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German Pages 164 [178] Year 1986
Die Sophistik als Avantgarde normalen Lebens
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität zu München vorgelegt von Thomas Buchheim aus München
Felix Meiner Verlag Harnburg 1986
Referent: Prof. Dr. Robert Spaemann Korreferent: Prof. Dr. Dieter Bremer Tag der mündlichen Prüfung: 20. Februar 1984
Thomas Buchheim Die Sophistik als Avantgarde normalen Lebens
THOMAS BUCHHEIM
Die Sophistik als Avantgarde normalen Lebens
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
F ELI X M EI N E R V E R L AG
Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprüng lichen Ausgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod
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INHALT
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
I. Zur Eigenart des sophistischen Logos 1. 1.1. 1.2. 1.3. 1.4. 1.5. 1.5.1. 1.5.2. 1.6. 2. 2.1.
Gewalt in der Rede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aristoteles Metaphysik 1009 und 1011 . . . . . . . . . . . . . . . . Elenchos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deinotes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Psycho-Logik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Beziehung von Logos und Doxa bei Gorgias. . . . . . . . . . Die Chemie der Peitho . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine Folgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Logos sagt sich selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . >Exaktes Bezeichnen< als Aufhebung sophistischer Antilogik (Aristoteles Metaphysik 1006) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. >Widersprechen ist unmöglich< als Prinzip sophistischer Logik 2.2.1. Die Verträglichkeit des Prinzips mit den >gegenteiligen Reden< 2.2.2. Berichte über die Verbreitung des Prinzips in der Sophistik . . 2.2.3. Die eleatische Herkunft des Prinzips . . . . . . . . . . . . . . . . .
1 1 4 10 12 18 19 23 27 32 32 34 34 35 38
II. Der homo-mensura-Satz 1. 1.1. 1.2. 1.3. 1.4.
Zum Denkhorizont des homo-mensura-Satzes. . . . . . . . . . . . Bemerkungen zur Interpretationsweise . . . . . . . . . . . . . . . . Die Zugänglichkeit der protagoreischen Aletheia . . . . . . . . . . Die Bedeutung des griechischen Metron-Begriffes . . . . . . . . . Die Anwendung dieses Sinnes von Metron auf den homo-mensura-Satz: Erscheinung ohne Substrat . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5. Das protagoreische Konzept der Welt in seiner Verwandtschaft zur lyrischen Stimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Zur Analyse des Satzes selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Die Struktur des Satzes und das phänomenale Verhältnis bei Protagoras . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Die platonische Aneignung des protagoreischen Phänomens . . 3. Zusammenfassung und Folgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
43 43 45 48 52 56 61 61 66 77
VI
Inhalt
III. Das Metier der Sophisten 1. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.3.3. 2.4. 2.5. 3. 3.1. 3.2. 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 5.
Das Auftreten der Sophisten. . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Reichweite des sophistischen Handlungsbegriffes . . . . Die Lage der Dinge und der Kairos . . . . . . . . . . . . . . . Die Handlungsformel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handeln und Sprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Parallelisierung von 'Aeyetv und 7tpocne~v . . . . . . . . . . Ihre Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Tendenz des 'Aeye~v auf Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . Anknüpfen und Hineinfinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reaktionär oder Revolutionär? . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ziel allen Handeins: gelungenes Leben . . . . . . . . . . . . . Sich halten - Balancieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Halbierung der Arete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sophistische Techne: universale Könnerschaft . . . . . . . . Der universale Anspruch der Techne . . . . . . . . . . . . . . Der Konflikt dieses Anspruches mit den Technai . . . . . . Die Einlösung des universellen Anspruchs . . . . . . . . . . . Sophistisches und platonisches Modell von Techne . . . . . Die Weitergabe der Könnerschaft: sophistische Erziehung
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80 82 82 85 87 88 91 92 97 99 101 101 104 108 110 115 117 121 123
IV. Räsonnement und Reflexion zum Verhältnis von Sophistik und Philosophie 1. 1.1. 1.2. 1.3. 2. 3. 4.
Charakterisierung der generellen Form sophistischen Denkens Das System der konkurrierenden Bestimmungen . . . . . . . . Die kontextuelle Konstitution des Bestimmten . . . . . . . . . . Definition der sophistischen Denkweise: praktisches Denken . Platon als poietischer Denker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die platonische Form der Widerlegung sophistischen Denkens Praktische Kompetenz und paradigmatische Konstruktion . .
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128 128 129 130 133 136 138
Ausgaben antiker Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
143
Verzeichnis verwendeter Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
147
Index wichtiger Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
153
Stellenindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
157
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EINLEITUNG
Sophistik - das ist beileibe kein speziell griechisches Phänomen. Für eine bestimmte Haltung: eine gewisse Nachlässigkeit im Umgang mit dem theoretisch Wahren; eine spürbare Vorliebe für momentan Rettung bietende Auswege aus mißlichen Diskussions- und Lebenssituationen; für ausgekochtes Beharren auf dem Wortlautvon ÄußerungenzuUngunsten ihres Sinnes; für eine manchen zur Verzweiflung bringende Unsachlichkeit der Reaktion auf sachliche Vorhaltungen und Anforderung - für alles dieses gebrauchen wir bisweilen auch heute noch den Titel >sophistischsophistisch< zu taufen; worin besteht der Angelpunkt, durch den all dies untereinander sowie im Vergleich mit der griechischen Sophistik in eine Verwandtschaft gerückt ist? Nicht unbedingt muß ja das, was man heute >sophistisch< nennt, je nur aus einer Summe von landläufigen Mißverständnissen herrühren, die nach Möglichkeit ausgeräumt werden müßten. Es könnte auch sein, daß in diesem Sprachgebrauch schon immer etwas Gewisses erfaßt ist, was die allein historisch bleibende Befassung mit dem Thema nicht so leicht in ihrer Weise an der Sophistik erkennen kann. Ich gestehe, einen solchen Sprachgebrauch von >sophistisch< manches Mal als möglichen Richtpunkt für die Auslegung des historischen Befundes in Anspruch genommen zu haben. Denn es gibt Eigentümlichkeiten der sophistischen Art, die in etwas so Ungefährem, bloß Atmosphärischem bestehen, daß sie streng wissenschaftlich gar nicht dingfest gemacht werden können, sondern sich in Redensarten u. ä. manifestieren. Ein Selbstverständnis z. B., welches man nach Schilderungen des platonischen Dialogs gleichen Namens richtig >protagoreische Stimmung< nennen könnte, besteht in etwa darin, daß man indignierte Vorhaltungen und Tadel von seiten anderer verbindet mit dem versteckt triumphierenden Gefühl, in dem, was man wollte, bestätigt worden zu sein: Protagaras bekennt offen, ein Sophist zu sein, weiß, daß er darin in Verruf kommt, und ist doch zugleich gewiß, daß dieser Verruf Kapital und Bestätigung für ihn ist. Dergleichen wäre schwerer vorstellbar, wenn nicht noch heute mit dem Wort >Sophist< Ähnliches verbunden würde: l>Du SophistL~Of.LEV f.LtV tf.Lol aq:>pl)ytc; &mxdcr6w -rorcrll' l7te:crLv- >>Kyrnos, meiner in diesen Worten dargelegten >Sophistischen< Lehre sei ein Siegel aufgedrückt (19f.) ...•.
Einleitung
IX
als sophistisches Denken in den Blick bringen, einen formal einheitlichen Sinn aufweisen. Dieses Buch ist eine geringfügig veränderte Fassung meiner Dissertation, die im Wintersemester 1983/84 von der philosophischen Fakultät der LudwigMaximilians-Universität in München angenommen wurde. Ich danke in erster Linie meinem philosophischen Lehrer Professor Robert Spaemann, dessen Einfluß für die Entwicklung des Gedankens der Arbeit im Ganzen große Bedeutung hat. Ebenso möchte ich den Professoren Uvo Hälseher und Dieter Bremer als den philologischen Paten dieser Arbeit für ihre so umfassende wie geduldige Beratung und Förderung danken. Schließlich gilt mein Dank auch der Studienstiftung des deutschen Volkes, die die ungeteilte Beschäftigung mit der Sache durch Stipendien möglich machte.
I. ZUR EIGENART DES SOPHISTISCHEN LOGOS
1.
Gewalt in der Rede
1.1. Aristoteles Metaphysik 1009 und 1011
Eine der eingehendsten Auseinandersetzungen des Aristoteles mit sophistischem Gedankengut, mit dem namentlichen Index vor allem des Protagoras, findet sich im vierten Buch seiner Metaphysik. Das behandelte Gedankengut ist jedoch nicht durchgehend einzelnen Autoren zuweisbar, sondern aufzufassen als eine Art Summa von Onto-Logik des 5. Jahrhunderts, welches logische Instrumentarium für vorplatonische Wissenschaft gang und gäbe war. Diese Logik ist dadurch gekennzeichnet, daß sie, so Aristoteles, den Satz vom Widerspruch nicht erfüllt, den er erstmals im dritten Kapitel desselben Buches formuliert (1005 b 19 f.). Dieser fundamentale Satz aristotelischer Logik gilt voraussetzungslos (&vu7t661JTO~: 1005 b 14) und ist deshalb weder beweisbar noch bezweifelbar. Letzteres, weil jede Artikulation eines Zweifels an ihm sich selbst unmöglich macht oder sich seiner Gültigkeit bedient (1006 a 18-26). Mithin gibt es keinen Beweis (&7t63e:t~t~) dieses Satzes, sondern nur eine Widerlegung (e:>..e:rxo~) dessen, der ihn bestreitet. Im Folgenden bringt Aristoteles zwei Ansichten mit der Leugnung des Satzes vom Widerspruch in Verbindung: erstens die Meinung, daß alles zugleich wahr und falsch sei, sowie zweitens die Lehre des Protagoras (o Ilpw-rocy6pou Myo~ 1009 a 6), daß alles (alle Erscheinungen) wahr sei. Bald darauf stellt er fest: )>Daß beide Ansichten aus demselben Überlegungshorizont (3t&votoc) stammen, ist also geklärt. Jedoch ist die Weise der Auseinandersetzung nicht mit allen Gegnern dieselbe: denn die einen brauchen Überzeugung (7te:t6w), die anderen Gewalt (ß(oc). Die Unkenntnis derer nämlich, die sowas behaupten, weil sie keinen Ausweg finden, ist leicht zu heilen; bei ihnen richtet sich ja die Entgegnung nicht gegen das Wort (Myo~), sondern gegen Gedanken. Welche jedoch um der Rede willen reden, deren Widerlegung ist die Heilung der Rede in Wortlaut und Wortwahl (-roU't"(J)\1 e:>..e:rxo~ toccn~ 't"OÜ E\1 Tii cpwv?i Myou xoct TOÜ E\1 -ro"i:~ öv6f1.1XCn\l)(c (1009 a 15-22). Der letzte Satz ist in seinem Sinn einigermaßen schwer zu durchschauen, und er soll als Ausgangspunkt gewählt sein, einen charakteristischen Zug der Logik des sophistischen Zeitalters hervorzuheben. Offenbar ist der Satz die Erläuterung dessen, was Aristoteles in 1009 a 18 unter ß(oc verstanden wissen will. moc heißt bei Aristoteles diejenige Gewalt, die auf etwas einwirkt gegen dessen Natur (1tocpiX cpucm) oder besser: gegen seinen eigenen Drang (7tocpiX
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Zur Eigenart des sophistischen Logos
6p(-t~v) 1 . Es zeigt sich, daß dieses Wort in unserem Zusammenhang in der Tat sehr treffend verwendbar ist, insofern eine Entgegnung gegen die Ratlosen ein Eingehen auf ihre Einsicht erfordert; deren Klärung jedoch ist zugleich eine Änderung ihres inneren Dranges, ihrer opfL~· Ihr Protest gegen die Ansicht des Aristoteles wird also nicht erstickt, sondern er wird durch die Einsicht zur Zustimmung, und das heißt zu ihrer eigenen opfL~· Wenn nun die Widerlegung gewisser anderer nicht diesen Gang nimmt, ist offenbar schon jede Interpretation verfehlt, die jetzt noch unsere Vorstellungen eines logischen Verkehrs zugrundelegt: denn dieser gründet in all seinen Filiationen gerade auf der argumentativen Begleitung, welche die Erzeugung oder Veränderung einer Einsicht zum Ziele hat. Ein Beweis- und man redet ja manchmal vom >Zwang< eines Beweises- kann unter ßtoc hier schon deswegen nicht gemeint sein, weil Aristoteles den Beweis im Zusammenhang seines Grundsatzes bereits für eine unsinnige Unternehmung erklärt hat 2 ; er wäre darüber hinaus nichts anderes als eine sichere Brücke zur Einsicht. Die ßtoc ev -rcJ> t..6yZwang durch den BeweisWiderlegung< im Sinne einer argumentativen Demonstration des unterlaufenen Fehlers, sondern eher als solches Eingehen bedeutet ~f..e:yx_o~ an dieser Stelle eine korrigierende Maßnahme, eine Richtigstellung der Wörter und Laute: »Heilung der Rede in Wortlaut und Wortwahl>Sowohl unter denen, die von solchen Ansichten überzeugt sind, als auch unter anderen, die nur diese Reden schwingen, gibt es Leute, die ratlos sind, wer denn eigentlich den Gesunden als solchen beurteile und überhaupt denjenigen, der in den einzelnen Fällen richtig urteile. Aber derlei aporetische Fragen gleichen der Ratlosigkeit, ob wir wachen oder schlafen. Doch laufen alle solchen Probleme auf dasselbe hinaus: Man fordert ein Prinzip und dessen Versicherung durch die Beweisführung, denn daß sie [sc. von ihren Behauptungen] gar nicht überzeugt sind, ist ja offensichtlich aus ihren Handlungen. Aber, wie gesagt, ihr Manko ist dies, daß sie ein Argument (A6yo~) fordern, wo keines ist; denn das Prinzip des Beweises ist nicht der Beweis. Diese also sind sehr wohl leicht davon zu überzeugen, denn es ist ja nicht schwer zu begreifenlogisch>Auf! Hierher, mein Lieber, mir zur Seite; denn eine Schande wär's, stürmte Rektor die Schiffe!Agon< und >Widersprechen ist unmöglich< im selben Kapitel. Ähnlich faßt es D. K. Glidden, S. 215, Anm. 28 auf. 6 An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, daß natürlich nicht von physischer Gewalt die Rede ist; denn das materielle Zunichtemachen der Intention eines anderen ist selbst nur ein Fall dessen, was man unter Gewalt versteht; die aristotelische Definition taugt: gewaltsam ist alles, was seine Wirkung ungebeten in etwas anderem entfaltet, ohne Rücksicht auf dessen eigene op[L~. Auch für die Griechen kann nicht-materielles gewaltsam auftreten: der Eros zum Beispiel bei Sappho (vgl. Fr. 130 Lobel(Page) oder die •>Sorge>hart streitende Überführung>Was aber (eure) Natur schon immer im Schilde führte, das ist jetzt hervorgezerrt ans Licht der Wahrheit~Ae:rxo~Zweitens an den Zwang ausübenden Rede-Agonen (der gewaltsame Charakter ist betont: OCVIX"(XIXlout; Otkeine Rede wirft sie zu Boden iJ.OC->sklavisch aus FreiwilligkeitÜberredung< lauten die je nach Zusammenhang gewählten Übersetzungen. Was wir jedoch aufgrundeines Unterschiedes der inneren Methode auseinanderhalten müssen, faßt das Griechische mit Blick auf den gemeinsamen äußeren Effekt zusammen: 1te:We:w heißt >jemanden zu etwas bringenzu etwas bewegensich bringen, sich bewegen 60 Segal (S. 113) deutet diese Phrase ebenso: >>The rhetor must use doxa as one of his primary instruments: 8d 8e xod 86~11 8d~Q(L -rare; cXXOOOUer sagte, daß jeder, der spricht, wahr sprichtFor now for the first time it is clearly recognized that speech is not a reflection of things, not a mere tool or slave of description, but that it is its own master. Logos is a great dynastes, as Gorgias has it in his later Helen. Logos, ... (S. 232) ... is autonomous. It is a creator of his own realityDas Wort ist also ein untaugliches Mittel der Verständigung. Selbst wenn es ein Seiendes gibt und dies denkbar ist,
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Zur Eigenart des sophistischen Logos
2.2.3. Die eleatische Herkunft des Prinzips
Die Sentenz, genauer gesagt ihr gedanklicher Inhalt, so wie er sich bei Protagoras und Gorgias ausspricht, stammt aus dem Eleatismus89 , näher: von Parmenides. Seit einiger Zeit 90 hat sich in der Forschung die richtige Auffassung durchgesetzt, daß es als Irrtum bezeichnet werden muß, die Sophisten hätten aus Ignoranz oder billiger Polemik gegen eleatisches Denken opponiert. Die Sophistik - das ist kein Ruck in die andere Richtung, weg vom >reinlichen< aber hochfliegenden Denken hin zur Diagnose sichtbarer Tatsächlichkeit, sondern zumindest in puncto Logik ein schülerhaftes Fortführen, ein Auskosten der eleatischen Sackgasse, welches diese Art zu denken zwar teilweise obsolet werden läßt, teils aber auch den Zwängen eleatischer Logik nicht zu entkommen vermag 91 • Überhaupt ist man von der philosophischen Geographie aus metaphysischer Höhe und wirklichem Boden noch weit entfernt: Sogar die >>HöheHöhe>Keiner spricht Irriges, sondern wenn Dionysodoros spricht, sagt er Wahres und also SeiendesMan muß das sagen und denken: daß Seiendes istZerschneiden< genannt, weil Parmenides selbst so spricht. Im Fragment B 4, das wahrscheinlich an den Schluß des Doxa-Teiles gehört 96 , heißt es: >>Sondern schaue mit dem Geist (dem wahren) die entfernten Dinge gleichermaßen als fest gegenwärtige; denn er wird nicht das Seiende vom Zusammenhang mit dem Seienden abschneiden (&.7tO't"!J.~~e:L) ... ))Denn er wird nicht das Seiende abschneiden von seinem Zusammenhang mit dem Seienden.< Eben dies tun die Menschen, wenn sie die Wirklichkeit als jeweils so-und-so-seiende Wirklichkeit setzen und benennen.Seinsmächtigkeit>Aber nachdem alles Licht und Nacht benannt ist und auch, was ihren Kräften entspricht, dieser oder jenem zugewiesen, ist alles voll gleichermaßen von Licht und Nacht>Es hat daher keinen Sinn, immer wieder danach zu suchen, was der Metron-Anthropos-Satz bedeutet, solange nicht neues verwendbares Material zur Verfügung steht.>Aller Dinge Maß ist (der) Mensch, der seienden, daß sie sind, der nicht-seienden, daß sie nicht sind.homo-mensura-Satz< im folgenden gekürzt als >HMSDer< ist in Klammern gesetzt, damit es in seiner blassesten Bedeutung genommen werde 3, der griechische Text bietet es nicht. Darf man sich auch für die Interpretation des Satzes nicht auf seinen Wortlaut beschränken, so soll doch für hier schon so viel feststehen: Wenn der Satz von der Erkenntnisweise der Menschen handelt, so reicht seine diesbezügliche Schlichtheit keinesfalls aus, eine komplexe Erkenntnistheorie daraus zu gewinnen; Interpretationen, die ihm eine komplizierte Prozessualität und Organisation der Erkenntnis abnötigen 4 , sind mir daher von vornherein suspekt- Kant ist fern. Ganz einfach - auch dies kann man auf einen ersten Blick schon feststellen - ist offenbar das Verhältnis des Menschen zu den Dingen, wie es der Satz ausspricht. Worüber man sich vielleicht unbemerkt oftmals so erregt hat an diesem Satz, etwas, das in der Tat eine Wende in der oder gar erst zur Philosophie bedeutet hätte, wenn es auch nur der Möglichkeit nach im Satz des Protagoras steckte, ist die folgende Verdrehung seines Sinnes, wie sie wohl vielen implizit vorschwebte: >Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, daß sie nicht sind, der nicht-seienden, daß sie sind.man< gewählt (italienisch: si e misura ... A. Capizzi, S. 116; oder: ognuno e misura ... G. Casertano, S. 76). Trifft dies zwar die Offenheit der griechischen Formulierung, so verschweigt die Übersetzung doch die Qualität, die im Zentrum des Satzes steht: >MenschMensch< sei weder individuell noch im allgemeinen Sinne aufzufassen, vielmehr formuliere Protagoras seinen Satz ungeachtet dieses Unterschiedes. Nestle empfiehlt demgemäß, >Mensch< in >>kollektivem« Sinne aufzufassen: zwar einzelne Menschen, die aber bestimmte Gruppen oder Typen exemplifizieren (vgl. ders. [ML], S. 273). 4 Wie es neuerdings wieder versucht wurde von M. Emsbach. 5 Ähnlich lautete ja, wie man weiß. die revolutionäre Fragestellung Platons im Sophistes, zu der Protagoras nicht wohl imstande gewesen sein mag: ~fL'i:v •.. ~O''t'CX~ ••• ß~oc~e:a6cx~ 't'6 't'E: f.l.~ llv W..~6e~oc6 - >die Wahrheitich sage euch die volle Wahrheit< folgt allerdings Erstaunliches und Neues; denn nimmt man den HMS in seinem weitesten Sinn, so überrascht Protagaras seine Hörer mit der lakonischen Mitteilung: >ihr habt sie schon, die Wahrheit>die Menschenwas eine Masse von Heuschrecken>das Wegstück