Die Völkertafel der Genesis: Ethnographische Untersuchungen 9783111550657, 9783111181356


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German Pages 371 [372] Year 1850

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Vorrede
Inhalt
Einleitung
Erster Abschnitt. Die Japhetiten
Zweiter Abschnitt. Die Semiten
Dritter Abschnitt. Die Hamiten
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Die Völkertafel der Genesis: Ethnographische Untersuchungen
 9783111550657, 9783111181356

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Die

V t t l k e r t a f e l der

Genesis.

Die

Völkertafel der Genesis. Ethnographische Untersuchungen

August Knobel, der P h i l o s o p h i e und fler T h e o l o p i e D o c t o r ,

der l e t z t e r e n

P r o f e s s o r an der Ludwigs-L'niversitnt zu

Glessen, J. Ricker'sclip Buchhandlung. 1850.

ordentlichem

Giessen.

Vorrede. I n der Bearbeitung des P e n l a t e u c h s , w e l c h e ich f ü r das exegetische H a n d b u c h zum A. T . ü b e r n o m m e n habe, sollte

nach

anfänglicher

Absicht

auch

eine

ständigere E r k l ä r u n g der Volkertufcl Platz

etwas

voll-

erhalten.

Bei

den V o r a r b e i t e n hierzu überzeugte ich mich indessen bald, dafs der Gegenstand innerhalb der G r e n z e n

des

exegeti-

schen H a n d b u c h s auf eine einigennafsen g e n ü g e n d e W e i s e nicht abgehandelt werden könne

und entschlofs mich

zu

einer besonderen E r l ä u t e r u n g der V o l k e r t a f e l , welche

ich

hiermit vorlege. W e r den Stand der hierher gehörigen L i t t e r a t u r k e n n t und f ü r biblische und ethnographische Studien

Sinn

wird eine solche Arbeit nicht für überflüssig halten. wie

manches

Einzelne

richtig bestimmt h a b e n , sehr

wenig und

haben

die

früheren

Erklärungen

im Ganzen befriedigen sie

hat, Denn auch doch

daher auch nicht v e r m o c h t ,

der

Völkertafel das historische Ansehen und G e w i c h t zu

ver-

schaffen, welches ihr bei ihrer Zuverlässigkeit

zukommt.

Z u etwas Befriedigendem aber kam man d a r u m nicht, weil man

bei der E r k l ä r u n g

einen unrechten W e g

einschlug,

VI.

Vorrede.

indem m a n von den N a m e n

ausging,

sich

n a c h ä h n l i c h e n N a m e n bei a n d e r n alten S c h r i f t s t e l l e r n

um-

sah

und

diese

Aehnlichkeit

Es

lediglich mit j e n e n combinirte,

auch

Combination haben.

der Völkertafel

auch konnte

nur

mochte

die

ein g e r i n g e r A n k l a n g sein u n d

die

starke

sächliche

nicht f e h l e n ,

Gründe

gegen

sich

d a f s m a n bei d i e s e r

thode ziemlich s e l t s a m e E t h n o g r a p h i e n h e r a u s b r a c h t e .

MeZum

B e l e g e sei hier n u r e r i n n e r t a n die D e u t u n g d e r 14 J a p h e titen bei d e n j e n i g e n E r k l ä r e r n , w e l c h e d e r S a c h e a m ständigsten n a c h g e g a n g e n sind. findet

D e r gelehrte

voll-

Bochart*)

in J a p h e t ' s S ö h n e n u n d E n k e l n die P h r y g e r ( G o m e r j ,

die A s c a n i e r

in B i t h y n i e n

Paphlagonier

( D i p h a t h f. R i p h a t h ) ,

Galater

(Togarma),

(Madai), (Javan),

die die

die

Ionier, Eleer

und

Phrygien

Scythen

Böotier,

(Askenas),

die K a p p a d o k e n (Magog),

Achäer

und Peloponnesier

die

und

die und

Meder

Makedonier

überhaupt

(Elisa),

die T a r t e s s i e r u n d I b e r i e r ü b e r h a u p t ( T a r s i s ) , die B e w o h n e r L a t i u m ' s ( K i t t i m ) , die A n w o h n e r d e s R h o d a n u s

(Rodanim

f. D o d a n i m ) , die T i b a r e n e r ( T u b a l ) , die M o s c h e r

(Mesech)

und die T h r a k e n

(Tiras).

Ihm folgt J . D .

Michaelis**)

bei M a d a i , T a r s i s , K i t t i m , T u b a l , M e s e c h u n d T i r a s ,

mit

B e d e n k e n a u c h bei A s k e n a s ,

den

Kelten,

Togarma

von

den

w o g e g e n e r G o m e r von Armeniern,

Magog

von

den

T a t a r e n , J a v a n von d e n I o n i e r n , E l i s a von H e l l a s u n d

den

Hellenen, D o d a n i m von D o d o n a versteht und über Riphath s i c h g a r nicht e n t s c h e i d e t . des

Madai,

Tarsis,

Tubal

Mit Beiden stimmt und M e s e c h

hinsichtlich

Schulthess

*)

Geographia Sacra s. Phaleg et Chanaan Franeof. 1681.

**)

Spicilegium

geographiae

Hebraeorum

externe

Goetting.

***)

1769.

1780. 2 partt, * * * ) Das Paradies, das irdische und überirdische u. s. \v. Zürich 1816.

Vorrede.

vir.

überein, weicht aber im Uebrigen ab, indem er die Chomari in Baktrien

(Gomer),

Astaunitis in der Nähe des A r a r a t

und Astacana in Baktrien ( A s k e n a s ) ,

die Rhibii (Riphath)

und Tochari ( T o g a r m a ) östlich vom kaspischen M e e r e , die S a k e n und Massageten (Magog), die Alanen ( J a v a n ) , C a r thago ( E l i s a ) , Makedonien, Griechenland und Italien ( K i t tim), die Rhodier (Rodanim) und die Anwohner des T y r a s ( T i r a s ) vergleicht.

Nicht kritischer ist die etwas dürftige

Arbeit

von

Dorier

conibinirt, Magog von den Mäoten und Mongolen

versteht, mannen

Krücke,*)

welcher

z. B .

mit T a r s i s

die

in Tubal die T i b a r e n e r , Amazonen und T u r k o findet,

Mosech auf die Massageten,

Alanen

und

T a t a r e n bezieht und die Finnen (Riphath) zu einem Sprofs des

cimbrischen Volksstammes

macht.

Von

diesen

Er-

klärern werden also bald bekannte Hauptvölker des japhetitischen Bereiches ( S . 17.) weggelassen, bald grolse V ö l k e r zu den Japhetiten gerechnet, welche nicht zu ihnen g e h ö r t e n , bald unverwandte V ö l k e r zu einer Familie vereinigt, z. B . die Alanen, Griechen und C a r t h a g e r , tende

und unbekannte

Stämme,

bald unbedeu-

welche in einer

kurzen

Uebersicht der alten Hauptvölker keine Stelle haben können, herbeigezogen,

bald

Landschaften

oder

Orte

verglichen,

welche für ein bestimmtes einzelnes Volk gar nicht genannt werden konnten,

z. B . der Peloponnes;

hat nach diesen Erklärungen Völkertafel fast gar überhaupt

eine

Oekonomie

die japhetitische P a r t i e

nicht und erscheint nach allem

der dem

nicht als eine Uebersicht. der europäischen und

nordwesta.siatisclien Völker

in alter Zeit.

Aehnliehes

gilt

hinsichtlich der Semiten und Hamiten.

* ) E r k l ä r u n g der Vülkertuloln im ersten B u c h

Moses.

Bonn

1837.

VIII.

Vorrede.

Das willkührlicbe Herumfahren und Jagdmachen auf ähnlich klingende Namen konnte zu nichts fuhren.

Es ist

daher bei der vorliegenden Arbeit , wenigstens für die E r klärung der Völkertafel im Grofsen, ein andrer W e g eingeschlagen worden, entsprechend der Aufgabe, welche der alte Verfasser sich gestellt hatte.

Er wollte nämlich eine

Uebersicht der zu seiner Zeit vorhandenen

Hauptvölker

geben und zwar s o , dafs er die verwandten gehörig verband, die unverwandten gehörig sonderte und bei der Auffuhrung aller

einzelnen

eine bestimmte Ordnung

beob-

achtete ; er wollte gleichsam einen Grundrifs der Ethnographie aufstellen.

Zu solchem W e r k e war er aber auch

im Stande, wie S. 4 ff. gezeigt worden ist.

Demgemäfs

habe ich im Voraus angenommen, dafs die bedeutendsten Völker der E r d e ,

soweit diese letztere den Alten etwa

bekannt w a r , in der Völkertafel enthalten

sein müfsten,

und es war nur die Aufgabe, diese Voraussetzung als richtig zu erweisen. Zu dem Ende habe ich mich vor allen Dingen in der alten Ethnographie umgethan und über die Fragen, welches die Hauptvölker der alten Welt gewesen seien und was über die Abstammung und H e r k u n f t , physische Beschaffenheit und Sprache, Wohnsitze und Verbreitung derselben berichtet werde, mir Belehrung verschafft; die so gewonnene Kenntnifs der alten Völker wurde dann auf die Völkertafel angewendet und also der Versuch jene iu dieser aufzuweisen, zugleich auch, war,

gezeigt,

gemacht,

wo es nöthig

dafs die alttestamentlichen Völkerbezeich-

nungen theils mit den gewöhnlichen und bekannteren Völkernamen zusammentreffen theils wenigstens auf die bezüglichen Völker anwendbar waren oder doch bestimmt angewendet wurden.

Dieser W e g der Erklärung hat zu dem

Vorrede.

ES.

Ergebnisse geführt, dal's die Völkertafel zwar nicht die ganze alte Welt umfasse, sondern sieh auf Europa, Nordafrika und Westasien beschränke und auch hier meist nui die Hauptsachen gebe, aber durchweg Zuverlässiges darbiete und darum für die alte Ethnographie Grundlage und Ausgangspunkt sein könne.

Kurze Uebersichten ihres In-

halts findet man S. 19 f. 133 f. 241 f. Ueber die weiteren hier befolgten Grundsätze der Erklärung sei auf S. 15 f. verwiesen. Auf die Völkergeschichte konnte in dieser Schrift, welche blofs exegetische und ethnographische Zwecke verfolgt, nicht näher e i n g e g a n g e n w e r d e n .

Dagegen schien

es nöthig, die Wohnsitze und Verbreitung der Völker in ältester Zeit nachzuweisen, indem man dadurch eine ethnographische Anschauung von der alten Welt und zugleich die Ueberzeugung gewinnt, d;ifs die Völkertafel das Ganze ihres Gebietes

nach seinen Hauptsachen umfasse.

Die

häufige Annahme von Mischvölkern wird nicht befremden. W e r sich mit der alten Ethnographie beschäftigt hat, weifs auch, dafs die Völkerstämme vielfach in einander gegangen sind und sich verschmolzen haben, und es bedarf kaum der Erinnerung, dafs die Alten z. B. Keltiberen, Keltoligyer, Keltoscythen, Alanenscythen, Tauroscythen, Rhoxalanen, Gallogräken,

Medobithyner,

Syrophöniken,

Syromeder,

Arabägypter, Libyügyptcr, Libyphöniken und andre Mischvölker erwähnen. schieden.

Die Genesis fordert jene Annahme ent-

Ihre Stammtafeln nennen einen kuschitischen,

joktanisehen und abrahamischen Scheba, einen kuschitischen und joktanisehen Churilu, einen kuschitischen und abrahamischen Dodau, einen aramäischen, horitischen und nahoritischen Uz und einen semitischen und ägyptischen Lud. t*

Vorrede.

Dies kann genügend nur daraus erklärt w e r d e n , dafs sich mit einem vorhandenen Stamme andere Stämme mischten, wonach dann derselbe Name in den Genealogien der verschiedenen betheiligten Stämme aufgeführt werden mufste. Von

den

wenigen

stehen gebliebenen

Druckfehlern

werden »westlichen" für »östlichen« S. 9. Z. 12., f ü r ßaatXevs S. 106.,

ßaoilevg

für "!JE>p S. 109., »westwärts«

f ü r »ostwärts« S. 132. Z. 19. und »seine« für »ihre« S. 138. Z. 4. hiermit verbessert. Möge dieses W e r k , die Frucht mehrjährigen Studium's, etwas beitragen, die alttestamentlichen Studien zu fördern und insbesondere Denjenigen, welche das A . T. gering zu schätzen geneigt sind, Achtung vor dem hohen geschichtlichen Werthe desselben einzuflöfsen! Giessen, am 9 Mai 1850.

Der Verfasser.

I

n

h

a

l

t

.

Seite

Einleitung

1 — 16.

Krater

Abschnitt.

Die Japhetiten.

§. §. §. §. §. §. §. §. §. §.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

Uebersicht Gomer Askenas Ripliath Togarma Magog Madai Javan Klisa Tarsis Kittim Dodanim Tubal Meseeh Titas

17—23. 23—32. 33—43. 43—53. 53—60. 60—70. 71—75. 75—80. 81—86. 86—94. 95—104. 105—109. 109—117. 117—123. 123—131. 'A w e i t e r

Ah schnitt.

Die Semiten. §. §. §. §. §. §.

16. 17. 18. 19. 20. 21.

Uebersicht Klam Assur Arimclis.nl Die Abrahami'len Die Juktaniden

131 — 139. 139—144. 144—158. 158—168. 168—178. 178—197.

XII.

Inhalt.

§. 22. 23. §. 24. §. 25.

Seite 198—215. 215—225. 225—231. 232—238.

Lud Die Philister Aram Söhne des Aram Dritter

Abschnitt.

Die Hamften.

§. §. §. §. §. §. §. §. §.

26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34.

Uebersicht . . . . Kusch Söhne des Kusch Mizrajim Söhne des Mizrajim Put Kanaan Söhne des Kanaan Die Herrschaft des Nirnrod

.

.

.

.

.

239—246. 246—257. 258—271. 271—278. 279—295. 295—305. 305—318. 318—338. 339—352.

E i n l e i t u n g .

Nach der hebräischen Sage im ersten Buch Mosis umfafste die erste von Adam abstammende E r d b e v ö l k e r u n g 10 Generationen; die letzte derselben wurde wegen der bei der Menschheit eingetretenen sittlichen Verderbnifs durch o eine ungeheure die ganze Erde bedeckcnde F l u t h von Gott vertilgt und nur Noah und seine 3 Söhne Sem, Harn und Japhet nebst den Weibern dieser 4 Männer wurden erhalten. Von Noah leitet daher die Sage die postdiluvianische E r d bevölkerung ab und theilt sie nach den Söhnen Noah's in die 3 Abtheilungen der Japhetiten, Semiten und Humiten ein. Dies geschieht in der sogenannten V o l k e r t a f e l , welche Gen. 10. vorliegt und etwas verkürzt und in einigen Einzelnheiten abweichend 1 Chron. 1, 4—23. wiederholt wird. Sie ist ein ganz unschätzbares Stück alter Geschichte. Ob sie zu den älteren elohistischen ' ) oder zu den jüngeren jehovistischen 2 ) B e s t a n d t e i l e n des Pentateuchs ' ) I l g e n Urkunden des jerusalem. Tempelarchivs S. 437 f. Gramb e r g libri Geneseos sei', fontes rite dignoscendos adumbratio p. 27 s. S t i i h e l i n kritt. Unterss. über die Genesis S. 29 f. und kritt. Unterss. über den P e n t a t e u c h S. 44. M o v e r s Zeitschrift für Philos. und katli. Tlieol. X V I I I . S. 102 ti. v. L e n g c r k e Kenaan I. S. L X X X V I I . ; doch nehmen S t . , M. und v. L. jehovistischc Ergänzungen in der Vülkertafel a n . ") A s t r u c Muthinalsungcn u. s. w. 00 ff. K i c h h o r n Einl. in das A . T . I I I . S. 130. de W e t t e Einl. in das A. T . §. 150. Tuch Komment, zu Gen. 10. S. 190 f. W i n e r bibl. K e a l - W B . u. Völker. Knobel, die VylkerUt'cl J^r üiu.

!

J

2

Einleitung.

oder weder zu jenen noch zu diesen gehöre, s ) ist streitig. Sieht man ab von V. 8—12, einer sicher jehovistischen Einschaltung (§. 34), so spricht Alles fiir den älteren Erzähler, den sogenannten Elohisten, welcher die Grundschrift des Pentateuehs verfafst hat. Denn a) ist das Einweben solcher Genealogien in die Erzählung eine Haupteigenthümlichkeit der Grundschrift und die weiteren genealogischen Tafeln im Pentateuch sind alle elohistisch z. B. die des A d a m , Sem, Nahor, Abraham, Ismael, Esau, Jakob und Levi (Gen. 5. 11, 10 fF. 22, 20 ff. 25, 1 ff. 12 ff. 36, 1 ff. 46, 8 ff. Ex. 6, 14 ff'.), auch die anderweitigen Aufzählungen und Verzeichnisse (z. B. Num. 1. 2. 3. 7. 2fi. 33. 34). Nur in einer einzigen Stelle gibt auch der Jehovist etwas der A r t (Gen. 4, 17 ff.), es ist aber dem Elohisten (Gen. 5) nachgebildet. Schon deshalb hat man die wichtigste genealogische Tafel nicht dem Jehovisten, welcher kein genealogischer Erzähler ist, sondern dem Elohisten beizulegen, welcher Genealogien liebt. — b) entscheidet dafür aucli Manier und Ausdruck. Die einfache, schlichte und trockne Hinstellung von Namen pafst nur zum älteren Erzähler, welcher in allen seinen Aufzählungen so verfährt; der Jehovist würde, hätte er eine Völkertafel gegeben, nach seiner Tendenz und Weise allerlei Bemerkungen und Erklärungen eingewebt haben, wie Gen. 4, 17. 20 ff. 10, 8 ff. Dazu sind Ueberschriften und Schlufsformeln wie die in der Völkertafel ( V . 1. 5. 20. 31. 32) durch den ganzen Pentateuch und Josua charakteristische Merkmale des Elohisten und der breite Ausdruck in den Schlufsformeln charakterisirt ebenfalls seine umständliche Darstellungsweise. Auch einzelne Wörter z. B. n i t ^ i p Geschlechter (V. 1. 32) und Fhth (V. 1. 32) sind nur elohistisch und der Beisatz •rhQt^O'p nach ihren Geschlechtern (V. 5. 20. 31) findet sich an 80 mal im Pentateuch und Josua, immer aber nur in der Grundschrift. — c) beweiset fiir 3

) S c h u m a n n ad Gen. 10. p. 17ö.

3

Ei ni pitting.

den Elohisten auch das Verhältnifs der Völkertafel z u r folgenden anerkannt jehovistischen Erzählung (Gen. 11, 1—9). Die Völkertafel gibt an, wie sich die Nachkommen Noah's nach den verschiedenen Völkern und Sprachen übe* die E r d e verbreitet haben und es wird dabei die Verschiedenheit der Völker und Sprachen vorausgesetzt ; das folgende Stück aber erzählt, die Menschen hätten einen hohen T h u r m in Babel gebaut, um sich nicht über die E r d e zu zerstreuen, Jehova aber habe ihnen verschiedene Sprachen gegeben und sie dadurch genöthigt, vom Unternehmen abzulassen und sich über die E r d e zu zerstreuen. Es wird also hier berichtet, was in der voranstellenden Völkertafel vorausgesetzt war und worüber der Leser keinen Bericht erwartet. Das Misverhältnifs beider Stücke zu einander ist klar. Ein und derselbe Verfasser würde Beide* vereinigt, wenigstens nicht die Materie Cap. 11, 1—9. hinter der Cap. 10. behandelt haben. Da also beide Stücke von verschiedenen V e r fassern herrühren und Cap. 11, 1—9. gewifs jehovistisch ist, so mufs die Völkertafel der Grundschrift a n g e h ö r e n : in ihr fand der .Tehovist jene vor und ergänzte sie mit seiner Erzählung vom babylonischen Thurmbau. — d) würde der Völkertafel, wäre sie unter die jüngeren Bestandtheile der Genesis zu rechnen, sicher nicht der bedeutende Stamm der Dorier fehlen. Dieser Umstand erklärt sich nur, wenn sie in eine frühere Zeit gesetzt wird, wo die Dorier unter diesem Namen noch hervortreten sollten (s. §. 8, 2). Die gegen den Elohisten und für den Jehovisten geltend gemachten Gründe lassen sich beseitigen. E s kann zwar auffallen, dal's derselbe Verfasser in der einen Stélle die Semiten der chaldäischen Linie bis zur fünften Generation nach Sem verfolgt ( G e n . 10, 24 ff.) und in der folgenden Genealogie ehaldäischer Semiten noch einmal von Sem anfangt (Gen. 11, 10 ff.). Allein in jenem Falle mufste er so weit herabgehen, wollte er die nicht zu übergehende Abstammung der joktaniselien A r a b e r nachweisen, in diesem Falle hätte er allerdings nicht von Sem anzuheben 1*

4

Einleitung.

brauchen ; der Elohist liebt es indefs, bei neuen Genealogien weiter als nöthig auszuholen und wiederholt überhaupt in diesen Stücken viel. Vgl. Gen. 5, 1 f. mit 1, 27 f., Gen. 36, 1 ff. mit 26, 34 f. 28, 9., Ex. 1, 1 ff. mit Gen. 46, 8 ff. und mit diesen beiden Stellen auch Exod. 6, 14 ff. Dafs in der Völkertafel keine Chronologie befolgt wird, wie sonst beim Elohisten und insbesondere auch Gen. 11, 10 ff, befremdet nicht. Denn die chronologischen Angaben des Elohisten beschränken sich auf die hebräische Linie der Nachkommen Adams und fehlen bei den andern Linien z. B. bei der des Nahor und E s a u , obwohl diese Genealogien elohistisch sind (Gen. 22. 36). Derngemäfs hatten sie bei Gen. 11, 10 ff., wo die Abstammung Abrahams gezeigt wird, zu stehen, bei Gen. 10. aber zu fehlen. Auch überflüssig dürfte die Völkertafel in der Grundschrift nicht sein. Diese will die Gründung des Volkes Gottes berichten und fuhrt die Geschichte desselben von seiner Niederlassung in Kanaan unter Josua bis zu Adam hinauf, für die Zeit vor Abraham fast nur in Genealogien. Wichtig mufste es ihrem Verfasser sein, die Stellung dieses Volkes unter den übrigen Völkern aufzuzeigen; er gibt daher eine Uebersicht der letzteren, wie er auch die Nebenlinien zu Israel berücksichtigt. Die Schöpfungs- und Sündfluthgeschichte in der Grundschrift sind eben so allgemein wie die Völkertafel und in der Patriarchengeschichte gibt derselbe Verfasser eine Genealogie der Horiten, welche nicht zur chaldäischen Linie der Semiten gehörten (Gen. 36, 20 ff). Da demnach die Völkertafel ein Bestandteil der Grundschrift des Pentateuchs ist, so mufs sie vor 1000 vor Chr. entstanden sein und man darf annehmen, dafs sie die Völker so gibt, wie sie bereits zwischen 1200 und 1000 vor Chr. bestanden. Es entsteht aber die Frage, ob die Hebräer schon in so früher Zeit die wichtigsten Völker kannten. Zunächst ist man geneigt, diese Frage zu verneinen, da Israel durch Verfassung und Gesetz auf Abgesondertheit von den übrigen Völkern hingewiesen war und sich vor

Einleitung.

5

Salomo (um 1000 vor Chr.) am Welthandel nicht betheiligte, also auch

nicht

mit vielen Völkern

Dennoch ist die F r a g e zu bejahen.

in B e r ü h r u n g

kam.

Die Hebräer

hatten

lange bei den Aegyptern gewohnt und ihnen mufsten sowohl diese als auch die äthiopischen und libyschen V ö l k e r , welche mit den Aegyptern zusammenhingen, vor der Völkertafel bekannt sein.

schon

lange

Kenntnifs der afrikani-

schen V ö l k e r in unserer ethnographischen T a f e l befremdet daher nicht.

Von den arabischen Stämmen konnte

den Karawanenhandel,

durch

welcher bereits in der patriarchali-

schen Zeit aus Arabien

durch Palastina nach

Aegypten

getrieben wurde ( G e n . 37, 25.), sehr zeitig K u n d e zu den Hebräern g e l a n g e n , welche in der F o l g e z. B . in der mosaischen und richterlichen Zeit durch die vielfachen Berührungen

mit den Arabern erweitert wurde

18, 1 ff. J u d . 6 aus welchem

ff'.).

Mit dem

nördlichen

( E x . 2, 16 ff. Semitenlande,

sie stammten (§. 2 0 . ) , blieben sie während

der Patriarchenzeit in Zusammenhang ( G e n . 22, 20.

Cap.

24. 28 ff'.) und in der Richterzeit standen sie einmal unter mesopotamischer

Herrschaft ( J u d . 3, 8

ff.).

Darum

wird

auch Kenntnifs der semitischen Völker bei den H e b r ä e r n ältester Zeit vorausgesetzt werden müssen.

Hatten

schon zu A b r a h a m s Zeit Kriegszüge vom untern

doch Tigris

und E u p h r a t nach Palästina hin Statt gefunden ( G e n .

14).

A b e r auch von den nördlichen und westlichen Völkern konnten die H e b r ä e r Kunde haben.

Denn sie bewohnten

dasselbe L a n d mit den Kanaanitern, zu welchen die P h ö niken als Theil gehörten (Gen. 10, 11 ff'.); sie standen mit ihnen in Verkehr

und traten auch durch Heirath in ein

verwandtschaftliches Verhältnifs zu ihnen ( J u d . 3, 6.) ;

sie

nahmen endlich gern Theil an den kanaanitischen Culten, worüber das B u c h der Richter viele K l a g e n enthält 2, 11 ff. 3, 7. 8, 3.1

10, (i).

(Jud.

Zugleich scheinen sie auch

mit dem Theile des kanaanitischen V o l k e s ,

welches man

die Phönicier zu nennen pHcgt, schon vor der Zeit der K ö n i g e in V e r k e h r gestanden zu haben.

D e n n es werden

6

Einleitung.

für die Richterzeit meeranwohnenden Stämmen Israels Schiffe beigelegt (Jud. 5, 17. vgl. Gen. 49, 13.) und es ist wahrscheinlich, dafs sie schon damals Schiffahrt nach Phönikien trieben. Bei diesem Zusammenhange mit dem phönikisch-kanaanitischen Volke konnten die Hebräer von O crar manchen Nationen, mit welchen sie in keine unmittelbare Berührung kamen, Kunde erhalten und ihre Kenntnifs der ihnen schon bekannten Völker erweitern. Ihre Länder- und Völkerkunde mag grofsentheils aus dieser Quelle herrühren. Als Beleg zu dieser Ansicht dient die Völkertafel selbst. Sie umfafst ungefähr das Ländergebiet, nach welchem sich der phönikische Handel e r s t r e c k t e , l ) soweit er bekannt war. Der Landhandel ging im Norden bis zu den Völkern zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere, im Osten und Südosten nach Syrien, Mesopotamien, Assyrien und Babylonien, im Süden nach Arabien und Aegypten, der Seehandel aber erstreckte sich über sänimtliche Küsten Arabiens, auch wohl nach Aethiopien, sowie über die Inseln und Küsten des Mittelmeeres bis nach Iiispanien, wahrscheinlich auch bis in die Nord- und Ostsee. s ) Jedenfalls schifften die Phöniken in das atlandische Meer hinaus und gelangten bis in die Nordsee. *) Das angegebene Gebiet etwa ist aber auch das der biblischen Völkertafel; ihre Angaben erstrecken sich über die europäischen Völker, über das nördliche und östliche Afrika und über das westliche Asien bis zu einer vom kaspischen Meere nach dem persischen Meerbusen gedachten Linie. Schifften die Phöniken auch nach I n d i e n , ' ) so kann es befremden, dafs die Völkertafel keine Perser, Indier, Chinesen und andere östliche Völker nennt. Allein es ist möglich, dafs die ' ) Vgl. dasu H e e r e i l ldeeu I, 2. f>. 60 ff. flu tt. ») H e e r e n Ideen II, 1. S. 173 ff. •) Diod. Sie. 5, 20. Sfrabo 1. p. 48. b o l d t Kosmos II. S. 163 f. 409 ff'.

lleiod. -1, 42.

A. v. H u m -

' ) H e e r e n Ideen I, 2. S. 254 ff'. L a s s e n Ind. Alterthumskunde I. S. 537 ff. 748 f. A. v. H u m b o l d t a. a. 0 . 8 . 167 f. 415 f.

K in 1 e ii u n g .

7

Phöniken erst in der Zeit nach der Völkertafel ihren Seehandel bis dahin ausgedehnt haben; auch hielten sie die entferntesten Punkte ihres Verkehrs sehr geheim. 8 ) E s darf also behauptet werden, clafs die Angaben der Völkertafel dem Bereiche des phönikischen Handels, soweit derselbe bekannt w a r , entsprechen und dafs die H e b r ä e r ihre etwas weiter gehende Völkerkunde hauptsächlich dem phönikischen Volke verdanken. Hierauf gilt es die weitere F r a g e , ob die Phöniken selbst in jener uralten Zeit, welcher die Völkertafel angehört, einen so weit gehenden Handel trieben und die wichtigsten Völker kennen gelernt hatten, so dafs auch die Hebräer schon damals eine etwas ausgedehntere Völkerkenntnifs haben konnten. Diese Frage ist ebenfalls zu bejahen. Die Phöniken sind ein uraltes Volk. Abraham (um 2000 vor Chr.) fand sie bei seiner Einwanderung in Kanaan vor und sie waren damals schon ein Städte bewohnendes (Kulturvolk (Gen. 23. 34.), während die hebräischen Patriarchen noch nomadische Zeltbewohner waren. Zur Zeit des Herodot (im 5. Jahrh. vor Chr.) soll T y r a s mit seinem Herkulestempel schon 2300 Jahre gestanden h a b e n . 9 ) Die Phöniken müssen also lange vor den Hebräern an's Mittelmeer gezogen sein (s. §. 32). Dafs dieses unternehmende und thätige Volk hier nicht müssig gesessen, sondern bald Schiffahrt eröffnet haben wird, läfst sich voraussetzen. E s wird auch berichtet, dafs sie bald nach ihrer Niederlassung am Mittelmeer assyrische und ägyptische Waaren nach Argos und andern Ländern verführt haben 1 °) und sie standen daher bei den Alten selbst in dem Kufe, dafs sie Schiffahrt und Seehandel erfunden hätten. I J ) Die

' ) Strubo Geojrr. 3. p. 175 s. ») Ileroil. 2, -14. I0 ) Ilerod. 1 , 1 . " ) H i n . II. N. 5 , 1 3 . Pomp. Mola 1. 12. Avicn. Orbis 10G5 ff.

Dionys. I'erieg. 908 f.

8

Einleitung.

phönikischen Ansiedelungen in Griechenland (Kadmus) und auf den griechischen Inseln gehören meistenteils in eine Zeit, bis zu welcher unsere Geschichte gar nicht hinaufreicht. , J ) Bereits für die trojanischen Zeiten läfst Homer die Phöniken nach Kreta, nach der Kyklade Syria oder Syros sowie nach dem Peloponnes und nach Thessalien schiffen und sidonische Kunstwerke dahin bringen. 1 S ) Doch auch weiter westlich im Mittelmeer finden wir die Phöniken in sehr früher Zeit. Homer läfst sie zur Zeit des Odysseus nach dem fernen Libyen segeln und Thukydides berichtet, dafs sie die Küsten von Sicilien und den benachbarten Inseln besetzten, ehe noch Griechen dahin kamen. 1 *) Einen weiteren Beweis liefern die Niederlassungen der Phöniken in N o r d a f l ' i k a und Hispanicn. Bald nach den trojanischen Begebenheiten legten die Phöniken im nördlichen und westlichen Afrika Städte an. , 5 ) Die wichtigste derselben war Carthago, nach der gewöhnlichen Annahme im 9 J a h r h . vor C h r . , I f i ) nach Andern schon im 11 J a h r h u n d e r t 1 ' ) oder gar 50 Jahre vor dem Falle Troja's geg r ü n d e t . 1 8 ) Aultor als Carthago war U t i c a ; 1 9 ) man liefs es zur Zeit des Codrus (um 1100 vor Chr.) gestiftet sein, ungefähr gleichzeitig mit Gadcs in llispanien, 1 0 ) welches ebenfalls eine phönikische Anlage war. F ü r unsere Zwecke kommt auf eine genauere Ausmittelung dieser Gründungen nichts a n ; jedenfalls waren sie sehr alt und es darf vorausgesetzt werden, dafs ihnen eine lange Schiffahrt in die genannten Länder vorangegangen war. 2 ' ) Auch in die •*) H e r o d . 5, 57.

Strabo !l. p. 401.

Das Weitere unten §. 11, 2.

'») '«) •») 1 *) ")

II. 23, 743 ff. Odyss. 13, 272 11. 15, 114 f. Odyss. 14, 295. Thucyil. fi, 2. Strabo Geogr. l. p. 48. J o s e p h , c. Apiun. 1. 17 f. Vell. l';itcr. »») Ptolem. Geogr. 4, 0, 16. »•) Strabo p. 131. 826. 828. Plin. II. N. 5, 8. 3, 10. Dionys. Perieg. 215 u. A. *•) H e e r e n Ideen II, 2. S. 88.

Pomp. Mela 1, 4.

13

Einleitung.

roth und Horus weifs dachten. 3 0 ) Es liegt sehr nahe, die 3 Abtheilungen der Völkertafel von den Weifsen, Rothen (Braunen) und Sehwarzen (Dunklen) zu verstehen, zumal die Namen Japhet und Harn sich auf die Farbe deuten lassen. Auch unterschieden sich in der That die Japhetiten, Semiten und Hamiten durch diese 3 Farben, wie sie sich durch die Sprachstämme unterschieden. Wir sind fiir diese Ansicht auch nicht ohne Vorgänger. Ein alter jüdischer Erklärer 3 1 ) gibt an, Gott habe den Menschen pölD -ivril a m ' d. ¡. roth, schwarz und weifs geschaffen und ein späterer Schriftsteller S l ) läfst den Noalx nach der Fluth die Erde so vertheilen, dafs Ham das Land der Schwarzen ( ^ j l t ^ J I ) , Sem das Land der Braunen (j.«-w,H) und Japhet das Land der Kothen (yLöJI) erhielt. Die Farbe syLi, wird von den Wörterbüchern angegeben als rufus color et quidem in liominc cum quadam cutis albedine oder als color rubicundus super albo, 3 1 ) was zu den Japhetiten recht gut pafst. Den 3 Stammvätern der 3 Hauptmassen der postdiluvianischen Erdbevölkerung gibt der Verfasser in Noah einen gemeinsamen Vater und führt auf ihn als obersten Stammvater die zweite Menschheit zurück, indem er sich an die Sage hält, dafs nur Ein Mann mit seiner Familie bei der grofsen Fluth übrig geblieben sei. Wie die Sage auf diese Ansicht kam, möchte sicli nicht sicher bestimmen lassen. Wahrscheinlich war dabei der Gedanke von Einflufs, dafs die antediluvianische Menschheit von einem einzigen Menschenpaare abstammte; nach ihm ward für die postdiluvianische Menschheit etwas Aehnliches angenommen. Die in der Völkertafel angeführten Völker von einem einzigen Stammvater abzuleiten, war unbedenklich. Denn die Völso

)

Plutarch, de Isid. et Osiiid.

")

I's. Jonathan zu G e n . Ii, T.

3I

22.

) Aliuli>liar:if,'. llist. Dynast, p. I I .

")

So C a s t e l l u s j M e n i n s k i

und

Fi-eytag.

14

Einleitung.

kertafel umfafst nur Völker der sogenannten kaukasischen R a c e , der U r - oder Stammrace der Menschheit; , 4 ) auch die Scythen und Aethiopen gehören zu ihr. Denn jene waren keine Mongolen und diese keine Neger. Als Stammort der zweiten in verschiedene Völker auseinandergehenden Menschheit ninuut der Verfasser A r menien a n , auf dessen Hochgebirge Ararat sich nach der Sage bei abnehmender Fluth die Arche mit den Geretteten niedergelassen hatte (Gen. 8, 4). Und in der T h a t gab es kein passenderes Land. Denn wohl nirgends haben soviel verschiedene Völker zusammengewohnt, als in dem Lande südlich vom Kaukusus. Nach Stniby kamen in der kolchischen Stadt Diosctirias wegen des Handels 70 Völker verschiedener Sprachen zu§amnien und Tunosthenes gibt gar 300 Völker an. - 15 ) Nach diesem Ausgangsorte der Menschh e i t , jedoch wohl nicht, ohne Ein Hufs seines Standpunktes in der Mitte der Krde (Ez. f>, 5.), betrachtet der Verfasser im Allgemeinen die Japhetiten als die Nördlichen ( N o r d w e s t l i c h e n ) , die Semiten als die Oestlichen (Südöstlichen) und die Hamiten als die Südlichen (Südwestlichen). In der A u f f u h r u n g der einzelnen Glieder dieser 3 Abtheilungen beobachtet er die Reihefolge, dafs er bei den Japhetiten zuerst die nördlicheren und dann die südlicheren, bei den Semiten zuerst die östlicheren und dann die westlicheren, bei den Hamiten zuerst die südlicheren und dann die nördlicheren, also überall immer zuerst die entfernteren und dann die näheren Völker nennt. Diese Beobachtung ist wenigstens im Ganzen richtig und es liegt ihr ohne Zweifel die Ansicht zum Grunde, dafs diejenigen Völker, welche am meisten nördlich, östlich und südlich wohnten, am frühesten ausgezogen sein und sich verbreitet haben müfsten,

34

) racistcr >») Isztnchri

Blumcnbacli Ilamlli. der Natiirgcscli. I. S. 5N. Auf). '.». liurGcschichte der .Schöpfung S. fnil. Aufl. Strallo 11. p. 4-.I8. Tim« o 7. p. 2'.»3.

Steph.

Byz. u. "Ajüpoi. ")

Lycophrun A l o x . 605.

» • ) Justin. 38, 3.

1127.

Appian. bell. Mithrid. 15. vgl. l>io Cass. 42, 4 5 .

' • ) S c h l ö z c r allgcni. nord. (ieschiclite S. 277. dates II. S. 144.

Prichard

Naturgeschichtc

III, 1. S. 109 f. u. v. a. ")

Plutarch. Marius cap. 11.

des

Adelung

Mitliri-

Menschengeschlechts

§. ì.

Gomer.

27

bekannt gewordenen , von den Scythen vertriebenen K i m merier seien nicht das ganze V o l k , vielmehr h a b e der gröfste und tapferste Theil desselben die entferntesten G e genden am äufseren Meer b e w o h n t , ein der Sonne u n z u gängliches L a n d , voll dichter W ä l d e r , die sich bis zu den hercynischen Gebirgen (in Germanien) erstreckten. D a r n a c h darf man a n n e h m e n , dafs der Haupttheil der Kimmerier sich schon vor der B e d r ä n g u n g durch die Scythen nach dem Nordwesten gewendet habe. D a f ü r ist auch die V ö l kertafel, wenn sie G o m e r als Vater der ersten japhetitischen Völkerfamilie aufftihrt und an die Spitze der Japhetiten stellt: sie setzt ihn damit sehr weit nördlich. S. Einl. S. 14. 4. Im W e s t e n verfolgen wir das Volk weiter. D e r bekannteste Sitz der Cimbern ist die jütische Halbinsel, nach ihnen Xenoovijffog Kif^ioix^ genannt. 3 1 ) D a h e r die A n g a b e n , die Cimbern seien and x«/i'wv tönov, ex abditis oceani p a r t i b u s , ex ultimo littore oceani et diremta frigore plaga nach dem Süden g e k o m m e n . , 2 ) U e b e r ihre nach der Ansicht Mancher durch U e b e r s c h w e m m u n g e n des andringenden Oceans veranlafsten Züge 3 S ) möge hier auf A n d r e ' 1 4 ) verwiesen und nur bemerkt w e r d e n , dafs die Cimbern in der Zeit des Strabo noch ihr f r ü h e r e s L a n d inne hatten und in der des Tacitus parva civitas, sed gloria ingens waren. • , s ) D e r eimbrisehe Volksstamm läfst sich aber auch weiter westlich nachweisen. Strabo setzt Cimbern zwischen Elbe und Rhein, Plinius bezeichnet einen Theil der Istävonen, welche von den Germanen dem Rhein am nächsten wohnten, als Cimbern, Cäsar und Dio r e c h n e n die Aduatici in Belgien zum drnbrischen Stamme und " ) l'Iin. i r . X. ti7. 1. 27. Mela 3, 3. Ptolcm. 2, li, 2. 12. -) Polvacn 8,1(1. Quiutil. Declam. 3. ó. Amniinn. Marceli. 31, 5. '•') Ammian. Marc. 15, 'A Fior. :>, 3. vgl. Strallo p. 1U2. 293. 3 ' ) l ' k e r t Gcogr. dei- Or. unii lìiini. Ili, 1. S. 8 ff. Georgii alte Gcographic 11. !>. 203 f. 3S ) Slrabo 7. p. 2'Jo. Tacit. Gcrm. 37. 3

28

§. 2. Goracr.

Appian auch die noch weiter westlich wohnenden Nervier. 4 *) Dieser Stamm war also durch das nördliche Germanien bis über den Rhein verbreitet und die Nordsee lieifst nach ihm auch Cimbrica Tethys. 3 7 ) Wahrscheinlich hat man auch die Belgier dazu zu r e c h n e n , 3 8 ) weicht nach Cäsar in alter Zeit aus Germanien über den Rhein gegangen waren, und mit dieser Angabe die weitere Nachricht zu verbinden, diejenigen Gallier, welche nicht aborigines wären, seien ab insulis extimis et tractibus trans rhenanis durch Kriege und Ueberschwemmungcn vertrieben nach Gallien gekommen. 3 *) 5. Vom Festlande, namentlich aus B e l g i e n , 4 0 ) hat sich das Volk nach Britannien verbreitet und bis heute in den westlichen Theilen Englands erhalten. Auf den britischen Inseln finden s i c h n o c h zwei v e r w a n d t e , doch bedeutend abweichende keltische Dialekte, der gaelische oder irische ( E r s e ) in Irland und Schottland und der wälsehe oder cymrische in Wales und Cornwallis, auch im nordwestlichen Frankreich (Armorica, B r e t a g n e ) . 4 ' ) Nach Adelung besteht der letztere, abgesehen vom eingedrungenen Lateinisch, aus germanischen und gallischcn Elementen und ist das Ueberbleibsel der altcimbrischen Sprache. Mit dieser Ansicht stimmt alles Uebrige. Die Landschaft Wales hiefs im Mittelalter Cambrki oder Cumbria, in welchem Namen jedoch das b fast gar nicht ausgesprochen w i r d ; 4 1 ) noch jetzt nennen die Einwohner sie Q/mm. sich selbst aber

»•) Strabo 7. p. 294. l'lin. H. N. 4, 28. Caes. bell. gall. 2, 29. Dio Cass. 39, 4. Appian. Gall. 4. » ' ) Claudian. bell. get. 335. *•) A d e l a n g Mithridatcs II. 8. 142 f. u. A *•) Caesar bell. gall. 2, 4. Aminian. Marc. l.=s. ' " ) Caesar bell. gall. ö, 12. l'tolem. 2, 3, 28. * ' ) A d e l u n g Mithridatcs II. S. 78 ff. 142 ff. I ' r i c h a r d Naturgesch. des Menschengeschi. I I I . 1. S. 57. J . G r i i n m Geschichte der deutschen Spr. S. 165. Vgl. E d w a r d s recherches sur les langues celtiques, l'aris 1844., wo auch das Keltische als Bestandtheil des indo-europäischen Sprachstammes erwiesen ist. » ' ) d ' A n v i l l e Handbuch der Erdbeschr. V. S. '.'('8.

2.

Oomer.

29

Cumri, Cymry, Cymrvaxi,") Namensformen, welchen das hebräische io'J besser entspricht , als die klassischen Bezeichnungen. An die Cimbern erinnert auch die Landschaft Cumberiand im nordwestlichen England. Die Einwohner von Wales halten sich für Cimbern und haben auch noch die Sage von ihrer Einwanderung. Nach den walisischen Triaden führte Hu der Starke das Volk der Cymri aus dem Lande des Sommers (Deffrobani, wo Constantinopel liegt) nach der unbewohnten Insel Britannien und nach Llydaw d. i. Armorica, Bretagne. 4 1 ) Aus Britannien verbreitete sich dieser Volksstamm im 5 Jahrh. nach Chr. nach dem nordwestlichen Frankreich, wahrscheinlich in Folge der Einwanderung der Angeln und Sachsen, und die heutigen Bretagner reden noch einen dem wälschen nahe verwandten Dialekt, haben auch ihren alten Namen Cymri nicht vergessen. 4 S ) Man kann indefs auch annehmen, dafs die cymrischen Bewohner der Bretagne aus Germanien eingewandert sind und aus Britannien nur Vermehrungen erfahren haben. Dafür spricht die walisische Sage und der Umstand, dafs schon in alter Zeit die Belgier durch das ganze nördliche Gallien wohnten. **) 6. Der cimbrische Volksstamm war demnach sehr verbreitet. Vielleicht safsen auch in Scandinavien Cimbern. Dafür kann man sich auf die Picten berufen, welche aus Thüle (Norwegen) in Schottland eingewandert waren. Ihre Sprache wird von der der Angeln, Britten und Scoten unterschieden und wo sie wohnten, finden sich viele Namen, welche der cimbrischen Sprache (Cymraeg, Cymreg) eigent ü m l i c h sind. 4 ' ) Dies ist jedoch unsicher. S. auch unten «•') D i e f e n b a c h Celtica II, 2. S. 125. * ' ) D i e f e n b a c h Celtica II, 2. S. 71. 140 ff'. L a p p e n b e r g Geschichte von England I. S. 7. F.ck e r m a n n Lehrb. der Relig.-Gesch. III, 2. S. 158. "•) A d e l u n g a. a. O. S. 157 f. P r i e h a r d a. a. O. S. 186 ff. ' • ) Strabo 4. p. 1%. P r i e h n r d Natiirge-cli. des Men?chengesehl. III, 1. S. 177 ff.

30

J. 2.

Gomer.

§. 4 , 9. Noch unsicherer ist, ob der cimbrische Stamm auch auf dem germanischen Ufer der Ostsee verbreitet war. Bemerkung indefs verdient, dafs alte jüdische Ausleger dem Gomer bald &T0DU d. i. Germania, bald ^pnCN oder Np"H0K d. i. 'AqQtxrj, Afriea als Wohnort zuweisen. 4 8 ) Sie dachten bei A f r i k a an die Vandalen, ein grofses germanisches Volk, welches in Germanien an der Ostsee zwischen Elbe und Weichsel wohnte und nach mancherlei Zügen im 5 Jahrh. nach Chr. ein Reich in Afrika gründete. 4 9 ) Noch gibt es bei den Kabylen im nördlichen Afrika einen Stamm von weifser F a r b e und dunkelgelbeni l l a a r , der aber dem Islam zugethan ist und kabylisch redet. 5 " ) Möglich, dafs dieser ein Rest der Vandalen ist, welchc Leo als Gothen bezeichnet. W i r logen kein Gewicht auf jene jüdische E r k l ä r u n g ; sie unterstützt indefs die Deutung des Gomer von den Khnmeriem und Gimborn. Erwähnung verdient auch noch ein späterer jüdischer Schriftsteller, s i ) welcher Gomer und Magog durch tpHU d. i. Gothen erklärt und diese von pppB'ö und "¡lL-> d. i. Moskwriten (Russen) und Lechen ( P o l e n ) kommen läl'st. Man ersieht, auch daraus, dafs die traditionelle Erklärung der Juden bei Gomer auf ein germanisches Volk geht. 7. Ueber die Abstammung der Gimborn lauten die Angaben der Alten verschieden. Einerseits werden nicht nur die Cimbern und Teutonen zusammen als germanische Völker bezeichnet, 4 ®) sondern auch die Cimbern allein;. 5 4 ) " )

B r e s c h i t h R a b b f t sowie T a r g . J o n a t l i . und Hieros. zu G e n . 10, 2,

u n d T a r g . zu 1 C h r o n . 1, 5. *•)

S e l i a f u r i k slavisehe Alterthli. I. ii. 4Kl ff.

••) Shaw 4I

)

Cassel

Leo

Reisen S. 55.

Afric. Ocseript.

magyarische

schwarzen Meere i

')

iJ

)

R i i h s O s c h i e h t e .les Mittelalters S. 4 2 2 . AlVie. p. Ol.

Elzev.

Indessen

A l t e r t h l i . S. -.'Oy tl'. ein rabbinisclie.-

weiset

Aj'riki

S.

beim

nach.

S e p h e r J n e h a s i u p. Ki.'>, a. i d . C r a r o v . S t r a b o 4. p.

P h i t a r c b . Mur. 1 ) .

T a r i i . Hi-t. 4. 73.

J'liii. II. N\ 4. y#.

I V it. G e n n . U7.

P a t e r e . 2. 12. »») S t r a b o 7. p. 2 9 1 .

Vell.

4

ff.

Neumann

die Völker des

südlichen Rurslands S. 40 f. •)

Ptolem.

8,

19,

9.

Constantin.

Porphyron.

N bei den Juden, bis auf den heutigen Tag, als Name des deutschen Volkes überhaupt gebraucht. 6 4 ) 8. Den Namen des Asenstammes treffen wir auch im nordöstlichen Deutschland bei einem andern germanischen Hauptstamme an. Ein Theil des Uiesengobirges wird von Ptolemaeus OQOÇ 'siay.ißornytov genannt, ganz wie jene Stadt der Franken am Niederrhein, und war vermuthlich einerlei mit den vandalischen Bergen, von welchen Dio die Elbe kommen läfst. * 4 ) Wichtiger aber als dies ist die sächsische Stammsage. Nach ihr sind die Sachsen mit ihrem ersten Könige Asc/tan oder Aschancs aus dem Harzfelsen im grünen Wald bei einem Springbrunnen herausgewachsen. 8 8 ) Die Sachsen hielten sich also für Autochthonen und Angehörige des Asenstammes. Der Name ihres ersten Königs trifft mit Askenas, dem biblischen Stammvater der D e u t s c h e n , zusammen. E r hat sich erhalten. Bekanntlich nennen sich seit ältester Zeit die dem Sachsenstamm angehörigen anhaltinischen Fürsten comités Aschaniae oder auch comités Aschnriar und im Sachsenspiegel wird

• ' ) B e n j a m i n I t i n e r a r . I. p. IOC. cd. Asher. Joscphns Gorionides 1, 1. p. 2. ed. Brcilhaupt. Dieser Josephus lehte zu Anfange des lfi christl. J a h r h . S. Z u n z gottcsdienstl. Vorträge 8. 140 ff. ") **) Weitere «»)

Z. B. I'rocop. Z. B. J a r c h i zu Nachweisungen Ptolem. 2, 11,

bell. vand. 1, 3. hell. goth. 1. II I'. Agaih. !, 2. Deut. 3, 0. Sepher Juchasin p. 135, a. cd. Cracov. bei S. f a s s e ! magyarische Altcrthh. S. 31ti. 7. Dio Cass. 55, 1.

• • ) M o n e Gesch. des Heidcnth. II. ¡?. 41. Mythologie S. 537.

Ja'-. G r i m m

deutsche

5. 4 .

43

Riphath.

Aschersleben, w elches im Lat. Ascania heifst, neben Sachsen, Brandenburg, Thüringen, Meifsen und Lausitz zur Bezeich41 nungO der anhaltinischen Länder angeführt. )/ Ob etwa C in andern Sagen die Sachsen ebenso, wie die Franken, aus Kleinasien hergeleitet werden, ist mir nicht bekannt. —• Nach den gemachten Bemerkungen scheint es mir gewifs, dafs der Askenas der Völkertafel, wie die jüdische Ueberlieferung will, auf das deutsche Volk geht, welches theils über den Tanais, theils über den Hellespont in frühester Zeit aus Asien nach Europa vordrang und seine hauptsächlichsten Wohnsitze in den scandinavischen und germanisclien Ländern zwischen Rhein, Donau und Weichsel hatte. Ueber seine weitere Verbreitung in späterer Zeit ist liier nicht zu handeln.

§• 4.

Riphath. 1. Wenn Gomer von den Kimmeriern oder Cimbern, Askenas von den Germanen und Togarma von den Armeniern und Phrygern erklärt werden mufs, so kann Riphath, als Sohn des Gomer und als Bruder des Askenas nur von den mit ihnen verwandten Kelten, Gaintern oder Galliern, ' ) verstanden werden. Dies ist uns im Voraus gewifs. Ohne diese Annahme würde das Keltenvolk in der Völkertafel auch fehlen, was bei einer so alten und grofsen Nation durchaus nicht denkbar ist. 2. Der Name nQ"n ist ohne Zweifel derselbe mit den o(i/. 'PiTiaia, mont.es Rhipaci, Kiphaei der Klassiker. W o alicr diese riphäischen Gebirge zu suchen sind, darüber Beckmann

8 Mi'i. .r>|(i tl'. ')

lliitoric

des

luiMcnthums

U e l i c r tlio N n i i i c n ». D i e f e n b a c h

Celtica

Anhalt

II,

I.

Ss.

1. ¡?. 6 ff.

15.

IV.

44

§. 4.

Riphath.

schwanken die Angaben der Alten von den Alpen bis zum U r a l ; 1 ) nur etwa darin stimmen sie überein, dafs die Riphäen im nördlichen Europa und nördlich von ihnen die Hyperboreer zu suchen sind. Jedenfalls sind die A n gaben von einem wirklich vorhandenen Gebirge dieses Namens veranlafst, so wenig auch die Alten die Lage desselben genau kannten. W i r denken an die Karpathen. Sie kommen als OQOS KaQnai^g, OQOS KctQna&og erst seit dem 2 christlichen Jahrhundert vor. 3 ) Ihr Name ist derselbe mit den Riphäen. In den slavischen Dialekten nämlich bedeutet chrb, chrib s. v. a. Höhe, Berg und chrbet, chrbat, chrebet und ckribet s. v. a. Gebirgszug, Bergrücken; dafür werden auch die weicheren Formen hrb, hrib und hrbet gebraucht. 4 ) An die härtere! Form schliefst sich KOQn a T r ß , an die weichere r * f f i ' H > Pincaa, Rhipaei. Vergl. Chlodwig, Hludwig und Ludwig sowie Chlothar, Hlothar und Lothar. Der Name kann von einem slavischen Volke z. B. den Scythen zu den Griechen und Morgenländern gekommen sein. Bemerkung verdient, dafs schon alte jüdische Erklärer n0,"1 durch c p n deuten, 5 ) was mit dem slav. c h r i b zusammentrifft, und dafs auch Einige der Griechen mit ihren 'Pinaia zufällig die Karpathen getroffen haben, z. B. wenn sie Flüsse von ihnen herleiten, die durch das Bernsteinland ( P r e u f s e n ) in's nördliche Meer gehen 8 ) oder wenn sie Germanien bis an den hercvnischen W a l d und die rhipäischen Berge reichen lassen. ' )

' ) N a c h w e i s u n g e n darüber s. hei l ' k e r t S. 98

ff.

alten Gcogr. III. S. •')

Ptolem.

Heracl. 2 , 4

)

3,

1113. 5,

6.

15.

18.

)

Schafarik

3,

7 , 1.

3, 8.

slav. Alterthh. I. S . 60. 2 4 8 . 4 8 7 f. 18.

B r e s c h i t h E a b b a zu G e n . 10, 3.

*) D i o n y s . P e r i e g . 3 1 4 ')

20.

1.

Marcian.

11.

S l a v e n in d e n ä l t e s t e n Z e i t e n 8. 3

G e o g r . d. Gr. u. R. III, 2.

G e o r g i i alte Gengr. II. S. 267 f. und F o r h i g e r H a n d h . der

Dionys. Halicarn.

14,

ff.

I'riscian. I'erieg. 3 0 6 ff. 2.

Kaulfufs

die

§. 4. Riphath.

45

3. Die Kelten müssen einmal an den Riphäen gewohnt haben und nach ihnen in der Völkertafel genannt sein. Dies läfst sich zeigen. Es gab die Sage, die Galater hätten wegen starker Vermehrung ihr Land verlassen, um andre Wohnsitze zu suchen; die Einen von ihnen hätten die rhipäischen Berge überstiegen, seien zum nördlichen Ocean geströmt und wohnten in den äufsersten Gegenden Europa's, die Andern hätten sich zwischen den Alpen und Pyrenäen (in Gallien) niedergelassen. 8 ) Die Nachricht lehrt, dafs die Kelten einmal südlich von den Riphäen oder Karpathen im nachmaligen Dacien wohnten und von dort nach dem Westen und Nordwesten zogen. Diese Wanderung fallt in eine sehr frühe Zeit, mindestens lange vor 600 vor Chr. Denn nach Plutarch 'Wohnten die nach Gallien Gezogenen lange Zeit (XQOVOV nolvv) in diesem Lande, ehe sie sich auch in Italien ansiedelten, letztere Ansiedelung geschah aber nach derselben Sage schon lange vor Camillus, nach Livius um 600 vor Chr. und zwar wegen Uebervölkerung in Gallien. 9 ) Manche hielten daher auch die Kelten in Gallien für aborigines. , 0 ) Wenn Andre 1 ' ) die Wanderung der Gallier nach Italien in die 97 Olympiade setzen, so haben sie den jüngeren Einfall des Brennus im Sinne. 4. Kelten lassen sich auch für die spätere Zeit noch an den Karpathen nachweisen. 1 2 ) Dahin gehören die Bastarner und Peuciner, von Ptolemäus unterschieden und zu den grüfsten Völkern des europäischen Sarmatiens gerechnet, von Tacitus u. A. als einerlei Volk betrachtet. 1 3 ) Sie wohnten nach Ptolemäus nördlich von Dakien, nach Strabo in dem Lande zwischen den Germanen und Tyrigeten, M ) jedenfalls also an den Karpathen, die nach ihnen !

) I'lutarch. Camill. cap. 15. ') Plutarch a. a. O. cap. 10. Liv. ü, 34. ,0 ) Dioil. Sic. 5, 24. Ammian. Marc. 15, 9. " ) Appiau. Call. 2. Vol. I. p. 4ü. Tauchn. ") Vgl. Schafarik slav. Alterthli. I. S. 382 tt. ") I'tolem. 3, D, 19. Tacit. Germ. 46. " ) Strabo 7. p. 300.

46

§. 4 .

Iiiphath.

auch Alpes Bastarnicae genannt wurden. bei guten alten Schriftstellern Kelten

14

)

Sie werden

genannt und es findet

sich bei Livius sogar die Nachricht, dai's sie von dem keltischen Volke der Scordisker nach Sprache und Sitte nicht verschieden waren.

,6

)

Sie mögen aber von germanischen

Stämmen Einflüsse erfahren haben. Denn Tacitus bemerkt, dafs sie sermone, cultu, sede ac domiciliis ut Gerniani agunt, weifs aber doch nicht,

ob er sie den Germanen oder Sar-

maten beirechnen soll;

Strabo bezeichnet sie als beinahe

(o%£döv t i ) germanischen Geschlechts und Plinius zählt sie einfach

zu den

germanischen Völkern. " )

W e i s e wird man es erklären müssen, steller sie bald zu den Seytlien, rechnen.

19

)

)

bald zu den Thraken

Im Osten mischten sie sicli mit Scytlien,

Süden mit Thraken; berichtet.

18

Auf ähnliche

wenn andre Schrift-

20

)

Die

im

das Letztere wird auch ausdrücklicli Bastarner

zerfielen

Stämme z. B . Peuciner und Sidoner:

in

verschiedene

von jenen wohnte

ein Theil an den Mündungen des Ister, diese safsen an der oberen W e i c h s e l . 2 ' ) Oder,

Zwischen der letzteren und oberen

nicht weit von den Sidonen,

wohnten die

Gothini,

welchen Tacitus eine keltische Sprache beilegt, vermuthlich

einerlei mit den Kotinen

des Dio und den Ktöyvoi

des Ptolemäus ' ) i2

Kutzivüi)

mit den Kotewen (Dniester).

23

)

zwischen

sowie

desselben

(lies

Stammes

dem unteren Ister und T y r a s

Bei den Gothineu und Sidonen finden sich

auch keltische Ortsnamen z. B. Currodunum , weiter nord-

,4

)

T a b . Peuting. V I I , c.

' • ) Polyb. 2 6 , 9 . V I . p. J 3 4 . Tauclin.

Plutarch. Acmil. Paul. y. Liv. 40, 07.

14. '.'0.

Dioil. Sie. 30. Vol.

Hängt der Name

Galiiien

damit zusammen ? ")

T a c i t . 1. 1.

'•)

Dio Cass. 3 8 , 10.

'•)

Dio Cnss. fr. 73.

20

)

Strabo 1. I.

Plin. I I . N. 4, 20. 2«.

01. 23.

Zosim. 1, 71.

A)>pian. M a c e J .

10.

Strabo 7. p. 2 9 0 .

")

Strabo 7. p. 300 s.

" )

T a c . Germ. 4 3 .

'*)

Ptolem. 3, 8, 0.

J'tolum. 2. 11. •.•!. :'.. 10. y.

Diu Cass. 71. 12.

Ptolein. 2. 11, 21.

4.

47

Riphath.

westlich Lugidunum. 2 4 ) Südlich von den Bastarnen wohnten die Teurisker, doch wohl desselben Stammes mit den keltischen Tauriskern in Noricum. 2 S ) Unsre Combination des biblischen Riphath mit dem Keltenvolke ist durch diese Nachweisungen gerechtfertigt. 5. W i r verfolgen nach Anleitung der von Plutarch aufbewahrten Sage die Ausbreitung dieses Volkes weiter und finden es zunächst in clem Ländergebiete von den Karpathen nach den Pyrenäen hin. Im heutigen Mähren und Böhmen wohnten Bojer, einer der bedeutendsten keltischen S t ä m m e ; sie wurden aus dem Lande, welches von ihnen den Namen (Boiohemum, Böheim, Böhmen) hat, von den Markomannen verdrängt. 2 e ) Südlich davon in den übrigen deutsch-österreichischen Ländern (Noricum) safsen die Taurisher, ebenfalls ein keltisches Volk, später Noriker g e n a n n t . 2 1 ) Zu ihnen wanderten Bojei-, welche aus Gallien nach Italien gezogen w a r e n , dort aber von den Römern vertrieben w u r d e n ; 2 8 ) sie erlagen mit den Tauriskern den Feindseligkeiten der Geten. 2 9 ) Weiter südöstlich in P a n nonien zwischen Donau und Sau finden wir das gleichfalls keltische Volk der Scordisfter.3 0 ) Nicht minder müssen wir auch westlich vom Xoricum in Vindelicien und Rhätien südlich -son der Donau Kelten annehmen. Denn es kommen hier manche mit /¡rir/a, dunum, durum, acum und magus zusammengesetzte Namen vor z. B. Brigantium, Artobriga, Carrodunum, Cainbodunum, Boiodurum, Bragodurum, Ebod u r u m , E c t o d u r u m , A b u d i a c u m , Drusomagus, 3 1 ) zum

-') 2J

)

P t o l c m . 2, 11, 28. Ii0. P t o l c m . 3. S, '). .Strabo 7. p . 2y3.

-•)

•>) Liv. 5, 35.

Strabu 4. p. 195.

S t r a b o p. 212 s. ") 2.

10. 3I

Tacit. Germ. 42.

S t r a b o p. '.'00. 293. 29t>. 3 1 3 .

Strabu

7.

p.

109.

P t o l e m . 3. 1, 23.

A p p i a n . GftU. 1.

304. 313.

293.

2%.

313. 315.

3. )

Veil. P a t e r e . 2,

P l i n . H . N. 3, 24.

P t o l e m . 2. 12. 25 f.

2, 13. 2.

Justin.

32.

3.

Ptolem.

48

§. 4.

Riphatb.

Theil auch nördlich von der Donau z. B. Segodunum. S 1 ) D a h e r die A n g a b e , östlich vom Khein und nördlich von der Donau wohnten die germanischen und galatischen Völker. s s ) Nach Vindelicien gehören wohl auch die Bojer, welche im Noricum eingefallen waren und sich mit den Helvetiern v e r b ü n d e t e n . 5 4 ) Mit ihnen stellt der Name der Baiern (Boioarii) in Zusammenhang. 3 S ) Die Helvetier endlich, ein keltisches Volk, wohnten nach Tacitus zum Theil östlich vom Rhein, etwa im heutigen Baden. Diese vom Rhein durch das südliche Germanien bis auf die Karpathen wohnenden keltischen Völker sind nicht etwa alle als A u s wanderer aus Gallien zu betrachten; vielmehr sind es S t ä m m e , welche bei rler Fortbewegung des Keltenvolkes nach Westen sitzen geblieben sind; sie wurden in der Folge germanisirt und zum Theil slavisirl. 6. D e r Hauptsitz der südlichen Kelten war Gallien, welches sie indefs nicht ganz inne halten. Denn nördlich waren die Belgier von jenseit des Rheins eingedrungen und im Südwesten (Aquitanien) wohnten Iberen. Ihr Gebiet wird daher bestimmt als das Land zwischen Rhein und P y r e n ä e n , Sevennen und Mittelmeer. 3 e ) Von da haben sie sich in verschiedenen Richtungen verbreitet. So gingen sie über das Meer nach den britischen Inseln, was indefs auch cimbrische Belgier gewesen sein können. " ) Sie drangen über die Pyrenäen nach Hispanien und es entstand das Mischvolk der Keltibcren. 3 8 )/ Sie zocen über die O Alpen nach Italien, theils durch die Uebervölkerung GalS1

)

P t o l e m . 2, 11, 29.

vgl. M o n o

Geschiebte de» IleiJenthums im

nördlichen Europa II. S. 217 ff. SJ

)

Strabo 7. p.

283.

")

Caesar bell. g a l l . 1, ;"). vgl. Strabo 4. p. 20ü.

Ji

d ' A n v i l l e Handli. der alten Kiilbeschr. V. S. 48.

)

T a u t . Germ. 28. J.

Grimm

Gesch. der deutschen S p r a c h e S. 502 Ii. s

« ) Caesar bell. gall. 1, 1.

Strub« 4. p. ITT.

3I

)

Tacit. Agric. 11. vgl. Caesar bell. gall. 0. Ii'.

3I

)

Diod. Sic. 5, 33.

Sil. Ital. 3, 3 4 0 .

Appian. Hist. rom. 6. 2.

Lucan. l'bars. 4. 9 f.

§. 4. Ripbath.

49

lien's genöthigt, theils durch die südlichen Produkte (Wein) angelockt und gründeten Gallia cisalpina. " ) Sie entsandten gleichzeitig auch Colonien über den Rhein nach dem hercvnischen Walde z. B. die Volcae Tectosagae und zwischen Rhein, Main und jenem Walde wohnten nach Tacitus Helvetier, weiterhin Bojer. Diese Auszüge sind unbezweifelbare Thatsachen; aber sicher sind nicht alle östlichen Gallier aus Gallien hervorgegangen, wie schon vorher bemerkt. Von den Alpenländern her breiteten sich die Kelten auch ostwärts nach Pannonien aus, führten im 3 Jahrh. vor Chr. mit den Thraken, Makedoniern und Griechen verheerende Kriege, vermischten sich aber auch mit illyrischen und thrakischen Stämmen, gingen endlich über den Hellespont nach Kleinasien und gründeten dort Galatien. Darüber mögen Andre nachgesehen werden. 4 1 ) 7. Nach der Betrachtung der südlichen Kelten, welche beim Vordringen des Keltenvolks aus dem Osten Gallien zu ihrem Hauptsitz machten, wenden wir uns zu den nördlichen Kelten, die nach der von Plutarch aufbewahrten Sage die Riphäen überstiegen, zum nördlichen Ocean strömten und sich in den äufsersten Gegenden Europa's niederliefsen. Wir finden diese Kelten auf den britischen Inseln. Die südliche Partie Englands war von cimbrischen Stämmen bevölkert worden (s. 2, 5.). Von den übrigen Völkern Britannien's waren den Alten die Kaledonier am bekanntesten und sie galten Manchen 4 2 ) als Germanen, jedoch nur wegen der Körpergröfse und Rothhaarigkeit, welche auch den Kelten zukommt (s. §. 2, 8.). Sie sind vielmehr als Kelten anzusehen. Das allen Britanniern eigenthümliche Bemalen des Körpers und die Weibergemeinschaft sind * • ) Plutarch. Camill. 15 f. Liviuä 5, 33 ff. Justin 24, 4. ° ) Caesar bell. gall. 6, 24 f. Liv. 5, 34. Tacit. Germ. 28. " ) G e o r g i i alte Geogr. I. S . 60 ff. II. S. 237 f. Diefenbach Celtica II, 1. S . 229 ff. " ) Tacit. Agric. 11. 4

K o o b e l , die VBlkertbfcl der G e n e s i s .

A

50

§. 4. Kiphath.

nicht germanisch. **) Dazu wird berichtet, die Britannier seien in Lebensweise und Sitten, religiösen Meinungen und Gebräuchen, auch Charakter den Galliern gleich sowie in der Sprache nicht sehr von ihnen verschieden gewesen, so dafs man sie auch aus Gallien gekommen sein lieis; doch Cäsar betrachtet sie als Autochthonen. 4 4 ) Besondre Hervorhebung verdient clas Institut der Druiden, welches die Britannier wie die Gallier hatten, jene sogar ursprünglicher. 4 i ) Den Britanniern ähnlich waren die Hibernier ( I r e n ) , nur roher und wilder. **) Diese Angaben der Alten von der Bevölkerung Britanniens und Hiberniens durch die Kelten finden ihre volle Bestätigung durch die zahlreichen auch in den übrigen Keltenländern vorkommenden Völker- und O r t s n a m e n , 4 1 ) durch die häufigen keltischen Denkmäler auf den britischen Inseln 4 8 ) und durch die keltische Sprache in Irland und Schottland, das Gaelische oder Erse (s. §. 2, 5.). Einen Hilfsbeweis liefert die Mythe, welche den Keltos zu einem Sohn der Keltine, der Tochter des Britanuus macht. 4 9 ) 8. Kamen die Kelten bei ihrem Vordringen über die Riphäen nach den britischen Inseln, so müssen auch im nordöstlichen Germanien Spuren derselben nachzuweisen sein, indem nicht anzunehmen ist, dafs keine Stämme beim Vordringen sollten sitzen geblieben sein. Diese Ansicht machen gewisse Völkernamen wahrscheinlich. In Britannien gab es Lugi, 5 0 ) in Germanien zwischen Oder und Weichsel Lugü\ zu den letzteren gehörten eine Anzahl Stämme, " ) Caesar bell. gall. 5, 14. Pomp. Mela 3, 6. Herodian 3. 14. Dio Cass. 76, 12. 16. " ) Caesar bell. gall. 5, 12. Tacitus 1. 1. Strabu 4. p. 20u. ") '•) ") 48) ") i0)

Caesar bell. gall. C, 13. Strabo 4. p. 201. Tacit. Agrie. 24. D i e f e n b a c h Celtica II, 2. S. 117 f. E c k e r m a n n Lelub. der Beligionsgesch. I l l , 2. S. 5 8 II. Paitheo. Erot. 30. Ptolem. 2, 3, 12.

4. Riphatli.

51

unter ihnen die Arü und Helveconae. 4 *) Die Arii hatten die Sitte, sieh die Körper zu bemalen, was bei den B m tanniern allgemein war, den Germanen fremd gewesen sein dürfte. An die Helveconae erinnert das Volk der Hehn oder Helvü in Gallien. S J ) Die I.emovn in dein genannten Gebiet Germaniens 5 S ) haben ihre Parallele in dem Lemoviei oder Lemovices genannten Volke Galliens. i l ) Westlieh von den Lugiern und der Oder stofsen wir auf die Semnones, welche zum suevischen Stamme gerechnet wurden i S ) und auch Sennones h i e f s e n ; 5 6 ) in Gallien zwischen Seine ünd Loire gab es ebenfalls Seimones, von denen ein Theil nach Italien zog. S 1 ) Meines Bediinkens sind dies Zeichen genug, dafs im nordöstlichen Germanien einmal keltische Stämme gewohnt haben ; werden dieselben von den angezogenen Schriftstellern als germanische Stämme aufgeführt, so mögen sie damals bereits germanisirt gewesen sein, wie es denn überhaupt das Schicksal dos keltischen Volkes w a r , vom germanischen Volke theils verdrängt theils verschlungen zu werden. Die Aestyorum gentes an der O s t s e e , welchen Tacitus ritus habittisque Suevorum, aber eine lingua Britannicae propior b e i l e g t , 5 8 ) werden eher als K e l t e n , denft als Germanen anzusehen sein, zumal auch Ungermanisches in ihren Sitten war. ' * ) Ob auch in den scandinavischeu Ländern Kelten gewesen sind, ist mir nicht b e k a n n t ; auf der Insel Bornholm in der Ostsee findet sich ein keltisches Denkmal. 6 0 ) " ) Tacit. Germ. 43.

Ptolein. 2, 11. 18. 20.

" ) Caesar bell. gall. 7, 7 f. 1J ) Tacit. Germ. 43. " ) Caesar bell. (jall. 8 , 40. Ptuleni. 2, 7, 10. Ji s

J

") 1; ) i ') s ") "")

Tacit. Germ. 39.

Strabo 4. p. 190. Strabo

Annul. 2. 45.

1. 1.

Plin. H. N. 3, 5. Plih. H. N. 4 ,

33.

.Strabo 7. p. 290.

Vellej. l'aterc. 2, 100. Plin. II. N. 4, 32. Ptolem. 2 . 8 , 12. Tgl. Li». 5, 35. P1»B. 3, 2«. Tacit. G e n n . 4ü. G r i m m Gesch. der deutsch. Spr. S. 721. K c k c r in a n n Lchrb. der Uelig.-Gesch. III, 2. S. 27.

4*

52

§. 4.

Riphath.

9. Aus dem^einstmaligen Wohnen von Kelten an der Ostsee darf man es erklären, wenn auf den Ostseeländern der keltische Name haftet. Die Allen bezeichneten diese nördlichen Gegenden als Keltike und Florus nennt die Cimbern und Teutonen ab extremis Galliae profugi. 6 1 ) Pytheas gibt a n , von Kantion ( K e n t ) in Britannien sei Keltike einige Tagfahrten entfernt. 6 2 ) E r kann nicht Gallien, sondern nur etwa den cimbrischen Chersones oder Scandinavien im Sinne gehabt haben. Dorthin also setzt er Kelten. Hierbei verdient erwähnt zu werden, dafs die Kelten in Thrakien ein ßaoilelov Tvir] errichteten. 6 S ) Der Name erinnert an Thüle oder Thyle d. i. Norwegen, wo sich derselbe in der Landschaft Thüemarhen oder Tellemarken erhalten hat 6 4 ) und auch sonst Thüle angenommen w i r d . 6 5 ) Pausanias berichtet, die Kelten bewohnten die äufsersten Gegenden Europa's am weiten Meere, zu dessen Ende man nicht schiffen könne, am nächsten dem Lande, welches vor Kälte unbewohnt sei; er erwähnt dabei auch den Eridanus und versteht unter ihm einen Flufs des Bernsteinlandes. 6 e ) Merkwürdig sind die Angaben des Livius über die Gallier des Brennus. •") Sie waren nach seiner Schilderung eine gens humori ac frigori assueta und für die Clusiner in Etrurien formae hominum inusitatae, ein inusitatus atque inauditus hostis ab Oceano terrarumque ultimis oris. So konnte Livius oder seine Quelle die gewöhnlichen Gallier nicht beschreiben, da ein Theil von ihnen zur Zeit des Brennus schon 2 Jahrhunderte im oberen

ei

) Plutarch Mar. 11. Florus 3, 3. " ) Pytheas bei Strabo 1. p. 63. " ) Polyb. Hist. 4, 46. • 4 ) W ( e d e l ) - J ( a r l s b e r g ) Abhandlung über die ältere äkandinav. Geschichte Copenli. 1781. S. 25. M ü n t e r in Stäudlin's u. Tzschirner's Archiv für Kirchengesch. III, 2. S. 254. • 5 ) Z. B. von Procop. bell. goth. 2, 15. «•) Pausan. 1, 3, 5. 1, 35, 3. 5, 12, 6. Livius 5, 35. 37. 48.

§. 5.

Togarma,

53

Italien wohnte und den Clusinern wohl bekannt war. Die Schilderung weiset auf nördlichere Gallier, welche nach ihren roheren Verhältnissen gröfser, wilder und furchtbarer waren. Indessen können diese Gallier des Brennus Cimbern gewesen sein, wie auch von Manchen bei den Alten angenommen wurde. ••)• In diesem Falle könnte man die vorher erwähnte Nachricht von Tyle zum Beweise brauchen, dafs die Cimbern auch in Scandinavien gewohnt haben. S. oben §. 2, 6.

§. 5. T o g a r m a . 1. Togarma wird aufser der Völkertafel noch in 2 Stellen des A. T. genannt. Aus der einen ersehen wir, dafs die Phöniken von diesem Volke Wagenpferde, Reitpferde und Maulesel bezogen (Ez. 27, 14.). Da dieser Handelsartikel in der ganzen Schilderung Ezechiel's von der Ausdehnung des phönikischen Handels nur bei Togarma angeführt wird, so mufs an ein Volk gedacht werden, welches durch seine Pferdezucht ausgezeichnet und berühmt war. Aus der andern Stelle ersehen wir, dafs das togarmäische Volk mit den Scythen und Kimmeriern verbunden war, daher im Norden gesucht werden mufs (Ez. 38, 6.). Gut würde sich das durch die nesäischen Rosse berühmte Medien eignen, würde es nicht im A. T. herrschend 'HO genannt und unter diesem Namen auch in der Völkertafel als besonderes japhetitisches Volk aufgeführt. 2. Demnächst bieten sich die den Medern benachbarten Armenier dar, ein altes, grofses und namhaftes Volk, dessen Lande die nesäischen Rosse ebenfalls angehören und welche durch ihre Pferdezucht und Reitkunst berühmt waren, nach •')

Diod. Sic. 5 , 32.

Appian. Illyr. 4.

54

n.

T o g a r m a.

einer Stelle bei Herodot auch viel Esel gezogen 7.11 haben scheinen. ') Zu Armenien pafst also Ezechiel's Angabe vortrefflich. Man kann nicht einwenden, dafs Armenien im A. T. lO'HNt heifse. Dieser Name geht immer auf das T T ° Gebirge und L a n d , welches nach jenem genannt wurde (Gen. 8, 4. 2 Heg. 19, 27. Jes. 37, 38. Jer. 51, 27.). Hier handelt es sich um das Volk, welche« recht gut n oTU: '- n geheifsen haben kann, während das Land nach dem Gebirge Ararat genannt wurde. Ezechiel sagt auch in beiden Stellen nc-pin IV? Haus Tutjarmn und deutet damit an, dafs dies der Volksname sei. Dies Alles hätte für sich noch wenig zu bedeuten; abw die Armenier leiten sich selbst von H a i k , einem Sohne des Tliorgom, 2 ) Enkel des Tiras und Urenkel des Garner ((ioitiei1), del' ein Solm des Japhet war, ab ' ) und werden auch von andern alten Schriftstellern auf Togarma zurückgeführt. 1 ) Uebereiiistiinniend damit läfst auch die georgische Sage die Armenier, Georgier, Lesghier, Mingrelier und andre Völker von Thargainoss abstammen, den sie aber zu einem Sohne des Tharschiss und Enkel des Awanan (Javan) macht, welcher ein Sohn des Japhet war. 5 ) Ist Saadia's Deutung durch ^Lskj-s von Georr/icn zu verstehen, so erhält das Bemerkte durch sie eine Bestätigung. Man hat keinen Grund zum Zweifel, dafs die armenische Sage den Namen Tor/armn richtig deute, zumal auch alles Uebrige gut dazu pafst. Die armenische Sprache gehört zum indoeuropäischen Sprachstamme. Dies ist jetzt anerkannt. •) Die armenischen Eigennamen lassen sieh fast ' ) ßtrabo 11. p. 520 ss.

Herod. 1, 194. vgl. Xenoph. Anab. 4. 5. 24.

' ) Mit der armenischen Aussprache stimmen die L X X , Namen Gooyaua und fltnynun geben.

welche den

*) Moses Chorenens. I , I. fl —11. ed. Whistun. Kusch. Chronic, armen. II. p. 12. vgl. R i t t e r Erdkunde X. fv 35». 585. • ) Syncellus I. p. 91. Dind. Schol. zu Ez. 38, 6. im Cod. Yat. der L X X . •) v. K l a p r o t h Reise in den Kaukasus II. S. 61 f. •) N e u m a n n in der Zeitschr. fiir d. Kunde des Morgenl. I. S. 242. nnd bei P r i c h a r r t Naturgcsch. des Menschengeschi. I I I , 2. S. 2^8 f. sowie P e t e r m a n n bei l i i t t e r Erdkunde X. S. 579 Ii.

5.

Togarma.

55

alle aus der arischen Sprachenfamilie erklären ' ) und die vorliegenden Wörterverzeichnisse bieten gar Manches dar, was sich im Keltischen und Deutschen auch findet. *) Hat die Sprache gleichwohl viel Besonderes und steht sie sehr eigenthümlich da, so erklärt sich dies zum Theil aus fremden Einwanderungen, welche seit alter Zeit Statt gefunden haben, 8 ) besonders aber daraus, dafs das Völkergewirre nirgends gröfser gewesen ist, als in Armenien (s. oben S. 14.). .'5. Mit den Armeniern bieten sicli auch die Phryger dar, welche ebenfalls unter Togarma bei den Alten verstanden werden. ,(> ) Auch auf sie passen Ezechiel's Angaben. Denn Homer gibt den Phrygern und nur ihnen das Epitheton ulokomoXoc; rossrfummebnd und Claudian legt ihnen eine ausgezeichnete Rossezucht bei. 1 *) Die Nachbarn der Phryger waren die Heneter in Paphlagonien; ihre Pferdezucht war nach Strabo einst berühmt und ihr Land wird von Homer als die Heimath wildlebender Maulesel bezeichnet. ! I ) Auch darnach konnte Ezechiel den Phrygern jene Handelsartikel beilegen. Die phrygische Sprache war eine indoeuropäische. Schon von den Alten wird bezeugt, dafs sie mit der griechischen verwandt war 1 s ) und die erhaltenen phrygischen Wörter können fast alle aus dem indoeuropäischen Sprachstamine erklärt werden, 1 4») insbe' ) G o s c h e de Ariana linguae gentisque Armeniacae indole Berol. 1847. ") K l a p r o t h Asia poliglotta S. 07 ff. v. P a r r o t über Sprache, Abstammung etc. der Li wen, Latten, Kesten II. Erl. Taf. 32. Eine Anzahl armenischer Wörter, welche mit cymrischen zusammentreffen, auch bei S. C a s s e l magyarische Altcrthh. S. 243 f. •) K i t t e r Erdkunde X. S. r>85 ff. 1 ") Joseph. Amt. 1. i>, 1. Ann. 1, 5.

Ilieron. quaest. in Gen. 1 0 , 3 .

Zonaras

" ) II. .'), 185. Claudian. laus Seren. 191. ,! ) Strabo 5. p. 215. II. 2, «52. " ) l'Iato Cratyl. p. 410. Steph. vgl. 0 . M ü l l e r Dorier I. S. 8. '*«) G o s c h e I. 1. p. 21 ss. Ein Verzeichnifs derselben ohne Erklärung bei J a b I o n s k i opuscula cd. tc W a t e r III. p. 63 s>.

56

§. 5.

Togarma.

s o n d e r t a u c h a u s dem C y m r i s c h e n ,

l4

b)

als S o h n des G o m e r vortrefflich pafst.

was zu T o g a r m a A u c h kommt noch

in E r w ä g u n g , dafs das phrygische Volk uralt war u n d in dieser H i n s i c h t selbst den alten A e g y p t e r n den Rang streitig ,s

machte,

)

sowie dafs es ein sehr b e d e u t e n d e s , fast ü b e r

g a n z Kleinasien ausgedehntes Volk w a r .

Ein solches V o l k

m u f s in d e r V ö l k e r t a f e l vorausgesetzt w e r d e n , läfst sich a b e r n u r bei T o g a r m a unterbringen. 4.

D i e D e u t u n g e n des T o g a r m a von den A r m e n i e r n

u n d den P h r y g e m fallen indefs zusammen, da beide V ö l k e r zusammengehören.

Herodot b e r i c h t e t ,

Abkömmlinge

Phryger

Heere

einerlei

der

waren,

dafs die A r m e n i e r

auch

R ü s t u n g und A n f ü h r e r

im

u n d von A n d e r n wird den

Armeniern eine

Sprache

tpiovrj notäd

Gosche

zugeschrieben (it] hat

hatten

phrygisirende

(pyvyi^ovoi).

eine Anzahl phrygischer W ö r t e r

Armenischen erklärt.

persischen

mit diesen

'•)

aus

dem

Hiernach hat man die A r m e n i e r u n d

P h r y g e r als E i n Volk a n z u s e h e n , die F r a g e aber, w e l c h e r Theil vom andern

a b s t a m m e , auf sich beruhen zu lassen.

D i e s e A n n a h m e hat jedoch ihre Schwierigkeit. Angaben

d e r Makeclonier wohnten die P h r y g e r

N a c h den einst

in

E u r o p a bei den Makedoniern u n d hiefsen Brigen, zogen dann a b e r n a c h Asien und w u r d e n hier P h r y g e n genannt.

11

)

O b sie von j e h e r in E u r o p a gewohnt hatten oder einmal aus A s i e n dahin gekommen w a r e n , wird nicht angedeutet. S t r a b o n i m m t indefs keinen A n s t a n d ,

den P h r y g e m

einen

t h r a k i s c h e n U r s p r u n g zu geben und sie als A b k ö m m l i n g e d e r T h r a k e n zu bezeichnen.

18

)

W a r e n sie dies, so mufs

die N a c h r i c h t von der Stammverwandtschaft der A r m e n i e r u n d P h r y g e r verworfen werden.

D e n n die Armenier wird

,4b

) S. C a s s e l magyarische Altcrthh. S. 238 ff. " ) Herod. 2, 2. Claudian in Eutrop. 2, 251 f. " ) Herod. 7, 73. Eudox. bei Steph. Byz. u. Afiie\in. Dionys. P e r i e g . 694. ") ")

Herod. 7, 73. vgl. Conon narr. 1. Strabo p. 295. 471. 572.

Eustath. zu

5- 5.

Togarma.

57

niemand aus Thrakien herleiten wollen; sie haben stets in dem Lande gewohnt, welches sie noch heute bewohnen. Die Deutung des biblischen Togarma von den Phrygern fiele dann auch weg. Denn die Thraken (und mit ihnen also auch die Phryger) sind in der Volkertafel unter Tiras enthalten. Die Schwierigkeit mufs, wie es scheint, auf folgende Art gehoben werden. Die Wanderung von Phrygern aus Thrakien nach Asien ist so bezeugt, dafs sie nicht bezweifelt werden darf; sie kann aber eine Rückwanderung aus Asien vorgedrungener Phryger sein. Denn nach Xanthus, der als Einheimischer die Sache genau wissen konnte, geschah jene Wanderung aus Thrakien erst nach den trojanischen Zeiten. , 9 ) Nun aber erwähnt Homer schon ftir die trojanischen Zeiten die Phryger als ein bedeutendes Volk Kleinasiens I 0 ) und lange vor dem trojanischen Kriege zogen Phryger mit Pelops aus Kleinasien nach Griechenland. 2 I ) Allem Anschein nach haben also die Phryger immer in Kleinasien gewohnt, drangen aber in vorgeschichtlicher Zeit nach Europa vor, in derselben Zeit, wo auch stammverwandte Armenier nach dem Westen zogen und bis nach Hispanien und Afrika k a m e n ; 2 1 ) nach dem trojanischen Kriege kehrten in Thrakien sitzen gebliebene Phryger nach Asien zurück, doch nicht alle, da noch für die persische Zeit BQvyoi QQrfiy.es, doch wohl mit den BQiyeg einerlei, bei den Makedoniern erwähnt werden. 2 3 ) So dürften sich die Nachrichten der Alten am besten vereinigen lassen. Man könnte auf jenes nordwestliche Vordringen des togarmäischen Volkes die jüdische Deutung des Togarma durch tOööU i 4 ) oder N»Jö*lJ d. i. Germania , s )

'•)

Xanth. bei Strabo 14. p. 680 s.

")

II. 2, 8 6 2 f.

'•)

.Straho 7. p. 321.

3, 184 ff.

16, 717. vgl. H u c k Kreta I. S. 109 ff.

Hcrod. 7, 8. 11.

")

Sallust. Jugurtlia

")

Hcrod. 6, 45.

18.

'«)

J o n a t h a n zu Kz. 27, 14.

'»)

Breschith Kabba zu Gen. 10, 3.

38, 6.

JJg

§.5.

Togatma.

bewehen, wenn diese Erklärung nicht blofs auf den Anklang des Namens Togarma an Germama zu beruhen schiene. Stimmen würde zu ihr die weitere jüdische Deutung oder NvrQ~Q d. i. Barbaria, I 6 ) welche indefs auch zu den von mancherlei Barbaren bewohnten Ländern am schwarzen und kaspischen Meere pafst. 5. Als Ursitz des armenisch - phrygischen Volkes hat man Armenien zu betrachten, also das Land, welches nördlich an Kolchis, Iberien und Albanien, östlich an's kaspische Meer und Medien, südlich an Assyrien und Mesopotamien und westlich an Kappadokien grenzte. 2 1 ) Dieses Land ist seit der Urzeit bewohnt. Das A. T. setzt, wenigstens nach der am meisten vertretenen Meinung, dorthin die Entstehung des Menschengeschlechts (Gen. 2, 8 ff.) und läfst auch den zweiten Stammvater des Menschengeschlechts mit der Arche dorthin gelangen (Gen. 8, 4.). Damit mag die bereits erwähnte Ansicht von den Phrygern als ältestem Volke zusammenhängen. Aus jenem Ursitze verbreitete sich das armerusch-phrygische Volk westwärts nach Kleinasien und hatte einmal den gröfsten Tbeil davon inne. Im Osten reichte es bis zum Halys und das nachmalige Galatien war in alter Zeit ein Theil Phrygiens. I *) Das Land am Hellespont zwischen Mysien und Troas nennt Scylax Phrygien und Strabo rechnet auch Troas zu diesem Phrygien, indem er zugleich bemerkt, die Troer, Lyder und Myser würden von den Dichtern auch Pliryger genannt. I 9 ) Claudian endlich läfst die alten Pliryger sich bis über Bithymen, Ionien, Lydien, Pisidien und Galatien erstrecken. 3 0 ) Man darf also annehmen* dafs dieses Volk in frühester Zeit sich J

") Targ. Iiieros, zu Gen. 10, 3. und Targ. zu 1 Cbron. 1, 6. Pckrigens kann man auch an Phrygien denken, welches bei römischen Dichtern Barbarin genannt wird 7.. B. Horat. epp. I, 2, 7. " ) Ptolcm. Geogr. 5, 13. " ) Herod. 5, 52. Strabo p. 187. 571. ' • ) Scylax l'erieg. 93. Strabo p. 129. 571. 665. Claudian in Katrop. 2, 242 ss.

5.

Togarma.

59

über den gröfsten Theil Kleinasiens ausdehnte; in der Folge wurde es durch andre Volker beschränkt, z. B. im Norden durch Thraken, Äsen, Kimmerier und andre B a r b a r e n , im Westen durch Griechen pelasgischen und lelcgischen Stammes ; nach dem Süden Kleinasien's drangen Semiten vor. Diese finden wir auch zwischen den Armeniern und P h r y gern und sie haben das V o l k , welches ursprünglich eins war, zu zweien getrennt. S. §. 18, 4. 6. W i r tliun einen Rückblick auf die bisher betrachtete Völkerfamilie. Sie umfafst die Kimmerier oder Cimbern (Gomer), die Germanen (Askenas), die Kelten oder Gallier (Riphath) und die P h r y g e r und A r m e n i e r (Togarma). Sie nimmt die britischen und scandinavischen Länder sowie Gallien und Germanien ein, reicht aber im Südwesten und Süden nach Hispanien und Oberitalien und kann im Osten Germanien's durch die Karpathen- und Donauländer bis zum schwarzen M e e r , weiter südlich über den Hellespont durch Kleinasien bis nach Armenien verfolgt werden. Nach ihren wichtigsten Bestandtheilen gehört sie dem Nordwesten Europa'« an und ist unter den Japhetiten vom asiatischen Ursitz am meisten entfernt; gemäfs der Oekonomie der Völkcrtaf'el (s. oben S. 14.) wird sie dalier an der Spitze der Japhetiten aufgeführt. Die Reihefolge der 3 Söhne Gomer's ruht auf derselben Ansicht. A m nördlichsten wohnte der germanische Stamm in Scandinavien und Nordg e r m a n i e n ; er ist darum G o m e r ' s erster Sohn. W e i t e r südlich wohnte der K e l t e n s t a m m , dessen Ilauptsitz zur Zeit der Völkertafel noch die Karpathenländer gewesen zu sein scheinen; er ist deshalb Gomer's zweiter Sohn. Noch südlicher in Tluakien wohnten v orgedrungene P h r y g e r ; der armenisch - phrygische Stamm im Ganzen aber blieb stets in Asien ; er ist, Gomer's dritter Sohn. Die Ordnung ist nicht zu verkennen. Wie die Kimmerier oder Cimbern zum Stammvolk jener 3 Völkerstämme gemacht werden k o n n t e n , ist noch weiter zu ermitteln: da ihr Jlaupttheil im nördlichen Germanien, auf der jütischen Halbinsel und

§, 6.

«0

Magog.

wohl auch in Scandinavien, also im höchsten Norden wohnte, so kann man ihre Stellung in der Völkertafel nicht unpassend finden.

§• 6.

M a g o g . 1. Der zweite Sohn Japhet's ist Magog und mufs, da wir den ersten im Nordwesten Europa's fanden, nach dem in der Völkertafel befolgten Princip im Nordosten dieses Erdtheils gesucht werden. Hier treffen wir den slavischen Völkerstamm, welcher ziemlich den ganzen Nordosten Europa's einnimmt und bei seiner Ausbreitung im Norden mit finnischen und litthauischen, im Westen mit germanischen und keltischen, im Süden mit illyrischen und thrakischen Völkern zusammentraf. Seine Masse und Ausdehnung ist so ungeheuer, dafs er nicht als später Eindringling in Europa angesehen werden kann; doch ist er erst nach der bereits behandelten Völkerfamilie aus Asien gekommen, wie seine östlicheren Wohnsitze und sein orientalischerer Charakter lehren. Ihn werden wir daher passend unter dem zweiten Sohne Japhet's verstehen. 2. Der Name lüö findet sich aufser der Völkertafel im A. T. nur noch in der bekannten Weissagung Ezechiel's vom Gog und Magog (Ez. 38. 39.) und wird hier so gebraucht, dafs er das Land bezeichnet (38, 2. vgl. 39, 6.), während auf den König als Repräsentanten des Volkes, also auf den König mit dem Volke geht. Aehnlich kommt "Ylt£Wi so vor, dafs man bald an den König bald an das Volk Assyrien's zu denken hat (Jes. 10, 5 ff.). Das Wort JiJö vom Lande zu verstehen, konnte der Prophet um so leichter veranlafst werden, da in den semitischen und in andern alten Sprachen die Sylbe ma den Ort anzeigt. Wer nun dieser im A. T. nur von Ezechiel genannte Gog im Lande Magog sei, läfst sich aus dem Inhalt der Weissagung T

6.

Magog.

61

ziemlich sicher erkennen. E r hat seine Wohnsitze im hohen Norden (38, 15. 39, 2.) und die ihm benachbarten Länder sind die d. i. die europäischen Länder (39, 6. s. oben §. 1, 1.). E r heifst der Fürst des Bosch, Mesech und Tubal d. i. der Russen, Moscher und Tibarener (38, 2. 3. 39, 1.) und mit ihm kommt auch Gomer und Togarma d. i. die Kimmerier und Armenier (38, 6.). Dies alles weiset uns auf den hohen Norden hin und es pafst zugleich gut, wenn die Krieger des Gog als Heiter und Bogenschützen beschrieben werden (38, 16. 39, 3.). Werden ihm auch südlichere Völker als Bundesgenossen beigesellt, z. B. Perser, Aethiopen und Libyer (38, 5.), so geht dies auf die Zeit, wo er im Süden vordringen und diese Völker mit sich vereinigen wird. Der Prophet stellt dies nach früheren Vorgängen in Aussicht. Im Ganzen läuft die Weissagung darauf hinaus, Jehova werde sein zerstreutes Volk in sein Land zurückführen und wiedei'herstellen, dann — doch erst nach geraumer Zeit (38, 8. 16.) — erscheint Gog mit seinen Völkern im heiligen Lande, um zu plündern und zu rauben (38,12. 13. 39,10.), wie dies schon von früheren Propheten angekündigt worden ist (38, 17.), erfährt aber durch Jehova eine ungeheure Niederlage und findet in Palästina seinen Untergang. 3. Ezechiel weissagte in der ersten Hälfte des 6 Jahrhundert's vor Chr. und man hat sich in seinem Zeit nach einem Volke von der Bedeutungc des Gog P) umzusehen. Damals hatten zuerst die Chaldäo-Babylonier unter Nebukadnezar und seinen Nachfolgern, darauf die Medo-Perser unter Cyrus und seinen Nachfolgern die Herrschaft Asien's; aber weder zu jenen noch zu diesen passen Name, Wohnsitze und Völker des Gog. Es können nur die Scytken gemeint sein. Sie hatten in der 2 Hälfte des 7 Jahrhunderts vor Chr., also kurz vor Ezechiel, grofse Macht und Feindschaft bewiesen. Als sie nämlich die Kimmerier aus ihren europäischen AVohnsitzen verdrängten (s. §. 2, 2.), fielen sie in Asien ein, besiegten die Meder und gewannen

62

§. 6.

Magog.

die Herrschaft über ganz Asien ; sie drangen auch durch Palästina gegen Aegypten vor, wurden jedoch durch Geschenke und Bitten zur Umkehr bestimmt, endlich auch nach 28jähriger Herrschaft wegen ihrer unerträglichen Erpressungen und Räubereien von den Medern wieder aus Asien vertrieben. >) Einen ähnlichen Scythenzug kündigt Ezechiel für die Folge a n ; nicht bekannt sind indefs die besonderen Umstände, welche ihn dazu veranlagten. Zu den Scythen passen auch die einzelnen Angaben in der Weissagung sehr gut. Bei den Klassikern z. B. erscheinen die Scythen ebenfalls als gute Bogenschützen und waren in dieser Hinsicht sprichwörtlich, 2 ) galten sogar als Erfinder des Bogens und Pfeils; 3 ) insbesondre wird an ihnen hervorgehoben , dafs sie Bogenschützen zu Pferde ( i n n o to^ötai) waren. 4 ) Gleicherweise werden sie bei den Klassikern als ein raubsüchtiges Volk geschildert. 5 ) 4. Die traditionelle Erklärung entscheidet ebenfalls für die Scythen. Josephus und seine Nachfolger verstehen sie unter dem biblischen Magog. 6 ) Wenn Andre dem Magog N^JOU d. i. Germania oder PPWJ d. i. Getia als Wohnland zutheilen, ' ) so können sie dabei den slavischen Völkerstamm, welchem wir die Scythen beirechnen müssen, im Sinne gehabt haben, wiewohl dies nicht gewifs ist. Saadia erklärt durch Jaf/Uff ( ) und trifft, also mit den Uebrigen zusammen. Denn mit Jat/ng va-Maguy bezeichnen ') Herod. 1, 103 ff. 4, 1 ff. Justin. 2, 5. ) Herod. 1 , 73. 4, 132. Xenoph. Anab. 3, 4 , 15. Orph. Arg. 1074. Oyid. Metam. 10, 588. und Epp. e Ponto 1, 1, 79. vgl. G r i m m Gesell, der deutschen Spr. S. 220 ff. ' ) Plin. Hist. Nat. 7, 57. *) Herod. 4, 46. Thucyd. 2, 9C. Arriaii. Alex. 3, 8. vgl. Jerem. 0, 23. 4 ) Herod. 1, 105 f. Curt. Alex. 4, G. •) Joseph. Antt. 1, 6, 1. Ilieron. quaest. in Gen. 10, 2. und zu Ez. 38, 2. Isidor. Hisp. etymoll. y , 2, 27. Zonaras Ann. 1, 5. vergl. Chronic, pasch. I. p. 4G. ßreschith Rabbu sowie Turg. Jonath. und Hieros, zu Gen. 10, 2. Targ. zu 1 Chron. 1, 5. Vgl. S. C a s s e l magyarische Alterthiimer S. 269. J

§. 6.

Magog.

63

die Araber die Scythen, brauchen jedoch den Ausdruck, aucli das einfache Jagug, in demselben umfassenden Sinne, wie die Griechen und Römer den Namen der Scythen. ' ) Ebenso syrische Schriftsteller des Mittelalters. 9 ) Die E r klärung ist mithin vollkommen gesichert. 5. Nach der scythischen Sage wohnten die Scythen anfänglich am A r a x e s ( W o l g a ) und eroberten das Land bis zu dem Kaukasus, der Mäotis und dem Tanais; in der Folge erhielten sie einen König Scythes, nach welchem sie benannt wurden; später entstanden die scythischen Völker der Paler und N a p e r ; noch später eroberten die Scythen das Land westlich vom Tanais bis an Thrakien. , 0 ) Die Mythe vom Scythes ist wohl davon zu deuten, dafs die Scythen vom östlicheren Urstamme losgezweigt ein selbstständiges Volk wurden. Dies hat man um 1500 vor Chr. anzusetzen. Denn die Scythen hielten sich fiir das jüngste Volk und wollten erst 1000 J a h r e vor Darius Hystapsis entstanden sein. 1 >) In die Zeit, wo ihr Hauptsitz am K a u kasus w a r , mag ihre früheste Herrschaft Asien's, während welcher sie Assyrier an den Pontus und Meder an den Tanais geführt haben sollen, gehören. 1 2 ) Aifch noch zur Zeit der Völkertafel hatten sie ihren Hauptsitz im Kaukasusgebiet und wurden darnach von den Hebräern JÜa genannt. Dieses W o r t ist nämlich wahrscheinlich nach dem sanskr. mah, maha d. i. grofs und nach dem pers. Berg zu erklären und bezeichnet also ein grofses Gebirge. Datur gibt es weitere Bestätigung. Das kaukasische Volk o o o der Ossi nennt den Berg in seiner Sprache ghogh und das der Thiulet ghef oder gogh, die höchsten nördlichen Gebirge •) Koran 1 8 , 93. Kosinogr. II. S. 416 f. clim. 5—7.

Isztacliri von Mordtmann S. 1. 3. 4. Kazwini Abulfcda Hist, antcisl. p. 16. 78. Alferg. 9.

") Assemuni Bibl. orient. III, 2. p. 10. 19. 1 ») Diod. »Sit1. 2, 43. " ) Herod. 4, 5. 7. 12 ) J u s t i n . 2. 3. Diod. 2, 43.

64

§. 6.

Magog.

aber moghef oder mugogh. 1 S ) Der Name hat sich auch wohl in der klassischen Bezeichnung dieses Gebirges erhalten. Denn sie ist wahrscheinlich aus kok kaf ( o l i lyS), wofür man auch höh kafsj) ( s ^ i ) gesagt zu haben , 4 scheint, entstanden. ) Diese Deutung bestätigt die Angabe des Eratosthenes, der Kaukasus heifse bei den Eingebornen Kaaniog, nach den Kaspiern so genannt. 1 S ) 6. Noch ehe die Scythen das Land vom Tanais bis Thrakien einnahmen, entstanden die scythischen Völker der Paler und Naper. Sie müssen sich nordwestwärts (Rufsland, Polen) ausgebreitet haben, da die Bewegung des Scythenvolkes von Osten nach Westen ging und das Gebiet südwestlich vom Tanais damals noch von den Kimmeriern besetzt war. Darnach wären die Scythen in Europa sehr alt. Dafür sprechen auch andre Umstände, z. B. dafs schon Sesostris Scythen in Europa bekriegte und schon Hesiodus sie als Bewohner des Nordens kennt. l e ) Wenn dagegen Herodot erzählt, die Scythen seien von den Massageten gedrängt über den Araxes (Wolga) gegangen und in das Land zwischen Tanais und Ister gekommen, wo sie die Kimmerier vertrieben h ä t t e n , 1 ' ) so vermischt er offenbar Früheres und Späteres. Die scythische Eroberung des kimmerischen Landes gehört nach ihm selbst in's 7 Jahrhundert vor Chr.; damals aber hatten die Scythen nach ihrer eigenen Sage und nach anderweitigen Nachrichten schon viele Jahrhunderte westlich von der Wolga gewohnt. Das Vordringen derselben über die Wolga und das über den Tanais in's kimmerische Land müssen nach der von Diodor aufbewahrten scythischen Sage in der Zeit weit ausls

)

Reincggs

Besclir. des Kaukasus

I. S. 216.

II. S. 79.

Ker

P o r t e r Reise in Georgien etc. I. S . 103. ")

v. K l a p r o t h

Reise in den Kaukasus I. S. 299 ff.

Tableau du Caucase p. 2. ")

Eratosth. bei Strabo 11. p. 4 9 " .

'•)

Herod. 2, 103.

")

Herod. 4, 11. 13.

Hesiod bei Strabo 7. p. 300.

Desselben

§. C.

Magog.

65

einander gerückt werden. Die Eroberung des kimmerischen Landes kann auch nicht von Asien, sondern nur von Europa her erfolgt sein, da die Kimmerier sich ostwärts wendend nördlich vom schwarzen Meere nach Asien gingen, nicht westwärts nach dein Hellesponte zogen. Wir tragen kein Bedenken zu behaupten, dafs die Scythen schon zur Zeit der Yölkertafel sich weit nach dem östlichen Europa verbreitet hatten; der Umfang ihrer Ausbreitung läfst sich aber natürlich nicht näher bestimmen. Im 5 Jahrhundert vor Chr. sagt Thucydides von ihnen, keine Nation Europa's und Asien's sei mit ihnen zu vergleichen und kein Volk würde ihnen widerstehen, wenn sie zusammenhielten. 1 8 ) Herodot sclu'änkt sie mehr ein, indem er sie zwischen Tanais und Ister setzt und nördlich von den Agathyrsen, Neuren, Androphagen und Melanchlänen umschlossen sein liifst. 1 9 ) Wie es schcint, beschränkte er den scythischen Namen auf gewisse Völker des scythischen Völkerstammes, die ihre besonderen Eigentümlichkeiten hatten. Die Neuren z. B. hatten scythische S i t t e n 2 0 ) und gehörten vermuthlich zum scythischen Völkerstamme, obwohl sie von Herodot nicht dazu gerechnet werden. Auf die scythische Geschichte ist hier nicht einzugehen, sondern nur zu bemerken, dafs die Scythen unter diesem Namen in Europa später ganz verschwinden. Plinius sagt, der Name der Scythen sei überall in die Sarmaten und Germanen übergegangen (lies transiit) und nur ganz unbekannten äufsersten Völkern geblieben und Ptolemäus erwähnt im europäischen Sarmatien nur Tauroscythen und Alanenscythen, wohl nicht sehr bedeutende Völker. 1 1 ) 7. Welchen Stammes waren die Scythen ? Man hat sie in neuerer Zeit zu Mongolen gemacht. 2 2 ) Dies würde '»)

T h u c v d . 2, 97.

'»)

Hcrod. 4 :

20

Ilerod. 4, 51. 105.

)

90—102.

Plin. H . N. 4, 25. ")

P t o l e m . 3, 5 , 19. 25.

N i e b u h i - kl. histor. u. philol. Schriften I. S. 3G1

Knol»el, die Volk'.Tt.-if^l «ler Genesis.

^

ff.

Böckh

66

§. 6.

Magog.

nicht zu einem japhetitischen V o l k e passen. F ü r j e n e A n sicht kann man sich allerdings auf hippokratische und galenische ( ä c h t e ? ) Schriften b e r u f e n , welche Mongolisches an den Scythen bemerken, namentlich gelbe H a u t f a r b e . 2 3 ) Allein diese A n g a b e n können d u r c h einzelne mongolische S t ä m m e bei den Scythen veranlafst s e i n ; im Allgemeinen w e r d e n den nördlichen V ö l k e r n , wozu a u c h die Scythen und T h r a k e n g e r e c h n e t werden, weifse H a u t , blaue A u g e n u n d röthliches H a a r b e i g e l e g t 2 4 ) u n d Galenus schreibt den Kelten, G e r m a n e n , Scythen und T h r a k e n ein deQ/itcc ksvxov z u . 1 5 ) H e r o d o t b e m e r k t nichts an seinen Scythen, was an die mongolische K ö r p e r b i l d u n g e r i n n e r t e , obwohl er dies bei den A r g i p p ä e r n , einem offenbar mongolischen Stamme, nicht v e r s ä u m t . 2 6 ) Die A l t e n sagen ü b e r h a u p t nichts von der Häfslichkeit der Scythen, während sie von den H u n n e n entsetzliche Beschreibungen machen. A u c h in den Bildw e r k e n , wo Scythen dargestellt w e r d e n , erinnert nichts an Mongolen. W i r werden daher bei den Scythen im Ganzen dieselbe K ö r p e r b i l d u n g anzunehmen h a b e n , wie bei den Kelten u n d Germanen. Man lifefs von den Scythen die Baiktrier u n d P e r s e r abstammen 2 7 ) u n d machte die t h r a kischen A g a t h y r s e n zu ihrem Brudervolke. 2 8 ) Dies w ü r d e k a u m geschehen sein, wären die Scythen häfsliche Mongolen gewesen. W a s man sonst noch Mongolisches an den Scythen b e m e r k t h a t , ist entweder nicht m o n golisch oder kommt auch bei nichtmongolischen Völkern Corpus inscriptt. graecc. II. p. 81. S c h a f a r i k slav. Alterthh. I. S. 279 f. und Andre z. B. H a n s e n und v. H a m m e r bei G e o r g i i alte Geogr. II. S. 400 ff. 23

) Galenus 2t ) Plm. H. 25 ) 29 ) 2 ') 2S )

Hippocrates de aere, locis et aquis Vol. I. p. 555 ss. ed. Kulm. de sanit. tuend. 1, 5. Aristoteles de gen. anim. 5, 3. und problemm. 14, 14. 38, 2. N. 2, 80. Vitruv. Arch. 6, 1. Galenus de temperam. 2, 6. Herod. 4, 23. Justin. 2, 1. 3. Ammian. Marc. 31, 2. Herod. 4, 10.

§. 6.

Magog.

67

vor. 1 9 ) Die erhaltenen seythisclien Wörter endlich lassen sich fast alle ans dem indoeuropäischen Sprachstamme erklären. 3 0 ) W i r rechnen also die Scythen den Tndofiuropäern bei. 8. An die Stelle der alten Scythen traten in der Folge die Smiromaten oder Sarmaten, zuerst von Herodot genannt. Sie stammten ab von Medern, welche die Scythen in uralter Zeit an den Tanais verpflanzt hatten und werden daher von Plinius Medorum soboles genannt. 3 I ) Diese Sage ganz zu verwerfen, hat man keinen Grund, sollten auch die Meder nicht gerade auf diese Art an den Tanais gekommen sein; man mufs aber annehmen, dafs die Meder sich mit den Scythen, in deren Land sie gekommen waren, vermischten und dafs also die Sarmaten einen scythischmedischen Ursprung hatten. Läfst Herodot die Sauromaten von scytliischen Jünglingen und Amazonen herrühren, so geht seine Sage wohl blofs auf einen Theil des sarmatisc-hen Volkes. Denn als solcher werden die amazonischen Sarmaten (Sarmatae Gynaecocratumeni) von Andern angeführt. 3 2 ) Wichtig ist seine Nachricht, dafs die Sarmaten scythisch redeten, wenn auch nicht ohne ein coXoiy.LQeiv. Sie waren also Stammverwandte der Scythen. Sie werden daher von den Alten bald einfach als Scythen, als scythisches Volk bezeichnet, 3 3 ) bald als Theil oder Stamm der Scythen gerechnet, 3 4 ) bald neben und mit den Scythen als etwas Besonderes genannt; 3 5 ) doch werden auch umge*«) U k e r t Geogr. der Gr. und E. III, 2. S. 272 ff. ) S e h a f a r ik slav. Alterthh. I. S. 282 ff. G r i m m der deutschen Spr. S. 231 ff. 31 ) Justin. 2, 3. Diod. Sic. 2, 43. Plin. II. N. G, 7. 30

Geäch.

" ) Ilerod. 4, 110—117. vcrgl. Scymn. Europ. 143 ss. Holsten. Plin. G, 7. " ) Hippocrates a. a. 0 . , Strabo 11. p. 492. Diod. Sic. 4, 45. Steph. Byz. u. 2'aoiiarai und 2'nvouiiarai. 3i ) Joseph, bell. iud. 7, 4, 3. Clemens Alex, admon. ad gentt. p. 42. Svlb. Enstath. zu Dionys. Perieg. G53. 35 ) Strabo 7. p. 302. Florus 4, 12, 62. Aurel. Vict. vir. illustr. 79.

68

§. 6.

Magog.

kehrt die Scythen als Theil des sarmatisclien Volkes bezeichnet. 3 ' ) E s kann demnach gar nicht gezweifelt werden, dafs die Scythen und Sarmaten demselben Völkerstamme angehörten. Strabo redet auch von einem ganzen scythischen und sarmatischen Volke und von der Sitte derselben als von Einer. 3 ' ) Der Ursitz dieses Volkes war östlich vom Tanais, wo Herodot sie kennt; aber schon Scylax hat Syrmaten westlich und Sauromaten östlich vom Tanais und beide waren gewii's einerlei Volk. 3 8 ) Von dort breitete sich das Volk in den nächsten Jahrhunderten vor und nach Christus nach dem Westen aus und reichte bis an die Germ a n e n ; S 9 ) sein Name verdrängte den der Scythen und das frühere Scythien hiefs dann Sarmatien. Mela läfst die Sarmaten von den (¡ertliailCil bis Asien wohnen und Ptolemäus sein europäisches Sarmatien vom Dun bis zur Ostsee und Weichsel reichen. 4 0 ) 9. Unbedenklich verstehen wir unter den alten Scythen und Sarmaten und somit auch unter dein biblischen Magog den slavischen Volk erst amm, welcher in eine Anzahl Zweige zerfällt. Denn wo wäre das noch von Thncydides als gröfste Nation bezeichnete scythische Volk geblieben, wenn wir es nicht in den heutigen Slaven zu suchen haben V wo die gleich ausgedehnten Sarmaten, die nach den stammverwandten Scythen in demselben Ländergebiete am namhaftesten waren ? So grofse Nationen verschwinden nicht plötzlich und gänzlich, wenn auch die Namen sieh ändern. Und wo finden wir andrerseits in der alten Zeit die Slaven, wenn wir sie in den Scythen und Sarmuten nicht finden sollen ? Suchen aber müssen wir sie in Kuropa schon in alter Zeit. Denn •• eine so kräftige Ma-^e kann weder »•)

Curt. A l e x . 7, 7, 3.

") ")

Strabo 7. p. 312. untl 11. p. 500. Herod. 4, 110. Scylax. Puripl. C9 f.

" ) Vgl. dazu B ü c k h Corpus inseriptt. gvaece. II. p. 83. Gcorgii alte Geographie I I . S. 308 (!'. S c h a f a n k slav. Altenhl]. 1. S. 330 ff. 40 ) P o m p . Mela 1, 3. Ptolcin. 3, L>.

§. 6 .

69

Magog-

später auf einmal vorgerückt sein noch sich anders als in gemächlicher Weile überaus fruchtbar entfaltet haben.« 4 1 ) Kurz, die alten Scythen und Sarmaten müssen Zweige des slavischen Völkerstammes sein. Zahlreiche bei den Alten vorkommende Namen des scythischen und sarmatischen Ländergebietes sind aus dem Slavischen zu erklären. 4 2 ) Nur bei dieser Annahme ist mit den alten Nachrichten zurecht zu kommen. Die Meisten z. B. Thucydides dehnen die Scythen so weit aus, dafs man nur an den ganzen slavischen Völkerstamm denken kann, welcher nach dem scythischen Hauptzweige benannt wurde; Herodot schränkt die Scythen mehr ein und man mufs bei ihm an einen Zweig des slavischen Stammes denken. Dies erklärt sich aus d e r Verschiedenheit der slavischen S t ä m m e , die theilweisc nicht unbedeutend ist. Russen und Polen unterscheiden sich körperlich und geistig und sind doch beide Slavcn. Sah Herodot in Olbia Russen und wurden ihm diese als Scythen bezeichnet, so konnte er andre Slaven z. B. Polen recht gut als Nichtscvthen ansehen. E r läfst dies auch selbst merken, wenn er die Scythen und Saurolnaten ausdrücklich scheidet, obwohl sie demselben V ö l k e r stamme angehörten, und wenn er erzählt, die Zahl der Scythen gebe man bald als sehr grofs bald als sehr gering an. 4 S ) In jenem Falle waren die Slaven, in diesem ein Theil derselben gemeint. 10. Als die ältesten bekannten Slaven hat man H e rodot's Scythen zu betrachten. Sie sind die Vorfahren der heutigen Russen. Denn diese letzteren wohnen in demselben Gebiete, welches Herodot's Scythen inne hatten. W a s Herodot über Lebensweise, Sitten und Charakter seiner Scythen berichtet, pafst, fast Alles auf die heutigen Russen. Wer sich davon überzeugen will, lese Herodot's 4 Buch •')

J.

")

Xchuf'arik

Grimm

G e s c h . d e r d e u t s c h e n S p r . .S. slav. A l t e r t h h .

in d e n iiltcsten Z e i t e i l S . 4 ff. 4J

)

Jlcrod.

4, 2 1 .

81.

I . S . 4H5 IV.

171. Kaulful's

die

Slaven

fi. M a p o g.

70

nncl K o h l ' s Reisewerk über Siidrufsland. 4 4 ) A u c h die Angaben der Alten 4 i ) von den genügsamen lind rechtlichen Sitten der Rossemelker, der rossemelkenden Scythen sind nicht unpassend, da die Russen von Natur gutniüthig, zufrieden und genügsam sind und in alter Zeit besser waren, was Strabo schon von den Scythen bemerkt. Endlich bezeichnet Ezechiel ( 3 8 , 2 . 3 . 39, 1.) seinen Gog als F ü r s t e n des R o s c h ( ) oder von R o s c l i und nennt als weitere Völker desselben die Tibarener, Moscher, Kiminerier und A r m e n i e r , welche alle keine Slaven waren. D a nun Gog sicher der Scythe ist, so bleibt gar nichts übrig, als den Rosch für den scythischen Tlicil seiner Völker und also die Russen f ü r Scythen zu halten. Der Name findet sich bei den Klassikern zuerst, für das 2 Jahrhundert vor Ohr. in dem russisch-alanisclien Mischvolke der 'Pio^olavoi oder Rhoxalani, welche nördlich von der Miiotis zwischen Tanais und Boi'ysthenes ( D n i e p r ) wohnten, ein bedeutendes Volk waren und bald als Scythen bald als Sannaten bezeichnet w e r d e n . 4 6 ) Bei den ßyzantiuern ist das Volk der 'Piög für die Zeit seit dem 4 christlichen Jahrhundert sehr häufig. 4 7 ) — Eine später hervortretende Abtheilung des slavischen Völkerstainmcs sind die Synnaten, Sauromaten oder Sarmaten, welche einen mediseh-scythisehen U r s p r u n g hatten und daher von den eigentlichen Scythen bei den Alten bald mehr bald weniger unterschieden werden. Ihr 48 Name ist derselbe mit dem der Sorben oder S e r b e n ; ) den letzteren führten einmal alle oder fast alle Slaven. 4 B ) Weitere A u s k u n f t über den slavischen Völkerstamm findet man in dem trefflichen W e r k e von S c h a f a r i k ; zur E r klärung des biblischen Magog reicht das Gesagte hin. 4 ') 4S

Nachweisungen giht auch Gfor-rii alte Geographie It. S. 288 fl'. ) Horn. II. J3, 5 i'. Hesioil und Aeschylus hei Straho 7. p. 300 s. " ) .Strabo p. 114. 30«. l'liii. H. X. 1, ¿5. Tacit. llist. 1, 70. Ptolein. 3, 5, 10. vgl. Goscnn Tlics. p. 1253. *') Georgii alte Geographie Ii. S. 337 IT. "4 ) Grimm Gesch. 3" II.

732.

i ' a u ^ a n . 2. 3, 7.

VI,

72

7.

Madai.

indischen Ocean ausbreitete. i ) In diesem ausgedehnten Sinne kommt aucli bei den griechischen Geographen vor z. B. Eratosthenes und Ilipparcli. 6 ) Der grufso Stamm ging abyr in verschiedene Völker aus einander, deren jedes einen besonderen Namen erhielt z. R. Sogdianer, ßaktrianer, Margianer, Nisäer, Parikaner, Hyrkanier, Arachoten, Dranger oder Saranger u. a. in. ' ) Doch erhielt sich der allgemeine Name der iranischen Völker bei den Ariern, welche neben den Parthern, IJaktriern und Sogdiern angeführt werden 8 ) und deren Gebiet, Vit>eia genannt, nördlich an Margiane und Baktrien, westlich an Parthien und Karmanien, südlich an Drangiane und östlich an die Paropamisaden grenzte. 9 ) Zu jenem grofsen arischen Völkcrstanune gehörten auch die Meder, erhielten aber als besondres Volk gestaltet auch einen besonderen Kamen, nach der Meinung Mancher , 0 ) von der bekannten Metlea, nach Andern " ) von Medus, einem Sohne der Medea. Auf diese mythischen Angaben ist natürlich kein Gewicht zu legen und vielmehr anzun e h m e n , 1 2 ) dal's der Name, nach dem sanskr. madhjn d. i. Mitte erklärt, daher entstanden sei, dafs man Medien in die Mitte der E r d e oder Asiens l 3 ) setzte. Ob die Meder in der Völkertafel den ganzen arischen Völkerstamm oder blofs den modischen Thcil desselben bezeichnen, wird sich nicht gewifs entscheiden lassen; wahrscheinlich ist das s

)

Zcnd-Avcsta

von

Klcukcr

IT. S. 290

ff.

Rhode

des Z e n d v o l k s S. 60 ff. K i t t c r K n i k u n d e V I I I . 8 . 27

ff.

heilige S a g e

Aus d e m s e l b e n

U r s i t z e s t a m m e n a u c h die ansehen Inder östlich vom Indus.

S.

Lassen

I n d . A l t e r t h u m s k u n d e I. S . 511 IV. •)

S t r a b o p. 78. 84. 13". 72n. 7'.'3 I".

')

R i t t e r K r d k u n d c VIII.

:>n t).

H u x f e l d exorcitatt. I l c r o d . I I .

p . 20 ss. •)

H e r o d . 3. 03.

•)

P t o l . G c o g r . ti. 17, I.

7. 66.

Din.l. Sir. 17, 81. 83.

18.

1

°)

H e r o d o t und Pausania* in den Stellen A n m . 4.

M

)

D i o d . Sic. 4. öfi.

,2

)

Mit

saurus p. ,3

)

v. B o h l e n

.In >t i u 4?. 3. vgl. 2. 6. und T u c h

768. I ' o l y b . Hist. f.. 1 !.

/u

Gen. 10. 2.

Gesenius

The-

7.

73

Madai.

Letztere, da der Name Madai sich im A . T . stets auf die Meder beschränkt, die Völkertafel auch sonst im Osten nicht weit über den Tigris reicht, die H e b r ä e r zur Zeit derselben schwerlich die Völker bis an den Indus kannten und im ersteren Falle wohl auch Söhne des Madai aufgeführt sein würden, indem der arische Völkerstamm sehr ausgedehnt war. D e r Sitz der Meder war das Land südlich vom kaspischen M e e r e , im Osten von Hyrkanien und Parthien, im Süden von Persis und Susiane, im W e s t e n von Assyrien und Armenien begrenzt. 1 4 ) Dafs auch sie sich nach Nordwesten und Westen hin verbreitet haben, mufs vorausgesetzt werden, indem die Völkertafel von den Japlietiten im Ganzen sagt, sie hätten sich über die • 1 >N ausgebreitet. Aber es ist davon nicht viel bekannt. A m sichersten ist ihre Verpflanzung oder Wanderung an den Tanais und die Begründung der Sarmaten durch sie ( s . S. 67.). Nördlich von den Sarmaten setzt Herodot das grofse blauäugige und blondhaarige Volk der Bovdtvoi, während Spätere dasselbe weiter westlich im europäischen Sarmatien erwähnen. 1 S ) Sollten diese Budiner nicht Stammgenossen des medischen l6 Stammes der BOVÖIOL ) sein? Das sarmatische Nachbarvolk stammte auch aus Medien. Von einem Zuge nach Westen weifs die Sage, indem sie angibt, Meder, Armenier und Perser seien in sehr alter Zeit nach Hispanien und von da nach Afrika gekommen, woselbst das Volk der Mauren oder Maurusier durch Vermischung eingewanderter Meder und Armenier mit vorgefundenen Libyern, das Volk der Numider aber durch Vermischung von P e r s e r n mit (iätulern entstanden sei. " ) Sallust bemerkt zugleich, die Libyer hätten den Namen der Meiler (oder M a d e r ) in 1

')

Ptolem.

( i e o g r . ti,

"•)

Herod.

4,

21.

' •)

Jlerod.

I,

101.

")

Sallust. Jiij:.

hei S t r a h n

ins. 18.

1 7 . ]>. 8 2 8 . g e h e n

2. l'lin. It. N.

1, 2fi.

l > i d n r . Iiis)., e t y m o l l . den M a u r e n

T t o l c m . 3, 5, 9. 2,

eine indische

120

II.

15.

24.

Andere

Abstammung.

74

§. 7.

Madai.

Mauren verderbt. Und allerdings w ird der Meder im Armenischen mar genannt, woraus wohl maur werden konnte. 1 8 ) Waren indefs Griechen die Verderber des W o r t e s , so dachten sie wohl an (j.avtiOS dunkel wegen der dunkeln Hautfarbe der Afrikaner. Perser läfst Varro nach den Iberen und vor den Phüniken in Hispanien einwandern und Plinius erwähnt, clafs die Pharusier im nordwestlichen Afrika von den Persern abstammten. 1 9 ) Diese Sagen verdienen immerhin Erwägung, zumal sie durch anderweitige Andeutungen Bestätigung erhalten. S. unten §. 22, 10. 4. Viel unsichrer ist Andres. Ein Volk der Sirjimier oder Sigyner wird von Strabo in der Nähe des kaspischen Meeres, von Orpheus beim schwarzen Meere in Asien, von Apollonius am unteren Istcr und von Herodot als Nachbarn der Heneter am adriatischen Meere angeführt. i 0 ) Apollonius unterscheidet sie von Thrakcn und Scvtlien, Strabo bezeichnet sie als persisch gesittet, Herodot erwähnt medisehe Kleidung an ihnen und dafs sie sich für Abkömmlinge der Meder gehalten. Sie sind ein Räthsel. Wären die Zigeuner nicht zu jung in Europa, so könnte an sie gedacht werden, zumal die Sigyner an so verschiedenen Orten wie einzelne Horden genannt werden. — An den Namen der Meder erinnern die Maidoi, Medi, ein thrakisches Volk in der Nähe Macedonien's 2 1 ) und die Maidoßi&vvoi in K l e i n a s i e n ; 1 2 ) aber es gibt meines Wissens keine Nachricht, dafs sie sich für Abkömmlinge der Meder gehalten oder Andern dafür gegolten hätten. Unmöglich ist ihre Herkunft aus Medien nicht; die Saraparen, ein andrer Haufe von Thraken, sollten auch jenseit Armenien's " ) W h i s t o n ad Mos. Chorenens. 2, 43. ' » ) Viirio hei l'lin. II. N. 3, 3. und Plin. 5, 8. I0 ) Strabo 11. p. 520. Orpli. A r g . 75fi. Apoll. Khod. 4, 32il. Herod. 5, 9. " ) Thucvd. 2, 98. Polyb. 10, 41. Liv. 2G, 25. l'lin. H. N. 4, 1. 18. ßtrabo 7. p. 31(5. 318. Ptolem. 3, 11, 9. Js ) Strabo 7. p. 295. vgl. Stepli. Byz. u. MaiSui-

§. 8 .

75

Ja van.

bei den Medern gewohnt haben. I S ) In derselben Stelle behauptet Strabo auch eine gewisse Verwandtschaft der Thessalier mit den Medern und Armeniern. Dies Alles ist indefs so unsicher, dafs bei ethnographischen Untersuchungen kein entschiedener Gebrauch davon gemacht werden kann.

§• 8.

J

a v a ii.

1. Die bisher besprochenen Völker erfüllten den Norden des üben ( S . 18 f.) beschriebenen Ländergebietes der J a p h e t i t e n ; es ist in diesem Bereich kein Völkerstanim oder Volk von Bedeutung zur Betrachtung übrig, mit A u s nahme des finnischen Völkerstammes im Norden von Europa und Asien ; ihn aber scheint der geographische Gesichtskreis des Verfassers nicht mit unifafst zu haben. Wir müssen also Javan im Süden des Gebietes der Japhetiten suchen. Da von ihm zugleich 4 Söhne mit aufgeführt werden , so ist an eine ausgedehnte Völkerfamilie zu denken, wie bei Gomer und seinen 3 Söhnen. Sie kann blofs das Griechenvolk sein, aber dieses im weitesten Sinne, also das V o l k , welches in Griechenland seinen Hauptsitz hatte und sich von dort westwärts nach Italien und Ilispaiiien, ostwärts nach den Inseln des ägäischen Meeres und Kleinasien verbreitete. Man fragt natürlich zuerst nach den hellenischen Stämmen als dem wichtigsten B e s t a n d t e i l e des Griechenvolks. 2. Nach Iieraclides und wohl auch nach Ephorus gab e* drei hellenische llauptstämine : Darier, Aeolier und Jnnier. ' ) D e r jüngste von ihnen ist der dorische. E r trat 21

')

)

Strabo

11. ]). 5 3 1 .

IIcrarliik\s

S t r a b o 11. 1>. 0 7 0 .

bei

Athen.

14.

19.

p.

024.

Cnsanb.

Kiihorus

bei

76

§. 8.

Javan.

unter diesem Namen erst seit seiner Einwanderung in den Peloponnes ( u m 1100 vor Chr.) auf und wird von Herodot auch als hellenisch bezeichnet, während von den Aeoliern und Ioniern gesagt wird, sie hätten einmal Pelasger geheifsen. 2 ) Ihn also hat man in der uralten Völkertafel nicht zu erwarten, da er in der ältesten Zeit kein selbstständiger Stamm w a r , sondern erst in der Folge Macht und Bedeutung erlangte. Diese Ansicht erhält ihre Bestätigung aus Strabo, welcher nur so viel hellenische Hauptstämme annimmt, als Dialekte der griechischen Sprache, also nur zwei, indem er das Ionische und Attische als Eins rechnet und ebenso das Aeolische und Dorische. 5 ) Deutlich ordnet er das Dorische dem Aeolischen unter. 4 ) Dieselbe Ansicht von der Unterordnung des Dorischen unter das Aeolische gibt sich darin zu erkennen, dafs Hellanicus den Macedo als Sohn des Aeolus aufführt und Herodot angibt, die Dorier hätten vor ihrer Wanderung nach dem Peloponnes das makednische Volk geheifsen, 5 ) sowie auch darin, dafs Xuthus zum Sohn des Aeolus und Vater des Dorus und Achaeus gemacht wird. • ) Mit dem Gesagten trifft ein neuerer Forscher zusammen, wenn er die griechischen Mundarten in 2 Massen zerfallen läfst, das Aeolische mit dem Dorischen als einer Varietät desselben und das Ionische, welches aufscr den Ioniern wahrscheinlich auch von den Achäern gesprochen worden sei. 7 ) Demgemäfs setzen wir von den hellenischen Stämmen nur die Ionier und Aeolier in der Völkertafel voraus und finden sie sofort in den beiden ersten der 5 Griechennamen. 3.

Der Name IV ist mit Iwv, Ion derselbe. 'TT

=) Herotl. 1, 56. ) ') 5

7, 04 f.

Die im

8, 44.

Strabo 8. p. 333. vgl. 14. p. 679. S. G i e s e über den äolischen Dialekt.

Berl. 1837. S. 65 ff.

' ) Herod. 1, 56. Ilellanic. bei Constantin. Porphyrog. themm. 2. 2. Enstath. zu Dion. Pericg. 427. • ) Eurip. Ion 63. 303. 1606 ff. ')

O. M ü l l e r Gesch. der griech. Litt. I. S. 14 ff.

8.

Ja van.

77

Hebräischen erhaltene F o r m desselben mufs als die ältere gelten. Denn nur aus ihr, wie es seheint, ei'klären sich alle vorkommenden Zusammenziehungeu, nämlich einerseits lav, lüvtg lonier, lavva und 7«g Iunierinn, iaaziog und taOTt ionisch und andrerseits Iwv, hoveg lonier, 'liovia Ionien, luivig Iunierinn und hoviaxi ionisch. Auch scheinen die Griechen in ältester Zeit den Namen ähnlicher der im Hebräischen bewahrten Aussprache gesprochen zu haben. Denn bei alten Schriftstellern findet sich ^laoveg f ü r ' / w w ; . ' ) Dieser Name nun dient im A. T . zur Bezeichnung der Griechen überhaupt und geht bald auf die Griechen in Griechenland ( J e s . 6G, 19. Dan. 8, 21.), bald auf die in Kleinasien ( Z a c h . 9, 13. viell. auch J o . 4, 6.). Einmal wird Javan auch mit Tubal und Mesech d. i. den Tibarenern und Moschern südöstlich am schwarzen Meer zusammen genannt und von ihm Handel mit Menschen und Erzgeräthen ausgesagt ( E z . 27, 1.'{.). Hier sind sicher die Griechen gemeint, welche sich an der Nordostseite des schwarzen D

'

Meeres niedergelassen hatten. Sie heifsen bei den Klassikern Achäer 9 ) und ihre Ansiedlung wird in die Zeit nach Beendigung des trojanischen Krieges g e s e t z t , 1 0 ) von A n d e r n in die Argonautenzeit hinaufgerückt. 1 1 ) A u c h von ihren Nachbarn, den Heniochen und Zvgern, welche pelasgischen Stammes gewesen sein sollen, 1 2 ) wird ein griechischer Ursprung in der Argonautenzeit behauptet 1 S ) und selbst die Iberen und Albaner wollten von den Thessaliern der Argonautenzeit abstammen. 1 4 ) Besondere H e r v o r h e b u n g

•) Horn. II. 13. G85. Hymn. Apoll. 147. Theocrit. Idyll. 16, 57. Vgl. die Ianvlrai in Lydien bei Stvpli. liyz. u. Ißalm. ») Z. B. Scvlax lVripl. 74. l'tulcm. 5, 20. 1 °) .Strabo 9. p. 4Iß. Dionys, l'eiieg. 6S2 ft'. Avicu. descr. Orbis {¡07 fl'. Appian Mitlnid. 07. JO'.'. " ) Strabo 11. p. 4CJ5 1

- ) Dionys. Peneg-, liiHi I'.

,3

) ,4 )

Aviuu. 1. 1. S i l s.

Plin. H . X. ü, i>. Soliii. Polyh, 1.% 17. Tacit. Annal. 0, 31.

Ammiau. Marc. 22. 8.

78

§. 8 .

Javan.

verdient, dafs auch Strabo diesen Griechen am schwarzen Meer Menschenhandel nachsagt, wie Ezechiel seinem Javan. W i e im Hebräischen wird auch in den andern semitischen Dialekten der Name zur Bezeichnung der Griechen überhaupt g e b r a u c h t ; 1 s ) ebenso in andern Sprachen des Orients. Im Sanskrit heifsen die Griechen Janana, 1 6 ) im Altpersischen der Keilinschriften Juna 1 ' ) und im Aegyptischen wird Griechenland Jminan genannt. 1 8 ) Ganz richtig stellt daher die Angabe alter Scholiasten, von den Barbaren seien die Griechen Iaoner genannt worden 1 9 ) und erklärlich ist e s , dafs die Schauspieldichter redend eingeführte P e r s e r nicht Hellenen, sondern Iaoner sagen lassen. 2 0 ) 4. Diesem orientalischen Sprachgebrauche gemäfs nennt die Völkertafel den Stammvater des gesaminten Griechenvolkes Jauern, und die alten griechischen und lateinischen Uebersetzer drücken den Namen durch EÜ.ag \\nt\"E)>hjvts, Graecia und Graeci a u s , womit Josephus übereinstimmt, wenn er angibt, von Javan stammten die Ionier und alle H e l l e n e n . 2 1 ) W i e die H e b r ä e r und überhaupt die Morgenländer dazu kamen, die Griechen mit dem Namen der Ionier zu benennen, ist die Frage. Gewöhnlich nimmt man a n , sie hätten von den Griechen zuerst die Ionier Kleinasiens kennen ogelernt und deren Namen in der Folge auf o alle Griechen angewendet. Allein die Aeolier siedelten sich früher als die Ionier in Kleinasien an und die Griechen waren den Phöniken uud Hebräern gewifs schon vor den hellenischen Ansiedlungen in Kleinasien bekannt. Die An'5)

Gcscnii

T h c s a u r . p. 587.

'•)

Lassen

I n d . A l t c r t l m m s k . I. S. 8 6 2 .

'')

Lassen

in

der

Zeitschrift

fiir die

Kunde

des Morjronl.

VI.

S. 5 1 . 372. 's)

Champollion

1

S c h o l . ad Aristopli. A c h a r n . 104.

•)

G r a m m , cjrypt. p. 151.

-o)

A c s c h y l . P e r s . 178. 5C3.

= ')

LXX

Vulg.

zu

Zonaras

zu Je.«. 66,

denselben A n n . 1, 5.

Stellen

Hesycli. 11. l ä t u i . .

Aristopli. A c h a r n .

19.

Kz. 27, KS.

und

Kz.

27.

1?.

Jo. 4,

1(H. ij.

Joseph.

Zacli. 0. Antt.

13.

1, sg genannt worden. 2 S ) Hierbei sei erinnert an Ilerodot's A n g a b e , die beiden hellenischen Hauptstämme der Ionier und Aeolier hätten einmal Pelasger geheifsen ( A n m . 2.). Die Hellenen waren ein jüngerer postdiluvianischer Sprofs aus urgriechischem oder pelasgischem Stamme und wurden im Gegensatz zu den alten Pelasgern die Jungen genannt. Die Völkertafel führt die postdiluvianischc Menschheit auf und braucht den Namen ebenfalls, jedoch von sämmtlichen aus tirgriechischem Stamme hervorgegangenen Sprossen des Griechenvolkes. E r blieb bei den Orientalen h e r r schende Bezeichnung der Griechen überhaupt. Bei den Griechen selbst haftet er allein auf dem Stamme der Ionier. Dies ist räthselhaft. Indefs fehlt es nicht an Parallelen dazu, dafs der allgemeine Volksname blofs einem einzelnen Theile des Volkes verbleibt (s. S. 72.). Zu den Ioniern pafste der Name auch besonders. Nach ihrer weichen und flüssigen Aussprache erscheinen sie als jünger denn die Aeolier, deren Sprache ein durchaus alterthümliches Gepräge hat und dem Urquell der griechischen Sprache am nächsten kommt. 1 4 ) Immer möglich, dafs ihnen defshalb der Name blieb, welcher die Jungen bedeutet. 5. Ueber die älteste Geschichte der Ionier ist wenig bekannt. Sie waren pelasgischen Stammes. 2 S ) W o h e r sie aber kamen, ist nicht nachzuweisen. 2 6 ) Sie wanderteil -•)

T o t t etymolojjg. F o r s c h u n g e n I. S.

")

Arisiot.

Mcluorol.

1. 14.

XU.

Apolloil. 1,

kopin*. f>Iii.». -')

0 . M ü l l e l - Gesch. .1. «rr. M d . T. S. i n .

- •)

llcrutl. 1. 5 0 .

= *)

O. M ü l l e r Doriei- I. S.

7. H l. II.

7.

Tzctzo-s zu

Ly-

gO

§. 8.

Javan.

einmal in Attika ein, dieses liiefs dann Ionien und die Athener Ionier. 2 7 ) Auch das an Attika stofsende Megaris war von ihnen bewohnt und die Megarier waren I o n i e r . 2 8 ) In der peloponnesischen Landschaft Argolis wird Epulaurus als uralter ionischer Ort a n g e f ü h r t 2 9 ) und die Kiuurier im südwestlichen Argolis, gleichfalls Ionier, galten als Autochthonen. s o ) Wichtiger war die Besetzung der Landschaft Aegialea (Aehaia) im nordwestlichen Peloponnes durch die I o n i e r , welche wegen Uebervülkerung Attika verlassen m u f s t e n ; von ihnen liiefs die Landschaft Ionien. 3 1 ) Als jedoch diese Ionier von einwandernden Achäern angegriffen und besiegt w u r d e n , kehrten sie nach Attika zurück. 3 i ) Von dort gingen sie unter den Kodriden in verschiedenen Abtheilungen nach Kleinasien hinüber und haben hier eine Anzahl Städte erbaut. : l ' ) Begonnen wurde die ionische Niederlassung in Kleinasien schon unter Androklus, dem Sohn des Kodrus (f 10f>8.), war aber um 4 Menschenalter jünger als die äolische. 3 4 ) Auch über eine Anzahl Inseln des ägäischen Meeres verbreiteten sich die Ionier, /.. B. nach Euböa, Samos, Chios, Andros, Paros, D e l o s . J S ) Die weitere Geschichte dieses hellenischen Stammes gehört indefs nicht zur Aufgabe der vorliegenden Schrift.

»'•)

Herod. 8, 4 4 .

Strabo p. 333. 383. 392. 679.

.*•)

Strabo p. 171.

39'2 s.

*•)

Strabo 8. p. 374.

")

H e r o d . 8, 7 3 .

»')

Strabo p. 3 3 3 . 384.

Pausali. 2, 26, 2.

")

Herod. 1, 145.

S1

)

Strabo 9. p. 384.

34

)

Strabo p. 5 8 2 . 632.

S5

)

Herod. 1 ,

142.

l'ausali. 7, 1, 2. 4. Pausali. 7. 2 f. 7, 95.

Yell. Patere. 1. 4. vgl. l l u e k

Strabo 10.

p. 44Ó s.

Kivta II. S. 123 H.

Pau.-au.

7,

4.

§. 9. Elisa.

81

§. 9. E l i s a . 1. Als ältesten Sohn des Javan, des Stammvaters des gesammten Griechenvolks, führt die Völkertafel Elisa auf. Da nur 2 hellenische Hauptstämme anzunehmen sind (S. 76.) und der der Ionier bereits in Javan gefunden ist, so kann der vorstehende Name nur auf den andern hellenischen Hauptstamm, den der Aeolier gehen, wovon er auch von alten Erklärern verstanden wird. ') Die Aeolier waren der bedeutendste Stamm der Hellenen und wohl drei Viertheil des hellenischen Volkes gehörten ihm an; nach ihrem Dialekt, welcher noch das Meiste von der pelasgischen Ursprache erhalten hat und derselben am nächsten steht, waren sie auch der älteste hellenische Stamm. Ganz passend erscheint daher dieser Stamm als der älteste Sohn des Griechenvaters. Der hebräische Name Mti^N ist demT

• v:

gemäfs mit AioXtls zu combiniren und entweder Allels als Grundform zu betrachten, in welchem Falle alovata von aivoj zu vergleichen wäre, oder AloXelg als Grundform zu nehmen, in welchem Falle das o, wie das o) bei 7ct v für 'la(ov, vom vorhergehenden Vokal verschlungen worden wäre. Verderbungen dieser Art sind bei den Namen häufig, wenn sie in das Organ eines fremden Volkes kommen. 2. Gleich den Ioniern waren die Aeolier pelasgischen Stammes, indem sie einmal Pelasger genannt wurden. 3 ) Ihr nördlichster nachweisbarer Sitz ist Thessalien, wohin die Herrschaft des Stammvaters Aeolus verlegt wird. *) Diese Landschaft hiefs vor der Einwanderung der Thessaüer Aeolien s ) und die Thessalier d. i. die Bewohner ')

J o s e p h . Antt. 1. 0. ].

Ilieron. quaest. in Gen. 10, 2.

Zonaras

Ann. 1, 5. ')

O. M ü l l e r

')

Herod. 7. 95.

Dorier II. S. S i l .

und Gesch. d. gr. Litt. I. S. 14 f.

*)

Apollod. Bibl. 1, 7, 3.

s

Herod. 7, 176. vgl. Conon. narr. 27.

)

K u u b e l ,

die V ü l k e r t a f e l

der

Genesis.

Strabo 5. p. Zi

220.

82

9.

Elis

Thessaliens stammten von den Aeoliern a b . 6 ) Von diesem Ursitz verbreiteten sich die Aeolier südostwärts nach Eubüa, welches einst gröfstentheils von Aeoliern bewohnt w a r , ' ) südwärts nach Böotien, dessen Bewohner einst in Thessalien wohnten und damals Aeolier hiefsen, •) südwestwärts mit Böotiern nach Aetolien, woselbst sie aber schon die Aetolier u n d Eleer vorfanden, welche die Kureten nach Akarnanien verdrängt hatten. •) Indefs auch die Eleer und Aetolier waren Aeolier. Denn Strabo rechnet jene ausdrücklich zum äolischen Stamme und gibt diesen eine gemeinschaftliche Abstammung mit ihnen. 1 °) Gleicherweise breiteten sich die Aeolier nach dem Peloponnes aus. Denn die vordorischen Bewohner von Korinth waren nach T h u eydides Aeolier und die Achäer, welche die Ionier aus dem Peloponnes vertrieben, sowie die Eleer im westlichen Peloponnes werden von Strabo gleichfalls als Aeolier bezeichnet. 1 ' ) Nach Strabo hiefsen noch zu seiner Zeit überhaupt alle Hellenen aufserhalb des Isthmus Aeolier, mit Ausnahme der M e g a r e r , Athener und Dorier am P a r n a f s ; auch im Peloponnes herrschte zuerst der äolische Stamm vor bis zu der Zeit, wo die Ionier und Dorier eindrangen; nach Vertreibung der Ionier durch die Achäer waren daselbst nur noch Aeolier und Dorier; die vorherrschende Sprache war die äolische und sie wurde ganz rein von den Arkadiern und Eleern gesprochen. Diesen Angaben über die Ausdehnung des äolischen Stammes entspricht, was die Mythologie von den Aeoliden lehrt. 1 2 ) Bekanntlich wurden durch die Züge der Dorier die Aeolier veranlafst, zum

») A t h e n a e u s 14, 1'.). p. 024. ')

P l u t a r c h quaest. grnec. 22.

•)

F a u s a n . 1 0 , 8 , 3.

Schot, zu Pin.l. Olymp. 1, 104. vgl.

S i c . 4, 6 7 . •)

Strabo 10. p. 4 5 1 . 4G3 s.

">) Strabo 8. p. 3 3 3 . vgl. p. 3 5 4 . >')

T h u c v d . 3, 102.

1

0 . M ü l l e r Orcliomenns S. 13« Ii'.

Strahn 8. p. 333.

l)iud.

§. 9.

83

Elisa.

Theil nach Kleinasien auszuwandern und sie siedelten sich dort auf der Küste von der Propontis bis zum Flusse Hermus an. Dies geschah stofsweise unter Anfuhrung der Nachkommen Agamemnon's; der Anfang wurde 60 Jahre nach dem trojanischen Kriege (1120 vor Chr.) gemacht und die äolische Ansiedelung war die älteste der Hellenen in Kleinasien. 1 3 ) 3. Dafs die Darier ursprünglich zum äolischen Stamme gehörten, ist schon oben (S. 76.) bemerkt worden. Vielleicht sind auch die Achäer zu den Aeoliern zu rechnen. Denn Strabo bezeichnet sie als ein AioXiy.dv ed-vog und Euripides macht den Xuthus zum Vater des Achaeus und Dorus und zum Sohn des Aeolus. 1 4 ) Jedenfalls waren sie wie die Aeolier und Ionier pelasgischen Stammes. , ä ) Als ihr Ursitz erscheint wie bei den Aeoliern und Doriern Thessalien und noch später wohnten Achäer daselbst. , 9 ) Aus Thessalien zogen sie zufolge der gewöhnlichen Ansieht in grauer Vorzeit nach dem Peloponnes und liefsen sich in der östlichen Hälfte desselben (Argolis, Lakonien) nieder. i r ) Nach ihnen wüi'deti die Bewohner vofl Argolis und Lakonien sowie die Peloponnesier überhaupt Achäer genannt. Homer bezeichnet Argos oft als das achüische 18 ) und die Peloponnesier als Achäer neben den Hellenen, den Bewohnern von Hellas. 19 ) Die Achäer wurden aber durch die einwandernden Dorier bedrängt, warfen sich auf die Ionier in Aegialea und nöthigten dadurch diese, den Pelo1S

) Strabo p. 410 s. 582. 586. ' ) Strabo 8. p. 333. Euripid. Ion 63. 303. 1311. 1606 ff. Vgl. Steph. Byz. n. Maioria, welcher den Mäon in Lydien rrsoi rr,v 'AyaiSa yrx fliefsen l'äfst. 1

' 5 ) Dionys. Halic. 1, 17. ' 6 ) Herod. 7 , 132. Thucyd. 8 , 3. p. 45. 429. u. A. ") ) 19 ) 18

Scylax Peripl. 64 f.

Strabo p. 365. 369. 383 ff. Pausan. 7. J, 3. II. 9, 141. 19, 115. Odyss. 3, 251. II. 2, 530. 684. Odyss. 18, 245. 6*

Strabo

§.9.

84

Elisa.

poones zu verlassen. J 0 ) Später gelangten sie zu grofser Macht und Bedeutung, was jedoch nicht hierher gehört. D e r achäische Stamm siedelte sich auch aufserhalb Griechenlands a n , z. B. in Unteritalien. 2 ') Der vorstehenden Meinung vom äolisehen Charakter der Achäer steht indefs die gewöhnliche Ansicht entgegen, nach welcher sie dem ionischen Stamme nahe standen. Denn die gangbarste Mythe macht Achäus und Ion zu Brüdern, nämlich zu Söhnen des Xuthus, der ein Bruder des Aeolus und Dorus war 2 I ) und die Argiver und Athener sollen vor Einwanderung der Dorier in den Peloponnes dieselbe Sprache geredet haben. , s ) Sonst erscheinen die Achäer auch als vorhellenische Griechen. Denn schon Xuthus, des Achaeus und Dorus V a t e r , heifst ein Achäer 2 4 ) und schon vor Deucalion zog ein Achneus mit Pelasgus und Phthius aus dem Peloponnes nach Thessalien. 2 S ) Bei Homer ist der Name der Achäer die gewöhnlichste allgemeine GriechenD O bezeichnung. Darf man nicht annehmen, dafs die alten Achäer der Sprache nach theils Aeolier theils Ionier wurden ? Von einem besondern achäischen Dialekte ist nichts bekannt. In keinem Falle hat man einen besondern Namen für sie in der Völkertafel vorauszusetzen, da sie sicher unter Javan und Elisa mitenthalten sind. 4. Der Deutung des Elisa von den Aeoliern scheint die andere biblische Stelle entgegenzustehen, in welcher Elisa noch vorkommt (Ez. 27, 7.). In ihr wird erwähnt, die Phöniken hätten aus den PIB^X VN Eiländern Elisa's rothen und blauen Purpur bezogen. Man hat an die lakonische Küste gedacht und angenommen, der Peloponnes sei nach der Landschuft Elis von den Hebräern Elisa ' • ) Strabo 1. 1. Pausan. 3, 12, 7. 7, 6. 1. 2i ) Strabo 6. p. 261 ss. " ) Strabo 8. p. 383. Pausan. 7. 1, Apollod. 1, 1, 3. 2 ") Pausan. 2, 37, 3. 24 2>

) Eurip. Ion 63. ) Dionys. Halic. 1, 17.

§. 9.

85

Elisa.

genannt worden. Aber zur Völkertafel pafst dies gewifs nicht. Denn Elis oder der Peloponnes können nicht einen griechischen Stamm in einer ethnographischen Tafel repräsentiren. Man mufs also auch bei Ezechiel von den Aeoliern erklären, aber von denen im kleinasiatischen Aeolis, welches zu seiner Zeit längst bestand. Diese Landschaft erstreckte sich von Kyzikus an der Propontis über Mysien und Troas bis zum Flusse Hermus, der schon in Lydien flofs. 1 8 ) Gegenüber davon lagen die Inseln Lesbos und Tenedos, wo die Aeolier auch Niederlassungen hatten. 5 ' ) Aber auch weiter südlich in Kleinasien treffen wir Aeolier. Denn Smyrna, eine Strecke südlich vom Hermus in Ionien, gehörte zu den 12 äolischen Städten und wird als äolische Stadt bezeichnet; in der Ebene des Mäander, des Grenzflusses zwischen Lydien und Karien, wohnten nach Strabo Aeolier und die karische Stadt Mylassa hatte ihren Namen von einem Nachkommen des Aeolus. 2 9 ) Auch auf den Inseln gegenüber von Karien haben sich Aeolier niedergelassen. So heifst Lade vor Milet (in Karien) eine Insel von Aeolis und auf Kos und Rhodus siedelten sich nach Strabo in alter Zeit Aeolier an. , 0 ) Demnach wohnten Aeolier überall auf der Westküste Kleinasiens und auf den Inseln gegenüber. Zu ihnen pafst der Plural besser als zu Elis oder auch dem Peloponnes. Diese Aeolier scheinen viel Seeliandel getrieben zu haben, da sie zur persischen Flotte 60 Schiffe stellen konnten. 3 1 ) Auch Purpur mag ein Gegenstand ihres Handels gewesen sein. E r läfst sich in den angeführten Gebieten nachweisen. Virgil erwähnt die Purpurschnecken von Abydus am Hellespont und Aristoteles fuhrt grofsc an bei Sigeum und *")

Strabo 13. p. 5 8 2 . VRI. Ptolem. 5, 2, 6.

" )

Herod. 1, 151.

")

Strabo 14. p. 634.

Pausan. 10, 8, 3.

'•)

Strabo 14. p. 648.

Steph. Byz. u.

3o

)

" )

Steph. Byz. u. Herod. 7, 95.

Dionys. Perieg. 5 3 6 f.

AaSi;

Mi'/.aan.

vgl. Herod. 6, 7.

Strabo 14. p. 6 5 3 .

86

§. 10.

Tarsis.

Lectum, kleine um Karien; S I ) die Mäonierinnen (in Lydien) und die Karerinnen nennt Homer als Purpurfärberinnen und die phokäische Purpurschnecke rühmt O v i d ; 3 3 ) die Inseln Kos und Rhodus hatten ebenfalls Purpur , 4 ) und die Insel Nisyrus, Karien gegenüber, hiefs einst von der Menge ihres Purpurs Porphyris. s s ) Somit hindert die Angabe Ezechiel's unsere Erklärung des Elisa von den Aeoliern nicht, bestätigt sie vielmehr.

§• 10. T a r s i s . 1. Die beiden ersten Griechennamen gehen, wie gezeigt, auf die Hellenenzweige des pelasgischen Stammes ; der dritte ist durch die copula an den zweiten angeschlossen , mit dem vierten und fünften nicht verbunden; er mufs ebenfalls ein altes und bedeutendes Volk pelasgischen Stammes bezeichnen, jedoch kein hellenisches, da die Hellen'en alle unter Javan und Elisa enthalten sind. W i r verstehen ihn von den Tyrsenern, Etruskern oder Tuskern, dem wichtigsten Volke des alten Italien's vor der Römerzeit und finden es ganz angemessen, dafs die Völkertafel Griechenland und Italien neben einander stellt. Dieses Volk war eingewandert. Denn Cato redet von einer Zeit ante adventum Etruscorum. ' ) Die Einwanderer waren Pelasger, welche entweder wegen Ueberschwemmungen oder wegen Bedrängung durch andere Völker z. B. die Kureten und Leleger aus Thessalien nach Italien zogen und hier die Umbrer verdrängten. 2 ) Sie waren es auch, welchc die 31

) Virg. Georg. 1, 207. Aristot. Hist. anim. 5, 13, 3. ) Horn. II. 4, 141. Ovid. Metam. 6, 9. * ' ) Horat. Od. 4, 13, 13. Vitruv. 7, 13. 3S

3S

) Plin. H. N. 5, 39. Steph. Byz. u. V[). vgl.

uml j.hilol. Schriften I. ,S. 20.' -')

J o s e p h . A n t t . 1, 0, 1.

ff.

Niebuhr

kl. bistor.

I l i t z i g lk'gritV der Kritik ¡5. 04 ff.

E p i p h a n i a s adv. Hacres. 1,

Hieron.

96

§. 11.

Kittim.

2. Das Volk der Kittim mufs also auf den Inseln zwischen Griechenland und Asien gesucht werden. Darüber läfst das A. T. nicht in Ungewifsheit. Diese Inseln wurden nach Diodor in der ältesten Zeit nicht oder wenig bewohnt; nach Thucydides waren ihre ersten Bewohner die Phöniken und Karer. 3 ) Von diesen beiden Völkern wohnten sicher die Phöniken früher daselbst. Denn sie waren das ältere Volk und sollen von allen Völkern zuerst Schifffahrt getrieben haben. S. oben S. 7. Sehr frühzeitig beschifften sie das Mittelmeer und liefsen sich auch auf den Inseln desselben nieder. Dies thaten sie z. B. schon in der ältesten Zeit auf Kreta. 4 ) Bekannt ist Cypern als von den Phöniken frühzeitig bewohnt und beherrscht; ihre wichtigste Stadt war hier Kixtiov, KLuov oder KTJXLOV. ) Die Insel Rhodtus besafsen die Phöniken vor den Karern und wurden von diesen vertrieben, welche dann wieder den Doriern weichen mufsten. 8 ) Auch auf dem Festlande in Karlen müssen einmal viel Phöniken gewohnt haben, da diese Landschaft einst Phönike hiefs. ' ) Wenden wir uns weiter westwärts nach den Kykladen und den nächsten Inseln bei ihnen, so fehlt es uns auch hier nicht an den Phöniken. Auf Thera wohnten solche schon seit Kadmus und später siedelten sich auch Griechen an. 8 ) Die kleine Insel los führte einmal den Namen Phoenice. *) Oliarus wird als Colonie der Sidonier g e n a n n t 1 0 ) und auf Delos wohnten ebenfalls Phöniken 1 1 ) sowie auch auf Melos, welches von S

quaest. in Gen. 10, 4. Num. 24, 24.

Zonaras Ann. 1, 5.

Saadia zu Gen. 10. und

Sepher Juchasin p. 135, a.

») Diod. Sic. 5, 50. Thucyd. 1, 8. *) H o c k Kreta I. S. 76 ff. 5 ) Herod. 7, 90. Diog. Laert. 7, 1, 1. G e s e n i u s Commentar zu Jes. 23, 1. •) Conon. narr. 47.

Cic. de finn. 4, 20. vgl.

Athen. 8, 61. p. 360.

') Athen. 4, 76. p. 174. •) Herod. 4, 147. Pausan. 3, 1, 7. •) Plin. H. N. 4, 23. Steph. Byz. u. "l0 -. ">) Heraclid. bei Steph. Byz. u. " ) Thucyd. 1, 8.

'.lliaooc.

§. 11.

97

Kittim.

ihnen Byblus genannt wurde. 11 ) Noch weiter westlich lag Kythera südlich von Lakonien und es wurde ebenfalls von Phöniken besetzt und auch benannt. 1 *) Nicht weniger lassen sich im nördlichen Theile des ägäischen Meeres phönikische Ansiedelungen nachweisen. Die Insel Tenedus gegenüber von Troas hiefs einmal Phoenice, 1 4 ) nach Samothrake kam Kadmus und heirathete die Harmonia 1 4 ) und auf Thasus siedelten sich 5 Menschenalter vor Herkules Phöniken an. 1 6 ) Diese Ansiedelungen gehören nach manchen Andeutungen in die vorgeschichtliche Zeit und man darf die Phöniken als die frühesten Bewohner der Inseln ansehen. Vornämlich scheint der phönikische Stamm der DTin, welchem auch die Tyrier angehörten (s. §. 33,3 f.), sich auf den Inseln angesiedelt zu haben. 1 7 ) Nach ihm wurden die Inselbewohner von den Hebräern D^ljq genannt. Dies ist mit QTin derselbe Name. D e n n statt des gewöhnlichen TO auf den phönikischen Inschriften Cypern's kommt auch Tin vor 1 *) und für CPpn erscheint im Griechischen auch Kezzieifi. 1 ») Der Name Kittim pafst demnach eigentlich nur auf die Phöniken der Inseln, ist aber auch auf die Inselbewohner übergegangen, welche den Phöniken folgten, zumal sich wahrscheinlich die Ankömmlinge mit den Vorgefundenen vermischten. 10 ) Der Name blieb auch für die noch späteren Inselbewohner, jedoch nur in der härteren Form DTO, zum Unterschiede von DTin, die reine Phöniken waren. ")

Steph. Byz. u. Mp.oc.

" ) Herod. 1, 105. Perieg. 499. ")

Steph. Byz. u.

KvÖma.

Eustath. zu Dion.

Plin. H . N. 5, 39.

" ) Diod. Sic. 5, 48. ' • ) Herod. 2, 44. 6, 47. Conon. narr. 37. 1 ' ) F ü r die 2 Reg. 7, 6. genannten Chitlim setzt J o s e p h . Antt. 9, 4, ä . l i u u i und denkt natürlich an die griechischen Inseln. '")

Gesenii

' ')

Kusch. Onomast. n.

Monn.

J'hoenic.

I. p .

152.

]•>•/.

Im-.«.

Aehnlich ging der Name der unternurfenen Briten auf ihre germanischen l ' n t e r j o c h e r iilier. Kiiul^l,

die V i i l k e r t u f c l d*r attK-si...

7

98

§. 11.

Kittim.

3. W e r waren diese Nachfolger der Phöniken auf den Inseln ? Thucydides nennt neben den Phöniken die Karer und mit ihm berichten andre alte Schriftsteller, daf's in alten Zeiten noch vor den Hellenen die Karer die Inseln bewohnt h a b e n . 1 ' ) Die Inseln hiefsen die makarischen z.B. Lesbos, Samos, Chios, Kos, Rhodus, Cypern und Kreta und zwar als Wohnorte der Karen, indem die Sylbe via vorgesetzt in vielen alten Sprachen den Ort anzeigt. Dartiäch dichtete man einen alten König Macar oder Macareus für sie. I 2 ) Uebrigens nannte man auch das Volk selbst MAXAQIG für KSQES. 2 S ) Die Nachfolger der Karer auf 'den Inseln waren die Hellenen z. B. Dorier und I o n i e r . I 4 ) Da nun die phönikisehcn Vorgänger und die hellenischen Nachfolger der Karer auf den Inseln in der Völkcrtafel anderweitig vorkommen, das bedeutende Volk der Karer aber sonst nicht, so mufs bei dem Nameh CDTQ, welcher sicher auf die Inseln geht, eben an die Karer gedacht werden. Aufser ihnen passen keine Inselbewohner zum Kittim in der Völkertafel. Der etwaige Einwand, die Karer würden im A. T. sonst genannt, hat kein Gewicht. Die Kreter werden im A. T. bald Kaphtorim (hebr.) bald Kreti (griech.) genannt. Warum nicht auch die Karer bald Kittim (hebr.) bald Kart (griech.) ? 4. Bei den Karern ist aber auf die Leleger zurückzugehen. 2 5 ) Die Leleger waren ein urzeitliches Volk und werden dalier bis auf die Steine Deukalion's zurückgeführt. 2C ) Als Ursitze derselben erscheinen Akarnanien, 3

' ) C'onnn narr. 47.

llioil. ttc. 5, 54.

Strr.bo 14. p. C3o. 03".

Steph. By/.. it. Kanin «nil ZamK. " ) Horn. II. 24, 544. Diod. Sic. 5, 81 s. Athen. 3, CO. )>. in». Plin. H. N. 4, 20. 5, 35. 36. 39. romp. Mola 2, 7. Soliu. Polvli. 11.4. " ) Scymiius Asift 52. Holsten. >«) Herod. i , 171. Diod. 5, 81. " ) Vgl. hierzu Sohlan im Rhein. Museum I i i , 1. S. 89 fi".. 'Iii' indefs beide Völker als ganz verschiedene betrachtet. 1 ») Hesiod. bei Htralio 7. p.

II.

99

Kittim.

Aetoliehj Lökris, Phokis, Böotien and Megaris, also die Landschaften, welche das eigentliche Hellas bildeten. " ) Sie werden ab et* auch im Pelopoanes angetroffen ürid hier iils die älteste Bevölkerung von Lakonien und Messenien genanttti 2 8 ) Sie gehören mithin zur Urbevölkerung Griechenlands wie die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus sowie im Pelopönnes ihre Haiiptsitze hatten. W i e nahe sie den Peläsgern verwandt waren, ist bei unsrer Aufgabe gleichmütig; -als Urgriechen tnufs man sie jedenfalls anerkennen. Erinnert mag indefs werdein, dafs Strabo sagt, die Karer Vön den Inseln vertrieben hätten einen grofsen Theil des (kleinasiatischen) K ü s t e n - und Mittenlandes den früheren Besitzern entrissen', auch diese aber seien (aal owoi ö'rjouv) der Mehrzahl nach Leleger und Pelasger gewesen. 4 9 ) Die Stelle v e r r a t h , dafs die Karer mit den Lelegern und Pelasgern, also wohl &rach diese beiden letzteren unter sich verwandt waren. A u c h werden die Leleger der einen Stelle in der andern Pelasger-Leleger genannt. s °) W e n n die Alten z» B. Homer diese Völker neben einander nennen, so beweiset dies nichts gegen eine Urverwandtschaft derselben. Wahrscheinlich wurden die Leleger duroh W a n derungen z. B. der Pelasger vom Norden her gedrängt und verliefsen defshalb das griechische Festland. Denn wir treffen sie in der Folge atif 'den Inseln des Archipelagus und in Kleinasion, schier immer aber mit den K a r e r n zusammen. 5» Die Karfer Wurden in der alten Zeit Leleger genannt und waren einerlei Volk mit diesen. s l ) Dies die Sage der Kreter, welche die Abstammung der Karer gewifs kannten; sie mufs deshalb und weil der aus Karien stam» ' ) Strabo p. 321 s. 401. Dionys. Halic. 1, 17. Pausan. 1, 39, 5. 4, 3G, 1. Solin. Polyh. 7, 25. 3i ) Pausan. 3, 1, 1. 4, 1, 2. 4. Apollod. 3, 10, 3. J ») Strabo 14. p. 061. 30 ) Steph. Byz. u. ,Vm»( und Mi-yähj CTOXK;. 31 ) Herod. 1, 171. vgl. 7, 93.

7*

100

§. I l i

Kittim.

mende Herodot sie annimmt, als richtig gelten, war auch von den meisten Alten anerkannt. " ) Das karische Volk, berichtet die Sage weiter, bewohnte in alter Zeit die Inseln und stand unter dem kretischen Könige Minos (um 1400 vor Chr.), welchem es Schiffsmannschaft lieferte (Herod.), wurde aber von ihm vertrieben und siedelte sich auf dem Festlande Kleinasiens an. *.*) Dies war wohl keine gänzliche Vertreibung. Denn noch nach den trojanischen Zeiten bewohnten die Karer die Inseln theils allein theils mit den Kretern zusammen und erst von den Hellenen wurden sie vollständiger verdrängt. S 1 ) Herodot erzählt auch nur von einer Verdrängung durch die Ionier und Dorier. Angesiedelt in Kleinasien wohnten sie anfanglich auf der ganzen Westküste (Mysien, Lydien, Karien), wurden jedoch von den Hellenen allmälig nach Karien gedrängt, zuerst von denen vor Troja und dann von den einwandernden Ion i e r n . , s ) Bei ihrer Ansiedelung fanden sie schon Leleger in Kleinasien vor, welche also früher dahin gegangen waren und nach Pausanias gab es sogar schon vor Minos Karer in dem nach ihnen benannten Lande. ' • ) Man wird deshalb annehmen müssen, dafs die Westküste Kleinasiens in frühester Zeit vom lelegischen Urgriechenstamme bevölkert worden ist und dafs in der Folge auch der Theil, welcher sich über die Inseln verbreitet hatte, den Kretern und Hellenen weichend nach und nach dahin folgte. Leicht erklärt sich darnach die Angabe der Karer, sie seien Stammverwandte der Myser und Lydier (d. L Mäonier) und Autochthonen in Asien. s ' ) 6. Abgesehen von phönikischen Beimischungen waren die Karer urgriechischen Stammes. Denn sie' galten nach « ' ) Strabo p. 321. 611. 661. Thucyd. 1, 4. 8. Strabo p. 572 s. 611. " ) Diod. Sic. 5, 53. 84. Suidas u. Àp^tftfiog. * 5 ) Strabo p. 321. 605. 611. 632. " ) Strabo 14. p. 6G1. Pausali. 7, 2, 4. " ) Herod. 1, 171. Strabo p. 550. 059.

§. 11.

Kittim.

101

der am meisten anerkannten Meinung als einerlei Volk mit den Lelegern, einem Haupttheile der Urbevölkerung Griechenlands. Sie wurden nach Mela von Manchen als Pelasger angesehen und in der Mythe wird Macareus als Sohn des Lycaon, der von Pelasgus stammte, aufgeführt. " ) Dies wäre kaum geschehen, wären sie den Griechen ganz fremd und etwa Semiten oder Känaaniter gewesen, wie man auch angenommen hat. 3 9 ) Wir finden sie auch schon in der frühesten Zeit in Griechenland z. B. in den argolischen Städten Epidaurus und Hermione 4 0 ) und in Megaris. Die Megarer selbst erzählten von einem alten Könige Kar, dem Sohne des argivischen Königs Phoroneus, nach welchem die megarische Akropolis KaQia genannt wurde. 4 1 ) Werden die Karer von Homer als ßccQßanoqxovoi und von Andern als ßaQßaQOi bezeichnet, 4 2 ) so ist daraus nicht mehr zu folgern, als dafs sie keine Hellenen waren; es wird ihnen damit aber so wenig jede Verwandtschaft mit den Griechen abgesprochen, wie den Pelasgern, wenn diese ßaQßaqoi genannt werden. 4 3 ) Die erhaltenen karischen W ö r t e r 4 4 ) verrathen zum grofsen Theile Verwandtschaft mit dem Griechischen. Die Karer nannten die magna mater (Rhea) Ma, 4 i ) was mit dem griech. fxaict dasselbe Wort ist; sie gaben von einem Vorfalle mit einem Hasen einer Göttinn den Namen Aayivitrj 4 8 ) und müssen für den Hasen ein ähnliches Wort wie griech. laycog gehabt haben; sie bezeichneten das Schaf mit x w g , 4 ' ) was mit griech. » ' ) Pomp. Mela 1, 16. Apollod. 3, 8, 1. ") Z. B. M o v e r s Phönizier I. S. 18 f. der Israeliten S. 193. ' » ) Aristot. bei Strabo 8. p. 384. 3

") ") ") 14 ) Urgesch.

B e r t h e a u Zur Gesch.

Pausan. 1, 39, 4 s. Steph. Byz. u. KaniaII. 2, 867. Strabo 7. p. 321. Diod. 5, 84. Herod. 1, 57. 58. J a b l o n s k i opuscula ed. te W a t e r III. p. 94 ss. vgl. H i t z i g d. Philister S. 66.

* 5 ) Steph. Byz. u. MriiSravna. ' • ) Steph. Byz. u. 'Ev.azr^in. *') Tzetzes zu Lycophr. 644.

102

11.

Kittim.

oig, äol. wff Sc!uif und xwas, kws Schaffell zusammentrifft; sie nannten das P f e r d a l c t , 4 i ) was auf akkeo&ai (rad. u l ) springen, auch vom Springen des P f e r d e s , z u r ü c k g e h t , wie D^D Pferd auf tflty sjrringe-n und Rofs auf hru d. L laufen; das Grab hiefs ihnen aova, 4 9 ) was an das griech. aopog Todtenkiste und owqos Haufe erinnert. D e n n r k a n n sich in einen V o k a l auflösen (s. S. 105.). A e c h t griechisch ist die E n d u n g in (.isyiooa Stein 4 °) und Tvfiviaoös von jvftvt« Stock; 5 ' ) das letztere W o r t hat dieselbe W u r z e l wie griech. zvf.ii.iu Schlag u n d (vftnavov Stock, Prügel. F ü r den Begriff Konig hatten sie yskav oder yela,51) wohl einerlei mit dem p h r y g . iäaltjv, was mit dem griech. ßthia>v1 ßelxiotos zusammenzuhängen schoint. 5 3 ) Sie nahmen auch hellenische W ö r t e r h e r ü b e r , z. Ii. ßor^QO^itiv, was sie im Sinne von ßorjStiiv brauchten. S i ) 7. Man wird die Karcr am richtigsten als einen j ü n geren Sprofs des lelogischcn U r g r i e c h e n s t a m m e s ansehen, wie die Hellenen ein solcher des pclasgischen Stammes waren. So verlangt es auch die V ö l k e r t a f e l , welche die postdiluvianischen Völker aufführt. D a s V o l k tritt unter diesem N a m e n schon in Griechenland ( M e g a r i s , Argolis) a u f ; seine Blüthe aber hatte es, als es auf den Inseln und in Kleinasien wohnte. Das lelegische Stammvolk desselben erhielt sich, wie die Pelasgcr neben den Hellenen, w u r d e aber endlich unterdrückt und zu Sklaven g e m a c h t , s t ) so dafs es dann als blofser Theil des karischen Volkes be-

«•) Steph. Byz. u. AXaßmSa und 'Y)Ao\a).a. «•) Steph. Byz. u. Zoväyt/.a. ,0

) Steph. Byz. u. Mo\ oyiöoa.

»•) Steph. Byz. u. 7Y/n/min,-. " ) Steph. Byz. u. Soväyi'/.u. 5S ) S. P a s s o w u. ßa'/.^v und m m Wechsel des ß

und y

verpl.

ßlirpaoov mit äol. und dor. y'/.itpanui, ßakayo^, mit äol. yaJ.maz und lat. glans. 1

' ) Suidas u. ßorS^otuh.

*») Athenaeus 6, 101. p. 271.

§. 11.

103

Kittim.

zeichnet werden konnte. s e ) Die Geschichte der Karer gehört nicht zu unsrer Aufgabe und es werde daher nur bemerkt, dafs sich das karische Vo}k durch ganz Griechenland vertheilte und als besondere Nation verschwand. s ' ) Vielleicht liefsen sich viele Karer in Makedonien nieder. Denn in den jüngeren Büchern des A . T. und auch noch später werden die Makedonier Kittim genannt. 5 Damit stimmt des Epiphanius (Anm. 2.) Angabe, das Geschlecht der Cyprier und Rhodier, Kiziot genannt, wohne auch in Makedonien. Indessen ist von einer Niederlassung der Karer in Makedonien oder von einer Verwandtschaft derselben mit den Makedoniern nichts bekannt. Man wird daher passender annehmen, dafs die späteren Juden den Namen Kittim von den halbgriechischen Karen auf andre Halbgriechen, wie die Makedonier waren, übergetragen haben, zumal sie in Mccxsra, und Maxszice sowie in Maxswjs und Maceta, wie man Makedonien und die Makedonier auch nannte i 9 ) , den Namen Kittim wiedergefunden zu haben scheinen. Vermuthlich hat man es auf ähnliche Weise zu erklären, wenn die alten Uebersetzer und Erklärer den Namen Kittim auf die italischen Völker z. B. Römer, Latiner, Apulier beziehen; 6 ° ) doch kann hier die Tradition, manche Völker Italiens z. B. Oenotrer und Peucetier seien eingewanderte Leleger gewesen, 8 1 ) gewaltet haben.

»•)

Pausan. 7, 2, 4.

«')

Strabo 13. p. 611.

?•)

Dan. 11, 30.

I I . p. 12. 5

•)

1 Macc. 1 , 1 .

8, 5.

Euseb. Chronic. annen.

Joseph. Gorionid. 5, 1. 18. p. 359. 420. ed. Breithaupt.

Steph. Byz. u.

Ma/.tSoria-

Gell. noct. att. 9, 3, 1.

Constantin. Porphyrog. themm. 2, 2.

Stat. Silv. 4, 6, 106.

Sil. Ital. 13, 878. 14,5.

Auson. urbb. nobb. 3, 9. • ?)

Breschith Rabba zu Gen. 10, 4., Targ. Jonath. und Hieros. zu

ders. Stelle und Num. 24, 24., Josephus Gorionid. 1, 1. Dan. 11, 30. •')

Targ. zu Ez. 27, 6. und 1 Cliron. 1, 7.

6, 47- p. 7. 9. 819.

Syncellus I. p. 92. Dind.

Dionys. Halic. ) , 10. 11.

2, 1.

Suidas u.

Vulg.

zu Ez. 27, 6.

Aarlvoi.

104

§. 12.

Dodanim.

§. 12.

D

o (1 a 11 i

m.

1. Unter den vier ersten Griechennamen wurden die Völker urgriechischen Stammes gefunden, welche Thessalien, Hellas und den Peloponnes sowie die griechischen Inseln und Westküsten Kleinasiens bewohnten, auch Italien, soweit die Hebräer davon Kunde hatten. In diesem Bereiche ist aufser den gefundenen kein weiteres altes Volk nachzuweisen, welches bedeutend genug wäre, um als Enkel Japhet's und Sohn Javan's in der Völkertafel aufgeführt werden zu können. W i r müssen also den letzten Sohn Javan's aufserhalb jenes Bereiches suchen und sehen uns natürlich hingewiesen auf Makedonien, Epirus und Illyrien, welches Ländergebiet nördlich von Griechenland lag und östlich und nördlich von Thraken, Mysern und Pannoniern, auch Kelten umwohnt wurde. Auch dieses Gebiet war noch griechisches Land. Denn der alte König Pelasgus bezeichnet seine Unterthanen vom Strymon bis zum adriatischen Meere als Pelasger und Justin berichtet, Makedonien habe vorher Päonien geheifsen, die Einwohner aber seien Pelasger gewesen. ' ) In diesem nördlichen Bereiche waren die lUyrier das bedeutendste Volk. Sie hatten ihren eigentlichen Sitz in Illyrien, verbreiteten sich aber von da nach Makedonien, Epirus und Thessalien und verschmolzen hier mit Griechen. *) Ein Theil dieser Nation waren die Dard a n e r , welche in Mysien (Mösien) wohnten und südlich an die Makedonier und Päonier, östlich an die Thraken grenzten. 3 ) Sie gehörten aber nicht zu diesen Völkern, ' ) Aeschyl. Suppl. 249 5, 1, 2. 3.

ff.

Justin. 7, 1. vgl. Liv. 40, 3.

Pausan.

*) O. M ü l l e r Dorier I. S. 2 ff. und desselben : Ueber die Makedoner. Berl. 1825. S. 43 ff. » ) Ptolem. 3, 9, 2. Strabo 7. p. 313. 316. 318. Plin. H. N. 3, 29. 4, 1. Tzetzes zu Lycophr. 1128.

§.12.

105

D od a n i m .

sondern werden unter die Ulyrier gerechnet, ein illyrisches Volk genannt und von Dardanus, einem Sohne des Llyrius, abgeleitet. *) Sie lebten in der makedonischen Zeit, wo sie zuerst mehr bekannt wurden, in beständigem Kriege mit den Makedoniern. s ) 2. Der illyrische Volksstamm mufs unter dem letzten Sohne Javan's verstanden werden. Der letztere wird in der Genesis DVni, in der Chronik D^Tl genannt. Darnach theilen sich die alten Auctoritäten, von denen die einen Dodanim, *) die andern Rodanim oder die Rhodier haben. T ) Gewifs sind die Rhodier zu verwerfen. Denn sie können in einer ethnographischen Tafel nicht als grofser griechischer Volksstamm aufgeführt werden. Die Lesart entstand daher, dafs man unter Kittim die Cyprier verstand und die Rhodier zu ihnen als die passendsten Brüder erachtete. Wir halten die Dodanim im älteren Texte fest. Man hat sie in Dodona, der bekannten Stadt in Epirus, wiederzufinden geglaubt. *) Allein die Namen der Völkertafel sind nicht solche einzelner Orte. Wir nehmen daher lieber an, D ^ l l sei eine andre Aussprache für D ^ T n , indem ar gern o wird. Vergl. -ly'jr für l j n j p bei Jes. 15, 5., Bomilcar für Barmilcar, Sobal fiir Sarbai, Himilco für Himilcar, Auvergne aus Arverni. 9 ) In der That weisen auch alte jüdische Erklärer dem Dodanim N ' J m d. i. Dardania als ' ) Strabo Illyr. 2. 5

7. p. 315.

) Polyb. 4, 66. 2 9 , 1. 4.

Nicol. Damasc. p. 306. T a u c h n .

Diod. Sic. 26, 29.

Liv. 40, 57.

•) Onk. Syr. Vulg. Pers. Ar. Erp. zu Gen. 10, 4. 1 Chron. 1, 7.

Justin

Appian. 2 4 , 4.

Syr. Vulg. zu

' ) Sam. T e x t und l eb. Gen. 10, 4. L X X bei Gen. und C h r o n . Hieron. quaest. in Gen. I. 1. Syncellus I. p. 92. Sepher J u c h a s i n p. 135, a. ' ) J . D. M i c h a e l i s Spicilcg. geogr. I. p. 120. Rosenmüller bibl. Alterthumsk. I, 1. S. 225. K r i i c k c E r k l ä r u n g der Völkertafeln S. 34. u. A. •)

G e s e n i i Monn. Phoenie. I. p. 431 s. und T h e s a u r . p. 1266.

m

f. 12

Dodamm.

Wohnland zu. I 0 ) Zunächst wäre also an die Trojaner zu denken, welche auch Dardaner hiefsen und alt und bedeutend genug w a r e n , um in der Völkertafel besondre Erwähnung zu finden; wird doch Priamus ein ßaaiXevg ßaoiXswv genannt. " ) Sie wurden von den Hellenen als Griechen betrachtet und ihre Sprache war der griechischen verwandt, von der phrygischen jedoch verschieden. 1 1 ) E s mufs aber zwischen den trojanischen und illyrischen Dardanern nach der Gleichheit des Namens Zusammenhang sein. 3. Die Griechen und Römer haben verschiedene Sagen über die Gründung des trojanischen Volkes. Von einem Helden Dardanus leiten sie es alle ab. 1 S ) Nach der einen Sage war Dardanus auf Samothrake geboren, ging von da nach Asien, ward des Königs Teukros von Troas Schwiegersohn, beherrschte \iele Völker und stiftete ein mächtiges Reich. , 4 ) Nach einer andern Sage stammte er aus Arkadien, ging nach Samothrake und von da nach Asien, wo er sich in Tmikris ansiedelte und des Teukros Schwiegersohn und Nachfulger wurde. 1 S ) Nach der römischen Sage stammte er aus der etruskischen Stadt Cortona und ging nach Samothrake, von wo er nach Asien übersiedelte. 1 6 ) Wie billig, läfst man den Helden Dardanus auf sich beruhen und nimmt blofs im Allgemeinen an, dafs das trojanische Volk von Samothrake aus gegründet worden ist. Diese Insel mufs in frühester Zeit von Dardanern ,0 ) Targ. J o n a t h . zu Gen i n , l und Targ. zu 1 Chron. 1, 7., wonach T a r g . Hieros. und Brcschith Italiba zu \erbessern ist. Auch der jerus. Talmud hat Darduma. S S. C a s s e l map)arische Alterthh. 6 . 283.

" ) Strabo 13. p. 5 % . " ) O. M ü l l e r Dorier 1 vS lu. • 3 ) So schon Homer II 20, 215 ff " ) Diod. Sic. 4, 75. f>, 4K. \gl. Strabo 7 p. 3">l. 1S ) Dionys. Halic. 1, t>I f Conun narr. 21 Apollod ßteph. Byz. u. AanSmn. und Aoa)hr " ) Virg. Acn. 3 Aug. mit.

107.

7

2«'(j

ff.

Messala

Corvin

3. 12, 1 de

progen.

5. 12. Dodanirn.

iOT

bewohnt gewesen sein, indem sie D^rdania fciefs; 1 ' ) es waren dies aber illyrische Dardaner, da von einer Verpflanzung solcher durch Dardanus nach Asien erzählt wird. 1 ' ) Der illyrische Stamm der Dardaner scheint in alter Zeit zum Theil dem ägäischen Meere näher gewohnt zu haben. Es kann sein, dafs mit den Dardanern sich zugleich Pelasger und Leleger in Asien angesiedelt haben, wodurch die andern Momente der Trojasage veranlafst wurden. Das von Europa aus gegründete dardanische oder trojanische Volk war der namhafteste Zweig der Nordgriechen; sehr erklärlich daher, dafs nach ihm die Nordgriechen überhaupt von den Hebräern Dardaner genannt wurden. Und so kann Dodaniin in der Völkertafel allerdings den nordgriechischon Völkerstamm bezeichnen. Merkwürdig ist die Angabe, dafs die südlichen Slavon, welche mit illyrischen Stämmen verschmolzen, sich von Dodanim ableiteten. I 9 ) 4. Sehr passend wird Dodanim zum Bruder des Kittim gemacht. Die ältesten Bewohner des nordwestlichen Kleinasiens waren, soviel bekannt, die Myser; sie hatten vor Alters das trojanische Land inne; als Stammverwandte der Karer müssen sie iin Ganzen zum lelegischen Stamm der Urgriechen gerechnet werden, mögen auch noch andere Elemente in ihnen gewesen sein. 2 0 ) Im trojanischen Kriege standen sie gegen die Hellenen auf Seiten der Trojaner. 1 1 ) Zugleich wohnten in ältester Zeit auch die Teukrcr daselbst, welche bald als Autochthonen, 2 1 ) bald als Einwandrer aus Kreta 2 3 ) angegeben werden. Sie " ) I'lin. II N 4, ¿3. Steph. liyz. u. S a ( i o ^ n / . i " ) I)iod. Sic. 5, 48. '•) Joseph Gorionnl 1.1 p s ¡,. Herod. 1, 171 ¡strabu 12. p. 550. 572. Plin. 5, 33. " ) Horn. II. •>. 10. 43u 14, 512. 24, 278. " ) I>10(1. Sic. 4, 75. Apolloil. 3, 12. 1. Herud. •>, 118 Virp Acn. :), 104 ft. Cephalon bei Steph r

Bvz.

u.

Amti 4 ) In Europa finden wir beide Auch später. Die Myser werden von Homer neben den Thraken und von Hellanikus neben den Makedoniern angeführt, J S ) müssen sich aber in der Folge weiter nach Norden ausgebreitet haben, da sie von Späteren an den Ister gesetzt werden. l e ) Die Teukrer finden wir in den Päoniern wieder, welche Abkömmlinge jener waren. J 7 ) Sie bewohnten eine Landschaft Makedoniens am Strymon und Axios, von wo sie Homer den Trojanern zu Hilfe ziehen läfst. 2 B ) Sie waren den Griechen urverwandt (s. Anm. 1.). Die Myser und Teukrer wohnten also mit den illyrischen Stämmen zusammen und auch darnach erscheint Dodanim passend als Bruder des Kittim. Wenn übrigens Artemidor und Andre die asiatischen Myser als Einwandrer von den europäischen ansehen, 2 9 ) so kann dies nur für die Zeit nach dem trojanischen Kriege gelten, wo auch vorgedrungene Phryger nach Asien zurückzogen (s. S. 56.).

" ) Herod. 7, 20. 75. ' * ) II. 13, 5. Hellauic. bei Constant. Porphyrog. themm 2, vgl. Strabo 7. p. 295. ' * ) Strabo 7. p. 295. Ptolem. 3, 9. 10. " ) Herod. 5, 13. ' • ) II. 2, 849. 16, 287 f. Strabo 7. p. 323. 331 " ) Strabo p. 2 9 5 . 5 4 2 . 5 6 4 . 571 f. Arrian bei Eustath. zu Dionys. Perieg. 322 f. Plin. H. N. 5, 41.

§. 13. Tubal.

109

Nach Herodot waren die ältesten Myser Asiaten. Dies ist auch das Richtige. Denn sie waren Stammverwandte der Karer und Lyder (Mäonier), von welchen eine Einwanderung aus Makedonien und Thrakien nicht bekannt ist, und redeten eine aus Lydischem (Mäonischem) und Phrygischem gemischte Sprache. , 0 )

§• 13.

T u b a 1. 1. Das Volk dieses Namens (^QP> ^Oin) wird noch öfter im A. T. erwähnt, immer aber mit Mesech in Verbindung. ') Beide Völker müssen beisammen gewohnt haben. Sie gehörten dem Norden an. Denn sie werden im Heere des Gog genannt (s. S. 61.) und es wird von ihnen berichtet, dafs sie einst Schrecken im Lande der Lebendigen verbreiteten (Ez. 32, 26.), wa3 zweifelsohne auf den Scythenzug im 7 Jahrhundert vor Chr. geht, der auch Palästina traf. Anderwärts wird von ihnen ausgesagt, dafs sie nebst Javan (s. S. 77.) im Handel mit den Phöniken Menschen und Erzgeräthe lieferten (Ez. 27, 13.). Dies Alles weiset uns in den Norden hinauf. Längst hat man beide, Tubal und Mesech, mit den Tibarenern und Moschern des Herodot zusammengebracht. Diese beiden Völker bildeten mit den Makronern, Mossynökern und Mardern, Völkern beim schwarzen Meere, einen Steuerbezirk des persischen Reiches und hatten im Heere des Xerxes denselben Anführer, mit den Makronern und Mossynökern auch einerlei Rüstung. 2 ) Das Zusammentreffen der beiden biblischen Namen mit den beiden klassischen so

)

Herod. 7, 74.

Strabo 12. p. 572.

' ) Jes. 66, 19. ausgenommen; hierher. S. unten 25, G. ») Herod. 3, 94. 7, 78.

die Stelle Ps. 120, 5. gehört nicht

Iii)

4. l î .

Tnbal.

iist von der Art, dafs die Richtigkeit der Combination keinem Zweifei unterliegt, zumal auch die Wohnsitze der beidefi Völkerpaare im Allgemeinten dieselben sind. 2. Wir betrachten zuerst die Tibarener. Für TtßüQtjvoi würde auch Tißaqoi gesagt 3 ) und als Grundform des Namens ist hßccQ zu erachten. Leicht läfst sich dieselbe mit i?50 vereinigen. Der Wechsel zwischen 1 und r ist so häufig und bekannt, dafs es keiner Belege bedarf und dem u kann i durch y entsprechen (s. S. 23.). Die Tibarer oder Tibarener wohnten an der Südseite des östlichen Pontus Euxinus, im nachmaligen Pontus, zwischen Trapezunt und Sinope, in der Nachbarschaft der Leukosyrer, Chalyber und Mossynöker; 4 ) doch werden auch weiter südlich in Kilikien Tibarener erwähnt. s ) Jüdische Erklärer der talmudischen Periode fehlen wohl, wenn sie den Tubal in K"0irp d. i. Bithynia wohnen lassen. 6 ) Denn wenn auch das spätere Bithynien sich ostwärts weiter als das frühere erstreckte, so reichte es doch nicht bis zum tibarenischen Lande. ' ) Das Volk der Tibarener mag nicht ¡ganz unbedeutend göwesen sein, da idvq Tißccfyqvüi, ü-&vr> TißaQavixä im Plural vorkommen. *) Es ging aber in der Folge unter, wenigstens unter diesem Nameli. Denn die Späteren Geographen z. B. Ptolemäus und Marcianus nennen es ¡nicht. 3. Mit dem Gesagten ist uns wenig geholfen. Wir brauchen ein Volk, welches gröfser und bedeutender ist, •welches in Europa wohnt, da alle Japhetiten sich über Europa ausgebreitet haben (s. S. 17.) und welches im ' ) Hecat. bei Steph. Byz. u. XuwâSeç Und Menipp. bei demselben u. XaXSia. Euscb. praep. evang. 1, 4. ' ) Xenoph. Anab. 5, 5, 2 f. Scylax Peripl. 86. Diod. Sic. 14, 30 f. Strabo 12. p. 548. 555. Plin. H. N. 6, 4. 5 ) Cicero epp. ad diversos 15, 4. •) Targ. Jonath. und Hieros. zu Gen. 10, 2. und Targ. zu 1 Cliron. 1, 5. ') F o r b i g e r Handb. d. alten Geogr. II. S. 376. s ) Orph. Arg. 741. Strabo 2. p. 129.

1».

Tubal.

111

Besonderen nach der Oekonomie der Völkertafel (s. S. 14.) dem europäischen Süden angehören mufs. Auf ein solches deutet die Stelle Jes. 66, 19., wo Tubal neben Griechen und Italienern auf die westlichen Eilärider gesetzt wird imd an die Tibarener beim schwarzen Meer nicht gedacht werden kann (s. S. 94.). Schon in alter Zeit hat man unter Tubal die Iberen verstanden •) und ein späterer Jude erklärt den Namen durch Sepharad (VlÖÖ), die jüdische Bezeichnung Hispaniens. 1 0 ) Da die Namen Tubal und Iber unähnlich genug sind, so hat man die Deutung nicht als blofsen durch Namensähnlichkeit veranlafsten Einfall zii betrachten, sondern um so mehr anzunehmen, als die Iberen, ein Volk so grofs wie die Kelten, n ) in der Völkertafel unmöglich fehlen können, sonst aber nicht unterzubringert sind. Bekannt mufsten sie den Hebräern zur Zeit det Völkertafel sein. Denn die Phöniken trieben sehr zeitig Schifffahrt nach Hispanien (s. S. 8.). Die südliche Lage der Iberen pafst vortrefflich und mit den gefundenen unverwerflichen Tibarenern lassen sie sich auch vereinigen. 4. Die Iberen waren nach den erhaltenen (baskischen) Namen über die ganze pyrenäische Halbinsel, ihren Hauptsitz, verbreitet, l l ) reichten aber auch über denselben hinaus. Im südwestlichen Gallien von den Pyrenäen bis zur Garumna glichen die Aquitanier in Gestalt und Spräche den Iberen und müssen also zum iberischen Völkerätämme gerechnet werden, wofür auch die Namen in jenem Gebiete sprechen. l s ) Im Süden reichten die Iberen bis an den Rliodanus (Rhoue) und dieser Strich führte in der alten Zeit auch den iberischen Namen , doch wohnten sie dort nach Scylax mit den Ligyern gemischt. I 4 ) Auf das an®) J o s e p h . Antt. 1, 6, 1. Iiis)), ctymoll. 9, 2, 29. 1

°)

' ') 1

*)

'")

Hicron.

quaest. in Gen. 10, 2.

Isidor.

Zonaras Ann. 1, 5.

Scpher Jucliasin p. 135, a. Cracov. Diucl. Sie. 5, 33. W. v. H u m b o l d t Urbcwolincr Hispaniens S. 12lJ ff. Strabo 4. p. ITC.

v. H u m b o l d t a. a. O. S. 92.

") Strabo 3. p. 1GG. Avicn. oia innrit. COS. Scylax Peripl. 3.

112

5-

13

-

Tubal.

geführte Gebiet beschränkten sich indefs ihre Wohnsitze nicht; sie breiteten sich auch über die Inseln nach Italien hin ans. Corsika hatte zum Theil iberische Bewohner; " ) auf Sardinien waren sie die ältesten Einwohner und von ihnen wurde die erste Stadt daselbst erbaut; 1 a ) ebenso auf Sicilien, welches seine älteste Bevölkerung aus Iberien erhielt. Es gab in Hispanien einen Flufs Sicanus und eine civitas Sicana. 1 ' ) Von dort wanderte das iberische Volk der Sikaner aus und liefs sich auf Sicilien nieder, welches von ihnen den Namen Sicania führte. 1 8 ) Dies geschah in so früher Zeit, dafs die Sikaner Manchen z. B. dem Timäus als Autochthonen Siciliens galten. 1 9 ) Wahrscheinlich verbreiteten sich die Iberen auch nach Italien. Dies lassen iberische Namen in Italien schliefsen. s o ) Als Iberen Italiens darf man die Siculi ansehen, welche zur ältesten Bevölkerung Italiens gehörten und von den Aboriginer.i und Pelasgern vertrieben zu denSikanern nach Sicilien zogen. 2 I ) Sie werden von Virgil und Andern Sicani genannt J 1 ) und fielen sie auch nicht ganz mit den Sicani zusammen, da die Geographen Sicani und Siculi neben einander auf Sicilien auffuhren, " ) so wird man beide doch als Stammgenossen betrachten dürfen. Andre hielten die Siculi für Ligurer, 1 4 ) welche dem iberischen Völkerstamme nahe gestanden zu haben scheinen. Mit jener Verbreitung der Iberen nach Italien mag es zusammenhängen, wenn bei

1s

)

S e n e c a c o n s o l , a d Helvid. 8.

'•)

P a u s a n . 10, 17, 4 .

1!

Avien, o r a m a r i t . 4 6 9 . 4 7 9 f.

1

)

•)

p. 270. 1

T h u c y d . 6, 2.

E u s t a t h . zu D i o n . P e r i e g . 4 5 8 . S t e p h . B y z . u . Ar¡oa u n d

P h i l i s t u s bei D i o d . 5, 6.

D i o n y s . H a l i c . 1, 22.

•) D i o d . Sic. 5 , 6.

Sil. Ital. 14, 34

2uáw¡.

E p h o r u s bei S t r a b o C. ff.

Solin. P o l y h . 5 : 7.

S e r v . zu A e n . 1, 557.

")

W . v. H u m b o l d t

»')

T h u c y d . 6, 2.

")

V i r g . A e n . 7, 7 9 5 .

a. a. O . S. 111 ff.

D i o n y s . H a l i c . 1, 9. 22. 8, 3 2 8 .

11, 317.

Sil. Ital. 8, 358.

H . N . 3, 9. ")

S c y l a x P c r i p l . 13.

")

P h i l i s t u s bei D i o n y s . H a l i c . 1, 22.

S t r a b o G. p. 270. Sil. Ital. 14, 3 4 ff.

Plin.

§.

13.

113

T u b a l .

den Alten die Einen Tubal von den Iberen, die Andern von den Italern verstanden. 2 5 ) 5. Ein iberisches Volk gab es auch in Asien östlich vom schwarzen Meere, im Westen von Kolchis, im Osten von Albanien begrenzt. Die Namensgleichheit läfst Verwandtschaft vermuthen, zumal auch andre Namen in den Ländern beim schwarzen Meere und im abendländischen Iberien zusammentrefl'en. Es gab einen Flufs Iberus im asiatischen Iberien 2 °) wie in Hispanien; das Volk der Bebryken treffen wir für die ältesten Zeiten im nachmaligen Bitliynien, 2 7 ) finden es aber auch in Hispanien; i 8 ) ebenso das Volk der Chalyber, die Nachbarn der Tibarener und Mossynöker; 2 ") die Lubäner Iiispaniens bei Ptolemäus entsprechen den Lubienern an der Grenze Albaniens bei Plinius. 3 0 ) Es wäre Thorheit, solches vielfache Zusammentreffen für reinen Zufall zu halten. Dio Verwandtschaft beider Iberen wird auch durch alte Nachrichten verbürgt. Nach der gewöhnlichen Meinung der Alten waren die asiatischen Iberen aus dem Abendlande eingewandert und also Abkömmlinge der europäischen, 3 1 ) neben welcher Sage die Fabel, Nebukadnezar habe bei einem Feldzuge nach Libyen und Hispanien Einwohner von dort an den Pontus geführt, S 2 ) nicht in Betracht kommt. Andrerseits erwähnt Appian, dafs Manche die europäischen Iberen für Abkömmlinge der asiatischen hielten und Varro nennt die Iberen

1 s

)

")

F o r b i g e r

Handb.

Avien,

marit.

-*)

Justin.

a.

O. 3

»)

*') Priscian 1,

3.

S.

ora 44.

alten

Leber

Plin. II. N. 0, 11. Strabo

1.

Pericg. 079

)

o.

d. 485.

Guogr.

Tzct7.es die

zu

II.

S.

374

Lycophr.

asiatischen

f. 516.

Chalyber

1305. s.

F o r b i g e r

409.

Socrates 3J

S. Amn. y.

Plin. H. N. C, 11.

»)

3

a.

N a c h Hieron. und Isidor.

II.

p . (11. II'. ]•',.

Ptolem. •„'. C,. 48.

Dionys. Kustath.

1.

IVri«*. zu

«'»;).og. Denselben Vokal hat die zweite Sylbe in 'ißrß, Iber. Das T im Namen der Tibarer macht keine Schwierigkeit. Man sagte Taqvi für'„/¡w;, was freilich Strabo tadelt, desgleichen Qornvt und Ovvmi: •1f') die Einen " ) Appian. Mithrid. 101. Varro bei Pliii. 3. :j. " ) Sil. Ititl. 3, 3ß0. Tzerzes zu Lycoplir. HSV. vgl. Ptolciu. _>. f,, r.i. 31 ) Kcincggs licsehreibmi;; des Kaiika.-ns II. S. III-,. ' ' ) S. S. F. W. [[offmann diu liieren im Osten und Westen [.eijw. 1838. S. 103 fl'. bei Diefenbach Celtiea 11. J. 8. l t . Vgl. Hu inboldt Urbcw. Hispanicns S. 171 I'. " ) Strabo 9. p. 413. -') Eustatli. zu Dionys, l'eiieg. 7;ü.i.

§. 13.

115

Tubal.

haben Tapyren, " ) die Andern Apyren dafür; 4 9 ) für die Toy&tai des Dionysius erscheinen bei seinen Bearbeitern 'ögitcti, Oretae; 4 1 ) die IvQy.ui Herodöt's sind wahrscheinlich die Ttircae der Späteren, indem jene wie diese in derselben Gegend neben den Thyssageten angeführt werden. 4 2 ) Verinuthlich ist diese Erscheinung daher zu erklären, dafs die Namen bald mit bald ohne Artikel 4 3 ) gesprochen wurden; bei Tanaitis für Anaitis ist dies sicher der Fall. **) und Iber-en Demgemäfs können die Namen der T-ibar-er einerlei sein und man kann sich auch das u oder o in Tubal, Tobel aus dem Artikel erklären. Wir schliefsen auch aüf die Einerleiheit der Völker und erinnern daran, dafs bei dem hispanischen Volke der Cantabrer und bei den Bewohnern von Corsika, welches in alter Zeit von Iberen und Ligurern bevölkert worden ist, die Sitte herrschte, dafs die Ehemänner, weiin ihre Frauen niedergekommen waren, sich statt derselben ins Bette legten und die Wochen abhielten, während die Frauen den Geschäften nachgingen. 4 S ) Dieselbe Sitte' ward aber auch bei den Tibarenern in Asien eingehalten. 4 e ) Sie konirot meines Wissens im ganzen Alterthnm nicht weitet vor und darf wegen ihrer ausgezeichneten Absönderlichkeit immer als Hilfsbeweis dafür gelten, dafs die Iberen und Tibarener stammverwandt waren. Andre Dinge stimmen gut damit zusammen, wenn sie auch nicht viel beweisen. Dahin gehört die barbarische Sitte der Tibarener, abgelebte Greise von Anhöhen zu stürzen, »») Strabo 11. p. 514. 520. * °) Dionys. Perieg. 733. •')

Plin. H. N. 6, 18.

Avien. descr. orb. 908.

Dionys. Perieg. 682. vgl. Eustath. z. d. St.

Priseiali. Perieg. 712. Priscian. Perieg. 604.

*J)

Herod. 4, 22. vgl. Plin. II. N. 6, 7.

*3)

Im Gnech. ursprünglich ro-, rij, rii und ähnlich in andern indo-

europäischen Sprachen.

S. E i c h h o f f

Pomp. Mela 1, 19.

Vergleichting der Sprachen

von

Europa und Indien S. 88. *')

G c s e n i i Monn. Pliocnic. I. p. 115 ss.

*')

Strabo 3. p. 165.

")

Apoll. Iihod. 2,

Diod. Sic. 5, 14. 1009 ff.

Valer. Flacc. 5, 1500.

beim Schol. zu Apoll. Rhod. 2, 1012. 8*

Nymphodor

116

§. 13.

Tubal.

um sich ihrer zu entledigen. 4 7 ) Dasselbe kam nach Silius bei den erwähnten Cantabrern vor und das Herabstürzen von Felsen mufs nach Strabo eine gewöhnliche Todesstrafe bei den Iberen gewesen sein. 4 8 ) Ebenso ist anzuführen, dafs die Alten an den Tibarenern hervorheben, sie hätten sich des Lachens und Scherzens befleifsigt. 4 9 ) Die Iberen liebten nach Strabo und Silius gleichfalls Spiele, Tänze und Vergnügungen überhaupt, wie bekanntlich auch ihre Nachkommen, die Spanier. s o ) 7. An diese Bemerkungen schliefsen wir noch eine allgemeine Ansicht. Die iberische Nation stammt wie alle Europäer aus Asien. Hier gehören ihr die Iberen östlich vom schwarzen Meere und die weiter südwestlich wohnenden Tibarener als verschiedene Abtheilungen an. Nimmt man mit den Alten eine iberische Wanderung aus dem Abendlande nach Asien an, so kann man die Iberen Asiens als gleichnamig mit denen Hispaniens für die Rückwanderer, die schon für die früheste Zeit genannten, später ganz verschwindenden Tibarener für Reste des nach dem Westen gezogenen Volkes halten, ohne indefs dafür einen Beweis zu haben. Die Wanderung aus Asien fällt in unvordenkliche Zeit und die Iberen, von Varro auch als erste Einwanderer auf der pyrenäischen Halbinsel genannt, sind zu den ältesten Bewohnern Europa's zu rechnen. Denn sie wohnen am weitesten westlich und entfernt von Asien. Obwohl dem keltischen Völkerstamm benachbart unterscheidet sich der iberische doch sehr von diesem. 5 1 J Reste der alten Iberen sind die heutigen Vasken oder Basken. Die Sprache derselben ist zwar im Ganzen eine eigenthüm*') «•) ••) Holsten. 5 °) S. 20 ff. 51

)

Euseb. praep. evang. 1, 4. Sil. Ital. 3, 328 f. Strabo 3. p. 155. Ephorus bei Steph. Byz. u. Tißamjvia. Scymnus Asia 31 ff. Pomp. Mela 1, 19. Strabo 1. 1. Sil. Ital. 3, 345 ff. G e o r g i i alte Geogr. II. W. v. H u m b o l d t Urbew. Hispaniens S. 145 ff.

§. 14.

117

Mesech.

liehe, zeigt aber doch einerseits Verwandtschaft mit dem finnischen Sprachstamm ( s . S. 20 f.), andrerseits auch mit den indoeuropäischen, insbesondere keltischen S p r a c h e n . 5 1 ) Mit dem letzteren Umstände stimmt die Mythologie g u t überein, wenn sie Kelrog und IßrjQ zu Brüdern macht. i s )

§. 14.

M e % e c h. 1. Bereits oben (s. S. 109.) ist gezeigt w o r d e n , dafs unter Tjtt'o die Moscher der Klassiker zu verstehen sind. Die A u s s p r a c h e des Namens bei den alten H e b r ä e r n (eig. Meschech) hat sich in den Schriften der Byzantiner erhalten, welche eine Landschaft Meaxia, ein Volk der Meoxoi oder Meo%ioi und 0Qrt Meoxixcx östlich vom schwarzen M e e r e erwähnen. ' ) Die Aussprache der Klassiker ist aber die herrschende und kommt auch bei den J u d e n und den von ihnen abhängigen Schriftstellern zeitig vor. 5 ) W i r haben die M e s c h e r und Moscher für einerlei Volk zu halten. 2. Zum biblischen Mesech bieten sich, da w i r nach S. 109. denselben zunächst bei dem schwarzen M e e r e suchen müssen, die Völker der Mtzcljegi dar. Sie wohnen nördlich am oberen Kaukasus, einige Stämme aber auch südlich vom K a u k a s u s , namentlich die Thuschi, welche von den Lcsghiern Mossok genannt werden. Sie sind ein altes Volk. O cD Ihre Sprache ist von den andern kaukasichen verschieden, hat indefs viele Aehnlichkeit mit den lesghischen Sprachen. A u d i scheinen viele W ö r t e r mit sibirischen und finnischen, "'•)

v. H u m b o l d t

a . a . 0 . >S. 17'.'.

l a n g u e s c c l t i q u c » p. 1 2 8 s s . ,1

')

)

Dionys. Ilalie. I'rocop.

Cnrstam. -) Vulg.

liell.

14, :•!. goth.

1,

den

bei

S.Ol.

F . u s t a t l i . zu D i o n y s . P c r i e g . 2.

Cedrcnns

S v m m . zu V./.. 3 * .

2.

( J e n . 10, 2.

109.

F.>1 w a l - < 1 r e c h e r c h e s

sur

les

53«.

l ' o r p h y r o ^ . d e a ' l m i n . i i n p . 4i'>.

Sani. Text /.u

4 9 1 ss.

angeführten

II.

|>. 5 7 3 .

Zcmara> A n n .

Joseph. Amt. Steilen,

I, o ,

10, 1.

282. cd.

Bckker.

1. LXX

und

auch Aquil. Theod.

und

118

14.

Mesech.

auch slavischen und keltischen verwandt zu sein. s ) Die Namen Mizdjeg und Mossok bei einem und demselben Volke treffen mit den Namen Meschech und Mosoch gleichfalls von einem und demselben Volke so zusammen, dafs an der Einerleiheit nicht gezweifelt werden kann. W e n es befremdet, dafs ein Volk aus der Zeit der Völkertafel noch jetzt unter seinem alten Namen bestehen soll, der denke an den Kaukasus, wo die Völker so unvertilgbar sind, wie in der arabischen und libyschen Wüste. .3. Die Moscher werden von alten Schriftstellern als Nachbarn der Kerketen, welche ihrerseits an die Heniochen grenzten, angegeben und zwischen die Kerketen und Koichier gesetzt. 4 ) Sie wohnten also auf der Nordostseite des schwarzen Meeres, wohin die Alten die Kerketen und Heniochen setzen. 5 ) Diese Moscher sind wohl die Thuschi, von den Lesghiern Mossok genannt. Sie sind auch der Mesech, welchem nebst Javan (s. S. 77.) und Tubal (s. S. 109.) Ezechiel Menschenhandel beilegt (Ez. 27, 13.). Grade auch den Achäern, Heniochen und Zygern im Nordosten des Pontus wirft Strabo Menschenraub vor und Prokop berichtet Mcnschenverkauf von den Abasgen, die auch dort wohnten. •) Diese Schande herrscht bis heute in jener Landschaft. ' ) 4. Doch müssen auch weiter südlich Moscher gewohnt haben. Denn dort lag ein Gebirgszug, welcher den Namen moschischer Berge führte. Dieselben sind ein Theil des Gebirges, welches sich vom Taurus in dem Landstrich 3

) K l u p r o t h Asi« polyglott» S. 128 f. und dessen : Kaukasische Sprachen S. 139 ff. v. P a r r o t Versuch über die Liwen u. s. w. II. Erl. 29. *) llellanic. und Paläphat. bei Stcph. By/.. u. Xanmarai. Strahn 11. p. 497. 5 ) ¡Scylax Peripl. 73. Orph. Arg. 1046. Dionys. Perieg. 082. Strabo 11. p. 492. 490. Ptolcm. 5, 9, 25. Ammiun. Marc. 22, S. ") Strabo 11. p. 495 s. Procop. bell. goth. 4, 3. ' ) G e o r g i i alte Geographie I. S. 144.

§. 14.

Mesech.

119

südöstlich vom schwarzen Meer nordwärts zieht; sie röchen westlich bis zu den Tibarenern und Kappadoken, östlich nach Armenien, wozu sie auch gerechnet wurden; nördlich von ihnen lag Kolchis und Iberien, südlich Armenien. *) Daher wird die Landschaft Mosehike theils den Kolchiern,. theils den Iberen, theils den Armeniern zugetheilt. 9 ) An diese südlicheren Mosclier ist zu denken, wenn Moo%oi als ein Volk der Kolchier und als Nachbarn der Matiener 1 0 ) sowie als mit den Tibarenern zu derselben Satrapie und Heerabtheilung gehörig 1 a n g e f ü h r t werden. Die südlicheren Moscher scheinen zeitig in andern Völkern untergegangen zu sein, Denn Strabo keimt nur die nördlicheren und Ptolemäus weder diese noch jene, obwohl auch er die Mooxixa oqrj erwähnt. Vielleicht haben sie sich, wenigstens zum Theil, mit den Kappadoken verschmolzen, als deren Stammvater Mosoch schon seit früher Zeit angesehen worden ist. 1 2 ) 5. Das Bisherige befriedigt wenig. Denn auch hier wie bei Tubal ist ein Volk erforderlich, welches bedeutender ist und dem Süden Enrop'a's angehört. Am Besten eignen sich nach ihrer geographischen Lage und nach ihrem Verhältnifs zu den Iberen die Ligyer oder Ligurer, mit welchen es daher versucht werden inufs. Ihr wichtigster Sitz war in alter Zeit die pyrenäische Halbinsel, welche auch das Hauptwohnland der Iberen war. Hier gab es einen lacus Ligusticus, aus welchem der Tartessus . kam sowie im westlichen Theil des Landes ein Volk der siiyvtg, welches schon bei der Auswanderung der Sikarier vorhanden ' ) Strabo p. 61. 492. 521. 527. 548. 5, 6, 1. 5, 13, 2. 5. •)

Plutarch. I'onipej. 34.

Ptolem,

Strabo 11. p. 499. ) Hecat. bei Steph. Bvz. u. Mmiym. " ) Herod. 3, 94. 7, 78. 1 •) Joseph. Antt. 1, 6, 1. Hieron. rjuaest. in Gen. 10, 2. Isidor. Hisp. etymoll. 9, 2, 30. Constant. Porphyrog. themm. 1, 2. Zonaras Ann. 1, 5. ,0

120

§.14.

Mesech.

war. 1 S ) Nach ihm hiefs die ganze Halbinsel die ligystische. l 4 ) Ligyer gab es aber auch im westlichen Gallien. Artemidor läfst die Ligyrer am Flusse Ligyr d. i. Liger (Loire) wohnen und Avien sie vom nördlichen Ocean durch die Kelten nach dem Süden verdrängt werden. 1 S ) Die keltische Sage erzählt auch von der Einwanderung der Lloegrwys (d. i. Anwohner der Loire) in Britannien, die indefs auch Kelten gewesen sein könnten. 1 6 ) Für eine Wanderung von Ligyern nach Irland spricht die Mythe. Sie macht den Ligys zu einem Bruder des Alebion oder Albion, 1 7 ) nennt aber an dessen Stelle auch den Bergios oder Dercynus. 1 8 ) Bekanntlich ist Albion alter Name Englands, 1 9 ) während Bergion auf Irland geht. 2 0 ) Die Yertauschung des Ligys mit Bergios kann darauf beruhen, dafs Ligurer in Irland wohnten. Von den Siluren auf Irland wurde auch angenommen, dafs sie aus Iberien eingewandert seien. 1 ' ) Im südlichen Gallien wohnten gleichfalls Ligurer, von Iberien bis zum Rhodanus nach Scylax mit Iberen gemischt, dann westwärts bis Etrurien allein. 2 i ) Von dort verbreiteten sie sich nach Corsika, dessen erste Bewohner sie waren, auch nach Sicilien, wo sie bei den Sikanern Aufnahme fanden. 2 3 ) Dafs Manche auch die Siculi, die aus Italien nach Sicilien gingen, für Ligurer hielten, ist schon S. 112. Anm. 24. bemerkt worden. Das 1s

)

Thucyd. 6, 2.

Avien. ora marit. 284.

" ) Erastoth. bei Strabo 2. p. 92. 15 ) Artemid. bei Steph. Byz. u. Aiyvpig. ' • ) D i e f e n b a c h Céltica II, 2. S. 114. Relig.-Gesch. III, 2. S. 248. ") ")

Steph. Byz. u.

Avien. ora marit. 129 ff. E c k e r m a n n Lehrb. d.

Tzetzes zu Lycophr. 1213. 648. Schol. zu Dionys. Perieg. 76. Pomp. Mela 2, 5. Apollod. 2, 5, 10.

1 •) Aristot. de mundo 3. Plin. H. N. 4, 30. Ptolem. 2, 3. so ) D i e f e n b a c h Céltica II, 2. S. 374. 2 1 ) Tacit. Agrie. 11. 5S IS

) )

Aiyviírntj.

Scylax Peripl. 3. Strabo 4. p. 202 ss. Solin. Polyh. 3, 3. Dionys. Halic. 1, 22.

Avien. ora marit. 112.

§. 14.

Mesech.

121

ligarische Volk mufs einmal sehr bedeutend gewesen sein. Denn wie der Norden nach den Scythen und der Süden nach den Aethiopen, so wurde der Westen nach den Ligyern genannt. 2 4 ) In Asien fehlt das Volk auch nicht. Herodot nennt im Heere des Xerxes mit Paphlagonen, Matienern, Mariandynern und (Leuko-) Syrern auch Ligyer, welche im Landstriche der Tibarener und Moscher gewohnt haben müssen, Lykophron bezeichnet die kolehische Stadt Kvzaia als AiyvaTixrj, Zonaras erwähnt Ligyrer bei den Amazonen und Albaniern und Eustathius berichtet, dafs die kolchischenLigyer von den europäischen abstammten. 2 S ) 6. Diese Nachweisungen lassen uns überall Ligurer finden, wo Iberen sind und beide Nationen erscheinen wie unzertrennliche Brudervölker. Da nun Tubal von den Iberen erklärt werden mufste, so liegt nichts näher, als den im A. T . nur in Verbindung mit Tubal vorkommenden Mesech von den Ligurern zu verstehen, zumal diese ein altes und bedeutendes, den Phöniken und somit auch den Hebräern sicher bekanntes Volk waren, welches in der Völkertafel nothwendig vorausgesetzt werden mufs, in ihr aber nicht gefunden werden kann, wenn nicht unter Mesech. Die geographische Lage der Ligurer im Süden Europa's pafst vortrefflich zu der Stelle, welche Mesech in der Völkertafel einnimmt. Ohne uns also erst auf das Volk der Misgeten - 6 ) in Iberien zu berufen, in welchen man den hebräischen Namen Mesech finden könnte, erklären wir, der Zuverlässigkeit und Oekonomie der Völkertafel vertrauend, Mesech von den Ligurern und nehmen an, dafs die Mescher oder Moscher eine Abtheilung des Völkerstammes waren, welchem auch die Ligurer angehörten. Ueber die Verbreitung der Ligurer von Osten nach Westen wird wie bei Tubal zu urtheilen sein. 2i

)

Hesiod bei Strabo 7. p. 300.

S5

)

Hcrod. 7, 72.

Lycophron 1312.

Zonaras Ann. 10, 4.

zu Dionys. Perieg. 76. -')

Hecat. bei Steph. Byz. u. Miiiyr,rec.

Eustath.

•JJ22

i-

Meseeh.

7. Woher die Ligurer stammten, war nach Dionys den Alten unbekannt; nach Strabo waren sie jedenfalls keine Kelten, gegen welche auch bestimmt entscheidet, was Diodor von der Lebensweise und Körperbeschaff'enheit der kleineren, mageren, nervigen, ausdauernden und arbeitsamen Ligurer berichtet. 2 ' ) Da sie immer bei den Iberen angetroffen werden, so darf man sie als ein diesen verwandtes Volk betrachten und kann sich für diese Annahme darauf berufen, dafs was Diodor von den schweren Arbeiten und der aufserordentlich leichten Geburt der abgehärteten und starken ligurischen Weiber erzählt, andre Schriftsteller gleichmäfsig bei den iberischen Frauen, auch denen in Asien, hervorheben. 1 8 ) Wahrscheinlich war die S. 115. Anm. 45. 46. bei den Iberen und Tibarenern nachgewiesene Sitte, nach welcher der Ehemann Wochen halten mufste, auch ligurisch. Auf eine weitere Vermuthung führt folgender Umstand. Die Ligurer nannten sich nach ihrer Abkunft Ambronen und verstanden im Heere des Marius das Geschrei, welches die mit den Cimbern und Teutonen ziehenden Ambronen erhoben. 4 ») Diese Ambronen müssen in der Nähe der Ostsee, an welcher auch die Cimbern und Teutonen safsen, gewohnt haben. Waren sie Stammverwandte der Ligurer und diesen körperlich ähnlich, so sind sie sicher nicht zu den Cimbern, Teutonen oder Kelten, sondern eher zum finnischen Menschenstamm zu rechnen, der auch an der Ostsee wohnte. Wirklich werden auch zwischen Karpathen und Ostsee OfjßQiovts genannt, in demselben Gebiet, wo auch rvdcoveg und Oivvoi angeführt werden. s o ) Wir stehen nicht an, die Ligurer als Theil des finnischen Volkerstammes zu betrachten, welcher dem fernsten Norden und Westen Europa's ange* ' ) Dionys. Halic. 1, 10. Strabo 2. p. 128. Diod. Sic. 4, 20. n. 30. I » ) Diod. 1. 1. Strabo 3. p. 165. Sil. ItaJ. 3, 350 «'. J u s t i n 4-1. ::. Clemens Alex, ström. 4. p. 498. Sylb. ") )

J0

P l u t a r c h . Mar. 19. Ptolem. Gcogr. 3. 5, 20.

§. 15.

Tiras.

123

hört (s. S. 20 f.). Hierzu stimmt gut, dafs die Sprache der Mizdjegi, womit wir oben S. 117. den biblischen Mesech combinirten, Wörter darbietet, welche im Finnischen Verwandtes haben, dafs die keltischen Sprachen in Gallien und den britischen Inseln, wo wir auch die Ligurer fanden (S. 120.), manche Bestandtheile desselben Ursprungs enthalten 3 1 ) und dafs die iberische Sprache, welcher die ligurische vermuthlich sehr nahe stand, Verwandtschaft mit den finnischen hat. Die Sprache der Ligurer hat nichts gegen unsre Annahme, da sie völlig unbekannt ist. Wenn die Ligurer den Flufs z. B. den Padus Boöeyxog, Bodincus nannten und dieses Wort fundo carens bedeutete, S 2 ) so erinnert das allerdings an das deutsche Boden, Bodensee; 3 S ) allein das Wort kann angenommen sein. In der Sprache der Finnen am baltischen Meer sind mehr als ein Drittheil Wörter deutschen Ursprungs. S i )

§. 15. T

i

r

a

s

.

1. Bei der Erklärung dieses Namens sind wir durch die traditionelle Erklärung, welche hier einiger ist, als in den meisten andern Fällen, ziemlich gesichert. Josephus und seine Nachfolger deuten ihn von den Thraken. ' ) Die Targume und älteren Rabbinen drücken ihn durch aus, 2 ) was deutlich &Qcr/.t] ist und ein späterer Jude durch Sl

) "-) J3 ) 34 ) 3

R a s k Alter und Echtheit der Zcndeprache S. 69. Polyb. 2, 16. Plin. H. N. 3, 20. W. v. H u m b o l d t Urbew. Hispaniens S. 111. K l a p r o t h Asia polyglotta S. 183 f.

') Joseph. Antt. 1, 6, 1. Euseb. Chronic, arm. II. p. 12. Hieron. quaest. in Gen. 10, 2. Isidor. Hisp. etymoll. 9, 2, 31. 82. Syncellus I. p. 91. Dind. Zonaras Ann. ], 5. 2 ) Breschith Rabba und Targ. Jonath. et Hieros. zu Gen. 10, 2. Targ. zu 1 Chron. 1 , 5 . '

5. 15. Tiras

124

rPDN-in d. i. Thracia. 3 ) Daneben wird freilich der Name auch durch Persei• erklärt; 4 ) aber dies scheint lediglich auf einer Yerschreibung des DTH in D~B zu beruhen und ist sicher abzuweisen. Wir halten die traditionelle E r klärung fest. Die Thraken sind ein besonderes, bedeutendes und altes Volk und müssen in der Völkertafel vorausgesetzt werden, lassen sich aber nur in Tiras unterbringen. Dem Süden Europa ; s angehörig passen sie auch recht gut zum letzten Sohne Japhet's, welcher nach der Oekonomie der Völkertafel (s. S. 14.) im Süden gesucht werden mufs. 2. Gegen die traditionelle Erklärung ist eingewendet worden, 4 ) dem D in DTH könne nicht das •/. in OQqx-eg entsprechen und ebenso leime sich das lange i in Tiras gegen die Combinution auf. Allein das •/. steht der Gleichstellung nicht entgegen. Die Griechen nannten den aus T h r a k e wehenden Wind QQctOxlag, welche Form Qqaai^ voraussetzt, wofür aber im Griechischen der historischen Zeit immer (~>{in'i gesagt wurde. Das * gehört also so wenig zur ursprünglichen Form des Namens, wie bei (Doivttxog neben Poenus, Vunus oder bei Aiax, acis neben Aiag, avtog. Hiernach ist OQctg als Grundform des Namens zu betrachten, welcher das hebräische DTf"*! abgesehen vom langen i entspricht. Das Ausfallen des s dürfte sich mit dem thrakischen Volke der QQavixpai oder TQavLxpai bei Xenophon und Tlieopompus, wofür Herodot Ntipaiot hat, weiter belegen lassen. 6 ) Wie aber das lange i in Tiras zu erklären sei, weil's ich nicht: hinweisen will ich indessen darauf, dai's mau Tiinolus, Tymolus und Tmolus, ' ) desgleichen Toiiui'Qog, Ttluaoog und 7 W o o c , 8 ) ebenso

J

) ) 5 ) •) ') »)

4

Sepher Juchasin ]i. IS;'), n. Crae. Breschith liabba, Saadias und Jarchi zu Gen. a. a. 0. Tuch Kommentar über die Genes. S. 16. Herod. 4, 93. Xcnoph. Anab. 7. 2, 34'. Stoph. Byz. u. USritoi. Ovid. Metam. 6, 15. 11. 8fi. l'lin. H, N. ;>. 3">. Strabo 7. p. 328. Stoph. liyx. u. r/./mim--.

§. 15.

Tiras.

125

und Smyrna, 9 ) ferner 2avI0 QOFIDRAI, 2VQTIAVUI und 2AQ/LTÄRAI ) sagte und auch lange Vokale synkopirte z. B. in KQIJIT], welches in alter Zeit Cüretis hiefs und nach Ansicht der Alten seinen Namen von den KOVQ^TES hatte. 1 ' ) 2a/NOQVA,

Samornion,

2/UVQVCC

3. Der Hauptsitz der Thraken ist das Land südlich vom Hämus (oder auch Ister), welches östlich vom Pontus, südlich von Propontis und ägäischem Meer begrenzt wurde und westlich nach Makedonien und zum Theil auch Illyrien reichte. 12 ) Hier nennt sie schon Homer für die trojanischen Zeiten. l 3 ) Sie breiteten sich aber in verschiedenen Richtungen weiter aus, besonders nach den Griechenländern, l 4 ) z. B. nach Makedonien, wo sie in Pierien und andern Ortschaften wohnten, später aber den Makedoniern weichen mufsten, 1S ) nach einzelnen Theilen Thessaliens, 1B ) nach Phokis, wo sie Daulis inne hatten, ' ' ) nach Böotien z. B. Anthedon, 18 ) endlich auch nach Attika, wo sie von den Ioniern unterworfen wurden. 19 ) Auch auf den Inseln des ägäischen Meeres treffen wir eingewanderte Thraken z. B. auf Euböa, Naxus, Lemnus und Samothrake. 1 0 ) Alle diese Ansiedelungen gehören in die ältesten Zeiten. Nach Kleinasien verbreiteten sich die Thraken gleichfalls, als Myser und Teukrer bei ihnen einwanderten und sie ' ) Plin. H. N. 5, 31. J 1

Steph. Byz. u. "E. 73ii.

vergi. A n i m i a n .

Z o s i m . 3, 16. »»)

18,

de Assyriis Yratisl. 183fi. p. 5 ss.

P l i n . H . X. 19. 19. 1.

Marc.

2 . 1, 5. 23,

6.

§. 18.

155

A.ssur.

semitischen Ortsnamen sieh oft finden, bedeutet Weiten-Stadt Aehnlieh das büotische W.aiaiai. Die unsemitische Z u sammensetzung f ü r n i 2 ' m fällt in einem L a n d e nicht a u f , wo das Semitische dem Einflufs des Arischen ausgesetzt schwerlich rein war. Dies zugegeben kann ¡"WJ f ü r fO ¡70 d u r c h Nin-Wohnung d. i. W o h n o r t des Ninus erklärt werden. D e r Name rt?3 erträgt wohl eine D e u t u n g nach dem arab. ¿üLLs arx, castellum, einer häufigen Ortsbezeichnung.

Der

N a m e ¡D"l. ist nach

firmus

fiiit

zu

er-

klären und kommt als Pioiva, 'Piaiva noch in Mesopotamien 54

vor.

)

Dieselbe B e d e u t u n g hat das von syrischen Schrift-

stellern und A m m i a n genannte Charcha, u n d dem svr.

Burg,

nach d e m chald.

Festung

zu e r k l ä r e n und

auch bei andern semitischen Ortsnamen zu finden. s s ) D a s b e k a n n t e Arbela ist hebr. für b e d e u t e t Sitz Gottes (fiig. Geßecht, Hütte Gottes) und k o m m t noch in P a lästina v o r . 5 6 ) Gaugamela besagte nach den A l t e n s. v. a. olxog xa/uijlov 5 ' ) und ist also nach Kameel und 3J Gewölbe, Burg zu erklären. Mit Mespila oder Mespeila am T i g r i s i 8 ) ist wahrscheinlich n ^ O K - ' p Niederung zu vergleichen. In Telassar und Thekle und in Bethaba oder Bithaba 5 9 ) werden ^H Hügel, Höhe und IVS' rV2 Wohnung, Hans leicht e r k a n n t ; beide W ö r t e r sind überaus häufig in den semitischen Ortsnamen. A u c h manche assyrische P e r sonennamen lassen sich semitisch deuten. Die rein semitischen Namen der assyrischen F e l d h e r r e n Rabsake und Rabsaris (2 Reg. 18, 17.) beweisen allerdings nicht viel, da "')

I ' t o l e m . 5, 18, 10.

ss

Assemani

)

I I I , 2. p. 732 s. binson

Eibl,

S t e p h . Byz. u .

orient. III,

Ammian.

Marc.

Piöna.

1. p. 173.

229 s. 2 7 6 .

25.

ti. vgl.

2 Makk.

2.

J o s e p h . A n t t . 12, 11, 1.

H o s . I n . 14.

•w)

Stralio Iii. p. 737.

1 Makk.

l ' I u t a i c h . A l e x . 31.

l ' e b e r den

fies B e t h in Vav s. G e s e l l . T h e s a u r . p. 171. s

)

")

besonders 17.

Ro-

P a l ä s t i n a I I I . S. 124.

^

i8

12,

X e n o p h u n Anali. 3, 4, 10. 2 Heg. 10, 12.

J c s . 37, 12.

I'tolein. 6, 1, 3. 4.

14,15,4. Uebergang

156

§. 18.

Assur.

diese Personen Mesopotamier oder Babylonier gewesen sein können. Wichtig aber sind die Namen assyrischer Götter und Könige. Nach 2 Reg. 19, 37. hiefs Sanlierib's Gott ^ I D J , was sich nach dem semit. Adler und der , 0 pers. Bildungssylbe ach, ok erklärt. ) Adlerküpfige Menscheniiguren sind unter den assyrischen Ueberresten nicht selten. 8 1 ) In dem Namen "¡JöTlN, welchen der v e r m u t lich semitische Gott von Sepharvaim und ein Sohn Sanlierib's führten ( 2 Reg. 17, 31. 19, 37.), ist das semitische König unverkennbar, wie auch der erste Theil des Wortes erklärt werde. Den Namen der Semiramis deutet man ansprechend nach dem bei den Hebräern vorkommenden riiö'TöB' Name der Hohe d. i. erhabener Name Ä l ) und in Sardanapal scheint für ]HX Herr zu stecken, wie auch die chaldäischen Namen jlfv'^D und vermuthen lassen ( 2 Reg. 10, 12. 25, 8.). Hierbei wird freilich überall vorausgesetzt, dafs dies wirklich assyrische Namen, nicht Umbildungen oder Uebersetzungen waren. Zur Unterstützung des Gesagten ist noch zu bemerken, dafs neben der monumentalen Keilschrift eine semitische Cursivschrift bei den Assyriern in Gebrauch war. 6 S ) 9. Andrerseits scheint doch die assyrische Sprache in der geschichtlichen Zeit keine rein semitische gewesen zu sein. Denn sie wird als eine den Hebräern unverständliche bezeichnet ( J e s . 28, 11. 33, 19.), was sonst im A. T. nur noch bei denen der Aegypter und Scythen vorkommt (Gen. 42, 23. Jer. 5, 15.). Die assyrischen Personennamen z. B. Pul, Tighth Pilesar, Salmanassar, Sargon, Sanherib, Esar Haddon, Tartan, Sarezer und die assyrische AintsbeG c s e n . T h c s a u r . s. h. v. " )

Botta

M o v e r s Phönizier I. S . 68.

im J o u i n . asiat. v. Juni 1844. p. 4 3 2 .

1 8 4 5 . p. 2 0 2 . und dazu T a f . 38. und 50.

Layard

und v. Februar

Niniveh

und 6eine

Ueberreste 8 . 4 2 0 f. " )

1 Chron. 15, 18. 20.

16, 5.

2 Chron. 17, 8.

M o v e r s Thü-

nizier I . S. 6 3 4 . " )

Lassen

in d. Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenland. V I . S. 56'.'.

L a y a r d Niniveh S . 275.

§.18.

157

Assur.

Zeichnung n n ? sind bisher ansprechend nur aus den arischen Sprachen gedeutet werden. Ä4 ) D a s W o r t ")DN> ")DN> in diesen Nainen wird am besten nach zend. ätar, altpers. atarg 8 S ) und neupers. azar, äzer ( ^ ¿ t ) d. i. Feuer erklärt; die Namen stehen in Zusammenhang mit dem Feuerdienste, welchen die Assyrier nach ausgegrabenen Ueberresten von Feueraltären getrieben haben. 6 Ä ) Vielleicht sind darnach auch die Ortsnamen " l i i ^ n » "lC^N und TT > . .T " : '•'. XalaaaQ zu erklären. ®7) Die verschiedene hebräische Schreibung fällt nicht a u f , da das W o r t den Hebräern fremd war. Die mit dem semitischen "ijjy. zusammengesetzten Namen z. B. Abieser, Achieser, Hadadeser, Elieser, Eleasar gehören nicht hierher. Der Name Pul auch in Nabo-/>o/-assar, ist vermuthlich verdunkelte Aussprache vom pers. linck, erhaben, Herr und sanskr. päla d. i. Herr, deutlicher erhalten in den assyrischen Königsnamen Sardana-pal und Eu-pal-es, 6 8 ) in der Schreibung Nabopal-sar für Nabo-pol-assar und vielleicht auch in Balaeas, Bahlens, BaUvtores, ebenfalls assyrischen Königsnamen. • • ) Die Königsnamen Arius und Ariock erklären sich nach S. 139. Aufserdem erscheinen unter den assyrischen Königsnamen Xerxes, Sosarmus, Mithraeus und Armamitiires, welche medisch-persisch sind und von denen die beiden letzteren wie Mithridates an den persischen Mithradienst erinnern. ' ' ) Demnach gab es ein semitisches und ein •«)

G e s e n . Thesaur. p. 133. 962. 972. 1 0 9 5 . 1 1 0 0 . u. desselb. W B .

")

Burnouf

Yacjna I. p. 378.

Lassen

in )

Z . B. G o l i u s

Gcsenius

7, 2, 5 ff.

ml A l f e r g . p . 17.

Vitringa

zu J e s . 23, 13. und T h e s a n r . p. 720.

S. 153. m . I ' r o p h e t i s m . I I . S. 2IG f.

Ewald

ad J e s . 13,

Heeren

19.

I d e e n I, 2.

Gesell. Isr. I. S. 333 f.

H i t z i g U r g e s c h . d e r P h i l i s t e r S. 40. '')

Westergaard

I!

)

Lassen

IS

)

Küdiger

in d. Zeitsehl", f. d. K . d. M o r g e n ! . V I . S. 3 7 1 .

in derselben Z e i t s c h r . V I . S. 48 I'. in dcvsellicii Z e i t s c h r i f t I I I . 8 . 1 tf.

§. 19.

161

Arpachsad.

leiheit oder Verwandtschaft derselben, fuhren sie vielmehr wie verschiedene Völker neben einander auf. 1 4 ) Will man also jene Combination der Namen festhalten, so mufs man annehmen, dafs der chaldäische Name auf die nichtsemitischen Kurden überging, als dieselben in Chaldäersitze einrückten l i ) und eine andere Form erhielt, welche ihrem Namen verblieb. Das Eindringen der Karduchen in das chaldäische Land geschah wohl erst, nachdem die Chaldäer durch Verpflanzungen von den Assyriern geschwächt worden waren (s. S. 165.). Und so sehen wir auch Karduchien neben Arrapachitis, mithin den ganzen nördlichen Theil der Landschaft Assyrien als den ursprünglichen Stammsitz der Chaldäer an. Dieses Land war sehr gebirgig; die Karduchen bewohnten VQTJ vneQvrprjXa. " ) Nahe liegt die Annahme, dafs ItPDCnN für "IKOniN stehe und Hochland des Chaldäers bedeute. Der Wechsel zwischen Mem und Pe ist häufig; man vergl. ü b ö und ü'jD, •B'J und sowie die Maramten des Diod. und Strabo mit den Pharaniten des Ptolem., auch die 2ctv(>0TtctTides und lavQO/narides- 1 7 ) Die Bezeichnung pafst auch ganz gut. Die eigentlichen Aramäer (Syrer) bewohnten die Gebirge im nordwestlichen Semitenlande und hiefsen darnach Aram (§. 24, 2.); die Chaldäer, ebenfalls eine aramäische Sprache redend (S. 166 f.) bewohnten die Gebirge im nordöstlichen Semitenlande und können darnach benannt sein, zumal die benachbarten A s syrier nach ihrem Bewohnen der Ebene benannt waren. (S. S. 147.) 4. Die Nachrichten der Alten werden durch neuere Untersuchungen bestätigt. In dem ganzen Gebiet auf der Ostseite des Tigris (zum Theil auch auf der Westseite) ")

Z. B. Xenophon Anab. 7, 8, 25. und in den Stellen Anm. 7 . 8 .

' 5 ) So E w a l d Gesch. Isr. I. S. 334. Anm. 20. 1 •) Xenoph. Anab. 3, 5, 7. 4, 1, 20.

Aehnliches

" ) Diod. Sic. 3, 42. Byz. u. 'Aiia^oie;.

Ptolem. 5, 17, 3.

Strabo 16. p. 776.

Knobwl, die VOliiL-i-tiifuI der Qcnosii.

]I

oben S.

89.

Steph.

162

§. 19.

Arpachiad.

von Mosul nordwestlich bis Diarbekr, nördlich bis zum Van-See und nordöstlich bis zum Urmia-See gibt es neben den Kurdendörfern auch Chaldäerdörfer und in den Städten dieses Bereichs auch Chaldäer neben der übrigen Bevölkerung. 1 8 ) Diese Chaldaer sind theils unabhängige theils römisch gewordene Nestorianer, welche alle, vornämlich die Bewohner der Dörfer, eine von dem Syrisch ihrer Kirchenbücher ziemlich abweichende aramäische Vulgärsprache reden. Davon berichtete schon Niebuhr und spätere Reisende haben dies vollkommen bestätigt. ' • ) Vorgelegte Proben beurkunden diesen Dialekt, den übrigens auch die Jakobiten sprechen, als ein sehr entartetes Aramäisch. 2 0 ) Die Chaldaer sind alle sehr dunkelfarbig und von den Kurden völlig v e r s c h i e d e n . 2 ' ) Sie haben eine grofse Aehnlichkeit mit den Juden und sind daher auch neuerdings als Ueberbleibsel der 10 Stämme Israel's angesehen w o r d e n , 2 2 ) wogegen der neueste Besucher derselben sie für Reste der alten Assyrier hält. l s ) F ü r Abkömmlinge der Assyrier geben sich die Nestorianer Bagdad's auch selbst aus und nennen sich Chaldäer. 2 1 ) Mir sind keine Gründe bekannt, warum diese aramäisch redenden Nestorianer, welche mit den Kurden zusammen wohnen, wie die alten Chaldäer mit den K a r d u c h e n , und ziemlich zahlreich sind, im Ganzen nicht Ueberbleibsel der alten Chaldäer sein sollen, mag auch der chaldäische Name erst seit neueren Zeiten auf sie

")

Zahlreiche

Nachweisungen

findet

man bei

Ritter

8 . 5 6 7 . 645. 657 f. 661 ff. 679 ff. 726. 731. 746 ff. 963

ff.

Erdk.

IX.

X I . S. 58.

7 1 . 120. 126. 169. 1 9 9 . 211 ff. 390. 394. ")

Niebuhr

Reisebeschr. II. S. 352. 363.

die Nestorianer S. 118 f.

und Andre bei R i t t e r Erdk. I X . S. 658. 682 f. ,0

)

")

III. S. 193.

Grant

L a y a r d Niniveh und seine Ueberreste S. 143. XI. S. 211. 213.

R ö d i g e r in d. Zeitschr. f. d. K. d. Morgenl. II. S. 77 ff. 314 fF. R i e h bei R i t t e r Erdk. I X . S. 747.

J1

)

Grant

J3

)

L a y a r d Niniveh S. 129 ff.

S4

)

Southgate

die Nestorianer oder die zehn Stamme. bei R i t t o r Erdkunde X I . ¡S. ¡¡45.

S. 139 f.

§. 19.

Arpachsad.

463

angewendet worden sein, zuerst von der römischen Kirche auf die mit ihr unirten. Die Einwanderung christlicher Aramäer aus Mesopotamien im 5. Jahrh., namentlich aus E d e s s a , schliefst jene Annahme nicht aus. Die grofse Aehnlichkeit der Juden mit den Nestorianern Kurdistan's kann man aus der gemeinschaftlichen chaldäischen Abstammung erklären. 5. Aus ihrem Stammsitz nördlich von Assur haben sich die Ghaldäer in verschiedenen Richtungen verbreitet. Am wenigsten bekannt sind diejenigen Chaldäer, welche die Zehntausend nach ihrem Zuge durch Armenien in der Nähe des schwarzen Meeres antrafen. 2 S ) Dorthin setzen auch die übrigen alten Schriftsteller die nördlichen Chaldäer , soweit sie überhaupt derselben Erwähnung thun. Sophocles führt sie zwischen den Kolchern und Syrern (Leukosyrern) an, Strabo neben den Tibarenern nördlich von Kleinarmenien ; mit ihnen stimmen Menippus und Plutarch sowie Constantin, wenn er Trapezus als Hauptstadt voö Chaldia nennt. 2 6 ) Wie sie dahin kamen, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich zogen sie mit den benachbarten Assyriern, welche wir bereits daselbst gefunden haben ( S . 147. 153.). Wenn übrigens Sttabo und Stephanus angeben, diese Chaldäer hätten vordem Chalyber geheifsen, so hat man an eine Verschmelzung beider Völker zu denken, da noch Xenophon sie neben einander a u f f u h r t . 1 7 ) 6. Chaldäische Wanderungen sind auch nach Mesopotamien, Palästina und Arabien geschehen. Darüber ist §. 20. 21. zu sehen. Hier handeln wir nur noch von den Chaldäern, welche am unteren Euphrat in Babylonien safsen und von allen am bekanntesten sind. Sie werden zuerst " ) Xenoph. Anab. 5, 5, 17. Diod. Sic. Feldzug des Cyrus S. 145 f. " ) Soph, und Menipp. bei Steph. Byz. Strabo 12. p. 548 f. 555. Plutarch. Lucull. de themm. 1, 8. >?) Strabo 1. 1. Steph. Byz. u. AlviJrj.

14, 28 f. vergl. R e n n e l l und XalSia. u. XalSalot 24. Constant. Porphyrog. Xenoph. Anab. 7, 8, 25. 11*

164

§. 19.

Arpachsad.

im A. T. genannt und zwar fast nur in Verbindung mit Babel, welches in das Land der Kasdim gesetzt und als deren prächtiger Stolz bezeichnet wird (Ez. 12, 13. Jer. 24, 1. 5. 50, 1. Jes. 13, 19.). Die Verbindung : »Babel und die Kasdim« ist bei den Propheten der chaldäischen Periode überaus häufig. 1 8 ) Nach diesem Volke wurde das babylonische Weltreich das Reich der Kasdim genannt (Dan. 9, 1.) und auch einzelne Provinzen desselben führten darnach den chaldäischen Namen (Ez. 1, 3. 11,24.). Den Klassikern ist das chaldäische Volk in Babylonien gleichfalls bekannt. Herodot berichtet, den Assyriern im Heer des Xerxes seien auch Chaldäer eingeordnet gewesen, Strabo erwähnt einen Stamm der Chaldäer in Babylonien nahe dem persischen Meerbusen und Ptolemäus setzt seine %qa XaXöaia neben das wiiste Arabien, rechnet sie aber zu Babylonien. 2 9 ) Plinius nennt Babylon Chaldaicarum gentium caput und bemerkt, wie auch Solinus, wegen der Berühmtheit der Stadt Babylon habe ein Theil von Assyrien und Mesopotamien den Namen Babylonia erhalten; Mela setzt die Babylonier und Chaldäer an den unteren Euphrat und Tigris zum persischen Meerbusen. 3 0 ) 7. Neben dem Volke der Chaldäer kommt in Babylonien auch ein Stand oder eine Kaste der Chaldäer vor, von welcher besonders die Klassiker zu erzählen wissen. Diese Chaldäer waren Priester des Gottes Belus in Babylon und opferten demselben bei seinem Feste 1000 Pfund Weihrauch ; 3 1 ) sie trieben Astronomie und von ihnen wie von den Aegyptern haben die Griechen in der Zeitrechnung gelernt; S I ) sie befleifsigten sich auch der Stern- und ' • ) Z. B. J e s . 47, 1. 5. 48, 14. 20. J e r . 21, 4. 22, 25. 25, 12. 32, 4. 40, 9. 41, 18. 50, 8. 35. 45. 51, 24. 35. 54. Ez. 23, 23. 2 ») Herod. 7, 63. Strabo 16. p. 739. 767. Ptolem. 5, 20, 3. »•) Plin. H. N. 6, 30. Solin. 56, 1. Mcla 3, 8. » ' ) Herod. 1, 181. 183. Arrian. Alex. 3, 16. Pausan. 1, 16, 3. SJ ) J e s . 47, 13. Strabo 16. p. 739. und 17. p. 806. vgl. I d e l e r Hnndb. der Chronol. I. S. 195 ft.

§. 19.

165

Arpachsad.

Traumdeuterei, der Nativitätsstellerei und Wahrsagerei; 3 S ) sie werden daher mit den ägyptischen Priestern, persischen Magern und indischen Gymnosophisten in eine ¿Kategorie gestellt. 3 4 ) Dies Alles erwähnt auch Diodor, bemerkt aber zugleich, die Chaldäer gehörten zu den ältesten Babyloniern und ihre Weisheit habe sich innerhalb der Familien fortgepflanzt. 3S ) Sie zerfielen in verschiedene Arten, welche verschiedene Lehren hatten, nach Strabo in Orchener und Borsippener, nach Plinius in Babylonier, Orchener und Hipparener. S 6 ) Diese friedlichen Priester sehen den sonstigen Chaldäern, welche als wilde Krieger geschildert werden (Jes. 23, 13. Hab. 1, 6.), wenig ähnlich. Die ägyptische Sage leitet sie aus Aegypten her und macht sie zu einer ägyptischen Colonie. 3 7 ) Ob dies eine blofse ägyptische Prahlerei ist oder wenigstens einigen Grund hat, läfst sich nicht entscheiden. 8. Da die Chaldäer nach der Völkertafel ihren Stammsitz im nördlichen Assyrien hatten, so fragt es sich, wann die Wanderung von dort nach Babylonien geschehen ist. Nach Jes. 23, 13. verpflanzten die Assyrier im 8. Jahrh. vor Chr. Chaldäer aus ihren nördlichen Wohnsitzen in die babylonische Ebene und machten sie zu Steppenbewohnern, was sie vorher nicht waren, bedienten sich ihrer auch als Krieger gegen die Phöniken. An diese tapferen Krieger ist besonders, wenn auch nicht allein, bei den Chaldäern zu denken, welche nach dem Fall des assyrischen Reiches grofse Kriegsthaten ausführten. Aber schon lange vor ihnen haben sich Chaldäer nach Babylonien verbreitet, denen allem Anschein nach jene alte chaldäische Priesterkaste ")

Jes.

47.

Curt. A l e x . 10, 4. 34

)

D a n . 2, 2.

4, 4.

5, 7. 11.

Arrian. A l e x . 7, 16 f.

Cic. Divin. 2, 42.

Strabo 1. p. 23.

und

16. p.

762.

A e l i a n var. hist. 4 ,

Pausan. 4, 32, 4. S5

)

D i o d . Sic. 2, 2 9 — 3 1 .

•«)

Strabo 16. p. 739.

«')

D i o d . Sic. 1, 28. 81.

17, 112.

19, 55.

Plin. H . N. 6, 30.

20.

166

§. 19.

Arpachsad.

angehörte, wenn dieselbe auch erst in Babylonien geworden war. Griechische Schriftsteller nämlich erwähnen die Chaldäer dort schon fiir die mythische Zeit 3 t ) und die einheimische Sage, wie sie Abydenus und Alexander Polyhistor aus dem Chaldäer Berosus geben, führt schon vor der assyrischen Weltherrschaft Chaldäerkönige in Babylonien an, *") ja sogar bereits vor der grofsen Fluth soll es nach dieser Sage Chaldäer in Babylonien gegeben haben. i 0 ) Das A• T. entscheidet gleichfalls für ein sehr hohes Alter der babylonischen Chaldäer. Die Völkertafel leitet die südlichen Araber von Joktan, einem Nachkommen des Arpachsad, ab und setzt diesen mehrere Generationen früher als Abraham, lehrt folglich eine sehr frühzeitige Verbreitung des chaldäischen Sernitenstammes nach Süden. Ezechiel (23, 15.) bezeichnet Babylonien sogar als Geburtsland der Chaldäer. Zu seiner Zeit also gehörte die erste Verbreitung der Chaldäer nach Babylonien, von welcher die viel spätere assyrische Verpflanzung wohl zu unterscheiden ist, einer ganz unvordenklichen Zeit an. 9. An der semitischen Abstammung der Chaldäer hat man nicht zu zweifeln. Denn die doch gewifs semitischen Hebräer und Südaraber werden vom Stammvater der Chaldäer abgeleitet, viele babylonische Götternamen z. B. Bei, Nebo, Gad, Meni, Mylitta 11) sind semitisch und die auf uns gekommene chaldäische Sprache trifft im Wesentlichen mit der syrischen zusammen, wird auch im A. T. ganz richtig aramäisch genannt (Esr. 4, 7.). Die Sprache der Chaldäer in einer andern Stelle (Dan. 1, 4.) ist davon schwerlich verschieden. Denn die Chaldäer redeten zum

" ) Hellanic. bei Steph. Bvz. vi. XaXSäioi. Diod. Sic. 1, 28. 2, JO. Scho). zu Dionys. Perieg. 1053. ' • ) Euseb. Chronic, arm. I. p. 40 s. 48 ss. 40 ) Enseb. Chronic, arm. I. p. 10 ss. 46 s. " ) Jes. 46, 1. 65, 11. Jer. 50, 2. 51, 44. und dazu die WBB. Z a r Mylitta Hcrod. 1, 199. vgl. M o v e r s Phönizier I. S. 586 f.

19.

167

Arpachsad.

Chaldäerkönige aramäisch (Dan. 2, 4.) und werden bei diesem Anlafs gewifs keine andre als die chaldäische Sprache gebraucht haben, wonach diese letztere also eine aramäische war. Das A . T. deutet auch nirgends an, dafs die Sprache der Chaldäer wie die der Assyrier (S. 156.) den H e b r ä e r n unverständlich gewesen sei. Vielmehr verstanden gebildete Judäer das Aramäisch, welches die assyrischen Feldherrn redeten ( J e s . 36, 11. 2 Reg. 18, 26. vgl. Gen. 31, 47.). Mufsten Daniel und seine Genossen, obwohl vornehmen judäischen Familien angehörig, die Sprache der Chaldäer erst lernen (Dan. 1, 4.), so erklärt sich dies daher, dafs sie noch Knaben waren, beweiset aber nicht für eine unsemitische Sprache. Zum weiteren Beweise dient auch das oben (S. 162.) von den Nestorianern Gesagte. Indessen zeigt sich doch auch bei den Chaldäern Arisches wie bei den Assyriern. Viele chaldäische Namen z. B. Nabonassar, Nahopolnssar, Nebukadnezar, Nerikasolassar (Neriglissar), Belschazzar, lielischazzar und Scharezer 4 2 ) haben dieselbe E n dung , die bei den assyrischen Namen aus den arischen Sprachen zu erklären war (S. 157.). D e r Name des Gottes Merodach, nach welchem manche chaldäische Könige z. B. Merodach Baladan, Evtl Merodach, Mardokempad, Mesesi4S mordak ) sich nannten, ist sicher nicht semitisch, sondern medopersisch. 4 4 ) Ebenso verhält es sich mit Nergal, dem Gotte der K u t h ä e r ; 4 S ) sein Name kommt bei einem assyrischen Könige, bei chaldäischen Grofsen z. B. Nergal Sarezer ( J e r . 39, 3. 13.) vor und ist nebst dem schon erwähnten azar oder assar in dem chaldäischen Königsnainen Neri-

" )

S. sie

im hehr. W B .

H a n d b . d. C h r o n o l . I. S. 111.

und

lautet N c h u k a d n e z n r ' s N a m e freilich w o d u r c h die D e u t u n g der K n d u n g n i u s zu 2 R e g . 4ä

)

Ptolemaei

bei

Idelcr

Nabukhudrnchara u n d Nabukhadrachara, eiar, assar z w e i f e l h a f t w i r d . S. T h e -

24,1.

S. 2 l i e g . 25, 27.

.7es. 39, 1.

")

O e s e n i n s T h e s a u r . p. 818.

,s

S. 2 Heg.

)

im K a n o n

Tn der F e l s e n i n s c h r i f t des D a r i u s H y s t a p s i s

17, 30.

J e r . 5 0 , 2. u n d 7 i a n o n P t o l e m .

G e s e n . Thesaur. p. 913.

168

§. 20.

Die

Abrahamiden.

glissar oder Netiglasar enthalten. 4Ä ) Weitere chaldäische Namen z. B. Arioch (Dan. 2, 14. s. S. 157.), Nebiischasban ( J e r . 39, 13.), Aschpenas (Dan. 1, 3.), Sadrach und Mesach (Dan. 1, 7.) sowie die bei den Chaldäern vorkommenden Amtsbezeichnungen C ^ D und ¡"ins, auch die Dan. 3, 2. 3. erwähnten, lassen sich ebenfalls nur aus den arischen Sprachen befriedigend deuten. Nach diesen Anführungen findet sich Unsemitisches bei den Chaldäern in den Namen der Götter und hohen Personen sowie in den Amtsbezeichnungen. Ob dieses Unsemitische aber von einer unmittelbaren Berührung mit den Ariern oder vom assyrischen Einflüsse auf Babylonien während der langen assyrischen Herrschaft herrühre oder dalier zu erklären sei, dafs die chaldäischen Herrschor mit den Ihrigen assyrischer Herkunft w a r e n , kann nicht bestimmt werden. Meines Dafürhaltens liegt es am nächsten, es aus dem Zusammenhange mit den Assyriern zu erklären. Ein Beweis für unsemitische Abstammung der Chaldäer ist daraus nicht zu entnehmen.

§. 20.

Die

Abrahamiden.

1. Von Arpachsad, dem Stammvater des chaldäischen Semitenstammes, leitet der Verfasser der Völkertafel die hebräischen und südarabischen Völker ab und gibt diesen also eine chaldäische Abstammung. E r rechnet vom chaldäischen Stammvater bis zum hebräischen (Abraham), beide mit eingeschlossen, acht Generationen (Gen. 10,24 f. 11, lOff.) und will damit die Zeit andeuten, in welcher die Hebräer sich vom chaldäischen Seinitenstainme losgezweigt und selbstständig gestaltet haben. Diese Genealogie führt aus der mythischen in die geschichtliche Zeit hinüber, die ")

Euseb. Chron. armen. I. p. 53. 71.

Joseph, c. Apion. 1, 20.

§. 2ö. Die Abrahamiden.

169

Grenze beider aber läfst sich nicht bestimmen; jedenfalls ist Abraham eine geschichtliche Person. Die einzelnen Namen der Genealogie sind zum Theil bedeutsame A b stracta , zum Theil von den Gegenden entlehnt, durch welche die Verbreitung des chaldäischen Semitenstammes g i n g ; sie sollen diese veranschaulichen, wie ihre Anzahl die Zeit andeuten soll. Das ist ihr Zweck und man darf nicht überall bestimmte Yolksstämme hinter ihnen suchen. 2. D e r erstgeborne Sohn des Arpachsad war Sendung, Entsendung und dessen Erstgeborner hiefs "QJ? Uebergang, Jenseits. Jener Name enthält die Andeutung, dafs schon in frühester Zeit Volk aus dem chaldäischen Stammsitz ausgezogen sei, dieser gibt die Gegend a n , in welcher die Ausgezogenen sich niederliefsen. E r geht auf Mesopotamien. Denn "TU" "inj; ist im A . T. häufige Bezeichnung des Landes jenseit des Euphrat ( J o s . 24, 2. 3. 14. 15. 2 Sam. 10, 16. 1 Chron. 19, 16. 1 Reg. 14, 15. vgl. Jos. 7, 20.), wiewohl von einem andern Standpunkte aus auch Bezeichnung des Landes diesseit des Euphrat ( 1 Reg. 5, 4. Esr. 8, 36. Neh. 2, 7. 9. 3, 7.). Von M e sopotamien ist auch das Eber zu verstehen, welches Bileam neben Assur anführt (Num. 24, 24.). Die Verbreitung der Abtheilung des chaldäischen Volksstammes, aus welcher die H e b r ä e r hervorgingen, geschah also nach dem Verfasser vom chaldäischen Stammsitze aus in südwestlicher Richtung. Uebrigens wird mit der Bemerkung über Eber nicht geleugnet, dafs die ursprüngliche Landesbezeichnung im Laufe der Zeit Volksbezeichnung wurde, nach welcher man auch einen Stammvater dieses Namens annahm. 3. Nach Eber theilte sich dieser Zweig des chaldäischen Semitenstammes. Eber hatte 2 Söhne, von denen der eine J1?? Spaltung, Tkeäung, der andre Joktan hiefs. Jener erhielt nach dem Erzähler seinen Namen daher, dafs zu seiner Zeit die E r d e getheilt wurde. Man stellte sich also vor, dafs mit der 5 Generation seit Noah die angewachsenen Stämme und Völker sich vertheilten und jedes seinen W o h n -

170

§. 20.

Di e A bra h a m i d e n .

sitz einnahmen. Auch der hier in Rede stehende Zweig des chaldäisehen Volksstainmes tlieilte sich, indem die Abtheilung des Joktan sich südwärts wandte und im südlichen Arabien niederliefs (§.21.). Der Name Peleg kann übrigens mit Phatiga oder Phalga, einer mesopotamischen Stadt in der Gegend, wo der Chaboras in den Euphrat fällt, combinirt werden. Stephanus gibt die Bedeutung des Namens als ro fisaov nicht unrichtig an. Den folgenden Namen : 1JH Sohn des Peleg, jniP Sohn des Reu, "lim Sohn des Serug und rPH Sohn dos Nahor und Vater des Abraham, ist nichts abzugewinnen, mit Ausnahme von Serug, welchen Namen eine Landschaft im nordwestlichen Mesopotamien führt, wo Haran und Edessa lagen. 2 ) 4. Von Terach wird berichtet, dafs er mit seinem Sohne Abraham und seinem Enkel Lot aus Ur der Chaldäer ( O ^ B O UN) gezogen sei und sich in Haran, einer Stadt des nordwestlichen Mesopotamien's, 3 ) niedergelassen habe (Gen. 11, 28. 31. 15, 7. Neh. 9, 7.). Man hat dieses Ur Kasdim in Babylonien gesucht. Nach Nicolaus kam Abraham aus dem Lande über Babylon und nach Eupolemus zog er von Kamarinc, einer Stadt Babylonien's, auch Urie genannt, nach Kanaan. 4 ) Die jüngere jüdische Sage weifs noch mehr, indem sie erzählt, Abraham habe nicht Götzendienst treiben wollen und sei von Nimrod in's Feuer geworfen worden. 4 ) Arabische Schriftsteller geben bald Babylon bald Kutha im Irak als Heimath des Abraham

' ) Isidor. Charac. p. 248 s. ed. E . Miller. Steph. Byz. u. aXya. ' ) Barhebr. Chronic, syr. p. 142 s. Assemarii Bibl. Orient. I. p. 277. 283 ss. 426. I I . p. 321 s. •) Ueber die L a g e des Ortes s. T u c h zu Gen. 11, 31. Winer bibl. R W B . u . H a r a n . R i t t e r Erdkunde XI. S. 291 ff. ' ) Nicol. Damase. bei Joseph. Antt. 1, 7, 2. Eupolem. bei Euseb. P r a e p . evang. 9, 17. ä ) T a r g . J o n a t h . und Jarchi zu Gen. 11, 28. T a r g . zu 2 Chron. 2 8 , 3 . H i e r o n . quaest. in Gen. 1. 1. E i s e n m e n g c r entdecktes J u d e n t h . I . ß. 490 ff. vgl. Abulpharag. Hist. Dynast, p. 20.

§. 20.

Die Abrahamiden.

J^J

an. •) Auch in neuerer Zeit hat diese Meinung ihre Vertretung gefunden. ' ) Allein die ganze Sage beruht wohl lediglich auf dem Namen des Ortes. Bei Kasdim glaubte man an den bekanntesten Chaldäersitz (Babylonien) denken zu müssen und das Wort Feuer erzeugte die Fabel vom Werfen in's Feuer. Das A. T. steht jener Ansicht entgegen. Nacli ihm nämlich gehörte das mesopotamische Haran dem Lande a n , in welchem Abraham geboren war und gewohnt hatte (Gen. 12, 1. 24, 4. vgl. Act. 7, 2. 4.). Folglich mufs Ur Kasdim in Mesopotamien gelegen haben. Dafür entscheidet auch die Richtung des Zuges, welche auf das nordöstliche Mesopotamien als Ausgangspunkt hinweiset. Auf einem Zuge aus Babylonien nach Kanaan kam man schwerlich Über Haran, welches dafür zu weit nördlich lag. Ueberhaupt verbreitete sich der pelegische Zweig des Chaldäerstammes im nördlichen Mesopotamien und dort hat man auch Ur Kasdim anzunehmen. Sehr gut stimmt dazu die weitere Angabe des Nicolaus, dafs Abraham König in Damascus gewesen sei, 8 ) wenn sie auch nicht beweisen hilft. Sie scheint darauf zu beruhen, dafs Abraham auf seinem Zuge von Haran nach Kanaan sich eine Zeit in Damascus aufhielt. Damals mag er auch seinen Oberknecht Elieser, der ein Damascener war, erworben haben (Gen. 15, 2.). Gewöhnlich combinirt man mit Ur Kasdim ein von Ammian erwähntes Kastell Ur im nordöstlichen Mesopotamien, in welchem sich der alte Name erhalten haben könnte. 9 ) Indefs scheint der Beisatz ü^BO auf eine Gegend hinzudeuten, wie schon die L X X mit ihrem x^Qa Xakdakov gefühlt haben. Aus einer sol")

Isztachri von M o r d t m a n n S. 54.

K a z w i n i K o s m o g r . I I . S.

A b n l f e d a T a b b . g e o g r . eil. W ü s t e n f e l c i p. ')

301.

14.

K n g e l s t o f t H i s t . pop. Jiul. p. 72 s.

•)

Nicol. D a m a s c . bei J o s e p h . 1. 1. vgl. J u s t i n 36, 2.

•)

Bochart

p. 107 s.

G e o g r . sucr. p. S7.

Roscnnnillcr

T h e s a u r . p. 5 ö .

J. D. M i c h a e l i s

bilil. A l t e r t h u m s k . I, 2. S. 148 1".

v. B o h l e n

zur Gen. u. A .

Spicileg.

II.

Geseniiis

172

§. 20.

Die

Abrahamiden.

eben ziehen Nomaden auch schicklicher aus, als von einer Stadt oder gar einem Kastell. Man hat daher das zend. vare d. i. Gegend, Distrikt herbeigezogen. , 0 ) Allein gab es schon in so alter Zeit im Semitenlande westlich vom Tigris arische Ortsbezeichnungen ? Ich möchte TIN lieber als weichere Form für "Tin ansehen und den Ausdruck als Berg, Gebirge der ChaUäer nehmen. Das nördlichste Mesopotamien war gebirgig. Das Wort UN wäre Eigenname geworden, wie auch Tin als Eigenname von Bergen vorkommt (Num. 33, 38. 34, 7 f.). 5. Bei dem Bericht über Teraeh's Zug sagt die Genesis nicht, ob auch Nahor, ein Bruder Abraham's, von Ur Kasdim mit ausgezogen sei, erwähnt aber seinen Sohn und Enkel in Haran (Gen, 27, 43. 29, 4 f.), welches nach ihr die Stadt des Nahor liiefs (Gen. 24, 10.) und wo noch die väterlichen Götter verehrt wurden (Gen. 31, 53. Jos. 24, 2.). Nahor mufs daher mitgegangen oder später nachgezogen sein und man wird seine Nachkommen in den Euphratgegenden, östlich und westlich, zu suchen haben. Die Genesis legt ihm, wie dem Ismael und Jakob, 12 Söhne bei (Gen. 22, 20 ff.). Es wird aber stets vergebliche Mühe sein, sie alle nachweisen zu wollen. Im Allgemeinen ist anzunehmen, dafs die aus dem Nordosten des Semitenlandes wandernden chaldäischen Horden in Mesopotamien mit Aramäern zusammentrafen (§. 24, 3. und §. 25, 7.) und dafs dadurch chaldäisch-aramäische Mischstämme entstanden, bei welchen in Dialekt, Einrichtungen und Sitten bald das Aramäische bald das Chaldäische vorwaltete, wiewohl der Unterschied zwischen diesen beiden Semitenstämmen nach dem, was wir aus späteren Zeiten von ihnen wissen, nicht bedeutend gewesen sein kann. Diese Ansicht bestätigen die Namen der Nahondcn. Unter Nahor's Söhnen und Enkeln werden Uz, Maacha und Arnm angeführt. Dieselben Namen aber kommen auch bei den (syrischen) Ara'•)

T u c h zu Gen. 11, 28.

v. L c n g e r k e

Kcnaan I. S. '¿12.

§. 20.

Die A b rahamiden.

173

mäern vor (§. 24. und 25.). Offenbar also haben sich Nahoriden mit A r a m ä e r n zu besonderen Stämmen vereinigt, welche vorwaltend aramäisch waren und daher in der Genealogie Nahor's dieselben Namen t r a g e n , welche die bezüglichen Nachkommen des A r a m haben. Auch die Horde des Bethuel und L a b a n , Sohns und Enkels des Nahor in H a r a n , mag vorwaltend aramäisch gewesen sein, da beide Männer zum öfteren als Aramäer bezeichnet werden (Gen. 25, 20. 28, 5. 31, 20. 24.). Dagegen ist mit - | B q , einem weiteren Sohne N a h o r ' s , eine Abtheilung der Nahoriden gemeint, bei welcher das Chaldäische vorwaltete, wahrscheinlich die Chaldäerhorde, welche den Hiob beraubte (§. 25, 2.). Mit Nahor's Sohn i i n vergleicht man am besten die Ortschaft Chaso (!>•«»> S j a . ) und Xa^rjvrj in der Landschaft Assyrien 1 1 ) sowie die Landschaft Xatyv?] in Mesopotamien am Euphrat. 1 2 ) Vermuthlich wohnten östlich und westlich vom Tigris Abtheilungen dieses Stammes. Der Stamm Bus ( V Q ) , ebenfalls von Nahor abgeleitet, scheint diesseit des Euphrat nicht zu weit von Edomitis gewohnt zu haben (§. 25, 2.). Die andern Nahoriden mögen übergangen werden, da ihre Aufsuchung für die E r l ä u t e r u n g der Völkertafel nicht wichtig ist. 6. Abraham zog mit seiner Horde von Haran nach Kanaan, woselbst er die Amoriter und Kanaaniter vorfand. E r erscheint als der Stammvater vieler Völker. Auf ihn werden zurückgeführt : in der Linie des Ismael die Ismaeliten (Gen. 25, 12 ff.), von denen die Nabatäer im peträischen Arabien und die weiter östlich wohnenden Kedarener am namhaftesten sind, in der Linie des Isaak und Esau die Edomiter südlich vom todten Meer und J u d ä a ( G e n . 36.), in der Linie des Isaak und Jakob die Israeliten westlich und östlich vom J o r d a n , in den Linien seiner mit Ketura " ) Strabo 16. p. 73G. Assemani Bibl. Orient. II. p. 115. p. 710. sowie II. p. 4P->. 458. III, 1. p. 288. 551. ' ' ) Arrian bei Steph. Byz. u. A'a^/i y.

III, 2.

§. 20.

174

D i e A b r a h a m ¡den.

erzeugten Söhne verschiedene Stämme von Arabern (Gen. 25, 1 ff.), von denen die Midianiter in den Strichen des älanitischen Meerbusens am bekanntesten sind. Von seinem aus Ur Kasdim mit ihm gezogenen Neffen Lot werden die Moabiter östlich vom todten Meer und die Ammoniter östlich vom ostjordanischen Israel abgeleitet (Gen. 19, 30 ff.). 1 3 ) Die chaldäische Horde Abraham's gewann demnach eine sehr weite Ausdehnung. Sie verbreitete sich in ihrer Nachkommenschaft nach Gen. 25, 6.18. von Schur vor Aegypten bis Chavila (s. §. 21, 8.) und gen Assur und besetzte also aufser Palästina das peträische und wüste Arabien sowie den nördlichen Theil des glücklichen Arabiens. Mit dieser Ableitung so vieler Stämme von Abraham hat es folgende Bewandtnifs. Die abrahamische Horde nahm sehr zu und ging daher zeitig in Abtheilungen auseinander (Gen. 13.), welche sich vom Stamme trennten, besondere Wohnsitze suchten und so nach und nach in dem angegebenen Gebiete ausbreiteten. Sie fanden dort schon andere Stämme vor (§. 21. 22.). Gewöhnlich mögen sie sich auf freundliche Weise mit den Vorgefundenen vereinigt haben, wie z. B. nach der arabischen Sage sich Ismael mit dem Stamme der Djorhomiten verband, 1 4 ) so dafs wir schon zu Jakob's Zeit ein Volk der Ismaeliten finden, welches Karawanenhandel aus Arabien nach Aegypten treibt (Gen. 37, 25.). Bisweilen aber mögen sie die Vorgefundenen auch angegriffen, theilweise vertrieben und ausgerottet, die Reste aber unterworfen und auf diese Weise mit sich vereinigt haben. Gänzliche Ausrottung der Vorgefundenen ist gewifs selten gewesen, obwohl sie in den orientalischen Geschichtsbüchern so oft vorkommt. Die in den Genealogien auf ")

I m E i n z e l n e n kann hier, w o es sich u m G e n . 10. handelt, nicht

auf alle diese V ö l k e r und Stämme sie R o s e n m ü l l e r über die Gen.

werden. ff.

ff.

W i n e r bibl.

Man s. über

Tuch

B e r t h e a u zur Gesch. der Israeliten S. 204

Gesch. Isr. I. S. 3 6 4 ")

eingegangen

bibl. Alterthuinsk. III. S. 20

Komment, ff.

Real-Wörterbuch.

A b u l f e d a Hist. antcisl. ed. F l e i s c h c r

p. 2'.'. 20. 192.

Ewald

§. 20.

Die

175

Abrahamiden.

Abraham zurückgeführten Stämme stammten also nicht yanz von Abraham und seiner Horde ab. Ein Beispiel mache dies deutlich ! Esau ( E d o m ) hatte schon bei Lebzeiten Isaak's eine ansehnliche Horde und wohnte mit ihr in Seir südlich von Kanaan ( G e n . 33, 1. 36, 6 ff.). Hier traf er die Horiter a n , welche Eingeborne waren ( G e n . 36, 20.) und von den Edomitern ausgerottet wurden (Dt. 2, 12. 22.). Die letztere Angabe ist schwerlich genau zu nehmen. Vielmehr wohnten die Edomiter mit den Horitern zusammen, gewannen die Oberhand über sie und verschmolzen mit ihnen, womit die Vertreibung und Umbringung Vieler nicht geleugnet wird. Der Verfasser der Völkertafel weifs noch eine Anzahl horitischer Stämme und Stammhäupter zu nennen (Gen. 36, 20 ff.) und das Buch Hiob, dessen Held in eine sehr alte Zeit gesetzt wird und einer edomitischen Landschaft angehört, kennt ein verfolgtes und bedrücktes Gesindel, welches besitzlos w a r , in E r d - und Felsenhöhlen sich aufhielt, kümmerlich lebte und den Herren des Landes, zu denen Iliob gehörte, Dienste thun mufste ( J o b 24, 5 ff. 30, 1 ff.). Passend denken dabei neuere Gelehrte an die Urbewohner von Seir. , s ) Aehnlich hat man sich das Verhältnifs der Horde Lot's und ihrer Nachkommen zu den ältesten Bewohnern von Moabitis und Amnionitis vorzustellen ( D t . 2, 10 f. 20 f.). D u r c h solche Mischung verschiedener Stämme entstanden neue Bildungen und Gestaltungen in Dialekt, Einrichtungen, Sitten u. s. w. Wieviel aber davon den Anwanderern und wieviel den Vorgefundenen g e h ö r t , ist natürlich nicht zu ermitteln. Gewifs haben die Einwanderer gar Vieles von den Eingebornen angenommen, mit denen sie sich vereinigten. Alle von Abraham abgeleiteten Völker waren nach der Genesis

l5

)

Ewald,

H i o b S. 2 1 J . I. S. 18-).

I l i r z e l und H e i l i g s t e d t

Ewald

zu Hiol> 24. 3 0 .

G e s c h . Isr. I. S. 'J73 f.

v. L e n g e r k e

Stickel Kenaan

Als K a n a a n u e r b e t r a c h t e t e die v o r e d o m i t i s c h e n B e w o h n e r

Seil- J . 1). M i c h a e l i s S u l t a n i n a c o m m e n t a t i . I . p. 193 ss.

von

176

20.

Die

Abrahamiden.

chaldäischen Stammes, redeten aber, soweit wir dies wissen, keinen aramäischen Dialekt; ihre Sprachen haben sich aus den Sprachen gebildet, welche sie bei der Einwanderung vorfanden. Die Hebräer z. B. nahmen die Landessprache Palästina's a n ; ihre Sprache heifst daher auch die Sprache Kanaan's ( J e s . 19, 18.). Schon Jakob redete sie, während L a b a n , der sich mit Aramäern vereinigt hatte, aramäisch sprach (Gen. 31,47.). Die palästinensische Umgangssprache wurde auch die Schriftsprache der H e b r ä e r : doch finden sich in der hebräischen Dichtersprache viele der Prosa fremde Elemente, zum Theil aramäischer A r t , welche sich wahrscheinlich aus der alten Sprache der Horde Abraham's erhalten haben. 1 0 ) 7. Die Abrahamidtm d e r L i n i e Isaak und Jakob werden im A. T. OH3J; Hebräer genannt. Diese Bezeichnung kommt aber nur vor theils itn Munde von Nichtisraeliten, " ) theils im Munde von Israeliten, wenn sie zu Nichtisraeliten reden, 1 8 ) theils in der Rede der alttestamentlichen Schriftsteller, wenn sie Israeliten und Nichtisraeliten unterscheiden oder einander gegenüberstellen; 1 9 ) in den bei Weitem meisten Stellen sind die Nichtisraeliten Aegypter und Philister. Der N a m e , zuerst auf Abraham angewendet (Gen. 14, 13.), ist nicht von dem des Stammvaters, sondern von dem des Landes Eber abzuleiten. Denn einen Stammvater Eber hat man erst nach einem vorhandenen Lande und Volke dieses Namens angenommen (S. 10.) und die Bezeichnung "H3J? ist vermuthlich eher entstanden, als man sich einen Stammvater Eber vorstellte. Der Name ist auch

1 •) Eine Anzahl derselben, aus den prophetischen Reden gesammelt, findet man in meinem Prophetismus der Hebräer I. S. 389 ff. " ) Gen. 39, 14. 17. 41, 12. Ex. 1, 16. 2, 6. 1 Sam. 4, 6. 9. 14, 11. 29, 3. »«) Gen. 40, 15. Ex. 1, 19. 2, 7. 3, 18. 5, 3. 7, IC. 9, 1. 13. 10, 3. Jon. 1, 9.

' • ) Gen. 14, 13. 43, 32. Ex. 1. 15. 2, 11. 13. 1 Sam. 13, 3. 7. 19. 14, 21. Jer. 34, 9. 14.

*.'l. 2.

Dt. 15. 12.

§. 20.

Die

177

Abrahamiden.

nicht durch die Israeliten, welche sich n a c h der A b s t a m m u n g bezeichnen m u f s t e n , entstanden, sondern d u r c h die P a l ä s t i n e n s e r , bei welchen Abraham mit seiner H o r d e i n j n "OßO von jenseit des Stromes einwanderte ( J o s . 24, 3.), während die Benenner disseit des Stromes wohnten. Die Palästinenser nannten den Abraham so nach seiner H e r k u n f t aus dem Lande jenseit dos E u p h r a t . Schon in alter Zeit wird der Name durch n£Qixirts, nsqakrß und transitor 20 g e d e u t e t . ) Das Fehlen des V ^ n bei n a j ; hat kein Bedenken. Konnte man z. B. für j"7Q sagen ( G e n . 48, 7 . ) , so konnte noch viel eher bei d e r Bildung j e n e s Derivatum's "Ih-Im fehlen. Allem Anscheine nach hat man TT

-

auch ohne Beisatz von Mesopotamien gebraucht. D e n n nach Strabo wurde in der kappadokischen Stadt Kastaliala eine "AQtfUis IleQaala verehrt, deren Beinamen man daher e r k l ä r t e , dafs sie TteQCt&ev gekommen war und Stephanus setzt clas mesopofamische Nisibis tv nj Tleyalq, rjj 7iQog rc;7 TiyQ?]Ti nozaf.i([> an. 4 I ) Die griechische Ausdrucksweise wird wohl auf morgenländischem V o r g ä n g e beruhen. A u f fallend ist, dafs der Name abgesehen von Gen. 10. und N u m . 24, 24., im A . T . nur von den Israeliten gebraucht w i r d , nicht auch von andern Völkern, welche von jenseit des E u p h r a t stammten und disseit des E u p h r a t wohnten, z. B. Ammoniter, Moabiter, Edomiter. Man hat dies daher zu erklären, dafs der ursprünglich auf Mesopotamien gehende Name im Laufe der Zeit bei den westjordanischen Völkern eine Beziehung auf den J o r d a n erhielt und sich demgemäfs auf die disseit des J o r d a n wohnenden Israeliten beschränkte. Dies konnte um so eher geschehen, da das Ostjordanland p T Ü "DJ; hiefs, also denselben N a m e n führte. Im N. T . wird es oft to :I!. p. 2'21

-s.

Arali.

K

2i0.

Arnaiul

im

Journal

§. 2 1 .

Die

187

J u k i » nid on.

9. Eine Strecke südlich von Chaulan finden wir Scheba (N2&'), den 10 Solin Joktans, welcher unbestritten mit den Siibäern der Klassiker zusammenfallt. Sie wohnten im südwestlichen Arabien und ihre Hauptstadt war nach Eratosth. Artemid. und Plin. Mariaba, nach Agatharch. und Diod. Saba auf einem B e r g e , die schönste Stadt Arabiens. Sie galten als das gröfste, glücklichste und berühmteste Volk Arabiens und es werden bei ihnen theils kostbare Specereien /.. B. Weihrauch, Myrrhen, Balsam, Kassia, Kalmus u. s. f. theils ein ungeheurer Reichthum an Gold und Silber, womit sie überschwemmt w a r e n , auch Edelsteine und Elfenbein hervorgehoben. 3 1 ) Zu ihnen kamen Schiffe aus I n d i e n , 1 2 ) sie selbst trieben Schiffahrt nach Aethiopien, führten äthiopische Erzeugnisse und standen in Handelsverkehr mit den Phöniken, sandten auch Colonien aus. 3 S ) Es ist nicht zweifelhaft,7 dafs die Sabiier bei diesen Angaben in einem o weiteren Sinne genommen sind, als in der Völkertafel, und verschiedene Stämme umfassen, von denen die Sabäer der bedeutendste waren. Denn Plinius rechnet z. B. die A t r a miten zu den Sabäern, welche die Völkertafel von ihnen unterscheidet und Ptolemäus setzt seine Sabäer nicht an die Küste, sondern ins Mittenland. 3 4 ) D e r Wohnsitz der eigentlichen Sabäer bestimmt sich durch ihre Hauptstadt Murinbn, das heutige March, welches 16 Meilen östlich von Szunaa Hegt. 3 S ) Die arabischen Geographen sehen March und Sahn meist als einerlei a n , setzen den Ort 3 Tagereisen von Szanaa und lassen ihn von Saba, einem Urenkel

1

')

)>. l'.l

Eratostli.

>s.

l'Uni.

Diu.l. 4.

und

Hi».

)

Artemidor

Agatlianliid.

15 f.

liei S t r a b o 16. p . 7 6 8 . 7 7 8 . Dionvs.

I'criccc, ¡T^rUf roöoXta, ToÜovifi, yoftoQ, loyoQct, 1£n 'Payav, r"ID.IH 'Pey/iia u. a. m. Auch den Bergnanien jy geben sie r a i ß ü l wieder (Dt. 11, 29. Jos. 8, 30. 33.). ' Der Wechsel zwischen 1 und n ist bekanntlich etwas ganz Gewöhnliches. Die Combination des Ebal mit den Geban-itae unterliegt also keinen o grofsen Bedenken. Vielleicht gehörten die Gebaniten mit zu den Kattabanen, welche Eratosthenes (Anm. 24.) als ein Hauptvolk südlich von den Sabäern anführt «')

Plin. H. N. 6, 32.

12, 35.

" )

Plin. H. N. G, 3 2 .

12, 32. 35. 42.

")

Auch Euseb.

haben

fc,3a/.

oder

Assemani Bibl. Orient. I. p. 3 6 1 .

Chronic, arm. I I . p. 10. und Syncellus I. p. 86.

Teßi]).

für Obal.

190

§. 21.

Die

Joktaniden.

und als deren Hauptstadt er Tamna nennt. Sie sind auch dem Plinius bekannt, der sie neben den Gebaniten erwähnt sowie dem Ptolemäus, welcher sie im südlichen Mittenlande neben den 'PctßaviTai (lies Faßavizai) anführt und Kv&ißaviTai n e n n t . 4 7 ) Möglich, doch nicht gewifs, dafs der Ebal der Völkertafel dieses südwestarabische Hauptvolk ist. 12. In diesem Theil Arabiens läfst sich auch Oplär, der 11 Sohn Joktans, finden. Da der Verfasser alle Joktaniden nach Arabien setzt ( S . 181 ff.), so mufs auch Ophir hier gesucht werden; ihn aufserhalb Arabiens zu suchen und etwa dem Verfasser einen groben Irrthum in semitischen Dingen beizumessen, geht nicht an. Zugleich steht f e s t , dafs Ophir, wohin man Schiffahrt trieb, ein Küstenland war und sich durch Gold, den Hauptgegenstand der Fahrten dahin, auszeichnete. Das Ophirgold wird im A. T. oft hervorgehoben ( P s . 45, 10. Job 22, 24. 28, 16. Jes. 13, 12. 1 Chron. 29, 4.). Alles von auswärts zu den Hebräern gelangende Gold kam, soviel sich ersehen läfst, theils aus Saba (S. 187 f.), theils aus Ophir. Hiernach war Ophir sicher ein goldreiches Küstenland des südlichen Arabiens. Dies ist nach dem A . T. unwidersprechlich. Der Name wird in der Völkertafel IDiF-i, in den jüngeren Büchern des A. T. geschrieben, vom Graec. Venet. tifpuo-r^ gegeben. E r kommt unter den arabischen Stämmen und Landschaften sonst nicht vor und war wohl eine appellative Bezeichnung, welche die Phöniken und Hebräer brauchten und deren Bedeutung sich wahrscheinlich machen läfst. Das A. T. hebt nämlich auch das Gold von Upkas CljpW) hervor ( J e r . 10, 9. Dan. 10, 5.) und scheint damit das aus Ophir zu meinen. 4 8 ) Dieser Name bedeutet Goldküste. Denn 10 ist Gold und IN oder IN s. v. a. als das auch aus "HN entstandene \S' Eiland, Küste. S. auch §. 32.

4

') )

4>

durch

Plin. H. N. 5, 12. 6, 32. Ptolem. 6, 1, 24. Chald. Syr. und Theod. zti J e r . 1 0 , 9. geben auch Ophir.

Uphas

§. 21.

Die

Joktaniden.

191

Allem Anschein nach nannte man Ophir auch U p h a s , weil j e n e r N a m e eine ähnliche Bedeutung hatte. In der T h a t läfst sich auch die ursprüngliche F o r m 101N nach dem erwähnten ix und nach dem arab. Sjj-i plur. c'yi dwitiae durch Reicldkumsh'uste erklären. Das Fehlen des dritten Radikals bei ~1D, dem zweiten Tlieil des W o r t e s , fällt nicht a u f ; es ist bei den Derivaten der V e r b a ¡"¡"^ häufig. W o aber in Arabien ist diese Gold- oder Reichthumsküste anzunehmen ? A m angemessensten in der Nähe von Saba, da dieses und Ophir die beiden arabischen Goldgegenden der H e b r ä e r w a r e n und nach Eröffnung der hebräischen O p h i r - S c h i f f a h r t die Königinn von Saba den Salomo besuchte (1 Reg. 10.), doch wohl in Folge des von den H e bräern eröffneten unmittelbaren V e r k e h r s nach Ophir. Bei den Sabäern läfst sich auch noch eine S p u r des biblischen N a m e n s nachweisen. E s gab im südwestlichen A r a b i e n eine G e g e n d Mapharitis oder Maphartis u n d in ihr eine Stadt 2(xvi], S a v e , vermutlilich das südlichere der beiden von P t o l e m ä u s angeführten S a b a . 4 9 ) D e r N a m a Ma-phar kann Reichthumsort bedeuten, wie etwa der O r t s n a m e Membresa ( ) Cypressenort s o ) und D^'DQ Balsamort bedeutet haben wird. In dieser Gegend lag auch Sephar, der südliche Grenzort der Joktaniden (s. S. 183.), welchen alte U e b e r s e t z e r D?V)DC geben. 5 ' ) Kann damit nicht die A n g a b e , Salomo habe CPVIQ 2 " ! Gold Parvaiuis beim T e m pelbau verwendet (2 Chron. 3, 6.), in V e r b i n d u n g gebracht und ein alter Schreibfehler ÜPyiQ für D^IDD angenommen werden? Oder f ü h r t e diese Gegend auch den N a m e n Parvazm? W i e es scheint, war sie von den Homeriten oder Himjariten besetzt, welche in späterer Zeit an die Stelle der alten Sabücr treten. Sie waren nach den B e ' • ) A m a n . Teri])!. mar. crytlir. p. 13. 18. Ptolcm. 6, 7, 42. vgl. Stcpli. Bvz. u. v«r«. J0 ) G e s c n i u s Munumm. I'liocnicc. I. ]). 425. Sl ) Syr. und Tarj:. Jomith. zu Gen. 10. 30.

Plin. II. NT. G, 26.

•jg2

§•

Hie

Joktaniden.

richten der A l t e n das westlichste Volk

an d e r

Südküste

A r a b i e n s u n d h a t t e n z. B. die Seestadt Arabia Felix ( A d e n ) inne,

wo I n d e r u n d A e g y p t e r

ihre W a a r e n

sowie M u s a im arabischen M e e r h u s e n , pische W a a r e n

gebracht wurden.

SI

)

austauschten,

wohin auch äthioDer hier ü b e r

die

L a g e von O p h i r vorgetragenen Ansicht stellen keine a n d e r weitigen A n g a b e n des A . T. entgegen.

Man erinnert zwar

an die zum grofsen Theil nichtarabischen W a a r e n , die man aus O p h i r b r a c h t e .

Allein als H a u p t s a c h e erscheint u n t e r

den O p h i r w a a r e n das Gold (1 R e g . 9, 26 ff. 22, 49. 2 C h r o n . 8, 18. 20, 36 f.) u n d dieses pafst zu einem Stamm bei den Sabäern

vortrefflich.

Die gleichfalls aus Ophir

geholten

Sandelhölzer u n d Hdclsteine (1 R e g . 10, 11. 2 Chron. 9, 10.) — j e n e allein, diese voniiimücli in Indien einheimisch — k ö n n e n d u r c h indische Schiffe nach Arabien g e b r a c h t und e r s t hier von den Hebräern und Phüniken erworben w o r den sein, nöthigen also keineswegs, Ophir aufserhalb A r a biens zu suchen.

Dies thut auch die Nachricht n i c h t ,

die

hebräischen u n d phönikischen Meerschifte in Salomo's Zeit hätten zu einer F a h r t hin und zurück immer 3 J a h r e g e b r a u c h t u n d aufser Gold und Silber auch E l f e n b e i n , A f f e n u n d (ausschliefslich indische) P f a u e n mitgebracht ( 1 R e g . 10, 22. 2 Chron. 9,21.).

Denn diese Stellen nennen Ophir

g a r nicht, sagen mithin auch nicht aus, dafs die dreijährige F a h r t Ophir z u m letzten Ziel gehabt habe und blofs bis dahin u n d von da zurück geschehen sei.

Sie gehen zwar,

wie die e r w ä h n t e n W a a r e n beweisen, gewifs auf den Seehandel im erythräisehen Meere

und schliefsen die

Fahrt

nach Ophir mit e i n ; aber sie geben nicht an, dafs die dreijährige F a h r t sieh auf Ophir beschränkt habe. daher auch nicht,

Ophir in gröfserer F e r n e

als von u n s geschehen ist. welcher m a n

42

)

anzunehmen,

Ob j e n e dreijährige F a h r t , bei

auf dem H i n -

A m a n . P c r i p l . p. 13 ss.

Sie fordern

und R ü c k w e g e

P t o l e m . 6, 7, !).

vermuthlich

M a r c i a n . Heracl. 1, ä.

Nördlich von den H o m e r i t c u setzt P t o l e m . G. 7, 25. seine Mwpo schreiben. Die urarabischen Stämme werden von den Arabern als ungläubige, gottlose und gewaltthätige Menschen dargestellt; im A. T. heifsen die Amalekiter kurzweg Sünder ( 1 Sani. 15, 18.) und die Amoriter sind Beispiele ärgster Uebelthater (Gen. 15, 16. 1 lieg. 21, 26. 2 Reg. 21, 11.).

§. 23. D i e

P h i l i s t e r .

1. Das philistäische Volk, welches westlich von J u d a am Mittelmeer wohnte, gehörte zum Semitenstamme Lud und ist daher hier abzuhandeln. Die Völkertafel erwähnt es bei den Hamiten (Gen. 10, 14.), indem sie zu dem ägyptischen Stamme der Kasluchen die Angabe IN^ D^nti'^Q Dfc'p von wo ausyeganyen sind die Philister hinzufugt. Mit Unrccht bezieht man die Stelle gewöhnlich auf die Abstammung. Der Ausdruck Dti'p NäJ hat blofs eine örtliche Beziehung und bezeichnet also nur ein Ausziehen aus einem Orte oder Lande (Gen. 24, 5. Dt. 11, 10. 6, 23. 9, 28. Jos. 6, 23.). Hätte der Verfasser die Abstammung bezeichnen wollen, so hätte er wenigstens Q H p INS'' "lK'K schreiben müssen ( G e n . 17, 6. 2 Heg. 20, 18. Jes. 39, 7. 1 Chr. 2, 53.), wiewohl aucli dies nicht nothwendig von der Abstammung verstanden werden inüfste. Man darf daher eher umgekehrt behaupten, der Verfasser habe Dt£* gebraucht, um nicht eine Abstammung der Philister von den Kasluchen

216

§. 23.

Die Philister.

auszudrücken. Die Stelle besagt folglich nur, dafs die Philister einmal bei den Kasluchen wohnten und von ihnen nach andern Wohnsitzen auszogen. Vermuthlich war dies das älteste Ereignifs aus der Geschichte der Philister, welches der Verfasser kannte; er bemerkt es deshalb in seiner die Abstammung und Herkunft der Völker beschreibenden Tafel. Dagegen nun sind nach andern Angaben die Philister nicht aus Aegypten, sondern aus Kreta in das heilige Land gekommen (Am. 9, 7. Jer. 47, 4.). Der Widerspruch zwischen beiden Nachrichten löst sich, wenn man 2 Bestandteile, O n p ' ^ O und Q i n - p , im philistäischen Volke unterscheidet. Dazu ist man auch durch die Stellen genöthigt, welche Philister und Kreter neben einander als Bewohner desselben Landes nennen (Ez. 25, 16. Zeph. 2, 5.), sowie durch die bekannten Krethi und Plethi, welche schon ältere Gelehrte von Kretern und Philistern verstanden ' ) und die Neueren wieder allgemeiner so verstehen. 1 ) Der bedeutendere Bestandtheil waren die Philister und das Volk im Ganzen führt daher immer diesen Namen; die Kreter werden nur in einer einzigen Stelle, wo es die geographische Genauigkeit forderte, allein genannt. 2. Wir betrachten zuerst die eigentlichen Philister. Vor ihrer Einwanderung in das nach ihnen benannte Land hatten sich dort schon andere ludische Semiten niedergelassen und Städte angelegt (S. 207.). Aehnliches gilt von den Kanaanitern, welche wohnten von Zidon Iis man kommt gen Gerar bis Gaza (Gen. 10, 19.), also bis nach Philistäa reichten, dessen südlichste Hauptstadt Gaza war. Nach dieser Stelle kann Gerar nicht weit von Gaza gelegen haben. Aber es war auch nicht sehr entfernt von Bersaba, *) L a k e m a c h e r Observv. phill. II. p. 11 ss. V i t r i n g a ad Jes. 14, 28. P f e i f f e r Dubia vexata p. 393. M o s h e i m zu C a l m e t bibl. Unterss. IV. S. 29. 5 ) B e r t h e a u Zur Geschichte der Isr. S. 197. E w a l d Gesch. Isr. I. S. 292. v. L e n g e r k e Kenaan I. S. 194 f. H i t z i g ürgesch. der Philister S. 17 ff. B a u r Prophet Arnos S. 91.

23.

Die

Fbiiister.

217

da zwischen den Hirtenfürsten von Bersaba und Gerar Zusammenkünfte Statt fanden (Gen. 26, 26.). Bersaba war der südlichste Ort des hebräischen Landes und wird auf den Karten eine ziemliche Strecke südostwärts von Gaza angesetzt. Etwa zwischen beiden Orten mufs Gerar gelegen haben, doch näher dem Meere als Bersaba, da man von Gerar nach Bersaba hinauf zog (Gen. 26, 23.). Hiermit stimmt die Nachricht, dafs Assa die bei Maresa geschlagenen und sicher nach Aegypten hin fliehenden Aethiopen verfolgte und die Städte von Gerar zerstörte (2 Chr. 14, 12 f.). Sie lehrt, dafs Gerar südwestlich von Juda lag, aber nicht zu diesem Reiche gehörte, wofür auch die Lage der Gegend zwischen Schur und Kades spricht (Gen. 20, 1.). Diese Andeutungen führen in den Südosten von Gaza. Hier, einige Stunden südostwärts von der genannten Stadt, hat auch R o w l a n d Gerar unter dem alten Namen wieder aufgefunden. s ) Die obige Angabe der Völkertafel besagt also, die Kanaaniter hätten südwärts bis Gerar gereicht und von da nordwestwärts bis Gaza gewohnt, wie sie ostwärts bis Sodom und Gomorrha reichten. Wahrscheinlich waren diese Kanaaniter Gerar's die Arnim, welche in Hirtendörfern bis Gaza wohnten (Dt. 2, 23.). Denn zur Zeit Mosis enthielt das Gebiet vom Bach Aegyptens (Wadi al Arisch) bis Ekron die 5 philistäischen F ü r s t e n t ü m e r und die Avvim (Jos. 13, 3.). Da nun die 5 F ü r s t e n t ü m e r der nördlichen Hälfte jenes Gebietes angehören, so werden die Avvim in die südliche Hälfte zu setzen sein. Hätten die Letzteren in dem Gebiet von Gaza bis Ekron und also in dem Bereich der 5 F ü r s t e n t ü m e r gewohnt, so würde der Verfasser Gaza, nicht den viel südlicheren Bach Aegyptens, als Südgrenze angegeben haben. Die sonstigen Erwähnungen von Avvim z. B. Jos. 18, 23. 2 Reg. 17, 24. 31. 18, 34. 19, 13. Jes. 37, 13. tragen kaum etwas zur Entscheidung ' ) S. R i t t e r Erdk. X I V . S. 1084 f. und T u c h in der Zeitschr. d. deutsch, morgenl. Gesellsch. I. S. 175.

§. 23.

Die

Philister.

der vorliegenden F r a g e bei. A u f s e r d e m ist von den Bewohnern des philistäischen Landes vor der A n w a n d e r u n g der Philister nichts bekannt. 3. Zu j e n e n Ludiern und Kanaanitern wanderten die Philister von den ägyptischen Kasluchen (§. 30, 7.) her ein. D a f s nämlich das Ausziehen der Philister von den Kasluchen das nachmalige Philistäa zum Ziel h a t t e , erleidet keinen Zweifel. D e n n wäre ein andres Ziel gemeint, auf welches der Leser nicht von selbst kommen könnte, so w ü r d e der V e r f a s s e r es sicher bemerkt haben. J e n e philistäische W a n d e r u n g fallt vermuthlich in die Zeit nach den hebräischen Patriarchen. Denn für die patriarchalische Zeit enthält das A . T . keine Spur vom Vorhandensein der Philister in Philistäa. Zwar erwähnen, was die Grundschrift des P e n t a t e u c h s nicht tliut (Gen. 20, 1 f.), j ü n g e r e Erzählungen der Genesis Philister in Gerar ( G e n . 21, 32. 34. 26, 1. 8. 14. 18.): aber dies waren wohl j e n e kanaanitisehen Avvim, welche wir v o r h e r in Gerar gefunden haben. A u f sie wird der philistäische Name schon für die ältere Zeit angewendet, weil ihre R e s t e in der Folge im philistäischen Volke aufgingen. W a r e n es aber auch wirkliche Philister, so wohnten sie doch nicht im eigentlichen Philistäa von Gaza bis E k r o n ; hier können für die patriarchalische Zeit die P h i lister noch nicht nachgewiesen werden. Dies ist erst fiir die Zeit Mosis der Fall ( J o s . 13, 2 f. vgl. E x . 13, 17. 15, 14. 23, 31.). Die W a n d e r u n g der Philister fällt demn a c h zwischen die Patriarchen und Moses, mithin in die Z e i t , wo die H y k s o s aus Aegypten nach Asien vertrieben wurden (S. 209.). Die A n w a n d e r e r bewohnten die Meeresniederung von Gaza bis Ekron und ihr Verhältnifs zu den vorgefundenen Einwohnern wird wie bei A n d e r n gewesen sein ( S . 174.). D e r Name f i t i ^ D bedeutet Wanderung, Anvxmderung (nach d. Aethiop.) und war ursprünglich collective Bezeichnung der Angewanderten, wie man die Ausgewanderten u n d Verbannten collective als nSiJ Auswanderung, Verbannung bezeichnete ( z . B. J e r . 28, 6. Ez. 1, 1.

§. 23.

Die

Philister.

219

3, 11. Esr. 4, 1. 6, 19 f.); er pafste auch mit auf die vom erythräischen Meere her Angewanderten ( S . 207.). J e n e Bezeichnung ging als Name auf das Land ü b e r , was die Femininalform derselben leichter zuliefs, als wenn man 7.. B. das masc. plur. als femin. zur Bezeichnung des Landes brauchte (Jer. 50, 11. Ez. 23, 16. u. ö.). A e h n lich mag der griechische Ortsname 'EXevoig entstanden sein, vielleicht auch OQ^O/USVOS- Nach dem Lande bezeichnete man die Bewohner desselben als CTnti^C, wie man die Kanaaniter, A r a t n ä e r , Assyrier und Aegypter auch nach dem Landesnamen bezeichnete. Von 'EXevoig bildete der Grieche ^Elevaiviog. Uebrigens rührt der N a m e , dessen Stamm in der angeführten Bedeutung dem Hebräischen fremd ist, nicht von den Hebräern h e r ; sie fanden ihn wie das Volk selbst bei ihrer Ankunft aus Aegypten vor. Man hat ihn neuerdings als Transposition für n^DE* genommen. *) Allerdings hiefs die philistäische Niederung und wurde mit der weiter nördlich liegenden Niederung auch genannt. A b e r die Radikalen des Stammes büW stehen in den semitischen Sprachen fest und überhaupt dürfte ein Sprung des 1 Radikals in die 3 Stelle kaum mit sicheren Beispielen zu belegen sein. 4. Die Abstammung der eigentlichen Philister ist dunkel. Man könnte sie zum ägyptischen Stamme rechnen. Aber dafür spricht weder eine Sage, noch sonst ein Grund, abgesehen von dem nichts beweisenden Wohnen der Philister bei den ägyptischen Kasluchen. Entschieden dagegen ist, dafs das A . T. an keinem Volke so sehr wie an den Philistern die Unbeschnittenheit h e r v o r h e b t , s ) während bei allen gebildeten hamitischen Stämmen, als Aethiopen, Aeg y p t e n , Kolchern und Phöniken, nach Herodot die Beschneidung ein uralter Gebrauch war (s. §. 27, 6.). Da

*) K e i l s l o b die alttestamentlichen Namen S. 4 f. 5

) Jini. 14, 3.

31, 4.

15, 18.

2 Sam. 1, 20.

3, 14.

1 Sam. 14, 6.

17, 26. 36.

18, 25. 27.

220

§. 23.

Die

Philister.

die Philister dem Semitenlande angehören, so liegt es am nächsten, sie als Semiten zu betrachten. Die Sprache der Asdoditen war zwar allerdings, wenigstens in der späteren Z e i t , von der jüdischen sehr verschieden (Neh. 13, 14.); aber dafs sie eine ganz unsemitische gewesen sei, lehrt die Stelle nicht. Sie ist nicht näher bekannt. Die Ortsnamen in Philistäa beweisen nichts über die Abstammung der P h i l i s t e r , weil nicht auszumachen ist, ob sie und die Orte selbst von den Philistern oder von älteren Bewohnern des Landes herrühren. Ebenso manche Personennamen z. B. die der Riesen. W a s als wirklich philistäisch angesehen werden d a r f , läfst sich semitisch erklären z. B. die Bezeichnung der philistäischen Fürsten mit Q ^ p , welche wahrscheinlich mit ~W Ftirsl zusammenhängt, sowie manchc Eigennamen z. B. tt^piss ^ijiö, jirp} u. a. m. W i r nehmen darum keinen A n s t a n d , die Philister für Semiten zu erklären. W i r sehen sie aber als eine Abtheilung des Lud an. Denn a) wohnten sie im Bereich dieses Stammes und hielten sich einst bei den ägyptischen Kasluchen a u f ; von den semitischen Stämmen aber ist in der ältesten Zeit nur L u d soweit vorgedrungen, b) treffen wir jene riesigen Heldengeschlechter, welche mit den ludischen Amoritern verwandt waren (S. 204 f.), auch bei den Philistern (1 Sam. 17. 2 Sam. 21, 16 ff. Jos. 11, 22.); sie wurden aber von diesen nicht wie von den hebräischen Völkern ausgerottet, sondern waren ihre Streitgenossen und hielten sich hier sogar am längsten; man darf sie als Stammverwandte ansehen. c) werden von arabischen Schriftstellern die Philister fiir Amalekiter, also Ludim genommen. 8 ) d) soll nach Plutarch T y p h o n , welcher den Lud repräsentirt (S. 210.), den Judäus und Hierosolymus erzeugt haben und nach Tacitus sich unter Anführung beider eine Volksmenge aus Aegypten proximas in terras entladen haben. ' ) W i r be-

•)

H e r b e l o t orient. Bibl. I. S. 352.

')

Plutarch de Isid. et Osirid. 31.

II. S. 548.

Tacit. Hist. 5, 2.

§.23.

Die

Philister.

221

ziehen diese Sage auf die Philister, da dieselbe neben den andern von Tacitus angeführten Sagen nicht schicklicher untergebracht werden kann. Die Philister würden demnach zu den Hyksos g e h ö r e n , welche Ludim waren, e) wollten die Aegvpter die Könige, welche die Pyramiden erbaut h a t t e n , aus Hafs nicht nennen und legten diese Bauwerke dem Hirten Philition oder Philitis bei, welcher das Vieh dort gehütet habe. 8 ) Dies kann nur auf die Hirtenkönige ( H y k s o s ) gehen. D e r Name combinirt sich leicht mit T " ^ 1 " ? ? und mit TT^D noch leichter. Die Aegypter zu Herodot's Zeit bezeichneten die Hyksos nach den benachbarten Philistern, welche zu jenen gehörten, f ) wurden auch Auswanderer des ägyptischen Stammes der Ludim, welche nach Aethiopien gezogen w a r e n , Falascha genannt und heifsen noch heute so (§. 30, 2.). Mit den ägyptischen Ludim hatten die Philister den kriegerischen Charakter gemein. 5. Hierauf ziehen wir die Kreter, den andern Bestandt e i l des philistaischen Volkes, in Betracht. E s wird berichtet, die Kaphtorim seien aus Kaphtor gekommen, hätten die Avvim vertilgt und sich an deren Stelle ( • n n O ) niedergelassen (Dt. 2, 23.). Also zunächst nur Gerar, wo die Avvim wohnten (S. 217.), wurde von den neuen A n k ö m m lingen besetzt, diese aber kamen aus K r e t a , welches im A . T . Kaphtor heifst (§. 30, 8.). Die Nachricht geht deutlich auf die Einwanderung des Theiles der Philister, welcher Krethim hiefs; er mufs zunächst südöstlich von Gaza gesucht werden. Dorthin weisen auch die weiteren A n deutungen. Die einzige Stelle, welche den TTH? allein nennt, setzt ihn in den 211, wenigstens zum Theil (1 Sam. 30, 14.). D e r Negeb erstreckte sich über das südliche J u d a nach E d o m , dem petrüischen Arabien und Aegypten hin, jedoch mit Ausschlufs der n^OK', welche die 5 philistaischen Fürstenstädte enthielt und auch wohl die Meeresniederung ') lleiodut 2, 128.

m

§. 23.

Die

Philister.

südlich von Gaza noch mitumfafste ( J o s . 15, 33 — 47.); er wird immer von den Schepliela unterschieden ( D t . 1, 7. 2 Chron. 28, 18. Ob. 19. Zach. 7, 7.) sowie von dieser und dem Gebirge J u d a (Jos. 10, 40. J u d . 1, 9. Jer. 17, 26. 32, 44. 33, 13.). Dafs er sich auch bis über das eigentliche Philistäa erstreckt habe, ergibt sich aus keiner Stelle. Natürlich umschlofs er auch Gerar, wo die Kaphtorim oder K r e t e r sich niederliefsen (Gen. 20, 1.). Demgemäfs läfst uns auch 1 Sam. 30. die Kreter etwa südöstlich von Gaza finden. Nördlich von ihnen und südlich von Gath hat man Ziklag anzusetzen, wo der landesflüchtige David sich aufhielt und j e n e Krieger an sich z o g , die später als Krethi und Plethi seine Leibwache bildeten ( 1 Sam. 27, 6 ft'. 2 Sam. 2, 3. 5, 6 . ) , mit ihnen 600 Gathiten, welche ihm von Gath gefolgt waren (2 Sani. 15, 18.). 6. Das Bisherige wird weiter gestützt durch die Nachr i c h t , Judaeos Creta insula profugos novissima Libyae insedisse. 9 ) Die J u d ä e r dieser Stelle sind sicher zu streichen , da von einer judiiischen Einwanderung aus Kreta nichts bekannt ist; sie rühren lediglich daher, dafs der Name sich mit dein Berge lila auf Creta verbinden liefs. Vielmehr sind jene Kaphtorim oder Kreter zu verstehen, welche sich südlich von Gaza und in Gerar niederliefsen. Dazu passen die novissima Libyae sehr gut. Zur Zeit des Tacitus liefs man Libyen östlich bis an das peträische Arabien und J u d ä a reichen und rechnete zu Libyen auch die Landschaft Cassiotis mit den Städten Ostracine, Rhinocorura und Anthedon. 1 0 ) Die letztgenannte Stadt lag nur eine kleine Strecke südwestlich von Gaza und wurde auch wie Gaza selbst zu Judäa gerechnet. " ) Die novissima Libyae sind also dasselbe Gebiet, in welchem wir die Avvim und die ihnen später folgenden Kreter oder Kaphtorim ge-

») Tacit. Hist. 5, 2. ")

Ptolera. 8, 15, 1. 4, 5, I i . Ptolem. Geogr. 5, IG. •>• 0.

§. 23. Die P h i l i s t e r ,

223

fanden haben. Aufserdem erinnert an die kretische Einwanderung der Umstand, dafs Gaza nach dem kretischen Minos auch Minoa hiefs und daselbst der kretische Zeus verehrt wurde. l 2 ) Ausdrücklich Kretisches kommt also uur zu Gaza und weiter südlich vor und diese Gegend hat man als den eigentlichen Sitz des kretischen Theils des Philistervolks anzusehen. Wenn Arnos und Jeremia (S. 216.) die Einwanderung aus Kreta von den Philistern aussagen, so wenden sie den allgemeinen Volksnamen auf einen besondern Theil des Volkes an, was in dichterischer Sprache nicht befremdet. A u c h von dem Geschichtschreiber werden 1 Sam. 30, 16. Diejenigen Philister genannt, welche V . 14. als Kreter bezeichnet sind und die Iiiesen bei den Philistern heifsen Philister, ohne der Abstammung nach es zu sein (1 Sam. 17, 8 ft'. 2 Sam. 21, 17.). Ebenso nennt Arnos in der angezogenen Stelle einen nichtaramäischen Bestandt e i l der Syrer Aram ( S . 150.). Die Zeit der kretischen Einwanderung ist die Richterpcriode. Denn zur Zeit Mosis wohnten die Avvim noch in Gcrar, zur Zeit David's bereits die Kreter, in welchen die Reste der Avvim aufgegangen sein mögen (Jos. 13, 3. 1 Sam. 30, 14.). D i e Kreter kamen also erst nach den Philistern an, scheinen sich aber bald mit diesen zu einem Ganzen vereinigt zu haben, da sie immer in Verbindung mit denselben erscheinen. A u s diesem Zuwachs erklärt es sich, dafs das philistäische Volk zu Ende der Richterzeit sehr mächtig wurde und Israel unterdrückte. 7. Die Abstammung des kretischen Theiles der Philister ist gleichfalls dunkel. A m sichersten nimmt man ihn für Karer. Denn in einigen Stellen wird der statt des \ T P genannt ( 2 Sam. 10, 23. 2 Reg. 11, 4. 19.) und in der Richterzeit, wo die Kreter mit den Philistern einwanderten , vertrieb der kretische König Minos die Karer von den Inseln auf das asiatische Festland; die meisten gingen ' 2 ) Stepli. ßvz. u. r« s « Uni] Mit uu.

224

§. 2 3 .

Die

Philister.

nach Kleinasien ( S . 100.). Nichts liegt näher, als die Anwanderer aus K r e t a für die von Minos aus dieser Insel vertriebenen K a r e r zu halten. Sehr gut pafst dazu, dafs die philistäischen K r e t e r tapfer waren und bei den israelitischen Königen in Kriegsdienste traten. So werden auch die Karer geschildert. " ) An den verschiedenen Bezeichnungen der K a r e r im A. T. ist kein Anstofs zu nehmen ( S . 98.). 8. Eine andere Ansicht über den Ursprung des philistäischen Volkes ist in neuester Zeit aufgestellt worden. 1 4 ) Nach ihr wohnten die Kasluchen westlich vom Nil am Mittelmeer; zu ihnen wanderten Pelasger ( K a r e r nach B a u r ) aus K r e t a ein und zogen in der Folge zu Land« nach Palästina; der Name C p i C ^ O entspricht dem der Tlelaayoi und die Dip^O sind Enoxorficq, welche Eingeborne auf Kreta waren. Wie scharfsinnig und gelehrt auch diese Hypothese ausgeführt sei, so stehen ihr doch die erheblichsten Gründe entgegen, vor allen die Stelle Deut. 2, 23. Hier lauten nämlich die W o r t e : Kaphtorim, die da auszogen aus Kaphtor, vertilgten die Avvirn. Die Stelle lehrt unwidersprechlich, dafs die, Vertilger der Avvim unmittelbar aus Kreta kamen und sich in den Wohnsitzen der Avvim niederliefsen; sie müfste und würde anders lauten, wenn die Kaphtorim von Kreta nach Afrika übergesetzt, hier bei den Kasluchen geblieben und erst in der Folge zu Lande durch Aegypten nach Palästina gezogen wären. W ä h r e n d also die Kaphtorim zu Schifte unmittelbar aus K r e t a k a m e n , zogen die Philister von den ägyptischen Kasluchen zu Lande nach Palästina (Gen. 10, 14). Beide Stämme kamen folglich aus verschiedenen Orten und auf verschiedenen W e g e n ; sie erscheinen darnach wie auch nach ihren Wohnsitzen im philistäischen Lande als ursprünglich verschiedene Völker. Dazu kommt, dafs für 'ä)

Strabo

")

Hitzig

14. p . 6G1 s.

P u m p . M e l a 1, 10.

U r g e s c h i c h t e inul M y t h o l o g i e d e r P h i l i - t i u T L e i p z . IS-lö.

I h m f o l g t im W e s e n t l i c h e n

baur

l ' r o p h . A r n o s S. TU 11.

§. 23.

225

Die Philister.

die Zeit Mosis die Philister und die A w i m neben einander als die Bewohner des philistäischen Landes genannt werden (Jos. 13, 3 . ) , andrerseits aber die Vertilgung der Avvim durch kretische Einwanderer berichtet wird (Dt. 2, 23). Waren diese Einwanderer und Vertilger der Avvim das ganze Philistervolk, so konnten die Avvim für die Zeit Mosis, wo sie durch die Einwanderer bereits vertilgt waren, nicht mehr so als besondrer Theil der philistäischen Landesbevölkerung aufgeführt, werden. Die Schwierigkeit hebt sich nur durch die Annahme, dafs die Avvim von den aus Aegypten einwandernden Philistern verschont, von den später kommenden Kaphtorim aber vertilgt wurden, mithin eine Zeit mit den Philistern zusammen das Land bewohnten, auch noch zur Zeit Mosis. Ferner sieht man nicht ein, warum die Völkertafel, wenn das ganze Philistervolk aus Kaphtor stammte, das gleichgiltige Ausziehen desselben von den Kasluchen erwähnt und nicht vielmehr die Herkunft aus Kaphtor, die dem völkerkundigen Verfasser doch ebenso gut wie den andern Schriftstellern des A . T. bekannt gewesen sein müfste. Er fuhrt die Kasluchim und Kaphtorim neben einander auf; warum erwähnt er nicht die Herkunft der Philister von den Kaphtorim, die bei seinen Zwecken für ihn wichtiger war, als das Ausziehen von der kasluchischen Zwischenstation ? Endlich entscheidet auch der Zusammenhang der Philister mit den semitischen Hyksos gegen die Annahme einer pelasgischen oder karischen Nationalität der Philister.

§. 24. A r «

in.

1. Nach der Oekonomic der Völkertafel (S. 14.) und den bisherigen E r ö r t e r u n g e n kann Sem's fünfter Sohn Aram nur im nordwestlichen Theil des Semitenbereichs, K n o b c ) , die V S l k o m f v l d * r C c n -l

15

226

§. 24.

Axam.

welcher allein noch übrig ist, gesucht werden. Dahin setzt ihn auch die traditionelle Erklärung, indem sie den Namen von den Syrern deutet, welche nördlich von den hebräischen Völkern wohnten und im Westen von den Phöniken begrenzt wurden. ') Wir haben dafür auch ein Zeugnifs bei den Klassikern. Strabo bemerkt nach älteren Vorgängern wiederholt, dafs die Syrer Aramäer oder Ariinäer genannt würden und sich auch selbst so nennten. 2 ) Die Erklärung ist schon darnach sicher, läfst sich aber durch die alttestamentlichen Nachrichten über allen Zweifel erheben. 2. Am häufigsten wird im A. T. der Theil des aramäischen Ländergebiets erwähnt, dessen Hauptstadt Damascus war. Er heifst in einigen Stellen Aram Dammesek (2 Sam. 8, 5 f. 1 Chr. 18, 5.), gewöhnlicher aber als das den Hebräern bekannteste Syrien Aram ohne allen Beisatz (1 Reg. 11, 25. 15, 18. 22, 3. 31. 2 Reg. 5. 6, 8. 11. 24. 13, 3 u. s. f.). Die Bewohner dieses Gebietes werden Aramäer genannt (2 Reg. 8, 28). Aramäer wohnten auch südlich vom damascenischen Syriern. Denn Maacha wird auch Aram Maacha genannt ( 1 Chr. 10, 6.) und Geschur ausdrücklich nach Aram gesetzt (2 Sam. 15, 8.), beide Landstriche aber grenzten au Basan, auch wohl an Gilead, also an das hebräische Ostjordanland (Dt. 3, 14. Jos. 12, 5. 13, 11.) und in ihnen wohnten Israeliten mit Maachatifcen und Geschuriten zusammen (Jos. 13, 13.). Ferner gab es Aramäer westlich oder südwestlich vom damascenischen Syrien. Dort nämlich hat man Aram Beth Rechob oder Aram Rechob, welches mit Maacha und Zoba zusammen erwähnt wird (2 Sam. 10, 6. 8.), zu suchen, da das Thal

' ) Joseph. Antt. 1 , 6, 4. Euseb. Chronic, arm. I. p. 110. II. p. 9. Hieron. quaest. in Gen. 10, 22. Syncellus I. p. 85. Zonaras Ann. 1, 5. Sepher Juchasin p. 135, b. Dafs die L X X Aram durch Syrer geben, wurde schon S. 149. bemerkt. - ) Strabo 1. p. 42. 13. p. 627. und 16. p. 784 s.

§. 2 4 .

227

Aram.

von Beth Rechob an den Fufs des Antilibanus, wo Dan lag, gesetzt wird (Jud. 18, 28.) und man vom Süden her über Rechob nach Hamath ging (Num. 13, 21.). Aramäer wohnten weiter nordwestlich vom damascenischen Syrien im Thal von Averi und in Beth Eden, also in Cölesyrien zwischen dem Libanon und Antilibanus (Am. 1, 5.). Denn ]1t$ in dieser Stelle ist doch wohl das syrische Heliopolis, das heutige ßaalbek, da dieser Name auch vom ägyptischen Heliopolis vorkommt (Ez. 30, 17.), wofür indefs pN oder gewöhnlicher ist (Gen. 41, 45. 50. 46, 20.), Beth Eden aber (freilich j i y rP3 geschrieben) wird, da Name der Paradiesgegend ist, am passendsten mit der Stadt Jlorpeidetoos combinirt, welches weiter nördlich in Laodicene l a g . ' ) Endlich wohnten auch nördlich oder nordöstlich vom damascenischen Syrien Aramäer. Dort nämlich hat man Aram Zoba (Ps. 60, 2. 1 Chr. 18, 5.), wofür gewöhnlicher das einfache Zoba steht (1 Sam. 14, 47. 2 Sam. 8, 3. 5. 12. 1 Reg. 11, 23. u. ö.), anzusetzen. Denn es ergibt sich aus mehreren Andeutungen, dafs das zobäische Gebiet an Hamath (Epiphania am Orontes) grenzte, die zobäische Macht aber bis zum Euphrat reichte (2 Sam. 8, 3. 1 Chr. 18, 3. 2 Chr. 8, 3.). Jenseit des Euphrat in Mesopotamien ist Zoba sicher nicht zu suchen, indem es neben Mesopotamien genannt wird (Ps. 60, 2.) und die Aramäer jenseit des Euphrat von den Zobäern unterschieden werden (2 Sam. 10, 16.). Mit dieser Ansicht stimmt, dafs Saul, dessen Macht gewiss nicht sehr weit reichte, auch die Zobäer bekriegte (1 Sam. 14, 47.), sowie dafs die Ammoniter mit Krieg bedroht Maacha und Aram Zoba um Hilfe angehen (2 Sam. 10, 6.) und Dammesek dem Zoba gegen David beisteht (2 Sam. 8, 5.). Man wird die Zobäer nicht zu entfernt von ihren Bundesgenossen und von Israel zu

') co?f d. i. Edom wiedergibt. ' ) Wahrscheinlich sah er die Mesopotamier seiner Zeit als reinere, die Syrer als mehr romanisirte Aramäer an; er nannte demgemäfs schon für die alte Zeit die letzteren Edom, indem er dem Sprachgebrauch der Juden folgte, welche Rom und das römische Reich als Edom zu bezeichnen pflegten. ®) Damit stimmt auch, wenn die syrischen Schriftsteller angeben, das reinste Aramäisch sei in Mesopotamien gesprochen worden, unreiner sei die Sprache in Syrien und am unreinsten in den assyrischen Gebirgen und in Irak gewesen. 9 ) 4. Mit Hilfe der klassischen Schriftsteller läfst sich der aramäische Stamm auch nördlich von den bereits genannten syrischen Gegenden nachweisen. Mir ist nämlich nicht zweifelhaft, dafs die schon von den Alten viel besprochenen Erember, 1 0 ) zu welchen Menelaus auf seiner Irrfahrt kam und die von Lycophron sehr deutlich zwischen die Kilikier und Phüniken gesetzt werden, 1 ') Aramäer waren. Der Name

s

)

Gen. 24, 10.

35. 9. 26. 3. 8. 10.

24.

46,

15.

25,

20.

48, 7.

28, 2. 5 — 7 .

Num. 2 3 .

7.

31, 18. 20. 24. Dt. 23, 5.

33,

26, 5.

18. Jud.

1 Chron. 19, 6. u. ö.

•)

Jes. 7, 1. 2. 8.

')

2 Sam. 8 ,

8,

7. 9. 29.

Jer. 3 5 , 11.

36, 11.

5. 6. 12. 11,

25.

Hos. 12, 13.

10, 13,

A m . 1, 5.

6. 8. 1 6 - 1 9 . 3.

15.

18.

A u c h Barhehr. Chrnn. syr. p. 25.

22,

9, 7.

2 Reg. 5.

6,

8.

11.

3. 31.

Jes. 9 ,

12.

bezeichnet die damasce-

nischen Aramäer als Idumäer. ')

Buxtorf

I.exic.

chald. p. 29 ss,

Otho

L e x i c . rabbin, philol.

p. 522 s. •)

Ahulpharag.

Hist.

Dynast,

p.

16 s. Assemani

p. 476. '")

Strahn

'')

Horn. Odyss. 4, 84.

1. p. 2. 41. nnrl 16. p. 7*4. Lycophrun 827.

Bibl.

orient. I.

330

§. 24.

la^N konnte

sehr

leicht EQifjßot w e r d e n ,

Chemmix a u c h Chembis sagte. b e r s. S. 236.

Aram.

12

)

wie man für

W e i t e r e s über die E r e m -

Selbst nach den kleinasiatischen

Ländern

südlich vom T a u r u s verbreitete sich der aramäische Volksstamm.

D i e A l t e n geben an, der riesige Typhon, den wir

schon S. 210. als Semiten kennen gelernt haben, den Arimern

erschlagen worden;

1S

sei bei

) Typhon aber g e h ö r t

n a c h ihnen den Kilikiern an und wird auch als Kilikier be14

zeichnet.

)

W i r werden also die A r i m e r in Kilikien zu

s u c h e n haben.

Dahin

b e n a n n t e n ogy " A q W

werden sie nebst

den nach

ihnen

auch von Kallisthenes gesetzt,

l5

)

w ä h r e n d A n d r e diß Syrer unter ihnen verstehen u n d den F a l l des T y p h o n am syrischen F l u f s Orontes, welcher einmal

Typhon

geheifsen haben

soll,

geschehen lassen.

10

)

J e n e A n s i c h t wird durch die A n g a b e Mancher unterstützt, dafs Kilikien v o r der Einwanderung der Kilikier den S y r e r n 1

g e h ö r t habe.

')

E s ist demnach nicht zu bezweifeln, dafs

der aramäische S t a m m sich nach dem benachbarten Kilikien v e r b r e i t e t habe.

D i e Erember

und Arimer

gehörten

somit

demselben S t a m m e an ; der Stammname aber, auch bei den O r i e n t a l e n verschieden (Aram.

Orom, Irnm)

ausgesprochen,

h a t t e sich bei beiden verschieden gestaltet und sie w e r d e n wie

v e r s c h i e d e n e Völker

sind

der

etruskische

angeführt.

und chaldäische

Aehnliche Name

Beispiele S. 90.

93.

u n d S. 160 f. 5.

In den nächsten Landstrichen westlich von Kilikien

k a n n zwar nicht der aramäische N a m e , aber doch

Semi-

tenvolk

seiner

nachgewiesen

geographischen

Lage

")

S t e p h . B y z . u.

'»)

Horn.

II.

2,

werden, welches man nach am schicklichsten dem

aramäischen

S. a u c h oben S. 26.

\ H I I H : .

783. " P i t i d a r

hei S t r a b o

13. p. 627. vgl.

T h e o g . 301. ")

F i n d . P y t h . 1, 31. 32.

1S

S t r a b o 13. p. 627. vgl. T z c t z e s zu L v c o p h r . 825.

)

8. 20.

'•)

S t r a b o 16. p. 750. 784 s.

")

S t r a b o 13. p . 627.

A e s c h y l . P r o m e t h . 351.

Hefiod.

§. 24.

Aram.

231

Stamme zurechnet. In Lykien sind die frühesten nachweisbaren Einwohner die Solymer, später Milyer genannt; zu ihnen wanderten aus Kreta die Termilen ein, welche Nach den Solymern in der Folge Lykier hiefsen. 1 8 ) waren die schon dem Homer bekannten solymischen Berge in Lykien benannt. l 9 ) Solymer wohnten aber auch in Pamphylien und Pisidien bis auf den Taurus hinauf. i 0 ) Daher die Angaben der Alten, die Pisidier oder Termesser Pisidiens hätten einst Solymer geheifsen. 1 1 ) Die Solymer waren demnach durch Pamphilien, Pisidien und Lykien verbreitet. Sie scheinen Semiten zu sein. Denn Namen der Wurzel shn (•*?£>) sind bei den Semiten überaus häufig und die Mythologie führt das Volk auf Solymus, einen Solln des Zeus und der Chaldene zurück, **) verlegt auch die Chimära, eine Tochter des Typhon, zu ihnen. I S ) Sie redeten die phönikische S p r a c h e , l 4 ) welche semitisch war. Man könnte sie als Phöniken ansehen, erschienen sie bei Ohoerilus nicht zu roh und ungeschlacht. Schicklicher wird man sie dem aramäischen Semitenstamme beizählen, dessen Verbreitung nach Kleinasien südlich vom Taurus ja nach den Berichten über Kilikien feststeht.

' • ) Herod. 1 , 173. 7 , 92. Strabo 12. p. 673. und 14. p. 667. Timag. bei Steph. Byz. u. M i l i u t . ">) Horn. Odyss. 5, 282. Strabo 14. p. 666. ">) Strabo I. p. 21. 34. Ptolem. 5, 3, 7. 5, 5, fi. » ' ) Strabo 13. p. 630. Plin. H. N. 5, 24. ,J ) Steph. Byz. u. IhöiSia. " ) Horn. II. 6, 184. ApoHod. 2, 3, 1. " ) Chorilus bei Euseb. Praep. evang. 9, 9. Nach Tac. Hist. 5, 2. brachte man die J u d e n , also Palästinenser , mit diesen Solymern in Zusammenhang.

232

{. 25.

S ö h n e des

Aram.

§• 25. S ö h n e

d e s

A r a m.

1. Dem Aram gibt die Völkertafel 4 Söhne : Uz, ChvL, GeOier und Masch (Gen. 10, 23.). Der jüngere Text führt sie aber als Söhne des Sem vor (1 Chron. 1, 17.). Beide Texte stimmen also nicht zusammen. Zur Stelle der Chronik bietet ein Cod. Kennic. vor die Worte DIN "031 dar, welche auch Codd. der LXX und der arabische Uebersetzer in der Lond. Polygl. ausdrücken, während sie bei Syr. Ohald. Vulg. fehlen. Man könnte sie für das Ursprüngliche halten, was durch ein Abschreiberversehen ausgefallen sei. ') Allein ein Beweis für diese Meinung läfst sich nicht führen und man kann ebenso gut behaupten, die Worte seien eine spätere Ergänzung aus der Genesis. Man nimmt daher besser an, der Chronist habe die unter jenen 4 Namen von ihm verstandenen Völker fiir so eigenthümliche und verschiedene gehalten, dafs er sie als besondere Söhne Sem's auffuhren zu müssen glaubte. In der That wohnten sie auch entfernt genug von einander und jedes mag seine unterscheidenden Eigenthümlichkeiten gehabt haben. 2. Aram's erster Sohn Uz ( p j ? ) läfst sich mit ziemlicher Sicherheit bestimmen. Es gab eine Landschaft dieses Namens, welche von Edomitern bewohnt wurde (Thren. 4, 21.), aber doch auch neben Edom genannt wird (Jer. 25, 20.), mithin nicht ganz einerlei mit Edomitis ist. Man wird daher Uz am richtigsten als Theil von Edomitis ansehen, zumal in der Genealogie der Name nur einem einzelnen Stamme der ältesten Einwohner von Edomitis beigelegt wird (Gen. 3t>, 28.). Nach Edomitis weiset auch das Buch Hiob. Es setzt seinen Helden in das Land Uz ')

So H o u b i g a n t

I. p. 94 6.

und

Dathe

L. d. St. C a p p e l l n s

Crit. sacr.

K e i l a p o l o g e t . Versuch über d. BB. d. C h r o n . S. 161.

§. 25.

Söhne des

233

Aram.

und rechnet ihn zu den Söhnen des Ostens d. i. A r a b e r n ( J o b 1, 1. 3 . ) ; es gibt dem Eliphas, dessen Name sonst nur noch bei den Edomitern vorkommt, T e m a n zur Heimath, welches sicher eine edomitische Gegend war ( G e n . 36,4. 10ff.); es bezeichnet Bildad als Suchiten und rechnet ihn also zum Stamme Suach, welcher von A b r a h a m und Ketura abstammte und östlich vom Hebräerlande wohnte ( G e n . 25, 2. 6.); es weiset Elihu dem Stamme Bus zu, welcher von Abraham's Bruder Nahor abstammte ( G e n . 22, 21.). Nach diesen Andeutungen wird man Uz in das östliche Edomitis zu setzen haben. Das Gesindel, dessen Frechheit und Elend Hiob beschreibt, sind die horitischen Ureinwohner Edom's (S. 175.). Dafs Hiob den Angriffen von Chaldäern ( J o b 1, 17. vgl. S. 173.) und von Sabäern (Job 1, 15. vgl. §. 28, 10.) ausgesetzt war, pafst dazu sehr gut. Ob aber das Land Uz mit den Alatixai, welche westlich von Chaldäa wohnten, J ) zu combiniren sei, möchte ich liebßr verneinen als bejahen. Die Namensverschiedenheit und Entfernung zwischen und Alothai ist zu grofs. 3. Die Stammtafeln des A. T. nennen 3 Uz : a) einen Sohn des A r a m , b) einen Sohn des Seir, des Stammvaters der Horiter, die schon vor den Edomitern in E d o m wohnten (Gen. 36, 28. 1 Chron. 1, 42.), c) einen Sohn des Nahor, des Bruders Abraham's ( G e n . 22, 21.). W i r verstehen darunter Stämme. Von ihnen wird A r a m ' s Sohn in der Zeit am weitesten hinaufgei iickt; er erscheint darnach als der älteste Stamm dieses Namens und als Mutterstamm der beiden andern jüngeren Uz. W i r nehmen deshalb an, dafs sich Aramäer durch die Gebiete östlich von Palästina nach Edom verbreiteten und dafs diese Abtheilung der Aramäer l'z genannt wurde; mit ihr vermischten sich theils Nahoriten theils Horiten (Seiriten) und es wer') Ar6lTt£.

Ftolem. 5 ,

1 9 . 2.

Die

LXX

7,11 J o b 1 , 1. geben

Vi

durch

234

§. 25.

Söhne des

Aram.

den daher auch in den Genealogien des Nahor und Seir Stämme des Namens Uz angeführt. Die arabische Sage läfst aber diese Aramäer viel weiter reichen. Ihr zufolge liefsen sich die Aditen, welche von Ad 0>U), einem Sohne des Udh ( ( jö^e) und Enkel des Aram abstammten, in dem Landstriche zwischen Oman und Jemen (al Ahkaf) sowie in Hadhramaut nieder und wohnten daselbst; sie waren grofse, wilde und gewaltthätige Menschen und führten grofse Bauten aus; sie wurden von Gott vertilgt, weil sie die wahre Religion nicht annahmen, die ihnen der Gottesbote Hud brachte, den Manche flir Eber halten; die Reste derselben erlagen den Joktaniden. s ) Von der Abgötterei und Vermessenheit der Aditen, von der Sendung des Hud zu ihnen und von ihrer Vertilgung weifs s c h o n der Koran viel zu erzählen. 4 ) Andre leiteten die Aditen von Amlik a b , s ) wonach sie zum Semitenstamme Lud gehört halten würden (S. 199.). Man wendete auch die den Stamm Lud angehende Hyksossage auf sie an und Kazwini weifs von Aditen im äufsersten Westen. •) Was an diesen Sagen ist, wird sich nie bestimmen lassen ; die Aditen sind bei den Arabern selbst sprichwörtlich für ganz unbekannte Dinge. Will man übrigens eine Verbreitung des Uz nach Afrika annehmen, so bieten sich des Herodot nomadische Avoüs beim tritonischen See dar, welche mit andern dortigen Völkern nach Scylax £av&oi waren. ' )

')

H a m z a Ann.

m o g r . I I . S. 4 3 .

ed.

Gottwaldt

p.

123.

128.

Kazwini

A b u l f e d a Hist, anteisl. ed. F l e i s c h e r

178. vgl. H e r b e l o t o r i e n t . Bib], I. S. 145 fl'. II. S. 757 S p e c i m . hist. A r a b . p . 3 5 ss.

(J. d e P e r c e v a l

Kos-

JJ. 16. 18. 20. ft'.

Poeocke

Kssai Mir l'histoire des

A r a b e s I. p. 11 ss. •)

K o r a n S u r . 7, 6 3 ff. 26, 123 ff. 41, 12 ft. 46, 20 IT. 54, 18 ft'.

8 9 , 5 f. 5

)

")

H e r b e l o t o r i e n t . Bibl. I . S. 145. I b n C h a l d u n u. A . bei C. d e P e r c e v a l Essai ]. p. 13 s.

Kaz-

w»ni K o s m o g r . I I . S. 17. ')

Herod. 4, 1 8 0 . 1 9 1 .

Steph. Byz. u. 4i'dti.'.

Scylax Peripl. 109.

§. 2ó.

Söhne

des

235

Aram.

4. Aram's zweiter Sohn Chul ( ^ p ) ist in Syrien ¡su finden. Edrisi nennt zwischen dem Lande Libanon und dem phönikischen Tripolis eine Landschaft Chida ( ) , weiter südlich zwischen Basan und Golan aber auch eine Landschaft Chul (Jj-=»-), welche 2 Tagereisen von Damascus entfernt war. 8 ) Die letztere ist unstreitig das von einem andern arabischen Geographen zum damascenischen Gebiete gerechnete Ctaela und das OvlaÖa, welches Josephus zwischen Galiläa und Trachonitis ansetzt. •) Zwei Hideh nennt auch l t o b i n s o n , das eine nördlicher im Distrikt von H a math, das andre mit dem See Merom südlicher. I 0 ) H i e r nach ist ziemlich gewifs, dafs Chul in der Völkertafel auf die Abtheilung der A r a m ä e r g e h e , welche die Libanonländcr bewohnte. Vielleicht war der Name Chul auch V e r anlassung, dafs das untere Syrien von den Griechen rj x o i X r j SvQia genannt wurde. Der samaritanische T e x t und U e b e r ?etzer drücken ^ln durch ^ i n aus. 5.

Ueber Aram's dritten Sohn Gether ( i f l J ) schweigt

das A . T . gänzlich und wir sind allein an die arabische Sage gewiesen. des A r a m Djadis.

11

)

und

Nach ihr war Ghather ( ^ j ' L t ) ein Sohn Stammvater

der

Die Themuditen (

)

Stämme

Themud.

und

wohnten anfanglich in

Jemen, wurden aber von den Kahtaniden nach Hedjaz vertrieben.

12

)

Hier wird Hidjr

— 3 t ) , eine Strecke

nord-

wärts von Medina, zwischen diesem und Damascus, als ihr

Nach arabischen Sagen bei F r e s n e l p. 525. stammte auch A b i ] von U z ; nordwestlichen Afrika.

im J o u r n . asiat. vom J u n i 1838. wir fanden ihn oben ß. 212. ÜH

•) Edrisi in H o s e n m ü 11er Analecta arabica III. p. 16. •) Khalil ben Schahin in H o s e n m ü H e r Anal. ar. III. p. Joseph. Antt. 15, 10, 3.

22.

">) l t o b i n s o n Palästina III. S. 885 f. 935. " ) Abulfcda Hist. anteisl. p. 16. Abd al Malik bei F r e s n e l der A n m . 7. a n g e f ü h r t e n Stelle.

in

")

Abulfeda Hist. anteisl. p. I M .

236

§. 25.

Söhne

des

Aram.

Hauptsitz angegeben. 1 S ) Die klassischen Schriftsteller im Allgemeinen mit den arabischen übereinstimmend setzen ihre Thamydener auf die Ostseite des nördlichen Theiles vom rothen Meer, in die Nachbarschaft der Nabatäer, welche hauptsächlich im peträischen Arabien wohnten. 1 4 ) Dort kennt auch Ptolemäus Thamyditen, unterscheidet aber davon Thamydener weiter östlich im Mittenlande. 1 s ) Bei Themud heben die arabischen Schriftsteller hervor, sie hätten Wohnungen gehabt, welche aus Stein ausgehauen gewesen seien. 1 6 ) Sie waren also eine A r t von Troglodyten wie die weiter nördlich wohnenden Horiter (S. 175.). Wahrscheinlich wurden sie nach ihrer Abstammung auch Aramäer genannt, welchen Namen wir S. 230. als einerlei mit Erember erkannt haben. Erember nun heifsen bei den Klassikern die Troglodyten, welche auf der Westseite des arabischen Meerbusens zwischen diesem und dem Nil wohnten und von Juba als Araber bezeichnet werden. " ) Sollten dies wohl nach Afrika vertriebene thamydenische Aramäer sein ? Den Namen Thamud finden wir selbst im nordwestlichen Afrika (S. 212.). Oder ist der Name Erember, von den Griechen nach xmo xrjv eyctv ßaivsiv erklärt, eine appellative Bezeichnung der Troglodyten überhaupt, entlehnt von den Thamudenern als namhaften Troglodyten ? Dies möchte sich schwer entscheiden lassen. Aufser dem Angeführten erzählt die arabische Sage noch, dafs Saleh **) Edrisi in R o s e n m i i l l e r Analecta III. p. 15. Kazwini Kosmogr. II. S. 60. Jaknt Moschtarik S. 121. 14 ) Agatharchides p. 59. bei Hudson Vol. I. Diod. Sic. 3, 43. Plin. H. N. 6, 32. Steph. Byz. u. QauovSä. 15 ) Ptolem. Geogr. 6, 7, 4. und 6," 7, 21. " ) Koran Sur. 15, 80 ff. 89, 8. Isztachri von M o r d t m a n n S. 10. und Andre bei R o m m e l Abulf. Arab. p. 77. B u r c k h a r d t Reisen in Arabien S. 688 f., welcher auch bemerkt, dafs Hidjr 7 Tagereisen von Medina entfernt sei. " ) Strabo 1. p. 42. Dionys. Perig. 180.963. Avien. Orbis 1143 ss. Priscian. Perieg. 170. Hellanic. bei Tzetzes zu Lycophr. 827. Juba bei Plin. H. N. 6, 34.

§. 25.

S ö h n e des

Aram.

237

von Gott zu den Thamudenern gesendet wurde und sie zur wahren Gottesverehrung aufforderte, diese aber nicht gehorchten und wegen ihres Unglaubens vertilgt wurden. 1 •) 6. Von Djadis (,j«*_jJk_s».), dem andern Sohne des Ghather, wird nur berichtet, dafs er mit den (ludischen) Tasmiten in Jemama wohnte und ausgerottet wurde. 1 *) Man hat diesen Stamm ansprechend mit den 'lokeiahai 10) (lies loduoaai) combinirt, welche Ptolemäus ungefähr dahin setzt, wo die arabischen Schriftsteller den Djadis wohnen lassen. Wenn übrigens Manche den Djadis als Sohn des Lawad aufführen, 2 I ) so ist dies ein weiterer Beleg zu der grofsen Unsicherheit, welche in der arabischen Ueberlieferung über die Abstammung der Urstämme Arabiens im Einzelnen herrscht. 7. Der vierte Sohn Aram's Masch combinirt sich am leichtesten mit dem ooog Maaiov, unter welchem Nisibis l a g 2 2 ) und mit dem Flufs Masche der an 2S Nisibis vorüberflofs. ) Auch scheinen die Masei Arabes in Mesopotamien hierher zu gehören. 2 1 ) Hiernach wären mit Masch die Aramäer im nordöstlichen Mesopotamien gemeint. Es bieten sich aber auch dar die Mesener am untern Euphrat, von denen der Name schon in alter Zeit erklärt worden ist. 2 S ) Die Landschaft Meojjvtj, Mesene lag am Nordende des persischen Meerbusens bei oder in Baby-

' • ) Koran Sur. 7, 71 ff. 20, 141 ff. Abulfeda Hist, anteisl. p. 18 ä. Mehr über sie bei J. D. M i c h a e l i s Syntagma commentatt. I. p. 204 S9. C. de P e r c e v a l Essai I. p. 24 ss. ' • ) Hamza Ann. p. 128. Abulfeda Hist, anteisl. p. 16. 180 ». R e i s k e primae lineae etc. p. 173 ss. C. d e P e r c e v a l Essai I. p. 28 ss. ,0 ) Ptoleni. Geogr. 6, 7, 22. F r e s n e l im Journ asiat. Sept. 1840. p. 193. ") ") :s ) 21 )

Kazwini Kosmogr. II. S. 87. Strabo 16. p. 747. Ptolem. 5. 18, 2. Assemani Bibl. orient. II. p. 110. III, 1. p. 498. Plin. H. N. 0, 30. Joseph. Antt. 1, G, 4.

238

§.26.

Sühne

des

Aram.

lonien und enthielt z. B. die Städte A p a m e a , Spasinu Charax, Teredon

und Apollonia. oder

Maioavutjs

ie

)

von syrischen Schriftstellern 29

arabischen G e o g r a p h e n )

Nach ihr war der benannt.

Meaceviitjs 2

8

)

30

)

J

MaLsan

»• v ) und von

( ^ j L . o x ) gesetzt.

für ti'Q als 4 Sohn

nennt, sowie vielleicht auch die L X X , durch

An

grenzte Baby-

Matsavoi

Vermuthlich dachte hierher schon

der Chronist, wenn er 10, 23.

xolaog

Ebendahin wird

Muischan

die mesenischen Araber oder die lonien südwestlich.

27

Moo6%

geben.

Aram's

wenn sie zu Gen.

Denn

Meschech

wird

auch sonst in die N ä h e Babyloniens gesetzt, nämlich Ps. 120, 5.

In dieser Stelle klagt ein V e r b a n n t e r , dafs er in

Meschech u n d

den Zelten

Kedar's wohnen müsse.

Die

K e d a r e n e r aber wohnten in der W ü s t e zwischen dem peträischen Arabien und Babylonieu ( J e s . 42, 11.)

31

)

und

3i

nomadisirten auch bis in die Nähe B a b y l o n s . ) Betrachtet man das K a p h in Tjlj/ip als Bildungsanhang, so trifft der N a m e mit K>0 zusammen und es kann immerhin angenommen werden,

dafs aus dem nordöstlichen Mesopotamien

mäer des Stammes Masch sich nach Babylonieu

Ara-

verbreitet

haben.

••)

S t r a b o 2.

p. 84.

S t e p h . B y z . n. A-rautia,

Plin. H .

Mcöäipij,

N. 6 , 31.

Oaa&a

Ammian. Marc.

und S.iwiivoi-

")

P t o l e m . 5, 19, 1. 6, 7, 19.

'•)

A s s e m a n i Bibl. Orient. I I I , 2. p. 430. 603.

")

Kazwini

Ko&mogr.

W i i s t e n f e l d p . 6. 3

°)

")

11.

S.

Marcian. Ileracl. 1, 4. 310.

Abulfeda

Tabb.

geogr.

cd.

J a k u t Mosclitarik S. 143. 370. 437.

S t r a b o 17. p. 739.

Ptolem. y, 19, 2.

H i e r o n . ad h. 1. bezeichnet Cedur als icgiu trans A r a b i a m Üa-

racenorum. ")

2 3 , 6.

Xona;.

T h e o d o r e t ad P s . 1. Suidas u. KnSao-

§. 2 3 .

Die

Hamitea.

Dritter Abschnitt. D i e

H a m i t e n . §. 26. Uebersidit.

1. Noah's drittem und nach Gen. 9, 24. jüngstem Sohne Ham (eig. Cham ) theilt die Völkertafel Kusch, Mizrajitn, Put und Kanaan als Söhne zu und nennt mit Ausnahme von Put bei jedem derselben auch eine Anzahl Enkel Ham's (Gen. 10, 6 - 7 . 13—20.). Die Schlufsformel bei den Hamiten lautet : Diese sind die Söhne Ham's nach ihren Geschlechtern in ihren Ländern nach ihren Völkern und ist wie S. 17. und 132. zu erklären; die besondre Schlufsformel bei Kanaan's Söhnen wird §. 33, 1. erörtert werden. Der jüngere Text 1 Chron. 1, 8 — 16. läfst beide eben erwähnte SchlufsformeJn weg, stimmt aber sonst, abgesehen von Kleinigkeiten, welche die Sachen nicht berühren, mit dem älteren ganz zusammen, was bei den Japhetiten und Semiten nicht der Fall war. 2. Mufste unter Japhet die weifse (§. 1.) und unter Sem die rothe (§. 16.) Menschenmasse der alten Welt, soweit diese den Hebräern bekannt war, verstanden werden, so bleibt für Ham nur die dunkelfarbige Abtheilung der Erdbevölkerung übrig, welche vorhanden war und von den Weifsen und Rothen bei den Alten richtig unterschieden wurde (S. 12.). Dies steht im Voraus fest, ergibt sich aber auch aus dem Namen Dn, dessen Bedeutung vollkommen sicher gestellt werden kann. Die Wurzel Dön bedeutet im Hebr., Chald. und Syr. lieifs sein, im Arab. heifs sein, aber auch schwarz sein, eigentlich wohl geliitzt, verbrannt, geschwärzt sein. Eine Nebenform zu dieser Wurzel ist C l i n , was im Syr. heifs sein bedeutet und wonach sich das he-

240

§.26.

D i e Ha m i t en.

bräische D1TI schwarz erklärt. ') Der Stamm findet sich auch im Altägyptischen und bedeutet hier schwarz, dunkel1) sowie im Koptischen, wo häm, hem s. v. a. heifs sein, chame, chamä, käme, kamä s. v. a. schwarz besagt. s ) Der Name Ham in der Völkertafel weiset demnach sehr bestimmt auf die dunkelfarbige © Völkermasse der heifsen Zone hin. 3. E r wird auch speciell auf Aegypten, ein hamitisches Land, angewendet. Im Altägyptischen heifst Aegypten khemi, *) im Koptischen chämi, kämi, käme, chamä, kamä. s) Dies war den Hebräern wohl bekannt; sie nannten in dichterischer Sprache die Wohnsitze der Aegypter Zelte Ham's ( P s . 78, 51.) und das Land der Aegypter Land Harris ( P s . 105, 23. 27. 106, 22.). Der Name war der einheimische in Aegypten, wenn auch vielleicht nicht ursprünglich. Hieronymus bemerkt, dafs noch zu seiner Zeit Aegypten in ägyptischer Sprache Ham genannt worden sei und Plutarch gibt an, die Aegypter hätten ihr Land wegen seines schwarzen Bodens Xrjftia genannt. e ) Die Nachricht hat guten Grund. Der Boden Aegyptens ist schwarz und unterscheidet sich dadurch von dem Syriens, Arabiens und L i b y e n s ; 1 ) Aegypten wurde darum auch ¡uelafißioXog schwarzschollig genannt. 8 ) Demnach gehörte der Name Ham eigentlich Aegypten an ; von da entlehnten ihn die Hebräer und wandten ihn, da seine Bedeutung dazu gut

')

Eupolemus

dritten S o h n C h u m *) s

)

*)

Champollion Champollion

Noah's

Cham.

Gramm, egypt. p. 3 1 9 ss. Gramm,

egypt.

p.

152.

Bunsen

Aegyptens

598.

Champollion

s e n a. a .

ed.

E u s e b . Praep. evang. 9 , 17. nennt auch

statt

B u n s e n A e g y p t e n s Stelle in der Weltgeschichte I. S. 6 1 2 f.

Stelle I. S . ®)

bei

l'Egypte sous les P h a r a o n s I. p. 101 ss.

Bun-

0.

•)

H i e r o n . quaest. in Gen. 9, 18.

')

Herod. 2, 1 2 .

P l u t a r c h de Isid. et Osiiid. 38.

V i r g . Georg. 4, 2 9 1 .

Heliodor

lib.

9.

p. 4 1 3 .

Commelin. •)

Perieg.

Suidas s. h. v. 239.

Stepli. E y z . u. Aiyi-fttEüstath.

zu Dionys.

§. 26.

D i e Harn iteu.

241

pafste, auf die ganze dunkelfarbige Völkermasse a n , deren wichtigster Theil die Aegypter waren. Aehnlich verhält es sich mit dem Namen Japhet ( S . 21 f.). 4. Die hamitische Völkerabtheilung hat man zunächst in A f r i k a , dem Hauptsitz der Dunkelfarbigen, zu suchen und zwar natürlich in den Theilen, welche den Alten bekannt w a r e n , also im Osten und Norden Afrika's. D a s südlichste Volk sind bei den Alten die Aethiopen, welche das Land südlich von Aegypten (Nubien, Habessinien) bewohnten, sich weit nach Westen und Süden ausdehnten und auch durch das oganze südliche Asien nachgewiesen o werden können, zum Theil freilich nur für die ältesten Zeiten (§. 27. 28.). Nördlich von ihnen wohnten die Aeyypter auf beiden Seiten des Nil bis zum Mittelmeer, im Osten mit den Semiten, im Westen mit den Libyern zusammentreffend ; sie haben sich in Oolonien auch nach Kreta, Griechenland und Kolchis verbreitet (§. 29. 30.). Westlich von ihnen finden wir das Volk der Libyer im ganzen nördlichen Afrika vom Mittelmeer bis zu den Negervölkern südlich von der Sahara (§. 31.). Aufser den 3 genannten Völkern kennen die Alten keine eingeborne Nation in A f r i k a ; wenigstens gilt dies vom Vater der Geschichte, welcher angibt, Libyen ( A f r i k a ) habe nur 2 einheimische Völker : die Aethiopen und die Libyer. •) E r läfst die. Aegypter w e g , indem er Aegypten zu Asien rechnet, wie auch Andre t h u n , wenn sie es nicht als etwas Besonderes betrachten. 1 0 ) Zieht man Aegypten zu Libyen oder Afrika, 1 J ) so hat man in diesem Erdtheile 3 einheimische Völker : die Aethiopen, Aegypter und L i b y e r ; sie sind die 3 ersten Söhne des Hain, wie im Folgenden gezeigt werden wird. Der vierte und letzte Sohn H a m ' s kann

») 10

Heroil. 4, 197. )

Heroil.

4, 39. 41.

Scyhix Peripl. 105 f.

-Mela 1, 9. ")

Wie z. ß . P t o l c m . 8. 14.

KuyljcL 'lio YOIkcrtuM der Genesis.

4. 1, 3.

P l i n . H . N. 5 ,

9.

242

§. 26.

Die

Hamiten.

demgemäfs nicht mehr in Afrika, sondern nur in Asien gesucht werden und er findet sich hier in den Phdniken und Kanaanitern (§. 32. 33.). Dieses Volk gehörte ursprünglich dem Süden an, zog aber nach Syrien und Palästina an das Mittelmeer und hat von da fast nach allen Küsten und Inseln des Mittelmeers Colonien ausgesendet. 5.

Mit welchem Rechte vereinigte der Verfasser

die

genannten V ö l k e r zu einer Abtheilung der Erdbevölkerung ? Zunächst hielt er sich zweifelsohne an das, was er über die physische Beschaffenheit derselben wufste, Über die H a u t f a r b e , liches

namentlich

welche für die Alten ein hauptsäch-

Unterscheidungsmerkmal

war

(S.

12.)

und

auch

von neueren Naturforschern als solches anerkannt wird.

,2

)

D i e Aethiopen waren bekanntlich Dunkelfarbige, ob aber S c h w a r z e gleich den Negern, möchte zu bezweifeln sein. Die Alten,

welche den äthiopischen N.amen auch auf die

N e g e r (eine ganz andre Menschenrace) ausdehnen, können darüber nicht entscheiden ; nach den Reisenden der neueren Zeit

sind

die Nachkommen

eigentliche

Schwarze

( 2 7 ,

der Aethiopen 7.J.

Die

keinesweges

Aegypter

waren

ebenfalls dunkelfarbig, jedoch in geringerem Grade, als die Aethiopen (§. 29, 5.).

D a s eigentümlich Afrikanische in

der Gesichtsbildung war den Aethiopen und Aegyptern gem e i n s a m und beide Völker stellen sich darnach als Stammverwandte dar.

1S

)

Dunkelfarbige waren auch die Libyer,

scheinen indefs etwas heller als die Aegypter gewesen zu sein (§. 31, 6 f.).

D i e Farbe der Phöniken und Kanaaniter

ist nicht näher bekannt, sein.

mufs aber dunkel genug gewesen

Denn die Griechen fanden sie so auffallend, dafs sie

das Volk nach ihr benannten (§. 32, 8.). alle auf H a m

zurückgeführten Volker

Somit erscheinen als

Dunkelfarbige

und die Völkertafel hat darnach ganz Recht, wenn sie die-

")

Burmeister

Prichard 13

)

Geschichte der Schöpfung S. f>ju f

Naturgesch. des Mcnschengcsdil

Larrey

bei P r i c h a r d

II. S. 140.

I

S

'.'7'J fl

Aufl

J

»gl

§. 26.

Die

243

Hainiten.

selben t o n den Japhetiten und Semiten scheidet und zu einer Völkerabtheilung vereinigt. Der Umstand, dafs die Einen heller als die Andern waren, wird aus Vermischung von Semiten mit jenen zu erklären sein, wofür auch sprachliche und geschichtliche Gründe sprechen, wie umgekehrt grofse Schwärze bei einzelnen äthiopischen Stämmen auf Mischung mit Nuba oder Negern hinweisen dürfte. Nämlich die eigentümliche Hautfarbe ist hauptsächlich Sache des besonderen Stammes, minder der Wohnsitze, und die Wechsel und Varietäten der Farbe entstehen vornämlich durch MischungO der Racen. Für diese MeinungD nur ein paar Beispiele zum Belege! Die Kolcher am schwarzen Meere waren noch zur Zeit des Herodot und Pindar schwarz (§. 29, 5.). Arabien enthält in denselben Gegenden Stämme von sehr verschiedener Farbe (§. 28, 5 ff.) und das östliche und nördliche Afrika bietet dieselbe Erscheinung dar. In dem von verschiedenen Völkern bewohnten Habessinien fluctuirt die Farbe vom hellen Braungelb bis zum dunkelsten Schwarzbraun l 4 ) und im alten Libyen ist die Verschiedenheit eben so bedeutend (§. 31, 6.). Die Araber in Darfur verändern ihre Farbe niemals und unterscheiden sich leicht von den andern ganz schwarzen Bewohnern dieses Landes 1 5 ) und die Türken in Nubien sind hellbraun, während die Nubier beinahe schwarz sind. I 4 ) Bei den Einwohnern von Berber ist die Farbe ein dunkles Rothbraun, welches, wenn die Mutter aus Habesch ist, bei den Kindern hellbraun, wenn sie aber aus den Negerländern abstammt, aufserordentlich dunkel wird. " ) Die Farbe der Einwohner von Mekka und Djidda ist ein gelbliches schwaches Braun, heller oder dunkler nach der Abkunft der Mutter, die sehr oft eine habessinische Sklavinn i s t . 1 8 ) '•)

Rüppcll

1S

)

Brown

1e

Reise in Abyssinien I I . S.

325.

Reisen in A f r i k a , E g y p t e n u n d S y r i e n S . 176. 3 4 8 .

)

Burckhardt

Reisen in N u b i e n S.

")

Burckhardt

Reisen in N u b i e n S. 2 0 9 f.

,s

Burckhaidt

Reisen in A r a b i e n S. 9.G9.

)

194.

16*

244

§. 26.

Die

Hamiten.

Die F a r b e der Kinder von Negern und Habessinierinnen ist nicht so schwarz als jene der Neger und hat einen kupferfarbigen Anstrich, aber sie ist dunkler als jene der freien A r a b e r von Sennaar und Shendi. ••) Uebrigens gehören die hamitischen Völker nach ihrer physischen Beschaffenheit mit den Japhetiten und Semiten zu einer und derselben Menschenrace, welche die Naturforscher den kaukasischen oder japetischen Stamm n e n n e n ; 1 0 ) sie bilden eine besondre Abtheilung der kaukasischen Raee. 6. Zur Sonderung derselben von den Japhetiten und Semiten berechtigten den Verfasser aufser der physischen Beschaffenheit auch die Sprachen bei einzelnen, namentlich den Aegyptern. Die Sprache der alten Aegypter und deren Tochter, das Koptische, sind nach ihren Wurzeln und ihrem grammatischen Baue grundverschieden von den japhetitischen und semitischen Sprachen, 1 1 ) wenn sie auch gar manches Einzelne mit den semitischen gemein haben. 2 2 ) Die Verschiedenheit des Aegyptischen und Hebräischen lehrt das A . T . auch aufser der Völkertafel (Gen. 42, 2,3. Jes. 19, 18.). Darnach mufste der Verfasser wenigstens die Aegypter, wie nach ihrer physischen Beschaffenheit, so auch nach ihrer Sprache von den Japhetiten und Semiten scheiden. Denselben Grund hatte er bei den Libyern, den Vorfahren der heutigen Berbern im nördlichen Afrika. Die berberische Sprache hat, abgesehen von einzelnen semitischen W ö r t e r n , einen ihr eigenthümlichen Wortvorrath, steht aber in der Formenbildung dem Semitischen sehr

'•)

Burckhardt

'")

Blumenbach

meister

Reisen in Nubien S. 423. H a n d b . d. N a t u r g e s c h . I. S. 57. Aufl. 9.

G e s c h i c h t e der S c h ö p f u n g S. 5 6 3 f.

und

Andere

bei

BurCotta

B r i e f e über A l e x a n d e r von H u m b o l d t ' s K o s m o s I. S. 295. 296. 3 0 0 . ")

A d e l u n g M i t h r i d a t e s I I I . 1. S. 04 ff.

")

G e s e n i u s in d. allg. Hall. Litt. Z e i t u n g von 1839. N'tuu. 77 11.

und von 1 8 4 1 . N u m . 4 0 .

Benfcy

Ueber das Veibiiltnif- d. ägyptischen

Sprache z u m semitischen S p r a c h s t a m m .

L c i p z . 1844.

§. 26.

Die

245

Hamiten.

nahe. i S ) Darnach mufste die Völkertafel auch die Libyer von den Nachkommen Japhet's und Sem's trennen. A n d e r s steht die Sache bei den äthiopischen Sprachen. Die ältere äthiopische (Geez-) Sprache ist semitisch und schliefst sic)i am nächsten dem Arabischen an, hat aber auch Eigenthümliches; sie wurde im 14 Jahrh. nach Chr. aus dem Munde des Volkes verdrängt und blieb seitdem nur noch Schriftsprache; an ihre Stelle trat das Amharische, welches in einer Anzahl habessinischer Landschaften gesprochen wird, die Hälfte W ö r t e r mit dem Geez gemein hat und, obwohl im Ganzen semitisch, doch gar manche nichtsemitische Elemente enthält, unter ihnen viele W ö r t e r für die gewöhnlichsten Begriffe.* 4 ) Aehnlich verhält es sich mit audcril Sprachen Habessiniens t. B. mit der der Shiho oder S a l i o . I s ) Die Sprache der Pliöniken und P u n i e r ist sicher semitisch; ihre geringen Ueberreste erklären sich vornämlich, doch nicht allein, aus dem H e b r ä i s c h e n . J Ä ) Demnach sind die Sprachen der hamitischen Völker in der Gestalt, in welcher sie uns bekannt sind, verschieden. Ob unser Verfasser dennoch auch sprachliche Gründe h a t t e , jene Völker gleich den Japhetiten und Semiten zu einer besonderen Abtheilung der Menschheit zu verbinden, läfst sich nicht ausmachen, wenigstens vor der Hand nicht. Es bleibt künftigen Forschungen vorbehalten, zu ermitteln, wieviel Gemeinsames die hamitischen Sprachen im nichtsemitischen Bestandtheil ihres Wortvorrathes enthalten ; bis jetzt be-

!S

)

Newman

in der Zeitschrift f. il. Kunde des Morgenlandes V I .

S. 2 4 5 ff. und bei l ' r i c h a r d

Naturgcsch. des M e n s c h e n g e s c h l e c h t s

III,

2. S. 63fi ff. ")

Ludolf

von E r s c h *h)

Hist, aethiop.

und G r u b e r

l , 15.

G c s e u i u s in der E n c j c l o p ä d i e

Sect. 1. 'ill. 2. 8. 110 ff. T h . 3. S. 3 5 5 ff.

d ' A b b a d i e iin Journal asiat

vom Juli 1843. p. 102 ss.

vergl.

E w a l d in der Zcitschr. f. d. K. d. M. V. S. 410 ff. !

M

Geseniiis

Monument« Phoenicia

p. 3 2 9 ss.

Ewald

Zeitsehr. f. d. Kunde d. M. IV. S. 400 ff. und V. S. 2 2 8 in der Encyclopädie von E r s c h

ff.

in der Movers

und G r u b e r Sect. 3. T h . 24. S. 4 2 3 ff.

246

§. 27.

Kusch.

schrankt sich der Nachweis des Gemeinsamen im Aethiopischen, Koptischen und Berberischen auf nur wenige Wört e r , 1 ' ) die sich aber allerdings leicht vermehren lassen. Merkwürdig ist das Semitische in den Sprachen der von Harn abgeleiteten V ö l k e r , welche doch (wenigstens die Aethiopen und Aegypter) nach ihrer physischen Beschaffenheit sicher nicht desselben Stammes mit den Semiten waren. Man wird dies daher erklären müssen, dafs semitische Stämme sich mit hamitischen mischten oder in hamitischen Völkern aufgingen. Eine ähnliche Erscheinung ist das Pehlevi (S. 143 f.).

27. M ü s c h . 1. K u s c h , von Ham's Söhnen zuerst genannt, mufs nach der Oekonomie der Völkertafel (S. 14.) das südlichste hamitische Volk sein. Unter den den Alten bekannten Völkern reichten die Aethiopen am weitesten nach Süden. Sie sind unter Kusch zu verstehen. Dieser Name ist im A. T. die herrschende Bezeichnung der Aethiopen und wird am häufigsten von denen Afrika's gebraucht. Die Alten kannten aber auch solche in Asien. Homer setzt die Aethiopen an den Oceanus, nennt sie die äufsersten Menschen und läfst sie zwiefach nach Osten und Westen getheilt sein, wobei er nach Strabo den arabischen Meerbusen als Scheidegrenze im Sinne gehabt haben soll. ] ) Wahrscheinlich indefs dachte er sich gar keine bestimmte Scheidegrenze, wenn er auch unzweifelhaft afrikanische und asiatische Aethiopen irn Allgemeinen meint. Andere legten dem ganzen Süden der Erde Aethiopen bei. 2 ) Diese An" ) A d e l u n g Mithridates III, 1. S. 77. ' ) Horn. II. 1, 423. Odyss. 1, 23 f. vgl. Strabo 1. p. 35. *) Aeschylus, Euripides und Ephorus nach Strabo 1. p. 33 s.

§. 27.

sieht ist

auch

247

Kusch.

nicht ungegründet,

wenn

der

äthiopische

Name auf die Schwarzfarbigen überhaupt angewendet und also in einem weiteren Sinne genommen wird.

Völker die-

ser A r t lassen sich zuvörderst in Indien nachweisen.

Schon

Ktesiäs kannte Inder, welche nicht von der Sonne, sondern von Natur schwarz waren

und Eratosthenes und Arrian

geben an, die südlichen Inder glichen nach F a r b e und A n sehen den Aethiopen, die nördlichen den Aegyptern, doch wären jene nicht so stumpfnasig ( o i f i o i ) und kräushaarig wie die Aethiopen. 3 )

(OVXOXQOVOI)

Alexander fand, däfä

die Inder sehr grofs und schwärzer,

als andere Menschen

waren, ausgenommen die Aethiopen und Dionys bezeichnet sie ebenfalls als Dunkelfarbige. * )

Ebenso kennen römische

Schriftsteller jenseit des Indus atras gentes et quodattimodo Aethiopes und Ptolemäus nennt in der Tafel von China ichthyophagische Aethiopen. s )

Die Nachrichten der Alten

werden durch neuere Forschungen vollkommen bestätigt. 8 ) Man sah Indien sogar als Stammland der Aethiopen diese als

anoixoi

'Ivdtov,

als ein

yevog

'ivdixöv

an. ' )

und Nach

Eusebius und Syncellus zogen die Aethiopen vom Indus aus und liefsen sich oberhalb Aegyptens nieder und nach Nonnus geschah Solches in der mythischen Zeit, wo Dionysus die Inder bekämpfte.

8)

Aus dieser Ansicht von der

indischen Abstammung der Aethiopen klären,

») p. 690.

hat man es zu er-

wenn alte Uebersetzer den Namen t^D bisweilen

Ktesias

Ind. 9. p.

176.

ed.

Lion.

Eratosth.

bei

Strabo

15.

Arrian. Ind. 6, 9.

4)

Arrian. A l e x . 5, 4.

Dionys. Perieg.

s)

Plin. H. N. 6, 22.

Mela 3, 7.

1111.

Ptolem. 7, 3, 1. 3. vergl. die

fuscos comités aus Indien bei Tibull 2, 3, 5 5 . •)

v. B o h l e n altes Indien I. S . 42

ff.

Lassen

Ind. Alterthumsk.

I. S. 355 ff. P r i c h a r d Naturgesch. d. Menschengeschi. I I I , 2. S. 236 ff. ')

Philostrat. vit. Apoll. 3, 20.

«)

Euseb. Chron. armen. I I . p. 97.

6, 11. 16. Syncellus I. p. 286.

Dionysiaca 17, 3 8 5 ss. vgl. Steph. Bvz. u. BXiuvesPerieg. 220.

Nonnus

Eustath. zu Dionys.

248

§. 27. Kusch.

durch Indien, Inder geben 9 ) und römische Schriftsteller den indischen Namen auf die dunkelfarbigen Völker südlich von Aegypten anwenden, selbst auf Oberägypten. 1 0 ) Versteht man unter dem Paradieslande Chavila (Gen. 2, 11.) Indien, so hat man dazu auch einen sehr alten Beleg. Denn derselbe Name kommt auch von Aethiopien vor (§. 28, 5.). 2. Wie es sich auch mit der Wanderung der Aethiopen aus Indien nach Afrika verhalte, richtig ist, dafs auch westlich von Indien durch das ganze südliche Asien bis zum arabischen Meerbusen die dunkelfarbige Menschenrace nachgewiesen werden kann. Westlich vom Indus wohnten zunächst die Astakener und Assakener, welche Inder genannt werden, doch nicht so grofs und schwarz wie die meisten Inder waren. 1 1 ) Die Meergegenden Gedrosiens und auch Karmaniens bewohnten dunkelfarbige Ichthyophagen, welche noch heute als besondere Race erscheinen (§. 28, 12.). Herodot und Nonnus erwähnen auch asiatische Aethiopen und der erstere bemerkt, dafs dieselben sich nur durch Sprache und schlichtes Haar von den afrikanischen unterschieden. 1 2 ) Sie müssen nach den Völkern, zwischen welchen sie aufgeführt werden, viel weiter nordwestlich in Iran gesucht werden. Es gab hiernach in dem Ländergebiet westlich vom Indus dunkelfarbige Stämme, welche auch unter den in Persepolis abgebildeten Völkern zu erkennen sind. 1 3 ) Diese Nachrichten bestätigt der Umstand, dafs manche Namen der Völker jenes Bereichs auch in Afrika vorkommen. Ptolemäus kennt /iaQaÖQat in Indien neben den Kaspiren, Jaqavöai in Drangiane, einer Landschaft zwischen Arien, Gedrosien und Arachosien, Avyakoi in Sogdiane, ¿ieqßixxai in Margiane und 'Pctrpioi in Per•) 18, 1. ">) ") 12 ) '3)

Syr. zu Jer. 23, 13. 2 Chron. 21, 16. und Jonath. zu Jes. 11, 11. Jer. 13, 23. Zeph. 3, 10. Virg. Georg. 4, 293. Hygin. Fab. 275. Arrian. Ind. 1, 1. Herod. 3, 94. 7, 70. Nonnus Dionys. 26, 340. L a s s e n in der Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. VI. S. 64.

§. 27.

249

Kusch.

sis; 1 4 ) er kennt aber auch odrangische AeÜdopen, Darader, Derbikken, Augüer und Rhapsier AeÜdopen in Afrika. 1 4 ) Solches Zusammentreffen kann kaum zufällig sein. Versteht man unter dem zweiten Paradiesfiusse Gihon den Oxus, so gehört auch das Kusch hierher, welches derselbe umfliefst (Gen. 2 , 13.). 3. Treten wir dem Semitenlande näher, so finden wir hier ebenfalls Aethiopen, wenigstens in frühester Zeit. Susa in der Landschaft Susiane oder Elam ( S. 139 f.) war eine Gründung des Memnon und wurde (wenigstens die B u r g ) auch nach seinem Namen bezeichnet. " ) Dieser schon von Homer erwähnte, doch nicht näher beschriebene Memnon lebte zur Zeit des trojanischen Krieges und zog als Vasall des assyrischen Königs Teutamus mit 10,000 Aethiopen und 10,000 Sueianern dem Priamus zu Hilfe. 1 1 ) E r war also ein Aethiopenfürst und wird daher von alten Dichtern niger M e m n o n , Aethiope und König der Aethiopen genannt. 1 ' ) Susiane nvufs sonach als ein alter Aethiopensitz betrachtet werden. D i e Aethiopen waren aber nicht etwa aus A f r i k a dahin gekommen, wie Spätere annahmen, die nur afrikanische Aethiopen kannten, 1 9 ) sondern hatten sich von Osten dahin verbreitet. Memnon ist ein Sohn der Eos oder A u rora. Bei den Susianern finden wir auch den semitischen Namen der Aethiopen. Das Land östlich von Babylonien heifst nämlich bei den Alten auch Kioaia jfw'pa und das Volk darin Kiooioi oder Kioooi. 2 0 ) Herodot kennt Su")

P t o l e m . 6, 4, 3.

'»)

P t o l e m . 4, 5, 30.

4, 6, 16.

'•)

D i o d . Sic. 2, 22.

S t e p h . Byz. u. 2 o v i a .

P a u s a n . 4, 31, 5 .

Nach

7, 151.

Memnon's Vater Tithonus

10, 2.

D i o d . Sic. 1. 1.

")

H e s i o d . T h e o g . 984 f.

")

Pausan.

Philostrat.

)

1209.

6, 19, 3.

4, 7, 35.

7, 1, 4 2 .

4, 9, 3. vgl. H e r o d . 5, 5 3 f.

Strabo 15. p. 7 2 8 . indefs w a r es von

S y n c c l l u s I. p. 293. 314. vgl. O d y s s . 11, 5 2 2 . 4 , 1 8 8 .

Yirg. A c n .

,0

6, 12, 4.

gegründet.

")

I s t h m . 5, 34 {.

Orbis

6,

1, 42, 2.

l'indar O l y m p . 2, 148.

Pvth. 6, 31.

1, 498. 10, 31, 2. vgl. P h i l o s t r a t . vit. A p o l l . 6, 4.

Apollon.

1,

23.

Dionys.

Perieg.

1015.

Avien.

850

§. 27. Kusch.

siane und Susianeir unter diesem Namen gar nicht, sondern nfebnt das Land, worin der Choaspes flofs und Susa lag, ytj KIÜOITJ und das Volk desselben Kiaaioi, führt auch von den Völkern Susiame's nur diese Kissier im Heer des Xerxes an und läfst sie »Hein mit Susa eine Satrapie ausmachen; Polybius nennt dieselben im Heer des Antiochus mit Karmaniern, Medern und Kadusiern zusammen. 1 1 ) Dazu wird noch ausdrücklich! bezeugt, dafs die Susier auch Kissier genannt w u r d e n , wie auch Susa den kissischen Namen f ä h r t e , angeblich nach Memnon's Mutter, welche Kiooia i2 geheifsen haben soll. ) Der Name combinirt sich sehr einfach mit zumal für Kiooia auch das wohl richtigere Kvooia vorkommt , J 3 ) welches sich ebenso leicht mit der hebräischen wie iffiil cler griechischen Fori» des Namens vereinigt. Wahrscheinlich hängen auch die arabischen Beul zeichnungen Chuzisictn C ) ' d Ahwaz ( ) für Susiane (S. 140.) mit, zusammen. 4. Genauer jedoch entspricht der hcbräischen Aethiopenbezeichnung der Name des ittvos Kovoocüov, i 4 ) welches die andern alten Schriftsteller KoooaJoi nennen. Diese von Herodot., der nur Kissier kennt, nicht genannten Kossäer setzt Ptolemäus nach Susiane an die Grenze Assyriens, Diodor auf die Gebirge Mediens, Polybius auf das zagrische Gebirge und Strabo und Arrian lassen sie mit Grofsmedien und Persis gränzen, während Plinius sie als Susianis ab Oriente proximos ¡bezeichnet. i 5 ) Jedenfalls also wohnten sie in Susiane und auf den Gebirgen, welche diese Land»') Herod. 3 , 91. 5, 40. 52. fi, 110. 7 . 62. 86. 210. Polyh. 5, 79. St. " ) Strabo 15. p.. 728. Aeschyl. Pers. 17. 120. Steph. Byz. n. Joväa. ' • ) Ptolem. G«og;r. 6. 3, 3. " ) Plutarch. Ale:x. 72. Ptolem. 6, 3, 3. IJiod. Sic. 17, 111. Polyh. 5, 44. Strabo 11. p. 524. und 16. p. 744. Arrian. Ind. 40. nnd Alex. 7, 15. I'ün. H . N. 6, 31.

§. 27.

Kusch.

251

schaft von Medien trennten. Obwohl es über ihre Nationalität an Nachrichten fehlt, so darf man sie doch nach ihrem Namen und ihren Wohnsitzen als einen Theil des Völkerstammes betrachten, welchem auch die Kissier angehörten. Dafs der Name von einem Theile dieses Stammes Kissier, vom andern Kossäer lautete, kann daran nicht hindern ; es gibt dazu Analogien (S. 93. 160. 230.). Möglich, dafs die S. 141. erwähnten dunkelfarbigen Dilemilen, deren Name |*JL-j5 von |*Jj0>

wo

Flufs

Nimrod den Abraham soll haben

in's F e u e r werfen bissen. "*)

Dies ist unzweifelhaft d e r -

selbe O r t mit

bei Masudi ^ L - i y - ^

oder u i l l i ,

aus

welchem Salmanassar Colonisten in das entvölkerte I s r a e l sendete,

obwohl

Josephus ihn nach

Persien

verlegt.34)

,!

D e r N a m e desselben ist wahrscheinlich aus K D entstanden, indem

in n ü b e r g i n g , was in einem Lande aramäischer

S p r a c h e nicht b e f r e m d e t ; Aethiopensitz

er bezeichnet den Ort als einen

(§. 28, 11.).

Eine gleiche Bewandtnifs

es wohl a u c h mit Machnza

*•)

Arrian

bei

Steph. Byz,

(lia«ic,

s v y ^ L o ) , einem

u. Xayr-

E u t r o p . 9, 12.

hat Orte

Ammian.

Marcell. 24, 5. ")

Barhebr. Chronic, syr. p. 141.

I I . p. 3 1 6 . SI

)

III, 1. p. 418. 568.

Agatharchid.

D i o n y s s . 2 , 684. Dind.

A s s e m a n i Bibl. orient. I. p. 10.

III, 2. p. 6 2 3 ss.

p. 3. Vol. I. H u d s .

S t e p h . Byz. u. lnnrr

Ovid. M e t a m . 4, 668.

Ilygin

Apollod. 2. 4, 3.

Nonnus

Chronic, pasch. I. p. 73.

A s t r o n . 2. 9.

ed.

Nach Ovid. H e r o i d .

15, 36. war A n d r o m e d a eine fusca. *•)

Isztachri von M o r d t n i n n n S. 54.

Abulfeda Tabb. g e o g r . ed. W ü s t e n f e l d ")

2 Reg. 17, 24. 30.

II. p. 214.

Masudi

J o s e p h . A n t t . 9, 14, 3.

Kazwini K o s m o p r . II. S. 3 n l .

p. 16. 58.

hei d e 10, 9, 7.

Sary

C h r e s t o m a t h . arahe

§. •II. Kusch.

253

auf der Ostseite des Tigris in der Nähe von Ktesiphon, welcher für einerlei mit dem S. 155. erwähnten Charcha gehalten w i r d . s s ) Da,s Chus und Hits aus Kusch geworden sei, wurde schon vorher S. 250. bemerkt. Diese Spuren des äthiopischen Namens unterstützen die Sage von den Kephenern als Aethiopen in Sinear hinlänglich. Die meisten alten Schriftsteller jedoch setzen Kepheus und Andrómeda, die von Perseus gerettet wurde, an das Mittelrneer, nach Joppe in Palästina. 3 8 ) Man wird dies am besten daher erklären, dafs vom erythräischen Meere her eine Wanderung von kephenischen Aethiopen oder Kephenern an das Mittelmeer geschehen ist; vermöge derselben erhielt der heros eponymos Kepheus nebst dein Vorgänge mit seiner Tochter ein anderes Local. Diese Wanderung gehört der frühesten Zeit an, da Joppe nach Plinius und Mela schon vor der grofsen Fluth gegründet worden sein soll. Sie wirft auch Licht auf Homer's Angabe, dafs Menelaus bei seiner Irrfahrt im Mittelmeer zu Aethiopen, Sidoniern und Erembern d. i. Aramäern (S. 229.) gekommen sei und erklärt die Nachricht bei Tacitus, dafs die Juden von den Meisten als eine Aethiopum proles, quos rege Cepheo metus atque odium mutare sedes perpulerit, angesehen wurden. " ) Conon's Angabe von einem Aethiopenreiche, welches vom Mittehneere bis zum erythräischen Meere gereicht habe, scheint ersonnen zu sein, um die Aethiopen Palästina's mit denen Babyloniens zu vereinigen. 6. Nicht minder finden wir westlich vom persischen Meerbusen Aethiopen, also in Arabien. Die Stammtafeln der Genesis enthalten die Namen Chavila, Scheba und Dedan

1 ¡

)

'•) phron 3,

ä :

Scvlax

Alex.

9, 3.

Solin.

Assemani

34. )

834.

Mela

104.

Strabo

C o n o n narr. 40.

F.nstath.

Odyss.

B i b l . Orient. I I I ,

Peripl.

zu D i o n y s . 1,

4.

11. 84.

Perieg.

Hieron. Tacit.

•_'. p. 6'->3 s. 1. p. 4 2 s. u n d

16. p. 7 5 9 .

Pausan. 4, 35, 6.

Joseph,

910.

zu J o n .

Hi=t. 5 .

2.

Plin. 1.

3.

H.

N.

5,

Lycobeil.

14.34.

ind. 6,35.

27.

254

Kusch.

sowohl bei den Kuschiten als auch bei den semitischen Bewohnern Arabiens. Es müssen also Kuschiten in Arabien gewohnt haben, mit welchen sicli Semiten zu Mischstämmen vereinigten; nur dadurch erklärt sich das Vorkommen derselben Stämme in äthiopischen und arabischen Genealogien zugleich. Dazu lassen sich Salta und Raema, zwei Söhne des Kusch in der Völkertafel, nur in Arabien auffinden und beweisen ebenfalls für dort vorhandene Kuschiten. Specieller wird über diese Kuschiten Arabiens §. 28, 5 — i l . gehandelt werden ; hier nur einige allgemeinere Nachweisungen. Ein alter armenischer Geograph bemerkt, die Bewohner Arabiens seien theils schwarz, theils braun; 3 8 ) er wuiste also von Dunkelfarbigen in Arabien, welche sich von den Arabern unterschieden. Ihr Vorhandensein macht es auch erklärlich, wenn die Hoinenten (Südaraber) von jüngeren griechischen und syrischen Schriftstellern bald Aethiopen bald Inder genannt werden 3 9 ) und mag selbst zu der Angabe mitgewirkt haben, dal's den Aethiopen, Arabern und allen Südlichen rj zov dèfifiatog yvoig

diaxe-

sei. 4 0 ) Wenn alte Uebersetzer den WO der Völkertafel durch Araber £ ) erklären und in Arabien wohnen lassen, 41 ) so geht daraus gleichfalls hervor, dafs man eine Kunde von Dunkelfarbigen in Arabien hatte. Dazu kommen die Nachrichten von Sprachverschiedenheit in Arabien. Aus alter Zeit ist wichtig die Angabe, dafs óiàcpOQa f'tfw;, uva ^èv ¿ni noaòv, TIVÙ dì y.al lit.iuoQ zi] yhoaoi] diuì.ùaaoviu Arabien bewohnten und dafs es über den Ichthyophagen auf den Küsten civettio cot öiyiovoi gab, 4 2 ) welche also die xavfiévij

1 !

)

" ) dolf

xai

y.al i^o«

OXXTJQÙ

Moses Cliorenens

Gi'ogr 80

S t e p h . B y z . u. O m n / r . t i I I I , 2. p. 568

)

•2)

Targ. Jonatli Pcripl. mar

Wlustnii

p. 58. CS.

k

uini T h e o p l i a n c s

zu (TOII crvtlir. p

6. III. 0 12

Tar^

Vol. I

>ei

A ^ e i i i a i u Bibl. . . n e i n

ss.

G a l e n u s de tcmpp 4I

eil.

Procopiu»

C o m m e n t a r . a d H i s t . .icthiop

p. 3 5 9 s.

/.al [télaiva

zu 1 Ol.von Iluds

1

*

LuI

§. 27.

Kusch.

arabische und eine nichtarabische Sprache redeten. Gleich wichtig ist Niebuhr's Bericht, in den Bergen von Jemen finde man eine ganz andre Art zu reden, als ¡n Tehama, die Vornehmen hätten eine ganz andre Aussprache und für viele Sachen ganz andre Namen als die Landleute, beiderlei Mundarten aber seien von der der Beduinen sehr verschieden. 4 3 ) Erinnert sei hier auch an die schon oben S. 197. erwähnte Sprache von Mahra (das EkhJuli), welche F r e s n e 1 als Rest der Sprache des Kusch, der ihm die Uraraber (?) repräsentirt, und als vierte semitische Hauptsprache neben der aramäischen, kanaanitischen (hebräischen) und arabischen betrachtet. Weitere Angaben s. §. 28, 6. 7. 11. Indessen ergibt sich aus diesen Nachrichten über Sprachverschiedenheit in Arabien für die Ethnographie noch nichts Gewisses und es bleibt Gegenstand weiterer Untersuchung, ob etwa die vom Nordarabischen abweichenden Dialekte Arabiens nichtsemitische Elemente enthalten, welche den äthiopischen Sprachen eigenthümlich sind. Einen Hilfsbeweis für die Annahme von Kuschiten in Arabien liefern gewisse Sitten. Die Beschneidung z. B. ist ein uralter schon lange vor dem Islam bei den Arabern vorhandener Gebrauch, den nicht blofs die Abrahamiden, sondern auch die Himjariten in Südarabien übten. 4 4 ) Er scheint ursprünglich allein den Hamiten angehört zu haben und von ihnen an die Araber gekommen zu sein. Denn Herodot berichtet, zuerst hätten allein die Aethiopen, Aegypter und (ägyptischen) Kolcher die Beschneidung gehabt und von ihnen sei sie zu andern Völkern z. B. den Phöniken und palästinischen Syrern übergegangen. 4 S ) Dai's sie bei den Urarabern (Lud) nicht in Uebung war, kann man aus der Unbe*3)

N i e buhl-

Beschr. von Arabien S. 83. und desselben

Reisebe-

schreibung I. S. 4 1 4 . ")

Pococke

Specimen hist. Arab. p. 319 s. ed. 1.

Sale

Koran

in der vorl. Kinl. S. 134 f. 4i

)

Herod. 2, 104. vgl. Diod. Sic. 1, 2$.

771. und 17. p. 8-'4.

3, 31.

Strabo 1 6 . p. 761.

256

27.

Kusch.

schnittenheit der Philister (S. 2 1 9 . ) , einer Abtheilung des Lud, folgern. E s liegt am nächsten, bei den Arabern sie aus dem Zusammenwohnen mit äthiopischen Stämmen zu erklären. Bemerkenswerth ist auch Folgendes. Bei dem alten Stamme der grofsen und wohlgewachsenen Beni Jam im W a d i Nedjran, der schönsten Race der südlichen Araber mit ausdrucksvoller Gestalt und lockigem Haupthaar, 4 8 ) herrscht die Sitte, dafs der Mann beim Verreisen sein Weib in das Haus eines Freundes thut, welcher ihr alle Pflichten des Ehemanns leistet, so lange jener abwesend ist 4 ' ) und bei dem Asir-Stamme der Merekede ist es alter Gebrauch, dafs dem eingekehrten Fremdlinge ein weibliches Glied der Familie, gewöhnlich die F r a u des Wirths, zur Lager'

o

'

n

genossinn während der Nacht gegeben wird. 4 8 ) Diese Gewohnheiten sind schwerlich ursprünglich arabisch oder überhaupt semitisch; wohl aber erwähnen die Alten Weibergemeinschaft und Verwandtes bei libyschen Völkern **) und äthiopischen S t ä m m e n . 4 0 ) Bei den Nachkommen der (libyschen) Nasamonen soll noch jetzt die Sitte herrschen, dafs der W i r t h den Fremdling auch mit einer seiner F r a u e n oder Töchter bewirthet. 4 ' ) 7. Demnach kannte das Alterthum, zum Theil aber freilich nur f ü r die ältesten Zeiten,' im ganzen südlichen o Asien Aethiopen (Dunkelfarbige) und nahm auch einen Zusammenhang zwischen diesen und den Aethiopen Afrika's an. D e r eigentliche und bekannteste Sitz des äthiopischen Volksstammes ist aber das Land auf der Westseite des

'•)

Passama

*')

Burckhardt

bei R i t t e r E r d k u n d e X I I . S. 1013. Krisen in A r a b i e n S. 082.

*•)

Burckhardt

Krisen in Arab. S. 07ü f.

L - r c s n e l im J o u r n .

asiat. vom J u n i 1838. p. 530. *•)

H e r o d . 4, 172. 170. 180.

i0

S t r a b o 16. p. 775.

)

Plin. H. N. 5, S.

Solin. 31, 4.

Etwas Aehnliclies bei d u i Süibirabern

nudi

S t r a b o 10. p. 7 8 3 . * ')

Barth

I . S. 407.

Wanderungen) durch

die Küsicidiind-'i de- M i t t e l m e e r t s

§. 27.

257

Kusch.

arabischen Meerbusens und südlich von Aegypten, also das heutige Nubien und Habessinien. Hier unterscheiden die neueren Reisenden Diejenigen, welche sie als Abkömmlinge der alten Aethiopen betrachten, sehr bestimmt von den Arabern, den Nuba oder Negern und den Gallavölkern. Sie legen ihnen ein länglich ovales Gesicht, eine schön gekrümmte, an der Spitze etwas zugeründete Nase, dicke, doch nicht aufgeworfene Lippen, ein zurückstehendes Kinn, schwachen Bart, musterhaften Körperbau und mittlere Gröfse b e i 5 1 ) und stimmen alle darin überein, dafs dieselben, obwohl sie einen eigenthümlichen afrikanischen Zug um Mund und Nase haben, i S ) keineswegs Neger, sondern ein schöner Menschenschlag sind. Die schon oben S. 243. bemerkte Verschiedenheit ihrer Hautfarbe wird man aus Mischung theils mit Arabern theils mit Negern zu erklären haben; eigentliche Schwarze wie die Neger sind sie nicht; 5 4 ) ihre Kinder kommen valde rubicundi ( L u d o l f ) oder, während die Negerkinder bei der Geburt schwarz (?) sein s o l l e n , s s ) ganz weifs zur Welt (v. K a t t e ) . Unbedenklich also hat man die Aethiopen zur kaukasischen Race zu rechnen, welcher sämmtliche Völker der Völkertafel angehören. Die uns bekannten äthiopischen Sprachen sind im Ganzen semitisch (S. 245.). Allem Anschein nach wohnte der Haupttheil des äthiopischen Volkes einmal in Arabien und semitisirte sich daselbst, indem er sich, was auch die arabische Bezeichnung Habesch ((JÜLAÄ) anzeigt, mit Semiten mischte. S 6 ) Mehr über sie im Folgenden.

")

Rüppell

Reisen

in

Nubien

S. 31 f. und

S. 324 f. vgl. L u d o l f Hist. acthiop. 1, 14, 28 ss. von T i e t i e m a n n

S. 81.

Priehard

Naturgcsch.

in

Abyssinien

II.

D e n o n Reise übers, des

Menschengeschi.

II. S. 13!' ff. 53

)

v. K a t t e Reise in Abyssinien S. 127 f.

51

)

Mungo

1S

)

Nach

Park

Rüppell

/.weite und letzte Reise S. 113. Reisen in Nubien

S. 153. k o m m e n die K i n d e r

der K o n l o f a n c r Neger hellgrau zur Welt. ")

L u d o l f Hist. aethiop. 1. 1. und C o m m e n t a r . p. 4 8 ss.

K u o b e l , die V ö l k e r t a t U der QeiK-3is.

17

258

§.28.

Sühne

Jes

Kusch

§. 28. S ö h n e

d e s

K u s c l i .

1. D e m Kusch werden J Söhne gegeben: Seba, Cftavila, Sabta, Rqemu und Sabteka und \on Raeina Scheba und Dedan als Söhne angeführt. Wir suchen sie in dem §. 27. beschriebenen Gebiete nnd fangen bei dem eigentlichen und bekannten Aethiopenlande in Afrika a n , welches nördlich von Aegypten und zum Theil von Libyen, östlich \ om arabischen Meerbusen und Ocean, südlich vom innern Aethiopien und Ocean und westlich \ om innern Libyen begrenzt wurde. 1 ) 2. In diesem Lande unterscheidet Herodot deutlich zweierlei Aethiopen. Die Einen lafst er von Elephantine (§. 29, 1.) bis M^roe wohnen, bezeichnet sie als die oberhalb Aegyptens wohnenden Aethiopen und berichtet, dafs sie von Kambyses, dem Sohne des Cyrus, unterworfen w u r den und den Persern (ieschenke gaben. %) Strabo kennt sie in dem Ländergebiet zwischen dem Nil und arabischen Meerbusen, legt ihnen kleinen W u c h s und kümmerliche Lebensweise bei und nennt als Völker derselben z. B. die Megabarer und Blvmmya-. 3) Die Letzteren von Ptolemäus sehr weit südlich , von Andern in die Nähe Aegyptens gesetzt, müssen ein ausgedehntes und bedeutendes Volk gewesen sein. 4 ) Sie sind noch heute \orhanden. An die Ababde, welche östlich vom Nil in Oberägypten und Nubien wohnen, arabisch sprechen, sich arabischer Abkunft rühmen und also nicht hierher gehören, 5 ) schliefen sich südlich in zahlreichen Stämmen die durch Nubien ostlich vom Nil ' ) P t o l e m . Geogr. 4, 7, 1 - 4 ' ) Herod. 2, 29. 3, 25. 97 7, (59. vgl. Sohn. 30, 9 lu Eustatli zu Dionys. Perieg. 218. Nach .Strabo 17. p. 790. kam Kamin sc* bis Meroe 3

) Strabo 17. p. 786 «21 s \gl. Diod. Sic 3, s •) Ptolem. 4, 7, 31. P i o m p bell, per- 1, 19 / u - m 4

) Burckhardt

RCIM.IL

in

Nubien S

.'14 I

1

"I

§. 28.

Sühne

des

259

Kusch.

bis Habessinien wohnenden Biscfiarye

an,

d a s letzte Glied hin. a )

der äthiopischen V ö l k e r nach A e g y p t e n

Sie sind

ein schöner k ü h n e r M e n s c h e n s c h l a g von sehr d u n k l e r F a r b e , reden eine mit der habessinischen

verwandte Sprache und

w e r d e n darnach wie nach ihrer Ungastlichkeit u n d sonstigen Schlechtigkeit

als ein acht afrikanisches V o l k

bezeichnet;

alle östlichen N u b i e r haben Gesichtszüge, S p r a c h e , G e m ü t h s art und Sitten mit ihnen gemein und sind also desselben Stammes. ' ) scharye

eine

N a c h einem andern Reisenden h a b e n die Bimittlere

G r ö f s e und

doch nicht sehr k r ä f t i g e n W u c h s .

einen 8

)

proportionirten,

O h n e Zweifel sind 9

sie die N a c h k o m m e n der alten B l e m m y e r

) u n d wohl der

Huupttkeil derjenigen A e t h i o p e n , welche H e r o d o t von A e gypten bis M e r o e wohnen läfst. 3.

Diese A e t h i o p e n halten

wir f ü r d e n $eba ( N ^ p ) »

welchen die V ö l k e r t a f e l als ersten Sohn

des K u s c h auf-

fuhrt. S e b a wird sonst im A . T . neben Mizrajim u n d K u s c h genannt (Jes. 4 3 , 3. 4 5 , 14.) und sonach v o n den A e g y p tern u n d Aethiopen u n t e r s c h i e d e n ; es nsufs also damit ein Volk gemeint sein, welches w e d e r A e g y p t e n noch dem eigentlichen Aethiopien ( H a b e s s i n i e n ) a n g e h ö r t e ;

man k a n n

nur an die nördliche H ä l f t e des Aethiopenlandes mit M e r o e denken.

Werden

in

der letzteren Stelle die Sebaim

grofser M e n s c h e n s c h l a g b e z e i c h n e t , daher,

so

erklärt

als

sich dies

dafs die A e t h i o p e n ü b e r h a u p t als solcher bekannt

waren u n d deshalb a u c h solche galten O

die Sebaim

oder d a h e r ,

'

dem

Propheten

dafs die H e r r s c h a f t der

als süd-

licheren Aethiopen sich damals auch ü b e r M e r o e erstreckte, wie auch wohl schon zu Jesaia's Zeit (Jes. 18, 1.). darnach ist die E r k l ä r u n g ziemlich sicher. 'j ;

Dazu

Schon kommt

S a l t neue Reise in Abyssinien S. 387.

) Burekliardt 544. 013. 624.

Reisen

in

Nubien

S. 215 f.

48p f.

510—513.

! ) W e l l s t e i l Reisen in Arabien bearb. von R ü d i g e r II. S. 268 f. ' ) Q u a t r e n i è r e Mémoires géogr. et bist, sur l ' E g y p t e II. p, 127 ss. H e e r e n Ideen II, 1. S. 325. R i t t e r Erdkunde I. S. 552 f.

17*

260

§. 2 8 .

Sühne

des

Kusch.

a b e r , dafs die L X X zu Jes. 43, 3. N2Q durch Soijvri (.2ovrjVT] nach Codd.), den Namen der ägyptisch-äthiopischen Grenzstadt (§. 29, 1.), geben und also wohl an das nördlichere Aethiopien dachten, dafs Meroe in der Perserzeit 2aßcc hiefs I 0 ) und dafs dieser Name auch sonst in diesem Theile des Aethiopenlandes vorkommt. Strabo erwähnt an der Westseite des arabischen Meerbusens, ziemlich in derselben Linie mit Meroe, eine sehr grofse »Stadt laßai und eine Strecke weiter nördlich einen li^ojv -aßu und ein axona Saßaiuxov, wofür Ptolemäus einen Ort laßar oder Sceßßarct und ein oiof-ta Seßaaxixöv (lies -aßairixov) nennt. 1 1 ) Entweder also führten die nördlicheren Aethiopen auch den sabäischen Namen und nach ihnen die Orte oder die H e b r ä e r benannten diesen Tlieil d e s Acthiopenvolkes nach den namhaftesten Orten. Ob der Name sich in dem heutigen Massmm oder Massauu erhalten habe, 1 2 ) lassen wir dahingestellt sein, möchten es aber bezweifeln, da dieser Name

geschrieben wird.

4. Die andern weiter südlich wohnenden Aethiopen nennt Herodot makrobische Aethiopen, setzt sie an das südliche Meer und erzählt, dafs sie die gröfsten und schönsten Menschen seien, sehr lange (meist 120 J a h r e ) lebten und von dem Feldzuge des Kambyses, welcher ihnen galt, nicht erreicht wurden. »») Sie sind ohne Zweifel der Jes. 4 3 , 3. 4 5 , 14. neben Seba genannte Kusch und also im südlicheren oder eigentlichen Aethiopien (Habessinien) zu suchen. Südlich von den Bischarye am Südende des arabischen Meerbusens wolmen heute die Dunahil und Adaiel, ">) Asher 1

J o s e p h . A n t t . 2, 10, 2.

B e n j a m i n T u d e l c n s . Itin. I. p. 9 0 .

n e n n t d a s L a n d nördlich v o n H a b e s s i n i e n

')

S t r a b o 1 6 . p. 7 7 0 . 7 7 1 .

P t o l e m . 4 , 7 , 7. 8 .

")

Rüppell

R e i s e in A b y s s i n i e n I. S .

'»)

Herod. 3,

1 7 . 2 0 . 23. 114.

A p o l l o n . 6, 4. schönsten

P l i n . H . N. 7 , 2.

Menschen

schildert

Aethiopen am atlantischen

vgl. Mela

Seylax

Meere.

S t e p h . B y z . u.

Saßw..

212.

J e s . 18, 2. 7. 3 , 9.

Peripl.

ed.

Scheba.

111.

Als

die

auch

Philostrat.

vit.

gröfsten

uni

die

westlichen

§. 28.

Söhne

des

261

Kusch.

welche nach Sprache und Sitte genau verwandt sind. 1 4 ) Jene werden als schwarz, diese als sehr schwärzlich oder olivenfarbig und als grofs und stark von Körperbau geschildert. 1 S ) Zu demselben Stamme gehören aber auch die weiter westlich sitzenden Bewohner von Tigre, mit denen die Danakil Gesichtsbildung und Sprache gemein haben, 1 6 ) sowie die nördlicher als die Danakil beim arabischen Meerbusen wohnenden Shiho oder Saho, welche nach Aussehen und Sprache sich von den Danakil und den Bewohnern von Tigre wenig unterscheiden. " ) Vielleicht hat man auch die südlich von den Adaiel wohnenden Sumali oder Somauli, deren Sprache wenigstens einige Uebereinstimmung mit der der Danakil und Adaiel verräth, 1 8 ) dazu zu rechnen. Sie sind ein schöner Menschenschlag von wohlgeformtem Baue, regelmäfsigen Zügen, dunkler glänzender F a r b e , hoher Statur und martialischem Ansehn. 1 9 ) Diese und andre Stämme Habessiniens darf man als Reste von Herodots makrobischen Aethiopen betrachten. Gröfse und Schönheit wird auch sonst an den habessinischen Völkern gerühmt z. B. an den Männern von Amhara und an den Einwohnern von Bejemder südwestlich von Tigre. 2 ®). 5. Die makrobischen Aethiopen sind der Ckavila, des Kusch 2 Sohn. Die L X X zu Gen. 2, 11. 10, 7. 29. 25, 18. 1 Sam. 15, 7. drücken durch EviXa, Evtilu und Evildz aus, wie sie Eva aus " i n , Evalog aus 1!in machen. Damit combinirt sich leicht das Volk der AvaXixai oder

" ) S a l t neue Reisen in Abyssinien S. 157. Die S. 424. 429. gegebenen Sprachproben fallen fast ganz zusammen. 15 ) M u n g o P a r k neueste und letzte Heise S. 175. 209. ") ") bei S a l t ") '•) kunde I. I0

)

R ü p p e l l Reise in Abyssinien I. v. K a t t e Reise in Abyssinien S. S. 431 ff. S. die Spraehproben bei S a l t S. W e l l s t e d Reisen in Arabien II. S. 166.

S. 243 f. 5. und das Wörterverzeichnifs 422—431. S. 331. 277

ff.

M u n g o P a r k neueste und letzte Reise S. 186.

R i t t e r Erd-

362

§. 28.

Söhne

des

Kuäeh.

ßalitai am Südende des arabischen Meerbusens, - ' ) welches am Busen und Hafen Avuk'arß, Aialtkr^, ^AßaUi^g oder Abalites wohnte und auch ein Emporium diesös Namens inne hatte. l t ) Schon oben S. 186. fanden wir in den EvaXrp/ol Arabiens den Joktaniden Cbavila. Nach jerten Avaliten bezeichnete unser Verfasser die südlicheren Aethiopen, welche Jes. 43. und 45. tt^D genannt werden; den letzteieh Namen konnte er hier, wo es einem besonderen Theilfe des Aethiopenvolkes g a l t , nicht brauchen, weil derselbe Bezeichnung des äthiopischen Völkerstammes im Ganzen war. Uebrigens wird die gegebene Deutung nicht, wie masft annimmt, I S ) von Saadia unterstütz, wenn dieser Gen. 2, 11. 10, 7. 25, 18. Chacila durch Zuwtile («—A—) gibt. D e n n er dachte wohl an den Ort dieses Namens in Fezzan, 2 4 ) nicht an Zeiln. auf der avalitischen Küste, dessen Name geschrieben wird. " ) Wie oben S. 186. gezeigt, hiefs auch ein Joktanide in Südarabien Cbavila. Der Kuschit dieses Namens steht in der Zeit dem Noah näher und ist der ältere. Es mufs daher angenommen werden, dafs es einen chaviläischen Aethiopenstamm gab, welcher zum Theil in Arabien zum Theil in Afrika wohnte; dort vermischten sich einwandernde Joktaniden mit ihm und es erscheint daher auch in dem Stammverzeichnifs diesef ein Chavil'a. Neuere Ermittelungen dienen unsr'er Artsicht zur Bestätigung. Im ganzen Tehama (Niederlande) Jemens ist die Bevölkerung fast ganz schwarz und ihie Physiognomie wie Sprache beweiset für starke Mischung ")

P t o l e m . 4, 7, 27.

Marcian. Heracl. 1, 2.

Peripl. mar. erythr. p. o. 6. 10. 27. 39. ") Winer

Marc. Heracl. 1, 16.

Z. B. S c h u l t h e i s Paradies S. 106. bibl. R W B .

u. Havila.

Itin. I. p. 97. 101. den Namen ,4

)

Kazwini

p. 303. cd. 2. IS

)

Plin. H. N. 6. 34.

Steph. Byz. ti. Indessen

Chavila

Kosmogr. II. S. 62.

G e s e n i u s Thesaur. p: 452. braucht

Benjamin

Tudelens.

von Habesch wie von Suweile. Edrisi Africa cur. H a r t m t i n n

A b u l f e d a Africa ed. E i c h h o r n p. 27.

Edrisi Africa p. 90.

Ptol«m. 4, 7,

Avalhiz.

Abulfeda Africa p. 34.

28.

Söhne

des

263

Kusch.

niit Kuscliiten 2 6 ) Und 4 Bis 5 Tagereisen südöstlich von Bkishe ( S . 182.) Wohnen die wilden Dowaser, welche sehr wrofs und beinahe schwarz sein sollen. 2 ' ) ' Meines ErachD iöns steht nichts entgegen, diese Dunkelfarbigen als Ueberhleibsel des chaviläischen Aethiopenstammes anzusehen, dessen Häliptmasse in Afrika wohnte. 6. Nachdem wir die beiden ersten Söhne des Kusch in Afrika gefunden und mit ihnen Herodot's zweierlei Aethiopetl belegt häben, mit Chavila aber schon nach Arabien gelangt sind, müssen wir des Kusch 3 Sohn Sabta (nrpQ) in Arabien voraussetzen. Wir combiniren mit ihm die Metropolis 2aßßad^a, 2aßßma oder 2ceßaia, welche nach derti Periplus nordwärts von der Seestadt Kane im südarabischen Mittenlande, nach Ptolemäus ostwärts von den Sabäern lag und nach Strabo die Hauptstadt der Ohatramotiten wär, 2 ®) was alles zusammenstimmt. Als Hauptstadt der Atramiten bezeichnet auch Plinius sein Sabutha oder Stiböta Und berichtet zugleich, der Ort habe 60 Tempel gehabt and an ihn sei der gesammelte Weihrauch gebracht Worden, um von dort verführt zu werden. 2 9 ) Demnach müssen in Hadhrämaut Aethiopen gewohnt haben. Dafür spricht auch, dafs Uranius neben den Sabäern XavQa/.id)Tai 'Aßaorfnoi d. I. habessinische Chatramotiten e r w ä h n t , 3 0 ) d'äfs Ichthyophagen, welche wohl überall der dunkelfarbigen Käce angehörten, auf der Südküste Arabiens wohnten 3 1 ) sowie dafs die Einwohner Makalla's und der südara'bischen s

«)

")

B o t t a bei R i t t e r Erdkunde X U . S. 899 f. B u r c k h a r d t Reisen in Arabien S. 681. und desselben Beduinen

und W a h a t y S. 341. ")

Peripl. mar. erythr

nnd dazu G r o s k u r d . ")

p. 15.

Ptolem. 6, 7, 38.

Strabo 16. p. 768.

Ueber die Sabäer und Chatramotiten s. S. 187. 193.

Plin. H. N. 6, 32.

12, 32

Die von Avien. Orbis 1137. neben

den Minnaei als Anwohner des rothen Meeres genannten Sabathae sind wohl eine Verwechselung mit den Sabaei. ,0

)

Uranius bei Steph. Byz. u. A8aifipoi

und dazu L u d o l f

aethiop. 1, 1 und Commentar. p. 50. 3

')

Arriani Peripl. mar. erythr. p. 15. 19. bei Hudson Vol. I,

Hist.

264

28.

Sühne

des

Knsch.

Städte sich von denen Oman's und der Küsten des rothen M e e r s mehrfach z. B. durch die Statur und dunklere Hautfarbe unterscheiden und in Schechr die Bevölkerung, von welcher ein Theil heller, der andere dunkler ist, einen verschiedenen Ursprung haben m u f s . 3 2 ) Ueber die Dialekte in H a d h r a m a u t müssen weitere Forschungen abgewartet werden. Nach S e e t z e n soll dieses Land eine eigene nichtarabische Sprache haben und der Missionär W o l f f erfuhr, dafs man zwischen Maskat (in O m a n ) und Makalla eine von der arabischen völlig verschiedene Sprache rede; N i e b u h r brauchte einen Dolmetscher, um mit den Bewohnern von Hadhramaut zu s p r e c h e n . 3 5 ) Nach obigen Nachweisungen also gab es in Jemen und H a d h r a m a u t , dem Sitze der Joktaniden, auch dunkelfarbige Stämme. Daraus erklärt es sich, dafs die mit ihnen zusammenwohnenden helleren Südaraber Himjarüm d. i. Rothe genannt wurden. S. oben S. 135. 7. Gemäfs dem bisherigen Gange von Westen nach Osten mufs Raema, des Kusch 4 Sohn , östlicher als Sabta, also im östlichen Arabien vorausgesetzt werden. E r kommt nur noch Ez. 27, 22. vor und lieferte nebst Scheba nach dieser Stelle den Phöniken Specereien, Edelsteine und Gold. Die L X X und Vulg. drücken HpjH durch Pty/iia, Regma aus. S 4 ) Damit fallt 'Piy/ita oder 'Pfj^ia zusammen, eine Stadt im südöstlichen Arabien, dem heutigen Oman, nach welcher auch eine Bucht des persischen Meerbusens benannt war, s s ) wenn man nicht lieber annehmen will, dafs Stadt und Bucht von einem Stamme Regma den Namen hatte. Die Combination des biblischen Raema mit diesem R e g m a wird dadurch unterstützt, dafs von Regma Ichthyo-

* ' ) W e l l s t c d Reisen in Arabien II. 8. 330. 343. **) N i e b u h r Beschr. von Arabien S. 285. S e e t z e n und W o l f f bei B i t t e r E r d k . X I I . S. 44. 877. '*)

Ueber die Aussprache des Ajin als Gamma s. 8. 189.

*5)

Ptolem. 6, 7, 14.

Steph, Byz. u.

'pTjim.

§. 2 8 .

Söhne

des

265

Kusch.

phagen abgeleitet werden 3 8 ) und solche allerdings auf der Küste wohnten, wo Regma l a g . 3 1 ) Wie alle Ichthyophagen gehörten sie der dunkelfarbigen Race an. Sie sind noch heute vorhanden. Es gibt in Oman V o l k , welches abgesondert von Andern in der Wildnifs lebt, Höhlen, Schluchten und Hütten bewohnt, sich von Datteln und Fischen nährt, eine dunklere Farbe hat als die gewöhnliche Race der Araber und sich durch den Dialekt von den andern Omanern unterscheidet. 3 B ) Man hat keinen Grund, sie nicht für Ueberbleibsel des Raema der Völkertafel zu halten. 8. Von Raema führt der Verfasser Scheba (N3tP) und Dt'dan (j"n) als Söhne an. Es ist das Natürlichste, sie in der Nähe des persischen Meerbusens zu suchen. Der Ez. 27, 22. mit Raema verbundene Scheba kann recht wohl der vorliegende sein, so wenig dies auch zu erhärten ist. An Spuren des Namens fehlt es nicht. Auf der Küste des heutigen Oman wird das Gebirge und Vorgebirge 'Aaaßwv erwähnt, s ®) vielleicht genauer ^Aooaßwv zu schreiben. Nimmt man die erste Sylbe als arabischen Artikel, welcher vor s nicht al, sondern as lautet, so hat man Sabäer in dem Namen. Ebenso i*t es zu erklären, wenn die 2a%aItrai auf der südarabischen Küste (S. 197.) auch 'Acxakhai genannt werden. 4 0 ) Noch heute scheint es Beni as Sab in Oman zu g e b e n . 4 1 ) Wahrscheinlich gehören des Plinius ( 6 , 32.) multae Sabaeorum insulae auch hierher, nicht zu den berühmten Sabäern und in der von ihm genannten Stadt der Omaner Batrasabbes kann der sabäische Name ebenfalls stecken. Vom persischen Meerbusen mufs der sabäische Aethiopenstamni sich nach dem Westen Südara-

" )

E u s c b . C h r o n i c , a r m . I I . p. 11.

" )

P t o l e m . 6 , 7 , 14.

" )

Wellsted

R e i s e n in A r a b i e n I. S . 1 6 7 f.

Ritter

P t o l e m . 6,

7,

1, 4.

P l i n . H. N. 6 ,

S y n c e l l u s I . p. 8 7 . 32.

S . 5 3 0 f. " ) 40

)

" )

12. 2 0 . 24.

Marcian. Heracl. Kitter

1, 3.

Marcian. Heracl.

S t c p h . B y z . u.

E r d k u n d e X I I . S. 432.

Aö/hai.

7.

Erdk.

XII.

266

§. 28.

S ö h n e des

Kusch.

Biens verbreitet und hlèr mit Joktàttidéfi vermischt haben. Denn der N atti e S'cfièba kommt auch in dem Verzeichnifs der Joktaniden - Stämnfe vor ( S . 187 F.). E s verhält sich also hier geradé sò, wie vorher ( S . 2'62. ) mit dem dopp'ètteti Chavilä. 9. Bèi dem persischen Meerbusen, doch Leiter nördlich, findet sich àuch Dedan, Raema's 2 Sohn. Die alten Uebersefzer geben den Namen bald JcadctV, 4 * ) bald da'6¿¿v,*'3) bald JaSav, Daäan, 4 4 ) womit j j t ò l ^ , ^fòt•)

Ritter

Ji

)

Mengin

Si

)

Ritter

i ;

)

Ritter

Reisen

Erdkunde

bei R i t t e r Erdkunde

in A r a b i e n S .

XIII.

S.

Erdk.

XII.

S.

XII. S.

.129.

2. p. 5i33.

Steph. Byz.

u.

Kaöoac.

189.

s

»)

P e r i p l . m a r . c r y t h r . p . 15 s.

5

»)

Burukhavdt

k u n d e X I I . S . 9 1 8 ft\

X I I I . S. 1014.

A s s e m a n i B i b l . Orient. I I I , Erdk.

C99.

48.

Beduinen

und

Ptolein. 6, 7, 10. Wahaby

S.

Plin. H . N. 6, 26.

342.

Ritter

Erd-

270

§. 28.

Söhne

des

Kusch.

hat nichts dagegen, indem auch sonst y bei den Arabern für das hebr. N z. B. in ^ X - i L w - e für jibpIPN vorkommt. D e r mit Assur verbundene npb? läfst sich in Arabien bis jetzt nicht nachweisen; in Mauretanien kommt Xvlqmqd' oder Xvfapätt als Name eines Flusses vor. 8 0 ) Vielleicht stammt dieser Ngme aus Arabien, von wo in alter Zeit Wanderungen nach dem nordwestlichen Afrika geschehen sind (S. 211 f.). Ueber Dedan's 2 Sohn Letusiin vermag ich nichts beizubringen. Der dritte Völker läfst sich mit den Kola 'd. (JoLö) d. i. Stämme, welche aber freilich noch südlicher als die Asir wohnen, 0 1 ) vereinigen oder ist mit den Bmi Lam, deren Sitze beim Tigris, in Hedjaz und N e d j d , auch im Asirlande s i n d , 6 2 ) a u vergleichen, wenn dieser Name ^ geschrieben wird, was ich nicht weifs. 12. Die vom Verfasser eingehaltene Jieihef'olge nöthigt u n s , des Kusch 5 Sohn Sahteka (N5P2D) östlich vom persischen Meerbusen, dessen Westseite von Raema und seinen Söhnen besetzt ist, aufzusuchen. Derselbe findet sich auch hier. Die Alten wissen viel von den Ichthyophagen zu erzählen, welche auf den Küsten Gedrosiens wohnten und sehr roh und ungebildet w a r e n ; Diodor legt ihnen ein XQtiftu y.aTaxexav{i&ov bei und Curtius bezeichnet sie als Indi maritimi. •*) Jedenfalls waren sie Dunkelfarbige, wie die heutigen O Strandbewohner von Makran,' welche sich nach P o t t i n g e r von den Belludsehen im Hochlande sehr unterscheiden und nach W e l l s t e d derselben von den Arabern verschiedenen Race angehören, die aucli auf der Westseite

•»)

P t o l e m . Geogr. 4, 2, 3.

")

N i e b u h r Beschr. von Arabien S. 258 ff. Niebuhr

Reisebesehr. II. S. 245 f.

S. 327. und Reisen in Arabien S. 693.

Burckhardt

Beduinen

R i t t e r Krdknude XII. S. 'J13.

X I I I . S, 234. 4 3 « . 4 5 1 . 4 5 8 . •3)

Arrian. Ind. 26 — 32.

Curt. A l e x . 9, 10, 8.

Strabo 15. p. 720.

Diod. Sic.

17. 105.

§. 29.

Mizrajim.

374

des persischen Meerbusens sich fiqdpt.64) Aber auch weiter westlich kommen Ichthyophagen vor. Agatharchides und Diodor, der sie als Aethiopen bezeichnet ( 3 , 17.), kennen sie auch in Karmanien und Persien (und weiter) und Philostrat fuhrt KaQficcvol 'Ivdol unter den ichthyophagischen Völkern a n . 6 5 ) Diese östlich vom persischen Meerbusen wohnenden Ichthyophagen verstehen wi r unter dem Sabtek^ der Völkertafel. D e r Name vereinigt sich leicht mit 2cftivdctxy, einer Seestadt und einem Flusse in K a r m a n i e n . e a ) Aufscrdem ist noch zu b e m e r k e n , dafs Dionys ein Volk der 2 Neihözis f ü r Aegypten an. 3 1 ) N a c h Strabo bezeichnete man es nebst den gegenüberliegenden F l u f s 3S gebieten als zrjv xatio %u)yav. ) Die B e v ö l k e r u n g des Delta unterschied sich, wenigstens wohl nach ihrem gröfseren ' O C5 Theile, von ihren östlichen und westlichen Nachbarn, welche ursprünglich tlieils Semiten theils Libyer w a r e n , wahrJ9

)

Brown

Reisen

in A f r i k a etc. S. 28.

Scholz

Reise

in

die

U e gemi zwischen Alexandrien nml Piirütoninm S. 84. i0

)

P o y r o n G r a m m , ling. cupi. |i. 14.

!l

)

Steph. Bvz.

u.

\t/.ra

vergi. (' Ii a 111 p o 11 i o n l ' É g v p t e etc. II.

p. -'o s. •l)

Ilerod. 2. 15.

31

Strabo 17. p. 788.. wo aber /aloidi

)

A e s c k r l . Prumctli. 813.

Plin. II. N. j , 9.

für /oXrrovüi

zu lesen ist.

§. 30. Sühne des Mizrajim.

286

schemlich auch von den südlicheren Aegyptern, worauf einige alte Angaben hindeuten. 3 4 ) Jedenfalls konnte sie, da das Delta zuletzt bevölkert worden war (S. 272.), als ein jüngerer Zweig des ägyptischen Volksstammes angesehen und also in der Völkertafel besonders bedacht werden. Der Name läfst sich dem entsprechend erklären. Die in ägyptischen Dingen wichtigen L X X haben dafür Evefiszisifi, was nicht blofse Wiedergabe, sondern Deutung des Namens zu sein scheint. Im Aegyptischen heifst das nördliche Aegypten sunemlcit, tsanemhä d. i. pars, regio septentrionis. 3 ä ) Damit ist Evtf.iii und auch zu coinbiniren. Dafs an der Stelle des s oder ts , welches mit ü einerlei ist, ein ]} erscheint, ist unbedenklich. Denn bekanntlich wechseln ä und y in den semitischen Dialekt e n 3 6 ) und dem koptischen sch entspricht oft n> auch ]}, iin Hebräischen. 3 ' ) Die Endung hit a b e r , wofür auch it gehört werden konnte, sah der alte Hebräer in dem ihm fremden Worte vermuthlich als femininal an und liefs sie weg, indem sie zum Namen eines Volkes, welches gen. masc. war, nicht pai'ste. Aus der Landesbezeichnung tsanemhä konnte also bei ihm wohl die Volksbezeichnung l^ü;.!/ werden. Allerdings geht der Name bei den Aegyptern auf Unterägypten im Allgemeinen ; der Hebräer wandte ihn indefs auf das Delta an , welches auch bei den Griechen als das eigentliche Aegypten betrachtet wurde. Die jüngeren Targume verstehen unter den Anamim die Mareoten und Saadia die Alexandriner, setzen jene also zwischen die östlichen und westlichen Unterägypter; ich weifs aber nicht, ob diese Namen auch sonst noch zur Bezeichnung der mittleren Unterägypter gebraucht werden.

3

*)

35

)

H e r o d . 2, 92. Cliampollion

Gramm

é g y p t . p. 152.

und d e s s e l b e n

l'Egypte

sous les P h a r a o n s II. p. 7. 36

)

G o s e n . T l i e s a n r . p. tl"7. 114-1.

3;

)

Bunsen

Kwald

A e g y p t e n s Stelle I. S. Cl 2 ff.

k i i t . G r a m m . S. '¿'i 1.

§. 3 0 .

Söhne

des

287

Mizrajim.

5. Mit Mizrajims 3 ersten Söhnen ist, abgesehen von dem Landstrich nach Philistäa hin, Unterägypten besetzt, während der fünfte unzweifelhaft Oberägypten angehört; der vierte Naphtuchim mufs daher in Mittelägypten vorausgesetzt werden , wenn anders Ordnung in der Völkertafel herrscht. Die wichtigste Stadt der mittelägyptischen Landschaft war Memphis und der Hauptgott daselbst Hephästus oder Vulcan. E r hatte in Memphis einen grofsen und berühmten T e m p e l , welchen der Gründer der Stadt erbaut hatte und viele Nachfolger desselben verschönerten und vollendeten; 3 8 ) er gehörte zu den vornehmsten Göttern und Noph ( M e m p h i s ) wird daher im A . T. als Sitz der ägyptischen Götter vor andern ägyptischen Orten hervorgehoben. 1 9 ) Sein ägyptischer Name war Pht/ias oder (Dihi 4 ° ) und lautet im Aegyptischen ptah oder phthah. 41) Damit läfst sich der Name DTinpi in Zusammenhang bringen. Die Sylbe na nämlich ist im Koptischen artic. poss. p l u r . 4 2 ) und na-pht/IAH also oi TOL> , 99. 101. 108. 110. 121. 136. D i o d . Sic. 1, ;>7. 67.

C i c e r o d e liat. d e o r . 3, 22.

l ' r a c p . e v a n g . 3. 11. 4

')

41

)

E z e c h . 30,

Kuseb.

G r a m m , e g y p t . p. 109. 111.

117.

G r a m m , ling. copt. p. 32.

'')

Champollion

")

H e r o d . 2 , 32. 42.

S u m . 21. 29.

J a m b l i c h , de m y s t e r i i s 8. 3.

J o a n n . L y d u s de m e n s s . 4, 04.

Champollion Peyron

S t r a b o 17. p. 8 0 7 .

13.

J e r . 48,

G r a m m , c g y p t . p. 15.0 ss. 40.

4.

181.

Kustath. i »

N a h . 3. 8. Dionys.

Perieg.

211.

§. 30. Siiline de» Miz r a j im.

288 nicht d a f ü r .

I n d e f s kann man

das mittlere A e g y p t e n

sicli darauf b e r u f e n , dafs

bei den A l t e n ,

vornämlich jedocli

erst in späterer Z e i t , als besondrer Theil des ägyptischen L ä n d e r g e b i e t s betrachtet w u r d e ; es heifst bei Strabo rj Mebei Dionys ETITUTIO'US.

TA^R, bei P t o l e m ä u s Emavo^iig,

A u c h berichtet Diodor nach ägyptischen Q u e l l e n , abweichend

von A n d e r n ,

dafs Memphis

44

)

freilich

er^t lange

nach

T h e b e n e r b a u t worden s e i , 4 6 ) wonach die Mittelägypter als jüngerer

Sprofs

des

ägyptischen

Volksstammes,

S t a m m l a n d die Thebais ist ( S . 2 7 5 . ) , erscheinen.

dessen Z u r ei-

g e n t ü m l i c h e n Gestaltung der Mittelägypter kann beigetragen haben,

dafs Memphis lange Zeit Sitz der semitischen

H i r t e n k ö n i g e war ( S . 209.) und es ist selbst möglich, dafs d e r N a m e des meniphitischen Gottes ptuh, tischen

keine Etymologie

)

aus

der im A e g y p dem

Semitischen

E r ist mit dem der phönikischon Schiffsgötter Jla-

stammt. raty.ot,

hat,

41

welchen P h t h a h auch sehr ähnlich w a r , 4 8 ) derselbe

und scheint mit hebr. und arab. CCD hämmern

zusammen-

zuhängen.

Gewöhnlich

U e b e r s und k s. oben S. 89.

combinirt man

die Naphtuchim mit der Göttinn Neq>&t.n jenen ersteren ableiten, wenn man die alten Nachrichten über die Herkunft der Kanaaniter beachtet. F ü r ¿OH dür'te richtiger ¿OH gelesen werden. Der Name trifft naci seiner Bedeutung mit jjtfjp zusammen und ist für ¿7J3 eire andre weichere F o r m ; beiden Formen entspricht das obm angeführte Xvä, der Name Phönikiens und des phöiikischen Stammvaters. 2 9 ) Wir finden also am untern E u p b a t auch den Namen des ganzen phönikischen Volkes und '.war sowohl in seiner älteren kürzeren, als auch in seirer abgeleiteten längeren F o r m , in der letzteren bei Ezeciiel und arabischen Schriftstellern. Auf die hier combinirtei Namen würde indefs kein besonderes Gewicht zu legen sen, wenn die Nachricht über die Herkunft der Phöniken vom ¡rythräischen Meere nicht vorhanden wäre. " ) Ptolem. 5, 18, 7. Abyden. bei Euseb. Praep. evang. !, 41. und Chronic, armen. I. p. 55. Plin. H. N. 6, 30. J «) 2 Reg. 17, 24. 31. Ueber Kutha s. oben S. 252. Jt ) S. m. Comment. zu Jes. 37, 13. und H i t z i g Urgescl. der Philistäer S. 4 f.

314

§. 82.

Kanaan.

Nach allein diesem mufs die in neuerer Zeit wieder stark bszweifelte 3 0 ) Herkunft der Kanaaniter vom persische h Meerbusen als sichere geschichtliche Thatsache gelten; sie allen erklärt befriedigend die in der Völkertafel dem Volke gegebene hamitische Abstammung. Wie oben S. 251 ff. gezeigt. wohnten in frühester Zeit nördlich vom persischen Meerbuien Aethiopen oder überhaupt Dunkelfarbige, aber auch Seuiten chaldäischen und Indischen Stammes (S. 163 f. 199. 20t.); die Bevölkerung war also dort eine gemischte. Aus ihr ging das phönikisch - kanaanitische Volk hervor und gestalten sich am Mittelmeer zu einer eigentümlichen Nation, wird daher auch in der Völkertafel als ein besondrer Sohn d;s Ham vorgeführt. Diese Ansicht hat auch die Mythe fir sich. In ihr erscheint Cassiope als Tochter des Arabusund Enkelinn des B e l u s 8 1 ) und bald als Mutter bald als Gattinn des Phoenix, S 2 ) gewöhnlich aber als Gattinn des Aetliopenkönigs K e p h e u s , 3 s ) welchen wir oben in Babylonier gefunden haben. An ihrer Stelle kommt aber auch ihre und des Kepheus Tochter Andromedä als Geliebte des Phoenix sowie des Agenor vor. 3 4 ) Die Phöniken werden älsö mit den Aethiopen, Arabern und Bäbyloniern in Verbindung gesetzt. S. auch Vorher Anm. 24. Die Wanderung der Phöniken an das Mittelmeer gehört in die früheste Zeit. Ienn schon Abraham fand sie dort vor und die Völkertifel rückt ihren Stammvater und dessen Söhne dem Nöah ir der Zeit so nahe, wie die der übrigen ältesten Völker. Ueber jene Wanderung bemerkt Justin : terrae motu veiccti, relicto patriae solo, Assyraim stagnum primo, mox mtiri pnximum littus incoluenint. Hiernach waren Erdbeben

••) Movers ") ,J ) ") 4 , T37. *•)

5. B. von H e n g s t e n b e r g de rebus Tyriorum p. 93 ss. und 'hönizier II, 1. S. 23 ff. Jesiodus bei Strabo 1. p. 42. ¡chol. zu Apoll. Rhod. 2, 178. ipollod. 2, 4, 3. Nonnüs Dionyss. 25, 164 ss. Ovid. Met&m. Conon narr. 40.

Hygin. Fab. 64.

§. 32.

die U r s a c h e

315

Kanaan.

des Fortziehens.

Dies

pafst zu

Babylonien,

welches nach seinem Reichthum an Asphalt " )

ein vulka-

nisches Land ist und an Erdbeben gelitten haben mag. Dfer Zug geschah jedenfalls auf der Ostseite des E u p h r a t durch Mesopotamien, wo die gewöhnliche S t r a f s e von Babylonien nach Syrien ging. *•)

D a s Assyrium stagnum, bei welchem

die Wandernden sich zuerst niederliefsen, ehe sie an das M e e r vorrückten, ist allem Anschein nach der S e e M e r o m auf der syrisch-palästinensischen Grenze. * ' )

D e n n der älteste und

hauptsächlichste Phönikensitz am M i t t e l m e e r war die G e g e n d von Sidon und T y r u s ( S . 3 1 8 . ) ; von ihm mufs das Assyriuih stagnum in östlicher Richtung gelegen haben und kann demgemäfs nicht wohl etwas Andres sein, als der S e e M e r o m , zu welchem auch der A u s d r u c k stiigmim vortrefflich pafst.

Die

M a s s e der Anwanderer wird nicht sehr grofs gewesen sein, da sie anfänglich in dem Gebiete von Sidon und T y r u s Kaum hatte ( S . 3 1 8 . ) ;

ihre Ausbreitung in S y r i e n

und Palästina

ist daher auch nicht als U e b e r s c h w e m m u n g

dieser Länder

zu d e n k e n , sondern als Ansiedlung bei den vorgefundenen Semiten, (S.

201

z. B . in Palästina ff.)

und

als

bei

den

allmähliches

ludischen

Stämmen

Zusammenfliefsen

mit

der älteren Landesbevölkerung. D a r a u s erklärt sich die semitische S p r a c h e der K a n a a n i t e r ;

sie haben s i e ,

selbige nicht schon mitbrachten,

von den

Semiten

angenommen.

Auch

semitisirt (§. 2 6 , 6. 2 7 , 7 . )

wenn sie

vorgefundenen

andre Hamiten

haben

und die eingewanderte

sich chal-

däische Horde Abrahams nahm ebenfalls die Landessprache K a n a a n ' s an ( S . 1 7 6 . ) . aus,

dafs

Gleicherweise erklärt es sich dar-

die Phöniken

Hamiten waren; immerhin

nicht so dunkelfarbig

wie andre

aber mufs ihre Hautfarbe

auf-

fallend genug gewesen sein, da sie nach ihr von den G r i e chen benannt wurden. " )

Gen. I I , 3.

Dio Cass. 68, 27.

Herod. 1, 179.

Strabo 16. p. 743.

Diod. Sic. 2, 12.

Curt, Alex. 5, 1, 16.

")

Strabo 16. p. 748. vgl. H e e r e n Ideen I, 2. ß. 127. I, 3. S. 402 f.

"')

H i t z i g Urgeschichte der Philistäer S. 183.

316

§. 32.

Kanaan.

8. Ueber die Ausbreitung des phönikisch - kanaanitischen Volkes in Syrien und Palästina s. §. 33. Die Verbreitung desselben in Colonien nach den übrigen Küstenländern und Inseln des Mittelmeeres findet man bei Andern ' s ) sehr vollständig nachgewiesen; zur Erklärung der Völkertafel ist ein solcher Nachweis nicht erforderlich. Daher hier wegen §. 31, 7. nur eine Bemerkung über die Niederlassungen des Volkes in Afrika ! Abgesehen von dem Vordringen der Ludim oder Hyksos nach dem nordwestlichen Afrika (S. 211 f.), ist die älteste Wanderung aus Kanaan dorthin die zur Zeit Josua's, welcher die Kanaaniter bekriegte und ihr Land eroberte. Noch in späterer Zeit befand sich ein Denkmal in Afrika, dessen Inschrift angab, die Flüchtlinge seien vor dem Räuber Jo§llä rius Kanaan dahin gezogen. S 9 ) Mit ihnen zog auch der Name. Denn Augustin bemerkt, die Landleute seiner Diöcese hätten sich Chanani genannt. 4 0 ) Jenen Kanaanitern folgten bald nach den trojanischen Begebenheiten Phöniken, legten eine Menge Städte an und unterwarfen sich das nördliche Afrika, soweit es nicht blofs von Nomaden bewohnt wurde, vermischten sich auch, wie das Volk der Libyphöniken beweiset (S. 300.), mit den vorgefundenen Libyern. 41 ) Ihre meisten afrikanischen Besitzungen befanden sich auf den Küsten des Mittelmeers; doch waren ihre Städte auf der Westküste des nördlichen Afrika ebenfalls sehr zahlreich.41) Aelter sind ihre Schifffahrt nach Griechenland und ihre

* • ) Z. B. B o c h a r t im 2 Theil seiner Geogr. sacr. H e e r e n Ideen I, 2. S. 24 ff. M o v e r s in der Encyclopädie von E r s c h und G r u b e r Sect. 3. Th. 24. S. 345 ff. ' • ) Moses Chorenens. 1, 18. cd. W h i s t o n . l'rocni>. hell. vand. 2, 10. Syncellus I. p. 87. ed. Dind. Suidas u. Xavaar. *•) G e s e n . Monumm. Phoenicc. p. 340. M o v e r s I'hünizicr II. S. 5. " ) Strabo 1. p. 48. und 17. p. 832. Polyb. 3, 30. Diod. Sic. 5, 20. 35. Justin 18, 4—6. ")

Strabo 17. p. 826. 829.

Scylax Peripl. 111.

§. 32.

Kanaan.

317

Niederlassungen auf den griechischen Inseln (S. 7 f. 96 f.). Den Griechen verdanken sie den Namen, unter welchem sie berühmt geworden sind. Das W o r t oivog, wel ches aber mit der Palme nichts zu schaffen h a t , sondern roth bedeutet. Vielleicht ist von den ältesten Griechen (Pelasgern) auch (Docvoi für (Doivixsg gesagt worden. Endlich haben nach aller Wahrscheinlichkeit die Griechen eher Phöniken gesehen und benannt, als sie nach Phönikien kamen, dieses Land als palmenreich kennen lernten und sich versucht finden konnten, es darnach zu bezeichnen. Soviel sich aus den Alten ersehen läfst, kamen die Phöniken viel früher zu den Griechen, als die Griechen zu den Phöniken (S. 7.). Andre bringen den Namen mit dem Purpur in Zusammenhang und nehmen an, die Phöniken hätten ihn davon erhalten, dafs sie mit Purpurstoffen

41

)

R e l a i u l Pulästina p. 50.

M o v e r s Phönizier II, 1. S. 4.

318

§. 33.

S ö h n e dea K a n a a n .

handelten 4 4 ) oder purpurarii waren. 4 4 ) Allein qtoivi£ i$t weiter Purpurfärber, noch Purpurhändler, sondern Purpur und pafet mithin in dieser Bedeutung nicht als Volksname.

§. 33.

löhne

des

Kanaan,

1. Dem Kanaan werden 11 Söhne zugetheilt. Die beiden ersten sind Zidon und Heth (eig. Cheth) und gehören vornehmlich dem Bereich von Sidon und Tyrus an, die 4 folgenden heifsen Jebusi, Amori, Girgasi und Hevi (eig. Cham) und finden sich im Hebräerlande, wohnten also südlicher als; die Sidonier und Tyrier; die 5 letzten werden Arki, Süd, Arvadi, Zemari und Hamathi genannt und lassen sich im eigentliche» Phönikien nachweisen, wohnten also nördlicher als die Tyrier und Sidonier. Unmittelbar an die; Aufzählung dieser 11 Kanaaniden knüpft der Verfasser die Bemerkung: und nachher haben sich zerstreut die Geschlechter des, Kanaanttersk Er lehrt also, dafs die kanaanitischen Geschlechter anfanglich beisammen, wohnten und erst in der Folge aieh ausbreiteten. Er läfst auch über ihren ältesten Sitz, vom welchem aus die Verbreitung geschah, nicht in Ungewißheit. Als diesen sieht er ohne Zweifel das Gebiet von Sidon und Tyrus an. Denn er stellt Zidon und Heth, die beiden Stämme dieses Gebietes, an. die Spitze der Kanaaniden und läfst die Andern, welche theils südlicher theila nördlicher wohnten, auf sie folgen. Hätte er Sidon und Tyrus nicht für den ältesten Sitz des Volkes gehalten, so würde er, die 11 Kanaaniden in der Reihe von Süden nach Nordes® oder von Norden nach Süden aufzählend, Zidon und Hellt in der Mitte eingereiht haben. Dazu nennt er Zidon ausdrücklich den Erstgebornen Kanaan's, was er bei keinem an**) F o r b i g e r Handbuch d. alten Geogr. II. S. 669. *') G e s e n i u s Monumm. Phoenicc. p. 338.

33.

Söhne des Kanaan.

dern Erstgebornen in seiner ethnographischen Tafel thui,; er deutet damit an, wo die ältesten Geschlechter des Volkes und die frühesten Sitze derselben vor ihrer Zerstreuung sw suchen sind. Auch ist nicht zu übersehen, dafs er den beiden ersten Söhnen Kanaan's Namen gibt, die sich, für Individuen eignen, dagegen die übrigen 9 Kanaaniden, welche Volksabsiedlungen aus dem Stammsitze waren, mit den Stammbezeichnungen belegt. Die Grenze der Kanaaniter naßh ihrer Ausbreitung gibt er an als gehend von Zidm bis man kommt nach Gerar bis Gaza, bis man kommt nacji Sodom und Gomorrha und Adma und Zeboim bis Lescha. Ofr fenbar bezieht sich dies nur auf die Kanaaniter im Hebräerlande und "O.J/JD steht hier in dem beschränkten Sinne, wie in den meisten Stellen des A. T. Die Stelle lehrt aber mit ihren Angaben von Zidon nach Gaza und von da nach, Sodom und Gomorrha, wie oben S. 181 ff. bei den Joktaniden, sehr de.utlich den Gang der Ausbreitung; diese erfolgte von Norden nach Süden durch die Niederung am Meere und von, der Niederung nach dem Osten hin. Dem entspricht der Napje Kanaafi (S. 309.). Sodom. und di,e andern mit ihm. genannten Städte lagen itu Thal Siddim, in welchem der Jordan endigt.') Das Weitere unten Num. 1(4. 2. Mit Recht führt die Völkertafel Zidon (]T2}) als. Erstgebornen Kanaan's auf. Denn Sidon war, wie Justin, erzählt, die erste von den an das Mittelmeer gezogenen, Phöniken erbaute Stadt und nach Curtius sogar eine Gründung des phönikischen Stammvaters Agenor, wird daher im A,. T. schon für die mosaische Zeit grofs genannt. 2 ) Das Gebiet und die Herrschaft der Sidonier erstreckte sich besonders nach dem Süden hin. Zunächst gehörten ihnen Sarepta (Zarpath) und Ornithopolis zwischen Sidon und Tyrus. 3 ) Aber auch weiter südwärts bis zum Karmel ') Gen. 14, 2. 8. Deut. 29, 23. Hos. 11, 8. lieber Gerar ». oben S. 216t f. 2 ) Justin IS, 3. Curt. Alex. 4, 1, 15. 4, 4, 15» Jos. 11, 8,. 19, 28. s ) 1 Reg. 17, 9. Luc. 4, 26. Scylax Peripl. 104.

320

§. 38.

S ö h n e des K a n a a n .

hatten sie Besitzungen. Denn es wird Gen. 49, 13. angegeben, der Stamm Sebulon, der bei dem Karmel an das Meer reichte, habe an Zidon gegrenzt. Indessen wohnte in dem Striche von Sidon bis zum Karmel auch der Stamm Asser, welchem dieses Gebiet zugetheilt worden war (Jos. 19, 28 f.) und wir sehen daher zur Zeit David's hebräische Kriegs-Commissäre in der Nähe von Tyrus und Sidon (2 Sam. 24,6 f.). Die Bevölkerung war also dort eine gemischte ( J u d . 1, 31.3,3.) und die einzelnen Gemeinden standen theils unter sidonischer theils unter hebräischer Herrschaft. Südlich vom Karmel nennt Scylax noch Aradus und Dorus als Städte der Sidonier; der ersteren gilt wohl die bei Strabo irrthümlich auf das berühmte Aradus übergetragene Sage, sie sei von Flüchtlingen aus Sidon erbaut worden. 4 ) Wie weit -die Sidonier ostwärts reichten, ist nicht bekannt; wir wissen nur, dafs sie auch auf dem Gebirge wohnten, dafs sie dort mit den Damascenern grenzten und dafs ihnen nicht weit von den Quellen des Jordan Lais ( D a n ) gehörte, aber von den Daniten aberobert wurde.*) Wahrscheinlich hat man das Jos. 13, 4. erwähnte den Sidoniern gehörige ¡"H^ö ebenfalls im Osten oder Nordosten von Sidon zu suchen. Die arabischen Geographen kennen mehrere in Syrien, e ) welche aber freilich ziemlich weit nordöstlich von Sidon lagen. Nordwärts scheinen die Sidonier keine Besitzungen gehabt zu haben; doch hatten sie Antheil an Tripolis, welches von ihnen, den Tyriern und den Aradiern gegründet war (daher der Name) und wo die Phöniken ihre Volkstage hielten. ' ) Von den auswärtigen Colonien der Sidonier ist Oliarus im ägäischen

' ) Scylax Peripl. 104. Strabo 16. p. 753. ' ) Jos. 13, G. Jud. 18, 7. 28. Joseph. Antt. 18, 6, 3. •) Abulfeda Tabb. Syr. ed. K ö h l e r p. 111 s. S c h u l t e n s Index geogr. ad vit. Salad. u. Maarra. Vgl. Kazwini Kosmogr. II. S. 181. Jakut Moschtarik 8. 123. Abulpharag. Hist. Dynast, p. 392. ' ) Scylax 1. 1. Strabo 16. p. 754. Diod. Sic. 16, 41. Plin. H. N. 5, 17. Steph. Byz. u. TginoXig.

§. 3 3 .

Sühne

des

321

Kanaan.

Meere zu nennen ( S . 96.). Manche z. B. Plinius lassen auch das böotische Theben von sidonischen Phöniken gegründet sein und demgemäfs Kadmus von Sidon ausziehen;') indefs ist dies zweifelhaft, da Andre Kadmus als Tyrier und Theben als tyrische Anlage betrachten. •) Jedenfalls wurde von den phönikischen Städten Sidon den Griechen am frühesten bekannt. Homer kennt von den phönikischen Städten und Stämmen nur Sidon und Sidonier. 1 0 ) Dem hohen Alter des Ortes entsprach seine Bedeutung. Mela bezeichnet Sidon als die gröfste Seestadt vor der Perserzeit und Diodor gibt an, es habe in der Perserzeit die andern phönikischen Städte übertroffen, indem es über 100 Kriegsschiffe besafs. M ) Die Sidonier waren tapfere Seeleute und ihre Schiffe in der Flotte des Xerxes von allen die besten. I 2 ) Aus diesem Alter und dieser Bedeutung der Sidonier erklärt es sich, wenn der sidonische Name bei den Alten bisweilen für den allgemeinen phönikischen gebraucht wird. 1 3 ) 3. Als 2 Sohn Kanaan's nennt die Völkertafel nn» von welchem der Tin oder die GTin abstammten. Hethiter wohnten mit Jebusitern und Amoritern auf dem Gebirge Juda im südlichen Westjordanlande (Num. 13,29. Jos. 11,3.). Ihr Mittelpunkt scheint Hebron, wo Abraham ein Grundstück von ihnen erwarb, gewesen zu sein (Gen. 23.). Aus diesen Hethitern waren zweifelsohne Esau's hethitische Weiber 1 4 ) und David's Kriegsgenossen Ahimelech und Uria. I S ) Man kann aber diese südlichen Hethiter nicht ')

Plin. II. N. 5, 17.

•)

I l e r o d . 2, 4 9 .

">) II. 6, 2 9 0 . 4. 84.

A i i s t o p h . Kail. 1225.

E u r i p . P h o e n . 641. 23, 743.

Lucian. diall. deor. 24, 2.

C u r t . A l e x . 4, 4, 20.

Odyss. 4, 6 1 5

ff.

15, 1 1 4 ff. 4 2 4 .

vgl.

13, 28').

")

Mela 1, 12.

'•)

Ilcruil. 7, 9Ii.

I3

G c s e n i u s T h e s a u r . p . 1154. u n d M o n u m m . P h o e n i c c . p. 262 ss.

)

Diocl. Sic. 16, 44.

vgl. a b e r a u c h M o v e r s ")

Gen. 20, 34.

,J

1 S a m . 2 6 , 6.

)

Diocl. Sie. 11, 13. P h ö n i z i e r II, 1. S. 92 ff. 27, 46.

36, 2.

2 S a m . 11, 3

Koobc l, die Vülkertafe! der Oenc-sU.

ff.

12, 9 f.

23, Ol

39.

322

§. 33.

Sühne

des

Kanaan.

f ü r das Ganze des Stammes halten; dieses mufs gröfser gewesen sein. Denn Ezechiel (16, 3. 45.) fuhrt die Hethiter mit den Kanaanitern und A m o r i t e r n , den beiden Hauptmassen der vorhebräischen Bevölkerung Kanaan's, in gleicher Kategorie vor und das Buch Josua ( 1 , 4.) bezeichnet Kanaan überhaupt als das Land der Hethiter. Wir müssen uns nach weiteren Hethitern umsehen, können aber im Hebräerlande aufser jenen südlichen keine entdecken und haben daher die Hauptmasse derselben in Phönikien anzunehmen, wie auch die Num. 1. besprochene Stellung des H e t h in der Völkertafel und der Umstand verlangen, dafs von den Phöniken grade die Chittini sich nach den griechischen Inseln verbreiteten (S. 97.), diese Verbreitung aber doch nicht sowohl von Palästina, als von Phönikien aus geschah. Bei dieser Annahme erklären sich dann leicht einige weitere Angaben des A. T. über die Hethiter. Zur Zeit Salomo's bezogen alle Könige der Hethiter und die Könige von A r a m durch hebräische Kautieute Wagen und Rosse aus Aegypten (1 Reg. 10, 29.) und zur Zeit Joram's hörte das syrische Heer vor Samaria, der König von Israel habe die Könige der Hethiter und Aogypter gegen die Syrer gedungen ( 2 Reg. 7, 6.). Im heiligen Lande aber gab es damals gewifs keine selbstständigen liethitisehen Königreiche mit Heeresmacht mehr; die Hethiter in Palästina waren nebst den andern kanaanitischen Stämmen seit Salomo den Hebräern dienstbar ( S . 336.). Es bleibt also gar nichts übrig, als jene Hethiter und überhaupt die Hauptmasse des Hetli, welcher doch im Bereich des phönikischkanaanitischen Volkes gefunden werden mufs, in Phönikien (und Cypern) zu suchen. l s ) Als die Hebräer Bethel erobert hatten, zoer ein Einwohner dieser Stadt in das Land '

o

der Hethiter und baute daselbst eine Stndt, welche er tl1»

'•) nehmen

Bertheall Hethiter

dies nicht zu

zu

Jud.

1, 20.

im N o r d o s t e n

beweisen.

und T h e n i u s

l';iliistina'I im :

:I!>LT

zu mit

1

tteg. Jo«.

10, '."J. 1,

l. Ut

§. 33.

323

S ü h n e des K a n a a n .

nannte (Jud. 1,26.). A a c h dies fuhrt ung nach Phönikien, wenn der talmudisch-rabbinischen Sage, nach welcher dieses L u s Purpurfärbereien hatte und von Sanherib und Nebukadnezar nicht zerstört wurde, " ) zu trauen ist. Man kann auch die iNDtOlb vergleichen, durch welche alte Uebersetzer den Arvadi erklären 1 8 ) und daraus schliefsen, dafs es einen Ort Luds oder Luis in Phönikien gegeben habe, also auch das Land der Hethiter Phönikien angehöre. D e r O r t yfov£a auf Cypern, 1 9 ) wenn er wirklich existirt h a t , könnte eine Colonie des phönikischen Lus sein. 4. W i e in der Völkertafel Zidon und Hetli neben einander stehen, so werden 1 Reg. 11, 1. die Zidonier und Hethiter verbunden und scheinen hier statt des phönikischen Volkes überhaupt genannt zu sein. Sonst aber kommen im A . und N. T . immer Sidon und T y r u s als ein P a a r v o r , welches das phönikische Volk repräsentirt. 2 0 ) Man findet sich darnach geneigt, hinter Cheth die Tyrier vorauszusetzen; man ist dazu auch genöthigt, weil die T y r i e r in der Völkertafel vorausgesetzt werden m ü s s e n , aber in keinem der 11 Söhne Kanaan's aufser in H e t h gefunden werden können. Man könnte sie zwar unter Zidon mitverstehen und sich darauf berufen, dafs T y r u s als Colonie von Sidon galt, 2 1 ) dafs die Tyrier auch Sidonier genannt werden J 1 ) und sogar selbst ihre Stadt als Metropolis der Zidonier bezeichneten. 4 3 ) Allein gegen den sidonischen

Gemara

bei

Wageiiseil

Sola

p. 1020

s.

D.

Kimchi

zu

Jud. 1, 26. IS 1

)

')

">) 0. 2.

T a r g . J o n a t h . zu G e n . 10, 18. E u s e b . O n o m a s t . u. J e r . 25, 22.

27, 3.

1 C h r o n . 22. 4.

7. 24. 31. 2I

)

L u c . 6,

)

Kz. 28, 2. 2 1 .

M a t t h . 11, 21 f.

J o . 4, 4.

l ü , 21.

10, 13 f.

1 R e g . 5 . 20. (icscuius

colonia

18, 3. IG,

31.

vgl.

Joseph. Antt. 8,

1 3 , 2.

A p i o n . 1, 18. -1)

Zach.

M a r c . 3, 8 .

H i e i o n . ad J e s . 23, 2. : T r a d u u t l i i s t o r i a c , q u o d T v r u s

S i d o n i s sit vgl. J u s t i n 31

47, 4.'

E s r . Ii. 7.

17.

T a r g . zu 1 C l n o n . 1, 16.

Xtrritiu.

M o u m i i i n . I ' l i o e m e c . p. 202 ss.

21 *

und

c.

324

33.

S ö h n e de»

Kanaan.

Ursprung von Tyrus sprechen triftige G r ü n d e , z. B. dafs beide Städte darüber stritten, wer von ihnen die Metropolis der Phöniken wäre (Tyrus also Sidon nicht als Mutter ansah) und dafs der in Tyrus einheimische Cultus des Herkules (Melkarth) den Sidoniern fremd w a r ; 1 4 ) jene Nachricht über den Ursprung von Tyrus und der sidonische Name der Tyrier erklären sich genügend daraus, dafs Tyrus, nachdem es schon lange bestanden hatte, von Sidon au3 erweitert wurde. Wir betrachten also Tyrus als eine ursprünglich von Sidon unabhängige Stadt. Ueber ihr sehr hohes Alter ist kein Zweifel. Jesaia ( 2 3 , 7.) läfst sie in den ^ entstanden sein und das Buch Josua (19, 29.) führt sie schon für die mosaische Zeit an. Die tyrischen Priester zu Herodot's Zeit behaupteten, dafs Tyrus mit seinem Herkulestempel damals schon 2300 Jahre stand und Arrian versichert, dafs Herkules dort bereits vor Kadmus verehrt worden sei und der ihm geweihte Tempel über die menschliche Erinnerung hinaufreiche. 2 i ) Kein Wunder daher, wenn Strabo den Ort für die älteste Stadt der Phöniken erklärt, Curtius ihn gleich Sidon auf den phönikischen Stammvater Agenor zurückführt und Stephanus ihn von einem Sohne des Stammvaters Phoenix herrühren läfst. 1 9 ) Wird die Erbauung der Stadt von Andern in eine viel spätere Zeit gesetzt, z. B. von Justin 1 Jahr vor Troja's Fall und von Josephus 240 Jahre vor den salomonischen T e m p e l , 1 7 ) so können diese Angaben, wie M o v e r s gezeigt hat, nicht der ersten Gründung, sondern nur der viel späteren Erweiterung von Tyrus durch die Sidonier gelten. Tyrus hatte aber auch in der frühesten Zeit schon eine grofse Bedeutung. Bereits in der Zeit der Könige David und Salomo waren die Tyrier als Bauleute und Künstler

Strabo 16. p. 756. M o v e r s Phönizier II, 1. S. 119 ff. 166 ff. ) Ilerod. 2, 44. Arrian. Alex. 2, 16. *•) Strabo 16. p. 756. Curt. Alex. 4, 4, 15. Steph. Bvz. u. Tvoo " ) Justin 18, 3. Joseph. Antt. 8, 3, 1. 1S

§. 33.

Söhne

des

Kanaan.

325

berühmt, wefshalb sie auch von den Hebräern herbeigezogen w u r d e n 1 8 ) und schon damals trieben sie auf dem rothen Meere Schifffahrt nach Ophir und weiterhin. 1 ®) Die in die mythische Zeit fallende phönikische Niederlassung auf Thasus (S. 97.) ging von Tyrus aus, wie die daselbst herrschende Herkulesverehrung beweiset. Auf Cypern, wo das wichtige Cittium von den Chittim herrührte, hatten die Tyrier in sehr früher Zeit die Herrschaft.'*>) Die phönikischen Colonien in Afrika und Hispanien (S. 8.) werden von den Alten als solche der Tyrier betrachtet z. B. Gades, Carthago, U t i c a s i ) und die ältesten von ihnen wurden in der Zeit der ersten hebräischen Könige gegründet. Kurz, Tyrus hatte schon im hohen Alterthume eine grofse Bedeutung und kann in der Völkertafel nicht fehlen. Wir nehmen deshalb a n , dafs es unter Heth in der Völkertafel mitverstanden werden mufs und eine Gründung des hethitischen Stammes ist, desselben Stammes, welcher sich in ältester Zeit nach den griechischen Inseln verbreitete (S. 96 f . ) , wie in der Folge die Tyrier schier auf allen Küsten und Inseln des Mittelmeers Colonien gründeten, z. B. aufser Afrika und Hispanien auch auf Sicilien, Sardinien, Corsika u. a. m . S 1 ) Ueber das Gebiet und die Herrschaft der Tyrier in ihrem Heimathslande kommen bei den Alten nur einzelne Angaben vor, welche auf verschiedene Zeiten gehen. In Tripolis wohnten Tyrier mit Sidoniern und Aradiern zusammen, wie bereits bemerkt (S. 320.). Botrys südlich von Tripolis und nördlich von Byblus war eine tyrische Colonie. 3S ) Zur Zeit des David und Salomo

") ")

2 Sam. 5, 11. 1 Reg. 5, 20 ff. 7, 13 ff. 9, 11. 1 Key. 0, 27 f. 10, 11. 22. und dazu oben S. 190 ff.

'",) Porphyr, de abstin. 4, 15. Joseph. Antt. 9, 14, 2. u. c. Apion. 1, 18. " ) Strabo 3. p. 1Ö8. 169 s., 16. p. 756 s. und 17. p. 826. 832. J u s t i n 18, 4 ff. l'lin. II. N. 5, 17. f ü r t . Alex. 4. 4, 20. 35 ) M o v e r s in der Kncyclop. von I - ' r s c h und G r u b er Sect. 3. T h . 24. S. 348 f. ")

Menander bei Joseph. Antt. 8, 13, 2.

326

§. 33.

Söhne

des

Kanaan.

reichte die tyrische Herrschaft auf den Libanon, wie man daraus schliefsen darf, dafs die T y r i e r den Hebräern Cedern und Cypressen von dort lieferten. S 4 ) F ü r ihre Leistungen beim Tempelbau trat Salomo einen Distrikt in Galiläa ( K a b u l ) mit 20 Städten an sie a b , durch welchen ihr Gebiet ansehnlich vergröfsert wurde ( 1 Reg. 9, I L ) . Z u r Zeit Jesaia's erstreckte sich die tyrische Herrschaft über Sidon und Akko (Ptolemais) und für die des Scylax werden Sarepta (sonst sidonisch), Belus und Ascalon als Städte der T y r i e r genannt. 3 s ) In der römischen Periode gehörte der Karmel den Tyriern 3 B ) und Kedesa (Kedesch) in Galiläa, zur Zeit Mosis ein kanaanitischer Königssitz, wird oft als Grenzort derselben genannt. 3 1 ) 5. A n die beiden ersten Söhne Kanaan's, welche im Ganzen dem ältesten und wichtigsten Sitze des Volkes um Sidon und T y r u s angehören, schliefst der Verfasser die jibrigen 9 an und zählt sie im Allgemeinen in der Reihe von Süden nach Norden auf. S. darüber S. 14. W i r verfolgen zuerst die nördlichen Absiedelungen aus dem phönikisehen Hauptsitze. Eine Strecke nördlich von Sidon finden wir Berytus und weiterhin Bi/blus, zwei im höchsten Alterthume entstandene wichtige Städte. Sie fehlen in der Völkertafel. Ganz mit Recht. Denn nach ihren Götterdiensten und nach ihren politischen Verhältnissen zu den Sidoniern und T y r i e r n gehörten sie ursprünglich nicht zum kanaanitischen V o l k e , sondern waren semitischer Abstamm u n g , 3 8 ) ob A r a m ä e r oder Amoriter, welche nach Jos. 13,4. bis dahin reichten, lassen wir daliin gestellt sein. Ihr Gebiet trennte die nördlicheren Phöniken vom phönikischen Stammsitze um Sidon und Tyrus. Weiter nördlich treffen "} **) ") ") 4 , 2, 3. ")

2 S a m . 5, 11.

1 Reg. 5, 20. 24.

9, 1 1.

Menander bei Joseph. Antt. 9, 14, 2. Scylax Peripl. 104. J o s e p h , bell. iud. 3, 3, 1. J o s . 12, 22. Joseph. Antt. 13, 5, 6. und bell. iud. 2, IS, 1. M o v e r s Phönizier II, ). S. 103 ff.

§. 33.

S ö h n e des

Kanaan.

327

wir Arki, den 7 Sohn des Kanaan. Bei den Alten kommt eine Stadt ^AQuta^'AQxai, Area vor, welche von Ptolemäus als (.isaöyeiog (Doiviy.rjg nölig, von ¡Hieronymus als oppidum contra Tripolim in radieibus Libani situm bezeichnet wird. 3 9 ) Sie kann nicht weit vom Meere gelegen haben. Denn Josephus setzt sie zwar auf den Libanon, redet aber auch von einer naQaXla NSQI ^AQXTJV, indem er zugleich bemerkt, das Gebiet des Stammes Asser und die salomonische Herrschaft habe bis dahin gereicht. 4 0 ) Eine Strecke nördlich von Tripolis nicht weit vom Meere lassen auch arabische und syrische Schriftsteller ihr «i^-t, Liyc, j-eji liegen und Zacuto gibt die Entfernung zwischen und d. i. Tripolis auf eine Tagereise an. 4 1 ) Ebenda erwähnen ältere Itinerarien und Reisebeschreibungen den Ort Areas oder Archas*2) und neuere Reisende fanden der nördlichen Spitze des Libanon gegenüber beträchtliche Ruinen Tel Arka genannt 4 S ) sowie einen Nahr Arqa in derselben Gegend nördlich von Tripolis. 4 4 ) Diesen Ort führt auch Robinson unter dem Namen Area (li^-c) in der Landschaft Akkar an, welche das nördliche Ende des Libanon befafst und sich westlich bis zum Meere erstreckt, aufserdem aber auch ein Arcaya (Lili's-c.) in dem nördlich von Akkar liegenden 3 ") Ptolem. 5, 15, 21. Sozom. H. E. 7, 36. Hierocl. Synecd. 50. Aurel. Vict. eaess. 24. Hieron. quaest. in Gen. 10, 17. Isidor. Hisp. etymoll. 9, 2, 24. 10 ) Joseph. Antt. 1, 6, 2. 5, 1, 22. 8, 2, 3. vgl. damit Jos. 13, 5. 19, 28 f. " ) Edrisi und Khalil b. Schahin in R o s e m n i i l l e r Analecta arab. III. p. 13. 14. 23. Abulfeda Tabb. Syr. ed. K ö h l e r p. 113 s. vgl. J. D. M i c h a e l i s Spicileg. geogr. II. p. 23 s. Barhebr. Chronic, syr. p. 281. und desselben Hist, dvnast. p. 392. Seph. Juchasin p. 135, b. 42 ) Itin. Anton, p. 148. und Hieros. p. 583. ed. Wess. Keyfsbuch des h. Landes S. 66. der Ausg. Frankf. 1584. 1J ) S h a w Reisen S. 234 f. B u r c k h a r d t Reisen in Syrien S. 271 f. 520 f. • ' ) I ' o e o c k e Morgenland II. S. 299. B e r g g r e n Reise I. S. 260. II. S. 173.

328

§. SS.

Böhne

des

Kanaan.

Distrikte Husn, 4 4 ) welches vermutlich das von Josephus genannte ^AQxaice ist, ob auch das von Plinius erwähnte A r e a , steht dahin. 4 8 ) Vielleicht war Arcaia eine Colonie von Area. Dafs Area ein Rest des Arki der Völkertafel ist, kann man nicht bezweifeln. 6. An Arki wird von der Volkertafel Sini ( , J , p) als 8 Sohn Kanaans angereiht. Ebenso verbindet Josippo die. •'pTtf und D^D mit einander und führt sie als Verbündete des Artaxerxes Ochus an. 4 ' ) Läl'st man dieses Zeugnifs gelten, so wären noch in der Perserzeit die Arkiter und Siniter besondre Staaten gewesen. Für die spätere Zeit können blofs Orte dieser Namen nachgewiesen werden. Hieronymus gibt an, die civitas Sini sei nicht weit von Arcae entfernt und das Reyfsbuch setzt S>/n, auch Sinochym genannt, eine halbe Meile nördlich von Archas. 4 8 ) Ist dieser Ort derselbe mit Strabo's Bergveste 27m? auf dem Libanon, so darf weiter der von neueren Reisenden erwähnte Distrikt Dennie (iLyua) oder Dunnie im Paschalik Tripolis verglichen werden. 4 9 ) Der Name Sin kommt aber auch weiter nördlich vor. Ein arabischer Geograph nennt im Paschalik Aleppo Sin ( ) als eine schöne Stadt, wahrscheinlich dieselbe, von welcher der Nahr el Sin, ein beträchtlicher Flufs zwischen Laodicea und Aradus, seinen Namen h a t . 4 0 ) Ob beide Sin ursprünglich einander etwas angingen und dieses etwa von jenem herrührt, läfst sich nicht ausmachen. Die jüdischen Erklärer deuten den Sini der Völkertafel bald von Tripolis 4 1 ) bald von Orthosia '»)

Robinson

*•)

J o s e p h , bell. iud. 7, 5, 1.

P a l ä s t i n a I I I . S. 937. 939.

*')

Joseph.

P l i n . H . N. 5, Ifi.

G o r i o n i d . p. 92. cd.

Breithaupt

vergl.

Diod.

Sic.

1 6 , 4 1 ff. *•)

H i e r o n . q u a e s t . in G e n . 10, 17.

*•)

Strabo

Robinson ,0

) )

Niebuhr

R e y f s b u c h des h. L a n d e s S. 66. Reisebeschreihung

I I . S.

472.

P a l ä s t i n a I I I . S. 725.

K h a l i l b. S c h a h i n in H o s c n m ü l l e r Analecta

Bnckinghara 41

16. p . 755.

arnb. I I I . p. 25.

R e i s e n d u r c h Syrien und P a l ä s t i n a II. S. 438.

S a a d i a zu G e n . 10, 17.

Sepli. J u e h a s i n p. 135, b.

§. 33.

Söhne des

Kanaan.

329

zwischen Tripolis und A r e a 5 1 ) und treffen wenigstens im Allgemeinen die Localität. 7. Von Zemuri Kanaan's 10 Sohne, wissen wir nicht mehr, als von Arki und Sini. Die Alten erwähnen nördlich von Tripolis, südlich von Aradus einen Ort {ivqos, StfivQCt, Simyra, s s ) welcher vielleicht mit der von syrischen Schriftstellern angeführten Yeste Semar Gobafl, die aber freilich in die Nähe von Botrys gesetzt wird, S 4 ) einerlei ist. Auch jetzt noch gibt es Spuren jenes Ortes. Shaw fand eine kleine Strecke von Arka einen ansehnlichen Ruinenhaufen, Sumra/i genannt, und Niebuhr erwähnt einen Ort S'umrin im Bereich von Tripolis ; s s ) ob aber beide Reisende denselben Ort meinen, ist freilich noch die Frage. Man hat keinen G r u n d , das genannte Simyra nicht als Ueberbleibsel des Zemari der Völkertafel anzusehen. Die jüdischen Erklärer deuten jedoch den Zemari fast alle von Emesa, welches eine Strecke östlich von Simyra lag; s «) es fehlt aber an Nachrichten über die Entstehung von Emesa und man mufs diese Deutung auf sich beruhen lassen. 8. Kanaan's 9 Sohn Arvadi (HpN) erklären schon die Alten richtig von den Aradiern.57) Aradus war eine kleine ganz mit Häusern besetzte Felseninsel nördlich von Tripolis, deren Entfernung vom Festlande verschieden angegeben wird. s 8 ) Sie wurde erst im 8 Jahrhundert vor Chr.

• 2 ) Onkelos, J o n a t h a n und Bresehith Rabba zu Gen. 1. 1. ] Chron. 1, 15. *») Strabo 16. p. 753. Plin. H. N. 5, 17. 5. 15, 4. Steph. Byz. " . l i t n n o c . 54

) ") •'") T a r g . zu

Mela 1, 12.

T a r g . zu Ptolem.

Assemani Bibl. Orient. I. p. 497. 504. S h a w Reisen S. 234. N i e b u h r Reisebeschr. II. S. 439. Breschith R., J o n a t h . und Ilicrus. sowie Saadia zu Gen. 10, 18. 1 Chron. 1, 16.

»') Joseph. Antt. 1, 6, 2. L X X und Vulg. zu allen Stellen. »") Scylax Peripl. 104. Strabo 16. p. 753. Plin. H. N. 5 , 17. Mela 2, 7.

330

§. 3 3 .

Söhne des

Kanaan.

c o l o n i s i r t 4 9 ) und ist nicht als der älteste Sitz der Aradier zu b e t r a c h t e n ; dieser war vielmehr, wie bei Tyrus, auf dem Festlande. Hier besafsen sie, wenigstens in späterer Zeit, eine Anzahl O r t e , welche sie aber hart behandelten, z. B. das blühende Marathus und M a r i a m m e ; 6 0 ) ihre Herrschaft reichte ziemlich weit in das Land hinein bis an das hamathäische Gebiet.® 1 ) An Tripolis hatten sie Theil, wie bereits bemerkt ( S . 320.). Ihr Hafenplatz war Karnos oder K a r n e , ein uralter O r t , dessen Einwohner schon für die früheste Zeit als Schiffer gerühmt werden. * 2 ) Das A. T. erwähnt die A r a d i e r als Schiffer und Krieger der T y r i e r , H e r o d o t hebt neben dem sidonischen und tyrischen Befehlshaber auf der Flotte des Xerxes auch den aradischen hervor und Dio beschreibt ihre Tapferkeit gegen die R ö m e r / 3 ) Jedenfalls waren sie ein bedeutender Stamm und Staat, der neben den Sidoniern und Tyriern die dritte Stelle einnahm. Wahrscheinlich sind die Stämme des A r k i , Sini und Zem a r i , welche aufser der Völkertafel bei den Alten nicht als besondere Stämme und Staaten vorkommen und ziemlich unbedeutend gewesen zu sein scheinen, im aradischen Volke aufgegangen. Die Aradier hatten auch wohl auswärts Colonien.

Dahin darf man, wenn man sich an den Namen i

h ä l t , den O r t A r a d u s südlich vom Karmel (S. 320.), die Insel A r a d u s bei K r e t a " 4 ) und die Insel dieses Namens im persischen Meerbusen (S. 193.) rechnen. Auch gab es die Ansicht, dafs die Einwohner von Tarsus in Kilikien Abkömmlinge der Aradier seien. e i ) Der hebräische Name

ä(

)

•') Em. 173. A r r i a n . A l e x . 2, 13.

Diod. Sic. 32. 23. vgl. l'olyh. 5, 63.

Strabo

Curt.

16.

p. 754.

")

L y c o p h r . A l e x . 1291.

")

Ezeeh.

24. 41.

Alex. 4,

1,

S.

Steph.

Bvz.

n.

tia. 27, 8.

11.

Steph. Byz. u. Heroil.

7, '.'8.

1 « ; . Dio

49, 22.

")

P l i n . H . N. 4, 20.

•s)

D i o C h r y s o s t . or;tt. 33. p. 4 " 0 . eil. Morcll.

Steph. Byz. 11. ',tnr>rVo.-.

C'ass. 47. 30.

48,

§. 33.

331

Söhne des Kanaan.

der Insel Aradus hat sich erhalten in dem heutigen

Arwad,••)

wofür Ruwad oder Ruad ( ¿ j y ) gewöhnlicher ist. 6 7 ) 9. Am weitesten nördlich, nämlich eine Strecke nordöstlich von Aradus, wohnte Hamathi (Tian), Kanaan's 11 Sohn. Denn Hamath ist nach alter unverwerflicher Erklärung der Ort, welcher nach der makedonischen Zeit Epiphania hiefs und zwischen Emesa und Apamea am Orontes lag. ••) Indessen erhielt sich doch der alte Name. Die arabischen Geographen, z. B. Abulfeda, Fürst zu Hamath, nennen den Ort i i U » " ) und unter dem Namen Hamah besteht er noch heute als eine der bedeutendsten Städte des Morgenlandes. 7 0 ) Ob er von den Phöniken ursprünglich gegründet ist oder blofs Ansiedlungen erfahren h a t , ist nicht zu entscheiden ; Eins von Beiden aber mufs geschehen sein, weil die Völkertafel Hamathi als einen Sohn Kanaan's vorführt. Um 800 vor Chr. wird er grofs genannt (Am. 6, 2.). Das hamathäische Gebiet grenzte, wie bereits angedeutet, westlich an das der Aradier, östlich an das zobäische Syrien (S. 227.) und südlich an das damascenische Syrien. Dies wird ausdrücklich ausgesagt (Zach. 9, 2. Ez. 47, 16.) und ergibt sich auch daraus, dafs das alte Ribla in das Land Hamath gesetzt wird (2 Reg. 23, 33. 25, 21. Jer. 39, 5. 52, 9.) und das heutige Rabla oder Ribleh südwestlich von Hnms oder Horns (Emesa) liegt. " ) Dieses hamathäische "•) B e r g g r e n Syrien I I . S. 435.

Reisen II. S. 171.

Buckingham

Reisen

durch

" ) M a u n d r e l l Reisebeschreibmig S. 25. N i e b u h r Reisebeschr. III. S. 92. S h a i v Reisen S. 232. V o l n e y Reise n a c h Syrien und Aegypten II. S. 131. I ' o c o c k e Morgenl. II. S. 294. " ) J o s e p h . Antt. 1, 6, 2. Hieron. zu J e s . 10, 9. und E z . 47, 16. sowie im Onoinast. u. Aemath. Zonaras Ann. 1, 5. "•) Al.ulfeda T a b b . Syr. ed. K ü h l e r p. 108 s. Khalil 1.. Schahin in It o s e n m iill e r Analecta arab. III. p. 23. J a k u t Moschtarik p. 23. 401. ,0 ) B u r c k h a r d t Reisen in Syrien S. 249 ff. R o b i n s o n III. S. 932 ff.

' ' ) B u c k i n g h a m Reisen durch Syrien II. S. 392. Palästina III. S. 747. 931.

Palästina

Robinson

332

§. 33.

Böhne des Kanaan.

Gebiet wird im A . T. immer als die Nordgrenze des H e bräerlandes bezeichnet. ' 2 ) E s müssen israelitische Gemeinden dort gewohnt haben, vielleicht Daniten (Ez. 48,1.), welche in der Richterzeit auch das sidonische Lais am Libanon besetzt hatten ( S . 320.). Zur Zeit Davids stand der hamathäische König mit Israel in gutem V e r n e h m e n (2 Sam. 8 , 9 f.); Salomo aber brachte einen Theil vom Gebiete H a m a t h unter seine Hoheit und legte Vorrathshäuser darin an ( 2 C h r o n . 8 , 3 f.). D a h e r diq A n g a b e , dafs Israel in der davidisch - salomonischen Zeit von H a m a t h bis zur Grenze Aegyptens gewohnt habe. **) Dieser A n theil am hamathäischen Gebiete ging in der Folge verloren, wui'de aber von Jerobeam 2 noch einmal z u r ü c k e r o b e r t , 1 4 ) bis bald nachher die Assyrier die syrischen Reiche ganz unterjochten. , 5 ) 10. W i r wenden uns zu den kanaanitischen Stämmen, welche in Palästina wohnten, also südlicher, als das Stammvolk um T y r u s und Sidon. Von ihnen safsen am nörd,! lichsten die Heviter ( in), der 6 Sohn des Kanaan. I h r Hauptsitz war am Libanon und erstreckte sich von Baal H e r m o n bis zum hamathäischen Gebiete (Jos. 11,3. J u d . 3,3. 2 Sam. 24, 7.); es gab aber auch Heviter in Sichern (Gen. 34, 2.) und in Gibeon (Jos. 9 , 7 . 11, 19.), also in denselben O r t e n , wo sonst auch Amoriter vorkommen (Gen. 48, 22. 2 Sam. 21, 2.). Nahe liegt e s , die Heviter als einen besondern Theil des grofsen Amoritervolkes und somit als Semiten anzusehen. Die Heviter zu Sichern waren unbeschnitten ( S . 2 0 3 . ) , während die Phöniken die Beschneidung hatten (S. 255.). Dies steht indefs der A n n a h m e nicht entgegen, dafs die nördlichen Heviter am Libanon, in deren Bereich sich auch Sidonier niedergelassen hatten (S. 320.),

'») ) '*) '»)

;s

Num. 13, 21. 34, 8. Jos. 13, 5. Jud. 3, 3. Ezech. 47, 16 f. 1 Reg. 8, 65. 1 Chron. 13, 5. 2 Chron. 7, 8. Am. 6, 14. 2 Reg. 14, 25. 28. und dazu T h e n i u s . 2 Reg. 17, 24. 30. 18, 34. 19, 13. Jcs. 10, 9.

§. 33.

Sühne des K a n a a n .

333

Phöniken oder Kanaaniter in sich aufgenommen hatten und mit dem Hevi der Völkertafel gemeint sind. 11. Von Giryasi ( i ^ J l J ) , dem 5 Sohne des Kanaan, welcher im A . T. sehr selten genannt wird und unbedeutend gewesen zu sein scheint, wissen wir nur, dafs er disseit des Jordans wohnte (Jos. 24, 11.), wie dies bei einem Sohne Kanaan's auch vorausgesetzt werden mufs. Auf die jüdische Sage, dafs die Girgasiter zur Zeit Josua's ausgewandert und nach Armenien (Georgien) gezogen s e i e n , ' ' ) ist kein Gewicht zu legen; doch erzählen auch armenische Schriftsteller von damals nach Armenien geschehenen kanaanitischen W a n d e r u n g e n . " ) 12. Als 3 Sohn Kanaan's wird Jebusi (^CU1) angeführt. D e r Hauptpunkt dieses Stammes war Jerusalem, nach ihm Jebus oder Jebusi genannt (Jos. 18, 28. J u d . 19,10.). Die Jebusiter wohnten also an der Grenze der Stämme Juda und Benjamin und werden daher bald mit den Judäern (Jos. Iii, 63.) bald mit den Benjaminiten (Jud. 1, 21.) verbunden. Beide Stellen sagen zugleich aus, dafs die Judäer und Benjaminiten nicht im Stande waren, die Jebusiter auszurotten, sondern mit ihnen zusammenwohnten (Jud. 3, 5. vgl. 19, 12.). Das Letztere gilt jedoch n u r von der Unterstadt, wo die Israeliten sich mit ansäfsig machten (Jud. 1, 8.); die Oberstadt (Zion) blieb in der Gewalt der Jebusiter und erst David eroberte sie ihnen ab ( 2 Sam. 6 . ) , rottete aber die Bewohner nicht aus, da wir auch in der Folge noch Jebusiter in Jerusalem finden (2 Sam. 24, 16. 18.). Aufserdem werden noch Jebusiter in Verbindung mit den Hethitern und Anioritern auf das Gebirge gesetzt, wobei unstreitig an das Gebirge Juda im südlichen Palästina zu O

ü

denken ist (Num. 13, 29. Jos. 11, 3.). 1 3 . Ueber die Amoriter ("HON), welche in der Völkertafel als 4 Sohn Kanaan's erscheinen, ist schon S. 201 ff. ")

Sepher Juchasin p. 135, l>. Moses Chorenensis 1, 18. p. 53. cd. W h i s t o n . ij. Zeitsclir. für il. Kumlc d. Morgenl. I. S. 251.

Neumann

in

334

§. 33.

Sühne des

Kanaan.

gehandelt worden. Sie waren fast über das ganze H e b r ä e r land westlich und östlich vom J o r d a n verbreitet und reichten nach Jos. 13, 4. auch bis nach Phönikien. D e r in der Völkertafel gemeinte kanaanitische E m o r i sind vermuthlich die Amoriter auf dem Gebirge J u d a , welche mit andern kanaanitischen Stämmen, z. B. den Hethitern und Jebusitern, zusammen wohnten und mit Kanaanitern verschmolzen als ein Sohn Kanaan's aufgeführt werden konnten. Damit wird nicht geleugnet, dafs auch noch andre Amoriter im Westjordanlande kanaanitisch gewesen sein können. 14. Die Genannten sind die sämmtliehen Söhne K a naan's und es fragt sich nur n o c h ,' ob nicht wie bei den o Joktaniden (S. 184 f.) ein Stamm vorhanden ist, welcher die Gesammtbezeichnung des Volkes als Stammnamen führt. Dies ist allerdings der Fall. Das A . T . nennt sehr oft einen Stamm der Kanaaniter, bald neben den Hevitern und Hethitern ( E x . 23, 28.), bald neben diesen und den A m o ritern und Jebusitern ( E x . 13, 5.), bald neben diesen 4 und den P h e r e s i t e r n , 7 8 ) bald neben diesen 5 und den Girgasitern ( D t . 7, 1. Jos. 3, 10. 24, 11.), bald neben den meisten von ihnen und noch andern ( G e n . 15, 19 ff. Esr. 9, 1.). Es gab also sicher einen S t a m m , auf welchem der kanaanitische Name im Besonderen haftete. Nach der Bedeutung des Namens ( S . 309.) und nach der Angabe des Verfassers über den Gang der Verbreitung des kanaanitischen Volkes (S. 319.) mufs dieser Stamm zunächst in der Meeresniederung gesucht werden. H i e r findet er sich auch. Das A . T. sagt a u s , die Amalekiter hätten im Süden gewohnt, die Hethiter, Amoriter und Jebusiter auf dem Gebirge (Juda), die Kanaaniter aber am Meere und zur Seite des Jordan (Num. 13, 29.) oder die Heviter hätten unter dem H e n n o n gewohnt, die A m o r i t e r , H e t h i t e r , Pheresiter und Jebusiter auf dem Gebirge, die Kanaaniter gegen A u f -

") 9. 1.

Ex. 3, 8. 17. 23, 23. 33, 2. 11, 3. 12, 8. Jud. 3, f..

34, 11.

Deut. 20, 17.

Jos.

33.

Sühne

"iNrv|ö müssig stehen würde, nur besagen, O ' dafs er Sinear verliefs und in Assur eine neue Herrschaft einrichtete und die Worte i p p ^ ö ö Hl^N") Anfang seiner Königsherrschaft bezeichnen sein anfängliches, erstes Könicrthum im Unterschiede von einem folgenden, dem in O C5 * Assur. Zu rVEftO. vgl. Job. 8, 7. 42, 12. Mit seiner ganzen Erzählung von Nimrod will der Verfasser berichten, wer nach der grofsen Fluth zuerst einen (monarchischen) Staat eingerichtet, ein Staatsleben angefangen habe. Dazu pafst auch die Nachricht, dafs Nimrod ein Jagdheld vor Jehova gewesen und als solcher sprichwörtlich geworden sei. Der Ausdruck vor Jehova ist s. v. a. in den A u g e n , nach der Ansicht Jehova's (Gen. 6, 11. Ps. 19, 15.) und die Stelle geht also dahin, Nimrod sei ein Jagdheld gewesen, den selbst Jehova als solchen angesehen habe. Nimrod soll damit als ein sehr bedeutender Jagdheld bezeichnet werden. Vom Stifter eines ordentlichen Staatslebens nahm man an, dafs er sich um die Ausrottung der wilden Thiere bemüht habe. Dalier auch die Meinung, Nimrod habe zuerst die Jagd gelehrt. 3 1 ) Dasselbe erzählten die Perser von ihrem ersten Könige Uschhendj. 3 S ) Was sonst noch von jüngeren Schriftstellern beigebracht wird, z. B. dafs Nimrod ein Riese und frevelhafter Empörer gegen Gott gewesen sei, dafs er den babylonischen Thurmbau angeordnet und geleitet habe, aber von dem durch einen Wind umgestürzten Bau erschlagen worden sei 3 e ) und dafs er den Abraham habe ins Feuer werfen lassen (S. 170.), wie auch arabische Schriftsteller angeben, welche Nimrod bald als dieselbe 3t

)

Chronic. pa*ch. I. p. 64.

Nach Diod. 2, 8. war an einer Mauer

Babylon's eine J a g d d e s N i n u s und der Scmiramis abgebildet. J5

)

")

H a m z a A n n a l . ed. G o t t w a l d t Joseph. Antt. 1, 4, 2.

oellus I. p. 67. 77. 148. zu 1 Chron. 1, 10.

p. 29.

Kiiseh. Chronic, arm. I. p. 109.

Svn-

Targ. Jonath. und Hieros. zu Gen. 10.

Targ.

Ahulpharag. Hist. Dynast, p. 18. 72.

348

§. 34.

Die

Herrschaft

des

Nimrod.

Person mit dem grausamen Dohak, Dkahhak oder Piwerasp bald als von ihm verschieden ansehen, " ) ist alles leere Fabelei, vornämlich entstanden durch den Namen "Ppj» welchen man mit T í o sich empören verband und durch die Bezeichnung TÍ2J, die man im schlimmen Sinne nahm. Das A . T . weifs nichts von Uebelthaten Nimrod's. 6. Man hat Nimrod für dieselbe Person mit Ninus g e n o m m e n 3 8 ) und kann sich allerdings darauf berufen, dafs Ninus von den Alten als der Stifter des assyrischen Weltreiches 3 9 ) und als E r b a u e r von N i n i v e 4 0 ) dargestellt wird. Aber jene Annahme hat grofse Bedenken gegen sich. Nach Diodor, mit welchem im Wesentlichen Justin übereinstimmt, verbündete sich Ninus mit dem Araberkönige Ariäus, bekriegte und unterjochte die ihm benachbarten Babylonier, unterwarf darauf Armenien und Medien, eroberte überhaupt fast ganz Asien und stiftete als der Erste ein Weltreich, erbaute auch das grofse Ninive. Diese Nachrichten weichen doch sehr ab von denen über Nimrod, welcher kein W e l t reich, sondern nur eine babylonische und später eine assyrische Herrschaft stiftete und nur einzelne Orte in Assyrien gründete, aus welchen in der Folge das grofse Ninive geworden ist. Hätte Nimrod die Thaten des Ninus gethan und ein asiatisches Weltreich gestiftet, so würde unser Verfasser, der einmal von ihm handeln wollte, gewifs etwas Weiteres bemerkt haben. Auch sagt Diodor nichts von einem Ausziehen des Ninus aus Babylonien; dieser ist nach ihm vielmehr in Assyrien zu Hause und geht von da nach Babylonien, um es zu unterwerfen. Dazu kommt, dafs Ninus viel später als Nimrod gelebt haben mufs. Denn

") S. 244 *•) Movers

Abulfeda ff.

Hist,

anteisl.

j>. 68.

Hei helot

orient.

Z. B . G e s e n i u s

T h e s a u r . ]>. 817.

Phönizier I. S. 4 7 1 . ,

II.

Hesse

de Assyriis p. 16.

der für diese Meinung a u c h die Clemen-

tinen anführt. '•)

Bibl.

III. S. 643 ff.

Diod. Sic. 2, 1 Strabo 2. p. 8 4 .

ff.

Justin

1,1.

16. p. 737.

D i o d . Sic. 2, 3.

J. 34.

Die

Herrschaft

des

Nirarod.

349

wie man auch die Stiftung des assyrischen Reiches speciell ansetze, in den Zeitraum zwischen 2200 und 1900 vor Chr. fallt sie g e w i f s , 4 1 ) also ungefähr in die Zeit des Terach und Abraham. A u s der damals erfolgenden Ausbreitung der assyrischen Herrschaft erklärt sich am besten das Ziehen chaldäischer und arabischer Semiten, z. B. der Terachiten (S. 170 ff.) und der Ludier oder Amalekiter ( S . 206 ff.) aus dem Osten des Semitenlandes nach dem Westen, wiewohl die assyrische Macht auch hierher reichte ( S . 141.). Diese Combination hat allerdings ihre Schwierigkeit. Denn während die Chronographen unmittelbar vor die assyrische mit Ninus anhebende Herrschaft in Babylonien eine arabische setzen (S. 206.) und also deutlich die Araber durch die Assyrier aus Babylonien verdrängt werden lassen, erzählt Diodor, Ninus habe in Verbindung und mit Hilfe der Araber Babylonien unterworfen. Allein Diodor's Araber sind vermuthlich die Mesopotamier, welche dem Ninus, wenn er sich von Assyrien aus nach Bundesgenossen umsah, näher als die Araber waren und die von Diodor berichtete Unterwerfung Babyloniens schliefst die Vertreibung der A r a b e r von da mit ein; Diodor verschweigt die letztere, da er Araber zu Helfern der Assyrier gemacht hatte. J e n e Combination ist also zulässig und Ninus gehört somit nach allen Spuren ungefähr in die Zeit des Terach und Abraham. Deshalb aber kann er auch nicht einerlei mit Nimrod sein, welchen unser Verfasser als Urenkel des Noah vorführt und 7 Generationen früher setzt als Abraham. 7. W i r müssen also eine andre Combination versuchen. Nimrod erscheint bei unserrn Verfasser als Sohn des Kusch und gehörte dcmnaeh den Aetliiopen Babyloniens an, mögen dieselben nun reine Hamiten oder mit Nichthamiten gemischt gewesen sein. Bei den Klassikern heifsen diese Aetliiopen Kepliener und es wird von ihnen berichtet, dafs

") S. 19G f.

S. d a r ü b e r

Beck

A n l e i t u n g zur W e l t - und V ü l k e r g e s c h . I, 1.

M o v e r s P h ö n i z i e r II, ] . S. 260 ff. L a y a r d

Niniveh S. 302 f.

350

34

'

D i e

Herrschaft

des

Nimrod.

sie, als Kepheus nicht mehr lebte, Babylon verlassen und sich nordwärts gewendet hätten (S. 251 ff'.). Allem Anschein nach ist dies dasselbe Ereignifs mit Nimrods Zug aus Sinear nach Assur. Von den Aethiopen gibt es in Assyrien und Syrien auch sonst noch dunkle Spuren, wie wenig dieselben auch errathen lassen. Der Erbauer von Ninive wird als rex Indorum bezeichnet. 4 i ) Dies geht wohl auf Nimrod, welcher als Aethiope auch Inder genannt werden konnte (S. 247 f.). Ein König Mesopotamiens bald nach Josua lieifst jK'ID und führt also den äthiopischen Namen. 4 3 ) Syrien soll von Syrus, einem Sohne des Aethiops, seinen Namen haben; 4 4 ) die Gründung des Heiligthums zu Hierapolis in Syrien wurde bald der babylonischen Semiramis bald dein aus Indien kommenden Dionysus zugeschrieben; 4 S ) den Riesen Orontes, welchen man in dem gleichnamigen Flusse Syriens begraben sein liefs, erklärt man bald für einen Inder bald fiir einen Aethiopen; 4 9 ) die ErbauungB von Tarsus in Kilikien legte man dem Aeo

thiopen Sandan bei; 4 ' ) nach Joppe in Palästina zogen in frühester Zeit äthiopische Kephener, wodurch die Meinung entstand, die Juden seien eine Aethiopuin proles (S. 253.). Nach diesen Spuren wird man schwerlich zu kühn sein, wenn man annimmt, dafs in vorgeschichtlicher Zeit Aethiopen aus Babylonien nach Assyrien und Syrien zogen, welche aber frühzeitig in andern Völkern untergingen und daher für die geschichtliche Zeit hier nicht mehr nachzuweisen sind. Ohne thatsächlichen Grund konnten die Alten nicht darauf kommen, Aethiopen in diese nichtäthiopischen Länder zu setzen. Die Nachricht von Nimrod in der Völ• 2 ) Schol. zu L u c a n . P h a r s . 3, 215. bei M o v e r s 1. S. 290. «•••) J u d . 3, 8. 10. vergl. oben S. 268. 41 ) Schol. zu Dionys. Perieg. 897. Lucian de dea S j r i a 14. IC. 4

" ) P a u s a n . 8, 29, 3. Philostrat. Heroica 3. • A m m i a n . Marccll. 14, 8, 3.

Phönizier

II.

§. 34.

Die

Herrschaft

des

Nimrod.

351

kertafel läfst darüber keinen Zweifel. Den Anstofs zur Wanderung scheint ein Völker drang gegeben zu haben. Arrian berichtet, die Perser in Babylonien hätten einst Kephener geheifsen und Herodot sagt aus, die Perser seien von den Hellenen Kephener genannt worden, hätten aber vom Perses, dem mit der Andromeda erzeugten Sohne des Perseus und Nachfolger des ohne männliche Erben gestorbenen Kepheus, den Namen Perser erhalten. 4 8 ) Damit vereinigen sich die weiteren Angaben, des Perseus Sohn Perses sei bei Kepheus zurückgeblieben und das Geschlecht des Perseus habe nach Kepheus in Babylonien geherrscht. 4 9 ) Babylon heifst daher auch Persea Babylon und den Persern galt nach Herodot Perseus als ein Assyrier. s o ) Andre nehmen auch die Chaldäer mit hinzu und fuhren an, die Kephener und Chaldäer seien vom Perses benannt, also Perser geheifsen worden, 5 1 ) Perses sei von den Chaldäern aus der Gegend vertrieben worden 5 2 ) und habe die persische Gegend Artaea angebaut, 5 S ) von ihm stammten die Perserkönige a b . 5 4 ) Diesem Gewirre alter Sagen scheint die Thatsache zum Grunde zu liegen, dafs einst Perser von Osten her nach Babylonien drangen und hier Aethiopen und Chaldäer vorfanden; durch sie oder auch durch die Chaldäer mag die äthiopische Wanderung, von welcher die Nimrodsage erzählt, veranlafst worden sein. Möglich, dafs jene Perser die Meder sind, welche Berosus lange vor der assyrischen Herrschaft in Babylonien herrschen l ä f s t 5 5 ) und dafs damit auch die Angabe, Ba-

4S

)

Arrian bei Eustath. zu Dionys. Perieg. 1005.

Herod. 7, 61.

• • ) Apollod. 2, 4, 5. Chronic, pasch. I. p. 74. ed. Dind. »•) L u c a n . P h a r s a l . 6, 449. Herod. 6, 54. al ) Hellanic. bei Steph. Byz. u. Xat.Safoi. vgl. Kustath. zu Dionys. Perieg. 768. ss i4

)

) 55 )

Hellanic. bei Stcph. Byz. u.

Aoraia.

Apollod. Bibl. 2, 4, 5. Alex. Polyh. bei Kusel). Chronic, armen. I. p. 40.

352

§-

34

-

Die Herrschaft

des

Nimrod.

bylon sei lange vor Semiramis von einem Sohne des Medus gegründet worden, s 6 ) zusammenhängt. Die Meder wie die Perser waren Arier (S. 71 f.) und wenn die Nachrieht ursprünglich auf Arier lautete, so konnten daraus in der Ueberlieferung ebenso Meder wie Perser werden. Uebrigens erklärt das Zusammentreffen der Japhetiten, Semiten und Hamiten in Babylonien die Sage, dafs von diesem Lande aus die postdiluvianische Menschheit sich über die Erde verbreitet habe (Gen. 11, 1—9.).

»•) Eustath. zu Dionys. Perieg. 1005.

Steph. Byz. n.

BaßvKov-

Register. A.

Ababde S. 258. Abaliten s. Avaliten. A b a s e n e r 263. A b a s g e r 118. Abil, Abila 179. 212. Abimael 196 f. A b r a h a m i d e n 170 ff. A c h ä e r 77. 80. 82 ff. Adaiel 260 f. A d e n 269. Adiabene 146 f. Aditen 179. 211. 234. Adnan 180. A d r a m i t e n 193 f. A d r a m y t t a 185. 194. A d u a t i k e r 27. 31. A d y r m a c h i d e n 283. 298. A e g y p t e n 240. A e g y p t e r 271 ff. 279 ff. A e o l i e r 76. 81 ff. Aestier 51. 139. A e t h i o p e n in Asien 246 ff. 263 ff. 349 f. „ in A f r i k a 256 ff. Aetolicr 82. A g a t h y r s c n 65 f. 129 f. A g e n o r 311. Ahwaz 140. 250 f. A k k a d 342. A l a n e n 37. Alanenseythen 65. Alapener 195. Albaner 77. Aliliier 195. Almodad 194. A m a l e k i t e r 179. 198 ff. A m a z o n e n 67. A m b r o n e n 122. Kaub»), Ilk'Vülli..rti.fj J aram. 238. Mesener 237 f. Mesopotamien 169 ff. 228. Mespila 343. Midianiter 174. Min'aer 185. Misgeten 121. Mizdjegi 117. M i z r n j i m s. Aegvpter, Kopten. Moabiter 174 f. Mongolen 65 f. M o s c h e r 109. 117 ff. Mossynoker 109 f. 113. Mozabis 303. Musrmulii 302. Muza 182. Myser 38 f. 100. 107 f. IV. Nabatiier 173. N a h e r , Nahoriten 172 f. N a p e r 63 f. N a p h t u c h i m s. Memphis. Nasamonen 298 f. N a t h o , Kaithu 280.

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Nedjd 184. 269. Nedjran 196. Negeb 221 f. Nephthys 288. Nervier 28. 31. Nestorianer 162. Neuren 65. N ë u t , Nëutâer 280. Nigriten 12. 298. 301. N i r a r o d 339 ff. N i n i v e 343 ff. Ninus 348 f. Nipsäer 124. Nisäer 72. Nithine 280. Nubien 258 f. Numider 73. 212. 300. O. Obal s. Gebaniten. Oehna 310. Oenotrer 103. Ombronen 122. O m r a n 268. O p h i r 190 ff. O r c h o e , O rchener 341 f. Osseten 34. P. Päonier 108. P a l e r 63 f. Paradisus 227. P a r a s 212. P a r i k a n e r 72. P a t ä k e n 288. P a t r o s , P a t r u s i m s. Thebais. Pehlevi s. Huzvaresch. Pelasger 76. 81. 86 f. 99. 101. 104. 294. Peleg 169. Pelops 57. Peloponnes 83 f. 99. Pentaschönon 290 f. Perser 66. 351 f. Peucetier 103. P e u c i n e r 45 f. Pilaris 198. 212. Pharusier 74. 212. Pheresiter 203. 335. P h i l i s t e r 215 ff. Philition, Philitis 221. P h ö n i k e n 5 ff. 96 f. 209. 305 ff. 318 ff. P h ö n i x 309. 311. P h r y g e r 38 f. 55 ff. 127. P h t h a , P h t h a s 287 f.

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Regiater.

Phthuth 297. Picten 29. Pisidier 231. Psyller 298. Pal 94. P u t s. Libyer, Berbern. H. Raeraa s. Regma. Reehoboth Ir 343 f. Regma 264. Rephaim 204 f. Resen 343 f. Rhätier 88. Rhapsier 248 f. Rheginer 37. Rhesina 155. Rhipäen 43 f. Rhoxolanen 70. Ribla 331. Riesen 204 ff. Rif 273. R i p h a t h s. Kelten. Rosch, Rhos 61. 70. Rugier 37 f. Russen 69 f. S.

Saba in Afrika 260. Sabä, Sabis in Karmanien 271. S a b ä e r , kuschitische 265 f. » joktanische 180. 187 f. 269. n abrahamische 267 f. Sabta, Sabbata, Sabota 263. Sabteka 270 f. Sachaliten 197. Sachsen 42. Saho 245. 261. Said 273. Saiten 293. Salapener s. Alapener. Samothrake 106 f. Samsummim 205. Samydake 271. Sanemhit 286. Sanhagier 302. Saphar 183. Saranger 72. Saraparen 74. Sardinien 112. S a r m a t e n 67 ff. Scandia, Scandinavia 35 ff. Scbaleph s. Alapener. S c h e b a s. Sabäer. Schechr 197. Schelach 169.

Schephela 221 f. Schulu 302. Schwaben 37. S c y t h e n 60 ff. 130. S e b a s. Meroe. S e m , S e m i t e n 131 ff. Sembriten 281. Semnonen, Sennonen 51. Sephar s. Saphar. Sepharvaim 313. Serben s. Sorben. Serug 170. Seth 211. Sevene s. Syene. Shiho s. Saho. Showiah 302. Sicambria 40. Sicaner, Siculer 112. 120. Thal Siddim 203. S i d o n , S i d o n i e r 319 ff. Sidor.er 46. Siginner, Sigyner 74. Siluren 120. Simyra, Simyrus 329. S i n e a r 340 f. Sini, Sin, Sinna 328. Sipphara, Sipparener 313. Siut 290. Siwah 284. 304. Skordisker 46 f. S l a v e n s. Scythen, Sarmaten. Sogdianer 72. Solymer 231. Somauli, Stimali 261. Sorben 70. Stiach 233. Suardener, Sttardoner 34. Sumrah, Siimrin 329. Susiane 140. 249 f. Susini 205. Syene 272. S y r e r , S y r i e r 136. 147 ff. 226 ff. Syromeder 153. Szanaa 188. T. Tamuda 212. Targa 302. Tarragenses 91. Tarseium 92. T a r s i s s. Etrusker. Tarsus 330. 350. T a r t e ss u s 92 f. Tasm, Tasmiten 179. 199. Taurer 26. Tanrisker 47.

Register. Tauroscythen 65. Tectosagen 49. Tema 267. Teman 233. Tenesis 281. Tennisiten 280. Terach 170. Tergates 302. Teukrer 107 f. Tenrisker 47. Teuthras, Teuthrania 39. Teutonen 30. 31. 36. Thafar 183. Thamydener s. Themud. Thasus 97. 325. Theben, Thebajs 273. 275. 289. » böotisches 321. Themud 136. 179. 235 f. Thersiten 92. Thessalien 75. 81. 83. Thinnesus 280. T h r a k e n 123 ff. Thranipser 124. Thüle 29. 52. Thuschi 118. T i b a r e n e r 109 ff. Tibbo 303. Tigre 261. T i r a s s. Thraken, Agathyrsen. T o g a r m a s. Armenier, Phryger, Trauser 130. Tripolis 320. Troglodyten 236. T r o j a , T r o j a n e r 39 ff. 106 f. Tuarik 302 f. T u b a l s. Tibarener, Iberen. Turditanier 93. Tusker s. Etrusker.

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Tyle 3. Thüle. Tylus s. Tvrus. Typhon 210 f. 213 f. 220. 230. Tyrrhener, Tyrsener s. Etrusker. T y r u s , T y r i e r 193. 323 ff. r. Ulmeruger 37. Umbrer 86 f. Uphas s. Ophir. Ur Kasdim 170 ff. Usai s. Szanaa. Uscardei 34. Utica 8. 310. 325. Uz 172 f. 232 f. Uzer 34. V. Vandalen 30. 37. Vasken s. Basken. Wabar

W. 179. 212.

Xanten 41.

%..

Z. Zanegates 302. Zaueken 299. Zeila 262. Zemari s. Simyra. Zeneti 302. Zidon s. Sidon. Zigeuner 74. Ziklag 222. Zoba 227. Zuweile 262. Zyger 77. 118.

D r u c k v«>o W i l h e l m

K e l l e r ¡u ü i v o - c i t .