber zum studierten und promovierten Stadtschreiber.13 Dieser Übergang lässt sich anhand der Karrierewege verschiedener Stadtschreiber darlegen. Im 13. Jahrhundert hatte Augsburg seine Schreiber noch von außen angeworben. Im 14. Jahrhundert dagegen wurden Kanzleischüler und Schreibergehilfen schon in der Augsburger Kanzlei ausgebildet, um die Stadt diesbezüglich selbst zu versorgen.14 Diese Praxis wurde auch im 15. Jahrhundert weitgehend beibehalten. Allerdings wurden ab der Jahrhundertmitte auch Stadtschreiber eingestellt, die ein Jurastudium absolviert hatten.15 Über die Stadtschreiber der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts lassen sich in der Literatur nur wenige Informationen finden.16
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Vgl. ebd., S. 288–289. Vgl. ebd., S. 112–117. Von anderen Städten ist eine ähnliche Praxis bekannt: Zahnd, Studium und Kanzlei, S. 464–466. Vgl. Isenmann, Aufgaben und Leistungen. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 112–117, 162–163. Im 14. Jahrhundert wurden viele Stadtschreiber mit der allgemeinen Bezeichnung Magister oder Meister betitelt, was laut Kießling und Geffcken eher auf eine allgemeine Bildung schließen lässt. Vgl. Rolf Kiessling/Peter Geffcken, Art. Stadtschreiber, in: Grünsteudel (Hg.), Augsburger Stadtlexikon, elektronische Ressource: http://www.stadtlexikon-augsburg.de [Stand: 31.5.2016]. Notare oder gelernte Stadtschreiber werden von Wriedt als ‚Halbgelehrte’ bezeichnet. Wriedt, Das gelehrte Personal, S. 20–21. Eine begrenzte Auflistung der Augsburger Stadtschreiber von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert bietet Burger, Die südwestdeutschen Stadtschreiber, S. 255–257. Für einen ersten Überblick der Augsburger Stadtschreiber mit einigen biographischen Daten: Rolf Kiessling, Das gebildete Bürgertum und die kulturelle Zentralität Augsburgs, in: Bernd Moeller (Hg.), Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, Göttingen 1983, S. 553–585, hier S. 563–566.
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3. Von Augsburg in die Welt
Schreiber wie Oswald,17 Thomas Eber,18 Heinrich Erlbach19 und Matthäus Schleicher20 tauchen in vielen Quellen auf, jedoch ohne eindeutige Hinweise auf ihre Herkunft oder ihre akademische Bildung. Ganz anders sieht es in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus. Valentin Eber, der spätestens seit 145521 als Gehilfe unter Heinrich Erlbach in Augsburg tätig war und 1469 zum Stadtschreiber auf Lebenszeit ernannt wurde,22 hatte in Wien studiert23 und wurde in den Quellen als Lizentiat und/oder Meister24 genannt. Er stieg 17
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Die Übernahme des Stadtschreiberamtes durch Oswaldus, zusammen mit Gehilfe Thomas, wird für das Jahr 1421 namentlich genannt nach einem zeitlichen Bruch in den Missivbüchern: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 7r, Nr. 20. So wird ein gewisser Thoman (Thomas) Eber als Stadtschreiber in einer Urkunde erwähnt: StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 10. März 1446. Es ist unklar, ob dieser Schreiber mit dem Thomas Notarius in den Stadtrechnungen gleichzustellen ist. Ob es sich hier vielleicht um den Vater oder einen anderen Verwandten des späteren Stadtschreibers Valentin Eber handelt, müsste näher untersucht werden. Aus der Familie Eber wurden auch später noch weitere Männer zur Wiener Universität geschickt: 1465 ist ein Thomas Eber belegt, 1499 wiederum ein Valentin Eber in Wien immatrikuliert: Eduard Gebele, Augsburger auf hohen Schulen, in: ZHVSchwab 53 (1938), S. 41–121, hier S. 70, 72. Der spätere Feind der Stadt Heinrich Erlbach wurde am 14. März 1450 als Stadtschreiber auf Lebenszeit eingestellt. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 14. März 1450. Einige biographische Daten über seine Frau und Kinder sind zu finden bei Krieger/Fuchs, Ehemalige Amtsträger, S. 337, Anm. 8. Schleicher soll aus einer bekannten Ulmer Handelsfamilie stammen. Vgl. Burger, Die südwestdeutschen Stadtschreiber, S. 50–51. Er taucht schon in den 1450er-Jahren in den Stadtrechnungen auf, wo er mit 33 Gulden pro Quatemper ausbezahlt wurde, z. B. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 52, f. 82r. 1464 wurde er auf Lebenszeit eingestellt und sollte der finanziellen Abteilung des Rates (Baumeister und Steuermeister) zur Seite stehen. Diese Tätigkeitsbeschreibung sowie das Gehalt (100 Gulden mit zusätzlichen Nebeneinnahmen) deuten darauf hin, dass er nicht als leitender Stadtschreiber angestellt wurde. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 28. August 1464. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 296, 302. Laut Heinrich Werner soll Valentin Eber schon vor 1439 „im diplomatischen Dienste Augsburgs mit Kaiser Sigmund“ gestanden und außerdem die Reformatio Sigismundi verfasst haben, was allerdings von anderen Forschenden stark bezweifelt wurde, sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf Ebers Alter. Heinrich Werner, Über den Verfasser und den Geist der sog. Reformation des Kaisers Sigmund, in: Historische Vierteljahrschrift 5 (1902), S. 467–486; Ders., Die Reformation des Kaisers Sigmund. Die erste deutsche Reformschrift eines Laien von Luther, Berlin 1908, S. LV–LVI, zit. S. LVI. Vehement gegen diese Thesen: Carl Koehne, Studien zur sogenannten Reformation Kaiser Sigmunds, in: Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 6 (1898), S. 369–430; Ders., Zur sogenannten Reformation Kaiser Sigmunds, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, 27 (1902), S. 251–263; 28 (1903), S. 739–750 und schließlich 31 (1906), S. 214–237, insbes. S. 215–222. Archivalische Belege für die These Werners fehlen. Die Stadtrechnungen geben einen besseren Hinweis: Demnach war Valentin Eber im Jahr 1455 schon für drei Jahre bestellt. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 52, f. 81v: Maister Valentin ist 3 Jar bestelt. Vgl. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 135–136; Meier, Ad incrementum rectae gubernationis, S. 482; Franz Josef Worstbrock, Art. Eber, Valentin, in: Wolfgang Stammler/Karl Longosch/Kurt Ruh (Hg.), Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 2, Berlin/New York 1980, Sp. 266–267; Bestallungsurkunde auf Lebenszeit: StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 12. September 1469. Belege finden sich für das Wintersemester 1439: Gebele, Augsburger auf hohen Schulen, S. 67. Zudem taucht Eber im Wintersemester 1441/1442 in den Matrikelbüchern der Artisten als ein zur Determination zugelassener Scholar auf. Thomas Maisel/Ingrid Matschinegg (Hg.), ‚Wiener Artistenregister’ 1416 bis 1447. Acta Facultatis Artium II, Wien 2007, S. 140, Nr. 8017. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 21. Juni 1458 u. 12. September 1469. Manchmal wurde Eber auch lediglich maister valentin genannt, z. B. in: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 60, f. 52v.
3.1 Rat, Kanzlei und Stadtschreiber
65
auch gesellschaftlich weiter auf. Seine vertrauensvolle Anstellung in direkter Ratsnähe kombiniert mit seiner hochdotierten steuerfreien Besoldung als Stadtschreiber (am Ende seiner Laufbahn jährlich 200 Gulden steuerfrei25) und seine Aufnahme in den Kreis um den bekannten Bürgermeister und Humanisten Sigmund Gossembrot26 ermöglichten es ihm, in die höhere Augsburger Gesellschaft einzuheiraten. Seine erste Frau war die Tochter eines ratsnahen Zunftmeisters, seine zweite Ehe mit Appolonia Hofmaier verschaffte ihm Zutritt zur Herrenstube.27 Es ist außerdem anzunehmen, dass den ratsführenden Familien daran gelegen war, den neuen Stadtschreiber mittels verwandtschaftlicher Beziehungen stärker an Augsburg zu binden.28 Ähnliches ist in Frankfurt bei der Aufnahme von einigen Neubürgern zu sehen, die durch ihre Erfahrung und guten Kontakte zum Königshof rasch in die höchsten Rats- oder Schultheißenämter gelangten und mit Töchtern aus dem Frankfurter Patriziat verheiratet wurden.29 Konrad Peutinger, der in der Forschungsliteratur lange Zeit in erster Linie als Humanist und Historiker dargestellt wurde,30 hatte als Sohn eines Augsburger Kaufmanns die Rechte studiert und in Italien einen Doktortitel erworben.31 Peutinger kam aus einer Familie, die mindestens seit dem 14. Jahrhundert in Augsburg lebte, und erlangte 1498 durch seine Eheschließung mit Margarethe, einer Tochter aus der bekannten Augsburger Patrizierfamilie Welser, ebenfalls Zugang zur Herrenstube.32 Ende 1490 verpflichtete sich Peutinger für vier Jahre als Gehilfe des Stadtschreibers Valentin Eber und wurde 1494 direkt mit einem jährlichen Gehalt von 150 Gulden verlängert. Wahrscheinlich wurde er in dieser Zeit von Valentin Eber auf die Über25
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1457 bekam Eber ein Gehalt von 120 Gulden, das bei der Benennung auf Lebenszeit auf 200 Gulden erhöht wurde. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 21. Juni 1458 u. 12. September 1469. Kiessling, Das gebildete Bürgertum, S. 564. Vgl. Herrad Spilling, Handschriften des Augsburger Humanistenkreises, in: Johanne Autenrieth (Hg.), Renaissance- und Humanistenhandschriften, München 1988, S. 71–84, hier S. 76–77. Vgl. Peter Geffcken, Art. Eber, Valentin, in: Grünsteudel (Hg.), Augsburger Stadtlexikon, elektronische Ressource: http://www.stadtlexikon-augsburg.de [Stand: 31.5.2016]. Die Gefahren, die aus einem Streit oder ‚Verrat’ des Stadtschreibers gegen seinen Dienstherrn entstehen konnten, werden wohl nach den heftigen Streitigkeiten mit dem ehemaligen Stadtschreiber Heinrich Erlbach jedem noch in Erinnerung gewesen sein. Vgl. Kapitel 2, Anm. 107. Vgl. Rothmann, Die Familie der Diplomaten, insbes. S. 157–158. Vgl. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 136–137 sowie die Literaturhinweise dort. Allgemein zu Konrad Peutinger: Paul Joachimsen, Peutingeriana, in: Theodor Bitterauf (Hg.), Festgabe für Karl Theodor von Heigel zur Vollendung des 60. Lebensjahres, München 1903, S. 266–289; Erich König, Peutingerstudien, Freiburg i. Br. 1914; Erich König, Konrad Peutingers Briefwechsel, München 1923; Clemens Bauer, Conrad Peutingers Gutachten zur Monopolfrage, in: ARG 45 (1954), S. 1–44, 145–196; Rudolf Pfeiffer, Conrad Peutinger und die humanistische Welt, in: Hermann Rinn (Hg.), Augusta 955–1955. Forschungen und Studien zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte Augsburgs, München 1955, S. 179–186; Lutz, Conrad Peutinger; Josef Bellot, Conrad Peutinger und die literarisch-künstlerischen Publikationen Kaiser Maximilians, in: Philobiblon 11 (1967), S. 171–189; Franz Josef Worstbrock, Aus dem Nachlaß Konrad Peutingers, in: Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen 7 (1983), S. 93–96. Peutinger (geb. 1465) studierte 1479–1480 in Basel sowie 1482–1488 in Padua und Bologna. Lutz, Conrad Peutinger, S. 4–6; Peter Geffcken/Josef Bellot/Katharina Sieh-Burens, Art. Peutinger, in: Grünsteudel (Hg.), Augsburger Stadtlexikon, elektronische Ressource: http://www.stadtlexikon-augsburg.de [Stand: 31.5.2016]. Vgl. Lutz, Conrad Peutinger, S. 4; Meier, Ad incrementum rectae gubernationes, S. 484.
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3. Von Augsburg in die Welt
nahme des Stadtschreiberamtes vorbereitet. Nach mehreren diplomatischen Missionen für die Stadt, unter anderem im Streit um das Domkapitelstatut, wurde er 1497 Stadtschreiber auf Lebenszeit, mit einer Besoldung von 240 Gulden.33 Neben dem festen Kanzleipersonal verschaffte sich der Augsburger Rat seit dem Ende des 15. Jahrhunderts juristischen Beistand von – oft mit einem befristeten Vertrag oder begrenzten Auftrag besoldeten – Syndici und Konsulenten, wie Dr. Johann Rehlinger und Dr. Paul Koler.34
3.2 Beschreibung und statistische Auswertung der Missivbücher
Da die ausgehende Korrespondenz von überragender Bedeutung für die Wahrung städtischer Interessen war und somit als Schlüsselquelle für die Entscheidungsfindung zwischen Rat, Kanzlei und politischen Akteuren zu sehen ist, soll zunächst eine nähere Charakterisierung und Auswertung der Missivbücher erfolgen.
3.2.1 Die Missivbücher als Briefregister Die ausgehende Korrespondenz ist in den sogenannten Missivbüchern festgehalten, einer Reihe, welche die (sachlichen) Briefe des Augsburger Rates an andere politische Akteure umfasst und die nach der Typologie von Rolf Köhn als Briefregister zu deuten ist. Köhn definiert Briefregister als eine „fortlaufend, obgleich nicht immer kontinuierlich geführte Abschrift einer Korrespondenz durch den Absender, der nicht mit dem Verfasser identisch sein muß“35. Die Missivbücher zeigen auch die weiteren Merkmale eines Briefregisters auf: So sind die Briefe im Auftrag des Absenders (des Rates) kopial überliefert. Auch führte die fortlaufende Sicherung der Briefe dazu, dass sie mehr oder weniger in chronologischer Reihenfolge überliefert sind.36 33 34
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Vgl. Lutz, Conrad Peutinger, S. 9–16 u. 25. Vgl. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 170; Kiessling, Das gebildete Bürgertum, S. 564–565, 575–577. Vgl. Abschnitt 5.3. Köhn unterscheidet folgende Grundtypen von kopial überlieferten Briefen: Briefregister, Briefbuch, Briefsammlung und Briefsteller. Ein Briefbuch enthält nach Köhns Definition vor allem die eingehende Korrespondenz, manchmal auch Briefe aus der Kommunikation zwischen anderen politischen Akteuren. Für Augsburg könnte man die Literaliensammlung als Briefbuch deuten. Die Briefsammlung dagegen ist nach Köhn eher literarisch-autobiographisch ausgerichtet und sammelt nur die Briefe von einem Autor. Ein Briefsteller umfasst überarbeitete Briefe, welche die Brieflehre anschaulicher machen sollten. Vgl. Rolf Köhn, Zur Quellenkritik kopial überlieferter Korrespondenz im lateinischen Mittelalter, zumal in Briefsammlungen, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 101 (1993), S. 284–310, Zit. S. 297. Hierzu auch Giles Constable, Letters and Letter Collection, Turnhout 1976, S. 56–62. Es gibt vereinzelt Briefe, welche die chronologische Reihenfolge unterbrechen. In der Regel geht es um Briefe, die um einige Tage nach dem nächsten Brief datiert sind. Zum Beispiel: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Vb, f. 10r–15r umfasst die Nummern 21 bis 32. Die Briefe datieren grob
3.2 Beschreibung und statistische Auswertung der Missivbücher
67
Der größte Teil der Briefe ist in deutscher Sprache verfasst, jedoch lassen sich – abhängig vom Korrespondenzpartner – einige lateinische Briefe finden.37 Die heutige Buchbindung, in der mehrere Jahrgänge zusammengebunden sind, erfolgte erst später, wie Kluge überzeugend gezeigt hat.38 Der Begriff „Missivbücher“ wurde zeitgenössisch nicht verwendet, sondern muss später entstanden sein.39 Die Reihe enthält also nicht die originalen Briefe, sondern die in Abschrift überlieferten, von Augsburg ausgehenden Briefe. Die Frage, inwiefern die überlieferten Texte als reine Abschrift oder Konzeptbriefe zu deuten sind, lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Das Briefregister zeigt, dass manche – meist politisch hochbrisante – Briefe verändert wurden. Teilweise wurden Textstellen oder sogar ganze Briefe gestrichen.40 Die Tatsache, dass die getilgten Textstellen noch komplett lesbar sind, spricht gegen die Annahme, dass sie aus Gründen der Geheimhaltung bearbeitet worden sind. Höchstwahrscheinlich sind die makulierten Briefe – gemessen an der Gesamtzahl relativ wenige – gar nicht verschickt worden. In den meisten Fällen folgte direkt im Anschluss ein neuer Brief an den gleichen Adressaten, was darauf schließen lässt, dass der erste Brief so stark überarbeitet wurde, dass der Schreiber ihn durchstrich und ganz neu niederschrieb.41 Auch kleinere Randvermerke, wie Non est missa42 lassen darauf schließen, dass manche Briefe gar nicht versendet wurden. Briefänderungen kommen dagegen relativ häufig vor, jedoch nicht so, dass die Reihe als reines Konzeptbuch angesehen werden muss. Die Korrekturen lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Erstens gibt es konkrete Verbesserungen, die sich darin zeigen, dass bestimmte Wörter oder Sätze gestrichen wurden und dahinter der neue Text folgt. Zweitens gibt es nachträgliche Überarbeitungen, die darauf schließen lassen, dass der Schreiber nach der Korrektur einige Änderungen im Brief vorgenommen hat. Zusätzlich weisen Randnotizen des Schreibers auf weitere Schreibtätigkeiten hin, die beispielsweise nicht im Briefregister aufgenommen wurden. So sagen Notizen wie Item den von landsperg auch ainen sollichen prief als den von munchen,
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in chronologischer Reihenfolge den Zeitraum vom 23. Januar bis 9. Februar 1462. Nacheinander sind folgende Einträge zu finden: 23. Januar, 30. Januar, ohne Datum, 31. Januar, 29. Januar, 31. Januar, 5. Februar, 30. Januar, 8. Februar, 3. Februar, 8. Februar, 9. Februar. So sind mehrere Schreiben an Venedig und Vollmachtbriefe in lateinischer Sprache verfasst. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 13r, Nr. 65–66; f. 14v, Nr. 72; f. 74r, Nr. 353; f. 91v, Nr. 415; f. 132r, Nr. 603. Kluge weist auf die Stadtrechnungen hin, die belegen, dass die ausgehenden Briefe pro Jahr gebunden wurden. Er schließt aus dem Verlust des mittelalterlichen Einbandes, dass mehrere Jahre nachträglich zusammengebunden wurden. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 283. Ebd. Einige Beispiele von Briefen, in denen Textstellen durchgestrichen, aber noch gut lesbar sind: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VII, f. 47v–48r, Nr. 89; f. 79v–80r, Nr. 141. Einige Beispiele von komplett durchgestrichenen und wieder neu angefangenen Briefen: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 113v, Nr. 516; f. 209v–210r, Nr. 964–965; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVb, f. 24v, Nr. 70; f. 27r, Nr. 80; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VII, f. 10r, durchgestrichener Anfang unter Nr. 18, neuer Brief auf f. 11r, Nr. 20. Zum Beispiel: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 5v, Nr. 29; f. 43v, Nr. 216.
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3. Von Augsburg in die Welt
etc.,43 etwas über die Kanzleiabläufe aus. Offenbar genügte die Notiz, dass Landsberg – wohl in ähnlichen Worten wie im obenstehenden Brief an München – angeschrieben worden sei.44 Nachweise wie diese legen die These nahe, dass die Missivbücher als Zwischenform zwischen Kopialbuch und Konzeptbuch fungiert haben. Die Briefe sind wohl in einem ersten Schritt als (heute nicht mehr erhaltene) Konzepte verfasst und dann vom Schreiber in die Missivbücher übernommen worden. Hierbei wurden nicht alle Briefe in das Amtsbuch aufgenommen. Nach Eintrag in das Briefregister konnte der Kleine Rat oder der jeweilige verantwortliche Ratsherr den Brief noch einmal lesen und eventuell ändern lassen, bevor dieser für den Botengang fertiggestellt wurde. Eine ähnliche Vorgehensweise wird auch in Köln und den westlichen eidgenössischen Städten vermutet.45 Dass die Änderungen sich in politisch wichtigen Briefen häufen, legt die Annahme nahe, dass der Stadtrat gerade in diesen Fällen zur Korrektur las. Obwohl die Originalbriefe nicht überliefert sind, besteht kein Zweifel an der Echtheit. Rolf Köhn hat mit seinem Hinweis, dass mittelalterliche Briefabschriften mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden sollten, sicherlich nicht Unrecht.46 Allerdings bezog Köhn sich auf adlige (nicht-königliche und nicht-päpstliche) Briefsammlungen des hohen Mittelalters; er ließ dabei die möglichen Funktionen städtischer Briefregister des späten Mittelalters außer Acht. Auch räumte Köhn ein, dass gerade die Briefregister einen zuverlässigen Text bieten, „denn der Eintrag im Register geht üblicherweise auf den zurückbehaltenen Entwurf zurück, der zur Reinschrift und zum Abschicken autorisiert wurde“.47 Wie Kluge nachgewiesen hat, geht aus den Stadtrechnungen hervor, dass die Stadtschreiber noch am Ende des 14. Jahrhunderts für die zusätzliche Arbeit, die das Einschreiben der eingehenden Briefe mit sich brachte, gesondert entlohnt wurden. Später bekamen die Stadtschreiber einen höheren festen Lohn, der die Entlohnung dieser Aufgabe mit einschloss.48 Damit steht fest, dass die Schreiber die ausgehende Korrespondenz im Auftrag des Rates festhielten. Auch die Tatsache, dass sich die in den Briefen aufgeführten Informationen, Personen, Orte und Ereignisse mit den anderen Akten der städtischen Verwaltung sowie auch größtenteils mit der Überlieferung in den Stadtchroniken decken, bezeugt die konkrete Realität der Briefe.
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Ebd., f. 46r, Nr. 226. Das Gleiche gilt für einen Brief an Bopfingen, mit der darunter befindlichen Notiz: Des gelichen ist geschriben wurden den von Laugingen, StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVb, f. 27r, Nr. 80. Undatierter Sendbrief an Markgraf Johann von Brandenburg-Kulmbach. Die Notiz Geben als oben lässt vermuten, dass der Brief wie Nr. 78 am 29. Januar 1444 verschickt wurde. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Va, f. 26v, Nr. 79. Vgl. Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 45; Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 189–192. „Jede Abschrift eines mittelalterlichen Briefes unterliegt daher dem Verdacht der Fiktion oder Fälschung.“ Köhn, Zur Quellenkritik kopial überlieferter Korrespondenz, S. 294. Ebd., S. 298. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 282–285.
3.2 Beschreibung und statistische Auswertung der Missivbücher
69
Da die meisten eingehenden Briefe verloren gegangen und nicht in der Literaliensammlung enthalten sind, wird in dieser Studie verstärkt auf die ausgehende Korrespondenz (Missivbücher) zurückgegriffen. Die Briefe in den Missivbüchern wiederholen allerdings einen Teil der vorherigen Briefe, also der einkommenden Korrespondenz, wodurch die eingehende Kommunikation zumindest ansatzweise rekonstruiert werden kann. Mit dem Aufkommen des Briefes als Distanzmedium49 war es für politische Akteure zwar möglich geworden, ohne direkten Kontakt und somit relativ schnell Informationen und Nachrichten auszutauschen, es barg allerdings auch die Gefahr, dass der Brief mit dem Boten unterwegs verloren ging oder dass die Nachricht falsch interpretiert wurde. Um sicherzustellen, dass die Stadt Augsburg die zugeschickten Mitteilungen tatsächlich erhalten und verstanden hat, wurden die wichtigsten Informationen im (ausgehenden) Brief wiederholt. So erinnerte Augsburg im September 1416 in einem Brief an seine Gesandten Sebastian Illsung, Johann Wieland und Hans Holzhaimer an deren letzte Nachricht, die sie den Beginn des Waffenstillstandes betreffend an Augsburg geschickt hatten: Als Jr uns verschriben habent von des frides wegen besunder Uff Sant Hartmens tage czu Bestann, als daz der herren vermainung Jst, etc. haben wir wol vernomen.50 Daraufhin informierte die Stadt ihre Gesandten über die Bedingungen, die der Rat für den Waffenstillstand beschlossen hatte. Der hier zitierte Satz ist nicht nur als Höflichkeitsfloskel oder als ein sinnvoller Überleitungssatz zum eigentlichen Inhalt gemäß dem Briefmodell zu interpretieren,51 er dient auch der Gewährleistung einer gelungenen Kommunikation. Durch die Wiederholung der Botschaft stellten die Kommunikationspartner sicher, dass die Nachricht angekommen und richtig verstanden worden war.
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Der Brief als Distanzmedium wurde besonders für die Frühe Neuzeit thematisiert: Werner Faulstich, Medien zwischen Herrschaft und Revolte. Die Medienkultur der frühen Neuzeit (1400–1700), Göttingen 1998, S. 48–68; Maria Stuiber, Zwischen Rom und dem Erdkreis. Die gelehrte Korrespondenz des Kardinals Stefano Borgia (1731–1804), Berlin 2012, S. 22; Mark Hengerer (Hg.), Abwesenheit beobachten. Zu Kommunikation auf Distanz in der Frühen Neuzeit, Wien/Berlin 2013. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 140v, Nr. 642. Vgl. hierzu Hesses Einschätzung, dies sei eher eine formelhafte Wendung, Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 139. Zu der ars dictamini: James J. Murphy, Rhetoric in the Middle Ages. A History of rhetorical Theory from Saint Augustine to the Renaissance, Berkeley/Los Angeles/London 1974, S. 194–268; Hans Martin Schaller, Ars dictaminis, Ars dictandi, in: LexMA, 1, München/Zürich 1980, Sp. 1034–1039; Franz Josef Worstbrock, Die Antikenrezeption in der mittelalterlichen und der humanistischen Ars dictandi, in: August Buch (Hg.), Die Rezeption der Antike. Zum Problem der Kontinuität zwischen Mittelalter und Renaissance, Hamburg 1981, S. 187–207; Franz Josef Worstbrock/Monika Klaes/Jutta Lütten (Hg.), Repertorium der Artes dictandi des Mittelalters, Bd. 1: Von den Anfängen bis um 1200, München 1992; Peter von Moos, Briefkonventionen als verhaltensgeschichtliche Quelle, in: Peter von Moos (Hg.), Rhetorik, Kommunikation und Medialität, Berlin 2006, S. 173–203; Florian Hartmann, Ars dictaminis. Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts, Ostfildern 2013. Zu Briefformularen in Bayern, darunter Augsburg: Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 107–177.
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3. Von Augsburg in die Welt
3.2.2 Überlieferung und ausgewählte Zeitabschnitte Die Missivbücher sind für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts nahezu vollständig überliefert, seit den 1440er-Jahren finden sich dagegen erhebliche Lücken in der Überlieferung. Die Quellendichte für die jeweiligen Zeitabschnitte ist Anhang B zu entnehmen. Um einen statistischen Vergleich zu ermöglichen, wurden drei lückenlose Abschnitte (insgesamt 2.126 Briefe) von drei bis fünf Jahren, die ungefähr 30 Jahre auseinanderliegen, mit Datum, Adressat, Signatur und einer Zusammenfassung des Inhalts in eine Datenbank aufgenommen. Die Erhebung erfolgte für die Zeiträume 1413 bis 1417, 1443 bis 144752 sowie 1476 bis 1478. Die Korrespondenz zu Zeiten großer politischer Krisen, wie etwa in den Jahren 1418 bis 1421, wurde ausgelassen, um die Auswertung nicht zu verzerren. Dennoch fällt als Erstes die unterschiedliche Anzahl der Briefe auf. Für das Jahr 1444 sind zum Beispiel 506 Schreiben aufgelistet (hiervon 31 offene Briefe53, Urkunden und cedulae inclusae),54 für das Jahr 1445 sind dagegen nur 74 Briefe (darunter fünf offene Briefe und Urkunden) überliefert. In anderen Studien ist mehrmals darauf hingewiesen worden, dass die Kommunikation in Krisenzeiten stark anstieg und in politisch ruhigeren Zeiten wieder abnahm.55 Sowohl die Frequenz der Korrespondenz als auch das Bedürfnis, das Geschriebene aufzubewahren, würden in solchen Jahren deutlich zurückgehen. Das ist in Augsburg sicherlich in manchen Jahren auch der Fall,56 jedoch scheint der Grund für derartige Schwankungen eher in der Überlieferungssituation zu liegen. Die Missivbücher scheinen seit den 1440er-Jahren anders organisiert worden zu sein. So sind die Briefe aus den Jahren 1443 bis 1445 sowohl in Band IVa (1437– 1443), Band IVb (1443–1450) als auch in Band Va (1443–1445) überliefert. Die Briefe in IVa und IVb werden allerdings nicht in Va wiederholt. In allen Amtsbüchern sind die Briefe in chronologischer Reihenfolge aufgelistet. Die Bindung der überlieferten Missivbücher ist zwar nicht zeitgenössisch,57 die aufeinanderfolgenden Seiten und die chronologische Reihung in zeitgenössischer Schrift lassen aber darauf schließen, dass die Briefe schon im 15. Jahrhundert in zwei – oder gar drei – verschiedenen
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Die Briefe aus diesen Jahren setzen sich zusammen aus StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVa, IVb und Va. Hiermit sind die Schreiben gemeint, die meist eine offizielle Mitteilung des Augsburger Rates enthielten und in der Öffentlichkeit verbreitet wurden. So wurden am 1. September 1414 die Augsburger Kaufleute in Frankfurt mit einem derartigen Brief vor dem Mainzer Erzbischof gewarnt. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 66r, Nr. 313. Vgl. Abschnitt 3.2.4. Vgl. Buchholzer-Remy, Stadtregieren in Krisenzeiten, S. 271–273; Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 10; Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 64–66; Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 22. Vergleiche hierzu das relativ ‚normale’ Jahr 1413 (195 Schreiben, davon acht offene Briefe, Quittierungen etc.) mit dem Krisenjahr 1418 (240 Schreiben, davon vier offene Briefe). StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib und II. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 283, 286.
3.2 Beschreibung und statistische Auswertung der Missivbücher
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Sammlungen untergebracht waren.58 An beiden Büchern haben mehrere Schreiber gearbeitet, was eine strikte Aufgabenteilung ausschließen würde. Auch bezüglich des Inhalts und Empfängerkreises lassen sich keine großen Unterschiede erkennen. Der Grund für eine derartige separate Aufbewahrung bleibt damit zunächst unklar; sicher ist jedoch, dass nicht die gesamte damals festgehaltene Korrespondenz in der heutigen Archivlage überliefert worden ist. Vielleicht ist diese Entwicklung im Zusammenhang mit einer anderen Änderung in der Verwaltung zu sehen: Kurz vor der Jahrhundertmitte wurden auch neue Akten angelegt. In der Sammlung des Ratsherrn Paul Hektor Mair, die Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden ist, sind eigene Sachakten zu finden, die teilweise auf konkrete Ereignisse des 15. Jahrhunderts zurückgehen. Bestände mit Titeln wie Copiae vonn allerley minuten der handlung halben zwischen Bayern und der statt Augspurg [...] 59 sowie die Tatsache, dass in den Missivbüchern der Reichskriegsjahre 1461 bis 1463 kaum Absagebriefe enthalten sind,60 legen die These nahe, dass zu dieser Zeit noch andere Akten, wie ein eigenes Fehdebuch oder zumindest eigene fallspezifische Akten, existierten.
3.2.3 Empfängerkreise und Kommunikationsräume. Eine statistische Auswertung Ziel ist es, einerseits einen Überblick über die Reichweite der Missivbücher zu geben und andererseits zu analysieren, mit welchen politischen Akteuren Augsburg kommunizierte und in welchem Distanzradius der Großteil der Nachrichtenübermittlung stattfand. Die Auswertung kann nur einen Umriss der tatsächlichen Korrespondenz geben, da nicht alle Briefe in den Missivbüchern überliefert sind. Zudem werden die Boten nicht jeden Brief einzeln überbracht haben. Briefe an Kaufbeuren, Memmingen und Kempten konnten zum Beispiel von einem einzigen Boten
58
59
60
Das Jahr 1443 ist über drei Briefregister verteilt worden, wobei es scheint, als wären es ursprünglich nur zwei verschiedene Register gewesen: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVa enthält nur Briefe aus der Periode Januar bis April 1443, ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVb dagegen Briefe aus dem Zeitraum Juni bis Dezember 1443. Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Va listet die Briefe wiederum für das ganze Jahr auf. StadtA Augsburg, Reichsstadt, Selekt „Schätze“, Nr. 124. Einen ähnlich lautenden Titel hat der Bestand StadtA, Reichsstadt, Selekt „Schätze“, Nr. 123: Ein geschriben buch, darin verzaichnet die Irrung zwischen Bayern unnd Augspurg [...]. Nur ein erklärendes Schreiben an Herzog Ludwig von Bayern-Landshut ist im Briefregister überliefert. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Vb, f. 8v–9r, Nr. 18. Der Fehdebrief selber ist als Kopie, nach einigen letzten Verbesserungen, in die Literaliensammlung gelangt: StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, 21. Januar 1462. Eine Edition des im Staatsarchiv München aufbewahrten Originalbriefes bietet: ChrDtSt 5, S. 248, Anm. 1.
72
3. Von Augsburg in die Welt
übermittelt werden.61 Auch die verschiedenen Maßnahmen, mit denen die Städte die Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung – vorzugsweise in dringenden Fällen – erhöhen konnten,62 werden für diese Auswertung nicht in Betracht gezogen. In die Auswahl sind alle erwähnten Schreiben – sowohl die Briefe selbst als auch Angaben, dass der Brief auch an andere Empfänger geschickt wurde63 – in der jeweiligen Zeitperiode aufgenommen worden. Die durchgestrichenen, meist unfertigen Briefe sowie Schreiben, die sicher nicht übermittelt wurden (non est missa), wurden dagegen nicht mitgezählt. Auch alle offenen Briefe, Urkunden, Quittierungen oder cedulae inclusae, insgesamt 157 Quellen, wurden nicht in die Auswertung einbezogen. Die Gründe dafür sind einfach: Diese Schriftstücke wurden entweder direkt vom Empfänger mitgenommen, in der Augsburger Verwaltung selbst zurückbehalten oder, im Falle eines offenen Briefes, überall verteilt und öffentlich verkündet. Sie erlauben somit keine Aussagen über die Briefübermittlung. Damit die Kommunikationsräume analysiert werden können, werden auch die cedulae inclusae nicht mitgezählt, da sie in der Regel keinen zusätzlichen Botengang erforderten. Sie wurden üblicherweise in den eigentlichen Brief eingesteckt oder separat verborgen mitgebracht (vgl. Abschnitt 3.4). Wenn der Aufenthaltsort des Adressaten nicht kenntlich gemacht wurde, wird bei der Identifizierung des Zielortes nach einem funktionalen Prinzip vorgegangen. So zählt nicht der adlige Stammsitz, sondern die Funktion, die der adlige Empfänger innehatte. Bei einem Brief an dem vesten und erbern Belhaimer pfleger zu dachaw64 wird beispielsweise der Ort Dachau als Zielort des Briefes angenommen. Abgesehen von der Anrede, die in der Regel für Angehörige des niederen Adels verwendet wurde, ist in diesem Fall nichts über Belheimer, in anderen Quellen Hans Belheimer genannt, bekannt. Da der Adressat hauptsächlich in seiner Funktion angeschrieben wurde und weitere Angaben über seinen Aufenthaltsort fehlen, kann angenommen werden, dass der Brief auch nach Dachau überbracht wurde. Bei ca. sechs Prozent der Schreiben konnte keine sichere Identifizierung des Empfängers bzw. Zielortes erfolgen, da es Orte mit dem gleichen oder einem ähnlichen Namen gab oder schlichtweg Ortsnamen oder sonstige Angaben fehlten.
61 62
63
64
Vgl. Wüst, Reichsstädtische Kommunikation, S. 702. Generell gab es hierzu drei Möglichkeiten: Erstens konnten Städte wie Augsburg auf das Botennetz von befreundeten Städten zurückgreifen. Zweitens waren Botenstafetten sehr effektiv, da sie gerade für Städtebünde zeit- und kostensparend waren. Drittens konnten Eilboten eingesetzt werden, die mit entsprechender Infrastruktur (Pferdewechsel) bis zu 150 km am Tag zurücklegen konnten. Sie galten allerdings als sehr kostspielig. Vgl. ebd., S. 688–689; Jörg, Kommunikative Kontakte, S. 82–84; Selzer, Nachholende Professionalisierung; Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 182–189, 199–205. In der Regel wurde dies kenntlich gemacht durch eine Notiz, meist unter dem Brief, wie Item an oder in Grundzahlwörtern (primo, secundo, etc.). Dies ist oft bei einem Geleitgesuch der Fall, wo der Brief in gleichlautenden Formulierungen an verschiedene politische Akteure geschickt wurde, beispielsweise: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 21v, Nr. 109: Briefe mit Geleitsgesuchen an Erzbischof Johann von Mainz, Ludwig von Heidelberg (wahrscheinlich Pfalzgraf Ludwig III.), Otto I. von Pfalz-Mosbach, Graf Eberhard von Württemberg sowie die Stadt Frankfurt a. M. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVb, f. 49r, Nr. 143.
3.2 Beschreibung und statistische Auswertung der Missivbücher
73
Die Auswertung erfolgt einerseits nach grober Kategorisierung der politischen Akteure und andererseits durch die Zuteilung der Schreiben zu drei verschiedenen Distanzkreisen. Die Briefempfänger werden nach Städten, Angehörigen des Hochund Niederadels (inklusive deren Amtleute), Bischöfen und Klöstern, König und Hofleuten, Augsburger Gesandten und sonstigen Personen unterschieden. Die drei Distanzkreise spiegeln die Reichweite der Nachrichtenübermittlung wider: unter 50 km, zwischen 51 und 100 km und über 100 km.65 Da die Entfernungen in Luftlinie gemessen werden und nicht der tatsächlich zurückgelegten Distanz entsprechen, decken sich die Kreise ungefähr mit der ermittelten Reisegeschwindigkeit von Boten. Geht man von einer Laufgeschwindigkeit von 30 bis 40 km pro Tag66 aus, entsprechen die bis zu 50 km entfernten Orte ca. ein bis zwei Tagen, der Kreis zwischen 51 und 100 km ungefähr zwei bis maximal vier Tagen und die über 100 km Luftlinie entfernten Orte mehr als vier bis sechs Tagen Reisezeit. Die Stadt Augsburg bewahrte die an die unterschiedlichsten Adressaten gerichteten Briefe auf. Wie den Tabellen 3 bis 5 in Anhang B zu entnehmen ist, zeigt die Verteilung der Briefe in den drei Übermittlungskreisen und an die verschiedenen politischen Akteure in den drei Perioden ein ähnliches, sehr vergleichbares Muster. Auch wenn die Auswertung sicherlich nicht zu 100 Prozent der Wirklichkeit entsprechen kann, ermöglicht die Analyse dreier verschiedener Zeitabschnitte einige generelle Aussagen über die Empfänger und den Augsburger Kommunikationsraum des 15. Jahrhunderts.
65
66
Vgl. eine ähnliche Auswertung der Kölner Briefbücher am Anfang des 15. Jahrhunderts, wobei die Distanzkreise in 20, 100 und über 100 Meilen angesetzt sind: Michael Rothmann/Peter Hesse, Zwischen Diplomatik und Diplomatie. Städtische Briefbücher als serielle Schlüsselzeugnisse städtischer Kommunikation im deutschen Spätmittelalter. Die Kölner Briefbücher von 1418–1424. Ein Werkstattbericht, in: Geschichte in Köln 52 (2005), S. 69–88. Die Reisegeschwindigkeit des Laufboten war im 15. Jahrhundert wohl weitgehend gleichgeblieben. Reitende Boten konnten, wenn sie das Pferd nicht wechselten, 55 bis 60 km, Eilboten dagegen bis zu 150 km am Tag zurücklegen. Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 198; Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 230–235; Elze, Über die Leistungsfähigkeit von Gesandtschaften und Boten. Vgl. Walser, der anhand von Beispielen der Boten von Albrecht von Brandenburg für regionale Botenreisen sehr unterschiedliche Reisegeschwindigkeiten aufzeigt: Robert Walser, Lasst uns ohne nachricht nit. Botenwesen und Informationsbeschaffung unter der Regierung des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg, München 2004 (elektronische PDF-Ressource), http://edoc.ub.uni-muenchen.de/2796/1/Walser_Robert.pdf, S. 134–148 [Stand: 29.12.2015].
74
3. Von Augsburg in die Welt
Empfänger
Tab. 1: Gesamtauswertung der überlieferten Korrespondenz der Stadt Augsburg über drei Zeitabschnitte (1413–1417, 1443–1447, 1476–1478). Kommunikationsradius
< 50 km
51−100 km
> 100 km
total
Städte
184
403
256
843 (45,9 %)
Herzöge und Markgrafen
0
116
54
170 (9,2 %)
Grafen, Herren, Ritter
158
273
209
640 (34,8 %)
Klöster, Bischöfe etc.
15
16
47
78 (4,2 %)
Königshof
0
0
41
41 (2,2 %)
Augsburger Gesandte
0
0
59
59 (3,2 %)
sonstige Personen
0
2
5
7 (0,4 %)
total
357 (19,4 %)
810 (44,1 %)
671 (36,5 %)
1.838 (100 %)
Quelle: Missivbücher (StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“ Nr. 105/ Ib, Iva, IVb, Va und VII).
Fast die Hälfte der Augsburger Korrespondenz (45,9 %) wurde an andere Städte überbracht. Augsburg kommunizierte vor allem mit seinen direkten Nachbarstädten Donauwörth (40 km von Augsburg entfernt, insgesamt 75 Briefe), Lauingen (ca. 41 km, 60 Briefe) sowie verstärkt mit den im mittleren Distanzkreis gelegenen ‚guten Freunden’ Ulm (67 km, 158 Briefe), Nördlingen (62 km, 50 Briefe) und Memmingen (68 km, 53 Briefe). 67 An diese fünf Städte gingen insgesamt 396 der 843 an Städte gerichteten Briefe. Das heißt, dass fast die Hälfte aller an andere Städte adressierten Schreiben an diese fünf Städte übermittelt wurden. Die weiter entfernt gelegenen Städte Nürnberg (122 km, 42 Briefe),68 Frankfurt am Main (252 km, 13 Briefe), Straßburg (234 km, 14 Briefe), Konstanz (150 km, 15 Briefe) und Regensburg (114 km, 16 Briefe) wurden deutlich seltener und situationsbedingter angeschrieben. So wurden zwar zahlreiche Städte in mehr als 100 km Entfernung kontaktiert, jedoch sind oft nur ein oder zwei Schreiben pro Stadt aufgezeichnet. Bei den adligen Adressaten zeigt sich ein ähnliches Bild. Wenn man Hoch- und Niederadel zusammenfasst, machte diese Gruppe 44,3 Prozent der gesamten Korrespondenz aus. Von den (Erz-)Herzögen, Landgrafen und Markgrafen wurden vorrangig Briefe an die politischen Akteure im Südwesten des Reiches verfasst, wie die verschiedenen bayerischen Herzogslinien von München (62 Briefe), Landshut 67
68
Vgl. hierzu die Reihe der Augsburger Korrespondenzpartner für den Zeitraum 1466–1487, die Wüst in abnehmender Bedeutung aufgelistet hat. Wüst, Reichsstädtische Kommunikation, S. 685. In leicht abgewandelter Form: Wüst, Süddeutsche Reichsstädte als Informationsdrehscheibe, S. 311–312. In der Zeit um den Markgrafenkrieg lag diese Zahl mit 96 Briefen von Augsburg an Nürnberg deutlich höher, vgl. Wüst, Süddeutsche Reichsstädte als Informationsdrehscheibe, S. 312–313, Anm. 26.
3.2 Beschreibung und statistische Auswertung der Missivbücher
75
(20 Briefe) und Ingolstadt (24 Briefe) sowie die Erzherzöge von Österreich (20 Briefe). Die insgesamt 126 Briefe an diese Adressaten machten ungefähr drei Viertel der Schreiben an den höheren Adel (170 Briefe) aus. Von den Grafen, Herren und Ministerialen wurden die niederen Adelsgeschlechter in der Gegend um Augsburg, wie die von Gundelfingen (13 Briefe), von Knöringen (11 Briefe) und von Gumpenberg (10 Briefe), sowie etwas weiter entfernt die Familie von Freyberg (55 Briefe) und die Grafen von Oettingen (43 Briefe) und Württemberg (21 Briefe) kontaktiert. Allerdings hat die Stadt Augsburg mit den meisten Adligen jeweils nur wenige Briefe ausgetauscht. Kirchliche politische Akteure, wie Bischöfe, Äbte, Äbtissinnen und verschiedene Vertreter der Franziskaner- und Dominikanerorden, wurden nur vereinzelt angeschrieben. Der Erzbischof von Mainz (12 Briefe) ist wegen der Bitte um Geleit für die Frankfurter Messe der einzige kirchliche Adressat, der häufiger erwähnt wird. Insgesamt ist der kirchliche Anteil an der Kommunikation mit 4,2 Prozent sehr gering. Der König und die hochrangigen Funktionäre am Königshof wurden nur in bestimmten, meist krisenhaften Situationen angeschrieben. Deshalb schwankt ihr Anteil an der Korrespondenz, der relativ klein ist, stark zwischen den verschiedenen Zeiträumen (siehe Tab. 3 bis 5 in Anhang B). Ähnliches gilt für die Augsburger Gesandten. Erstens wurden diese verstärkt in Krisenzeiten ausgesandt, zweitens ist es naheliegend, dass die Korrespondenz mit den Gesandten in krisenhaften Zeiten auch eher aufbewahrt wurde als in politisch ruhigeren Zeiten. Wenn man auf die verschiedenen Distanzkreise schaut (siehe Tab. 1), fällt auf, dass die meisten Briefe nicht in den unmittelbaren Umkreis (19,4 %), sondern vor allem in den mittleren Raum (44,1 %) und den Kreis über 100 km Entfernung (36,5 %) fallen. Das heißt, dass 80,6 Prozent der Briefe über eine Distanz von mehr als 50 km übermittelt wurden. Augsburg zeigt damit eine ganz andere Kommunikationspraxis als beispielsweise die Stadt Bern, die vorrangig innerhalb des städtischen Territoriums und mit den anderen eidgenössischen Städten kommunizierte. Der Kommunikationsraum von Bern umfasste hauptsächlich den Nahbereich (unter 50 km).69 Die Frage, ob es mehr Schreiben im unmittelbaren Raum gegeben hat, die aber nicht in den Missivbüchern festgehalten worden sind, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit beantworten. Erst eine Auswertung der Botenrechnungen, wie Klara Hübner sie für einige eidgenössische Städte vorgenommen hat,70 in Kombination mit einer Analyse des zu den Ratsbüchern eingereihten Botenbuchs (Ratsbuch Nr. 273),71 könnte eine Antwort auf diese Frage ermöglichen. Es würde allerdings den Rahmen dieser Arbeit sprengen, auch diese Quellen auszuwerten.
69 70 71
Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 201–203, 332. Ebd. StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 273. Dieses ‚Ratsbuch’ scheint eher zu den Baumeisterbüchern zu gehören. Es umfasst viele städtische Aufwendungen, wie Ausgaben für die Graben-, Buchsen-, Brunnen- und Lechmeister, und beinhaltet insbesondere Botenrechnungen. Viele Einträge sind durchgestrichen, was darauf hinweist, dass diese wohl bezahlt wurden.
76
3. Von Augsburg in die Welt
Eine andere Überlegung ist, dass die Auswertung in groben Zügen der Kommunikationsrealität entspricht. Augsburg hatte kein großes geschlossenes Territorium, wodurch die Reichsstadt, anders als Bern oder Nürnberg, ihre Ratsentscheidungen und Nachrichten nicht innerhalb des geographisch näheren Umfelds kundtun musste. Durch die starke territoriale Verdichtung von wenigen politischen Akteuren, wie dem Augsburger Bistum mit dem Besitz des Hochstifts, den Herzogtümern Bayern-München, Bayern-Ingolstadt und Bayern-Landshut, der Markgrafschaft Burgau und der Grafschaften Württemberg und Oettingen, gab es im unmittelbaren Umfeld von Augsburg wenige andere (Reichs-)Städte, Grafen und Herren. Die wichtigsten politischen Akteure (Städte und Adlige) gab es erst im mittleren Umkreis. Die Reichsstädte Ulm, Donauwörth, Memmingen und Nördlingen sowie die verschiedenen Grafen und Herzöge waren damit die ersten Kommunikations- und Verhandlungspartner der Stadt Augsburg.
3.2.4. Themen und Anliegen der Nachrichtenübermittlung Es ist nicht besonders überraschend, dass Augsburg vorrangig mit politischen Akteuren in der Region kommunizierte. In diesem Raum verhandelten und bewegten sich die Augsburger Einwohner. Hier sah sich die Stadt, stellvertretend für ihre Bürger, am ehesten in ihren Ansprüchen und Rechten verletzt. Es darf davon ausgegangen werden, dass die persönlichen wirtschaftlichen Interessen und die Beziehungsgeflechte der Ratsherren die Bereitwilligkeit des Rates, in einer Sache zu agieren, maßgeblich beeinflusst haben.72 Die Briefregister geben hierzu wenig Hinweise, aber spätestens in der Korrespondenz zeigt sich die städtische Reaktion; über die genaue Einflussnahme der einzelnen Ratsherren auf eine offizielle Stellungnahme der Stadt lässt sich allerdings nur mutmaßen. Vereinzelt wurden in den Briefen allgemeine Handelsinteressen, wie die Geleitsgesuche für die Frankfurter Messe oder die Wiederaufnahme des Venedighandels, erörtert.73 Die Korrespondenz zeigt die umfassende Rechtsvertretung und den Rechtsschutz der Augsburger Bürger auf, vor allem bei Geldschulden und Erbrechtsfällen. Zwei Beispiele sollen die verschiedenen Formen der Augsburger Vermittlung illustrieren: Am 7. Mai 1416 schrieb Augsburg einen Brief an Ulrich von Wolfurt, in dem die Stadt ihn darüber informierte, dass die Augsburger Brüder Mark und Heinrich Kamrer zum Rat gekommen seien, um über den Tod eines dritten Bruders (Hans), 72
73
Ähnlich bei Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 107–109; Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 147. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 21v, Nr. 109 u. f. 34v, Nr. 176. In den Jahren 1418–1419 verweigerte der Erzbischof von Mainz den Augsburger Kaufleuten sein Geleit wegen des Bischofsstreits. Dies führte in Augsburg zu wiederholten Bitten und Vermittlungsgesuchen an den Erzbischof sowie andere Adlige in der Region. Vgl. ebd., f. 270r–270v, Nr. 1225–1226 u. f. 274v, Nr. 1243. Die Angelegenheiten mit Venedig wurden unter anderem in folgenden Briefen erörtert: Ebd., f. 13v–14r, Nr. 65–67; f. 33v–34r, Nr. 173–174, f. 74r, Nr. 353; f. 200v, Nr. 921; f. 243v, Nr. 1116. Auch während der Lechkonflikte bemühte sich Augsburg weiterhin um Geleit: z. B. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 3a, 20. Februar 1468.
3.2 Beschreibung und statistische Auswertung der Missivbücher
77
der ein Diener bei Ulrich von Wolfurt gewesen sei, zu berichten: Lieber herre, wir tůn ewer edelkait zewissen, das vor uns gewesen sind unser Burger Marklin und Hainrich die Kamrer, gebruder, und habent vns zewissen getann, wie das sy ainen průder gehept haben, genant Hans Kamrer, der ewer diener gewesen sye, derselbe ir průder von todes wegen abgegange sye. 74 Der Brief diente dazu, die Situation zu erklären und den Boten, der die Besitztümer des Verstorbenen im Namen der Familie mitnehmen sollte, vorzustellen und ihm mit dem Brief Rechtmäßigkeit zu verleihen.75 Die offizielle Reaktion der Stadt wurde im Briefbuch dokumentiert, damit die Stadt bei eventuellen Ansprüchen oder Folgeklagen von anderen auf das ordentliche und rechtmäßige Verfahren hinweisen konnte.76 Am 16. Juli 1415 fertigte die Augsburger Kanzlei von unsers Burgers wegen einen Brief an den Rat von Weilheim aus. Martin Riedrer hatte sich beim Rat über den Weilheimer Bürger Kunrat beklagt: Also ist der egenant vnser purger aber für vnß komen, vnd hant vns gesagt, wie das jm nochnit ain benügen von dem ewern vmb sein geltschulde beschehen, sunder Jm aber verzogen worden sye das vns doch vnpillichen dunket. Augsburg bat den Weilheimer Rat, seinem Bürger beim Eintreiben der Geldschulden zu helfen und, wenn dies nicht möglich wäre, beim Rechtsgang beizustehen: so schaffent Jm doch ain fürdrig vnuerzogen recht.77 Martin Riedrer musste sich übrigens selber um sein Recht kümmern: Der Augsburger Bürger wurde im Brief als zaiger des priefes vorgestellt, was belegt, dass der Rat ihm den Brief ausstellte und Martin dann selbst nach Weilheim reisen musste. Die Stadt gab ihrem Bürger damit die Möglichkeit, in eigener Sache, mit formeller Unterstützung des Augsburger Rates, vor dem Weilheimer Rat zu stehen und Ratshilfe für die Rückforderung des Geldes zu beantragen.78 Eine Klage oder ein Ermittlungsgesuch eines Bürgers wird so häufig als Grund für das Anschreiben erwähnt, dass für diesen Brieftypus eine Art Standardformulierung entwickelt wurde. Der Schreiber behält die Standardelemente des Briefformulars weitgehend bei,79 ändert diese aber in folgenden drei Teilen um: Nach der Begrüßungsformel wird der klagende Bürger vorgestellt (wir tun ew wissen das vor 74 75
76 77 78
79
StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 134v, Nr. 612. Ebd.: vnd was er gütes verlassen hant das sind sy recht vnd nächst erben. Nun schikent sy hinab iren gewissen potten, zaiger des priefes, mit irem vollen gewalt, das vorgenant erbe und gůt uon iris egenant prüders wegen an irr stat zů enpfahen vnd einzenemen. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 289; Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 489–490. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 105r, Nr. 478. In anderen Briefen ist von antwurter des priefs die Rede; z. B. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 290r, Nr. 1312; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVb, f. 13v, Nr. 35 u. f. 14r, Nr. 37. Der Brief bleibt weitgehend im Standardmodell, wie dieser aus der italienischen Brieflehre bekannt ist. Die Elemente sind folgende: salutatio (der Gruß enthält meist auch eine schmeichelnde Anrede, sonst wird das captatio benevolentiae weitgehend außer Acht gelassen); narratio (Beschreibung der Situation); petitio (Anliegen); conclusio (Abschlussformel, in Augsburg meist die Versprechung der Treue oder die Versicherung, die Bitte durch eine spätere Gegenleistung zu würdigen). Vgl. Murphy, Rhetoric in the Middle Ages, S. 225. Holzapfl bietet eine pragmatische Aufschlüsselung der verschiedenen Teile im Briefmodell, die eine bessere Analyse der verschiedenen Elemente ermöglicht. Vgl. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 108–110.
78
3. Von Augsburg in die Welt
uns gewesen sind80/wir tun ew zewissen das vor uns gewesen ist81). Dann folgt die Berichterstattung des Bürgers (und habent uns wissen getan82/und hant uns wissen getan83) und die genaue Formulierung des Anliegens (Hierumbe so pitten wir84/Hierumbe so begern wir85), bevor der Brief mit einer Schlussformel endet. Ein nicht geringer Teil der Korrespondenz diente der Informationsversorgung. Reichsstädte wie Augsburg, Donauwörth, Nördlingen, Memmingen und Ulm tauschten untereinander ständig Gerüchte, Nachrichten, Meinungen und Informationen aus. Gerüchte und Nachrichten bildeten auch die Basis für die diplomatischen Entscheidungen der Ratsherren; diese hatten speziell in Krisensituationen einen hohen Stellenwert.86 Die Handlungen und Reisen des Königs im Reich wurden von den Reichsstädten genauestens beobachtet und weitergegeben. Wie Paul-Joachim Heinig veranschaulichte, führten direkte persönliche Kontakte zwischen Reichsstadt und König zu engeren Beziehungen, die in Privilegien, Stellungnahmen, Urkunden oder Geldleihe ihren Niederschlag fanden.87 Die Korrespondenz bezeugt das große Interesse der Städte an persönlichen Treffen mit dem König. So schickte Augsburg Mitte Oktober 1418 Informationen über die Route König Sigmunds an Nürnberg.88 Augsburg berichtete Regensburg Ende November 1418 über den geplanten Reiseweg des Königs.89 Wie aus diesem Schreiben an Ulm hervorgeht, trafen Städte wie Augsburg jegliche mögliche Vorkehrungen, um bestens vorbereitet zu sein: daz ir uns aigenlichen verschriben wissen lassent war ir der vorgenante unserr frawen der kunigin schenken und mit was ir sy eren und empfahen werdent und wes wegs sy ziehen werde, ob sy zů uns kome, oder wanhin sy keren werde.90 Auch der Reiseweg von Hoffunktionären und königlichen Gesandten wurde genau beobachtet. Als Anfang Juni 1414 eine Gesandtschaft des Königs in Augsburg war, informierte der Augsburger Rat die Stadt Memmingen sofort, nachdem die Gesandtschaft den Plan geäußert hatte, dorthin zu reiten.91 In vielen Briefen an andere Reichsstädte bat Augsburg darum, über jegliche Gerüchte oder Kenntnisse informiert zu werden. Den Ulmer Bürgermeister fragte die Stadt: Auch pitten wir ew fruntlichen, das ir vns by disem potten wissen lassent, ob ir
80 81 82 83
84
85 86 87 88 89
90 91
StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 62v, Nr. 294. Ebd., f. 140r, Nr. 637. Ebd., f. 62v, Nr. 294. Ebd., f. 86r, Nr. 395. Nahezu wortgleiche Formel in: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 51v, Nr. 234. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 140r, Nr. 637. Nahezu wortgleiche Formel in: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 140v, Nr. 681. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 51v, Nr. 234. Vgl. Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 16–17; Jörg, Kommunikative Kontakte, S. 82. Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 185ff. Vgl. hierzu auch Abschnitt 4.2.1. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 237v, Nr. 1088. Ebd., f. 158r, Nr. 731, ediert in: Dietrich Kerler (Hg.), Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Sigmund. Abt. 1, 1410–1420 (Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, 7), Nachdr. Göttingen 1956, S. 310, Nr. 198. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 114r, Nr. 518. Ebd., f. 50v, Nr. 241.
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icht främder märe wissent oder habent doch die ew füglichen syen vns zůschriben.92 Gerüchte und Nachrichten konnten auch ganz praktische Folgen haben. So schrieb die Stadt Augsburg im Oktober 1468 an Ulm, sie habe gehört, die pestilentz regnier bey euch und dass sie die manung In ain ander Statt legen wölten. Der geplante Städtetag, der zu Ulm stattfinden sollte, wurde deshalb nach Giengen verlegt.93 Die Nachrichtenübermittlung zeigt, dass der Austausch von Informationen auf Vertrauen und Gegenseitigkeit beruhte: Zwischen Städten, aber teilweise auch zwischen Adligen und Städten, wurde vereinbart, sich gegenseitig alles Wichtige mitzuteilen.94 Augsburg hatte mit Städten wie Ulm und Memmingen so viel Vertrauen aufgebaut, dass auch streng vertrauliche Informationen ausgetauscht werden konnten. Wie schon erörtert, war es manchmal erforderlich, schnell und zuverlässig Nachrichten zu erhalten – und dafür zu sorgen, dass diese Botschaften nicht durch die gegnerische Partei abgefangen wurden. Wie Bastian Walter deutlich gemacht hat, gab es verschiedene Techniken um sicherzustellen, dass politisch wichtige, vertrauliche und geheime Nachrichten ohne Kenntnis Dritter übermittelt werden konnten. Neben mündlichen Botschaften gab es im 15. Jahrhundert sogenannte eingesteckte Zettel, die cedulae inclusae.95 Dies waren kleine, zusammengefaltete oder -gerollte Zettel aus Papier, die weitere, meist geheime Nachrichten enthielten. Sie konnten in den offiziellen Brief eingesteckt oder separat vom Boten versteckt mitgeführt werden. In einer bedrohlichen Situation hätte der Bote den Zettel so heimlich vernichten oder verschwinden lassen können. Für den Fall, dass er dennoch entdeckt wurde, verzichtete man in den cedulae auf weitere Angaben wie Datum, Anrede oder Absender. Die Technik wurde sowohl von Fürsten als auch von Städten angewendet und kam im Laufe des 15. Jahrhunderts in zunehmendem Maße vor.96 Für Augsburg galt es, Streitigkeiten friedlich und – soweit möglich – zum Vorteil der Augsburger zu schlichten und gleichzeitig wertvolle Informationen mit Kommunikationspartnern auszutauschen. Aus der Auswertung geht eindeutig hervor, dass die Distanz kein großes Hindernis war und der Brief als Distanzmedium, insbesondere im Falle kleinerer Streitigkeiten und Klagen, eine starke Akzeptanz durch Absender und Empfänger erfuhr. Die Augsburger Briefe und Nachrichten gingen bis nach Rom, Venedig, Graz und Köln; die Praxis bezeugt neben der Bezogenheit auf den Südwesten des Reichs auch die große Reichweite der Augsburger Diplomatie.
92
93 94
95
96
Ebd., f. 95r, Nr. 432. Brief an Mang Kraft, Bürgermeister von Ulm und Hartmann Ehinger, Bürger in Ulm. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 154r, Nr. 421. So informiert Augsburg Ulm über die Nachricht ihrer Gesandtschaft, Erzherzog Friedrich IV. von Österreich soll einige Herrschaften an Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt versetzzet haben und fügt hinzu: wir musten ewer liebe als unsern besundren friunden verkunden und zewissen tůn. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 228r, Nr. 1044. Vgl. Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 282–292; Bastian Walter, A Technique to Ensure Safety: the cedulae inclusae of Strasbourg, Berne, and Basel during the Burgundian Wars (1468–77), in: Marco Mostert/Anna Adamska (Hg.), Writing and the Administration of Medieval Towns, Turnhout 2014, S. 267–282, bes. 269–274. Vgl. Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 219–220, 283–288; Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 273– 277; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib–IX.
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3. Von Augsburg in die Welt
3.3 Handlungsträger, Dokumente und Kommunikation in der städtischen Diplomatie
Der Brief ermöglichte zwar eine gezielte Kommunikation auf Distanz, dennoch brauchte man andere Personen, die Briefe und eventuell mündliche Nachrichten übermittelten. In diesem Abschnitt soll es deshalb um die Funktionen, Tätigkeiten und Kommunikation der Boten und Gesandten gehen. Die Beispiele greifen insbesondere auf den Augsburger Übermittler Jörg Ploß und den Bürgermeister und Ratsherrn Leonhard Langenmantel von Radaw zurück, welche die Vielfalt ihrer Aufgaben und Tätigkeiten sowie die Kommunikation zwischen Stadtrat und Handlungsträgern exemplarisch illustrieren. Im Augsburger Bischofsstreit wird ein gewisser Jörg Ploß ständig zwischen Augsburg, Rom und dem Königshof hin- und hergeschickt. Ploß wird in Briefen vnser(n) Diener 97 genannt, allerdings geht aus den Missiven hervor, dass er auch selbständig mit politischen Akteuren verhandeln durfte. Die Familie Ploß war schon längere Zeit in Augsburg sesshaft, und eine urkundliche Erwähnung lässt darauf schließen, dass Jörg Ploß das Bürgerrecht besaß.98 Außerdem wird er im September 1418 als Diener von König Sigmund aufgenommen.99 Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Ploß im Stadtrat saß, obwohl er in den Missivbüchern und in den Stadtrechnungen regelmäßig als werbender Übermittler genannt wird.100 Leonhard Langenmantel von Radaw dagegen entstammte einem alten Augsburger Patriziergeschlecht und saß nahezu permanent – in verschiedenen Ämtern101 – im Dreizehnerausschuss des Rates. Er hatte bis zu seinem Tod im Jahr 1470 acht Mal das Bürgermeisteramt der Reichsstadt inne und war obendrein in vielen Missionen als Gesandter tätig. Im Winter 1451/1452 nahm er an der Romfahrt und der Kaiserkrönung Friedrichs III. teil.102 Zudem saß er während des Reichskriegs gegen Bayern im Kriegsrat und führte, wie Burkhard Zink berichtet, die Truppen nach Gundelfingen.103
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StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 100v, Nr. 455; f. 125v, Nr. 569; f. 174r, Nr. 800; f. 183v, Nr. 843; f. 218r, Nr. 1002; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 100r, Nr. 510; f. 102v, Nr. 520. Regesta Boica, 12, S. 206. RegImp, XI/1, Nr. 3594, Urkunde vom 30. September 1418. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23–31. Leonhard war 1446–1447 Steuermeister; 1449, 1451 (?), 1456, 1462 und 1470 Siegler; 1452, 1455, 1459, 1461, 1463, 1465, 1467, 1469 Bürgermeister und in den Jahren 1453–1454, 1464, 1466, 1468 als Baumeister tätig. Geffcken, Soziale Schichtung, S. 180–182, 185–186, 191, 197; StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 50–53. Leonhard bekam 1.000 Gulden (rh.), 14 Pferde und den Doktor Heinrich nebst zwei Pferden mit auf die Reise nach Rom. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 48, f. 56r. Übrigens wurde er 1456 nochmals nach Rom ausgesandt: Ebd., Baumeisterbücher, Nr. 53, f. 30r. Zink, Chronik, S. 260–261. Mehr zum Kriegsrat in Abschnitt 4.4.
3.3 Handlungsträger, Dokumente und Kommunikation
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3.3.1 Auswahl und Einsatz der Übermittler und Gesandten Die Selektion der Laufboten und Übermittler sowie die Zusammenstellung von Gesandtschaften erfolgte situations- und statusbedingt. Generell galten Ratsnähe, sowohl in Tätigkeiten als auch in persönlichen Beziehungen, und eine gewisse Familientradition, wie Klara Hübner für die Übermittler der eidgenössischen Städte schon hervorgehoben hat, als besonders vertrauenswürdig. Je wichtiger und vertraulicher der Auftrag des Rates war, desto mehr Wert wurde darauf gelegt, jemanden auszuwählen, den man schon lange Zeit persönlich kannte. Hinzu kamen die Vertrautheit mit den Ratsgeschäften, die bisherigen Leistungen und die gesammelten Erfahrungen des Handlungsträgers.104 Die Ratsnähe und das damit einhergehende Vertrauen erklären, warum ein relativ Fremder wie der gebürtige Memminger Burkhard Zink, der erst seit 1419 in Augsburg war, schon im Sommer 1423 mit Jörg Ploß zu König Sigmund nach Ungarn geschickt wurde. Zink war 1421 im Augsburger Kontingent gegen Friedrich von Zollern Schreiber gewesen und hatte seinen Auftrag wohl vorrangig durch Fürsprache des langjährigen Baumeisters (Schatzmeisters) Jos Cramer, dessen Diener er vorher gewesen war, bekommen.105 Außerdem spielten auch Statusaspekte eine wichtige Rolle. Im Allgemeinen galt, dass für Kontakte mit hochrangigen politischen Akteuren oder für große politische Versammlungen offizielle Übermittler und Gesandte aus der politischen, sozialen und wirtschaftlichen städtischen Oberschicht ausgewählt wurden.106 Für einfache Nachrichten oder werbende Botschaften an die Amtleute oder an den Niederadel reichte es dagegen in der Regel, einen Gelegenheitsübermittler oder Ratsdiener zu schicken. Während Augsburg eine Botschaft durch Bürgermeister Sebastian Illsung und Ratsherrn Hans Wieland an Ludwig von der Pfalz schickte,107 sandte die Reichsstadt nur einen Ratsdiener, um Friedrich von Freyberg, der niederen Adels war, etwas auszurichten.108 Insbesondere bei offiziellen Treffen und Verhandlungen machte sich dieser Unterschied bemerkbar. Jörg Ploß durfte zwar als werbender
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Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 70–71. Zink, Chronik, S. 128–132. Jos Cramer erscheint für die Jahre 1418–1420, 1422–1423, 1427–1428 (?) als Baumeister, 1416–1417, 1424–1425 als Steuermeister und 1421 als Weinungelter. Geffcken, Soziale Schichtung, S. 184, 190, 196. 30 Jahre später wird wieder ein Burkhard Zink in städtischen Diensten erwähnt; hier handelt es sich wohl um Zinks Sohn. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 51, f. 112v u. Nr. 53, f. 30r. Vgl. Ingrid Baumgärtner, Die Standeserhebung des Rechtsprofessors Bartolomeo Cipolla. Venedig auf dem Reichstag von Regensburg 1471 und die Türkengefahr, in: Dagmar Bussiek/Simona Göbel (Hg.), Kultur, Politik und Öffentlichkeit. Festschrift für Jens Flemming, Kassel 2009, S. 35–67, hier S. 42–43. Sendbriefe an Ulm und die beiden Gesandten vom 13. Oktober 1416. Die Gesandtschaft war wohl geschickt worden, um über die Streitigkeiten um Zusmarshausen zu reden. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 152r, Nr. 708–709. Aus einem Brief von Ende Juli 1416 an Friedrich von Freyberg geht hervor, dass Augsburg vorher ihren Diener den hofer zu ihm geschickt hatte, um mit ihm zu reden und deutlich zu machen, dass Augsburg nichts gegen ihn und die Seinen habe. Ebd., f. 144v, Nr. 667.
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3. Von Augsburg in die Welt
Übermittler – hierzu gleich mehr – selbstständig mit anderen, teilweise hochrangigen, politischen Akteuren reden, musste aber bei dem offiziellen Auftritt auf großen politischen Treffen die Arbeit den anderen, ‚höherrangigen’ Gesandten überlassen.109 Auch die Anzahl der Gesandten und ihrer Gefolgschaft war der jeweiligen Situation anzupassen. So wurden zu dem Ulmer Städtetag im August 1418 die Ratsherren Gabriel Vögelin und Hans Rem als Augsburger Gesandte geschickt.110 Der Augsburger Rat bat sie aber, ihn sofort wissen zu lassen, falls der König nach Ulm kommen würde und somit mehr Gesandte benötigt würden. Für große, politisch wichtige Treffen, an denen beispielsweise auch der König persönlich teilnahm, war es üblich, eine große Gesandtschaft mit mehreren Pferden und Gefolge zu schicken, um das Prestige der Bevollmächtigten und damit das Ansehen der Stadt zu erhöhen.111
3.3.2. Eine situationsbedingte Übermittlertypologie Es lässt sich also feststellen, dass die Vielfalt der im diplomatischen Bereich tätigen Personen sowie die Breite ihrer Aufgaben sehr groß waren.112 Auch Viktor Menzel, der sich als einer der ersten mit den mittelalterlichen Gesandten befasste, war sich dieser Vielfalt bewusst, auch wenn sie ihn offenbar ein wenig irritiert hat.113 In seiner Stufenfolge oder „Klassen der Gesandten“ unterschied er zwischen 1) einfachen Boten, die nur etwas übermittelten; 2) Unterhändlern (die späteren Botschafter), die Verhandlungskompetenzen besaßen und 3) Machtboten, die den bindenden Vertragsabschluss vollzogen. In einem nächsten Schritt ordnete er dann die verschiedenen Dokumente als Negociationspapiere (nämlich Instruktionen, Mandate, Kredenzbriefe) oder Negociationsbelege (Protokolle, Gesandtschaftsberichte) den jeweiligen Stufen zu.114 Menzels Systematik erlaubt zwar eine eindeutige Ordnung und klare Begriffsfassung, aber sie geht an der Praxis der spätmittelalterlichen städtischen Diplomatie vorbei. Denn entgegen der Annahme, ein Bote sei jemand, der im Auftrag eines anderen etwas mündlich oder schriftlich überbringt, und ein Gesandter hingegen jemand mit Verhandlungskompetenz, der im Namen des Auftraggebers übermittelt, zeigt die spätmittelalterliche Welt viele Zwischenformen und Doppelfunktionen.115 109 110 111
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Vgl. ebd., f. 212v, Nr. 978; f. 214r, Nr. 985; f. 224r–224v, Nr. 1027; f. 231r, Nr. 1059. Ebd., f. 231v, Nr. 1061. Vgl. Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 25. Generell zu diesem Thema und zu der Bedeutung der Zeichen: Schwedler, Herrschertreffen des Spätmittelalters, S. 357ff. Allgemein zu Kleidung als Symbolträger: Martin Dinges, Der „Feine Unterschied“. Die soziale Funktion der Kleidung in der höfischen Gesellschaft, in: ZHF 91/1 (1991), S. 49–76. Vgl. Menzel, Deutsches Gesandtschaftswesen, S. 2–3, Hübner, Minderer Gesandter, S. 200; Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 122–126, 167; von Seggern, Herrschermedien im Spätmittelalter, S. 94–95. „An den Berührungspunkten oscillieren ihre Grenzen, wie die alles Thatsächlichen: die Überbringung mündlicher Mitteilung geht fast unmerklich in die Verhandlung, die Feststellung von Bedingungen fast unmerklich in deren verpflichtende Annahme über“. Menzel, Deutsches Gesandtschaftswesen, S. 2. Ebd., S. 3–4. Eine klare Abgrenzung zwischen den verschiedenen Funktionen war auch in der zeitgenössischen Sprache nicht vorhanden. Vgl. Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 82.
3.3 Handlungsträger, Dokumente und Kommunikation
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Manche Boten durften auch verhandeln, während manche Gesandte nur als einfache Briefträger fungieren konnten. Wie Klara Hübner hervorhebt, waren die Grenzen zwischen Boten und Gesandten in manchen Fällen eher fließend.116 Auch für Augsburg ist festzustellen, dass es durchaus Boten mit Verhandlungskompetenzen gab – genauso wie es Gesandte gab, die nur als Briefträger auftraten. In der finanziellen Abrechnung aber zeigen sich die Unterschiede: In den Stadtrechnungen wird zwischen den Ausgaben für Legationes (Gesandtschaften), später treffenderweise Reyttgelld und bottenlon genannt, die hauptsächlich eine Vergütung für die Reisedauer und die Anzahl der pfåritten erstattet bekamen, und angestelltem städtischen Personal, wie etwa Stadtschreiber, Nachrichter, Torwächter oder Lechmeister, unterschieden.117 Anders als die Gesandten und werbenden Übermittler wurden die Nachrichter und Boten in den Stadtrechnungen meist nicht mit Namen erwähnt. Es ist naheliegend, dass Augsburg, wie auch andere Städte des späten Mittelalters, sehr wenige Boten fest angestellt hatte: Die übrige Nachrichtenübermittlung und nahezu das komplette Gesandtschaftswesen wurden mit Gelegenheitsboten und speziell hierfür ausgewählten Gesandten bewältigt.118 Die Abrechnungsposten Legationes in den Stadtrechnungen umfasste dadurch auch die meisten Botendienste. Die Augsburger Handlungsträger für die städtische Nachrichtenüberlieferung und Diplomatie lassen sich dennoch nicht in zwei, sondern – grob gesehen – in drei Gruppen gliedern.119 Dies folgt der Schilderung der Quellen und geht damit auf die konkrete Situation ein. Die hier genannten Übermittlertypen sind zunächst als wissenschaftliche Ordnungsbegriffe zu verstehen. Sie ermöglichen eine Einordnung, ohne die Möglichkeit ganz auszuschließen, dass der jeweilige Handlungsträger in einer anderen Situation eine weitere Rolle einnehmen konnte. So begegnet uns der Bote Jörg Ploß in manchen Fällen lediglich als Briefträger, während er in anderen Situationen auch als werbender Übermittler tätig war und Gesandtschaften begleitete.120
Der Bote als einfacher Briefträger Als Erstes fällt ein Übermittler auf, der nur die Aufgabe hatte, den Brief zu übermitteln. Der Briefträger wurde im Brief nicht vorgestellt oder überhaupt erwähnt, außerdem gibt es im Brief keine Hinweise auf zusätzliche (mündliche) Botschaften. Der Bote wurde höchstens in seiner Funktion erwähnt. Manchmal, beispielsweise in Krisensituationen, wurde der Empfänger gebeten, sofort eine Antwort zurückzu116 117
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Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 122. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23–65. Exemplarisch: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 28, f. 59r–62v. Vgl. ebd., Baumeisterbücher, Nr. 60, f. 50r. Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 42–43, 192. Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommt Walser in seiner Studie zum fürstlichen Botenwesen des Markgrafen von Brandenburg: Walser, Lasst uns ohne nachricht nit, S. 165ff. Exemplarisch: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 26, f. 42r, f. 43v, f. 53r; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 44v, Nr. 219; f. 68r, Nr. 322; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 26r, Nr. 102.
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schreiben und demselben Boten wieder mitzugeben (Antwort Bey disem Botten).121 Hiermit sollte die Nachrichtengeschwindigkeit erhöht werden, allerdings konnten daraus auch längere Wartezeiten entstehen, wenn der Adressat sich mit seiner Antwort Zeit ließ und der Bote über Tage warten musste.122 Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Gelegenheitsboten bei diesen rein schriftlichen Botschaften am höchsten war.123
Der Bote als werbender Übermittler Zu dieser Gruppe gehören Boten, die außer dem Brief noch eine mündliche Botschaft überbrachten und diese auch weiter erläutern durften.124 Sie hatten damit einen gewissen Grad an Verhandlungskompetenz inne, die vor allem während der Anbahnungsphase dazu gedacht war, andere politische Akteure zu überreden, als Förderer Augsburgs tätig zu werden. Der zeitgenössische Ausdruck lautet passenderweise umb etwas zu werben. Diese Übermittler warben um Unterstützung für die Interessen der Stadt. So schickte Augsburg im Juli 1415 ihren diener Hannsen von Balldern, zaiger des priefes zu Ludwig von Oettingen und bat darum, ihm wohlwollend zuzuhören.125 Da die Missionen der werbenden Übermittler als besonders bedeutsam erachtet wurden,126 standen diese Übermittler meist, wie Jörg Ploß, im Dienst der Stadt. Letzterer wurde mehrmals zu König Sigmund geschickt, um diesem die aktuelle (Not-)Situation zu erklären und um weitere königliche Unterstützung zu werben.127 In manchen Fällen wurden Ratsherren als werbende Übermittler ausgewählt. Beispielsweise wurde der Patrizier Sebastian Illsung, der zwischen 1411 und 1424 sechs Mal Bürgermeister war und als Ratsherr verschiedene Ämter inne-
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Beispielsweise in einem Brief an Ulm: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 89r–90v, Nr. 139, zit. f. 90v. Exemplarisch: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVb, f. 64v, Nr. 190: Undatierter Brief (im Jahr 1446) an Marschall Ulrich zu Oberndorf. Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 42–43, 192. Die Briefe sind meist in den Missivbüchern kopial überliefert, jedoch auch – mit Zunahme der Ratsprotokolle seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts – in den Ratsbüchern. So ist die Werbung an die Herzöge von Bayern-München am Samstag, 23. Januar 1462, kurz bevor der Reichskrieg in die heiße Phase ging, in den Ratsbüchern kopiert. StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 6, f. 215r–215v. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 106v, Nr. 484: [...] Wir senden zů ewern gnaden unsern diener hannsen von Balldren, zaiger des priefes von vns vnderwiset ettwas můntlichen mit ewern gnaden [...] zů reden und an ewer gnaden zů werben, Pitten wir ewer gnaden mit ernst vlissig das ir den vorgenanten vnsern diener gůtticlichen verhörent [...]. Laut Hübner nahmen hauptsächlich ‚vertraute’ Personen mit einer großen Nähe zum Rat die wichtigsten Übermittlungsaufträge, oft mit einem großen mündlichen Anteil, an. Umgekehrt stand die abnehmende Mündlichkeit direkt mit einer abnehmenden Vertrautheit und Bedeutung der Übermittler in Korrelation. Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 87. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 44v, Nr. 219; f. 68r, Nr. 322; f. 151v, Nr. 704; f.183v, Nr. 843; f. 218r, Nr. 1002.
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hatte,128 im Mai 1415 mit einer Abschrift eines königlichen Briefes zu Johann II. von Heideck geschickt. Er sollte dort mithilfe des königlichen Schreibens für Augsburgs Position im Bischofsstreit werben.129
Der Gesandte Mit Gesandten sind ganz allgemein Handlungsträger gemeint, die ein gewisses Maß an Verhandlungskompetenz besaßen. Entgegen Menzels Begriffsfassung waren die Gesandten nicht nur für den Vertragsabschluss zuständig, sondern hatten umfassende Aufgaben inne, die zwischen Kontaktpflege, Informationsbeschaffung, ‚Lobbying’ und Verhandlungsführung variieren konnten. Für große offizielle Treffen, wie das Konstanzer Konzil, brauchten sie meist eine Vollmacht, welche die Reichweite ihrer Verhandlungskompetenz genauestens beschrieb. Städtische Gesandte hatten in der Regel einen Sitz in einem der Ratsgremien inne oder verfügten über politische Erfahrung. So vertrat der oben erwähnte Sebastian Illsung in seiner Funktion als (Alt-)Bürgermeister die Stadt mehrmals beim Konstanzer Konzil. Gesandte waren, besonders bei großen politischen Treffen, entsprechend mit Kleidung, Pferden und Gefolge ausgestattet.
3.3.3 Offizielle Dokumente Obwohl bei vielen diplomatischen Handlungen gar keine offiziellen Dokumente notwendig waren, gilt es dennoch einige Schriftstücke näher zu beleuchten. Generell wird zwischen einem Kredenzbrief – auch Glaubensbrief (gelaubprief130) genannt – und einer Vollmacht (zeitgenössisch: gewalt131) differenziert. Die Grenze erscheint auf den ersten Blick eher fließend. Aufschluss über die Unterschiede zwischen Kredenzbrief und Vollmacht geben die verschiedenen Formen der Ausstellung, die zeitgenössischen Begrifflichkeiten sowie die diplomatische und rechtliche Bedeutung.
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Siehe Anhang C, Tabelle 6. Zu Illsung auch: Geffcken, Soziale Schichtung, S. 179, 184, 190, 197. Übrigens wurde Illsung einige Jahre später Opfer eines Gewaltverbrechens: Er wurde durch den Bürger Peter Röchlinger, Peters Diener Kunz und den Bürger Erhard Dittenheimer totgeschlagen. Die Täter wussten auf König Sigmund einzuwirken, der ihnen am 27. Januar 1426 offiziell verzieh und der Stadt gebot, nicht mehr gegen die Täter vorzugehen. RegImp XI/2, Nr. 6497. Diese Entscheidung wurde durch Friedrich III. nochmals wiederholt: Chmel (Hg.), Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., Nr. 489, 1368. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 96v, Nr. 437. Vgl. ebd., f. 105r, Nr. 479: Item es sind geschrieben worden zwen gelaubpriefe. Vgl. ebd., f. 84r, Nr. 385: Also haben wir unsern vollen gewalt beuolhen, vnserm lieben mitburger Sebastian dem Illsung [...].
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Kredenzbrief Der Kredenzbrief war in Briefform geschrieben und wurde vom Gesandten überbracht.132 Mit ihm konnte sich der Gesandte als glaubwürdiger und berechtigter Verhandlungspartner ausweisen.133 Julian Holzapfl stellte vier funktionsspezifische Formeln für Kredenzbriefe auf, die als deren charakteristische Merkmale zu sehen sind: Auftrag und Namen des Gesandten werden explizit erwähnt; der Gesandte wird zum Stellvertreter des Absenders ernannt; der Kredenzbrief gilt in der Regel ausdrücklich nur für einen bestimmten Fall, und am Schluss folgen die Bitte, den Gesandten freundlich anzuhören, sowie der Wunsch, der Empfänger möge dem Übermittler eine verbindliche Antwort mitgeben.134 Für Augsburg sind solche reinen Glaubensbriefe (Credentzprief) nur in wenigen Angelegenheiten überliefert. Der Aufwand, den Augsburg betrieb, um einen offiziellen Kredenzbrief vorzubereiten, weist darauf hin, dass er einen eher formalen Charakter hatte. So schrieb Augsburg am 30. März 1418 zur Anbahnung eines Glaubensbriefes an Kardinal Branda und König Sigmund zuerst an Gegenbischof Friedrich von Grafeneck. Augsburg hielt fest, es sei sich bewusst geworden, dass die Glaubensbriefe mit dem städtischen Siegel versehen werden sollten, aber die Stadt wisse noch nicht, wie die Kardinäle hießen, wie viele es seien und in welcher Sprache der Brief verfasst werden sollte. Darum fragte Augsburg, ob Bischof Friedrich den Brief selbst verfassen und verschicken wolle und der Stadt mit einem frommen Boten eine Abschrift zukommen lassen könne.135 Der Kredenzbrief wurde damit in der Korrespondenz thematisiert, was nochmals seine Besonderheit hervorhebt. Andere Schreiben sind nur der Funktion nach als Kredenzbriefe einzuordnen. Bei werbenden Schriftstücken wurden der Übermittler und das Anliegen in der Regel kurz vorgestellt, allerdings ohne dass sie ausdrücklich als Kredenz- oder Glaubens-
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Vgl. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 178. Eine gute Beschreibung des Kredenzbriefes findet sich bei Holzapfl: „Als nicht rechtsgültiges Dokument verleiht sie keinen besonderen Status, sondern ist eine Mitteilung zwischen Absender und Empfänger, die dem Adressaten die Sicherheit bietet, dass er die Ausführungen des Gesandten als autorisierte und verbindliche Willensäußerungen seines Kommunikationspartners entgegennehmen kann. Dies ist insofern umso wichtiger als dieser Weg vor allem für Angelegenheiten gewählt wird, die zu vertraulich, zu umfangreich, zu kompliziert oder zu konfliktträchtig sind, um sie reiner Korrespondenz anzuvertrauen.“ Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 178. Vgl. Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 88. Über den Brief als Begläubiger des Übermittlers: Rolf Köhn, Latein und Volkssprache, Schriftlichkeit und Mündlichkeit in der Korrespondenz des lateinischen Mittelalters, in: Jörg O. Fichte/Karl Heinz Göller/Bernhard Schimmelpfennig (Hg.), Zusammenhänge, Einflüsse, Wirkungen. Kongressakten zum ersten Symposium des Mediävistenverbandes in Tübingen 1984, Berlin/New York 1986, S. 340–356, hier S. 351. Vgl. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 179–180. Die Handlungsweise deutet übrigens nicht auf die Unwissenheit oder Unfähigkeit der Augsburger Kanzlei, Briefe auf Latein zu verfassen, hin, sondern ist eher als abnehmender Unterstützungswille gegenüber Friedrich zu werten. Die Stadt Augsburg verlagerte ihr Ziel langsam von der Unterstützung Friedrichs auf die Absetzung Anselms. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 207r, Nr. 952. Vgl. Abschnitt 4.1.1.
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briefe gekennzeichnet waren oder alle Elemente explizit erwähnt wurden.136 Der Brief wies den Übermittler als seinen zaiger oder wiser aus, wobei das Hauptgewicht auf den Inhalt der Botschaft verlagert zu sein schien: Der Brief diente nicht ausschließlich als ‚Ausweis’, sondern auch als inhaltliche (mündliche) Botschaft mit einer Kredenz, welche die Glaubwürdigkeit des Übermittlers bezeugen sollte. Holzapfl bezeichnete diesen Brieftyp sehr treffend als „Briefe mit Kredenzformel“.137 Eine Analyse dieser Briefe, wie sie hier vorgenommen wird, zeigt, dass sich die Stadt ein sehr flexibles Instrument geschaffen hatte. Solche Kredenzbriefe ermöglichten es, in einer relativ informellen Atmosphäre Vorverhandlungen zu führen und Förderer anzuwerben. Die Stadt brauchte Handlungsträger und politische Akteure, die sich bereit erklärten, die Augsburger Angelegenheit zu unterstützen. Weder Kredenzbriefe noch Briefe mit Kredenzformel waren rechtskräftig, sodass die Übermittler keine bindenden Absprachen treffen konnten. Für die Städte hatte dies den Vorteil, dass mit diesem Instrument die Möglichkeit eines Vorgespräches geschaffen wurde, ohne Verpflichtungen eingehen zu müssen. Das Beispiel Ploß macht klar, dass er zwar nicht den offiziellen Status eines bevollmächtigten Gesandten besaß, aber dennoch berechtigt war, eigenständig für die Augsburger Sache zu werben. Überdies halfen die persönlichen Kontakte, die der zum königlichen Diener ernannte Ploß zu König Sigmund aufgebaut hatte, der Stadt ihr Anliegen unkompliziert vorzubringen und auf einer informellen Ebene beim König vorstellig zu werden. Den Abschluss bildet eine Abgrenzung: Auch Empfehlungsbriefe haben eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kredenzbrief, sollten aber prinzipiell von diesem unterschieden werden. Holzapfl definiert einen Empfehlungsbrief als einen Brief, „in dem sich der Absender für einen namentlich Genannten, meist den Überbringer des Briefes, in dessen eigener Sache ausspricht.“138 Anders als beim Kredenzbrief geht es hier um ein Empfehlungsschreiben für jemanden, der nicht für die Stadt, sondern in eigener Angelegenheit tätig ist. Die Empfehlungsbriefe finden sich vorrangig in den zahlreichen Fällen, bei denen Augsburg Rechtshilfe für seine Bürger bot. Diese konnten bei Streitigkeiten mit Einwohnern ein Schreiben erhalten, in dem Augsburg seine Unterstützung bekräftigte, seinen Bürger vorstellte und bei dem Rat der anderen Stadt um freundlich fördernde Entgegennahme der Klage bat.139
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In den Missiven finden sich bei einigen wichtigen offiziellen Angelegenheiten Kredenzbriefe, die auch mit der Beschriftung ‚Kredentzbrief‘ oder ‚Glaubensbrief‘ gekennzeichnet wurden. Vgl. ebd., f. 105r, Nr. 479: Item es sind geschrieben worden zwen gelaubpriefe. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 180. Ebd. Siehe Abschnitt 3.2.4.
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3. Von Augsburg in die Welt
Vollmacht Die in der Regel in Form einer Urkunde ausgestellten140 Vollmachten bestätigten, dass der Gesandte im Namen der Stadt verhandeln und entscheiden durfte, wobei dies jedoch auf bestimmte Verhandlungsbereiche beschränkt werden konnte (partielle Vollmacht).141 Generell wurden lieber partielle Vollmachten erteilt, denn diese gaben dem Gesandten – unter dem Vorwand, er wäre nicht bevollmächtigt und müsse zuerst die Entscheidungen des Rates abwarten – die Möglichkeit zur Unverbindlichkeit und Zeitverzögerung.142 Dies erklärt auch die Gegebenheit, dass politische Akteure, wenn sie selbst Interesse an schnellen verbindlichen Entscheidungen hatten, bei anderen Teilnehmern auf vollständige Vollmachten drängten. So bat Augsburg die Stadt Ulm, zu einer Versammlung des Schwäbischen Städtebundes aufzurufen und betonte, das die Stette mit vollem gewalt [...] chomen sollen.143 Die Vollmacht wurde in Form einer Urkunde ausgestellt (Wir die Rautgeben und die Burger gemainlichen der Stat zů Augspurg Bekennen offenlichen mit dem prief)144 worin zuerst die Situation, die Verhandlungssache und Näheres zum Termin und dann die Vollmacht selbst (deutsch: gewalt) beschrieben wurden (Also haben wir [...] unsern vollen und ganczen gewalt bevolhen).145 Damit war klar, dass die Vollmacht, auch wenn von einer vollen Vollmacht gesprochen wurde, nur in der vorher beschriebenen Sache galt. Damit konnte die Stadt einerseits die Voraussetzung erfüllen, einen Gesandten mit uneingeschränkter Vollmacht zu schicken, und andererseits sicher sein, dass der Gesandte nur in dieser einen Angelegenheit, über die er vorher und zwischendurch ausgiebig informiert worden war, Entscheidungen treffen konnte. Die überlieferten Vollmachten wurden in der Regel für offizielle Gerichtstermine und Verhandlungen, die weiter entfernt lagen oder mit fremden politischen Akteuren durchgeführt wurden, ausgefertigt.146 So wurden während des Konstanzer Konzils nebenbei königliche Einigungstage und Gerichtsverhandlungen in Konstanz anberaumt, wofür Augsburg Vollmachten ausstellen musste. Innerhalb des ‚normalen’ Augsburger Kommunikationsraumes schienen Vollmachten nicht einmal notwendig gewesen zu sein, weder bei Städten noch bei Fürsten und Herren. Die Tatsache, dass man sich gegenseitig kannte, scheint Kredenzbriefe und auch Bevollmächtigungen überflüssig gemacht zu haben. Studien über die Vollmachterteilung im eidgenössi-
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Vgl. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 178. Vgl. Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 89. Jörg schlussfolgert, dass, um konkrete Ziele zu erreichen, partielle Vollmachten strategisch viel günstiger sein konnten als umfassende Vollmachten. Vgl. Jörg, Gesandte als Spezialisten, S. 52. Ähnliche Beispiele bei Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 142–143. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 45v, Nr. 223. Beispielsweise ebd., f. 85v, Nr. 392. Ebd. So fertigte Augsburg am 30. Oktober 1415 einen Gewaltbrief für Hans Stammpfrock für das Hofgericht in Rottweil aus. Ebd., f. 115v, Nr. 526. Weitere Beispiele ebd., f. 47v–48r, Nr. 232; f. 54v, Nr. 257; f. 281r, Nr. 1274–1275; f. 132r, Nr. 603.
3.3 Handlungsträger, Dokumente und Kommunikation
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schen und hanseatischen Raum kommen zu ähnlichen Ergebnissen.147 Außerdem könnte besonders im städtischen Bereich auch der anfangs erwähnte Unwillen der Städte, eine Vollmacht erteilen zu müssen, eine Rolle gespielt haben.
3.3.4 Kommunikation zwischen dem Stadtrat und seinen Gesandten Überlieferte Belege für die Kommunikation zwischen dem Augsburger Stadtrat und seinen Gesandten finden sich in erster Linie in der Korrespondenz; in Menzels Systematik werden sie Instruktionen (Vorinstruktionen und Zwischeninstruktionen) und Gesandtschaftsberichte genannt. In Kombination mit den Briefen und Stadtrechnungen bieten diese Quellen – wie Kapitel 4 verdeutlicht – die Möglichkeit, die Methoden und Strategien des Augsburger Rates bei Auseinandersetzungen zu analysieren. Hier sollen nur die Begriffe und die Augsburger Überlieferungssituation dargestellt werden. Die großen Städte des späten Mittelalters verfügten in der Regel über ein relativ effizientes Nachrichtensystem, damit Gesandte die Stadt auf dem Laufenden halten und die Meinung und Strategien des Stadtrates über das weitere Vorgehen einholen konnten. Der Stadtrat versuchte, besonders bei wichtigen politischen Treffen und Verhandlungen, in ständigem Kontakt zu seinen Gesandten zu stehen und drängte regelmäßig auf neue Informationen.148 In Gesandtschaften waren oft einige Übermittler zugegen, um zwischen Stadt und Verhandlungsort hin und her zu reisen und Nachrichten zu übermitteln. Manchmal wurden aber auch Gesandte, die politisch nicht an erster Stelle standen, für diese Aufgabe ausgewählt.149 Im Augsburger Bischofsstreit war es meist Jörg Ploß, der zwischen den Gesandtschaften, dem königlichen Hof, der Kurie in Rom und Augsburg pendelte und Informationen weitergeben musste.150 Im Spätsommer und Herbst 1418 befanden sich Gesandtschaften an verschiedenen Orten, und für den Augsburger Rat war es nicht nur wichtig, die neuen Informationen und Instruktionen schnellstmöglich zu bekommen, sondern sie auch zwischen den Gesandtschaften weiterzuleiten. Das für die Rheinstädte beschriebene Pendelverfahren, bei dem ein Teil der Gesandtschaft vor Ort blieb, während ein anderer Teil hin und her pendelte,151 ist für Augsburg teilweise auch zu beobachten. Im Bischofsstreit war mit Jörg Ploß als zentralem Kurier und Koordinator ein schnelles und vertrautes Übermittlungssystem gewährleistet.
147
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Hierzu Ernst Pitz, Bürgereinung und Städteeinung. Studien zur Verfassungsgeschichte der Hansestädte und der deutschen Hanse, Köln 2001, S. 54–56; Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 90–91. Für Köln: Vgl. Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 171. Für Augsburg: StadtA Augsburg Literaliensammlung, Karton 3a, 6. Februar 1468 (fälschlich mit 5. Februar angegeben) und 6. März 1468. Vgl. Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 171. Exemplarisch: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 236v, Nr. 1083; f. 241v, Nr. 1108; f. 242r, Nr. 1110; f. 251r, Nr. 1143. Vgl. Bernhard Kreutz, Botenwesen und Kommunikation zwischen den mittelrheinischen Kathedralstädten von 1254 bis 1384, in: Jörg/Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung, S. 95–104, hier S. 99.
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3. Von Augsburg in die Welt
Vorinstruktionen Nachdem sich der Rat über die weitere Vorgehensweise geeinigt hatte, wurden die Übermittler und Gesandten ausgewählt, die diese Botschaften und Positionen der Stadt überbringen sollten. Bevor sie sich auf den Weg machten, wurden sie genauestens instruiert. Quellenbegriffe wie bevelhnus und underrichtung bezeichnen die dokumentierte Vorbereitung der Gesandten. Sie wurden in der klassischen Gesandtschaftsforschung als ‚Vorinstruktion’ klassifiziert. Darunter verstand Viktor Menzel eine schriftliche Anweisung, welche die Aufgabe des Gesandten und die Verhaltensmaßregeln beinhaltete.152 Die Funktion und Verbindlichkeit derartiger Dokumente, an der Menzel und Mandel noch festhielten, wurde in der späteren Forschung jedoch in Frage gestellt.153 Für die eidgenössischen Städte schlussfolgerte Michael Jucker, dass der Rat seine Gesandten nur „über das taktische Vorgehen [instruierte] und nicht über das rechtliche Verhandeln oder über das, was sie zu sagen hätten.“154 Außerdem ging Jucker davon aus, dass die eidgenössischen Gesandten nur mündlich instruiert wurden und dass die schriftliche Dokumentation der Instruktionen vorrangig der städtischen Kontrolle diente.155 Die wenigen Vorinstruktionen, welche für Augsburg überliefert sind, lassen keine Antwort auf die Frage nach deren Nutzung zu. Die Sachverhalte waren meist komplex, und die überlieferten Vorinstruktionen beinhalteten in der Regel mehrere Seiten mit verschiedenen Themen, wodurch der Eindruck entsteht, dass den Gesandten kaum Verhandlungsspielraum eingeräumt wurde. So umfasste die Beuelhnus an Leonhard Langenmantel von Radaw für den Städtetag am 19. Dezember 1466 zu Donauwörth sechs Punkte, die Leonhard auf der Versammlung vorbringen sollte.156 Hinweise auf eine mündliche Instruktion gibt es durchaus, aber es sind zu wenige Vorinstruktionen überliefert, um allgemeine Schlussfolgerungen ziehen zu können. Titel, wie ain mainung wie [...] durch her Hannsen Vitel, alten burgermaister und her leonharten Röchlinger zebringen Bevolhen und verlaßen ist157, scheinen Juckers These zu bestätigen. Das Wort verlaßen deutet jedenfalls auf eine mündliche Instruktion hin. Außerdem leuchtet es durchaus ein, dass die Gesandten sich die detaillierten Instruktionen merken mussten, insbesondere im Hinblick auf geheime Informationen. Der Rat durfte nicht riskieren, dass derartige Dokumente in falsche Hände gerieten. Darüber hinaus waren Gesandte wie Leonhard Langenmantel, Hans Vittel und Leonhard Röchlinger langjährige Politiker und Gesandte der Stadt Augsburg und mussten über die Sachverhalte, die dem heutigen Betrachter zunächst 152
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Die ersten Instruktionen seien als „Instruktionsnote“ in der karolingischen Zeit entstanden, später in mündlicher Form ausgefertigt und im späten Mittelalter wieder als schriftliche Dokumente mitgegeben worden. Vgl. Menzel, Deutsches Gesandtschaftswesen, S. 40–45. Vgl. Jörg, Gesandte als Spezialisten, S. 32–35. Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 98. Vgl. ebd. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 93v–94r, Nr. 246. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 3a, 1469, Nr. 16 (unfoliiert, o. D.): Instruktion an Hans Vittel und Leonhard Röchlinger, was sie wegen der Verhandlung mit Herzog Ludwig und Herzog Albrecht IV. von Bayern an Kaiser Friedrich III. vorbringen sollten.
3.3 Handlungsträger, Dokumente und Kommunikation
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kompliziert erscheinen, völlig im Bilde gewesen sein. Dass die Handlungsspielräume größer waren, als Menzel und vor allem Mandel den städtischen Gesandten zugestanden hat, zeigen die Augsburger Zwischeninstruktionen.
Zwischeninstruktionen Menzel definierte Zwischeninstruktionen noch als Anweisungen, die im Laufe der Verhandlungen zugeschickt wurden.158 Wie oben beschrieben, bestanden die Aufgaben der Gesandten nicht nur aus Verhandlungsführung und Vertragsabschluss, sondern auch, wie aus den Anweisungen an die Augsburger Gesandten deutlich wird, aus Kontaktpflege, Informationsbeschaffung und die Anwerbung von Förderern. Die Zwischeninstruktionen sind dadurch als Mitteilungen an Handlungsträger auf Gesandtschaftsreise über ihre auszuführenden Strategien und Aufgaben zu verstehen. In den Zwischeninstruktionen gab der Stadtrat seinen Gesandten nicht nur Anweisungen über die weitere Vorgehensweise, sondern gab ihnen auch Informationen und Nachrichten weiter und forderte die Gesandten dazu auf, das Gleiche zu tun. Zusätzlich versuchte der Rat, die Gesandten zu motivieren. So trachtete er im September 1421 in einem Brief an Fritz Burggraf und Jörg Ploß danach, die Augsburger Sache weiterhin voranzutreiben: Als ir das alles und was darinne uns notdurfftig und nütz ist zereden wol verstet, und denne darnach mer mit seinen gnaden reden und ernstlichen versůchen wöllend, umbe die freyheit zůerlangen. Als auch dir Jörgen wol wissenlich ist nach der underredunge, die wir nehst miteinander davon tetten [...].159 Ein Beispiel wie dieses zeigt, dass der Rat zwar offiziell als Auftraggeber fungierte, aber auch in hohem Maße von den Gesandten abhängig war. Dass deren Handlungsspielraum relativ groß gewesen sein muss, wird zudem aus den vielen Schreiben deutlich, in denen der Rat dem Gesandten explizit sein Vertrauen aussprach und ihm auftrug, nach eigenem Ermessen in der Sache zu handeln. So schrieb der Augsburger Rat im Juli 1418, als die Stadt ihre Gesandten über den Kirchenbann informierte und Letztere um Hilfe bat: Tůnd jndem allem ewer pestes und lazzent ew die sachen nach ewerm verstän getriulichen beuolhen sein als wir des nicht zweyfels haben.160 Einige Monate später schrieb Augsburg an Jörg Ploß: Tů darjnn als wir des ain besunder getrauen zu dir haben.161 Der Rat beschränkte den Handlungsspielraum des Gesandten besonders, wenn es um verbindliche Zusagen und hohe finanzielle Leistungen ging. Dass die Gesandten Geld brauchten, um die Augsburger Interessen besser vertreten und mehr Förderer anwerben zu können, war dem Rat nicht neu. Je nach Interessenlage wurde zwar mehr Geld geschickt, jedoch setzte der Rat dann auch eine höhere Erwartung an die Ergebnisse der Gesandtschaft; oder der Rat gab vor, unter welchen Bedin158 159 160 161
Vgl. Menzel, Deutsches Gesandtschaftswesen, S. 40. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 26r, Nr. 102. Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 224r–224v, Nr. 1027, Zitat f. 224v. Undatierter Sendbrief an Jörg Ploß, wahrscheinlich Ende Februar 1419 verschickt. Ebd., f. 256r, Nr. 1163.
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3. Von Augsburg in die Welt
gungen er mit großen Geldgeschenken einverstanden war.162 Als der Domherr und Sachverständige Peter Fride im Augsburger Bischofsstreit zum wiederholten Mal um mehr Geld für seine Mission in Rom bat, antwortete die Stadt, sie sei damit einverstanden, könne aber in dieser unsicheren Zeit nicht so viel Geld auf einmal geben und würde diesmal nur 150 Gulden schicken.163 Da aber die Korrespondenz zu den anderen Gesandten überliefert ist, steht fest, dass diese Antwort eher eine Ausrede war. Ratsnähe und Vertrauen spielten gerade bei Geldfragen eine große Rolle. Meister Fride war aber kein Augsburger Bürger, und der Augsburger Rat hatte ihn nur für die erfolgreiche Beendigung des Bischofsstreits engagiert. Bis dahin hatte Peter Fride mehrmals größere Summen Geld bekommen, aber noch keinen Erfolg erzielt.164 Nachdem der Rat Gerüchte gehört hatte, Peter Fride sei ‚lässig‘,165 schickte der Rat Briefe und cedulae inclusae an seinen Vertrauten Jörg Ploß und engagierte zusätzlich weitere Juristen, um mit deren Hilfe Peter Fride und seine Machenschaften zu kontrollieren.166
Gesandtschaftsberichte Auch wenn Gesandtschaftsberichte als Botschaften des Gesandten an seinen Dienstherrn definiert werden können, lassen sie sich gemäß Briefstil und Inhalt nicht einfach kategorisieren.167 Rein äußerlich sind die wenigen Verzierungen auf einem zusammengefalteten, vollgeschriebenen Blatt Papier typisch, da in der Regel die Eile und die sichere Übermittlung der Nachricht an erster Stelle standen.168 Der Stadt war daran gelegen, so schnell wie möglich weitere Nachrichten und Verhandlungsergebnisse zu bekommen und drängte ihren Gesandten regelmäßig um weitere Informationen. Die Gesandten wiederum reagierten je nach Situation und eigener Interessenlage unterschiedlich. Manche von ihnen wiesen umständlich auf die schwierigen Bedingungen hin, gaben ihre Einschätzung, sie würden mehr Geld brauchen und stellten 162 163 164 165
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Zu der Rolle der Geldgeschenke: Siehe Abschnitt 5.2. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 92r–92v, Nr. 473. Sendbrief vom 17. Dezember 1422. Ebd., f. 24v, Nr. 96; f. 78r–78v, Nr. 397. Ebd., f. 52v, Nr. 239, in einem eingesteckten Zettel an Jörg Ploß: vns hat hans pek vnser dyener wol geseyt wie er auch dir erzelt habe, das maister oswald Jm habe gesagt von maiser petern fride, wie der als jn vnsern sachen gar lessig sey und dem nit nachgee als einsiclich als villeiht vnß notdurfft wäre, etc. Ebd., f. 52v, Nr. 239; f. 112r–112v, Nr. 560; f. 117r, Nr. 577–578. Vgl. Jörg Schwarz, Mittelalter-Rezeption in der deutschen Geschichtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Aufnahme der Quellengattung der Gesandtenberichte in den Diskurs der Mediävistik, in: Thomas Martin Buck/Nicola Brauch (Hg.), Das Mittelalter zwischen Vorstellung und Wirklichkeit. Probleme, Perspektiven und Anstöße für die Unterrichtspraxis, Münster u. a. 2011, S. 111–126; Jörg Schwarz, Politische Kommunikation – Selbstzeugnisse – Rechtfertigungsstrategien. Gesandtenberichte aus Nördlingen vom kaiserlichen Hof in Wiener Neustadt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, in: Franz Fuchs/Paul-Joachim Heinig/Martin Wagendorfer (Hg.), König und Kanzlist, Kaiser und Papst. Friedrich III. und Enea Silvio Piccolomini in Wiener Neustadt, Köln/ Wien 2013, S. 89–119. Vgl. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 183–184.
3.4 Entwicklung der schriftlichen und mündlichen Übermittlung
93
ihre eigenen Bemühungen gerne als fleißige Aufopferung dar.169 Aus anderen Berichten gehen dagegen nur knappe Notizen hervor, oder die Gesandten äußerten den Wunsch, nicht länger bleiben zu wollen. So hatten die Ratsherren Sebastian Illsung, Hermann Nördlinger und Ulrich Arzt in ihrem Brief vom August 1422 an Augsburg gebeten, nach Hause kommen zu dürfen. In seiner Antwort zeigte der Rat Verständnis und erlaubte Ulrich Arzt wegen der Messe die Heimkehr; die anderen beiden sollten allerdings bleiben und weiterhin für Augsburg tätig sein.170 In seinem Bericht vom 8. August 1456 beklagte Leonhard Langenmantel seine schwere Situation und betonte gleichzeitig seine Treue zu Augsburg: Aber es ist in mir gar schwer [...] ich schreib nit gerne vil dar von.171 Inhaltlich umfassten die Berichte oft Gerüchte und unkonkrete Ergebnisse, wie aus Formulierungen, z. B. das man mit mir geret hat oder man hat mir [...] gesagt,172 deutlich hervorgeht. Inwiefern dies für den Rat ein Problem darstellte, ist nicht mehr zu ermitteln. Fest steht, dass der Rat immer wieder nach neuen Informationen und Ergebnissen fragte und somit in Kauf nahm, dass die Gesandtenberichte manchmal unzuverlässige Informationen brachten. Wie von Peter Hesse für Köln festgestellt wurde, schien der Gesandte sich selbst und seine Tätigkeiten stark hervorgehoben zu haben, um sich als fleißiger Gesandter darzustellen.173 Die Zwischeninstruktionen verdeutlichten, dass der Rat seinen vertrauten Gesandten einen großen Handlungsspielraum einräumte. Dies könnte allerdings auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass der Rat aus der Ferne wenig andere Möglichkeiten hatte. Er musste sich auf seine Gesandten verlassen und konnte sie nur mit Hilfe anderer kontrollieren, wie etwa bei Peter Fride. Erst nach der Heimkehr konnten ihn die Ratsherren genauer nach seinen Bemühungen und Kostenabrechnungen befragen.
3.4 Entwicklung der schriftlichen und mündlichen Übermittlung
Eine Abstufung in verschiedene Gesandtenklassen und -dokumente, wie Menzel vorschlug, sieht im Endeffekt über die mittelalterliche Kommunikationspraxis hinweg, in der – besonders auf der Schnittstelle zwischen Rat, Kanzlei, städtischen Handlungsträgern und politischen Akteuren – verschiedene Formen von Schriftlichkeit und Mündlichkeit zu beobachten sind. In den letzten Jahren hat die Forschung darauf hingewiesen, dass Mündlichkeit auch in der städtischen Umgebung mit ihrer starken Tendenz zur Verschriftlichung weiterhin ein wichtiger As169
170 171 172 173
Vgl. Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 161–165. Beispiele für Augsburg: StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, 22. Oktober 1456; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 52v, Nr. 239; f. 92r–92v, Nr. 473; f. 112r–112v, Nr. 560. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 75v, Nr. 377. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, 8. August 1456. Ebd: Brief von Leonhard Langenmantel zu Radaw (1456?), undatiert. Vgl. Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 161ff.; Schwarz, Politische Kommunikation (2013), S. 108ff.
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3. Von Augsburg in die Welt
pekt blieb.174 So stellte Robert Walser für das Nachrichtenwesen des Markgrafen Albrecht von Brandenburg fest, dass ungefähr ein Zehntel der Korrespondenz explizit auf Mündlichkeit hindeutete.175 Zum einen machte Mündlichkeit aus Gründen der Geheimhaltung einen wichtigen Teil der städtischen Kommunikation aus. Wie Bastian Walter für die Eidgenossenschaft betonte, legten die Städte besonders in Kriegszeiten Wert auf eine ‚geheime’ Kommunikation, die – falls der Bote überfallen würde – für Dritte nicht einfach zu verstehen war.176 Zum anderen ermöglichte die mündliche Übermittlung eine größere Flexibilität, sodass der Übermittler seine Botschaft besser auf die Situation und die Person zuschneiden konnte. Diese Form konnte, wie bei dem werbenden Übermittler zu sehen ist, mögliche Missverständnisse verhindern, denn dieser stand direkt für Fragen des Empfängers zur Verfügung. Mit dem Boten bekam der Brief für den Empfänger ein Gesicht. Um dies zu unterstreichen, war der offizielle Bote – im Gegensatz zum Gelegenheitsboten – durch seine Kleidung und diverse Utensilien wie Botenbüchse und Botenstab als Repräsentant des Absenders erkennbar.177 Somit wurde mit dem Übermittler eine Zwischenform der Schriftlichkeit und Mündlichkeit hergestellt, indem er zwar stellvertretend für seinen Herrn anwesend war, gleichzeitig aber eine Botschaft auf Distanz übermittelte. Zudem war die persönliche Anwesenheit – und damit die Mündlichkeit – in der Konfliktlösung und der politischen Entscheidungsbildung unabdingbar. Der Brief wurde, wie in Abschnitt 4.2. deutlich gemacht wird, gerne in Rechtskonflikten eingesetzt, stieß aber in der wirklichen Klärung der Auseinandersetzungen an seine Grenzen. Manche Themen wurden bevorzugt unter vier Augen besprochen, andere lieber offiziell auf großen politischen Treffen eingebracht. Die Handlungsträger dieser politischen Anwesenheit waren in erster Linie Gesandte. Im Folgenden wird das Spannungsverhältnis zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit auf beiden Gebieten der Diplomatie, nämlich in der Nachrichtenübermittlung wie im Gesandtschaftswesen, dargestellt. Das Verhältnis zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit ist als ein Paralleldiskurs der politischen Kommu174
175 176
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Hierzu Franz J. Felten, Kommunikation zwischen Kaiser und Kurie unter Ludwig dem Bayern (1314–1347). Zur Problematik der Quellen im Spannungsfeld von Schriftlichkeit und Mündlichkeit, in: Heimann/Hlaváçek, Kommunikationspraxis und Korrespondenzwesen, S. 51–89; Stuiber, Zwischen Rom und dem Erdkreis, S. 22; Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, S. 81; Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 217–218. Wie Holzapfl treffend formulierte, verband „sich die Ausführlichkeit, der Nuancenreichtum und die Direktheit der Mündlichkeit mit der Genauigkeit, Verlässlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Schriftlichkeit“, Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 325. Auch in der privaten Korrespondenz, die vorrangig durch Hausdiener versorgt wurde, spielte Mündlichkeit eine wichtige Rolle. Vgl. Simon Teuscher, Bernische Privatbriefe aus der Zeit um 1500. Überlegungen zu ihren zeitgenössischen Funktionen und zu Möglichkeiten ihrer historischen Auswertung, in: Eckart Conrad Lutz (Hg.), Mittelalterliche Literatur im Lebenszusammenhang. Ergebnisse des Troisième Cycle Romand 1994, Freiburg 1997, S. 359–385, hier S. 384. Vgl. Walser, Lasst uns ohne nachricht nit, S. 432. Vgl. Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 217ff. Vgl. Walser, Lasst uns ohne nachricht nit, S. 458. Vgl. Hübner, Im Dienste ihrer Stadt, S. 139ff. Vgl. für Augsburg exemplarisch: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 64, f. 3r–3v.
3.4 Entwicklung der schriftlichen und mündlichen Übermittlung
95
nikation zu verstehen, der als eigenständiges Phänomen zu definieren ist, in dem sowohl mündliche (Reden, Hören) als auch schriftliche Kommunikationsformen (Schreiben, Lesen) nebeneinander, miteinander und sogar manchmal gegeneinander eingesetzt werden.178 Je nach Situation entschied sich der Rat für eine bestimmte Kommunikationsform,179 und je nach Interessenlage wurden die Informationen, die daraus folgten, schriftlich in der Kanzlei dokumentiert.180
3.4.1 Der Paralleldiskurs in der Nachrichtenübermittlung Im Botenwesen entfaltet dieser Paralleldiskurs seine volle Breite: Hier sind rein mündliche Botschaften, ausschließlich schriftliche Nachrichten sowie verschiedene Mischformen zu beobachten.181 Zusätzlich sei noch auf den klassischen Boten, der den Brief nicht überreichen, sondern vorlesen musste und damit die schriftliche Botschaft wieder ‚vermündlichte‘, hingewiesen.182 Die verschiedenen Formen von Mündlichkeit in Briefen des Nachrichtenverkehrs werden zunächst exemplarisch aufgelistet. Erstens wurden teilweise rein mündliche Botschaften übermittelt, auch wenn Hinweise darauf bei einer inzwischen nur noch schriftlich überlieferten Quellenlage relativ selten sind.183 Die Überlieferung lässt die These zu, dass ihre Zahl ursprünglich deutlich höher war, als es die wenigen überlieferten Hinweise belegen können. So schrieb Augsburg Anfang Dezember 1419 einen Brief an Ulm, um zu berichten, dass deren Nachricht, die eine Gesandtschaft im Namen der schwäbischen Städte den bayerischen Herzögen Ernst und Wilhelm von München und Ludwig von Ingolstadt mitgeteilt hatte, schon durch zwei ehrbare Boten an Augsburg gesaget worden und ercläret worden sei.184
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Diese Idee wurde in mehreren Gesprächen mit Prof. Dr. Michael Rothmann angeregt und von mir für Augsburg ausgearbeitet. Ich danke Herrn Rothmann für den Begriff ‚Paralleldiskurs’, um das Nebenund Miteinander der Mündlichkeit und Schriftlichkeit zu beschreiben. Walser schlussfolgerte, dass die verschiedenen Übertragungsformen bewusst eingesetzt wurden, um eine höhere Effektivität zu bewirken. Vgl. Walser, Lasst uns ohne nachricht nit, S. 468. Es wäre sicherlich lohnenswert, zusätzlich die Kommunalverwaltung, die in dieser Studie weitgehend außer Acht bleiben muss, mit dem Paralleldiskurs zu analysieren. Einen ersten Ansatz hierzu, wenn auch aus einer anderen Perspektive, bietet: Michael Jucker, Pragmatische Schriftlichkeit und Macht: Methodische und inhaltliche Annäherungen an Herstellung und Gebrauch von Protokollen auf politischen Treffen im Spätmittelalter, in: Christoph Dartmann/Thomas Scharff/Christoph Friedrich Weber (Hg.), Zwischen Pragmatik und Performanz. Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur, Turnhout 2011, S. 405–441. Vgl. Walser, Lasst uns ohne nachricht nit, S. 433–448. So sprach Horst Wenzel von Boten als körperliche Briefträger, die das Schriftliche vermündlichten. Horst Wenzel, Boten und Briefe. Zum Verhältnis körperlicher und nicht-körperlicher Nachrichtenträger, in: Ders. (Hg.), Gespräche – Boten – Briefe, S. 86–105, hier S. 95ff. Vgl. Walser, Lasst uns ohne nachricht nit, S. 433–436. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 288v, Nr. 1305.
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3. Von Augsburg in die Welt
Zweitens gab es mündliche Nachrichten, die von einem Brief begleitet wurden. Briefe mit Kredenzformel – also Briefe, die zwar nicht alle Elemente eines Kredenzbriefes aufweisen, aber den Übermittler als berechtigte Person auswiesen, um für etwas zu werben oder mit dem Adressaten zu reden – sind im Endeffekt Briefe mit einer mündlichen Botschaft, genauso wie die oben erwähnten Empfehlungsschreiben.185 Drittens gab es kombinierte Botschaften, indem im Brief auf weitere mündliche Informationen oder Instruktionen durch den Übermittler hingewiesen wurde. Der Brief umfasste in der Regel schon einige Mitteilungen, aber die wichtigste oder aktuellste Information sollte wahrscheinlich durch den Boten erfolgen.186 In einem Brief an Hans Wieland, der die Augsburger Interessen auf dem Konstanzer Konzil vertreten musste, schrieb Augsburg im Februar 1415, er solle weiterhin dort bleiben, da das Augsburger Heilig-Geist-Spital vor das Hofgericht geladen worden sei, Als dir diser pott wol sagen wirt.187 Viertens sind die Schreiben zu erwähnen, die eine verschriftlichte Mündlichkeit aufzeigten: Dabei handelte es sich, wie oben schon erwähnt, verstärkt um Briefe, in denen die Stadt sich um den Rechtsschutz ihres Bürgers kümmerte. Die Briefe beinhalteten in der Regel eine Beschreibung, wie Augsburger Bürger vor den Rat gekommen sind und dem Rat gesagt haben, was passiert ist. Auch wenn diese Elemente vielleicht formelhaft anmuten, weisen sie auf eine verschriftlichte Mündlichkeit hin.188 Zudem nahmen manche Briefe Bezug auf die vorangegangene Mündlichkeit, indem sie sich direkt auf die mündlichen Informationen des Gesandten bezogen. In diesem Fall wurde die Mündlichkeit verschriftlicht und an Dritte weitergeleitet. So wurde etwa am Anfang eines Briefes an die Herzöge Sigmund und Albrecht von Bayern-München die mündliche Berichterstattung des Bürgermeisters Leonhard Langenmantel von Radaw an den Rat über sein letztes Treffen mit den beiden Herzögen wiederholt.189 Zuletzt sind die rein schriftlichen Nachrichten zu erwähnen, die zwar auf den ersten Blick die übergroße Mehrzahl der Briefe ausmachen, deren Anteil aber wahrscheinlich wesentlich kleiner war, wenn man die vielen kleinen Hinweise auf Mündlichkeit sowie die Möglichkeiten einer Verbindung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit mitrechnet.
185 186 187 188 189
Vgl. Abschnitt 3.3.3. Vgl. Walser, Lasst uns ohne nachricht nit, S. 468. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 87v, Nr. 400. Es ist jedenfalls nicht anzunehmen, dass Bürger sich mit ihren Klagen schriftlich an die Kanzlei wandten. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 149v, Nr. 396. Undatierter Sendbrief, die Formel datum ut supra weist allerdings darauf hin, dass der Brief, wie die vorherigen Briefe im Briefregister, Anfang Juli 1467 verschickt worden sein muss.
3.5 Zusammenfassung
97
3.4.2 Der Paralleldiskurs in der Kommunikation mit Gesandten Im Gesandtschaftswesen spielte die Mündlichkeit eine noch größere Rolle als in der Nachrichtenübermittlung. Anders als in der Nachrichtenübermittlung, in der verschiedene Formen und Kombinationen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit möglich waren, gingen die beiden Dichotomien im Gesandtschaftswesen ineinander über. Wie die Quellen zeigen, wiesen einerseits die Kredenz- und Vollmachtbriefe auf die Berechtigung der Anwesenheit des Gesandten hin – und damit auf seine Berechtigung, im Namen der Stadt zu sprechen. Andererseits entstand in der Kommunikation zwischen Stadt und Gesandten ein Zusammenwirken zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Die Stadt instruierte ihren Gesandten zwischendurch und veranlasste ihn damit, das Schriftliche, meist nach eigener Einschätzung, zu vermündlichen. Die Gesandtschaftsbriefe machen deutlich, dass der Gesandte seine meist mündlich in Erfahrung gebrachten Erkenntnisse dem Brief anvertraute. Schließlich ist anzunehmen, dass die Gesandten und Übermittler nach Rückkehr in die Stadt eine Berichterstattung liefern mussten, wobei der Stadtrat die Gelegenheit hatte, mündlich nach weiteren Informationen und persönlichen Eindrücken zu fragen. Diese mündliche Berichterstattung wurde teilweise wieder in den Ratsprotokollen festgehalten.190
3.5 Zusammenfassung
Ausgehend von der Korrespondenz der Stadt Augsburg verschaffte dieses Kapitel einen Überblick über Rat und Kanzlei, die Nachrichtenübermittlung und das Gesandtschaftswesen. Die Missivbücher geben nicht nur Einsicht in die externe Kommunikation, sondern sind darüber hinaus auch als Ausdruck der ratsinternen Entscheidungen über die Augsburger Diplomatie zu sehen. Alles, was für zukünftige Entscheidungsprozesse von Bedeutung sein konnte, wurde in der Kanzlei dokumentiert. Die starke Verrechtlichung im 15. Jahrhundert machte sich auch in der Kanzlei bemerkbar. Zum Einen ist ein stärkerer Bezug auf rechtliche Quellen in den Briefen zu beobachten, zum anderen verfügten die Augsburger Stadtschreiber ab der Mitte des 15. Jahrhunderts über eine höhere juristische Qualifizierung (Jurastudium und Promotion) als vorher. Anhand von drei Zeitperioden aus dem Briefregister der Missivbücher wurden insgesamt 1.838 Briefe ausgewertet. Der Augsburger Kommunikationsraum umfasste vorrangig den mittleren und größeren Distanzraum: 44,1 Prozent der Briefe wurden in einem Umkreis von 51 bis 100 km Entfernung, 36,5 Prozent der Schreiben über 101 km übermittelt. Als Kommunikationspartner standen die Städte, überwiegend Reichsstädte, an erster Stelle (45,9 %), gefolgt durch den Niederadel (34,8 %). Diese Auswertung entspricht dem geopolitischen Gebilde, welches – von 190
Vgl. Jucker, Pragmatische Schriftlichkeit und Macht, S. 421ff.
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3. Von Augsburg in die Welt
kleineren Pflegschaften und Dörfern abgesehen – die meisten politischen Akteure im mittleren Raum platziert hatte. Der Augsburger Kommunikationsraum umfasste hauptsächlich den Südwesten des Reiches. Die meisten Anliegen hatten einen regionalen Charakter, denn diese waren aus dem städtischen Rechtsschutz für Augsburger Bürger entstanden. Der zweite Aspekt der Nachrichtenübermittlung war die Informationsbeschaffung. In Reichsstädten wie Augsburg stellte der ständige Austausch von Informationen, Nachrichten, Gerüchten und Meinungen die Basis für die diplomatischen Entscheidungen der Ratsherren dar. Mit befreundeten Städten tauschte Augsburg, wie anhand der cedulae inclusae zu sehen ist, vertrauensvolle Informationen aus. Dieser Informations(aus)tausch beruhte auf Gegenseitigkeit, wie auch die Begriffe verdienen oder beschulden im Abschlusssatz der Briefe belegen. Eine Aufschlüsselung der verschiedenen Handlungsträger bot neue Impulse zu einer Übermittlertypologie, welche stark mit der jeweiligen Funktion und dem Status des Übermittlers zusammenhing. Generell kann zwischen dem einfachen Briefträger, dem werbenden Übermittler sowie dem Gesandten unterschieden werden, allerdings unter der Voraussetzung, dass diese Kategorien als Ordnungsbegriffe verstanden werden. In anderen Situationen konnte der entsprechende Handlungsträger auch eine weitere Funktion einnehmen. Mit den offiziellen Dokumenten (Vollmachten und Kredenzbriefe) und den Briefen mit Kredenzformel konnten sich die werbenden Übermittler und Gesandten als glaubwürdige oder stellvertretende Verhandlungspartner ausweisen. Offizielle Vollmachten und Kredenzbriefe sind für Augsburg nur für große offizielle Versammlungen oder weit entfernte Verhandlungspartner überliefert. Briefe mit Kredenzformel, die hingegen werbenden Übermittlern mitgegeben wurden, stellten sich als ein besonders flexibles Instrument in der städtischen Diplomatie heraus. Sie ermöglichten in einer relativ informellen Atmosphäre eine Vorverhandlung und die Anwerbung von Förderern. Da solche Briefe nicht rechtskräftig waren, brauchte die Stadt nicht zu fürchten, irgendeine bindende Verpflichtung eingehen zu müssen. Die Missiven, Instruktionen und Gesandtschaftsberichte zeigen den ständigen Kontakt zwischen dem Rat und den Gesandten. Die Stadt drängte immer wieder auf weitere Informationen und Berichterstattungen, welche die Gesandten allerdings nicht immer erfüllen konnten, womit sich die vielen Gerüchte und unkonkreten Ergebnisse von Gesprächen in den Gesandtschaftsberichten erklären. Der Rat zeigte sich einerseits, beispielsweise in den Vorinstruktionen, als strenger Auftraggeber, war aber andererseits in hohem Maße von den Gesandten abhängig und räumte diesen einen großen Spielraum ein. Insgesamt zeigt die Augsburger Korrespondenz die überragende Bedeutung und Akzeptanz des Briefes als Distanzmedium. Dennoch spielte die Mündlichkeit, wie auch an den Kategorien ‚werbende Übermittler’ und ‚Gesandte’ zu sehen ist, weiterhin eine wichtige Rolle. Mündlichkeit und Schriftlichkeit sind im Boten- und Gesandtschaftswesen des späten Mittelalters nicht als strikte Gegenpole zu sehen. Beide Formen ergänzten sich gegenseitig und existierten nebeneinander in einem Paralleldiskurs der politischen Kommunikation. Anders als längere Zeit gedacht, ist es mit dem Fortschreiten der Verschriftlichung keineswegs so, dass die Mündlichkeit
3.5 Zusammenfassung
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an Bedeutung verlor. In vielen städtischen Anschreiben wird neben dem inhaltlichen Informationsgehalt auf weitere mündlich überlieferte Informationen hingewiesen, sowohl aus Gründen der Verschwiegenheit als auch wegen der Vorteile, die sich aus der unmittelbaren Face-to-Face-Kommunikation ergaben. Anders verhielt es sich im Gesandtschaftswesen, bei dem der Gesandte schriftliche (Zwischen-)Instruktionen mündlich weitergeben und mündliche Informationen im Gesandtschaftsbericht verschriftlichen musste.
4. ZWISCHEN RECHT UND RITUAL. STÄDTISCHE STRATEGIEN UND MASSNAHMEN IM KONFLIKT
Die Hauptaufgabe der städtischen Diplomatie bestand darin, mit anderen – auswärtigen – politischen Akteuren Kontakt aufzunehmen, um die Interessen der Stadt zu vertreten. Das zentrale Ziel ist für den heutigen Betrachter erst aus der Kombination verschiedener Entscheidungen heraus zu erkennen. Um die Konflikte zu bewältigen, musste Augsburg Urkunden, Privilegien und Stellungnahmen instrumentalisieren, Verbündete für die Interessen der Stadt um Hilfe bitten, auf regionaler wie auf Reichsebene Unterstützung gewinnen sowie die rechtlichen Optionen erkunden und nach Möglichkeit ausschöpfen. Hierzu wurden nicht nur die Ratsherren, Stadtschreiber oder Übermittler tätig, sondern auch, je nach Situation und Aussichtslage, befreundete Fürsprecher und Juristen herangezogen. In diesem Kapitel steht die Frage im Blickpunkt, welche Ziele Augsburg in den untersuchten Streitfällen verfolgte, welche politischen, diplomatischen und militärischen Maßnahmen die Stadt im Konflikt ergriff, inwiefern die Stadt damit Erfolge erzielte und welche Fehlschläge sie hinnehmen musste. Mit Hilfe der Fallstudien werden diese verschiedenen Aspekte erörtert, wobei schon deutlich geworden ist, dass manche Handlungsoptionen in bestimmten Situationen, je nach Konfliktstufe, bevorzugt verwendet wurden. Weitere wurden eher allgemein oder konfliktübergreifend angewandt und sind auch bei anderen (Reichs-)Städten zu erkennen. So wurden Rechtfertigungen in der Regel sowohl bei drohenden Auseinandersetzungen als auch im konkreten Konfliktfall genutzt. Dieses Kapitel stellt die Strategien im Hinblick auf die jeweiligen Konfliktstufen vor. Der erste Schritt bei einem drohenden Konflikt war in der Regel die Suche nach Verbündeten und Fürsprechern, die das Vorgehen der Stadt mit ihren Stellungnahmen unterstützten oder gar verteidigen sollten (vgl. Abschnitt 4.1). Die meisten Auseinandersetzungen eskalierten nicht: Die Kontrahenten führten oft nur einen Briefkrieg, in dem sich beide Seiten nicht über die zuständige Gerichtsbarkeit einigen konnten. Hierzu werden in Abschnitt 4.2 das ordentliche Rechtsverfahren und die Möglichkeiten zur außerordentlichen Streitschlichtung in den Blick genommen. Zugleich werden anhand verschiedener Fallstudien die von der Stadt vorgebrachten Argumente und Verhandlungsstrategien erörtet sowie die Einigungsverfahren analysiert. Wie in Abschnitt 4.3 hervorgehoben wird, konnte die lange Dauer der Auseinandersetzungen auch Vorteile haben. Solange der Konflikt nicht offiziell beendet war, blieb die Situation, wie sie war. Eine gezielte Verzögerung durch das Vertagen der
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
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Entscheidungen und die Belegung von weiteren Verhandlungen kann durchaus als Strategie gewertet werden. So sind einerseits die Vorteile eines Machtvakuums darzustellen, andererseits ist zu erörtern, wie solche Präzedenzfälle zur Erringung zukünftiger Vorteile genutzt wurden. Zuletzt werden die Kriegsvorbereitungen und die militärischen Maßnahmen im Reichskrieg gegen Bayern analysiert (Abschnitt 4.4). Das Kapitel wird mit einem theoretisierenden Abschnitt über das Verhältnis zwischen Recht und Ritual sowie einer Zusammenfassung abgeschlossen (Abschnitt 4.5).
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
Die in dieser Studie besprochenen Konflikte entstanden nicht über Nacht. Bevor kleine Streitigkeiten zum Briefkrieg wurden und bevor Rechtsklagen in bewaffneten Auseinandersetzungen eskalierten, erfolgten vorab mehrere diplomatische und rechtliche Schritte. Eine erste Strategie, die beinahe standardmäßig eingesetzt wurde, war die Rechtfertigung des eigenen Vorgehens und direkt damit verbunden das Einholen von Unterstützung anderer politischer Akteure. Wie auch bei anderen Städten zu sehen ist, galt es vor allem bei drohenden Auseinandersetzungen, sich die politische Unterstützung der Verbündeten zu sichern und möglichst viele weitere Fürsprecher und Förderer von der eigenen Sache zu überzeugen.1 Aufgrund der Fallstudien lässt sich für die Stadt Augsburg eine erste, grobe Unterscheidung vornehmen: Augsburg hatte nur wenige feste Verbündete, dagegen aber viele situationsbedingte Bündnispartner und sehr viele politische Freunde und Fürsprecher, die sich in konkreten Konfliktfällen allerdings meist zuerst zurückhielten.
4.1.1 Beziehungen zum deutschen Königtum Als fester Förderer der Reichsstadt lässt sich das Königtum bezeichnen. Augsburg pflegte die Kontakte zu den Königen, die der Stadt idealerweise weitere Privilegien und vor allem eine aktive politische Unterstützung zuteilwerden ließen. Dieses Bestreben der Stadt machte sich bei regionalen Streitigkeiten bemerkbar, indem die Stadt den König für ihren Standpunkt bei der Auseinandersetzung zu gewinnen suchte. Augsburg blickte dabei gerne auf die lange Beziehung zwischen Stadt und Königtum zurück und betonte – besonders in Krisenzeiten – seine königstreue Haltung.2 Im Laufe des hohen Mittelalters hatten sich die Kontakte zum Königtum 1
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Mehr zu der Überzeugungsarbeit der Augsburger Gesandten gegenüber Förderern und Entscheidungsträgern: Vgl. Abschnitt 5.2 und 5.3. Hierzu Evelien Timpener, Reichsstadt, Städtebund und Reich. Augsburg auf der Suche nach politischer Unterstützung bei regionalen Konflikten, in: Helge Wittmann (Hg.), Kaiser, Reich und Reichsstadt in der Interaktion, Petersberg 2016, S. 53–72, hier S. 58 und S. 63–64.
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4. Zwischen Recht und Ritual
vermehrt, die auch rechtlich – nämlich auf Kosten der bischöflichen Rechte – ihren Niederschlag fanden.3 So bekam Augsburg insbesondere vom 11. bis zum 13. Jahrhundert wiederholt königlichen Besuch. Auch Hof- und später Reichsstage fanden dort regelmäßig statt.4 Nachdem Augsburg Reichsstadt geworden war, festigten sich im späten Mittelalter die Kontakte zwischen Stadt und Königtum auf politischer, diplomatischer, rechtlicher und finanzieller Ebene. Nach dem raschen Wechsel der verschiedenen Könige um die Jahrhundertwende, trat Augsburg in eine relativ enge Beziehung zu König Sigmund von Luxemburg (1411–1437). Der König, ab 1433 Kaiser, weilte nicht nur mehrmals in der Stadt, sondern unterstützte sie weitestgehend und erteilte ihr wichtige neue Privilegien.5 Sein Nachfolger, König Albrecht II. von Habsburg (1438–1439), fiel durch seine freundliche Haltung gegenüber den Städten und seine Reformpolitik auf, fand aber den Tod, bevor er etwas hätte ändern können.6 Die Kontakte zu Kaiser Friedrich III. von Habsburg (1440–1493) wurden oft als wechselhaft beschrieben, allerdings erhielt Augsburg auch unter diesem Kaiser neue Privilegien, weitgehende Unterstützung und besondere Vergünstigungen.7 Maximilian I. von Habsburg (1486/1493–1519), der am Ende des Untersuchungszeitraums steht, wurde zwar lange als großer Freund und Förderer Augsburgs angesehen,8 stand aber, wie Böhm in seinen Forschungen aufgezeigt hat, gerade in Konfliktfällen zwischen Augsburg und den politischen Akteuren in dessen Umfeld weniger schnell auf der Seite der Augsburger als beispielsweise Friedrich III.9 Die Beziehung zwischen Reichsstadt und Königtum wurde, wie Paul-Joachim Heinig umfassend darlegte, durch mehrere gegenseitige Funktionen geprägt.10 So war Augsburg in der Pflicht, dem König die Stadtsteuer sowie Judensteuer zu zahlen und ihm mit politischer und militärischer Unterstützung zu Hilfe zu kommen. Die Stadt konnte selbst oder durch Vermittlung ihrer Bürger als königlicher Geldverleiher fungieren. Zudem bot die Stadt einen Treffpunkt für Reichstage und sonstige
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Vgl. Abschnitt 2.1. Kreuzer, Die Hoftage, S. 97–114. Insgesamt zählt Kreuzer bei 14 deutsch-römischen Herrschern (in der Zeitperiode 1002–1254) 84 Besuche in Augsburg, wovon 23 Hoftage waren. Insbesondere Heinrich IV. (14-mal in Augsburg), Friedrich I. (12-mal) und Friedrich II. (13-mal) ragen hierbei heraus. Dadurch, dass das Königtum in Augsburg zu dieser Zeit keine eigene Residenz besaß, verblieb der König in der Regel bei dem jeweiligen Bischof. Die ohnehin schon schwierige Finanzlage des Bischofs wird sich dadurch wohl verschlechtert haben. Vgl. Kreuzer, Das Verhältnis von Stadt und Bischof, S. 56–57; Kreuzer, Die Hoftage, S. 115–117. Vgl. Schnith, Die Reichsstadt Augsburg im Spätmittelalter, S. 159. Allerdings pflegte Augsburg in den späteren Jahren Sigmunds weniger intensive Beziehungen mit dem Kaiser. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ III u. IVa; StadtA, Baumeisterbücher, Nr. 38 u. 42. Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 261. Vgl. Günther Hödl, Reichsregierung und Reichsreform unter König Albrecht II. Eine Bestandsaufnahme, in: ZHF 1 (1974), S. 129–145. Vgl. Schnith, Die Reichsstadt Augsburg im Spätmittelalter, S. 161. Vgl. Meyer, Geschichte der Stadt Augsburg, S. 62–63; Zorn, Augsburg, S. 159–160. Vgl. Böhm, Die Reichsstadt Augsburg, S. 25f, S. 108–110. Für eine allgemeine Analyse der wechselseitigen Funktionen zwischen verschiedenen Reichsstädten und Königtum: Heinig, Reichsstädte, S. 55–323.
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
103
politische oder gerichtliche Termine.11 Dafür erwartete Augsburg vom König, neben dem Reichsschutz, die Erteilung neuer und die Bestätigung alter Privilegien sowie eine wohlwollende, umfassende politische und rechtliche Unterstützung.12 Die anfangs aufgezeigten regionalen Konflikte verwiesen schon darauf, dass die Stadt sich in Auseinandersetzungen immer wieder an den König wandte und sich meist der königlichen Unterstützung gewiss sein konnte. Es ist deshalb zu fragen, wie die Stadt versuchte, königliche Hilfe zu bekommen und wie die Hilfeleistung dann im konkreten Fall aussah. Im Folgenden zeigen mehrere Beispiele, wie die Stadt Augsburg verschiedene Strategien zur Kontaktaufnahme und Überredungsbemühungen einsetzte, um sich die königliche Unterstützung zu sichern. Es zeigt außerdem die Flexibilität der Augsburger Diplomatie, da sich im Laufe des 15. Jahrhunderts die Situation der Gesandten am Königshof änderte. Ein Vergleich zwischen den Regierungsperioden Sigmunds und Friedrichs III. macht diesen Wandel deutlich.
Augsburgs Verhältnis zu König Sigmund: Anlassbedingte Diplomatie König Sigmund spielte im Bischofsstreit sowie der daraus resultierenden Handelssperre der bayerischen Herzöge eine wichtige Rolle. Im Folgenden wird gezeigt, welche Maßnahmen und Strategien Augsburg wählte, um den König von seinen Bedürfnissen zu überzeugen und seiner Hilfe teilzuwerden.13 Von entscheidendem Einfluss darf wohl die Tatsache gewesen sein, dass Friedrich von Grafeneck der Wunschkandidat des Königs war. Augsburg konnte sich dadurch von Anfang an als reichstreue Stadt inszenieren, indem die Stadt sich auf Friedrichs Seite stellte. Die päpstliche Ernennung durch Johannes XXIII., wohl durch König Sigmund befürwortet,14 bekräftigte anfänglich diese Position. Für die Rechtfertigung derselben brauchte die Stadt einfach nur auf die königliche und päpstliche Wahl zurückzugreifen.15 So klagte der Augsburger Rat im August 1414 in einem Brief an König Sigmund über die vielen Absagen und Gewalt gegen die Stadt. Augsburg wandte sich im Brief direkt an seinen König: Allergenädigester kunig furst vnd herre Nun 11
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So lud Kaiser Friedrich im Juli 1474 die Stadt Regensburg und die Regensburger Geistlichkeit zur gütlichen Beilegung nach Augsburg ein. Fuchs/Krieger (Hg.), Die Urkunden und Briefe, S. 204, Nr. 291. Weitere – kleinere – Aufgaben und Funktionen kommen noch hinzu. Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 55ff. Für die Funktionen zwischen der Stadt Augsburg und Maximilian I. vgl. Böhm, Die Reichsstadt Augsburg 241ff. Die Frage, wie die Augsburger Gesandten sich am Königshof behaupten konnten, soll in Kapitel 5 beantwortet werden. Ob dies auf Betreiben König Sigmunds geschehen ist, bleibt eine Vermutung, die kaum zu belegen ist. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 1. Augsburg äußert diese Vermutung als Tatsache in einem Brief an Pfalzgraf Ludwig III.: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 47v–48r, Nr. 232, Sendbrief vom 29. Mai 1414: wie daz der erwirdig her Fridrich von Graufnegg von pett wegen unsers allergenädigesten herren dez Römischen kůnigs dez diener er ist Bestätter Byschoff jn unser Stat vnd auch dez ganczes Bystůms ware etc. Augsburg griff auch noch auf die päpstliche Bestätigung zurück, nachdem Papst Johannes XXIII. schon längst Friedrich von Grafeneck versetzt und Anselm von Nenningen bestätigt hatte. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 133r–134r, Nr. 608. Brief vom 20. April 1416.
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4. Zwischen Recht und Ritual
haben wir niemant anzůrůffen dann ewer gnade allain.16 Die Reaktion des Königs erfolgte sofort: Eine Woche später kam König Sigmund mit Bischof Friedrich nach Augsburg, dessen Bürger dem neuen Bischof huldigten.17 So konnte die Stadt sich mit dem König verständigen und machte ihre Unterstützung durch die offizielle Huldigung sichtbar. Der Rat schickte werbende Übermittler zu König Sigmund, die einen Brief mit Kredenzformel mit sich führten. Da sich der König des Augsburger Bischofsstreits schon angenommen hatte, ging es für die Stadt hauptsächlich darum, dem König über die aktuelle Situation zu berichten und ihn um weitere Hilfe und Förderung zu bitten. König Sigmund reagierte hauptsächlich mit schriftlichen Stellungnahmen, in denen er die Reichsstände und Städte aufrief, Friedrich als Bischof von Augsburg zu halten und die Stadt Augsburg im Bischofsstreit zu unterstützen. So schickte König Sigmund im Juni 1414 an Ulm und die Städte des Schwäbischen Städtebundes einen Brief, der sie verpflichtete, Friedrich von Grafeneck als Bischof von Augsburg anzuerkennen und Augsburg im Falle eines Angriffs zusammen mit dem schwäbischen Landvogt Rudolf von Montfort zu verteidigen.18 Als einige Jahre später das Konstanzer Konzil nicht die entscheidende Lösung gebracht und der neue Papst Martin V. im Frühling 1418 überraschenderweise Anselm von Nenningen bestätigt hatte,19 verbot König Sigmund am 14. Mai 1418 allen Reichsangehörigen, Ämter und Lehen von Anselm anzunehmen und bat jeden, die Stadt Augsburg – falls sie um dieser Sache willen in Bedrängnis käme – zu unterstützen.20 Als die Stadt im Sommer 1418 unter den Kirchenbann geriet und Augsburg gleichzeitig von Seiten der bayerischen Herzöge in Bedrängnis kam, schrieb der Rat in einem Brief an ihren Gesandten, sie sollten schnellstmöglich König Sigmund kontaktieren und ihn davon überzeugen, eine Stellungnahme oder besser noch eine Mahnung an Herzog Ludwig zu schreiben.21 Die Gesandtschaft hatte Erfolg: Am 15. August schrieb König Sigmund die bayerischen Herzöge an und ermahnte sie, ihre Unterstützung für Anselm, den der König nicht als Bischof von Augsburg anerkennen wollte, einzustellen.22 Noch vor der päpstlichen Bestätigung Anselms schien Bischof Friedrich langsam das Interesse an dem Augsburger Bischofsstuhl zu verlieren.23 Deshalb wurde es für die Stadt deutlich schwieriger, sich im Bischofsstreit zu behaupten. Die päpstliche Ernennung Friedrichs vom September 1413 war mit der erneuten Bestä16 17 18 19 20
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Ebd., f. 62v, Nr. 295. Missive vom 2. August 1414. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 38r u. f. 59v. RegImp, XI/1, Nr. 980. Vgl. Abschnitt 2.3.1. Vgl. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 367; RegImp, XI/1, Nr. 3172. Vgl. Regesta Boica, 12, S. 314 (hier auf das Jahr 1419 datiert). StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 224r–224v, Nr. 1027. Brief vom 1. Juli 1418 an Meister Oswald, Gabriel Vögelin, Hans Rem und Jörg Ploß. RegImp, XI/1, Nr. 3416. Im Herbst 1418 drängte die Stadt erfolgreich auf weitere königliche Unterstützung wegen der bayerischen Handelssperre. Vgl. Zink, Chronik, S. 78–79. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 210r–210v, Nr. 965–966; f. 212v, Nr. 978. Vgl. ebd., f. 233r, Nr. 1067 und StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 1, 14. April 1418.
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
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tigung Anselms unbrauchbar geworden. Gleichzeitig musste Augsburg befürchten, die königliche Unterstützung könne entfallen, wenn Friedrich aufgeben würde. Die Positionen von Reichsstadt und König unterschieden sich nämlich in einem wichtigen Aspekt: Der König wollte seinen Vertrauten auf den Augsburger Bischofsstuhl setzen; die Stadt dagegen war vorrangig daran interessiert, Anselm von Nenningen loszuwerden. Die Unterstützung für Friedrich war lediglich strategisch bedingt. Ein Brief an Jörg Ploß im April 1418, als die Stadt noch über die päpstliche Absetzung Anselms verhandelte, zeigt das eigentliche Motiv des Rates: Obwohl Friedrich offiziell noch im Rennen war, ging es in erster Linie um die Absetzung Anselms und die Neubesetzung des Bischofsstuhls mit einem beliebigen Kandidaten: doch sye versehenlichen, uns werde ain anderer dann der Nenninger zu Byschoffe gegeben, der uns wolgefellige sye.24 Die Begeisterung für die Besetzung des Augsburger Bischofsstuhls schien sowohl bei Friedrich25 als auch bei Augsburg26 im Jahr 1418 zurückgegangen zu sein. Als die Chancen schwanden, dass Friedrich den Bischofsstreit gewinnen würde, ging die tatkräftige Unterstützung für Friedrich deutlich zurück. Im September 1418 verkündete Friedrich gegenüber dem Rat, lieber zurück in sein ungarisches Kloster zu gehen, als Bischof in Augsburg zu sein.27 Für Augsburg galt es jetzt, weiterhin die Treue zum Königtum zu demonstrieren. So befahl der Rat seinen Gesandten beim Städtetag in Ulm, der zum 16. September 1418 einberufen worden war, für die Forderungen des Königs zu stimmen, auch wenn das den anderen Städten nicht genehm war: wölten sy [= die anderen Städte, ET] aber nicht entůn. So ist doch uns nicht quomenlichen wider seine kungliche maiestate zusein als denn das ewer weyßhait selber wol verstant.28 Durch Sigmunds Besuch in Ulm im September 1418 konnte die Stadt Augsburg weiterhin gute Kontakte zum König knüpfen, welche schließlich zu dessen persönlichem Besuch in Augsburg führten. König Sigmund stattete der gebannten Stadt einen Besuch von fast zwei Wochen ab.29 Für Augsburg stellte dieser Aufenthalt Anfang Oktober 1418 eine höchst willkommene Gelegenheit dar, mit dem König über das weitere Vorgehen im Bischofsstreit und andere Vergünstigungen zu verhandeln. Wie Heinig schon argumentierte, bot die persönliche Anwesenheit des Königs in der Stadt die Gelegenheit, die Beziehungen zwischen Stadt und König zu intensivieren.30 Tatsächlich wurden 24 25
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Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 210r, Nr. 965: Missive vom 12. April 1418. Ebd., f. 212v, Nr. 978: Brief vom 26. April 1418. Zudem Brief von Friedrich an Augsburg: StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 1, 14. April 1418 und StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 233r, Nr. 1067. Insbes. zu sehen in Augsburgs Verweigerung, die Appellation von Friedrich zu bezeugen. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 231r, Nr. 1059. Vgl. auch ebd., f. 206r, Nr. 947 und f. 207r, Nr. 952. Friedrich fügte hinzu, er habe auf dem Konstanzer Konzil auch andere Angebote gehabt, die er um Augsburgs willen abgeschlagen hätte. Ebd., f. 233r, Nr. 1067. Ebd., f. 234v, Nr. 1074. Brief vom 12. September 1418. König Sigmund kam am 3. Oktober nach Augsburg und reiste am 16. oder 17. Oktober 1418 weiter nach Ingolstadt. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 26, f. 117r; Zink, Chronik, S. 79. Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 185–188. Auch Sigmunds persönliche Anwesenheit auf Hoftagen wurde durch Augsburg sehr geschätzt: Von den 17 Hoftagen, auf denen der König anwesend war, schickte
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4. Zwischen Recht und Ritual
bei diesem königlichen Besuch neue Privilegien gewährt, und die Stadt lieh König Sigmund 4.000 Gulden.31 Die Stadtrechnungen zeigen, wie aufmerksam der König und sein Gefolge umsorgt wurden: Für Geschenke und Bewirtung gab Augsburg über 1.500 Gulden aus.32 Die Finanzierungen hatten zwar den Vorteil, dass der König der Stadt wohlgesonnen war, aber es galt zugleich, das Risiko abzuwägen, ob die vielen Geldanleihen und Schulden auch rechtzeitig wieder zurückbezahlt werden konnten.33 Die Art und Weise wie Burkhard Zink diesen Königsbesuch darstellt, macht deutlich, dass eine solche Geldleihe für die Zeitgenossen wie ein Geschäft zwischen König und Reichsstadt interpretiert wurde. Es zeigt, wie offen König und Reichsstadt über Vergünstigungen und entsprechende finanzielle Gegenleistungen sprachen.34 Das Beispiel von Zink bezieht sich auf die Handelssperre der bayerischen Herzöge. Für die Streitschlichtung zwischen der Stadt und den bayerischen Herzögen hätte Augsburg es gerne gesehen, wenn die Aussöhnung unter Vermittlung des Königs in Augsburg stattgefunden hätte: nun hetten aber die von Augspurg gern gesehen, daß die herrn von Bairn her wern kommen, daß der künig hie gericht hett, und patten den künig, daß ers hie richte. da sprach der künig, wollten sie im gelt leihen, so wölt er hie pleiben und wölt die sach hie richten. Also lihen im die von Augspurg 4000 fl.35 Nach Zinks Beschreibung ging die Initiative vom König aus, indem Sig-
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Augsburg 15-mal eine Vertretung; von den 19 Hoftagen ohne König war die Stadt dagegen nur 7-mal da. Nach Heinig, Reichsstädte, S. 375, Tabelle 4. RegImp, XI/1, Nr. 3612–3664. RegImp, XI/1, Nr. 3640, gewährte Augsburg ungehinderten Durchgang auf dem Lech, indem er erlaubte, gegen die, welche den Durchgang verhindern wollten, vorzugehen. Am 15. Oktober 1418 bürgten Graf Eberhard von Kirchberg und Reichserbmarschall Haupt von Pappenheim für die Zurückzahlung der von Augsburg geliehenen 4.000 rh. Gulden. RegImp, XI/1, Nr. 3655–3656. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 26, f. 117r–118v. Es stellt sich die Frage, inwiefern Geldleihe wie diese als Bezahlung für eine Vergünstigung gesehen wurden und der offizielle Begriff ‚Verleihung’ die eigentliche Bedeutung verschleiert. Vgl. Eberhard Isenmann, Reichsfinanzen und Reichssteuern im 15. Jahrhundert, in: ZHF 7 (1980), S. 1–76 u. 129–218. Übrigens unternahm Augsburg einige Versuche, das Geld zurückzubekommen. Als es Mitte Februar 1419 noch nicht zurückbezahlt worden war, schrieb Augsburg mehrmals den Marschall von Pappenheim an, um bei der Rückforderung des Geldes zu helfen: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 253r, Nr. 1151; f. 255r, Nr. 1157; f. 255v, Nr. 1161. Ob das Geld jeweils zurückbezahlt wurde, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Für das Jahr 1419 sind keine Stadtrechnungen mehr vorhanden, wodurch die Frage in diesem Fall offen bleibt. Es könnte sein, dass das Geld tatsächlich zurückbezahlt wurde: Mindestens ebenso wahrscheinlich ist es, dass die erwähnten Briefe nur als halbherzige Versuche zu deuten sind. Ähnliche finanzielle Vereinbarungen sind übrigens beim Besuch Sigmunds im Jahr 1431 zu sehen. König Sigmund verblieb zwischen dem 8. und 12. September 1431 in Augsburg und bestätigte der Stadt in dieser Zeit einige wichtige Privilegien. Vgl. Zink, Chronik, S. 383ff.; Mülich, Chronik, S. 74; RegImp, XI/2, Nr. 8831–8847. Unter anderem wurden die Erhebungen auf Ungeld bestätigt, worüber sich Bischof Peter von Schaumberg im späteren Rechtsstreit beklagen würde. RegImp, XI/2, Nr. 8838. Über den Rechtsstreit vgl. die Abschnitte 2.3.2 und 4.2. Zudem erlaubte der König für 3.000 geliehene Goldgulden, dass die Stadt die Vogteien Münchingen und Ottobeuern aus dem Hochstift lösen durfte. RegImp, XI/2, Nr. 8837. Der Augsburger Plan ging aber nicht ganz auf: Zwar blieb der König weiterhin in der Stadt, allerdings blieben die bayerischen Herzöge bei ihrem Standpunkt, sie würden sich lieber in Regensburg treffen. Zink, Chronik, S. 79–80, Zit. S. 79.
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
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mund der Stadt den Vorschlag machte, er könne die Streitschlichtung von Augsburg aus machen, wenn die Stadt ihm Geld leihen würde. Die Geldleihe an den König bei seinem Besuch 1418 ist zwar belegt,36 es fehlen aber detaillierte Quellen über die genaue Gegenleistung des Königs. Fest steht, dass der König am 15. Oktober eine große Summe Geldes von Augsburg bekam und dass Augsburg am gleichen Tag Meister Oswald und Jörg Ploß schrieb, der König habe dem Papst umb ußtrag unser sachen geschrieben.37 Der König reichte nämlich eine citatio et inhibitio über Anselm bei Papst Martin V. ein.38 Demnach liegt die Vermutung nahe, Augsburg habe für die königliche Klageschrift mit einer großen Geldleihe bezahlt.39 Diese Strategie stellte sich letztlich, wie in Abschnitt 2.3.1 beschrieben, als die richtige heraus, auch wenn es noch mehrere Jahre dauern würde, bevor der Bischofsstuhl endgültig neu besetzt werden konnte. Ein Augsburger Brief an König Sigmund 1420 macht auf ein anderes Element der städtischen Diplomatie aufmerksam. Als Augsburg im Januar 1420 dem König berichtete, es fühle sich aus not und verderbplicher scheden gezwungen, wieder um des Königs Hilfe zu bitten,40 wird deutlich, wie geschickt die Stadt argumentierte. Zum einen sprach dieser Satz einen bekannten Topos an; die städtische Notlage (notdurft) wurde bekanntermaßen immer wieder dazu verwendet, den König um Hilfe zu bitten.41 Zum anderen fällt bei Briefen wie diesem ins Auge, wie der Stadtrat den König nicht nur um Hilfe bat, sondern den König auch über die selbst unternommenen Aktionen informierte. Somit verstand die Reichsstadt den König einerseits als Bündnispartner, machte aber andererseits auch klar, dass die Stadt selbst schon alles Mögliche unternommen hatte und nun der König in der Pflicht war, sich für die Stadt einzusetzen. Mit dem zusätzlichen Hinweis, dass Augsburg sich erneut an die Kurie gewandt42 habe, da der König Anselm doch aus dem Bistum ausschließen wollte, drehte die Stadt den Spieß um. Obwohl es vorrangig die Stadt war, die Anselm nicht als Bischof akzeptieren wollte,43 stellte Augsburg es so dar, als sei die 36
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RegImp, XI/1, Nr. 3655–3656. Vgl. auch RegImp, XI/1, Nr. 3682. Augsburg gab König Sigmund direkt 1.270 von den geliehenen 4.000 Gulden mit auf den Weg: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 26, f. 53v. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 237v, Nr. 1089. Im November 1419 reichte Augsburg die zweite Zitation gegen Anselm ein. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 5. Monumenta Boica 34a, S. 256–268, Nr. 109, hier S. 257–259. Die Nachricht, dass Kardinal Branda in Rom Anweisung gegeben hatte, den Bann wieder aufzuheben, erreichte Augsburg wenige Tage nach dem königlichen Besuch. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 238r, Nr. 1090; Vgl. Dokument zur Aufhebung des Bannes durch Abt Georg des Schottenklosters in Nürnberg: Monumenta Boica 34a, S. 256–268, Nr. 109, hier S. 257–260. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 5r–v (Nr. 14), hier f. 5r. Vgl. Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 330. In seiner Dissertation über Nürnberg und den Städtekrieg versteht Schubert das zeitgenössische Wort „notdurft“ allerdings als „Notwendigkeit der militärischen Verteidigung“. Vgl. Alexander Schubert, Der Stadt Nutz oder Notdurft? Die Reichsstadt Nürnberg und der Städtekrieg von 1388/89, Husum 2003, S. 13. Augsburg schreibt dem König im Januar 1420, es habe anhand der Zitation gegen Anselm mit Juristen aus Straßburg, Nürnberg und Konstanz versucht, Anselms Absetzung in Rom zu bewirken. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 5r–5v, Nr. 14. Laut Zink habe König Sigmund 1419 gesagt, er würde den Papst noch ein Mal anschreiben. Falls der Papst anders entscheiden würde, müsste die Stadt eben Anselm als Bischof akzeptieren. Vgl. Zink, Chronik, S. 83–84.
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4. Zwischen Recht und Ritual
Stadt nur des Königs Wunsch zur Absetzung nachgekommen. Schreibstrategien wie diese hatten Erfolg: Der König setzte sich jedes Mal für die Stadt Augsburg ein, auch nachdem sein Wunschkandidat aus dem Bischofsstreit ausgeschieden war.
Langwierige Gesandtschaften unter Kaiser Friedrich III. Für das deutsche Königtum des 15. Jahrhunderts war die Anwendung des Kammergerichts sowie die Einberufung von delegierten Gerichts- und Schlichtungskommissionen zur königlichen Rechts- und Friedenswahrung nicht neu, sie erreichten allerdings – besonders unter Friedrich III. – eine völlig neue Dimension, und die Folgen machten sich auch bei der städtischen Diplomatie bemerkbar. Im Folgenden werden diese Entwicklungen sowohl aus der Perspektive der Stadt als auch von Seiten des Reiches betrachtet. Die reichsstädtischen Kontakte zum Königshof waren stark fall- und situationsabhängig. So schickte Augsburg in den 1440er-Jahren, als die Stadt keine starke königliche Unterstützung brauchte, kaum Gesandtschaften zum Hof.44 Dies sollte sich einige Jahre später wieder ändern. Waren die Aufenthalte der Augsburger werbenden Übermittler und Gesandten am Anfang des 15. Jahrhunderts noch situationsbedingt kurz, blieben diese ab der Jahrhundertmitte bedeutend länger am Hof. Gesandte hielten sich oft monatelang im Gefolge des Königs auf.45 Auch bei Gesandten aus anderen Städten ist für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts eine lange Anwesenheitsdauer am Hof oder dessen Umfeld belegt.46 Sicherlich könnte das Reitgeld, mit dem der Stadtrat seine Gesandten mit einem Tagessatz als Aufwandsentschädigung für ihre diplomatische Mission versorgte, dazu geführt haben, dass die Gesandten ihre Mission länger als vorher betrieben.47 Allerdings sank mit dem wirtschaftlichen Niedergang in Augsburg und den entsprechenden Sparmaßnahmen des Rates die Zahl der Gesandtschaften am Hof in den 1460er- und 1470er-Jahren stark. Das Reitgeld wurde gestrichen, und Gesandt44
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Für die Jahre 1443 bis 1447 sind nur sechs Schreiben an den König oder einen seiner Hofleute überliefert. Anlass war die (vererbte) Verpfändung der Stadtsteuer sowie ein königlicher Besuch in Nürnberg. Dementsprechend sind wenige Reaktionen von königlicher Seite bekannt: Chmel (Hg.), Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., Nr. 1789, 2148; RegImp, XIII/14, Nr. 236. So befand sich der Stadtschreiber Valentin Eber über acht Wochen am Hof. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 64, f. 59r. Vgl. einige Ergebnisse für Nördlingen, Venedig und Nürnberg: Schwarz, Politische Kommunikation (2013), S. 108–113; Baumgärtner, Die Standeserhebung, S. 45, 64–66; Fuchs/Scharf, Nürnberger Gesandte, S. 320–330. So warf der ehemalige Stadtschreiber Heinrich Erlbach den vielfach als Gesandten tätigen Ratsherrn Heinrich Langenmantel, Leonhard Langenmantel von Radaw und Andreas Frickinger vor, nur vom Reitgeld zu profitieren und nichts zu Ende zu bringen. Als 1456 der Rat auf Erlbachs Vorschlag hin entschied, das Reitgeld zu streichen, hätte dies vor allem bei den genannten Ratsherren zu Feindschaft gegenüber Erlbach geführt. Vgl. Krieger/Fuchs, Ehemalige Amtsträger, S. 338–339. Der Beschluss des Rates: StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 5, f. 114r: Dartzu sollte auch das Reitgelte gantz absein. Zink nahm in seine Chronik auch einen Teil des Briefes Erlbachs mit seinen Beschuldigungen auf: Zink, Chronik, S. 298–301.
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schaftsreisen wurden nur noch begrenzt bezahlt.48 In den 1470er-Jahren übernahmen speziell dafür angestellte Gesandte wie Hans Vittel jahrelang die Gesandtschaftstätigkeit.49 Damit war es dem Rat möglich geworden, Gesandte für längere Zeit auf eine Mission zu schicken, ohne dass diese wegen ihres Lebensunterhalts heimkehren wollten.50 In dieser Anfangsphase einer Hochkonjunktur nahmen die Augsburger Gesandtschaften am Hof wieder zu.51 Allerdings hatten sich, im Vergleich zu der Zeit Kaiser Sigmunds, in der langen Regierungszeit Friedrichs III. drei grundlegende Faktoren geändert. Der erste Aspekt hat mit der Residenz des Kaisers zu tun. Der Hof unter Friedrich III. reiste nicht mehr so kontinuierlich herum wie unter früheren Königen.52 Friedrichs Hof konzentrierte sich mehr auf die Residenz der Wiener Neustadt sowie Graz und Wien.53 Hierdurch sahen sich die Reichsstädte, so Heinig, vor die Wahl gestellt, entweder die Beziehungen zum Hof zu intensivieren oder im regionalen Verband mit den Fürsten tätig zu werden.54 In Augsburg sind beide Entwicklungen, die eng mit der wirtschaftlichen Lage der Stadt zusammenhingen, zu beobachten. Einige Jahre nach dem Reichskrieg, der Augsburgs Konjunktur nur verschlechtert hatte, schien die Stadt lieber auf regionale Allianzen als auf eine intensive Beziehung zum Kaiser zu setzen und ging mehrere Schutzbündnisse mit Bayern ein.55
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Reitgeld, Weingeschenke und Zuwendungen für Ratsherren und städtisches Personal wurden 1466 im Zuge der Sparmaßnahmen eingestellt. Vgl. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 42–46. Das Reitgeld war, wie oben erläutert, auch schon im November 1456 gestrichen worden. StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 5, f. 114r–114v. Die Sparmaßnahme von 1456 wurde nicht lange umgesetzt: In den späteren 1450er- wie in den frühen 1460er-Jahren wurde das Reitgeld wieder ausbezahlt. z. B. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 59, f. 5v–7v; Nr. 60, f. 50r–56v; Nr. 62, f. 5v–6v; Nr. 63, f. 7r–12r; Nr. 64, f. 55r–63v u. 73v. Heinig hingegen betont für diese Zeit, der Kaiser habe viele Funktionen lieber dem Augsburger Bischof sowie den Städten wie Ulm und Memmingen überlassen als Augsburg. Die Beziehungen wurden in dieser Zeit hauptsächlich durch die persönlichen Kontakte zwischen dem Habsburger und den Augsburger Bürgern getragen. Vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III., Bd. 2, S. 985–989. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 72, f. 87r. Aus den Missiven wird deutlich, dass viele Ratsherren, die sich als Gesandte beteiligten, nach einiger Zeit wieder nach Augsburg kommen wollten. So zeigte der Stadtrat in einem Brief (19. August 1422) an Sebastian Illsung, Hermann Nördlinger und Ulrich Arzt Verständnis für den Wunsch ihrer Gesandten, nach Hause kommen zu wollen. Er erlaubte Arzt wegen der Messe heimzukehren, beauftragte aber Illsung und Nördlinger, wegen der städtischen Notdurft zu bleiben und abzuwarten. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 75v, Nr. 377. Vgl. Wolfgang von Stromer, Oberdeutsche Hochfinanz. 1350–1450, Wiesbaden 1970, Bd. 2, S. 459; StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 72–85. Vgl. generell zu Augsburgs Wirtschaft: Kiessling, Augsburgs Wirtschaft. Vgl. Ralf Mitsch, Das Eingreifen Friedrichs III. in innerstädtische Konflikte. Aspekte von Herrschaft und Regierung im Reich des ausgehenden Mittelalters, in: ZHF 25 (1998), S. 1–54, hier S. 5. Vgl. Frank Fürbeth, Johannes Hartlieb. Untersuchungen zu Leben und Werk, Tübingen 1992, S. 66. Vgl. Joachim Laczny, Interaktives Itinerar von Friedrich III.: http://www.his-gis.net/ [Stand: 29.12.2015]. Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 192. Vgl. Abschnitte 2.3 und 2.4.
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4. Zwischen Recht und Ritual
Die schnelle Reaktion Kaiser Friedrichs III. auf die Verurteilung und Hinrichtung der Vittelbrüder im Jahr 1477 – auf Geheiß von Bürgermeister Ulrich Schwarz56 – zeigt allerdings, dass die Verbindung zwischen Stadt und Kaiser auch in diesen ‚mageren’ Jahren weiterhin Bestand hatte. Neben diplomatischen Kontakten existierten auch persönliche und finanzielle Beziehungen zwischen Augsburger Bürgern und dem Kaiser. Manche Augsburger Bürger traten in den Dienst des Königs, bekamen von ihm ein Lehen oder dienten als Kreditgeber für das Königtum.57 Natürlich gab es Überschneidungen, denn die als Gesandte kursierenden Bürgermeister und Ratsherren stammten, wie der Fall Vittel deutlich macht, in der Regel aus den sozial- und wirtschaftlich führenden Familien der Stadt.58 Obwohl sie in verschiedenen Funktionen tätig waren und ihre persönlichen Interessen nicht aus den Augen verloren, stärkten sie mit ihren Tätigkeiten die Beziehung zwischen Stadt und König. Von beiden Seiten wurden sie, ob gewollt oder nicht, gerne als Ansprechpartner oder Kontaktpersonen ausgewählt. So verfügte die Stadt kurz vor der Jahrhundertmitte mit dem bekannten Bürgermeister und Ratsherrn Peter Egen (gest. 1452)59 über hervorragende Beziehungen zum Königshof. Egen legte sich, nach Belehnung durch Albrecht60 und Friedrich III.,61 den Namen ‚von Argun’ zu.62 Die guten Beziehungen zum König zeigten sich unter anderem 1442, als König Friedrich III. es auf seiner Krönungsreise vorzog, bei einem Besuch in Augsburg in Egens Haus zu verbleiben.63 Egen wurde sowohl vom Stadtrat als auch vom König gerne als Kontaktperson gewählt, bis Egen sich mit der Lechstadt zerstritt.64 56
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Ulrich Schwarz (1422–1478) war ab 1459 als Ratsherr für die Zimmerleutezunft tätig, später wurde er Baumeister und in den Jahren 1469, 1471, 1473 sowie 1475–1478 war er Bürgermeister von Augsburg. Insbesondere die Tatsache, dass er vier Jahre hintereinander Bürgermeister werden konnte, wurde später als Indiz für seine geplante Machtübernahme gesehen. Er versuchte in dieser Zeit, mit seinen Parteigängern die Zunftrevolution aus dem Jahr 1368 in die Ratspraxis einzuführen und die Ratspolitik dementsprechend zu reformieren. Dies führte innerhalb der Ratskreise zu Konkurrenzkämpfen: So soll sich Schwarz’ politischer Gegner Hans Vittel beim Kaiser über Schwarz und den Rat beklagt haben, was als Verrat gewertet wurde. Im Prozess gegen Hans Vittel wurde auch das Verhalten seines Bruders Leonhard miteinbezogen. Beide Brüder wurden, ohne eine Antwort vom Kaiser in Wien abzuwarten, wenige Tage nach ihrer Verhaftung hingerichtet. Schwarz wurden diese Machenschaften 1478 zum Verhängnis: Im Frühling wurde er selbst mit Hilfe eines kaiserlichen Mandats vom Stadtvogt verhaftet und schließlich wegen Amtsmissbrauchs und Veruntreuung städtischer Gelder hingerichtet. Vgl. Rogge, Für den gemeinen Nutzen, S. 48–82. Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 225–241. So wurde Jörg Ploß 1418 zum königlichen Diener und Sigmund Gossembrot zum kaiserlichen Rat ernannt. Vgl. RegImp, XI/1, Nr. 3594; Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 339, Anm. 61. Vgl. hierzu Abschnitt 3.3. Peter Egen (von Argun) konnte eine beachtliche Ratskarriere aufweisen. Er war in den Jahren 1436– 1437, 1439, 1441–1442, 1444, 1447 und 1450 Bürgermeister, im Jahr 1446 Siegler und in den Jahren 1438, 1440, 1443 und 1448–1449 Baumeister. Vgl. Geffcken, Soziale Schichtung, S. 179–180, 185. RegImp, XII, Nr. 696–697. Chmel (Hg.), Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., Nr. 497. Vgl. Zink, Chronik, S. 198. Vgl. ebd., S. 197–198. Peter Egen (von Argun) fühlte sich durch die vielen Rats- und Gesandtschaftstätigkeiten wohl persönlich benachteiligt und wollte, ohne eine große Nachsteuer zahlen zu müssen, sein Bürgerrecht aufgeben und aufs Land ziehen. Vgl. ebd., S. 198–200; Hartmut Boockmann, Spätmittelalterliche
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Als zweiter Aspekt sind einige strukturelle juristische Änderungen zu erwähnen: Friedrich III. regte den weiteren Ausbau des königlichen Kammergerichts an65 und griff vermehrt auf die Einberufung von Gerichts- und Schlichtungskommissionen zurück.66 Seit einigen Jahren werden beide Themen, zusammen mit der Erschließung von neuen umfangreichen Quellen, erneut intensiv erforscht.67 Erst allmählich ergibt sich ein sehr facettenreiches Bild von den Tätigkeiten der Reichsspitze. Angesichts der Fülle des Quellenmaterials scheint die herrschende Idee, das Kammergericht tagte nur unregelmäßig – war obendrein jahrelang verpfändet68 – und sei nicht besonders effektiv oder durchsetzungsfähig gewesen, nicht ganz zu stimmen.69 Hinzu kommt die für lange Zeit unterschätzte Rolle der Gerichts- und Schlichtungskommissionen. Zwar konnten diese die fehlenden Möglichkeiten zur königlichen Durchsetzung von Recht und Frieden im Reich nicht ausgleichen,70 aber sie boten als Herrschaftsinstrumente zur Rechtsprechung und Friedenswahrung eine Chance, relativ schnell und flexibel auf Streitigkeiten im ganzen Reich zu reagieren.71 Die meisten Kommissionen befassten sich allerdings mit der Streitschlichtung und kamen vorrangig auf Initiative der Reichsangehörigen selbst zustande.72 Wie sich in Abschnitt 4.2 zeigen wird, waren solche Kommissionen durchaus eine gute Alternative, denn viele Kontrahenten bevorzugten eine Einigung vor einem Gerichtsprozess.
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deutsche Stadt-Tyrannen, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 119 (1983), S. 73–91, hier S. 79–83. Der Rat willigte anfangs ein, wahrscheinlich, um ihn weiterhin in der Stadt (und damit im Rat) zu behalten. Im Jahr 1450 kam es dennoch zum Streit im Rat, wonach Peter von Argun fluchtartig aus Augsburg abreiste. In den folgenden Jahren, noch Dezennien nach seinem Tod, wurden Rechtsklagen über seine Augsburger Besitztümer, die Nachsteuer und sein Erbe geführt. Vgl. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, u. a. für die Daten 15. Juli 1454, 5. Februar 1456, 10. Dezember 1461, 31. Januar 1462, 6. Mai 1464, 6. Mai 1466, 24. Mai 1469, 2. Juni 1469, 26. August 1469; RegImp, XIII/19, Nr. 465– 467, 473, 532–533, 542; Chmel (Hg.), Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., Nr. 8729; Zink, Chronik, S. 196–207; ChrDtSt 5, S. 395–420. Vgl. Heinrich Koller, Kaiser Friedrich III., Darmstadt 2005, S. 70ff.; Heinig, Kaiser Friedrich III., Bd. 1, S. 747. Hierzu: Ralf Mitsch, Die Gerichts- und Schlichtungskommissionen Kaiser Friedrichs III. und die Durchsetzung des herrscherlichen Jurisdiktionsanspruchs in der Verfassungswirklichkeit zwischen 1440 und 1493, in: Bernhard Diestelkamp (Hg.), Das Reichskammergericht. Der Weg zu seiner Gründung und die ersten Jahrzehnte seines Wirkens (1451–1527), Köln/Weimar/Wien 2003, S. 7–77. Eine ausführlichere Analyse der Kommissionsbestellung und -tätigkeiten in: Mitsch, Das Kommissionswesen. Mitsch, Das Kommissionswesen; Friedrich Battenberg/Bernhard Diestelkamp (Hg.), Die Protokoll- und Urteilsbücher des Königlichen Kammergerichts aus den Jahren 1465 bis 1480, mit Vaganten und Ergänzungen, Köln 2004; Heinrich Koller/Paul-Joachim Heinig/Alois Niederstatter (Hg.), Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440–1493), nach Archiven und Bibliotheken geordnet, Sonderband 2: Das Taxregister der römischen Kanzlei 1471–1475, Köln/Weimar/Wien 2001. Zwischen 1461 und 1470 war das Kammergericht an den Bischof von Passau, zwischen 1471 und 1475 an den Erzbischof von Mainz verpachtet. Vgl. Männl, Juristenlandschaften, S. 347. Vgl. Julia Maurer, Das Königsgericht und sein Wirken von 1451–1493, in: Diestelkamp (Hg.), Das Reichskammergericht, S. 79–115, hier S. 79–83. Mitsch, Die Gerichts- und Schlichtungskommissionen, S. 32. Gleichzeitig ist an eine Entlastung für den Hof zu denken. Vgl. Mitsch, Das Kommissionswesen, S. 67. Vgl. Mitsch, Die Gerichts- und Schlichtungskommissionen, S. 7 und S. 16–21. Ebd., S. 21: „Anstelle eines langwierigen und mit beträchtlichen Kosten verbundenen Verfahrens vor dem nur unregelmä-
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Die dritte Entwicklung ist, dass mit diesen rechtlichen Umstrukturierungen gelehrte königliche Räte wie Ulrich Riederer verstärkt am Hof tätig waren und außerdem erheblich mehr Einfluss auf die Annahme und Behandlung von Streitfällen bekamen.73 Um den Kaiser herum befanden sich verschiedene Interessengruppen, die durch ihre Tätigkeiten und Klientelbeziehungen geprägt waren.74 Dies machte es für Außenstehende schwierig, mit ihrem Anliegen zum Kaiser durchzudringen und eine sofortige Reaktion zu bewirken.75 Hinzu kam noch, dass Friedrich III. seine Bittsteller gerne erst einmal warten ließ.76 Gesandtschaftsmissionen dauerten dadurch bedeutend länger als unter Sigmund. So konnte die Stadt Augsburg im Rechtsstreit mit Peter von Schaumberg (1451– 1456)77 zwar relativ schnell einen ersten Erfolg verbuchen, aber kurz darauf geriet ihr Anliegen wieder ins Stocken. Der Stadtrat hatte im Sommer 1451 Leonhard Langenmantel von Radaw zum König geschickt. Leonhard sollte dem König von der Vorladung vor ein geistliches Gericht und von der Beschwerdeliste des Bischofs erzählen und den König dazu bewegen, gegen diese Vorladung vorzugehen. Dieses Vorgehen hatte Erfolg: Es kostete Augsburg über 80 Gulden, um eine solche Stellungnahme bei den königlichen Ratsherren zu bewirken.78 Anfang August 1451 gab Friedrich III. allerdings bekannt, die Schlichtung des Rechtsstreites vor dem königlichen Gericht beanspruchen zu wollen.79 Leonhards Romreise zur Kaiserkrönung ist sicherlich im Lichte dieser Ereignisse zu sehen, vor allem da ihn der promovierte Jurist Heinrich begleitete und beiden über 1.000 Gulden mit auf den Weg gegeben wurden.80 Weitere Erfolge konnte Leonhard aber, trotz seines langen Aufenthaltes am Hof, im Rechtsstreit nicht erzielen. Friedrichs Ladungen vor das Kammergericht wurden mehrmals vertagt; die Kontrahenten schlichteten ihren Streit schließlich lieber vor einem Schiedsgericht.
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ßig tagenden Kammergericht bot die Einsetzung delegierter Richter und Schlichter die Chance einer rechtlichen oder gütlichen Klärung der anstehenden Fragen vor Ort.“ So trat der königliche Rat Ulrich Riederer u. a. als Referent sowie Gerichtsbeisitzer am Kammergericht auf und war als Kommissar in außergerichtlichen Verfahren tätig. Vgl. Christine Reinle, Ulrich Riederer (ca. 1406–1462). Gelehrter Rat im Dienste Kaiser Friedrichs III., Mannheim 1993, S. 91, 386–388 u. 414–417. Einige Beispiele von Klientelbeziehungen zwischen dem königlichen Rat Ulrich Riederer und einigen Augsburger Bürgern: Ebd., S. 477–482. So scheiterte die Mission des Nördlinger Ratsherrn Jakob Protzer nach langem Aufenthalt am Hof. Schwarz, Politische Kommunikation (2013), S. 108–113. Vgl. Dieter Rübsamen, Die Wetterau und der Kaiserhof. Prozessuale Gesandtschaftskontakte am Beispiel Wetzlar und Solms, in: Paul-Joachim Heinig (Hg.), Kaiser Friedrich III. in seiner Zeit. Studien anläßlich des 500. Todestags am 19. August 1493/1993, Köln 1993, S. 173–210. Zur Einflussnahme auf Entscheidungsträger und wichtige Hofleute wird in Abschnitt 5.2 nochmals ausführlich eingegangen. Vgl. Koller, Kaiser Friedrich III., S. 71. Siehe Abschnitte 2.3.2 und 4.2. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 48, f. 40r: umb kunigklich briefe von dez kardinals sach wegen. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 159. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 48, f. 56r; Zink, Chronik, S. 208.
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Im Domkapitelstreit war hingegen die Beteiligung des Kammergerichts von vornherein ausgeschlossen. Der Streit war anfangs nur eine bürgerliche Klage gegen eine Entscheidung des Domkapitels. Der Augsburger Bürgersohn Markus Fugger verfügte dank seiner eigenen berufliche Position sowie der Tätigkeiten seiner Familie über hervorragende Beziehungen – vom Augsburger Stadtrat bis hin zu den Entscheidungsträgern in Rom. Markus Fugger war an der Kurie als Schreiber in der päpstlichen Registratur für Bittgesuche tätig,81 währenddessen seine Familie verschiedene Geldtransaktionen für den Papst ausführte.82 Die Familie informierte den Stadtrat, der sofort beim Kaiser Beschwerde einlegte. Friedrich III. hatte sich allerdings zunächst für das Domkapitel ausgesprochen. So war die erste Bittschrift, die das Domkapitel gegen Markus Fugger bei der Kurie einreichte, noch von Kaiser Friedrich III. unterstützt worden.83 Auch im Dezember 1482 schrieb der Kaiser an Augsburg, die Stadt sollte die Unterstützung für den Sohn ihres Mitbürgers Ulrich Arzt unterlassen. Das Statut war vom Papst bestätigt worden; zudem hätte Bernhard aus kainer notdurft oder mangel seiner leiplichen narung zu klagen.84 Dennoch war die Angelegenheit für Augsburg noch nicht beendet. Im Sommer 1483 befürwortete die Stadt nicht mehr Arzts Klage, sondern reichte eine eigene Rechtsklage ein. Der Rat versuchte, den Kaiser zu überzeugen, dass es nicht länger um die Pfründe von Bernhard Arzt, sondern ums Prinzip ginge: Die Aufnahmebedingungen wären ungerecht, sie schädigten die Stadt; und außerdem könnte es doch nicht gebilligt werden, dass das Domkapitel so über die Bürger einer Reichsstadt bestimmen könnte.85 Diese Sichtweise, noch angeheizt durch die Argumentation des Domkapitels, das die Rechte der Stadt anprangerte, kam bei Friedrich III. an.86 In Briefen an den Papst und die Kardinäle unterstützte der Kaiser jetzt Augsburgs Haltung.87 Zusammengefasst konnte die Stadt Augsburg auch unter Kaiser Friedrich III. einige Stellungnahmen sowie die Bestätigung und Vergabe von Privilegien erreichen. Vor allem der Hinweis, die reichsstädtischen Rechte und die Position als Reichsstadt könnten bedroht werden, führte im Rechtsstreit und im Konflikt um das Domkapitelstatut zu einer schnellen Reaktion des Kaisers. Die stärkere Beanspruchung des Kammergerichts unter Friedrich III. führte dagegen eher dazu, dass die Sache vertagt wurde. Die Schlichtungskommissionen des Kaisers boten einen Ausweg: Letztlich endeten die meisten Fälle nicht vor dem Kammergericht, sondern in einer gütlichen Beilegung.
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Vgl. Schlecht, Päpstliche Urkunden, Nr. 19, S. 55; Häberlein, Die Fugger, S. 26–27, 242–243. Vgl. Aloys Schulte, Die Fugger in Rom 1495–1523, Bd. 1: Darstellung, Leipzig 1904, S. 11–12. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 4, 25. Januar 1475. Kaiser Friedrich III. bezog allerdings für den leeren Sitz im Domkapitel Stellung für seinen eigenen Kandidaten, Veit von Niderthor. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 325. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VIIIa, f. 11r–11v, Nr. 9, hier f. 11r. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 328–330. Vgl. ebd., S. 330; StadtA Augsburg, Selekt „Kirchen und Klöster“, Dom, Domkirche, Nr. 31, f. 70r–71r. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 5, undatierte Akte mit Notiz ‚1483’; ebd., 22. Juli 1490; ebd., 28. Mai 1491.
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4.1.2 Die ‚lieben Freunde’: Benachbarte und regionale Städte Die freundlichen Anreden zeigen, dass die Städte im Südwesten des Reiches in der Regel untereinander enge Kontakte pflegten und viel Wert auf eine freundschaftliche Beziehung legten. War dies in der Praxis auch so? Aus strategischer Perspektive ist zu verfolgen, wie Augsburg die städtischen Freundschaften nutzen konnte, welche Rolle der schwäbische Städtebund für Augsburg spielte und welche Leistungen die Städte im konkreten Konfliktfall erbrachten. Zwischen den schwäbischen Reichsstädten waren – sicherlich verstärkt durch die vielen Bündnisse, Landfrieden und Städteeinungen – nicht nur Kontakte und Verhandlungen, sondern auch Informationsnetzwerke entstanden.88 Die befreundeten Bündnisstädte wechselten in einem oft zwei- bis dreitägigen Rhythmus Nachrichten, Informationen sowie politische Stellungnahmen aus. Die Städte informierten sich gegenseitig über Rechtsklagen, Auseinandersetzungen, Fehden und Straßenräuber und schickten die Briefe, Argumentationen, Urkunden und Stellungnahmen, die sie in der Korrespondenz oder Verhandlung mit anderen politischen Akteuren verwendeten, in Abschrift an die anderen Städte.89 Besonders die Kanzleien von Augsburg und Ulm tauschten regelmäßig Dokumente zur gegenseitigen Hilfe und Archivierung miteinander aus.90 Der Informationsaustausch unter den südwestdeutschen Städten ging zudem mit Bitten und Hilfsaufforderungen einher. In spezifischen Fällen wurde gebeten, der Stadt mit juristischer oder diplomatischer Hilfe beizustehen. So schickte Augsburg am 13. November 1444 die Bitte, der Rat von Donauwörth möge ein oder zwei Ratsherren zu einem gütlichen Tag schicken: Herumbe wir euch mit besunderm fleijsz ernstlichen pijdten denselben unsern mitpurgern ainen oder zwen treffenlich ewer Räte zů demselben tage zů zeschieben und zeleijhen die jn den sachen beijgeständig hilfflich und berauten seijen.91 Manchmal half auch der persönliche Kontakt: Augsburg schrieb im Februar 1417 den Ulmer Bürger Hartmann Ehinger an, der als Gesandter beim Augsburger Rat bekannt war.92 Augsburg bat Ehinger, seinen Einfluss dahingehend einzusetzen, dass der Ulmer Rat zwen irer Räte vff ain genant zite nach Oettingen schicke, damit Augsburg mit dem Grafen von Oettingen verhandeln könne.93 88
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Auch vor dem Entstehen des Schwäbischen Städtebundes korrespondierte Augsburg mit anderen schwäbischen Städten. Vgl. Christian Meyer, Urkundenbuch der Stadt Augsburg, Bd. 2: Die Urkunden vom Jahre 1347–1399, Augsburg 1874, S. 4, Nr. 431. Über die Korrespondenz zwischen den schwäbischen Städten im 15. Jahrhundert: Vgl. Abschnitt 3.2.4. Zu den schwäbischen Informationsnetzen: Vgl. Wüst, Süddeutsche Reichsstädte als Informationsdrehscheibe. Exemplarisch: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 62v–63r, Nr. 296; f. 112r, Nr. 509; f. 152r, Nr. 708; f. 211r, Nr. 969; f. 215v, Nr. 991. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 342–343. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVb, f. 36v, Nr. 107. Ehinger war u. a. in einer Ulmer Gesandtschaft in Augsburg gewesen: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 95r, Nr. 432. Hierumbe So begern wir an ewer ersame sölliches wider an unsz obgenant friunde zů vlme zebringen vnd mit in zereden, daz sy zwen irer Räte vff ain genant zite jn ainer kurcze gen Öttingen schicken. So
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Dieser Austausch von diplomatischen und rechtlichen Informationen konnte nur zwischen ‚lieben und guten Freunden’ – kurz: zwischen Vertrauten – funktionieren.94 Das herrschende Prinzip beruhte auf Gegenseitigkeit, worauf schon die Kernbegriffe verdienen oder beschulden in der abschließenden Briefformel hindeuten.95 Natürlich war ein solcher Abschlusssatz stark standardisiert, sodass dieses Element nicht immer bewusst eingesetzt wurde. Allerdings bezeugt die Tatsache, dass solche Versprechen in der Kanzleipraxis immer noch angewendet wurden und viele verschiedene Formen solcher Beteuerungen existierten, die zeitgenössische Bedeutung dieser Gewohnheit. Der Schwäbische Städtebund war ein eher loses Gefüge, das sich nur zeitweilig und in jeweils unterschiedlichen Konstellationen als Städtebund zusammentat. Initiator und Kernstadt war Ulm; die restlichen schwäbischen Städte schlossen sich je nach Situation und Anliegen an oder blieben dem Bund vorübergehend fern.96 Das Verhältnis der Stadt Augsburg zum Schwäbischen Städtebund mag auf den ersten Blick ambivalent erscheinen; die Stadt war nur zeitweise (1379–1389, 1417–1421 sowie ab 1444) Mitglied des Städtebundes. Bei Harro Blezinger hieß es noch, die Stadt habe einen freundschaftlichen Kontakt zum Städtebund und schien den Bund nicht zu brauchen.97 Dennoch zeigt die Korrespondenz, dass Augsburg das Geschehen im Städtebund genauestens im Auge behielt. Auch in den Jahren, in denen Augsburg kein offizielles Mitglied war, unterhielt es mit der Bundesstadt Ulm einen regen Briefverkehr, sowohl über allgemeine politische Geschehnisse als auch über die Entwicklungen im Schwäbischen Städtebund.98 Augsburgs Hilfsersuchen an den Schwäbischen Städtebund war in den ersten Jahren des Bischofsstreits nicht erfolg-
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wollen wir Auch zwen unser Räte zů jn senden und da besůchen lauzzen obe wir söllicher friuntschafft noch verainet mugen werden. Ebd., f. 167v, Nr. 770. Vgl. in Anlehnung an Luhmann: Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 21–22. Vgl. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 149–150. Einige Quellenbeispiele für Augsburg: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 161r, Nr. 742: Brief an Rothenburg ob der Tauber: umbe ewer fruntschaft zůbeschulden. Ebd., f. 244v, Nr. 1120: Brief an Bischof Johann von Lebus: daz begeren wir Reich und arme wilecklichen gegen ewern fürstlichen gnaden zůerkennen und zubeschulden. Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVb, f. 10r–10v, Nr. 27. Missive an Graf Hans von Oettingen: das steet vns Richen und armen umb Ewer gnade vnd umb die Ewern mit ganczem Willen zu verdienen wä sich daz jn söllichen oder merern sachen gepuret. Ebd., f. 11r, Nr. 29: Brief an Rothenburg am Neckar: [...] vmb Euch zubeschulden wä sich daz gepuret. Vgl. Harro Blezinger, Der schwäbische Städtebund in den Jahren 1438–1445. Mit einem Überblick über seine Entwicklung seit 1389, Stuttgart 1954, S. 4–5; Eva-Marie Distler, Städtebünde im deutschen Spätmittelalter. Eine rechtshistorische Untersuchung zu Begriff, Verfassung und Funktion, Frankfurt a. M. 2006, S. 40–41. Vgl. Wilhelm Vischer, Geschichte des Schwäbischen Städtebundes der Jahre 1376–1389, in: Forschungen zur deutschen Geschichte, Bd. 2, Göttingen 1862, S. 1–202, hier S. 1–34. Vgl. Blezinger, Der schwäbische Städtebund, S. 7. Exemplarisch: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 15v, Nr. 77; f. 29r, Nr. 147; f. 45v, Nr. 223; f. 93v, Nr. 424; f. 129r, Nr. 585; f. 207r, Nr. 951.
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reich, woraufhin die Stadt ab November 1414 angab, sie würde dem Bund auch gerne beitreten.99 Mehrere Verhandlungsphasen folgten, bevor sich die Stadt dem Bund wieder offiziell anschloss.100 Die Städte informierten sich ständig gegenseitig, allerdings in einem Rahmen und in einem Umfang, der der jeweiligen Situation angemessen war.101 Es ist klar, dass Städte in diesem auf verbündete bzw. befreundete Akteure basierenden System gegenseitige Hilfeleistung nicht direkt verweigern konnten. Auf dem diplomatischen Parkett bediente man sich deshalb lieber einer Ausrede, wenn etwas nicht passte. So hatte Augsburg, kurz nachdem die Stadt im Bischofsstreit gebannt wurde, Ulm gebeten, schnellstmöglich die schwäbischen Städte zusammenzurufen, um über die Handelssperren der bayerischen Herzöge zu reden.102 Aus einem weiteren Schreiben an Ulm – vier Tage später – wird die Antwort des Ulmer Rates deutlich: Ulm bedauerte, es sei nicht möglich, Augsburg diese Bitte zu erfüllen, da der Stadtschreiber momentan nicht in der Stadt sei. Der Augsburger Rat wollte eine solche Ausrede allerdings nicht akzeptieren und antwortete spitz: verstanden wir nit anders dann das ir sovil schriber wol habent, ob es ewers willens wäre, das ir die Stette von unseren wegen gemant hettend. Daraufhin mahnte die Stadt den Ulmer Rat, trewen, eren und aideß und wes wir ew ze manend haben und die schwäbischen Städte schnellstmöglich einzuladen.103 In der Folge wurde der Bund zwar aktiv, indem er zwei Gesandte zu den Herzögen von Bayern-München schickte und für Ende August einen Städtetag einberief,104 aber Augsburg konnte sich nicht die tatkräftige Unterstützung der anderen Städte sichern. Wegen des Kirchenbanns und der bayerischen Handelssperre fürchteten die anderen Städte wohl, Hilfeleistungen für Augsburg würden auch für sie negative Konsequenzen haben. Anhand eines späteren Schreibens an Memmingen wird deutlich, dass die Städte Augsburg zwar Hilfe versprachen, aber dies nicht tatkräftig umsetzten.105 Aus anderen Regionen sind allerdings auch einige Ausnahmen bekannt. So konnte sich Magdeburg im Kampf gegen seinen Erzbischof
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Ebd., f. 75v, Nr. 357. Vgl. ebd., f. 75v, Nr. 357; f. 167v, Nr. 770; f. 168r, Nr. 773; Blezinger, Der schwäbische Städtebund, S. 7. Zusätzlich ist noch die bewusste Fehlinformation und das Zurückhalten von wirklich wichtigen Nachrichten zu erwähnen, die speziell in Kriegs- oder Krisenzeiten als Propaganda eingesetzt werden konnten. Vgl. Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 283–284, 292–294. Inwiefern solche Aspekte auch in der zwischenstädtischen Kommunikation im südwestdeutschen Raum eine Rolle gespielt haben, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht beantwortet werden. Sendbrief vom 14. Juli 1418, StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 226r–226v, Nr. 1035. Die Datierung des Briefes ist auf den 18. Juli 1418 festzusetzen. Ebd., hier f. 226v. Vgl. ebd., f. 229r, Nr. 1048: Brief an Memmingen vom 15. August 1418; ebd., f. 231v, Nr. 1061: Brief mit Zwischeninstruktionen an den zu dem Städtetag ausgesandten Gabriel Vögelin und Hans Rem vom 30. August 1418. Ebd., f. 242v, Nr. 1111. Sendbrief vom 3. Dezember 1418.
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
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die tatkräftige Unterstützung des Sächsischen Städtebundes sichern,106 genauso wie die Thüringer Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen sich gegenseitig aktive (militärische) Fehdehilfe leisteten.107 In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als der Schwäbische Städtebund de facto nicht mehr existierte,108 fanden unter Ulmer Führung dennoch regelmäßig weitere Städtetage statt. Auch ohne offizielle Mitgliedschaften war der Bedarf an Meinungsaustausch zwischen den schwäbischen Reichsstädten weiterhin vorhanden.109 Für die Übermittlung von Informationen und das Besprechen der politischen Lage brauchten die Städte kein offizielles Bündnis. Die schwäbischen Städte zogen es im späteren 15. Jahrhundert vor, keine verbindlichen Einungen als Städtebund einzugehen, sondern lieber im Einzelfall zu verhandeln und eventuell ihre Unterstützung auszusprechen. Die Idee des Städtebundes war vorrangig für diejenigen Städte attraktiv geworden, die sich gerade in einer Krisensituation befanden. So griff Augsburg in späteren Notsituationen gerne auf die alte gemeinsame Hilfe der schwäbischen Städte zurück. Im Dezember 1466 schrieb die mächtige Reichsstadt an Ulm, um die Bundesstadt dazu zu bewegen, möglichst schnell den anderen Reichsstädten von Augsburgs Not zu berichten und eine Städteversammlung einzuberufen. Augsburg wurde in dem Brief sogar ein wenig ungehalten, indem es auf eine Vereinbarung der letzten Versammlung hinwies. Denn Ulm hatte versprochen, die Städte demnächst wieder zusammenzurufen, wobei dies allerdings bis zur Abfassung des Schreibens noch nicht geschehen war.110 Auch die kaiserlichen Hauptleute versuchten im Reichskrieg, an die Bündnistradition anzuknüpfen, wahrscheinlich um eine schnellere gemeinsame Reaktion zu bewirken.111 Erst nach mehreren Monaten hatten sie damit Erfolg; zu einer Erneuerung des Schwäbischen Städtebundes kam es allerdings nicht.
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Vgl. Matthias Springer, Städte im Krieg: Der Kampf Magdeburgs und seiner Verbündeten gegen den Erzbischof Günther in den Jahren 1431 bis 1435, in: Puhle (Hg.), Hanse, Städte, Bünde, S. 191–199, hier S. 193. Vgl. Evelien Timpener, Kommunikation im Konflikt. Städtische Kommunikation und Konfliktverhalten der Reichsstädte Nordhausen und Mühlhausen im 15. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Thüringische Geschichte 69 (2015), S. 131–161. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts hatte der schwäbische Städtebund ein Ende gefunden: „Als man den alten Städtebund verlängern wollte (29. Oct. 1459), erschienen nur noch zwei Rathsboten, und es wurde verkündet, daß das Ding zu Ende sei.“ J. Würdinger, Kriegsgeschichte von Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben von 1347 bis 1506, Bd. 1: Kriegsgeschichte und Kriegswesen von 1347–1458, München 1868, S. 327. Vgl. Abschnitt 3.2.4. Generell zum Thema Informationsaustausch und Städtenetz: Wüst, Süddeutsche Reichsstädte als Informationsdrehscheibe. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 89r, Nr. 239. Mitte Dezember 1461 verhandelten die Städte mit den Hauptleuten über ein solches Bündnis – und die notwendigen Änderungen im Bundesbrief –, insbesondere in Hinblick auf den Reichskrieg. In der nachfolgenden Vereinigung waren die Vereinbarungen dementsprechend geändert. Vgl. Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 297–300, Nr. 211; S. 318–322, Nr. 230.
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4. Zwischen Recht und Ritual
4.1.3 Augsburgs Beziehungen zu den regionalen Adligen Die Reichsstadt pflegte sehr wechselhafte und situationsbedingte Verhältnisse zu den Fürsten und Herren in Schwaben und Bayern. Im Folgenden wird der Kontakt zu regionalen Adligen charakterisiert und mit der Frage verbunden, wie sich die Augsburger Konflikte mit den Herzögen von Bayern und dem Augsburger Bischof auf die Beziehungen zu den regionalen Adligen ausgewirkt haben. Zu erörtern sind auch die Faktoren, die zur Stabilisierung der Region beitragen sollten. Mit vielen Adligen stand die Stadt in regem Kontakt. Mit manchen adligen Familien bestanden sogar, oft über Generationen hinweg, stabile ‚freundschaftliche’ Beziehungen. Es ist nicht besonders überraschend, dass Augsburg diese guten Beziehungen zu Adligen pflegte, die selber eng mit dem Königtum verbunden waren. Die Reichsstadt legte großen Wert auf Verbundenheit mit den Vertrauten und Amtmännern des Königs. So hatten die Herzöge von Teck am Anfang des 15. Jahrhunderts meist die Reichslandvogtei Schwaben inne; ihnen wurde auch die Stadtsteuer verpfändet. Später ging die Reichslandvogtei an die Familie von Pappenheim, sodass die Stadt auch die Pappenheimer wohlwollend berücksichtigte.112 Gerade in Konfliktfällen wird ersichtlich, dass sich die Stadt, wenn sie die königliche Unterstützung erlangt hatte, auch die Förderung seiner Vertrauten sichern konnte. So standen die Herzöge von Teck im Bischofsstreit weiterhin der Stadt zur Seite.113 Mit den meisten Adligen jedoch musste das Verhältnis, je nach Anliegen und Situation, jeweils neu austariert werden. Da die Stadt wusste, wie die Beziehungen und Verhältnisse im schwäbischen und bayerischen Adel standen, warb sie im konkreten Konfliktfall entweder direkt um politische Unterstützung, oder, wenn diese Strategie von vornherein aussichtslos war, lieber um eine neutrale Haltung und um Verständnis für die Augsburger Position. Bevor solche Rechtfertigungsstrategien ausgeführt werden, ist kurz auf die engen Beziehungen zwischen der Stadt und dem adligen Umland hinzuweisen.114 Die Stadt und insbesondere die Augsburger Bürger besaßen verschiedene Rechte und Besitztümer im Augsburger Umland und kamen dadurch schnell mit adligen Rechten und Ansprüchen in Berührung. Ein großer Teil der Augsburger Korrespondenz umfasst Konfliktfälle, in denen die Stadt stellvertretend für den klagenden Bürger vermittelte und mit dem Adligen Kontakt aufnahm.115 Die Tatsache, dass die meisten solcher Fälle nur ein oder zwei Mal im Briefbuch erwähnt werden, lässt vermuten, dass sich viele kleine Rechtsstreitigkeiten relativ problemlos beseitigen ließen. Außerdem beschäftigte die Stadt einige Adlige aus der Region, zum Beispiel 112
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Karl IV. gab die Landvogtei 1347 an Friedrich von Teck, RegImp, VIII, Nr. 5964. Bis Anfang des 15. Jahrhunderts hatte meist die Familie von Teck die Vogtei über Stadt und Land inne, später wählte die Reichsstadt eher Mitglieder der Familie von Pappenheim als Reichslandvogt. Karl IV. verpfändete auch die Reichssteuer für 1.000 Mark Silber an die Herzöge von Teck. Vgl. Isenmann, Reichsfinanzen und Reichssteuern, S. 20. Nach dem Aussterben der Familie von Teck (1439) nahm Friedrich III. die Augsburger Stadtsteuer erst 1452 wieder an sich. Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 76. Exemplarisch: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 218v, Nr. 1003. Allgemein zum Thema Stadt und Umland, besonders in Schwaben: Kiessling, Die Stadt und ihr Land. Vgl. Abschnitt 3.2.4.
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
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als Hauptmänner im Stadtregiment. Ihre Aufgabe war es, die Handelsstraßen zu sichern und die Augsburger Kaufleute zu schützen.116 Dieses Dienstverhältnis war allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt: Wie die Korrespondenz und andere städtische Quellensammlungen zeigen, beschuldigte die Stadt mehrmals einen Hauptmann, seine Aufgabe nicht zu erfüllen. Der ehemalige Hauptmann dagegen beklagte, dass er für seine Dienste nicht entlohnt worden sei und begann zur Kompensation seiner Verluste eine Fehde.117 Streitfälle konnten allerdings auch von Adligen genutzt werden, um die Gunst des Königs zu erlangen. So stellten sich die Grafen von Oettingen im Bischofsstreit demonstrativ auf Augsburgs Seite und konnten dafür später auf königliche Unterstützung und Privilegierung hoffen.118 Nach König Sigmunds befürwortender Stellungnahme für Bischof Friedrich und die Augsburger Sache im Mai 1418 hatten die Grafen von Oettingen beim König in Konstanz erklärt, sie würden alle Kleriker, die nicht zu Bischof Friedrich hielten, aus ihrem Gebiet vertreiben.119 Augsburg musste selber kaum tätig werden, um diese Unterstützung zu erhalten. Die Stadt fühlte sich aber zur Treue gegenüber Oettingen verpflichtet. So schrieb Augsburg im Juni 1418 an Nördlingen, es würde sich in den Konflikt zwischen Nördlingen und Oettingen nicht einmischen und keine Gesandtschaft an Oettingen schicken wollen, da die Grafen von Oettingen im Bischofsstreit zu Augsburg gehalten hätten: das uns nit fůglich noch bequomenlichen ist die unsern wider Sy zustellen.120 Dass dies so war, zeigte sich im Sommer 1418, als Augsburg in den Kirchenbann geriet und fast alle Kleriker die Stadt verlassen hatten. Die Grafen von Oettingen erkannten weiterhin, genau wie die von Teck, Friedrich von Grafeneck als Bischof an und hielten mit ihren Priestern einen Teil der Seelsorge in der Stadt aufrecht.121 Abgesehen von solchen Einzelfällen gab es Versuche, die Beziehung zwischen Städten wie Augsburg und den regionalen Grafen und Herren etwas dauerhafter zu stabilisieren. In Schwaben gab es eine lange Tradition von königlichen Friedensgeboten sowie späteren Landfrieden. Die schwäbischen Landfrieden waren nie vollständig in dem Sinne, dass sich alle politischen Akteure der Region beteiligten. Der Landfrieden formte, fast ähnlich wie die Städtebünde, ein lockeres Bündnis, deren Zusammensetzung jedes Mal unterschiedlich war bzw. in verschiedener Art durch den König abgeschlossen wurde.122 Hinweise oder tatsächliche Bemühungen, den Landfrieden einzuhalten, sind nicht nur aus dem städtischen Umfeld bekannt,123 sondern wurden teilweise auch von Adligen praktiziert. So nahmen besonders die Münchener Herzöge, wenn sie nicht selbst am Konflikt beteiligt waren, eine vermit116 117
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Vgl. Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 453–454. Exemplarisch sind die Konflikte zwischen Augsburg und Klaus (oder Niklaus) von Langenlor genannt Klinkhamer, zu erwähnen. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 24. Juli 1451, 11. März 1453. Über die Fehde im Jahr 1458: Vgl. Mülich, Chronik, S. 132–133. Vgl. RegImp, XI/1, Nr. 3221–3222, 3317, 3632. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 218v, Nr. 1004. Ebd., f. 220r, Nr. 1012. Ebd., f. 224r–224v, Nr. 1027. Vgl. Schnith, Reichsgewalt – Schwäbischer Städtebund – Augsburg, S. 106. Vgl. Wüst, Süddeutsche Reichsstädte als Informationsdrehscheibe, S. 319–321.
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4. Zwischen Recht und Ritual
telnde Rolle ein.124 Ernst und Wilhelm von Bayern-München versuchten am Anfang des Bischofsstreits, zwischen Augsburg und Anselm von Nenningen zu intervenieren.125 Außerdem boten die Herzöge Albrecht und Sigmund von Bayern-München im September 1467 an, in den Streitigkeiten zwischen Augsburg und Bayern-Landshut zu vermitteln.126 Andererseits sind in den Korrespondenzbüchern der Stadt Augsburg viele Fälle dokumentiert, in denen der Landfriede, der die Sicherheit auf der Straße garantierte, zu kurz kam.127 Zudem belegen die Streitigkeiten zwischen Augsburg und dem Herzog von Bayern-Landshut in den 1460er-Jahren, wie viele Möglichkeiten ein Herzog hatte – trotz Landfrieden und Fehdeverboten –, gegen eine (bestens mit Privilegien ausgestattete) Reichsstadt wie Augsburg vorzugehen.128 Der spätere Schwäbische Bund, dem sich 1488 die meisten Städte und Adligen im Südwesten des Reichs anschlossen, sollte die ehrgeizige Expansionspolitik der bayerischen Herzöge im Zaum halten und die politischen Verhältnisse im Südwesten des Reiches stabilisieren.129 Für die Stadt Augsburg haben allerdings vor allem die Schutzbündnisse mit den bayerischen Herzögen zur Sicherheit in der Region beigetragen. Aus dieser Perspektive ist das Schutzbündnis die weitreichendste Strategie zur Sicherung der politischen Unterstützung. Schon 1458, im Zuge der Bedrohung, die Herzog Ludwig von Bayern-Landshut darstellte, näherte sich Augsburg Herzog Albrecht von Bayern-München an.130 Die Stadt zahlte 1.500 Gulden, um mit ihm im Oktober 1458 einen Schutzvertrag für zehn Jahre abschließen zu können.131 Mit dem 1469 geschlossenen Schirmbündnis zwischen Augsburg und Bayern-Landshut, dem auch 124
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So hatten die Herzöge von Bayern-München im September 1467 angeboten, in den Streitigkeiten zwischen Augsburg und Bayern-Landshut zu vermitteln. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 149v, Nr. 396: Brief an Herzog Albrecht und Herzog Sigmund von Bayern-München. Zu der Vermittlung während des Reichskriegs: Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 223. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 46r, Nr. 225–226; f. 47r, Nr. 229–230; StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 57r. Dies geht aus einem Schreiben der Stadt Augsburg an die beiden Herzöge hervor: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI, f. 149v, Nr. 396. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 52v–53r, Nr. 249 (mit einer beigefügten Liste über gestohlenes Vieh); f. 59r, Nr. 279; f. 111v, Nr. 507; f. 175r–175v, Nr. 806. Vgl. Abschnitt 2.3.4. Zu dem schwäbischen Bund: Ernst Bock, Der schwäbische Bund und seine Verfassungen 1488–1534. Ein Beitrag zur Geschichte der Zeit der Reichsreform, Breslau 1927, Neudr. Aalen 1968; Helmo Hesslinger, Die Anfänge des Schwäbischen Bundes. Ein Beitrag zur Geschichte des Einungswesens und der Reichsreform unter Kaiser Friedrich III., Ulm 1970; Horst Carl, Der Schwäbische Bund 1488– 1534. Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Reformation, Leinfelden-Echterdingen 2000. Vgl. Zink, Chronik, S. 222. Für den Vertrag wurden 1.500 Gulden bezahlt, dazu kamen noch die Kosten der Geschenke und Gesandtschaften. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 55, f. 1r, 2v und 48r. Zuvor hatte sich das Augsburger Bistum unter den Schutz der anderen bayerischen Linie gebracht: Am 1. März 1456 hatte sich Bischof Peter für vier Jahre in den Schutz von Herzog Ludwig von Bayern-Landshut begeben – ein Bündnis, das ab 1461, bis zum Tod des Kardinals, immer wieder auf drei Jahre erneuert wurde. Urkunden in: Bayr. HStA München, Literalien Hochstift Augsburg, 450. Die Schirmbündnisse wurden am 15. Juni 1461, 15. Juni 1464 sowie 15. Juni 1467 geschlossen. Sowohl die Herzöge von Bayern-München als auch Bischof Peter von Schaumberg konnten sich allerdings trotz Bündnis auf
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
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Bayern-München beitrat und das 1470 auf zehn Jahre verlängert wurde,132 erkaufte sich die Stadt Augsburg im Endeffekt politische Stabilität. Indem die Stadt sich mit ihrem ehemals größten Gegner verbündete, wurde ihr fortan problemlos Geleit gewährt; in der Regel wurden freundliche Stellungnahmen geschrieben und kleine Streitigkeiten schnell beigelegt – statt Konflikte in Handelssperren und Fehdemaßnahmen münden zu lassen.133
4.1.4 Rechtfertigungsstrategien gegenüber Dritten In diesem letzten Abschnitt sollen die bisher nur angedeuteten Rechtfertigungsstrategien näher betrachtet werden. Denn gegenüber anderen politischen Akteuren legitimierte der Augsburger Rat gerne sein Handeln; insbesondere die werbenden Übermittler spielten dabei eine wichtige Rolle. Der Augsburger Rat veranlasste seine Übermittler und Gesandten nicht nur, weitere Unterstützung für die Augsburger Sache einzuholen, sondern verwendete die positiven Stellungnahmen zugleich als Rechtfertigung für das städtische Vorgehen. Als besonders erstrebenswert galt eine königliche oder päpstliche Fürsprache, da diese der eigenen Position die meiste Autorität verleihen konnte. Dieses Phänomen scheint allgemein für das 15. Jahrhundert zu gelten: Für Reichsstädte waren königliche bzw. kaiserliche Stellungnahmen eine begehrte Option, die am ehesten angestrebt wurde. So war es für die Reichsstadt Nördlingen in ihrem jahrelangen Streit mit den Grafen von Oettingen äußerst wichtig, im März 1418 ein königliches Mandat zu bekommen, das (ähnlich wie in Augsburg beim Lechprivileg) einen ungehinderten Warenverkehr und eine freie Nutzung des Wassers sichern sollte.134 Die Stellungnahmen konnten dann in einem weiteren Schritt als Legitimation der städtischen Haltung genutzt werden, indem sie anderen politischen Akteuren in Abschrift zugeschickt bzw. von einem Boten vorgelegt wurden. Auf diese Weise versuchte man, die Meinung weiterer politischer Akteure einzuholen. So schickte Augsburg 1414 im Bischofsstreit einen Boten mit einem königlichen Brief zu den Herzögen Ernst und Wilhelm von Bayern-München,135 und die Lechstadt sandte mehrmals Kopien der königlichen Stellungnahmen an die anderen schwäbischen Städte, um die Mitglieder des Städtebundes zur Hilfestellung zu überreden.136
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eine neutrale Position beziehen und wurden dadurch als Vermittler für den Reichskrieg tätig. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 223. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 124, f. 64v–67r u. f. 241v–264r; Krieger/Fuchs, Ehemalige Amtsträger, S. 363; Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung, Bd. 2, S. 588. Vgl. Paulus, Herzog Ludwig IX., S. 27. Zu den andauernden Konflikten zwischen Nördlingen und Oettingen: Kiessling, Die Stadt und ihr Land, S. 84–97, besonders S. 86–88. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23, f. 55v. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 45v, Nr. 223; f. 96r, Nr. 435; f. 215v, Nr. 991; f. 216v, Nr. 997.
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4. Zwischen Recht und Ritual
Der Argumentation wurde natürlich mehr Gewicht beigemessen, wenn die Stadt dem Boten nicht nur einen Brief, sondern auch Kopien der Urkunden und Privilegien mitgab. Zusätzlich zur mündlichen Werbung sollten die Übermittler auf die schriftlichen Dokumente hinweisen. Gekonnt legten sie Kopien von königlichen Mandaten, positiven Stellungnahmen, Urkunden und Privilegien vor und betonten, wie in Abschnitt 4.2 noch erörtert werden soll, immer wieder Augsburgs reichsstädtischen Status. Dazu kamen fallbedingt inhaltliche Argumente, die meist mit Privilegien und Urkunden belegt wurden. So sandte der Augsburger Rat, nachdem die Stadt vom Kirchenbann gelöst worden war, Abschriften der Lossprechung an die wichtigsten Fürsten und Städte.137 Als Ulm sich nicht so schnell überzeugen ließ, leitete der Rat die Kopie eines Schreibens an Ulm weiter, in dem der Salzburger Bischof die Lossprechung vom Bann anerkannte.138 Um eine höhere Glaubwürdigkeit zu erreichen, förderte der Augsburger Rat beim päpstlichen Hof eine Bestätigung der Bannaufhebung an.139 Offenbar konnte die Stadt diese mühelos erhalten und sandte dementsprechend dem Mainzer Bischof Kopien des päpstlichen Schreibens.140 Die Stadt musste allerdings damit rechnen, dass ihr Gegner ebenso in der Anwerbung von politischer Unterstützung tätig wurde. Diese Legitimierung gegenüber anderen war weitverbreitet.141 So schrieb Herzog Ludwig von Bayern-Landshut am 27. Juli 1461 die versammelten Reichsstädte an und versuchte seine Position im Konflikt mit dem Kaiser zu rechtfertigen, indem er auf die unrechtmäßige Vorgehensweise seines Gegners hinwies.142 In dem Messestreit zwischen Frankfurt und Nürnberg wandten beide Städte die Anwerbungstaktik zur Sicherung der politischen Unterstützung an. Die Stadt Frankfurt ging dabei noch etwas offensiver vor als Nürnberg und forderte 1432 die anderen Städte auf, beim König Proteste gegen die neue Heiltumsmesse in Nürnberg, die für Frankfurt schädlich werden könnte, einzulegen. Die Formulare dazu waren bereits vorgefertigt.143 Im Augsburger Bischofsstreit hatte der Rat im Winter 1413/1414 richtig vermutet, dass Anselm sich bei unterschiedlichen Fürsten aus dem Augsburger Umland über das Verhalten der Stadt beklagt hatte. Da Anselm selbst einem schwäbischen Adelsgeschlecht entstammte, wird er die meisten schwäbischen und bayerischen Adligen persönlich gekannt haben. Der Augsburger Rat schickte deshalb Übermittler, um die Situation aus seiner Sicht zu klären.144 Hierzu sandte der Rat mehrmals Boten und werbende Übermittler an die Herzöge Ernst und Wilhelm von Bayern-München, die auf die königliche Unterstützung und Rechtmäßigkeit der Augs-
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Ebd., f. 241v, Nr. 1108; f. 242r, Nr. 1110; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 3v, Nr. 9. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 249v, Nr. 1137. Ebd., f. 243r, Nr. 1114. Ebd., f. 245v, Nr. 1125; f. 257v–258r, Nr. 1171. Über die öffentliche Verbreitung von Rechtfertigungen: Claudius Sieber-Lehmann, Spätmittelalterlicher Nationalismus. Die Burgunderkriege am Oberrhein und in der Eidgenossenschaft, Göttingen 1995. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 61. Dieses Vorgehen der Stadt war zunächst durchaus erfolgreich. Vgl. Rothmann, Städtische Diplomatie im Wirtschaftskonflikt, S. 146–149. Vgl. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 363.
4.1 Die Anwerbung zur politischen Unterstützung
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burger Handlungen hinweisen sollten.145 In einem Brief mit werbender Botschaft an Pfalzgraf Ludwig III. ist eine Kombination der Strategien zu sehen: Zuerst wurde die Rechtmäßigkeit der Augsburger Haltung erklärt und mit den mitgegebenen Abschriften offizieller Dokumente weiter begründet. Dabei sollte der Übermittler, wenn er den Pfalzgrafen nicht von einer fördernden Haltung gegenüber Augsburg überzeugen konnte, versuchen, ihn zu einer neutralen Haltung im Konflikt umzustimmen.146 Das Werben um Verständnis und Neutralität ist insbesondere in Augsburgs Umgang mit regionalen Adligen zu finden. Als die Stadt sich im Frühling 1416 entschied, den Markt Zusmarshausen einzunehmen, bemühte der Stadtrat sich, den umliegenden Herren und Fürsten zu erklären, warum die Stadt diese Maßnahme ergriffen hatte.147 Eine ähnliche Strategie findet sich nach der Fehdeerklärung an Herzog Ludwig im Jahr 1462. Augsburg bemühte sich in den Wochen danach weiterhin um einen guten Kontakt zu der Münchner Linie des Hauses Bayern, mit der sich Augsburg einige Jahre vorher verbündet hatte. So schickte der Rat zwei Gesandte zu Johann und Sigmund von Bayern-München, um die Sache aus Augsburger Sicht zu erläutern.148
4.1.5 Erhoffte Hilfe und tatsächliche Unterstützung Von Bündnispartnern und guten Freunden wurde tatkräftige Unterstützung erwartet. Bei Bündnissen war in der Regel genau festgelegt, zu welcher Art von Hilfe die Bündnispartner bei welchen Beteiligten verpflichtet waren. So nahm Augsburg in der Regel den Kaiser sowie den Augsburger Bischof aus dem Vertrag, was bedeutete, dass die Stadt – für den Fall, dass der Bündnispartner in Streit mit dem Kaiser oder Bischof geriet – nicht verpflichtet war, ihrem Bündnispartner zu helfen. Unter vertrauten Städten war das Verhalten im Streitfall, wenn kein Bündnisvertrag existierte, nicht klar definiert. Die Einungen des Schwäbischen Städtebundes waren gerade wegen der Pflicht, sich in der Not gegenseitig zu helfen, für die Städte sowohl verlockend als auch problematisch. So hatten Städte, solange sie selber keine Probleme hatten, wenig Interesse daran, den anderen Bündnisstädten zu helfen und gegebenenfalls hohe militärische Kosten sowie wirtschaftliche Schäden für ihre Hilfe in Kauf zu nehmen. Das erklärt einerseits das grundsätzliche Interesse der Städte an Landfrieden und Städtebündnissen – in der Hoffnung, diese würden die Straßen sichern und die Städte vor Verpfändungen oder Übergriffen schützen – sowie andererseits die wenig tatkräftige Unterstützung im Kriegsfall. Nachdem Augsburg 1417 145
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Exemplarisch: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 53v, Nr. 252; f. 69r, Nr. 326; f. 141r, Nr. 645. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 23 (unfol.): Item xvj plapphard ainem potten zů hertzog Ernst vnd hertzog Wilhalm mit dez kunigs prief. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 47v–48r, Nr. 232. Sendbrief vom 29. Mai 1414. Ebd., f. 125v, Nr. 569; f. 127r, Nr. 574; f. 130r, Nr. 590; f. 133r–134r, Nr. 608. StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 6, f. 215r–215v. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Vb, f. 13v, Nr. 30.
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wieder Mitglied des Schwäbischen Städtebundes geworden war, bekam die Stadt, trotz Hilfeversprechen der Bundesstädte während der Handelssperre und dem Bann keine wirklichen Hilfeleistungen.149 Ein Rückblick auf die Fallstudien zeigt, dass das Königtum der wichtigste und beständigste Förderer der Augsburger Angelegenheiten war. Die königliche Unterstützung zeigte sich insbesondere in der Ausfertigung von Stellungnahmen und Privilegien, welche die Augsburger Haltung im Konflikt rechtfertigen sollten. Die Stadt Augsburg verschickte diese in der Hoffnung, sie würde damit eine breite politische Zustimmung erlangen. Obwohl Augsburg sich auf den gegenseitigen Informationsaustausch und die Beratung unter den schwäbischen Städten verlassen konnte, blieb eine tatkräftige Mitwirkung im konkreten Fall oft aus. Auch die politische Unterstützung der regionalen Grafen und Herren war wenig beständig. Nur mit Vertrauten des Königs pflegte Augsburg dauerhaft gute Beziehungen. Mit den meisten Adligen musste das Verhältnis je nach Fall und Situation neu abgestimmt werden. Sowohl die Existenz der Landfrieden als auch die Gründung des Schwäbischen Bundes könnten als Stabilisierungsfaktoren gewertet werden, aber als faktische Unterstützung für die Stadt Augsburg sind vor allem die Schutzbündnisse mit Bayern zu werten.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
Ein sogenannter Briefkrieg150 konnte jahrelang dauern, wenn sich die Kontrahenten über die Frage, unter wessen gerichtliche Zuständigkeit die Sache fiel und wer ein Urteil fällen könnte, welches auch tatsächlich von beiden Seiten akzeptiert werden würde, nicht einigen konnten. So versuchte Augsburg regelmäßig, die Angelegenheit vor das eigene Stadtgericht zu bringen, wohl wissend, dass der Konfliktpartner hiermit nicht einverstanden sein würde.151 Meist wollten beide einen Prozess nur akzeptieren, wenn sie den Richter und sein Urteil im eigenen Sinne beeinflussen konnten. Da sich in der Regel nur eine Partei einen Vorteil sichern konnte, wollte der Kontrahent das Gericht verständlicherweise nicht akzeptieren. Erwartungsgemäß zeigte sich dieses Problem besonders stark bei den Konflikten zwischen Reichsstadt und Bistum. Dass die Kontrahenten ihren jeweiligen Herrn einschalteten und dadurch den alten Gegensatz zwischen Papst und König wieder sichtbar machten, überrascht nicht. Am deutlichsten ist dies im Bischofsstreit zu sehen, wo Papst und König verschiedene Entscheidungen trafen und den Bischofskandidaten bzw. der Stadt Augsburg auftrugen, sich daran zu halten. Knapp 40 Jahre 149
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151
Vgl. Abschnitt 4.1.2. Auch die Klagebriefe, die Augsburg 1420 an den Schwäbischen Bund schickte, hatten geringe Auswirkungen. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 6v, Nr. 17. Zur Begriffsfassung, siehe auch Kap. 1, Anm. 75. Christs Einschätzung, dass ein Briefkrieg für Adlige durchaus als ehrenhafte Konfliktaustragung gesehen wurde, gilt auch für Augsburg und Bayern. Vgl. Christ, Briefkrieg, S. 53. Exemplarisch: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 46r, Nr. 225; f. 144v, Nr. 666.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
125
später gab Peter von Schaumberg in seinem Rechtsstreit mit Augsburg nach zwei Jahren schließlich den Versuch auf, den Streit vor ein geistliches Gericht zu bringen, wodurch er die Möglichkeit eröffnete, unter Vermittlung des Kaisers zu einer Streitschlichtung zu kommen.152 Dem Thema der Gerichtsverweigerung begegnet man allerdings auch bei Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Herzog, in denen der König als oberster Richter eigentlich für Klarheit hätte sorgen müssen. Der König hatte sogar im ‚königsnahen’ Südwesten des Reiches153 Mühe, seine oberste Rechtskraft gegen Bayern durchzusetzen. So zog Friedrich III. die Konflikte um den Lech (1467–1469) nicht vor das Kammergericht, sondern forderte beide Parteien mit Hilfe von Streitschlichtungskommissionen zur gütlichen Beilegung auf. Von der ersten Unstimmigkeit bis hin zum Konfliktaustrag zählten Argumentations- und Verhandlungsstrategien. Die Stadt überlegte genau, welcher Weg am besten zum Ziel führte und welche Optionen sie offenhalten wollte. Im Folgenden werden die inhaltlichen Argumentationsstrategien und Streitschlichtungsverhandlungen analysiert. Die städtische Position wurde nicht nur anderen (regionalen) politischen Akteuren mitgeteilt (Abschnitt 4.1.4), sondern sie wurde auch inhaltlich gegenüber dem Kontrahenten verteidigt. Aufgrund der Quellenlage und zur besseren Strukturierung bildet hier der Rechtsstreit zwischen Augsburg und Peter von Schaumberg, durch andere Fallbeispiele ergänzt, den roten Faden. So kann gezeigt werden, mit welchen Argumenten die Stadt Augsburg seine Position verteidigte (Abschnitt 4.2.1) und wie es Jahre dauern konnte, bevor die Kontrahenten sich über ein Streitschlichtungsverfahren einigen konnten. Anhand zweier Schiedssprüche wird zuletzt die außergerichtliche Konfliktbeendigung exemplarisch analysiert (Abschnitt 4.2.2).
4.2.1 Inhaltliche Argumente Die Stadt Augsburg versuchte nicht nur, ihre Sichtweise und Handlungslogik im Konflikt mithilfe von Stellungnahmen einflussreicher politischer Akteure zu rechtfertigen, sondern gab auch eine eigene Begründung für die Konfliktposition an. Da ausführliche juristische Gutachten nicht überliefert sind, kann die genaue Argumentation der von Augsburg engagierten Juristen nicht mehr erfasst werden. Dennoch lassen einige Quellen eine Analyse der städtischen Argumentationslinien und inhaltlichen Strategien zu. Die überlieferte bischöfliche Klage und die städtische Verteidigungsschrift im Rechtsstreit zwischen Augsburg und Bischof Peter von Schaumberg vermitteln einen guten Eindruck, wie beide Seiten argumentierten. So kann anhand des Rechtsstreites der Frage nachgegangen werden, welche Argumente Augsburg der bischöflichen Klage entgegensetzte und auf welcher rechtlichen Basis die Stadt ihre Entgegnungen formulierte. Im Vergleich dazu werden die Argumentationsstrategien, soweit diese aus den Briefen und Akten erkennbar sind, im Streit um das Domkapitelstatut herangezogen. 152 153
Siehe hierzu Abschnitt 4.2.1. Vgl. Peter Moraw, Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250 bis 1490, Frankfurt a. M. 1989.
126
4. Zwischen Recht und Ritual
Die Klageschrift von Bischof Peter von Schaumberg und die städtische Verteidigung Bischof Peter erhob 1451 eine umfangreiche Rechtsklage mit 60 Punkten.154 Um eine Analyse derselben zu ermöglichen, werden die wichtigsten Streitpunkte zuerst samt Verteidigungsargumentation der Stadt zusammengefasst. Der Bischof eröffnete seine Klage mit dem Argument, dass die Vogtei ursprünglich dem Hochstift zustand und dann dem Reich anvertraut wurde, der Vogt aber weiterhin – mit städtischer Unterstützung – ständig in die Angelegenheiten des Hochstifts155 sowie in die Rechte des Burggrafen eingreife.156 In ihrem Verteidigungstraktat stellte die Stadt fest, dass die Vogtei schon längst zum Reich gehört habe und inzwischen komplett in städtischer Hand liegen würde.157 Um diese Position zu untermauern, wies die Stadt den Bischof auf ein wichtiges Privileg hin: 1426 hatte König Sigmund der Stadt das Recht erteilt, sowohl den Stadtvogt als auch den Landvogt selbst bestimmen zu dürfen.158 An mehreren Stellen beklagte sich der Bischof über den Vogt sowie das Ratsgericht, die sich beide in Angelegenheiten des Burggrafen oder Domkapitels eingemischt und Rechtsklagen angenommen hätten, die eigentlich dem Hochstift vorbehalten wären.159 Auch habe die Stadt die Festnahme von bischöflich Verfolgten verhindert.160 Zu der Einmischung des Ratsgerichts erwiderte die Stadt, sie habe nur bürgerliche Klagen gegen städtische Bewohner angenommen.161 Zu den boykottierten Gefangennahmen meinte Augsburg, dass der städtische Bereich ausschließlich unter städtische Herrschaft fiele. Wenn ein Angehöriger oder Hintersasse des Bistums innerhalb der Stadt festgenommen werden solle, müsse der Rat benachrichtigt werden, um die Festnahme zu begleiten.162 Die kirchliche Gerichtsbarkeit und Herrschaft würde, so der Augsburger Bischof, mit Füßen getreten. So mischte sich Augsburg durch das städtische Verbot von heimlichen Eheversprechungen in das heilige Sakrament der Ehe und damit in das geistliche Gericht ein.163 Außerdem habe die Stadt versucht, die Oberherrschaft über das Spital, die Klöster und die Pfarrkirchen zu erlangen, indem sie, ohne Wissen des Hochstifts, eigene Pfleger eingesetzt habe.164 Auch habe sie bei der St. Le-
154 155 156
157 158 159 160 161 162 163 164
Edition der Klage bei: Baader, Cardinal und Bischof, S. 377–393. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 378. Der Vogt wollte in Sachen, die der Burggraf strafen und siegeln sollte, mitbestimmen. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 379–380. Eine ähnliche städtische Einflussnahme galt laut Klageschrift für die Rechte des Burggrafen gegenüber Bäckern, Metzgern, Wein- und Bierschenken, Hausierern und anderen Berufsgruppen, die unter dem Burggrafen standen. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 381. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 161. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 14. März 1426; RegImp, XI/2, Nr. 6561. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 379. Ebd., S. 388. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 162. Vgl. Ebd., S. 166. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 389. Vgl. ebd., S. 386–387.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
127
onhard-Kapelle außerhalb der Stadt eine eigene Kollekte eingerichtet.165 Zur Verteidigung führte die Stadt an, sie habe das Ehegesetz nur zum Schutz der Kinder eingeführt, während sie das Spital als altes städtisches Eigentum beanspruche. Da die Bürger so viel an die Klöster gespendet hätten, sollten diese auch an der Herrschaft teilhaben. Die Kollekte, die nur zum Lesen der Messe verwendet werden dürfe, wäre zum Nutzen aller.166 Auch der alte Zwist zum Thema Landfriedensverband wurde in die Klage integriert.167 Bischof Peter beanspruchte die Herrschaft über die außerstädtischen Personen des Hochstifts, deren Besitztümer Augsburger Bürgern zinsbar waren, und beklagte, dass die Stadt die Hintersassen in den Landfrieden der Stadt nötigen und zur Kriegsfahrt aufrufen würde.168 Die Stadt erwiderte schlichtweg, dass die Armen, ebenso wie Pfahlbürger und Hintersassen von alters her dem städtischen Landfrieden angehörten.169 Bischof Peter beanspruchte außerdem das Ungeld,170 das die Stadt ohne Erlaubnis des Bischofs erhoben habe, womit sie sowohl gegen herkömmliche Freiheiten als auch gegen päpstliches und kaiserliches Recht verstoßen habe. Zusätzlich klagte der Bischof darüber, dass auch die Kleriker von dieser Teuerung betroffen seien.171 Peter von Schaumberg beanspruchte damit ein altes Recht des 13. Jahrhunderts, als die Stadt den Bischof noch um Erlaubnis bitten musste, um ein eigenes Ungeld zu erheben. Vom 14. Jahrhundert an hatte sich die Stadt für die Bewilligung von Ungelderhebungen direkt an den König gewandt, der sie wiederholt mit Ungeldprivilegien ausstattete.172 In ihrem Verteidigungstraktat pochte Augsburg auf den Status einer Reichsstadt und das Privileg, Ungeld erheben zu dürfen. Es stellte zudem fest, dass die Kleriker, wenn sie das Ungeld nicht zahlen wollten, ihre eigenen Produkte herstellen könnten, da das Ungeld unmöglich getrennt zu kassieren wäre.173
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168 169 170
171 172 173
Vgl. ebd., S. 387. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 165, 167. Die südliche Heer- und Handelsstraße von und nach Augsburg führte quer durch die Straßvogtei, weshalb die Stadt darauf erpicht war, in diesem Bereich mehr Einfluss auszuüben. Gleichzeitig bemächtigten sich immer mehr Augsburger Bürger bischöflichen Besitzes sowie bischöflichen Lehnsguts im Augsburger Umfeld. Schon im Jahr 1429 hatte Bischof Peter von Schaumberg versucht, die Augsburger Bauern von Schwabmünchen, die durch ihren Schwur dem städtischen Landfrieden zugehörten, aufzufordern, in seinen Landfrieden zu kommen. Vgl. Pius Dirr, Zur Geschichte der Vogtei an der Straße und des Schwabmünchner Dorfrechts, in: ZHVSchwab 34 (1908), S. 186–201, hier S. 190–191; Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 206. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 379, 390–391. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 162, 167. Ungeld ist eine Form der Mehrwertsteuer auf bestimmte Produkte. So beklagte Bischof Peter die erhobene Mehrwertsteuer auf Wein, Bleiche und Getreide in der Stadt. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 380–381. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 380–381. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 64–66. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 162–163.
128
4. Zwischen Recht und Ritual
Auch zum Münzrecht reichte der Kardinalbischof Klage ein: Die Stadt habe dem Münzmeister verboten, im Auftrag des Bischofs zu münzen und zudem Anspruch auf den Schlagschatz geltend gemacht.174 Augsburg drehte zu seiner Verteidigung den Spieß um: Der Bischof könne nur mit Erlaubnis der Stadt münzen, welcher der Schlagschatz zustünde.175 Dieser Fall war so vertrackt, da sich das Münzrecht im Laufe der Jahre zwischen Bischof und Stadt aufgeteilt hatte. Denn es war seit dem 13. Jahrhundert regelmäßig an die Stadt verpfändet worden, die durch das Königtum immer mehr Einfluss auf die Münze gewonnen hatte.176 Bischof Peter versuchte dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben.177 Der Augsburger Bischof beanstandete außerdem die bischöflichen Zollbestimmungen, die Bürger und Gäste regelmäßig umgehen würden, ohne dass die Stadt dies ahnden würde.178 Insbesondere der Pflasterzoll war ihm ein Dorn im Auge. König Sigmund hatte bei seinem Besuch in Augsburg im Oktober 1418 die Erlaubnis erteilt, 32 Jahre lang einen Weg- und Pflasterzoll an den Stadttoren zu erheben.179 Er hatte 1433 alle bis dahin gültigen Zölle und Ungelder bestätigt, wodurch in der Folge strittig war, ob das Recht auf Pflasterzoll, das eigentlich 1450 endete, weiterhin Gültigkeit besaß. Ferner beklagte Bischof Peter, dass der Pflasterzoll ohne Bischoues wissen vnd willen ergattert wurde. Außerdem habe die Stadt, obwohl ihr dies im Privileg untersagt sei, den Pflasterzoll auch von Geistlichen gefordert.180 Augsburg wies zu seiner Verteidigung darauf hin, die Stadt habe den Zoll schon vor Bischof Peter erhoben. Der Zoll sei für die Nutzung der Straße für alle, sodass die Stadt den Pflasterzoll sowohl von Laien als auch von Geistlichen fordere.181 Zusätzlich machte Bischof Peter Ansprüche auf das Jagdrecht182 und die Entscheidungsgewalt über den Lech geltend. Die Stadt erhebe ohne seine Erlaubnis Zoll am Lech und habe zudem rechtswidrige Badstuben und Mühlen errichtet.183 Die Stadt erwiderte, das Jagdgebiet rund um den Maierhof gehöre dem Reich und stehe gemäß altem Brauch unter der Verfügung der Stadt.184 Zudem hieß es, die Stadt würde nur den Zoll über die Lechflößerei erheben, um das Wehr zu verbessern.185 Außerdem dienten die errichteten Badstuben und Mühlen dem Nutzen aller.186 174
175 176 177 178 179 180 181
182 183 184 185 186
Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 381–382. Der Schlagschatz ist die Differenz zwischen dem offiziellen Wert der Münze und den eigentlichen Material- und Herstellungskosten. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 163. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 59–62; RegImp, VII/5, Nr. 138 vom 10. Juli 1331. Die völlige Münzhoheit kam allerdings erst 1521 an die Stadt: Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 62. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 382–383. RegImp, XI/1, Nr. 3641. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 383–384. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 164. Die anderen Zölle konnte Augsburg nicht völlig unter seine Kontrolle bringen, die Stadt war aber an den Verhandlungen über Zolltarife und Zollbestimmungen beteiligt. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 63–64. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 383. Vgl. ebd., S. 388–389. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 163. Vgl. ebd., S. 166. Vgl. ebd.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
129
Der Bischof beklagte nicht nur die Verletzungen seiner bischöflichen Rechte, sondern auch mehrere städtische oder bürgerliche Übergriffe auf die Besitztümer des Hochstifts und individueller Geistlicher. Die Stadt habe Gebäude und Anbauten des Hochstifts geräumt oder abreißen lassen und Geistliche vertrieben und gefangen gesetzt.187 Die Stadt verteidigte sich mit dem Hinweis, die Anbauten hätten auf städtischem Boden gestanden. Da sie an der Stadtmauer oder generell im Weg gestanden hätten, seien sie beseitigt worden.188 Für die Festnahme der Geistlichen entschuldigte sich die Stadt, weil der Vorwurf tatsächlich die Vertreibung einiger Domherren im Städtekrieg beträfe, aber sie wollte sich nichts ankreiden lassen: Die Domherren hätten der Stadt gegenüber feindlich gehandelt und wären deswegen als Feinde vertrieben worden.189 Zum Fall, in dem die Stadt einen Bürger aus dem Haus eines Domherrn geholt habe,190 erwiderte Augsburg, sie habe nur Kriminelle sowie Frauen, die den Besitz ihrer Ehemänner verschleuderten, gesucht.191 Manche Klagepunkte waren eher symbolischer Natur, aber deswegen nicht weniger bedeutungsvoll. So beschwerte sich der Bischof darüber, dass der Vogt bei Gericht den Reichsstab anstatt des Bischofsstabs benutzt habe, und beanspruchte nicht nur die Bezeichnung unser stat, sondern auch den Ber für sich.192 Der Ber, in anderen Quellen oft pyr genannt, war eine Wappenfigur in Form einer Zirbelnuss, die zum Symbol der Stadt Augsburg wurde.193 Der Bischof meinte, der Vogt sollte drei Mal im Jahr wegen der Vogteiangelegenheiten zur bischöflichen Pfalz kommen, dort den Reichsstab ablegen, den bischöflichen Stab in Empfang nehmen und mit diesem richten.194 Die Stadt wehrte sich nachdrücklich gegen ein solches Vorgehen, das implizieren würde, der Vogt unterstehe dem Bischof. Auch in den anderen Punkten wehrte Augsburg sich vehement. Augsburg sei eine Reichsstadt, keine Bischofsstadt. Die Bezeichnung unser stat 195 könne deswegen nicht vom Bischof verwendet werden.196 Der Statpir, der schon seit heidnischen Zeiten der Stadt gehöre, markiere nicht die bischöflichen, sondern die reichsstädtischen Befugnisse.197 Während Bischof Peter die Nutzung des bischöflichen Stabs als Symbol für die bischöfliche Übertragung der Reichsvogtei ans Reich interpretierte, hielt die Stadt an der Trennung zwischen 187 188 189 190 191 192 193
194 195 196 197
Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 383–385, 387–388, 392. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 164–166. Vgl. ebd., S. 166, 168. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 378–379. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 161. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 385–386, 393. Das heutige Wappen der Stadt Augsburg enthält immer noch die Zirbelnuss. Bei der Entwicklung des Statpir ist ab der Mitte des 15. Jahrhunderts eine ‚Historisierung’ zu sehen: Die von Johanek anhand des Chronikmaterials vorgestellte Darstellung über jenes Zeichen passt genau in diese Erwiderung der Stadt. Vgl. Peter Johanek, Geschichtsschreibung und Geschichtsüberlieferung in Augsburg am Ende des Mittelalters, in: Janota/Williams-Krapp (Hg.), Literarisches Leben in Augsburg, S. 160–182, hier S. 163. Auch Kaufhold stellt die umkämpfte Bedeutung des Stadtpyrs um die Mitte des 15. Jahrhunderts dar. Vgl. Kaufhold, Prügeleien am Stadtpyr. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 378. Vgl. ebd., S. 393. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 168. Vgl. ebd., S. 164.
130
4. Zwischen Recht und Ritual
Reich (Stadt) und Bistum fest: Der Vogt käme vom Reich und solle deswegen den Reichsstab einsetzen. Nur bei einer Gerichtsverhandlung über Kleriker sollte er mit dem Bischofsstab richten.198
Inhaltliche Analyse der Argumente im Rechtsstreit Die vom Königtum verliehenen Privilegien hatten die alten bischöflichen Rechte stark eingegrenzt. Die Rechte wurden mit großer Vehemenz verteidigt, schließlich beanspruchte Bischof Peter Freiheiten, die schon seit längerer Zeit in städtischer Hand waren. Viele der Beschuldigungen und Klagen von Bischof Peter wirken vielleicht auf den ersten Blick unbegründet. Der Versuch, die Vogtei wieder in bischöfliche Hand zu bekommen und die Position des Stadtherrn einzufordern, erscheint aufgrund der Stellung als Reichsstadt fast absurd. Trotzdem hatte Peter zwei gute Argumente, die beide in einer problematischen rechtlichen Situation begründet lagen. Das erste betraf die Vogtei. Die Art und Weise, wie die Vogtei über Hochstift und Stadt ans Reich gekommen war, war rechtlich unklar. 1168 wurde die Vogtei über das Hochstift als Lehen an das Königtum übertragen; nach einigen Wirren im Interregnum überantwortete Bischof Hartmann 1266 die Vogtei an Konradin. Einige Jahre später soll Rudolf von Habsburg die Vogtei an das Königtum gebracht und damit die Stadt zur Reichsstadt erhoben haben.199 Mit dem Hinweis auf die beiden ersten Verleihungen konnte Bischof Peter beweisen, dass das Bistum die Vogtei dem Reich nur anvertraut hatte und ihm deshalb weiterhin die Entscheidungsgewalt zustehe. Die Stadt hatte dagegen allein den Status als Reichsstadt vor Augen, wodurch höchstens der Vogt als Vertreter des Königs über die Stadt und ihre Bürger zu bestimmen hatte. Das zweite Argument von Bischof Peter ging auf eine andere problematische Rechtslage zurück: Kaiser Karl IV. hatte im Dezember 1363 wie auch im September 1431 König Sigmund nicht nur alle Rechte und Privilegien des Hochstifts bestätigt, sondern auch alle diesbezüglichen Urkunden Augsburgs, welche den bischöflichen Rechten und Freiheiten schaden könnten, widerrufen.200 Da viele Augsburger Privilegien die Rechte des Hochstifts beeinträchtigten, waren mit dem 1363 und 1431 erneut erteilten Privileg Konflikte vorprogrammiert. Die fast zeitgleich wiederholte königliche Bestätigung der städtischen Rechte und Privilegien führte dazu, dass die rechtliche Situation klarer zu sein schien, als sie es war. Obwohl die verschiedenen Rechte des Bistums und die der Stadt sich zum Teil gegenseitig überschnitten, wurden die Privilegien für beide Seiten ständig vom Königtum konfirmiert und teilweise sogar erweitert. Erst eine genauere Überprüfung, wie Bischof Peter und seine Räte
198 199
200
Vgl. ebd., S. 161. Vgl. Abschnitt 2.1; Baer, Der Weg, S. 137–138; Möncke, Bischofsstadt und Reichsstadt, S. 62–67; Schorer, Die Strafgerichtsbarkeit, S. 7. Monumenta Boica 33b, S. 343, Nr. 292; Monumenta Boica 34a, S. 332–333, Nr. 135.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
131
sie um die Jahrhundertmitte vorgenommen hatten, machte deutlich, wie löchrig und in sich widersprüchlich diese königlichen Bestätigungen an Hochstift und Stadt waren. Von Seiten der Stadt sind mehrere Argumentationsstrategien erkennbar. Die meisten Aussagen gründeten auf dem herkömmlichen Recht und wurden mit dem reichsstädtischen Status und den reichsstädtischen Privilegien legitimiert. Die von den Königen verliehenen Privilegien hatten die alten bischöflichen Rechte stark eingegrenzt. Die Rechte wurden mit großer Vehemenz verteidigt, schließlich beanspruchte Bischof Peter Freiheiten, die schon seit längerer Zeit in städtischer Hand waren. Andere Argumente fand die Stadt für die Nutzung und Bezahlung von Gemeinwohl, die in den städtischen Augen direkt miteinander verbunden waren. Wer die städtischen Straßen nutzte, sollte dafür zahlen. Diese Sichtweise wurde auch andersherum geltend gemacht. Die städtische Einflussnahme auf die Klöster und das Spital wurde mit den vielen bürgerlichen Spenden legitimiert: Wer zahlte, hatte das Recht auf Einfluss. Außerdem wurden Klagen, Augsburg habe für die Kollekte, den Lechzoll und die städtischen Anlagen am Lech keine bischöfliche Erlaubnis eingeholt, mit dem Hinweis auf das Gemeinwohl umgangen. Augsburg verlor kein Wort über die Frage, ob oder inwiefern die Stadt beim Bischof um Erlaubnis fragen sollte, sondern wies lieber auf die gemeinnützigen Vorteile derartiger Einrichtungen hin. Zuletzt wurde die Basis für etwaige Verhandlungen geschaffen, indem die Stadt sich in einigen Fällen – nämlich dort, wo Augsburg tatsächlich bischöfliche Rechte verletzt hatte, ohne Privilegien oder alte Gewohnheiten vorweisen zu können201 – kompromissbereit zeigte oder gar ihre Entschuldigung für diesen oder jenen Einzelfall anbot.202
Argumente und Verhandlungsstrategien im Konflikt über das Domkapitelstatut Von einer großen Einigungsbereitschaft konnte im Streit um das Domkapitelstatut nicht die Rede sein. Die Positionen der Stadt und des Domkapitels standen weit auseinander, und keine der beiden Parteien schien gewillt, auch nur einen Zoll zurückzuweichen. Während der Auseinandersetzung lassen sich ein Hauptziel und mehrere Argumentationslinien erkennen. Schon in der Unterstützung Markus Fuggers hatte die Stadt sich eine eindeutige Strategie überlegt: Sie wollte verhindern, dass der Papst das neue Domkapitelstatut mit den umstrittenen Bestimmungen bestätigte und wies als Legitimation auf ihre treue christliche Haltung und den schmähenden Umstand hin, dass theoretisch alle Reichsbewohner außer Augsburger Bürgersöhne ins Dom201
202
Beispielsweise die Vorwürfe im Hinblick auf Burggrafenamt, Zoll, Münze und Waage: Baader, Cardinal und Bischof, S. 381. So bot die Stadt in Sachen Geleitrecht sowie bei der schmachvollen Festnahme und Inhaftierung von Geistlichen ihre Entschuldigung an. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 387–388; Uhl, Peter von Schaumberg, S. 166.
132
4. Zwischen Recht und Ritual
kapitel kommen konnten.203 Der erste Fall verlief allerdings im Sande: Im Sommer 1475 wurde die offizielle päpstliche Konfirmation des Statuts nach Augsburg geschickt,204 und mit dem Ableben von Markus Fugger 1478 war der Konflikt vorerst beendet. Als der Fall mit dem Anspruch von Bernhard Arzt neu aufgerollt wurde, ging die Stadt wieder gegen das (inzwischen vom Papst bestätigte) Domkapitelstatut an. Das Hauptziel war eine Widerrufung oder Änderung des Statuts.205 Auch wenn die Stadt Ende Juli 1483 eine Klage einreichte und damit den Weg zum Gerichtsprozess an der Rota in Rom einschlug,206 blieb eine zweite Option für die Stadt im Raum stehen: Die Augsburger Gesandten und Berater suchten weiterhin den Kontakt zum Papst, vor allem zu Innozenz VIII., in der Hoffnung, dass dieser mit einer päpstlichen Verfügung über das Domkapitelstatut hinweg entscheiden würde. Als 1487 von einem päpstlichen Einigungsvorschlag, das Domkapitel solle fünf Pfründe für Bürgersöhne zur Verfügung stellen, die Rede war, zögerte Augsburg keinen Moment und hätte, wie in Abschnitt 5.3 erörtert wird, diesen Vorschlag gerne akzeptiert.207 Auch andere Studien legen nahe, dass Versuche zur außerordentlichen Streitschlichtung oft im Vorfeld des offiziellen gerichtlichen Verfahrens gemacht wurden,208 genau wie auch Friedens- und Gerichtsverhandlungen im Wechsel oder gar parallel zu Konflikthandlungen verlaufen konnten.209 Um die Augsburger Position zu verdeutlichen, wurden im Streit um das Domkapitel mehrere Argumente vorgebracht, die teilweise die Rechtfertigungen gegenüber Dritten wiederholten: So wäre das Statut gegen jede Vernunft,210 da Augsburger Bürgersöhne gegenüber anderen Reichsuntertanen benachteiligt wurden. Zudem wies die Stadt, wie in Abschnitt 4.3.3 näher erläutert wird, darauf hin, dass es früher bürgerliche Domherren gegeben hatte. Außerdem wäre es für die Beziehung zwischen Stadt und Domkapitel nützlich, wenn es zwischen beiden Überschneidungen geben würde. Eine Öffnung des Domkapitels für Augsburger Bürger würde, so argumentierte die Stadt, das gegenseitige Verständnis zwischen Stadt und Hochstift verbessern.211
203 204 205 206
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209
210
211
Vgl. Entwurf in StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 4, 31. Januar 1475. Monumenta Boica 34b, S. 126–128, Nr. 45. StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 10, f. 84. StadtA Augsburg, Selekt „Kirchen und Klöster“, Dom, Domkirche, Nr. 31; Monumenta Boica 34b, S. 183– 187, Nr. 69. Im Titel wurde das Datum versehentlich als 3. Juli aufgelöst, korrekt ist der 31. Juli 1483. Hierzu Abschnitt 5.3.3. Auch im Rechtsstreit wurde, obwohl die Angelegenheit schon vor das kaiserliche Kammergericht gebracht worden war, lieber ein Einigungsverfahren eingeleitet. Theoretisierend zur Einigung und Vermittlungstätigkeit: Hermann Kamp, Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter, Darmstadt 2001. Vgl. Michael Rothmann, Adlige Eigenmacht und Landesherrschaft: Die Fehde als politisches Instrument in Thüringen und Meißen, in: Julia Eulenstein/Christine Reinle/Michael Rothmann (Hg.), Fehdeführung im spätmittelalterlichen Reich. Zwischen adliger Handlungslogik und territorialer Verdichtung, Affalterbach 2013, S. 145–164, hier S. 159–161. Zur Verwendung von ‚Vernunft’ im Naturrecht vgl. Isabelle Mandrella, Die Autarkie des mittelalterlichen Naturrechtes als Vernunftrecht: Gregor von Rimini und das etiamsi Deus non daretur-Argument, in: Aertsen/Pickavé (Hg.), „Herbst des Mittelalters“?, S. 265–276. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 331, 337–338.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
133
Der Hauptpunkt in der Klage war aber neu: Das Domkapitel habe nicht über die Bürger einer Reichsstadt zu entscheiden. Die Augsburger unterstünden nur dem Kaiser und damit sei die Anmaßung des Domkapitels, die städtischen Rechte und Freiheiten einschränken zu wollen, nicht gerechtfertigt.212 Das Domkapitel hatte zuvor den bereits früher von Bischof Peter aufgegriffenen rechtlichen Sachverhalt angeführt, die Stadt rühre vom Hochstift her. Diese Bemerkung führte zu sofortigen Protesten der Stadt, welche den römischen Ursprung der Stadt und den städtischen Schutz des Domkapitels hervorhob.213 Das Domkapitel konterte, indem es auf die vielen Fälle hinwies, in denen die Stadt gegen die Rechte des Hochstifts verstoßen habe, und beteuerte gegenüber dem Kaiser, es habe die kaiserlichen Rechte der Stadt nicht in Frage stellen wollen.214 Die Schwierigkeit für Augsburg lag darin, dass die Stadt die hausinterne, sogar durch den Papst bestätigte Satzung des Domkapitels ändern wollte. Während das Domkapitel sich auf das Gewohnheitsrecht, die päpstliche Bestätigung und das Satzungsrecht berufen konnte, hatte Augsburg nur eine Chance, den Gerichtsprozess zu gewinnen: Es musste beweisen, dass die Statuten vorher in der Stadt unbekannt gewesen waren und dass das Domkapitel sich nicht an das Statut gehalten hätte, indem es Augsburger Bürgersöhne aufgenommen hatte. Während sich die Stadt im Rechtsstreit mit ihrem priviligierten reichsstädtischen Status behaupten konnte, musste Augsburg im Streit um das Domkapitelstatut andere Argumente anführen.215
4.2.2 Gerichtsverweigerung, Verhandlungen und Einigung. Der lange Weg zur Streitschlichtung Als die Streitschlichtungsphase anfing, hatten die Konfliktparteien in der Regel schon einen langen Weg hinter sich. Es kann angenommen werden, dass man bevorzugt auf eine kompromissbereite Streitschlichtung setzte, gerade weil die ordentli-
212
213 214
215
Monumenta Boica 34b, S. 183–187, Nr. 69. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Kirchen und Klöster“, Dom, Domkirche, Nr. 31, Anhang (unfol.). Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 327. Vgl. ebd., S. 328, 332. In seiner Verteidigung pochte das Domkapitel auf sein Recht, eigene Statuten aufstellen zu dürfen. Außerdem sei das Statut sehr alt, es ginge auf einen alten Schwur zurück und wäre damit geltendes Gewohnheitsrecht. Die Aufnahme wäre schließlich nicht verweigert worden, um die Bürger zu beleidigen, sondern hätte das Ziel gehabt, das Domkapitel gegen die bürgerlichen Übergriffe auf seine Rechte und Besitztümer zu schützen. Tatsächlich kommt das älteste überlieferte Domkapitelstatut aus dem 12. Jahrhundert. Es enthält auch schon ein Verbot der Aufnahme von Stadtbürgern, allerdings ist diese Bestimmung erst später durch Rasur und Korrektur eingeschoben worden. Vgl. Krüger, Gewalt und Recht, S. 66. Eine Edition des Statuts: Georg Kreuzer/Thomas M. Krüger, Statuten des Augsburger Domkapitels aus dem 12. Jahrhundert. Ein übersehenes Fragment in einem prominenten Index (Clm 2), in: Kaufhold (Hg.), Städtische Kultur, S. 54–61. Ab 1483 konzentrierte Augsburg sich hauptsächlich auf die Präzedenzfälle, hierzu Abschnitt 4.3.3. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 327–328.
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4. Zwischen Recht und Ritual
chen Gerichte im Verdacht standen, den jeweiligen Kontrahenten zu bevorteilen. Schon im frühen und hohen Mittelalter bot sich ein Vergleich als Mittelweg an, damit keiner der Kontrahenten ein negatives Urteil über sich ergehen lassen musste.216 Auch die Augsburger Fallstudien zeigen, dass meist beide Parteien letztlich eine gütliche Einigung anstatt einer Urteilsfindung des Kammergerichts bevorzugten. Nur im Streit um das Domkapitelstatut konnte kein Konsens erzielt werden. In diesem Konflikt sind mehrere Einigungsversuche zu sehen, die allerdings nicht gegriffen haben. So hatte der päpstliche Legat Bartholomäus beide Parteien im Mai 1484 zur gütlichen Beilegung in Eichstätt eingeladen. Angebliche Drohungen der städtischen Gesandten gegenüber dem Augsburger Klerus ließen die Einigung allerdings scheitern. Das Domkapitel erregte weitere Aufmerksamkeit für die bedrohlichen Äußerungen, indem es – vermeintlich aus Angst vor den Augsburgern – nach Dillingen umsiedelte.217 Auch von Seiten der regionalen Städte und Adligen kamen Vermittlungsangebote, die beide Parteien nicht annehmen wollten.218 Augsburg änderte seine Haltung erst 1487, als das Angebot einer Zwischenlösung kam: Der Papst schien bereit, den Augsburgern fünf Pfründe einzuräumen, und damit hätte die mächtige Stadt ihr Ziel zumindest teilweise erreicht.219 Die Verhandlungen zogen sich allerdings hin und am 23. Februar 1488 kündigte Papst Innozenz VIII. an, den Konflikt gütlich beizulegen.220 Wie in Kapitel 5 noch deutlich wird, bemühte sich die Stadt jetzt, parallel zum offiziellen Gerichtsprozess, auch um Bedingungen für eine gütliche Einigung. Ende Januar 1489 fertigte Innozenz VIII. eine Bulle zur Streitschlichtung unter einer päpstlichen Kommission aus, welche später, wohl auf Drängen des Domkapitels und seiner Förderer, aufgegeben wurde.221
Von Gerichtsverweigerung bis zum Schlichtungsverfahren Die mächtige Reichsstadt am Lech hatte im späten Mittelalter schon längst den Status eines eigenen Rechtsgebiets erlangt. Mit dem Privileg, nicht vor auswärtige Gerichte geladen werden zu dürfen (wie es schon 1294 Adolf von Nassau für das Stadtvogtgericht verfügte222 und Ludwig der Bayer im Jahr 1329 erweiterte223), konnte sich 216
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Vgl. Rainer Murauer, Geistliche Gerichtsbarkeit und Rezeption des neuen Rechts im Erzbistum Salzburg im 12. Jahrhundert, in: Jochen Johrendt/Harald Müller (Hg.), Römisches Zentrum und kirchliche Peripherie. Das universale Papsttum als Bezugspunkt der Kirchen von den Reformpäpsten bis zu Innozenz III., Berlin 2008, S. 259–284, hier S. 260–261. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 333. Vgl. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 5, 20. Mai 1484 (= 23. Mai 1484); Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 333. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VIIIc, f. 72v–73v, Nr. 121. Vgl. Monumenta Boica 34b, S. 219–220, Nr. 84. Vgl. Monumenta Boica 34b, S. 238–239, Nr. 88; Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 342–343. Hierzu Abschnitt 5.3. Urkunde datiert auf 5. September 1294, ediert in: Meyer, Urkundenbuch der Stadt Augsburg, Bd. 1, S. 108, Nr. 140. Urkunde vom 24. Oktober 1329, RegImp, VII/5, Nr. 94; gedr. in: Meyer, Urkundenbuch der Stadt Augsburg, Bd. 1, S. 255, Nr. 291.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
135
der Stadtrat erfolgreich gegen Vorladungen vor auswärtige Gerichte behaupten.224 So schrieb die Stadt als Rechtsvertretung für die Augsburger Bürgerin Agnes, Witwe von Hyltpolt von Knöringen, stolz an Ulm: ains priefs der sagt, das man vns noch die vnsern nicht fürtriben sol, für das hofgericht ze Rottwil, sunder von vns vnd den vnsern recht nemen sol, jn vnserr Stat vor des Reichs vogt dez selben die vnsern gern gehorsam sein wellent.225 Die Städte mussten manchmal um eine erfolgreiche Durchsetzung dieses Privilegs ringen.226 So konnte sich die Stadt Köln in den 1440er-Jahren mit dem Privilegium de non evocando erst nach größeren diplomatischen Anstrengungen gegen Ladungen des Westfälischen Femegerichts behaupten.227 Das Privileg de non evocando konnte allerdings im Rechtsstreit nicht eingesetzt werden: Friedrich III. hatte bereits im Sommer 1451 bekannt gegeben, den Rechtsstreit durch das königliche Kammergericht schlichten zu wollen.228 Dieser Aufforderung musste Augsburg nachkommen, auch wenn die Stadt die Klage am liebsten gar nicht vor einem Gericht gesehen hätte. Die Sache verlief aber, wohl zur Zufriedenheit der Stadt, schleppend.229 Peter von Schaumberg nutzte die Gelegenheit und setzte sich für ein geistliches Verfahren ein. Am 13. Februar 1453 berichtete Papst Nikolaus V. Augsburg, er habe dem Bischof von Regensburg und dem Dompropst von Freising aufgetragen, mit Vertretern der beiden Parteien über den Konflikt in Augsburg zu verhandeln. Der Papst legitimierte ein geistliches Verfahren, indem er darauf hinwies, dass Augsburg insbesondere gegen geistliche Rechte verstoßen habe. Falls die Besprechungen aufgrund des Beharrens der Stadt misslingen würden, sollten die beiden Bevollmächtigten die Sache nach Rom bringen, wo der Papst seinem Bischof zu seinem Recht verhelfen würde.230 Währenddessen das Datum zur gütlichen Beilegung vom Regensburger Bischof festgelegt wurde,231 eilte der Augsburger Stadtrat zum Kaiser.232 Friedrich III. reagierte sofort und ließ wissen, dass nur der Kaiser als Reichsoberhaupt diesen Streit entscheiden dürfte, da es sich um weltliche Rechte und Privilegien handelte. In einem Brief an Bischof Friedrich von Regensburg bat der Kaiser darum, nichts Weiteres zu unternehmen.233
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Das Privileg wurde am 10. November 1433 nochmals von Kaiser Sigmund bestätigt: RegImp, XI/2, Nr. 9798. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 114r, Nr. 519. Brief vom 19. Oktober 1415. Ein ähnlicher Fall in: ebd., f. 86v–87r, Nr. 397; f. 91r, Nr. 414; f. 92v–93r, Nr. 420; f. 94r, Nr. 426. Das Evokationsrecht gegenüber einem auswärtigen geistlichen Gericht, das vom Papst verliehen wurde, hatte Augsburg nicht. Allerdings hatten auch Städte, die dieses Privileg besaßen, wie Köln und Nürnberg, Schwierigkeiten ihr Recht geltend zu machen. Vgl. Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 613. Vgl. Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 94, Anm. 329. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 159. Vgl. ebd., S. 168–169. Vgl. ebd., S. 169–170. Vgl. ebd.; Brief datiert vom 30. April 1453. Vgl. ebd. Zugleich forderte Kaiser Friedrich III. den Kardinal auf, die Sache bis zur Rückkehr von seiner Romreise zu vertagen. Beide Bischöfe nahmen die kaiserliche Anweisung an und ließen die Angelegenheit vorerst ruhen. Uhl setzte die Datierung der Briefe auf den 26. und 27. Juni 1453. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 169–170.
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4. Zwischen Recht und Ritual
Was war passiert, dass sowohl die Stadt als auch der Kaiser so schnell reagierten? Der Papst hatte Augsburg vor ein bischöfliches Schiedsgericht geladen, also vor ein vertraglich festgelegtes Gericht, das außerhalb der ordentlichen Gerichtsbarkeit operierte und eigens für eine bestimmte Streitschlichtung zusammengestellt wurde.234 Unter der Führung angesehener, von beiden Seiten akzeptierter Personen und einiger Ratsherren beider Parteien sollte das Schiedsgericht bestellt werden. Beide Konfliktparteien mussten vorher versprechen, den Schiedsspruch anzuerkennen.235 In diesem Fall, so wird Augsburg befürchtet haben, konnte von einer gleichgewichtigen Lösung wohl nicht die Rede sein. Zwei Bischöfe hatten die Führung inne; hinzu kamen die Räte des Bischofs. Auch wenn Augsburg ihre Räte schicken würde, wären die anderen, auf der bischöflichen Seite stehenden Räte und Richter in der Mehrzahl. Zudem hatte der Papst deutlich gemacht, Peter von Schaumberg bei seiner Klage zu helfen, wenn Augsburg dem bischöflichen Schiedsgericht nicht zustimmen würde. Für Augsburg kam diese Situation fast einer Drohung gleich: Die Stadt wurde, obwohl sie eine Reichsstadt mit eigenen Freiheiten und Rechten war, vom Bischof und der Kurie in die Ecke gedrängt. Dieser Punkt war für Kaiser Friedrich III. wohl der Grund, die Angelegenheit für sich entscheiden zu wollen. Die Idee, die Klage vor das Kammergericht zu bringen, gefiel Augsburg allerdings auch nicht besonders. Peter von Schaumberg verfügte am Hofe über gute Beziehungen.236 Damit war ein für Augsburg günstiger Ausgang des Prozesses keineswegs sicher. Deshalb versuchten die Augsburger Gesandten am Hof auszuhandeln, dass die Stadt einen Kammergerichtsprozess nur akzeptieren würde, wenn Peter von Schaumberg keinen weiteren Einfluss auf den Prozesshergang ausüben würde.237 Als die ersten Ladungen vor das kaiserliche Kammergericht erfolgten, setzte sich der Stadtrat, mithilfe von einem gewissen Dr. Gregorius,238 für eine Einigung ein. Die Stadt engagierte ihren Landvogt Heinrich Marschall von Pappenheim, um mit Bi-
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Vgl. J. Weitzel, Art. Schiedsgericht, in: LexMA, 7, Sp. 1454–1455. Vgl. ebd. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 115ff.; Reinle, Ulrich Riederer, S. 177–178. Zudem fungierte Bischof Peter sehr oft als kaiserlicher Gesandter und Kommissar in kaiserlichen Gerichts- und Schlichtungskommissionen. Vgl. RegImp, XIII/6, Nr. 25 und 29; XIII/11, Nr. 96; XIII/14, Nr. 395; XIII/19, Nr. 327; XIII/23, Nr. 20–21; Chmel (Hg.), Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., Nr. 1886. Das Findbuch zu den Gerichts- und Schlichtungskommissionen Kaiser Friedrichs III. gibt Peter von Schaumberg 28-mal als Kommissar an: Datenbank zu den Gerichts- und Schlichtungskommissionen Kaiser Friedrichs III. (elektronische Ressource), http://www.regesta-imperii.de/dbkommissionen/ZentraleKomm.html [Stand: 29.12.2015]. Zu den kommissarischen Tätigkeiten des Kardinals: Mitsch, Das Kommissionswesen, S. 789–793. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 171. Da für diese Zeit keine Missiven überliefert sind, bleibt Genaueres zu diesem Dr. Gregorius vorerst unbekannt. In den Stadtrechnungen wird er für 1455–1456 in Zusammenhang mit dem Rechtsstreit erwähnt. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 52, f. 45v u. f. 46v; StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 53, f. 2r.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
137
schof Peter über eine Einigung zu verhandeln.239 Der Landvogt, der im Februar und März 1455 mehrmals mit beiden Parteien sprach, überzeugte Bischof Peter von einem gütlichen Vergleich.240 Kurz vor Weihnachten 1455 beauftragte Kaiser Friedrich III. Heinrich von Pappenheim und Marquart von Schellenberg mit einer Schlichtungskommission unter der Voraussetzung, dass der Konflikt bis zum 24. Juni 1456 bewältigt wäre. Wenn das Schiedsgericht keinen Erfolg haben würde, sollte das Kammergericht ein Urteil fällen.241 Bischof, Stadt und die Kommissionsvorsitzenden erhoben keine Einwände, und Heinrich von Pappenheim und Marquart von Schellenberg luden die Kontrahenten am 23. Mai nach Augsburg ein, um am nächsten Tag mit dem Schlichtungsverfahren zu beginnen. Der bindende Schiedsspruch wurde am 3. Juni 1456 gefällt.242
Möglichkeiten, Grenzen und Ergebnisse von Streitschlichtungskommissionen Wie bereits erwähnt, setzte Kaiser Friedrich III. nicht nur das Kammergericht als politisches Mittel ein, sondern machte auch verstärkt von der Methode der delegierten Kommissare Gebrauch.243 Für Reichsangehörige war es zwar ohne größere Bemühungen möglich, eine Kommission zu bestellen – der Hof sei den Vorschlägen der Antragsteller in der Regel gefolgt –, aber da die Autorität der benannten Delegaten nicht von allen Beteiligten anerkannt wurde und die Möglichkeiten und Vollmachten der Kommissare begrenzt waren, konnten Kontrahenten diese ebenso problemlos wieder ablehnen.244 Im reellen Konfliktfall lässt sich beobachten, dass erst wenn beide Konfliktparteien zu einer Einigung bereit waren, derartige Schlichtungskommissionen erfolgreich sein konnten. In der Forschung wird grundsätzlich zwischen Vergleichs- und Schiedsverfahren unterschieden. Das Vergleichs- und Vermittlungsverfahren, das seine Ursprünge in der germanischen Kultur hatte, zielte auf eine grundsätzliche Versöhnung ab. Das Schiedsverfahren wird dagegen verstanden als ein Einigungsverfahren, das rechtskräftiger war als ein Vergleichsverfahren. Alle Beteiligten mussten vorher per Eid versprechen, den Schiedsspruch anzuerkennen; die Nichteinhaltung desselben
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Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 171–172. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 51, f. 33v. Bischof Peter erklärte sich unter der Bedingung einverstanden, als Frist für die gütliche Einigung den 25. Juli 1455 zu vereinbaren. Mit diesem Vorschlag war eine Urteilsfindung am Kammergericht nur noch zur Alternativlösung geworden. Beide Parteien bereiteten sich auf eine gütliche Beilegung vor, was eine Fristverlängerung von Juni zum 29. September 1455 bestätigt. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 172. Monumenta Boica 34a, S. 478–487, Nr. 189, hier S. 478–480. Schiedsspruch ediert in: Monumenta Boica 34a, S. 478–487, Nr. 189. Vgl. eine kurze Beschreibung bei Uhl, Peter von Schaumberg, S. 174–175. Vgl. Mitsch, Das Kommissionswesen, S. 13. Vgl. Mitsch, Die Gerichts- und Schlichtungskommissionen, S. 11, 16–17, 22, 26–27.
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4. Zwischen Recht und Ritual
konnte mit einer Vertragsstrafe geahndet werden.245 Diese beiden Kategorien sollten allerdings nicht als einzige Möglichkeiten aufgefasst werden. In der Praxis gab es viele Übergangsformen, die sich zwischen diesen beiden Wegen befanden.246 Im Folgenden werden zwei Einigungen auf der Basis des Quellenmaterials analysiert. Beide Fälle sind durch kaiserliche Schlichtungskommissionen entstanden und verdeutlichen, welche Vorteile eine Einigung gegenüber einem Gerichtsurteil hatte, auch wenn die Stadt damit ihr eigentliches Ziel aufgeben musste.
Der Schiedsspruch im Rechtsstreit (1456) Die kaiserliche Kommission zur Beendigung des Rechtsstreits zwischen Peter von Schaumberg und Augsburg tagte unter Leitung Heinrichs von Pappenheim und Marquarts von Schellenberg. Zusätzlich waren Conrad Baumgartner von Nürnberg und Ulrich Ehinger aus Ulm für Augsburg anwesend; Walther von Hürnheim (Hofmeister) und Jörg Closzner vertraten die bischöfliche Seite.247 Eine Analyse des Schiedsspruchs macht deutlich, dass die kaiserliche Kommission, um einen Kompromiss zwischen den Parteien zu erzielen, einerseits in Übereinstimmung mit früheren Rechtsaufzeichnungen und herkömmlichem Recht ein Urteil finden, andererseits aber die städtischen Privilegien und Rechte, die sich teilweise widersprachen, anerkennen musste. Eine Lösung fand man im Stadtbuch von 1276, das für die Position des Burggrafen, die Bestimmungen zur Münze, zum Schlagschatz und für den Brückenzoll zur handfesten Richtlinie wurde.248 Dadurch blieben Münze und Brückenzoll in den Händen des Bischofs.249 Generell bestimmte das Schiedsgericht eher wenige Punkte zum Vorteil des Bischofs. Als symbolreichste und damit wirkungsvollste Entscheidung ist wohl der Beschluss zu sehen, dass der Vogt mit dem bischöflichen Stab richten sollte.250 Auch sollten die Häuser der Kleriker vor städtischen Übergriffen gefeit bleiben.251 Zusätzlich wurde eine alte Rechtsstreitigkeit, die in der ursprünglichen Klage nicht aufgenommen war, zum Vorteil des Bischofs geschlichtet: Bischof Peter brauchte nicht für die alten Schulden Bischof Friedrichs aufzukommen, worüber in Abschnitt 4.3.2 genauer berichtet wird.252 Mehrere Streitigkeiten wurden zum Vorteil der Stadt entschieden. So wurden die Ungelderhebungen auf Wein und Getreide bestätigt,253 und es wurde gestattet, die Ausbauten klerikaler Gebäude bis zur Grenze (etwa der Stadtmauer) zu räu245 246
247 248 249 250 251 252 253
Vgl. Weitzel, Art. Schiedsgericht. Vgl. Kamp, Friedensstifter und Vermittler, S. 236ff. Auch wenn Kamp die Vermittlertätigkeit von der Schiedsgerichtsbarkeit trennt, sind beide Wege im späten Mittelalter zu sehen – genauso wie die Zwischenformen. Monumenta Boica 34a, S. 478–487, Nr. 189, hier S. 481. Ebd., hier S. 483–485. Meyer, Das Stadtbuch von Augsburg, S. 15–22, Art. VIII. Monumenta Boica 34a, S. 478–487, Nr. 189, hier S. 482. Ebd., hier S. 483. Ebd., hier S. 485–486. Ebd., hier S. 483.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
139
men, wenn sie der Stadt hinderlich waren.254 Auch erlangte die Stadt Zugang zum Fronhof, den der Bischof bei kurzweiligen Veranstaltungen oder Turnieren für die Stadt öffnen musste.255 Zu guter Letzt wurde der kommunale Herrschaftsbereich innerhalb der Stadt bestätigt: Der Bischof und das Domkapitel durften Kriminelle gefangen nehmen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie sich nicht in den Häusern der Bürger aufhielten und ein Bürgermeister informiert war.256 Das Schiedsgericht verwandelte die meisten Klagepunkte in eine Kompromisslösung. So wurde der Pflasterzoll im Sinne der Stadt bestätigt, mit Ausnahme der armen Leute des Bischofs. Wenn zukünftig die bischöflichen Hintersassen mit Abgaben für den Bischof in die Stadt kamen, mussten sie keinen Pflasterzoll bezahlen. Wenn sie allerdings im eigenen Interesse in die Stadt kamen, waren sie zur Zollzahlung verpflichtet.257 Bezüglich der Klage über die sogenannten armen Leute kamen die Parteien überein, dass sie in denjenigen Landfrieden gehörten, in dessen Gerichtsbarkeit oder Abhängigkeit sie sich befanden.258 Dass eine Kompromisslösung manchmal recht einfach gefunden werden konnte, zeigt der Punkt über die Klosterpfleger: Die Stadt durfte die Klöster mit ehrbaren Pflegern versehen, ohne die bischöflichen Rechte zu verletzen. Der Bischof behielt seinen herlickayten, gaystlichen und weltlichen vnschedlichen vnd vorbehallten.259 Auch wurde es dem Vogt gestattet, in Gersthofen einen Knecht zu halten, der sich aber nicht in die Rechte des Domkapitels einmischen durfte.260 Außerdem bestätigte der Schiedsspruch Augsburg generell das Recht der Ungelderhebung bei Klerikern. Nur das Bleichungeld brauchten Kleriker nicht zu zahlen, solange das Bleichen für den eigenen Gebrauch war. So mussten lediglich der Bleicher und das Ungeld für alles, was über den eigenen Verbrauch hinausging, beglichen werden.261 Zum Schluss blieb der Wildbann mit einigen Ausnahmen offiziell beim Bischof, während der Wildfang zum Verkauf die Erlaubnis des Bischofs erforderte.262 Einige Klagen – wie zum Gesetz über geheime Eheversprechen, zur bürgerlichen Einflussnahme auf das Spital, zur Kollekte in St. Leonard und zum Anspruch auf den pyr – tauchen im Schiedsspruch nicht mehr auf. Auch die Fälle, für die sich Augsburg im Verteidigungstraktat entschuldigt hatte, fanden dort keine Erwähnung mehr. Vielleicht hatte man hier, wie Anton Uhl vermutet, schon einen Ausgleich erzielt.263 Es könnte auch sein, dass die Entscheidung über den Pyr zu heikel war und beide Parteien darüber noch keine endgültige Verfügung treffen wollten. Schließlich
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Ebd., hier S. 483–484. Ebd., hier S. 484. Ebd.; Uhl, Peter von Schaumberg, S. 175. Monumenta Boica 34a, S. 478–487, Nr. 189, hier S. 482. Ebd., hier S. 482–483. Ebd., hier S. 484. Ebd., hier S. 482: doch lso daz derselbig knechte mit dez obgenannten Capitels gerechtikayt, nichts zu schaffen haben sol [...]. Ebd., hier S. 483. Ebd., hier S. 486. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 176.
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4. Zwischen Recht und Ritual
wurden auch mehrere andere Punkte vertagt.264 Am Ende konnten jedoch Stadt und Bischof sehr zufrieden sein: Der Bischof sah sich in einigen Rechten anerkannt, ohne dass die Stadt dafür ihre Privilegien aufgeben musste.
Die Vereinbarungen zur Beendigung der Lechkonflikte (1469–1470) Die Streitschlichtung über die Lechkonflikte ist in mehreren Schriftstücken dokumentiert.265 Nachdem eine erste Vereinbarung (der Schiedsspruch vom 15. Juni 1469) vor allem die verschiedenen Konflikte zwischen Augsburg und Gefolgsleuten der bayerischen Herzöge beendet und den weiteren Einigungsprozess festgelegt hatte,266 konnten die ehemaligen Kontrahenten zwei Wochen später ein Schirmbündnis abschließen.267 Der Schiedsspruch bestimmte unter anderem, wie nun mit den Klagen gegen Hans Lieber und Heinrich Erlbach, die beide Unterstützung aus Bayern erhalten hatten, weiter zu verfahren sei und wer ein Urteil in der Angelegenheit der Schmählieder gegen Herzog Ludwig verfassen sollte.268 Indem der Spruch das weitere Verfahren festlegte, machte dieser den Weg für das Schirmbündnis zwischen Augsburg und Herzog Ludwig frei. Die zweite Vereinbarung, verfasst am 28. Mai 1470,269 ist inhaltlich viel bedeutungsvoller, weil er die Streitigkeiten zwischen Augsburg und Herzog Ludwig bereinigt und beide Parteien eng aneinanderbindet. Auffällig ist, dass die Klage wegen der Schmählieder und Beschädigungen der Augsburger sowie die Streitigkeit wegen eines von Augsburg hingerichteten Dieners Herzog Ludwigs in der zweiten Vereinbarung für tod (hinfällig) erklärt und für die sonstigen Punkte die Schlichtung von Pfalzgraf Friedrich aus dem Jahre 1459 aufgegriffen wurde.270 Das Übereinkommen ging auf neun Artikel des früheren Spruchs ein, die an die veränderte Situation angepasst und neu festgelegt werden mussten. So sollte der Zoll von Lechhausen beim alten Herkommen bleiben und Augsburg keine Gerichtsbarkeit zu Kissingen und Lechhausen haben.271 Die Streitigkeiten über die Nutzung des Lechs wurden durch konkrete Vereinbarungen beigelegt. Zudem 264
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So sollten beide Parteien wegen Konflikten über die Regulierung der Singold (ein kleiner Fluss, südlich von Augsburg) nachschauen. Falls der Boden im Besitz des Hochstifts ist, sollten sich die Parteien über eine Entschädigung einigen. Auch über das Fischen in der Singold bei Schwabmünchen sollten sich die Parteien einigen. Monumenta Boica 34a, S. 478–487, Nr. 189, hier S. 484–486. Zusätzlich wurde vereinbart, eine alte Rechtsstreitigkeit, die nicht in der ursprünglichen Klage aufgenommen war, zu schlichten: Die Kommission rief Bischof und Stadt auf, sich über die alten Schulden des Bischofs Friedrich, worüber in Abschnitt 4.3.2 näher eingegangen wird, gütlich zu einigen. Ebd., hier S. 485–486. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 3b, 28. Mai 1470; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 124, bes. f. 64v–67r u. f. 241v–264r. Eine Edition gibt: von Lori (Hg.), Geschichte des Lechrains, Bd. 2, S. 197–201, Nr. 202. Ediert in: Ebd., S. 195–196, Nr. 200. Ebd., S. 197–201, Nr. 202, hier S. 198–199. Edition der Vereinbarungen von 1470 in: Ebd., S. 201–202, Nr. 203, hier S. 201. Vgl. Abschnitt 2.3.3; StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 20. April 1459; StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, Akte ‚1459? 1469?’, f. 2r; RegImp, XIII/15, Nr. 145; von Lori (Hg.), Geschichte des Lechrains, Bd. 2, S. 201–202, Nr. 203. von Lori (Hg.), Geschichte des Lechrains, Bd. 2, S. 201–202, Nr. 203, hier S. 201.
4.2. Argumentations- und Verhandlungsstrategien
141
wurde beiden Seiten der Viehtrieb gestattet und erlaubt, im Lech zu baden und zu fischen. Augsburgs wiederholte ‚Verbauungen’ (Änderungen des Wasserlaufs für einen besseren Transport über den Lech) wurden genehmigt, allerdings durfte der Lauf des Lechs Richtung Bayern nicht geändert werden. Die von Herzog Ludwig geforderte Aufschlagerhebung auf Getreide, Pferde und Salz entfiel.272 Neben inhaltlichen Bestimmungen wurde die Gerichtsbarkeit für den Fall zukünftiger Streitigkeiten festgelegt.273 So erlaubte das Abkommen das Ablegen auf den Floßbachläufen des Lechs Richtung Augsburg bei Höchstädt. Falls dennoch Streit über die Einhaltung der Einigung entstehen würde, sollte der Bischof von Eichstätt innerhalb eines Jahres und eines Tages eine Entscheidung treffen. Auch sollten die eventuellen Auseinandersetzungen wegen Untertanen des Landshuter Herzogs innerhalb von zwei Monaten schriftlich an den Eichstätter Bischof übergeben werden. Auch dieser Spruch sollte innerhalb von 366 Tagen erfolgen und von beiden Seiten akzeptiert werden.274 Erst am Ende der Urkunde wird deutlich, warum mehrere, für Augsburg nachteilige Punkte entfielen und andere Rechte festgelegt wurden. Für diese Regelungen verpflichtete Augsburg sich zu einer Zahlung von 8.000 Goldgulden an Herzog Ludwig (oder seinen Erben), wovon die Stadt 1.000 Gulden pro Jahr zahlen sollte.275 Die Tatsache, dass die neuen Verhältnisse zwischen Stadt und Herzog Ludwig sowie der zukünftige Umgang mit Rechtsstreitigkeiten genau festgelegt wurden, zeigt, dass die Einigungen im Kontext des Schutzbündnisses zwischen Bayern und Augsburg entstanden waren und einen längerfristigen Frieden sichern sollten. Die hier erwähnten Einigungen waren zwar inhaltlich sehr verschieden, heben aber beide die ausgleichende und versöhnende Eigenschaft der Einigung hervor. Der Streit um das Domkapitelstatut hingegen wurde durch ein ordentliches Gerichtsverfahren zum Nachteil der Stadt entschieden. Mehrere Appellationen an die Rota brachten das gleiche für Augsburg negative Ergebnis, sodass die Stadt sich auch im 18. Jahrhundert nicht mit der bestehenden Regelung abfinden konnte und den Fall mehrmals neu aufrollte.276 Der letzte Fall führt die Vorteile des Kompromisses deutlich vor Augen, denn die Einigung kannte – im Gegensatz zu der ordentlichen Gerichtsbarkeit – keine deutlichen Gewinner und Verlierer.
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Ebd., hier S. 202. Eine derartige Vorgehensweise ist auch für andere Fälle belegt, wie in der Ewigen Richtung zwischen dem österreichischen Herzog und den Eidgenossen. Vgl. Bastian Walter, Die Verhandlungen zur Ewigen Richtung (1469–1474/1475). Das Schiedsgericht und die Diplomatie zwischen der Eidgenossenschaft, Frankreich und dem Hause Habsburg, in: Michael Jucker/Martin Kintzinger/Rainer Christoph Schwinges (Hg.), Rechtsformen internationaler Politik. Theorie, Norm und Praxis vom 12. bis 18. Jahrhundert, Berlin 2011, S. 109–147. von Lori (Hg.), Geschichte des Lechrains, Bd. 2, S. 201–202, Nr. 203. Ebd., hier S. 202. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 352.
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4. Zwischen Recht und Ritual
4.3. Strategien auf Zeit
Bisher wurde die Dauer der Auseinandersetzungen vorrangig im Lichte der Rechtssituation betrachtet. Konflikte dauerten so lange, weil die Kontrahenten sich zwar oft einen bindenden (für sich selbst günstigen) Rechtsspruch wünschten, sich aber gleichzeitig nicht über eine rechtskräftige Streitschlichtung einigen konnten. Im Folgenden wird deutlich, dass aus diesem langen Zeitraum auch Vorteile entstehen konnten. Manche Strategien wurden bewusst angestrebt, andere entstanden aus der späteren Situation heraus. So ist Augsburgs Verweigerung, dem Kaiser im Reichskrieg gegen Bayern sofort zu helfen, als gezielte Zeitverzögerung zu werten (vgl. Abschnitt 4.3.1). Das Machtvakuum im Bischofsstreit hatte für die Verwaltung des Bistums massive Folgen, die erst Peter von Schaumberg Jahre später bekämpfen konnte (Abschnitt 4.3.2). Schließlich zeigen der Rechtsstreit sowie die Auseinandersetzung um das Domkapitelstatut, wie auf Präzedenzfälle zurückgegriffen und bewusst auf die zukünftigen Vorteile solcher Fälle abgezielt werden konnte (Abschnitt 4.3.3).
4.3.1 Gezielte Zeitverzögerung Die Vertagung ist wohl als ein diplomatisches Mittel zu benennen, das alle politischen Akteure bestens beherrschten und von Zeit zu Zeit anwendeten. Ob am Königshof, an der Kurie oder im schwäbischen Städtebund: Der Versuch, unliebsame Entscheidungen durch Ausreden oder fehlende Vollmächte zu vertagen oder durch die Einberufung weiterer Verhandlungen aufzuschieben, lässt sich vielerorts beobachten.277 Für Augsburg sticht eine Fallstudie heraus: Die Stadt wollte nicht aktiv am Reichskrieg teilnehmen und versuchte, die Entscheidung zusammen mit einigen anderen schwäbischen Städten so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Vertagung der Entscheidungsfindung war die einzige Lösung, sich zunächst aus dem Konflikt herauszuhalten. Friedrich III. begründete seinen Hilfsanspruch mit Verweis auf seine kaiserliche Macht, sodass die Reichsstädte in der Pflicht wären, ihrem Stadtherrn zu helfen.278 Obschon diese Argumentation folgerichtig erscheint, bot die Anwendung des gelehrten (römisch-kanonischen) Rechts Juristen einen möglichen Ausweg: Anhand der Reskriptlehre begründeten Juristen, die in Städten wie Nürnberg und Basel tätig waren, „mit Bezug auf die Glosse des Johannes Andreae, die Kommentare Innozenz’ IV. und des Nicolaus de Tudeschis“, dass man „im Falle von Rechtswidrigkeiten und Gravamina,“ durchaus gegen Obrigkeitsbefehle Einreden und Beschwerden 277
278
So spricht Kubon von einer diplomatischen Verzögerungstaktik bei dem Hochmeister des Deutschen Ordens: Vgl. Sebastian Kubon, Konflikt oder Kooperation? Das Verhältnis des Deutschen Ordens zu seinen preußischen Hansestädten und Untertanen im Spiegel der auswärtigen Beziehungen zu England (1377–1422), S. 91–118, hier S. 109. Ähnliches betonte Hesse für Köln: Hesse, Nachrichten aus Köln, S. 90. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 38ff.
4.3. Strategien auf Zeit
143
vorbringen durfte, „ohne daß wegen der temporären Suspendierung der Gehorsamsleistung Straffälligkeit eintrat.“279 Wie Isenmann nachweisen konnte, versuchte die Freie Stadt Basel mit der Reskriptlehre ihren Ungehorsam gegenüber der kaiserlichen Hilfsaufforderung zur Teilnahme am Reichskrieg gegen Bayern zu rechtfertigen.280 Auch wenn hier der verfassungsrechtliche Unterschied zwischen Freien Städten und Reichsstädten berücksichtigt werden muss – schließlich ist die Hilfspflicht gegenüber Kaiser und Reich bei Freien Städten viel stärker begrenzt als bei Reichsstädten –, zeigt das Vorgehen der Freien- und Reichsstädte, dass den kaiserlichen Mandaten und Hilfsaufforderungen, auch unter Androhung des Privilegienverlusts und der Straffälligkeit, nicht sofort nachgegangen werden mussten.281 Im Folgenden wird anhand des Augsburger Verhaltens in der Anfangsphase des Reichskrieges gegen Bayern dargestellt, wie Augsburg, in Zusammenarbeit mit anderen Reichsstädten, die Entscheidung hinauszögern konnte und mit welchen Argumenten die Stadt ihr Handeln legitimierte. Schon am 1. September 1461 hatte Kaiser Friedrich III. die Reichsstände unter Androhung des Verlustes der Rechte und Privilegien gebeten, der kaiserlichen Seite unverzüglich Hilfe zu leisten. Dieses Mandat wurde einige Wochen später strenger und mit klaren Strafandrohungen wiederholt.282 Die Stadt Augsburg, die im September und Oktober 1461 mehrmals von Albrecht Achilles angeschrieben wurde,283 antwortete, dass sie nur teilnehmen wollte, wenn auch andere Fürsten und Städte am Krieg teilnehmen würden: Wenn beschicht, das kurfursten vnd ander des heiligen reichs fursten, herren mer vnd mynder, stette oder ein mercklich erschießlich anzale [...] dem Romischen keyser […] hirjnn hilff vnd beystant thun vnd zusagen, das wir mitsampt den in sulcher erschießlicher antzale als seiner keyserlichen gnaden vnd des heiligen reichs getrew vntertan auch williglich vnd gerne zusagen, nach aller zimlichen gepurlikeit hilff vnd beystant thun wollen.284 Anders als die Stadt Nürnberg, der es gelang, das Neutralitätsprivileg von März 1460 zu erneuern und sich damit aus dem Reichskrieg heraushalten konnte, war diese Option für Augsburg nicht möglich. Der Kaiser machte schon sehr früh deutlich, dass eine Neutralität nicht in Frage kam.285 Die Städte konnten höchstens ihre Bedenken äußern und auf ihre eigene Notlage hinweisen. Die kaiserlichen Hauptleute versuchten, die Städte mit dem kaiserlichen Versprechen zu überzeugen, im Gegen279 280 281 282 283 284
285
Vgl. Isenmann, Zur Rezeption des römisch-kanonischen Rechts, S. 224. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 131–145. Vgl. ebd., S. 152–153. Vgl. ebd., S. 87. Brief von Markgraf Albrecht Achilles vom 8. Oktober ediert in: ChrDtSt 22, S. 282–287. Die Antwort der Augsburger ist uns bekannt aus einem Schreiben von Dinkelsbühl an Rothenburg, ediert in: Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 229–231, Nr. 169, hier S. 230. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 99–102. Im Februar 1462 stellte sich zur Verärgerung der anderen Städte heraus, dass Nürnberg ein doppeltes Spiel gespielt hat. Während die Stadt sich monatelang mit den anderen Städten getroffen hatte, und sich um Hilfeleistungen besorgt zeigte, hatte Nürnberg gleichzeitig eine Gesandtschaft an den Hof geschickt, die – ohne, dass die anderen Städte hieraus einen Präzedenzfall hätten machen können – mit dem Kaiser über eine Sonderstellung verhandelte. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 98–101, 114–115.
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4. Zwischen Recht und Ritual
zug Hilfe und Beistand im Krieg gegen Herzog Ludwig zu leisten sowie ein Mitspracherecht bei etwaigen Friedensverhandlungen einzuräumen.286 Die Hauptleute beriefen immer wieder neue Städtetage ein, vor deren Beginn sich die Reichsstädte gerne trafen, um über ihre gemeinsame Strategie zu diskutieren.287 Nur zusammen hatten sie eine Chance, den Kaiser und seine drohenden Mandate noch ein wenig hinzuhalten. Wie Isenmann bemerkt, formten die Städte allerdings keinen geschlossenen Block. Augsburg tat sich in der Zeitverzögerungstaktik vorrangig mit Ulm, Nürnberg sowie einer großen Gruppe ostschwäbischer Städte zusammen, währenddessen Esslingen, Rothenburg ob der Tauber und Nördlingen sich relativ schnell zur Hilfe bereit erklärten.288 So wiederholte Augsburg, gestärkt durch Städte wie Ulm, auf einem Städtetag in Esslingen (1. November 1461), seine Entscheidung würde es erst geben, wenn eine Versammlung aller aufgerufenen Reichsstände stattgefunden hat.289 Dem Stadtrat muss bewusst gewesen sein, dass eine derartige Versammlung – wenn diese überhaupt in Kürze hätte stattfinden können – keine einhellige Meinung hätte finden können. Schon allein die versammelten Städte waren unterschiedlicher Meinung. Damit hätte die Entscheidung der Städte um Wochen, wenn nicht um Monate, verschoben werden können. Die kaiserlichen Hauptleute konterten, indem sie sich nur noch mit einer weiteren Vertagung auf einen folgenden Städtetag einverstanden erklärten und von den Städten einforderten, dass jede Stadt für sich die eigene Entscheidung bekanntgeben würde.290 Auf diese wiederholte Bedingung der Städte und das Ultimatum der Hauptleute folgte eine Periode, in der sich die Unterstützungsbekundungen der Städte langsam steigerten.291 Die kaiserlichen Hauptleute drängten die Städte nicht nur zu einer schnellen Entscheidung, sondern hatten auch die Mittel dazu. So verfügten sie über scharf formulierte Mandate des Kaisers, die sie nach eigenem Ermessen einsetzen durften.292 Der Kaiser fertigte am 12. November an Augsburg, Ulm und einige weitere Städte eine Ladung vor das Kammergericht wegen Ungehorsams aus. Es ist unklar, ob die Hauptleute den Brief als Drohung einsetzten oder nicht. Jedenfalls erklärten die Städte Ulm, Augsburg und Dinkelsbühl, allerdings unter Geheimhaltung, ihre Unterstützung für den Reichskrieg.293 Die Städte verhandelten mit den Hauptleuten über ihre Zusage: Im Gegenzug für die geheime Hilfszusage sollten die kaiserlichen
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Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 108. Zwischen Sommer 1461 und Frühling 1462 fanden die Städtetage statt am: 29. Juli (Dinkelsbühl); 13. August (Nürnberg); 3. September (Nördlingen); 21. September (Ulm); 14. Oktober (Esslingen); 28. Oktober (Ulm); 1. November (Esslingen); 22. November (Esslingen) und 21. Dezember (Ulm). 1462 am 18.–20. Januar (Ulm), 2. Februar (Ulm); 20. April (Augsburg), 5. Mai (Ulm); ChrDtSt 5, S. 246, Anm. 2; Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 156–390; Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 95. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 103–106. Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 273–274, Nr. 188, hier S. 274. Ebd., S. 273. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 103–107. Vgl. ebd., S. 60. Vgl. ebd., S. 107.
4.3. Strategien auf Zeit
145
Mandate gegen die Städte aufgehoben werden.294 Die Gründe für die Verschwiegenheit sind offensichtlich: Augsburg fürchtete wohl, Herzog Ludwig würde, sobald er von dieser Unterstützung hören würde, seine Truppen gegen die Stadt ins Feld führen. So konnten die Städte die Fehdeerklärung noch ein wenig hinauszögern. Sie brauchten einerseits Zeit, um sich auf den Krieg vorzubereiten und hofften andererseits noch auf eine friedliche Lösung. Ende November entschieden sich auch die meisten anderen schwäbischen Städte295 auf dem folgenden Städtetag zu Esslingen, den kaiserlichen Hauptleuten ihre Hilfe gegen Herzog Ludwig anzubieten.296 Auf dem nächsten Städtetag zu Ulm, Mitte Dezember 1461, wollten die Städte nochmals die genaue Fehdeankündigung besprechen.297 Die Prager Friedensverhandlungen, über die der böhmische König Georg von Podiebrad Augsburg am 17. Oktober 1461 informierte,298 gaben der Stadt einen Anlass, ihre Unterstützung weiter hinauszuzögern. Während die kaiserlichen Hauptleute im November die Reichsstädte zur Zusage für den Reichskrieg drängten, hatten die Verhandlungen in Prag schon angefangen.299 Der am 7. Dezember 1461 herbeigeführte Frieden zwischen Friedrich III. und Herzog Ludwig sowie zwischen Markgraf Albrecht und Herzog Ludwig300 wurde allerdings von Markgraf Albrecht eher als Waffenstillstand angesehen.301 Die kaiserlichen Hauptleute, allen voran Markgraf Albrecht, hatten kein Interesse daran, den Krieg zu beenden und kündigten erneut die Fehde gegen Herzog Ludwig an.302 Augsburg und die anderen schwäbischen Städte waren folglich gezwungen, ihr Versprechen auch in die Tat umzusetzen. Der Ulmer Städtetag (18. bis 20. Januar 1462) mündete schließlich in einer Fehdeerklärung. Die Überlieferung im Augsburger Ratsprotokoll belegt,303 dass die Hauptleute den städtischen Vertretern einen auf den 20. Januar 1462 datierten Brief 294 295
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Nota über den Tag zu Esslingen von Mitte November 1461, ediert in: ChrDtSt 5, S. 247, Anm. 1. Nämlich die Städte Augsburg, Ulm, Reutlingen, Memmingen, Schwäbisch Hall, Ravensburg, Dinkelsbühl, Kempten, Kaufbeuren und Aalen. Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 301, Nr. 212. Laut einer Rothenburger Chronik trafen die Städte sich schon am 17. November in Ulm und einigten sich dort über eine gemeinsame Zusage. Ediert in: Ebd. Vgl. Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 206–207. König Georg bat Augsburg, Regensburg, Nürnberg, Ulm und Nördlingen, für den anberaumten Tag in Prag Gesandte zu schicken. Der Brief ist ediert in: Franz Palacky (Hg.), Urkundliche Beiträge zur Geschichte Böhmens und seiner Nachbarländer im Zeitalter Georg’s von Podiebrad (1450–1471), Wien 1860, S. 255–256, Nr. 259. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 115. König Georg forderte die Reichsstädte in weiteren Schreiben auf, jede Beteiligung am Reichskrieg zu stoppen. Unter der Führung von Ulm antworteten die Reichsstädte dem Kaiser, sie seien arm und bräuchten selber Hilfe. Wenn ihm aber andere Fürsten helfen würden, würden sie es auch tun. Vgl. Palacky (Hg.), Urkundliche Beiträge, S. 256–257, Nr. 260. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 116; Palacky (Hg.), Urkundliche Beiträge, S. 261, Nr. 265. Ediert in: Hasselholdt-Stockheim, Herzog Albrecht IV., S. 573–575, Nr. 118. Markgraf Albrecht schreibt dem Kaiser am 3. Januar 1462: dann ich vnd annder euer genaden haubtleut vnd Helffer wollen vns der abrede vnd teidinge noch keine grundichen friden oder richtigung gegen Herczog Ludwigen halten Solanng bisz wir dorlnn euer genaden willen vnd maynung gewisslich vnd lautter vnterrichtet sind. Hasselholdt-Stockheim, Herzog Albrecht IV., S. 605–606, Nr. 129, hier S. 606. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 116–117. StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 6, f. 217r–217v.
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4. Zwischen Recht und Ritual
vorgelegt haben, in dem sie das Mandat und das Hilfsversprechen des Kaisers, für den Fall, dass die Stadt am Reichskrieg teilnehmen würde, wiederholten. Am nächsten Tag schickte Augsburg dann seine Fehdeansage an Herzog Ludwig.304
4.3.2 Machtvakuum Ein andauernder Konflikt konnte dazu führen, dass die Herrschaft vor Ort umstritten war und ein Machtvakuum entstehen ließ. Wie im Bischofsstreit zu sehen ist, versuchten die Stadt und ihre Bürger sich daraus einige Vorteile zu sichern, denn die Verwaltung des Bistums lag nahezu zehn Jahre lang brach. Zwar wurden die verschiedenen Burgen und Herrschaften des Bistums in erster Linie von Amtleuten verwaltet, aber eine rechtmäßige (von allen anerkannte) Herrschaft fehlte. Auch das Domkapitel war in seiner Position zwiegespalten: Der größte Teil hatte Anselm von Nenningen unterstützt, aber nachdem Friedrich von Grafeneck in die Stadt eingeritten war, gab es auch einige Domherren, die ihn unterstützten.305 Aus den wenigen Urkunden, die aus dieser Zeit überliefert sind, wird ersichtlich, dass das Bistum im Endeffekt zweigeteilt war: Während sich Friedrich von Grafeneck in der Stadt befand, hielt Anselm die bischöflichen Burgen im Umland besetzt, von denen aus er, soweit möglich, als Bischof agierte. Aus dieser Zeit sind einige Urkunden überliefert, in denen Anselm als bischöflicher Lehnsherr und Streitschlichter erwähnt wird.306 Im Folgenden soll vor allem die letzte Funktion genauer betrachtet werden, da sie in direktem Zusammenhang mit dem Machtvakuum steht. Friedrich übte seine bischöfliche Macht nur über die Kirchen und Klöster in der Stadt aus.307 Da er sich aus dem Bistum kaum Einkünfte sichern konnte, musste er sich mehrmals von der Stadt sowie von Augsburger Bürgern Geld leihen. Friedrich verpfändete und verkaufte hierfür mehrere bischöfliche Güter und Rechte.308 Interessanterweise enthielt die Urkunde, in der er seine Schuldverschreibung bestätigte, auch die Erlaubnis, Güter und Leute zu pfänden, und eine Klausel, für den Fall, dass er das Bistum verlieren würde. Er wäre dann trotzdem verpflichtet gewesen, die Summe zurückzubezahlen.309 Die Vorteile, welche die Augsburger Bürger sich hieraus erhofft hatten, 304
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Ediert in: ChrDtSt 5, S. 248, Anm. 1. Brief kopial überliefert in: StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, 21. Januar 1462. Vgl. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 21. Januar 1462. So befanden sich jedenfalls Dompropst Friedrich Burggraf und der Domdekan Gottfried Harscher auf Seiten Friedrichs. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 151r, Nr. 702; f. 210r, Nr. 965. Walther E. Vock, Die Urkunden des Hochstifts Augsburg 768–1420, Augsburg 1959, 6. September 1416; 13. Oktober 1416. Friedrich gab am 2. Februar 1417 dem Domdekan Gottfried Harscher das Vogt- und Stuhlgeld des Augsburger Klosters St. Ulrich und Afra. Vgl. Vock, Urkunden des Hochstifts, 2. Februar 1417. So borgte sich Bischof Friedrich im September 1414 für 50 Gulden Fleisch beim Metzger, Anfang März 1416 lieh er sich 600 Gulden, Anfang Oktober 1417 1.000 Gulden sowie 1418 nochmals über 200 Gulden von der Stadt. Hierbei standen der Domdekan und mehrere Augsburger Ratsherren und Bürger für kleinere Beträge der Summe gerade. Vgl. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 9. September 1414, 2. März 1416, 7. Oktober 1417. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 26, f. 53v. StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 2. März 1416.
4.3. Strategien auf Zeit
147
konnten sich die städtischen Einwohner nur kurzfristig sichern. Friedrich schied im Oktober 1418 aus dem Bischofsstreit aus und kehrte nach Ungarn zurück. Hierdurch entstand ein Machtvakuum, von dem die Stadt und ihre Bürger profitierten. Friedrich hatte eine Menge Schulden hinterlassen, was die Bürger dazu brachte, die verpfändeten und verkauften Güter zu beanspruchen.310 Ein Brief an den König zeigt allerdings die Schwierigkeiten dieses Unterfangens: Augsburg beklagte sich im Januar 1420 über den vom Papst ernannten Bischofsvikar, welcher die von Augsburg geforderten Güter verweigert habe.311 Damit konnten weder die Augsburger Bürger noch die Stadt die verpfändeten Güter in Besitz nehmen. Die Situation des Bistums wurde erst deutlich, als Peter von Schaumberg zum Bischof ernannt wurde und Maßnahmen einleiten musste, das Bistum zu ordnen und die bischöfliche Herrschaft wiederherzustellen.312 Als Peter von Schaumberg das Bischofsamt annahm, sah er sich mit zwei Problemen konfrontiert, welche er schnell lösen musste. Anselm war vom Papst abgesetzt worden, befand sich aber noch im Bistum. Die Gefahr für den neuen Bischof bestand darin, dass Anselm sich weiterhin auf seinen bischöflichen Burgen aufhalten und den Bischofsstreit von dort fortsetzen würde. Der Papst hatte Anselm für die Rückgabe der bischöflichen Besitztümer eine jährliche Rente versprochen, die das Bistum bezahlen würde.313 Bischof Peter verhandelte mit Anselm, um mit ihm übereinzukommen, dass er für eine Doppelung seiner Pension und die Erstattung seiner Schulden seine Ansprüche aufgeben würde. Mit der Stadt handelte Bischof Peter von Schaumberg eine Beteiligung an der Pension aus.314 Das zweite Problem stellte der Schuldenberg dar, den Friedrich von Grafeneck hinterlassen hatte.315 Die Augsburger Bürger hatten bischöfliche Besitztümer in Anspruch genommen und drängten bei Bischof Peter auf eine ähnliche Schuldenbegleichung, wie er es bei Anselm getan hatte. Der neue Bischof erklärte allerdings, nicht für Friedrichs Schulden zuständig zu sein und erkannte außerdem die Verpfändungen und Verkäufe des Gegenbischofs nicht an, da Friedrichs Handlungen als Gegenbischof nicht rechtskräftig gewesen seien.316 Die folgenden Rechtsklagen und Verhandlungen dauerten noch Jahre an, allerdings ohne Erfolg: Die Augsburger
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Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 139. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 3r, Nr. 8. Brief vom 23. November 1418 an Herzog Ernst von Bayern-München wegen der Ansprüche von Bürgermeister Hermann Nördlinger. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 5r–5v, Nr. 14. Das Lehenbuch, das Peter von Schaumberg im Jahr 1424 in Auftrag gab, ist ebenso in diesem Lichte zu sehen. StaatsA Augsburg, Hochstift Augsburg, Münchener Bestand, Hochstifts-Bischöfliche Archivalien, Literalien, Nr. 479. Eine Edition bietet: Hermann Vietzen (Hg.), Das Lehenbuch des Hochstifts Augsburg von 1424, Kempten 1939. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 139. Vgl. ebd., S. 139–141. Das Versprechen, das Geld im Falle seines Scheiterns zurückzubezahlen, hatte er wohl, als er nach Ungarn zurückgekehrt war, nicht eingehalten. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 141–142.
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4. Zwischen Recht und Ritual
Bürger bekamen weder ihr geliehenes Geld zurück noch konnten sie ihre Pfandrechte in Anspruch nehmen.317 Bischof Peter hatte das Machtvakuum, das die Stadt und die Bürger ausnutzen wollten, mit effektiver Vehemenz beendet.
4.3.3 Präzedenzfälle Manchmal bot ein Konflikt bzw. das dadurch entstehende Machtvakuum für eine Partei die Möglichkeit, die Situation zu nutzen und eine neue Rechtslage zu schaffen, worauf die Stadt sich später berufen konnte. Wie an der Geschichte Augsburgs unschwer zu erkennen ist, zielte die städtische Politik manchmal auf Präzedenzfälle ab. Die bischöflichen Klagen im Rechtsstreit zeigen, dass Augsburg in manchen Fällen die Oberhoheit über Menschen, Rechte und konkreten geographischen Raum sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt für sich beanspruchte, obwohl eine genaue urkundliche Grundlage fehlte. So ist die Beschwerde des Bischofs, dass ohne seine Genehmigung keine Mühlen und Badstuben am Lech gebaut werden dürften,318 als Gegenmaßnahme gegen die langsame Ausdehnung der städtischen Befugnisse zu werten. Die Reaktion der Stadt, die Klage sei unnütz, da auch Geistliche von diesen Bauten profitieren könnten,319 ging nicht auf die eigentliche Beschwerde ein. Hätte der Bischof die Anbauten hingenommen, wäre es der Stadt beispielsweise möglich gewesen, einige Jahre später Geld für die Nutzung dieser Anlage zu erbitten oder weitere Gebäude am Lech zu bauen. Indem die Stadt den Bischof stillschweigend vor vollendete Tatsachen stellte, konnte sie Präzedenzfälle kreieren und damit weitere Fälle legitimieren. Außerdem konnte man später behaupten, dass dies schon immer so gewesen sei. Die erhoffte Rechtskraft von Präzedenzfällen lässt sich am besten im Streit um das Domkapitelstatut beobachten. So versuchte die städtische Seite, ihre Klage gegen das Domkapitelstatut damit zu untermauern, dass schon mehrere Augsburger Bürger und Bürgersöhne Domherr gewesen waren. Manche Fälle lagen so lange zurück, dass weder Quellen noch Zeugen aufgeboten werden konnten.320 Die Stadt bereitete hauptsächlich zwei Fälle vor, die noch gut im Gedächtnis der Stadtbewohner waren: Johannes Gwerlich und Leonhard Gessel. Problematisch war bei beiden, dass es nur wenige genaue Daten über ihre Herkunft gab. Das Domkapitel stritt die Zugehörigkeit zum Bürgertum beider ab: Johannes Gwerlich sei aus Günzburg gekommen und Leonhard Gessel habe eine bäuerliche Herkunft. Als sein Vater starb, habe seine Mutter bei ihm in Augsburg gewohnt.321 Die Schärfe, mit der das Domkapitel die bürgerliche Augsburger Herkunft dieser Domherren bestritt, zeigt, dass Präze-
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321
Ebd., S. 142ff. Vgl. Baader, Cardinal und Bischof, S. 388–389. Vgl. Uhl, Peter von Schaumberg, S. 166. Detailliert zu den Präzendenzfällen und der Zeugenbefragung: Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 338–339. Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 338–339.
4.4 Militärische Maßnahmen
149
denzfälle im Gerichtsprozess schwer wogen. Auch in späteren Prozessen gegen das Domkapitelstatut versuchte Augsburg, den Anspruch auf Aufnahme von Bürgersöhnen im Domkapitel mit diesen alten Fällen zu legitimieren.322
4.4 Militärische Maßnahmen
Auch wenn die verschiedenen Fallstudien erkennen lassen, dass Augsburg relativ wenige bewaffnete Auseinandersetzungen hatte, sollte der militärische Aspekt in der Handhabung von Konflikten nicht unerwähnt bleiben. Die Lechstadt bevorzugte zwar in den meisten Fällen eine diplomatische und rechtliche Konfliktlösung, übernahm aber auch militärische Vorbereitungen und Maßnahmen. Städte wie Augsburg hatten mehrere Hauptmänner im Dienst, die das Umland und die Kaufleute sichern sollten.323 Manchmal führten sie auch gezielte Attacken auf ihren Gegner aus. So setzte Augsburg 1416 mit dem Angriff auf den Markt Zusmarshausen nicht nur ein deutliches Signal im Bischofsstreit, sondern versuchte möglicherweise auch, die wirtschaftlichen Vorteile des Marktes für sich zu gewinnen. Der Vater des Augsburger Bürgers Hans Rem hatte den Markt Zusmarshausen 1395 zwar zu 90 Prozent an Bischof Burkhard verkauft, aber die restlichen 10 Prozent für sich behalten, wofür er durch den Bischof mit jährlichen Zinsen ausbezahlt wurde.324 Während des Bischofsstreits geriet diese Abmachung ins Wanken. Laut Burkhard Zink musste der Ratsherr Hans Rem, um diese Gelder zu erhalten, Anselm als Bischof anerkennen, was er nicht tun wollte.325 Da Hans Rem folglich sein Geld nicht bekam, beklagte er sich beim Stadtrat.326 Der Rat nahm die Klage zum Anlass, militärische Maßnahmen gegen den Markt Zusmarshausen einzuleiten. Schon im Sommer 1415 wurde König Sigmund über die Klage informiert und um Erlaubnis für einen Angriff gebeten.327 Anfang März 1416 nahm Augsburg den Markt ein.328 Diese Aktion führte zu einigen Absagebriefen an die Stadt, begleitet
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Vgl. ebd., S. 352. Vgl. Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 453–454. Monumenta Boica 34a, S. 87, Nr. 51. Urkunde vom 18. Juni 1395. Vgl. Zink, Chronik, S. 75. Auffällig ist, dass die Frage, wie man einerseits Anselm nicht als Bischof anerkennen, aber andererseits von ihm in seiner Pflicht als Bischof Geld verlangen konnte, bei keiner der streitenden Parteien aufkam. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 105r, Nr. 477. Ebd., f. 125v, Nr. 569.
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4. Zwischen Recht und Ritual
von einigen Fehdemaßnahmen.329 Die Herzöge von Bayern-München reagierten auf diesen Konflikt mit einem Überfall auf Augsburger Kaufleute, wie den Ratsherrn Ulrich Arzt, und Beschlagnahme seiner Handelswaren.330 Weitere militärische Auseinandersetzungen konnten zwar relativ schnell durch Verhandlungen verhindert werden, aber die Stadt musste dabei den Markt wieder aufgeben.331 Es ist unklar, ob Augsburg sich vielleicht auch wirtschaftliche Vorteile aus dieser Maßnahme versprochen hatte. Der Markt lag nämlich 25 km westlich von Augsburg und damit genau auf dem Handelsweg nach Günzburg und Ulm. Mit dem Besitz des Marktes hätte Augsburg eine wichtige Handelsstation für ihre Kaufleute erworben. Deutlich ist, dass die Einnahme als Abgrenzung gegenüber Anselm zu werten ist. Die Stadt machte mit dem Angriff deutlich, für die Ansprüche ihrer Bürger geradezustehen. Im Folgenden wird anhand des Reichskriegs gegen Bayern der Frage nachgegangen, wie die Kriegsteilnahme organisiert wurde und welche militärischen Maßnahmen der Stadt Augsburg im eigentlichen Kriegsgeschehen zu erkennen sind. Nachdem die schwäbischen Reichsstädte im November 1461 übereingekommen waren, am Reichskrieg teilzunehmen, wurde über den städtischen Heeresbeitrag diskutiert. Schließlich entwickelten die Städte einen Beitragsberechner, der anhand der Stadtsteuer bestimmt wurde. Die kaiserlichen Hauptleute forderten eine haargenaue Umsetzung des städtischen Kontingents. Städte, die der Zahlung gemäß der Absprache nicht nachkamen, würden genauso wie die ferngebliebenen Städte für straffällig befunden.332 Schon vor der eigentlichen Fehdeerklärung an Herzog Ludwig bot sich Augsburg Anfang Januar 1462 auf einem Städtetag in Ulm an, 400 Reiter zu stellen und diese am 25. Januar in ihrer Stadt bereitzuhalten;333 am Sonntag, dem 31. Januar, sollte sich die Truppe dem Markgrafen Albrecht bei Donauwörth anschließen.334 Den Hauptteil des Kontingents sollten die Zünfte organisieren, den Rest Augsburg als Söldner anwerben. Die vielen Bestallungsurkunden von angeheuerten Fußsoldaten zeugen davon, dass die Stadt in der zweiten Januarwoche begann, in großer Zahl
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So warnte die Stadt am 14. April 1416 die Augsburger Kaufleute in Frankfurt vor möglichen Fehdemaßnahmen der Gegner. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 131v, Nr. 599. Der Ritter Heinrich von Höhenried wurde als Fehdegegner besonders gefürchtet. Ebd., f. 130r, Nr. 590. Vgl. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 366; StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 157r, Nr. 728; f. 165r, Nr. 757. Im Sommer 1416 wurde über einen Frieden verhandelt, wobei die Stadt den Markt und Anselm die Handelswaren zurückgeben würden. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 140r, Nr. 640; f. 140v, Nr. 642 u. f. 141r, Nr. 645. Die Verhandlungen setzten sich erst im Herbst 1416 durch: Am 18. Oktober 1416 wurde in Konstanz durch Pfalzgraf Ludwig III., Bischof Georg von Passau und den Burggrafen Friedrich von Nürnberg ein Abkommen über den Markt Zusmarshausen und den nachfolgenden Raub der Kaufwaren getroffen. Hans Rem sollte seine Zinsen ausbezahlt bekommen, die Stadt Augsburg sollte den Markt Zusmarshausen und Anselm die Handelswaren zurückgeben. Es dauerte allerdings Monate, bis alle Parteien den Vergleich befolgten. Ebd., Nr. 721 u. f. 165r, Nr. 757. Vgl. Isenmann, Kaiserliche Obrigkeit, S. 114. Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 306–309, Nr. 220. Ebd., S. 313–314, Nr. 227.
4.4 Militärische Maßnahmen
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aufzurüsten.335 Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. Zunächst schickten beide Seiten und ihre Helfer Absagen,336 sodass kurz darauf Fehdeerklärungen der Ritter und Knechte aus dem Umfeld Herzog Ludwigs in der Stadt eintrafen. Augsburg erwartete von seinen Bürgern, die in einem Lehnsverhältnis zu Herzog Ludwig standen, dass sie ebenfalls mit dem Landshuter Herzog brachen, und fertigte hierzu eine standardisierte Absage aus.337 Um die Einberufung der Stadtbewohner, die Anwerbung von Söldnern und die verschiedenen Einsätze des Kontingents koordinieren zu können, bildete Augsburg einen Kriegsrat, der aus fünf Augsburger Ratsherren bestand: Leonhard Pfister, Andreas Frickinger, Leonhard Langenmantel von Radaw, Hartmann Langenmantel, Paulus Rotenauer.338 Die folgenden Städtetage legten die logistischen Anforderungen an die Städte fest.339 Auf dem Augsburger Städtetag am 20. April 1462 wurden die neuen Kontingente festgelegt, sodass Augsburg 120 Reiter und 500 Fußsoldaten liefern musste.340 Ein Teil des Kontingents wurde den kaiserlichen Hauptleuten zur Verfügung gestellt, der Rest wurde zur Sicherung der Stadt und des Umlands eingesetzt. Auch wenn die Quellenbasis sehr dünn ist, soll versucht werden, die militärischen Strategien dieser letzten Gruppe zu analysieren. Die Chroniken von Zink und Mülich geben einen Überblick über die verschiedenen Angriffe des Augsburger Kontingents. Insbesondere Zink erzählt seitenlang über die verschiedenen Kriegszüge und Pflünderungen und gibt damit die meisten Informationen über die Beteiligung Augsburgs und die Auswirkungen des Krieges auf die Stadt.341 Auch wenn die Beschreibungen wohl nicht der Realität entsprechen, vermitteln sie ein Bild wechselseitiger Fehdemaßnahmen, das stimmig sein dürfte. Auffällig ist, dass vorrangig das Gebiet zwischen Friedberg, Aichach, Rain, Lauingen und Zusmarshausen – und hier speziell nordwestlich von Augsburg, bei Wertingen – betroffen war. Sowohl die Augsburger als auch die bayerischen Truppen wählten Ziele in diesem Areal aus; die Augsburger Attacken auf rein bayerisches Herrschaftsgebiet begrenzten sich auf die östliche Umgebung von Augsburg um Friedberg und in Richtung Affing und Aichach. So wurde unter anderem das Zollhaus bei Friedberg zerstört.342 Der nordwestliche Einzugsbereich eignete sich aus strategischen Überlegungen, denn hier lagen die meisten Besitztümer der Augsburger Bürger. Für Herzog Ludwig war dieses Gebiet also in vielerlei Hinsicht at335
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338 339
340 341 342
StadtA Augsburg, Urkundensammlung, 1462. Herzog Ludwig warb vorrangig böhmische Söldner an. Vgl. Uwe Tresp, Söldner aus Böhmen. Im Dienst deutscher Fürsten. Kriegsgeschäft und Heeresorganisation im 15. Jahrhundert, Paderborn 2004, S. 187–188. Vgl. Paulus, Herzog Ludwig IX., S. 17. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, 21. Januar 1462 (unfol.). In einem Brief an Ulm vom 30. Januar 1462 beklagt Augsburg die vielen Absagen. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Vb, f. 12v, Nr. 28; Absagelisten in: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 124, f. 351r–354r. Vgl. Paulus, Herzog Ludwig IX., S. 17. Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 59, f. 28v–30v. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 2a, 1462; Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 342– 344, Nr. 248; S. 368–369, Nr. 272; S. 376–378, Nr. 283; S. 388–390, Nr. 290; vgl. Zink, Chronik, S. 260. Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 388–390, Nr. 290, hier S. 388–389. Vgl. Zink, Chronik, S. 248–282. Vgl. ebd., S. 251.
152
4. Zwischen Recht und Ritual
traktiv: Er konnte die gegnerische Seite stark schädigen, seine Stützpunkte um Rain und Höchstädt, von wo die meisten Attacken ausgingen, stärken und damit sein Herrschaftsgebiet kurzweilig ausbreiten. Die Angriffe waren gezielt und wurden mit relativ wenig Bewaffneten durchgeführt: So ritt Anfang August 1462 eine Truppe von 15 Söldnern und einem Hauptmann Richtung Lauingen und raubte das Vieh.343 Eine große Ausnahme war die Augsburger Attacke Anfang Mai mit angeblich 500 Reitern und 3.000 Fußknechten, die 20 bayerische Dörfer niedergebrannt haben sollen.344 Die Hauptstrategie war wohl recht geläufig: Beiden Seiten ging es darum, den Feind durch Brandschatzung, die Einnahme von Burgen und generelle Verwüstungen des Landes sowie Viehraub möglichst nachhaltig zu schädigen. Wichtige Personen wurden zwecks Lösegeldforderungen als Gefangene mitgeführt, Bauernhöfe und Dörfer geplündert und anschließend abgebrannt. So zerstörten die bayerischen Truppen Binswangen bei Wertingen, ehe sie sich nach Höchstädt zurückzogen.345 Zink schildert, wie die Truppen von Markgraf Albrecht und Augsburg einen Kampf bei Hochstett gewannen und die Pferde des Gegners beschlagnahmten.346 Nach einigen Monaten wurden die militärischen Handlungen wieder eingestellt. Herzog Ludwig und Pfalzgraf Friedrich gewannen die Oberhand bei den Schlachten von Giengen und Seckenheim,347 sodass sich im Sommer 1462 Friedensverhandlungen anbahnten.348 Augsburgs Beteiligung am Kriegseinsatz war beendet, es musste nun die Schäden beseitigen. Um den Krieg überhaupt finanzieren zu können, hatte sich der Rat gezwungen gesehen, neue Ungelderhebungen durchzuführen.349 Da die Augsburger Wirtschaft schon seit den 1450er-Jahren mit einer Depression kämpfte, hatte der Krieg die Stadt noch stärker als sonst getroffen.350 Die militärische Strategie des Plünderns und Brandschatzens hatte der Stadt selbst wenig gebracht. Weder hatte man bayerische Besitztümer dauerhaft in Beschlag nehmen, noch Profit aus dem Raubgut ziehen können, das in der Regel direkt im Krieg verwendet oder von den
343 344
345 346 347
348 349 350
Vgl. ebd., S. 275. Vgl. Sigmund Riezler, Geschichte Bayerns, Bd. 3: 1347 bis 1508, Gotha 1889, Nachdruck Aalen 1964, S. 415. Vgl. Zink, Chronik, S. 248–249. Vgl. ebd., S. 249. Briefe Markgraf Albrechts an seine Brüder (datiert am 25. Juli 1462) ediert in: Bachmann (Hg.), Briefe und Acten, S. 431–433, Nr. 342, sowie Hasselholdt-Stockheim, Herzog Albrecht IV., S. 652–653, Nr. 147. Vgl. Spindler, Das neue Bayern, S. 282. Vgl. Zink, Chronik, S. 329; Mülich, Chronik, S. 169. Vgl. Kiessling, Augsburgs Wirtschaft, S. 172. Auch der süddeutsche Städtekrieg zog massive wirtschaftliche Schäden nach sich. Vgl. Gabriel Zeilinger, Die wirtschaftlichen Folgen einer überregionalen Fehde im 15. Jahrhundert. Handel und städtische Finanzen im Alltag des zweiten süddeutschen Städtekriegs, in: Eulenstein/Reinle/Rothmann (Hg.), Fehdeführung im spätmittelalterlichen Reich, S. 249–259, bes. S. 252–258.
4.5 Die Verortung der städtischen Diplomatie. Zusammenfassung
153
Söldnern verbraucht wurde.351 Dennoch hatte die Reichsstadt ihre Pflicht getan, was auf längere Sicht nicht völlig vergeblich war. Kaiser Friedrich III. begnadete 1465 die Stadt und lobte die im Reichskrieg gezeigte Treue.352
4.5 Die Verortung der städtischen Diplomatie. Zusammenfassung
In diesem Kapitel wurden die verschiedenen Strategien der Augsburger Diplomatie dargelegt, die sich als sehr vielschichtig erwiesen. Der Augsburger Stadtrat kombinierte diplomatisch-politische mit argumentativen Strategien und setzte manchmal auch militärische Mittel ein. Wie anhand von Hinweisen auf Konfliktstrategien bei anderen (Reichs-)Städten deutlich gemacht wurde, kann Augsburgs Vorgehen durchaus als exemplarisch für die reichsstädtische Diplomatie genannt werden. Der Vergleich mit anderen Städten wird dadurch erschwert, dass jede Situation bzw. Konfliktstufe andere Maßnahmen erforderte. Dennoch wurden einige Strategien, wie das Einholen der unterstützenden Stellungnahmen, die Rechtfertigung des Vorgehens und die gezielte Anwerbung von Förderern, in jeder Augsburger Fallstudie angewandt, wie auch in den meisten anderen bekannten städtischen Auseinandersetzungen. Bei Durchsicht der städtischen Quellen erscheint die inhaltliche (pragmatische) Perspektive dominant. Die Tatsache, dass eine Klage mit sachlichen Argumenten bestritten wurde und sich keine Hinweise auf einen zeremoniellen öffentlichen Friedensschluss finden lassen, darf aber den Blick auf die Rolle von Ritual und Symbolik nicht trüben. Die Welt des späten Mittelalters war voller Symbolik, welche sich sogar in der Rechtsklage Peters von Schaumberg, etwa im Anspruch auf den Stadtpyr und der Andeutung unser stat erkennen lässt. Die Stadt reagierte sehr scharf auf Peter von Schaumbergs Versuch, städtische Symbole wie den Stadtpyr in der Öffentlichkeit zu zeigen und fühlte sich in ihrem städtischen Stolz gekränkt. In der zeitgenössischen Interpretation der Geschehnisse, beispielsweise bei Burkhard Zink, zeigt sich noch stärker, dass die städtische Diplomatie zwischen rechtlichen Ansprüchen und Konflikten einerseits und symbolreichen Gesten und Handlungen andererseits schwankte. Im vorliegenden Kapitel wurden die verschiedenen Strategien – verstanden als situationsbedingte Maßnahmen mit dem Ziel, den Konflikt zu einem gewünschten Ergebnis zu führen – im Zusammenhang mit den verschiedenen Konfliktstufen erörtert. Die Fallstudien gingen der Frage nach, welche diplomatischen, politischen, oder argumentativen Maßnahmen die Stadt im jeweiligen Konflikt einsetzte und ob sie damit Erfolge erzielte oder Fehlschläge hinnehmen musste. 351
352
Vgl. Michael Jucker, Plünderung, Beute, Raubgut. Überlegungen zur ökonomischen und symbolischen Ordnung des spätmittelalterlichen Kriegs, 1300–1500, in: Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte 23 (2008), S. 51–69, hier S. 63–64. RegImp, XIII/15, Nr. 184 vom 28. Februar 1465.
154
4. Zwischen Recht und Ritual
Erstens versuchte Augsburg, sich der politischen Unterstützung des Königs und der umliegenden politischen Akteuren zu versichern, indem es Boten und werbende Übermittler schickte und um politische Hilfe zur Unterstützung der Augsburger Position bat. Die bevorzugte Art der Unterstützung war eine (positive und öffentliche) Stellungnahme. Die Meinungen von bedeutsamen politischen Akteuren wurden zur weiteren Rechtfertigung an andere weitergeleitet; Kopien von Urkunden, Privilegien und Mandate mitgeschickt. Die sechs Fallstudien fielen in die Regierungszeit Sigmunds und Friedrichs III. Mit beiden Fürsten pflegte Augsburg gute Beziehungen, auch wenn die Reichsstadt jahrelang kaum am Hof in Erscheinung trat. Die Kontakte waren interessen- und situationsbedingt: Wenn es für die eigenen Interessen nützlich erschien, wurde ein werbender Übermittler oder Gesandter zum Hof geschickt, um Hilfestellung zu bekommen. So wurde der König bzw. Kaiser unverzüglich über neue Auseinandersetzungen in Kenntnis gesetzt. Insbesondere der Hinweis, die reichsstädtischen Rechte wären gefährdet, führte mehrmals zu einer erfolgreichen und schnellen Einmischung des Königs. Erheblich stärker als Sigmund bevorzugte Friedrich III. eine Streitschlichtung im Sinne des Kammergerichtsverfahrens oder mit Hilfe von delegierten Kommissaren, wodurch neue Anforderungen an die Gesandten gestellt wurden. Es ging nicht mehr nur darum, eine königliche Stellungnahme zu Gunsten der Stadt einzuholen, sondern auch darum, einzuschätzen, ob die Annahme der königlichen Streitschlichtung für die städtischen Interessen förderlich war und ob die Stadt die zuständigen Personen beeinflussen konnte.353 Eine andere Strategie ist im Umgang mit den Nachbarn zu sehen. Die schwäbischen Städte benachrichtigten sich ständig über die aktuelle Situation und spielten deshalb, da der Rat von verlässlichen Informationen abhängig war, eine wichtige Rolle in der städtischen Diplomatie. Die tatsächlich geleistete politische Unterstützung stand oft im Gegensatz zu den Erwartungen, die eine Stadt wie Augsburg im Konfliktfall an die anderen Städte stellte. Dagegen war die Beziehung zu den regionalen Grafen und Herren wesentlich wechselhafter. So unterstützten manche Adlige die Stadt in der einen Notlage, aber ergriffen in einer anderen Situation Partei für den Gegner. Vor allem im Konflikt mit den bayerischen Herzögen war es für Augsburg deshalb sinnvoll, die eigene Haltung gegenüber benachbarten Grafen und Herren zu erklären und um Verständnis zu werben. Erst die Schutzbündnisse mit Bayern brachten für Augsburg und seine Region mehr Stabilität. Zweitens setzte die Stadt auf den Briefkrieg. Eine kriegerische Konfliktaustragung war oft für beide Parteien, wegen der hohen Kosten und des ungewissen Ausgangs, keine beliebte Option, zumal eine rein diplomatische und rechtliche Auseinandersetzung sicherer und möglicherweise kostengünstiger war. Da beide Parteien sich bemühten, den eigenen Rechtsanspruch bekräftigt zu sehen – und allen bewusst war, dass es durchaus Möglichkeiten zur Einflussnahme gab –, ließen sie sich nicht gerne auf einen ordentlichen Rechtsprozess ein. So wurde mit dem Kontrahenten vorrangig über die Form und Art der Streitschlichtung verhandelt. In den meisten Fällen wurde nach einigen Jahren eine Einigung bevorzugt. Zu hoch war das Risiko, 353
Zu der Anwerbung von Förderern sowie die Einflussnahme auf Entscheidungsträger mit Hilfe von Ehrungen und Geldgeschenken: Siehe die Abschnitte 5.2 und 5.3.
4.5 Die Verortung der städtischen Diplomatie. Zusammenfassung
155
im Falle eines Krieges oder eines ordentlichen Gerichtsverfahrens zu verlieren. So konnten die Opponenten über Kompromisslösungen verhandeln und ohne große Verluste den Konflikt beschließen. Zur Analyse der Konfliktbeendigung wurden exemplarisch der Schiedsspruch im Rechtsstreit sowie das Ergebnis der Einigung im Lechkonflikt mit Bayern – die beide durch Streitschlichtungskommissionen Kaiser Friedrichs III. zustande gekommen sind – analysiert und mit dem päpstlichen Gerichtsverfahren im Streit um das Domkapitelstatut abgeglichen. Im ersten Fall konnte Augsburg sich mit königlichen Privilegien und dem reichsstädtischen Status gegen die Ansprüche des Bischofs behaupten. Es kam ein Kompromiss zustande, mit dem beide Parteien zufrieden waren und der außerdem die verwirrende Rechtslage neu ordnete. Die Klärung der Streitigkeiten über die Benutzung des Lechs ging dagegen weit über eine solche Einigung hinaus: Die Vereinbarungen standen in direktem Zusammenhang mit dem Schutzbündnis, das Augsburg kurz danach mit Bayern-Landshut und Bayern-München abschloss. Den Prozess um das Domkapitelstatut hatte Augsburg, auch in zweiter und dritter Instanz, verloren. Der Vergleich der oben erwähnten Einigungen mit dem päpstlichen Gerichtsverfahren im Domkapitelstreit machte deutlich, dass die Stadt die Sache nicht loslassen konnte: Noch im 18. Jahrhundert klagten die Augsburger über das ungerechte Domkapitelstatut.354 Drittens konnte die Stadt die Zeit für sich arbeiten lassen: Mit einer gezielten Zeitverzögerung versuchte Augsburg, die aktive Teilnahme am Reichskrieg gegen Bayern so lange wie möglich hinauszuzögern. Auch die Möglichkeit eines Machtvakuums war bei langwierigen Streitigkeiten gegeben und wurde durchaus genutzt. Als 1424 der neue Bischof das verfallene Bistum ordnete, erlebten die Augsburger eine böse Überraschung: Ihre Geldleihe an Bischof Friedrich wurde nicht anerkannt. Sie bekamen weder ihr Geld zurück, noch konnten sie die verpfändeten Güter in Anspruch nehmen. Somit hatte die Nutzung des Machtvakuums im Bischofsstreit für die Augsburger keinen Erfolg gebracht. Auch in der Strategie des Präzedenzfalls war Zeit ein wichtiger Faktor: Einerseits bekam dieser mehr Gewicht durch eine lange Vorgeschichte, andererseits waren weit zurückliegende Ereignisse schwerer zu belegen, da oft Daten oder Akten fehlten. Das Domkapitel schaffte es aus diesem Grund, reichlich Zweifel über die angebliche bürgerliche Herkunft der zitierten Domherren aufkommen zu lassen. Schließlich waren in zwei Fallstudien kürzere Phasen von militärischer Aktivität zu sehen, die beide nicht von Erfolg gekrönt waren. Außer einer kurzzeitigen Belagerung und Zerstörung konnten weder beim Angriff auf den Markt Zusmarshausen noch im Reichskrieg gegen Herzog Ludwig längerfristige Vorteile gesichert werden. Mit dem Angriff auf Zusmarshausen (1416) zeigte Augsburg sich bereit, für die Rechtsansprüche ihrer Bürger geradezustehen. Ob auch wirtschaftliche Vorteile beabsichtigt waren, muss vorerst ungewiss bleiben. Die Beteiligung am Reichskrieg dagegen war der Stadt von vornherein aufgezwungen worden. Um die angeforderten Heereskontingente stellen zu können, musste die Stadt, neben einer Beteiligung der Zünfte, Schweizer Söldner anwerben. Sie verteidigten im nordwestlichen Um354
Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 352.
156
4. Zwischen Recht und Ritual
land die Besitztümer der Augsburger Bürger und führten die typischen Fehdemaßnahmen (Brandschatzung, Viehraub, Geiselnahme, generelle Verwüstung) durch, die allerdings vorrangig darauf gerichtet waren, den Gegner nachhaltig zu schädigen. Wirtschaftlich gesehen waren diese militärischen Manöver für Augsburg eher schädlich als sinnvoll: Die Augsburger Wirtschaft, die schon vorher stagnierte, geriet in eine ernste Depression. Der Einsatz von Gewalt ist in diesen beiden Fällen als Symbolpolitik zu werten, indem die Stadt ihre Tatkraft, die Unterstützung ihrer Bürger und schließlich ihre Kaisertreue unter Beweis stellte.
5. EHRE UND EHRERWEISUNG
Die Stadt Augsburg kam, dank einer wohlüberlegten Kombination verschiedener Strategien, in den meisten Konfliktfällen zu ihrem Ziel beziehungsweise zu einer für die Stadt günstigen Kompromisslösung. In diesem Zusammenhang wurden Standesunterschiede, Beziehungen und Geldtransaktionen bisher nur kurz angedeutet. Um ihre Ziele zu erreichen, mussten die Augsburger Diplomaten ihr Anliegen verschiedenen hochrangigen Personen vorlegen und gegebenenfalls mit diesen verhandeln. Daraus folgen verschiedene Fragen: Wie kamen die Gesandten mit wichtigen Entscheidungsträgern in Kontakt? Wie konnten die Diplomaten überhaupt mit Personen verhandeln, die gesellschaftlich einen viel höheren Status hatten als die aus der Bürgerschaft stammenden Übermittler und Gesandten? Wäre es für einen Herzog oder Bischof nicht ein fast unakzeptabler Gesichts- und damit Ehrverlust, wenn er durch eine Bürgergemeinde besiegt würde? Und schließlich: Welche Rolle spielten großzügige Ehrerweisungen in der Einflussnahme auf hochrangige Personen? Um diese Fragen beantworten zu können, werden zuerst Ehrkonzepte und Theorien zur symbolischen Kommunikation im Zusammenhang der politischen Öffentlichkeit dargestellt (Abschnitt 5.1), um in einem zweiten Schritt anhand des Bischofsstreits das städtische Agieren mit verschiedenen Handlungsträgern auf dem diplomatischen Parkett vorzustellen (Abschnitt 5.2). Schließlich werden die Ehrerweisungen und die ambivalente Haltung gegenüber Geldgeschenken anhand zweier Fallstudien analysiert (Abschnitt 5.3).
5.1 Auf symbolischer Ebene
Die gesellschaftliche Bedeutung der Ehre scheint vorrangig durch den Verlust oder die Verletzung der Ehre deutlich zu werden.1 Denn für den Betroffenen war gerade die öffentliche Demütigung unerträglich. Im Folgenden wird geklärt, inwiefern mit der Verbindung zwischen Ehrkonzepten, Symbolik und politischer Öffentlichkeit eine Antwort auf die gestellten Fragen gegeben werden kann.
1
Vgl. Friedrich Zunkel, Art. Ehre, Reputation, in: Otto Brunner/Werner Conze/Reinhart Koselleck (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2, Stuttgart 1975, S. 1–63.
158
5. Ehre und Ehrerweisung
5.1.1 Ehrkonzepte In Anbetracht der vielen Facetten und Forschungsperspektiven2 wird Ehre in der vorliegenden Untersuchung nur als Arbeitsbegriff definiert: Ehre wird im Sinne des gesellschaftlichen Status verstanden, der jedes Individuum aufgrund seiner Herkunft, Position und damit seiner innerlichen Wertschätzung nach außen kennzeichnet.3 Aus mittelalterlicher Sicht musste diese Würde mit Wörtern, Handlungen und Gesten des Gegenübers anerkannt werden, wodurch die Ehre überwiegend auf symbolischer Ebene zu erkennen ist. Dies zeigt sich in der ehrverletzenden Wirkung von Symbolen und Liedern, die in vielen rechtlichen Quellen überliefert wurden.4 So spielte die Ehrverletzung durch Schmähung eine wichtige Rolle im Lechkonflikt zwischen Augsburg und Herzog Ludwig von Bayern-Landshut. Letzterer beklagte sich im September 1468 gegenüber Sigmund von Tirol über die Schmähbriefe, die Augsburg über ihn verbreitet habe. Auch hätte die Stadt Schmählieder über ihn gesungen.5 Erst in der Einigung wurde die Klage über die Schmähungen für hinfällig erklärt.6 Ob diese Schmähbriefe und Schandlieder tatsächlich existiert haben, sei dahingestellt. Interessanter ist es, dass Herzog Ludwig die angebliche Verbreitung derartiger ehrverletzender Schreiben und Gesänge durch die Stadt Augsburg zum Anlass nahm, eine Handelssperre gegen die Stadt einzurichten. Die gekränkte Ehre konnte also als offizieller Grund gelten, fehdeähnliche Maßnahmen zu ergreifen.7 2
3
4
5 6 7
In der älteren soziologischen Forschung wurde Ehre stark an die adlig-ritterliche Welt des höheren und späten Mittelalters gekoppelt. So hatte Max Weber die Ehre vorrangig im Lehenssystem verankert, indem die Ehre einen verlässlichen Lehensmann garantierte. Während Georg Simmel Ehre als ein Mittel zur sozialen Selbsterhaltung sah, hob Norbert Elias die Ehre auf eine symbolische Ebene innerhalb der adligen Welt: Ehre wäre für Adlige zum Symbol der Motivation ihres Verhaltens geworden. Pierre Bourdieu entkoppelte das Ehrkonzept von der adlig-höfischen Welt, indem er Ehre als symbolisches Kapital verstand, das durch die Kombination von ökonomischem, sozialem und kulturellem Kapital hervorgebracht wurde. Vgl. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie, Bd. 2, 5. Aufl. Tübingen 1976, S. 630–632; Georg Simmel, Gesammelte Werke, Bd. 2: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, 5. Aufl. Berlin 1968, S. 403–404; Norbert Elias, Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie, 8. Aufl. Frankfurt a. M. 1997, S. 157; Pierre Bourdieu, Meditationen. Zur Kritik der scholastischen Vernunft, übers. v. Achim Russer, Frankfurt a. M. 2001, S. 309–312. Die neueren Forschungsansätze zum Thema Ehre werden unten erörtert. In Anlehnung an Thomas von Aquin definiert Karl W. Eckermann Ehre als „die innere, nach außen kundgetane Wertschätzung“. Vgl. W. Eckermann, Art. Ehre, in: LexMA, 3, Sp. 1662–1663, zit. Sp. 1662. Vgl. Elisabeth Wechsler, Ehre und Politik. Ein Beitrag zur Erfassung politischer Verhaltensweisen in der Eidgenossenschaft (1440–1500) unter historisch-anthropologischen Aspekten, Zürich 1991, S. 40–61, 72–80. Es galt auch umgekehrt: Ein Gläubiger konnte seinen Schuldner mit Schmähbriefen und Schandbildern behelligen, um sein Geld zurückzubekommen. Vgl. Matthias Lentz, Konflikt, Ehre, Ordnung. Untersuchungen zu den Schmähbriefen und Schandbildern des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (ca. 1350 bis 1600), Hannover 2004, S. 40–43. Vgl. Lackner, Herzog Ludwig IX., S. 409–410. Vgl. von Lori (Hg.), Geschichte des Lechrains, Bd. 2, S. 201–202, Nr. 203, hier S. 201. Vgl. Jean Marie Moeglin, Fürstliche Ehre und verletzte Ehre der Fürsten im spätmittelalterlichen deutschen Reich, in: Klaus Schreiner/Gerd Schwerhoff (Hg.), Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Köln/Wien 1995, S. 77–91, hier S. 90–91.
5.1 Auf symbolischer Ebene
159
Das Ehrkonzept findet sich außerdem gemäß Pierre Bourdieus Theorie zum symbolischen Kapital8 nicht nur in der adlig-ritterlichen Welt wieder, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Gruppen.9 Nicht nur ein Herzog, sondern auch der Stadtrat als Repräsentant einer Bürgergemeinde konnte sich, wie wir im Streit um das Domkapitelstatut gesehen haben, in seiner Ehre verletzt fühlen. Das Thema Ehre verweist über die gesellschaftlichen Gegebenheiten hinaus viel grundsätzlicher auf die Rolle der Kommunikation.10 Wie Elisabeth Wechsler in ihrer anthropologisch-historischen Arbeit über Ehre und Politik bei den Eidgenossen deutlich machte, konnte Ehre erst durch Kommunikation gesellschaftlich relevant werden. Ehre war Norm und Maßstab für gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten und damit synonym mit persönlicher Integrität und gesellschaftlicher Integration.11 Hierdurch unterlag Ehre dem öffentlichen Austrag: In einer gelungenen Kommunikation erwiesen sich die Kommunikationspartner einander die nach den gesellschaftlichen Konventionen festgeschriebene Ehre.12 Die verschiedenen Briefformeln in den Missivbüchern sind nur ein Beispiel für den nuancenreichen, aber stets höflichen Umgang miteinander.13
5.1.2. Ehre, Symbolik und die politische Öffentlichkeit Gerade in Konfliktsituationen drohte die Ehre verletzt zu werden – ein Thema, das in der Forschung zur symbolischen Kommunikation immer wieder aufgegriffen wurde.14 Da die symbolische Kommunikation von einem breiten Symbolbegriff ausgeht, bei dem Worte, Gesten, Handlungen und Gegenstände als komplexe Aussagen in einer stark komprimierten Form verstanden werden, konnte (und kann)
8
9
10
11 12 13 14
Vgl. Werner Fuchs-Heinritz/Alexandra König, Pierre Bourdieu, 2. Aufl. Konstanz/München 2011, S. 171–173. Klaus Schreiner und Gerd Schwerhoff gehen noch einen Schritt weiter und definieren Ehre als „verhaltensleitenden Code“, der als „ein komplexes, höchst wirkmächtiges kommunikatives Regelsystem“ verstanden wird. Damit wurde das Ehrkonzept für die Erforschung jeder gesellschaftlichen Gruppe möglich gemacht, in jeder beliebigen Zeit und Periode. So kann das adlige Selbstverständnis von Ehre neben dem handwerklichen Berufsstolz und der heimischen Ehre stehen, ohne dass sich diese in die Quere kommen. Vgl. Klaus Schreiner/Gerd Schwerhoff, Verletzte Ehre. Überlegungen zu einem Forschungskonzept, in: Schreiner/Schwerhoff (Hg.), Verletzte Ehre, S. 1–28, hier S. 9. Vgl. Martin Dinges, Die Ehre als Thema der historischen Anthropologie. Bemerkungen zur Wissenschaftsgeschichte und zur Konzeptualisierung, in: Schreiner/Schwerhoff (Hg.), Verletzte Ehre, S. 29–62. Einen eigenen Vorschlag, wie das Thema der Ehre – vor allem im Übergang von der Frühen Neuzeit zur Moderne – im städtischen Kontext zu erforschen sei, machte Dinges in: Ders., Die Ehre als Thema der Stadtgeschichte. Eine Semantik im Übergang vom Ancien Régime zur Moderne, in: ZHF 16 (1989), S. 409–440. Vgl. Wechsler, Ehre und Politik, S. 11. Vgl. ebd., S. 110. Vgl. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 110–177. Hierzu Barbara Stollberg-Rilinger, Zeremoniell, Ritual, Symbol. Neue Forschungen zur symbolischen Kommunikation in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: ZHF 27 (2000), S. 389–405.
160
5. Ehre und Ehrerweisung
Kommunikation mehrdeutig sein.15 Wie Gerd Althoff betonte, kommt es auf den jeweiligen Kontext an, wie eine bestimmte Geste oder Handlung zu interpretieren ist. Gleichzeitig wirkt die symbolische Kommunikation, so Althoff, ordnungsstiftend, indem sie soziale und gesellschaftliche Strukturen sichtbar macht.16 Ein gutes Beispiel ist die Sitzordnung am Königshof, die einerseits die Rangordnung, die Beziehungen und den Status des Einzelnen gegenüber anderen veranschaulichte und andererseits im Idealfall genau mit dem Ehrkonzept jedes einzelnen Teilnehmers korrespondierte.17 Hätte beispielsweise ein hochrangiger Adliger am unteren Ende der Tafel, weit vom König entfernt, einen Platz bekommen, so hätte das für diesen einen erheblichen Gesichtsverlust bedeutet. Genau wie sich die symbolische Kommunikation am besten in einem inszenierten und damit öffentlichen Raum zeigt, sind auch die Folgen einer Ehrverletzung in der politischen Öffentlichkeit am größten. Schließlich ging es bei der Ehre nicht nur um die eigene Wertschätzung, sondern besonders um die Art und Weise, wie diese nach außen getragen wurde und wie die Außenwelt darauf reagierte. Die städtischen Gesandten mussten die gesellschaftlichen Konventionen und Höflichkeitsdarbietungen bei Auftritten in der Öffentlichkeit genauestens einhalten. Das Beispiel des Reichstags verdeutlicht das Problem für die städtischen Gesandten. Abgesehen von der Frage, inwiefern Freie und Reichsstädte überhaupt an den Reichstagen teilnehmen durften (nur beratungs- oder auch entscheidungsberechtigt),18 sahen sich städtische Handlungsträger mit der Aufgabe konfrontiert, wie sie wichtige Personen, die gesellschaftlich eine viel höhere Position innehatten, trotz Protokolls und Sitzordnung auf solchen wichtigen Foren kontaktieren konnten. Zur Lösung dieses Problems hatte die städtische Diplomatie zwei Formen der Interessenvertretung entwickelt. Die Öffentlichkeit, in der die städtischen Gesandten auftraten, lässt sich meines Erachtens am besten mit dem Begriff ‚politische Öffentlichkeit’ beschreiben. Bernd Schneidmüller und Martin Kintzinger greifen in der Einführung zum Tagungsband „Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter“19 mehrere Ansätze dazu auf, die auf der Vorannahme basieren, dass die politische Öffentlichkeit als Instrument der Informationsverbreitung in der Gesellschaft gesehen werden kann. Erst nach der dortigen Bekanntmachung sei es möglich gewesen, wichtige Entscheidungen und politische Handlungen durchzusetzen. Die begleitenden Kernbegriffe sind
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Vgl. Gerd Althoff, Art. Zeremoniell und Ritual, in: Melville/Staub (Hg.), Enzyklopädie des Mittelalters, Bd. 1, S. 248–256. Vgl. Marian Füssel/Stefanie Rüther, Einleitung, in: Dartmann/Füssel/Rüther (Hg.), Raum und Konflikt, S. 9–18. Vgl. Bernd Schneidmüller, Inszenierungen und Rituale des spätmittelalterlichen Reichs. Die Goldene Bulle von 1356 in westeuropäischen Vergleichen, in: Ulrike Hohensee/Mathias Lawo/Michael Lindner (Hg.), Die Goldene Bulle. Politik, Wahrnehmung, Rezeption, Bd. 1, Berlin 2009, S. 261–297, hier S. 269ff. Vgl. Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 307–311, hier S. 308. Martin Kintzinger/Bernd Schneidmüller, Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter. Eine Einführung, in: Martin Kintzinger/Bernd Schneidmüller (Hg.), Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter, Ostfildern 2011, S. 7–20.
5.1 Auf symbolischer Ebene
161
wiederum (politische) Kommunikation und Inszenierung.20 In Anlehnung an diese Begriffsfassung wird die politische Öffentlichkeit in dieser Arbeit definiert als der gesamte Bereich politischer Akteure, in dem etwas bekannt (geworden) ist. Diese Arbeitsdefinition ist in Abhängigkeit von der Zahl der politischen Akteure und dem Informationsfluss dehnbar: Sowohl den Städte- als auch den Reichstag kann man als politische Öffentlichkeit verstehen, auch wenn sich Personen und Ausmaß der Entscheidungen erheblich unterschieden haben. Für Teilnehmer großer politischer Treffen galt es, die eigene Position und Ehre gegenüber anderen politischen Akteuren darzustellen. Zeichen einer solchen Inszenierung konnten die Anwendung von bestimmten Symbolen, Gesten sowie Formen der Etikette und Sitzordnungen sein.21 Die reichsstädtische Diplomatie agierte auf zwei Ebenen der Interessenvertretung; sie agierte sowohl innerhalb als auch etwas abseits von der politischen Öffentlichkeit. Zunächst hatten die städtischen Gesandten repräsentative Auftritte, bei denen aber ihr Handlungsspielraum relativ begrenzt war.22 Deswegen mussten sie ihre Fähigkeiten abseits der politischen Öffentlichkeit entfalten. Sie waren ständig auf der Suche nach Türöffnern und Fürsprechern, um überhaupt an den König oder andere Entscheidungsträger heranzukommen. Nur über Kontakte und durch persönliche Treffen konnten die Gesandten tatsächlich über ihr Anliegen reden und verhandeln. Der Bischofsstreit zeigt exemplarisch, wie die Stadt einflussreiche Menschen erreichte, die sich der Augsburger Sache annahmen und für die Stadt warben.
20 21
22
Vgl. ebd., S. 11–12. Vgl. Justin Stagl, Ritual, Zeremoniell, Etikette. Formen der Verhaltensnormierung, in: Jahrbuch für Volkskunde 14 (1990), S. 7–21; Barbara Stollberg-Rillinger, Rituale, Frankfurt/New York 2013, S. 137. Bereits Heinig stellte fest, dass für die Städte eher der tägliche Kontakt am Hof entscheidend war und nicht so sehr „die auf Hoftagen und ‚Reichstagen’ stattfindende Kommunikation“. Heinig, Reichsstädte, S. 26.
162
5. Ehre und Ehrerweisung
5.2 Handlungsträger der städtischen Diplomatie
Auch wenn es zahlreiche Überschneidungen zwischen der adligen und bürgerlichen Welt gegeben hat, spielte der Standesunterschied – insbesondere zwischen Stadt und Hochadel oder kirchlichen Würdenträgern – eine große Rolle. Gerade in der politischen Öffentlichkeit, in der sich die Teilnehmer standesgemäß ins Protokoll einzufügen hatten, ist die Frage berechtigt, wie Augsburger Bürger sich in der Diplomatie geschlagen haben. Eine erste Antwort lässt sich schon erahnen, wenn wir auf den Aufwand und die Zusammenstellung der städtischen Gesandtschaften blicken. Je nach Situation wurden verschiedene werbende Übermittler, Gesandte oder ‚einfache Boten‘ geschickt.23 Anhand der Korrespondenzbücher und Stadtrechnungen wird deutlich, dass die gesellschaftliche Rangordnung, insbesondere wenn es um öffentliche Orte oder Treffen ging, genauestens beachtet wurde. Während in der Anbahnungsphase auch werbende Übermittler wie Jörg Ploß geschickt werden konnten, traten bei offiziellen Treffen nur Bürgermeister und hochrangige Ratsherren auf, die über volle Handlungsvollmacht verfügten und mit der passenden Ausstattung – wie angemessener Kleidung, einer entsprechenden Anzahl von Pferden und wertvollen Geschenken – versorgt wurden.24 Damit war der Standesunterschied zwar nicht aufgehoben, aber die städtischen Gesandten blieben in Sachen Repräsentation und Zeremoniell nicht völlig zurück, und die Stadt konnte sich von ihrer besten Seite zeigen.25 Die zweite Antwort liegt in der schon angedeuteten Anwerbung von Türöffnern und Förderern zur Sicherung der politischen Unterstützung. Um eine Beziehung zu hochrangigen Personen herstellen zu können, mussten die städtischen Übermittler und Gesandten Kontakte über verschiedene Zwischenpersonen aufbauen. Das Wort ‚Förderer’ ist relativ quellennah26 und wird deshalb lieber als die anachronistische Bezeichnung ‚Lobbyist’ verwendet, auch wenn Letztere der Bedeutung sehr nahekommt. Im Folgenden wird gezeigt, auf welchen Handlungsebenen die Stadt via Übermittler, Gesandten und Zwischenpersonen aktiv war und wie sie durch Zwischenpersonen und diskrete Verhandlungen Einfluss auf Entscheidungsträger nehmen konnte.
23 24 25
26
Hierzu Abschnitt 3.3. Vgl. für Augsburg exemplarisch: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 64, f. 3r–3v. Eine ähnliche Hervorgehensweise ist für Venedig belegt. Vgl. Baumgärtner, Die Standeserhebung, S. 35, 49. Z. B. gar fůrdrige und hilflich zu sein (StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 4v, Nr. 13); villeiht ettwas furdrung oder briefe hinein (Ebd., f. 102v–103r, Nr. 521, hier f. 102v).
5.2 Handlungsträger der städtischen Diplomatie
163
5.2.1 Bürger unterwegs in der Diplomatie: Ratsherren, Übermittler und Gesandte Aufgrund der guten Quellenlage lässt sich am Augsburger Bischofsstreit genau aufzeigen, wie sich der diplomatische Apparat der Stadt in Bewegung setzte. Dieser ist über vier Ebenen verteilt:
4. Entscheidungsträger
3. Juristen, Türöffner & Förderer
2. werbende Übermittler & Gesandte
1. Kleiner Rat (Dreizehner)
Abb. 1: Schematische Darstellung der diplomatischen Handlungsträger
(1) Der Kleine Rat (später Dreizehnerausschuss) verschickte Instruktionen, blieb – nahezu täglich (!) – mit den Gesandten in Kontakt und fertigte anhand von neuen Informationen weitere Instruktionen und Briefe aus, welche durch den Stadtschreiber per Brief und Boten weitergeleitet wurden.27 27
Hierzu Abschnitt 3.1.
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5. Ehre und Ehrerweisung
(2) Die werbenden Übermittler und Gesandten, vor allem (ehemalige) Bürgermeister und Ratsherren, pflegten ihre Beziehungen zum Königshof und sollten dort insbesondere Türöffner und Förderer engagieren. Im Bischofsstreit waren die meisten Ratsherren nur mit einzelnen Aufträgen unterwegs und es fungierten nur wenige mehrmals als Gesandte (siehe Tab. 6, Anhang C). So wurden die Bürgermeister Sebastian Illsung und Hans Wieland mehrmals ausgesandt, hauptsächlich zum Konstanzer Konzil,28 wo sie sich auch um andere Streitfälle und Interessen als den Bischofsstreit bemühen mussten.29 Gerade Sebastian Illsung, der in den Anfangsjahren des Bischofsstreits vorrangig die Augsburger Interessen beim Konzil vertrat, wurde später überall eingesetzt: Er hielt die Kontakte zum König, zu Bischof Friedrich und den regionalen Adligen und Städten aufrecht.30 Auch der Ratsherr Hermann Nördlinger wurde 1417 zu Bischof Friedrich sowie später als Bürgermeister mehrmals zum König geschickt.31 Die restlichen Ratsherren wurden nur für einige Missionen oder in einzelnen Jahren, in denen sie das Bürgermeisteramt innehatten oder im Jahr zuvor innegehabt hatten, mit Aufgaben im Interesse des Bischofsstreits betraut.32 Ab Oktober 1418 bestand die Hauptaufgabe der Augsburger Gesandten vorrangig darin, die Informationen über die Fortschritte der Juristen und Förderer an Augsburg und den König weiterzuleiten. Teilweise nahmen die Gesandten damit selbst die Rolle eines Boten ein.33 Unter diesen Bürgermeistern und Ratsherren befand sich keine Person, die während des gesamten Bischofsstreits durchgängig tätig war. Um die ständige Diskontinuität, die durch den jährlichen Ämterwechsel und die berufliche Tätigkeit der Ratsherren bedingt war, auszugleichen, wurde die zentrale und koordinierende Rolle stattdessen von jemandem eingenommen, der kein Ratsherr war. Jörg Ploß war als Ratsdiener für die Weiterleitung der Informationen zwischen Augsburg, den Gesandten, den Juristen und den Förderern verantwortlich und stand den Gesandten helfend zur Seite.34 Bei offiziellen Gesandtschaften stand er nur in zweiter Reihe, aber er durfte abseits der politischen Öffentlichkeit selbständig mit Zwischenpersonen und anderen politischen Akteuren verhandeln.35
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StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 85v–86r, Nr. 392–394; f. 87v, Nr. 400–401; f. 88v, Nr. 404; f. 91v, Nr. 415; f. 168r, Nr. 774. In den Korrespondenzbüchern stehen die Vollmachten und Instruktionen für verschiedene Sachverhalte, in denen Wieland und Illsung ihre Stadt vertreten sollten. Ebd., f. 85v–86r, Nr. 392–394, sind drei verschiedene Vollmachten, datiert auf den 6. Februar 1415, für Sebastian Illsung und Hans Wieland als Vertreter verschiedener Rechtsklagen zu sehen. Zwei Zwischeninstruktionen mit verschiedenen Fällen wurde Mitte Februar 1415 an Hans Wieland geschickt. Ebd., f. 87v, Nr. 400–401. Ebd., f. 95v, Nr. 433; f. 96v, Nr. 437; f. 141r, Nr. 645; f. 152r, Nr. 709; f. 231r, Nr. 1059; f. 233v, Nr. 1068; f. 234v, Nr. 1074; ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 75v, Nr. 377; f. 80v–81r, Nr. 410–411. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 187v, Nr. 862–863; f. 262v, Nr. 1193; f. 264v, Nr. 1204. Siehe Anhang C, Tabelle 6. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 238r–238v, Nr. 1090–1093. Eine kleine Auswahl: Ebd., f. 212v, Nr. 978; f. 214r, Nr. 985; f. 224r–224v, Nr. 1027; f. 231r, Nr. 1059. Weitere Informationen zu Jörg Ploß in Abschnitt 3.3.
5.2 Handlungsträger der städtischen Diplomatie
165
5.2.2 Auswahl und Einsatz von externen juristischen Beratern und Förderern Auch wenn für Augsburg keine Gutachtensammlung wie in Nürnberg oder Schwäbisch Hall überliefert ist 36 – erst von Dr. Konrad Peutinger sind juristischen Tätigkeiten in großem Umfang belegt 37 – darf angenommen werden, dass auch die Augsburger Juristen das Arbeitsfeld der Rechtsgutachten betrieben haben. Eine Analyse der Korrespondenz und Stadtrechnungen ergab, dass der Stadtrat schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts auswärtige Juristen engagierte, die ihre Fähigkeiten und Kenntnisse des kanonischen und/oder römischen Rechts in den Dienst der Stadt stellten. Diese Juristen waren noch nicht, wie einige Jahrzehnte später, in fester Besoldung der Stadt, sondern wurden ad hoc, weil die Situation es erforderlich machte, engagiert. Als Augsburg im Jahr 1418 bemerkte, dass eine für die Stadt günstige Lösung des Bischofsstreits nicht so sehr durch Zusammenarbeit mit dem König, sondern hauptsächlich an der Kurie erreicht werden könnte, sah Augsburg sich dringend nach weiteren Juristen um. Da sich zu diesem Zeitpunkt keine gelehrten Räte in der Stadt befanden, fragte Augsburg seine Gesandten, ob sie Meister Oswald oder einen anderen kundigen Juristen ausfindig machen könnten, der sich der Angelegenheit für Augsburg annehmen könnte.38 Im Laufe des 15. Jahrhunderts durfte Augsburg eine vergleichbare Rechtsanwendung wie Lübeck, Köln oder Nürnberg gekannt haben; schließlich ließ Nürnberg manchmal Gutachten aus Augsburg anfertigen.39 Diese gelehrten Räte sind, zusammen mit den Türöffnern und Förderern, auf der dritten Ebene im Schema dargestellt: (3) Generell setzte der Stadtrat seine gelehrten Räte für dreierlei Zwecke ein: Erstens zur rechtlichen Untermauerung ihrer Ansprüche sowie zur Abwehr von unliebsamen Vorladungen, zweitens zur Durchführung von diplomatischen Missionen und Verhandlungen und drittens in der Nutzung ihrer Kontakte zur Anwerbung von Förderern. Diese externen, meist gelehrten Berater können in zwei Gruppen aufgeteilt werden: Gelehrte Juristen und Türöffner. Die erste Gruppe ging ausschließlich juristisch vor, in dem Sinne, dass sie auf der Basis des römischen und/oder kanonischen Rechts Gutachten erstellten und eventuell auch bei den Verhandlungen vor Ort anwesend waren. Der Augsburger Bischofsstreit am Anfang des 15. Jahrhunderts zeigt, dass der Umgang mit dem kanonischen Recht für Augsburg noch etwas 36 37
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Vgl. Wenisch, Nürnbergs Bedeutung, S. 449. Vgl. Uwe Heckert, „Im Zweifel für die Freiheit“. Ein Mustergutachten Conrad Peutingers zu Bürgerrecht und Bürgeraufnahme im spätmittelalterlichen Augsburg, in: Klaus Schreiner/Ulrich Meier (Hg.), Stadtregiment und Bürgerfreiheit. Handlungsspielräume in deutschen und italienischen Städten des Späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Göttingen 1994, S. 120–144; Hans-Jörg Künast/ Jochen Brüning, Die Bibliothek und der handschriftliche Nachlaß Konrad Peutingers, 2 Bde., Tübingen 2003–2005. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 240v, Nr. 1101: Nun ist ew selber aigenlichen kunt, das wir zudisem maule nicht gelerter Lute jn unser Statte haben, die uns dareine gerauten kůnden was darjnne nach unser notdorft zu tůnd ist. Hierumbe so beuelhen wir ewer liebe, das ir Maister Oswaltz und ander gelerten lute den sollichen sachen kundig syen, und die euch denn bedunke, uns nutzlichen darzu zu sein, Räte phlegent was darjnn vff all wege fürzuwenden sije [...]. Vgl. Isenmann, Recht, Verfassung und Politik, S. 59.
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5. Ehre und Ehrerweisung
ungewöhnlich war. So versuchte die Stadt im Dezember 1419, auswärtige Juristen anzuwerben. Die Stadt fragte, nachdem der Augsburger Bürger Johan Grumbach schon vorgefühlt hatte, Meister Rembotten, Lizentiat im geistlichen Recht, ob er sich für die Augsburger Angelegenheit interessieren könne.40 Da der Jurist nur einmal im Briefregister erwähnt wird, hat er den Auftrag wohl nicht angenommen. Mehr Glück hatte Augsburg mit Meister Johann Hagtoren (bzw. Hagendorn), ebenso Lizentiat im geistlichen Recht, der in den nachfolgenden Jahren regelmäßig in der Korrespondenz vorkommt.41 Zudem sind Meister Augustinus, der als Magister im römischen Recht einige Aufträge für Augsburg erfüllt hat, sowie Meister Laurenz Wendelstein und Meister Nyclausen Zeysselmaister, beide Magister im römischen Recht, belegt.42 Die zweite Gruppe, die oft auch eine juristische Bildung nachweisen konnte, wurde nicht nur für ihre juristische Einschätzung, sondern vorrangig als Türöffner und Unterhändler eingesetzt. Augsburg erwartete, dass diese Juristen aufgrund ihrer Beziehungen und eigenen Ämter, welche sich idealerweise am Hof oder an der Kurie befanden, den Augsburger Gesandten die Türen zu Entscheidungsträgern öffnen würden. Gleichzeitig konnten sie, wie unten noch erörtert wird, über die potenziellen Geldgeschenke verhandeln. Die diskreten Verhandlungen beugten einer eventuellen öffentlichen Bloßstellung vor. Augsburg engagierte somit Juristen, um gezielt an einflussreiche Personen oder Entscheidungsträger heranzukommen und die Augsburger Interessen voranzutreiben. Ganz deutlich ist ein solches Unterfangen bei dem Protonotar Petrus Boleste zu sehen. Aus der Korrespondenz wird deutlich, dass Boleste, ein apostolischer Protonotar und Propst der Marienkirche von Lenczyca,43 durch Peter Fride kontaktiert wurde, da er offenbar beim Papst und seinem Hof gern gesehen war.44 Peter Fride zufolge hätte Boleste zugesagt, Augsburg und dem König gar fůrdrig und hilflich ze sein.45 Auch wenn er in späteren Briefen nicht mehr erwähnt wird und er offenbar doch nicht als Förderer gewonnen werden konnte, wird deutlich, dass Augsburg aktiv nach juristisch geschulten Menschen suchte, die dazu auch noch die richtigen Beziehungen hatten, um Augsburg an der Kurie hilfreich zu sein.
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StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 289v, Nr. 1310. Missive vom 20. Dezember 1419. Ebd., f. 290r, Nr. 1312. Das Anschreiben erfolgte am gleichen Tag wie das von Meister Rembotten. Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 52r, Nr. 238. 1419 wurde Hagtorn für zwei Jahre als Jurist in städtischen Dienst genommen: StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 275, S. 97. Vgl. Brief vom 17. März 1422 über die fehlende Auszahlung des Juristen. Er wurde u. a. zur Kontrolle des Hauptberaters Peter Fride eingesetzt: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 52v, Nr. 239. Zu Wendelstein: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 244v, Nr. 1120–1121. Zu Zeysselmaister: Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 6r, Nr. 16; f. 24v–25r, Nr. 97. Über Zeysselmaister kursierten im Sommer 1418 sogar Gerüchte, er würde eventuell mit der Augsburger Bischofswürde betraut werden, was Augsburg allerdings nicht gerne sah. Vgl. ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 231v–232r, Nr. 1062: Brief an Meister Oswald von Mengersreut vom 1. September 1418. August Franzen, Das Konzil von Konstanz. Beiträge zu seiner Geschichte und Theologie. Festschrift im Auftrag der theologischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau, Freiburg i. Br. 1964, S. 199. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 4v, Nr. 13. Ebd.
5.2 Handlungsträger der städtischen Diplomatie
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Als wahre Türöffner und Unterhändler sind insbesondere Meister Oswald von Mengersreut und Peter Fride zu erwähnen. Die Zusammenarbeit mit Meister Oswald fand über die Kontakte zum Königshof statt, denn König Sigmund schickte ihn im Februar 1414 mit einem Empfehlungsbrief nach Augsburg.46 Der in Leipzig und Prag studierte Magister der Artes47 nahm für Bischof Friedrich das Bistum ein und fungierte anfangs für ihn als Mittelsmann in Konstanz.48 Ab April 1418 wurde er zur Vertretung der Augsburger Interessen im Bischofsstreit auch von der Stadt Augsburg engagiert. Aus einem Brief an Jörg Ploß geht hervor, dass Augsburger Übermittler gezielt mit Meister Oswald über die Beilegung des Bischofsstreits ins Gespräch gekommen waren.49 Der Augsburger Rat beauftragte im April 1418 Jörg Ploß, mit Meister Oswald über die Möglichkeit zu sprechen, die Angelegenheit in Rom nach Augsburgs Wünschen zu beschleunigen.50 Meister Oswald blieb bis zum Jahr 1422 für Augsburg tätig; ab 1419 wurden seine Tätigkeiten mehr und mehr von Meister Peter Fride übernommen.51 Fride war Chorherr in Augsburg und Passau52 und spielte eine maßgebliche Rolle in der Beendigung des Bischofsstreits. Es war seine Aufgabe, die Entscheidungsträger an der Kurie zu beeinflussen und gleichzeitig eine rechtliche Strategie zu entwickeln, wie man Anselm nach kirchlichem Recht vom Augsburger Bischofsstuhl absetzen könnte. (4) Die letzte, höchste Ebene ist die der Entscheidungsträger, also Personen in hochrangigen Positionen, die entweder selbst Entscheidungen treffen oder einen maßgeblichen Einfluss auf die eigentlichen Entscheidungsträger ausüben konnten. Sobald die Türöffner und Förderer einen Kontakt hergestellt hatten, konnte auch eine direkte Kommunikation zwischen dem Augsburger Rat und dem Entscheidungsträger stattfinden. Im Augsburger Bischofsstreit war Kardinal Branda de Castiglioni (1350–1443) ohne Zweifel der wichtigste Entscheidungsträger. Er hatte einen Doktortitel in beiden Rechten erworben, war in den Jahren 1412 bis 1424 Bischof von Wesprim (Ungarn) und seit 1410 päpstlicher Legat in Germanien und seit 1413 in Ungarn. Als Gesandter auf dem Konstanzer Konzil sowie als Legat in den Hussitenkriegen fungierte er als Mittelsmann zwischen dem Papst und dem deutschen König.53 In der Korrespondenz zwischen Augsburg und seinen Gesandten und 46 47
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Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 42v, Nr. 213. Brief vom 28. Februar 1414. Vgl. „Oswald Meyenruter (ID: 1248570028)“, in: RAG, Repertorium Academicum Germanicum (elektronische Ressource), http://www.rag-online.org/gelehrter/id/1248570028 [Stand: 29.12.2015]. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 47v–48r, Nr. 232. Ebd., f. 210r, Nr. 965. Ebd.: hierumbe so bevelhen wir dir ernstlichen das du zů dem obgenanten maister Oswalden gangest und dich mit im von der sache wegen underredest wann wir jm darumbe auch friuntlichen verschriben und jn ernstlichen gepetten haben uns darinne beirautenlich [beratend beizustehen] und furdrige ze sein. Erster bezeugter Brief an Peter Fride im Februar 1419: Ebd., f. 255r, Nr. 1160. Ab dem 25. März 1419 wird Peter Fride für ein Jahr in städtischen Dienst genommen: StadtA Augsburg, Protokolle, Nr. 274, f. 79r. U. a. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 259r, Nr. 1174; ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 52r, Nr. 237. Vgl. Girgensohn, Art. Castiglione. In ihrem Buch über die Kirchenreform im deutschen Reich hebt Studt die Rolle des Kardinals und päpstlichen Legaten Branda hervor: Studt, Papst Martin V., S. 479ff.
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5. Ehre und Ehrerweisung
Beratern wird über die unterstützenden Handlungen eines Kardinals gesprochen, allerdings ohne dass sein Name genannt wurde.54 Da Kardinal Branda de Castiglioni derjenige war, der die Lossprechung vom Kirchenbann angeordnet hatte,55 ist anzunehmen, dass er auch weitere fördernde Maßnahmen angeordnet hatte. Diese Umstände machen die Annahme durchaus wahrscheinlich, dass die Stadt von vornherein versucht hatte, Kardinal Branda de Castiglioni von der Klageschrift gegen Anselm zu überzeugen. In der citatio et inhibitio, die Augsburg vorbereitet hatte und König Sigmund bei der Kurie einreichte, wurde Anselm sein schlechter Lebenswandel angekreidet.56 Er wurde unter anderem des Todschlags beschuldigt.57 Der mächtige Kardinal nahm auch die citatio gegen Anselm mit der Errichtung einer Untersuchungskommission an, die schließlich zur Absetzung des Bischofs führte.58 Bei Johann von Borschnitz,59 dem päpstlichen Referendar und Bischof von Lebus, treten die Beziehungsgeflechte noch deutlicher in der Korrespondenz hervor. So hatte der Bischof im Oktober 1418 einen Brief für den König mitgegeben, den Augsburg an König Sigmund weiterleitete.60 Ende Dezember bedankte sich die Stadt bei Bischof Johann für seine bisherige Hilfe und bat, dass er sich genauso fruntlichen und beygestendicklichen beweysset wie vorher.61 Seine fördernden Handlungen gehen aus mehreren weiteren Anschreiben und Dankbriefen hervor.62
5.3 Nur eine Frage des Geldes?
Die Ehrerweisungen, die dazu dienten, dem Gegenüber den ihm statusgemäß zustehenden Respekt zu zollen, zeigten sich in unterschiedlichen Formen. So wurde die höfliche Anrede zu allen Zeiten, selbst im Konflikt, weitgehend eingehalten. Sogar Absagen wurden höflich formuliert, schließlich musste die Möglichkeit zur Streitschlichtung weiterhin offen gehalten werden.63 Die Anredeformel konnte allerdings, wie die Briefforschung zeigt, je nach Verstimmung variieren und notfalls auf ein Mindestmaß an Höflichkeit herabsinken.64 Eine überaus wichtige Rolle in 54 55 56
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StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 241v–242r, Nr. 1108, 1110. Monumenta Boica 34a, S. 256–268, Nr. 109, hier S. 257–260. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 237v, Nr. 1089; f. 241v, Nr. 1108; ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 4v–5v, Nr. 13–14; f. 6r, Nr. 16. Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 4v, Nr. 13. Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 369. Vgl. über die citatio et inhibitio Abschnitt 5.2.3. Siegmund Wilhelm Wohlbrück, Geschichte des ehemaligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Namens, Berlin 1829, S. 137. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 238r, Nr. 1090. Brief an die Augsburger Gesandten (und Ratsherren) Peter Röchlinger und Hans Rem, datiert auf den 19. Oktober 1418. Ebd., f. 244v, Nr. 1120. Brief vom 24. Dezember 1418. Vgl. ebd., f. 251r, Nr. 1143; f. 262r, Nr. 1189; f. 262v, Nr. 1192. Vgl. Wechsler, Ehre und Politik, S. 118–119. Vgl. Holzapfl, Kanzleikorrespondenz, S. 131ff.
5.3 Nur eine Frage des Geldes?
169
der Diplomatie spielten materielle und finanzielle Ehrerweisungen, deren Verabreichung nicht nur den öffentlichen Umgang miteinander neu bestimmte,65 sondern deren tatsächlicher finanzieller Wert auch den Entscheidungsprozess beeinflusst haben dürfte.66 Im Folgenden wird analysiert, inwiefern Geschenke über ihre lediglich ehrerweisende Bedeutung hinausgingen und als zielbewusster Versuch zur Einflussnahme zu werten sind. Schließlich wird untersucht, wie wirksam finanzielle Fördermittel überhaupt waren. War der diplomatische und rechtliche Erfolg der Stadt Augsburg nur eine Frage des Geldes?
5.3.1 Zwischen Ehrerweisung und Einflussnahme Wie schon angedeutet, galt es für die Gesandten und Berater nicht nur, Beziehungen zu weiteren Förderern und Entscheidungsträgern zu knüpfen, sondern sie sollten ihre Achtung auch mit großen Ehrerweisungen kundtun. Dass die Grenze zwischen bloßer Ehrerweisung und ‚Einflussnahme’ für das späte Mittelalter fließend ist, hat Valentin Groebner schon eindrucksvoll hervorgehoben.67 Anthropologische Forschungsansätze haben bereits aufgedeckt, dass Geschenke auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit (norm of reciprocity) beruhten. Mit dem berühmten Werk Essai sur le don (Englisch: The Gift) verknüpfte der französische Soziologe Marcel Mauss die Soziologie mit der Ethnologie und beeinflusste damit die kulturelle Anthropologie.68 Wichtig war vor allem die Erkenntnis, dass ein Geschenk nicht nur auf sozialen Verpflichtungen beruhte, sondern auch zu weiteren Verpflichtungen führte: Es wurde erwartet, dass der Beschenkte geneigt war – oder sich gar gezwungen fühlte – etwas zurückzugeben.69 Für die mittelalterliche Welt galt jedoch, dass Ehrerweisungen, die in dem oben beschriebenen ‚normalen’ diplomatischen Rahmen blieben, beim Gegenüber wohl kaum den Druck erzeugten, das Geschenk erwidern oder aktiv werden zu müssen. Das Schenken, insbesondere
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Vgl. Mario Damen, Giving by Pouring: the Funktion of Gifts of Wine in the City of Leiden (14th– 16th centuries), in: Jacoba van Leeuwen (Hg.), Symbolic Communication in late medieval Towns, Löwen 2006, S. 83–100. Vgl. Mark Häberlein/Christof Jeggle, Einleitung, in: Mark Häberlein/Christof Jeggle (Hg.), Materielle Grundlagen der Diplomatie. Schenken, Sammeln und Verhandeln in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, Konstanz 2013, S. 11–30. Valentin Groebner, Gefährliche Geschenke. Ritual, Politik und die Sprache der Korruption in der Eidgenossenschaft im späten Mittelalter und am Beginn der Frühen Neuzeit, Konstanz 2000. Am bekanntesten wurde die englische Übersetzung: Marcel Mauss, The Gift. Forms and Functions of Exchange in archaic societies, London 1954. Die Studie wurde allerdings im Essentiellen schon 1925 in einem Aufsatz veröffentlicht: Ders., Essai sur le don. Forme et raison de l’échange dans les sociétés archaïques, L’Année Sociologique, n. s. 1 (1925), S. 30–186. Später auch in deutscher Übersetzung: Ders., Die Gabe. Die Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, Übers. v. Eva Moldenhauer, Frankfurt a. M. 1968. Einen Überblick über die wichtigsten „klassischen“ Texte sowie einige neuere Forschungsansätze zum Thema Reziprozität bietet Aafke E. Komter, The Gift. An interdisciplinary perspective, Amsterdam 1996.
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5. Ehre und Ehrerweisung
das Weingeschenk, gehörte zum diplomatischen Alltag. Ehrerweisungen waren Respektbezeugungen, Mittel zur Pflege politischer Beziehungen und – in gewissen Fällen – auch Ausdruck der Macht.70 Wie in anderen Städten des späten Mittelalters auch, wurden die Geschenke in den Augsburger Stadtrechnungen penibel festgehalten.71 Die Augsburger Quellen zeigen zwei Formen der Ehrerweisung auf: Einerseits gab es Geschenke, die sich gut eigneten, um die politischen Kontakte zu pflegen, sich für die Gastfreundschaft zu bedanken oder städtische Handlungsträger für ihre Mühen zu entschädigen.72 Auch besondere Geschenke wie große versilberte Trinkgefäße, die bei speziellen Anlässen geschenkt wurden, gehörten dazu. Andererseits gab es Geschenke, die unangemessen zu sein schienen, weil sie den Eindruck erweckten, in keinem Verhältnis zu den ‚normalen’ Geschenken zu stehen. Es sind insbesondere hohe Geldbeträge, die in der Korrespondenz fast beiläufig erwähnt und in den Stadtrechnungen nicht klar deklariert wurden. Aus heutiger Sicht wirken viele, wenn nicht die meisten, solcher Ehrerweisungen wie Bestechung und Korruption. Die Frage, inwiefern die Zeitgenossen hochwertige Geldgeschenke mit ‚Korruption’ konnotierten, lässt sich – wenn überhaupt – nur mit einer gewissen Ambivalenz beantworten. Großzügiges Schenken gehörte in den Augen der Zeitgenossen eben zur Politik. Wie Groebner argumentiert, enthalten aber gerade die heimlichen Geschenke Hinweise auf ‚korruptes’ Verhalten.73 Da dieses Verhalten im späten Mittelalter vielseitiger bewertet wurde als heutzutage, werden im Folgenden lediglich die neutralen Begriffe ‚Einflussnahme‘ und ‚Fördermittel‘ verwendet. Trotzdem ist die Frage berechtigt, ob die Stadt hohe Geldsummen zielbewusst zur Einflussnahme in Konfliktfällen eingesetzt hat. Zuerst wird anhand von mehreren Geschenkkategorien die Augsburger Praxis des Ehrerweisens analysiert. In einem weiteren Schritt wird dargelegt, was Augsburg für welche Handlungen bezahlt und inwiefern dies bei der Durchsetzung der städtischen Ziele geholfen hat.
5.3.2. Weingeschenke und kleine Gefälligkeiten Valentin Groebner hat in seiner Studie auf den besonderen Wert der „flüssigen Gaben“ hingewiesen.74 Das Weingeschenk ist das am häufigsten aufgelistete Geschenk und verweist auf die große Bedeutung des gemeinsamen Trinkens. Auch für Augsburg sind in den Stadtrechnungen unzählige Weingeschenke und ähnliche Gaben
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Vgl. Groebner, Gefährliche Geschenke, S. 52–55. Ebd., S. 45–49. Vgl. Fuchs/Scharf, Nürnberger Gesandte, S. 308–314. Vgl. Über das Schenkverhalten der Städte Nürnberg und Augsburg im späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit: Harriet Rudolph, Fürstliche Gaben? Schenkakte als Elemente der politischen Kultur im Alten Reich, in: Häberlein/Jeggle (Hg.), Materielle Grundlagen der Diplomatie, S. 79–102. Vgl. Groebner, Gefährliche Geschenke, S. 52. Vgl. ebd., S. 30ff., 195ff. Ebd., S. 51ff.
5.3 Nur eine Frage des Geldes?
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wie Trinkbecher oder verzierte Trinkgefäße verbucht worden.75 So gesehen ist sogar das Trinkgeld, das einfache Boten oder Diener bekamen, wenn sie einen guten Dienst geleistet hatten, eine vereinfachte und der Rangordnung entsprechende Form des Weingeschenks. Die Stadt Augsburg verschenkte Wein im Grunde an jeden, der mit dem Stadtrat und der Augsburger Politik zu tun hatte: Ob König, Adliger, Bischof, Gesandter, neu gewählter Ratsherr oder städtischer Bediensteter, alle bekamen Wein geschenkt.76 Unterschiede sind höchstens im finanziellen Wert (Menge, Qualität) des Weingeschenks bemerkbar. So wurden für den Ratsschreiber von Nördlingen wie auch für den Bürgermeister von Speyer Weingeschenke im Wert von 5 Groschen und 2 Pfennigen aufgelistet; Bischof Peter von Schaumberg bekam dagegen, als er gerade von seiner Romreise zurückkam, einen vergulten kopff und ein Weingeschenk von über 11 Pfund.77 Zu wichtigen kirchlichen Festen wurde der Bischof von Augsburg mit kleineren Ehrerweisungen wie Wein und Fisch bedacht.78 In einer ähnlichen Kategorie sind die kleinen Gefälligkeiten und anlassbedingten Geschenke aufzulisten, welche städtische Gesandte anderen politischen Akteuren erwiesen. So wurde Herzog Albrecht von Bayern-München ein berittener Söldner mitgegeben, als er sich auf den Weg nach Straubing machte.79 Auch kleinere Geldbeträge, wie offene Rechnungen bei Wirtshäusern, wurden bezahlt, um die Beziehung zum Verhandlungspartner zu pflegen. Die Ratsherren Heinrich Langenmantel und Thomas Oheim beglichen im Jahr 1458 auf ihrer Reise nach Bayern-München eine Rechnung von 28 Gulden und 4 Schillingen, die Johann, der spätere Herzog von Bayern-München (r. 1460–1463), verzehrt hatte.80
5.3.3. Geldgeschenke Wie für Augsburg festgestellt werden kann, ist die Größenordnung der Beträge maßgebend für den Unterschied zwischen offiziellen und heimlichen Ehrerweisungen. Der oben erwähnte Johann von Bayern-München bekam zum Beispiel im gleichen Jahr 150 Gulden von Augsburg geschenkt.81 Der Augsburger Rat bot zur Hochzeit des Markgrafen Albrecht von Brandenburg 200 Gulden mitsampt ainer vergüllten schawr verdekt an; hinzu kamen noch weitere Gaben für die Braut und einige pro-
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In den Baumeisterbüchern war schon Anfang des 15. Jahrhunderts ein getrennter Ausgabenposten für Geschenke entstanden. 1418 wurden die Geschenke noch unter Generalia verbucht (vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 26, f. 39r–39v), 1421 waren sie allerdings schon als eigene Kategorie geführt (ebd., Baumeisterbücher, Nr. 28, f. 34r–36r). Ähnliches galt für die Stadt Leiden: Damen, Giving by Pouring. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 48, f. 38r. Beispielsweise: Ebd., Baumeisterbücher, Nr. 37, f. 43v; ebd., Baumeisterbücher, Nr. 38, f. 71r. Ebd., Baumeisterbücher, Nr. 56, f. 71v. Ebd., f. 48r. Ebd.
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5. Ehre und Ehrerweisung
minente Hochzeitsgäste.82 Für den heutigen Betrachter wirken solche Geschenke vielleicht etwas befremdlich, aber für die Zeitgenossen gehörte das Schenken von solchen Gegenständen an hochrangige Personen, besonders bei speziellen Anlässen wie einer Fürstenhochzeit, zur Politik der Ehrerweisung.83 Die Beträge, die im Zusammenhang mit zwei Augsburger Konfliktfällen genannt wurden, stehen hierzu in einem auffälligen Gegensatz. Sowohl beim Bischofsstreit als auch im Streit um das Domkapitelstatut wird in den Briefen über große Geldsummen, das heißt: über 1.000 Gulden, gesprochen, welche die Gesandten und Berater bei der Bearbeitung der Angelegenheit an der Kurie verwenden konnten. Im Folgenden wird dem nachgegangen, wie offen die Geldsummen erwähnt wurden und ob sie im Zusammenhang mit einer Gegenleistung standen. Die Frage geht von Groebners These aus, dass die Art und Weise von Rechnungslegung und Erwähnung etwas über die Normalität der Geschenke aussagt.84 Eine erste Schwierigkeit tut sich allerdings bei der Frage auf, was genau mit solchen Beträgen bezahlt wurde. So mussten in der Regel mit dem Geld, das Gesandte mit auf den Weg bekamen oder das ihnen zusätzlich zugeschickt wurde, sowohl die eigene Entlohnung und Kosten für die Verpflegung als auch die Ehrerweisungen und Förderungen bezahlt werden. In einem Brief an Peter Fride erklärte Augsburg deutlich, dass er jetzt 300 rheinische Gulden erhalte, der hundert gulden ewchselber an ewer sollde zugehorend, das ir dester williger sein wöllend und die zway hundert gulden ußzegeben nach ewern trewen und unserm nůtz und notdurfft.85 Auch hier sind Mittel zur Förderung vorgesehen, aber sie fallen viel niedriger aus als die großen Summen und waren wahrscheinlich als Fördermittel im Kontakt zu rangniedrigen Personen gedacht, wie Schreiber und Bedienstete, die nützliche Informationen liefern konnten.86 Eine genaue Auflistung des Nürnberger Gesandten Niklas Muffel macht klar, dass Beträge in der Größenordnung von einigen Hundert Gulden durchaus die gängigen Gesandtenkosten waren.87 Schließlich waren die Gesandten oft mit mehreren Knechten und Pferden unterwegs, für die sie die Unterbringung und Verpflegung bezahlen mussten. Sowohl im Augsburger Bischofsstreit als auch im Konflikt um das Domkapitelstatut waren die Gesandtschaftskosten in manchen Jahren so hoch, dass die Unkosten in einem gesonderten Posten in der Stadtrech-
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Ebd., Baumeisterbücher, Nr. 55, f. 1r. Zink hat allerdings eine andere Version über die Geschenke für die Hochzeit: Zink, Chronik, S. 225. Vgl. Groebner, Gefährliche Geschenke, S. 24–25. Vgl. ebd., S. 30ff., 195ff. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 24v, Nr. 96, ohne Datierung. Vgl. ebd., f. 92r–92v, Nr. 473: Brief vom 17. Dezember 1422 an Peter Fride mit weiteren 150 Gulden; ebd., f. 163v, Nr. 771: Brief vom 20. Januar 1424 an Peter Fride mit weiteren 200 Gulden. Vgl. Groebner, Gefährliche Geschenke, S. 230–231. Peter Moraw bezeichnete diese Situation treffenderweise als „Mitunternehmertum“ der Beamten, da diese ihre Beziehungen spielen lassen mussten und für diese Leistung auch entlohnt wurden. Vgl. Diskussion, in: Schnur (Hg.), Die Rolle der Juristen, S. 316–317; Peter Moraw, Über Patrone und Klienten im Heiligen Römischen Reich des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit, in: Antoni Mączak (Hg.), Klientelsysteme im Europa der Frühen Neuzeit, München 1988, S. 1–18, hier S. 4. Vgl. Fuchs/Scharf, Nürnberger Gesandte, S. 307.
5.3 Nur eine Frage des Geldes?
173
nung aufgelistet wurden.88 Die hohen Geldbeträge für Gesandtschaftsreisen sind auch in Anbetracht der Tatsache zu sehen, dass Gesandtschaften oft monatelang dauern konnten. So hatte sich die Stadt für eine Botschaft beim Papst und beim König, die Augsburg 1419 verschickte, 1.000 Gulden von dem Nürnberger Bürger Wilhelm Rummel geliehen.89 Im Jahr 1422 trieb die Stadt, durch Geldleihen ihrer Ratsherren, insgesamt 1.680 Gulden zur Förderung der Sache in Rom auf.90 Auch Leonhard Langenmantel von Radaw bekam im Jahr 1451 immerhin 1.000 Gulden mit, als er Friedrich III. auf seiner Krönungsreise begleitete.91 Das Thema Geld wurde häufig in den Zwischeninstruktionen an die Gesandten erwähnt. Meist fehlen allerdings genauere Angaben, was mit dem Geld gemacht werden sollte, was darauf hindeutet, dass dieses Thema nicht offen behandelt wurde. So wurden in der Korrespondenz über den Bischofsstreit mehrmals hohe Geldbeträge erwähnt.92 Am 12. April 1418 ließ der Augsburger Rat Meister Oswald ausrichten, der Rat sei bereit, 1.000 Gulden oder mehr auszuleihen. Was genau mit dem Geld gemacht werden sollte, erfahren wir allerdings nicht.93 In einem zeitgleich ausgestellten Brief an Jörg Ploß wurde der Rat etwas deutlicher: doch sye versehenlichen uns werde ain anderer dann der Nenninger zů Byschoffe gegeben, der uns wolgefellige sye und uff den wir nichtes bedürffen zulegen; Es wäre denn by tusent guldin ze leyhen.94 Nur zwischen den Zeilen lässt sich lesen, dass die Stadt Geld zur Verfügung stellen (verleihen) würde, um die päpstliche Ernennung Friedrichs zu bewirken. Auffällig ist, dass hier die bereits erwähnte Option der Geldleihe erwähnt wurde.95 Erst zwei Wochen später, als ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch lag, wurde die Sache detaillierter formuliert. Es ist einer der sehr wenigen Briefe, die derartig konkret über eine Einflussnahme mithilfe finanzieller Mittel sprechen. Der Brief bezeugt, dass der spätere Bürgermeister Conrad Vögelin von Konstanz nach Augsburg gekommen war und von den Verhandlungen berichtet hatte, die Hans Rem und 88
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So ist 1422 für den Bischofsstreit eine Kategorie vff die sach gen Rom notiert, für die Kosten in Höhe von insgesamt 2.717 Gulden (rh.) und 280 Dukaten entstanden waren. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 29, f. 27r. Die Rechnungsschreiber machten in den Jahren 1483–1487 sowie 1489 auch einen gesonderten Posten, als die Stadt gegen das Domkapitel vorging: Ebd., Baumeisterbücher, Nr. 76, f. 39r–39v (über 140 Gulden); ebd., Baumeisterbücher, Nr. 77, f. 37r–38r (nahezu 1.200 Gulden); ebd., Baumeisterbücher, Nr. 78, f. 33r–33v (über 3.500 Gulden); ebd., Baumeisterbücher, Nr. 79, f. 37r–38v (über 3.600 Gulden); ebd., Baumeisterbücher, Nr. 80, f. 38r–38v (über 530 Gulden); ebd., Baumeisterbücher, Nr. 82, f. 42r–42v (nahezu 4.600 Gulden). Die Stadt schrieb einen Brief an Rummel und bot an, die Summe bis zur Frankfurter Herbstmesse zurückzuzahlen. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 278r, Nr. 1260. Die Ratsherren Bartholomäus Welser (1.300 Gulden), Sebastian Illsung (600 Gulden) und Jos Cramer (780 Gulden) hatten sich dieses Geld in Frankfurt geliehen. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 29, f. 27r. Ebd., Baumeisterbücher, Nr. 48, f. 56r. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 210r–210v, Nr. 965–966; f. 212v, Nr. 978; ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 19r, Nr. 70–71; f. 26r, Nr. 102; f. 80v–81r, Nr. 411; f. 92r–92v, Nr. 473; f. 140v–141v, Nr. 682; f. 141v, Nr. 685; f. 163v, Nr. 771. [...] und wollen auch vff das ob es not beschäch gerne Tusent guldin oder mer darleyhen wenne wir des versichert werden zůbeschehen, ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 210v, Nr. 966. Ebd., f. 210r, Nr. 965. Vgl. hierzu die Geldleihe an König Sigmund im Jahr 1418, siehe Abschnitt 4.1.1.
174
5. Ehre und Ehrerweisung
Jörg Ploß mit zwei Gesandten des Königs geführt hatten. Vorgeschlagen wurde, den König im Wert von 7.000 Gulden zu beschenken, um mit seiner Hilfe Friedrich von Grafeneck auf den Augsburger Bischofsstuhl zu verhelfen. Der Rat erklärte sich einverstanden, stellte aber einige Bedingungen: So müsste Bischof Friedrich das Bistum immer noch haben wollen; der Papst diesen offiziell als Bischof konfirmieren, und alle Güter und Schlösser müssten von Papst und König eingeantwort werden, damit das Bistum nicht von einem anderen Kandidaten eingenommen werden könnte.96 Der Plan schlug allerdings fehl: Papst Martin V. benannte kurz darauf, zur großen Bestürzung der Stadt, Anselm von Nenningen zum Augsburger Bischof und bestätigte damit die Entscheidung seines Vorgängers Johannes XXIII.97 Für das Jahr 1418 sind jedoch, ohne weitere Datierung, mehr als 350 Gulden umb sein dienst und kostgelt an Meister Oswald verzeichnet.98 Offenbar hatte Oswald seine Arbeit nach Zufriedenheit des Augsburger Rates verrichtet, was darauf hindeutet, dass dieses Geld nach der erfolgreichen Aufhebung des Bannes (im Oktober 1418) ausgezahlt worden ist. Ein weiterer Versuch, mit Hilfe von Geldgeschenken Einfluss auf die Beendigung des Bischofsstreits zu nehmen, geht aus zwei Briefen an Nürnberg im Juli 1421 hervor. Augsburg hatte sich im Vorfeld zwei Geldwechselbriefe (im Wert von 5.000 und 2.000 Gulden) bei dem Nürnberger Bürger Wilhelm Rummel besorgt, das Geld aber nicht benötigt.99 Dass derartige Transaktionen doch nicht stattfanden, hatte wohl zwei Gründe. Erstens beteiligte sich auch die gegnerische Partei am Anwerben von Förderern, was offenbar in dem letztgenannten Beispiel der Fall war. Augsburg sei darinne durch ernstlich botschafft und brieve, des Cardinals Placentim und auch der kůrfürsten und Ertzbyschoff [...] und ander gehindert, dass die Enthebung Anselms durch eine Versetzung nicht geklappt hatte.100 Eine Wende kam im September 1422, als König Sigmund auf dem Reichstag in Nürnberg für die Absetzung Anselms warb und zwei der wichtigsten Gegner, nämlich Erzbischof Konrad von Mainz und Kardinal Placentius, von der Augsburger Angelegenheit überzeugte. Sie sollen beide dem König versprochen haben, dass sie sich Anselms Sache nicht mehr annehmen würden.101 Da in den darauffolgenden Zwischeninstruktionen an die Augsburger Gesandten und Juristen vieles mündlich ausgerichtet wurde, sind die Aufträge an die Gesandten für den heutigen Betrachter nicht mehr genau zu fassen. Jedenfalls wurde im Laufe des Jahres 1423 deutlich, dass der Bischofsstreit fast beendet war
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StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 212v, Nr. 978. Ebd., f. 214r, Nr. 985; Fink, Repertorium Germanicum, Bd. 4/1, S. 118; Zoepfl, Geschichte des Bistums, S. 366. Vgl. StadtA Augsburg, Literaliensammlung, Karton 1: Brief Bischof Friedrichs an Bürgermeister Sebastian Illsung vom 14. April 1418. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher, Nr. 26, f. 53r. Vgl. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 19r, Nr. 70–71, Missiven vom 16. Juli 1421. Brief Nr. 70 wurde stark überarbeitet und in der Form nicht verschickt, dafür aber Nr. 71. Ebd., f. 26r, Nr. 102: Brief vom 12. September 1421 an Fritz Burggraf und Jörg Ploß mit dem Auftrag, die Sache so dem König zu schildern. Ebd., f. 78r–78v, Nr. 397. Brief vom 13. September 1422 an Peter Fride.
5.3 Nur eine Frage des Geldes?
175
und es nur noch galt, den Beschluss der Kommission umzusetzen.102 Am 7. Oktober 1423 traf die päpstliche Bulle mit der Absetzung Anselms ein. Noch am gleichen Tag schickte die Stadt einen Boten mit 5.000 Dukaten zu Peter Fride, um die Kosten zu begleichen, die er zur Beendigung des Bischofsstreits aufzuwenden hatte.103 Zweitens stellte die Stadt Augsburg, wie in dem Beispiel bezüglich der 7.000 Gulden, klare Bedingungen für die Verwendung von hohen Geldbeträgen. Diese erforderten eine Gegenleistung, denn die Stadt wollte Beträge in dieser Größenordnung nur ausgeben, wenn sie damit ihr Ziel wirklich erreichen konnte. Von dem Nürnberger Gesandten Niklas Muffel ist bekannt, dass er „seine Vorstellungen über eine Staffelung der materiellen danckperkeit Nürnbergs“ besprach und den Preis „vom Procedere des Gerichts“ abhängig machte.104 So schrieb Dr. Paul Koler, der Augsburger Berater für den Domkapitelstreit in Rom, im Juni 1487 über die Möglichkeit, eine Einigung mit fünf Domherrenpfründen für Augsburger Bürgersöhne zu erzielen. Aus dem Gespräch mit dem Erzbischof von Konstanz sei hervorgegangen, dass sein hailigkait die richtung vff funf Augspurger kind lut [...] geben wöll.105 Allerdings enthielt dieser Vorschlag keine Klausel über die Zustimmung der Kardinäle. Der Augsburger Rat trug ihrem Berater auf, der Frage nachzugehen, ob diese Klausel auch in die Bulle mit aufgenommen werden könnte.106 Von den 3.000 Dukaten, die Paul Koler in Rom zur Verfügung standen, hatte er nur noch 2.100 übrig. Der Rat schrieb dazu: wir werden auch uß ewern brief ferrer bericht, das vber das ußgeben vmb die Bull der vasten speyß vnnd annders so bisher ußgeben ist [...] noch zwaytausent vnnd hundert ducaten vorhannden syen.107 Er sollte versuchen, seinen Auftrag für 2.100, höchstens aber 3.000 Dukaten vnnd nit daruber, zu erledigen.108 Dieser Vorschlag schlug allerdings fehl. Augsburg versuchte es danach weiter mit dem gerichtlichen Weg, den die Stadt bereits vorher eingeschlagen hatte.
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Vgl. ebd., f. 92r–92v, Nr. 474; f. 102r–103r, Nr. 519–521; f. 112r–112v, Nr. 560; f. 117r, Nr. 577–578; f. 130v, Nr. 636; f. 135v–136r, Nr. 659. Ebd., f. 140v–141v, Nr. 682: als zů unser notdurft ußgegebenn Als ir uns geschriben habt. Christine Reinle, Zur Gerichtspraxis Kaiser Friedrichs III., in: Heinig (Hg.), Kaiser Friedrich III. in seiner Zeit, S. 317–353, hier S. 351. StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VIIIc, f. 72v–73v, Nr. 121, hier f. 72v. Ebd. Ebd., f. 72v–73r. Ebd.
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5. Ehre und Ehrerweisung
5.4 Zusammenfassung
Die Einhaltung von Rangordnung und Zeremoniell führte dazu, dass die städtischen Gesandten innerhalb der politischen Öffentlichkeit einen beschränkten Handlungsspielraum besaßen. Anhand des Bischofsstreits konnte aufgezeigt werden, dass sich die städtische Diplomatie auf zwei verschiedenen Ebenen bewegte: Einerseits traten städtische Gesandte repräsentativ in der politischen Öffentlichkeit auf, andererseits bewegten sie sich abseits dieser Öffentlichkeit, indem sie diskrete Verhandlungen mit Förderern führten. Eine schematische Darstellung verdeutlichte, wie die Stadt Augsburg durch den Einsatz von Gesandten, Juristen, Türöffnern und Förderern Einfluss auf Entscheidungsträger nehmen konnte. Der Rat sandte Übermittler und Gesandte aus, die Zwischenpersonen für die Augsburger Sache engagieren mussten. Eine kleine Gruppe aus den von Augsburg bezahlten Juristen und Türöffnern wurde, wie Meister Oswald, zum Berater und Spezialgesandten. Sie traten selbst in eine enge Beziehung zum Augsburger Rat und versuchten, mit wichtigen Entscheidungsträgern in Kontakt zu kommen. Die Diskretion ermöglichte Verhandlungen zwischen verschiedenen Ständen, da der Ranghöhere so keinen Ehrverlust in der politischen Öffentlichkeit befürchten musste. Externe Berater wie Oswald von Mengersreut und Peter Fride knüpften nicht nur Beziehungen zu weiteren Förderern und Entscheidungsträgern, sondern mussten sich auch eine Strategie überlegen, um die gewünschte Gegenleistung zu erhalten. Anhand von zwei Fallstudien konnte aufgezeigt werden, wie die Stadt Augsburg ihren Juristen und Beratern an der Kurie Geldsummen von über 1.000 Gulden schickte. Es sind große Summen von 2.000, 3.000 oder 7.000 Gulden, die mit einer vorher ausgehandelten Gegenleistung und Förderung verbunden waren. Anders als beispielsweise Weingeschenke sind derartige Beträge als zielgerichteter Versuch zur Einflussnahme zu werten. Auch die kleineren Geldbeträge von mehreren hundert Gulden, die Gesandte und Berater als Lohn, Reisekostenerstattung, zum Verzehr und als Fördermittel bekamen, heben sich deutlich von den hohen Geldbeträgen ab, an die eine genaue Gegenleistung gekoppelt war.
6. ENTWICKLUNGSTENDENZEN DER AUGSBURGER DIPLOMATIE. ZUSAMMENSCHAU
Nachdem die drei Themenkomplexe zu Korrespondenz, Strategien und Ehrerweisungen untersucht worden sind, sollen nun die verschiedenen Bereiche zu einer umfassenden Analyse zusammengeführt werden. Die Augsburger Diplomatie hatte einige Fälle auf beeindruckende Art und Weise gemeistert, in denen Ansätze der späteren frühneuzeitlichen ‚professionellen’ Diplomatie zu erkennen sind. In einem ersten Schritt gilt es, diese Entwicklung zu charakterisieren (Abschnitt 6.1); im zweiten Schritt werden die Maßnahmen und Strategien miteinander verglichen. Auf die Fallstudien rückblickend ist hierbei zu ermitteln, welche Möglichkeiten sich bei den jeweiligen Kontrahenten und/oder Verhandlungspartnern aufzeigten und an welchem Punkt die städtische Diplomatie an ihre diplomatischen, rechtlichen und finanziellen Grenzen stieß (Abschnitt 6.2). Danach ist zusammenfassend zu fragen, wie Augsburg mit den verschiedenen Konfliktpartnern umgegangen ist. Konkret: Setzte die Stadt bei Auseinandersetzungen mit dem Augsburger Bischof andere Strategien ein als bei jenen mit den bayerischen Herzögen (Abschnitt 6.3)? Schließlich soll die Untersuchung mit einem Fazit (Abschnitt 6.4) und einer englischen Zusammenfassung (Abschnitt 6.5) abgerundet werden.
6.1 Optimierung und Spezialisierung der städtischen Diplomatie
Da sich die Professionalisierungsdebatte vorrangig am Kriterium der entstehenden Expertenberufe – vor allem der Juristen – orientierte, wird in dieser Studie von Spezialisierung und Optimierung gesprochen.1 1
Zu den Expertenberufen: Dietrich Rüschemeyer, Professionalisierung: Theoretische Probleme für die vergleichende Geschichtsforschung, in: GuG 6/3 (1980), S. 311–325. – Zu den Juristen: Rainer Christoph Schwinges, Zur Professionalisierung gelehrter Tätigkeit im deutschen Spätmittelalter, in: Boockmann/Grenzmann/Moeller/Staehelin (Hg.), Recht und Verfassung, Bd. 2, S. 473–493; Jürgen Miethke, Studieren an mittelalterlichen Universitäten. Chancen und Risiken. Gesammelte Aufsätze, Leiden 2004, S. 198; Hans Schlosser, Vom Rechtskundigen zum gelehrten Juristen. Die Professionalisierung des Juristenstands in Deutschland im Mittelalter, in: Jörg Wolff (Hg.), Kulturund rechtshistorische Wurzeln Europas. Arbeitsbuch, Mönchengladbach 2005, S. 103–118. Innerhalb
178
6. Entwicklungstendenzen der Augsburger Diplomatie
Die Augsburger Fallstudien zeigen das Bestreben nach ständiger Optimierung der Diplomatie, indem der Rat versuchte, die Konflikte im Augsburger Interesse zu lösen und die passenden Strategien einsetzte. Je nach Situation und Interessenlage wurden die Augsburger Belange mit mehr oder weniger hohem Aufwand (wie Gesandte, Einflussnahme durch Beziehungen, finanzielle Mittel) vorangetrieben. Die vorgestellten Fallstudien im 15. Jahrhundert weisen auf zwei Aspekte hin: Einerseits war die Diplomatie für den Augsburger Rat eine tägliche Routine geworden, die er gut beherrschte, andererseits musste er sich den Gegebenheiten anpassen und eventuell auch neue Strategien entwickeln. Für den Bischofsstreit musste die Stadt zuerst Kontakte nach Rom knüpfen sowie Juristen suchen, die sich mit dem kanonischen Recht auskannten. Diese Erfahrung wird Augsburg bei späteren Konfliktfällen mit geistlichen Akteuren geholfen haben. Zudem ermöglichte eine Spezialisierung der Augsburger Handlungsträger der Stadt, sich auf die rasch ändernden Bedingungen der generellen Diplomatie im Reich einzustellen und sich ihnen anzupassen. Wie Kluge hervorhebt, erforderten neue Umstände kleinere Verwaltungsänderungen, die einige Generationen später als normal empfunden wurden.2 Eine Verrechtlichung ist für das 15. Jahrhundert sowohl in der Augsburger Verwaltung als auch in der Diplomatie selbst zu beobachten. Da die Kanzlei als Schaltstelle zwischen ratsinternen Entscheidungen und externer Kommunikation fungierte und die Stadtschreiber diplomatisch tätig waren, wurde sie im Laufe des 15. Jahrhunderts mit Stadtschreibern besetzt, die eine juristische Ausbildung oder gar Promotion absolviert hatten (vgl. Abschnitt 3.1). Parallel dazu nahm die Anzahl der gelehrten Juristen zu, die zur allgemeinen Beratung oder als Ratskonsulenten zu einem spezifischen Fall herangezogen wurden. Die Spezialisierungstendenzen in der Augsburger Diplomatie lassen sich zudem durch verwaltungs- und ratsinterne Entwicklungen aufzeigen: So wurden seit den 1420er-Jahren nicht nur die individuellen Gesandtenkosten ausgezahlt, sondern auch ein allgemeines Reitgeld als Aufwandsentschädigung eingeführt. Es sollte vermeiden, dass die Gesandten vorzeitig ihre Mission abbrachen, um sich ihrem eigenen Lebensunterhalt zu widmen. Da die Gesandtschaften, speziell am Hof, sehr lange dauern konnten, wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ratsnahe Personen als offizielle Gesandte in ein Dienstverhältnis mit einer jährlichen Entlohnung gebracht. Dieser Schritt ermöglichte, dass die Gesandten bis zum Ende ihrer Mission (und darüber hinaus) den Augsburger Interessen nachgehen konnten. Somit
2
der Stadtgeschichte wurde diskutiert, inwiefern auch in der Verwaltung und der Ratsorganisation von spätmittelalterlichen Städten von einer Professionalisierung die Rede sein kann. Vgl. Wolfgang Herborn, Entwicklung der Professionalisierung der politischen Führungsschicht der Stadt Köln, in: Günther Schulz (Hg.), Sozialer Aufstieg. Funktionseliten im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, München 2002, S. 29–47; Peter Fleischmann, Professionalisierung oder Ausschluß von Führungsschichten in der Reichsstadt Nürnberg?, in: Schulz (Hg.), Sozialer Aufstieg, S. 49–71. – Zur Spezialisierung: Die meisten Beiträge in dem Tagungsband ‚Spezialisierung und Professionalisierung’ bevorzugten für die städtische Diplomatie ebenso den Begriff Spezialisierung anstatt Professionalisierung. Vgl. Jörg/Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung. – Zum Begriff der „Optimierung: Ich bedanke mich bei Frau Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner für die anregende Wortwahl, welche dieses Phänomen sehr treffend bezeichnet. Vgl. Kluge, Die Macht des Gedächtnisses, S. 362.
6.2 Strategien im Vergleich
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übernahmen Berufsgesandte einen wichtigen Teil der Arbeit und garantierten eine höhere Kontinuität der Gesandtschaftsmission und Beziehungspflege. Dies ging mit einer dritten Änderung einher: Die Stadt hatte innerhalb des Untersuchungszeitraums immer mehr eigene Beziehungsgeflechte aufgebaut. Der Konflikt um das Domkapitelstatut zeigte, dass Augsburg am Ende der Untersuchungsperiode über sehr gute Kontakte nach Rom verfügte. Im Bischofsstreit, zu Anfang des 15. Jahrhunderts, war Augsburg noch von den Juristen und Kontakten des Königs abhängig, um an der Kurie überhaupt Fuß zu fassen. Am Ende des Untersuchungszeitraums dagegen war die Stadt, durch die weitreichenden wirtschaftlichen, kirchlichen und familiären Beziehungen der Augsburger Oberschicht nach Italien, bereits bestens mit Rom vernetzt.
6.2 Strategien im Vergleich: Möglichkeiten und Grenzen der Augsburger Diplomatie
Die angewendeten Strategien und Maßnahmen hingen natürlich stark von dem Ziel ab, das sich Augsburg im jeweiligen Konflikt gesetzt hatte. Bei den bayerischen Handelssperren und im Rechtsstreit mit Peter von Schaumberg ging es darum, die Klage abzuwehren und sich im Konflikt zu behaupten. Im Bischofsstreit und im Streit um das Domkapitelstatut wollte Augsburg selber grundlegende Änderungen durchführen. Die Stadt betrieb deshalb bei beiden Konfliktfällen einen viel höheren diplomatischen Aufwand als bei anderen Streitigkeiten, was nicht zuletzt auch am Einsatz von hohen Geldsummen zur Förderung der städtischen Interessen und zur Einflussnahme auf Entscheidungsträger zu sehen ist. Im Bischofsstreit funktionierte die jahrelange Strategie zur Sicherung der politischen Unterstützung in der Anwerbung von Förderern und Entscheidungsträgern sehr gut. Die Kombination aus königlicher Hilfe (hauptsächlich durch Stellungnahmen), der Klageschrift über Anselm, dem Einsatz von Beratern, Juristen und Türöffnern sowie hohen finanziellen Fördermitteln verhalfen Augsburg zu seinem Ziel. Im Streit um das Domkapitelstatut setzte Augsburg sehr ähnliche Strategien ein: Auch hier warb Augsburg fleißig um Unterstützung, ohne allerdings das eigentliche Ziel, die Änderung des Statuts, zu erreichen. Erstens zeigte sich Kaiser Friedrich III. – im Gegensatz zu König Sigmund im Bischofsstreit – nicht so beständig auf der Seite Augsburgs. Zweitens konnte sich die Stadt diesmal nicht mit Urkunden und Privilegien rechtfertigen, was die inhaltliche Argumentation erheblich schwächte. Ergebnis war, dass das Domkapitel die Präzedenzfälle, welche Augsburg zur Begründung anführte, hinreichend anzweifeln konnte und auch der Einsatz finanzieller Mittel an der Kurie nicht den entscheidenden Durchbruch brachte. Genaueres zu den Streitigkeiten mit Bayern, wie die Handelssperre im Zuge des Bischofsstreits oder die Konflikte über die Lechnutzung, sind erheblich schlechter überliefert. Die erste Maßnahme blieb aber gleich: Der empörte Gang zum Kö-
180
6. Entwicklungstendenzen der Augsburger Diplomatie
nig und zu den schwäbischen Städten in der Hoffnung, Hilfe in Form politischer Stellungnahmen zu bekommen. Von Seiten der bayerischen Herzöge bildeten die Handelssperren ein wirksames Druckmittel, wodurch sich Augsburg in beiden Fällen relativ schnell mit Verhandlungen einverstanden erklärte. Wie die Einigungen und Schutzbündnisse der Jahre 1469 und 1470 zeigen, war der Herzog von Bayern-Landshut die dominierende Partei in der Region geworden. Zuletzt sind noch zwei Fälle zu erwähnen, in denen andere Herrschaftsträger den Streit eröffneten und Augsburg reagieren musste. Erstens sah sich die Stadt durch die überraschende Klage von Peter von Schaumberg gezwungen, eine Verteidigungsschrift zu erstellen. Die Stadt konnte die Auseinandersetzung relativ gut bewältigen, indem sie Kaiser Friedrich III. auf die Verletzung der reichsstädtischen Rechte hinwies. Der Kaiser zog in der Folge die Angelegenheit vor das kaiserliche Kammergericht, wodurch die Stadt ein bischöfliches Schiedsgericht umgehen konnte. Erst danach setzte sich der Rat für einen Einigungsprozess ein, um einen Kompromiss herbeizuführen. Der Rechtsstreit war von Anfang an auf den Inhalt der Klage ausgerichtet, gegen den sich die Stadt auf der Basis von Gewohnheitsrecht, Urkunden und Privilegien wehrte und so einen wohlwollenden Schiedsspruch bewirkte. Zweitens war Augsburg der Reichskrieg gegen Herzog Ludwig von Bayern-Landshut von der kaiserlichen Partei aufgedrängt worden. Als Reichsstadt war Augsburg seinem obersten Herrn zu Hilfe und Unterstützung verpflichtet. Nachdem die Stadt, zusammen mit vielen anderen schwäbischen Städten, im Herbst 1461 auf Zeitverzögerung gespielt hatte, setzten sich die kaiserlichen Hauptleute durch, sodass Augsburg im Januar 1462 Herzog Ludwig die Fehde ansagte. Die von beiden Seiten ergriffenen militärischen Maßnahmen führten zu Zerstörungen, vorrangig im nordwestlichen Umland von Augsburg. Die Friedensverhandlungen, die ab Sommer 1462 stattfanden, gingen an Augsburg weitgehend vorbei. Insgesamt erwies sich die Beteiligung am Reichskrieg als besonders nachteilig für Augsburg. Die hohen Kriegskosten sowie die kriegsbedingten Zerstörungen im Umland wirkten sich ungünstig auf die Preise aus, sodass die wirtschaftliche Depression, die in den 1450er-Jahren begonnen hatte, nochmals verstärkt wurde. Diese Entwicklung beeinflusste einige Jahre später auch die Entscheidungen des Rates, der 1466 weitgehende Sparmaßnahmen ergriff. Der finanziellen Reichweite der Diplomatie, die eine kostspielige Sache sein konnte, wurde damit eine Grenze gesetzt. Das Sparprogramm reduzierte die Ausgaben für die Diplomatie auf das Nötigste, indem der Rat das Reitgeld, die Weingeschenke und sonstige Aufwendungen für Ratsherren strich und unnötige Gesandtschaften weitgehend vermied.
6. Entwicklungstendenzen der Augsburger Diplomatie
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6.3 Konflikte mit geistlichen und weltlichen Herrschaftsträgern
Die Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Bistum unterschieden sich in einigen wichtigen Aspekten von den Konflikten zwischen Stadt und Herzog. Die Streitigkeiten mit Bayern waren meist kurz und heftig; das Herzogtum lag sehr nah an Augsburg und wurde wegen seiner aggressiven territorialpolitischen Ansprüche gefürchtet. Die bayerischen Herzöge waren dazu fähig, erfolgreich mit einer Handelssperre zu kontern und der Augsburger Wirtschaft massiv zu schaden. Nachdem 1447 die Linie Bayern-Ingolstadt mit der Bayern-Landshuts vereinigt wurde, entstanden ständige Streitigkeiten zwischen dem Landshuter Herzog und Augsburg. Die Stadt schaltete zwar den Kaiser ein, der aber oft mit einer tatkräftigen Reaktion auf sich warten ließ. Augsburg war durch die (drohenden) Handelssperren relativ schnell geneigt, neue Verhandlungen mit einem Einigungsverfahren zu akzeptieren. Zur endgültigen Beendigung der Schädigungen und zur Sicherung der Augsburger Wirtschaft musste die mächtige Reichsstadt den Landshuter Herzog bezahlen und obendrein ein Schutzbündnis mit Bayern eingehen. Die Konflikte mit dem Augsburger Bistum dagegen dauerten wesentlich länger, da sowohl die Stadt als auch der Bischof eine rechtliche Auseinandersetzung bevorzugten. Die Streitigkeiten sind zu sehen als ein Ringen der Reichsstadt um möglichst weitgehenden Einfluss auf das Bistum. Nicht nur der Bischof, sondern auch das Domkapitel spielte dabei eine wichtige Rolle. Dieses Konfliktpotential ist bereits im Bischofsstreit zu erkennen, als Augsburg den vom Domkapitel gewählten Anselm von Nenningen nicht als Bischof akzeptieren wollte. In den 1450er-Jahren versuchte Kardinalbischof Peter von Schaumberg, der Stadt Grenzen zu setzen und zu den bischöflichen Rechten des ersten Stadtrechts zurückzukehren. Der Schiedsspruch endete in einem maßvollen Kompromiss, der insbesondere die verschiedenen vom Königtum verliehenen, aber widersprüchlichen Rechte und Privilegien klärte. Peter von Schaumberg konnte letztlich aber nicht verhindern, dass die Stadt die Augsburger Bischöfe de facto weitgehend aus der Stadt verdrängte. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts verblieben die Augsburger Bischöfe vorrangig in ihrer Residenz in Dillingen, während sich das Domkapitel als Beschützer des Bistums hervortat, obwohl auch einige seiner Mitglieder nach Dillingen übersiedelten.3 Das Domkapitel setzte der Stadt letztendlich mit ihrer Verweigerung, Augsburger Bürgersöhne als Domherren aufzunehmen, erfolgreich eine Grenze, welche diese nicht überschreiten konnte.
3
Vgl. Kiessling, Bürgerliche Gesellschaft, S. 333–335.
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6. Entwicklungstendenzen der Augsburger Diplomatie
6.4 Fazit
Ausgangspunkt der vorliegenden Studie war die Annahme, dass die Stadt Augsburg ihr Boten- und Gesandtschaftssystem einsetzte, um regionale Auseinandersetzungen zu bewältigen. Anhand von sechs Konfliktfällen, einerseits zwischen Augsburg und den bayerischen Herzögen und andererseits zwischen Stadt und Bistum, war danach zu fragen, wie sich die Reichsstadt gegen ihre adligen und bischöflichen Konfliktpartner erfolgreich durchsetzen konnte. Ein knapper Überblick über die Augsburger Stadtgeschichte diente dazu, auch die sechs Fallstudien kurz vorzustellen (Kapitel 2). In jedem der angesprochenen Konfliktfälle unternahm Augsburg aktiv und zielstrebig diplomatische Schritte, die weit über den regionalen Bezug hinausgingen. Somit setzte Augsburg die städtische Diplomatie gezielt zur Konfliktbewältigung ein. Boten und Gesandte wurden in alle Richtungen der für Augsburg relevanten Welt geschickt: Der Schwerpunkt lag im Südwesten des Reichs – bis etwa 150 km von Augsburg entfernt –; die Übermittler und Gesandten folgten manchmal allerdings auch dem Königshof oder sie reisten nach Rom (Abschnitt 3.2). Die Strategien, die Augsburg einsetzte, lassen sich anhand von mehreren Konfliktstufen (Anbahnung, Briefkrieg, Konflikt, bewaffnete Auseinandersetzung) analysieren. In der Anbahnungsphase findet sich zuallererst die Strategie der Werbung, welche allerdings in jeder Konfliktsituation angewandt wurde. Augsburg erklärte gegenüber anderen politischen Akteuren seine Vorgehensweise, legitimierte diese eventuell unter Hinzuziehung von Urkunden- und Privilegienabschriften und bat um positive Stellungnahmen oder sonstige Förderung der Augsburger Sache. Eingeholte Stellungnahmen konnten zugleich als weitere Legitimierung verwendet werden. Der wichtigste und durchaus beständigste Förderer Augsburgs war der König, auch wenn der Kontakt in für Augsburg ruhigeren Jahren oft stark abnahm. Wenn die Situation und Interessenlage dies erforderten, konnte Augsburg die Beziehungen zum Königshof jederzeit verstärken und sich vor allem mit dem Hinweis, die reichsstädtischen Rechte seien bedroht, die königliche Hilfe sichern (vgl. Abschnitt 4.1.1). Je nach Interessenlage konnte ein Augsburger Konflikt zum Reichstagsthema oder zum Gerichtsprozess vor der Rota in Rom werden. Während Juristen für Augsburg inhaltlich tätig waren, mussten die Augsburger Handlungsträger – aufgeteilt in einfache Briefträger, werbende Übermittler und Gesandte (Abschnitt 3.3) – mit Hilfe von Briefen und persönlichen Gesprächen Türöffner und Förderer anwerben, die ihnen mit ihrem Vorgehen auf dem diplomatischen Parkett helfen konnten, indem sie ihre Beziehungen spielen ließen und versuchten, Einfluss auf Entscheidungsträger zu nehmen. Auch wenn der Stadtrat vielleicht in erster Linie als strenger Auftraggeber erschien, musste er auf die Einschätzungen seiner Gesandten und Berater vertrauen und ihnen den nötigen Spielraum einräumen. So waren Berater wie Oswald von Mengersreut und Peter Fride für Augsburg über einen längeren Zeitraum im Bischofsstreit aktiv, indem sie an der Kurie Förderer ausfindig machten, Entscheidungsträger beeinflussten, Verhandlungen führten und über even-
6.4 Fazit
183
tuelle Geldgeschenke verhandelten (Abschnitt 5.2). Die zentrale Koordination im gesamten Bischofsstreit lag nicht in den Händen eines Bürgermeisters, sondern des Ratsdieners Jörg Ploß. Er versorgte die verschiedenen Handlungsträger mit neuen Informationen, reiste zwischen Königshof, Rom und Augsburg hin und her und agierte, abseits der politischen Öffentlichkeit, als werbender Übermittler oder gar als Gesandter. Die werbenden Übermittler stellten, vielleicht noch mehr als die Gesandten, eine besonders flexible Gruppe dar. Bei ihnen wird der Paralleldiskurs zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, indem sich beide Formen gegenseitig ergänzten und nebeneinander existierten, besonders deutlich, da sie außer dem Brief auch eine mündliche Botschaft überbrachten und diese näher erklären durften. Der Paralleldiskurs ist als eigenständiges Phänomen zu verstehen, in dem sowohl mündliche als auch schriftliche Kommunikationsformen nebeneinander, miteinander und sogar manchmal gegeneinander eingesetzt wurden. Die Briefe, die diese werbenden Übermittler aushändigten, beinhalteten meist eine Kredenzformel, welche den Übermittler vorstellte und diesem damit eine gewisse Glaubwürdigkeit verlieh. Anders als die offiziellen Vollmachten und Kredenzbriefe, welche den Gesandten als glaubwürdigen stellvertretenden Verhandlungspartner auswiesen, konnte der ‚Brief mit Kredenzformel’ flexibel eingesetzt werden. Er ermöglichte eine Form der Vorverhandlung ohne jegliche Verbindlichkeit und war somit gut geeignet, andere politische Akteure zu überreden, als Förderer Augsburgs tätig zu werden. Auch wenn ähnliche Strategien in Augsburgs Umgang mit den regionalen Städten und Adligen zu sehen sind, ist die politische Unterstützung hier völlig anders. Zwar blieb die tatkräftige Unterstützung im reellen Konfliktfall oft aus, dennoch waren die schwäbischen Städte für die Augsburger Diplomatie unentbehrlich. Die Leistung der Städte für die städtische Diplomatie lag vorrangig darin, dass sie untereinander – auf der Basis von Vertrauen und Gegenseitigkeit – Informationen, Nachrichten und Gerüchte austauschten und einander mit diplomatischen Vertretungen und Verhandlungen halfen. Augsburg pflegte zu den regionalen Grafen und Herren, abgesehen von einigen Vertrauten des Königs, keine beständigen Beziehungen. Die bayerischen Herzöge sowie die Augsburger Bischöfe spielten eine überragende Rolle in der Region, wodurch die Reaktionen von Grafen und Herren auf Augsburger Konflikte sehr wechselhaft ausfielen. Die meisten Auseinandersetzungen eskalierten zwar nicht, sie konnten aber oft auch nicht schnell beendet werden. Häufig war umstritten, ob und unter welcher Gerichtsbarkeit der Streit vor Gericht gebracht werden könnte. So war die Frage, wer das höhere Gericht (König- oder Papsttum) bildete, besonders bei Streitigkeiten zwischen Stadt und Bischof problematisch. Hinzu kam, dass die städtischen Juristen mit der Systematik des römisch-kanonischen Rechts jede Klageschrift und Vorladung genau überprüften und auf dieser Grundlage gerne die Unrechtmäßigkeit dieses Vorgehens in ihren Gutachten betonten. Bis sich die Kontrahenten auf eine Form der Streitschlichtung einigen konnten, versuchte die Stadt sich mit Hilfe von Argumentations- und Verhandlungsstrategien zu behaupten; dabei hielt sie sich in der Regel mehrere Optionen offen. Obwohl für Augsburg keine Gutachten zu den hier
184
6. Entwicklungstendenzen der Augsburger Diplomatie
genannten Streitfällen überliefert sind, konnte eine Analyse der Klage- und Verteidigungsschrift im Rechtsstreit zwischen Augsburg und Bischof Peter von Schaumberg einen Einblick in die Argumentations- und Verhandlungsstrategien geben. Augsburg betonte seinen eigenständigen Status als Reichsstadt und wies die Forderungen des Bischofs mit Hinweis auf seine Privilegien resolut ab. Während die Konflikte selbst sowie die Verhandlungen über einen Konfliktaustrag im Laufe des späten Mittelalters stark verrechtlichten (schließlich stellten die von Städten engagierten Juristen die Rechtmäßigkeit von Ansprüchen, Ladungen und Gerichtsurteilen in Frage), unterzogen sich die Kontrahenten in den meisten Fällen lieber einem Einigungsverfahren als einem Gerichtsprozess. Die schiere Pattsituation, die aus dem Briefkrieg entstehen konnte, wird wohl einer der Gründe dafür gewesen sein, dass irgendwann ein Einigungsverfahren angestrebt wurde. Zusätzlich konnten beide Parteien davon ausgehen, dass der andere nicht gewinnen und dass eine faire Zwischenlösung gefunden werden würde. So spielte die außergerichtliche Streitschlichtung die Hauptrolle bei der Handelssperre (1416–1419), dem Rechtsstreit (1451–1456) und den Lechkonflikten (1467–1469), jedoch verliefen die Einigungsverfahren bei allen drei Konflikten sehr unterschiedlich. Der Bischofsstreit wurde durch eine Variante der außergerichtlichen Streitschlichtung, nämlich durch die Ernennung einer Untersuchungskommission, beendet; der Rechtsstreit und die Lechkonflikte konnten mit Hilfe von kaiserlichen Schlichtungskommissaren abgeschlossen werden. In diesem Kontext sind einige wesentliche Änderungen in der königlichen Rechtsprechung und Verwaltung hervorzuheben, die im Laufe des 15. Jahrhunderts immer nachdrücklicher – besonders in der Regierungszeit Friedrichs III. – sichtbar wurden. Neben der Konzentration des Hofes auf Wien führte der verstärkte Einsatz des Kammergerichts und der kaiserlichen Kommissionen zu Änderungen im Knotenpunkt zwischen Recht, Politik und Verwaltung und hatte somit auch Folgen für die städtische Diplomatie. So brauchten die Gesandtschaften mehr Zeit, um ihre Ziele am Hof zu erreichen – etwas, das sich Augsburg in den ersten Jahren nach dem Reichskrieg gegen Bayern (1461–1463) finanziell nicht mehr leisten konnte. Schließlich sind auch einige Strategien zu erwähnen, die nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben. Bei der gezielten Zeitverzögerung, der Nutzung eines Machtvakuums oder der Strategie des Präzedenzfalls spielte die Zeit eine wichtige Rolle, ohne dass die Strategie in einem der aufgezeigten Fälle aufgegangen ist. Auch die zwei kürzeren Phasen militärischer Aktivität hatten Augsburg keinen Gewinn gebracht. Außer kurzzeitigen Belagerungen und Zerstörungen konnten weder beim Angriff auf den Markt Zusmarshausen noch im Reichskrieg gegen Herzog Ludwig längerfristige Vorteile gesichert werden. Der Einsatz von Gewalt ist in diesen Fällen als Symbol für die Tatkraft und Königstreue der Stadt zu interpretieren. Phänomene wie diese machen zugleich deutlich, dass die städtische Diplomatie besonders auf einer informellen Ebene, abseits der Öffentlichkeit, funktionieren musste. Hieraus erklärt sich auch, dass die städtischen (pragmatischen) Quellen kaum Hinweise auf symbolhafte Zeichen oder Rituale enthalten. Die symbolische Kommunikation entfaltete sich hauptsächlich in der Öffentlichkeit, wo allerdings
6.5. Summary
185
die Augsburger Gesandten durch Sitzordnung und Protokoll in ihrem Handlungsraum begrenzt waren. Nur durch persönliche Kontakte zu Förderern, diskrete Verhandlungen, wohlüberlegte Ehrerweisungen sowie hohe Geldgeschenke konnten die Augsburger Übermittler und Gesandten ihr Anliegen bei wichtigen politischen Akteuren vorbringen (Abschnitt 5.1). Eine Analyse der Augsburger Praxis des Schenkens und dessen Effektivität lässt erkennen, dass der Augsburger Rat mehrmals mit Hilfe großer Geldsummen (2.000 bis 7.000 Gulden) versuchte, an der Kurie und am Königshof Einfluss auszuüben (Abschnitt 5.3). Diese Geldbeträge unterschieden sich sehr von den ‚normalen’ Ausgaben für Wein und kleinere anlassbedingte Geschenke. Auch die Beträge in Höhe von 150 bis 300 Gulden, die Gesandte zur Entlohnung, Unterbringung und Förderung bekamen, bezeugen eindeutig eine andere Größenordnung für die geregelte Diplomatie. Über die Form und Gegenleistung der großen Geldsummen wurde dann auch genauestens verhandelt. Die wenigen Quellen zeigen, dass der Augsburger Rat mit solchen Geldbeträgen einverstanden war, unter der Voraussetzung, dass die Stadt damit ihr Ziel erreichen konnte. Manchmal scheiterte der Versuch, weil Augsburg Bedingungen stellte, die offenbar nicht akzeptiert werden konnten. In einigen anderen Fällen war die Stadt erfolgreich und bewies auch in dieser Hinsicht Geschick. Die Stadt Augsburg setzte ihren diplomatischen Apparat strategisch ein, auch wenn die eine oder andere Strategie nicht sofort aufging. Im späten Mittelalter war die Diplomatie ein probates Mittel der Stadt geworden, um sich bei regionalen Konflikten zu behaupten.
6.5. Summary
The dissertation starts out with the claim that the city of Augsburg used its envoy and ambassadorial system to deal with regional disputes. Based on six cases of conflict (on the one hand, between Augsburg and the Bavarian dukes; on the other, between city and bishopric), the work investigates how the imperial city succeeded in asserting itself against its aristocratic and episcopal rivals. In each of the conflicts investigated, Augsburg actively and purposefully took diplomatic steps that far exceeded the regional context. In doing so, Augsburg used city diplomacy in a targeted way to deal with conflict. Envoys and ambassadors were sent to all parts of the world that were relevant to Augsburg. Although the main focus was on the south-west of the empire, they sometimes also followed the royal court or travelled to Rome. Depending on the interests involved, a conflict in Augsburg could become an issue for the imperial diet (Reichstag) or a court process before the Rota in Rome. The most important and certainly most consistent supporter of Augsburg was the German king, even if contact between the two often declined sharply in Augsburg’s quieter phases. Where the situation and the interests involved required it,
186
6. Entwicklungstendenzen der Augsburger Diplomatie
Augsburg could at any time strengthen its relations with the royal court and, above all, secure the king’s help by pointing out that the rights of the imperial city were under threat. The Swabian towns were also indispensable for Augsburg’s diplomacy, with their contribution to the city’s diplomacy lying primarily in the fact that they exchanged among themselves information, news and rumours on the basis of trust and reciprocity, and helped each other with diplomatic missions and negotiations. Although most conflicts did not escalate, they could also often not be brought to a swift ending. There was frequently disagreement as to whether, and under which jurisdiction, the dispute could be brought to court. Thus, the question of who constituted the higher court (king or papacy) was problematic, and especially so in disputes between city and bishop. And, what is more, the city lawyers closely scrutinized every statement of claim and summons according to Roman-canonical law, and enjoyed emphasizing in their expert assessments the unlawfulness of the procedure. Although no expert assessments on the conflicts mentioned here are now available for Augsburg, an analysis of the statement of claim and written defence in the legal dispute between Augsburg and Bishop Peter von Schaumberg could offer an insight into the argumentation and negotiation strategies used. Augsburg emphasized its independent status as an imperial city and resolutely rejected the demands of the bishop by referring to its privileges. Until the two sides could agree on a form to resolve the conflict, the city tried to assert itself with the help of argumentation and negotiation strategies, thereby usually keeping several options open. One option was to influence powerful decision-makers. While lawyers were busy making Augsburg’s case, the city’s negotiators were using letters and personal conversations to enlist supporters and people to open doors for them – such people as could help them with their course of action on the diplomatic stage by using their connections and trying to influence decision-makers. It was only through personal contacts with supporters, discreet negotiations, prudent acts of reverence, as well as generous gifts of money, that Augsburg’s envoys and ambassadors were able to present their concerns to important political actors. An analysis of Augsburg’s practice of gift-giving and its effectiveness reveals that Augsburg’s Council (Rat) tried several times to influence the Curia and the royal court with the help of large sums of money. Sometimes the Council was successful, and in other cases agreement was the best option possible. Thus, diplomacy in the late Middle Ages had become a tried and tested means whereby the city asserted itself in regional conflicts.
ANHANG A: ÜBERSICHT ÜBER DIE MISSIVBÜCHER
Aktuelle Signatur StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ia StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ III StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVa StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr.105/ IVb
Laufzeit 1280–1425 1413–1419 1418–1425 1429–1435 1437–1443
StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Vb StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VI StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VII StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VIIIa StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VIIIb
S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 6
1443–1445
S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 7
1461–1463 1466–1467 1476–1478 1458–1485 1486
(auch als Bd. VIII bezeichnet)
StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VIIIc StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IX
S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 1 S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 2 S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 3 S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 4 S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 5
1443–1450
(auch als Bd. IV bezeichnet)
StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Va
Signatur auf Mikrofilm
1487 1490
S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 8 S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 9 S 204: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 10 S 205: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 11 S 205: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 12 S 205: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 13 S 205: Stadt Augsburg – Rat – Missivbuch Nr. 14
188
Anhang
ANHANG B: AUSWERTUNG DER MISSIVBÜCHER IN DREI ZEITPERIODEN
Tab. 2: Übersicht der aufgelisteten Schreiben für die jeweiligen Zeitabschnitte sowie die Zahl der Briefe, die anhand der Missivbücher nicht mit in die Auswertung übernommen werden konnten.
Zeitabschnitt
erwähnte Schreiben
öffentliche Briefe, etc.
nicht identifizierbar
auszuwertende Briefe
1413–1417
965
57
65
843
1443–1447
792
45
41
706
1476–1478
369
55
25
289
total
2126
157
131
1838
Quelle: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, Iva, IVb, Va und VII.
189
Anhang
Tab. 3: Auswertung anhand der Missivbücher für die ausgehenden Briefe der Jahre 1413 bis 1417.
Empfänger
Entfernung < 50 km
51–100 km
> 100 km
total
Städte
63
161
131
355 (42,1 %)
Herzöge u. Markgrafen
0
48
30
78 (9,3 %)
Grafen, Herren, Ritter
89
119
126
334 (39,6 %)
Klöster, Bischöfe etc.
8
5
28
41 (4,9 %)
Königshof
0
0
17
17 (2,0 %)
Augsburger Gesandte
0
0
18
18 (2,1 %)
total
160
333
350
843
(19,0 %)
(39,5 %)
(41,5 %)
(100 %)
Quelle: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib.
190
Anhang
Tab. 4: Auswertung anhand der Missivbücher für die ausgehenden Briefe in den Jahren 1443 bis 1447.
Empfänger
Entfernung < 50 km
51–100 km
> 100 km
total
Städte
95
177
90
362 (51,3 %)
Herzöge u. Markgrafen
0
40
13
53 (7,5 %)
Grafen, Herren, Ritter
42
108
69
219 (31,0 %)
Klöster, Bischöfe, etc.
6
7
17
30 (4,2 %)
Königshof
0
0
6
6 (0,8 %)
Augsburger Gesandte
0
0
31
31 (4,4 %)
sonstige Personen
0
2
3
5 (0,7 %)
143
334
229
706
(20,3 %)
(47,3 %)
(32,4 %)
(100 %)
total
Quelle: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ IVa, IVb und Va.
191
Anhang
Tab. 5: Auswertung anhand der Missivbücher für die ausgehenden Briefe der Jahre 1476 bis 1478.
Empfänger
Entfernung < 50 km
51–100 km
> 100 km
total
Städte
26
65
35
126 (43,6 %)
Herzöge u. Markgrafen
0
28
11
39 (13,5 %)
Grafen, Herren, Ritter
27
46
14
87 (30,1 %)
Klöster, Bischöfe etc.
1
4
2
7 (2,4 %)
Königshof
0
0
18
18 (6,2 %)
Augsburger Gesandte
0
0
10
10 (3,5 %)
sonstige Personen
0
0
2
2 (0,7 %)
54
143
92
289
(18,7 %)
(49,4 %)
(31,8 %)
(100 %)
total
Quelle: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ VII.
192
Anhang
ANHANG C: ÜBERSICHT DER TÄTIGEN RATSHERREN IM AUGSBURGER BISCHOFSSTREIT
Tab. 6: Namen, Position im Rat und die erwähnten Tätigkeiten im Bischofsstreit nach den Missiven.1
1
Name
Position(en) im Rat
Sebastian Illsung
Bürgermeister (1411, 1416, 1418, 1420, 1422, 1424); Siegler (1414, 1421); Baumeister (1412, 1413, 1417, 1419, 1423)
aktiv im Bischofsstreit
Tätigkeiten im Bischofsstreit
1415–1417, 1418–1419, 1422
Bevollmächtigter Gesandter am Konstanzer Konzil; allgemeiner Gesandter (regionale Adlige, Städte, Königshof)
Es sind nur die wichtigsten Ratspositionen (Bürgermeister, Siegler, Baumeister, Einnehmer) aufgelistet, andere Ämter wie Steuermeister oder Ungelter sind nicht mit aufgenommen worden. Die Daten sind entnommen aus: Geffcken, Soziale Schichtung, S. 180–197. – Zu Sebastian Illsung: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 85v–86r, Nr. 392–394; f. 91v, Nr. 415; f. 97v–98r, Nr. 442; f. 168r, Nr. 774; f. 174v, Nr. 803; f. 177r, Nr. 813 und ebd., f. 140v, Nr. 642; f. 152r, Nr. 708–709; f. 153r, Nr. 713; f. 233v, Nr. 1068; f. 234v, Nr. 1074. Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 75v, Nr. 377; f. 80v–81r, Nr. 410–411. – Zu Johann Wieland: Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 85v–86r, Nr. 392–394; f. 87v, Nr. 400–401; f. 88v, Nr. 404; f. 91v, Nr. 415 und ebd., f. 140v, Nr. 642; f. 152r, Nr. 708–709; f. 153r, Nr. 713; f. 210r, Nr. 965; f. 233r, Nr. 1067. – Zu Hermann Nördlinger: Ebd., f. 187v, Nr. 862–863; f. 262v, Nr. 1193; f. 264v, Nr. 1204. Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 75v, Nr. 377. – Zu Ulrich Conzelmann: StadtA Augsburg, Baumeisterbuch Nr. 23, f. 55v, 57r und StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 234v, Nr. 1074. – Zu Ludwig Hörnlin: StadtA Augsburg, Baumeisterbuch Nr. 23, f. 55r, 57r. – Zu Gabriel Vögelin: StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 95r, Nr. 432; f. 224r–224v, Nr. 1027; f. 231v, Nr. 1061. Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 53v, Nr. 245. – Zu Conrad Vögelin: Ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 212v, Nr. 978 und ebd., Selekt „Schätze“, Nr. 105/ II, f. 82v–83r, 84r, Nr. 422, 429. – Zu Laurenz Egen: StadtA Augsburg, Baumeisterbuch Nr. 23, f. 55r, 57r. – Zu Jos Cramer: Ebd. und StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 174v, Nr. 803; f. 177r, Nr. 813. – Zu Hans Holzhaimer: Ebd., f. 138v, Nr. 632; f. 140v, Nr. 642. – Zu Heinrich Bombrecht: Ebd., f. 233r, Nr. 1067. – Zu Paul Lang: Ebd., f. 233r, Nr. 1067; f. 262v, Nr. 1193; f. 264v, Nr. 1204. Zu Peter Drechsel: Peter Drechsel, auch Peter Scherer genannt, war laut Geffcken acht Mal im Dreizehnerausschuss des Rates, ohne dass Näheres über eine Amtszeit bekannt ist. Vgl. Geffcken, Soziale Schichtung, S. 196 und StadtA Augsburg, Selekt „Schätze“, Nr. 105/ Ib, f. 235v–236r, Nr. 1080; f. 241v, Nr. 1108.
193
Anhang
Name
Position(en) im Rat
aktiv im Bischofsstreit
Johann (Hans) Wieland
Bürgermeister (1417); Siegler (1418)
1415–1416, 1418
Hermann Nördlinger
Ulrich Conzelmann
Ludwig Hörnlin
Gabriel Vögelin
Bürgermeister (1418, 1421, 1426, 1430, 1432, 1433); Siegler (1419, 1422, 1424, 1427, 1438, 1441, 1442, 1445); Baumeister (1431) Bürgermeister (1406, 1409, 1413, 1415, 1417, 1419, 1421, 1423); Siegler (1407, 1410, 1412, 1416, 1420, 1424); Baumeister (1414, 1418, 1422) Bürgermeister (1398, 1399, 1402, 1403, 1406, 1408, 1410, 1412, 1414); Siegler (1395, 1407, 1415); Baumeister (1400, 1404, 1405, 1409, 1411, 1413) Siegler (1425, 1426, 1428)
Tätigkeiten im Bischofsstreit Bevollmächtigter Gesandter am Konstanzer Konzil; allgemeiner Gesandter (regionale Adlige, Städte, Bischof Friedrich)
1417–1419, 1422
Allgemeiner Gesandter (Bischof Friedrich, König Sigmund)
1414, 1418
Gesandter bei den Verhandlungen mit den bayerischen Herzögen (1414), Gesandter zum Städtetag in Ulm (1418)
1414
Gesandter bei der Verhandlung mit Anselm von Nenningen (März 1414) und den Verhandlungen mit den bayerischen Herzögen (1414)
1415, 1418, 1422
Allgemeiner Gesandter (Ulm, Rom, Herzog Ludwig)
194
Anhang
Name
Conrad Vögelin
Laurenz Egen
Position(en) im Rat Bürgermeister (1425, 1429, 1431, 1433, 1435, 1437, 1439, 1441, 1442, 1444, 1447); Siegler (1423, 1436, 1440, 1448); Baumeister (1424, 1426, 1427, 1430, 1432, 1438, 1443, 1445, 1446) Bürgermeister (1396, 1400, 1401, 1404, 1407, 1409, 1411, 1413, 1415); Siegler (1397, 1399, 1402, 1403, 1408); Baumeister (1405, 1406, 1410, 1412, 1414, 1416, 1417)
aktiv im Bischofsstreit
Tätigkeiten im Bischofsstreit
1418, 1422
Gesandter beim König sowie bei Treffen mit den schwäbischen Städten
1414
Gesandter bei der Verhandlung mit Anselm von Nenningen (März 1414)
Jos Cramer
Baumeister (1418–1420, 1422–1423, 1427)
1414, 1417
Hans Holzhaimer
unbekannt
1416
Heinrich Bombrecht
Paul (Pauls) Lang Peter (Scherer) Drechsel
Baumeister (1417–1418, 1423–1426) Bürgermeister (1426); Siegler (1427) Ratsherr
1418
Gesandter bei der Verhandlung mit Anselm von Nenningen (März 1414) und Bevollmächtigter der Stadt in Konstanz Gesandter bei den bayerischen Herzögen wegen des Angriffs auf Zusmarshausen Gesandter in Verhandlungen mit Bischof Friedrich
1418, 1419, 1422
allgemeiner Gesandter (Bischof Friedrich, König Sigmund)
1418
allgemeiner Gesandter (Königshof, Rom)
Quelle: Stadt A Augsburg – Reichststadt – Selekt „Schätze“ Nr. 105/ Ib und II.
ABKÜRZUNGEN UND SIGLEN
AKG
Archiv für Kulturgeschichte
BaslerZG
Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde
Bayr.
Bayrisch
Beih.
Beiheft
ChrDtSt
Die Chroniken der deutschen Städte
f.
folio [bei Archivalien]
fl.
Gulden
GuG
Geschichte und Gesellschaft
HansGbll
Hansische Geschichtsblätter
HStA
Hauptstaatsarchiv
HJB
Historisches Jahrbuch
LexMA
Lexikon des Mittelalters
RegImp
Regesta Imperii
rh.
rheinisch
StaatsA
Staatsarchiv
StadtA
Stadtarchiv
VSWG
Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
ZBayLG
Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte
ZHF
Zeitschrift für historische Forschung
ZHVSchwab
Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben (und Neuburg)
QUELLEN & LITERATUR
Ungedruckte Quellen StadtA Augsburg Stadtarchiv Augsburg: StadtA Augsburg, Baumeisterbücher Reichsstadt, Baumeisteramt, Baumeisterbücher (Stadtrechungen), Nr. 22–97. StadtA Augsburg, Protokolle Reichsstadt, Rat, Protokolle (Ratsbücher), Nr. 1–13, 191, 271–275. StadtA Augsburg, Literaliensammlung Reichsstadt, Stadtpfleger, Geheimer Rat und Rat, Literaliensammlung, Karton 1–5. Selekt „Kirchen und Klöster“, Dom, Domkirche, Hochstift Nr. 4, 31. Selekt „Schätze“ Nr. 105/ Ia–IX (auch bekannt als Missivbücher). Selekt „Schätze“ Nr. 123, 124. Urkundensammlung. StaatsA Augsburg Staatsarchiv Augsburg: Hochstift Augsburg, Münchener Bestand 1001. Hochstift Augsburg, Münchener Bestand, Hochstifts-Bischöfliche Archivalien, Literalien, Nr. 479. Bayr. HStA Bayerisches Hauptstaatsarchiv München: Klosterurkunden St. Georg, Nr. 9 und 12. Literalien Hochstift Augsburg, 450. Pfalz-Neuburg, Urkunden, Reichsstädte 174, 175. München, Bayerische Staatsbibliothek: Cgm 2517, f. 129r–137v, f. 158r–171r.
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INDEX DER PERSONENNAMEN
Adelgoz III. v. Schwabegg, Vogt v. Augsburg 34 Adolf v. Nassau, dt. König (1292–1298) 36, 134 Agnes, Witwe des Hyltpolt v. Knöringen 135 Albrecht (Achilles) v. Hohenzollern, Markgraf v. Brandenburg-Ansbach (1440–1486) u. Kurfürst v. Brandenburg (1471–1486) 48–52, 55, 73, 94, 143, 145, 150, 152 Albrecht II. v. Habsburg, dt. König (1438– 1439) 102, 110 Albrecht II. v. Hohenberg-Rotenburg, Landvogt v. Augsburg 35–37 Albrecht III. v. Wittelsbach, Herzog v. BayernMünchen (1438–1460) 46, 120, 171 Albrecht IV. v. Wittelsbach, Herzog v. BayernMünchen (1465–1505) 56, 90, 96, 120 Albrecht VI. v. Habsburg, Erzherzog v. Österreich (1458/1462–1463) 51 Andreae, Johannes, Rechtsgelehrter (um 1270–1348) 142 Andreas siehe Frickinger Anselm v. Nenningen, (Gegen-)Bischof v. Augsburg 38–44, 86, 103–105, 107, 120, 122, 146, 147, 149, 150, 167, 168, 173–175, 179, 181, 193, 194 Appolonia siehe Hofmaier Argun, siehe Egen; Jakob Arzt, Bernhard 57, 58, 113, 132 Arzt, Ulrich (I., † 1436) 41, 93, 109, 150 Arzt, Ulrich (II., † 1484/1485, Vater v. Bernhard Arzt) 113 Augustinus, Magister im römischen Recht, juristisch tätig für Augsburg 166 Balldern, Hans v., Ratsdiener v. Augsburg 84 Bartholomäus, päpstlicher Legat 134 Bartholomäus siehe Welser Bastian siehe Illsung Baumgartner, Conrad 138 Bayern-Ingolstadt, Herzöge: siehe Ludwig VII. v. Bayern-Ingolstadt
Bayern-Landshut, Herzöge: siehe Ludwig IX. Bayern-München, Herzöge: siehe Albrecht III.; Albrecht IV.; Ernst; Johann IV.; Sigmund; Wilhelm III. Belheimer, Hans, Pfleger v. Dachau 72 Bernhard siehe Arzt Boleste, Petrus, apostolischer Protonotar 166 Bombrecht, Heinrich 192, 194 Branda di Castiglione, Kardinal 43, 86, 107, 167, 168 Brandenburg siehe Albrecht (Achilles); Friedrich; Johann Bredow siehe Henning Burggraf, Friedrich, Domprobst v. Augsburg 146 Burggraf, Fritz 91, 174 Burkhard siehe Zink Burkhard v. Ellerbach, Bischof v. Augsburg (1373–1404) 4, 149 Burkhard v. Knöringen 54 Closzner, Jörg 138 Conrad siehe auch Konrad; Baumgartner; Vögelin Conrad v. Swangau (Schwangau) 41 Conzelmann, Ulrich, Augsburger Bürgermeister u. Ratsherr 192, 193 Cramer, Jos, Augsburger Ratsherr 81, 173, 192, 194 Dillingen siehe Hartmann Dittenheimer, Erhard, Augsburger Bürger 85 Drechsel, Peter (Peter Scherer), Augsburger Ratsherr 192, 194 Duvel, Konrad, Jurist 42 Eber, Thomas, Augsburger Stadtschreiber 64 Eber, Valentin, Augsburger Stadtschreiber 52, 64, 65, 108 Eberhard v. Kirchberg, Graf v. Kirchberg 106 Eberhard II. v. Kirchberg, Bischof v. Augsburg (1404–1413) 38
232 Eberhard III. v. Württemberg, Graf v. Württemberg (1392–1419) 39, 72 Egen, Laurenz (Lorenz), Augsburger Bürgermeister u. Ratsherr 192, 194 Egen, Peter (später Peter v. Argun genannt), Augsburger Bürgermeister u. Ratsherr 45, 110 Ehinger, Hartmann, Ulmer Bürger 79, 114 Ehinger, Ulrich, Ulmer Bürger 138 Ellerbach, siehe Burkhard Erlbach, Heinrich, Augsburger Stadtschreiber u. späterer Gegner Augsburgs 47, 50, 64, 65, 108, 140 Ernst v. Wittelsbach, Herzog v. BayernMünchen (1397–1438) 39, 41, 43, 95, 120–123, 147 Eugen IV., Papst (1431–1447) 45 Freyberg, Adelsgeschlecht in Schwaben 75 siehe Friedrich Frickinger, Andreas 108, 151 Fride, Peter, Chorherr in Augsburg u. Passau u. Sachverständiger im Augsburger Bischofsstreit 92, 93, 166, 167, 172, 174–176, 182 Friedrich siehe Burggraf Friedrich v. Freyberg 81 Friedrich v. Grafeneck, (Gegen-)Bischof v. Augsburg 38–41, 86, 103–105, 119, 138, 140, 146, 147, 155, 164, 167, 173, 174, 193, 194 Friedrich v. Hohenzollern, Burggraf v. Nürnberg (1397–1420), Markgraf v. Brandenburg-Ansbach (1398–1440) u. Kurfürst v. Brandenburg (1415–1440) 27, 41, 43, 150 Friedrich v. Parsberg, Bischof v. Regensburg (1437–1450) 135 Friedrich, „der Siegreiche“, Pfalzgraf u. Kurfürst v. d. Pfalz (1451–1476) 48, 49, 50–52, 140, 152 Friedrich I. „Barbarossa“ v. Staufen, dt. König (1152–1190) u. Kaiser (1155– 1190) 33, 34, 102 Friedrich II. v. Staufen, dt. König (1212– 1250) u. Kaiser (1220–1250) 102 Friedrich III. v. Habsburg, dt. König (1441– 1493) u. Kaiser (1452–1493) 46, 47, 49–51, 53–55, 80, 85, 90, 102, 103, 108–113, 118, 125, 135–137, 142, 143, 145, 153–155, 173, 179, 180, 184 Friedrich III. v. Teck, Herzog v. Teck (gest. 1390) 37, 118 Friedrich III., „der Oettinger“ v. Zollern 81
Anhang Friedrich IV. v. Habsburg, Graf v. Tirol (1406–1439) u. tit. Erzherzog v. Österreich (1402–1439) 40, 79 Friedrich V. v. Staufen, Herzog v. Schwaben (1170–1191) 34 Fritz siehe Burggraf Fugger, Markus (Marx), Sohn des Augsburger Bürgers Jakob Fugger (d. Ä.) 57, 58, 113, 131, 132 Gabriel siehe Vögelin Georg, Abt des Schottenklosters in Nürnberg 43, 107 Georg v. Hohenlohe, Bischof v. Passau (1390–1423) 41, 150 Georg v. Podiebrad, König v. Böhmen (1458– 1471) 51, 145 Gessel, Leonhard 148 Gossembrot, Sigmund, Augsburger Bürgermeister 65, 110 Grafeneck siehe Friedrich v. Gregorius, Dr., juristisch tätig für Augsburg 136 Gwerlich, Johannes 148 Hagtoren (Hagendorn), Johann, Lizentiat im geistlichen Recht 166 Haintzel, Konrad 1 Hangenor, Stephan 1 Hans siehe v. Balldern; Belheimer; Holzhaimer; Kamrer; Lieber; Rem; Wieland; Vittel Hans v. Nenningen 41 Hans v. Oettingen 115 Hans v. Reinau 54 Harscher, Gottfried, Augsburger Domdekan 146 Hartmann siehe Ehinger; Langenmantel Hartmann v. Dillingen, Bischof v. Augsburg (1248–1286) 34, 35, 130 Haug XI. (Hugo), Graf v. Werdenberg 55, 56 Haupt (II.) v. Pappenheim, Reichserbmarschall u. Landvogt v. Augsburg 106 Heinrich siehe Bombrecht; Erlbach; Langenmantel; Kamrer Heinrich III., Markgraf v. Burgau (1293– 1301) 36 Heinrich IV., dt. König (1056–1105) u. Kaiser (1084–1105) 102 Heinrich IV. v. Absberg, Bischof v. Regensburg (1465–1492) 59 Heinrich, juristisch tätig für Augsburg 80, 112
Index der Personennamen Heinrich v. Ehrenfels, Probst v. St. Viktor (Mainz) 44 Heinrich v. Gumpenberg 4 Heinrich v. Höhenried 41, 150 Heinrich v. Pappenheim, kaiserl. Rat 46, 47, 49, 136–138 Heinrich v. Ramswag, Landvogt v. Schwaben u. Augsburg 36, 37 Hektor siehe Mülich Henning v. Bredow, Bischof v. Brandenburg (1406–1414) 40 Hermann siehe Nördlinger Herwart, Heinrich, Stadtvogt v. Augsburg 37 Hirscheck siehe Konrad Hohenlohe siehe Georg Hürnheim siehe Walther v. Hörnlin, Ludwig 192, 193 Hofmaier, Appolonia 65 Holzhaimer, Hans 69, 192, 194 Hyltpolt v. Knöringen 135 Illsung, Sebastian (Bastian), Augsburger Bürgermeister u. Ratsherr 41, 69, 81, 84, 85, 93, 109, 164, 173, 174, 192 Innozenz IV., Papst (1243–1254) 142 Innozenz VIII., Papst (1484–1492) 132, 134 Jakob siehe Protzer Jakob v. Argun 54 Johann(es) siehe Andreae; Gwerlich; Hagtoren; Rehlinger; Reicher; Tendrich; Wieland Johann v. Borschnitz, Bischof v. Lebus (1397– 1420) 115, 168 Johann v. Hohenzollern, Burggraf v. Nürnberg (1397–1420) u. Markgraf v. Brandenburg-Kulmbach (1398–1420) 68 Johann II. v. Heideck, Bischof v. Eichstätt (1415–1429) 85 Johann II. v. Nassau, Erzbischof v. Mainz (1397–1419) 39, 41, 72 Johann II. v. Werdenberg, Koadjutor v. Augsburg (1463–1469), Bischof v. Augsburg (1469–1486) 56 Johann III. v. Eych, Bischof v. Eichstätt (1445–1464) 50 Johann IV. v. Wittelsbach, Herzog v. BayernMünchen (1460–1463) 49, 171 Johannes XXIII., (Gegen-)Papst (1410–1415) 38–40, 103, 174 Jörg siehe Closzner; Ploß Jos siehe Cramer Kamrer, Brüder Hans, Heinrich u. Mark 76, 77
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Karl I., Markgraf v. Baden (1454–1475) 51 Karl IV. v. Luxemburg, dt. König (1346– 1378) u. Kaiser (1355–1378) 37, 118, 130 Kaspar Schlick 1 Kirchberg siehe Eberhard v. Klaus siehe Langenlor Klinkhaimer siehe Langenlor Knöringen (Fam.) v. 75 Knöringen, siehe Burkhard; Hyltpolt v. Koler, Paul, Dr., Augsburger Ratskonsulent 66, 175 Konrad (Conrad) siehe Duvel; Haintzel; Peutinger; Sintzenhofer; Spannagel; Vögelin Konrad IV., dt. König (1237–1254) 34 Konrad v. Dhaun, Erzbischof v. Mainz (1419–1434) 174 Konrad v. Hirscheck, Bischof v. Augsburg (1152–1167) 33 Konrad v. Reischach, Reichslandvogt v. Augsburg 37 Konradin, Herzog v. Schwaben (1262–1268) 34, 35, 130 Kraft, Mang, Bürgermeister v. Ulm 79 Kunz, Diener des Augsburger Bürgers Peter Röhlinger 85 Lang, Paul (Pauls), Augsburger Bürgermeister u. Ratsherr 192, 194 Langenlor, Klaus (Niklaus) v., genannt Klinkhaimer 47, 119 Langenmantel, Hartmann, Augsburger Ratsherr 151 Langenmantel, Heinrich, Augsburger Ratsherr 49, 108, 171 Langenmantel v. Radaw, Leonhard, Augsburger Bürgermeister u. Ratsherr 54, 55, 80, 90, 93, 96, 108, 112, 151, 173 Laurenz (Lorenz) siehe Egen; Wendelstein Leonhard siehe Gessel; Langenmantel; Pfister; Röchlinger; Vittel Lieber, Hans 140 Lieser, Johannes Hoffmann v., Jurist 19 Ludwig siehe Hörnlin Ludwig v. Heidelberg siehe Ludwig III., Pfalzgraf Ludwig v. Oettingen, Graf v. Oettingen 84 Ludwig II. „der Strenge“ v. Wittelsbach, Herzog v. Bayern (1253–1294) 35, 36 Ludwig III., Pfalzgraf u. Kurfürst v. d. Pfalz (1410–1436) 39, 41, 72, 81, 103, 123, 150
234 Ludwig IV., „der Bayer“ v. Wittelsbach, dt. König (1314–1347) u. Kaiser (1328– 1347) 35, 53, 134 Ludwig IV. v. Teck, Herzog v. Teck, Patriarch v. Aquileia (1412–1439) 1 Ludwig VII. v. Wittelsbach, Herzog v. Bayern-Ingolstadt (1413–1447) 43, 79, 95, 104, 193 Ludwig IX. „der Reiche“ v. Wittelsbach, Herzog v. Bayern-Landshut (1450–1479) 46–57, 71, 90, 120, 122, 140, 141, 144–146, 150–152, 155, 158, 180, 184 Mair, Martin, Jurist u. Ratsherr des Herzogs Ludwig v. Bayern-Landshut 55 Mair, Paul Hector, Stadtschreiber u. Ratsherr v. Augsburg (gest. 1579) 71 Margarethe siehe Welser Mark siehe Kamrer Markus (Marx) siehe Fugger Marquart v. Schellenberg 46, 47, 137, 138 Martin V., Papst (1417–1431) 41–44, 104, 107, 147, 173, 174 Martin siehe Mair; Riedrer Matthäus siehe Schleicher Maximilian I. v. Habsburg, dt. König (1486/1493–1519) u. Kaiser (1508–1519) 102, 103 Mengersreut siehe Oswald v. Muffel, Niklas, Bürgermeister u. Gesandter v. Nürnberg 172, 175 Mülich, Hektor, Augsburger Chronist 24, 49, 54, 151 Nenningen siehe Anselm; Hans Nicolaus de Tudeschis 142 Niderthor siehe Veit Niklas/Niklaus/Nikolaus siehe Muffel; Zeysselmaister Nikolaus V., Papst (1447–1455) 45, 46, 135, 136 Nördlinger, Hermann, Augsburger Bürgermeister u. Ratsherr 93, 109, 147, 164, 192, 193 Nußdorf siehe Ulrich Oberndorf siehe Ulrich Oettingen, Grafen v. 53, 75, 76, 114, 119, 121 Oheim, Thomas 171 Oswald, Augsburger Stadtschreiber 64 Oswald v. Mengersreut 40, 92, 104, 107, 165–167, 173, 174, 176, 182 Otto I. v. Pfalz-Mosbach 72 Otto am Steg 36
Anhang Pappenheim, (Familie) v., fränkischschwäbisches Adelsgeschlecht 37, 118 Pärtlin v. Swangau (Schwangau) 41 Paul/Paulus siehe Koler; Lang; Mair; Rotenauer Paumgartner, Anton 4 Pek, Hans 92 Peter siehe Drechsel; Egen; Fride; Röchlinger Peter v. Schaumberg, Bischof v. Augsburg (1424– 1469) u. Kardinal 1, 44–46, 47, 50, 52, 59, 106, 112, 120, 125, 126–131, 133, 135–140, 142, 147, 148, 153, 155, 171, 179–181, 184, 186 Petrus siehe Boleste Peutinger, Konrad, promovierter Jurist u. Augsburger Stadtschreiber 3–4, 65, 165 Pfister, Leonhard 151 Placentius, Kardinal 174 Ploß, Jörg, Augsburger Ratsdiener 27, 80, 81, 83, 84, 87, 89, 91, 92, 104, 105, 107, 110, 162, 164, 167, 173, 174, 183 Portner, Heinrich, Stadtvogt v. Augsburg 37 Protzer, Jakob 112 Prustl, Ulrich, auch v. Wien genannt, Bischof v. Brixen (1396–1417) 41 Radaw, siehe Langenmantel v. Radaw Rehlinger, Johann, Augsburger Ratskonsulent 66 Reichenau siehe Wilhelm v. Reicher, Johannes 43 Reischach siehe Konrad v. Rem, Hans 41, 82, 104, 116, 149, 150, 168, 173 Rembotten, Lizentiat 166 Riederer, Ulrich, königlicher Rat 112 Riedrer, Martin 77 Rigler, Gabriel 49 Röchlinger, Leonhard 90 Röchlinger, Peter 85, 168 Rotenauer, Paulus 151 Roth siehe Wolfhard Rudolf I. v. Habsburg, dt. König (1273–1291) 21, 35, 36, 130 Rudolf IV., Graf zu Montfort 43, 104 Rummel, Wilhelm, Nürnberger Bürger u. Kreditgeber 173, 174 Schaumberg siehe Peter v. Schellenberg siehe Marquart Scherer siehe Drechsel Schleicher, Matthäus, Augsburger Stadtschreiber 64 Schongauer, Heinrich, Augsburger Patrizier u. Stadtvogt 36
Index der Personennamen Schwabegg siehe Adelgoz III. v. Swangau (Schwangau) siehe Conrad; Pärtlin; Ulrich Schwarz, Ulrich, Augsburger Bürgermeister 110 Sebastian (Bastian) siehe Illsung Sigmund v. Luxemburg, dt. König (1411– 1437) u. Kaiser (1433–1437) 1, 37–43, 49, 53, 64, 78, 80–82, 84–87, 102–109, 112, 119, 122, 126, 128, 130, 135, 147, 149, 154, 164–168, 173, 174, 179, 193, 194 Sigmund v. Wittelsbach, Herzog v. BayernMünchen (1460–1467) 49, 96, 120 Sigmund, tit. Erzherzog v. Tirol (1439–1490) 158 Sigmund siehe Gossembrot Sintzenhofer, Konrad 59 Sixtus IV., Papst (1471–1484) 58, 113, 131–132 Spannagel, Konrad 36 Stammpfrock, Hans 88 Stephan siehe Hangenor Stolzhirsch, Augsburger Patrizierfamilie 36, 37 Stolzhirsch, Siboto 36 Strauß, Jörg 55 Teck, Herzöge v. 37, 118, 119 siehe Friedrich III.; Ludwig Tendrich, Johann, Stadtvogt v. Augsburg 37 Thomas siehe Eber; Oheim Tudeschis siehe Nicolaus Ulrich siehe Arzt, Conzelmann; Ehinger; Prustl; Riederer; Schwarz Ulrich V., Graf v. Württemberg (1433–1480) 48, 51 Ulrich v. Nußdorf, Bischof v. Passau (1451– 1479) 55, 111 Ulrich v. Swangau (Schwangau) 41 Ulrich v. Wien siehe Prustl Ulrich v. Wolfurt 76, 77 Ulrich zu Oberndorf 84 Valentin siehe Eber Veit v. Niderthor 113 Vittel, Hans, Augsburger Gesandter 90, 109, 110 Vittel, Leonhard 110 Vögelin, Conrad (Konrad) Augsburger Bürgermeister u. Ratsherr 173, 192, 194 Vögelin, Gabriel, Augsburger Ratsherr 82, 104, 116, 192, 193 Walther v. Hürnheim, Hofmeister des Augsburger Bischofs 138 Welser, Augsburger Patrizierfamilie 65
235
Welser, Bartholomäus 173 Welser, Margarethe 65 Wendelstein, Laurenz, Magister im römischen Recht, juristisch tätig für Augsburg 166 Wieland, Johann (Hans) 39, 69, 81, 96, 164, 192, 193 Wien, v. siehe Prustl Wilhelm siehe Rummel Wilhelm v. Reichenau, Bischof v. Eichstätt (1464–1496) 56 Wilhelm III. v. Wittelsbach, Herzog v. Bayern-München (1397–1435) 39, 40, 41, 43, 95, 120, 121, 122 Wilhelm III. v. Wettin, Landgraf v. Thüringen, Markgraf v. Meißen u. tit. Herzog v. Sachsen (1428/1440–1482) 48, 50 Wolfhard v. Roth, Bischof v. Augsburg (1288–1302) 36 Wolfurt siehe Ulrich Württemberg siehe Eberhard III.; Ulrich Zeysselmaister, Nyclausen (Niklaus), Magister im römischen Recht 166 Zink, Burkhard, Augsburger Chronist 23, 24, 38–40, 43, 45–47, 49, 50, 52, 54, 80, 81, 106–108, 149, 151–153, 172
INDEX DER ORTSNAMEN
Aalen 145 Affing 151 Aichach 151 Aquileia 1 Basel 3, 14, 61, 62, 65, 142, 143 Bern 3, 8, 14, 61, 62, 75, 76 Binswangen 152 Bopfingen 68 Burgau 32, 36, 76 Dachau 72 Dillingen 4, 134, 181 Dinkelsbühl 48, 50, 143–145 Donauwörth 49, 50, 52, 74, 76, 78, 90, 114, 150 Eichstätt 50, 134, 141 Esslingen am Neckar 144, 145 Frankfurt am Main 65, 70, 74–76, 122, 150, 173 Freising 135 Friedberg 43, 49, 55, 151 Gersthofen 139 Giengen 52, 79, 152 Graz 79, 109 Günzburg 148, 150 Gundelfingen 75, 80 Höchstädt 49, 141, 152 Ingolstadt 75, 105 Kaufbeuren 71, 145 Kempten 71, 145 Kissingen 140 Knöringen 75 Köln 5, 20, 61, 62, 68, 73, 79, 93, 135, 142, 165 Konstanz 40, 74, 85, 88, 96, 105, 107, 119, 150, 164, 167, 173, 175, 192–194 Landsberg 68 Landshut 55, 74 Lauingen 68, 74, 151, 152 Lebus 115, 168
Lechhausen 55, 140 Leipzig 167 Lenczyca 166 Lübeck 20, 165 Magdeburg 116 Mainz 39, 44, 75, 122 Memmingen 71, 74, 76, 78, 79, 81, 109, 116, 145 Mergentheim 48, 50 Mühlhausen 117 München 40, 68 Neapel 35 Nördlingen 53, 74, 76, 78, 108, 112, 119, 121, 144, 145, 171 Nordhausen 117 Nürnberg 3–5, 7, 18, 20, 27, 32, 41, 43, 48, 50, 52, 55, 74, 76, 78, 107, 108, 122, 135, 138, 142–145, 150, 165, 172–175 Oettingen 53, 75, 76, 84, 114, 115, 119, 121 Passau 41, 55, 56, 111, 150, 167 Prag 52, 54, 145, 167 Rain 151, 152 Ravensburg 145 Regensburg 42, 55, 59, 74, 78, 103, 106, 135, 145 Reutlingen 145 Rom 38, 45, 59, 79, 80, 89, 92, 107, 112, 113, 132, 135, 167, 171, 173, 175, 178, 179, 182, 183, 185, 193, 194 Rothenburg am Neckar 115 Rothenburg o. d. Tauber 51, 115, 143, 144, 145 Schwabegg 33, 34 Schwabmünchen 127, 140 Schwäbisch Hall 3, 145, 165 Seckenheim 52, 152 Speyer 171 Straßburg 3, 14, 74, 107 Straubing 171
Index der Ortsnamen
Szekszárd 38 Ulm 32, 36, 51, 54, 64, 74, 76, 78, 79, 81, 82, 84, 88, 95, 104, 105, 109, 114–117, 122, 135, 138, 144, 145, 150, 151, 193 Venedig 67, 76, 79, 108, 162 Weilheim 77 Wertingen 151, 152 Wesprim (Veszprém) 167 Wien 64, 109, 110, 184 Wiener Neustadt 109 Worms 50 Zusmarshausen 41, 81, 123, 149–151, 155, 184, 194
237
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