Diokletian: Kaiser zweier Zeiten 3406787312, 9783406787317, 9783406787324, 9783406787331

DIOKLETIAN – DIE GROSSE BIOGRAPHIE VON ALEXANDER DEMANDT Diokletians epochale Regierung bildet den Übergang von der Sold

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German Pages 432 [453] Year 2022

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Table of contents :
Inhalt
Vorspruch
Die Quellen unseres Wissens
Die Anarchie unter den Soldatenkaisern
Die Erhebung Diokletians 284 /285
Das Experiment der Tetrarchie
Die Kämpfe im Osten
Die Sicherung des Westens
Die Reichsreform
Geld und Wirtschaft
Die Christenverfolgung
Das neue Heer
Die Bauten der Tetrarchen
Abdankung, Tod und Nachfolge
Diokletian nach Diokletian
Die Kaisererhebungen von Maximian und Galerius
Galerius 297 /298 nicht in Ktesiphon
Die Prätorianerpräfekten Diokletians
Diokletian starb 316
Anmerkungen
Tetrarchen-Tabelle
Stammtafel zur Tetrarchie
Chronik
Karten
Abkürzungen
Mehrfach benutzte Literatur
Abbildungsnachweis
Register
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Über den Autor
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Diokletian: Kaiser zweier Zeiten
 3406787312, 9783406787317, 9783406787324, 9783406787331

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Alexander Demandt

DIOKLETIAN

Alexander Demandt

DIOKLETIAN

kaiser zweier zeiten Eine Biographie

C.H.Beck 2022

Mit 33 Schwarzweißabbildungen, einem Tafelteil mit 20 farbigen Abbildungen, drei Karten und einem Stammbaum

Vorderer Vorsatz: Diokletian mit Lorbeerkranz, Medaillon zu 4 Aurei. 294 aus Nikomedien Hinterer Vorsatz: Karte des Imperium Romanum um 300

© Verlag C.H.Beck oHG, München 2022 Umschlagentwurf: Kunst oder Reklame, München Umschlagabbildung: Diokletian, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz/Photo: René Müller und Volker Iserhardt; Original im Archäologischen Museum, Istanbul Satz: Janß GmbH, Pfungstadt ISBN Buch 978 3 406 78731 7 ISBN eBook (epub) 978 3 406 78732 4 ISBN eBook (PDF) 978 3 406 78733 1

Die gedruckte Ausgabe dieses Titels erhalten Sie im Buchhandel sowie versandkosten frei auf unserer Website www.chbeck.de. Dort finden Sie auch unser gesamtes Programm und viele w eitere Informationen.

Werner Portmann 1951–2012 zum Gedenken

Inhalt

Vorspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9



I. Die Quellen unseres Wissens . . . . . . . .

13



II. Die Anarchie unter den Soldatenkaisern . . .

21



III. Die Erhebung Diokletians 284 / 285 . . . . .

37



IV. Das Experiment der Tetrarchie . . . . . . .

53



V. Kämpfe im Osten . . . . . . . . . . . . . .

75



VI. Die Sicherung des Westens . . . . . . . . .

101



VII. Die Reichsreform . . . . . . . . . . . . . .

123

VIII. Geld und Wirtschaft . . . . . . . . . . . .

157



IX. Die Christenverfolgung . . . . . . . . . . .

177



X. Das neue Heer . . . . . . . . . . . . . . .

205



XI. Die Bauten der Tetrarchen . . . . . . . . .

223



XII. Abdankung, Tod und Nachfolge . . . . . .

257

XIII. Diokletian nach Diokletian . . . . . . . . .

277

Anhänge zu IV. Die Kaisererhebungen von Maximian und Galerius . . . . . . . . . . . . . .

301

V. Galerius 297 /298 nicht in Ktesiphon

309

VII. Die Prätorianerpräfekten Diokletians

311

XII. Diokletian starb 316 . . . . . . . . . .

315

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . .

319

Tetrarchen-Tabelle . . . . . . . . . . . . . .

385

Stammtafel zur Tetrarchie . . . . . . . . . .

387

Chronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

389

Karten

1. Das Imperium Romanum um 300   s. hinterer Vorsatz 2. Die Donaugrenze um 300 . . . . . . . . . . . 396 3. Die Persergrenze um 300 . . . . . . . . . . . 397

Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . .

399

Mehrfach benutzte Literatur . . . . . . . . .

401

Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . .

413

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

415

Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Mk. 12,17

Vorspruch

vorspruch

Die römische Geschichte gliedert sich in zwei Großperioden von je rund einem halben Jahrtausend: in die Zeit der Republik und die Kaiserzeit. Die Republik unter den Konsuln beginnt nach der legendären Königszeit von 753 bis 510 und endet nach der Eroberung des erweiterten Mittelmeergebiets in der «römischen Revolution», gerechnet von den Gracchen 133 bis zur Beendigung des Bürgerkriegs durch den Seesieg des Augustus über Antonius bei Actium 31 v. Chr. Die Kaiserzeit folgt nach der Diktatur Caesars (49 bis 44) seit der Sicherung der Alleinherrschaft des Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Das konsolidierte Imperium, die Pax Romana, mündet in die erneuten Bürgerkriege der Reichskrise nach dem Ende der Severerdynastie 235. Die folgende Herrschaft der kurzlebigen Soldatenkaiser bildet den Übergang zur Spätantike und unterteilt damit die Kaiserzeit in die Phasen des Prinzipats und des Dominats. Letzteres beginnt mit Diokletian 284 und Constantin 306, endet im Westen mit Romulus Augustulus 476 und geht im Osten während der Herrschaft Justinians (527 bis 565) über in die byzantinische Zeit. Diokletian hat in dieser Periodisierung eine Doppelstellung. Wohin gehört er? Rechnen wir ihn nicht mehr im engeren Sinne zur Zeit der Reichskrise, aber auch noch nicht zur Spätantike, die strenggenommen erst mit Constantins Wende zum Christentum beginnt, so steht er zwischen den Zeiten, in einem namenlosen Niemandsland der Periodisierung. Dennoch hat er Anspruch auf eine doppelte Zugehörigkeit, auf eine Position als Kaiser zweier Zeiten. Denn einerseits kann er nach seiner Herkunft aus dem Offizierscorps als der letzte Soldatenkaiser gelten, ­andererseits aber durch seine folgenreichen Reformen, die Verlagerung 9

vorspruch

der Regierung von Rom an die Grenzen, den Hauptstadtwechsel, die Neugliederung der Provinzen und die Festschreibung des Hofzeremo­ niells als erster Kaiser der Spätantike firmieren. Seine Regierungszeit erscheint als Schnittmenge der beiden Epochen, die sich hier überlappen. So verbindet sich in ihm janusartig ein Ende mit einem Anfang. Das ­gemahnt an die Doppelbürgerschaft Caesars in der Abendröte der Republik und in der Morgensonne der Kaiserzeit und an die in beiden Fällen ähnliche Rolle des Wegbereiters – wie Caesars für Augustus, so Diokle­ tians für Constantin. Daneben gibt es Alleinstellungsmerkmale Diokletians unter den Kaisern. Schon der steile Aufstieg aus dem Sklavenstand über die Freilassung, den Kriegsdienst und die Offizierslaufbahn zum Kaisertum war einzig­ artig. Aus der Regierungszeit sind singulär die Tetrarchie, das abgestufte regionale Mehrkaisertum der Augusti und Caesares, der letzte Versuch, das mit der gesamtantiken Religiosität unvereinbare Christentum zu ­beseitigen, die mißlungene umfassende Preiskontrolle und die Abdankung nach einer geplanten Regierungszeit von zwanzig Jahren mit geregelter Nachfolge. Dafür gibt es in der römischen Geschichte keine Parallele. All dies ist Grund genug, den Kaiser nochmals in Erinnerung zu r­ ufen. Das Wort der Evangelisten über das, was dem Kaiser gebührt, betrifft die Pflicht der Zeitgenossen wie die der Nachgeborenen, dort für das, was für den Fiskus zu leisten ist, hier, was dem Gedenken geschuldet wird. Diokletian stand mir nahe durch meine Besuche in Split bei einer Dalmatien­exkursion mit Helmuth Schneider, Werner Portmann und Studenten der Freien Universität Berlin vor 40 Jahren, im September 1981, dann durch einen Vortrag bei Herwig Roggemann 2001, den Kongreß von 2003 bei Karlo Grenc und die Einladung von und zu ihm 2013, als das Diokle­tiansdenkmal in Arbeit war. Nun steht es vor dem Palast. Die Idee, mich im Ruhestand mit einer Biographie des Kaisers zu betrauen, stammt von Christian Heucke (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt) auf der Frankfurter Buchmesse 2016, wurde aufgegriffen von Detlef Felken und verwirklicht unter der Ägide von Stefan von der Lahr, assistiert von Andrea Morgan. Meine Verbindung mit dem Hause C.H.Beck seit 1974 führte nun zu meinem dreißigsten Titel in diesem Verlag. Nach Alexander dem Großen (2009) und Marc Aurel (2018) ist es mein dritter und letzter Versuch einer antiken Herrscherbiographie. Wenn ich hier vielfach auf eigene Vorarbeiten zurückgegriffen habe, 10

vorspruch

zumal auf die beiden Vorträge in Split und den bei Sabine Huebner in Basel 2016 sowie auf mein Handbuch ‹Die Spätantike› (3. Auflage 2018), wird man das dem notorischen Polygraphen nachsehen. Man kann auch aus eigenen Büchern lernen. Es ist manchmal erstaunlich, was man alles gewußt – und vergessen hat und wieviel man immer noch dazulernen muß. Dank für Hilfe und Hinweise schulde ich wiederum mehreren Kol­ legen: für Münzen Kay Ehling und Hans-Christian Noeske, für Inschriften Manfred Clauss und Hartwin Brandt, für Iranica Josef Wiese­höfer und Dietrich Huff, für Aegyptiaca Wolfgang Schenkel und Renate Müller-Wollermann, für Judaica Ernst Baltrusch und Peter Schäfer, für Technisches Helmuth Schneider, für Rechtsfragen Detlef Liebs, für die Kirchenväter Beat Näf, für Archäologisches Adolf Borbein, für Literatur Paul Dräger, Klaus Girardet, Elisabeth Hermann-Otto, ­Ulrich Wiemer und Ingomar Weiler, und immer wieder Alina Soroceanu sowie Wolfgang Kuhoff für sein ­gigantisches Opus von 2001 und ergänzende Mitteilungen. Während der Korrekturphase verstarb Maria Radnoti-Alföldi in Frankfurt (6. Juni 1926 bis 7. Mai 2022), mit der ich seit über 60 Jahren befreundet war und die mir noch im letzten Winter numismatische Auskünfte erteilte. Gernot Eschrich hat den Text ein erstes Mal, Eva Fürst ein zweites Mal korrigiert. Die – wahrlich! – nicht nur technische Hilfe verdanke ich nun zum sechsten Mal Dir, Hiltrud, ­Duchessa von Heiligensee, mit deiner wachen Kritik und deiner Engelsgeduld. Lactanz, durch sein Werk De mortibus persecutorum der wichtigste Gewährsmann für die Tetrarchie, beendete seine Schrift über das Wirken Gottes De opificio Dei von 303 /304 mit dem Bekenntnis, nullam aliam ob causam vivere optaverim, quam ut aliquid efficiam, quod vita dignum sit et quod utilitatem legentibus  … afferat. Aus keinem anderen Grunde wollte er leben als darum, um etwas zu schaffen, was des Lebens würdig ist und Lesern Nutzen bringt. Eben dieses wünsche ich mir zu meinem heutigen 85. Geburtstag. Lindheim, 6. Juni 2022

Alexander Demandt

11

Tutissimum est ipsos adire fontes. erasmus 1516

I

Die Quellen unseres Wissens

die geschichtsschreibung i. die quellen

1. Die Geschichtsschreibung – 2. Die lateinische Panegyrik – 3. Die Kirchenväter – 4. Die byzantinischen Autoren – 5. Inschriften, Münzen, Gesetze

Alles, was wir über die ältere Geschichte wissen oder zu wissen glauben, beruht auf Quellen. Da uns die Vergangenheit verschlossen ist, befragen wir in der Gegenwart vorhandene Dokumente nach den Bedingungen ihrer Entstehung und ihrem Aussagewert für die Geschichte. Eine Quelle ist das Ende eines Vorgangs und der Anfang seiner Erkenntnis. Wir ­unterscheiden Quellen in solche, die der Nachwelt Kunde vermitteln sollten, so die Historiographie und die Inschriften, und solche, die als bloße Überreste erhalten blieben, so die Gelegenheitsreden, die Papyri und die Münzen.1 In beiden Fällen bedarf es der Quellenkritik, die im ersten Fall die Verläßlichkeit, im zweiten den Informationsgehalt prüfen muß. Wenn Erasmus in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Neuen Testaments 1516 die Aufforderung Ad fontes! formulierte, so betraf dies die von der Tradition zugewucherte Frohe Botschaft. Wie der Theologe die Quelle des Glaubens sichten muß, so der Historiker die Quellen des Wissens. Wie dabei zu verfahren? 13

i. die quellen

1. Die Geschichtsschreibung die geschichtsschreibung

Als die reiche Stadt Kroton in Unteritalien ihren Heratempel mit Gemälden schmücken wollte, gewann sie dafür den Maler Zeuxis, berühmt für seine Darstellung weiblicher Schönheit. Zeuxis schuf eine Galerie und wollte sie mit einem Bildnis der Helena krönen. Zu diesem Zweck ließ er sich von den Krotoniaten die schönsten Jungfrauen der Stadt vorführen. Von diesen wählte er als Modell aber nicht eine einzige, sondern deren fünf. Er erklärte, an keiner Frau seien alle Körperteile gleichermaßen vollkommen, darum suche er sich für jeden das schönste Vorbild unter den fünf Mädchen für seine Helena aus.2 Nach diesem Muster, schreibt Cicero, wählte er das Material für seine Schrift ‹Über die Auffindung des Stoffes›, und ebenso geht der Historiker vor. Keine Quelle genügt allein, er muß sammeln und sortieren, das Passende, Verläßliche für sein Thema auswählen und anordnen. Unsere ergiebigsten Quellen sind die erzählenden Texte der antiken Historiker, die – anders als die Inschriften, Münzen und Papyri – nicht im Original, sondern nur als Kopien und als Kopien von Kopien erhalten sind. Was von antiker Literatur überhaupt erhalten blieb, verdanken wir überwiegend den Kopisten in den Klöstern. Die uns vorliegenden Geschichtswerke gehen in der Regel auf einen dort entstandenen verlorenen Archetypus zurück, auf ein einziges Exemplar, das die Völkerwanderungszeit überdauert hat und dann abgeschrieben und vervielfältigt wurde. Hier ist Textkritik gefordert.3 Unsere historische Literatur der Antike umfaßt kaum ein Zehntel dessen, was es einmal gab.4 Die Zeit der Soldatenkaiser und der Tetrarchie, gerechnet vom Ende der Severerdynastie, dem Tod von Severus Alexander 235, bis zum Beginn der Dynastie Constantins 306, ist so ereignisreich wie quellenarm. Sie hat keinen erhaltenen zeitgenössischen Darsteller gefunden. Daß die ver­ lorenen ersten 13 Bücher des Ammianus Marcellinus aus der Zeit um 390 hier einen gewissen Ersatz geboten hätten, zeigen die elf Rückblicke auf Diokletian in den Büchern über die Zeit von 353 bis 378.5 Für das dritte Jahrhundert sind wir auf eine gestückelte Quellenbasis angewiesen. Wertvolle Nachrichten über die Jahre bis 229 unter Severus Alexander verdanken wir dem Griechen Cassius Dio aus Nicaea. Sein monumentales Werk ist unsere wichtigste Quelle für die Kaiserzeit. Dio bekleidete seit Commodus (180–192) hohe Reichsämter und verfaßte 14

die geschichtsschreibung

80 Bücher über römische Geschichte. Die fortlaufende Erzählung seit Claudius (41–54) ist zwar verloren, doch gibt es ausführliche Exzerpte aus byzantinischer Zeit durch Zonaras und Xiphilinos im 11. Jahrhundert. Jüngerer Zeitgenosse Dios war Herodian. Seine ebenfalls griechische Kaisergeschichte von Marc Aurel (161–180) bis zum Regierungsantritt Gor­ dians III 238 trägt belletristische Züge. Das gilt zumal für die Reden, die seit Thukydides mehr oder weniger rhetorische Zutaten der Historiker sind. Sprachlich an Thukydides orientierte sich Dexippos. Er stammt aus einer altathenischen Priesterfamilie und trat 267 im Kampf gegen die ­Heruler hervor.6 Von seinem umfangreichen Geschichtswerk besitzen wir aus den Skythika, der Gotengeschichte, nur wenige Bruchstücke über die Jahre 238 bis 274.7 Aufsehen erregte ein 2014 vorgelegter Textfund aus der Wiener Hofbibliothek, die ‹Scythica Vindobonensia›.8 Es handelt sich um vier Pergamentblätter, die zu den 240 griechischen Handschriften gehören, die der flämische Humanist Ogier Ghiselin von Busbeck 1562 über Venedig aus Konstantinopel nach Wien gebracht hatte. König Ferdinand hatte ihn 1554 als Gesandten mit dem Jahrestribut von zehntausend Dukaten zu Suleiman dem Prächtigen geschickt. Busbeck brachte zudem eine schwere Last antiker Münzen mit, die ersten Tulpen- und Hyazinthenzwiebeln, Fliedersamen und Roßkastanien sowie Sprachzeugnisse der Krimgoten, die er in Ankara getroffen hatte, und die erste Abschrift des Monumentum Ancyranum, des Rechenschaftsberichts des Kaisers Augustus.9 Die vier Pergamentblätter sind im 13. Jahrhundert überschriebene Palimpseste, auf denen die Slowakin Jana Gruskova den nicht ganz aus­ gelöschten Dexippostext entdeckte. Er wurde mit modernster Technik entziffert und bereichert unser Wissen über den Goteneinfall von 267.10 Kurzgefaßte Berichte über das 3. und frühe 4. Jahrhundert gehen zurück auf die lateinische Enmannsche Kaisergeschichte. Sie ist verloren, wurde aber 1884 überzeugend postuliert von Alexander Enmann aufgrund von inhaltlichen und stilistischen Übereinstimmungen bei mehreren Autoren des 4. Jahrhunderts, die alle dieselbe Quelle benutzen.11 Sie reichte bis zum Tode Constantins 337, umfaßte mithin die Zeit Diokle­ tians.12 Zu den Benutzern zählt Aurelius Victor, der unter Julian (361–363) und Theodosius (379–395) hohe Ämter bekleidete und Kurzviten der Kaiser bis 360 schrieb. Eine erweiterte Fassung bietet die Epitome de Cae­ saribus mit Viten bis 395.13 Ein hoher Beamter der Zeit war ebenso Eutro15

i. die quellen

pius, der gleichfalls ein Breviarium mit Kaiserviten bis zu Jovian 364 hinterließ.14 Das kleine Werk diente bis in die frühe Neuzeit als Schulbuch der Geschichte und wurde erstaunlicherweise ins Griechische übersetzt. Amtsnachfolger Eutrops war Rufius Festus. Sein kurz gefaßter Überblick über die Geschichte der Provinzen, namentlich die an der Ostgrenze, reicht ebenfalls bis 364.15 Die genannten Historiker gehören zu den Bre­ viatoren, die in knapper Form Grundwissen vermitteln wollten, das mangels Schulbildung zumal bei den Soldatenkaisern fehlte. Ergiebig für das 3. Jahrhundert ist die Biographiensammlung der Scrip­tores Historiae Augustae, angeblich verfaßt von sechs unbekannten Autoren. Sie behandeln die 30 Kaiser von Hadrian (117–138) bis zu Carinus (283–285), dem Vorgänger Diokletians, also die Zeit von 117 bis 285 mit einer Lücke von 244 bis 253. Die Widmungen an Diokletian und Constantin (306–337) enthalten auch Aussagen über sie. 1889 wies Hermann Dessau nach, daß die Sammlung von einem einzigen Autor aus dem späteren 4. Jahrhundert stammt, dessen Identität, Zeit und Tendenz strittig sind. Während die ersten Viten verläßlich berichten, sind die späteren romanhaft ausgestaltet.16 Aus der Zeit um 390 stammt die propagandistisch gefärbte Origo Constantini.17 Knapp berichtet der Augu­ stinus-Schüler Orosius 418 über die Tetrarchen.18

2. Die lateinische Panegyrik die lateinische panegyrik

Zum kaiserlichen Zeremoniell gehörte die Panegyrik. Griechisch panē­ gyris bezeichnet das Volksfest, wenn «alle» auf der «Agora» versammelt sind. Daraus entstand der Name für eine Literaturgattung, für Lobreden, wie sie schon um 400 v. Chr. von dem Sophisten Gorgias und dem Rhetor Isokrates gehalten wurden. Die Griechen in ihrer «leichtfertigen Geschwätzigkeit» nennt Isidor von Sevilla († 636) die Erfinder der Gattung, ein Übel, wegen der lügnerischen Schmeichelei.19 Im 3. Jahrhundert n. Chr. verfaßte Menander von Laodikaia eine Musterschrift für die Abfassung von Preisreden auf Herrscher, die in Rom bei Hofe zu festlichen Anlässen auf den Kaiser gehalten wurden. Gefeiert wurden Geburtstage des Herrschers, der Stadt Rom oder der jeweiligen Residenz, der Jahrestag der Regierungsübernahme, der Konsulatsantritt zu Neujahr, eine Hochzeit im Kaiserhaus oder sonst ein erfreuliches Ereignis. Über Name, Stellung und Entlohnung des Redners ist wenig bekannt.20 16

die lateinische panegyrik

Aus der Zeit von Diokletian bis Justinian sind fast sechzig dieser ­ aiserreden in Prosa oder Poesie erhalten.21 Der Herrscher wird gepriesen K wegen seiner mustergültigen Eigenschaften und seiner berühmten Ahnen, die nicht immer echt sind, wegen seiner Leistungen und Siege. Oft wird an ältere historische oder mythische Ereignisse und Erfolge erinnert, die der Jubilar wiederholt oder in den Schatten gestellt habe. Die von ihm berichteten Siege sind oft übertrieben, die erlittenen Niederlagen werden verschwiegen, innenpolitische Gegner unterliegen der Namensstrafe, sie bleiben anonym. All dieses gilt für die auf die Tetrarchen und auf Constantin gehaltenen Preisreden, die Panegyrici Latini.22 Entkleiden wir sie des gattungsbedingt rhetorischen Schmucks, so lassen sich ihnen wertvolle Angaben entnehmen. Die in Gallien, vermutlich in Trier, entstandene Sammlung wurde 1433 von dem Humanisten Johannes Aurispa in der Mainzer Dombibliothek entdeckt und 1482 zuerst in Mailand gedruckt. Sie enthält zwölf Reden, beginnend mit der als Lehrbeispiel vorangestellten langen Preisrede auf Kaiser und Reich, die der jüngere Plinius am 1. Januar 100 zum Dank für die Verleihung des Konsulats vor und auf Trajan (98–117) gehalten hat. Vier Reden der Kollektion betreffen Tetrarchen. Am 21. April, am «Geburtstag» Roms 289 pries der unbekannte Rhetor Mamer­ tinus in Trier den Augustus Maximianus (X / II) und 291 ebenfalls in Trier wiederum den gleichen Kaiser zu seinem Geburtstag am 21. Juli (XI / III). Ihm gilt auch das dort 297 am 1. März, seinem dies imperii, gespendete Lob des Rhetors Eumenius aus Autun (VIII / V), der sich 298 bei ihm für ein hohes Jahresgehalt von 600 000 Sesterzen bedankt, das er für den Neubau der Schule stiftet (IX / IV 3,4; 11,1 ff.). Vier unbekannte Redner sprachen vor Constantin, 307 in Trier zu seiner Hochzeit mit Fausta, der Tochter Maximians, der ihm den AugustusRang bestätigte (VII / XI), dann 310 ebendort nach der Beseitigung Maximians und der Konstruktion eines edleren Stammbaums (VI / VII), weiter 311 zu den Quinquennalien Constantins am 25. Juli (V / VIII) und 313 nach dem Sieg über den Schwager Maxentius (XII / IX). Wohlbekannt ist der Redner Nazarius, der 321 in Rom die Laudatio hielt auf den Kaiser und die Quinquennalien seiner Söhne und Caesaren Crispus und Constantin II (IV / X). Der verabredungsgemäß 317 gleichzeitig mit ihnen erhobene Sohn des Licinius (Licinianus 317–326) wurde ignoriert. Die Redner schmücken die Kaiser gemäß dem Herrscherideal der Tetrarchie mit 17

i. die quellen

allen Tugenden,23 sie respektieren die Devisen und Tabus der Kaiser. Die Aussagen über sie sind bisweilen mit ihnen abgesprochen, Propaganda, ja Pseudologie.24

3. Die Kirchenväter die kirchenväter

Ausführlich über das 3. Jahrhundert und die Tetrarchie berichtet der Kirchenvater Lactanz. Ihn hatte Diokletian aus Africa auf einen Lehrstuhl für Latein nach Nikomedien berufen, wo er konvertierte. Fehlende Lateinschüler verschafften ihm Zeit für seine Schriftstellerei.25 Bei der Christenverfolgung 303 geschah ihm nichts. Nach dem Tode Diokletians 31626 schrieb er sein «sadistisches Pamphlet»27 De mortibus persecutorum, in dem er zeigen wollte, daß die Verfolger von Gott durch einen bösen Tod gestraft worden seien. Lactanz liefert unentbehrliche Informationen, aber schreckt in seinem blinden Haß gegen die Christenfeinde vor «gezielter Geschichtsfälschung» nicht zurück.28 Diokletian wird als Verbrecher behandelt,29 andere wie Galerius und Daia werden in einer derart üblen, unsauberen Weise geschmäht, daß die Zuweisung der erst 1678 im Kloster Moissac am Tarn entdeckten Invektive lange – bis 1902 – dem Kirchenmann nicht zumutbar erschien.30 Lateinisch erhalten ist die Weltchronik des Eusebios, des griechischen Kirchenvaters und seit 313 Bischofs von Caesarea Maritima in Palästina.31 Sie enthält zwar nur stichwortartige Nachrichten, bildet aber die Grundlage für die antike Chronologie überhaupt. Sie endet 327 und wurde von Hieronymus ins Lateinische übersetzt und bis 379 fortgeführt.32 Sehr ausführlich, wenn auch vielfach legendär und polemisch, ist Eusebs griechische Historia Ecclesiastica (HE)33 zu den Christenverfolgungen, denen ebenso die Schrift über die Märtyrer in Palästina (MP) gewidmet ist. Die Vita Constantins (VC), mit dem Euseb auch persönlich verbunden war, ist eine Lobschrift in kaum erträglicher Schmeichelei.34 Mommsen nannte Euseb einen «der verlogensten Skribenten».35 Tendenziös im Stil der Kirchenväter sind die Äußerungen Constantins über Diokletian.36 Zu den kirchlichen Quellen für die diokletianische Christenverfolgung gehören die sogenannten Märtyrerakten.37 Der Begriff geht zurück auf den römischen Kirchenhistoriker Caesar Baronius († 1607). Seine monumentalen ‹Annales ecclesiastici› verschafften ihm die Leitung der Vatikanischen Bibliothek. 1586 publizierte er sein ‹Martyrologium Romanum› 18

die byzantinischen autoren

mit den ‹Acta Martyrum›. Neben ganzen Heiligenviten gibt es dort Gerichtsprotokolle von Christenprozessen, die im Kern als authentisch ­gelten. Sie wurden von notarii in Kurzschrift, notae, auf Papyrus mitgeschrieben und gelangten irgendwie zur Kenntnis der örtlichen Gemeinde. Für den liturgischen Gebrauch wurden sie – falls erforderlich – aus der lateinischen Gerichtssprache ins Griechische übersetzt, erbaulich ange­ reichert und für die Verbreitung stilistisch geglättet. Viele Akten lassen sich nicht sicher datieren oder sind überhaupt legendär. Ein knappes Dutzend fällt in die Zeit Diokletians.38

4. Die byzantinischen Autoren die byzantinischen autoren

Einzelne, aber wichtige Nachrichten auf Griechisch verdanken wir byzantinischen Autoren. Zwei von ihnen waren Heiden geblieben: der Philosophiehistoriker Eunap von Sardes um 400, dessen Weltgeschichte als ganze verloren ist, und der advocatus fisci Zosimos unter Anastasius um 500 in Konstantinopel, in dessen Kaisergeschichte die Zeit Diokletians nicht erhalten ist. Ein allenfalls lauer Christ war Prokop, der letzte große Histo­ riker der Antike. Sein Thema war die Zeit Justinians, doch vermerkt er auch einiges zu den Kämpfen im Osten, desgleichen der magister officio­ rum und Diplomat Petros Patrikios um 550 in Konstantinopel, er bringt einiges von der Perserfront, überliefert in den umfangreichen Beispielsammlungen, die vor 913 Constantinus VII Porphyrogenitus noch als «arbeitsloser» Kronprinz anlegen ließ. Sie dienten dem praktischen Brauch unter den Stichwörtern ‹Über die Gesandtschaften› und ‹Bemerkenswerte Aussprüche›, publiziert in den noch immer unersetzten ‹Fragmenta Historicorum Gracecorum› (IV 1868) von Carl Wilhelm Ludwig Müller. Aus dem 10. Jahrhundert stammt der «Suidas», das monumentale byzan­ tinische Lexikon, die Suda, wo unter den 30 000 Begriffen auch Nachrichten über Diokletian stehen. Mehrere Weltchroniken bieten Stoff. Die Fragmente des Johannes Malalas im 6. Jahrhundert betreffen seine Heimatstadt Antiochia. Zum 3. Jahrhundert erfahren wir Zusätzliches von Georgios Synkellos, dem Sekretär des Patriarchen Tarasios in Konstantinopel, als unter Kaiserin Irene auf dem letzten ökumenischen Konzil 787 zu Nicaea der Bilderdienst erneuert und der Ikonoklasmus, der den Osten seit 730 zerrüttet hatte, als Ketzerei verdammt wurde. Die Fortsetzung ab 284 unternah19

i. die quellen

men Theophanes, der im 8. Jahrhundert Abt in Kyzikos war, und Zonaras, der im 12. Jahrhundert in einem der Klöster auf der bewaldeten Marmorinsel Insel Prinkipo im Marmarameer lebte. Der Name «Prinzeninsel» erinnert an den Verbannungsort byzantinischer Thronanwärter, so seit 802 die verbannte Kaiserin Irene.

5. Inschriften, Münzen, Gesetze inschriften, münzen, papyri

Die Inschriften zu Diokletian, seinen Kollegen und Vorgängern39 sind weniger zahlreich und minder aussagehaltig als die der Zeit zuvor. Die Ausführung ist meist weniger akkurat. Der Rückgang der Weihinschriften der Soldaten entspricht der geringen Kenntnis des Schreibens im Heer, zumal bei den germanischen Einheiten. Die immerhin noch etwa 300 Inschriften der Tetrarchen sind bedeutsam durch die jeweils aktualisierten Siegerbeinamen der Kaiser – bei Diokletian in 18 Varianten.40 Sie erleichtern eine Zeitbestimmung der Kriege. Unschätzbar ist die Inschrift mit dem Höchstpreisedikt,41 neben dem Tatenbericht des Augustus auf dem Monumentum Ancyranum und der Lex de Imperio Vespasiani das bedeutsamste epigraphische Zeugnis der Kaiserzeit überhaupt. Die einschlägigen Münzen und Gesetze, die Papyri und Denkmäler42 sind unten im Text genannt. Zurückblickend auf die Quellenlage zeigt sich, wie sich unser Bild von Diokletian und seiner Zeit aus Elementen verschiedenster Herkunft und unterschiedlichstem Gehalt zu einem Ganzen zusammenfügt. Das aber gilt nicht nur hier. Paulus schreibt an die Korinther: ek merous gignōskomen, «aus Teilen gewinnen wir Erkenntnis».43 Und wenn Luther übersetzt «Unser Wissen ist Stückwerk», sagt er, daß unser Wissen dann noch immer Stückwerk bleibt.

20

Passim confusaque omnia aurelius victor

II

Die Anarchie unter den Soldatenkaisern

ii. die anarchie unter den soldatenkaisern

1. Das Ende der Severer 235 – 2. Die ersten Soldatenkaiser – 3. Der Tiefstand unter Gallienus 260 bis 268 – 4. Der Beginn der Konsolidierung

Edward Gibbon schrieb 1776 in seiner monumentalen ‹History of the Decline and Fall of the Roman Empire› (ch. III): If a man were called to fix the period in the history of the world, during which the condition of the human race was most happy and prosperous, he would without hesitation name that which elapsed from the death of Domitian to the accession of Commodus. Mit diesen Worten beschrieb er die Glanzperiode der römischen Kaiserzeit.1 Ein blühendes Städtewesen, eine geordnete Verwaltung, eine hochgradig arbeitsteilige Wirtschaft, ein lebhafter Verkehr auf einem engmaschigen Straßennetz in dem gesamten Raum zwischen Nordsee und Rotem Meer – derartiges hatte die Alte Welt noch nicht erlebt – und die Neue noch nicht wieder. Städte und Villen standen unbefestigt im Lande, kaum ein Prozent der Reichsbevölkerung trug Waffen, das Militär lag an Rhein, Donau und Euphrat und sicherte die Pax ­Romana. Die Lobreden, die 100 n. Chr. der jüngere Plinius, ein Mann aus Ober­ italien keltischer Herkunft, und 143 n. Chr. Aelius Aristides, ein Grieche 21

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aus Kleinasien, auf Kaiser und Reich gehalten haben,2 zeigen uns vielleicht nicht die ganze Wirklichkeit, gewiß aber die Ideale eines Wohlfahrts- und Rechtsstaates, an denen das Imperium Romanum sich messen lassen konnte. Das war im Jahr 180 vorbei. Den Herrscherwechsel von Marc Aurel zu Commodus kennzeichnete schon Cassius Dio 222 n. Chr. als Zäsur, als Umschlag einer goldenen Herrschaft in eine solche von Eisen und Rost.3 Im dritten Jahrhundert vollzog sich der Übergang von der Zeit des Prinzipats in die Spätantike. Einfälle an allen Grenzen, Verteidigungsund Bürgerkriege schwächten das Reich, zeitweilig drohte es zu zerfallen. Wir sprechen seit Léon Homo 1913 von der Reichskrise unter den Soldatenkaisern. Der Begriff kommt von griechisch krinein  – «entscheiden». Die hippokratische Medizin verwendete das Wort krisis für die Zeit, in der sich entscheidet, ob ein Patient stirbt oder überlebt. Für die Reichseinheit stand das auf dem Spiel. Es fehlt nicht an entsprechenden Befürchtungen bei den Zeitgenossen. Jacob Burckhardt hat in seinen ‹Weltgeschichtlichen Betrachtungen› 1868 den geschichtlichen Krisen ein grundlegendes Kapitel gewidmet. Er versteht sie als «beschleunigte Prozesse» in der Politik, als «vitale Umgestaltung», sein Musterfall ist die Völkerwanderung, zu der das 3. Jahrhundert das Vorspiel darstellt.4 Dazu ein Abriß:

1. Das Ende der Severer 235 das ende der severer 235

Der grausame Commodus wurde Silvester 192 ermordet. Dem folgten Bürgerkriege, bis 194 Septimius Severus das Reich wieder stabilisierte. Sein Sohn Caracalla (211–217) sicherte 211 die Monarchie, indem er seinen Bruder und Mitherrscher in den Armen der Mutter erdolchte. Zukunftweisend war innenpolitisch seine Constitutio Antoniniana 212, die Verleihung des römischen Bürgerrechts an alle freien Reichsangehörigen,5 und außenpolitisch das Auftauchen eines neuen Feindes von europäischem Rang, der Alamannen. Aus mehreren germanischen Stämmen an der unteren Elbe hatte sich eine Kampfgemeinschaft gebildet, die sich «Alle Männer» nannte.6 Ihre Reiter erschienen am Main, im Hinterland des Limes, wo mit Rom verbündete Kelten lebten. 213 zog Caracalla ­gegen sie, bekam sie aber nicht zu fassen. Die für seinen Triumph benö­tigten Gefangenen kaufte er bei den Chatten. Er wurde 217 von seinem Garde22

das ende der severer 235

präfekten und Nachfolger Macrinus umgebracht, den es 218 ebenso traf. Die Jahre unter dem Baalspriester aus Emesa / Homs Elagabal (218–222), seiner Großmutter Julia Maesa und seiner Mutter Julia Soemias sind durch die sexuellen Exzesse ein Schandfleck in der römischen Geschichte. Auch er starb mit seiner Mutter 222 den gewaltsamen Kaisertod. Unter seinem Vetter und Nachfolger Severus Alexander (222–235) und seiner Mutter Julia Mamaea erschütterten mehrere Militärrevolten den inneren Frieden. Gefährlicher aber wurde eine äußere Bedrohung. Denn im Osten erhob sich ein neuer Dauerfeind. Im Jahre 224 besiegte der Sassanide Ardaschir, griechisch Artaxerxes, den letzten Partherkönig und übernahm die Macht in Persien.7 Er erneuerte den Anspruch des Achämeniden Xerxes auf Asien und drang in die Provinz (Nord-)Mesopo­ tamien ein.8 Nisibis konnte er nicht nehmen, Severus Alexander schlug ihn zurück. Das feierte er 233 mit einem glänzenden Triumph in Rom, doch schon 234 mußte er wieder an die Front, diesmal an den Rhein, wie in Persien gemeinsam mit seiner herrschsüchtigen Mutter. Sie hatte ihm als Vierzehnjährigem durch eine Lüge den Purpur verschafft. Sie erklärte ihn zu einem unehelichen Sohn Kaiser Caracallas.9 Severus Alexander hatte für den Perserkrieg Truppen vom Rhein abgezogen und das nutzten – wie immer – die Germanen zu Raubzügen ins Reich. Zum ersten Mal durchbrachen die Alamannen im Jahre 233 den Limes und beraubten die Wetterau, das Decumatland nördlich und ­Raetien südlich der oberen Donau. Das belegen die Brandschichten und die zahlreichen vergrabenen Münzschätze. Die jeweils jüngsten Stücke stammen aus den Regierungsjahren von Severus Alexander. Die Rheinfront erforderte somit die Präsenz des Kaisers. In Mainz warteten die Truppen für die Strafexpedition, die der thrakische Präfekt Maximinus dort zusammengezogen hatte. Als der Kaiser mit weiteren Truppen von der Donau erschien, beschloß er nach dem Rat seiner Mutter, auf den Kampf zu verzichten. Er bot den Alamannen für eine hohe Summe Goldes einen Friedensvertrag an. Das empörte die kriegsbereiten Legionäre. Sie haßten die «Weiberherrschaft» und erhoben Maximinus Thrax (235–238) zum Kaiser. Er ließ Mutter und Sohn am 19. März 235 töten10 und zahlte aus dem für die Alamannen bestimmten Geld das fällige ­Donativ an die Soldaten.

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2. Die ersten Soldatenkaiser die ersten soldatenkaiser

Mit dem Tod des Severus Alexander endete die Severerdynastie. Es folgte die turbulente Reichskrise der Soldatenkaiser,11 die, zumeist als Usur­ patoren vom Heer erhoben, keine Bestätigung durch den Senat mehr ­erbaten oder benötigten.12 Er hat die Kaiser von sich aus anerkannt.13 Da der Kaiser nicht an allen Brennpunkten zugleich sein konnte, mußte er die Abwehr der Barbaren den örtlichen Generalen überlassen, die nach einem Sieg dann oft die acclamatio imperatoria erhielten. In den fünfzig Jahren seit 235, bis Diokletian das Reich wieder festigen konnte, zählen wir 26 Herrscher, die als legitime Augusti gelten können; drei Caesaren, die untergeordnete Mitregenten geblieben sind, und 41 Usurpatoren von bloß regionaler Bedeutung, die sich nicht durchzusetzen vermochten, zusammen also 70 Kaiser.14 Für den Zustand der betroffenen Provinzen hatte all das verheerende Folgen. Im Regierungswechsel von Severus Alexander zu Maximinus Thrax sah Aurelius Victor den Beginn der Soldatenkaiserzeit. Unter Caracalla habe die von Septimius Severus gefestigte res publica Romana ihren Höhepunkt erreicht, unter Severus Alexander ihn noch wahren können, doch dann sei der status Romanus gleichsam jählings abgestürzt. Die Kaiser seien mehr darauf bedacht gewesen, ihre Herrschaft zu erhalten als das Reich zu sichern, gute und schlechte, vornehme und niedrige, ja barbarische Herrscher in rascher Folge. «Überall Durcheinander und Verwirrung», passim confusaque omnia.15 Maximinus, der semibarbarus,16 sei der erste ex militaribus von den Legionen erhobene, so gut wie ungebildete Kaiser gewesen, litterarum fere rudis.17 Der Senat habe notgedrungen zugestimmt. Die Funktion des amplissimus ordo, der traditionell höchsten Autorität im Reich, beschränkte sich hinfort auf das Totengericht, die Entscheidung zwischen consecratio und damnatio memoriae. Einzelne ­Senatoren indes bekleideten noch hohe Ämter in der Zivilverwaltung. Der Übergang der Herrschaft ans Militär entspricht einer langen Entwicklung, der sich ausbreitenden Teilhabe an der Staatsmacht. Sie spiegelt sich in der Zusammensetzung von Heer, Beamtenschaft und Senat. Diese staatstragenden Körperschaften ergänzten sich immer stärker aus immer entfernteren Gebieten.18 Das läßt sich am deutlichsten an der regionalen Herkunft der Kaiser ablesen.19 Nachdem in den julisch-claudischen Kaisern (14–68) ein stadtrömisches Geschlecht an der Spitze des Reiches ge24

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standen hatte, übernahm mit den Flaviern (69–96) eine italische Familie die Herrschaft. Trajan und Hadrian stammten aus Spanien. Mit Sep­ timius Severus erhielt (193–211) ein dunkelhäutiger Afrikaner20 aus Lepcis Magna die Kaiserwürde, seine Frau gehörte einer syrischen Familie an. Die Soldatenkaiser der Zeit nach 235 kamen zumeist aus den Donauprovinzen, dem «kaiserschwangeren Pannonien».21 Andreas Alföldi22 sprach von der «staatsrettenden Rolle der Illyrier». Mit der regionalen erweiterte sich die soziale Herkunft. Die Kaiser von Caesar bis Nero (49 v. Chr.–68 n. Chr.) waren Patrizier, gehörten somit dem altrömischen Geburtsadel an. Die Flavier, Vespasian und seine Söhne, stammten aus dem senatorischen Amtsadel. Die Adoptivkaiser (96–180) sind ebenfalls aus dem Munizipalbürgertum in den Reichsdienst aufgestiegen; auch sie waren, so wie noch die Severer (193–235), Senatoren. In Pescennius Niger (193–194) und Opellius Macrinus (217–218) finden wir zum ersten Male Männer aus dem Ritterstande auf dem Thron. So erweckt die innere Geschichte des Imperiums den Eindruck eines stetigen Ausgleichs der regionalen und sozialen Differenzen, einer Entwicklung hin zu einem völkerübergreifenden Gemeinwesen. Der senatorisch gesinnte, bildungsstolze Aurelius Victor beklagt diesen Wandel zu dem Halbbarbaren Maximinus, räumt aber ein, er habe «nicht unvorteilhaft» gegen die Germanen gekämpft, und spielt damit auf den Feldzug an, den der Kaiser sofort nach dem Mord an Alexander unternommen hat.23 Er führte allerdings nicht südwärts nach Württemberg,24 sondern nordwärts durch das hessische Chattenland.25 Die Römer zogen auf der schon 15 n. Chr. von Germanicus genutzten Trasse durch die Wetterau lahnaufwärts ins Fritzlarer Becken, dann an die Werra, vorbei am ehemaligen römischen Marschlager Hedemünden, angelegt 11 v. Chr. durch Drusus, und bogen dann ostwärts ab. Südlich vom Harz hatten sie es mit den Hermunduren zu tun. Irgendwo an der unteren Elbe, im Herkunftsgebiet der Alamannen, kam es zur «Schlacht im Moor», wo Maximinus in den Sumpf geriet, aber Heldentaten vollbrachte.26 Den Rückweg nahm der Kaiser am Nordrand des Harzes westwärts und gelangte hier ans Harzhorn, wo seit 2008 römische Funde gemacht werden, die uns über den Feldzug informieren. Es handelt sich um einen Engpaß zwischen einem Ausläufer des Harzes und einem Höhenrücken zehn Kilometer östlich von Gandersheim. Die Ausgräber entdeckten hier 25

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das neben dem Ort der Varus-Schlacht (9 n. Chr.) bei Kalkriese bislang größte archäologisch dokumentierte Schlachtfeld der Antike in Europa.27 Aberhunderte von Rüstungsgegenständen und Kriegsgerät aller Art kamen, im Wald bewahrt, zutage. Münzen sichern die Datierung des Zuges auf 235 /236; weit über tausend Schuhnägel zeigen den Abmarsch der Überlebenden in Richtung Mainz. Die Germanen hatten den Römern auf dem Rückweg aufgelauert, ganz ähnlich wie Arminius dem Varus bei Kalkriese. Wenn kaum germanische Waffen gefunden wurden, so deutet dies darauf, daß auch die Alamannen mit römischen Waffen kämpften. Das bestätigen zahlreiche Bodenfunde der Zeit vor und um 300, zumal von römischen Schwertern, massiert im Bereich der mittleren Elbe.28 Die Gräber liefern zudem Luxuswaren aus Beutegut, sogar Brettspiele, die an die germanische Spielsucht erinnern.29 Zurück in Mainz, verkündete der Kaiser seinen «Sieg» durch den Beinamen germanicus maximus, Münzparolen und ein Gemälde, das er vor die Senatskurie stellte.30 Der Feldzug aber sicherte weder das Reich noch den Kaiser. Für die folgenden Kriege an der Donau gegen Sarmaten und Daker benötigte er Geld. Er begünstigte die Soldaten und bedrückte die Städte durch Steuerforderungen. In der russischen Forschung galt dies als Bestätigung des weltgeschichtlichen Klassenkampfes, der letztlich auch zum Ende des Imperiums geführt habe.31 Aus dem Stadtbürgertum erhob sich jedenfalls Widerstand, indem im März 238 der Senator Gor­ dianus I als Prokonsul von Africa zum Gegenkaiser erhoben wurde. Er ernannte seinen Sohn Gordianus II zum Mitherrscher, doch erlagen beide nach 22 Tagen dem Statthalter von Numidien. Der Senat, der die Gordiane anerkannt hatte, kürte nun in Pupienus und Balbinus zwei Standesgenossen gegen Maximinus,32 die nach 99 Tagen im Juni 238 im Kampf mit Maximinus Thrax umkamen. Daraufhin erhoben Volk, Senat und Prätorianer den dreizehnjährigen bisherigen Caesar Gordian III, den Enkel des I., zum Kaiser (238–244).33 Maximinus Thrax und sein zum Caesar ernannter Sohn wurden nach einer vergeblichen Belagerung von Aquileia noch im Sechskaiserjahr34 238 Opfer einer Meuterei.35 Im selben Jahr plünderten die Goten Olbia westlich der Krim und Histria südlich der Donaumündung. Sie ließen sich den Frieden und die Gefangenen durch Jahrgelder abkaufen. Im Perserkrieg 242 führte Gordian dann gotische Hilfstruppen,36 fiel aber 244 mit 19 Jahren nach der Rückeroberung von Carrhae und Nisibis im Kampf gegen Sapor I bei 26

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Ktesiphon.37 Möglicherweise wurde er von seinem Prätorianerpräfekten und Nachfolger Philippus Arabs (244–249) ermordet.38 Dieser Sohn eines Araberscheichs erkaufte einen Friedensvertrag mit den Persern mit 500 000 Denaren, so Sapor, und zelebrierte 24839 die Tausendjahrfeier Roms mit den vielen hundert Jagdtieren, die Gordian für seinen Triumph zum Schautöten im Colosseum mitgebracht hatte. Mit den Pronunciamentos unter Philippus Arabs begann eine rasche Folge von Usurpatoren, meist illyrischer Herkunft. Während große Scharen von Goten, griechisch «Skythen», unter ihrem Anführer Ostrogotha die untere Donau überquerten, 248 Marcianopel belagerten und Moesien und Thrakien verwüsteten, fiel 249 Philippus bei Verona gegen Decius (249–251). Dieser erließ in der großen Bedrängnis einen allgemeinen Opferbefehl, um die Loyalität der Bevölkerung und die Gunst der Götter zu sichern. Christen, die das verweigerten, wurden bestraft, viele hingerichtet,40 das Christentum darüber hinaus aber nicht verboten. Die Lage nutzten die Carpen zu einem Einfall nach Dakien; die Goten unter König Kniva eroberten 250 die vom Vater Alexanders gegründete Stadt Philippopolis, bulgarisch Plovdiv. Die neuen Dexipposfragmente41 sprechen von einem ersten vergeblichen Angriff, der die Einwohner zum Leichtsinn verführt habe, von einem Verräter, durch den dann die Einnahme der Stadt gelungen sei.42 Decius trat Kniva entgegen, unterlag aber im Juni 251 bei Abrittus,43 bulgarisch Razgrad, nahe der Donaumündung, auf dem 1955 lokalisierten, seither erforschten Schlachtfeld. Er wurde in einen Sumpf getrieben und kam mit seinem Sohn und Mi­t­ augustus um. Der Kirchenvater Cyprian von Karthago knüpft daran ein großes Lamento über die Nöte der Zeit, das sich dann zur Erwartung des Jüngsten Gerichts steigert.44 Lactanz aber frohlockte: So fand das «verfluchte Vieh», execrabile animal, Decius für seine Christenverfolgung die geziemende Strafe, seine «nackte Leiche wurde von Tieren und Vögeln gefressen».45 Wir erfahren, daß die Athener, Böoter und Spartaner die Thermopylen sperrten so wie einst Leonidas (480 v. Chr.) und weiterhin daß die Goten ihren König Kniva in Heldenliedern besangen so wie zuvor die Germanen Arminius46 und wie hernach die Germanen am Rhein ihre Lieder «krächzten».47 Zum Nachfolger des Decius erhoben die Truppen im Juni 251 den Legaten von Moesien Trebonianus Gallus (251–253). Er erkaufte von den Goten einen kurzfristigen Frieden gegen die Zahlung von Jahrgeldern 27

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und Überlassung der Beute aus Philippopolis.48 Als Trebonianus nach Rom zog, um seine Stellung zu legalisieren, erhob sich an der nun kaiserlosen Donaugrenze der maurische General Aemilianus. Trebonian wandte sich gegen ihn, wurde aber im August 253 bei Interamna in Mittelitalien Opfer einer Meuterei. Nach ihrer Niederlage gegen die Goten hatten die Soldaten keine Lust zum Bürgerkrieg. Aber auch Aemilianus, der inzwischen auf dem Weg nach Rom war, wurde nach 88 Tagen bei Spoleto von seinen Leuten umgebracht, denn schon im Juni 253 war in Raetien Valerian Kaiser geworden (253–260) und unterwegs nach Rom. Dort ließ er vom Senat seinen Sohn Gallienus (253–268) zum Iunior Augustus aus­ rufen. Dieser sollte die europäischen Provinzen übernehmen, während er selbst in den Osten ging. Decius, Valerian und sein Sohn waren nochmals Kaiser aus dem Senatorenstand. Valerian hatte beim Zug gegen Aemilianus Grenztruppen aus Germanien mitgeführt. Das brachte die üblichen Folgen. Der prachtvolle Tempelschatz aus Biriciana / Weißenburg an der Altmühl und die Schädel aus einem Gutshofbrunnen bei Castra Regina / Regensburg bezeugen den Raubzug der Alamannen 253 /254.49 Münzdatierte Brandspuren in den Kastellen nördlich der Donau zeigen, daß der rätische Limes damals aufgegeben wurde. Die nördlichen Kastelle hielten sich bis 260. Im Lager Niederbieber bei Neuwied fanden sich Skelette und Bruchstücke ­römischer Feldzeichen, andere Kastelle wurden kampflos geräumt. Die Grenze wurde an den Rhein zurückgenommen. Gallienus ging nach Mainz, ummauerte die Stadt und kämpfte gegen die Germanen, so seine jährlichen Siegerbeinamen. Sie aber vertuschen mehr als sie verraten. Am Niederrhein hatten sich sieben Stämme zum Kampfbund der Franken zusammengetan. 257 gaben sie, zum ersten Mal unter diesem Namen, ihr Debut auf der Bühne der Weltgeschichte, so wie die Alamannen 213. Eine fränkische Schar überquerte den Rhein, durchzog Gallien, überstieg die Pyrenäen und verwüstete das Stadtgebiet von Tarraco / Tarragona. Sie kaperten Schiffe und suchten die maurische Küste heim.50 Während der Kämpfe im Westen gingen die Einfälle im Osten seit 253 ununterbrochen weiter, seitdem Aemilianus den Goten ihren seit alters üblichen Jahrestribut verweigert hatte.51 Gemeinsam mit den ihnen zugerechneten Herulern kamen sie über die untere Donau und drangen vor bis Thessalonica. Hier setzten sie, wie zuvor in Philippopolis und hernach 28

der tiefstand unter gallienus 260 bis 268

in Side, Belagerungsmaschinen ein, die von Gefangenen und Überläufern bedient wurden.52 Die Griechen erneuerten die Befestigungen der Thermopylen und des Isthmos, die Athener ihre Stadtmauern.53 Die Ver­ heerungen in der Folgezeit wurden immer wieder durch aufflackernde Seuchen verschlimmert.54 Im Jahre 255 begannen die «skythischen» Angriffe über See. Die Schwarzmeerküste vom Donaudelta bis zur Krim wurde durch die Goten kontrolliert. Von dieser Region aus bekriegten sie die Hafenstädte am Pontos bis Pityus im Osten und Herakleia Pontica und Trapezunt im Süden des Schwarzen Meeres. Sie drangen ins Innere Anatoliens vor, raubten Güter und Menschen, darunter wahrscheinlich 257 die christlichen Vorfahren des Gotenbischofs Wulfila aus Parnassos südlich von Ankara. Er übersetzte das Neue und teilweise das Alte Testament ins Gotische und bildete eine eigene Gemeinde.55 Es ist erstaunlich, wie die Goten ihre beutebeladenen Wagenkolonnen aus dem gebirgigen Land in die von ihnen besetzten Häfen bringen konnten. Sie durchstießen aber auch den Bosporus und beraubten Bithynien, darunter Nikomedien, ­Nicaea und Prusa. Valerian suchte indes die Goten in Kappadokien zu fassen, mußte aber nach Syrien umkehren. In der Not des Reiches erneuerte er 257 das ­Opfergebot und 258 die Christenprozesse des Decius.56 Sapor I, der Sohn und Nachfolger Ardaschirs, hatte schon 252 die Kämpfe der Römer am Rhein und an der Donau zu einem Zug nach Syrien, Mesopotamien und Kleinasien genutzt. 256 nahm er Antiochia ein und deportierte die Handwerker ins untere Mesopotamien. 258 erschien Valerian, suchte das be­ lagerte Edessa zu entsetzen, wurde aber geschlagen. Bei der Friedens­ verhandlung nahm Sapor ihn im Juni 260 gefangen. Das rühmt die Siegesinschrift Sapors an der Kaaba-i-Zerdosht von 272.57 Valerian starb in Persien, doch ist seine schimpfliche Behandlung zugunsten der These von der göttlichen Rache an den Christenverfolgern erfunden.58 Lactanz beschreibt und begrüßt sie.59

3. Der Tiefstand unter Gallienus 260 bis 268 der tiefstand unter gallienus 260 bis 268

Nach der Gefangennahme Valerians kam es im Nahen Osten und im Donauraum zu Rebellion und Bürgerkrieg mit über einem Dutzend Prätendenten.60 Damals erreichte der Zerfall des Imperiums seinen Höhe29

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punkt oder besser Tiefpunkt. 297 beschrieb Eumenius in Trier den damaligen Zustand so: Wie jüngst das römische Licht in Britannien erlosch, so wurde unter Gallienus durch Nachlässigkeit oder Schicksal der Staat an allen Gliedern verstümmelt. Der Perser erhob sich allzusehr, der Palmyrener tat es ihm gleich. Ägypten und Syrien fielen ab, Raetien ging verloren, Noricum und Pannonien wurden verwüstet, selbst Italien, die Herrin der Völker, mußte die Zerstörung vieler Städte bedauern.61 Von den Truppen erhobene Gegenkaiser traten auf. Sie alle behaupteten sich nur kurz, doch an den beiden am stärksten gefährdeten Grenzen, in Gallien und im Orient, entstanden römische Sonderreiche, die sich über die Zeit des Gallienus hinaus bis zu Aurelian (270–275) halten konnten. Nach dem traurigen Ende Valerians übernahmen seine Offiziere die Abwehr der Perser, die wieder nach Anatolien vorgestoßen waren. Der Gardepräfekt Ballista alias Kallistos konnte in Pompeiupolis bei Tarsos den Harem des Königs gefangennehmen, der hart bedrängt den Heimweg suchte. Beim Durchzug durch das Gebiet der Edessener im heutigen Urfa mußte er gar seine Beute zurücklassen. Kallistos ließ sich in Emesa zum Kaiser ausrufen, wurde aber bald beseitigt.62 Die Führung im Kampf gegen Persien ergriff noch 260 Fürst Odai­ nathos von Palmyra. Die in einer Oase der syrischen Wüste östlich von Emesa / Homs gelegene Stadt ist neben Baalbek die eindrucksvollste antike Ruinenstätte im römischen Osten. Sie erscheint als Tadmor bereits in assyrischen Quellen und in der Bibel.63 Unter Tiberius (14–37) trat sie in ein Klientelverhältnis zu Rom und wurde unter Caracalla Kolonie mit römischem Bürgerrecht. Das Volk sprach syrisch, die Oberschicht auch griechisch. Der Orienthandel machte die Stadt reich. Odainathos brachte Sapor auf dem Rückweg eine empfindliche Niederlage bei, und Gallienus belohnte ihn mit dem ad personam geschaffenen Titel corrector totius ori­ entis, den der Fürst dazu benutzte, seine Macht über ganz Syrien auszuweiten. 264 ging er über den Euphrat, sicherte Edessa, Karrhai und Nisibis und drang vor bis Ktesiphon. Beutestücke sandte er nach Rom, die Gallienus für einen Triumph und den Siegerbeinamen persicus maximus nutzte. Die unter den Auspizien des Kaisers durch das Wohlwollen der Götter erfochtenen Siege wurden wie üblich seiner Person, nicht seinen Generalen zugerechnet. Odainathos blieb formal römischer Untertan, handelte faktisch aber im unerteilten Auftrag frei, vielleicht zu frei. 267 wurde er in Edessa ermordet. 30

der tiefstand unter gallienus 260 bis 268

An seine Stelle trat Zenobia (267–272), seine Witwe, eine hochgebildete Dame, zu Recht als neue Kleopatra (51–30 v. Chr.) bezeichnet. Wie Odainathos trug sie in Palmyra den Königstitel und regierte für ihren siebenjährigen Sohn Vaballathos alias Athenodoros, den titularen Nachfolger des Odainathos. Nach dem Tode des Gallienus, 268 unter Claudius Gothicus (268–270), erstreckte sich die Macht der Palmyrener bis Alexandria und Ankara. Das führte zum Bruch mit Rom. Seit Frühjahr 272 beanspruchten Mutter und Sohn den Augustus-Rang. Nun erschien ­Aurelian, nahm Tyana, Antiochia und Emesa ein und besiegte die Palmyrener. Er belagerte die Stadt und fing die Königin auf der Flucht nach Persien. Palmyra wurde in Besitz genommen. Aurelian trat den Rückweg an. Draufhin erhoben sich die Palmyrener abermals. Aurelian kehrte um und zerstörte die Stadt. Beim Triumph in Rom 273 führte er Zenobia mit ihrem Sohn vor. Sie lebte dann summo honore in einer Villa bei Tivoli.64 Nach dem Sieg über Palmyra wandte sich Aurelian gegen das gallische Sonderreich. Gallienus, noch 250 unter Valerian, hatte den Schutz der Rheingrenze seinem Offizier Postumus (260–269) mit Amtssitz Trier ­unterstellt und Köln seinem eigenen jüngeren Sohn Saloninus (260) anvertraut. Es kam zum Konflikt zwischen ihnen über die Abwehr der Franken, die 257 eingebrochen waren. Postumus errang einen Sieg über sie, nahm 259 den Purpur und ließ Saloninus hinrichten. Postumus, der in ganz Gallien, Britannien und Spanien anerkannt wurde, beherrschte auch Raetien.65 Das bezeugt der Augsburger Siegesaltar. Dieser 1992 gefundene Stein66 meldet einen Sieg vom 24. und 25. April67 unter dem Konsulat des Augustus Postumus und einem Kollegen im Jahre 260. Danach hat der Vertreter des Statthalters Simplicinius Genialis mit einer gemischten Kriegerschar eine Truppe von «Semnonen oder Juthungen» in die Flucht geschlagen und «viele Tausende von gefangenen Italikern befreit». Die Juthungen waren wie die Alamannen, denen sie zugerechnet wurden,68 Nachfahren der Semnonen in Ostelbien. Die auf dem Heimweg vor dem Donau-Übergang gestellten Germanen gehören zu dem großen Alamanneneinbruch, der bis Rom und Ravenna führte und bei Mailand 260 von Gallienus zurückgewiesen wurde. Er wie Postumus nannten sich daraufhin germanicus maximus. Gallienus konnte das nicht verhindern, er bot Postumus einen Zweikampf um die Herrschaft an. Der aber antwortete, er sei kein Gladiator.69 Zehn Jahre lange hatte Postumus zwar mit Rebellionen zu tun, die 31

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Rheingrenze aber gehalten. Daß er auch germanische Hilfstruppen einsetzte, entsprach altem Brauch. Bei der Einnahme von Mainz 269 wurde er von seinen Soldaten ermordet, weil er ihnen die Plünderung der Stadt verwehrte. Ihm folgten Marius (269) und Victorinus (268–270) und nach deren Ermordung Tetricus (271–274). Da Claudius Gothicus, der Nachfolger des Gallienus, 268 bis 270 an der Donau gebunden war, konnte sich erst Aurelian dem Sonderreich im Westen widmen. Als er 274 nach dem Sieg über Zenobia anmarschierte, unterwarf sich Tetricus und wurde Verwalter von Lukanien in Süditalien. Tetricus war der erste Kaiser, der seine Absetzung überlebte. Die beiden Sonderreiche um Trier und Palmyra waren nicht die einzigen Wundstellen des Imperiums unter Gallienus. Es kränkelte allenthalben. Africa und Ägypten litten unter Barbareneinfällen, die Donaugrenze stand jetzt wie während der gesamten Kaiserzeit unter dem Druck der nördlichen Nachbarn. Das waren von West nach Ost: die westgermanischen Alamannen oder Sveben, die zugehörigen Markomannen und Quaden, die iranischen Sarmaten oder Jazygen, die dakischen Carpen und die ostgermanischen Goten, Heruler und Bastarnen. All diese Völker lebten als Barbaren ohne Schrift und Geldwirtschaft, ohne Städte und Steinbau in loser Stammesgemeinschaft ohne feste Zentralgewalt, so daß Verträge mit ihnen – wenn solche überhaupt geschlossen wurden – nicht von Dauer sein konnten. Aber sie waren gefährlich durch ihren Kriegsgeist und ihren Kinderreichtum. Innenpolitisch bemerkenswert unter Gallienus ist die seit Philippus Arabs erneute Duldung des Christentums,70 weiterhin der Ausschluß der Senatorensöhne aus der Offizierslaufbahn71 und die Freundschaft des Kaisers mit Plotin, dem einflußreichen Begründer des Neuplatonismus. Sie mußte zurücktreten als 260 der bis dahin größte Barbareneinbruch erfolgte. Ostgermanen überrannten Dakien, sie kamen zu Tausenden über die untere Donau und räuberten in dem Raum zwischen Pontus und Ägäis. Gallienus besiegte am Nestus zwischen Makedonien und Thrakien eine größere Schar Heruler und übernahm ihren Führer Naulobatus in römische Dienste, ja ehrte ihn gar mit den Konsularinsignien. Das war Umarmungsstrategie. Der Germanengefahr begegneten die Kaiser im Wechsel mit Zuckerbrot und Peitsche. Angriffe großen Ausmaßes unternahmen die Heruler mit Hunderten von Schiffen. Sie beraubten als Wikinger ihrer Zeit die Inseln der Ägäis 32

der beginn der konsolidierung

und die Küstenstädte. In Kleinasien traf es die Stadt Troja, die sich, wie Jordanes geschichtskundig anmerkt, gerade ein wenig vom Kampf gegen Agamemnon erholt hatte,72 und den Artemis-Tempel von Ephesos, von dem im Oktober 1964 nur noch vier Marmorblöcke in einer sumpfigen Senke zeugten. Die Heruler kamen nach Kreta, Rhodos, Zypern und ostwärts bis Side. In Griechenland zogen sie auch ins Innere, plünderten 267 Korinth, Argos und Sparta. In Athen waren sie im Begriff, die Buchrollen der Hadriansbibliothek abzufackeln, da warnte sie ein Weiser mit der Bemerkung, solange die Römer sich den Büchern widmeten, vernachlässigten sie die Kriegs­ übung.73 Das dürfte die Bücher gerettet haben. An dieser Episode zeigte Montaigne 1580, daß die Wissenschaft den Mut von Männern «verweichliche und verweibliche».74 Gibbon hat dieser These 1776 widersprochen: The age of science has generally been the age of military virtue and success.75 Die Wissenschaften haben die Menschheit nicht friedlicher gemacht. Die 253 unter Valerian wiederhergestellten Stadtmauern hatten Athen 267 keinen Schutz geboten.76 Nach wenigen Tagen verließen die Germanen die Stadt wieder. Der Historiker Dexippos aus Athen verkündet in einem Redefragment, er wolle die Abziehenden mit 2000 Freiwilligen von einem Waldversteck aus bekämpfen.77 Was mag er erreicht haben? Kaiser Gallienus hatte nichts verhindern können. Er mußte zurückkehren, da sich im September 268 sein Reitergeneral Aureolus in Mailand empört hatte. Er sollte Italien gegen Postumus schützen, aber er machte gemeinsame Sache mit ihm und usurpierte. Gallienus belagerte Mailand, wurde dabei aber von seinen eigenen Leuten erschlagen. Bürgerkrieg, während der Feind im Lande räuberte, das konnte ein Mord vermeiden.

4. Der Beginn der Konsolidierung der beginn der konsolidierung

Schlimmer als unter Gallienus konnte es kaum noch kommen. Das Reich war zerrüttet und drohte zu zerfallen. Unter den Nachfolgern ging es langsam wieder aufwärts, wenn auch noch immer mit empfindlichen Rückschlägen. Die Belagerung von Mailand führte Claudius Gothicus (268– 270), der zweite Mann unter Gallienus, zum Erfolg. Aureolus wurde von den Soldaten des Claudius umgebracht, und dieser im Herbst 268 zum Kaiser erhoben. Während Aurelian, damals Reitergeneral, bei Mailand eine Koalition von Markomannen, Sveben und Sarmaten besiegte, schlug 33

ii. die anarchie unter den soldatenkaisern

Claudius wieder einmal eine Alamannenbande am Gardasee. Er ließ in Rom von dem gefügigen Senat Gallienus konsekrieren und wandte sich gen Osten. Bei Naissus / Nisch in Moesia Superior stieß Claudius im Sommer 269 auf ein größeres Kontingent von Goten und brachte ihnen eine Niederlage bei. Daraufhin erhielt er vom Heer den Siegerbeinamen Gothicus. Er findet sich auf einer im Jahre 270 gesetzten Inschrift aus Thubursicum am Bagradas, der neben Lambaesis besterhaltenen Ruinenstätte Numidiens.78 Hier erscheint zum ersten Mal der Goten-Name. Alle älteren Quellen und viele jüngere benutzen für sie den Allerweltsnamen der Nordvölker «Skythen». Eine zweite Gotengruppe bezwang Claudius unter schweren Verlusten im Rhodope-Gebirge. Die Besiegten übernahm er nach altem Brauch ins Heer oder siedelte sie als Colonen an. Das nützte dem Staat. Er benötigte zusätzliche Steuerzahler. Der früher übliche Verkauf von Gefangenen in die Sklaverei bereicherte die Grundherren, das gehörte längst der Vergangenheit an. Noch unter Claudius gab es einen Rachefeldzug der Goten nach Moe­ sien. Der Kampf ging auch später weiter. Das lehrt der Siegerbeiname gothicus bei Aurelian, Tacitus und Probus. Wieder bestätigt sich das Wort des Tacitus, daß die Germanen zwar dauernd geschlagen, aber nie besiegt würden.79 Dabei unterschieden sich die Einfälle der Ostgermanen von denen der Westgermanen. Während diese bemüht waren, ihre ­römische Beute möglichst bald über den Rhein und die Donau in die Heimat zu bringen, zog es jene immer tiefer ins Reich, nachdem sie längst mehr erbeutet hatten, als sie heimbringen konnten. Claudius Gothicus starb nicht wie seine Vorgänger und Nachfolger durch Mord, sondern im September 270 in Sirmium an der Pest. Sein Bruder Quintillus fiel nach 17 Tagen. Noch in Sirmium wurde Aurelian zum Nachfolger gekürt. Er unterdrückte einen Aufstand der Münzarbeiter in Rom80 unter dem rationalis Felicissimus, nachdem der Kaiser die Münzstätte geschlossen hatte. Er ­besiegte die über die Donau gekommenen Sarmaten und Vandalen, gab aber Dakien jenseits des Stromes auf. Diesseits schuf er für die Umgesie­ acia Ripensis und kaschierte so den Landverlust. Die delten die Provinz D Zahl der Provinzen blieb gleich. Bei Piacenza am Po erlitt er 271 eine Niederlage gegen die Alamannen und befahl darauf den Bau der Aurelianischen Mauer um Rom.81 Die Wiedergewinnung der beiden Sonder34

der beginn der konsolidierung

reiche war sein größter Erfolg als restitutor orbis. 274 gab es einen Triumph. Nach seiner Ermordung 275 plünderten die Franken und Alamannen wieder Gallien, sein Nachfolger, der Siebenmonatskaiser Tacitus, vom Senat ernannt, bekämpfte eingedrungene Goten in Kleinasien. Entschiedene Fortschritte machte die Konsolidierung des Reiches seit 276 unter dem energischen Probus, dem Donaukaiser aus Sirmium. Zu Beginn seiner Regierung war Gallien noch außer Kontrolle. Das lehren zwei jüngere archäologische Funde vom Oberrhein. In einer Kiesgrube bei Neupotz wurden seit 1967 über tausend römische Metallgeräte ausgebaggert, darunter 300 formschöne Bronzegefäße.82 Es ist der größte antike Metallfund Mitteleuropas, eine Probusmünze von 277 datiert ihn.83 Bei der Rückkehr der Alamannen aus Gallien war ein Floß mit dem Beutegut in einen Altarm des noch nicht kanalisierten Rheins gekippt.84 Wir sehen vor uns die Wagenkolonne mit dem Transport, die ungehindert durch die Provinz Obergermanien an die Grenze gelangte. Die Wache oblag der Flottenstation in Mainz. Bei dem zweiten Fund nahe nördlich Hagenbach handelt es sich um zeitgleich im Rhein versunkenes Beutegut, bestehend aus 129 silbernen Votivblechen, 41 Bronzegefäßen, typisch germanischem Hacksilber, Waffen und anderem Eisengerät. Die Bleche stammen aus einem Marsheiligtum in Aquitanien an den Pyrenäen und bezeugen die Weite des Beutezuges durch das schutzlose Binnenland.85 Dort griff Probus ein. Möglicherweise hat schon unter ihm die Mainzer Rheinflotte die Flußüberquerung verhindert. Mit harter Hand ging er gegen die Alamannen vor, sicherte die Grenze am Oberrhein und vertrieb sodann die Franken aus Gallien. In Köln besiegte er 280 zwei Gegenkaiser.86 Danach zog er als restitutor Illyrici nach Osten, hatte an der Donau mit Burgunden, Vandalen und Sarmaten zu tun, schlug in Ostanatolien eine Revolte der ewig unruhigen Isaurier nieder87 und in Syrien 281 eine neuerliche Usurpation. Die in Oberägypten eingedrungenen Blemmyer wurden durch Offiziere des Kaisers bezwungen, ebenso die Rebellen in Britannien und am Niederrhein. 281 triumphierte er in Rom.88 In größerem Umfang als seine Vorgänger hat Probus Germanen ins Heer aufgenommen und andere im Reich angesiedelt, so Bastarnen in Thrakien, Burgunder und Vandalen in Britannien und, ebenfalls fern der Heimat, Franken an der unteren Donau. Sie aber riskierten ein spektakuläres Abenteuer, das Stoff für Felix Dahn geboten hätte. Sie wollten nach 35

ii. die anarchie unter den soldatenkaisern

Hause. Eumenius in seiner Festrede 297 vor Constantius Chlorus in Trier, die Probus-Vita und Zosimos89 berichten von der «unerhörten Verwegenheit und dem unverdienten Glück» dieser Gefangenen. Sie kaperten Schiffe an der Pontusküste, beluden und bestiegen sie, hatten wohl auch ortskundige Führer an Bord und stachen in See. Sie durchquerten die Meerengen, räuberten in Kleinasien und setzten Griechenland in Schrecken. Dann gingen sie an mehreren Orten der nordafrikanischen Küste an Land und eroberten in Sizilien Syrakus. Sie versuchten ihr Glück in Karthago, gelangten in den Atlantik, segelten entlang der Küste in die Nordsee und kamen wohlbehalten (apathēs) in die belgische Heimat. Probus ging von Rom nach Sirmium nahe der befriedeten Donau­ grenze und setzte seine vorübergehend unbeschäftigten Soldaten zu nützlichen Erdarbeiten in der Landwirtschaft ein.90 Das aber wäre, so meinten diese, Sache von Colonen. Legionäre fanden das unter ihrer Würde und rebellierten. Germanische Hilfstruppen lehnten Handarbeit überhaupt ab.91 An die Spitze der Rebellion trat der Prätorianerpräfekt Carus (282– 283). Als er sich erhob, wurde Probus im Herbst 282 von seinen eigenen Leuten erschlagen. Damit stehen wir auf der Schwelle zur Zeit Diokle­ tians.

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Ego nolo Caesar esse. florus

III

Die Erhebung Diokletians 284 /285

iii. die erhebung diokletians 284 / 285

1. Der Perserkrieg 279 bis 284 – 2. Wahl und Proklamation in Nikomedien – 3. Herkunft, Name, Familie – 4. Die Ermordung Apers – 5. Sieg über Carinus 285 – 6. Kein Marsch auf Rom – 7. Der erste Sarmatenkrieg 285 – 8. Hauptstadt Nikomedien

Das römische Kaisertum war kein bequemes Amt. Sofern es ernst genommen wurde, bot es ein ruheloses, strapaziöses Leben: Kämpfen, Reisen und Rechtsprechen in enger Folge. Der Dichter Florus schrieb an Ha­ drian, er begehre nicht, Kaiser zu sein, der sich an den und über den Grenzen des Weltreiches aufhalten und wirken muß.1 So hätte auch ein spät­ römischer Kaiser eigentlich an mehreren Grenzen vor Ort sein müssen, denn bedroht waren sie alle. Hatte doch eben dies die wilde Kaisermacherei des 3. Jahrhunderts bewirkt. Die außenpolitische Bedrängnis war ja zumeist die Ursache für die innenpolitischen Konvulsionen. Das zeigte sich wiederum bei den Konflikten mit Persien, die 284 zur Erhebung Dio­kletians führten. Wie standen dort die Dinge?

37

iii. die erhebung diokletians 284 / 285

1. Der Perserkrieg 279 bis 284 der perserkrieg 279 bis 284

Aurelian hatte nach dem Sieg über Palmyra 272 die Ostgrenze gesichert, plante aber auch die Wiedergewinnung Armeniens und Vergeltung für die Gefangennahme Valerians. Beim Vormarsch nach Osten wurde er im Oktober 275 nahe Byzanz ermordet. Unter seinem Nachfolger Tacitus rührten sich die Perser nicht.2 Probus griff dann 279 den Plan Aurelians wieder auf, indem er eine Friedensgesandtschaft von Vararanes / Bahram II zurückwies.3 Der Perser benötigte Ruhe im Westen, denn sein Vetter4 Hormisdas / Hormizd hatte sich als Vizekönig in Seistan, dem heutigen Afghanistan, erhoben und beanspruchte, wie seine Münzen zeigen, die Großkönigswürde. Probus folgte der alten Devise: Friede ist besser als Krieg, aber Sieg ist besser als Friede. Darauf setzte er, fatalerweise. Er ­rüstete, erhielt auch in Ägypten bereits im Oktober 279 den Siegerbei­ namen Persicus Maximus,5 wurde aber im Herbst 282 wie die Mehrzahl seiner Vorgänger ermordet.6 Im Sommer 282 hatte sein Prätorianerpräfekt Carus rebelliert und wurde nach dem Tode des Probus allgemein anerkannt. Daran knüpft Aurelius Victor um 360 die resignative Bemerkung: «Von da an erstarkte die Macht des Militärs, und dem Senat wurde das Recht, den Kaiser zu küren, entrissen – bis auf unsere Tage.» Dabei läßt er offen, ob die Senatoren von sich aus verzichteten oder nur Aus­ einandersetzungen scheuten.7 Gleichwohl zog Carus als neuer Kaiser sofort mit seinen Söhnen Carinus (283–285) und Numerianus (283–284) nach Rom, nachdem er sie zu Caesaren ernannt hatte.8 Am 1. Januar 283 trat er sein – nominell zweites – Konsulat9 in Rom an, gemeinsam mit Carinus. Dann mußte er zurück an die Donau, während Carinus, der ältere, mit der Sorge für den Westen in Rom blieb.10 Quaden und Sarmaten hatten die in Pannonien kaiserlosen Wochen zu einem Raubzug genutzt. Dessen Ausdehnung wird in der Vita wie üblich übertrieben, ebenso die Erfolge des siegreichen Carus gegen sie im Frühjahr 283.11 Vater und Söhne übernahmen den Siegerbei­ namen germanicus maximus.12 Daraus ergibt sich, daß einmal mehr die Quaden mit den iranischen Sarmaten oder Jazygen gegen Rom gemeinsame Sache gemacht hatten. Nach dem Sarmatenkrieg erhob Carus seine Söhne zu Augusti iuni­ ores, erst Carinus, dann ebenso Numerianus.13 Mit ihm unternahm er 283 den von Probus vorbereiteten Perserzug.14 Carus überschritt den Euphrat, 38

wahl und proklamation in nikomedien

fand infolge der seditio domestica, des Bürgerkriegs in Persien, keinen Widerstand und konnte die Winterresidenz15 Ktesiphon bei Bagdad und die Schwesterstadt rechts des Tigris, persisch Coche, griechisch Seleukeia, ­syrisch Slik Harobta, einnehmen.16 Nun nannte er sich und seine Söhne persicus maximus. Das Strafgericht war vollzogen, das obere Meso­ potamien und Armenien gerieten in römische Gewalt.17 Dann aber traf es Carus. Er wurde im Sommer 283 im Feldlager am Tigris vom Blitz erschlagen: fulminis ictu conflagravit.18 Die ungewöhnliche Todesursache wurde zuweilen bezweifelt19 und durch Verschwörungstheorien ersetzt, doch liefert Ammian aus erster Hand einen Parallelfall zum Jahr 363, gleichfalls aus Mesopotamien. Ein Soldat namens Jovianus aus Julians Expeditionsheer führte während eines Gewitters zwei Pferde zur Tränke am Tigris und wurde auf dem Rückweg mit ihnen ex caelo tactus getötet.20 Derartiges geschah fraglos öfter als der Überlieferungszufall meldet. Nach dem Blitztod des Carus erhob das Heer Numerianus zum Nachfolger. Er war etwa 30 Jahre alt und hieß fortan auf Münzen und Inschriften Marcus Aurelius Numerius Numerianus, Pius Felix invictus augustus, pontifex maximus, es folgt die Zahl der Tribunate, consul, pater patriae, proconsul. 21 Gemeinsam mit seinem Schwiegervater Aper, dem Prätorianerpräfekten des Carus, leitete er nach einer Schlappe gegen die Perser22 den Rückmarsch des Heeres. Am 1. Januar 284 trat Numerian in Syrien, vermutlich in Emesa / Homs sein erstes Konsulat an, zeitgleich mit dem zweiten seines Bruders Carinus in Gallien. In Emesa erließ er im März eine Bestimmung über tutela, Vormundschaft.23

2. Wahl und Proklamation in Nikomedien wahl und proklamation in nikomedien

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Auf dem Wege von Syrien nach Europa ist Numerian Mitte November 284 gestorben. Seine Leiche wurde in einer verhängten Sänfte mitgeführt,25 begründet mit einem angeblichen Augenleiden, das er sich zwischen Emesa und Nikomedien zugezogen haben müßte. Doch wenn er das hatte, kann er daran kaum gestorben sein. Dieser Trick ermöglichte es Aper, dem nun Ranghöchsten im Heer, den Tod eine kurze Zeit zu verheimlichen, bis der Leichengeruch ihn verriet. Die Quellen erzählen, Aper habe seinen Schwiegersohn umgebracht, um selbst Kaiser zu werden, dies aber zu vertuschen gesucht, bis er ausgerufen sein würde. Denk39

iii. die erhebung diokletians 284 / 285

bar ist freilich auch, daß Numerian einer Krankheit erlegen ist und Aper lediglich eine vorschnelle Kaiserproklamation verhindern wollte. Mord war die dramatischere Version, sie kam dann dem Rächer Diokletian zugute und war überhaupt im 3. Jahrhundert die übliche Todesursache von Kaisern. Bei der Wahl des Nachfolgers für Numerian benannte der Rat der Offiziere jedoch nicht den ehrgeizigen Aper, sondern den pflichtbewußten Diokletian.26 Daraufhin wurde dieser am 20. November 28427 in Nikomedien von den anwesenden Truppen durch acclamatio zum Kaiser ausgerufen. Den Ort nennt Lactanz anläßlich der Abdankung 305, die an derselben Stelle stattfand. Sie lag etwa drei Meilen oder 4,4 Kilometer außerhalb der Stadt, wo damals eine Juppitersäule errichtet worden war. Hier habe Diokletian schon 284 «den Purpur genommen».28 Das fällige Donativ ans Heer mußte nicht genannt werden. Eine Anzeige an den Senat und dessen förmliche Anerkennung des neuen Kaisers waren seit Carus 282 entfallen.29 Die acclamatio imperatoria war in republikanischer Zeit eine Ehrung des siegreichen Feldherrn auf dem Schlachtfeld. Sie konnte wiederholt werden, wurde gezählt und als Ruhmestitel vermerkt.30 Eine rechtliche Bedeutung hatte dies nicht, denn Imperator war schon zuvor der republikanische Heerführer durch sein Amt. In der späteren Kaiserzeit hin­ gegen galt: «Den Kaiser mache das Heer» gemäß dem Wort des Hiero­ nymus: exercitus faciat imperatorem.31 Entsprechend sollte gemäß dem Kirchen­vater auch die Bestellung der hohen Geistlichkeit «von unten» erfolgen. Das Heer fungierte dabei in der Art der republikanischen Volksversammlung, in der die Imperiumsträger gewählt wurden.32 Daß die Kaiser­proklamation spontan, ohne Vorberatung der Offiziere, erfolgen konnte und trotzdem dann gültig war, lehrt die Befürchtung im Februar 364, daß dem erwählten Valentinian ein anderer zuvorkommen könnte, ehe er ­unter dem Zuruf der Heeresversammlung im Purpur und mit Diadem das Tribunal bestieg.33 Dafür sorgte ein kurzfristiges Versammlungs­ verbot. Die Senatsanzeige nach dem Herrschaftsantritt hatte es nur bei Julian 360 noch einmal gegeben. Gleichwohl galt Diokletian als senatsfreundlich.34 Er erscheint fortan auf offiziellen Dokumenten in vollem Wortlaut: imperator caesar caius aurelius valerius diocletianus35 pius felix invictus augustus pontifex maximus tribunicia potestate 40

herkunft, name, familie

consul pater patriae proconsul.36 Am 1. April 286 nahm Diokletian den Beinamen Iovius «zu Juppiter gehörig» an. Maximian nannte sich Herculius, «unter dem Schutz des Herkules».37

3. Herkunft, Name, Familie herkunft, name, familie

Diokletian hatte sich im Heere hochgedient und kommandierte zuletzt domesticos regens eine Gardetruppe. Er stammte aus Dalmatien,38 mithin aus einer jener Donauprovinzen, die dem Reich während des 3. und 4. Jahrhunderts die wertvollsten Truppen stellten. Hier sprach man Latein, das auch im Osten unter Diokletian Amtssprache wurde. Diokletians Griechischkenntnisse  – sofern vorhanden  – werden abfällig beurteilt.39 Sein Geburtsort war vermutlich Salona oder das Stadtgebiet, wo er dann in Spalato seinen Alterspalast errichtete,40 als Geburtstag ist papyrologisch der 22. Dezember bezeugt.41 Bis zum letzten Severer Caracalla († 217) kennen wir die Geburtstage aller Kaiser, danach nur in Ausnahmefällen. Kaisers Geburtstag war ein Feiertag, der bei «guten» Kaisern im Festkalender verblieb. Im 4. Jahrhundert bessert sich die Überlieferung. Diokletians Geburtsjahr 248 ergibt sich schätzungsweise aus dem Sterbealter nach 68 Jahren und dem nicht unbestrittenen Sterbejahr 316.42 Anders als die Kaisergeburtstage – ob echt oder angenommen – sind die Geburtsjahre der Tetrarchen nicht überliefert. Seit dem 3. Jahrhundert kann das genaue Alter der Kaiser meist nur erschlossen werden. Noch für Justinian gibt es da nur Vermutungen. Früher, seit Caesar und Augustus kannte man die Geburtsjahre der Kaiser. Diokletian war niederster Herkunft, obscurissime natus. Der Name seines Vaters ist unbekannt. Er soll Schreiber, scriba, gewesen sein. Nach anderer Überlieferung war Diokletian anfangs libertinus, Freigelassener eines Senators Anullinus,43 also geborener Sklave.44 Der Name der Mutter Dioclea ist vermutlich, der des gleichnamigen Geburtsortes sicher eine Erfindung,45 denn den Ortsnamen gibt es nicht. Gemeint ist offenbar Doclea in Montenegro. Erst nachträglich, in Erinnerung an den Kaiser kam für den Ort die Namensform Dioclea auf, die gültig blieb.46 Der Gentilname Diokletians lautet Valerius, zu erschließen aus dem Namen seiner Tochter Valeria, die vor der Kaisererhebung geboren wurde. Anullinus dürfte als namengebender Patron somit der gens Valeria angehört haben. Der Rufname des Kaisers soll ursprünglich Diocles gewesen 41

iii. die erhebung diokletians 284 /285

Abb. 1: Die einzige Inschrift der Kaiserin Prisca, Museum Salona. Auf dem Foto kaum zu sehen ist das hochgestellte Dativ-E, Nobilissimae.

sein,47 «durch Zeus berühmt».48 Ein griechischer Name im lateinischen Sprachgebiet Dalmatien war nicht ungewöhnlich. Vielfach trugen Sklaven im Westen griechische Namen, so der nur inschriftlich bezeugte Mithrasanhänger aus Ostia Diocles.49 Umgekehrt finden wir lateinische Namen im griechischen Sprachraum, denken wir an den Evangelisten Marcus, den Apostel Paulus, seinen Begleiter Silvanus und seinen «rechtschaffenen Sohn» Titus. Im griechischen Bereich ist der Name Diokles häufig, so für Fürsten und angesehene Personen seit Homer.50 Nach seiner Erhebung latinisierte und verschönerte der Kaiser seinen Namen standesgemäß. Als Pränomen wählte er, wohl in Erinnerung an Caesar, Gaius. Ein zweiter Gentilname Aurelius verband ihn mit Marc Aurel. Sein Cognomen wurde in adjektivischer Form Diocletianus, so zumeist sein Rufname, doch nennen ihn manche Quellen auch Valerius.51 Der Name Diocletianus findet sich daneben noch auf einer Inschrift aus Aquileia für Gallienus um 260 von einem vir egregius Licinius Diocletianus, ist darüber hinaus aber sehr selten.52 Eine Namensänderung beim Herrschaftsantritt war seit Augustus nichts Ungewöhnliches. Die Wahl von Zusatznamen diente der Anknüp42

herkunft, name, familie

Abb.2: Diokletian und Prisca im Kuppelfries des Mausoleums Spalato.

fung an Vorgänger, der Fiktion einer legitimierenden Familienzugehörigkeit. So übernahm Septimius Severus 193 zusätzlich den Namen Pertinax, Macrinus 217 den Namen Severus, Varius Avitus alias Elagabal 218 den Namen Marcus Aurelius Antoninus. Diokletian verband sich durch den neuen Namen außer mit Marc Aurel auch mit den Kaisern Marcus Aurelius Claudius Gothicus und mit Marcus Aurelius Probus.53 Die An­ bindung an den besten unter den «guten» Kaisern Marc Aurel durch N ­ amenswechsel war im 3. Jahrhundert verbreitet und findet sich zuletzt bei Marcus Aurelius Valerius Maxentius 307. Eine echte Abstammung 43

iii. die erhebung diokletians 284 / 285

wird damit nicht behauptet, sondern nur das Ansehen eines berühmten Namens in Anspruch genommen. In legitimierender Absicht haben die spätrömischen Kaiser ihre Vorgänger generell als maiores oder parentes nostri bezeichnet. Das ist eine rein ideologische Verwandtschaft, so auch bei Diokletian.54 Den Namen und den Rang von Diokletians Frau Aurelia Prisca überliefert eine 2003 entdeckte Statuenbasis aus Salona mit der Inschrift im Dativ.55 Danach war sie eine «hochedle Frau» so wie Maximilla, die Frau des Maxentius,56 und Constantia, die Frau des Licinius.57 Prisca war wohl einfacher Herkunft, erhielt nicht den Augustatitel und erscheint nicht auf Münzen. Diese Ehrung, die seit Livia, der Frau des Augustus, den meisten Kaiserinnen zuteilwurde, blieb den Frauen der ersten Tetrarchie konsequent versagt. Wollte Diokletian einer «Weiberherrschaft» wie unter den letzten Severern vorbauen, als es sieben Kaiserinnen im Augusta-Rang gab?58 Vollplastische Darstellungen, Statuen und Porträts Priscas kennen wir nicht.59 Aber auf einem Rundbild im Mausoleum Diokletians sehen wir sie neben dem Kaiser. Anders als bei den übrigen Tetrarchen gibt es von Diokletian keine Frauengeschichten. Die Tochter Galeria Valeria wurde Frau des Galerius60 und teilte nach seinem Tod 311 mit ihrer Mutter das schlimme Schicksal unter Licinius 314.61

4. Die Ermordung Apers die ermordung apers

Diokletians Sorge galt zunächst der Sicherung seiner Herrschaft. Bei der Proklamation beschwor er im Angesicht der Heeresversammlung, mit ­gezücktem Schwert zur Sonne blickend, seine Unschuld am Tode Numerians, der ihm unbeabsichtigt zugutekam, und stach Aper, den «Kaisermörder», nieder. Als Rächer Numerians befreite er sich so von dem gefährlichsten Mitbewerber um die Macht.62 Damit war die Version vom Mord Apers an Numerian kanonisiert. An diese Ermordung knüpft der fabulöse Autor der Carus-Vita die von ihm so genannte fabella, die sein Großvater ihm erzählt habe. Dieser sei bei der Szene zugegen gewesen und habe aus Diokletians Munde die Prophezeiung seiner Herrschaft vernommen. Als einfacher Soldat bei den Tungrern in Gallien habe er in einem Gasthaus eine Druidin, eine weise Frau, kennengelernt. Diese habe ihm vorausgesagt: Du wirst Imperator, 44

die ermordung apers

cum aprum occideris, «wenn du einen Eber getötet haben wirst». Daraufhin habe Diokletian es bei jeder Jagd auf einen Keiler angelegt. Lange sei das folgenlos geblieben, nun aber habe er den richtigen Eber, aprum ­fatalem, getötet und dies einzig deshalb, weil er das Wort der Druidin erfüllen und seine Herrschaft sichern wollte.63 Daß Diokletian einmal im Gebiet der civitas Tungrorum an der u ­ nteren Maas gedient hat, glauben wir gern, nicht jedoch das vaticinium post eventum. Die Druiden, keltische Eichenpriester, hat schon Claudius († 54) verboten, Druidinnen gab es nie.64 Wohl aber hatten die Ger­ manen Seherinnen, deren bekannteste Veleda im Bataveraufstand 70 / 71 war.65 Das Gebiet der Tungrer hatten nach Caesar Germanen von jenseits des Rheins, nun Germani cisrhenani, besiedelt.66 Insofern ist nicht die Handlung, aber der Hintergrund der Aper-fabella historisch. Sie selbst ist das einzige Beispiel für eine Prophezeiung in der so nüchternen Biographie des Kaisers. Wir lesen sonst nichts von Vorzeichen, Wundererscheinungen, Wahr- oder Angstträumen, wie sie von christlichen Autoren für Constantin, Licinius und Maxentius (306–312) überliefert sind.67 Den Mord Diokletians an Aper legitimierte der Erfolg. Die normative Kraft des Faktischen (Jellinek) ist eine Kulturkonstante. Was nicht zu ­ändern ist, gilt, bisweilen zeitverzogen, als rechtmäßig. Für den Tod Apers gab es im Augenblick der Tat, in der Vakanz, keinen höheren Richter. Man verstand das als Zeichen der Entschlossenheit und der Tatkraft, wie das gewöhnlich von einem künftigen Herrscher erwartet wird. Regiert er anschließend milde, wird ihm der blutige Anfang nachgesehen. Es fehlt nicht an Beispielen. So erlebte es Dareios bei seinem Staatsstreich gegen den Bruder des Kambyses, den angeblich falschen Smerdis,68 so gelang es Alexander dem Großen, der nach dem Tode Philipps drei Konkurrenten beseitigte,69 so wiederholte das Augustus mit dem moriendum est von ­Perusia im Jahre 40 v. Chr. und zehn Jahre später mit der Tötung von Kaisarion, dem Sohn von Caesar und Kleopatra.70 Das entspricht den politischen Erfolgsrezepten Machiavellis in seinem Fürstenbuch.71 Die Proklamation Diokletians war eine Usurpation. Fast alle Kaiser­ erhebungen schon nach Commodus 192 erfolgten illegal zu Lebzeiten des Vorgängers und führten zum Bürgerkrieg gegen ihn. So auch hier. Denn es gab nach dem Tode Numerians noch einen legitimen Kaiser in Gallien, mit vollem Titel: imperator caesar marcus aurelius carinus invictus pius felix augustus.72 45

iii. die erhebung diokletians 284 / 285

5. Der Sieg über Carinus 285 der sieg über carinus 285

Die Erhebung Diokletians war für Carinus nicht das einzige Problem. Die Schwachstelle des Reiches war die Donaugrenze. Nach der Vertreibung der Quaden und Sarmaten durch Carus im Frühjahr 28373 nutzten die Quaden den Abgang des Kaisers in den Perserkrieg zu einem erneuten Beutezug. Im Frühjahr 284 errang Carinus einen Erfolg gegen sie und verkündete das durch eine Medaille von sich und Numerian. Sie benennt einen «Triumph über die Quaden» in Pannonien. Nach dem Tode Numerians im November 284 geriet die Provinz in die Gewalt des Gegenkaisers Julianus, der sich auf die Todesnachricht hin erhoben hatte. Er war Statthalter in Oberitalien und prägte Münzen in Siscia an der Save. Carinus besiegte Julian Anfang 285 bei Verona.74 Nach seiner Niederlage «bohrte er sich einen Dolch in die Rippen und stürzte sich ins Feuer».75 Als Sieger über Julianus zog Carinus mit Heeresmacht dem von Osten kommenden Diokletian entgegen. Sie begegneten einander auf der Do­ naustraße von Singidunum nach Viminacium zwischen Aureus Mons und Margum.76 Hier kam es im Sommer 285 zum Kampf.77 Diokletian unterlag, aber während Carinus dessen geschlagenes Heer allzu heftig verfolgte, wurde er von seinen eigenen Offizieren umgebracht.78 Die Tat wurde einem Tribun zugeschrieben, dessen Frau Carinus verführt hatte.79 Die ­Historia Augusta schildert ihn als Scheusal mit allen erdenklichen Untaten und Abarten.80 Diokletian soll vor der Schlacht gesagt haben, er wünsche den Tod des Carinus nicht darum, um selbst die Herrschaft zu erlangen, sondern aus Mitleid mit der politeia, der res publica Romana.81 Die Erinnerung an die Schlacht blieb in Viminacium lebendig, der Reiseführer für Pilger aus Bordeaux vom Jahre 333 vermerkt: ubi Diocletianus occidit Carinum.82 Diokletian nutzte seinen Sieg mit weiser Mäßigung. Eine damnatio memoriae des Carinus fand nicht statt. Dessen auf nur sehr wenigen Inschriften ausgemeißelter Name geht auf vorauseilenden Gehorsam lokaler Amtsträger zurück, so wie später bei Julian.83 Diokletian begnadigte die Soldaten des Carinus, verzichtete auf Enteignungen und Entehrungen der Anhänger und beließ die Beamten im Dienst.84 Sie hatten für den ­legitimen Kaiser gekämpft, nicht für einen Usurpator. Das war er selbst. Seine Milde rühmte Aurelius Victor als ein seit Menschengedenken im Bürgerkrieg «neues und unerwartetes Verhalten, während es doch schon 46

der sieg über carinus 285

Abb. 3: Julianus-Münze. Doppeldenar des Usurpators 284 /285 Julianus Imperator Caesar Marcus Aurelius Iulianus Pius Felix Augustus. Rückseite Pannoniae Augustae.

erfreulich ist, wenn bei Ächtung, Verbannung und Hinrichtungen wenigstens Maß gehalten wird». Die höchsten Beamten des Carinus wurden übernommen, so der Praefectus Aegypti Januarianus, nun Praefectus Prae­ torio bis 288, als er mit Maximian Konsul wurde,85 und ebenso – beinahe noch auf dem Schlachtfeld  – der Prätorianerpräfekt Aurelius Aristobulus.86 Er hatte vermutlich die Seite gewechselt und blieb sogar für den Rest des laufenden Jahres 285 Consul posterior nun statt neben Carinus87 neben Diokletian, die höchste Ehre im Staat.88 Andere Beispiele von solcher Großmut kennen wir nur von Caesar und Marc Aurel. 290 bis 294 amtierte Aristobul als Proconsul Africas, wo er eine umfangreiche, durch Inschriften dokumentierte Bautätigkeit entfaltete,89 und war 295 bis 296 Stadtpräfekt in Rom.90 Diokletian hatte am 1. Januar 285 in Nikomedien sein zweites Konsulat angetreten. Das vollzog sich üblicherweise mit einer pompa, einem Festzug91 in der nächstgelegenen größeren Stadt, 285 in Nikomedien. Da der Kaiser stets die höchste Zahl bekleideter ordentlicher Konsulate beanspruchte, zählte er die letzten Wochen von 284 schon als sein erstes Konsulat, obwohl im Geschäftsverkehr weiter nach den alten Konsuln Carinus II und Numerianus datiert wurde.92 So vermehrten schon seine Vorgänger Carus und Tacitus die Zahl ihrer Konsulate.93 47

iii. die erhebung diokletians 284 / 285

6. Kein Marsch auf Rom kein marsch auf rom

Die erste zukunftweisende Regierungsmaßnahme Diokletians war eine Unterlassung: der Verzicht auf den obligaten Marsch auf Rom 285 im Anschluß an den Sieg über Carinus.94 Selbst die – trotz unterbliebener Anzeige des Herrscherwechsels an den Senat – fällige formelle Anerkennung des neuen Kaisers ist nicht belegt. Ein Kaiserbesuch in Rom paßt nicht in Diokle­tians Itinerar.95 Mußte der Kaiser in Rom sein? Diokletian sah das anders. Vielleicht erinnerte er sich an das Wort «Rom ist da, wo der Kaiser ist.» Das soll Pompeianus, Schwiegersohn Marc Aurels und Chef des Generalstabs, zu Commodus gesagt haben, als dieser nach dem Tode des Kaisers im März 180, anstatt den Kampf zu Ende zu führen, vom Kriegsschauplatz an der Donau nach Rom strebte, um das süße Leben zu genießen.96 Der Redner von 291 griff den Gedanken auf: nicht Rom, sondern der Aufenthaltsort des Kaisers sei der «Sitz der Reichsgewalt», sedes imperii.97 Wenn Diokletian 285 gleichwohl in Rom erwartet wurde, war das nicht unbegründet. Seit Sulla 82 v. Chr. und Caesar 49 v. Chr. galt: Wem Rom gehört, dem gehört das Reich. Rom war das Herz des Imperiums, der historische, administrative und sakrale Mittelpunkt, Sitz des Senats, Ort des Juppitertempels auf dem Kapitol und des Kaiserpalastes auf dem Palatin. Die ersten Kaiser, die der julisch-claudischen Dynastie, waren in Rom erhoben worden. Als sich im April 68 Galba gegen Nero zum Kaiser ausrufen ließ, war das arcanum imperii offenbar geworden, wie Tacitus schreibt, die geheime Regel gebrochen, daß ein Kaiser nirgends als in Rom zur Herrschaft gelangen könne.98 Aber Galba zog sogleich von Spanien nach Rom, um sich vom Senat bestätigen zu lassen, den Befehl über die Prätorianergarde zu übernehmen und damit sein Kaisertum zu sichern. Fortan wurde das für außerhalb erhobene Kaiser Sitte. Nur wenige Kaiser haben, so Maximinus Thrax (235 bis 238), Rom nie betreten. Die Pflicht dazu galt noch für die Vorgänger Diokletians Valerian 253, Aurelian 270 und Carus. Dieser war nach seiner Proklamation im Sommer 282 von Sirmium nach Rom gezogen und hatte dort am 1. Januar 283 gemeinsam mit seinem Sohn Carinus sein nominell zweites Konsulat angetreten.99 Die ersehnte Ankunft Diokletians wurde auf dem angenommenen Weg nach Rom in Ticinum / Pavia durch adventus-Münzen schon im Vorgriff gefeiert.100 Noch der Redner des Jahres 289 in Trier hoffte da48

der erste sarmatenkrieg 285

rauf.101 Denn die kaiserliche Präsenz in der Urbs aeterna, dem Caput mundi, galt als Garantie für den Bestand des Reiches. Im 12. Jahrhundert machte Zonaras aus dem erwünschten einen erfolgten Rombesuch des neuen Kaisers.102 Rom als Machtbasis war für legitime Kaiser inzwischen entbehrlich, für illegitime unzureichend. Constantins Nachfolger Constans, Julian und Valentinian waren nie dort; die auf Rom gestützten Usurpatoren konnten sich nicht halten.103 Für einen rechtmäßigen Kaiser war ein Romaufenthalt nur, aber immerhin, eine Ehrenpflicht. Maximian besuchte die Stadt auf der Rückreise von Karthago nach Mailand, vielleicht 299 zur Feier seines 6. Konsulats.104 Diokletian bot dem römischen Volk zu seinen Vicennalien 303 einen Triumph gemeinsam mit Maximian.105 Auch spätere auswärts residierende Kaiser begingen ihre Regierungsjubliläen und Siegesfeiern in der Ewigen Stadt.106 In den letzten Jahren des Westreiches war Rom neben Ravenna nochmals Residenz, ehe dann das Prestige der Stadt die Herrschaft der Päpste begründete. Die Machtübernahme durch den Besitz von Rom vollzogen in der Neuzeit die Truppen Garibaldis unter der Maxime Roma o morte am Venti Settembre 1870 und ebenso die Schwarzhemden Mussolinis mit der marcia su Roma am 30. Oktober 1922 nach dem Vorbild Constantins 312.

7. Der erste Sarmatenkrieg 285 der erste sarmatenkrieg 285

Wenn Diokletian auf seinen Antrittsbesuch in Rom verzichtete, so hatte das primär praktische Gründe: die ewig bedrohte Donaugrenze.107 Hier war er gefordert. Die Abwehrerfolge des Carus 283 und des Carinus 284108 hatten keine dauerhafte Wirkung gezeitigt. Den Zug des Carinus gegen Julian in Oberitalien und gegen Diokletian in Moesien hatten die Quaden und Sarmaten gemeinsam zu einem abermaligen Einfall nach Pan­ nonien genutzt, während die Bagauden Gallien plünderten.109 Gegen sie schickte er sofort nach dem Sieg über Carinus – statim – seinen Kriegs­ kameraden Maximian, indem er ihn zum Caesar ernannte. Das geschah am 21. Juli 285,110 vermutlich in Sirmium, wo sich die Wege trennten, indem Maximian nach Westen, Diokletian nach Norden zog. Er vertrieb die Feinde aus Pannonien und feierte dies 285 als Doppelsieg durch die Beinamen germanicus maximus und sarmaticus maximus.111 Die schon in Marc Aurels Zeiten und dann unter den Soldatenkaisern über 49

iii. die erhebung diokletians 284 / 285

die ­Donau kommenden Sarmaten sollten Diokletian insgesamt viermal ­herausfordern: 285, 288, 294 und 299 /300.112 Wer waren diese Feinde? Die Sarmaten, als Sauromaten schon Herodot bekannt,113 lebten anfangs östlich des Tanais / Don und sind im Zuge der großen Ost-WestBewegung in den Raum zwischen der Krim und der Donau vorgestoßen. Ihrer Abstammung aus Medien und ihrer Sprache nach gehören sie zu den iranischen Völkern, die Roxolanen und die Jazygen werden ihnen zugerechnet, sie selbst auch als Skythen bezeichnet. Jahrhunderte lang lebten diese Wohnwagenvölker, hamaxobioi,114 als Nomaden von ihren Viehherden, ohne Schrift, Steinbau und Eisenverarbeitung, als Reiter und Räuber gefährlich.115 Seit der Frühzeit kämpften auch die Frauen mit, wie Waffenfunde aus Frauengräbern zeigen. Das liegt der Amazonensage zugrunde. Es heißt, eine Frau habe erst heiraten dürfen, wenn sie einen Feind getötet hat.116 Mit ihren germanischen Nachbarn im Westen, den Quaden und Markomannen, machten sie gemeinsame Sache gegen Rom. Damals waren sie längst seßhaft in der ungarischen Tiefebene. Die Überwindung der eingedrungenen Germanen und Sarmaten zog sich über den Herbst 285 hin. Wenn die Quellen – in diesem Falle die Beinamen  – Siege verkünden, wissen wir nie, ob eine Vernichtungsschlacht oder eine Vertreibung stattgefunden hat. Ein Flußübergang des Kaisers wäre wohl erwähnt worden. Auf dem Rückweg finden wir Diokletian am 2. November 285 in Suneata117 und am 3. November in Atubinum,118 wo der Kaiser mit seiner rollenden Kanzlei Gericht gehalten hat. Suneata wird mit der mutatio Sunista gleichgesetzt, mit einer Poststation an der Drau.119 Das unbekannte Atubinum identifiziert man mit Botivo,120 40 Kilometer flußabwärts.121 Der Ort nannte sich – offenbar nach dem Kaiserbesuch – Iovia,122 so auf der Tabula Peutingeriana. Beide Orte liegen an der Uferstraße nach Mursa, wo Diokletian sich auf dem Weg ins Winterlager nach Nikomedien befand. Hier urkundete er seit dem 20. Januar 286.123

8. Hauptstadt Nikomedien hauptstadt nikomedien

Rom hatte als Regierungssitz in den Wirren des 3. Jahrhunderts an Bedeutung verloren. Der Kaiser war an den Grenzen gefordert. Als Gal­ lienus 262 noch einmal nach längerer Zeit in Italien weilte, ging es in den Provinzen drunter und drüber. Eine grenznahe Kommandozentrale war 50

hauptstadt nikomedien

erforderlich. Diokletian wählte nach der Rückkehr aus Pannonien im November 285124 als Residenz Nikomedien / Izmid an der asiatischen Küste des Marmarameeres, etwa gegenüber von Byzanz. Die Verlagerung der Residenz war die erste Maßnahme der Reformen Diokletians. Die neue Kaiserstadt lag an der Heerstraße vom Orient über Ankara zum Bosporus und besaß einen Hafen. Sie war gleichweit entfernt von der Donaufront und von der Euphratgrenze. Wie richtig diese Entscheidung war, be­ stätigte Constantin, als er 325 nahebei, aber in günstigerer Lage Byzanz als Hauptstadt und «zweites Rom» wählte. Einen Vorzug besaß Nikomedien gegenüber Byzanz: Es gab hinreichend Trinkwasser. Die Gründung von Nikomedien geht zurück auf den Diadochen Nikomedes I von Bithynien, der 264 v. Chr. an der Stelle der «Hummerstadt» Astakos seinen Palast errichtete.125 Die «herrliche Lage» der – damals noch nicht modernisierten, später von der Bagdad-Bahn durchschnittenen  – Stadt beschreibt der preußische General Colmar Freiherr von der Goltz Pascha, der 1883 bis 1895 Militärberater bei Abdul Hamid II in der Türkei war. Die Häuser am Golf von Olbia, «amphitheatralisch» am eingebuch­ teten Hang des Kastellberges gelegen, waren von schattigen Gärten um­ geben. Goltz sah noch zahlreiche, inzwischen verschwundene Ruinen aus der Römerzeit und vermutete den Palast Diokletians auf einer leichten Anhöhe unter dem Kiosk des «Großherrn».126 In Nikomedien starb 74 v. Chr. Nikomedes III, der sein Reich testamentarisch den Römern vererbte. Seit Augustus, der sich in der Stadt ­einen Tempel bauen ließ,127 tagte in Nikomedien alljährlich das Provin­ zialkonzil von Bithynia et Pontus. Das war, reichsweit verbreitet, die Versammlung der städtischen Honoratioren mit Opfern und Spielen für den Kaiser und gegebenenfalls Beschwerden an ihn über den Statthalter. Als der jüngere Plinius 111 n. Chr. Bithynien verwaltete, amtierte er in Nikomedien und dem nahe gelegenen Nikaia / Isnik. Diokletian war oft, wenn auch immer nur kurz in seiner Residenzstadt. Sein «Hof» zog mit ihm und hieß daher comitatus – «Begleitung», auch wenn er sich in seinem palatium, seiner aula, zu Nikomedien aufhielt.128 In dieser Stadt fand nach Diokletians eigener Proklamation dann 286 die von Maximian statt; dort sollte Diokletian 305 abdanken und Galerius zum Nachfolger erheben.129 Rom fehlt im Itinerar der Tetrarchen. Die Kaiser, ständig unterwegs von einem Brennpunkt zum anderen, lebten in Grenznähe, in Trier, Mai51

iii. die erhebung diokletians 284 / 285

land, Sirmium, Nikomedien und Antiochia. Ihnen fehlte die Zeit für eine Reise nach Rom. Dort wurden sie auch nicht mehr beigesetzt. Maximian widmete der Ewigen Stadt 299 auf dem Weg von Africa nach Mailand einen Kurzbesuch mit einem Gang zum Kapitol.130 Diokletian beehrte sie erst und nur 303 zu seinen Vicennalien, dem zwanzigjährigen Regierungsjubiläum, mit einem Staatsbesuch.131 Gleichwohl hat er der «Göttin der Länder und Völker», terrarum dea gentiumque Roma,132 seine Achtung bezeugt. Wie keine andere Stadt schmückte er Rom mit Bauten,133 versorgte er sie mit Brot und Spielen und ließ im Circus Gold- und Silbermünzen verteilen.134 In dem Nebeneinander alter und neuer Formalitäten der Kaiserproklamation verbinden sich – wie auch sonst – Traditions­ bewußtsein und Reformbereitschaft Diokletians.

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Divide et impera!

IV

Das Experiment der Tetrarchie

iv. das experiment der tetrarchie

1. Mehrherrschaft – 2. Erbfolge oder Auswahl? – 3. Maximian wird 285 /286 Mitkaiser – 4. Die Tetrarchie 293 – 5. Die Herkunft der Caesaren – 6. Die Aufgabenbereiche – 7. Die Tetrarchen in der Kunst

Die bewährte Devise «Teile und herrsche!» war zwar keine römische Parole, wohl aber römische Praxis.1 Der außenpolitische Gegner ist leichter zu bezwingen, wenn er gespalten wird. Das wußte Caesar, als er sich vor der Eroberung Galliens der Haeduer versicherte. Aber auch die innen­ politische Herrschaft ist leichter zu wahren, wenn sie auf mehreren Schultern ruht. Das bedachte Caesar, als er mit Crassus und Pompeius das Triumvirat absprach. Freilich bedarf es der Eintracht und einer Autorität, die diese gewährleistet. Sie mußte Caesar erkämpfen, und das führte zu seiner Alleinherrschaft. Die altrömische Verteilung der Obergewalt auf die beiden Konsuln war in der späten Republik nicht aufrechtzuerhalten und mündete in die Monarchie des Augustus, der die höchste, aber nicht alleinige Gewalt ausübte. Wie war sie organisiert?

1. Mehrherrschaft mehrherrschaft

Die römischen Kaiser mußten infolge der Größe des Reiches den Provinzstatthaltern beträchtliche Handlungsfreiheit gewähren. Diese ging weiter, wenn es sich um Familienangehörige handelte. So hat Augustus 15 v. Chr. seinen Stiefsöhnen Drusus und Tiberius, dem späteren Kaiser, 53

iv. das experiment der tetrarchie

den Alpenfeldzug übertragen und 1 v. Chr. seinen Enkel Gaius Caesar gegen die Parther geschickt. Augustus hatte keinen Sohn und behalf sich wie Caesar zuvor mit Adoptionen, so zuletzt mit der von seinem un­ geliebten Stiefsohn Tiberius. Neben dem Monarchen stand damals wie später stets seine Familie, durch Titel, Auszeichnungen und Funktionen unterschiedlich abgestuft, in die Herrschaft einbezogen. Seit Vespasian und Marc Aurel hat jeder Kaiser, der einen Sohn hatte, diesen zum Nachfolger bestimmt, indem er ihm den Rang eines Caesar, das heißt eines Vizekaisers  – so Titus 69 unter Vespasian  – oder eines zweiten Augustus – so zuerst Caracalla 197 unter Septimius Severus – verlieh. Staatsrechtlich war die Verwandtschaft irrelevant, denn gemäß un­ geschriebenem Gewohnheitsrecht verlangte die Herrschafts­übertragung einen Senatsbeschluß und eine imperatorische Akklamation durch das Heer.2 Sie ersetzte sozusagen das in der Republik für die Bestellung der Oberbeamten mit imperium erforderliche Votum der wehrpflichtigen Bürger, der Zenturiatskomitien, und erzwang das zustimmende senatus consultum. Praktisch besaß der echte oder adoptierte Sohn des Kaisers den Anspruch auf die Nachfolge im Amt. So sahen das die Legionen. War der Kronprinz alt genug, konnte er als Mitherrscher eigene Aufgaben übernehmen, so Titus unter Vespasian die Eroberung Jerusalems 70 n. Chr., so Gallienus unter Valerian den Schutz an Rhein und Donau 257, so Carinus unter Carus die Abwehr der Germanen 282. Über eine solche Delegierung von Spezialfunktionen hinaus ging dann Marc Aurel 161 n. Chr., als er vom Senat seinen Adoptivbruder Lucius Verus zum gleichberechtigten Augustus und Mitherrscher bestellen ließ. Die Neu­ artigkeit einer solchen Samtherrschaft wird in den Quellen gebührend gerühmt.3 Die Perserfront benötigte einen Befehlshaber mit kaiserlicher Vollmacht. Septimius Severus wollte demgemäß nach seinem Tode den Westen seinem Sohn Caracalla anvertrauen, den Osten dessen jüngerem Bruder Geta. Doch dieser wurde nach dem Tode des Vaters 211 von Caracalla erdolcht. Die Teilhabe an der Herrschaft verblieb stets in der Familie.4 Ausnahme war die vom Senat bestätigte kurzlebige Doppelherrschaft von Pupienus und Balbinus 238, aber die Armee machte nicht mit. Sie kürte den nur dreizehnjährigen, aber dynastisch legitimierten Gordian III. Der Gedanke des regionalen Mehrkaisertums war keine Erfindung Diokletians. Das wiederum Neue lag darin, einen nicht verwandten Offizier zum Kollegen zu ernennen. 54

erbfolge oder auswahl?

2. Erbfolge oder Auswahl? erbfolge oder auswahl?

Diokletians Absicht, die Herrschaft zu verdoppeln beziehungsweise zu halbieren, orientierte sich an Marc Aurel, den er – wie die Nachwelt insgesamt  – bewunderte.5 Die wilde Kaisermacherei an den kaiserlosen Brennpunkten des Riesenreiches sollte aufhören durch die Präsenz legi­ timer Herrscher. Diokletian hatte keinen Bruder oder Sohn  – nur die Vitus-Legende gibt ihm einen solchen6 –, somit mußte er auf einen geeignet erscheinenden Kandidaten außerhalb der Familie zurückgreifen. Dies geschah zum ersten Mal im Jahre 69, als der kinderlose Galba den nicht verwandten Piso adoptierte und zum Nachfolger bestimmte. Er rühmte sich: «Augustus suchte sich seinen Nachfolger in der Familie, ich suche ihn in der res publica.»7 Das wiederholte Nerva, als er im Oktober 97 Trajan, den Kommandeur der Rheinarmee, adoptierte und zum Caesar erhob, obschon er eigene Verwandte hatte.8 Dieses Verfahren war dann das Konzept des jüngeren Plinius. Er forderte in seiner Lobrede auf Trajan: nicht der – wie immer geartete – Sohn des Kaisers sollte Nachfolger werden, sondern «der Beste», ausgewählt aus allen. Imperaturus omnibus eligi debet ex omnibus – «wer alle beherrscht, solle aus allen ausgewählt werden».9 Die Idee taucht zum letzten Mal im Jahre 364 auf, als Valentinian seinen Bruder Valens zum Mitherrscher kürte und der germanische Heermeister Dagalaifus meinte, Valentinian möge doch lieber im weiteren Umfeld Ausschau nach einem fähigen Kandidaten halten. Das unterblieb.10 Die hier geforderte freie Auswahl des Nachfolgers war die Ideologie des Adoptivkaisertums. Aber auch Plinius meinte es mit ihr nicht ganz ernst. Denn am Schluß seiner Rede wünschte er von Juppiter, daß Trajan doch noch einen Nachfolger zeugen möge, der dann einem Adoptierten gleichkomme. Anderenfalls müsse man sich umsehen, aber eben nur dann.11 Und genau dies war der Fall bei Diokletian. Die freie Wahl war bei ihm aus der Not geboren, doch verband auch er dann Amt und Familie durch Adoption und Heiratspolitik. Trotzdem hielt er am Prinzip des Wahlkaisertums fest, als er bei der Nachfolgeregelung 305 die Söhne seiner Mitkaiser Maximian und Constantius, nämlich Maxentius und Constantin überging. Aber das sollte scheitern.12 Die Erbfolge in der Herrschaft galt bei Heiden und Christen als ein Naturgesetz13 und war eine weltweit verbreitete Kulturkonstante. Das 55

iv. das experiment der tetrarchie

­ ynastische Prinzip überträgt das sinnvolle Erbrecht an Sachen unbed gründet auf die Herrschaft über Menschen, bei der es auf die Eignung und nicht auf die Herkunft ankommt. Das hat Diokletian klar gesehen. Für ihn zählte die virtus, nicht das genus. Der Erbgang hatte solche Finsterlinge wie Caligula und Nero, Commodus und Elagabal auf den Thron gebracht, und eben das wollte Diokletian künftig verhindern. Aber vernünftige Überlegungen erweisen sich in der Politik oft als erfolglos gegenüber irrationalen Gefühlen. Sie werden in diesem Fall gestützt durch den Glauben an das familiengebundene «Königsheil»14 und die Bekanntheit des Namens.15 Mankind ist governed by names (Gibbon).

3. Maximian wird 285 /286 Mitkaiser maximian wird 285 / 286 mitkaiser

Die Notwendigkeit, die Herrschaft zu teilen, ergab sich aus der Situation in Gallien. In seiner Weltbeschreibung Expositio totius mundi vom Jahre 360 vermerkt der Reisephilosoph Junior, Gallien sei eine große, reiche, in jeder Hinsicht bewundernswerte Provinz, den «Goten» benachbart.16 Sie besitze ein überaus starkes Heer, eine Residenz in Trier und bedürfe ­immer eines eigenen Kaisers, imperatore semper eget.17 Dies zeigte sich vor Diokletian, als Gallienus die Rheingrenze nicht mehr zu sichern vermochte, so daß er 258 seinen Sohn Saloninus als Caesar dorthin sandte, wo im Herbst 260 bis Sommer 274 das gallische Sonderreich unter Postumus und Tetricus entstand. Aurelian beendete es, aber unter Probus erhoben sich 280 /281 in Köln Proculus und Bonosus. Carus hat dann im Frühjahr 283 vor dem Aufbruch nach Persien seinen Sohn Carinus zum iunior ­Augustus im Westen ernannt, den 285 Diokletian besiegte. Nach dem Abzug des Carinus aus dem nun kaiserlosen Gallien hatten sich dort die Bagauden erhoben, während die Germanen die geschwächte Rheingrenze zu Raubzügen nutzten.18 Daher beförderte Diokletian nach dem Sieg bei Margum seinen Mitkämpfer Maximianus zum Caesar für den Westen.19 Die anscheinend mit allen Rechten ausgestattete Erhebung war zugleich eine Adoption, denn als aurelius valerius maximianus nobilissimus caesar erhielt auch dieser von Diokletian die altrömischen Familiennamen Aurelius und Valerius. Nach römischem Recht mußte der Adoptierte jünger sein als der Adoptierende, denn die Adoption war imi­ tatio naturae. Das genaue Alter Maximians wie das aller Tetrarchen einschließlich Constantins kennen wir nicht. Ob sie es selber wußten? 56

maximian wird 285 / 286 mitkaiser

Maximian stammte wie Diokletian aus kleinen Verhältnissen, aus einem Dorf in der Nähe von Sirmium, der Heimat von Decius, Aurelian und Probus. Er war mithin Landsmann Diokletians. Der lange angenommene «gemeinsame» Geburtstag der beiden Kaiser beruht auf einem Lese­ fehler.20 Maximians Geburtstag war der 21. Juli,21 das Geburtsjahr spätestens 250;22 er war damit zwei Jahre jünger als Diokletian. Maximians ­Eltern sind unbekannt, über Schulbildung wissen wir nichts. Er trat früh ins Heer ein und diente sich von der Pike hoch bis zu einer Offiziersposition unter Probus. Unter Carus nahm er mit Diokletian am Perserzug teil. 285 finden wir ihn mit dem Augustus an der Donau.23 Maximian war seit etwa 280 verheiratet mit der Syrerin Eutropia, in erster Ehe Gemahlin von Afranius Hannibalianus. Dieser hatte unter Probus gedient, wurde dann unter Maximian 286 Prätorianerpräfekt und 292 Konsul. 297 und 298 amtierte er als Stadtpräfekt von Rom.24 Eutropia gebar ihrem zweiten Mann Maximian zwei Kinder: Maxentius, der 306 Kaiser wurde, und Fausta, die Maximian 307 mit Constantin vermählte. Eutropia wurde irgendwann Christin und unterstützte 325 Constantins religionspolitische Maßnahmen gegen die Juden und Palästinenser, die – horribile dictu – gemeinsam mit den Christen das Jahresfest an Abrahams Eiche bei Mamre begingen.25 Das wurde unterbunden. Maximians Erhebung zum Caesar war gedacht als Vorstufe für seine Ernennung zum Augustus, zum Amtskollegen Diokletians. Ähnlich wurden zuvor Caracalla, Philippus Junior und Gallienus von ihren Vätern jeweils zum Thronanwärter und dann zum Mitaugustus befördert. Dafür mußte Maximian im Felde seine felicitas beweisen. Das gelang durch seinen Sieg über die Bagauden.26 Auch Constantin mußte 307 seine Anerkennung als Augustus durch Maximian militärisch gewinnen, indem er die Franken heimsuchte.27 In diesem Sinne verlangte noch Friedrich der Große von seinen Heerführern nicht nur Fähigkeit, sondern auch fortune. Alljährlich am 1. April feierte Rom die Veneralia, das Fest für Venus, die genetrix populi Romani, die «Mutter der Römer», mit Spielen.28 Auf diesen Tag im Jahr 286 datieren die Consularia Constantinopolitana die Erhebung Maximians vom Caesar, dem imperator iunior, zum imperator senior, zum Augustus.29 Ein gemeinsamer Staatsakt der «Brüder» wird nicht überliefert. Maximian befand sich wenig später, am 21. Juni, im ­Westen, in Mainz,30 Diokletian vermutlich in oder bei Nikomedien. Die Erhebung vom «Sohn» zum «Bruder» war fraglos mit Maximian abge57

iv. das experiment der tetrarchie

sprochen und wurde von einzelnen Quellen zurückdatiert.31 Zugleich erhielt er zum ersten Mal die diesmal zeitverkürzte tribunicia potestas, der dann turnusgemäß am 10. Dezember 286 die nächste folgte. Am Jahresanfang 287 trat Maximian sein erstes Konsulat an, das nach dem ungeschriebenen Staatsgesetz dem neuen Kaiser beim nächsten Neujahr zustand.32 Das geschah in Trier, doch wurden die Festlichkeiten damals von den Franken gestört.33 Gleichzeitig übernahm Diokletian sein drittes Konsulat, wahrscheinlich in Nikomedien.34 Aus diesem Anlaß prägte die Münzstätte Rom ein Goldmedaillon zu fünf aurei.35 Die Vorderseite zeigt die beiden Kaiser einander gegenüber mit Lorbeerkranz in der reich verzierten trabea consularis mit dem Adlerzepter, umschrieben Imperatoribus Diocletiano et Maximiano Augustis. Die Rückseite bietet die Kaiser mit Lorbeerzweig und Zepter stehend auf der Triumphal­ quadriga, gezogen von Elefanten, darüber schwebend Victoria, beidseitig Männer mit Palmwedeln, umschrieben Imperatoribus Diocletiano tertium et Maximiano consulibus. (Tafel XVI) Das ist der processus consularis,36 so wie die Römer ihn sich vergeblich wünschten. 289 ersehnte «Roma» persönlich die triumphale Ankunft der beiden Augusti uno curru, gemeinsam auf einem Wagen.37 Das aber sollte noch dauern.38 Die römischen Münzstätten hatten schon einmal die Ankunft des Kaisers verkündet, die dann nicht stattgefunden hat.39 Auch die Elefantenquadriga ist ein Wunschbild, wie bei Diokletian so später bei Maxentius 310.40 Immerhin gab es die, bezeugt für den Triumphzug des Pompeius 79 v. Chr.41 und – allerdings dubios – für Severus Alexander und Gordian III.42 Diokletian und Maximian führten bei ihrem Triumph 304 dreizehn Elefanten mit.43 Diese Tiere genossen das Privileg, daß kein Privatmann sie besitzen durfte.44 Alle Elefanten im Reich wie auch alle Löwen45 gehörten dem Kaiser so wie alle Schwäne im Empire der Queen. Wertvolle Medaillons waren Largitionsprägungen der Kaiser zu Geschenkzwecken.46 Unser Stück aus dem Berliner Münzkabinett ist ein Unicum.47 Es stammt aus einem Schatzfund von 600 Goldmünzen, entdeckt angeblich 1902 in Abukir, in römischer Zeit berühmt durch den Sarapis-Tempel von Kanopus nordwestlich an der Küste von Alexandria. Als Vorbesitzer der kostbaren Gabe dürfen wird den dort ansässigen Prae­ fectus Aegypti Pompeianus annehmen, der im Dezember 287 mit Diokletian über einen Ehebruchsprozeß korrespondierte.48 Die Berliner Sammlung kam 1945 nach St. Petersburg und wurde 1957 unter Chru58

maximian wird 285 / 286 mitkaiser

schtschow vollständig zurückgegeben, allerdings ohne die zugehörige ­Bibliothek. Mit der Proklamation Maximians war das legale Zweikaisertum geschaffen, geteilte Macht im ungeteilten Imperium. «Wann haben je zwei echte Brüder das ungeteilte väterliche Erbe, das indivisum patrimonium, so gleichberechtigt verwaltet, wie ihr, Maximian und Diokletian, den römischen Weltkreis?», fragte der Redner 291.49 Alle Quellen bestätigen und bewundern das gute Einvernehmen, die concordia der Kaiser,50 doch zeigen sie, daß die Politik von Diokletian bestimmt wurde, cuius nutu ­omnia gerebantur,51 «gemäß dessen Wink und Willen alles durchgeführt wurde». Die Augusti waren gleich an Rechten. Beide besaßen die Befugnis zur Gesetzgebung.52 Die Überschriften nennen stets beide, obschon nahezu alle erhaltenen Erlasse auf Diokletian zurückgehen, wie die Ausstellungsorte belegen. Die Verordnungen Maximians standen Hermogenian bei der Sammlung für seinen Codex offenbar nicht zur Verfügung.53 Siegerbeinamen kamen jeweils auch dem Kollegen zugute. Diokletian achtete darauf, daß die beiden Caesaren jeweils die gleiche Anzahl von Konsu­ laten besaßen. Der Vorsprung des Constantius 296 wurde 297 ausge­ glichen, 305 waren beide zum fünften Mal Konsul. In den Tetrarchen­ monumenten von Venedig und Rom und auf den Münzen erscheinen sie ranggleich nebeneinander.54 Politischer Erfolg erforderte nach antiker Auffassung die Gunst der Götter. Augustus betonte seit dem Seesieg bei Actium seine Nähe zu Apollon, Aurelian unterstellte sich seit der Eroberung von Palmyra dem Sonnengott Sol, Diokletian wählte sich 286 Juppiter als Schutzgott. Er führte den Beinamen Iovius, dem Maximian wies er Hercules zu, den Sohn des Götterkönigs, und den Beinamen Herculius. Die beiden Götter galten als die Väter, die parentes ihrer kaiserlichen Schützlinge.55 Die ­Adjektive Iovius und Herculius wurden inschriftlich zuweilen als Eigennamen für die Kaiser verwendet.56 Da Juppiter der Vater des Hercules war, deuten die zwei Beinamen ­einen feinen Rangunterschied in der auctoritas zwischen Diokletian und Maximian an. Ihn gab es schon, insofern Diokletian der senior Augustus57 und auctor imperii Maximians war und anfangs zwei Konsulate und bis 293 ein Tribunatsjahr voraushatte.58 Ab 288 verringerte sich der Vorsprung Diokletians in der Zahl der Konsulate auf eines. In der Nennung steht er immer an erster Stelle, die Künstler zeigen ihn zuweilen etwas größer als 59

iv. das experiment der tetrarchie

Maximian, so am Nordtor von Spalato, am Osttor von Romuliana. Der Vorrang Diokletians zeigt sich ebenso, wenn auch die Dioskuren mit dem Kaiserpaar in Zusammenhang gebracht wurden, so auf den Münzen, in der Skulptur und der Panegyrik,59 da Polydeukes von Zeus als Schwan gezeugt wurde, Kastor danach vom Spartanerkönig Tyndareos.60 Deutlicher wird die Abstufung der Augusti in dem Vergleich mit den Himmelslichtern. Der Redner von 291 verglich ihr Verhältnis mit dem von Sonne und Mond.61 Gemäß dem römischen Empfinden für Würde, für dignitas und auctoritas, gab es nie zwei genau ranggleiche Personen. Selbst bei den kollegialen Konsuln waren zwar Rechte, Aufgaben und Befugnisse gleich, doch besaß der ältere stets den Vorrang, den Vortritt.

4. Die Tetrarchie 293 die tetrarchie 293

Die Unruhen an den Grenzen ließen auch die Zweizahl der Kaiser als ungenügend erscheinen. Daher weitete Diokletian sie zur Viererherrschaft, zur Tetrarchie62 aus. Die Bezeichnung «Tetrarchie» ist modern.63. Sie erscheint zuerst 1880 bei Hermann Schiller, dem Gießener Gymna­ sialprofessor, der 1872 seine Geschichte Neros Mommsen gewidmet hatte. Dieser kritisierte sie,64 verwandte aber seinerseits in der Berliner Vor­ lesung von 1885 /1886 den Begriff «Tetrarchie»65, der sich dann durchsetzte. Der Begriff hatte zuvor unterschiedliche Bedeutungen. Unter Alex­ ander befehligte ein tetrarchēs vier Züge zu 16 Reitern,66 in Kleinasien unterstanden die Truppen der drei Galaterstämme je vier Tetrarchen,67 unter Augustus hießen die Klientelfürsten im Orient «Tetrarchen», so der aus der Bibel wohlbekannte Landesherr Jesu, der «Vierfürst» Herodes ­Antipas.68 Die Zahl «vier» bezeichnet hier den Teil einer Landschaft. Bei Diokletian nun handelt es sich um vier zu gleicher Zeit in unterschiedlichen Regionen amtierende Kaiser, ut duo sint in re publica maiores, qui summam rerum teneant, item duo minores, qui sint adiumento69  – «auf daß im Staat zwei Größere regierten, denen die höchste Entscheidung oblag, und zwei Kleinere zur Unterstützung». So resümierte Galerius 305 die auch von ihm vertretene Staatsidee Diokletians. Ammian nannte die Caesaren gehorsame Gehilfen, apparitores, der Augusti.70 Was war geschehen? Im Januar 291 hatte Diokletian seinen Kollegen von Sirmium aus in Mailand besucht, um die Lage zu besprechen.71 Das Reich war allseits bedroht: Im Westen in Britannien, Africa und am 60

die tetrarchie 293

­ iederrhein, im Osten an der unteren Donau, am oberen Euphrat und N am mittleren Nil. Gewiß kam in Mailand auch die Erweiterung des Herrscherkollegiums zur Sprache.72 Diese wurde dann am 1. März 293 voll­ zogen.73 Gleichzeitig74 ernannten damals Maximian in Mailand Constantius Chlorus75 und Diokletian in Sirmium Galerius zu ihrem jeweiligen Caesar, zum Vizekaiser.76 Der Tag war mit Bedacht gewählt, denn der 1. März, der alte Jahresanfang,77 galt als der Geburtstag des Kriegsgottes Mars, dem der nach ihm benannte Monat geheiligt war.78 An diesem Tag soll Romulus 753 v. Chr. den ersten Triumph gefeiert haben. Der Staats­ kalender des Filocalus von 354 verzeichnet zum Datum die hohe Zahl von 28 Wagenrennen zu je sieben Umläufen.79 Diokletian griff mit den Caesarernennungen auf einen Brauch zurück, den Vespasian im Sommer 69 eingeführt hatte, als er seinem älteren, zur Nachfolge als Augustus vorgesehenen Sohn Titus den Titel Caesar verlieh. Zuvor in der julisch-claudischen Dynastie war er Namensbestandteil und wurde nun mangels Verwandtschaft mit dem Julier Augustus und dem Claudier Tiberius zur Rangbezeichnung. In seiner zum 1. März 297, dem Beginn der Quinquennalien der Caesaren vor dem stehenden (!) Constantius gehaltenen80 Ansprache pries der Festredner Eumenius81 diesen Tag, an dem einst 293 Constantius und Galerius zu Caesaren erhoben worden waren. Er verwies auf einen hoffnungsvollen Frühling und parallelisierte sinnigerweise den altrömischen Jahresanfang mit dem gegenwärtigen Beginn der neuen Zeit unter den «Auspizien der ewigen Kaiser».82 An jenem Tag begann mit dem Caesariat der Caesaren auch deren erstes bereits angebrochenes Tribunatsjahr. ­Maximian nutzte die Gelegenheit, sein laufendes achtes Tribunatsjahr zu beenden und sein neuntes zu beginnen, das mit dem ersten des Constantius bis zum 9. Dezember währte. Damit hatte Maximian die gleiche Zahl der Tribunatsjahre wie Diokletian.83 Er zog den Kollegen auch proto­ kollarisch an seine Seite. Zur Feier des Jahres 293 hatten die Augusti gemeinsam das Konsulat übernommen, mit dem für 294 Constantius und Galerius ausgezeichnet wurden. Diokletian wählte die Zeitpunkte der Zeremonien sehr bewußt. Der Kalender ist ein Machtinstrument. Euseb und die offiziellen Inschriften84 bezeugen den Vorrang des Constantius vor Galerius. Dieser unerwartete, sich überkreuzende Befund, daß der Caesar des rangtieferen Maximian über dem Caesar des rang­ höheren Augustus rangiert, erklärt sich nicht aus dem angeblich späteren 61

iv. das experiment der tetrarchie

Ernennungstermin des Galerius, sondern aus dem höheren Lebensalter des Constantius und seinem zuvor bekleideten potissimum officium, unter Maximian, seinem Schwiegervater.85 Die Caesaren wurden von den beiden Augusti kraft Kaiserwort adoptiert. Galerius hieß fortan als «Sohn» Diokletians Marcus (oder Gaius) Galerius Valerius Maximianus und Constantius als «Sohn» Maximians Gaius (oder Marcus) Flavius Valerius Constantius.86 Zwar hatte Maximian in Maxentius einen Sohn von Eutropia, der später mit Valeria Maximilla, der Tochter des Galerius aus dessen erster Ehe, verheiratet wurde; aber er war 293 noch ein Knabe,87 und Erbfolge galt nicht. Constantius’ Beiname Chlorus – «der Blasse» oder auch der «Jugendliche, Kräftige» –, der ihn von Constantius II unterschied, begegnet uns erst im 6. Jahrhundert.88 Galerius trug ursprünglich den Namen Maximinus, den Diokletian dem guten Omen zuliebe dem Namen seines Mitaugustus Maximianus ­anglich.89 Galerius nannte sich dann auch selber Maximianus, wie seine Stadtgründungen zeigen.90 Ebenso heißt er auf Inschriften,91 bei Lactanz und Ammian mißverständlich «Maximianus» ebenso wie der Augustus. Die neuen Unterkaiser wurden den Schutzgöttern der Augusti zugeordnet. Das ergab eine künstliche Genealogie. Eumenius nennt Maxi­ mianus Herculius den «Vater» des Caesars Constantius Herculius und den Gott Hercules dessen «Großvater».92 Constantius erhielt wie Maximian das signum Herculius mit dem Attribut der Keule, Galerius wie Dio­kletian das signum Iovius mit dem Zeichen des Blitzes. Zudem erscheint als persönlicher Patron für Constantius der Sonnengott Sol, für Galerius der Kriegsgott Mars. So entstand auch eine Göttertetrarchie. Die Beziehung von Constantius zu Sol übernahm dann Constantin, ehe er sich dem Messias Jesus, der «Sonne der Gerechtigkeit» verschrieb.93 Das Kaiserkollegium wurde als Einheit präsentiert und als solche gesehen. Jeder Siegerbeiname, den einer von ihnen verdient hatte, kam auch den drei Kollegen zugute.94 Offizielle Dokumente tragen alle vier Namen, und auch wo nur einer gemeint sein kann, werden die anderen mitgenannt.95 Diokletians politische Leitidee war die Eintracht unter den vier Kaisern. Ihre concordia, griechisch homonoia, wird durch Münzen und Denkmäler verkündet, von Rednern und Historikern gerühmt, sie war durch Diokletians höhere Autorität gesichert.96 Die Denkfigur der Vereinigung von erst zwei, dann vier Personen zu einer einzigen Potenz, zu einem vierköpfigen Kaisertum, erinnert an die 62

die tetrarchie 293

im christlichen Gottesbegriff zusammengefaßte Trinität. Sie ist nach­ biblisch und entstand aus einer himmlischen Dyarchie gemäß dem Wort Jesu «Ich und der Vater sind eins».97 Die gewollte Gleichheit behält aber stets Spuren der ursprünglichen Ungleichheit aufgrund des genetischen Altersunterschieds. Im Christentum zeigt dies bildlich der Bart Gott­ vaters gegenüber dem bartlosen Jesus und dogmatisch Gottes alleiniges Wissen um das Weltende,98 im Kaisertum belegt das bildlich der Bart der Augusti gegenüber den bartlosen Caesaren in Venedig und das leicht ­höhere Postament Diokletians in Spalato.99 Wie eh und je diente die Herstellung von Verwandtschaft der Legitimierung von Macht. Diokletian hat sein Wahlkaisertum familienpolitisch hinterfüttert. Constantius war vermutlich schon seit 289 mit Theodora, der Stieftochter des Maximianus, verheiratet.100 Sie hatte sechs Kinder, wurde aber ebenso wie Prisca und Eutropia nie Augusta. Zugunsten dieser aussichtsreichen Ehe hatte sich Constantius von Helena, der Mutter Constantins, getrennt. Sie war Schankwirtin und nicht mit Constantius verheiratet, wie dessen Propaganda später behauptete.101 Die Quellen102 verbinden den Partnerwechsel des Constantius mit dem des Galerius, das gleiche dynastische Motiv führte zur harmonisierenden Annahme der Gleichzeitigkeit. Galerius mußte seine Frau verstoßen und erhielt mit der Aussicht auf die Nachfolge Diokletians dessen Tochter Galeria Valeria zur Gemahlin.103 So mußte einst Tiberius zugunsten der Nachfolgepolitik des Augustus seine geliebte Vipsania während ihrer zweiten Schwangerschaft entlassen und die liederliche Kaisertochter Julia heiraten.104 Valeria wurde nach dem Rücktritt Diokletians 308 in Carnuntum zur Augusta und ­mater castrorum erhoben und Namenspatronin der neuen Uferprovinz Valeria im Donauknie in Pannonien.105 Beide Adoptierten trugen den Titel Nobilissimus Caesar und waren princeps iuventutis, gewissermaßen «Reichsjugendführer» honoris causa. Die collegia iuvenum oder die iuventas war die paramilitärische Jugend­ organisation in den Städten, eine Art Staatsjugend. In Rom waren es Reiter, die auch paradierten. Den Titel princeps iuventutis führten seit Augustus die zur Nachfolge vorgesehenen Prinzen. Die Caesaren trugen Purpur, aber kein Diadem, sie waren keine Imperatoren.106 294 wurden sie zum ersten Mal Konsuln, vermutlich Constantius in Trier und Galerius in Alex­andria. Denn seine erste Aufgabe war die immer notwendige Sicherung Ägyptens.107 63

iv. das experiment der tetrarchie

Die Vierzahl der Kaiser war ein dankbarer Bezugspunkt der Panegyrik. Eumenius am 1. März 297 in Trier feiert die Wiedergeburt des Staates, die renascens res publica,108 und stellt die Tetrarchie in einen kosmischen Zusammenhang durch ihre Ähnlichkeit mit den Eigenschaften der ganzen Welt und des Himmels. Sie entsprächen den vier Elementen, den vier Jahreszeiten, den vier Teilen des Erdkreises, dem Vierjahresrhythmus der Festintervalle und den vier Pferden der Quadriga des Sonnenwagens.109 Die Weltherrschaft war ein alter Anspruch des römischen Kaisers, und so galt auch Diokletian als Herr der gesamten bewohnten Erde, als archōn tēs oikoumenēs.110

5. Die Herkunft der Caesaren die herkunft der caesaren

Die beiden neuen Caesaren waren wie die Augusti zuvor illyrische Offiziere bäuerlicher Herkunft.111 Ihre Väter kennen wir ebensowenig wie die von Diokletian und Maximian. Die Mutter des Galerius hieß Romula und war auf der Flucht vor den Carpen aus Dacia inferior  – wohl aus dem municipium Romula – über die Donau in die Provinz Dacia Nova oder Dacia ripensis eingewandert. Als Aurelian um 273 Dakien räumen mußte und die Einwohner südlich des Stroms ansiedelte, hatte er die zu Moesien gehörige Uferzone ausgegliedert und umbenannt, so daß die Zahl der Provinzen gleichblieb.112 Dort wurde Galerius um 250 geboren, den Ort nördlich von Naissus / Nisch benannte er später Romuliana und errichtete dort seinen geplanten Alterspalast.113 Romula wird uns bei der Christenverfolgung wiederbegegnen.114 Galerius’ Spitzname Armentarius zeigt, daß er als Knabe Rinderhirt war, eine Schulbildung genoß er nicht.115 Früh trat Galerius ins Heer ein und diente sich unter Aurelian und Probus hoch.116 In byzantinischer Zeit erzählte man, Diokletian habe mehrere Nächte hindurch eine schlafraubende Erscheinung gehabt, die ihm befahl, Galerius zu wählen.117 Wie bei den drei anderen Tetrarchen wissen wir von Constantius Chlorus nur, daß er aus der Donauprovinz Moesien stammt. Sein Enkel Julian, der spätere Kaiser, bekannte sich zu seinen niederen Vorfahren, einem «bäurischen, mürrischen, störrischen Geschlecht».118 War nicht der Aufstieg aus so kleinen Verhältnissen ein Ruhmesblatt? Als Caesar unter seinem Vetter119 Constantius II freilich rühmte Julian pflichtgemäß dessen angebliche noble Herkunft.120 Sie war eine Erfindung Constantins. «Viele 64

die herkunft der caesaren

Kaiser», schreibt Libanios, «die keine berühmten Vorfahren hatten, schämten sich dessen und verschwiegen das», und das bereitete ihren Festrednern Schwierigkeiten, zu deren Aufgabe es gehörte, die glänzenden Ahnen des jeweiligen Kaisers zu preisen.121 Vespasian hatte einst das Angebot, ihm eine vorzeigbare Ahnenreihe anzudichten, abgelehnt,122 anders Constantin. Er stieg um. Schon Ende Juli 310 verkündete der Festredner in Trier,123 «was die meisten bisher nicht wüßten», daß Constantins Familie auf den vergöttlichten Claudius (Gothicus) zurückgeht. Dieser habe das Reich wiederhergestellt, die Goten abgewehrt und das Recht der Familie auf die Herrschaft begründet. Damit seien Constantius als zweiter und Constantin als dritter Kaiser der Familie legitimiert. Da von dieser vornehmen Abstammung, dieser nobi­ litas originis, in den siebzehn Jahren zuvor nichts verlautet, ist angesichts des üblichen Ahnenstolzes und Ahnenschwindels hier eine Fiktion ersichtlich. Sie war erfolgreich. Der Verfasser der Carus-Vita hat dann ­zusätzlich als Urahnen die Gründerkönige von Troja benannt.124 Die Frage, wie der berühmte Vorfahr Claudius Gothicus mit Constantius Chlorus und Constantin zusammenhängt, wurde verschieden beantwortet. Wir denken an die unterschiedlichen Ahnenreihen, mit denen die Evangelisten Jesus auf David zurückführten.125 Nach den Inschriften war Kaiser Claudius Gothicus der Vater, nach den Historikern der Großvater oder Großonkel des Constantius. Zu diesem Zweck wurden die ver­ bindenden Familienmitglieder, die Eltern Claudia und Eutropius sowie der Großvater Crispus, ein Bruder des Claudius, hinzuerfunden.126 Der Name Claudius erscheint bei den Nachkommen Constantins. Der höchst erfolgreich propagierte Stammbaum127 ist die erste constantinische Fälschung. Das war der Bruch mit der tetrarchischen Ideo­ logie des Adoptivkaisertums, mit der freien Auswahl des Nachfolgers, zugunsten der traditionellen dynastischen Legitimation. Sie verschaffte nachträglich auch Constantius Chlorus mit der neuen Abstammungs­ legende einen neuen Rechtsanspruch auf den Purpur. Vor seiner Erhebung zum Caesar war Constantius protector, tribunus, praeses Dalmatiarum und Inhaber eines sehr hohen Amtes unter Maximian.128 Er hatte sich durch einen Sieg über die Rheingermanen ausgezeichnet und war daher bei seiner Erhebung zum Caesar bereits der militärisch ausgewiesene Schwiegersohn des Maximianus.

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iv. das experiment der tetrarchie

6. Die Aufgabenbereiche die aufgabenbereiche

Nachdem im Frühjahr 293 die Tetrarchie eingerichtet war, erhielten die Kaiser ihre militärischen Aufgabenbereiche im quadropartitum impe­ rium.129 Dem Caesar Constantius wurden Gallien und Britannien übertragen. Er war ja schon zuvor an der Rheingrenze tätig. Residenz war Trier.130 Das bestätigt die Inschrift für sein verlorenes Standbild aus dem dortigen Circus, gewidmet «unserem allergnädigsten hochedlen Caesar Flavius Valerius Constantius von dem Befehlshaber (dux der Provinz Belgica Prima) Valerius Concordius aus dem Ritterstand, ergeben ihrer Erhabenheit und Majestät»: Indulgentissimo d(omino) n(ostro) Flavio Val(erio) Constantio nobilissimo Caes(ari) Valerius Concordius v(ir) p(erfectissimus) dux devotus numini maiestatique eorum.131 Maximianus bekam Italien bis zur oberen Donau, also Raetien, Spanien132 und Africa, er residierte in Mailand, Lyon und Aquileia.133 Die Wahl Mailands war insofern vorgeprägt, als hier eine Münzstätte bestand und bereits Gallienus hier das neugeschaffene Reiterheer stationiert hatte.134 Diokletian wirkte zumeist an der Donau und am Euphrat. In Nikomedien (Izmid) hatte er ja seine Residenz.135 Antiochia (Antakya) diente als Nebenresidenz.136 Galerius wurden die Provinzen zwischen Adria und dem Schwarzen Meer zugewiesen. Er erscheint aber auch an der Perserfront und in Ägypten.137 Er hielt Hof seit 298 in Sirmium und in Thessalonica.138 Die Aufteilung ist elastisch gehandhabt worden, zumal zwischen Diokletian und Galerius, grundsätzlich unterstand jedem ­Augustus eine ganze Reichshälfte. Infolge dieser Umstrukturierung verlor Rom seine alte Stellung als Verwaltungszentrum. Dies trug der Verlagerung der Brennpunkte an die Grenzen Rechnung. In Rom verblieb der Senat und die wichtigste Münzstätte, hier wurden große Staatsfeste begangen, so der mauretanische Triumph Maximians 298 oder 299139 und die Vicennalien Diokletians 303.140 Das Volk behielt seine nirgendwo aufwendigeren Spiele und die nirgendwo umfangreicheren Lebensmittelspenden. Die nirgendwo vielfältigere staatliche Bautätigkeit ging weiter.141 Die Befugnisse der vier Kaiser waren im wesentlichen gleich. Sie umfaßten das oberste Heereskommando, die Finanzhoheit, das Recht der Beamtenernennung und die höchste Rechtsprechung. Die Ernennung der Konsuln blieb bei Diokletian, Reskripte – kaiserliche Rechtsbescheide 66

die tetrarchen in der kunst

auf entsprechende Anfragen – erteilte ebenfalls Maximian, schon als Caesar. Das ius respondendi der Caesaren in der vollendeten Tetrarchie ist nicht ganz klar.142 Die Kaiser haben sich bisweilen getroffen, um gemeinsame Probleme zu besprechen und Staatsfeste zu begehen, so 288 vermutlich in Augsburg, 291 in Mailand143 und 303 in Rom.144 Das Zustandekommen der Tetrarchie war zeitweilig kontrovers. Es gab Forscher, die Diokletian politischen Weitblick absprachen. Es hieß, der Kaiser habe stets ohne Konzept auf akute Notlagen reagiert und Hilfsmaßnahmen improvisiert, geprägt vom Ehrgeiz rivalisierender Kollegen, und mit seiner Concordia-Parole eine Eintracht nur vorgetäuscht. Ein ­tetrarchisches System habe es nie gegeben, sondern sei eine Fiktion des Galerius von 305 zur Rechtfertigung seines Führungsanspruchs.145 Gewiß ist die Tetrarchie in Stufen 285 und 293 entstanden, bestimmt durch die jeweiligen Erfordernisse. Das aber hat zu einem Konzept geführt, das auf Dauer angelegt war, wie die Konferenz von Carnuntum 308 beweist.146 Frank Kolb erkannte darin ein wohldurchdachtes, «einzigartiges historisches Experiment», das Machtkämpfe verhindern sollte, die freilich dann doch eingetreten sind.

7. Die Tetrarchen in der Kunst die tetrarchen in der kunst

War seit Augustus die imperiale Repräsentation der res publica Romana – so der Staatsname über Justinian hinaus – monokratisch auf den Kaiser als Staatsspitze ausgerichtet, so stellte sich Diokletian programmatisch kollegial neben Maximian und die Caesaren. So auf seinen ConcordiaPrägungen147 und in der plastischen Kunst. Die Eintracht der 293 zur ­Tetrarchie ausgeweiteten Dyarchie von 286 zeigt am eindrucksvollsten die Statuengruppe in Venedig, die bekannteste Darstellung der vier Kaiser an der Südwestecke der Schatzkammer von San Marco (s. Tafel II und IIIa).148 Es handelt sich um Werke aus ägyptischem Porphyr,149 die ursprünglich am Fuß von zwei monumentalen Säulen aus diesem Stein angebracht waren. Wir sehen zwei gleichartige Kaiserpaare, bei denen der linke, bärtige mit der Rechten vertrauensvoll den Kollegen umarmt und sich damit als der ältere, als der Augustus, gegenüber seinem Caesar zu erkennen gibt. Die Gesichter sind material- und zeitbedingt nicht individualisiert. Dargestellt sind die Kaiser der ersten Tetrarchie.150 Alle vier Kaiser tragen den pilleus Pannonicus, die zylindrische panno67

iv. das experiment der tetrarchie

nische Filz- oder Ledermütze, die auch bei einfachen Soldaten bezeugt ist.151 Allein die Farbe der Steins verrät ihre Würde. Purpurn ist der Mantel zu denken, den die Spange auf der rechten Schulter zusammenhielt, darunter der gegürtete Panzer über einem langen Hemd. Jeder Kaiser trägt am Prunkgürtel ein parazonium, ein Langschwert, eine spatha, mit einem Adlerkopfgriff in kostbarer Scheide anstelle des früher üblichen gladius, einer Stichwaffe. Der fehlende linke mit einer Prunksandale beschuhte Fuß der Statue rechts außen klärt die Herkunft der Gruppe.152 Denn er wurde 1965 in Konstantinopel gefunden, am Eingang zum Capitol, auf dem Philadelphion, Bruderliebe, genannten Vorplatz, umgedeutet auf die drei Söhne Constantins, denn Christenverfolger waren inzwischen unerwünscht.153 Hier hat sie also gestanden, als die Kreuzritter und die Vene­ zianer 1204 die Stadt plünderten und viele Kunstwerke erbeuteten, wie auch die Pferde über dem Portal von San Marco. Constantin hatte seine neue Hauptstadt mit Aberhunderten von Kunstwerken aus dem Osten ausgeschmückt,154 so aus Nikomedien, wo die Vierergruppe ursprünglich gestanden haben dürfte.155 Das Loch vorn und hinten an der Kappe diente wohl der Befestigung eines Eichenlaubkranzes mit Stirnjuwel.156 Eine kleinere, ganz ähnliche Vierergruppe befindet sich heute in der Vatikanischen Bibliothek (Tafel IV). Zwei 3,85 Meter hohe Porphyrsäulen tragen je ein Kaiserpaar, wobei der linke Kaiser mit der Rechten den Kollegen umarmt. Die nur 56 Zentimeter hohen Figuren sind die kleinere Variante der Venezianer Tetrarchengruppe, sicher zeit- und bedeutungsgleich mit jenen. Gefunden wurden sie auf dem Gebiet des aurelianischen Sonnentempels unter San Silvestro in Capite und bezeugen dort ein ­Tetrarchenmonument.157 Sie wurden von Sixtus IV in die Sixtinische Kapelle verbracht und kamen unter Pius VI an ihren heutigen Ort. Wie in Venedig sind die Augusti bärtig, die Caesaren bartlos, doch umarmen sich hier die Alten und die Jungen untereinander, nicht die zwei Augusti je ihren Caesar. Damit betonte Maximian in seinem westlichen Reichsteil die concordia, die Eintracht mit Diokletian, Constantius das Einvernehmen mit Galerius. Die Kleidung ist die gleiche wie in Venedig, doch tragen die Kaiser einen Lorbeerkranz mit Stirnjuwel und halten mit der Linken statt des Schwertes den Globus.158 Ihre in christlicher Zeit abgeschlagenen Nasen – so wie bei vielen anderen antiken Köpfen – verweisen auf einen systematischen Exorzismus, der verdeutlicht wird, wenn zusätzlich den beschädigten Porträts ein Kreuz 68

die tetrarchen in der kunst

Abb. 4: Der Ammonstempel von Luxor mit dem Kaiserkultraum im diokletianischen Kastellbezirk mit den beiden Viersäulenbasen.

auf die Stirn gekratzt wurde.159 Die Vorstellung, daß Bildern ein Mana, eine geheimnisvolle, segenbringende oder hier eine diabolische Kraft innewohnt, ist der Religionspsychologie geläufig. Pure Lust an der Zerstörung oder Haß auf die Heiden kommt wohl immer hinzu. Da die vier Kaiser in byzantinischer Zeit als Söhne Constantins betrachtet wurden, galt die Verstümmelung wohl zuvor den Christenverfolgern. 69

iv. das experiment der tetrarchie

Denkmäler für alle vier Kaiser zugleich gab es in großer Zahl. Ein bildliches Kompendium der Staatsidee Diokletians bietet der gewaltige Ammontempel von Karnak bei Luxor in Oberägypten, griechisch das «Hunderttorige Theben», römisch Diospolis.160 Er war durch eine Mauer in ein riesiges Kastell verwandelt worden.161 Der Vorraum des Allerheiligsten, nun ein Apsidensaal von 7,5 Meter Höhe, diente gewissermaßen als Lagerheiligtum für den Kaiserkult, wie die stark zerstörten Fresken erkennen lassen.162 Auf den Wänden beiderseits des Eingangs im Norden sowie auf der Ost- und Westwand erschien je ein Zug von Soldaten hin zur Stirnwand im Süden. Die Apsis war ausgemalt mit weit überlebensgroßen Bildern der Kaiser. In der Mitte standen die Augusti,163 flankiert von den Caesaren, alle mit heroisch nacktem Oberkörper im Purpur, zwischen ­ihnen ein kleiner Juppiterkopf. Diokletian hielt rechts ein Langzepter, links einen Globus. Alle Köpfe rahmte ein Nimbus. Im Tympanon da­ rüber schwebte der Adler Juppiters mit ausgebreiteten Fittichen, einen Kranz aus Eichenlaub haltend, ein noch uns geläufiges Hoheitszeichen. Davor stehen zwei von ursprünglich vier etwa 6 Meter hohen Säulen.164Auf der Stirnwand rechts und links der Apsis sah man je einen Doppelthron mit einem Augustus und etwas kleiner einem Caesar, also eine zweite Darstellung der Tetrarchie, dahinter die Garde in Waffen, eine imaginierte Audienz. In der Menge vor dem Kaiser ein Standartenträger, ein vexillarius, und Gesandte, die den Majestäten mit verhüllten Händen Gaben bieten.165 Bauform und Bildprogramm des Kaiserkultes wurden von der Kirchenkunst christianisiert übernommen.166 Außerhalb des Kaiserkultraumes gab es im Lager von Luxor zwei weitere Viersäulenmonumente für die erste und die vierte Tetrarchie, so die lateinischen Dedikationsinschriften des Statthalters der Provinz. Die Namen der ersten vier Kaiser sind ausgemeißelt.167 Solche Tetrakionia und ähnliche Vierkaisermonumente sind in Rom und mehrfach im Osten nachgewiesen.168 In allen diesen Monumenten herrscht Gleichheit unter den Tetrarchen mit dezenten Rangunterschieden zwischen den Augusti und den Caesaren in der Plazierung und in der Größe. Die Dedikanten sind meist nicht private Stifter oder Städte, sondern Statthalter und hohe Funktionäre. Das deutet darauf, daß die Initiative nicht von unten kam, sondern von oben durch einen Wink Diokletians, zur Propagierung der tetrarchischen Idee. Sie bedurfte dessen.169 Eine Darstellung der zweiten 70

die tetrarchen in der kunst

Abb. 5 a, b: Romuliana / Gamzigrad. Reliefpfeiler am Osttor mit einem Feld­ zeichen. Oben die zweite Tetrarchie Constantius Augustus mit Severus Caesar, in der Mitte Galerius Augustus mit Maximinus Daia Caesar, unten die Altkaiser Diocletianus Augustus und Maximianus Augustus 305 /306.

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iv. das experiment der tetrarchie

Abb. 6: Ritzzeichnung auf einem römischen Ziegel aus Intercisa (Pannonien).

Tetrarchie befand sich auf den Pfeilerreliefs in Gamzigrad  /  Romu­ 170 liana. Ein Kuriosum ist die Kritzelei auf einem Dachziegel aus Intercisa in Pannonia inferior bei Budapest. Das castrum an der Donau war mit einer Auxiliarkohorte besetzt, von deren Friedhof der als Deckplatte eines Grabes verwendete Ziegel stammt, gefunden 1949. Über den beiden Kaisermännchen lesen wir dominis nostris diocletiano et maximiano et constantio nobilissimis caes[aribus].171 Ein Bogen darunter mit zwei Pferden deutet auf das Vorbild, einen verlorenen Torbogen, vielleicht im benachbarten Aquincum.172 Wie in der bildenden Kunst, in den Gesetzen, auf den Münzen und Siegertiteln, so erscheint Diokletian in seiner öffentlichen Präsentation gewöhnlich gemeinsam mit Maximian oder auch den Caesaren.173 Wir finden das Kaiserquartett beim gemeinsamen Opfer vor einem Kastelltor – was nie so stattgefunden hat – auf einer Silbermünze (Tafel III b, c), 72

die tetrarchen in der kunst

namentlich auf zahlreichen Inschriften, Meilensteinen, Grenzsteinen, Weihungen und immer wieder auf Bauinschriften, selbst wenn nur einer der Kaiser der Urheber war, am häufigsten Diokletian selbst, so im Vorspruch zum Preisedikt.174 Er steht voran auch auf Inschriften im Gebiet Maximians.175 Die pompöse Titulatur gehörte allen vier Kaisern, nicht Diokletian allein. Sie schmückt das Amt, nicht die Person. Fern aller e­ itlen Selbstdarstellung, wie sie mit ihren Kolossalbildern seit Augustus vorkam und mit Constantin wieder üblich wurde, tritt er zurück hinter die bildliche und inschrifliche Präsentation des von ihm geschaffenen Condominiums.176 Seine Kollegen freilich ließen es sich nicht nehmen, zuweilen ihre höchsteigene Leistung zu propagieren, so Maximian 296 als Rückeroberer Britanniens und Galerius 297 als Sieger über Persien, jeweils auf einem Medaillon (Tafel XVI).177 Das größte Siegesdenkmal der Tetrarchie ist der Galeriusbogen in Thessalonica.178 Die Inschriften der Kaiser sind teilweise verstümmelt überliefert. Es hat zwar keine offizielle damnatio memoriae der Christenverfolger ge­ geben – abgesehen vom politischen Gegner Constantins 310 Maximianus Herculius,179 der auch auf dem Apsisfresko in Luxor ausgekratzt wurde – aber in Africa, Spanien und Ägypten gab es Rasuren, eigenmächtig von örtlichen Kräften vorgenommen.180 Die Eigenwilligkeit der Exekutive zeigt sich normalerweise in dem, was sie unterläßt, doch zuweilen auch in dem, was sie tut.

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Zwei Augen erleuchten die Welt nach dem Willen Gottes: die römische basileia und die persische politeia. simokatta

V

Die Kämpfe im Osten

v. die kämpfe im osten

1. Parther und Sassaniden – 2. Sarazenen und Sarnaten 288–296, Galerius 1. März 293 Caesar – 3. Galerius in Ägypten 293 /295 – 4.Galerius 296 besiegt und bestraft? – 5. Die Königsfamilie 298 gefangen – 6. Die Rebellion des Achilleus 296 /298 – 7. Diokletian in Oberägypten 298 /299 – 8. Der Friede von Nisibis 299 – 9. Die Wettkämpfe in Antiochia 300 – 10. Diokletian 302 in Alexandria – 11. Der Kaiser an der Donau 299 bis 303 – 12. Die Befestigung der Ostgrenze

Der Ost-West-Konflikt ist ein Dauerthema, und das schon seit Herodot. Er führt es bis in mythische Zeit zurück. Anfangs habe es nur Frauenraub gegeben: die Io aus Argos, die Europa aus Tyros, die Medea aus Kolchis und dann die schöne Helena aus Sparta. Dies habe, wie man erzählt, zum ersten Krieg zwischen Hellenen und Barbaren geführt, zum legendenreichen Kampf um Troja. Historisch sicher weiß Herodot, daß Kroisos, der König in Lydien, die griechischen Küstenstädte zinsbar gemacht hat, die danach der Perserkönig Kyros unterwarf. Der ionische Aufstand 499 v. Chr. gegen Dareios führte dann in die Perserkriege, die erst mit Alexander 331 v. Chr. vorläufig endeten. Für wie lange?

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v. die kämpfe im osten

1. Parther und Sassaniden parther und sassaniden

Die Front brach wieder auf mit der Einwanderung der Parther um 250 v. Chr. aus Nordost-Iran nach Mesopotamien. Es kam zu Kriegen mit den Seleukiden in Syrien und dann mit den Römern. Die Grenze zwischen West und Ost zog Pompeius 64 v. Chr. am Euphrat. Sie war oft in Bewegung. Eine durchlaufende Grenzsperre wie mit dem Obergermanisch-Rätischen Limes gab es im Osten nirgends. Den limes Orientis vom Euphrat bis zum Nil1 symbolisierte die Straße zwischen den Grenz­ kastellen. Bei dem Versuch, das Reichsgebiet über den Euphrat hinaus zu erweitern, erlitt Crassus 53 v. Chr. bei Karrhai seine vernichtende Niederlage. Die folgenden Kriege, auch der unter Trajan 114 bis 116, brachten Rom keinen dauerhaften Landgewinn. In den Kriegen unter Marc Aurel 161 und Septimius Severus 199 blieb das obere Mesopotamien umkämpft, es ist das heute wieder umstrittene Kurdengebiet, seit der Achämenidenzeit2 ein geopolitischer Krisenherd. Mit der Machtergreifung der Sassaniden in Persien 224 v. Chr. prallten die Staatsideologien der Großmächte in West und Ost aufeinander. Die Römer beanspruchten schon seit Cicero das patrocinium orbis, die Herrschaft über den Erdkreis, Augustus galt als Kosmokrator. Er wie noch Diokletian trug als restitutor totius orbis den Globus, der das Weltall darstellte.3 Dagegen nannten sich die Großkönige seit Hormisdas I um 270 Herren von «Iran und Nichtiran».4 Etwas bescheidener beschränkten sie ihren Anspruch auf «Asien» und die Grenzen der Achämenidenzeit bis zum Strymon in Makedonien.5 Beide Seiten nutzten daher guten Gewissens sich bietende Gelegenheiten zur Wiedergewinnung alten Territo­ riums,6 so daß die Kriegsschuldfrage wie schon bei Herodot sich im Nebel der Sagenzeit verliert. Nach dem erfolgreichen römischen Vorstoß des Carus 2837 war bei Dio­ kletians Regierungsantritt die Lage an der persischen Front entspannt.8 Vararanes alias Wahran / Bahram II konnte den Tod des Carus nicht ausnutzen, weil der Kampf im Osten gegen Hormisdas sich dann noch bis 290 oder 291 hinzog.9 Um dafür den Rücken freizuhaben, schickte er 286 eine Friedensgesandtschaft zu Diokletian nach Palästina, die den Fußfall vollzog, wunderbare Geschenke und seltene Tiere für den Circus brachte.10 Wir denken an Harun al-Raschid, der Karl dem Großen aus Bagdad Affen und einen Elefanten nach Aachen schickte.11 Da Diokletian 76

sarazenen und sarmaten 288–296

von Mai bis August 286 in Tiberias am See Genezareth bezeugt ist, wird er die Perser dort empfangen haben. Die Stadt, zuvor Rakkath,12 war von Herodes Antipas, dem Landesherrn Jesu,13 ausgebaut und zu Ehren von Kaiser Tiberius benannt worden. Als Hauptstadt von Galiläa und Sitz des rabbinischen Patriarchats besaß sie die für den Empfang erforderlichen Räumlichkeiten. Das obere Mesopotamien mit Nisibis und Singara blieb römisch, Circesium und die Euphratgrenze wurden befestigt.14

2. Sarazenen und Sarmaten 288–296. Galerius 1. März 293 Caesar. sarazenen und sarmaten 288–296

Im Jahr 288 gelang Diokletian nach 28515 ein zweiter Sieg über die Sarmaten,16 ehe ihn die Lage im Osten zu Jahresanfang 290 von Sirmium und Adrianopel nach Syrien rief, wo er in Emesa / Homs, in Laodicea / Latakia und wiederum in Tiberias nachweisbar ist.17 Hier mußte ein Einfall der Sarazenen abgewehrt und geahndet werden.18 Die Sarazenen, die «man früher Araber nannte»,19 arabisch die «Westleute» aus der Sicht des inneren Arabiens, waren die östlichen Nachbarn der Provinzen Syria mit der Hauptstadt Antiochia, eingerichtet 63 v. Chr. von Pompeius, und Arabia mit dem Zentrum Bostra, 106 n. Chr. von Trajan geschaffen. Die Wüste außerhalb war für die Römer uninteressant. Die Sitten der Sarazenen beschreibt Ammian, der bei Julians Perserzug 363 mit ihnen zu tun hatte. Danach lebten sie als schriftlose Nomaden mit ihren Zelten und Herden, ohne Landbau von Fleisch, Milch und Kräutern, doch von Brot und Wein wußten sie nichts. Ammian hat Angehörige dieser natio perniciosa kennengelernt, Rom könne sie sich weder als Freunde noch als Feinde wünschen. Die Sarazenen gliederten sich in Stämme unter reguli, Kleinkönigen. Als rasche Reiter auf Pferden und Kamelen unternahmen sie Raubzüge ins Reich. Sie dienten sowohl im persischen als auch im römischen Heer, eigneten sich aber nur für Kleinkrieg und Überfälle. Julian verweigerte ihnen die üblichen Jahrgelder. 378 halfen sie, Konstantinopel zu verteidigen, und verschreckten die Goten, als diese einen langhaarigen, halbnackten Sarazenen das Blut eines Ge­ töteten saufen sahen.20 Da die Sarazenen keine Feldschlachten lieferten, die man gewinnen, keine Dörfer hatten, die man anzünden konnte, dürfte sich der von dem Geburtstagsredner 291 gerühmte «Sarazenensieg»21 auf eine militärische 77

v. die kämpfe im osten

Demonstration in der Wüste beschränkt haben. Immerhin gab es Gefangene, die in Thrakien angesiedelt wurden.22 Diokletians Siegerbeiname persicus maximus von 29023 deutet darauf hin, daß diese Sarazenenstämme sich in persischer Klientel befanden. An Beute oder Landgewinn war nicht zu denken.24 Immerhin, der Kaiser hatte sich gezeigt. Während seines Aufenthalts im Osten sicherte Diokletian auch die römische Ober­ hoheit in dem ewig umstrittenen Armenien. Hier konnte der Arsakide Tiridates III wieder als römischer Klientelkönig eingesetzt werden.25 253 war er vor Sapor ins römische Kappadokien geflohen und soll unter Probus im Gotenkrieg gedient haben.26 Nach der Sicherung der Ostgrenze konnte Diokletian im Herbst 290 nach Sirmium zurückkehren.27 Anfang Februar 291 traf er seinen Mit­ kaiser Maximian in Mailand28 und ging dann wieder nach Sirmium. Im Dezember 291 befand er sich in Oescus bei den illyrisch-thrakischen Triballern in Moesia inferior.29 Die Stadt war Standort der Legio V Mace­ donica, Station der Donau-Uferstraße und Endpunkt der Route von Philippopolis an die Donau. Wie diese Stadt, so hatte auch Oescus unter den Goteneinfällen gelitten. Für 292 fehlen Ortsangaben in Gesetzen,30 doch deuten Bescheide von Februar bis April 292 an Crispinus, praeses provinciae Phonice31 auf die Anwesenheit des Kaisers in Tyros. Nach der Zerstörung durch Alexander dem Großen 332 v. Chr.32 hatte sich die Stadt auf dem Festland ausgedehnt. Septimius Severus belegte sie mit der Legio III Gallica, erhob sie zur Kolonie und zur Hauptstadt von Phönikien.33 In Tyros weihte Diokletian das seinem Mitkaiser gewidmete Forum Herculium ein.34 Hier traf ihn der Rabbi Hiyya.35 Wohl damals konzedierte Diokletian den Jurastudenten im phönizischen Berytos Steuerfreiheit.36 Lokalisierte Erlasse beginnen wieder am 1. Januar 293, als der Kaiser in Sirmium sein fünftes Konsulat antrat, während Maximian zum vierten Mal Konsul wurde, vermutlich in Mailand. Da er 288 das Amt ohne Diokletian bekleidet hatte, verringert sich dessen Vorsprung in der Zahl der Konsulate auf eines. Eine entsprechende Annäherung gab es 293 in der Zahl der Tribunatsjahre.37 Als auctor imperii Maximians besaß Diokletian immer einen Vorsprung, aber reduzierte ihn im Sinne der Kollegialität. In Sirmium erhob er am 1. März Galerius zum Caesar.38 Dieser übernahm zunächst die Wacht an der Donau, bevor er im Dezember nach Ägypten ging. Diokletian ordnete unterdessen die Verhältnisse in Thrakien, wo er, 78

sarazenen und sarmaten 288–296

beinahe wöchentlich den Ort wechselnd, eine dichte Serie von Urteilen und Gesetzen erließ. Mai 293 amtierte er wieder frontnah in Beroea / Beroe Traiana, dem heutigen Stara Zagora. Die an einem Straßenkreuz gelegene Stadt bildete den Schlüssel zu den Balkanpässen.39 Ab August finden wir Diokletian erneut an der Donau, in Viminacium und Sirmium, wo er 293 /294 überwinterte.40 Die Dezennalien des Kaisers am 20. November 293 wurden mit Sonderprägungen in Gold und Umlaufgeld in Silber gefeiert. Von Sirmium aus zog Diokletian im Sommer 294, nach 285 und 288 zum dritten Mal, gegen die Sarmaten. Diesmal drang er in Feindesland vor, nachdem er gegenüber Aquincum / Budapest und Bononia Brückenköpfe für Schiffsbrücken hatte anlegen lassen.41 Den Sieg von 294 kommentiert Eumenius 297 mit der übertriebenen Behauptung, illa gens prope omnis exstincta est, jenes Volk wurde fast vollständig vernichtet, so daß nur noch der Name überlebte.42 Weit gefehlt! Selbst Diokletian hatte noch mit ihnen zu tun.43 Constantin übernahm später zahlreiche Sarmaten auf Reichsboden,44 denen der – inzwischen christianisierte – römische Heermeister Victor, Konsul 369, entstammt.45 Im 4. Jahrhundert gingen die Einfälle weiter.46 So wie die Germanen47 wurden die Sarmaten oft besiegt, aber nie bezwungen. Anschließend unternahm Diokletian im September und Oktober 294 eine Inspektionsreise am Strom flußabwärts von Singidunum, dem Flußhafen von Sirmium, über sechs Zwischenstationen48 nach Durostorum / Silistria, zog dann auf der Straße südwärts und urkundete in zehn Städten.49 Er kam nach Anchialus am Schwarzen Meer, fuhr weiter über Adria­ nopel und Byzanz und erreichte im November Nikomedien, wo er überwinterte. Am 23. Februar 295 war er kurz in Philippopolis,50 am 18. März finden wir ihn wieder in Nikomedien,51 er mußte sich dann aber wieder der unteren Donaugrenze zuwenden. Von hier hatte Probus im Jahre 280 n. Chr. angeblich hunderttausend von den Goten bedrängte ost­ germanische Bastarnen aufgenommen und in Thrakien angesiedelt, wo sie «römische Lebensart» annahmen52 und damit aus den Annalen verschwinden. Im Sommer 295 übernahm Diokletian nochmals ostgermanische Bas­ tarnen von der Donaumündung und Carpen aus Dakien auf römischen Boden.53 Es heißt: Carporum gens universa in Romania se tradidit54 – «das gesamte Volk der Carpen unterwarf sich und wurde auf römischem Boden 79

v. die kämpfe im osten

angesiedelt». Am 1. Januar 296 feierte Diokletian sein sechstes Konsulat, vermutlich in Nikomedien, und nannte sich carpicus maximus. Daß keineswegs alle Carpen unterworfen oder Römer wurden,55 erweisen die späteren Beinamen des Galerius, bis 308 sind es deren sechs.56 Die Carpen gehörten gleichfalls zu den Völkern, die immer besiegt, aber nie unterworfen wurden. Die Goten östlich der Carpen baten um Frieden, wie Eumenius den Kaiser rühmt.57

3. Galerius in Ägypten 293 /295 galerius in ägypten 293 / 295

Neben den Spannungsgebieten an der unteren Donau und am oberen Euphrat gab es Unruhen am Nil, zunächst in Oberägypten, dann im Delta. Blicken wir zurück! Das Land am Nil war seit dem Sieg des Augustus über Antonius und Kleopatra 30 v. Chr. römische Provinz im Privatbesitz des Kaisers, der wie seine Nachfolger dort als Pharao betrachtet und dargestellt wurde. Ägypten war die reichste Provinz und versorgte zusammen mit Africa Proconsularis die Großstädte mit Weizen, dem Brotgetreide. Unruhen am Nil hatten daher weitreichende Folgen und waren nicht selten. Die Ägypter galten als eigensinnig, reizbar und auf­ sässig, sie mußten mit Prügeln gezwungen werden, ihre Abgaben zu entrichten.58 Die Papyri bezeugen vielfach den Widerstand gegen den Steuerdruck. Die Flucht der Schuldner vor den exactores – euphemistisch: die «Binnenwanderung»  – war ein Dauerthema der ägyptischen Sozialgeschichte.59 Unter Antoninus Pius hören wir von verarmten Bauern, die unter die Räuber gegangen waren und denen eine befristete Amnestie für ihre Rückkehr angeboten wurde. Unter Caracalla wiederholte sich das,60 und im 3. Jahrhundert n. Chr. begünstigte die Notlage auf dem Lande die frühe Entstehung des Mönchtums. Das war im 4. Jahrhundert dann eine Massenbewegung, die sich dem Zugriff des Staates entzog.61 Zu dieser inneren Belastung kam die äußere Bedrohung durch die Blemmyer, ein äthiopisches Nomadenvolk, das östlich des Nils im Süden an die Provinz grenzte.62 Nach Theokrit im 3. Jahrhundert v. Chr. lebten sie an den «Quellen des Nils».63 Ihr Name ist eine Fremdbezeichnung; koptisch gedeutet als «die Blinden», so wie die Quaden bei ihren Nachbarn die «Bösen» oder die Bastarnen die «Bastarde» heißen. Ammian beschreibt die Blemmyer als kriegerische Reiternomaden so wie die Sara­ zenen.64 Aurelian65 zeigte 273 nach dem Sieg über Zenobia von Palmyra 80

galerius in ägypten 293 / 295

bei seinem Triumphzug in Rom gefangene Blemmyer, die der «Usurpator Firmus» zu ihrer Unterstützung angeworben haben soll.66 Unter Probus mußten sie 279 aus Ptolemais und Koptos in der Thebaïs vertrieben werden.67 Diokletian verstärkte die Militärpräsenz. Das zeigt eine lateinische Inschrift aus Hierakonpolis, der «Falkenstadt» des Horus, ägyptisch Nechem, arabisch Kom er-Ahmar. Es ist die alte Hauptstadt von Oberägypten zwischen Luxor und Syene. Auf dem «Roten Hügel» am Westufer des Nils errichtete der Kaiser schon 288 ein Kastell für eine aus Lusitanien / Portugal rekrutierte Kohorte.68 Zum Jahr 293 /29469 notiert die Chronik Eusebs eine Rebellion von «Busiris» und Koptos.70 Busiris meint in diesem Fall nicht die Stadt im Delta, sondern Boresis nördlich von Koptos / Kift oder Kaft nilabwärts von Theben.71 Koptos war ein administrativer, religiöser und wirtschaftlicher Hauptort. Hier zweigte der Fernverkehr vom Nil ab nach Südosten mit Kamelkarawanen über das Wüstengebirge zu den Porphyr- und den Granitbrüchen, den Gold- und Smaragdminen und weiter in zwölf Tagen nach Berenike am Roten Meer,72 dem Ausgangshafen für den Handel mit Indien und dem Goldland Punt, dem salomonischen Ophir73 an der Somaliküste. Koptos war daher der Stapelplatz für die Schätze des Orients, geschützt von einer starken Garnison.74 Nachdem die Donaugrenze im Herbst 293 beruhigt schien, sandte Dio­kletian seinen Caesar im Dezember des Jahres nach Ägypten, wie sich aus der damaligen Anwesenheit eines Mannes aus dessen Stab in Caesarea Maritima ergibt.75 Vermutlich in Alexandria trat Galerius am 1. Januar 294 sein erstes Konsulat an.76 Im Frühjahr 294 schlug er den Aufstand der beiden Städte nieder.77 Koptos wurde zurückgestuft, indem Galerius nördlich Kainopolis / Kena ausbaute. Die Stadt wurde mit einer einheimischen Truppe berittener Bogenschützen und einer Ala von Kamelreitern belegt.78 Als neuer Ausgangspunkt für die nördliche Route zum Roten Meer nach Myos Hormos, dem «Muschel-Ankerplatz», wurde diese Stadt nun zum Stapelort für den Indienhandel. An der Straße im Wadi Kena durch das Gebirge, die auch zum Mons Claudianus und den Prophyrbrüchen führte,79 gründete Galerius Valerius Maximianus die nach ihm benannte Stadt Maximianon, nachdem er Kainopolis in Maximianupolis umbenannt hatte.80 Aufgewertet wurde ebenso südlich von Koptos die Stadt Kous, die sich an der Erhebung nicht beteiligt hatte. Sie erhielt den Namen Diocletianupolis.81 Die Be­ 81

v. die kämpfe im osten

satzung der Thebaïs bestand aus zwei nach Diokletian und Maximian benannten Legionen und mehreren Reitereinheiten, überwiegend aus einheimischen Rekruten sowie aus drei Schwadronen Kamelreitern, darunter eine in Maximianupolis.82 Nach der Wiedergewinnung von Koptos kehrte Galerius um und begab sich 295 nach Syrien – bezeugt am 1. Mai in Damaskus – und an die Perserfront.83 Spuren seiner Expedition hinterließ er wie in Ägypten so auch in Palästina durch Städtenamen. Maximianupolis bei Caesarea nahe der Küstenstraße läßt sich mit dem Hinweg des Galerius verbinden,84 Maximianupolis nördlich des Haurangebirges an der Grenzstraße der Via Traiana mit dem Rückweg.85 Die ansehnlichen Ruinen von Es-Suweda, so der moderne Name, darunter ein triumphbogenähnliches Stadttor, beschreibt der Baedeker von 1898.86 An die Erfolge am Nil erinnerte Galerius später als Augustus, indem er sich nachträglich die Siegerbeinamen aegyptiacus maximus und thebaicus maximus beilegte, so in seinem berühmten Toleranzedikt von 311.87

4. Galerius 296 besiegt und bestraft? galerius 296 besiegt und bestraft?

Der inzwischen bedrohliche Perserkrieg rief Diokletian in den Osten.88 Denn der Thronwechsel in Ktesiphon hatte eine neue Lage geschaffen. Als 293 Narses König von «Iran und Nichtiran» geworden war,89 nahm er die römerfeindliche Politik seines Großvaters Sapor I wieder auf,90 besetzte 296 Armenien91 und trieb Tiridates abermals ins römische Exil. Ebenso umstritten war das obere Mesopotamien. Unter Marc Aurel war es römisch. Karrhai / Carrhae, heute Harran, die Stadt des Mondgottes Sin, berühmt als Heimat Abrahams92 und durch die Niederlage des Crassus 53 v. Chr.,93 prägte Münzen als Colonia Aurelia, wurde 233 von dem Sassaniden Ardaschir erobert, 243 von Gordian III zurückgewonnen, aber 244 von Philippus Arabs abermals aufgegeben. Das heute türkische Dörfchen, nahe der irakischen Grenze, liegt in einer Tischplattenebene, wo Legionäre keine Chance gegen berittene Bogenschützen hatten. Im Jahre 264 gewann Odainathos von Palmyra die Stadt mit der Provinz für Rom zurück. Nun marschierte Narses nach seinem armenischen Erfolg in Meso­ potamien ein, annektierte die römische Provinz, besetzte Karrhai und die Hauptstadt Nisibis / Nusaybin.94 Die Stadt war 114 unter Trajan und 162 unter Lucius Verus römisch geworden, hatte von Severus den Ehren­ 82

galerius 296 besiegt und bestraft?

namen «Septimia» erhalten und konnte nach kurzen Zeiten der Perserherrschaft 243 von Gordian III und 262 von Odainathos für das Reich gesichert werden.95 296 schien sie wiederum verloren. Ende 295 war Galerius aus Ägypten96 an die Perserfront gelangt. Er überquerte mit schwachen Verbänden bei Kallinikon den Euphrat, stieß vor Karrhai mit Narses zusammen, wurde geschlagen und zur Umkehr gezwungen.97 Bei seiner Rückkehr ins Reich im Herbst 296 spielt eine oft nacherzählte, meist mißverstandene Episode, deren antike Deutung gewöhnlich übernommen wurde,98 bisweilen jedoch begründete Zweifel auslöste.99 Es heißt, bei der Begegnung mit Diokletian, der von der Donaufront herbeigekommen war, habe dieser, erzürnt, seinen Caesar im Purpur zu Fuß mehrere Meilen vor seinem Wagen einhergehen lassen.100 Der Vorgang ist glaubhaft, aber nicht das Motiv Diokletians. Der beispiellose Fall einer demonstrativen Demütigung eines Kaisers vor aller Augen ist mehr als unwahrscheinlich, gerade bei einem Diokletian, dem so viel an der Erhöhung der Kaiserwürde in die Göttersphäre lag und der Galerius als seinen Nachfolger ausersehen hatte. Den Ursprung der Episode verrät Ammian. Im Jahre 354 habe Constantius II seinen Caesar Gallus, der in Antiochia ein Schreckensregiment führte, nach Mailand bestellt, um ihn abzuurteilen. Vorgeschützt habe er eine Hilfsforderung gegen die Alamannen. Um Gallus an seine Unterordnung zu erinnern, habe Constantius in seiner Einladung auf die folgsame Militärhilfe der Caesaren Diokletians verwiesen und dessen Oberbefehl durch den Fußmarsch des Galerius vor dem Wagen des Kaisers demon­ striert. Dort sollte also die Gehorsamspflicht des Caesar verdeutlicht werden. Ammian spricht zwar auch vom angeblichen Zorn Diokletians, aber den kann Constantius gegenüber Gallus nicht erwähnt haben, weil er seinen eigenen Zorn auf diesen verheimlichte und ihm trügerisch Hoffnung machte, in Gnaden empfangen zu werden.101 Damit rechnete Gallus, als er kam. Aber der Henker wartete schon. Wie entstand die Überlieferung, die Lactanz noch nicht kannte? Kern der Episode ist die Erinnerung an ein Bild: Diokletian im Wagen und Galerius purpuratus davor zu Fuß. Nur das hat man gesehen, nur das kann – und muß – als geschehen gelten, alles Weitere ist versuchte Erklärung der Zeitgenossen, stützende Zutat. Die Verärgerung des Augustus ist Mutmaßung – wer konnte wissen, was er fühlte? Das Zornmotiv wurde hinzuerfunden, um das Bild als die angebliche Bestrafung des Galerius zu 83

v. die kämpfe im osten

erklären. Unglaubwürdig sind der meilenlange Fußmarsch und der Ort, die offene Landstraße, kann doch die Begegnung nur in oder bei Antiochia erfolgt sein, wo Diokletian anschließend bezeugt ist.102 Galerius kam dem Augustus zur Begrüßung ein Stück Wegs entgegen. Dann folgte gemäß dem monarchischen Zeremoniell der feierliche Einzug der Kaiser, der adventus oder introitus,103 bei dem der Rangunterschied veranschau­ licht wurde. Daß der Augustus einen offenen Wagen benutzte, entsprach dem Triumphalritus, daß der Caesar zu Fuß ging, dem Brauch bei der ovatio, dem kleinen Triumph.104 Es handelt sich um einen Akt der Ehr­ erbietung,105 so wie Marc Aurel bei seinem Triumph im Jahre 176 neben dem Wagen mit Commodus eine Strecke zu Fuß ging.106 Der Tyrann Caligula hatte Senatoren verächtlich gemacht, indem sie in der Toga neben seinem Wagen herlaufen mußten.107 Kann Diokletian ihn imitiert haben? Den Antiochenern wurde nicht die Entwürdigung des Galerius vor ­Augen geführt, sondern in untergeordneter Position dessen glückliche Rückkehr aus dem Perserkrieg. Narses hatte seinen Sieg offenbar teuer erkauft, denn er hat die Römer nicht verfolgt, die Euphratgrenze nicht überschritten.108 So konnte der Kampf offiziell als Erfolg hingestellt werden. Am 1. Januar 297 wurde Galerius zum zweiten Mal mit dem Konsulat ausgezeichnet, vermutlich in Antiochia. An den Perserzug des Galerius 296 knüpft sich eine weitere Episode, die ausnahmsweise einmal das persönliche Schicksal eines Soldaten beleuchtet. Im allgemeinen verschwindet derartiges in den Aussagen über Heere und Völker. Im Frühjahr 363 war Julian auf seinem Perserzug entlang dem linken, dem feindlichen Euphratufer bis zur Inselfestung ­Anathos gekommen. Ammian, der als protector domesticus teilnahm, berichtet die Übergabe und die Umsiedlung der Bewohner ins römische Chalkis. Dabei traf er einen fast hundertjährigen Greis, der erzählte, er habe einst als noch bartloser Jüngling im Heer des Galerius gedient, ­offenbar als es 296 gegen Karrhai ging. Auf dem Marsch sei er erkrankt und im Feindesland zurückgelassen worden. Er genas, blieb dort, hei­ ratete nach Landesbrauch mehrere Frauen und hatte zahlreiche Nachkommen. Nun, sagte er, erfülle sich seine alte Hoffnung, ein Grab auf römischem Boden zu finden.109

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die königsfamilie 298 gefangen

5. Die Königsfamilie 298 gefangen die königsfamilie 298 gefangen

Der Mißerfolg gegen Narses mußte ausgeglichen werden. Im Sommer 297, nach dem Sieg Diokletians über die Carpen im Jahr zuvor,110 ließ Galerius 297 aus Illyrien und Moesien Einheiten der Donauarmee kommen, darunter gotische Hilfstruppen.111 Aufmarschbasis war das Legions­ lager Satala / Sadag beim heutigen Erzincan an der Ostgrenze römisch Kleinarmeniens. Während der Augustus Ägypten sicherte,112 drang sein Caesar Anfang 298 auf der noch heute üblichen Route über Erzurum in Großarmenien ein.113 Er besiegte Narses, nachdem er angeblich – nach der ausführlichen Fassung: verkleidet – persönlich mit drei Begleitern einen Erkundungsritt gewagt hatte. Der Großkönig wurde verwundet114 und floh in die «äußerste Einöde seines Reiches». Er ließ sein Lager im Stich, wo seine Gemahlin Arsane, die anderen Frauen, Schwestern und Kinder den Römern in die Hände fielen, ebenso zahlreiche Adlige und ein reicher Schatz.115 Die Sassaniden nahmen – wie töricht! – ihren Hofstaat mit ins Feld,116 so wie einst die Achämeniden, als Alexander nach dem Sieg bei Issos 333 v. Chr. in Damaskus die Familie von Darius III vorfand.117 Ammian erwähnt ein angeblich Unheil verkündendes Vorzeichen, als man dem Caesar einen erlegten Löwen und einen Eber brachte. Das habe Galerius souverän mißachtet und sei vom Kampf gegen Narses unbeschädigt aus Armenien zurückgekehrt. Auch Zeichendeuter, philosophi, können irren!118 Einen anschließenden Feldzug nach Ktesiphon, vielfach angenommen, erwähnt Ammian nicht, ihn hat es nicht gegeben.119 Bezeugt ist hingegen die Wiedergewinnung von Nisibis mit der Adiabene 297 /298,120 das damit seit 233 zum sechsten Mal den Besitzer wechselte.121 Die Änderungen in der Zugehörigkeit der Grenzstädte haben offenbar die Bürgerschaften nicht weiter berührt. Man ging seinen Geschäften nach und verehrte seine Götter auch unter dem jeweils neuen Regime. An den Sieg von 298 erinnern die Siegerbeinamen Adiabenicus und Medicus neben Arme­ niacus und Persicus II und noch im 5. Jahrhundert die jährlichen ludi Per­ sici Adiabenici in den letzten vier Januartagen.122 Nach seiner Niederlage schickte Narses seinen Vertrauten Apharban als Gesandten zu Galerius. Apharban wird als praefectus praetorio, mithin als Stellvertreter des Großkönigs bezeichnet und sprach offenbar Griechisch, hatte doch Sapor I seinen Tatenbericht persisch und griechisch publiziert!123 Apharban bat fußfällig um die Rückgabe der Königin 85

v. die kämpfe im osten

Arsane und der übrigen Familie, verwies auf das wechselnde Schicksal, das jeden treffen könne, und brauchte das Bild der beiden Reiche als den Leuchten der Menschheit, der Augen der Welt, die einander schonen sollten.124 Diese Idee einer gleichberechtigten Koexistenz war situationsbedingt, denn sie widersprach dem Selbstverständnis der beiden Großmächte. Das Augengleichnis des Apharban verwendete fast wörtlich wiederum Chosroes II 590 in seinem Hilferuf an Maurikios.125 Galerius zeigte sich nicht beeindruckt, er brauste auf und erinnerte die Perser an die üble Behandlung des 260 in persische Gefangenschaft geratenen Valerian. Die Aufgabe Roms sei, die Unterworfenen zu schonen und die Übermütigen ­niederzukämpfen, gemäß dem Vergilzitat parcere subiectis et debellare superbos.126 Die Antwort wurde zurückgestellt. Galerius hat die Gefangennahme der Königsfrauen auf dem Schlachtenrelief seines Ehrenbogens in Thessalonica darstellen lassen.127 Die Königsfamilie lebte in Daphne bei Antiochia cum maxima pudicitiae custo­ dia in ehrenvoller Haft.128 Die Freigabe erfolgte erst nach der anschließend festgelegten Grenzveränderung.129 Unrichtig ist die Überlieferung, Galerius habe die Gefangenen aufgespart für den Triumphzug in Rom fünf Jahre später und sie dort vorgeführt, so wie einst Germanicus im Jahre 17 bei dem seinen die Gattin des Arminius Thusnelda und ihr Söhnchen.130 Entweder wurden 303 in Rom Bilder der Gefangenen auf Tragbahren (fer­ cula) gezeigt oder Diokletian hatte die Familie beim Einzug in Antiochia vorgeführt.

6. Die Rebellion des Achilleus 296 /298 die rebellion des achilleus 296 / 298

Für die Vorgänge in Ägypten während des beschriebenen Perserkrieges müssen wir zurückblenden bis zum Jahr 295. Nach der Befriedung Ober­ ägyptens durch Galerius entstand damals ein zweiter Brennpunkt in Alexandria, der reichsten und größten Stadt des Reiches nach Rom mit einer halben Million Einwohnern. Ammian nennt sie noch hundert Jahre später vertex omnium civitatum – «Gipfel aller Städte».131 Dort stand der Pharos, der berühmte Leuchtturm, der an der Flachküste den Hafen anzeigte, wo die Getreideflotte mit dem lebenswichtigen Exportgut ablegte. Man hat berechnet, daß in der Spätantike in jedem Sommer 647 Lastschiffe Getreide ausführten.132 86

die rebellion des achilleus 296 / 298

Die Treue der Stadt gegenüber Kaiser und Reich stand wiederholt auf dem Spiel. Die Konflikte unter Caligula im Jahre 38, unter Claudius 41, unter Nero 66 und unter Trajan 115 bis 117 beruhten auf dem Haß zwischen Griechen und Juden, die zwei der fünf Stadtteile bewohnten und sich dann auch gegen die Kaiser richteten. Die Legionen mußten eingreifen, es gab, wie es heißt, Tausende von Toten. Im Jahr 175 unterstützten die Alexandriner die Erhebung des Avidius Cassius gegen Marc Aurel, der dann kein Strafgericht vollzog.133 215 gab es einen Aufstand gegen Caracalla, der blutig geahndet wurde,134 270 besetzten die Truppen Zenobias die Stadt und behaupteten sie bis zum Sieg Aurelians 272 über Zenobia bei Emesa.135 Im folgenden Sommer erschien Aurelian selbst in Alexan­ dria. Er beließ der Stadt die Lustbarkeiten, namentlich die Wagenrennen,136 erhöhte aber die Getreidelieferungen um ein Zwölftel und regelte die regelmäßige Abgabe von Importgütern (anabolicae species). Genannt werden Papyrus (chartae), der wichtigste Schreibstoff, Werg (stuppae) zum Abdichten von Schiffsplanken, Flachs (linum) für Leinwand und Glas (vitrum), das seit dem 3. Jahrtausend in Ägypten bekannt und ein geschätzter Exportartikel war.137 Es folgten 25 ruhige Jahre für Alexandria, bis in die Zeit Diokletians. Die Papyrusfunde zeigen, daß eine Protestbewegung seit August 297 von den Bauern im Fayum ausging, ehe sie auf die Hauptstadt übergriff. ­Rebellion der Landbevölkerung in Unterägypten war eine alte Plage. Der kaiserzeitliche Alexandriner Achilleus Tatios beschreibt in seinem Liebesund Abenteuerroman ‹Kleitophon und Leukippe› einen faktisch autonomen Räuberstaat von Rinder- oder Räuberhirten (boukoloi) im Nildelta unter einem «König» (basileus).138 Auch in der Erzählung Heliodors von der schönen Charikleia aus Marc Aurels Zeit spielen sie eine Rolle.139 Der Kaiser mußte 172 /173 eine Erhebung von Bukolen niederwerfen, kurz bevor ihnen die Einnahme Alexandrias gelungen wäre.140 Dies aber glückte nun den rebellischen Ackerbauern des Fayum. Vermutlicher Hintergrund der Erhebung war der Erlaß des praefectus ­Aegypti Optatus vom 16. März 297, der die Steuerreform Diokletians verkündete.141 Auch die für Alexandria nachteilige Münzreform des Kaisers von 296 mag mitgesprochen haben.142 Begünstigt wurde die Revolte von der Nachricht aus dem Perserkrieg, der Galerius und Diokletian band und zu dem wahrscheinlich Teile der Garnison von Alexandria abgezogen worden waren. Der Schutz von Unterägypten oblag der Legio Secunda 87

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Traiana, die in Nikopolis, einem östlichen Vorort Alexandrias, stationiert war.143 Die Revolte führte zur Herrschaft eines Usurpators namens Lucius Domitius Domitianus.144 Wir kennen ihn nur von Münzen aus dem Jahr 296 /297145 sowie von Papyrus-Briefen und Ostraka, den noch in arabischer Zeit als «Notizzettel» verwendeten Tonscherben, die nach dem Usurpator anstelle nach den Kaisern datiert sind.146 Das Fundgebiet und damit der Herrschaftsbereich des falschen Augustus umfaßt das westliche Delta und reicht im Süden bis Koptos. Im Herbst 297 kam Diokletian aus Antiochia nach Ägypten. Er be­ endete den Aufstand im Fayum vor dem Jahreswechsel. Dabei scheint Domitius Domitianus im Dezember 297 gefallen zu sein, wenn er nicht – wie so oft – von seinem Nachfolger Aurelius Achilleus beseitigt wurde. Dieser diente zuvor dem Domitius Domitianus als Statthalter (corrector), bezeugt in Koptos im September 297, und nahm nun selbst den Purpur (insignia dominationis).147 Die literarischen Quellen nennen nur Achilleus als Urheber des Aufstands. Der Kaiser aber bemächtigte sich Alex­ andrias «mit geringer Mühe» (facili negotio) und tötete Aurelius Achilleus im März 298 nach acht Monaten seit der Erhebung des Domitius Domitianus.148 Der Redner Eumenius rühmt die Milde, die clementia, mit der Diokletian den Aufruhr besänftigte,149 doch Eutrop später nennt harte Strafen, Hinrichtungen und Proskriptionen in «ganz Ägypten».150 Dazu gehörte die Bücherverbrennung alchemistischer Werke.151 Der byzantinische Chronist Malalas, der die offenbar kampflose Einnahme Alexandrias auf eine Unterbrechung der Trinkwasserleitung zurückführt, schildert die angebliche Rache des späteren Christenverfolgers. Er habe die Stadt angezündet, sei über Leichen eingeritten und habe seinen Soldaten befohlen, so lange zu morden, bis das Blut auf den Straßen das Knie seines Pferdes erreiche. Glücklicherweise sei das gestrauchelt und habe sein Knie mit dem Blut eines Toten befleckt, worauf Diokletian dem Morden Einhalt geboten habe. Zum Dank hätten die Alexandriner dem Kaiser eine bronzene Reiterstatue errichtet, die der Chronist im 6. Jahrhundert noch kannte. Das war wohl der Anlaß für die Legende. Mit jenem Jahre habe die alexandrinische Aera Diocletiani, die Märtyrerära, eingesetzt, die tatsächlich mit Diokletians Regierungsantritt 284 beginnt.152

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diokletian in oberägypten 298 / 299

7. Diokletian in Oberägypten 298 /299 diokletian in oberägypten 298 / 299

Nach dem Sieg über Achilleus im März 298 zog Diokletian nilaufwärts. Er berührte Memphis, wie das Constantin erwähnt. Ihn hatte Euseb an der Seite des Kaisers durch Caesarea fahren sehen.153 Diokletian regelte in Panopolis den Streit zweier Priester um ihre Privilegien,154 baute den Juppiter-Ammon-Tempel von Luxor zur Festung mit einem Kaiserkultraum aus155 und belegte sie mit der legio III Diocletiana. Er passierte die nahe Gaumetropole Hermonthis /Armant mit dem berühmten Tempel für «Apollon und Zeus», in dem der falkenköpfige Kriegsgott Month verehrt wurde. Sein heiliges Tier war der Stier Bacis oder Buchis, dessen Nekropole, das Bucheum, der Anlage für die Apis-Stiere in Memphis entspricht.156 Eine Stele von dort im Britischen Museum zeigt unter der Flügelsonne Diokletian als Pharao opfernd vor dem vergötterten Stier, auf der Hieroglypheninschrift die Namen von Diokletian, Maximian und Caesar Maximian / Galerius mit ihren Regierungsjahren 12, 11 und 4. Sie datieren den Tod des Stiers und die Himmelfahrt seiner Seele auf 296 /297.157 Ver­ mutlich hat Diokletian, als er 298 vorbeikam, die Stele errichten lassen (Tafel XI). Seit Alexander haben die griechischen und römischen Herrscher den ägyptischen Göttern geopfert oder ihnen Geschenke gemacht, zuletzt Marc Aurel im Herbst 175.158 Diokletian ist der letzte bildlich dargestellte Kaiser in Ägypten, namentlich genannt werden danach noch Maximinus Daia, Licinius und nochmals Diokletian 316 / 7.159 Der BuchisKult erlosch 340. Die Erinnerung an ihn aber blieb lebendig. Macrobius um 430 notiert in seiner Beschreibung der Tierkreiszeichen zwei Besonderheiten dieses der Sonne geweihten Stieres: die Haare seines Fells wüchsen gegen den Strich und alle Stunde wechsele seine Farbe.160 Von Hermonthis zog Diokletian weiter südwärts. Er verhandelte in Syene /Assuan mit den Blemmyern und den Nobaten, den Nubiern in der Wüste südlich des Katarakts und westlich des Nils. Letzteren überließ er den römischen Dodekaschoinos, die beiden Nilufer, da sie, so heißt es, weniger Abgaben lieferten als die Besatzung kostete. Die Verpflichtung zum Frieden unterstrich der Kaiser durch die Zahlung von Jahrgeldern, die er ebenso den Blemmyern zusagte. Sie wurden noch zur Zeit Prokops, der das bezeugt, also 250 Jahre später regelmäßig entrichtet. Solche Stillhaltegelder, annonae foederaticae, zahlten die Römer seit Augustus stets 89

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Abb. 7: Der Name Diokletians in Hieroglyphen in der Kartusche auf der Stele aus dem Bucheum.

kriegslüsternen Nachbarvölkern, zumal «verbündeten» Germanen,161 wie bei diesen so auch bei den Blemmyern ohne durchgehenden Erfolg. Barbaren lassen sich laut Prokop nicht durch Gold zufriedenstellen, sondern nur mit Eisen zähmen.162 Das altberühmte Isisheiligtum auf der Nilinsel Philae, einst die «Perle Ägyptens»,163 wo mehrere Kaiser gebaut hatten, erhielt einen Ehren­ bogen164 und wurde zu einer starken Festung. Der prachtvolle Tempel blieb für die beiden Nachbarvölker zugänglich. Die Kultbauten hat Justinian aus religiösen Gründen zerstört und später in eine Kirche verwandelt;165 sie wurden aus ökonomischen Gründen unter Gamal Abd el-Nasser 1970 durch den dritten Staudamm überflutet. Auf der Nachbarinsel Agilkia hat man 1972 aus touristischen Gründen wenigstens den Diokletiansbogen und den bezaubernden Kiosk von Philae wieder aufgebaut. Die umgesiedelten Nubier hausten noch 1990 großenteils in Höhlen gegenüber Assuan mit ihrem Vieh – wie einst Polyphem.

8. Der Friede von Nisibis 299 der friede von nisibis 299

Nach dem Besuch von Oberägypten begab sich Diokletian unverzüglich nach Syrien, wo er in Antiochia am 5. Februar 299 urkundete. Er bestätigte das Erbrecht eines Griechen.166 Während Galerius in Armenien Narses besiegte und die Adiabene wiedergewann, erschien Diokletian im Frühjahr 299 aus Syrien in Mesopotamien. In Nisibis traf er seinen Caesar, um die persische Frage zu regeln. Galerius erhielt eine ovatio, einen festlichen Einzug zu Fuß, und wurde cum ingenti honore, «mit größten Ehren» empfangen.167 Seinen Wunsch, weiter nach Persien vorzudringen, verweigerte ihm Diokletian, cuius nutu omnia gerebantur, «nach dessen Willen alles getan wurde».168 Dem Kaiser war an einem Frieden mehr ge90

der friede von nisibis 299

legen als an Landgewinn. Damals mag das Wort Diokletians gefallen sein, es sei der menschlichen Natur leichter, im Unglück standhaft zu bleiben als maßvoll im Glück.169 Aus Nisibis sandte Diokletian eine Delegation unter dem magister m ­ emoriae Sicorius Probus mit den Friedensbedingungen zum Großkönig, der die Römer am Asprudis, dem unbekannten Grenzfluß von Media Atropatene, zunächst festhielt.170 Der Landschaftsname geht zurück auf Atropates, den Satrapen Alexanders des Großen, den Namenspatron von Aserbaidschan.171 Die Verhandlungen und der Friedensschluß 299 selbst fanden dann mit dem König, Apharban und einem weiteren Großen in den «inneren Königsgemächern» statt, wohl in der medischen Provinzhauptstadt Gazaca oder Ganzac, der Sommerresidenz schon der Parther.172 Die genaue Lage der Stadt südöstlich des Urmia-Sees war bis vor kurzem umstritten. Lange dachte man an den Tacht-e-Soliman im heute iranischen Teil von Aserbaidschan.173 Die kreisrunde Bergstadt mit dem heiligen See, einem zentralen Feuertempel und dem Palast galt als Geburtsort Zarathustras, auch einmal als die Gralsburg, und wird seit 1959 vom Deutschen Archäologischen Institut erforscht. Der «Thron des Salomon» barg eines der drei heiligen Feuer der Sassaniden, das der Krieger, benannt Adur Guschnasp, «Feuer des Guschnasp», des mythischen Königs von Tabaristan / Masenderan allhier.174 Inzwischen scheint klar, daß die Orte zu trennen sind. Um 270 sah Mani auf seiner Missionsreise das Feuerheiligtum in Gazaca, später wird es in Shiz lokalisiert, identisch mit dem Tacht, etwa 90 Kilometer östlich. Die Anlage dort ist jüngeren Datums.175 Im Ergebnis der Verhandlungen in Gazaca behauptete Rom das obere Mesopotamien wieder mit Nisibis, mit der Grenzstadt Singara und trotz der vereinbarten Tigrisgrenze fünf Gebiete nördlich anschließend jenseits des Tigris bis zum Van-See, dabei die Korduene, das «Kurdengebiet» in Großarmenien in der östlichen Türkei.176 Damit war die Fernstraße von Nisibis am Tigris entlang nach Amida und Melitene, dem alten Le­ gionslager, gesichert.177 Ammian spricht von fünfzehn Kastellen dort.178 Später, nach dem «Schmachfrieden» Jovians mit Sapor II 363 kamen diese Gebiete sowie – nach 65 Jahren179– Nisibis, Orientis firmissimum clau­ strum, das festeste Bollwerk des Orients, wieder an Persien, so daß die inzwischen Christen gewordenen  – und daher mit Rom sympathisie91

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renden – Einwohner nach Edessa auswandern mußten.180 Einziger Umschlagplatz für den einträglichen Orienthandel sollte Nisibis werden, das verdroß Narses sehr. Aber erst nachdem er auch das zugestanden hatte, erhielt er seine Frauen und Kinder wieder.181 Unter Constantin wurde das Handelszentrum nach Batnae in Syrien, westlich des Euphrat zurück­ verlagert.182 Der König mußte hinnehmen, daß Iberien, das heutige Georgien, r­ ömischer Klientelstaat wurde.183 Die Könige in Hermastus, nordwestlich von Tiflis, erhielten die symboula basileias, die Herrschaftsinsignien, künftig vom Kaiser.184 Wie sie ausgesehen haben dürften, verrät uns Agathias. Tzathes, der neue Vasallenkönig der Lazen, der nordwestlichen Nachbarn der Iberer am Schwarzen Meer, erhielt von Justinian «nach alter Sitte» ein juwelenbesetztes Diadem, eine Robe aus Goldbrokat, die bis zu den ­Füßen reichte, scharlachfarbene Schuhe und einen Turban, ebenfalls mit Gold und Edelsteinen verziert, weiterhin einen weißen Mantel  – Purpur war den Königen verwehrt – besetzt in der Mitte mit einem Goldbrokat-Streifen, zusammengehalten von einer Prunkfibel, behängt mit kostbaren Klunkern,185 wie sie Justinian auf dem Mosaik von San Vitale in Ravenna trägt. Armenien wurde durch die Gewinnung der unbekannten Festung Zintha südlich in die Atropatene ausgeweitet und geriet unter römischen Einfluß durch die Installierung von Tiridates IV186 als römischer Vasallenkönig in Artaxata bei Erewan. Nach armenischer Legende bekannte sich Tiridates bereits um 285 zum Christentum, wahrscheinlicher ist seine Bekehrung durch Gregor den Erleuchter um 315.187 Christen gab es in Armenien schon um 260.188 Die Mission ging aus von Melitene, Caesarea und Edessa. Sie erfaßte zunächst den Adel, auf dem Lande haben sich heidnische Bräuche lange gehalten. Die Kirchensprache war hier wie überall anfangs griechisch oder syrisch, doch predigte Gregor armenisch. Er stammte wahrscheinlich aus der arsakidischen Königsfamilie, mußte vor den Persern nach Caesarea in Kappadokien fliehen und bekehrte sich dort zum neuen Glauben. Er richtete zwölf Bistümer ein, sein eigenes Amt als Katholikos blieb in seiner Familie bis 428 erblich. Der Katho­ likos, der jeweils in Caesarea geweiht wurde, hatte auch eine politische Funktion, er vertrat den König.189 Das Bischofsamt ging öfter vom Vater auf den Sohn über. Armenische Bischöfe waren 325 in Nicaea vertreten und übernahmen das dort beschlossene Bekenntnis.190 92

die wettkämpfe in antiochia 300

Der Friede von Nisibis im Herbst 299191 hielt bis zum Angriff Sapors II auf Armenien 334192 und dann auf Mesopotamien, wo Constantius II ihm 336 entgegentreten mußte.193 Diokletian und Galerius kehrten nach Antiochia zurück. Auf der Straße über Edessa und Zeugma nach Syrien passierten sie in Osrhoene die Stadt Antoninupolis, die Narses zerstört und Galerius wieder aufgebaut und mit dreijähriger Steuerfreiheit beschenkt hatte. Er änderte ihren Namen nach sich in Maximianupolis. Die Stadt hatte schon drei Namen hinter sich: vorgriechisch Tella, seleukidisch Antiocheia Arabis,194 unter Caracalla Antoninupolis und hieß dann seit Constantius II Constantina.195 Gleichwohl blieb Malalas bei Maximianupolis.196 Bei der Ankunft der siegreichen Kaiser Ende 299 in Antiochia gab es einen triumphalen adventus, verbunden mit der Feier zum dritten Konsulat des Galerius am 1. Januar 300. Die wohl schon damals mitgeführten Elefanten erscheinen wieder im Triumphzug der Kaiser bei den Vicennalien 303 in Rom.197 Der Einzug ging vermutlich wie in Rom durch den Circus Flaminius in Antiocha durch den Hippodrom, wo wir dann die unvermeidlichen Wagenrennen und die Akklamationen des Volkes annehmen dürfen. Bevor die Kaiser sich trennten, erfragten sie mit einem Opferfest die Zukunft. Dabei wurde das ­Ritual, wie Laktanz berichtet, durch Christen im Kaisergefolge gestört, was später Diokletian bestärkte, die Christen zum Kaiseropfer zu zwingen.198 Danach fuhr Galerius weiter an die Donau.199

9. Die Wettkämpfe in Antiochia 300 die wettkämpfe in antiochia 300

Diokletian blieb in Antiochia, wo er von Februar 300 bis Juli 301 nachweisbar ist.200 Hier hat er den Olympischen Spielen präsidiert. Diese fanden alle vier Jahre 45 Tage lang im Juli und August statt. 300 war in Antiochia ein olympisches Jahr.201 Die altberühmten Wettkämpfe zu Ehren des Zeus Olympios im elischen Olympia im Stadtgebiet von Pisa auf der Peloponnes waren von mehreren Städten im griechischen Osten in kleinerem Format nachgemacht worden, doch waren die von Daphne bei Antiochia angeblich glänzender als die von Olympia in Elis.202 Sie gingen zurück auf das opulente Vermächtnis des Antiocheners Sosibios, der als Ehrensenator 20 v. Chr. mit Augustus nach Rom gezogen und dort gestorben war. Er hatte den Pisanern die Lizenz für die Spiele abgekauft.203 93

v. die kämpfe im osten

Auch diese Spiele sollten seit 176 im Juli und August jedes fünften Jahres ursprünglich 30 Tage lang stattfinden und neben den Wettkämpfen zu Fuß und zu Pferd dem Zeitgeschmack entsprechend bereichert werden durch Auftritte von Rednern und Musikanten, Schauspielern und Bühnenkünstlern aller Art. Der Sport war von der körperlichen Ertüchtigung zum Schaugeschäft und Massenspektakel einer Großstadtgesellschaft ­geworden.204 Anders als in Olympia verlangte und genoß das Publikum dazu das – kostspielige – rituelle Töten bei Tier- und Gladiatorenkämpfen in der Arena.205 Im Stadion – ganz unolympisch – maßen sich «geweihte Jungfrauen» im Laufen, Ringen und Gesang von Götterhymnen. Den Siegern und Siegerinnen winkte in der Heimatstadt Steuerfreiheit. Hatte ein Kaiser Anlaß, eine Stadt zu bestrafen, nahm er ihnen die Spiele. Als Antiochia im Jahre 175 den Usurpator Avidius Cassius unterstützt hatte, verbot Marc Aurel kurzfristig die spectacula.206 Das wiederholte sich. Im März 194 besiegte Septimius Severus seinen Gegenkaiser Pescennius Niger bei Issos in Kilikien207 und strafte die Antiochener, die ihn anerkannt hatten, durch Entzug von Privilegien.208 Dazu gehörte die Auslagerung der Spiele in die Nähe von Issos. Dort war für Germanicus, der 18 n. Chr. den Schlachtort Alexanders 333 v. Chr. besucht hatte, ein Triumphbogen errichtet worden. Er trug eine Quadriga, wonach bei ­Malalas der Ort Quadrigae heißt.209 Bis zu Caracalla 212 mußten die Antiochener dann 80 Kilometer über die Amanushöhen zurücklegen, wenn sie an dem Fest teilnehmen wollten. Für die Honoratioren, die zahlen mußten, war das Pflicht. Länger als alle anderen Olympiaden hielten die von Antiochia sich gegen den Protest des Bischofs bis 520.210 In Antiochia übernahm Diokletian persönlich den kostspieligen Vorsitz der Wettkämpfe im nahegelegenen Stadion von Daphne.211 Seit Commodus 181 unterstanden sie wie die in Olympia einem Alytarchen.212 Dieser trug dabei ein seidenes Gewand, bei Diokletian allerdings nicht weiß, sondern purpurn. Der Kaiser hielt den heiligen Stab, das Adlerzepter,213 in den Händen, um das Volk zu ehren. Es gab Wettlauf, Ring- und Faustkampf und Pankration, bei dem jeder Griff erlaubt war, Catch as Catch Can. Der Kaiser bekränzte die Sieger mit Lorbeer, griechisch daphnē.214 In der Öffentlichkeit erschien Diokletian gewöhnlich, wenn es Wagenrennen zu eröffnen galt. Sein Besuch von Gladiatorenkämpfen in der Arena ist nicht bekannt. Er ließ dort auch keine Kriegsgefangenen von den Löwen zerreißen, wie Constantin dies in großem Stil tat.215 Diokle­ 94

diokletian 302 in alexandria

tians Sinn für den Sport bezeugt der Erlaß an den Prokonsul von Asia mit der Bestimmung, daß Athleten, die dreimal siegbekrönt worden waren, von munera civilia, von Bürgerpflichten befreit seien.216 Es mußte indes ein Sieg in Rom oder in «Altgriechenland» ohne Betrug errungen sein.217 Der Kaiser blieb über den Jahreswechsel bis zum Juli 301 in Antiochia, reformierte abermals das Münzwesen und erließ das Preisedikt,218 bevor er im Dezember 301 noch einmal nach Ägypten ging. Sein gutes Verhältnis zu Antiochia war dahin, als dort 303 die Eugenius-Revolte ausbrach.219

10. Diokletian 302 in Alexandria diokletian 302 in alexandria

Der zweite Besuch Diokletians in Alexandria 302 wird mit dem dort erlassenen Manichäerverbot vom 31. März verbunden.220 Eine Hungersnot in Alexandria könnte das Motiv für den Kaiserbesuch gewesen sein, obschon Alexandria der Exporthafen für Weizen war. Eine Quelle aus dem 7. Jahrhundert in Konstantinopel berichtet, Diokletian habe den not­ leidenden Alexandrinern panis castrensis, Getreide aus Heeresbeständen, zukommen lassen. Aus dem Gunsterweis des Kaisers wurde eine Dauereinrichtung, denn noch Prokop spricht von einer Bestimmung Diokle­ tians, Bedürftigen dort jährlich auf Staatskosten eine große Menge Getreide zu liefern.221 Außer dieser Zuwendung soll er den Alexandrinern eine Therme errichtet haben. Eine Christenverfolgung schon 302 ist nicht glaubhaft.222 Den Winter 302 /303 verbrachte er in Nikomedien,223 wo er mit Galerius das Christenproblem erörterte und am 1. Januar 303 seinen achten Konsulatsantritt feierte, während Maximian, der abwechselnd in Mailand und Aquileia residierte, seinen siebten beging. An die ägyptischen Siege von Diokletian und Galerius erinnern zwei Altäre aus Alexandria, beschriftet iovi auguste vincas! und iovi caesar vincas!,224 also mit weiteren Siegeswünschen. Auf dem Serapis-­ Hügel, der «Akropolis» von Alexandria, ließ der praefectus Aegypti Aelius Publius im Jahre 299 dem «unbesiegten» Diokletian, dem «Schutzgott» der Stadt – so die Inschrift225 –, eine Siegessäule aus Assuan-Porphyr errichten (s. Tafel XIV). Sie mißt über 20 Meter, mit Sockel und Kapitell über 27 Meter, ist fast drei Meter dick und trug eine Monumentalstatue des Kaisers. Im Mittelalter glaubte man, unter der Säule sei Pompeius begraben und benannte sie nach ihm.226 Heute ist sie die Hauptsehenswürdigkeit aus der Antike in der Stadt. Sie stand im verschwundenen 95

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Säulenhof des Serapeions, wo Caracalla während des Strafgerichts Quartier bezogen hatte.227 Wahrscheinlich gab es noch eine zweite Säule für Maximian, vielleicht sogar insgesamt vier für die Tetrarchen.228 Ammian feierte das Serapeion im Jahre 390 als das «schönste Bauwerk der Welt nach dem Capitol in Rom». Die Kirchenväter Rufinus und Theodoret stimmten zu.229 Im folgenden Jahr wurde die Anlage auf Befehl von Kaiser Theodosius durch den Patriarchen Theophilos zerstört und später in eine Kirche umgebaut, die in muslimischer Zeit verschwand.230

11. Die Kaiser an der Donau 299 bis 303 die kaiser an der donau 299 bis 303

Drei Jahre lang, von 297 bis 299, befand sich keiner der Kaiser an der Donau, sie hatten in Ägypten und Persien zu tun. Das führte zu neuen Barbareneinfällen nach Pannonien und Moesien. Gegenmaßnahmen waren erforderlich. Eine Bauinschrift aus Transmarisca südlich von Bukarest an der Grenze zu den Carpen nennt die Errichtung eines praesidium, einer Schutzwehr, wohl eines Uferkastells. Gemäß den Siegerbeinamen der vier Kaiser wurde sie kurz vor 300 gesetzt,231 sie war mit der Sicherung von Durostorum anscheinend Teil eines Festungsprogramms.232 Daß die ­Tetrarchen in ihrem «Weltkreis» ewigen Frieden, tranquillitas in aeter­ num, gestiftet hätten, wie die übliche Rhetorik der Inschrift will, wider­ legen die neuen Kämpfe, geführt von Diokletian und Galerius teils gemeinsam, teils einzeln – simul et viritim.233 In den Jahren 300 bis 302 operierte zumeist der Caesar an der Donau. Carpen, Bastarnen und Sarmaten, heißt es, seien besiegt und in großer Zahl im Reich angesiedelt worden.234 Auch Germanen werden genannt, vermutlich Markomannen.235 Nach einer Reiterschlacht gegen die Sarmaten soll Constantin als junger Offizier einen wilden Barbaren dem ­Galerius an den Haaren vorgeführt haben.236 Danach habe er einen Weg für das Heer durch einen Sumpf erkundet und dem Kaiser den Sieg zurückgebracht.237 Diokletian erhielt 299 /300 mit Maximian den Beinamen sarmaticus maximus iv, 300 /301 den Beinamen germanicus maximus vi. Damit aber beendete Diokletian die Vermehrung solcher Schmucktitel. Anders die Caesaren. So nennt sich 302 Galerius sarma­ ticus ii. Er erweiterte seine nach dem Perserkrieg begonnene Sammlung von Siegerbeinamen: In seiner Zeit als Caesar von 293 bis 305 sind es ­deren 22, bis 310 insgesamt 29,238 beinahe im Monatsabstand während der 96

die kaiser an der donau 299 bis 303

Sommerzeit angenommen. Diokletian brachte es von 285 bis 301 nur auf 18, während sich einst Trajan mit drei Siegerbeinamen begnügt hatte.239 Im Winter 302 /303 finden wir Galerius in Nikomedien. Dort soll er Diokletian zum Verbot der Christen gedrängt haben, das am 24. Februar 303 verkündet wurde.240 Im Juni 303 weilte Diokletian mit Galerius wieder an der Donau, in Durostorum gegenüber den Carpen.241 Sie wurden von den Westgoten bedroht, ergaben sich Galerius und fanden hier wie 295242 in großer Zahl Aufnahme ins Reich.243 Die unablässig die Grenzen bedrängenden Völker standen selbst gemäß dem Domino-Effekt unter dem Druck der Nachbarn im Hinterland, vis a tergo. Die großen Völkerverschiebungen gingen wie zuvor von Nord nach Süd, und nun zudem von Ost nach West. Aus den von Galerius angesiedelten Carpen stellte sich später M ­ aximinus Daia eine Leibwache zusammen.244 Wie schon Augustus verschmähte es Diokletian nicht, den Grenznachbarn jährliche Stillhaltegelder zu zahlen, wie den Blemmyern so den Goten.245 Später kassierten die Hunnen horrende Summen von den ängstlichen Römern. Ein Beispiel für die Aufstiegsmöglichkeiten der Umgesiedelten bietet Ammian mit der Karriere des praefectus praetorio Maximinus. Er stammte von den Carpen ab, die Diokletian in der Valeria Pannoniens angesiedelt hatte, und trug einen römischen Namen. Der Vater hatte es zum tabu­ larius, zum Rechnungsführer des Statthalters gebracht, er selbst war nach einem kurzen Studium der Freien Künste und einer nicht eben ruhmreichen Anwaltstätigkeit unter Valentinian Statthalter von Korsika, dann von Sardinien geworden. Als corrector Tusciae in Etrurien stieg er auf zum Senator, führte 368 als praefectus annonae Zaubereiprozesse gegen seine Standesgenossen und griff ein in den Bürgerkrieg zwischen den Päpsten Damasus und Ursinus. Der Schwager des Maximinus, Valentinus, rebellierte damals in Britannien wie einst Carausius. 370 avancierte Maximinus zum vicarius Urbis, dem Stellvertreter des römischen Stadtpräfekten. Ab 371 als Reichspräfekt in Gallien vertrat er den Kaiser. Er bugsierte seinen Sohn Marcellianus auf das Militärkommando der pannonischen Heimatprovinz, regierte aber so hart, daß Gratian ihn 376 köpfen ließ.246

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12. Die Befestigung der Ostgrenze die befestigung der ostgrenze

Keine römische Grenze hat sich so oft, so stark verändert wie die gegen Persien. Immer wieder ging es im Norden um Armenien, im Süden um das obere Mesopotamien. Hier war ständig Abwehr erforderlich,247 bis 298 zeitweilig Ruhe einkehrte. Damals rühmt der Rhetor Eumenius die Grenzbefestigungen der Kaiser durch Kastelle an Rhein, Donau und ­Euphrat, bemannt mit Alen und Kohorten, Reitern und Fußtruppen.248 Malalas vermerkt, Diokletian habe am «Limes» Kastelle errichtet, von Ägypten bis zu den Grenzen Persiens, und sie mit limitanei, Grenztruppen, besetzt, die jeweils einem dux unterstanden. Die duces residierten mit einer größeren Streitmacht im Hinterland, um rasch Hilfe an die Grenze bringen zu können.249 Einzelne Stationen sind näher bekannt. Dazu gehört im Südabschnitt die Sperrfestung gegen die Sarazenen der Arabia Felix, antik Oboda, das heutige Avdat in Israel. Die Stadt liegt zwischen dem Toten Meer und dem Sinai am Rande der Wüste Negev. Sie wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. im biblischen Edom von den Naba­ täern gegründet und war seit Trajan 105 n. Chr. römisch. Die Lage an der Straße von Gaza nach Petra machte die Stadt zu einem Umschlagplatz des Orienthandels. Diokletian errichtete auf der Akropolis ein Kastell. Seit 1958 wurden die Ruinen restauriert.250 Petra liegt an der Grenzstraße Via Nova Traiana, die östlich vom ­Toten Meer im Reichsinnern nordwärts nach Bostra und weiter nach D ­ amaskus führt.251 Das Hinterland war im Sinne einer Verteidigung in der Tiefe mit zahlreichen Kastellen gegen die Einfälle der arabischen Nomaden geschützt.252 In Petra beginnt die durch Meilensteine bekannte Strata Diocletiana, die an der Reichsgrenze über Palmyra und Resafa bei Sura den Euphrat erreicht. An sie dachte Malalas, als er schrieb, daß die Magier aus dem Morgenland gemäß dem Traumbefehl den Rückweg von Bethlehem ins Perserland nicht über Jerusalem, sondern «auf dem Limes» gewählt hätten.253 Jerusalem erhielt in diokletianisch-constantinischer Zeit verstärkte Mauern, ebenso Palmyra, Gerasa und Damaskus.254 Oberhalb Sura, ebenfalls am rechten Euphratufer, lag Thapsakos. Die Stadt erscheint als Tiphsach bereits in der Bibel und ist – freilich anachronistisch – Grenzort Salomos im Norden.255 Den wichtigen Flußübergang dort benutzten unter anderem der jüngere Kyros 401 und Alexander 331 v. Chr. auf dem Weg nach Persien. Später wird der Ortsname nicht 98

die befestigung der ostgrenze

mehr erwähnt, steckt aber in dem syrischen Dibsé Faradj, «am Euphrat».256 Unter dem Namen Diocaesarea erhielt die Stadt nach den Inschriften von Diokletian neue Mauern und eine Besatzung zu Pferde.257 Von Sura verläuft die Grenze ostwärts flußab bis zur Mündung des von Norden kommenden Aboras / Chabur. Hier lag Circesium oder Circusium, das zum Eckpunkt der Grenzverteidigung wurde. Ammian, der mit dem Perserzug Julians im April 363 hier den Fluß überquerte, berichtet, daß Diokletian den ärmlichen Ort – der es heute wieder ist – mit Mauer und hohen Türmen umgeben und zu einem munimentum tutissimum et fabre pulitum, also zu einer höchst sicheren und handwerklich sauberen Festung ausgebaut habe.258 Justinian hat sie später nochmals weiter verstärkt.259 Im 4. Jahrhundert lag hier die vierte parthische Legion.260 Circesium wird mehrfach genannt, weil zu Zaitha nahebei das Grabmonument für Gordian III stand, wo er im Februar 244 nach seinem Perserzug verstorben war.261 Von Circesium führt die von Kastellen geschützte Grenze nordwärts entlang dem Chabur, die Provinz Mesopotamien mit Karrhai und Edessa umschließend, zu den von Galerius hinzugewonnenen regiones Trans­ tigranae.262 Wie in Damaskus und Edessa ließ Diokletian in mehreren Städten des Ostens Waffenfabriken bauen.263 Eine Erneuerung der Stadtmauern ist bezeugt außer für Oboda, für Ankyra, Ephesos und Soloi auf Cypern,264 das von den isaurischen Seeräubern in Südostanatolien bedroht war. An der Donau gab es in der Zeit nach Diokletian keinen Frieden. Da staute sich der Bevölkerungsdruck durch den langfristigen Drang nach Südwesten im gesamten osteuropäischen Raum. Constantin, Constantius II und Valens mußten Abwehrkämpfe und Friedensverhandlungen führen, bis es im September 378 zur Katastrophe von Adrianopel kam. Die Goten hatten im Einvernehmen mit dem Kaiser die Donau überschritten, es wurde geplündert und gekämpft. Valens erschien mit dem Ostheer und fand mit ihm seinen Untergang.265 Damit stand das Reich den Wandervölkern offen.

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Im Westen nichts Neues. remarque 1929

VI

Die Sicherung des Westens

vi. die sicherung des westens

1. Bagauden und Rheingermanen in Gallien 285 – 2. Carausius in Britannien 286 – 3. Franken und Laeten 287 – 4. Rheinübergang, Kaisertreffen in Augsburg 288 und Mailand 291 – 5. Constantius Caesar an der Nordseeküste 293 – 6. Das Bleimedaillon aus Lyon – 7. Britannien 296 wiedergewonnen – 8. Alamannen bei Langres und Vindonissa 300 /303 – 9. Die Rheingrenze – 10. Maximian in Africa 296 /298

Der Ost-West-Konflikt in der europäischen Geschichte ist älter als der Nord-Süd-Konflikt,1 aber dieser war für Rom gefährlicher. Er begann mit dem Keltensturm und der Eroberung Roms 386 v. Chr., gefolgt vom Einbruch der Kimbern und Teutonen 113 bis 101 v. Chr. Caesars Eroberung Galliens 58 bis 51 sicherte das Vorfeld bis zur Rheingrenze, ausgeweitet unter Domitian bis zum Limes. Augustus erreichte die Donau auf ganzer Linie. Jenseits der Flußgrenzen stauten sich die Germanen, die seit Marc Aurel eindrangen und abgewehrt werden mußten. Franken und Alamannen am Rhein, Markomannen und Goten an der Donau brachten auf der Suche nach Beute und Land das Reich während des dritten Jahrhunderts in arge Bedrängnis, zumal das auch innere Unruhen auslöste.2 War das unter Diokletian anders?

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vi. die sicherung des westens

1. Bagauden und Rheingermanen in Gallien 285 bagauden und rheingermanen in gallien 285

Als Carinus im Frühjahr 285 gegen Julian in Oberitalien und gegen Diokletian nach Illyricum zog,3 hatte er Gallien schutzlos zurückgelassen. Die Abwesenheit des Kaisers war immer eine Verlockung für die Feinde des Reiches, die äußeren wie die inneren. Große Banden entlaufener Soldaten und verarmter Bauern plünderten das Land und bedrohten die Städte. Sie wurden mit dem keltischen Wort «Bagauden» (Bagaudae, Bacaudae) bezeichnet, was soviel wie «Kämpfer» oder «Räuber» bedeutet. Sie standen unter der Führung von Aelianus und Amandus.4 Letzterer prägte Münzen mit der gewöhnlichen Kaisertitulatur.5 Es handelt sich mithin um einen Möchtegern-Kaiser.6 Seit Herbst 285 war Maximian als Caesar in Gallien und «verlor keine Zeit, um den Staat zu rächen und zu vergrößern».7 Anfang 286 hatte er die Empörer ohne große Mühe besiegt,8 und am 1. April erhielt er dann den Augustus-Titel.9 Ihn lobt ein Redner 289 in Trier, weil er den Aufstand in Gallien teils durch Härte, teils durch Milde überwunden habe, als die «unwissenden Bauern Soldaten sein wollten, die Pflüger Fußkämpfer, die Hirten Reiter und die Landbevölkerung sich wie feindliche Barbaren benahm». Zwei Jahre später liefert ein anderer Redner das Motiv: die Bauern seien aufgebracht gewesen über die Rechtsbrüche der vorangegangenen (!) Regierung.10 Trotz dem Erfolg Maximians ist das Bagaudenproblem im 5. Jahrhundert erneut aufgetaucht, diesmal in Spanien unter ihrem Führer Tibatto.11 Salvian von Massilia 440 betrachtete die Bagauden als Barbaren, die den Opfern der geldgierigen und gnadenlosen römischen Verwaltung Zuflucht gewährten.12 Die Legende des 7. Jahrhunderts erhob die beiden Bagaudenführer zu Märtyrern.13 Die Bagaudenrevolte war ein prominenter Fall ländlicher Unruhen, die eine Dauerplage in der Pax Romana darstellten. Die Quellen sprechen von Räuberbanden, von latrones, aus desertierten Soldaten, flüchtigen Sklaven und verarmten Bauern, die dem Steuerdruck auswichen. Da­ gegen bestellten die Städte Irenarchen, «Friedenswahrer», und der Kaiser regionarii, stationarii oder benificiarii, denen die «Wohltat» zukam, anstelle des Militärdienstes die Straßen zu bewachen.14 Mehrfach bildet auch die alte Stammesstruktur den Zusammenhalt, wie bei den keltischen Bagauden so bei den Isauriern in Kleinasien, den Brisei in Moesia Superior, den Bessi in Thrakien. Dies gilt ebenso für die jüdischen Zeloten, die 102

carausius 286 in britannien

sich in der Zeit zwischen Nero und Hadrian gegen die römische Herrschaft erhoben.15 Das war die einzige Bewegung, die ein konstruktives Gegenmodell zum Imperium verfocht, eine Theokratie, getragen von einer Priesterschaft nach dem mosaischen Gesetz. Der historische Materialismus verstand die Bagaudenrevolte als sozialrevolutionäre Bewegung im Klassenkampf,16 der indes auch von bürgerlichen Historikern hier gesehen wurde.17 So für Theodor Mommsen 1854. Für ihn war das die zweite Etappe in der Agonie des «Sklavenhalter­ systems».18 Die erste Etappe bildete Spartacus im 1. Jahrhundert v. Chr., die dritte der Einbruch der Germanen des «äußeren Proletariats» (Toynbee) 378, der den Untergang Roms besiegelte.19 Durch ihre Schlüssel­ stellung in der «Sklavenrevolution» gewann die Bacauda eine symptomatische Bedeutung, die über Diokletians Reformwerk hinausragt und in die obsolete marxistische Periodisierung der Weltgeschichte einging. Mais où sont les neiges d’antan? Der Bagaudenaufstand war schnell niedergeworfen. Daraufhin nahm Maximian am 1. April 286 den Augustustitel an,20 vermutlich in Trier. Gleich anschließend – statim21 – mußte sich Maximian an die Rheingrenze begeben. Seine Abwesenheit hatten Banden aus vier Germanenstämmen zu einem Einfall genutzt: am Niederrhein Chaibonen alias Avionen von der Unterelbe22 gemeinsam mit benachbarten Herulern, die nicht mit an die Donau gezogen waren,23 am Oberrhein Burgunder aus der Maingegend und südlich davon lebende Alamannen. Maximian erschien in Mainz, wo er am 21. Juni 286 dem praeses provinciae, seinem «Freund», Bescheid in einer Erbsache gab.24 Die südlichen Plünderer bezwang er durch Hunger,25 indem er die Straßen blockierte und ihnen mit der Rheinflotte den Rückweg abschnitt, die nördlichen besiegte er in offener Feldschlacht. Auch von Siegen jenseits des Rheins ist die Rede, in Köln gab es eine Brücke.26 Der Sieger­ beiname germanicus maximus bezeugt die Erfolge 286.

2. Carausius 286 in Britannien carausius 286 in britannien

Eine weitere Gefahr bildeten die Germanen an den Küsten. Fränkische und sächsische Seeräuber suchten Britannien heim. Die Sachsen (Saxo­ nes) erscheinen damals zum zweiten Mal in den Quellen.27 Sie begegnen uns noch nicht bei Tacitus, wohl aber um 150 n. Chr. bei Claudius Ptole103

vi. die sicherung des westens

maeus28 nahe der kimbrischen Halbinsel, d. h. in Holstein. Wenn sie 285 und sonst mit den Franken gemeinsam auftreten, sind sie wohl deren Nachbarn gewesen, hatten mithin die später ihnen zugerechneten Chauken schon damals inkorporiert.29 Auch weitere Altstämme gehören in der Spätantike zu den Sachsen, so daß wir hier eine Vereinigung ähnlich den Alamannen und Franken vorfinden. Den Stammesnamen der Sachsen deutete schon Justus Möser 1768 als die «Ansässigen». Das Kurzschwert Sax heißt nach ihnen, nicht umgekehrt.30 Der Landschaftsname Saxonia wurde im 4. Jahrhundert auf das gesamte Gebiet ihrer Seeherrschaft bis auf die «Insel Thule» ausgedehnt.31 Er bezeichnet unter Karl dem Großen Niedersachsen an der Nordsee und ist dann mit den Askaniern ostwärts an die Elbe gewandert. Nachdem schon der Siegerbeiname britannicus für die Augusti Carinus und Numerianus im Sommer 28432 einen Erfolg bezeugt, übertrug 286 Maximian die Abwehr der germanischen Piraten dem Menapier Carausius.33 Die keltischen Menapier bewohnten die Nordseeküste vom Ärmelkanal bis ostwärts über den Rhein in die Batavia und waren von Caesar unterworfen worden.34 Die Menapier waren geübte Seefahrer, und diesem Gewerbe gehörte auch Carausius an. Er war niederer Herkunft, vilissime natus,35 so wie die Tetrarchen auch, hatte sich im römischen Heer hochgedient und in den Kämpfen mit den Bagauden ausgezeichnet.36 Maximian ernannte ihn 285 zum dux tractus Armoricani et Nervi­ cani limitis, zum Befehlshaber im Gebiet der Aremorica, der Bretagne, und der Nervier in Belgien und zum praefectus classis Britannicae, zum Admiral der britannischen Flotte in Gesoriacum, seit 310 Bononia / Boulogne. Carausius hatte Erfolg und nahm viele Germanen gefangen. Dann wurde er beschuldigt, nicht die gesamte Beute den Provinzialen zurückgegeben oder den Kaisern, das heißt Constantius und Maximian, geschickt zu haben. Ja, er habe sogar Plünderungen der Piraten zugelassen, um ihnen desto mehr Beute abnehmen zu können. Aufgrund dieser ­offenkundigen Verleumdungen habe Maximian befohlen, ihn hinzu­ richten. Als Carausius dies erfuhr, ließ er sich Ende 286 selbst zum Kaiser ausrufen. Es war eine Usurpation aus Notwehr, der Verdacht schuf den Tatbestand – genau dasselbe widerfuhr 355 unter Constantius II dem Heermeister Silvanus in Köln.37 Die Bereitschaft der Soldaten, eine solche Erhebung vorzunehmen, beruhte nicht zuletzt auf der damit verbundenen 104

carausius 286 in britannien

Abb. 8: Meilenstein von Carlisle: imperatori Caesari Marco aurelio Mausaeo Carausio Pio Felici ­I nvicto Augusto. 306 umgedreht und wiederverwendet für Constantin: ­Flavio Valerio Constantino ­Nobilissimo Caesari.

Sonderzuwendung in bar. Carausius ging nach Britannien hinüber und fand Anerkennung bei den Legionen, nur einige Auxilien machten Schwierigkeiten. Der Verlust der Insel war für Rom empfindlich, denn sie war reich an Ernten und Erzen.38 Der neue Kaiser nannte sich nun standesgemäß Imperator Caesar Marcus Aurelius Mausaeus Carausius Pius Felix invictus ­Augustus mit den Siegerbeinamen Germanicus für den ersten und Germanicus Maximus für den zweiten Seesieg.39 Seine Münzen40 zeigen Britannia, wie sie ihm zum Gruß die Hand reicht, und zitieren Vergils Aeneis (II 283) expectate veni «Komm, du Ersehnter». Auf Vergil verweisen ebenso die 1998 entschlüsselten Abkürzungen rsr für Redeunt ­Saturnia Regna – «Saturnische Herrschaft, das goldene Zeitalter kehrt wieder», und inpcda, aufgelöst zu Iam Nova Progenies Caelo Demittitur Alto – «Schon wird ein neuer Abkömmling vom hohen Himmel herab­ gesandt», Verse aus der prophetischen Vierten Ekloge. Erstaunlich, welche 105

vi. die sicherung des westens

Abb. 9: Antoninian. Carausius et fratres svi. V: Drei Augusti Carausius, Diokletian und Maximian. R: pax avggg (= Augustorum) 290–292 n. Chr.

literarische Bildung ein Mann einfachster Herkunft damit zu erkennen gibt!41 Die Münzrückseiten bieten personifiziert Pax, Salus, Victoria, Concordia und Juppiter als conservator augusti. Die Münzparole romae aeternae und verschiedene römische Symbole zeigen, daß kein Separatismus im Spiel war. Eine Los-von-Rom-­ Bewegung war auch die Erhebung des Postumus 259 in Gallien nicht. Im Unterschied zu ihm und früheren Usurpatoren beanspruchte Carausius nicht die Alleinherrschaft, sondern begnügte sich mit Teilhabe an der Herrschaft im Rahmen eines erweiterten Mehrkaisertums. Maximian erkannte das nicht an. Er ließ auf allen Flüssen Galliens Schiffe bauen, mit denen er 289 Britannien zurückerobern wollte. Es gab eine Seeschlacht, die er verlor. Sein Lobredner Eumenius schob das auf ein «unfreundliches Meer und eine fatale Notwendigkeit», also einen Seesturm,42 wie denn gewöhnlich Niederlagen mit höherer Gewalt entschuldigt werden. Damit gewann Carausius einen Brückenkopf auf dem gallischen Festland, zumal Gesoriacum, das Sprungbrett nach Britannien. Das führte zu einem Vertrag mit Maximian, pax convenit, zu einem faulen Frieden,43 den Carausius numismatisch dokumentierte, indem er auf einer Münze aus Colchester die Augusti Maximian und Diokletian neben sich abbildete, sie als seine fratres, seine Brüder, bezeichnete und mit der Legende pax auggg den Frieden unter den drei Augusti beschwor (Abb. 9). Eine gleiche Geste der Anerkennung seitens der Kol­ 106

franken und laeten 287

legen unterblieb, sie taktierten. So wie zuvor Septimius Severus seinen Mitkaiser Clodius Albinus trügerisch anerkannte, aber dann 197, sobald er konnte, stürzte und wie hernach Constantin, als er stark genug war, seinen Schwager und Kollegen Licinius besiegte und beseitigte, so erwartete dieses Los dann auch andere zeitweilig geduldete Mitkaiser, die Usurpatoren wie Vetranio, abgesetzt 350 durch Constantius II, und M ­ aximus, hingerichtet durch Theodosius I 388.

3. Franken und Laeten 287 franken und laeten 287

Während Bagauden, Britannier und am Mittelrhein Alamannen Rom zu schaffen machten, meldeten sich die Franken am Niederrhein. Im Dezember 286 kamen sie, wie so oft, übers Eis. Die Flüsse waren damals noch nicht kanalisiert, flossen breiter, langsamer und flacher als heute und froren gewöhnlich zu.44 Die Germanen waren nicht durch heiße Bäder verwöhnt45 und kämpften, anders als die Römer, auch im Winter. Sie kamen ungehindert bis in die Nähe von Trier, wo Maximian am Neujahrstage 287 seinen ersten Konsulatsantritt feierte. Er vertauschte die toga praetexta mit dem Harnisch und das Adlerzepter mit dem Speer, die sella curulis mit dem Sattel und das Tribunal mit dem Schlachtfeld. Er vertrieb die Franken und kehrte am selben Abend noch triumphierend zurück. Mit dem «Sieg» kam er den Göttern zuvor, die er um Hilfe gebeten hatte.46 Wie weit konnte er die Feinde verjagt haben? Ein zweiter Erfolg war Maximians anschließende Strafexpedition im Sommer 287 über den Niederrhein ins fränkische Germanien. «Roms Grenze bildete früher der Rhein», rühmt der Redner in Trier, «heute ist es die Reichweite der römischen Waffen».47 Der Redner von 307 legte nach: Maximian habe als allererster römische Feldzeichen über den Rhein getragen und Germanien bezwungen, alle älteren Berichte seien falsch.48 Aber wie oft hatten die Römer seit Caesar 55 v. Chr. den Rhein überquert! Maximian hatte Ende 287 mit dem Frankenkönig Genno­ baudes Frieden geschlossen, indem er ihm als römischem Klienten sein regnum «schenkte».49 Die Expedition bescherte den Kaisern 287 den E ­ hrentitel Germanicus maximus II. Es handelt sich bei dem regnum um einen rechtsrheinischen Gau, vermutlich den der Ripuarier am «Ufer», ripa. Franken, Alamannen und Goten hatten stets mehrere Kleinkönige, die jeweils nur einen Teil des Stammesgebiets regierten. Das dauerte bei 107

vi. die sicherung des westens

Franken und Alamannen bis zu Chlodwig 485, bei den Goten bis zum Tode Tejas am Vesuv 552. «Gemäß dem Vorbild Diokletians in Thrakien» sorgte Maximian nach dem Frieden mit Gennobaudes für die Neubesiedlung brachliegender Landstriche in der Aremorica / Bretagne, um Trier und in Burgund. Der Kaiser übernahm Franken ins Reich und Laeten nach dem ius postlimi­ nii.50 Dieses Gesetz regelte die Rückgabe des Besitzes an kriegsgefangene Provinzialen, die von den Feinden verschleppt und in den Friedensverhandlungen von Rom zurückgefordert worden waren. Bei den Raub­ zügen der Germanen ins Reich ging es um Metall und um Menschen, die als Arbeiter im Barbaricum die Männer zum Kriegsdienst freistellten.51 Die hier zuerst genannten laeti waren heimgekehrte Provinzialen, wohl früher angesiedelte Germanen. Nach einem halben Jahrhundert taucht der Begriff wieder auf und bleibt geläufig. Zu 350 nennt Zosimos die Laeten ein gallisches ethnos,52 bei Ammian sind sie im Verbund mit den Alamannen barbarische Räuber, die Lyon 353 belagerten, 360 und 361 dagegen germanische Hilfstruppen, die «diesseits des Rheins geboren» sind, nachdem sich ihre Eltern als «Deditizier» Rom unterstellt hatten.53 Sie ­siedelten geschlossen und unterstanden Präfekten. Solche gab es für die Laetengebiete der Bataver in Nordbelgien und um Lyon, dort auch für die Franken.54 Der 350 zum Gegenkaiser erhobene Magnentius aus Augustodunum /Autun entstammte «barbarischen Laeten».55 Später gab es ter­ rae Laeticae auch in anderen Gegenden des Reiches.56

4. Rheinübergang, Kaisertreffen in Augsburg 288 und Mailand 291 rheinübergang, kaisertreffen in augsburg 288 und mailand 291

Das Gebiet der ehemaligen Decumates agri zwischen Oberrhein und oberer Donau gehörte seit dem Fall des Limes 260 den Alamannen. Von hier aus belästigten sie Gallien. Zeitweilig waren dabei die Burgunden ihre Bundesgenossen.57 Diese «Bergbewohner» waren im frühen 2. Jahrhundert von Burgundarholm / Bornholm über das Weichselgebiet nach Osteuropa gekommen, wo sie mit den Goten zusammengestoßen und im 3. Jahrhundert den nach Südwesten abgewanderten Alamannen gefolgt sind.58 Sie saßen am oberen und mittleren Main bis zum Limes59 und waren hier in ihrem Drang nach Westen gewöhnlich mit den Alamannen verfeindet. Überhaupt standen die Germanenstämme mit ihren Nach108

rheinübergang, kaisertreffen in augsburg 288 und mailand 291

barn normalerweise auf Kriegsfuß,60 wenn es nicht, wie in diesem Fall, gemeinsam gegen Rom ging. Bedroht war insbesondere Raetien. Im Jahre 288 kam es dort zu einer konzertierten Aktion der Kaiser gegen die Alamannen. Diokletian erschien und operierte jenseits der oberen Donau.61 Maximian kam ihm entgegen. Er überschritt den Hochrhein auf der Brücke bei Tenedo / Zur­ zach – nicht die bei Mainz62 – und zog auf der alten, noch auf der Tabula Peutingeriana63 eingezeichneten Römerstraße durch den alamannischen Linzgau64 nördlich des Bodensees nach Brigobanne /Hüfingen und Donaueschingen nahe dem Ursprung der Donau und weiter nach Arae Flaviae / Rottweil und Sumelocenna / Rottenburg am Neckar, weiter nach Ad Lunam / Urspring über die Alb an die Donau. Bei dem Marsch verbrannte er die Dörfer, errichtete Siegesdenkmäler und nahm einen «König» gefangen, der ihm einen Hinterhalt gelegt hatte. Eumenius, damals in Begleitung des Kaisers, spricht von einer Erweiterung des Reichsgebietes, wovon keine Rede sein kann.65 Gleichwohl erhielten die Kaiser den Beinamen Germanicus maximus, Maximian zum dritten, Diokletian zum vierten Mal.66 Maximian erreichte den Donauübergang bei Guntia / Günzburg. Von dort führte die Straße weiter nach Augsburg, der Provinzhauptstadt von Raetien. Hier in Augusta Vindelicum, laut Tacitus der splendidissima co­ lonia Raetiae67, dürfte das fraternum colloquium, das «brüderliche Treffen» der magis magisque concordes, der immer einträchtigeren Kaiser stattgefunden haben, vor dem im Anschluß an den Zug nach Raetien berichtet wird. Der Redner von 289 schwelgt in Lobsprüchen der Harmonie, aber schweigt über Zweck und Inhalt der Absprachen.68 Es ging wohl um die kritischen Provinzen Britannien und Mauretanien auf dem Programm Maximians. Am 20. November 288 feierte Diokletian seine Quinquen­ nalien, wohl noch im Beisein des «Bruders». Nach dem Abschluß des Treffens fuhr Diokletian zurück nach Sirmium, nachdem er einen zweiten Erfolg gegen die Sarmaten errungen und Dacia Ripensis wieder ge­ sichert hatte.69 Der Titel sarmaticus ii verweist auf den Sieg von 285.70 Maximian begab sich nach Trier, wo er am 21. April 289, am traditionellen Geburtstag Roms, die zitierte Rede hörte.71 Im Jahr 290 widmete der praeses Raetiens als Statthalter der Provinz Diokletian in Augsburg ein Denkmal.72 Zwei Jahre nach dem Treffen in Augsburg gab es eine erneute Zu­ 109

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sammenkunft der Augusti in Mailand. Der Redner von 291 rühmt die «unzählbaren Reisen» Maximians, den kein noch so schöner Ort festhalten könne, da er ständig rerum gerendarum causa im Dienste des Staates unterwegs sei. Im Herbst 290 verließ er Trier in Richtung Süden, beehrte viele Städte Galliens mit seinem Besuch, fuhr die Rhône abwärts und nahm dann die Via Iulia Augusta, die Küstenstraße nach Ligurien und weiter über Dertona / Tortona in das gremium Italiae, den Schoß  – wir würden sagen: das Herz – Italiens. Das war nun nicht mehr Rom, sondern Mailand. Der Weg führte vorbei an der Höhe des Hercules Monoecus / Monaco, wo Augustus sein gewaltiges Siegesdenkmal, das Tropaeum Alpium errichtet hatte.73 Der Redner erinnert den Herkulier daran, daß Hercules einst bei seiner zehnten Heldentat auf diesem Wege Rinder des Geryones aus Spanien entlanggetrieben habe.74 Die Scheußlichkeiten des Winterwetters trafen in stärkerem Maße Dio­kletian, der von Sirmium aus die Save aufwärts, über die Julischen Alpen und den Birnbaumer Wald kommend, den Alpenübergang Han­ nibals übertroffen habe. Der Redner beschreibt das «Licht», das die gottgleichen Kaiser über Italien gebracht hätten, die Begeisterung des Volkes und den Empfang durch Abgesandte des römischen Senats Ende 290 im palatium Mailands.75 Die Quinquennalien Maximians waren fällig. Die Festlichkeiten der Begegnung werden erwähnt, vom Inhalt der Gespräche verlautet wiederum nichts. Fraglos war der Anspruch des Carausius auf Erweiterung der Zweierherrschaft durch eine Triarchie von Augusti Gegenstand. Seine Münzen verkünden sie bereits.76 Die Konferenz kann nur wenige Tage gedauert haben, denn schon am 18. Februar 291 urkundete Maximian in Durocortorum / Reims. Er hat mithin den kurzen Rückweg zunächst westwärts über Vercellae / Vercelli und Augusta Taurinorum / Turin genommen, die Cottischen Alpen überquert77 und Quartier in Culcaro, dem späteren Gratianopolis / Grenoble, bezogen. Dort ließ er die Mauern und inneren Gebäude erneuern und die beiden Stadttore instandsetzen. Das obere, Rom nähere, die Porta Romana, nannte er Iovia, das untere, die Porta Viennensis, nun Herculea. Das zeigen die Inschriften.78 Über Vienne ging dann die Fahrt nach Norden. Der Redner von 291 bewundert die außerordentliche Geschwindigkeit der Reise, ­Maximian sei schneller gefahren als die Vögel fliegen, Tag und Nacht.79

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constantius caesar an der nordseeküste 293

5. Constantius Caesar an der Nordseeküste 293 constantius caesar an der nordseeküste 293

Eine neue Epoche für Gallien begann, als Maximian, wie mit Diokletian vereinbart, am 1. März 293 in Mailand seinen Schwiegersohn Constantius zum Caesar erhob.80 Ihm wurde Gallien mit Britannien unterstellt,81 er übernahm die Residenz Trier. Seine erste Sorge galt der Wiedergewinnung Britanniens. Der ernst zu nehmende Gegner Carausius entfiel, Ende 293 hatte ihn nach siebenjähriger Regierung82 sein rationalis summae rei, sein Finanzminister Allectus ermordet. Nachdem dieser gleichfalls «den Purpur genommen» und sich zum Kaiser aufgeworfen hatte, auf Münzen ­I mperator Caesar Allectus Pius Felix Invictus Augustus, erschien Constantius «schneller als die Eilboten» an der Küste vor Gesoriacum.83 Er zernierte die Stadt zu Lande und zu Wasser, indem er unter Ausnutzung der Gezeiten den Hafen sperrte. Er ließ durch Pfähle und Steine die Aus- und Einfahrt verhindern, so daß die «Piraten», die Krieger des Carausius, nicht nach Britannien entkommen und keine Hilfe von dort erhalten konnten.84 Die Belagerten ergaben sich noch 293, genötigt von der necessitas und im Vertrauen auf die clementia des Caesar. Der Angriff auf die Insel verzögerte sich, weil Constantius erst eine Flotte bauen mußte. 294 /295 sicherte er die Nordseeküste bis zur Scheldeund Rheinmündung. Der Redner Eumenius, am 1. März 297 in Trier, beschreibt das sumpfige, schwer passierbare Gelände im ehemaligen Bataverland. Die Franken leisteten keinen Widerstand, verbargen sich auch nicht in den Wäldern, sondern unterwarfen sich mit ihren Familien. Sie wurden in großer Zahl deportiert und auf die Städte der Provinzen Bel­ gica Secunda und Germania Inferior verteilt. Wir sehen sie, Alt und Jung, in den Säulenhallen der Städte sitzen und darauf warten, den Provinzialen und den Landeigentümern zur Feldarbeit zugeteilt zu werden. Es gab viel Brachland, ja ganze entvölkerte Gegenden. Als Orte der Ansiedlung werden die Gebiete von Amiens, Beauvais, Troyes und Langres genannt.85 Eumenius schwärmt, wie das künftig die Märkte durch Schlachtvieh ­bereichern und die annona, die drückende Naturalsteuer in Getreide, erleichtern werde. Wird eine Aushebung angeordnet, dann kommen, so heißt es, die Germanen gelaufen, scheuen nicht die Peitsche der Disziplin und gratulieren sich, Kriegsdienst, militia, leisten zu dürfen, statt Feld­ arbeit leisten zu müssen.86 Wehrdienst wurde gut bezahlt und bot Aufstiegsmöglichkeiten bis zum Thron. 111

vi. die sicherung des westens

Der Landschaftsname Batavia erinnert an die einst in dieser Region mächtigen Bataver. Sie erscheinen unter den spätrömischen Hilfstruppen vielfach, ebenso als Laeten in Gallien, nicht aber länger als Bewohner i­ hrer alten Heimat. Soweit sie dort verblieben sind, haben sie sich den Zuwanderern aus dem freien Germanien, zumal den Salfranken, angeschlossen.87 Eumenius spricht von Friesen aus dem östlichen und von Chamaven aus dem westlichen Teil des Gebietes. Die Chamaven werden zuerst bei Strabon und Tacitus erwähnt88 und bildeten später den Kern der Salfranken, denen Chlodwig angehörte, der Begründer des Frankenreiches.89 Friesen finden wir jeweils als Kohorte von Fußkämpfern im Heer des 4. Jahrhunderts, erstere stationiert in Oberägypten, letztere in Britannien.90 Für den Erfolg in Nordgallien wurde Constantius mit dem zweiten Konsulat belohnt, das er am 1. Januar 296 wahrscheinlich in Trier antrat.

6. Das Bleimedaillon aus Lyon das bleimedaillon aus lyon

Ein sprechendes archäologisches Zeugnis für die Übernahme von Germanen ins Reich unter der Tetrarchie ist das bekannte Bleimedaillon von Lyon,91 1862 in der Saône gefunden, heute im Cabinet des Médailles, Paris. Es handelt sich um den Probeabschlag für die Rückseite eines übergroßen Goldmedaillons von 8 Zentimetern Durchmesser, wahrscheinlich zu 48 Aurei, eine Ehrengabe zu besonderem Anlaß an besondere Empfänger. Die unbekannte Vorderseite muß Porträts der beiden Augusti oder die von Maximian und Constantius in einer Umschrift gezeigt haben. In der Oberhälfte des Abdrucks thronen zwei Kaiser mit Nimbus,92 hinter ihnen zwei Leibwächter, vor ihnen, von zwei Offizieren geführt, drei Männer und eine Frau mit zwei Kindern; ein Knabe kniet vor dem Kaiser mit bittend erhobenen Händen. Der vordere Kaiser reicht den Ankömmlingen die Rechte, neben ihm erscheint eine Frau – Gallia? Dar­ über die Parole saeculi felicitas – Das Glück des Zeitalters. Die Unterhälfte zeigt eine steinerne Dreibogenbrücke mit Holzgeländer über den fl renus, so die Beischrift, über den fluvius Renus, den Rhein. Die ­Brücke stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.93 Auf der Brücke nach links ein Kind, eine Victoria, eine Frau und ein Soldat; sie kommen von dem fünftürmigen castel mit zwei Toren, dem Brückenkopf, und ziehen nach dem sechstürmigen Mogontiacum, Mainz. Das Medaillon feiert die Aufnahme germanischer Familien ins Reich. 112

das bleimedaillon aus lyon

Abb. 10: Das Bleimedaillon aus der Saône bei Lyon. Originalgröße. Oben empfangen zwei Kaiser ankommende Familien, unten sind solche auf der Rheinbrücke unterwegs von Castel nach Mainz 295 n. Chr.

Ein solcher Vorgang wird in den Quellen zweimal bezeugt: 288 bei der Aufnahme von Laeten durch Maximian94 und 295 bei der Einbürgerung von Chamaven und Friesen von der Scheldemündung durch Constantius Chlorus.95 Beide Ereignisse wurden zur Erklärung des Medaillons herangezogen. Die Präsenz der Kaiser ist symbolisch zu verstehen. Alle Lösungen kranken daran, daß die bezeugten Übersiedlungen nahe der Nordseeküste stattfanden. Gegenüber von Mainz aber lebten die alamannischen Bukinobanten.96 Wenn wir keinen unbezeugten Vertrag mit ihnen annehmen, beschränkt sich die Aussagekraft des Medaillons ganz allgemein auf eine Grenzöffnung für Germanen. Aufnahme von Alamannen ist nicht bekannt. Ihre Landnahme an Mittel- und Oberrhein begann erst im Laufe des 4. Jahrhunderts.97

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vi. die sicherung des westens

7. Britannien 296 wiedergewonnen britannien 296 wiedergewonnen

Im Frühjahr 296 war die neue Kriegsflotte einsatzfähig. Der Befehl wurde geteilt. Der praefectus praetorio Asclepiodotus startete von der Mündung der Seine aus, deren Uferbäume das Bauholz für die Schiffe geliefert hatten. Die feindliche Flotte lauerte bei der Insel Vecta / Isle of Wight, doch verdeckte dichter Nebel die Sicht. Die Landung gelang, die Schiffe ließ Asclepiodotus anzünden, um sein Vertrauen auf das Glück des Kaisers und den Kriegsgott Mars zu beweisen. Auf der Straße nach London kam es zur Schlacht, auf dem Felde blieben die gefallenen Barbaren und die Soldaten, die nach der Mode der Barbaren gekleidet waren und sich wie diese die Haare rot gefärbt hatten. Ammian bezeugt diese Sitte 365 für die Alamannen an der Mosel.98 Allectus wurde zunächst nicht gefunden, dann aber getötet. Er hatte auf der Flucht den Purpur abgeworfen. Seinen Namen nimmt der Redner nicht in den Mund, die Hörer wußten, wer gemeint war. Usurpatoren durften üblicherweise in Gegenwart des Kaisers nicht ­namentlich genannt werden.99 Auch der Name des Asclepiodotus wird offiziell verschwiegen, es ist nur namenlos von den duces des Kaisers die Rede. Ihm allein gebührt der Ruhm. Während Constantius im Begriff stand, von Gesoriacum aus nach Britannien überzusetzen, war Maximian aus Mailand an den Rhein gekommen, um den Grenzschutz zu übernehmen.100 Das Auslaufen der Flotte aber verzögerte der Nebel, der Asclepiodotus zu Hilfe gekommen war. Der Kaiser erschien erst nach dem Sieg seines Präfekten in London. ­Seinen feierlichen Einzug zeigt ein Goldmedaillon zu zehn Aurei von 296 /299, geprägt in Trier, gefunden mit einem großen Schatz 1922 bei Arras /Atrebatum, dem Sitz des Präfekten der batavischen Laeten,101 vermutlich aus dessen Besitz.102 Der Kaiser hoch zu Roß mit Speer und w ­ ehendem Mantel wird von der kniefälligen «Britannia» oder «Londinia» begrüßt. Hinter ihr das Stadttor, darunter lon[dinium]. Unter dem Kaiser ein Ruderboot, darum die Beischrift redditor lucis aeternae, «der Rückbringer des ewigen Lichts» (Tafel XVI).103 Um selbst auch noch eine Tat zu tun, ließ Constantius seine Schar von fränkischen Söldnern, die sich in die Stadt gerettet hatte, als «Plünderer» niedermachen. Die Götter gewährten dem Kaiser die Gunst eines Massakers und den Bürgern das Vergnügen, einem solchen Schauspiel zuzusehen. Die Macht der Franken sei nun endgültig gebrochen und dem Meer ewiger Friede beschert. So 114

britannien 296 wiedergewonnen

Eumenius als Festredner in Trier zu den Quinquennalien der Caesaren am 1. März 297,104 anders Klio. Bevor Constantius Britannien 296 wieder verließ, rekrutierte er ex ­facultate victoriae, «in seiner Eigenschaft als Sieger», eine größere Anzahl Bauarbeiter für Gallien, das ihm näher am Herzen lag als die Insel. Das war eine ungewöhnliche Maßnahme, denn es handelte sich um römische Bürger, die nur steuer- und wehrpflichtig waren. Möglicherweise galt das als Strafe für die Unterstützung des Usurpators. Eumenius betont, daß es in Britannien Arbeiter im Überfluß gegeben habe, die nun in Gallien private Häuser, öffentliche Bauten und Tempel restaurierten.105 In seiner zweiten Rede 298 kommt er darauf zurück und nennt die artifices trans­ marini, die «Handwerker von Übersee», beim Wiederaufbau der Tempel, der privaten und öffentlichen Bauten seiner Heimatstadt Autun.106 Sie hatte bei der Belagerung durch eine Räuberbande rebellischer Bataver schwer gelitten.107 Batavische Einheiten lagen in Gallien an mehreren Orten.108 Den Sieg über den «Bannerträger des Raubgesindels», den vexillarius latrocinii oder signifer nefariae factionis109 Allectus verkündete der kaiserliche Siegerbeiname britannicus maximus reichsweit. Ein solcher Ruhmestitel im Bürgerkrieg war ungewöhnlich, wurde aber von Galerius nachgeahmt, der sich – allerdings erst als Augustus – für seinen Sieg von 293 aegyptiacus maximus und thebaicus maximus nannte. Constantius verzichtete auf Strafen für die Anhänger der gallischen Gegenkaiser. In der Folgezeit verstärkte er den Grenzschutz Britanniens und der Bre­ tagne. Beide Kanalküsten wurden durch Kastelle gesichert.110 Die Nordgrenze, die Hadriansmauer, war anscheinend nicht sicher. Denn im Jahre 305 ging Constantius nochmals von Gesoriacum nach Britannien, begleitet von seinem Sohn Constantin. Es gab einen «Sieg» über die Picten in Schottland, doch mußte der titelsüchtige Kaiser gegen den nicht unbegründeten «allgemeinen Verdacht» verteidigt werden, aus b­ loßer Ruhmsucht für den Siegernamen britannicus maximus ii gekämpft zu ­haben.111 Nahe der schottischen Grenze, in Eburacum / York ist Constantius am 25. Juli 306 gestorben.112 In der Folgezeit blieb Britannien vor ä­ ußeren Angriffen und inneren Unruhen nicht verschont. Im Jahre 407 führte der Usurpator Constantin III die Truppen nach Gallien, ein Hilferuf der Briten gegen die Sachsen nach Ravenna verhallte. 410, nach 367 Jahren, erlosch die römische Herrschaft auf der Insel.113 115

vi. die sicherung des westens

8. Alamannen vor Langres und Vindonissa 300 /303 alamannen vor langres und vindonissa 302 / 303

In den letzten zehn Jahren, in denen Constantius Gallien verwaltete, ­rissen die Kämpfe mit den Germanen nicht ab. Am undatierten Gründungstag von Trier 310 gab es eine Lobrede auf Constantin, in der auch dessen Vater Constantius Chlorus und seine Taten in Gallien gepriesen wurden.114 Der unbekannte Redner rühmt die misericordia, die Milde, mit der Constantius die Besiegten behandelte. Er lobt die providentia, die Voraussicht, womit der Kaiser Gefangenen die Freiheit gewährte und Reuigen die Strafe erließ. Er lobt, daß Constantius die Franken nicht aus dem Grenzgebiet, sondern aus der fernen Küstenregion in verlassenen Teilen Galliens angesiedelt habe, so daß sie die Pax Romana genießen konnten, das Land bestellten und Kriegsdienst leisteten. Weiter erinnert der Redner an den Sieg bei den Lingones um Langres am Oberlauf der Marne, glorreich durch die Verwundung des Caesars Constantius. Die Alamannen hatten die Grenze durchbrochen und ­waren, ohne Widerstand zu finden, bis kurz vor die Stadt gelangt. Es gab ein Treffen mit dem Kaiser, er wurde verletzt und geschlagen. Als er in die Stadt fliehen wollte, waren die Tore verrammelt. Er wurde an einem Seil über die Mauer gezogen. «Kaum fünf Stunden später» erschien sein Heer, er führte es gegen die Feinde und erschlug bis zum Abend 60 000 Alamannen.115 Die Zahl in der Weltchronik von Euseb / Hieronymus zu 300 n. Chr. ist dann in der von Otto von Freising auf 70 000 gestiegen. Interessante Zahlen wachsen. Das war 302.116 Der Redner von 310 spricht sodann von dem Gelände bei Vindonissa / Windisch im Aargau, noch immer bedeckt mit den Knochen der Feinde nach einem Kampf 303, und weiter von einer immensen Ger­ manenschar aus verschiedenen Stämmen, also «Alle-Mannen»,117 die im Winter 304 /305 zu Fuß übers Eis gekommen, auf einer Rheininsel festsaß, weil plötzlich Tauwetter einsetzte. Die römische Rheinflotte habe die Germanen eingeschlossen, die eine bestimmte Anzahl von ihnen auslosen und in die Geiselhaft ausliefern mußten, bevor sie als Verräter an ihnen heimkehren durften.118 Wenn die Römer den Germanen für den Rückweg von ihrem Raubzug die Flotte zur Verfügung stellten, beleuchtet dies das Kräfteverhältnis.

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die rheingrenze

9. Die Rheingrenze die rheingrenze

Der Grenzschutz gegen die Germanen war und blieb vordringlich, es fehlte nicht an Bemühungen. Die Straße von Köln nach Boulogne wurde allerdings erst nach Diokletian durch eine Kastellkette zur Militärgrenze ausgebaut.119 Das Kommando über den Rheinlimes erhielt ein neu­ geschaffener dux.120 Eumenius rühmt 298 den Grenzschutz an Rhein, Donau und Euphrat,121 aber die Limesarchäologie widerspricht. Am Niederrhein, der Frankengrenze, findet sie nichts als eine neu befestigte Ecke im alten Kastell von Krefeld-Gellep. Am Oberrhein, der Alamannengrenze, gibt es reduzierte Militärpräsenz nur noch in Mainz und Straßburg.122 Besser steht es um die Militärgrenze am Hochrhein zwischen Basel und Konstanz und weiter bis Bregenz,123 ständig bedroht durch die Alamannen. Sie hatten 254 die Preisgabe des obergermanisch-rätischen Limes erzwungen und belästigten nun die Provinz durch Raubzüge. Münzschatzfunde bezeugen es – Horte von Flüchtlingen, die vergeblich auf Rückkehr in besseren Zeiten gehofft hatten. Hier hatte schon Gallienus Schutzmaßnahmen ergriffen, doch erst in tetrarchischer Zeit kam es zu einer Reorganisation der Verteidigung durch Truppen und Befestigungen. An die Stelle der großen Lager traten in einem tief gestaffelten Verteidigungsgürtel Kleinkastelle, oft in sicherer Höhenlage, Türme und Warten. Entlang des Hochrheins sind 51 von ­ihnen nachgewiesen.124 Auf dem Basler Münsterhügel lag eine Zivilsiedlung unbekannten Namens, deren Mauern um 300 verstärkt wurden.125 Der Name Basel erscheint zuerst um 390 bei Ammian, der von dem 374 unter Valentinian errichteten munimentum Robur prope Basiliam spricht.126 Rheinauf kommen wir nach Rauracum / Kaiseraugst, um 300 mit zwanzig Türmen schwer befestigt und durch eine Rheinbrücke mit dem heutigen Wyhlen verbunden. 360 machte Julian auf dem Marsch nach Osten dort Station, vermutlich benannte er damals Basel nach seiner früh ver­ storbenen Mutter Basilina, für die er auch in Kleinasien bei Nikaia eine Basilinopolis stiftete.127 Das war dann eine Parallelgründung zu Constantia / Konstanz, das 355 beim Kampf gegen die Bodensee-Alamannen128 sein hier tätiger feindlicher Schwager Constantius II angelegt hatte, sofern es nicht schon nach Constantius Chlorus heißt. Beim Kastell Tenedo / Zurzach überquerte die Fernstraße von Vindo117

vi. die sicherung des westens

nissa / Windisch nach Regino / Regensburg den Rhein. Beim Austritt des Rheins aus dem Bodensee lag Tasgaetium, benannt nach einem keltischen Personennamen,129 im Dorf Eschenz, das zu Stein am Rhein gehört. Auf einem Hügel am Ufer erhob sich das mit zwölf Türmen bewehrte Kastell, das eine dritte Brücke über den Rhein bewachte. In der Mitte entstand später die heutige Kirche, aus der die Bauinschrift von 294 stammt. Sie nennt nach den Tetrarchen als Bauherrn des Kastells den praeses provinciae.130 So wie Tasgaetium lag auch Constantia / Konstanz verkehrstechnisch im toten Winkel. Die Routenverzeichnisse nennen die beiden Orte nicht, die Fernstraßen führten weitab vorbei: im Westen die genannte Nord­ strecke über Tenedo, im Süden die diagonale Verbindung von Vindonissa nach Arbon. Auf dem Konstanzer Münsterhügel gibt es kaiserzeitliche Siedlungsspuren und Mauerreste des spätrömischen Kastells, das im Zuge der Hochrheinbefestigung entstanden sein muß. Der Name Constantia steht erst um 600 beim Geographen von Ravenna.131 Am Südufer des Bodensees sodann finden wir Arbor Felix /Arbon, eine Station an der Straße von Vindonissa über Ad Fines / Pfyn nach Brigantia / Bregenz.132 In Arbon lag eine «herkulische Kohorte», die vermutlich durch Maximianus Herculius aufgestellt worden war.133 Ad Fines / Pfyn heißt nach der Provinzgrenze zwischen Sequania und Raetia. Die Festungsmauern sind dem Gelände angepaßt, sie wurden nach den Münzfunden um 300 errichtet.134 Brigantia, benannt nach einer keltischen Göttin, war die größte Stadt am lacus Brigantiae, am «Bregenzer See». Nahebei, an der Rheinmündung, lag die römische Bodenseeflotte.135 Im Hinterland des Hochrheins wurde Vindonissa, das große Legionslager aus der Zeit des Tiberius, Ende des 3. Jahrhunderts neu befestigt, nachdem im 2. Jahrhundert das Militär abgezogen war und eine Zivilsiedlung Platz gegriffen hatte. Neu angelegt und besetzt wurde in Vitudurum, volksetymologisch verdeutscht Winterthur,136 die Mauer um den heutigen Kirchhügel. Das bezeugt die Bauinschrift von 294, ein Gegenstück zu der aus Stein am Rhein.137 Sie wurde im Mittelalter in die MauriciusRotunde des Konstanzer Münsters eingebaut, weil man die Nennung des Caesars Constantius auf die eigene Stadt bezog. Um 1980 wurde der Stein durch eine Kopie ersetzt und das Original der Stadt Winterthur übereignet, wo es im Rathaus einen Ehrenplatz erhielt.138 Im Jahre 1547 wurde die Inschrift durch den Schweizer Humanisten Johannes Stumpf fast fehlerfrei gezeichnet, teilweise richtig ergänzt und in damaliges «teutsch» über118

die rheingrenze

Abb. 11: Inschrift aus Vitudurum / Winterthur im Thurgau von 294 zur Erneuerung der Stadtmauer. Erstpublikation durch Johannes Stumpf 1547. Corrigenda: Z. 3: maxsiimian; Z. 5: consantius; Z. 7: Verkürzt bei Dessau 640: cvr·avrelio procvlo·v·p·pr.

setzt.139 Da wurde aus Augustus «Merer des Reychs», aus pontifex maximus «oberister in der Pfaffheit», aus tribunica potestas «obrister Zunfftmeister», aus imperator «Väldher», aus consul «Burgermeister», aus dem praeses der «Landpfläger in Helvetien». Zu einer zweiten, dem Hochrhein parallellaufenden Verteidigungslinie im Hinterland gehört der Ausbau des Kastells Turicum / Zürich auf dem dortigen Lindenhof am Austritt der Limmat aus dem Zürichsee. Dort lag ein keltisches Oppidum der Helvetier, von denen zahlreiche Münzen gefunden wurden. Unter den Römern im 1. Jahrhundert n. Chr. gab es eine befestigte Zollstation. Nach dem Alamanneneinbruch um 260 wurden in diokletianisch-constantinischer Zeit die Mauern verstärkt140 und die Römerstraße von Zürich nach Sargans am Vorderrhein südlich des Säntis über die Walensee-Route geführt.141 Daran erinnern die heutigen Orts­ namen Quinten und Quarten, benannt nach Meilensteinen. Östlich anschließend an den Hochrhein-Limes entstand der strategisch ungünstige Iller-Donau-Limes.142 Die Verbindung bildete die Straße von Bregenz nach dem keltisch-römischen Cambodunum / Kempten. Sie verlief über das Kastell Vemania bei Isny, wo eine Reiterabteilung lag. Auch Kempten hatte eine Garnison, ebenso nördlich an der Iller Caelius 119

vi. die sicherung des westens

Mons / Kellmünz, errichtet unter Maximianus.143 Von der Illermündung donauabwärts war Guntia / Günzburg die nächstgrößere Militärstation.144 Den dortigen Donauübergang erwähnt Eumenius. Er denkt zurück an die erwähnte Strafexpedition durch Alamannia.145 Dieser Ländername ­erscheint hier zum ersten Mal in der Literatur. Mit dem Sieg des Constantius im folgenden Jahr wird das beschriftete Relief verbunden, das die vor dem Caesar kniende Alamania (sic!) zeigt.146 Es stammt von einem verschwundenen Ehrenbogen in Nicaea. Der Alamannen-Name hatte Zukunft. Die Verhältnisse ändern sich, Begriffe und Namen aber überdauern.

10. Maximian in Africa 296 /298 maximian in africa 296 / 298

Kämpfe gab es auch in Africa. So wie die Nachbarn Roms im Norden, die Picten, Germanen, Sarmaten und Carpen, und die Sarazenen im Osten, so gehörten auch die Blemmyer südlich von Ägypten und die «Berber» südlich von Mauretanien zu den «Barbaren», die ohne Schrift und Stadtkultur in Stammes- und Familienverbänden lebten. Ihre Raubzüge über die Reichsgrenze waren so alt wie diese selbst. Gefährliche Einfälle erfolgten unter Gallienus. Im Jahre 259 griffen die maurischen Quinquegentiani zu den Waffen. Die lateinische Fremdbezeichnung, deutsch «Fünfvölker», zeigt, daß es sich um einen Zusammenschluß handelt, so wie das auch bei den Germanen üblich war, wenn ein Angriff auf Rom bevorstand.147 Alamannen und Franken blieben danach dauerhafte Einheiten. Gleichwohl finden wir, so wie germanische, auch maurische Söldner auf römischer Seite,148 sogar im Offizierscorps, denn der General Victorinus und Saturninus, der Gegenkaiser des Probus im Jahr 281, waren maurischer Abstammung.149 Die große Grenzstadt Volubilis in Mauretania Tingitana mit ihren acht Toren und 40 Bastionen, die noch unter Probus florierte, war danach von den maurischen Baquates eingenommen und dann verlassen worden. Sie verblieb außerhalb der diokletianischen Grenzen.150 Im Jahr 289 plünderten die Quinquegentiani die Provinz Africa.151 Auf drei Inschriften des Jahres 290 verkündete der praeses der Provinz Mauretania Caesariensis Titus Aurelius Litua, er habe die Feinde «vollkommen vernichtet» und die von ihnen zerstörten Bauten wiederhergestellt, darunter mit 100 Mann belegte centenaria, Kleinkastelle.152 Aber der Friede 120

maximian in africa 296 / 298

hielt nicht. Maximian mußte selber eingreifen. Im Herbst 296 hatte er in Spanien Kämpfe zu bestehen153 und gab die Palastanlage von Cercadilla bei Córdoba in Auftrag (Abb. 23).154 Vermutlich dort hat er am 1. Januar 297 sein sechstes Konsulat angetreten. Maximian landete in Africa, rekrutierte bei Tubusuctu / Tiklat zusätzlich Truppen und errichtete Getreidespeicher.155 Im Februar 297 besiegte er die Quinquegentiani156 und zog triumphierend in Karthago ein. Eine Sonderprägung der dortigen Münzstätte feierte die «glückliche Ankunft unserer Augusti» mit der Prägung felix advent augg nn.157 Bemerkenswert ist, daß die Kaiser treu dem Konzept Diokletians «im Doppelpack» genannt werden, obschon nur ­einer erschien. In Karthago amtierte Maximian im Namen der Tetrarchie. Am 10. März 298 regelte er dort die Testamentsangelegenheiten einer Bürgerin.158 Die Ausführung übertrug er «seinem Freund» Aelius Dionysius, dem Proconsul von Africa. Unter ihm errichteten Rat und Bürger von Thibari im mittleren Tunesien dem numen, der Göttlichkeit, der «aller­ tapfersten, allerglücklichsten» vier Kaiser einen Tempel.159 301 wurde A ­ elius Dionysius Stadtpräfekt in Rom.160 Lucius Aelius Helvius Dionysius bietet ein Beispiel für die abwechslungsreiche Beamtenlaufbahn eines vir clarissimus senatorischen Standes, dessen Familie von Helvius Pertinax oder Aelius Hadrian das römische Bürgerrecht erhalten hatte, wie die ­cognomina Helvius und Aelius anzeigen. Dionysius war zuvor Priester des Sonnengottes und curator für die Denkmäler Roms gewesen, dann zuständig für die Wasserleitungen, anschließend corrector Italiae und danach praeses, Statthalter in Syrien und Appellationsrichter des gesamten Orients. Dieses verkündet die Inschrift eines Denkmals, das die stadt­ römische Zimmermannszunft ihrem Patron gesetzt hat.161 Wann Maximian Karthago verlassen hat, ist nicht genau bekannt. Möglicherweise schloß sich noch ein Feldzug nach Tripolitanien in Libyen an,162 doch scheint die Zeit dafür kaum hinreichend. Während seiner Monate in Ägypten entfaltete Maximian eine rege Bautätigkeit in Karthago und in der Provinz.163 Erhalten blieb der Diokletiansbogen für die Tetrarchen im tunesischen Sbeitla / Sufetula, doch sind die Namen der Augusti getilgt.164 Maximian verzichtete auf einen Siegerbeinamen, offenbar legten die Caesaren größeren Wert auf solche. Bei der Rückkehr besuchte Maximian, lang erwartet, Ende 298 zu ­seinem 6. Konsulatsantritt 299165 Rom und wurde von den Massen um­ 121

vi. die sicherung des westens

jubelt. Sie begleiteten ihn «wie bei einem Triumph» zum Opfer aufs ­Capitol.166 Die Münze meldet fortunae reduci augg nn – «Für die zurückbringende Fortuna unser beiden Kaiser».167 Wiederum steht einer zugleich für den anderen, den wir doch fern im Osten wissen.168 Von der Rückkehr Maximians aus Africa spricht auch die Bauinschrift der Dio­ kletiansthermen.169 Bis zum gemeinsamen Triumph der Augusti in Rom 303170 hören wir von Maximian nichts mehr. Wahrscheinlich hielt er sich in Mailand auf.

122

(Ius debet) cottidie in melius produci pomponius

VII

Die Reichsreform

vii. die reichsreform

1. Hofzeremoniell – 2. Der Gottkaiser – 3. Das Herrscherbild – 4. Die Insignien – 5. Die Titulatur – 6. Die Staatsfeste – 7. Die Zentralverwaltung – 8. Provinzen und Diözesen – 9. Die Städte – 10. Gesetzgebung und Rechtsprechung

Wenn der Rechtsgelehrte Sextus Pomponius unter Hadrian in seinem Encheiridion, seinem Handbuch, bemerkt, daß nur dann das Recht feststeht, wenn ein großer Jurist dafür sorgt, daß täglich Verbesserung, cotti­ die in melius, erfolgt,1 dann beschreibt er zugleich das Bestreben Diokletians, Mißstände und Unklarheiten im Rechtswesen zu beheben. Denn ebenso gründlich wie die äußere Sicherung waren seine inneren Neuerungen, seine umfassende Reichsreform.2 Eine Weihinschrift für die T ­ etrarchen aus Nordafrika bemerkt: omnia in melius reformantur.3 Die einzelnen Maßnahmen erfolgten zwar nicht gleichzeitig, sondern verteilt auf die Regierungszeit, sie lassen aber ein einheitliches Strukturkonzept für eine verbesserte Staatsordnung erkennen. Es ging um «Bewahrung durch Veränderung».4 Eutrop knüpft um 375 n. Chr. an die Rückgewinnung Ägyptens 302 durch Diokletian die Bemerkung über den Kaiser: ordinavit provide multa et disposuit, quae ad nostram aetatem manent – «Er ordnete mit Blick in die Zukunft viele Dinge, die bis auf unsere Zeit Bestand haben.»5 Keine Dauer war hingegen der tiefgehendsten Neuerung Diokletians im Staatsrecht beschieden: die Abschaffung des 123

vii. die reichsreform

Anspruchs auf das Kaisertum aufgrund von Verwandtschaft. Was aber blieb?6

1. Das Hofzeremoniell das hofzeremoniell

Unter Diokletians Reformen beeindruckte am stärksten und wirkte am dauerhaftesten die Ausgestaltung des Hofzeremoniells. Lactanz weiß davon noch nichts, erst Euseb in seiner 326 abgeschlossenen Chronik und die von der Enmannschen Kaisergeschichte abhängigen Autoren sprechen davon.7 Dreierlei wird betont: unter dem seit alters üblichen Purpurmantel das gold- und edelsteinbestickte Seidengewand mit den purpurnen, edelsteingeschmückten Schuhen sowie eine neue Form der Begrüßung. Der Kaiser habe zugelassen, daß man ihn öffentlich «Herr» anrede, ihn fußfällig anbetete und anrief wie einen Gott, se dominum palam dici pas­ sus et adorari se appellarique uti deum.8 Die adoratio, griechisch prosky­ nesis, vollzogen die persischen Gesandten auf den Knien als Bittsteller vor ihm wie vor Galerius.9 Die Geste ist zeitlos. Friedrich der Große hat sie in Schlesien durch ein Edikt verboten, die Bittsteller sollten ihm aufrecht gegenübertreten.10 Mit den genannten Neuerungen, so heißt es, habe der Kaiser als «allererster», omnium primus, «unrömische und königliche Sitten», externi et regii mores, eingeführt, wie sie in Persien üblich seien. Sie werden sogar «tyrannisch» genannt.11 Die Autoren machen aus ihrer ­Ablehnung keinen Hehl, zeigen aber zugleich, daß die zeremonielle Überhöhung des Kaisers in christlicher Zeit erhalten blieb.12. Dieser Überlieferung liegen zwei Prägnanztendenzen zugrunde. Es ist zum einen die Neigung, längere Entwicklungen auf einen Punkt zu ­verdichten, sie einem inventor, einem prōtos heuretēs zuzuschreiben, und zum anderen die Vorliebe für polare, antithetische Ordnung, die Konstruktion von Gegensätzen, das Freund-Feind-Verhältnis. Das ist eine ­einprägsame Denkfigur der Politik. In unserem Falle handelt es sich um die Antithese von «europäischem Freiheitsstolz» gegen orientalischen Knechtssinn, verbrämt durch barbarischen Pomp. Diese Topik geht ­zurück auf die griechischen Perserkriege und das Tyrannenschema. Sie schlägt sich nieder in der Kritik am Versuch Alexanders, durch Konzes­ sionen an persischen Brauch die Spannung zwischen den Völkern zu überbrücken,13 und zeigt sich am Feindbild der altrömisch-republikanischen Tradition. Da wurde aus Kleopatra das «fatale Monstrum».14 124

das hofzeremoniell

Diokletian hatte bei seinen Reformen mit Sicherheit nicht als Vorbild den Großkönig der «mit uns verfeindeten persischen Nation» – Persica ad­ versaria nobis gens – vor Augen.15 Die bei dem Feldzug von 297 erbeuteten edelsteingeschmückten Prachtgewänder des Perserkönigs, tunica ex marga­ ritis, wurden den Göttern gestiftet.16 Diokletian hat einzelne zeremonielle Elemente, die zumeist schon bei früheren Kaisern vorkamen, aufgegriffen und festgeschrieben, so daß sie bei den christlichen Kaisern beibehalten wurden. Es ging ihm wohl weniger um die Befriedigung persönlicher Eitelkeit als darum, das Ansehen des Kaisertums zu festigen, das ja während der wilden Kaisermacherei der Jahre zuvor zum Spielball der Legionen abgesunken war. Auch unter Diokletian gab es noch immer – wenn auch nur lokale – Rebellionen. Sieben Usurpatoren werden genannt: Carausius und Allectus in Britannien, Amandus in Gallien, Domitius Domitianus und Achilleus in Ägypten, Julianus in Oberitalien und Eugenius in Syrien. Orientalische Einflüsse auf das westliche Hofzeremoniell finden sich namentlich bei Kaisern, die in der Überlieferung – nicht nur darum – der Kritik ausgesetzt sind. Caligula streckte einem begnadigten Konsular den linken Schuh, verziert mit Gold und Perlen, zum Dankeskuß hin.17 Gewandet nach «barbrischer Manier» in eine Chlamys mit Gold und Juwelen habe sich Macrinus († 218) bei den Soldaten unbeliebt gemacht.18 Bei Elagabal († 222) kamen wieder geschmückte Schuhe dazu, für die ihm gar Gemmen berühmter Graveure nicht zu schade waren.19 Aurelian († 275) soll «als erster» in dieser Prunkpracht aufgetreten sein, die in Rom zuvor unbekannt gewesen sei.20 Die «barbarische» Sitte der Proskynese ist angeblich unter Caligula nach Italien gekommen und dem Kaiser nahegebracht worden. Juden und Griechen lehnten sie als entwürdigend ab,21 lange Zeit ebenso die Römer. Das lateinische Wort für proskynēsis lautet adoratio  – «Anbetung»22 oder supplicatio – «demütige Niederwerfung»,23 erscheint als solche aber nicht in der Kunst, sondern ist nur eine tiefe Verbeugung und eine Grußform in devoter Haltung. Assyrische Reliefs zeigen den Fußfall vor dem Herrscher, in Persepolis dagegen nähern sich Würdenträger dem Großkönig mit der Kußhand, die sie ihm auf seinem Thron zuwerfen. Und nur dies bedeutet das griechische Wort proskynein von kyneō – «küssen».24 Nach den griechischen Quellen verneigte man sich tief vor dem Herrscher oder warf sich als Bittsteller gar zu Boden, um ihn oder den Schuh mit dem Mund zu berühren. 125

vii. die reichsreform

Gemäß der spätrömischen Etikette bot der Kaiser dem Ankömmling den Saum seines Purpurgewandes zum Kuß an; purpuram offere heißt die adoratio bei Ammian.25 Unter Commodus, dem so anders­ artigen Sohn Marc Aurels, erscheint sie im Hofzeremoniell und ist seit den Severern im 3. Jahrhundert «eine Selbstverständlichkeit».26 Der Nachricht einer Neuerung durch Diokletian können wir nur entnehmen, daß die adoratio purpurae fortan üblich blieb, während nach älterer Sitte hohe Beamte und Freunde den Kaiser mit Kuß begrüßten, auf die Hand, die Wange oder den Mund – je nach Rang, Vertrautheit und Anliegen.27 Eine Steigerung der Kaiserwürde zeigt sich darin, daß in den Papyri seit 298 an Stelle von kyrios häufiger despotēs erscheint.28 Der Begriff bezeichnet den Herrn gegenüber dem Sklaven, den Gott gegenüber den Menschen. Einschränkung ist indessen erforderlich gegenüber der «Neuartigkeit» in der Bezeichnung des Kaisers anstelle von princeps als domi­ nus. Denn dieser Titel war schon früher üblich und blieb weiterhin als Anrede gebräuchlich: Dominus ist der «Hausherr» gegenüber der Familie und den Sklaven. Wenn Augustus oder Tiberius so genannt wurden, so haben sie sich das verbeten.29 Aber nicht nur autokratische Kaiser wie Caligula und Domitian ließen sich dominus nennen,30 sondern auch ­zivile Herrscher wie Trajan von Plinius und Marc Aurel von Fronto. Vorauseilende Unterwürfigkeit von Bürgern spielt dabei eine größere Rolle als die Anmaßung der Kaiser.31 Seit Hadrian steht Dominus Noster auf Inschriften32 und wird seit Severus Alexander geläufig.33 Diokletian vollendet nur lange Angebahntes. Mommsen verwendete den Begriff «Dominat» für den Absolutismus Domitians, der seit Diokletian «allmählich» zum «Grundbegriff der neuen Monarchie» wurde, im Unterschied zum «Prinzipat», der Kaiserzeit zuvor.34

2. Der Gottkaiser der gottkaiser

Die Initiative von unten zeigt sich ebenso in der Vergöttlichung des Kaisers, schon bei Augustus.35 Domitian dagegen forderte selbst die Bezeichnung dominus et deus noster.36 Bei Aurelian finden wir die Münzlegende im Dativ deo et domino nato. Die Anweisung geht nicht auf den Kaiser zurück, sondern auf den procurator monetae der Reichsmünzstätte Serdica.37 Unautorisiert heißt Carus auf Münzen aus Siscia in Pannonien 126

der gottkaiser

deus et dominus. Diokletian hat es gemäß Aurelius Victor nicht angeordnet, sondern zugelassen, dominus genannt zu werden.38 Das Gottkaisertum folgt dem Herrscherkult für Alexander und die Diadochen, erscheint bei Caesar und war zumal im Vorderen Orient populär. Der Westen zog nach. Als der Vater des späteren Kaisers Vitellius (69 n. Chr.), ein hochrangiger Senator, von Caligula begnadigt werden wollte, warf er sich ihm weinend vor die Füße und versprach, ihm wie einem Gott opfern zu wollen. Das wirkte.39 Der antike Gottesbegriff menschelt. Den Göttern gegenüber sind die Kaiser immer Menschen geblieben. So wie diese haben auch sie die Unsterblichen verehrt, immer Lob und Dank gespendet, ihnen Opfer gebracht und Altäre geweiht. Die Tetrarchen wählten sich ihren persönlichen Schutzgott durch ihren kultischen Beinamen in adjektivischer Form: Iovius, von Iuppiter, Iovis bei Diokle­ tian, Herculius von Hercules bei Maximian.40 Der «gottgeliebteste», theo­ philestatos Diokletian zeigt sich in seiner Gesetzgebung den Göttern ­gegenüber verantwortlich, deren Zorn er fürchtet. Pietas, Frömmigkeit, sichert die Gunst des Himmels und gehört seit alters zu den Herrscher­ tugenden. Aus der Sicht der Untertanen indes erscheint der Kaiser selbst gott­ ähnlich, ja als gottgleich. Der Grad der Annäherung an die Göttlichkeit, theiotēs, hängt ab von der Devotheit des Adoranten und reicht bis an die verbale Vergottung bei den Festrednern und sonstigen Propagandisten auf Münzen und Inschriften. Das beginnt mit der Verwendung der Adjektive divinus – göttlich, caelestis – «himmlisch», sacer und sacratissimus, sanctus und sanctissimus  – «heilig» für den Kaiser und alles Kaiserliche und führt zur vorgestellten Verkörperung eines auf Erden erschienenen Gottes durch den gegenwärtigen, sichtbaren Herrscher in der schmeichlerischen Rhetorik, die sich die Kaiser gerne gefallen ließen.41 Schon Demetrius Poliorketes wurde 290 v. Chr. in Athen als «anwesender Gott» den abwesenden Olympiern vorgezogen.42 War nicht auch Jesus der fleischliche Jahwe,43 Gott in «Knechtsgestalt»? Am weitesten geht die Panegyrik, wenn Juppiter als der himmlische Vater, Gründer und Urheber der Kaiser und ihrer «Familie» beansprucht wird,44 wenn die aus Gott geborenen Herrscher ihrerseits als parentes ge­ neris humani firmieren,45 ja selbst Götter kreieren. Eine Inschrift aus Dyrrachium ist gewidmet diis genitis et deorum creatoribus dominis 127

vii. die reichsreform

nostris diocletiano et maximiano invictis augustis,46 «den geborenen Göttern und Erzeugern von Göttern (den Caesaren Galerius und Constantius), unseren Herren Diokletian und Maximian, den unbesiegten Kaisern». Constantin hat sich 310 von Juppiter gelöst und dem Sonnengott Apollon unterstellt, gleichwohl in alter Tradition sich auch selbst mit einem Gott, ja als praesentissimus deus feiern lassen.47 Nach der Hinwendung zum Christentum wurde aus dem Gottkaiser ein gottgeliebter Kaiser von Gottes Gnaden.48 Noch der fromme imperator christianissimus Theodosius I ließ sich 389 von seinem Lobredner in Rom im Kreise der Olympier als «Gott auf Erden» verherrlichen.49 Damit erweist sich – so wie der Demokratiebegriff – das Gottkaisertum als ein wandlungsfähiges und langlebiges Herrscherkonzept, greifbar in Spätspuren bis gestern, so auf den kupfernen Pennymünzen Englands, umschrieben elizabeth ii dei gratia regina fidei defensatrix aus dem Hause Hannover / Sachsen-Coburg-Gotha.50 Die «Göttlichkeit» Diokletians und der Tetrarchen und die Inanspruchnahme des höchsten Gottes als «Vater» des höchsten Herrschers zeigt die Genealogie als ideologische Denkform zwecks Rechtfertigung des Erbanspruchs auf die Herrschaft. Sie erscheint in drei Varianten: theologisch, (pseudo-)biologisch und (quasi-)dynastisch. Die bei Diokletian vorliegende theologische Filiation ersetzt metaphorisch die biologische, die für die «väterlosen» Tetrarchen nicht in Betracht kam. Sie ist mit der pseudo-biologischen aber verquickt, wenn Galerius mit dem Namen seiner Mutter Romula spielend, sich als neuen Romulus b­ etrachtete und wie dieser von Mars abstammen wollte, war doch auch Olympias, die Mutter Alexanders, von einer Schlange geschwängert worden.51 Eine fiktive natürliche Abstammung ersann 310 Constantin für s­einen Vater Constantius Chlorus.52 Eine dritte, quasidynastische Filiation liegt vor, wenn die Kaiser – wie üblich – ihre legitimen Vorgänger als parentes nostri apostrophieren. Die legitimierende Kontinuität wird damit genealogisch verfestigt. So scheut sich selbst Constantin nicht, Diokletian als parens noster zu bezeichnen.53 313 verfügte er, entsprechend der Regelung in den orientalischen Provinzen sei die plebs urbana überhaupt von der capitatio freigestellt, sicuti sub domino et parente nostro Diocletiano seniore Augusto  – so wie unter ­unserem Herrn und Vater Diokletian.54 Die gemischte Ahnenreihe führte 128

das herrscherbild

so von Constantin über dessen biologischen Vater Constantius zu dessen Adoptivvater Maximian, seinerseits erst Adoptivsohn, dann Bruder Diokletians und ideologisch Sohn des Herkules, der mythologisch Sohn Juppiters war.55 Danach war der Götterkönig der Urgroßvater Constantins. Bei religiösen Äußerungen stellt sich dem Historiker oft die Frage, wie ernst sie gemeint sind, wie weit hier nicht bloß Spielerei und Angeberei, Konvention und Fiktion am Werke sind. Es ist oft schwierig und strittig, aus dem, was gesagt oder geschrieben ist, zu erschließen, was eigentlich gemeint ist, was wirklich geglaubt wurde. Auch wenn Millionen von Menschen bekennen: «Vater unser im Himmel», so ist das eine ehrwürdige ­façon de parler. So schon in der Antike. Alexander und Vespasian haben die ihnen zugeschriebene Vergöttlichung ironisiert,56 und Caesar hat mit seiner Abstammung über Venus von Juppiter kokettiert.57 Was wer ernsthaft glaubt, zeigt sich erst, wenn er dafür einsteht, so wie ein Märtyrer.

3. Das Herrscherbild das herrscherbild

Die römischen Kaiser waren allgegenwärtig. Ihre Macht beruhte nicht zuletzt auf ihrer Medienpräsenz, auf der Verbreitung ihres Gesichts. Die schweigende Macht der Bilder ist eine Kulturkonstante. In unserer Zeit wußten und nutzten das nicht nur Hitler und Mao, in der Antike die Monarchen seit Darius und den späteren Perserkönigen, seit Alexander die hellenistischen Herrscher, seit Caesar die römischen Kaiser. Das Massenmedium waren die Münzen. Unter und nach Augustus zeigen sie nur noch den «Augustus» und ausgewählte Angehörige. Die Kaiser reservierten sich das Monopol ihres Bildes, auch wenn das Porträt nur durch die Umschrift zu identifizieren war.58 Ein zweites Medium war das plastische Porträt.59 Es gibt den Kopf und die Büste, das Standbild und den Reiter,60 auf den Reliefs und vollplastisch den Kaiser auch thronend. Das Material ist Gold, Silber oder vergoldete Bronze; Marmor, Granit oder Kalkstein. Skulptur aus Holz oder Terrakotta ist nicht erhalten. Alle Größen sind vorhanden. Den aus der frühen Kaiserzeit bekannten Herrscher als Juppiter oder Herkules in heroischer Nacktheit gibt es in der Spätantike nicht mehr. Er trägt einen Panzer mit dem Feldherrnmantel oder die senatorische Toga. Die Zahl erhaltener Kaiserbilder ist erheblich geringer als in der Zeit zuvor. Besonders beliebt war schon zu trajanischer Zeit der rote Granit, der 129

vii. die reichsreform

Porphyr.61 Er entspricht dem Purpur des Kaisermantels. Der staatliche Steinbruch,62 der Mons Phorphyrites, liegt im Gebirge zwischen Koptos am mittleren Nil und dem Roten Meer,63 wo vor allem Sträflinge unter unmenschlichen Bedingungen arbeiteten. So bis etwa 350. Damals enden die Münzfunde dort. Der grobkörnige, überaus harte Stein eignet sich nicht für die Feingestaltung. Die kubisch-klobigen Porphyrköpfe der ­Tetrarchen mit ihren weit aufgerissenen Augen lassen – so wie die Münzbildnisse – Porträtähnlichkeit vermissen (Tafel IX). Die Person verschwindet hinter dem Amt. Vermutlich hatten die Steinmetzen gar kein authentisches Muster für die Kaiserbilder. Daß sie in den Steinbrüchen gearbeitet haben, erweisen die Funde von Werkstücken, so auch die Legende vom Martyrium der «Vier Gekrönten».64 Unter den Marmorbildnissen, die – vielfach umstritten – Diokletian zugewiesen werden, ragt der Kopf im Archäologischen Museum Istanbul hervor.65 Er zeigt den bejahrten Herrscher mit einem Eichenkranz, der corona civica, die schon Augustus trug (Tafel I). Ursprünglich war sie eine Auszeichnung ob cives servatos.66 Die Eiche war dem Juppiter heilig. Den Kranz ziert ein Stirnjuwel. Gefunden wurde der Kopf 1939 von Karl Friedrich Dörner in Ismit. Die zugehörige Statue ist verloren.67 Den gelungenen Versuch einer Rekonstruktion bietet das Denkmal auf der Seepromenade vor dem Palast in Spalato. Es entstand zum 1700. Todesjahr Diokletians 2016. Gemäß dem Kopf aus Nikomedien schuf der Bildhauer Dani Martinic auf Anregung des deutschen Honorarkonsuls Karlo Grenc eine Statue, die den Kaiser historisch in der Toga als Redner zeigt und damit seine zivile Leistung als Gesetzgeber betont.68 Gemalte Kaiserköpfe auf Holz waren billig und verbreitet, sind bezeugt, haben sich aber nicht erhalten.69 Reste von Fresken mit den Tetrarchen gibt es in Luxor.70 (Tafeln XII, XIII) Der Redner von 307 sah Constantin auf einem Wandbild im Speisesaal des Palastes von Aquileia.71 Bei der damnatio ­memoriae von Maximian 310 und von Maximinus Daia 313 traf es ihre Rund- und Flachbilder.72 Papyri nennen Maler und Farben für Kaiserbilder.73 Nach dem Herrschaftsantritt mußte der Kaiser Bildhauern und Malern Modell sitzen. Die Porträts wurden lorbeerbekränzt in die Provinzhauptstädte verschickt und als adventus in effigie feierlich entgegengenommen.74 Nach dem Schneeballprinzip durch Kopien von Kopien vervielfältigt, waren Kaiserbilder in allen Städten an prominenter Stelle präsent, auf den 130

die insignien

Märkten, in den Theatern und Gerichtshallen, vor den Rathäusern und in jedem Lagerheiligtum. Kaiserporträts der Tetrarchen auf Metallscheiben an Standarten sehen wir auf einem Relief in Gamzigrad (Abb. 5a). Die Aufstellung der Bilder, normalerweise in Lebensgröße, aber auch monumental oder verkleinert, erfolgte sowohl von amtlicher Seite als auch durch kommunale oder private Stiftungen. Bei Prozessionen wurden Kaiserbilder herumgetragen, ihre Beschädigung war ein Staatsverbrechen. Solche wurden von Constantins Lobrednern seinen Feinden Maxentius und Licinius angelastet, die damit als Aggressoren gebrandmarkt waren.75

4. Die Insignien die insignien

Die Insignien der monarchischen Repräsentation Diokletians sind keine Indizien des neuartigen Absolutismus, sondern Erbgut. Die Einführung des Diadems wird ihm fälschlich zugeschrieben.76 Die Ermannsche Kaisergeschichte schweigt darüber. Das Diadem war ursprünglich ein weißes Tuch mit hinten herabhängenden Enden, das sich der Sieger im Wettkampf um die Schläfen band. Der Diadumenos Polyklets im Britischen Museum zeigt es. Die Binde wurde von den hellenistischen Königen getragen und erscheint als Reif vorübergehend bei einzelnen Kaisern, so bei Caligula, Elagabal und Aurelian.77 Diokletian ist barhäuptig oder trägt wie seine Kollegen auf seinen Münzen den immergrünen Lorbeerkranz (Tafel XVI),78 mit dem angeblich Caesar seine Kahlheit kaschieren wollte.79 Der Kranz war ein Vorrecht des Triumphators und blieb dann das Privileg des Kaisers. Auch goldenes Eichenlaub kommt vor, es verwies auf Juppiter, wie Lorbeer auf den Sonnengott Apollon.80 Seit Constantin ziert den Augustus der doppelte juwelenbesetzte, bis zu Justinian immer prächtiger ausgestaltete Reif, die corona.81 Lateinisch corona heißt «Kranz» und ist deutsch mit «Krone» mißverständlich übersetzt. Diese stammt aus Persien, wo sie, aufwendig gestaltet, dem neuen König aufs Haupt gesetzt wurde.82 Der Mutter von Sapor II hat man sie beim Tode seines Vaters auf den schwangeren Leib gesetzt.83 Krönung findet sich dann bei Justinian und den Westgoten. Auf Doppeldenaren und Medaillen, und nur dort, trägt Diokletian die radiata corona, eine Strahlenkrone, eine Diadembinde mit Sonnenstrahlen. Sie ist alte solare Symbolik für den Herrscher. Der Typus geht auf Nero zurück und wurzelt im Hellenismus.84 131

vii. die reichsreform

Neu ist auf flächigen Kaiserbildern der goldene Nimbus, so auf dem Mainzer Medaillon85 und auf den Fresken im Heiligtum von Luxor, dem sacellum.86 Er wiederholt die imago clipeata, das Porträt auf dem Rundschild, das im Mausoleum von Spalato und auf dem Reliefpfeiler von Romuliana erscheint.87 Den Nimbus hat Constantin übernommen, die Kirche hat ihn als Heiligenschein adaptiert. Fast alle liturgischen Elemente der Kirche stammen aus dem hellenistisch-römischen Herrscherkult, von den Titeln Christi über die Apsidialbasilika88 mit dem Altar und den Altarschranken89 bis hin zur Orgel. Im Feld trug der Kaiser einen mit Juwelen besetzten Prunkhelm, den wir auch aus Bodenfunden kennen.90 Das wichtigste Herrschaftssymbol war der Purpur. Das war schon die Farbe des hellenistischen Königsgewandes und die des römischen Feldherrnmantels, den Caesar überzog, als er beim Kampf um Alesia im kritischen Moment selbst zu den Waffen greifen mußte.91 Das rote, mit e­ iner Prunkfibel gehaltenen Paludamentum war geradezu das «Symbol der ­Monarchie».92 Wie im alten Israel die Salbung, im Mittelalter die Thronbesteigung oder die Krönung die Herrschaftsübernahme kennzeichnete, so leistete dies bei den Römern die Investitur mit dem Purpur.93 Ganz­ flächig purpurne Gewänder waren Privatpersonen untersagt.94 Purpurn waren außer dem Mantel die Schuhe des Kaisers auf dem Fresko im ­Lagerheiligtum von Luxor95 sowie die Feldzeichen, die dracones und ve­ xilla.96 Um 356 lag auf dem Sarkophag Diokletians in seinem Mausoleum ein purpurfarbenes Tuch.97 Einen Thron (solium) zeigt eine kopflose Sitzfigur aus Porphyr in A ­ lexandria, ob Diokletian, ist fraglich.98 Fragmente einer weiteren sind Maximinus Daia zuzuordnen.99 Auf dem Wandbild in Luxor ist ein juwelen­geschmückter Fußschemel vor einem Thron erhalten, den wir uns ebenso verziert denken müssen.100 Der herrschaftliche Hochsitz mit R ­ ückenlehne, Armstützen und Fußschemel war stets ein festes Zubehör der Monarchie im Himmel wie auf Erden, denken wir an den goldenen thronos des Zeus oder den des Alkinoos bei Homer,101 in der Bibel an den ­ rient. Thron Gottes oder Salomos.102 Bedeutsam war der Thron stets im O In Persepolis zeigen ihn die Audienzreliefs, in Babylon die Alexander­ geschichte, 103 die Rückforderung des von Trajan in Ktesiphon erbeuteten Königsthrons war ein Kriegsgrund für den Arsakiden Vologaeses IV.104 Bei den Sassaniden war der Thronraum durch einen Vorhang abgetrennt. Das velum oder aulaeum in dieser Funktion ist schon für Severus Alexan132

die insignien

der bezeugt.105 Der Pfauenthron von Mohammed Resa Schah Pahlewi kam nach dem Sturz der Monarchie 1979 ins Museum von Teheran. Im republikanischen Rom «thronten» die Konsuln als höchste Jahresbeamte auf der sella curulis, einem Klappstuhl. Er bestand aus Elfenbein, war später juwelengeschmückt und diente dem Kaiser auf Reisen.106 Seit Caesar gab es in der Senatscurie einen Sondersitz für den Kaiser zwischen den Konsuln, den Herodian im 3. Jahrhundert als basileios thronos bezeichnet.107 Wir hören von einem Ehrensitz des Kaisers in der Arena und im Circus, nichts aber von einem solchen im Palastinneren auf dem Palatin. Staatsakte fanden dort nicht statt. Nach persischem Vorbild gab es einen Thronraum im byzantinischen Konstantinopel. Den prachtvollen Löwenthron in der Magnaura beschreibt Liudprand von Cremona als Gesandter bei seiner Audienz im Herbst 949 vor Konstantinos VII Porphyrogennetos.108 Ein uraltes Herrschaftszeichen war das Zepter. Es erscheint auf Diokletians Münzen mehrfach in der Linken des Kaisers, es ist oft von einem Adler gekrönt. Schon Homer erwähnt es. Agamemnon trägt das von ­Hephaistos gefertigte, offenbar aus Metall gedachte skeptron, das Zeus dem Hermes, dieser dem Pelops – dem mythischen Herrscher der griechischen Landschaft Elis – gegeben hatte. Es legitimiert die Herrschaft. In Chaironeia wurde es noch zur Kaiserzeit als Reliquie verehrt.109 Auf dem Fresko von Luxor hält D ­ iokletian ein speerähnliches Langzepter in der Rechten.110 Der gleichfalls oft in der Linken getragene Globus stellt nicht die Erdkugel, sondern den Kosmos dar, wie der zuweilen auf ihm abgebildete Zodiakus beweist.111 Er bezeichnet seit Caesar und Augustus den Kaiser als Weltenherrscher, als rector orbis oder kosmokratōr. So heißt es auch von Diokletian und Maximian, ihre Herrschaft reiche nicht nur bis an die Grenzen der Erde, sondern an die der Himmelsregionen am Rande der Erdscheibe.112 Bisweilen trägt der Globus eine kleine Victoria.113 Ursprünglich gehört er in die Hand der Göttin Roma oder des Genius Populi Romani, der vielfach auf den Münzen der Tetrarchen erscheint. Im Mittel­ alter wurde der Globus, mit einem Kreuz gekrönt, zum Reichsapfel der römisch-deutschen Kaiser unter den Reichskleinodien in der Schatzkammer der Wiener Hofburg.

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vii. die reichsreform

5. Die Titulatur die titulatur

Einer Steigerung der maiestas principis diente die aufgedunsene Titulatur der Kaiser. Im Vorspruch der Tetrarchen zum Höchstpreisedikt von 301114 umfaßt sie – Abkürzungen aufgelöst – 144 Wörter. Für Diokletian allein lautet sie: Imperator Caesar Gaius Aurelius Valerius Diocletianus pius felix invictus Augustus, pontifex maximus, Germanicus maximus sextum, Sar­ maticus maximus quartum, Persicus maximus, Armenicus maximus, Medi­ cus maximus, Adiabenicus maximus, tribunicia potestate duodevicesimum, consul septimum, imperator duodevicesimum, pater patriae, proconsul. Es folgen die ähnlich aufwendigen Titel der drei Mitkaiser. Vorbildern der Prinzipatszeit entsprechen die meisten Schmucktitel, die den Herrschern kaisertreue Untertanen in Reden oder auf Inschriften beilegen. Da ist der Kaiser optimus und maximus, wie Juppiter der beste und größte, perpetuus und aeternus, dauernd und ewig; benignissimus – allergütigst und providentissimus – äußerst vorsorglich. Er ist super omnes retro principes fortissimus – der stärkste aller bisherigen Kaiser, er ist fun­ dator pacis aeternae und publicae libertatis auctor, der Begründer ewigen Friedens und Garant der staatlichen Freiheit. Er bringt Rom das felicis­ simum saeculum und die beatissima tempora, das glücklichste, goldene Zeitalter, die erneuerte aurea aetas.115 Durch seine virtus und providentia gibt es Besserung auf allen Gebieten, omnia in melius reformantur; er ist mit seiner divina oder sacratissima maiestas, seiner göttlichen, allerheiligsten Majestät der totius orbis restitutor116 oder gar der propagator orbis terrarum, der Erweiterer des Erdkreises.117 Die Bestandteile der Titulatur sind sämtlich alt. Imperator Caesar nannte sich schon Augustus. Mit pius felix ist die glückbringende Frömmigkeit beschworen, die zum Topos wurde, ebenso das invictus vor Augu­ stus, seit Commodus Element des Kaisertitels. Später gibt es dann auch den semper invictus und den invictissimus, den «unbesiegbarsten» Kaiser. Oberpriester, pontifex maximus war Caesar durch Volkswahl seit 63, ­Augustus durch Senatsbeschluß seit 13 v. Chr. Seine Nachfolger blieben das bis 379, ehe dann die Päpste im 5. Jahrhundert den vakanten Titel übernahmen. Pater Patriae war ein üblicher Ehrentitel, den schon Caesar 44 v. Chr. erhielt. Staatsrechtlich relevant war die Nennung der Volkstribunate und des Prokonsulats. Denn auf diesen beiden Ämtern beruhte die Legitimität 134

die titulatur

der kaiserlichen Befugnisse gemäß der republikanischen Verfassung seit Augustus. Er hat die alten Ämter modifiziert, kumuliert und entfristet. Das imperium proconsulare (maius) besaß er seit seinem ersten Konsulat 43 v. Chr.; es verlieh ihm die Hoheit über die Provinzen, in denen das Heer stand, die lebenslange tribunicia potestas seit 23 v. Chr. begründete seine Stellung in Rom und erneuerte sich jährlich am 10. Dezember. Da der Kaiser, ex officio Patrizier, Volkstribun nicht werden konnte, der Plebejer sein mußte, hat er dessen Befugnisse, die potestas, vom Amt abgelöst und sich angeeignet – ein juristischer Kniff im Sinne der Politik. Durch die Zählung der Tribunate erfahren wir die Regierungsjahre. Beide Kompetenzen wurden ursprünglich vom Volk, dann vom Senat vergeben und bis ins 3. Jahrhundert aufgeführt, obschon sie innerhalb der kaiserlichen Obergewalt keine praktische Bedeutung mehr besaßen. Wenn Diokletian sie gleichwohl nennt, stellt er sich in die Tradition des Prin­ zipats, mit der er keinesfalls brechen wollte, wie Mommsen annahm, indem er das Prinzipat als konstitutionelle Monarchie auf republikanischer Grundlage ansah, das Dominat Diokletians hingegen als absolutistische Autokratie in der Art des «orientalischen Perserschahs».118 Diokletian hatte nicht mehr Befugnisse als Marc Aurel oder Domitian. Er benötigte auch nicht mehr, seitdem der Senat dem Vespasian anheimgestellt hatte zu tun, was im Interesse des Staates zu tun war.119 Auffällig ist, daß unter Diokletian keine Kaiserin den Ehrentitel Augusta erhielt.120 Dies war zuvor üblich, schon bei Livia, der Gattin des Augustus 14 n. Chr.,121 und noch bei Magnia Urbica, der Frau des Carinus 283.122 Prisca mußte sich mit dem Titel nobilissima femina begnügen (Abb. 1).123 Die folgenden Siegerbeinamen, cognomina devictarum gentium, nennen die angeblich befriedeten Stämme oder Provinzen – so Britannien –, sie setzen die Tradition seit Scipio «Africanus» fort  – dem Sieger über Hannibal bei Zama (202 v. Chr.). Jeweils geht eine imperatorische Akklamation durch das Heer voraus.124 Die Wiederholungen wurden gezählt. Kein besiegtes Volk wird vergessen außer den Quinquegentiani in Mauretanien.125 Den Beinamen Africanus gab es bei den Tetrarchen ebensowenig wie bei früheren Kaisern. Erst Justinian schmückte sich ­damit nach dem Sieg über die Vandalen 534. Das inzwischen obligate maximus verweist ursprünglich auf eine zweite Akklamation. Die hohe Zahl der Beinamen beruht darauf, daß jeder von nur einem Tetrarchen erzielte Erfolg ihnen allen gutgeschrieben wurde. Es genügte wohl zur Sieges135

vii. die reichsreform

meldung schon ein Rückzug der Feinde über die Donau, wenn der ­Kaiser nahte. Das kollegial besetzte Konsulat, das höchste, altrepublikanische Amt, wechselte jährlich am 1. Januar und gab dem Jahr den Namen. Die Kaiser beanspruchten es seit ihrer Erhebung, also mitten im laufenden Konsulatsjahr der Vorgänger, und dann als ordentlicher Konsul zum zweiten Mal regulär ab dem nächsten 1. Januar in ihrem ersten vollen Kalenderjahr, später unregelmäßig. Sie zählten ihre Konsulate, niemand durfte mehr aufweisen.

6. Die Staatsfeste die staatsfeste

Ein klassisches Herrschaftsinstrument ist der Kalender. Er notiert und nobilitiert die Tage, an denen die Obrigkeit eigene und frühere Ruhmes­ taten dem Volk in Erinnerung bringt. Das ist meist mit öffentlichen Lustbarkeiten verbunden, mit Geldspenden126 und mit Wagenrennen, die der Kaiser eröffnet, indem er aus seiner Loge ein weißes Tuch, eine mappa, allen sichtbar in die Rennbahn wirft.127 Ein traditioneller Bestandteil des monarchischen Zeremoniells war der Geburtstag, der zweimal gefeiert wurde: der natürliche Geburtstag (dies natalis genuinus), bei Diokletian der 22. Dezember, und der Tag der Herrschaftsübernahme (dies natalis purpurae oder imperii), der 20. November. Besonders feierlich und mit vota, Gelübden, für die nächste Periode verbunden waren die Fünf-, Zehn- und Zwanzigjahresjubiläen, die quinquennalia, decennalia und ­vicennalia, reichsweit auf Münzen verkündet, aber stets schon im Jahr vor der Vollendung des Zyklus begangen. Da zumal die Papyri die Geburtstagsfeiern gelegentlich erwähnen, so die fälligen Spenden ans Heer an beiden «Geburtstagen» Diokletians,128 sind wir über den Kalendertag meist besser informiert als über das Geburtsjahr, das bei den Tetrarchen und bei Constantin unbezeugt ist und erschlossen werden muß. Auch von vielen mittelalterlichen Herrschern sind das Geburtsjahr wie auch oft der Geburtstag unbekannt, so bei Karl dem Großen, Ludwig dem Deutschen, Otto IV. In der Neuzeit betrifft das Mustafa Kemal Atatürk.129 Zelebriert wurde ebenso der adventus Augusti. Die Ankunft des Kaisers zeitlich beim Herrschaftsantritt, räumlich beim Einzug in eine Stadt, wurde festlich begangen mit einer Parade, einer pompa regia, sollemnis oder triumphalis130 und auf Inschriften und – seit Trajan – auf Münzen 136

die staatsfeste

gefeiert. Dies gilt zumal für die Ankunft des Kaisers, seine Epiphanie in Rom.131 Die Prägungen zum Kaiserbesuch von Diokletian und Maximian im Herbst 303 tragen rückseitig die Umschrift felix adventus augg (Augustorum) nn (nostrorum).132 Einzelne Ankunftstage wurden später zu Erinnerungsfeiern. Der Filocalus-Kalender von 354 verzeichnet solche Festtage mit einer höheren Zahl von Wagenrennen. Die Epiphanie oder Parusie des hellenistischen Gottkönigs kennen wir schon vom Einzug Jesu als König von Israel am Palmsonntag in Jerusalem.133 Im Mittelalter wurde die Epiphanie auf die Geburt Jesu übertragen und die Adventszeit zur liturgischen Vorbereitung darauf. Die Adventssonntage wurden im 11. Jahrhundert von einem auf deren vier erweitert. Der triumphale Einzug war ein Vorrecht der Kaiser. Als der siegreiche Heermeister Theo­ dosius, der Vater des späteren Kaisers, 374 triumphanti similis in Sitifis einzog, wurde er unter dem Vorwurf des Hochverrats hingerichtet.134 Die den Kaisern vorbehaltenen Triumphe, das aufwendigste Staatsfest, gab es nur in Rom und nur nach großen Siegen, unter der Tetrarchie allein 303.135 In die republikanische Zeit zurück reicht die Feier zum sagenhaften Geburtstag Roms, das Parilienfest am 21. April,136 und zu Neujahr mit dem Amtsantritt der beiden Konsuln,137 zumal wenn und wo Diokletian und Maximian oder einer von beiden selbst das Jahr eröffneten und ihm den Namen gaben. Dies geschah von 287 bis 308 zehnmal. Der erste Januar war der höchste, dem Zeitgott Janus gewidmete Feiertag. Er wurde mit großem Aufwand, mit öffentlichen Gelübden (vota publica), Spenden (strenae) und Spielen (ludi) begangen. Das waren vor allem Wagenrennen, die höchste Lust des Publikums. Daher mußte der Konsulatsantritt jeweils in einer größeren Stadt mit Circus stattfinden. Hauptereignis war die pompa oder der processus consularis, der feierliche Einzug des neuen Konsuls, des Kaisers oder des von ihm benannten Würdenträgers auf offenem Wagen, ähnlich dem Triumphator. Ein Goldmedaillon zum Konsulatsantritt von Diokletian 287 (im Osten) und Maximian (in Trier) zeigt symbolisch die Augusti gemeinsam auf einer Elefantenquadriga ­(Tafel XVI).138 Auch Maxentius und Constantin präsentierten sich so,139 vielleicht nur auf Münzen. Die triumphale Elefantenquadriga des Pompeius 79 v. Chr. paßte nicht durch die Porta triumphalis.140 Ammian beschreibt die pompa consularis zu Neujahr 364 in Ancyra. Der neu ernannte Kaiser Jovian hatte als Mitkonsul sein Söhnchen Varro137

vii. die reichsreform

nianus bestimmt, das beim Besteigen des Wagens ein solches Geheul anstimmte, daß man darin ein schlimmes Vorzeichen erblickte. Am 17. Februar starb der Kaiser.141 Trotz der Feierlichkeiten arbeitete die kaiserliche Kanzlei auch am Neujahrstag.142 In christlicher Zeit entfielen die Opfer und Gelübde, aber die öffentlichen Lustbarkeiten außer den Gladiatorenkämpfen und den Geldspenden blieben bestehen. Unter Justinian währten sie sechs Tage und umfaßten Umzüge, Wagenrennen, Tierhatzen und Theateraufführungen mit dem sprechenden Namen pornai – Huren.143

7. Die Zentralverwaltung die zentralverwaltung

An der Spitze der zivilen Zentralverwaltung standen die praefecti prae­ torio. Sie galten als die Stellvertreter des Kaisers, der sie ernannte, und urteilten in seinem Namen, vice sacra iudicantes. Im Jahre 2 v. Chr. hatte Augustus für die in Rom stationierten Prätorianerkohorten, seine Garde, die Position zweier Präfekten im Ritterstand geschaffen. Sie bezogen den höchsten Sold, konnten schon im 1. Jahrhundert politischen Einfluß gewinnen und traten bei Vakanzen als Kaisermacher hervor. Neben ihrer militärischen Funktion versahen sie zunehmend juristische Aufgaben. Die bedeutendsten römischen Rechtsgelehrten der Severerzeit (193–235) wie Papinianus und Ulpianus waren Prätorianerpräfekten. Wir finden sie stets in der Nähe des Kaisers, sie begleiten ihn mit der rollenden Kanzlei ins Feld. Seit der Kaiser nicht mehr in Rom regierte, verlagerte sich die Tätigkeit der Präfekten zunehmend auf den zivilen Sektor. Daher spricht Mommsen 1901 von Reichspräfekten.144 Diokletian hat nach dem Sieg über Carinus im Sommer 285 dessen Präforianerpräfekten Aristobul übernommen,145 ihm aber keine militärischen Aufgaben übertragen. Charisius, magister libellorum unter Diokletian, verglich den Präfekten mit dem Stellvertreter des republikanischen Dictators, erwähnt aber nur ihre Appellationsgerichtsbarkeit.146 Als Heerführer unter dem Caesar Constantius kommandierte der Präfekt Asclepiodotus bei der Rückeroberung Britanniens 296.147 Hermogenianus amtierte als Präfekt und Jurist.148 Mit Namen kennen wir sechs Präfekten unter Diokletian. Sie erscheinen paarweise als Dedikanten von Weihinschriften für einen Augustus oder einen Caesar, ohne feste regionale Zuständigkeit oder personale Zuge­ hörigkeit zu einzelnen Kaisern, die zu erwarten wäre. Aber das alte zwei138

die zentralverwaltung

stellige Präfekturenkollegium bestand unter Diokletian weiter, so wie das Kanzleisekretariat der magistri libellorum.149 Den Präfekten oblag die Heeresversorgung und damit die Aufsicht über die Getreidesteuer, die annona.150 Ausgenommen von ihrer Zuständigkeit waren Rom und Süditalien, hier waltete der praefectus Urbi, der dem Kaiser direkt unterstand und die höchste Gewalt «bis zum 100. Meilenstein» ausübte.151 Unter Constantin hatten die Reichspräfekten dann nur noch zivile Aufgaben, laut Zosimos zum Schaden des Reiches in Krieg und Frieden.152 Dem ungeliebten Kaiser schreibt er damit eine Maßnahme zu, die tatsächliche nur eine unter Diokletian angebahnte Veränderung vollendet. Die diokletianische Zentralverwaltung gliederte sich in Zuständigkeitsbereiche, gewissermaßen Ministerien, die als scrinia bezeichnet wurden. Ein scrinium war kein kastenförmiger «Schrein», sondern eine ­köcherförmige Kapsel, eine capsa zur Aufbewahrung von Schriftrollen, volumina. Das Blätterbuch, der codex aus folia, hat sich erst mit dem Christentum durchgesetzt. Die scrinia im engeren Sinne waren die Holzoder Ledereimer für die fachspezifische Literatur des jeweiligen Ministeriums und bezeichnen im weiteren Sinne dann dieses selbst. Da der Kaiser viel unterwegs war, begleiteten ihn in seiner Wagenkolonne die «Expe­ ditionsbehörden» der apparitores mit den scrinia, der Fachliteratur in der Form von gebündelten Schriftrollen.153 So konnte er überall, wo er Station machte, rechtskonforme Erlasse verkünden.154 Aus dem Kanzleipersonal kennen wir Amtsträger für drei scrinia: ­magistri memoriae, epistularum und libellorum ohne klar abgrenzbare Funktionen für den Schriftverkehr mit den Beamten und den Recht­ suchenden.155 Bedeutende magistri libellorum oder epistularum waren die Rechtsgelehrten Charisius, Hermogenianus und Gregorius, je im Wechsel bei Diokletian und Maximian.156 Daneben gab es den rationalis sum­ mae rei, zuständig für die Geldsteuer und das Münzwesen, den magister rei privatae für die Einkünfte aus dem Kaisergut und den castrensis, den Quartiermacher für den häufigen Ortswechsel Diokletians und seiner Mitkaiser. Den castrensis apparitor nennt Ammian boshaft den «Diener für Bauch und Kehle».157

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vii. die reichsreform

8. Provinzen und Diözesen provinzen und diözesen

In reichen Staaten vermehrt sich gewöhnlich die Verwaltung, die Zahl der Ämter und Amtsträger wächst. So auch im spätrömischen Imperium. Die Provinzialordnung wurde neu organisiert. «Um alles zu terrorisieren, schnitt Diokletian die Provinzen in Stücke, zahlreiche Statthalter und immer mehr Funktionäre und Finanzbeamte bedrückten die Bezirke und Gemeinden ohne Unterlaß mit ungerechten, unerträglichen Verurteilungen, Enteignungen und Aushebungen», so der Kirchenvater Lactanz, der erbitterte Feind der Verfolger.158 Diokletian strebte offenbar durch eine differenzierte und engmaschige bürokratische Hierarchie eine verbesserte administrative und fiskalische Erfassung an. Aus den etwa 50 überkommenen Provinzen wurden zu Beginn des 4. Jahrhunderts 95 neue.159 Im weiteren Verlauf der Spätantike stieg entgegen dem Schrumpfen des Reichs ihre Zahl auf 120. Die Verkleinerung der Provinzen führte nicht dazu,160 daß die Statthalter herumreisend auf Gerichtstage in ihren Städten verzichten konnten, aber die Distanzen wurden kürzer. Jeweils mehrere Provinzen wurden zusammengefaßt in Diözesen. Der Begriff dioikēsis stammt aus dem Hellenismus, wurde in der Kaiserzeit für verschiedene Verwaltungs- und Rechtsbezirke verwendet und ist uns ­vertraut für die Kirchenorganisation. Als die Zuständigkeitsbereiche der Bischöfe, die anfangs nur das jeweilige Stadtgebiet umfaßten, sich im 4. Jahrhundert flächendeckend über das Imperium erstreckten, wurden Abgrenzungen der Bischofssprengel als Diözesen erforderlich. Der Laterculus Veronensis, verfaßt im Kern noch unter Diokletian,161 benannt nach dem Überlieferungsort Verona, führt zwölf Diözesen auf: I Oriens mit 18 Provinzen von Ägypten bis Syrien, II Pontica mit 7 im nördlichen Kleinasien, III Asiana mit 9 im südlichen Kleinasien, IV Thracia mit 6 zwischen Marmarameer und unterer Donau, V Moesia mit 11 von Griechenland bis zur mittleren Donau, VI Pannonia mit 7 von der Adria zum Donauknie, VII Britannia mit 6, VIII Galliae mit 8 zwischen Loire und Rhein, IX Viennensis mit 7 in Südfrankreich, X Italiae mit 16 bis zur Donau, XI Spanien mit 7 und XII Africa mit ebenfalls 7 Provinzen von Numidien bis Libyen, insgesamt 95. Der Name Graecia / Hellas kommt nicht vor. Südgriechenland heißt Achaea, Mittel- und Nord­ griechenland Thessalia, Macedonia und Epirus. Anschließend findet sich eine Liste von 46 Barbarenvölkern, die unter 140

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der Herrschaft der Kaiser «aufgesprossen» sind, gentes barbarae, quae pul­ lulaverunt sub imperatoribus. Es handelt sich um die Nachbarstämme jenseits der Grenzen von Schottland, den Rhein aufwärts, die Donau abwärts, nach Osten bis Palmyra und Persien. Mit mehreren dieser Völker hat es einmal Verträge gegeben, so daß sie als Klientelstämme gelten konnten, aber der Autor hat die Reihe vervollständigt um Völker wie die Sachsen, die Vandalen, ja die Inder weit außerhalb und um «Barbaren» innerhalb des Reiches wie die Phryger und Isaurier. Dazu zählen noch vier Maurenstämme. Hier kommen ein Entwicklungsgedanke und Roms Weltherrschaftsanspruch zur Geltung. An der Spitze der Diözesen standen Vikare. Das Wort vicarius bezeichnet den Stellvertreter, zumal den eines Beamten. Auch dieser Titel wurde in die Kirchensprache übernommen. Der christliche Kaiser sah sich als vicarius Dei, der Papst galt seit dem 5. Jahrhundert als vicarius Petri, seit dem 12. Jahrhundert als vicarius Christi und Stellvertreter Gottes auf ­Erden. Als Stellvertreter des Stellvertreters heißt der Priester «Vikar». In der Staatsordnung Diokletians ist der vicarius der Stellvertreter des prae­ fectus praetorio am Hof,162 der seinerseits Stellvertreter des Kaisers ist. Die Diözesanvikare bildeten eine mittlere Verwaltungsebene zwischen den Provinzialstatthaltern und dem Reichspräfekten, damit dem Kaiser. Sie publizierten die Kaisergesetze und mußten, so wie die Statthalter, nach Ablauf ihrer Amtszeit noch 50 Tage vor Ort bleiben, um allfällige Klagen gegen sie zu ermöglichen.163 Die seit Augustus bestehenden Unterschiede im Rechtsstand zwischen kaiserlichen und senatorischen Provinzen hatten sich in der Reichskrise abgeschliffen und wurden nun weitgehend aufgehoben. Die alte Zwei­ teilung von ritterlicher und senatorischer Laufbahn verschwand, insofern die Senatoren kaum noch eine Rolle in der Verwaltung spielten. Nur die auf ein Siebtel reduzierte Provinz Asia, die Africa Proconsularis und vielleicht Achaia standen weiterhin unter senatorischen Prokonsuln, die ­übrigen Provinzen unter ritterlichen praesides. Das Militär befehligten Generäle, duces, deren Amtsbereich nicht genau an die Provinzgrenzen gebunden war.164 Das Streben Diokletians nach Vereinheitlichung der Administration erfaßte auch Italien und Ägypten, die zuvor eine traditionelle Sonder­ stellung genossen hatten. Italien verlor das ius Italicum, sein Privileg der Grundsteuerfreiheit,165 und wurde aufgeteilt in die südliche Italia subur­ 141

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bicaria, von deren Abgaben die Stadt Rom zehrte, und die nördliche Ita­ lia annonaria,166 die, wie üblich, die annona leistete.167 Süditalien unterstand ­senatorischen correctores, Norditalien dem praefectus praetorio in Mailand direkt. Die Verwaltung Ägyptens, das seit Augustus als Privatbesitz des Kaisers galt, wurde dreigeteilt und der im Reich üblichen Form angeglichen. Der praefectus Aegypti in Alexandria, einst nach den beiden praefecti praetorio der mächtigste Beamte, vertrat den Kaiser, der stets als Pharao galt und dargestellt wurde, so noch Diokletian auf der Stele aus dem Bucheum168 mit der Doppelkrone für Ober- und Unterägypten. Erst die christlichen Kaiser waren keine Pharaonen mehr.169 Die Hieroglyphen verschwinden im 4. Jahrhundert aus den Inschriften zugunsten griechischer und lateinischer Typen. Der praefectus Aegypti wurde gleich Provinzstatthaltern, den praesides, auf den Zivilsektor beschränkt und nur noch für Unter­ ägypten, Aegyptus Iovia, zuständig. Der Militärbefehl kam wie überall an einen dux. Die provinziale Münzprägung der Tetradrachmen in Alexan­ dria erlosch. Mittelägypten mit dem Oasengebiet Fayum wurde als Aegyptus Hercu­ lia abgetrennt, Hauptstadt war Herakleopolis. Oberägypten, die Thebais, wurde von Diospolis, dem «hunderttorigen» Theben alias Luxor, aus regiert und reichte bis zum ersten Katarakt bei Syene /Assuan.170 Die beiden mit der Reorganisation betrauten Beamten kennen wir namentlich, sie werden in den Papyri oft genannt.171 Die Zeitrechnung der Ägypter wurde der reichsüblichen angepaßt, anstelle der seit den Ptolemäern üblichen Zählung nach Herrscherjahren trat die Angabe der Konsuln. Administrativ irrelevant war – wie in der Vormoderne gewöhnlich – die Sprachgrenze, so zwischen dem lateinischen Westen und dem griechischen Osten. Sie verlief ungefähr entlang dem 40. Längengrad. Libyen sprach und schrieb griechisch, Epirus ebenso; Dalmatien lateinisch, so wie die Provinzen an der Donau bis zum Schwarzen Meer, denn das dort stationierte Militär sprach Latein, so wie die Rechtsschule in Berytos, dem heutigen Beirut. In der Verwaltung wurde auch im Osten das Lateinische gängig, wiewohl der Maximaltarif dort zweisprachig publiziert wurde.172 Die Tetrarchen sprachen und schrieben Latein. Syrisch gab es auch in der Literatur, als Volkssprache Keltisch weiterhin in Gallien und Punisch in Nordafrika. Erst das Christentum hat das Latein im Westen durch­gesetzt. 142

die städte

9. Die Städte die städte

Die kleinste Verwaltungseinheit bildeten weiterhin die Städte. Die Kultur der Römer wie die der Griechen war eine Stadtkultur. Während im Alten Orient die Paläste und die Tempel die Kulturzentren waren, im Mittel­ alter die Klöster und Burgen und nur allmählich wieder die Städte, waren diese in der Antike die einzigen Orte kulturellen Lebens und Schaffens. Das Imperium war damals flächendeckend von einem Netz von über 500 Stadtkreisen, von civitates überzogen, nahezu alle Einwohner waren Bürger irgendeiner Stadt, auch wenn sie außerhalb der Mauern wohnten. Rom selbst war ja in republikanischer Zeit ein aufgeblähter Stadtstaat. Unter den spätrömischen Kaisern blieb die ursprüngliche Selbstverwaltung der Städte weitgehend erhalten, abgesehen von der immer fehlenden Blutgerichtsbarkeit und der Steuerpflicht, sie hatten sich dann aber zunehmend dem Willen des Monarchen zu fügen. Seine Verordnungen galten auch innerhalb der Stadtmauern. Die Städte waren administrative und ökonomische, religiöse und kulturelle Zentren. Sie unterstanden  – wie Rom den beiden Konsuln – zwei jährlich gewählten Bürgermeistern (duo­ viri) und einem Rat (curia) aus der ratsfähigen Oberschicht von Deku­ rionen oder seit Constantin «Curialen», die den vom Kaiser auch Frei­ gelassenen verliehenen goldenen Siegelring tragen durften.173 Die Ehre der Zugehörigkeit erforderte «hinreichende Mittel», sufficientes facultates, wie der Jurist Papinianus salomonisch formuliert.174 Denn die Decurionen mußten kommunale munera civilia leisten, für panem et circenses,175 für Wasser und feste Mauern sorgen und die Steuern für den Fiskus ein­ treiben.176 Zuständig im engeren Sinne waren die zehn Angehörigen der Dekaprotie, des Decemprimats. Diokletian bestimmte, daß diese öffentliche Pflicht nicht an die Person, sondern an das Vermögen gebunden sei, das gelte ebenso für die Protostasie, für die Rekrutenstellung, und für das Sacerdotium, die kostspieligen kultischen Obliegenheiten, zumal bei den Kaiserfesten.177 Als Standespersonen waren sie und ihre Nachkommen bis zu den Urenkeln vom «peinlichen Verhör» befreit, wie Marc Aurel verfügt habe – sie durften also nicht gefoltert werden.178 Im Laufe der Kaiserzeit hatte sich das Dekurionat von einer Würde zu einer Bürde entwickelt, die Bewerbung zur Nominierung verschoben. Die Curienpflicht vererbte sich mit dem Vermögen. Versuche von Curi143

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alensöhnen und anderen, dem durch Eintritt ins Militär zu entgehen, «mißfielen» dem Kaiser.179 Seit Constantin wurde die «Dekurionenflucht», nun auch in den rechtsfreien Raum der Kirche, ein Dauerthema.180 Der längste Abschnitt im Codex Theodosianus181 enthält aus der Zeit von 313 bis 438 insgesamt 192 Bestimmungen zur Festigung der Kurialenpflichten, die durch Gesetze offenbar trotzdem nicht zu erzwingen waren. Reichtum in der Römerzeit und so auch der dieser honorati bestand überwiegend in Landgütern (praedia, villae, latifundia), die von Verwaltern (villici) bewirtschaftet wurden oder verpachtet waren. Die Land­ arbeiter waren freie rustici, abhängige coloni oder Sklaven. Bereits mit Diokletian wird gewöhnlich die später allgemeine Bodenbindung der co­ loni, die Hörigkeit der Pächter, verbunden,182 doch reichen die Belege nicht in die Zeit Diokletians zurück.183 Die damit angeordnete Schollenpflicht wird für mehrere Provinzen erst im Laufe des 4. Jahrhunderts angeordnet, galt somit zuvor nicht reichsweit184 oder wurde nicht überall beachtet. Keinem Gesetz können wir entnehmen, ob oder wie weit es r­ espektiert wurde. In den Städten gab es eine rege Geselligkeit. Man traf sich bei den Kaiser- und Götterfesten, bei den Spielen im Circus und der Arena. Das höchst lebendige Vereinswesen wurde getragen von Kultgenossenschaften, Landsmannschaften und vor allem von den Innungen der einzelnen Gewerbe. Die collegia oder corpora sicherten die Versorgung und die sonstigen städtischen und staatlichen Belange. In Oxyrhynchos berichteten die Zünfte zu Anfang des 4. Jahrhunderts dem curator der Stadt regel­ mäßig über die Preise, so die Bäcker, die Bierbrauer, Ölhändler, Honigverkäufer, Schweinemetzger, Fischhändler und Kupferschmiede.185 Bei den lebenswichtigen Berufen folgte der Sohn dem Vater, so bei den Müllerbäckern, den pistores, und den Reedern, den navicularii. Sie besaßen steuerbegünstigte Ländereien, fundi dotales, die sie verloren, wenn das Berufserbe nicht übernommen wurde. Das wird als Erbzwang bezeichnet. Über die Zusammensetzung einer spätrömischen Zunft unterrichtet uns die inschriftlich erhaltene Mitgliederliste eines unbekannten Kolle­ giums – vielleicht der Fernhändler – von 299 aus Ravenna.186 Sie nennt zuerst 13 patroni. Dabei dürfte es sich um höhergestellte Persönlichkeiten handeln, die dem Staat gegenüber Leistungen der Zunft zu verantworten hatten und ihr Rechtshilfe in Streitfällen gewährten. Später übernahmen 144

die städte

Männer auch höchsten Ranges diese Aufgabe. Der Stadtpräfekt Aradius Proculus, Konsul 340, und der Heermeister Aëtius, zum dritten Mal Konsul 446, waren Patrone der römischen Schweinehändler.187 In der Liste aus Ravenna folgen sodann fünf matres, vermutlich Witwen von Patronen oder von Meistern, die deren Güter verwalteten. In solchen Fällen konnten sogar Kinder Mitglieder von Zünften sein. Die zwölf folgenden amatores sind wohl so etwas wie «fördernde Mitglieder» gewesen. Sodann erscheinen zwei «Schreiber» (scribae), offenbar die Vorsitzenden, die sonst auch den Titel praefectus trugen. Dann kommt der ordo, bestehend aus 55 Meistern. Den Schluß bilden nochmals sieben Frauennamen, vermutlich Erbtöchter. Ein Schlaglicht auf die Handwerker in Rom wirft im kapitolinischen Museum eine Statuenbasis mit der Ehreninschrift für Diokletian von drei vereinigten Zünften, der Gerber, Fernhändler und Schuhverkäufer aus dem Jahre 287. Im Jahre 313 wurde darin der Name Diokletians durch den Constantins ersetzt, ohne daß die Gentilnamen angepaßt wurden, aber eine neue Konsuldatierung eingefügt, während die alten Datierungskriterien stehenblieben. Die Zweitverwendung und die schlechte Ausführung werfen ein trübes Licht auf die Mittel der Korporation.188 Die neue Nutzung alter Steine, Bauteile und Statuen als Spolien kam schon unter Diokletian auf.189 Ein altes Problem der Städte war ihre Finanzlage. Bereits unter Trajan erforderte ihre Verschuldung eine staatliche Aufsicht über ihre Ausgaben und Einnahmen durch dafür bestellte curatores, Kommissare mit entsprechenden Vollmachten. Die Abhängigkeit der Städte vom Kaiser nahm zu, es war ein wechselndes Nehmen und Geben. Diokletian erklärte anstelle der Städte den Staat als Eigentümer von herrenlosem Gut, bona vacantia, wenn Grundbesitzer enteignet, geflohen oder ohne Erben verstorben ­waren. Constantin hat das dann teilweise revidiert.190 In Notfällen da­ gegen griff der Kaiser selbst oder über den Provinzstatthalter helfend ein.191 Wie wurde eine Stadt zu einer solchen? Im Jahre 1885 fand der Epi­ graphiker John Sterret aus Boston im westlichen Zentralanatolien, an der Grenze zwischen Pisidien und Phrygien, nördlich vom heutigen Isparta, eine lange lateinische Inschrift, die eine Stadtwerdung beschreibt. Es handelt sich um einen fragmentarischen Kaiserbrief, den Mommsen Diokletian zuwies, der wahrscheinlich aber von Galerius stammt,192 gerichtet an einen Lepidus carissimus, der vermutlich Vicarius der Diözese Asiana 145

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war. Danach hatten die Einwohner der Domäne Tymandos193 in Südwestanatolien die «Würde des Stadtrechts», dignitas civitatis, beantragt. Der Kaiser, bemüht um den Glanz und die Zahl der Städte in seinem Erdkreis, gewährt die Bitte, da eine hinreichende Zahl von künftigen Dekurionen vorhanden sei: Den Bürgern wird eine curia, ein Stadtrat, gewährt, der innerhalb des bestehenden Rechts Beschlüsse fassen darf, also ein beschränktes Hoheitsrecht erhält, der Magistrate, Ädilen und Quästoren als Unterbeamte nach stadtrömischem Vorbild ernennt und bestimmen kann, was sonst noch bestellt werden muß. Mindestens 50 Dekurionen seien erforderlich, doch könnten es, von den unsterblichen Göttern begünstigt, auch mehr werden. Der Kaiser denkt dabei an die von den Dekurionen zu tragende Verantwortung. Die Stadt Tymandos gedieh und erscheint in späteren Konzilsakten.

10. Gesetzgebung und Rechtsprechung gesetzgebung und rechtsprechung

Diokletian war als römischer Kaiser nicht nur oberster Befehlshaber des Heeres, sondern auch einziger Gesetzgeber und höchster Richter. Unter ihm erlebte die klassische Jurisprudenz eine letzte Nachblüte. Mit der Ausweitung des römischen Bürgerrechts durch die Constitutio Antonini­ ana 212194 waren volksrechtliche Vorstellungen aus den griechischen und orientalischen Provinzen zur Geltung gekommen, die als «vulgäre Ent­ artung» des Reichsrechts gedeutet wurden.195 Dagegen zog Diokletian «mit aller Wucht zu Felde», indem er auf das klassische Reichsrecht ­zurückgriff und so wie durch die Verwaltungsreform im Rechtswesen eine «neue Epoche» eröffnete.196 Er hat juristische Talente geschätzt und gefördert, in seinen Dienst gestellt und zu eigenen Publikationen angeregt. Constantin sodann hat die Autoritäten gemaßregelt und die Rechtsberater durch Rhetoren ersetzt. Die «ewigen Streitereien der Gelehrten» seien zu unterbinden.197 Manche seiner Strafbestimmungen sind unerhört brutal.198 Die unter Diokletian letztmalig aufkeimende private Rechtsliteratur wird repräsentiert durch Aurelius Arcadius Charisius, magister libellorum erst bei Maximian, dann bei Diokletian 286 bis 292, dessen Werk über die munera civilia die wichtigste Quelle für die zahlreichen Bürgerpflichten darstellt,199 daneben entstanden damals mehrere kleinere Schriften unter pseudonymen Autoren über Strafrecht, juristische Fachbegriffe und 146

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­ nfängerunterricht für Jurastudenten.200 Weitreichend wirkungsvoll war A das Kompendium der pseudopaulinischen Sentenzen, die dem großen Rechtsgelehrten Julius Paulus (um 220) zugeschrieben wurden.201 Spätzeiten sammeln. Diokletians eigene Rolle im Rechtswesen kennen wir vornehmlich aus seinen rund 1250 Gesetzen und Entscheidungen, das sind beinahe ebenso viele wie von allen anderen Kaisern zusammen, etwa 1400.202 Wenn die Quellenlage die Sachlage spiegelt, war die Rechtweisung seit der Krise ­unter Gallienus ab 260 weitgehend erloschen, begann dann wieder unter Carus und seinen Söhnen jeweils unter dem gemeinsamen Namen der Augusti,203 so wie dann auch die Verordnungen Diokletians, erlassen stets im Namen Maximians zugleich, der nur ausnahmsweise, durch den Ausstellungsort, als Urheber nachweisbar ist. Zudem werden seit ihrer Er­ hebung 293 zusätzlich die Caesaren genannt. Gesammelt und geordnet ­wurden Bescheide nebst älteren Gesetzen seit Hadrian durch den Rechtsgelehrten Gregorius, publiziert 291, fortgeführt mit den Reskripten von 293 und 294 durch seinen Fachkollegen Hermogenianus. Ob die Sammlung im Dienst oder privat erfolgte, ist unbekannt.204 Der Codex Gregorianus und der Codex Hermogenianus – beide sind als ganze verloren – eröffnen die Tradition der europäischen Rechtskodifikation,205 die dann durch staatliche Sammlungen bestimmt wurde, 438 durch den Codex Theodosianus, der sich ausdrücklich auf das Vorbild der diokletianischen Codices beruft,206 und 534 durch den Codex Justinianus im Corpus Iuris Civilis. Darin finden sich die meisten Rechtsbescheide Diokletians gekürzt, geordnet nach Sachgruppen und innerhalb dieser in zeitlicher Folge gemäß dem Codex Gregorianus. Einzelnes bieten die Fragmenta Vaticana207 und die Collatio Mosaicarum et Romanarum ­legum, darunter ungekürzt das Ehegesetz und das Manichäerverbot.208 Die Fragmenta Vaticana sind eine bruchstückhaft erhaltene Sammlung von Rechtsweisungen des 3. Jahrhunderts und Konstitutionen von Diokletian bis Constantin, angelegt um 320.209 Die Collatio zeigt die Gleichartigkeit mosaischer und römischer Gesetze, entweder zugunsten der Akzeptanz römischen Rechts durch Juden und Christen oder aber um das höhere Alter der biblischen Bestimmungen zu erweisen. Sie verfolgt dann eine apologetische Absicht der von den christlichen Römern bedrängten Juden, so wie einst Josephus in seiner Schrift gegen Apion Moses als den ältesten und weisesten aller Gesetz­ 147

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geber beschrieb, der nicht nur Lykurg und Solon vorweggenommen, sondern auch Pythagoras und Platon inspiriert habe, lange vor dem Zwölf­ tafelgesetz. Welches Interesse konnte ein christlicher Autor am Bezug auf Moses haben? Das spricht für den jüdischen Ursprung der Collatio.210 Sie entstand um 400. Diese Sammlungen waren erforderlich, weil gültiges Recht nicht von selbst veraltete. Blieb doch selbst das nicht ins Corpus Iuris aufgenommene Zwölftafelgesetz von 450 v. Chr. in Einzelfällen noch zitierfähig.211 Unser bürgerliches Gesetzbuch von 1900 hat dagegen alle älteren Regelungen ungültig gemacht. Mit den beiden unter Diokletian angelegten Codices verbindet sich eine für die Kulturgeschichte höchst bedeutsame technische Neuerung: der Übergang von der Buchrolle, dem volumen, zum Blätterbuch, dem codex. Sie wird in die Zeit um 300 datiert.212 Das Wort codex, klassisch caudex, bezeichnet den Baumstamm, dann den Holzblock und nun das Buch aus Pergamentblättern, membranae, oder Papyrusblättern, folia. Der Codex ist raumsparender und widerstandsfähiger als die Rolle und erleichtert das Auffinden von Stellen, so in Gesetzessammlungen und in der Bibel. Schon die Apostel benutzten Bücher aus Pergamentblättern,213 doch auch Caesar sammelte seine Briefe an den Senat in einem paginierten libellus memorialis.214 Seit Diokletian also werden «Bücher» profanen ­Inhalts üblich, ehe dann unter Constantin das Umschreiben der Rollen beginnt. Dennoch haben sich solche aus älterer Zeit im Rechtswesen bis ins 5. Jahrhundert gehalten.215 Die üblicherweise als «Gesetze» bezeichneten Konstitutionen um­fassen als responsa und rescripta einzelne Entscheidungen und als leges ­generales, edicta, decreta und mandata allgemeine Regelungen. Gegen vorgekommene Betrügereien betont Diokletian, nur eigenhändig unterschriebene Bescheide, rescripta nostra manu subscripta, seien gültig.216 Es sind zum kleineren Teil neue Verfügungen allgemeiner Art, oder Aus­legungen ­älterer Regelungen und zum weitaus größeren Teil Antworten an Rechtsuchende und Hilfsbedürftige durch den höchsten Richter. Bei den Einzelentscheidungen geht es um den Schutz der Schwachen vor dem Mißbrauch der Gerichte durch die Reichen und Mächtigen,217 um die Klärung von Zweifelsfällen und um die Behebung von Mißständen aufgrund von Eingaben aus den Provinzen, sowohl von Beamten als auch von Privaten, darunter Frauen, Studenten, Minderjährigen und selbst Sklaven.218 Diokletian hatte ein offenes Ohr. Wenn er nicht gerade Krieg 148

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führte, entschied er täglich mehrere Fälle, allein vom 1. Dezember 293 sind deren 15 erhalten.219 Petitionen erreichten den Kaiser über seinen magister libellorum, dem die Libellkanzlei, der «Reichskummerkasten»,220 unterstand, oder indem der Rechtsuchende die Bittschrift auf einer Audienz persönlich überreichte. Der Fall wurde dann sofort entschieden oder, so bei leges genera­ les, im consilium, seit Constantin öfter sacrum consistorium, im kleinen Kreis der comites, der «Begleiter» des Kaisers, beraten. Mit der Formel ex suggestione – «auf Vorschlag von» verweist der Kaiser auf den jeweils genannten Ratgeber. Er entscheidet nicht selbstherrlich.221 Den Spruch des Kaisers protokollierte ein exceptor – einen kennen wir222 –, rechtsgültig formuliert vom magister libellorum, er besorgte den Aushang, das propo­ situm mit Namen der Kaiser, Ort und Datum,223 sowie die Zustellung an die Kläger, von denen nur der jeweilige Statthalter wußte, wo sie zu er­ reichen sind. Die von Notaren kopierten, im Archiv bewahrten Einzelentscheidungen blieben dann Muster für spätere Fälle. Die Gerichtsverfahren fanden statt in den Provinzhauptstädten ent­ weder pro tribunali in der Öffentlichkeit oder ausnahmsweise in secre­ tariis.224 Wie der Kaiser so tagte dabei auch der Richter hinter einem V ­ orhang, einem velum.225 Gegen die bei den Gerichtsverfahren vorkommenden Verzögerungen und Verschleppungen erließ Diokletian 294 eine Terminvorschrift je nach der Entfernung des Petenten vom Hof oder vom Gerichtsort, verstattet waren aus Übersee neun Monate.226 Der Instanzenzug der Appellationsgerichtsbarkeit führte zum Reichspräfekten oder zum Kaiser persönlich. Wer davon keinen Gebrauch mache, möge sich über ein empfangenes Gerichtsurteil nicht beklagen.227 Die Berufung auf den Kaiser schaffte erst Constantin ab, damit «seine Würde nicht mehr befleckt» werde.228 Auch spätere Kaiser hielten es für unter ihrer Würde, infra imperiale columen, sich mit Privatprozessen abzugeben.229 Die Bürgernähe des Kaisers ging weitgehend verloren. Wie die Kaiser vor ihm230 regelte Diokletian die zulässigen Gebühren für Advokaten, freiberufliche Gerichtsbeistände. Im Höchstpreisedikt heißt es, ein Advokat oder Rechtsgelehrter dürfe pro Auftritt in postula­ tione höchstens 250 Denare fordern, in cognitione maximal 1000.231 Es geht um die Erhebung einer Klage oder um die Erwiderung auf eine solche und um die Verhandlung im Prozeß, wofür außer juristischer Kenntnis vor allem rhetorische Schulung erforderlich war. Die Juristerei war ein 149

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Weg des sozialen Aufstiegs zu Ansehen und Reichtum.232 Nach den Quellen über das Unwesen der Advokaten wurde das Prozessieren geradezu als Sport betrieben. Eine Satire auf die Habgier und die Dreistigkeit der ­Gerichtsredner in Antiochia bietet Ammian in einem Exkurs für die Zeit um 375.233 Die Ausbildung zum Juristen erfolgte in Rom und namentlich in Berytos / Beirut. Die Stadt besaß eine berühmte Fachhochschule für Rechtswissenschaft, daher ihr Beiname nutrix legum – «Amme der Gesetze».234 Berytos war eine römische Kolonialstadt und sprach lateinisch. Latein war die Sprache des Rechts und des Militärs. Bei den Tetrarchen ist aufgrund ihrer sozialen und regionalen Herkunft Kenntnis des Griechischen nicht zu erwarten. Selbst Constantin bediente sich auf dem Konzil von Nicaea 325 unter lauter griechischen Bischöfen eines Dolmetschers.235 Unter Diokletian wurde auch im Osten Latein die Sprache der Verwaltung und der Gerichte.236 In der Weltbeschreibung des Reisephilosophen Junior von 360 heißt Berytos eine sehr «reizvolle Stadt, so die Hörsäle (auditoria) für den ­Unterricht in Gesetzeskunde, auf der die gesamte Verwaltung (omnia ­iudicia) der Römer beruht. Von dort kommen gelehrte Männer, die auf dem ganzen Erdkreis den Richtern und Statthaltern (iudicibus) zur Seite stehen und mit ihrer Rechtskenntnis die Provinzen schützen».237 Die Masse der Kaisergesetze entscheidet Anfragen kleiner Leute. Welcher Kaiser, welcher Monarch kann da mithalten? Auf die Eingabe von Severinus, dem Sprecher der arabischen Landsmannschaft der Beiruter Jurastudenten, die aber nicht nur aus Arabien kamen, sondern aus dem gesamten griechischen Osten und Armenien, antwortete Diokletian: «Da ihr versichert, euch in Berytos, in der Provinz Phoenicia um die Freien Künste, vor allem um die professio iuris zu bemühen, bestimmen wir im Blick auf das öffentliche Interesse und eure beruflichen Hoffnungen, daß die Studenten bis zum 25. Lebensjahr aus dem Studium nicht abberufen werden dürfen.»238 Was lag hier vor? Die Studenten stammten allermeist aus begüterten Familien, die wohl überwiegend dem jeweiligen Dekurionat angehörten. Damit waren sie für die Versorgung der Heimatstadt verantwortlich und unterlagen der Steuerpflicht. Um ihr nachzukommen, waren Studenten aus dem Studium herausgerissen und von der jeweiligen Stadtregierung nach Hause beordert worden. Dies wurde von Diokletian unterbunden. 150

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Die Sorge um den Nachwuchs in der staatlichen Rechtspflege stellte er über den Bedarf der kommunalen Kassen und des Fiskus. In der Mehrzahl der Gesetze Diokletians ging es neben Statusfragen um finanzielle Probleme, um strittige Ansprüche, unklare Verpflichtungen und immer wieder um Testamentsverfügungen und -verfälschungen mit den obligaten Erbstreitereien. In seinen Rechtsbescheiden orientierte sich Diokletian mit seinen Räten am alten Recht. Einzelne neue Grundsätze gelten bis heute, so der Schutz des Verkäufers, der in Unkenntnis des Wertes einer Sache von dem Käufer «über den Tisch gezogen» wird. Die Vertragsfreiheit wird in diesem Fall mißbraucht und bei laesio enormis eingeschränkt.239 Mitunter bringt Diokletian den Stolz auf die eigene Epoche zum Ausdruck. Ein Mann wollte die Steuerforderung des Fiskus an ihn auf seinen Privatschuldner übertragen, wogegen dieser klagte. Darauf erklärte der Kaiser, abhorret a saeculo nostro, es ist des Geistes unseres Zeitalters unwürdig, daß jemand den Fiskus benutzt, um seine Steuerschuld zu begleichen, indem er eine Forderung, die er an einen privaten Schuldner hat, auf den Fiskus abwälzt.240 Die Formulierung Diokletians erinnert an Trajans Antwort in der Christenfrage des Plinius nec nostri saeculi est.241 Besonderes Interesse zeigt Diokletian an der Wahrung der Religion,242 an der Beschränkung des Strafrechts, dem Schutz der Familie und an einem humanen Umgang mit den Sklaven. Bei Delikten orientierte sich das Strafmaß nicht nur an der Schwere des Vergehens, sondern ebenso wie alle Zeit am Status des Delinquenten. Angehörige des Dekurionats, Soldaten und Veteranen und ihre Söhne durften anders als Plebejer nicht strafweise geprügelt werden. Auch sonst sei die Folter erst anzuwenden, wenn die Beweisgründe erschöpft sind.243 Gegen äußeren Druck bezog Diokletian Stellung. Der Sohn eines ­Dekurionen hatte den Zorn des Volkes erregt. Hatte er Korn zurück­ gehalten?,244 keine Wagenrennen bestellt?, statt der Löwen nur Bären besorgt? Die Theatermassen forderten lautstark, ihn den wilden Tieren vorzuwerfen. Der Kaiser aber verweigerte eine «Volksfesthinrichtung».245 Er sprach ihn frei und bestimmte im consistorium, dem geheimen Staatsrat, oder secretarium,246 Söhne von Dekurionen dürften nicht ad bestias verurteilt werden. Als das Publikum keine Ruhe gab, erklärte er iterum, abermals, dem leeren Geschrei des Pöbels sei kein Gehör zu schenken; vanae voces populi non sunt audiendae. Denn weder dürften gemäß dem Wunsch der Menge Schuldige der Anklage entzogen noch Unschuldige verurteilt 151

vii. die reichsreform

werden.247 Spontane und organisierte Sprechchöre, acclamationes der Theatermassen oder der Zuhörer bei öffentlichen Verhandlungen, die Beifall oder Mißfallen bekundeten und Forderungen erhoben, gab es von Caesar bis Justinian.248 Manche grundsätzliche Frage wurde in einem dauerhaft gültigen Sinne geklärt. So verfügte oder bestätigte der Kaiser, daß die Beweislast beim Kläger liege (Cod. Just. IV 19,8), daß niemand gezwungen werden könne, Klage zu erheben (III 7,1) und daß Verurteilung ohne Vorladung unstatthaft sei (VII 43,7). Gemeineigentum müsse auf Wunsch eines Mitbesitzers geteilt werden, und an eine erfolgte Schenkung könnten nachträglich keine Bedingungen geknüpft werden (VIII 54,4). Nach wie vor gilt zudem der Spruch, daß ein Auftrag vor Beginn seiner Ausführung durch den Tod des Auftraggebers erlischt (IV 35, 5), daß Alte (VIII 53,16) und Kranke (VI 22,2f ) rechtsfähig bleiben, daß erzwungene Vergleiche nichtig seien (II 4,13), aber freiwillig eingegangene Vergleiche volle Rechtskraft besitzen (II 4,20). Brandschaden befreit nicht von Schulden (IV 2,11); anstelle eines Schuldners haftet weder dessen Sohn noch dessen Frei­gelassener oder Sklave (IV 13,4f ). Mehrfach zeigt sich in den Gesetzen Diokletians die Sorge um die Sittlichkeit und die Familie. Hier empfindet er geradezu eine religiöse Pflicht zum Erhalt der göttlichen Ordnung. Das zeigt das Ehegesetz von 295. Es geht dem Kaiser darum, daß Sitte und altes Recht fromm und gesetzmäßig gewahrt werden, religiose atque legitime iuxta disciplinam iu­ ris veteris, und die Menschen sich nicht vermischen wie die Tiere. Nur so würden die unsterblichen Götter dem Römertum, Romano nomini, wohlwollend geneigt verbleiben, so wie sie es immer waren. Denn durch die Achtung der Gesetze sei die maiestas Romana cunctorum numinum favore zu solcher Höhe aufgestiegen. Das ausnahmsweise in voller Länge überlieferte Gesetz – in den Codices gibt es nur Regesten – findet sich in der ‹Collatio›.249 In der Kaiserzeit hatten sich die Sitten gelockert. Als Cassius Dio 211 consul suffectus wurde, fand er in Rom 3000 Anzeigen wegen Ehebruchs vor. Er verzichtete auf eine Verfolgung.250 Diokletian nahm die Sache ernst und ging mit gutem Beispiel voran. Frauengeschichten von ihm kennen auch seine Feinde nicht, anders bei Carinus, Maximian, Galerius und Maxentius. Eheliche Treue wird eingeschärft. Bigamie hat Infamie zur Folge, d. h. Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte (V 5,2), nicht aber 152

gesetzgebung und rechtsprechung

der kommunalen Pflichten (X 59,1). Auf das Vermögen der Gattin hat der Ehemann keinen Zugriff (VIII 42,11). Die Befugnis, eine Ehe einzugehen oder aufzulösen, liegt bei den Partnern, jeder Zwang ist rechts­ widrig (V 4,14). Dasselbe gilt für ein Verlöbnis, von dem auch eine Frau zugunsten einer anderen Verbindung zurücktreten kann (V 1,1), so ­Eutropia, die von Hannibalianus zu Maximian überging.251 Die Ehe mit der eigenen Freigelassenen ist statthaft und nur den höheren Standes­ personen verwehrt (V 4,15). Der Kaiser fordert die Rückkehr zur altrömischen Zucht und erinnert an das genau umrissene Inzestverbot. Im Jahre 295 führte er Eheverbote aus für 15 einzeln benannte Verwandtschaftsgrade. Untersagt wird die Heirat der eigenen Mutter, Großmutter und! Urgroßmutter (proavia) ­sowie «all jener, die im alten Recht genannt werden».252 Das Inzesttabu ist eine Kulturkonstante, Ausnahmen kennen wir nur aus dem alten Persien und dem ptolemäischen Ägypten. In Rom hatte es sich anscheinend ge­ lockert. Diokletian mußte Amnestietermine festsetzen, die es auch 287 und 291 schon gab.253 Darin kündigt sich der – vom Christentum begünstigte – «Sittlichkeitsdrang der Spätzeit» an.254 Ein Gespür für Sittlichkeit offenbart nicht erst die christliche Gesetzgebung. Eine Römerin hat eine freigeborene Gefangene von den Feinden losgekauft und sie zur Prostitution gezwungen. Darauf ist diese zu ihrem Vater geflohen, der sich nun beim Kaiser beschwert und sich der Rück­ forderung widersetzt. Diokletian ist entrüstet und erklärt, die fordernde Frau habe durch ihre Niedertracht jedes Anrecht an der Gefangenen und an dem für sie erlegten Lösegeld verwirkt.255 Anders als eine freigeborene Hure verliert eine vergewaltigte Frau ihren unbefleckten Ruf nicht und kann eine bürgerliche Ehe eingehen.256 Ein Mann hatte mit den Reizen seiner Ehefrau Geschäfte machen wollen. Der Nutznießer – ein Bordellwirt oder ein Galan – zahlte nicht die vereinbarte Summe. Darauf verklagte ihn der Ehemann beim Kaiser. Der aber wies ihn zurecht: ein ­solches Verhalten sei sittenwidrig, eine turpis causa contra bonos mores.257 Der Mann sollte sich schämen. Es verblüfft, mit welch scheinbar belanglosen Fragen der Kaiser sich abgab. Soziales Empfinden verraten die Bestimmungen, daß mittellose Eltern von ihren Kindern versorgt werden müssen (VIII 46,5), daß freigeborene Kinder nicht verpfändet, verschenkt oder in die Sklaverei verkauft werden dürfen (II 4,26; III 15,2; IV 43,1). Gerichtsstand müsse der Ort des Be153

vii. die reichsreform

klagten, nicht der des Klägers sein (III 13,2), Schadensersatz betrage bei Leugnung der Tat die doppelte Höhe des zugefügten Verlustes (III 35,4f ). Scheidung auf Betreiben Dritter sei unstatthaft. Die Pietät gegenüber ­Eltern und Schwiegereltern dürfe den Ehefrieden nicht stören. Diokletian sorgt für die Kinder nach der Scheidung oder dem Tod der Eltern durch Regelung der Zuständigkeit.258 Eine humanitäre Grundhaltung bewies Diokletian gleichfalls in seinen Reskripten zur Sklaverei.259 An der Einrichtung als solcher zweifelte er ebensowenig wie irgendein anderer bekannter Zeitgenosse. So bekräf­ tigte er das Gesetz von 24 n. Chr., das Sklaven den Zugang zu städtischen Ehrenämtern verwehrte, und erlaubte die Verfolgung entlaufener Sklaven auf fremdem Territorium, wenn der Statthalter zustimmte.260 Sklaven wurden beim Strafprozeß gefoltert, sie besaßen kein Eigentum, hatten keine Erben und konnten nach der Freilassung im Falle von grober Undankbarkeit in den Sklavenstand zurückversetzt werden. Ihre Freizügigkeit war im übrigen nicht eingeschränkt.261 Aber während dann Constantin bei den immer wieder auftauchenden Statusproblemen vornehmlich die Herrenrechte achtete, begünstigte Dio­ kletian wie sein Vorbild Marc Aurel gemäß dem favor libertatis die Freilassung.262 Dabei mag der Wunsch des Kaisers nach Steuerzahlern und Wehrpflichtigen mitgesprochen haben, doch kam das den Unfreien zugute. Erhalten sind 185 einschlägige Entscheidungen des Kaisers. So kam es vor, daß jemand im Glauben lebte, freigeboren zu sein, bis nach 25 Jahren erwiesen wurde, daß dies nicht der Fall war. Konnte der Herr der Mutter den Betroffenen in die Sklaverei zurückversetzen? Das verneinte Diokletian. Ein Sklave hatte aus seinem peculium, dem von ihm erwirtschafteten und ihm anvertrauten Vermögen, dem Herrn für den Freikauf seiner Tochter Geld gegeben. Der aber unterließ es. Das durfte er, brach aber sein Versprechen. Der Sklave wandte sich an den Statthalter, der an den Kaiser, und dieser entschied zugunsten des Klägers.263 Der Prozeßgegner einer Frau namens Urbana verlangte, daß ihre Sklaven zur Erhärtung seiner Klage gegen sie peinlich verhört würden. Urbana wandte sich an Diokletian. Er entschied: Selbst wenn du deine Sklaven dem Verhör zur Verfügung stelltest, verböte ich, daß sie zu Aussagen gegen oder über dich gezwungen werden.264 Der Sklavin Firmina schreibt er, zwar habe sie in ihrem Stande kein Recht, sich an den Kaiser zu wenden, aber das von ihr angezeigte Verbrechen, der Mord an ihrem Herrn, wiege schwerer. 154

gesetzgebung und rechtsprechung

Der Präfekt solle die Strafe an den Mördern verfügen und die verdiente Freilassung der lobenswerten Klägerin vornehmen.265 Mehrere Gesetze wandten sich gegen Menschenraub, ein besonders in den Hafenstädten verbreitetes Übel. Kinder wurden auf die Schiffe gelockt und in Übersee verkauft. Der Verlust des Geburtsregisters, so Diokletian, könne niemandem die Freiheit nehmen.266 Menschenraub war fortan todeswürdig.267 Mit der Freilassung erloschen zuvor gegen den Freilasser begangene Vergehen.268 Aus Feindesgewalt befreite Römer wurden nicht als Sklaven Beutegut der Soldaten, sondern in ihren vorigen Rechtsstand zurückversetzt.269 Die Schändung einer Sklavin belaste zwar nicht den bürgerlichen, sehr wohl aber den moralischen Ruf des Täters.270 Schuldknechtschaft, Versklavung wegen Insolvenz, war unstatthaft.271 Dieses Übel hatte in Athen schon um 600 v. Chr. Solon abgeschafft, bei den Germanen notiert Tacitus es noch um 100 n. Chr.272 Die Sklavin E ­ ukarpia war von ihrem Herrn freigelassen worden, nachdem er sie verkauft, aber bevor er sie übergeben hatte. Der Käufer bestand auf ihrem Sklavenstatus, sie aber wandte sich an den Kaiser. Der verfügte, daß erst mit der Übergabe der Wechsel des Eigentums erfolge, die Freilassung somit rechtsgültig sei. Doch stehe dem Käufer Schadensersatz durch den betrügerischen Verkäufer zu. Eukarpia aber war frei und damit römische Bürgerin. Hier spüren wir den Geist Marc Aurels,273 er ist der einzige Vorgänger, den Diokletian pater nennt: divus Marcus pater noster, reli­ giosissimus imperator.274 Durchgehend war Diokletian um Rechtsstaatlichkeit bemüht. Das s­ ystemimmanente Grundproblem konnte er freilich nicht lösen, obschon er es versuchte: die gesetzliche Selbstbindung des Gesetzgebers. Dazu zählt die Bestimmung, daß ein korrekt abgefaßtes Testament auch durch den Kaiser nicht für ungültig erklärt werden kann,275 oder die Verfügung, daß ordnungsgemäß gefällte Rechtsentscheidungen selbst durch Kaisergebot (imperiale rescriptum) nicht aufgehoben werden dürfen.276 Die I­ ntention ist klar: Das Recht steht über dem Kaiser. Wie aber konnte ein Richter die Forderung erfüllen, daß rechtswidrige Kaiser­erlasse ungültig seien? Diokletians rechtspolitische Tendenz wurde gelegentlich als krampfhaft klassizistisch, als blind konservativ gekennzeichnet. Doch steht dem eine Fülle von Neuerungen im Interesse der Billigkeit und der Humanität gegenüber. In einigen Bereichen wurde das Recht in einer Weise und in 155

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einem Maße fortgebildet, die auch «den spätklassischen Juristen alle Ehre gemacht hätte».277 Hunderte von Entscheidungen Diokletians gingen ein in den Codex Justinianus und damit ins Corpus Iuris Civilis, das die ­europäische Rechtstradition geprägt hat.

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Nervus rerum bion

VIII

Geld und Wirtschaft

viii. geld und wirtschaft

1. Prägestätten und Werteinheiten – 2. Münzpropaganda – 3. Steuern und Bodenbindung – 4. Frondienste – 5. Staatsausgaben – 6. Das Höchstpreisedikt 301 – 7. War die Finanzlage fatal?

Der Philosoph Bion von Borysthenes aus Olbia an der Mündung des ­Dnjepr ins Schwarze Meer1 nannte im 3. Jahrhundert v. Chr. den «Reichtum die Sehne der Dinge», ploutos neura pragmatōn. Cicero spezifizierte das, wenn er pecunia infinita als nervos belli bezeichnete, und Plutarch bestätigte das.2 So sah auch Diokletian das Geldwesen. Gingen doch drei Viertel der Steuereinnahmen in die Besoldung der Legionen. Seine Vorgänger hatten sich angesichts der Kostensteigerung in den Bürgerkriegen seit Gallienus 260 durch wachsenden Bedarf mit einer sprunghaften Vermehrung der Geldmenge beholfen, mit einer Münzverschlechterung, die zur Geldentwertung führte. Nach jeder Münzreform begann die Inflation von neuem, die Wertangaben wurden fünf- und sechsstellig. Der Staat regierte mit Verboten und Naturalsteuern. Unter den zu Millionen im Boden erhaltenen Münzen der Kaiserzeit ist das 3. Jahrhundert überproportional vertreten. Allein für die Familie des Gallienus sind über tausend Münztypen bezeugt.3 Was bedeutet diese Geldvermehrung?

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viii. geld und wirtschaft

1. Prägestätten und Werteinheiten prägestätten und werteinheiten

Seit hundert Jahren ist das Wort «Inflation» bei uns im heutigen Sinn gebräuchlich. Plinius4 verwendet inflatio für Blähungen, und nur so verstehen es noch die Fremdwörterbücher von Kiesewetter 1841 und Heyse 1873. Auf die Geldentwertung in Rom übertragen, benennen wir so den krankhaften Zustand der Wirtschaft in Rom des 3. Jahrhunderts. Um seiner Herr zu werden, versuchten Aurelian 274 und Probus 280 das Geldwesen zu regeln.5 294 führte Diokletian eine erste, 301 eine zweite Finanzreform durch.6 Die Zahl der Münzstätten, unter Decius waren es 85,7 wurde reduziert. Sie verteilen sich sehr ungleich auf die Regionen des Reichs. Ihre Dichte entspricht der militärischen Präsenz gemäß der Gefährdung der Provinzen, denn Hauptabnehmer der Münzen waren allezeit die Soldaten. Gut versorgt mit Prägeorten war der Westen mit Treveri / Trier, Lugdunum / Lyon, zeitweilig Iantinum / Meaux und Arelate / Arles, umbenannt in Constantia. Britannien ist mit Londinium / London vertreten, Italien mit Aquileia, Ticinum / Pavia, Rom und Ostia. Nord­ afrika hatte eine Werkstatt, eine sacra moneta, in Karthago, in Spanien gab es keine. In den Balkanprovinzen finden sich Münzstätten in Siscia, Serdica, Thessalonica und Herakleia bei Byzanz, im Orient prägten Kyzikos, Nikomedien, Tripolis, Antiochia und Alexandria.8 Alle Münzstätten arbeiteten für alle Kaiser, nicht nur für den regional zuständigen. Das Kollegium präsentierte sich auch darin als Gemeinschaft. Die Münzen sind wie im Westen so im Osten lateinisch beschriftet. Alte Münzarten verschwanden, neue kamen in Umlauf.9 Der schwere kupferne Sesterz, der als klassische Werteinheit (HS) gegen Ende des 3. Jahrhunderts außer Kurs gekommen war, wurde aus Materialmangel nicht weitergeprägt. Silberne Denare waren ursprünglich je zehn Asse, später deren 16 oder vier Sesterzen wert und sind zuletzt unter Philippus Arabs (244–249) geschlagen worden. Seit Gordian III 238 dominierte der von ­Caracalla, amtlich Marcus Aurelius Antoninus, im Jahre 215 eingeführte Doppeldenar, modern genannt «Antoninian», eine dünne Kupfermünze mit immer dünnerem Silberüberzug. Sie zeigt den Kaiser mit der nie ge­ tragenen Strahlenkrone,10 die Kaiserin bis zu Magnia Urbica, der Frau des Carus, mit der Mondsichel unter der Büste. 303 endet die Prägung. Die im Osten üblichen Provinzialmünzen der griechischen Städte ­waren aus Materialmangel ganz heruntergekommen. 296 prägte nur noch 158

prägestätten und werteinheiten

Alexandria seine verkümmerten Tetradrachmen. Sie waren auf alle vier Kaiser geschlagen worden – mit Adler unter anderem für Diokletian, Victoria für Constantius, Sarapis für Maximian und Galerius – und hatten nur noch Pfenniggröße. Ihr Silbergehalt war so gering, daß 1500 Stück einem einzigen aureus entsprachen.11 Silber war Mangelware, die Vorkommen in Laurion auf Attika und die bei Cartagena / Nova Carthago waren erschöpft. Diokletian schaffte die seit über 800 Jahren im Osten kursierende Drachme ab,12 und so gab es fortan nur noch eine einheitliche Reichswährung.13 Die Währungseinheit seit der Münzreform von 294 war der neue ­Denar, im Preisedikt und im Filocalus-Kalender14 durch ein quergestrichenes X bezeichnet. Die Forschung nennt ihn denarius communis und betrachtet ihn vielfach als «theoretische Rechnungseinheit».15 Zu einer solchen wurde in der Schweiz der Rappen, seitdem nur noch Fünf­ rappenstücke geprägt werden und daher Mogelpreise wie bei uns 9,99 Euro verschwunden sind. Da aber das Edikt Preise von einem Denar oder auch zweien nennt,16 muß es diesen zur Bezahlung eines Heubauern, eines Friseurs oder eines Gastwirts als Bronzemünze gegeben haben.17 Diokletians Kleinmünzen erscheinen in drei Größen. Die kleine, der Denar, zeigt den Kaiser im Lorbeerkranz, die mittlere, der bicharactus, den Kaiser mit der Strahlenkrone, entsprechend dem Doppeldenar, und die große den Kaiser wieder mit dem Lorbeer. Die beiden größeren Stücke galten ein Vielfaches des kleinen, die Paritäten änderten sich.18 Das Metall des Kleingeldes wird als aes – Erz bezeichnet,19 als Bronze, Kupfer, Weißkupfer20 oder Billon. Im Unterschied zum silbernen Denar seit 211 v. Chr. war der denarius communis so wie die beiden größeren Stücke ähnlich dem Antoninian eine schwach versilberte Kupfermünze. Das war ein staatlicher Münzbetrug, so wie unsere ehemals kupfernen Ein- und Zweipfennigstücke später nur noch oberflächlich verkupfert waren, die Ein-, Zwei- und Fünfcentmünzen von Anfang an. Wegen des geringen Metallwertes des Bronzegeldes wurde dieses bei größeren Geschäften in versiegelten Beuteln mit Mengenangabe gehandelt. Solche saccula verschiedenen Inhalts sind seit dem frühen 3. Jahrhundert bezeugt,21 enthielten später aber wohl eine standardisierte Anzahl Münzen im Sinne einer Hunderteuroscheins. Ende des 4. Jahrhunderts findet sich das Wort follis, Sack, für den Behälter im Lagerheiligtum, in dem die Soldaten ihre jeweiligen Ersparnisse aufbewahrten.22 Seit, und 159

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wohl schon vor Constantin ist follis pecuniae eine Kleinmünze, wenn ein Betrag in bar, in nummo genannt wird.23 Er entspricht als kleinste Einheit dem Denar des Edikts, damit der kleinsten Bronzemünze, doch nach ­deren Abwertung 302 dem großen Stück.24 Die Inschrift an einer Fähre vor Karthago nennt die Tarife: Ein Reiter 4 folles, ein Fußgänger 1, ein Maultier mit Last und Treiber 4, ohne Last 2, ein Kamel mit Last und Treiber 5, ohne Last 3, ein Esel mit Last und Treiber 4, ohne Last 2.25 Das ist der Stil des Preisedikts. Die neue diokletianische Silbermünze, der denarius argenteus zu hundert Denaren wog laut Aufschrift XCVI offiziell ein sechsundneunzigstel Pfund, war also mit dem Prägeaufschlag ein gutes Hundertstel Pfund wert. Bis 301 wurden 15, dann 24 Silberstücke einem Goldstück gleich­ gesetzt und vier Goldstücke einem Pfund Silber. Insgesamt verliert das Silber an Bedeutung, das Metall wurde rar. Vergleichsweise stabil war der Wert des Goldes. Seit dem 3. Jahrtausend kam es aus Ägypten, zur Römerzeit auch aus dem Kaukasus und aus Spanien, in der Spätantike aus Thrakien.26 Ein Pfund Gold zu 327,45 Gramm ergab erst 70, dann 60 Goldstücke, aurei zu 4,7 beziehungsweise 5,45 Gramm,27 und kostete 301 im Höchstpreisedikt maximal 50 000 Denare im Wert von je 0,00654 Gramm Gold.28 In Gold wurden die Donative an die Soldaten und die Tribute an die Barbaren gezahlt.29 Viel Gold ging über die Grenze. Zu Geschenkzwecken geprägte Goldmedaillons ent­ sprachen mehreren aurei. Sie waren besonders kunstvoll und aussagehaltig gestaltet.30 Diokletians Silber- und Goldprägungen schwankten in ihrem Wert­ verhältnis untereinander und zum Kupfer. Erst Constantin gelang die Erneuerung der Geldwirtschaft, beruhend auf dem Goldstandard. Er hatte in den Tempelschätzen neue Goldquellen entdeckt.31 Gold ist überhaupt das älteste und wertbeständigste Zahlungsmittel, bezeugt seit dem 3. Jahrtausend v. Chr.32 Es ist nur in begrenztem Maße, so aber immer verfügbar, durch keine Inflation bedroht. Gold faszinierte durch seinen Glanz, den es immer behält, schon den Hethiterkönig, der um 1360 v. Chr. an den Pharao Echnaton schrieb, so die Amarna-Korrespondenz, «schicke mir Gold, viel Gold!»33 Die Wertschätzung des Goldes ist eine Kultur­konstante.

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münzpropaganda

2. Münzpropaganda münzpropaganda

Römische Münzen dienten nicht allein dem geschäftlichen Zahlungs­ verkehr, sondern enthielten durch ihre Gestaltung, durch das Münzbild und gegebenenfalls durch die Umschrift eine politische Botschaft oder eine amtliche Bekanntmachung. Die neuen Emissionen folgten in kurzer, mitunter monatlicher Folge. Das war in vorrömischer Zeit anders. Die Goldmünzen des Dareios zeigen den Großkönig, seine kleinasiatischen Satrapen erscheinen im 4. Jahrhundert v. Chr. als individuelle Porträts auf den Vorderseiten. Griechische Münzen tragen städtische oder religiöse Embleme, Individualporträts gibt es seit Alexander mit den Attributen des Herakles. Anspielungen auf Ereignisse sind sehr selten. Auf den Münzen der Diadochen erscheint vorn das Profil des Herrschers, imitiert von siegreichen römischen Imperatoren schon in der späten Republik; in der Kaiserzeit ist das Standard. Seit Caesar und Augustus beanspruchten die Kaiser das ungeschriebene alleinige Bildnisrecht, das ius imaginis,34 das Recht, ihr Bild auf Münzen zu zeigen (Tafel XVI). Ihre sichtbare Allgegenwart auf Hunderttausenden von Exemplaren im ganzen Reich war ein Machtinstrument. Die erste Sorge jedes Usurpators war es, unverzüglich Münzen auf seinen Namen schlagen zu lassen und damit seinen Herrschaftsanspruch zu verkünden, so Aurelius Julianus 283 in Pannonien (Abb. 3), Carausius 286 in Britannien (Abb. 9), Domitius Domitianus 297 in Alexandria. Die Profile sind ursprünglich selbst in Erbsengröße so genau, daß der Kaiser erkennbar war. Dank den Münzbildern lassen sich noch im 3. Jahrhundert die zahlreich erhaltenen rundplastischen Kaiserköpfe bestimmen. In der Spät­ antike geht die naturtreue Physiognomie verloren. Die Kaiserköpfe sind so wie die Porphyrporträts schematisiert, nicht selten geradezu infantilisiert. Es gibt den Tetrarchentypus, doch ist zumeist nicht mehr erkennbar, wer gemeint ist. Ähnlich den Vorderseiten der Münzen sind zahlreiche Blei­ siegel gestaltet, die von Lieferungen in staatlichem Auftrag stammen.35 Die Umschrift nennt Namen und Titel des Kaisers.36 Wo auf den Münzen auch die Konsuln und die Siegerbeinamen wie germanicus oder persicus erscheinen, lassen sich diese auch auf den Inschriften datieren und bieten so wichtige chronologische Hinweise. Eine Münzmarke bezeichnet gewöhnlich den Prägeort, bisweilen zudem die Offizin, die numerierte Werkstatt. So steht smn für Sacra Moneta Nicomediae, sma 161

viii. geld und wirtschaft

für Sacra Moneta Antiochiae und pr für Prima (officina) Romae, ptr für Prima (officina) Treverensis in Trier. Die Rückseiten der kaiserzeitlichen Prägungen waren im Prinzipat unendlich vielfältig. Anders als die persischen und griechischen Münzen, die auf Ereignisse nur selten Bezug nehmen, verkündeten römische ­Serien Siege über Barbaren und Vorgänge im Kaiserhaus, sie feierten Neubauten und Jubiläen, betonten durch Bildmotive die Tugenden der Kaiser und ihre segensreiche Herrschaft. Unter den Tetrarchen dagegen sind die Rückseiten wenig erzählfreudig, abgesehen von Goldmünzen und Medaillen. Die Wiedergewinnung Britanniens und der Empfang germanischer Einwanderer an der Mainzer Brücke37 werden darauf noch dargestellt (Abb. 10), die Gelübde zu den Regierungsjubiläen 293 und 305 noch verkündet, doch sonstige Ereignisse sind schematisiert, schwer zu datieren oder gar fingiert, so der Einzug der Augusti auf der Elefantenquadriga in Rom beim Konsulatsantritt 287 auf dem Berliner Goldmedaillon (Tafel XVI).38 Programmatisch verkündet wird Concordia, die Eintracht unter den Kaisern und ihr Vertrauen auf göttlichen Schutz durch Juppiter, Hercules und den Genius Populi Romani mit Opferschale und Füllhorn. Er ist sozusagen der Schutzengel des römischen Volkes. Im Februar 360 ist er persönlich Julian im Traum erschienen.39 Die Prägungen Marti pro­ pugnatori und Iovi conservatori lassen Besorgnis durchblicken. Die personifizierte Victoria mit dem Palmzweig verkörpert den Sieg, die Moneta den Reichtum. Verkündet werden Abundantia und Laetitia, Überfluß und Freude, Salus und Securitas, Heil und Sicherheit, Liberalitas und Pietas, die Freigiebigkeit und Frömmigkeit der überall siegenden Kaiser, ubique victores, Gloria und Victoria der Römer, die Virtus militum, die Tapferkeit der Krieger, oder genauer die Virtus (exercitus) Illyrici oder Gallici, die Tapferkeit des illyrischen oder gallischen Heeres.40 Carausius und Allectus appellieren an die Treue der Legionen, indem sie diese mit ihren Nummern auf den Münzen nennen.41 Die Dreikaisermünze des Carausius (Abb. 9) drückt einen Wunsch des Usurpators aus, kein be­ stehendes politisches Einvernehmen der Augusti. Ein solches wurde vorgespiegelt, war daher eine Propagandalüge. Bild und Umschrift sind stets durch den Hof festgelegt, doch gibt es auch «Alleingänge» einzelner Münzorte.42

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steuern und bodenbindung

3. Steuern und Bodenbindung steuern und bodenbindung

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Wie das Geldwesen, so wurde auch das Steuersystem reformiert. Die höchste Finanzaufsicht, auch gegenüber den Mitkaisern, reservierte Diokletian sich selbst.44 Er versuchte, die zahlreichen regionalen und sozialen Unterschiede in der Grundsteuerpflicht auszugleichen und die auf Tradition und Privilegien beruhenden Sonderrechte aufzuheben. Im Einzelnen ist das Steuerwesen ein höchst komplexer Sachbereich.45 Deutlich sind die Grundzüge. Die wichtigste Staatseinnahme war die annona. Das Wort ist abge­ leitet von annus – Jahr – und bezeichnet ursprünglich den Jahresertrag von beliebigen Feldfrüchten, oft von Weizen, dem Brotgetreide. Personifiziert als Göttin erscheint Annona als Abgesandte der Ceres, der griechischen Demeter, trägt ein Füllhorn oder Ähren und ist flankiert von einem modius, dem Meßbecher, und einem Steuerruder als Hinweis auf die Zufuhr aus Sizilien, Africa und Ägypten. So zeigen es die Münzen seit Nero, die an die gesicherte Versorgung erinnern.46 Der Staat übernimmt die cura annonae durch den praefectus annonae.47 Die annona militaris ist die Verpflegung der Soldaten und Beamten, die Belieferung mit Nahrungsmitteln, Pferdefutter, Holz und Kleidung unter der Aufsicht des praefectus praetorio. Zuvor wurde diese Naturalabgabe von Fall zu Fall eingefordert, Diokletian verordnete sie reichsweit und regelmäßig jährlich – per annos – von den Grundbesitzern, d. h. vor allem von den Curialen, zu leisten in Getreide, Wein und Stroh. Sie wurde ebenso von kaiserlichem Grundbesitz erhoben. Seit 297 erfaßten die Steuerlisten nicht nur den Boden, sondern ebenso die Arbeitskräfte und Nutztiere. Als Verteilerschlüssel für die Steuerforderungen diente der census, eine Veranlagung, die Diokletian in vieljähriger Arbeit erstellen ließ. Steuerschätzer (censitores) bereisten die Provinzen und nahmen den Grundbesitz, den Viehbestand und die Landbevölkerung auf. Der Name der Veranlagung capitatio-iugatio bezeichnet die Steuereinheiten.48 Caput ist die Einheit für Menschen und Vieh. Ein Mann zwischen 14 und 65 Jahren (so in Syrien) zählte ein volles caput, eine Frau (so in Kleinasien) ein halbes. Vieh zählte jeweils Bruchteile eines caput. Zwischen Eigentümern und Pächtern, zwischen freien und unfreien Landarbeitern wurde nicht unterschieden. Unter Diokletian entrichteten die Bauern die capitatio noch in bar, später wurde sie auf die 163

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annona verrechnet, die in Naturalien geleistet wurde. Die Stadtbevölkerung im ganzen Reich, die plebs urbana, war von der capitatio befreit.49 Iugatio ist die Grundsteuer nach dem iugum  – Joch oder Kummet im Sinn von «Steuerhufe», so viel wie ein Ochse an einem Morgen pflügen kann, daher das deutsche Wort «Morgen» für die Flächeneinheit, in Preußen 2500 Quadratmeter. Die Größe der iugera, berechnet nach perticae – Quadratruten zu etwa 10 Quadratmetern, wurden differenziert nach Bonität und Anbau. Ein ­iugerum im Bergland war doppelt so groß wie eines in der Ebene, Weinberge wurden höher besteuert als Olivenhaine und diese als Kornäcker.50 Das Bemühen um Steuergerechtigkeit ist unverkennbar. Lactanz indes schildert die Praxis der Bemessung und der dabei angeblich verwendeten Methoden mit derselben sadistischen Phantasie wie die Brutalitäten der Christenverfolger, zu denen eben auch Diokletian zählt.51 Die Höhe der aufzubringenden annona wurde «angesagt». Eine Indiktion erfolgte seit 287 alle fünf Jahre, seit 312 alle fünfzehn Jahre.52 Das Jahr der laufenden Indiktion erscheint auch in Datierungen, doch wurden sie selbst nicht gezählt und verlieren daher jeweils nach ihrem Ablauf jeden Informationswert. Trotzdem erscheint die «Römerzahl» in den Urkunden des Reichskammergerichts in Wetzlar bis 1806 unter Napoleon. Mit dem Verzicht von Franz II auf die römisch-deutsche Kaiserkrone entfielen die Gehälter der Kammerrichter. Die wichtigste Einnahmequelle in Gold war im 3. Jahrhundert das a­ urum coronarium, das Kranzgold, das die Städte dem Kaiser lieferten. Es war ursprünglich eine freiwillige Ehrengabe gemäß der jeweiligen Selbsteinschätzung, wurde aber bald eine Pflichtleistung, fällig alle fünf Jahre zu den Quinquennalien und Decennalien, Triumphen und anderen Staatsfesten und lastete auf den Decurionen. Die Senatoren zahlten bei diesen Gelegenheiten das aurum oblaticium. Da Steuerpflicht unter der Würde von Senatoren war, hieß deren Abgabe eine «Offerte». Erst Constantin belastete die Senatoren mit einer Grundsteuer, der collatio glebalis.53 Diokletian gilt als Schöpfer der Regelung, daß Pächter von Land ­(coloni) oder Bauten (inquilini), die mit ihren Abgaben im Rückstand waren, die Scholle nicht verlassen durften. Darauf beruht später die Bodenbindung für größere Teile der Bauernschaft. Eine allgemeine Schollenpflicht der Pächter analog der mittelalterlichen Hörigkeit hat es freilich im ganzen 4. Jahrhundert nicht gegeben. Wenn sie speziell für Illyrien 164

frondienste

371, für Palästina 386, für Thrakien 393 verordnet wurde, können die allgemeiner gehaltenen Bestimmungen von 332 und 386 nur in einzelnen Gebieten gegolten haben oder durchgeführt worden sein. Aus Diokletians Zeit kennen wir keine Zeugnisse für angeordnete ­Bodenbindung in irgendeiner Provinz. Für das Jahr 307 gibt es in Ägypten eine Geldstrafe von fünf folles, wenn ein Bauer beim Zensustermin nicht vor Ort war.54 Dauerhafte Schollenbindung hat sich aus der privaten Verschuldung der Pächter nach und nach entwickelt.55 Die Versorgungslage führte später zur gesetzlichen Zwangsinnung für Bäcker, Schiffer und andere Berufe in den Großstädten, wenn sie ihr Erbe behalten wollten. Bekannt ist stets nur der Wille des Kaisers, nicht die Befolgung. Die Zahl der Staatsbetriebe wuchs. Außer den Münzstätten, Legions­ ziegeleien, kaiserlichen Steinbrüchen und Bergwerken entstanden nun auch staatliche Waffen- und Textilfabriken, fabricae.56 Insgesamt zeigt die Wirtschaft unter Diokletian etatistische Züge. Sie sind aus der Notlage zu erklären.

4. Frondienste frondienste

Neben den Abgaben mußten die Bürger Fronarbeit leisten, munera civi­ lia für die Stadt und munera personalia für den Staat.57 Zu besonderen Gelegenheiten und nach bestimmtem Schlüssel wurden sie zu Hand- und Spanndiensten (munera sordida) herangezogen: zum Getreidedreschen und Brotbacken für die Armee, für die Einquartierung von Soldaten, ­Gesandten und Beamten, zum Unterhalt von Pferden und Eseln für die Staatspost, zum Brennen von Kalk und Holzkohle, zum Schlagen und Bringen von Bauholz und Steinen, zum Ausbessern von Mauern, Straßen und Brücken. Diokletians «Bauwut» diente zwar überwiegend dem gemeinen Nutzen, erforderte aber entsprechende Frondienste.58 Zu den begehrtesten, nur zögernd bewilligten Privilegien gehört die Befreiung von solchen Lasten. Sie wurde vorwiegend Standespersonen, Veteranen, Spezialisten und Arbeitern in Staatsbetrieben gewährt.59 Zahlreich sind die Klagen aus dem 4. Jahrhundert über die Höhe der Steuern und die Härte, mit der sie eingetrieben wurden. Heidnische ­Autoren60 und christliche Schriftsteller61 bieten ein übereinstimmend finsteres Bild.62 Mit überhöhten Abgaben in den Provinzen hatte schon bei Tacitus Agricola in Britannien zu tun,63 die Klagen seitdem verstummten 165

viii. geld und wirtschaft

nicht, doch sind für die Zeit Diokletians Abstriche zu machen. Die Kritik erhebt nur der dem Kaiser übel gesinnte Lactanz, der die enormitas in­ dictionum mit der angeblichen Vervierfachung des Heeres verknüpft.64 Aurelius Victor um 360 moniert zwar die Abschaffung der Abgaben­ freiheit Norditaliens, erklärt aber den Steuerdruck unter Diokletian für tolerabilis im Vergleich zur Zeit Constantins.65 Dieser hat angeblich die Steuern verdoppelt.66 Mißstände gab es freilich. Diokletian und Galerius mußten die Bauern gegen Zusatzforderungen der Beamten schützen, die Zugtiere und Arbeitskräfte beanspruchten.67 Insbesondere die Caesariani, die Amtsdiener des Finanzministers, mißbrauchten ihre Befugnisse im Eigeninteresse. Mehrfach gab es Bestimmungen gegen ihre Räubereien.68 Hier zeigt sich einmal mehr die Unkontrollierbarkeit der Exekutive.

5. Staatsausgaben staatsausgaben

Die Staatsausgaben unter Diokletian waren im Prinzip dieselben wie ­unter seinen Vorgängern. Mit Abstand das meiste Geld ging ins Militär. Neben der Besoldung gab es Zuwendungen an kriegerische Nachbar­ stämme in Germanien und Africa, die schon seit Augustus üblichen Stillhaltegelder.69 Zu besonderen Gelegenheiten erhielten die Soldaten Donative in Gold. Die Höhe, bemessen in Denaren, war gestaffelt nach dem Rang des Tages. Obenan standen die Geburtstage der Kaiser und ihre Jubiläen mit 2500 Denaren, ein Konsulatsantritt der Kaiser brachte nur 1200. Offiziere und Mannschaften erhielten dasselbe.70 Außer den Sonderzuwendungen an die Soldaten, deren Verläßlichkeit unabdingbar war, gab es largitiones, Spenden der Kaiser an die plebs ­Romana, die lediglich der Stimmung in der Hauptstadt dienten. Ihre ­Höhen sind im Filocalus-Kalender von 354 bis zur zweiten Tetrarchie bezeugt, der Vorgang erscheint aber noch auf dem Constantinsbogen. Das dafür übliche Wort congiarium kommt von congium, ein Hohlmaß, denn in der frühen Republik bestanden die Spenden aus frumentum, Weizen.71 Verteilt wurde er vor den jährlichen Wahlen von Amtsbewerbern zwecks Stimmenfang. Als gewählter Konsul oder Prätor verdiente man dann zwar nichts – Staatsdienst war wie in der griechischen Demokratie so in der römischen Republik Ehrensache – man konnte sich aber nach dem Amtsjahr als Promagistrat in den Provinzen bereichern. Caesar zeigt es. Filocalus bringt seit Caesar für 34 Kaiser die Höhe der Spenden, bei 166

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diesem selbst hundert Silberdenare pro Vollbürger. Seit Augustus durfte allein der Kaiser spenden, er beanspruchte die Volksgunst für sich, obschon die Wahlen fortan entfielen. Aber liberalitas war eine Herrscher­ tugend, die durch Sprechchöre im Theater angemahnt wurde.72 Gespendet wurde an den Staatsfesten;73 auf den Darstellungen  – Reliefs und Münzreversen – verteilt der Kaiser persönlich Münzen, doch erhielten die Begünstigten meist Tesserae als Gutscheine in Form beschrifteter Bleimarken.74 Die Höhe der Beträge schwankte, stieg aber und machte unter Gallienus einen Sprung ins Vierstellige.75 Das entsprach der Geldentwertung. Diokletian und Maximian zahlten bei ihren Vicennalien 303 in Rom pro Person 1550 Denare, Constantius und Galerius 305 /306 jeweils zweimal 1500,76 obschon sie selbst nie in Rom waren.77 Über die Höhe der Besoldung wissen wir nichts. In zunehmendem Maße wurde das Heer mit Naturalien versorgt, insbesondere mit Brot­ getreide und Pferdefutter, eingezogen über die annona. Die Abgaben wurden in Lagern an den Heerstraßen gesammelt und dann zu Lasten der Anrainer den Garnisonen zugeführt.78 Die Rüstung kam aus den kaiserlichen Waffenfabriken.79 Militärkleidung wurde auch als Naturalsteuer eingezogen. Bar besoldet wurde der gewachsene und weiter wachsende Beamtenstab im Hof- und Provinzialdienst. Große Summen gingen in die Staatsbauten, in die Ausbesserung und Verstärkung der Grenzkastelle und die Palastbauten in den Residenzen Nikomedien, Mailand, Trier, Thessalonica und Antiochia sowie in die ­Alterspaläste Spalato und Romuliana. Die Kaiser aber bauten auch für das Volk, so die Großthermen, voran die in Rom.80 Bei Staatsfesten gab es Geldspenden und Wagenrennen auf Staatskosten. Während Constantin später großzügig Kirchenbauten finanzierte, hören wir von entsprechenden Tempelstiftungen zuvor nichts, auch zu den Geldzuwendungen an die Bischöfe kennen wir keine heidnische Parallele. Die Provinzialpriester, von denen erhebliche Beträge für Feste und Opfer verlangt wurden, ­kamen aus der reichen Oberschicht.

6. Das Höchstpreisedikt 301 das höchstpreisedikt 301

Die bekannteste ökonomische Maßnahme Diokletians ist sein Ende 301 in Antiochia verfügter Maximaltarif, das Edictum de pretiis rerum vena­ lium.81 Eine staatliche Preiskontrolle hatte es immer gegeben. Aus dem 167

viii. geld und wirtschaft

späten 2. Jahrtausend v. Chr. stammt ein keilschriftliches Gesetz aus der Hethiter-Hauptstadt Boghazköi mit Dutzenden von Preisangaben für Nutztiere, Nahrungsmittel, Kleidung und Metallgeräte. Wertmesser war der im Orient gültige babylonische Silber-Schekel, ein Metallgewicht.82 In Rom sind Tarife für das Grundnahrungsmittel Weizen bezeugt seit 189 v. Chr.83 Trajan fixierte den Getreidepreis in Rom, und auch Diokletian hat regulierend eingegriffen.84 Dann aber hat er das perfektioniert. Lactanz überliefert, daß der Kaiser eine lex (de) pretiis rerum venalium erlassen habe. Die Folge sei gewesen, daß die Waren aus dem Angebot verschwanden. Daß der Kaiser Übertreter mit dem Tode bestraft habe, ist angesichts der Gehässigkeit des Kirchenvaters fraglich.85 Das Edikt kennen wir aus Inschriften. Etwa 140 bisweilen umfangreiche Fragmente aus über 40 Städten des Ostens erlauben, den Text weitgehend wiederherzustellen.86 Das Edictum ad provinciales im Namen aller vier Kaiser beginnt mit ihrer langen Titulatur,87 dann folgt ein ausführlicher Vorspruch, in dem die Kaiser ihre Fürsorge für Volk und Heer betonen und mit beredten Worten die Habsucht der Händler anprangern, der sie «fast zu spät» Einhalt gebieten wollen. Die Präambel ist auch im Osten nur auf Latein publiziert worden.88 Dann kommt, griechisch und lateinisch, eine Liste von Preisangaben, die nicht überschritten werden durften. Die Grobgliederung entspricht der Rangordnung unter den Arbeiten, wie sie schon Cicero vertrat: Am vornehmsten ist die Landwirtschaft, es folgt das weniger angesehene Gewerbe und danach kommt der Handel, einschließlich der Seefrachten.89 Alle erdenklichen Gebrauchsgüter werden aufgeführt: Nahrungs­ mittel, Werkzeug und Gerät aus Holz, Ton und Metall, allerdings keine Waffen. Freier Handel mit Waffen war untersagt, zumal der Verkauf ins Barbaricum. Daß es ihn gleichwohl gab, lehrt das wiederholte Verbot noch um 456.90 Nutztiere aller Art erscheinen, ebenso Rennpferde und Zirkustiere. Die von Constantin in Trier für die «Volksfesthinrichtungen»91 verwendeten Bestien, vermutlich Bären, erscheinen im Katalog,92 ebenso Löwen aus Nordafrika oder Mesopotamien. Ein erwachsenes Tier kostete ebensoviel wie fünf männliche Sklaven besten Alters.93 Das war der teuerste Preis im Edikt. Löwen waren die höchste Augenlust für das Volk in der Arena, bezahlt von den Spielgebern der Tierkämpfe. Ammian erwähnt eine Heldentat des Commodus, der angeblich einmal im Colosseum hundert Löwen mit Pfeilschüssen getötet hat.94 Hatte er sie selbst 168

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finanziert? Da Löwen wie Elefanten Staatsmonopol waren95 und von Soldaten gefangen wurden, band sich der Kaiser mit dem Fixpreis selbst. Teuer war, wie heute wieder, Bauholz, lateinisch materia. Die Entwaldung machte sich bemerkbar. Balken aus Fichte oder Tanne von 22 Metern für einen Schiffskiel oder einen Dachstuhl kosteten bis zu 50 000 Denare, ein ganzes Pfund Gold.96 Das spiegelt die Entwaldung des Mittelmeerraumes in konzentrischen Kreisen um die Städte und entlang den Verkehrswegen. Die Bergwälder Dalmatiens und Kilikiens, schwer zugänglich, waren die letzten Lieferanten.97 Für Sklaven bietet der Diokletianstarif acht Preisklassen. Männer zwischen 16 und 40 Jahren sollten höchstens 30 000 Denare kosten, halb soviel wie ein zweihöckriges Kamel.98 Eine Frau im gleichen Alter wurde bis auf 25 000 geschätzt, ebenso hoch wie ein Mann von 40 bis 60. Eine Frau in diesem Alter kostete maximal 20 000, ein Knabe oder Mädchen von 8 bis 16 Jahren dasselbe. Männer über 60 und Knaben unter 8 wurden auf 15 000, Frauen und Mädchen entsprechend auf 10 000 taxiert. Ausge­ bildete Sklaven konnten bis zur doppelten Summe veranschlagt werden. Eunuchen kommen in dieser Liste noch nicht vor.99 Die längste Rubrik für Preise von Sachgütern betrifft Textilien. Die Wollpreise reichen von 25 bis 400 Denare das Pfund. Stoffe aus Hasenhaaren, die auch im Edikt erscheinen, kamen aus Kappadokien und von der Insel Imbros.100 In der Spätantike wurde mehr Leinen als Wolle getragen.101 Der längste Abschnitt im Preisedikt überhaupt gilt Leinenwaren, er umfaßt über 300 Nummern und ist nicht einmal ganz erhalten.102 Flachs wurde angebaut im Hinterland der Leinenexport-Städte Gades in Spanien, Antinupolis in Ägypten, sowie in Syrien und Zypern.103 Die teuersten Leinengewänder kosteten das Zwanzigfache der billigsten.104 Baumwolle war im Westen seit Alexanders Zeiten bekannt,105 im Maxi­ maltarif begegnet sie als Kissenfüllung.106 Das griechische Wort dafür, tylē, kommt aus dem Sanskrit, die Pflanze aus Indien. Baumwollanbau gab es in Syrien und Cypern. Spanien exportierte Pfriemengras (spar­ tum), das für Seile, Körbe, Matten, geflochtene Schuhe und dergleichen verwendet wurde.107 Leder und Pelze bietet der Maximaltarif mit 43 Nummern.108 Er unterscheidet gegerbte und ungegerbte Häute nach mehreren Preisklassen. Am teuersten war das babylonische Leder von Ziegen und Antilopen, es wurde oft purpurn oder weiß gefärbt und für feine Sandalen, Gürtel, 169

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Achselbänder und auch zum Bucheinbinden gebraucht. Junior nennt Caesarea Cappadociae als Handelsplatz dafür.109 Rindsleder brauchte man für Schuhsohlen, Riemen, Sattelzeug und dergleichen. Weiterhin werden genannt Felle von Ziegen und Schafen für Decken und Mützen, sodann Pelze von Hyänen, Rehen, Hirschen, Wildschafen, Wölfen, Mardern, Bibern, Bären, Luchsen oder Schakalen (lupus cerva­ rius), von Robben, Leoparden und Löwen. Die Beliebtheit dieser Felle wurzelt teilweise in abergläubischen Vorstellungen. Augustus trug stets ein Seehundsfell als Blitzschutz mit sich.110 Pelzkleidung galt als barbarisch und war in Rom verboten.111 Anschließend erscheinen die Preise von 25 Sorten Schuhe:112 Stiefel für Bauern und Fuhrleute, genagelt und ungenagelt, vornehme Patrizierschuhe, die zur Toga getragen wurden, Senatoren- und Ritterschuhe, Frauen- und Soldatenstiefel, Sandalen und Pantoffeln in verschiedener Ausführung. Laufboten trugen besondere Schuhe. Riemen und Sattlerwaren, mit 19 Tarifen vertreten, stehen in Verbindung mit Pferd und ­Wagen, Lederschläuche dienten zur Aufbewahrung von Wein, Öl, Käse usw. Zur Herstellung von Filz verwendete man Haare von Ziegen und Kamelen, auch Säcke, besonders doppelte Packsäcke für Esel, wurden daraus gemacht.113 Für die spätrömische Bekleidung wichtig und typisch ist die Seide.114 Sie stammt aus China und gelangte bereits in vorgeschichtlicher Zeit über die Seidenstraße nach dem Westen.115 Der antike Name für die Chinesen, Seres, stammt von dem Wort für den Seidenwurm. In Rom wurde Seide unter Augustus Mode; im Jahre 16 n. Chr. verbot der Senat Männern das Tragen von Seidengewändern,116 auf die Dauer ohne Erfolg. Diokletian nennt Preise für Rohseide, Seidengarn, Purpurseide und halbseidene Gewänder sowie Löhne für das Zwirnen, Weben, Sticken und die Appretur von Seide.117 Der wichtigste Umschlagplatz bis ins 3. Jahrhundert war Palmyra,118 nach der Zerstörung im Jahre 273 seit 299 zeitweilig Nisibis,119 seit Constantin dann Batnae im nördlichen Syrien, wo auf dem Jahrmarkt Anfang September Inder und Chinesen ihre Waren feilboten.120 Ursprünglich, so schreibt Ammian,121 konnten sich nur die Reichsten Seidenkleider leisten, nun aber trügen solche auch Angehörige der Unterschichten. Seidenwebereien für importierte Rohseide gab es in Kleinasien und Phönikien.122 Im späteren 4. Jahrhundert wurde Seide Staatsmonopol, ebenso der Purpur,123 mit dem Seide und Wolle gefärbt wurden. Der 170

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Abb. 12: Edictum Diocletiani 36, 121–37,5 aus Aphrodisias mit Höchstpreisen hier für Drogen und Seefrachten.

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viii. geld und wirtschaft

einschlägige Abschnitt enthält sechzehn Höchstpreise für Purpurwaren und Purpurarbeiten.124 Dem Kaiser reserviert waren nur ganzflächig purpurne Gewänder.125 Auch Dienstleistungen sind verzeichnet, unter anderem für Seefrachten, so von Alexandria und vom Orient nach fünfzehn Häfen, gemessen in Getreidescheffeln, kastrensis modius126, sowie Löhne für verschiedene Bauarbeiter. Die Architektur lag dem Kaiser am Herzen, doch kennen wir keinen seiner Architekten mit Namen. Architekten, die mit den Ärzten und Professoren zu den honestiores, den gehobenen Ständen gehörten, sollen für jeden Lehrling monatlich bis zu hundert Denare fordern dürfen.127 Sie konnten natürlich mehrere zugleich unterrichten. Höchstlöhne werden festgesetzt: für Maurer täglich 50, Zimmerleute 50, Kalkbrenner 50, Marmorarbeiter 60, Mosaikleger 60, Anstreicher 75. Wandmaler 150, Ziegelstreicher für vier Rohziegel von zwei Fuß Länge zwei Denare. So viel kostete auch eine Rasur.128 Nach Tarif entlohnt werden sodann Landarbeiter, Textilarbeiter und Lehrer. In steigender Reihenfolge erscheint das monatliche Schulgeld für Sportlehrer, Pädagogen, das heißt Knabenführer, ehemals «Hofmeister», weiter für Elementarlehrer, Rechenlehrer, Kurzschriftlehrer, Lehrer für Bücher- und Urkundenschrift; Grammatiker für lateinische und solche für griechische Literatur konnten das Vierfache, Rhetoren das Fünffache vom Schulgeld für einen Elementarlehrer verlangen.129 Die bei Marc ­Aurel bezeugten Lehrer für Musik und Tanz, für Rhetorik und Philosophie gab es an öffentlichen Schulen nicht. Die Ausbildung von Ärzten erfolgte privat, ebenso die von Künstlern und Priestern. Die nicht genannten freiberuflichen Tätigkeiten konnten ohne feste Tarife nach Absprache entlohnt werden. Insgesamt liefert uns der Text etwa 1400 Preise.130 Höchstpreise fehlen außer für Waffen auch für die Vermietung von Gladiatoren durch Fechtmeister (lanistae) an die kommunalen Spielgeber (editores). Da für sie als curiale Honoratioren die steigenden Kosten dieser Standespflicht ruinös zu werden drohten, hatte Marc Aurel detaillierte Preisgrenzen verordnet, so wie schon Tiberius und Antoninus Pius.131 Galt das noch immer? Die Kaiser verabscheuten das volkstümliche Schautöten von Menschen, doch gelang das Verbot erst hundert Jahre später, 404 unter Honorius.132 Es ist nicht zu verkennen, daß die Preissteigerungen weniger auf neuerliche Profitgier der Händler und Erzeuger als auf die Vermehrung des 172

war die finanzlage fatal?

umlaufenden Geldes durch den Staat selbst zurückzuführen sind. Aus der Zeit kurz vor der Bekanntgabe des Edikts stammt der Papyrusbrief von einem wohlinformierten Regierungsbeamten namens Dionysios an seinen Angestellten mit der Nachricht von einer am 1. September 301 bevorstehenden Änderung der Paritäten. Es heißt, daß der Wert der kupfernen «italischen» Münzen halbiert werde, und wünscht, das vorhandene Geld möglichst rasch in Sachwerte für ihn zu verwandeln.133 Der Nominalwert des Silbers und Goldes wurde gegenüber den Kupferdenaren, auf denen die Wirtschaft beruhte, bis aufs Doppelte (so beim Silber) heraufgesetzt. Die Wertminderung des Kupfergeldes mußte eine Preissteigerung bewirken.134 Dies sollte der Maximaltarif verhindern. Daß er völlig gescheitert sei, wie Lactanz behauptet, ist wohl übertrieben, obschon er natürlich im Prinzip nicht gelingen konnte, weil eine Kontrolle der Preise eine undurchführbare Kontrolle der Produktion und des Konsums voraussetzt. Regionale Preisbindung hat es auch später noch gegeben, ist aber auf begründete Kritik gestoßen. Als Julian 362 nach Antiochia kam, herrschte Mangel an Brotgetreide. Das Theatervolk forderte Hilfe. Daraufhin verordnete Julian Höchstpreise mit der Folge, daß die Ratsherren, die den Handel betrieben, das Korn heimlich oder gar nicht verkauften.135 Damit hatte der Kaiser die ganze Stadt gegen sich. Ammian erklärte die Maßnahme für fehl am Platze, ohne vernünftigen Grund aus Gunsthascherei unternommen. Eine befohlene vilitas rerum venalium führe nur zu Mangel und Hunger.136 Die Kaiser sahen das anders. Kornwucher war und blieb unter dem Begriff dardanariatus ein Straftatbestand, der in den ­Digesten mehrfach behandelt wird.137 Schon 290 war Diokletian gegen Geldwucher, Zins und Zinseszins, eingeschritten und hatte die Delinquenten mit Infamie bedroht.138 Der Markt reguliert sich selbst, funktioniert aber nur unter Aufsicht.

7. War die Finanzlage fatal? war die finanzlage fatal?

Der Spruch des Bion über die Allmacht des Reichtums hat sich im allgemeinen wohl glänzend bestätigt, doch bietet die Spätantike ein Gegen­ beispiel. Die damals gegenüber der hohen Kaiserzeit ungünstige finan­ zielle Gesamtsituation gehört zu den Faktoren, mit denen man die wankende Stabilität des Imperiums, ja den Niedergang der antiken Kultur zu erklären versucht hat.139 Bezeugt ist die Klage über den Steuer173

viii. geld und wirtschaft

druck, weiterhin die Verödung nutzbaren Bodens, dann der Reichtum der Senatoren gegenüber der Armut auf dem Lande, über die von Diokletian nur aufgehaltene Geldentwertung und das Vordringen der Naturalwirtschaft auf Kosten der Geldwirtschaft, ablesbar an der Bedeutung der annona. Aus diesem Bündel von Gegebenheiten wurden dann einzelne Faktoren herausgegriffen und als des «Pudels Kern» erachtet. In der «Entwicklung des naturalwirtschaftlichen Finanzwesens» sah 1896 Max Weber einen Grund für die Schwächung des Imperiums und für den «Untergang der antiken Kultur». Mit dem Rückgang des Sklaven­ imports und dem Übergang zum Kolonat habe der Staat die Mittel ver­ loren, Heer und Bürokratie zu bezahlen. Mit dem angeblich allein noch möglichen feudalen Reiterheer habe man kein Weltreich verteidigen können. Der «diokletianische Liturgiestaat», so 1909, habe mit seinen bürokratisch angeordneten Dienstleistungen den Niedergang vergeblich aufzuhalten versucht, da er die Privatinitiative erstickte. Die hohen Ausgaben trugen das Heer, aber belasteten die Wirtschaft.140 1889 und 1910 hat der Mommsenschüler Ludo Moritz Hartmann den repressiven Charakter der Staatsordnung Diokletians durch die Bezeichnung eines «orientalischen Sultanats» unterstrichen, das mit seiner Finanzpolitik die soziale Frage nicht habe lösen können.141 Jüngere Stellungnahmen wiederholen die These von der fatalen Finanzlage. 1987 monierte Reinhold Merkelbach den übersteigerten Geldbedarf des Staates, der im 3. Jahrhundert zur Münzverschlechterung und im 4. Jahrhundert zur «katastrophalen» Naturalwirtschaft geführt habe, denn die Truppen seien nicht mehr versorgt worden, und so sei die Heeres­ organisation zusammengebrochen. 1984 und 2005 betonte Chris Wickham den im Steuerwesen wurzelnden Defekt des Imperiums, während Wilhelm Hankel 1991 auf die Schere zwischen kriegsbedingt wachsenden Ausgaben und ebenfalls kriegsbedingt schrumpfenden Einnahmen hinwies, was das Desaster bewirkt habe. Noch Peter Heather meinte 2009, mit Geld wäre Rom zu retten gewesen.142 Diokletian erscheint als Glied in der Kette der Entwicklung, doch eine Finanznot des Staates spüren wir hier nicht. Gab es die überhaupt? Man könnte umgekehrt folgern: Hat nicht gerade der Wohlstand im Reich die so viel ärmeren Barbaren gelockt und der Reichtum den Kaisern die Anwerbung von Söldnern erlaubt? Und hätten sie noch mehr Geld gehabt, so hätten sie noch mehr Barbaren besoldet, die ja schließlich 174

war die finanzlage fatal?

im römischen Dienst das Reich gesprengt und die Herrschaft über die friedfertig gewordenen Provinzialen gewonnen haben. Alarich, Odovacar und Theoderich waren als germanische Könige zugleich römische Generale. Treffend bemerkte schon Machiavelli 1522: «Geld ist nicht hinreichend, um gute Soldaten zu finden. Aber gute Soldaten wissen das Gold zu finden.» Alle Geschichte zeige das an tausend Beispielen. Mostra questo ogni istoria in mille luoghi.143

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Nec ulla magis res aliena quam publica. tertullian

IX

Die Christenverfolgung

ix. die christenverfolgung

1. Religion in Rom – 2. Diokletians Glaube – 3. Mani und die Alchemie – 4. Nero und Domitian – 5. Trajan bis Aurelian – 6. Das Edikt von 303 – 7. Die Verfolgung im Osten. Schonung der Juden – 8. Prozesse im Westen – 9. Die Zahl der Opfer – 10. Das Ende der Verfolgung 311 – 11. Die christliche Deutung – 12. Der geistige Widerstand gegen das Christentum – 13. Die Aera Diocletiani

Alle antiken Staaten besaßen im Bewußtsein der Zeit eine religiöse Fundierung. Das Wohlbefinden der Menschen, so glaubte man, beruhe auf dem Wohlwollen des Himmels und dieses auf dem Wohlverhalten gegenüber den Göttern und ihren Geboten. Die Götter verlangten vom je­ weiligen Staatsoberhaupt den Vollzug der tradierten Rituale, Opfer und Feste, Weihungen und Gebete im Namen des Volkes. Verstöße gegen diese Herrscherpflicht erregten den Götterzorn, der dann die ganze Gemeinde traf. Von dieser erwarteten die Götter ein sittliches Verhalten im Umgang miteinander. Musterfälle für diese Wechselbeziehung zwischen Menschenwerk und Götterhimmel bietet schon die Bibel. Die Bosheit der Menschen strafte Gott mit der Sintflut.1 Als David trotz Gottes Verbot das Volk zählte, sandte der Herr eine Pestilenz, und es gab siebzig­ tausend Tote.2 Das Volk büßt für seine Führer. Damals wie heute. Ist das gerecht, wie Walther Rathenau 1917 meinte?3 177

ix. die christenverfolgung

1. Religion in Rom Den Glauben an einen solchen irdisch-himmlischen Zusammenhang teilten auch die Römer. Sie waren stolz auf ihre Religiosität seit dem pius ­Aeneas;4 sie hielten sich für das frömmste aller Völker und sahen darin den Grund für ihre politischen Erfolge. Cicero erklärte: pietas fundamentum est omnium virtutum, «Frömmigkeit ist die Grundlage aller Tugenden»5, und schon Polybios erblickte den größten Vorzug des römischen Gemeinwesens in dem Respekt vor den Göttern, der an Aberglauben grenze, aber zugleich eine Ehrlichkeit bewirke, die er bei den Griechen vermißte.6 ­Augustus rechnete es nicht zu seinen geringsten Ruhmestaten, daß er die Saecularfeiern erneuert und 82 Tempel restauriert habe.7 Als im Jahre 167 in Rom die Pest wütete, ließ Marc Aurel alle erdenklichen heimischen und fremden Rituale durchführen.8 Der Kaiser trägt die Verantwortung für die Gunst des Himmels. Die Antike glaubte, daß die religiöse Vielfalt naturgemäß sei. Jedes Volk hatte seine eigene Religion, keine erhob Anspruch auf Alleingeltung und Ausschließlichkeit. Es gab für die Römer inhumane Riten, die verboten werden mußten, wie die Menschenopfer der Kelten und Karthager, es gab anstößige Kulte wie die orgiastischen Bakchanalien in Italien oder die ägyptische Krokodilsverehrung in Rom, also andere Götter, aber keine «falschen» Götter, die bekämpft und ausgerottet werden mußten, und schon gar keinen Teufel. Das Orakel in Delphi wurde von verschiedenen Völkern befragt, Apollon genoß sogar bei den Persern Verehrung.9 Sie sahen in ihm, wie die Ägypter, die griechische Form ihres Sonnengottes. Die Namen der Götter waren übersetzbar. Bereits Caesar identifizierte die Götter der Kelten mit denen der Römer, er findet bei ihnen aufgrund entsprechender Funktionen und Attribute Merkur, Apollon, Mars und Minerva.10 Tacitus nennt ein Götterpaar der Germanen in interpretatio Romana, «ins Römische übersetzt», die griechisch-römischen Götterzwillinge Castor und Pollux.11 Noch Agathias im 6. Jahrhundert meldet, die Perser hätten früher die griechischen Götter verehrt, nur anders benannt: Zeus heiße «Bel», Herakles «Sandes», Aphrodite «Anahita».12 Antike Religionen waren primär Rituale. Keine besaß ein verbindliches Glaubensbekenntnis. Solange nur die Götter ihr Opfer erhielten, war der Glaube der Opfernden unerheblich. Selbst Jahwe gestattete dem Kaiser eine Opferspende im Jerusalemer Tempel zum Wohle des Reiches. Denn Augustus 178

diokletians glaube

hatte dem «Höchsten Gott» auf «ewige Zeiten» täglich einen Stier und zwei Widder gestiftet, als Brandopfer durch den Hohen Priester.13 Trotz den von den Kaisern, von den Amtsträgern und den Soldaten gepflegten Kulten hat es – wohl nicht nur unter den Intellektuellen – stets Ungläubige gegeben, die wie der ältere Plinius oder Marc Aurel die Götter als personifizierte Naturmächte gedeutet haben oder gar ihren Spott mit ihnen trieben, denken wir an das Augurenlächeln bei Cicero14 oder die von Lukian verhöhnten Olympier. Er konnte die Götter ungestraft lächerlich machen. Diese liberale Atmosphäre veränderte sich im 3. Jahrhundert. Religion wurde wieder durchgehend ernst genommen. Oswald Spengler sprach 1922 von einer «zweiten Religiosität», einer für Spätzeiten typischen erneuerten Inbrunst in Glaubensdingen.15 Symptomatisch ist der religiöse Taumel, den der fünfzehnjährige Kaiser Elagabal, ein fiktiver Bastard Caracallas, als Baalspriester aus Emesa mit seinem Hauptgott, einem schwarzen Meteorit, 219 in Rom auslöste.16 Die Kulte für die orientalischen Erlösungsreligionen, für Isis und Serapis, Kybele und Attis, Juppiter Dolichenus und Mithras blühten auf und bezeugen die gesteigerte Religiosität im Reich.

2. Diokletians Glaube diokletians glaube

Seit alters sah man somit den Herrscher in einer Mittelstellung zwischen den Untertanen und den höheren Mächten, gewissermaßen einen Brücken­ bauer, einen pontifex, nach Varro17 gebildet aus pons – «Brücke» und facio – «machen». Das Amt des pontifex maximus, des Oberpriesters, war mit der Kaiserwürde fest verbunden, seitdem Augustus es im Jahre 13 v. Chr. nach dem Tode von Lepidus übernommen hatte. Lepidus hatte es als ­magister equitum und Stellvertreter des Diktators 44 v. Chr. von Caesar gewissermaßen geerbt, und Caesar hatte es selbst schon 63 v. Chr. durch Volkswahl erhalten. Die mit dem Titel verbundene Aufsicht des Kaisers wie über die Sitten so über den Staatskult hat Diokletian sehr ernst ­genommen. Die christlichen Kaiser haben die Abkürzung PM in ihrer Titulatur bis Gratian 383 pro forma beibehalten, ehe dann die römischen Bischöfe seit dem späten 5. Jahrhundert sich des vakanten Titels bemächtigten.18 Diokletians Sorge um den Segen des Himmels spricht aus der Charakteristik seiner Regierungszeit: veterrimae religiones castissime curatae – «die 179

ix. die christenverfolgung

ältesten Kulte wurden in höchster Reinheit gepflegt».19 Die zumeist ­inschriftlich oder numismatisch bezeugten Weihungen gelten den alt­ römischen Göttern sowie griechischen, keltischen und orientalischen Gottheiten, gemäß der Heiligkeit des jeweiligen Ortes. Griechische Gottheiten sind vertreten mit Zeus, der zusammen mit Nemesis genannt wird und eine Statue im Tempel der Artemis von Ilion erhielt. In Daphne schmückte Diokletian den Apollontempel und die Grotte der Hekate.20 Aus Aquileia gibt es eine Inschrift für Belenus, den keltischen Apollon, in Rom wurden auf dem Iseum Campense neben dem Pantheon die Tempel der ägyptischen Gottheiten Serapis und Isis erneuert. Auf dem Quirinal entstand, inschriftlich belegt, ein weiterer Serapistempel,21 das Serapeion von Alexandria erhielt die berühmte Ehrensäule für den Kaiser22 ­(Tafel XIV). Beim Ausbau der Festung auf der Nilinsel Elefantine sorgte er für den Gottesdienst der Römer und der Barbaren.23 Den Amun-­ Tempel von Karnak / Luxor beim «hunderttorigen» Theben schützte Diokletian durch eine Festungsmauer. Eine Stele aus Hermonthis zeigt Diokletian beim Opfer für den konsekrierten Buchis-Stier.24 Unter den überregionalen, von Diokletian verehrten Götter steht an erster Stelle der Göttervater und Namenspate des Kaisers «Dio»kletian mit seinen verschiedenen Beinamen, so Iuppiter Optimus Maximus, der beste und größte, der Herr des Capitols, sodann Iuppiter Augustorum, Schutzherr der Augusti, Iuppiter Conservator – der Bewahrer, Fulgurator – der Blitzeschleuderer, Propugnator – der Vorkämpfer, Tutator – der Schützer, und Victor  – der Sieger. Ein Kommandeur im numidischen Lambaesis unterstreicht den Rang des Göttervaters in einer Siegesinschrift: iovi optimo maximo, deorum principi (dem höchsten der Götter), gubernatori omnium rerum (dem Lenker aller Dinge), caeli terrarumque rectori (dem Herrn des Himmels und der Erden).25 Diokletian dankte ab unter einer Juppitersäule26 und errichtete sich in seinem Alterspalast, genau gegenüber seinem Mausoleum einen Juppitertempel. Die beiden kleinen Rundbauten davor erweisen die Verehrung des Kaisers für Venus und Kybele.27 Ein Juppitertempel stand auch im Galeriuspalast Romuliana, zudem gab es eine Herkulesstatue.28 Die neuartige Verbindung von Grabstätte und Kultraum29 weist voraus auf die christliche Verbindung von Mausoleum und Kirche.30 Nach Juppiter genoß Hercules, der Schutzgott Maximians und des Galerius, hohe Verehrung, ebenso Victoria, Sol und der Genius Populi Romani. 180

diokletians glaube

Abb. 13: Der Mithras­ altar von Carnuntum 308, Museum Carnuntum.

Diokletians letzte Weihung stammt aus dem Jahre 308 von der Kaiserkonferenz in Carnuntum. Damals restaurierten die Kaiser das dortige Mithrasheiligtum und dokumentierten das durch eine Inschrift dsim (gleich deo soli invicto mithrae) fautori imperii sui iovii et herculii religiosissimi augusti et caesares sacrarium resti­ tuerunt, «dem unbesiegten Sonnengott Mithras, dem Begünstiger ihrer Herrschaft restaurierten die allerfrömmsten Augusti und Caesares unter dem Schutz von Juppiter und Hercules das Heiligtum.»31 Wenn Aurelius Victor betont, daß es die «sehr alten» Kulte waren, die 181

ix. die christenverfolgung

Diokletian pflegte, so hatte er wohl im Sinn, daß dies für die neueren nicht galt. Der Mithraskult im Westen geht zwar nicht über die Zeit des Pompeius zurück,32 wurde aber als Verehrung des Sonnengottes interpretiert und akzeptiert. Er vertrug sich mit anderen Religionen, zumal mit dem Kultus der capitolinischen Götter und der staatlichen Opferpraxis für den Genius des Kaisers. Der Diokletian bisweilen zugeschriebene Aberglaube unterschied sich in nichts von derartigen Vorstellungen bei anderen Kaisern seit Augustus.33 Den Glauben an die Haruspizin, die zukunftweisende Eingeweideschau,34 gab es noch bei und nach Constantin.35 Die beiden Kronzeugnisse für Diokletians Aberglauben allerdings entfallen. Das ist erstens der angeblich doppelte Geburtstag der Augusti am 22. Dezember, der Maximian in Diokletians Augen zum Mitkaiser prädestiniert habe. Zugrunde liegt der Lesefehler von natalis genuinus in natalis geminus.36 Dazu kommt zweitens eine romanhafte Episode aus der Historia Augusta. Der Groß­ vater des obskuren Autors habe das vom Kaiser selbst gehört. Danach habe Diokletian noch als Gemeiner in der Belgica bei den Tungri / Tongern gedient und sei – wie oben bereits erwähnt – in einer Schenke einer Gastwirtin begegnet, die eine Druidin war. Sie habe ihm verkündet, er werde Kaiser, wenn er einen Eber, einen aper, getötet habe. Daraufhin habe Diokletian es bei der Jagd immer auf einen Keiler abgesehen, jedoch ohne Erfolg.37 Dann aber, als er bei seiner Kaiserproklamation in Nikomedien am 20. November 284 seinen Konkurrenten Aper niedergestochen habe, sei die Prophezeiung in Erfüllung gegangen.38 Druidinnen kennen wir aus Gallien nicht, nur bei den Silurern in Wales.39 Bei den Germanen sind weise Priesterinnen mehrfach bezeugt, wer kennt nicht Veleda?40

3. Mani und die Alchemie mani und die alchemie

Anders als mit dem Mithraskult stand es mit dem Manichäismus, den Diokletian bei einem Aufenthalt in Alexandria am 31. März 298 oder eher 302 verbot.41 Der Stifter Mani42 war Perser aus Mesopotamien, lebte von 216 bis 276 und schrieb mehrere Bücher auf Syrisch, aus denen Zitate erhalten sind. Er genoß die Gunst der Sassaniden Sapor I und Hormisdas, wurde aber unter Vararanes von den Zoroastriern verklagt und nach dem Zeugnis von al-Biruni als Ketzer getötet und geschunden. Er sah sich als 182

mani und die alchemie

«Gesandten des wahren Gottes», als den «von Christus verheißene Paraklet» und als das «Siegel der Propheten». Als seine Vorläufer bezeichnete er Zarathustra, Buddha und Jesus.43 Manis gnostischer Dualismus nennt die beiden Urprinzipien Licht und Finsternis, Geist und Körper. Das Gute und das Böse seien gleich­ ursprünglich, anfangs getrennt, gegenwärtig gemischt und erst wieder getrennt, wenn die Menschen asketisch leben und die Welt erlöst ist. Harte Askese fordert Mani von den Auserwählten, den Electi, die vom arbeitenden Volk der Hörer, den Auditores, ernährt werden. Zu den strengen Verhaltensvorschriften gehört das Verbot, Götzen anzubeten. Andere Religionen sind «Giftwege zum Höllentor». Es gibt 140 Myriaden Teufel. Einen Manichäer erkannte man daran, daß man ihn aufforderte, eine Fliege oder eine Ameise zu töten.44 Das tat er nicht. Nach dem Weltgericht erwartet die Bösen die Verdammnis, die Hörer die Wiederverkörperung, die Auserwählten das «Nirwana», das Lichtreich. Die Gemeinden bildeten eine Kirche, sie unterstanden Bischöfen, es gab eine Hierarchie. Die Manichäer missionierten von Spanien bis Indien und waren zahlreich in Ägypten und Africa. Das Verbot der Manichäer findet sich im vollen Wortlaut in der ‹Collatio Mosaicarum et Romanarum legum›,45 es ist als briefliche Antwort an den Prokonsul von Africa in Karthago gerichtet, aber reichsweit verbindlich. Bisweilen versuchen Ruhestörer, so heißt es, andere zur Irrlehre ihres wahnwitzigen Aberglaubens (superstitio) zu bekehren. Aber die unsterblichen Götter haben doch in ihrer Fürsorge bestimmt, was gut und wahr ist, und die weisesten Männer haben bestätigt, was nicht in Frage zu stellen ist. Die alte Religion darf nicht von einer neuen geschmäht werden. Es wäre das schlimmste Verbrechen, das, was seit alters geübt wird, zu widerrufen. Daher bemühen wir uns, so der Kaiser, die böswillige Hartnäckigkeit nichtswürdiger Menschen zu bestrafen, die neue, unerhörte Theorien nach eigenem Gutdünken der alten, von den Göttern uns geschenkten Religion entgegensetzen. Es geht also primär um das Verhalten der Manichäer, nicht um ihren Glauben,46 der freilich die Ursache der von ihnen gestifteten Verwirrung war. Hinzu kommt ein politisches A ­ rgument. Es heißt, daß die Manichäer «neuerdings in unsere Welt verrückte Ansichten der mit uns verfeindeten Perser einführen und Unruhe stiften». Es sei zu befürchten, daß mit der Zeit ruchlose Bräuche und verkehrte Gesetze der Perser das römische Volk mit ihrem Gift infizieren. 183

ix. die christenverfolgung

Diokletian wußte nicht, daß der Manichäismus auch in Persien als Ketzerei verboten war. Die Begründer und Häupter der Manichäer nebst ihren abscheulichen Schriften sollen, so heißt es, den Flammen überantwortet werden, die Anhänger enthauptet, ihre Güter konfisziert werden. Standespersonen (honorati), die sich zu der neuartigen, schändlichen persischen Lehre bekennen, sind gleichfalls zu enteignen und in die Steinbrüche auf Pro­ konnesos im Marmarameer oder in die Kupfergruben von Phaino südlich des Toten Meeres zu schicken. Eine solche Pest müsse mit der Wurzel ausgerottet werden und aus unserem beatissimum saeculum verschwinden.47 Diese Strafe entsprach den gültigen Bestimmungen gegen Zauberer (malefici), offenbar wurde den Manichäern Magie vorgeworfen, war doch das Heimatland der Magier das alte Persien.48 Das Gesetz Diokletians hatte – so wie viele Gesetze – keinen durchgreifenden Erfolg, obschon dann die Kirche hier Schulter an Schulter mit dem Kaiser kämpfte. Euseb schreibt: In jener Zeit rüstete sich auch der wahnsinnige «Barbar» Mani in seiner «vom Teufel besessenen Manie mit der Waffe der Geistesverwirrung» und seinem «Gift für das ganze Reich». Seine «fälschlich so benannte Gnosis (Erkenntnis)» hatte notabene auch Porphyrios, der neuplatonische Christengegner bekämpft.49 Mani hatte Jesus zu seinen Vorläufern gezählt, sich angeblich gar als dessen Wiederverkörperung ausgegeben. Daher galt er als Ketzer.50 Gegen Mani erhoben sich Stimmen von allen Seiten. Es gab Verbote durch den persischen Großkönig 276 und durch die christlichen Kaiser von 372 bis 445.51 Dennoch fand die «Lehre des Lichts» im 4. und 5. Jahrhundert noch prominente Anhänger, so den Heermeister Sebastianus,52 dessen Karriere in Ägypten begann – er fiel 378 bei Adrianopel53 – und den späteren Kirchvater Augustinus, der von 373 bis 382 dazugehörte, ehe er dann 13 Polemiken gegen sie schrieb.54 Aus der Zeit um 500 stammt die disputatio des Bischofs Zacharias von Mytilene über die Manichäer, die 527 nochmals verboten wurden.55 Mit dem 6. Jahrhundert ist der Glaube im Westen erloschen, lebte aber im Osten trotz der Verfolgung in den ­islamischen Ländern weiter. 763 wurde er bei den Uiguren in Turkestan Staatsreligion, ehe der Buddhismus und der Islam sich durchsetzten. Noch Ende des 14. Jahrhunderts gab es ein Edikt in China gegen den Manichäismus. Letzte Spuren reichen in Südchina bis ins 17. Jahrhundert. Auch eine Weltreligion kann ausgelöscht werden.56 184

mani und die alchemie

Eine Sorge, wie sie hinter dem Manichäerverbot steht, liegt zwei weiteren Verdikten Diokletians zugrunde. Ein Erlaß aus Sirmium im August 294 bestimmt, daß die ars geometriae erlernt und angewandt werden solle, dagegen die verderbliche ars mathematica verboten sei.57 Die für uns nahe beieinanderliegenden Disziplinen hatten nichts miteinander zu tun. Denn die ars geometriae ist die Landvermessung der Agrimensoren, denen die Limitation, die Festlegung und Überwachung der Grundstücksgrenzen oblag, die hoch entwickelte Feldmeßtechnik.58 Sie stammt aus Ägypten, wo die Nilschwemme stets Neuvermessung erforderte. Die ars mathe­ matica dagegen bezeichnet nicht die Rechenkunst, die arithmetica, sondern die divinatio, die Weissagung durch Naturbeobachtung, Stern­ deutung oder Zaubergerät. Sie konnte in böser Absicht geübt werden und Unruhe auslösen. Seit Tiberius wurde sie immer wieder verboten, aber nie unterbunden.59 Die Collatio verknüpft die Gesetze der Juden und ­Römer gegen die Wahrsager und Zauberer mit der Bestimmung gegen die Manichäer.60 Das andere Gebot befiehlt, sorgfältig nach alten Büchern zu suchen, in denen die «Chemie» behandelt wird – die Kunst, Gold und Silber zu ­machen. Sie seien zu verbrennen. Der Kaiser fürchtete, wenn die Ägypter reich werden, würden sie rebellieren.61 Hat der Kaiser die Kunst für möglich gehalten? Hier steht der Aufstand in Alexandria 297 /298 im Hintergrund.62 Diokletian zielt ab auf die Schriften von Zosimos aus Panopolis, dem heutigen Achmim in Oberägypten. Der Platonbiograph und Groß­ meister der antiken Alchemie lebte um 300 in Alexandria. Seine ‹Chemeutika› in 28 Büchern behandeln die Geheimwissenschaften63 im gnostischen Geiste des Hermetismus und seiner universalen Beziehungslehre, so Mantik, Magie und Goldmacherei. Diokletians Vernichtungsbefehl war erfolglos. Die griechischen Werke zur Alchemie wurden ins Syrische, Arabische und Lateinische übersetzt, sind teilweise erhalten und kamen in der H ­ umanistenzeit zur Wirkung.64 Schon im 10. Jahrhundert hatte der Perser arabischer Zunge Ar-Rasi, alias Rhases, als Arzt in Bagdad die «Mischung, chymeia, der Stoffe» für die Heilkunst genutzt, doch griff das in Europa erst im 16. Jahrhundert Paracelus auf. Der für August den Starken arbeitende Apotheker Böttiger erfand bei der Goldmacherei unbeabsichtigt das Porzellan, das er seit 1710 in Meißen herstellte.

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ix. die christenverfolgung

4. Nero und Domitian nero und domitian

Der im jüdischen Glauben angelegte Gegensatz zwischen Monotheismus und Polytheismus verschärfte sich mit der Predigt Jesu. Er sah Gott gegenüber dem Satan, den Mammon und die Dämonen. Demgemäß erkannten die Kirchenväter in den antiken Göttern Figurationen des Teufels. Dessen Überwindung wurde mit dem Ende des alten Aion, der gegenwärtigen Weltzeit, erwartet, denn das Himmelreich Gottes sei nahe herbeigekommen. Darauf sollten sich die Christen vorbereiten, das Imperium Romanum und die Roma aeterna stünden vor dem Ende, das der Messias herbeiführe.65 «Christus», der (ungesalbte) Gesalbte, ist die griechische Form des jüdischen «Messias». Wenn die entsprechenden Herrenworte der Evangelisten authentisch sind, hat Jesus den Konflikt der Gläubigen mit den Ungläubigen vorausgesagt. Das Leiden werde im Himmel belohnt.66 Für das Todesurteil des Pilatus indes spielte Religion keine Rolle, Jesus starb als «König der Juden», als Rebell gegen den Kaiser. Anders dachten die Juden. Sie waren loyale Reichsangehörige und sahen in Jesus einen Verächter des mosaischen Gesetzes, einen falschen Messias. Als «Eiferer um Gott» warf Paulus vor seiner Bekehrung die Christen ins Gefängnis,67 die Juden steinigten Stephanus, den Armenpfleger, und im Jahre 62 Jakobus Justus, den Bruder Jesu und Leiter der Gemeinde in Jerusalem.68 War das nicht die erste Christenverfolgung? Die kirchliche Überlieferung spricht von deren zehn seit Nero,69 analog den zehn Plagen, die Gott über Ägypten verhängt hatte, weil der Pharao den Auszug des Volkes Israel verweigerte.70 Diokletian und Maximian gelten als die Urheber der zehnten Verfolgung.71 Diese letzte Christenverfolgung war, strenggenommen, die erste und einzige, wenn man darunter, wie üblich, ein reichsweites Religionsverbot versteht. Die älteren Maßnahmen ahndeten individuell angenommene Straftaten oder verweigerte Staatsopfer. Nero hat nach dem Brand von Rom im Jahre 64 den unzutreffenden, aber verbreiteten Verdacht, selbst Brandstifter zu sein, auf die Christen der Stadt abwälzen wollen und hat sie zu grausamsten Todesstrafen verurteilt. Tacitus nennt als Ursprung ihres «verderblichen Aberglaubens» die Hinrichtung Christi durch Pontius Pilatus, erwähnt die Ab­ neigung gegen sie im Volk wegen ihres «schändlichen Lebens» und ihren «Haß auf die Menschheit», ihr odium humani generis.72 186

nero und domitian

Die Christen kapselten sich ab. Sie verweigerten die Teilnahme an den Volksfesten und Volksbelustigungen, übernahmen keine Ämter, speisten und heirateten nur untereinander und nahmen die staatlichen Gerichte nicht in Anspruch. Die Synagogen standen jedem offen, aber die christlichen Gottesdienste fanden hinter verschlossenen Türen statt. Was hatten sie zu verbergen? Riefen die Juden «Wir haben keinen König, denn den Kaiser!»,73 so bekundeten die Christen vor dem Richter: «Wir kennen nur einen basileus, Jesus Christus»74 und erklärten, «Gott mehr zu gehorchen als den Menschen».75 Mommsen nannte die christliche Gemeinde einen «Staat im Staate».76 Für sie gab es indes keine politischen Außengrenzen, wohl aber ideologische Binnengrenzen gegenüber den Nichtchristen im Reich. Ihr «Staat» war die Ökumene. Der Kirchenvater Tertullian formulierte das im Jahre 197 unmißverständlich: «Keine Sache ist uns Christen so fremd, geht uns so wenig an, wie der Staat. Wir kennen nur eine res publica, die Welt, mundus. Werden wir wegen der Verachtung des Staates verurteilt, so ­sagen wir: Gott sei Dank.»77 Christen, so Tertullian, ähnlich Origenes und Cyprian,78 lehnen Staats- und Wehrdienst ab, aber beten für Kaiser und Reich, weil dies die Macht sei, to katechon,79 die das Weltende mit seinen apokalyptischen Schrecken noch aufhält. Tertullian verkörpert gewiß nicht die allgemeine Ansicht unter den Christen; es gab auch eine versöhnliche Haltung dem Staat gegenüber, die Romtheologie des Meletios von Sardes unter Marc Aurel.80 Aber Tertullians Frühschriften wurden von der Kirche kanonisiert, und soziale Bewegungen werden von ­ihren Gegnern gewöhnlich nach ihren Extremformen beurteilt: der Kommunismus nach dem Gulag, der Nationalsozialismus nach dem Holocaust und der Islamismus nach dem 11. September 2001. Für Nero spielte die Religion noch keine Rolle, wie das aber die Kirchenväter behaupten. Er habe das Christentum angeblich reichsweit ausrotten wollen. Die Apostel Petrus und Paulus hätten damals das Martyrium erlitten, wiewohl von einer Anwesenheit Petri in Rom und einem Martyrium Pauli Lukas in der Apostelgeschichte noch nichts wußte. Die älteste Quelle stammt aus dem Jahr 170.81 Legendär ist ebenso die göttliche Bestrafung Roms für Neros Christenverfolgung durch eine Seuche im folgenden Herbst mit 30 000 Toten.82 Die zweite Christenverfolgung unter Domitian beschränkt sich auf die Hinrichtung seines Vetters und Konsulars Flavius Clemens und «vieler anderer» wegen «Gottlosigkeit». 187

ix. die christenverfolgung

Sie wurden der Neigung zum «Judentum» bezichtigt, womit das Christentum gemeint sein könnte,83 so Eusebs Kirchengeschichte.84 Beide Haltungen waren für hohe Würdenträger wegen der Verweigerung ihrer kultischen Verpflichtungen unzulässig.

5. Trajan bis Aurelian trajan bis aurelian

Die dritte Verfolgung unter Trajan klärte die Rechtslage. Schon unter Nero wurden die Christen, die sich «Bruder» und «Schwester» nannten, verdächtigt, insgeheim Inzest und beim Abendmahl Sakralkannibalismus zu betreiben. Im Jahre 112 wandte sich der jüngere Plinius als Statthalter von Bithynien in der Nordwesttürkei an den Kaiser mit der Frage, ob die bloße Zugehörigkeit zu den Christen oder nur nachgewiesene Schandtaten strafbar seien. Das Christentum zählte zu den geheimen Hetärien, zu politischen Clubs, die Trajan verboten hatte. Plinius habe ihm vorgeführte Christen gefragt, ob sie Christen seien. Wer es gestand, den habe er unter Androhung der Todesstrafe dreimal gefragt, ob er dabei bleibe. Tat er dies, habe er ihn hinrichten lassen. Wer es bestritt, mußte die Götter anrufen, vor dem Kaiserbild Weihrauch opfern, Christus fluchen und kam frei. Da die Zahl der Christen groß sei und wachse, sei er unsicher. Trajan lobte das Verfahren. Doch seien anonyme Anzeigen zu ignorieren, und nachspüren solle er nicht. Dies sei «unserer Zeit unwürdig», nec ­nostri saeculi est.85 Die Duldungserlasse Hadrians86 sind fromme Fälschungen, ebenso Marc Aurels Brief an den Senat, in dem der Kaiser die Rettung durch das Regenwunder im Quadenland 172 n. Chr. dem Gebet der angeblich in seinem Heer dienenden Christen verdankt.87 Die vierte Christenverfolgung unter ihm bestand aus der Verurteilung von Justinus Martyr in Rom und Polykarp in Smyrna und dem großen Christenprozeß in Lyon 177 n. Chr. Euseb nennt 47 Opfer. Die Gemeinde bestand weiter. Von einer systematischen Verfolgung und einem Verbot des Christentums kann keine Rede sein. Nur christliche Quellen sprechen davon und steigern die Zahl der Toten und die Härte der Maßnahmen von Mal zu Mal. Auch die fünfte und sechste Verfolgung unter Septimius Severus und ­Maximinus Thrax blieben örtlich und zeitlich begrenzt. Eine neue Lage für die Christen entstand unter Decius. In der höchsten Not des Reiches hatte er reichsweit ein Trankopfer für die Staats­ 188

das edikt von 303

götter angeordnet, vermutlich im Bilde darüber, daß – anders als die Juden – die Christen dazu gezwungen werden mußten. Die Kirchenväter unterstellten dem Kaiser die Absicht, das Christentum zu beseitigen, doch ging es um ein Ritual, nicht um einen Glauben. Aus Ägypten gibt es einige Dutzend sogenannte libelli, auf denen Familienväter bekundeten, geopfert zu haben.88 Christen, die das taten, blieben in ihrer Religionsausübung unbehelligt. Aber viele Christen haben das Opfer verweigert, zumal in Nordafrika. Sie nahmen das Martyrium auf sich in der Gewißheit, dadurch unmittelbar, noch vor dem Weltgericht die ewige Seligkeit im Himmel zu erringen.89 Eine üble Begleiterscheinung war die mehrfach bezeugte Christenhetze des städtischen Pöbels. Wie diese siebte «Christenverfolgung» diente auch die achte unter ­Valerian 257 der Sicherung der Göttergunst während der Kämpfe gegen Franken, Goten und Perser. Opfer verweigernde Geistliche sollten hingerichtet werden; Versammlungen von Christen wurden verboten. Die Erfolglosigkeit der Maßnahmen bewog im Jahre 260 seinen Sohn und Nachfolger Gallienus, zwei Toleranzedikte zu erlassen.90 Die neunte «Christenverfolgung» bestand nur in dem angeblichen Plan Aurelians zu einer solchen, woran ihn der Tod 275 gehindert habe. 272 hatte er zwischen den Bischöfen von Samosata und Antiochia vermittelt.91 Von 260 bis 303 genoß das Christentum Frieden und breitete sich weiter aus, vorrangig im Osten, der stets stärker religiös geprägt war als der Westen.

6. Das Edikt von 303 das edikt von 303

In Diokletians ersten neunzehn Jahren genossen die Christen weiterhin Glaubensfreiheit. Sie konnten ungestört leben und missionieren. Euseb erwähnt Christen in der Provinzialverwaltung, denen die Opferpflicht erlassen war, und den Bau von Gotteshäusern «in allen Städten».92 Selbst in der neuen Residenz Nicomedia besaßen sie eine Kirche, sogar in Sichtweite des Palastes.93 Diokletian duldete sie im höheren Staatsdienst, indem er sie von der Opferpflicht befreite, so unter dem Personal am Hof neben anderen die späteren Märtyrer Petrus, Dorotheus und Gorgonius.94 Aus Africa berief der Kaiser den lateinischen grammaticus Flavus und den Rhetor Lactanz in die Hauptstadt, ohne sich an deren Christentum zu stören.95 Doch im Jahre 303 änderte er seine Haltung, ausgelöst durch ­einen religiösen Konflikt. 189

ix. die christenverfolgung

Allerdings kam es schon zuvor in Africa, dem Amtsbereich Maxi­ mians, zu Prozessen. Im Jahr 295 verweigerte im numidischen Tebessa ein wehrpflichtiger Maximilian die Musterung. Während eines längeren Verhörs verwies der Richter auf Christen in der Kaisergarde, doch Maxi­ milian erwünschte und erwartete durch den Tod die Aufnahme in den Himmel und wurde enthauptet. Möglicherweise 298 starb so auch Marcellus, ein centurio ordinarius der Legio II Traiana in Tingis / Tanger. Bei einem Festmahl zum Geburtstag des Kaisers Maximian warf der Offizier seinen Militärgürtel und den Kommandostab vor den Feldzeichen auf die Erde, entsagte lauthals als Christ dem Dienst und schmähte die Götter. Nach dieser Demonstration ließ ihn der Legat festsetzen und schrieb ­einen Bericht an den Kaiser. Es kam zum Verhör durch den Vicarius, Marcellus blieb bei seiner Entscheidung und wurde wegen Disziplinarverstoß hingerichtet.96 In den diokletianischen Osten verweist die Nachricht Eusebs, daß der Oberkommandierende Veturius gegen die Christen im Heer vorging, indem er sie vor die Wahl stellte, entweder zu gehorchen oder degradiert zu werden, was viele vorgezogen hätten. Wiederum ging es um die Ahndung von Delikten.97 Auch hier zeigt sich, daß es damals Christen im Heer gab. Seit Gallienus 260 war das denkbar.98 Die Christen beim Regenwunder Marc Aurels hingegen sind legendär.99 Beginn und Verlauf der eigentlichen Verfolgung schildert Lactanz. Danach gab es einen Konflikt mit dem Kaiser schon im Jahre 299,100 als Diokletian nach dem Frieden von Nisibis bei der Trennung von Galerius in Antiochia101 ein Staatsopfer veranstaltete. Er wollte als imminentium scrutator102 die Zukunft erforschen. Bei der Leberschau aber gab es kein Ergebnis, denn einige dabeistehende Beamte, «die Gott erkannten», also Christen im Hofdienst, hatten sich Kreuze auf die Stirn gemalt und damit die «Dämonen in die Flucht geschlagen». Daraufhin wiederholten die Priester das Opfer mehrfach vergeblich, sacra turbata sunt.103 Schon unter Valerian 257 hatten Christen laut Euseb durch ihre bloße Anwesenheit beim Staatsopfer «die Dämonen vertrieben» und wurden hingerichtet.104 An die magische Wirksamkeit religiöser Symbole glaubten Christen wie Heiden. Der Opferpriester in Antiochia entdeckte die Ursache und nannte sie Diokletian. Dieser befahl darauf allen Palastangehörigen zu opfern, die sich weigerten, seien zu prügeln. Er versandte Anordnungen, alle ­Soldaten zu diesen «schändlichen Opferritualen» zu zwingen und Wider­ 190

das edikt von 303

strebende auszumustern. Weiteres habe Diokletian damals nicht gegen die Religion Gottes unternommen.105 Erst im Jahre 303 kam es zum Verbot. Der Anlaß, den Lactanz bietet, ist zu geringfügig, um als Grund für die weitreichende Maßnahme gelten zu können.106 Es heißt, Romula, die Mutter von Diokletians Caesar Galerius,107 sei eine sehr abergläubische Frau gewesen und habe die «Götter der Berge» verehrt. Vielleicht war sie Priesterin der Diana. Angeblich gab sie «fast jeden Tag» ein Opfermahl und lud dazu die Umwohner ein. Die Christen aber hätten die Teilnahme abgelehnt und sich dem Fasten und Beten hingegeben. Das habe sie verhaßt gemacht, so daß Romula ihren «ebenso abergläubischen» Sohn mit «weiblichen Klagen» bestürmte, die Christen zu beseitigen. Den ganzen Winter über habe sich Diokletian mit Galerius beraten und sich zunächst geweigert, die Welt zu beunruhigen und das Blut von vielen zu vergießen, die ja gerne stürben. Lactanz und Euseb bestätigen die zahlreichen Zeugnisse für die cupiditas marty­ rii, die Martyriumsbereitschaft unter den Christen.108 Es ist die imitatio Christi. Am 23. Februar 303 erließ Diokletian das Edikt109 gegen die Christen, ausgehängt am 24. Februar. Es war das Terminalienfest für Juppiter am Jahresschluß des alten Kalenders,110 vielleicht von Diokletian gewählt zum Zeichen, daß er – anders als Decius – mit dem Christentum ein Ende machen wollte.111 Es war kein unüberlegter, selbstherrlicher Entschluß. Mag das Zureden des Galerius auch gewirkt haben, so zog der Kaiser doch die Mitglieder des Consiliums zu Rate. Lactanz spricht gar von «vielen Ratgebern», darunter einige höchste zivile und militärische Würdenträger. Damit habe der Kaiser beabsichtigt, die Schuld an dem schändlichen Befehl anderen zuzuschieben. Dann habe Diokletian die Götter befragt, indem er einen Priester zum Apollontempel von Milet sandte.112 Gemeint ist das schon einst von und vor Darius konsultierte Orakel im nahegelegenen Didyma.113 Den Glauben des Kaisers an Willen und Weissagung der Götter bestätigen heidnische wie christliche Autoren.114 Gemäß dem Drängen des Galerius, dem Rat seiner Freunde und dem Spruch Apollons habe Diokletian das Verbot beschlossen, allerdings mit der Einschränkung sine sanguine, es dürfe kein Blut fließen. Wenn das in den Provinzen doch geschah, zeigt sich die Ohnmacht der Legislative gegenüber der Exekutive, ein altes Thema. Diokletian wollte keine Märtyrer; die es dann doch gab, sind den örtlichen Richtern zuzuschrei191

ix. die christenverfolgung

ben. Galerius habe die Priester auf den Scheiterhaufen stellen wollen, wie Lactanz zu wissen vorgibt.115 Der tiefere Grund für Diokletians Kurswechsel war die nach römischer Auffassung offenkundige Unvereinbarkeit des Christentums gemäß seinem Absolutheitsanspruch mit dem Status eines römischen Bürgers.116 Nachvollziehbar ist die bei Suidas117 überlieferte Ansicht Diokletians, das Christentum sei dem Römerstaat wesensfremd. Das Christentum verstieß gegen die Forderung Diokletians, eine neue Religion dürfe die alten nicht schlecht machen. Und eben dies taten die Christen. Für sie waren alle Religionen außer der römisch-katholischen Orthodoxie und dem Judentum Teufelsdienst, daher war religiöser Pluralismus ein Freibrief für Ketzerei oder Gottlosigkeit. Die Grenze der Toleranz ist die praktizierte Intoleranz. Den Christenprozessen lag ein asymmetrischer Konflikt zugrunde. Für die Bekenner hatte die erwartete persönliche Aufnahme in den Himmel und die Vermeidung der Hölle unbedingten Vorrang, für die Richter dagegen das allgemeine Wohl des Reiches, beruhend auf dem Respekt vor dem Kaiser. Der Märtyrer handelte im privaten Heilsverlangen, er glaubte, durch sein vorübergehendes Leiden und Sterben die ewige Seligkeit verdienen zu können, der Richter handelte nach Vorschrift im öffentlichen Interesse und äußerte sich niemals zu der angenommenen Notwendigkeit, die Gunst des Himmels durch das Kaiseropfer erringen zu müssen. Dessen metaphysischen Effekt ließ er dahingestellt, für ihn zählte allein der Untertanengehorsam. Die verschwiegene Mehrzahl der Christen freilich glaubte, auf das Martyrium verzichten zu können, und vertraute darauf, auch wenn sie opferte, Gnade vor Gott zu finden. Sie blieb unbehelligt. Asymmetrisch ist dann ebenso das Verhältnis zwischen antichristlicher und prochristlicher Religionspolitik. Unter Diokletian wurden von vielleicht zwanzig Religionen zwei verboten, Christentum und Manichäertum, und seit Theodosius 389 waren von zwanzig Religionen zwei erlaubt, Christentum und Judentum. Warum sich Diokletian so spät erst entschloß, ernst zu machen, ist nicht geklärt. Selbst wenn wir Galerius als die treibende Kraft anerkennen, muß dieser gewichtige Gründe benannt haben. Leider wird der Text des Verfolgungsedikts von Lactanz und Euseb weder zitiert noch referiert. Es muß ähnlich dem Manichäeredikt einen Vorwurf gegen die Christen und damit eine Begründung für das Gesetz enthalten haben. Einen Hin192

die verfolgung im osten. schonung der juden

weis bietet Euseb. Er erwähnt das Verbot nach einem Rückblick auf die innerkirchlichen Streitigkeiten im Osten, Straßenkämpfe zwischen Chri­ sten, die bis hart an die Anwendung von «Schwert und Speer» gegangen seien, Kirchenvorsteher (archontes) gegen Kirchenvorsteher, Gemeinden (laoi) gegen Gemeinden.118 Zwist unter Christen war ein Dauerthema seit Paulus.119 Es ging um Fragen der Liturgie, der Disziplin, der Dogmatik und vor allem um das mächtige Bischofsamt mit der Verfügung über den Kirchenschatz. Deswegen hatte schon Aurelian im Jahre 272 einschreiten müssen.120 Auch Maxentius griff durch, als Bischof Marcellus 309 mit seinen rigorosen Maßnahmen blutige Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinde a­ uslöste,121 während später der christliche Kaiser Valentinian im Jahre 366 den siegreichen Papst Damasus nicht antastete, als sein Amtsantritt an einem Tag 137 Tote forderte.122 Unter Diokletian beruhten die Bischofskämpfe möglicherweise auf der Teilung der Provinzen um 300, da die Bistumsgrenzen der sich herausbildenden Metropoliten, der Erzbischöfe, den Provinzialgrenzen entsprachen.123 Die durch religiöse Neuerer ver­ anlaßten Unruhen waren mehrfach Anstoß für Verordnungen gegen sie.124

7. Die Verfolgung im Osten. Schonung der Juden die verfolgung im osten. schonung der juden

Diokletian hat das Christenproblem nicht dogmatisch, sondern prag­ matisch gehandhabt. Bis zu einer gewissen Grenze konnte man die «Fremdlinge auf Erden»125 dulden, aber nicht darüber hinaus, die Grenze der Toleranz setzte der Kaiser. Religiöser Friede aber war weder durch Duldung noch durch Verbot des Christentums erreichbar. Eintracht brachte dann auch die Bekehrung Constantins zum Christentum nicht, denn hinfort stellte sich das Toleranzdilemma umgekehrt, und zwar in doppelter Form: einerseits wie bisher in der Haltung der Christen gegenüber den Nichtchristen, den Heiden, und andererseits neuerdings in der Einstellung der Katholiken gegenüber den Nichtkatholiken, den Häre­ tikern und Schismatikern. Das Edikt Diokletians befahl, die Kirchen niederzureißen, die Schriften zu verbrennen und die leitenden Personen gefangen zu setzen, sofern sie auf ihrem Bekenntnis verharren.126 Gemäß Lactanz erschien in der Morgenfrühe der Terminalien Militär vor der Kirche von Nikomedien, erzwang den Eingang und forderte die Auslieferung des Gottesbildes, des 193

ix. die christenverfolgung

simulacrum Dei. Nach antiker Religionsauffassung war das Kultbild das ­Allerheiligste. Man wußte mithin nicht, wie ein Gotteshaus von innen aussah. Naturgemäß fand man kein Bildnis. Den Gekreuzigten als Altarbild gibt es erst sehr viel später, in der Kunst erscheint er im 5. Jahrhundert zuerst als Relief auf der erhaltenen Holztür von Santa Sabina auf dem Aventin in Rom. Anstelle eines Christusbildes raubten und verbrannten die Soldaten die heiligen Schriften, die Evangelien, und plünderten den Kirchenschatz. Während die Kaiser von der Dachterrasse des Palastes – in speculis – den Vorgang beobachteten,127 empfahl Galerius, die Kirche niederzubrennen, doch Diokletian widersprach im Hinblick auf die Brandgefahr für die umliegenden Häuser der dicht bebauten Stadt. Lactanz berichtet, wie wenn er danebengestanden hätte. Er benutzt die Gelegenheit, Galerius wieder zu belasten. Die Soldaten arbeiteten mit Beilen und Hämmern, und in wenigen Stunden lag die Kirche in Trümmern.128 Die strafrechtlichen Privilegien von Standespersonen wurden den Christen entzogen, sie durften in Strafprozessen gefoltert werden, ver­ loren ihre Freiheit und das Klagerecht.129 Ein ungenannter mutiger Christ, ein hoher Beamter, nahm das angeschlagene Blatt mit dem Edikt ab und zerriß es, da auf ihm keine Siege, wie sonst, über Goten und Sarmaten verkündet würden. Zum Feuertode verurteilt, wurde er der erste Märtyrer der Verfolgung und erhielt als Heiliger den Namen Euethios.130 Es wurde verordnet, daß alle Kirchenvorsteher im Reich verhaftet und zum Opfer gezwungen werden sollten. «Unzählige», sogar einige Hof­diener, heißt es, starben als Märtyrer. Euseb schildert die Folterungen mit literarischem Sadismus, um die Glaubensstärke der Christen herauszustellen. Der ­Bischof von Nikomedien wurde enthauptet.131 Als dann im Palast ein Feuer ausbrach und größeren Schaden anrichtete, wurden die Christen verdächtigt. Constantin sprach später von Blitz, Gewitter und «vom Himmel geschicktem Feuer», von göttlichem Zorn über die Christenverfolgung.132 Daraufhin habe Diokletian «Massen von kaiserlichen Dienern und ganze Familien» teils ertränken, teils köpfen, teils verbrennen lassen. Dabei seien «Männer und Frauen in unaussprechlicher göttlicher Begeisterung auf den Scheiterhaufen gesprungen». Selbst ehemals christliche Hofleute seien exhumiert und ins Meer geworfen worden.133 Diese Glaubenspropaganda kulminiert in der infamen Behauptung des Lactanz, den Brand habe Galerius selbst durch geheime Agenten legen lassen, um Diokletian zu harten Maßnahmen zu bewegen und die Chris194

die verfolgung im osten. schonung der juden

ten als Staatsfeinde zu entlarven, weil sie in einer Verschwörung mit den Palasteunuchen geplant hätten, die Kaiser in ihrem Palast lebendig zu ­verbrennen. Als Diokletian darauf gegen die unschuldigen Christen mit «Feuer und Folter» zu wüten begann, habe Galerius wenige Tage danach eine zweite Brandstiftung veranlaßt und sei dann unverzüglich abgereist, ehe er als der Schuldige entdeckt würde.134 Dem Kirchenvater aber blieb das nicht verborgen. Die angeblichen Untaten des Galerius benötigte Lactanz, um das schlimme Ende des Kaisers 311 als Strafe Gottes deuten zu können.135 Euseb betrachtete die Brandursache als ungeklärt, Constantin dachte an einen Blitzschlag.136 Die Schuldzuweisung bei Feuersbrünsten ist ein gewöhnliches Verfahren gezielter Verdächtigung von Gegnern  – vom Brand Roms 64 bis hin zum Berliner Reichstagsbrand 1933. Das Feuer im Palast verschärfte, durchaus glaubhaft, das Vorgehen Diokletians gegen die Christen am Hof, doch fügt Lactanz zu den angeblichen Brutalitäten auch gegen Alte, Frauen und Kinder und den genannten Hinrichtungen noch das Ertränken im Meer mit einem Mühlstein am Hals hinzu. Der Opferbefehl, der auch die Kaiserin Prisca und die Tochter Valeria traf, demonstrierte aber nur die Gleichheit vor dem Gesetz.137 Sympathien der beiden für das Christentum138 lassen sich daraus nicht herleiten, am w ­ enigsten bei Valeria, der Frau des Galerius. Aber hatte der nicht Nikomedien bereits verlassen? Im Osten, dem Gebiet des Galerius, kam es zu einer großen Verfolgung. Der Orient war stets der religiös regsamste Teil des Reiches. Euseb berichtet in diesem Zusammenhang von Widerstandsversuchen gegen ­Diokletian sofort 303 im Bereich der Garnisonsstadt Melitene / Malatya am Euphrat, worüber sonst nichts bekannt ist, und in Syrien. Für die ­Strafen im Zusammenhang mit der Eugenios-Revolte 303 aber gab es kein reli­giöses Motiv. Die damals Hingerichteten waren Heiden, wie Libanios bezeugt, Eusebios hat sie zu Christen gemacht.139 Im Herbst 303 verordnete ein «zweites Edikt» nach «alter Sitte zum Regierungsjubiläum» am 20. November 303 eine Amnestie für die Opferwilligen unter den Gefangenen und Todesdrohungen gegen alle anderen.140 Die Strafbestimmungen entsprachen der Rechtslage seit Trajan und Decius. Zu 304, dem zweiten Jahr der Verfolgung, erwähnt Euseb ein Schreiben Diokletians an Urbanus, praeses provinciae von Palästina, daß alle Einwohner den «Idolen» opfern sollten. Nach einem Martyrium in Gaza 195

ix. die christenverfolgung

erschienen sechs Jünglinge freiwillig beim Statthalter, um in der Arena von Caesarea coram publico den Bestien vorgeworfen zu werden. Statt­ dessen wurden sie am 24. März 305 mit zwei anderen Bekennern ohne Publikum geköpft.141 Das von Marc Aurel gerügte «theatralische Sterben» der Christen, das sein Verständnis überstieg,142 gab es somit noch in der letzten Verfolgung. Zu dieser demonstrativen Todesbereitschaft aus Heilsverlangen bieten auch die japanischen Kamikazeflieger von 1944 /45 keine echte Analogie. Ausgenommen von dem Opferbefehl waren die Juden. Er diente ja nicht wie bei Decius der Nothilfe des Reiches, sondern der Ermittlung der Christen. Juden werden in den Verfolgungsberichten nie genannt. Ihre uralte Religion143 war in heidnischer wie christlicher Zeit statthaft. Der Schonungsbefehl durch Diokletian im Traktat des Jerusalemer Talmud Avodah Zarah «Zum Götzendienst» ist inhaltlich glaubwürdig. Als er nach Palästina kam, habe er bestimmt, alle Völker sollten eine Trankspende machen außer den Juden.144 Sie waren von der Teilnahme am Staatskult befreit und genossen nach talmudischen Quellen eine eigene niedere Gerichtsbarkeit unter jüdischen, vom Patriarchen, dem Nasi, ernannten Richtern. Das war um 300 Juda III. Ein erwähntes Treffen des Rabbi Hiyya mit dem Kaiser in Tyros dürfte während Diokletians Aufenthalt in Phönikien Anfang 292 stattgefunden haben.145 Trotz der beabsichtigten allgemeinen Verfolgung blieb es bei punk­ tuellen Aktionen. In der oberägyptischen Thebais gab es einen Schwerpunkt. Dennoch kam es damals in Ägypten zu einer höchst folgenreichen Fortentwicklung des Christentums, zur Entstehung und Ausbreitung der monastischen Lebensweise, zunächst der Asketen und Einsiedler, sodann durch das Zusammenleben von Gruppen in coenobia. Ein Zeitgenosse Diokletians war der «große» Antonius, der «Vater des Mönchtums». Er stammte aus Koma, einem Dorf bei Herakleopolis am Südrand des Fayums, wurde 251 geboren und starb unbehelligt 356 mit 105 Jahren. Nach der von Athanasios verfaßten griechischen Lobschrift auf ihn lebte er streng enthaltsam in der Wüste und kämpfte gegen die Dämonen. Er gründete die ersten Klöster und genoß einen so hohen Ruf, daß er Schüler und Nachahmer aus dem ganzen Osten fand. Sein kirchenpolitischer Eifer gegen Ketzer und Heiden fällt in die Zeit Constantins, der ihn als seinen Freund betrachtete.146 Die Versuchung des Heiligen durch die Dämonen wurde ein beliebtes 196

prozesse im westen

Thema der christlichen Kunst. Sie peinigen ihn am Boden, so auf dem Isenheimer Altar Grünewalds (1516) und in den Lüften, so auf dem Stich Martin Schongauers (1480). In der bösen Satire von Wilhelm Busch 1865 / 70 auf den heiligen Antonius – allerdings den von Padua – versucht ihn der Teufel in wechselnder Gestalt hübscher Mädchen in seiner «christlichen Ruh».147

8. Prozesse im Westen prozesse im westen

Im Westen war die Verfolgung weniger scharf. Diokletian sandte das Edikt auch an Maximian in Mailand, der es durchführte. Mamertinus, der Festredner zum Geburtstag Maximians am 21. Juli 291, rühmt die Frömmigkeit des Kaisers gegen die Götter, denen er Statuen, Tempel und Gaben stiftete.148 Es gab Märtyrer in Italien, Spanien und Nordafrika.149 Wie im Orient finden wir auch im Westen demonstrierte Todesbereitschaft, das «theatralische Sterben».150 Als im Jahre 304 im sizilischen Catania der Christ Euplus vorgeladen wurde, schrie er schon im Vorraum des Gerichts: «Ich will sterben, ich bin Christ.» Da sprach der Statthalter: «Komme herein, wer da auch geschrien hat.» Damit trat Euplus mit den Evangelien unterm Arm vor den Richter, um nach der üblichen Befragung sein Todesurteil zu empfangen.151 Das Martyrium des Bischofs Sabinus in Spoleto ist fragwürdig,152 ebenso das der Crispina im numidischen Tebessa 304. In längerem Verhör betont sie, nur das Gebot Christi anzuerkennen und gerne zu sterben, um dem höllischen Feuer zu entgehen. Sie wurde enthauptet.153 Der Bischof Men­ surius von Karthago und sein Archidiakon Caecilianus wandten sich gegen das Drängen der Christen zum Martyrium und mußten sich später dafür verteidigen.154 Der Papst Marcellinus opferte und lieferte heilige Schriften aus,155 ebenso seine Diakone Marcellus, Miltiades und Silvester, die später gleichwohl Päpste wurden. So konnte der Gottesdienst fortbestehen. Alle vier wurden zu Heiligen. In Africa galten solche «Gefallenen» lapsi oder Traditoren den Confessoren als Verräter. So entstand der Donatismus.156 Diokletians Edikt erging ebenso an Maximians Caesar Constantius in Gallien, der dort und in den zugehörigen Provinzen von Britannien und Germanien aber nur Kirchen zerstören ließ.157 Euseb macht aus Constantius einen Christen. Die Zerstörung der Kirchen bestritt er.158 Constantius habe die «Vielgötterei der Gottlosen» verurteilt, allein den Gott des 197

ix. die christenverfolgung

Weltalls verehrt und sein Haus durch die Gebete frommer Männer ge­ sichert. Seine Familie und das Gesinde habe er Gott geweiht, sein Haus zu einer ekklēsia theou gemacht, ja alle heidnischen Diener entlassen und nur die Gott treuen behalten.159 Das ist pia fraus. Christliche Sympathien sind bei Constantius’ Frau, der Kaiserin Theodora, zu vermuten, deren Mutter Eutropia zumindest später Christin war und deren Tochter Anas­ tasia hieß.160 Der Name findet sich nur bei Christen, während Theodora auch eine heidnische Priesterin heißen konnte.161 Als privater Zorn in A ­ frica die damnatio memoriae der Christenverfolger vollzog, blieb unter den Namen der Tetrarchen der von Constantius erhalten.162

9. Die Zahl der Opfer die zahl der opfer

Unter den fiktiven Angaben in der antiken Geschichtsüberlieferung dominieren zwei Sachbereiche: die Motive der Handelnden und die Zahlen der Toten. Sie sind zumeist den Interessen der Berichterstatter angepaßt. Letzteres gilt zumal für die Christenverfolgungen. Sie werden überhaupt nur von den Kirchenvätern berichtet. Die übrigen Quellen schweigen dazu, obschon andere innere Unruhen durchaus erwähnt werden. Zur Verherrlichung der Glaubensstärke wurden Zahl und Qual der Märtyrer von Anfang an übertrieben. Vexabatur universa terra et praeter Gallias ab oriente usque ad occasum tres acerbissimae bestiae saeviebant, schreibt Lactanz.163 «Die gesamte Erde wurde gequält, außer Gallien; vom Sonnenaufzum -untergang wüteten die drei schärfsten Bestien», nämlich Diokletian, Maximian und Galerius. Ausgiebig und rhetorisch stilisiert beschreibt er dann die Folterungen des Bekenners Donatus, dem die ganze Schrift ­gewidmet ist, sein Triumph über den Teufel, der ihm fast die verdiente Krone des Märtyrers gebracht hätte. Er überlebte. In seiner Kirchengeschichte spricht Euseb von «unzähligen Männern, Weibern und Kindern», die im syrischen Raum, Ägypten und Africa starben. Er nennt gelegentlich Namen, konzentriert sich aber auf die seitenlang ausgemalten Foltermethoden. Genauere Angaben bietet seine Schrift über die Märtyrer in Palästina. Aus der Zeit Diokletians erwähnt er in Antiochia und Caesarea vier Märtyrer im ersten und acht im zweiten Jahr der Verfolgung.164 Die weiteren fallen in die Zeit nach dem Regierungs­ jubiläum im November 303, gehören somit überwiegend in die Zeit von Galerius und Daia. Euseb zeigt, wie die Richter sich bemühten, den 198

das ende der verfolgung 311

Christen das Leben zu erhalten, wie die Mehrzahl der Christen das Kaiseropfer leistete.165 Gregor von Tours kennt in seiner Frankengeschichte von 591 nur einen einzigen Märtyrer unter Diokletian, «dem 33. Römischen Kaiser», den Priester Quirinus aus Siscia in Pannonien. Man stürzte ihn mit einem Mühlstein um den Hals in die Save (Abb. 21). Auf Bitten der Gemeinde bot Gott die Rettung. Aber der Priester verschmähte sie. Schon auf dem halben Weg in den Himmel, flehte er zu Jesus, er möge ihm doch das Martyrium nicht mißgönnen, ging unter und ein in die «Ewige Ruhe» der Märtyrer.166 Die Legende hat die Zahl der Märtyrer ständig vergrößert, ihre Leiden zunehmend verschlimmert. Die Märtyrerakten und Martyrologien haben zumeist einen historischen Kernbestand, der aber selten abzugrenzen ist. Denn die Überlieferung wurde aufgeschwemmt mit fingierten Namen oder Schicksalen, deren Glaubwürdigkeit vorgespiegelt wird durch exakte Todesdaten und Todesorte, durch unbezeugte Amtsinhaber, unhistorische Titel, falsche Kaiserpräsenzen und unglaubwürdige Umstände. Mehrfach gibt es Gruppen zu 40 Bekennern, eine in der Bibel zwanzigmal belegte runde Zahl.167 Der schwach gewordene Papst Marcellinus wird seit dem 5. Jahrhundert als Märtyrer verehrt, nur weil er während der Christenverfolgung ­unter Maximian 304 verstarb. Auch sein gewalttätiger Nachfolger Mar­ cellus wurde im 5. Jahrhundert mit dem Martyrium beehrt.168 Nach seiner Vita im ‹Liber Pontificalis› aus dem 6. Jahrhundert gab es gleichzeitig 200 000 Opfer. Unter dem praeses der Thebaïs Satrius Adrianus, sicher bezeugt allerdings erst 307,169 nennen koptische Quellen wahlweise 144 000 oder 800 000 Opfer. Bei Theophanes im 8. Jahrhundert sind es «viele Myriaden».170 Otto von Freising im 12. Jahrhundert meinte, niemand könne zählen, wieviel Tausende von Heiligen damals Aufnahme ins ewige Reich Gottes gefunden haben.171 Die Gesamtzahl der von März 303 bis April 305 hingerichteten Christen bleibt, realistisch geschätzt, dreistellig.

10. Das Ende der Verfolgung 311 das ende der verfolgung 311

Mit dem Rücktritt Maximians 305 endet im Westen die Verfolgung. Reichsweit galt dann das Toleranzedikt des Galerius, das er, kurz vor seinem Tod,172 am 30. April 311 in Nikomedien anschlagen und verbreiten ließ. Er schreibt: Zwar habe er angeordnet, daß die Christen, die anstelle 199

ix. die christenverfolgung

der althergebrachten Religion neue, willkürliche Bräuche befolgen, von ihrer Torheit lassen sollten. Aber da sie daraufhin gar keine Götter verehrt hätten und so die Wohlfahrt des Reiches gefährdeten, habe er verfügt, ut denuo sint Christiani. Sie sollten ihren Gott zum Wohl von Kaiser und Reich verehren, aber die öffentliche Ordnung einhalten.173 Galerius ­betrachtet nach antiker Art den Christengott als einen unter anderen Göttern, eine Wunschvorstellung. Die kirchliche Überlieferung, daß gleichwohl Maxentius in Rom die Christen weiter drangsaliert habe, ist constantinische Greuelpropaganda,174 während Maximinus Daia als Nachfolger des Galerius im Osten die Christen tatsächlich weiterhin bedrückte. Um dies zu beenden, traf Constantin nach seinem Sieg über Maxentius 312 im Februar 313 Licinius in Mailand. Dieser besiegte dann Daia im April. Euseb schwelgt in den angeblichen Todesqualen des von Gott gegeißelten Christenverfolgers nach dem Muster des von Lactanz beschriebenen schrecklichen Endes von Galerius 311. Beide Kirchenväter simulieren Autopsie.175 Der Streit der Orthodoxen mit den Arianern im Osten veranlaßte ­Licinius zu Maßnahmen. Seine Spannung mit Constantin, der auf den Reichsteil des Licinius übergriff, weckte dort Sympathien der Orthodoxen mit Constantin, und das führte zu Verboten und Verurteilungen von Christen durch Licinius, der so zum Verfolger wurde. Erst als dieser durch Constantin 324 besiegt und beseitigt war, hatten die Christen reichsweit Frieden, zwar nicht untereinander, aber mit der Staatsgewalt und waren legitimiert. Daran änderte auch der «abtrünnige» Julian nichts, der zwar 362 die alten Kulte zu erneuern suchte, aber zu Unrecht als Christenverfolger betrachtet wurde.176 Der Akzeptanz folgte die Dominanz des Christentums. Bereits unter Constantin begann die von den Kaisern teils angeordnete, teils begün­ stigte Zerstörung der alten Heiligtümer. Während die Kultorte und Kultmonumente der capitolinischen beziehungsweise olympischen Götter zunächst noch geschont wurden, traf es die der orientalischen Gottheiten sofort, zuerst die Tempel von Aphaka auf dem Libanon und Aigai in Kilikien.177 Die Mithräen im Westen aber wurden systematisch zerstört, wie die Bodenfunde lehren, so auch das von Carnuntum, das Diokletian 308 restauriert hatte.178 Theodosius verordnete die reichsweite Beseitigung der alten Kulte.

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die christliche deutung

11. Die christliche Deutung die christliche deutung

Das über die Christen gekommene Elend verlangte eine Erklärung, einen Ort im religiösen Weltbild. Die Verfolger galten als Teufelsdiener und werden ganz überwiegend in den finstersten Farben gemalt. Was Lactanz und Euseb ihnen an Scheußlichkeiten nachsagen, ist nicht steigerbar. ­Warum ließ Gott das zu? Euseb greift auf das Sintflutmotiv zurück. Es sei die eigene Schuld der Christen gewesen, daß ihre Streitsucht, ihr Neid, Groll und Haß untereinander Gottes Zorn entflammt habe. All dieses war angeblich in den Psalmen und von Jesus selbst vorausgesagt.179 Also vollzogen die Verfolger, die «vernunftbegabten Bestien», zwar angestachelt vom Teufel, aber gemäß dem Willen Gottes die gebührende Strafe an den sündigen Christen.180 Euseb weiß: «Wen Gott liebt, den züchtigt er», wie nach Salomo auch Paulus und Johannes verkünden.181 Eine ausführlichere theologische Erklärung für die Christenverfolgung konstruiert Lactanz noch vor dem Toleranzedikt des Galerius 311 in ­seinem Hauptwerk, den Divinae institutiones, den göttlichen Unter­ weisungen. Er vertritt wie später in den ‹Todesarten der Verfolger› eine Theodizee, die Lehre von der Gerechtigkeit Gottes auf Erden oder die Rechtfertigung der Güte Gottes angesichts des Bösen und Schlimmen in der Welt. Die Frage nach dem Ursprung der Übel, pothen ta kaka, war schon ein zentrales Thema für Plotin182 und die Stoiker. An sie erinnert Lactanz durch den Verweis auf Seneca. Nach ihm duldet Gott die ­Untaten der Schlechten, weil er sie einer Besserung für unwürdig hält, während er die Guten öfter züchtigt, um sie zu bessern, denn er liebt sie. So sorgt Gott für uns, indem er im Zorn über unsere Schlechtigkeit uns Schläge verabreicht.183 Für die schuldlos verfolgten Christen gilt das nicht. Sie bedürfen keiner Besserung. Hier bringt der Kirchenvater das Beispiel des Imperators, der Feinde benötigt, um die Tapferkeit seiner Krieger zu erkennen. So errege und ermuntere Gott die Gegner der Christen (excitat adversarios), um ihren Glauben zu prüfen. Außerdem diene ihm der Ruhm der bewunderten Verfolgten zur Vermehrung seines Volkes (dei populus). Das ist propaganda fides. Die Verfolger handeln objektiv im Sinne des göttlichen Heilsplans, subjektiv aus teuflischer Bosheit. Wenn sie dann ein schlimmer Tod als die verdiente Strafe trifft, wird die Gerechtigkeit Gottes offenbar.184 In den Drangsalen ihrer Zeit erkannten die Christen 201

ix. die christenverfolgung

gewöhnlich die angekündigten «Wehen» der Endzeit vor dem nahen Jüngsten Tag,185 und so verstand auch Lactanz die Christenverfolgung g­ emäß der Schrift als Vorzeichen des Weltgerichts, dessen Schrecken er zu einem Finale furioso ausmalte.186 Somit findet die Verfolgung ihren richtigen theologischen Ort in Gottes Heilsplan.

12. Der geistige Widerstand gegen das Christentum der geistige widerstand gegen das christentum

Die christliche Deutung der Verfolgung beruht auf der biblischen Grundlage der Dogmatik. Diese aber wurde von heidnischer Seite angegriffen. Allerdings bewirkte der politische Sieg des Christentums, daß die geistige Auseinandersetzung mit der neuen Religion für uns kaum zu fassen ist, weil die Bücher der Heiden nahezu spurlos vernichtet wurden. Das beginnt mit Kelsos, dessen Schrift gegen die Christen nur durch die Zitate aus der Erwiderung durch Origenes bekannt ist. Lactanz spricht von zahlreichen griechischen und lateinischen Schriften gegen das Christentum,187 bezeichnet auch zwei «Philosophen», doch verschweigt er ihre Namen. Einer von ihnen habe drei Bücher «herausgekotzt», um die Christen zum Götterglauben zurückzubringen. Der andere, «noch bissiger», habe zwei Bücher gleicher Tendenz verfaßt. Er habe Widersprüche in der Bibel angeprangert und namentlich Paulus und Petrus dabei «zerfleischt».188 Dieser, vielleicht der praeses Bithyniae von 303 Hierocles, hat Apollonios von Tyana als eine Art Gegenchristus aufgestellt.189 Die Lebensbeschreibung dieses wunderwirkenden Wanderpredigers (um 50 n. Chr.) durch Philostrat (um 200 n. Chr.) liest sich in der Tat wie ein heidnisches Evangelium. Der bedeutendste Kopf der Gegenseite war der Neuplatoniker Porphyrios, geboren 234 in Tyros, verstorben bald nach 302, noch unter Diokletian in Rom.190 Er war Schüler und Nachfolger Plotins, betreute dessen Nachlaß und schrieb eine Biographie, die auch Licht auf sein eigenes Leben wirft.191 Mit seinem umfangreichen Werk hat sich Augustinus auseinandergesetzt, er nennt ihn philosophus nobilis, einen großen Philosophen unter den Heiden, doctissimus philosphorum, quamvis Christianorum acer­ rimus inimicus, «Schärfster Gegner der Christen».192 Porphyrios verfaßte um 270 in Sizilien 15 Bücher gegen die Christen, die fünf K ­ irchenväter zu Entgegnungen bewogen, darunter Eusebios mit 25 Büchern.193 Porphyrios ist der Begründer der historischen Bibelkritik. Er bestreitet die prophetischen Hinweise auf Jesus in den Messias-Passagen des Alten 202

der geistige widerstand gegen das christentum

Testaments, die ja erkennbar gewaltsam durch Umdeutungen auf Jesus bezogen werden. Jesus heißt eben nicht Emanuel.194 In seinem 12. Buch beweist Porphyrios, daß das Buch Daniel, der ja unter Nebukadnezar im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll, eine Fälschung aus der Zeit von Antiochos IV Epiphanes und dem Makkabäer-Krieg 164 v. Chr. ist. Die dem Danielbuch entnommene Verheißung des auf den «Wolken des Himmels» erscheinenden Menschensohnes und des messianischen Steins, der alles zertrümmern wird,195 deuteten wie Jesus selbst196 so die Christen auf das Kommen des «gesalbten» Messias, griechisch christos, auf daß «die Schrift erfüllet» werde.197 In diesem Sinne bemerkt Lactanz, daß die Messianität Jesu nicht durch seine Wunder bewiesen werde, die ja auch Magier bewirken können, sondern durch die eingetretenen Verkündigungen der Propheten.198 Der «Weissagungsbeweis», das stärkste Argument der Apologeten für die Wahrheit des Christentums,199 wird durch Porphyrios entwertet. Dagegen hat Hieronymus in seinem Danielkommentar polemisiert und Porphyrios als lügnerischen sycophanta geschmäht.200 Dessen Einsicht wurde von der Kirche unterdrückt und kam erst mit der Aufklärung zur Geltung. Notabene: Die Macht über die Medien ist die Macht über die Wahrheit. Im Jahre 1765 hat der Hamburger Orientalist Hermann Samuel Reimarus, selbst noch von der Zensur bedroht, den systematischen Mißbrauch des Alten Testaments zur Beglaubigung der christlichen Heilsbotschaft dargelegt, und er unterschied wieder den historischen Jesus vom verkündeten Erlöser, den Menschen vom Messias. Das zeigt ihm ein Vergleich zwischen dem menschlichen Jesus der Synoptiker und dem gottgleichen des Johannes,201 wie Porphyrios bereits erkannte. Reimarus beschuldigte die Christen, den piissimus Christus, dessen Geist unsterblich sei, in einen Gott verwandelt zu haben. Eine Auferstehung des Fleisches verwarf er,202 ebenso die Lehre von der Schöpfung und den Glauben an den Weltuntergang. Obschon Augustinus von Porphyrios ausgiebig Gebrauch machte, erklärte er, christenfeindliche Schriften seien Ausdruck von Bosheit und Lüge und daher zu verbieten.203 448 befahlen die Kaiser Theodosius II und Valentinian III ihre Verbrennung, nachdem eine solche Verordnung durch Constantin mißachtet worden sei.204 Die Vernichtung gelang. Mit Constantin beginnt die christliche Bücherzensur. Der ‹Index librorum prohibitorum› aus der Gegenreformation wurde erst 1967 auf­ gehoben. 203

ix. die christenverfolgung

13. Die Aera Diocletiani die aera diocletiani

Die letzte Zeit der Christenverfolgung wurde im christlichen Ägypten der Ausgang einer neuen, numerischen Zeitrechnung. Die Aera Martyrum oder Aera Diocletiani,205 beginnend mit dessen Regierungsantritt, gesetzt auf den 29. August 284 als Jahr 1, wurde unter anderem in Alexandria von Bischof Athanasios († 373) und dem zeitgleichen Astronomen Theon verwendet und blieb bei den Kopten bis in die Gegenwart in Gebrauch, so noch im März 1990 – ipse vidi – im Menas-Kloster in der nitrischen Wüste. Diokletian hatte in Ägypten anstelle der Zählung der Herrscherjahre206 die Datierung nach Konsuln eingeführt, mit denen man keine künftigen Jahre benennen kann. Dies aber war erforderlich für die Vorausberechnung der Osterfeste, die von der gesamten Christenheit am selben Kalendertag gefeiert werden sollten und nur mit Hilfe einer Jahreszählung im voraus bezeichnet werden konnten. Athanasios ließ das durch Theon feststellen und verkündete den Termin in seinen Osterbriefen den Bischöfen im Reich. In Rom nahm man Anstoß daran, die Jahre für das Osterfest nach einem Christenverfolger zu datieren. Daher beauftragte Papst Johannes († 526) den gelehrten gotischen Mönch Dionysius Exiguus, hier Abhilfe zu schaffen. Dieser entnahm der 437 erstellten Ostertafel des alexandrinischen Bischofs Kyrillos den Abstand des laufenden Jahres vom Regierungsantritt Diokletians und dann der Chronik Eusebs den Abstand von diesem bis zum 43. Jahr des Augustus, in dem nach der Chronik Jesus geboren wurde. So kam er für das Jahr 1 Diokletians auf das Jahr 284 nach dem Geburtsjahr Jesu 1 v. Chr. und durch Addition der beiden Zeiträume vor und nach Diokletian auf 531 n. Chr. für das laufende Jahr.207 Von da an konnte man nach Anno Domini die kommenden Jahre weiterzählen und auch die vergangenen seit Christi Geburt bezeichnen. So Beda in seiner ‹Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum› von 731 n. Chr. Damit bildet die Regierungsantritt Diokletians die rechnerische Brücke von heute zum Beginn unserer Zeitrechnung. Sie ist christlichen Ursprungs, auch wenn das aus ideologischen Gründen gern vertuscht wird.

204

Arma et iura justinian

X

Das neue Heer

x. das neue heer

1. Der Grenzschutz – 2. Feldheer und Garde – 3. Neue Legionen – 4. Die Reiterei – 5. Bewaffnung und Besoldung 6. Die Sicherheitspolizei – 7. Die Flotte – 8. Die Rekrutierung – 9. Die Germanisierung

«Waffen und Gesetze tragen das Imperium und haben es durch Gottes Gunst als ewige Weltordnung über alle Staaten erhoben.» Mit solchen Worten eröffnete Justinian 529 seinen ‹Codex Novus›, eine Sammlung von Erlassen der Kaiser seit Hadrian.1 Die Waffen stehen voran, so auch zeitgleich bei Prokop, wenn er schreibt: «Der Krieg und das Kaisertum sind, wie man weiß, das Allerwichtigste bei den Menschen»,2 nämlich das, was die Lebensumstände der Römer prägt. Denn mit Waffen wurde das Reich gegründet, mit Waffen geschützt. Recht und Gesetze regeln dann die innere Ordnung. Nachdem schon Augustus seine Herrschaft mit den Legionen Caesars errungen hatte, blieb das Heer die Basis der Kaisermacht. Die Erhebungen des 3. Jahrhunderts zeigten es, und auch Diokletian schuldete seinen Aufstieg und seine Stellung dem Ansehen bei der Truppe, aus der er als Berufsoffizier hervorgegangen war. Insofern gehört er noch zu den «Soldatenkaisern». Imperator hieß ursprünglich jeweils der oberste Feldherr und nun allein der Kaiser. Jede Form von Staatsdienst galt als militia. Unterschieden wurden militia armata im Heer, militia officialis im Zivildienst 205

x. das neue heer

und militia palatina am Hof. Die Kirche ergänzte die Militarisierung begrifflich durch die militia Christi der Frommen.3 Als Imperator zeigt Christus ein Mosaik in der Erzbischöflichen Kapelle Ravennas. Der Christ kämpft gegen die Versuchungen des Teufels, der Eremit kämpft gegen die Dämonen der Wüste, der Märtyrer kämpft nicht für das Imperium Romanum, sondern für das Reich Gottes. «Sind denn nicht auch wir Soldaten?», fragt Tertullian, «unterstehen wir doch einer um so strengeren Disziplin, je höher unser Imperator steht». Non enim nos milites sumus? 4

1. Der Grenzschutz der grenzschutz

Die Gesamtsituation des Reiches unter Diokletian war durch die militärische Großwetterlage bestimmt. Nach dem letzten Versuch, die Grenzen auszuweiten, dem durch Trajan, befand sich Rom in der Defensive, im Osten gegenüber den Persern, denen es um Landgewinn ging, an allen anderen Fronten gegenüber den Barbaren, die der Wohlstand der Provinzen immer wieder zu Beutezügen verlockte. Seit 162 unter Marc Aurel nahmen die Abwehrkämpfe kein Ende. Daher verstärkte Diokletian den Grenzschutz in allen Randprovinzen des Reiches. 298 stellte der Redner Eumenius dem Statthalter von Gallia Lugdunensis die rhetorische Frage: «Was soll ich jetzt, in dem wiedergeborenen Goldenen Zeitalter all die Kastelle der Alen und Kohorten, d. h. der Reiter und der Fußtruppen, aufzählen, die an der wieder hergestellten Grenze von Rhein, Donau und Euphrat stehen?»5 Inschriften und Mauerreste aus tetrarchischer Zeit ­bestätigen diese Aussage.6 Die Legionen lagen meist paarweise am jeweiligen Standort. Noch Zosimos im 6. Jahrhundert lobt die Defensivmaßnahmen Diokletians. In weiser Voraussicht habe der Kaiser alle Reichsgrenzen mit Städten, Festungen und Türmen geschützt.7 Eine neue Handschrift wird spürbar. Während die klassischen Kastelle stets zugleich Ausgangsbasen für Strafexpeditionen darstellten, dominiert nun der defensive Charakter der Grenzwehr. Ältere Kastelle wurden verkleinert und oft durch außen angebaute halbrunde Türme verstärkt. In Abusina / Eining, wo einst die rätische Mauer an die Donau stieß, entstand in der Südwestecke des K ­ astells eine kleine Binnenfestung für die Garnison, während die alten Mauern den Bewohnern des Lagerdorfes Schutz boten, der vicus lag nun nicht mehr draußen vor den Toren. 206

feldherr und garde

Neu angelegte Befestigungen wichen häufig von der standardisierten Kastellform der hohen Kaiserzeit ab und orientierten sich am Gelände. Sie nutzten eine Uferlage, eine Bodenerhöhung oder einen Berg,8 zu­ weilen ein keltisches oppidum, wie auf dem Lindenberg an der Limmat in Zürich. Für Kleinkastelle kam in der Spätantike das Wort burgus auf,9 das in Germanien durch die Namen Teutoburgiensis saltus und Asciburgium schon bei Tacitus belegt ist,10 aber auch mit griechisch pyrgos – «Mauerturm» zusammenhängt. Die mit hundert Mann belegten centenaria ­waren eher befestigte Polizeistationen. Die Limesforschung bezeugt, daß aber die Grenzarmee zumindest im Westen erkennbar reduziert wurde.11

2. Feldherr und Garde feldherr und garde

Zosimos kontrastiert die Defensivpolitik Diokletians mit der Constantins. Ersterer habe an den Grenzen die gesamte Streitmacht stationiert, so daß die Barbaren nirgends durchbrechen konnten, weil sie überall auf Widerstand stießen. Im Gegensatz dazu habe Constantin dann dieses Verteidigungswerk zerstört, indem er die Truppen von der Grenze abzog und in die Städte des Binnenlandes verlegte, die doch keinen zusätzlichen Schutz benötigten.12 Diese Gegenüberstellung der Militärordnung Diokletians und Constantins ist zu scharf. Das hier Diokletian zugeschriebene System war das des Augustus. Er hat das Heer an den Grenzen aufgereiht und das Reichsinnere praktisch frei von Militär belassen. Als dann die Germanen den Grenzgürtel immer wieder durchbrachen, waren militärische Operationen auch im Binnenland erforderlich. Das galt ebenso für die Bürgerkriege gegen Usurpatoren. Dafür mußten jeweils aus den Grenzkastellen Abteilungen, vexillationes, abgezogen und zusammen­ gestellt werden, die anschließend an ihre Standorte zurückkehrten. Das war zeitraubend und umständlich. Abhilfe schuf die in mehreren Etappen von Gallienus bis Diokletian durchgeführte Heeresreform. Die Provinzialkommandos kamen von den senatorischen legati Augusti pro praetore an ritterliche duces, Berufsoffiziere, deren Kommandobereich die Provinzgrenzen oft überschritt. Militär und Zivilverwaltung wurden getrennt, abgesehen von Krisengebieten wie Isaurien und Mauretanien. Der Kaiser bildete den Kern eines mobilen Feldheeres, das ihm sofort zur Verfügung stand. Das waren seine «Begleiter», die berittenen comitatenses des sacer comitatus.13 Das Heer, mit 207

x. das neue heer

dem Galerius 298 die Perser besiegte,14 war aus Abteilungen der Donauund der Orientarmeen gebildet und wurde offenbar anschließend zusammengelassen. Ebenso hat Constantin nach dem Sieg über Maxentius 312 seine Gallienarmee, seinen exercitus Gallicus  – so die Münzen  – nicht wieder disloziert. Die erste Maßnahme dieser Art war die Stationierung eines Reiterheeres in Mailand durch Gallienus um 260. So entstand das spätantike «Bewegungsheer»,15 die neue field army.16 Stationiert war sie im hinteren Grenzgebiet an den Schnittpunkten der Fernstraßen. Die Schutztruppe des Kaisers bildete das Korps der protectores divini lateris oder protectores domestici, die höchstrangige Heeresabteilung. Die alte Garde, die in Rom kasernierten Prätorianer, zog nicht mehr mit ins Feld, sie hatten ihre Funktion verloren, seit die Kaiser nicht mehr in Rom residierten. Zudem hatten sie sich oft genug beim Herrschaftswechsel eigenwillig politisch zur Geltung gebracht. Diokletian beließ es zwar bei zehn Kohorten, reduzierte aber die Stärke von ursprünglich 6000 auf je tausend Mann. 306 riefen sie Maxentius zum Kaiser aus, unterlagen aber 312 Constantin an der Milvischen Brücke und wurden vollends aufgelöst.17 Sie kamen an die Front.

3. Neue Legionen neue legionen

Als der wichtigste Teil der diokletianischen Heeresreform gilt die Ver­ größerung des Heeres. Lactanz wirft Diokletian vor, er habe es mehr als vervierfacht, da jeder Tetrarch eine Armee haben wollte, größer als das gesamte Heer in den Zeiten der Monarchie. Das habe unerträgliche Steuererhöhungen mit sich gebracht.18 Diese Angaben sind längst als bös­willige Übertreibungen erkannt.19 Gleichwohl wurde das Militär verstärkt. Seit Septimius Severus († 211) gab es 33 Legionen,20 nun werden 68 gezählt.21 Die Sollstärke von je 6000 Mann wurde nirgend mehr erreicht und betrug in manchen Einheiten nur 1000 Mann. So wurde beispielshalber die Legio III Italica in Regensburg aufgelöst. Die Abteilungen ­kamen nach Kempten, Burghöfe, Füssen und Zirl, ein Rest blieb vor Ort. Die Vermehrung der Einheiten beweist keine entsprechende Vergrößerung der Armee. Die 28 neuen Legionen sind zumeist nach den Namen oder Beinamen der Tetrarchen benannt und heißen legio Diocletiana, Valeria oder Jovia, 208

die reiterei

legio Maximiana oder Herculiana etc. mit der jeweiligen Nummer.22 Sie verteilen sich auf die Kriegsgebiete je nach der Gefährdung unterschiedlich. Im Westen werden vier zusätzliche Legionen gezählt, an der mittleren und unteren Donau sechs, in dem besonders umkämpften Osten dreizehn und in Africa drei. In Britannien und Spanien blieb es bei einer Legion.23 Neben den Legionen werden einzelne Kohorten zu 100 bis 200 Mann genannt sowie numeri von Hilfstruppen, auxilia, meist Söldner aus dem Barbaricum. Die Landarmee unter Diokletian beziffert ­Johannes Lydos auf 389 704, die Seeleute auf 45 562 Mann,24 also insgesamt 435 266 Krieger gegenüber ungefähr 300 000 Mann, Legionäre und Hilfstruppen, unter Augustus. Neuere Schätzungen sprechen von etwa 400 000 Mann.25 Die Dienstränge waren bei den verschiedenen Truppengattungen ­unterschiedlich. Für die Gemeinen vom tiro, dem Rekruten, aufwärts sind sechs Grade bezeugt, differenziert nach Dienstalter und Besoldung.26 Unter den Offizieren erscheinen weiterhin Centurionen. Kommandierende Befehlshaber, gewissermaßen Generale, hießen praefecti, praepositi oder häufiger tribuni in unterschiedlicher Rangstellung. Constantin in der Garde Diokletians war tribunus ordinis primi.27 Stellvertretende Tribune, sozusagen Leutnants, trugen ebenso wie die Leiter von Diözesen den Titel vicarius.28 Höchster Dienstgrad war der dux für den Befehlshaber mindestens einer Provinz. Er entsprach dem legatus Augusti pro praetore im Prinzipat, dem Rang des Quintilius Varus. Als Feldzeichen für Fußtruppen dienten Standarten, vexilla, mit einem Purpurtuch an der Querstange, oder signa mit runden imagines, Kaiserbildern, dargestellt auf zwei Torpfeilern in Romuliana (s. Abb. 15).

4. Die Reiterei die reiterei

Den Legionen zugeordnet waren die Einheiten der Reiterei, die an taktischer Bedeutung zugenommen hatte. In der hohen Kaiserzeit hatten Reiter gegen eine einexerzierte Schlachtreihe keine Chance, aber die Schulung war nicht mehr die alte. Die berittenen vexillationes hießen nach den vexilla, den standartenähnlichen Feldzeichen, doch gab es auch dracones, Blechdrachen mit flatterndem Schwanz, unter Trajan von den Parthern übernommen.29 Darauf geht die leichte Reiterei der «Dragoner» zurück. Die alae waren benannt nach ihrer Aufstellung an den «Flügeln» 209

x. das neue heer

Abb. 14: Parthischer Panzerreiter (Cataphractarius). Graffito aus Dura-Europos, ­zerstört 257. Museum Damaskus.

der Schlachtreihe. Die Einheiten waren gewöhnlich 500 Mann stark, doch gab es auch alae milliariae zu 1000 Mann. Im Kampf gegen die Sassaniden hatten die Römer die gefürchteten persischen Panzerreiter kennengelernt, gräzisierend cataphractarii, lateinisch clibanarii.30 Roß und Reiter waren durch einen elastischen Kettenpanzer geschützt, die Rechte führte die Lanze, die Linke hielt die Zügel. Seitdem gab es die Waffengattung auch bei den Römern,31 eine nach Dio­ kletian benannte Kataphrakten-Schwadron, eine ala Iovia lag in der oberägyptischen Thebais.32 Diese militärgeschichtliche Neuerung hatte Zukunft. Ritter beherrschten das Mittelalter. Die «schwere Reiterei» der gepanzerten Kürassiere hielt sich in der französischen Garde du Corps, bis im August 1870 bei Wörth ihr Angriff steckenblieb. Das war das taktische Ende dieser alten Waffengattung. Im Orient gab es immer auch Kamelreiter, bewaffnet mit Lanze und Bogen. Unter Diokletian finden wir drei Schwadrone dromedarii, die nach Tetrarchen benannt, also von ihnen eingerichtet sind, eine ala Valeria nach Diokletian, eine ala Herculia nach Maximianus, beide in der ober­ ägyptischen Thebaïs und ebendort eine ala in der von Galerius gegrün­ deten Stadt Maximianupolis.33 Der Militärschriftsteller Vegetius nennt sie inefficax bello, unwirksam im Kriege.34 Die Römer benutzten zuvor 210

die bewaffnung und besoldung

Kamele im Kriege nur zum Transport, die Könige von Pontos und die Parther indes verwendeten sie gemeinsam mit Kataphrakten auch im Kampf gegen die Römer.35

5. Die Bewaffnung und Besoldung die bewaffnung und besoldung

Die Bewaffnung hatte sich seit dem frühen 3. Jahrhundert geändert. Der schwere Schuppenpanzer verschwand weitgehend, doch hielt sich das Kettenhemd meist mit kurzen, gelegentlich mit langen Ärmeln. Der eiserne Kammhelm geht wiederum auf sassanidisches Vorbild zurück und wurde dann durch den Lederhelm ersetzt, als die Soldaten eine Erleichterung der Bewaffnung forderten.36 Offiziere trugen zweiteilige Eisenhelme mit Nacken- und Nasenschutz, zuweilen mit Silber- oder Goldblech überzogen. Der Helm des Kaisers war mit Gold und Juwelen geschmückt.37 Die als cornuti bezeichneten germanischen Einheiten trugen Hörnerhelme.38 Der Flügelhelm der Richard-Wagner-Germanen ist einmal keltisch belegt. Im Frieden wurde für alle Soldaten der pilleus Pannonicus üblich, die topfartige Pelzmütze, wie sie die Tetrarchen auf dem Monument in Venedig tragen. Den konkaven Rechteckschild löste der Oval- oder Rundschild aus Holz ab. Er hatte aus Eisen einen Schildrand und einen Schildbuckel und war bunt bemalt mit den Insignien der jeweiligen Einheit. Die ‹Notitia Dignitatum› bietet Sammeltafeln mit Dutzenden von Schildzeichen. Verzierte Helme und Schilde stammen von höheren Dienstgraden. Hauptangriffswaffe war nicht mehr das Kurzschwert, der gladius, mit dem gefochten wurde, was Schulung voraussetzt, sondern das Langschwert, die spatha, mit der man nur noch draufhauen konnte; die venezianische Tetrarchengruppe zeigt sie (Tafel II). Unter germanischem ­Einfluß kamen auch Streitäxte (securis) und Doppeläxte (bipennis) in Gebrauch.39 Die germanische lange Hose wurde Standard im römischen Heer. Im Kriegswesen waren die Römer stets gelehrige Schüler ihrer Feinde, wie sie überhaupt vieles von ihren Nachbarn übernommen, dann aber verbessert haben,40 so von den Griechen die Lanze und die Kriegsmaschinen, von den Samniten den Langschild, von den Spaniern den Wurfspieß und von den Karthagern den Bau von Kriegsschiffen.41 Die Bereitschaft, in der Militärtechnik von anderen Völkern zu lernen, und die Angleichung der Ausrüstung ziehen sich durch die Jahrhunderte. Eröffnet wurde die Schlacht durch die – namentlich bei den Persern 211

x. das neue heer

gefährlichen  – Bogenschützen und die Schleuderer. Letztere zählten in älterer Zeit zu den Leichtbewaffneten, doch führten nun auch Legionäre eine Schleuder mit. Zwei illyrische Legionen kämpften mit Bleikugeln so erfolgreich, daß Diokletian und Maximian jeden Legionär mit dattel­ förmigen Schleuderbleien ausrüstete. Die als mattiobarbuli benannten Truppen wurden mit den Beinamen Ioviani und Herculiani ausgezeichnet.42 Nach den Bogenschützen und Schleuderern kamen die Speerwerfer mit dem pilum zum Einsatz. Ammian bringt einen Exkurs zu Kriegsmaschinen.43 Rammböcke, die Mauern brachen, und Ballisten, die Steine schleuderten, wurden bei Be­ lagerungen verwendet;44 Torsionsgeschütze, die Pfeile schossen, waren bodenständig oder als carroballistae auf Wagen montiert, auch bei Feldschlachten in Gebrauch. Sie wurden gegen persische Kriegselefanten eingesetzt.45 Im 15. Jahrhundert haben nach der Ritterzeit die Hussiten Feldartillerie verwendet, mit der dann Napoleon seine Siege erzielt hat. Das Zeichen der Zugehörigkeit zum Heer war der Schwertgurt (balteus oder cingulum militiae), den auch der Kaiser selbst trug. Mit kostbaren Beschlägen zeigt ihn die Wiener Porphyrstatue.46 Die Wendung sumere cingulum  – «den Gürtel nehmen» heißt soviel wie «ins Heer eintreten», discingere – «entgürten» bedeutet «verabschieden».47 Aus Grabfunden kennen wir prunkvolle Schwertgehänge (parazonium), Gürtelgarnituren, die höchsten Würdenträgern gehörten,48 ihnen vielleicht als Kriegsauszeichnung verliehen worden waren. Daß dies einem verdienten Offizier zweioder dreimal widerfahren konnte, entnehmen wir aus einem späteren Gesetz.49 Bis zu Gallienus sollen die Gäste bei der Einladung zu einem Gelage bei Hofe ihren Gürtel vorher abgelegt haben. Dabei seien einmal Gürtel gestohlen worden, so daß die noblen Gäste sich hinfort gegürtet zu Tische gelegt hätten.50 Die Vorbilder für diese Prachtgürtel werden in Mittelgermanien gesucht. Sie verraten den persönlichen Stolz des Kriegers. Um 90 n. Chr. dichtete Martial über das parazonium: Militi decus hoc, et grati nomen honoris  / Arma tribunitium cingere digna latus (XIV 32). «Zierde des Kriegers ist dies und kündet erfreuliche Ehre / wert, daß als Wehr der Tribun an seiner Hüfte es trägt» (R. Helm). Militärische Gebrauchsgegenstände mit Zeichencharakter sind ebenso die Spangen. Typisch für das spätrömische Heer sind die Bogen-, Kreuzoder Zwiebelknopffibeln, die als Mantelschließe auf der rechten Schulter dienten. Die zahlreichen Grabfunde aus dem Rhein-Donau-Raum, auch 212

die bewaffnung und besoldung

jenseits der Flüsse, werden den Föderaten zugeordnet. Außer der gewöhnlichen Ausführung in Bronze gibt es vergoldete, ja sogar schwere rein goldene Exemplare. Datierbar sind die «Kaiserfibeln», die mit Treuegelöbnis zum Herrscher beschriftet sind und von diesem verdienten Offizieren verliehen wurden.51 Der Knopf wurde erst im 16. Jahrhundert erfunden. Hergestellt wurde die Ausrüstung des Militärs in fabricae, staatlichen Großwerkstätten, die damals dem Reichspräfekten unterstanden, später dem magister officiorum.52 Sie sind in 22 grenznahen Städten bezeugt, werden genannt in Gesetzen, in der ‹Notitia Dignitatum› und in Christenprozessen, wurden aber wohl zum größeren Teil erst nach Diokletian eingerichtet. Manche waren auf einzelne Waffengattungen spezialisiert,53 so auf Rundschilde und Helme, auf Panzer für Kämpfer und Reiter, Bögen und Pfeile, Speere, Schwerter und Ballisten.54 Uniformen wurden hergestellt in Textilfabriken für Wollstoffe, Leinenwaren und Brokat (barbaricae). Der Name gynaeceum bezeugt, daß sie im griechischen Osten entstanden und überwiegend Frauen dort arbeiteten. Die Arbeiterinnen erhielten das Material und ein Entgelt. Sie hatten eine bestimmte Menge von Militärmänteln (sagum), Hemden (tunica) und langen Hosen (bracae) im Monat abzuliefern. Es bestand nach Diokletian55 Dienstpflicht wie für Staatssklaven. Die Fabriken waren auch Straforte,56 spätere Gesetze gegen Arbeitsflucht der fabricenses sprechen für sich.57 Die Bewaffnung der Germanen hat sich der römischen im Verlauf der Kaiserzeit angeglichen. Dennoch bevorzugten die Germanen zugunsten größerer Beweglichkeit leichtere Bewaffnung anstelle der schweren Panzer bei den Römern. So fehlen bei den Germanen Metallhelme, Beinschienen und Kettenhemden. Angriffswaffen waren Stichlanzen und Wurfspeere, Pfeil und Bogen gewannen an Bedeutung. Die Streitäxte hinterließen ihre Spuren in römischen Helmen. Die Schwerter waren großenteils römisches Beutegut oder Schmuggelware. Typisch germanisch ist die Ausschmückung der Waffen, der silberbeschlagene Militärgürtel und das bisweilen prunkvolle Pferdegeschirr.58 Die Besoldung der Armee bestand vornehmlich in Naturalien, in der Zuteilung der annona in Form von Weizen. Er wurde von Kleingruppen gemahlen und zu Brei oder Brot verarbeitet. Dazu gab es Fleisch, Wein und Öl. Obst und Gemüse, das Diokletian später in Spalato selber anbaute,59 erscheint, jahreszeitlich bedingt, nicht in den Quellen. Die Reiter erhielten Pferdefutter, capitus. Dazu kam ein stipendium in bar, dreimal 213

x. das neue heer

jährlich in Raten ausgezahlt, 600 Denare für Legionäre und Reiter. Ergiebiger waren die in Gold gezahlten Donative zu den Kaisergeburtstagen, Regierungsjubiläen, Neujahrsfesten mit dem jeweiligen Konsulatsantritt und sonstigen festlichen Gelegenheiten.60

6. Die Sicherheitspolizei die sicherheitspolizei

«Eine politische Polizei … hat es in Rom zu keiner Zeit gegeben.» Hier denkt Mommsen an die frumentarii.61 Sie bildeten in der Tat keine spe­ ziell zur Staatssicherheit bestellte Organisation. Gleichwohl war der Kaiser immer bedroht durch Offiziere, die es nach dem höchsten Amt gelüstete und unzufriedene Heeresabteilungen dafür nutzen konnten. Das belegen nicht erst die wild wuchernden Proklamationen der Zeit vor Diokletian. Daher mußte er über die Stimmung in den Standorten und in den Provinzen im Bilde sein. Notwendige Informationen erhielt der Kaiser schon lange zuvor durch speculatores – «Kundschafter», die jeder Legion zugeordnet waren und auch einzeln im Dienste des Kaisers standen. Sie versahen verschiedene Aufgaben. Sie beaufsichtigten die Ausführung kaiserlicher Befehle, dienten als Kuriere in die Provinzen und meldeten ihm von dort relevante Vorgänge.62 Trajan verbesserte die Staatspost zugunsten des Nachrichtendienstes aus dem Reich über politische Vorkommnisse bezüglich des Staates, e re publica.63 Hadrian überwachte sogar das Privatleben seiner Leute durch frumentarii,64 die in diesem Zusammenhang erstmals genannt werden und die Staatspost beaufsichtigten. Der Name frumentarii von frumentum – «Brotgetreide», verweist auf die ursprüngliche Funktion dieser Männer, die Heeresversorgung. Sie ­waren je einer Legion zugeordnet und lagen in Rom in den castra peregrina auf dem Caelius-Hügel. Unter Commodus bemannten sie eine Mordkommission, unter Macrinus erscheinen sie wieder als Spione, unter Maximus, Balbinus und Claudius Gothicus als politische Boten.65 Die Staatssicherheit trat danach in Vordergrund und machte sie allgemein verhaßt. Aurelius Victor, der Diokletians erfolgreiches Bemühen um den inneren Frieden und seine höchst gerechten Gesetze, leges aequissimi, rühmt, lobt an erster Stelle die Abschaffung der frumentarii, einer «Pestilenz» im Staat. Sie gelten als «Geheimpolizei»,66 doch bildeten auch sie ein mili­ tärisches Korps und trugen den Soldatengürtel. Als Staatskommissare 214

die flotte

­ ekleideten sie verschiedene Funktionen, unter denen die einer Sicherb heitspolizei hervorragt.67 Sie soll die Provinzen überwacht und jedes verdächtige Anzeichen für Hochverrat oder Majestätsbeleidigung gemeldet haben. Dabei seien auf schändliche Weise Verdächtigungen erhoben und Ängste erzeugt worden und selbst im entferntesten Winkel Räubereien vorgefallen.68 Mißbrauch politischer Polizeigewalt bestand unter anderem in der Kriminalisierung von Zukunftserkundung oder legitimer medi­ zinischer Magie, für die aus den späteren Jahren Ammian Beispiele bringt und beklagt.69 Aurelius Victor fügt an, die Stelle der frumentarii hätten jetzt, also um 360, die agentes in rebus eingenommen, bezeugt seit Constantin,70 ein ebenso viel- wie nichtssagender Amtstitel, ähnlich unserem «Sachbearbeiter». Diese «Agenten für Angelegenheiten» seien den Frumentariern simil­ limi  – «äußerst ähnlich», was darauf deutet, daß der Mißstand wieder eingekehrt war. Seit Constantius II bildete das mit ihnen verbundene Denunziantenwesen ein öffentliches Ärgernis, so daß Julian im Jahre 362 wiederum einschritt und ihre Zahl auf ein Minimum von 17 Mann beschränkte. Libanios lobte das.71

7. Die Flotte die flotte

Eine vergleichsweise geringe Bedeutung hatte zu allen Zeiten der römischen Geschichte das Flottenwesen.72 Anders als die Griechen und die Karthager waren die Römer keine Seefahrer. Johannes Lydos überliefert für Diokletian die Zahl von 45 562 Angehörigen der kaiserlichen Marine.73 Unsere wichtigste Quelle ist die ‹Notitia Dignitatum›.74 Ihr ist zu entnehmen, daß in Ravenna und Misenum bei Neapel weiterhin Flotten lagen, ebenso in Aquileia. Außerdem wird eine Station in Britannien und eine an der Kanalküste genannt. Die meisten Einheiten von barcarii ankerten an der Donau,75 weitere am Bodensee bei Bregenz, am Neuenburger See und am Comer See. In Gallien gab es Flottenstationen an Rhône, Saône und Seine. Julian verfügte über eine Rheinflotte von 600 Schiffen, einige von diesen sind in Mainz ausgegraben worden.76 1100 Schiffe der Euphratflotte werden im Zusammenhang mit Julians Perserzug 363 erwähnt.77 Die Schiffe der classis Seleucena im damals syrischen, heute türkischen Seleukeia / Silifke unterstanden dem comes Orientis, sie hatten den Orontes schiffbar zu halten. 215

x. das neue heer

Der Hafen von Seleukeia war versandet und mußte ausgebaggert werden. Dabei kam es 303 zu einer Rebellion.78 Diokletian hatte einer Kohorte von 500 Mann den Auftrag erteilt. Römisches Militär wurde stets eingesetzt zum Bau von Straßen, Brücken und Kastellen,79 zum Holz­ fällen, Steinbrechen und Ziegelstreichen.80 Handarbeit aber war bei den Soldaten unbeliebt, vor allem die germanischen Kontingente verweigerten das, sogar das Schanzen.81 Das lag unter ihrer Würde. Kaiser Probus wurde 282 erschlagen von Soldaten, die er für zivile Aufgaben, zum Anlegen von Weinbergen und zum Austrocknen von Sümpfen abkommandiert hatte.82 Die Kohorte, die dem für den Hafen von Seleukeia zuständigen tri­ bunus Eugenios unterstand, revoltierte. Darüber berichtet um 356 Libanios, dessen Familie in den Vorgang verwickelt war, etwas rhetorisch ausgestaltet und tendenziös gefärbt.83 Die Soldaten wurden, so heißt es, überfordert und schlecht versorgt. Um ihr Brot zu backen, mußten sie Nachtruhe opfern. Das fanden sie unerträglich und nötigten Eugenios unter Todesdrohung, den Purpur zu nehmen, den sie von einer Kaiser­ statue abnahmen. Dann gab es ein Gelage, zu dem sie den Wein bei den umwohnenden Bauern requirierten. Anschließend marschierten sie die 120 Stadien oder 22,8 Kilometer flußaufwärts nach Antiochia und besetzten den Palast. Daraufhin ergriffen die kaisertreuen Bürger die Waffen, überwältigten die Empörer und erschlugen sie alle. Das geschah noch am selben Tag. Diokletian aber zog den Stadtrat zur Rechenschaft. Die führenden Männer, darunter den Großvater und Großonkel des Libanios, ließ er ohne Verhör und Verhandlung – so der Redner – köpfen und enteignen.84 Da Euseb im Zusammenhang mit Diokletians Christenverfolgung 303 /304 von einem Aufstandsversuch in Syrien spricht,85 könnte er damit die Eugenios-Affäre gemeint haben,86 doch ist diese nicht von bedrohten Christen ausgegangen, wie bei der Version Eusebs anzunehmen wäre. Von einer anderen Empörung im damaligen Syrien verlautet nichts. ­Jedenfalls war die Familie des Libanios noch ganz dem Götterglauben verhaftet. Sicher ist die Strafaktion nach dem Gunsterweis Diokletians für Anti­ochia bei den Spielen von 300 anzusetzen.87

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die rekrutierung

8. Die Rekrutierung die rekrutierung

Die Rechtsgrundlage für die Rekrutierung war die allgemeine Wehrpflicht. Augustus hatte sie von den römischen Bürgern auf sämtliche freien Reichsbewohner ausgedehnt.88 Sie galt für römische Bürger in den Legionen, für alle anderen, die Peregrinen, in den Hilfstruppen, den auxilia. Mit der Constitutio Antoniniana von 212, der Verleihung des Bürgerrechts an alle Reichsangehörigen, entfiel diese Unterscheidung.89 Durch die lange Dienstzeit von zwanzig Jahren90 war ein stehendes Berufsheer entstanden. Das hatte den Vorteil, daß nur ein Bruchteil aller Wehrpflichtigen dienen mußte, aber den Nachteil, daß im Ernstfall keine Reservisten zur Ver­ fügung standen, die einen Grundwehrdienst geleistet hatten. Beispiele für militärische Selbsthilfe der Provinzialen gegen eingedrungene Barbaren sind selten.91 Der Rekrut wurde bei der Einberufung gemessen, fünf Fuß zu 30 Zentimeter und zehn Unzen oder Daumesbreiten zu 2,5 Zentimeter, also 1,75 Meter Körpergröße genügten. Er bekam ein signaculum, eine Bleibulle, um den Hals gehängt und war damit Soldat.92 Freigestellt vom Wehrdienst blieben Senatoren und Senatorensöhne. Gallienus hatte ihnen um 260 als dienstuntauglich oder wehrunwillig die Offizierslaufbahn verschlossen.93 Probus hat das um 280 revidiert, aber die Senatoren zogen das süße Leben mit ihren Reichtümern vor und überließen die Verteidigung und letztlich damit die Politik «halbbarbarischen» Offizieren.94 Diokletian ließ den Senat dann links liegen, so daß man ihn als «Hammer der Aristokratie» bezeichnete.95 Im Hinblick auf ihre öffentlichen Funktionen wurden auch Dekurionen, städtische Honoratioren, nicht gezogen, ebensowenig Professoren und Studenten, Ärzte und Beamte, dienstpflichtige Fabrikarbeiter, Zunftangehörige und Opferpriester. Ausgeschlossen als wehrunwürdig waren Sklaven und Landstreicher (vagi), Ehebrecher, Schankwirte und Schauspieler.96 Erfaßt wurden die Söhne von Veteranen, die ja die Privilegien ihrer Väter genossen, und die mit der Pflicht zum Kriegsdienst als Laeten angesiedelten Germanen. Auch Kriegsgefangene konnten im römischen Heer weiterdienen und taten das. Sie wurden nur noch in Ausnahmefällen – so nach den beiden jüdischen Kriegen unter Titus und Hadrian – so wie zu Caesars Zeiten massenhaft an die dem Heere folgenden mangones, private Sklavenhändler verkauft, sondern in staatlichem Interesse als halbfreie steuerzahlende 217

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Landarbeiter und als Söldner eingestellt.97 Umgekehrt ließen sich die Germanen von römischen Kriegsgefangenen Belagerungsmaschinen bauen und stellten sie als Ruderer ein.98 Ein Dauerproblem von zunehmender Schärfe war die Wehrdienst­ verweigerung. In der Kaiserzeit mangelte es im Militär an Nachwuchs. Die Abneigung gegen die «elenden Aushebungen», dilectus miseri,99 war verbreitet. Schon Tiberius klagte über fehlende Freiwillige, und das seien dann meist Mittellose und Asoziale, die das Ansehen des Soldatenstandes herabsetzten.100 In Spanien, fern von «Krieg und Kriegsgeschrei», wurde unter Hadrian die Einberufung verweigert.101 Marc Aurel mußte auf Sklaven, Gladiatoren und gefangene Räuber zurückgreifen.102 Spätantike ­Autoren haben das moniert. Claudius Mamertinus beklagt, daß vor ­Julian militiae labor von jedem Bessergestellten, nobilissimo quoque, als unwürdig angesehen worden sei.103 Ambrosius bemerkt, Staats- und Kriegsdienst werde als eine Form von Sklaverei betrachtet;104 Ammian ­tadelt, daß der Hang zum Luxus die Bereitschaft, das Leben für die res publica einzusetzen, verdrängt habe105 und Vegetius erklärt, der lange Friede habe die Römer kriegsuntauglich gemacht.106 Selbstverstümmelung zwecks Kriegsuntauglichkeit gab es schon unter Augustus und war in der Spätantike so häufig, daß Gesetze dagegen erforderlich wurden.107 Auch als Diokletian den Truppenbestand erhöhen wollte, fehlte es an Freiwilligen. Darum hat er vor 293 die Konskription geregelt. Rekruten wurden in der jeweils festgelegten Zahl durch die procuratores tironum wie eine Steuer eingezogen, proportional zum Personalbestand der Landeigentümer. Zu diesem Zweck wurden wertgleiche Güterkomplexe gebildet, die einem temonarius unterstanden.108 Er trieb Geld ein, von dem derjenige Grundbesitzer, der den Rekruten stellte, entschädigt, oder ein Freiwilliger aus dem Barbaricum bezahlt wurde.109 Die Ablösegebühr für einen geforderten Rekruten (tiro) hieß aurum tironicum oder temo,110 sie stieg bis 410 auf dreißig Goldstücke.111 Ammian, Vegetius und Synesios haben diese Ablösung der Wehrpflicht durch Geld beklagt, aber sie lag im Interesse aller Beteiligten: Die Provinzialen mußten nicht kämpfen, die Barbaren kamen gerne, und der Fiskus verdiente.112 Aber was ökonomisch sinnvoll ist, kann politisch verderblich werden, wie der Fall Roms lehren sollte. Es gibt freilich auch den umgekehrten Fall.

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die germanisierung

9. Die Germanisierung die germanisierung

Die Abneigung gegen den Dienst mit der Waffe ist eine Begleiterscheinung der Zivilisation. Das zeigt sich bei den Römern in den neuen Rekrutierungsräumen. Sie verlagerten sich von den Städten aufs Land, von den wohlhabenden Zentralgebieten in die ärmeren Randzonen des Reiches,113 zumal in den illyrischen Donau-Balkan-Raum, aus dem von Claudius Gothicus († 280) bis Justinian († 565) die meisten Kaiser stammen, auch die Tetrarchen. Das Herkunftsgebiet der Soldaten griff aber schon früh über die Reichsgrenzen hinaus und führte zur Germanisierung des Heeres. Das war ein kontinuierlicher Vorgang der Kaiserzeit. Caesar hat mit Hilfe von viertausend germanischen Reitern, die er immer um sich hatte, die Gallier in die Flucht geschlagen.114 Der Kriegsgeist der Ger­ manen, dieser laeta bello gens, ist vielfach bezeugt.115 Marc Aurel hat Germanen zu Tausenden angeworben und erfolgreich gegen ihresgleichen eingesetzt, 116 standen sie doch auch untereinander gewöhnlich auf Kriegsfuß.117 Parallel zur Anwerbung verlief die Ansiedlung von Germanen. Sie hatte unter Augustus mit der Übernahme der Ubier ins Umland von Köln begonnen, wurde von seinen Nachfolgern in großem Stil fortgesetzt, so unter Marc Aurel, Claudius Gothicus und Probus.118 Maximian holte Franken als Laeten über den Rhein nach Gallien,119 Diokletian und Galerius brachten Carpen und ostgermanische Bastarnen in «ungeheurer Zahl» über die Donau nach Moesien und Pannonien.120 Barbarische Kontingente erscheinen in den Gesetzen unter den Begriffen gentiles oder foe­ derati, waren aber keine Bundesgenossen im alten Sinne, sondern Krieger unter Vertrag. Wo die Rechtsquellen von barbari sprechen, sind Reichsfeinde gemeint, so zuerst 290.121 Parallel zur Germanisierung des Militärs vollzog sich eine Romanisierung der Germanen im Dienste der Kaiser. Die Kommandosprache war stets Latein, das unter Diokletian auch als Verwaltungssprache Bedeutung gewann. Selbst wenn besiegte Germanen auf dem Schlachtfeld ins Heer übernommen wurden, scheint es keine Verständigungsprobleme gegeben zu haben. Wie mit der Sprache so wurden die Söldner auch mit der Schrift vertraut, beginnend in den oberen Rängen. Für die Siedler gilt Entsprechendes. Aus den auf Papyrus erhaltenen Anweisungen an römische Offiziere ersehen wir, daß sie auch das Griechische beherrschten. 219

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Von den Tetrarchen ist das ungewiß. Constantin bediente sich 325 auf dem Konzil zu Nicaea eines Dolmetschers.122 Es blieb nicht aus, daß Germanen im römischen Kriegsdienst Karriere machten. Gallienus verlieh um 265 dem Herulerfürsten Naulobatus die Konsularinsignien, unter Aurelian finden wir 273 einen hohen Offizier, einen dux Pompeianus mit dem Beinamen Francus, und im Jahre 303 ­unter Diokletian einen Bataver Ianuarius, ebenfalls als dux in der Provinz Pannonia Secunda.123 Bataver von der Rheinmündung erscheinen in r­ ömischem Sold seit 12 v. Chr., der Rebell Julius Civilis 69 / 70 gehörte zu ihnen.124 Seit constantinischer Zeit vermehrt sich die Zahl germanischer Offiziere sprunghaft; als magistri militum,125 oberkommandierende Heermeister, gewannen sie Einfluß auf die Politik, beginnend mit dem Kaisermacher Valentinians II Merobaudes 375, und verschwägerten sich dem ­Kaiserhaus seit der Hochzeit von Arcadius mit der fränkischen Heer­ meisterstochter Eudoxia 395. Die Germanisierung des Heeres spiegelt sich in den Stammesnamen der Alen und Kohorten, die in der ‹Notitia Diginitatum› aufgelistet sind. Typus: Ala Iuthungorum; Cohors Francorum etc. Einige dieser Truppen sind erst im Laufe des 4. Jahrhunderts in die Armee eingegliedert worden, denn der Prozeß der Germanisierung hat sich von Constantin, dessen «Hörnerhelme», cornuti, den Sieg über Maxentius erfochten,126 bis zur Auflösung des Reiches verstärkt fortgesetzt. Alle germanischen Nachbarstämme Roms sind in der Notitia mit einem oder mehreren Truppenkörpern im Reichsheer vertreten. Geographisch von Nordwest nach Südost gereiht, finden sich in der Truppenliste: Nahe der Nordsee Nervier, Tungrer, Sachsen (Saxones) und Chamaven. Vom Niederrhein stammen Verbände aus Batavern, Friesen (Frisiavones), Salfranken (Salii) und Franken. Einheiten aus dem freien Germanien jenseits von Oberrhein und Oberdonau waren die der Bukinobanten, Mattiaker (Mattiarii), Schwaben (Svebi), Alamannen und Juthungen. Nördlich der mittleren Donau lag die Heimat der Verbände aus Markomannen, Quaden und Vandalen (Vandili), während die ins Heer übernommenen Heruler, Taifalen, Westgoten (Visi) oder Terwingen beziehungsweise die jeweiligen Vorfahren der Soldaten nördlich der unteren Donau zu Hause waren. Sie alle trugen lange zur Erhaltung des Reiches bei, so im 4. Jahrhundert als Heermeister die Franken Merobaudes, Bauto und Arbogast, bis 220

die germanisierung

408 der Vandale Stilicho, bis 472 der Swebe Rikimer. Odovacar, der als römischer General 476 den letzten weströmischen Kaiser verabschiedete, war Sohn eines Hunnen oder eines Thüringers und einer Skirin. Auch Krieger der Stämme im Inneren Germaniens stützten das Imperium, so lange es ging. Aber es gibt auch eine Medizin, die durch Überdosis tödlich wirkt. Trotz seiner 50 Millionen Einwohner und seinem überragenden zivilisatorischen Niveau war das Reich militärisch ausgeblutet – wie die alten Kulturländer Italien, Griechenland und Ägypten zuvor.

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… ut maiestas imperii publicorum aedificiorum egregias haberet auctoritates. vitruv

XI

Die Bauten der Tetrarchen

xi. die bauten der tetrarchen

1. Rom – 2. Sirmium und Nikomedien – 3. Antiochia – 4. Spalato – 5. Mailand – 6. Aquileia, Spanien und Africa – 7. Trier – 8. Thessalonica und Serdica – 9. Romuliana und Sharkamen – 10. Umbenennungen

Der Kaiser läßt bauen, «damit die majestätische Größe des Reiches in ­öffentlichen Bauwerken hervorragende Zeugnisse besitze».1 Vitruv sieht in der Architektur ein Ruhmesblatt der Politik und eine Botschaft an die Nachwelt. Schon Herodot hat die Geschichte des Polykrates von Samos um seiner Bauten willen verewigt, und noch Prokop hat den Siegen Justinians seine Bauwerke zur Seite gestellt.2 Dieses Zusammenspiel von Nutzen und Nachruhm, von Kunst und Macht ist eine Kulturkonstante, Rom wohlvertraut. Bedeutende Kaiser waren zumeist auch große Bauherren, wie zuvor Augustus, Trajan und Hadrian so wieder Diokletian, Constantin und Justinian. Der ungeliebte Diokletian wird vom Kirchenvater Lactanz einer «unbegrenzten Bauwut» bezichtigt, einer infinita cupiditas aedificandi.3 Zahlreiche Staats- und Nutzbauten gehen auf ihn und seine drei Mitkaiser zurück, sowohl an den Grenzen als auch in den Städten im Binnenland. Als insonderheit ausgebaute Städte nennt Aurelius Victor: Karthago, Mailand und Nikomedien.4 Rom wies er wohl Maximian zu, aber kannte er Spalato nicht? 223

xi. die bauten der tetrarchen

1. Rom rom

Rom wurde nicht an einem Tage erbaut, aber auch in Jahrtausenden nicht zerstört. Wie bei fast allen langlebigen Einrichtungen gab es ein Auf und Ab. Die Stadt hatte im 3. Jahrhundert durch die Verlagerung der Residenz in Grenznähe an politischer Bedeutung verloren. Den Palast auf dem ­Palatin bewohnten die Fledermäuse. Diokletian besuchte Rom nicht, wie andere Kaiser, zu seinem Herrschaftsantritt 285, sondern erst zu seinem Abschiedstriumph 303, zusammen mit Maximian, der schon 299 auf der Durchreise aus Africa kurz dort war.5 Die beiden Caesaren Constantius und Galerius haben die Ewige Stadt nie betreten. Gleichwohl war und blieb sie das ideelle Zentrum des Reiches. Das bestätigen die Bauten der groß angelegten renovatio Urbis unter Diokletian.6 Dafür bietet der Filocalus-Kalender von 354 Aufschluß.7 Er unterscheidet nicht zwischen den Bauten aus der anfänglichen Alleinherrschaft Diokletians und den von Maximian im Namen beider Augusti errichteten oder erneuerten Bauwerken.8 Denn es hatte 284 /285 unter Carinus und Numerianus einen Großbrand auf dem Forum Romanum gegeben. Abgebrannt war die von Caesar erneuerte Senatscurie. Sie wurde auf den alten Grundmauern rasch wiederhergestellt, indem statt mit Travertin mit Backsteinen gemauert wurde, die anschließend hinter einer Verkleidung verschwanden. Der Bau erhielt einen kostbaren Fußboden in opus sectile, Marmormosaik in geometrischem Muster, und Statuenschmuck. Er gewann die prächtigste Gestalt, die er jemals hatte, damals, als der ­Senat am wenigsten zu sagen hatte. Das erinnert an Parkinsons Gesetz (1957). Papst Honorius I († 638) verwandelte die Curie in die Kirche S. Adriano, 1937 ließ Mussolini im Zuge der 2000-Jahrfeier für Augustus den diokletianischen Zustand wiederherstellen. Gemäß Filocalus restaurierten Diokletian und Maximian zudem das Forum Caesaris, die Basilika Julia, das Pompeiustheater, zwei Säulen­ hallen, drei Brunnenanlagen, die Tempel für Isis und Serapis, sie erbauten den Arcus Novus und – gegenüber dem Bahnhof Termini – die Diokle­ tiansthermen.9 Unter den sechzehn öffentlichen Thermen Roms,10 darunter die Großbäder von Agrippa, Antoninus Pius, Caracalla und Decius, war das die größte und grandioseste Anlage nicht nur in Rom, sondern im ganzen Reich, ja in der ganzen Welt bis heute.11 Die Grundfläche maß 376 mal 361 Meter. Baubeginn war das Jahr 299 anläßlich des 224

rom

Abb. 15: Diokletiansthermen. A – Apodyterium (Kleiderablage), N – Natatio (Schwimmbecken), F – Frigidarium mit vier Kaltwasserbecken (Santa Maria degli Angeli. Eingang von Südwesten durch T), T – Tepidarium (Warmwasserbad), C – Caldarium (Heißwasserbad), S – Sudatorium (Schwitzbad), B – Sporthöfe. A links Eingang ins Thermenmuseum. Die Zentralbauten sind allseits umgeben von Anlagen in einem ummauerten Bereich.

mauretanischen «Triumphs» Maximians; bei der Abdankung des Kaisers 305 waren die Arbeiten praktisch abgeschlossen. Die ehemals an mehreren Stellen angebrachte Bau-Inschrift verkündet: «Unsere Herren Diokletianus und Maximianus, die unbesiegten ­älteren Augusti, Väter von Imperatoren und Caesaren, und unsere Herren Constantius und Maximianus (d. h. Galerius), die unbesiegten Augusti, sowie Severus und Maximinus (d. h. Daia), die edelsten Caesaren, haben die glückbringenden Diokletianischen Thermen (thermas felices Diocle­ tianas), die der Augustus Maximianus nach der Rückkehr aus Africa kraft der Präsenz seiner Majestät angelegt und hat bauen lassen, dem Namen seines Bruders Diokletianus Augustus geweiht, nachdem er entsprechend der Größe eines solchen Werkes Hausgrundstücke zusammengekauft 225

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hatte. Sie haben die Bäder mit allem Komfort (omni cultu) ausgestattet und ihren Römern gewidmet.»12 Der Text ist überliefert in dem Corpus des Anonymus Einsidlensis im Schweizer Kloster Einsiedeln aus dem 9. Jahrhundert, einer Sammlung wichtiger stadtrömischer Inschriften.13 Von einer Tafel sind sieben Fragmente gefunden worden. Die genannten sechs Kaiser bilden die erste und die zweite Tetrarchie, daher stammt die Inschrift aus der Zeit kurz nach dem 1. Mai 305.14 Für die Badegäste gab es die üblichen Einrichtungen in unüblicher Zahl und Ausstattung: 3200 marmorne Badesessel (kathedrai)15 und ein überdachtes Heißwasserbad (caldarium), ein Warmwasserbad (tepida­ rium), ein Kaltwasserbad (frigidarium), Schwitzbäder (sudatoria) und ein Schwimmbecken (natatio) unter freiem Himmel, dazu zwei Säulenhöfe für Ballspiele und andere Übungen. In den Nebenräumen praktizierten Friseure, Masseure und Ärzte, es gab Garküchen und eine der beiden größten der 28 öffentlichen Bibliotheken Roms. Das war neben der des Kaisers auf dem Palatin die hierher umgeräumte Bibliotheca Ulpia. Sie war ursprünglich – wie der Name verrät – im Trajansforum untergebracht und dann aus Platzgründen – man kennt das – in die Diokletiansthermen verlagert worden.16 Die Warmwasserbecken wurden mit Hypokausten, unter dem Fußboden, beheizt. Das erforderte Unmengen an Brennholz. Wenn geheizt war, wurden Glocken in den Ecktürmchen geläutet.17 Die Benutzung der Bäder kostete nach dem Maximaltarif zwei Denare Eintritt, ebenso die Garderobe;18 mehrfach war das gleichzeitige Baden von Männern und Frauen verboten worden.19 Im 16. Jahrhundert entstand in den Ruinen der päpstliche Kornspeicher und eine Certosa, das Karthäuser-Kloster St.  Bernhard, 1563 restaurierte Michelangelo unter Pius IV die Haupthalle, das ehemalige Frigidarium, zur Kirche Santa Maria degli Angeli, deren Pracht mit den vier gewaltigen Porphyrsäulen20 den antiken Gesamteindruck wiedergibt. In der Mitte stand die 14,40 Meter weite Porphyrschale, heute in der Rotunde der Vatikanischen Museen. Das Tepidarium wurde zur Eingangshalle, ein Teil des Frigidariums ein kleiner Kreuzgang. Seit 1889 gibt es in den östlichen Hallen und im großen Kreuzgang das Thermenmuseum, in kleinen Räumen ein Planetarium und ein Wachsfigurenkabinett. Die Gesamtanlage umfaßt einen ganzen Stadtteil, zumal die große halbrunde Piazza dell’Esedra.21 Das Badewasser wurde gespeist durch die Aqua Marcia aus dem Anio-Tal oberhalb Tibur, das Reservoir lag unter dem Bahnhof Termini. 226

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Thermen dieser Art entstanden unter den Tetrarchen vielerorts, so in den Residenzen Mailand, Trier, Nikomedien und Antiochia, aber ebenso in Milet, Karthago und Alexandria.22 Sie nannte der Kunsthistoriker Hans Sedlmayr «Kathedralen des Fleisches». Das galt nicht allein für die Pracht und Größe der mit Mosaiken, Inkrustationen und Skulpturen ausgestatteten Bauten, sondern ebenso für die Funktion als Treffpunkt der Bürger. In der Antike ging es um die Reinheit des Körpers, seit christlicher Zeit um die Reinheit der Seele; dort um Lebenslust, hier um Heilsverlangen. Unter den Kaisern besaß Rom über 900 Bäder, heute gibt es ebensoviele Kirchen, doch noch immer kein öffentliches Hallenbad. Auf Rombesuche der Kaiser beziehen sich zwei Denkmäler im Stadtzentrum: der Arcus Novus und das Fünfsäulenmonument auf dem Forum. Den Arcus Novus23 nennen die Notitia Romae aus constantinischer Zeit und der Filocalus-Kalender von 354.24 Dieser Ehrenbogen stand über der Via Lata, alias Via Flaminia, dem heutigen Corso. Auf ihm hielten die von Norden kommenden Kaiser ihren feierlichen Einzug in die Stadt. Seit dem 16. Jahrhundert begrüßt stattdessen die Porta del Popolo den Ankömmling, so Goethe am 29. Oktober 1786, seinem «zweiten Geburtstag». Der Arcus Novus verschwand im Mittelalter, die Reste des Bogens wurden 1491 unter Innozenz VIII für den Neubau der Kirche Santa Maria in Via Lata abgetragen. 1530 fand man die Inschrift, die den Bau identifiziert. votis × et xx:25 Aufgelöst und sinngemäß ergänzt wäre zu lesen: Votis Senatus pro decennalibus solutis et votis pro vicennalibus susceptis – «Die Gelübde des Senats für die Zehnjahresfeier wurden eingelöst und die Gelübde für die künftige Zwanzigjahresfeier geleistet», indem Senat und Volk von Rom den Bogen unter guten Vorzeichen anläßlich der Dezennalien Diokletians 293 / 94 haben errichten lassen.26 Die Römer waren Meister in der Erfindung und Verwendung von Abkürzungen. Das Verzeichnis von Cagnat enthält deren etwa 6500 allein auf den Inschriften, die 1896 bekannt waren.27 Für den Bogen wurden Spolien aus einem Monument des Kaisers Claudius verwendet und Köpfe «modernisiert»,28 ähnlich wie nach 312 die Kolossalstatue der Maxentiusbasilika aus einem Juppiter zu einem Constantin wurde.29 Neben dem Arcus Novus auf der östlichen Seite des Corso entstand ein Nymphaeum, ein Brunnenhaus,30 auf der westlichen im Iseum Campense wurden die beiden Tempel für Isis und Serapis erneuert, ein weiterer, privater Isis-Tempel erhob sich auf dem Quirinal.31 227

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Abb. 16: Das Tetrarchenmonument auf dem Forum Romanum.

Zum Jubiläum 30332 errichteten die Kaiser auf dem Forum, dem prominentesten Platz Roms, das Tetrarchenmonument,33 gebildet aus fünf Säulen vor dem Severusbogen hinter den Rostra, der Rednerbühne.34 Auf vieren stand je ein Kaiser in der Toga, auf der fünften inmitten Juppiter. Ganz erhalten blieb eine reliefierte Säulenbasis, die für den Caesar Constantius.35 Auf der Hauptseite halten zwei Victorien einen Ehrenschild mit der Inschrift caesarum decennalia feliciter, ein Verweis auf die Ernennung vor zehn Jahren 293, darunter zwei Gefangene und Beute­ waffen. Die Rückseite zeigt einen der Caesaren, Constantius Chlorus oder Galerius, bekränzt von einer Victoria beim Brandopfer, vor ihm ein Springpriester (salius) mit der Pickelhaube und ein Opferdiener, ein Camillus, mit dem Weihrauchkästchen. Dahinter sehen wir den behelmten Kriegsgott Mars und einen bärtigen Togatus. Rechts hinter dem Kaiser steht der Genius Senatus mit einer Bücherrolle, am Rande sitzt Roma, über ihr der Sonnengott unter dem Himmelsgewölbe (Abb. 17). Auf der linken Nebenseite werden die geschmückten Opfertiere für die Suovetaurilia herangeführt, ein Eber (sus), ein Widder (ovis) und ein Stier (taurus). Dieses Sühneopfer für im Krieg vergossenes Blut diente der kultischen «Reinigung» (lustratio) des Heeres und soll schon von dem mythischen König Numa eingeführt worden sein. Die oft dargestellte 228

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Abb. 17 a, b, c: Decennalienbasis auf dem Forum Romanum. Der Kaiser beim Staatsopfer.

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Szene erscheint hier zum letzten Mal in der römischen Kunst. Constantins im Namen Gottes geführte Kriege bedurften dann keiner Sühne mehr. Auf der rechten Nebenseite erscheint eine Prozession von Offi­ zieren mit Standarten (vexilla) und Senatoren in der toga tabulata, mit der breiten Faltung über der Brust. Die verlorenen Basen für Diokletian, Maximian und den zweiten Caesar dürften ähnlich gestaltet gewesen sein. Von den Basen der Augusti sind nur die in der Renaissance kopierten ­Inschriften augustorum vicennalia feliciter und vicennalia imperatorum überliefert. Die Dezennalien der Caesaren und die Vicennalien der Augusti wurden mithin als kaiserliches Doppelfest zusammengezogen gefeiert. Diokletian erneuerte und errichtete nicht nur repräsentative Staatsbauten, sondern trug auch, gemeinsam mit Maximian, Sorge für die Infrastruktur Roms, wie die Inschriften zeigen.36 Die Kaiser ließen die Straßenbrunnen reinigen und die Zuläufe ausbessern, bestellten Kuratoren für die Wasserleitungen, für die immer wieder erforderliche Befestigung des Tiberufers und die Instandhaltung der Abwasserrinnen. Rom stand auf einem Spinnennetz von Kanälen, die in die Cloaca Maxima und weiter in den Tiber entwässerten.37 Ein curator operum publicorum versah das Amt eines Denkmalpflegers. Zumal die zahllosen Ehrenstatuen bedurften der Wartung. Die allzeit kritische Versorgung Roms wurde aufs sorg­ fältigste überwacht, die Getreideempfänger erhielten ihre «Stipendien».38 Bei den Vicennalien kamen Geldspenden, congiaria, hinzu.39 Ein symbolischer Gunstbeweis für Rom war die Verleihung der Beinamen Herculia und Jovia,40 den wir einzeln auch bei anderen Städten, bei Provinzen und Legionen finden.

2. Sirmium und Nikomedien sirmium und nikomedien

Während Diokletian und Maximian mit ihrer Bautätigkeit der Ewigen Stadt traditionell ihre Reverenz erwiesen, diente dies außerhalb aktuellen militärischen, administrativen und repräsentativen Zwecken.41 In seinen ersten Jahren weilte Diokletian an der bedrohten Donaugrenze in Sirmium / Sremska Mitrovitza. Diese, wie Sirmio am Gardasee, keltische Gründung am Unterlauf der Save, war seit dem späteren 1. Jahrhundert v. Chr. eine römische colonia und die größte Stadt von Pannonia In­ferior. Sie diente unter Trajan als Operationsbasis in den Dakerkriegen und war 230

sirmium und nikomedien

Abb. 18: Sirmium im 4. Jahrhundert.

die Heimat von Aurelian und Probus. In byzantinischer Zeit hieß sie ­Ungria, nach den Ungroi, die angeblich früher «Gepiden» hießen. Die Ungroi gehen auf die hunnischen Uiguren zurück, die Gepiden waren Verwandte der Goten, die im Jahre 471 Sirmium eingenommen hatten.42 Nach den Ungroi wurden die Magyaren im Westen «Ungarn» genannt. Sirmium wurde von Diokletian ausgebaut, doch hat sich am Ort n ­ ahezu nichts erhalten.43 1971 fanden sich auf einem Neubaugebiet Baureste eines luxuriösen Palastes der Zeit um 300. Ammianus Marcellinus notiert, daß Constantius II 358 /359 im Hauptquartier der illyrischen Front überwinterte44 und daß Julian 361 die regia bezog und Spiele gab.45 Das palatium wurde 375 vom Blitz getroffen.46 Die ‹Notitia Dignitatum› bezeugt in Sirmium eine Waffenfabrik und benachbart einen Flottenstützpunkt an der Donau.47 Neben dem Palast fand sich ein gallo-römischer Umgangstempel und der obligate circus, der Hippodrom von 527 Metern Länge. Wagen­rennen waren die beliebteste Volksbelustigung in der Kaiserzeit. Seit Domitian den Palast auf dem Palatinus durch gewaltige Substruktionen bis an den 231

xi. die bauten der tetrarchen

Circus Maximus ausgedehnt hatte, wurden mehrfach Rennbahnen neben Palästen angelegt, denn hier zeigte sich der Kaiser dem Volk, verkündete er seinen Willen, hier wurde er mit Sprechchören begrüßt oder auch verspottet. Diese Akklamationen – oft durch Claqueure gesteuert – ließ der Kaiser sich melden und reagierte zuweilen.48 Beispiele für solche Doppelanlagen bieten zudem Trier, Aquileia, Thessalonica, Konstantinopel, ­Nikomedien und Antiochia.49 Die Alterspaläste Spalato, Romuliana und Sharkamen hatten keinen Hippodrom. Im Januar 293 war Diokletian noch in Sirmium, im März erhob er in Nikomedien Galerius zum Caesar und übertrug ihm den Schutz der ­Donaugrenze.50 Nun widmete sich der Kaiser seiner Residenz.51 Die von vielen gerühmte Königsstadt Bithyniens52 rangierte nach Rom, Alexandria und Antiochia wegen ihrer Schönheit an vierter Stelle.53 Dort, in der Provinzhauptstadt, stiftete Diokletian Basiliken, also Hallen, wie wir sie in der Basilica Aemilia und der Basilica Iulia auf dem Forum Romanum kennen, einen Hippodrom, eine Münzstätte, zwei Waffenfabriken für Fußkämpfer und Panzerreiter, eine Stadtvilla für seine Frau Prisca und eine ebensolche für ihre gemeinsame Tochter Valeria. Der Palast bestand aus mehreren Gebäuden und besaß eine Aussichtsplattform.54 Der gerühmte Circus wurde vom Kaiser im Jahr nach den Vicennalien, somit 304 eingeweiht.55 Die von Marc Aurel dort errichteten Antoninischen Thermen erneuerte Diokletian nach ihrer völligen Zerstörung durch ein Erdbeben. Er hat sie auf eigene Kosten «für sein Volk» vergrößert, ebenso die Faustina-Thermen von Milet.56 Nikomedien sollte Rom gleich werden,57 doch blieb nichts.58 So hatte auch einst Augustus seinen Ehrgeiz dareingesetzt, Rom zum Ruhm von Kaiser und Reich durch Bauwerke zu schmücken und der Nachwelt Kunde zu geben vom Glück seines Zeit­ alters.59 Ihm ist das besser gelungen als Diokletian, denn schon durch Constantin, der dasselbe in seinem Ausbau von Byzanz plante, geriet Nikomedien in den Schatten. In der Vorstadt Achyrona starb Constantin 337, nachdem ihn der arianische (!) Bischof Eusebios von Nikomedien getauft hatte.60 Danach erscheint Nikomedien in den Quellen immer seltener. Der Rhetor Libanios, der hier von 343 bis 348 lebte und lehrte, preist die Stadt über alles und beklagt ihre Zerstörung durch Erd- und Seebeben am 24. August 358.61 Als im Sommer 362 Julian gegen Persien zog, beweinte er die Ruinen und Aschenhaufen der Stadt seiner Jugend, einst – so Ammian – ge232

antiochia

wissermaßen die 15. Region Roms. Julian tat etwas für die Stadt und die verelendete Bevölkerung, aber der Glanz war dahin.62 Als Busbeck, der Gesandte König Ferdinands, 1555 zu Sultan Suleiman reiste, sah er die Trümmer, von den Türken als Steinbruch genutzt.63 Der moderne Be­ sucher von Izmid fragt vergeblich nach den Ruinen des Diokletians-­ Palastes, den Lactanz im Stadtzentrum erwähnt.64 Der bedeutendste archäologische Fund im Stadtgebiet ist der Kopf einer Statue Diokletians.65 Aus Marmor gearbeitet, zeigt sie die Züge des Kaisers genauer als zeitübliche Porphyrskulpturen (Tafel I).66

3. Antiochia antiochia

Verwaltungszentrum im Osten war Antiochia am Orontes in Syrien, heute Antakya, seit 1939 im türkischen Villayet Hatay. Die Stadt wurde gegründet von Seleukos I Nikator im Jahr 300 v. Chr. nach dem Sieg bei Ipsos und benannt nach seinem Vater Antiochos. Dort residierten die Seleukiden, die Kaiser bauten die Stadt aus. Ammian nennt seine Heimatstadt orientis apex pulcher – die «schöne Krone des Orients».67 Mit der Einrichtung der Tetrarchie wurde Antiochia Kaiserstadt. Die Anwesenheit Diokletians ist bezeugt für die Jahre 287, 290 und 297 bis 301.68 Gemäß Malalas hat Diokletian hier auf einer Insel im Orontes einen prächtigen Palast errichtet. Er steht auf den Fundamenten für einen unvollendeten Bau aus der Zeit des Gallienus.69 Auf der Straße zum Palast über einer Kreuzung stand ein Tetrapylon, ein Vierbogenbau, gekrönt von einer Elefantenquadriga, wie wir sie von Münzen Diokletians kennen70 (Tafel XVI). Am Ende der Hauptstraße lag der Palast mit seinen Hallen, Sälen und Zimmern und einer Säulenfassade am Ufer. Die Galerie darüber sei beiderseits von Türmen begrenzt gewesen. Im Vestibül erwähnt Ammian eine Statue von Galerius, der in der Rechten eine sphaera hielt, den Reichsapfel in Form einer Himmelskugel.71 Die Statue war von einem Blitz getroffen worden und gehörte wohl zu einer Vierergruppe der Tetrarchen.72 Auch eine Therme und eine große Wasseruhr werden genannt.73 Neben dem Palast lag der ältere Hippodrom, lateinisch circus. Für das Volk bestimmt war das Diocletianum genannte Bad, für die Honoratioren das «Senatorenbad», hinzu kamen drei kleinere Bäder. Zudem erhielt Antiochia eine neue Münzstätte, Getreidespeicher und zwei Waffenfabriken.74 233

xi. die bauten der tetrarchen

Ein Vorort, ein suburbium von Antiochia war der Lustort Daphne, berühmt durch seine namengebenden Lorbeerhaine und seinen Zypressenbestand, seine Grotten und Quellen, seine Tempel und Theater, Bäder und Sportanlagen.75 Dort soll sich die von Apollon verfolgte Daphne in ­einen Lorbeerbaum verwandelt haben.76 Gründer war ebenfalls Seleukos. In Daphne logierten mehrfach Kaiser, so Hadrian und Lucius Verus.77 Diokletian stiftete ein Stadion mit Heiligtümern für Zeus Olympios und Nemesis sowie eine Kulthöhle für Hekate. Der berühmte Apollontempel erhielt reichen Marmorschmuck. Zudem baute Diokletian für die Kaiser­ aufenthalte ein Gästehaus. Solche errichtete er auch auf den Strecken, auf denen er unterwegs war, benannt palatia, sacrae domus oder mansiones, die auch hohe Beamte nutzen durften,78 sonst nächtigte er im jeweiligen praetorium der Stadt, der Residenz des Statthalters. Die von Köln ist archäologisch identifiziert. Hier residierte im Jahre 260 Postumus. Frühere Kaiser waren auch bei reichen Bürgern zu Gast79 oder errichteten Zelte. Baumaßnahmen für die Allgemeinheit sind durch zahlreiche Inschriften belegt. Außer für Stadtmauern finden sich solche an Theatern, Wasser­ leitungen, Gymnasien, Hafenanlagen und Thermen.80 Nennt sich ein Beamter oder ein privater Stifter, weihte er den Bau den Kaisern. In ­Alexandria errichtete Diokletian selber Thermen,81 im Serapeion dort wurde ihm die erhaltene Siegessäule gewidmet.82

4. Spalato spalato

Diokletians großartigste Bauschöpfung neben den römischen Thermen ist sein Alterspalast in Spalato / Split.83 Der Ort liegt abgeschieden an einer Bucht der Adria und gehört zum Gebiet der fünf Kilometer nördlich gelegenen Stadt Salona / Solin, dem Hauptort Dalmatiens, seit der frühen Kaiserzeit Kolonie mit römischem Bürgerrecht. Die Stadt hatte 60 000 Einwohner, war Sitz des Statthalters und Ort des Provinziallandtags.84 Hier in Martia Iulia Valeria Salona Felix, kürzer MIVSF, war die patria des Kaisers.85 Salona liegt an keiner Verkehrsader, und Spalato besitzt nur einen kleinen Hafen. Der gebräuchliche Name Spalato, der Ablativ zu Spalatum,86 erscheint zuerst auf der Tabula Peutingeriana, damals noch ohne Hinweis auf den Palast oder andere Bauten.87 Die Form «Aspalatum» findet sich zu Anfang des 5. Jahrhunderts,88 offenbar nach dem Dornstrauch aspalathos. Es handelt sich um weiß blühenden Stachelginster, 234

spalato

Abb. 19: Der Diokletianspalast von Spalato. 1. Porta Aurea / «goldenes» Nordtor, 2. Porta Argentea / «silbernes» Osttor, 3. Porta Ferrea / «eisernes» Westtor, 4. Porta Aenea / Erztor zur Seefront, 5. Propugnaculum / Torschutz, 6. Cardo / Zentralachse, 7. Decumanus / Querachse, 8. Peristylium / Säulenhof, 9. Prothyron / Torkammer, 10. Mausoleum / Kathedrale, 11. Juppitertempel / Baptisterium, 12. Venus-Tempel, 13. Kybele-Tempel, 14. Temenos / Tempelbezirk, 15. Vestibulum / überkuppelter Vorraum, 16. Tablinum /Archiv, 17. Kryptoporticus / unterer Ausgang zur Seefront. Darüber Ambulatio – Galerie, 18. Bibliothek / darunter heute Festsaal, 19. Exedra / Vortragsraum, 20a. Westliche Thermen für den ­Kaiser, 20b. Östliche Thermen für das Personal, 21. Cubicula / Schlafräume, 22. Triclinium / Speiseraum, 23. Cellae / Vorratsräume, 24. /25. Wache, Personal, Hausmeisterei, später Textilfabrik, Innenbebauung unsicher.

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den Bocksdorn oder Teufelszwirn, der auf Kreta medizinisch verwendet wurde89 und im Hades laut Platon die Geißeln lieferte, mit denen die Tyrannen gepeinigt wurden.90 Der griechische Ortsname erinnert an die vorrömische Nutzung der heißen Schwefelquellen91 und an den dortigen Tempel für Asklepios, später Äskulap. In der Zeit vor dem Bau des Palastes gab es an der Stelle Gebäude für einen kleinen Hafen von Salona und einen repräsentativen Bau im Zusammenhang mit den Thermen. Architekturfragmente aus severischer Zeit bestätigen das. Der Palast, die «Villa», ist eine Art Kastell von 179 /175 mal 216 /215 Metern, also rund 30 000 Quadratmetern Innenfläche. Er besteht aus Kalkstein von der vorgelagerten Insel Brattia / Brac, Marmor kam aus Griechenland, bis 370 war er Staatsbesitz.92 Die Säulen aus Rosengranit und die vier Sphingen stammen aus Ägypten, die Kapitelle aus den Werkstätten auf den Prinzeninseln im Marmarameer. Die Ziegel sind gestempelt dalmatia. Der Architekt ist wie üblich unbekannt, die versteckten Inschriften «Philot» und «Zotikos» erinnern an griechische Steinmetzen. Die Raubzüge der Donaubarbaren sind im 3. Jahrhundert zwar nie bis in die Umgebung vorgedrungen, aber der Kaiser hat vorgesorgt. Sein Bau ist bewehrt mit einer hohen Mauer und ehemals 16 Türmen. Die drei Tore auf der Landseite sind durch je zwei Türme und eine Torkammer, ein propugnaculum, geschützt. Die Querachse vom West- zum Osttor ist gewissermaßen der Cardo eines Kastells, die Straße vom Nordtor zum Wohntrakt entspricht dem Decumanus. Er führt ins Zentrum, in den Säulenhof, das Peristyl (Tafel VI), von dem es treppauf in den Kuppelsaal des Vestibüls und ins Palastgeschoß ging, treppab in den Wandelgang und zur Seepforte.93 Das Erfordernis einer Befestigung für den Ruhesitz eines Kaisers tief im Innern des Reiches kontrastiert mit der weiträumigen Luxusvilla Hadrians bei Tibur / Tivoli, für die eine Gartenmauer genügte. Aber die Pax Romana herrschte allenfalls noch auf Sizilien, wo die etwa zur gleichen Zeit errichtete Kaiservilla Filosofiana bei Piazza Armerina frei im waldigen Gelände lag.94 Der Raum zwischen Donau und Adria war die gefährdete «Wespentaille» des Reichs.95 Sie wurde schon unter Marc Aurel von den Markomannen und Sarmaten durchbrochen. Er hat Salona im Jahr 170 neu befestigt.96 Der Oberstock der Südwestfront enthielt über die gesamte Breite eine Galerie mit Seeblick. Dahinter lag der repräsentative Trakt des Palastes. 236

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Abb. 20: Das Mausoleum Diokletians in Spalato, später Kathedrale S. Domnius.

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Erhalten hat sich das Untergeschoß. Es spiegelt die Wohnräume darüber, von denen Mosaiken, Fresken und Täfelung Spuren hinterlassen haben. Dort unten sammelten sich der Schutt und der Müll der Jahrhunderte, der noch nicht überall ausgeräumt ist. Östlich des Durchgangs gab es darüber ein Triclinium, einen kleeblattartigen Speisesaal, westlich einen Apsidensaal, wie ihn, sehr viel größer, die Aula Palatina, genannt Basilika, in Trier zeigt. Beide Räume sind von zahlreichen Kammern gesäumt. In der Südwestecke lagen die Wohn- und Schlafgemächer, daneben, wie auch beim Triclinium, eine Badeanlage. Östlich des zentralen Peristyls errichtete Diokletian sein Mausoleum. Er befolgte den Rat von Petrons Trimalchio: «Es ist ein großer Fehler, im Leben ein gepflegtes Haus zu führen, nicht aber für das Grab zu sorgen, wo wir länger wohnen werden.»97 Diokletian handelte wie zuvor Augustus und Hadrian, die schon zu Lebzeiten ihre Grabanlage erbaut haben. Vorbild waren die Pharaonen, deren erste Regierungsmaßnahme jeweils die Planung der Pyramide war. Diokletians Mausoleum ist ein von Säulen umstandener Zentralbau mit einer Vorhalle, außen achteckig, innen kreisrund mit sieben Nischen. Das zweigeschossige Innere hat eine lichte Höhe bis zur Kuppel (Tafel VIII) von 27,7 Metern. Die recht grob ge­ arbeiteten figürlichen Reliefs im Inneren zeigen Büsten von Kaiser und Kaiserin (Abb. 2),98 Eroten mit Jagdmotiven, Masken und Girlanden und üppigen, barock wirkendem Bauschmuck hoher Qualität. Als Reliefs ­erscheinen Götterköpfe, Glücks- und Siegessymbole. Inmitten stand der Porphyrsarkophag, darüber lag eine Purpurdecke.99 Unter dem Innenraum befindet sich eine flach überkuppelte Krypta. Gegenüber dem Mausoleum Diokletians, auf der Westseite des Peristyls, erhebt sich ein Podientempel mit ehemals sechssäuliger Vorhalle und wunderbarer Kassettendecke, sicher für Juppiter. Das Relief über dem Portal zeigt Helios und die Köpfe von Juppiter und Herkules. Vor dem Tempel standen zwei kleine Rundtempel, wahrscheinlich für Venus und Kybele.100 Die architektonische Verbindung eines Mausoleums mit einem Sakralbau war ein Novum. Eine scheinbare Parallele bietet das Trajansforum in Rom, wo die Säule mit der Urne des Kaisers im Sockel vor dem Tempel steht, der indes, erst von Hadrian errichtet, keinem Olympier, sondern dem Neugott Divus Traianus selbst gewidmet war.101 Diokletian hat mit seinem Mausoleum in Spalato Rom als Bestattungsort verabschiedet. Das entsprach 238

spalato

s­einem Konzept eines dezentralisierten Reiches. Entsprechend wählten Maximian Mailand, Galerius und Daia ihre Heimatorte Gamzigrad und Sharkamen als letzte Ruhestätte, während die Asche von Constantius Chlorus 307 nach Trier kam.102 Constantin ist dann mit der ersten Wahl seines Bestattungsortes nach Rom zurückgekehrt, als er nach dem Sieg über Maxentius 312 vor der Porta Maggiore den Kuppelbau Tor Pignattara als Mausoleum für sich errichtete und dort den prachtvollen Schlachtensarkophag aus Porphyr aufstellen ließ. Nach der Gründung von Konstantinopel 324 wählte er das «Neue Rom» als Ort seiner Grablege. Den Sarkophag überließ er seiner Mutter, er steht heute im Vatikan.103 Wenn Constantin an den Kuppelbau die später sogenannte Basilika für die unbekannten Glaubenszeugen Petrus und Marcellinus angliederte, so folgte er mit der Verbindung von Mausoleum und Kultbau dem Vorbild Diokletians.104 Das weist voraus auf die Bestattung von Christen in oder bei Kirchen. Bei Monarchen blieb das Brauch bis zur Beisetzung von Prinz Philip in der Schloßkapelle zu Windsor am 17. April 2021. Wann Diokletian seinen Rücktritt geplant und den Baubeginn angeordnet hat, wissen wir nicht, vielleicht während seines Aufenthalts an der Donau 295 /296. Fünf bis zehn Jahre Bauzeit sind anzunehmen. Zahlreiche, wenn auch meist kleinere Konstruktionsmängel und halbfertige Bildreliefs – selbst im Mausoleum105 – zeigen, daß die Bauarbeiten nicht ganz vollendet waren, als der Kaiser 305 einzog. Aber er wollte weder warten noch das Gehämmere der Steinmetzen hören. Unter den Skulpturen erinnern die Sphingen an die Tätigkeit des Kaisers am Nil 298 und 302.106 Die Helden der römischen Geschichte auf dem Forum des Augustus und die Heroen der griechischen Mythologie, die bei Hadrian in Tivoli dominieren, fehlen unter dem Figurenschmuck. Diokletian hatte keine Schulbildung genossen107 und somit keine Beziehung zur Frühzeit Roms und zur klassischen Literatur. Anders als Galerius in Thessalonica verzichtete Diokletian anscheinend darauf, seine Siege figürlich darstellen zu lassen, auch keine Inschriften wie vor dem Augustus-Mausoleum in Rom weisen rühmend darauf hin. Kein Stein in Spalato nennt den Kaiser, unter den 6000 Inschriften aus Salona eine einzige. Vier Basen über dem Nordtor, zwei ungleich höhere zwischen zwei gleichen niedrigeren, trugen einst Statuen der Tetrarchen. Er war und blieb einer unter Vieren.108 Die zwei Quartiere beiderseits des Decumanus müssen für das Perso239

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Abb. 21: Split / Spalato, Relief am Turm der Kathedrale, ehemaliges Mausoleum. Der heilige Domnius.

nal bestimmt gewesen sein, die Dienerschaft, die Hausmeisterei, die Wachmannschaft und die Pferde. Nach dem Tode des Kaisers wurde dort eine Kleiderfabrik für Militärmäntel eingerichtet, ein gynaeceum, wo Frauen arbeiteten.109 Dem diente das noch immer genutzte Aquädukt, das große Mengen Wasser liefert.110 In Spalato weilte die Augusta Galla Placidia, bevor sie mit ihrem sechsjährigen Sohn Valentinian III 425 in Ravenna das Westkaisertum übernahm; und hier vollzog sich dann das juristische Ende des weströmischen Reiches. Im Juni 474 vertrieb der von Konstantinopel unterstützte Heermeister Dalmatiens Julius Nepos den 473 von dem Burgunder Gundobad gekürten Kaiser Glycerius aus Rom, machte ihn zum Bischof von Salona und nahm selbst den Purpur. Aber im folgenden Jahr mußte er vor seinem Heermeister Orestes, ebenfalls einem Pannonier, aus Italien fliehen. Nepos verließ Rom am 28. August 475 und bezog Spalato, die «Villa nicht weit von Salona». Dort regierte er sein Restreich Dalmatien in der von Diokletian nicht geteilten Provinz.111 Am 31. Oktober 475 erhob Orestes in Ravenna seinen Sohn Romulus, den «kleinen Augustus», zum Kaiser im Westen, wurde aber am 28. August 476 von Odovacar besiegt, der am 4. September Romulus absetzte. Das war das faktische Ende des weströmischen Reiches. Nepos erlag der Rache des Glycerius, der ihn 240

spalato

Abb. 22: Inschrift am Aufgang zum Juppitertempel in Spalato, der späteren Taufkapelle. Sie meldet am 12. Februar 1393 die Consecratio von Reliquien des Apostels Bartolomaeus und der heiligen Domnius, Gervasius, Prothasius, Leonardus, Agnes und Lucia.

durch zwei bestochene Gardeoffiziere am 9. Mai 480 im Diokletianspalast ermorden ließ. Nepos war der letzte legitime Kaiser des Westens.112 Im späteren 6. Jahrhundert erschienen aus Innerasien die proto-türkischen Avaren an der Donau. Sie waren wie die Sarmaten gefürchtete Reiternomaden. Byzanz zahlte ihnen Jahrgelder in Höhe von hundert­ tausend Goldstücken. Dennoch eroberten sie unter ihrem Khagan Bojan Pannonien und zerstörten im frühen 7. Jahrhundert, wahrscheinlich 612, Salona. Damals fanden die Einwohner Zuflucht hinter den Mauern Spalatos, verstärkt in venezianischer Zeit (1420–1805). Der Palast ist heute die Altstadt von Split. 1926 hatte sie 3200 Einwohner.113 Der Palast wurde christianisiert, das Mausoleum dem heiligen Domnius geweiht. Nach dem syrischen Märtyrerkalender von 360 /411 starb er am 10. April 304, gemäß der Legende aus dem 11. Jahrhundert war er von Petrus bekehrt und zur Mission nach Dalmatien gesandt worden.114 Salonas erster Erz­ bischof, Johannes von Ravenna, verwandelte das Mausoleum im 8. Jahrhundert in seine Kathedrale und den Juppitertempel in eine Taufkapelle. Sie beherbergt seinen Sarkophag. Der Glockenturm aus der ungarischen Zeit (1102–1420), errichtet aus Bausteinen des Palastes, wurde in der ­österreichischen Zeit (1814–1919) im Jahre 1908 erneuert. Das historische Interesse am Diokletianspalast erwachte in der Renais241

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sance. Von Andrea Palladio, dem Meisterarchitekten aus Vicenza, gibt es einen Grundriß des Mausoleums und Detailstudien der Zeit um 1540; Fischer von Erlach, der Erbauer von Schönbrunn bei Wien, entwarf 1721 eine perspektivische Rekonstruktion, phantasievoll ergänzt. Die erste große Darstellung des Palastes lieferte der Schotte Robert Adam, Haus­ architekt König Georgs III. Adam hatte Dalmatien bereist und publizierte 1764 ‹The Ruins of the Palace of Emperor Diocletian at Spalatro›115 mit 71 Kupferstichen. 1802 erschienen die Aquarelle des Palastes von Louis François Cassas, entstanden 1782 auf seinen Malerreisen im Nahen Osten (Tafel VII). Das erste wissenschaftliche Werk über den Palast nach Adam lieferte der österreichische Bauforscher Georg Niemann 1910, gefolgt 1912 von dem monumentalen Opus aus Paris von Hébrard und Zeiller 1912 mit der anschaulichen Rekonstruktion aus der Vogelperspektive (Tafel V).116

5. Mailand mailand

Was für Diokletian Nikomedien war, das war für Maximian Mediolanum, im 16. Jahrhundert volksetymologisch verschönert in Mailand.117 Die Stadt wurde um 400 v. Chr. von den keltischen Insubrern gegründet und dann ihr Hauptort.118 Sein Name, auch in Gallien vorkommend, hat e­ twas mit «Mitte» zu tun. Nach der Eroberung durch Scipio 222 v. Chr. wurde die Stadt steuerpflichtiges municipium, unter Hadrian privilegierte colonia. Mailand war ein Bildungszentrum119 und als «Tor Italiens» Verkehrs­ knotenpunkt näher an den Brennpunkten des Geschehens im Norden als Rom. Mailand hatte seit Gallienus eine starke Reitergarnison,120 wurde Sitz des Prätorianerpräfekten, der die Garde befehligte, und des vicarius Italiae, der die Verwaltung unter sich hatte. Hier trafen sich die Augusti 291, hier fand 293 die Erhebung des Constantius zum Caesar, 305 die Abdankung Maximians und die Beförderung des Constantius zum Augustus statt. Mailand blieb Kaiserresidenz bis 402, als der akut bedrohte Hof nach Ravenna zog, das besser geschützt war und einen Hafen besaß. Mailand wurde von den Tetrarchen und ihren Nachfolgern mit Prachtbauten geschmückt. Genannt werden eine Hercules-Therme, ein be­ festigter Palast (palatinae arces), daneben der Circus, das heißt die obligate Rennbahn für die «Lust des Volkes» (populi voluptas), dazu mehrere Theater und Tempel, marmorne Säulenkolonnaden, eine Münzwerkstätte, gepflegte Stadtvillen (cultae domus) und eine – stellenweise – dop242

aquileia, spanien und africa

pelte Umfassungsmauer. Mailand rivalisierte mit Rom.121 Das Mausoleum Maximians stand außerhalb, bezeugt ist ein prachtvoller Porphyrsarkophag.122 Von der ganzen Herrlichkeit hat nichts die mehrfachen Zerstörungen der Stadt  – 452 durch die Hunnen, 539 durch die Goten, 1162 durch Barbarossa und 1942 /43 durch die Bomber der Briten und Amerikaner123 – überdauert.124

6. Aquileia, Spanien und Africa aquileia, spanien und africa

Als Nebenresidenz zu Mailand nutzte Maximian Aquileia nahe dem Nord­ ufer der Adria. Die Stadt besaß einen Hafen und Straßenverbindungen nach Italien im Westen, Pannonien und Illyricum im Osten und nordwärts nach Noricum in die und über die Alpen. Julian nennt Aquileia um 357 ein «außerordentlich reiches Handelszentrum» der Henetoi, lateinisch Veneti; Ausonius, Konsul 379, pries sie unter den vornehmsten Städten des Reiches an neunter Stelle.125 Schon 181 v. Chr. lateinische Kolonie, blühte die Stadt auf, nicht zuletzt dank dem Sklavenhandel,126 und war gut befestigt.127 Maximian erhob sie zum caput Venetiae et Histriae, gründete eine Münzstätte, eine Therme128 und einen Palast, bezeugt durch ein literarisch genanntes Wandgemälde des Speisesaals.129 Der Circus hat mit 450 Metern nicht ganz die standardisierte Länge. In der Folgezeit war Aquileia oft Aufenthaltsort von Kaisern; es gab eine Kleiderfabrik, ein Flottenkommando und später ein Patriarchat, das nach dem Lango­ bardeneinfall von 568 mit der Bevölkerung auf die Insel Grado auswich und die Stadt Venedig gründete.130 In Spanien entstand unter den Tetrarchen die weitläufige Palastanlage von Cercadilla bei Cordoba, der Hauptstadt der Provinz Baetica.131 Der Bau wurde 1991 entdeckt und ist mit Spalato und Romuliana vergleichbar. Ein langer Vorhof führt genau westlich auf einen Querbau mit ­mittlerem Durchlaß. Dahinter öffnet sich eine halbrunde Exedra von 109 Metern Durchmesser, begrenzt durch eine Säulenhalle, eine Porticus. Daran schließt sich axial der Hauptbau, eine 50 Meter lange basikale Aula, die in einer Apsis endet, ein verkleinertes Abbild der Trierer Basilika. Parallelen zu diesem Raumtyp bieten Split, Gamzigrad und in Sizilien Piazza Armerina. Radial an das Halbrund stoßen asymmetrisch acht weitere Baukomplexe, Thermen und Triklinien, Speisesäle. Einen Datierungshinweis für Cercadilla bietet das Bruchstück einer 243

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Abb. 23: Maximianspalast Cercadilla bei Córdoba.

Marmortafel mit zwei Buchstaben und sieben Resten von solchen, ergänzbar zu den Namen der Caesaren Constantius und Maximianus (Galerius), also gesetzt in der Zeit zwischen 293 und 305.132 Neben der Inschrift für die Caesaren wird es auch eine für die Augusti Diokletian und Maximian gegeben haben. Die Anwesenheit des letzteren in Spanien 296 /297133 war wohl der Anlaß für den Bau. Spanien lag in seinem Amtsbereich.134 So wie Split und Gamzigrad erhielt Cercadilla sehr bald durch eine Kirche und Gräber ein christliches Gepräge. Die größte Stadt im Bezirk Maximians war Karthago. Unter den urbes nobiles nennt Ausonius die Stadt nach Rom und Konstantinopel an dritter Stelle.135 Maximian weilte dort wegen der Unruhen in Africa136 und schmückte die Stadt mit prächtigen Bauten, darunter – wie Mailand und Aquileia – mit einer Therme, die 302 fertiggestellt war.137 Die Stadtmauern indes erneuerte er nicht, denn aufgrund einer «Sanktion der Römer» durfte die Stadt sich nicht befestigen und dadurch Rebellionen begünstigen. Erst 425 erhielt sie eine Mauer,138 doch wurde sie 439 vom Vandalen244

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könig Geiserich genommen. Eine extensive Bautätigkeit beweisen die Inschriften des Prokonsuls Aristobul, des von Diokletian übernommenen Prätorianerpräfekten des Carinus.139 Er preist das felicissimum saeculum der vier Kaiser, durch deren virtus und providentia «alles zum Besseren reformiert werde», omnia in melius reformantur.140 Bauarbeit in Maure­ tanien bezeugen Inschriften, darunter Hinweise auf Zerstörung durch Barbaren oder Rebellen und auf den Wiederaufbau eines Tempels durch einen Stifter.141

7. Trier trier

Constantius Chlorus, Maximians Caesar, residierte in Trier.142 Die Stadt ist benannt nach den keltischen Treverern, die lieber Germanen sein wollten,143 und wurde wahrscheinlich als Augusta Treverorum unter Augustus römische Kolonie. Die erste Moselbrücke entstand 16 v. Chr. Die auf schachbrettartigem Grundriß erbaute Stadt wird schon um 50 n. Chr. als urbs opulentissima, als «außerordentlich reich» bezeichnet.144 Unter Marc Aurel, um 180, erhielt Trier eine Stadtmauer und die Porta Nigra.145 Etwa gleichzeitig entstanden das Amphitheater und mehrere Tempel, die Viehmarkt- und dann die Barbarathermen, damals die zweitgrößte Badeanlage im Reich, die bis ins 5. Jahrhundert beheizt wurde. Die kurz vor 300 ­begonnenen überdimensionierten Kaiserthermen blieben unvollendet.146 Bis ins 19. Jahrhundert galten sie als die Ruinen des Palastes.147 Trier war Sitz des dux, des obersten Militärs der Provinz Belgica Prima,148 und des Prokurators für das Kaisergut in der Provinz. Trier diente 195 dem Gegenkaiser Clodius Albinus als Stützpunkt.149 Kaiserresidenz wurde Trier  – neben Köln  – zuerst während des Gallischen Sonderreichs von Postumus bis Tetricus 260 bis 275. Der Festredner vor Constantin rühmt am «Geburtstag Triers» 310 die fortunatissima civitas und nennt Bauten, die auf Constantius zurückgehen: die Wiederherstellung der verfallenen Stadtmauern, einen Circus, der mit dem Circus Maximus in Rom wetteifere, Basiliken und ein Forum, königliche Bauten (opera regia, Palastanlagen) und einen Sitz der Gerechtigkeit (sedes iustitiae, die Aula Palatina) von einer solchen Höhe, daß er den Sternen und dem Himmel benachbart ist.150 Die ersten Palastgebäude sind von den constantinischen Erweiterungen nicht zu unterscheiden, sie liegen unter dem Dom und der Liebfrauenkirche. 245

xi. die bauten der tetrarchen

Von der Palastaula, der «Basilika»,151 blieb so viel erhalten, daß sie in preußischer Zeit durch Friedrich Wilhelm IV als Rohbau wiederher­ gestellt werden konnte und seither dem evangelischen Gottesdienst gewidmet ist.152 Der Bau mißt außen 32 mal 71 Meter, in der Höhe 30 Meter, und besitzt eine Apsis. Er besteht aus Backsteinen, die außen und innen verkleidet waren. Den Boden bedeckte ein großflächiges Marmormosaik, darunter lagen Hypokausten, die zugleich Warmluftröhren in den Wänden beheizten. Die Vorhalle und die Nebengebäude sind ober­ irdisch verschwunden. Die vermutete Fertigstellung fällt möglicherweise erst in constantinische Zeit. Die letzten spätrömischen Großbauten blieben auch andernorts unvollendet oder unbenutzt. Christen und Germanen hatten dafür keine sinngemäße Verwendung. Muster sind die halbfertigen Trierer Kaiserthermen. In den Ruinen entstanden ein Wohnturm, eine Stadtburg und ein Gefängnis, ein Fenster diente als Stadttor. Unter Constantius erhielt die Stadt eine Münze, die bald die in Lyon und die in London überflügelte, zumal sie auch Gold prägte.153 Die Arena, die in die Stadtmauer integriert ist, stammt aus dem 2. Jahrhundert. Nach 294 erhielt sie Kellerkäfige, aus denen wie im Colosseum die Zirkus­ bestien mittels einer Hebebühne nach oben befördert wurden.154 Von ­ihnen ließ Constantin 306 die fränkischen Fürsten Ascaricus und Merogaisus als Kriegsgefangene zerreißen und wiederholte das in großem Stil an gefangenen Bructerern 310.155 Den Hippodrom erwähnt zuletzt im Jahre 440 Salvian. Nachdem die «reichste Stadt Galliens» viermal von den Franken geplündert worden war, hatte sie einen letzten Wunsch an den Kaiser, doch noch einmal ein Wagenrennen zu erleben.156

8. Thessalonica und Serdica thessalonica und serdica

Der Caesar Diokletians Galerius wählte Thessalonica / Saloniki zur Residenz.157 Die Stadt am Nordufer der Ägäis besaß einen Hafen und liegt nahe der Via Egnatia, die Dyrrhachium / Durazzo an der Adriaküste mit Byzanz verband.158 Der Weg zur Donau freilich war weit. Daher fehlen für die Anwesenheit des Galerius in Thessalonica genaue Angaben, so wie wir sie zu den Grenzorten besitzen. Dort war er gefordert. Gegründet wurde die Stadt – wie Nikomedien – im Hellenismus 316 v. Chr. durch den Diadochen Kassander, den Herrn in Makedonien, 159 und benannt nach seiner Frau, einer Halbschwester Alexanders des Großen.160 Seit 146 v. Chr. 246

thessalonica und serdica

Abb. 24: Thessalonica, St. Georgskapelle in der Galerius-Rotunde.

r­ömische Provinzhauptstadt Makedoniens, entwickelte sich Thessalonica zum Handelszentrum.161 Hier begründete Galerius 298 eine Münzstätte und bereicherte die Stadt architektonisch.162 Er ließ über der belebten Hodos Egnatiou einen viertorigen Ehrenbogen errichten, der zur Hälfte erhalten ist. Die Reliefs von hoher Qualität erzählen ausführlich den siegreichen der beiden Perserkriege des Kaisers  – er erscheint fünfmal zu Pferde  – und bieten im Bilde ein komplettes Programm der Staatsideologie: die Einigkeit, Frömmigkeit und Sieghaftigkeit der Tetrarchen, das Glück des Erdkreises und die Ewigkeit des Reiches.163 Der Bogen führt geradeaus nordwärts weiter in die Stadt, ostwärts durch eine Säulenstraße zu einer mächtigen Rotunde 247

xi. die bauten der tetrarchen

in einem achtseitigen Säulenkranz, die wohl ein Tempel war und nicht als Mausoleum dienen sollte. Unter Justinian wurde sie Kirche des Heiligen Georgios – angeblich Märtyrer unter Diokletian,164 nach der Eroberung durch die Türken 1430 Moschee und nach der Okkupation Makedoniens durch die Griechen 1912 Museum. Südwärts gelangte man durch eine Halle in den nur teilweise ergrabenen Palastbezirk. Nachgewiesen sind eine basilikale Aula, ein Säulenhof und ein Oktogon mit sieben Nischen und einer Vorhalle.165 Daneben, parallel zur Südmauer, lag – wie bei anderen Palästen – der Hippodrom von über 500 Metern Länge, wo der Kaiser die Huldigungen des Publikums entgegennahm. Traurige Berühmtheit erlangte der Circus im Jahre 390. Der Heermeister Butherich hatte dem Gesetz gemäß einen homosexuellen Wagenlenker verhaftet und wurde von dessen Fanclub gelyncht. Daraufhin ließ Kaiser Theodosius beim nächsten Rennen ein Blutbad anrichten. Nach dieser maßlosen Kollektivstrafe erzwang der Bischof Ambrosius in Mailand die öffentliche Kirchenbuße des Kaisers und dokumentierte so die moralische Superiorität der geistlichen über die weltliche Gewalt.166 Die zweite Residenz des Galerius neben Thessalonica war Serdica / Sofia. Die Stadt lag an der Heerstraße, die von Byzanz über Hadrianopolis und Philippopolis kam und weiter über Naissus nach Singidunum an die Donau führte. Aus einem Kastell des 1. Jahrhunderts entstand unter Trajan ein Municipium, von Marc Aurel stark befestigt und durch Aurelian Hauptstadt von Dacia Ripensis. Es gab seit 303 eine Münzstätte, doch ist von Bauten nichts bekannt. In Serdica erließ Galerius 311 als Augustus sein berühmtes Toleranzedikt,167 kurz bevor er starb und in Romuliana beigesetzt wurde.168

9. Romuliana und Sharkamen romuliana und sharkamen

Das Gegenstück des Galerius zu Spalato ist sein geplanter Alterspalast Romuliana.169 Er liegt bei Gamzigrad im Osten Serbiens nahe der Bezirksstadt Zajecar, der «Hasenstadt» am Timok, der bulgarischen Grenze, etwa 50 Kilometer südwestlich der Donau.170 Die Gegend gehörte in der Spätantike zur römischen Provinz Dacia Ripensis. Als Aurelian nach 270 Dakien links der Donau aufgeben mußte, wurde das nördliche Moesien rechts der Donau in «Uferdakien» umbenannt, so wie Augustus, nachdem er Germanien rechts des Rheins räumen mußte, den Namen 248

romuliana und sharkamen

Abb. 25: Gesamtplan vom Galeriuspalast in Romuliana / Gamzigrad A – tetrarchische Umfassungsmauer; B – justinianische Umfassungsmauer; C – kleiner Tempel; D 1 – zentraler Peristylhof des großen Palastes; D 3 – kleiner Palast; D 4 – Verbindungstrakt; E – Wohngebäude; F – Horreum (?); G – Hallenbau; H – Bad; I – großer Tempel.

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xi. die bauten der tetrarchen

Abb. 26: Inschrift aus Romuliana / Gamzigrad von einer Archivolte, einem arkadenförmigen Zierfries, über dem Haupttor der Anlage, gefunden 1984.

auf die linke Uferzone übertrug. So läßt sich die Zahl der Provinzen wahren, auch wenn Territorium verlorengeht. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war der Fundplatz bei Gamzigrad der Wissenschaft bekannt, der Österreicher Felix Kanitz hat ihn als römische Festung bestimmt und mit Blick von schräg oben als ganze Landschaft gemalt.171 Es handelt sich um eine Anlage von 234 zu 195 Metern, bewehrt mit zwanzig vorspringenden Zwölfeck-Türmen, teilweise bis in 10 Meter Höhe erhalten. Diese Umwallung stammt von einer Restauration unter Justinian, der Hunderte von Festungsbauten errichtet oder erneuert hat; Prokop zählt sie auf und nennt auch Romyliana.172 Die Mauer umrahmt die ältere, innere des Galerius, von der nur Spuren der beiden Tore und von zwölf Türmen erhalten sind, sie wurde um 450, vermutlich durch die Hunnen, zerstört.173 Die 1953 von serbischen Archäologen begonnenen, inzwischen von der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt und vom Deutschen Archäologischen Institut Berlin unterstützten Ausgrabungen erbrachten 1984 ein Architekturfragment mit der Inschrift felix romuliana in einem Lorbeerkranz. Sie verweist auf die Nachricht der Epitome de Caesaribus über den Geburts- und Begräbnisort des Galerius, den der Kaiser nach seiner Mutter Romula benannt habe.174 Der Fund eines übergroßen Kaiserkopfes mit Perlendiadem aus Porphyr bestätigt die Aussage. Der spätanik schematisierte Kopf mit den aufgerissenen Augen befindet sich im Museum von Zajecar (Tafel IX).175 Ein Pfeilerrelief am Osttor, dem Hauptzugang, zeigt ein Feldzeichen 250

romuliana und sharkamen

Abb. 27: Der Palast I in Romuliana / Gamzigrad (ergänzt).

mit Rundbildern, Büsten von drei Kaiserpaaren (Abb. 5).176 Die linke ­Figur ist jeweils etwas größer. Es handelt sich wahrscheinlich um die zweite Tetrarchie:177 oben der ranghöhere Augustus Constantius mit seinem Caesar Severus; inmitten der Bauherr Galerius mit seinem Caesar Daia, alle im Paludamentum, dem Militärmantel mit der Schulterspange, und darunter die Altkaiser Diokletian und Maximian in der zivilen Toga. Diese Konstellation gab es vom Herrschaftswechsel am 1. Mai 305 bis zum Tod von Constantius am 25. Juli 306. Die Gesamtanlage von Romuliana ist, anders als Spalato, mit erheblichem Aufwand, aber ohne Grundkonzept nach und nach entstanden. 251

xi. die bauten der tetrarchen

Abb. 28: Das Grabmonument des Galerius beim Palast von Romuliana / Gamzigrad.

Der unsymmetrische Palastkomplex besteht aus einem zentralen Apsidensaal – die Trierer Aula Palatina in klein – mit vorgelagertem Säulenhof, ausgelegt mit farbigem Marmor, nebenan ein zweiter Hof vor einem Bau mit kreisrunden, kleeblattartig angeordneten Speiseräumen. Die Wände waren marmorgetäfelt, die Böden mosaiziert (Tafel X), zumeist geo­ metrisch und floral, aber auch figürlich mit Löwen- und Pantherjagd sowie einem Dionysos.178 Es gibt eine zweite, kleine Palastaula, einen großen Tempel für Juppiter, zu dem ein übergroßer Kopf des Gottes gehört, sowie einen kleineren Tempel mit einer Herkules-Statue. Auch eine Therme und ein Getreidespeicher fehlen nicht. Ein großer Viertorenbogen unterhalb markierte den Zugang zum Palast. Die zeremonielle Anlage und die prachtvolle Ausstattung übertreffen die von Spalato. 252

romuliana und sharkamen

Aus späterer Zeit stammen zwei früh zerstörte basilikale Kirchen, die nacheinander in den Palast hineingebaut wurden. Reste von Metall­ arbeiten aus Werkstätten byzantinischer Zeit innerhalb, sowie Ruinen von drei Kirchen außerhalb bezeugen eine Nutzung des Areals im Frühmittelalter. Es wurde aber nie flächig überbaut und im Spätmittelalter verlassen. Etwa einen Kilometer außerhalb der Ummauerung auf einem Hügel, einer Magura, standen zwei Grabmonumente mit jeweils einer Grablege, zugehörig zwei tumuli, Erdhügel, von ursprünglich wohl acht Metern Höhe, von einer Bruchsteinmauer eingefaßt. Der größere ent­ hielt verbrannte Waffen, der kleinere Silbergefäße, so daß man hier die Leichenverbrennung von Galerius (Abb. 16) und Romula ver­mutet. Ob Galerius zu Lebzeiten jemals dort war?179 * Ungefähr 40 Kilometer nördlich von Gamzigrad, grenznah bei dem serbischen Städtchen Negotin, liegt das Dorf Sharkamen. In dessen Nähe entdeckte Felix Kanitz 1889 eine verkleinerte Ausgabe von Romuliana.180 Gefunden wurde 1997 eine kastellartige Anlage, 115 mal 100 Meter, bewehrt mit je drei Außentürmen auf der Nord- und Südseite, und deren vier auf der Ost- und Westseite, Ecktürme doppelt gezählt.181 150 Meter entfernt stehen die Ruinen eines Mausoleums, ähnlich wie in Romuliana. Zu den Funden dort gehören 36 Goldobjekte vom Schmuck einer Frau. Da eine Innenbebauung des Quadriburgiums fehlt, scheint es nicht fertig­ geworden zu sein, doch gibt es Reste einer thronenden Kaiserstatue aus Prophyr. Sicher handelt es sich um Maximinus Daia, den Caesar des ­Galerius, Augustus 305 bis 311,182 und seinen geplanten Alterssitz am weit abgelegenen Geburtsort, der eine rein militärische Zweckbestimmung ausschließt.183 Das Frauengrab läßt sich, analog zu Romuliana, der Mutter des Kaisers zuweisen, der unbekannten Schwester des Galerius. Die zahlreichen Bruchstücke der Porphyrstatue bezeugen das gewaltsame Ende der Anlage.184 Euseb meldet, daß nach der Niederlage und dem Tod Daias, des letzten Christenverfolgers 313, die über ihn verhängte damnatio memoriae nicht von den örtlichen Behörden, sondern von der Bevölkerung aus­ geführt worden sei, indem alle Bilder von ihm und seinen Kindern um­ gestürzt, zerschlagen oder schwarz übermalt worden seien.185 Sein Name wurde ausgemeißelt, selbst in Oberägypten.186 253

xi. die bauten der tetrarchen

10. Umbenennungen umbenennungen

Baumaßnahmen der Tetrarchen sind schließlich zu vermuten bei Orten, die nach ihnen benannt sind oder auf sie umgetauft wurden. Solche ­Namengebungen oder Umbenennungen zum Ruhm von Politikern sind zeitlose Praxis. In den seltensten Fällen handelt es sich um Neubauten im freien Feld, um echte Gründungen, doch sprechen wir von solchen auch, wenn aus einem Dorf eine Stadt wurde. Alexander ist der Gründer von Alexandria, denn er hat aus dem Fischerdorf Rhakotis eine Großstadt gemacht. Constantin hat Konstantinopel als Stadt nicht gegründet, sondern Byzantion erweitert, ausgeschmückt und nach sich benannt. Eine herrscherliche Namengebung konnte als Auszeichnung verstanden und vergeben werden, so wenn die Tetrarchen die besonders wirksamen Einheiten der Schleuderer mit Bleikugeln, die mattiobarbuli, zu Ioviani und Herculiani erhoben.187 Die Benennung von Städten nach Herrschern ist schon assyrisch (Dur-Scharrukin / Chorsabad). Sie begegnet bei den Griechen seit Philipp (Philippopolis / Plowdiw), Alexander gründete angeblich 70 nach ihm benannte Städte.188 Im Hellenismus war das häufig. Wir kennen es bei den Römern seit dem gleichnamigen Vater des Tiberius Gracchus, die Stadt Graccurris am Ebro; derartiges war bis in die Spätantike, zumal im Osten, gängig. Viermal finden wir Diocletianupolis: in Thrakien, ehemals Pella,189 in Thessalien, Palästina und Ober­ ägypten. Sie erscheinen in dem Reisebegleiter (Synekdemos) des byzan­ tinischen Grammatikers Hierokles aus dem frühen 6. Jahrhundert unter den 923 Städten des Reiches.190 An Diokletian erinnern zudem drei Orte Iovia im Donauraum191 und einer in Pamphylien.192 Salona hieß fortan Colonia Martia Iulia Valeria Salona Felix. Der Name von Maximianus Herculius ist vertreten mit Herculia, alt Gorsium in Pannonia Inferior, und mit Herakleia, alt Perinthos bei Byzanz, heute Erekli, bezeugt mit neuem Namen seit 286.193 Im Osten hat sich Maximianus Galerius in Städten verewigt, die von oder nach ihm benannt wurden. Ihr Name «Maximianupolis» zeigt, wie Galerius sich selber genannt hat. Auch Lactanz, Aurelius Victor und F ­ estus verwenden das doppeldeutige Maximianus. Ammian spricht sowohl von «Galerius» als auch von «(Caesar) Maximianus».194 Sechs Städte sollen an ihn erinnern: Maximianupolis in Thrakien, in Syrien, in Osrhoene, in ­Palästina, in Ägypten und Maximianon daselbst. Sie alle lassen sich mit 254

umbenennungen

dem Itinerar des Kaisers verbinden, so daß gewiß dort von ihm veranlaßte oder ihm gewidmete Baumaßnahmen ausgeführt worden sind. Solche bewußtseinspolitischen Namensänderungen sind häufig, so nach 1945 im kommunistischen Osteuropa oder im nachkolonialen Africa, aber nicht immer erfolgreich, denken wir an Zaryzin, seit 1925 «Stalingrad», seit 1961 Wolgograd, an Eisenhüttenstadt, von 1953 bis 1961 «Stalinstadt» oder an Karl-Marx-Stadt, seit 1990 wieder Chemnitz. Königsberg hat wohl keine Chance.

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Utinam Salonae possetis visere olera nostris manibus instituta ! diokletian 308

XII

Abdankung, Tod und Nachfolge

xii. abdankung, tod und nachfolge

1. Triumph in Rom 303 – 2. Die Erkrankung Diokletians 304 – 3. Kaiser im Ruhestand – 4. Die Abdankung und die zweite Tetrarchie 305 – 5. Die Kaiserkonferenz von Carnuntum 308 – 6. Der Tod 316 – 7. Consecratio oder damnatio? – 8. Prisca und Valeria 314

Diokletian war der einzige Kaiser, der seinen Abgang geplant und mit ­einer großen Zeremonie in Szene gesetzt hat. Das entsprach seiner Aus­ gestaltung der monarchischen Repräsentation, der höfischen Formalitäten allgemein, die von den zeitgenössischen Historikern registriert und kritisiert wurden.1 Der Abschied vom Amt vollzog sich – ex post betrachtet – in einem doppelten Finale, 303 als nachgeholter Antrittsbesuch bei dem Triumph in Rom mit Maximian vor dem Volk und dann 305 beim Schlußappell vor den Legionen Diokletian in Nikomedien und Maximian in Mailand. Ersteres war eine Reverenz vor der Tradition, letzteres eine Reminiszenz an die Basis der kaiserlichen Macht. Wer denkt da nicht an den – allerdings unfreiwilligen – Abschied Napoleons von seiner Garde am 6. April 1814 in Fontainebleau auf dem Weg nach Portoferraio auf Elba? 257

xii. abdankung, tod und nachfolge

1. Triumph in Rom 303 triumph in rom 303

Am 20. November 303 feierte Diokletian gemeinsam mit Maximian  – ohne die Caesaren – seinen Triumph in Rom.2 Es war Diokletians dies imperii, der Beginn des zwanzigsten Regierungsjahres, in dem die Vicennalien begangen wurden. Der Tag war durch den Zodiakus ausgezeichnet. Der Filocaluskalender notierte Sol sagittario – «die Sonne tritt ein in das Haus des Tierkreiszeichens Schütze».3 Der sagittarius war der «personifizierte Beifallsklatscher».4 Zur Feier des Ereignisses hatten die Augusti am 1. Januar das Jahreskonsulat übernommen, so wie die Caesaren zu Ehren ihrer Dezennalien im Jahr zuvor. Es war der erste und blieb der einzige Staatsbesuch Diokletians in Rom, während Maximian, in dessen Reichseinheit die Stadt lag, schon 299 einmal kurz hier war.5 Trotz ihrer Abwesenheit hatten die Herrscher viel für das Stadtbild getan. Zum großen Jubiläum der Tetrarchen entstand das Fünfsäulenmonument auf dem Forum. Die gigantischen Thermen waren nahezu fertig, wie die Bauinschrift zwei Jahre später lehrt, und wohl schon benutzbar.6 Der Triumph war eine etruskische Zeremonie und wurde wie das Wort caerimonia, nach der Etruskerstadt Caere / Cerveteri, in der frühen Republik übernommen. Nach der von Augustus kanonisierten Legende hat den ersten Triumph bereits Romulus gefeiert, am 1. März 753 v. Chr. über die Caeninenser,7 Diokletian zelebrierte den vorletzten nach altem Recht.8 Das Ritual hatte sich im Laufe der Zeit kaum verändert. Der Triumphzug, processus oder pompa triumphalis,9 begann auf dem Marsfeld in der Nordstadt, führte über den Corso durch den Arcus Novus10 zum verschwundenen Circus Flaminius am Tiber – hier konnte das Volk sitzend schauen – weiter durch den Circus Maximus hin und her, vorbei am Palatin, über die Via Sacra und das Forum hoch zum Juppiter Capitolinus. Ihm wurden weiße Stiere geopfert.11 An der Spitze des Zuges wurden die Trophäen auf Tragbahren mitgeführt, kostbare Beutestücke, aber auch Bilder von Schlachtorten und prominenten Gefangenen, wo diese nicht selbst verfügbar waren. Dies gilt für die persische Königsfamilie, die angeblich vorgeführt wurde, tatsächlich aber 299 zurückgegeben worden war.12 Als gemalte Personifikationen zeigte man die unterworfenen Völker, im Original 32 perlenbestickte ­Königsgewänder. Eindruck machten 250 Rassepferde und 13 Elefanten mit sechs agitatores.13 Dabei handelt es sich nicht um «Wagenlenker», 258

triumph in rom 303

sondern um reitende Elefantenführer, indisch Mahaut. Anschließend kamen die Tiere ins Gehege am Rande der Albanerberge, wo der procu­ rator ad elephantos sie betreute.14 Im Zuge folgten die Herren Senatoren in der Toga, die Beamten und Offiziere in Amtstracht. Unmittelbar vor dem Triumphwagen schritten die Liktoren, die Amtsdiener mit den fasces, den Rutenbündeln, aus ­denen die Beile diesmal nicht herausgenommen waren. Das war in der Stadt Rom sonst Vorschrift. Nur der Faschist Mussolini hat nach seiner renovatio fascium 1922 die Beile immer drin gelassen. Sie demonstrierten die Strafgewalt. Der prunkvolle Triumphwagen, currus triumphalis, wurde üblicherweise von vier Schimmeln gezogen. Darauf standen die Kaiser in der toga palmata, der goldbestickten Purpurtoga, trugen einen Lorbeerkranz, hielten in der Rechten einen Lorbeerzweig, in der Linken das elfenbeinerne Adlerzepter.15 Die Tradition verlangte in älterer Zeit ein mit Mennige rotgefärbtes Gesicht entsprechend der Juppiter-Statue und einen Staatssklaven hinter dem Kaiser, der ihm einen Goldkranz übers Haupt hielt und ihn ständig daran erinnerte, daß er nur ein Mensch sei.16 Hinter dem Wagen marschierten lorbeerbekränzt die Soldaten, von Trompetern begleitet; Trommeln oder Pauken, tympana, gab es nur im Militär der Parther.17 Die Legionäre skandierten im Sprechchor triumpe, triumpe, tri­ umpe und sangen Preis- oder Spottlieder. Da erklang im Gleichschritt einst im Juli 46 Ecce Caesar nunc triumphat, qui subegit Gallias, Nico­ medes non triumphat, qui subegit Caesarem, eine respektlose Anspielung auf Dienste, die der junge Caesar dem König von Bithynien geleistet ­haben soll.18 Im Tempel der capitolinischen Trias legten die Triumphatoren ihre corona laureata nieder, opferten und begaben sich zum Festmahl, das der Senat auf dem Kapitol ausgerichtet hatte.19 Das Volk wurde bewirtet, mit Wagenrennen beglückt und mit einem congiarium in bar beschenkt, dessen genaue Höhe im Gegenwert von Denaren in albo, auf weiß, durch Anschläge bekannt gemacht wurde.20 Es waren danach diesmal 1550 für jeden Stadtrömer, ausgezahlt vermutlich in Silber. Die Aushänge, die acta urbis, waren 59 v. Chr. von Caesar eingerichtet worden und verkündeten Erfolge und andere amtliche Nachrichten wie in Rom so auch in anderen Städten.21 Nach dreizehn Tagen, am 20. Dezember, verließ Diokletian Rom wieder. Angeblich verstimmte ihn die libertas populi Romani, da die «Frei259

xii. abdankung, tod und nachfolge

heit» in Frechheit ausarten konnte und sich in frivolen Akklamationen bemerkbar machte.22 Auch andere Kaiser bekamen das zu spüren.23 Nescit plebs tacere  – «das Volk kann nicht schweigen».24 Diokletian ging nach Ravenna, um dort am 1. Januar 304 zum neuen Jahr sein neuntes Konsulat anzutreten, während Maximian in Rom sein achtes zelebrierte – ein feiner Unterschied mußte bleiben. Der für uns sich aufdrängende, von Diokletian gewiß bedachte Zusammenhang des Triumphes zu den Vicennalien mit seinem geplanten Abschied war den Zeitgenossen kaum bewußt. Soweit der fast vollendete Alterspalast in Spalato bekannt war, blieb aber dessen vorgesehene Verwendung kein Geheimnis. Deutlich sind jedenfalls die Wünsche auf den Vota-Inschriften nach einer Fortführung der Regierung durch Diokletian. Die üblicherweise bei der Vollendung eines Jahrzehnts beschlossenen Gelübde für das nächste Jahrzehnt wurden auch damals zum Ausdruck gebracht. Die Inschrift auf einem privat finanzierten Triumphbogen im numidischen Macomades südlich Hippo und Goldmünzen aus Trier verkünden neben der Einlösung der Vota für die Vicennalien einen Beschluß der Vota für die erhofften Tricennalien.25 Erst Constantin sollte sie im Jahre 335 erreichen.

2. Die Erkrankung Diokletians 304 die erkrankung diokletians 304

Den Römern bot Maximian zum Geburtstag der Stadt am 21. April 304 nochmals Säkularspiele, die letzten der Geschichte,26 und reiste dann nach Mailand. Diokletian zog von Ravenna über den Birnbaumer Wald nach Sirmium und weiter an die Donau, wo er den Sommer 304 verbrachte. Dann ging es zurück nach Nikomedien. Er benutzte anstelle der schlecht – wenn überhaupt  – gefederten Reisewagen eine Sänfte.27 Lactanz führte das auf die Krankheit zurück, mit der Diokletian nach seinem «ver­ brecherischen» Christenedikt gestraft worden sei. Schon vor seinem Triumph habe ihn das Glück, seine felicitas verlassen.28 Sänften benutzten reiche Privatleute wie Cicero und Kaiser wie Augustus, auch wenn sie nicht krank waren. Die kaiserlichen Sänftenträger, die lecticarii, waren in Dekurien, Zehnmännergruppen, gegliedert.29 In Nikomedien weihte Diokletian den Hippodrom ein, während sich seine Krankheit verschlimmerte. Am 13. Dezember 30430 glaubte man, sein Ende sei da, in der Stadt herrschte allgemein Trauer, doch am nächsten 260

kaiser im ruhestand

Morgen kam die frohe Botschaft, er lebe. Nachdem er längere Zeit sich nicht öffentlich gezeigt hatte, war das Gerücht entstanden, er sei tot, doch werde das verheimlicht, um im Heer keine eigenmächtige Erhebung zu provozieren. Am 1. März 305 erschien Diokletian in der Öffentlichkeit, wohl bei den Wagenrennen anläßlich der Erinnerung an die Caesarerhebung von Galerius und Constantius am 1. März. 293. Der Kaiser war wiederhergestellt, aber wirkte schwach. Lactanz spricht von zeitweisen ­Gedächtnisstörungen.31 Nach Euseb waren körperliche und geistige Gebrechen gar die Ursache für die Abdankung des Kaisers.32 Ende Dezember erschien Galerius in Nikomedien zum Antritt seines fünften Konsulats am 1. Januar 305. Er hatte zuvor einen Zusammenstoß mit Maximian, bei dem es wohl um regionale Zuständigkeiten ging. Lactanz freilich behauptet, Galerius habe den unwilligen Maximian an die geplante Abdankung erinnert, zu der Galerius angeblich dann auch Diokletian drängte, weil er selbst Nachfolger als Augustus und Herrscher über die ganze Welt (totus orbis) werden wollte. Hier übertreibt Lactanz, der Galerius haßte, dem er indes glaubhaft das Bekenntnis zur Tetrarchie in den Mund legte, daß zwei höhere Kaiser (maiores) mit dem Ober­befehl, unterstützt von zwei niederen (minores) regieren sollten.33 Zwischen zwei Ranggleichen sei Eintracht möglich, zwischen vieren nie. Dann habe Galerius gedroht. Sollte sich Diokletian weigern, würde er sich eigenmächtig zum Augustus ausrufen lassen. Er wolle nicht länger wie seit fünfzehn – realiter zwölf – Jahren in niederer Stellung als «Verbannter» an der Donau mit den Barbaren kämpfen, während seine drei Kollegen im Reichsinneren das Wohlleben im Frieden genössen. Diokletian habe, so Lactanz, brieflich von Maximian die rebellische Absicht des Galerius erfahren, der zu diesem Zweck sein Heer vergrößert habe. Daraufhin habe Diokletian unter Tränen resigniert und gesagt, fiat, si hoc placet – «so geschehe es denn, wenn es der Wunsch ist».34 Der Kirchen­ vater tut wieder so, als wäre er dabeigewesen.

3. Kaiser im Ruhestand kaiser im ruhestand

Diokletians Abdankung beruht weder auf seiner Krankheit noch auf dem Drängen und Drohen seines Caesar, erst recht nicht auf Resignation ­infolge seiner undurchführbaren Religionspolitik, wie Constantin behauptete und andere Christen gerne glaubten,35 sondern erfolgte gemäß 261

xii. abdankung, tod und nachfolge

einem consilium, einem Ratschluß mit Maximian, und war Teil des diokletianischen Systems.36 Die Münzen verkündeten im ganzen Reich providentia deorum quies augustorum 37  – «Gemäß göttlicher Vor­ sehung nun der Ruhestand der Augusti.» Die zwanzig Regierungsjahre, die einst Marc Aurel beschieden waren, hat Diokletian sich selbst verordnet. Er soll gesagt haben: Auch wer unsterblichen Ruhm erlangt hat, möge sich daran erinnern, daß er sterblich ist und menschlichen Wechselfällen unterliegt.38 Den Rückzug des Kaisers kommentierte Gibbon: Diocletian acquired the glory of giving the world the first example of resignation.39 Wer verzichtet schon auf die Macht, ja auf die mächtigste Position der Zeit? Gibbon verweist auf die Abdankung Karls V im Oktober 1555. Sie geschah in Brüssel an derselben Stelle, wo er einst mündig gesprochen worden war. Karl sah sich am Ende einer Kette von Mißerfolgen. Zwar hatte er sich gegen die Türken behauptet, doch den Franzosen und Protestanten mußte er bittere Zugeständnisse machen. Moritz von Sachsen vertrieb ihn gar aus Deutschland. Karl beschloß sein Leben im spanischen Yuste, nahe dem Kloster der Hieronymiten.40 Diokletians abdicatio dagegen war lange geplant – zumindest seit dem Baubeginn von Spalato.41 Niemand baut sich einen luxuriösen Alterssitz, wenn er ihn nicht im vorgesehenen Ruhestand genießen will. Als Regierungszentrum lag Spalato zu abseits vom Geschehen. Seit seinem Eintritt ins Heer war er nicht mehr dort gewesen. Diokletians Rücktritt blieb in der Kaisergeschichte singulär. In der späten Republik gemahnt das an Sulla, der im Jahre 79 seine unbefristete Diktatur nach drei Jahren aufgab, was damals höchstes Erstaunen erregte. Sulla zog sich als Privatmann (idiotēs) in seine Villa am Golf von Neapel zwischen Cumae und Puteoli zurück, denn er liebte das Landleben (agro­ ikia). Er resignierte zugunsten der von ihm reformierten Verfassung.42 Wenn dann Kaiser auf einen privaten Lebensabend hofften oder ihn erlebten, geschah das nicht freiwillig. Als Nero abgesetzt worden war, wollte er als Präfekt Ägyptens nach Alexandria gehen. Vitellius bot nach der Erhebung Vespasians seinen Rücktritt an, um sein Leben zu retten.43 Pertinax dachte an einen Rückzug ins Privatleben,44 aber auch er wurde ermordet. Ein langer, wenn auch unfreiwilliger Ruhestand war Tetricus beschieden, den Aurelian 274 begnadigte.45 Anders Severus. Dieser Schützling und Caesar des Galerius, seit 305 Augustus, dankte in hoffnungsloser Lage im April 307 ab, wurde aber trotz der versprochenen Schonung auf 262

die abdankung und die zweite tetrarchie 305

Befehl von Maxentius erdrosselt.46 Gnade fand später Vetranio, den Constantius II Weihnachten 350 absetzte, indem er ihm den Badeort Prusa / Bursa in Bithynien zuwies.47 Zwei Kaiser suchten nach ihrer Entmachtung Rettung im Bischofsamt, Avitus 456 und Glycerius 474, Nepos floh 475 nach Spalato.48 Den längsten Lebensabend genoß Romulus Augustulus, der letzte weströmische Kaiser. Odovacar pensionierte den Knaben 476 und überließ ihm und seiner Mutter die Luxusvilla des Lucullus auf dem Pizzo Falcone bei Neapel nebst einer Jahresrente von 6000 Goldstücken. Er lebte noch unter Theoderich.49

4. Die Abdankung und die zweite Tetrarchie 305 die abdankung und die zweite tetrarchie 305

Diokletian verabschiedete sich in einer denkwürdigen Szene, die auf ­einen Augenzeugen zurückgeht, aber von Lactanz tendenziös bearbeitet wurde. Am 1. Mai 305 versammelten sich die hohen Amtsträger, die ­eigens herbeigerufenen Vertreter der Legionen und die milites qui aderant um den Juppiterhügel bei Nikomedien, wo eine Statue des Gottes errichtet worden war, nachdem der Kaiser hier 284 selbst den Purpur genommen hatte.50 Auf dem Tribunal stehend verkündete er in seiner Schwanenrede, angeblich unter Tränen, er sei alt und krank und ersehne nach den überstandenen Mühsalen endlich Ruhe. Er übergebe die Herrschaft Kräftigeren und ernenne neue Caesaren. Unerwähnt bleibt, daß Maximian am gleichen Tag in Mailand zurücktrat und die neuen Caesaren bekanntgab.51 Diokletian hatte seinen Mitaugustus nur mit Mühe zu dem Machtverzicht und zur Bescheidung mit dem Rang eines senior Augustus bewegen können.52 In der Lobrede auf Constantin 310, kurze Zeit nach dem Tod Maximians und seiner damnatio memoriae, heißt es, dieser habe Diokletian einst im Tempel des Iuppiter Capitolinus seinen Rücktritt eidlich zugesagt und sei eidbrüchig geworden.53 Das müßte bei dem Triumph zu den Vicennalien 303 geschehen sein, doch geht es wohl nur darum, den toten Staatsfeind zu belasten. Maximian hat ebenfalls am 1. Mai 305 Constantius als vorgesehenen Nachfolger vom Caesar zum Augustus befördert, wie Diokletian den ­Galerius in Nikomedien. Das war zu erwarten, überraschend aber war laut Lactanz die Nachwahl der Caesaren. Er fingiert ein vorausgegangenes Gespräch, in dem der energische Galerius die Bestimmung der neuen Caesaren gegen den müden Altkaiser durchsetzt.54 Diokletian habe gesagt, 263

xii. abdankung, tod und nachfolge

die Auswahl müsse communi consilio omnium «durch gemeinsamen Beschluß aller» erfolgen. Aber Galerius entgegnet: «Wozu ein consilium?, die beiden anderen Kaiser, Maximian und Constantius, müssen hinnehmen, was wir beschließen.» Galerius besteht auf dem ungeschriebenen Staatsrecht, das die Bestimmung des Nachfolgers diskussionslos dem regierenden Kaiser zuweist, so daß ein consilium nur in einer Vakanz erforderlich ist, wie später im Februar 364, als der Rat der Offiziere Valentinian kürte, um einer spontanen Ausrufung im Heer zuvorzukommen. Diokletian habe daraufhin zu­ gunsten Constantins ein anderes ungeschriebenes Staatsrecht geltend gemacht, daß – wenn es schon kein consilium gebe – den Söhnen der Kaiser die Nachfolge zustehe. Und diese gab es ja. Lactanz nennt Maxentius, den Sohn Maximians und Schwiegersohn des Galerius, und kennzeichnet ihn als einen üblen Finsterling, dagegen Constantin, den Sohn des Constantius, als einen edlen Jüngling, der in Nikomedien zugegen war, sanc­ tissimus et dignissimus, geliebt von Soldaten und Bürgern. Constantin selbst hat 310 zur Rechtfertigung seiner Erhebung 306 sein Geburtsrecht geltend gemacht und durch eine Stammbaumfiktion erhärtet.55 Beide Kaisersöhne, so Lactanz, habe Galerius abgelehnt, den Maxentius als unwürdig und unbotmäßig, den Constantin, den Diokletian als geeignet angesehen habe, weil er ihn, Galerius, als neuen Augustus, nicht respektieren würde. Die Ernennung Constantins habe Galerius als der eigentliche Vertreter des tetrarchischen Systems gegen den angeblichen Rückgriff Diokletians auf das Erbrecht abgelehnt. Dem ratlosen Kaiser habe Galerius den Severus benannt, für Diokletian ein «Tänzer und Trinker», laut Galerius aber im Heer beliebt, daher habe er ihn bereits nach Mailand zur Investitur durch Maximian geschickt – ohne Diokletian zu fragen. Dieser fügt sich mit einem esto! «Sei’s drum. Und welchen anderen künftigen Caesar bietest du mir zur Ernennung?» Für sich selbst habe Galerius seinen Schwestersohn Daia erkoren,56 auch wenn dieser ein halber Barbar sei. Er wurde in Maximinus umbenannt. Da habe Diokletian geseufzt und geklagt, unfähige Männer habe Galerius gewählt. Dieser aber als der neue Lenker des Reiches müsse nun zusehen. Er selbst habe sich um den Erhalt der res publica bemüht, und an dem kommenden Unheil sei er schuldlos.57 Galerius ist in diesem fiktiven Gespräch der Kaisermacher und durch seine Personal- und Religionspolitik der Urheber der folgenden Übel. Zutreffend ist der tetrarchische Gedanke bei Gale264

die abdankung und die zweite tetrarchie 305

rius. Wie Diokletian plante auch er seine Abdankung und seinen Ruhestand mit dem Bau von Romuliana seit Ende des 4. Jahrhunderts. Lactanz aber huldigt Constantin. Er beschreibt als vorgeblicher Augenzeuge die Stimmung im Heer am Juppiterhügel. Alles habe mit höchster Spannung auf die Vorstellung der neuen Caesaren gewartet und fieberhaft auf die Ernennung Constantins gehofft. Doch der Kaiser habe Severus und Maximinus Daia benannt. Obstupefiunt omnes, alle waren wie vom Schlag getroffen und glaubten zunächst an eine Namensverwechslung. Darauf habe Galerius vor aller Augen Constantin zurückgestoßen und Daia nach vorn geschoben, der seinen Soldatenmantel bereits abgelegt hatte. Niemand, so Lactanz, kannte ihn, aber in der allgemeinen Verblüffung und Enttäuschung wagte keiner Widerspruch, als Diokletian mit seinem eigenen Purpur Daia einkleidete. Wenn der Kaiser die Söhne seiner Kollegen, nämlich Constantin und Maxentius, überging, so war eben dies der Grundgedanke seiner Nachfolgeordnung. Hätte er geahnt, wie Constantin sich dann zum Monokraten hochkämpfte, hätte er um so mehr Grund gehabe, ihn auszuschließen. Die auf die Investitur folgende Akklamation ist, bei Lactanz unerwähnt, hinzuzudenken. Diokletian sei nun wieder Diocles geworden. So weit der fabulierende Kirchenvater. Nach dieser gewiß weniger dramatischen Amtsübergabe verließ der alte Kaiser das Podium, bestieg als veteranus rex den Reisewagen und fuhr zum Tor hinaus in seine patria, seine Heimat.58 Welch ein Abschied! Damit begann die kurzlebige zweite Tetrarchie. Im Westen erfolgte der Amtswechsel zeitgleich in Mailand. Der Altkaiser Maximian begab sich auf seine Güter im süditalischen Lukanien,59 indem an seiner Stelle Constantius vom Caesar zum Augustus aufrückte. Dieser stand auch jetzt im Rang über dem neuen Augustus Galerius.60 Dem Nachfolger des Constantius als Vizekaiser in Mailand Flavius Valerius Severus nobilissimus Caesar, so nach der Adoption durch Constantius, wurden Pannonien, Italien und Africa zugewiesen,61 während Constantius den übrigen Westen behielt. Daia, nach der Adoption durch den Augustus Galerius nun Galerius Valerius Maximinus nobilissimus Caesar, bekam die Diözese Oriens mit Ägypten, Galerius regierte weiter die Balkanländer und Bithynien mit Nikomedien.62 Die beiden neuen Caesaren waren wiederum Illyrier niederer Herkunft und hatten eine militärische Karriere durchlaufen. 265

xii. abdankung, tod und nachfolge

Daia war ursprünglich Hirte, hatte als scutarius gedient und war über den protector zum tribunus aufgestiegen, während Severus nur als Offizier und Freund des Galerius beschrieben wird. Die damit geschaffene neue Ordnung sollte nicht lange halten.

5. Die Kaiserkonferenz von Carnuntum 308 die kaiserkonferenz von carnuntum 308

Diokletians Thronverzicht hat zu allen Zeiten Eindruck gemacht. Das war menschlich gesehen eine noble Tat, hatte politisch aber üble Folgen. Wo eine zentrale Autorität verschwindet, kommt es gewöhnlich zu Dia­ dochenkämpfen, wie das namengebend in der Nachfolge Alexanders ­geschah. So auch hier. Als Constantius schon am 25. Juli 306 in Eboracum / York, am Todesort des Septimius Severus 211, verstarb,63 stand seinem Caesar Severus die Augustuswürde im Westen zu. Dieser übernahm sie64 und erhielt das Konsulat für 307.65 In diesem Jahr gab es, nach Zeit und Ort differenziert, sechs Konsuln66 in fünf Konsulpaaren. Ein Rekord! Noch am Todestag von Constantius Chlorus erhielt die zweite Tetrarchie einen Riß. Denn unverzüglich ließ sich der anwesende Constantin von den Truppen vor Ort zum imperator ausrufen. Damit gab es zwei Nachfolger des Constantius Chlorus. Wie üblich wurde die impera­ torische Akklamation hoch honoriert. Das war nun ein Rückfall in die Kaisermacherei der Soldatenkaiserzeit, im System Diokletians eine Usurpation.67 Den 25. Juli feierte Constantin später als dies imperii, als den Tag seiner Kaisererhebung.68 Die Kirchenväter unterstreichen den Bruch mit dem System, indem sie Constantin sofort als Augustus titulieren.69 Aber Constantin hat das abgemildert, indem er auf Münzen und Inschriften70 und in der Panegyrik71 ganz bescheiden zunächst nur als Caesar des Severus erscheint, sich also unrechtmäßig in die rechtmäßige Ordnung einfügt. Constantin hat seine Erhebung dem weisungsbefugten senior princeps Galerius als vollendete Tatsache mitgeteilt.72 Wollte dieser den Plan der Tetrarchie retten, so blieb ihm nolens volens nichts übrig, als Constantins Caesarenrang hinzunehmen und so die durch den Tod des Constantius beendete zweite durch die dritte Tetrarchie zu ersetzen: Galerius mit Daia im Osten, Severus mit Constantin im Westen.73 Die Tatsache, daß Constantins Erhebung eigenmächtig erfolgt war, wurde propagandistisch abgemildert durch den menschlich glaubhaften, aber rechtlich unzureichenden Wunsch des Vaters, dem Sohn die Nach266

die kaiserkonferenz von carnuntum 308

folge zu hinterlassen. Gemäß dem Lobredner von 310 blickte der Vergötterte während seiner Himmelfahrt auf Constantin als Erben der Herrschaft zurück, und im Kreise der Götter von Juppiter mit Handschlag begrüßt, habe auf dessen Frage Constantius seinen Wunsch bekräftigt.74 Weiter geht die romantisch ausgemalte Fama der Kirchenväter von einer förmlichen Übergabe der Herrschaft. Es heißt, Constantius habe noch auf dem Sterbebett im engsten Familienkreis seinem Sohn die Herrschaft ausgehändigt, imperium per manus tradidit.75 Das aber ist Legitimationslegende, so wie der gottgesandte milvische Traum Constantins, seine ­angebliche Himmelserscheinung und die Abstammung von Claudius Gothicus.76 Da sich Constantin schon als Caesar auf seinen ­Vater berief 77 und damit das Erbrecht beanspruchte, bedurfte es für ihn gar keiner Designation. Das Recht in der Politik ist eine Maske der Macht. Die dritte Tetrarchie war bedroht, zumal sich nach dem Vorbild Constantins im Oktober 306 Maxentius in Rom ebenfalls zum Kaiser aufgeworfen hatte. War er nicht als Sohn Maximians und Schwiegersohn des Galerius dynastisch noch besser legitimiert? Daraufhin erschien der alte Maximian in Rom und nahm auch selbst gegen die Ordnung Diokletians wieder den Purpur. Nun gab es sechs regierende Kaiser: eigenmächtig erhoben Constantin, Maxentius und seinen Vater Maximian, diokletianisch legitimiert Galerius, Severus und den Caesar Daia. Als Severus gegen ­Maxentius zog, besiegte ihn Maximian bei Ravenna und ließ ihn im April 307 umbringen.78 Auch Galerius selbst konnte Maxentius in Rom nicht bezwingen. Maximian suchte seinen Sohn abzusetzen, mußte aber flüchten. Er ging zu Constantin nach Trier, vermählte ihm seine Tochter Fausta und bestätigte ihn im September 307 als Augustus. Das geschah abermals ohne die Zustimmung des Galerius. In Trier legitimierte ein Usurpator den anderen. Nach dem durch den Tod des Severus besiegelten Ende der dritten Tetrarchie erschien Galerius in Spalato und bat Diokletian, den zerrütteten Staat neu zu ordnen. Der senior Augustus übernahm am 1. Januar 308 noch einmal gemeinsam mit Galerius das Konsulat, es war sein siebtes, Diokletians zehntes. Dieser berief eine Kaiserkonferenz nach Carnuntum an der Donau nahe der Grenze zwischen Ost und West.79 Im Praetorium des Legionslagers trafen sich im November 308 die beiden Altkaiser Diokletian und Maximian mit Galerius, dem Augustus des ­Ostens, und einem neuen Mann, Licinius, der hier am 11. November80 als 267

xii. abdankung, tod und nachfolge

Nachfolger des Severus zum Augustus des Westens bestellt wurde, ohne zuvor Caesar gewesen zu sein. Auch das war gegen die Ordnung. Licinius war ein Landsmann und Offizier des Galerius. Constantin wurde nur als Caesar des Licinius anerkannt. Damit war versuchsweise eine vierte und letzte Tetrarchie etabliert: Galerius und Daia im Osten, Licinius und Constantin im Westen. Maxentius, dem «fünften Rad am Wagen», wurde die Anerkennung verweigert, aber er und Constantin ignorierten den Konferenzbeschluß und blieben Augusti. Maximian ließ sich in Carnuntum allerdings zu einem zweiten Rücktritt bewegen. Die Fragilität des Systems lag auf der Hand. Was tun? Diokletian verweigerte aus guten Gründen die Bitte von Maximian und Galerius, die Herrschaft selbst wieder zu übernehmen, tamquam pestem aliquam. Seine Antwort an die Kollegen ist denkwürdig: «Kommt nur nach Salona und bestaunt den Kohl, den ich dort eigenhändig pflanze, dann werdet ihr mich mit einem solchen Ansinnen verschonen».81 Das Wort wurde oft zitiert, Montaigne hat es 1580 erweitert durch Diokletians Hinweis auf die schönen Baumreihen, die er gepflanzt, und die Melonen, die er dort gesät hat (Abb. 3).82 Mit der Kaiserkonferenz verbindet man die Erneuerung des Mithräums von Carnuntum (Abb. 13).83 Die Inschrift nennt als Dedikanten ­namenlos iovii et herculii religiosissimi augusti et caesares. Gemeint sind vermutlich sechs Kaiser:84 die seniores Augusti Diocletianus Iovius und Maximianus Herculius sowie die regierenden Kaiser der so­ eben geschaffenen vierten Tetrarchie mit den Augusti Galerius Iovius und Licinius Iovius und die abwesenden Caesaren Daia Iovius und Constan­ tinus Herculius. Daß es damals nochmals sechs Kaiser gab, notiert Lactanz.85 Da aber Maximian noch auf der Konferenz den Purpur wieder ablegte, verengt sich der mögliche Zeitraum für die Weihung auf wenige Tage. Nach seiner Abdankung erscheint Diokletian außerdem als senior Augustus auf Inschriften in Mauretanien86 und Rom87 sowie im Bilde schon 306 auf dem Zierpfeiler in Romuliana (Abb. 5).88 In Carnuntum war dem Machthaber in Gallien Constantin der von ihm beanspruchte Augustusrang abgesprochen worden. Da er das ignorierte, suchte Galerius dem System zuliebe ihn 309 mit dem neuartigen Titel filius Augustorum zufriedenzustellen. Das mißlang. Für Constantin galt «Einmal Augustus immer Augustus». Auch der Caesar Daia wurde zugunsten der tetrarchischen Symmetrie «Sohn der Augusti». Doch da 268

die kaiserkonferenz von carnuntum 308

Constantin im Westen Augustus blieb, nannte sich Daia im Osten 310 ebenfalls Augustus. Jetzt gab es deren vier: Galerius und Licinius, von Diokletian erhoben, Constantin und Daia selbsternannt. Maximian fuhr von Carnuntum nach Gallien und nahm in Massilia zum dritten Mal den Purpur. Ohne Armee konnte er nur darauf rechnen, neben seinem Schwiegersohn Constantin zu regieren. Der aber erschien 310 mit Heeresmacht, Maximian mußte sterben. Gemäß einer Schauer­ geschichte bei Lactanz89 hatte Maximian Constantin ermorden wollen. Nun sagte sich dieser von der diokletianischen Ordnung förmlich los. Constantins Lobredner in Trier legitimierte ihn noch 310 rein dynastisch und theologisch. Schon die Laren, die Totengeister von Constantius Chlorus, hätten ihn als legitimen Nachfolger anerkannt. Bereits dessen Kaisertum wird mit dem Geburtsrecht in der konstruierten claudischen Dynastie begründet, und so beruhe auch Constantins Legitimität nicht auf einem zufälligen Konsens unter Menschen oder irgendeiner momentanen Kaisergunst, non fortuna hominum consensio, non repentinus aliquis favo­ ris eventus, sondern auf der hochedlen Geburt, auf naturgemäßem Erbrecht und dem Gottesgnadentum, das sich in den Siegen Constantins ­offenbart habe.90 Als Galerius, bis zuletzt Verfechter des tetrarchischen Systems, im Mai 311 zu Serdica91 starb – sein gräßlicher Tod ist das Phantasieprodukt der rachelüsternen Kirchenväter92 –, wurde mit dem System der Begriff der legitimen Herrschaft im Sinne Diokletians verabschiedet. Fortan galt wie im 3. Jahrhundert wieder die «normative Kraft des Faktischen» (Jellinek). In der Politik ist Legitimität ein perspektivischer Begriff, gebunden an ­einen Standort und eine Sichtweise. Eine gültige Rechtsordnung erfordert einen Grundkonsens oder eine feste Machtstruktur, die seit der Erhebung Constantins 306 dahin waren. Constantins ardor imperitandi, seine Herrschsucht, der man gar das Streben nach der Weltherrschaft, dem principatus totius orbis nachsagte,93 war nicht aufzuhalten. Die Anfänge seines Aufstiegs hat Diokletian noch erlebt, den Fortgang mag er geahnt haben. Seit 306 hat Constantin zielbewußt durch Wort und Tat auf die Alleinherrschaft hingearbeitet. Mögliche Konkurrenten  – darunter elf Familienangehörige  – mußten verschwinden. 310 hat er seinen Schwiegervater Maximianus zum Selbstmord gezwungen und sich einen neuen, edleren Stammbaum zugelegt.94 312 fiel sein Schwager Maxentius an der Milvischen Brücke, Frau und Sohn 269

xii. abdankung, tod und nachfolge

­wurden liquidiert. 316 beseitigte Constantin seinen zweiten Schwager und Caesar in spe Bassanius. 314 und 324 kam es zum Kampf gegen seinen dritten Schwager und Mitaugustus Licinius, er wurde als letzter Tetrarch dem Schonungsversprechen entgegen 325 in der Gefangenschaft erdrosselt; sterben mußte auch dessen Sohn, Constantins Neffe Licinianus. Der zweite, außereheliche Sohn wurde ergriffen, gegeißelt und gefesselt zu ­lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt.95 Getötet wurde ebenso Marti­ nianus, der Mitkaiser des Licinius. 326 ließ Constantin seinen eigenen hoffnungsvollen ältesten Sohn und «Kronprinz» Crispus vergiften, beseitigte auch dessen Frau und Kind. Anschließend ließ Constantin seine Frau Fausta und Mutter von fünf Kindern im Bade ersticken, wohl weil sie Crispus verleumdet hatte. Nun, 326, zwanzig Jahre nach 306, war Ruhe für Constantins letzte zehn Jahre bis 337. Die christlichen Autoren haben alle Untaten des gottgeliebten Kaisers entweder gerechtfertigt oder verschwiegen.

6. Der Tod 316 der tod 316

Diokletian kehrte Ende 308 von Carnuntum nach Spalato zurück und verbrachte dort seine letzten Jahre praeclaro otio, «in glänzender Muße».96 Er starb am 3. Dezember 316 und wurde beigesetzt in einem Porphyr­ sarkophag in seinem Mausoleum in Spalato.97 Die Sitte der Brandbestattung bei Kaisern endet 306 mit Constantius, dessen Asche Constantin 307 mit nach Trier nahm.98 Mit Constantin wurde die Sarkophagbestattung der Kaiser allgemein üblich. Moderne Datierungen des Todes auf 311 und 312 sind widerlegt, die auf 313 überzeugt nicht.99 Widersprüchlich überliefert ist wie das Todesjahr auch die Todesart Diokletians.100 Da sie in der amtlichen Bekannt­ machung des Todes nicht eigens genannt wurde, eröffnete sich ein Spielraum für kreative Erzähler. Das überlieferte natürliche Ende aus Altersschwäche101 verführte zur Ausgestaltung. Todesarten werden generell bevorzugt tendenziös ausgemalt. Es heißt, Diokletian sei 313 von Constantin und Licinius zu dessen Hochzeit mit Constantins Halbschwester Constantia nach Mailand102 eingeladen worden, doch habe er aus Altersschwäche abgesagt. Daraufhin habe er Drohbriefe erhalten, weil er ­Maxentius begünstigt habe und Maximinus Daia favorisiere. Wieso hat man ihn dann eingeladen? Was liegt dem überhaupt zugrunde? Wurden 270

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die Briefe veröffentlicht? Aus Furcht vor einem schmählichen Rachetod habe – wie man sagt – Diokletian Gift genommen.103 Mehr als die Ein­ ladung ist an der Geschichte kaum historisch. Die christlichen Todeslegenden setzen mit der Rede Constantins an die ‹Versammlung der Heiligen› ein. Da heißt es, Diokletian habe nach der Mordorgie der Verfolgung sich schuldbewußt reumütig in seinen erbärmlichen Wohnsitz zu Spalato eingesperrt und seine letzten Tage in ständiger Furcht vor einem Blitzschlag verbracht. Erst die spätere Kapitelüberschrift, das Kephalaion, behauptet, Diokletian sei tatsächlich vom Blitz erschlagen worden.104 Constantin wie die Kirchenväter sahen darin nach bewährtem Schema die Strafe Gottes an dem Christenverfolger wirksam. Lactanz berichtet, Constantin habe nach dem Ende Maximians 310 bei dessen damnatio memoriae auch Bilder vernichtet, auf denen Diokletian mit dargestellt war. Das habe diesen so getroffen, daß er zu sterben beschloß. Im Stil eines fiktiven Augenzeugen heißt es weiter: Von Kummer erschüttert, habe Diokletian Nahrung und Schlaf verweigert, sich tränenüberströmt seufzend und stöhnend im Bett und auf dem Boden hin und her gewälzt. Von Gott nach zwanzig glücklichen Jahren ins Elend gestürzt, habe er durch Hunger und Leid sein Leben beendet.105 Euseb beschränkt sich dann auf ein «äußerst schmerzhaftes Siechtum» vor dem Ende.106 Theophanes zitiert die Kirchengeschichte des Gelasios von Caesarea († 395), die Fortsetzung des Werks Eusebs, wonach Maximian und Diokletian nach der Abdankung den Purpur wieder genommen hätten und auf Senats­beschluß getötet worden seien. Theophanes selbst nennt als Todesursache eine Geisteskrankheit.107 Wer war Zeuge am Krankenbett? So bieten uns die Quellen sechs Todesarten. Schon das zeigt, daß man nichts Genaues wußte und so seine Wahl ins jeweilige Bild passend treffen konnte. Genannt werden neben dem hohen Alter: Gift, Blitzschlag, Hunger und Siechtum und Hinrichtung. All diese Schauergeschichten sind Tendenz. Über die letzten Tage des Kaisers gibt es keine seriösen Quellen. Diokletian fand seine letzte Ruhe in dem Mausoleum, das er sich im Zentrum seines Palastes errichtet hatte.108 Über seinem Porphyrsarg lag eine Purpurdecke. Als sie im Jahre 356 verschwunden war, gab das Anlaß zu einer Verleumdung und einem Hochverratsprozeß unter Constantius II.109

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7. Consecratio oder damnatio? consecratio oder damnatio?

Einen verstorbenen Kaiser erwartete die Vergötterung, lateinisch consecra­ tio, griechisch apotheōsis. Schon Romulus und Caesar wurden vom Senat unter die Götter erhoben. In der Kaiserzeit vergötterte oder verurteilte der Senat den Verstorbenen teils spontan, teils auf kaiserlichen «Wunsch».110 Die Senatoren kuschten und fügten sich, so geschehen 138 bei der Konsekration Hadrians und bei Commodus: 193 damnatio memoriae, 195 conse­ cratio, 217 erneute damnatio, 218 abermals rehabilitiert. Auch bei Maximian ging es hin und her: Wurde der Senat überhaupt noch eingeschaltet? Wenn der Nachfolger, der das stellvertretend entschied, an der Front weilte, war das schon technisch unmöglich. Bei der damnatio memoriae wurde der Name des toten Kaisers ausgetilgt, sein Bild zerstört, das Gedenken tabuisiert. Wurde in einer Lobrede auf einen Kaiser dessen Sieg über einen Gegenkaiser gerühmt, blieb dieser ungenannt, so Julianus in Pannonien, Aelianus und Amandus in Gallien, Achilleus und Domitius Domitianus in Ägypten, Carausius und Allectus in Britannien. Das waren tyranni, latrones, Räuber. Man wußte ja, wer gemeint war. Gewaltsame Erinnerungspolitik dieser Art ist wieder seit der Französischen Revolution üblich, wie in christlichen so in muslimischen Staaten, wie in Diktaturen so in Demokratien – bei uns die Tabuisierung der NS-Symbole.111 Die Gleichsetzung der Darstellung mit dem Dar­ gestellten ist Bildmagie, belegt seit dem Jagdzauber der eiszeitlichen Höhlenmalerei.112 Der förmlich vom Senat konsekrierte Kaiser hingegen erhielt als vergöttlichter divus einen privaten Priester, einen flamen für das postmortale Kaiseropfer und gegebenenfalls Gedenktage im Staatskalender, die mit Wagenrennen gefeiert wurden, so etwa für Marc Aurel.113 Bei Siegesfeiern ging später mitunter der Name des Kaisers verloren. So könnte der am 30. Juli gefeierte Markomannensieg auf Diokletian zurückgehen, unter dem ein solcher zum letzten Mal bezeugt ist.114 Consecratio und damnatio trafen die Tetrarchen unsystematisch, so daß fraglich erscheint, ob hier eine reichsweit gültige Anordnung durch den jeweils nachfolgenden Kaiser oder gar noch durch den Senat erfolgt ist. Die Konsequenz, mit der die allfällige damnatio unter früheren Kaisern durchgeführt wurde, ist nicht mehr erkennbar, sie blieb offenbar der Willkür oder dem vorauseilenden Gehorsam der örtlichen Gewalten über272

consecratio oder damnatio?

lassen. Dann wurde nur hier und da eradiert, so bei Carus, oder auch der Stifter der Inschrift mit ausgetilgt, so in Africa.115 Am häufigsten, aber keineswegs überall, wurde der Name des Galerius, des schärfsten Christenverfolgers, beseitigt.116 Konsekrationsmünzen für ihn gibt es im Herrschaftsgebiet von Licinius und Maximinus Daia, bei Maxentius des­ gleichen, aber auch Rasuren.117 Maximian wurde durch seinen Sohn Maxentius 310 konsekriert, Constantin verfügte 312 eine besonders gründliche damnatio,118 aber 317 wiederum die consecratio. Die Tilgung des Namens selektiv aus dem Viererblock findet sich in Palästina und Africa.119 Constantius Chlorus als Christenfreund wurde nirgends eradiert, sondern 306 sofort von Constantin konsekriert. Eine Münze aus Trier zeigt den Vergöttlichten verschleiert, umschrieben divo constantio pio, auf der Rückseite ein flammender Altar für das Kaiseropfer, flankiert von Adlern, die den Toten in den Himmel tragen, umschrieben memoria felix. Auch der Christ Constantin wurde 337 noch als divus in den Himmel aufgenommen, aus dem sich ihm eine Hand entgegenstreckte, als er auf einer Quadriga emporflog.120 Bei seinem Vater war das die Hand Juppiters.121 Diokletians Konsekration ist unklar. Sein Name erscheint im constantinisch geprägten Kalender des Filocalus von 354 nicht. Euseb und Eutrop berichten aus gleicher Quelle,122 daß Diokletian «als einziger Privatmann» unter die Götter erhoben worden sei.123 Das ist unrichtig, da es Konsekrationsmünzen für den Vater Trajans gibt, und fragwürdig, denn es fehlen für Diokletian die noch im 4. Jahrhundert üblichen Konsekrations­ münzen, die den Akt reichsweit bekanntmachten. Solche hätte, so wie den eventuellen Senatsbeschluß, Constantin veranlassen müssen, der Christ für den Christenverfolger? Zwei Meilenstein-Inschriften aus Perinth / Herakleia von 305 oder 306 nennen den emeritierten, aber lebenden Diokletian divus, ebenso benannt erscheinen die beiden neuen Augusti Constantius und Galerius.124 In diesem Fall ist divus zu einem Bestandteil der Kaisertitulatur verblaßt und kein Zeugnis für eine Konsekration.125 Später wurde anscheinend «vergöttlicht» einfach für «verstorben» verwendet, ohne Senatsbeschluß und Kaiserpriester, denn auch die toten christlichen Kaiser heißen in den Gesetzen divus, selbst der allerchristlichste, der christianissimus Theodosius.126 Das ist ein Traditionalismus, der ebenso die Formulierung Divus Diocletianus im Jahr 365 erklärt.127 273

xii. abdankung, tod und nachfolge

Eine förmliche Konsekration mit flamines ist schon bei ihm nicht mehr notwendig anzunehmen.128 Die Beibehaltung sinn- und funktionslos gewordener Traditionselemente ist eine Kulturkonstante.

8. Prisca und Valeria prisca und valeria

Ein trauriges Schicksal traf Prisca und Valeria, Frau und Tochter Dio­ kletians. Diese heiratete 293 Galerius,129 der sie 308 zur Augusta und zur mater castrorum erhob130 und die neue Provinz des östlichen Pannonien nach ihr benannte.131 Die Ehe blieb kinderlos, doch nahm Valeria 296 Candidianus, den Sohn ihres Mannes aus einer anderen Beziehung, an Kindesstatt an. Er wurde mit der um 306 geborenen Tochter des Maximinus Daia verlobt,132 war somit nicht nur Adoptivsohn des Augustus Galerius, sondern auch künftiger Schwiegersohn des Caesar Daia. Das eröffnete eine politische Karriere. Prisca ist als nobilissima femina zunächst in Spalato bezeugt,133 sie zog noch vor dem Ende Diokletians zu ihrer Tochter an den Hof des Galerius und teilte ihr Schicksal. Auf dem Sterbebett in Serdica empfahl der Kaiser Valeria, sich in den Schutz des Licinius zu begeben, doch als er im Mai 311 gestorben war, zogen die Frauen es vor, mit Candidianus zu Daia, dem Schwestersohn des Galerius, nach Nicaea zu gehen.134 Hier begann die tragoedia Nicaeae.135 Lactanz haßte den Christenverfolger Daia und erklärte ihn im Stil römischer Polemik für oversexed. Er habe auf Schönheiten Jagd machen lassen, Widerstrebende ertränkt, ja ein Gesetz erlassen, das ihm jede Begierde zu erfüllen gestattete. Er habe als praegustator in omnibus nuptiis das ius primae noctis beansprucht.136 In seiner sadistischen Phantasie, in der Euseb es ihm gleichtut,137 bietet Lactanz ein literarisches Motiv, das schon im Gilgamesch-Epos vorkommt138 und bekannt wurde durch die Figaro-Komödie von Beuamarchais 1778 und die Oper von Mozart / da Ponte 1786. Zugrunde liegt das angebliche Herrenrecht eines Fürsten auf die erste Nacht mit der Braut eines Untertans, seit dem 13. Jahrhundert in der französischen, schottischen und ­spanischen Dichtung bezeugt, gedeutet als Ursprung der Ablösegebühr, althessisch der «Fräuleinsteuer», nie aber wie bei Lactanz als vollzogene Tatsache behauptet. Der Kirchenvater schreibt, Daia habe in seiner geilen Gier nicht einmal vor seiner «Mutter» Valeria haltgemacht. Daia suchte sie zur Ehe zu 274

prisca und valeria

zwingen, Valeria aber trug noch schwarze Trauerkleidung um ihren Mann, Daias Adoptivvater, und widersetzte sich dem Ansinnen. Daraufhin enteignete Daia sie, nahm ihr laut Lactanz die Dienerschaft und folterte ihre Eunuchen zu Tode. Auch eine Anzahl vornehmer Frauen aus ihrem Gefolge wurde unter falschen Anschuldigungen hingerichtet. Valeria und Prisca mußten in die Verbannung gehen. Aus der syrischen Wüste flehten sie mehrfach durch heimliche Boten Diokletian um Hilfe. Dieser wandte sich brieflich an Daia, doch ohne Erfolg. Während Licinius im Februar 313 in Mailand war,139 drang Daia nach Thrakien vor. Er wurde dort jedoch im April von Licinius besiegt, floh in den Osten nach Tarsos und nahm im Spätsommer Gift. Der Kirchenvater schildert sein Sterben mit perversen Scheußlichkeiten, so wie er zuvor das Ende des Galerius gräßlich ausgemalt und den Tod Diokletians drama­ tisiert hatte.140 Licinius erschien in Nikomedien, wohin auch Valeria, Prisca und Candidianus zurückkehrten. Hier aber erwartete sie das ­Todesurteil. Candidianus, die beiden Kinder Daias von acht und sieben Jahren sowie der Sohn des Severus mußten sterben. Daias Frau war im Orontes ertränkt worden. So traf sie alle Ende 313 die Strafe «nach dem wahren und gerechten Urteil Gottes».141 Valeria und Prisca konnten fliehen. In ärmlichen Kleidern irrten die kaiserlichen Damen fünfzehn Monate incognito durch die östlichen Provinzen. In Thessalonica – wohl bei dem Versuch, nach Spalato zu gelangen – wurden sie Ende 314 erkannt und verhaftet, cum ingenti spectaculo et miseratione, unter großem Aufsehen und Mitleid seitens der Bevölkerung geköpft, ihre Leichen ins Meer geworfen. Was hatten sie getan? Ihre Schuld war ihre pudicitia et conditio, gegenüber Daia ihre Schamhaftigkeit und für Licinius ihr hoher Rang.142

275

Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte. schiller

XIII

Diokletian nach Diokletian

xiii. diokletian nach diokletian

1. Christliche Stimmen – 2. Altgläubige Autoren – 3. Märtyrerlegenden – 4. Dichtung und Oper – 5. Diokletian in der Geschichtsschreibung – 6. Bilanz

Das Wort des Dichters über den Herzog von Friedland und sein schillerndes Bild in den Augen der Nachwelt gilt wie für manche Gestalt in der Geschichte so auch für Diokletian. Schon bei den Zeitgenossen stehen gnadenlose Verurteilung des Christenverfolgers und respektvolle Anerkennung des Reformkaisers nebeneinander. Wie bei Wallenstein so kommt bei Diokletian die konfessionelle Position des urteilenden Autors zur Geltung. Seit dem Herrenwort «Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich»,1 wird eine Entscheidung gefordert oder unterstellt, eine Position eingenommen oder zugewiesen. Kann ein Urteil nicht abgewogen, unparteiisch sein?

1. Christliche Stimmen christliche stimmen

Die frühesten Stimmen über Diokletian sind bewußt einseitig, cum ira et studio. Sie stammen von Christen. «Ich bin die Wahrheit», sagt Jesus.2 In seinem Namen verdammt Lactanz den Verfolger, dem er doch seine Be277

xiii. diokletian nach diokletian

rufung auf den Lehrstuhl für lateinische Rhetorik in Nikomedien verdankte.3 Für diesen christlichen Eiferer war der Kaiser ein Feigling gegenüber Galerius und ein scelerum inventor et malorum machinator, ein Erfinder von Verbrechen und Urheber von Übeln, der «alles verderben» wollte und die Welt «mit Terror erfüllte». In seiner unersättlichen Geldgier ging er laut Lactanz über Leichen.4 Milder urteilt anfangs Constantin. Er wußte sehr wohl, daß sein Vater und so mittelbar auch er selbst den Purpur Diokletian verdankte und bringt das durch die Panegyriken der Festredner zum Ausdruck, wenn er auch nach der Stammbaumkorrektur von 3105 Diokletian nur zugesteht, den dynastischen Anspruch der constantinischen Familie anerkannt und umgesetzt zu haben. Nach der Hinwendung zum Christentum und den angeblichen Glaubenskriegen gegen Maxentius 312 und Licinius 324 verstand sich Constantin als Stifter der Toleranz und als Überwinder des von Diokletian gestörten Bürgerfriedens. Constantin verdunkelte Diokletians Bild.6 Dem Christenverfolger wurde Schwäche gegenüber Galerius, dem eigentlichen Missetäter, vor­ geworfen, er selbst in übelster Weise geschmäht. Nach dem von ihm ­angerichteten Blutbad unter den Gläubigen habe er sich schuldbewußt selbst eingesperrt in seinen «verächtlichen Wohnsitz»  – gemeint ist der Palast von Spalato. Er habe in ständiger Angst vor der verdienten Strafe Gottes gezittert, wie Constantin mit eigenen Augen gesehen haben will. Tatsächlich hätten Blitz und Gewittersturm seinen Palast verwüstet. Diokletian habe grenzenlose Grausamkeiten begangen, heilige Frauen zur Unzucht gezwungen und junge Männer zur Homosexualität ermuntert, und was man sonst noch Christengegnern wie Maxentius, Maximinus Daia und Licinius an Missetaten nachsagt.7 Der Christ gewordene Constantin beglaubigte seine Bekehrung durch eine infame Herabsetzung ­seines Vorgängers. Aber auf wessen Schultern man steht, dem sollte man nicht auf den Kopf spucken. Das Urteil Eusebs in seiner Kirchengeschichte von 324 über Diokletian wird beherrscht von dessen Deutung als Geißel Gottes, als flagellum Dei für die Sünden der rechtgläubigen Kirche. Das waren Streitigkeiten der Bischöfe um die Macht in ihrer jeweiligen Stadt, intensiv vor der Jahrhundertwende. Auf die Strafe der Christen durch den Bestrafer folgt die Strafe des Bestrafers durch Gott mit dem Tod «in langwierigem, äußerst schmerzhaftem Siechtum» wie bei Lactanz.8 Orosius sodann referiert im 278

altgläubige autoren

Jahre 418 das – von ihm nicht bestrittene – Lob der Heiden auf die Regierungszeit Diokletians, auf die «friedlichen Segnungen» unter der Eintracht zwischen den Kaisern, auf ihr «ungewöhnliches Glück»: kein Hunger, keine Seuche, kein Krieg im Lande und dann der freiwillig angetretene selige Ruhestand, das «höchste Gut eines guten Lebens», wohlverdient für die Sorge um das Gemeinwohl. Aber der Kirchenvater kontert. Für die Taten des zehnten Christenverfolgers verheißt er ihm wie «allen Feinden Christi samt ihrem König Antichrist» die ewige Strafe im Pfuhl des höllischen Feuers – in stagno ignis aeternae –, das man beim Eintritt in die Hölle wegen starken Nebels – magna caligine – nicht erkennt.9 In gleicher Weise differenziert beurteilt im 11. Jahrhundert der kaiserliche Kanzler und Universalgelehrte Michael Psellos Diokletian. In seiner als Fürstenspiegel gedachten ‹Historia Syntomos›, einer Geschichte der ­ ­römischen Regenten seit Romulus, bescheinigt er dem Kaiser einen standhaften Charakter, Tapferkeit im Felde und andere löbliche Eigenschaften, die aber verdunkelt würden durch seine Gottlosigkeit und seine Christenverfolgung.10

2. Altgläubige Autoren altgläubige autoren

Für die altgläubigen Autoren waren die Christenprozesse kein erwähnenswertes Thema. So für Julian; in seiner Preisrede auf Constantins Sohn und Nachfolger Constantius II lobte er noch als dessen Caesar 356 die Eintracht unter den Tetrarchen und sah in ihrer Herrschaft ein glückliches Zeitalter. Die Idee eines regional differenzierten abgestuften Mehrkaisertums, dem er selbst seine kürzlich erworbene Stellung als Mitherrscher für Gallien verdankte, hatte Constantius von Diokletian übernommen, wenn die Herrschaft auch in der Familie verblieb.11 Aus der Zeit Julians stammt die Kaisergeschichte des Aurelius Victor, publiziert wohl 361. Diokletian war für ihn ein magnus vir, ein «großer Mann», ausgezeichnet durch sapientia und prudentia, Weisheit und Klugheit. Zwar mißbilligte der Autor das neue Zeremoniell, demgemäß er sich dominus nennen ließ, aber bewährt habe er sich als pater, Vater des Volkes.12 Victor moniert auch die erhöhten Steuern, relativiert dies aber durch Diokletians Großzügigkeit – so gegenüber Asklepiodotus13 –, seine väterliche, ja göttliche Fürsorge, die Abschaffung von Beamtenmißbrauch und seine leges aequissimi, höchst gerechten Gesetze. Zusammenfassend 279

xiii. diokletian nach diokletian

über die Tetrarchen bemerkt Aurelius Victor: Ihre patria war Illyricum. Sie besaßen zwar wenig Bildung, humanitatis parum, waren aber mit den Problemen der Landwirtschaft und den Nöten des Kriegswesens vertraut. Sie regierten satis optime rei publicae, hinreichend ideal für den Staat. «Harte Zeiten bewirken eben Tüchtigkeit.» Victor rühmt den Zusammenhalt dieser unter Aurelian und Probus geschulten Männer, die zu Dio­kletian wie zu einem Vater, ja einem Gott emporblickten.14 Ähnlich urteilte um 375 Eutrop. Er nennt Diokletian einen diligentis­ simus et sollertissimus princeps, einen höchst sorgsamen und einsichtigen Kaiser, der vorsorglich viele Regelungen traf, die noch in «unserer», ­Eutrops Zeit in Kraft seien. Gegen das finstere Zerrbild des Galerius bei Lactanz nennt Eutrop auch diesen Kaiser einen vir et probe moratus et egregius re militari,15 einen «rechtschaffenen Mann und hervorragenden Feldherrn». Daß Diokletian in seiner «Villa» bei Salona, einem «berühmten Alterssitz», als Privatmann seine letzten Jahre verbrachte, erwies seine ganz ungewöhnliche Haltung, seine inusitata virtus.16 Mit dem Machtverzicht bei der Abdankung bestätigte er seinen «exzellenten» Charakter.17 Die Aufteilung der Kaisermacht und der erfolgreiche Grenzschutz, die innere Eintracht und die Beseitigung der Rebellionen werden von allen genannten Autoren gewürdigt.18 Von Kompetenzstreitigkeiten, Gebietsproblemen und Alleinherrschaftsgelüsten hören wir nichts. Die concordia der Kaiser, wie die Porphyrgruppen in der Bibliothek des Vatikans und an der Marcus-Kirche zu Venedig und ebenso Münzen sie feiern, scheint tatsächlich bestanden zu haben, vornehmlich aufgrund des überragenden Ansehens Diokletians.19 Uneingeschränkte Bewunderung zollt der anonyme Verfasser der Historia Augusta Diokletian.20 Zwar bietet er keine Lebensbeschreibung des Kaisers, formuliert aber Widmungen an oder Rückblicke auf ihn in sieben Kaiserviten21 und nennt ihn auch sonst mehrfach. Die vier «Weltherrscher» nennt er tapfer, weise, gütig, einigermaßen großzügig – offenbar in Geldsachen –, einmütig in der Politik, respektvoll gegenüber dem Senat, maßvoll, ehrwürdig und fromm, «wie wir uns Kaiser immer gewünscht haben». Für den Autor war Diokletian ein vir rei publicae necessarius, ein Mann, den das Reich nötig hatte, tot principum maximus, «so vieler Kaiser größter», der allein mit Marc Aurel vergleichbar sei, ja ein aureum saecu­ lum, ein goldenes Zeitalter gebracht habe.22 Schon Eumenius hatte um 300 in seiner Rede vor dem Statthalter der 280

altgläubige autoren

Lugdunensis die «Wiedergeburt der aurea saecula unter den Auspizien von Juppiter und Hercules» verkündet.23 Wie er rühmt auch die Historia Augusta die Tetrarchen insgesamt. Alle vier Kaiser erscheinen als tapfer, klug, gütig und einigermaßen großzügig. Sie seien gleichermaßen um den Staat besorgt gewesen, hätten den Senat geehrt, das Volk geliebt, Maß und Würde gezeigt und die Religion geachtet. Der Autor wird in der Nähe Julians um 360 oder im Symmachuskreis um 390 gesucht.24 Wenig später schrieb Ammianus Marcellinus. Seine Darstellung der Zeit Diokletians, vermutlich im 12. Buch seines Geschichtswerks, ist leider verloren, doch kommt er in den erhaltenen Büchern einige Male auf den Kaiser zu sprechen. Bei der Buße des Galerius vermerkt er die Autorität des Augustus gegenüber den Caesaren,25 bei den Majestätsprozessen unter Constantius II die Purpurdecke auf dem Sarkophag.26 Ammian rühmt, daß Diokletian 285 in Aristobul einen Privatmann zum Mitkonsul erhoben und in Cercusium die Grenze gegen Persien erfolgreich be­ festigt habe.27 Die Ansiedlung von Carpen wird sachlich notiert,28 doch mißfällt auch Ammian die zeremonielle Überhöhung des Kaisertums. Dies sei externo ritu et regio more geschehen,29 nach «ausländisch königlicher Art». Hier ist an Persien gedacht gemäß der Vorstellung, daß alle Untertanen des Perserkönigs, selbst seine höchsten Beamten, seine Sklaven seien. In den byzantinischen Quellen sind sie douloi. Um 500 schrieb Zosimos seine ‹Historia Nova›. Er rühmte die bis in seine Zeit wirksame Grenzbefestigung gegen Persien durch Diokletian und sah als überzeugter Heide in der Christianisierung den Hauptgrund für den Niedergang Roms. Er habe demgemäß mit der Abdankung des Kaisers eingesetzt. Sie gewann für Zosimos epochale Bedeutung, als der staatserhaltende Kult erlosch und durch die 313 unterbliebenen Säkularfeiern das Ende Roms besiegelt worden sei.30 Hier wird die Religions­ politik Diokletians nicht negativ, sondern positiv gewertet. Tempi passati. Eine Ausnahme unter den heidnischen Stimmen bildet Libanios. Auch er ignoriert die Christenverfolgung und lobt die Reichsverteidigung. Aber der Innenpolitik halber bricht er den Stab über Diokletian, allerdings einzig wegen dessen harter Reaktion auf die Rebellion des ­Eugenios 303 in Antiochia.31 Libanios war persönlich betroffen, denn Dio­kletian ließ den Großvater und den Großonkel des Redners als beschuldigte Ratsherren hinrichten und das Familienvermögen einziehen. Darüber hinaus reichte der Blick des Redners nicht.32 281

xiii. diokletian nach diokletian

Libanios war ein Verehrer Julians, und dieser bietet uns ein bleibendes Bild Diokletians, seines Urgroßvaters per adoptiones, und seiner Mit­ kaiser.33 Während des Winters 361 /362 verfaßte Julian in Konstantinopel die ‹Caesares›, die ‹Saturnalia›, eine Satire auf seine Vorgänger. Die Götter begehen das karnevalsähnliche Winterfest mit einem Gastmahl bei dem vergöttlichten Romulus. Zu ihrer Unterhaltung veranstalten sie einen ­Redewettstreit unter den in den Olymp aufgenommenen Kaisern und Alexander dem Großen. Der Moderator ist Silen, der trinkfeste Satyr. Die Kaiser werden nun einzeln, beginnend mit Caesar, nacheinander hereingerufen und einem Verhör unterzogen, bei dem sie ihre Helden­ taten herausstellen. Marc Aurel hinterläßt den besten Eindruck, Constantin den schlechtesten. Seine Untaten kümmern ihn nicht, Christus verzeiht ja alles. Als Diokletian eintrifft, trägt er vollen Ornat, begleitet von Maximian und den beiden Caesaren. Diese wollen ihm den Vortritt ­lassen, er aber wehrt bescheiden ab, er achtet auf die Gleichrangigkeit. Altersmüde geworden, hat er ihnen alles übergeben und ist leichten Fußes davongeschritten. So kam er in den Olymp. Nun stehen die vier «Hand in Hand» vor den Göttern, diese bewundern eine solche Eintracht und weisen ihnen Ehrensitze an.34

3. Märtyrerlegenden märtyrerlegenden

Das reichste Nachleben Diokletians betrifft ihn als Christenverfolger in den Märtyrerlegenden des Mittelalters. Es sind Hunderte, sie übertreffen die mit Decius und früheren Verfolgungen verbundenen. Historisch verläßlich ist der Name des einen oder anderen Opfers, der Bericht über Weiteres ist allermeist pia fraus. Diokletian erscheint dabei nicht unbedingt als «böser» Kaiser, so wie Nero vor, Galerius und Daia nach ihm. Historisch wertvoll sind einzelne Verhörprotokolle, die das Prozedere und die Argumentation auf beiden Seiten beleuchten.35 Sie sind freilich stets nachträglich im Sinne religiöser Pädagogik und in kirchlichem Interesse zum liturgischen Gebrauch bearbeitet. Die allermeisten Legenden sind freie literarische Schöpfungen frommer Phantasie. Früh bezeugt ist der Kult des heiligen Sebastian. Das Verzeichnis der Märtyrergräber, die depositio martirum im Filocaluskalender von 35436 nennt zum 20. Januar den Gedenktag und die Bestattung in den «Katakomben» von San Sebastiano «in der Senke», ad Catacumbas, an der Via 282

märtyrerlegenden

Appia, namengebend für solche unterirdischen Grablegen. Die Legende des historisch nicht faßbaren Heiligen stammt aus der Mitte des 5. Jahrhunderts37 und erscheint ausgearbeitet in der ‹Legenda Aurea› des Jacobus de Voragine († 1298).38 Danach stammt Sebastian aus Narbonne und kommandierte unter Diokletian und Maximian die erste Kohorte in Mailand. Er setzte sich als frommer Christ für beklagte Bekenner ein, tat Heilwunder und zertrümmerte zweihundert Götterbilder. Da ließ Diokletian ihn an einen Pfahl binden und mit Pfeilen beschießen, daß er dastand «wie ein Igel». Er überlebte und wurde zu Tode geprügelt, seine Leiche wurde aus der Cloaca maxima geborgen und beigesetzt. Die Gebeine kamen später «aus Rom nach Pavia» als Schutz gegen eine unter dem Langobardenkönig Gumbertus alias Cunincpert (680 bis 700) ­wütende Pest. Mehrere Gräber für denselben Heiligen gibt es auch sonst. So wurde im 3. und 4. Jahrhundert die Ruhestätte des Petrus nicht nur unter San Pietro, sondern auch in San Sebastiano an der Via Ostiense angenommen.39 Zu den in Rom und in Frankreich verehrten Märtyrern gehört der heilige Pankratius. Jacobus de Voragine weiß, daß Pankratius, eine vierzehnjährige Waise reicher Eltern, in Rom von Papst Cornelius bekehrt, von Diokletian verhört und nach gutgemeintem Zureden enthauptet wurde. Das Todesjahr 28740 wurde in 304 verbessert, aber Cornelius starb schon 253. Die Christenverfolger Decius und Diokletian hielt man nicht immer auseinander, Pankratius ist der stabilste der drei oder vier Eisheiligen, die anderen variieren. Sein Todesdatum 12. Mai ist die Zeit eines gewöhnlich von Norden eindringenden Kälteeinbruchs. Die Basilica di San Pancrazio in Trastevere steht über einer Katakombe, wo man den Heiligen beigesetzt glaubte, und geht zurück bis ins 5. Jahrhundert. Ins 4. Jahrhundert weist die Baugeschichte der im 6. Jahrhundert so genannten Quattro-Coronati-Kirche beim Lateran. Vier Bildhauer in einem «pannonischen» Steinbruch haben sich nach der wunderreichen Legende des späten 6. Jahrhunderts41 geweigert, im Auftrag Diokletians eine Aesculap-Statue aus Porphyr zu meißeln. Sie sollen im Jahr 304 in Albanum südlich Rom getötet worden sein und die Märtyrer-Krone verdient haben. Der Filocalus-Kalender von 354 nennt als ihren Gedenktag den 8. August,42 die Legenda Aurea kennt das anachronistische Todesjahr 287. Sie überliefert Todesarten der Märtyrer sowie die wundersame Entdeckung ihrer Namen.43 Einen Porphyrbruch gibt es aber nur in Ober­ 283

xiii. diokletian nach diokletian

ägypten,44 zudem wird das Martyrium auch nach Sirmium verlegt, denn anders als in sonstigen Legenden tritt der Kaiser im Prozeß persönlich auf. Der Autor wußte um das besondere Interesse Diokletians an Baukunst und Steinwerk und schildert ihn wohlwollend. Im Mittelalter wurden die Vier zu Schutzpatronen der Steinmetzen und Bauhütten. In der Mitte des 5. Jahrhunderts entstand die Erzählung von der Thebäischen Legion. Sie wurde in einer tausendjährigen Tradition immer stärker erweitert und schöner ausgeschmückt. Schon Voltaire hat sie als Fabel erkannt.45 Die kanonische Version bietet Jacobus de Voragine.46 In Anlehnung an Eucherius, den Bischof von Lyon († 449)47, beschreibt er die Geschichte des heiligen Mauricius. Eucherius hatte sie von Issac, dem Bischof von Genf, erfahren, der sie seinerseits Theodor, dem Bischof von Octodurum / Martigny verdankte. Letzterer hatte in Agaunum an der Rhône im Wallis, dem heutigen St. Maurice d’Agaune, christliche römische Gräber gefunden – solche sind archäologisch nachgewiesen – und sie den «thebäischen» Märtyrern zugeordnet. Wie die Verbindung zu Ägypten zustande kam, ist unklar. Der legendäre Mauricius kommandierte die im ägyptischen, dem hunderttorigen Theben stationierte Legion zu 6666 Mann, die Diokletian zu Maximian nach Gallien entsandt hatte. Sie kam bis Agaunum. Es handelt sich um die römische Zollstation Tarnaiae48 bei Octodurum, dem Vorort der vier civitates vallis Poeninae. Dort verlangte Maximian, die «allerheiligste Legion», die nur aus Christen bestand, solle den «Abgöttern» opfern und sich an den Maßnahmen gegen die Christen beteiligen. Als Mauricius und die Soldaten sich weigerten, ließ der «stinkende Wüterich» die Legion dezimieren, das heißt, jeden zehnten Mann hinrichten.49 Sie verloren den Kopf und gewannen die «Krone des Martyriums». Das mußte wiederholt werden, und schließlich wurden alle von den Pferden der «Ritter des Teufels» zu Tode getrampelt. In Trier heißt es, sie seien auf dem Vorplatz von St. Paulin enthauptet worden. Ihr Blut sei in die Mosel geflossen, die daraufhin meilenweit gefärbt war.50 Über dem Friedhof erbaute schon Eucherius eine Kapelle, aus der dann die mittelalterliche Abtei wurde, gefördert von den burgundischen und fränkischen Königen. Der Reliquienschrein von 1225 zeigt auf einer der vergoldeten Silberplatten Mauricius als Ritter (Tafel XVb), auf einer anderen den Tod des Mauricius, der von zwei Kriegern Maximians erschlagen wird. Am Fest des Heiligen, dem 22. September, wird der Schrein 284

märtyrerlegenden

alljährlich in einer Prozession durch die Stadt getragen. Es gibt ein buntes Volksfest mit Fahnen und Uniformen, Musik und Militär. So noch 2019.51 Gemäß der Legende konnten einige Legionäre entfliehen. Sie brachten den Kult des Heiligen nach Norditalien, Frankreich und Deutschland. Mauricius wird als Mohr dargestellt, so im Dom zu Magdeburg und auf dem Gemälde von Grünewald in München, zusammen mit dem heiligen Erasmus, dem legendären Bischof von Antiochia, der gleichfalls zu den Märtyrern unter Maximian gehört. Eine Variante der Mauricius­ legende ist die des heiligen Gereon in Köln, Anführer der Thebäischen Legion von 318 Mann, ebenfalls zweimal dezimiert und dann alle hin­ gerichtet. Die Leichen wurden in einen Brunnen geworfen, über dem angeblich die heilige Helena die ovale Kirche mit dem genialen Grundriß von Sankt Gereon erbaute. Schon früh wurden mehrere populäre Heilige den Thebäischen Legionären zugerechnet. Die Mauricius-Verehrung hat sich weit verbreitet. Die Mauricius-Rotunde mit dem Heiligen Grab am Konstanzer Münster bewahrte die tetrarchische Bauinschrift für Vitu­ durum / Winterthur.52 Mauricius hatte nicht als Pazifist die Waffen niedergelegt wie zuvor Marcellus oder später Martin,53 sondern nur das Opfer verweigert, ein idealer miles Christi. Der Name Moritz fand Aufnahme in den europäischen Fürstenhäusern von Sachsen, Oranien und Hessen. Die Mauriciuslegende wurde in das Geschichtswerk Ottos von Freising übernommen, desgleichen die Vita vom heiligen Vitus, deutsch Veit, italienisch Guido, aus der Zeit um 600.54 Als zwölfjähriger Knabe weigert dieser sich, auf Befehl seines Vaters den Göttern zu opfern, wird mißhandelt, in Versuchung geführt und entflieht unter dem Schutz eines Engels ins italische Lukanien, heilt und predigt. Diokletian ruft ihn nach Rom, wo er den von einem Dämon besessenen Sohn des Kaisers kuriert. Das Tafelbild von Bernhard Strigel aus Memmingen um 1520 zeigt es.55 Der Prinz soll am Veitstanz gelitten haben. Wegen fortgesetzter Weigerung zu opfern, wird Vitus allen möglichen Quälereien ausgesetzt, aber stets vom Himmel behütet, bis er sanft im Gebet entschläft. Im Jahre 755 sind seine Reliquien in St. Denis bei Paris bezeugt und kamen 887 nach Corvey in (Nieder-)Sachsen. Vitus wurde zum Hausund Nationalheiligen des sächsischen Herrscherhauses und erhob dieses seit Heinrich I dem Vogler über die Macht der Franken, so Widukind von Corvey in seiner Sachsengeschichte.56 Von Corvey aus verbreitete sich der Kult nach Böhmen, wo auf dem Hradschin von Prag 1344 Karl IV 285

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den Veitsdom errichtete. Populär war die Verehrung des «Nothelfers» Veit in über 1300 Orten in Süddeutschland, in Ellwangen seit dem 10. Jahrhundert. Im griechischen Osten ist die auch im lateinischen Westen weit verbreitete Legende vom Heiligen Georg zu Hause. Die bis ins 5. Jahrhundert zurückreichende Überlieferung kennt ihn als Soldaten Diokletians, der vom Kaiser zum Opfer gezwungen werden soll, sich weigert und von ihm in Lydda, dem spätantiken Diospolis, gemartert und enthauptet wird. Lydda ist das heutige Lod bei Tel Aviv, wo die Engländer 1930 den Flughafen Israels anlegten. In Lydda soll Georg geboren und beigesetzt worden sein. Die byzantinische Georgskirche über der Grabeshöhle wurde mehrfach zerstört und wiedererbaut, so auch von englischen Kreuzrittern, sie war unter ihnen katholisch, unter den Mameluken Karawanserei, unter den Osmanen Moschee und ist durch einen Ferman des Reform­ sultans Abdul-Asis seit 1870 wieder orthodox. Die Georgslegende wurde zumal in der westlichen Tradition immer weiter ausgebaut und abgewandelt. Der Held überlebt alle erdenklichen Foltermethoden mit Hilfe der Engel, sogar ein Bad in flüssigem Blei und eine Vierteilung durch wilde Pferde. Seit der Legenda Aurea ist Georg auch ein Drachentöter.57 Die Stadt «Silena» (Cyrena?) in Africa wird von einem Untier geplagt, dem täglich zwei Jungfrauen geopfert werden müssen. Als es die Königstochter Margarete trifft, erscheint Georg zu Pferde. Mit seiner Kreuzeslanze bezwingt er den Drachen, daraufhin läßt sich die ganze Stadt taufen. Das Motiv geht zurück auf die Sage der Befreiung Andromedas durch den Drachentöter Perseus, angesiedelt in Jaffa, heute bei Tel Aviv, nahe Lydda. Bei Mohammed wurde daraus die Prophe­ zeiung, daß am Jüngsten Tag Jesus den Antichrist vor dem Tor in Lydda mit einer Lanze töten werde.58 Sankt Georg wurde in der katholischen Kunst unendlich oft dar­ gestellt und ist in der orthodoxen Kirche neben seinem Kampfgenossen Demetrius der höchste verehrte Heilige. Er lebt fort im Namen der St. Georgsorden mehrerer europäischer Fürstentümer und wurde Nationalheiliger Georgiens und Englands. Um 1350 stiftete Eduard III unter dem Georgspatronat den Hosenband-Orden, den ältesten weltlichen Ritterorden, nebst dem zugehörigen Georgskollegium. Bei einem Ball hatte Eduards Geliebte, die Gräfin Salisbury, ihr linkes blaues Strumpfband verloren. Eduard hob es auf, entblößte dabei ihr Bein und bemerkt: Hony 286

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soit, qui mal y pense – «ehrlos, wer darüber schlecht denkt». Das wurde die Devise des Ordens. Der heilige Georg ist eine fromme Phantasiefigur. Dies wurde auch im Vatikan anerkannt. Daher hat Papst Paul VI – Diokletian entlastend – bei der letzten Revision des Heiligenkalenders 1969 Georg gestrichen und ihm gemeinsam mit Barbara und Nikolaus statt der «gebotenen» nur eine «gestattete» Verehrung zugebilligt. Beschränkt auf den Osten blieb die Verehrung des Menas.59 Zentrum seines Kultes war Abu Mina, das Nationalheiligtum der Kopten in der Mareotis-Wüste westlich Alexandria. Nach der Legende, aufgezeichnet um 470 durch Timotheos, den Patriarchen von Alexandria,60 war Menas Sohn eines Soldaten aus Ägypten und diente in der unbekannten Truppe der Rutilianer im phrygischen Kotyaion, türkisch Kütahya, wo nie eine Garnison stand, aber früh Christen bezeugt sind. Nach einer demonstrativen Waffenniederlegung entwich Menas in die «Wüste», kehrte aber in die Stadt zurück, da ihm im Traum dort die Märtyrerkrone versprochen wurde. Von dem sonst unbekannten Statthalter (archōn) Pyrrhos verhört, wird er gefoltert und enthauptet, so datiert am 11. November 296, also – nicht sehr einleuchtend – fünf Jahre vor Beginn der Christenverfolgung. Die Truppe wurde abkommandiert in die Mareotis zum Kampf gegen die Beduinen. Sie bestand offenbar aus Christen, denn sie nahm den Leichnam des Menas, dem Feuer nichts anhaben konnte, als Talisman mit und siegte. Als der Tote nach Kleinasien zurückgebracht werden sollte, verweigerte dies das Kamel mit dem Sarg, desgleichen ein zweites. Darum begrub man den Heiligen an Ort und Stelle. Die Bilder des Heiligen zeigen ihn als Reiter (Tafel XVa) oder stehend zwischen zwei Kamelen. Auf dem Grab entstand über einer vorchristlichen Kultgrotte wohl schon um 390 eine Kirche, um 400 von Kaiser Arcadius zur größten Basilika Ägyptens erweitert.61 Zahlreiche Bauten folgten, die damalige Oase wurde ein Zentrum für Pilger aus aller Welt. Es ging um das heilkräftige Wasser oder Öl, erhältlich in kleinen tönernen Pilgerflaschen mit zwei Henkeln. Diese Menas-Ampullen wurden zu Hunderten im gesamten Imperium gefunden, Menas-Heiligtümer gab es allenthalben, selbst am Nieder­rhein. Im 9. Jahrhundert wurde die Menas-Stadt durch die Araber zerstört, 1905 ­begannen durch Karl Maria Kaufmann die noch andauernden Ausgrabungen.62 Das moderne Kloster, einen knappen Kilometer entfernt, wurde 1959 begonnen und war noch im März 1990 eine Baustelle. Im neobyzantischen 287

xiii. diokletian nach diokletian

Abb. 29: Menas-Ampulle für heiliges Wasser, 8,5 cm, 4.–7. Jahrhundert, Liebieghaus Frankfurt.

Zementstil entstand eine gigantische Basilika innerhalb eines riesigen ummauerten Quadrats, in dem kümmerliches Grün durch Tankwagen Nilwasser erhielt. Ein Mönch, der etwas Französisch sprach, erzählte von den Wunderheilungen des gottbegnadeten Asketen und Patriarchen ­Kyrillos VI, die inzwischen 13 Bücher füllten. Das Leben und Denken der Mönche ist hier wie in den drei Klöstern der benachbarten Nitrischen Wüste verlängerte Spätantike. Kyrillos VI starb Anno Domini 1971, nach der dort noch gebräuchlichen Aera Diocletiani 63 im Jahr 1687.

4. Dichtung und Oper dichtung und oper

Die poetische Verwendung diokletianischer Stoffe beginnt mit dem Rückgriff auf die Christenverfolgung bei der dichtenden Nonne Hroswitha von Gandersheim im 10. Jahrhundert. Sie verfaßte Lesedramen in lateinischer Prosa, orientiert an den Komödien des Terenz aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. In ihrem ‹Dulcitius› schildert sie das Martyrium der heiligen Agape und ihren Schwestern unter Galerius in Thessalonica im Frühjahr 304. Über den Statthalter von Makedonien als richtenden prae­ 288

dichtung und oper

ses Dulcitius haben wir ebensowenig Zeugnisse wie über die drei Mär­ tyrerinnen.64 Der Stoff ist legendär.65 Seit der frühen Neuzeit erscheint Diokletian auch in der profanen Dichtung, so in den ‹deutschen Volksbüchern›, jenen um 1500 entstandenen, viel gelesenen Schwänken, Ritter- und Reiseromanen wie Till ­Eulenspiegel, Kaiser Octavianus und Herzog Ernst. Die Gattung wurde in der Romantik, zumal von Ludwig Tieck wiederbelebt und von Richard Benz popularisiert. Dazu gehört die ‹Historie von den sieben weisen Meistern›. Dyocletianus ist dort der Sohn des römischen Kaisers Pontianus. Als dieser nach dem Tode der Kaiserin wieder heiratet, will die Stiefmutter Dyocletianus beseitigen. Drum schickt der Kaiser ihn zu den sieben Weisen in die Lehre. Nach der Rückkehr sucht die Stiefmutter ihn zu verführen und verklagt ihn dann nach dem Phädra-Motiv beim Kaiser. Der will Dyocletianus töten, doch erwirken die sieben weisen Meister ­einen Aufschub von einer Woche. Jeden Tag erzählt ein Meister dem Kaiser eine Geschichte von der Weiberlist, die von der Kaiserin gekontert wird mit einer Geschichte von ungetreuen Ratgebern. Der unbekannte Autor benutzt noch andere antike Namen wie Hippokrates, Galen und Alexander, wie Octavian, Vergil und Titus und verarbeitet antike Stoffe wie die makabre Geschichte der ‹Witwe von Ephesos›.66 Am Ende kommt die Wahrheit ans Licht, die böse Stiefmutter wird als Ehebrecherin entlarvt und gevierteilt, und Dyocletianus regiert für den Vater mit «Kunst und Weisheit vor vielen Menschen»67. Die Frage bleibt: Auf welchem Wege kommt ein vom Makel des Christenverfolgers befreiter Diokletian ins Mittelalter? Im späten 17. Jahrhundert erscheint Diokletian auf der Bühne, da ja überhaupt das barocke Theater so wie die bildende Kunst alle irgend geeigneten antiken Themen verarbeitete. 1674 brachte Carlo Pallavicino in Venedig seinen ‹Diocleziano› zur Aufführung. Er stammte aus Brescia, war Oberkapellmeister in Dresden und wurde berühmt durch seine Kreuzritter-Oper ‹Gerusalemme liberata›. 1682 folgte in Hamburg Johann Wolfgang Franck mit seinem ‹Diocletian›, aufgeführt auf dem dortigen Gänsemarkt. Der Komponist hatte 1679 infolge eines Mordes vom Hof in Ansbach fliehen müssen und fand Asyl in der Hansestadt. Er schrieb 17 sämtlich verlorene Opern und wurde 1683 Leiter der Dommusik.68 1690 glänzte in London Henry Purcell mit der Oper ‹The Prophetess or the History of Dioclesian›. Zugrunde liegt das Drama ‹The Prophetess› von 289

xiii. diokletian nach diokletian

John Fletcher aus dem Jahre 1622, von Thomas Betterton in ein Libretto verwandelt. Der überwiegend aus der Historia Augusta und den Breviatoren geschöpfte Stoff ist völlig unbelastet von religiösen Vorbehalten und bereichert durch Zusatzfiguren, um die unvermeidliche Liebesgeschichte und um spektakuläre Mirakel für Bettertons Bühnenmaschinerie. Hier die story: Drusilla, die Nichte der Druidin Delphia ist unglücklich verliebt in den Legionär Diocles. Doch Delphia verheißt ihr Erfüllung, wenn Diocles einen Eber getötet hat und Kaiser geworden ist. Er verspricht ihr die Ehe und geht mit seinem Neffen Maximian – die Namen hier reantikisiert – auf die Wildschweinjagd. Nach dem Blitztod von Kaiser Carus wird sein Sohn Numerianus von Aper ermordet und in ­einer Sänfte verborgen. Ihn entlarvt Diocles vor dem Senat in Rom, tötet ihn und wird neben Carinus, Numerians Bruder, zum Kaiser erhoben. Nun nennt er sich Dioclesian. Carinus bietet Dioclesian die Hand seiner Schwester Aurelia an. Er willigt ein, aber Aurelia bevorzugt Maximian. Beide geraten in persische Gefangenschaft, Dioclesian befreit sie. Er überläßt Maximian sein halbes Reich und Aurelia, heiratet Drusilla und zieht statt in seinen Gemüsegarten auf sein Gehöft im Wald. So das im Barock obligatorische gute Ende. Hauptfigur im Hintergrund ist stets die Zauberin Delphia, the prophetess, die mit Hexerei und Mirakeln alle kritischen Situationen meistert.69 Im Geiste der Kirchenväter schrieb 1687 in Rom Bernardo Pasquini sein Oratorium ‹Das Martyrium der Heiligen Vitus, Modestus und Creszenzia unter der Herrschaft des Kaisers Diokletian›. Zugrunde liegt die Vita aus der Legenda Aurea.70 Im Dienste des Glaubens erscheint dann sehr verspätet ein Nachzügler. Darin ist Diokletian als größenwahn­ sinniger Christenhasser in der Oper ‹Genesius› von Felix Weingärtner dargestellt, aufgeführt 1892 in Berlin. Eine schwülstige Glorifizierung der Martyriumsbereitschaft, die irdischer Liebe entsagt, im Stil an Wagners ‹Tristan› angelehnt, aber bald aus dem Repertoire verschwunden.71 Auch Dichter haben Diokletian bedacht. Bei Friedrich Hebbel 1857 blickte der lebensmüde Kaiser über fünfzig (!) Regierungsjahre zurück. Als Knabe im Sklavenstand fand er nach dem Mord an einem Aufseher seine Zukunft im Heer, stieg auf, wurde Kaiser und dankte ab nach vielen Siegen. Nun im Palast sitzt er dem Künstler Modell, der sein Bild gestaltet, bevor der eigene Dolch sein Leben beendet. Seine letzten Worte:

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dichtung und oper Nun setzt kein Gott mir das ersehnte Ziel. So tu ich’s selbst, ich hab es satt, das Spiel. Es scheint zwar bunt, doch wiederholt sich’s nur. Die Tage sind wie Blumen auf der Flur. Der Farbenwechsel täuscht zwar kurze Zeit, Dann kennt man sie für alle Ewigkeit.72

Im protestantischen Milieu gibt es bei Diokletian keine Märtyrer. Das gilt auch für Börries Freiherrn von Münchhausen († 1945), der die ‹Weis­ sagung des Diokletian› zum Thema einer schaurig romantischen Ballade gewählt hat. Die Welt liegt nachtverhangen, sternenblind, Der Wald nur glimmt aus angefaulten Stümpfen, In Eichenkronen rauscht der Regenwind, Und Nebel stehn auf meilenweiten Sümpfen … Diokletian ist doch der ew’ge Held, Der streng des Rechtes goldne Waage hält.73

Zum Helden eines historischen «Vollblut-Romans» wurde der Kaiser 1973 bei Ivan Ivanji, dem Dolmetscher und Diplomaten Titos. Sein serbo­ kroatischer ‹Kaiser Diokletian› erschien 1978 auf Deutsch. Der belesene Autor hält sich an die historischen Eckdaten, bereichert sie um Neben­ figuren und würzt die Geschichte mit passenden Dialogen und bisweilen lasziven Szenen. Am Ende jedes Kapitels verrät er in Kursive, was poetische Zutat ist. Insgesamt zeichnet er seinen Landsmann durchaus mit Sympathie. Jüngst finden wir den Kaiser wieder unter der Überschrift ‹Alte Geschichte› bei Hans Buchner 2019, der nun doch die Christen wieder einbezieht: «Der römische Kaiser Diokletian  / krempelte das Reich um,  / ordnete Verwaltung, Münzwesen,  / Militär neu, hielt  / die alten Werte und Tugenden hoch / und verfolgte die Christen mit ihrer / gefährlichen Religion» … Die Christen «verwehrten ihm den Titel ‹der Große‹».74 War das zu erwarten? Diesen Titel erhielt nicht einmal Caesar oder Augustus.

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xiii. diokletian nach diokletian

5. Diokletian in der Geschichtsschreibung diokletian in der geschichtsschreibung

Das Urteil der Historiker über Person und Politik Diokletians ist nicht einhellig. Wie schon bei den Zeitgenossen werden Licht- und Schattenseiten unterschiedlich gewertet. Unstreitig zählt der Kaiser zu den großen Gestalten der Geschichte. Sein Name steht unübersehbar über seinem Palast, der honor aeternus annalium75 ist ihm gewiß. So auch seine epochale Bedeutung. 1579 publizierte der zuletzt in Bologna lehrende Jurist Carlo Sigonio in Basel seine ‹Historiae de occidentali imperio› von Diokletian bis Justinian, 284 bis 565. Es war die erste Behandlung der 1853 von Jacob Burckhardt so genannten «spätantiken Zeit».76 Die Stellung Diokletians am Ende des Altertums wurde von Eduard Meyer, die Position beim Übergang vom Prinzipat zum Dominat wurde durch Mommsen vertreten.77 Eine Zäsur mit Constantin dagegen gilt zwar für die Geschichte des Christentums, aber nicht für die Spätantike, denn Constantin ist von seinem Vater, dem Tetrarchen Constantius Chlorus, und dieser von Diokletian nicht zu trennen. Constantin eröffnet das Vorspiel zur Geschichte des byzantinischen Reiches, doch selbst dafür wurde Diokletian nominiert. 1968 nannte Moses Finley Diokletian denjenigen, der das Römerreich gerettet und ihm, wenigstens im Osten, noch eine tausendjährige Dauer beschert habe, denn der erste byzantinische Kaiser sei eigentlich er gewesen.78 Das Urteil über Diokletian als Charakter und Kaiser in der Zeit des Humanismus und der Aufklärung ist durchweg positiv. Das Odium des Christenverfolgers tritt zurück, auch bei katholischen Autoren. Erasmus erklärt in seiner ‹Querela Pacis› von 1517 im Hinblick auf die Bürgerkriege Roms, die höchste Achtung verdiene ein Herrscher, der statt Krieg zu führen, Eintracht, concordia, erstrebe. Diese allerschönste Tat habe von allen Kaisern einzig Diokletian im Sinn gehabt.79 Bewunderung fand stets der freiwillige Rücktritt, der Verzicht auf die Macht nach der selbst gesetzten Grenze von zwanzig Jahren. In diesem Sinne zitiert und variiert Montaigne 1580 den Ausspruch in Carnuntum von 308 in seinem Essai I 42 ‹Über die Ungleichheit der Menschen›. «Dio­ kletian, der eine so verehrte und glückliche Krone trug, legte sie ab, um sich in ein angenehmes Privatleben zurückzuziehen; und einige Zeit ­später, als die Notwendigkeit seine Rückkehr in die Politik forderte, er­ 292

diokletian in der geschichtsschreibung

Abb. 30: Die etwas respektlose Deutung des Kaisergärtners im Ruhestand von Spalato 308.

widerte er denen, die ihn darum baten: Ihr würdet nicht versuchen, mich dafür zu überreden, hättet ihr die schöne Ordnung der Bäume gesehen, die ich bei mir selbst gepflanzt habe, und die schönen Melonen, die ich dort gesät habe.»80 Ein Exempel der Bescheidenheit ist Diokletian bei dem AugustinerEremiten und Volksprediger Abraham a Santa Clara. In einer seiner sprü293

xiii. diokletian nach diokletian

henden «Kapuzinerpredigten» verhöhnt er den eitlen Ahnenstolz der Fürsten, der ja auch Constantin 310 zur Fälschung eines noblen Stammbaums verführt hat.81 1686 bringt Abraham rühmliche Beispiele von großen Männern, die sich kleiner Herkunft nicht schämten, darunter David, ­Herodes, «Mahumet» und Diokletian.82 Im gleichen Sinne bemerkt Voltaire, daß Diokletian es vom Sklaven zum Beherrscher des römischen Reiches gebracht habe. Er nimmt ihn gegen die Verleumdungen «unserer ignoranten déclamateurs» in Schutz, rühmt seine glänzenden Siege und humanen Gesetze und nennt ihn ­einen großen Kaiser und Philosophen, der die Macht abgegeben habe, nachdem er den Glanz des römischen Reiches erneuert hatte. Niemals sei es in einem blühenderen Zustand gewesen.83 Nun ja. Daß Voltaire, der scharfe Kritiker Constantins,84 mit Diokletian sympathisierte, verwundert nicht. Den Christenprozessen folgten die Ketzerprozesse, noch immer zu Voltaires Zeit: Hugenotten auf die Galeeren, ihre Frauen hinter Gitter – so 1750 –, die Pfarrer unters Schwert – so 1762 in Toulouse. Die Märtyrer der Thebäischen Legion verweist Voltaire in die Legende. Diokletians Rücktritt war eine philosophische Tat. Voltaire variiert den Ausspruch von Carnuntum 308 zum Schlußwort seines ‹Candide› von 1759 in: Il faut cultiver son jardin. Im Geiste der Aufklärung betrachtete Edward Gibbon 1781 Diokletian so wie Augustus als Gründer eines neuen Reiches, eines New Empire. Das denkwürdige Regiment, das memorable reign of that prince … was more illustrious than that of any of his predecessors. Diokletian war der große Erneuerer: That crafty prince had framed a new system of Imperial govern­ ment, which was afterwards completed by the family of Constantine.85 Die Folgen des Christenedikts Diokletians habe er nicht dargestellt, da sie von Lactanz und Euseb maßlos übertrieben seien. Überhaupt habe die Kirche weit weniger Opfer gebracht als selbst verschuldet.86 Seit der Französischen Revolution zeigen sich im Bild der diokletianischen Reichsreform Schatten, die so gar nicht in das leuchtende Idealbild des modernen Staates passen, weit entfernt vom liberalen Konsti­ tutionalismus und der Individualautonomie des freien Bürgers. Steht die Stabilisierung der nach Severus Alexander 235 «zusammengebrochenen Staatsordnung»87 durch Diokletian auch fest, so wurden die Regelungen, die er dafür getroffen, und der Zustand, den er damit geschaffen hat, vielfach herb kritisiert, oft geradezu verdammt. 294

diokletian in der geschichtsschreibung

1790 konstatierte M. C. Curtius unter Diokletian «fürchterlichsten Despotismus», und J. C. Krause zog die abträgliche Parallele zur osmanischen Türkei. 1799 übernahm das A. H. L. Heeren mit den Vorwürfen eines «vollendeten militärischen Despotismus» und einer «allgemeinen Ausartung» nach Diokletian. K. F. Becker sprach 1801 von «militärischem Terrorismus» und sittlicher «Entartung»; Otto Hirschfeld 1876 wieder von Militärdespotismus, Wilhelm Roscher 1892 von Sultanismus, und Wilamowitz konstatierte 1897: «um 300 kam der Tod».88 Im 20. Jahrhundert setzt sich die Stigmatisierung der Zeit unter und nach Diokletian fort. Willy Liebenam diagnostiziert 1900 «senilen Marasmus», Alois Riegl 1902 ein «Sultansregiment mit einem servilen Beamtenstaat», Oswald Spengler 1922 ein «Kalifat» Diokletians.89 1925 spricht Rostovtzeff von einer «orientalischen Zwingherrschaft», erwachsen aus dem «Klassenkampf» des 3. Jahrhunderts, inspiriert durch «Neid und Haß», Land gegen Stadt, Heer gegen Bürgerschaft, mit Verlierern auf beiden Seiten. Diokletians Reformen, getragen durch seine «grenzenlos konservative Einstellung», habe durch eine «Umwertung aller Werte» den Staat in ­Armut und Elend gestürzt, organisierte Gewalttätigkeit mit Korruption, Unehrenhaftigkeit und Knechtssinn gebracht. In der diokletianischen «Demokratie der Sklaven» seien Bauern, Handwerker und Kurialen zu Staatssklaven abgesunken, überall Ruin und Resignation, Unkultur und Verfall, von der Kirche, dem «Staat im Staate», genutzt. Mit dem neuen «exklusiven Kastensystem» verbindet Rostovtzeff eine allgemeine «Nivellierung», «Primitivierung» und «Barbarisierung» – das Ende Roms.90 Rostovtzeffs Nachtgemälde der diokletianisch-constantinischen Zeit fand Nachfolge. 1926 spricht Matthias Gelzer von «allgemeinem Kulturverfall» und einer «sozialistischen Zwangsorganisation». Wie bei den ­Humanisten kommt es dann wieder im Gegensatz zu den freiheitsstolzen Germanen in Rom zu einem «Zwangsstaat», so seit Kornemann 1943, ja zur «grauenhaften Entartung» in der «Hölle des römischen Zwangsstaates» bei Hermann Aubin 1944. Nach 1945 entdeckte Kurt von Fritz im 4. Jahrhundert n. Chr. den «Totalitarismus», so 1948, und Andreas Alföldi «Fäulnis» und «Tyrannei des Zwangsstaates», so 1956. Diese Kennzeichnung findet sich auch bei Altheim 1952, Vittinghoff 1959, Wieacker 1974 und wiederholt seit 1986 bei Alfred Heuß, der sie ausdrücklich rechtfertigt.91 Das hier den Lesern zugemutete name dropping soll die Verbreitung des Schreckbildes eines maroden Staatswesens zeigen, dessen Mißstände 295

xiii. diokletian nach diokletian

durch eine inhumane Politik gesteigert worden seien. Aber die Erfordernisse des von inneren Spannungen und äußerer Bedrohung belasteten Imperiums werden unterschätzt, die Macht des Kaisers und die Möglichkeiten politischer Gestaltung überschätzt. Schon Diokletian hat seine Grenzen kennenlernen müssen. So in der Christenverfolgung. Für sie trägt er die Verantwortung, doch für die Durchführung trifft die Schuld nicht unbedingt ihn, denn er hatte das Blutvergießen verboten.92 Die Glaubensstärke der Christen und die Jenseitshoffnung der Menschen hat er verkannt, doch sah er richtig die Unvereinbarkeit des ernst genommenen Christentums mit anderen Glaubensvorstellungen, dem religiösen Pluralismus. Die wachsende Macht der Kirche mag er geahnt haben. Diokletian vertrat die Idee, daß der Herrscher vom Himmel erhoben und diesem für das moralische und religiöse Leben seiner Leute verantwortlich sei.93 Dieses kosmische Pflichtgefühl, das freilich schon dem kaiserlichen Oberpontifikat zugrunde liegt, spricht aus den Präambeln Diokletians zu seinem Preisedikt, seinem Ehe- und Manichäergesetz. Seine religiös motivierte Christenverfolgung nimmt die Überzeugung von Constantin und Theodosius vorweg, daß der Kaiser für den richtigen Kultus zu sorgen habe, wenn das Wetter mithalten soll. Das schloß die Abwehr anstößiger fremder Kulte ein. Erst in der Aufklärung hat sich das ge­ ändert. Seither ist wie zwischen 260 und 303 ein legales Zusammenleben von Christen und Nichtchristen möglich. Verschiedentlich moniert, aber zeitgemäß oder wenigstens zeitbedingt waren die Ausgestaltung des Hofzeremoniells, die Bürokratisierung, die Berufsbindung, die Zulassung von Germanen zur Offizierskarriere und die Verlegung der Residenz mit der Schwerpunktverschiebung in den ­Osten. Diese Maßnahmen werden in der Forschung vielfach unter die Faktoren gezählt, die den Niedergang des Reiches beschleunigt haben. Ob er aufzuhalten gewesen wäre, ist sehr zu bezweifeln. Hätte eine andere Politik nicht andere Menschen erfordert? Die angemahnten Regelungen sind aus der Situation heraus zu verstehen und waren zum Wohle des Reichs gedacht. Von einem Versagen der Tetrarchie können wir nur in begrenztem Sinne sprechen. Immerhin war die wilde Kaisermacherei der Soldatenkaiserzeit unterbunden. Keiner der drei Mitkaiser hat versucht, seine Position als Sprungbrett zur Alleinherrschaft zu benutzen, auf die Diokletian 286 demonstrativ verzichtet hat, bevor er 305 das Amt niederlegte und es 308 nicht wieder aufnahm. Ge296

diokletian in der geschichtsschreibung

wiß war es ein Irrtum zu meinen, man könne das erbdynastische Prinzip durch die Auswahl des «Besten» außer Kraft setzen. Aber wie findet man ihn? Das entschied dann wiederum der brutale Machtwille Constantins auf dem Schlachtfeld. Und eben dies wollte Diokletian unterbinden. Zukunftweisend war das durch Diokletian begründete regionale Mehrkaisertum. Es gab später nur zwei kurze Zwischenperioden, in denen das Reich bloß einen einzigen Kaiser besaß, so unter Constantius II 353 bis 355 und unter Julian 361 bis 364. Sonst regierten mehrere Augusti, legitime oder illegitime, nebeneinander oder ein Augustus mit Caesaren aus seiner Familie. Epochal war zudem das letzte Aufleben der spätklassischen Jurisprudenz und der Übergang zum Vulgarrecht mit seinen grobgeschnitzten Konturen. Aber unter Diokletian begann die Kodifizierung des römischen Rechts, die mit dem Corpus Juris Justinians die Grundlagen der Rechtskultur für Jahrhunderte schuf. Die Erhöhung der Kaiserwürde hat Diokletian nicht davon abgehalten, sich in seinen Erlassen ganz persönlich um das Wohl und Wehe von kleinen Leuten, von Frauen, Kindern und Sklaven zu kümmern. Constantin wies das von sich, übernahm aber Diokletians Hofzeremoniell.94 Das entsprach einem verbreiteten Verlangen. Sakrale Prädikate sind Diokletian wie anderen Kaisern mehrfach ohne eigenes Zutun von Untertanen ver­ liehen worden. Als Julian 362 wieder bürgerliche, senatorische Traditionen und Umgangsformen einführte, wurde dies selbst von seinen Bewunderern als Herabsetzung der kaiserlichen Majestät mißbilligt.95 Durch und seit Constantin ist die Hoheit des Kaisers noch gesteigert worden. Vor seiner «Bekehrung» ließ er sich offiziell als sacratissimus imperator – «allerheiligster Kaiser», ja als praesentissimus deus, als «allgegenwärtiger Gott» bezeichnen,96 danach handelte er politisch stets im «Auftrag Gottes». Ein zeitgemäßer Notbehelf war die Bürokratisierung. Sie diente der ­Festigung des Staatsganzen, dessen Zusammenhang sich schon bedenklich lockerte. Die Berufsbindung einiger lebenswichtiger Bereiche sollte die Versorgung sichern, die Verlagerung der Residenz gehorchte militärischen Erfordernissen, und diese bestimmten auch die fortschreitende Germanisierung des Heeres. Die in der Pax Augusta gewachsene Wohlstandsmentalität mit ihrer Kriegsmüdigkeit ist eine Kulturkonstante. Die ausgesetzte Wehrpflicht hatte den Rekrutenmangel zur Folge, der das Söldnerwesen erforderte. Die Kriegskosten führten zu dem wiederholt beklagten Steuerdruck. 297

xiii. diokletian nach diokletian

Unter Diokletian begann der Aufstieg der Germanen in die Offiziersschicht. Im Laufe des 4. Jahrhunderts gewannen germanische Heermeister politischen Einfluß, es kam zu Ehen mit dem Kaiserhaus und zur Bildung einer römisch-germanischen Militäraristokratie. In der Führungsschicht gibt es eine genealogische Kontinuität von Diokletian bis zu Justinian. Fast alle Staatsmänner sind irgendwie miteinander versippt oder verschwägert.97 Denn die germanischen Könige haben in dieses Netz eingeheiratet und stellen so die Verbindung zu den Dynastien des frühen Mittelalters her.98

6. Bilanz bilanz

Über Diokletian und seinem Werk liegt eine Tragik. Seine drei Groß­ projekte sind gescheitert. Die Erfolglosigkeit des Maximaltarifs hätte er voraussehen können, vielleicht auch die Unmöglichkeit, das dynastische Erbrecht durch die freie Wahl des Nachfolgers zu ersetzen. Diokletian hat die Tetrarchie in Carnuntum 308 zu retten versucht, konnte aber nicht verhindern, daß Constantin in seinem ardor imperitandi,99 seinem «glühenden Herrscherwillen», dem Reich fast zwanzig Jahre Bürgerkrieg ­bescheren würde, ehe er allein regierte, allerdings nun doch wieder mit einem Mehrkaisertum seiner Söhne. Die Anziehungskraft des Christentums war für Diokletian kaum einzuschätzen. Sie verdankte sich der Erlösungssehnsucht der Massen und dem Heilsversprechen der wohlorganisierten Kirche, beruhend auf der charismatischen Ausstrahlung des biblischen Jesus mit seiner Verheißung des Himmelreichs.100 Hier hätte nur ein Freispruch durch Pilatus oder ein Todessturz des Paulus vor Damaskus eine andere Zukunft ermöglicht. Das Odium des Christenverfolgers verbleibt Diokletian. Die Mißachtung seiner Einschränkung sine sanguine101 hat er wohl nie erfahren. Hätte er geahnt, wie nach dem Sieg des Christentums mit den Andersgläubigen verfahren wurde, wie viele Abertausende in den neuartigen Glaubens­ kriegen und Ketzerprozessen seit Constantin leiden und sterben mußten, hätte ihm das recht gegeben. Aber er hat seine Macht überschätzt. Das war ein vielleicht vermeidbarer Fehler, aber nicht nur seiner. Schließlich zeigt sich, was wer kann, erst im Experiment. Der erfolglose Versuch eines Staatsmannes, einen Mißstand oder ein Ärgernis zu beseitigen, beweist jedenfalls keine Allmachtsträume. Wer ungeeignete Maßnahmen tadelt, sollte geeignete benennen. 298

bilanz

Den Mißerfolgen Diokletians steht seine Bedeutung für seine Zeit und die Zukunft Roms gegenüber. Die Tetrarchie hat dem Imperium zwanzig Jahre inneren Frieden gebracht, eingerahmt von Jahrzehnten der Turbulenz zuvor und hernach. Diokletians Reformen haben administrative Grundlagen geschaffen für die dann durch Constantins christlich geprägte Spätantike, die letzte Phase des Imperiums – eine unschätzbare Leistung, da damals das griechisch-römische Kulturerbe gesammelt und in jene Form gebracht wurde, in der das Mittelalter es übernahm. Diokletians gewinnende Persönlichkeit zeigt sich in dem humanen Geist, wie er privaten Bittstellern Recht sprach, was Constantin dann nicht mehr tat, der gräßliche Körper- und Todesstrafen verordnete.102 Dio­kletians Größe spricht aus dem Gebrauch seiner unbestritten höchsten Autorität, hat er doch seine Macht zugunsten des Reiches geteilt und schließlich zugunsten seiner Nachfolger abgegeben. Das war und blieb beispiellos. Auch damit steht er in einem unverkennbaren Kontrast zu Constantin, auf dessen blutigem Weg zur Alleinherrschaft unter anderem elf Familienmitglieder sterben mußten.103 Diokletian hat den Respekt verdient, den unsere größten Historiker der Spätantike ihm gezollt ­haben. Nach Edward Gibbon pries ihn Jacob Burckhardt. Für ihn war Diokletian ein «Retter des Reiches»,104 ein «imposanter Mensch», ein «großer Fürst». Es heißt: «Überhaupt möchte seine Regierung alles in allem genommen eine der besten und wohlwollendsten gewesen sein, welche das Reich je gehabt hat.»105 Mommsen, der über keinen anderen Kaiser häufiger und intensiver gearbeitet hat – die Beiträge reichen von 1846 bis 1901106 –, beschrieb und bewunderte die Restauration der Reichsordnung durch Diokletian, die «Einheitlichkeit und Folgerichtigkeit» bei diesem «wunderbaren Neubau» des Staates. In Anlehnung an Gibbon heißt es 1893: «Neu ist darin sozusagen alles.» So habe der Kaiser «dem Römerstaat noch einen Herbstfrühling» beschieden.107 Schon in seiner Kaiserzeit-Vorlesung 1886 äußerte sich Mommsen in diesem Sinne. Er rügte zwar Diokletians «Furcht vor Entscheidungen». Denn der Kampf gegen das Christentum «mußte geführt werden». Der Kaiser «verschleppte ihn 20 Jahre lang». Glaubte Mommsen an einen möglichen Sieg? Aber sein Gesamturteil folgt dem von Burckhardt. Constantin verhalte sich, so Mommsen, zu Diokletian «wie Augustus zu Caesar, alle genetischen Gedanken sind Diocletians, und das diocletianische, 299

xiii. diokletian nach diokletian

nicht das constantinische müßte das Zeitalter heißen.» Mommsen würdigt den Kaiser: «Diocletian bleibt, wenn man ihn noch so genau, so kritisch betrachtet, eine großartige, sympathische Person, die Ungeheures geschaffen hat durch bewußte Geistestat.» Die «Neuschöpfung des aus den Fugen gegangenen Reiches» erweist ihn als ein «staatsmännisches Genie ersten Ranges». 108 Politisch wie privat fand der Kaiser zweier Zeiten hohe Anerkennung. Am 7. März 1808 schrieb Goethe aus Weimar an seinen alten Freund Fritz Jacobi einen langen philosophischen Brief über das «moderne Christenwesen» und die ihm, Goethe, fremd gewordene geistige Situation der Zeit. Da er dazu Stellung nehmen müsse, komme er sich vor «wie Diocletian in Spalatro»109 und sehe höchst geruhig zu, wie sich seine «Nachfolger vertreiben und erwürgen.» In seiner heiteren Gelassenheit solle es ihm «nunmehr höchst angenehm seyn, als letzter Heide zu leben und zu sterben».110 explicit liber feliciter

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ANHANG ZU IV

Die Kaisererhebungen von Maximian und Galerius

zu iv: die kaisererhebungen von maximian anhang und galerius

Maximians Kaisererhebungen zum Caesar und Augustus 285 /286 sind unklar und oft behandelt worden. Die reine Ereignisfolge von der Caesarernennung nach dem Sieg Diokletians bei Margum über den Bagaudenund Germanenkrieg weiter zur Annahme des Augustustitels ist klar. Aber die genaue Zeitbestimmung der Vorgänge schwankt in der Forschung, die Caesarerhebung zwischen April 285 und März 286, die Augustus­ erhebung zwischen Dezember 285 und bis September 286 (aufgelistet bei Kolb 1987, 24). Maximians Kaisererhebungen müssen mit seinem Itinerar zusammenpassen, für das vier Vorschläge behandelt seien. Daß einzelne Annahmen unter Vorbehalt gemacht wurden, ist nicht jeweils angemerkt. Enßlin 1930, 2493 ff. datiert den Sieg Diokletians über Carinus auf den Hochsommer 285 und die Erhebung Maximians zum Caesar auf die Zeit nach dem Germanensieg Diokletians in Pannonien, aus dem Siegerbeinamen zu erschließen, der bei Maximian noch fehlt. Da aber die Kämpfe in Pannonien sich bis in den November 285 hinzogen (Cod. Just. IV 48,5), und gemäß Eutrop IX 20; 22 und Aurelius Victor 39,17 Maximian sofort – sta­ tim – nach der Schlacht bei Margum als Caesar gegen die Bagauden entsandt wurde, die er noch 285 besiegte, muß die Erhebung zum Caesar im Sommer erfolgt sein, vermutlich am 21. Juli in Sirmium (s. o. III 7!). Wohl zu spät rechnet Enßlin mit dessen Alpenübergang gemäß der Passio Marcelli in der dritten Septemberwoche über den Großen Sankt Bernhard, gleichwohl mit den Siegen über die Bagauden noch 285. Auf die Nachricht vom Sieg Maximians hat Diokletian, inzwischen in 301

anhang zu iv:

Nikomedien, seinen Caesar am 1. April 286 in absentia zum Augustus proklamiert, wie das die Chronica Minora I 229 bezeugen und Mommsen 1860 /1905, 262 annahm. Es heißt dort: levatus est Maximianus impe­ rator senior, also von imperator iunior gleich Caesar zum Augustus. Maximian war im Februar in Mailand, im Juni in Mainz (Barnes 1982, 57), bei der Erhebung vielleicht in Trier, wo man das feiern konnte. Die dem ­Bagaudenkrieg folgenden Kämpfe mit den Rheingermanen verbindet einleuchtend Enßlin mit dem Reskript vom 21. Juni 286 aus Mainz, Fr. Vat. 271 = FIRA II 521 f. Enßlin übergeht ein zweites Reskript aus derselben Quelle, eine private Rechtsauskunft unter der gleichen verhunzten Inscriptio Divi Dio­ cletianus et Constantius vom 10. Februar 286 aus Mailand, Fr. Vat. 282 = FIRA II 525 f.; dessen zugehörige Teile Cod. Iust. III 29,4 und VIII 53,6 unter Diocletianus et Maximianus AA gleich Augusti stehen. Danach hätte Maximian bereits damals als Augustus in Mailand geurkundet. Da er aber «überhaupt noch den Thron nicht bestiegen hatte und Diokletian sich keineswegs in Mailand befand», hat Mommsen 1860 /1905, 269 die drei Fragmente Diokletian zugewiesen und nach Nikomedien umdatiert, wo der Kaiser überwinterte (a. O. 259). Die Mehrzahl der Forscher ist dem nicht gefolgt, obschon Mailand damals ins Itinerar Maximians nicht sinnvoll einzuordnen ist. Um das dennoch zu ermöglichen, entwirft Barnes 1982, 50; 56 f. eine andere Ereignisfolge. Er setzt die Schlacht bei Margum ins Frühjahr 285 und sieht Diokletian stattdessen im Sommer  – gemäß der AdventusMünze von Ticinum (s. o. III 6!) – in Mailand, wo er am 21. Juli 285 Maximian zum Caesar erhoben habe. Den Tag nennt die Passio Marcelli 2 (Musurillo 1972 Nr. 18) dies festus imperatoris vestri (sc. Maximiani), ­womit der Tag der Erhebung (so Barnes a. O.) oder der Geburtstag des Kaisers (so mit Fragezeichen Enßlin 1930, 2487; Kolb 1987, 59; Kienast 2017, 202) gemeint sein kann. Als Kalendertag der Caesarerhebung Maximians fügt sich der 21. Juli in die Geschehensfolge, der Ort aber ist nahe Margum anzunehmen, vermutlich Sirmium. Von der unmotivierten angeblichen Reise nach Mailand aus kehrte Diokletian nach Barnes an die Donau zurück in den somit verzögerten Sarmatenkrieg, während Caesar Maximian über die Alpen nach Gallien gegen die Bagauden und Germanen ging, die doch nicht nur nach Barnes, dann bereits im Herbst 285 besiegt waren. Danach überquerte er im 302

die kaisererhebungen von maximian und galerius

Winter erneut die Alpen zu einem zweiten Kurzbesuch in Oberitalien und urkundete am genannten 10. Februar 286 in Mailand, um gleich wieder nach Gallien zurückzukehren, wo er am 21. Juni in Mainz erscheint, nachdem er am 1. April Augustus geworden war. Für die angenommene Reise Diokletians nach Mailand und die beiden Aufenthalte Maximians dort mit dem viermaligen Alpenübergang unmittelbar nacheinander nennt Barnes keinen Anlaß. Was war ihr Zweck? Eine dritte Chronologie bietet Kolb 1987, 29 ff., 1995, 22 und 2001, 27. Die wohlbezeugte Verbindung der Caesarerhebung und der Entsendung nach Gallien mit dem Sieg bei Margum löst er und setzt die Proklamation mit Rücksicht auf die ägyptischen Regierungsjahre erst auf Ende 285, genauer: auf den 13. Dezember, nach Lactanz, MP. 17 f. ein «wichtiger Festtag der Tetrarchie» (ebenso Barcelo 1997, 260). Das geschah gemäß Kolb in Nikomedien, wohin Diokletian von der Donau zurückgekehrt war und ab dem 30. Januar bezeugt ist. Von Nikomedien aus ging der neue Caesar laut Kolb nicht nach Gallien, sondern erst einmal auf der Via Egnatia nach Dalmatien, überquerte im Schnee die Julischen Alpen, worauf der die «Verhältnisse in Oberitalien regelte, sein Heer sammelte», um im Frühjahr 286 ein zweites Mal über die Alpen gegen die Bagauden und Germanen zu ziehen. All dieses folgert Kolb aus der doch von Mommsen bestrittenen Entscheidung vom 10. Februar in «Mailand» (1987, 40 und 1995, 22 nennt er versehentlich den 26. Februar). Den in der Inscriptio bezeugten Augustusrang des Maximian, für Mommsen der Grund für seine Umortung, erklärt Kolb 1987, 43 für «fraglos interpoliert». Indem die B ­ agauden erst nach dem Alpenübergang im März im April 286 besiegt worden sein können, muß Kolb die Belohnung durch den Augustusrang vom belegten 1. April dreimal verschieben. (1987, 34; 52 nennt er dafür den August 286; 1995, 22 den 1. Mai und 2001, 27 das «Frühjahr»). Sind das keine Verlegenheitslösungen? Das Reskript vom 10. Februar 286 verführt auch Kuhoff 2001, 28 ff.; 33 ff. zu einem unstimmigen Zeitplan. Demgemäß fand die Schlacht bei Margum – wie bei Enßlin – im Sommer 285 statt, die Erhebung Maxi­ mians zum Caesar «nicht sehr lange» danach, «vielleicht im Oktober», während Diokletian an der mittleren Donau weilte. Sodann ging Maximian in den Westen und besiegte in der noch immer schönen Jahreszeit (bella stagione nach Pasqualini S. 39) in «rund zwei Monaten» die Bagauden. Im Dezember fuhr er über die vereisten Alpen nach Italien und 303

anhang zu iv:

wurde in Mailand, wo er überwinterte, noch in den «letzten drei Wochen» des Jahres zum Augustus proklamiert (S. 34 f.). Nachdem er dann als solcher am 10. Februar 286 in «Mailand» den erwähnten Bescheid erteilt hatte (S. 39), beendete er die Winterreise, begab sich zurück nach Gallien, wo er am 21. Juni 286 in Mainz bezeugt ist, und vertrieb die Germanen (S. 58), was doch unmittelbar – statim – im Anschluß an den Bagaudenkrieg berichtet wird (Paneg. X / II 5,1). Auch die von Kuhoff konstruierte Ereignisfolge überzeugt nicht. Keines der drei skizzierten Itinerarien, das von Barnes, Kolb und Ku­ hoff, erlaubt eine sinnvolle Einordnung des Reskripts vom 10. Februar 286 «aus Mailand» in das wie auch immer konstruierte Itinerar Maximians. Die dafür erforderliche Unterbrechung oder Verschiebung des Krieges in Gallien und die Alpenübergänge im Winter ohne erkennbare Motivation sind – pace Paul Krüger, der Mommsens Emendation als erster verwarf – historisch nicht plausibel. Falsche Ortsangaben in Gesetzen sind nicht selten (z. B. Cod. Just. IV 24,9; VI 8,1; VII 9,3; IX 16,5; X 32,7; CIC . II 495 ff.). Anzunehmen ist: Caesar-Erhebung 21. Juli 285 in Sirmium, ­Augustuserhebung am 1. April 286. Maximian in Mailand im Februar 286 entfällt. Mommsen wußte gar nicht, wie recht er hatte. * Für die Ernennung des Galerius zum Caesar gleichzeitig mit der des Constantius Chlorus bezeugen den 1. März 293: Eumenius 297 in Trier (Paneg. VIII / V 3,1 den Tag) und Lactanz um 317 in Nikomedien (MP. 35,4 vgl. 31,2 Tag und Jahr), während das Chronicon Paschale, verfaßt 630 in Konstantinopel, den 21. Mai 293 nennt (Chron. Min. I 230). Die Annahme e­ iner später manipulierten Umdatierung des angenommenen dies imperii von Galerius am 21. Mai 293 auf den dies imperii des Constantius am 1. März, an dem gemäß Eumenius 297 beide ihre quinquennalia gleich­ zeitig feierten, ist ein Harmonisierungsversuch unvereinbarer Daten. Die ältere Forschung bevorzugte für beide Caesaren gleichzeitig den höchst bedeutsamen 1. März (W. Enßlin, RE. XIV, 1930, 2518; ders. RE. VII A, 1948, 2436), der zuweilen auch später noch angenommen wurde (Nixon / Rodgers 1994, 112), während in jüngerer Zeit der 21. Mai bevorzugt wird. (König 1974, 567 ff; Barcelo 1997, 262; Kuhoff 2001, 113; 125; Kienast 2017, 257; 272; Carlà-Uhink 2019, 56). Aber Kolb (1987, 68 ff.; 95; ders. 1995, 23) läßt die Frage in der Schwebe. 304

die kaisererhebungen von maximian und galerius

Der Maitermin geht zurück auf Seston (1946, 91 ff.). Er argumentiert mit dem Vorrang des Constantius gegenüber Galerius (s. o. IV 4!), der ja erklärungsbedürftig ist, da umgekehrt der «Vater» des Galerius Diokletian über Maximian, dem «Vater» des Constantius, rangierte. Dieser Chiasmus wäre verständlich, wenn das eventuell rangbestimmende Dienstalter des Constantius als Caesar höher wäre als das des Galerius. Wurde jener am 1. März, dieser erst am 21. Mai erhoben, wäre das Rangverhältnis geklärt, was bei der überlieferten Erhebung beider Caesaren am 1. März nicht der Fall scheint. Ironischerweise aber bestätigt gerade die Notiz zum 21. Mai, daß damals Galerius (irrig: Maximinos für Maximianos) und Constantius zugleich ernannt worden seien. Für letzteren ist der 21. Mai evident falsch, darum dürfte er auch für Galerius irrig sein. Begründet wird der Vorrang des Constantius mit dem angenommenen höheren Dienstalter. Das ist ein übliches Rangkriterium unter Kollegen, gewiß, aber es ist nicht das einzige. Mommsen (Staatsrecht I 40 f.) zeigt an Beispielen aus fünf Autoren, daß unter gleichzeitig bestellten, gleichberechtigten Konsuln und Censoren der Ältere den Vortritt hatte. Statt des gleichen Dienstalters entscheidet hier das ungleiche Lebensalter (so vorsichtig Kolb 1987, 73), gab es in Rom doch nie zwei genau Gleichrangige. Da Constantius um 250, Galerius um 260 geboren wurde (Kienast nach Barnes 1982, 37,46), ist der Rangunterschied auch ohne Rückgriff auf den 21. Mai erklärlich. Schon vor der Ernennung rangierte Constantius als Schwiegersohn Maximians und Inhaber eines sehr hohen Amtes, potissimum officium (Paneg. X / II 11,4. Barnes 2011, 40 f. gegen Nixon / Rodgers 1994, 70) über Galerius in unbekanntem Dienstgrad. Die Angabe im Chronicon Paschale enthält einen weiteren Fehler. Sie lokalisiert die Doppelernennung in Nikomedien. Dort aber befand sich am 21. Mai 293 weder Maximian noch Diokletian. Ersteren vermuten wir nach dem 1. März, der Caesarerhebung des Constantius, in Mailand, Dio­kletian war auf dem Weg von Heraclea über Adrianopel und Philippopolis nach Serdica und urkundete unterwegs am 19. Mai in Beroea Traiana und am 25. Mai in Philippopolis (CIC. II 495). Das schließt die von Seston, Kolb (1987, 73), Klein (1997, 276 f.) und Kienast (2017, 272) angenommene Anwesenheit des Kaisers am 21. Mai in der «Krönungsstadt» Nikomedien zum Zweck der Caesarernennung des Galerius aus, wie ein Blick auf die Landkarte lehrt. Nachdem Maximian am 1. März 293 in seiner Hauptstadt Mailand 305

anhang zu iv:

(Barnes 1982, 58) Constantius zum Caesar proklamiert und dafür einen Staatsakt mit Spenden ans Volk und Wagenrennen zelebriert hatte, und das angeblich auf eigene Faust im Interesse einer Dynastiebildung, soll Diokletian im Nachholbedarf unterwegs im Feldlager am 21. Mai seine Parallelaktion für Galerius improvisiert haben? Ein Akt der Rivalität mit Maximian? Eine Ad-hoc-Entscheidung ohne Konzept und Konsultation? (So nach Seston wieder König 1974, 574 ff.). Ein solcher Verrat an der einvernehmlichen Samtherrschaft ist nicht plausibel und widerspricht den Zeugnissen für die Führungsposition Diokletians, cuius nutu omnia gerebantur (Aur. Vict. 39,36.), und der von allen Quellen bestätigten con­ cordia, damit dem Stil seiner Politik. Er zelebrierte die Staatsakte sehr bewußt planend. Das Symmetriebedürfnis, das für die Umdatierung im Jahre 297 in Anspruch genommen wird, gab es natürlich schon bei der ursprünglichen Terminwahl 293. Diokletian schätzte die glückverheißenden Kalenden: die Erhebung Maximians zum Augustus am 1. April 286, die gemeinsame Abdankung am 1. Mai 305 und so auch die gleichzeitige Ernennung der Caesaren am 1. März 293. Einen würdigen Ort für die Erhebung des Galerius am 1. März bot, so wie für Maximian 285 anzunehmen, Sirmium (Barnes 1982, 62), wo Diokletian am 1. Januar 293 seinen fünften Konsulatsantritt gefeiert hatte und noch Ende Februar amtierte (CIC. II 495), bevor er im April wieder an den Meerengen erscheint. Dagegen steht indes noch eine Bemerkung des Lactanz (MP. 19) im Zusammenhang mit der Verabschiedung Diokletians. Der Kirchenvater beschreibt die eindrucksvolle Szene am 1. Mai 305 auf dem Juppiter-­ Hügel bei Nikomedien, wo Diokletian den Maximianus Galerius als Nachfolger zum Augustus proklamierte und abdankte. Es war der Ort, wo «Maximianus» (Galerius) ipse purpuram sumpserat, wo er selbst einst den Purpur genommen hatte. Sinngemäß ist aber hier «Maximianus» durch «Diocletianus» zu ersetzen, der hier am 20. November 284 ausgerufen worden ist (W. Enßlin, RE. VII A, 1948, 2423) und sich hier verabschiedete. Die bloße Tilgung von «Maximianus», die Barnes (1982, 62) vorschlägt, genügt nicht, wie Creed (1984, 100) erkennt. Denn die Ortsgleichheit der Erhebung und der Abdankung des Altkaisers macht doch die Ironie der Bemerkung aus. Für die von Enßlin (a. O.) angenommene Proklamation Diokletians auf dem Hügel spricht die dort errichtete Juppitersäule (Lact. MP. 19,2). Aber ein dreimaliger Staatsakt auf dem Hügel, sicher 305, wahrscheinlich 284 und nun auch 293, so Enßlin, ist nicht 306

die kaisererhebungen von maximian und galerius

anzunehmen. Wer an dem «Maximianus» festhält, muß das Itinerar Diokletians verwerfen (so Creed 1984, 100; vgl. Kolb 1987, 74 ff.), das durch die überlieferten oder von Mommsen berichtigten Ortsangaben im Codex (CIC. II 497 ff.) gesichert ist. Das wäre ein Eingriff in die Biographie des Kaisers, das andere ist eine bloße Textemendation. Wie der irrige 21. Mai im Chronicon Paschale zustande kommt, ist unklar. Nach dem Filocalus-Kalender von 354 war der 21. Mai ein dies aegyptiacus, ein Unglückstag (Divjak / Wischmeyer 2014, 209; Rüpke 1995, 574 f.). Die Unerklärtheit einer irrigen Aussage ist kein Argument für ihre Richtigkeit. Fazit: Diokletian ernannte Maximian zum Caesar am 21. Juli 285, wohl in Sirmium, Maximian wurde Augustus am 1. April 286 in oder zwischen Mailand und Mainz, vielleicht in Trier. Diokletian erhob Galerius zum Caesar am 1. März 293 in Sirmium, Maximian gleichzeitig den Constantius in Mailand.

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ANHANG ZU V

Galerius 297 /298 nicht in Ktesiphon

anhang zu v galerius 297 / 298 nicht in ktesiphon

Nach dem Sieg über Narses wird Galerius von Barnes 1982, 63 und 2011, 51 f. sowie von Kolb 1995, 26 die Einnahme von Ktesiphon zugeschrieben. Für möglich hält sie Girardet 2013, 188, abgelehnt wird sie von Enßlin 1930, 2522; ders. 1942, 44 f; Bleckmann DNP . 4, 1998, 758 und Kuhoff 2001, 175. Sie haben recht. Mißverstandene Grundlage der Annahme ist SHA , Carus 9. Der Autor kritisiert die Behauptung, Carus sei vom Blitz getroffen worden, weil er «über Ktesiphon hinaus vordringen wollte und damit Roms schicksalsbestimmte Grenze mißachtet habe. Denn Galerius habe sie erfolgreich überschritten», so besiege die virtus das fatum. Das bewies ja bereits die Grenzüberschreitung nach Armenien. Ktesiphon bildete nicht die Grenze, bis zu der Römer höchstens vordringen durften, und südlich der Stadt oder gar «jenseits des Perserreiches» lag für die Römer kein Kriegsziel. Das Carus hier zugeschriebene Ctesiphontem transire bezieht sich auf die angeblich geplante Einnahme Ktesiphons nach Überschreitung der Grenze zu Persien. Über eine Fortsetzung des Vordringens 298 nach dem Sieg über Narses bis Ktesiphon berichtet kein Autor. Der weite Weg und die knappe Zeit im Winter bis zum Treffen mit Diokletian in Nisibis Anfang 299 bieten keinen Raum für das Unternehmen. Barnes meint gar, ein volles Jahr habe Galerius in Persien verbracht. Kolb 1995, 26 sieht Galerius noch länger auf dem persischen Boden, mehr als ein Jahr, vom Sieg über Narses «im Herbst 297» und der angenommenen Einnahme Ktesiphons im Frühjahr 298 bis zum Treffen mit Diokletian in Nisibis im Sommer 298, gefolgt vom Friedensschluß im Herbst. Das ist auszuschließen. 309

anhang zu v

Barnes indes fabuliert zudem von einem «triumphalen Einzug» des Galerius in Ktesiphon am 28. Januar 298, dem «sorgfältig gewählten 100. Jahrestag dieses Ereignisses bei Septimius Severus». Ein Zug nach Ktesiphon wäre nach der Gefangennahme der Königsfamilie in Armenien unsinnig gewesen. Galerius hatte das anscheinend vor, aber Diokletian, «der alles bestimmte», winkte ab (Aur. Vict. 39,36). Barnes benötigt die Expedition, um den angeblichen Besuch Constantins, den er 297 /298 im Gefolge des Galerius annimmt, zu den 70 Kilometer südlich von Ktesiphon gelegenen Ruinen von Babylon zu erklären (Barnes 2011, 51 f.). Das beruht auf Constantin, Ad Sanctos I 16. Er erwähnt die Zerstörung der «gottlosen Städte» Babylon und Memphis. Er habe sie selbst vor Ort verödet, verlassen von Menschen und Göttern vorgefunden. Das ist evident falsch. Memphis besaß damals mehrere Tempel mit heidnischem Kult, einen meletianischen und einen orthodoxen Bischof und war Standort der fünften makedonischen Legion. ­Hierokles nennt die Stadt im 6. Jahrhundert, sie war noch im 7. bedeutend. (ND. or. XXVIII 14; Hierokles 730,3; R. Timm, Das christlichkoptische Ägypten in arabischer Zeit IV, 1988, 1549 ff.). So wie den Besuch von Memphis müssen wir auch den von Babylon streichen. Barnes begründet das von ihm vorausgesetzte, angeblich schon damals bestehende Interesse des späteren Christen Constantin an Babylon mit dessen vorgeblicher Bibellektüre in jungen Jahren. Vorausgesetzt ist hier die Behauptung Eusebs, Constantins Vater Constantius Chlorus habe als heimlicher Christ sein Haus, seine Frau, Kinder und Sklaven Gott geweiht und aus seinem Palast eine Art «Kirche Gottes» gemacht (Euseb. VC. I 17). All das ist abwegig. Die von Barnes hier zusätzlich herangezogene Episode aus Ammian XXIV 1,10 gehört zum glücklosen Einfall des Galerius nach Mesopotamien im Jahr 296. S. o. V 4! Der Krieg war mit der Gefangennahme der Königsfamilie beendet, es folgten sofort die Friedensverhandlungen mit dem Abschluß in Nisibis 299. S. o. V 8!

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ANHANG ZU VII

Die Prätorianerpräfekten Diokletians

anhang zu vii die prätorianerpräfekten diokletians

Die Zeugnisse für die Präfektur (PPO) sind spärlich. Sie wurden durch die Forschung sehr unterschiedlich ergänzt und mit Hilfe von Hypothesen in tetrarchischem Sinne geordnet. Barnes ging davon aus, daß außer den Augusti auch die Caesaren je einen PPO hatten (Barnes 1982, 126, so schon E. Stein 1928, 105; Jones 1964, 41 und noch Barcelo 1997, 263), während Kuhoff insgesamt zwei annahm und sie jeweils den beiden Augusti zuordnete, damit eine feste personale Bindung und eine entsprechend regionale Zuständigkeit annahm (Kuhoff 2001, 116 f.; 285 nach W. Enßlin, RE. XXII, 1954, 2426; Dessau 619 und 8929). Letzteres verwarf Barnes später treffend zugunsten von nur jeweils zwei Präfekten unter Diokletian reichsweit (Barnes 2011, 40 f.). Sechs von ihnen kennen wir mit Namen, aber das von den Quellen gebotene Bild ist wohl unvollständig. Nach dem Sieg über Carinus 285 übernahm Diokletian dessen Präfekten Aristobul und beließ ihn im Amt bis zu seinem Prokonsulat in Africa 290 (PLRE. I 106). Kollege von Aristobul war vermutlich Januarianus, der 288 Konsul und Stadtpräfekt wurde (PLRE. I 452 f.; Barnes 1982, 98; 136). Ihm folgte als PPO 287 Hannibalianus. Von ihm gibt es eine gemeinsame Weihinschrift mit dem PPO Asclepiodotus aus Oescus in Moesia für Diokletian, auf 291 zu datieren (Dessau 8929), denn dort urkundete der Kaiser am 4. Dezember 291 (Cod. Just. VIII 47,5 bei den Triballern. Die Inscriptio «Idem AA et CC» muß heißen «Idem AA», denn Caesaren gab es erst 293. Sie stehen hier analog den vier im Cod. Just. folgenden Gesetzen). Beide Männer waren verdiente Offiziere unter Probus und wurden im Folgejahr 292 Konsuln. Hannibalianus war 297 / 8 311

anhang zu vii

praefectus Urbi. Er war der erste Mann der Eutropia, Mutter der Theodora, der Frau des Constantius. Sie heiratete dann Maximian. Asclepiodotus finden wir anschließend 296 im Westen, wo er mit Caesar Constantius den Usurpator Allectus in London besiegte (s. o. VI 7!). Sodann erscheint er auf einer wiederum gemeinsamen Weihinschrift mit dem Präfekten Hermogenianus in Brixia / Brescia in Oberitalien (AE. 1987, 456). Hermogenianus, der Autor des nach ihm benannten Codex (s. u. VII 9!), war seit 293 magister libellorum Diokletians und noch im Frühjahr 295 Kanzleisekretär Maximians in Mailand (Barnes 1982, 59; Liebs 1987, 36 f.; ders. in: Herzog 1987, 62 f.), bevor er zum PPO aufstieg. Die Inschrift der beiden Präfekten ist dem Caesar Constantius gewidmet, für den die beiden Präfekten damals offenbar tätig waren. Sie ist wohl zu verbinden mit dessen Aufenthalt in Italien 297, während Maximian in Spanien und Africa weilte (O. Seeck, RE. IV, 1900, 1042; s. o. VI 10!) An 293 denken ­Nixon / Rodgers 1994 zu Paneg. IX / IV 14,1; Barnes 1982, 60 plädiert für 295). Das Nebeneinander eines Juristen und eines Militärs in der Präfektur ist schon im späten 2. Jahrhundert zu beobachten (Kuhoff 2001, 373 f.). Hermogenian blieb wenigstens bis 304 Präfekt bei Maximian in Italien (Liebs 1987, 39 ff.; ders., in Herzog 1989, 62 f.). Zwischen die Belege für Asclepiodotus 291 und 296 schob Barnes 1982, 124 ff. vor 293 Constantius als PPO Maximians ein und rechnete mit zwei verschiedenen Präfekten namens Asclepiodotus kurz hintereinander, er gab diese Annahme aber 2011, 41 auf (s. o. IV 5!). Das potissimum officium, das Constantius vor seiner Erhebung zum Caesar bekleidete (Paneg. X / II 11,4), war keine dritte Prätorianerpräfektur neben Hannibalianus und ­Asclepiodotus (richtig Barnes a. O., anders – wohl versehentlich – Kuhoff 2001, 379, denn er bestreitet eine dritte Präfektur). Möglicherweise lückenhaft ist die Reihe der Prätorianerpräfekten im Osten. Aus der Zeit vor dem Christenedikt (Euseb HE. VIII 4,3), zu 298 oder 301 (Prosper, Chron. Min. I 446; Euseb, Chronik zu 301) melden die Chronisten, der Oberbefehlshaber Veturius habe christliche Offiziere vor die Wahl gestellt, zu gehorchen oder degradiert zu werden. Sein Rang lautet in der von Hieronymus latinisierten Chronik Eusebs und bei Prosper anachronistisch magister militiae (magistri militum gibt es erst seit dem späten Constantin), bei Euseb in der Kirchengeschichte stratopedarchēs. Da der Kirchenvater andernorts vermerkt, daß die Römer diesen Dienstgrad dux nennen (Euseb HE. IX 5,2), ist dieser für Veturius anzunehmen 312

die prätorianerpräfekten diokletians

und nicht PPO (so aber ursprünglich Barnes 1982, 136: PPO des Galerius; bei Kuhoff 2001, 374: PPO «mit gewisser Plausibilität»; PLRE. I 955 nur military commander). Belegt ist als PPO im März 303 Flaccinus, der «mit seinen Prätorianern» in Nikomedien die Kirche zerstörte (Lact. MP. 12,2 ff.; 16,4). Als dies auch in Antiochia geschah und viele Christen befehlsmäßig den «Idolen» opferten, so Euseb, erhob der Diakon und Exorzist Romanus lauthals Protest. Daraufhin wurde er von dem Richter (dikastēs) zum Feuertode ver­ urteilt. Den Namen des richtenden «Präfekten» Asclepiades nennt nur Prudentius (Peristephanon 10,41). Vor den angeblich anwesenden Kaiser geführt, rief Romanus: «Wo ist das Feuer?» Daraufhin ließ man ihm die Zunge abschneiden und quälte ihn lange Zeit im Gefängnis. Beim Herannahen der Vicennalien verkündete der Herold allen Opferwilligen die Freiheit, aber viele Christen bekannten Jesus Christus als einzigen König, und mit ihnen wurde Romanus am 17. November 303, dem Jubiläumstag, enthauptet (Euseb, Mart. Pal. 1,5–2,5). Nach Euseb amtierte Asclepiades somit zwischen März und November 303. Wenn hingegen die von Barnes (1982, 55; 124) angenommene, nur im «Herbst 302 mögliche» Anwesenheit Diokletians bei dem Prozeß zutreffen sollte, entfiele das zu 303 von Euseb geschilderte Geschehen und damit die Motivation für den Romanus-Prozeß, der doch eher beizubehalten ist als das persönliche Urteil des Kaisers, der 303 im Westen weilte. Da die Kirchenzerstörung vom März 303 dem PPO Flaccinus zugeschrieben wird, kann Asclepiades damals als praefectus nur höherer Offizier gewesen sein (Jones 1964, 640). In unbekannter Amtsstellung hatte Asclepiades 294 von Diokletian aus Sirmium einen Bescheid erhalten (Cod. Just. VI 24,10, Erbschaftsstreit). Als Vorgänger des Flaccinus (bei Kuhoff 2001, 285; 375) müßte Asclepiades mit dem Romanus-Prozeß auf 302 zurück­ datiert werden, quod absit. Eine Gleichzeitigkeit von Asclepiades und Flaccinus wäre möglich, wenn wir Asclepiades als PPO Diokletians und Flaccinus als PPO des Galerius annähmen (so Barnes 1982, 126, dagegen Kuhoff 2001, 285 und implizit selbst Barnes 2011, 40 f.), doch wäre das der einzige Beleg für drei – und erst recht nicht vier – gleichzeitig amtierende Präfekten. Denn 303 war PPO im Westen noch Hermogenianus (s. o!). Einer eindeutigen regionalen und personalen Zuordnung entzieht sich ebenso Septimius Valentius, der 290 als praeses Raetiae in Augsburg Dio313

anhang zu vii

kletian eine Statue setzte (Dessau 618) und 293 /296 als Stellvertreter der (beiden) Präfekten agens vices praefectorum praetorio dasselbe für Maximian in Rom tat (Dessau 619; PLRE. I 937). Der gemeinsame Auftritt zweier Präfekten 291 und 297, die wechselnde Tätigkeit von Hermogenianus und Asclepiodotus in Ost und West, erst für einen Augustus, dann für einen Caesar, und die allein nachweisbare Gesamtzahl von nur zwei Präfekten zugleich entsprechen nicht der erwarteten tetrarchischen Symmetrie; sie widerlegen eine feste Zuordnung zu einem Kaiser und die Annahme eines Präfekten bei einem Caesar. Das beweist den Fortbestand eines einzigen Präfekturenkollegiums unter Diokletian, wie schon Mommsen 1901 annahm.

Übersicht Aristobulus 285–290 zeitgleich mit Januarianus 285–287, beide bei Diokletian. Hannibalianus gemeinsam mit Asclepiodotus 291 in Oescus, beide bei Diokletian. Hannibalianus und Asclepiodotus Konsuln 292 Asclepiodotus bei Constantius 296 in London, Hannibalianus ab 296 ­unter Maximian Stadtpräfekt von Rom. Asclepiodotus gemeinsam mit Hermogenianus 297, beide bei Constantius in Brixia. Flaccianus 303 bei Diokletian und Galerius in Nikomedien, Hermoge­ nianus 304 unter Maximian in Italien. Hermogenianus war vor seiner Präfektur magister libellorum 293 bei Diokletian, 295 bei Maximian in Mailand. Für Constantius 293 ist nur ein potissimum officium überliefert, für Veturius 301 und Asclepiades 303 nur der unspezifizierte Titel praefectus.

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ANHANG ZU XII

Diokletian starb 316

anhang zu 316 xii diokletian starb

Diokletians Todesdatum ist umstritten. Sieben antike Zeitangaben führen übereinstimmend auf 316: Die Chronik Eusebs bezeugt das Jahr, das Chronicon Paschale 523 nennt die Konsuln von 316; der Berliner Papyrus 132961 und die Consularia Constantinopolitana (Chron. Min. I 231) präzisieren die Zeit auf den 3. Dezember 316. Zosimos II 8,1 benennt das dritte Jahr nach 313, nach dem dritten Konsulat von Constantin und Licinius. Johannes Antiochenus fr. 251,22 und Zonaras XII 32 sprechen von einer zwölfjährigen Ruhezeit. Das sind Angaben von wünschenswertester Genauigkeit. Die ältere Forschung übernahm das Datum, und es wurde zu Recht bis in jüngere Zeit vertreten.3 Für eine mögliche Verfälschung ist kein Motiv erkennbar. Dennoch wird sie angenommen. Die moderne Frühdatierung dagegen nennt 311, 312, 313 oder 314, überträgt den Todestag 3. Dezember auf das jeweils bevorzugte Jahr. Mit der Angabe von Prosper Tiro zu 315 (Chron. Min. I 448) erweitern sich die Alternativen zu 316 auf fünf. Für 311 plädiert Girardet 2013, 228 nach Barnes 1982,32; das Datum 312 nennt Carlà-Uhink 2019, 180. Nakamura 2003, 289 argumentiert numismatisch für den 3. Dezember 312. Das Jahr 313 bevorzugen Kuhoff 2001, 933 f., Kienast 2017, 258 und Brandt 2018, 145. Die von Brandt ausgewertete neue Inschrift von Hierapolis besagt, daß der Kaiser unter dem dritten Konsulat von Licinius noch gelebt hat. Dies begann bald nach dem 23. Juli4 313, der letzten Nennung seines Vorgängers im Amt Daia. Ihn hatte Licinius am 30. April 313 besiegt und nach Kleinasien vertrieben. Daia starb dort vor dem 13. September 313.5 Der Wechsel im Konsulat muß zwischen den beiden Daten stattgefunden haben, vermutlich im August 313. Diokletian ist somit zwischen August und 31. Dezember, dem Ende des Konsulatsjahres, noch als lebend be315

anhang zu xii

zeugt. Damit entfallen die Todesjahre 311 und 312. Kuhoff 2001, 933 f. sympathisiert mit 313 oder 314, Wilkes 1969, 387 mit 315. Den Tod 313 folgert man traditionell aus der Angabe in der Epitome de Caesaribus 39,7, wonach Diokletian mit 68 Jahren starb, nachdem er neun Jahre communi habitu, in bürgerlicher Kleidung gelebt habe. Gerechnet von 305 an, führte das auf 313, aber als Konsul 308 in Carnuntum trug der Kaiser noch immer den Purpur, und von da aus kommen wir inklusiv gerechnet auf 316. Die story vom Selbstmord durch Gift aus Angst vor Constantin und Licinius vor dessen Hochzeit im Februar 313 oder später dürfen wir vergessen.6 Wenn Brandt den Todestag auf den 3. Dezember 313 setzt, ignoriert er zu Recht die Reihung bei Lactanz, der den Tod Diokletians vor dem des Daia um den August 313 erzählt. Der kritische Satz von Lactanz 43,1 Unus iam supererat de adversariis dei, mit dem er vom Tod Diokletians zum Ende Daias übergeht, ist nicht chronologisch  – so aber Creed 1984, ­ XXIII – sondern kompositorisch motiviert. An den Bericht über DioX kletian und seine Familie seit 311 Kap. 39 ff. schließt Lactanz, um den Zusammenhang zu wahren, den Todesbericht des Kaisers an. Die Verknüpfung mit der Einladung zur Mailänder Hochzeit und den gleichzeitigen angeblichen Drohungen ist in sich widersprüchlich und reine Legende. Dann behandelt Lactanz zurückgreifend die letzten Jahre Daias seit 308, eingeleitet mit 43,1: «Nur noch ein Feind Gottes war übrig.» Lactanz stellt, seiner Konzeption gemäß, das gräßliche Ende des schlimmsten und letzten Verfolgers – noch nach 311 – ans Ende seiner ‹Todesarten› (42,2 ff.). Die Datierung durch die Stoffanordnung einer erzählenden Quelle kommt gegen das Gewicht der exakten Zeitangaben chronologischer Quellen nicht an. Ein Argument für 313 könnte man aus Lactanz gewinnen, der den Tod des Kaisers ja beschreibt, wenn die Abfassung seiner Schrift mit Creed 1984, XXXIV zwingend auf 314 /315 zu setzen wäre und nicht im Hinblick auf das Todesdatum 3. Dezember 316 im Jahr 317 angenommen werden müßte.7 Ebensowenig läßt sich das Todesjahr 313 mit Constantins Rede ‹Ad Sanctos› begründen, wo in Kapitel 25 Diokletians Ende vorausgesetzt ist. Denn die Frühdatierung der Predigt des eben erst «bekehrten» Constantin auf 314 durch Girardet 2013, 28 f. ist, wie er selber einräumt, «exzentrisch». Üblich und plausibel ist ein Datum der Rede zwischen 317 und 328, als der Kaiser mit dem Christentum vertraut geworden war. 316

diokletian starb 316

Letzte Zweifel behebt eine bisher nicht berücksichtigte HieroglyphenInschrift aus dem Bucheum von Hermonthis, dem Tempel des heiligen Stieres Buchis alias Bacis, dem schon Diokletian geopfert hat.8 Die Stele nennt als Datum das 33. Jahr Diokletians (nach 284) und das 9. Jahr des Licinius (nach 308), die beide, inklusiv gezählt, auf 316 führen. Somit hat Diokletian dieses Jahr noch erreicht.9 Wenn hier statt Constantin noch Diokletian erscheint, beruht das vielleicht auf der Spannung zwischen den Augusti, die erst 317 vorübergehend behoben wurden, entwertet aber nicht die Aussage der Inschrift. Somit bleibt es für Diokletians Todestag bei dem 3. Dezember 316. Wo eine ältere Theorie gegen die neuere Forschung bestätigt wird, zeigt sich ein Sinn der Wissenschaftsgeschichte.

1 Barnes 1982,32; vgl. Kienast 2017, 258. 2 FHG. IV 602; Johannes Antiochenus, ed. Roberto 2005, 432 f. 3 Seeck I 1895, 145 mit 501 f.; Stein 1928, 143; Lietzmann 1938, 64; W. Enßlin, RE. VII A (1948), 2493; Moreau 1954 u. 1964 und noch die PLRE I 1971, 254; possibly 313; Paschoud 1975, 192 f.; Altaner / Stuiber 1978,187; Barceló 1997, 270; Döpp / Geerlings 1999, 388. 4 Pap. Oxy. 3144, Hinweis Brandt. 5 Kienast 2017, 276. 6 Epitome 39,7. 7 Altaner / Stuiber 1978, 187; Döpp / Geerlings 1999, 388. 8 S. o. V 7! 9 J.-C. Grenier, Remarques sur les datations et titulaires des trois stèles romaines du Bucheum. In: Bulletin de l’institut français d’archéologie orientale 103,2003, 26 ff.‌

317

Anmerkungen

anmerkungen anmerkungen zu izu u ii

I. Die Quellen unseres Wissens 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28

J. G. Droysen, Historik, 1858 /1937. Cicero, De inventione II 1–3. Adolf Borbein, 6. XII. 2021 brieflich. Paul Maas, Textual Criticism, 1958. Strasburger 1977. Ammianus XIV 11,10; XV 5,18; XVI 8,4; XXII 4,8; XXIII 1,1; 5,2; 5,11; XXIV 1,10; XXV 7,9; 10,2; XXVIII 1,5. S. u. II 3! Griechisch mit Kommentar: F. Jakoby, F.gr. Hist. II Nr. 100, S. 304 ff.; 452 ff. Gruskova / Martin 2014 und 2019. Busbeck 1926. S. u. II 3! A. Enmann in: Philologus, Suppl. 4. 1884, 335 ff. P. L. Schmidt, DNP. III 1999, 1040. U. Eigler in DNP. XII, 2002, 187 f. W. Portmann in DNP. IV, 1998, 322. Eadie 1967 K. P. Johne in: DNP. V,  1998, 637 ff. Anonymus Valesianus Prior, lat.-engl. bei J. Rolfe (ed.), Ammianus Marcellinus III 1958, 506 ff. Lateinisch von C. Zangemeister 1882, deutsch von A. Lippold 1986. Isidor, Origines VI 8,7. P. L. Schmidt in Herzog 1989, 151 ff. Portmann: 1988, 11. Nixon / Rodgers 1994; Döpp / Geerlings 1999, 475 ff.; P. L. Schmidt in: Herzog 1989, 161. Kolb 2001, 54 ff. Paneg.  VI / VII 2  f. Hieronymus, De viris illustribus 80. S. u. Anhang zu XII! Finley 1968 / 72, 137. Kolb 1987, 131 ff.

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anmerkungen zu ii 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43

S. u. XIII 1! Creed 1984, XXIX; XLV f. Winkelmann 1991. Herausgegeben von R. Helm 1913 /1926 /1984. Griechisch von Ed. Schwartz 1932, deutsch von Haeuser und Gärtner 1967. Zweisprachig von Paul Dräger 2007; zur Person: Winkelmann 1991. Mommsen KG. 520. So in der von Euseb ins Griechische übersetzten Rede Constantins Ad Sanctos = ‹An die Versammlung der Heiligen›. Griechisch-deutsch bei Girardet 2013. Musurillo 1972; Döpp / Geerlings 1999, 411 ff. S. u. IX 6! Die wichtigsten bis 1892 bekannt gewordenen Inschriften bei Dessau 612–665. Spätere aus AE. werden suo loco genannt. Kneißl 1969, 178; Kienast 2017, 258 f. S. u. VIII 6! Übersicht bei Kuhoff 2001, 12 ff. 1. Kor. 13,9.

II. Die Anarchie unter den Soldatenkaisern anmerkungen zu ii

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5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

Einschränkende Äußerungen Gibbons: W. Nippel, Edward Gibbon, 2003, 37 ff. Plinius in: Paneg. Lat. I; Aelius Aristides, or. 26. Dio LXXI 36,4. Darüber, was eine geschichtliche Krise «eigentlich» sei, gibt es zahlreiche Ansichten: R. Koselleck in: Historisches Wörterbuch der Philosophie IV 1976, 1235 ff.; R. Vierhaus in: Lexikon Geschichtswissenschaft 2002, 193 ff. Zum 3. Jahrhundert zuletzt Alföldy 2011, 254 ff. FIRA. I 444 f-; Cassius Dio LVIII 9,5. Agathias I 6,3. Herodian VI 2; Kettenhofen 1982. Herodian VI 2,2; 4,4 ff.; Ammian XVII 5,5; XVIII 6,18. Herodian V 7,3; Dio LXXIX 19,4. Herodian VI 8 ff; SHA. Severus Alexander 59,6; 61,1 ff. Zur Zeit von 235 bis 284: Brandt 2021, 482 ff. Eutrop IX 1; Euseb, Chronik zu 236. Aurelius Victor 25,2. Die Kaiserliste Mommsens, Chron. Min. III 478 ff, ist ergänzt bei F. Hartmann 1982, 63 f. Dort auch das Wesentliche über Gründe und Formen der Erhebungen. Aurelius Victor 24,10. SHA . Maximini duo 2.5. Aurelius Victor 24,8–25,1.

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anmerkungen zu ii 18 Dietz (1980, 271) berechnet für den Senat um 240 folgende Verteilung: 51 % aus Italien, 12 % aus den Westprovinzen, 15 % aus Africa, 20 % aus dem Osten, 2 % aus den Donauländern. 19 Johne 1993, 187 ff. 20 Dies zeigt das gemalte Rundbild im Berliner Antikenmuseum (A. M. McCann, The Portraits of Septimius Severus, 1968, Pl. A nach S. 70); Malalas p. 291 be­ stätigt es. 21 Ausonius XVIII 31. 22 Alföldi 1967, 228 ff. 23 Aurelius Victor 25,1 f.; 26,1. 24 E. Hohl, RE. I (1908) 860. 25 Die archäologisch festgestellt Route und die Kämpfe beschreibt anschaulich Moosbauer 2018, 73 ff. 26 Herodian VII 2,6 f. Kartenskizze bei Moosbauer 2018, 76. 27 M. Geschwinde (u. a.) in: Zweitausend Jahre, 2009, 228 ff; Moosbauer 2018. 28 Hauptfundorte sind Leuna-Haßleben und Gommern bei Magdeburg, Fischer 2020, 233 ff. 29 Tacitus, Germania 24. 30 Herodian VII 2. 31 Rostovtzeff 1929, II 194; 203 ff.; Schtajerman 1964; Demandt 1984 /2914, 274 ff. 32 Dexippos bei SHA. Maximinus 33,3. 33 Dessau 498; 500. 34 Maximinus Thrax, Pupienus, Balbinus, Gordian I, II, III. 35 Dexippos bei SHA. Maximinus 32,3 f.; Herodian VIII 5. 36 Schmidt 1941, 204; Wolfram 2001, 54. 37 So im Tatenbericht Sapors. Frye 1984, 371 f. 38 HA. Gord. 34,4; Ammian XXII 5,7. 39 RIC. IV 3 S. 33 f.; 97; L. Polverini in: Christ (Festschrift) 1988, 344 ff. 40 S. u. IX 5! 41 S. o. I 1! 42 Wolfram 2001, 55 ff.; Ioan Piso, Bemerkungen zu Dexippos Vindobonensis II, Tyche Suppl. 12, 2020, 337 ff. 43 Fischer 2020, 217 f. 44 Cyprian, An Demetrianus 3 ff. 45 Lactanz, MP. 4. 46 Tacitus, Annalen II 88. 47 Julian 337 C. 48 Zonaras XII 21. 49 H. Bernhard in: Menghin 2003, 306 ff. 50 Aurelius Victor 33,3. 51 FHG. IV 186.

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anmerkungen zu ii 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77

78 79 80 81 82 83

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Wolfram 2001, 63; Zosimos I 43. Judeich 1931, 104. Die Chronologie ist ebenso verworren wie die Quellenlage. Wolfram 2001, 57 ff. Philostorgios II 5 f. S. u. IX 5! Frye 1984, 371 f. Mommsen, RG. V 431. Lactanz, MP. 5. Kienast 2017, 214 ff. Paneg.  VIII / V  10. SHA . Valerian 4,3 f.; Zonaras XII 23. 2. Chronik 8,4. Euseb, Chronik zu 274; SHA. Tyr. Trig. 30,27. L. Bakker, Raetien unter Postumus. In: Germania 71, 1993, 369 ff. U. Roberto in: Aillagon 2008, 180 f. Irrig Kienast 2017, 209: 24. und 25 März. Ammian XVII 6,1. FHG. IV S. 195. Euseb, HE. VII 13. S. u. IX 5! Aurelius Victor 33,34. Jordanes, Getica 108. Kedrenos FHG. IV S. 196 irrig zu Claudius 271; Zosimos I 39,1. Montaigne, Essays I nr. 24 Ende: que l’étude des sciences amollit et effemine les courages. Gibbon, 1776 History I Kap. X 3, ed. Milman 1838 I S. 456. Judeich 1931, 104. SHA . Gallienus 13,8. Constantinus Porphyrogenitus, Excerpta de sententiis, ed. Ph. U. Boissevain 1903, 234 ff. Zum Dexippos Vindobonensis vgl. Ioan Piso, Göttinger Forum 18, 2015, 199 ff. Dessau 571. Tacitus, Germania 37,3. Eutrop IX 14; Aurelius Victor 35,6; Epitome 35,4. Aurelius Victor 35,2; Eutrop IX 15; SHA. Aurelian 18,33; Zosimos I 37; 49 ; Chron. Min. I 148. H. Künzl, Die Alamannenbeute aus dem Rhein bei Neupotz, 1993; Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hg.), Der Barbarenschatz, 2006. Das Datum 260 – so Petrovszky in: Zweitausend Jahre 2009, S. 219 und Moosbauer 2018, 151  – scheidet aus, weil damals das Elsaß und das Fundgebiet am Oberrhein von Postumus kontrolliert wurde. Alternative Deutungen erörtert M. Schönfelder in: Acta praehistorica 38, 2006, 225 ff. Die Funde gelangten in das Museum Berlin-Charlottenburg.

322

anmerkungen zu iii 85 H. Bernhard in: Menghin 2003, 306 f. Die Funde sind heute im Museum Speyer. 86 SHA. Firmus 13,4; Euseb, Chronik zu 278. 87 Feld 2005. 88 SHA. Probus 19. 89 Paneg.  VIII / V 18,3; SHA. Probus 18,3; Zosimos I 71,2. 90 Aurelius Victor 37,4; Eutrop IX 17; SHA. Probus 21,2 f. 91 Ammian XVIII 2,6.

III. Die Erhebung Diokletians 284 /285 anmerkungen zu iii

1 Das Gedicht in der Hadrians-Vita der SHA. 16 wurde vom Kaiser geistreich gekontert. 2 SHA. Aurelian 35,5; ders. Tacitus 3,5. 3 SHA. Probus 17,4 f. 4 Frye 1984, 304; Paneg. XI 17,2 «Bruder». 5 Pap. Oxy. 1713, 21; Halfmann 1986, 241. 6 SHA. Probus 20,1. S. o. II 4! 7 Aurelius Victor 37,5. Zum Kriegsdienst s. u. X 8! 8 Halfmann 1986, 242. 9 Die Kaiser rechneten den Jahresrest vom Tag ihrer Erhebung bis zum nächsten Neujahr als ihr erstes Konsulat. 10 SHA. Carus 16. 11 a. O.9,4. 12 Kienast 2017, 248; 250. 13 a. O. 250; 252. 14 Aurelius Victor 38,2. 15 O. Braun, BKV. 22, 1915, 145; 171. 16 Festus 24,5; Eutrop IX 18; SHA. Carus 1; Ammian XXIV 5,3. 17 Christensen 1944, 227; Frye 1984, 305. 18 Festus 24; Eutrop IX 18; Aurelius Victor 38,3; Epitome 38,3. 19 Kienast 2017, 248. 20 Ammian XXIII 5,12. 21 Kienast 2017, 252. 22 Zonaras XII 30. 23 Cod. Just. V 52,2. 24 Wohl nicht schon dort, bei Perinth (später Herakleia), so Kienast 2017, 252, denn das Heer befand sich noch vor Nikomedien, noch auf der asiatischen Seite des Bosporus. 25 SHA. Carus 12,1. In einer Sänfte reisten Kaiser schon seit Augustus, Sueton 29; 82, so auch Diokletian: Lactanz, MP. 17,4.

323

anmerkungen zu iii 26 Monographien zu Diokletian und seiner Tetrarchie liefern u. a. Seston 1946, /Goltz  / Kuhoff 2001 und Carlà-Uhink 2019. Einzelaspekte bei Demandt  Schlange-Schöningen 2004, insbesondere Kuhoff ebd. 10 ff. In kürzerer Form behandeln die Zeit W. Seston, Diocletianus, RAC. III 1957, 1036 ff; Finley 1968; W. Enßlin, RE. VII A (1948) 2419 ff; B. Bleckmann. DNP. III 1997, 577 ff.; Rees 2004; Bowman in: CAH. XII 2005, 67 ff; Lo Cascio l .c. 170 ff; Boschung / Eck 2006. Chronologische Probleme erörtert sehr ausführlich Barnes 1982 und korrigiert dort manche seiner 1976 aufgestellten Thesen. Zum tetrarchischen System: Frank Kolb 1987. 27 Chron. Min. I 229. Als dies imperii Diokletians galt früher der 17. November 284, Seeck I 438; Stein 1928, 94. Aus zwei Papyri und Lactanz MP. 17, f. ergibt sich jedoch der 20. November, PLRE. I 254; Thomas 1999. 28 Lactanz, MP. 19,2 schreibt irrig «Maximianus» gleich Galerius statt «Diocletianus», s. u. IV Anhang und XII 4! 29 Aurelius Victor 37,5. 30 Dessau 876. 31 Hieronymus, ep. 146,1. 32 Comitiorum specie. Ammian XXVI 2,2; Symmachus, or. 1,9. 33 Ammian XXVI 1,6 f. 34 SHA. Carus 18,4. 35 Namensvarianten bei Kolb 1987, 16 f. 36 Dessau 613; 617; 620. Zur Bedeutung der Titel s. u. VII 5! 37 S. u. IV 3! 38 Lactanz, MP. 19,6: Nach der Abdankung wurde er in seine Heimat entlassen, in patriam dimittitur, nach Salona / Spalato. 39 Wilamowitz an Mommsen 19. VI. 1889. Calder III / Kirstein 2003, II 492. 40 Lactanz, MP. 19,6; Zonaras XII 32. S. u. XI 4 ! 41 Barnes 1976, 177; ders. 1982, 30; Kienast 2017, 257. 42 Epitome 39,7 und s. u. XII 6 und Anhang zu XII! 43 Eutrop IX 20; Euseb, Chron. zu 286; Chron. Min. I 643; Epitome 39,1. 44 Mommsen, Staatsrecht III 422 f. 45 Epitome 39,1. 46 E. Patsch, RE. V (1903) 1251. 47 Lactanz, MP. 9.11. 48 N. Cambi denkt an einen Geburtsnamen Diocletius, der dann in Diocles umgewandelt worden sei. Ders. In: Demandt / Goltz / Schlange-Schöningen 2004, 38 ff. 49 Clauss 1992, 34. 50 Ilias V 547 f.; Odyssee III 488; Pape / Benseler 1875, I 304 f. 51 Aurelius Victor 39,8 ; 39,29 f ; 39,36. 52 Dessau 547; Mitteilung von Manfred Clauss. 53 SHA. Probus 11,5.

324

anmerkungen zu iii 54 Cod. Just. II 13,1. Hier ist nach Otto / Schilling / Sintenis 1832 Claudius Gothicus gemeint, den Constantin 310 als echten Vorfahren ausgab. Paneg. VI / VII 2 f. 55 AE. 2015, 1076. Heute im Museum Salona. Lactanz, MP. 15,1. 56 Dessau 667. 57 O. Seeck, RE. IV (1900) 958. 58 Julia Paula, Aquilia Severa, Annia Faustina, Julia Soemias, Julia Maesa, Sallustia Orbana, Julia Mamaea. 59 Zu einem Porphyrwerk s. Delbrück 1932, 124. 60 S. u. IV 4! 61 S.u. XII 7! 62 SHA. Carus 12,2; 13,1 f; Eutrop IX 19; Aurelius Victor 39,13; Euseb, Chron. zu 286. 63 SHA. Carus 13,3–15,6, 64 Aber außer SHA. Carus 14,2 auch a. O. Sev. Al. 60,6 und a. O. Aurelian 44,4 f. 65 Tacitus, Germania 8. Veleda wurde Patronin der 1890 entstandenen Reform­ häuser. 66 Tacitus, Germania 2,5; K. Scherling, RE. VII A (1948), 1345 ff. 67 Demandt, A., Wenn Kaiser träumen. In: Ders. / Engemann 2006, 49 ff. 68 Demandt, A. (Hg.), Das Attentat in der Geschichte, 2019, 11 ff. 69 Karanos, Amyntas und Attalos. Berve 1926 sub nominibus. 70 Sueton, Augustus 17,5. 71 N. Machiavelli, Il Principe, 1513 /32, Kap. VIII. 72 Dessau 607 f. 73 S. u. III 1! 74 Aurelius Victor 39,10; Epitome 38,6; Zosimos I 73. Abweichende Einzelangaben bewogen die PLRE. I 474; 480 und – vorsichtig – Kienast 2017, 253 f. zur Annahme zweier Augusti namens Julianus zur selben Zeit im selben Gebiet, was nicht einleuchtet. 75 Epitome 39,4. 76 Talbert 2000, 21. 77 Enßlin 1930, 2493; Kienast 2017, 257. 78 Eutrop IX 20; Aurelius Victor 39, 11; PLRE. I, 181. 79 Zosimos I 73,3. 80 SHA. Carus 16 f.; kürzer Eutrop IX 19; Aurelius Victor 39,11 f. Eunap (fr. 4 = Sui­ das, Kappa 391) und Johannes Antiochenus (fr. 162) 81 FHG. IV 198. 82 Itinerarium Burdigalense 5, ed. Kai Brodersen 2016, 36. 83 Kienast 2017, 250; 310. 84 Aurelius Victor 39,14. 85 PLRE. I 452 f. 86 Aurelius Victor 39,14 f.

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anmerkungen zu iii 87 88 89 90 91 92 93 94

PLRE. I 106. Bis Juli 285 ist Carinus cos. III anzunehmen. Ammian XXIII 1,1; Chron. Min. I 229. PLRE. I 106. Chron. Min. I 66. Ammian XXV 10,11. S. u. VII 6! Kuhoff 2001, 26 f. Die Annahme eines vorausgegangenen Suffektkonsulats erübrigt sich. W. Enßlin, RE. VII A (1948) 2425; Chastagnol 1982, 93; Nixon / Rodgers 1994, 74 zu Paneg. X / II 13,4 f; Kuhoff 2001, 26. S. Anhang zu III! 95 S. u. IV 3!. Kienast 2017, 257 erwägt einen Rombesuch Diokletians in der zweiten Hälfte 285; Barnes 1982, 50 und Kolb 1987,18 folgern aus der adventus-Prägung 285 in Ticinum / Pavia eine Ankunft des Kaisers in Oberitalien ohne eine Weiterreise nach Rom, für Kuhoff 2001, 26 «vielleicht denkbar», affirmativ S. 28, skeptisch Mayer 2002, 40 und Banchich 2009, 136 zu Zonaras XII 31. Ein adventusMedaillon für einen erwünschten, aber nicht erfolgten Besuch in Rom gibt es schon auf Marc Aurel 173, Demandt 2020, 223. 96 Herodian I 6,3 ff.; Mayer 2002. 97 Paneg.  XI / III 12,2. 98 Tacitus, Historien I 4,2. 99 Halfmann 1986 sub nominibus. Zonaras XII 31. 100 Bauer 2012, 4 f. Zur Adventus-Prägung s. Anhang zu III. 101 Paneg. X / II 13,2. 102 Zonaras XII 30 f. Danach Barnes 1982, 50. 103 Maxentius 312; Nepotianus und Magnentius 350; Magnus Maximus 387; Eugenius 394; Priscus Attalus 409. 104 S. u. VI 10! 105 S. u. XII 1! 106 Constantin 315 und 326; Constantius II 357; Gratian 376; Theodosius 389 und 394; Honorius 404, 411 und 416. Elbern 1990. 107 Einen Überblick über den Grenzschutz an der Donau von Augustus bis Justinian bietet R. Ployer, Das Bollwerk des Römischen Reiches. In: Antike Welt, 1,22, 2022, 8 ff. 108 S. o. III 1 u. 5! 109 S. u. VI 1! 110 Barnes 1982, 57; s. u. IV 3 mit Anhang zu IV! 111 Für anzunehmende zwei getrennte Siege fehlt die Zeit. 112 S. u. V 2 u.11! 113 Herodot IV 21; 110; 117. 114 Strabon VII 307; Plin. NH. IV 80 f.: VIII 162. 115 Tacitus, Germania 46. 116 Herodot IV 117; Mela III 34 f.; Diodor II 44.

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anmerkungen zu iv 117 118 119 120 121 122 123

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Frag. Vat. 297 = FIRA. II 531; irrig Divi Diocletianus et Constantius intituliert. Cod. Just. IV 48,5; irrig Diocletianus et Maximianus AA intituliert. Tabula Peutingeriana V 4; M. Fluß, RE. III A (1927) 995. Barnes 1982, 50. Miller 1916, 443 f. C. Patsch, RE. III (1897) 792. Mein Itinerar verzichtet auf den unbezeugten und unmotivierten Abstecher Dio­ kletians 285 nach Oberitalien, zu dem ohnehin kaum Zeit bleibt, und beschränkt sich auf die relative Chronologie der Ereignisfolge. S. u. IV Anhang! S. u. IV 3! Ammian XXII 8,5; W. Ruge, RE. XVII (1936), 471 ff. Goltz 1902, 77 ff. Spuren des Palastes waren im September 1964 für meine Mitstipendiaten Horst Blanck, Adolf Borbein, Hermann Ament und mich vor Ort nicht zu entdecken. Dio LI 20,7. Cod. Just. VII 35,2 von 286. S. u. IV 3 und XII 4! Paneg. VIII / VI 8,7. S. u. VI 10! S. u. XII 1! Martial XII 8. S. XI 1! Chron. Min. I 148.

IV. Das Experiment der Tetrarchie anmerkungen zu iv

1 J. Vogt, Divide et impera!, die angebliche Maxime des römischen Imperialismus. In: Das Reich. Idee und Gestalt. Festschrift Johannes Haller. 1940. 21 ff. 2 Hieronymus, ep. 146.1 exercitus imperatorem faciat. 3 Dio LXXI 1,1; Festus 21; Eutrop VIII 9; Aurelius Victor 16,3; Ammian XXVII 6,16. 4 So bei Maximinus Thrax, Philippus Arabs, Decius, Tribonianus Gallus, Valerian, Gallienus, Tetricus und Carus mit ihren jeweiligen Söhnen. 5 SHA. Marcus 19,12. 6 S. u. XIII 3! 7 Tacitus, Historien I 15,2. 8 Dio LXVIII 3. 9 Plinius, Paneg. 94,5. 10 Ammian XXVI 4,2. 11 Plinius, Paneg. 7,6; 94,5. 12 S. u. XII 5! 13 Lactanz, MP. 26,6; Euseb. VC. 9; 21; Julian 77 C; 275 C; Libanios, or. 18,181; Prokop, Bellum Persicum I 11,18.

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anmerkungen zu iv 14 Demandt 1995, 605 f. 15 Modern: Kim, Gandhi, Kennedy. 16 Gemeint sind die Alamannen und Franken. Der Name «Goten» für Westgermanen im 4. Jahrhundert beweist ein griechisches Original hinter der allein über­ lieferten lateinischen Übersetzung. 17 Junior E 58. 18 S. u. VI 1! 19 Dessau 616. S. o. III 7 und VI1! Ich folge im wesentlichen der Chronologie von Enßlin 1930, 2493 ff. Zu den Gegenentwürfen von Barnes, Kolb und Kuhoff s. Anhang zu IV! 20 Paneg. XI / III 1,1; 2,2; 19,1 u. 3; irrig W. Enßlin, RE. XIV, 1930, 2487 nach Seeck; dagegen richtig Nixon 1981; Nixon / Rodgers 1994, 81. 21 Acta Marcelli 2; Musurillo 1972, 250 ff.; s. Anhang zu IV! 22 Kienast 2017, 262. Maximian starb 310 als sexagenarius, Epit. 40,11, also «mit 60 Jahren» oder «in den Sechzigern». 23 S. o. III 6! 24 PLRE. I 316; 407 f. 25 Sozomenos II 4,6. 26 Orosius VII 25,2; s. u. VI 1! 27 Paneg.  VII / VI 4,2. 28 Ovid, Fasten IV 1 ff.; Divjak / Wischmeyer, 2014, I 208. 29 Chron. Min. I 229; danach W. Enßlin, RE. XIV (1930), 2492 und ders. RE. VII A (1948) 2427; Kienast 2017, 257; 262. Die Inskriptionen der Gesetze des Codex Justinianus machen irrig Maximian schon Ende 284 zum Mitaugustus! 30 Frag. Vat. 271 = FIRA. II 522. 31 So die Papyri, Kuhoff 2001, 35, anscheinend auch Dessau 616, 32 Eigentlich hätte Maximian als Caesar seit Sommer 285 schon 286 sein erstes Konsulat erhalten müssen, aber vermutlich hatte Diokletian die Konsuln für 286 schon bestimmt, zwei Senatoren, die er mit Rücksicht auf das Hohe Haus nicht zurücksetzen wollte. 33 S. u. VI 3! 34 Barnes 1987, 51; 57. Er läßt den Ort im Osten offen. 35 Kent / Overbeck / Stylow 1973 Nr.  580. 36 S. u. VII 6! 37 Paneg. X / II 13,2. 38 S. u. XII 1! 39 So wie bei Marc Aurel, Demandt 2020, 223. 40 Ebenso Julian auf einer Elefantenquadriga bei seiner Apotheose, Konsulardiptychon im Britischen Museum. Delbrueck 1929. Abbildungen bei Wienand 2012, Nr. 12; 13; 22; 23; 111; 112. 41 Plinius, NH. VIII 4.

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anmerkungen zu iv 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

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SHA . Alexander 57,4; a. O. Gordian 27,9.

Chron. Min I 148. Juvenal XII 107 f. Demandt, Privatleben 1997, 170 ff. S. u. VI 6; VIII 1! Ein ähnliches Stück aus einem Schatzfund von 1922 aus Arras bei Weitzmann 1979, 38 f. Cod. Just. IX 9,19. Paneg.  XI / III 6,3; 7,2  ff. Paneg. VII / VI 9,2; Lactanz, MP. 8,1; Eutrop IX 27; Aurelius Victor 39,28 f. Aurelius Victor 39,36. Liebs 2004, 89. Weniges blieb erhalten: FIRA. II 463 ff.; Liebs 1987, 36 ff.; ders. in: Herzog 1989 62 f. S. u. IV 7! S. u. VII 2! Dessau 634; 659. CTh. XIII 10,2. Diokletian erscheint in seinem ersten sicheren Konsulat 285 als cos. II, in seinem zweiten 287 als cos. III neben Maximian als cos. I. Das erste Konsulat Diokletians zählte wie üblich vom Regierungsantritt bis zum Jahresende, hier vom 20. November bis 31. Dezember 284, vielleicht als Suffektkonsulat (so Barnes 1982, 93) oder er bekleidete ein solches schon 283, wie es das Chronikon Paschale (Chron. Min. I 229) verzeichnet. Offenbar hat Diokletian dies dann, ähnlich wie Anicius Faustus cos. II 298, mitgezählt. Kolb 1987, 105; Mayer 2002, Tafel 37. Apollodor III 126. Männer schwuren edepol, Frauen mecastor. Zur Bedeutung des erstgeborenen Zwillings vgl. Genesis 38,28. Paneg.  XI / III 13,2. Zum Wandel des Begriffs: Vollmer 1991. H. Leppin in: Boschung / Eck 2006, 13 ff. Mommsen, KG. 150. Mommsen, KG. 150; 435. Arrian III 18,5. Strabon XII 567. Mt. 14,1; Lk. 3,1; Apg. 13,1; Josephus, Bellum I 12,5; II 6,3. Lactanz, MP. 18,5. Ammian XIV 11,10. Paneg.  XI / III 8,1  f. Nixon / Rodgers 1994, 93. W. Enßlin, RE. XIV (1930), 2590. Paneg. VIII / V 2,2; 3,1; Lactanz, MP. 35,4.

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anmerkungen zu iv 74 Seeck 1895, 453; Enßlin, RE. XIV (1930), 2518; ders. RE. VII A (1948), 2436; Jones 1964 I, 39. 75 O. Seeck, RE. IV (1900) 1041: Kolb 1987, 72; Kienast 2017, 269. 76 S. u. Anhang zu IV! 77 Paneg.  VIII / V  3,1. 78 War das Dienstag, ein Dies Martis, dann kann das nicht geplant gewesen sein, denn der 1. März war gewählt worden, gleichgültig auf welchen Wochentag der fiel. Anders Kolb 1987, 80 f. 79 Julian 340 A; Divjak / Wischmeyer 2014, I 207. 80 Paneg.  VIII / V 4,4 mit Nixon / Rodgers 1994. 81 P. L. Schmidt in: Herzog 1989, 166 f. 82 Paneg. VIII / V 3,1. Das Jahr der Rede 297 oder 298 erörtern Nixon und Rodgers 1994, 105 f. 83 Kienast 2017, 264. 84 Euseb. HE. VIII App. 4; Dessau 640; 641; 642; 4145. 85 S. Anhang zu IV! 86 Dessau 636 ff.; 4145. Die Vornamen, praenomina, kamen außer Gebrauch und wurden verschieden hinzugefügt. 87 289 war Maxentius ein künftiger Schüler: Paneg. X / II 14,1. 88 Zonaras XII 31. 89 Lactanz, MP. 18,13. 90 S. u. V 3! XI 10! 91 Dessau 642. 92 Paneg.  VIII / V  8,1. 93 Maleachi 3,20; Dessau 631–633; Lactanz MP. IX 9; Paneg. VII / VI 14,3; X / II 11,6; Himerios fr. 1,6; Kolb in: Demandt / Goltz / Schlange-Schöningen 2004, 27 ff. Castritius 1969, 25 ff.; Wallraff 2001. 94 Paneg.  XI / III 7,3. 95 Zu den Papyri: Maresch in: Boschung / Eck 2006, 75 ff. 96 Aurelius Victor 39,28; Orosius VII 26,6; Paneg. X / II 9,2; XI / III 6,3. S. u. IV 7! 97 Ev. Joh. 10,30. 98 Ev. Mt. 24,36. Das höhere Alter Gottvaters wurde von den Arianern festgehalten, aber im nicänischen Credo sind Vater und Sohn gleichursprünglich, beide ewig. 99 S. u. IV 7! 100 Aurelius Victor 39,25; Epit. 39,2; 40,12; Hieronymus, Chron. zu 292. Nach Origo 2 und Philostorgios II 16 war Theodora dagegen eine leibliche Tochter Maxi­ mians, so auch Barnes 1982, 33. Zum Datum der Hochzeit: O. Seeck, Constantius, RE. IV 1, 1900, 1041; König 1974, 574; Barnes 1982, 126. 101 Euseb, Chronik zu 306: concubina, ebenso Zosimos II 8,2; 9,1. Offiziell uxor: Origo 2.

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anmerkungen zu iv 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128

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Eutrop IX 22; Aurelius Victor 39,25; Epitome 39,2. Euseb, Chronik zu 292. Sueton, Tiberius 7. Aurelius Victor 40,10; Ammian XIX 11,4; Dessau 8932. Der Festredner Eumenius spricht um 300 von Imperatores et Caesares. Paneg. IX / IV 15,2. Aber Chron. Min. I 229 zu 286 impliziert einen imperator iunior. S. u. V 7! Paneg.  VIII / V  1,3. Paneg.  VIII / V 4,1  f. Julian 18 A. Epitome 40,15 ff. SHA . Aurelian 39,7; Lactanz, MP. 9,2. S. u. XI 9! S. u. IX 6! Epitome 40,15 f.; Lactanz, MP. 22,4. Aurelius Victor 39,28. FHG . IV S. 198. Julian 348 D. Die Väter waren Halbbrüder und Söhne von Constantius Chlorus. S. Stamm­ tafel! Julian 6 D: 50 C. Libanios, or. XVIII 7. Sueton, Vespasian 12. Paneg. VI / VII 2,1 ff. Demandt 2021, 52 ff. SHA . Carus 18,5. Mt. 1,1 ff.; Lk. 3,23 ff. Eutrop IX 22,1; Origo 2; SHA. Claudius 13,2; Theophanes AM. 5814; Nixon / Rodgers 1994, 219 f. Julian 6 D; 51 C; 52 A, geschrieben noch unter Constantius. Später hat Julian die Fiktion aufgegeben: 348 D; aber wieder 336 B; Origo 2. Nach Paneg. X / II 11,4 bekleidete Constantius ein oder das (?) potissimum offi­ cium unter Maximian. Nixon / Rodgers 1994, 70 f.; Origo 2 ohne Hinweis auf die Präfektur (so auch PLRE. I 228; 407); dafür jedoch O. Seeck, Constantius, RE. IV 1, 1900, 1040 f; ebenso Barnes 1982, 125 f.; anders zu Recht Barnes 2011, 40 f. S. Anhang zu VII! Praxagoras aus Athen, um 330 /340, bei Photios, cod. 62; Aurelius Victor 39,30. Zum spätantiken Trier: Heinen 1985, 266 ff. Eboracum / York war keine Kaiserresidenz, sondern ein befestigtes Legionslager und Zentrum von Britannia Inferior. CIL. XIII 6372; Trier 1984, Nr. 27 S. 96. Die Zuordnung von Spanien ist umstritten. Julian (51 D), Aurelius Victor (39,30) und Orosius VII 25,15 (pace Zangemeister) weisen es Constantius zu, während

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anmerkungen zu iv

133 134 135 136 137 138 139 140 141 142

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Lactanz (MP. 8) es dem Herrschaftsbereich Maximians zurechnet. Daß Lactanz Recht hat, zeigt Barnes 1982, 197. Constantius erhielt Spanien 305. Kähler 1957. S. u. XI 5! S. u. XI 2! S. u. XI 3! S. u. V 3 und 7! S. u. XI 8! Zum Datum des Triumphs: Barnes 1976, 180. S. u XII 1! S. u. XI 1! Die Reskripte, die Maximian im Westen erteilt hat, sind nicht in den ‹Codex Justinianus› eingegangen. Die wenigen erhaltenen stammen überwiegend aus den ‹Fragmenta Vaticana› (FIRA. II, 463 ff ). Mommsen 1860, I 265; Liebs 1983, 508; Corcoran 1996 /2000, 272 f. Paneg. X / II 9,1; XI / III 4,2; 11,1. Lactanz, MP. 17,1; Paneg. VII 8,7 f; Eutrop IX 27; Euseb, Chronik zu 304; Kolb 1987, 145 ff. Diese Tendenz bei William Seston 1946 und Timothy Barnes 1981 skizziert Frank Kolb 1987, 3 ff. und moniert sie. S. u. XII 5! Kent / Overbeck / Stylow 1973 Nr.  580. Delbrueck 1932, 84 ff. S. u. VII 3! Maria R.-Alföldi 1999, 147 f.; für die zweite Tetrarchie wäre die Zeit zu kurz. Die auf dem Fundort Konstantinopel beruhende Deutung auf Constantin als Ur­ heber ist ausgeschlossen, weil die Tetrarchie für ihn kein Thema war, und die dort zusammengetragenen Kunstwerde allein nach ästhetischen Kriterien aus­ gesucht waren. Euseb, Chronik zu 330. Vegetius I 20,18 f. ex pellibus. Der normale pilleus oder pileus war eiförmig. Fischer in: Boschung / Eck 2006, 124. Erkennbar auf Tafel II. Preger 1901 / 07, 177; W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls, 1977, 297; Effenberger 2013. Die Annahme Delbruecks 1932, 90 einer Herkunft aus Akkon hat sich erledigt. Hieronymus, Chronik zu 330. Preger 1901 / 07, 69 f.; 189 ff. So Marianne Bergmann bei Demandt / Engemann 2007, 66; Kuhoff 2001, 582; 632 und Kolb 2001, 50. Die übliche Deutung der Tetrarchengruppe verwirft Effenberger 2013 und stellt auch die alternativen, bis in die Zeit nach 800 reichenden Hypothesen in Frage.

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anmerkungen zu iv 157 Delbrueck 1932, 91 f.; Helbig I Nr. 470 (Helga von Heintze); Kuhoff 2001, 586; Abb. bei Kuhoff in: Demandt / Engemann 2007, 55 und Marianne Bergmann a. O. 65. 158 S. u. VII 3! 159 Köpfe exorcised with a cross ohne Nasen bietet Del Bufalo 2018, 80 f. Zum reli­ giösen Vandalismus der Christen: Demandt 1997, 113 ff; 148 ff. 160 Kalavrezou-Maxeiner 1975; Deckers 1983, 267 ff.; Kuhofff 2001, 629 ff.; Boschung 2006, 369 ff. 161 S. o. V 9! 162 Der bei Deckers 1983, 268 wiedergegebene Erhaltungszustand war 1990 weiter dezimiert. 163 Der Kopf Maximians wurde nach der damnatio memoriae durch Constantin 310 ausgekratzt. 164 Entweder trugen sie Kaiserstatuen oder einen Baldachin, so Kalavrezou-Max­ einer 1975, 230 ff. Diokletian auf dem Thron darunter hätte das Kaiserbild in der Apsis verdeckt. Denkbar wäre ein leerer Thron. 165 Zu den einzelnen Schmuckelementen s. u. VII 3! 166 Deckers 1983, 267 ff. Dort auch Skizzen und Grundriß; Boschung 2006, 369 f. 167 Annales du Service des Antiquités d’Égypte 34, 1934, 30; PLRE I unter Reginus. 168 So in Rom mit dem Fünfsäulenmonument auf dem Forum und dem Arcus Novus über der Via Lata (s. u. XI 1!) sowie noch auf dem Quirinal (Dessau 643), in Naissus / Nisch (Ganz ähnlich die Gruppe in Venedig, Stutzinger 1983, 409 f.), sodann über dem Nordtor von Spalato, am Osttor von Romuliana, vor dem Jup­ pitertempel in Salona, in Thessalonica auf dem Galeriusbogen (Boschung 2006, 363 f.), in Ephesos prominent vor dem Hadrianeum (Die Basis für Maximianus wurde unter Theodosius durch eine für seinen gleichnamigen Vater ersetzt.), in Alexandria (s. V 10!) und in Antiochia. Das gewaltigste Tetrarchendenkmal stand in Gerasa, dem jordanischen «Pompeji»: sechzehn Porphyrsäulen von zehn ­Metern auf vier hohen Podesten (Eck 2006, 330). Weitere Beispiele finden sich in Arae Philaenorum an der Grenze zwischen Libyen und Africa Proconsularis und im numidischen Macomades (Dessau 644). Thiel 2006. 169 W. Thiel sowie W. Eck 2006. 170 S. u. XI 9! 171 Das Fehlen des Galerius könnte auf der Namensgleichheit von Maximianus (Herculius) und Maximianus (Galerius) beruhen, auf einer Haplographie. Korrekt aber wäre Maximianus Galerius hinter Constantius zu nennen gewesen. 172 Pekary 1985, 102 f. mit Literatur. 173 Anders nur bei Widmungsinschriften im Dativ. 174 Dessau 642. 175 Dessau 640.

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anmerkungen zu v 176 177 178 179 180

Eck 2006, 333 ff. Wienand 2012, Bildtafeln Nr. 15 u. 16. S. u. XI 8! Lactanz MP. 42; Euseb HE. VIII 13,15; ders. VC. I 47,1. Dessau 630; 633; 634, 636; 637, 644; Pekary 1985, 68 f; 110; zu Daia in Sharkamen s. u. XI 9!

V. Die Kämpfe im Osten anmerkungen zu v

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Ammian XIV 8,5. Xenophon, Anabasis III 5,15 f.; Strabon XV 3,4. Dessau 517; Alföldi 1935, 217; 235 f. Cicero, De officiis II 27; Huyse 2006, 3, nach den Münzen. Ammian XVII 5,5. S. o. II 2 u. 3! S. o. III 1! Festus 25 mit Eadie 1967, 146 ff; Enßlin 1942; Christensen 1944, 233; Barnes 1976, 182 ff. Paneg. XI / III 17,2. Die von der PLRE. verwendete Namensform Vararanes ist latinisiert aus der bei Agathias und Zonaras gebrauchten Schreibweise Ouraranēs (nach syrisch Warahran, Nöldeke 1879, 46 und in den persischen Märtyrerakten; O. Braun, BKV. 22, 1915, 170) oder Ouaranēs. Für diese letztere Namensform sprechen Menander fr. 17 Bl.; Schwartz, Acta II 1,3 S. 69 Z. 20 und II 5 S. 60 Z. 27;’W. Enßlin 1942,9; ders., Wahram, RE. VII A (1948) 2078 ff. Paneg. X / II 9,2; 10,6 f. mit Nixon / Rodgers 1994, 68 f; Paneg. VIII / V 10,4; Winter 1988, 130 ff.; W. Enßlin, RE. VII A (1948) 2429 und Barnes 1982, 51 denken an 287. Frye 1984, 305 läßt das Datum offen. Zwischen August 286 und Sommer 288 in Raetien ist kein Aufenthaltsort bezeugt. Demandt, Privatleben 1997, 169. Josua 19,35. Ev. Lukas 23,7. Ammian XXIII 5,1 ff. S. u. V 12! S. o. III 6! Paneg. XI / III 5,4; 7,1; 16,1; sarmaticus max. ii von 289. S. u. VI 4! CIC. II 494 f. Paneg. XI / III 4,2; 5,4; 7,1 von 291. Ammian XXII 15,2. Ammian XIV 4; XXIII 3,8; 5,1; XXV 6,9 f; XXXI 16,5 f. Paneg.  XI / III 5,4. Paneg. VIII / V 21,1 von 297. Dessau 618; Enßlin 1942, 17; anders Kienast 2017, 259.

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anmerkungen zu v 24 Zu Unrecht bestreitet Wiesehöfer 2007, 164 den Charakter des Zuges als «Strafexpedition». 25 Paneg. VIII / V 3,3; XI / III 6,6; Enßlin 1942, 20 ff. 26 Zonaras XII 21. Asdourian 1911, 136 ff; Chaumont 1969, 93 ff. Das Zeugnis des Agathangelos bestreitet Kettenhofen 1995, 52. 27 Paneg.  XI / III 4,2. 28 S. u. VI 4! 29 Cod. Just. VIII 48,5. 30 Cod. Just. III 34,8. 31 Cod. Just. I 23,3; VII 35,4; IX 2,11. 32 Arrian II 15 ff. 33 W. Ruge, RE. III A (1948) 1900. 34 Barnes 1982, 50; Kuhoff 2001, 60. 35 Ohne Datum Rabello 1984, 158 ff. Vgl. IX 7! 36 Cod. Just. X 50,1. S. u. VIII 10! 37 S. o. IV 4! 38 CIC. II 495; Barnes 1982, 52; 62; s. o. Anhang zu IV! 39 Tabula Peutingeriana VIII: «Berone», Miller 1916, 590; Itinerarium Antoninum ed. Löhberg 2006, II Karte 22.3. 40 Barnes 1982, 52 f. 41 Chron. Min. I 230 zu 295. 42 Paneg.  VIII / V  5,1. Nixon / Rodgers 1994, 115. 43 S. u. V 11! 44 Origo 32. 45 PLRE. I 957 ff. 46 Ammian XVI 10,20; XVII 12,1; 12,17 ff.; XXIX 6,14 f. 47 Tacitus, Germania 37,2. 48 Mit dem Aufenthalt in Transmarisca am 18. Oktober 294 werden Befestigungen dort verbunden. Vagalinski / Petkov in Vulic 2006, 105 ff. 49 Barnes 1982, 53 f. 50 Seltsam ist die Ortsangabe Trimontium, es ist der von Plinius verwendete Name von Philippopolis. Plinius, NH. IV 41; Cod. Just. VI 20,14. 51 Cod. Just. V 22,3. 52 SHA. Probus 18,1; Zosimos I 71,1. 53 Eusebius, Chronik zu 295. 54 Chron. Min. I 230 zu 295. 55 Ammian XXVIII 1,4. 56 Barnes 1982, 257. 57 Paneg. VIII / V 10,4; L. Schmidt 1941, 223; Enßlin 1942, 18. 58 Ammian XXII 23. 59 Braunert 1964.

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anmerkungen zu v 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77

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MacMullen 1966, 265. Hieronymus, Chronik zu 375. Strabon XVII 786; 819. Theokrit VII 114. S. o. V 2! Chronicon Paschale S. 505 Bonn. SHA . Aurelian 33,4; a. O. Firmus 3,3 ; Zosimos I 61,1 ; kritisch Udo Hartmann 2001, 403. SHA . Probus 17,2 u. 6; Zosimos I 71,1. Dessau 617; ND. or. 31,58. Nixon / Rodgers 1994, 115 zu Paneg.  VIII / V  5,1. Vgl. Zonaras XII 31; Cedrenus I 467; Theophanes zu 282. K. Sethe, RE. III (1897) 731, Plinius NH. II 183; VI 101 ff.; 168; Brodersen 2021, 29; 45. 1. Könige 9,28; Jesaja 13,12. Aelian, Natura Animalium VII 18; H. Kees, RE. XI (1932), 1368. Nixon / Rodgers 1994, 116. W. Enßlin, RE. XIV /1930) 2520 denkt an Sirmium, doch ist das mit dem Itinerar des Galerius nicht vereinbar. Paneg. VIII / V 5,2 mit Nixon / Rodgers 1994, 115 f. Zonaras XII 31 schreibt das ­Diokletian zu, doch er ist damals im Donauraum nachzuweisen. CIC . II 495 f. Die Chronik Eusebs nennt die Rebellion 293 und die Zerstörung 294 zusammen unter 293 /294. ND. or. 31, 29 u. 48. Baedeker, Ägypten 1928, 387; s. o. VII 3! Hierokles 731,11. Hierokles 732,3; H. Kees, RE. XIV (1930) 2484 f.; Baedeker, Ägypten, 1928, 224 f.; 387; Talbert 2000, 80. ND. or. XXXI. Barnes 1982, 62. Das am 1. Mai 295 in Damaskus von den Augusti und den Caesares datierte Gesetz Cod. Just. V 4,17, zitiert in der Collatio VI 4, ist in Diokletians Itinerar nicht einzufügen, da er nahe der Donaumündung mit den Carpen zu tun hatte. S. o. V 2! Den Siegerbeinamen persicus max. 295 versehen Barnes 1982, 255 und Kienast 2017, 259 mit einem Fragezeichen. Er paßt in kein Kaiser­ itinerar. Hierokles 720,10. Talbert 2000, 69. Baedeker, Palestine and Syria, 1898, 193. In Sakkaia / Shakka S. 197 findet er nichts. Euseb. HE. VIII 17,3; Kienast 2017, 274. Cod. Just. V 4,17. Die Ortsangaben nach CIC. II 494 ff.

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anmerkungen zu v 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98

Nöldeke 1879, 50;435. Lactanz MP. 9,5 Ammian XXIII 5,11. 1. Mose 11,31 f. Plutarch, Crassus 25 ff. F. H. Weißbach, RE. X (1919) 2014 ff.; Segal 1970, 110 f.; Wiesehöfer 2007. Winter 1988, 152 ff; J. Sturm, RE. XVII 1 (1936) 734 ff. S. u. V 7! Zum Datum: Barnes 1976, 182 ff. Stein 1928, 119; Klein 1997, 278; Carlà-Uhink 2019, 88; Schlange-Schöningen in: Demandt / Goltz / Schlange-Schöningen 2004, 178. 99 Seston, REA. 42, 1940, 515 ff., so schon Enßlin, RE. XIV, 1930, 2522, doch anders ders. RE. VII A (1948) 2442. Kritisch Eadie 1967, 148; Kolb 1995, 24; Skeptisch mit langer Forschungsdiskussion Kuhoff 2001, 172. 100 Festus 25; Eutrop IX 24; Ammian XIV 11,10; Orosius VII 25,9. Danach die numerisch überwiegende Forschungsmeinung seit Gibbon 1781, I 13 ed. Milman II 142. 101 Ammian XIV 11,11 ff. 102 Barnes 1982, 54. 103 Seston 1946, 169. Zum Zusammenhang mit dem Adventus-Zeremoniell: Castritius 1971, 365 ff. 104 Sabinus Massurius bei Gellius V 6,21; vgl. Perperna bei Florus II 7,8. 105 So Bleckmann, DNP. 3, 1997, 538; ders., DNP. 4, 1998, 758. 106 SHA. Marcus 16,2. 107 Sueton, Caligula 26. 108 Nach Kuhoff 2001, 171 wegen des nahen Winters. 109 Ammian XXIV 1,6 ff. nennt die Festung «Anatha». 110 S. o. V 2! 111 Jordanes, Getica 110. 112 Zonaras XII 31. 113 Aurelius Victor 39,34; Eutrop IX 25; Festus 25; Enßlin 1930, 2443. 114 Zonaras XII 31. 115 Eutrop IX 25; Aurelius Victor 39,35. 116 Lactanz, MP. 9,7. So schon Sapor I in Pompeiupolis, s. o. II 3! 117 Arrian II 11,10; 12,3 ff.; Eutrop IX 27; Festus 25. 118 Ammian XXIII 5,11. 119 S. Anhang zu V! 120 Josua Stylites 7 mit A. Luther 1997 z. St. 121 Von Trajan 114 erobert, dann wieder parthisch, 162 erneut römisch und wieder verloren. 233 wiederum römisch, 237 persisch, 243 römisch, 244 persisch, 262 römisch, dann abermals persisch und 298 zurückgewonnen.

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anmerkungen zu v 122 Im Kalender des Polemius Silvius von 449. Divjak / Wischmeyer 2014, 228; 243. S. Anhang zu V! 123 S. o. II 2! 124 Petr. Patr. fr. 13 = FHG. IV 188 f. 125 Theophylaktos Simokattes IV 11, Bonn S. 189. 126 Vergil, Aeneis VI 853: «Die Unterworfenen schonen und die Übermütigen niederkämpfen», hier griechisch: pheidesthai tōn hypēkoōn, katagōnizesthai tōn antitattomenōn. 127 Mayer 2002, 59; Tafeln 2–9. 128 Festus 25; Malalas XII 39. 129 S. u. V 8! 130 Eutrop IX 27; Euseb, Chronik zu 304; Chron. Min. I 447; Zonaras XII 31; zu Germanicus: Strabon VII 291. 131 Ammian XXII 16,7. 132 Haas 1997, 42. 133 Demandt 2020, 243. 134 Dio LXXVIII 22. 135 Zosimos I 44 f; SHA. Claudius 11,1 f; a. O. Aurelian 28,4. 136 SHA. Firmus 5,4; Clauss 2003, 219. 137 SHA. Aurelian 45,1; 47,1. E. Groag, RE. V (1903) 1397. 138 Achilles Tatius III 9 ff. 139 Heliodor IX 16 ff. 140 SHA. Marcus 21,2; SHA. Cassius 6,7 ; Dio LXXII,4. 141 Jones 1964, 61 f. S. u. VIII 3 ! 142 S. u. VIII 1! 143 E. Ritterling, RE. XII (1925), 1487 ff. Zu den Truppen in Ägypten: Enßlin 1942, 55 ff. 144 Barnes 1982, 11 f.; Kuhoff 2001, 185 ff.; Clauss 2003, 238 ff. 145 Kolb 1995, 25. 146 Kuhoff 2001, 190. 147 Aurelius Victor 39,23; Seston 1946, 143 ff.; J. Schwartz 1975; Elbern 1984, 11; Kolb 1995,25. 148 Aurelius Victor 39, 38; Eutrop IX 23 octavo fere mense; Euseb, Chronik zu 298 octavo obsidionis mense. Die «ungefähr acht Monate» beziehen sich nicht auf die Dauer der Belagerung durch Diokletian, sondern auf die Zeit der Herrschaft der beiden Rebellen, vgl. Enßlin 1942, 33. Kolb 1995, 26 f. nimmt freilich an, der Kaiser habe acht Monate lang vor der Stadt gelegen, von August 296 bis April 297. Bei der Einnahme Alexandrias im April 297 (S. 26), aber vor dem 16. beziehungsweise 31. März (!, S. 27) sei Achilleus nicht getötet worden, sondern nach Südägypten entflohen und habe die Revolte fortgesetzt, während Diokletian nach Antiochia zurückgekehrt sei und von Nisibis aus in Mesopotamien operiert

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anmerkungen zu v

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154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170

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habe. Im Januar 298 war der ägyptische Aufstand in Abwesenheit Diokletians überall niedergeschlagen. Nach dem Frieden von Nisibis im Herbst 298 geht Diokletian laut Kolb im November / Dezember 298 ein zweites Mal ins nun befriedete Ägypten, nach Panopolis im Süden, kehrt gleich wieder um und trifft Anfang Februar 299 Galerius in Antiochia. Das sind seit August / September 296 fünf Reisen: Antiochia – Alexandria – Antiochia – Nisibis – Panopolis – Antiochia, eine Marschleistung des Heeres – der Kaiser fährt – von Luftlinie 6200 km. Schwer vorstellbar. 296 /297 aber war Diokletian an der unteren Donau und in Syrien. Paneg. IX / IV 21,2. Zum unsicheren Datum der Rede: Nixon / Rodgers 1994, 148. Eutrop IX 23. S. u. IX 3! Malalas XII 41. Zur Topographie: O. Puchstein, RE. I (1893) 11379 f; s. u. IX 12! Constantin, Ad Sanctos 16,2; Euseb, VC. I 19,1. Barnes 1982,55 verbindet die Begegnung mit Diokletians Reise nach Alexandria 301 /302, doch führte die nicht nilauf. S. Corcoran in: Boschung / Ecke 2006, 31 ff. Deckers 1983, 267 mit Plan. Zum Sacellum mit den Fresken s. u. IV 7! Baedeker, Ägypten, 1928, 346 und 151 f. Mond / Myers 1934 II 18 f.; 34; III Nr. 19: Belcaguy 1974. Freundliche Hinweise von Wolfgang Schenkel. Hölbl 2004, 532. Inschriften nennen die Kaiser auch in absentia. S. u. XII Anhang. Macrobius I 21,20; Strabon XVIII 817. Tacitus, Germania 42,2. Prokop, Bellum Persicum I 19,33. Ausführlich mit Plänen: Baedeker, Ägypten, 1928, 379 ff. Dittberger OGIS. II 719; Lewin 1991, 58; 98. Prokop, Bellum Persicum I 19,34 ff. Cod. Just. VIII 53,24. Eutrop IX 25. Aurelius Victor 39,36. FHG . IV S. 198. Petros Patrikios fr. 14 = FHG. IV S. 189; er verlegt die Stadt an den Tigris, der jedoch über 60 Kilometer weiter östlich floß. M. Streck, RE. Suppl. I (1903) 154; Enßlin 1942, 40; Kuhoff 2001, 178. Berve 1926, II 91 f.; Frye 1984, 163. Ammian XXIII 6,39; Strabon XI 13,3; Plinius, NH. VI 42. F. H. Weissbach, RE. VII (1910), 887; Ostrogorsky 1963, 71. Bundehesh 17 nach Justi 1868, 23; Tansar-Brief nach J. Rypka, Iranische Lite­ raturgeschichte, 1959, 46.

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anmerkungen zu v 175 Nöldeke 1897, 100; Encyclopedia Iranica X 2000 s. v. Ganzac; Roemer 1994, 6; Talbert 2000, 90; Gyselen 2019, 32. 176 Festus 14. Die Namen der Landschaften variieren bei Ammian XXV 7,9 und ­Petros Patrikios a. O.; W. Enßlin, RE. VII A (1948), 2444. 177 Miller 1916, 738 ff. 178 Ammian XXV 7,9. 179 Josua Stylites 7; Luther 1997, 96 f. 180 Ammian XXV 7 f. Daß der Tigris Grenze geworden sei, so nach Petros Patrikios a. O. Frye 1984, 308, beißt sich mit Lage der genannten Gebiete, der Annexion der regiones Transtigranes. Ammian XXV 7,9. 181 Petros Patrikios a. O. 182 Ammian XIV 3,3. 183 Enßlin 1942, 50. 184 Petros Patrikios a. O. 185 Agathias III 15,2. 186 Frye 1984, 308. 187 Sozomenos II 8,1. Zum Datum: Kettenhofen 1995, 163; Seibt 2002, 125 ff. Frye 1984, 308 setzt die conversio auf «about 303». Für den vorchristlichen Zervanismus der Armenier sprechen die Feueraltäre, die unter armenischen Kirchen gefunden wurden: Nigosian 1978. 188 Euseb, HE. IV 46. 189 Faustus III 12 f.; 17; IV 4. 190 Harnack 1924, 751; Grousset 1947, 121 ff. Zum angeblichen Krieg der Bosporaner gegen Diocletian: Gajdukevic 1971, 478 f. 191 Die übliche Datierung des Friedens auf 298, Kuhoff 2001, 178, läßt keinen Zeitraum für Diokletian in Oberägypten 298. Ich folge der Chronologie von Barnes 1982, 55; 63. 192 Julian 20 D; Eadie 1967 zu Festus 26. 193 O. Seeck, RE. IV (1900), 1045. 194 Plinius, NH. VI 117; Talbert 2000, 89. 195 Ammian XVIII 7,9; 9,1; ND. or. 36,22. 196 Malalas XII 47; XIII 12. Zu den tetrarchischen Umbenennungen s. u. XI 10! 197 S. u. XII 1! 198 S. u. IX 6! 199 S. u. V 11! 200 Cod. Just. IX 21,1; VII 22,2; III 28,25. 201 Zurückgerechnet von den zu 328 und 364 bezeugten Spielen nach dem Vierjahresturnus. Libanios, ep. 1399 Förster mit Fatouros / Krischer 1980, 356 f. Nach Malalas XII 44 besuchte Diokletian die Spiele «aus Ägypten kommend». Dies wäre Ende 298. Aber 299 war Diokletian zunächst in Nisibis. 202 Libanios, Antiochikos 268; Hahn 2013.

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anmerkungen zu v 203 Malalas XII 3–10. 204 Malalas IX 20. 205 Malalas X 27. Die Gladiatur endet 328: Fatouros / Krischer 1980, 96 ff. ; 356 ff. 206 SHA. Marcus 25,9; Demandt 2020, 242 ff. 207 Dio XXIV 7 f. 208 SHA. Septimius IX 4,4. 209 Malalas XII 38; 44; Libanios, Antiochikos 269; Marek 2010, 410 ; 437. 210 Fatouros / Krischer 1992, 269  ff. 211 S. u. XI 3! 212 Malalas XII 6 f. 213 Alföldi 1935, 230. 214 Malalas XII 44 beruht auf Augenzeugnis, vermutlich des genannten Domninus, doch ist die Chronologie verwirrt. 215 S. u. XI 7! 216 S. u. VIII 4! 217 Cod. Just. X 54. 218 S. u. VIII 6! 219 S. u. X 7! 220 S. u. IX 3! 221 Prokop, Anekdota 26,41; vgl. Euseb, HE. VII 21,9. 222 Chron. Min. I 290. Dubios ist dort der Zusatz des Barbarus Scaligeri zu den Consularia Italica aus dem 7. Jahrhundert. Die verhunzte Konsulatsangabe, nach den Augsusti: Constantin (lies Constantius) und Maximus (lies Maximianus) zum 9. Mal, also 307; nach den Caesaren (gemeint Constantius und Galerius) zum 4. Mal, also 302, bezieht Mommsen auf 302. Es heißt, in jenem Jahre habe Diokletian die Kirchen Alexandrias zerstört, viele Bekenner getötet und den ­Patriarchen Petrus am 25. November köpfen lassen. Die Christenverfolgung begann aber erst am 24. Februar 303, zudem bezeugt das Chronicon Paschale 514, gleichfalls aus dem 7. Jahrhundert in Konstantinopel, daß Petrus mit vielen Märtyrern im 9. Jahr der Verfolgung, also 311 umgekommen sei. Der Aufenthalt des Kaisers im Herbst 302 in Antiochia bei Barnes 1982, 55; 124 entfallt, da der Romanusprozeß, bei dem Diokletian anwesend gewesen sein soll, so Euseb, Mart. Pal. 1, nach dem Christenedikt vom 24. Februar 303 stattfand. S. Anhang zu VII! 223 Lactanz, MP. 10,6. 224 Dessau 8930 f. 225 OGIS. II 718. 226 Thiel in: Boschung / Eck 2006, 249 ff. Abb. auch bei Clauss 2003, 230. 227 Dio XXVIII 22. 228 Thiel 2006. 229 Ammian XXII 16,12; Rufinus, HE. II 23; Theodoret HE. V 23. 230 Sozomenos VII 15,3 ff.; Clauss 2003, 276 ff.

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anmerkungen zu v 231 232 233 234 235

Dessau 641. E. Polaschek, RE. VI A (1937) 2172 f. Eutrop IX 25. Eutrop IX 25,2. Aurelius Victor 39,43; Chron. Min. I 230. Zur unwahrscheinlichen Datierung, schon 299 vgl. Barnes 1982, 255; Kienast 2017, 259. 236 Das ist wohl aus einem Münzbild herausgesponnen, Kent 1973 Nr. 606; 652 Rückseite. 237 Origo 2,3. 238 Kienast 2017, 274. 239 Kienast 2017, 117; 258 f.; 274. 240 Lactanz, MP. 10,6; 12.1 ff. S. u. IX 6! 241 Cod. Just. V 73, 4. 242 S. o. V 2! 243 Ammian XXVIII 1,5; Paneg. VIII / V 5,1; 21,1; Nixon / Rodgers 1994, 114; 117. 244 Lactanz, MP. 38.6 f. 245 Euseb. VC. IV 5 weist die Weigerung Constantin zu, dagegen L. Schmidt 1941, 224. Entlohnt wurden die Goten im Heer des Galerius, Jord. Getica 110. 246 Ammian XXVII 3,12 f.; XXVIII 1,5 ff.; XXIX 1,41; 1,57; 2,22; Socrates, HE. IV 29,6; PLRE. I 1971, 577 f. 247 F. H. Weißbach, RE. VI (1907) 1214 f.; Demandt, Grenzen, 2020, 278 ff. 248 Paneg. IX / IV 18,4. 249 Malalas XII 40. Ammian XXIII 5,2; Paneg. IX / IV 18,4; Zosimos II 34,1; IatrusKrivina I 11 f (J. Herrmann). Zum syrischen Limes, bestehend aus einem Gürtel von Straßen und Kastellen: E. Fabricius, RE. XIII (1926), 650 ff.; Poidebard 1934 (knapper Text, reiches Bild- und Kartenmaterial); Mouterde / Poidebard 1945. S. o. X 1! 250 Tabula Peutingeriana X 1; Miller 1916, 834; Lewin 1991, 37; 91; Die Blauen Führer, Israel, 1982, 621. Ptolemios nennt die Stadt Eboda. 251 Dessau 5834. 252 Ammian XIV 8,13. 253 Malalas X 4; Mt. 2,12. 254 Lewin 1991, 25. 255 1. Könige 5,4. 256 Guide Bleu, Moyen-Orient 1956, 388. 257 Lewin 1991, 26. Der Ort erscheint unter seinem spätantiken Namen allein hier. 258 Ammian XXIII 5,1 ff; Eutrop IX 2; Zosimos III 12,3. 259 Prokop, Bauten II 6,1–11. 260 ND. or. 35,24; Malalas XIII 21 nennt übertreibend 6000 Mann unter Julian. 261 F. H. Weissbach, RE. XI (1921) 505 ff. 262 Ammian XXV 7,9.

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anmerkungen zu vi 263 Malalas XII 38; ND. or. 11,18–39. 264 Lewin 1991, 86 f.; 90 f. 265 Ammian XXXI 13.

VI. Die Sicherung des Westens anmerkungen zu vi

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

27 28 29

Herodot I 1 f. S. o. II 3! S. o. III 5! Aurelius Victor 39,17; Eutrop IX 20,3; Theophanes zu 288. RIC. V 2 (1933). Fehlende Münzmarken verschweigen den Prägeort. Zweifel an der Echtheit erwähnt Urban 1999, 96. Zur «Bagaudica» rebellio statt «Batavica» von 259 /260 bei Eumenius, Paneg. IX / IV 4,1; Nixon / Rodgers 1994, 154  f. Paneg.  VIII / V 1,4. Eutrop. IX 20; Aurelius Victor 39,17; Zonaras XII 31. Paneg. X / II 4.3. Paneg. XI / III 5,3. Chron. Min. I 660. Salvian, Gubernatio V 22 ff. Demandt 2007, 370. MacMullen 1966, 255 ff. Hengel 1961. Seyfarth 1960, 7 ff.; Schtajerman 1964, 422. Poehlmann, Rostovtzeff, Diesner; Ste. Croix bei Demandt 2014, 693 ff. Mommsen, RG. I 837. Parain, Maschkin, Kosminskij, Rigobert Günther, Ernst Engelberg, bei Demandt a. O. Chron. Min. I 229; Barnes 1982, 4; s. o. Anhang zu IV! Paneg. X / II 5,1. Schmidt 1938, 26 f. S. o. II 3! Frag. Val. 271 = FIRA. II 527. Paneg. X / II 5,2. Paneg. X / II 5,2 ff.; XI / III 7,2. Die Quellen verraten nicht, ob die Germanensiege sich vor dem 1. April 286, der Erhebung Maximians zum Augustus, ereigneten oder, wie hier angenommen, sich über den Sommer hinzogen. Eutrop IX 21; Johannes Antiochenus fr. 164; vgl. Aurelius Victor 39,20, er faßt Franken und Sachsen unter dem Namen Germani zusammen. Ptolemaeus II 11,11. Zosimos III 6,1.

343

anmerkungen zu vi 30 Wie Widukind von Corvey I 7 und L. Schmidt 1938, 37 meinten. Die fränkische Wurfaxt hieß Francisca. Wie das Kurzschwert der Sachsen vor 150 n. Chr. hieß, konnte Widukind nicht wissen. 31 AE. 1931, 53; Ammian XXVII 8,5; Claudian VIII 31 f; ders., Carmina minora 30,40 f. Demandt 1972, 89. 32 Dessau 608 aus Ostia. 33 Collingwood-Myres 1936, 276 ff; Shiel 1977; Frere 1967 / 78, 376 ff; Birley 1981, 309 ff; Casey 1994; Brodersen 1998, 213 ff. 34 Caesar, Bellum Gallicum IV 4,2; VI 5,4 ff.; 6,2. 35 Eutrop IX 21. 36 Aurelius Victor 39,20. 37 Ammian XV 5. 38 Eumenius, Paneg.  VIII / V 11,1. 39 Dessau 8928; Kent / Overbeck / Stylow 1973 Nr.  568  f. 40 RIC. V 2. 41 Eutrop IX 21 vilissime natus; La Bédoyère 1998. 42 Panegyrici VIII / V (Eumenius) 12 von 297 nach P. L. Schmidt bei Herzog 1989, 166. 43 Eutrop IX 22; Aurelius Victor 39,39. 44 Ammian XIX 11,4. 45 Caesar, Bellum Gallicum 4,1; Herodian VII 2,6. 46 Paneg. X / II 6. 47 a. O. 7. 48 Paneg.  VII / VI 8,4  f. 49 Paneg. X / II 10,3; XI / III 5,4; Zöllner 1970, 12. 50 Paneg.  VIII / V 21,1. 51 Zu Marc Aurel: Demandt 2007, 227 f.; 230; 408. Zum Postliminium: H. Keller, RE. XXII (1970) 863 ff. 52 Zosimos II 54. 53 Ammian XVI 11,4; XX 8,13; XXI 13,16. 54 ND. occ 42. 55 Zosimos II 54. 56 Nixon / Rodgers 1994, 142  f. 57 Paneg. X / II 5,1. 58 Paneg. XI / III 17,3; L. Schmidt 1941, 128 ff. 59 Ammian XVIII 2,15. 60 Caesar, Bellum Gallicum VI 23; Tacitus, Germania 40; Paneg. XI / III 17. 61 Paneg.  XI / III 7,1. 62 Die Annahme, daß mit dem pons Rheni (Paneg. VIII / V 2,1) die Rheinbrücke bei Mainz (s. u. VI 6!) gemeint sei (so Schmidt 1940,25; Nixon / Rodgers 1994, 111; Kuhoff 2001, 83), ist abwegig. Der Kaiser hätte zusätzlich den Main und den zweimal Neckar überschreiten und das unwegsame Decumatland durchqueren

344

anmerkungen zu vi

63

64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91

müssen. Das caput Danubii (Paneg. VII / V 3,3 mit Nixon / Rodgers 1994, 113) lag weit abseits dieser Route, wohl aber an der Straße von Zurzach an die Donau (Miller 1916, 262). Die Rheinbrücke bei Zurzach ist zwar archäologisch erst für Valentinian bezeugt, aber nach der Straßenführung auf der Tabula Peutingeriana III älter (L. Schmidt 1940, 26; Hächler / Näf / Schwarz 2020, 374). Maximians Rheinübergang bei Zurzach vertrat schon Jullian VII 1926, 72. Tabula Peutingeriana III 5; Miller 1916, 259 ff. zählt schon weit über 100 Publikationen zum Thema, da die genannten Städte an der Straße bis Regensburg nördlich der Donau liegen, die Karte sie aber irrig südlich des Stromes zeigt. Ammian XV 4. Paneg.  VIII / V  2,1; 3,3; vgl.  XI / III 5,4. Kienast 2017, 264. Tacitus, Germania 41. Paneg. X / II 9. Paneg. VII / V 3,3; XI / III 5,4; 7,1. Barnes 1982, 51. S. o. III 7! Paneg. X / II 1,4. Dessau 618 ; Schumacher 1988 Nr. 128. Paneg.  XI / III 2,4; 4,2. Paneg. XI / III 9,4. Apollodor II 106. Paneg.  XI / III 9,4–12,5. S. o. VI 2! Paneg. XI / III 9,3. Das kann nicht auf dem Hinweg geschehen sein, wenn der über Monaco führte. Dessau 620. Paneg.  XI / III 8. Paneg. VIII / V 6,1; s. o. IV Anhang! Julian 51 D; s. o. IV 6! Eutrop IX 22. Zum folgenden: Paneg. VI / VII 5,3; VIII / V 6,20; Aurelius Victor 39,42; Eutrop IX 22. Paneg.  VIII / V  6 mit Nixon / Rodgers 1994, 118  f. Paneg.  VIII / V 21,1. Paneg.  VII / V  9. L. Schmidt 1940, 162 f. Strabon VII 1,3; Tacitus, Annalen XIII 55. L. Schmidt 1940, 206. ND. or. 31,61; ND. occ. 15,36; L. Schmidt 1938, 75 f. Jullian VII 1926, 72; L. Schmidt 1940, 25; Seston 1946, 105 f.; Stümpel 1979 / 80; Nixon / Rodgers 1994, 111; 122; Kuhoff 2001, 83; R.-Alföldi 1958 /2001, 167 ff.; Demandt, Grenzen, 2020, 263 ff.

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anmerkungen zu vi 92 93 94 95 96

R.-Alföldi 1999, 112, mit weiteren Alternativen; dieselbe 2001, 168. Freundliche Auskunft von Thomas Schmidt, RGZM Mainz. S. o. VI 3! S. o. VI 5! Ihr Fürst Rando nutzte das Osterfest 368 zu einem Überfall auf die damals entmilitarisierte Stadt. Ammian XXVII 10,1; XXIX 4,7. 97 Grabfunde: Helga Schach-Dörges in: Alamannen, 1997, 79 f. 98 Ammian XXVII 2,2. 99 Vgl. Julian, or. I und II. 100 Paneg.  VIII / V 13,3. 101 ND. occ. 42,40. 102 Die Ritzung Vitaliani ppo auf einem Stück, Weiser 2006, 225, nennt einen Vorbesitzer. 103 Kent / Overbeck / Stylow 1973 Nr.  591. 104 Paneg.  VIII / V  17. 105 a.  O. 21,2; IX / IV  4,3. 106 Paneg. IX / IV 4,2 f.; das Selbstzitat ist ein schlagendes Argument für die Zu­ weisung von Paneg. VIII / V an Eumenius. So Herzog 1989, 166 ff; anders Nixon / Rodgers 1994, 104; 145. 107 Paneg. IX / IV 4,1. Die Konjektur von Batavicae rebellionis in Bagaudicae rebelli­ onis bei Baehrens, Teubner und Mynors, Oxford, erübrigt sich, treffend Nixon / Rodgers 1994, 154. 108 ND. occ. V 186; VI 47; 51; VII 72; 167; 169; XLII 40 f. 109 Paneg.  VIII / V 15,5; 16,4. 110 Hoffmann 1973, 4. 111 Origo 4; Paneg. VI / VII 7. 112 S. u. XII 5! 113 Prokop, Bell. Vand. I 2, 31 ff.; Zosimos VI 5,2 f.; 10,2. 114 Paneg.  VI / VII 6. 115 Paneg. VI / VII 6,3; Nixon / Rodgers 1994, 225 f.; Euseb, Chronik zu 300; Eutrop IX 23; L. Schmidt 1940, 227. 116 Barnes 1982, 61. 117 Agathias I 6,3. 118 Paneg. VI / VII 6,3 f. Die Versuche, diese Ereignisse zwischen 300 /301 und 304 /305 zu datieren, referieren Nixon / Rodgers 1994, 225 f. und Kuhoff 2001,214 ff. Zu jedem Jahr von 301 bis 304 gibt es einen neuen Siegerbeinamen germanicus maximus. Kienast 2017, 259; 264; 270; 274. Danach datiert Barnes 1982, 61 die Siege bei Langres, Vindonissa und auf der Rheininsel in die Jahre 302 /303 /304, während Eutrop IX 23 an 296 /297 denken läßt. Ich folge Barnes. 119 CIL. XIII 8019; Paneg. IX / IV 18,4; Zöllner 1970, 14 Anm. 5 mit Literatur; Petrikovits 1971; Bogaers / Rüger 1974, 18 ff.

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anmerkungen zu vi 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139

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CIL. XIII 3672. Paneg. IX / IV  18,4. Fischer 2006, 116 f. Howald / Meyer 1941; Christ 1982 / 83 III 141 f. Hächler / Näf / Schwarz 2020, 359. a. O. 115; 351. Ammian XXX 3,1; Hächler / Näf / Schwarz 2020, 263  f. Ammian XXV 3,23; Synesios, ep. 66; Hierokles 692,2; Portmann 1993. Ammian XV 4. Caesar, Bellum Gallicum V 25,1. CIL . XIII 5256; Hächler / Näf / Schwarz 2020, 128 ff.; 372 f. Geographus Ravennates IV 26 p. 231. O. Feger, Kleine Geschichte der Stadt Konstanz 1972, 17. Ammian XXXI 10,20; Tabula Peutingeriana III 5. ND. occ. 35,34. Hächler / Näf / Schwarz 2020, 126; 369  f. Ammian XV 4,1 ff.; ND. occ. 35,32. Wie Mediolanum zu Mailand. Arcuballista zu Armbrust. Dessau 640. Hächler / Näf / Schwarz 2020, 126. S.  Abb. XY! J. Stumpf, Gemeiner loblicher Eydgenossenschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronikwirdiger Staaten beschreybung, Zürich 1547, 57, Kapitel Von dem Turgow (gleich Thurgau). Hächler / Näf / Schwarz 2020, 127. K. Scherling, RE. VII A (1948), 1385; Hächler / Näf / Schwarz 2020, 378 f. Hoffmann 1973,2. Kellner 1957. Tabula Peutingeriana IV 1; ND. occ. 35,19; 30 ; 33 ; Fischer 2020, 278 f mit Plan. ND. occ. 35,9. Paneg. VIII / V 2,1. S. o. VI 4! H. V. Nuber in: Die Alamannen 1997, 59; 62. AE. 1994, 1634. Unsere Kenntnisse beruhen überwiegend auf Inschriften: St.  Weinstock, RE. XIV (1930), 2377 f.; Mommsen, RG. V 640. Zosimos II 10. Zosimos I 66; Zonaras XII 29. M. Enzennat, RE. IX A (1961), 864 ff. Euseb. Chronik zu 289; Eutrop IX 22; Aurelius Victor 39,22. Der hier in Gemeinschaft mit den Barbaren genannte «Julianus» ist wohl eine Dublette zu dem Usurpator Julianus unter Carinus, Aurelius Victor 39, 9 ff., s. o. III 5! Seston 1946, 115 ff. Die PLRE. I unterscheidet drei Usurpatoren namens Julianus: Nr. 2, 24 und 38. Ich identifiziere die beiden letzteren.

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anmerkungen zu vii 152 Dessau 627, 628; 6886. Zum Begriff centenarium s. Kuhoff 2001, Anm. 559. S. u. XI 6! 153 Barnes 1982, 59. 154 Bleckmann, DNP. VII 1999, 1068; s. u. XI 6! 155 Dessau 645. 156 Paneg. VIII / V 5,2 vom 1. März 297; Paneg. IX / IV 21,2; Eutrop IX 23; Zonaras XII 31 ; Barnes 1982, 59. 157 RIC. VI S. 422 ff. 158 Frag. Vat. 41 = FIRA II 473. Die Inskription Diocletianus et Maximianus Con­ stantius ist verhunzt. 159 AE. 2003, 2010: AE. 2010, 1805. 160 Chron. Min. I 66. 161 Dessau 1211; O. Seeck, RE. V (1903) 914: PLRE. I 1971, 260. 162 Barnes 1982, 59 nach Corippus. 163 S. u. XI 6! 164 CIL. VIII 11526; H. Kähler, RE. VII A (1939), 440. 165 Barnes 1982, 59; Bleckmann, DNP. VII 1999, 1068. 166 Paneg.  VII / VI 8,7  f. 167 RIC. VI S. 149 aus Trier. 168 S. o. V! 169 Dessau 646; s. u. V 5! 170 S. u. XII 1!

VII. Die Reichsreform anmerkungen zu vii

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Digesten I 2,2,13. Demandt 2004, 1 ff. Dessau 637. Harke 2019, 13. Eutrop IX 23. S. u. XII 4! Euseb, Chronik zu 296; Aurelius Victor (39,2–4); Eutrop (IX 26); Ammian (XV 5,18). Aurelius Victor 39,4. S. o. V 1 u. 8! Demandt, Magistra 2020, 198. SHA . Severus Alexander 18,3; Lydos, De magistratibus I 4. Engemann 1988, 967 f. Alföldi 1935, 9 ff. Horaz, carmina I 37,21. FIRA. II 581.

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anmerkungen zu vii 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50

51 52 53

Chron. Min. I 148. Seneca, De beneficiis II 12,1. Herodian V 2,4. SHA . Elagabal 23,3 f. Epitome 35,5. Philon, Legatio 116 f.; Aristoteles, Rhetorik I 5,9; Herodot VII 136. Paneg. XI / III 11; O. Seeck, RE. I, 1893, 400 f. Paneg. X / II 10,6 f.; Ammian XVII 13,21. Demandt 2013, 36 f. Ammian XV 5,17. Alföldi 1935, 56. Plinius, Paneg. 23,1; Fronto ed. Haines 1982 I, 220; W. Knoll, RE. Suppl. V, 1931, 511 ff; Alföldi 1935, 40 ff. K. Maresch in: Boschung / Eck 2006,63 ff. Sueton, Augustus 53; ders. Tiberius 27. Aurelius Victor III 13; Sueton, Domitian 13. Mommsen, Staatsrecht I 760 ff.; Alföldi 1935, 210 f. Dessau 7196; 8908. Dessau 484 f. Mommsen, Staatsrecht, II 762 f; ders. KG. 1886, 429; 433; ders. Abriß 1893, 275 ff. Taeger 1960, 186 ff.; Clauss 1999, 59 ff.; 189 ff. Sueton, Domitian 13. Alföldi 1935, 211. Aurelius Victor 39,4 passus est. Dio LIX 27. S. o. IV 3! Paneg. X / II 2,1 von 289; XI / III 2,4; 10,5; 11,1 ff.; von 291. Athenaios 253. Ev. Joh. 10,30; 10,38. Paneg.  XI / III 3,2  ff. ED. Praef., Blümner 1893,7. Dessau 629. Paneg. VI / VII 17,4; 22,1 von 310. Euseb. VC. I 38,2. Paneg.  II / XII 4,5. Den Ehrentitel «Verteidiger des wahren Glaubens» hat der Papst dem König Heinrich VIII für seine Schrift gegen Luther verliehen, bevor Heinrich dann das betrieb, was Luther gefordert hatte, und die Klöster enteignete. Lactanz, MP. 9,9. Paneg. VI / VII 2,1 f. s. o. IV 5! CTh. XIII 10,2.

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anmerkungen zu vii 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63

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dito. Paneg.  VII / VI 8,2  ff.; IX / V  8,1; XI / III 3,2; 3,8. Plutarch, Alexandros 28; Sueton, Vespasianus 23,4. Sueton, Caesar 6,1. S. o. VIII 2! L’Orange 1984; Pekary 1984, 101 ff.; Engemann 1988, 969 ff. Ein solches stand für Diokletian in Alexandria, s. u. V 6! Delbrueck 1932; Del Bufalo 2018. SHA . Antoninus Pius 11,8. Plin. NH. XXXVI 57; Mons Porphyrites, H. Kees, RE. XXII, 1953, 313 f.; Euseb, Mart. Pal. 8,1. Lage- und Ortsbeschreibung: Baedekers Ägypten, 1928, 387 f. Ausführlich und bebildert bei Del Bufalo 2018, 55 ff. Die üblen Zustände in den Steinbrüchen unter den Ptolemäern beschreibt Agatharchides von Knidos. Diodor III 12 ff.; Strabon XVI 4,6; XVII 1,45. Delbrueck 1932, 2. S. u. XIII 3! S. Frontispiz! Alföldi 1935, 128 ff. L’Orange 1984, 23; 96 hat die Zuweisung «nur mit großem Vorbehalt» übernommen und den Kopf nicht abgebildet. Der «hellenistische» Stil differiert von den Porphyrköpfen, so aber auch bei anderen möglichen Porträts Diokletians. Slobodna Dalmacija 22 lipnija 2015. Einzige Ausnahme das Familienbild des Septimius Severus mit dem getilgten Geta (oder Caracalla?) in Berlin. Herodian VII 2 nennt ein Schlachtengemälde des Maximinus Thrax vor der Curie, s. o. II 2! S. u. IV 7! Paneg.  VII / VI 6,2  ff. Lactanz, MP. 42,1; Euseb HE. IX 11,2. K. Maresch in Boschung / Eck 2004, 72. Lactanz MP. 25,1; 43,3; Zosimos II 9 u. 12; Kolb 2001, 46. Paneg.  IV / X  12,2; Origo 15. Lydos, Mag. I 4. Aurelius Victor 3,13; SHA. Elagabal 23,5; Epitome 35,5. Ammian XXI 1,4. Dio XLIII 43,1 Tertullian, De corona 13,27; Ovid, Metamorphosen I 452 ff. Ammian XXVI 2,3; Alföldi 1935, 158 f. Nöldeke 1879, 8 ff. a. O. 51; Agathias IV 25,4. Alföldi 1935, 258 f.; Bergmann 1998. S. o. VI 6! S. o. IV 7!

350

anmerkungen zu vii 87 S. o. VII 3! 88 S. o. IV7! Engemann 1983. 89 ND. or. III Bild: Tisch mit Kaiserbild, flankiert von Kerzen; zu den cancelli, den Schranken s. Färber 2014, 284 ff. 90 Ammian XXVII 10,11; Alföldi 1935, 185; Demandt / Engemann 2007, 138–153. 91 Caesar, Bellum Gallicum VII 88,1. 92 Tacitus, Annalen XII 65; Lactanz, Inst. IV 7; Mommsen, Staatsrecht I 433. 93 Ammian XXIII 3,2; XXVI 6,15. 94 Demandt 2007, 262. 95 S. o. IV 7! 96 S. u. X 5! Ammian XV 5,16. 97 Ammian XVI 8,4. 98 Delbrueck 1932, Tafel 40 f.; Alföldi 1935, 244 f.; Del Bufalo 2018, 28. 99 S. u. XI 9! 100 S. o. IV7. 101 Ilias VIII 442; XIV 238; Odyssee VI 308. 102 Psalm 47,9; 1. Könige 20,18 ff. 103 Arrian VII 24,1. 104 SHA. Hadrian 13,8; ders., Pius 9,7. 105 SHA. Severus Alexander 4,3; Alföldi 1935, 36 f. 106 Alföldi 1935, 140 f; 241 f. 107 Herodian I 8,4; II 3,3; III 8,6; IV 5,1. 108 Liudprand, Antapodosis VI 5. 109 Ilias II 101 ff.; IX 96 ff.; Pausanias IX 40,11. 110 S. o. IV 7! 111 So die Commodus-Büste im Konservatoren-Palast: Helbig II 1486. 112 Paneg. X / II 10,1. 113 Alföldi 1935, 235 ff. 114 Dessau 642. 115 Paneg. IX / IV 18,5. 116 Paneg. X / II 1; Dessau 612 ff. 117 Maximinus Daia, Kienast 2017, 276. 118 Mommsen, Abriß 1893 /1974, 279. 119 Dessau 244 von 69 n. Chr. 120 Dies geschah erst 308, als Galerius seine Frau Valeria damit auszeichnete, Dessau 8932. 121 Tacitus, Annalen I 8,1. 122 Dessau 610. 123 S. o. III 3! 124 Ammianus XVII 13,23; 33. 125 S. o. VI 10!

351

anmerkungen zu vii 126 127 128 129 130 131 132

133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154

155 156 157 158 159 160

Zu ihrer Höhe s. u. VIII 5! Juvenal XI 193 S. o. III 3! Lord Kinross, Atatürk, 1964 /1985, 3; 5; 158. Ammian XV 8,21 zu Julian 355 in Vienne; XVII 13,3; zu Constantius II in Sirmium, vgl. XIV 7,10. Constantius II 355, Ammian XVI 10,2. Alföldi 1935, 88; Münzen: Halfmann 1986, 145 ff.; Abb. zum Kaiser Claudius ­Tacitus 275 n. Chr.: Kent / Overbeck / Stylow 1973 Nr. 544; Inschriften: CIL. VI 795. Ev. Lukas 19,38; Ev. Johannes 12,13. Ammian XXIX 5,55; Demandt 2007, 142. S. u. XII 1! Ovid, Fasten IV 721 ff. a. O. I 1 ff. Wienand 2012, 493. a. O. 211; 490 ff. Plinius NH. VIII 4; Plutarch, Pompeius 14. Ammian XXV 10,11 ff. So 285, 293, 294, CIC. II 494 ff. CIC . Novellae 105. Mommsen 1901, 201 ff. S. o. III 5 f! Digesten I 11. S. o. VI 7! Liebs in Herzog 1989, 62 f.; AE. 1987, 456. S. Anhang zu VII! S. u. VIII 3! W. Enßlin, RE. XXII (1954) 2524 ff. Zosimos II 33,3 f. ND. or. XVIII f; occ. XVI f. Wenn der früheste Beleg für scrinium als Rechtsabteilung erst 313 im CTh. VI 35,1 erscheint, beruht das auf der erst 312 einsetzenden thedodosianischen Gesetzessammlung. O. Seeck, RE. II A (1921), 894. Jones 1964, 504. Liebs bei Herzog 1989, 61 ff. Ammian XXVI 8,5. Lactanz, MP. 7,4. Den Text bietet Seeck im Anhang seiner Ausgabe der ‹Notitia Dignitatum›, 1876; Jones 1964 III, 381 ff; ders. 1974, 263 ff.; Barnes 1982, 209 ff. Färber 2014, 162.

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anmerkungen zu vii 161 Jones 1964, III 381 ff.; dazu Map. I; ders. 1974, 263 ff.; Barnes 1982, 201 ff.; Herzog 1989, 99. Text des Laterculus bei Seeck 1876, 241 ff. 162 Dessau 616. 163 W. Enßlin, RE. VIII A (1958) 2015 mit den zahlreichen Besonderheiten und Änderungen. 164 S. X 3! 165 Aurelius Victor 39,31. 166 Annonaria regio, SHA. Tyr. trig. 24 anachronistisch. 167 S. u. VIII 3! 168 S. o. V 7! 169 Zu erwarten wäre ein Zeugnis für Julian, unter dem es einen neuen Apis-Stier gab. Ammian XXII 14,6. 170 S. o. V 7! 171 B. Palme in: Babusiaux / Kolb 2015, 196. 172 S. u. VIII 6! 173 Cod. Just. V 8,1; IX 21,1. 174 Digesten L 1,15. 175 Julian 342 C. 176 Julian 367 D. Zur Steuerhaftung nach Digesten L 4,18,26 Horstkotte 1982 / 88. Zum spätantiken Städtewesen allgemein: Jones 1964, II 712 ff.; Demandt 2007, 451 ff. 177 Cod. Just. X 42,8. 178 a. O. IX 41,11. 179 a. O. XII 33,2. 180 Zur Steuer- und Dienstpflicht s. u. VIII 3 und 4! 181 CTh XII 1. 182 Jones 1964, 796; Johne 1993, 93; Munzinger 1998, 18 ff. 183 Jones 1964, 68 zitiert einen Papyrus von 307 /308, wonach ägyptische Bauern beim Termin des Fünfjahreszensus am Arbeitsplatz zu sein haben, sonst fünf folles Strafe zahlen müssen. 184 Das erste einschlägige Gesetz stammt von Constantin aus dem Jahre 332 (CTh. V 17,1) und ist an die provinciales gerichtet. Es heißt, bei wem ein Colone gefunden wird, der einem anderen Herrn untersteht, der soll ihn diesem zurückgeben und die inzwischen auf dem Kolonen lastende Steuerschuld begleichen. Flucht­ verdächtige Kolonen sollen wie Sklaven in Ketten gelegt werden, damit sie die Pflichten, die ihnen als Freie obliegen, nun als Sklaven erfüllen. Eingeschränkte Freizügigkeit gab es mithin schon zuvor, ohne daß dem Herrn Sanktionen zustanden, doch galt das nur für solche Provinzen, deren Kolonen festgeschrieben waren. Da dies für Illyrien erst 371, für Palaestina 386, für Thrakien 393 /394 erfolgte (Cod. Just. XI 51,1; 52,1; 53,1) gab es zumindest in diesen Provinzen unter Diokletian noch keine Bodenbindung für Kolonen. Wenn sie von den Steuer-

353

anmerkungen zu vii schätzern in den Steuerlisten eingetragen wurden (s. u. VIII 3!), so galt das bis zur nächsten Schatzung. Auch freie Bauern wurden dabei aufgelistet. Eine reichsweite Schollenpflicht der Kolonen hat es im 4. Jahrhundert nicht gegeben. Ob sie für einzelne Regionen von Diokletian verfügt wurde, ist unbekannt. Jedenfalls wurde sie nur schrittweise eingeführt. 185 Mickwitz 1936, 178; Jones 1964, 859; De Martino 1985, 461 ff. 186 AE. 1977, 265 b. Vidi ipse 30. X. 1981. 187 Dessau 1241; Novella Valentiniani 36. J. P. Waltzing, Etude historique sur les corporations professionelles, I 1895, 426 ff; L. Harmand, Le patronat sur les collectives politiques, 1957. 188 Helbig Nr. 1219. 189 Rasch 1984, 70. Zum Arcus Novus s. u. XI 1! 190 Cod. Just. X 10.1; Jones 1964, 733. 191 Lewin 1991, 111; Paneg. IX / IV 4,2 f.; 18,1 ff. 192 Dessau 6090; W. Ruge, RE. VII A (1948) 1733 ff.; Corcoran 2004, 68; Marek 2010, 528 ohne Kaiser. 193 Der Ort unterstand in der Zeit des Antoninus Pius einem Strategos, lag rechtlich offenbar nicht auf dem Stadtgebiet von Apollonia Mordiaion, das durch die Ausgrenzung von Tymandos geschmälert worden wäre. Die ursprüngliche Bestimmung von Tymandos als Domäne durch Ramsay wird von Ruge verworfen ohne Vorschlag eines anderen Status der Siedlung. Zur Lage: Talbert 2000, 62 E 5; 65 E 1. 194 Cassius Dio LXXVII 9,5; Digesten I 5,17. 195 Taubenschlag 1923, 141; ders. 1934, 293. 196 Taubenschlag 1934, 305. 197 CTh. I 4,1; 16,7; IX 43,1. 198 Liebs in Herzog 1989, 72 f.; Demandt 2007, 98 f. 199 Digesten L 4,18; s. u. VIII 4! 200 Liebs in Herzog 1989, 69 ff. 201 FIRA. II 317 ff. 202 Liebs brieflich 31. Januar 2022. 203 P. Krueger CIC. II 494. 204 So Jones 1964, 474: private collections with no official authority, danach Demandt 2007, 709. Treffend Liebs 2004, 87. 205 CTh. I 1,5. P. Jörs, RE. IV (1900), 161 ff.; Liebs in: Herzog 1989,60 ff.; Corcoran 2004, 56 ff. Das Zwölftafelgesetz von 450 v. Chr. basierte auf nicht kodifiziertem Gewohnheitsrecht, das nun verbindlich wurde. Die griechischen Gesetzessammlungen (Charondas, Zaleukos, Drakon, Solon, Gortyn) sind nicht in die europäische Rechtstradition eingegangen. 206 CTh. I 1,5. 207 FIRA. II 463 ff.

354

anmerkungen zu vii 208 FIRA. II 543 ff. Rabello 1984, 155 denkt an jüdischen Ursprung, Liebs 1987, 162 ff. an christlichen. S. u. IX 3! 209 FIRA II 462 f.; Liebs in Herzog 1989, 64 f. 210 Für christlichen Ursprung aber Demandt 2007,16; Liebs in Berger u. a. II 2020, 99 ff. 211 Cod. Just. VI 55,3 f. 212 Demandt 2007, 469. 213 2. Timotheos 4,13. 214 Sueton, Caesar 56,6. 215 So die Amtsbilder ND. or. XII; XIX; occ. X; XVII. S. o. VII 7! 216 Cod. Just. I 23,3 vgl. 22,2; Consultatio VI 17 = FIRA. II 605. 217 Cod. Just. II 13,1. 218 Cod. Just. I 19,1; II 26,4; VII 13,1; X 50,1. Jones 1964, I 37; Corcoran 1996 /2000, 107 ff.; Liebs 2006, 143. 219 CIC. II 496. 220 Liebs 2006, brieflich korrigiert. 221 Liebs 1987, 42 f. 222 Aurelius Valerinus, der im officium memoriae Nikomedien starb und einen Grabstein in Salona erhielt (PLRE. I 940). 223 Lactanz, MP. 13,3. 224 Lactanz, MP. 15,5; «schon um 260»: Euseb, HE. VII 30,9. 225 CTh. I 16,7 von 331; Färber 2014, 297 ff, 226 Cod. Just. III 11,1. 227 a. O. VII 67,1. 228 CTh. XI 30,16 von 331, ne iam nostra contingi veneratio videatur. 229 Ammian XXX 4,2. 230 So seit Claudius, Blümner 1893, 120. 231 ED. VII 72 f. 232 Friedlaender 1923, I 183 ff. 233 Ammian XXX 4,2 f. 234 Justinian in der Constitutio Omnem von 533; CIC. I p. XVI; Eunap, VS. 490. 235 Euseb, VC. III 13. 236 Corcoran 2006, 58 sieht hierin den «Chauvinismus» Diokletians. 237 Iunior, Expositio totius mundi et gentium 25. 238 Cod. Just. X 50,1 vor 294 ohne Datum, wahrscheinlich 292. S. o. V 2! 239 a. O. IV 44,2 von 285; Harke 2020. 240 Cod. Just. II 17,3 mit der Erklärung bei Otto / Schilling / Sintenis 1832 z. St. 241 Plinius, ep. X 97; s. o. IX 5! 242 S. o. IX 6! 243 Digesten XLVIII 18,1 pr.; Cod. Just. IX 41,8; Mommsen, Strafrecht 984; 1036. 244 S. u. VIII 6!

355

anmerkungen zu vii 245 Mommsen, Strafrecht 925. 246 Färber 2014, 241. 247 Cod. Just. IX 47,12. Es ist kein Edikt, sondern ein Protokollauszug ohne Angabe von Ort und Zeit. 248 Kolb 2002, 590 ff.; Demandt 2007, 440; 456; Färber 2014, 100 glaubt hier die Augusti gemeinsam in Aktion, doch korrigierte schon Mommsen das Augusti dixerunt sinngemäß in Diocletianus dixit. Der imperiale Dual ist tetrarchisches Zeremoniell. Die hier verfügte Verschonung von decurionum filii ist Gesetzessprache und beweist nicht die Mehrzahl von Beklagten in diesem Fall. Ebensowenig besagt der Text, daß die Söhne bereits zum Tode verurteilt worden seien und nur die Verschärfung verweigert werde. Färber sieht hier einen Dialog zwischen dem Kaiser und der Öffentlichkeit im Kabinett, dem geweihten sacrum consistorium. Aber die Akklamationen der vox populi fanden als Sprechchöre in den Theatern, in der Arena, im Circus statt, H.-U. Wiemer, Akklamationen im spätrömischen Reich. Archiv für Kulturgeschichte 86, 2004, 27 ff.; Demandt 2007, 440; 456 f. 249 Collatio VI 4 = FIRA. II 558 f. In Kurzform: Cod. Just. V 4,17. 250 Dio LXXVI 16,4. 251 S. o. IV 3! 252 Cod. Just. V 4,17. 253 FIRA. II 558 ff., deutsch bei Christ 1988, 723. Zum Ganzen: Mommsen, Strafrecht 682 ff. 254 Mommsen a. O. 704. 255 Cod. Just. VIII 50, 7. 256 a. O. IX 9, 20. 257 a. O. IV 7,5. 258 W. Enßlin, RE. VII A (1948), 2477. 259 Taubenschlag 1923, 148 ff.; Harke 2019, 285 ff. 260 Cod. Just. VI 1,2; IX 21,1. 261 a. O. VI 3, 12; 6,8. 262 Herrmann-Otto 2017, 262 f. 263 a. O. 264 Cod. Just. IX 41,7 von 286. 265 a. O. I 19,1; VII 13,1, dort «Firminus». 266 a. O. III 15, 2; IV 21, 6; IX 20, 11. 267 a. O. IX 20, 7; Digesten XLVIII 5,7; CTh. IX 18,1. 268 Cod. Just. IV 14, 6. 269 a. O. VIII 50, 10 ff. 270 a. O. IX 9, 24. 271 a. O. IV 10,12. 272 Plutarch, Solon 14 f.; Tacitus, Germania 24.

356

anmerkungen zu viii 273 Cod. Just. IV 49, 11. 274 a. O. V 17,5. Sonst heißen die Vorgänger wie üblich parentes nostri. 275 a. O. VI 23, 10. 276 a. O. II 4, 16. 277 Harke 2019, 12; 14; 343; 348.

VIII. Geld und Wirtschaft anmerkungen zu viii

1 2 3 4 5 6

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

Diogenes Laërtios IV 48. Cicero, 5. Philippische Rede 2,5; Plutarch, Kleomenes 27. Kuhoff 1979, 6. Plinius NH. XX 38; 93; 122 u. a. Zosimos I 6,3; Ehling 2007, 856 ff. Jones 1964 I 440; Kent / Overbeck / Stylow 1973, 151 ff.; Ermatinger 1996; Kuhoff 2001, 525 ff.; Weiser 2006, 205 ff.; Ehling 2007, 860. Die Münzen bis zur Reform von 294 präsentiert Webb RIC. V 2, 1933; die aus Lyon: Bastien 1972. Die Münzen danach: Sutherland RIC. VI 1967. Brandt 2021,511 Zu den Schwankungen s. Weiser 2006, 209. Das Geldwesen ist weitgehend unklar, Relationen, Bezeichnungen und Gewichte variieren. O. Seeck, RE. VI (1909) 2829 ff; Jones 1964, 26 ff.; 440 ff. Kent / Overbeck / Stylow 1973 Nr.  584. Freundliche Auskunft von H. Ch. Noeske. Bildvorlagen von Kay Ehling. Die ersten Tetradrachmen stammen aus der Zeit des Athener Tyrannen Peisistratos um 520 v. Chr. Jones 1964, I 435 ff; Kuhoff 2001, 515 ff. Chron. Min. I 145 f. Schumacher 1988, 108. ED. 17,1 Pferdefutter 1 Denar; 7,22 Haarschnitt für Männer 2 Denare; 2,12 ein Maß Bier 2 Denare. Jones 1964 I 440. Kuhoff 2001, 531; 533 mit Sutherland, dort auch andersartige Annahmen. SHA . Heliog. 22,3. O. Seeck, RE. VI (1909) 2831 ff.; W. Schwabacher, RE. XVII (1937), 1460. Digesten XVI 3,29; XL 7,3,6. Vegetius II 20. Follis ist nicht der Beutel mit dem Geld eines einzelnen Soldaten. CTh. VII 20,3; IX 23,1. Regling in: F. v. Schröter, Wörterbuch der Münzkunde 1930, 199 f. Dessau 9457. Ammian XXXI 6,6; Claudian XVII 39 ff. Weiser 2006, 205 ff zu den Paritäten.

357

anmerkungen zu viii 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61

ED. 30,1. Blümner 1893, 177 vgl. 59. Ammian XXVI 5,7. S. o. VI 6! Firmicus Maternus, De errore 28,6; Anonymus de rebus bellicis II 1 f. Verhältnis zum Silber: 1: 6. H. Schmökel (Hg.), Kulturgeschichte des Alten Orients, 1961, 52. Vgl. A. Gardiner, Geschichte des Alten Ägypten, 1965, 257. Dazu Heinrich ­Otten mündlich Vorlesung Marburg 1962. Pekary 1985, 143 ff. P. Weiß in Boschung / Eck 2006, 229 ff.; Weiser 2006, 214 ff. S. o. VII 5! S. o. VI 6! S. o. VII 5! Ammian XX 5,10. Kent / Overbeck / Stylow 1973, 151  ff. K. Regling, RE. XVI (1933) 486. So Siscia und Serdica, Alföldi 1935, 211; Weiser 2006, 213 ff. M. Weber 1891 /1986, 274 ff.; Jones 1964, 61 f.; Carrié 1994. Euseb, VC. 14,1 ff. M. Weber 1891 /1986, 272 f. J. Oehler, RE. I (1894), 2316 ff. ND. occ. II 41; IV 3. Déléage 1945 /1975; Jones 1964, 62 ff; 453 ff; ders. 1974, 280 ff; Goffart 1974 mit Chastagnol, REA. 77, 1975, 390 ff. Digesten L 15, 3; CJ. XI 34,10; CTh. XIII 10,2. Leges saeculares 121 in FIRA. II 296. Lactanz MP. 23. Jones 1964, 61. a. O. 430 f. a. O. 68. Johne 1993, 91 ff. S. u. X 6! Drecoll 1997. S. u. XI pr.! Cod. Just. X 48,2 (vor 305); Digesten L 4,18 (um 300); nach Diokletian: CTh. XI 16,15 u. 18. Eine Übersicht der Befreiungen bietet Neesen 1981, 216 ff. Themistios (or. 8,137), der ‹Anonymus de rebus bellicis› (4); Ammian (XVII 3; XVIII 1), Libanios (or. 33,20 f; 32) und Zosimos (II 38). Athanasios (VAnt. 44), Paulinus von Pella (Euch. 312 ff.), Ambrosius (ob. Theod. 5); Augustinus (sermo 302), Orosius (VII 41,7), Theodoret (HR. 14; 17) und Salvian (V 17 f; 28 ff.; 35).

358

anmerkungen zu viii 62 Die Frage 82 an den Astrampsychos lautet: ‹Wird mein Gut versteigert?› Die ‹Sortes Sangallenses› trösten den Ratsuchenden: liberaveris a fisco (135). Klagen aus Ägypten: Boak / Youtie 1960, Nr. 71–73. Stein 1928, 302 f; Jones 1974, 82 ff.; Demandt 2013, 175 ff. 63 Tacitus, Agricola 19,4 f. 64 Lactanz, MP. 7,2 f. s. u. X 3! 65 Aurelius Victor 39,31 f. 66 Themistios, or. VIII 8 /113. Anders der Lobredner Euseb, VC. IV 1 ff. 67 Cod. Just. XI 55,1 f. 68 Jones 1964, 60; Corcoran 2004, 66 ff. 69 S. u. X 9! 70 Wienand 2012, 75 f.; s. u. X 5! 71 Isidor, Etym. XVI 26,7 f. 72 Augustus kritisierte das, Sueton, Augustus 42. 73 S. o. VIII 6! 74 M. Rostowzew, RE. IV (1900) 875 ff. 75 Dem Kalenderautor muß eine Liste vorgelegen haben. Daß er die Angaben aus der Literatur selbst zusammengetragen hätte, wie Rostowzew S. 876 annimmt, wäre eine Forschungsaufgabe gewesen. 76 Chron. Min. I 145 ff. 77 Auch Maximinus Thrax zahlte in absentia. Zum Vergleich: 1500 Denare kostete ein Seehundsfell als Schuhleder und ein lederner Packsattel bester Qualität. ED. 8,38; 10,1. 78 M. Weber 1891 /1986, 290. 79 Aufgelistet in der ‹Notitia Dignitatum›. 80 S. u. XI 1! 81 Chron. Min. I 230 zu 302: vilitatem iusserunt imperatores. 82 H. Otten. In: H. Schmökel, Kulturgeschichte des Alten Orient, 1961, 400. 83 Livius XXXVIII 35. 84 Aurelius Victor 13,5; 39,45. 85 Lactanz, MP. 7,6 f. 86 H. Blümner, RE. V (1905) 1948 ff.; Lauffer 1971; Kuhoff 2001, 515 ff.; 564. Den besten Text bietet Giacchero 1974, einen vorzüglichen Kommentar zu den damals bekannten Teilen: Blümner 1893. Dort auch das ganze bei Dessau 542 aber gekürzte Vorwort. Im Westen wurde das Gesetz nicht oder durch Papyrus-Anschläge veröffentlicht: Corcoran 1996 /2000, 205 ff. Einzelheiten bei: Meißner 2000; Brandt in: Demandt / Goltz / Schlange-Schöningen 2004, 47 ff.. 87 S. o. VII 5! 88 Deutsch bei Schumacher 1988, Nr. 24. 89 Cicero, De officiis I 150 ff. 90 Cod. Just. IV 41,2.

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anmerkungen zu viii 91 Mommsen, Strafrecht 925 f. 92 Paneg. VI / VII 10,2; 11,5; IX / X 16,5; Eutrop X 3,2 ; ED. 32,8. Die Bären werden hier als hervatici – «pflanzenfressend» bezeichnet, dienten aber auch für Exeku­ tionen, Mommsen, Strafrecht 927. 93 Löwe 150 000, Löwin 125 000; ED. 32, 1 ff. 94 Ammian XXI 10,19; SHA. Commodus 12,12. 95 Demandt, Privatleben 1997, 170 f. 96 ED. 12,1. 97 Demandt 2007, 413. 98 ED. 29; 30, 7. 99 So erst unter Justinian 530; Cod. Just. VII 7,1,5b. 100 Junior 40; 63; ED. 19; 25. 101 Blümner 1893, 148. 102 ED. 26 f. 103 SHA. Aurelian 12,1; CTh. X 20,8. 104 Jones 1960, 185; 190. 105 Strabon XV 693. 106 ED. 26,243; 247 a. 107 Junior 59. H. E. Stier, Spartgras, RE. Suppl. VII (1940) 1228 ff. 108 ED. 8. 109 Hieron. ep. 107,12; Junior 40. 110 Plinius, NH: II 146; Sueton, Augustus 90. 111 CTh. XIV 10,4. Blümner 1893, 123 ff. 112 ED. 9. 113 ED. 10 f.; 13–15. 114 Lopez, R. S., Silk Industry and Trade in the Byzantine Empire, Speculum 20, 1945,1 ff., noch immer grundlegend. 115 Chinesische Seide ist bei der Heuneburg und auf dem Kerameikos gefunden worden, sie war mithin schon im 6. Jh. bei den Kelten an der oberen Donau und im Athen des 5. Jh.s. in Gebrauch: H. U. Haussig, Geschichte Zentralasiens und der Seidenstraße in vorislamischer Zeit, 1983, 59. 116 Tacitus, Annalen II 33. 117 ED. 20. 118 Seligman 1937, 14. 119 S. o. V 8. 120 Ammian XIV 3,3. 121 Ders. XXIII 6,67. 122 Prokop, Historia Arcana 25. 123 Cod. Just. IV 40,1 f. 124 ED. 24 125 Ammian XVI 8,8; XXII 9,10 f.; XIV 9,7.

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anmerkungen zu ix 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136

137 138 139 140 141 142 143

ED. 37, 1–15. ED. 7,74; s. u. XI pr.! ED. 7; Blümner 1893, 20 ff.; 104 ff.; Giacchero 1974. ED. 7,64–71 mit Blümner 1893, 116 ff. Die parallel überlieferten Preise liegen teils unter (Lauffer 1971, 58 ff), teils über denen des Tarifs (Corcoran 1996 /2000, 225). Demandt 2020, 310 f. Theodoret, HE. V 24. Papyrus Rylands 607, deutsch bei Arend 1978, 732. Giacchero 1974, 111 ff; J. Jahn, Zur Geld- und Wirtschaftspolitik Diocletians. Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 25, 1975, 91 ff. Julian 350 A; 357 D; 368 D; 369 D. Ammian XXII 14,1; Libanios, or. 16,24 spätere Höchstpreise; CTh. XI 1,24 von 395; Nov. Val. 13 von 445. Zahlreiche weitere Belege: K. L. Noethlichs, Spätantike Wirtschaftspolitik und Adaeratio, Historia 34, 1985, 112 f. Mommsen, Strafrecht 1899, 851 f.; F. Hitzig, RE. IV (1901) 2154 f. Cod. Just. II 11,20. Demandt 2014, 301; 307; 351; 416. Weber 1968, 18 ff.; 54 ff. Demandt 2014, 287 ff. s. o., 632 f. N. Machiavelli, Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio II 10.

IX. Die Christenverfolgung anmerkungen zu ix

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

1. Mose 6 ff. 2. Samuel 24. Rathenau an Schmoller 12. V. 1917. Vergil, Aeneis I 220. Cicero, Pro Plancio 29. Polybios VI 56,6 ff. Augustus, Res Gestae 20 ff. SHA . Marcus 13. Herodot VI 97; Gadatas-Inschrift, G. Pfohl, Griechische Inschriften, 1965, Nr. 95 zu Didyma, es könnte auch der Apoll von Klaros gemeint sein. Caesar, Bell. Gall. VI 17,1 ff. Tacitus, Germania 43. Agathias II 24,8. Philon, Legatio ad Gaium 157; 317. Cicero, De Divinatione II 51; ders. De Natura deorum I 71. Spengler 1922 /23, II 380 ff.

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anmerkungen zu ix 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

31 32 33 34 35 36 37

38 39 40 41

42 43 44 45 46 47

Herodian V 3,5; 5,5 ff.; Cassius Dio XXIX 11. Varro, De Lingua Latina V 83. Isidor, Etymologiae VII 13. Aurelius Victor 39,45; Lactanz, Divinae Institutiones V 2. S. u. XI 4! Chron. Min. I 148; Bauer 2012, 43 ff. S. o. V 10! Prokop, Bellum Persicum I 19,34. S. o. V 9! Dessau 2999. Lactanz, MP. 19, 2. S. u. XI 4! S. u. XI 9! S. o. XI 4! Constantin an der Apostelkirche von Konstantinopel, Euseb. VC. IV 60; Helena bei SS. Marcellinus et Petrus, Constantia bei S. Agnese, Honorius bei S. Petrus im Vatikan etc. Dessau 659; Schumacher 1988 Nr. 67. S. u. XII 5! Plutarch, Pompeius 24. Demandt 1997, 235 ff. Lactanz, MP. 10; Aurelius Victor 39,48 ; Zosimos II 10,5. CTh. XVI 10,1; Paneg. XII / IX 2,4. Paneg. XI / III 1,1 mit Nixon / Rodgers. Irrig. W. Enßlin, RE. XIV (1930), 2487 nach Seeck. S. o. IV 3! Wildschweine jagten die Kaiser seit Hadrian: Demandt, Privatleben 1997, 164 f. Zum Alten Orient und Griechenland: J. Borchardt / E. Bleibtreu, Wildschweinjagd zwischen Ost und West. In: Asia Minor Studien 65, 2008, Festschrift Schwertheim, 61 ff. SHA . Carus 14 f. Vgl. SHA . Severus Alexander 60,6; ds. Aurelian 44,4 f. Solin 22,7. R. Much, Die Germania des Tacitus, 1967, 167. Das Jahr ist nicht überliefert. Für 297 Seeck 1921, 308 ebenso Kolb 1995, 28 f, während Barnes 1982, 55, Wiesehöfer 2007, 166 und O’Farrrell 2021, 29 an 302 n. Chr. denken. Glasenapp 1957, 237 ff.; Böhlig 1980; Strohmaier 1991, 139 ff. Strohmaier 1991, 140; O’Farell 2021, 29 ff. Augustinus, Confessiones IV 3; O. Braun, BKV. 22, 1915, 133. FIRA. II 580 f.; s. o. VII 10! So auch bei dem Christenverbot, s. u. IX 6 und die Mahnung zur disciplina im Galerius-Edikt, Lactanz, MP. 34, 1 u. 4. Collatio XV 3 = FIRA II 580 f.

362

anmerkungen zu ix 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69

70 71 72 73 74 75 76 77 78 79

Mommsen, Strafrecht 576. Porphyrios, Vita Plotini 27,33. Euseb, KG. VII 31. CTh. XVI 5,3; 5,7; 5,9; Cod. Just. I 5,4; Nov. Val. III Nr. 17. Theodoret HE. II 14. Ammian XXXI 13,18. Augustinus, Confessiones III 10 bis V 25. A. Lippold, RE. IX A (1983), 2216. Glasenapp 1957, 237 ff. Cod. Just. IX 18,2. Grundlegend das Lehrbuch des Hyginus Gromaticus von ca. 75 n. Chr., F. Blume / K. Lachmann /  A. Rudorff (Hgg.), Die Schriften der römischen Feldmesser I / II 1848; J.-O. Lindermann (u. a. Hgg.), Hyginus. Das Feldmesserbuch, 2018. Mommsen, Strafrecht 861 f. FIRA. II 579. Suidas, Delta 1156; Johannes Antiochenus, fr. 248, ed. Roberto 2005, 428; Gibbon 1781 Kap. 13, ed. Milman 1838, II 132. S. u. V 9! Suidas, Zeta 168; Mertens 1995; Haage 1996 /2000. Der Mann fehlt in der RE. Picatrix, Das Ziel des Weisen von Pseudo-Magriti, ed. H. Ritter u. M. Pleßner, 1962. Daniel 2; Mt. 3,2; 4,17. Mk. 13,9 ff.; Mt. 5,10 ff.; Lk. 6,22. Apg. 22,3 ff. Apg. 7,57 ff.; Euseb, HE. II 23,16 f. Lietzmann III 1938, 42 ff; Vogt, Christenverfolgung (historisch), RAC. II 1954, 1192 ff; ders. 1962; J. Molthagen, Der römische Staat und die Christen im 2. und 3. Jahrhundert, 1975, 101 ff; Portmann 1990; Schwarte in: E. Chantraine (Fs.), E fontibus haurire, 1994, 203 ff. Zum Donauraum: Bratoz in: Demandt / Goltz / Schlange-Schöningen 2004, 115 ff. 2. Mose 11 f. Augustin CD. XVIII 52; Orosius VII 25,13; Otto v. Freising, Chron. III 43. Tacitus, Annalen XV 44. Ev. Joh. 19,15. Euseb, Mart. Pal. 1,5. Euseb, HE. VII 11,5; Apg. 5,29. Mommsen 1886 /2005, 499. Tertullian, Apologeticum 38,3; 46,13 f. Pucciarelli 1987, 47 ff. 2. Thess. 2,6 ff.

363

anmerkungen zu ix 80 81 82 83 84 85 86 87 88

Euseb, HE. IV 26. a. O. II 25,8. a. O. HE. II 25,5; Orosius VII 7,10 f. Dio LXVII 14, Euseb, HE. III 18,4. Plinius, ep. X 96 f. Euseb, HE. IV 8,6 ff; 9,13; Demandt 2019, 218 f. Tertullian, Apologeticum 5,6; Euseb, HE. V 5. C. Wittig, RE. XV (1931), 1279 ff.; Knipfling 1923 und Bludau 1931 jeweils mit Übersetzung. 89 Justin, Apologie I 8. 90 Euseb, HE. VII 13. 91 Lactanz, MP. 6,1; Euseb, HE. VII 30,19 f. 92 Euseb, HE. VIII 1,1 ff. 93 Lactanz, MP. 12,3. 94 a. O. VIII 1,2 ff.; 6,5. 95 Hiernoymus, De viris illustribus 80; ders., Adversus Jovinianum II 6; Harnack 1924, 567. 96 Musurillo 1972 Nr. 17 u. 18, S. 244 ff; J. Fontaine in: Herzog 1989, 520 ff. 97 Euseb, Chronik zu 301, und Prosper, Chron. Min. I 446 zu 298, nennen ihn anachronistisch magister militiae, ohne Namensnennung stratopedarchēs bei Euseb, HE. VIII 4,3. Diesen Rang übersetzt Euseb, HE. IX 5,2 mit dux. S. Anhang zu VII! 98 S. o. II 3! 99 Demandt 2019, 218 f. 100 Creed 1984, XXII. 101 S. o. V! 102 Aurelius Victor 39,48; Zosimos II 10,5. 103 Euseb, VC. II 49 f. 104 Euseb, HE. VII 10,4. 105 Lactanz, MP. 10; ders., Divinae Institutiones IV 27,4 ff. 106 Portmann 1990, 217 «legendarisch». 107 S. o. IV 5 und XI 9! 108 Minucius Felix 37,1; Tertullian, Ad Scapulam 5,1 Justinus Martyr, Apologie I 39; II 12; Cyprian, De mortalitate 17; Euseb, Mart. Pal. 2 f. 109 Brandt 1998, 26; 99 nach Schwarte das einzige. 110 Divjak / Wischmeyer 2014, 225; 244. 111 Lactanz, MP. 12,1. 112 a. O. 11,7. 113 S. o. IX 1! 114 S. o. IX 2! 115 Lactanz, MP. 11,8.

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anmerkungen zu ix 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136

137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149

Euseb, HE. VII 11,5; Apg. 5,29. Suidas, Delta 1156. Euseb, HE. VIII 1,7–2.3. 1. Kor. 1,10 ff. Euseb, HE. VII 30,19. W. Enßlin, RE. XIV (1930) 1494. Ammian XXVII 3,13. Portmann 1990, 233. Digesten XXXXVIII 19,30; FIRA. II 406 f.; Mommsen, Strafrecht, 587 f. So auch im Manichäeredikt, s. o. IX 3! NT. Hebräer 11,13. Euseb, HE. VII 2,4. Der Turm ist kein Bauelement der Kaiserpaläste. Lactanz, MP. 12,2 ff. Euseb, Chronik, datiert die Zerstörung der Kirchen auf 304. Lactanz, MP. 13,1; Euseb HE. VIII 2,4 weist dies auch dem «ersten» Edikt zu, wohl mit Recht. Lactanz, MP. 13 mit Creed z. St.; Euseb, HE. VIII 5. Euseb, HE. VIII 2,5; 3,1 ff. Constantin, Ad Sanctos 25,2. Euseb, HE. VIII 6,6 f. Lactanz, MP. 14. a. O. 33; s. u! Euseb, HE. VIII 6,6; Constantin, Ad Sanctos 25. Unklar ist, ob sich der bei ­Junior (exp. 49) erwähnte Brand der basilica antiqua, die als opus publicum opti­ mum bezeichnet wird, auf diesen Palastbrand (so Moreau ed. MP. 1954 II, 246) oder auf einen späteren Kirchenbrand bezieht (so Rougé ed. 1966 zu Exp. 49). Lactanz, MP. 15,1. Oder gar ihr christliches Bekenntnis, Harnack 1924, 576. Euseb, HE. VIII 6,8. Zur Eugenios-Revolte s. u. X 7! Euseb, HE. VIII 6,10; ders., Mart. Pal 2,4. Die Zählung der Edikte ist konfus. Euseb, Mart. Pal 3. Marcus Aurelius, Comm. XI 3. Collatio VII 1 pr. = FIRA. II 562. Rabello 1984, 150 f. a. O. 1984, 158 ff. S. o. V 2! Sozomenos I 13 f.; Hieronymus, De viris illustribus 88. W. Busch, Werke II 1959, 75 ff. Busch identifiziert Antonius von Koma mit dem von Padua, gestorben 1231. Paneg.  XI / III 6,1  ff. Chron. Min. I 196 problematisch; Athanasios, Historia Arianorum 44; Lietzmann 1938, 52.

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anmerkungen zu ix 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159

160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179

180 181 182 183

Marc Aurel a. O. Färber 2014, 297 f.; Musurillo 1972, Nr. 25. AASS . Dezember 30; Liebs 1987, 39 ff. Musurillo 1972 Nr. 24; J. Fontaine in: Herzog 1989, 526 f. A. Jülicher, RE. III (1897) 1173. W. Enßlin, RE. XIV (1930) 148 f. Demandt 2007, 557 f. Lactanz, MP. 15. Euseb, HE. VIII 13,13 f.; ders., Mart. Pal. 13,12. Euseb, VC. I 13–17. Der Name «Anastasia» von Constantius’ Tochter, der Halbschwester Constantins, beweist nichts für den Glauben des Vaters. «Anastasius» konnte auch ein Jude oder frommer Heide heißen. AE. 1949, 234. Euseb, VC. III 52 f.; Origo 5,14; Ammian XXVI 6,14. Julian, epp. 85 ff. Dessau 644 aus Macomades. Lactanz, MP. 16,1. Euseb, Mart. Pal. 1–3. a. O. 2 f. Gregor von Tours I 35. Kuhoff 2001, 288 ff.; Bratoz 2004, der die Fragwürdigkeit der Texte notiert, aber nicht immer respektiert. W. Enßlin, RE. XIV (1930), 1448; 1494. PLRE . I 14. Theophanes zu 287! Otto v. Freising, Chronik III 43. Die Liste der 56 Märtyrer der diokletianischen Christenverfolgung von 283 bis 311 in der Wikipedia ist legendär. S. u. XII 5! Lactanz, MP. 34. Deutsch bei Arend 1978, 736. E. Groag, RE. XIV (1930) 2464. Euseb, HE. IX 10,13 ff; VIII 16,3.; Lactanz, MP. 35,3. Ephrem der Syrer, Gregor von Nazianz. Demandt 2007, 134 f. Euseb VC. III 55 ff; Hieronymus, Chronik zu 331. Demandt 2007, 501 f. S. o. IX 2! Euseb, HE. VIII 1,8–2,1. Die einschlägigen Herrenworte Ev. Mt. 10,17; 24,9; Lk. 21,12 setzen die Steinigung des Stephanus und die Verfolgung durch Nero voraus, so wie der Weheruf über Jerusalem Mt. 23,37; Lk. 13,34 f. die Zerstörung der Stadt durch Titus. Das sind Prophezeiungen ex eventu. Euseb, HE. VIII 1 f; X 4, 58 f. a. O. X 33; AT. Sprüche 3,12; NT. 1. Kor. 11,37; Hebr. 12,6; Offb. 3,19. Plotin, Enneaden I 8. Lactanz, De ira Dei.

366

anmerkungen zu x 184 185 186 187 188 189

Lactanz, Divinae Institutiones V 22 f. Jesaja 66,7 f.; Ev. Mk. 13,6 ff. Lactanz, Divinae Institutiones VII 14 ff.; 25 ff. a. O. V 4. a. O. V 2 Lactanz, MP. 16,4; ders. Divinae Institutiones V 2 f.; Photios, cod. 39 nennt eine Gegenschrift durch Eusebios. 190 R. Beutler, RE. XXII (1953) 275 ff. 191 Griechisch und deutsch von R. Harder, Plotins Schriften V c, hg. W. Marg, 1958. 192 Augustinus, CD. VII 25; XIX 22. 193 A. Jülicher, RE. VI (1907) 1438; Harnack 1924, I 518 ff.; R. Beutler, RE. XXII (1953) 277 f.; 298 ff. 194 Jesaja 7,14; Mt. 1,23. 195 Daniel 2,34 f.; 7,13 f. 196 Mt. 21,44; Lk. 21,27; Offb. 14,14. 197 Joh. 19,24; 28. 198 Lactanz, Divinae Institutiones V 3. 199 Euseb, Demonstratio Evangelica u. a. 200 Hieronymus, PL. 25,491; 512. 201 Ev. Joh. 10,30; 14,10. 202 Augustinus, CD. XIX 23. 203 a. O. V 26. 204 Cod. Just. I 1,3; Sokrates, HE. I 9,30. 205 H. Grotefend, Zeitrechnung, 1891, 6; Declercq 2000, 66 ff; Demandt 2015, 330 ff.; ders., Grenzen, 2020, 86. 206 Schubart 1918, 272; Maresch in: Boschung / Eck 2006, 63. S. u. IX 10! 207 Rechnung stark vereinfacht, es gab Zwischenschritte über die Konsullisten und die Jahre ab urbe condita, Demandt 1999, 133 ff.; ders. 2015, 336 ff.

X. Das neue Heer anmerkungen zu x

1 Ausführlicher: Summa rei publicae tuitio de stripe duarum rerum, armorum at­ que legum veniens, vimque suam exinde muniens felix Romanorum genus omnibus anteponi nationibus omnisbusque dominari tam praeteritis effecit temporibus quam deo propitio in aeternum efficient. CIC. II, ed. Paul Krüger, 1877 /1892, 2. 2 Prokop, Bellum Persicum I 24,26. 3 Demandt 2007, 731. 4 Tertullian, Exhortatio castitatis 12; Peterson 1951, 149 ff. 5 Paneg. IX / IV  18,4. 6 Zu den Limesanlagen am Rhein s. V 9!, zum Grenzschutz im Osten s. V! 7 Zosimos II 34.

367

anmerkungen zu x 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48

Fischer 2020. Vegetius IV 10,3. Tacitus, Annalen I 60; ders., Germania 3. Fischer 2006, 106 ff. Zosimos II 34. Dessau 2781. S. o. V 5! Hoffmann 1969. Jones 1964, 52 ff. Aurelius Victor 39,47; 40,25. Lactanz, MP. 7,2 f. W. Liebenam, RE. VI (1909), 1617; W. Enßlin, RE. VII A (1948) 2462. Dessau 2288. W. Kubitschek, RE. XII (1925) 1833 nach Nischer; Kuhoff 2001, 464. So nach der ‹Notitia Dignitatum› bei Kuhoff 2001, 454 f. Kuhoff 2001, 464. Lydos, De mensibus I 27. Brandt 1998, 25. Jones 1964, I 31; II 634; 674; III 181; 193. Lactanz, MP. 18,10. Jones 1964, 640; 643; 675. Ammian XVI 10,7. Ein Exemplar besitzt das RGZM. SHA . Severus Alexander 56,5. Ammian XVI 10,8. ND. or. XXXI 52. ND. or. XXXI 48; 54; 57. Vegetius III 23,2. Tacitus, Annalen XV 12; Herodian IV 14,3; Ammian XXIII 6,56. Vegetius I 20,4. Ammian XXVII 10,11. S. o. VIII 4! Dargestellt auf dem Constantinsbogen in Rom. Speidel 2004, 47 ff.; ND. occ. 6 f. ND. or. XI 2; occ. IX 2. Cicero, De re publica II 30. Polybios I 20,15; VI 25,8 ff.; Athenaios 273 EF. Vegetius I 17,2 f. Ammian XXIII 4. S. o. II 3! Vegetius II 25,2; III 24,14 ff. Demandt / Engemann 2007, 43. CTh. VIII 1,11; Ammian XX 2 Überschrift. Ein Beispiel aus Köln: Trier 1984, Nr. 36.

368

anmerkungen zu x 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72

73 74 75 76

77 78 79 80 81

Cod. Just. XII 33,5 pr. SHA . Gallienus 20,3 ff.

J. Heurgon, Le trésor de Ténès, 1958, Tafel IX 4; Trier 1984, 111 ff. Enßlin 1942, 65. Notitia Dignitatum or. XI; occ. IX. Vgl. Ammian XXII 4. CTh. IV 12,3; X 20,3. CTh. IV 6,2 f. CTh. IV 6,2 f.; X 20,3; 20,6; 20,8 f. K. Raddatz in: Hoops II 1976, 361 ff.; Fischer 2020. 240 ff. Epitome 39,6. Jones 1964, 623 ff. S. o. VII 6; VIII 5! Mommsen, Staatsrecht 318 ff. Seneca, De ira I 18,4; Tacitus, Hist. II 73; Sueton, Augustus 74; ders., Caligula 44,2. Aurelius Victor 13,5. SHA . Hadrian 11,4 ff. SHA . Commodus 4,5; a. O, Macrinus 12,4; 17,1; a. O., Max. Balb. 10,3. Seit Rostovtzeff 1925 /29, II 220. Clauss 1980, 197 mit Einzelnachweisen. Aurelius Victor 39,44 f. Demandt 1965, 50 ff. CTh. VI 35,3. Libanios, or. II 58. Die in der ND. genannten exploratores waren eine Truppengattung. R. Grosse, Römische Militärgeschichte, 1920, 70 ff; W. Enßlin, RE. XXII 2 (1954) 1300 f; D. Kienast, Untersuchungen zu den Kriegsflotten der römischen Kaiserzeit, 1966; Neumann RE. Suppl. XI 1968, 884 ff; H. D. L. Viereck, Die römische Flotte, 1975. Lydos, De mensibus, ed. R. Wuensch, Teubner 1898, I 27. ND. ed. O. Seeck, Seite 315 f. CTh. VII 17,1. Julian 280 A; G. Rupprecht, Die Mainzer Ruderschiffe, 1984. Es handelt sich überwiegend um schnelle Ruderschiffe, deren Holz nach dem Ausweis der Jahresringe geschlagen wurde in den Jahren 320, 321, 376, 385 und 394. Ammian XXIII 3,9. S. o. V 10! CTh. XV 1,13. Inschriftliche Belege für spätantike Militärziegeleien finden sich bei Hoffmann 1970 über den Index in großer Zahl. Ammian XVIII 2,6; XIX 5,2; XXIX 5,18.

369

anmerkungen zu x 82 Eutrop IX 17; Aurelius Victor 37,4, SHA. Probus 20 f. S. o. II 4! 83 Libanios, or. XI 41, ed. Fatouros / Krischer, 1992. 84 Libanios, or. XI 158 ff.; XIX 45; XX 17 ff. 85 Euseb, HE. VIII 6,8. 86 C. R. Sievers, Das Leben des Libanius, 1868, 2 Anm. 7. 87 S. o. V 9! 88 Mommsen, Staatsrecht III 730. 89 Cassius Dio LXXVII 9,5. FIRA. I 88; Digesten I 5,17. 90 Tacitus, Annalen I 78; Dio LVII 6,5. 91 So gegenüber den Juthungen auf dem Augsburger Siegesaltar, s. o. II 3! 92 Acta Maximiliani bei Musurillo 1972, Nr. 17, S. 244 f. 93 Aurelius Victor, 33,34 senatum militia vetuit. 94 a. O. 37,5 ff. oblectantur otio. 95 Arnheim 1972, 39. 96 CTh. VII 2; 13,1; Cod. Just. XII 43,1; Digesten IL 16,4,7. 97 Dio LXXI 16,2; Zosimos I 68; 71. 98 Zosimos I 33; 43. 99 Claudian XXVI 463. 100 Tacitus, Annalen IV 4. 101 SHA. Hadrian 12,4. 102 a. O. Marcus 21,6 f. 103 Paneg.  III / XI 20,1. 104 Ambrosius, Exameron V 15,50. 105 Ammian XXXI 5,14. 106 Vegetius I 28,16. 107 Sueton, Augustus 24. Ammian XV 12,3; CTh. VII 13,4 f.; 13,10; 22,1; Digesten IL 16,4,12. 108 C. Zuckerman, Two Reforms in the 370s. Revue des Études Byzantines 56, 1998, 79 ff. 109 Ersteres heißt protostasia, letzteres prototypia; Acta Maximiliani 1,1; CTh. VII 13,7; Cod. Just. X 42,8; 62,3. Seeck II 47 f.; 498; E. Sander, RE. Suppl. X (1965), 676 ff. 110 CTh. VI 26,14. 111 CTh. VII 13,20. 112 Aurum gratanter provinciales pro corporibus dabunt. Ammian XIX 11,7; Veget. I 28; III 10. 113 Vegetius I 3. 114 Caesar, Bellum Gallicum VII 13,1; 67,5; 70,2; 80,6. 115 Tacitus, Historien IV 16,1; ders., Germania 29; Waas 1971. 116 SHA. Marcus 21,7. 117 Tacitus, Germania 33.

370

anmerkungen zu xi 118 119 120 121 122 123 124 125 126

SHA . Marcus 24,3; a. O. Claudius 9; a. O. Probus 13; 18; Zosimos I 46; 68.

S. o. VI 3! Eutrop IX 25; Ammian XXVII 5,5; XXVIII 1,1. Cod Just. VIII 50,5. Sven Rugullis, Die Barbaren in spätrömischen Gesetzen, 1992. Euseb, VC. III 13,1. Synkellos 717 Bonn; Euseb, Chronik zu 273; CIL. III 10981. L. Schmidt 1940, 149. A. Demandt, RE. Suppl. XII (1972) 553 ff. M. P. Speidel, Ancient Germanic Warriors, 2004, 47.

XI. Die Bauten der Tetrarchen anmerkungen zu xi

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

Vitruv I pr. 1,2. Herodot III 60 vgl. I 93; Prokop, De aedificiis. Lactanz, MP. 7,8; Malalas XII 37. Aurelius Victor 39,45. S. o. VI 10! Kolb 2002, 667 ff. Chron. Min. I 148. Ruhm durch Wiederaufbau in der Antike: Demandt, Restitutio in integrum. In: ders., Magistra 2020, 33 ff. Chron. Min. I 148; Bauer 2012. Liber de regionibus bei Adler 1781, Anhang 27; Demandt, Privatleben 1997, 109. Zum römischen Bäderwesen: Brödner 1983; Kolb 2002, 568 ff. Dessau 646; Helbig Nr. 2129; SHA. Trig. Tyr. 21,7. Walser 1987. S. u. XII 4! Olympiodor bei Photios, bibl. 80,63a. Chron. Min. I 148; Bauer 2012. Martial XIV 163. ED. 7,75 f mit Blümner 1893, 120 f. SHA . Hadrian 18,10; a. O. Marcus 23,8; a. O. Severus Alexander 24,2. Eine ist echt, die anderen sind Imitate. Dranklopfen! Adler 1781, 222 ff; Coarelli 1974, 229 ff. S. u. XII 4! Kolb 1987, 121 f.; 180 ff.; Mayer 2002, 180 ff.; Boschung 2006, 371 ff. Chron. Min. I 148; Notitia Romae (bei Adler 1781 Anh. 12), Regio VII: CIL. VI 31383; Abb. bei Bauer 2012, 39. Die Datierung des Arcus Novus auf 294 durch H. Kähler, RE. VII A, 1939, 395. Das ältere Datum 303 /304 wieder oder noch bei Coarelli 1974, 234.

371

anmerkungen zu xi 27 R. Cagnat, Cours d’épigraphique Latine,41914. Dazu kommen die Abkürzungen auf Münzen und in Gesetzen. 28 Boschung 2006, 371 ff. 29 Bauer 2012, 33 ff. 30 Kolb 2002, 669. 31 S. o. IX 2! 32 S. u. XII 1! 33 Kähler 1960, 361 ff.; L’Orange 1984, 10 f. 34 Auf einem Relief des Constantinsbogen sind sie im Hintergrund zu sehen. R.Alföldi 1999, Abb. 197. 35 Kähler 1958 Tafel 250; Kuhoff 2001, 241. 36 Dessau 626; 643; 5894; Bauer 2012, 25 ff. 37 Kolb 2002, 545 f. 38 Aurelius Victor 39,35. 39 S. o. VIII 5! 40 Paneg. X / II 13,3. 41 Kuhoff 2001, 716 ff. 42 L. Schmidt 1941, 529 ff.; Hierokles, Appendix I 32. 43 Kuhoff 2001, 716 ff.; M. Fluß, RE. III A (1927), 351 ff.; M. Jeremic in: Cambi 2009, 471 ff. 44 Ammian XIX 11,1; XXI 9,5; 11,2. 45 Ammian XXI 10,1 f. 46 Ammian XXX 5,16. 47 ND. occ. IX 18; XXXII 50. 48 Cod. Iust. IX 47,12. S. o. VII 10! 49 Heucke 1994. 50 S. o. IV 4! 51 Mayer 2002, 29 ff.; s. o. III 7! 52 Ammian XXII 8,5. S. o. III 8! 53 Athenaios I 20 b, darüber stand nur das von Zeus gegründete Athen. 54 S. o. IX 7! 55 Lactanz, MP. 7,9; 12,3; 14,2; 17,4; ND. or. IX 27 f; Junior 49. 56 Dessau 613; Aurelius Victor 16,12 ; 39,45 ; Lewin 1991, 117. 57 Lactanz, MP. 7,11. 58 S. o. III 8! 59 Sueton, Augustus 28,3–29,5. 60 Aurelius Victor 41,16; Euseb, VC. IV 61 ; Hieronymus, Chronik zu 337. 61 Libanios, ep. 388; or. I 51 ff.; or. 61,7 62 Ammian XXII 9,3 ff. 63 Busbeck 1926, 51. 64 Lactanz, MP. 17,3.

372

anmerkungen zu xi 65 66 67 68 69

S. Tafel I! S. o. IV 7! Ammian XXII 9,14. Kuhoff 2001, 719. Malalas XII 38; Libanios, or. XI 205 ff. Ein Plan des spätantiken Antiochia bei Mayer 2002, 98 nach Downey 1981, 11. 70 Malalas XIII 19; Kent / Overbeck / Stylow 1973 Nr. 580. 71 «Maximian» Ammian XXV 10,2; vgl XXI 14,1. S. o. VII 3! 72 S. o. IV 7! 73 Ammian XXXI 1,2; Theodoret HE. IV 26; Kuhoff 2001, 719 f. 74 ND. or. XI 21 f. 75 Libanios, or. XI 161; 203; 236 ff. 76 Ovid, Metamorphosen I 452. 77 SHA. Verus 7,3. 78 Malalas XII 38. 79 So Lucius Verus in Ephesos bei den Vedii. Demandt, Marc Aurel, 2020, 166; 302. 80 Lewin 1991, 79 ff. 81 Chron. Min. I 290. 82 S. o. IV 7; V 10! 83 Hébrard / Zeiller 1912; Marasovic 1969; Wilkes 1986; ders., 1993; Mayer 2002, 69 ff.; Niksic in Demandt u. a. 2004, 163; Cambi u. a. 2009; Belamaric 2012. 84 N. Vulic, RE. I A (1920) 2005 f. 85 S. u. XII 4! 86 Chron. Min. I 448. 87 Tabula Peutingeriana VI 3; Miller 1916, 281; Rathmann 2016, 60 / 61. 88 Notitia Dignitatum occidentalis XI 48; Aspalathon bei Constantinus Porphyrogenitus, De administrando 29. 89 Plinius, NH. XII 110; XXIV 111 f. 90 Platon, Staat X 616 a; P. Wagler, RE. II (1896) 1710 f. 91 Sidonius, carmen XXIII 495 ff. 92 CTh. X 19,1. 93 Marasovic 2005. 94 Demandt 2007, 338 f. 95 R. Syme 1960 mündlich. 96 Demandt 2020, 206; Dessau 2287. 97 Petron, Satyricon 71. 98 S. o. III 3! 99 Velamen purpureum, Ammian XVI 8,4, kann auch «Vorhang» bedeuten, doch ist ein solcher in dem Rundbau kaum anzubringen. 100 Marasovic 1969, 16 f. Die Orte sind heute im Fußboden des Cafés an Ort und Stelle markiert.

373

anmerkungen zu xi 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110

111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138

Kähler 1960, 277; Coarelli 1974, 127. Julian 287 A. Helbig I Nr. 25. Das übersah Brandenburg 1979, 70. Aufgeführt von Goran Niksic bei einem Vortrag in Split am 19. September 2005. S. o. V 9! Aurelius Victor 39,26. S. o. IV 7! ND. occ. XI 48. Belamaric in Demandt u. a. 2004, 141 ff. sieht darin ein Argument dafür, daß der Palast gleichzeitig als Ruhesitz des Kaisers und als Großschneiderei gedient habe. Das ist schon wegen der durch die Walkerei bedingten Geruchsbelästigung auszuschließen. Seine Bezeichnung des Palastes als villa: Mayer 2002, 71. Origo 36; Chron. Min. I 310; II 92; W. Enßlin, RE. XVI (1935) 2505. Wilkes 1969, 389. AASS . 11 (!) April. Bratoz 2004, 225 f.; Döpp / Geerlings 1999, 373. Ältere, urkundlich belegte Schreibweise. Marasovic 1969, Anhang. Mayer 2002, 31 ff. Polybios II 34,10; Strabon V 213. Donatus auctus, Vita Vergiliana 7; Plinius, ep. IV 13. Zosimos I 40,1; Cedrenus I, ed. Bekker 1838, 454. S. o. X 4! Aurelius Victor 39,45; Ausonius XI 7 ; Ammian XV 1,2 ; 5,18. Ambrosius, ep. 25,4 (ed. Faller); ders., De obitu Valentiniani II 79. Demandt 1997, 193. Plan der antiken Stadt bei Haug 2012. Julian 71 D; Ausonius XI 9. Strabon V 214. Herodian VIII 2 ff. Kuhoff 2001, 723; Haug 2012, 113. Paneg.  VII / VI 6,2. Ch. Hülsen, RE. II (1895) 318 ff. Hidalgo 1994. Constanti et Maximiani nobilissimorum Caesarum. AE. 1994, 927 b. Barnes 1982, 59; Hidalgo 1994, 235. S. o. VI 10! Lactanz, MP. 8; Barnes 1982, 197. S. o. IV 6! Ausonius XI 2 /3. S. o. VI 10! Aurelius Victor 39,45; Euseb, Chronik zu 302. Chron. Min. I 658.

374

anmerkungen zu xi 139 S. o. III 5! 140 Dessau 637; PLRE. I 106. 141 Dessau 627; 628; 637; 638; 4501; 6886; W. Enßlin, RE. XIV (1930) 2506; Waldherr 1989. 142 Mayer 2002, 34 ff. 143 Tacitus, Germania 28,4. 144 Mela III 20. 145 Demandt 2019, 90 f; 227; Kuhnen 2001, 28; 143 f. 146 Goethert 2003, 78 ff.; 125 ff. 147 Krencker 1929. 148 CIL. XIII 3672; Trier 1984, Nr. 17 S. 96. 149 Daher der Schatzfund von 2570 Goldmünzen, Kuhnen 2001, 39. 150 Paneg, VI / VII 22,4  f. 151 Der Name orientiert sich an den Basiliken am Forum Romanum, dreischiffig sind erst kirchliche Basiliken. 152 Kuhnen 2001, 135 ff. 153 Gilles in: Trier 1984, 49 ff. 154 Kuhnen 2001, 96 f. 155 Paneg. VI / VII 11,5; 12,1 ff; Eutrop X 3,2. 156 Salvian VI 74; 87. 157 Mayer 2002, 39 ff. 158 Tabula Peutingeriana VII 2; Miller 1916, 522. 159 Berve 1926 II 201 f. 160 Diodor XIX 52,1; Berve 1926 II 179 f. 161 Zur Stadtgeschichte bis 1928: E. Oberhummer, RE. VI A (1936), 143 ff. 162 Th. Stefanidou-Tiveriou, Die Palastanlage des Galerius in Thessaloniki. In: Cambi 2009, 389 ff. 163 Kähler 1960, 364; Laubscher 1975; Mayer 2002, 57 ff., Tafeln 2–9; Boschung 2006, 360 ff. Zum Programm s. o. IV 7!; zum Perserkrieg s. o. V 4! 164 S. u. XIII 3! 165 Hesberg in Boschung / Eck 2006, 156. 166 Demandt 1970, 717; ders. 2007, 163 f. 167 S. IX 10! 168 Epitome 40,16. 169 Vasic 2006; Mayer 2002, 88 sieht hier nur einen «angemessenen Wohnsitz» für die Mutter Romula, die nicht einmal Augusta war. Das leuchtet nicht ein. 170 Srejovic 1993; Srejovic / Vasic 1994; Sommer von Bülow 2006. Zur Lage Talbert 2000, 21 E 5. Zajecar beherbergt das Museum für die Funde aus Gamzigrad. 171 Sommer von Bülow 2009, 2 f. 172 Prokop, De Aedificiis IV 4,3. 173 Wenn auch die äußere, jüngere Mauer tetrarchisch sein soll, so Mayer 2002, 80

375

anmerkungen zu xii

174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194

nach Vulic, so wird diese erklärungsbedürftig, und die Befestigung durch ­Justinian wäre ohne archäologischen Befund. Es wäre unverständlich, wenn die parallelen, unterschiedlich alten Mauern beide von Galerius stammten. Epitome 40,16. Abb. bei Mayer 2002, Tafel 12. S. o. IV 7! Kuhoff 2001, 764; Sommer v. Bülow 2006, 9 ff.; S. u. XII 5! G. Jeremic in: Vasic 2006, 47 ff. Die Moral bietet Lk. 12,16 ff. M. Tomovic, Sarkamen (Eastern Serbia): An Imperial Tetrarchic Palace. Mausoleum and Memorial Complex. In: Cambi 2009, 411 ff. Zur Lage: Talbert 2000, 21 E 5. S. u. XII 4! Mayer 2002. 88 f. glaubt auch hier, die Anlage habe Daia «für seine Verwandten» errichtet. M. Tomovic, Vortrag in Split am 20. September 2005. Euseb., HE. IX 11,2; Greg. Naz., or. IV 96 = PG. 35, 6293. Boschung 2006, 369. Vegetius I 17,2. Plutarch, Moralia 328 E. Miller 1916, 516; 522. Hierokles 635; 642; 719; 732. N. Vulic, RE. IX (1916) 2005. Hierokles 680. Frag. Vat. 284 = FIRA. II 526. Ammian XIV 11,10; XXV 10,2.

XII. Abdankung, Tod und Nachfolge anmerkungen zu xii

1 2 3 4 5 6 7 8

S. o. VII 1! Lactanz, MP. 17,1; Eutrop IX 27; Euseb. Chron. zu 304. Divjak / Wischmeyer 2014; I 215. A. Rehm, RE. I A (1920) 1750. S. o. VI 10! S. o. XI 1! Helbig II 1455. Den letzten Triumph feierte Maxentius nach der Wiedergewinnung Africas 311; Zosimos II 14,4. Der Einzug der christlichen Kaiser nach Siegen im Bürgerkrieg ohne Beute, ohne anschließenden Gottesdank – so Constantin 312, Constantius 357, Theodosius 389 und 394 – gehört zum Zeremonialtyp des adventus Caesaris. 9 Vgl. Ammian XXV 10,11 zum 1. Januar 364.

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anmerkungen zu xii 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43

S. o. XI 1! Ammian XXV 4,17 S. o. V 5! Chron. Min. I 148. Dessau 1578. Alföldi 1934 /35, 230 f. Tertullian, Apolog. 33,4. Justin XLI 2,8. Sueton, Caesar 49,4. W. Ehlers, RE. VII A (1939), 493 ff. Nur so ist die Überlieferung der Zahl zu erklären. Chron. Min. I 148. Lactanz, MP. 13,2; Euseb, HE. VIII 17,2; Friedlaender 1923 I 257. Lactanz, MP. 17,2. Daß Maximian allein in Rom geblieben sie, so Barnes 1982, 56, und dort das Konsulat angetreten habe, ergibt sich aus Paneg. VII / VI 8,8 nicht. Julian, Misopogon 337 A ff. Cassiodor, Variae VI 18,7. Dessau 644; Kolb 1987, 123. Daß Diokletian den Plan seines Rücktritts verschleiern wollte oder ihn noch gar nicht beabsichtigte, ist nicht anzunehmen. Münzparolen verkünden nicht nur Anordnungen durch den Kaiser, sondern auch Wünsche an ihn. Paneg. VII / VI 2,5; Zosimos II 7; Passio Sabini 1. W. Enßlin, RE. XIV (1930) 2509. Kritisch: Nixon / Rodgers 1994, 193. So wie Numerian 284, SHA. Carus 12,1; s. o. III 2! Lactanz, MP. 17,1 ff. Demandt 1997, 187 ff. Lactanz, MP. 17,5. Zum Tag: Kolb 1987, 31. S. Anhang 1 zu IV. Lactanz, MP. 17,4 ff. Euseb, HE. VIII 13,11 und App. 3. S. o. IV 4! Lactanz, MP. 18. Constantin, Ad Sanctos 25. Schlange-Schöningen 2004, 172 ff. Da die Verfolgung nach 305 weiterging, war deren Mißerfolg zuvor nicht abzusehen. Paneg. VII / VI 9,2 von 307; Paneg, VI / VII 15,4 ff. von 310; Aurelius Victor 39,48; Epitome 39,5. Kolb 1987, 150 f. FHG . IV S. 198. Gibbon 1781, Kap. 13; ed. Milman 1838, II S. 167 K. Brandi, Kaiser Karl V, 1937 /1961, 528 ff. S. u. XI 4 ! Appian XIII 103 f.; Aurelius Victor, De viris illustribus 75. Sueton, Nero 47,2; ders., Vitellius 15,2.

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anmerkungen zu xii 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80

SHA . Pertinax 13,3. Aurelius Victor 35,4; SHA. Tyr. 24,5; a. O. Aurelian 39,1. Origo 9 f.; Chron. Min. I 231; Lactanz, MP. 26,10 f.; Zosimos II 10,2. Chron. Min. I 237. S. o. XI 4! Origo 38; Chron. Min. I 309 f.; Cassiodor, Variae III 35; Demandt 1997, 27 ff. Lactanz, MP. 19. Das «Maximianus» (Galerius) ist in «Diocletianus» zu verbessern, s. o. III 2 u. IV Anhang. Euseb, Chron. zu 305 Aurelius Victor 39,48. Paneg.  VI / VII 15,6. Lactanz MP. 18. Paneg.  VI / VII 2. Epitome 40,18. Zur Namensform Daza  – von Daca der «Daker»? s. Wienand 2012, 98, Anm. 14. Lactanz, MP. 18, 8–15. Lactanz, MP. 19; Eutrop IX 27, Suidas, Delta 1156; Eutrop IX 27 ; Zosimos II 10,2. Lactanz, MP. 20,1. Origo 9. a. O. 5. Eutrop VIII 19; X 1. Lactanz, MP. 25,5. Nur im Osten verkündet: Chron. Min. III 579. Galerius VII, Daia I, Severus I, Constantin I, Maximian IX, Constantius p. c. VI. Eutrop X 2; Aurelius Victor 40,4. Wienand 2012, 120 ff. spricht stattdessen von «tetrarchischer Sukzession». Filocalus bei Divjak / Wischmeyer 2014, I 211. Lactanz, MP. 24,8 f.; Euseb, VC. 22,1. Dessau 682. Paneg. VII / VI 5,3; ebenso Origo 2,4; Zosimos II 9. Paneg.  VI / VII 8,2. Dessau 657. Paneg.  VI / VII 7,3  f.; 8,2. Lactanz, MP. 24,8 und romanhaft bei Euseb, VC. I 21,2. Lactanz, MP. 44,5; Euseb, VC. 28 f.; Paneg. VI / VII 2 f. S. o. IV 5! Wienand 2012, 123. Lactanz, MP. 26,11; Eutrop X 3,1; Zosimos II 10. Zosimos II 10,4. Chron. Min. I 231.

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anmerkungen zu xii 81 Utinam Salonae possetis visere olera nostris manibus instituta, profecto numquam istud temptandum iudicaretis. Epit. 39,6. 82 Montaigne, Essays I 42 Ende. 83 S. o. IX 2! 84 So Dessau 659 nach Mommsen. 85 Lactanz, MP. 29,3. 86 Dessau 645; s. o, VI 10! 87 Dessau 646, Thermeninschrift; s. o. XI 1! 88 S. o. XI 9! 89 Lactanz, MP. 30. 90 Paneg. VI / VII 2,4; 3,1; 4,1 ff.; 8,2. 91 Chron. Min. I 148: in Dardania. 92 Lactanz, MP. 35,3; Euseb, HE. VIII App. 3. Danach Epit. 40,4. Aurelius Victor 40,9 spricht von einer todbringenden Wunde bei Rodungsarbeiten. 93 Aurelius Victor 40,2; Eutrop X 5. 94 S. o. IV! 95 CTh. IV 6,2 f. 96 Eutrop. IX 28. 97 S. o. XI 4! 98 Julian 287 A. 99 Euseb, Chron. zu 316; Chron. Min. I 231; 316. S. Anhang zu XII. 100 Eine Übersicht bei Kuhoff 2001, 933 f. 101 Laterculus Imperatorum 42= Chron Min. III 421; Malalas XII 46; vgl. Eutrop IX 27; Julian 315 B; Consularia Constantinopolitana zu 316 = Chron. Min. I 231; Euseb, Chron. zu 316. 102 Zosimos II 17. 103 Epitome 39,7. 104 Girardet 2013, 228 Anm. 256. Constantin, Oratio ad Sanctos 25,2. 105 Lactanz, MP. 42; Burckhardt 1880, 324. 106 Euseb, HE. VIII 13,11 und Appendix 3. Danach Zonaras XII 33. 107 Theophanes, AM. 5796 zu 296. 108 Amm. XVI 8,4. 109 S. o! 110 Mommsen, Staatsrecht II 886. Eigenmächtig könnte der Senat 363 den ihm wohlgesonnenen Julian konsekriert haben, Eutrop X 16. 111 Beispiele bei Pekary 1985, 135. 112 Montespan, Département Haute Garonne. H. Kühn, Die Felsbilder Europas, 1952, 19 f.; 244, Tafel 34. Einschüsse auf gemaltes Wild. 113 Demandt 2020, 406. 114 Filocalus I 289 ff.; Chron. Min. I 230. 115 PLRE. I 260.

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anmerkungen zu xii 116 117 118 119 120 121 122 123

124 125 126 127 128

129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142

Er findet sich noch bei Dessau 638–642. Kienast 2017, 273. Lactanz, MP. 42,1. AE. 2004, 1590; AE. 2010, 1805; Kienast 2017, 263. Kienast 1973, Nr. 615; 665. Paneg.  VI / VIII 7,3. Nach der Wortfolge vermutlich aus Enmann. Eutrop IX 28 vermerkt um 375 zu Diokletian: Contigit ei, quod nulli post natos homines, ut, cum privatus obisset, inter divos tames referretur  – «Es widerfuhr ihm, was keinem seit Menschengedenken geschah, daß er, obschon Privatmann, unter die Götter erhoben wurde». In der Weltchronik des Eusebius, die nach 326 von Hieronymus bis 378 fortgesetzt und ins Latein übertragen wurde, heißt es zum Jahr 316: Diocletianus … solus omuum inter deos privatus refertur – «Diokletian wird als einziger Privatmann unter die Götter erhoben». Hieronymus hat die Formulierung Eutrops oder die seiner Quelle – Enmann? – übernommen. AE. 2003, 1557; AE. 2005, 44. Das gilt erst recht für die völlig verquer unter Divi Diocletianus et Constantius überlieferten Erlasse vor 300: Frag. Vat. 270 ff. FIRA II 521 ff. Dessau 1277 von 399 /400 unter Honorius; a. O. 2948, von 431 unter Valentinian III. CTh. VIII 4,11 mit Seeck 1919, 33. Eutrop X 8 sagt von Constantin zu 337: inter divos meruit referri – «er hätte es verdient, unter die Götter erhoben zu werden», uns so ist vielleicht auch IX 28 zu verstehen. S. o! Dessau 8932. Ammian XIX 11,1. Lactanz, MP. 20,4; 50,2; 50,6. S. o. III 3! Lactanz, MP. 35,3; 39,2. a. O., MP. 40,4. a. O., MP. 38,4; 39,1. Euseb, HE. VIII 14,12 ff. A. George (ed.), The Epic of Gilgamesh, 2000, 15, Tafel II P 149 ff. S. o! Lactanz, MP. 35; 42; 49; a. O., MP. 50. a. O., MP. 51.

380

anmerkungen zu xiii

XIII. Diokletian nach Diokletian anmerkungen zu xiii

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

31 32 33

34

Mt. 12,20; Lk. 11,23. Ev. Joh. 14,6. Hieronymus, De viris illustribus 80. Lactanz, MP. 7, 1–12 ; 8,2 ; 9,6 f. S. u. IV 5! Euseb, VC. II 50 f.; Schlange 2004, 172 ff. Constantin, Ad Sanctos 23 ff. Euseb, HE. VIII 1; App. 3. Orosius VII 26,5 ff.; 27,16 Psellos, ed. Aertz 1990, 54. Julian, or. 1. Aurelius Victor 39,8; 39,29. S. o. III 5! Aurelius Victor 39,26 ff. Eutrop X 2. Ders. IX 19–28. Aurelius Victor 39,48. Suidas, Delta 1156. RIC . VI S. 698 f.; Aurelius Victor 39,29. Berger u. a. 2020, 643 ff. So zu Aelius, Marc Aurel, Lucius Verus, Avidius Cassius, Pescennius Niger, Septimius Severus und Opellius Macrinus. SHA . Carus 10; 18,4 f.; a. O. Aelius 1,1; a. O. Verus 11,4; a. O. Elagabal 35,4. Paneg. IX / IV 18,4. S. o. I 1!. Ammian XIV 11,10, s. o. V 4! Ders. XVI 8,4. Ders. XXIII 1,1; 5,2. Ders. XXVIII 1,5. Ders. XV 5,18. Zosimos II 5 ff.; 10,5; 34,1. Zosimos II 8 notiert zwar, daß 394 hundert Jahre nach der letzten Saecularfeier vergangen waren, doch betont er die Fälligkeit nach 110 Jahren 313, die Constantin mißachtet habe. S. o. IX 6 und X 7! Libanios, or. XIX 46; XX 17 ff.; Schlange in: Demandt 2004, 172 ff. Julian war Sohn von Julius Constantius, dem Sohn von Constantius Chlorus, dieser ein Adoptivsohn von Maximianus Herculius, den Diokletian 284 adoptiert hatte. S. Stammtafel im Anhang! Julian 315 AB.

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anmerkungen zu xiii 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69

Döpp / Geerlings 1999, 411  ff. Chron. Min. I 71. Döpp / Geerlings 1999, 415. Benz 1925, I 165 ff. Thümmel 1999. Benz 1925, I 509. Text lateinisch und englisch bei Del Bufalo 2018, 65 ff. Divjak-Wischmeyer 2014, II 507. Benz 1925, II 363 f. Delbrueck 1932, 2. Voltaire, Essai sur les mœurs, 1756 /1990, I 485. Benz 1925, II 191 ff.; nach Otto von Freising, Chronik III 43. MGH . Scriptores rerum Merovingorum III S. 20 f. Dessau 169; 9035. SHA . Opellius Macrinus 12,2, dort auch die mildere vicentimatio. Hinweis von Stefan von der Lahr. Hächler / Näf /  Schwarz 2020, 148. S. o VI 9! S. o. IX 6! Sulpicius Severus, Vita Martini 4,3 f. Otto v. Freising, Chronik III 43. Quelle der Passio ist das um 600 in Auxerre bearbeitete Martyrologium Hieronymitanum aus dem 5. Jahrhundert, referiert bei Widukind von Corvey, Res Gestae Saxonicae I 34, übernommen von Jacobus de Voragine († 1298) in die ‹Lengenda Aurea›, deutsch von Benz 1925, I 524. Museum Würth, Schwäbisch Hall. Widukind I 33 f. Benz 1925, 390 ff. Baedeker, Palestine and Syria, 1898, 11. Malalas XII 43. Analecta Bollandiana III 258 ff. J. Christern in: Stutzinger 1983, 211 ff. mit Plan oder Anlage. A. Rusch, RE. XV, 1931, 768 ff.; Weitzmann 1979, Nr. 512; 515; 517; 591; Stutzinger 1983, 575 ff. S. o. IX 12! Musurillio 1972, Nr. 22, S. 280 ff. Den Text edierte K. Strecker 1930. Petron 111. Benz 1911. Freundliche Auskunft von Olaf Matthes. Frei nach Wikipedia. Eine konzertante Aufführung bot die Chorwerkstatt Berlin-Schöneberg mit Concerto Brandenburg am 20. 2. 2003 im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Exzellent!

382

anmerkungen zu xiii 70 71 72 73 74 75 76

Legenda Aurea, ed. R. Benz 1925, 525 ff. Nach Wikipedia. Gedichte von Friedrich Hebbel, hg. F. Brandes, 1894, 346 f. Börries von Münchhausen, Das Balladenbuch, 1962, 344 ff. H. Buchner, Blitzlichter bei abnehmendem Mond, 2019, 38 f. Plinius, Paneg. 54,2. Burckhardt 1853, 313; 1880, 275. Das Substantiv «Spätantike» gibt es bei und seit Max Weber 1909 /1968, 58. 77 Ed. Meyer, Geschichte des Altertums I 1884 /1910 § 144; Mommsen, Staatsrecht, 1878 II 760 ff.; ders., Abriß 1893, 275 ff.; Demandt 1984 /2014, 161; 181. 78 Gibbon 1776, Kap. XIII; Mommsen 1992, 473; Finley 1968, 149. 79 K. Brodersen (Hg.), Erasmus von Rotterdam, Die Klage des Friedens, 2018, 68; 134. 80 Frei nach Epitome 39,6; s. o. XII 5! 81 S. o. IV 5! 82 Abraham a Santa Clara, Judas der Ertzschelm, 1686 / 95, I Nr. 177. 83 Voltaire, Essai sur les mœurs, 1756 /  1990, I 283 f.; ders., Suite des mélanges IV 1756, deutsch: Ders., Vermischte Schriften 1768. 84 Schlange-Schöningen, Das Konstantinbild Voltaires, in: Goltz 2008, 224 ff. Ders., Un soldat de fortune. Diocletian im Urteil der französischen Aufklärung. In: Cambi u. a. 2009, 647 ff. 85 Gibbon 1781 /  1838, II 107; 109; 111; 156. 86 a. O. Kap. 16; II 403 ff. 87 Mommsen 1896 /1972, 275. 88 Demandt 1984 /2014, 158 ff; 200 f; 437. 89 a. O. 182; 206; 448. 90 Rostovtzeff 1925 /1929, 203 ff.; Demandt 1894 /2014, 452 ff. 91 Stellen bei Demandt 1984 /2014, 718. Weitere Varianten und außerdeutsche Stimmen kritisch bei Horstkotte 1982 / 88, 20 ff, Demandt 1997. 92 Lactanz MP. 11.8. 93 Spengler 1923 I, 274. 94 S. o. IV 1! 95 Ammian XXII 7,1–3. 96 Paneg.  VI / VII 1,1; 22,1. 97 Demandt, Militäradel 1986; ders. 2007 Anhang. 98 Krautschick in: Chrysos / Schwarcz 1989, 109 ff. 99 Aurelius Victor 40,2. 100 Mt. 4,17; Mk. 1,15. 101 Lactanz MP. 11,8. 102 S. o. VII 9! 103 S. o. XII 5!

383

anmerkungen zu xiii 104 105 106 107 108 109 110

Burckhardt 1957, 31. Ders. 1880, 37; 64; 383. Zangemeister / Jacobs / Rebenich 2000, 325. Mommsen 1893, 278 f. Ders. 1992, 424; 473; 500; 514. Auch diese Namensform ist urkundlich bezeugt. Im Internettext von Zeno.org nach der Weimarer Ausgabe steht «streben» statt «sterben», doch enthält er auch andere Druck-, Schreib- oder Lesefehler: «dagegen mir fein Namenvetter» statt «sein Namensvetter»; die «Wernerschen Sachenden» statt «Suchenden»; «nichts bringendes gemeint» statt «dringendes».

384

Tetrarchen-Tabelle

tetrarchen-tabelle

WESTEN

OSTEN 1. TETRARCHIE Augustus diokletian 20. November 284 Nikomedien

Caesar maximian Spätsommer 285 Sirmium Augustus maximian 1. April 286 für ­Gallien Caesar constantius 1. März 293  Mailand

Caesar galerius 1. März 293 Nikomedien

2. TETRARCHIE Augustus constantius 1. Mai 305– 25. Juli 306 York

Augustus galerius 1. Mai 305 Niko­ medien

Caesar severus 1. Mai 305 Mailand

Caesar maximinus daia 1. Mai 305 ­Nikomedien

3. TETRARCHIE Augustus Severus 25. Juli 306 – April 307 Ravenna

Augustus galerius 1. Mai 305 Niko­ medien

Caesar constantin 25. Juli 306 York

Caesar maximinus daia 1. Mai 305 ­Nikomedien

4. TETRARCHIE Augustus licinius 11. November 308 Carnuntum – 19. September 324 Thessalonike

Augustus galerius 1. Mai 305 – Anfang Mai 311 Serdica

Caesar constantin 25. Juli 306 York, ­Augustus September 307 Trier – 22. Mai 337 Nikomedien

Caesar maximinus daia 1. Mai 305 ­Nikomedien, Augustus Mai 310 – August 313 Tarsos

385

Stammtafel zur Tetrarchie

stammtafel

♀1 (⚭)

Maximus



C. 305; A. 310–313

galerius ⚭

A. 284–305

† 309



† 312

† 312

A. 305–312

maxentius † 326

Fausta 2 ⚭

C. 317; A. 337–340

C. 324; A. 337–361

constans

Crispus

Theodora

† 326

Kind

⚭ Helena    † 326

A. 308–324

licinius

2

Minervina

C. 317–326

1

Constantia ⚭

C. 333; A. 337–350

A. 306–337

Anastasia

C. 293; A. 305–306

Afranius Hannibalianus

constantius i. ⚭

1

constantin d. Gr. (⚭)

† 330?

Eutropia ⚭

Helena 1 (⚭)

maximian 2 ⚭

C. 285; A. 286–305/310

constantin ii. constantius ii.

Maximilla ⚭

† 313

Candidianus

† 315

Valeria

2

† 315

diokletian ⚭ Prisca

C. 293; A. 305–311

Romulus

maximinus daia



Romula

stammtafel zur tetrarchie

Nicht alle bekannten Angehörigen sind aufgenommen. Vgl. Kienast 2017, S. 354

Chronik

chronik

Cos. = Consul. Die Zählung der Siegerbeinamen stets nach Diokletian. Das obligat angehängte maximus ist weggelassen. Die Daten nach Enßlin, Barnes und Krueger, CIC. II 494 ff. 282

Sommer Herbst

283

1. Januar Frühjahr

Sommer

August

284

1. Januar 27. Januar 18. März Frühjahr November 20. November

285

1. Januar

Carus wird Augustus Tod des Probus in Sirmium Carinus wird Caesar Numerianus wird Caesar Carus mit Carinus von Sirmium nach Rom Carus Cos. II. Carinus Cos. I in Rom Carus gegen Quaden und Sarmaten in Pannonien germanicus Carinus wird Augustus für Gallien Numerianus wird Augustus Carus und Numerianus gegen Persien Carinus gegen Quaden? Carus erobert Ktesiphon persicus Blitztod des Carus Numerianus Nachfolger des Carus Carinus Cos. II in Rom, Numerianus Cos. I. Carinus in Rom Numerianus in Emesa Quadentriumph des Carinus Tod des Numerianus in Kleinasien Diokletian wird Augustus in Nikomedien Julian Gegenkaiser in Oberitalien und Pannonien Carinus Cos. III in Trier Diokletian Cos. II in Nikomedien

389

chronik Frühjahr Sommer 21. Juli

2. /3.  November 286

März 1. April Mai–August

21. Juni

287

Oktober Herbst 1. Januar

Sommer

288

289

1. Januar

Sommer 20. November 21. April Sommer

Carinus besiegt Julian bei Verona Diokletian besiegt Carinus bei Margum Diokletian erhebt Maximian zum Caesar in Sirmium Diokletian besiegt Quaden und Sarmaten in Pannonien germanicus sarmaticus Maximian bekämpft die Bagauden in Gallien Diokletian an der Drau Diokletian nach Nikomedien Diokletian in Nikomedien und Byzanz Maximian besiegt die Bagauden Maximian wird Augustus, in Trier? Diokletian in Tiberias Friedensgesandtschaft des Vararanes Euphratgrenze besfestigt. Maximian in Mainz Maximian besiegt Germanen Diokletian in Herakleia Carausius Usurpator in Britannien Diokletian Cos. III, in Nikomedien? Maximian Cos. I in Trier. Angriff der Franken Maximian über den Rhein, Friede mit dem Franken Gennobaudes Laeten angesiedelt germanicus II und III Maximian Cos. II, in Trier? Rheinübergang des Maximian bei Tenedo gegen die Bodensee-Alamannen germanicus iv Diokletian und Maximian in Augsburg Quinquennalia Diokletians Maximian in Trier Carausius besiegt Maximian zur See und gewinnt Gesoriacum Scheinfriede mit Maximian Diokletian sichert Dacia und besiegt Sarmaten sarmaticus II

390

chronik 290

291

292 293

294

1. Januar

Diokletian Cos. IV in Sirmium Maximian Cos. III in Lugdunum Februar–April Diokletian in Adrianopel und Byzanz Mai–August Diokletian in Antiochia, Emesa, Laodicea, ­Tiberias Sarazenensieg Tiridates nach Armenien zurückgeführt persicus September–Dezember Diokletian in Sirmium, dann nach Mailand Dezember Maximian durch Ligurien nach Mailand Quinquennalien Maximians Januar Diokletian und Maximian in Mailand 18. Februar Maximian in Reims Sommer Maximian in Trier Mai Diokletian in Sirmium Dezember Diokletian in Oescus an der Donau Februar–April Diokletian in Tyros Studentenprivileg für Berytos Diokletian Cos. V in Sirmium 1. Januar Maximian Cos. IV, in Trier? 1. März Diokletian erhebt Galerius zum Caesar in Sirmium Maximian erhebt Constantius zum Caesar in Mailand April–Juli Diokletian in Thrakien August Diokletian in Viminacium germaicus v, gothicus Herbst Allectus beseitigt Carausius Constantius gewinnt Gesoriacum zurück Narses Großkönig Oktober–Dezember Diokletian in Sirmium 20. November Dezennalien Diokletians Dezember Galerius über Caesarea nach Ägypten Constantius Cos. I in Trier 1. Januar Galerius Cos. I in Alexandria Galerius zerstört Boresis und Koptos in Ägypten Januar–August Diokletian in Sirmium sarmaticus III

391

chronik September–Oktober Oktober–November März–Dezember Dezember 295

23. Februar 18. März 1. Mai Sommer

296

1. Januar

Herbst

297

1. Januar 1. März

16. März Sommer August Herbst Dezember

Diokletian in Singidunum, Viminacium, dann Donau abwärts bis zum Schwarzen Meer Diokletian in Thrakien Maximian in Mailand Diokletian in Nikomedien 1. Münzreform Diokletian in Trimontium = Philippopolis Diokletian in Nikomedien Galerius aus Ägypten nach Damaskus. Ehegesetz Bastarnen und Carpen aufgenommen Constantius siedelt Friesen und Chamaven aus «Batavia» in Nordgallien an. Diokletian Cos. VI, in Nikomedien? Constantius Cos. II, in Trier? Diokltian an der Donau, siedelt Carpen an carpicus Diokletian befriedet Goten «Strafe» des Galerius nach Niederlage gegen Narses durch Diokletian in Antiochia Constantius besiegt Allectus und gewinnt Britannien zurück. Maximian am Rhein Münzreform, Ende der Provinzialprägung Maximian Cos. VI, in Corduba? Galerius Cos. II in Antiochia Constantius in Trier Quinquennalia der Caesares Maximian in Mauretanien Steuerpapyrus Galerius holt Truppen von der Donau an die Perserfront Aufstand im Fayum Domitius Domitianus Usurpator in Alexandria Diokletian von Antiochia nach Ägypten Aurelius Achilleus Nachfolger des Domitius Domitianus britannicus?

392

chronik 298

März

Mai Sommer September

Herbst

299

1. Januar 5. Februar Herbst

300

1. Januar 12. Februar Juli /August

301

Sommer

302

4. Juli August November Dezember 1. Januar

31. März Herbst–Winter

Diokletian erobert Alexandria, tötet Aurelius Achilleus Maximian in Karthago Diokletian in Oxyrhynchos Diokletian in Luxor, Bucheum Diokletian in Panopolis, Elephantine Ausbau von Philae Foedus mit den Blemmyern Galerius besiegt Narses, Königsfamilie gefangen Nisibis wieder römisch armeniacus, medicus adiabenicus persicus ii Diokletian Cos. VII, in Antiochia? Maximian Cos. VI in Rom Diokletian und Galerius in Nisibis Diokletian und Galerius in Antiochia Adventus mit der Königsfamilie Opfer von Christen gestört Maximian aus Karthago in Rom Constantius Cos. III in Trier Galerius Cos. III, in Sirmium? Diokletian in Antiochia Olympische Spiele in Antiochia Maximinian gegen Alamannen bei Langres Galerius an der Donau, gegen Carpen, Bastarnen, Sarmaten und Markomannen sarmaticus iv Galerius an der Donau germanicus vi Diokletian in Antiochia 2. Münzreform Preisedikt Diokletian nach Ägypten Constantius Cos. IV, in Trier? Galerius Cos. IV, in Sirmium? Dezennalien der Caesares Diokletian in Alexandria. Manichäer-Verbot Galerius und Diokletian in Nikomedien

393

chronik

303

1. Januar 23. Februar 12. März 8. Juni Sommer Herbst 20. November

304

20. Dezember 1. Januar 21. April Mai Sommer 28. August Dezember

305

1. Januar März–Mai Frühjahr 1. Mai

306

25. Juli

308 311 316

November Mai 3. Dezember

Constantius und Galerius germanicus iii, carpicus iii, sarmaticus iii Diokletian Cos. VIII in Nikomedien Maximian Cos. VII in Trier? Christenedikt in Nikomedien Diokletian und Galerius in Nikomedien Diokletian in Durostorum Constantius besiegt Alamannen bei Vindonissa Constantius (und Galerius) germanicus iv Galerius gegen Carpen Galerius (und Constantius) carpicus iv Vizennalien. Diokletian und Maximian triumphieren in Rom Diokletian nach Ravenna Diokletian Cos. IX in Ravenna Maximian Cos. VIII in Rom Saecularspiele in Rom Maximian verläßt Rom Diokletian gegen Carpen Galerius (und Constantius) carpicus v Diokletian in Nikomedien Constantius gegen Alamannen Constantius und Galerius germanicus v Constantius Cos. V, in Trier? Galerius Cos. V, in Nikomedien? Galerius in Nikomedien Constantius gegen Picten in Schottland Constantius (und Galerius) britannicus ii Abdankung Diokletians in Nikomedien Galerius wird dort Augustus Maximinus Daia wird sein Caesar Abdankung Maximians in Mailand Constantius wird Augustus Severus wird sein Caesar Constantius stirbt in Eburacum Constantin «Augustus» Kaiserkonferenz in Carnuntum Tod des Galerius in Serdica Tod Diokletians in Nikomedien

394

Karten

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396

100

150 km

Prespasee

Thessalonike

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Marcianopolis

HeracleaPerinthus

Adrianopel

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Karte 2: Die Donaugrenze um 300

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Karte 3: Die Persergrenze um 300

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397

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100

200

300 km

Abkürzungen

abkürzungen

AASS. AE. AKG. AM. Apg. AT. BKV. CAH. CD. Chron. Min. I und II

CIC. CIL. Cod. Just. CPh. CTh. Dessau DNP. ed. ep. Epitome ev. F. gr. Hist. FHG. FIRA. Fs. HE.

Acta Sanctorum, 1643 ff. Sammlung von Heiligenviten, nach Kalendertagen geordnet L’année épigraphique, 1888 ff. Archiv für Kultur und Geschichte (Bildarchiv in Berlin) Anno Mundi bei Theophanes Apostelgeschichte Altes Testament Bibliothek der Kirchenväter, Kösel-Verlag, 1869 ff.; 1911 ff. Cambridge Ancient History, 1923 ff. De civitate Dei von Augustinus Chronica Minora, ed. Th. Mommsen in Monumenta Germaniae Historica, Auctores Antiquissimi IX 1892 und XI 1894 Corpus Iuris Civilis Corpus Inscriptionum Latinarum 1863 ff. Codex Justinianus, ed. P. Krueger, 1892 (= CIC. II) Classical Philology Codex Theodosianus, ed. Th. Mommsen, 1904 Inscriptiones Latinae Selectae, ed. H. Dessau 1892 ff. Der Neue Pauly, Hg. H. Cancik u. H. Schneider, 1996–2012 edidit, herausgegeben Epistula Ps.-Aurelius Victor, Epitome de Caesaribus Evangelium Die Fragmente der griechischen Historiker, Hg. F. Jacoby 1923 ff. Fragmenta Historicorum Graecorum, edd. C. u. Th. Müller 1841 ff. Fontes Iuris Romani Antejustiniani, I ed. S. Riccobono 1941, II ed. J. Baviera, 1968 Festschrift Historia Ecclesiastica

399

abkürzungen HR. JDAI. Joh. KG. LK. MGH. MK. MP. Mt. ND. NH. NT. Offb. OGIS. or. p. PG. PL. PLRE. I pr. RAC. RE. REA. RG. RGZM. RIC. SHA. TAPhA. VC.

Historia Romana Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts Johannesevangelium Th. Mommsen, Kaisergeschichte Lukasevangelium Monumenta Germaniae Historica Markusevangelium Lactanz, De mortibus persecutorum Matthäusevangelium Notitia dignitatum orientalis (or.) oder occidentalis (occ.) Naturalis Historia des Plinius Neues Testament Offenbarung des Johannes Orientis Graeci Inscriptiones Selectae, ed. W. Dittenberger 1903 ff. oratio pagina (Seite) Patrologia Graeca, ed. J. P. Migne, 1857 ff. Patrologia Latina, ed. J. P. Migne, 1844 ff. The Prosopography of the Later Roman Empire 266–395, ed. A. H. M. Jones, J. Martinale, J. Morris, 1971 Praefatio – Vorwort Reallexikon für Antike und Christentum, 1950 ff. Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, ed. P. Wissowa u. a. 1893–1980 Reallexikom für Antike und Christentum Mommsen, Römische Geschichte V, 1885 Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz The Roman Imperial Coinage V 2, ed P. H. Webb 1933; VI ed. C. H. V. Sutherland, 1967 Scriptores Historiae Augustae, ed. D. Magie, 1921 Transactions and Proceedings of the American Philological Association, 1869 ff. Vita Constantini von Euseb

400

Mehrfach benutzte Literatur

mehrfach benutzte literatur

Nur einmal herangezogene Titel erscheinen in den Anmerkungen suo loco. Adler, G. Ch., Beschreibung der Stadt Rom, 1781 Aillagon, J.-J. (ed.), Rome and the Barbarians. Ausstellungskatalog Venedig, 2008 Alamannen, Die, Ausstellungskatalog Stuttgart 1997 Alföldi, A., Die monarchische Repräsentation im Römischen Kaiserreiche, 1935 /1970 Alföldi, A., Studien zur Weltkrise des 3. Jahrhunderts n. Chr., 1967 Alföldi, M. R., Bild und Bildersprache der römischen Kaiser, 1999 Alföldi, M. R., Gloria Romanorum. Schriften zur Spätantike, 2001 Alföldy, G., Römische Sozialgeschichte, 2011 Altaner, B. / Stuiber,  A., Patrologie. Leben, Schriften und Lehre der Kirchenväter, 8. Aufl. 1978 Arend, W., Altertum, 1978. In: Geschichte in Quellen Arnheim, M. T. W., The Senatorial Aristocracy in the Later Roman Empire, 1972 Asdourian, P., Die politischen Beziehungen zwischen Armenien und Rom, 190 v. Chr.– 428 n. Chr., 1911 Babusiaux, U. / Kolb, A. (Hgg.), Das Recht der Soldatenkaiser, 2015 Baedeker, K. (Hg.), Palestine and Syria, 1898 Baedeker, K. (Hg.), Ägypten und der Sudan, 1928 Baedeker, K. (Hg.), Dalmatien und die Adria, 1929 Barceló, P., Diokletian. In: Clauss 1997, 258 ff. Barnes, T., Imperial Campaigns A. D. 285–311. In: Phoenix 30, 1976, 174 ff. Barnes, T., The New Empire of Diocletian and Constantine, 1982 Barnes, T., Consantine. Dynasty, Religion and Power, 2011 Barrington Atlas s. Talbert Bauer, F. A., Stadt ohne Kaiser. Rom im Zeitalter der Dyarchie und Tetrarchie 285– 306 n. Chr. In: Fuhrer 2012, 3 ff. Belamaric, J., Gaius Aurelius Valerius Diocletianus and his Palace in Split, 2012 Belcaguy, H., El mas tardo ejemplo de protocolo real Egipcio en una inscripcion jeroglifica: La estela No. 19 del Bucheum de Ermant. In: Aegyptus Antiquus I, 1974 Benz, R. (Hg.), Historie von den Sieben weisen Meistern, 1911 Benz, R. (Hg.), Legenda Aurea, I / II 1925 Bergmann, Marianne, Die Strahlen der Herrscher. Theomorphes Herrschaftsbild und politische Symbolik im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit, 1998

401

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Abbildungsnachweis

abbildungsnachweis

Vorderer Vorsatz: © Bildarchiv Foto Marburg / Max Hirmer, Albert Hirmer Karten (hinterer Vorsatz, S. 396, S: 397): © Peter Palm, Berlin

Innenteil Abb. 1: Abb. 2 a.b: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5 a.b: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13, 16, 28, 30: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 17 a.b.c: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb.  21 : Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24: Abb. 25: Abb. 26:

Photo Demandt Aus Kähler 1957, Taf. 247 Emporium Hamburg, Katalog 23, 2021 Nach J. Deckers in Stutzinger 1983 / 84, 267. Aus Sommer von Bülow 2006, 12, Abb. 20 a,b Aus Pékary 1985, 102. Aus J. v. Beckerath, Handbuch der ägyptischen Königsnamen 1984, 264. Aus Brodersen 1998, 222, © Administrators of the Haverfield Bequest, Oxford Aus Brodersen 1998, 218 Aus H. Prutz, Geschichte der Völkerwanderung, um 1900, 172. Nach Fröhner Aus Hächler u. a. 2020, 126 Aus Giacchero 1974, II, Tafel 31 Lehrsammlung Demandt Aus A. Demandt, Marc Aurel, 32020, 551, Abb. 14 Aus Brödner, Die römischen Thermen, 1977, 231 Aus Kähler 1957, Taf. 250 Aus M. Jeremic. L’hippodrome de Sirmium à la lumičre de nouvelles recherches, Festschrift Duval 2004, 11. Aus Belamaric 2012, 30 akg-images / De Agostini / Icas94 Hervè Champollion / akg-images Photo: A. Demandt Aus Hidalgo1994, 238 Archiv Autor Aus Sommer v. Bülow 2006, 4 Aus Sommer v. Bülow 2006, 5, Abb. 6

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abbildungsnachweis Abb. 27: Abb. 29:

Aus Sommer v. Bülow 2006, 8 Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main

Tafelteil Taf. I: Taf. II, III a: Taf. III b.c: Taf. IV: Taf. V: Taf. VI: Taf. VII: Taf. VIII: Taf. IX: Taf. X: Taf. XI: Taf. XII, XIII: Taf. XIV: Taf. XV a: Taf. XV b: Taf. XVI:

Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz / Photo: René Müller und Volker Iserhardt /  Archäologisches Museum, Istanbul akg-images / Cameraphoto Foto: Amt für Archäologie Thurgau, www.archaeologie.tg.ch akg-images /Album / Oronoz Nach Ernest Hébrard akg-images Aus Belamaric 2012, 26 Hervé Champollion / akg-images Heritage Images /Ashmolean Museum, University of Oxford / akgimages akg-images / Jürgen Sorges bpk / The Trustees of the British Museum Aus Kalavrezou-Maxeiner 1975, Taf. I–III Aus Belamaric 2012, 45 Archiv des Autors akg-images / Erich Lessing 1, 2, 4: © Bildarchiv Foto Marburg / Max Hirmer, Albert Hirmer; 3: Goekert 2003, 17; 5: © Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Rheinisches Landesmuseum Trier; 6, 7, 8: Lehrsammlung Demandt

Es ist dem Verlag C.H. Beck nicht in allen Fällen gelungen, die Inhaber der Bildrechte ausfindig zu machen; der Verlag ist jedoch selbstverständlich bereit, berechtige Ansprüche abzugelten.

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Register

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Aachen  76 Abdul Hamid II 51 Abraham  82 Abraham a Santa Clara  293 f. Abrittus  27 Abukir  58 Abusina /Eining  206 Achaia  141 Achilleus Tatios  87 Achilleus, Aurelius (Rebell)  86, 88 f., 125 Actium  9, 59 Ad Fines / Pfyn  118 Ad Lunam / Urspring  109 Adam, Robert  242 Adiabene  90 Adria  66, 140, 234 Adrianopel  77, 79, 99, 184, 305 Aegyptus Herculia  142, 254 Aelianus (Bagaude)  102, 272 Aelius Dionysius (Stadtpräfekt)  121 Aelius Publius (Praefectus Aegypti)  95 Aemilianus (Gegenkaiser)  28 Aëtius (Heermeister)  145 Africa – Bauten  244 – Christen  189 f., 197 f. – Inschriften  73 – Kämpfe  32,60, 120 f. – Kornkammer  80 – Löwen  168 – Manichäer  183 – Maximian  66, 244 – Militär  209 – Severus  265 – Verwaltung  141, 26 Ägäis  32 Agamemnon  33, 133

Agape (Heilige)  288 Agathias  92, 178 Agaunum im Wallis  284 Agilkia im Nil  90 Agricola bei Tacitus  165 Ägypten – Alchemie  185 – Barbareneinfälle  32, 35 – Christen  73, 196 – Diokletian  88 f. – Galerius  63, 80–83 – Glas  87 – Gold  160 – Inschriften  73, 81, 123 – Kornkammer  163 – Manichäer  183 – Militär  87 f. – Porphyr  81, 95, 130, 236, 283 – Rebellion  30, 86–89, 125, 272 – Steuern  165 – Verwaltung  141, 254 Aigai in Kilikien  200 Alamannen – Aurelian (71)  34 – Bleimedaillon  113 – Bukinobanten  113, 220 – Caracalla (213)  22 f. – Chlodwig (485)  108 – Claudius Gothicus (268)  34 – Haarfarbe  114 – Harzhorn (236)  26 – Julian (355)  117 – Könige  107 f. – Langres (300)  116 – Limes (254)  117, (233)  23, (260)  108, 119 – Linzgau / Lentienses  109, 117

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register (Alamannen) – Maximian (288)  109, 120 – Postumus (260)  31 – Probus (278?)  35 – Söldner Roms  220 – Tacitus (275)  35 – Valerian (254)  28 – Waffen  26 Alamannia  120 Alarich  175 Albanum  283 Al-Biruni  182 Alesia  132 Alexander der Große – Aufstieg  45 – Diokletian  266 – Hofzeremoniell  124, 127, 129 – Militär  60 – Olymp  282 – Perserkrieg  75, 78, 85, 91, 94, 98 – Städtegründung  254 Alexander Severus – Dominus  126 – Elefanten  58 – Epoche (235)  24, 294 – Ermordung  23, 25 – Vorhang  132 Alexandria – Achilleus  86–89 – Alchemie  185 – Bauten  2227, 232, 234, 254 – Caracalla  87 – Christen  95, 287 – Diokletian  87 ff., 95 – Galerius  81 – Hafen  171 f. – Manichäer  182 – Münzen  158, 161 – Verwaltung  142, 262 Alföldi, Andreas  25, 295 Alkinoos  132 Allectus (Rebell)  111, 114, 115, 125, 162, 272, 312 Altheim, Franz  295 Amandus (Bagaude)  102, 125, 272 Amazonen  50

Ambrosius  218, 248 Amida  91 Amiens  111 Ammianus Marcellinus – Advokaten  150 – Alamannen  114 – Antiochia  150, 173, 233 – Basel  117 – Blemmyer  80 – Galerius  62, 83–86, 254 – Kriegsmaschinen  212 – Laeti  108 – Militär  212, 218 – Perserkrieg  99 – Quelle  14, 281 – Sarazenen  77 – Sirmium  231 Anastasia  198 Anastasius  19 Anatolien  29f Anchialus  79 Ankara  15, 31 Ankyra  99 Antinupolis  169 Antiochia – Bauten  167, 227, 233 f. – Christen  198, 313 – Daphne  234 – Münze  158, 167, 233 – Perserkrieg  29 – Residenz  52, 66, 77, 83 f., 90 – Revolte (303)  216, 281 – Spiele  93 ff. – Zenobia  31 Antiochos IV Epiphanes  203 Antoninupolis  93 Antoninus Pius  80, 172, 224 Antonius der Große  196 Antonius von Padua  197 Antonius, Marcus  9 Anullinus  41 Aper  39 f., 44 f.  182 Aphaka  200 Apharban  85 f., 91 Apollo  59, 128, 178, 191 Apollonios von Tyana  202

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register Aquileia – Circus  232, 243 – Flotte  215 – Inschrift  42 – Maximinus Thrax (238)  26 – Münze  158 – Residenz von Maximian  66, 243 Aquincum / Budapest  72, 79 Aquitanien  35 Arabia Felix  77, 98, 150 Arabien  77, 150 Aradius Proculus  145 Arae Flaviae / Rottweil  109 Arbor Felix /Arbon  118 Arcadius  220, 287 Ardaschir  23, 82 Arelate /Arles  158 Aremorica / Bretagne  104, 108, 115 Argos  33, 75 Aristobulus, Aurelius  47, 138, 245, 281, 311 Armenien – Aurelian  38 – Carus  39 – Christen (260)  92 – Diokletian  78 – Galerius (298)  90, 309 – Narses (296)  82 – Sapor II (334)  93 – Studenten  150 – Tiridates III 78 Arminius  26 f. Arras /Atrebatum  114 Arsane  85 f. Artaxata  92 Ascaricus (fränkischer Fürst)  246 Asclepiodotus  114, 138, 311 f., 314 Aserbaidschan  91 Asia (Provinz)  95, 141 Asiana (Diözese)  145 Asien (Kontinent)  23, 76 Asklepiodotus  279 Asklepios  236 Asprudis  91 Astakos  51 Athanasios (Bischof )  196, 204 Athen  33, 127, 155

Atlantik  36 Atropatene  91 f. Atropates  91 Attis  179 Atubinum  50 Aubin, Hermann  295 Augsburg  67 August der Starke  185 Augusta Vindelicum  109 Augustinus von Hippo  184, 202, 203 Augustodunum /Autun  108, 115 Augustus – Bauten  223 f., 232 – Dynastie  61 – Herrschaftsideologie  76, 126, 134 – Militär  217 – Morde  45 – Prinzipat  53 f. – Religion  59, 178 f. – Romulus  258 Aurelian – Blemmyer  80 – Christen  189, 193 – Dakien  64 – Herkunft  57, 231 – Kaiserkult  125, 131 – Münzen  158 – Rombesuch  48 – Serdica  248 – Sonnenkult  59 – Tetricus  32, 56 – Zenobia  31, 80, 87 Aurelius Achilleus  88 Aurelius Arcadius Charisius  146 Aurelius Aristobulus  47 Aurelius Julianus  161 Aurelius Victor – Bagauden  301 – Bauten  223 – Diokletian  46, 166, 214, 279 f. – Epoche (235)  24 f., 38 – Frumentarii  214 f. – Religion  181 – Städtenamen  254 – Steuer  166 Aureolus  33

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register Aureus Mons  46 Ausonius  243 f. Avidius Cassius  87, 94 Avitus  263

Brigobanne / Hüfingen  109 Britannien – Allectus  111 f., 114 – Barbaren  60, 115, 135 – Carausius  103 ff. – Christen  197 – Constantius  66, 111 f., 115, 138 – Inschrift  105 – Medaillon  73, 114, 162 – Postumus  31 – Rebellen  35, 73, 97, 103–106, 125 – Steuern  165 Brixia / Brescia  289, 312 Bructerer (310)  246 Buchner, Hans  291 Buddha  183 Bukinobanten  113, 220 Burckhardt, Jacob  292, 299 Burgunder  35, 103, 106 Bukinobauten  113, 220 Busbeck, Ogier Ghiselin v.  15, 233 Busch, Wilhelm  197 Busiris  81 Butherich (Heermeister)  248 Byzanz  38, 51, 79, 232, 241

Baalbek  30 Babylon  132, 310 Bagauden  49, 104, 192 f. Bagdad  39, 76 Bagradas  34 Balbinus  26, 54 Balkan  158, 265 Ballista (Kallistos)  30 Barbarossa  243 Barnes, Timothy D.  302–304, 306, 309–313, 315 Basel  117 Basilina  117 Bastarnen  32, 35, 79, 96, 219 Bataver  108, 112, 115, 220 Batavia  112 Batnae  92, 170 Beauvais  111 Becker, Karl Friedrich  295 Beda  204 Belenus  180 Benz, Richard  289 Berenike  81 Beroea / Beroe Traiana  79, 305 Berytos / Beirut  78, 142, 150 Betterton, Thomas  290 Bion von Borysthenes  157, 173 Biriciana / Weißenburg  28 Bithynien  29, 51, 188, 265 Bleckmann, Bruno  309 Blemmyer  35, 80 f., 89, 90  97, 120 Boghazköi  168 Bononia / Boulogne  79, 104, 117 Bonosus  56 Börries Freiherr von Münchhausen  291 Bosporus  29, 51 Bostra  77 Botivo  50 Brandt, Hartwin  315, 316 Brattia / Brac  236 Brigantia / Bregenz  117, 118, 215

Caecilianus  197 Caesar Baronius  18 Caesar, Gaius (Augustusenkel)  54 Caesar, Gaius Iulius – Blätterbuch  148 – Clementia  47 – Dictatur  179 – Gallien  53, 101 – Militär  219 – Münzen  129 – Religion  178, 272 – Rom  48 – Titel  60, 134 – Triumph  259 Caesarea Cappadociae  92, 170 Caesarea Maritima  18, 81, 89, 92, 196, 198 Caligula  56, 84, 87, 125–127, 131 Candidianus  274, 275 Caracalla (Marcus Aurelius Antoninus) – Alexandria  87, 96

418

register – Augustus  54, 57 – Bürgerrecht  22 – Geburtstag (4. April  186)  41 – Höhepunkt  24 – Münzen  158 – Räuber  80 – Stadtrecht  30 – Thermen  224 Carausius – Damnatio memoriae  272 – Münzen  106, 162 – Triarchie? 106, 110 – Usurpator  104–107, 111, 125, 161 Carinus – Aristobul  138, 311 – Augustus  38 f., 56 – Frauen  46, 152 – Kriege  46–49, 54, 102, 104 – Oper  290 – Rom  38, 224 – Tod  46, 301 Carlà-Uhink, Filippo  315 Carnuntum – Gärtner  268, 292, 294 – Konferenz (308)  67, 266 ff., 298, 316 – Mithras  181, 200, 206–270 – Valeria (308)  63 – Voltaire  294 Carpen  32, 79 f., 96 f., 220, 281 Carrhae / Karrhai  26, 82 Cartagena / Nova Carthago  159 Carus – Blitztod  39 – Damnatio memoriae? 273 – Donaufront  49 – Erhebung  36 – Gottkaiser? 126 – Ktesiphon  309 – Perserkrieg  76 – Romzug  38, 48 Cassas, Louis François  242 Cassius Dio  14, 22, 152 Castor (Dioskur)  178 Castra Regina / Regensburg  28 Catania  197

Cercadilla  121, 243 f. Chaironeia  133 Chalkis  84 Chamaven  112 f., 220 Charikleia  87 Charisius, Aurelius Arcadius  138 f., 146 Chatten  22 Chattenland  25 Chauken  104 China  170, 184 Chosroes II 86 Chruschtschow, Nikita  58 f. Cicero  14, 157, 168, 178 f. Circesium  77, 99 civitas Tungrorum  45 Claudia  65 Claudius  45, 87, 227 Claudius Gothicus  31–34, 43, 65, 214, 219 Claudius Mamertinus  218 Claudius Ptolemaeus  103 Clodius Albinus  107, 245 Colosseum  27, 168 Comer See  215 Commodus – Frumentarii  214 – Kaisersohn  56, 84 – Löwen  168 – Proskynese  126 – Romzug  48 – Spiele in Antiochia  94 – Tod (192)  22, 45 – Triumph (176)  84 Constans  49 Constantia  44, 270 Constantia / Konstanz  117  f. Constantin  passim Constantin III 115 Constantinus VII Porphyrogenitus  19 Constantius Chlorus  passim Constantius II – Agentes in rebus  215 – Donaugrenze  99 – Gallus  83 – Julian  64, 279 – Konstanz  117 – Majestätsprozesse  281

419

register (Constantius II) – Sirmium  231 – Vetranio  107 Cornelius (Papst)  283 Crassus  53, 76, 82 Creed, J. L.  316 Crispina von Tebessa  197 Crispinus  78 Crispus  17, 65, 270 Curtius, M. C.  295 Cyprian von Karthago  27, 187

Durocortorum / Reims  110 Durostorum / Silistria  79, 96  f. Eboracum / York  115, 266 Edessa  29, 30, 92, 93, 99 Eduard III 286 Elagabal / Varius Avitus  23, 43, 56, 125, 131, 179 Elbe  22, 25 f. Elefantine  180 Elis  93, 133 Emesa / Homs  23, 30 f., 39, 77, 87 Enmann, Alexander  15 Enßlin, Wilhelm  301–303, 306, 309 Ephesos  33, 99 Epirus  140, 142 Erasmus von Antiochia  285 Erasmus von Rotterdam  13, 292 Erzincan  85 Erzurum  85 Es-Suweda  82 Etrurien  97 Eucherius (Bischof )  284 Eudoxia  220 Euethios  194 Eugenius (Rebell)  125, 216, 281 Eukarpia  155 Eumenius – Goldenes Zeitalter  206, 279 f. – Alamannia  109, 120 – Flußgrenzen  98, 117 – Autun  115 – Trier (1. März  297)  30, 61, 64, 79 f., 111 Eunap von Sardes  19 Euphrat  21, 30, 38, 51, 61, 66, 76 f., 83 f., 98, 117 Euplus  197 Europa aus Tyros  75 Eusebios von Caesarea – Christenverfolgung  188, 190, 192 f., 195, 198 – Constantin  89 – Constantius  197, 310 – Eugenius  216 – Konsekration Diokletians? 273 – Mani  184

Dagalaifus (Heermeister)  55 Daia, Maximinus  passim Dakien  27, 32, 34, 64, 248 Dalmatien  41 f., 142, 169, 240 f. Damaskus  82, 85, 98 f. Damasus (Papst)  97, 193 Daphne bei Antiochia  86, 93 f., 180, 234 Dareios  45, 75, 161 Dareios III 85 David  65, 177, 294 Decius  27–29, 57, 158, 188, 195 f., 282 f. Decumatland  23 Delphi  178 Demetrius  286 Demetrius Poliorketes  127 Dertona / Tortona  110 Dessau, Hermann  16 Dexippos  15, 33 Didyma  191 Diocletianupolis  254 Diokletian  passim Dionysius Exiguus  204 Doclea  41 Domitian  101, 126, 135, 187 Domitius Domitianus, Lucius  88, 125, 161, 272 Donatus von Arezzo  198 Donau  passim Donaueschingen  109 Dörner, Karl Friedrich  130 Dorotheus (Märtyrer)  189 Drau  50 Druidin  182 Drusus  25, 53

420

register – Porphyrios  202 – Sintflut  201 – Tod  271, 315 – Übertreibung  116, 198, 200 f., 294 Eusebios von Nikomedien  232 Eutrop  16, 88, 123, 273, 280, 301 Eutropia  57, 63, 153, 198 Eutropius  65

Galla Placidia  240 Gallien – Ansiedlung  219 – Bagauden  49 – Diözesen  140 – Junior  56 – keltisch  142 – Maximian  56 ff., 66, 101–120 – Panegyrik  17 – Postumus  30 f. Gallienus – Heruler  220 – Inflation  167 – Kronprinz  54, 57 – Mauretanien  120 – Rechtweisung  147 – Regierungszeit  28–34 – Reiterheer  66, 208 – Rom  50 – Senatoren  217 – Toleranzedikt (260)  189 f. Gallus, Flavius Constantius  83 Gamal Abd el-Nasser  90 Gamzigrad  131, 239, 243 f., 250 Gardasee  34 Garibaldi, Giuseppe  49 Gazaca / Ganzac  91 Geiserich  245 Gelasios von Caesarea  271 Gelzer, Matthias  295 Georg (Sankt)  286 f. Gerasa  98 Germanen  passim Germanicus, Nero Claudius  25, 86, 94 Germanien  107, 166, 197, 212, 220 f. Gesoriacum  104, 106, 114 f. Geta  54 Gibbon, Edward  21, 33, 56, 262, 294, 299 Girardet, Klaus Martin  11, 309, 315 f. Glycerius  240, 263 Golf von Neapel  262 Goltz, Colmar Freiherr von der  51 Gordian III 15, 26, 54, 58, 82 f., 99 Gordianus I 26 Gordianus II 26 Gorgias  16

Fausta  17, 57, 267, 270 Fayum  87 f., 142 Ferdinand, König  15 Filocalus (Kalender)  61, 166, 224 Finley, Moses  292 Fischer von Erlach, Johann Bernhard  242 Flaccinus  313 Flavius Clemens  187 Fletcher, John  290 Florus  37 Forum Romanum  224, 232 Franck, Wolfgang  289 Franken – Ansiedlung (300)  116 – Chauken  104 – Constantius (295)  111 – Erste Nennung (257)  28 – Fürsten (306)  246 – Kleinkönige  107 f. – Laeten  108 f., 219 – Maximian (286)  107, (287)  58, 107 – Offiziere  220 – Postumus (257)  31 – Probus (Rückfahrt  280?)  35 f. – Söldner (296)  114, 220 – Trier  246 Franz II 164 Friedrich der Große  57, 124 Friedrich Wilhelm IV 246 Friesen  112 f., 220 Fritz, Kurt v.  295 Gades  169 Galba  48, 55 Galeria Valeria  44, 63 Galerius  passim

421

register Gorgonius (Märtyrer)  189 Goten – Adrianopel (378)  99 – Claudius Gothicus (269)  34 – Erste Nennung (269)  34 – Frieden (295)  80 III (238)  26 – Gordian  – Kappadokien (257)  29 – Kniva (250)  27 – Könige  107 f. – Mailand (539)  243 – Söldner  26 – Stillhaltegeld  97 – Thessalonica (254)  28 – Wulfila  29 Gratian  97 Gregor der Erleuchter  92 Gregor von Tours  199 Grenc, Karlo  130 Griechenland  36, 221, 236 Großarmenien  85 Gumbertus / Cunincpert  283 Guntia / Günzburg  109, 120

Helena  63 Heliodor  87 Hephaistos  133 Herakleia Pontica  29 Herakleopolis  142 Hercules  59, 162, 180, 181 Hermastus  92 Hermogenianus  59, 138 f., 147, 312–314 Hermonthis /Armant  89, 180, 317 Hermunduren (Thüringer)  25 Herodes Antipas  60, 77 Herodian  15, 133 Herodot  75 f., 223 Heruler  15, 28, 32 f., 103, 220 Heuß, Alfred  295 Hierakonpolis  81 Hierapolis  315 Hierokles  254, 310 Hieronymus  18, 40, 203, 312 Hirschfeld, Otto  295 Histria  26 Hiyya (Rabbi)  78, 196 Holstein  104 Homer  132 f. Honorius (Kaiser)  172 Honorius I (Papst)  224 Hormisdas / Hormizd  38, 76, 182 Hroswitha von Gandersheim  288 Hunnen  97, 221, 243, 250

Hadrian – Bauten  223 – Christen  188 – Daphne  234 – Frumentarii  214 – Herkunft  25 – Konsekration  272 – Sklaven  217 – Tivoli  236 – Wehrdienstverweigerung  218 Hagenbach  35 Hankel, Wilhelm  174 Hannibal  110, 135 Hannibalianus, Afranus  57, 153, 312 Hartmann, Ludo Moritz  174 Harun al-Raschid  76 Harz  25 Heather, Peter  174 Hebbel, Friedrich  290 Hébrard, Ernest M.  242 Hedemünden  25 Helena (Mythologie)  75

Iantinum / Meaux  158 Iberien  92 Illyricum  102, 280 Illyrien  85, 164 Indien  81 Innozenz VIII 227 Interamna  28 Intercisa (Kastell)  72 Io  75 Iran  76 Irene  19 f. Isaurier  35, 102, 141 Isidor von Sevilla  16 Isis  179 f., 224, 227 Isokrates  16 Issos  85, 94

422

register Isthmos  29 Italien – Christenverfolgung  197 – Gallienus (262)  28, 50 – Julianus  102, 125 – Maximian (290 /291)  110, (293)  66, (299)  49 – Verwaltung  141 Ivanji, Ivan  291 Izmit / Nikomedien  130 Jacobus de Voragine  283 f. Jakobus Justus  186 Januarianus  47, 311 Jazygen  32, 38, 50 Jerusalem  54, 98, 137, 186 Jesus – Freispruch? 298 – Geburtsjahr  204 – gottgleich? 63 – König  313 – Mani  183 f. – Palmsonntag  137 – Satan  186 – Sonne  62 – Vorhersagen  201 f. – Wahrheit  277 – Wunder  203 Johannes (Apostel)  201 Johannes (Papst)  204 Johannes Antiochenus  315 Johannes Aurispa  17 Johannes Lydos  209, 215 Johannes von Ravenna  241 Jordanes  33 Josephus, Flavius  147 Jovian (Kaiser)  16, 91, 137 Jovianus (Soldat)  39 Juda III 196 Juden – Alexandria  87 – Christenverfolger  186 – Collatio  148 – Erhebungen  217 – Hiyya  78 – Kaiseropfer? 189, 196

423

– Mamre  57 – Monotheismus  186 – Proskynese  125 – Romtreue  187, 191 f. – Tiberias  77 – Zauberer  185 – Zeloten  102 Julia (Tochter des Augustus)  63 Julia Maesa  23 Julia Mamaea  23 Julia Soemias  23 Julian Apostata – Aquileia  243 – Basel  117 – Christen  200, 279 – Diokletian  282 – Flotte  215 – Hofzeremoniell  297 – Nikomedien  232 f. – Perserzug (363)  84, 99 – Preiskontrolle  173 – Sarazenen  77 – Sirmium  231 – Traum  162 – Vorfahren  64 Julianus, Aurelius (Usurpator)  46, 49, 102, 125 Julius Civilis  220 Julius Paulus  147 Junior  56, 150, 170 Juppiter  55, 59, 127–131, 162, 191 Juppiter Dolichenus  179 Juppiterhügel  306 Justinian – Africanus et Vandalicus  135 – Bauten  223 – Circesium  99 – Codex Justinianus  205 – Geburtsjahr? 41 – Lazenkönig  92 – Neujahr  138 – Philae  90 – Romuliana  250 – Thessalonica  248 Justinus Martyr  188 Juthungen  31, 220

register Kaaba-i-Zerdosht  29 Kainopolis / Kena  81 Kaisarion  45 Kalkriese  26 Kallinikon  83 Kanitz, Felix  250, 253 Kappadokien  29, 169, 78 Karl der Große  76, 104 Karl IV 285 Karl V 262 Karrhai / Carrhae  30, 76, 82–84 Karthago – Franken  36 – Manichäer  183 – Maximian  49, 121, 244 – Münzen  158, 160 – Thermen  223, 227 Kassander  246 Kastor / Castor  60 Kaufmann, Karl Maria  287 Kaukasus  160 Kelsos  202 Kienast, Dietmar  305, 315 Kilikien  169 Klein, Richard  305 Kleopatra  45, 80, 124 Kniva  27 Kolb, Frank  67, 303–305, 309 Köln – Praetorium  234 – Probus (280)  35, 56 – Saloninus (260)  31, 56, 245 – Silvanus (355)  104 – Straßenstation  117 – Ubier  219 Koma  196 Konstantinopel – Byzanz  254 – Grablege  239 – Philadelphion  68 – Sarazenen  77 – Thron  133 – zweitgrößte Stadt  244 Konstantinos VII Porphyrogennetos  133 Koptos / Kift  81  f., 88 Korduene  91

Korinth  33 Kornemann, Ernst  295 Korsika  97 Kous  81 Krause, J. C.  295 Kreta  33, 236 Krim  29, 50 Kroisos  75 Kroton  14 Ktesiphon – Carus  39 – Galerius? 85, 309 f. – Narses  82 – Odainathos  30 – Sapor I 27 – Thron  132 – Trajan  132 Kuhoff, Wolfgang  303 f., 309, 311, 315 f. Kurden  76 Kybele  179 f., 238 Kyrillos I 204 Kyrillos VI 288 Kyros  75, 98 Kyzikos  20, 158 Lactanz – Abdankung  260–265 – Bauwut  223 – Christenverfolgung  189–195 – Daia  274 f. – Decius  27 – Diokletian  277 f. – Herkunft  18, 278 – Militär  208 – Steuerdruck  140, 164, 166 – Theodizee  201 ff., 260 – Tod  271, 316 – Übertreibung  294 Laeten  108, 113 f., 217, 219 Lambaesis  34 Langres  111, 116 Laodicea / Latakia  77 Laurion  159 Lazen  92 Leonidas  27 Lepcis Magna  25

424

register Lepidus  179 Libanios  65, 195, 215 f., 232, 281, 282 Libyen  142 Licinianus  17, 270 Licinius – Ägypten  89, 315 – Bildersturz  131 – Carnuntum (308)  267 f. – Christenverfolger? 278 – Ende  107, 270 – Nikomedien (313)  273 – Toleranzedikt (313)  200, 275 – Träume  45 – Valeria (314)  275 Liebenam, Willy  295 Ligones  116 Limes – Alamannen (233)  23, (254)  117, (260)  108 – Domitian  101 – Dux  117 – Hochrhein  119 – Osten  98 – Raetien  28, 76 Linzgau  109 Liudprand von Cremona  133 Livia  44, 135 Londinium / London  114, 158, 246, 312 Lucius Verus  54, 82, 234 Lukanien  32, 265 Lukian  179 Lusitanien / Portugal  81 Luther, Martin  20 Luxor  70, 73, 89, 130–133, 142, 180 Lydda  286 Lykurg  148 Lyon  66, 108, 112, 158, 188, 246

Mailand – Abdankung (305)  257, 263, 265 – Bauten  167, 223, 227, 242 f. – Claudius Gothicus  33 – Constantius, Augustus (305)  263 – Constantius, Caesar (293)  111 – Edikt irrig (286)  302 ff. – Grabstätte Maximians  239, 243 – Hermogenianus (295)  312 – Kaiserkonferenz Diokletian-Maximian (291)  60 f., 67, 78, 110 – Kaisertreffen Constantin-Licinius (313)  200, 275 – Maximian  66 f., 95, 307 – Reiterheer  208 – Sebastian (Heiliger)  283 Main  22, 108 Mainz – Besatzung  117 – Bleimedaillon  112 f. – Flotte  35, 215 – Gallienus  28 – Maximian  57, 103, 302 ff. – Maximinus Thrax  26 – Postumus (269)  32 – Severus Alexander (235)  23 Makedonien  32, 248, 288 Malalas, Johannes  19, 88, 94, 98 Mamertinus (Redner)  17, 197 Mamre  57 Mani  91, 182–184 Marc Aurel – Alexandria (175)  89 – Antiochia (Spiele  175)  94 – Avidius Cassius (175)  87, 94 – Christenverfolgung (177)  188, 190, 196 – Clementia  47 – Commodus (Kronprinz)  54, 126 – Decurionen  143 – Diokletian  42 f., 155, 280 – Epoche  22 – Freilassung  154 – Höchstpreise  172 – Mehrkaisertum  55 – Militär  218 f. – «Pater» Diokletians  155

Maas  45 Machiavelli, Niccolò  45, 175 Macrinus  23, 43, 125, 214 Macrobius  89 Magier aus dem Morgenland  98 Magnentius  108 Magnia Urbica  135

425

register (Marc Aurel) – Perserkrieg  76, 82 – Religion  178 f. – Sarmaten  49 f., 236 – Trier (Porta Nigra)  245 – Triumph (176)  84 Marcellianus  97 Marcellinus (Märtyrer)  241 Marcellinus (Papst)  197, 199 Marcellus I (Papst)  193, 197, 199 Marcianopel  27 Marcus (Evangelist)  42 Mareotis-Wüste  287 Margum  56, 301–303 Marius  32 Markomannen  32 f., 50, 96, 101, 220, 236 Mars  61 f., 114, 178 Martinianus  270 Martinic, Dani  130 Massilia / Marseille  269 Mattiaker  220 Mauren  141 Mauretanien  109, 207, 245, 268 Mauricius, (Heiliger)  284 f. Maurikios (Kaiser)  86 Maxentius – Christenverfolger? 200, 278 – Elefantenquadriga (310)  58, 137 – Frauen  152 – Kaisersohn  55, 57, 62, 264 f. – Kirchenpolitik  193 – Konsekration Maximians (310)  273 – Marcus Aurelius Maxentius  48 – Milvische Brücke  208, 220, 239, 269 – Sechskaiserjahr (307)  267 – Severus (307)  263, 267 – Träume  45 Maximian  passim Maximianon  81, 254 Maximianupolis  82, 93, 254 Maximilla, Valeria  44, 62 Maximinus Daia  passim Maximinus Thrax  23, 24–26, 48, 188 Maximus, Magnus  107, 214 Medea  75 Meletios von Sardes  187

Melitene  91 f., 195 Memphis  89, 310 Menander von Laodikaia  16 Menapier  104 Menas  287 Mensurius (Bischof )  197 Merkelbach, Reinhold  174 Merkur  178 Merobaudes, Flavius  220 Merogaisus (fränkischer Fürst)  246 Meyer, Eduard  292 Michelangelo  226 Milet  191, 227, 232 Miltiades (Papst)  197 Minerva  178 Misenum  215 Mithras  179, 181 Moesien  27, 49, 64, 96, 219 Mohammed  286 Mohammed Resa Schah Pahlewi  133 Mommsen, Theodor  18, 60, 103, 126, 135, 138, 145, 187, 214, 292, 299, 300, 302, 304 f., 307, 314 Mons Claudianus  81 Mons / Kellmünz  120 Montaigne  33, 268, 292 Month  89 Moritz von Sachsen  262 Mosel  284 Möser, Justus  104 Moses  147 f. Müller, Carl Wilhelm Ludwig  19 Mussolini, Benito  49, 224, 259 Myos Hormos  81 Naissus / Nisch  34, 64 Nakamura, Byron J.  315 Narbonne  283 Narses  82–85, 90, 92 f., 309 Naulobatus  32 Nazarius  17 Nemesis  180, 234 Nepos, Julius  240, 241, 263 Nero  48, 87, 131, 186–188, 262 Nerva  55 Nervier  104, 220

426

register Nestus  32 Neuenburger See  215 Neupotz  35 Nicaea s. Nikaia Niederbieber  28 Niedersachsen  104 Niemann, Georg  242 Nikaia / Nicaea / Iznik – Konzil (325)  92, 150, 220, (787)  19 – Heruler (258)  29 – Plinius  51 – Basilina  117 – Triumphbogen  120 – Valeria  274 Nikomedes I 51 Nikomedes III 51 Nikomedien / Izmid – Abdankung  261–265 – Bauten  167, 232 f., 223, 227, 260 – Christenedikt (303)  189 ff. – Erhebung Diokletians (284)  39 f., 182 – Hauptstadt  50 ff., 66, 79 – Heruler (256)  29 – Konsulat II (285)  47 – Krankheit (304)  260 – Licinius  275 – Münze  158 – Toleranzedikt (311)  199 f. – Winterquartier  79, 95, 97, 260 f. Nikopolis  88 Nil  61, 76, 80–82, 239 Nisibis – Alexander Severus (232)  23 – Diokletian (286)  77, 82 f. – Fernhandelszentrum  170 – Friede (299)  90–93, 190.  309 f. – Galerius (298)  85 III (243)  26 – Gordian  – Narses  82 – Odainathos (262)  30, 83 – Sapor I (296)  83 – Sapor II (334)  93 Nordsee  36, 111, 113 Noricum  30, 243 Numerianus  38f, 40, 44, 45, 46, 47, 224, 290 Numidien  26, 34

Odainathos  30 f., 82, 83 Odovacar  175, 221, 240, 263 Oescus  78, 311 Olbia  26, 51, 157 Olympia  93 f. Opellius Macrinus  25 Ophir  81 Optatus (Präfekt)  87 Orestes (Heermeister)  240 Origenes  187 Orontes  215, 275 Orosius  278 Ostanatolien  35 Ostia  42, 158 Ostrogotha  27 Otto v. Freising, 116, 199, 285 Palästina  76, 82, 165, 195 f., 198, 254, 273 Palladio, Andrea  242 Pallavicino, Carlo  289 Palmyra / Tadmor  30–32, 38, 59, 98, 170 Pankratius  283 Pannonia Secunda  220 Pannonien – Carpen  219 – Gallienus  30 – Julianus  161, 272 – Quaden  38, 46, 49 – Severus  265 – Valeria  63 Papinianus  138, 143 Paris  112, 285 Parnassos  29 Pasquini, Bernardo  290 Paul VI (Papst)  287 Paulus (Apostel)  20, 42, 186 f., 202, 298 Perinth / Herakleia  158, 254, 273 Persien – s. Ardaschir, Ar Rasi, Arsane, Chosroes II, Dareios I, Dareios III, Hormisdas I, Ktesiphon, Kyros, Mani, Mohammed Resa Schah Pahlewi, Narses, Sapor I, Sapor II, Vararanes II, Vologaeses IV, Zarathustra – Galerius  73 – Inzest  153 – Julian  232

427

register (Persien) – Klientelstaat? 146 – Krone  131 – Magier  98, 184 – Numerianus  39 – Sassaniden  76 – Thron  132 – Zeremoniell  125, 281 Perusia / Perugia  45 Pescennius Niger  25, 94 Petra  98 Petronius, Titus  238 Petros Patrikios  19 Petrus (Apostel)  187, 189, 202 Petrus (Märtyrer)  239, 241 Philae  90 Philipp II 45 Philippopolis  27 f., 78 f., 248, 305 Philippus Arabs  27, 32, 82, 158 Philippus Junior  57 Philostrat  202 Phönikien  170 Pisa  93 Picten  115, 120 Piso, Calpurnius  55 Pityus  29 Pius IV 226 Platon  148, 236 Plinius der Ältere  158, 179 Plinius der Jüngere – Bithynien (111)  51 – Christenbrief  151, 188 – Dominus  126 – Kaiserlob (100)  17, 21, 55 Plotin  32, 201 Plutarch  157 Pollux (Dioskur)  178 Polybios  178 Polydeukes / Pollux  60 Polykarp  188 Polykrates  223 Polyphem  90 Pompeianus  48, 58 Pompeiupolis  30 Pompeius  53, 58, 76 f., 95, 137 Pontius Pilatus  186

Pontos  29, 32, 36, 211 Porphyrios  184, 202, 203 Postumus  31, 33, 56, 106, 234 Prinzeninseln (Istanbul)  20, 236 Prisca  44, 63, 135, 195, 232, 274 f. Probus – Ansiedlung  35, 219 – Bastarnen (280)  79 – Blemmyer (279)  81 – Franken  35 f. – Gegenkaiser in Köln (281)  56, 120 – Gothicus  34, 78 f. – Herkunft  35, 57, 231 – Marcus Aurelius Probus  43 – Münzreform (280)  158 – Persergesandtschaft (279)  38 – Senat  217 – Tod (282)  36, 216 Proculus  56 Prokonnesos  184 Prokop  19, 89 f., 95, 205, 223, 250 Proskynese  76, 85, 125 f. Prosper Tiro  315 Prudentius  313 Prusa  29, 263 Psellos, Michael  279 Ptolemais  81 Punt  81 Pupienus  26, 54 Purcell, Henry  289 Pyrenäen  28 Pyrrhos (Statthalter)  287 Pythagoras  148 Quaden  32, 38, 46, 49 f., 220 Quattro Coronati  136, 283 f. Quinquegentiani  120 f., 135 Quintillus  34 Quirinus aus Siscia  199 Raetien  23, 28, 30 f., 66, 109 Rauracum / Kaiseraugst  117 Ravenna – Flotte  215 – Inschrift  144 f. – Neujahr (304)  260

428

register – Residenz (402)  49, 242, (410)  115, (425)  240 – Severus besiegt (307)  267 Reimarus, Hermann Samuel  203 Rhakotis  254 Rhein  passim Rheinbrücken  109, 112 ff., 117 Rhodope-Gebirge  34 Rhodos  33 Rhône  215 Riegl, Alois  295 Rikimer  221 Rom  passim Roma (Göttin)  133 Romanus von Caesarea  313 Romula (Mutter des Galerius)  64, 191, 253 Romula (Ort in Dakien)  64 Romuliana – Feldzeichen  209 – Hippodrom fehlt  232 – Juppitertempel  180 – Kaiserbilder  60, 71, 132, 268 – Palast  64, 167, 248 ff. Romulus  61 Romulus Augustulus  240, 263 Roscher, Wilhelm  295 Rostovtzeff, Michael  295 Roxolanen  50 Rufius Festus  16, 254

Sarmaten – Aurelian (270)  34 – Carus (283)  38, 46 – Diokletian (285)  49 f., (288)  77, (294)  79 – Galerius (300 ff.)  96 – Mailand (269)  33 – Marc Aurel (170)  236 – Probus (280)  35 Satala / Sadag  85 Satrius Adrianus  199 Saturninus (Maure)  120 Save  199 Sbeitla / Sufetula  121 Schiller, Hermann  60 Schweiz  159 Scipio Africanus  135, 242 Sebastian (Heiliger)  282 f. Sebastianus (Heermeister)  184 Sedlmayr, Hans  227 Seine  114, 215 Seistan  38 Seleukeia / Silifke  215  f. Seleukos I Nikator  233 f. Semnonen  31 Seneca  201 Septimius Severus – Antiochia  94 – Aufstieg (193 /194)  22 – Christenverfolgung  188 – Clodius Albinus (197)  107 – Herkunft  25 – Ktesiphon  198 – Militär  208 – Perserkrieg (198 /199)  76, 310 – Pertinax  43 – Tod (211)  266 – Tyros  78 Septimius Valentius  313 Serapeion  96, 180, 134 Serapis  179 f., 224 Serdica / Sofia  126, 158, 248, 269, 274, 305 Seston, William  305 Severinus (Heiliger)  150 Severus, Flavius Valerius  225, 251, 262, 264–268 Sextus Pomponius  123

Sabinus (Bischof )  132, 197 Sachsen  103 f., 115.  141, 220 Salfranken  112, 220 Salomo  81, 201 Salona  41, 44, 236, 254, 280 Saloninus  31, 56 Salvian  102, 246 Samosata  189 San Marco, Venedig  67 f. Saône  112, 215 Sapor I  26, 29 f., 78, 85, 182 Sapor II  91, 93, 131 Sarazenen  77, 98, 120 Sardinien  97 Sarkamen s. Sharkamen

429

register Sharkamen  232, 239, 253 Shiz  91 Sicorius Probus  91 Side  29, 33 Sigonio, Carlo  292 Siluren  182 Silvester (Papst)  197 Simplicinius Genialis  31 Singara  77, 91 Singidunum  46, 79, 248 Sirmium – Claudius Gothicus (270)  34 – Diokletian (285)  49, (293)  61, (290)  77, (291)  78, (294) 79, 185, (288)  109, (293)  232 – Galerius (293)  61, (298)  66 – Märtyrer  284 – Maximian  57 – Probus (282)  36 – Residenz  52, 230 ff. Siscia  46, 126, 158 Sizilien  163, 236, 243 Skythen  27, 29, 34, 50 Smyrna  188 Sol  59, 62, 180 Soloi  99 Solon  155 Sosibios (Mäzen)  93 Spalato / Split – Constantin  278 – Heimat Diokletians  41 – Heimkehr  265 – Hilfsgesuch Valerias  275 – Hippodrom fehlt  232 – Kaiserbild  63, 132 – Kohlgarten  268 – Lage  262 – Lebensende  270 – Nepos  263 – Palast  167, 234–241 Spanien – Bagauden  102 – Cercadilla (Palast)  121, 243 f. – Christenverfolgung  197 – Flachsanbau  169 – Gold  160

– Kämpfe  121 – Maximian  66 – Militär  209 – Postumus  31 – Trajan  25 – Wehrdienstverweigerung  218 Sparta  33, 75 Spartacus  103 Spengler, Oswald  179, 295 Spoleto  28, 197 St. Petersburg  58 Stephanus (Märtyrer)  186 Sterret, John  145 Stilicho  221 Strabon  112 Strigel, Bernhard  285 Strymon  76 Stumpf, Johannes  118 Suidas  192 Suleiman der Prächtige  15, 233 Sulla  48, 262 Sumelocenna / Rottenburg  109 Suneata  50 Sveben  32 f. Syene  81, 89 f., 142 Synesios  218 Synkellos, Georgios  19, 139, 147 Syrakus  36 Syrien – s. Antiochia, Batnae, Damaskus, Emesa, Palmyra, Seleukia – Ardaschir (252)  29 – Diokletian (290)  77, (299)  90 – Dionysius  121 – Eugenios-Revolte (303)  195, 216 – Flachs  169 – Galerius (295)  82 – Gallienus  30 – Probus (281)  35 – Seleukiden  76 Tabaristan / Masenderan  91 Tacht-e-Soliman  91 Tacitus, Marcus Claudius  34 f., 38 Tacitus, Publius Cornelius – Britannien  165

430

register – Chamaven  112 – Christen  186 – Galba (68)  48 – Germanen  155, 178 – interpretatio Romana  178 – Sachsen? 103 – Teutoburgiensis saltus  207 Tadmor s. Palmyra Taifalen  220 Tanais / Don  50 Tarraco / Tarragona  28 Tarsos  275 Tasgaetium  118 Tebessa  190, 197 Tertullian  187, 206 Tetricus  32, 56, 245, 262 Thebaïs  196, 210 Theoderich  175 Theodora, Flavia Maximia  63, 198 Theodosius I – Christianissimus  128, 273 – Glaubenszwang (380 f.)  200 – Kirchenbuße (390)  248 – Maximus (388)  107 – Serapeion (390)  96, 200 – Theodosius d. Ältere (376)  137 Theodosius II 203 Theokrit  80 Theon  204 Theophanes  20, 271 Theophilos  96 Thermopylen  27, 29 Thessalonica – Bauten  73, 167, 232, 246 – Galerius (293)  66 – Galeriusbogen  73 – Heruler (254)  28 – Hippodrom  232 – Münze  158 – Residenz  246 ff. – Valeria  275 Thibari  121 Thrakien  27, 35, 78 f., 160, 165, 275 Thubursicum  34 Thukydides  15 Thusnelda  86

Tibatto  102 Tiberias  77 Tiberius  30, 53 f., 61, 63, 77, 218 Tibur / Tivoli  31, 236 Ticinum / Pavia  48, 158 Tieck, Ludwig  289 Tigris  39 Timotheos  287 Tiridates III  78, 82 Tiridates IV  92 Titus  42, 54, 61, 217 Trajan – Bauten  223 – Christenverfolgung  151, 188 f. – Dominus  126 – Herkunft  25 – Höchstpreise  168 – Nisibis  82 – Perserkrieg (114–116)  76, 82 – Pliniusrede  17, 55 – Staatspost  214 – Städtepolitik  145 Trapezunt  29 Trebonianus Gallus  27 f. Trier – Bauten  167, 227, 245 f. – Constantin (310)  116 – Constantius (294)  63, (293)  111, (296)  112, (307)  239, 267 – Hippodrom  232 – Märtyrer  284 – Maximian (287)  58, (286)  103, (289)  109 – Münzen  114, 158 – Panegyriken  17, 64 f. – Postumus  31 – Residenz  51, 66 – Thermen  227 Tripolis  158 Tripolitanien  121 Troja  33, 65, 75 Troyes  111 Tubusuctu / Tiklat  121 Tungrer  44 f., 220 Turicum / Zürich  119 Turkestan  184 Tyana  31

431

register Tymandos  146 Tyndareos  60 Tyros  75, 78, 196, 202 Tzathes  92

Vindonissa / Windisch  116, 118 Vipsania  63 Vitellius  262 Vitruv  223 Vittinghoff, Friedrich  295 Vitudurum / Winterthur  118, 285 Vologaeses IV 132 Voltaire  284, 294 Volubilis  120

Ubier  219 Uiguren  184 Ulpianus  138 Urbanus  195 Ursinus (Papst)  97

Wales  182 Weber, Max  174 Werra  25 Wetterau  23, 25 Wickham, Chris  174 Wieacker, Franz  295 Wikinger  32 Wilamowitz, Ulrich  295 Wilkes, John  316 Wulfila  29

Vaballathos /Athenodoros  31 Valens  55, 99 Valentinian  49, 55, 97, 117, 193, 264 Valentinian III  203, 240 Valentinus  97 Valeria  41, 195, 274, 275 Valerian – Athen (253)  33 – Christenverfolgung (257)  29, 189 f. – Goten  29 – Perserkrieg (260)  38, 86 – Regierungsantritt (253)  28 – Rheingrenze  31 – Rombesuch (253)  48 Vandalen  34 f., 135, 141, 220 Vararanes / Bahram II 38, 76, 182 Varronianus  137 Varus, Quintilius  26 Vatikan  239, 287 Vecta / Isle of Wight  114 Vegetius  210, 218 Venedig  59, 67 f., 211, 243 Veneti (Henetoi)  243 Venus  57, 129, 180, 238 Vergil  86, 105 Verona  27, 46 Vespasian  25, 54, 61, 65, 129, 135 Vetranio  107, 263 Veturius  190, 312 Victorinus (Maure)  32, 120 Viminacium  46, 79

Xerxes  23 Xiphilinos  15 Zacharias von Mytilene  184 Zajecar  250 Zama  135 Zarathustra  91, 183 Zeiller, Jacques  242 Zenobia  31f, 34, 80, 87 Zeugma  93 Zeus  60, 93, 133, 178, 180 Zeuxis  14 Zintha  92 Zonaras  15, 20, 49, 315 Zosimos (Historiker) – Diokletian  206 f., 281 – Franken  36 – Laeten  108 – Reichspräfekten  139 Zosimos aus Panopolis  185 Zypern  33, 169

432

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Mare Suebicum

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Reichsgrenze um 300 Grenzen der Diözesen 100 200 300 km

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Karte 1: Imperium Romanum um 300

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Oceanus Atlanticus

Wolga

Mare Germanicum

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Diokletian-Kopf aus Nikomedien/Izmir, Istanbul, Archäol. Museum (zu Kap. VII 3).

tafel ii

Die Tetrarchengruppe in Venedig an San Marco. Höhe mit Basis 1,59 m (zu Kap. IV 7).

tafel iii

a.  Köpfe der Tetrarchengruppe in Venedig. Links der bärtige Augustus (Diokletian oder Maximian), rechts der bartlose Caesar (Galerius oder Constantius).

b. c.  Argenteus von 294 aus Rom. V: Diokletian mit Lorbeerkranz diocletianus aug. R: Tetrarchen opfern vor einem Kastelltor. virtus militum. Museum Frauenfeld (zu Kap. IV).

tafel iv

Die Tetrarchensäule im Vatikan. Die beiden Caesaren Constantius und Galerius. (zu Kap. IV 7).

tafel v

Der Diokletianspalast Spalato. Modell von Ernest Hébrard 1912, hier geschickt ergänzt um die beiden Rundtempel vor dem Juppitertempel (zu Kap. XI 4).

tafel vi

Der zentrale Säulenhof (Peristyl) im Diokletianspalast. Aquarell von Rudolf von Alt, 1841. Links der Aufgang zum Mausoleum, rechts zum Juppitertempel. Blick nach Südsüdwest auf den Repräsentationstrakt (zu Kap. XI 4).

tafel vii

Das Mausoleum von Spalato nach L. F. Cassas 1782 (zu Kap. XI 4).

tafel viii

Die Innenkuppel im Mausoleum von Spalato (zu Tafel VII und zu Kap. XI 4).

tafel ix

Porphyrkopf des Galerius aus Romuliana/Gamzigrad, überlebensgroß, um 306. Museum Zajecar, Serbien (zu Kap. XI 9).

tafel x

Fußbodenmosaik aus Palast I in Romuliana mit einem Labyrinth in einer ummauerten Stadt mit sechs Toren. Der Weg führt von dem einzig offenen Tor oben rechts in den oberen Rhombus, dann in den linken und weiter in den rechten und endet tot im Mittelrondell. In den Ecken Vasen und Amazonenschilde. Heute im Museum Zajecar, Serbien (zu Kap. XI 9).

tafel xi

Sandstein-Stele aus dem Bucheum bei Luxor. Oben Flügelsonne mit Uraeus-Schlangen und zwei Schakalen. In der Mitte opfert Diokletian als Pharao mit der Doppelkrone für Unter- und Oberägypten dem vergötterten Buchis-Stier. Unten auf der dritten Zeile in den Kartuschen die Namen Diokletian, Maximian und Caesar Maximian (Galerius) und das Regierungsjahr 12 gleich 296/7 n. Chr. (Vgl. Kap. V 7).

tafel xii

Die Fresken im Kaiserkultraum des Juppiter-Ammon-Tempels in Luxor, um 300 (zu Kap. IV 7 und V 7). Tafel XII: Ost- und Südwand mit Apsis. Tafel XIII: a. Südwand linke Hälfte mit Kaiser in der Apsis. b. Südwand rechte Hälfte. c. Ostwand.

tafel xiii

tafel xiv

Die «Pompeius»-Säule Diokletians in Alexandria nach Vivant Denon, der 1798/99 als Maler und Kunstsammler Napoleon nach Ägypten begleitete. 1802 erschien seine zweibändige ‹Voyage dans la Basse et la Haute Egypte› (zu Kap. V 10).

tafel x v

a.  Der heilige Menas zu Pferd, russisch 19. Jahrhundert, aus dem Dorf Baniska (zu Kap. XIII 3). b.  Reliquienschrein des heiligen Mauricius in St. Maurice/Agaunum, 1225 (zu Kap. XIII 3).

tafel x vi

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Oben: 1. Medaillon zu 5 Aurei, 287 n. Chr. Rom. V: Büsten in Konsularstracht, impp (= imper atoribus) diocletiano et maximiano avgg (=augustis). 2. R: Processus consularis, die Kaiser auf der Elefantenquadriga, daneben Männer mit Palmwedeln, darüber Victoria impp (= imper atoribus) diocletiano et maximiano coss (= consulibus) (zu Kap. VIII 2). Mitte: 3. Medaillon zu 2,5 Aurei, 293 n. Chr. Trier. V: Panzerbüste mit Strahlenkrone imper ator diocletianus pius felix augustus. 4. Medaillon zu 10 Aurei, 294 n. Chr. Nikomedien. V: Kopf barhäuptig imper ator caesar caius diocletianus pius felix augustus. 5. Medaillon zu 1,4 Aurei. V: Juppiterkopf im Lorbeerkranz. iovi conservatori. Fund 1975 aus Trier unter der Moselbrücke. Unten: 6. Medaillon zu 5 Aurei, 298/299 n. Chr. Trier. V: Constatius im Löwenskalp des Herkules. flavius valerius constantius nobilissimus caesar. 7. Medaillon zu 10 Aurei, 296/299 n. Chr. Trier. V: Büste mit Lorbeerkranz im Panzer und Paludamentum (purpurn zu denken). flavius valerius constantius nobilissimus caesar. 8. R: Constantius zu Pferd wird von einer Frau begrüßt, die vor dem Stadttor von Londinium kniet. Darunter ein Kriegsschiff. redditor lucis aeternae – Bringer des ewigen Lichts (zu Kap. VI 7).

Zum Buch «Diocletian bleibt, wenn man ihn noch so genau, so kritisch betrachtet, eine großartige, sympathische Person, die Ungeheures geschaffen hat durch bewußte Geistestat. [Die] Neuschöpfung des aus den Fugen gehenden Reiches [erweist ihn als ein] staatsmännisches Genie ersten Ranges.» Kein Geringerer als Theodor Mommsen rühmt mit diesen Worten einen römischen Kaiser, der anderen Historikern als orientalischer Despot, ja, dem antiken Kirchenhistoriker Euseb gar als Geißel Gottes erschien. Alexander Demandt – international anerkannter Fachmann für die Spätantike – hat Diokletian (284–305 n. Chr.) eine lange fehlende Biographie gewidmet. Diokletian hat nach fünfzig Jahren außen- und innenpolitischer Wirren das Reich wieder stabilisiert. Er hat durch seine Tetrarchie (Vierkaiserherrschaft) mit zwei Augusti und zwei Caesares in ihren grenznahen Residenzen das allseits, zumal von Germanen und Persern, bedrohte Imperium gesichert, durch seine Reichsreform die Verwaltung dezentralisiert und, ständig unterwegs, weit über tausend dauerhaft gültige, im Corpus Iuris Civilis erhaltene Gesetze erlassen und Rechtsfragen im Geiste Marc Aurels entschieden, mehr als irgendein anderer Kaiser. Gescheitert ist er mit seiner Preiskontrolle, dem Wahlkaisertum und der letzten Christenverfolgung. Er regelte die Nachfolge und zog sich nach zwanzig Jahren inneren Friedens als Gärtner in seinen Alterspalast Spalato/Split zurück.

Über den Autor Alexander Demandt lehrte bis zu seiner Emeritierung als Professor für Alte Geschichte an der Freien Universität Berlin. Im Verlag C.H.Beck sind erschienen: Der Fall Roms. Die Auflösung des römischen Reiches im Urteil der Nachwelt (1984/2014); Die Spätantike. Römische Geschichte von Diokletian bis Justinian 284–565 n. Chr. (1989/2007, Handbuch der Altertumswissenschaft III 6); Geschichte der Spätantike (1998/2022) sowie folgende Biographien: Alexander der Große (2009/2013); Pontius Pilatus (2012); Marc Aurel (2018/2020).