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German Pages 226 [232] Year 1972
ALTDEUTSCHE TEXTBIBLIOTHEK Begründet von Hermann Paul · Fortgeführt von G. Baesecke Herausgegeben von Hugo Kuhn Nr. 73
Die Werke Notkers des Deutschen Neue Ausgabe Begonnen von Edward H. Sehrt und Taylor Starck Fortgesetzt von James C. King und Petrus W. Tax
Band 5
Notker der Deutsche
Boethius' Bearbeitung der »Categoriae« des Aristoteles Herausgegeben von James C. King
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1972
Geb. Ausgabe ISBN 3-484-20056-1 Kart. Ausgabe ISBN 3-484-20057-x ©
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1972 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege [Photokopie, Mikrokopie] zu vervielfältigen.
ZUR NEUEN AUSGABE DER WERKE NOTKERS DES DEUTSCHEN
Die beiden Herausgeber, James C. King und Petrus W. Tax, bringen die von Edward H. Sehrt und Taylor Starck begonnene Notker-Edition auf den neuesten Forschungsstand und führen sie zu Ende.
Alle Texte werden sowohl nach Mi-
krofilmen oder Photographien neu bearbeitet als auch an den Handschriften selber überprüft.
Dabei wird auch die Frage nach den lateinischen Quellen
von Notkers Erweiterungen und Erläuterungen aufs neue gestellt und womöglich an Hand der Notker zugänglichen St. Galler Handschriften zu beantworten gesucht.
Der auf diese Weise erarbeitete Notker latinus erscheint je nach dem
Umfang entweder als Einlegeheft (etwa bei den Categoriae) oder als Ergänzungsband (wie beim Psalter). Die Richtlinien zur neuen Ausgabe wurden gemeinschaftlich von King, Tax und den Mitgliedern des vom Herausgeber der Altdeutschen Textbibliothek, Herrn Professor Hugo Kuhn, ins Leben gerufenen Notker-Kuratoriums—den Professoren Bernhard Bischoff, Ingeborg Schröbler und Stefan Sonderegger—aufgestellt. Übereinstimmung herrscht in folgenden Punkten: 1.
Neueren Editionsauffassungen entsprechend, werden die Texte nicht normalisiert, sondern möglichst diplomatisch wiedergegeben.
Sie werden
Seiten- und zeilengetreu abgedruckt. 2.
Nur die lateinischen Originaltexte werden kursiviert, nicht Notkers lateinische Zusätze.
3.
Bezüglich der Interpunktion wird die kleine Pause durch den Punkt in der Mitte ( . ) , die große Pause am Satzende durch den gewöhnlichen Punkt (. ) bezeichnet.
4.
Die handschriftlichen Abkürzungen (bis auf .i. und .s.) und Ligaturen werden im Text stillschweigend aufgelöst, doch jeweils in der Einleitung besprochen.
Besondere Abkürzungen, darunter alle im deutschen
Text vorkommenden, werden im Apparat vermerkt. 5.
Das lange f der Handschriften wird durch s wiedergegeben.
6.
Der Deutlichkeit halber wird der Bindestrich maßvoll eingeführt, und zwar bei der Silbentrennung am Zeilenende und zur Verbindung gewisser
Zur neuen Ausgabe der Werke Notkers des Deutschen zusammengehöriger Wortteile, die in den Handschriften mit Zwischenraum geschrieben stehen. Wo keine verbindliche Regelung erreicht wurde, richten sich die Herausgeber nach den Anforderungen der Texte.
Die jeweiligen Entscheidungen
werden in der Einleitung zum betreffenden Band begründet.
V O R W O R T
Indem Herr Kollege Petrus W. Tax (Chapel Hill, North Carolina) und ich die neue Ausgabe der Werke Notkers des Deutschen übernehmen, möchten wir den Initiatoren dieser Unternehmung, den Herren Professoren Edward H. Sehrt (Alexandria, Virginia) und Taylor Starck (Cambridge, Massachusetts), herzlichst für ihre liebenswürdige Anregung und Ermutigung danken.
Auch dem
Herausgeber der Altdeutschen Textbibliothek, Herrn Professor Hugo Kuhn (München), sowie den Mitgliedern des von Herrn Kuhn eigens wegen dieser Ausgabe ins Leben gerufenen Notker-Kuratoriums—Herrn Professor Bernhard Bischoff (München), Frau Professor Ingeborg Schröbler (West-Berlin) und Herrn Professor Stefan Sonderegger (Zürich)—sagen wir hier unseren aufrichtigen Dank. Die Amerikaner und Europäer haben die Richtlinien der neuen Ausgabe gemeinschaftlich aufgestellt.
Für eventuelle Mängel bei dieser Bearbeitung der
Categoriae aber trage ich allein die Verantwortung. Herr Professor Johannes Duft hat mir im Sommer 1968, auch im Frühjahr 1971, gütigst einen ergiebigen Aufenthalt in der St. Galler Stiftsbibliothek ermöglicht, während dessen ich mich über mehrere Monate hin mit den wertvollen Handschriften befassen konnte.
Der ForschungsausSchuß der Graduate School
of Arts and Sciences der George Washington Universität bestritt 1968 die Reisekosten.
Von Seiten des Verlags kamen mir Herr Robert Harsch-Niemeyer,
Frau Helga Jenkner und Herr Wolfgang Reiner immer wieder freundlichst mit praktischen Hinweisen zu Hilfe.
Mein besonderer Dank gebührt Frau Doktor
Marlyn Waggener Korin, die die verschiedenen Figuren nachgezeichnet und das Buchmanuskript auch sonst verschönert hat.
Washington, D.C., im Oktober 1971
James C. King
E I N L E I T U N G
Boethius hat um 510 n.Chr. das Aristotelische Organon ins Lateinische übertragen und mit einem Kommentar versehen.-'-
Von Boethius' Bearbeitungen aus-
gehend, verdeutschte Notker III. am Anfang des elften Jahrhunderts die für den mittelalterlichen Unterricht in Logik grundlegenden Schriften Categoriae und De interpretation
Die übrigen Teile—Rnalytica priora, Analytica po-
steriora und Topica—fehlten
damals in St. Gallen.
Die Handschriften
. Der Codex Sangallensis 818 (s.XI)
..
.
enthält eine vollständige Abschrift der
lateinisch-althochdeutschen Categoriae auf S. 3-143.
Das Vorsatzblatt, auf
dessen recto-Seite u.a. die Stiftsbibliothekare Jost Metzler und Pius Kolb lateinische Inhaltsangaben und ähnliches eintrugen, mit leerer verso-Seite, ist in der Handschrift mitgezählt.
Auf die Categoriae folgen Notkers Bear-
beitung der Schrift De interpretation
(S. 143-246) sowie Ciceros Topica
(S. 247-287) und dessen Abhandlung De optimo genere oratorum (S. 288-295). Auf S. 296 steht der Stempel der St. Galler Abtei; die letzten Seiten (297302) sind leer. In erster Linie wegen Notkers Verdeutschung von Boethius1 Consolatio (S. 4271) bekannt, umfaßt der C.Sg. 825 (s. IX, XI) 4 hinter drei leeren Seiten (272 trägt allerdings den Abteistempel) eine unvollständige Abschrift von Notkers Categoriae
(S. 275-338)—etwa zwölf Seiten (drei Doppelblätter) feh-
len—und einen umgekehrt paginierten, älteren Auszug (F-M) aus einem lateinischen Glossar (S. 339-342), der mit den Etymologiae Isidors im C.Sg. 231, S. 358b, Z. 14 bis S. 366b, Z. 21 identisch ist. 5 1
Siehe Manitius 1, S. 29-32. Siehe Sonderegger S. 91-94. Es fällt auf, daß Notkers Categoriae gegenüber den Schriften De consolatione Philosophiae, De nuptiis Philologiae et Mercurii und De interpretations nicht nur eine Vorrede, sondern a.uch ein Titel fehlt. 3 Siehe Bruckner 3, S. 117, 132 und Scherrer S. 276. Die Cc.Sg. sind paginiert, nicht foliiert. 4 Siehe Bruckner 3, S. 118, 132 und Scherrer S. 278/279. ^Dieses Fragment entstammt dem Liber decimus (De quibusdam nominibus per alphabetum distinctis) der Etymologiae.
VIII
Einleitung
Ehrismann, Kelle und Steinmeyer teilen den vollständigen Categoriae 818 die Sigle Α zu.
in
S o n s t — a u c h in der vorliegenden Ausgabe—bezeichnet
man 825 durch A, 818 durch B.
Da 825 schon wegen der Consolatio
meistens
die Sigle Α trägt, würde es nur verwirren, einen anderen Teil derselben Handschrift nun durch Β zu bezeichnen. Α ist in einen braunen Ledereinband ohne Schließen gebunden, während der braune, mit Figuren versehene Ledereinband von Β eine gravierte Messingschließe mit gravierter Krampe aufweist.
AB sind im allgemeinen gut er-
halten; das Pergament von Α ist von uneinheitlicher Qualität, das von Β ist einheitlich weiß und fein. Die Seiten von AB haben das Format von ca. 28x20,5 bzw. 27x18,5 cm (unter Voransendung der Längenangabe); der Schriftspiegel mißt ca. 23x18 bzw. 21,5 xl7,5 cm Α , ca. 21,5x13 cm B.
Da Α falsch gebunden ist, gehört das Doppel-
blatt 299-302 eigentlich hinter S. 332.
In Α sind S. 275-298 und 303-310
zweispaltig, mit je 30 Zeilen beschrieben; 311-326 sind auch haben aber je 32 Zeilen. je 30 Zeilen auf.
zweispaltig,
Λ299-302 sowie 327-338 sind einspaltig und weisen
Β dagegen ist ganz in durchgehenden Zeilen geschrieben;
S. 3-18 haben je 23 Zeilen, 19-143 je 27.
Die wenigen Abweichungen von der
gewöhnlichen Zeileneinteilung in AB sind auf Figuren und Nachträge zurückzuführen. AB sind in spätkarolingischer Minuskel geschrieben.^
In beiden Handschriften
hatte die schwarze Tinte die Neigung, mit der Zeit braun zu werden, oder aber es wurde manchmal schon von vornherein dunkelbraune verwendet. von Β ist im ganzen größer und regelmäßiger als die von A.
Die Schrift
Nach der Schrift-
art zu urteilen, wechseln die Schreiber mindestens zehnmal in Α (Α279a,ΙΑ = ΒΙΙ,Ι ab unde; ü291b,l = B36,23 est; A294a,l = B40,17 INCIPIT; 11 participia]
pia; A313b,5 = B71,24 conuertitur]
t/t; A314b,l = B73,8 in; Λ327.1 = B95,21 geuestenot; A330,12 = BlOl,10 Qu^cumque)
uertitur;
A311a,l = B67,
A313b,19 = B72,7
A330,l = Bl00,21 unde;
und zweimal in Β (75,2 ab Amplius;
111,17
Die Kapitelüberschriften in Β sind in roter Rustica nachgetragen. auch in A so, bis der Schreiber A292a,5/6 6 7
S i e h e Bischoff Sp. 417-422. Siehe Piper II, S. 315/316, 337.
Taz)J
Dies ist
(= B37,22/23) zu schwarzer Tinte
Einleitung
IX
greift (ausgenommen Λ327.21 = B96,24 und Λ331.14 = Bl03,4)·
Die große
Initiale am Anfang eines Abschnitts wurde in roter Rustica nachgetragen; die seltenen schwarzen (11 in Α und eine einzige in ß) werden im ersten Apparat verzeichnet.
In Α trug der Schreiber oft eine schwarze Minuskel
am linken oder rechten Rande—auch zwischen den Spalten—ein; später wurde dann eine rote Majuskel dazugefügt. Apparat zu A278a,7 (= B8,20): 19):
Dies soll z.B. die Angabe im ersten
nN Α besagen, auch die zu A219b,2 (= Bll,
Aa A.
Die Quellen ο Der C.Sg. 817 (s. X / X I ) — d i e Hauptquelle bei Notkers Bearbeitung der Categoriae—enthält
ein von Kolb lateinisch verfaßtes Inhaltsverzeichnis
(S. 2), Verse eines Unbekannten De Septem liberalibus artibus (S. 4/5), den lateinischen Text von Boethius' Übersetzung .der Κατηγορίαυ (S. 6-38), Priscians Verse De figuris numerorum et ponderum Kommentar zu den Categoriae
(S. 38-43), Boethius'
(S. 44-202), dessen Übersetzung von Περί ερ-
μηνείας (S. 203-220), die kleinere Ausgabe von Boethius' Auslegung dieser Schrift (S. 221-339) und fünf Tabellen zu den Categoriae (S. 340-344), die im Notker latinus zu B39,6, 61,19, 87,21/22, 94,10/11 und 97,2/3 abgedruckt sind. Das Verhältnis des Kommentars zum Text bei Boethius ist höchst interessant. Vor jedem Kommentarabschnitt steht der zu behandelnde Teil des lateinischen Originaltextes.
Bei dieser Wiederaufnahme des Textes im Kommentar weicht der
Wortlaut oft von dem der ersten Fassung ab; manchmal ist er auch gekürzt. Notker richtete sich bald nach der einen, bald nach der anderen Fassung. Bedarf der in AB überlieferte lateinische Text einer Klärung, so werden die Belege aus dem C.Sg. 817 (auch die aus der Editio composita von Boethius' Übersetzung^) im zweiten Apparat der vorliegenden Ausgabe vermerkt. Die Überschriften, die im lateinischen Text gewöhnlich am Seitenrand (selten innerhalb des Schriftspiegels) stehen, im Kommentar aber meistens fehlen, wurden in der Regel von Notker wörtlich übernommen.10 8
Bis auf zusätz-
Siehe Scherrer S. 275/276. Siehe Minio-Paluello II/1/1-5, S. 43-79. 10 D ie im C.Sg. 817 nachgetragenen Überschriften könnten meines Erachtens von Notker stammen. 9
χ
Einleitung
liehe Abschnitte entspricht die Kapiteleinteilung bei Notker der im Text, die sich aber ihrerseits sehr von der im Kommentar unterscheidet. Der Notker latinus zu den Categoriae
(der keinen Anspruch auf Vollständig-
keit erhebt), d.h. eine Sammlung der von Notker benutzten Quellen, wurde nach diesem Grundsatz zusammengestellt:
Die Quelle von allem, was nicht
als einfache Übertragung des lateinischen Originaltextes gelten kann—gleich ob Einschiebsel, Ergänzung oder längere Ausführung, ob althochdeutsch oder lateinisch—sollte nach Möglichkeit festgestellt werden.
Die meisten Zu-
sätze gründen sich selbstverständlich auf die von Boethius gegebene Erklärung; Notker zog aber noch andere Handschriften heran (vgl. auch die Wechselbeziehungen zu den eigenen Werken), die im folgenden mit Siglen und Verweisen auf gedruckte Ausgaben aufgezählt werden. Ak
= Ρ seudo august m i s c h e Ubersetzung der Κατηγορι,αι,, mit Randkommentar eines Unbekannten und Alkuins Widmung an Karl den Großen [C.Sg. 274, S. 4-65; Minio-Paluello II/1/1-5, S. 129-175 (Text ohne Kommentar) ] .
Ba
= Boethius, De institutione arithmetica (C.Sg. 248, S. 3-56; Migne 63, Sp. 1079-1168; Friedlein S. 1-173).
Bct = Ders., Commentaria in Ciceronis topica [Cc.Sg. 831, 854, S. 3-168, 1-216; Migne 64, Sp. 1039-1174 (Text mit Kommentar)]. Ben = Ders., Contra Eutychen et Nestorium, mit Randkommentar eines Unbekannten [C.Sg. 134, S. 206-264; Migne 64, Sp. 1337-54 (Text ohne Kommentar); Stewart/Rand (Text ohne Kommentar)]. Bga = Ders., Ars geometriae et arithmeticae
(C.Sg. 830, S. 283-309; Migne
63, Sp. 1307-64; Friedlein S. 372-428). Bp
= Ders., Commentaria in Porphyrii isagogas a Boethio translatas [C. Sg. 831, S. 280-294, 295-331, 333-344; Migne 64, Sp. 71-158 (Text mit Kommentar); Minio-Paluello II/1/6-7, S. 1-31 (Text ohne Kommentar)].
Bvp = Ders., Explanatio super Porphyrii isagogas secundum Victorini translationem
[C.Sg. 831, S. 184-259, 344-359; Migne 64, Sp. 9-70 (Text
mit Kommentar); Minio-Paluello II/1/6-7, S. 63-68 (Text ohne Kommentar) ] . Cis = Cassiodorus, Institutiones saecularium litterarum (Cc.Sg. 199, 855,
Einleitung
XI
S. 115-325, 187-346; Mynors). Cr
=
Cicero, De inventione rhetorica (C.Sg. 820, S. 72-172; Fried-
D
=
Ein Unbekannter 11 , Qvis sit dialecticus.
rich) .
12
losophic·
De difinitione phi-
(C.Turic. 121, f. 54v-58v; Piper 1/1, S. VI-XI)
Dma
=
Donatus, Ars grammatica maior (Cc.Sg. 855, 876, S. 4-131, 341-
Dmi
=
Ders., Ars grammatica minor (C.Sg. 876, S. 33-85; Keil 4, S.
G
=
Ein Unbekannter 11 , Grammatisches, Dialektisches und Rhetorisches
397; Keil 4, S. 367-402).
355-366).
in lateinischer Sprache (C.Bruxel. 10661-65, f. 60rb-64va, 65ra65vb; Piper 1/1, S. XIII-LXXXIX). 13 Ie
=
Isidorus, Etymologiae
(Cc.Sg. 231/232, 237, S. 4-375, 4-331, 10-
Κ
=
Boethius' Kommentar zu den Categoriae
326; Lindsay). [C.Sg. 817, S. 44-202;
Migne 64, Sp. 159-294 (Text mit Kommentar)]. Matth.
=
Evangelium secundum Matthaeum.
Nb
=
Notkers des Deutschen Bearbeitung von Boethius, De consolatione Philosophiae
(C.Sg. 825, S. 4-271; Piper 1/1, S. 1-363; Sehrt/
Starck 1/1). Nc
=
Dess. Bearbeitung von Martianus Capella, De nuptiis Philologiae et Mercurii
(C.Sg. 872, S. 2-170; Piper 1/1, S. 685-847; Sehrt/
Starck 1/2). Ni
=
Dess. Bearbeitung von Boethius, De interpretatione
(C.Sg. 818,
S. 143-246; Piper 1/1, S. 497-588). N1
=
Ders. 1 ^, De partibus logicae (i.a. C.Turic. 121, f. 51v-54v; Piper 1/1, S. 591-595).
Nr
=
Ders. 1 1 , De arte rhetorica (i.a. C.Turic. 121, f. 59r-71v; Piper 1/1, S. 623-684).
Usiehe de Rijk. Der Abschnitt De difinitione philosophic entspricht teilweise dem gleichbetitelten, doch minder ausführlichen im Liber secundus (De rhetorica et dialectica) von Isidors Etymologiae. 13üas Fragment mit der Überschrift De dialectica i.a. im C.Sg. 820, S. 51b, Ζ. 1 bis S. 62b, Z. 20 entspricht Piper 1/1, S. LVI, Z. 3 ab INCIPID bis S. LXXV, Ζ. 1 inueniendi . 12
XII
Einleitung
Ns = Ders. 1 1 , De syllogismis
(C.Turic. 121, f. 28r-49r; Piper 1/1, S.
596-622). Pi = Priscianus, Institutiones grammaticae
(Cc.Sg. 903, 904, S. 2-350,
1-249; Keil 2/3). Sp = Solinus, Polyhistor
(C.Sg. 187, S. 2-163; Mommsen).
Bei Sangallensia werden die Belegstellen im Notker latinus nach den Handschriften angeführt. Die St. Galler Stiftsbibliothek besaß zu Notkers Lebzeiten noch ein Exemplar von Boethius1 Bearbeitung der Categoriae: menta Aristotelis
Commentarius in praedica-
(C.Sg. 821, S. 2 - 9 3 ) . D e s s e n Schreiber gaben sich viel
weniger Mühe als die der oben beschriebenen Handschrift 817, die auch besser erhalten ist.
Die früheren Ausgaben Graff gab als erster Notkers Categoriae heraus, und zwar 1835 bzw. 1837, wobei er vom C.Sg. 818 ausging.
Auch Hattemer richtete sich nach dieser
Handschrift in seiner 1844-49 erschienenen Ausgabe; Steinmeyer lieferte 1874/75 die Lesarten des C.Sg. 825.
Piper dagegen bevorzugte Α bis zum
Abbruch in seiner Ausgabe (1882), verzeichnete aber auch die Lesarten von B.
Die Seitenangaben bei Graff sind immer um zwei zu niedrig, weil er das
in der Handschrift mitgezählte Vorsatzblatt außer Betracht ließ.
Die Richtlinien dieser Ausgabe Die vorliegende Ausgabe ist ein modifiziert diplomatischer Abdruck.
Da
die zwei erhaltenen Handschriften der Categoriae die schriftliche Gestalt von Notkers Sprache nicht so getreu vertreten wie die Consolatio und der Martianus Capeila, müßte sich eine vereinheitlichende Ausgabe weit vom wirklichen Laut- und Formenbestand entfernen. Obwohl eine diplomatische Ausgabe eigentlich alle Belege unverändert darstellen sollte, haben sich angesichts der besonderen Verhältnisse in den Categoriae gewisse Einschränkungen als nötig erwiesen.
AB weichen stark
voneinander ab, denn es handelt sich um zwei voneinander unabhängig ange14
Siehe Scherrer S. 278.
Einleitung
XIII
fertigte A b s c h r i f t e n einer v e r l o r e n e n V o r l a g e
(jede Handschrift w e i s t z.B.
eigene A u s l a s s u n g e n auf), die aber w o h l auch nicht das Original
gewesen
s e i n wird.l-'
zugleich
M a n c h e Verstöße gegen Notkers Sprachgebrauch, die
in AB b e l e g t sind, m ü s s e n s c h o n in einer Z w i s c h e n f a s s u n g g e s t a n d e n h a b e n ; sie gehen w o h l m e i s t e n s zu L a s t e n der Abschreiber. Die S e i t e n - und Z e i l e n e i n t e i l u n g i m Textteil dieser A u s g a b e gibt die äußere G e s t a l t der v o l l s t ä n d i g e n H a n d s c h r i f t Β w i e d e r . zum A b b r u c h v o n Α e i n Textus
compositus,
Sonst aber entsteht bis
d e n n b e i A b w e i c h u n g e n w i r d jeweils
der textkritisch b e s s e r e Beleg aus der e i n e n o d e r der a n d e r e n H a n d s c h r i f t in d e n Text aufgenommen, w ä h r e n d die V a r i a n t e in d e n e r s t e n A p p a r a t sen w i r d .
verwie-
W i r d eine Konjektur in d e n Text g e s e t z t , so w i r d unten R e c h e n -
schaft darüber abgelegt.
D o c h öfter w i r d eine g e r i n g f ü g i g e
Textverderbnis
b e i b e h a l t e n ; es m a c h t d a n n , w e n n f ö r d e r l i c h , eine m i t S t e r n c h e n v e r s e h e n e R e k o n s t r u k t i o n i m A p p a r a t darauf
aufmerksam.
Es f o l g e n h i e r einige A n g a b e n über die w i c h t i g s t e n P u n k t e des
Sprachgebrauchs
bzw. der Schreibweise in den Categoriae,
w o r a u s zu e r s e h e n ist, daß das V e r -
fahren der Schreiber oft N o t k e r s A b s i c h t
vereitelte.
Zum Anlautgesetzl^ Der W e c h s e l v o n u(v)/f
im A n l a u t der a l t h o c h d e u t s c h e n W ö r t e r scheint i m U r -
text d u r c h g e f ü h r t w o r d e n zu sein. 7 B:
F steht a m Satzanfang 81mal
bis zum A b b r u c h v o n A 1, nachher 6)·*-^, U ein einziges Mal
Β20,9).
f i n i t i v k o n s t r u k t i o n w e c h s e l t u (3mal AB) mit f (7mal AB,
ausnahmslos.
2: 1+lmal B)
Innach
1: 0+1 B) auf stimmlose L a u t e , und zwar
Im S a t z i n n e r n findet sich nach V o k a l e n , D i p h t h o n g e n und 1 m η
r das regelrechte u 217mal — z ä h l e n 79 (56 AB,
7 A,
(178 AB,
4 Α,
16: 5+11 B) .
d e r e n K o n s o n a n t e n regelmäßig
15
(5 AB,
noch
(A283a,15
A m A n f a n g eines n a c h g e s t e l l t e n Satzes oder einer s a t z w e r t i g e n
S o n o r l a u t e n ab; f folgt 6mal
— u
(74 AB,
35: 7+28 B); die V e r s t ö ß e — f statt u
Das zu erwartende f kommt n a c h d e n an-
(106mal AB,
lmal Α, 8: 0+8mal B) v o r ; Verstöße
statt f — s i n d s e l t e n (11 A B , 3: 1+2 B).
Im Anlaut des zweiten Glieds
S i e h e K e l l e II, S. 342-347 u n d Steinmeyer S. 451. S i e h e B a e s e c k e , Ochs II, P e n z l , Sehrt/Starck 1/1, S. V I - V I I I , X V I / X V I I und W e i n b e r g . l^D.h. 74mal z u g l e i c h in AB und noch 7mal in B: bis zum A b b r u c h v o n A lmal, ab B 1 2 3 . 1 3 6mal. 16
XIV
Einleitung
einer Zusammensetzung oder Ableitung verhält sich u zu f wie 21 (18 AB, 1 Α, 2: 0+2 Β ) zu 3 (2 AS, 1: 1+0 B) nach stimmhaften Lauten; nur f begegnet nach stimmlosen Lauten, und zwar 7mal (5 AB, 2: 0+2 B).
u wurde
5mal (3 A, 2: 2+0 B ) zu f verbessert und 2mal (2+0 B) zu demselben verschlimmbessert . Ρ Τ Κ stehen im Satzanlaut; AB weisen aber gemeinsam 6mal D auf. fang eines nachgestellten Satzes oder einer satzwertigen
Am An-
Infinitivkon-
struktion verhält sich d zu t wie 186 (163 AB, noch 1 Α und 22 B:
bis
zum Abbruch von A 1, nachher 21) zu 111 (96 AB, 1 Α, 14: 1+13 Β) nach Sonoren; nur die stimmlosen Allophone ρ und k c sind in dieser Lautumgebung belegt, 3mal ρ (AB) und 4mal k c (AB).
Sonst werden hier nur die Verstöße
aufgezählt, also 17 Fälle von d (16 AB, 1 A ) nach stimmlosen Lauten.
Be-
merkenswert sind auch die Verstöße im Satzinnern—17mal ρ (13 AB, 1 Α, 3: 0+3 Β), 12mal t (9 AB, 3: 1+2 B) und 27mal k c q (16 AB, 2 A, 9: 4+5 B) nach Sonorlauten; 4mal b
(2 AB, 1 A, 1: 1+0 B), 15mal d (10 AB, 2 A, 3:
2+1 B) und 25mal g (16 AB, 3 A, 6: 3+3 B) nach stimmlosen Lauten. gehören 8 Belege von gagen bzw. gagin, zung kagenuuerta
Hierher
das mit Ausnahme der Zusammenset-
B46,18 (kagen uuarta A297a,20/21) stets mit g anlautet.
Komposita liefern 3 V e r s t ö ß e — 2 m a l g (1 AB, 1: 1+0 B) statt k und lmal k (A) statt g.
b wurde einmal zu ρ (AB), d einmal zu t (1+0 B) und t einmal
zu d (1+0 B) korrigiert.
Zu den Gegensätzen e/i, uo/ue,
uo/u
Schon die Schreiber der Zwischenfassung ersetzten Notkers schwachtoniges e [g] weitgehend durch i.
Obwohl das ursprüngliche e keineswegs völlig ver-
drängt wurde, steht i 549mal gemeinsam in AB, noch 26mal in Α und 183mal in Β (bis zum Abbruch von A 155, nachher 28).
i wurde 7mal (1 A, 6: 5+1 B) zu
e verbessert; e wurde 20mal (1 AB, 4 A , 15: 14+1 B ) zu i verbalhornt. Das 16mal (15 AB, 1: 1+0 B ) belegte ue für uo (wie z.B. bei sueziu
A318b,15
B80,13) läßt vermuten, daß sich der i-Umlaut schon damals auch auf den Diphthong uo ausgedehnt hatte.
ζ£)
verdrängte ze 21mal (15 AB, 1 A , 5: 2+3 B).
uo wurde sonst 6mal (4 AB, 2: 0+2 B) durch u ersetzt (hüte A309b,20 B64,24). 18 19
Siehe Kelle II, S. 343. S i e h e Schatz S. 52.
Einleitung
XV
Zu den Akzenten^O Einerseits weist jede Handschrift eigene Verstöße gegen Notkers Akzentsystem auf, andrerseits stimmen die beiden aber auch in manchem falschen Akzent überein.
Die verschiedenen Schreiber unterschieden sich außerdem
durch das Maß an Sorgfalt, das sie sich bei der Akzentsetzung gaben. Der Akzent kann unberechtigt fehlen und auch unberechtigt vorkommen.
Ein
Akut steht zuweilen anstelle eines zu erwartenden Zirkumflexes, ein Zirkumflex zuweilen anstelle eines zu erwartenden Akuts.
Der Akzent konnte nach
links oder nach rechts (meistens in dieser Richtung) gerückt werden; er fiel dann auf den zweiten Bestandteil oder zwischen die beiden Bestandteile eines Diphthongs, auf einen Konsonanten oder Halbvokal, gelegentlich auch auf den Vokal der angrenzenden Silbe.
Da der Schreiber bei ni / eht
(A302,3/4 = Bill,9) den Zirkumflex erst auf das e am Anfang der folgenden Zeile setzte, darf man einen verschobenen Akzent nicht ohne weiteres umsetzen. Im allgemeinen wird die überlieferte Akzentsetzung in dieser Ausgabe beibehalten (auch bei den wenigen mit Akzent versehenen lateinischen Wörtern), aber es wäre doch sinnlos, den Akzent auf dem Gleitvokal eines Diphthongs, einem Konsonanten oder Halbvokal stehen zu lassen.
Irreführende Verschrei-
bungen wie z.B. samo .Samen' U311a,14,17 B67,22,25), in ,in' (A312a,13 B69, 14; A316b,9 B76,22) und zuo ,zu' U295b,21 s43,25) werden da verworfen, wo der Zusammenhang deutlich samo ,ebenfalls 1 , In ,ihnen, ihn'21 bzw. zuo ,zwei' verlangt.
Zur Orthographie^ Gewöhnlich vertritt das geschwänzte ^ ( φ ) — i n dieser Ausgabe durch ^ (ζ) wiedergegeben—lateinisch ae (AE) , aber e (Ε) , dt und ae (AE) kommen auch vor.
u (U) ist im lateinischen und althochdeutschen Text viel häufiger
als ν (V); dieser orthographische Unterschied ist ein anderer als der oben erörterte phonologische Wechsel zwischen u und f im Anlaut der deutschen 20siehe Bischoff Sp. 438/439, Carr und Sehrt/Starck 1/1 (S. IX-XVI, 398), II/III. 2l0bs chon die Präposition in i.d.R. keinen Akzent trägt, werden die wenigen Belege von in beibehalten, denn sie schaden dem Verständnis nicht. 22siehe Bischoff Sp. 420.
XVI
Einleitung
Wörter.
Die Majuskel I weicht ab und zu dem J mit mehr oder weniger umge-
bogenem Fuß und dem J mit überlangem Schaft. kel S herrschen vor.
Das lange Γ (s) und die Majus-
Alle orthographischen Varianten werden nicht nur wegen
des diplomatischen Verfahrens, sondern auch deshalb vermerkt, weil sie zur Bestimmung der Schreiber und des Alters der Handschriften dienen könnten.
Zu den Abkürzungen und
L i g a t u r e n ^
Der Lesbarkeit halber werden die vielen lateinischen Abkürzungen außer .i. (• id est) und .s. (= subaudis bzw. subaudiendum est) ohne weiteres aufgelöst, während die vier althochdeutschen abgekürzten Wörter (A285a,19/20 = 524,11; A312b,19 = B70,14; B105.3/4; S109,27-110,1) im ersten Apparat angegeben werden.
Die Grundtypen der lateinischen Abkürzungen werden nun ver-
zeichnet. alfeu
=
album
nuqua
=
numquam
altius
=
alterius
oms bzw. omis
=
omnis
atq)
=
atque
pat
=
pater
=
per
aü bzw. aute = autem xpianus
=
christianus
ί • ν pingit
=
pingitur
cplexio
=
complexio
pmi s s a
s
pr^missa
ctrariü
=
contrarium
pus
=
prius
=
dicitur
=
propria
dr
j)pria ΐ
dnr
=
dicuntur
qa
s
quia
dix
=
dixit
qd bzw.
eceharcr
l e e m m u ? · « r u l e gridr A
Rario
uero f u t Ψ y i f a n o r - J i u f r^f t fbitfn r s nomervjXlTule
A b e r ungdih
ha
L\ ift- u t f A A i i e i m tlenio n i m m tialgencBb - Λ η demo
fxe g t n d r n m m
ftirrVbfcr ftepfift- t u d e n n A m f n · i o n u i g - f m y r f i ^ T z m o irofulrfbxri τη e - V r λτοττιλΙ Uonio
vieruf
A - ^ o m o p i c c u f . j T i U n r L A UrvgTiA. b o m o dnimal
i-cer l e b e n d o m e r m i / k o - ( £ < c j < i p m junir. ι. fin g W i JmiiTfc ' R j I h o u e r o t u b &Ατττιρ
feddmcrlAm
1hf ftibftarmp raxioncm
bob
enr
Ictirn nctmen-JohanneCtmde loUanef kettcben
fan
aber
l i m u n m o i ·sι·
ner nrtgctitka-nnat, i t t f m - i e w i . i u k m i n u i l j m i i e · tieir j^i'iidTrnitti.nticiioc-ojftuTn
lachAnp·
W a i t e r eft l o b a t m e T e n
A n ^ r f A x . ftlmf'Kebecfet Q u o J fiAjemfT
habent
nm0nem-c[tiiA
a^i»»ruiried»/?i urrpiobannepeft-
AnmidtnmonAlf mor»le-Vtl i u b f h m n a ιΙπιτμλι» e hpr thfftrtma
renlibibf-non
l o b a r t m f - fed t o n ,
mftxrf. dninidiif· ssJ>oe nam
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q o a f "Afmh f ηr τm οi · a.Utt m uam bu o-c on^ loi inu lWe J u
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