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German Pages 511 Year 2018
© 2018, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 9783447110327 — ISBN E-Book: 9783447197557
P H I L I P P I K A
Altertumswissenschaftliche Abhandlungen Contributions to the Study of Ancient World Cultures
Herausgegeben von /Edited by Joachim Hengstl, Elizabeth Irwin, Andrea Jördens, Torsten Mattern, Robert Rollinger, Kai Ruffing, Orell Witthuhn 122
2018
Harrassowitz Verlag . Wiesbaden
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Ben N. Berressem
Die Repräsentation der Soldatenkaiser Studien zur kaiserlichen Selbstdarstellung im 3. Jh. n. Chr.
2018
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Bis Band 60: Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the internet at http://dnb.dnb.de.
Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter http://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISSN 1613-5628 ISBN 978-3-447-11032-7 e-ISBN PDF 978-3-447-19755-7
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– parentibus optimis et uxori carissimae –
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Inhalt Vorwort...................................................................................................................................... XI Einleitung...................................................................................................................................... 1 1.1 Problematik...................................................................................................................... 2 1.2 Zielsetzung....................................................................................................................... 3 1.3 Quellen und Methodik................................................................................................... 4 2. Die Zeit der Soldatenkaiser................................................................................................... 9 2.1 Der Begriff 'Soldatenkaiser'..........................................................................................9 2.2 Zeit der Krise?............................................................................................................... 12 2.3 Die archäologischen Denkmäler................................................................................15 3. Grundlagen: Die althistorische Forschung........................................................................21 3.1 Makroskopische Gesichtspunkte................................................................................21 3.2 Die chronologische Entwicklung...............................................................................24 3.3 Die Münzprägung......................................................................................................... 30 3.4 Die Siegernamen........................................................................................................... 41 3.5 Gute und schlechte Kaiser im Spiegel der Quellen.................................................46 4. Die Bautätigkeit..................................................................................................................... 53 4.1 Quellen........................................................................................................................... 54 4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser...................................................................57 4.3 Einzelbesprechungen.................................................................................................108 4.4 Auswertung................................................................................................................. 122 5. Die Porträts.......................................................................................................................... 133 5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen.......................................................................135 5.2 Zum Kaiserporträt nachgallienischer Zeit..............................................................226 5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen...................................................................................235 5.4 Die Porträts der Gallischen Kaiser..........................................................................263 5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren..............................................................278 5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts........................................................300 6. Die Soldatenkaiser – traditionsverbunden oder innovativ?..........................................335 6.1 Der Traditionalismus der frühen Soldatenkaiser...................................................335 6.2 Das Innovationsvermögen der späten Soldatenkaiser..........................................340 6.3 Fazit.............................................................................................................................. 343 7. Schlussbetrachtung............................................................................................................. 345 Katalog der rundplastischen Bildnisse.................................................................................351 Personen- und Sachregister.................................................................................................... 401 Abbildungsverzeichnis............................................................................................................ 405 Literaturverzeichnis................................................................................................................. 407 Tafelteil..................................................................................................................................... 489
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Abkürzungen Die innerhalb der vorliegenden Studie verwendeten Abkürzungen für Reihentitel, Zeitschriften und Corpora orientieren sich an den Richtlinien des Deutschen Archäologischen Instituts (https://www. dainst.org). Darüber hinaus finden folgende Kürzel Verwendung: Clauss – Slaby
Epigraphische Online-Datenbank M. Clauss – W. A. Slaby: http://db.edcs.eu/epigr/epi.php?s_sprache=de. Im Text nach den dort verwendeten EDCS-Nummern zitiert.
Cohen V²
H. Cohen, Description Historique des monnaies frappées sous l'empire romain communément appelées médailles impériales, Bd. V 2 (Leipzig 1930).
HAC
Historia-Augusta-Colloquium (mehrere Bände).
IMEM
Impact of Empire (Reihe).
LSA
Last Statues of Antiquity – Wissenschaftliche Online-Datenkbank der University of Oxford: http://laststatues.classics.ox.ac.uk
Epigraphische Belege sind aus Gründen der Platzersparnis für gewöhnlich auf die Nennung eines Corpus bzw. ausgewählter Publikationen sowie des entsprechenden Eintrags in der Datenbank Clauss – Slaby (mit weiterer Lit.) beschränkt.
Zugunsten der Übersichtlichkeit ist die Diskussion ikonographischer Bildträger (rundplastische Porträts, Gemmen, Mosaiken, Reliefs) innerhalb der Fußnoten zusätzlich durch Unterstreichungen angezeigt. Die Besprechung der hier anerkannten Herrscherbildnisse in Bronze und Marmor erfolgt hingegen im Rahmen von Katalogtexten.
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Vorwort Bei dieser Studie handelt es sich um die leicht erweiterte Fassung meiner zwischen 2013 und 2016 am Archäologischen Institut der Universität Trier verfassten und im Januar 2017 eingereichten Dissertation. Seitdem erschienene Literatur konnte nur in vereinzelten Fällen berücksichtigt werden. Traditionell gebührt mir an dieser Stelle die Ehre, eine Reihe von Personen hervorheben, ohne welche dieses Buch in seiner jetzigen Form nicht zustande gekommen wäre. Vor allen anderen habe ich Prof. Dr. T. Mattern für die ausgezeichnete Betreuung meiner Promotion und seine stete Bereitschaft zum fachlichen Gespräch zu danken. Ein weiterer Dank gilt Prof. Dr. M. Trunk, der mir als Zweitbetreuer manch nützlichen Hinweis – inbesondere zu seinem Spezialgebiet der Porträtforschung – gab. Fachlichen Rat erhielt ich ferner von Prof. Dr. E. Kettenhofen und Dr. K.–P. Goethert. Während eines kurzen Forschungsaufenthaltes in Italien war mir Dott. M. Locatelli eine große Hilfe, indem er mir Zugang zu verschlossenem Material gewährte. Besonderen Dank schulde ich zudem meinen Freunden Ph. Sesterhenn M.A. und M. Platt M.A., die beiderseits auf ihre Weise zur Qualität dieser Studie beigetragen haben: Der Erstgenannte stellte mir ein ums andere Mal seine beeindruckende Literatur- und Denkmalkenntnis zur Verfügung; der Zweitgenannte erwies sich als (im besten Sinne!) streitlustiger Korrekturleser. Den Herausgebern schließlich danke ich für die freundliche Aufnahme dieses Buches in die Philippika-Reihe. Es sei meiner Frau und meinen lieben Eltern gewidmet. Ben N. Berressem Trier 2018
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Einleitung „Sie waren, in breiter Mehrheit, nichts weniger als unzivilisierte Haudegen und provinzielle Parvenüs, sondern stellten sich, typisch römisch, traditionsverbunden und doch innovativ, den Herausforderungen ihres Zeitalters.“ – Sommer 2010, 127f. Mit diesen Worten würdigt M. Sommer die Herrscher zwischen 235 und 285 n. Chr. als Vertreter einer Epoche, in welcher sich das römische „Schönwetterkaisertum“ 1 des frühen und mittleren Principats seiner bisher größten Bewährungsprobe unterziehen musste: Nach Jahrhunderten hatte sich mit den Sassaniden an Euphrat und Tigris wieder ein mehr als ebenbürtiger Gegner erhoben; am Rhein und an der Donau schlossen sich die 'Barbaren' zu mächtigen Stammesgemeinschaften zusammen; große Teile des Reiches waren von wirtschaftlicher Stagnation betroffen; unter den Truppen kam es immer häufiger zu Aufständen; Usurpationen und Bürgerkriege erschütterten die Grundfesten der römischen Gesellschaft. Das oben abgebildete Zitat stellt zugleich eine Ehrenrettung der sog. Soldatenkaiser dar, die von der Nachwelt als 'dem Sinnesgenuss ergebene Schwelger' 2 oder sogar als 'verrohte Bauern, Säufer und sadistische Massenmörder'3 gescholten worden sind. Tatsächlich trifft weder das eine, noch das andere auf die nachseverischen Kaiser zu – es handelte sich vielmehr um sehr unterschiedliche Prätendenten, die auf ebenso unterschiedlichen Wegen versuchten, die Schwierigkeiten ihres Zeitalters zu überwinden. Voraussetzung hierfür bildete eine stabile Machtbasis, deren Erhalt in erster Linie davon abhing, ob es den Herrschern gelang, die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen. Die hierzu angewandten Strategien bestanden in den Mitteln der kaiserlichen Repräsentation. Die vorliegende Studie ist der Erforschung dieser Thematik gewidmet: Es gilt zu untersuchen, welche Botschaften die Soldatenkaiser zum Erhalt ihrer Herrschaft formulierten und wie es ihnen gelang, diese Inhalte nach außen zu kommunizieren. In der bisherigen Forschung ist dieser Aspekt in erster Linie anhand der althistorischen Quellen untersucht worden. Der Verfasser stellt im Folgenden hingegen die Baudenkmäler sowie die Porträts der Kaiser und ihrer Familien in den Mittelpunkt. So unterschiedlich diese Gattungen zunächst scheinen mögen, hatten sie doch eines gemein: Es handelte sich jeweils um physisch greifbare Medien der kaiserlichen Selbstdarstellung, welche mehr noch als schriftliche Zeugnisse oder kleinformatige Denkmäler das visuelle Erscheinungsbild römischer Städte und Ortschaften auf direktem Wege bestimmten. Deshalb und weil sie jederzeit und für jedermann optisch sichtbar waren, nah1 2 3
Sommer 2010, 127. Bernoulli 1894, 165f. in Bezug auf Gallienus. von Matt – Kühner 1964, 32 in Bezug auf Maximinus Thrax.
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Einleitung
men Bauten und Porträts wie keine andere Kunstgattung maßgeblichen Einfluss auf das Bild des Herrschers in der Anschauung seiner Untertanen. Als gegenständliche Denkmäler waren sie nicht nur im öffentlichen Raum für ein breites Publikum 'erfahrbar', sondern auch der Vorstellungswelt ihrer Zeitgenossen verpflichtet: Zum einen ging ihre Konzeption jeweils auf bewusste Entscheidungen (d. h. auf eine im Vorfeld entwickelte Wirkungsabsicht) der kaiserlichen Administration zurück; zum anderen entsprachen sie dem, was die Rezipienten ihrerseits von einem 'guten' Herrscher erwarteten. Ihre Untersuchung lässt damit direkte Rückschlüsse auf die Legitimationsvorstellungen der behandelten Epoche zu.
1.1 Problematik Ungehinderte Machtausübung ist nur im Rahmen einer stabilen Herrschaftssicherung möglich. Gemäß M. Webers Theorie der legitimen Herrschaft beruht deren Erhalt in erster Linie auf dem gegenseitigen Wechselspiel von Herrscher und Beherrschtem: Jener postuliert einen persönlichen Legitimitätsanspruch, dieser verleiht ihm den für seine Rolle nötigen Legitimitätsglauben. Eine Herrschaft muss insofern aktiv darum bemüht sein, „den Glauben an ihre 'Legitimität' zu erwecken und zu pflegen“ 4. Dieser Anspruch war und ist zunächst für jedes historische oder moderne Herrschaftssystem verbindlich. Übertragen auf die realpolitischen Verhältnisse des Römischen Reiches ergibt sich bereits an dieser Stelle ein definitorisches Problem 5: Die Herrschaft der römischen Kaiser war weder als institutionalisierte Rechtsform, noch durch verfassungsgemäße Bestimmungsorgane legitimiert6. Ihre Herrschaftsausübung beruhte stattdessen auf einem allgemeinen Konsens, welcher sich nach und nach zwischen den verschiedenen sozialen Gruppierungen des römischen Staates herausgebildet hatte. Auf diese Weise war im Laufe der frühen Kaiserzeit ein ausgeklügeltes Akzeptanzsystem entstanden, das wiederum bestimmte Kommunikationsformen zwischen dem Princeps auf der einen sowie Senat, Militär und Zivilbevölkerung auf der anderen Seite einforderte 7. Für die römischen Kaiser bedeutete dies, dass sie auf sehr unterschiedlichen Ebenen um den Legitimitätsglauben und damit um die Akzeptanz ihrer Untertanen werben mussten. Kein Abschnitt der römischen Geschichte dürfte die Kaiser dabei vor größere Probleme gestellt haben als die rund fünfzigjährige Epoche zwischen 235 und 285 n. Chr.: Hatten die Vertreter des frühen und mittleren Principats (wenn nicht in einem staatsrechtlichen Sinne, so doch durch die Voraussetzungen eines selbstgeschaffenen Nach4 5 6 7
Bes. M. Weber, Grundriss der Sozialökonomie. III. Abteilung. Wirtschaft und Gesellschaft (Tübingen 1922) 19f.; 122f.; ders., Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft, Preußische Jahrbücher 187, 1922, 1–12. Für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Einfluss Webers auf die althistorische Forschung Lendon 2006, pass. Siehe dazu auch die hier in Anm. 1468 angegebene Lit. Zum Akzeptanzsystem ausf. Seelentag 2004, 17–29 mit Belegen und weiterer Lit.
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1.1 Problematik
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folgesystems) noch wenigstens den Anschein einer legitimen Herrschaftsvorsehung behaupten können, waren die meisten Soldatenkaiser nicht einmal in der Lage, das eigene Regime über einen mittelfristigen Zeitraum zu konsolidieren. Wirtschaftliche Turbulenzen, zermürbende Bürgerkriege sowie die ständige Bedrohung durch äußere Feinde wirkten dabei so nachhaltig auf die Substanz des Kaisertums ein, dass sich innerhalb weniger Jahrzehnte ein tiefgreifender Wandel in der Außendarstellung des römischen Principats vollzog8. Um ihren persönlichen Mangel an Legitimität zu überspielen und trotz aller Widrigkeiten die zum Erhalt der Herrschaft nötige Akzeptanz zu gewinnen, bedienten sich die Soldatenkaiser bestimmter Repräsentationsformen, welche dazu geeignet waren, den jeweiligen Princeps in einem möglichst positiven Licht erscheinen zu lassen. Seine öffentliche Wahrnehmung war vor allem davon abhängig, ob er die Erwartungen hinsichtlich seiner Position erfüllen und nach außen hin den Eindruck erwecken konnte, dass er über die notwendigen Eigenschaften eines 'guten' Herrschers verfügte (hier Kap. 3.5). Dabei war entscheidend, dass er so agierte, wie es dem gesellschaftlichen Wertekanon entsprechend erwartet wurde und solche Handlungen unterließ, die seiner persönlichen und 'amtlichen' Integrität schaden konnten9.
1.2 Zielsetzung Die vorliegende Studie ist der Erforschung jener Strategien gewidmet, derer sich die Soldatenkaiser zwischen 235 und 285 n. Chr. bedienten, um Akzeptanz bei ihren Unterta nen zu erringen. Obwohl es sich dabei eigentlich um ein 'klassisches' Betätigungsfeld der althistorischen Forschung handelt, wird im Folgenden ein archäologischer Ansatz verfolgt, in dessen Mittelpunkt nicht etwa die literarischen oder epigraphischen Zeugnisse, sondern die gegenständlichen Repräsentationsdenkmäler stehen. Hierbei handelt es sich um die Bauten und Porträts der römischen Kaiser. In der bisherigen, vorwiegend althistorisch geführten Diskussion sind beide Gattungen nur unzureichend behandelt worden. Dieser Umstand wirkt sich jedoch nicht etwa nachteilig auf die folgende Untersuchung aus, sondern bietet vielmehr eine wissenschaftliche Chance: Da sowohl die öffentliche Bautätigkeit als auch die Herrscherikonographie in diesem Zusammenhang bislang weitgehend ignoriert worden sind, haben sie sich gezwungenermaßen kaum auf die Ergebnisse der Geschichtsforschung auswirken können. Sie bieten daher eine ideale Möglichkeit, die dort formulierten Thesen einer stichfesten Gegenprobe zu unterziehen. Dabei stellen sich konkrete Fragen, die anhand der archäologischen Denkmäler zu beantworten sind: Waren die von der Geschichtsforschung aufgedeckten Schwerpunkte auch tatsächlich Gegenstand der physisch greifbaren Repräsentationskunst? Oder wurden hier ganz andere Themen bedient? Um bei dem eingangs vorgestellten Zitat von 8 9
Grundlegend zu den oft gewaltsamen Herrscherwechseln der Soldatenkaiserzeit Hartmann 1982, pass. Siehe etwa Weber – Zimmermann 2003b, 35; siehe auch hier Kap. 3.5.
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Einleitung
M. Sommer zu bleiben: Wie viel 'typisch Römisches' lässt sich wirklich für die Reichskunst der Soldatenkaiser konstatieren? Waren sie in dieser Hinsicht nun „traditionsverbunden“ oder „innovativ“? Oder beschränkte man sich darauf, den Kaiser als soldatischen „Haudegen“, sprich: im Sinne eines kriegerischen Herrscherideals, zu stilisieren? In gattungsspezifischer Hinsicht ist zu untersuchen, welche konzeptionellen Überlegungen bei der Entwicklung von Repräsentationsdenkmälern maßgeblich waren. Wie gestaltete sich die kaiserliche Baupolitik vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der baulichen Selbstdarstellung überhaupt noch in Zeiten der sog. Krise genutzt? Lag der Fokus dabei auf den gleichen architektonischen Gattungen wie zu früheren Abschnitten der römischen Kaiserzeit? Ließen einzelne Kaiser bestimmte Schwerpunkte erkennen, welche sie gegenüber anderen Prätendenten des behandelten Zeitraums abhoben? Ganz ähnliche Fragen ergeben sich im Hinblick auf die Herrscherporträts: Lässt sich tatsächlich zwischen verschiedenen Repräsentationstypen (wie etwa Zivil- und Militärkaiser) unterscheiden? Welche Bedeutung kam der dynastischen Selbstdarstellung zu? Skizzierte die zeitgenössische Bildkunst ein gleich bleibendes Herrscherideal? Oder wurden hier verschiedene Wege beschritten, die jeweils mit unterschiedlichen Aussagen verknüpft waren?
1.3 Quellen und Methodik Es muss davon ausgegangen werden, dass viele Methoden, derer sich die römischen Kaiser bedienten, um ihre Herrschaft zu festigen, nicht mehr anhand archäologischer Quellen nachzuweisen sind. Dies gilt etwa für die Verbreitung politischer Inhalte durch Marsch- und Festgesänge, öffentliche Reden und Kundgebungen oder die Bestechung einflussreicher Meinungsmacher10. Ähnlich verhält es sich mit der Aufstellung von Bildwerken aus vergänglichen Materialien wie Holz. Freilich lassen sich der schriftlichen Überlieferung11 vereinzelte Beispiele für derartige Maßnahmen entnehmen 12; der Wahr10
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Mit weiteren Beispielen Nollé 1986, 127f.; Weber – Zimmermann 2003a, 11: „Darunter werden generell all diejenigen Äußerungen subsumiert, die in gesprochenem und geschriebenem Wort, in Bild und Geste explizit oder implizit eine spezifische Botschaft übermit teln sollten, die für den Herrscher sprechen: Reden, Flugschriften und Pamphlete, Münzen und Inschriften, Feste und Spiele, Porträts und vom Herrscher errichtete Bauwerke.“; zur Bedeutung von Akklamationen im Rahmen von Kundgebungen etwa Borg – Witschel 2001, 101–104. Die literarischen Zeugnisse zur Ereignisgeschichte des 3. Jhs. und ihre quellenimmanenten Probleme sind in letzter Zeit mehrfach in anschaulichen Überblicksdarstellungen beschrieben worden; siehe für die einzelnen Quellen bes. Hartmann 2008c, pass. jeweils mit weiterer Lit.; zur Historia Augusta außerdem Johne 2008c, pass.; Brandt 2006, pass.; jüngst auch Geiger 2013, 28–62; ergänzend sei auf einen Wiener Palimpsest hingewiesen, der kürzlich bisher unbekannte Fragmente der Scythica des Dexippus offenbart hat; dazu Martin – Grusková 2014a, pass. und Martin – Grusková 2014b, pass. So berichtet bspw. der Verfasser der Historia Augusta, unter Carus und seinen Söhnen Carinus und Numerianus seien Malereien mit Abbildungen der von ihnen ausgerichteten Spiele aufgestellt worden; dazu hier S. 104; bereits Maximinus Thrax soll Bildtafeln vor
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1.3 Quellen und Methodik
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heitsgehalt solcher Nachrichten ist jedoch fraglich, zumal die oft tendenziösen Quellen in vielen Fällen lange nach dem betreffenden Ereignis entstanden sind. Der Wert archäologischer Funde und Befunde besteht indessen darin, dass sie die Umstände ihrer jeweiligen Entstehung unmittelbar widerspiegeln13. So illustrieren beispielsweise Staatsreliefs bestimmte Ereignisse zwar keineswegs 'fotorealistisch', geben jedoch Aufschluss darüber, was die zeitgenössischen Auftraggeber für darstellungswürdig hielten und welche Botschaften durch ihre Zurschaustellung transportiert werden sollten. In diesem Zusammenhang besteht das grundsätzliche methodische Problem, dass nicht pauschal zu entscheiden ist, welche Rolle die römischen Kaiser bei der Planung und Durchführung von politischen Repräsentationsdenkmälern spielten 14. So muss im Falle von Bauinschriften, welche den Princeps nicht direkt als nominativischen Auftrag geber der projektierten Maßnahme benennen, jeweils streng zwischen staatlicher Einflussnahme sowie privatmännischer bzw. institutioneller Eigenleistung unterschieden werden15. Seine graduelle Mitbestimmung ist selbst dann zu hinterfragen, wenn der epigraphische Befund eine direkte Initiative von kaiserlicher Seite bezeugt (dazu hier Kap. 4.1)16. Dasselbe Problem ergibt sich im Falle der Herrscherporträts: schließlich erfolgte die Aufstellung von Statuen(-gruppen) und Büsten für gewöhnlich nicht auf direkten Befehl des Kaiserhauses, sondern ergab sich zumeist im Rahmen von mehr oder weniger spontanen Loyalitätsbezeugungen durch lokale Verwaltungsorgane oder städtische Honoratioren17. Dieses (scheinbare) Dilemma lässt sich jedoch im Hinblick auf unsere Fragestellung ohne Weiteres lösen: Für die kaiserliche Selbstdarstellung spielte es keine Rolle, ob ein Bauwerk, eine Straße, eine Brücke oder eine Reparaturmaßnahme wirklich auf Initiative des Princeps zurückging oder andere Institutionen verantwortlich zeichneten. Es war
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der Kurie in Rom errichten haben lassen, auf denen seine Kriegstaten gegen die Germanen heroische Überzeichnung fanden; dazu hier S. 57. Dazu auch Hölscher 2000, 240–242. Zu den Kritikern einer „eindimensionalen Betrachtung“ gehört v. a. O. Dally, der davor warnt, die Bedeutung der Herrscher in diesem Rahmen pauschal zu überschätzen. Sein ausführlicher Aufsatz „Das Bild des Kaisers in der Klassischen Archäologie“ liefert zahl reiche Beispiele für die hier skizzierte Problematik: Dally 2007, pass. mit Beispielen und weiterer Lit.; zum Trajansbogen von Benevent: S. 225–231; zu den Herrscherporträts: S. 231–250; Schlussbetrachtung: S. 250–255; spez. zur Forschungsdiskussion S. 250f. Nr. 1 mit älterer Lit. Zu Inschriften als Medien der Repräsentation etwa Kuhoff 1993, 31–33; Alföldy – Panciera 2001 mit verschiedenen Beiträgen; Alföldy 2003, pass.; Kuhoff 2007a, pass.; Alföldy 2011, pass.; zu den Bauinschriften der römischen Kaiser grundlegend Horster 2001, pass.; allg. zum Verhältnis von Princeps, cura operum publicorum, entwerfendem Architekten und ausführender Bauhütte Mattern 2001, 107–109; siehe auch Kolb 1993, pass.; zur Bedeutung kaiserzeitlicher Inschriften für die Rekonstruktion der Ereignis- und Verwaltungsgeschichte Freis 1984, XI–XIV. Allg. zu den verschiedenen Inschriftengattungen in Hinblick auf die kaiserliche Repräsentation Kuhoff 1993, 32–35. Zur Problematik Dally 2007, 231–250; allg. auch Stemmer 1995, 339 mit Anm. 169 in Bezug auf öffentliche Platzanlagen; vgl. auch die von Fittschen 2009, 1135 gegen Deppmeyer 2008 vorgebrachte Kritik.
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Einleitung
vielmehr entscheidend, dass der Kaiser in der öffentlichen Wahrnehmung als Schirmherr bzw. Geld- oder Auftraggeber der jeweils projektierten Maßnahme erschien. Durch Anbringung seines Namens an prominenter Stelle (z. B. im Rahmen von Bauinschriften) avancierten selbst unbedeutende Projekte in abgelegenen Provinzen zu euergetischen Leistungen eines gütigen Staatslenkers, dessen fürsorgliches Handeln in den etablierten Traditionen des römischen Kaisertums stand. Besonders dann, wenn die Anbringung wissentlich oder mit Einwilligung der kaiserlichen Administrationsorgane geschah, lassen sich solche Maßnahmen problemlos als Mosaiksteine einer offiziellen Repräsentationsstrategie interpretieren18. Dieser Gedanke ist gleichsam auf die kaiserliche Bildnispolitik zu übertragen: schließlich trug die Allgegenwart von Porträts des Herrschers und seiner Familie dazu bei, ein bestimmtes 'Image' in der Anschauung seiner Untertanen (d. h. der Repräsentationsadressaten) zu evozieren und zu pflegen19. Durch die Konzeption typenverbindlicher Urbilder war es der kaiserlichen Administration möglich, von höchster Stelle Einfluss auf die Wirkung der im öffentlichen wie privaten Raum aufgestellten Bildnisse zu nehmen20. Da sich selbst provinziale Auftraggeber und Bildhauer an den vorgegebenen Richtlinien orientieren mussten, lässt sich jedes rundplastische Porträt – ungeachtet dessen, wer tatsächlich für seine Aufstellung verantwortlich war 21 – als Ausdruck einer offiziellen Repräsentationsabsicht verstehen22. Am deutlichsten tritt dieser Aspekt im 18
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Dies gilt bspw. für epigraphisch belegte Kaiserbriefe: Obwohl ihre öffentliche Anbringung für gewöhnlich nicht auf den Princeps, sondern auf die jeweils adressierte Gemeinde zurückging, bekundeten sie doch den politischen Willen des Herrschers im direkten Umgang mit seinen Untertanen; zu den kaiserlichen Reskripten hier Anm. 98. Zu den diesbezüglichen Möglichkeiten der kaiserlichen Selbstdarstellung etwa Kuhoff 1993, 36–41 mit weiterer Lit. Dabei zeigt die Existenz mehrerer Bildnisrepliken für so kurzlebige Kaiser wie bspw. Pupienus (Kat. 8–11), dass dem System der reichsweiten Vorlagenkopie ein funktionierender Apparat zugrunde gelegen haben muss; siehe dazu auch die hier in Anm. 774 angegebene Lit. Für den stadtrömischen Kontext überliefert die Geschichtsschreibung zahlreiche Beispiele, in denen die Herrscher persönlich Einfluss auf die Aufstellung von Bildnissen nahmen; vgl. die jeweils einleitenden Ausführungen zu den verschiedenen Kaisern in Kap. 5.1; der Verfasser der Historia Augusta berichtet bspw. von einem (wohl fiktiven) Erlass des Kaisers Tacitus, dem zufolge jedermann ein Bildnis Aurelians besitzen sollte (hier Anm. 1133). Obwohl es sich bei derartigen Nachrichten zumeist um Erfindungen handelt, lässt sich an solchen Beispielen erahnen, welch großer Einfluss auf die Bildnispraxis den Kaisern von Zeitgenossen und späteren Chronisten attestiert wurde. Vgl. hierzu Dally 2007, 252f. Nr. 3; zum Problem auch Fittschen 2009, 1135; daneben spielten durchaus regionale bzw. kulturelle Gegebenheiten eine Rolle bei der bildlichen Darstellung von Kaisern; hierzu Dally 2007, 243f.; zum Einfluss des Kaisers auf die Aufstellung von Ehrenstatuen im öffentlichen stadtrömischen Raum Griesbach 2011, 81 mit weiterer Lit.; zur Bedeutung der Porträts für die kaiserliche Selbstdarstellung Kuhoff 1993, 36–41; spez. 37: „Die Statuen mit den zugehörigen Bildnissen und den auf ihren Basen angebrachten Inschriften waren ein unverzichtbares Mittel der Herrscher, sich jeden Tag von neuem in das Bewußtsein der Untertanen überall im Reich zurückzurufen. Das Ziel, die Omnipräsenz der Herrscher zu manifestieren, wurde durch die ungeheure
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1.3 Quellen und Methodik
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Falle der Münzbilder zu Tage, deren Prägungen als unmittelbare Quellen der kaiserlichen Selbstdarstellung gelten können23. Abschließend sind noch einige terminologische Anmerkungen nötig: Wenn es im Folgenden heißt, 'der Kaiser' habe etwas in Auftrag gegeben oder ein bestimmter Repräsentationsaspekt gehe auf 'den Princeps' zurück, könnte der Herrscher als ausführendes Subjekt für gewöhnlich auch durch seinen Beraterstab oder die jeweils verantwortlichen Administrationsorgane ausgetauscht werden. Der Einfachheit halber wird in solchen Fällen jedoch auf die Kaiser als direkte Entscheidungsträger verwiesen. Dieses Vorgehen begründet sich durch die Annahme, dass alle repräsentationspolitischen Handlungen vonseiten der Reichsverwaltung auf indirekte oder unmittelbare Weise in Zusammenhang mit einem zentral erstellten Generalkonzept standen und somit letztendlich als Ausdruck des Herrscherwillens zu verstehen sind. Eine weitere Schwierigkeit besteht in der Vermengung von Propaganda, Selbstdarstellung und Repräsentation. Der erstgenannte Begriff ist mit modernen, vornehmlich negativ besetzten Vorstellungen totalitärer Massenbeeinflussung verbunden und bietet sich daher kaum zur objektiven Beschreibung der kaiserzeitlichen Verhältnisse an 24. Im Fol-
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Zahl dieser Ehrungen mit Leichtigkeit erreicht.“; kürzlich auch Boschung 2012, 85: „Seit dem Beginn der römischen Kaiserzeit waren die Bildnisse des Herrschers, vor allem auch die Art ihrer Präsentation, unübersehbare Zeichen seiner Macht. (...) Der Kaiser selbst konnte bestimmen, wann eine neue Fassung des Porträts hergestellt wurde, wer sie herstellte und wie sie aussah. Auf diese Weise ließ sich unmittelbar auf die Darstellung eines Kaisers in der Öffentlichkeit Einfluss nehmen.“ Dazu in jüngerer Zeit etwa Kuhoff 1993, 28–31; Hekster 2003, pass.; Hedlund 2008, 29– 47; Manders 2012, 33–62; Nadolny 2016, 19–22; grundlegend mit numismatischen und literarischen Belegen Wolters 1999, 255–320 und Wolters 2003, pass.; siehe auch Crawford 1983, pass.; aus methodologischer Sicht ließe sich einwenden, dass die Auswahl der im Einzelnen propagierten Themen möglicherweise gar nicht auf direkte Einflussnahme des Herrschers geschah, sondern vielmehr grundsätzlichen, in der römischen Gesellschaft verankerten Vorstellungen sowie traditionell überlieferten Motiven folgte. Tatsächlich lässt sich jedoch anhand von Einzelbefunden und literarischen Nachrichten belegen, dass die Prägungen durchaus im Sinne der Herrscher geplant und im Hinblick auf bestimmte Re präsentationsstrategien konzipiert wurden. Dies ist bspw. daran ersichtlich, dass sich die inhaltlichen Schwerpunkte der Münzprägung nach Regimewechseln oftmals verlagerten und spezifische Einzelthemen in die Emissionen aufgenommen wurden; zur Diskussion etwa Wolters 2003, 185–189 mit weiterer Lit.; lit. Quellen (Auswahl): Für die frühe Kaiserzeit bes. Suet. Aug. 94, 12; Suet. Nero 25, 2; dazu Wolters 2003, 186 mit Anm. 29; Soldatenkaiserzeit (Beispiele): HA Gall. 12, 1 (dazu Wolters S. 292); HA Gall. 17, 6 (dazu Abdy 2002, 346 Anm. 2); HA trig. Tyr. 26, 2–3; HA trig. Tyr. 31, 3; zu Sinn und Gebrauch von Gemmen in 'propagandistischer' Hinsicht Gesztelyi 1982, 193. Zum Problem der Begriffe Propaganda, Repräsentation und Selbstdarstellung im altertumswissenschaftlichen Kontext ausf. Weber – Zimmermann 2003b, pass.; spez. 11f.: „Unter Propaganda wird einerseits die intendierte und den Empfänger bewusst manipulierende Verbreitung von Ideologemen verstanden, andererseits sind damit auch allgemein einem politischen Kontext angehörende parteiliche oder tendenziöse Äußerungen gemeint. Selbstdarstellung betont dagegen mehr den Aspekt der Zurschaustellung von Reichtum und die Zustimmung zu einem bestimmten Wertekodex und ist derjenige Begriff, der am
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Einleitung
genden werden stattdessen die neutraleren Ausdrücke Repräsentation und Selbstdarstellung verwendet. Obwohl der synonyme Gebrauch dieser beiden Begriffe aufgrund ihrer voneinander abweichenden lexikalischen Semantik zunächst ungerechtfertigt scheint, legitimiert sich dieses Vorgehen bereits aus den Maßgaben der sprachlichen Variation. Um diesbezügliche Missverständnisse zu vermeiden, sei der Bedeutungsgehalt von Repräsentation und Selbstdarstellung für die vorliegende Studie folgendermaßen definiert: Er umfasst die Gesamtheit aller Handlungen, Konzepte, Strategien und Kommunikationswege, derer sich die römischen Kaiser bzw. ihre jeweils zuständigen Vertretungsorgane bedienten, um die politische Herrschaftsauffassung der an der Regierung beteiligten Machthaber, ihre persönlichen Charakteristika sowie die legitime Eignung des aktuellen Regimes nach außen hin in einem positiven Lichte darzustellen.
meisten auch außerhalb des herrscherlichen Kontextes angewandt wird; Repräsentation schließlich ist insofern mehrdeutig, als damit einerseits Personen oder Gegenstände gemeint sein können, die einen Herrscher 'repräsentieren', also durchaus symbolisch oder konkret für ihn stehen (und selbst herrschen) können, andererseits die Darstellung an sich bzw. die repräsentative Seite eines jeden Handelns betont wird.“; siehe auch Kuhoff 1993, 17f.; Hölscher 2001, 209: „Mit dem Begriff Propaganda lassen sich die Strategien der politischen Legitimierung und Fundierung nicht beschreiben, er hat in der Forschung nur zu Missverständnissen und Fehldeutungen geführt.“; zur sog. Münzpropaganda auch Ritter 1989, 165–177; Wolters 2003, 179.
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2. Die Zeit der Soldatenkaiser Die Zeit zwischen 235 und 285 n. Chr. wird allgemein als Übergangsphase von der mittleren und hohen Kaiserzeit zur Spätantike verstanden. Sie beginnt mit dem Tod des Severus Alexander – dem letzten Kaiser der severischen Familie – und endet mit dem Herrschaftsantritt Diocletians. Die Schwierigkeiten, einen treffenden Namen für diese fünfzigjährige Periode finden, spiegeln sich in der Vielfalt unterschiedlicher Epochenbezeichnungen wider, die in populärer wie wissenschaftlicher Literatur gebräuchig sind. So wird die nachseverisch-vordiocletianische Periode oft als Reichskrise, Militäranarchie oder schlicht als Zeit der Soldatenkaiser bezeichnet. Keiner dieser Begriffe wird jedoch der Komplexität der historischen Vorgänge gerecht, weswegen es notwendig erscheint, in diesem Kapitel auf die der Zeit zwischen 235 und 285 n. Chr. zugrunde liegenden Probleme einzugehen. Dabei soll keine ausführliche Ereignisgeschichte der Soldatenkaiserzeit entworfen werden25. Es handelt sich vielmehr und einen Versuch, ihre äußeren Rahmenbedingungen zu skizzieren und Schwerpunkte der altertumswissenschaftlichen Forschung aufzuzeigen. So hält der Terminus Soldatenkaiser bereits für sich genommen einige Schwierigkeiten bereit, wie im Folgenden gezeigt werden soll.
2.1 Der Begriff 'Soldatenkaiser' Der Begriff Soldatenkaiser26 wurde erstmalig in spezieller Abgrenzung für die Herrscher zwischen 235 und 285 n. Chr. von O. Jäger in seiner Geschichte des Altertums verwen det27. Seitdem hat sich die Bezeichnung in der altertumswissenschaftlichen Forschung gefestigt. Ihr Gebrauch suggeriert, dass es sich bei den Kaisern des 3. Jhs. nicht mehr um Angehörige des (Senatoren-)Adels, sondern vornehmlich um Emporkömmlinge aus den militärischen Mannschafts- bzw. Offiziersgraden gehandelt habe, die ihre Macht vor allem den ihnen unterstellten Truppen zu verdanken hatten. Diese Vorstellung birgt jedoch zwei grundsätzliche Probleme: Zum einen kam es bereits lange vor dem 3. Jh. zu Herrschaftsumwälzungen, die eng mit dem Eingreifen militärischer Einheiten ver25
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Siehe hierfür die ausführlichen Darstellungen in Johne u. a. 2008: Maximinus Thrax bis Aemilianus: Huttner 2008; Valerianus und Gallienus: Goltz – Hartmann 2008; Claudius Gothicus bis Aurelian: Hartmann 2008b; Tacitus: Johne 2008b; Florianus bis Carinus: Kreucher 2008; Gallisches Sonderreich: Luther 2008; Palmyra: Hartmann 2008a; außerdem Hartmann 2001; Eck 2012. Ausf. zum Begriff in altertumswissenschaftlicher Forschung und populärer Literatur Heil 2006, pass. Jäger 1909 (urspr. 1887); zum Zeitraum zwischen Maximinus Thrax und dem Herrschaftsantritt Diocletians dort S. 552–563; der Begriff selbst ist bereits früher fassbar; so bezeichnete schon J. Burckhardt („Die Zeit Constantins des Großen“) die Herrschaft des Septimius Severus als „Soldatenkaisertum“; ähnlich H. Schiller („Geschichte der römischen Kaiserzeit“, ersch. 1883), der den Begriff auch auf Kaiser der nachseverischen Zeit bezieht; zur Forschungsgeschichte Gerhardt 2008, 131.
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2. Die Zeit der Soldatenkaiser
knüpft gewesen waren28, zum anderen lässt sich eine 'niedere' Herkunft bei Weitem nicht für alle Soldatenkaiser konstatieren29. Tatsächlich entstammten viele dieser Prätendenten der gesellschaftlichen Führungselite30. So waren Gordian I., Gordian II., Pupienus, Balbinus, Traianus Decius, Trebonianus Gallus, Aemilius Aemilianus, Valerian und Tacitus bereits vor ihrer Erhebung Senatoren konsularen Ranges gewesen. Auch konnten sich die jungen Kaiser bzw. Prinzen Gordian III., Herennius Etruscus, Hostilianus, Volusianus, Gallienus, Valerian II. und Saloninus als Verwandte oder dynastische Nachkommen dieser Herrscher auf eine vornehme Abkunft berufen. Vielleicht handelte es sich noch bei Carus und seinen Söhne Carinus und Numerianus um Abkömmlinge des Senatorenstandes 31. Schenkt man den Nachrichten über die (halb-)brüderliche Verwandtschaft von Tacitus und Florianus Glauben, ist weiterhin dieser kurzlebige Kaiser hinzuzuzählen (hier Anm. 1158). Damit verbleiben Maximinus Thrax, Maximus Caesar, Philippus Arabs, Philippus minor, Claudius Gothicus, Quintillus, Aurelian und Probus, die ihren sozialen Aufstieg allesamt militärischen Karrieren (bzw. denen ihrer Väter) ohne senatorischen Hintergrund zu verdanken hatten32. Als wirkliche Soldatenkaiser müssen hinsichtlich ihrer sozialen Herkunft vor allem die sog. Illyrischen Herrscher der 270er und 280er Jahre gel ten, welche als Kaiser „neues Typs“ mit der „langen aristokratischen Wertevorstellung“ brachen33. Nicht in diese Rechnung einbezogen sind die 'erfolglosen' Usurpatoren (hier Kap. 5.5) sowie die Kaiser des Gallischen Sonderreiches (hier Kap. 5.4), die als kurzle-
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Vgl. bereits die Erhebung des Claudius durch die Prätorianergarde nach der Ermordung Caligulas; Cass. Dio 60, 1, 2–3; Ios. ant. Iud. 19, 162–164; Suet. Claud. 10, 1–4; dazu etwa Levick 1990, 29–39; allg. zu den Herrschaftswechseln der frühen Kaiserzeit Hartmann 1982, 21–40. Zu senatorischen und nichtsenatorischen Kaisern des 3. Jhs. Johne 1988, pass.; dort S. 45– 47 zur Herrschaft des Macrinus, die Johne als Beginn einer „Übergangsphase“ zwischen den traditionellen Kaisern senatorischer Herkunft und der spätantiken 'Militäraristokratie' versteht. Dazu etwa Heil 2006, 420f.; Johne 2006, 125f.; Johne 2008a, 603; siehe etwa bereits Delbrück 1940, 35: „Die Kaiser von Maximinus bis Carinus sind mehr als zur Hälfte vorneh mer Herkunft“. Etwa Heil 2006, 421; dagegen Altmayer 2014a, 67 mit Anm. 52; zum möglichen Suffektkonsulat des Carus etwa Kreucher 2008, 415 mit Anm. 147; Altmayer 2014a, 68f. Zu den ersten Kaisern ohne senatorische Herkunft auch Johne 1988, pass.; spez. 44: „Es steht außer Zweifel, daß Maximinus als imperator et nondum senator einen markanten und nicht zu übersehenden Einschnitt in der Geschichte des römischen Kaisertums darstellt, einen Einschnitt, der für die Sozialgeschichte der herrschenden Klasse höchst bedeutsam gewesen ist.“; ähnlich noch Johne 2008a, 585f. Johne 2006, pass., zu diesen Kaisern dort 125f.; 129–134; der Wandel vom 'senatorischen' zum 'militärischen' Kaisertum des 3. Jhs. vollzog sich offenbar parallel zur Umstrukturierung des Heeres; dazu Hartmann 1982, 140: „Betrachtet man zum Abschluß die soziale Herkunft der einzelnen Soldatenkaiser (...), so stellt man rasch fest, daß diese nur die Veränderungen der ständischen Rekrutierung der wichtigsten militärischen Kommandos widerspiegelt.“; zu diesen Veränderungen dort S. 131–140.
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2.1 Der Begriff 'Soldatenkaiser'
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bige „Schattenkaiser“ oder als regional agierende Prätendenten keine offizielle Anerkennung besaßen34. An dieser Gegenüberstellung wird deutlich, dass sich Herrscher ohne aristokratische Abkunft in Wahrheit erst gegen Ende der Soldatenkaiserzeit häuften. Vor diesem Hintergrund scheint der Begriff als Epochenbezeichnung zunächst unangebracht – Auf der anderen Seite lassen sich auch gute Argumente für seine weitere Verwendung anführen: So ist kaum zu leugnen, dass „die nichtmilitärischen Stützen der Kaiserherrschaft“ im Laufe des 3. Jhs. „nahezu vollständig“ wegfielen 35. Ein weiteres Charakteristikum besteht darin, dass es keinem Herrscher dieser Epoche gelang, eine Dynastie von wirklich langfristiger Dauer zu etablieren. Anders als ihren antoninischen oder severischen Vorgängern war es den meisten Soldatenkaisern zudem unmöglich, sich auf eine familiäre Abkunft zu berufen, die nach allgemeiner Vorstellung zu den Grundvoraussetzungen einer ordentlichen Herrschaftsübernahme gehörte (hier Kap. 3.2). Diese Einschränkungen gelten selbst für jene Herrscher, die gemeinhin als Senatskaiser bezeichnet werden36. Dabei birgt dieser Begriff, der sich als programmatischer Kontrapunkt zum Wort Soldatenkaiser etabliert hat, im Grunde ganz ähnliche Schwierigkeiten: Lässt man die wohl weitgehend fiktiven Umstände der Erhebung des Tacitus außen vor, trifft die Bezeichnung im engeren Sinne nur auf Pupienus und Balbinus zu, welche die Kaiserwürde einem direkten Beschluss der Senatsversammlung zu verdanken hatten37. Abgesehen von ihrem politischen Werdegang und ihrer aristokratischen Vergangenheit entbehrten aber selbst diese Prätendenten in der Anschauung ihrer Untertanen jeglicher Legitimationsgrundlage38, was sich bereits deutlich an den empörten Reaktionen der stadtrömischen plebs auf ihre Erhebung im Jahre 238 n. Chr. zeigt 39. Schließlich lässt sich auch für die sog. Senatskaiser des 3. Jhs. eine gesteigerte Abhängigkeit von der Loyalität ihrer Truppen konstatieren. Wie im Falle der meisten 'echten' Soldatenkaiser waren ihre Einzelschicksale zumeist mit einem gewaltsamen Tod verbunden. Vor diesem Hintergrund lässt sich der zunächst so unscharf anmutende Begriff Soldatenkaiser problemlos auf alle Herrscher der behandelten 'Epoche' beziehen40. 34
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Der Begriff Schattenkaiser für besonders ephemere Usurpatoren geht auf Thierfelder 1949, 71 zurück; unter den Kaisern des Gallischen Sonderreiches entstammten zumindest Victorinus, Tetricus I. und Tetricus II. der gallorömischen Oberschicht. Einen Sonderfall stellt der kurzlebige Marius dar, den Eutrop. 9, 9 wegen seiner Herkunft als vilissimus opifex bezeichnet. Aur. Vict. 33, 9 zufolge konnte dieser Herrscher als einfacher Schmied nicht einmal auf eine militärische Laufbahn zurückblicken; siehe hierzu Johne 2006, 127f. Heil 2006, 421f.; 425; zur Entwicklung ausf. Hartmann 1982, 127–140. Johne 2008a, 602f.; spez. 603: „Im weiteren Sinne waren in der Soldatenkaiserzeit „Senatskaiser“ die Gordiane, Decius Traianus, Gallus, Aemilianus, Valerianus und Gallienus, die Tetrici und mit gewissen Abstrichen auch noch Tacitus.“; zur Unterscheidung von Soldaten- und Senatskaisern auch Jacob 2004, 77f. Johne 1988, 46 versteht die Doppelherrschaft von Pupienus und Balbinus als Rückbesinnung auf republikanische Traditionen; siehe noch Johne 2008a, 589–591; 602f.; zur Erhebung des Tacitus etwa Hartmann 1982, 122–124 und Johne 2008b, 382–385 mit Lit. Zum problematischen Begriff der Legitimität im staatsrechtlichen Sinne hier Anm. 1468. Dazu hier Anm. 288.
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2. Die Zeit der Soldatenkaiser
2.2 Zeit der Krise? Die Epoche der Soldatenkaiser steht üblicherweise in keinem besonders guten Ruf. Ihre traditionelle Bewertung als eine der „dunkelsten Zeiten der römischen Geschichte“ 41 hat den modernen Blick auf die Ereignisse zwischen 235 und 285 n. Chr. in populärer wie wissenschaftlicher Literatur nachhaltig geprägt. So sind negativ besetzte Begriffe wie Soldatenkaiser, Reichskrise, Niedergang oder Verfall im akademischen Sprachgebrauch eng miteinander verknüpft42. Die Charakterisierung des behandelten Zeitraums als „Weltkrise“, wie sie besonders in der älteren Literatur durchscheint, suggeriert einen tiefen, traumatischen Einschnitt in der Geschichte des Römischen Reiches43. Diese negative Bewertung ist vor allem auf die antike (sowohl heidnische als auch christliche) Geschichtsschreibung zurückzuführen, der zufolge das Römische Reich des 3. Jhs. nur knapp seiner endgültigen Zerstörung entging 44. Die unkritische Übernahme der oft politisch oder religiös gefärbten Quellen hat dazu beigetragen, das vorwiegend schlechte 'Image' der nachseverischen Kaiser in der älteren Forschung zu festigen. Auf diese Weise avancierten Herrscher wie beispielsweise Maximinus Thrax, der durchweg als barbarischer Rohling galt45, und Gallienus, dessen Alleinherrschaft im sog. Krisen40 41 42
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Epochengrenzen sind ohnedies als artifizielle Hilfsmittel zu verstehen – tatsächlich lassen sich bereits lange vor dem Jahr 235 n. Chr. gewisse Tendenzen erkennen, die sonst als 'ty pologische' Merkmale der Soldatenkaiserzeit gelten; dazu Heil 2006, 424f. Schnebelt 1974, 1. Der Begriff Krise wurde bereits in der frühen Neuzeit in unterschiedlicher Weise für verschiedene Abschnitte der römischen Geschichte verwendet. Seit dem beginnenden 20. Jh. griff die althistorische Forschung zunehmend auf das Wort als Epochenbezeichnung für das 3. Jh. n. Chr. zurück; ausf. zur Geschichte des Krisenbegriffs Gerhardt 2006, pass.; spez. 383–396 mit weiterer Lit.; zu seinem Gebrauch im 20. Jh. dort S. 396–404; siehe auch den forschungsgeschichtlichen Überblick Gerhardt 2008, pass. Der Begriff Weltkrise entstammt dem Titel des Sammelbandes Alföldi 1967e, der in jüngerer Zeit immer wieder als Beleg für die Positionierung der älteren Forschung herangezogen worden wird; dazu auch Gerhardt 2006, 400; vgl. Alföldy 2015, 207, der hierin lediglich einen „attractive title“ sieht, dem keine allzu große inhaltliche Bedeutung beigemessen werden sollte. So entwarf Eutr. 9, 9, 1 das Bild eines Römischen Reiches am Rande des Abgrunds, das durch die Auswirkungen der Krise beinahe zerstört worden sei; der Kirchenvater Cyprian interpretierte die ihm zeitgenössischen Geschehnisse sogar als Zeichen des bevorstehenden Weltuntergangs; zum Krisenbewusststein in der antiken Lit. Alföldy 1975, pass., der das literarische Umfeld als „Atmosphäre des allgemeinen Pessimismus“ (S. 114) versteht; allg. zur negativen Bewertung der nachantoninischen Zeit bei christlichen und heidnischen Autoren Alföldy 1973, 473f.; zur Entwicklung von Krisenreflektion und „Katastrophenstimmung“ bei Cyprian Alföldy 1973, pass., spez. 494–496; Alföldy 1975, 117f.; verteidigend Alföldy 2015, 205. Bspw. Burckhardt 1935, 18f.: „Die alte Welt mit ihren Denkmälern voll Schönheit, ihrem Leben voll Bildung reizt den Barbaren [sc. Maximinus Thrax], der sich seines Ursprungs schämt, zu giftiger Wut“; von Matt – Kühner 1964, 32 verstanden den Kaiser als „verrohten Bauern, Säufer und sadistischen Massenmörder“; vgl. dazu solch politisch gefärbte Bewertungen wie etwa Lange 1938, 147 („Die Ehrenhaftigkeit seiner Gesinnung und die
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2.2 Zeit der Krise?
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jahr 260 n. Chr. unter katastrophalen Umständen begann 46, noch in der Neuzeit zu den am schlimmsten beleumundeten Herrschern seit Elagabal. Spätestens seit den 1990er Jahren wird das Narrativ einer flächendeckenden Krise jedoch zunehmend hinterfragt47. Zu seinen Kritikern gehört etwa K. Strobel, der „eine zeitgenössische realitätsbezogene Krisenwahrnehmung“, wie sie vor allem von G. Alföldy postuliert worden ist48, für die Zeit vor 270 n. Chr. ablehnt 49. Ein Hauptargument gegen die traditionelle Bewertung des 3. Jhs. besteht darin, dass sich die ökonomischen Begleiterscheinungen der sog. Krise erwiesenermaßen sehr unterschiedlich auf die einzelnen Regionen des Römischen Reiches auswirkten 50. Mittlerweile spricht sich ein
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Treue, die er dem Haus des Severus bewahrte, müssen für ihn einnehmen, auch wenn in Rechnung zu ziehen ist, daß er germanisches Gebiet, seinen Legionären voran fechtend, schonungsloser als je ein Vorgänger verwüstet hat“) und Altheim 1939, 249 („In urwüch sig-strotzender Kraft gebärdete sich dieses Germanentum [sc. des Maximinus Thrax] auf dem Thron.“); zur Forschungsdiskussion um die Herkunft des Kaisers hier Anm. 810. Bspw. Bernoulli 1894, 165f., dem Gallienus als ein „der Weichlichkeit und dem Sinnesgenuss ergebener Schwelger“ galt, der „eitel und ruhmsüchtig wie Nero“ gewesen sei; vgl. etwa Jäger 1877, 482; nach Burckhardt 1935, 27 handelte es sich bei der Ermordung des Gallienus um einen notwendigen Akt, „weil derselbe ohne kaiserliche Genüsse nicht leben konnte“; in einem seiner Briefe aus dem Jahre 1884 gibt T. Mommsen an, dass ihm die Beschäftigung mit Gallienus „alle Laune verdorben“ habe (Calder III – Kirstein 2003, 249–251 Nr. 148a); Strootman 1895, 355 bezeichnete ihn als „unwürdigen“ Sohn Valerians; Hekler 1912, XLVI hielt bereits die Bildnisse des Kaisers für verdächtig: „Die Weichlichkeit des Angesichts verrät Schwelgerei und rohe Sinneslust“; versöhnlichere Worte fand bereits von Domaszewski 1914, 307f., der Gallienus als „beklagenswert“ angesichts der zeitimmanenten Schwierigkeiten verstand; ähnlich Lange 1938, 152; die Beispiele negativer Gallienus-Rezeption ließen sich wohl beliebig fortsetzen. Zur Entstehung und Überwindung des negativen Bildes siehe de Blois 1976, 78–80; Halfmann 2010, 233f.; Dembski u. a. 2007, 537 mit weiterer Lit.; allg. zur Bewertung des Gallienus in den antiken Quellen Alföldi 1967a, 16–31; zu den Quellen der Vita Gallieni Bleckmann 1995, pass.; zum Bild des Kaisers in der Historia Augusta jüngst Inoue 2014; im Gegensatz zur lateinischen Geschichtsschreibung bewertet die griechische Historiographie Gallienus eher positiv; dazu Goltz – Hartmann 2008, 294f. Zusammenfassend Gerhardt 2006, 404–407; Gerhardt 2008, 151–157; Alföldy 2015, 204– 207; allg. zur sog. Reichskrise in jüngerer Zeit (Auswahl): Abramenko 1993, pass.; Strobel 1993, pass.; Witschel 1999, pass.; de Blois 2002, pass.; Birley 2007, pass.; de Blois 2007, pass.; Eck 2007, pass.; Hilai 2007, pass.; Liebschuetz 2007, pass.; Sommer 2010, 126f.; Heising 2012, pass.; Cleary 2013, 18–41; Alföldy 2015, pass.; Liebschuetz 2007, 18–28; siehe zuvor bereits Alföldy 1975, pass.; Seyfarth 1978, pass.; Johne 1978, pass.; Hartmann 1982, 40–59. Siehe u. a. Alföldy 1971; Alföldy 1973; Alföldy 1974; Alföldy 1975. Strobel 1993, 299–348; spez. 299. So hat Witschel 1999 konkrete Belege vorbringen können, anhand derer sich ein komple xes Bild der wirtschaftlichen und infrastrukturellen Situation im fortgeschrittenen 3. Jh. zeichnen lässt; siehe auch Alföldy 2015, 205, der die Studie als „one of the most important contributions to the history of the third century since Rostovtzeff and Alföldi“ würdigt.
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2. Die Zeit der Soldatenkaiser
großer Teil der Forschung für eine differenzierte Betrachtung der sog. Reichskrise aus51. Das 3. Jh. wird dabei überwiegend als Übergangsphase verstanden, in der Principat und Gesellschaft umfassende Veränderungen durchliefen und die allgemeine Stabilität punktuell durch regionale Krisenphänomene erschüttert wurde. Vorsichtige Umschreibungen wie Transformation oder beschleunigter Wandel illustrieren zugleich die Schwierigkeiten der modernen Forschung, die historischen Abläufe prägnant zu klassifizieren 52. Gegen diesen behutsamen Ansatz lassen sich jedoch auch kritische Stimmen anführen, die sich im Wesentlichen an der traditionellen Sichtweise orientieren 53. So spricht noch H. Bellen in seiner Gesamtdarstellung der kaiserzeitlichen Ereignisgeschichte von einer „schweren Erkrankung des Reichsorganismus“54. Mit guten Argumenten hält auch W. Eck an der Vorstellung einer überregionalen Krise fest55. W. Liebschuetz bemängelt, dass der Begriff zu einem wissenschaftlichen Unwort gediehen sei, welches unter dem Vorbehalt der political correctness gemieden werde56. Schließlich hat noch G. Alföldy in einer kürzlich posthum erschienen Schrift betont, dass ein zeitgenössisches Krisenbewusstsein nach Ausweis der Quellen nicht völlig abzustreiten sei und die überwiegend negativen Nachrichten keinesfalls durchweg im Sinne literarischer Untergangstopoi verstanden werden dürften57. An solchen Positionen zeigt sich, dass der traditionelle Krisenbegriff als Narrativ zur Beschreibung der Verhältnisse im 3. Jh. auch weiterhin als umstritten gelten muss. Un geachtet dessen lässt sich jedoch eine gewisse Schnittmenge zwischen den verschiedenen Lehrmeinungen konstatieren: Im Laufe des zweiten und dritten Jahrhundertviertels sah sich das Römische Reich wiederholt einer Reihe von Schwierigkeiten gegenübergestellt, die in jeweils unterschiedlicher Gewichtung als Symptome der sich verschlechternden Situation interpretiert werden. Dabei handelte es sich um die militärische Bedrohung des Römischen Reiches durch äußere Feinde, den um sich greifenden Münzverfall, die in einigen Regionen vorherrschende Wirtschaftsrezession sowie den deutli51
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Etwa de Blois – Rich 2002, 217: „the crisis of the third century in the Roman Empire was harsh reality indeed in war-ridden areas and the adjacent hinterlands, especially in the peri od 249–284. In these territories a deep, manysided crisis threatened traditional structures and started to bring about profound changes. In other regions there was continuity of existing social, economic, cultural, and religious structures, but in an ever more tense situation in which local elites could not make ends meet an had to give up building activities and the concomitant epigraphic habit.“; siehe auch Berrens 2004, 33–38; de Blois 2007, 487f.; de Blois u. a. 2007; eine Übersicht zu den verschiedenen Positionen bieten Johne u. a. 2008, 1031f. und Gerhardt 2008, 151–153; aktuell auch Glas 2014, 13f. Siehe etwa Alföldy 2015, 204–206 mit weiteren Beispielen; außerdem Kolb 1977b, 277 Anm. 2. Zusammenfassend Alföldy 2015, 206. Bellen 1998, 208. Eck 2007, bes. 30: „Deshalb kann und muß man spätestens seit der Mitte des 3. Jahrhunderts, wenn nicht sogar schon seit der Spätzeit des Severus Alexander, von einer Krise in der Stabilität des Reiches sprechen, nicht nur einzelner Regionen.“ Liebschuetz 2007, 11; 16; zur Thematik jüngst auch Liebschuetz 2015, 18–28. Alföldy 2015, 209–214, der den Begriff „Krisenempfindung“ dem Wort „Krisenbewusstsein“ vorziehen möchte; siehe auch in Anm. 48 angegebene Lit.
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2.2 Zeit der Krise?
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chen Anstieg innerstaatlicher Unruhen 58. Die meisten Forscher sind sich darin einig, dass diese Probleme in direktem Zusammenhang mit einer institutionellen Krise des römischen Kaisertums standen59. Der persönliche Mangel an dynastischer Legitimität, die wiederholte Infragestellung der eigenen Herrschaft durch Usurpatoren, der Verlust von Herrschaftsgebieten durch innere wie äußere Feinde, die gescheiterte Konsolidierung des Reiches, ein früher, gewaltsamer Tod, sowie das Unvermögen, eine Dynastie von längerfristigem Erfolg zu etablieren, lassen sich so gewissermaßen als typologische Kennzeichen des 'Soldatenkaisertums' verstehen. Die sog. Reichskrise erweist sich damit als „Krise der politischen Superstruktur“60. Für die vorliegende Untersuchung ist diese Beobachtung von zentraler Bedeutung: Die Soldatenkaiser standen unter einem erhöhten Legitimationsdruck, auf den es durch die Mittel der offiziellen Selbstdarstellung zu reagieren galt.
2.3 Die archäologischen Denkmäler Neben der schriftlichen Überlieferung nehmen besonders die gegenständlichen Denkmäler eine wichtige Rolle bei der Diskussion um die sog. Reichskrise ein 61. So lassen sich bestimmte Veränderungen im Bereich der Siedlungsstruktur, der Gebrauchs- und Feinkeramik, im Materialgehalt der Münzen, in der stilistischen Behandlung von Bildwerken sowie in der epigraphischen Praxis konstatieren, die in der Forschung bisweilen als regelrechte Krisensymptome oder schlicht als Anzeichen einer sich wandelnden Gesellschaft begriffen werden62. 58
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Zu den einzelnen Krisensymptomen etwa de Blois – Rich 2002, 209–217; kürzlich Cleary 2013, 21: „Taken together, these crises in military effectiveness, imperial legitimacy, and financial, fiscal and economic coherence made up the 'third-century crisis' as described in the texts, ancient or modern.“; Huttner 2006, 51 wirft außerdem die Frage auf, ob die von ihm konstatierten „totalitären Tendenzen in der Regierung des Decius nicht zu den wesentlichen Krisensymptomen des 3. Jahrhunderts zählen, zumal auch die modernen Totalitarismen allgemein in Krisen ihren Nährboden fanden.“ Vgl. etwa Johne u. a. 2008, 1041: „Die institutionelle Krise des 3. Jahrhunderts war somit in erster Linie eine Krise des Kaisertums.“; siehe auch Hartmann 1982, 182f. zum „Herr scherwechsel als Faktor der Krisenverschärfung“. Bleckmann 2002, 299. Allg. zur Archäologie der Soldatenkaiserzeit Witschel 1999, 100–117; Schade 2008, pass. mit weiterer Lit.; zur künstlerischen Produktion Fittschen 1975, pass. Eine wichtige Rolle bei der Bewertung historischer Krisenereignisse spielen bspw. Brand zerstörungen und Hortfunde; dazu jüngst Cleary 2013, 18–41; 31f. (Zerstörungshorizonte); 32–40 (Münzdepots); vgl. Rez. Gilhaus 2013, 2; zu Münzhorten des 3. Jhs. auch Carson 1983, pass.; zwar lassen sich für die Zeit der Soldatenkaiser ein erhöhtes Aufkommen von Münzdepots sowie mehrere Zerstörungshorizonte an der gallisch-germanischen Grenze konstatieren, allerdings sind diese Phänomene nicht zwangsläufig als Symptome einer militärischen oder wirtschaftlichen Krise zu interpretieren; anschaulich entlarvt Haupt 2001, 90–95 (mit Schaubild S. 91) den irreführenden Zirkelschluss, nach dem numismatische Hortfunde und literarisch belegte Barbareneinfälle in der Forschung oft vor -
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2. Die Zeit der Soldatenkaiser
Ein grundsätzliches Problem stellt der starke Rückgang an Denkmälern in fast sämtlichen Kunstgattungen dar: Aufgrund der vergleichsweise dünnen Materialbasis und der damit nur unzureichend gegebenen Vergleichsgrundlage bestehen nicht selten Schwierigkeiten bei der archäologischen Einordnung neuer Funde und Befunde. So ist nicht ausgeschlossen, dass Einzelstücke falsch datiert oder erst gar nicht als Produkte der Soldatenkaiserzeit erkannt werden. Auf diese Weise entsteht eine „chronologische Lücke, die ein irriges Bild einer vermeintlich 'kulturlosen' Zeit suggeriert“63. Als markantes Beispiel für dieses Phänomen lässt sich zunächst der deutliche Rückgang monumentaler Bauten in Rom und in den Provinzen anführen 64. Zwar sind durchaus vereinzelte Baumaßnahmen bekannt, deren Aufwand über reine Instandsetzungen hinausging, allerdings lassen sich Umfang und Anzahl solcher Arbeiten kaum mit der Bautätigkeit der severischen oder tetrarchischen Zeit vergleichen (hier Kap. 4). Dabei zeichnet sich – soweit überhaupt architektonische Reste überdauert haben – ein erhöhter Verbrauch von Spolien ab65. Auch trägt das für die Soldatenkaiserzeit charakteristische Fehlen von Ziegelstempeln in erheblichem Maße dazu bei, dass die Datierbarkeit von Baudenkmälern gewissen Einschränkungen unterliegt66. Schließlich muss auch der weitgehende Mangel an monumentalen Gebäuden nicht zwangsläufig als Symptom einer politischen oder wirtschaftlichen Krise verstanden werden: Möglicherweise war der Bedarf an Großbauten im Umfeld der Hauptstadt nach der exzessiven Bautätigkeit der Severer schlicht für einige Zeit gedeckt 67. Ebensowenig lässt sich aus dieser Beobachtung ableiten, dass die nunmehr seltene Errichtung von Repräsentationsdenkmälern mit einem geminderten Interesse der Soldatenkaiser in Zusammenhang stand (hier Kap. 4.4). Wie im Falle der öffentlichen Bautätigkeit ist auch für die Bildkunst ein allgemeiner Rückgang an plastischen Arbeiten zu konstatieren. Dies gilt besonders für die Produktion von Kaiser- und Privatporträts, die sich im Falle der Herrscher anhand konkreter Zahlen illustrieren lässt (hier S. 134)68. Für die Zeit zwischen 235 und 285 n. Chr. ist beispielsweise kein einziges Relief bekannt, das sich mit Sicherheit auf einen bestimm -
63
64 65
66 67 68
schnell aufeinander bezogen und zur gegenseitigen Datierung bzw. Lokalisierung verwendet werden; siehe auch Drinkwater 1987, 215–218; Witschel 1999, 101f.; Schade 2008, 60. Schade 2008, 59; ähnlich bereits Schade 2006, 357; ein weiteres Problem besteht darin, dass die oft stark spezialisierten Grundlagen der archäologischen Forschung leicht eine methodische Hürde für fachfremde Historiker darstellen. Hieraus können wiederum falsche Schlussfolgerungen resultieren, die sich auf das moderne Verständnis des 3. Jhs. auswirken. Dazu etwa Schade 2008, 61–72. Siehe etwa Fittschen 1975, 133f.; Schade 2006, 358; zum Fehlen monumentaler Kaiserkulttempel und kaiserlicher Grabdenkmäler Ruck 2007, 227f.; auch in den militärisch bedrohten Grenzprovinzen lassen sich vereinzelte Belege für städtische und private Bautätigkeit erbringen; siehe etwa Päffgen 2012, 129–134, 137 für Köln; ein Beispiel für den zunehmenden Rückzug hinter die schützenden Stadtmauern stellt Mainz dar; dazu Heising 2012, 183–188. Dazu etwa Schade 2006, 358; Schade 2008, 61; siehe auch hier Anm. 249 für weitere Lit. Dazu Borg 2007, 45–50. Siehe etwa Fittschen 1975, 134 mit Beispielen.
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2.3 Die archäologischen Denkmäler
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ten Kaiser beziehen ließe69. Des weiteren unterlag die Bildnisproduktion im Laufe des 3. Jhs. einem erheblichen Stilwandel, der schließlich am Übergang zur Spätantike in ei ner Auflösung des sog. realistischen Formenrepertoires mündete (hier Kap. 5.2; 5.6 g). Wurde diese Entwicklung in der älteren Forschung noch als Merkmal eines künstlerischen Qualitätsverlustes, oder sogar als Zeichen von Dekadenz und kulturellem Verfall (und damit in gewisser Weise auch als Krisensymptom) bewertet 70, ist diese Sichtweise längst einer differenzierten Betrachtung gewichen, welche der bildenden Kunst der Soldatenkaiserzeit einen eigenen Stellenwert einräumt. So gehören gerade die Porträtkunst und die Sarkophagplastik zu den geschätzten Denkmalgattungen der archäologischen Forschung71. Definiert man den Begriff Krise indessen mit K. Fittschen in einem hippokratischen Sinne (d. h. als Moment der 'Entscheidung'), lässt sich der rasche Stilwandel unter einem anderen Bewertungsmaßstab durchaus als Krisenphänomen deuten: Er versteht darunter „nicht nur die Bedrohung, sondern tiefgreifende Veränderung über69
70
71
Alle Versuche, römische Reliefdarstellungen auf Kaiser zwischen 235 und 285 n. Chr. zu beziehen, gelten als gescheitert oder zumindest als zweifelhaft; vgl. etwa ein Opferrelief im Thermenmuseum (hier Anm. 1120) und die umgearbeiteten Reliefs des sog. Arco di Portogallo (hier Anm. 569); daneben wurden in der Forschung verschiedene Sarkophagreliefs für Darstellungen von Soldatenkaisern gehalten; vgl. den sog. Balbinus-Sarkophag im Museum der Praetextakatakombe (hier S. 156), den großen Ludovisischen Schlachtsarkophag hier Anm. 992), den Acilia-Sarkophag im Thermenmuseum (hier Anm. 1221) sowie den Adonis-Sarkophag im Museo Lateranense (hier Anm. 950). Durch die persische Reliefkunst sind indessen mehrere Darstellungen von Soldatenkaisern (Gordian III.; Philippus Arabs; Valerian) bekannt; dazu u. a. Göbl 1974; Winter – Dignas 2001, 93f.; Huyse 2008, 116–121; Glas 2014, 52–57 mit weiterer Lit.; zur Kommunikation zwischen persischem Großkönig und römischem Kaiser Winter 1989, pass. So würdigt G. A. Guattani die vatikanische Büste des Philippus Arabs (hier Kat. 40) in ei nem 1784 erschienen Beitrag als meisterhaftes Erzeugnis einer Zeit, da „keine Plastik mehr geschaffen wurde, die des Anschauens wert gewesen wäre“ (neu ersch. als Guattani 1974, 26); Hekler 1912, XLVI setzt etwa „den beginnenden Verfall“ nach der Mitte des. 3. Jhs. an und meint, dass die römische Bildhauerei nach Gallienus „kein lebensvolles römisches Porträt mehr“ zu erschaffen im Stande war: „Eine Kunst, welche die Fähigkeit individueller Gestaltung verloren hatte, konnte kein lebensvolles Bildnis hervorbringen.“; gleichwohl würdigt er (S. XLV) die erste Jahrhunderthälfte als „letzte große Blütezeit der römischen Bildniskunst“; vgl. bereits Delbrück 1914, 3: „Wer in der römischen Kunst, und gar im Porträt einen fortschreitenden Verfall beobachten wollte, verschlösse sich den Weg zum Verständnis“; einen direkten Bezug zwischen politischen Wirren und Bildniskunst stellen noch von Matt – Kühner 1964, 33 her: „Die wilde Hast, mit der die Kaiser von Maximinus Thrax bis Aemilianus vorüberziehen, zeigt sich auch in einem deutlichen Verfall der Porträtkunst: die Köpfe fangen an, sich zu gleichen, der individuelle Ausdruck beginnt zu schwinden, die Konturen werden mehr und mehr stereotyp, wie die Schicksale der Einzelnen.“; siehe auch Wood 1986, 12; zum beginnenden Ende des statue habit im späten 3. Jh. sowie in der Spätantike jüngst Ward-Perkins 2016, pass. mit weiterer Lit. Bspw. Kleiner 1992b, 360; zur Meisterhaftigkeit der Sarkophage bereits Rodenwaldt 1936, 84; zur älteren Forschungsgeschichte ausf. Wood 1979, 19–51; Ramage – Ramage 1991, 242: „Most areas of artistic output in this era were thin, with three notable exceptions: coins, portrait sculpture and sarcophagi.“; siehe auch Rößler 1993, 320; zum großen Ludovisischen Schlachtsarkophag hier Anm. 992.
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2. Die Zeit der Soldatenkaiser
kommener Ordnungen und Bewußtseinsformen und unter Krisenbewältigung eher das bloße physische Überleben als die Rettung der alten Formen“72. Ein weiteres Beispiel für die einschneidenden Veränderungen des 3. Jhs. besteht in der zeitgenössischen Inschriftenpraxis73. Nach der epigraphischen Explosion74 der frühen Kaiserzeit hatte in einigen Regionen des Reiches bereits im späten 2. Jh. ein quantitativer wie qualitativer Rückgang eingesetzt75. Im Laufe der Soldatenkaiserzeit ist neben qualitativen Einbußen auch eine formelle 'Entwertung', oder zumindest ein inhaltsbezogener Wandel der stark schematisierten Texte zu erkennen. Diese Entwicklung verlief möglicherweise parallel zu einer mehr und mehr entindividualisierten Auffassung der Einzelperson. In diesem Sinne ist auch die zunehmend automatisierte Dedikation von Miliarien nach Regierungswechseln zu verstehen, die mancherorts regelrechte „Meilensteinwäldchen“ hervorbrachte76. Die nachlässige Behandlung bei der Wiederverwendung von Inschriften sowie fehlerhaft wiedergegebene Kaisertitulaturen illustrieren dabei gewisse Unsicherheiten der Handwerker und Auftraggeber angesichts der häufigen Machtwechsel77. Mehrfache Umwidmungen von Statuenbasen, die zwischen Privatpersonen und Angehörigen des Kaiserhauses wechseln, werfen zudem die Frage auf, welche Bedeutung überhaupt noch einer individuellen Bildnisgestaltung zukam 78. Ob für den Wandel der epigraphischen Kultur wirklich wirtschaftliche oder politische Krisen-
72 73
74 75 76 77
78
Siehe die Überlegungen von Fittschen 1975, 133; 137f.; dort. S. 136: „Unterschiede des Stils sind das beste Mittel, Veränderungen des Bewußtseins zu registrieren.“ Siehe hierzu und im Folgenden etwa Kuhoff 1993, 168f.; Borg – Witschel 2001, pass.; Alföldy 2002, 259f.; de Blois – Rich 2002, 215; Kolb 2004, 148f.; Alföldy 2011, 206–208; Sauer 2014, pass. jeweils mit weiterer Lit.; allg. auch Thomas – Witschel 1992, pass.; zur Inschriftenpraxis siehe außerdem hier Anm. 779 für weitere Lit. Alföldy 2011, 192. Zur Veränderung des epigraphic habit siehe die jüngst bei Kovacs 2014, 23 Anm. 54 gesammelte Lit.; zur Entwicklung der römischen Inschriftenpraxis (insb. im Hinblick auf Spanien) Alföldy 2011, 192–212. Kuhoff 1993, 168f.; Kolb 2004, 148f.; Sauer 2014, pass.; spez. 274–277. Als „krasses“ Beispiel führt Kuhoff 1993, 169 etwa einen für Trebonianus Gallus und Volusianus bei Köln gesetzten Meilenstein (CIL XVII² 559 = Clauss – Slaby 12400300) an; für einen sardischen Meilenstein der beiden Kaiser mit drei fehlerhaften Namensbestandteilen siehe Sotgiu 1971, pass.; spez. 291 a-c; siehe außerdem Sauer 1998, 200f. Nr. 8; falsche Beschriftungen lassen sich auch für Münzen des behandelten Zeitraums erweisen; siehe bspw. zu einer falschen Legende des Gallienus (GALLEINVS) Kropf 2004, pass. Ein anschauliches Beispiel stellt die mehrfache Umwidmung einer Statuenbasis eines togatus aus Tarraco dar (CIL II²/14, 1019 = Clauss – Slaby 05503255; CIL II²/14, 929 = Clauss – Slaby 05503134; CIL II²/14 939 = Clauss – Slaby 05503137; CIL II²/14, 942 = Clauss – Slaby 05503138), deren Seiten noch Inschriften für Carus, Licinius und Konstantin d. Gr. erkennen lassen; dazu Pekáry 1985, 40; Alföldy 2011, 208; zum Wandel des portait habit, insb. im Hinblick auf die öffentliche Aufstellung nichtkaiserlicher Porträts Griesbach 2011, pass.; zu Zahl und Gebrauch von Statuenbasen zwischen Severus Alexander und Carinus jüngst Spranger 2016, 232f.; 235 Abb. 18.5; vgl. zur Wiederverwendung kaiserlicher Statuenbasen auch das hier in Anm. 1714 gegebene Beispiel.
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2.3 Die archäologischen Denkmäler
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phänomene verantwortlich zu machen sind, ist indessen strittig 79. Auch dieses Phänomen wird in jüngerer Zeit unter dem Aspekt kultureller Entwicklungen betrachtet80. An solchen Beispielen zeigt sich, dass die traditionelle Bewertung der Soldatenkaiserzeit als Epoche einer reichsweiten Krise im Hinblick auf die archäologischen Befunde gewissen Einschränkungen unterliegt: Eindimensionale Erklärungsmuster wie beispielsweise Dekadenzverfall oder zivilisatorischer Niedergang lassen sich kaum überzeugend als Ursachen für den stilistischen Wandel und das Fehlen bestimmter Denkmalgattungen heranziehen. Eine erhebliche Rolle dürften hingegen gesellschaftliche Transformationsprozesse und nicht zuletzt aktive (d. h. bewusste) Entscheidungen der jeweils verantwortlichen Auftraggeber gespielt haben. Hieraus lässt sich wiederum ein grundsätzliches Postulat formulieren, dem im Folgenden Rechnung getragen werden soll: Auch die denkmalbezogene Selbstdarstellung der zeitgenössischen Herrscher wird keinesfalls leichtfertig unter Hinzunahme vorgefertigter Narrative (Krise, Militarismus, Niedergang etc.) zu erklären sein. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Konzeption von Repräsentationsdenkmälern einer jeweils bewusst gewählten Wirkungsabsicht (etwa im Hinblick auf gewandelte Idealvorstellungen) entsprach.
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Siehe jüngst Kovacs 2014, 18f. mit weiterer Lit. Zur jüngeren Forschung Kovacs 2014, 23 mit weiterer Lit.
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung Vonseiten der archäologischen Forschung ist die kaiserliche Repräsentation zwischen 235 und 285 n. Chr. bisher nur unzureichend behandelt worden. So wird der starke Rückgang monumentaler Bautätigkeit vor allem unter dem Gesichtspunkt der sog. Reichskrise diskutiert oder sogar als Beleg für ein kaiserliches Desinteresse an denkmalbezogener Selbstdarstellung verstanden. Eine Diskussion im Hinblick auf die sich daraus ergebenden Rückschlüsse für die kaiserliche Selbstdarstellung findet indessen nur ansatzweise oder punktuell statt (hier Kap. 4.4)81. Ähnlich verhält es sich mit der zeitgenössischen Bildnispraxis: Standen die ikonographischen Veränderungen des Kaiserporträts wiederholt und ausführlich im Fokus der archäologischen Forschung (dazu hier Anm. 776), lässt die bisherige Analyse der damit verbundenen Repräsentationsabsichten zu wünschen übrig 82. Allzu oft verlässt sich die Wissenschaft hier auf subjektive und damit methodisch unscharfe Beurteilungen (hier Kap. 5.6 a) – sei es, um bestimmte Herrschertugenden aus dem antiken Material abzuleiten oder anderweitige Wirkungsabsichten zu identifizieren. Nur selten erfolgt eine systematische Untersuchung der Bildnisse nach objektiven Kriterien. Es erscheint daher notwendig, zunächst die makroskopischen Ergebnisse der Geschichtsforschung zu skizzieren, um eine belastbare Grundlage für die anschließende Untersuchung der archäologischen Denkmäler zu schaffen. Einen wichtigen Zugangspunkt stellen hierbei die Münzreverse dar, welche gesondert zu behandeln sind. Daneben hat sich die althistorische Forschung wiederholt mit den Siegernamen der Soldatenkaiser auseinandergesetzt, denen ein weiteres Teilkapitel gewidmet ist.
3.1 Makroskopische Gesichtspunkte Die Herrschaftsrepräsentation der frühen und mittleren Kaiserzeit sowie der Spätantike ist bereits vielfach Gegenstand umfangreicher Studien gewesen. Im Gegensatz dazu hat die Selbstdarstellung der Soldatenkaiser bisher kaum Würdigung durch monographische Arbeiten erfahren: Einschlägige Publikationen zur Repräsentation der römischen Kaiser83 behandeln die nachseverisch-vortetrarchische Periode zumeist in ungleich verkürzter Form oder im Rahmen von Ausblicken. Dies ist zum einen der dünnen Mate81
82 83
Anders Kuhoff 1993, 143–214, welcher sich der baulichen Maßnahmen der kaiserlichen Fürsorge in umfassender Form annimmt. Großer Raum ist dabei dem 1. und 2. Jh. n. Chr. gewidmet. Für das 3. Jh., insbesondere für die Zeit der Soldatenkaiser, fällt der Diskussi onsanteil hingegen stark zurück. Dies ist bereits im Hinblick auf die Quellenlage durchaus verständlich, allerdings ließe die Zeit zwischen 235 und 285 n. Chr. auch eine erschöpfendere Behandlung zu. Für die Repräsentation der nichtkaiserlichen Eliten lassen sich hingegen umfassende Studien benennen; siehe v. a. Borg – Witschel 2001, pass.; Borg 2007, pass. mit Beispielen und weiterer Lit. Bspw. Hannestadt 1986, pass.; Kuhoff 1993, pass.; Scheer 2006, pass.; Noreña 2011, pass.
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung
rial- und Quellenbasis, zum anderen einem forschungsimmanenten Verständnis der Zeit zwischen 235 und 285 n. Chr. als Übergangsphase zwischen Principat und Spätantike geschuldet. Aus diesem Schwellenstatus resultiert, dass sich das Interesse an der soldatenkaiserzeitlichen Repräsentation zumeist auf ihre Eigenschaft als Resultat (für den Principat) oder Ausgangspunkt (für die Spätantike) beschränkt. Erst in den letzten Jahren sind vereinzelte Studien erschienen, die sich ausführlicher mit der Repräsentation zwischen 235 und 285 n. Chr. im Sinne eines eigenständigen Forschungsthemas befassen. Methodisch wird dabei hauptsächlich ein althistorischer Ansatz verfolgt, in dessen Mittelpunkt die literarischen Quellen, die Münzreverse sowie die epigraphischen Zeugnisse stehen. Die Besprechung dezidiert archäologischer Themen – etwa Bautätigkeit und Bildkunst – erfolgt höchstens am Rande; die übrigen materiellen Gattungen bleiben für gewöhnlich ganz außen vor84. Aufgrund dieser problematischen Publikationslage fällt es im Einzelnen schwer, konkrete Positionen zu benennen, die als Lehrmeinungen verschiedener 'Schulen' (und damit als Grundlage einer dialektischen Diskussion) herhalten könnten. Nicht selten werden bestimmte Annahmen in Bezug auf die Zeit der Soldatenkaiser schlicht als gegeben vorausgesetzt und höchstens durch neue methodische Ansätze oder durch eine Neuordnung des Quellenmaterials überprüft. Die makroskopischen Ergebnisse der in jüngerer Zeit veröffentlichten Studien weichen insofern kaum voneinander ab. Wenn überhaupt, beschränken sich wirkliche Diskussionen auf Einzelaspekte. Zusammenfassend lassen sich vier Thesen formulieren, die in der älteren wie jüngeren Forschungsliteratur immer wieder als Leitmerkmale der kaiserlichen Repräsentation zwischen 235 und 285 n. Chr. in unterschiedlicher Gewichtung genannt werden:
84
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1)
Die Soldatenkaiser waren kaum noch in der Lage, eigene politische Akzente zu setzen und mussten überwiegend auf äußere Entwicklungen reagieren 85.
2)
Die kaiserliche Repräsentation zielte im 3. Jh. vermehrt auf die Ansprache militärischer Kreise86.
Zu diesen Studien gehören u. a. Kluczek 1997; Kluczek 1998; Kluczek 1999; Kluczek 2000b; Kluczek 2000a; Haegemans 2003; Kluczek 2004b; Kluczek 2004a; Kluczek 2005; Hekster – Manders 2006; Kluczek 2006; Shillam 2006; Horster 2007; Manders 2007; Hedlund 2008; Kluczek 2009; Haegemans 2010; Mennen 2011; Manders 2012; Kluczek 2013. Bspw. Alföldi 1967c, 419–423 (urspr. CAH 12); Manders 2012, 303 führt die Wahl der in der Münzprägung propagierten Themen des 3. Jhs. zu einem großen Teil auf äußere Umstände zurück (siehe dazu auch unten); vgl. noch jüngst Nadolny 2016, 223: „Denn die zahlreichen Usurpationen (...) verhinderten eine nachhaltige, über rein militärische Aspekte hinausgehende Herrschaftskonsolidierung“; zu den normativen Auswirkungen der Ereignisse des 3. Jhs. auf die kaiserliche Politik auch Mennen 2011, 40–43; 251f. Siehe bspw. Hartmann 1982, 203; Hedlund 2008, 51: „In such dark times, it is not surprising that military themes were the most notable features of imperial visual language“; vgl. auch Mennen 2011, 43f.; 47; 248f.; Johne 2008a, 632: „Auf die Soldatenkaiserzeit beschränkt ist die völlige Abhängigkeit der Herrscher vom Militär“; zu direkten numismatischen Bezügen auf die Armee Manders 2012, 87–94; dort S. 305: „Finally, coin types bearing the legends (...) mirrored the increasing power of the troops (...)“; zu militärischen
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3.1 Makroskopische Gesichtspunkte
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3)
Rom verlor als Hauptstadt des Römischen Reiches zunehmend sein Alleinstellungsmerkmal als legitimatorischer Standort87.
4)
Im späteren Verlaufe des 3. Jhs. kam es in Inschriftenpraxis und Münzprägung zu einer fortschreitenden Entrückung des Kaisers von seinen Untertanen 88.
Im Einzelnen lassen sich diese Thesen leicht relativieren, wie von ihren Vertretern teilweise selbst eingestanden wird: So sei es einigen wenigen Kaisern durchaus gelungen, aus dem 'üblichen' Muster auszubrechen und persönliche Akzente in der offiziellen Selbstdarstellung zu setzen89. Auch habe Rom seinen alten Status als ideologisches Zentrum der römischen Kaiserherrschaft nie völlig verloren, wie sich an seiner noch lange greifbaren Bedeutung in der Münzprägung zeigt90. Ebenso konnte sich das Militär kaum langfristig als alleiniger Herrschaftsstabilisator bewähren, weswegen die Kaiser bei der Entwicklung von Repräsentationsstrategien neben den Soldaten auch weiterhin den Senat und die Zivilbevölkerung im Blick behalten mussten 91. Auch der vierte Punkt ist zu differenzieren: Tatsächlich lässt sich eine zunehmende Entrückung bzw. 'Sakralisierung' der Kaiser der zweiten Jahrhunderthälfte hin zu „absolutism, autocracy and theocracy“92 konstatieren; vor dem Hintergrund der realpolitischen Situation der 270er und 280er Jahre sind jedoch zugleich Merkmale eines zunehmend 'praxisnahen', militärisch verstandenen Herrscherideals greifbar (hier Kap. 3.3 a; Kap. 3.4).
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89 90
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Themen in der Münzprägung auch hier S. 32f.; Nadolny 2016, 223 hat noch jüngst betont, dass die Kaiser zwischen 235 und 285 wegen der häufigen Usurpationen lediglich auf „militärische Aspekte“ zurückgreifen konnten, um ihre Herrschaft zu konsolidieren; grundsätzlich zum „Nahverhältnis“ zwischen Soldatenkaisern und Armee Hartmann 1982, 81–88. Zum Bedeutungsverlust der Hauptstadt bspw. Johne 2008a, 627–631; jüngst Rubtsov 2015, 177: „This universalism was also connected with the rejection of Rome as the per manent seat of the emperors (...)“; dem gegenüber lässt sich eine gesteigerte Bedeutung regionaler Bezüge konstatieren; siehe hier S. 40; zum Verhältnis zwischen Herrscher und Hauptstadt in der späteren Soldatenkaiserzeit u. a. Hartmann 1982, 192; Hedlund 2008, 124–151. Bspw. Herklotz 2008, 943–945; zur Rolle des Kaiserkults im 3. Jh. und zur fortschreiten den Entrückung des Herrschers auch Kluczek 2011a, pass.; spez. 455; zu religiösen Themen in der Münzprägung Manders 2012, 95–154; dazu auch Rez. Mittag 2013, der den Prozess als 'Sakralisierung' versteht; aktuell auch Rubtsov 2015, pass. zum diesbezüglichen Wandel des römischen Kaisertums im 3. und 4. Jh. Etwa Kuhoff 1993, 338; Manders 2012, 307–309, bes. 309. Etwa Hedlund 2008, 242: „The soldier-emperors still had to pay special reverence to the urbs aeterna – a city that no longer necessarily had the means to support them.“; dort S. 147: „To sum up, it is evident that references to Roma Aeterna appear in the coinages of all soldier-emperors. In my opinion, the variation to which the motif of Roma is subjected demonstrates that Roma was still as important a symbol as ever“. Zu den politischen Möglichkeiten der stadtrömischen Bevölkerung während des Principats ausf. Sünskes Thompson 1993, pass. Hannestadt 1986, 295; siehe dazu auch weiter unten.
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung
Die erstgenannte These ist für die Untersuchung der kaiserlichen Repräsentation von zentraler Bedeutung. Sie impliziert, dass die Soldatenkaiser kaum gestalterischen Einfluss auf ihre Repräsentationspolitik nehmen konnten und die dazu angewandten Strategien vorwiegend von äußeren Einflüssen abhängig waren. Im Laufe der vorliegenden Studie wird sich zeigen, dass diese Behauptung nicht aufrecht zu halten ist und in ihrer Konsequenz relativiert werden muss. Zu ihren Vertretern gehört E. Manders, welche die kaiserliche Prägetätigkeit zwischen 193 und 284 n. Chr. einer statistischen Analyse unterzogen hat 93. Sie resümiert abschließend, dass die Konzeption der auf den Münzen propagierten Themen im 3. Jh. vor allem durch „contemporary circumstances and imagery“ bestimmt war 94. Die Selbstdarstellung sei demnach maßgeblich von äußeren Umständen sowie dem gegenseitigen Wechselspiel von Bildprägungen abhängig gewesen, die in bestimmten Traditionslinien standen oder direkt aufeinander reagierten. Diese Sichtweise degradiert die Herrscher des 3. Jhs. zu reinen Reakteuren, deren Möglichkeiten nicht mehr im Bereich eigenständigen politischen Wirkens lagen und die sich durch die äußeren Krisenphänomene ihrer Epoche determinieren ließen. Entsprechend versteht Manders die spürbaren Veränderungen in der Münzprägung ab der Jahrhundertmitte als Produkt der verschärften Situation, in der sich Reich und Kaisertum zu dieser Zeit befanden 95: „Changes in imperial representation seem to have paralleled the cumulation of the third-century difficulties; as the problems increased, the emperors reformed their representation.“ Letztendlich relativiert jedoch auch Manders ihre Ergebnisse, indem sie darauf hinweist, dass die persönlichen Vorstellungen der Kaiser im 3. Jh. durchaus noch eine gewisse Rolle für die herrscherliche Selbstdarstellung spielten96.
3.2 Die chronologische Entwicklung Die Bezeichnung Soldatenkaiser impliziert, dass es sich bei den Regenten zwischen 235 und 285 n. Chr. um eine weitgehend homogene Gruppe von Herrschern desselben 'Typs' gehandelt habe. Diese Vorstellung lässt sich jedoch mit guten Argumenten demontieren: Tatsächlich ist die Zeit der Soldatenkaiser in politischer wie repräsentationsstrategischer Hinsicht als heterogene Epoche zu verstehen, die sich als Abfolge mehrerer Phasen gestaltete. Auf der einen Seite stehen dabei die frühen Soldatenkaiser (d. h. jene der 230er bis 250er Jahre), deren politische Praxis noch starke Anleihen bei severischen Traditionen erkennen ließ. Demgegenüber konstatiert die althistorische Forschung zu Recht Unterschiede in Werdegang und Repräsentationsverhalten der späteren (d. h. der nachgallienischen) Herrscher. Die folgenden Ausführungen sollen dazu 93
94 95 96
Problematisch gestaltet sich dabei die strikte Trennung des Materials in verschiedene thematische Gruppen, deren Wahl nicht immer einleuchtet; Manders 2012, 48 Anm. 162 weist selbst auf diese Problematik hin; siehe dazu auch die berechtige Kritik der Rezen senten Biedermann 2013, 282f. und Mittag 2013. Manders 2012, 203; „circumstances“: 303–306; „imagery“: 306f. Manders 2012, 303. Manders 2012, 307–309, bes. 309.
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dienen, die von der Forschung aufgedeckte Entwicklung der kaiserlichen Selbstdarstellung im Hinblick auf ihre wichtigsten Aspekte zusammenzufassen, um so eine verbindliche Diskussionsgrundlage zu schaffen. Die Repräsentation der frühen Soldatenkaiser (235–260 n. Chr.) Anhand ihrer Herrschaftsauffassung lassen sich die frühen Soldatenkaiser (d. h. jene zwischen Maximinus Thrax und den Vertretern der licinischen Samtherrschaft) gut mit ihren Vorgängern aus der severischen Dynastie vergleichen 97. So deuten die Belege des Reskriptwesens darauf hin, dass man sich weiterhin an der klassischen Rechtspraxis orientierte98. Auch war die offizielle Selbstdarstellung noch im Wesentlichen von Repräsentationsformen geprägt, die sich bereits lange vor dem Epochenjahr 235 n. Chr. entwickelt hatten. Dies gilt beispielsweise für die Titulatur der Herrscher und ihrer Frauen (hier Anm. 1373), die Adaption von Siegernamen (hier Kap. 3.4) und die Propagierung politischer Botschaften sowie kaiserlicher virtutes in der Münzprägung (hier Kap. 3.3 b). Die Übernahme von Gentilnomen älterer Dynastien als Bestandteil der kaiserlichen Nomenklatur lässt sich zudem als Hinweis auf rückbezügliche Legitimationsvorstellungen verstehen99. Ein markantes Merkmal der frühen Soldatenkaiserzeit stellt das für fast alle Herrscher dieser Periode zu konstatierende Bestreben dar, die eigene Herrschaft durch die Ernennung und Präsentation von Nachfolgern zu konsolidieren. So lässt sich nachweisen, dass das dynastische Prinzip als Grundlage der Herrschaftsübergabe in der Vorstellungswelt des fortgeschrittenen 3. Jhs. besonders weit verbreitet war 100. Gerade in Zeiten der Krise erwies sich die Bestimmung dynastischer Erben als politische Möglichkeit zur Herrschaftssicherung, die entsprechend „besonders zielgerichtet eingesetzt werden mußte“101. Durch die Ernennung ihrer Söhne zu Caesares und deren spätere Beförderung in den Rang von Augusti versuchten viele der frühen Soldatenkaiser, das eigene Regime zu stabilisieren und so nach außen hin politische Kontinuität zu kommunizie97
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Siehe bereits für den ersten Soldatenkaiser Maximinus Thrax Börm 2008, pass.; spez. 82; manche dieser Prätendenten werden so noch als Vertreter der „Tradition des antoninischseverischen Prinzipats“ verstanden – vgl. den Titel der Studie Körner 2002 in Bezug auf Philippus Arabs; siehe auch Freyberger 1992, 311: „Die Rückschau auf die „glorreiche“ Vergangenheit der frühen Kaiserzeit ist ein spezifisches Merkmal des Zeitalters der Soldatenkaiser“. Zum Reskriptwesen der Soldatenkaiserzeit grundlegend Schnebelt 1974, pass.; spez. 193– 199; in jüngerer Zeit außerdem von Saldern 2006, pass.; Schuol 2008a, pass.; spez. 639f. mit weiterer Lit. Dieses Vorgehen lässt sich freilich noch bis in die späte Soldatenkaiserzeit verfolgen; ausf. Kluczek 1999, pass. Ausf. Hartmann 1982, 66–74; spez. 74; zur dynastischen Politik in jüngerer Zeit v. a. Kluczek 1997, pass.; Kluczek 1998, pass.; Kluczek 1999, pass.; Kluczek 2000b, pass.; Kluczek 2005, pass.; Kluczek 2006, pass.; Shillam 2006, pass.; jüngst auch Rubtsov 2015, 176; zur Propagierung der kaiserlichen Familie auf den Münzen des 3. Jhs. Horster 2007. Hartmann 1982, 185.
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ren. Die Prinzen spielten dabei längst nicht mehr die Rolle wohlbehüteter 'Infanten' des kaiserlichen Palastes, sondern übernahmen vermehrt eigenständig administrative oder militärische Aufgaben102. An dieser Stelle zeichnet sich bereits ein für die Herrschaftspraxis richtungsweisender Trend zum Mehrkaisertum ab, das schließlich im Rahmen der Tetrarchie zum staatstragenden Prinzip erhoben wurde103. Obwohl sämtliche Versuche zur Gründung einer dauerhaften Dynastie im fortgeschrittenen 3. Jh. n. Chr. (vielleicht mit Ausnahme des licinischen Herrscherhauses) als gescheitert gelten müssen, lässt sich anhand der althistorischen Quellengattungen konstatieren, dass die zur Präsentation der Nachfolger angewandten Strategien noch immer in den etablierten Traditionen des antoninisch-severischen Kaisertums standen 104. Unter den Soldatenkaisern wurden diese Mittel jedoch sukzessive angepasst oder weiterentwickelt. Ein anschauliches Beispiel stellt die zunächst allein jungen Caesares vorbehaltene Ehrenbezeichnung princpes iuventutis dar, die bald auch erwachsene Augusti und Mitregenten wie etwa Volusianus oder Gallienus in ihrer Titulatur führten105. In der Münzprägung kam es parallel zu einem gewandelten Verständnis des Plurals AVGG(VSTORVUM): Hatte sich die genitivische Mehrzahl zuvor (z. B. als CONCORDIA AVGG oder VIRTVS AVGG) lediglich auf gleichgestellte Co-Regenten, bezogen, konnte sie seit gordianischer Zeit auch das gemeinsame Verhältnis des Kaisers und seiner untergeordneten Familienmitglieder (etwa seines zum Caesar erhobenen Sohnes oder seiner Ehefrau) anzeigen106. Diese Entwicklung ist nicht unbedingt als Ausdruck einer erhöhten Machtposition der Prinzen oder gar der Kaiserfrauen zu verstehen; vielmehr mani-
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Dazu etwa Hartmann 1982, 187f.; Kluczek 1997, 155f.; Shillam 2006, 102; Johne 2008a, 603. Jüngst zum Mehrkaisertum mit weiterer Lit. Rubtsov 2015, 173–176; zur vorausgehenden Entwicklung und ihren Konsequenzen Hartmann 1982, 185–188; 194–199. So bemerkt etwa Kuhoff 1993, 129f., dass die hierzu angewandten Mittel „dieselben wie zuvor“ geblieben seien; dort auch S. 109; ähnlich Shillam 2006, 101: „At first glance, it appears these emperors implemented the same policies as their forebears. But, apart from the times being different, there were also key areas that these emperors either overlooked or ignored.“; Weber-Dellacroce 2015, 126 hat diesen Eindruck noch jüngst im Hinblick auf die Verwendung von Familienbildern in nachseverischer Zeit bestätigt: „Septimius Severus und seine Familie betrieben verstärkt die Repräsentation der neuen Dynastie in allen Medien. So ist es nicht verwunderlich, dass auch in der Kleinkunst eine beachtliche Anzahl an Darstellungen dieser kaiserlichen Familie vorliegt. Das Vorkommen weiterer kaiserlicher Familienbilder des 3. Jahrhunderts, die die sog. Soldatenkaiser mit ihren Frauen und Nachkommen präsentieren, zeigt, dass auch die Nachfolger des Septimius Severus mit ähnlichen Mitteln versuchten, die Herrschaft der Familie zu sichern, was aber bekanntlich keinem von ihnen gelang“. Zum gewandelten Gebrauch des Titels etwa Shillam 2006, 27–29; Horster 2007, 303–306; allg. Horster 2011, pass.; in nachgallienischer Zeit kam es zu einer noch weitergehenden Verunklärung, als der Titel wie bei Florianus und Probus auch in der Münzprägung von Alleinherrschern erschien, welche der Öffentlichkeit keinen Nachfolger präsentierten; dazu etwa Pink 1949, 24. Dazu Horster 2007, 302f. mit Belegen.
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festierte sich in solchen Vorgängen die nunmehr gesteigerte Bedeutung der dynastischen Nachfolgepräsentation107. Schließlich unterlagen selbst solch einzigartige Einrichtungen wie das Amt des pontifex maximus einem Wandel: Mit Pupienus und Balbinus hatten sich (erstmalig in der römischen Geschichte!) zwei Co-Regenten das altehrwürdige Oberpontifikat geteilt 108. In der Folgezeit nahmen sich mehrere Dynastien ein Beispiel an diesem Vorgehen. Für die frühe Soldatenkaiserzeit sind hier Philippus Arabs und Philippus minor, Trebonianus Gallus und Hostilianus, sowie Valerian und Gallienus zu nennen, die jeweils gemeinsam als pontifices maximi in Erscheinung traten109. Das 'Zwischenspiel' des Gallienus (260–268 n. Chr.) Die Alleinherrschaft des Gallienus brachte eine Vielzahl von Neuerungen mit sich, die das römische Kaisertum des 3. Jhs. am Übergang zur Spätantike maßgeblich beeinflussten. Neben Reformansätzen in Zivil- und Heeresverwaltung gehörten hierzu auch Innovationen auf dem Gebiet der kaiserlichen Selbstdarstellung 110. Nach allgemeiner Auffassung gilt die Regierungszeit des Kaisers damit als Scheidepunkt zwischen dem Repräsentationsverhalten der frühen Soldatenkaiser sowie der Herrscher der 270er und 280er Jahre. Seitens der althistorischen Forschung wird dem Kaiser für gewöhnlich eine „retrospektiv ausgerichtete Selbstdarstellung“ attestiert 111. Gallienus soll durch die Beschwörung hellenistischer und frühkaiserzeitlicher Traditionen eine an klassischen Idealen orientierte Renaissance gefördert haben, die sich besonders in Philosophie, Bildkunst und Herrschaftsauffassung niederschlug (vgl. hier Anm. 1082). So ließ er sich beispielsweise als erster römischer Kaiser seit dem Untergang der antoninischen Dynastie in die Eleusinischen Mysterien einweihen und umgab sich mit zeitgenössischen Geistesgrößen wie dem Neuplatoniker Plotinus112. Zugleich stilisierte er sich ganz „im Sinne der propagandistischen Überhöhung des kaiserlichen Amtes“, welche unter den nachgallienischen Herrschern weiter ausgebaut wurde und sich später als grundlegend für die kaiserliche 107
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Horster 2007, 308: „This does not mean that the position, the potential of influence of an empress or Caesar was strengthened. It seems as if the mere existence of the family, the dynasty was intended to be propagated as a powerful potential in analogy to the exis tence of a second string adult man.“ Dazu u. a. Huttner 2008, 174; Johne 2008a, 616. Dazu etwa Johne 2008a, 616. Zu Politk und Repräsentation des Gallienus ausf. de Blois 1976, pass.; außerdem Kuhoff 1979, pass.; Pflaum 1976, pass.; Hannestadt 1986, 293–299; Kluczek 2003, pass.; Kluczek 2000a, pass.; Manders 2012, 268–302; spez. 301f.. Zitat Kuhoff 1993, 338. Zur Einweihung in die Eleusinischen Mysterien u. a. Rosenbach 1958, 28–36; de Blois 1976, 185–193; Halfmann 1986, 56; Hannestadt 1986, 295; Kuhoff 1993, 31; Alföldi 1999, 110 mit Abb. 53; Goltz – Hartmann 2008, 272; zur Athenreise auch hier Anm. 1340.
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Repräsentation in Tetrarchie und Spätantike erwies 113. Ein weiteres Merkmal bestand in der immer häufigeren, direkten Assoziation des Kaisers mit bestimmten Gottheiten (hier Kap. 3.3 e)114. So lässt sich auch die Verkündung des Sonnengottes als invictus zunächst in der Münzprägung des Gallienus fassen115. Die Repräsentation der späten Soldatenkaiser (268–285 n. Chr.) Die auf Gallienus folgenden Kaiser werden für gewöhnlich als „Herrscher neuen Typs“ verstanden, die endgültig mit der „langen aristokratischen Wertevorstellung“ des römischen Principats brachen116. Sie grenzten sich in mancher Hinsicht deutlich von ihren Vorgängern der 230er bis 260er Jahre ab. Dies gilt nicht nur für ihre soziale Herkunft 117 oder ihre realpolitischen Erfolge 118, sondern auch für die von ihnen angewandten Repräsentationsformen. So nahmen die Kaiser der 270er und 280er (abgesehen von Carus) davon Abstand, ihre Herrschaft durch die Beschwörung dynastischer Motive zu konsolidieren119. Dafür traten nun neue Aspekte in den Vordergrund, die es durch die Mittel der Repräsentationskunst zu propagieren galt. So verstand sich das römische Kaisertum am Übergang zur Spätantike zunehmend als „überindividuelle Institution“ 120. Mit der fortschreitenden „Verabsolutierung“121 des 113
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Kuhoff 1979, 66; zur Tetrarchie in diesem Zusammenhang Johne 2008a, 602f.: „Die Tetrarchen, die am Anfang ihrer Herrschaft nichts anderes als weitere Soldatenkaiser zu sein schienen, konstruierten schnell eine religiöse Überhöhung zu ihrer Legitimität und fanden mit dem ab 293 praktizierten legalen Mehrkaisertum auch die erfolgreichste Lösung für die Verteidigung der Reichsgrenzen.“ Nach de Blois 1976, 174 wurde die dynastische Politik des Gallienus mit dem Übergang zur Alleinherrschaft durch religiöse Legitimationsvorstellungen abgelöst; zur Herrschaftsauffassung des Kaisers dort ausf. 120–169; zu Iuppiter-Bezügen in der Münzprägung des Gallienus noch Kluczek 2003, 35; zu den conservatores Augusti in der gallienischen Münzprägung Goltz – Hartmann 2008, 282 mit weiterer Lit.; zuletzt ausf. Manders 2012, 283–291. Dazu etwa Berrens 2004, 80; Johne 2008a, 622. Zu den sog. Illyrischen Kaisern ausf. Johne 2006, pass. mit weiterer Lit.; Zitat S. 132; siehe auch Johne 2008a, 599. Siehe etwa die aktuelle Zusammenfassung bei Mennen 2011, 22–28 mit Lit. So lässt sich die Selbstdarstellung der nachgallienischen Herrscher auch als optimistische Rückschau auf die Bewältigung der katastrophalen Entwicklungen skizzieren; dazu Alföldy 1975, 118; noch später fanden sich Verweise auf die „mühsame Wiederherstellung des Reiches“ unter Diocletian; vgl. auch Hahn 1977, 331. Dazu etwa Shillam 2006, 103: „The absence of evidence for dynastic policies in the years after Gallienus shows that the emperors were no longer preoccupied with appointed heirs, as their predecessors were. The absence in coins and inscriptions of any heirs for so many emperors can only mean that dynastic politics had been abandoned.“; zu den möglichen Gründen Shillam 92–100, der einen multikausalen Erklärungsansatz vertritt. Zitat: hier Anm. 1260; zur Entwicklung etwa Johne 2008a, 622f. Zum Begriff der Verabsolutierung Hartmann 1982, 12; 193; dazu jüngst Rubtsov 2015, 169.
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Herrschers gingen zugleich Veränderungen im Kaiserkult 122 sowie die Genese eines für die Folgezeit verbindlichen 'Hofzeremoniells' einher 123. In der Münzprägung traten die Herrscher stärker als zuvor in direkten Kontakt mit der göttlichen Sphäre (hier Kap. 3.3 e)124. Parallel dazu lässt sich die Neu- oder Umdeutung der Siegernamen sowie etablierter Titel wie invictus125 oder restitutor orbis126 konstatieren, die nun zunehmend ein zeitloses Versprechen für die Herrschaft des Princeps ausdrückten (vgl. hier Kap. 3.4). Die für Aurelian, Probus und Carus belegte Bezeichnung als dominus et deus markierte schließlich einen Höhepunkt in der Entrückung der nachgallienischen Kaiser 127. Die 122 123
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Allg. zum Kaiserkult im 3. Jh. Kluczek 2011a, pass.; spez. 457. Zu dieser Thematik hat A. Alföldi einige grundlegende Beiträge verfasst, die später erneut in Alföldi 1970 erschienen sind: 'Die Ausgestaltung des monarchischen Zeremoniells am römischen Kaiserhofe' (S. 3–118; uspr. in RM 49, 1934) sowie 'Insignien und Tracht der römischen Kaiser' (S. 121–276; usrpr. in RM 50, 1935); siehe aktuell auch Johne 2008a, 623; Rubtsov 2015, 170f. Zur Entwicklung etwa Johne 2008a, 622; Matern 2002, 46 deutet die Übernahme des Titel invictus durch Aurelian entsprechend als „Produkt des Zeitgeistes“. Ausf. zur Entwicklung des Titels invictus Berrens 2004, 184–198 mit weiterer Lit.; zur Soldatenkaiserzeit auch Johne 2008a, 615f.; zusammenfassend Alföldy 2003, 8f.: „Bezeichnend sind etwa die Steigerung und der Wandel der Siegerbeinamen invictus (seit Commodus und Septimius Severus), super omnes retro principes invictus oder invictissimus (seit Caracalla), victoriosus und victoriorissimus (seit Aurelian), victor statt invictus (regelmäßig seit 324, ohne daß der heidnisch klingende Beiname invictus bzw. sein Superlativ damals ganz aufgegeben worden wären), bis zu ubique vincens (zur Bezeichnung ausgerechnet des Arcadius und Honorius, unter denen ein großer Teil des Reiches verloren ging).“; zu Aurelian als perpetuus imperator Daguet 1992, pass.; 176f. mit Liste relevanter Inschriften; dazu kürzlich Allard 2006, 162f.; 168; zu Aurelian als ubique terrarum victor Mitthof 2007, pass. Der unter Severus Alexander etablierte Titel restitutor orbis wurde im Laufe des 3. Jhs. immer weiter ausgebaut, sodass die Kaiser in verschiedensten Bereichen als restitutores erschienen. Mit diesem Anspruch mussten nicht immer reale politische bzw. militärische Erfolge verbunden sein; Auswahl: zu Gordian III. als restitutor orbis Alföldy 1975, 116; Berrens 2004, 64; Schuol 2008b, 927; zur Familie des Philippus Arabs als restitutores orbis totius hier Anm. 382; zu Decius als restitutor Daciarum etwa Schade 2008, 71; zu Decius als restitutor sacrorum et libertatis etwa Babcock 1962, 153f.; zu Decius als restitutor sacrorum Marelli 1984; zu Valerian als restitutor publice saecuritatis ac libertatis conservator etwa Stylow 1972, 79; zu Valerian als restitutor orientis etwa Allard 2006, 153; Valerian als restitutor generis humani (RIC V 1, 220); zu Gallienus als restitutor Galliarum (RIC V I, 70f. Nr. 27–35) etwa Allard 2006, 151; zu Postumus als restitutor Galliarum und restitutor orbis etwa Stückelberg 1907, 175f.; Allard 2006, 151; allg. zu Aurelian Mitthof 2007, 243: pass.; zu Aurelian als restitutor gentis, restitutor saeculi, restitutor patriae und restitutor orientis etwa Allard 2006, 151 mit Anm. 28; Kluczek 2007, 326; Aurelians als restitutor et pacator orbis (z. B. CIL XVII² 172 = Clauss – Slaby 09500340); zu restitutor terrarum etwa Hannestadt 1986, 300; in der Titulatur Aurelians verbinden sich Allard 2006, pass.; spez. 169 zufolge die kaiserlichen Kriegserfolge mit dem Versprechen einer wiederkehrenden aurea aetas, welches sich durch die Zusätze aeternus, semper und perpetuus ausdrückte; zur östlichen Münzprägung auch Harl 1987, 79; zu Tacitus als restitutor rei publicae hier Anm. 1643; zu Florianus als restitutor saeculi etwa Sauer 1998, 195; zu Probus als restitutor provinciarum et operum publicorum hier zur Bautätigkeit
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung
„strikte Absonderung des Herrschers von seinen Untertanen“ wird damit zu Recht als Vorausschau auf das Kaisertum der Spätantike interpretiert128.
3.3 Die Münzprägung Das numismatische Material bildet eine zentrale Quelle für die Untersuchung der kaiserlichen Repräsentation. Im Vordergrund wissenschaftlicher Studien, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen, stehen üblicherweise die Reverstypen, deren Legenden und Bilder prägnante politische Botschaften formulierten und so auf programmatische Leitlinien in der offiziellen Selbstdarstellung von Kaisern und Usurpatoren schließen lassen. Durch die weiträumige und rasche Verbreitung der Münzen waren die Prägeherren in der Lage, ein breites und gesellschaftlich weit gefasstes Publikum zu erreichen 129. Es ist dabei vorauszusetzen, dass die Herrscher bzw. ihr jeweiliger Beraterkreis bei der Festlegung der Münztypen eine bestimmende Rolle spielten oder deren Emission zumindest nicht ohne das Einverständnis des Kaisers geschah130.
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des Kaisers; für Probus als restitutor urbis etwa Peachin 1990, 428 Nr. 35; für Carus als restitutor orbis etwa Peachin 1990, 447 Nr. 19; Nr. 23. Dazu u. a. mit weiterer Lit. Pink 1949, 21; Hartmann 1982, 193; Hannestadt 1986, 301; Clauss 2001, 186; 187f.; Berrens 2004, 101; Hedlund 2008, 85; 174f.; 226–228; Herklotz 2008, 943f.; Johne 2008a, 598f.; 622; Kluczek 2011a, 455f.; in diesem Zusammenhang spielt auch die 'Erstarrung' des maiestas-Begriffs eine Rolle: zur Formel DEVOTVS NVMINI MAIESTATIQVE EIVS ausf. Gundel 1953, pass.; spez. ab 130; 142: „Die Devotionsformel ist ein Symptom für die geistige Lage des römischen Reichs von der Wende zum 3. Jh. n. Chr. an. Es bahnt sich der Durchbruch des offiziellen Gottkaisertums an, das den eigentlichen Zeitströmungen nachhinkend in Aurelians Formel dominus et deus einen deutlichen, aber bereits wahren religiösen Inhalts entbehrenden Ausdruck fand.“ Zitat Kuhoff 1993, 338; Clauss 2001, 188 bezeichnet die Regime von Aurelian, Probus und Carus entsprechend als „Marksteine“ für den gewandelten Umgang mit bereits zu Lebzeiten vergötterten Herrschern. So beschreibt etwa Thierfelder 1949, I die Münzprägung in Bezug auf die Zeit der Soldatenkaiser als das „einzige Mittel, auf die Masse zu wirken, doppelt zu wirken, da sich wohl jedermann ein neues Geldstück, das in seinen Besitz gelangt, mit Interesse ansieht.“; siehe auch grundsätzlich Levick 1982, pass.; Kuhoff 1993, 28f.; Wolters 2003, pass.; Horster 2013, 280f.; die rasche Verbreitung von Münzen selbst kurzlebiger Herrscher lässt sich an folgendem Beispiel verdeutlichen: Die im nordafrikanischen Thysdrus erhobenen Kaiser Gordian I. und II. herrschten für einen Zeitraum von gerade einmal drei Wochen – die Kartierung der Münzhorte durch Ramage – Ramage 1991, 218f. Abb. Karte 56 mit Prä gungen der beiden Kaiser zeigt, dass sich die in Stadtrom geprägten Münzen trotz der relativ kurzen Herrschaft tief in die Provinzen hinein verbreiteten; vgl. auch Scerrato 1962, pass. zu einer Münze des Decius, die es bis nach Afghanistan geschafft hat; zu den Adressaten der kaiserlichen Münzprägung Hekster 2003, pass.; grundsätzlich auch Crawford 1983; außerdem hier Anm. 23. Siehe dazu auch die grundsätzlichen Ausführungen von Wolters 2003, pass.; spez. 185– 189.
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3.3 Die Münzprägung
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Noch R. Hedlund, der sich kürzlich ausführlich mit der Kommunikation der kaiserlichen Macht zwischen 260 und 285 n. Chr. auseinandergesetzt hat, betont die Bedeutung der Münzen als herausragendstes Medium der herrscherlichen Repräsentation. Er kommt zu dem Schluss, dass die Prägungen im Laufe der Soldatenkaiserzeit verstärkt als „monuments in miniature“ aufgefasst worden seien und dabei die zuvor gebräuchlichen Denkmalgattungen weitgehend ersetzt hätten131. Da die Münzen bereits seit republikanischer Zeit eine Funktion als sog. Staatsdenkmäler im Kleinformat innegehabt hatten und es sich dabei keinesfalls um ein Alleinstellungsmerkmal des fortgeschrittenen 3. Jhs. handelt, liefert Hedlunds Untersuchung in dieser Hinsicht zwar keine bahnbrechende Erkenntnis132, allerdings lassen sich seine Beobachtungen als erneuter Beleg für die einzigartige Rolle des numismatischen Materials bei der Rekonstruktion politischer Wirkungsabsichten verstehen. Die folgenden Ausführungen sind daher ganz der Münzprägung zwischen 235 und 285 n. Chr. gewidmet und sollen die im vorangegangenen Teilkapitel formulierten Grundlagen weiter vertiefen. Die Münzprägung der Soldatenkaiser133 war bereits vielfach Gegenstand numismatischer bzw. althistorischer Studien134. Die immense Fülle an größeren und kleineren Beiträgen ist im Rahmen dieses als Einführung gedachten Kapitels kaum zu überschauen135. Der Verfasser beschränkt sich daher im Folgenden auf die wichtigsten 131 132
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Hedlund 2008, 241f. Siehe dazu die berechtigte Kritik von Rowan 2011: „Hedlund's perspective provides a useful approach to the evidence, but his argument implies that coins had not functioned in this manner previously“; zur republikanischen Zeit siehe die dort in Anm. 6 angegebene Lit. Die Prägetätigkeit des 3. Jhs. n. Chr. steht im Zeichen des fortschreitenden Münzverfalls. Erst gegen Ende des Jahrhunderts wurden Reformen durchgesetzt, die der raschen Entwertung wirksam entgegenzusteuern vermochten; für einen allg. Überblick siehe Manders 2012, 11–24 mit weiterer Lit.; zur Entwicklung der Münzwirtschaft im 3. Jh. und zu den Reformen Aurelians ausf. Homo 1967, 155–175 und Weiser 1983a, pass.; siehe auch Hartmann 1982, 190f.; zu den Goldprägungen jüngst Bland 2013, pass.; spez. 263, 275f., dem zufolge die bisherige Sicht der Forschung, nach der es im 3. Jh. nur wenige Goldmünzen gegeben habe, revidiert werden muss. Zur sog. Münzpropaganda zwischen 248 und 268 n. Chr. bereits Thierfelder 1949, pass.; zum Sechskaiserjahr 238 n. Chr. Haegemans 2003, pass.; zu Maximinus Thrax Haegemans 2010, 89–92; dazu Rez. Wiegels 2013b; zum Zeitraum von Gallienus bis in tetrarchische Zeit Hedlund 2008, pass.; dazu Rez. Rowan 2011; Rez. Kluczek 2011b; für eine statistische Auswertung für die Zeit zwischen 193 und 284 n. Chr. siehe Manders 2012, pass.; dazu Rez. Biedermann 2013; Rez. Horster 2013; Rez. Mittag 2013; außerdem Hekster 2003, pass.; Hekster – Manders 2006, pass.; Manders 2007, pass.; Hekster – Manders 2011, pass.; eine Fülle an Publikationen stammt außerdem von A. Kluczek (siehe Lit.-Verzeichnis), deren Ergebnisse in der internationalen Forschung bisher kaum Beachtung gefunden haben; zu den Kaiserfrauen auf Münzen Scheer 2006, 305–310; zur dynastischen Repräsentation Horster 2007, pass. Allg. zur Münzprägung der Soldatenkaiser (Auswahl): RIC IV 2, 138–177; RIC IV 3, pass.; RIC V 1, pass.; RIC V 2, 1–203; Cohen IV², 503–530; Cohen V², pass.; Cohen VI², 1–411; jüngst zu den Prägestätten des 3. Jhs. Lužický 2012, pass.; siehe auch die jeweils hier in Kap. 5 zu den einzelnen Personen angegebene Lit.
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung
Aspekte der kaiserlichen Selbstdarstellung. Dabei handelt es sich um die militärische Repräsentation (a), die kaiserlichen Tugenden (b), die Freigiebigkeit des Herrschers (c), Verweise auf das goldene Zeitalter (d), religiöse Aspekte (e), die Rolle der Stadt Rom (f) sowie die Bedeutung verschiedener Regionen des Reiches (g). a) Militärische Themen Die moderne Bezeichnung der Herrscher zwischen 235 und 285 n. Chr. als Soldatenkaiser lässt erwarten, dass militärischen Themen in der Münzprägung eine nunmehr gesteigerte Bedeutung zukam. So verstand N. Hannestadt die zunehmend militarisierten Münztypen „as a manifestation of the fact that the soldiers had become the primary target for state propaganda“136. Legt man jedoch die kürzlich von E. Manders erarbeiteten Statistiken zu Grunde, ergibt sich ein differenziertes Bild: Tatsächlich spielten militärische Themen in der Münzprägung der Soldatenkaiser keine größere Rolle als noch in severischer Zeit. Lediglich Maximinus Thrax und Traianus Decius stechen mit einer Vielzahl solcher Typen signifikant hervor137. Im Falle der übrigen Kaiser lassen sich statistische Ausschläge für gewöhnlich mit kurzen Friedensphasen oder bestimmten militärischen Unternehmungen in Zusammenhang bringen138. Dieses Ergebnis ist jedoch mit Vorsicht zu behandeln, da Manders einige Münztypen im Rahmen ihrer Studie inkonsequent kategorisiert 139. So nehmen bestimmte Legenden mit virtus-Bezug in ihrer Statistik keinen Einfluss auf den Bereich der militärischen Repräsentation. Es ist aber davon auszugehen, dass gerade solche Prägungen in einem militärischen Sinne verstanden wurden, weil sie die kriegerische Tüchtigkeit des Kaisers betonten. Dabei lässt sich konstatieren, dass die Bedeutung von virtus im Laufe des 3. Jhs. deutlich gegenüber anderen Tugenden zunahm (siehe unten). In der zweiten Jahrhunderthälfte wurden die Kaiser zudem immer häufiger im Panzer bzw. in militärischer Tracht dargestellt – Für Gallienus und Postumus lassen sich erstmals Aversporträts mit behelmten Kaiserköpfen konstatieren (Taf. IV, 8) 140. Die römische Bild136 137
138 139 140
Hannestadt 1986, 287f. Vgl. Manders 2012, 65 Abb. 17, 66f.; die Vielzahl militärischer Typen in der Münzprägung des Decius erklärt Manders im Sinne der Angleichung des Kaisers an den kriegerisch erfolgreichen Trajan, dessen Namen er nach Herrschaftsantritt angenommen hatte; vgl. Kent u. a. 1973, 73; E. Manders Vorschlag, dass Maximinus Thrax seine ritterliche Herkunft und seine militärische Erfahrung hervorheben wollte, gewichtet wohl geringer als der Umstand, dass sich der erste Soldatenkaiser während seiner gesamten Herrschaft an den Grenzen aufhielt und seine Aufmerksamkeit militärischen Operationen widmete; letztlich erklärt aber auch dies den hohen Anteil von Prägungen mit militärischem Bezug nicht; vgl. Horster 2013; noch Wolters 2013, pass. zufolge lässt sich seine militärische Tätigkeit anhand der Münzprägung nachvollziehen; vgl. bereits Thierfelder 1956/1957, 282. Manders 2012, 69; 222. Dazu Rez. Biedermann 2013, 282. Delbrück 1940, 12; Kraft 1959, 48f.; 51–58 sieht hierin noch keine Herrscherinsignie, sondern einen Beleg der herrscherlichen virtus; anders Bastien 1992, 201–204, der herausstellt, dass der gemmenverzierte Helm bereits unter den beiden genannten Herrschern belegt ist
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3.3 Die Münzprägung
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nispraxis bediente hier „ein Jahrhunderte lang ungewohntes, eher ängstlich vermiedenes Darstellungsschema“141, in dem sich ein zunehmend kriegerisch verstandenes Herrscherideal offenbart. Das Militär spielte demnach durchaus eine wichtige Rolle in der kaiserlichen Selbstdarstellung; seine Bedeutung nahm jedoch erst im späteren Verlaufe der Soldatenkaiserzeit zu. b) Kaiserliche Tugenden Die Propagierung bestimmter Herrschertugenden hatte seit jeher zu den zentralen Motiven der kaiserlichen Selbstdarstellung gehört 142. Noch im fortgeschrittenen 3. Jh. nahmen direkte oder indirekte Verweise auf solche virtutes einen vergleichsweise großen Anteil in der offiziellen Münzprägung ein 143. Dabei waren providentia, liberalitas, virtus, pietas und aequitas zwischen 235 und 285 n. Chr. bei Weitem am häufigsten vertreten144. Aus dieser Beobachtung lässt sich jedoch nicht etwa ein speziell 'soldatenkaiserliches' Programm ableiten, da dieselben Eigenschaften bereits lange zuvor eine gegenüber anderen Tugenden (v. a. clementia, indulgentia, iustitia, munificentia, patientia und pudicitia) herausragende Rolle gespielt hatten145. Die kaiserliche Selbstdarstellung bewegte sich damit zunächst noch deutlich in den etablierten Traditionen des römischen Principats. Erst nach der Jahrhundertmitte ist eine sichtbare Verschiebung zugunsten der militärischen virtus zu konstatieren146, welche als virtus Augusti nun mehr und mehr zu einer „persönlichen Eigenschaft“ des Kaisers avancierte 147. Der vergleichsweise große Anteil
141 142
143 144 145
146
147
und nicht erst in tetrarchischer Zeit auftritt, wie von Alföldi (RM 50, 1935, 67; neu ersch. in Alföldi 1970) postuliert; zur Thematik kürzlich noch Wienand 2012, 117f. mit Anm. 87; siehe auch Alföldi 1999, 106; Göbl 2000, 108f.; zu behelmten Münzporträts des Gallienus in der östlichen Münzprägung Harl 1987, 40f. mit S. 156 Anm. 22 und Taf. 13, 6. Kraft 1959, 53. Zu den virtutes in der römischen Kaiserzeit u. a. Wallace-Hadrill 1981, pass.; de Blois 1994, pass.; Noreña 2001, pass.; aktuell auch Noreña 2011, 37–55 mit weiterer Lit.; ergänzend Rez. Scherr 2011, Anm. 2; grundlegend zu aretai und virtutes in der griechischen und römischen Antike auch Classen 2010, pass. mit weiterer Lit. Manders 2012, 159 Abb. 25. Im Einzelnen Manders 2012, 158–185; Hekster – Manders 2006, 137–139; siehe auch Thierfelder 1949, 8f. (aequitas), 28f. (liberalitas), 38–41 (pieats), 42f. (providentia), 66–68 (virtus). Für die Zeit zwischen 69 und 235 n. Chr. Noreña 2001, 156, Tabelle 3; Noreña 2011, 62– 100; spez. 63–71 (aequitas); 71–77 (pietas); 77–82 (virtus); 82–92 (liberalitas); 92–99 (providentia); ähnlich Manders 2012, 162; siehe auch Thierfelder 1949, 13f. (clementia), 26 (indulgentia). Etwa Hekster – Manders 2006, 140; Hedlund 2008, 57–67; Manders 2012, 161 Abb. 26; es ist dabei zu bedenken, dass sich virtus nicht nur durch entsprechende Reverslegenden sondern auch durch Bezüge auf Victoria oder Abbildungen der Truppen und des Kaisers in militärischer Tracht ausdrücken konnte; siehe Manders 2012, 170; Biedermann 2013, 282. Zitat Alföldi 1999, 105; vgl. etwa das Aufkommen von direkten virtus-Bezügen auf den Aversen in nachgallienisch-vortetrarchischer Zeit (z. B. VIRTVS FLORIANI; VIRTVS PROBI); dazu Kent u. a. 1973, 54, López Sánchez 2007, 576f.
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung
solcher Prägungen für kurzlebige Herrscher wie die älteren Gordiane oder Florianus lässt vermuten, dass es sich dabei um eine Tugend handelte, die es möglichst früh zu signalisieren galt148. Dieses Vorgehen ist durchaus plausibel, da ein Kaiser zu Herrschaftsbeginn (besonders wenn er wie viele Soldatenkaiser nicht der römischen Führungselite entstammte) normalerweise noch keine größeren zurückliegenden Erfolge vorweisen konnte. Vielmehr musste er seine Selbstdarstellung auf Versprechungen und persönliche Eigenschaften stützen. Als Ausweis der militärischen Leistungsfähigkeit war virtus daher besonders geeignet, wenn es darum ging, das eigene Regime zu konsolidieren und sich gegenüber anderen Prätendenten zu behaupten. An zweiter Stelle stand die providentia des Kaisers, die gemeinsam mit providentia deorum zu den Kerntugenden des 3. Jhs. zählt und deren Anteil ebenfalls in der zweiten Jahrhunderthälfte stieg149. Demgegenüber kam pietas und aequitas unter den meisten Herrschern keine große anteilsmäßige Bedeutung zu 150. Die von E. Manders aufgestellte Statistik vernachlässigt in diesem Zusammenhang allerdings solche Münzbilder, die den Kaiser in priesterlicher Funktion (capite velato) zeigen und seine pietas dadurch wortlos bekunden151. Liberalitas verlor hingegen im Laufe der Soldatenkaiserzeit zunehmend an Bedeutung und wurde nach Quintillus überhaupt nicht mehr propagiert152. In diesem Zusammenhang kam es zu einer fortschreitenden Vermengung mit dem Begriff der libertas. Diese Entwicklung soll im Folgenden gesondert betrachtet werden. c) libertas und liberalitas Durch libertas-Prägungen konnte sich die Überwindung eines als unrechtmäßig empfundenen Vorgängerregimes ausdrücken. So wurden kurz nach der Erhebung des Severus Alexander entsprechende Münzen herausgegeben, welche die Wiederherstellung der allgemeinen Freiheit durch den Sturz Elagabals feiern sollten153. Eine solche Interpretation muss allerdings nicht immer zutreffen: Von Elagabal selbst sind beispielsweise li148 149
150
151 152 153
Hekster – Manders 2006, 139; Manders 2012, 171f. Manders 2012, 161 Abb. 26, 162–165; sie beschreibt providentia als „one of the core vir tues on third-century imperial coinage“; siehe bereits Thierfelder 1949, 42f.; zuvor hatte providentia nur unter vereinzelten Kaisern eine prominente Stellung eingenommen; vgl. etwa Gordian II. Manders 2012, 161 Abb. 26, 178–182 (pietas), 182–185 (aequitas); Thierfelder 1949, 8f.; 38–41; Ausnahmen stellen Gordian I. und Herennius Etruscus dar, für die deutlich mehr pietas-Prägungen bekannt sind. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die Gesamtmenge an Typen im Falle beider Herrscher relativ gering ausfällt und statistische Ausschläge daher besonders markant ausfallen. Biedermann 2013, 282. Manders 2012, 161 Abb. 26. Dazu Stylow 1972, 71; dort pass. zu libertas und liberalitas; grundsätzlich zum libertas-Begriff Alföldi 1967b, 64, der ihn als „legitimen Rechtszustand der römischen Republik“ beschreibt; zur Rolle des Kaisers als vindex libertatis Walser 1955, pass.; zu libertas 'als politische Idee' im Wandel von Republik zur frühen Kaiserzeit ausf. Wirszubski 1967, pass.
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bertas-Prägungen bekannt, die fast ausschließlich aus der späteren Regierungszeit des Kaisers stammen und somit wohl kaum als Ausdruck der Überwindung seines Vorgängers (in diesem Falle des Macrinus) zu verstehen sind. Auch die Münzen des Trebonianus Gallus und seines Sohnes Volusianus propagierten libertas, ohne dass eine solche Interpretation aus historischer Sicht in Frage käme: Gallus suchte nach seiner Erhebung vielmehr den positiven Anschluss an die Herrschaft seines Vorgängers Traianus Decius und nahm dessen Sohn Hostilianus in sein Herrschaftskollegium auf. Der alte Kaiser wurde in diesem Zusammenhang sogar konsekriert (hier Anm. 998 u. 1662). Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass libertas und liberalitas als Ausdruck der kaiserlichen Freigiebigkeit im fortgeschrittenen 3. Jh. nicht immer strikt voneinander zu trennen sind. So lassen sich Reverse mit Darstellung der liberalitas heranziehen, deren Legenden libertas beschwören. Diese Kombination funktionierte auch umgekehrt 154 – offenbar war es innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer inhaltlichen Vermengung beider Begriffe gekommen155. Aus diesem Grunde scheint es teilweise unmöglich, bestimmte Emissionen konkreten Ereignissen – etwa kaiserlichen Spenden (liberalitas) oder der Überwindung bspw. eines Usurpators (libertas) – zuzuweisen. Schließlich durchliefen auch die mit liberalitas verbundenen und seit der frühen Kaiserzeit geprägten congiaria-Szenen einen Wandel. Im 3. Jh. lässt sich bereits kein Beleg mehr für die Legende CONGIARIVM erbringen156. Seit Philippus Arabs waren zudem die Empfänger der kaiserlichen Spenden auf den bildlichen Szenen verschwunden, die stattdessen nur noch den Herrscher gemeinsam mit der personifizierten liberalitas zeigten157. Unter der Herrschaft des Gallienus endeten die zur Gebärde herabgesetzten congiaria-Szenen schließlich gänzlich. Liberalitas-Prägungen blieben indessen Ausdruck der allgemeinen kaiserlichen Freigiebigkeit bzw. Gnade 158, jedoch ohne Bezug auf tatsächlich erbrachte Leistungen. Dies bedeutet freilich nicht, dass es nicht auch weiterhin realiter zu Spenden an die Bevölkerung kam. In der zweiten Jahrhunderthälfte nahm der prozentuale Anteil von liberalitas-Prägungen stark ab. Unter den nachgallienisch-vortetrarchischen Kaisern waren sie kaum noch vertreten 159. Die Freigiebigkeit des Herrschers drückte sich seit der Herrschaft des Decius vor allem durch Reverse mit ubertas aus160. 154 155
156 157 158 159 160
Mit Beispielen Stylow 1972, 71; allg. zur liberalitas als herrschaftsideologischer Begriff Horster 1997, 16; zur liberalitas prinicpis im Wandel der Zeit grundlegend Kloft 1970, pass. Stylow 1972, 71: „Die Vorstellung der Römer von libertas und liberalitas waren sich im Laufe der Zeit so nahegekommen, daß sie schließlich austauschbar wurden, eine Entwicklung, die in der kaiserlichen Propaganda und durch sie angebahnt wurde, sich aber dann auch in der Literatur und Volkssprache durchsetzte.“ Manders 2012, 167 mit Anm. 45; bereits ab hadrianischer Zeit begann liberalitas die congiaria-Prägungen zu verdrängen; dazu Noreña 2001, 163 mit Abb. 2–3. Stylow 1972, 73: „An ihnen zeigt sich, wie sehr die Darstellungen ihres konkret histori schen Gehalts entleert und auf typische Gebärden reduziert wurden.“ Stylow 1972, 74. Manders 2012, 161 Abb. 26. Stylow 1972, 76; 77: „Die Unterscheidung von libertas und ubertas bei praktisch identischem Münzbild und äußerst ähnlicher Legende dürfte bereits den Römern schwergefallen sein.“
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung d) das goldene Zeitalter
Die Propagierung eines mit dem Regime des Princeps anbrechenden goldenen Zeitalters hatte seit augusteischer Zeit zu den Grundvorstellungen des kaiserlichen Herrschaftsmythos gehört161. Unter den Soldatenkaisern begegnet das Motiv als literarisches Thema in besonders herausgehobener Form im Zusammenhang mit Probus, der sich durch seine Herrschaft neben dem Weltfrieden auch die Abschaffung aller Soldaten und Waffen erhofft haben soll162. Aus statistischer Sicht lässt sich konstatieren, dass die Thematik unter den frühen Soldatenkaisern zwar grundsätzlich bedient wurde, dabei jedoch keine hervorgehobene Rolle spielte. Erst in der zweiten Jahrhunderthälfte erfuhr das Motiv einen Aufschwung und gehörte bald zu den verbreitetsten Botschaften der Münzprägung. Bereits zur Tausendjahrfeier lässt sich diesbezüglich ein leichter Anstieg feststellen163. Anders als die oben besprochenen Tugenden drückten Begriffe wie felicitas, pax, securitas und salus keine persönlichen Eigenschaften des Herrschers aus. Es handelte sich vielmehr um allgemein wünschenswerte Zustände, welche durch die Heilsversprechungen des jeweiligen Regimes realisiert werden sollten164. So versteht noch E. Manders diese Botschaften als Einzelbestandteile einer in der Münzprägung verkündeten aurea aetas165. Ihrer Statistik zufolge gewann pax zunehmend an Bedeutung und wurde in nachseverischer Zeit zu einer bestimmenden, von den meisten Kaisern aufgenommenen Reverslegende166. Salus und securitas wurden hingegen nicht unter jedem Herrscher propagiert167. Zwar gehörte auch felicitas zum festen Vokabular der offiziellen Münzprägung, spielte jedoch zwischen 235 und 285 n. Chr. eine insgesamt untergeordnete Rolle168. 161 162 163 164 165
166 167
168
Zur aurea aetas und zur 'mythischen Überhöhung des neuen Staates unter Augustus' ausf. Zanker 2009, 171–217 (urspr. 1987). HA Prob. 20, 5–6; ausf. Hahn 1977, pass., der die Stelle mit dem aurea aetas-Konzept Claudians vergleicht. Manders 2012, 187–220 mit S. 190 Abb. 27. Siehe bereits Thierfelder 1949, 18f. (felicitas), 34–36 (pax), 51f. (salus), 53f. (securitas); zu pax, concordia, fortuna, salus, victoria und felicitas als wichtigste beneficia der mittleren bis hohen Kaiserzeit kürzlich Noreña 2011, 101–177 mit weiterer Lit. Manders 2012, 187–220; zur problematischen Einteilung Rez. Mittag 2013; bereits Stylow 1972, 72 hatte den Münzbefund der Soldatenkaiserzeit dahingehend interpretiert, dass „innere und äußere Sicherheit (...) das goldene Zeitalter beschwören [sollten], das jeder dieser ephemeren Kaiser mit seiner Regierung einzuleiten beanspruchte“. Stylow 1972, 72; Manders 2012, 199–205 mit Abb. 29. Bemerkenswerterweise lassen sich viele securitas-Prägungen für Gordian I. und II. anführen, während felicitas, pax und salus nicht auf den Münzen der beiden Kaiser erschienen. Offenbar stellte die Wiederherstellung bzw. Gewährleistung der allgemeinen Sicherheit eine besonders wichtige Leitvorstellung während der kurzen, turbulenten Herrschaft der beiden gegen Maximinus Thrax erhobenen Kaiser dar. Manders 2012, 193–199 mit Abb. 28; zu securitas und cornucopiae unter den Illyrischen Kaisern Hahn 1977, 331.
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Das Versprechen des goldenen Zeitalters konnte sich zur Zeit der Soldatenkaiser auch durch die Abbildung von Barbaren ausdrücken – anscheinend boten sich gerade Darstellungen äußerer Feinde als Projektionsfläche für die Heilsversprechungen der durch die römische Macht befriedeten Welt an. A. Kluczek hat dieses Phänomen einem Vergleich mit den auf das goldene Zeitalter anspielenden Motiven der antoninischen Münzprägung unterzogen. Sie resümiert, dass das Motiv des Kaisers als Bezwinger feindseliger Barbaren im 2. Jh. noch nicht so wichtig gewesen sei wie zu Zeiten der Krise, „when contrary to the difficult situation of the Roman state, wider possibilities of the understanding of the idea as a call to rule over all nations, with the recognition of the confinement of the actual Roman world were observed“169. e) Religiöse Themen Religiöse Themen – also Bezüge auf Gottheiten oder Darstellungen des Kaisers als Priester – spielten je nach Kaiser bzw. Dynastie eine mehr oder minder wichtige Rolle170. Einige spezifische Götter wurden ab der zweiten Jahrhunderthälfte bestimmend: Trat Hercules zunächst kaum in Erscheinung, fand er ab Aemilianus häufiger Eingang in die Reichsprägung und spielte bald in der Auseinandersetzung zwischen Gallienus und Postumus eine herausragende Rolle171. Zur gleichen Zeit gewann Iuppiter, für den zwischen Philippus Arabs und Trebonianus Gallus keinerlei Münzen belegt sind, an Bedeutung172. Auch Münzen mit Sol oder Apoll nahmen erst nach der Jahrhundertmitte zu, wobei sich deren Verhältnis bald zugunsten des Sonnengottes verschob. Unter Aurelian, für dessen Herrschaft der Sonnenkult eine besonders herausgehobene Rolle spielte, lassen sich solche Prägungen sodann am häufigsten belegen173. Ganz unerwartet fällt die statistische Analyse im Hinblick auf die Prägetätigkeit des Traianus Decius aus: Obwohl dessen konservative Religionspolitik nach allgemeiner Auffassung zu den wesentlichen Merkmalen seiner Herrschaft gehörte 174, ist davon auf den Münzen kaum etwas zu finden. Decius lässt sich sogar zu den wenigen Kaisern 169 170 171 172 173
174
Zusammenfassend Kluczek 2009, 449–453; spez. 453. Manders 2012, 100 Abb. 18; zu religiösen Bezügen in der Münzprägung des Probus Kluc zek 1993, pass.; zu religiösen Bezügen in der Münzprägung von Serdica Kluczek 2010, pass. Manders 2012, 108–115 mit Abb. 20; zu Hercules in Tetrarchie und Folgezeit jüngst ausf. Eppinger 2015, 180–255; dort auch S. 159–178 zu Hercules-Bezügen unter den Herrschern des Gallischen Sonderreiches. Manders 2012, 102–104 mit Abb. 19. Manders 2012, 124 Abb. 22; zu Sol: 126–131; Apoll: 131–133; zu Sol unter Aurelian Hannestadt 1986, 301; Berrens 2004, 90–100; 93: „erst nach dem erfolgreichen Feldzug gegen Palmyra und der Rückkehr des Kaisers aus dem Osten wandelt sich das Bild der Münzprägungen.“ Sol taucht nun vermehrt auf und tritt etwa als Schlachthelfer oder Begleiter des Kaisers in Erscheinung. Vgl. noch Lichtenberger 2011, 157: „Decius [...] war in seiner Religionspolitik ein Vertreter der traditionellen römischen Religion“; siehe auch hier Anm. 1724.
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zählen, die kaum religiöse Themen in ihrer Münzprägung verarbeiteten 175. Diese Beobachtung lässt sich allerdings durch eine Reihe eindrucksvoller Gedächtnisprägungen für vergöttlichte Kaiser relativieren, die wohl unter seiner Herrschaft geprägt wurden (hier Anm. 1722) und in der von E. Manders aufgestellten Statistik keine Berücksichtigung finden176. Zudem wurden seine zu Prinzen erhobenen Söhne Herennius Etruscus und Hostilianus in der Münzprägung durchaus vermehrt mit religiösen Themen assoziiert 177. Für den älteren Bruder lässt sich sogar eine verhältnismäßig hohe Anzahl an pietas-Prägungen konstatieren178. Allgemein ist festzuhalten, dass direkte Götterbezüge nach der ersten Hälfte des 3. Jhs. an Bedeutung gewannen und Darstellungen des Kaisers in priesterlicher Funktion zugleich immer seltener wurden. Mit Quintillus endeten sie fast gänzlich und hatten bereits unter den vorangegangenen Kaisern (abgesehen von Aemilianus!) eine untergeordnete Rolle gespielt. Direkte göttliche Bezüge, etwa in Form der gemeinsamen Aversdarstellung von Kaiser und Gottheit, nahmen hingegen zu. Der Kaiser trat somit nicht mehr als bloßer Vermittler zwischen der irdischen und übernatürlichen Welt auf, sondern wurde in direkten Bezug mit der göttlichen Sphäre gesetzt, deren Vertreter als seine persönlichen comites erschienen179. Diese Bedeutungsverschiebung verlief parallel zu der im Vorfeld skizzierten Entwicklung, nach welcher sich die offizielle Darstellung des Kaiser im Laufe des 3. Jhs. hin zu einem von der Welt der Lebenden entrückten Zustand – F. Mittag spricht von einer „Sakralisierung“ des Kaisers 180 – vollzog. Die Münzprägung zeigt, dass diese Entwicklung nicht erst während der Alleinherrschaft des Gallienus oder unter den nachgallienisch-vortetrarchischen Kaiser einsetzte, sondern gewissermaßen schon kurz nach der Jahrhundertmitte begann. f) Bezüge auf Rom Ein verhältnismäßig großer Anteil der Münzprägung des fortgeschrittenen 3. Jhs. war von Bezügen auf die Stadt Rom bestimmt181. So lassen sich Varianten der Legende Roma aeterna182 sowie bildliche Darstellungen ihrer Personifikation für fast alle Soldaten175 176 177 178 179 180 181
Manders 2012, 100 Abb. 18; 136 Abb. 23; 137 mit Anm. 192; 144 Abb. 24; 262; Decius und seine Söhne treten – im Gegensatz zu ihren direkten Vorgängern und Nachfolgern – auch nicht in priesterlicher Funktion auf. Dazu auch Manders 2012, 263–266; 266f.; für Lit. siehe Huttner 2008, 208 Anm. 424– 426. Manders 2012, 100 Abb. 18; 116 Abb. 21; 124 Abb. 22; 144 Abb. 24. Manders 2012, 161 Abb. 26. Dazu etwa Berrens 2004, 207f. mit Beispielen für Sol als comes Augusti und Lit.; Manders 2012, 145 formuliert prägnant: „Instead of appearing human, the emperor became godlike.“; siehe auch Alföldi 1999, 58. Mittag 2013. Zu Rom in der kaiserlichen Münzprägung spez. zwischen 260 und 285 n. Chr. Hedlund 2008, 136–140; aktuell zu stadtrömischen und provinziellen Architekturdarstellungen auf Münzen der Soldatenkaiserzeit Elkins 2015, 119–123.
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kaiser erweisen183. Der Tibermetropole kam also gerade zu jener Zeit große Bedeutung zu, in der sich die physische Präsenz der Kaiser zunehmend von der Hauptstadt weg auf andere geographische Räume verlagerte. Die Hauptstadt spielte somit noch lange eine grundlegende Rolle als ideologisches Zentrum des römischen Principats. A. Kluczek zufolge stand das Motiv für die Beständigkeit und Größe des Reiches, weswegen es sich gerade in Krisenzeiten für die kaiserliche Selbstdarstellung anbot. Sie verbindet den aeternitas-Aspekt der Roma-Prägungen mit Vorstellungen des saeculum novum und teilt das Material in mehrere Gruppen ein: Roma trat demnach außerdem als Sinnbild der renovatio temporum sowie als Schenkerin des Sieges und Wahrerin der militärischen virtus des Kaisers auf184. Die ideologische Rolle der Hauptstadt lässt sich an einem konkreten Beispiel illustrieren: Das Gegensatzpaar von profectio und adventus – der zeremonielle Auszug des Kaisers mit seinen Truppen und seine feierliche Rückkehr nach erfolgreicher Unternehmung – hatte seit der frühen Kaiserzeit ein wiederkehrendes Motiv der öffentlichen Repräsentationskunst dargestellt und im 2. Jh. n. Chr. sogar Einzug in offizielle Münzprägung gefunden185. Nach dem Untergang der severischen Dynastie verlor die profectio jedoch rapide an Bedeutung und verschwand schließlich gänzlich aus den Prägeplänen 186. Letzte Belege lassen sich für Gordian III. und Postumus erbringen. Der adventus stellte hingegen noch immer ein beliebtes Motiv der kaiserlichen Münzprägung dar. Diese Diskrepanz ist am ehesten damit zu erklären, dass angesichts der zunehmenden Abwesenheit der Kaiser das Versprechen ihrer baldigen siegreichen Wiederkehr in den Vordergrund rückte187. Zugleich wurde die profectio für die Repräsentationskunst uninteressant, weil die nicht mehr zu gewährleistende Anwesenheit des Herrschers ja eine grundlegende Voraussetzung für seinen feierlichen Auszug bildete. Da die Kaiser nun immer öfter an den entfernten Grenzen des Reiches erhoben wurden, avancierten die adventus-Prägungen schrittweise zum Versprechen eines offiziellen 'Regierungsantrittsbesuchs'. Die profectio verlor hingegen ihren eigentlichen Sinn. Möglicherweise wurde der adventus des Kaisers, der sich in der offiziellen Wahrnehmung nun auch metaphysisch von seinen Untertanen entfernte, bald im Sinne einer göttlichen Epiphanie verstanden188. 182 183 184 185 186 187
188
Dazu Thierfelder 1949, 47f.; Kluczek 2004a; Kluczek 2006, Kap. I; Hedlund 2008, 145– 147. Kluczek 2004a, 232f.; Hedlund 2008, 147. Kluczek 2004a, pass.; spez. 235f.; 251. Grundlegend zu Begriff, Geschichte, Ablauf und Bedeutung des Adventuszeremoniells Lehnen 1997, pass.; zur profectio Lehnen 2001, pass.; zu profectio und adventus im 1. und 2. Jh. Koeppel 1969, pass.; zum Adventus in der Spätantike MacCormack 1972, pass. Etwa Hölscher 1967, 61; Koeppel 1969, 180f.; Manders 2012, 70f.; 74f. Dazu Bauer 2012, 4: „Ausdruck dieser Verpflichtung, der Stadt Rom einen Besuch abzustatten, sind die Adventus-Prägungen. Münzen mit der Legende ADVENTVS AVGVSTI kommunizierten auf einer allgemeineren Ebene Sieghaftigkeit und Friedensherrschaft und erinnerten im engeren Sinne an konkrete Besuche und kaiserliche Anwesenheit.“ Hölscher 1967, 61f., der die genannten Aspekte in drei Erklärungsansätzen formuliert; folgend etwa Hekster – Manders 2011, 160f.; Manders 2012, 74.
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung g) Provinzen, Regionen und Ortschaften
Parallel zur sich verändernden Rolle der Stadt Rom lässt sich auch anhand der Münzprägung eine Verlagerung des kaiserlichen Interesses auf bestimmte Regionen nachvollziehen. So konstatiert R. Hedlund für die Zeit zwischen 260 und 285 n. Chr. die Ent wicklung einer zunehmend regionalisierten „language of imperial authority“ 189. A. Kluczek hat ausgewertet, für welche geographischen Räume sich konkrete Bezüge in der Münzprägung des 3. Jhs. finden lassen und wie sich dieser Aspekt im Vergleich zur Prägetätigkeit zwischen Nerva und Commodus verhielt190. Wurden im 2. Jh. noch Regionen und Ortschaften des gesamten Römischen Reiches in der Münzprägung angesprochen, beschränkte sich die Nennung zur Zeit der Soldatenkaiser mit wenigen Ausnahmen auf Provinzen und Städte des Donau- und Balkanraums sowie die kontinentalen Nordwestprovinzen. Die starke Betonung der Donauländer ist auch deshalb signifikant, weil die größten Truppenkontingente des 3. Jhs. in diesem Gebiet stationiert und einige Kaiser direkt von den hier ansässigen Soldaten erhoben worden waren191. Das verschobene Interesse der Münzprägung lässt sich jedoch nicht alleine durch die gesteigerte militärische Relevanz dieser geographischen Bezugspunkte erklären. So dürfte die besondere Hervorhebung der illyrischen Provinzen (insb. Dacia und Pannonia) unter Traianus Decius nicht zuletzt damit zusammen hängen, dass der Kaiser persönlich aus der Donauregion stammte und seiner Heimat damit eine Reverenz erwies 192. Als gebürtige Illyrer ließen auch Claudius Gothicus und sein (Halb-)Bruder Quintillus Münzen mit Bezug auf die Balkanprovinzen herausgeben193. Das gleiche gilt für den in Sirmium geborener Aurelian, dessen Prägungen zahlreiche Verweise auf diese Region enthielten 194.
189
190 191
192 193 194
Zusammenfassend Hedlund 2008, 242: „The second point is that the creation of a language of imperial authority became regionalized. In ‘regional panegyric environments’ a new image of imperial authority is created. In this image, power is tied to the person of the emperor instead of to the city of Rome. Furthermore, these panegyric environments represent a crucial step in the creation of a new imperial geography. This geography fea tured new centres of political gravity, except the urbs aeterna. A number of such centres of political gravity emerged in Western Europe, the Balkans and in Asia Minor.“ Kluczek 2009, 85, Tabelle 2. Vgl. Lichtenberger 2011, 160, der einen solchen Zusammenhang ausschließt: „Wollte man die Nennung der Balkanprovinzen auf Kriegsereignisse oder mit der Bedeutung der dort stationierten Legionen bei Kaisererhebungen erklären, so müßte dies auch für andere neuralgische Regionen (...) gelten; dies ist jedoch nicht der Fall.“ Dazu Lichtenberger 2011, 157 mit Belegen; siehe auch Kluczek 1999, 80; Körner 2002, 116f.; Manders 2012, 267. Dazu Lichtenberger 2011, 162f. mit Belegen. Dazu Lichtenberger 2011, 157–159 mit Belegen.
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3.3 Die Münzprägung
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Zusammenfassung Es lässt sich festhalten, dass die Prägetätigkeit zunächst noch deutlich in severischen Traditionen stand und sich bald, besonders nach der ersten Jahrhunderthälfte, in mehreren Bereichen veränderte195. Dies gilt etwa für den Rückgang von Prägungen, die den Kaiser als Priester darstellen sowie den parallelen Zuwachs direkter göttlicher Bezüge, vor allem auf Iuppiter, Herkules, Sol und Apoll. Insgesamt wurden weiterhin die gleichen Tugenden bevorzugt abgebildet, die bereits im 2. Jh. eine wichtige Rolle gespielt hatten. Das Verhältnis verschob sich allerdings bald zugunsten von virtus und providentia. Auch nahm das Versprechen des goldenen Zeitalters eine immer wichtigere Rolle ein. Kaiserliche Spenden an die Bevölkerung verloren nach und nach an Bedeutung, während die den Truppen gewidmete Aufmerksamkeit stieg. So ist für die zweite Jahrhunderthälfte ein erhöhtes Aufkommen von Legenden wie FELICITAS EXERCITI oder SALVS MILITVM zu konstatieren. Geographische Bezüge richteten sich zur Zeit der Soldatenkaiser im Wesentlichen zunehmend auf die militärisch bedeutsamen bzw. umkämpften Gebiete, vor allem die gallischen und germanischen Provinzen sowie den Donau- und Balkanraum. Rom spielte als legitimatorischer Standort weiterhin eine nicht unbedeutende Rolle, obwohl sich die Kaiser kaum noch in der Stadt aufhielten und vorwiegend in anderen Teilen des Reiches tätig waren.
3.4 Die Siegernamen Die in den vorangegangenen Kapiteln dargestellte Entwicklung lässt sich nicht zuletzt anhand der sog. Siegernamen skizzieren, deren Wandel als Gradmesser der inneren Verfasstheit des römischen Kaisertums gelten kann. Im Folgenden soll zusammenfassend dargestellt werden, wie sich die Siegestitulatur im Laufe der ersten nachchristlichen Jahrhunderte veränderte und welche Rückschlüsse ihr Gebrauch auf die Repräsentationsvorstellungen der Soldatenkaiserzeit zulässt. Gingen die römischen Siegernamen ursprünglich auf republikanische Traditionen zurück196, beschränkte sich ihre Verwendung mit dem beginnenden Principat auf den Herrscher und seine Familie, wodurch sich unter anderem das „Siegesmonopol des Kaisers“197 ausdrückte. Die Bezeichnung Germanicus ist seit iulisch-claudischer Zeit als Bestandteil kaiserlicher Namen belegt und wurde – noch nicht im Sinne einer Auszeichnung für errungene Siege – etwa von Caligula, Claudius und Nero geführt. Für Domitian, der ihn als erster aufgrund militärischer Erfolge verliehen bekam, besaß der Name eine gesteigerte Bedeutung – so wurde Germanicus nach dem Tode des Kaisers im Rahmen der über ihn verhängten damnatio memoriae auf den Inschriften eradiert198. Erst mit 195 196 197 198
Siehe auch Manders 2012, 303–307. Zusammenfassend Johne 2008a, 618; ausf. zu Siegernamen im 1. und 2. Jh. Kneissl 1969, pass.; siehe auch Kienast 2004, 40–44. Kneissl 1969, 174. Merkelbach 1979, pass.
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42
3. Grundlagen: Die althistorische Forschung
Trajan, der sich mit den Siegernamen Germanicus, Dacicus und Parthicus auszeichnen ließ, begann die Beilegung mehrerer cognomina ex virtute. Marcus Aurelius, Lucius Verus und Commodus führten weitere Siegernamen ein, darunter Armeniacus, Medicus, Sarmaticus und Britannicus199. Die Praxis, sogleich die durch maximus bzw. μέγιστος gesteigerte Form anzunehmen, wurde durch Caracalla etabliert200 und unter den Soldatenkaisern zur Tradition erhoben. Für Elagabal und Severus Alexander sind indessen keine Siegernamen belegt201. Im Hinblick auf die 'späten' Soldatenkaiser wird immer wieder konstatiert, dass von der zunehmenden Kumulation dieser Epitheta auf eine Überhöhung des römischen Kaisertums zu schließen sei. Höhepunkt dieser Entwicklung stellte angeblich die extreme Häufung von Siegernamen unter Aurelian dar, wie etwa N. Hannestadt im Rahmen seiner umfassenden Studie zum Verhältnis von Politik und Reichskunst formuliert 202: „Everywhere he drove back the barbarians, and he embellished himself with victory titles in numbers which have been equalled only by Constantine the Great, all with the epithetic Maximus caused by the ever increasing word inflation“. Tatsächlich lässt die Entwicklung der Siegernamen gewisse Rückschlüsse auf den Wandel des römischen Kaisertums sowie im Hinblick auf die kaiserliche Selbstdarstellung zu. Die traditionelle, hier am Beispiel von Hannestad dargestellte Sichtweise ist jedoch zu relativieren; gerade für Aurelian muss das Urteil differenziert ausfallen, weil trennscharf zwischen offiziellen und adulatorisch beigegebenen Siegernamen zu unterscheiden ist 203. Die hier abgebildete Tabelle 1 illustriert den Gebrauch offizieller, adulatorischer sowie literarisch beigelegter Siegernamen für die Zeit der Soldatenkaiser204. Bereits Maxi199 200 201 202 203
204
Johne 1971, pass. Sijpesteijn 1983, pass.; zu Septimius Severus und seinen Söhnen siehe auch Heil 2003. Die literarisch beigelegte Annahme der Siegernamen Persicus und Parthicus durch Severus Alexander ist fiktiv; vgl. HA Alex. 56, 9; ausf. Gricourt 1965, pass.; Kienast 2004, 178; zu den Siegernamen des Macrinus Salama 1964a, pass.; Salama 1964b, pass. Hannestadt 1986, 300. Für Aurelian, der oft als Musterbeispiel für extreme Titelanhäufung angeführt wird, lässt sich tatsächlich nur die Beilegung von vier offiziellen Siegernamen (Parthicus und Persicus gelten hierbei als ein Titel) konstatieren; zu den Siegernamen Aurelians ausf. Kettenhofen 1986b, pass.; spez. 146 mit älterer Lit., der die Zahl der offiziellen Siegernamen auf vier reduzieren konnte; die früher für Aurelian in Erwägung gezogene Beilegung des Siegernamens Britannicus muss demnach ausscheiden; dazu Kettenhofen 1986b, 140f.; siehe noch Kettenhofen 1988, pass.; außerdem König 1974, 51; Visy 1986, 62f.; Peachin 1990, 91f.; Jacob 2004, 114–117; Mitthof 2007, pass.; spez. 244–247 mit tabellarischer Übersicht zu den einzelnen Belegen; erst gegen Ende der Herrschaft Aurelians ist die gleichzeitige Häufung dieser Titel in der Inschriftenpraxis zu fassen; vgl. Kettenhofen 1986b, 145. Zu den Siegernamen der Soldatenkaiser und als Grundlage der Tabelle: Altmayer 2014a, 329–332; Kneissl 1969, 174–180 (allgemein); König 1974, pass. (Aurelian); Kettenhofen 1986b, pass. (Aurelian); Kettenhofen 1986a, pass. (Probus); Visy 1986, 62f. (Aurelian); Kettenhofen 1988, pass. (Aurelian); Rea 1989, 105 (Gordian I.; Gordian III.); Peachin 1990, 55–59 (Maximinus Thrax); 61 (Gordian III.); 65f. (Philippus Arabs); 68 (Traianus Decius); 74 (Trebonianus Gallus); 79–82 (Valerian I.; Gallienus); 86f. (Claudius Gothicus); 91f. (Aurelian); 93 (Tacitus); 96f. (Probus); 99 (Carus, Carinus, Numerianus) jeweils mit weiterer Lit.; Sijpesteijn 1992, pass. (Philippus Arabs; Philippus minor); Alföldy 2003, 8f.:
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3.4 Die Siegernamen
43
minus Thrax nahm den Gebrauch von Siegernamen wieder auf und ließ sich auf seinen Inschriften als Germanicus, Dacicus, Parthicus und Sarmaticus titulieren. Auf den Münzlegenden des Kaisers findet sich indessen einzig Germanicus205. Dem Germanensieg kam also, ob auf Grundlage realer oder fiktiver militärischer Erfolge 206, eine herausgehobene Bedeutung zu. Dies wird vor allem durch die Gegenüberstellung der Siegernamen im Laufe der Jahrzehnte deutlich: Abgesehen von den Prätendenten des sog. Sechskaiserjahres 238 n. Chr. führten nahezu alle Herrscher den Titel Germanicus, teilweise in Variation mit maximus. Ausnahmen bilden die Kaiser zwischen Decius207 und Valerian, also Trebonianus Gallus, Volusianus und Aemilianus, für die überhaupt keine Siegertitel belegt sind. Gleiches gilt für die kurzen Regierungszeiten von Quintillus und Florianus. Allgemein lässt sich konstatieren, dass die Nennung der Siegesepitheta nicht immer durchgängig betrieben wurde. So führt P. Kneissl etwa an, dass unter den zahlreichen Inschriften des Philippus Arabs gerade einmal sechs Exemplare auf die Siegestitulatur des Kaisers rekurrieren208. Die epigraphische Abfolge von mehreren Siegernamen folgte zur Zeit der Soldatenkaiser nicht immer einem festen Schema; ihre alternierende Anordnung ist geradezu charakteristisch209. Ein weiteres Merkmal besteht in der häufigen Übernahme der väterlichen Siegernamen durch Kaisersöhne bzw. Prinzen, welche bereits durch Septimius Severus und seine Söhne geübt worden war 210. In gleicher Weise ging auch die Siegestitulatur des Maximinus Thrax direkt auf seinen Sohn Maximus Caesar über, wie die Münzprägung des Prinzen zeigt211. Für die Folgezeit lässt sich ein qualitativer Wandel der Siegernamen konstatieren.
205 206 207 208 209
210 211
pass. (allgemein); Jacob 2004, 114–117 (Aurelian); Kluczek 2005, 241 (Maximinus Thrax; Maximus Caesar); Mitthof 2007, pass. (Aurelian); Suski 2007, pass. (Probus); Huttner 2008, 196f. (Philippus Arabs; Philippus minor); Johne 2008b, 392 (Tacitus); Johne 2008a, 619–621 (allgemein); Suski 2013, pass. (Carpicus; Dacicus); zur Zählung der Siege auf den Münzen des Gallienus außerdem Alföldi 1929, pass.; zur Übersicht siehe außerdem die entsprechenden Angaben bei Kienast 2004, 183–263; Ausblick ins 4. Jh.: Arce 1984, pass. (Constantius II.); Suski 2013, 151–155; siehe allg. zur Entwicklung in der Zeit der Soldatenkaiser auch Johne 2008a, 619–621. Kneissl 1969, 175; Wolters 2013, 122. Kneissl 1969, 177. Für Traianus Decius ist der Name Germanicus lediglich durch einen tunesischen Meilenstein (AE 1942/43, 55) bezeugt, was gegen eine offizielle Annahme spricht; siehe auch Peachin 1990, 68; Kienast 2004, 205. Kneissl 1969, 175f. Etwa Kneissl 1969, 175; Kettenhofen 1986b, 139; anschauliche Beispiele hierfür stellen etwa Maximinus Thrax und Probus dar; dazu Kettenhofen 1986b, 139 (Maximinus Thrax); Kettenhofen 1986a, 41 (Probus); zumindest im Falle des letztgenannten Kaisers scheint die Abfolge der Namen allerdings einem bestimmten Sinn gefolgt zu sein; dazu Kettenhofen 1986a, 41–43. Kneissl 1969, 185. Zu GERMANICVS auf Münzen und Medaillons des Vaters des Sohnes u. a. Kneissl 1969, 175; Kluczek 2005, 241f.; Cohen IV², 521f. Nr. 3; zu Germanicus maximus, Sarmaticus maximus und Dacicus maximus am Beispiel eines Meilensteins der Provincia Narbonnensis König 1970, 85 mit S. 207 Kat. 132.
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Sarmaticus
Persicus
Parthicus
Palmyrenicus
Medicus
Gothicus
Germanicus
Francicus
Dacicus
Carpicus
Britannicus
Armeniacus
Arabicus
3. Grundlagen: Die althistorische Forschung Adiabenicus
44
Maximinus Thrax
x
x
[x]
x
Maximus Caesar
x
x
[x]
x
Gordian I. Gordian II. Pupienus Balbinus Gordian III.
(x)
Philippus Arabs
[x]
x
Philippus minor
(x)
(x)
x
[x]
[x]
[x]
[x]
(x)
x
Traianus Decius
[x]
[x]
Herennius Etruscus Hostilianus Trebonianus Gallus Volusianus Aemilianus Valerian
x
Gallienus
[x]
x
Valerian II. Saloninus Claudius Gothicus
x
x
[x]
Quintillus Aurelian
(x)
[x]
(x)
x
[x]
x
Tacitus
x
[x]
x
x
(x)
x
x
(x)
x
x
x
Florianus Probus
(x)
x
x
[x]
Carus
[x]
x
Carinus
x
x
x
Numerianus
x
x
x
Tabelle 1: Die Siegernamen. x: offiziell. (x): nur literarisch belegt. [x]: adulatorisch bzw. inoffiziell.
Die zunehmende Gleichstellung von Sieg und Herrschaft 212 führte offenbar zu der Vorstellung, dass bestimmte Siegesepitheta schlicht zu den grundständigen Merkmalen eines erfolgreichen Kaisers gehörten und nicht mehr durch wirkliche militärische Siege gerechtfertigt sein mussten. So kam es bald zur Iteration, also zur fortlaufenden Zäh212
Vgl. etwa Alföldi 1999, 107.
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3.4 Die Siegernamen
45
lung der Siegernamen, die sich zunächst für Valerian fassen lässt 213. Aus dieser Entwicklung lässt sich eine zunehmende Bedeutung der Siegernamen für die Legitimation des römischen Kaisertums ableiten, welche nicht mehr unbedingt durch herausragende Siege gerechtfertigt sein mussten. Dies gilt besonders für die Zeit der späten Soldatenkaiser, unter denen es in relativer Hinsicht214 zu einer Häufung der Titel kam. Die Siegesepitheta wurden nun auch zunehmend „bei eher unbedeutenden Erfolgen“ in die kaiserliche Titulatur eingeführt215. Während den Herrschern in der Geschichtsschreibung sowie im Rahmen regionaler Ehrenbezeigungen oft 'kleinräumige' Siege mit Bezug auf bestimmte Stämme oder kleinere Völkerschaften beigelegt wurden, dominierten in der offiziellen Repräsentation die auf größere Feindesverbände ausgerichteten Namen Germanicus und Persicus bzw. Parthicus216. Damit bezog sich die kaiserliche Selbstdarstellung vor allem auf die Sassaniden und Germanen als 'Hauptgegner' der Römer des 3. Jhs. n. Chr. Germanicus nahm dabei jedoch gegenüber Persicus und Parthicus eine übergeordnete Rolle ein, zumal die letztgenannten Siegernamen meist keinen offiziellen Charakter erkennen lassen 217. In nachgallienischer Zeit gewann außerdem der Siegername Gothicus – sicher im Hinblick auf die realmilitärische Situation – an Bedeutung. Zusammenfassend ist zu betonen, dass sich die Siegernamen vor allem unter den Soldatenkaisern der zweiten Jahrhunderthälfte nicht immer auf militärische Großleistungen bedeutsamen Charakters beziehen mussten 218. Tatsächlich konnten sie nun auch nach relativ bedeutungslosen Operationen in die offizielle Titulatur der Kaiser eingehen. Damit illustrierten sie in erster Linie die Sieghaftigkeit des Herrschers per se219. Offenbar verfestigte sich zusehends die Vorstellung, dass gewisse Siegernamen schlicht zu den legitimatorischen Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen Kaiserherrschaft gehörten. Diese scheinbare Entwertung verlief parallel zur allgemeinen Entwicklung des römischen Kaisertums (hier Kap. 3.2)220. 213 214
215 216 217
218 219
Hierzu etwa kürzlich Johne 2008a, 219. Zwar nahm die Menge der offiziell beigelegten Siegernamen insgesamt zu, allerdings kann von einer regelrechten 'Titelflut', wie sie besonders in der älteren Forschung für die späten Soldatenkaisern konstatiert worden ist, keine Rede sein kann; zu Aurelian siehe hier Anm. 203. Mitthof 2007, 241. Allg. zu „kleinräumigen“ Siegernamen unter den Soldatenkaisern auch Johne 2008a, 620. Zum inoffiziellen Charakter von Parthicus und Persicus etwa Peachin 1990, 59 (Maximinus Thrax); 65f. (Philippus Arabs); 81f. (Gallienus); 86 (Claudius Gothicus); im Falle des Pro bus war die Annahme wohl offizieller Natur (Peachin 1990, 97) und könnte auf die Besie gung des Usurpators Saturninus zurückzuführen sein, wie Suski 2007, pass. vorgeschlagen hat. Dazu kürzlich noch Mitthof 2007, 241. Kneissl 1969, 174 spricht von einer „universalen Siegeseigenschaft des Kaisers“; dort S. 177: „Was für mehrere Kaiser des 3. Jh. gilt, nämlich daß die Aussagen der offiziellen Sie gespropaganda in offenkundigem Widerspruch zu den tatsächlichen Erfolgen stehen, trifft für Gallienus in besonderem Maße zu. Die Diskrepanz zwischen titularem Anspruch und Realität ist kaum mehr zu überbieten.“
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung
3.5 Gute und schlechte Kaiser im Spiegel der Quellen Das römische Kaisertum lässt sich in weiten Teilen als Ausdruck einer charismatischen Herrschaftsauffassung verstehen: Seine Vertreter versuchten die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass sie im Besitze bestimmter Talente oder Eigenschaften waren, die nach allgemeiner Auffassung zum Rüstzeug eines erfolgreichen Herrschers gehörten 221. Es scheint daher geboten, zunächst das Verhältnis zwischen den Kaisern und ihren persönlichen Tugenden darzustellen, bevor sich der Verfasser in den folgenden Kapiteln einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Denkmalgruppen (d. h. Bauten und Porträts) widmet. Die Bedeutung der kaiserlichen virtutes spiegelt sich besonders in den literarischen Quellen, vor allem der Panegyrik und der Geschichtsschreibung, wider. Solche Zeugnisse sind grundsätzlich als Ausdruck eines zeitgenössischen Empfindens und damit als Produkt der speziellen Wertvorstellungen ihres jeweiligen räumlichen, zeitlichen oder gesellschaftlichen Entstehungshorizontes zu verstehen. Gerade im Hinblick auf das 3. Jahrhundert n. Chr. ergeben sich hierdurch gewisse Einschränkungen, weil viele der für diesen Abschnitt relevanten Quellen erst sehr viel später entstanden sind und damit mehr über die Leitvorstellungen ihrer eigenen Epoche als über jene der Soldatenkaiserzeit aussagen. Gleichwohl ist die Auseinandersetzung mit solchen Nachrichten im Rahmen einer Analyse der kaiserlichen Selbstdarstellung unverzichtbar, da sie wie keine andere Quellengattung Aufschluss über Motive und Bewertung herrscherlichen Handelns geben. Zwar waren Bedeutung und Stellung einzelner virtutes im Laufe der römischen Kaiserzeit immer wieder einem Wandel unterworfen, allerdings lässt sich bereits mit der Verleihung des Tugendschildes an Augustus im Jahre 27 oder 26 v. Chr. ein mehr oder weniger „kanonisierter“ Tugendkatalog fassen 222: Der clupeus virtutis rückte virtus, clementia, iustitia und pietas ins Zentrum principaler Herrschaftseignung und gab damit programmatische Anhaltspunkte für spätere Kaiser und Dynastien. Für die Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch des iulisch-claudischen Herrscherhauses und bis zum Ende der severischen Dynastie lässt sich anhand der numismatischen Statistik eine besondere Hervorhebung von aequitas, pietas, virtus, liberalitas, providentia und pudicitia konstatieren (hier Anm. 145). 220
221 222
So wurde bereits auf den Wandel des liberalitas- bzw. congiarium-Begriffs in der kaiserlichen Münzprägung hingewiesen, mit dem eine Loslösung von tatsächlich erbrachten Spendenleistungen einher ging (hier S. 35). Einen weiteren Beleg liefern Veränderungen der epigraphischen Praxis, etwa im Hinblick auf Titel wie restitutor orbis (hier Anm. 126) oder invictus (siehe oben) dar. Schließlich lässt sich auf für die Ehrenbezeichnungen der Kaiser frauen ein gewisser Inhaltswandel konstatieren (vgl. hier Kap. 5.3; zu den severischen Kaiserfrauen hier Anm. 1373). Dazu u. a. Kloft 1970, 181; Wallace-Hadrill 1981, 298f.; Noreña 2001, 152; kürzlich noch Mattern 2017, 249 mit weiterer Lit. RGDA 34; zu Datierung und Inschriften Witschel 2008, 51 Anm. 21f. mit weiterer Lit.; siehe u. a. Wallace-Hadrill 1981, 307; Noreña 2001, 146 mit Anm. 2; 152 mit Anm. 32; 157; Zanker 2009, 101f..
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3.5 Gute und schlechte Kaiser im Spiegel der Quellen
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Wie bereits an anderer Stelle dargelegt, wurden dieselben Tugenden noch in den folgenden Jahrzehnten der Soldatenkaiserzeit bevorzugt propagiert. Dabei zeichnete sich auf den Münzen zunächst eine starke Gewichtung von virtus, providentia, liberalitas und aequitas ab, deren gegenseitige Abstufung sich später noch deutlicher zugunsten der beiden erstgenannten Tugenden verschob (hier Kap. 3.3 b). Die anhand der Münzprägung rekonstruierbare Entwicklung verlief dabei parallel zu einem in mehreren Gattungen greifbaren Verständniswandel des Kaisertums am Übergang zur Spätantike (hier Kap. 3.2). Es ist insofern kaum verwunderlich, dass diese virtutes auch in der Inschriftenpraxis aufgegriffen wurden. An dieser Stelle können nur einige exponierte Beispiele gegeben werden: Der sog. Arcus Gallieni, bei dem es sich um ein umgewidmetes Monument augusteischer Zeit handelte, wies den Geehrten etwa als clementissimus princeps aus, dessen unbesiegte virtus allein von seiner pietas übertroffen wurde (hier S. 87). Eine Inschrift aus Hispania citerior würdigte Kaiser Probus indessen als Träger von pietas, iustitia und fortitudo sowie überhaupt aller existierenden virtutes223. Derselbe Herrscher erschien noch in Augusta Vindelicorum als providentissimo ac super omnes retro principes fortissimo (hier Anm. 609). Solche Setzungen entsprechen allerdings nicht dem Normalfall; es handelt sich vielmehr um herausgehobene Einzelfälle des Herrscherlobs, die nicht zwangsläufig auf formalisierte Vorgaben der kaiserlichen Administration zurückzuführen sind. Wie bereits angedeutet, lassen sich den literarischen Quellen sehr konkrete Angaben zum Tugendverhalten der Soldatenkaiser entnehmen. Zwar liefern die Nachrichten bereits aufgrund ihres tendenziösen Charakters nur selten wahrheitsgetreue bzw. ernstzunehmende Anekdoten, geben in ihrer scharfen Urteilhaftigkeit jedoch Aufschluss dar über, welche Erwartungen an die Persönlichkeit eines zeitgenössischen Herrschers gestellt wurden und ob es sich dabei in der allgemeinen Vorstellung um Merkmale eines 'guten' (princeps bonus) oder 'schlechten' (princeps malus) Kaisers handelte. Ein positives Beispiel stellt Gordian III. dar, dessen Eigenschaften in der Historia Augusta allesamt als vorbildlich beschrieben werden. Allein das junge Alter des Prin ceps soll im Widerspruch zu seiner sonst tadellosen Herrschaftseignung gestanden haben („fuit iuvenis laetus, pulcher, amabilis, gratus omnibus, in vita iucundus, in litteris nobilis, prorsus ut nihil praeter aetatem deesset imperi“)224. Die Quelle bezieht sich hierbei jedoch nicht auf Tugenden im Sinne des clupeus virtutis (bspw. virtus oder pietas), sondern verknüpft die lobenswerte Persönlichkeit Gordians III. mit Eigenschaften wie Schönheit oder Lebensfreude, welche nicht dem offiziell propagierten Tugendkatalog zuzurechnen sind. Anders verfährt der Verfasser etwa im Hinblick auf den kurzlebigen Gordian I., bei dem es sich um einen „virum nobilem, magnanimum, disertum, iustum, continentem, bonum“ gehandelt haben soll. Als Herrschaftstugenden im traditionellen Sinne lassen sich hier vor allem nobilitas, iustitia und continentia ableiten225. Im Großen und Ganzen zeigt sich jedoch, dass der antiken Literatur gegenüber den zumeist auf einen bestimmten „Kata223 224 225
CIL II 14–1, 20 aus Valentia (Hispania citerior); Clauss – Slaby 09100021; „[pie]tate iustitia fortitudine / et pleno omnium virtutum (...)“. HA Gord. 31, 4. HA Gord. 5, 3.
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log“ beschränkten Münzen oder Inschriften eine weitaus größere Variation in der verbalen Beurteilung von Herrschereigenschaften möglich war. Dies gilt ebenso für negative Beschreibungen, die als Ausweis 'schlechter' bzw. ungeeigneter Herrscher überliefert sind. Lobenswerte Eigenschaften konnten beispielsweise dann ins Gegenteil umschlagen, wenn sie nach Ansicht des jeweiligen Autors überstrapaziert wurden. Dies gilt nicht nur für die berüchtigte „Bauwut“, die, wie sich noch zeigen wird, als Schattenseite der sonst eher positiv bewerteten Tätigkeit des Kaisers als Bauherr zu verstehen ist, sondern auch für scheinbar unverfängliche Tugenden wie etwa Strenge oder Disziplin. Ersichtlich wird dies am Beispiel Aurelians, der seine Ermordung nicht zuletzt den Auswirkungen der ihm eigenen Strenge (severitas) – im Grunde eine gute, in seinem Falle jedoch übermäßig an den Tag gelegte Eigenschaft – verdankt haben soll226. Während die Geschichtsschreibung Aurelian diese zur Schwäche verkehrte Tugend angesichts seiner sonst herausragenden Merkmale wohlwollend verzeiht, fällt das Urteil über die Eigenschaften grundsätzlich 'schlechter' Kaiser umso vernichtender aus. So erscheint Maximinus Thrax in der Überlieferung als ungebildeter Schläger 227, welcher der Meinung gewesen sein soll, eine Herrschaft könne man nur durch Grausamkeit (crudelitas) aufrecht erhalten228. Demselben Kaiser wird vorgehalten, dass er immerfort mit Kriegsführung oder Heeresübungen beschäftigt war und keinen Sinn für zivile Angelegenheiten besaß229. Dieser Vorwurf erweist sich spätestens dann als paradox, wenn dem 'schlechten' Kaiser Gallienus sein Interesse an zivilen Vergnügungen nachgetragen wird230. Anhand solcher Beispiele ist ersichtlich, dass es bei der literarischen Bewertung herrscherlichen Handelns nicht alleine auf die Tat selbst ankam, sondern auch darauf, wer der Handelnde war, welche Absichten er verfolgte und ob es ihm in der Wahrnehmung der Schriftsteller gelang, das rechte Maß zu finden. Ungeachtet aller Topik, welche den antiken Quellen zugrunde liegt, müssen diese Faktoren auch für die reale Herrschaftsausübung eines Kaisers maßgeblich gewesen sein, weil sie aus dem zeitgenössischen Wertesystem abgeleitet sind. Überträgt man diesen Gedanken auf die kaiserliche Baupolitik 231, so lässt sich erkennen, dass gerade die Bewertung von Bautätigkeit in direkter Abhängigkeit zur Person des jeweiligen Auftraggebers stand: Auf der einen Seite wurde von einem Kaiser erwartet, dass er seine cura principis sowohl in der Hauptstadt als auch in den Provinzen durch gemeinnützige, den Anforderungen der pietas genügende sowie dem Glanz des Imperiums dienende Projekte unter Beweis stellte232. Auf der anderen Seite konnte einem 'schlechten' Kaiser wie Domitian der Vorwurf der unverhältnismäßigen Bauwut 226 227 228 229 230 231 232
HA Aurelian. 6, 1; 36, 1–6; vgl. dazu Aur. Vict. 35, 12. HA Max. duo 2, 5; 9, 5; Aur. Vict. 25, 1. HA Max. duo 8, 8; vgl. auch 13, 5. HA Max. duo 9, 5; 10, 3–4; Herodian. 7, 1, 6. HA Gall. 17, 3–9. Zum Problem der Begriffe Baupolitik und Bauprogramm zuletzt Mattern 2017, 252f.; siehe auch hier Anm. 758. Dazu zuletzt Mattern 2017, 249–252 mit Lit.
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3.5 Gute und schlechte Kaiser im Spiegel der Quellen
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gemacht werden – eine Form des Wahns, die Plutarch mit der Vergoldungsmanie des Midas vergleicht233. Dieses Urteil ist umso bezeichnender, wenn man bedenkt, dass ein 'guter' Kaiser wie Augustus zwar deutlich größere Bautätigkeit entfaltete, dafür jedoch vorwiegend Lob und Anerkennung erhielt234. Hier wurde offenbar mit zweierlei Maß gemessen, was sich besonders daran zeigt, dass man 'schlechten' Kaisern bisweilen wahnwitzige Baupläne unterstellte, wenn der tatsächliche Befund keine ausreichenden Anhaltspunkte gab 235. Für die Soldatenkaiserzeit lässt sich dies am Beispiel des Gallienus illustrieren: Der Historia Augusta zufolge soll der übel beleumundete Princeps eine Reihe übermäßiger, von schädlicher luxuria gekennzeichneter Baupläne gefasst haben, zu deren Ausführung es jedoch nicht mehr gekommen sei (hier S. 86f.). Dem Verfasser des Geschichtswerks dienen solche Ausführungen dazu, den lasterhaften Charakter des Kaisers zu betonen, während er an anderer Stelle auf gleichermaßen erfundene Pläne verweist, um 'gute' Herrscher – bspw. Gordian III. oder Tacitus – in einem positiven Lichte darzustellen (hier S. 63 u. 101)236. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die Bewertung einzelner Maßnahmen oder Pläne nicht unbedingt mit bestimmten Gattungen oder Einzelformen zusammenhing. So konnte aufwendiger, in mehreren Reihen angeordneter Säulenschmuck sowohl der negativen (luxuria) als auch der positiven (gravitas) Charakterisierung dienen237. Eine wichtige Rolle spielen literarische Verweise auf Badeanlagen, die zwar in vereinzelten Fällen mit persönlicher Lasterhaftigkeit verknüpft wurden (hier S. 87), in überwiegender Mehrheit jedoch dann zum Einsatz kamen, wenn es darum ging, die Bautätigkeit eines Soldatenkaisers positiv zu würdigen. Dem Bau von Thermen wurde also eine gewisse Wertschätzung entgegengebracht, derer sich die Kaiser – das wird die Analyse der kaiserlichen Bautätigkeit an anderer Stelle bestätigen (hier Kap. 4.4) – realiter bewusst gewesen sein müssen238. In einem ganz ähnlichen Sinne lassen sich auch für die Aufstellung von Bildwerken bestimmte Maßgaben aus der schriftlichen Überlieferung ableiten. So zeichnen sich 'gute' Kaiser im Spiegel der Quellen für gewöhnlich dadurch aus, dass sie die Leistungen verdienter Vorgänger durch die Aufstellung von Bildnissen würdigen und 'schlechte' Vorgänger durch Damnation abstrafen: Angeblich umgab sich bereits der positiv beleumundete Severus Alexander in seinem Lararium mit divos principes sed optimos electos et animas sanctiores und ließ kolossale Statuen der vergöttlichten Kaiser auf dem Forum transitorium aufstellen239. Tacitus plante der Historia Augusta zufolge die Errichtung eines divorum templum, der mit entsprechenden Bildnissen ausgestattet werden sollte (hier 233 234 235 236 237 238 239
Plut. Publ. 15, 5; Scheithauer 2000, 136f. Zur Beurteilung der augusteischen Bautätigkeit in den Quellen Scheithauer 2000, 35–43. Siehe dazu auch Scheithauer 2000, 206. Zu Aurelian in diesem Zusammenhang Scheithauer 2000, 210f. Vgl. etwa die Angaben zum Säulenschmuck der dem Gallienus zugeschriebenen Portikus (hier S. 86f.) sowie der Villa der Gordiane (hier S. 61). Dazu auch Scheithauer 2000, 204f. mit Verweis auf „die gerade in Krisenzeiten relevante cura principis“. Siehe hier Anm. 497 für Belege und Lit.
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3. Grundlagen: Die althistorische Forschung
S. 212), gab kostspielige Statuen für den princeps bonus Aurelian in Auftrag und ließ verlauten, dass jeder ein Bildnis desselben besitzen solle (hier S. 210). Wie im Falle der oben behandelten Baumaßnahmen wird 'schlechten' Kaisern auch hier die Eigenschaft abgesprochen, das rechte Maß halten zu können: Die geplante Anfertigung eines überdimensionierten Bildnisses seiner selbst, das Gallienus angeblich auf dem Esquilin aufstellen wollte, stellt dafür ein anschauliches Beispiel dar (hier S. 86). Claudius Gothicus und Aurelian sollen diese Pläne später als töricht abgewiesen haben, was wiederum die charakterliche Eignung dieser beiden in der Überlieferung hoch gelobten Herrscher bezeugen soll240. Während die antike Literatur zahlreiche Nachrichten zur räumlichen Aufstellung sowie zur Zerstörung von Porträts liefert, lassen sich im Hinblick auf die äußere Gestal tung der Bildnisse kaum Angaben entnehmen241. Bei der Behandlung der einzelnen Kaiserporträts (hier Kap. 5) wird sich jedoch zeigen, dass die Herrscher im Rahmen ihrer ikonographischen Konzeption häufig auf Einzelformen zurückgriffen, die dazu geeignet waren, den jeweils Dargestellten in Zusammenhang mit bestimmten Persönlichkeiten (bspw. Amtsvorgängern oder Familienmitgliedern) oder bestimmten Zeitabschnitten der römischen Geschichte zu bringen. Andere Merkmale lassen wiederum das genaue Gegenteil vermuten – nämlich, dass sich der betreffende Kaiser durch spezifische Charakteristika von bestimmten Persönlichkeiten (bspw. verstorbenen Herrschen, Zeitgenossen oder Konkurrenten) abgrenzte. Wie bereits am Beispiel der offiziellen Bautätigkeit gezeigt, stellt sich auch in solchen Fällen die Frage, ob der moderne (rekonstruierende) Versuch einer interpretativen Herleitung wirklich legitim ist. Nach Ansicht des Verfassers geben die Schriftquellen jedoch gerade in ihrer Toposhaftigkeit einen entscheidenden Anhaltspunkt, der für die Rechtmäßigkeit dieser Methode spricht: Die oben gegebenen Beispiele zeigen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung ein Gespür dafür vorhanden war, ob ein Herrscher im Umgang mit den Bildnissen seiner Mitmenschen bzw. Vorgänger den Vorgaben des jeweils gültigen Tugendkanons entsprach. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Kaiser ihre ikonographische Darstellung kaum dem Zufall überlassen konnten und vielmehr darum bemüht sein mussten, konzeptionelle Entscheidungen zum Wohle ihres eigenen Ansehens zu treffen. Dies konnte beispielsweise bedeuten, dass man den Anschluss an bestimmte Traditionen suchte und negative Anklänge bewusst vermied. In den folgenden Kapiteln wird der Versuch unternommen, solche Anknüpfungspunkte ausfindig zu machen und Schwerpunkte der kaiserlichen Selbstdarstellung anhand der Denkmäler zu identifizieren. Dabei geht es nicht etwa darum, repräsentationspolitische Implikationen ex post zu konstruieren; vielmehr sollen die ursprünglichen Wirkungsabsichten aus dem antiken Material heraus rekonstruiert werden. Die methodische Grundlage dafür stellen die auf den letzten Seiten angestrengten Überlegungen dar, aus denen sich abschließend formulieren lässt: Ungeachtet ihrer späteren, durch verzerrende Schriftquellen gespiegelten Bewertung, ist davon auszugehen, dass sowohl die Herr240 241
HA Gall. duo, 18, 4. Zu äußeren Erscheinung von Statuen des Claudius Gothicus Iul. or. I 7 A; siehe auch hier S. 206.
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3.5 Gute und schlechte Kaiser im Spiegel der Quellen
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scherikonographie als auch die kaiserliche Bautätigkeit darauf ausgelegt waren, den jeweils amtierenden Princeps in einem positiven Lichte erscheinen zu lassen.
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4. Die Bautätigkeit Als wesentliches Symptom der sog. Reichskrise gilt allgemein der massive Rückgang öffentlicher Bautätigkeit nach dem Untergang der severischen Dynastie 242. So urteilt beispielsweise F. Kolb in Bezug auf die Hauptstadt, „bezeichnend für die Epoche“ sei „das fast völlige Fehlen repräsentativer Bauten, die der politischen Propaganda regierender Kaiser bzw. ihrer Dynastien hätten dienen können“ 243. Vor diesem Hintergrund erscheint der Mangel an öffentlicher Bautätigkeit zugleich als Merkmal einer politischen Repräsentationskrise. Hierdurch entsteht wiederum der suggestive Eindruck, die nachseverischen Kaiser hätten – ob nun aus wirtschaftlichen Gründen oder aus mangelndem Interesse – nicht mehr auf die zuvor gebräuchlichen Maßnahmen der Baupraxis als Mittel der Herrschaftskonsolidierung zurückgegriffen. Bei genauerer Betrachtung ist dieses einseitige Urteil jedoch zu relativieren, wie im Rahmen dieses Kapitels gezeigt werden soll. Zwar sind unter den Soldatenkaisern tatsächlich nur wenige stadtrömische Großbauten entstanden, allerdings lassen sich im Detail durchaus vielfältige Belege für repräsentative Maßnahmen im Umfeld der Hauptstadt erbringen. Ähnlich gestaltet sich die Situation in den Provinzen: Obwohl hier ebenso ein allgemeiner Rückgang an privaten wie kaiserlichen Projekten zu verzeichnen ist, bestehen doch Hinweise für ein repräsentationsstrategisches Interesse vonseiten der Herrscher, das sich in der Durchführung verschiedener Bauvorhaben ausdrückte. Die öffentliche Bautätigkeit stellt allgemein einen wichtigen Zugangspunkt für die Erschließung der kaiserlichen Repräsentation dar 244. Durch die Errichtung oder Instandsetzung von Gebäuden konnte ein Herrscher sich selbst, seine Familie oder seine politische Herrschaftsauffassung selbstdarstellerisch in Szene setzen. Entsprechend drückt sich in den kaiserzeitlichen Quellen eine öffentliche Erwartungshaltung an den Princeps als wohltätigen Bauherrn aus: Der Kaiser war nicht nur dafür verantwortlich, den Glanz der Hauptstadt und des Reiches durch die Errichtung repräsentativer Bauwerke zu mehren, sondern musste sich auch gegenüber seinen Untertanen als freigiebi ger Wohltäter erweisen. Der herrscherliche Tugendkatalog, welcher den allgemeinen Vorstellungen von einem 'guten' Kaiser zugrunde lag (hier Kap. 3.5), umfasste zahlreiche virtutes, die sich durch die Durchführung von Bauvorhaben kommunizieren ließen. Hierzu gehörten vor allem solche Tugenden, welche die Großzügigkeit und Volksfürsorge des Herrschers propagierten – insbesondere providentia und cura principis als Aus242
243 244
Allg. hier Kap. 2.3; siehe bereits Fittschen 1975, 133: „Hatte bisher fast jeder Kaiser das Stadtbild von Rom durch neue Bauten, Zweckbauten, Tempel oder Bauten reiner Repräsentation bereichert, so bricht diese Reihe mit den Severern ab. Zwischen Elagabal und Aurelian (...) ist kein öffentliches Bauwerk nennenswerten Ausmaßes in Rom mehr errichtet worden.“; kürzlich auch Schade 2006, 357; Schade 2008, 72: „Staatsdenkmäler, seit re publikanischer Zeit exponierter Ausdruck der politischen Kommunikation im öffentlichen Raum, fehlen für die Jahrzehnte nach den Severern komplett (...)“. Kolb 2002, 662. Zur Bedeutung der Bautätigkeit für die Selbstdarstellung der römischen Kaiser ausf. Kuhoff 1993, 42–45 mit weiterer Lit.
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4. Die Bautätigkeit
druck von liberalitas und munificentia245. Anhand der literarischen Quellen lässt sich belegen, dass dieser Anspruch im fortgeschrittenen 3. Jh. grundsätzlich noch immer verbindlich war246. Durch ihre lange Beständigkeit sicherten die errichteten Gebäude die Erinnerung an den jeweiligen Kaiser zudem über seinen Tod hinaus. In diesem Zu sammenhang spielte nicht nur die Errichtung, sondern auch die Niederlegung von Gebäuden eine Rolle – etwa wenn es darum ging, öffentlichen Bauplatz zur Verfügung zu stellen oder die Baudenkmäler eines ungeliebten Vorgängers aus dem Stadtbild zu entfernen247. Im Folgenden wird erstmals der quellen- und gattungsübergreifende Versuch unternommen, die Bautätigkeit der Soldatenkaiser in einem ganzheitlichen Überblick zusammenzuführen. Auf diese Weise soll ein differenziertes Gesamtbild entworfen werden, das wiederum genaue Rückschlüsse auf die Herrschaftsrepräsentation der Soldatenkaiser ermöglicht. In diesem Rahmen werden auch solche Maßnahmen besprochen, die sich nach Ansicht des Verfassers und entgegen anderslautender Behauptungen nicht für die kaiserliche Bautätigkeit heranziehen lassen und somit von der anschließenden Diskussion auszuschließen sind. Zu den 'baulichen' Maßnahmen zählt im Folgenden auch die Ausschmückung von Gebäuden und Plätzen, beispielsweise mit Malereien, Mosaiken, Statuen und Säulen. Schließlich werden auch regionale Förderungsmaßnahmen im weiteren Sinne (etwa im Hinblick auf die agonale oder religiöse Lokalkultur) behandelt, die sich zwar nicht mehr direkt mit baulichen Aktivitäten in Zusammenhang bringen lassen, hierfür jedoch Anlass geboten haben könnten.
4.1 Quellen Da nur noch wenige Bauten des behandelten Zeitraums architektonisch greifbar sind, müssen neben den archäologischen Befunden auch literarische, numismatische und epigraphische Zeugnisse herangezogen werden. Hierzu sind einige Erläuterungen nötig.
245
246
247
Hierzu jüngst Mattern 2017, 249 mit weiterer Lit.; zur Bedeutung dieser Tugenden im 3. Jh. hier Kap. 3.3 b; zur politischen Relevanz von Bautätigkeit im Hinblick auf perennis memoria, maiestas imperii, liberalitas Augusti und utilitas publica Winter 1996, 25–53 mit Belegen und Lit.; allg. zu den virtutes der römischen Antike hier Anm. 142. Zur literarischen Überlieferung kaiserlicher Bautätigkeit im fortgeschrittenen 3. Jh. Scheithauer 2000, 183–203 (severische Dynastie); 204–211 (Soldatenkaiser) mit Belegen und weiterer Lit.; siehe auch Waldherr 1989, 29 mit Verweis auf Aur. Vict. 39, 45; kürzlich noch Mattern 2017, 250 mit weiterer Lit. Zu damnatio memoriae und Architektur im stadtrömischen Kontext siehe Davies 2000, pass.; spez. 42, welche den kaiserzeitlichen Umgang mit Gebäuden damnierter Herrscher untersucht. Dabei kommt sie zu dem Schluss, dass von der damnativen Niederlegung im Gegensatz zu öffentlichen Bauten oder Wohnhäusern in erster Linie kommemorative Repräsentationsmonumente wie bspw. Ehrenbögen betroffen waren.
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4.1 Quellen
248 249 250 251 252 253 254
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1)
Archäologische Befunde: Es sind nur wenige architektonische Fragmente erhalten, die mit Sicherheit bestimmten Bauten des behandelten Zeitraums zugewiesen werden können. S. Neu hat eine grundlegende Studie zur Ornamentik solcher Bauglieder vorgelegt und darin den Zeitraum von Septimius Severus bis zu Konstantin dem Großen behandelt248. Die meisten Funde und Befunde stammen dabei aus severischer oder tetrarchischer Zeit; für die Periode zwischen 235 und 285 n. Chr. sind indessen kaum sicher zuweisbare Bauglieder bekannt. Die Materialbasis liefert somit keine ausreichende Grundlage zur detaillierten Bestimmung stilistischer Tendenzen, durch welche auf etwaige Rückgriffe oder politische Aussagen in der Bauornamentik einzelner Kaiser geschlossen werden könnte. Auch außerhalb Roms lassen sich nur noch vereinzelte Bauten anhand ihrer aufgehenden Architektur untersuchen. Ziegelstempel, die sonst eine wichtige Rolle bei der Datierung und Zuweisung von Bauten spielen, können für den behandelten Zeitraum nicht herangezogen werden: Ihr Gebrauch endete spätestens in severischer Zeit249.
2)
Schriftliche Quellen: Die Glaubwürdigkeit der schriftlichen Quellen ist gerade in Bezug auf die Bauaktivitäten der Soldatenkaiser jeweils speziell zu hinterfragen250. Zu nennen sind hier vor allem der Chronograph von 354 n. Chr., die Aufzeichnungen des Aurelius Victor sowie die Kaiserviten der Historia Augusta. Das letztgenannte Werk bietet ausführliche Angaben zu geplanten oder angeblich durchgeführten Bauvorhaben, durch welche sein (der Nachwelt unbekannter251) Verfasser charakterliche Merkmale einzelner Herrscher zu illustrieren versucht252. Die umfangreichen Bautenkataloge brechen jedoch nach der Lebensbeschreibung des Severus Alexander ab. Im Folgenden liefert das Geschichtswerk in dieser Hinsicht nur noch vereinzelte Informationen 253, wobei vorsichtig zwischen tatsächlich durchgeführten Maßnahmen und topisch-tendenziösen Nachrichten unterschieden werden muss254.
3)
Numismatische Zeugnisse: Münzen und Medaillons sind im Hinblick auf baupolitische oder architektonische Fragen bedingt aussagekräftig 255: Ihrem Format ist eine verkürzte Darstellungsform geschuldet, aufgrund derer oft nur
Neu 1972, pass. Allg. zu den stadtrömischen Ziegelstempeln RE Suppl. XV, Ziegelstempel von Rom (M. Steinby) 1489–1531; zu Ziegelstempeln als Hinweis auf kaiserliche Bautätigkeit ausf. Horster 2001, 115–120 mit weiterer Lit; spez. 115; siehe auch Kolb 2002, 661. Zu den Schwierigkeiten der literarischen Überlieferung siehe die hier in Anm. 10 angegebene Lit. Grundlegend zur Urheberschaft der Historia Augusta Dessau 1889, pass. Einer ähnlichen Methode hatte sich bereits Sueton bedient; siehe Behrwald 2007, 38 mit Anm. 17. Behrwald 2007, 38; 48–50. In jüngerer Zeit haben sich vor allem M. Horster und A. Scheithauer ausführlich mit den literarischen Zeugnissen der kaiserlichen Bauaktivität in Rom beschäftigt; siehe Scheithauer 1988, pass.; Horster 1997, pass.; Scheithauer 2000, pass.; Horster 2001, pass.
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4. Die Bautätigkeit wesentliche Charakteristika der jeweils abgebildeten Gebäude hervorgehoben wurden. Darüber hinaus muss es sich bei Bauten auf Münzbildern nicht zwangsläufig um realiter durchgeführte Projekte handeln. Den Prägungen lässt sich zudem nur selten entnehmen, welchen Umfang die fraglichen Arbeiten einnahmen und wer genau für ihre Durchführung verantwortlich war. Hilfreich können ergänzende Reverslegenden sein, die sich auf die Dedikation, den Bau oder die Restaurierung bestimmter Gebäude beziehen. 4)
255
256
257 258 259
Epigraphische Zeugnisse: Inschriften zeichnen sich im Gegensatz zu den numismatischen und literarischen Belegen dadurch aus, dass sie Baumaßnahmen durch ihre Anbringung für gewöhnlich auf direktem Wege kommentierten. Die Zuordnung solcher Belege an ihre ursprünglichen Befunde ist jedoch in vielen Fällen nicht mehr möglich. Zu den relevanten Zeugnissen gehören neben den Bauinschriften auch Meilensteine sowie Weihinschriften und Erlasse256. Sie stellen vor allem deshalb eine wichtige Quelle für die kaiserliche Selbstdarstellung dar, weil ihre prominente Anbringung für gewöhnlich auf eine repräsentative Außenwirkung abzielte 257. Für den behandelten Zeitraum, in dem vergleichsweise wenige Neubauten nennenswerter Größe entstanden sind, liefern Bauinschriften außerdem wertvolle Informationen zu Reparaturmaßnahmen sowie zum kaiserlichen Selbstverständnis im Umgang mit älteren Gebäuden. Ein grundsätzliches Problem kaiserzeitlicher Bauinschriften besteht darin, dass nicht immer zu beurteilen ist, in welchem Umfange der genannte Herrscher an Planung, Durchführung und Finanzierung der jeweiligen Maßnahmen beteiligt war. Vor diesem Hintergrund gewinnen vor allem Inschriften mit nominativischer Nennung des Kaisers an Bedeutung, weil sie zumindest tendenziell auf direkte Einflussnahme von herrscherlicher Seite schließen lassen258. Dies ist allerdings nicht immer der Fall259.
Für eine Zusammenstellung statdtrömischer Gebäude auf Münzen und Medaillons siehe Küthmann u. a. 1973, pass. und Hill 1989, pass.; jüngst auch Elkins 2015, pass.; zu republikanischen Münzen Fuchs 1969, pass.; allg. zu den damit verbundenen Voraussetzungen und Problemen aktuell Elkins 2015, 1–13; zu den Schwierigkeiten im Umgang mit Münzen zur Erschließung antiker Gebäude am Beispiel des Marcus Aurelius kürzlich noch Mattern 2017, 256f. Grundlegend zu den Bauinschriften der römischen Kaiser Horster 2001, pass.; allg. zur Repräsentation der römischen Kaiser auf Inschriften Kuhoff 1993, 31f.; zu den Bauinschriften dort S. 31: „Die durch die Bauinschriften unterstrichene Einlösung der Regierungspolitik zu einer greif- und nutzbaren Realität schloß die Funktion der Bauwerke ein, seien es einerseits Repräsentations- oder Zweckbauten oder andererseits Gebäude mit einer kombinierten Bestimmung.“; zu den römischen Bauinschriften auch Thomas – Witschel 1992, 175 Anh. b; zu den diesbezüglichen Vorrechten der Kaiser Alföldy 2003, pass. Zur sichtbaren Anbringung von Bauinschriften Horster 2001, 14–16. Zur nominativischen Nennung der Kaiser auf Bauinschriften ausf. Horster 2001, 39–48; siehe auch Winter 1996, 72; in Bezug auf Meilensteine Sauer 2014, 263. Für ein anschauliches Beispiel irreführender nominativischer Nennung siehe Mitchell 1987a, 20.
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4.1 Quellen
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Das Problem der nominativischen bzw. dativischen Nennung betrifft besonders Meilen- und Leugensteine, deren Aufstellung bei weitem nicht immer auf tatsächlich erfolgte Straßenarbeiten zurückzuführen ist. Als Inhabern der cura viarum wurde den Kaisern besonders im 3. Jh. vermehrt die Ehre solcher Setzungen zuteil, die wohl als Loyalitätsbekundungen oder Ehrenbezeugungen regionaler Würdenträger und Gemeinden zu verstehen sind 260. Dies schließt natürlich nicht aus, dass sich einige Meilensteine tatsächlich auf kaiserliche Bauaktivitäten bezogen. Insbesondere gilt dies, wenn den Inschriften genauere Angaben zu den entsprechenden Bauprojekten zu entnehmen sind.
4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser Die folgende Darstellung ist zugunsten der Übersichtlichkeit in Teilkapitel zu den einzelnen Kaisern bzw. Herrscherkollegien unterteilt und folgt dabei der chronologischen Anordnung ihrer jeweiligen Regierungsdaten. Eingangs werden jeweils die stadtrömischen, nachfolgend etwaige provinziale Baumaßnahmen besprochen. Dem Ausbau der Stadt Philippopolis sowie der Errichtung des Sol Invictus-Tempels sind aufgrund ihrer herausgehobenen repräsentationspolitischen Bedeutung im Anschluss eigene Abschnitte gewidmet (hier Kap. 4.3.1–2). Mit Kap. 4.4 erfolgt schließlich eine auswertende Diskussion des vorgestellten Materials. Maximinus Thrax (235–238 n. Chr.) Die Regierung des ersten Soldatenkaisers hat keine baulichen Spuren in Rom hinterlassen. Dies ist am ehesten damit zu begründen, dass sich Maximinus Thrax während seiner gesamten Herrschaft kein einziges Mal in der Hauptstadt aufhielt und seine Aufmerksamkeit in erster Linie militärischen Aufgaben zuwenden musste 261. Den schriftlichen Quellen ist lediglich zu entnehmen, dass er angeblich große Tafelbilder vor der Kurie aufstellen ließ, um die Ereignisse des Germanenfeldzuges und seine persönlichen 260
261
Zur Administration des Straßenbaus u. a. Rathmann 2006, pass.; Rathmann 2014, pass.; zur Rolle des Kaisers bes. 216f.; zum repräsentativen Charakter von Meilenstein während der Kaiserzeit Mrozewicz 2004, pass.; zur cura viarum ab Augustus spez. 349; 352f.; dazu auch Eck 1992, pass.; zu Meileinsteinen in Zeiten der Krise Sauer 2014, pass., spez. 295; siehe auch Kuhoff 1993, 32; Alföldy 2003, 18f.; ausf. zum Stand der Forschung Kolb 2004, pass.; zum Beispiel des Florianus Sauer 1998, 194: „Die Erwähnung eines wohl erfundenen Consulats, von dem die Münzen schweigen, fügt sich gut in das Bild, das man vom Kaiserformular auf Meilensteinen dieser Zeit gewinnt: Es diente nicht der akribischen Dokumentation kaiserlicher Titel, Ämter und Vollmachten, sondern war Ausdruck des oft hastigen und übereifrigen Bemühens, Ehrerbietung zu demonstrieren.“ Siehe etwa Halfmann 1986, 54; 233; zur Ereignisgeschichte Huttner 2008, 161–169 mit Lit.
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4. Die Bautätigkeit
Heldentaten öffentlichkeitswirksam zu propagieren 262. Nach dem Tode des zum Staatsfeind erklärten Kaisers befahl der Senat, die Malereien wieder zu entfernen263. In der Überlieferung der Historia Augusta wendet sich der amtierende Consul des Bürgerkriegsjahres 238 n. Chr. an den Senat und mahnt an, dass man sich anstelle belangloser „Altweibersorgen“ besser mit der drohenden Gefahr des herannahenden Maximinus auseinandersetzen solle264. Schenkt man den folgenden Angaben Glauben, befasste sich die Versammlung zu diesem Zeitpunkt mit öffentlichen Bauprojekten im Umfeld der Hauptstadt, wobei speziell die Titusthermen, die Wiederherstellung von Tempeln, die Ausschmückung einer Basilika sowie der Ausbau eines Amphitheaters genannt werden („quid enim opus de restitutione templorum, de basilicae ornatu, de thermis Titianis, de exaedificatione Amphitheatri agere“)265. Zwar ist die Glaubwürdigkeit der Historia Augusta an dieser Stelle grundsätzlich in Zweifel zu ziehen 266, allerdings lässt sich für das Colosseum – kein anderes stadtrömisches Bauwerk kann in Zusammenhang mit dem letztgenannten Gebäude gemeint sein – tatsächlich eine langwierige Reparatur belegen, die bereits in severischer Zeit begonnen worden war und wahrscheinlich erst unter Gordian III. fertiggestellt wurde (hier S. 64). Inwieweit die kaiserliche Administration unter der Herrschaft des Maximinus mit dieser und den übrigen Projekten in Zusammenhang stand, ist indessen nicht zu klären. Auch außerhalb Roms ist die Quellenlage für zivile Baumaßnahmen dürftig. Lediglich durch eine Inschrift aus Cosa (Etruria / Regio VII) lassen sich Arbeiten belegen, welche auf direkte Einflussnahme vonseiten des Kaisers und seines Sohnes zurückgingen: Nach Ausweis des Textes gaben Maximinus Thrax und Maximus Caesar den Auftrag zur Wiederherstellung städtischer Tempel und Portiken267, wobei die durch öffentliche Gelder finanzierten Maßnahmen mit dem formelhaften Ausdruck VETVSTATE DILAPSVUM begründet werden268. Wie im Falle eines kriegerisch aktiven Kaisers zu erwarten, bestehen Hinweise auf Baumaßnahmen militärischen Charakters. Im Zuge seines Germanenfeldzuges ließ Maximinus dem zeitgenössischen Geschichtsschreiber Herodian zufolge eine Rheinbrücke errichten269. Nach Ausweis der Historia Augusta legte er später vor Aquileia eine im262
263 264 265 266 267 268 269
Zur numismatischen Bedeutung des Germanensieges in der Repräsentation des Maximinus Thrax jüngst Wolters 2013, pass.; ihm zufolge (S. 122) handelte es sich um den 'zentralen Leistungsnachweis' des Herrschers; siehe auch Huttner 2008, 166; zum Phänomen der zweiten imperatorischen Akklamation des Kaisers bereits Stylow 1974, pass.; bei den angeblich aufgestellten Tafelbildern könnte es sich um einen literarischen Reflex der auf die Stadt Rom gerichteten, realpolitischen Selbstdarstellung gehandelt haben. HA, Max. duo, 12, 10–11; Herodian. VII, 2, 8; siehe etwa Whittaker 1970, 166 Anm. 1; vgl. auch die literarisch bezeugte Aufstellung von Gemälden unter Carus. HA, Max. Balb. 1, 3–5. HA, Max. Balb. 1, 4; dazu Brandt 1996, 123 K 19. Bereits von Domaszewski 1916, 12 hat darauf hingewiesen, dass sich der Geschichtsschreiber hier vielleicht durch die Überlieferung Suetons inspirieren ließ; vgl. Suet. Tit. 7. AE 1982, 325; Scott 1981, 309–314; Horster 2001, 317–319 Kat. VII 1,2. Siehe hierzu Thomas – Witschel 1992, 140–149; Horster 2001, 222f. Herodian. VII, 1, 5; 7; dazu Whittaker 1970, 153 Anm. 3; Müller 1996, 334; Huttner 2008, 165f.; Haegemans 2010, 61.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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provisierte, von Fässern getragene Brücke an, um seinen Soldaten die Überquerung des nahe gelegenen Isonzo zu ermöglichen 270. Daneben lassen sich mehrere Inschriften heranziehen, welche die Wiederherstellung von Straßen, Brücken und Meilensteinen bezeugen. Die nominativische Nennung von Vater und Sohn ist dabei vielleicht als Hinweis auf direkte Einflussnahme zu verstehen 271. Darüber hinaus stehen Restaurierungsarbeiten an mehreren Militärlagern in Zusammenhang mit der Herrschaft des Kaisers272. Die Maßnahmen sind auf ein großräumiges, von Maximinus Thrax initiiertes Stabilisierungsprogramm der Grenzgebiete nach den bereits unter Severus Alexander erfolgten Germaneneinfällen zurückzuführen. Im Rahmen dieser Auseinandersetzungen waren zivile und militärische Anlagen „in einem bis dahin unbekannten Ausmaß zerstört“ worden273. Zu den Projekten gehörte etwa die Restaurierung einer Badeanlage im Lager von Copăceni (Dacia), welche inschriftlich auf 236 n. Chr. zu datieren ist und damit ebenfalls in die Regierungszeit des Kaisers fiel. Möglicherweise ging auch diese Maßnahme auf direkte Einflussnahme des Herrschers zurück274. Gordian I. und Gordian II. (238 n. Chr.) Ihre kurz bemessene Herrschaft sowie der Kampf gegen die Truppen des numidischen Statthalters Capelianus boten den älteren Gordianen weder Raum noch Zeit zur Durchführung größerer Bauprojekte275. Trotz offizieller Anerkennung durch den römischen 270 271
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HA Max. duo 22, 4; dazu ausf. Baratta 2005, 53–66 mit Rekonstruktionszeichnung S. 63 Abb. 13; siehe auch Wiegels 2013a, 6. Beispiele: CIL XVII² 135 = CIL XII, 5534 = Clauss – Slaby 09500302; dazu auch Walser 1967, 58f. Kat. 24; CIL XVII² 130 = CIL XIII, 9058 = Clauss – Slaby 09500297; dazu auch Walser 1967, 65 Kat. 29; CIL XVII-4/1, 91 = CIL XVII-4/2, S. 125 = Clauss – Sla by 14400453; dazu Deppmeyer 2013, 106f.; CIL III, 14110 = CIL XVII-4–1, 82 = CIL XVII-4–2, S. 125 = Clauss – Slaby 27900328; grundlegend zur Straßenpflege unter der Herrschaft des Kaisers Bernasetti 1965, 23–36; Haegemans 2010, 69–73; kürzlich noch Bartels 2014, 234–237, der anhand der Meilensteine ein unter Maximinus Thrax begonnenes und unter Gordian III. fortgeführtes Straßenbauprogramm im östlichen Balkanraum rekonstruiert. Zu den Maßnahmen im Einzelnen Schönberger 1969, 175 und Reuter 1999, 535f. jeweils mit epigraphischen Belegen und Lit.; Huttner 2008, 166; Haegemans 2010, 63; vgl. auch die Aufstellung einer Säule mit Inschrift (IDR III 1, 144) in Tibiscum (Dacia) die Piso 1982, 231f. Nr. 6 auf Maximinus Thrax und Maximus Caesar bezieht. Reuter 1999, pass.; spez. 533; dazu kürzlich auch Schallmayer 2011, 20, der u. a. einen nahe der Civitas Auderiensium MED(---)/Dieburg gefundenen Meilenstein als Hinweis auf entsprechende „reichsweite Zusammenhänge“ versteht; zum Zusammenhang der Ereignisse und der Straßenpflege in Raetien unter Maximinus Thrax Walser 1983, 24f.; vgl. dazu CIL III, 5985 = CIL III, 11981 = CIL XVII-4–1, 9 = CIL XVII-4–2, S. 123 = Clauss – Slaby 27700261; Walser 1983, 72 Kat. 15. CIL III, 14216, 19 = Clauss – Slaby 32200989; Nielsen 1990b, 20 Kat. C 150; Wallner 1997, 66 mit Anm. 243. Zur Ereignisgeschichte Huttner 2008, 170–172 mit weiterer Lit.; bei der von Thysdrus ausgehenden Widerstandsbewegung gegen Maximinus Thrax hatte es sich nicht etwa um
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4. Die Bautätigkeit
Senat blieb es den beiden Kaisern nach ihrer Erhebung in der Provinz Africa proconsularis verwehrt, ihr direktes Einflussgebiet auf einen größeren geographischen Raum auszuweiten. Entsprechend lassen sich weder stadtrömische Bauprojekte, noch nennenswerte provinzielle Maßnahmen aus ihrer Herrschaft verzeichnen. Die Setzung von Meilensteinen in weit entfernten Gegenden wie etwa Kleinasien ist kaum als Beleg für tatsächlich erfolgte Arbeiten, sondern vielmehr in einem adulatorischen Sinne zu verstehen276. Auch die bisweilen vorgebrachte Behauptung, das Amphitheater von Thysdrus gehe auf den alten Kaiser und seinen gleichnamigen Sohn zurück, entbehrt bislang je der zuverlässigen Grundlage (hier S. 67). Der Verfasser der Historia Augusta berichtet von zwei privaten Anwesen der Kaiser, einer stadtrömischen domus und einer nicht weit entfernten villa an der Via Praenestina277. An verschiedenen Stellen wird erwähnt, dass die Familie im Besitz der berühmten domus rostrata, dem mit Schiffsschnäbeln geschmückten Haus des Pompeius, gewesen sei278. Gordian III. soll das Gebäude später weiter ausgestattet haben 279. Bei diesen An-
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eine auf bestimmte Bevölkerungsschichten beschränkte 'Revolution' im Rahmen eines 'Klassenkampfes' gehandelt, wie tlw. in der älteren Forschung behauptet – vielmehr war der Aufstand von allen Schichten „vom höchsten Senator bis hin zum einfachen Bauern und Landarbeiter“ getragen worden, wie F. Kolb überzeugend dargelegt hat: ausf. Kolb 1977a, pass.; Kolb 1977b, spez. 284 jeweils mit älterer Lit.; zur Diskussion auch Hartmann 1982, 114f.; allg. zur Ereignisgeschichte und Einzelaspekten des sog. Sechskaiserjahres u. a. Townsend 1955, pass.; Rea 1972, pass.; Kolb 1977b, 280–284; Bellen 1998, 203–205; de Jong 2003; Haegemans 2003; Ziegler 2004, pass.; Hilai 2007, pass.; Börm 2008, pass.; Huttner 2008, 170–180; kürzlich ausf. Herrmann 2013, 31–71; neben der schwierigen Chronologie des sog. Sechskaiserjahres hat besonders die Einflussnahme verschiedener politischer bzw. sozialer Gruppierungen im Rahmen der Machtkämpfe das Interesse der althistorischen Forschung geweckt. Neben dem Militär und der stadtrömischen Bevölkerung ist hier vor allem der Senat zu nennen, der mit einer für die hohe Kaiserzeit sonst unvergleichbaren Durchsetzungskraft Einfluss auf die rasanten Ereignisse ausübte; siehe etwa Sünskes Thompson 1993, 9; 45f.; ihr zufolge (S. 9) markierte das Jahr 238 n. Chr. „das vorläufige Ende des Einflusses der stadtrömischen Bevölkerung auf die politische Entwicklung, da sich die Entscheidung um die Kaiserfolge in die Provinzen verlagerte“; zum personellen Aufbau der Senatsfront gegen Maximinus Thrax grundlegend Dietz 1980, pass. Solche Denkmäler geben vielmehr Aufschluss darüber, in welchen Teilen des Reiches die kurzlebigen Kaiser anerkannt worden sind; zu kleinasiatischen Belegen bspw. von Aulock 1987, 49f.; dort zu einem unvollendeten Meilensteinen nahe Eskiyapar (Galatien) und einem Gipsentwurf aus der Nähe von Caesarea Maritima; siehe auch Haegemans 2003, 475; siehe allg. Mrozewicz 2004, 348: „Bauherren waren die höchsten Würdenträger im Staat. Die Straßen verband man sofort mit der aktuell ausgeübten (bzw. erträumten) Macht.“; zur Frage nach der Existenz kleinasiatischer Prägungen unter Gordian I. Bosch 1955/59, pass. HA Gord. 32, 1–3. HA Gord. 2, 3; 3, 6; 6, 5; 17, 2; Richardson 1992, 133; LTUR II, s.v. Domus: M. Antonius Gordianus Sempronianus Romanus Africanus (W. Eck) 34f.; LTUR II, s.v. Domus Pompeiorum (V. Jolivet) 159f.; Gilbert 1890, 355 Anm. 1. HA Gord. 32, 1; dazu Scheithauer 2000, 207.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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gaben handelt es sich um den literarischen Versuch, das in der Historia Augusta gelobte Herrscherhaus der Gordiane zu überhöhen und in seiner Würde zu steigern 280: Dass die domus rostrata seit republikanischer Zeit große politische Symbolkraft besaß, zeigt bereits die zweite philippische Rede Ciceros, in der Marcus Antonius als neuer Bewohner des Hauses gescholten wird, die heilige Schwelle (sanctissimum limen) durch seine Anwesenheit besudelt zu haben281. Alle bisherigen Versuche, die oben genannte Villa mit bestimmten archäologischen Überresten zu identifizieren, gelten als gescheitert. Hierzu gehört besonders der bereits von A. Nibby vertretene Vorschlag, dass es sich bei einem größeren Villenkomplex am dritten Meilenstein der Via Praenestina um das berühmte, mit 200 Säulen geschmückte Anwesen gehandelt habe282. Tatsächlich lässt sich diese recht willkürliche Benennung weder aus dem archäologischen Befund heraus, noch durch die Angaben der historischen Quelle belegen283. Das benachbarte Mausoleum bei Tor de'Schiavi, welches traditionell als Grablege der Kaiserfamilie angesprochen wird, ist bereits wegen seiner später anzusetzenden Datierung als solche auszuschließen284. Wie im Falle der domus rostrata dürfte es sich bei der Beschreibung der villa Gordiani mitsamt ihres umfangreichen Säulenschmucks schlicht um eine literarische Betonung der dynastischen gravitas handeln285. Für die reale Baupolitik des Kaiserhauses ist sie damit nicht aufschlussreich. Pupienus und Balbinus (238 n. Chr.) Für die kurzlebigen Senatskaiser Pupienus und Balbinus sind, abgesehen von einigen Meilensteinen, keine Zeugnisse kaiserlicher Bautätigkeit bekannt. Auf den miliaria werden sie oft im Nominativ und zusammen mit Gordian III. genannt, welcher den beiden Kaisern als Caesar beigestellt war. So kündet beispielsweise ein Meilenstein aus der Nähe von Brigetio (Pannonia superior) von Wiederherstellungsarbeiten durch die nominativisch genannten Kaiser und Gordianus Caesar 286. Die ausführende Einheit wird als legio I adiutrix als P(VPIENA) B(ALBINA) G(ORDIANA) bezeichnet287. In solchen 280 281 282 283 284 285 286 287
Vgl. HA. Gord. 21, 5, wonach die Kaiser einigen berühmten Persönlichkeiten republikanischer Zeit (u. a. Pompeius) ähnlich gesehen haben sollen; siehe auch Hartmann 2010, 174. Cic. Phil. 2, 68; siehe auch Suet. Tib. 15, 1, dem zufolge auch Tiberius das Haus in der Zeit vor seiner Erhebung zum Kaiser eine Weile lang bewohnt haben soll; zur Geschichte des Hauses kürzlich noch Hartmann 2010, 173–175. Nibby 1849, 707–712; folgend bspw. Friedländer 1871, 74; Rivoira 1972, 178–181. Ausf. zur sog. 'Villa Gordiana' Leone u. a. 2008, pass.; zur Zuweisung des Gebäudes spez. 122f.; kritisch auch Kolb 2002, 661f.; Schade 2006, 359; siehe jüngst noch Coarelli 2014, 196f. Ausf. zum Mausoleum Rasch 1993, pass.; zur Forschungsgeschichte S. 8f.; zur Datierung und Zuweisung 77–82; zur traditionellen Benennung spez. 77 Anm. 501. HA Gord. 32, 2–3. AE 1994, 1395 = Clauss – Slaby 00380827; das Prädikat erscheint dabei kurioserweise im lateinischen Singular RESTITVIT; ebenso auf einem Meilenstein aus der Nähe von Hierapolis (Cappadocia): CIL 03, 06953 = CIL 03, 12210 = Clauss – Slaby 28501122. Zur Ergänzung Lorincz – Számadó 1994, 205–207.
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4. Die Bautätigkeit
Widmungen formulierte sich der Anspruch einer gemeinsam getragenen Herrschaft, welche dem Kollegium der Senatskaiser eine quasi-dynastische Legitimationsgrundlage verlieh288. Einer Notiz der Historia Augusta zufolge besaß Balbinus eine domus in den Carinae, die magna et potens gewesen sein soll und welche sich zur Entstehungszeit der Quelle angeblich noch immer in Familienbesitz befand 289. Dass Balbinus und Pupienus als angesehene Mitglieder des Senats über private Anwesen in der Hauptstadt verfügten, ist an sich nicht bemerkenswert. Der Hinweis auf die stadtrömischen Carinae dürfte jedoch auf die Überlieferung Suetons zurückzuführen sein, der zufolge bereits Tiberius hier gelebt haben soll290. Da die gleiche Stelle bezeugt, dass der nachmalige Kaiser auch das 288
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Zum sog. Sechskaiserjahres hier Anm. 275. Nachdem Pupienus und Balbinus per Senatsbeschluss als neue Kaiser eingesetzt worden waren, kam es zu heftigen Protesten der stadtrömischen Bevölkung, die sich eine dynastische Klärung der Herrschaftsfrage erhofft hatte und ihrem Unmut bald durch Straßenkämpfe Ausdruck verlieh. Erst die Aufnahme des jungen Gordian III. in das Herrscherkollegium konnte die Lage beruhigen: Die Senatskaiser nutzten seine Verwandtschaft zu Gordian I. und Gordian II., um ihrem Regime eine quasi-dynastische Rechtfertigung zu verleihen. So kam es bald zur Konsekration der verstorbenen nordafrikanischen Kaiser (dazu Herrmann 2013, 58 Anm. 2 mit weiterer Lit.), welche gewissermaßen zu Symbolfiguren des Widerstandes gegen Maximinus Thrax avanciert waren; ähnlich Kluczek 1999, 76f.; allg. zum dynastischen Rückbezug Gordians III. auf die älteren Gordiane Huttner 2008, 175; 180 mit weiterer Lit.; ausf. zur geographischen Verbreitung von Ehrungen für die Senatskaiser und Gordian III. Townsend 1955, 66–81; auf den nordafrikanischen Inschriften wurde gezielt auf das verwandtschaftliche Verhältnis hingewiesen; vgl. bspw. AE 1993, 1778 = Clauss – Slaby 03700828 (Pupienus und Balbinus zusammen mit Gordian III. als nepos Gordianorum divorum); außerdem AE 1937, 32 = AE 1955, 221 = Clauss – Slaby 15900345; CIL VIII 10342 = Clauss – Sla by 26000937; CIL VIII 10365 = Clauss – Slaby 26000961; CIL 08, 22586 = Clauss – Slaby 28200030; dazu auch Clauss 2001, 183; zur Bedeutung des concordia-Gedankens für die Herrschaft der Senatskaiser Alföldi 1999, 146; der innere Zusammenhalt des von Pupienus, Balbinus und Gordian III. getragenen Herrscherkollegiums wurde etwa durch ihre gemeinsame Münzprägung betont; vgl. die verschränkten Hände auf den Reversen der beiden Oberkaiser mit Verweis auf CONCORDIA AVGG, FIDES MVTVA AVGG oder AMOR MVTVVS AVGG; dazu Townsend 1955, 84; Kent u. a. 1973, 45; Varner 2000a, 204f. Kat. 53; Körner 2002, 115f.; Huttner 2008, 174; Haegemans 2003, 477; Haegemans 2010, 174–176; zur Tarsischen Münzprägung Harl 1987, 40 mit S. 156 Anm. 25 für Belege und Lit.; auf den Münzen erschienen Pupienus und Balbinus jeweils dezidiert als 'Väter des Senats'; dazu u. a. Stevenson 1889, 611; Körner 2002, 116; Gehrke 2010, 205; auf Ostraka, Inschriften und Papyri wurde das gesamte Kollegium von Pupienus, Balbinus und Gordian III. propagiert; vgl. bspw. O.Leid. 259, 1–8; O.Leid. 144; dazu Rea 1972, 1–4; O.Bodl. 2 1621, 1–4; P.Flor. 1 98, 5–6/7; P.Oxy. 12 1433 Kol. I, 16–26; SB I 5125, 21–25; zur Anerkennung auf den Papyri Rathbone 1986, 110; tatsächlich bestanden gewisse Differenzen zwischen den beiden Senatskaisern; vgl. HA Max. et Balb. 14, 1; Herod. 8, 8, 4f., die schließlich zu ihrem beiderseitigen Tod führten; dazu Brandt 1996, 101; 216f. K 136. Platner – Ashby 1929, 173; Richardson 1992, 122; LTUR II, s.v. Domus Balbini (F. Guidobaldi) 67; zu den Carinae Platner – Ashby 1929, 100; LTUR II, s.v. Carinae (E. Rodréguez Almeida) 239f. Suet. Tib. 15, 1; von Domaszewski 1916, 12.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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Haus des Pompeius bewohnte und die Historia Augusta dasselbe für die älteren Gordiane überliefert (hier S. 60), ist der Nachricht in Bezug auf den Senatskaiser Balbinus wenig Glauben zu schenken. In solchen Nachrichten formulieren sich auswechselbare Topoi senatorisch-kaiserlicher Würde, die vor allem bei der römischen Oberschicht auf Gefallen gestoßen sein dürften. Außerhalb Roms sind keine Baumaßnahmen bekannt. Nach Ausweis der Historia Augusta ließ der Senat im Rahmen des Bürgerkrieges gegen Maximinus Thrax die italischen Städte befestigen291. Die Nachricht gehört in den Bereich der militärisch notwendigen Maßnahmen und lässt daher keine Rückschlüsse auf die Herrschaftsrepräsentation der Senatskaiser Pupienus und Balbinus zu. Gordian III. (238–244 n. Chr.) Es lassen sich Belege für eine Reihe von Bauaktivitäten aus der Regierungszeit Gordians III. erbringen, die sich im Wesentlichen auf epigraphische oder literarische Zeugnisse stützen. Ein größeres Betätigungsfeld stellen Maßnahmen im Bereich von Badeanlagen dar292: So berichtet der Verfasser der Historia Augusta von stadtrömischen nymphia et balneas, welche er auf Gordian III. zurückführt293. Die Bäder sollen für Privatpersonen gedacht gewesen sein, was möglicherweise so zu verstehen ist, dass der Zutritt nur einem bestimmten Personenkreis gestattet war („sed balneae privatis hominibus fuerunt et ab eo in usum privatum exornatae sunt“)294. Durch die Epigraphik lassen sich tatsächlich Arbeiten an den älteren balnea Surae auf dem Aventin belegen, die vielleicht mit den in der Historia Augusta genannten Bädern zu identifizieren sind 295. Dies ist allerdings nicht sicher zu entscheiden. In der Historia Augusta ist zudem von angeblich geplanten Winterbädern (hiemales) und einem Sommerbad (thermas aestivas) die Rede, welches der Kaiser nach sich selbst 291 292
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HA, Max. Balb. 10, 1; vgl. HA Max. duo 23, 3; Brandt 1996, 186f. K 98; Horster 1997, 50. So behandelt etwa eine Inschrift aus Liternum (Latium et Campania) die Erneuerung ei nes balneum Veneris ad pistrinam durch den vir clarissimus consularis Domitius Servianus unter dativischer Nennung des Kaisers; siehe AE 2003, 00339 = AE 2010, 00318 = Clauss – Slaby 34801357. HA Gord. 32, 5; vgl. F. Albertini, Opusculum de mirabilius novae et veteris urbis Romae (1510) 14 (de thermis), der „thermae Gordiane“ nahe der Kirche von St. Eusebius bezeugt. So etwa Fagan 1999, 116f. Zu den Thermae Surae, welche auch durch die Forma Urbis Romae belegt sind LTUR V, s.v. Thermae Surae / Suranae (L. Vendittelli) 65 mit Bibliographie; vgl. Chron. min. I, 545; Erstpublikation der Inschrift: Paribeni 1920, pass.; siehe auch Townsend 1939, 75; Brödner 1983, 220; Richardson 1992, 296; Wallner 1997, 98; Fagan 1999, 116f. („Altogether, this notice remains cryptic and perhaps should not be taken seriously.“); Scheithauer 2000, 204; Merten 1983, 23f. hält die vorgeschlagene Verknüpfung zwischen epigraphischer und literarischer Nachricht für „nicht unproblematisch“ und „zu gewagt“; im 16. Jh. scheinen noch Thermen des Gordian III. bekannt gewesen zu sein, allerdings bleibt ihre Be hauptung bisher weiterer archäologische Hinweise schuldig; dazu Brödner 1983, 220; Wallner 1997, 97.
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4. Die Bautätigkeit
benennen wollte296. Diese Anlagen sollten an einen größeren Komplex auf dem Marsfeld, bestehend aus Portiken und Parks mit reichem Statuen- und Säulenschmuck, angeschlossen werden; zur Durchführung der Maßnahme sei der Kaiser jedoch nicht mehr gekommen297. Aufschlussreich ist die Aussage, dass die genannten Bäder die Anlagen begleiten sollten, damit sie nicht ohne Nutzen blieben („ne sine usu essent“): Der Verfasser der Historia Augusta unterstreicht damit die positive Konnotation des angeblichen Bauvorhabens – die Pläne werden nicht allein durch ihren ästhetischen Charakter sondern auch durch ihren öffentlichen Nutzen begründet. Gegensätzlich liest sich die in der selben Quelle beschriebene, „an egoistischen Interessen orientierte“ luxuria des Gallienus, wie A. Scheithauer bemerkt298. Bronzemedaillons um 243/244 n. Chr. bilden das flavische Amphitheater mit der Beischrift MVNIFICENTIA GORDIANI AVG ab. Die Legende ist als Hinweis auf die Veranstaltung von Spielen oder auf Reparaturarbeiten unter Gordian III. zu verstehen299. Entsprechende Maßnahmen waren bereits unter Elagabal in die Wege geleitet und von Severus Alexander fortgeführt worden300. Eine Nachricht der Historia Augusta legt nahe, dass noch unter Maximinus Thrax bauliche Arbeiten (exaedificatio) im Gange gewesen waren (hier S. 58)301. Wahrscheinlich hielten sie noch eine Weile an und wurden erst unter Gordian III. zum Abschluss gebracht. Auf diese Weise ließe sich am ehesten die prominente Abbildung des Colosseums auf den Medaillons erklären 302. Es handelt sich um einen anschaulichen Beleg dafür, dass sich selbst die Durchführung notwendiger Reparaturmaßnahmen im Spiegel der kaiserlichen Repräsentationskunst zur politischen Selbstdarstellung nutzen ließ. 296
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HA Gord. 32, 6–8; von Domaszewski 1916, 5f.; ausf. zum Vorhaben Merten 1983, 34–48 mit weiterer Lit.; sie rekonstruiert einen groben Plan der Anlage (S. 36) und liefert eine ausführliche Diskussion der einzelnen Bestandteile; zum fiktiven Charakter der Maßnahme u. a. Scheithauer 1988, 235. HA Gord. 32, 5; siehe LTUR IV, s.v. Porticus Gordiani (E. Papi) 123f. mit Lit.; Gilbert 1890, 252 Anm. 2; Lanciani 1967 (1888), 97; Scheithauer 1988, 229 mit Anm. 20 bezeichnet diese Maßnahme als „erwiesene Fälschung“; Fagan 1999, 117 („this notice should be approached with extreme caution.“) Scheithauer 2000, 206. Cohen V², 37 Nr. 165f.; siehe etwa Küthmann u. a. 1973, 33 Nr. 54; Kolb 1993, 301; Bergmann 1994, Taf. 2 Abb. 1; Scheithauer 2000, 204; LTUR I, s.v. Amphitheatrum (R. Rea) 31 mit 365 Abb. 17.: „La sistemazione definitiva fu attuata da Gordiano III e celebrata con un'emissione monetale (...) in cui è ancora rappresentata la valle, con l'A., schemati co, in positzione centrale, un portico ad un solo ordine sulla destra e, sul lato opposto, la Meta e il Colosso solare.“; allg. zu den Medaillons des Kaisers jüngst Bardin 2014, pass. Ausf. zu den verschiedenen Restaurierungsarbeiten am flavischen Amphitheater Mocchegiani Carpano – Luciani 1981, pass.; spez. 16–21 (Elagabal und Severus Alexander); zu den archäologisch nachweisbaren Spuren auch Ottaviani 1991, pass.; spez. 208–210 zu Phase VI; zur Spätantike Severini 1991, pass.; spez. 235 für eine chronologische Übersicht; zu den Kapitellen der wohl severischen Restaurierungsphase Freyberger 1990, 116f. mit Anm. 449; siehe auch unten für Traianus Decius. HA Max. Balb. 1, 4; dazu Brandt 1996, 123 K 19. So etwa Hill 1989, 40; Richardson 1992, 7; zu früheren Restaurierungsarbeiten siehe LTUR I, s.v. Amphitheatrum (R. Rea) 31 sowie die hier in Anm. 300 angegebene Lit.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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Kaiserliche Bautätigkeit könnte auch im Zusammenhang mit der Einführung eines stadtrömischen, penteterisch durchgeführten Agons für Minerva im Jahre 242 n. Chr. zu erwarten sein303. Anlass hierfür bildete wahrscheinlich der geplante Partherfeldzug des Kaisers, für welchen die Einrichtung der Spiele eine fest in der römischen Vorstellungswelt verankerte Legitimationsbasis bot304: Durch Minerva bzw. Athena, die hier als Athena Promachos und damit als Vorkämpferin gegen äußere Feinde auftrat, ließ sich der Feldzug ideologisch in die lange Traditionslinie griechischer und römischer Auseinandersetzungen mit der persischen 'Barbarenwelt' im Osten einreihen 305. Ob und wie der Agon mit dem (Aus-)Bau von Spielstätten oder gar eines Kultgebäudes im Stadtgebiet verbunden war, ist allerdings kaum zu bestimmen. Die Zuweisung archäologisch nachweisbarer Bauglieder und -befunde an Gordian III. ist wie im Falle der übrigen Soldatenkaiser problematisch. Ein Architravfragment aus der Nähe des Divus Romulus-Tempels an der Via Sacra gehörte nach Ausweis seiner Gebälkinschrift zur statio der Tarsier. Aufgrund einer in der Nähe gefundenen Weihinschrift für den Kaiser vermutet S. Neu eine Verbindung zwischen der Herrschaft Gordians III. und diesem Gebäude 306. Ob und inwiefern der Kaiser an seiner Errichtung beteiligt war, bleibt indessen unklar. Durch Renaissancegelehrte ist zudem die Existenz eines Bogens für Gordian III. bezeugt, der sich im Bereich der Castra Praetoria und der Porta Viminalis befunden haben soll307. So gibt F. Albertini in seiner 1510 erschienenen Schrift zu den stadtrömischen Altertümern an, dass Teile dieses arcus marmoreus Gordiani fortgeschafft und verbaut worden seien308. Der besonders in der älteren Forschung vermutete Zusammenhang zwischen diesem Monument und einer Reihe von Architekturfragmenten, die 1871 an der Via Gaeta zu Tage gefördert wurden, ist bislang nicht zweifelsfrei erwiesen309.
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305 306 307
308 309
Aur. Vict. 27, 7; Chron. min. I, 147; ausf. Wallner 2004, pass.; epigraphische Belege: Mo retti 1953, 259 Nr. 88; 263 Nr. 90; Wallner 1997, 78–80 mit weiterer Lit.; Huttner 2008, 185; Herrmann 2013, 120–123. Zum römisch-persischen Krieg u. a. Kettenhofen 1982, 19–37; Dodgeon – Lieu 1991, 34–48; Herrmann 2013, 132–170; Huttner 2008, 184–187; wahrscheinlich war ein Feldzug gegen die Parther bereits unter Pupienus ins Auge gefasst worden; vgl. HA Max. et Balb. 13, 5; Brandt 1996, 213f.; Ziegler 2004, pass.; Huttner 2008, 178. Siehe u. a. Wallner 1997, 79 mit Anm. 293; Wallner 2004, 225–228; Gehrke 2010, 209; vgl. Herrmann 2013, 120–123 mit Überblick zur bisherigen Lit. IG XIV, 1066 a; IG XIV 1066 b; Neu 1972, 81; zur Ornamentik 81–84; dort 24 a und Beil. 15 Nr. 41 für Abb. Zum Bogen u. a. Lanciani 1872/1873, 234–241; Vespignani 1872/1873, 103–110; Gilbert 1890, 192 mit Anm. 2; Lanciani 1891, 118; Richter 1901, 45; 297; Antonielli 1913, 37–42; Platner – Ashby 1929, 108; LTUR I, s.v. Castra Praetoria (E. Lissi Caronna) 251–254; LTUR I, s.v. Arcus Gordiani (E. Lissi Caronna) 95 mit weiteren Belegen; Richardson 1992, 79; Scheithauer 2000, 205 Anm. 9; Deppmeyer 2011, 193; Coarelli 2014, 101. F. Albertini, Opusculum de mirabilius novae et veteris urbis Romae (1510) 36 (de colossis urbis). Lanciani 1872/1873, 234–241; dazu noch etwa LTUR I, s.v. Arcus Gordiani (E. Lissi Caronna) 95; Richardson 1992, 79.
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4. Die Bautätigkeit
Außerhalb Roms lassen sich hingegen sichere Belege für die Errichtung solcher Denkmäler erbringen310. So verfügte die nordafrikanische Stadt Mustis (Africa proconsularis) an der Straße in Richtung Karthago über einen in großen Teilen erhaltenen Ehrenbogen für Gordian III311. Das eintorige Kalksteinmonument markierte die östliche Grenze des städtischen Territoriums und verfügte seiner Inschrift zufolge über Statuen, die allerdings nicht mehr erhalten sind 312. Das nach epigraphischem Ausweis 239 n. Chr. dedizierte Bauwerk wurde in den 60er Jahren des 20. Jhs. wieder aufgerichtet 313. Die Gesimsblöcke des Bogens sind auf einer Seite mit kriegerischen Motiven – Waffen, Rüstungen, Helmen und Schilden –, auf der anderen Seite mit vegetabilen und dionysischen Ornamenten versehen314. N. Ferchiou schlägt vor, dass die Waffen als Verweis auf die kaiserliche bzw. imperiale Macht zu verstehen seien, während sich die mit 'friedlichen' Elementen angereicherte Seite auf die Stadt Mustis und ihren chthonischen Schutzgott Pluto frugifer bezog 315. Trifft diese Interpretation zu, handelt es sich bei dem Bogen in seiner heutigen Form um eine falsche Rekonstruktion: Die 'friedlichen' Motive müssten sich ursprünglich auf der Ostseite befunden haben, damit sie von Reisenden auf dem Weg nach Mustis als Verweis auf die antike Stadt wahrgenommen werden konnten316. Da sich die für die Interpretation essenziellen Bauglieder nach ihrer modernen Wiedererrichtung nicht mehr in situ befinden, lässt sich der antike Bedeutungsgehalt des Bogens allerdings kaum noch sicher rekonstruieren. Die Errichtung eines solchen Bogens für Gordian III. in der afrikanischen Provinz fügt sich gut in das Gesamtkonzept seiner Herrschaft ein: Die Gegend spielte eine wichtige Rolle für die dynastische Legitimation des Kaisers, da seine 'Vorgänger' Gordian I. und Gordian II. in Thysdrus erhoben worden waren und die Widerstandsbewegung gegen Maximinus Thrax hier ihren Anfang genommen hatte (hier Anm. 288). So lässt sich auch die Dedikation eines weiteren nordafrikanischen Bogens für Gordian III. und seine Gattin Tranquillina als Ausweis des besonderen Verhältnisses zwischen dem jungen Kaiser und dieser Region verstehen, dessen Existenz durch eine Inschrift aus Uchi Maius (Africa Proconsularis) bezeugt ist317. Der Text behandelt auch die Aus310 311 312 313 314
315 316 317
Allg. zur Tätigkeit des Kaisers in den Provinzen Townsend 1939, 78–117. Frontingham 1904, 29 (dort Gordian II. zugewiesen); Townsend 1939, 116; ausf. zu Aufbau und Schmuck Ferchiou 1985, pass.; zur Inschrift Wesch-Klein 1990, 150f. Nr. 11 mit weiterer Lit.; Schmidt 2009, 309. CIL VIII, 1577 = CIL VIII, 15572; Wesch-Klein 1990, 150f. Nr. 11; Saastamoinen 2010, 483 Nr. 550. Siehe Ferchiou 1985 mit Abb.; dort 132 Abb. 1 mit Rekonstruktionszeichnung; außerdem Heidelberg, Diathek des Instituts für Klassische Archäologie To P 5460; Heidelberger Epigraphische Datenbank, F001529. Ferchiou 1985, 127 Taf. 13 (kriegerische Motive), 120 Taf. 6 (friedliche Motive). Der Interpretationsvorschlag, nach dem sich die für den Osten typischen Gegenstände wie Pelta und phrygische Mütze auf den Perserfeldzug Gordians III. (243–244 n. Chr.) beziehen, scheidet aus, da der Bogen bereits 239 n. Chr. errichtet wurde; Ferchiou 1985, 111. Ferchiou 1985, 111f. Ferchiou 1985, 112. CIL VIII 26264 = Clauss – Slaby 24700318; Saastamoinen 2010, 483 Nr. 553; Yghil 2015, 562 Nr. 82.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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schmückung des Monuments mit Statuen und kann wegen der kaiserlichen Titulatur und der Nennung Tranquillinas nicht vor 241 n. Chr. entstanden sein (zur Kaisergattin hier S. 239f.). Im Zusammenhang mit Nordafrika ist nicht zuletzt auf die Diskussion um die Entstehung des Amphitheaters von Thysdrus hinzuweisen 318: Verschiedentlich wurde überlegt, ob der bislang nicht genau datierte Monumentalbau in Zusammenhang mit der Herrschaft Gordians III. gestanden haben könnte. So zog beispielsweise P. W. Townsend in Betracht, dass das Gebäude unter der Statthalterschaft Gordians I. in Auftrag gegeben und schließlich unter dessen Enkel fortgeführt worden sei 319. J. Kolendo vertrat indessen die Annahme, dass die Errichtung erst auf dessen Befehl erfolgte: Gordian III. habe die Stadt auf diese Weise gefördert, um auf seine Vorgänger (also Gordian I. und II.) zu rekurrieren, deren Revolte gegen Maximinus Thrax in Thysdrus ihren Anfang genommen hatte320. In der Forschung haben diese Vorschläge sowohl Gegner als auch Anhänger gefunden321. Da sich das Gebäude jedoch nach wie vor nicht sicher datieren lässt322 und ohne weiterführende textuelle Zeugnisse kaum Sicherheit bestehen kann, bleibt die Annahme, Gordian III. habe seine dynastische Herkunft durch die Errichtung des Amphitheaters von Thysdrus betont, bis auf Weiteres reine Vermutung. Ein weiterer nordafrikanischer Beleg hat sich für Volubilis (Mauretania Tingitana) erhalten. Aus dem Eingangsbereich des sog. 'Palais de Gordien' 323 stammt eine Inschrift, die sich auf die Wiederherstellung der domus cum balineo durch den nominativisch genannten Gordian III. bezieht324. Es heißt darin, die unter Aufsicht des Marcus Ulpius Victor durchgeführte Maßnahme sei a solo, also von Grund auf, erfolgt 325. Aus dem ar318 319
320 321
322 323 324 325
Zum Gebäude ausf. Slim 1986, pass. mit weiterer Lit. Townsend 1939, 115: „Since the elder Gordian was a cultivated and public-spirited man who was interested in promoting public enterprises, it is reasonable to suppose that he started the work on this extensive structure, which was perhaps not even completed during the reign of his grandson.“; dafür auch Whittaker 1970, 183 Anm. 1. Kolendo 1973, pass.; spez. 79f. Etwa Bomgardner 1981, pass.; Humphrey 1986, 317; Bomgardner 2000, 127f.; 146–151; 198; spez. 128: „Thus the large amphitheatre at Thysdrus may be seen to be in some ways a dynastic monument to the Gordians, an amphitheatrum Gordianum“; Andreae 1973, 603; zur Diskussion auch Wallner 1997, 73 mit Anm. 273; 99; Haegemans 2010, 132f. hält den Vorschlag indessen für haltlos; für eine Entstehung „kurz nach 238 n. Chr.“ spricht sich noch Baratte 2012, 43 aus. Für eine Entstehung gegen Ende des 2. oder zu Beginn des 3. Jhs. spricht sich bspw. noch bis in jüngere Zeit H. Slim aus; siehe etwa Slim 1986, 450f.; Slim 2007, 141. Zum sog. 'Palais de Gordien' besonders Thouvenot 1949, 47f.; Thouvenot 1958, 9–47; Thomas – Witschel 1992, 161; Thébert 2003, 279f. AE 1922, 57 = Clauss – Slaby 08800365; Saastamoinen 2010, 483 Nr. 551; Nielsen 1990b, 18 Kat. C.129; 18 Kat. C.130 stellt diesbezüglich einen falschen Zusammenhang her; dazu Fagan 1999, 236 Nr. 12; vgl. auch hier Anm. 499; siehe außerdem Townsend 1939, 115. Allg. zur Formulierung a solo Horster 2001, 63f.; zu a solo in Zusammenhang mit der hier besprochenen Maßnahme Thomas – Witschel 1992, 161: „In general terms it could be said that the expression a solo was justified, but it can hardly survive closer scrutiny or comparison with the evidence. Thus, a solo is used wholesale of the complex domum cum balineo, whereas, in reality, the nature of the changes is quite different in the case of each
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4. Die Bautätigkeit
chäologischen Befund geht hervor, dass im Rahmen der Arbeiten wesentliche Mauerzüge des Altbaus in die neue, erweiterte Anlage inkorporiert wurden. Bei der zugehörigen Badeanlage scheint es sich allerdings tatsächlich um einen gordianischen Neubau zu handeln326. Der sog. Palast – wohl das Anwesen eines lokalen Honoratioren oder Beamten – „was evidently public in nature“ 327. Möglicherweise stand der Ausbau unter Gordian III. entsprechend mit einer Bereitstellung des Bades für die öffentliche Nutzung in Zusammenhang. Dies ist allerdings nicht sicher zu bestimmen328. Neben Nordafrika lassen sich auch für den griechischsprachigen Osten des Reiches Maßnahmen repräsentativen Charakters belegen, die auf die Herrschaft des Kaisers zurückgeführt werden können. Ein bemerkenswertes Beispiel findet sich in Milet (Asia): Zum oberen Architrav des hiesigen Nymphäums gehört eine griechische Inschrift, welche die Ausschmückung des Prachtbaus mit göttlichen Geschenken unter Gordian III. und seiner Frau Tranquillina bezeugt329. Die Nachricht ist wohl im Sinne einer Spende durch das Kaiserhaus zu verstehen, wobei sich die ausführende Person oder Institution nicht mehr nachvollziehen lässt. Bei den im Text genannten θείων δωρεῶν ist am ehesten an Statuen zu denken330. Die Anbringung der Inschrift ermöglichte die Einbeziehung des Kaisers und seiner Frau in einen größeren semantischen Zusammenhang: Das flavische Nymphäum331 bildete zusammen mit dem hellenistischen Bouleuterion 332 und dem als Schnittstelle zur Agora dienenden hadrianischen Markttor333 eine Gruppe aufeinander Bezug nehmender Gebäude, die den dazwischen liegenden Platz am Ende ei-
326 327 328 329
330
331 332 333
part: the domus was reconstructed on essentially the same plan as the old house and consi derably enlarged in its northern part; the balineum, on the other hand, had a wholly new look.“; dort Anm. 155–158 für weitere Lit. Zum Befund ausf. Thouvenot 1958, 9–47; siehe auch Thouvenot 1949, 47f.; Thomas – Witschel 1992, 161; Thébert 2003, 279f. Fagan 1999, 236 Nr. 12. Etwa Fagan 1999, 236 Nr. 12; vgl. hierzu einen ähnlichen Vorgang unter Philippus Arabs hier S. 75; zu den öffentlichen Badeanlagen von Volubilis siehe Thouvenot 1949, 41–45; Risse 2001, 48–51. „ἐπὶ αὐτοκράτορος Μ. Ἀντωνίου Γορδιανοῦ Εὐσεβοῦς Εὐτυχοῦς Σεβ(αστοῦ) καὶ Ἰουλίας Τρανκουιλλείνης .... διά τε τῶν ἀνδριάντων τῶ[ν] .. [χ]αλκῶν .. τῆς περὶ τὸ ἰἰδ ... προνοίας ἐπεκόσμησεν ἐκ τῶν θείων δωρεῶν ..“. Unverständlicherweise identifiziert Winter 1996, 91f.; 335; 358 den
in der Inschrift genannten Kaiser als Gordian I. (allerdings mit Fragezeichen); die Nennung der Kaisergattin Tranquillina weist unmissverständlich auf Gordian III.; dafür bereits H. Dessau in Hülsen u. a. 1919, 54; Bol 2011, 31 mit S. 29 Abb. 8c. Bol 2011, 31; ein Sockel mit Einlassungsspuren für die Aufstellung einer Bronzestatue könnte mit den Geschenken des Kaisers in Zusammenhang zu bringen sein; vielleicht handelt es sich bei dem auf der Sockelinschrift genannten Lollianus, einen dreimaligen Proconsul von Asia, um den Beamten, der den Auftrag zur Aufstellung der „göttlichen Geschenke“ gab. Wegen der in flavische Zeit weisenden Bauornamentik ist nicht daran zu denken, dass auch das Obergeschoss auf die Spende Gordians III. zurückgeht. Grundlegend zum Nymphäum von Milet Hülsen u. a. 1919, pass.; ausf. Bol 2011, 25–68 mit Katalog der rundplastischen Funde sowie der Statuenbasen und Inschriften. Grundlegend zum Bouleuterion von Milet Knackfuß u. a. 1908, pass.; Tuchelt 1975, pass.; Winter 2006, 146f. mit weiterer Lit. Ausf. zum Markttor von Milet Strocka 1981, pass.; Maischberger 2009, pass.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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ner breiten Prachtstraße einrahmten. Aus der sicher bewusst gewählten Anordnung der kaiserzeitlichen Prachtbauten resultierte ein repräsentatives Zusammenspiel: Die Sichtachsen des Bouleuterion-Eingangs und dem mittleren Durchgang des Markttores trafen sich auf einem vor dem südlichen Risalit des Nymphäums aufgestellten Altar, welcher die einzelnen Elemente optisch miteinander verknüpfte 334. Im 2. Jh. n. Chr. hatte sich durch das architektonische Ensemble und die statuarische Präsentation von kaiserlichen Familienangehörigen ein bauliches Programm ergeben, das hellenistische wie kaiserzeitliche Traditionen bediente und der herrscherlichen Selbstdarstellung Vorschub leistete335. Mit der Anbringung der griechischen Inschrift unter Gordian III. ergab sich eine direkte Verknüpfung zwischen dem kaiserlichen Ehepaar und der Außenwirksamkeit des baulichen Komplexes. Auch für andere Städte des griechischsprachigen Ostens lassen sich Förderungsmaßnahmen durch Gordian III. belegen. Hierzu gehören die Aufwertung bzw. Einrichtung von Agonen und die Fortsetzung oder Wiederaufnahme von Kaiserkulten 336. Ein weiteres Betätigungsfeld stellt die kaiserliche Katastrophenhilfe dar, die als Ausdruck der herrscherlichen cura zu den Fürsorgepflichten eines Princeps gehörte 337. Der Historia Augusta zufolge kam es während der Herrschaft Gordians III. zu einem schweren Erdbeben, das ganze Städte verwüstet haben soll338. Das Ereignis lässt sich nicht sicher lokalisieren. Einige Indizien weisen allerdings darauf hin, dass die Reichsadministration in mehreren kleinasiatischen Städten tätig wurde und Maßnahmen im Sinne der kaiserlichen Katastrophenhilfe ergriff339. So wendet sich Gordian III. in einem epigraphisch 334 335
336
337 338 339
Zur Bedeutung von Altären als denkmalverknüpfende und identitätsstiftende Elemente griechischer Platzanlagen Cain 2002, 125–127; vgl. dazu die Praxis in römischen Städten 127–141 (Stadtrom). Zu den Statuen des Nymphäums Bol 2011, 31–59 mit Katalog der einzelnen Stücke; zu seiner Repräsentationskraft dort S. 27: „Mit seiner großen Schaufassade bildete das Nymphäum von Milet einen monumentalen Blickfang im Stadtbild von Milet und war für die Präsentation eines Statuenprogramms geradezu prädestiniert.“ Jeweils mit weiterer Lit. Burrell 2004, 209 (Neokaisareia), 240 (Perinth), 195f. (Beroia), 198f. (Thessalonike); Wallner 1997, 80 (Athen), 81, 83 (Beroia), 82f. (Thessalonike), 83f. (Perinth); 85f. (Neokaisareia), 86f. (Aphrodisias), 89 (Synnada), 89f. (Side), 91 (Metropolis); ungeklärt bleibt außerdem, in welchem Verhältnis eine spoliierte Statuenbasis für Gordian III. im pisidischen Ariassos zum nahegelegenen Naiskos gegenüber des Bouleuterions stand. Die Einrichtung eines Kaiserkultes ließe sich vielleicht in Erwägung ziehen, allerdings gibt es hierfür keine weiteren Beweise; Mitchell 1989, 66 mit Plan Abb. 1; Mitchell 1991, 160, 161 Abb. 2; Inschrift: Horsley – Mitchell 2000, 122f. Nr. 115; allg. zur Religionspolitik Gordians III. Herrmann 2013, 120–131. Vgl. für Italien die ex indulgentia [...] Gordiani erfolgte Unterstützung von Spielen, welche durch eine aus Bergamum stammende Inschrift (CIL 05, 05124 = D 05092 = EAOR-02, 00018 = Bergamo p 202) belegt ist; dazu Kuhoff 1993, 194 mit Anm. 183 Allg. zur kaiserlichen Katastrophenhilfe Scheithauer 1988, 236; Winter 1996, 94–108; Horster 1997, 96f. HA Gord. 26, 1. Zu den geophysikalischen Belegen siehe A. Sieberg, Erdbebengeographie. Gutenberg’s Handbuch der Geophysik, Bd. 4 (Berlin, 1932) 806, Taf. 154 (non vidi), der das Erdbeben auf den 5. August 240 n. Chr. und mit Pontus und Kappadokien in Zusammenhang
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4. Die Bautätigkeit
belegten Brief an die Bewohner von Aphrodisias (Asia) und erläutert die Notwendigkeit ihrer Mithilfe bei Bauarbeiten zugunsten der Opfer eines Unglücks 340. Bereits H. von Aulock hat erwogen, dass auch die Wiederaufnahme städtischer Prägungen in Lykien unter Gordian III. mit der Erdbebenhilfe des Kaisers zu erklären sei 341. Einen ähnlichen Zusammenhang vermutet A. T. Tek, der das erhöhte Aufkommen von gordianischen Münzen in Arykanda als Hinweis auf die kaiserliche Fürsorge nach dem Erdbe ben versteht342. C. Bayburtluoğlu hat zudem vorgeschlagen, dass die herrscherliche Katastrophenhilfe im Zusammenhang mit der Aufstellung eines in Arykanda gefundenen Bronzeporträts des Kaisers stand343. Dieser Vorschlag ist jedoch zurückzuweisen, weil es sich bei dem Dargestellten bereits aus ikonographischen Gründen keinesfalls um Gordian III. handeln kann (hier Anm. 901 b). Schließlich sind einige Maßnahmen militärischen bzw. fortifikatorischen Charakters zu nennen, die unter der Herrschaft des Kaisers durchgeführt wurden und seine Handschrift tragen könnten344. Hierzu gehört der epigraphisch belegte Ausbau von Befestigungsanlagen nordafrikanischer castella, die als Teil der kaiserlichen Domänen in den Verantwortungsbereich des Princeps fielen 345. Weiterhin ließ der Kaiser ein balneum in Longovicium (Lanchester / Britannia) errichten, wie eine nahe des Lagers gefundene Inschrift bezeugt346. Die a solo durchgeführte Maßnahme umfasste auch den Bau einer basilica, die wohl als militärische Übungs- bzw. Exerzierhalle zu verstehen ist 347. In Rom kam es während der Herrschaft des Kaisers außerdem zu Arbeiten an den castra Misenatium; der hierfür anzubringende Beleg besteht in einer Inschrift mit nominativischem
340 341 342 343 344 345
346 347
bringt; dazu Tek 2005, 951f. Ausf. Reynolds 1982, 133–135 Doc. 21; Winter 1996, 103f.; Tek 2005, 952; zu diesem und weiteren gordianischen Kaiserbriefen siehe auch Reynolds – Erim 1969, pass.; Reynolds 1982, 131–140; Hoogendijk – van Minnen 1987, pass. von Aulock 1974, 20–22. Tek 2005, pass.; spez. 953: „It seems, Rome responded to the news of the earthquake by sending here more coins than usual to help the victims and to pay for repairs of vital public works such as waterways, roads, harbour facilities, etc.“ Bayburtluoğlu 2005, 71. Zur Aufstellung von Meilensteinen kürzlich noch Bartels – Willi 2013, pass.; Bartels 2014, pass.; spez. 224. Ausf. Horster 2001, 157–162 mit weiterer Lit.; Castellum Cellense (Mauretania Caesariensis): CIL VIII 8777 = Clauss – Slaby 24900566; Saastamoinen 2010, 483 Nr. 554; Castel lum Vanarzanense (Mauretania Caesariensis): AE 1903, 94 = Clauss – Slaby 16700234; Saastamoinen 2010, 484 Nr. 559; Castellum Tib. (Mauretania Caesariensis): CIL VIII 20487 = Clauss – Slaby 26200719; Saastamoinen 2010, 484 Nr. 558; Castellum Thamascani (?): CIL VIII 20602 = Clauss – Slaby 26200814. CIL VII, 445 = Clauss – Slaby 07801381; siehe auch MacMullen 1959, 218; dort S. 214– 217 zum Einsatz von militärischer Einheiten im Rahmen kaiserlicher Bautätigkeit in den Provinzen. Merten 1983, 36 Anm. 7 mit weiterer Lit.; Wallner 1997, 99; zu solchen basilicae exercitatoriae Le Bohec 1993, 126 mit Verweis auf die gordianische Inschrift.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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Verweis auf Gordian III.348. Das Prädikat amplificavit ist im Sinne einer Erweiterung zu verstehen, deren Einzelheiten sich nicht mehr genau nachvollziehen lassen349. Philippus Arabs (244–249 n. Chr.) Für die Herrschaft des Philippus Arabs lässt sich stadtrömische Bautätigkeit zunächst im Rahmen der Tausendjahrfeier (248 n. Chr.) erweisen. Dabei handelte es sich um ein herausragendes, ideologisch aufgeladenes Ereignis, dessen Termin so zurecht gelegt wurde, dass der Kaiser während der Feierlichkeiten in der Hauptstadt anwesend sein konnte350. W. Kuhoff attestiert dem Herrscher eine bewusste Hinwendung zur plebs urbana: Durch die numismatische Betonung der für die Spiele bereitgestellten exotischen Tiere zeige sich deutlich, dass Philippus Arabs die Tausendjahrfeier dazu nutzte „die Bevölkerung der Hauptstadt für sich einzunehmen“351. Aus dem Festjahr sind neben Münzen mit Abbildung des Tempels für Venus und Roma auch solche Prägungen bekannt, anhand derer sich die feierliche Aufstellung eines Cippus im Stadtgebiet postulieren lässt 352. Die Averse beziehen sich jeweils auf Philippus Arabs, seine Frau Otacilia oder ihren gemeinsamen Sohn Philippus minor. Ausschlaggebend für die Datierung ist die Angabe des dritten Konsulats, welches der Kaiser anlässlich der Feierlichkeiten gemeinsam mit dem jungen Prinzen bekleidete 353. Aurelius Victor zufolge ließ Philippus Arabs zudem einen lacus jenseits des Tibers errichten354: „exstructoque trans Tiberim lacu, quod eam partem aquae penuria fatigabat, annum urbis millesimum ludis omnium generum celebrant.“ In der Forschung wurde diskutiert, ob es 348 349
350
351 352 353 354
CIL VI 1091; Richter 1901, 329f.; Platner – Ashby 1929, 105; Richardson 1992, 78; LTUR I, s.v. Castra Misenatium (D. Palombi) 248f., spez. 249. Wallner 1997, 98 betont die Bedeutung der hier stationierten Flottensoldaten im Zusammenhang mit dem Betrieb des flavischen Amphitheaters und erwägt, dass die Erweiterung „eventuell aus einem erhöhten Bedarf an Hilfspersonal für die Durchführung von munera resultierte“. Ausf. zur Tausendjahrfeier Körner 2002, 248–259 mit weiterer Lit.; außerdem de Blois 1978/1979; Kent u. a. 1973, 46; Wallner 1997, 94f.; 108–111; Bellen 1998, 206; Alföldi 1999, 123; Bleckmann 2002, 306f.; Kluczek 2004a, 235f.; Huttner 2008, 198; Philippus Arabs und sein Sohn Philippus minor bekleideten zum Zeitpunkt der Feierlichkeiten beide den Konsulat und saßen den Festspielen gemeinsam vor; siehe noch Kloft 2010, 214: „Die Tausendjahrfeier der Stadt und ihre propagandistische Verbreitung zeigen in aller Deutlichkeit, wie Philippus Arabs mit Hilfe traditioneller Werte und Appelle an Roms Vergangenheit sich eine umfassendere Legitmationsbasis zu verschaffen suchte, als sie das Heer zu bieten hatte, ein ehrenwerter und letztlich vergeblicher Versuch, der die Brüchigkeit der Herrschaft und die Krise des Imperiums lediglich zu übertünchen in der Lage war.“ Kuhoff 1993, 199. Zum Cippus Hill 1989, 58; zum Venus und Roma-Tempel Hill 1989, 16; jüngst auch Elkins 2015, 121; 184; allg. zu diesem Tempel auf kaiserzeitlichen Münzen Hill 1989, 15–17. Zu Chronologie der Herrschaft des Philippus Arabs Körner 2002, 67–70. Aur. Vict. 28, 1.
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4. Die Bautätigkeit
sich bei dieser Maßnahme um die Instandsetzung einer älteren Naumachie gehandelt habe oder ob die Nachricht vielmehr im Zusammenhang mit der städtischen Wasser versorgung zu verstehen sei355. Da Aurelius Victor im Anschluss jedoch explizit auf die Tausendjahrfeier verweist, ist davon auszugehen, dass die Maßnahme tatsächlich im Hinblick auf die Vorbereitung einer Naumachie im Rahmen der anberaumten Spiele zu verstehen ist. Durch Hieronymus ist zudem ein Brand des Pompeiustheaters im Jahre 247 n. Chr. überliefert356. Aus Nachrichten über spätere Reparaturen unter Diocletian und Maximian lässt sich ableiten, dass es kurz darauf zum Wiederaufbau der Anlage gekommen sein muss357. Ob auch diese Maßnahme in Zusammenhang mit der Herrschaft des Philippus Arabs stand, ist nicht eindeutig zu entscheiden. Es wäre zumindest denkbar, dass der Kaiser entsprechende Arbeiten in Angriff nahm, um das Gebäude für die Ausrichtung der anstehenden Feierlichkeiten vorzubereiten. Abgesehen davon sind nur wenige Indizien für stadtrömische Bautätigkeit unter Philippus Arabs bekannt. Der Verweis auf eine domus Philippi in den Notitia ist wiederholt als Beleg für ein Privathaus oder einen Palast der Kaiserfamilie verstanden worden358. So wurde versucht, diese Nachricht mit epigraphischen Belegen vom Caeliushügel in Zusammenhang zu bringen359. Die Zuweisung scheint jedoch ausgesprochen unsicher. Bei der Erforschung des Hügels sind Reste einer großangelegten Wohnanlage zu Tage gefördert worden, welche versuchsweise auf den Kaiser bezogen worden ist 360. Als Besitzer kämen allerdings auch andere Kandidaten in Betracht 361. Für die Provinzen lassen sich hingegen mehrere Belege kaiserlicher Förderungsmaßnahmen aus der Regierungszeit des Philippus Arabs erbringen362. Vor allem die Städte des griechischsprachigen Ostens erlebten einen Aufschwung unter der Herrschaft des gebürtigen Arabers, der wiederum Spuren in den schriftlichen Quellen hinterlassen hat363. So verkünden noch die Oracula Sibyllina die Ausschmückung der Städte Arabias, 355
356 357 358 359
360 361 362 363
Siehe u. a. Gilbert 1890, 277 mit Anm. 3; 335 Anm. 2; Duchesne 1902, 15f.; Platner – Ashby 1929, 358; Richardson 1992, 232; LTUR III, s.v. Naumachia Philipporum (C. Buzzetti) 338; Wallner 1997, 111; Scheithauer 2000, 205; Körner 2002, 232f.; noch Huttner 2008, 194 zieht „eher ein Wasserreservoir“ in Betracht. Hier. chron. a. Abr. 2263. mit den entsprechenden Belegen Platner – Ashby 1929, 515–517; spez. 517; LTUR V, s.v. Theatrum Pompei (P. Gros) 35–38; Scheithauer 2000, 205 Anm. 4. Not. Reg. II, 10; vgl. etwa Gilbert 1890, 348 Anm. 2. CIL VI, 150 = Clauss – Slaby 17200240; Richter 1901, 339: „Nur aus Funden von Wasserröhren sind bekannt die Domus (...) des Philippus, vermutlich des Kaisers (aus der Regionenbeschreibung) (...).“ Platner – Ashby 1929, 187; LTUR II, s.v. Domus Philippi (F. Guibaldi) 156; Körner 2002, 233. Pavolini u. a. 1993, 501f.; zum Caelius außerdem Pavolini 1993. Dazu Körner 2002, 233 mit weiterer Lit. Zur Tätigkeit des Kaisers außerhalb Roms Körner 2002, 232–247; dort auch zu Straßenarbeiten während seiner Herrschaft. Körner 2002, 211–231; zur Vermutung von Kaiserkulten in Amman-Philadelphia und Tadmor-Palm Oenbrink 2006, 263 mit Anm. 112; Kissel 2006, 72: „Wie sehr der Kaiser in traditionellen Bahnen römischer Politik dachte, zeigt auch seine massive Förderung der Romanisierung des Ostens.“
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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wobei besonders Bostra und Philippopolis hervorgehoben werden364. Neben Befestigungs- und Straßenarbeiten lassen sich zudem einige konkrete Maßnahmen repräsentativen Charakters diskutieren365. Mit Förderung der Stadt Bostra 366 und ihrer Erhebung zur metropolis367 scheint etwa die Einrichtung penteterischer Spiele zu Ehren der Schlacht von Actium verbunden gewesen zu sein, wie sie bereits von Augustus eingeführt worden waren. Dies geht aus Bostrischen Münzen des Philippus Arabs mit der Beischrift ΑΚΤΙΑ ΔΟΥΣΑΡΙΑ hervor368. Ob der Circus von Bostra in diesem Rahmen ebenfalls auf kaiserliche Förderung zurückgeht, lässt sich indessen nicht sicher belegen 369. Ein weiteres Beispiel stellt das 'Große Gebäude' von Dmeir dar, das nach Ausweis der epigraphischen Zeugnisse unter Philippus Arabs im Jahre 245 n. Chr. eingeweiht wurde. Der Bau wird oft als Tempel gedeutet, besitzt jedoch einen dafür ungewöhnlichen Grundriss, dessen fast quadratischer Innenraum über zwei Eingänge mit flankierenden Ecktrakten zu erreichen war370. Es wurde unter anderem vorgeschlagen, darin eine architektonisch gefasste Wasserstelle mit kultischem Anschluss zu erkennen. Diese Annahme lässt sich jedoch nicht sicher belegen 371. Dass es sich überhaupt um ein Gebäude mit religiöser Bedeutung im weiteren Sinne gehandelt haben muss, geht aus den Inschriften der Orthostatenschicht hervor372. Direkte kaiserliche Einflussnahme bei der Errichtung der Anlage ist im Hinblick auf das besondere Interesse des Princeps an der 364 365 366
367 368
369
370 371 372
Or. Sib. 13, 64–68; dazu Körner 2002, 227 mit Anm. 92. Freyberger 1992, 303 mit Anm. 73; zur baulichen Tätigkeit im Hauran auch Körner 2002, 227 Anm. 91 mit Lit. Körner 2002, 226–228; ausgeprägte Bautätigkeit erlebte die Stadt bereits in severischer Zeit; zum severischen Theater Freyberger 1988, pass.; nur wenige archäologische Zeugnisse lassen sich indessen noch sicher auf die Regierungzeit des Philippus Arabs zurückführen; das Westtor könnte in seiner Regierungszeit entstanden sein; vgl. Frontingham 1904, 29 zu Bögen und Toren; zur Entwicklung der Stadt Freyberger 1989a, pass.; zu einem Bogen mit Inschrift aus der Regierungszeit des Philippus Arabs S. 57; zum Westtor S. 57f.; Freyberger 1992, 302. Für Belege siehe Körner 2002, 226 Anm. 83. Wallner 1997, 105f.; Körner 2002, 226f.; Oenbrink 2006, 261; zur Münzprägung des Kaisers in Bostra auch Kindler 1983, 9; 122; Aktia Dousaria: Harl 1987, 69; 180 Anm. 144; Kindler 1983, 122 (numismatische Belege); vgl. CIL XIV 474 = Clauss – Slaby 05700475 (Ostia). Allg. zum Circus von Bostra Humphrey 1986, 492–495; spez. 495: „The possibility should thus be entertained that the circus at Bostra was built under Philip. It may have doubled as a stadium and hippodrome if there was no separate stadium.“; Wallner 1997, 114: „Beim momentanen Forschungsstand ist eine sichere Datierung dieser Sportstätte allerdings nicht möglich.“ Brümmer 1985, pass.; zur Funktion 61f.; Klinkott 1989, pass.; es handelt sich tatsächlich um einen ursprünglich überdachten Innenraum, nicht um einen Hof; Körner 2002, 229 mit Anm. 99f. Für ein „Wasserheiligtum“ etwa Scheck – Odenthal 1998, 171 mit Verweis auf römische Leitungen an den Außenseiten; ähnlich Körner 2002, 229; bei der unter dem Bau liegenden Zisterne handelt es sich um eine islamische Zutat; dazu Klinkott 1989, 113. Klinkott 1989, 116–118.
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4. Die Bautätigkeit
syrischen Region durchaus vorstellbar. Verifizieren lässt sich diese Vermutung allerdings nicht. Auch die samarische Stadt Neapolis profitierte von der Herrschaft des Kaisers, unter dem sie zur colonia erhoben wurde und eine numismatisch gesicherte Neokorie erhielt 373. In diesem Zusammenhang ist auf solche Prägungen hinzuweisen, welche das aus Philippopolis bekannte Apotheosebildnis des Marinus reproduzieren374. Bei dieser Person handelte es sich um den vergöttlichten Vater des regierenden Kaisers, der seiner Herrschaft eine religiöse Legitimationsbasis verleihen sollte (hier S. 111). Die samarischen Belege lassen eine über Philippopolis hinausgehende, im Wesentlichen jedoch auf den nahöstlichen Verbreitungsraum beschränkte, Bedeutung dieses Aspekts vermuten. Damascus wurde unter Philippus Arabs zur colonia erhoben375. Eine verschollene und nur durch ihre arabische Übersetzung bekannte Inschrift bezog sich angeblich auf den hiesigen Iuppiter-Tempel376, der von einem „Pferdefreund“ finanziert worden sein soll. Gemäß der griechischen Entsprechung dieses Wortes liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem Verantwortlichen um Philippus Arabs handelte. Wegen der problematischen Überlieferungslage lässt sich diese Annahme allerdings nicht auf ihre Richtigkeit prüfen. Eine mit dem Kaiser verbundene Bauphase würde prinzipiell gut zu dessen übriger Tätigkeit im Osten passen, wie auch C. Körner betont. In diesem Falle ist allerdings kaum Klarheit zu gewinnen377. Im Weiteren muss der Vorschlag zurückgewiesen werden, der sechseckige Vorhof des Iuppiter-Heiligtums von Baalbek sei auf eine Baumaßnahme des Philippus Arabs zurückzuführen – hierfür liegen keinerlei Belege vor. Die Befürworter dieser These gehen davon aus, dass der Kaiser als gebürtiger Araber durch eine solche Maßnahme persönliche religiöse Vorstellungen habe verwirklichen wollen 378. Bei diesem konstruierten Argument handelt sich indessen um einen unbelegbaren Zirkelschluss. In den Quellen wird ein Kenotaph für Gordian III. erwähnt, der sich nach Ausweis Eutrops, der Historia Augusta und des Zosimus bei Circesium bzw. Zaitha befunden haben soll379. Ammianus Marcellinus gibt an, das Grabmal selbst bei Circesium gesehen zu haben380. Diese Nachrichten sind nicht zwangsläufig auf eine Erfindung zurückzuführen – ein solcher Bau könnte tatsächlich im Einvernehmen mit Philippus Arabs errichtet worden sein: Der Kaiser musste bereits aus legitimatorischen Gründen darum 373 374 375 376 377 378
379 380
Belayche 2001, 54; 201f. mit Belegen; Körner 2002, 231 Anm. 109 mit weiterer Lit; Oenbrink 2006, 263; zu den Münzen der Stadt Harl 1984. Zur Verbindung von Philippopolis und Neapolis Belayche 2001, 202; Oenbrink 2006, 263. Für Belege Körner 2002, 228 Anm. 93. Zur Baugeschichte des Heiligtums Freyberger 1989b, pass. Körner 2002, 228f. Anm. 98; zur den Maßnahmen des Kaisers im Osten dort S. 211–231; zum Iuppiter-Tempel auch Oenbrink 2006, 263 mit Lit. So argumentiert etwa Ragette 1980, 39; dafür auch Andreae 1973, 588; skeptisch etwa Körner 2002, 229f. mit weiterer Lit.; überhaupt ist die Vorstellung, der Kaiser habe seine Herrschaft grundsätzlich mit einem orientalischen Programm versehen, abzulehnen; dazu Al-Ani 2014, 91; siehe auch hier Kap. 4.3.1. HA Gord. 34, 2; Chron. min. II 147; Zos. 3, 14, 2; mit weiterer Lit. Huttner 2008, 189 Anm. 249; Johnson 2009, 40f. Amm. 23, 5, 7; dazu Körner 2002, 76.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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bemüht sein, seine pietas gegenüber dem verstorbenen Vorgänger öffentlich zu bekunden. So ließ er den Leichnam des jugendlichen Kaisers angeblich nach Rom überführen und wagte es der Überlieferung zufolge nicht, Hand an dessen Bildnisse zu legen (hier S. 157)381. Auch fern der römischen Ostprovinzen lassen sich Belege für kaiserliche Förderungsmaßnahmen erbringen. Aus den Ruinen des Osttores von Romula (Dacia) stammt eine Inschrift, welche die Errichtung der Stadtmauer durch die kaiserliche Familie bezeugt. Philippus Arabs, Otacilia und Philippus minor werden jeweils im Nominativ genannt und treten als RESTITVTORES ORBIS TOTIVS in Erscheinung 382. Damit ist eine programmatische Aussage verknüpft: Der Kaiser und seine Familie gerieren sich als Wiederhersteller der Welt und belegen diesen Anspruch zugleich durch die mit der Inschrift verbundene Baumaßnahme. Tatsächlich stellte die Betonung der Familie eine herausgehobene Rolle für die Herrschaftsrepräsentation des Kaisers dar (hier Anm. 1677). Medaillons aus der Herrschaft des Philippus Arabs bilden auf ihren Rückseiten die Befestigungsmauern, die Türme sowie das prachtvolle Tor der thrakischen Stadt Bizye ab383. Möglicherweise sind diese Prägungen auf eine „großzügige Zuwendung“ 384 vonseiten des Kaisers zurückzuführen, in deren Rahmen die hiesigen Verteidigungsanlagen wiederhergestellt und ausgeschmückt wurden. Anlass für diese Aufwendungen könnte vielleicht ein Aufenthalt des Princeps geboten haben, der hier mit seinen Truppen im Jahre 247 n. Chr. eine mehrtägige Marschpause einlegte385. Verschiedene Belege bringen den Kaiser und seine Familie zudem in Zusammenhang mit der Instandsetzung von Badeanlagen. So rühmt sich der Ritter Tiberius Claudius Marcellinus auf einer Inschrift aus Viminacium (Moesia superior), ein Haus mit Bad pro salute der Kaisergattin Otacilia instand gesetzt und bereitgestellt zu haben386. Paravit könnte sich dabei auf die Bereitstellung für die öffentliche Nutzung beziehen 387. Ein möglicherweise ähnlich gelagerter Fall ist bereits im Zusammenhang mit Gordian III. besprochen worden388. Letzte Arbeiten an einem severischen Bad in Slaveni (Dacia) 381 382 383 384 385 386 387 388
Zum öffentlichen Umgang des Philippus Arabs mit seinem Vorgänger auch Hartmann 1982, 79; Bellen 1998, 205f.; Körner 2002, 92f. CIL III 8031 = Clauss – Slaby 28400694; Horster 2001, 406f. Kat. XXXI 2 mit Lit.; Bausteine und Ziegelstempel geben Auskunft darüber, welche militärischen Einheiten an dem Bau beteiligt gewesen sind; siehe auch MacMullen 1959, 218. Specht 2001, pass. mit weiterer Lit. Specht 2001, 65. Dafür Specht 2001, 65; zum möglichen Aufenthalt des Kaisers auch Huttner 2008, 202f. mit Anm. 378. CIL III 8113 = Clauss – Slaby 29700212. Fagan 1999, 267 Nr. 109: „The appearence of the word paravit in this instance may mean that the baths were provided for public use; alternatively, it could indicate that the facility was heated or supplied with water in readiness for use“. Gordian III. tritt inschriftlich als Wiederhersteller einer domus cum balineo in Volubilis (Mauretania Tingitana) auf (siehe oben); aus dem dalmatischen Senia ist außerdem eine Inschrift bekannt, die von der Wiederherstellung eines Bades des legatus pro praetore L. Domitius Gallicianus um die Jahrhundertmitte handelt; CIL III 10054 = Clauss – Slaby
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4. Die Bautätigkeit
bringt D. Tudor in Zusammenhang mit Philippus Arabs, unter dessen Herrschaft eine Renovierung der Anlage durchgeführt worden sei. Es lassen sich hier allerdings keine sicheren Belege für eine vom Kaiser ausgehende Initiative anführen 389. Aufschlussreicher ist indessen eine Inschrift aus Jagsthausen (Germania superior), die eine direkte Einflussnahme von Philippus Arabs und seinem Sohn Philippus minor bei der Wiederherstellung eines Bades im Jahre 248 n. Chr. bezeugt 390. Das dem Reihentypus angehörige Bad befand sich nahe dem Militärlager 391. Die Wiederherstellungsarbeiten umfassten wohl den Bau neuer Räume innerhalb der Anlage, wie der archäologische Befund nahelegt392. Im Rahmen der militärischen Bautätigkeit ist weiterhin eine Inschrift aus Qasr Dhu'ayb (Africa proconsularis) zu nennen393. Sie bezieht sich auf den Bau einer Befestigungsanlage durch den Kaiser und seinen Sohn. Offenbar handelte es sich hierbei um eine Verstärkung des limes Tripolitanus in der Grenzregion von Tentheos394. Aus der Regierungszeit des Kaisers stammen noch weitere Belege für Tätigkeiten am nordafri kanischen Limes, die Aufschluss über Aufbau und Organisation der militärischen Verteidigungslinie geben395. Deren Umgestaltung war bereits vor der Herrschaft des Philippus Arabs initiiert worden und wurde nun kontinuierlich weitergeführt 396. Ihr potentielles politisches Gewicht hatten die wirtschaftsstarken afrikanischen Provinzen nur wenige Jahre zuvor bei der Erhebung der Gordiane gegen Maximinus Thrax gezeigt. Bereits deswegen ist das fortgesetzte Interesse an der Grenzregion nicht verwunderlich 397. Durch einen numidischen Meilenstein ist etwa die Wiederherstellung von Straßen und Brücken durch den Kaiser und seinen Sohn belegt, wobei deren nominativische Nennung nicht zwangsläufig direktes herrscherliches Engagement kommentiert398. Ein weiterer Hinweis lässt sich in diesem Zusammenhang für Abbir Cellense (Africa proconsularis) erbringen; es handelt sich um ein Epistylfragment, dessen Inschrift
389 390
391 392 393 394 395 396 397 398
30400610; PIR² D 148; dazu Fagan 1999, 240 Nr. 25, der etwas kryptisch formuliert: „he [sc. Domitius Gallicianus] (...) lived during the reigns of Philip the Arab and Gordian I.“. Tudor 1968, 334–336 mit Grundriss S. 335 Abb. 96; die in den Ruinen des Bades gefundenen Schlussmünzen stammen aus der Regierungszeit des Kaisers; zur Maßnahme auch Nielsen 1990b, 20, Nr. C.152 mit Lit.; Wallner 1997, 114. CIL XIII 6562 = Clauss – Slaby 11000589; Haug 1914; Schönberger 1969, 175; Nielsen 1990b, 22, Nr. C.165 mit Lit.; Thomas – Witschel 1992, 152f.; Wallner 1997, 114; die Na men der Kaiser sind eradiert, allerdings lässt der Erhaltungszustand immer noch die sichere Identifikation von Vater und Sohn zu. Nielsen 1990a, 76–80. Dazu Thomas – Witschel 1992, 153 mit Anm. 102 für Lit. AE 1950, 128 = Clauss – Slaby 06000913; Saastamoinen 2010, 485 Nr. 566. Körner 2002, 244 mit Anm. 78–80; siehe dort für weitere Lit.; zur Aufteilung des limes Trimpolitanus in verschiedene Abschnitte dort Anm. 81. Körner 2002, 242–244; 247. Dazu Körner 2002, 243f.; 247; eine Aufteilung des Limes in verschiedene Abschnitte war wohl bereits unter Gordian III. erfolgt. Ähnlich Körner 2002, 247. CIL VIII 22373 = Clauss – Slaby 28200145.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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wahrscheinlich auf Philippus Arabs bezogen werden kann399. Der Kaiser scheint die Stadt gefördert zu haben, wie bereits aus dem epigraphisch belegten Beinamen Municipium Iulium Philippianum Abbir Cellense hervorgeht. Entsprechend ist denkbar, dass sich Philippus Arabs im Rahmen ihrer Erhebung zum municipium auch baulich betätigte400. Der Ausbau der syrischen Stadt Philippopolis nimmt wegen seines Umfangs und der damit verbundenen Vielzahl neu errichteter Gebäude eine Sonderstellung ein. Er wird daher an anderer Stelle gesondert besprochen (hier Kap. 4.3.1). Traianus Decius (249–251 n. Chr.) Das größte bekannte Bauprojekt unter der Herrschaft des Traianus Decius bestand in der Errichtung einer nach dem Kaiser benannten Thermenanlage auf dem Aventin 401. Das Gebäude findet in mehreren Quellen kurze Erwähnung, wird dabei jedoch nicht näher beschrieben402. Von epigraphischer Seite lassen sich einige Inschriften hinzuziehen, die größtenteils auf dem Aventin gefunden wurden. Ihre Texte beziehen sich teilweise auf spätere Instandsetzungen oder erwähnen die Thermen namentlich; einige Inschriften lassen sich der Anlage lediglich durch ihren Fundort zuordnen 403. Die Dedikation ist nach Ausweis dieser Belege auf das Frühjahr 250 n. Chr. zu datieren und fällt damit in die Zeit kurz nach dem stadtrömischen Adventus des Kaisers404. Noch unter seiner Herrschaft erfolgte die Einweihung des Gebäudes. Daraus ergibt sich eine relativ kurze Bauzeit von nicht einmal zwei Jahren, die jedoch im Vergleich mit anderen stadt-
399 400 401 402
403 404
CIL VIII, 815 = Clauss – Slaby 15600914 So auch Horster 2001, 415f. Kat. XXXIV 1 mit weiterer Lit.; Oenbrink 2006, 263. Zu den Thermen ausf. La Follette 1985, pass.; La Follette 1993, pass.; La Follette 1994, pass. mit ausf. Lit.; Fagan 1999, 115f.; LTUR V, s.v. Thermae Decianae (L. La Follette) 51– 53; Schade 2006, 360f. Aur. Vict. 29, 1; Chron. min. I, 147; Chron. min. II, 147; Eutr. 9, 4; Not. Reg. XIII, 8f.; die von Aurelius Victor überlieferte Dedizierung eines moenium in Rom dürfte nicht (wie etwa von etwa Alföldi 1967c, 381 vermutet) auf die Errichtung von Mauern, sondern vielmehr auf den Bau der Thermen zu beziehen sein; vgl. La Follette 1994, 15; der Chronograph von 354 n. Chr. bringt Decius wörtlich in Zusammenhang mit den Thermae Commodianae. Es ist allerdings kaum wahrscheinlich, dass sich die Nachricht tatsächlich auf die von Cleander, einem Günstling des Commodus, in Rom errichtete Anlage beziehen sollte; dazu Platner – Ashby 1929, 525; LTUR V, s.v. Thermae Cleandri/ Commodianae (A. Capodiferro) 49; vgl. Alföldi 1967c, 381: „Noch hatte Decius durch die Beendigung und Dedikation der Thermen des Commodus die Hauptstadt verschönert.“; es dürfte sich bei der Überlieferung im Chronographen vielmehr um einen fehlerhafte Angabe handeln, bei der eigentlich die Decius-Thermen auf dem Aventin gemeint waren; Scheithauer 2000, 205 Anm. 10 mit Lit. Einen Überblick zu den Inschriften bietet La Follette 1994, 15–22; 83f.; LTUR V, s.v. Thermae Decianae (L. La Follette) 51. La Follette 1994, 21f.; zum Adventus des Kaisers u. a. Huttner 2006, 40; Huttner 2008, 203.
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4. Die Bautätigkeit
römischen Thermenanlagen und im Hinblick auf die geringe Größe des decischen Baus durchaus realistisch ausfällt405. Der Grundriss ist durch eine freihändige Skizze von A. Palladio bekannt, der die Zeichnung wohl um 1554 als Vorlage für eine spätere saubere Übertragung angelegt hat406. Dass es sich bei dem abgebildeten Gebäude um die Deciusthermen handelt, kann wegen ihrer Positionierung als gesichert gelten 407. Die Anlage setzte sich aus runden und rechteckigen, in einigen Fällen apsidial auslaufenden Räumen zusammen; im Gesamtaufbau folgt der achsialsymmetrisch angelegte Grundriss dem etablierten Kaiserthermentypus408. Im Rahmen ihrer Feldforschungen auf dem Aventin konnte L. La Follette die vermutlichen Reste der Thermen ausführlich dokumentieren 409. Es handelt sich um vereinzelte Befunde nordwestlich der Piazza del Tempio di Diana, welche sich mit Mauerzügen der Renaissancezeichnung in Zusammenhang bringen lassen. So lässt sich etwa der Apsidenraum E überzeugend mit einer Exedra der Kapelle Santa Maria Maggiore in Aventino identifizieren. La Follette legt einen entsprechend ihrer Ergebnisse rekonstruierten Grundriss von ca. 44 m × 70 m vor. Die Palladio-Skizze liefert keine Angaben zu den für die Funktion einer Therme essentiellen Baderäumlichkeiten im mittleren Bereich. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Abfolge von natatio, frigidarium, tepidarium und caldarium dem üblichen Aufbau römischer Kaiserthermen entsprach. Dabei lässt die geringe Größe vermuten, dass die natatio in den Bereich des frigidariums inkorporiert war. Ein alternativer Rekonstruktionsvorschlag sieht außerdem die Auslassung des tepidariums vor410. Im Hinblick auf ihre relativ geringe Größe lässt sich die Anlage kaum mit den übrigen stadtrömischen Thermenbauten des 3. Jhs. n. Chr. (d. h. den Caracalla- und Diocletiansthermen) vergleichen. Mit einer Grundfläche von über 3000 m² handelte es sich allerdings um das größte bekannte Bauwerk auf dem Aventin 411. Die vergleichsweise bescheidenen Dimensionen erlaubten es dem Kaiser, die Anlage innerhalb eines kurzen Zeitraums zu vollenden. Es wird erwogen, dass der Aufwand unter anderem durch die Mitnutzung der für das balneum Surae angelegten Wasserversorgung gering gehalten wurde412. Mit dem Bau der Thermen auf dem Aventin erwies sich Decius einem breiten Publikum gegenüber als großzügig. Es ist anzunehmen, dass ihr Besuch (zumindest zunächst) nicht nur bestimmten sozialen Schichten vorbehalten war413. Die Errichtung des Bades stand damit wahrscheinlich im Zeichen der programmatischen Anknüpfung des 405 406 407 408 409 410 411 412 413
Dazu La Follette 1994, 21. RIBA XV / 11v; ausf. zum Palladio-Grundriss mit Blick auf die Forschungsgeschichte La Follette 1993; La Follette 1994, 23–41; zu Renaissance-Skizzen als Quelle für die Erschließung antiker Bauten La Follette 1994, 23; Schade 2006, 359–364 mit Taf. 15. Dazu etwa Schade 2006, 360f.; bereits im frühen 16. Jahrhundert wurde der Bau mit den Decius-Thermen in Verbindung gebracht. Zum Aufbau des Kaiserthermentypus u. a. Krencker 1929, 180f.; Nielsen 1990a, 71–73. La Follette 1994, 43–65; zu den erhaltenen Baugliedern S. 67–78. La Follette 1994, 61f. Abb. 21–23. La Follette 1994, 9, 79. LTUR V, s.v. Thermae Decianae (L. La Follette) 52; siehe auch Schade 2006, 364. La Follette 1994, 22, 81; LTUR V, s.v. Thermae Decianae (L. La Follette) 53; anders Nielsen 1990a, 55.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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Decius an Kaiser Trajan, dessen stadtrömische Thermen vor Caracalla als größtes Gebäude ihrer Art galten414. Ferner handelt es sich bei der Anlage um einen eindrucksvollen Beleg dafür, dass die Errichtung großangelegter öffentlicher Bauten repräsentativen Charakters noch in den Wirren der sog. Reichskrise ein Betätigungsfeld der kaiserlichen Baupolitik darstellen konnte415. Für die stadtrömische Bautätigkeit des Decius lassen sich noch weitere Belege heranziehen. Wahrscheinlich erfolgten unter seiner Herrschaft auch Arbeiten am Colosseum416: Es ist bereits dargelegt worden, dass in spätseverischer Zeit Reparaturmaßnahmen angestoßen worden waren, die mindestens bis in gordianische Zeit fortliefen (hier S. 64). Im Jahre 250 n. Chr. kam es zu einer literarisch belegten Beschädigung des flavischen Amphitheaters durch Blitzschlag. Bereits Decius oder sein Nachfolger Trebonianus Gallus könnten daraufhin Reparaturmaßnahmen in Angriff genommen haben, die sich möglicherweise im archäologischen Befund widerspiegeln 417. Ungewissheit besteht weiterhin im Falle einer Portikus, die Decius einigen Stimmen zufolge im Stadtgebiet errichtet haben soll418. Der hierfür angeführte Beleg besteht lediglich in einer fragmentarisch erhaltenen Inschrift mit unsicherer Ergänzung. Damit ist keine hinreichende Grundlage zur Postulierung einer solchen Maßnahme gegeben419. In den Akten zum Martyrium des Heiligen Laurentius wird eine Anekdote geschildert, nach welcher Decius und der nachmalige Kaiser Valerian den Diakon gefoltert und sich anschließend in den Palast zurückgezogen haben sollen420. Aus den mittelalterlichen Mirablia Urbis Romae geht weiterhin hervor, dass sich das als palatium Tiberianum bezeichnete Gebäude nahe den thermae Olympiadis befunden habe421. Die Nachrichten sind von Renaissancegelehrten als Hinweis auf einen Palast des Decius auf dem Vimi-
414 415
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417 418 419 420 421
La Follette 1994, 14, 79; zur Beilegung des Namens Traianus hier Anm. 1723. Ähnlich La Follette 1994, 80; die feierliche (d. h. öffentlichkeitswirksame) Einweihung seiner moenia war dem Kaiser so wichtig, dass er seinen beabsichtigten Abmarsch aus der Hauptstadt trotz Bedrohung durch die Goten unter König Kniva verzögerte; Aur. Vict. 29, 1; dazu auch Huttner 2006, 41: „Will man Aurelius Victor keine entstellende Verkürzung unterstellen, so maß Decius einer sakralen Zeremonie in Rom größere Bedeutung bei als dem Gefahrenszenario an der Donau.“ Etwa Mocchegiani Carpano – Luciani 1981, 21; 31; Hill 1989, 40; La Follette 1994, 14 Anm. 27: „(...) recent study of the remains of the Colosseum has perhaps pinpointed evi dence for Severus Alexander's repair work, but has not yet been able to distinguish later 3rd-c. repairs.“; Wallner 1997, 123; Scheithauer 2000, 205. Hier. chron. a. Abr. 2268; Chron. min. II 463, 306a; zum archäologischen Nachweis Ottaviani 1991, 210–217; siehe auch die hier in Anm. 300 angegebene Lit. Dazu Platner – Ashby 1929, 421; Alföldi 1967c, 381; Richardson 1992, 312f.; Scheithauer 2000, 205 Anm. 9. CIL VI 1099 = Clauss – Slaby 17600044; Scheithauer 2000, 205 Anm. 9. Act. Sanct., Aug. IV, 404; zur literarisch geschilderten Beteiligung Valerians an den Christenverfolgungen des Decius Goltz – Hartmann 2008, 225; 242 mit Lit. Mirabilia Urbis Romae 8: „thermae Olympiadis, ubi assatus fuit beatus Lautentius in Panisperna; palatium Tiberianum, ubi Decius et Valerianus recesserunt mortuo beato Laurentio“.
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4. Die Bautätigkeit
nalhügel verstanden worden. Bei dieser Überlieferung scheint es sich allerdings um ein Missverständnis zu handeln422. Außerhalb Roms lassen sich vereinzelte Bau- bzw. Förderungsmaßnahmen des Kaiser anhand epigraphischer Belege erweisen. Aus der Zeit vor seinem Herrschaftsantritt stammt eine untermoesische Inschrift, welche von der Errichtung eines Altars für die Schutzgötter des Haemus-Gebirges zeugt und den späteren Kaiser als legatus Augusti pro praetore bezeichnet423. Der Beleg sei hier der Vollständigkeit halber genannt, weil er eine Rolle in der Diskussion um die Religionspolitik des nachmaligen Kaisers einnimmt (dazu auch hier Anm. 1724). Eine Bauinschrift, in welcher Decius bereits als Kaiser auftritt, stammt indessen aus Velitrae (Latium et Campania) 424. Aus der Angabe des zweiten Konsulats lässt sich schließen, dass ihre Entstehung in das Jahr 250 n. Chr. fiel. Der bauliche Kontext ist nicht mehr nachzuvollziehen. In Aquileia ließ Decius zudem ein Bildnis Neptuns restituieren, wie aus einer Inschrift mit direktem Verweis auf den kaiserlichen Befehl hervorgeht. Diese Nachricht ist ebenfalls im Hinblick auf die restitutive Religionspolitik des Kaisers von Interesse: Offenbar ordnete Decius nicht nur reichsweite Kulthandlungen im Rahmen seines berüchtigten Opferedikts an 425, sondern ließ auch Götterbildnisse wiederherstellen426. Daneben gehen Neokorien in Thessalonike und Anazarbos auf die Regierungszeit des Kaisers zurück 427. Trebonianus Gallus (251–253 n. Chr.) Der antiken Literatur lassen sich keine direkten Hinweise auf Bautätigkeit unter Trebonianus Gallus entnehmen. Die Überlieferungslage ist dadurch erschwert, dass sich seine Lebensbeschreibung innerhalb der Historia Augusta nicht erhalten hat und die Angaben daher recht dürftig ausfallen. Einige Prägungen aus der Herrschaft des Kaisers zeigen eine sitzende Göttin mit der seltenen Reverslegende IVNO MARTIALIS bzw. IVNONI MARTIALI428. Sie tritt auf solchen Münzen auf, deren Averse entweder Trebo422 423 424 425
426 427 428
Platner u. a. 1838, 339; LTUR IV, s.v. Palatium Decii (G. De Spirito) 43f. mit Lit. CIL III 13724 = Clauss – Slaby 29601659. CIL X 6564 = Clauss – Slaby 21300072; Horster 2001, 96; 277 Kat. Ia 13,2. Zum Opferedikt des Decius (Auswahl): Wittig 1922, 119–134; Salisbury – Mattingly 1924, 9–11; Frend 1965, 389–439; Selinger 1994, 77–140; Bellen 1998, 214f.; Flach 1999, 464; Selinger 2002, spez. 79–82; Huttner 2006, 47f.; Bleckmann 2006, pass.; Ménard 2006; Wolff 2007, 19f.; Herklotz 2008, 942; Huttner 2008, 208; die überlieferten Libelli, mittels derer die Teilanhme an Opfern und Opfermahl offiziell bescheinigt wurde, zeigen, dass nicht nur die Christen, sondern alle Bewohner des Römischen Reiches von dem offiziellen Aufruf betroffen waren; dazu u. a. Selinger 1994, 96–112; Clauss 2001, 184f.; Selinger 2002, 79–82; Bleckmann 2006, 57 mit Anm. 3 für weitere Lit.; Eder 2010, 219f. AE 1982, 382 = Clauss – Slaby 01300146; zur Inschrift auch Huttner 2006, 47. Wallner 1997, 118f.; Burrell 2004, 199–202; 226–228. Etwa RIC V 3, 178 Nr. 172; 188 Nr. 253 (a) mit Abb.; dazu Alföldi 1955, 62f.; Küthmann u. a. 1973, 72f.; Desnier 1984, 85–88; Hill 1989, 17f.; Elkins 2015, 121; 184 hat jüngst behauptet, dass solche Münzen bereits unter Traianus Decius geprägt worden seien. Er bezieht sich dabei auf folgende Münzen, bei denen es sich jedoch um Hybride oder Augus-
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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nianus Gallus oder Hostilianus, manchmal zusammen mit Volusianus als untergeordnetem Caesar führen. Bisweilen ist die Göttin dabei in einem girlandengeschmückten Rundtempel abgebildet, der als Hinweis auf die Dedikation oder Instandsetzung eines Kultgebäudes für Iuno Martialis unter Trebonianus Gallus verstanden worden ist429. Aufgrund der Beischrift MARTIALIS wurde der sonst unbekannte Kult mit verschiedenen Tempelanlagen auf dem Marsfeld bzw. in Nachbarschaft zu Kultbauten für Mars in Zusammenhang gebracht430. So identifiziert M. R. Alföldi das Gebäude mit einem Tempel der Iuno Regina am Westende des Circus Flaminius. P. V. Hill hält es indessen für am wahrscheinlichsten, dass die Legende auf den Campus Martialis, ein kleines Ge biet nahe der Porta Caelimontana am Fuße des Caelius, verwies 431. Die Frage nach der Identifikation oder der Lage des Gebäudes ist kaum abschließend zu klären. In jedem Falle lassen die Prägungen auf kaiserliche Aktivitäten im Rahmen des Iuno Martialis-Kults unter Trebonianus Gallus schließen. M. R. Alföldi sieht den Kult im Zusammenhang mit Aesculapius und vermutet in der Maßnahme einen Wiederaufbau des Tempels oder Opferhandlungen als Reaktion auf die im mittleren 3. Jh. um sich greifende Pest432. Dabei handelt es sich allerdings um reine Spekulation. Numismatisch lässt sich die Förderung verschiedener Städte unter Trebonianus Gallus belegen. So erhielt Perge (Lycia et Pamphylia) unter seiner Herrschaft einen Agon, dessen Erteilung neidvolle Reflexe in der Sidetischen Münzprägung hervorrief433. In Anazarbos (Cilicia) wurden neue Spiele eingerichtet, nachdem die Stadt unter Decius ihren fünften Agon erhalten hatte434. Die samarische Stadt Neapolis, welche bereits unter Philippus Arabs zur colonia erhoben worden war, hatte diesen Anspruch unter Decius zwischenzeitlich verloren. Während der Herrschaft des Trebonianus Gallus gelangte die Stadt wieder zu ihrem Titel435. Ein weiteres Beispiel städtischer Förderung stellt die Umbenennung der epigraphisch als Geburtsort des Kaisers ausgewiesenen Stadt Perusia (Etruria) in Colonia Vibia Augusta dar. Es handelt sich dabei um einen Verweis auf das Gentilnomen des Herrschers, der mit vollem Namen C. Vibius Trebonianus Gallus hieß. Die Namensge-
429 430 431 432 433 434
435
tusprägungen für Hostilianus handelt, die erst unter Trebonianus Gallus entstanden sind: RIC IV 3, 133 Nr. 100 (Hybride Prägung); 145 Nr. 190 (Hostilianus); 202 (Hostilianus); anders als bisweilen behauptet sind die Iuno Martialis-Prägungen weder als Referenz an Afinia Gemina Baebina, die Ehefrau des Trebonianus Gallus (hier Anm. 1264), noch an eine dem Volusianus verheiratete Hostilianus-Schwester zu verstehen; siehe dazu Mattingly 1946, 41f.; Shillam 2006, 73. Alföldi 1955, 63–65; LTUR III, s.v. Iuno Martialis (E. M. Steinby) 123, 431 Abb. 85. Dazu Hill 1989, 17f. Hill 1989, 18. Alföldi 1955, 64f. Dazu Wallner 1997, 126–128 mit Belegen und Lit. Ziegler 1985, 113: „Die konstatierte Priviligierung von Anazarbos und vielleicht auch anderer kilikischer Städte wird somit in dem (geplanten?) Besuch des Volusian oder des Gallus sowie in Truppenverschiebungen in Richtung Osten ihre Erklärung finden.“; Wallner 1997, 128; eventuell wurde auch die benachbarte Stadt Adana mit ΟΙΚΟΥΜΕΝΙΚΑ ΔΙΟΝΥΣΙΑ ausgestattet; dazu Ziegler 1985, 55f.; Wallner 1997, 128f. Ziegler 1985, 105 Anm. 242; Wallner 1997, 130f.
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4. Die Bautätigkeit
bung erschließt sich aus der Inschrift eines der hiesigen frühkaiserzeitlichen Tore 436. Aus einem Gebäudekomplex bei Alba Fucens ist weiterhin eine Mosaikinschrift bekannt, die von der Wiederherstellung des zugehörigen Bades durch eine gewisse Vibia Cai filia Galla zeugt437. Es liegt nahe, in dieser Person eine Tochter des Trebonianus Gallus zu vermuten, zumal es sich nicht um die einzige Inschrift auf Alba Fucens mit Bezug auf den Kaiser handelt438. Die sua pecunia durchgeführte Maßnahme ginge dann direkt auf die kaiserliche Familie zurück439. Aus der Herrschaft des Kaisers lässt sich weiterhin ein anschaulicher Beleg für die Umwidmung von Gebäuden heranziehen. Es handelt sich um eine Bauinschrift aus Tiddis (Numidia), die sich ursprünglich auf Decius und seinen Sohn Hostilianus bezog. Die Namen der beiden Herrscher wurden später eradiert und durch Trebonianus Gallus und Volusianus ersetzt440. Dies ist insofern interessant, dass sich Gallus zunächst über Hostilianus legitimierte, der als leiblicher Sohn des verstorbenen Decius in sein neu begründetes Herrschaftskollegium aufgenommen worden war (hier Anm. 998 u. 1662). Nach dem frühen Tode des jungen Unterkaisers hatte dieser Legitimationsaspekt jedoch 'ausgedient': Trebonianus Gallus erhob seinen eigenen Sohn Volusianus zum Augustus und schrak nicht davor zurück, Bauleistungen aus der Herrschaft seines Vorgängers als eigene Wohltaten auszugeben. Aemilius Aemilianus (253 n. Chr.) Zwischen Herrschaftsantritt und Tod des Aemilius Aemilianus lagen nur wenige Wochen, in denen der Kaiser hauptsächlich mit Kriegsführung beschäftigt war. Eutrop kommentiert in knappen Worten, dass der Kaiser von ruhmloser Herkunft gewesen sei und noch ruhmloser geherrscht habe441. Entsprechend lassen sich keine nennenswerten Bauprojekte auf seine Herrschaft zurückführen. Unzulässig ist die Zuweisung einer stadtrömischen domus an den Kaiser, welche auf der Inschrift einer fistula aquaria be-
436 437
438 439 440 441
CIL XI, 1930; S. 1276 = Clauss – Slaby 22000714; Frontingham 1904, 5 Nr. 2; 29 Nr. 339; RE VIII A2, s.v. Vibius 58 (R. Hanslik) 1984f.; zur Herkunft des Kaisers auch Huttner 2008, 211 mit Anm. 457 für weitere Lit. AE 1952, 19 = Clauss – Slaby 13900466; Manderscheid 1988, 50 mit älterer Lit.; Fagan 1999, 297 Nr. 188; Mertens 1969, 71 („peut-être un membre de l'illustre famille ombri enne qui fornit un empereur sous le nom du C. Vibius Trebonianus Gallus“); zur Therme dort S. 69–72; Liberatore 2004, 21. Vgl. CIL IX 3916 = Clauss – Slaby 14804946; RE XVI, s.v. Vibia [71] (R. Hanslik) 1999; Fagan 1999, 297 Nr. 188. Die Identifikation von Vibia Galla ist allerdings nicht vollkommen sicher; es könnte sich auch um eine Vorfahrin des Kaisers handeln, wie etwa von Coarelli – La Regina 1984, 83f. vermutet wird. AE 1946, 61 = Clauss – Slaby 09801970; Saastamoinen 2010, 486 Nr. 572. Eutr. 9, 6.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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ruht442. Auf einigen seiner Meilensteine erscheint bereits die Wendung miliaria orbis suis restituit, die später etwa für die Inschriften Aurelians charakteristisch wurde443. Valerian (253–260 n. Chr.) Mit der Samtherrschaft Valerians und seines Sohnes Gallienus ist wieder vermehrt kaiserliche Bautätigkeit fassbar. Dies ist unter anderem damit zu erklären, dass sich das licinische Kaiserhaus von allen Dynastien der Soldatenkaiserzeit am längsten an der Macht halten konnte. Für Valerian, der sich während seiner Herrschaft vorwiegend im Osten des Reiches aufhielt, lässt sich zwar keinerlei stadtrömische Bautätigkeit belegen 444, allerdings sind neben der Förderung verschiedener Städte und Landschaften einige Maßnahmen aus dem Bereich der kaiserlichen Katastrophenhilfe sowie infrastrukturelle Bauprojekte bekannt. So erscheint Valerian auf einer Inschrift aus Forum Claudii Vallensium (Octodurum) als Auftraggeber zu Arbeiten an der städtischen Wasserversorgung, die sich unter anderem auf ein Nymphäum bezogen 445. M. Horster hält es für „durchaus wahrscheinlich“, dass dieser Beleg in Zusammenhang mit einer von kaiserlicher Seite angeordneten Maßnahme stand. Die Aufsicht der Arbeiten oblag dabei dem Provinzstatthalter 446. Zosimus zufolge organisierte Valerian während seines Aufenthalts im Osten auch den Wiederaufbau der zerstörten Stadt Antiochia (Syria), die ihm zeitweise als Residenz diente 447. Unter der Samtherrschaft von Valerian und Gallienus kam es außerdem zur (Wieder-) Errichtung fortifikatorischer Anlagen in mehreren Städte und Regionen des Reiches 448. Unter anderem schildern verschiedene Quellen die Befestigung Athens und den Bau ei442 443 444
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446 447 448
Siehe Richardson 1992, 113; LTUR II, s.v. Domus: M. Aemilius Aemilianus (W. Eck) 25 mit Bezug auf CIL XV 7378a = Clauss – Slaby 37900583 und CIL XV 7378b = Clauss – Slaby 37900584 mit weiterer Lit. CIL VIII 22473 = Clauss – Slaby 28100310; Mrozewicz 2004, 356f.; Sauer 2014, 265f. Einige Münzen bilden indessen die aedes Volcani ab; RIC V 1, 38 Nr. 1; Nr. 5; noch für die Alleinherrschaft des Gallienus RIC V 1, 187 Nr. 633; es bleibt jedoch unklar, ob diese Prägungen als Hinweis auf eine Baumaßnahme unter den Kaisern der licinischen Dynastie zu verstehen sind; siehe u. a. Hill 1989, 29; Elkins 2015, 121f.; 184; zur aedes Volcani auf dem Marsfeld u. a. Platner – Ashby 1929, 584; Richardson 1992, 432f.; LTUR V, s.v. Volcanus, Aedes (D. Manacorda) 211–213 mit weiterer Lit. AE 1977, 527 = Clauss – Slaby 09301094; Horster 2001, 368f. Kat. XIX 2; da den Fragmenten kein Hinweis auf Gallienus als Mitkaiser zu entnehmen ist, dürfte die Maßnahme noch vor Ende des Jahres 253 n. Chr. in die Wege geleitet worden sein; die für das 3. Jh. häufig belegte Wendung devotus numini maiestatique eius ist insofern bemerkenswert, dass sie sonst üblicherweise für Statuenbasen und Ehreninschriften belegt ist; siehe auch Clauss 2001, 236f.; zur prominenten Anbringung von Bauinschriften im Zusammenhang mit Wasserleitungen Horster 2001, 16. Horster 2001, 369 zu Kat. XIX 2. Zos. I 32; Bellen 1998, 218; Goltz – Hartmann 2008, 235 mit Anm. 66; 236 mit Anm. 76; zum Aufenthalt des Kaisers in Antiochia aktuell auch Glas 2014, 124f. Goltz – Hartmann 2008, 234 Anm. 60.
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4. Die Bautätigkeit
ner Verteidigungsmauer am Isthmos449. Diese Maßnahmen sind allerdings nicht direkt auf kaiserliche Einflussnahme zurückzuführen. Es lassen sich außerdem Arbeiten an der Mainzer Stadtmauer belegen, welche in die Samtherrschaft von Valerian und Gallienus zu datieren sind450. A. Heising hat in diesem Zusammenhang auf den repräsentativen Charakter hingewiesen, den solche scheinbar rein infrastrukturellen Maßnahmen annehmen konnten. Im Falle von Mainz wurden die Arbeiten durch die kaiserliche Münzprägung mit einer aktuellen politischen Botschaft (RESTITVTOR GALLIARVUM) verknüpft451. Gleiches dürfte für den Ausbau der Stadtmauer und die Errichtung des Nordtores von Köln gelten (hier S. 88). Valerianische Münzen der kilikischen Stadt Mopsos zeigen eine Brücke mit hingelagertem Flussgott, bei dem es sich nach Ausweis der Beischrift um Pyramos, den heu tigen Fluss Ceyhan, handelt. Die auf das Jahr 255 n. Chr. zu datierende Prägung bezeugt δωρεά, welche wohl mit der Errichtung oder Renovierung der Brücke in Zusammenhang standen und kaiserliche Förderung nahelegen 452. Durch die Hervorhebung des Baus in der Münzprägung betonte die Stadt nicht nur dessen infrastrukturelle Bedeutung, sondern auch den repräsentativen Charakter der Maßnahme. Entsprechend bringt die 'fingierte'453 Überlieferung bereits den mythischen Stadtgründer Mopsos mit einem Brückenschlag über den Fluss in Verbindung. Durch die valerianische Förderung avancierte der Kaiser somit zum neos ktistes der Stadt, der sich damit in der Tradition des alten Stadtgründers bewegte. Es wurde auch überlegt, ob der Bau der Brücke in Zusammenhang mit der Einführung eines heiligen Agons für die Stadt während der Herrschaft Valerians zusammenfiel454. Es ist nicht auszuschließen, dass der Kaiser in diesem Rahmen persönlich anwesend war455. Außerdem wird angenommen, dass es unter Justinian zu einer weiteren Renovierung der valerianischen Brücke kam, wie eine Nachricht Prokops nahelegt456. Ein weiterer Brückenbau valerianischer Zeit ist wiederum epigraphisch bezeugt457. Die aus Mutina stammende Inschrift dürfte erst nach dem Tode des Valerianus Caesar entstanden sein, weil ihr Text neben den beiden Augusti der Samtherrschaft lediglich 449 450 451
452 453 454 455 456 457
Zos. I 29; Goltz – Hartmann 2008, 233f. mit Anm. 60 für weitere Lit.; aktuell auch Glas 2014, 123f. mit Anm. 5. Heising 2008, 164–169; Heising 2012, 166–169. Heising 2008, 169: „Der Wert der Mauer liegt dabei nicht nur in der Verteidigung einer bisher weitgehend schutzlosen Zivilsiedlung, sondern auch in der damit verbundenen Propaganda. Könnte schon die bloße Ankündigung des Mauerbaus durch Valerian als Propagandamittel eingesetzt worden sein, so wurde die fertige Mauer erst recht zu einem Gegenstand des politischen Programms, das u. a. in Münzlegenden wie RESTITVTOR GALLIARVM seinen Ausdruck fand.“ So Pekáry 1966, pass., spez. 140; Merkelbach – Stauber 2002, 219 mit Lit.; zum zugehörigen Bogen als „boundary arch“ Frontingham 1915, 163; zur valerianischen Münzprägung von Mopsos von Aulock 1963, 271–276. Merkelbach – Stauber 2002, 219. Weiser 1983b, 73; dazu Wallner 1997, 168. Weiser 1983b, 73. Prok. aed. 5, 4–7; dazu Merkelbach – Stauber 2002, 219. CIL XI 826; S. 1248= Clauss – Slaby 20900457.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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den jüngeren Gallienussohn Saloninus nennt. Ihre Datierung fällt damit in die Zeit zwischen 258 und 260 n. Chr. Die Inschrift führt die Maßnahme, welche nach einer Zerstörung durch Brand erfolgte, auf die kaiserliche INDVLGENTIA zurück. Damit greift sie direkt einen Begriff aus dem herrscherlichen Tugendkatalog auf 458. Die nominativische Nennung der Herrscher deutet in diesem Zusammenhang auf unmittelbare Einflussnahme vonseiten der kaiserliche Administration hin. Valerian hat sich nachweislich wie kein anderer Soldatenkaiser um die Agonistik des griechischsprachigen Ostens verdient gemacht. So fungierte er in mehreren Städten als Gymnasiarch und förderte wohl Agone in Anazarbos, Tarsos, Prusa, Prusias, Perge, Mopsos, Nysa, Thyateira, Antiochia (Karien), Aphrodisias, Kadi, Attaleia und im lydischen Tripolis459. Die Stadt Nikaia erlebte im Jahre 256 n. Chr. unter der Herrschaft des Kaisers ein „außergewöhnliches Festspieljahr“, in dessen Rahmen es zur Austragung von drei heiligen Agonen kam; hierzu gehörten u. a. nach den regierenden Kaisern benannte Spiele namens Valeriana Galliena Dionysia Pythia460. Das „agonistische Programm“461 Valerians stand teilweise im Zusammenhang mit dem Kaiserkult. So lassen sich Hinweise für die Förderung oder Einsetzung von Neokorien in Thessalonike, Ephesos, Sardes, Nikomedia, Neokaisareia, Ankyra, Side, Aigeiai, Aspendos, Kyzikos, Perge, Tarsos und Hierapolis erbringen462. Entsprechend propagieren Nikomedische 458 459
460 461 462
Zu den virtutes der Soldatenkaiser in der Münzprägung hier Kap. 3.3 b; zur indulgentia in den Inschriften des 3. Jhs. auch Stylow 1972, 72f.; Horster 2001, 158f. Allg. dazu Wallner 1997, 132–172; Überisicht: S. 165; zu den einzelnen Städten siehe (jeweils in Auswahl): Anazarbos: Ziegler 1985, 41 B55; Wallner 1997, 159; Tarsos: Ziegler 1985, 118; 25 a 20f.; 23f.; Wallner 1997, 160f.; Prusa: Wallner 1997, 138f.; siehe auch Corsten 1993, 49; Prusias ad Hypium: Ameling 1985, 229f., Nr. 18 = Rec. 613, Nr. 75 (Valerian); RE XXIII 1, s.v. Prusias ad Olympum (F. K. Dörner) 1146; dazu Wallner 1997, 140; Perge: Ziegler 1985, 117 Anm. 306; Wallner 1997, 152–154; siehe auch Weiß 1991, 373f.; Mopsos: Ziegler 1985, 52f. D4–7; 115; Wallner 1997, 160; Nysa: Wallner 1997, 143f.; Regling 1913, 89 Nr. 189; Nr. 190 Nr. 195; Nr. 196; Thyateira: Bernhard 1929, 96 Nr. 10; Wallner 1997, 144–146; Antiochia: Wallner 1997, 147f.; Aphrodisias: Wallner 1997, 148f.; Kadi: Wallner 1997, 151; Attaleia: Wallner 1997, 155f.; Tripolis: Wallner 1997, 146f.; vielleicht förderte der Kaiser auch Agone in Eumeneia (Phrygien) und Tabai (Karien); dazu Wallner 1997, 149f. Weiser 1983b, 283f. Nr. 202; Wallner 1997, 137f. Wallner 1997, 152. Dazu mit Belegen (Auswahl): Thessalonike: Wallner 1997, 134f.; Burrell 2004, 202f.; Glas 2014, 265 Anm. 158; Ephesos: Weiß 1991, 360; Ziegler 1985, 117 Anm. 306; Wallner 1997, 140f.; Burrell 2004, 78f.; Glas 2014, 265 Anm. 156; Sardes: Ziegler 1985, 117 Anm. 306; Wallner 1997, 142f.; Burrell 2004, 112–114; Glas 2014, 265 Anm. 156; Nikomedia: Ziegler 1985, 117 Anm. 306; Wallner 1997, 135f.; Burrell 2004, 159–161; Glas 2014, 265 Anm. 157; Neokaisareia: Ziegler 1985, 117 Anm. 306; Ankyra: Ziegler 1985, 117 Anm. 306; Wallner 1997, 161f.; Burrell 2004, 173f.; Glas 2014, 265 Anm. 154; Side: Nollé 1987, 265f.; zweifelnd Weiß 1991, 374 Anm. 85; Ziegler 1985, 117 Anm. 306; Wallner 1997, 156–159; Burrell 2004, 181–185; Glas 2014, 265 Anm. 155; Aigeiai: Ziegler 1985, 115; Wallner 1997, 159f.; zur Datierung des Circus von Aigeiai Humphrey 1986, 527 mit 681 Anm. 176–177; dazu Wallner 1997, 171f.; Aspendos: Wallner 1997, 154f.; Burrell 2004, 189f.; Kyzikos: Burrell 2004, 97f.; Glas 2014, 265 Anm. 156; Perge: Glas 2014, 264 mit
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4. Die Bautätigkeit
Münzen aus der Regierungszeit des Kaisers einen Kult für Valerian, Gallienus und Valerian II., wobei die wohl zugehörigen Neokorietempel direkt abgebildet sind 463. In einigen Fällen waren mit der Einrichtung und Aufwertung der städtischen Kaiserkulte auch Förderungen des Spielwesens verbunden464. Die Politik des Kaisers im Osten des Reiches wurde später zwar grundsätzlich von seinem Sohn Gallienus fortgeführt, erreichte unter diesem jedoch bei Weitem nicht den Umfang der valerianischen Förderungen. C. Wallner betont die Bedeutung der Förderungsmaßnahmen Valerians und vergleicht ihn entsprechend mit dem Philhellenen Hadrian465. Inwiefern die Maßnahmen auf persönliches Interesse des Kaisers zurückzuführen sind, ist kaum zu bewerten. Wahrscheinlich standen sie in Zusammenhang mit seinen militärischen Unternehmungen im Osten und dienten Valerian so zur Versicherung der Loyalität einzelner Städte466. Gallienus (253–268 n. Chr.) Obwohl sich Gallienus während seiner Alleinherrschaft für längere Zeit in der Hauptstadt aufhielt, fällt die für ihn nachweisbare Bautätigkeit im römischen Stadtgebiet spärlich aus467. Der Verfasser der Historia Augusta weiß diese Lücke durch mehrere angebliche Bauvorhaben zu füllen, die in erster Linie der literarischen Charakterisierung des negativ bewerteten Kaisers dienen und mit der Realität wenig zu tun haben. Bezeichnenderweise schließen sich die Nachrichten an eine Beschreibung der schlechten Charakterzüge des Kaisers an468. Zu den beigelegten Projekten gehörte unter anderem die Planung eines überdimensionierten Standbildes seiner selbst in Angleichung an Sol469. Die anberaumten Größenverhältnisse legen nahe, dass der Verfasser dieser Nachricht versuchte, ein möglichst schlechtes Licht auf den verhassten Gallienus und seine literarisch überspitzte Maßlosigkeit zu werfen: Die Statue sollte doppelt so groß wie der berühmte Koloss des Nero werden und mit einem Speer ausgestattet sein, durch dessen Schaft ein Kind zu klettern im Stande war. Auf der höchsten Erhebung des Esquilin thronend, hätte das Bildnis zusätzlich über einen von Pferden gezogenen Wagen und eine basis altissima verfügt. Ein weiteres Vorhaben bestand angeblich in der Anlage einer monumentalen Portikus, wel463 464 465 466 467
468 469
Anm. 152; Tarsos: Glas 2014, 265 mit Anm. 155; Hierapolis: Burrell 2004, 140. Burrell 2004, 159–161; Glas 2014, 265f. mit Belegen und weiterer Lit. Eine Übersicht bietet Wallner 1997, 165. Wallner 1997, 164; 172. Wallner 1997, 166f. Unter den Soldatenkaisern war es Gallienus, der sich am längsten in Rom aufhielt. Die antike Geschichtsschreibung ließ diesen Umstand nicht unkommentiert: Hatte die Abwesenheit des Maximinus Thrax von der Hauptstadt noch Anlass Kritik am Desinteresse des Kaisers gegeben, ließ sich der Romaufenthalt des Gallienus in umgekehrter Weise als Zeichen von Verweichlichung deuten; dazu u. a. Halfmann 1986, 56. HA Gall. 16–17. HA Gall. 18, 2–5; Lanciani 1967 (1888), 97; Rosenbach 1958, 42; Pekáry 1970, 155; Pekáry 1985, 82; Scheithauer 2000, 206; Geiger 2013, 72.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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che die Via Flaminia bis an den pons Mulvius begleiten sollte. Die schiere Länge des Bauwerks sowie der aufwendige, in mehreren Reihen gestaffelte Statuen- und Säulenschmuck scheinen ebenso frei erfunden wie die Angaben bezüglich des Colossus Gallieni470. Die genannten Pläne zeichnen sich durch ihre „an egoistischen Interessen orientierte luxuria und Monumentalität“ aus, die im Gegensatz zu den erfundenen Maßnahmen für positiv charakterisierte Herrscher nicht als Ausdruck herrscherlicher Fürsorge und Freigiebigkeit, sondern als Kennzeichen eines princeps malus verstanden werden sollten471. Entsprechend bewertet M. Geiger die Nachrichten als „Topos der Gigantomanie des schlechten Kaisers“472. Zum stadtrömischen Besitz des Gallienus gehörten nach dessen Familie benannte horti Liciniani, in denen er angeblich gerne mit seinem Gefolge residierte und sich moralisch zweifelhaften Badevergnügungen hingab473. Als Bestandteil der Anlage werden explizit natationes genannt474. Die Licinischen Gärten sind wiederholt mit einem Bereich südöstlich der Stazione Termini identifiziert worden. Als Argument für diese Zuweisung wurde unter anderem vorgebracht, dass der literarisch beigelegte Koloss auf dem Esquilin und der noch zu besprechende Arcus Gallieni nicht weit entfernt zu verorten seien. Die Vermutungen zur genauen Lage der Gärten lassen sich allerdings nicht sicher belegen475. Unklar ist auch, in welchem Verhältnis die hiesigen, nicht abschließend datierten Reste des früher als Tempel der Minerva Medica angesprochenen dekagonalen Nymphäums zu den gallienischen Tätigkeiten im Umfeld der horti Liciniani standen476. Die in augusteischer Zeit entstandene Porta Esquilina an der heutigen Via di s. Vito in Rom wurde während der Alleinherrschaft des Gallienus mit einer Inschrift versehen, welche dem Kaiser und seiner Ehefrau Salonina gewidmet war477. Durch die Dedikation 470
471 472 473 474 475 476 477
HA Gall. 18, 5; von Domaszewski 1916, 12; Platner – Ashby 1929, 422; Pekáry 1970, 155f.; Richardson 1992, 314; Scheithauer 2000, 206; ausf. zur hypothetischen Durchführbarkeit der porticus Gallieni und mit archäologischen Vergleichsbeispielen Moneti 1998, pass.; vgl. R. Brilliant, I pedestalli del giardino di boboli: spolia in se, spolia in re, Prospettiva 31, 1982, 12–14 (non vidi), der vorschlägt, dass es sich bei zwei Basen aus dem BoboliGarten in Florenz um Reste des Statuenschmucks der Porticus handelt. Scheithauer 2000, 206. Geiger 2013, 71. Demandt 2007, 110. HA Gall. 17, 8f. Zu den horti Liciniani Platner – Ashby 1929, 268; Richardson 1992, 199; LTUR III, s.v. Horti Liciniani (S. Rizzo) 64–66 mit älterer Lit.; ausführlich Cima 1998, pass.; Cima 2000, pass.; Kolb 2002, 661; Schade 2008, 62; Hedlund 2008, 128f.; Geiger 2013, 70f. Zum Bau Platner – Ashby 1929, 344f.; 364; Rivoira 1972, 182–188; Richardson 1992, 256; 269f.; Ward-Perkins 1994, 433; Cima 1998, pass.; spez. 430–433; 450; Cima 2000, pass.; LTUR III, s.v. Minerva Medica, Tempio (C. Carlucci) 255f. mit Lit.; Hedlund 2008, 129. CIL VI 1106 = ILS 548; dazu u. a. Uhlich 1792, 82 (s.v. Triumphbögen); Platner – Ashby 1929, 39, 407; Robathan 1950, 124; Alföldi 1967c, 382; Blanck 1969, 105; de Blois 1976, 139; La Follette 1987, 284; Richardson 1992, 25f.; Kuhoff 1993, 292; Klein 1998, 234; Kolb 2002, 662; Schade 2006, 358; Hedlund 2008, 128; Schade 2008, 62 mit Anm. 23–24 für weitere Lit.; Geiger 2013, 71; eine andere Datierung schlägt LTUR I, s.v. Arcus Gallieni (Porta Esquilina) (E. Rodríguez Almeida) 93f., spez. 94 vor, wenn er meint, dass der Bogen vielleicht schon zu Beginn des Partherfeldzugs Valerians als Ehrenmonument für
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4. Die Bautätigkeit
eines gewissen Aurelius wurde das Tor so zu einem dreitorigen Ehrenbogen umgeweiht, der die Qualitäten des Herrschers öffentlich propagierte. Die Inschrift dieses als Arcus Gallieni bekannten Monuments bezeichnet den Kaiser nicht nur als princeps clementissimus, sondern hebt auch dessen „unbesiegte“ virtus hervor, die einzig von seiner pietas überragt werde. Mit virtus und pietas bezieht sich die Inschrift auf zwei besonders bedeutende Tugenden der behandelten Epoche (hier Kap. 3.3 b). W. Kuhoff bestreitet aufgrund der Widmung durch eine ritterliche Privatperson und der ungewöhnlichen Inschrift, dass das Monument als Denkmal der kaiserlicher Repräsentation angesehen werden könne478. Dem ist entgegenzuhalten, dass die Umweihung eines solch prominent gelegenen stadtrömischen Bauwerks kaum ohne die Einwilligung der kaiserlichen Administration geschehen und damit durchaus im Sinne der offiziellen Repräsentationsstrategie erfolgt sein dürfte. Die Umwidmung des frühkaiserzeitlichen Tores ist wiederholt als Ausdruck einer bewussten Anknüpfung des Gallienus an Augustus verstanden worden, welche ebenso für die Politik des Kaisers und die gallienische Porträtkunst postuliert wird (dazu hier Anm. 1081)479. Auf einigen Münzen der Kaisergattin Salonina ist ein Kultgebäude mit stehender Gottheit zu erkennen, bei der es sich nach Ausweis der Legende um Dea Segetia handelt480. Die Prägung hat zu der Annahme geführt, dass die Kaisergattin in Rom ein der Göttin geweihtes Bauwerk – vielleicht einen Tempel oder ein Sacellum – errichten ließ481. Weitere Belege lassen sich hierfür allerdings nicht erbringen. In zwei Quellen, den Epitome und den Excerpta Valesiana, findet außerdem ein Mausoleum des Gallienus Erwähnung, in welches auch die sterblichen Überreste des Severus II. nach dessen Tod bei Tres Tabernae im Jahre 307 n. Chr. überführt worden sein sollen482. Der Grabbau befand sich angeblich am neunten Meilenstein der Via Appia. Wiederholt sind die Reste eines dort befindlichen Rundbaus auf den Kaiser bezogen worden. Deren Zuweisung stützt sich allerdings auf keinerlei sonstige handfeste Belege 483. Auch die Mutmaßung, eine in der Nähe gelegene, kaum erforschte Villa habe zum Besitz des Gallienus gehört, lässt sich vorerst nicht beweisen484. Eine besondere Stellung in der gallienischen Bautätigkeit außerhalb Roms nimmt Köln (Germania inferior) ein: Unter der licinischen Dynastie wurde der Stadtname Co-
478 479 480 481 482 483 484
die erhoffte siegreiche Rückkehr des Kaisers vorbereitet wurde. Kuhoff 1993, 292. In jüngerer Zeit etwa Hedlund 2008, 128; Geiger 2013, 71. Vgl. RIC V 1, 35, 107 Nr. 1; Nr. 5. Stevenson 1889, 311; dazu auch RIC V 1, 35; Hill 1989, 37; Klein 1998, 189; siehe auch aktuell Elkins 2015, 122; 184; außerdem zu gallienischen Münzen mit Darstellung der aedes Martis Hill 1989, 10. Epit. 40; Excerpta Valesiana I 4, 10. Dazu etwa Rivoira 1972, 189; Hedlund 2008, 129; Geiger 2013, 69f.; 190f.; der Bau ist ty pologisch von architekturgeschichtlicher Bedeutung; dazu Johnson 2009, 42–47; Rez. Schade 2010. Dazu etwa Quilici 1977, 105f. mit Abb. 48–49; Johnson 2009, 42 mit Anm. 120–123 für weitere Lit.; Hedlund 2008, 129; Geiger 2013, 69; allg. zur Villa auch de Rossi 1979, 258– 260 Nr. 222.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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lonia Claudia Ara Agrippinensium um den Zusatz Valeriana Gallieniana485 erweitert, wie die Inschrift des Bogens am städtischen Nordtor lehrt 486. Die Errichtung der Toranlage wird traditionell ins 1. Jh. n. Chr. datiert. A. Böhm und A. Bohnert haben jedoch anhand jüngerer Grabungsergebnisse und auf Grundlage überzeugender Einzelbelege zeigen können, dass das Kölner Nordtor vielmehr als Bau des 3. Jhs., mit hoher Wahrscheinlichkeit valerianisch-gallienischer Zeit, anzusprechen ist 487. Durch seine prachtvolle Anlage „verwies der auffällige Torbau keineswegs nur auf Reichtum und Glanz der römischen Kolonie, sondern rühmte mit einer unübersehbar großen Inschrift den Kaiser Gallienus, dessen Protektion die Metropole Köln ja erst ihren Status und ihre Prosperität verdankte“488. Tatsächlich hatte die Stadt zur Zeit der licinischen Samtherrschaft eine herausragende Rolle als Quartier des Gallienus und bald seines Sohnes Saloninus gespielt489. Es darf insofern angenommen werden, dass die Baumaßnahme unter kaiserlicher Beteiligung (oder zumindest nach direkter Bewilligung) durchgeführt wurde. Die Tilgung der epigraphischen Textbestandteile, welche auf das licinische Kaiserhaus verweisen, muss nach der Einnahme der Stadt durch Postumus und dem damit verbundenen Tod des Prinzen durchgeführt worden sein490. Der Bau erfolgte also bereits im Vorfeld im Rahmen der licinischen Samtherrschaft. Wahrscheinlich ist auch der archäologisch nachweisbare Ausbau der Kölner Stadtmauer im zeitlichen Umfeld dieser Maßnahme zu verorten491. Verschiedene Belege bringen Gallienus außerdem in Zusammenhang mit der Errichtung oder Restaurierung nordafrikanischer Badeanlagen. So bezeugt seine nominativische Nennung auf einer Inschrift aus Lambaesis (Numidia) die Wiederherstellung einer Therme unter Mitarbeit der legio III Augusta492. Das Lagerbad aus der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. war bereits unter Septimius Severus restauriert worden und wurde unter Gallienus
485 486
487
488 489 490 491 492
Zu den verschiedenen Ergänzungen der verbliebenen Buchstaben [...]NA GALLIEN[...] ausf. Böhm – Bohnert 2003, 403–406. Zur valerianisch-gallienischen Inschrift u. a. Doppelfeld 1956, 13f.; Galsterer – Galsterer 1975, 46f. Nr. 184 mit Taf. 39 und älterer Lit.; Bellen 1998, 223; Böhm – Bohnert 2003, 403–406; Eck 2003, 290; Eck 2007, 35; Kuhoff 2010, 227f.; Eck 2012, 75; Galsterer – Galsterer 2010, 243 Nr. 285 mit weiterer Lit; Päffgen 2012, 112; 120–122; 141. Ausf. Böhm – Bohnert 2003, pass. mit weiterer Lit.; 371–396 (Bauaufnahme); 396–434 (Inschriften, Nachleben, Datierung, Rekonstruktion); 434–447 (Katalog); zur Grabung unter der Sakristei des Kölner Doms, in deren Rahmen Arbeiten an der Stadtmauer im 3. Jh. n. Chr. nachgewiesen werden konnten Back 1990, pass. Böhm – Bohnert 2003. Zur Kölner Münzprägung in diesem Zusammenhang Nony 1980, pass. Galsterer – Galsterer 1975, 46f. Nr. 184. Zu den entsprechenden Untersuchungen Back 1990, pass. AE 1971, 508 = Clauss – Slaby 09700782; Nielsen 1990b, 29f. Kat. C.233; Wallner 1997, 187; Saastamoinen 2010, 487 Nr. 582; bei der ausführenden Einheit handelt es sich um jene Legion des Capelianus, die wegen ihrer Treue zu Maximinus Thrax während der nordafrikanischen Erhebung der älteren Gordiane von Gordian III. aufgelöst und erst unter Valerian wieder eingesetzt worden war; dazu Kuhoff 1993, 225; Huttner 2008, 172; Gehrke 2010, 225.
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4. Die Bautätigkeit
neu errichtet493. Epigraphisch belegt ist auch der Bau eines nach dem Familiennamen des Kaisers benannten Bades in der Stadt Thugga, die unter den Kaisern der licinischen Dynastie zur colonia erhoben wurde494. Die Stadt erhielt nicht nur den Namenszusatz Licinia, sondern wurde unter Gallienus auch mit einer Portikus auf dem Forum bedacht, deren Finanzierung zu einem Teil durch den Kaiser getragen wurde 495. Es haben sich Statuenbasen für Bildnisse von Augustus, Livia, Claudius, Vespasian, Trajan, Hadrian und Marcus Aurelius erhalten, deren stilistische Ausführung ins fortgeschrittene 3. Jh. n. Chr. weist496. Möglicherweise stand ihre Aufstellung im Zusammenhang mit dem Bau der gallienischen Portikus – Solche repräsentativen 'Galerien' von Porträts positiv beleumundeter Herrscher der Vergangenheit fallen auch ins Repertoire der literarischen Überlieferung497. Im Falle von Thugga wäre das Gebäude so als Repräsentationsmonument zu verstehen, welches die statuarische Rückschau auf ruhmreiche ältere Kaiserhäuser mit dem inschriftlich genannten Princeps verband. Die zu gleichen Teilen von Gallienus und einem lokalen Honoratioren getragene Finanzierung lässt zugleich kaiserliches wie lokales Interesse an der Maßnahme vermuten. Für die ebenfalls zur colonia erhobene Stadt Thibursicum Bure ist eine Badeanlage bekannt, die zwischen 260 und 262 n. Chr. den Namen Thermae Gallienianae im Rahmen einer Restaurierung erhielt498. Die Praxis, ältere Gebäude durch Umbenennung als Bauten des aktuellen Kaisers auszugeben, soll nach Ansicht einiger Forscher ebenso in Volubilis (Mauretania Tingitana) vollzogen worden sein: Im südlichen Teil der Stadt wurde eine ältere Badeanlage angeblich nach Gallienus benannt. Die Angabe lässt sich auf einen obskuren epigraphischen Beleg zurückführen – tatsächlich ist die Bezeichnung des Bades als 'Thermes de Gallien' modern 499. Inwieweit der Kaiser tatsächlich an den 493 494 495 496 497
498 499
Krencker 1929, 206–214; Nielsen 1990b, 29f. Kat. C.233; 65 Abb. 22–23; 175 Abb. 196. ILTun. 1500; Brödner 1983, 205; Nielsen 1990b, 28f. Kat. C.224; Wallner 1997, 187f.; Witschel 2006, 204; zur Statuserhöhung auch Christol 1979, 217–219. CIL VIII 10620 = CIL VIII 15521 = CIL VIII 15246a–b = CIL VIII, 26559 = Clauss – Slaby 26801057; Sirano 2003, 122 Nr. 35; Witschel 2006, 204f. Nr. 68; Saastamoinen 2010, 487f. Nr. 586. Khanoussi – Maurin 2000, 168 mit Einzelbelegen; dort auch 19f. Nr. 1 (Augustus) und 20f. Nr. 2 (Livia). So soll bspw. Severus Alexander kolossale Statuen der vergöttlichten Kaiser auf dem Forum transitorium aufgestellt haben (HA Alex. 28, 6); angeblich verfügte er auch über einen privaten Schrein, in welcher er unter anderem Bildnisse dieser Herrscher aufbewahrte (HA Alex. 29, 2); dazu etwa Lichtenberger 2011, 151; Tacitus plante angeblich die Errichtung eines Tempels der vergöttlichten Kaiser in Rom, der mit entsprechenden Bildnissen ausgestattet werden sollte; dazu hier S. 101; siehe auch hier Anm. 1721. AE 1913, 180 = Clauss – Slaby 16300229; Christol 1979, 218; Wesch-Klein 1990, 211f.; Wallner 1997, 187; Fagan 1999, 268 Nr. 111; Saastamoinen 2010, 488 Nr. 588. Der epigraphische Beleg hat einige Verwirrung gestiftet: Nielsen 1990b, 18 Kat. C.129 liefert mit ILAfr 614 eine falsche Angabe, worauf auch Wallner 1997, 188 Anm. 790 und Fagan 1999, 236 Nr. 12 hinweisen. Wallner 1997, 188 Anm. 790 kommentiert, dass Thouvenot 1949, 41–45 (dort zu den Badeanlagen von Volubilis) keinen Beleg liefere; die tatsächliche Inschrift ist Wallner unbekannt. Tatsächlich geht die Zuweisung auf IAM-02– 02, 00406 = Volubilis 00049 = Clauss – Slaby 08800366 zurück (publ. Chatelain, Bulletin archéologique du Comité (1927) 351–356 [non vidi]); Thébert 2003, 278 vermerkt zu
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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Maßnahmen im Rahmen der für Thibursicum Bure und Thugga genannten Badeanlagen beteiligt war, ist durchaus strittig. Deren Umbenennung legt jedoch nahe, „daß Gallienus für ihre Errichtung oder Erneuerung verantwortlich war bzw. seine Zustimmung zur Realisierung dieser Bauvorhaben gab“500. Für den Osten des Reiches werden in den literarischen Quellen mehrere Kultgebäude genannt, die auf Gallienus zurückgehen sollen. So behauptet Malalas, der Kaiser habe einen großen Tempel in Emesa errichten lassen 501. Die Angabe ist wohl auf eine Verwechslung mit Aurelian zurückzuführen, für den die Historia Augusta Ähnliches bezeugt (hier S. 100). In den Parastaseis sowie in den davon abhängigen Patria Konstantinupoleos findet außerdem ein gewisser Γαληνός bzw. Γαλλινός als Bauherr eines kleinen Tempels in Konstantinopel Erwähnung. Das Gebäude soll später von Konstantin d. Gr. zerstört worden sein. Die Nachricht ist wohl nicht zu Unrecht bereits in der frühen Neuzeit auf Gallienus bezogen worden502. Dafür spricht neben der sich aus dem Kontext ergebenden zeitlichen Eingrenzung der Maßnahme auch die Existenz griechischer Münzen, welche den Kaiser als Γαλλινός bezeichnen503. Malalas bringt Gallienus mit Wiederaufbauarbeiten nach Zerstörungen im Rahmen des Partherkrieges im Osten des Reiches in Zusammenhang 504. Verschiedene Belege deuten darauf hin, dass der Kaiser Befestigungsarbeiten in mehreren Teilen des Reiches förderte oder sogar selbst anleitete. Damit setzte er die Verteidigungspolitik fort, die bereits unter seinem Vater zu Zeiten der Samtherrschaft vorangetrieben worden war. Der Historia Augusta zufolge beauftrage Gallienus seine Generäle Cleodamus und Athenaeus nach einem Skytheneinfall mit der Befestigung von Städten im Schwarzmeer- bzw. Donauraum505. Epigraphisch sind solche Arbeiten etwa für Verona und die arabische Stadt Adraa506 belegt. Im Falle Veronas wurde die frühkaiserzeitliche Porta Borsari im Jahre 265 n. Chr. mit einer Inschrift ausgestattet, welche die Stadt Colonia Augusta Verona nova Galliena bezeichnet und Arbeiten an den Stadtmauern nach direktem Auftrag des Kaisers (IVBENTE SANCTISSIMO GALLIENO) bezeugt 507. Des
500 501 502 503 504 505 506 507
Recht, dass sich diese Inschrift zwar auf Gallienus, keineswegs jedoch auf die angeblich nach ihm benannte Thermenanlage bezieht. Ursprung der Verwirrung ist der moderne Rufname, der sich durch die auf Gallienus lautende Inschrift ergibt; dazu Thouvenot 1935, pass. (zum Gebäude); spez. 11f.: „Ces thermes, que nous appelons les thermes de Gallien, à cause de l'inscription en l'honneur de cet empereur qui y fut trouvée (...)“; zum Gebäude auch Risse 2001, 49–51. Wallner 1997, 188; anders Fagan 1999, 171. Mal. 12, 27; Geiger 2013, 71. Par. 53; Patria Konstantinupoleos II 66; für Gallienus zuerst P. Lambeck im Jahre 1655; Cameron – Herrin 1984, 240; Berger 1988, 564; Bleckmann 1995, 85f.; Geiger 2013, 72. Dazu Berger 1988, 564 mit Verweis auf RE XIII, s.v. Licinius (Egnatius) (Wickert) 351f.; zur zeitlichen Eingrenzung Bleckmann 1995, 85f. Mal. 12, 27; Horster 1997, 135. HA Gall. 13, 6; MacMullen 1959, 227f. Anm. 41; Horster 1997, 50f.; Winter 1996, 359; Wallner 1997, 187. IGR III 1286f.; ausf. Pflaum 1952; Mitchell 1987a, 341; Wallner 1997, 187. CIL V 3329 = Clauss – Slaby 04202375; Frontingham 1904, 11 Nr. 72f.; Marconi 1937, 83–89; spez. 85; Kuhoff 1979, 29f. sieht die Erneuerung der Stadtmauer als Verstärkung
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4. Die Bautätigkeit
weiteren lässt sich ein Beleg für militärische Bautätigkeit am limes Tripolitanus durch eine Inschrift aus Ras el Ain Tlalet / Talalati (Africa proconsularis) erbringen. Der Text behandelt den Bau eines Kohortenlagers a solo unter nominativischer Nennung des Kaisers508. Eine weitere Inschrift fand Wiederverwendung als Spolie im spätantiken Kastell von Altenburg bei Brugg. Der Text zeugt von der Wiederherstellung einer Mauer manu militari und ist wohl auf das Legionslager von Vindonissa zu beziehen 509. Die Identifikation der im Nominativ genannten Urheber, eines felix Augustus und eines Caesar mit Gallienus und seinem Sohn Saloninus, ist nicht gesichert, darf jedoch aufgrund verschiedener Hinweise als wahrscheinlich gelten510. Es lassen sich weiterhin einige Förderungsmaßnahmen für Städte des griechischsprachigen Ostens unter der Herrschaft des Gallienus benennen, deren Umfang allerdings kaum mit den agonistischen und kultischen Bemühungen Valerians zu vergleichen ist. So erhielt Thessalonike unter Gallienus eine offiziell dritte Neokorie511. Die ägyptische Stadt Antinoopolis wurde mit der Einrichtung oder Aufwertung von penteterischen Spielen nach kapitolinischem Vorbild bedacht, die nach Ausweis agonistischer Papyri noch im letzten Regierungsjahr des Kaisers erfolgt sein muss 512. Auch für Panopolis513 und eine weitere, nicht näher bezeichnete ägyptische Stadt scheinen Spiele bewilligt worden zu sein514. Auch wenn Anzahl und Umfang der gallienischen Förderungen hinter denjenigen Valerians zurückfallen, lässt die Überlieferung doch auf ein grundsätzliches Interesse des Kaisers an griechischer Kultur und Philosophie schließen 515. Porphyrios zufolge soll
508 509 510 511 512
513 514 515
gegen innere und äußere Feinde im Zusammenhang der Kriegsvorbereitungen gegen Postumus; Horster 2001, 146f., 340 Kat. X 6,2 zieht eine „Reaktion auf die Bedrohung Italiens seitens der Iuthungen wenige Jahre zuvor“ in Betracht; siehe auch Galliazzo 2002, 98–121 (allg. zu Verona in Antike und Neuzeit); spez. 100–103 (Porta Borsari) mit Abb. S. 99; Goltz – Hartmann 2008, 279 mit Anm. 252 für weitere Lit. CIL VIII 22765 = Clauss – Slaby 24100111; Saastamoinen 2010, 478 Nr. 583. CIL XIII 5203 = Clauss – Slaby 10800608; Kuhoff 1993, 114; Horster 2001, 386f. Kat. XXV 3 mit weiterer Lit. Dazu Horster 2001, 386 Kat. XXV 3. Touratsoglou 1988, 81; 314, Nr. 1–5; Wallner 1997, 176; Burrell 2004, 203f. für Belege und weitere Lit. P.Oxy. XLVII 3367; mit Übers. Frisch 1986, 144–150 zu Nr. 9; P.Oxy XLIII 3116; mit Übers. Frisch 1986, 152–155 zu Nr. 10; Humphrey 1986, 515; Wallner 1997, 178f.; spez. 178 Anm. 735 mit weiterer Lit.; 178f.: „Jedenfalls ist es nicht verwunderlich, daß die Stadt Antinoupolis von Gallienus in den Genuß einer agonistischen δωρε ά kam, wenn man be denkt, daß Hadrian, der Gründer dieser ägyptischen Stadt, neben Augustus als großes Vorbild des Gallienus galt.“; dort auch 179 Anm. 741. P.Oxy XXVII 2476; mit Übers. Frisch 1986, 50–73 zu Nr. 3; Wallner 1997, 179f. mit weiterer Lit. P.Herm 121; Frisch 1986, 128–135 zu Nr. 7; Wallner 1997, 180f. mit Belegen und weiterer Lit. Zur literarischen Charakterisierung des Gallienus und seinem „Philhellenentum“ etwa Alföldi 1967e, pass.; außerdem Alföldi 1967d, 245–263; de Blois 1976, 145–147; Goltz – Hartmann 2008, 273; zum Verhältnis zwischen Gallienus und Plotinus kürzlich Geiger 2013, 268–275; Gallienus soll sich etwa als erster Kaiser nach Hadrian in die Eleusini-
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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der Neuplatoniker Plotinus den Kaiser darum gebeten haben, in Kampanien eine Stadt zu errichten, die nach den Grundsätzen der platonischen Lehre organisiert und regiert werden sollte. Angeblich zeigte sich Gallienus an dem Vorhaben interessiert; letztendlich sei das Projekt allerdings an höfischen Intrigen gescheitert 516. Der Wahrheitsgehalt dieser Nachricht ist nach Ansicht des Verfassers nicht hoch einzustufen 517. Er lässt sich jedoch als Zeugnis für die – zumindest literarisch konstruierte – Geisteshaltung der gallienischen Herrschaft heranziehen. Der Vollständigkeit halber sei noch auf vereinzelte Belege hingewiesen, die sich nicht ohne Zweifel auf bestimmte Baumaßnahmen beziehen lassen. Hierzu gehören etwa Bauinschriften, die zwar auf direkte Einflussnahme durch den Princeps hindeuten oder die Baupraxis gallienischer Zeit illustrieren, allerdings kaum in Hinblick auf den Grad kaiserlicher Beteiligung zu bewerten sind 518. Verwiesen sei zudem auf eine verschollene Inschrift gallienischer Zeit, die nach Ausweis einer frühneuzeitlichen Notiz von der porta urbis in Doclea stammt. Es handelt sich um eine dem Kaiser gewidmete Ehrung durch die städtische res publica, die versuchsweise auf einen hiesigen Ehrenbogen bezogen worden ist519. An dieser Stelle ist schließlich auf die strittige Frage nach der Zuweisung des Amphitheaters von Bordeaux hinzuweisen: Die auf mittelalterliche Quellen zurückgehende Bezeichnung der Ruinen als 'Palais Gallien' wird bisweilen als Hinweis darauf verstan den, dass die Anlage unter der Herrschaft des gleichlautenden Kaisers entstanden sei. Tatsächlich lässt sich das Jahr 276 n. Chr. als terminus ante quem für die Errichtung des Gebäudes heranziehen, womit Gallienus als Bauherr nicht gänzlich auszuschließen wäre. Die Zuweisung basiert jedoch auf derart unsicherer Grundlage, dass sie aus positivistischer Sicht abzulehnen ist520. D. L. Bomgardner zieht eine Datierung in severische Zeit in Betracht, als Bordeaux auch von anderen öffentliche Bauprojekten profitierte 521.
516 517 518
519
520 521
schen Mysterien haben einweihen lassen; dazu u. a. de Blois 1976, 185–193; Trummer 1980, 127; Hannestadt 1986, 295; siehe auch hier Anm. 112. Porph. vit. Plot. 12; dazu de Blois 1976, 192; Goltz – Hartmann 2008, 273 mit Anm. 236 für weitere Lit.; ausf. jüngst Geiger 2013, 271–273. Anders jüngst Geiger 2013, 273, der die Planung der Stadt für 'historisch' hält. Die Durchführung sei „jedoch aufgrund der Realitätsferne zum Scheitern verurteilt“ gewesen. Bspw. CIL III 5933 = Clauss – Slaby 27700209 (Hausen / Raetia) mit nominativischer Nennung des Gallienus; zur Situation nach dem Limesfall und den Maßnahmen der römischen Administration Nuber 1993, pass.; kürzlich noch Tufi 2012; Eck 2012, 67; zur Förderung des Ritterstandes siehe außerdem die Ausführungen von Rosenberg 1920, pass. mit Bezug auf eine kleinasiatische Bauinschrift aus Adanda. CIL III 1705 = Clauss – Slaby 27400545; siehe u. a. Frontingham 1904, 29 Nr. 342; Sticotti 1913, 57–60; spez. 60: „Es ist sehr wahrscheinlich, daß mit porta unser Triumphbogen gemeint ist, der somit in jener Zeit noch leidlich erhalten gewesen sein müßte.“; 164 Nr. 19; Martinocić, Antički natpisi u Crnoj Gori. Corpus Inscriptionum Latinarum et Graecarum Montenegri (Kotor 2011) 147 (non vidi); allg. zu den Docleatischen Inschriften der Soldatenkaiserzeit auch Munro u. a. 1896, 16; zu Geschichte und Baudenkmälern von Doclea kürzlich noch Tufi 2012, pass. Dazu Etienne 1962, 191f.; Wallner 1997, 188. Bomgardner 2000, 198f.
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4. Die Bautätigkeit Claudius Gothicus (269–270 n. Chr.)
Die Regierungszeit des Claudius Gothicus war in erster Linie von militärischen Operationen geprägt522. Entsprechend sind keine nachweisbaren stadtrömischen Baumaßnahmen des Kaisers zu verzeichnen. Der Verfasser der Historia Augusta erwähnt lediglich, dass Claudius die unter Domitian errichtete Gens Flavia erweitert habe 523. Der Wahrheitsgehalt dieser Nachricht ist kaum zu überprüfen, allerdings lässt sich die Existenz des Tempels zu Ehren der flavischen Dynastie durch einen Hinweis in den Notitia regionum mindestens bis ins 4. Jh. n. Chr. belegen524. Die auf Claudius Gothicus zurückzuführenden Projekte außerhalb der Hauptstadt standen vielfach im Zusammenhang mit kriegerischen Konflikten, in deren Zuge mehrere Städte und Landschaften von der Herrschaft des Kaisers profitierten. So erfolgte die Umbenennung einer Stadt der Cyrenaica in Claudiopolis im Rahmen des Sieges über die Marmaritae durch den numidischen Statthalter 525. Wohl nach einem bereits unter Claudius' Vorgängern erfolgten feindlichen Einfall in Bithynien betätigte sich der Kaiser an der Beseitigung von Kriegsschäden und verstärkte die dortigen Verteidigungsanlagen526. Malalas schildert, dass er den Überlebenden der geplünderten (oder erdbebengeschädigten) Stadt Nikomedia zur Hilfe kam 527. Als Reaktion auf die Verwüstungen ist wohl auch die Inschrift eines der Tore von Nikaia zu verstehen, welche die Restaurierung der Stadtmauer durch den nominativisch genannten Kaiser bezeugt 528. Genannt sei weiterhin eine Inschrift aus Aquincum (Pannonia inferior), die sich auf die Wiederherstellung des großen Bades für das Lager der Legio II adiutrix Claudiana bezieht529. Die Maßnahme beschränkte sich nicht nur auf Arbeiten an Zugängen und Portikus, wie aus dem Text hervorgeht, sondern beinhaltete wohl auch eine Erweiterung des Frigidariums530. Es ist nicht sicher zu belegen, dass die Wiederherstellung der Anlage auf direkte Einflussnahme des Claudius Gothicus zurückging. Der Inschriftentext legt jedoch nahe, dass die kurz nach Regierungsantritt des Kaisers begonnene Maßnahme nach einer längeren Phase der Vernachlässigung (magno tempore intermissas et destitutas) 522 523
524 525 526 527 528 529 530
Zur Ereignisgeschichte Hartmann 2008b, 297–307 mit Lit. HA Claud. 3, 6; zur Gens Flavia siehe Platner – Ashby 1929, 247; Richardson 1992, 181; LTUR II, s.v. Gens Flavia, Templum (F. Coarelli) 368f. jeweils mit weiterer Lit.; zum nach domitianischen Umgang mit dem Gebäude des damnierten Bauherrn Davies 2000, 32f.; 37; zur lit. Überlieferung auch von Domaszewski 1916, 10f. Not. Reg. VI, 10. AE 1934, 257; zum Statthalter Tenagino Probus, der in HA Prob. 9, 1 mit dem Kaiser Probus verwechselt wird Hartmann 2001, 287 Anm. 107 mit ausf. Lit.; Hartmann 2008b, 306 mit Anm. 31. HA Gall. 4, 7–8; Zos. 1, 35; Wallner 1997, 192f. Anm. 810. Mal. 12, 28; Winter 1996, 103; Horster 1997, 89, 136. IK 9 Iznik 11; die Inschrift des Südtors (IK 9 Iznik 12) dokumentiert eine direkte Einmischung des Kaisers indessen nicht; Frontingham 1904, 29; Mitchell 1987b, 342; Mitchell 1987a, 20; Winter 1996, 92; Horster 2001, 196. CIL III 3525 = CIL III 10492 = Clauss – Slaby 28600414; Kaba 2001, 135. Zur Anlage ausf. Kaba 1991, pass.; spez. 53f.; 87; Phasenplan: 94 Abb. 2; Kaba 2001, pass. mit Abbildungen; siehe auch Nielsen 1990b, 25 Kat. C 193; Wallner 1997, 193.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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durchgeführt wurde. Es ist insofern vorstellbar, dass die Maßnahme im Rahmen eines von Claudius Gothicus initiierten Restitutionsprogramms erfolgte. Damit wäre sie als Beleg einer kaiserlichen Förderung zu verstehen531. Der Verfasser der Historia Augusta weiß außerdem von einem Grabbau für den Usurpator Aureolus zu berichten, den Claudius nach dem Tod seines Widersachers in der Nähe von Mediolanum errichtet haben soll532. Die Brücke, an der sich die Entscheidungsschlacht gegen Aureolus zutrug, wurde bald darauf in pons Aureoli umbenannt533. Die Historia Augusta gibt außerdem ein griechisches Epigramm in lateinischer Übertragung wieder, das sich auf die Errichtung des Grabbaus bezieht 534. Quintillus (270 n. Chr.) Die Herrschaft des Quintillus währte den antiken Geschichtsschreibern zufolge entweder 17 oder maximal 77 Tage 535. Für diesen kurzen Zeitraum sind keine nachweisbaren Baumaßnahmen vonseiten der kaiserlichen Administration bekannt. Die Existenz eines mauretanischen Meilensteins belegt, dass selbst solche Kaiser, die ihre Macht nur wenige Tage halten konnten, im fortgeschrittenen 3. Jh. vermehrt mit entsprechenden Inschriften geehrt wurden, auch wenn hierfür kaum tatsächlich erfolgte Straßenarbeiten zugrunde lagen536. Aurelian (270–275 n. Chr.) Das römische Stadtgebiet war während der Herrschaft Aurelians von einer vergleichsweise regen Bauaktivität geprägt. Das aufwendigste Projekt stellte der Bau der aurelianischen Stadtmauer dar, mit welcher der Kaiser die seit dem 6. Jh. v. Chr. über die sog. servianischen Befestigungsmauern hinausgewachsene Stadt umgeben ließ 537. Die Maß531 532 533 534 535
536 537
Ähnlich Wallner 1997, 193. HA trig. Tyr. 11, 4–5; Mabbott 1956, 51; zum Tod des Aureolus Hartmann 2006, 89 Anm. 20; zu Aureolus siehe auch hier S. 281. Dazu Baratta 2005, 49f. HA trig. Tyr. 11, 5. Eutr. 9, 12, Mal. 12, 29; und HA Claud. 12, 5: 17 Tage; Chron. min. I. 148: 77 Tage; Epit. 34, 5: paucis diebus; Kienast 2004, 233; zur Chronologie auch Ganschow 2005, 272f., der sich auf Grundlage der Münzprägung des Kaisers für eine Herrschaft von mehreren Monaten ausspricht; siehe auch hier Anm. 1126. Vgl. CIL VIII 22598 = Clauss – Slaby 28200041; Sauer 2014, 274f. mit Anm. 74. Zur aurelianischen Mauer (Auswahl): Nibby 1820, 218–226; Platner – Ashby 1929, 348– 350; Homo 1967, 214–306; Todd 1978, 21–45; Quercioli 1982, 93–150; Richardson 1992, 260–262; LTUR III, s.v. Muri Aureliani (G. Pisani Sartorio) 290–299 mit ausf. älterer Lit.; Saunders 1991, 357–361; Watson 1999, 143–152; Coates-Stepehens 2001, 232–235; Kolb 2002, 662f.; Dmitriev 2004b, 572–577; Jacob 2004, 65; Hartmann 2008b, 320; Schade 2008, 63 mit Anm. 32–34; Schumacher 2010, 248; Tore: LTUR III, s.v. Muri Aureliani: Portae (G. Pisani Sartorio) 299–313; LTUR III, s.v. Muri Aureliani: Posterulae / Posternae
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4. Die Bautätigkeit
nahme, welche in mehreren Quellen Erwähnung findet 538, wurde wahrscheinlich bereits 271 n. Chr. von Aurelian begonnen und unter der Herrschaft des Probus abgeschlossen. Die Verantwortlichen griffen dabei auf eine erhebliche Menge von Spolien zurück und inkorporierten auch ältere Baudenkmäler, darunter etwa die augusteische CestiusPyramide und das Amphtitheatrum Castrense539. Bei der überzogenen Angabe der Historia Augusta, die Mauer sei quinquaginta prope milia lang gewesen, handelt es sich um den literarischen Versuch, „die architektonische Leistung und die Verdienste des Bauherrn größer erscheinen zu lassen“ 540. Tatsächlich umfasste der Verteidigungsring mitsamt seiner Türme und Tore eine Strecke von etwa 19 Kilometern541 und besaß vor seiner Aufstockung durch Maxentius eine Mauerhöhe von über sechs Metern. Im Westen der Stadt folgte er dem Verlauf des Tibers in nördliche Richtung bis auf Höhe des Pincius. Ein Vorsprung im Bereich der regio XIV umschloss den Ianiculum jenseits des Flusses. In den folgenden Jahrhunderten war die Mauer wiederholt Objekt von Restaurierungs- und Ausbauarbeiten. Im Jahre 1870 leistete sie ihren letzten Dienst als fortifikatorisches Bollwerk im Rahmen des italienischen Unabhängigkeitskrieges542. Der aurelianische Mauerring ist unter dem Eindruck der spätestens seit Gallienus realen Gefahr von Feindeseinfällen in das italische Kernland entstanden. Damit diente er in erster Linie einem fortifikatorischen Zweck 543. Zugleich stellte der Bau für Aurelian eine Möglichkeit dar, seine Rolle als Beschirmer des Reiches und Förderer der Hauptstadt anschaulich zu illustrieren. Ihren Bewohnern vermittelte er auf diese Weise ein dem Ansehen seiner Herrschaft förderliches „Gefühl von Sicherheit“ 544. Die Maßnahme fügte sich zudem in ein größeres bauliches wie reformatorisches Programm ein (siehe unten). Der Historia Augusta zufolge ließ Aurelian später auch das pomerium erweitern545. Einiges spricht dafür, dass die Erweiterung nicht in direktem Zusammenhang mit dem Errichtung der Stadtmauer stand, sondern erst einige Jahre nach deren Baubeginn im Rahmen einer davon unabhängigen renovatio erfolgte546. Der Anlass bestand vielmehr im Sieg über Zenobia und die Wiedereingliederung des Palmyrenischen Herrschaftsgebiets,
538 539 540 541 542 543 544 545 546
(G. Pisani Sartorio) 313f.; Servianische Mauer: Platner – Ashby 1929, 350–355; LTUR III, s.v. „Murus Servi Tulli“ (M. Andreussi) 319–324; Dey 2011, pass. Aur. Vict. 35, 7; Chron. min. I, 148; Chr. pasch. 508; Epit. 35, 6; Eutr. 9, 15; HA Aurelian. 21, 9; 22, 1; Hier. Chron. a Abr. 2291; 39, 2; Mal. 12, 30; Oros. 7, 23, 6; Zos. 1, 49. Zusammenfassend Coates-Stepehens 2001, 232–235 mit weiterer Lit. HA Aurelian. 39, 2; Scheithauer 2000, 209. Es finden sich unterschiedliche Angaben zur tatsächlichen Länge der aurelianischen Phase; dazu Dmitriev 2004b, 575 Anm. 51. Zu den nachaurelianischen Maßnahmen und zur weiteren Geschichte Platner – Ashby 1929, 349f. Zu Motiven und Wirkung der Maßnahme kürzlich auch Dey 2011, 111–123. Ruck 2007, 227. HA Aurelian. 21, 9. Siehe u. a. Saunders 1991, 360f.; Dmitriev 2004b, 572–578.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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welche durch die Errichtung des Sol Invictus-Tempels öffentlichkeitswirksam propagiert wurde (hier Kap. 4.3.2)547. Aurelian hielt sich angeblich mit Vorliebe in den Horti Variani, den Horti Domitiae sowie den Horti Sallustiani auf und bezog nur ungern den kaiserlichen Palast 548. Die letztgenannte Parkanlage soll bereits für Vespasian einen beliebten Rückzugsort dargestellt haben, wie Cassius Dio berichtet 549. Der Historia Augusta zufolge ließ Aurelian hier eine porticus miliarensis errichten, in der er sich täglichen Leibes- und Reitübungen hingab550. Es ist unklar, ob damit wirklich eine Portikus von tausend Schritt Länge gemeint ist, wie der Name des Gebäudes nahelegt. So wurde unter anderem vorgeschlagen, die Nachricht als Hinweis auf ein Hippodrom zu verstehen, dessen spina den hiesigen Obelisken umschloss551. Zudem sind archäologisch bekannte Überreste einer Kolonnade auf die fragliche Portikus bezogen worden 552. Es ist indessen sehr wahrscheinlich, dass es sich bei der Baumaßnahme um eine literarische Erfindung handelt 553: Bereits die Angabe, der Kaiser habe hier täglich Sport betrieben, lässt sich als literarischer Ausdruck einer tendenziösen Herrschercharakterisierung entlarven. In diesem Sinne ist auch der Hinweis zu verstehen, Aurelian habe den kaiserlichen Palast verschmäht – in solchen Nachrichten formulieren sich persönliche Bescheidenheit und militärische Härte eines als vorbildhaft empfundenen Kaisers. Überhaupt nehmen angeblich geplante Bauvorhaben in der Vita Aureliani wie bereits im Falle von Gordian III. und Gallienus einen gewissen Raum ein. Es handelt sich dabei größtenteils um Erfindungen, mit denen der Biograph „Unzulänglichkeiten des princeps bonus“ auszugleichen versuchte554. So soll der Kaiser die Errichtung eines Winterbades in der regio Transtiberiana geplant haben555. Bereits die Begründung des Vorha547 548 549 550 551
552 553 554 555
Dazu etwa Dmitriev 2004b, 576f.; bereits die hadrianische renovatio des Pomeriums dürfte im Zusammenhang mit der Dedikation des Tempels für Venus und Roma gestanden haben; dazu Dmitriev 2004b, 576 mit Anm. 59–61 für weitere Belege. HA Aurelian. 1, 2; 49, 1; kritisch von Domaszewski 1916, 12f.; Gilbert 1890, 450; Kolb 2002, 661; Jacob 2004, 117f. Cass. Dio 65, 10, 4; zu den Horti Sallustiani Platner – Ashby 1929, 71f.; Richardson 1992, 202f.; LTUR III, s.v. Horti Sallustiani (P. Innocenti – M. C. Leotta) 79–81 mit weiterer Lit. Platner – Ashby 1929, 272; Scheithauer 1988, 229; Saunders 1991, 364f.; Richardson 1992, 202; Watson 1999, 153; LTUR III, s.v. Porticus Miliarensis (P. Innocenti – M. C. Leotta) 81f.; Scheithauer 2000, 210; Hedlund 2008, 131. J.C. Grenier, Notes isiaques. 1 (1–6), BmonMusPont 9, 1989, 5–40. 19f. (non vidi); Hedlund 2008, 131 hält den Vorschlag für attraktiv, möchte aber nicht ausschließen, dass es sich bei der porticus miliarensis um eine Erfindung handelt; der Obelisk befindet sich heute auf der Piazza della Trinità dei Monti; Platner – Ashby 1929, 368. Siehe dazu LTUR III, s.v. Porticus Miliarensis (P. Innocenti – M. C. Leotta) 81f.; Kolb 2002, 661. Der Verfasser der Historia Augusta orientierte sich offenbar an Suet. Nero 31; siehe bereits von Domaszewski 1916, 13; auch Scheithauer 1988, 229 zählt die Nachricht zu den „Transpositionen einzelner Details an die falsche Stelle“. Scheithauer 2000, 210. HA Aurelian. 45, 2; von Domaszewski 1916, 5; Platner – Ashby 1929, 524f.; Brödner 1983, 220; Merten 1983, 47; Scheithauer 1988, 236; Nielsen 1990a, 138; Wallner 1997, 207; Fagan 1999, 117; LTUR V, s.v. Thermae Aurelianae (D. Palombi) 48f. mit weiterer
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4. Die Bautätigkeit
bens mit Wassermangel jenseits des Flusses wirkt in diesem Zusammenhang verdächtig556. Einer weiteren Nachricht zufolge plante der Kaiser auch die Wiederherstellung des Frauensenats, der einige Jahrzehnte zuvor von Elagabal auf dem Quirinal eingerichtet worden war557. Aurelian soll zudem den Bau eines nach ihm benannten Forums in Ostia begonnen haben – Der Wahrheitsgehalt dieser Angabe ist mit Recht umstritten 558. Größere Glaubwürdigkeit ist hingegen solchen Nachrichten zu attestieren, welche Reparaturmaßnahmen und infrastrukturelle Eingriffe im römischen Stadtgebiet bezeugen. Durch Planung und Bau der weitläufigen Stadtmauern muss die kaiserliche Administration zwangsläufig in Berührung mit verschiedenen 'Problemzonen' gekommen sein, die wiederum bauliche Maßnahmen nach sich zogen 559. So lässt sich etwa die literarisch bezeugte Erhöhung des Tiberufers nicht von vornherein als Erfindung der schriftlichen Überlieferung abtun560. Die Quellen belegen weiterhin, dass der Kaiser das städtische Versorgungswesen reformierte, indem er die Getreiderationen erhöhen und Nahrungsmittel wie Brot und Schweinefleisch verteilen ließ. Er soll darüber hinaus Möglichkeiten zur günstigen Versorgung mit Wein geschaffen haben 561. Eine Schilderung Prokops legt nahe, dass die aurelianische Mauer im Bereich des Ianiculum auch Mühlen umschloss, deren Anlage zur Gewährleistung der städtischen Versorgung durch den Kaiser erfolgt sein könnte562. Den baulichen wie administrativen Maßnahmen lag anscheinend ein regelrechtes Programm zugrunde, das die „Aufwertung der alten Reichshauptstadt“ zum Ziel hatte563. Hierzu gehörten auch Reformen im Münzwesen 564 und die Instandsetzung älterer Gebäude. Die durch den Chronographen von 354 n. Chr. überlieferte Brandbeschädigung der Portiken der Caracallathermen zog etwa während der Herrschaft Aurelians Restaurierungsarbeiten nach sich. Als Beleg für diese Maßnahme kann möglicherweise
556
557 558 559 560 561 562 563 564
Lit.; Scheithauer 2000, 210f. von Domaszewski 1916, 6: „Dass der Fälscher gar keine Ahnung der Topographie der regio Transtiberiana hat, zeigt der Schluß der Stelle (...). Denn gerade hier floß die aqua Traiana, heute acqua Paolo“; Scheithauer 1988, 236: „Den Bau eines Winterbades jenseits des Tibers hat Aurelian vorgeblich erwogen, weil es dort nicht genügend frisches Wasser gab. Das ist merkwürdig, denn in der regio Transtiberiana floß die Aqua Traiana.“ HA Heliog. 4, 3; HA Aurelian. 49, 6; von Domaszewski 1916, 14; Platner – Ashby 1929, 471; Richardson 1992, 348; LTUR IV, s.v. Senaculum Mulierum (F. Coarelli) 265; zum senaculum in der Historia Augusta ausf. Straub 1966, pass.; Scheithauer 2000, 199f. HA Aurelian. 45, 2; später, so heißt es, wurde an dieser Stelle ein praetorium publicum errichtet; zur Maßnahme mit weiterer Lit. Saunders 1991, 367; Horster 1997, 52f.; Watson 1999, 153. Zur Planung der Mauern etwa Dey 2011, 72–86; dort auch 102–109. Kritisch Scheithauer 2000, 211 mit Anm. 45. HA Aurelian. 35, 1–2; 47, 1; 48, 1; Aur. Vict. 35, 7; Epit. 35, 6; Zos. I 61, 7; Purcell 1985, 14; Watson 1999, 153; Kolb 2002, 666; Jacob 2004, 65; Hartmann 2008b, 320 m. Anm. 74. Prok. BG I 19, 15–19; Kolb 2002, 666. Jacob 2004, 65. Dazu etwa Weiser 1983a, pass.; Watson 1999, 125–142; Hartmann 2008b, 320 Anm. 72 mit weiterer Lit.; ausf. zu den verschiedenen Reformen des Kaisers ausf. Jacob 2004, pass.; spez. 65.
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die Gestaltung der aurelianischen Gebälkfragmente von San Silvestro gelten (dazu hier Kap. 4.3.2)565. Der Chronograph von 354 n. Chr. und die Notitia zeugen außerdem von castra urbana, die Aurelian auf dem Campus Agrippae errichtet haben soll566. Die gemeinsame Nennung des Lagers und des Sol Invictus-Tempels legt eine räumliche Nachbarschaft beider Gebäude nahe. Es wurde vorgeschlagen, dass die Errichtung des Lagers im Zuge einer administrativen Umstrukturierung des forum suarium erfolgte, welches sich ebenfalls auf dem Campus Agrippae befand; entsprechend belegt eine konstantinische Inschrift die Existenz eines tribunus cohortium urbanarum X, XI et XII et fori suari 567. Auch daher liegt es nahe, einen Zusammenhang zwischen den castra urbana und der bereits erwähnten Verteilung von Schweinefleisch unter Aurelian zu postulieren568. Sicherheit ist in diesem Falle allerdings nicht gegeben. Der Kaiser ließ auch öffentliche Neubauten repräsentativen Charakters errichten. Zu nennen ist vor allem der Sol Invictus-Tempel, dessen prachtvolle Ausstattung ausführliche Würdigung in der antiken Literatur gefunden hat (ausf. hier Kap. 4.3.2). Ein Pro blem stellt indessen der im 17. Jh. niedergelegte Arco di Portogallo an der Via Flaminia dar. Es ist bisher nicht gelungen, den mit wiederverwendeten hadrianischen Reliefs verzierten Bogen einem bestimmten Bauherrn einwandfrei zuzuweisen. Neben den Kaisern Gallienus und Honorius wurde auch Aurelian vorgeschlagen569. Die räumliche Nähe zum Sol Invictus-Tempel spricht für die letztgenannte Option: Die Maßnahme wäre dann im Rahmen eines baulichen Programms zu verstehen, welches die repräsentative Umgestaltung des Marsfelds in diesem Bereich zum Ziel hatte und dabei intentionell frühkaiserzeitliche Monumente einbezog570. Letztendlich beruht diese Vorstellung jedoch auf bloßen Vermutungen. Die umgearbeiteten Reliefporträts des Arco di Porto gallo sind zu uncharakteristisch, als dass sie die Zuweisung an Aurelian rechtfertigen würden (hier S. 232). Außerhalb Roms sind ebenfalls einige Belege für Baumaßnahmen zu erbringen, die unter der Herrschaft des Kaisers erfolgt sind 571. In mehreren Fällen handelt es sich um Arbeiten im Bereich des Badewesens572. So kam es in Grumentum zur Wiederherstel565 566 567 568 569 570 571
572
Siehe etwa Kähler 1937, 100; Neu 1972, 90; Brödner 1983, 222; Watson 1999, 152; Scheithauer 2000, 210; ausf. zur Bauornamentik der Caracallathermen Jenewein 2008, pass.; zur aurelianischen Reparatur dort S. 2. Chron. min. I, 148 (Chron. a. 354); Not. Reg. VII, 8f.; Platner – Ashby 1929, 108; Ri chardson 1992, 79; LTUR I, s.v. Castra Urbana (F. Coarelli) 255; Scheithauer 2000, 210. CIL VI, 1156 = CIL 06, 01658c = CIL 06, 31248a = Clauss – Slaby 17600799; Platner – Ashby 1929, 237; Richardson 1992, 174f.; LTUR II, s.v. Forum Suarium (L. Chioffi) 346f. Robinson 1992, 186 Anm. 93; Watson 1999, 153. Zum Arco di Portogallo (Auswahl): Richter 1901, 261; Oppermann 1985, 141–145; La Rocca 1986, 30; Torelli 1992, 118–125, 131; Liverani 2004, 366f.; Hedlund 2008, 132f. Ausf. Torelli 1992, pass. Siehe etwa AE 1991, 944 = Clauss – Slaby 05000398 aus Mirobriga (Lusitania); der nominativischen Nennung des Kaisers zufolge ging die Durchführung auf Aurelian zurück, allerdings liefert der Text keine genaueren Angaben zum Charakter der Maßnahme; dazu Horster 2001, 352 Kat. XIV 3 mit weiterer Lit. Neben den im Folgenden genannten Maßnahmen siehe etwa CIL III, 12736 = Clauss – Slaby 29900018, allerdings ohne Hinweis auf kaiserliche Einflussnahme; dazu Fagan 1999,
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4. Die Bautätigkeit
lung einer Badeanlage, deren Durchführung nach epigraphischem Ausweis ex disciplina Aureliani erfolgte. Die Formulierung ist nicht, wie bisweilen vorgeschlagen, als Beleg für die Strenge der aurelianischen Badekultur, sondern als Hinweis auf kaiserliche Einmischung zu verstehen573. Eine Bauinschrift aus Caesena handelt weiterhin von der Wiederherstellung eines balneum Aurelianum. Die Maßnahme ist erst unter Probus oder Carus erfolgt, allerdings geht die Bereitstellung der dafür benötigten Gelder noch auf Aurelian zurück574. Der Inschriftentext lässt offen, ob dieser bereits den späteren Verwendungszweck vorgesehen hatte. Dagegen spricht, dass der Wortlaut eher eine Bewilligung des Bauvorhabens durch den ausführenden Kaiser (d. h. Probus oder Carus) nahelegt, der die Maßnahme als Zeichen seiner indulgentia gestattete575. Im Osten des Reiches soll sich Aurelian baulich im Rahmen seines Feldzuges gegen Palmyra betätigt haben. Angeblich besuchte er den Heliogabal-Tempel in Emesa und ließ dort weitere Tempel errichten, die er überdies mit reichen Weihgeschenken ausgestattet haben soll576. Der Bau von Tempelanlagen lässt sich nicht belegen, allerdings ist die Ausstattung kultischer Gebäude, vor allem des Heliogabal-Tempels, im Hinblick auf das religionspolitische Interesse des Kaisers zumindest vorstellbar 577. So ließ er nach den Plünderungen durch seine Soldaten angeblich Gold, Silber und Schätze aus dem Besitz der Zenobia bereitstellen, um den Sonnentempel von Palmyra in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen578. Tacitus (275–276 n. Chr.) Der als senatsfreundlich und damit im Sinne der Historia Augusta als vorbildlich beschriebene Tacitus wird literarisch mit verschiedenen Projekten in Zusammenhang gebracht, die seinen persönlichen Einsatz für das Gemeinwohl unterstreichen und so den fürsorglichen Aspekt seiner Herrschaft betonen. Hierzu gehört der Bau eines öffentlichen Bades, für dessen Errichtung er sein Privathaus abgerissen und das Grundstück in öffentlichen Bauplatz umgewandelt haben soll579. Es heißt weiter, der Kaiser habe in Ostia hundert Säulen numidischen Marmors aus eigenem Vermögen gespendet. Zudem
573 574 575 576 577
578 579
240 Nr. 26. CIL X 222 = Clauss – Slaby 11400308; Wallner 1997, 208; Fagan 1999, 297f. Nr. 190. CIL XI 556 = Clauss – Slaby 24600992; Wallner 1997, 208; Fagan 1999, 268f. Nr. 112; Watson 1999, 153; Schade 2008, 64 mit Anm. 36 für weitere Lit. Ausf. Horster 2001, 332 Kat. VIII 3,2 mit weiterer Lit. HA Aurelian. 25, 4–6. Ähnlich Horster 1997, 51f.; spez. 52: „Sofern hier überhaupt der HA gefolgt werden kann, dürfte es sich hierbei insgesamt nur um Weihgeschenke, Nebennischen oder kleine Tempel handeln, die (auch für andere Götter) auf dem Gelände des Heiligtums und vor dem damals schon existenten Haupttempel stehen konnten und nicht um die Gründung (fundavit) von Tempeln.“ HA Aurelian. 31, 7–10; Horster 1997, 52 mit Anm. 127 für weitere Lit. HA Tac. 10, 4–5; Fagan 1999, 117; Merten 1983, 11.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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ließ er seine Besitzungen in Mauretania angeblich zu Reparaturen am Kapitol aufwen den580. Diese Nachrichten sind durchweg positiv konnotiert: Die Aufgabe des eigenen Besitzes zum Wohle der Öffentlichkeit und die Finanzierung von Bauvorhaben aus privaten Geldern kennzeichnen den selbstlosen Kaiser, dessen Projekte nicht durch Verschwendungssucht, sondern liberalitas und cura publicum motiviert sind581. Allgemein dürfte die Glaubwürdigkeit einer solch einseitigen Überlieferung nicht hoch anzusetzen sein, zumal sie zu den wiederkehrenden literarischen Kennzeichen eines princeps bonus gehört. Lediglich die Bereitstellung der Säulen für Ostia möchte M. Horster „gerade wegen ihrer Singularität“ nicht gänzlich als Erfindung abtun582. Neben dem bereits genannten Privathaus und seinen mauretanischen Gütern besaß Tacitus offenbar bereits vor Herrschaftsantritt ein Anwesen in Baiae und wurde später mit Bildern seiner selbst in Quintiliorum geehrt583. Der Historia zufolge bemühte er sich um die memoria seiner Vorgänger und gab silberne und goldene Statuen Aurelians in Auftrag, für die einige prominente Aufstellungsorte vorgesehen waren 584. Der Biograph bringt Tacitus weiterhin mit der Planung eines Tempels für die vergöttlichten Kaiser in Zusammenhang, in dem Standbilder der „guten Kaiser“ aufgestellt werden sollten585. Diese Nachricht ist kaum glaubwürdig586. Von der Herrschaft des Tacitus profitierte auch die pamphylische Stadt Perge, welche er zur Metropolis erhob und mit einen Agon nach Vorbild der Capitolia versah 587. Einiges spricht dafür, dass der Kaiser während seines Kampfes gegen die Goten in der Stadt Quartier bezog und die Maßnahme in diesem Rahmen in die Wege leitete 588. Florianus (276 n. Chr.) Aus der kurz bemessenen Herrschaft des Florianus sind keine baulichen Zeugnisse bekannt. Unter den wenigen Inschriften589 des Kaisers finden sich lediglich einige Meilen580 581 582 583 584 585 586 587
588 589
HA Tac. 10, 5. Scheithauer 1988, 234. Horster 1997, 53. HA Tac. 7, 6; 16, 2; siehe dazu hier S. 212 mit Anm. 1146; zum Verständnis von in Quintiliorum Hedlund 2008, 133. HA Tac. 9, 2; siehe hier S. 209. HA Tac. 9, 5. Pekáry 1985, 37; Scheithauer 1988, 229 mit Anm. 19 zählt sie zu den „Transpositionen einzelner Details an die falsche Stelle“ und verweist auf Suet. Aug. 31, 5; Herklotz 2008, 948. Numismatisch: Nollé 1987, 256 Anm. 124; Weiß 1991, 386; 392 mit Taf. 6, 6–11; epigraphisch: Kaygusuz 1984, pass.; Wallner 1997, 211f. mit Anm. 908 für weitere Lit.; Johne 2008b, 392: „Für das Selbstverständnis seiner Regierung ist interessant, daß die Stadt sich ihre vom Kaiser verliehenen Vorrechte anschließend vom Senat in Rom bestätigen ließ.“ Dazu Kaygusuz 1984, 1; neben der dort besprochenen Inschrift lassen sich Pergeatische Prägungen des Kaisers heranziehen. Allg. zu den Inschriften des Florianus Sauer 1998, pass.
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4. Die Bautätigkeit
steine, von denen manche nach seinem Tod wiederbeschriftet worden sind 590. Ihre Inschriftentexte fallen dabei sehr unterschiedlich aus, was darauf schließen lässt, dass die Setzung der Meilensteine nicht auf eine zentral gesteuerte Einflussnahme hin erfolgte, sondern jeweils auf regionale Maßnahmen zurückzuführen ist. Solche Setzungen sind im Rahmen von Regierungswechseln des fortgeschrittenen 3. Jhs. „schon fast ein Automatismus“ gewesen591. Probus (276–282 n. Chr.) Mit Probus592 setzt die schriftliche Überlieferung kaiserlicher Bautätigkeit wieder ein. So erwähnen verschiedene Quellen einen pons Probi in Rom, der sich mit einer unterhalb der Nordecke des Aventins gelegenen Brücke identifizieren lässt 593. Die Stützpfeiler des wohl in der Spätantike wiedererrichteten Baus bestanden aus Travertin und wurden zwischen 1877 und 1878 entfernt; heute liegen noch Reste der Fundamente unter Wasser594. Die Identifikation ist nicht vollkommen gesichert, gilt jedoch als recht wahrscheinlich. Aufgrund ihrer Lage wird bisweilen erwogen, dass Probus die Brücke errichten ließ, um die wohl unter Aurelian entstandenen Wassermühlen am Ianiculum verkehrstechnisch anzuschließen (hier S. 98)595. Wie bereits erwähnt, ist die aurelianische Stadtmauer wohl nicht bereits zu Lebzeiten ihres Initiators vollendet worden, auch wenn einige Quellen dergleichen bezeugen (hier S. 96). Angesichts der Größe des Bauprojekts ist der Schilderung des Zosimus größerer Glauben zu schenken, nach welcher die Mauer erst unter der Herrschaft des Probus fertiggestellt worden ist596. Der Verfasser der Historia Augusta gibt einen Brief des Probus an den Senat wieder, in dem der Kaiser die Qualitäten seines Prätorianerpräfekten Carus hervorhebt und verschiedene Ehrungen für den nachmaligen Kaiser anberaumt 597. Hierzu sollte neben einer Reiterstatue auch der Bau einer domus gehören, für deren Marmorschmuck Probus 590 591
592 593 594 595 596 597
Sauer 1998, 190 führt diesen Umstand nicht auf eine offizielle damnatio memoriae, sondern auf regionale Eigeninitiativen zurück. Zitat Sauer 1998, 199; außerdem S. 193: „Die Heterogenität der Formulare und die kurze Regierungszeit von Kaiser Florianus lassen die Annahme zentraler Kontrollinstanzen oder gar einer kaiserlichen Absegnung sämtlicher Texte nicht zu. Es ist auch kaum vorstellbar, daß der jeweilige Statthalter in seinem Amtsbereich Textvorlagen versandte. Jedenfalls gibt es keine zwei gleichlautenden Inschriften für Florianus.“ Allg. zu den politischen, administrativen sowie militärischen Maßnahmen des Kaisers im Rahmen der Herrschaftssicherung Crees 1966, 84–112. Pol. Silv. laterc. 545. Zum pons Probi u. a. Platner – Ashby 1929, 401; Richardson 1992, 298; O'Connor 1993, 64; ausf. und mit weiterer Lit. LTUR IV s.v. Pons Probi (X. Dupré Raventós) 111f.; Hed lund 2008, 133; Dey 2011, 183f. Etwa Kolb 2002, 666. Zos. 1, 49, 2; zur Fertigstellung der Mauer etwa Quercioli 1982, 127–150; siehe außerdem die hier in Anm. 537 angegebene Lit. HA Car. 6, 2–3.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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persönlich aufzukommen bereit war598. Der Wahrheitsgehalt dieser Nachricht ist nicht hoch einzustufen. Es handelt sich vielmehr um den literarischen Versuch, die Angaben des Geschichtswerks durch die Wiedergabe eines fiktiven Briefes auf eine möglichst authentische Basis zu stellen599. Die literarische Überlieferung bezeugt außerdem verschiedene Maßnahmen des Kaisers in den Provinzen. Demnach ließ Probus seine Soldaten in den Städten Ägyptens zahlreiche opera errichten, am Nil Brücken, Tempel, Portiken und Basiliken 600. Einige Nachrichten weisen den Kaiser als Förderer der Landwirtschaft aus: Angeblich gehen Flussreinigungen und die Trockenlegung von Sümpfen zur Schaffung von Ackerland auf ihn zurück601. In Hispania, Gallia, Britannia und im Illyricum soll Probus den Weinbau gefördert602 und die Bewohner des rechtsrheinischen Gebiets mit Äckern, Speichergebäuden, Häusern sowie Getreidespenden unterstützt haben 603. Neben diesen relativ vagen Angaben existieren konkrete Hinweise auf bestimmte Baumaßnahmen. So berichtet der Verfasser der Historia Augusta von einem 'gewaltigen' Grab (sepulchrum ingentum), mit welchem Probus seinen Kontrahenten Aradio geehrt haben soll604. Einer Nachricht des Malalas zufolge ließ der Kaiser außerdem das Museion von Antiochia (Syria) dekorieren und das dortige Nymphaion mit einem Okeanos-Mosaik ausstatten605. Die Nachrichten sind im Einzelnen kaum auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen606. Literarisch überliefert ist außerdem der Wiederaufbau von 70 Städten durch den Kaiser607. So soll der spätere Usurpator Saturninus unter seiner Herrschaft etwa mit Restaurierungsarbeiten im bereits genannten Antiochia beauftragt worden sein 608. Als Beleg für regionale Katastrophen- bzw. Reparationshilfe ist wohl eine Ehreninschrift aus Augusta Vindelicorum (Raetia) zu verstehen, in der Probus als restitutor provinciarum et operum bezeichnet wird609. Es ist denkbar, dass es sich dabei um einen Hinweis auf tatsächlich erfolgte Baumaßnahmen, „im wesentlichen Befestigungen verschiedenster Siedlungen und Städte“ handelt610. 598 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610
HA Car. 6, 3. Siehe auch Hedlund 2008, 133f. HA Prob. 9, 3–5; zum Einsatz von Soldaten MacMullen 1959, 214–217; 219 (Probus); Winter 1996, 77; Horster 2001, 388 Anm. 636. HA Prob. 9, 4; 21, 2; Aur. Vict. 37, 4; zu den Bemühungen des Kaisers um die Landwirtschaft auch Bellen 1998, 239f. mit Verweis auf P.Oxy XII 1409. HA Prob. 18, 8; Iord. Rom. 293. HA Prob. 14, 1; siehe auch Schönberger 1969, 179. HA Prob. 9, 2. Mal. 12, 33; Horster 1997, 136. Siehe etwa Horster 1997, 54, die betont, dass es schwierig sei, „zwischen topologischer Darstellungsweise und der Glaubwürdigkeit von Detailschilderung zu unterscheiden.“ Iul. symp. 314 B. Hier. 244; Synk. I 723; Iord. Rom. 293; dazu Hartmann 1982, 118. Wagner 1956/1957, 224 Nr. 30; Peachin 1990, 438 Nr. 114; Horster 2001, 387f. Kat. XXVI 1; Clauss – Slaby 31001581. Horster 2001, 388.
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4. Die Bautätigkeit
In der Forschung kursiert zudem die Vorstellung, dass Probus den Bau des Donau-Iller-Rhein-Limes initiiert habe, dessen Befestigungen allerdings erst ab tetrarchischer Zeit greifbar sind611. In den Bereich militärischer Maßnahmen fallen weiterhin die literarisch erwähnte Errichtung von Lagern im Feindesland 612 und der Bau eines eisernen Turms (turris ferrata) bei Sirmium, auf dem der Kaiser schließlich umgebracht worden sein soll613. Der letztgenannten Nachricht ist aufgrund ihres anekdotischen Charakters kaum Glauben zu schenken. Carus, Carinus und Numerianus (282–285 n. Chr.) Für die Vertreter der carischen Dynastie sind keine Belege städtischer Bautätigkeit nachweisbar614. Der Historia Augusta zufolge ließen Carus und seine Söhne bemerkenswerte Spiele veranstalten, wobei sie dem stadtrömischen Volk einige neuartige spectacula boten, die der Verfasser des Geschichtswerks ausführlich beschreibt 615. Angeblich wurden auch Gemälde der Spiele in Palatio circa porticum stabuli angebracht, welche der Biograph noch persönlich gesehen haben möchte 616. Dies erinnert an die Bildtafeln, welche Maximinus Thrax zur Veranschaulichung seines Germanenkrieges vor der Kurie aufstellen ließ (hier S. 57). Die Nachricht bezüglich der Spiele ist allgemein recht zweifelhaft und folgt dem literarischen Schema der Tyrannentopik 617. Bei der porticus stabuli handelt es sich wohl um ein erfundenes Gebäude618. Für die nähere Umgebung Roms lässt sich mit einer Inschrift aus Ostia lediglich ein sicherer Beleg für direkte kaiserliche Bautätigkeit der Dynastie erbringen 619. Der Text mit nominativischer Nennung der Herrscher bezeugt die Wiederherstellung einer Brücke durch Carinus und Numerianus. Die fehlende Nennung des kaiserlichen Vaters Ca-
611 612 613 614 615 616 617 618
619
Siehe etwa Schönberger 1969, 179; Filtzinger 1986, 98; Nuber 1993, 102f. Anm. 37; Glas – Hartmann 2008, 651 mit Anm. 41 und weiterer Lit.; gegen einen Limesausbau unter Probus Strobel 1999, 23–25. HA Prob. 13, 8. HA Prob. 21, 3; Epit. 37, 4; Eutr. 9, 17; Oros. 7, 24, 3. Allg. Altmayer 2014a, 52; auf einer Münze des Carinus Caesar erscheint ein distyler Schrein für den Genius Exerciti; Hill 1989, 38f. mutmaßt, dass ein solches sacellum in einer der stadtrömischen Kasernen, etwa den Castra Urbana, gestanden haben könnte. HA Car. 19, 1–3. HA Car. 19, 1. Ausf. und mit weiterer Lit. Wallner 1997, 222–225. Platner – Ashby 1929, 494; Wallner 1997, 223, 223; Scheithauer 2000, 211 Anm. 48: „Um dem Leser seine Ausführungen glaubhaft zu machen, verweist der Autor auf Autopsie. Der Grund für diese Erfindung dürfte Materialmangel und wohl kaum die Absicht sein, fehlende Bautätigkeit zu kompensieren.“; Magie 1982, 446 Anm. 4. zieht hingegen in Betracht, dass die porticus stabuli mit dem durch CIL VI 1731 = Clauss – Slaby 18100540 belegten Titel comes domesticorum et stabuli sacri zusammenhing. CIL XIV 126; S. 481 = Clauss – Slaby 05700126; Kuhoff 1993, 115 Anm. 250.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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rus legt nahe, dass die Maßnahme erst nach dessen Tod Mitte des Jahres 283 n. Chr. durchgeführt wurde620. Einige Bauinschriften der carischen Dynastie stammen aus Numidia, das unter dem Statthalter M. Aurelius Decimus wiederholt öffentliche Bautätigkeit erlebte 621. Größtenteils sind die Maßnahmen zwar nicht auf direkte kaiserliche Einflussnahme zurückzuführen, allerdings künden die Belege von der Errichtung eines templum a solo (also von Grund auf) für den Kaiserkult in der numidischen Stadt Lambaesis 622. Die Inschriften bezeugen, dass die kultische Verehrung hier den Brüdern Carinus und Numerianus galt. Der Text ließe sich allerdings auch auf Carus ergänzen 623. Auch die Stadt Verecunda (Numidia) wurde nach epigraphischem Ausweis mit einem Tempel, in diesem Falle für divus Carus, ausgestattet. Dessen Ausführung erfolgte a fundamentis624. Der vergöttlichte Herrscher wurde dabei dezidiert als genitor seiner beiden Söhne angesprochen, worin sich die Betonung der kaiserlichen Dynastie und der durch ihre Sprösslinge Carinus und Numerianus gesicherten Kontinuität ausdrückt. Handfeste (also archäologisch oder epigraphisch nachweisbare) Belege für militärische Bautätigkeit unter Carus und seinen Söhnen lassen sich nur vereinzelt anführen 625. Auch die literarische Überlieferung bietet hierfür lediglich vage Anhaltspunkte. In den Parastaseis, einer mittelalterlichen Beschreibung Konstantinopels, findet ein Tor des Carus Erwähnung626. Die Angabe ist wenig glaubwürdig: Wohl zu Recht bezeichnet sie A. Berger als „völlig legendär“627. In einigen Quellen wird außerdem behauptet, die Stadt Carrhae ginge auf Carus zurück, der gleichzeitig ihr Namensgeber gewesen sei 628. Von dieser absurden Nachricht abgesehen könnte der Hinweis des Malalas, Carus habe hier eine Festung errichtet, tatsächlich auf Fortifikationsarbeiten hindeuten 629. Mit dem Tod des älteren Sohnes Carinus und dem Herrschaftsantritt Diocletians endet der im Rahmen dieser Studie behandelte Zeitabschnitt. Die in den Quellen als unrühmlich beschriebene Alleinherrschaft des Carinus wurde von einem großen Feuer überschattet, das in Rom gewütet haben soll und so Möglichkeiten zur baulichen Betätigung Diocletians und der übrigen tetrarchischen Kaiser schuf630. 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630
Zur Chonologie der Herrschaft Kienast 2004, 258f. Zu M. Aurelius Decimus Kolbe 1962, 21–28; Bauinschriften: Saastamoinen 2010, 490 Nr. 601–607. AE 1993, 1769a; Saastamoinen 2010, 490 Nr. 603; AE 1993, 1769b; Witschel 2006, 201 Nr. 58; Saastamoinen 2010, 490 Nr. 604; Altmayer 2014a, 54; 229; siehe auch X. Dupuis, La dédicace du „temple anonym“ de Lambèse, BCTH 23, 1990–1992, 81–99 (non vidi). Altmayer 2014a, 229 mit Anm. 243. CIL VIII 4221 = Clauss – Slaby 23100060; Saastamoinen 2010, 490 Nr. 606; CIL VIII 4222; S. 1769 = Clauss – Datenbank 23100061; Saastamoinen 2010, 490f. Nr. 607; Kolbe 1962, 24; Witschel 2006, 201 Nr. 59; Altmayer 2014a, 54; 228f. Im Einzelnen Altmayer 2014a, 53; insb. Anm. 113 mit Lit. zum Kastell Vemania (Isny). Par. 56; Hedlund 2008, 160; Altmayer 2014a, 52 mit weiterer Lit.; zur Quelle Cameron – Herrin 1984, 1984, 2–52; zum Namen Carus in den Parastaseis siehe Berger 1997, 7. Berger 1988, 331f. Mal. 12, 34; Gmon. 545, 21–22; Cedr. 527, 3–4. Dodgeon – Lieu 1991, 115 mit S. 373 Anm. 14; Altmayer 2014a, 52 mit Anm. 109. Chron. min. I, 148; dazu etwa Robathan 1950, 51.
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4. Die Bautätigkeit Die Kaiser des Gallischen Sonderreiches (260–274 n. Chr.)
In der antiken Geschichtsschreibung finden sich kaum Anhaltspunkte für Bautätigkeit unter den Herrschern des Gallischen Sonderreiches. Die Historia Augusta bezeugt lediglich, dass Postumus während seiner Herrschaft einige Lager in solo barbarico errichtet habe, die später von Laelianus neben zahlreichen gallischen civitates nach Barbareneinfällen wiederhergestellt wurden631. H. von Petrikovitz sah diese Nachricht durch eine niederrheinische Befestigungsanlage bei Qualburg bestätigt 632. Dabei handelt es sich allerdings um eine unbewiesene Vermutung. Allgemein sind Zuweisungen archäologisch bekannter Militärlager an die Kaiser des Gallischen Sonderreiches ohne entsprechende Inschriftenfunde kaum zu belegen 633. Die Quellenlage ist zusätzlich durch vereinzelte Damnierungsmaßnahmen erschwert, in deren Zuge die Namen der Kaiser aus Inschriften entfernt worden sind. Als Beleg hier für lassen sich Bauinschriften aus der Regierungszeit des Postumus heranziehen. So kam es während seiner Herrschaft zur Wiedererrichtung eines Bades und einer basilica in Lancaster (Britannia), wie aus einer Inschrift mit Rasur des Namensbestandteils Postumianae hervorgeht634. Ein weiteres Beispiel stellt eine unvollendete Inschrift aus dem Kastell von Gelduba (Germania inferior) dar, welche die Renovierung eines Bades durch Postumus bezeugt635. Der Name des Kaisers wurde eradiert und der Inschriftenträger in einer späteren Ausbauphase als Spolie verwendet. Die a fundamentis durchgeführte Maßnahme lässt sich wohl mit den Überresten eines ursprünglich flavischen Bades am Eingang zum Kastellvicus identifizieren, für das eine Zerstörung mit anschließender Wiederaufbauphase nach der Mitte des 3. Jhs. in Erwägung gezogen wird 636. Der epigraphisch belegte Grund für die Wiedererrichtung (per proditi[onem hostium]) ist wohl auf die Auseinandersetzung mit einem innenpolitischen Gegner zu beziehen, in deren Zuge die Anlage beschädigt wurde637. Die Wiederherstellung des Bades erfüllte für Postumus insofern auch einen legitimatorischen Nutzen, nachdem seine Herrschaft (vielleicht durch einen Aufstand?) in Frage gestellt worden war. W. Eck verweist in diesen Zusammenhang auf den repräsentativen Charakter der Maßnahme, durch welche sich der Kaiser als „Wohltäter seiner Untertanen“ gerierte638. 631 632 633 634 635 636 637 638
HA trig. Tyr. 5, 4; Laelianus wird hier fälschlicherweise als Lollianus bezeichnet. von Petrikovits 1971, 181; 207 Nr. 24; dazu auch Schönberger 1969, 177 und Drinkwater 1987, 219. von Petrikovits 1971, 181; 207 Nr. 24; 28; 29; vgl. Drinkwater 1987, 219–221. CIL VII 287 = Clauss – Slaby 07800888; Eck 2004, 146, 148; König 1974, 56; Birley 2007, 49f.; Schade 2008, 72. AE 2004, 983 = Clauss – Slaby 33800033; Eck 2004, pass.; Eck 2007, 38–40; Kreucher 2008, 332 mit Anm. 54; Eck 2012, 78–81. Dazu Eck 2004, 148; zum Umfeld des Lagerbades auch Reichmann 2002, 91 mit Planzeichnung. Eck 2004, 144f.; zu den mutmaßlichen historischen Vorgängen 150f.; Eck 2012, 78–81; Reuter 2012, 25. Eck 2004, 149.
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4.2 Die Baumaßnahmen der Soldatenkaiser
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Gelegentlich wird in Erwägung gezogen, dass unter den Gallischen Sonderkaisern auch Schritte zur Verbesserung der Küstensicherung eingeleitet wurden. Es handelt sich hierbei allerdings um nicht sicher belegbare Vermutungen 639. Weiterhin sprechen einige Indizien dafür, dass zumindest bestimmte Abschnitte der sonst in die zweite Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. datierten Trierer Stadtmauer auf spätere Bauphasen zurückgehen, die unter anderem in Zusammenhang mit den Aktivitäten der Gallischen Sonderkaiser stehen könnten640. Überhaupt lassen sich der Bau bzw. die Umgestaltung einiger Mauer- und Befestigungsanlagen innerhalb des Gallischen Sonderreiches anführen, die allerdings nicht immer auf direkte Einflussnahme der Herrscher zurückzuführen sind641. Ansonsten sind hauptsächlich Meilensteine zu nennen, die wie im Falle der zentralrömischen Kaiser keineswegs immer als Beleg für tatsächlich durchgeführte Straßenarbeiten verstanden werden müssen 642. Ein von O. Doppelfeld postuliertes Kölner Bauprogramm, durch welches die Gallischen Sonderkaiser angeblich in Konkurrenz zu Rom treten wollten, ist indessen abzulehnen643. Durch die Historia Augusta ist ein stadtrömisches Privathaus des Tetricus und seines gleichnamigen Sohnes bezeugt. Dort befand sich angeblich ein Mosaik, welches die beiden Hausherren beim Empfang senatorischer Würdezeichen und bei der Übergabe von Herrschaftssymbolen an Aurelian gezeigt haben soll644. Der Verfasser der Historia Augusta illustriert damit die freiwillige Kapitulation der letzten Herrscher des gallischen Sonderreiches sowie die Milde des zentralrömischen Kaisers gegenüber den Besiegten, die nach ihrer Abdankung in senatorische und amtliche Würden traten. Der Beschreibung ist kaum Glauben zu schenken.
639
640
641 642 643
644
Drinkwater 1987, 221f. mit Lit; spez. 222: „There is therefore the slight possibility (but certainly no more) that under the Gallic Empire (and, if so, under Tetricus) steps were ta ken to improve the coastal defenses of the south-east of Britain, the threat coming from pirates of even, perhaps, the first sea-borne Germanic raiders.“ Zur Diskussion ausf. Morscheiser 2012, 239–245 mit älterer Lit.; die übliche Datierung in die Zeit um 180 n. Chr. hängt mit der allgemein anerkannten antoninischen Zeitstellung der Porta Nigra sowie historischen Argumenten zusammen; zur Porta Nigra grundlegend Gose 1969, pass.; zur Stadtmauer grundlegend Koethe 1936, pass. und Cüppers 1973, pass., spez. 221f. von Petrikovits 1971, 207–209; Drinkwater 1987, 222–225 mit weiterer Lit.; Luther 2008, 330. Allg. Drinkwater 1987, 229; siehe bspw. van Sickle 1929, 85f. (Postumus); König 1974, 54 (Tetricus). Doppelfeld 1956, pass.; spez. 14; 24; dagegen Drinkwater 1987, 228; zur angeblichen Errichtung eines Triumph- oder Ehrenbogens nach der Besiegung des Saloninus bereits Uhlich 1792, 82 (s.v. Triumphbögen); RIC V 2, 347 Nr. 118 (Postumus-Revers mit Darstellung eines Bogenmonuments mit der Inschrift FELICITAS). HA Trig. tyr. 25, 4; Homo 1914, 213f.; von Domaszewski 1916, 10; Platner – Ashby 1929, 191; LTUR II, s.v. Domus Tetricoum (F. Guidobaldi); 187 mit weiterer Lit.; Richardson 1992, 136; die domus soll sich in Monte Caelio inter duos lucos contra Iseum Metellinum befunden haben; siehe auch Platner – Ashby 1929, 283; 285f.; LTUR II, s.v. Duo Luci (1) (E. Papi) 218; LTUR III, s.v. Iseum Metellinum (Reg. III) (M. de Vos) 110–112.
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4. Die Bautätigkeit
Der Vollständigkeit halber ist außerdem auf die Inschrift eines Mosaiks aus Augusta Treverorum645 (Belgica) hinzuweisen, welche Aufschluss über eine Baumaßnahme des Victorinus aus der Zeit vor seinem Herrschaftsantritt gibt. Der nachmalige Sonderkaiser tritt dabei noch als tribunus praetorianorum auf und zeichnet für die Renovierung eines forumsnahen Gebäudes im Bereich des modernen Stadttheaters verantwortlich646.
4.3 Einzelbesprechungen Die im Folgenden zu besprechenden Maßnahmen – Gründung und Ausbau von Philippopolis sowie die Errichtung des Sol Invictus-Tempels – sind aus der vorangegangenen Darstellung ausgegliedert. Diese Sonderstellung ergibt sich daraus, dass es sich jeweils um exzeptionelle Beispiele der kaiserlichen Bautätigkeit handelt: Zum einen sind beide Projekte vor dem Hintergrund ihres problematischen Entstehungszeitraums außergewöhnlich gut belegt; zum anderen lag ihnen jeweils eine geradezu programmatische Repräsentationsabsicht zugrunde, die im Folgenden untersucht werden soll. 4.3.1 Philippopolis Eines der umfangreichsten Projekte der Soldatenkaiserzeit stellte der Ausbau der unter Philippus Arabs gegründeten colonia Philippopolis dar647: In einer für die nachseverische 645 646
647
Zur mutmaßlichen Einrichtung einer Trierer Prägestätte unter den Kaisern des Gallischen Sonderreiches siehe Morscheiser 2012, 235–239 mit älterer Lit. Trier, Rheinisches Landesmuseum, Inv. Reg. C 277; CIL XIII 3679 = Clauss – Slaby 10600447; Hoffmann u. a. 1999, 85f. Kat. 4 mit Taf. 3 und weiterer Lit.; allg. zu den Trierer Mosaiken auch Hoffmann 1999, pass.; Morscheiser 2012, 233f. mit weiterer Lit.; siehe auch Elmer 1941, 36; zu Victorinus und Trier Luther 2008, 334 mit Lit.; zu Trier als Residenz der gallischen Sonderherrscher Luther 2008, 328 mit Anm. 25; 331 mit Anm. 51; 336f.; vgl. auch Drinkwater 1987, 228. Zu Philippopolis (Auswahl): Brünnow – von Domaszewski 1909, 145–179; Butler 1919, 359f.; Altheim 1939, 239f.; Will 1989, 238–240; Balty 1990; Freyberger 1992, pass.; Darrous 1993, pass.; Hatoum 1993, pass.; Freyberger 1999, pass.; Hatoum 2000, pass.; Körner 2002, 211–225; Oenbrink 2006, pass.; Kissel 2006, 73; Oenbrink 2007, pass.; Schade 2008, 67; Lichtenberger 2011, 152–155; zu den Mosaiken hier Anm. 923; Theater: Brünnow – von Domaszewski 1909, 169–177; Coupel – Frézouls 1956, pass.; Kaiserkultstätte: Amer – Gawlikowski 1985, pass.; Stadtplan: Segal 1988, 83–86; Darrous 1993, 464; Mühlenbrock 2003, 256; Mosaiken: Balty 1989, pass.; Reiseberichte: Brünnow – von Domaszewski 1909; Inschriften: Prentice 1908, 307–315; Waddington 1968, Nr. 2071–2080 (urspr. 1870); Segal 1988, 97–100; Münzen: Spijkerman 1978, 258–261; Harl 1987, 73f.; Forschungsgeschichte: Segal 1988, 77; Mühlenbrock 2003, 254. Die Kenntnisse über die antike Stadt beruhen hauptsächlich auf Reiseberichten des 19. Jhs. und vereinzelten Surveybzw. Vermessungsarbeiten; umfassende Grabungen fanden nicht statt, zumal die antike Stadt zu einem großen Teil modern überbaut ist; mittlerweile sind einige der noch im 19. Jh. sichtbaren Befunde zerstört; dazu Segal 1988, 77f.
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4.3 Einzelbesprechungen
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Epoche außergewöhnlichen Bauleistung vollbrachte es dieser Herrscher, innerhalb kurzer Zeit eine fest ummauerte, von monumentalen Repräsentationsdenkmälern geschmückte Stadt zu errichten, obwohl sich das Römische Reich nach dem letzten Perserfeldzug inmitten einer militärischen Krise befand und die Staatskasse schwer belastet war648. Es stellt sich die Frage, welche Absichten der gebürtige Araber verfolgt haben könnte, als er den Auftrag zu dieser singulären Maßnahme gab. Handelte es sich dabei lediglich um den Versuch, die eigene Heimat zu überhöhen? Oder stand das Vorhaben im Zusammenhang mit einer größeren Repräsentationsstrategie? Etwa 90 Kilometer südlich von Damaskus gelegen, ist das antike Philippopolis heute zu großen Teilen durch die moderne Stadt Šahbā überprägt. Das einzige literarische Zeugnis seines Ausbaus liefert Aurelius Victor, dem zufolge die Gründung noch vor dem Aufbruch des Kaisers nach Rom erfolgte 649. Die im Folgenden zu besprechenden Maßnahmen lassen sich damit in die Zeit kurz nach dem Regierungsantritt im Jahre 244 n. Chr. datieren und standen wahrscheinlich im Zusammenhang mit einem verlängerten Aufenthalt im Osten des Reiches650. In der Forschung gilt Šahbā zumeist als Geburtsort des Philippus Arabs; sicher zu belegen ist diese Annahme jedoch nicht 651. Lange wurde vermutet, dass der Kaiser hier unbebautes Gelände vorgefunden habe 652. Jüngere Prospektions- und Surveyarbeiten ergaben jedoch ein anderes Bild: Die Befunde sprechen für die Existenz einer Vorgängerbesiedlung, die mindestens bis in das 1. Jh. v. Chr. zurückreichte653. Ihr monumentaler Ausbau beschränkte sich indessen auf die Regierungszeit des Kaisers, nach dessen Tode größere Projekte zum Erliegen kamen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Stadt völlig aufgegeben wurde: Die Indizien weisen auf eine fortgeführte Besiedlung bis in das 6. Jh. n. Chr. hin654.
648
649 650 651 652
653 654
Der teuer erkaufte Friedensschluss mit dem persischen Großkönig Šābuhr wurde in der Antiochenischen Münzprägung des Philippus indessen als selbstbewusster Akt eines starken Kaisers inszeniert; vgl. RIC IV 3, 76 Nr. 69; dazu u. a. Eadie 1996, 144f.; Bellen 1998, 211; Huttner 2008, 190f. mit weiterer Lit.; allg. zum Perserfeldzug siehe die hier in Anm. 304 angegebene Lit. Aur. Vict. 28, 1: „rebus ad Orientem compositis conditoque apud Arabiam Philippopoli oppido Romam venere.“; zu den Quellen Körner 2002, 211 Anm. 1. Freyberger 1992, 293 mit Anm. 2; für eine Gründung kurz nach Herrschaftsantritt Körner 2002, 213f. mit Anm. 12; zu den Belegen, die für eine ausgedehnte Reise durch den Osten zu Herrschaftsbeginn sprechen, dort S. 94–97 mit weiterer Lit. Dazu etwa Körner 2002, 30–32; 211 mit Anm. 2; Oenbrink 2006, 253 Anm. 52 mit weite rer Lit.; vgl. noch Lichtenberger 2011, 152f. Siehe etwa Segal 1988, 77; Will 1988, 130f.; einen Überblick zu den unterschiedlichen Forschungsmeinungen bietet Oenbrink 2006, 243f.; insb. 244 Anm. 5; die Vorstellung eines leeren Baugrundes wird noch von Körner 2002, 215; 222 vertreten; dagegen Tietz 2004, 721f. Zusammenfassend Oenbrink 2006, 245–260; zur Frühzeit S. 245–248; zu Hellenismus und Kaiserzeit S. 248–253; zum 3. Jh. S. 253–260; siehe auch Oenbrink 2007, 63–66. Dazu etwa Körner 2002, 214; zusammenfassend zur Erforschung späterer Besiedlungsspuren S. 214 Anm. 20; zu den datierenden Inschriften S. 218f.
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4. Die Bautätigkeit
Nach der Neugründung verfügte die Kolonie über einen regelmäßig angelegten Grundriss mit vier größeren und zwei kleineren Stadttoren 655. Den Schnittpunkt der beiden Hauptachsen markierte ein mittlerweile zerstörtes Tetrapylon 656. Südlich des Decumanus besaß die Stadt ein Nymphäum, eine Thermenanlage, ein Theater sowie ein parallel zum Cardo ausgerichtetes Stadion 657. Westlich der Hauptkreuzung erstreckte sich ein Straßenabschnitt, der zu beiden Seiten mit großangelegten Repräsentationsbauten ausgestattet war. Dazu gehörten ein auf der Südseite gelegener, rechteckiger Platz, an den sich ein Exedrabau und ein quadratisches Gebäude anschlossen 658; auf der Nordseite befand sich ein Tempel mit hexastyler Front 659. Für das Verständnis der von Philippus Arabs initiierten Maßnahmen nimmt der bereits genannte 'Hauptplatz' mit seinen umliegdenden Bauten eine zentrale Rolle ein 660. Es handelte sich dabei nicht nur um den Mittelpunkt des städtischen Lebens, sondern auch um ein Ensemble aufeinander Bezug nehmender Gebäude, das ganz der Überhöhung des Kaiserhauses diente. Der im Pilastergrabtypus ausgeführte Quadratbau661 wird in der älteren Literatur zumeist als Philippeion bezeichnet. Dieser Name geht auf H. C. Butlers Interpretation des 655 656 657
658 659 660
661
Dazu u. a. Brünnow – von Domaszewski 1909, 147–150; Freyberger 1999, 295 mit 296 Abb. 1 und weiterer Lit. Zu den Straßen u. a. Brünnow – von Domaszewski 1909, 150f.; Freyberger 1999, 262f.; Darrous 1993, 464f.; 468f.; zu den Insulae u. a. Darrous 1993, 469; zum Tetrapylon u. a. Brünnow – von Domaszewski 1909, 160f.; Segal 1988, 82; Mühlenbrock 2003, 253–256. Zum Gesamtbild der Stadt u. a. Segal 1988, 83–86; Freyberger 1992, 294f.; Hatoum 2000, 138–140; Körner 2002, 214–218; Oenbrink 2006, 253f.; außerdem zu den Nekropolen der Stadt Brünnow – von Domaszewski 1909, 178; zum Nymphäum Darrous 1993, 465; zum Theater hier Anm. 679 für Lit. Amer – Gawlikowski1985, 2 Abb. 1. Zum Tempel u. a. Brünnow – von Domaszewski 1909, 162f.; Freyberger 1999, 263; Hatoum 2000, 138; Segal 2001, 95–97 mit weiterer Lit. Die schmale Westseite des Platzes wurde von einer Freitreppe begrenzt, die auf den erhöht gelegenen Exedrabau zuführte. Auch auf der Südseite erstreckte sich eine solche Treppe, die allerdings auf etwas niedriger gelegenes Niveau führte. Hier befand sich ein rechteckiges, tlw. modern überbautes Gebäude, dessen Funktion sich nicht mehr sicher bestimmen lässt; Gawlikowski 1989, 333; Amer – Gawlikowski 1985, 3–9, Freyberger 1992, 297, Körner 2002, 215 und Oenbrink 2006, 255 weisen darauf hin, dass der Platz mit seinen umliegenden Bauten den von Vitruv (Vitr. 5, 1, 4) empfohlenen Maßen beim Forenbau entsprach; er maß 23,30 m x 35 m und öffnete sich an der Nordseite zum Decumanus hin. Auf der von Basaltplatten bedeckten Fläche lassen sich noch zwei Standflächen nachweisen, die vielleicht für die Aufstellung von Statuensockeln vorgesehen waren; dazu Oenbrink 2006, 255. Das mit ionischen Eckpilastern geschmückte Gebäude steht in der Tradition von Grabtempeln, wie sie mehrfach im Orient belegt sind; dazu Gawlikowski 1989, 333f.; Freyberger 1992, 300 mit Taf. 60 a; Freyberger 1999, 265f.; Körner 2002, 217; Oenbrink 2006, 257f. mit einer Größe von ca. 12,50 m x 12,50 m gilt der Bau als monumentalstes Beispiel für südsyrische Grabtempel des Pilastergrabtypus; wahrscheinlich war das Gebäude urspr. mit einem Kuppelgewölbe bedeckt, für das ein oculus in Erwägung gezogen wird; zu den bisherigen Rekonstruktionsversuchen Oenbrink 2006, 257f. Anm. 76; Segal 1988, 78f. zog etwa ein pyramidenförmiges Dach in Betracht.
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4.3 Einzelbesprechungen
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Gebäudes als Heiligtum für die kaiserliche Familie zurück 662. A. Segal vertrat schließlich die Ansicht, dass Philippopolis als Grabstätte der kaiserlichen Familie vorgesehen war663. So wird bisweilen angenommen, die Nischen des Innenraumes hätten der Aufnahme von Sarkophagen gedient664. Dabei handelt es sich jedoch um eine nicht belegbare Vermutung665. Gegen die früher gebräuchliche Benennung hat sich in jüngerer Zeit die Bezeichnungen Mausoleum oder Tempel für Divus Marinus durchgesetzt. Diese Zuweisung beruht auf den beiden neben dem Eingang angebrachten Inschriften, die sich auf θεός Μαρεινος, den vergöttlichten Vater des Philippus Arabs666, beziehen (hier S. 166f.)667. Anscheinend kam dem Gebäude eine wie auch immer geartete Funktion im Rahmen des Kaiserkults bzw. der Verehrung der Herrscherfamilie zu 668. So lassen auch die übrigen Inschriften im Bereich des Gebäudes auf die Existenz von Bildnissen der Herrscherfamilie schließen, welche im Umfeld des Quadratbaus bzw. in seinen Nischen aufgestellt waren669. Zur Westseite hin wurde das Ensemble durch den bereits erwähnten Exedrabau abgeschlossen670. Es handelte sich dabei um eine repräsentative Schaufassade mit aufgehender Tabernakelarchitektur671. H. C. Butler verstand das Gebäude als Teil eines kai662 663 664 665 666 667 668 669
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Dazu etwa Segal 1988, 78f. mit Lit.; siehe noch Kissel 2006, 73. Segal 1988, 87 bezeichnet die Stadt als „a symbolic capital for the Emperor during this reign“ und „his place of burial thereafter“; im sog. Philippeion sei die Asche des Kaisers und seiner Familie beigesetzt worden. Etwa Hatoum 1993, 286: „Ces niche étaient destinées à recevoir des sarcophages“. Körner 2002, 223 und Oenbrink 2006, 258 betonen zu Recht, dass hierfür auch Hinweise in den Quellen fehlen. Siehe etwa IGR III 1199; lat. z. B. AE 1928, 153b = Clauss – Slaby 12700134 (als Divus Marinus); zu Marinus u. a. Bleckmann 2002, 305; Körner 2002, 49–54; Huttner 2008, 193; Lichtenberger 2011, 153f.; siehe auch die hier in Anm. angegebene Lit. IGR III 1200a–b; Waddington 1968, 2076 a–b. Siehe u. a. Altheim 1943, 100; Freyberger 1999, 266; Oenbrink 2006, 258f. Hierfür kommen Porträts des Philippus Arabs, seines Vaters Marinus, des Bruders C. Iuli us Priscus und seiner Ehefrau Tryphoniana, der Otacilia sowie des Prinzen Philippus minor in Betracht; siehe Prentice 1908, 310–313, Nr. 398; 398a; 399; 400a; Waddington 1968, 492 Nr. 2074–2075; Butler 1919, 360; Amer – Gawlikowski 1985, 11–13; Oenbrink 2006, 259 Anm. 84. Mit einer Breite von 30,20 m und einer Tiefe von 20,20 m nahm der Bau die gesamte Schmalseite des Platzes ein. Eine eingehende Untersuchung und Vermessung legen Amer – Gawlikowski 1985, 3–9 vor; die Proportionen entsprechen den Vorgaben Virtruvs (Vitr. 5, 1, 4) bei der Anlage von Marktbasiliken; dazu u. a. Amer – Gawlikowski 1985, 3; Freyberger 1992, 297; Körner 2002, 215; Oenbrink 2006, 255, Taf. 7, 11–12; Kissel 2006, 73. An den Seiten wird der Bau von vorspringenden Mauerzungen abgeschlossen, die jeweils über zwei erhöhte, rechteckige Nischen verfügen. Der Innenraum der nach Westen hin offenen Anlage besitzt zwei Terrassen unterschiedlichen Niveaus, die über kleine Treppchen an den Seiten miteinander verbunden waren. Das Quaderwerk springt dazwischen abwechselnd vor und zurück, sodass sich eine Gliederung des Absatzes durch rechteckige und halbkreisförmige Einsparungen ergibt. Die erhöht liegende hintere Terrasse fand ihren Abschluss in der aufgehenden Fassadenarchitektur. In der Mitte befindet sich eine große Apsis, zu deren Seiten zwei Kammern mit rückwärtigen apsidialen Nischen liegen.
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4. Die Bautätigkeit
serlichen Palastes, den er aus den verworrenen Mauerresten nördlich des Decumanus rekonstruierte; ein die Straße überspannender Durchgang soll der Kommunikation beider Bestandteile gedient haben672. G. Amer und M. Gawlikowski konnten jedoch nachweisen, dass kein solcher Verbindungsweg zwischen dem sog. Palast und der Schaufassade existierte673. Sie verfügte über insgesamt acht kleine und drei große Nischen, die wohl der Aufstellung von Statuen dienten. Der Bau erinnert damit an sog. Kaisersäle mit architektonisch gegliederten Schaufassaden, die sonst für kleinasiatische Städte belegt sind674. Tatsächlich handelt es sich um eine sog. Kalybe, einen monumental ausgebildeten 'Tempel' für den Kaiserkult, der sich als Bauform in der Umgebung des syrischen Hauran sowie der Trachonitis mehrfach belegen lässt 675. Ihre Nischen dürften Bildnisse des Kaisers und seiner Familie beherbergt haben, wie auch die umliegenden Inschriftenfunde nahelegen676. Für die zentrale Apsis rekonstruiert A. Segal ein kolossale Panzerstatue
672
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In die Fassade sind außerdem vier weitere kleine flache Nischen eingelassen, die sich jeweils neben den drei großen Einsparungen befinden. Reste von Säulen belegen eine der Wand vorgelagerte Tabernakelfassade, welche jedoch nicht mehr in situ erhalten ist. A. Segal rekonstruiert eine aufgehende Säulenarchitektur, die ihren oberen Abschluss in einem gesprengten Giebel fand; siehe für eine ausf. Beschreibung des Gebäudes etwa Amer – Gawlikowski 1985, pass.; Freyberger 1992, 297 mit weiterer Lit.; Freyberger 1999, 264f. Dazu etwa Oenbrink 2006, 256 mit Anm. 71 für Lit.; Butlers Plan verzeichnet Gänge innerhalb der Bogenkonstruktion, welche die Raumfluchten im Norden mit dem Exedrabau verbinden; zum Komplex auch Brünnow – von Domaszewski 1909, 164–167; dem Reisebericht Robinson 1837, 173 zufolge bezeichnete auch die arabische Bevölkerung von Šahbā den Komplex im 19. Jh. als Palastgebäude (Beit-el-Serai). Durch seine Ausrichtung nimmt der Fassadenbau vielmehr Bezug auf das sog. Mausoleum des Marius; Amer – Gawlikowski 1985, 3; die von Nischen gegliederte Bogenkonstruktion verfügte über Konsolen mit Inschriften, die sich auf Iulius Priscus, den Bruder des Philippus Arabs, beziehen; Waddington 1968, 492f. Nr. 2077, 2078; Brünnow – von Domaszewski 1909, 164. Ein anschauliches Beispiel stellt der sog. Kaisersaal von Side dar; ausf. Mansel 1963, Kap. 9; solche Fassaden standen Oenbrink 2006, 256 zufolge „offensichtlich am Ende einer bereits im 1. Jahrhundert einsetzenden Entwicklung, wonach kaiserzeitliche Nymphäen zunehmend mit dem Kaiser und seiner Familie verbunden und mit vorherrschend kaiserlicher Bildthematik ausgeschmückt werden.“; siehe auch Segal 2001, 108; zum Vergleich mit den Fassaden der Nymphäen von Gerasa und Philadelphia Freyberger 1999, 264. Ausf. zu dieser Bauform mit zahlreichen weiteren Beispielen Segal 2001, pass.; dort zum Exedrabau von Philippopolis S. 97f.; zum hexastylen Tempel (siehe oben), den Segal ebenfalls als Kalybe anspricht dort S. 95–97; die sog. Kalybe von Philippopolis gehört der Untergruppe der „open exedra-like temples“ an; dazu Segal S. 107f.; Segal 1988, 79f. bezeichnet den Exedrabau in diesem Sinne als „monumental structure meant for ceremonies or used as an open ritual predinct“. Siehe u. a. Amer – Gawlikowski 1985, 14; Freyberger 1992, 297; Freyberger 1999, 264; die gemeinsame Aufstellung von Philippus Arabs, Philippus Minor und Otacilia ist parallel dazu durch Statuenfunde für die Thermen der Stadt belegt (siehe unten); zu den Statuen im Bereich des Quadratbaus hier Anm. 669.
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4.3 Einzelbesprechungen
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des Philippus677. Das Gebäude ist damit als monumentale Inszenierung des Kaisers und seiner neu begründeten Dynastie zu verstehen678. Auch die übrigen monumentalen Bauten lassen sich im Kontext der imperialen Selbstdarstellung deuten. Theater und Stadion sind den „standardisierten Prestigebauten kaiserzeitlicher Städte des Ostens“ zuzurechnen, die nach antiker Auffassung das Erscheinungsbild griechisch-römischer Kolonien definierten679. Es ging also nicht vordergründig darum, dem herkömmlichen Verwendungszweck gewidmete Spielstätten zu errichten, sondern vielmehr das legitime Idealbild einer ordentlichen Kaiserstadt nach imperialem Vorbild zu evozieren680. Zu den prestigeträchtigen 'Standardbauten'681 gehörte insofern auch die südlich des Decumanus gelegene Therme, welche nicht zuletzt durch ihre monumentalen Dimensionen und ihre reiche Ausstattung als Denkmal der kaiserlichen Reichsarchitektur ausgewiesen war682. Aus diesem Bereich stammen noch Fragmente eines Philippus-Porträts (Kat. 42) sowie möglicherweise einer auf die Herrscherdynastie zu rekonstruierenden Statuengruppe 683. In vergleichbarer Weise fügte sich auch die Anlage des bereits erwähnten Tetrapylons „bei einer Stadtneugründung, die
677 678 679
680
681
682 683
Segal 2001, 99 Abb. 10. Siehe auch Amer – Gawlikowski 1985, 14; Freyberger 1992, 298; Hatoum 1993, 286f.; Freyberger 1999, 264; Körner 2002, 216; 222f.; Oenbrink 2006, 255. Freyberger 1992, 300f. mit Verweis auf Befunde in Bostra, Gerasa und Amrith; Freyberger 1999, 268; Körner 2002, 218f.; 244 zufolge hätte die Stadt nach ihrer Erscheinung auch „im Westen des römischen Reiches errichtet worden sein“ können; siehe bereits Butler 1919, 359: „It was more like a reproduction, on a small scale, of the capital, or of some typical Roman city of the Orient (...).“; ähnlich Altheim 1939, 239f.: „Als kaiserliche Neugründung nahm sie [sc. die Stadt Philippopolis] nicht den örtlichen Stil, sondern den hauptstädtischen zum Vorbild“; wortgleich Altheim 1943, 100; vgl. noch Segal 1988, 81; 85; Oenbrink 2006, 259; Kissel 2006, 73; zum Theater auch Brünnow – von Domaszewski 1909, 169–177; ausf. Coupel – Frézouls 1956, pass.; Segal 1988, 81f.; Freyberger 1999, 266f.; Hatoum 2000, 139. Die räumliche Nähe des Theaters zum Exedrabau und zum Mausoleum für Divus Mari nus ist vielleicht so zu verstehen, dass hier Funktionen des Kaiserkultes erfüllt wurden; belegen lässt sich diese Annahme freilich nicht; dazu u. a. Frézouls 1961, 78f.; 79 Anm. 1; Freyberger 1999, 266f.; Oenbrink 2006, 260; zum Verwendungszweck des Theaters auch Balty 1991, 439–443; spez. 443, der sich gegen eine Nutzung als Bouleuterion ausspricht. Die genaue Funktion des hexastylen Tempels an der Nordseite des Decumanus ist indessen nicht ohne Weiteres zu bestimmen, zumal er nur teilweise erhalten ist. Seine Rückwand verfügte über eine zentrale Apsis mit je drei benachbarten Nischen; Segal 1988, 78; Gawlikowski 1989, 333; Freyberger 1992, 297; Körner 2002, 217 Anm. 40 resümiert: „Die hervorragende Ausführung der Überreste legt aber nahe, dass es sich um ein Gebäude mit irgendeiner offiziellen Funktion gehandelt haben muss.“; zur möglichen Funktion als Kalybe Segal 2001, 95–97. Zum „repräsentativen Stellenwert“ der Anlage Freyberger 1992, 301; zu den Thermen auch Brünnow – von Domaszewski 1909, 155–160; Segal 1988, 80f.; Freyberger 1999, 267f.; Hatoum 2000, 139. Dazu Balty 1990, 5–15; Körner 2002, 218 vermutet solche Statuen auch im Theater und im Stadion; Oenbrink 2006, 255.
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4. Die Bautätigkeit
der Aufwertung der Heimat des Kaisers dienen sollte (...) als wesentlicher Bestandteil“ in das Gesamtbild von Philippopolis ein684. K. S. Freyberger attestiert der Stadt zudem eine retrospektive Bauornamentik, die bewusst republikanische und augusteische Rückbezüge mit lokalen Traditionen verband685. Durch die Kombination östlicher Bauformen mit dem an Städte des römischen Westens gemahnenden Grundriss sowie den standardisierten „Einheitsbauten“ entstand ein „komposites Gebilde“, das die zitierten Elemente intentionell in Szene setzen und so die „ruhmreiche Vergangenheit“ des Imperiums vergegenwärtigen sollte686. W. Oenbrink zufolge legitimierte sich der Kaiser auf diese Weise „gerade in seiner Heimatregion durch die Autorität Roms“687. Die monumentalen Repräsentationsbauten im Bereich des zentralen Hauptplatzes lassen sich damit vielleicht als Ausdruck eines auf das gesamte Römische Reich gerichteten, dynastischen Legitimationsprogramms deuten688. Im Mittelpunkt dieses Konzepts stand die Propagierung des vergöttlichten Stammvaters Marinus, welcher der jungen Dynastie als überirdische Schutzmacht diente. Diese zunächst plausible Sichtweise wird jedoch nicht durchgängig geteilt. C. Körner lehnt die Vorstellung einer betont „orientalischen Selbstdarstellung“, wie sie von K. S. Freyberger postuliert worden ist, ab 689. Er hält es zudem für undenkbar, dass die Konsekrierung des Marinus der reichsweiten Legitimation des Kaiserhauses diente 690: In der weit entfernten Hauptstadt, wo jeder Prätendent um die Akzeptanz des Senats sowie der Bevölkerung ringen musste, habe eine solche Strategie höchstens Missfallen erregen können. Die Förderung des syrischen Ostens (hier S. 72ff.) und der monumentale Ausbau von Philippopolis seien stattdessen als Ausdruck eines auf die Heimat des Kaisers gerichteten, persönlichen Interesses zu verstehen 691. Wie bereits Septimius Severus habe sich Philippus Arabs durch finanzielle und bauliche Leistungen als Wohltäter seines Geburtslandes empfunden und damit wiederum bewusst an die Herrscher der severischen Dynastie angeknüpft692. Nach Ansicht des Verfassers spielt in diesem Zusammenhang vor allem der Zeitpunkt des Ausbaus eine entscheidende Rolle: Indem sich die Neugründung noch vor dem stadtrömischen Adventus des Kaisers ereignete, fiel sie zwangsläufig in jene frühe 684 685 686 687 688 689 690 691 692
Mühlenbrock 2003, 256. Ausf. Freyberger 1992, 301–304; Freyberger 1999, 266; Körner 2002, 223 weist darauf hin, dass regionale Übereinstimmungen in der Bauornamentik auch „ganz einfach durch die Bautradition der Region“ erklärt werden könnten. Freyberger 1999, 268f. Oenbrink 2006, 264. Siehe u. a. Freyberger 1992, 309–311; Oenbrink 2006, 264 Anm. 118. Körner 2002, 223f.; siehe noch Lichtenberger 2011, 154: „Eine möglicherweise auf das gesamte imperium Romanum bezogene politische Funktion dieses Ausbaus ist zunächst nicht offenkundig.“ Körner 2002, 224. Körner 2002, 224f.; Tietz 2004, 721. Körner 2002, 224f.; außerdem: „Mit ein Grund für den Bau der Stadt könnte also auch der Versuch Philipps gewesen sein, seine Heimat stärker zu romanisieren.“; ähnlich Kissel 2006, 73; dazu jüngst auch Al-Ani 2014, 91f.; zur Förderung seiner Heimatstadt Leptis Magna durch Septimius Severus Lichtenberger 2011, 137–145 mit weiterer Lit.
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4.3 Einzelbesprechungen
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Herrschaftsphase, in welcher ein neuer Herrscher unter einem gewaltigen Legitimationsdruck stand – immerhin war zu diesem Zeitpunkt kaum abzusehen, ob die erst kürzlich erfolgte Machtübernahme langfristig unangefochten bleiben würde. Anstatt sich direkt nach Rom zu begeben, unternahm Philippus nach aktuellem Forschungsstand eine ausgedehnte Reise durch den Osten des Reiches (hier Anm. 650 u. 748). Diese Reise galt nicht etwa dem persönlichen Vergnügen des Herrschers, sondern diente vor allem dazu, sich der Loyalität einzelner Gemeinden, regionaler Honoratioren sowie provinzieller Verwaltungseliten zu versichern. Die Förderung des Ostens im Allgemeinen sowie der Stadt Philippopolis im Speziellen war damit Teil eines umfassenden Konsolidierungsprogramms. Erst als die Herrschaft vor Ort zur Genüge gesichert war, begab sich der neue Kaiser nach Rom, um sich vor Volk und Senat zu legitimieren. Der dynastische Anspruch war bereits im Vorfeld durch die Repräsentationsbauten von Philippopolis formuliert worden und strahlte nun über die regionalen Grenzen aus. Im Osten des Reiches kommunizierte Philippus auf diese Weise das Bild einer ordentlichen römischen Kaiserfamilie693. Hierzu gehörten unter anderem die Zurschaustellung von pietas gegenüber seinem verstorbenen Vater sowie die Präsentation eines würdigen Nachfolgers. Philippus Arabs legitimierte sich somit nicht nur als divi filius, sondern avancierte durch die Verknüpfung orientalischer und altrömischer Elemente vom regionalen 'Wüstenscheich' zum Herrscher des gesamten Römischen Reiches694. Schließlich zielte er auf diese Weise nicht bloß auf die Traditionen des severischen Principats, sondern vielmehr auf jene des römischen Kaisertums im Allgemeinen ab. Ungeachtet dessen, welche Absichten der Kaiser durch die Förderung seiner Heimat verfolgte, stellt die Stadt Philippopolis einen sonst beispiellosen Sonderfall für die Bautätigkeit der Soldatenkaiser dar. Ihr monumentaler Ausbau lässt klar erkennen, dass die Repräsentation dieser Herrscher nicht unbedingt einem immer gleichförmigen Repräsentationskonzept folgen musste; manche dieser Prätendenten waren vielmehr in der Lage, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Philippopolis ist zudem als eindrucksvoller Beleg dafür zu verstehen, dass die Kaiser des zweiten Jahrhundertviertels trotz der zunehmend verschärften Krisensituation durchaus die finanzielle und administrative Kraft aufbringen konnten, bauliche Maßnahmen größeren Umfanges zu bewältigen695.
693 694
695
Zur dynastischen Repräsentation hier Anm. 1677. Ähnlich Freyberger 1999, 268: „Philippus Arabs präsentiert sich nicht nur als Kaiser (...), sondern auch als arabischer Dynast.“; auch Lichtenberger 2011, 154f. spricht sich dafür aus, dass die Stadt der dynastischen Legitimation des Kaisers diente. Er relativiert den Vergleich zwischen Leptis Magna und Philippopolis und führt überzeugend an, dass „die wenig urbane Vorgängersiedlung“ von Šahbā „völlig anders strukturiert“ gewesen sei. Ähnlich Schade 2006, 358f.: „(...) aber immerhin verdeutlicht das Beispiel von Šahbā-Philippopolis in Syrien, einer Stadt, die überhaupt erst durch Kaiser Philippus Arabs eine urbanistische Gestalt mit monumentalem Repräsentationscharakter erhielt, daß sogenannte Soldatenkaiser durchaus dazu fähig waren, ein städtebauliches Konzept in die Realität umzusetzen.“
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4. Die Bautätigkeit 4.3.2 Der Sol Invictus-Tempel
Der 274 n. Chr. geweihte Sol Invictus-Tempel stellt einen weiteren Sonderfall für die Bautätigkeit der Kaiser des 3. Jhs. n. Chr. dar 696: Sein Bau war nicht nur Teil eines breiten politischen Repräsentationsprogramms, sondern hinterließ auch tiefe Spuren in der antiken Geschichtsschreibung697. Besonders detailliert schildert der Verfasser der Historia Augusta die magnificentia des Tempels, den er noch persönlich gesehen haben will 698. Aurelian soll den Bau nicht nur mit Gold und Edelsteinen ausgestattet, sondern darin auch die reich verzierten Gewänder der besiegten Zenobia, seltenen Purpur sowie persische tiarae und Drachenstandarten ausgestellt haben699. Der Verfasser des Geschichtswerks bezeugt zudem das Vorhaben des Kaisers, dem Tempel ein Bildnis Iuppiters hinzuzufügen, der auf einem Thron aus Elefantenstoßzähnen sitzen sollte700. Zosimus lobt die Pracht des Gebäudes und überliefert, dass hier neben palmyrenischen Weihgeschenken auch Bildnisse des Helios und des Belos aufgestellt gewesen seien 701. Von seiner reichen Ausstattung berichten weiterhin Aurelius Victor und Eutrop702. Angeblich ließ Kaiser Tacitus hier später eine silberne Statue des Bauherrn aufstellen 703. Die Historia Augusta überliefert zudem die Existenz einer im Tempel befindlichen Malerei, welche Aurelian gemeinsam mit Ulpius Crinitus, einem für seine fortitudo gelobten Nachfahren Traians, gezeigt haben soll704. Mit dem Bau des Tempels war zudem die Einrichtung des Priesterkollegiums der pontifices (dei) solis sowie eines Agons zu Ehren des Sonnengottes verbunden705. In der Summe attestieren diese Nachrichten dem aurelianischen Bau eine 696
697
698 699 700 701 702 703 704 705
Zum Sol Invictus-Tempel (Auswahl): Lanciani 1967 (1888), 241, 298, 300, 302; Hülsen 1894, 393; Lanciani 1894, 297–307; Hülsen 1895, 39–59; Lanciani 1895, 94–101; von Domaszewski 1916, 9; Platner – Ashby 1929; Kähler 1937, pass.; Robathan 1950, 153; Halsberghe 1972, 142–144; Neu 1972, 85–91; Castagnoli 1978/1980, pass.; Hill 1989, 18; Moneti 1990, pass.; de Caprariis 1991/1992, 174–191; Richardson 1992, 363f.; Moneti 1993, pass.; LTUR IV, s.v. Sol, templum (J. Calzini Gysens – F. Coarelli) 331–333; Scheithauer 2000, 208f.; Kolb 2002, 664f.; Matern 2002, 43–45; Berrens 2004, 104–107; Jacob 2004, 69; Schade 2006, 361–364; Hartmann 2008b, 321 Anm. 75; Hedlund 2008, 131f.; Schade 2008, 62f. Das Gebäude findet in mehreren Quellen Erwähnung; Aur. Vict. Caes. 35, 7; Cassiod. chron. II, 148, 990; Chron. min. I, 148 (Chron. a. 354); Eutr. 9, 15; HA Aur. 1, 3; 25, 6; 28, 5; 39, 2; 39, 6; 48, 4; Hier. chron. a. Abr. 2291; Zos. I 61, 2; zusammenfassend Scheithauer 2000, 208 mit Anm. 25–29. HA Aurelian. 1, 3. HA Aurelian. 28, 5; 39, 6; vgl. Eutr. 9, 15. HA Firmus et al. 3, 4; bei diesem Vorhaben handelte es sich wohl um eine Erfindung; dazu Scheithauer 2000, 208 Anm. 27 mit weiterer Lit. Zos. I, 61, 4. Aur. Vict. Caes. 35, 7; Eutr. 9, 15. HA Tac. 9, 2. HA Aurelian. 10, 2. Chron. min. I 148; Iul. or. IV 155 B; HA Aurelian. 35, 3; für die entsprechenden Inschriften siehe Matern 2002, 43 Anm. 333; siehe ausf. Halsberghe 1972, 144 (zum Agon); 144– 148 (zum Priesterkollegium).
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4.3 Einzelbesprechungen
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das gewöhnliche Maß überschreitende Opulenz. Es stellt sich daher die Frage, welche (über die kultische Funktion hinausgehenden) Repräsentationsabsichten seiner Errichtung zugrunde lagen. Für die Bewertung der Baumaßnahme ist zunächst ihre Lokalisierung grundlegend. Aus der konstantinischen Regionenbeschreibung und dem Chronographen von 354 n. Chr. geht deutlich hervor, dass der Tempel in der regio VII auf dem Campus Agrippae gelegen haben muss, wo er gemeinsam mit den castra urbana errichtet wurde706. Um seine genaue Lage entbrannte bereits früh eine wissenschaftliche Diskussion, die im Wesentlichen von R. Lanciani und C. Hülsen getragen wurde. Lanciani verortete das Gebäude am Westabhang des Quirinals, während sich Hülsen für den Bereich des Klosters San Silvestro in Capite aussprach 707. Die Lokalisierung am Quirinal wurde bald auch von F. Toebelmann und E. R. Fiechter im Rahmen ihrer Untersuchung der stadtrömischen Gebälke in Frage gestellt 708. Für den Standort bei San Silvestro hatte bereits zuvor L. von Urlichs gute Argumente geliefert, indem er die literarisch verbürgte Nachricht, die Portiken des Tempels seien zur Lagerung fiskalischer Weine genutzt worden, mit einer in der Nähe des Klosters gefundenen Inschrift verknüpfte: Deren Text bezeugt den Transport von Fässern in einen nicht näher benannten Tempel709. Aus dem Bereich von San Silvestro stammen verschiedene architektonische Fragmente, die unter der Apsis des Klosters zu Tage gefördert wurden und üblicherweise als Reste des Sol Invictus-Tempels gelten710. Durch ihre Ornamentik ergibt sich jedoch ein chronologischer Konflikt: Stilistisch lassen sich die Bauglieder am ehesten mit der Architekturdekoration der Caracallathermen vereinbaren, was wiederum auf eine severische (und nicht auf eine aurelianische) Datierung hindeutet711. H. Kähler hat einen auf den ersten Blick überzeugenden Lösungsansatz für dieses Problem entwickelt 712, der sich im Wesentlichen auf eine Nachricht des Chronographen von 354 n. Chr. stützt: Nach Ausweis dieser Quelle soll es unter der Herrschaft Aurelians aufgrund einer Brandbeschädigung zu Restaurierungsarbeiten an den Portiken der Caracallathermen gekommen sein713. Kähler mutmaßt, dass die zuständigen Handwerker kurz darauf beim Bau des Soltempels eingesetzt wurden und dabei jene Einzelformen kopierten, welche sie zuvor an der beschädigten Thermenanlage kennengelernt hatten. Dabei ar706 707
708 709 710 711 712 713
Not. reg. VII 8–10. Siehe u. a. Lanciani 1967 (1888), 241, 298, 300, 302; Hülsen 1894, 393; Lanciani 1894, 297–307; Hülsen 1895, 39–59; Lanciani 1895, 94–101; außerdem L. von Urlichs, Beiträge zur Kunstgeschichte (Leipzig 1885) 39–59 (non vidi); von Urlichs 1888, 98; Jordan – Hülsen 1907, 452–456; zur älteren Forschungsgeschichte auch Kähler 1937, 94; Matern 2002, 43f. Toebelmann – Fiechter 1923, bes. 74; zur Diskussion auch Kähler 1937, 94. HA Aurelian. 48, 4; CIL VI 1785; S. 3174, 4761, 4794 = CIL VI 31931 = Clauss – Slaby 18100600; von Urlichs 1888, 98; dazu auch Hülsen 1894, 393. Siehe ausf. (mit Abb.) Toebelmann – Fiechter 1923, 108–112; Kähler 1937, 97; Neu 1972, 85. Siehe etwa Jenewein 2008, Taf. 114; vgl. insb. die Ausführung von Wellenband, Blattfries und ionischem Kymation. Kähler 1937, pass.; spez. 97–100. Chron. min. I. 148.
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4. Die Bautätigkeit
gumentiert er unter anderem mit der qualitätvolleren Ausführung der severischen Or namente gegenüber den Fragmenten von San Silvestro714. Kählers Vorschlag hat in der Forschung breite Zustimmung gefunden: Die Gebälkfragmente gelten allgemein als architektonische Überreste des Sol Invictus-Tempels; für gewöhnlich wird der Lokalisierung des Gebäudes zwischen der Piazza San Silverstro und dem Corso nicht widersprochen 715. Aus dieser Positionierung sind wiederum weitreichende Interpretationen abgeleitet worden. Dazu gehört insbesondere die von M. Torelli vertretene Vermutung, der Tempel sei bewusst in das repräsentative Bauensemble von Ara Pacis und Horologium eingefügt und womöglich gemeinsam mit dem Arco di Portogallo (hier S. 99) errichtet worden716. Solche Überlegungen werden bisweilen zum Anlass genommen, einen „subtilen Bezug zu Augustus“ zu postulieren717. Es handelt sich dabei allerdings um reine Spekulation. Für die Rekonstruktion des Tempelgrundrisses werden zumeist Renaissance-Zeichnungen von A. Palladio und P. Ligorio herangezogen 718. Die ungefähre Lage des jeweils abgebildeten Komplexes ergibt sich hierbei über die Beischrift Palladios und die Positionierung auf Ligorios Stadtplan, wonach sich der Bau in Nähe des Arco di Portogallo zur rechten Seite der Via Flaminia befand. Palladios Grundrissskizze zeigt einen rechteckigen Hof, dessen Portiken an den Langseiten jeweils über drei Nischen verfügen. Der Hof ist über einen kleinen rechteckigen Durchgang mit einer apsidialen Halle verbunden. Seine vorgelagerten Portiken schließen einen tholosartigen Rundbau ein, der wiederum bei Ligorio alternativ mit vorgelagerter Portikus erscheint 719. Möglicherweise handelt es sich bei diesen zentralen Bauten um fiktive Ergänzungen der Renaissancekünstler720. So bleibt die Form der im Inneren zu erwartenden aedes unklar. Die wenig aussagekräftigen Münzdarstellungen aus der Herrschaft des Probus bilden den sum-
714
715
716 717 718
719 720
Kähler 1937, 97–104; für den „spätantiken Charakter der Ornamentformen“ führt Kähler außerdem Ähnlichkeiten zur Sarkophagplastik des ausgehenden 3. Jhs. an. Die ungewöhnlichen Rankenfriese erklärt er mit östlichen Einflüssen der beteiligten Handwerker; zum Dekor der Caracallathermen ausf. Jenewein 2008, pass.; siehe zuvor auch Toebelmann – Fiechter 1923, 100–107. Siehe u. a. Kähler 1937, 104f., Neu 1972, 85–91; Scheithauer 2000, 208f.; Kolb 2002, 664f.; Matern 2002, 43; Berrens 2004, 104–106; Schade 2006, 363f.; Hartmann 2008b, 320f.; Jenewein 2008, 2; 21; 176; Schade 2008, 62f.; Schumacher 2010, 250; anders bereits Richter 1901, 264f., der Zweifel am Herkunftsort der Inschrift hegte und die Fragmente von San Silvestro in flavische Zeit datierte; vgl. auch de Caprariis 1991/1992, 174–191; Hedlund 2008, 131f.. Torelli 1992, pass.; dazu auch Berrens 2004, 115–120; zum Arco di Portogallo hier S. 99; zur Lage des Tempels im Umfeld älterer Bauten auch Moneti 1990, pass. mit Abb. 17–18. Zitat Scheithauer 2000, 209. Dazu etwa Schade 2006, 361–364, Taf. 16, 3, mit Belegen und weiterer Lit; siehe aktuell auch Hedlund 2008, 131f.; zur Verwendbarkeit von Renaissancezeichnungen und zum künstlerisch-kompetitiven Interesse der Zeichner gegenüber antiken Bauleistungen Schade 2006, 359f. Siehe etwa Moneti 1990, 13 Abb. 4–6. Dazu etwa Berrens 2004, 106f.; Schade 2006, 363.
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marisch skizzierten Bau als hexastylen Tempel mit einem krude stilisierten Podium ab721. P. Matern zieht indessen in Erwägung, dass der Komplex gar nicht über ein solches Gebäude verfügte und schlägt ein offenes Heiligtum mit umgebenden Portiken vor, welches der Sonnenverehrung unter freiem Himmel diente 722. Der ungewöhnliche Grundriss der Renaissancezeichnungen ist zudem wiederholt mit der Übernahme orientalischer Kulttraditionen bzw. Bauformen erklärt worden 723. So hat noch K. Schade kürzlich konstatiert, römische und östliche Elemente seien durch den Bau des Tempels „gleichsam in kultischer Assimilation, auf innovative Weise miteinander verbunden“ worden724. In der Summe ergeben die archäologischen, literarischen und epigraphischen Zeugnisse ein schlüssiges Bild im Sinne der Kählerschen Argumentationskette. Wiegt man die Argumente jedoch einzeln ab, verliert die Vorstellung, die Architekturfragmente von San Silvestro, die überlieferten Renaissancezeichnungen sowie die eingangs erwähnte Inschrift seien gemeinsam auf den aurelianischen Sol Invictus-Tempel zu beziehen, nach Ansicht des Verfassers an Glaubwürdigkeit:
721
722 723
724 725
1.
Die bloße Existenz einer Inschrift, die den betreffenden Tempel nicht einmal namentlich nennt und mit Not auf eine Information der unzuverlässigen Historia Augusta bezogen werden kann, lässt sich höchstens als Indiz, kaum aber als Beweis für die Lage des Gebäudes heranziehen. Überhaupt muss die Provenienz der Inschrift als unsicher gelten, weil ihre Herkunft lediglich durch eine neuzeitliche Fundnotiz belegt ist725.
2.
Die enge Verwandtschaft von Bauornamenten mit denen eines datierbaren Monumentalbaus severischer Zeit sollte zunächst an eine gleichzeitige oder zeitnahe Entstehung denken lassen, auch wenn ihre Ausführung weniger qualitätvoll erscheint. Die lectio difficilior, nach welcher das ältere Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Werkstatt repariert worden sein soll, welche dessen Ornamentik schließlich bei der Errichtung eines fast 50 Jahre jüngeren Bauwerks kopierte, ist zumindest fragwürdig.
3.
Die Identifikation eines namentlich unbekannten und lediglich durch Renaissancezeichnungen bekannten Komplexes mit den architektonischen ÜberRIC V 2, 62 Nr. 414–417; Hill 1989, 18 mit Abb. 16; LTUR IV, s.v. Sol, templum (J. Calzini Gysens – F. Coarelli) 331; Matern 2002, 308 Kat. M 318 mit weiterer Lit.; aktuell Elkins 2015, 123; 185; zu religiösen Motiven in der Münzprägung des Probus auch Kluczek 1993. Matern 2002, 45; dazu auch Berrens 2004, 106f. Etwa Castagnoli 1978/1980; siehe zusammenfassend Matern 2002, 44f. mit Angabe der entsprechenden Lit.; zur Frage nach der Kulttradition, die wohl eher in einem altrömi schen Kontext verortet werden muss, siehe unten; siehe außerdem die bei Schade 2006, 364 mit Anm. 37 angegebene Lit. Schade 2006, 364; in wortgleicher Wiederholung Schade 2008, 63. Siehe bereits Richter 1901, 264f., der Zweifel an der Herkunft hegt.
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4. Die Bautätigkeit resten eines Gebäudes, dessen Identität eo ipso nicht geklärt werden kann, ist bereits an sich nicht unproblematisch. Der weiterführende Schritt, die Anlage mit einem literarisch bekannten Monumentalbau wie dem Sol-Tempel zu vereinen, bietet keine sichere Grundlage zur Rekonstruktion repräsentationspolitischer Wirkungsabsichten726. 4.
Überhaupt stellt sich die Frage, um was für eine Art von Gebäude es sich bei dem durch die Renaissancezeichnungen belegten Komplex handelt. Sein Grundriss lässt nicht in erster Linie an einen römischen Tempel denken727.
Unter diesen Gesichtspunkten müssen die genaue Lage Tempels sowie seine bauliche Rekonstruktion weiterhin als nicht abschließend geklärt gelten, auch wenn sich weite Teile der Forschung auf die oben dargestellte Argumentationskette berufen. Für die inhaltliche Bewertung der Baumaßnahme sind diese Details nicht zwangsläufig von ausschlaggebender Bedeutung: Anhand der für die Soldatenkaiserzeit sonst unüblich dichten literarischen Quellenlage lässt sich positivistisch festhalten, dass Aurelian eine monumentale Tempelanlage in der regio VII, genauer: auf dem Campus Agrippae, errichten ließ, welche wohl über begleitende Portiken verfügte und dem Sol Invictus geweiht war. Diese Gottheit spielte wiederum eine bedeutende Rolle in der Münzprägung des Kaisers728. Üblicherweise wird die Errichtung des Tempels als Teil eines aurelianischen Legitimationsprogramms verstanden, mit welchem der Kaiser „einen neuen Weg der göttlichen Legitimation seiner Herrschaft beschritt“, wie F. Herklotz formuliert; durch die Betonung bestimmter Götter und die spätere Fokussierung auf Sol Invictus habe er sich „als Empfänger göttlicher Gnade, als Sachverwalter und schließlich als Repräsentant göttlicher Mächte“ geriert, auch weil er seine Herrschaft nicht auf eine dynastische Versprechungen stützen konnte729. S. Berrens vertritt hingegen die überzeugende Ansicht, dass Aurelian mit der Förderung des Sonnenkultes und dem Bau des Tempels eben nicht vordergründig versucht habe, eine neue dominante Staatsgottheit zu installieren, sondern damit in erster Linie auf seine militärischen Erfolge, insbesondere die Rückgewinnung Palmyras, rekurrierte730. Die „Erneuerung des Erdkreises“ durch das 726 727 728 729 730
Gegen die Identifikation des von Palladio wiedergegebenen Baus mit dem Sol-Tempel etwa ausf. de Caprariis 1991/1992, 174–191; Zweifel am Wert der Palladio-Zeichnung für die Rekonstruktion hegt noch Berrens 2004, 106 Anm. 197. Zwar erwähnt die literarische Überlieferung auch Säulenhallen, wie sie auch auf den Renaissancezeichnungen zu erkennen sind; dies ist jedoch kaum als sicherer Beleg für die Richtigkeit der Angaben zu verstehen; kritisch bereits von Domaszewski 1916, 9. Dazu etwa Hannestadt 1986, 301; Matern 2002, 54f.; Kluczek 2007, 308–310; Hartmann 2008b, 320f. mit Anm. 75 für Belege und weitere Lit.; Hedlund 2008, 191–193. Herklotz 2008, 946f.; ausf. zum Wesen des aurelianischen Sol Invictus-Kultes Halsberghe 1972, 148–162; dort pass. zu Geschichte und Entwicklung des Kultes über die Jahrhunderte. Berrens 2004, spez. 124–126 dort ausf. zum Sonnenkult unter Aurelian S. 89–126; Berrens erkennt hierin zudem eine „Anknüpfung an die Sieges- und Friedensideologie des Augustus“ (S. 119); anders kürzlich noch Hartmann 2008b, 320, dem zufolge Aurelian
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4.3 Einzelbesprechungen
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erfolgreiche Wirken des Kaisers war demnach eng mit dem aurelianischen Sonnenkult verbunden. Die Vermutung lässt sich unter anderem dadurch stützen, dass die Dominanz des Sonnengottes auch in der kaiserlichen Münzprägung erst nach dem Sieg über Palmyra hervortrat und damit in die zweiten Phase der aurelianischen Herrschaft fiel731. Besonders unter der Voraussetzung, dass Aurelian für seinen Triumphzug im Jahre 274 n. Chr. die übliche Route wählte, die sich für von Norden her kommende Kaiser anbot732, lässt sich der militärische Sieg als eigentliches Motiv der mit Bau des Tempels verbundenen Repräsentationsabsicht interpretieren733. Dieser Weg führte über die Via Flaminia und damit entlang des Campus Agrippae, an dem sich der Bauplatz der Anlage befand. Durch diese Positionierung zementierte der Kaiser seine persönliche militärische Sieghaftigkeit anschaulich in Form des Tempels für Sol Invictus, der ihm in seiner Funktion als Kriegsgott zur Seite gestanden hatte 734. Sollte die (bislang völlig unsichere) Zuweisung des Arco di Portogallo an Aurelian zutreffen, fände sich hierin sogar noch eine weitere Übersteigerung des kaiserlichen Sieges: Der Bogen an der Via Flaminia wäre dann als Ehrenmonument des Princeps in Nachbarschaft zum aurelianischen Sonnentempel zu verstehen. Auch die Aufstellung von Bildnissen orientalischer Gottheiten wie Belos sowie Palmyrenischer Weihgeschenke diente (so den literarischen Belege hier überhaupt ein wahrer Kern zu attestieren ist) vielmehr der Zurschaustellung von 'Beutestücken' als der Einführung fremder religiöser Vorstellungen735. Mit der Einrichtung des Sol InvictusKultes war ebensowenig eine Anknüpfung an die durch den gleichnamigen Kaiser eingeführte Gottheit Elagabal intendiert. Entsprechende Anklänge wurden vielmehr bewusst vermieden736. Tatsächlich ist der von Aurelian geförderte Sol Invictus-Kult nach den Erkenntnissen der jüngeren Forschung als 'Weiterentwicklung' der römisch-republikanischen Solverehrung zu verstehen737. Aurelian setzte bei der Einrichtung also keineswegs auf eine orientalische, sondern vielmehr auf eine altrömische Traditionslinie. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Lage des Sol Invictus-Tempels ist nicht eindeutig zu klären. Es handelte sich dabei in erster Linie um ein Siegesdenkmal, wel-
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versuchte, seiner Herrschaft eine „theokratische Fundierung“ zu verleihen; zu „Traditions and Innovation“ in der Herrschaft Aurelians auch Dmitriev 2004b, pass.; Jacob 2004, pass. Berrens 2004, 92–94; dazu Hesse 2005; Lambrecht 2005, 62f.; Schuol 2005, 2. Lehnen 1997, 162–166. Berrens 2004, 105; zum Triumph Aurelians u. a. Homo 1967, 122–130; Brauer 1975, 225– 232; Wallner 1997, 202–204; Hartmann 2008b, 319 mit weiterer Lit.; zu Aurelian als Triumphator auch Allard 2006, pass. Zur Funktion von Göttern als comites der nachgallienisch-vortetrarchischen Kaiser hier Anm. 179. Jacob 2004, 69; außerdem Matern 2002, 45: „Es scheint so, als sollten alle Zweifel über die Herkunft des Kultes zerstreut werden, indem zum ersten Mal seit republikanischer Zeit dieses traditionsreiche Priesterkollegium eingesetzt wurde. Nicht zuletzt das Kultbild des Tempels, das keine offensichtlichen orientalischen Merkmale trägt, wird die These, daß auch die Römer ihren Sol Invictus-Kult als römisch empfunden haben, unterstützen“. Etwa Matern 2002, 46 Zusammenfassend Matern 2002, 35–46; spez. 45f. mit weiterer Lit.; zur Organisation des Kultes auch Berrens 2004, 109–115.
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4. Die Bautätigkeit
ches der Propagierung des Kaisers als Wiederhersteller des Erdkreises und seines überirdischen Schlachtenhelfers diente. Seine Errichtung ist als Teil eines Programms zur „Aufwertung der alten Reichshauptstadt“ 738 zu verstehen (hier S. 95ff.). Es war nicht Anliegen Aurelians, sich selbst als Begründer eines in orientalischen Traditionen stehenden Fremdkultes zu gerieren. Vielmehr zeigte er sich durch die Wiederaufnahme bzw. Aufwertung einer im altrömischen Kontext verwurzelten Kultpraxis als traditionsverbundener resitutor totius orbis, worin sich zugleich ein innovativer Umgang mit älteren Repräsentationsformen abzeichnete. Mittelpunkt dieser Anschauung stellte Rom als Hauptstadt eines weltumspannenden und durch die Herrschaft des Kaiser wieder in seine ursprüngliche Machtposition versetzten Reiches dar.
4.4 Auswertung Ausgangspunkt dieses Kapitels stellte die in der Forschung vertretene Annahme dar, unter den Soldatenkaisern hätten Baudenkmäler als Mittel der Herrschaftsrepräsentation keine wesentliche Rolle mehr gespielt. Freilich ging mit der sog. Krise des 3. Jhs. ein Rückgang an repräsentativer Bautätigkeit einher. Aus diesem Befund ist jedoch keinesfalls auf ein vermindertes Interesse der Kaiser an den politischen Möglichkeiten des öffentlichen Bauwesens zu schließen: Die vorangegangenen Ausführungen haben stattdessen gezeigt, dass sich im Einzelnen sehr unterschiedliche Belege für repräsentative Baumaßnahmen vonseiten der Kaiser zwischen 235 und 285 n. Chr. erbringen lassen. Für die Provinzen ist dabei kein einheitliches Urteil zu fällen: Die meisten Maßnahmen der kaiserlichen Administration betrafen den griechischsprachigen Osten (insb. Kleinasien) und Nordafrika sowie die umkämpften Grenzgebiete an Rhein und Donau739. Diese Beobachtung deckt sich mit dem numismatischen Befund, für den die 738 739
Jacob 2004, 65. Dazu gehören neben größeren Bauprojekten auch Umbau- bzw. Wiederaufbaumaßnahmen, Umwidmungen sowie denkmalbezogene bzw. städtische Eingriffe im weiteren Sinne, welche als Maßnahmen repräsentativen Charakters gelten können (z. B. die Umbenennung von Orten nach dem Kaiser durch Torinschriften); vgl. etwa Maximinus Thrax (allg. militärische Bautätigkeit an Rhein und Donau), Gordian III. (Nordafrika: Mustis; evtl. Thysdrus; Volubilis; Kastelle / Kleinasien: Milet; allg. Erdbebenhilfe, spez. Aphrodisias und evtl. Arykanda), Philippus Arabs (Ostprovinzen: Bostra; Philippopolis; Neapolis; evtl. Damascus / Nordafrika: limes Tripolitanus; Abbir Cellense / Donauprovinzen: Romula; Viminacium; evtl. Slaveni; Rheinprovinzen: Jagsthausen), Trebonianus Gallus (Nordafrika: Tiddis), Valerian (Ostprovinzen: allg. Wiederherstellungsarbeiten; Antiochia; Mopsos / Rheinprovinzen: Mainz; Köln), Gallienus (Nordafrika: Lambaesis; Thugga; Thibursicum Bure / Ostprovinzen: Konstantinopel bzw. Byzantium; allg. Wiederaufbauarbeiten, insb. Adraa / Nordafrika: Ras el Ain Tlalet / Rhein- und Donauprovinzen: Vindonissa), Clau dius Gothicus (Nordafrika: Claudiopolis / Ostprovinzen: Wiederaufbauarbeiten; spez. Nikaia / Donauprovinzen: Aquincum), Aurelian (Ostprovinzen: evtl. Ausstattung von Heiligtümern), Tacitus (Ostprovinzen: Perge), Probus (Nordafrika: evtl. Ägypten / Donauund Rheinprovinzen: evtl. Förderung der Landwirtschaft; Augusta Vindelicorum / Ostprovinzen: evtl. Antiochia), Carische Dynastie (Nordafrika: Lambaesis; Verecunda), Galli-
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4.4 Auswertung
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Forschung eine hervorgehobene Betonung der militärisch bedeutsamen geographischen Zentren konstatiert (hier Kap. 3.3 g). Weiterhin entspricht das Ergebnis dem differenzierten Bild, welches etwa L. de Blois im Hinblick auf die sog. Krise vertritt: Deren Be gleiterscheinungen wirkten sich nicht einheitlich, sondern vielmehr sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Regionen des Römischen Reiches aus 740. So hat bereits C. Witschel ausführliche Belege dafür erbracht, dass sich die wirtschaftliche Stabilität der verschiedenen Regionen des Römischen Reiches im 3. Jh. differenziert gestaltete und Gebiete wie beispielsweise Nordafrika ihren wohlhabenden Status über die sog. Krise hinweg aufrecht erhalten konnten741. Auf der anderen Seite lassen sich Provinzen benennen, deren Wohlstand zwar ebenso weitgehend verschont blieb, für die jedoch kein größeres bauliches Interesse vonseiten der Soldatenkaiser konstatiert werden kann. Dies gilt etwa für Hispania, wo trotz fehlender „Anzeichen für eine besondere materielle Ar mut“742 kaum Bauprojekte der kaiserlichen Administration zu verzeichnen sind. Für die kaiserliche Bautätigkeit des fortgeschrittenen 3. Jhs. lassen sich also bestimmte geographische Schwerpunkte benennen, die nicht allein aufgrund äußerer Umstände, sondern auch im Hinblick auf ein politisches Interesse gewählt worden sein müssen: Dieses Interesse betraf zum einen solche Gegenden, in welchen die Kaiser aufgrund der militärischen Situation persönliche Präsenz kommunizieren mussten (Rhein- und Donauprovinzen); zum anderen projizierten sie ihre baulichen Bemühungen auf Gebiete, in denen euergetische Maßnahmen von herrscherlicher Seite (sowie eine entsprechende Erwartungshaltung vonseiten der Untertanen) bereits in langer Tradition standen (Ostprovinzen und Nordafrika) 743. In dieser Hinsicht stellte die Baupolitik vor al-
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sches Sonderreich (Rheinprovinzen: Gelduba); in Bezug auf den griechischsprachigen Osten vgl. auch die Förderung von Kulten und Agonen durch einzelne Soldatenkaiser; zur kaiserlichen Bautätigkeit in den Provinzen siehe auch grundsätzlich MacMullen 1959, pass. Etwa de Blois 2002: „the crisis of the third century in the Roman Empire was harsh reali ty indeed in war-ridden areas and the adjacent hinterlands, especially in the period 249– 284. (...) In other regions there was continuity of existing social, economic, cultural, and religious structures (...)“. Witschel 1999, 239–261 (Italien); 262–284 (Hispanien); 285–306 (Africa); 307–337 (Gallien); 338–361 (Germanien und Raetien); 362–374 (Britannien); siehe auch Schade 2008, 65 (Griechenland); 65f. (Kleinasien); 66–68 (Syrien und Palästina); 68 (Nordafrika); 68f. (Spa nien); 69 (Südfrankreich); 69f. (gallische und germanische Provinzen); 70f. (Alpenvorland und Donauprovinzen); 71 (Balkanprovinzen); 72 (Britannien). Witschel 1999, 283. Zu Begriff und Bedeutung des Euergetismus im griechischsprachigen Osten (insb. Kleinasien) etwa Cramme 2001, 15–32 mit weiterer Lit.; siehe auch Winter 1996, 11–23 zu den diesbezüglichen hellenistischen und republikanischen Traditionen; zur kaiserlichen Baupolitik in Nordafrika und ihren Voraussetzungen im 3. Jh. Waldherr 1989, 53–68; zum Euergetismus in der Provinz Africa proconsularis jüngst auch Yghil 2015, pass.; Nordafrika hatte bereits in severischer Zeit eine kulturelle Blüte erlebt, die sich auch in der öffentlichen Bautätigkeit widerspiegelte. Die Anzahl der für die Soldatenkaiserzeit nachweisbaren Einzelbelege fällt freilich hinter früheren Abschnitten der römischen Kaiserzeit zurück; vgl. etwa Waldherr 1989, 67f., der einen starken Rückgang an nordafrikanischer Bautätigkeit zwischen der severischen Hochphase und der erneuten Zunahme unter Diocletian
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4. Die Bautätigkeit
lem der frühen Soldatenkaiser also keinen Bruch, sondern vielmehr eine Fortführung der bis dahin üblichen Praxis dar. Die Hauptstadt nimmt in diesem Zusammenhang eine Sonderstellung ein und ist aus diesem Grunde gesondert zu betrachten. Die Belege lassen den Schluss zu, dass Rom noch im fortgeschrittenen 3. Jh. ein beliebtes Projektionsfeld der kaiserlichen Baupolitik darstellte. Dieses Ergebnis ist vor allem insofern bemerkenswert, dass sich die Soldatenkaiser zunehmend in räumlicher Entfernung aufhielten und meist nur zu bestimmten Anlässen in die urbs kamen. Grundlage dieser Beobachtung bilden nicht etwa tendenziöse Aussagen der antiken Schriftsteller, sondern handfeste altertumswissenschaftliche Belege: Nachweislich haben sich Gordian III., Philippus I., Traianus Decius, Gallienus, Aurelian und Probus durch bauliche Umgestaltungen im römischen Stadtgebiet hervorgetan744. Eventuell sind auch Trebonianus Gallus, Claudius Gothicus und Tacitus dieser Reihe anzuschließen745. Auch für die nähere Umgebung, d. h. für die Regionen der italischen Halbinsel, lassen sich noch vereinzelte Belege benennen 746. Zum Verständnis dieses Befundes ist die Rekonstruktion der kaiserlichen Itinerarien von elementarer Bedeutung747. Im Gegensatz zu solchen Herrschern wie beispielsweise Maximinus Thrax lässt sich für jeden der oben genannten Bauherren mindestens ein
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konstatiert; siehe auch den dortigen Katalog S. 69–315; durch die im Vergleich mit ande ren Gegenden des Römischen Reiches erhöhte Menge an Einzelbelegen lässt sich für die se Provinzen jedoch auf ein weiterhin bestehendes Interesse seitens der Soldatenkaiser schließen. Zu diesen Projekten gehören neben repräsentativen Großbauten auch infrastrukturelle Maßnahmen sowie denkmalbezogene Umwidmungen. Vgl. vor allem folgende Maßnahmen: Gordian III.: Arbeiten an städtischen Badeanlagen; Restaurierungsarbeiten am Colosseum; evtl. Ehrenbogen nahe der Porta Viminalis; Arbeiten an den castra Misenatium; Philippus Arabs: Naumachie; evtl. Arbeiten am Pompeiustheater; Decius: Thermen auf dem Aventin; evtl. Reparatur des Colosseums; Gallienus: Arcus Gallieni; evtl. Tempel oder Sacellum der Dea Segetia; Aurelian: Sol Invictus-Tempel; aurelianische Stadtmauer; Reparatur der Caracallathermen; castra urbana; evtl. Maßnahmen auf dem Marsfeld; Probus: pons Probi; Vollendung der aurelianischen Stadtmauer. Trebonianus Gallus: evtl. Errichtung eines Kultgebäudes für Iuno Martialis; Claudius Gothicus: evtl. Erweiterung der Gens Flavia; in Bezug auf Tacitus hält es etwa Schade 2006, 364 für möglich, dass der Kaiser „tatsächlich ebenfalls eine Thermenanlage errichten ließ“. Dabei handelt es sich um konrekte Belege für die kaiserliche Anweisung oder Durchfüh rung von Bauarbeiten, Umwidmungen bzw. Umbenennungen von Stadttoren sowie ernstzunehmende literarische Belege; vgl. etwa Maximinus Thrax (Cosa / Etruria – Regio VII); Senatskaiser (Befestigung der italischen Städte); Decius (Velitrae / Latium et Campania – Regio I); Trebonianus Gallus (Perusia / Etruria – Regio VII; Alba Fucens / Samnium – Regio IV); Gallienus (Verona / Venetia et Histria – Regio X); Aurelian bzw. Probus oder Carus (Grumentum / Bruttium et Lucania – Regio III); Tacitus (evtl. Ostia / Latium et Campania – Regio I); Carinus und Numerianus (Ostia / Latium et Campania – Regio I). Grundlegend zu den Itinerarien der Soldatenkaiser Halfmann 1986, 54–56; 233–242; kürzlich auch Mennen 2011, 38 mit Anm. 51–52; zu den Gefahren der dauerhaften Abwesenheit von der Stadt Johne 2008a, 628.
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4.4 Auswertung
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Aufenthalt in der Hauptstadt konstatieren 748. Die nachweisbaren Baumaßnahmen fielen also höchstwahrscheinlich jeweils mit einem persönlichen Aufenthalt des Kaisers zusammen. Dies ist wohl kaum dem Zufall geschuldet: Vielmehr lässt sich daraus ableiten, dass die Anwesenheit des Herrschers eine Voraussetzung zur Entfaltung kaiserlicher Bautätigkeit darstellte. Es bot sich an, den für gewöhnlich kurz bemessenen Aufenthalt in der Hauptstadt zur Durchführung öffentlicher Baumaßnahmen zu nutzen. Anders ausgedrückt: Sobald die äußeren Umstände einen Aufenthalt des Kaisers in Rom erlaubten, wurde diese Gelegenheit quasi automatisch zur baulichen Betätigung genutzt. Seltene Ausnahmen hiervon stellen vor allem kurzlebige Kaiser dar, für die sich trotz ihrer (zeitweisen) Anwesenheit in der Hauptstadt keine stadtrömischen Baumaßnahmen nachweisen lassen749. 748
Trotz der durch die äußeren Umstände bedingten Fokussierung des kaiserlichen Interesses auf die militärisch umkämpften Gebiete, nahmen viele Regenten den Weg in die Hauptstadt zu einem gewissen Zeitpunkt ihrer Herrschaft auf sich; siehe noch kürzlich Bauer 2012, 4; Balbinus blieb während des von Pupienus getragenen Krieges gegen Maximinus Thrax in der Hauptstadt zurück, wo er angeblich Siegesfeiern und Opferfeste abhielt. Gordian III. deklarierte die urbs vor seinem Auszug als ideologisches Zentrum des Kampfes gegen die Parther, indem er einen Agon für Minerva einführte (hier S. 65) und die Tore des Ianus-Tempels öffnen ließ; dazu jüngst Herrmann 2013, 130 mit Belegen. Für Philippus Arabs wird zumeist angenommen, dass sich er sich nach der Machtüber nahme so schnell wie möglich nach Rom begab, um seine Herrschaft zu festigen; siehe etwa Trout 1989, 232f.; vgl. dazu Eadie 1996, 145f.: „All we can say is that Philip was in Rome by 247/48, when he served as joint consul with his son and co-Augustus and supervised the lavish celebration of the Millenium, and had by that time installed his brother Priscus as plenipotentiary in the East with the title Rector Orientis (ILS 9005).“; zum Itinerar auch Halfmann 1986, 234f.; tatsächlich begab er sich erst nach einer ausgedehnten Reise durch den Osten nach Rom: ausf. Körner 2002, 94–97 mit weiterer Lit.; für Philippus stellte die Hauptstadt jedenfalls einen wichtigen Aspekt der Herrschaftskonsolidierung im Rahmen der Tausendjahrfeier dar; vgl. die hier in Anm. 350 angegebene Lit. Auch Decius, Trebonianus Gallus und Aemilius Aemilianus hielten sich nachweislich in Rom auf; siehe Halfmann 1986, 235f. mit weiterer Lit.; nach seinem Sieg über Aemilianus begab sich Valerian zunächst nach Rom, bevor er in den Osten aufbrach; siehe Goltz – Hartmann 2008, 227f.; Glas 2014, 117–121; zum gemeinsamen Antritt ihres dritten Konsulats kamen er und Gallienus wieder in der Hauptstadt zusammen, wo auch Valerian II. im Augenschein der Öffentlichkeit zum Prinzen erhoben wurde; siehe Goltz – Hartmann 2008, 240; Glas 2014, 141f. mit weiterer Lit.; zum Itinerar der beiden Kaiser Halfmann 1986, 236–238. Gallienus hielt sich während seiner Alleinherrschaft vorwiegend in Rom auf; Halfmann 2010, 232 zufolge wollte er „durch das 'Ausharren' in Rom das Gefühl von Ruhe und Sicherheit des Reiches vermitteln“. Auch im Falle des Claudius Gothicus ist mit einem kurzen Aufenthalt in Rom zu rechnen (Halfmann 1986, 239). Aurelian hielt hier seinen berüchtigten Triumph (hier Anm. 733) ab und stieß bauliche sowie administrative Reformen an; siehe Halfmann 1986, 239f. Als regelrechter Senatsfreund (vgl. hier Anm. 1643) soll sich Tacitus zum Konsulatsantritt nach Rom begeben haben; siehe Halfmann 1986, 240. Probus hielt in der Hauptstadt einen Triumph ab; siehe Halfmann 1986, 240f.; Kreucher 2003, 414. Auch Carus und seine Söhne begaben sich zum Regierungsantritt nach Rom; siehe Halfmann 1986, 242.
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4. Die Bautätigkeit
Für die kaiserliche Herrschaftsrepräsentation ist dieses Ergebnis bemerkenswert: Obwohl es gegenüber früheren Abschnitten des römischen Principats tendenziell an der nötigen Zeit für umfassende Baumaßnahmen fehlte und finanzielle Probleme die kaiserliche Administration belasteten, blieben die selbstdarstellerischen Möglichkeiten der stadtrömischen Bautätigkeit keineswegs ungenutzt. Auch in dieser Hinsicht bewegten sich die meisten, insbesondere die frühen, Soldatenkaiser in den etablierten Traditionen des römischen Principats. Das Spektrum der damit verbundenen Maßnahmen reichte von der Restaurierung und Umwidmung öffentlicher Gebäude über die Errichtung repräsentativer Neubauten bis hin zu Eingriffen in die zivile und militärische Infrastruktur 750. Dabei stellte besonders die Anbringung von Inschriften im Kontext älterer Bauten eine willkommene Möglichkeit dar, die eigene Herrschaft ohne größeren baulichen Aufwand positiv auszuleuchten. Es ist indessen von untergeordneter Bedeutung, ob die einzelnen Maßnahmen wirklich auf den Princeps zurückgingen oder andere Institutionen der städtischen Verwaltung federführend waren: In der offiziellen Repräsentation erschienen die Kaiser – und dies allein ist für die herrscherliche Selbstdarstellung wichtig – vielfach persönlich als Verantwortungsträger der jeweils durchgeführten Projekte. Erst für die spät- und nachgallienische Zeit lässt sich demgegenüber ein Rückgang an kaiserlichen Eingriffen im Umfeld der Hauptstadt konstatieren. Die umfassende Tätigkeit Aurelians unterstreicht allerdings, dass Rom noch immer einen Gegenstand des baulichen Interesses darstellen konnte. Die urbs spielte in der Soldatenkaiserzeit also durchgehend eine bedeutende Rolle für das Selbstverständnis des römischen Kaiser tums751. Für die nachgallienische Zeit lässt sich freilich nicht bestreiten, dass sich das Interesse zusehends verlagerte: So etablierten sich unter den Tetrarchen und später unter Kaisern wie Konstantin dem Großen neue Zentren der römischen Herrschaft, welche den Machthabern wiederum als Projektionsfläche einer repräsentativen Baupolitik dienten752. In diesem Zusammenhang sind nicht nur die geographischen Schwerpunkte von Interesse. Es stellt sich auch die Frage, welche architektonischen Gattungen von den Baumaßnahmen der Soldatenkaiser betroffen waren und welche inhaltlichen Vorstellungen 749
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Vgl. Pupienus, Balbinus, Aemilianus, sowie die Mitglieder der carischen Dynastie, für welche sich trotz zeitweiser Anwesenheit in der Hauptstadt (hier Anm. 748) keine Bautätigkeit erweisen lässt. Maximinus Thrax, Gordian I., Gordian II., Quintillus und Florianus hielten sich als Kaiser überhaupt nicht in Rom auf. Dies gilt natürlich auch für die Kaiser des Gallischen Sonderreiches. Zur Ereignisgeschichte jeweils aktuell Goltz – Hartmann 2008, pass.; Hartmann 2008b, pass.; Huttner 2008, pass.; Johne 2008b, pass.; Kreucher 2008, pass. mit weiterer Lit. Im Einzelnen hier Anm. 744. Ähnlich Hedlund 2008, 147 im Hinblick auf die Münzprägung: „To sum up, it is evident that references to Roma Aeterna appear in the coinages of all soldier-emperors. In my opinion, the variation to which the motif of Roma is subjected demonstrates that Roma was still as important a symbol as ever.“ Zu den Residenzen der Tetrarchen u. a. Kuhoff 2007b, pass.; zu Rom und Mailand in der Spätantike Bauer 2012, pass. mit weiterer Lit.; zu Augusta Treverorum in der Spätantike Goethert – Kiessel 2007, pass.; zu Konstantinopel etwa Bauer 2007, pass.
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4.4 Auswertung
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dabei eine Rolle spielten. Hier lässt sich zunächst eine literarische Gewichtung erkennen: Der Verfasser der Historia Augusta zeichnet sich durch ein besonderes Interesse an Thermen und Spielstätten aus, welches sich in zahlreichen Nennungen angeblich geplanter, durchgeführter oder baulich geförderter Anlagen im römischen Stadtgebiet offenbart753. Dieses Vorgehen diente hauptsächlich der literarischen Charakterisierung einzelner Herrscher: Durch die Beilegung entsprechender Maßnahmen ließen sich sowohl negative als auch positive Aspekte einer Kaiserherrschaft illustrieren 754. Zu einem gewissen Teil spiegelt sich in dieser literarischen Schwerpunktsetzung jedoch auch die historische Realität wider: Die Gesamtschau der nachweisbaren Baumaßnahmen vonseiten der Herrscher zeigt, dass stadtrömische Badeanlagen im fortgeschrittenen 3. Jh. vielfach mit Eingriffen der kaiserlichen Administration in Zusammenhang standen755. Der Anteil durchgeführter Arbeiten im Bereich von Thermenbauten überwog dabei deutlich gegenüber anderen architektonischen Gattungen wie etwa religiösen Gebäuden. Hieraus lässt sich ableiten, dass den Badeanlagen zumindest in repräsentativer Hinsicht eine gesteigerte Bedeutung zukam756. Die offiziell angezeigten Projekte mussten auch hier nicht unbedingt realiter auf den Princeps zurückgehen: Bereits der Umstand, dass die Kaiser (etwa durch Inschriften) vorwiegend mit Bau und Restaurierung von Badeanlagen in Zusammenhang gebracht wurden, lässt auf ein erhöhtes Prestige dieser Bauform schließen. Dabei beschränkte sich das Interesse der Herrscher nicht nur auf die Hauptstadt: Kaiserliche Betätigung im Bereich von Thermenanlagen ist für mehrere Provinzen nachweisbar, wie sich an der mehrfachen Erwähnung von Restaurierungsarbeiten oder punktuellen Neuerrichtungen zeigt. Entsprechende Belege finden sich für die Zeit der Soldatenkaiser in kulturell wie geographisch sehr verschiedenen Regionen des Römischen Reiches 757. Auch 753
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Vgl. bereits von Domaszewski 1916, 14 in Bezug auf die vom Verfasser der Historia Augusta erfundenen stadtrömischen Anlagen: „Wenn man genau hinsieht, laufen alle seine Erfindungen auf balinea, domus, horti, porticus hinaus. Er hat sich gar nicht getraut, etwas Konkretes zu ersinnen.“; siehe auch Scheithauer 2000, 204–206; 210f. Mit Beispielen Scheithauer 2000, 206. Bereits Severus Alexander hatte die Nerothermen auf dem Marsfeld im Rahmen einer Renovierungsmaßnahme in thermae Alexandrinae umbenennen lassen, wodurch der Bau mit seiner Herrschaft assoziiert wurde; dazu HA Alex. 25, 3–4; Eutr. 7, 15; Not Reg. IX 20. Gordian III. beließ es nicht bei der angeblichen Planung öffentlicher Bäder, sondern beschäftigte sich tatsächlich mit der Restaurierung entsprechender Anlagen im Stadtgebiet. Traianus Decius erweiterte das städtische Angebot durch seine Thermen auf dem Aventin um einen Neubau. Gallienus und Tacitus sind zumindest literarisch mit der Förderung des stadtrömischen Badewesens in Zusammenhang zu bringen. Für Aurelian lässt sich die Restaurierung der beschädigten Caracallathermen anführen. Allg. bezieht sich ein relativ großer Teil der bekannten Restaurierungsinschriften aus den römischen Provinzen (neben anderen Gattungen) auf Thermenanlagen; dazu Thomas – Witschel 1992, 176 Tabelle c. Allg. zur Bedeutung von Thermenbauten und Spielstätten für die herrscherliche Reprä sentation während der Kaiserzeit Kuhoff 1993, 170–202. Dazu gehören die italische Halbinsel, die germanischen Provinzen, Teile Nordafrikas sowie Britannia. Nicht immer handelte es sich dabei um Maßnahmen im Bereich von Militärlagern. Direkte kaiserliche (d. h. zumindest nominelle) Einflussnahme bei der Errichtung oder Restaurierung von Badeanlagen bzw. Bestandteilen der Wasserversorgung lässt
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4. Die Bautätigkeit
hier ist davon auszugehen, dass den provinziellen Maßnahmen vielfach lokale euergetische bzw. städtische Leistungen zu Grunde lagen, die nicht wirklich auf kaiserliche Einflussnahme zurückgingen. Bezeichnenderweise wurden solche Projekte jedoch oftmals namentlich in Zusammenhang mit dem jeweils aktuellen Herrscher gebracht. Unter den Soldatenkaisern begegnet dergleichen so häufig, dass von einem intendierten Vorgehen ausgegangen werden muss, welches dem Ansehen des jeweiligen Herrschers Vorschub leisten sollte758. Das kaiserliche Interesse an dieser prestigeträchtigen Bauform ist wahrscheinlich darin begründet, dass es sich bei Thermen in besonderem Maße um 'Kultursymbole' der römischen Zivilisation handelte. Zwar gilt dies im Allgemeinen auch für andere Gattungen der „Ingenieurarchitektur“ 759, die entsprechend als „bewußt gesetzte 'Zeichen' der romanitas“760 interpretiert werden, allerdings war mit dem Bau von Thermen eine über die technische Leistung hinausgehende Bedeutung verbunden: Wie kaum eine andere Architekturgattung vermittelten Badeanlagen ein identitätsstiftendes römisches 'Lebensgefühl' und vereinten dabei die Ansprüche einer repräsentativen Baupolitik mit jener praktischen Nützlichkeit, die wiederum großen Teilen der Bevölkerung zugute kam. Insofern handelte es sich bei Thermenanlagen um Gebäude mit einer besonders großen Repräsentationswirkung. Anders verhält es sich mit reinen Repräsentationsbauten, die sich nicht durch einen praktischen Nutzen auszeichneten und deren Anzahl im Vergleich mit früheren Abschnitten der römischen Kaiserzeit zurückfiel. So ist die Errichtung von repräsentativen Bogenmonumenten für den behandelten Zeitraum nur noch punktuell fassbar 761. Auch das ganz auf dynastische Selbstdarstellung ausgerichtete zentrale Bauensemble von Philippopolis stellt in diesem Sinne einen Sonderfall dar (hier S. 108ff.). Anders fällt das Ergebnis im Hinblick auf die Umwidmung bzw. Umgestaltung älterer Denkmäler aus: Wo Mangel an Zeit und Ressourcen zur Errichtung eigener Repräsentationsbauten
758
759 760 761
sich für folgende Kaiser belegen: Maximinus Thrax (Evtl. Copăceni / Dacia), Gordian III. (Volubilis / Mauretania Tingitana; Longovicium / Britannia), Philippus Arabs (evtl. Sla veni / Dacia; Jagsthausen / Germania superior; Šahbā-Philippopolis), Trebonianus Gallus (Alba Fucens / Italia), Valerian (Wasserversorgung von Forum Claudii Vallensium / Alpes Poeninae), Gallienus (Lambaesis / Numidia; Thugga / Africa proconsularis; Thibursicum Bure / Africa proconsularis), Claudius Gohticus (Aquincum / Pannonia inferior), Aurelian bzw. Probus oder Carus (Grumentum / Italia). Bezeichnenderweise behandeln auch die beiden für Postumus bekannten Bauinschriften Restaurierungsarbeiten im Bereich von Badeanlagen (Lancaster / Britannia; Gelduba / Germania inferior). Zur Beschreibung dieses Phänomens bietet sich der Begriff Bauprogramm allerdings nur bedingt an. So lehnt etwa Horster 2001, 250 die Vorstellung einer „Baupolitik der römischen Kaiser für die Städte Italiens und der westlichen Provinzen“ aus guten Gründen ab; vgl. zuletzt Mattern 2017, 252f. Winter 1996, 52. Waldherr 1989, 38f.; 408; Winter 1996, 52f. Gordian: evtl. Bögen an den castra praetoria sowie nahe der Porta Viminalis; Mustis / Africa proconsularis; Uchi Maius / Africa proconsularis; Gallienus: sog. Arcus Gallieni (Umwidmung); ungeklärt bleibt die Zuweisung des sog. Arco di Portogallo in Rom; zur Thematik auch Kuhoff 1993, 292.
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4.4 Auswertung
129
herrschte, behalfen sich die Soldatenkaiser vielfach dadurch, dass sie sich selbst in Zusammenhang mit älteren, prestigeträchtigen Gebäuden brachten762. Anschauliche Beispiele für die Zeit der Soldatenkaiser stellen die unter Gallienus zum Ehrenbogen umgewidmete Porta Esquilina (hier S. 87) sowie die Ausschmückung des Milesischen Nymphäums durch Gordian III. (hier S. 68f.) dar. Bereits die Anbringung einer Bauinschrift mit Nennung des eigenen Namens rückte die Herrscher in die Nähe solcher Repräsentationsbauten. In gleicher Weise ging die semantische Aussage, welche man mit diesen Denkmälern verband, auf den jeweils regierenden Herrscher über. Durch dieses Verfahren ließen sich komplexe Zusammenhänge zwischen dem aktuellen Regime und vergangenen, positiv konnotierten Zeiträumen herstellen. Der seit dem Beginn des 3. Jhs. erhöhte Gebrauch von Spolien ist insofern nicht immer unbe dingt als Indiz für ökonomische Schwierigkeiten zu verstehen 763. Ebenso wenig müssen die Adressaten entsprechender Repräsentationsmaßnahmen zwangsläufig in der Lage gewesen sein, den ursprünglichen Kontext der wiederverwendeten Denkmäler zeitlich genau einzuordnen764. Vielmehr dürften hier allgemeine Vorstellungen von Altertümlichkeit und vergangener Größe des römischen Imperiums mitgeschwungen haben. Eine ähnliche Wirkung ließ sich auch durch die Errichtung oder Umdeutung von Stadttoren erzielen. So zeichneten die Mitglieder der kaiserlichen Familie im Falle des dacischen Romula für die Instandsetzung der Stadtmauern verantwortlich und ließen sich zugleich als Wiederhersteller des Erdkreises feiern, wodurch sich die repräsentative Wirkung fortifikatorischer Denkmäler ohne Weiteres auf den aktuellen Regenten (in diesem Falle Philippus Arabs) und seine Dynastie übertrug. Entsprechende Belege las762
763
764
Dazu bspw. Fittschen 1975, 133 in Bezug auf Stadtrom: „Die für diese Zeit überlieferte Bautätigkeit bezieht sich auf Ausbesserungsarbeiten, die bezeichnenderweise als Neubauten ausgegeben werden“; ein ähnliches Vorgehen hatte Cass. Dio. 77, 16, 3 bereits Septimius Severus vorgeworfen: Demnach soll der Kaiser ältere Gebäude nach ihrer Instandsetzung mit Inschriften ausgestattet haben, welche ihn zu Unrecht als deren Erbauer auswiesen; dazu etwa Scheithauer 2000, 185. Zum erhöhten Gebrauch von Spolien u. a. Fittschen 1975, 133f.; Plastik: Blanck 1969, 105; Prusac 2006, 108–110; Meilensteine: Sauer 2014, 273f.; zum Spoliengebrauch in severischer Zeit Deppmeyer 2011, pass.; spez. 206f.; vgl. Rez. Lichtenberger 2012. Sicherlich lagen der Verwendung älterer Bauglieder oder Ziegel zumeist praktische Überlegungen zu Grunde. Dies gilt etwa für den Bau der aurelianischen Stadtmauer, bei deren Errichtung nicht nur Spolien in großer Masse verwendet, sondern auch ganze Gebäudekomplexe in die Anlage einbezogen wurden. In vereinzelten Fällen werden Spolien (insb. Reliefs) auch bewusst wiederverwendet worden sein, um auf ältere Vorbilder zu rekurrieren; vgl. etwa den nicht genau datierten Arco di Portogallo sowie den später zwischen Forum und Colosseum errichteten Konstantinsbogen. Allg. nahmen Zweitverwendungen älterer Inschriftensteine spätestens ab der Mitte des 3. Jhs. zu; dazu u. a. Borg – Witschel 2001, 48f.; Alföldy 2002, 260; Alföldy 2011, 206. Parallel dazu lässt sich ein veränderter Umgang mit älteren rundplastischen Bildnissen konstatieren; dazu hier Kap. 5.2. In diesem Zusammenhang ist auch an die Wiederverwendung schlichter Bauglieder zu denken, welche durch die Hinzufügung von Inschriften zu kaiserlichen 'Ehrenmonumenten' umgeweiht wurden; vgl. etwa mehrere Säulen älterer Zeitstellung, die im letzten Jahrhundertdrittel mit Inschriften für Claudius Gothicus, Aurelian sowie Carinus versehen wurden; dazu Alföldy 2002, 259.
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4. Die Bautätigkeit
sen sich noch für Kaiser wie Trebonianus Gallus, Valerian, Gallienus und Claudius Gothicus erbringen765. Das von Grund auf neu errichtete Nordtor von Köln stellt einen anschaulichen Beleg dafür dar, dass es noch immer zur punktuellen Errichtung von Fortifikationsbauten kam, deren Gestaltung nicht nur im Hinblick auf ihre bloße Funktion (also die Abwehr physischer Bedrohungen) sondern auch auf eine repräsentative Wirkung erfolgte766. Gegen Ende der Soldatenkaiserzeit manifestierte sich dieser Anspruch im Bau der aurelianischen Stadtmauer, welche der stadtrömischen Bevölkerung als Verteidigungsbollwerk diente und zugleich ein „Gefühl von Sicherheit“ verbreitete (hier S. 96). Gerade im Hinblick auf die Schwierigkeiten der kaiserlichen Baupolitik in Zeiten der Krise scheint dieser Aspekt von gesteigerter Bedeutung. Entsprechend boten gerade solche Baumaßnahmen eine Möglichkeit zur persönlichen Selbstdarstellung, die ohnehin aufgrund militärischer oder infrastruktureller Gegebenheiten notwendig waren und somit (besonders im Gegensatz zu reinen Repräsentationsbauten) keine zusätzliche Belastung für die kaiserliche Administration darstellten. In diese Kategorie fällt etwa die Instandsetzung von Straßen, welche sich zum einen durch ihren praktischen Nutzen auszeichneten, zum anderen als Indikator für die „visuelle Präsenz der römischen Macht“767 galten. Durch die Setzung von Meilensteinen ließ sich diese Wirkung gezielt auf einen oder mehrere Kaiser übertragen. Insbesondere der Brückenbau, welcher als toposhaftes Motiv herrscherlicher Superiorität bereits in längerer literarischer Tradition stand, ist in diesem Sinne von Bedeutung 768: Die offizielle Repräsentation brachte unter anderem Valerian, Probus, Carinus und Numerianus mit dem Bau von Brücken in Zusammenhang. Solche Maßnahmen wurden dabei als Wohltaten eines verantwortungsbewussten princeps bonus ausgegeben. Durch die Münzprägung ließ sich etwa der Brückenbau von Mopsos / Mopsouestia als Geschenk von kaiserlichen Gnaden preisen. Im Falle Mutinas verwies die beigegebene Inschrift entsprechend auf die kaiserliche indugentia. In diesen Bereich gehören auch kaiserliche Baumaßnahmen im Rahmen von Notsituationen. Hier ist vor allem die Katastrophenhilfe zu nennen, welche sich für gewöhnlich als ein Ineinandergreifen von kaiserlicher Einmischung und regionalen Privatleistungen gestaltete769. In repräsentativer Hinsicht boten solche Umstände die Möglichkeit, das von den Untertanen erwartete Verantwortungsbewusstsein des Herrschers im Sinne der cura principis nach außen hin durch konkrete Maßnahmen oder allgemeine Hilfestellungen zu kommunizieren. Seit der frühen Kaiserzeit erschien der Princeps auf 765 766 767 768
769
Vgl. Philippus Arabs (Bizye / Thrakien); Trebonianus Gallus (Perusia / Etruria); Valerian und Gallienus (Colonia Claudia Ara Agrippinensium / Germania inferior); Claudius Gothicus (Claudiopolis / Cyrenaica). Ähnlich Heising 2008, 167. Kolb 2004, 141, 148f. Vgl. etwa das Herrscherlob in Stat. Silv. 4, 3, 67–94: Der Fluss Volturnus bedankt sich bei Domitian für den Bau einer Brücke, durch welche er unter die römische Herrschaft gezwungen worden sei. Der Kaiser erscheint dabei nicht nur als victor perpetuus ripae, sondern auch als „besser und mächtiger als die Natur“ (Z. 135; natura melior potentiorque); dazu etwa Seelentag 2004, 389f. Winter 1996, 105; 108 mit weiterer Lit.; dort allg. zur kaiserlichen Katastrophenhilfe S. 94–108; außerdem MacMullen 1959, 209; Scheithauer 1988, 236; Horster 1997, 96f.
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4.4 Auswertung
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diese Weise nicht nur als Bezwinger zerstörerischer Naturgewalten, sondern auch als Träger von liberalitas und providentia770. Obwohl die Epoche der Soldatenkaiser von zahlreichen militärischen wie natürlichen Katastrophen heimgesucht war, lassen sich im 3. Jh. nur noch wenige Belege für ein solches Vorgehen erbringen. Im Einzelnen weisen die Zeugnisse jedoch darauf hin, dass entsprechende Eingriffe in der offiziellen Repräsentation wie im Falle der infrastrukturellen Maßnahmen noch immer als Möglichkeiten zur kaiserlichen Selbstdarstellung wahrgenommen werden konnten 771. Hierin drückte sich insbesondere der in Münzprägung und Epigraphik erhobene Anspruch des Kaisers auf seine Rolle als resitutor orbis aus (hier Anm. 126). Militärische Baumaßnahmen sind hingegen kaum notwendigerweise als Ausdruck einer Repräsentationsabsicht zu verstehen. In diesen Bereich fallen die Instandsetzung von Lagern, Arbeiten an Grenzbefestigungen sowie die Errichtung von Brücken im Rahmen militärischer Operationen. Da sich die Militärlager für gewöhnlich abseits größerer ziviler Siedlungen befanden, waren die Möglichkeiten einer repräsentativen Baupolitik im diesem Umfeld von vornherein eingeschränkt. Maßnahmen im Bereich von Lagerbädern stellen diesbezüglich eine Ausnahme dar: Durch ihren prestigeträchtigen Charakter boten sie selbst fernab der römischen Städte eine Projektionsfläche zur Entfaltung repräsentativer Bautätigkeit. Durch die Anbringung von Inschriften ließen sich Bau und Restaurierung solcher Anlagen als euergetische Akte vonseiten des Kaisers deuten. Dies kam wiederum der Beliebtheit des Princeps bei den Soldaten zugute, deren Loyalität von existenzieller Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Herrschaft war. Für die Soldatenkaiser ist dieses Vorgehen mehrfach belegt. Es lässt sich hieraus jedoch keine besondere Bevorzugung der Soldaten gegenüber der Zivilbevölkerung konstatieren. Schließlich gehörten Maßnahmen im Umfeld von Badeanlagen auch im städtischen Bereich zu den beliebten architektonischen Gattungen der kaiserlichen Bautätigkeit (siehe oben). Die Förderung religiöser Kulte spielte indessen nur eine untergeordnete Rolle. Zwar lässt sich die Einführung bzw. Pflege von Neokorien und Agonen über die gesamte Zeit der Soldatenkaiser hinweg belegen, allerdings nahm die Anzahl solcher Projekte erst nach der Jahrhundertmitte zu. Dies deckt sich mit den bisherigen Beobachtungen der numismatischen Forschung bezüglich religiöser Themen in der kaiserlichen Münzprägung (hier Kap. 3.3 e). Als bedeutendster Förderer kultischer Einrichtungen hat sich Valerian im Osten des Reiches hervorgetan. Punktuell lassen sich noch für die spätere (d. h. nachgallienische) Soldatenkaiserzeit konkrete Baumaßnahmen belegen. Dies gilt etwa für die Errichtung von Kaiserkulttempeln für die Angehörigen der carischen Dynastie. 770 771
Dazu auch Winter 1996, 96. Vgl. etwa Gordian III. (Katastrophenhilfe in Kleinasien mit epigraphischen Belegen), Valerian (Antiochia / Syria; Mutina / Aemilia – Regio VIII [Brückenbau nach Brandunglück]), Gallienus (evtl. Wiederaufbauarbeiten nach Partherfeldzug; evtl. Befestigungsarbeiten nach Skytheneinfall), Claudius Gothicus (evtl. Nicomedia / Pontus et Bithynia; Nikaia), Probus (Wiederaufbau verschiedener Städte; vgl. spez. Augusta Vindelicum / Raetia); vgl. auch die epigraphischen Belege im Rahmen des von Maximinus Thrax initiierten Stabilisierungsprogramms nach zuvor erfolgten militärischen Überfällen.
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4. Die Bautätigkeit
Für den Westen des Reiches sind nur vereinzelte Maßnahmen im Bereich von kultischen Institutionen zu benennen. Zu den epigraphisch ausgewiesenen Förderern von Kultbauten gehört ausgerechnet Maximinus Thrax772, der in den Quellen als kriegshungriger Schröpfer der öffentlichen Kassen und für den Kult vorgesehener Mittel dargestellt wird773. Dieses Beispiel verdeutlicht, welch verzerrtes Bild sich bisweilen durch die einseitige Überlieferung der literarischen Schriftquellen ergibt. Es lässt sich jedoch nicht wegdiskutieren, dass Maßnahmen der baulichen Kultpflege besonders im Westen des Reiches allgemein recht dürftig ausfielen. Das bemerkenswerteste Beispiel stellte dabei der Bau des stadtrömischen Sol Invictus-Tempels unter Aurelian dar, bei dessen Errichtung es dem Kaiser allerdings nicht um die Verwirklichung neuartiger oder gar 'fremder' religiöser Vorstellungen ging. Es handelte sich vielmehr um ein Siegesdenkmal, das dafür vorgesehen war, die militärischen Erfolge des Kaiser (d. h. die Rückgewinnung abgefallener Teile des Reiches) zu überhöhen. Damit stellt der Sol InvictusTempel ein herausragendes Beispiel für einen stadtrömischen Monumentalbau dar, der noch im späten 3. Jh. von Grund auf zur Erfüllung herrschaftlicher Repräsentationsansprüche errichtet wurde. Zusammenfassend lassen sich folgende Erkenntnisse gewinnen: Die Möglichkeiten der öffentlichen Bautätigkeit gehörten weiterhin zum strategischen Repertoire der kaiserlichen Selbstdarstellung. Trotz verminderter Möglichkeiten lässt sich hier das Fortbestehen eines grundsätzlichen Bestrebens konstatieren. Die damit verbundenen Maßnahmen betrafen zu einem großen Teil die 'Umwidmung' älterer Bauten bzw. Baukomplexe – eine Praxis, von der besonders Badeanlagen betroffen waren. Trotzdem kam es weiterhin zur punktuellen Errichtung monumentaler Neubauten sowie reiner Repräsentationsdenkmäler. Soweit es die Umstände zuließen, betätigten sich die Soldatenkaiser in der Hauptstadt, die noch immer von legitimatorischer Bedeutung für das römische Kaisertum war. Die Bautätigkeit zielte dabei nicht auf die Ansprache einer bestimmten sozialen Gruppe, sondern richtete sich allgemein an die stadtrömische Bevölkerung. Auch auf provinzieller Ebene lässt sich keine Bevorzugung einer bestimmten Adressatenschaft konstatieren. Als Rezipienten der kaiserlichen Selbstdarstellung waren sowohl die Soldaten als auch die Zivilbevölkerung vorgesehen.
772 773
Vgl. den epigraphisch belegten Auftrag des Kaiser zu Arbeiten an Tempeln und Portiken in Cosa (Etruria / Regio VII). HA Max. duo 13, 5; Herodian. VII 3, 5 zufolge soll Maximinus nicht einmal davor zurückgeschreckt haben, Götterbildnisse und Weihgeschenke zur Finanzierung seiner Kriegsführung einzuschmelzen; siehe etwa Hartmann 1982, 114.
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5. Die Porträts Als archäologische Studienobjekte besitzen die Porträts der römischen Kaiser eine über ihren kunsthistorischen Stellenwert hinausgehende Bedeutung: Da es sich bei diesen Bildnissen um Wiederholungen eines jeweils vonseiten der kaiserlichen Administration bestimmten Urbildes handelte, lassen sich durch ihre Erforschung Rückschlüsse auf die Wirkungsabsichten der Herrscherikonographie ableiten774. Ihre Konzeption muss in erster Linie dazu gedient haben, verwertbare Aussagen bezüglich der Herrschaftsauffassung der jeweiligen Machthaber sowie ihrer persönlichen Eigenschaften zu transportieren. Diese Botschaften, deren Rekonstruktion zu den Aufgaben der Forschung zählt, sind grundsätzlich im Sinne einer positiven Charakterisierung zu verstehen. Aufgrund der weiträumigen Gültigkeit des offiziellen Herrscherbildes war sichergestellt, dass seine in Rom und in den Provinzen angefertigten Kopien eine mehr oder weniger einheitli che Repräsentationswirkung entfalteten. Die Porträts der römischen Kaiser können so als eine zentrale Quelle der herrscherlichen Selbstdarstellung gelten 775. Ihrer Diskussion ist daher das folgende Kapitel gewidmet. Die Erforschung der Kaiserporträts zwischen 235 und 285 n. Chr. hält indessen einige Schwierigkeiten bereit776. So ist es bisher nicht gelungen, rundplastische Bildwerke für jeden Herrscher der behandelten Epoche ohne Zweifel zu bestimmen. Ein grundsätzliches Problem besteht in den zeittypischen, kurzgeschorenen Haarkappen, die (anders als die üppigen Frisuren der frühen und mittleren Kaiserzeit) kaum noch unterscheidbare Strähnenmotive erkennen ließen. Auf diese Weise entfällt die Binnengliede774
775 776
Zur Konzeption, Herstellung und Aufstellung römischer Kaiserporträts siehe bes. Stuart 1939, pass.; Fittschen 1971, 219–224; Pekáry 1985, 4–12; Pfanner 1989, pass. spez. 158– 160; 176–204; Fittschen 1999, 10–12; Fejfer 2008, 407–419 mit weiterer Lit.; Fittschen 2008, 114; zu Methode und Forschungsgeschichte auch Dally 2007, 231–240; für methodologische Überlegungen in Bezug auf die Münzporträts siehe Kluwe 1982, pass. Vgl. die einschränkenden Bemerkungen von Dally 2007, pass.; vgl. dazu Fittschen 2008, 114. Grundlegende Publikationen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert (Auswahl): Bernoulli 1894; L'Orange 1933, spez. 1–14; von Heintze 1955; von Heintze 1956; Maj 1958; von Heintze 1959; Bracker 1964 (vgl. Jucker 1966b; Fittschen 1969, 197–211); von Heintze 1964; Meischner 1967a; Meischner 1967b; Fittschen 1969; Fittschen 1970; Wegner – Wiggers 1971; Fittschen 1975; Bergmann 1977; Fittschen 1977a; Fittschen 1977c; Wegner u. a. 1979 (vgl. Rez. Fittschen 1978; Rez. Thompson 1980; Rez. Hausmann 1981); Wood 1979; Bergmann 1980; Wood 1981; Wood 1982; Bergmann 1983; Wood 1983; Fittschen – Zanker 1985, 123–142 Kat. 104–117; Meischner 1985; Wood 1986; Wood 1987; Meischner 1989; Fittschen 1993; Meischner 1995. Obwohl das Material seitdem mehrfach erweitert oder neu interpretiert wurde, fehlt eine neuerliche Gesamtdarstellung. Als Problematisch ist die mit Prusac 2011 (insb. S. 47–50, 57) vorgelegte Studie zum Phänomen spätantiker Umarbeitungen zu bewerten, in welcher die Verf. grundlegende Veränderungen im Umgang mit älteren Bildnissen während des fortgeschrittenen 3. Jhs. konstatiert. Die von ihr postulierten Umarbeitungen sind tlw. nicht erwiesen oder entbehren schlichtweg jeder Grundlage; dazu v. a. Fittschen 2012, pass., der zudem auf zahlreiche fehlerhafte Angaben in Katalog und Fließtext hinweist; vgl. auch Rez. Dumser 2012 und Rez. Kleiner 2012.
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5. Die Porträts
rung des Haupthaares als eines der wichtigsten Kriterien zur Bestimmung kaiserzeitlicher Porträts. Zudem ist allgemein ein deutlicher Rückgang an privaten wie offiziellen Bildnissetzungen zu konstatieren777. Im Hinblick auf das zeitgenössische Herrscherporträt lässt sich dies anhand konkreter Zahlen belegen: Sind für Septimius Severus und Caracalla, deren Herrschaft am Beginn des 3. Jhs. steht, noch jeweils über 100 rundplastische Porträts in mehreren Typen bekannt, lassen sich für viele Soldatenkaiser gar keine oder lediglich eine Hand voll Repliken heranziehen 778. Dies gilt selbst für solch 'langlebige' Herrscher wie beispielsweise Valerian, der trotz einer Regentschaft von immerhin sieben Jahren gerade einmal durch zwei Bildnisse vertreten ist. Die mit Abstand meisten Wiederholungen sind hingegen für Gordian III. mit 27 und Gallienus mit 19 Porträts bekannt. Für die meisten Kaiser der nachgallienischen Epoche scheint eine sichere Bildnisbestimmung sodann fast unmöglich zu sein. Schwierigkeiten ergeben sich hierbei nicht nur durch die Kürze der Regierungszeiten, sondern auch durch markante Veränderungen in Stil und Bildnispraxis. Um die kaiserliche Porträtplastik des behandelten Zeitraums überhaupt einer weiterführenden Analyse unterziehen zu können, muss zunächst eine erneute Sichtung des Materials erfolgen. Seit den umfassenden Studien der 70er und 80er Jahre 779 sind nicht nur weitere Porträts im Rahmen der Feldforschung oder durch neue Identifikationsvorschläge hinzugekommen, sondern auch längst abgelehnte Bildnisse erneut auf einzelne Kaiser des behandelten Zeitraums bezogen worden. In jüngerer Zeit ist jedoch keine umfassende Gesamtdarstellung erschienen, weswegen die folgenden Kapitel der Neuordnung des Materials gewidmet sind. Der Verfasser hält sich dabei an eine möglichst positivistische Bestimmungsmethode, um die nachfolgende Auswertung nicht von vornherein durch unsichere Bildnisse zu verunklären. In diesem Rahmen werden auch die Münzporträts der Soldatenkaiser erstmalig in einer Weise vorgestellt, die nicht nur ihrer Eigenschaft als Grundlage zur Bildnisbestimmung, sondern auch ihrer Funktion als Medium der kaiserlichen Selbstdarstellung gerecht werden soll780. Im Hinblick auf die schiere Menge der im Rahmen dieses Kapi777 778 779 780
Siehe die jüngst von Spranger 2016, pass. vorlegten statistischen Ausführungen bezüglich der rundplastischen und epigraphischen Belege. Dazu etwa Fittschen 1975, 134. Monographisch v. a. Wegner – Wiggers 1971; Bergmann 1977; Wegner u. a. 1979; Wood 1979; Fittschen – Zanker 1985; Wood 1986; vgl. auch hier Anm. 776. Siehe die für die zeitgenössischen Münzbildnisse grundlegenden Vorausschickungen von Delbrück 1940, 11–35; einige ältere Studien bieten in diesem Zusammenhang noch immer nützliche Beschreibungen, z. B. Bernoulli 1894; Delbrück 1940; Wegner – Wiggers 1971; Wegner u. a. 1979; die kurzen Angaben von Kankelfitz 1976 und Kampmann 2011 richten sich v. a. an Münzsammler; nur für wenige Soldatenkaiser sind Einzeldarstellungen mit ausführlichen ikonographischen (!) Beschreibungen der Münzporträts erschienen – z. B. Alram 1989, 43–57 (Maximinus Thrax, Maximus Caesar, Diva Paulina); Boschung 2012, pass. (Gallisches Sonderreich); grundlegend zu den Büstenformen der kaiserzeitlichen Münzprägung Bastien 1992, pass.; Bastien 1993, pass.; Bastien 1994, pass.; zur ihrer Genese jüngst Woytek 2014, pass. Viele der im Folgenden zitierten archäologischen Studien beziehen sich zumindest am Rande auf die Münzporträts; entsprechende Angaben sind jeweils dem Fußnotenapparat zu entnehmen. Rein numismatische Abhandlungen beschrän-
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5. Die Porträts
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tel vorgestellten Persönlichkeiten ist es dem Verfasser unmöglich, auf sämtliche Münzen einzugehen und komplette Prägeserien vorzulegen. Bei der Durchsicht des Materials wurde jedoch auf eine möglichst anschauliche Auswahl an Vergleichsstücken geachtet, anhand derer sich die jeweils typenverbindlichen Merkmale illustrieren lassen. Eine weitere Quelle für die kaiserliche Bildnispraxis stellen literarische Nachrichten zum Umgang mit kaiserlichen Porträts dar. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um literarische Erfindungen, die jedoch als Spiegel der antiken Bildnisrezeption von Bedeutung sind und manchmal bestimmte Tendenzen der kaiserlichen Herrschaftspraxis illustrieren. Der wissenschaftlichen Tradition folgend werden daher im Weiteren auch jeweils die schriftlichen Zeugnisse zu etwaigen Bildnissetzungen behandelt.
5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen Die Besprechung der Kaiser- und Prinzenbildnisse erfolgt chronologisch von Maximinus Thrax bis Nigrinianus und richtet sich jeweils nach einem festen Schema: Einleitend werden lit. Nachrichten zur Aufstellung von Bildnissen und zur Erscheinung des jeweiligen Herrschers vorgestellt. Als ikonographische Quellen sind diese Belege unbrauchbar, geben jedoch z. B. näheren Aufschluss über das Alter des Prätendenten, das wiederum für die weitere Diskussion von Interesse sein kann. Darauf folgt die Besprechung der Münzen und ihrer ikonographischen Merkmale. Für gewöhnlich stehen hier die Erzeugnisse der Reichsprägung aufgrund ihres offizielles Charakters sowie ihrer weiträumigen Verbreitung im Vordergrund781. Der darauf folgende Abschnitt ist jeweils der Diskussion der rundplastischen Porträts gewidmet, wobei auszuschließende Stücke (soweit nicht im Fließtext) im Rahmen von Anmerkungen behandelt werden. Im Anschluss werden jeweils Einzelaspekte der herrscherlichen Selbstdarstellung diskutiert. Die Behandlung der hier anerkannten Porträts erfolgt im Rahmen von Katalogtexten (S. 351ff.). In Kap. 5.6 erfolgt eine makroskopische Auswertung des gesamten Materials. Maximinus Thrax (235–238 n. Chr.) Porträts des ersten Soldatenkaisers finden mehrfach literarische Erwähnung im Rahmen der gegen ihn gerichteten Revolte des Jahres 238 n. Chr. 782: In den afrikanischen Städten sollen seine Bildnisse (statuas Maximini deiecerunt, imagines perfregerunt) und Ehrenzeichen (τὰς μὲν τοὓ Μαξιμίνου τιμὰς καθήρουν ) gestürzt und durch Porträts Gordians ersetzt worden sein. Als die Nachricht von den Ereignissen nach Rom gelangte, habe die Be-
781 782
ken sich hingegen vorwiegend auf eine Diskussion der Legenden bzw. Reversabbildungen und sind damit zumeist in ikonographischer Hinsicht unbrauchbar. Zu den verschiedenen Prägestätten des 3. Jhs. u. a. Wolters 1999, 50f. mit weiterer Lit.; zu den einzelnen Kaisern siehe die in den jeweiligen Anmerkungen gegebenen Hinweise. Herodian. 7, 5, 8; vgl. 7, 7, 2; HA Max. duo 23, 7; Gord. 9, 3; 13, 6; Ioh. Ant. Fr. 169, 11 (ed. Mariev 2008); Pekáry 1985, 24, 140.
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5. Die Porträts
völkerung ihrem Hass gegen den Kaiser Ausdruck verliehen, indem sie seine Bildnisse niederriss. Im anschließenden Bürgerkrieg wiederholte sich der Bildersturm während der Belagerung von Aquileia. Angeblich hatte der Kaiser auch Bildtafeln vor der Kurie aufstellen lassen, die ihn als Vorreiter im Kampf gegen die Germanen zeigten. Nach seinem Sturz ließ der Senat diese Bildträger entfernen (hier S. 57). Die Nachrichten zum Erscheinungsbild des Kaisers sind ausgesprochen kurios. So soll er angeblich achteinhalb Fuß (über zweieinhalb Meter!) groß gewesen sein und jeden anderen Mann an Schuhgröße übertroffen haben783. Auf den Münzen verfügt der Kaiser über äußerst markante Züge, die verschiedentlich als Ausdruck persönlicher Brutalität gedeutet worden sind784. Aufgrund seiner Tapferkeit und seiner schier sagenhaften Körperkraft bedachten ihn die Zeitgenossen angeblich mit Spitznamen wie Milon, Hercules, Antaeus, Achilles oder Ajax785. Bei Herrschaftsantritt war Maximinus bereits über 60 Jahre alt786. Pink 1935
Delbrück 1940
Carson in BMC VI
1. Fassung / 1. Porträt Anfangstypen. Entwicklung aus dem Porträt des Severus Alexander.
Feldporträt „harter Soldatenkopf mit langem Gesicht, kurzem Kopfschädel, starken Zügen, wachem feindlichem Ausdruck“.
1. Variante Entwicklung aus d. Porträt d. Severus Alexander ohne Vorlage in Rom. März bis Dezember 235.
Porträt A „Consular-Porträt“ 1. und 2. Emission. Einfluss des Severus Alexander-Porträts.
Alram 1989
2. Fassung / 1. Porträt ab d. 2. Teil d. 1. Emission von 235 n. Chr. Strengere Züge.
Consulares Porträt steilere Stirn; gestreckte Nase; ausgeglichenere, klassizistische Züge. Ende 235 bis Mitte 236.
2. Variante realistischere Züge ohne Vorlage in Rom auf Basis des Alexanderporträts. Daneben Sonderemission mit Variante 1 u. 2.
Porträt B „Feldporträt“ Soldat. Tüchtigkeit. 1.u.2. Emission; ab 1. Teil d. 3. Emission (Konsulatsantritt) nur noch Porträt B.
3. Fassung / 2. Porträt ab 235 neben 2. Fassung, deren Ablösung mit Einf. d. Legende VICTORIA GERMANICA erfolgt.
Triumphalporträt Übersteigerung; „animalische Kraft und Würde“. Ab Sommer 236 anlässl. d. Germanensiege b. 238.
Wirkliches Porträt ab Ende 236 nach Ankunft offizieller Vorlagen in Rom. Aufnahme des Titels Germanicus.
Porträt C „Triumphal-Porträt“; „übersteigerte Fassung“ m. Einf. der Leg. VICTORIA GERMANICA.
Tabelle 2: Gliederung der Münzporträts in der bisherigen Forschung. 783
784 785 786
HA Max. duo 28, 8; vgl. HA Max. duo 3, 6; vgl. von Luschan 1909, 558f., der auf den Münzen nach Anhaltspunkten für die „Art des krankhaften Riesenwuchses“ suchte. Maximinus soll zudem unnatürlich gefräßig gewesen sein. HA Max. duo 4,1 zufolge trank er täglich eine ganze kapitolinische Amphore Wein (ca. 26 Liter); sein täglicher Fleischkonsum belief sich angeblich auf 26 oder sogar 40 Pfund; vgl. die Berechnungen von Wiegels 2013a, 3, 5, der sich pass. cum grano salis mit der Erscheinung des Kaisers auseinandersetzt. So bezeichnet etwa Delbrück 1940, 66f. die frühesten Bildnisse des Kaisers mit dem „kantigen Bauernschädel“ (Förschner 1987, 282) als „roh, heldenhaft und jähzornig“; dort auch S. 39 zur literarischen Beschreibung des Kaisers. HA Max. 4, 9; 6, 9; zur lit. Beilegung der Spitznamen Ameling 1984/1985, pass. Siehe noch Kienast 2004, 183.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Münzbildnisse (Taf. I, 1–3, 5) Die Münzbildnisse des ersten Soldatenkaisers lassen sich in drei verschiedene Fassungen unterteilen, die in der Forschung entweder als aufeinander folgend oder tlw. als nebeneinander herlaufend verstanden worden sind (Tabelle 2) 787. Ihre gängigen Bezeichnungen als Feldporträt, Consulares Porträt und Triumphalporträt gehen auf R. Delbrück zurück788, werden jedoch nicht durchgängig auf dieselben Bildnisse angewendet789. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die physiognomische Durchformung Ende des Jahres 235 oder Anfang 236 n. Chr. (wohl im Zusammenhang mit dem Konsulatsantritt) gewissen Veränderungen unterlag, deren Einzelformen schließlich in einer dritten Fassung übersteigert wurden. Maximinus verfügt zunächst (Taf. I, 1) über einen länglichen Schädelbau mit fliehender Stirn und manchmal deutlich gebogener Hakennase 790. Seine geglättete Gesichtsoberfläche sowie die charakteristische Formgebung der NasenStirn-Partie lassen dabei noch grundsätzliche Anleihen bei der Ikonographie seines Vorgängers Severus Alexander erkennen791. Die späteren Prägungen zeichnen sich hingegen durch einen breiten Kopf und eine schärfer geschnittene Profillinie aus (Taf. I, 2) 792. Ein besonders auffälliges Merkmal besteht in der nun deutlichen Betonung des prominent hervorstehenden, in der dritten Fassung schließlich bis ins 'Karikative'793 überzeichneten Kinns (Taf. I, 3). Gegenüber den früheren Prägungen wirkt das entwickelte Porträt insgesamt gewichtiger: Die Augen liegen unter wulstigen Orbitalen; über der großen Nase schließen sich eine markante Glabella sowie eine fast senkrecht verlaufende Stirnpartie an. Maximinus trägt eine kurzgeschorene Haarkappe, welche sich jedoch (anders als bei 787
788 789
790 791
792 793
Zu den Münzbildnissen des Maximinus Thrax: Bernoulli 1894, 116f.; L'Orange 1933, 96; Pink 1935; Delbrück 1940, 66f.; Carson in BMC VI 89–96; Maj 1958, 115f.; Wegner – Wiggers 1971, 224f.; Kent u. a. 1973, 45; Kankelfitz 1976, 248f.; Förschner 1987, 282; Alram 1989, 43–83; Haegemans 2003, 470; Huttner 2008, 164f.; Haegemans 2010, 83; 85; Dyczek 2011, 379f.; allg. RIC IV 2, 129–152; Cohen IV², 504–522; Prägestätte: Rom. Delbrück 1940, 66f.; dagegen bereits Carson in BMC VI, 90; Wegner – Wiggers 1971, 224. So versteht M. Alram die erste Fassung im Gegensatz zu R. Delbrück als Consulares Por trät und die zweite Fassung als Feldporträt: Alram 1989, 43–83; Consular-Porträt: 47–51; Feld-Porträt: 51–53; Triumphal-Porträt: 53; zu den Provinzialprägungen, die sich im Wesentlichen auf Feld- und Consular-Porträt beschränken und das Triumphal-Porträt auslassen (für Ausnahmen siehe Alram 1989, 55 Anm. 162). Vgl. etwa Delbrück 1940, Taf. 1, 1–2. Dies wird zumeist damit erklärt, dass die Ikonographie des Maximinus den stadtrömi schen Stempelschneidern anfänglich unbekannt gewesen sei und deshalb auf vorhandenes Material zurückgegriffen werden musste; dazu u. a. Carson in BMC VI, 89f.; Kent u. a. 1973, 45; Alram 1989, 47; Haegemans 2003, 469; Haegemans 2010, 83–86; spez. 83; anders Bergmann 1977, 31. Für ein Beispiel mit deutlich wiedergegebenem Bart vgl. etwa Hurter 2003, 65 Abb. 29. Delbrück 1940, 67; dazu Alram 1989, 53; für ein besonders exponiertes Beispiel siehe Bastien 1994, Taf. 90, 5.
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5. Die Porträts manchen seiner Nachfolger) noch deutlich von der Schädelkalotte absetzt 794. Das Schläfenhaar ist unterhalb der Geheimratsecken konvex gewölbt und läuft je nach Prägestempel in einem mehr oder weniger S-förmigen Schwung aus. Über der gefurchten Stirn ist der Haaransatz gerade geschnitten. Die ebenfalls kurz gehaltene Barttracht nimmt die untere Wangenpartie, die Oberlippe, das Kinn, sowie einen Teil des oberen Halses ein.
Es sind mehrere rundplastische Porträts des Kaisers bekannt, deren Zuweisung im Allgemeinen nicht angezweifelt wird. Einer qualitätvollen Büste im Kapitolinischen Museum (Kat. 4) lassen sich vier überzeugende Repliken (Kat. 1–3; 5) zuordnen 795. Im Falle einer Pariser Büste, die für gewöhnlich auf Maximinus Thrax bezogen wird, bestehen indessen gewisse Zweifel ob ihrer antiken Originalität 796. Der Verfasser schließt das Bildnis daher zur Wahrung des positivistischen Prinzips aus der Replikenliste aus. Die Entstehung der antiken Porträts kann wegen der konsequent durchgeführten damnatio memoriae797 nicht posthum erfolgt sein und muss daher in die Jahre zwischen 235 und 794 795
796
797
Zu den Kurzhaarfrisuren der Soldatenkaiser von Maximinus Thrax bis Aemilianus Delbrück 1940, 18 und hier Kap. 5.6 b. So versteht etwa Meischner 1967b, 39 den Typus „Kapitol, Kopenhagen, Louvre“ als plastische Umsetzung des von Delbrück 1940, 66f. definierten consularen Münzporträts; Wegner – Wiggers 1971, 227f. bezeichnet das Porträt als „Leitstück unter den Bildnissen des Maximinus Thrax“; vgl. auch Bergmann 1977, 30; Fittschen – Zanker 1985, 124–126 Kat. 105; Wood 1986, 127. Büste (ungebrochen), Paris, Musée du Louvre, MA 1044 Inv. Cp 6448 – Abb.: Wegner et al. 1971, Taf. 64B; Goldschneider 1940, Abb. 82. Die physiognomischen Merkmale stimmen weitgehend mit Kat. 4 überein. In der Büstenausführung erinnert das Porträt jedoch motivisch an Bildnisse Caracallas (vgl. etwa Neapel, Nationalmuseum 6033; Gasparri 2009, 111f. Kat. 86 mit Lit; Taf. 81, 1–5). Das Porträt hat zudem wegen seiner nachträglichen Überarbeitungen und einer Reinigung mit Säure wiederholt Skepsis hervorgerufen. Bereits Bernoulli 1894, 188 Nr. 7 sah darin eine Fälschung. M. Wegner (Wegner – Wiggers 1971, 227) erkennt das Bildnis als antike Wiederholung an, attestiert ihm jedoch einen „fragwürdigen Eindruck“. Zur ungewöhnlichen Büste auch Bergmann 1977, 30f.; de Kersauson – Pasquier 1996, 563 Nr. 277 führen das Bildnis unter den Fälschungen auf; Varner 2004, 201 erklärt die eigentümlichen Beschädigungsspuren indessen mit den gegen Maximinus gerichteten Sanktionen des Jahres 238 n. Chr.; für die Echtheit außerdem (Auswahl): L'Orange 1933, 3 Anm. 1; Wood 1979, 88 Nr. 39; Fittschen – Zanker 1985, 125 zu Kat. 105 (Replikenliste); Giuliano 1988, 369–372 Nr. R278 (Beitrag A. L. Cesarano); Wood 1986, 127 Nr. 3. Dabei fielen nicht rundplastische Bildnisse (vgl. hier Kat. 1–5), sondern auch Münzporträts der Verunstaltung anheim; dazu Alram 1989, 85 mit Lit.; einige Münzen (z. B. Alram 1989, Taf. 15 Nr. 5–6) wurden so überarbeitet, dass sie das Haupt des zum Staatsfeind erklärten Kaisers auf einer Lanze zeigten; daneben machen sich Vögel und Würmer an den sterblichen Überresten zu schaffen; vgl. dazu Herodian 8, 5, 9; 8, 6, 6 und HA Max. Duo 23, 7, denen zufolge die abgetrennten Köpfe des Kaisers und seines Sohnes nach Rom gesandt wurden. Für den Osten des Reiches lassen sich Münzen des Kaisers aus Elaea und Pergamon anführen, deren Averse im Zuge der Damnierungsmaßnamen komplett abgeschliffen wurden; siehe etwa Harl 1987, Taf. 12, 5–6.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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238 n. Chr. fallen. In jüngerer Zeit hat es mehrere Versuche gegeben, die Reihe der rundplastischen Köpfe zu erweitern oder bereits ausgeschlossene Porträts wieder als solche einzuführen. Dabei handelt es sich um Bildnisse in Aquileia, Boston und Novae. Nach Ansicht des Verfassers ist jeder dieser Vorschläge zurückzuweisen 798. Zudem hat K. Fittschen 1977 ein historisches Missverständnis um eine Gruppe von fünf Porträts aus dem Magazin der Villa Ludovisi korrigieren können: Demnach stammen die verschiedentlich auf Maximinus Thrax bzw. seinen Sohn Maximus Caesar bezogenen Kopenhagener Köpfe 744–748 nicht (wie ursprünglich angenommen) aus der Villa Ludovisi und verlieren somit den durch ihre vermeintliche Provenienz begründeten Anspruch, als Teile einer geschlossenen Gruppe zu gelten 799. Die eigentlichen Porträts aus 798
799
a) Ein Bronzekopf in Aquileia, Museo Archeologico Nazionale – Abb.: Lahusen – Formigli 2001, 296 Abb. 185, 1; gefunden 1990 im südwestlichen Bereich des Forums von Aquileia. Der Kopf unterscheidet sich in mehreren Details von der Ikonographie des Kai sers – bereits die Frisur des Bronzeporträts mit ihrer bis auf den Oberkopf reichenden Halbglatze weicht stark ab. Das Bildnis zeichnet sich weiterhin durch einen in wellenför migen Strähnen bis auf den Hals reichenden Vollbart aus, der in dieser Form nicht für die Ikonographie des Kaisers belegt ist. Ein Replikenverhältnis zu den anerkannten rund plastischen Porträts kommt nicht in Frage; ähnlich Lahusen – Formigli 2001, 296f. Nr. 185. Im Ausstellungskatalog Aquileia romana 1991, 88 Nr. 2 mit Abb. S. 89 (Beitrag F. M. Scotti) bleibt das Bildnis zu Recht ohne Benennung („testa virile“). b) eine mehrfach gebrochene Marmorbüste in Boston, Museum of Fine Arts Inv. 89.4 – bereits von Comstock – Vermeule 1976, 373f. Nr. 374 als Maximinus Thrax angesprochen; dafür mit Fragezeichen auch L. de Lachenal (in: Giuliano 1986, 52–54 II, 19). Das Museum präsentiert das Bildnis noch immer als Porträt des Kaisers (www.mfa.org/collections/object/portrait-bust-of-the-emperor-maximinus-ad-235%E2% 80%93238–151368; letzter Zugriff: 21.04.2016); der Kopf unterscheidet sich in einigen Merkmalen von den bekannten Repliken und ist daher auszuschließen. So bestehen Abweichungen in der Profillinie mit ihrer nahezu vertikal verlaufenden Stirn, im Verlauf der Haarkontur, in der Ausführung des Bartes sowie in der gegenüber Kat. 1–5 reduzierten Wiedergabe physiognomischer Formeln. c) ein fragmentierter lebensgroßer Kopf aus Novae (Moesia inferior) – eingeführt und zugewiesen von Dyczek 1999, pass. mit Abb.; Dyczek 2001, 63; Dyczek 2011, pass. mit Abb. Dem in zwei anpassenden Fragmenten erhaltenen Porträt fehlt der Teil des Kopfes unterhalb der Augenpartie. Die Zuordnung fußt auf dem Vergleich mit den anerkannten Repliken, wobei das fragmentarisch erhaltene Exemplar im Thermenmuseum als ähnlichste Wiederholung vorgestellt wird. Dyczek 1999, 48 bezieht in seinen Vergleich außerdem Porträts mit ein, die als Bildnisse des Kaisers auszuschließen sind. Er legt eine suggestive Computerrekonstruktion vor, die zu großen Teilen auf Mutmaßungen beruht. Tatsächlich können bei der Bestimmung von Ähnlichkeiten zwischen dem Kopf aus Novae und den bekannten Repliken nur die erhaltenen Teile abgeglichen werden. Dabei bestehen etwa Unterschiede in der Strichführung der Schläfenhaare, in der Augenstellung, sowie in der Bartgestaltung: Die Koteletten des für Maximinus Thrax charakteristischen kurzen Vollbarts sind zumindest auf den von Dyczek vorgelegten Fotografien nicht zu erkennen. Fittschen 1977c, pass.; die Köpfe 747 und 748 waren bereits von Poulsen 1974, 143f. Nr. 141; 144 Nr. 142; 161f. Nr. 164 als Teile dieser vermeintlichen Gruppe ausgeschlossen worden; siehe bereits Schreiber 1880, 254 Nr. 322–325 und Bernoulli 1894, 117, der nur zwei der Köpfe gesehen zu haben angibt; vgl. dazu etwa die Überlegungen von Wegner –
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5. Die Porträts
der Villa Ludovisi sind verschollen 800. Dieser Umstand ist hier erneut zu betonen, weil die Verwirrung manche Forscher noch immer zu falschen Schlüssen verleitet801. In der Gemmenschneiderei erscheint Maximinus Thrax mit einem den Münzen vergleichbaren Profil802. Hervorzuheben ist ein Pariser Chalzedon, bei dem es sich quasi um eine Miniaturausgabe des kaiserlichen Porträts handelt 803. Ein üblicherweise auf Maximinus Thrax und Maximus Caesar bezogener Jaspis in Köln lässt sich nach Ansicht des Verfassers indessen nur schwerlich mit der Ikonographie dieser beiden Herrscher vereinbaren. Möglicherweise ist hier an die Gallischen Kaiser Tetricus I. und Tetricus II. zu denken804. Die gleiche antithetische Anordnung eines kaiserlichen Vaters und seines Sohnes erscheint auf einem Florentiner Jaspis, der wiederum mit gutem Recht auf Maximinus Thrax und Maximus Caesar bezogen worden ist805. P. Dyczek hat kürzlich versucht, die rundplastischen Bildnisse in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, wobei er auf Grundlage ikonographischer Altersmerkmale und mit der Gestaltung der erhaltenen Büsten argumentiert 806. So soll das (vielleicht unech800 801
802
803
804
805
806
Wiggers 1971, 233; zur Ikonographie die Maximus Caesar siehe unten. Dazu noch Fittschen – Zanker 1985, 125 zu Kat. 105 mit Anm. 4. So stellt noch Varner 2004, 203 irrtümlich fest: „(...) indeed, all three images [sc. in Kopenhagen] appear to have been part of the group of five „colossal“ heads inserted in togate statues recorded by T. Schreiber and J. J. Bernoulli as being displaced at the Villa Ludovisi at the end of the nineteenth century“. Vgl. etwa Wien, Kunsthistorisches Museum – dazu u. a. Bernoulli 1894, 118f.; Maj 1958, 121 Nr. 90 mit Taf. 10, 30; Zwierlein-Diehl 2007, 183, Taf. 150, Abb. 669a.b; Weiß 2008, 33; Vorderseite: Maximinus Thrax, nach links schauend, mit Panzer und Paludamentum; Rückseite: Herkules, mit einem Löwen ringend; Zwierlein-Diehl 2007, 183 erkennt hierin „einen Vergleich des Kaisers mit dem Heros“. Für weitere Stücke siehe u. a. Reinach 1895, 19 zu Taf. 10 Nr. I, 16, 7–8 mit Umzeichnungen. Paris, Bibliothèque nationale, Cabinet des médailles – Vollenweider – Avisseau-Broustet 2003, 201 Nr. 255 mit Taf. 131 Nr. 255; Zwierlein-Diehl 2008, 327. Charakteristisch für Maximinus Thrax sind v. a. die Profillinie mit deutlich exponiertem Kinn, markanter Nase und vorstehender Glabella. Köln, Römisch-Germanisches Museum – dazu Naumann-Steckner 2013, 110 mit Abb.; siehe auch Deppmeyer 2013, 107, die den Wert solcher Stücke für die kaiserlich-dynastische Propaganda betont. Die verkürzte Darstellungsform erschwert eine sichere Benennung. Für die Zuweisung des älteren Dargestellen an Tetricus I. sprechen vor allem die spitz auslaufende Form des fülligen Bartes sowie der gerade verlaufende Nasenrücken; am Hinterhaupt fällt das Haar allerdings nicht tief genug in den Nacken. Das Bildnis des jüngeren Dargestellten ist indessen so uncharakteristisch, dass hier kaum sicher entschieden werden kann. Glaspaste in Würzburg (Japsis mit Chalzedon; Original in Florenz) – dazu ZwierleinDiehl 1986, 260f. Kat. 786 mit Taf. 138 Nr. 786 und Lit. Die frühere Benennung der Dargestellten als Macrinus und Diadumenian ist zu Recht zurückgewiesen worden; für Maximinus Thrax und Maximus Caesar zunächst C. Kretzschmar (mündlich) gegenüber E. Zwierlein-Diehl. Der bekränzte Ältere ist bereits wegen seiner Profillinie mit deutlich exponiertem Kinn als Maximinus Thrax anzusprechen. Gegen Macrinus spricht auch der viel zu kurze Bart des abgebildeten Kaisers. Dyczek 2011, 380f.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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te!) Porträt im Louvre bereits zur Zeit der Germanenkriege im Jahre 235 n. Chr. ent standen sein, weil es den Kaiser nicht nur (scheinbar) „youthful“ sondern auch mit Panzer-Paludament-Büste zeigt. Das von Dyczek publizierte Porträt aus Novae 807 sei hingegen „already older and more experienced“, weswegen es etwas später datiert werden müsse. Erst in den Folgejahren seien die übrigen Bildnisse, zuletzt das mit Altersmerkmalen ausgestattete Porträt in Kopenhagen (Kat. 1), entstanden. Dyczek bedient sich hierbei einer methodisch fragwürdigen Vorgehensweise, welche auf biologischen Schlussfolgerungen ohne Rücksicherung durch den Münzbefund und einer nach ereignishistorischen Gesichtspunkten gewählten Büstengestaltung beruht 808. Tatsächlich lässt die Ikonographie der Münzen sowie der erhaltenen Köpfe nur einen belegbaren Schluss zu: Alle bekannten rundplastischen Porträts gehören demselben Typus an, welcher sich am ehesten mit den Münzporträts der im Jahre 236 n. Chr. entwickelten zweiten Fassung (Taf. I, 2) vereinbaren lässt809. Die Porträtgestaltung des Maximinus Thrax, der als erster 'echter' Soldatenkaiser ohne 'altrömischen' oder zumindest aristokratischen Hintergrund zum Herrscher erhoben worden war, hat aufgrund ihrer 'realistischen' Oberflächenbehandlung wiederholt zu weitgehenden Interpretationen geführt. So sind seine markanten Gesichtszüge verschiedentlich als Charakterstudie eines halb-germanischen Barbaren gedeutet und in diesem Zusammenhang sogar rassenideologisch interpretiert worden 810. Noch die jüngere Forschung tendiert dazu, das Porträt des Kaiser als bewusste Veranschaulichung eines soldatisch aufgefassten Herrscherideals zu verstehen, in welchem sich Entschlussfähigkeit und Leistungsbereitschaft ausdrückten (hier S. 301). Scheint diese Interpretation zunächst naheliegend, ergibt sich hier aufgrund der mageren Quellenlage zum anti807 808
809 810
Hier Anm. 798 c. Zudem lässt er grundlegende Ergebnisse der bisherigen Porträtforschung außer Acht. So behauptet Dyczek 2011, 377, der Kopf aus Novae stelle neben den Bildnissen im Thermenmuseum, im Kapitolinischen Museum sowie in Kopenhagen das einzig sicher zu benennende Porträt des Kaisers dar. Die etwa von Fittschen – Zanker 1985, 125 vorgelegte Replikenliste, welche außerdem die Bildnisse im Casino Aurora umfasst, findet offenbar keine Beachtung. Ähnlich Wegner – Wiggers 1971, 225; Fittschen – Zanker 1985, 125 zu Kat. 105. Vgl. etwa Lange 1938, 147: „Ein rechter Soldatenkaiser, von riesigem Wuchs und außerordentlicher Körperkraft, war er der Sohn eines Goten und einer Alanin, und es will schei nen, als ob in den kräftigen aufrichtigen Zügen seines Gesichts etwas von der germanischen Abkunft zum Vorschein käme“. Mit dem Eindringen von „Barbarenblut“ (Schweitzer 1963, 175) in die römische Kaiserherrschaft sind seine Bildnisse jedoch kaum zu erklä ren. Die Herkunft des Kaisers wurde in der Forschung wiederholt diskutiert: Hatte Altheim 1939 versucht, die germanische Abstammung des Kaisers zu bekräftigen, indem er die schriftlichen Zeugnisse entsprechend auslegte, regte sich gegen dieses Vorgehen heftiger Widerstand, dem wiederum zahlreiche Aufsätze und Gegenaufsätze folgten: Siehe v. a. Enßlin 1941; Altheim 1941; Hohl 1941; Hohl 1942; Altheim 1942. Seine Kritiker warfen Altheim schließlich ideologische Verblendung vor – vgl. bes. Hohl 1953, 5; 6; vgl. noch Momgliano 1945: „In such details there appears the best Altheim, whom we hope to meet again in more propitious times. At present one regrets to see him, even if temporarily, among those who abandon themselves to the fascination of barbarism.“ Für eine forschungsgeschichtliche Zusammenfassung siehe Gerhardt 2008, 140–143.
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5. Die Porträts
ken Kaiserporträt, durch welche dergleichen vielleicht zu belegen wäre, das Problem der wissenschaftlichen Unschärfe (ausf. hier Kap. 5.6 a). Ähnlich verhält es sich mit den Porträts der auf Maximinus folgenden Soldatenkaiser, für welche die Forschung nicht minder problematische Interpretationen vorgebracht hat. Im Porträt des Maximinus Thrax zeigen sich tatsächlich grundsätzliche, für die Folgezeit bestimmende Züge der römischen Porträtkunst, die zu Teilen bereits im Alleinherrscherbildnis Caracallas angelegt waren – beispielsweise bewegte Muskelpartien, hart aneinanderstoßende Oberflächen und markant wiedergegebene Einzelmerkmale. Es fällt nicht leicht, diesen Befund mit wirklich beweisbaren Interpretationen zu be legen (hier Kap. 5.6 a). Im Gegensatz zu dieser Form der Porträtgestaltung stehen die in der sog. klassizistischen Tradition verwurzelten Bildnisse verschiedener Prinzen, darunter auch des Maximus Caesar. Die hieraus abzuleitenden Konsequenzen werden an anderer Stelle behandelt (hier Kap. 5.6 d). Maximus Caesar (236–238 n. Chr.) Der Verfasser der Historia Augusta beschreibt den Sohn des Maximinus Thrax als hochgewachsen und betont mehrfach seine schöne Erscheinung. Er sei so gutaussehend gewesen, dass sich manche Frauen gewünscht haben sollen, von ihm geschwängert zu werden. Weiterhin zitiert die Historia Augusta einen gewissen Aelius Sabinius, dem zufolge die Schönheit des Prinzen so außerordentlich gewesen sei, dass sein schmutziger, verwester Kopf selbst im Tode noch den Schatten seines hübschen Gesichts offenbart habe811. Bei T. Pekárys Hinweis auf ein Bildnis des „Maximinus iunior“, welches der Historia Augusta zufolge von einem Blitz getroffen wurde, muss es sich indessen um ein Missverständnis handeln812: Die entsprechende Stelle betrifft vielmehr eine kleine Bildnislanze des Vaters Maximinus Thrax, die als Vorzeichen seiner Herrschaft von einen Blitz zerteilt worden sein soll813. Münzbildnisse (Taf. I, 4–5) Im Gegensatz zu seinem Vater liegen für Maximus nur zwei Fassungen des Münzporträts vor, die ikonographisch eng mit der zweiten und dritten Fassung des Maximinus verwandt sind814. Ihre weitgehenden Übereinstimmungen lassen 811 812 813 814
HA Max. duo 22, 7; 27, 1–2; 28, 3; 29, 7 u. 9; 32, 1; zur lit. Beschreibung des Prinzen auch Delbrück 1940, 40. Pekáry 1985, 133 – oder ist der Begriff „iunior“ hier lediglich zur Abgrenzung des Kaisers von Maximinus Daia gedacht? HA Max. duo 30, 2. Zu den Münzporträts des Maximus Caesar: Bernoulli 1894, 120; Delbrück 1940, 66f.; Wegner u. a. 1979, 231; Carson in BMC VI, 93; Maj 1958, 123; Kankelfitz 1976, 252 ; Alram 1989, 53f.; Haegemans 2003, 471; Haegemans 2010, 85; Provinzialprägungen: Alram 1989, 55; Fittschen – Zanker 2014, 38 mit Anm. 2; allg. RIC IV 2, 136f.; 151–152; 154– 157; Cohen IV², 521f.; 524–530; Prägestätte: Rom; zur Glyptik etwa Maj 1958, 127 Nr. 102; außerdem hier Anm. 802; 803.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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sich durch eine gemeinsame Familienphysiognomie erklären, welche der Betonung der dynastischen Zusammengehörigkeit diente. Ein dem frühen Porträt des Vaters vergleichbares Bildnis zeigen die Münzen nicht. Der Prinz scheint also zunächst nicht in der Münzprägung propagiert worden zu sein, was sich schlicht dadurch erklären lässt, dass er erst im Jahre 236 n. Chr. zum Caesar erhoben wurde815. Seine frühen Münzbildnisse (Taf. I, 5) bezeichnet R. Delbrück als 'ephebenhaft'816 und bezieht sich damit auf die gegenüber den späteren Münzen weniger markanten Züge des Prinzen. Sie ähneln den väterlichen Bildnissen der Fassung B nach M. Alram817. Ihre Erscheinung ist noch relativ kindlich. Die Nase verläuft gerade oder leicht gebogen, das Kinn steht bereits etwas vor. Die späteren Bildnisse (Taf. I, 4) finden Entsprechungen im sog. Triumphalporträt des Maximinus Thrax: Das exponierte Kinn und die mächtige Stirn verweisen eindrücklich auf die familiäre Verwandtschaft von Vater und Sohn 818. Der Prinz wirkt nun reifer, bleibt aber wie in der ersten Fassung bartlos. Maximus trägt wie sein Vater eine dem Zeitgeschmack gemäße Kurzhaarfrisur, allerdings ohne Geheimratsecken. Die von den Bildnissen des Maximinus bekannte konvexe Ausbuchtung der Schläfenhaarkontur ist im Falle des Sohnes meist zugunsten eines gestreckten Bogens zurückgenommen. Auf einigen Prägungen ist ein strähniger Absatz oberhalb des rechten Auges zu erkennen, der nach Ansicht des Verfassers für die Bestimmung von Bildnissen entscheidend ist819. Üblicherweise werden drei Köpfe in Kopenhagen 820 und ein Dresdner Porträt821 auf Maximus Caesar bezogen822. In den Kopenhagener Bildnissen, von denen zwei früher 815 816 817 818 819 820
821
822
Vgl. Alram 1989, 54; Kienast 2004, 185; Huttner 2008, 168; zur Frage, ob Maximus auch zum Augustus erhoben wurde Sijpesteijn 1987, pass. mit epigraphischen und papyrologischen Belegen. Delbrück 1940, 66. Siehe hier Tab. 2; Alram 1989, 53f. Siehe bereits L'Orange 1933, 96, der auf „Familienähnlichkeit“ hingewiesen hat. Beispiele: Alram 1989, Taf. 11, 34–6, 7/C, 36–5; Kent et al. 1973, Taf. 103 Abb. 442. Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek – 745 (Inv. 819), 746 (Inv. 823) und 759 (Inv. 826); Lit. (Auswahl): Lippold 1924, 31; Maj 1958, 124f.; Wegner – Wiggers 1971, 234f.; Poulsen 1974, 162 Nr. 165; 163 Nr. 66; 163 Nr. 167; Bergmann 1977, 32; Hausmann 1981, 384; Giuliano 1986, 48–52 Nr. II, 17; 52 Nr. II, 18 (Beitrag L. de Lachenal); Wood 1986, 66f. Anm. 1; Varner 2004, 202f. Zwar verfügen alle drei Köpfe über gewisse motivische Ähnlichkeiten, allerdings ist ein Replikenverhältnis nicht zwingend zu postulieren. In der Aus führung ergeben sich etwa deutliche Abweichungen im Bereich der Haarkontur. Auch weichen die Schädel in ihrer Grundform (insb. im Falle jünger wirkenden Kopfes 745 Inv. 819) voneinander ab. Dresden, Albertinum Inv. Hm 409 – dazu u. a. Bernoulli 1894, 121; Maj 1958, 125; Bergmann 1977, 32; Knoll – Vorster 2013, 404–407 Nr. 93 mit Abb. (Beitrag J. Raeder); ein Replikenverhältnis zu den Kopenhagener Köpfen (insb. 746 Inv. 823) ist durchaus in Betracht zu ziehen – wegen der starken Überarbeitung bleiben jedoch Zweifel bestehen. Zum frühneuzeitlichen 'Entwurf' eines Maximus-Bildnisses kürzlich Papini 2015, 177–179 Kat. 45 (Beitrag M. Papini).
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5. Die Porträts
als Teile einer Gruppe von Köpfen aus der Villa Ludovisi galten 823, soll Maximus unter anderem „wegen des ausgeprägten Kinns“ 824 zu erkennen sein. Das wohl in gallienischer Zeit umgearbeitete und später fälschlicherweise als Gordian III. ergänzte Porträt in Dresden hat M. Bergmann der Replikenliste angeschlossen, weil es den übrigen Bild nissen (abgesehen von seinen Proportionen) weitgehend entsprechen soll825. Sicherheit herrscht im Falle dieser Zuweisungen jedoch nicht; nach Ansicht des Verfassers sind sie allesamt abzulehnen: Das Kinn ist jeweils nicht so ausgeprägt, dass es die Identifikation mit Maximus zwangsläufig rechtfertigt; die Rahmung von Stirn und Schläfen durch eine fast rechtwinklig umknickende Haarkontur mit konvexer Schläfenwölbung entspricht zwar durchaus einigen Münzporträts des Prinzen, allerdings handelt sich dabei um eine wenig spezifische und damit für die Bestimmung kaum aussagekräftige Modefrisur, wie sie für Kaiser- und Privatporträts der 230er Jahre vielfach belegt ist826. Auf mehreren Münzporträt des Prinzen lässt sich charakteristische Ausbuchtung der Haarkontur am Übergang zum Stirnbereich erkennen (hier Anm. 819 für Abb.). Hierzu finden sich wiederum Entsprechungen an zwei anderen Kopenhagener Köpfen 827, die in der Vergangenheit auf verschiedene Kaiser und Prinzen des behandelten Zeitraums bezogen worden sind und zueinander in einem klaren Replikenverhältnis stehen 828. Auch in stilistischer Hinsicht erscheint ihre Datierung in die fortgeschrittenen 230er Jahre legitim829. In der Profillinie bestehen Übereinstimmungen mit den Münzporträts des Maximus Caesar. Dieser Eindruck bestätigt sich besonders im Hinblick auf die Kinnpartie, welche an einem der beiden Bildnisse noch intakt ist. Der Verfasser versteht die beiden Kopenhagener Köpfe 747 (Kat. 6) und 748 (Kat. 7) aus den genannten Gründen als alleinige Porträts des Prinzen830. Im Hinblick auf die kaiserliche Selbstdarstellung lassen sich anhand der Porträts zwei grundsätzliche Repräsentationsaspekte konstatieren: Zum einen sind enge motivische Gemeinsamkeiten zwischen der Ikonographie des Maximus Caesar und derjenigen seiner Eltern Maximinus Thrax und Diva Paulina ersichtlich (dazu hier S. 237 u. 319)831. Die Herausstellung dieser weitgehenden Ähnlichkeiten muss der ikonographischen 823 824 825 826 827 828 829 830
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Fittschen 1977c, 319f.; siehe auch oben zu Maximinus Thrax. Bergmann 1977, 32. Bergmann 1977, 32; folgend u. a. J. Raeder, in Knoll – Vorster 2013, 404–407 Nr. 93, spez. 406. Vgl. etwa die Ikonographie des Philippus minor (siehe unten). Kopenhagen (Ny Carlsberg Glyptothek) 747 (Inv. 821) und 748 (Inv. 822). Zu den verschiedenen Vorschlägen Wegner u. a. 1979, 45, der sich selbst für Philippus minor ausspricht. Dazu auch Fittschen 1978, 152. Ähnlich etwa von Heintze 1964, 161, welche den Repliken auch das Bildnis Kopenhagen 745 anschließt. Diese Entscheidung ist jedoch unzulässig, weil es sich bereits wegen der abweichenden Haarkontur keinesfalls um eine Replik der Bildnisse 747 und 748 handeln kann; auch Fittschen 1978, 152 führt gute Gründe für die Zuweisung der Köpfe 747 und 748 an Maximus Caesar an. Der Prinz ist auf einigen Gemmen zusammen mit seinem Vater abgebildet; dazu hier Anm. 802; 803; daneben sind dem Verf. folgende Stücke mit Darstellung des Maximus Caesar bekannt:
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
145
Betonung der dynastischen Zusammengehörigkeit gedient haben (hier Kap. 5.6 e) 832. Zum anderen ergeben sich trotz dieser motivischen Gemeinsamkeiten auch deutliche Abweichungen in der stilistischen Ausführung. So zeichnen sich die Bildnisse des Prinzen im Gegensatz zu denen des Vaters durch ihre beruhigten Einzelmerkmale und ihre geglättete Gesamterscheinung aus833. Diese gegensätzliche Porträtgestaltung stellt ein wiederkehrendes Phänomen der frühen Soldatenkaiserzeit dar, aus dem sich wiederum inhaltliche Aussagen ableiten lassen (ausf. hier Kap. 5.6 d). Dabei ging es wahrscheinlich darum, die Nachfolger gemäß eines „höfischen“ bzw. „antoninisch-severischen“ Prinzenideals zu stilisieren, das sich im Falle des Maximus Caesar möglicherweise auch anhand der schriftlichen Quellen nachweisen lässt834.
832
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a) Collection of the late Maxime Valley – urspr. Evans Collection; dazu Richter 1971, 118f. Nr. 586 mit Abb.; für Maximus Caesar spricht u. a. das exponierte Kinn. Vgl. auch die von Richter 1971, Abb. 586 abgebildete Vergleichsmünze, welche über eine ähnliche in kurzen Strähnen wiedergegebene Haarkappe verfügt. b) Rom, DAI, Slg. Cades Nr. 585 – dazu etwa Maj 1958, 127 Nr. 102 mit Taf. 10 Abb. 35; auch in diesem Falle sprechen das exponierte Kinn sowie die Haargestaltung für Maximus Caesar als Dargestellten. Ein weiteres für die Ikonographie des Prinzen typisches Merkmal stellt die große Nase dar; vgl. dazu auch die von Maj 1958, Taf. 10 Abb. 33 abgebildete Vergleichsmünze. Für die gemeinsame Aufstellung von Bildnissen des Prinzen zusammen mit seinem Vater siehe bspw. IRT 00452; IRT 00453 (forum vetus in Leptis magna); Deppmeyer 2008, 422 zu Kat. 223 gibt als Stiftungsjahr für die Maximinusstatue u. a. 225/226 n. Chr. an – dabei muss es sich um einen Tippfehler handeln: Gemeint ist wohl die ebenfalls angegebene Datierung auf 235/236 n. Chr.; die Bezeichnung des Sohnes als Caesar weist auf eine Aufstellung zwischen 236 und 238 n. Chr.; zum Forum und seinen Statuen Kleinwächter 2001, 236–239; zu den Baseninschriften des Forums Bejor 1987, 101–116. Dazu etwa von Heintze 1959, 178–180; spez. 180: „(...) Jener [Maximinus Thrax] wird als finsterer Barbar und Soldat durch äußere Mittel wie harte, aneinanderstoßende Flächen, Muskelverzerrungen, grobe Meißelschläge als Haargliederung gekennzeichnet, während dieser [Maximus Caesar] in der severischen Tradition des romantischen Prinzenporträts verharrt. Dieser Unterschied in der Anwendung der Stilmittel findet sich aber auch bei kurz aufeinanderfolgenden Kaisers, je nachdem aus welcher Sphäre sie kommen.“; auch Lippold 1968, 87f. hat darauf hingewiesen, dass sich das Porträt des Maximus an klassizistischen Idealen orientierte, „um damit (...) die Legitimität des Herrschaftsanspruches sei nes [sc. des Maximinus Thrax] von ihm zum Caesar erhobenen Sohnes gleichsam noch zu unterstreichen“; die Idee wird ähnlich noch von Haegemans 2003, 471 („Maximinus stove to present his son as an intellectual, beautiful young successor, and so worthy of a predecessor as Severus Alexander“) und Haegemans 2010, 86–88 vertreten; siehe auch die hier in Anm. 1648 angegebene Lit. So attestiert ihm die literarische Überlieferung eine ganz im Gegensatz zu seinem 'halbbarbarischen' Vater stehende, erlesene Bildung; Lippold 1968, 86 sieht hierin keine literarische Erfindung, zumal die Voraussetzungen zur Erlangung eines hohen Bildungsstandes bereits durch den in severischer Zeit erfolgten sozialen Aufstieg der Familie und die eheliche Verbindung des Maximinus Thrax mit Caecilia Paulina gegeben waren; laut HA, Max. duo, 29, 6–7 soll Maximinus Thrax sogar brieflich bestätigt haben, dass er sich mit der Erhebung seines Sohnes erhoffte, Senat und Volk einen würdigen Nachfolger vel in pictura vel in veritate als schönsten aller Herrscher zu präsentieren.
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5. Die Porträts Gordian I. und Gordian II. (238 n. Chr.)
Die Ikonographie der Kaiser Gordian I. und Gordian II. lässt sich aufgrund ihrer engen Übereinstimmungen am besten gemeinsam besprechen 835. Porträts des älteren Kaisers finden kurze Erwähnung bei Herodian, der berichtet, dass man die Ehrenzeichen des Maximinus Thrax (τοὓ Μαξιμίνου τιμὰς) in den afrikanischen Städten niedergerissen und durch Bildnisse und Statuen ( εὶκόσι δὲ καὶ ὰνδριᾶσι Γορδιανοὓ) des neuen Kaisers ersetzt habe836. Der Verfasser der Historia Augusta sagt beiden Herrschern äußerliche Ähnlichkeiten zu berühmten republikanischen bzw. frühkaiserzeitlichen Persönlichkeiten nach: Gordian I. soll dem Augustus, sein Sohn Gordian II. dem Pompeius geglichen haben. Derartige Vergleiche fallen in den Bereich der literarischen Überhöhung; entsprechend legt dieselbe Stelle noch Gordian III. Ähnlichkeiten zu Scipio Asiaticus bei837. Die im nordafrikanischen Thysdrus erhobenen Kaiser führten der Historia Augusta zufolge ihre Herkunft auf die Scipionen, auf die Gracchen sowie auf Trajan zurück; ihre enge Verbundenheit zu Africa drückte sich dabei durch die Beilegung mehrerer Spitznamen aus838. Auf den Münzen ist von solchen Bezügen jedoch keine Spur wiederzuerkennen839. Herodian beschreibt Gordian I. als Greis jenseits der 80 Jahre. Der Kaiser muss allerdings in Wahrheit etwas jünger gewesen sein 840. Sein Sohn Gordian II., der seinen Vater als legatus consularis nach Africa begleitet hatte, befand sich während der Erhebung längst im Erwachsenenalter und hatte es zuvor bereits bis zum (Suffekt-)Konsulat gebracht841. Die Überlieferung legt dem älteren Gordian einen leicht untersetzten, 'römischen' Wuchs sowie ergraute Haare bei. Er soll zudem ein breites Gesicht mit herrschaftlichen Züge besessen haben 842. Sein genießerischer und doch für seine Belesenheit gerühmter Sohn war angeblich von auffälliger Erscheinung 843. So bezeichnet ihn der Verfasser der Historia Augusta etwa als corporis vasti844. Münzbildnisse (Taf. I, 7–8) Die gemeinschaftliche Herrschaft der beiden Kaiser war lediglich auf wenige Wochen bemessen. Dennoch lassen sich vergleichsweise viele Münzen für die Untersuchung heranziehen845. Wegen des gut belegten numismatischen Materials ist wiederholt die Vermutung aufgestellt worden, dass die von Gordian I. und II. 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844
Dieses Vorgehen ist bes. im Hinblick auf die Bestimmung der Wirkungsabsichten ihrer Herrscherbildnisse sinnvoll (siehe unten). Herodian. 7, 5, 8; Whittaker 1970, 188 Anm. 2. HA Gord. 21, 5. HA Gord. 2, 2; 5, 6–7. Siehe bereits Delbrück 1940, 68. Herodian. 7, 5, 2; zu Karriere und Alter des Kaisers Grasby 1975, pass.; folgend Müller 1996, 335f.; bereits Bernoulli 1894, 122 hat angemerkt, dass die Münzbildnisse des Kaisers nicht mit dem literarisch überlieferten Alter zu vereinbaren sind. HA Gord. 18, 5; vgl. Kienast 2004, 190. HA Gord. 6, 1; zur Erscheinung des Kaisers in der lit. Überlieferung Delbrück 1940, 40. HA Gord. 17–21. HA Gord. 21, 2.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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getragene Revolte gegen Maximinus Thrax von langer Hand geplant gewesen sei. Zu den im Vorfeld getroffenen Maßnahmen soll auch die Vorbereitung von Münzen gehört haben. Diese Annahme lässt sich allerdings nicht sicher verifizieren846. Die Münzporträts der beiden Herrscher zeigen jeweils hochrechteckige Köpfe, deren Profillinien im Falle des älteren Gordian I. etwas markanter konturiert sind. Die Nasen der Kaiser sind zumeist gekrümmt und laufen an der Spitze leicht abgerundet aus. Das Kinn ist jeweils prominent wiedergegeben und erinnert darin noch gelegentlich an die Münzbildnisse des Maximinus Thrax. Gordian I. (Taf. I, 7) wirkt durch die Angabe von Alterszügen insgesamt etwas hagerer als sein Sohn: Das Fleisch ist unterhalb der Wangenknochen leicht eingefallen; die Nasolabialfalten treten deutlicher hervor847. Gordian II. (Taf. I, 8) zeichnet sich hingegen durch etwas weichere, runde Formen aus, die dem Gesicht eine relativ glatte Oberfläche verleihen. Trotz seiner insgesamt jüngeren Erscheinung ist der Haaransatz im Falle Gordians II. bereits bis auf den Hinterkopf zurückgezogen, wodurch sich eine gewölbte Stirn offenbart. Das Schläfenhaar springt dem gegenüber auf einigen Münzen weit vor. Das Haupthaar des Vaters ist etwas fülliger und schließt die Stirn nach oben hin klar konturiert ab. Beide Kaiser tragen jeweils einen kurzen Bart 848; auf manchen Münzen ist er allerdings kaum oder gar nicht erkennbar. Die Bestimmung rundplastischer Bildnisse ist im Falle beider Kaiser bereits aufgrund der wenig aussagekräftigen Münzporträts und im Hinblick auf ihre kurze Regierungszeit schwierig849. Für keinen der beiden Prätendenten lassen sich überzeugende Porträtköpfe benennen850. Ein wiederholt auf Gordian I. bezogenes Bildnis im Kapitolini845
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847 848 849 850
Zu den Münzporträts der älteren Gordiane: Delbrück 1940, 68; Wegner – Wiggers 1971, 236f.; Carson in BMC VI, 97; Maj 1958, 127f., 133; Kankelfitz 1976, 254; 256; Huttner 2008, 171; Kampmann 2011, 272; allg. RIC IV 2, 158–164; Cohen V², 2–7; Prägestätte: Rom; zur Glyptik etwa Maj 1958, 132 Nr. 111–113, 134 Nr. 118. Dagegen u. a. Lippold 1968, 74; Dietz 1980, 343; Huttner 2004, 197; Huttner 2008, 171f.; zur Diskussion auch Townsend 1955, pass.; spez. 50f.; 60; 64f.; Whittaker 1970, 187 Anm. 3; Haegemans 2003, 472; Haegemans 2010, 153–158; vgl. dazu Rez. Wiegels 2013b, 29; zur möglichen Vorbereitung rundplastischer Bildnisse Fittschen – Zanker 1985, 127 Anm. 4; für weitere Lit. zum sog. Sechskaiserjahr siehe hier Anm. 275. Beispiel: Wegner 1971, Taf. 73 a. Deutlich zu erkennen etwa bei Wegner 1971, Taf. 73 a (Gordian I.) und Taf. 73 f (Gordian II.) Zu den Schwierigkeiten im Umgang mit der Ikonographie der Kaiser Bernoulli 1894, 122f.; von Heintze 1956, 62f.; Wegner – Wiggers 1971, 236f. Für die ältere Forschung siehe zusammenfassend Wegner – Wiggers 1971, 236–240; Beispiele: Gordian I.) eine Büste im Howard Castle – von Heintze 1956, 63 identifiziert das Bildnis als Gordian I.; folgend etwa Maj 1958, 128 Nr. 103; dagegen u. a. Wegner – Wiggers 1971, 238; Borg u. a. 2005, 107f. Kat. 56 mit Taf. Abgesehen davon, dass sich keine Repliken für dieses Porträt erweisen lassen (dazu Borg S. 108 Anm. 14), sprechen auch mehrere ikono-
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5. Die Porträts
schen Museum wurde von K. Fittschen versuchsweise als 'Privatporträt' des Kaisers (mit Fragezeichen) aus der Zeit vor seiner Erhebung identifiziert. Tatsächlich bestehen durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu dessen Ikonographie. Im Detail reichen die Übereinstimmungen jedoch nicht aus, um die Benennung auf den Senator und nachmaligen Kaiser zwangsläufig zu rechtfertigen851. Der Vergleich ist ohnedies müßig, weil die Münzbildnisse erst im Jahre 238 n. Chr. entwickelt worden sein können und das früher anzusetzende 'Privatporträt' nicht unbedingt dazu vergleichbar sein muss852. Daneben existiert ein durch Eichenlaubkranz 853 und Medaillon als Kaiserbildnis ausgewiesenes Porträt in Tunis, welches von Teilen der älteren Forschung und bis in jünge re Zeit auf Gordian I. bezogen worden ist854. Seine Zuweisung lässt sich allerdings weder ikonographisch noch stilistisch rechtfertigen. Bereits die von tiefen Furchen durch-
851
852 853 854
graphische Details gegen die Identifikation mit dem durch Münzen bekannten Gordian I. Hierzu gehören die Profillinie (die hakenförmige Rekonstruktion der Nase ist in diesem Zusammenhang ausgesprochen suggestiv), der Verlauf der Haarkontur im Schläfenbereich sowie die vergleichsweise ältliche Durchformung der Gesichtszüge. Gordian II.) ein Kopf auf moderner Büste in Rom – (zwischenzeitlich Museo Capitolino, Stanza degli Imperatori 67; Konservatorenpalast; Galleria; Palazzo Braschi Inv. 478; zur Zeit: Musei Capitolini Clementino, Prima Sala, Inv. 478), den von Heintze 1956, 64 (mit Taf.) mit Verweis auf Ähnlichkeiten zum angeblichen Bildnis Gordians I. im Castle Howard (siehe oben) als Gordian II. Identifiziert; folgend Maj 1958, 128 Nr. 103; dagegen u. a. Wegner – Wiggers 1971, 240; Gräfin von Schlieffen 1935, 107 (gegen Balbinus); entschieden dagegen Fittschen u. a. 2010, 145f. Kat. 143 (Privatporträt) mit überzeugender Datierung spätestens um 230 n. Chr.; gegen Gordian II. sprechen bereits die für die spä ten 230er Jahre uncharakteristische Behandlung der Haare sowie der Verlauf der Stirnhaarkontur, welche im Falle des in Nordafrika erhobenen Kaisers eine mächtige, kahle Wölbung offenbart. Rom, Museo Capitolino, Stanza degli Imperatori 48 Inv. 475 – Fittschen – Zanker 1985, 123f. Kat. 104 mit Taf. und älterer Lit.; jüngst für Gordian I. mit Fragezeichen auch La Rocca u. a. 2015, 351 Nr. I.35 (Beitrag G. Colugnati); wie etwa Borg u. a. 2005, 108 zu Kat. 56 bemerkt hat, weist das Bildnis stilistisch in severische Zeit. Die Gestaltung der Profillinie, der Verlauf der Haarkontur sowie der bis auf den oberen Halsbereich fallende Vollbart lassen sich relativ gut mit der Münzikonographie des Kaisers vergleichen. Gegen die Zuweisung sprechen jedoch die eher kubische als längliche Form des Schädels sowie der Mangel an Repliken, die im Falle einer hochstehenden Persönlichkeit wie des konsula ren Statthalters Gordian sicherlich existiert haben dürften. Zum Problem auch Borg u. a. 2005, 108 zu Kat. 56. Zwar verweist der Eichenlaubkranz tendenziell auf Kaiserbildnisse, allerdings muss dies nicht immer zutreffen; dazu Massner 1988, pass.; spez. 250; ausf. zur corona civica im kaiserzeitlichen Münzbild Bastien 1992, 91–102. Tunis, Musée du Bardo, Inv. 3212 – für Decius etwa von Heintze 1956, 63f. (mit Taf.); in jüngerer Zeit noch Rößler 1993, 325, der die Zuordnung für möglich hält; siehe auch Borg u. a. 2005, 108 zu Kat. 56; dagegen etwa Maj 1958, 129 Nr. 104 (fragwürdig); Wegner – Wiggers 1971, 239f. mit weiterer Lit.; Fittschen – Zanker 1985, 135 Anm. 15b; siehe auch Grasby 1975, 126 (ohne Festlegung). Gegen Gordian I. sprechen neben den hier vorgebrachten stilistischen Einwänden auch die viel zu hagere Gesamterscheinung sowie die stark zerfurchte Physiognomie, welche auf den Münzen nicht in diesem Maße wiedergegeben ist.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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zogene und im Kontrast von Schatten- und Lichtpartien bewegte Oberfläche weist stilistisch auf die Jahrhundertmitte. Es bietet sich insofern ein Vergleich mit Traianus Decius an (siehe unten). Dessen ikonographische Einzelmerkmale lassen bei genauerer Prüfung allerdings auch keine sichere Identifikation des Porträts zu 855. Der Kopf bleibt bis auf Weiteres nicht benennbar. Trotz der oben genannten Detailunterschiede zwischen den Münzporträts von Gordian I. und Gordian II. sind sich Vater und Sohn in ihrer Gesamterscheinung sehr ähnlich. Es liegt die Vermutung nahe, dass ihrer Konzeption eine bewusste Betonung des verwandtschaftlichen Verhältnisses zugrunde lag. Im Vergleich zu anderen Paarungen von Vätern und Söhnen in der zeitgenössischen Kaiserikonographie (vgl. Kap. 5.6 d) ist das Gegensatzpaar von jung und alt im Falle der beiden nordafrikanischen Herrscher weniger scharf skizziert. Dies lässt sich am ehesten damit erklären, dass Gordian II. bei Regierungsantritt eben kein Jüngling mehr war, sondern als erfahrener Senator und ehemaliger Suffektkonsul bereits in einem Alter jenseits der 40 Jahre stand 856. Zwischen Vater und Sohn ließ sich insofern vielmehr eine gewisse Gleichrangigkeit betonen, die sich auch in der Titulatur widerspiegelte. Auf den Münzen sind die beiden Kaiser darin nicht zu unterschieden. Pupienus (238 n. Chr.) Der Verfasser der Historia Augusta berichtet von Ehrenzeichen und Bildnissen der Senatskaiser und Gordians III. sowie deren Bewilligung durch den Senat. Dabei geht es um Bildnisse mit Elefanten, Triumphwagen, Reiterstandbilder und Tropaea (statuas cum elephantis (...) currus triumphales (...) statuas equestres (...) tropaea)857. Ein weiterer Hinweis findet sich bei Herodian: Nach der Belagerung ihrer Stadt sollen die Aquileienser lorbeergeschmückte Bildnisse der neuen Herrscher hervorgeholt haben, welche den Truppen des kurz zuvor ermordeten Maximinus Thrax präsentiert wurden858. In der Historia Augusta wird Pupienus als vultu gravissimus et retorridus, statura procerus, corporis qualitate sanissimus bezeichnet859. Im Hinblick auf seine äußere Erscheinung lassen sich „Affinitäten zwischen den Beschreibungen des Maximinus Thrax (...) und des Pupienus“ anführen860. Der Kaiser muss bei Regierungsantritt bereits über 70 Jahre alt gewesen sein861.
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Zu den Merkmalen im Einzelnen Fittschen – Zanker 1985, 135 Anm. 15b mit weiterer Lit. Zu den Lebens- und Herrschaftsdaten Kienast 2004, 190. HA Max. duo 26, 5; Deppmeyer 2008, 410 Kat. 213 behandelt diese „Statuengruppe“, geht aber fälschlicherweise davon aus, dass mit dem in der Historia Augusta genannten Maximus (=Pupienus) Maximinus Thrax gemeint sei; vgl. Fittschen 2009, 1130. Herodian. 8, 6, 2; Pekáry 1985, 119. HA Max. Balb. 6, 2; zur Beschreibung des Kaisers in der Historia Augusta Delbrück 1940, 41; Brandt 1996, 159–161 K 64. Brandt 1996, 160 zu K 64. Zu den Lebens- und Herrschaftsdaten Kienast 2004, 191f.
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5. Die Porträts Münzbildnisse (Taf. I, 9) Die Münzbildnisse862 des kurzlebigen Senatskaisers zeigen ihn als hageren Mann mit Alterszügen und hochrechteckigem Schädelbau. Zu den wiederkehrenden Merkmalen gehören eine in Falten gelegte Stirn, tiefe Nasolabialfurchen sowie manchmal schwer lastende Tränensäcke unterhalb der Augen. Über der Nasenwurzel springt eine markante Glabella hervor. Die deutliche Wiedergabe des orbitalen Knochengerüsts trägt zusätzlich zur ältlichen Gesamterscheinung des Kaisers bei. Der Ansatz des kurz geschnittenen Haupthaares verläuft auf Höhe der Schläfen gewölbt und ist im Stirnbereich leicht geschwungen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters besitzt Pupienus nur leichte Geheimratsecken. Er verfügt immer über einen charakteristischen, in langen Strähnen nach vorne frisierten Vollbart, der sich so für keinen anderen Kaiser des behandelten Zeitraums belegen lässt. Vereinzelt weisen die Bartfransen auch nach unten wie etwa auf einem Siegelring in München863. Auf den meisten Münzen zeichnet sich ein für Pupienus charakteristisches Merkmal ab, das auch bei der Bestimmung rundplastischer Porträts bedeutend sein wird: Es handelt sich um eine aus dem Bart herausgelöste und von dort in den Halsbereich fallende Strähnengruppe864.
Unter den für Pupienus vorgeschlagenen rundplastischen Porträts halten insgesamt vier Exemplare dem numismatischen Vergleich stand (Kat. 8–11). Zu dieser Reihe wird oft auch ein Kopf in norddeutschem (früher Osloer) Privatbesitz gezählt 865. Das Bildnis unterscheidet sich allerdings in mancher Hinsicht von den vier genannten Repliken. So besitzt es beispielsweise weniger Stirnfalten und ist in seiner Ausführung insgesamt blockhafter. Entscheidend ist die fehlende Wiedergabe der in den Halsbereich fallenden Bartsträhnen. In der Vorderansicht zeigt sich zudem, dass der Bart nicht nur anders ausgeführt, sondern auch in motivischer Hinsicht unterschiedlich konzipiert ist. Von einem positivistischen Standpunkt aus betrachtet muss das Bildnis daher ausgeschlossen werden. 862
863 864 865
Zu den Münzbildnissen des Pupienus: Delbrück 1940, 69; Wegner – Wiggers 1971, 242f.; Carson in BMC, 101; Maj 1958, 135; Fittschen – Zanker 1985, 126f. zu Kat. 10; allg. RIC IV 2, 165–168; 173–176; Cohen V², 13–19; Prägestätte: Rom; zur Glyptik etwa Maj 1958, 139f. Nr. 131–132; außerdem hier Anm. 1673. Hier Anm. 1673 a. Deutlich zu erkennen etwa bei Wegner 1971, Taf. 74 b oder auf einer Münze der OnlineAuktion G. Hirsch Nr. 287 (http://www.coinhirsch.de/AUDaten/286–288/WWWOut/ 02409–WWW.jpg; letzter Zugriff 26.11.2016). Ehem. Olso, Slg. Trygve Hoffs; jetzt Hannover – dafür u. a. Hausmann 1981, 384; Fittschen 1978, 152 Anm. 38; Fittschen – Zanker 1985, 126; Mlasowsky 2006, 83f. Kat. 16 mit Taf. und weiterer Lit.; Fless u. a. 2006, 204 Nr. 552 (Abguss); für ein Privatporträt Sande 1991, 85f. Nr. 70. Neben den hier im Fließtext gegen die Zuweisung angeführten Argumenten ist auch auf physiognomische Unterschiede hinzuweisen. Das Bildnis entbehrt einiger der für Pupienus typischen Altersmerkmale; so lassen sich keine Krähenfüße erkennen; das Fleisch ist unterhalb der Wangenknochen weniger stark eingefallen; die Tränensäcke zeichnen sich nicht so deutlich ab wie auf den hier anerkannten Repliken.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Als vermeintliches ikonographisches Alleinstellungsmerkmal stellt die für zeitgenössische Kaiserporträts einzigartige Barttracht eine Stolperfalle bei der Suche nach rundplastischen Bildnissen dar. So werden Porträts mit langen Bärten in der Forschung oft vorschnell auf Pupienus bezogen, obwohl ihre sonstigen Merkmale diese Entscheidung nicht rechtfertigen866. Ein anschauliches Beispiel stellt die Ganzkörperstatue eines bärtigen Mannes im Louvre dar, gegen deren Zuweisung bereits J. J. Bernoulli zu Recht protestierte867. H. G. Niemeyer hat wiederum eingewandt, dass „im 3. Jh. n. Chr. eine einheitliche Bildprägung für das Porträt eines einzelnen Kaisers gar nicht zu erwarten“ sei und die von den Münzbildnissen grundverschiedene Frisur des Porträts als realistische Form verstanden werden müsse868. Dieser Behauptung liegt ein argumentativer Zirkelschluss zugrunde, der die einzig zulässige Methode einer auf Vergleichsstücken beruhenden Bildnisbestimmung ad absurdum führt. Als weiteres Beispiel für das hier besprochene Problem ist ein vollbärtiges Commodus-Porträt im Palazzo Ducale zu nennen, welches noch von E. R. Varner wegen seiner kurzen Haare als Umarbeitung in ein Bildnis des Pupienus (mit Fragezeichen) gedeutet wird. Tatsächlich weisen jedoch keine Indizien auf eine solche Umarbeitung hin869. Dasselbe gilt für ein weiteres Bildnis des Commodus im Vatikan, das in Teilen der Forschung ebenfalls als Umarbeitung in ein Porträt des Senatskaiser gilt870. Die Porträtgestaltung des Pupienus ist im Hinblick auf seinen langen Bart wiederholt als Ausdruck der Rückbesinnung auf ein antoninisch-severisches Herrscherideal oder sogar als direkte imitatio der antoninischen Kaiser, insbesondere des Marcus Aurelius, gedeutet worden871. Diese Ansicht wird noch jüngst von F. Licordari vertreten, welche Ähnlichkeiten zu Marcus Aurelius und Septimius Severus erkennt und einen Ver866
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Für Privatporträts sind lange Bärte im 3. Jh. hingegen mehrfach belegt; vgl. Fittschen u. a. 2010, 166 Anm. 1–2 mit Beispielen; ein ähnliches Problem bei der Bestimmung rundplastischer Porträts ergibt sich für die untersetzte Erscheinung des Mitkaisers Balbinus (siehe unten). Bernoulli 1894, 126f. Paris, Louvre MA 1059 – Niemeyer 1968, 112f. Nr. 126; gegen die Zuweisung u. a. Bernoulli 1894, 126f.; Wegner – Wiggers 1971, 244; de Kersauson – Pasquier 1996, 452f. Nr. 211 (mit Abb.; siehe dort auch für weitere Lit.); dagegen sprechen v. a. die viel zu füllige Haarkappe mit gänzlich verschiedener Kontur, die plastisch ausgeführten, mit Bohrkanälen versehenen Locken, die Binnengestaltung und Formgebung des Bartes sowie die im Detail abweichende Wiedergabe der physiognomischen Formeln. An eine Datierung in das fortgeschrittene 3. Jh. ist keinesfalls zu denken. Mantua, Palazzo Ducale Inv. 6812i – Varner 2004, 270f. Nr. 6.5 mit Lit.; dagegen Fittschen 2012, 643; vgl. auch Trunk 1995, 97 Anm. 15; tatsächlich handelt es sich bei der kürzer geschorenen Haarkappe um ein Merkmal, welches sich für die spätesten Münzen des Commodus (mit Löwenhaupt) belegen lässt und in der Rundplastik durch dieses und ein weiteres Bildnis (hier Anm. 870) vertreten ist; dazu Fittschen – Zanker 1985, 87 zu Kat. 78; 89 Anm. 10 (Münzbelege); siehe auch Bergmann 1982, 145f.; für Commodus bereits Levi 1931, 66 Kat. 141 (mit Fragezeichen; dort auch mit Abb.). Vatikan, Galleria Chiaramonti Inv. 1613 – Varner 2004, 271 Nr. 6.6 postuliert eine Umarbeitung und erkennt Ähnlichkeiten mit Pupienus; für Pupienus auch Prusac 2011, 142. Wie im Falle des Porträts im Palazzo Ducale (hier Anm. 869) müsste die Umarbeitung des Commodus-Porträts zunächst bewiesen werden; siehe dazu Fittschen 2012, 643.
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5. Die Porträts
gleich mit Macrinus zieht872. Tatsächlich stand der Vollbart zur Zeit des Pupienus bereits in einer langen ikonographischen Tradition des 2. und frühen 3. Jhs. n. Chr. Einiges deutet darauf hin, dass die unter Hadrian in die Reichskunst eingeführte Mode zunächst keineswegs an zivilen oder philosophischen Idealvorstellungen orientiert war, sondern vielmehr genuin auf militärische Kreise zurückging 873. In den folgenden Jahrzehnten wurde der üppige Vollbart jedoch zunehmend mit anderen Eigenschaften wie Intellekt und Bildungsbeflissenheit assoziiert. In diesem Sinne war der Bart ein geradezu programmatisches Merkmal der antoninischen und severischen Herrscher. Die Vermutung, dass es sich bei der Bartmode des Pupienus um einen bewussten Verweis auf deren als vorbildlich empfundene Herrschaftsweise handelte, trifft wohl prinzipiell das Richtige. Eine ähnliche Bartgestaltung lässt sich jedoch auch für Privatporträts der Soldatenkaiserzeit belegen, weswegen diese Annahme zumindest kritisch zu hinterfragen ist874. Darüber hinaus ist nicht sicher zu bestimmen, ob bei der Entwicklung des Pupienusporträts tatsächlich die Rückbesinnung auf einen bestimmten Kaiser Pate stand, und wenn ja, auf welchen Herrscher (etwa Marcus Aurelius oder Septimius Severus) sich dieser Verweis bezog. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass die Darstellungsweise hier ein allgemeines, konservatives Herrscherideal bediente, indem die Konzeption auf eine als positiv bewertete, vergangene Periode des römischen Kaiser tums verwies. Davon abgesehen muss das Porträt des Pupienus durchaus als konzeptionelles Erzeugnis seiner Zeit verstanden werden: Seine hagere Gesamterscheinung ist durch das Zusammenspiel verschiedener Falten und Muskelpartien bestimmt; mit ihrer bewegten Oberfläche und den konzentrierten Zügen erfüllt diese Gestaltung die Ansprüche eines 'typischen' Herrscherporträts der frühen Soldatenkaiserzeit. Dabei bestehen deutliche Unterschiede zur 'schlaffen' Ikonographie des dicklichen Balbinus (hier S. 153ff.). Durch andere Gattungen lässt sich belegen, dass die concordia der Senatskaiser ein 871
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Dazu u. a. Fittschen 1978, 152 Anm. 38; Fittschen 1979, 585f.: „Die einzigen Kaiser des 3. Jahrhunderts, die in imitatio Marci einen längeren Bart getragen haben, waren Septimius Severus, Macrinus, Pupienus und Tacitus.“; Fittschen – Zanker 1985, 127 zu Kat. 106 mit Anm. 7; Bastien 1992, 28; Kleiner 1992b, 365; Brandt 1996, 160f. zu K 64; Mlasowsky 2006, 84 zu Kat. 16: „Der längere Bart [sc. des Pupienus] jedoch verkörperte eine andere Haltung des Kaisers, deren Vorbild, wie bei seinen Vorgängern Macrinus und Septimius Severus in dessen 'Adoptionstypus', auf die Regentschaft des als vorbildlich geltenden Marc Aurel zurückgeht. Der Bart belegte zur Zeit der Antoninen die authentische Hinwendung zum Griechentum und zur Philosophie. Sie spiegelte damit das Ideal des gebildeten und gerechten Herrschers wider, eine Attitüde, der sich wohl auch Pupienus verpflichtet fühlte.“; Haegemans 2010, 176f. F. Licordari in La Rocca u. a. 2015, 352 zu Kat. I.36; laut Herodian 5, 2, 3f. versuchte Macrinus bewusst, Marcus Aurelius in Sprechweise und Barttracht nachzuahmen. Zur Einführung, Entwicklung und Bedeutung der üppigen Barttracht in die römische Kunst seit Hadrian Fischer-Bossert 2001, 149–152 mit weiterer Lit. Dazu Fittschen – Zanker 1985, 127 zu Kat. 106 mit Verweis auf Fittschen u. a. 2010, 165f. Kat. 163; zu bärtigen Intelektuellenbildnissen in der Kunst des 3. Jhs. n. Chr. Zanker 1995, 261–267; dazu auch Fischer-Bossert 2001, 148f.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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zentrales Motiv ihrer Herrschaftsrepräsentation darstellte 875. Die so verschiedene Bildnisgestaltung der beiden Kollegen widerspricht diesem Konzept insofern nur scheinbar: Ihrer Gegensätzlichkeit könnte vielmehr eine bewusste Repräsentationsstrategie zu Grunde gelegen haben, welche der Betonung verschiedener Herrschaftsideale diente (ausf. hier Kap. 5.6 c). Balbinus (238 n. Chr.) Der Historia Augusta lassen sich Nachrichten zur Bewilligung von Ehrenzeichen und Statuen der Senatskaiser sowie Gordians III. entnehmen (hier S. 149). Herodian gibt außerdem an, dass die Bewohner von Aquileia den Truppen des Maximinus Thrax lorbeergeschmückte Porträts der neuen Herrscher präsentiert hätten (hier S. 149). Der Historia Augusta zufolge war Balbinus – der auf den Münzen als dicklicher Kaiser charakterisiert ist – von auffallender Erscheinung, hochgewachsen und dem Genuss von Speisen und Getränken zugetan876. Anders als die schriftlichen Quellen bezeugen, muss er der Chronologie seines senatorischen Werdeganges entsprechend etwas älter als sein Kollege Pupienus gewesen sein877. Münzbildnisse (Taf. I, 10) Die Münzporträts878 zeigen Balbinus als untersetzten Mann im fortgeschrittenen Alter. Sein rundlicher Kopf verfügt über schlaff-untersetzte Gesichtspartien, deren Fettpolster seiner Erscheinung einen grundverschiedenen Eindruck im Vergleich zu seinem Mitregenten Pupienus verleihen 879. Die Behandlung der kurzgeschorenen Haare unterscheidet sich hingegen kaum von den Frisuren anderer zeitgenössischer Kaiser. Unterhalb der eingeschnittenen Geheimratsecken vollführt das Schläfenhaar eine S-Kurve, deren Intensität im Spektrum der Prägestempel variiert. Der kurzrasierte, oft strähnige Bart des Kaisers franst unterhalb des Halsansatzes aus und ist nicht immer deutlich wiedergegeben. Seine in Falten 875 876 877 878
879
Siehe etwa Alföldi 1999, 146; außerdem hier Anm. 288. HA Max. Balb. 7, 4; 7, 6; dazu Brandt 1996, 166f. K 71; 168f. K 74; dort auch zur Bildung von 'Stereotypen' im Vergleich von Pupienus und Balbinus; siehe auch Delbrück 1940, 41. HA Max. Balb. 2, 1; Zon. 12, 17; dazu Brandt 1996, 136 K 24; mit weiterer Lit. Huttner 2008, 173f. Anm. 117f. Zu den Münzbildnissen des Balbinus: Bernoulli 1894, 128; Delbrück 1940, 69; Maj 1958, 140; Wegner – Wiggers 1971, 242; Carson in BMC, 101; Borg u. a. 2005, 109; allg. RIC IV 2, 165–172; Cohen V², 7–13; Prägestätte: Rom; zur Glyptik etwa Maj 1958, 146 Nr. 145; außerdem hier Anm. 879 u. 1673. Vgl. auch einen Sardonyx in Berlin, Staatliche Museen, Antikensammlung – Der Dargestellte ist durch seinen Lorbeerkranz als Kaiser ausgewiesen. Es handelt sich unzweifelhaft um Balbinus, der hier mit den für seine Ikonographie typischen Charakteristika erscheint; für Balbinus bereits Toelken 1835, 335 Nr. 208; siehe auch Bernoulli 1894, 129; ZwierleinDiehl 1969, 193f. Nr. 544 mit Taf.; Richter 1971, 119 Nr. 587; Balty – Balty 1974, Taf. 3; Hausmann 1981, 385.
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5. Die Porträts gelegte Stirn erscheint eher flach als gewölbt. Im Gegensatz zu den tief geschnittenen Zügen des hageren Pupienus sind die Nasolabialfalten im Falle seines Kollegen lediglich angedeutet. Zwischen der Unterlippe und dem leicht vorstehenden Kinn zeichnet sich eine deutliche Kerbe ab.
Nach Ansicht des Verfassers lässt sich lediglich ein rundplastisches Porträt mit Sicherheit auf Balbinus beziehen (Kat. 12). Es handelt sich um eine auf dem Hafenbe cken des Piräus stammende Ganzkörperstatue, welche bereits durch ihre Attribute als Porträt eines Kaisers in Angleichung an Iuppiter ausgewiesen ist. Dem steht eine vergleichsweise große Zahl von Bildnissen gegenüber, die in der älteren Forschung und bis in jüngere Zeit fälschlich mit Balbinus in Zusammenhang gebracht worden sind. Es scheint der dicklichen Ikonographie des Kaisers geschuldet zu sein, dass ihm immer wieder Porträts zugewiesen werden, die zwar ebenfalls über eine gewisse Gesichtsfülle verfügen, aufgrund ihrer sonstigen ikonographischen Merkmale oder ihrer stilistischen Ausführung jedoch nicht als solche in Frage kommen. Zu den irreführenden und noch in jüngerer Zeit vertretenen Zuweisungen gehören Bildnisse in Boston 880, Rom881, Brüs-
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Boston, Museum of Fine Arts, Inv. 88.347 – Die wohl umgearbeitete Büste mit Blätterkelch wird noch in jüngerer Zeit gelegentlich auf Balbinus bezogen. Das Bildnis zeigt einen stark untersetzten Mann, ist jedoch weder mit den Münzporträts des Kaisers noch mit den anerkannten rundplastischen Porträts zu vereinbaren; vgl. insbesondere die abweichende Behandlung der Haares überhalb der Stirn; für Balbinus u. a. Vermeule 1961, 5; Comstock – Vermeule 1976, 239 Nr. 375 mit Abb. (posthum); in jüngerer Zeit auch Varner 2000a, 206–209 Kat. 54 mit Abb. und weiterer Lit. („possibly“), der selbst eingesteht, dass einige Gründe gegen die Zuweisung sprechen; gegen die Zuweisung u. a. Maj 1958, 144; Jucker 1961, 106f. Nr. St. 55; Jucker 1966a, 509; Wegner – Wiggers 1971, 246; zur Umarbeitung auch Bergmann 1977, 129 („nachgallienisch“); Fittschen – Zanker 1983, 106 Anm. 15 zu Kat. 155; Herrmann 1991, 45. a) Rom, Antiquarium del Palatino, Inv. 12448 – Bereits ausgeschlossen von Wegner – Wiggers 1971, 248 mit Lit.; wieder für Balbinus und gegen Valerian Tomei 1997, 101 Nr. 73 mit Abb.; gegen die Zuweisung spricht bereits die aufgebohrte, aus kleinen Löckchen zusammengesetzte und bis weit in den Halsbereich reichende Barttracht des Dargestellten, welche in dieser Form mit keinem Kaiser des zweiten Jahrhundertviertels zu vereinbaren ist. b) Rom, Museo Nazionale, Palazzo Massimo alle Terme Inv. 381477 – Als Balbinus eingeführt von Rocchetti 1974/75, pass. (mit Abb.), der zugibt, dass der Kopf eigentlich später anzusetzen sein müsste (dort S. 400); für Balbinus sprechen sich noch Sapelli 1990, pass. sowie La Regina 1998, 170 aus. Das Bildnis ist – abgesehen von seiner grundsätzlichen Gesichtsfülle – nicht mit der Ikonographie des Balbinus verwandt und auch stilistisch kaum mit den 30er Jahren des 3. Jhs. zu vereinbaren: vgl. bereits das in Fülle und Formgebung von Balbinus völlig verschiedene Haupthaar des Dargestellten.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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sel882 und Kopenhagen883. Zu nennen ist weiterhin eine kleinformatige Büste im Castle Howard, die sich aufgrund ihrer verkürzten Darstellungsform nicht mit Sicherheit auf Balbinus beziehen lässt884. Schwieriger gestaltet sich die Entscheidung im Falle eines Vatikanischen Bronzekopfes, welcher durchaus Ähnlichkeiten mit Kat. 12 besitzt und mehrfach als Bildnis des Balbinus identifiziert worden ist 885. Übereinstimmungen bestehen in der Kinnpartie, den untersetzten Wangen, der kurvig angelegten Schläfenhaarkontur, den beiden weit geschwungenen Stirnfalten sowie der Profillinie. Das Bildnis lässt sich jedoch nicht mit abschließender Sicherheit als Replik erweisen: so fehlt der für Balbinus charakteristische strähnige Bart, der sich nicht nur auf vielen Münzen, sondern auch an Kat. 12 wiederfindet. Der Verfasser legt sich daher nicht auf die Benennung als Balbinus fest, hält sie aber für durchaus möglich. In der Forschung wird zudem traditionell ein Klinensarkophag aus der PraetextatKatakombe als Grablege des Kaisers identifiziert 886. Dieser sog. Balbinussarkophag 882
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Brüssel, Musée du Parc du Cinquantenaire, A 3753 – Von Balty – Balty 1974, 24f. als Balbinus identifiziert; folgend Wood 1979, 180 Nr. 8; Wood 1986, 128 Nr. 3; gegen Balbinus sprechen die hagere Durchformung mit eingetiefter Wangenfalte, ihren markant vorstehenden Backenknochen sowie den insgesamt zerfurchten Zügen, die eher an Porträts der Jahrhundertmitte erinnern. Untypisch sind weiterhin der hohe Haaransatz sowie die fliehende Stirn. Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek Inv. 3691 – Dafür Johansen 1995, 108 Kat. 43 mit Abb. und Lit. Die Zuweisung ist dem Verfasser bereits aus stilistischen Gründen unverständlich. Es handelt es sich vielmehr um ein Erzeugnis des ausgehenden 3. oder beginnenden 4. Jhs. So ist bereits die üppige Haarkappe des Dargestellten mit ihrer Mittelgabelung von der Frisur des Balbinus grundverschieden. Zu den stilistisch wie motivisch nicht mit Balbinus zu vereinbarenden Merkmalen gehören außerdem die schematische Wiedergabe der Steil- und Stirnfurchen, der oberflächlich eingepickte Bart sowie die insgesamt stärker stereometrisierte Gesamterscheinung. Castle Howard, West Corridor – Ausf. und mit weiterer Lit. Borg u. a. 2005, 109f. Kat. 57 mit Taf. (mit Fragezeichen); dagegen etwa Wegner – Wiggers 1971, 247; dafür u. a. Fittschen 1978, 152. Frisur und Gesichtsfülle sind durchaus mit Balbinus zu vereinbaren. Auch die stilistische Ausführung weist in die fortgeschrittenen 230er Jahre. Da jedoch große Teile von Nase, Stirn und Glabella ergänzt sind, bietet die Profillinie keinen sicheren Anhaltspunkt für die Zuweisung an den Kaiser. Vatikan, Bibliotheca, Museo Profano – Für Balbinus etwa Maj 1958, 140f.; Jucker 1966a, 509; Wegner – Wiggers 1971, 248 mit Taf.; Andreae 1973, Nr. 124; Wood 1979, 180 Nr. 7; Wood 1986, 128 Nr. 2; Hausmann 1981, 385; Borg u. a. 2005, 109 („mit größter Wahrscheinlichkeit“); Bernoulli 1894, 128 hielt die Zuweisung für möglich; dass dem Kopf bei Lahusen – Formigli 1993, 184 und Lahusen – Formigli 2001, 281f. Kat. 175 „wenig Übereinstimmungen mit dem wohl sicheren Porträt“ im Piräus-Museum zugeschrieben werden, ist dem Verf. indessen unverständlich – vgl. die im Fließtext genannten Argumente. Rom, Museum der Praetextat-Katakombe – Dazu gehört ein anpassender Kopf in Cleveland (Museum of Fine Arts Inv. 25.945), der zunächst von Jucker 1966a, 506f. als zugehörig erkannt worden ist. Für Balbinus sprechen sich u. a. L'Orange 1933, 97; Maj 1958, 142f., Vermeule 1959, 26 G.2; Schweitzer 1963, 274 (urspr. 1954); Jucker 1966a, 501–514, Jucker 1967, pass., Wegner – Wiggers 1971, 247, 249, Balty – Balty 1974, 26f., Fittschen 1979, 593; Wood 1979, 179f. Nr. 6 u. 6A, Hausmann 1981, 385; Wood 1986, 128, Ramage – Ramage 1991, 243f., Kleiner 1992b, 365f., 384f., Rößler 1993, 325f., Kleiner 2000, 54f.
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5. Die Porträts
zeigt seinen Besitzer in drei Wiederholungen, bei denen es sich jeweils um Porträts des kurzlebigen Senatskaisers handeln soll. Neben gewissen ikonographischen Ähnlichkeiten sind auch die Attribute des Dargestellten sowie die Reliefkomposition als Beleg für die Richtigkeit dieser Vermutung angeführt worden. Gegen diese Argumentation hat jedoch C. Reinsberg evidente Einwände erhoben 887: Der Reliefträger gehört typologisch zur Reihe der aus dem privaten Bestattungskontext bekannten Feldherrn/Hochzeitssarkophage, weswegen es sich nicht notwendigerweise um die Grablege eines Kaisers handeln muss. Zwar sind durchaus einige ikonographische Ähnlichkeiten zwischen den Sarkophagporträts und der Münzikonographie des Balbinus gegeben, allerdings lassen sich auch Argumente gegen ein etwaiges Replikenverhältnis zwischen diesen Bildnissen und der Statue des Balbinus im Piräus-Museum anführen 888. Von einem positivistischen Standpunkt aus ist der sog. Balbinussarkophag daher nicht der Reihe der rundplastischen Porträts des Kaisers anzuschließen. Bereits J. J. Bernoulli hat Ähnlichkeiten zwischen der Ikonographie des Balbinus und dem Porträt des fettleibigen Vitellius erkannt 889. R. Delbrück zog hingegen in Betracht, dass die Münzporträts des Kaisers von der Ikonographie Vespasians beeinflusst worden seien890. Die Gesichtszüge des ersten flavischen Kaisers sind jedoch insgesamt 'verkniffener' und weitaus schärfer konturiert. Die Physiognomie des Balbinus hingegen wirkt weichgezeichnet und schlaff. Hierin ist er auch klar von Vitellius zu unterscheiden. An einen etwaigen Rückbezug auf einen der beiden frühkaiserzeitlichen Herrscher ist nicht zu denken. Dass sich die dickliche Darstellungsweise möglicherweise allgemeiner an einem 'senatorischen' Idealbild orientierte, ist hingegen durchaus der Überlegung wert. Die Repräsentationsabsichten der Balbinus-Ikonographie lassen sich dabei nur im direkten Vergleich mit seinem völlig verschieden charakterisierten Mitherrscher Pupienus ergründen. Diese Thematik wird an anderer Stelle genauer zu untersuchen sein (hier Kap. 5.6 c). Gordian III. (238–244 n. Chr.) Bei Herrschaftsantritt war Gordian III. gerade einmal 13 Jahre alt. Der Verfasser der Historia Augusta legt dem von ihm hoch gelobten Kaiser ein gewinnendes, hübsches Äußeres sowie allgemeine Beliebtheit bei. Abgesehen von einem entsprechenden Alter habe ihm an nichts gefehlt, was einen guten Herrscher ausmache 891. Von literarisch be-
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und Varner 2004, 204 aus; zur Auffindungs- und Forschungsgeschichte Reinsberg 1985, 4–6 mit weiterer Lit. Ausf. Reinsberg 1985, pass.; siehe auch Reinsberg 2006, 31f. und 213f. Kat. 73. Im Einzelnen Reinsberg 1985, 7f.; noch B. Borg (in Borg u. a. 2005, 109) weist darauf hin, dass die Ikonographie des Dargestellten dennoch gut mit den Münzen des Balbinus vereinbar sei; unsicher auch Kintrup 2000, 132f. Bernoulli 1894, 128, der bereits darauf hinwies, dass „die Züge natürlich im Einzelnen differieren“. Delbrück 1940, 69. HA Gord. 31, 4–5.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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zeugten Bildnissen der Senatskaiser sowie Gordians III. war bereits an anderer Stelle die Rede (hier S. 149). Philippus Arabs soll es später nicht gewagt haben, sich an den Inschriften und Bildnissen seines jugendlichen Vorgängers zu vergreifen892. Einer Nachricht der Historia Augusta lässt sich entnehmen, dass angeblich noch zur Entstehungszeit des Geschichtswerks Bildnisse Gordians III. öffentlich sichtbar waren (cuius etiam nunc imagines videmus)893. Münzbildnisse (Taf. I, 11–12; Taf. II, 1) Von Gordian III. sind zahlreiche Münzen überkommen, die ihn zunächst als Caesar, bald als Augustus abbilden894. Die Caesar-Prägungen (Taf. I, 11) zeigen einen Kinderkopf mit weichen Zügen und steiler, manchmal vorgewölbter Stirn. In der bisherigen Forschung sind den frühen Münzbildnissen gewisse Ähnlichkeiten zum Porträt Gordians II. attestiert worden 895. Diese gehen jedoch nicht besonders weit und beschränken sich (soweit bei einem Knabenporträt überhaupt möglich) höchstens auf die Schädelform. Manchmal ist das Kinn des jugendlichen Kaisers deutlich betont. Ein physiognomisches Detail, das nur vereinzelt auf den Caesar-Prägungen zu erkennen ist und für die Augustus-Bildnisse bestimmend wird, besteht in der überstehenden Oberlippe 896. Der Kaiser trägt eine zeitgenössische Kurzhaarfrisur; an der Schläfe vollführt die Kontur einen SSchwung, der manchmal zugunsten eines weiten Bogens zurückgenommen ist. Das Porträt verändert sich allmählich: als Augustus (Taf. I, 12; Taf. II, 1) ist die Erscheinung weniger kindlich; die von P. Prohászka als 'kartoffelartig' 897 bezeich892 893 894
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HA Gord. 31, 7; Pekáry 1968, 154; zum Umgang mit den Bildnissen des Kaisers auch Varner 2004, 204. HA, Gord. 21, 5; Pekáry 1970, 154. Zu den Münzbildnissen Gordians III.: Bernoulli 1894, 131; Delbrück 1940, 69; 77; Maj 1958, 147f.; Bracker 1964, 1–15; Jucker 1966b, pass.; Fittschen 1969, 198–204, 211; Carson in BMC, 101; Kankelfitz 1976, 262; Bracker in Wegner u. a. 1979, 14f.; Fittschen – Zanker 1985, 129 zu Kat. 108; Förschner 1987, 292; Haritonov 2002, pass.; Prohászka 2007, 63f.; allg. RIC IV 2, 168; 177 (als Caesar); RIC IV 3, 1–52; Cohen V², 13; 19–88; erg. Elks 1972, pass.; zu den Medaillons des Kaisers kürzlich auch Bardin 2014, pass.; siehe auch Wigg 1994, pass.; zur ersten Emission Jürging 1995, pass.; zu Prägungen des Kaisers mit Pfeil aus Edessa Gesche 1969, pass.; dazu noch Nollé 1986, 139f.; Prägestätten: Rom; Antiochia; Viminacium; dazu kürzlich Herrmann 2013, 147 Anm. 2 mit weiterer Lit.; zur Glyptik etwa Maj 1958, 163 Nr. 183–184. Etwa Delbrück 1940, 77; ähnlich Bracker 1964, 2 Nr. 1; Bracker in Wegner u. a. 1979, 15f.; Ähnlichkeiten zu Maximus Caesar, die Bracker den Bildnissen abgewinnen will, sind marginal. Dazu auch Fittschen – Zanker 1985, 128f. zu Nr. 107 und 108. Prohászka 2007, 63; dort pass. zu einem Bleisiegel m. zwei antithetischen, lorbeerbekränzten Kaiserporträts (Brigetio) – Prohászka spricht die beiden Dargestellten als Gordian III. und Philippus Arabs an. Diese ungewöhnliche Kombination sei damit zu erklären, dass sich Philippus kurz nach seiner Machtübernahme durch die gemeinsame Abbildung mit seinem gerade verstorbenen Vorgänger zu legitimieren versuchte (spez. S. 68; 70). Nach Ansicht des Verf. ist diese Inter-
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5. Die Porträts nete Nase wirkt bisweilen unnatürlich gestreckt 898. Ab 242 n. Chr. breitet sich Bartflaum über Oberlippe und Wangen aus 899. Der Schädel streckt sich, die Züge gewinnen an Schärfe. Die späten Prägungen zeigen kein Kind mehr, sondern einen jungen Mann, der allerdings nicht immer bärtig dargestellt sein muss.
Unter allen Herrschern der nachseverisch-vortetrarchischen Periode lassen sich für Gordian III. mit Abstand die meisten rundplastischen Bildnisse benennen (Kat. 13–39). Dabei kommt es im Zuge der (Feld-)Forschung noch immer erstaunlich oft zur Identifikation neuer Porträts des Kaisers 900. Hierzu gehören Neufunde bzw. erneute Zuweisungen von Statuen und Porträtköpfen in Laodikeia, Arykanda, Korinth und Selçuk. Die meisten dieser Vorschläge sind jedoch abzulehnen901.
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pretation jedoch zu überdenken, weil der gegenüber Gordian III. dargestellte Kaiser nicht unbedingt Philippus darstellen muss; vgl. etwa die übermäßig lange Nase, die Profillinie mit ihrer gewölbten Stirn sowie die leicht herabgezogenen Mundwinkel; die genannten Merkmale könnten auch auf Gordian I. zu beziehen sein (hier S. 146f.). Wurde der junge Gordian III. auf dem Siegel möglicherweise zusammen mit seinem vergöttlichten Großvater dargestellt? Zu entsprechenden Statuengruppen hier Anm. 1676. Beispiel: Hurter 2003, 67 Abb. 30. Vgl. auch eine Gemme in St. Petersburg, Ermitage, Slg. Orleans – Gordian III. erscheint hier bereits mit verlängertem Kotelettenhaar und Oberlippenflaum; zum Objekt auch Reinach 1895, 144 zu Taf. 130 Nr. II, 50; Maj 1958, 163 Nr. 184; Neverov 1976, 79f. mit Taf. Zu den Identifikationsvorschlägen der älteren Forschung J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 20–29; Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3 zu Kat. 107. a) eine nackte Marmorstatue aus Laodikeia mit auf die linke Schulter gelegtem Mantelstück; siehe Şimşek 2013, 461, 462 Abb. 656. Die dem Verf. bekannten Abbildungen lassen die Identifikation mit Gordian III. nicht zu. Soweit erkennbar, stimmt die Haarkappe in Stirn- und Schläfenhaarkontur nicht mit der charakteristischen Frisur des jugendlichen Kaisers überein. Ob das Bildnis über die für Gordian III. typischen physiognomischen Chiffren verfügt, lässt sich nicht bestimmen. b) ein Bronzekopf aus Arykanda – Lt. Bayburtluoğlu 2005, 71 (mit Abb.) im Jahre 2002 im Bereich des Sebasteions („in a higher layer of the building's ruins“) gefunden. Er hält es („most probably“) für ein Bildnis von Gordian III. mit Spuren einer damnatio memoriae und vergleicht den Kopf mit jenem in Sofia. Das Porträt besitzt jedoch eine im Ver gleich mit dem Kaiser völlig verschiedene Stirn- bzw. Schläfenhaarkontur und ist bereits aus diesem Grunde als Replik abzulehnen. c) ein Kopf aus Arykanda, der 2005 bei Grabungsarbeiten gefunden wurde; vgl. Bayburtluoğlu 2006, 6f. mit Abb.; gegen die Zuweisung an Gordian III. sprechen u. a. das aufgelockte Haar sowie die von den Mundwinkeln ausgehenden Gesichtsfalten. d) ein Einsatzkopf in Korinth, Museum – Aupert 1975, 603 Abb. 39; dafür auch Bracker in Wegner u. a. 1979, 23f.; unsicher Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3β. Die Identifikation mit Gordian III. lässt sich u. a. wegen des schlechten Erhaltungszustandes der Gesichtsoberfläche nicht sicher erweisen. Gegen die Zuweisung spricht u. a. die Stirnhaarkontur mit ihren nach links (nicht nach rechts!) weisenden Strähnenspitzen. J. Brackers Vergleich mit dem kolossalen Gordian-Kopf im Thermenmuseum kann bereits deswegen nicht überzeugen, weil es sich bei diesem Bildnis um eine Umarbeitung handelt und daher besondere Voraussetzungen für die Haargestaltung vorliegen. Die Zuordnung bleibt frag-
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Angesichts der relativ langen Regierungszeit von rund sechs Jahren sowie den körperlichen Veränderungen eines Heranwachsenden während der Adoleszenz, ist leicht nachvollziehbar, dass sich das Herrscherbild des jugendlichen Kaisers im Spektrum der Münzen sowie in der Rundplastik schrittweise von einem kindlichen Porträt zu dem eines jungen Mannes entwickelte. J. Bracker nahm diesen Befund zum Anlass, gleich fünf Typen zu postulieren, die sich unter der Herrschaft Gordians nach und nach gegenseitig abgelöst hätten902. Gegen dieses Vorgehen ist wiederholt berechtigte Kritik vorgebracht worden; K. Fittschen wendet überzeugend ein, dass derart viele Typen bei einer Regierungszeit von sechs Jahren kaum zu erwarten seien und die Unterschiede zwischen den einzelnen Repliken vielmehr durch mehrere Altersstufen ein und desselben Porträts erklärt werden müssten903. Solche Phasenporträts lassen sich für heranwachsende Kaiser bzw. Prinzen des 2. und 3. Jhs. mehrfach belegen 904. Obwohl die typenverbindli-
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lich, weswegen sie hier nicht wiederholt wird. e) ein Kopf in Selçuk, Museum, Inv. 779 – Wie Prusac 2011, 142 Nr. 207 den Kopf als ein Bildnis Gordians III. ansprechen kann, das überdies aus einem Porträt Elagabals oder des Severus Alexander umgearbeitet worden sein soll, entzieht sich jeglichem Verständnis. Es handelt sich, wie bereits von Inan – Rosenbaum 1970, 129 Nr. 155 (mit Taf. 90, 1–2) festgestellt, um ein Werk caracalleischer Zeit; vgl. bes. den breiten Aufbau des Kopfes und die in plastische Lockenbuckel gefasste Haarkappe. f) ein Kopf in Constanza, Archäologisches Museum – Für Gordian III. bereits Bordenache 1965, 91 mit Abb. 5; folgend etwa Bracker in Wegner u. a. 1979, 21f. und Hausmann 1981, 386; unsichere Zuweisung nach Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3α; Wood 1986, 129f. führt den Kopf nicht in ihrer Replikenliste auf. Das kindliche Porträt weicht in mancher Hinsicht von der Ikonographie des Kaisers ab. Das Diadem und die Löcher zur Anbringung eines Strahlenkranzes weisen in der Tat auf eine kaiserliche Per son – der Verfasser vermag das Porträt jedoch keinem jungen Augustus oder Caesar nachseverischer Zeit sicher zuzuordnen. Bracker 1964, 1–50; wiederholt in Wegner u. a. 1979, 14–20; dagegen u. a. Jucker 1966b, pass.; Fittschen 1969, 197–211; Bracker beruft sich u. a. auf Delbrück 1940, 77, der die Entwicklung des Gordian-Porträts anschaulich anhand der Münzprägungen beschrieben hat, dabei jedoch keineswegs explizit den Begriff Typus verwendete. Siehe Fittschen 1969, 211; Fittschen 1978, 150; Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 4, 130 Anm. 8: „seine [sc. Brackers] Einteilung der Bildnisse Gordians in fünf Typen ist auch durch erneute Wiederholung dieser These [...] nicht plausibler geworden; zu ihrer Aufrechterhaltung ist er u. a. gezwungen, nachträglich Veränderungen an den Bildnissen zu behaupten.“; kürzlich noch Fittschen 2008, 113; gegen fünf Typen auch Wood 1986, 122f.; Brackers Verteidigung in Wegner u. a. 1979, 14 Anm. 5 u. 8, Fittschen würde ein zu großmaschiges Raster anlegen, kann im Hinblick auf dessen beweiskräftige Argumentation nicht überzeugen; vgl. auch Jucker 1966b, 168, der sich ebenfalls gegen fünf Typen ausspricht und Stempelvarianten anführt; dagegen Bracker (in Wegner u. a. 1979, 14 mit Anm. 5), der Jucker vorwirft, den Terminus Stempelvariante fehlerhaft zu gebrauchen; gegen Bracker außerdem Hausmann 1981, 385. Dazu u. a. Fittschen 1969, 211; Fittschen – Zanker 1985, 120 zu Kat. 99 (Severus Alexander); 130 zu Kat. 109 (Gordian III.); kürzlich noch Fittschen 2008, 113f. am Beispiel Elagabals und anderer Prätendenten (u. a. Gordian III.); zu den schrittweise hinzugefügten Merkmalen konnten etwa Bartwuchs, verlängerte Koteletten sowie insgesamt 'reifere' physiognomische Züge gehören. Es ist davon auszugehen, dass jeweils Vorlagen vonseiten
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5. Die Porträts
chen Abweichungen im Falle Gordians nicht einmal zur Scheidung zweier Typen ausreichen905, ist eine grobe Datierung der Bildnisse prinzipiell anhand bestimmter Kriterien möglich. Hierzu gehören vor allem der Bartflaum und das verlängerte Schläfenhaar, welche erst nach 241 n. Chr. als Merkmale des adoleszenten Kaisers in die Münzprägung eingingen906. Auf den Münzen sowie in der Rundplastik erweckt der Gesichtsausdruck des Kaisers zumeist einen angespannten, „zerquälten“ 907 Eindruck, der scheinbar im deutlichen Gegensatz zu seiner ansonsten jugendlichen Erscheinung steht. Diese Wirkung resultiert zum einen aus der Wiedergabe kontrahierter Brauenbögen und eingezogener Mundwinkel, zum anderen aus der Hinzufügung attributiver, für Jugendbildnisse ungewöhnlicher Einzelmerkmale. Dazu gehören besonders die über der Nasenwurzel liegenden Steilfalten, welche spätestens mit der Entwicklung des caracalleischen Alleinherrscherporträts zu festen Vokabeln der kaiserlichen Bildsprache avanciert waren. Manche Porträts lassen zudem ein mehr oder weniger deutlich geschnittenes Kinngrübchen sowie horizontal verlaufende Stirnfurchen erkennen. Im Falle Gordians sind diese Details allerdings kaum oder gar nicht in das mimische Spiel der Gesichtsmuskeln eingebunden; es handelt sich vielmehr um additive Chiffren, welche keinen natürlichen, sondern einen aufgesetzten Eindruck erwecken. In der Forschung werden diese For meln daher zu Recht als intentionell gesetzte Chiffren persönlicher Reife bzw. der kaiserlichen Anstrengung um die Geschicke des Reiches verstanden 908. Mit den Worten J. Brackers waren sie Ausdruck „einer schier bis zum Zerbrechen überanstrengten Konstitution, worin demnach auswechselbare Topoi zu erkennen sind“ 909. K. Fittschen zufolge sollten sie dazu beitragen, „den für einen Herrscher des 3. Jhs. entscheidenden Mangel, das geringe Alter und damit fehlende Erfahrung und Autorität, optisch teilweise wett zu machen“910. Die im Bildnis Gordians kombinierte Melange von jugendlicher Physiognomie und typischen Merkmalen zeitgenössischer (kaiserlicher) Erwachsenen-
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der kaiserlichen Administration verschickt wurden, um das angepasste Erscheinungsbild des Kaisers zu verbreiten (Fittschen 2008, 114); siehe auch Fittschen 1980, 114: „Es ist daher kein Wunder, dass versucht wurde, ihnen [sc. den jugendlichen Kaisern] durch die militärische Frisur und einen Bart zum frühestmöglichen Zeitpunkt wenigstens das Aussehen von Männern zu geben.“ Für zwei Typen bspw. Wood 1986, 122f.; 129f.; als „childhood portrait“ bezeichnet sie das unbärtige, kindliche Porträt; der von ihr formulierte „adolescent type“ umfasst hingegen jene Bildnisse, welche den Kaiser bereits etwas älter und teilweise mit Bart zeigen; ihre Aufstellung lässt jedoch einige rundplastische Porträts vermissen; die jeweiligen Typenzuordnungen sind dem Verfasser nicht immer nachvollziehbar; so führt Wood bspw. die Bronzeköpfe in Bonn und Sofia nicht in ihrer Denkmalliste auf. Dazu etwa Fittschen 1969, 210f.; Fittschen – Zanker 1985, 129 zu Kat. 109; grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die sukzessive Einführung solcher Merkmale auf bewusste Entscheidungen der kaiserlichen Administration (nicht etwa der ausführenden Handwerker!) zurückging; dazu Fittschen 2008, 114. J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 16f. Kürzlich noch B. Borg (in Borg u. a. 2005, 110f. Kat. 58), der zufolge Gordian III. auf diese Weise „mit Autorität und männlicher Tatkraft“ ausgestattet werden sollte. J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 17.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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porträts ist damit als ikonographischer Freispruch von den Vorurteilen des Kinderkaisertums zu verstehen911. Dabei lässt sich zwischen den Bildnissen zeitgenössischer Kaiser und Prinzen nicht nur ein formeller, sondern auch ein inhaltlicher Unterschied konstatieren (ausf. Kap. 5.6 d). Im Falle Gordians bediente sich die Porträtkunst am Formenrepertoire für ältere (Soldaten-)Kaiser, um seine persönliche Eignung zum Princeps so durch ikonographische Mittel zu betonen. Diese Autoritätschiffren müssen intentionell dazu beigetragen haben, den noch jungen Kaiser nach außen hin mit den für seine Position erwarteten Eigenschaften auszustatten und seinem Regime so eine fundierte Legitimationsbasis zu verschaffen. Als weiterer Beleg für diese Absicht lässt sich noch das Ergebnis der von A. Jürging vorgelegten Analyse zur ersten Münzemission der gordianischen Alleinherrschaft anführen: Diese war thematisch so angelegt, dass sie die militärischen Qualitäten des jugendlichen Kaisers „als gleichsam vorbeugende Reaktion auf mögliche Zweifel an der Fähigkeit des Kaisers“ betonte912. Philippus Arabs (244–249 n. Chr.) Der Verfasser des Chronicon Paschale gibt das Todesalter des Philippus Arabs mit 45 Jahren an, was auf ein Geburtsdatum um 204 n. Chr. schließen lässt 913. Aurelius Victor hingegen bezeugt, dass er zum Zeitpunkt seines Todes bereits altersgebrechlich (debili per aetatem corpore) gewesen sei914. Zum Erscheinungsbild des literarisch als Giftmischer und Ränkeschmied skizzierten Kaisers lassen sich keinerlei Hinweise bei den antiken Schriftstellern finden915. In den Quellen wird immer wieder auf seine arabische Abstammung verwiesen, welcher Philippus Arabs seinen Beinamen verdankte 916. Der Historia Augusta ist weiterhin zu entnehmen, dass er es nach seiner Herrschaftsübernahme 910 911
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Fittschen – Zanker 1985, 128 zu Kat. 107; zuvor bereits Fittschen 1980, 111 Anm. 29; 114; zur Beigabe der Chiffren schon Bernoulli 1894, 134f. So lässt der Verfasser der Historia Augusta Zweifel an der altersgemäßen Eignung Gordians III. für die Kaiserwürde bestehen (HA Gord. 31, 5), welchen er ansonsten für einen tadellosen Herrscher hält. Hier scheint eine an der Wende des 4. auf das 5. Jh. n. Chr. geführte zeitgenössische Debatte um die Problematik des Kinderkaisertums durch, die sich allerdings weniger auf die realpolitischen Verhältnisse des 3. Jhs. bezog (dazu kürzlich Herr mann 2013, 72–91; vgl. Rez. Kettenhofen 2013). Dessen ungeachtet dürften dennoch grundsätzliche Vorbehalte gegen die Herrschaft eines jungen Kaisers wie Gordian III. bestanden haben, weswegen es in der offiziellen Repräsentationskunst galt, den damit verbundenen Vorurteilen zuvor zu kommen. Siehe grundlegend zu den römischen Kinderkaisern Hartke 1951, pass. Jürging 1995, pass.; spez. 127. Chr. pasch. 503; Kienast 2004, 198; grundlegend zu Philippus Arabs Körner 2002, pass. Aur. Vict. 28, 10. Zur Rezeption des Kaisers im Spiegel der Quellen York 1972, pass.; in der Forschung Gerhardt 2008, 125. Zur Herkunft des Kaisers Körner 2002, 30–32 mit Belegen und weiterer Lit.
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5. Die Porträts
nicht gewagt habe, Hand an die Bildnisse Gordians III. zu legen 917. Für die statuarische Darstellung des gebürtigen Arabers lassen sich (neben den gesicherten rundplastischen Denkmälern) möglicherweise Reverse mit Abbildung einer Reiterstatue heranziehen: F. S. Kleiner hat vorgeschlagen, dass es sich dabei um Anspielungen auf eine statua equestris handelte, welche zu Ehren des neuen Kaisers in der Hauptstadt aufgestellt und in zahlreichen Ortschaften des Reiches kopiert worden war918. Münzbildnisse (Taf. II, 4–6) R. Delbrück gliedert die Münzporträts 919 des Kaisers in mehrere Fassungen, beginnend mit einem Feldporträt920. Diesem Vorgehen hat W. Real widersprochen, indem er zu Recht betonte, dass zwar durchaus gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Bildnissen bestehen, von einheitlichen, in sich geschlossenen Gruppen aber keine Rede sein kann921. Den Münzporträts sind folgende Merkmale gemein, die auch zur Bestimmung rundplastischer Bildnisse herangezogen werden können: die Augen liegen unter markanten Orbitalwulsten; Nasolabialfalten und Stirnfurchen sind deutlich wiedergegeben. Die prominente Nase ist entweder gerade oder gekrümmt und bisweilen mit einem Haken versehen, die Mundwinkel leicht herabgezogen. Das kurzgeschnittene Haupthaar folgt in seiner Formgebung den Frisuren der vorangegangenen Herrscher. Philippus Arabs besitzt jedoch normalerweise keine zurückgezogenen Geheimratsecken wie etwa Pupienus oder Balbinus. Die Haarkante knickt über dem äußeren Augenwinkel fast rechtwinklig um und verläuft geschwungen die Schläfe entlang. Auf einigen Münzen sind zwei Einbuchtungen über Schläfen und Auge erkennbar (Taf. II, 6; Abb. 1), die nach Ansicht des Verfassers auf eine in der Rundplastik vertretene Variante des Philippus-Porträts zu beziehen sind. Der Kaiser trägt einen kurzen Bart, der meist das Kinn und die untere Wangenpartie, oft auch die Oberlippe, bedeckt. Manchmal reicht der Bart bis in den Halsbereich. Koteletten sind nicht immer angegeben.
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HA Gord. 31, 7; Pekáry 1970, 154. Kleiner 1992a, pass. mit Abb.; grundlegend zu römischen Reiterstatuen Bergemann 1990, pass. Zu den Münzporträts des Philippus Arabs: Bernoulli 1894, 140f.; Delbrück 1940, 82–84; Maj 1958, 169f.; Kankelfitz 1976, 270; W. Real in Wegner u. a. 1979, 31f.; Förschner 1987, 300; Bastien 1992, 52; Balty 1990, 9; Varner 2004, 205; zur Ikonographie auch Bergmann 1977, 35; RIC IV 3, 54–93; 96–104; Cohen V², 93–143; erg. Werz 1994, pass.; zur Kolonialprägung auch Okamura 1988, pass.; Prägestätten: Rom; Antiochia; Viminacium; dazu auch die bei Körner 2002, 99 Anm. 2 angegebene Lit.; zur Goldprägung des Kaisers und seiner Familie jüngst ausf. Bland 2014, pass.; zur Glyptik etwa Maj 1958, 176f. Nr. 211– 212. Delbrück 1940, 82f. W. Real in Wegner u. a. 1979, 31f.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Unter den für Philippus Arabs in Anspruch genommenen Bildnissen lassen sich einige Exemplare klar als Fälschungen entlarven 922. Zwei als antike Porträts des Kaisers anzuerkennende Repliken befinden sich im Vatikan (Kat. 40) und in St. Petersburg (Kat. 41). Die Feldforschungen in Šahbā-Philippopolis (hier Kap. 4.3.1) haben zudem Fragmente eines weiteren Porträts zu Tage gefördert 923, bei dem es sich aufgrund des überlebensgroßen Formats und der Wiedergabe von Eichenlaubkranz und Zentraljuwel höchstwahrscheinlich um ein Kaiserbildnis handelt (Kat. 42). Fundort und Physiognomie lassen am ehesten auf ein Porträt des Philippus Arabs schließen. Kurioserweise findet der Kopf auch in aktuelleren Studien nur wenig Beachtung924. Zwar stimmen die Züge des syrischen Kopfes in einigen Merkmalen mit den Bildnissen im Vatikan und in St. Petersburg überein, allerdings lassen sich auch ikonographische Unterschiede benennen: So weicht die motivische Zusammensetzung der Steil- und Stirnfurchen deutlich ab; die Stirnhaarkontur springt im Gegensatz zu Kat. 40 und Kat. 41 stellenweise vor und zurück. In diesen Merkmalen ist der syrische Kopf mit einem Kopenhagener Porträt (Kat. 43) vergleichbar, welches zwischenzeitlich als Bildnis des Philippus Arabs vorgeschlagen und als solches von mehreren Bearbeitern wieder ausgeschlossen worden ist925. Zwar sind beiden Köpfen erhebliche Abweichungen in ihrer jeweiligen Ausführung zu attestieren, allerdings lassen sich die Bildnisse 922
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Es handelt sich um Porträts in Amsterdam, Wiesbaden und New York; dazu ausf. Fittschen 1977a, 93–96; Kiang 1978, pass.; spez. 84 hat in Betracht gezogen, dass das vatikanische Porträt des Kaisers (Kat. 40) auf eine neuzeitliche Fälschung zurückzuführen sei, die sich an der Physiognomie des vermeintlich antiken Bildnisses in New York (Metropolitan Museum; für Abbildungen siehe Kiang 1978, Taf. I-II) orientiert habe. Tatsächlich ist das genaue Gegenteil der Fall; vgl. Wood 1982, pass., welche das vatikanische Porträt zu Recht gegen den Fälschungsvorwurf verteidigt. Daneben sind auch die Mosaiken von Šahbā wiederholt und ausführlich erforscht worden; siehe zusammenfassend Körner 2002, 220–222 mit ausf. Lit. Die von Teilen der älteren Forschung vertretene Ansicht, der zufolge das sog. Aion-Mosaik die Züge des Philippus Arabs im Abbild des mythischen Namensgebers wiederholte (ausf. Charbonneaux 1960, pass. mit Taf., spez. 268f., 272), lässt sich aus ikonographischer Sicht nicht bestätigen: Der in Dreiviertelansicht gedrehte Kopf des Heros erinnert mit seinen kontrahierten Brauen und der ausdrucksstarken Physiognomie zwar entfernt an Bildnisse des Kaisers, allerdings lassen sich solch scheinbare Übereinstimmungen problemlos durch den zeittypischen Stil erklären. Die Interpretation von Gaia und Triptolemos auf Otacilia und Philippus minor ist damit ebenso abzulehnen. Zum Mosaik und gegen J. Charbonneaux auch ausf. Quet 1999, pass., spez. 276, 320; zur bisher ungeklärten Datierung des Mosaiks siehe noch die bei Körner S. 221 Anm. 63–67 angegebene Lit.; dort 222: „Die Interpretation des AionMosaiks muss offen bleiben, da ohne parallele literarische oder epigraphische Zeugnisse die antike Wahrnehmung und jeweilige Intention solcher Bildkompositionen oft kaum nachvollziehbar sind.“ So führt Varner 2004, 205 als Porträts des Kaisers nur die Stücke im Vatikan und in St. Petersburg an; auch die aktuelle Besprechung des vatikanischen Kopfes La Rocca u. a. 2015, 353 Nr. I.38 geht nicht auf das syrische Porträt des Kaisers ein; anders bspw. Bru 2006, 387–389 und J. Lenaghan (LSA-2312), der das das Bildnis in tetrarchische Zeit datiert (dazu hier Kat. 42). Für Lit. siehe hier Kat. 42.
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5. Die Porträts
durch ihren formellen Aufbau als Repliken erweisen. Die umstrittene Zuweisung des Kopenhagener Kopfes an Philippus Arabs erhärtet sich entsprechend durch den Fund des syrischen Porträts. Die im Vergleich mit den übrigen Bildnissen des Kaisers unterschiedliche Stirnhaarkontur lässt sich nach Ansicht des Verfassers am ehesten mit solchen Münzporträts vereinbaren, welche über eine alternative Haarkontur mit vor- und zurückspringen Einbuchtungen oberhalb der Stirn verfügen (Abb. 1 b. Taf. II, 6).
Abb. 1. Philippus Arabs – Haarkonturen im Spektrum der Münzen.
Bereits J. C. Balty hat auf das zwischen Kat. 42 und Kat. 43 bestehende Replikenverhältnis hingewiesen und der Reihe darüber hinaus ein Fragment in Athen angeschlossen926. Von diesem Bildnis ist jedoch zu wenig erhalten, um den Verdacht einer Replik sicher zu bestätigen. Balty postuliert einen eigenständigen, durch die Repliken in Šahbā und Kopenhagen vertretenen Typus, dessen Schaffung in Zusammenhang mit dem Triumph des Jahres 247 n. Chr. gestanden haben soll927. Das numismatische Material lässt jedoch aufgrund seines insgesamt homogenen Formenrepertoires keine solch strenge Typenklitterung zu928. Es ist nicht sicher zu belegen, dass beide Frisuren tatsächlich auf unterschiedliche Urbilder zurückgehen. Der Verfasser nähert sich daher mit einem neuen Vorschlag und deutet die Gruppe Šahbā/Kopenhagen als Variante des bekannten Typus Vatikan/St. Petersburg929. 926
927 928 929
Athen, gefunden auf dem Kerameikos – Riemann 1940, 90 Nr. 120 (mit Taf. 28) datiert das bekränzte Bildnis wegen der schuppenartigen Behandlung der Haare etwa in die Zeit des Maximinus Thrax; für eine Replik der Gruppe Šahbā/Kopenhagen Balty 1990, 9; aus stilistischer Sicht ist eine zeitnahe Datierung durchaus vertretbar. Auch lässt sich die motivische Behandlung der Haarkontur mit dem Kopenhagener Bildnis vergleichen. Da jedoch nur die rechte Augenpartie sowie ein kleiner Teil der Stirn, der Haarkappe sowie des Kranzes erhalten ist, lässt sich das Replikenverhältnis nicht sicher verifizieren. Balty 1990, pass.; spez. 8f., 13. Siehe auch die jüngst von Bland 2014, pass. neu aufgelegte Goldprägung des Kaisers mit den dazu gehörigen Tafeln. Dem Verfasser ist ein Basaltkopf mit Eichenlaubkranz und Zentraljuwel im Kunsthandel bekannt, der auf den ersten Blick ebenfalls als Wiederholung der Variante II gelten könnte. Ohne Autopsie lassen sich Echtheit und ikonographische Details des Kopfes allerdings
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
165
Im Rahmen der Arbeiten am Schiffswrack von Porticcio wurden 2004 mehrere rundplastische Fragmente von Bildnissen geborgen, welche der Öffentlichkeit als Philippus Arabs mitsamt seinen Familienangehörigen Philippus minor und Otacilia vorgestellt wurden930. Es handelt sich um eine Panzerstatue mit Einsatzkopf, eine weibliche Gewandstatue, eine männliche und eine weibliche Büste sowie ein Miniaturköpfchen. Eine ordentliche ikonographische Publikation der Stücke ist nach Kenntnis des Verfassers bisher nicht vorgelegt worden. Die ihm bekannten Abbildungen reichen nicht aus, um die Identifikationen im Einzelnen zu bestätigen. Zumindest die als Otacilia angesprochene Büste kann sicher als solche ausgeschlossen werden, weil der Scheitelzopf – ein grundlegendes Kriterium zur Bestimmung ihrer Bildnisse – hierfür bei Weitem zu lang ausfällt. Die Ikonographie des Philippus Arabs wird für gewöhnlich als Ausdruck der kaiserlichen Fürsorge für Reich und Untertanen, in erster Linie jedoch als Hinweis auf seine militärische Leistungsfähigkeit verstanden 931. Ungeachtet der methodischen Schwierigkeiten, welche im Rahmen solcher auf Physiognomie basierenden Interpretationsversuche bestehen (Kap. 5.6 a), lässt sich der kriegerische Aspekt im Falle des syrischen Kai sers nicht einfach wegdiskutieren: Die rundplastischen Bildnisse der ersten Typenvariante (Kat. 40–41) verfügen jeweils über eine 'Kerbe' unterhalb der linksseitigen Stirn haarkontur. Dabei muss es sich um die Angabe einer Narbe handeln, welche wohl als Kriegsverletzung und damit als Ausweis der militärischen virtus zu verstehen ist932. Dies bedeutet allerdings nicht, dass der Kaiser tatsächlich über ein solches Merkmal verfügte. Die Narbe stellte vielmehr eine typenverbindliche Chiffre „zur Verdeutlichung bestimmter Leistungen“ dar933. Darüber hinaus lassen Kat. 40 und Kat. 41 eine Reihe motivischer Unterschiede in der jeweiligen Durchformung beider Gesichtshälften erkennen. So verfügt die linke Seite lediglich über eine, die rechte hingegen über zwei waagerecht verlaufende Stirnfalten. Außerdem bestehen Abweichungen zwischen den Radialfurchen im Nasolabial- und Brauenbereich. H. Bru hat selbst im Hinblick auf das syrische Porträt Kat. 42 eine gewisse asymmetrische Bildung der weitgehend unbeschädigten Gesichtsmaske konstatiert. Ihm zufolge lässt die Blickrichtung auf eine Fehlstellung schließen, welche er als leichtes Schielen („un léger strabisme“) versteht. Aus dieser Beobachtung leitet Bru weitgehende Schlussfolgerungen ab: Möglicherweise habe sich der Kaiser durch seine Porträts als kriegsversehrten Veteranen stilisiert, wodurch wiederum ein Rückbezug auf seinen Namensvetter Philipp II. von Makedonien hergestellt worden sei 934: Dieser hatte
930 931 932 933 934
nicht überprüfen. https://www.picollecta.com/p/philip-the-arab-basalt-head-rises-164– against-estimate-1000515309 (letzter Zugriff: 10.1.2015); http://www.thecityreview.com/ f13cant.html (letzter Zugriff: 10.1.2015). Nicolai 2007, pass.; Massy 2013, 110–114; Russell 2013, 337. Dem Verf. nicht zugänglich war: H. Alfonsi – J.-F. Cubells, L'épave antique Porticcio, Archéologia 417, 2004, 6f. Zur Wirkungsabsicht bspw. Freyberger 1992, 309; vgl. auch hier Kap. 5.6 a. Fittschen 1977b, 93 zu Kat. 35 in Bezug auf die vatikanische Replik. Fittschen 1977b, 93 zu Kat. 35 mit weiteren Beispielen von Kriegsversehrungen im römischen Porträt. Bru 2006, 387f.
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5. Die Porträts
in der Schlacht von Methone bekanntlich sein rechtes Auge verloren 935. Durch literarische Nachrichten lässt sich diese gewagte These indessen nicht untermauern. In ikonographischer Hinsicht ergibt sie wenig Sinn: ophthalmologische Erkrankungen bzw. einseitige Erblindungen wurden nach unserer Materialkenntnis viel deutlicher dargestellt, als Bru anhand des syrischen Porträts zeigen will 936. Die scheinbare Asymmetrie von Kat. 42 ist dabei ohne Weiteres durch die Blickrichtung und Haltung des Kaisers zu erklären. Dasselbe gilt für die viel deutlicheren Abweichungen der ersten Porträtvariante (Kat. 40–41). Von einem Rückbezug auf Philipp II. kann insofern keine Rede sein. Nicht zuletzt wäre zu erwarten, dass sich ein derart programmatisches Konzept auch im Münzbildnis und auf den Reversen niedergeschlagen hätte. Allgemein lässt sich festhalten, dass die Ikonographie des Philippus Arabs ganz der zeitgenössischen Darstellungsweise römischer Kaiser folgte. In der plastischen, vom Zusammenspiel verschiedener Falten bestimmten Modellierung seiner angespannten Gesichtszüge waren sicherlich Verweise auf bestimmte herrscherliche Tugenden wie militärische Leistungsfähigkeit, Durchsetzungsvermögen und Fürsorge angelegt. Wie im Falle der vorangegangenen Kaiser ergeben sich bei deren Bestimmung jedoch grundlegende methodische Schwierigkeiten (ausf. Kap. 5.6 a). Exkurs: Divus Marinus Mit der Konsekration seines bereits im Vorfeld der Herrschaftsübernahme verstorbenen Vaters Iulius Marinus legte Philippus Arabs den Grundstein für einen Kult, den A. Lichtenberger zu Recht als „ungewöhnliche Einrichtung“ bezeichnet 937: Obwohl Marinus selbst nie römischer Kaiser gewesen war, diente seine Vergöttlichung ganz der dynastischen Legitimation des neu begründeten Herrscherhauses. In den Quellen finden sich keine Angaben bezüglich seiner Person. Seine Verehrung ist jedoch durch provinzielle Münzen und Inschriften bezeugt938. Tatsächlich scheint der Kult keine über den Osten hinaus gehende Bedeutung besessen zu haben. Sein Zentrum befand sich in der syrischen Stadt Philippopolis, wo der Kaiser einen Kultbau zur Verehrung seines Vaters errichten ließ (hier Kap. 4.3.1). Rundplastische Bildnisse des vergöttlichten Kaiservaters, die es wohl in der arabischen Provinz gegeben haben wird, sind der Forschung nicht bekannt. Sein Porträt ist lediglich durch Münzen überliefert, welche hauptsächlich von Philippopolis ausgingen und das Brustbild des Marinus über einem Adler zeigen (Taf. II, 7)939. Dabei erscheint 935 936 937 938 939
Vgl. etwa Diod. 16, 34, 5. Zur Darstellung 'ausgelaufener Augen' in der römischen Porträtkunst Landwehr 2008, 87 zu Kat. 314 mit weiterer Lit. und mit Beispielen; vgl. dort Taf. 56–57 und Beil. 10 a–d; für ein exponiertes Beispiel des 3. Jhs. siehe ausf. Fittschen 1977b, 92f. Kat. 35. Lichtenberger 2011, 153. Für Lit. siehe hier Anm. 373 und Anm. 666; Cohen V², 180; zu den Inschriften aus Philippopolis siehe die hier in Anm. 673 angegebene Lit. Etwa Delbrück 1940, 82 mit Beil. 1 Nr. 2; daneben sind entsprechende Münzen aus dem samarischen Neapolis bekannt; siehe hier Anm. 374.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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er nackt, mit kurzen Haaren, spitzem Kinn und langer gebogener Nase. Der Unterkieferwinkel ist scharf konturiert. Damit bestehen grundsätzliche Ähnlichkeiten zwischen dem Dargestellten und den übrigen Angehörigen des Kaiserhauses, die jedoch im Vergleich mit deren entwickelten stadtrömischen Prägungen weniger stark ausfallen 940. Die frühen Antiochenischen Münzbildnisse des Philippus (z. B. Taf. II, 4) bieten teilweise größere Übereinstimmungen941, die jedoch im Hinblick auf die starken Abweichungen innerhalb des gesamten Münzspektrums nicht überbewertet werden sollten. Philippus minor (244–249 n. Chr.) Über die äußere Erscheinung des Philippus minor ist den Quellen nur wenig zu entnehmen. Der Prinz befand sich während der Herrschaft seines Vaters noch im Knabenalter. Bei seinem Tod dürfte er zwölf Jahre alt gewesen sein 942. Wie im Falle der übrigen Kaiser zwischen 244 und 253 n. Chr. fällt die Quellenlage aufgrund einer Überliefe rungslücke innerhalb der Historia Augusta besonders dürftig aus. In den Epitome de Caesaribus heißt es, der junge Philippus habe ein ernstes, trauriges Gemüt besessen und nur ungern gelacht. So soll er sein Gesicht abgewendet haben, als sein Vater bei den Spielen anlässlich der Tausendjahrfeier in heiteres Gelächter ausbrach943. Münzbildnisse (Taf. II, 8–10) Die Münzbildnisse weichen in einigen Details voneinander ab, weswegen es schwer fällt, allgemeingültige ikonographische Merkmale zur Bestimmung rundplastischer Porträts zu benennen944. Hinzu kommt ein Problem, auf das bereits J. J. Bernoulli hingewiesen hat945: Die Züge des Prinzen wirken auf den ersten Blick so beliebig, dass sie sich zunächst kaum von denen anderer 'kindlicher' Regenten wie Elagabal, Severus Alexander oder Gordian III. abzusetzen scheinen. Als Caesar erscheint Philippus minor mal mit gestrecktem, zumeist jedoch mit kompaktem Schädel (Taf. II, 8). Im Gegensatz zu seiner relativ großen Nase ist das Kinn nur wenig betont. Auf einigen Münzen sind die Lippen vorgeschoben. Die Stirn steigt steil an. Darüber zeigt sich eine geschwungene Haarkontur, deren Wölbung am Übergang zur Schläfe lediglich angedeutet ist. Zwischen Stirn- und 940 941 942 943 944
945
Vgl. auch die jüngst neu aufgelegte Goldprägung des Kaisers und seiner Familie durch Bland 2014, pass. Vgl. etwa die lange, bogenförmige Nase und das prominent hervorstehende Kinn. Epit. 28, 3; siehe auch Hartmann 1982, 67 mit Anm. 4; Körner 2002, 42 mit Belegen; Kienast 2004, 200. Epit. 28, 3. Zu den Münzbildnissen des Philippus minor: Bernoulli 1894, 146; Delbrück 1940, 83; Maj 1958, 182f.; Kankelfitz 1976, 278; Bergmann 1977, 37; W. Real in Wegner u. a. 1979, 42; Fittschen – Zanker 1985, 118; Varner 2004, 206; RIC IV 3, 74 Nr. 56; 76 Nr. 68; 92 Nr. 197; 95–104; Cohen V², 134–143; 158–180; Prägestätte: Rom; zu einem bisher einzigartigen Aureus aus Antiochia Bland 2014, 108f.; zur Glyptik hier Anm. 1628 u. 1629. Bernoulli 1894, 146; W. Real in Wegner u. a. 1979, 42.
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5. Die Porträts Schläfenhaar ist ein stumpfwinkliger Absatz erkennbar. Der Prinz trägt entsprechend seines geringen Alters keinen Bart. Zumeist ist seine allgemeine Erscheinung kindlich, nahezu pausbäckig. Mit der Erhebung zum Augustus (Taf. II, 10) lassen sich gewisse Veränderungen konstatieren, welche sich auf die Verwendung neu geschaffener Aversstempel zurückführen lassen946: Der Schädel ist nun fast immer gestreckt und verfügt über markantere Züge, wodurch der Eindruck eines reiferen 'Jünglingsporträts'947 entsteht (siehe hier Kap. 5.6 d). Familiäre Ähnlichkeiten des Prinzen zu seinen Eltern sind grundsätzlich vorhanden, gehen jedoch nicht so weit wie etwa im Falle von Maximus Caesar, Maximinus Thrax und Diva Paulina. Dennoch lassen sich einige markantere Details – insbesondere die der Mutter Otacilia Severa ähnliche 'eigentümliche Mundbildung' 948 – als wiederkehrende familiäre Merkmale bestimmen.
Es herrscht eine gewisse Uneinigkeit darüber, welche Porträts als rundplastische Bildnisse des Prinzen anzusprechen sind. Nach Ansicht des Verfassers halten lediglich drei Köpfe dem numismatischen Vergleich stand. Es handelt sich dabei um Porträts in Ostia (Kat. 45), in Toulouse (Kat. 46) sowie im Castle Howard (Kat. 44). Zu demselben Er gebnis ist bereits M. Bergmann gelangt, der sich wiederum U. Hausmann und K. Fittschen angeschlossen haben949. Daneben existieren einige anderslautende Zuweisungen, die jedoch im einzelnen abzulehnen sind 950. So werden bisweilen die Kopenhagener 946
947 948 949 950
Vgl. den jüngst von Bland 2014, 120–122, 126–128, 129, 131f. mit Taf. 141–149 vorgelegten Katalog zur Goldprägung des Prinzen mit Angaben zu den jeweiligen Aversstempeln; die Stempel P II 26–31 sind dabei für die Augustusprägungen verbindlich; siehe außerdem Dušanić 1997, 369f. in Bezug auf die Prägestätte von Viminacium. Dušanić S. 374f. erwägt einen Zusammenhang zwischen der Physiognomie der dort geprägten Augustusporträts und den jeweils verwendeten Iuppiter-Reversen: Für LAETITIA FVLMINATA sei eine grimme, adoleszente Darstellungsweise, für IOVI CRESCENTI hingegen ein pueriler, lächelnder Ausdruck gewählt worden. Auf diese Weise habe man bewusst versucht, verschiedenen Legitimationsvorstellungen Rechnung zu tragen. Dušanić begründet seine Überlegungen auf einem bislang einzigartigen Antoninian (S. 377 Abb. 1), weswegen dieser Aspekt nicht überbewertet werden sollte – dass tlw. recht unterschiedliche Aversstempel zeitnah oder sogar gleichzeitig kursierten, stellt für die Prinzen der Soldatenkaiserzeit nicht unbedingt ein Kuriosum dar. Wie Dušanić eine typologisch-chronologische Entwicklung mit Verweis auf Gallienus (dort S. 374 Anm. 79) ausschließen kann, erschließt sich dem Verf. nicht. Bergmann 1977, 37. So auch Bergmann 1977, 37. Bergmann 1977, 35–38; Hausmann 1981, 387; Fittschen – Zanker 1985, 118 zu Kat. 99 mit Anm. 6; vgl. jüngst auch La Rocca u. a. 2015, 355 Nr. I.40 (Beitrag E. Castillo). Zu den Identifikationsvorschlägen der älteren Forschung Wegner u. a. 1979, 44–50 jeweils mit weiterer Lit.; an dieser Stelle sei auch auf den Versuch von E. Reschke verwiesen, den Adonis-Sarkophag im Museo Lateranense auf Philippus minor zu beziehen; dagegen Fittschen 1979, 578–581 mit Lit. Daneben war bereits von den Bildnisfunden des Schiffswracks von Porticcio die Rede, welche der Öffentlichkeit tlw. als Porträts des Philippus Arabs und der Otacilia vorgestellt worden sind. Im Rahmen der Arbeiten wurde auch eine Miniaturbüste zu Tage gefördert, welche als Porträt des Philippus minor oder als Bildnis
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Köpfe 747, 748 (hier Kat. 6 u. 7 als Maximus Caesar) und 756 als Porträts des Philippus minor bezeichnet951. Noch E. Rosso benennt die beiden erstgenannten Kopenhagener Bildnisse als Porträts des Prinzen 952 und erweitert die Replikenliste zusätzlich um eine kapitolinische Büste, die jedoch auf Severus Alexander zu beziehen ist953. S. Wood vertritt indessen die Annahme, dass es sich neben Kat. 45 und Kat. 46 außerdem bei Bild nissen in Malibu und München um Porträts des Prinzen handele 954. Das Porträt im Castle Howard (Kat. 44) lässt sie dabei außen vor. Die gleiche Auffassung teilt noch E. Varner, der Woods Aufstellung als „most probable“ versteht 955. Dem Verfasser ist diese Entscheidung unverständlich: Bereits die von den übrigen Repliken im Detail verschiedene Haarkontur spricht gegen den Anschluss des Kopfes in Malibu 956. Das Münchner Porträt verfügt in der Haargestaltung zwar über eine scheinbar ähnliche Motivik, ist je doch aus stilistischen Gründen etwas früher anzusetzen 957. Richtiggehend erkennt auch B. E. Borg die Porträts im Castle Howard, in Ostia sowie in Toulouse als Bildnisse des Prinzen an. Sie schließt der Reihe zudem einen überlebensgroßen Kopf in St. Petersburg an, der schon von früheren Bearbeitern als zu unsicher abgelehnt worden ist und
951 952 953
954 955 956
957
eines Mädchens angesprochen worden ist. Das Stück ist allerdings derart verrieben, dass eine genaue Untersuchung auf Grundlage der dem Verfasser bekannten Fotografien nicht erfolgen kann; vgl. Nicolai 2007; Russell 2013, 337. Etwa Wegner u. a. 1979, 45; anders zuvor Wegner – Wiggers 1971, 234; ähnlich Rosso 2006, 481, die sich neben anderen Porträts weiterhin für Kopenhagen 747 und 748 ausspricht. Rosso 2006, 481. Rom, Museo Capitolino, Stanza degli Imperatori, Inv. 480 – Rosso 2006, 481; vgl. Fittschen – Zanker 1985, 117–121 Kat. 99 (mit Taf.) mit ausführlicher Besprechung der Ikonographie des Severus Alexander; zu den Unterschieden zwischen den Ikonographien des Severus Alexander und des Philippus minor auch Borg u. a. 2005, 113; neben der kapitolinischen Büste nimmt Rosso die Köpfe der Gruppe Castle Howard – Ostia –Toulouse (hier Nr. 46–48) sowie die Kopenhagener Porträts 747 und 748 (Inv. 821 und 822; hier Nr. 8 und 9) in ihre Replikenliste auf. Wood 1986, 132f. Varner 2004, 206 Anm. 57. Malibu, J. Paul Getty Museum, Inv. 79.AB.120 – Dazu Frel 1981, 104 Kat. 86 mit Abb.; Wood 1986, 186 Nr. 3; indirekt Varner 2004, 206 Anm. 57; für verschiedene Ansichten des Porträts siehe Wood 1987, 119 Abb. 6 a–d und Lahusen – Formigli 2001, 283f. Kat. 177 mit Abb. 1–4 (dort auch mit weiterer Lit.); zwar bestehen durchaus Ähnlichkeiten zwischen diesem Kopf und den Münzporträts des Philippus minor, allerdings kommt ein Replikenverhältnis zu den hier als Bildnisse des Prinzen anerkannten Porträts Kat. 44–46 bereits wegen der abweichenden Haargestaltung nicht in Frage. Das kleine Format erschwert darüber hinaus eine positivistische Zuweisung des Bronzeköpfchens. München, Antikensammlung und Glyptothek, Inv. 360 – Wood 1986, Taf. 49 Abb. 65a. Zum Bildnis jüngst La Rocca u. a. 2015, 357f. Nr. I.44 (Beitrag M. R. Perrella) mit weite rer Lit.; gegen Philippus minor sprechen v. a. der spätseverischen Bildnissen näherstehende breite Aufbau des Kopfes sowie die strähnige Gestaltung der Haarkappe mit ihrer komplexen, nach unten hin ausfransenden Stirnhaarkontur.
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5. Die Porträts
sich nach Ansicht des Verfassers bereits durch seine Physiognomie insgesamt von den übrigen Repliken unterscheidet958. Wie bereits die Ikonographie des Maximus Caesar ist auch das Porträt des Philippus minor als gegensätzliche Konzeption zum Herrscherbild seines Vaters zu verstehen (hier Kap. 5.6 d). Ikonographische Übereinstimmungen zwischen bestimmten Details seiner Physiognomie und den Bildnissen der Eltern Philippus Arabs und Otacilia Severa sind zugleich Ausdruck der familiären Zusammengehörigkeit (hier Kap. 5.6 e). Epigraphische Belege lassen sich dabei als Hinweise für die gemeinsame Aufstellung von Porträts der kaiserlichen Familie verstehen959. Traianus Decius (249–251 n. Chr.) Das Herrscherbild des Traianus Decius ist in forschungsgeschichtlicher Hinsicht von besonderem Interesse, weil seine angespannte, von Schatten- und Lichtpartien bewegte Physiognomie wiederholt als illustratives Zeugnis der sog. Reichskrise und als Ausdruck der kaiserlichen Sorge um Reich und Untertanen verstanden worden ist 960. Bezüglich seiner äußeren Erscheinung und deren antiker Bewertung lassen sich den Quellen indessen keine Angaben entnehmen961. Der in der Nähe von Sirmium geborene Kaiser 958
959
960 961
St. Petersburg, Ermitage, Inv. A 281 – Bernoulli 1894, 101 Nr. 18 (Severus Alexander?); Vostchinina 1974, 182 Kat. 64 mit Taf. 86–87 (Severus Alexander); Wegner – Wiggers 1971, 188f. (Philippus minor?); Bergmann 1977, 37 Anm. 116 hat bereits auf Unterschiede zu den Bildnissen des Prinzen in der Behandlung des Nackenhaares hingewiesen; Borg u. a. 2005, 114 Anm. 12 verweist neben der Frisur zwar auch auf „die dicklichen Lider und die Mundstellung“, die mit den „übrigen Repliken“ des Philippus minor übereinstimmen sollen, allerdings scheint das Porträt eher einen älteren Jugendlichen oder jungen Mann zu zeigen, der nicht ohne Schwierigkeiten der Gruppe Castle Howard/Toulouse/Ostia angeschlossen werden kann. Bspw. AE 1944 Nr. 52; 53, 54 (Lager von Porolissum / Moigrad) für Philippus Arabs, Philippus minor und Otacilia; dazu Deppmeyer 2008, 412f. Kat. 215 mit Lit.; es ist zudem gut vorstellbar, dass die Aufstellung von Statuengruppen im syrischen Philippopolis auf Initiative des Princeps zurückging; siehe Deppmeyer 2008, 417f. Kat. 220 mit weiterer Lit. Siehe auch hier Kap. 5.6 a. In der spät- und nachantiken Lit. wird Decius überwiegend negativ charakterisiert. Die christliche Geschichtsschreibung stellt ihn als böswilligen Gegner des Christentums dar, der beabsichtigt habe, die junge Religion vollständig zu vernichten; zeitgenössische Autoren wie bspw. Cyprian (ep. 22, 1) stehen unter dem Eindruck des Kaisers als metator antichristi. Zu den Schriften des Kirchenvaters unter der Herrschaft des Decius Alföldy 1973, 484f.; Eus. hist. Eccl. 6, 39, 1 skizziert Decius als Gegenentwurf zum vermeintlichen Christen Philippus Arabs; der Hass auf seinen Vorgänger soll ihn zur Verfolgung der Christen getrieben haben; vgl. ausf. Selinger 1994, 12–18; zum angeblichen Christentum des Philippus ausf. Körner 2002, 260–273 mit Quellen und Lit.; bes. Pohlsander 1980, pass.; der negative Ruf des Decius als Initiator der „furchtbarsten und systematischten aller bisherigen Verfolgungen“ (von Matt – Kühner 1964, 32) wurde noch tlw. bis in das fortgeschrittene 20. Jh. vertreten; vgl. etwa Dunn 1912, 132; Kent u. a. 1973, 47; Haas 1983, 133; zum sog. Opferedikt des Decius siehe die hier in Anm. 425 angegebene Lit.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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entstammte wahrscheinlich vornehmen Kreisen und muss bei Herrschaftsantritt etwa 50 bis 60 Jahre alt gewesen sein962. Münzbildnisse (Taf. III, 1–2) Die Münzen zeigen den Kaiser vorwiegend als hageren Mann im fortgeschrittenen Alter963. Einige Prägungen stehen noch denen seines Vorgängers Philippus Arabs nahe; bald lassen sich jedoch zahlreiche persönliche Merkmale benennen. Traianus Decius verfügt über einen länglichen Kopf, welcher sich zumeist durch ein markant wiedergegebenes Knochengerüst mit angespannten Zügen auszeichnet. Zu den wiederkehrenden Merkmalen gehören ein knolliges Kinn, eine charakteristische, spitz zulaufende Nase sowie eine hohe, von Furchen durchzogene Stirn. Unterhalb der hervorstehenden Wangenknochen ist das Fleisch oft eingefallen. Zum zerfurchten Gesamteindruck des Kaisers tragen auch die herabgezogenen Mundwinkel und die bisweilen deutlich skizzierten Krähenfüße bei (Taf. III, 1). Daneben existieren vereinzelte Prägungen mit entspannteren, geglätteten Zügen, welche R. Delbrück auf eine „aristokratisch-akademische“ Bildnisauffassung zurückführt (Taf. III, 2)964. Die kurz geschnittene Frisur des Kaisers variiert innerhalb des Münzspektrums: mal ist die Haarkappe oberhalb der Stirn geschlossen, mal offenbart der zurückgezogene Ansatz eine teilweise entblößte Vorderkalotte. Immer gehören tief geschnittene Geheimratsecken dazu. Soweit ein Bart angegeben ist, umrahmt er die scharf gezeichneten Konturen von Oberlippe, Kinn und Unterkiefer nur spärlich 965. Insgesamt lassen sich zwischen Decius, seiner Ehefrau Herennia Etruscilla sowie den beiden Söhnen Herennius Etruscus und Hostilianus einige ikonographische Gemeinsamkeiten erkennen, welche der Betonung der familiären Zusammengehörigkeit des Vaters gedient haben dürften (hier Kap. 5.6 e).
962 963
964
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Kienast 2004, 204 gibt als geschätztes Geburtsjahr „ca. 190 (oder ca. 200)?“ an; vgl. bereits Bernoulli 1894, 152: „Im Ganzen mehr einem Sechziger als einem Fünfziger ähnlich“. Zu den Münzbildnissen des Traianus Decius: Delbrück 1940, 89f.; Maj 1958, 187f.; Kankelfitz 1976, 282; Bergmann 1977, 42f.; Wegner u. a. 1979, 63f.; Fittschen – Zanker 1985, 131 mit Anm. 6; allg. RIC IV 3, 107–127; 133–137; Cohen V², 185–207; 214f.; Prägestätten: Rom; Antiochia; Mailand (?); dazu etwa Wolters 1999, 50 Anm. 21 mit weiterer Lit.; zur Glyptik etwa Maj 1958, 192 Nr. 242–244. Delbrück 1940, 89 scheidet die Bildnisse in ein 'Feldporträt', das den Kaiser als rauen Soldaten zeigt, und einen 'aristokratischen' Typ, der spätestens mit dem Beitritt der Söhne in das Herrscherkollegium auf den Münzen greifbar sei und sich durch feinere, geglättete Züge auszeichnet. Zum Bart im Spektrum der Münzprägung Fittschen – Zanker 1985, 132 Anm. 6.
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5. Die Porträts
Eine Reihe von Bildnissen wird immer wieder fälschlich auf Decius bezogen. Dazu gehören etwa Bronzeköpfe in Florenz966 und Deva967, ein Porträt in Würzburg 968 sowie eine Ganzkörperstatue in Rom969. Bei einer als Decius ausgewiesenen Büste der Sammlung Torlonia handelt es sich wohl um eine neuzeitliche Arbeit 970. Im Münzvergleich überzeugt allein ein überlebensgroßer Kopf im Kapitolinischen Museum (Kat. 47), welcher die ikonographischen Merkmale des Kaisers so genau wiederholt, dass die Zuweisung trotz mangelnder Repliken legitim scheint 971. So wird der Identifikation im Allgemeinen nicht widersprochen972. E. R. Varner vertritt noch in einer kürzlich erschienen Publikation die Auffassung, dass es sich bei allen hier genannten Bildnissen (mit Aus966
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Florenz, Museo Archeologico, Inv. 14013 – Neben Decius ist auch Trebonianus Gallus wiederholt mit diesem Bildnis in Zusammenhang gebracht worden; dazu hier mit einer angeblichen Replik Anm. d–e; für Decius u. a. Balty – Balty 1974, 47f.; Wood 1979, 297 Nr. 3; Wood 1986, 133 Nr. 3; Lahusen – Formigli 2001, 289–292 Kat. 289; Varner 2004, 208; dagegen u. a. Bernoulli 1894, 154; Wegner u. a. 1979, 65; Fittschen – Zanker 1985, 131 mit Anm. 9; Fuchs 2005, 1043 (gegen Lahusen – Formigli). Gegen die Zuweisung an Decius sprechen u. a. die im Vergleich mit dem kapitolinischen Bildnis insgesamt fleischi gere Durchformung der Gesichtsoberfläche, das zu weit vorstehende Kinn sowie die abweichende Stirnhaarfrisur mit ihren aufgefächerten, in verschiedene Richtungen weisenden Strähnenspitzen. Deva, Muzeul Judaçean Hunedoara, Inv. 19903 – Dafür u. a. Floca 1965; Balty – Balty 1974, 49f.; Wegner u. a. 1979, 64f. mit Abb.; Wood 1979, 297 Nr. 5; Wood 1986, 133 Nr. 5; Varner 2004, 208; dagegen u. a. Fittschen – Zanker 1985, 131 mit Anm. 11 –12; unsicher Lahusen – Formigli 2001, 286 Kat. 179 mit weiterer Lit.; zwar ist die stilistische Einordnung um die Jahrhundertmitte durchaus gerechtfertigt, allerdings weicht das Bildnis in mehreren Merkmalen von der Ikonographie des Decius ab; vgl. etwa die für Decius uncharakteristische Fülle des strähnigen Vollbarts, die engstehenden Augen sowie die flei schige Durchformung der Gesichtszüge. An ein Replikenverhältnis zum kapitolinischen Bildnis des Kaisers (Kat. 47) ist selbst dann nicht zu denken, wenn man wie S. Wood davon ausgeht, dass es sich um eine provinziale Kopie handelt. Würzburg, Martin-von-Wagner-Museum, Antikenabteilung H 2406 – Dazu u. a. von Urlichs 1865, 1 Nr. 4 (ohne Benennung); für Decius u. a.: Simon 1975, 254 Kat. H 2406 mit Taf.; Balty – Balty 1976, 177f. (für ein posthumes Bildnis des Kaisers); Wood 1979, 297 Nr. 4; Wood 1986, 133; Varner 2004, 208; dagegen etwa Wegner u. a. 1979, 69 mit Argu menten. Im Gegensatz zu den Münzbildnissen des Decius ist der Haaransatz im Falle des Würzburger Porträts bis auf den Hinterkopf zurückgezogen. Im Vergleich mit dem kapitolinischen Bildnis des Kaisers zeigen sich deutliche physiognomische Unterschiede. So sind etwa die Stirn- und Nasolabialfalten motivisch anders konzipiert. Dem Würzburger Kopf fehlt zudem die angespannte Kontraktion der Brauen, durch welche sich das kapitolinische Bildnis auszeichnet. Rom, ehem. Palazzo dei Conservatori, Sala dei Magistrati; z.Z. Centrale Montemartini II 85. Inv. 778 – Bildnisstatue nach dem Ares Borghese; nach der Auffindung 1874 auf dem Esquilin von C. L. Visconti als Decius vorgeschlagen; dagegen bereits Bernoulli 1894, 153f. mit dem berechtigten Einwand, dass die Angleichung an eine Gottheit nicht zwangsläufig für ein Kaiserbildnis sprechen müsse; für Decius u. a. Maj 1958, 188 Nr. 234; Nie meyer 1968, 113 Nr. 127; Wood 1986, 133 mit Taf.; Kleiner 1992b, 369–371 mit Abb.; Varner 2004, 208; dagegen u. a.: von Heintze 1962, 27 Anm. 68 (für Aemilianus); Andreae 1973, Abb. 578 („Bilddokumentation“); Poulsen 1974, 166f. (für Philippus Arabs); Wegner
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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nahme der Büste im Museo Torlonia) um Porträts des Kaisers handele 973. Die ikonographischen Merkmale gehen allerdings so stark auseinander, dass ein Replikenverhältnis nicht in Frage kommt974. Vereinzelte weitere Zuweisungen jüngerer Zeit sind allesamt abzulehnen. Hier ist etwa ein Kopf im Kunsthandel zu nennen, dessen Ikonographie keinesfalls mit Decius zu vereinbaren ist975. Daneben existiert eine zeitgenössische Porträtbüste in Osloer Privatbesitz, die zunächst 1959 von H. P. L'Orange publiziert und später wiederholt auf Decius bezogen worden ist. Die Ähnlichkeiten zwischen diesem Bildnis und Kat. 47 gehen weit, lassen sich im Detail jedoch nicht ohne Schwierigkeiten zur Behauptung eines Replikenverhältnisses heranziehen. Am ehesten ist in dem Dargestellten eine hochgestellte Persönlichkeit um die Mitte des 3. Jhs. (vielleicht ein Feldherr unter der Herrschaft des Kaisers) zu sehen976. In die gleiche Zeit fällt außerdem ein durch seine Attribute als Kaiser bildnis ausgewiesener Kopf in Tunis, der im Detail jedoch nicht als Decius überzeugen kann und bereits im Zusammenhang mit der Ikonographie Gordians I. besprochen worden ist977.
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u. a. 1979, 67, 98; Fittschen u. a. 2010, 153f. Kat. 151 mit weiterer Lit. (Privatporträt, vielleicht eines Offiziers); La Rocca u. a. 2015, 362f. Nr. I.51 (Beitrag A. Danti) („statua-ritrat to maschile in armi“) mit weiterer Lit.; das Bildnis verfügt über typische physiognomische Merkmale der Jahrhundertmitte (vgl. etwa die Stellung der Nasolabialfalten), lässt sich jedoch nicht als Replik des kapitolinischen Decius-Porträts erweisen. Rom, Museo Torlonia Nr. 594 – Abb.: Visconti 1883, Taf. 154 zu Nr. 594; für ein antikes Bildnis des Kaisers u. a. Visconti 1885, 405 Nr. 594 mit Taf.; L'Orange 1933, 3 Anm. 4; Maj 1958, 189f. Nr. 236; unentschieden Wood 1979, 297f. Nr. 6; zur Behauptung einer Fälschung Wegner u. a. 1979, 67 (nach Autopsie); Fittschen – Zanker 1985, 132 Anm. 8. Das Bildnis im Museo Torlonia wiederholt im Wesentlichen die Motivik des kapitolinischen Decius-Porträts, ist in der Ausführung jedoch stark schematisiert. Bei der neuzeitlichen Nachahmung wurde auch die Büste kopiert. Vgl. etwa Hurter 2003, 69 Abb. 31 mit einem besonders deutlichen Beispiel. Siehe die hier für Kat. 47 angegebene Lit. Varner 2004, 208. Zu Recht K. Fittschen (in: Fittschen – Zanker 1985, 132 Anm. 12): „Wer das Bildnis aus Deva als Bildnis des Decius akzeptiert, kann andere Identifizierungsvorschläge nicht gut zurückweisen.“ Kunsthandel (Gorny & Mosch 2011) – Es handelt sich um einen Kopf mit ausgeprägtem Vollbart, der bereits aufgrund dieses Merkmals unmöglich Traianus Decius darstellen kann. Auch sonst lassen sich kaum Übereinstimmungen mit dessen Ikonographie benennen. Ebensowenig ist an ein Replikenverhältnis mit dem kapitolinischen Porträt des Kaisers (Kat. 47) zu denken; siehe Gorny & Mosch. Gießener Münzhandlung. Auktionskatalog 198, 2011, 28f. Nr. 12 mit Abb. (dort als Decius mit Fragezeichen). Oslo, Slg. N. Astrup – So bereits L'Orange 1959, 96 (mit Abb.); folgend etwa Sande 1991, 89f. Nr. 73; Wegner u. a. 1979, 66 zweifelt an der Echtheit des Stücks; dagegen Hausmann 1981, 387; Fittschen – Zanker 1985, 131 mit Anm. 15a spricht das Bildnis nicht als Porträt des Kaisers an, zählt es jedoch mit Recht zu den ihm besonders nahestehenden Stücken. Hier S. 148; gegen Decius sprechen im Vergleich mit dem kapitolinischen Kopf u. a. die herabgezogenen Mundwinkel, die Angabe der hinter den Nasolabialfurchen liegenden Wangenfalten und die nach rechts gestrichenen Stirnhaare; insgesamt steht das Bildnis
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5. Die Porträts
Das kapitolinische Decius-Porträt hat durch sein geradezu 'expressionistisch' anmutendes Äußeres und seinen bekümmert wirkenden Gesichtsausdruck vor dem Hintergrund der krisenhaften Geschehnisse des 3. Jhs. eine gewisse Berühmtheit erlangt 978. Bereits J. J. Bernoulli verwies auf seine charaktervolle Spannung von Rauheit und Anziehung979. Zudem ist das Bildnis wiederholt und bis in jüngere Zeit als Ausdruck der kaiserlichen cura, also der Sorge um Reich und Untertanen, gedeutet worden980. D. E. E. Kleiner versteht es in diesem Sinne als „paradigm for the third century“ 981. K. Fittschen diskutiert Wirkung und Traditionslinien des Porträts und spricht ihm „eine programmatische Aussage über die Herrschaftsauffassung“ des Decius zu. Er versteht die seit Caracalla in die Porträtkunst eingegangenen, sog. 'realistischen' Züge als Ausdruck von kaiserlicher Härte, welche „dem drohenden Chaos“ im Spiegel der Bildnisse entgegengesetzt werden sollte982. Es ist jedoch zu bedenken, dass sich die vermeintlich 'tragischen' Züge der Decius-Physiognomie (etwa die tiefen Nasolabialfalten, die stark gerunzelte Stirn und das eingefallene Wangenfleisch) ebenso an Privatporträts der Jahrhundertmitte wiederfinden lassen und somit keine Alleinstellungsmerkmale des Herrscherbildes darstellen983. In stilistischer wie motivischer Hinsicht ist das Bildnis des Kaisers in erster Linie als moderne Konzeption zu verstehen, die sich ganz an der aktuellen Entwicklung ihrer Zeit orientierte. Sicherlich lag seiner Gestaltung eine Wirkungsabsicht zugrunde, die auf die Betonung bestimmter herrscherlicher Tugenden abzielte. Dabei muss es sich durchweg um positive Aussagen hinsichtlich seiner Person gehandelt haben, die jedoch im einzelnen nicht ohne methodische Schwierigkeiten zu benennen sind (vgl. hier Kap. 5.6 a). Verzweiflung und Traurigkeit angesichts der zeitimma nenten Umstände, welche seinem Porträt bisweilen attestiert worden sind 984, gehörten aufgrund ihrer negativen Belegung sicherlich nicht dazu.
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dem Porträt des Decius allerdings sehr nahe. Dazu Fittschen – Zanker 1985, 131f. Bernoulli 1894, 153. Siehe hier Kap. 5.6 a. Kleiner 1992b, 369. Fittschen – Zanker 1985, 131f.; dabei wendet sich Fittschen gegen den Vorschlag von Schweitzer 1963, pass.; spez. 275 (urspr. 1954), der in den Porträts der Soldatenkaiser im allgemeinen, sowie im Decius-Porträt im Speziellen einen Rückgriff auf spätrepublikanische Vorbilder vermutet; zur Wirkung seines Porträts auch hier Kap. 5.6 a. Vgl. etwa die oben besprochenen Bildnisse in Oslo (S. 173 mit Anm. 976) und in Tunis (S. 148 mit Anm. 854); vgl. weiterhin das Porträt eines Kilikiarchen aus Pompejopolis, welches nicht nur aufgrund seines Stils, sondern auch durch feste historische Belege in die Mitte des 3. Jhs. datiert werden kann und physiognomisch eng mit den Bildnissen des Kaisers verwandt ist; ausf. Frey 1982, pass. mit Abb. 1–4; zum Stil 33f. mit älterer Lit. Etwa Balty – Balty 1974, 48 in Bezug auf das hier in Anm. 1017 c besprochene Bildnis.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Herennius Etruscus (250–251 n. Chr.) Nach seiner Erhebung zum Caesar wurde Herennius Etruscus der Auftrag zuteil, administrative Aufgaben in Illyrien zu übernehmen 985. Den Tod fand er bald darauf gemeinsam mit seinem Vater Traianus Decius auf dem Schlachtfeld von Abrittus986. Zwischenzeitlich war er zum Augustus erhoben worden. Diese Hinweise lassen den Schluss zu, dass Herennius Etruscus bei seiner Erhebung ein bereits dem Kindesalter entwachsener Jüngling gewesen sein muss, der in der Lage war, eigenständig militärische und ad ministrative Projekte anzuleiten987. Davon abgesehen liefern die Schriftquellen keine genaueren Angaben bezüglich seiner äußeren Erscheinung. Münzbildnisse (Taf. III, 3–4) Von Herennius Etruscus wurden Münzen als Caesar und Augustus geprägt988. Auf den Caesar-Prägungen (Taf. III, 3) erscheint er noch kindlich. Kopf und Gesichtszüge sind gestreckt, die Stirn gewölbt. Die Frisur unterscheidet sich von der des Philippus minor auf einigen Münzen dadurch, dass der Ansatz am Übergang von Stirn- zu Schläfenhaar fast rechtwinklig umknickt. In physiognomischer Hinsicht lassen sich ikonographische Ähnlichkeiten zwischen Herennius Etruscus und den übrigen Mitgliedern der decischen Dynastie fassen. Hierzu gehören vor allem die typische Bildung der Mundpartie mit ihren 'zusammengepressten', vorgeschobenen Lippen, das spitze Kinn sowie die breite Formgebung der Nasenlöcher. Auf den wenigen Prägungen, die Herennius als Augustus (Taf. III, 4) zeigen, erscheint er für gewöhnlich etwas reifer; die Züge sind zumeist nicht mehr so abgerundet und weich wie auf den vorangegangenen Bildnissen. Vielmehr lassen sich nun 'typisch soldatenkaiserliche' Einzelformen wie verstärkte Nasolabialfalten, angedeutete Stirnfurchen sowie eine schärfer umrissene Nasenpartie erkennen. Dabei sind sich die Münzbildnisse in ihren wesentlichen Merkmale zwar ähnlich, die Ausführung variiert allerdings stark. Überzeugende Zuweisungen rundplastischer Bildnisse an Herennius Etruscus sind bisher nicht gelungen989. Der an sich sinnvolle Ansatz, die Bildnisbestimmung von der sti985 986 987
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Zur Erhebung Aur. Vict. 29, 1; Epit. 29, 2; Hartmann 1982, 68. Aus Aur. Vict. 29, 5 geht hervor, dass Herennius Etruscus nicht etwa als kindlicher Prinz in den Nachwehen der Schlacht umgebracht wurde, sondern in acie fiel; Epit. 29, 3. Zu den Münzen des Herennius Etruscus in Zusammenhang und seinen Aufgaben während der Herrschaft seines Vaters Kluczek 1997, 145–147; zu Herrschaftsaufgaben von Kaisersöhnen zwischen 235 und 285 n. Chr. auch Shillam 2006, 44; für papyrologische Belege der Herrschaftsdaten siehe Rathbone 1986, 112–114. Zu den Münzbildnissen des Herennius Etruscus: Bernoulli 1894, 157; Delbrück 1940, 89; Maj 1958, 196; Fittschen 1969, 213f.; Kankelfitz 1976, 287; Wegner u. a. 1979, 70; Bastien 1992, 67; allg. RIC IV 3, 123 Nr. 31–32; 137 Nr. 131; 138–143; Cohen V², 206f.; 215–224; Prägestätten: siehe oben für Decius Anm. 963. Zu älteren Identifikationsversuchen Wegner u. a. 1979, 71–74; darunter etwa ein Kopf in Rom (Thermen-museum 293 Inv. 632), der bisweilen für Herennius Etruscus in Anspruch
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5. Die Porträts
listischen Verwandtschaft zum väterlichen Decius-Porträt abhängig zu machen, hat in der Forschung zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Auf diese Weise sind Bildnisse in Venedig990 sowie im Schloss Fasanerie bei Fulda991 in die Diskussion eingebracht worden. Beide Zuweisungen beruhen jeweils auf guten Argumenten; da jedoch die Münzporträts wegen ihrer teilweise beträchtlich voneinander abweichenden Ausführung eine nur unzureichend sichere Bestimmungsgrundlage bieten und es im Falle beider Porträts an belastbaren Repliken fehlt, lässt sich in diesem Zusammenhang keine abschließende Entscheidung fällen. Die von Teilen der älteren Forschung vertretene Zuweisung des zentral abgebildeten Feldherren am großen Ludovisischen Schlachtsarkophag an einen der beiden Deciussöhne ist ohne jeden Zweifel abzulehnen992. Zwar lassen sich für das Bildnis des Ver-
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genommen wurde; für Herennius etwa Delbrück 1914, 7 Nr. 33; Maj 1958, 197f. hält es für möglich, dass einer der beiden Deciussöhne dargestellt sei; dagegen etwa Wegner u. a. 1979, 72 mit weiterer Lit.; Giuliano 1988, 391f. Nr. R293 (Beitrag A. L. Cesarano). Venedig, Museo Archeologico, Inv. 177 – Ältere Identifikationsversuche weisen den Kopf Maximus Caesar oder Philippus minor zu (etwa Traversari 1968, 92f. Kat. 74 mit Taf.); siehe dazu Wegner – Wiggers 1971, 235; Wegner u. a. 1979, 50, 73 jeweils mit älterer Lit.; Bracker 1964, 122ff. sprach sich zunächst für Gordian III. aus, nahm dies allerdings in Wegner u. a. 1979, 29 wieder zurück; Fittschen 1969, 211–214 lehnt alle älteren Zuweisungen ab und schlägt Herennius Etruscus (unter Vorbehalt) aufgrund des stilistischen Vergleichs mit dem kapitolinischen Porträt des Traianus Decius vor; ohne Repliken und eine bessere Aufarbeitung des numismatischen Materials sei dies allerdings nicht endgültig zu entscheiden; folgend Hausmann 1981, 387f.; dagegen Wegner u. a. 1979, 72, der Zweifel an der Echtheit anmeldet; noch Schröder 1993, 289 verweist darauf, dass „bisher keine Repliken des Kopfes bekannt“ seien; zur Diskussion auch Wood 1987, 129f. Schloss Fasanerie bei Fulda – Von Balty – Balty 1976, 179f. aufgrund des stilistischen Vergleichs Herennius Etruscus zugewiesen; zur Diskussion auch Wood 1987, 129f, welche diesem Bildnis tendenziellen Vorrang einräumt; zum Porträt auch von Heintze 1968, 77 Nr. 51 mit Taf. 84; 85; 131b (für ein zwischen 250 und 260 n. Chr. entstandenes Privatporträt); zwar lassen sich die ausladende Form des Hinterkopfes sowie die Profillinie der Kinn-Lippen-Partie auf einigen Münzen des Prinzen wiedererkennen, allerdings sprechen die übrigen ikonographischen Merkmale des Porträts eher gegen die Zuweisung. Hierzu gehören insbesondere die auf den Münzen nicht nachvollziehbare Behandlung des Haares auf der rechten Stirnseite sowie die charakteristische Form der gekrümmten Nase mit deutlichem Höcker. Rom, Museo Nazionale Romano, Palazzo Altemps, Inv. 8574 – Die Identifikation des Dargestellten als Hostilianus geht auf von Heintze 1957, pass. zurück; dort S. 69–72 zu den älteren Identifikationsvorschlägen (Septimius Severus, Severus Alexander, Timesitheus, Volusianus, Gallienus, Claudius Gothicus); folgend etwa Vermeule 1961, 6; Ver meule 1959, 26 G.3; unentschieden ob Herennius Etruscus oder Hostilianus Wood 1979, 307f. Nr. 9; für einen der beiden Deciussöhne noch Burns 2003, 250; gegen die Vorschläge u. a. Andreae 1968, 634; Fittschen 1969, 213 Anm. 24; Fittschen 1979, 581–584; Wegner u. a. 1979, 71f.; Hannestadt 1986, 293; Kleiner 1992b, 389f.; zum Sarkophag jüngst Künzl 2010, pass., bes. S. 57 (zu den Identifikationsvorschlägen); siehe dort S. 123f. für weitere Lit.; dazu auch Rez. Faust 2011, pass.; der Sarkophag ist wiederholt für seine künstlerische Qualität gelobt worden; vgl. bereits Rodenwaldt 1936, 90, der darin „eines der bedeutendsten Werke des dritten Jahrhunderts“ erkannte; zur älteren Forschungsge-
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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storbenen mehrere Repliken anführen, allerdings sind diese weder ikonographisch noch stilistisch mit irgendeinem Kaiser oder Prinzen um die Jahrhundertmitte zu vereinbaren993. Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Privatporträts eines hochgestellten Militärs gallienischer Zeit994. Dieser Umstand ist hier erneut zu betonen, weil die unhaltbare Zuweisung an Herennius Etruscus (oder seinen Bruder Hostilianus) noch bis in jüngere Zeit immer wieder am Rande der Forschungsliteratur aufgegriffen wird 995. Hinsichtlich der kaiserlichen Repräsentation gelten für Herennius Etruscus im Wesentlichen die gleichen Beobachtungen wie bereits für Philippus minor (siehe oben). Mit der Erhebung zum Augustus traten jedoch vermehrt ikonographische Veränderungen hervor, welche nach Ansicht des Verfassers einen legitimatorischen Nutzen erfüllten: Der Prinz wurde nun auch durch die Mittel der Bildkunst als vollwertiger Kaiser ausgewiesen (ausf. Kap. 5.6 d). Zwischen Herennius Etruscus und seinen Eltern Traianus Decius und Herennia Etruscilla bestehen dabei nicht so starke physiognomische Übereinstimmungen, wie etwa im Falle der Dynastien des Maximinus Thrax und des Philippus Arabs (dazu hier Kap. 5.6 e). Es lassen sich allerdings vereinzelte Prägungen anführen, die tatsächlich im Hinblick auf die familiäre Zusammengehörigkeit von Vater und Sohn konzipiert zu sein scheinen996. Hostilianus (250–251 n. Chr.) Die literarischen Quellen schweigen zum Alter des Hostilianus, der unter seinem Vater Traianus Decius zum Caesar erhoben worden war997. Es lässt sich lediglich konstatieren, dass der Prinz etwas jünger als sein Bruder Herennius Etruscus gewesen sein muss. Nach dem Tode seiner männlichen Familienangehörigen nahm ihn der neue Kaiser Trebonianus Gallus in sein Herrschaftskollegium auf998 und ernannte ihn zu seinem 993
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schichte auch Andreae 1968, 633f. Es handelt sich um die Bildnisse a) Rom, Palazzo Altemps Inv. 8574 (Schlachtsarkophag); b) Rom, Kap. Mus., Sala delle Colombe Inv. 340; c) Kunsthandel Mailand; d) München, ehem. Aschaffenburg; für Lit. zu den einzelnen Repliken siehe Fittschen u. a. 2010, 167 zu Kat. 165 (Replik a); 169 Anm. 7 (Replik b); 169 Anm. 11 zu Kat. 165 (Replik c); 169 Anm. 12 (Replik d). Siehe etwa Wegner u. a. 1979, 71f.; 76f.; Fittschen 1979, 581–584; zur Replik im Kapitolinischen Museum Fittschen u. a. 2010, 167–169 Kat. 165 mit weiterer Lit. und erneuter Diskussion des Dargestellten; für weitere Lit. zum großen Ludovisischen Schlachtsarkophag siehe dort Anm. 7. Etwa Burns 2003, 250, der den Sarkophag als Denkmal der kaiserlichen Selbstdarstellung versteht; siehe noch Demandt 2007, 148: „Der ludovisische Schlachtensarkophag könnte Hostilian gehört haben, doch sind die erhaltenen Feldherrnsarkophage nicht eindeutig Kaisern zuweisbar“. Bereits Delbrück 1940, 89 hat darauf verwiesen, dass der Prinz „auf feinen Erzmünzen“ bisweilen den beruhigteren Bildnissen des Decius angeglichen ist; vgl. dort Taf. 10, 17. Hartmann 1982, 68. Decius und Herennius Etruscus waren 251 n. Chr. in der Schlacht von Abrittus im Kampf gegen die Goten gefallen; zum Gotenkrieg Huttner 2008, 208–211 mit weiterer
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Mitherrscher999. Aus diesem Grunde sind Münzen des Hostilianus als Caesar und als Augustus bekannt1000. Münzbildnisse (Taf. III, 5–6) Auf den Prägungen erscheint der Prinz vielfach mit knolliger, 'eingerollter' Knollennase, gekräuseltem Mund und verzogenen Nasolabialfalten1001. In der Summe vermitteln diese scharf geschnittenen Einzelmerkmale einen recht 'eigenwilligen' Gesamteindruck, den R. Delbrück treffend als „kindlich, manchmal bubenhaft derb“ beschrieben hat1002. In dieser nichts verschweigenden, 'realistischen' Porträtgestaltung ist der Prinz nicht nur seinem Vater, sondern auch anderen Prätendenten um die Jahrhundertmitte (etwa Trebonianus Gallus) verwandt. Geringe Ähnlichkeiten zu seinen Familienangehörigen ergeben sich dabei nicht etwa durch die Übernahme bestimmter ikonographischer Einzelmerkmale, sondern vielmehr durch die seinem Porträt grundsätzlich eigene 'Derbheit' 1003. Wie sein Bruder Herennius Etruscus erscheint auch der Prinz Hostilianus ohne Bart (Taf. III, 5). Die Behandlung der Haare unterscheidet sich kaum. Mit der Erhebung
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Lit.; siehe auch Salisbury – Mattingly 1924, 17f.; Hostilianus und Herennia Etruscilla waren während des Feldzuges in Rom verblieben; nach dem Tode des alten Kaisers wussten die Donautruppen das vor Ort entstandene Machtvakuum rasch zu füllen, indem sie Trebonianus Gallus als neuen Kaiser einsetzten; zur Ereignisgeschichte Huttner 2008, 211f. mit weiterer Lit.; vielleicht ist Trebonianus Gallus „eine gewisse Nachhilfe“ beim Untergang des Decius zu unterstellen: siehe Hartmann 1982, 80. Durch die Machtübernahme war eine Situation entstanden, die leicht zum Bürgerkrieg hätte führen können: Trebonianus Gallus stellte eine ernsthafte Bedrohung für den in der Hauptstadt verbliebenen Prinzen dar. Anstatt nach Rom zu marschieren und seinen Herrschaftsanspruch militärisch geltend zu machen, adoptiere Gallus jedoch kurzerhand den jungen Hostilianus und nahm ihn als Augustus in sein kaiserliches Herrscherkollegium auf. Den Quellen zufolge war es zwar offiziell der Senat, der Hostilianus zum Augustus erhob (siehe Kluczek 1998, 139; Johne 2008a, 627), allerdings scheint dieser auf den Münzen aus der frühen Herrschaftsphase des Gallus noch als Caesar dargestellt worden zu sein; dazu Mattingly 1946, 38f.; zur Anerkennung der gemeinsamen Herrschaft in Ägypten Rathbone 1986, 113, 114; SB VI 9235.1–4; nachdem Hostilianus verstorben war, erhob Trebonianus Gallus wiederum seinen leiblichen Sohn Volusianus zum Augustus; siehe auch Kuhoff 1993, 111f.; Brauer 1975, 60 irrt, wenn er annimmt, dass Volusianus direkt zum Augustus erhoben worden sei. Zum Herrschaftskollegium von Trebonianus Gallus und Hostilianus Stein – Mattingly 1928, 16; Préaux 1952, pass.; Gilliam 1956, pass.; Kuhoff 1993, 111f.; Kluczek 1997, 150– 153; Kluczek 1999, 80; Shillam 2006, 73; Cooley u. a. 2007, 236; Johne 2008a, 625. RIC IV 3, 123 Nr. 31–32; 137 Nr. 131; 143–150; Cohen V², 206f.; 223–235; Prägestätten: siehe oben für Decius Anm. 963. Zu den Münzbildnissen des Hostilianus: Bernoulli 1894, 157; Delbrück 1940, 89; von Heintze 1957, 74f.; Maj 1958, 199; Fittschen 1969, 213f.; Kankelfitz 1976, 289; Bergmann 1977, 44; Wegner u. a. 1979, 75; zur Glyptik etwa Maj 1958, 200f. Nr. 258 mit einem wohl fälschlich dem Hostilianus zugewiesenen Onyx. Delbrück 1940, 89. Zur geringen Ähnlichkeit mit der Mutter Herennia Etruscilla auch hier S. 247.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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zum Augustus lassen sich (soweit nicht die gleichen Stempel wie zuvor benutzt wurden) höchstens geringfügige Veränderungen konstatieren (Taf. III, 6). Manchmal ist der Kopf nun leicht gestreckt, das Gesicht durch die Rücknahme der derben Züge geschönt. Dabei weichen die Bildnisse allerdings nicht von der knabenhaften Charakterisierung ab. Wie im Falle seines Bruders lassen sich keine rundplastischen Bildnisse für Hostilianus benennen. Die Vorschläge der älteren Forschung sind allesamt abzulehnen 1004. Dabei gehört der Prinz zur Reihe jener Kandidaten, die zu Unrecht wiederholt mit dem Feldherrn des großen Ludovisischen Schlachtsarkophages in Zusammenhang gebracht worden sind1005. Für die jüngere Forschung ist ein Kopf in Madrid zu nennen, welchen F. Schröder versuchsweise auf den Prinzen bezogen hat. Das Bildnis kann jedoch bereits wegen seiner früher anzusetzenden Datierung kein Porträt des Prinzen und späteren Augustus darstellen1006. Im Gegensatz zu seinem Bruder Herennius Etruscus gingen mit der Erhebung des Hostilianus zum Augustus kaum ikonographische Änderungen einher. Dies ist am ehesten damit zu erklären, dass der neue Kaiser Trebonianus Gallus, unter welchem der Deciussohn in die volle Kaiserwürde aufgestiegen war, kein Interesse daran hatte, seinen (zumindest formellen) Co-Regenten auch ikonographisch in diesen Rang versetzen zu lassen1007. Für Trebonianus Gallus spielte der junge Hostilianus als leiblicher Sohn des verstorbenen Decius in erster Linie eine legitimatorische Rolle. Eine über diesen Status hinausgehende Funktion ist dem Hostilianus für diesen Zeitraum nicht zu attestieren (hier Anm. 1662).
1004 Zu den älteren Identifikationsversuchen siehe Wegner u. a. 1979, 76f. 1005 Siehe hier Anm. 992. 1006 Madrid, Museo Nacional del Prado, Inv. 365–E – Für Hostilianus mit Fragezeichen Schröder 1993, 289–291 Kat. 86 (mit Abb.) der das Bildnis mit dem für Herennius Etruscus vorgeschlagenen Kopf in Venedig (hier Anm. 990) vergleicht. Backe-Dahmen 2006, 198 Kat. F 93 (mit weiterer Lit.) erkennt in dem Kopf ein Privatporträt um 250 n. Chr. Das Werk ist allerdings spätseverisch zu datieren: vgl. bes. die breite Anlage des Kopfes und die Motivik des Stirnhaares; siehe bereits Fittschen 1984b, 138; vgl. u. a. Hübner 1862, 130 Nr. 240; Barrón 1909, 245f. Nr. 365 („Personaje desconocido“); Blanco 1957, 122 Nr. 365–E Taf. 73. 1007 Zos. 1, 25, 2 zufolge soll Trebonianus Gallus am Tode des Hostilianus beteiligt gewesen sein, da er eine Gefahr für seine Herrschaft darstellte; tatsächlich kam es später zur Erasion seines Namens auf Inschriften, wobei Hostilianus bisweilen durch Volusianus ersetzt wurde; dazu etwa Hartmann 1982, 68 mit Anm. 9 für Belege. Der frühe Tod des jungen Mitherrschers hat auch in der Forschung zu Verdächtigungen gegen Trebonianus Gallus geführt – ob der jüngere Deciussohn tatsächlich beseitigt worden ist, oder durch Krankheit ums Leben kam, ist nicht abschließend zu entscheiden; siehe etwa Gilliam 1956, 310f.
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5. Die Porträts Trebonianus Gallus (251–253 n. Chr.)
Nach Auskunft der Epitome stammte Trebonianus Gallus von der später als Girba (Djerba) bezeichneten Insel Meninx und wurde 47 Jahre alt 1008. Es sind allerdings auch Inschriften bekannt, welche die Stadt Perusia als Geburtsort des Kaisers bezeichnen oder direkt auf ihn und seine Familie rekurrieren 1009. Für sein Todesalter finden sich ebenso anderslautende Angaben. So behauptet Malalas, Trebonianus Gallus sei im Alter von 60 Jahren gestorben1010. Das Chronicon paschale nennt ein Alter von 62 Jahren1011. Münzbildnisse (Taf. III, 8–9) Die Antiochenischen Prägungen für Trebonianus Gallus unterscheiden sich durch ihren Lokalstil deutlich von denjenigen aus dem Westen des Reiches 1012. Da ihr Anteil jedoch insgesamt sehr gering ausfällt, liegt der Fokus im Folgenden auf den verbreiteteren Münzen aus Rom und Mailand 1013. R. Delbrück unterteilt die Bildnisse des Trebonianus Gallus in ein realistisches und ein akademisches (d. h. ein geschöntes, 'veredeltes') Porträt1014. Im Einzelnen gehen die Unterschiede jedoch nicht so weit, dass sie eine solch strenge Unterteilung rechtfertigen 1015. Die Proportionen des Kopfes sind zumeist ausgeglichen; manchmal besitzt der Schädel eine gestreckte, hochrechteckige Form (Taf. III, 9). Auffällige physiognomische Merkmale bestehen in der zerfurchten Stirn und der prominenten, mal krummen, mal geraden Nase mit ihren breiten, markant abgesetzten Flügeln. Die Nasolabialfalten sind für gewöhnlich deutlich wiedergegeben. Der Kaiser trägt eine zeittypische Kurzhaarfrisur mit keilförmigen Geheimratsecken; das Schläfenhaar springt demgegenüber weit vor. Ein kurzer Bart bedeckt Wangen, Kinn und Oberlippe. Manchmal lässt er dabei den Bereich unterhalb der Koteletten 1008 Epit. 31, 1. 1009 Dazu etwa RE XVI, s.v. Vibius [58] (R. Hanslik) 1984f.; vgl. bes. CIL XI 1926 = Clauss – Slaby 22000710; CIL XI 1927 = Clauss – Slaby 22000711; CIL XI 1928 = Clauss – Slaby 22000712; CIL XI 1930 = Clauss – Slaby 22000714. 1010 Die lacuna lässt sich hier durch de insid. 20 (159, 29–30) rekonstruieren; dazu Jeffreys u. a. 1986, 157–161; spez. 161. 1011 Chr. pasch. 505. 1012 Dazu etwa RIC IV 3, 151; Delbrück 1940, 93; Wegner u. a. 1979, 83. 1013 Zu den Münzporträts des Trebonianus Gallus: Bernoulli 1894, 158; L'Orange 1933, 97; Delbrück 1940, 93; Maj 1958, 201; Kankelfitz 1976, 293; Bergmann 1977, 45; Wegner u. a. 1979, 83f.; Förschner 1987, 322; Varner 2004, 208; RIC IV 3, 151–173; Cohen V², 235– 265; Prägestätten: Rom; Antiochia; Mailand; zu orientalischen Einflüssen auf die Münzprägung des Kaisers Desnier 1984, pass.; zur Glyptik etwa Maj 1958, 297 Nr. 268–269; außerdem hier Anm. 1016. 1014 Delbrück 1940, 93; auch Kankelfitz 1976, 293 verweist darauf, dass es für Trebonianus Gallus „stark bärtige, grimmige Köpfe“ sowie „eher jugendlich“ gestaltete Porträts gebe. 1015 So auch Wegner u. a. 1979, 83, der darauf hinweist, dass Delbrück für das akademische Porträt viele Medaillons anführt, deren Ausführung sich bereits gattungsspezifisch unterscheidet; vgl. Bergmann 1977, 45.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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frei1016. Auf einigen Münzen wirken die Züge um Mund- und Nasenpartie ähnlich 'gequetscht' wie auf den derberen Profilen von Decius und Hostilianus (Taf. III, 8). Hieraus ist nicht unbedingt ein direkter Rückbezug abzuleiten: Vorsichtiger lässt sich konstatieren, dass die Porträtgestaltung des Gallus keinesfalls mit jener der decischen Dynastie brach. Zu den wiederholt und teilweise bis in jüngere Zeit für Trebonianus Gallus vorgeschlagenen rundplastischen Bildnissen gehören mehrere Bronzen, deren ikonographische Merkmale teilweise tatsächlich auf den Münzen wiederzufinden sind. Die Benennungen können jedoch im Einzelnen nicht als gesichert gelten, zumal sie sich nicht etwa durch ein gegenseitiges Replikenverhältnis stützen 1017. Auch die bisher in An1016 So etwa auf der Gemme DAI, Slg. Cades Nr. 602 – Trebonianus Gallus ist durch seine Strahlenkrone deutlich als Kaiser ausgewiesen; zum Objekt Bernoulli 1894, 158; Maj 1958, 207 Nr. 268 mit Taf. 1017 a) eine Bronzestatue in New York, Metropolitan Museum of Art, Inv. 05.30 G.R.487 – u. a. auf Iulius Caesar, Traianus Decius und Trebonianus Gallus bezogen; für ausf. Lit. Wegner u. a. 1979, 89f. und Lahusen – Formigli 2001, 294 Nr. 183; für Gallus u. a. Delbrück 1914, 6 Nr. 34f.; Richter 1915, 154–159 Nr. 350; Brilliant 1963, 196 Abb. 4.87; Schweitzer 1963, 275 (urspr. 1954) („mutmaßlich“); Niemeyer 1968, 113 Nr. 128; Andreae 1973, 305 (mit Abb. 570); Balty – Balty 1974, 48f.; Wood 1979, 9; 313 Nr. 10; Balty 1980, 50; Wood 1986, 133 mit Taf.; Ramage – Ramage 1991, 244–246; Kleiner 1992b, 371; Varner 2004, 203: 208f.; jüngst noch La Rocca u. a. 2015, 367f. Nr. I.58 (mit Fragezeichen); dagegen u. a. L'Orange 1933, 97; von Heintze 1956, 58; Wegner u. a. 1979, 89f.; vgl. Rez. Thompson 1980, 84; Lahusen – Formigli 2001, 294 Nr. 183; gegen die Zuweisung sprechen v. a. die deutlichen Abweichungen in der Profillinie, der flache Verlauf der Schläfenhaarkontur, Form und Länge der auf den Münzen charakteristischen Nase sowie der bis auf Höhe der Wangenknochen reichende Bart. Ein Replikenverhältnis zu den übrigen hier besprochenen Bronzen (b–f) kommt nicht in Frage. b) ein Bronzekopf im Vatikan, Antiquario Romano, Inv. 15 032 – Für Trebonianus Gallus urspr. Visconti; dafür u. a. Minto, Crd'A 2, 1937, 49ff. (non vidi); Maj 1958, 202; Wood 1979, 313f. Nr. 11; Wegner u. a. 1979, 91 mit Taf.; dagegen bereits Bernoulli 1894, 159; für Gallus mit Fragezeichen noch Lahusen – Formigli 2001, 286–289 Nr. 180 mit weiterer Lit. Der Lorbeerkranz muss nicht zwangsläufig für ein Kaiserbildnis sprechen, wie schon Bergmann 1977, 45 bemerkt hat. Abgesehen von der langen Nase lassen sich auch die Züge des Kopfes nicht wirklich mit Trebonianus Gallus vereinbaren: vgl. bes. den hohen Haaransatz, die fliehende Stirn, sowie den flachen Verlauf der Schläfenkontur, welche auf den Münzen für gewöhnlich einen spitzwinkligen Kurvenschwung besitzt. c) ein Bronzekopf in Paris, Musée du Louvre, Inv. 3534 = Inv. Br 44 – Zweifelnd u. a. Diepolder 1939, 278; Maj 1958, 206 Nr. 266; dafür etwa Wegner u. a. 1979, 90; dagegen u. a. de Kersauson – Pasquier 1996, 464f. Nr. 217 mit Abb.; Lahusen – Formigli 2001, 292f. Nr. 182; siehe auch La Rocca u. a. 2015, 366f. Nr. I.57 mit weiterer Lit. Das Porträt gehört – anders als die übrigen hier besprochenen Bronzen (a–f) – der sog. nichtrealistischen Stilrichtung an. Ein Replikenverhältnis kommt bereits aufgrund der unterschiedlichen Stirnhaarkontur (vgl. a, d, f) bzw. abweichender physiognomischer Formeln (vgl. b, e) nicht in Frage. Zwar bestehen weitgehende Ähnlichkeiten mit den geglätteten („akademischen“) Münzporträts des Kaisers (z. B. Wegner u. a. 1979, Taf. 29 a – vgl. Profillinie, Haarkontur und Bartrahmung), allerdings lassen sich die Merkmale im Einzelnen nicht mit den ver-
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5. Die Porträts
spruch genommenen Marmorbildnisse sowie eine aus dem Lager von Brigetio stammende Silberbüste überzeugen nicht1018. Nach Ansicht des Verfassers käme dabei am ehesten ein Kopenhagener Porträt als Bildnis des Trebonianus Gallus in Frage, welches sich vor allem in der Gestaltung der Profillinie mit einigen Münzen des Kaisers vereinbaren lässt1019. Ohne Rücksicherung durch etwaige Repliken ist hier jedoch kein sicheres Urteil zu fällen. Das lediglich durch Münzen bekannte Bildnis des Trebonianus Gallus steht ganz in der Tradition der vorangegangenen Herrscher, insbesondere des Philippus Arabs und des Traianus Decius. Damit zeigte sich der Princeps als moderner Kaiser, der den Erbreiteten realistischen Prägungen vereinbaren. d) ein Bronzekopf in Florenz, Museo Archeologico; Inv. 14013 – Von Minto, Crd'A 2, 1937, 49ff. (non vidi) an die New Yorker Bronzestatue angeschlossen; ähnlich von Heintze 1956, 59 (jedoch für Decius); für Trebonianus Gallus u. a. Vermeule 1961, Taf. 6 Abb. 9; Andreae 1973, Nr. 128; dagegen u. a. Wegner u. a. 1979, 87f.; Maj 1958, 204 (fraglich); Lahusen – Formigli 2001, 289–292 Nr. 181 mit weiterer Lit.; Bergmann 1977, 45 konstatiert, dass zwar gewisse Übereinstimmungen mit bestimmten Münzen gegeben seien (vgl. etwa Profillinie und Schläfenhaarkontur), diese jedoch „nicht so schlagend“ ausfielen, „daß sie die Benennung irgendwie zwingend machen“. Ein Replikenverhältnis zwischen der Statue in New York (a) und der Florentiner Bronze kommt bereits aus motivischen Gründen nicht in Frage: vgl. etwa die Bildung des Stirnhaares, welche im Falle des Kopfes in Florenz in der Mitte gescheitelt ist. Die Strähnen weisen von dort aus auf beiden Seiten jeweils in unterschiedliche Richtung. Im Falle des New Yorker Porträts sind sie hingegen auf ganzer Breite der Stirn nach rechts gestrichen; zur fraglichen Identifikation des Florentiner Porträts mit Traianus Decius siehe dort mit Lit. e) ein Bronzefragment aus Aguntum – Von Karwiese 1975/1976, 371 als Bruchstück einer Kaiserstatue des 3. Jhs. angesprochen; Alzinger 1986, 23f. (mit Abb.) versteht das Fragment als Teil einer Replik der Florentiner Bronze (d) und schließt sich der Benennung an Trebonianus Gallus an. Dieser Vorschlag ist in der jüngeren Forschung weitgehend unbeachtet geblieben (vgl. etwa die von Lahusen – Formigli 2001, 289 zu Kat. 181 angegebene Lit.); es lässt sich indessen kaum sicher entscheiden, ob wirklich ein Replikenverhältnis vorliegt, weil der erhaltene Bereich der Gesichtsmaske nicht gerade die typologisch aussagekräftigsten Merkmale zeigt (linker Mundwinkel, Nasolabialfalte sowie ein kleiner Teil von Oberlippen- und Wangenbart). f) eine Bronzestatue in Istanbul, Arkeoloji Müzesi, Inv. 843 – Verschiedentlich als Trebonianus Gallus, Decius oder Valerian vorgeschlagen; vgl. Lahusen – Formigli 2001, 294– 296 Nr. 184 mit ausf. Lit. Das Gesicht ist zu großen Teilen ergänzt (vgl. Lahusen – For migli 295 Abb. 5) und besitzt daher „keinerlei ikonographischen Wert“ (Bergmann 1977, 45). Die bogenförmige Rahmung der Haarkontur lässt sich nicht mit den Münzporträts vereinbaren. 1018 a) Ein Bildnis in Antakya, Museum, Inv. 1218 stellt ein Beispiel für noch in jüngerer Zeit vertretene Zuweisungen dar; gefunden in Antiochia am Orontes; Büste, Büstenfuß und Kopf sind antik zusammengesetzt; für Trebonianus Gallus: Keskil 1969, 10 Nr. 20; Inan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 127–130 Nr. 76 mit Taf. (Beitrag E. Alföldi-Rosenbaum; mit weiterer Lit.) (mit Fragezeichen; vgl. Alföldi-Rosenbaum 1983, 819); dagegen Fittschen 1984a, 205 Nr. 76 (nachgallienisch/tetrarchisch); die Zuweisung wird noch etwa von Skupińska-Løvset 1999, 111f. („most convincing“) vertreten, auch wenn das Bildnis zeitlich deutlich später angesetzt werden muss; zum Problem der Ikonographie des Trebonianus
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wartungen seiner Zeitgenossen entsprach. Den historischen Umständen entsprechend brach Trebonianus Gallus, der sich in gewisser Weise als legitimen Nachfolger des Decius gerierte (hier Anm. 998), nicht mit der ikonographischen Tradition seines Vorgängers. Wie im Falle anderer Herrscher des zweiten Jahrhundertviertels lässt sich vermuten, dass seine realistisch gezeichneten, angespannten Züge gewisse inhaltliche Aussagen, etwa im Hinblick auf cura und virtus des Kaisers, in sich trugen. Eine genaue Bestimmung der darin enthaltenen Bedeutung ist allerdings nicht ohne methodische Einbußen möglich (hier Kap. 5.6 a). Volusianus (251–253 n. Chr.) Das Alter des Prinzen Volusianus wird zum Zeitpunkt des väterlichen Regierungsantritts im Jahre 251 n. Chr. auf etwa 20 Jahre geschätzt 1020. Auf die Erhebung zum Caesar folgte einige Monate später die Aufwertung zum Augustus1021. Zwei Jahre später wurde der vorgesehene Nachfolger gemeinsam mit Trebonianus Gallus von Soldaten ermordet. Es haben sich keine literarischen Nachrichten bezüglich der äußeren Erscheinung des Prinzen erhalten.
Gallus auch Hausmann 1981, 388; siehe auch Wegner – Wiggers 1971, 246 und Wegner u. a. 1979, 20; 102; 156 mit älterer Lit.; zur Auffindung Campbell 1936, 8. b) Eine Silberbüste in Budapest, Ungarisches Nationalmuseum, Inv. Nr. 2/1942.1 – Dafür u. a. Radnóti 1954, pass. mit Taf. (Erstpubl.); Künzl 1982, 233; dagegen etwa Wegner u. a. 1979, 87; unentschieden u. a. Maj 1958, 206 Nr. 267; Lahusen 1999, 265; Dahmen 2001, 164 Kat. 64 mit weiterer Lit.; den Einwänden M. Wegners in Bezug auf die Form von Schädel, Nase, Brauenbögen, Mund und Kinnpartie ist wenig hinzuzufügen. Die Stellung der Furchen im Stirnbereich, die plastische Durchformung des Haares (insb. im Stirnbereich), sowie die Gestaltung des Bartes lassen zudem daran zweifeln, ob das Bildnis wirklich kurz nach der Jahrhundertmitte entstanden ist. H. B. Wiggers hat in Betracht gezo gen, dass es sich um einen „Caracalla vom Typus Gabii“ handeln könnte (mündl. gegenüber Wegner S. 87). Nach Ansicht des Verf. wäre aufgrund der genannten Merkmale auch eine Entstehung in gallienischer Zeit nicht völlig ausgeschlossen. 1019 Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek Inv. 833 – Vgl. etwa die Kinnpartie, die vorgeschobene Oberlippe und die prominent überzeichnete Nase; von der Ikonographie des Trebonianus Gallus abweichend v. a. der bis auf den Hals reichende Teil des Bartes und die anhand der Münzen nicht nachzuvollziehende Stirnhaarkontur; Ähnlichkeiten wurden bereits von Bernoulli 1894, 160 erkannt; für Trebonianus Gallus von Heintze 1956, 57f.; mit Fragezeichen Poulsen 1974, 168f. Nr. 173; dagegen Wegner u. a. 1979, 88f. mit älterer Lit.; Bergmann 1981, 187 zu Nr. 173; Johansen 1995, 120f. Kat. 49 mit Abb. 1020 RE VIII A2, s.v. Vibius [65] (R. Hanslik) 1996f.; Kienast 2004, 210. 1021 Siehe etwa Hartmann 1982, 68 mit Anm. 9; zum ersten bekannt gewordenen Militärdiplom des Trebonianus Gallus und des Volusianus Pangerl 2004, pass.
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5. Die Porträts Münzbildnisse (Taf. III, 10–11) Die Münzen zeigen den leiblichen Sohn des Trebonianus Gallus zunächst als Caesar und bald als dessen Mitherrscher 1022. Dabei unterscheidet sich sein Bildnis als Caesar (Taf. III, 10) deutlich von den späteren Augustusprägungen (Taf. III, 11). Die Unterschiede sind so markant, dass hier von einer wirklichen Neukonzeption des Herrscherporträts gesprochen werden kann; rundplastische Bildnisse lassen sich freilich weder für den einen, noch für den anderen 'Typus' heranziehen (siehe unten). Die frühen Porträts sind denen des Hostilianus eng verwandt1023. Ähnlichkeiten bestehen etwa in den Nasolabialfalten, der Mundpartie sowie in der Gestaltung von Kinn und Nase. Die Abweichungen fallen dem gegenüber gering aus: im Falle des Volusianus ist die Stirnwölbung weniger ausgeprägt; die Haarkontur weicht im oberen Schläfenbereich ab; auf der Stirn ist eine markante Stirnfurche zu erkennen. Daneben lassen sich vereinzelte Caesar-Prägungen anführen, die sich durch eigenständige Formen auszeichnen und Volusianus mit (hoch-)rechteckigem Schädel und einer dem Trebonianus Gallus vergleichbaren Profillinie zeigen. Die vergleichsweise homogenen Augustusprägungen zeigen einen gestreckteren Kopf mit gerader Nase. Noch immer zeichnet sich eine meist deutlich geschnittene Stirnfurche ab. Als Augustus trägt Volusianus einen flockigen oder gekräuselten Bart, der in etwa die Konturen des Unterkiefers umspielt und den Bereich neben den Mundwinkeln frei lässt. Oft verfügt er über kleine Buckel bzw. Knoten; bisweilen ist ein Schnurrbart erkennbar. Der Haaransatz verläuft auf der Stirn fast gerade und knickt am Übergang zum Schläfenhaar um. Es gibt jedoch auch seltenere Ausnahmen, auf denen das Schläfenhaar in sanfter Biegung wiedergegeben ist 1024. Insgesamt lassen sich nun auch stärkere Ähnlichkeiten zum Porträt des Vaters Trebonianus Gallus konstatieren. Tatsächlich ergibt dies im Hinblick auf die historischen Vorgänge Sinn: Erst nach dem Tode des Co-Regenten Hostilianus erschien es angebracht, den leiblichen Sohn des Kaisers auch ikonographisch als 'ordentlichen' Mitherrscher seines Vaters auszuweisen (hier Anm. 998).
1022 Zu den Münzporträts des Volusianus: Bernoulli 1894, 160; Delbrück 1940, 93; Maj 1958, 208; Meischner 1967a, 226f.; Fittschen 1969, 228; Kankelfitz 1976, 296; Wegner u. a. 1979, 92; Trunk 1995, 97f.; RIC IV 3, 165f. Nr. 67–68; 173 Nr. 128; 173–189; Cohen V², 262–287; Prägestätten: Rom; Antiochia; Mailand. 1023 Den Eindruck von Delbrück 1940, 93, Volusianus würde auf seinen frühen Prägungen eher dem Herennius Etruscus als dem Hostilianus ähneln, ist dem Verfasser unverständlich. Die 'gekräuselten' Züge finden sich bei Herennius nicht wieder. Fittschen 1969, 228 meint sogar, dass für die frühen Prägungen „noch Münzstempel mit dem Bildnis eines der Decius-Söhne verwendet worden sind“. Die von Wegner u. a. 1979, 92 betonte Ähnlichkeit zwischen den Caesar- und den Augustus-Prägungen ist im übrigen nicht nachvollziehbar. 1024 Bspw. Delbrück 1940, Taf. 11, 3.
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Wie im Falle des Trebonianus Gallus lassen sich auch für seinen Sohn Volusianus keine zweifelsfreien rundplastischen Bildnisse erweisen1025. Unter den bisherigen Vorschlägen sind ein Bronzekopf in Thessaloniki 1026 sowie ein umgearbeitetes Bildnis in Angers 1027 hervorzuheben, die beide mit guten Argumenten auf den zum Nachfolger erhobenen Prinzen bezogen worden sind. Wenn wirklich Volusianus dargestellt ist, müssten die Bildnisse aufgrund ihrer knotigen Bärte jeweils nach der Neukonzeption des Augustusporträts entstanden sein. Die Zuweisungen lassen sich jedoch im Einzelnen nicht sicher verifizieren. Anhand der Münzen des Volusianus lässt sich ein ikonographischer Aspekt beleuchten, der in der bisherigen Forschung kaum beachtet worden ist: Kurz nach der Jahrhundertmitte kam es zur Entwicklung eines 'Darstellungsschemas', welches der Charak1025 Zu älteren Identifikationsversuchen Fittschen 1969, 228f.; Wegner u. a. 1979, 93–96; Balty 1980, 50; Hausmann 1981, 388; epigraphische Belege weisen im Übrigen auf die gemeinsame Aufstellung von Bildnissen des Vaters und seines Sohnes hin; siehe bspw. für das Auxiliarkastell von Lussonium ausf. Visy 1989, pass.; spez. 392; 396 mit Belegen; für Doclea und Domavia siehe Alzinger 1986, 23 mit Anm. 6 für Belege; dort auch zur mutmaßlichen gemeinsamen Aufstellung von Bildnissen des Vaters und des Sohnes in Teurnia und Aguntum. 1026 Thessaloniki, Archäologisches Museum, Inv. 4303 – Die traditionelle Benennung des Bronzeporträts als Severus Alexander (siehe v. a. Pandermalis 1972, pass. mit 130 Abb. 1– 4 für alle Ansichten) ist von Balty 1980, pass. in Frage gestellt worden. Die dort vorge schlagene Zuweisung an Volusianus wird in jüngerer Zeit noch von Meischner 2001, 49; 54f. vertreten; siehe auch Trunk 1995, 97f. („(...) wobei die Münzbildnisse einen solchen Vergleich durchaus zuließen“); für Severus Alexander wieder Lahusen – Formigli 2001, 278f. Kat. 173 mit Abb. und weiterer Lit.; dazu Rez. Fuchs 2005, 1043. Die Benennung des Dargestellten als Severus Alexander, der auf späteren Münzen mit einem immer üppigeren Vollbart abgebildet wurde, scheint v. a. im Hinblick auf die Schädelform, die Profil linie, die ruhige Physiognomie, die mandelförmige Bildung der Augen sowie den Verlauf der Haarkontur mit ihren nach rechts weisenden Strähnenspitzen im Stirnbereich sowie der Gabelung über dem linken Auge gerechtfertigt. Die Behandlung des knotigen Vollbartes lässt sich indessen tatsächlich besser mit Volusianus vergleichen, dessen Augustusmünzen allerdings zumeist eine deutlich wiedergegebene Stirnfurche und manchmal klar definierte Nasolabialfalten erkennen lassen. Das Porträt in Thessaloniki besitzt hingegen überhaupt keine solchen physiognomischen Formeln. Ein weiteres Argument gegen die Zuweisung an Volusianus besteht darin, dass der Bart – anders als auf den Münzen des untergeordneten Augustus – das obere Kinn sowie die Unterlippe bedeckt. 1027 Angers, Musée des Beaux-Arts, MA III.R.6 – Wohl aus einem Bildnis des Commodus umgearbeitet; dazu Trunk 1995, 96–98 (mit Abb. und weiterer Lit.), der das Porträt unter Vorbehalt auf Volusianus bezieht. Der Kopf ist in mehreren Details mit den Münzporträts des zum Augustus erhobenen Nachfolgers vergleichbar – vgl. bes. die eng anliegende Haarkappe sowie die füllige Anlage des zotteligen Bartes, welcher den Bereich unterhalb der Mundwinkel frei lässt. Der Anschluss etwaiger Repliken (etwa des hier in Anm. 1026 besprochenen Bildnisses in Thessaloniki) ist jedoch wegen der groben Bearbeitung und den noch zu erkennenden Zügen des Ursprungsporträts unsicher; die alte Zuweisung an Pupienus lässt sich indessen klar zurückweisen: Davon abgesehen, dass der Dargestellte über einen vergleichsweise fülligen Bart verfügt, ist das Bildnis in keinem Detail mit der Ikonographie des ältlichen Senatskaisers vergleichbar (hier S. 150ff.).
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terisierung eines bestimmten Herrschertyps diente. Dabei handelte es sich um solche Kaiser, die sich noch in einem vergleichsweise jungen Erwachsenenalter befanden und ihre Herrschaft gemeinsam mit einem älteren Oberkaiser bestreiten mussten. Da es sich hierbei kaum noch um wohlbehütete Infanten des Kaiserhauses, sondern vielmehr um tatkräftige Unterstützer ihrer kaiserlichen Väter handelte, hielten es die Verantwortlichen offenbar für notwendig, eine dieser veränderten Realität angepasste Darstellungsweise zu entwickeln. Zu diesem neuen 'Schema' gehörte unter anderem der flockige bzw. knotige Vollbart, welcher die Bildnisse der zu Augusti erhobenen Nachfolger früherer Dynastien (etwa unter Philippus Arabs und Decius) noch nicht geschmückt hatte. Zugleich orientierten sich die Porträts der zeitgenössischen Oberkaiser (etwa Trebonianus Gallus und Valerian) weiterhin an der um die Jahrhundertmitte üblichen Darstellungsweise. Das neue 'Schema' ist zunächst durch das Porträt des zum Augustus erhobenen Volusianus vertreten. Später wurde es auch von Gallienus während der zusammen mit seinem Vater Valerian getragenen Samtherrschaft aufgegriffen. Dieser Reihe sind zudem die Münzbildnisse des Usurpators Uranius Antoninus anzuschließen (hier S. 288f.). In gewisser Weise lässt sich die Fortführung dieses 'Schemas' noch für Carinus konstatieren, der eine nicht unbedeutende, dabei jedoch seinem Vater untergeordnete Rolle für die carische Herrschaftspraxis spielte (hier S. 220f.). Mit dem Aufkommen dieser Darstellungsweise in der römischen Reichskunst kurz nach der Mitte des 3. Jhs. muss entsprechend eine inhaltliche Aussage hinsichtlich der Position des jeweils Abgebildeten verbunden gewesen sein: Durch diese ikonographische Anpassung nach der Erhebung in die volle Kaiserwürde ließ sich der Übergang eines Prinzen vom Caesarstatus in den Rang eines Augustus so bildlich markieren (hier Kap. 5.6 d). Aemilius Aemilianus (253 n. Chr.) Die Herrschaft des Aemilianus währte ausgesprochen kurz. Eutrop gibt an, dass er obscurissime natus gewesen sei und drei Monate regiert habe 1028. In den Epitome de Caesaribus wird ihm ein maurische Herkunft beigelegt 1029. Bei seinem Herrschaftsantritt befand er sich wohl in den fortgeschrittenen 40ern 1030. Literarische Nachrichten zur Setzung von Bildnissen des Aemilianus haben sich nicht erhalten. Münzbildnisse (Taf. III, 12; Taf. IV, 1) Die meisten bekannten Münzen des Kaisers stammen aus der Hauptstadt, in welcher sich Aemilianus wohl den Großteil seiner kurzen Herrschaft über aufhielt. Die Münzporträts fallen dabei sehr unterschiedlich aus 1031. In einigen Fällen sind seine Züge noch stark von Trebonianus Gallus und Volusianus beeinflusst 1028 Eutr. 9, 6; ähnlich Aur. Vict. 31, 1–3; zur Erhebung auch Hartmann 1982, 121. 1029 Epit. 31, 2. 1030 Laut Epit. 31, 3 starb er mit 47 Jahren („vixit annis tribus minus quinquaginta“); Kienast 2004, 212.
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(Taf. III, 12). Dies muss nicht bedeuten, dass „die Stempelschneider den Kaiser wohl kaum je zu Gesicht bekommen haben“ 1032; wahrscheinlich währte die Herrschaft des Aemilianus schlicht zu kurz, um konsequent eine persönlichere Gestaltung zu etablieren. Es sind jedoch auch solche Münzen bekannt, die sich von der Ikonographie seiner Vorgänger abheben und eigenständigere Formen zeigen (Taf. IV, 1). Aemilianus erscheint dabei mit einer zur Spitze hin knolligen Höckernase und vorgewölbter, offener Stirn. Dem vorherrschenden Stil der Jahrhundertmitte entsprechend zeichnen sich tiefe Nasolabialfalten und deutliche Stirnfurchen ab. Das Fleisch ist unterhalb der Wangenknochen oft eingefallen, wodurch sich der Kaiser von Trebonianus Gallus und Volusianus mit ihren glatteren Partien unterscheidet. Die Ikonographie des Aemilianus ähnelt darin auf den eigenständigen Münzporträts eher den Bildnissen des Traianus Decius1033. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass hier ein ikonographischer Rückbezug vorliegt. Die Zuweisung rundplastischer Bildnisse ist für Aemilius Aemilianus bisher nicht gelungen1034. Angesicht der Kürze seiner Herrschaft und der bald erfolgten damnatio memoriae ist dies leicht verständlich. Erschwert wird die Bildnisbestimmung darüber hinaus durch die uneinheitliche Münzikonographie. Die Münzporträts lassen sich zudem kaum im Hinblick auf ihre Repräsentationsabsichten interpretieren; so sind keine Indizien für die Existenz eines Sohnes bekannt, den Aemilianus unter Beigabe ikonographischer Familienmerkmale hätte propagieren können. Dabei lässt sich dem Kaiser anhand der für seine Frau Cornelia Supera geprägten Münzen durchaus ein grundsätzliches Interesse an familiärer Repräsentation attestieren. Deren Porträt fällt allerdings so uncharakteristisch aus, dass die Suche nach ikonographischen Ähnlichkeiten (im Sinne einer Familie nikonographie) von vornherein vergeblich erscheint (hier S. 247f.). Wegen ihrer kaum verbindlichen ikonographischen Merkmale lassen sich weder für den Kaiser, noch für seine Frau etwaige Rückbezüge auf frühere Herrscher oder Dynastien ohne Zweifel konstatieren: Dass einige Münzprofile des Kaisers enge Übereinstimmungen mit dem Porträt des Trebonianus Gallus zeigen, ist kaum im Sinne einer bewussten Rückschau zu verstehen, sondern erklärt sich vielmehr durch die üblichen Prozesse bei der Konzeption von Bildnissen für neue Herrscher1035. 1031 Zu den Münzporträts des Aemilianus: Bernoulli 1894, 162; Delbrück 1940, 95; Maj 1958, 211; Kankelfitz 1976, 300; Wegner u. a. 1979, 97; allg. RIC IV 3, 190–197; 199–201; Cohen V², 287–295; Prägestätten: Rom; 'uncertain mint'; siehe RIC IV 3, 193. 1032 Kankelfitz 1976, 300 1033 Außerdem möchte Delbrück 1940, 95 Ähnlichkeiten zu den Münzen des Philippus Arabs erkennen. 1034 Zu älteren Identifikationsversuchen Wegner u. a. 1979, 97f.; zu den in der Vergangenheit für Aemilianus vorgeschlagenen rundplastischen Porträts gehört etwa das hier in Anm. 969 besprochene Bildnis. 1035 Für viele Prätendenten des fortgeschrittenen 3. Jhs. lassen sich unter den frühesten Münzbildnissen Exemplare heranziehen, welche enge ikonographische Parallelen zum Herrscherbild des jeweils vorangegangenen Kaisers zeigen; vgl. bereits Maximinus Thrax, dessen früheste Münzprofile noch deutlich von Severus Alexander beeinflusst gewesen sind. Dies
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Aus positivistischer Sicht lässt sich höchstens die Beobachtung formulieren, dass Aemilianus im Wesentlichen der ikonographischen Tradition treu blieb, welche sich spätestens seit Traianus Decius für das römische Kaisertum etabliert hatte. Zu dieser Darstellungsweise gehörte eine insgesamt zerfurchte Erscheinung mit deutlichen Alterszügen, die sich auf auf einer im Wechselspiel von Hebungen und Senkungen bewegten Gesichtsoberfläche abzeichneten. Die Ikonographie des Kaisers bewegte sich damit auf dem aktuellen Entwicklungsstand und betonte so wohl auch die gleichen Herrscherideale, die bereits der Bildniskonzeption seiner Vorgänger zugrunde gelegen hatten. Valerian I. (253–260 n. Chr.) Malalas beschreibt Valerian als klein und dürr. Er soll angeblich einen üppigen Bartwuchs besessen haben1036. Bei Regierungsantritt dürfte der Kaiser etwas über 50 Jahre alt gewesen sein1037. Bezüglich seiner statuarischen Darstellung hat sich ein epigraphischer Beleg erhalten, demzufolge die lydische Stadt Termessus minor ein Bildnis (ε ἰκών) Valerians als neuen Herrscher in Empfang genommen haben soll1038. Die Einführung des Porträts erfolgte im Rahmen des Besuchs eines kaiserlichen Offiziellen in der Stadt, der hier auch Spiele veranstaltete. Es ist allerdings nicht sicher zu bestimmen, ob mit dem genannten Kaiser wirklich Valerian I. oder sein gleichnamiger Enkel gemeint war, der erst 256 n. Chr. zum Caesar erhoben wurde 1039. In jedem Falle lässt sich die Inschrift als textueller Beleg dafür heranziehen, dass die Aufstellung von Kaiserporträts nicht nur öffentlich wahrgenommen wurde, sondern auch in größere politische Zusammenhänge eingebunden sein konnte und so der repräsentativen Propagierung des Herrschers bzw. seiner Familie diente. Münzbildnisse (Taf. IV, 3–4) Die insgesamt recht unterschiedlichen Münzbildnisse zeigen Valerian mit massigem Schädel1040. Dabei zeichnet er sich für gewöhnlich durch untersetzte Ge-
1036 1037 1038 1039 1040
bestätigt sich auch durch die Gesamtschau der Münzbildnisse kurzlebiger Usurpatoren, die naturgemäß bald nach der jeweiligen Erhebung entstanden sein müssen und oft Ähnlichkeiten zum jeweils amtierenden 'legitimen' Kaiser besitzen; siehe hier Kap. 5.5; 5.6 f. Mal. 12, 26; dazu auch Delbrück 1940, 43f.; die Angaben stehen im klaren Widerspruch zu den Münzbildnissen, was im Hinblick auf die Unzuverlässigkeit des byzantinischen Geschichtsschreibers kaum verwundern sollte. Zu seinen Lebens- und Herrschaftsdaten Kienast 2004, 214–216. IGR III 481 = ILS 8870. Zur Inschrift u. a. Fishwick 1991, 553; Ando 2000, 250f.; Clauss 2001, 185; Herklotz 2008, 942 mit Anm. 34; Kluczek 2011a, 459 mit Anm. 27. Zu den Münzporträts Valerians I.: Bernoulli 1894, 164; Delbrück 1940, 119f.; Maj 1958, 216; Kankelfitz 1976, 305; Wegner u. a. 1979, 101f.; Fittschen – Zanker 1985, 134 zu Nr. 111; Harl 1987, 35; Förschner 1987, 324; Klages 1992, 20f.; Varner 2004, 109; allg. RIC V 1, 27–36 (allg. zu den Münzen der licinischen Dynastie); 37–63 (Valerian); Cohen V², 297– 340; Prägestätten: Rom; Viminacium; Köln; Mediolanum; Antiochia; Samosata; zu den er-
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sichtspartien, eine gewölbte Stirn sowie ein Knollenkinn aus. Manchmal zeigt sich eine vorgeschobene, überhängende Oberlippe, welcher die eigenwillige 'Schnabelbildung' des Mundes in der Rundplastik entspricht (z.b. Taf. IV, 3). Da dieses Detail auch auf den Münzen anderer Mitglieder des licinischen Kaiserhauses wiederzufinden ist, handelte es sich um ein bewusst gesetztes Merkmal zur Betonung des dynastischen Verhältnisses1041. Auf einigen Münzen sind ein Wangenbart sowie Koteletten zu erkennen1042. In vereinzelten Fällen trägt der Kaiser einen Vollbart, der seine fettgepolsterten Züge bedeckt und bis auf den Hals reichen kann. Vielfach erscheint er allerdings gänzlich bartlos. Die Haarkappe fällt hingegen im Vergleich mit den vorangegangenen Herrschern üppiger aus1043. Am Hinterkopf reicht das Haar oft bis in den Nackenbereich und ist von dort nach vorne gestrichen. Über der Stirn sind zumeist deutlich angegebene, parallel angeordnete Strähnen erkennbar. Dieses Merkmal ist sowohl in der linken als auch in der rechten Profilansicht vertreten und erweist sich für die Bestimmung rundplastischer Bildnisse als ausschlaggebend. Die Kontur des Schläfenhaars variiert: mal verfügt sie über eine markante Wölbung, mal verläuft sie in konkavem Schwung. Nach der Gefangennahme Valerians durch die Parther im Jahre 260 n. Chr. wurde die Prägetätigkeit offiziell eingestellt 1044. C. Klages zufolge ließ Gallienus jedoch noch eine Zeit lang Münzen mit einem korrumpierten Bildnis seines Vaters herausgeben, um den alten Kaiser lächerlich zu machen und so „aus dem öffentlichen Bewußtsein“ zu tilgen 1045. Dieser Schlussfolgerung legt sie einen Euskirchener Aureusfund aus dem Jahre 1985 zugrunde, dessen schlanke Ikonographie im scheinbaren Gegensatz zu den früheren, gravitätischen Prägungen Valerians I. steht. Klages hat jedoch übersehen, dass es sich bei dieser Münze um eine der seltenen Kölner Augustusprägungen für Saloninus handelt (dazu hier S.
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1045
sten Emissionen Doyen 1988, pass.; zur Chronologie auch King 1993, pass.; ausf. zu den Serien der valerianischen Münzprägung Göbl 2000, 73–135; zu den Prägestätten 44–49; siehe kürzlich noch Goltz – Hartmann 2008, 231f. Siehe unten zu Gallienus, Valerian II., Saloninus und Salonina; zur „Familienphysiognomie“ der licinischen Dynastie auch Fittschen – Zanker 1985, 135f. mit Anm. 6. Beispiel: Wegner et al. 1979, Taf. 38, d. Zur Frisur Valerians Delbrück 1940, 18f. Dazu etwa Göbl 2000, 59; zur Münzprägung des Kaisers siehe auch die hier in Anm. 1040 angegebene Lit. Die sassanidische Repräsentationskunst setzte die Gefangennahme des römischen Kaisers selbstbewusst in Szene; vgl. etwa einen Pariser Kameo mit Abbildung Valerians I., der von der Hand des Großkönigs ergriffen wird – dazu in jüngerer Zeit etwa Winter – Dignas 2001, 100; Vollenweider – Avisseau-Broustet 2003, 202 Nr. 257; Winter – Dignas 2008, 81f. mit weiterer Lit. Klages 1992, pass.; spez. 21.
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5. Die Porträts 205f.)1046. Die Vorstellung, Gallienus habe seinen Vater aktiv durch 'Spottmünzen' aus der Familienprägung verdrängt, ist damit klar zurückzuweisen.
Für Valerian lassen sich zwei rundplastische Bildnisse benennen, die zueinander in einem Replikenverhältnis stehen, sich jedoch in ihrer handwerklichen Ausführung deutlich voneinander unterscheiden. Es handelt sich um ein Porträt in Rom (Kat. 49) sowie ein demgegenüber stärker stereometrisiertes Exemplar in Kopenhagen (Kat. 48). Das Kopenhagener Bildnis gehörte wahrscheinlich zu einer Gruppe, bestehend aus diesem und einem Porträt des Gallienus (Kat. 52)1047. Unter den in der älteren Forschung vertretenen Zuweisungen ist ein Bildnis aus Antiochia hervorzuheben, welches bereits im Zusammenhang mit der Ikonographie des Trebonianus Gallus besprochen worden ist1048. Obwohl die Identifikation des Dargestellten als Valerian I. klar zurückgewiesen werden muss, hat E. Varner den Benennungsvorschlag kürzlich wiederholt. Er argumentiert dabei mit ikonographischen Ähnlichkeiten, welche zwischen dem antiochenischen Porträt und den Münzbildnissen bestehen sollen1049. Dem Bildnis fehlt jedoch das charakteristische Stirnhaarmotiv, welches aufgrund seiner unterscheidbaren Sichelsträhnen das wichtigste Bestimmungsmerkmal des Kaisers bildet (Abb. 2 a). Auch in stilistischer Hinsicht ist die Benennung abzulehnen: das Porträt kann frühestens in nachgallienischer Zeit entstanden sein 1050. Der Fülle rundplastischer Bildnisse seines Sohnes (Kat. 50–68) steht damit eine geringe Zahl von Porträts Valerians gegenüber. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass Gallienus seinen Vater nach der Gefangennahme mit einer Art damnatio memoriae (sprich: einer gezielten Bildnistilgung) versehen hat 1051. Solange sich Valerian noch in persischer Kriegsgefangenschaft befand1052, war es seinem Sohn zugleich unmöglich, ihn konsekrieren zu lassen. Gallienus unternahm nach heutigen Kenntnissen jedoch 1046 Das Münzporträt (Klages 1992, Abb. S. 20) stellt unzweifelhaft Saloninus als Augustus dar. Dafür sprechen die schlanke Schädelform, die Profillinie mit der charakteristischen Ausprägung des Kinns sowie der Lippen-Nasenpartie, der deutliche Einzug der Haarkon tur über der Schläfe sowie die für Saloninus typischen, parallel angeordneten Sicheln oberhalb der Stirn. Die Legende liefert kein zwingendes Argument für die Zuweisung des Dargestellten an Valerian I., wie von Klages 1992, 21 behauptet, und könnte ebensogut von dessen Stempeln übernommen sein: die eigenmächtige 'Beförderung' des Saloninus zum Augustus hatte sich in einer militärischen Notsituation abgespielt (hier S. 205), in deren Wirren offenbar auch auf älteres Material zurückgegriffen wurde. 1047 Für die gemeinsame Aufstellung von Bildnissen Valerians I. und des Gallienus hat sich außerdem ein seltener Beleg in Form einer Statuenbasis erhalten, deren Text den ausführenden Porträthandwerker namentlich nennt: CIL VIII 2482 = CIL VIII 17976 = Clauss – Slaby 20300061 ({e}sculp(sit) et s(cripsit) Donatus); dazu Pekáry 1985, 14. 1048 Hier Anm. 1018; zu weiteren Identifikationsversuchen in der älteren Forschung Wegner u. a. 1979, 102–104. 1049 Varner 2004, 209f. 1050 Fittschen 1984a, 205 Nr. 76. 1051 Etwa Wegner u. a. 1979, 101f.; dazu kritisch Alföldi-Rosenbaum 1983, 821. 1052 Zu Gefangennahme und Gefangenschaft Valerians ausf. und mit weiterer Lit. Goltz – Hartmann 2008, 248–254; siehe auch Kettenhofen 1982, 97–99.
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auch keinen Versuch, die Freilassung des Kaisers zu erwirken oder ihn zumindest auf militärischem Wege zu rächen1053. Vor diesem Hintergrund hätte die fortgeführte Aufstellung von Porträts vielleicht einen merkwürdigen Eindruck erregt; immerhin befand sich die kaiserliche Administration nach der Gefangennahme des alten Kaisers in einer für die römische Geschichte singulären Situation. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Aufstellung von Bildnissen für Valerian schlicht nicht fortgeführt wurde 1054. Die Porträts des Kaisers verfügen über zwei Merkmale, die ihn deutlich von seinen hager skizzierten Vorgängern unterscheiden. Dabei handelt es sich zum einen um die relativ fülligen Gesichtspartien, zum anderen um das charakteristische Stirnhaarmotiv mit mehreren parallel angeordneten Sichelsträhnen. In seiner untersetzten Erscheinung ähnelt der Kaiser am ehesten dem etwa 15 Jahre zuvor verstorbenen Balbinus. Da sowohl Balbinus als auch Valerian der senatorischen Oberschicht entstammten, haben sich einige Forscher dafür ausgesprochen, dass die dickliche Darstellungsweise als programmatische Chiffre eines zivil aufgefassten, senatsfreundlichen Kaisertums zu verstehen sei (ausf. Kap. 5.6 c). Die zweite Besonderheit der valerianischen Porträtgestaltung, also das charakteristische Stirnhaarmotiv, stellt für das zeitgenössische Kaiserporträt hingegen ein Alleinstellungsmerkmal der licinischen Dynastie dar. Es diente zum einen dazu, die männlichen Mitglieder des Kaiserhauses (also Valerian I., Gallienus, Valerian II. und Saloninus) mit einem wiedererkennbaren Kennzeichen auszustatten, welches eindrücklich auf deren familiäre Zusammengehörigkeit verwies (Abb. 2 a) 1055; zum anderen ist zu überlegen, ob hier ein ikonographischer Rückbezug auf die frühe Kaiser zeit hergestellt werden sollte1056: Dabei könnte die kaiserliche Administration versucht haben, allgemeine Idealvorstellungen des iulisch-claudischen Kaisertums zu bedienen. So ließe sich auch das Aufkommen des bis in den Nacken reichenden, nach vorne gestrichenen Hinterhaupthaares erklären, welches für die männlichen Mitglieder des licinischen Kaiserhauses charakteristisch ist1057. Diese Interpretation hält für sich jedoch einige Schwierigkeiten bereit, die sich am Beispiel des Gallienus konkretisieren lassen. 1053 Siehe etwa Klages 1992, 20; Göbl 2000, 63: „Diese Ereignisse insgesamt (...) machen die gerne aufgeworfene Frage, ob und warum Gallienus nicht einen Versuch zur Rettung seines Vaters unternommen hat, völlig illusorisch.“ 1054 Zum Umgang des Gallienus mit der Gefangennahme Valerians Goltz – Hartmann 2008, 255f.; spez. 255: „Gallienus ordnete weder eine damnatio memoriae noch eine Konsekration Valerians an, der verschleppte Herrscher wurde aber wie ein toter Kaiser behandelt.“ Anders als für die Zeit nach 260 n. Chr. lassen sich für die Samtherrschaft noch zahlreiche Statuenbasen Valerians I. belegen; siehe etwa kürzlich Zucca 2003, pass. zu einer Statuenbasis aus Napolis; Brackmann 2007, pass. zu einer bronzenen Statuettenbasis. 1055 Ähnlich Fittschen – Zanker 1985, 135f. mit Anm. 6; Fittschen 1993, 221: „Da an Bildnissen des Valerian vergleichbare Motive vorkommen, sollten diese Haare vielleicht nur das Verwandtschaftsverhältnis sichtbar machen und dadurch zugleich darauf hinweisen, daß das Reich endlich wieder von einer echten Dynastie regiert wurde.“ 1056 Siehe dazu auch die Überlegungen von Fittschen – Zanker 1985, 135 zu Kat. 112 (Gallienus im Samtherrschaftstypus). 1057 Zu den rundplastischen Porträts der iulisch-claudischen Dynasite ausf. Fittschen – Zanker 1985, 1–33 Kat. 1–26 mit Replikenlisten und weiteren Angaben; zur hier beschriebenen Thematik kürzlich noch Goltz – Hartmann 2008, 232.
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5. Die Porträts Gallienus (253–268 n. Chr.)
In der Historia Augusta finden sich verschiedene Nachrichten zur Aufstellung von Bildnissen unter der Herrschaft des Gallienus. So soll der Senat eine Statue für den wohl fiktiven Usurpator Piso mitsamt einer später fortgeschafften Quadriga errichtet haben. Die Nachricht ist vollkommen unglaubwürdig 1058. Weiterhin plante Gallienus angeblich, auf dem Esquilin ein kolossales Standbild seiner selbst in Angleichung an den Sonnengott zu errichten. Die Details des Vorhabens illustrieren zugleich die literarisch beigelegte Unmäßigkeit des Kaisers: Die Statue sollte doppelt so groß wie der Koloss Neros werden und auf einem gewaltigen Podest mit Wagen und Pferden gleichen Ausmaßes stehen. Die Größe der Statue hätte es, so die Überlieferung, einem Kind erlaubt, durch den Schaft des beigegebenen Speeres zu kriechen. Claudius Gothicus und Aurelian sollen sich später von den unmäßigen Plänen distanziert haben1059. Malalas beschreibt Gallienus als dickbäuchigen Mann mittlerer Größe mit hellem Haar, grauen Augen, breitem Gesicht und leicht erhobener Nase 1060. Die tendenziöse Historia Augusta bezeugt, dass der Kaiser seine Haare mit Goldstaub einzupudern und sich in der Öffentlichkeit mit Strahlenkrone zu zeigen pflegte 1061. In Rom sei er empörenderweise mit Pupurmantel und goldener Schließe aufgetreten. Er habe außerdem eine langärmlige Tunika von Gold und Purpur sowie einen juwelenbesetzten Gürtel und gleichermaßen geschmücktes Schuhwerk getragen1062. Münzbildnisse (Taf. IV, 6–9) Die Bildnisse des Gallienus zerfallen in verschiedene Typen, die teilweise als aufeinander folgend, teilweise als nebeneinander herlaufend zu verstehen sind 1063. Die Zuordnung der Emissionen ist dadurch erschwert, dass große Teile der gal1058 HA trig. Tyr. 21, 5–7; von Domaszewski 1916, 9; es ist undenkbar, dass der Senat ohne die Einwilligung des Gallienus eine solche Statue errichtete, die überdies nach Auskunft der Quelle noch immer zu sehen sei; dazu Pekáry 1970, 156; zu Piso außerdem HA Gall. 2, 2–3; Maj 1958, 247; Kuhoff 1979, 26. 1059 HA Gall. 18, 2–4; Pekáry 1970, 155. 1060 Mal. 12, 27; dazu etwa Delbrück 1940, 47; liegt hier möglicherweise eine Verwechslung mit Valerian vor? 1061 HA Gall. 16, 4; dazu u. a. L'Orange 1947, 90; Rosenbach 1958, 43f. 1062 HA Gall. 16, 4. 1063 Zu den Münzporträts des Gallienus: Bernoulli 1894, 166; L'Orange 1933, 6 Anm. 1; Delbrück 1940, 47–49; 119–124; Maj 1958, 221f.; Haarløv 1976, 114; Kankelfitz 1976, 213f.; Bergmann 1977, 47–50; Wegner u. a. 1979, 107–110; Harl 1987, 35; Förschner 1987, 331f.; Bastien 1992, 28–30; Fittschen 1993, 216–220; Goltz – Hartmann 2008, 232; allg. RIC V 1, 61–63; 66–106 (Samtherrschaft); 129–191 (Alleinherrschaft); Cohen V², 336– 340; 343–494; Prägestätten: Rom; Viminacium; Köln; Mediolanum; Siscia; Cyzicus; Antiochia; Samosatazu; zu einem bi-metallischen Medaillon Toynbee 1960, pass.; ausf. zu den Münzserien der Samt- und Alleinherrschaft Göbl 2000, 85–135; erg. Abdy 2002, pass.; erg. Kropf 2004, pass. mit einer falsch beschrifteten Legende; außerdem Geiger 2013, 211– 238.
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lienischen Münzprägung nicht ohne Schwierigkeiten datiert werden können. Der Verfasser hält sich im Folgenden an die von K. Fittschen vorgelegte Typologie, welche bereits im Hinblick auf chronologische Fragen überzeugt1064. Der erste Typus (Taf. IV, 6), der im Weiteren als Samtherrschaftstypus bezeichnet wird, zeigt Gallienus in den Jahren von 253 bis 260 n. Chr., d. h. zwischen Erhebung und Gefangennahme seines Vaters Valerian 1065. Gallienus verfügt dabei meist über einen gestreckten, fast „hochrechteckigen“ 1066 Schädel mit leicht gebogener oder gehöckerter Nase. Es zeigen sich noch Ähnlichkeiten zu den Münzbildnissen des Volusianus, die bereits von R. Delbrück erkannt worden sind1067. Gallienus trägt eine noch relativ eng anliegende Frisur mit tief in den Nacken reichendem Haar und einem charakteristischen Stirnhaarmotiv, welches aus mehreren parallel angeordneten Strähnen besteht. Sein Bart setzt sich meist aus flockigen oder buckelförmigen Löckchen zusammen; er bedeckt für gewöhnlich die Koteletten, die Wangen, die Oberlippe, das Kinn sowie den oberen Halsbereich1068. Mit dem Übergang zur Alleinherrschaft verändert sich das Porträt des Kaisers (Taf. IV, 7). Die meisten Münzen geben ein Bildnis wieder, welches von R. Delbrück als heroisches Porträt bzw. „überlegene Neuschöpfung“ verstanden worden ist. Nüchterner lässt sich der Typus anhand der noch immer gestreckten Schädelform sowie der nun größeren Plastizität des Haupthaares definieren 1069. Die Entwicklung von einer eng anliegenden Kurzhaarfrisur hin zu einer Haar tracht mit langen, wulstigen Strähnen ist auch in der Rundplastik greifbar. Die Ohren sind bei diesen Bildnissen noch nicht von den Haaren bedeckt. Auf einigen Münzporträts zeichnen sich nun „hakenförmige Einrollungen“ 1070 an den auslaufenden Stirnhaarsträhnen ab1071. Im weiteren Verlaufe der Alleinherrschaft entwickelte sich ein Typus mit gedrungener Schädelform, der sich ebenfalls durch eine dicke Haarkappe mit wulstigen, langen Strähnen auszeichnet (Taf. IV, 9). Der Bart reicht oft tief in den Hals hinein, die Haare bedecken die Ohren teilweise oder in Gänze. Auf die Stirn fallen für gewöhnlich mehrere dicke Strähnenbündel. K. Fittschen verortet die Entwicklung dieses Typus, dem in der Rundplastik unter anderem das na1064 Fittschen 1993, 213–226. 1065 Es ist umstritten, ob Gallienus vor seiner Erhebung zum Augustus für kurze Zeit offiziell als Caesar in Erscheinung trat; dazu ausf. Peachin 1988, pass.; zu epigraphischen Belegen, die Gallienus als Caesar führen auch Pflaum 1966/1967, 175–182; zu den ersten Münzemissionen der Dynastie aus Viminacium und Rom Lallemand 1972, pass.; siehe außerdem Hartmann 1982, 69 und Göbl 2000, 55f.; zur dynastischen Repräsentation des licinischen Kaiserhauses aktuell auch Hedlund 2008, 181–183. 1066 Fittschen 1993, 216. 1067 Delbrück 1940, 120. 1068 Für ein seltenes Münzbildnis des Gallienus mit glattrasiertem Gesicht siehe hingegen Harl 1987, 35, Taf. 10, 4 (Tripolis). 1069 Zu den Frisuren des Gallienus u. a. Delbrück 1940, 19f.; Fittschen 1993, 216–218. 1070 Fittschen 1993, 217 mit Anm. 36 für Belege. 1071 Beispiel: Wegner 1979, Taf. 44 e.
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5. Die Porträts mensgebende Bildnis im Thermenmuseum (Kat. 61) angehört, gegen Ende der Alleinherrschaft des Kaisers und spricht sich, wie unten dargestellt, gegen die in der älteren Forschung etablierte Chronologie aus. Auf diese Weise ergibt sich eine weniger 'sprunghafte' und damit plausiblere Entwicklungslinie der Bildnistypen von einer gestreckten zu einer gedrungenen Schädelform 1072. Dem Typus Thermenmuseum sind u. a. die Bildnisse der in der Literatur vielfach diskutierten Münzen mit GALLIENAE AVGVSTAE-Legende zuzuordnen1073. Den Bildnissen des Kaisers sind zudem Merkmale einer familiären Angleichung gemein, die sich für die licinische Dynastie als charakteristisch erweist. Hierzu gehört zum einen die typische Bildung der Lippenpartie mit ihrem überhängendem Zipfel, welcher nicht nur auf den Münzbildnissen (Abb. 3 c–d), sondern auch in der Rundplastik zumeist deutlich hervortritt. Ein weiteres familiäres Merkmal besteht in der Existenz eines unterscheidbaren Stirnhaarmotivs, das sich im Falle des Samtherrschaftstypus für gewöhnlich aus parallel angeordneten Sichelsträhnen zusammensetzt. Wie die übrigen männlichen Angehörigen des Kaiserhauses trägt auch Gallienus bis tief in den Nacken reichendes Hinterhaupthaar.
Für Gallienus lassen sich eine Vielzahl rundplastischer Bildnisse (Kat. 50–68) sowie einige Gemmen benennen1074. Seit den 90er Jahren sind mehrere Porträts hinzugekommen, die entweder erneut auf Gallienus bezogen oder durch Kunsthandel und Feldforschung bekannt geworden sind1075. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um unzulässige Zuweisungen1076. Wie bereits die Münzen lassen sich auch die rundplastischen 1072 Fittschen 1993, pass.; spez. 215; 219; auf diese Weise lösen sich auch chronologische Divergenzen zwischen den numismatischen und rundplastischen Denkmälern. 1073 Zu den Münzen mit GALLIENAE AVGVSTAE-Legende (Auswahl): Alföldi 1967a, pass. (urspr. 1927) (Gallienus als „gott-menschliches Zwitterwesen“); Rosenbach 1958; Kent u. a. 1973, 49f.; Kent 1973; de Blois 1976, 151–155; Hannestadt 1986, 295; Schindler 1988, 84; Alföldi 1999, 57; MacCoull 1999, pass.; Göbl 2000, 92f.; Kluczek 2000a, 21f.; Abdy 2002, 349; van den Hengel 2005, pass.; Goltz – Hartmann 2008, 283 mit Anm. 267; Hedlund 2008, 221–223; dazu Rez. Rowan 2011; zum Ährenkranz des Gallienus in diesem Zusammenhang Bastien 1992, 124–127. 1074 Dem Verf. sind z.Z. folgende Stücke bekannt: a) London, British Museum – Zum Objekt u. a. Smith – Hutton 1908, 23 Nr. 89; Delbrück 1940, Beil. 4, 11; Maj 1958, 234 Nr. 316. b) Paris, Bibliothèque Nationale – Gallienus als Minerva! Zum Objekt u. a. Delbrück 1940, Beil. 4, 12; Maj 1958, 234 Nr. 317 mit Taf.; Hausmann 1981, 389. 1075 Dabei sei insbesondere auf den Katalog von Prusac 2011, 131–158 verwiesen, in dem einige mit Sicherheit auszuschließende Köpfe als umgearbeitete Porträts des Gallienus (Nr. 210; 214; 215; 218; 220) aufgeführt werden; dazu Rez. Fittschen 2012, 640, der die falschen Zuweisungen zu Recht entschieden ablehnt. 1076 Auswahl: a) Palermo, Nationalmuseum Inv. 18529 – Von Bonacasa 1964, 113f. Nr. 147 mit Taf. 67, 3–4 als Porträt des Gallienus angesprochen; dagegen bereits Wegner u. a. 1979, 115 mit weiterer Lit. Bereits die motivische Gestaltung des Haupthaares lässt sich mit keinem der bekannten Typen der Gallienus-Ikonographie zusammenbringen. Es ist insofern unver-
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Bildnisse verschiedenen Typen zuordnen. Die von der älteren Forschung entwickelte Abfolge sieht drei Typen vor, von denen einer in die Zeit der Samtherrschaft, die beiden anderen in die Zeit der Alleinherrschaft des Kaisers fallen 1077. Auf Basis überzeugender Einzelargumente hat K. Fittschen 1993 die bis dahin allgemein anerkannte Typologie verschoben: Die wichtigste Änderung besteht darin, dass die Repliken der Gruppe Lagos/Palazzo Quirinale/New York nun im Rahmen eines eigenständigen Typus zusammengefasst und von den restlichen Bildnissen der Alleinherrschaft abgetrennt sind. Die neue Typologie stellt die Bildnisse der Gruppe Louvre MA 512/Palaz zo Corsini/Kopenhagen 768 außerdem den Köpfen des Typus Thermenmuseum chronologisch voran1078. Der abgekoppelte Typus Lagos (der sich bisher nicht in der Münzständlich, warum Prusac 2011, 143 Nr. 220 das Bildnis noch jüngst als Porträt des Kaisers angesprochen hat; dagegen entschieden auch Fittschen 2012, 640. b) Neapel, Museo Nazionale, Inv. 6183 – Dazu bereits Bernoulli 1894, 170 (Museo Borbonico); gegen Gallienus auch Wegner u. a. 1979, 114 mit weiterer Lit.; Gasparri 2009, 117 Nr. 92 mit Taf. (Beitrag F. Coraggio). Warum Prusac 2011, 142 Nr. 215 das Bildnis jüngst wieder als Porträt des Gallienus angesprochen hat, ist nicht nachvollziehbar; dagegen entschieden Fittschen 2012, 640; vgl. etwa die von ungewöhnlich dicken Strähnenbündeln gebildete Haarkappe, die auch motivisch anders angelegt ist. c) Köln, Römisch-Germanisches Museum (ehem. Privatbesitz) – Von Mlasowsky 2006, 84 Kat. 17 (mit Taf.) als Gallienus im „Typus Thermenmuseum“ identifiziert. Diese Entscheidung ist nicht haltbar, wie sich an mehreren Details zeigt. So ist das Haupthaar im Falle der bekannten Repliken dieses Tyus in langen Strähnen vom Hinterkopf bis nach vorne gelegt. Die Haarkappe des Kölner Porträts setzt sich hingegen aus einzelnen flammenförmigen Strähnensicheln zusammen. Die Motivik des Stirnhaares ist zwar ähnlich, aber keineswegs gleich. Ungewöhnlich für Gallienus scheint auch das spitz zulaufende Untergesicht des Kölner Bildnisses. d) Lyon, Musée de la Civilisation Gallo-Romaine, Inv.-Nr. 93 1 104 25 – Silberbüste aus dem Schatzfund von Vaise; dazu u. a. Baratte, La statuaire du trésor de Vaise, in: Aubin, Le Trésor de Vaise à Lyon (Rhone) (Lyon 1999) 81ff. Nr. 20 Abb. 67 a–d (Gallienus/Carinus?); Lahusen 1999, 265 („kleine Panzerbüste eines Kaisers“); Dahmen 2001, 164f. Kat. 65 (Gallienus mit Fragezeichen); Rosso 2006, 283–285 Nr. 71 (Gallienus mit Fragezeichen) mit weiterer Lit.; Kluczek 2011a, 461 (Gallienus). Die Schlussmünzen des Fundes datieren auf 258 n. Chr., also noch in die Samtherrschaft von Gallienus und Valerian. Wenn es sich tatsächlich um ein Bildnis des Kaisers in seinem ersten Typus handelt, so sind dessen Merkmale stark vereinfacht wiedergegeben. Die Benennung erscheint insofern zwar durchaus möglich, lässt sich allerdings nicht von einem positivistischen Standpunkt aus verifizieren. e) Columbia, University of Missouri, Inv. 62.46 – Dafür, dass es sich um ein in Gallienus umgearbeitet Nerobildnis handelt Varner 2000a, 149 Kat. 30 mit weiterer Lit.; Varner 2004, 142; folgend Prusac 2011, 142; dagegen entschieden Fittschen 2012, 640; zum Porträt auch Kiss 1984, 47 mit S. 114 Abb. 85–86. 1077 Siehe v. a. Fittschen 1975, 140–142; Bergmann 1977, 51–59; Wood 1979, 324–331; Fittschen – Zanker 1985, 135 zu Kat. 112; 137 zu Kat. 114; vgl. Wood 1986, 134f.; siehe auch Fittschen 1993, 215 Anm. 20 für weitere Belege; anders Wegner u. a. 1979, 110, der nur zwei Typen – einen Samtherrschafts- und einen Alleinherrschaftstypus – scheidet; dazu auch Rez. Hausmann 1981, 389. 1078 Fittschen 1993, pass., spez. 213–220.
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5. Die Porträts
prägung belegen lässt1079) markiert das Ende der gallienischen Bildnisentwicklung. Aus diesen Verschiebungen ergeben sich weitreichende Konsequenzen für die Entwicklung des Gallienus-Porträts, dessen Einzelformen nun einer viel plausibleren Transformation unterliegen (vgl. Tabelle 3). Die neue Typenfolge hat sich jedoch bisher nicht in allen Teilen der Forschung durchgesetzt; in der jüngeren Literatur wird sie zumeist gar nicht rezipiert1080. Die Porträtgestaltung des Gallienus hat wiederholt das Interesse moderner Interpreten geweckt, die in den verschiedenen Bildnistypen des Kaisers gewisse Rückbezüge zu erkennen glaubten. Das gesteigerte Interesse an seinen Porträts begründet sich dadurch, dass sie sich in mancher Hinsicht deutlich von jenen der vorangegangenen nachseverischen Kaiser unterscheiden. Dies gilt insbesondere für die Bildnisse der Alleinherrschaft, welche sich durch aufgeworfene Haarpartien, komplexe Strähnenmotive sowie eine 'klassizistische' Gesamtkomposition auszeichnen. Für gewöhnlich werden Alexander der Große, Augustus, Hadrian sowie die antoninischen oder severischen Kaiser als bewusst gewählte Vorbilder für diese Form der Porträtgestaltung angeführt, der eine programmatische Rückbesinnung auf diese Herrscher bzw. Dynastien zugrunde gelegen haben soll1081. Manche Forscher verstehen die Porträts des Kaisers überdies als 1079 Fittschen 1993, 220. 1080 Etwa Varner 2004, 203: 211 Anm. 92; Geiger 2013, 249–254; anders hingegen Mlasowsky 2006, 84–93 Kat. 17, welcher sich der von Fittschen aufgestellten Typologie konsequent anschließt. 1081 Beispiele (chronologisch): Alföldi 1967a, 52–54 (urspr. 1927) (zu „Augustus als Vorbild des Gallienus“); Delbrück 1940, 20: „Das Vorbild war Alexander der Große“; dort S. 33: „Dem Augustus selbst hat Gallienus einmal vorübergehend nachgestrebt (...)“; L'Orange 1947, 86–90; spez. 88 versteht die Alleinherrscherbildnisse des Kaisers als Ausdruck eines „imperial saviour-portrait“ und konstatiert Anleihen bei Alexander d. Gr.; für Augustusund Alexanderbezüge etwa Rosenbach 1958, 41; von Heintze 1959, 181 zufolge wurde in gallienischer Zeit eine „neue Hofkunst“ geschaffen, die sich nicht in severischen Traditionen bewegte, sondern sich „an die Bildnisse der augusteischen, trajanischen und antoninischen Zeit“ angelehnt haben soll; MacCoull 1967/68 behauptet, Gallienus habe sich bewusst als „worthy successor of the first Roman monarch“ geriert; für die Übernahme au gusteischer Elemente auch Fittschen 1975, 141 und später Fittschen – Zanker 1985, 138; dort auch S. 135f. zu Kat. 1; 138 zu Kat. 114; vgl. dazu Fittschen 1993, 220–223; ausf. auch de Blois 1976, 129–134; spez. 131f.; 170–173; Bergmann 1980, 26f. postuliert eine Vermischung von Alexander- und Augustus-Verherrlichung im gallienischen Herrscherporträt; siehe auch ausf. Bergmann 1977, 47–49 und Bergmann 1983, 48f.; Breckenridge 1981, 506–508 meint, dass der Kaiser zunächst bewusst auf Elemente der severischen Porträtkunst und später auf Alexander d. Gr. zurück gegriffen habe; auch Hannestadt 1986, 296 konstatiert Rückbezüge auf die severische und augusteische Porträtkunst; Kuhoff 1993, 338 spricht von einer „unverkennbaren Reminiszens an die Porträts des Au gustus“; Rößler 1993, 356f. zieht für die späteren Porträts der Kaisers weiterhin Rückbezüge auf Alexander d. Gr. in Betracht; Kluczek 1998, 137 hält daran fest, dass Gallienus durch seine Porträts „his political and ideological connections with August“ betonen wollte; Prusac 2011, 52–54 erkennt Rückbezüge auf Alexander d. Gr. und möglicherweise auf Hadrian, wobei sie einige Gallienusporträts (fälschlich!) als Umarbeitungen aus Bildnissen 'guter' Herrscher versteht; noch Geiger 2013, 253 interpretiert die Porträts des Kaisers als
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Ausdruck einer 'gallienischen Renaissance', in welcher sich rückwärtsgewandte Repräsentationsformen sowie persönliche Interessen des Philhellenen Gallienus formuliert hätten1082. Schließlich habe sich der Kaiser durch seine Bildnisse immer deutlicher als „Reinkarnation der griechischen Götter- und Heroenwelt“ stilisiert und so die ikonographische Spiritualisierung des Kaiserbildes am Übergang zur Spätantike vorweg genommen (hier S. 303). Die Unterschiede zwischen den Bildnissen des Samtherrschaftstypus und den Porträts der Alleinherrschaft werden dabei für gewöhnlich auf einen intentionellen Bruch mit der valerianischen Tradition zurückgeführt: Nach der Gefangennahme des alten Kaisers soll sich Gallienus in Politik und Repräsentationspraxis bewusst von seinem Vater distanziert und diese Haltung durch eine Veränderung seines Porträts betont haben1083. Entsprechend skizziert die ältere Typologie der Gallienusbildnisse im Jahre 260 n. Chr. einen konsequenten ikonographischen Bruch, der von Teilen der Forschung in einem programmatischen Sinne verstanden wird. Die augenscheinlichen Unterschiede zwischen den Porträts der Samt- (Kat. 50–54) und Alleinherrschaft (Kat. 55–68) bestehen vor allem in den nun fülligeren Haarpartien, ihren komplexeren Strähnenmotiven sowie einer allgemeinen Rücknahme realistischer Züge. Die hier vertretene Typologie sieht jedoch einen viel weicheren Übergang von den frühen Porträts des Gallienus zu jenen der Alleinherrschaft vor, wodurch sich der scheinbare Bruch des Jahres 260 n. Chr. wiederum in seiner Schärfe relativieren lässt. Zudem ist nicht zu bestreiten, dass bereits die Kaiserbildnisse der Samtherrschaft mit ihren unterscheidbaren Stirnhaarmotiven grundsätzliche Elemente einer rückbezüglichen Porträtkonzeption in sich truVersuch, „durch Kombination verschiedener alter und neuer Elemente aus unterschiedlichen Zeiten sein [sc. des Gallienus] persönliches Charisma und allgemein das römische Kaisertum zu stärken“. Tatsächlich lassen sich einige direkte numismatische Belege für den Rückbezug auf Augustus und Alexander heranziehen; siehe etwa die Auswahl bei Fittschen – Zanker 1985, 139 Anm. 114 (Augustus) und Fittschen 1993, 220 mit Anm. 52–54 (Augustus, Alexander, Hadrian). 1082 Zur 'gallienischen Renaissance' (Auswahl): L'Orange 1933, 6f. Anm. 2; Mathew 1943, pass.; Schweitzer 1963, 267; 272f. (urspr. 1954); de Blois 1976, 194–204; Inan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 9–16; Bergmann 1983, 49; Hannestadt 1986, 293; Armstrong 1987, 235f.; Rößler 1993, 356–361; Rößler 1997, pass.; allg. zu den Schwierigkeiten des Renaissance-Begriffs im Umgang mit antiken Porträts Kovacs 2014, 34–40; zu gallienischen Augustus-Bezügen allg. auch Kluczek 2000a, pass.; Fuchs 1997, 95–96 spricht sich nach stilistischer Analyse eines Nero-Porträts in der Bibliotheca Vaticana sogar für eine gezielte Rückbesinnung auf Nero aus, für den unter Gallienus Bildnisse aufgestellt worden seien; S. 96: „Unter Nero hatten in Rom Sicherheit, Ruhe und materieller Überfluß geherrscht. Wäre es da verwunderlich, wenn in einer von Krisen geschüttelten Zeit, die ihren Blick zurück auf eine bessere Vergangenheit gerichtet hatte, der Philhellene Gallien auch den Philhellenen Nero, der Spielgeber den Spielgeber, der Dichter den Dichter durch eine aktualisierte Bildnisauffassung innerhalb einer Kaisergalerie geehrt hätte?“. 1083 Zur Distanzierung von der Politik Valerians Goltz – Hartmann 2008, 256 mit Anm. 179 für weitere Lit. und Belege; siehe auch Glas 2014, 344; spez. zur Aufhebung der valerianischen Christenverfolgung auch Bellen 1998, 221.
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gen1084. Die Neukonzeption des Gallienus-Porträts muss insofern nicht zwangsläufig als bewusste Distanzierung des Kaisers von seinem Vater verstanden werden. Es scheint vielmehr geraten, diesen Aspekt nicht überzubewerten. In der Vielzahl von Herrschern, welche als Vorbilder für die Bildnisse des Gallienus in Betracht gezogen werden, spiegeln sich zudem gewisse Unsicherheiten der Forschung wider, die allgemein bei der Postulierung entsprechender Rückbezüge bestehen. Insofern scheint die Frage legitim, ob nicht bereits die antiken Betrachter mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert waren: die Existenz ikonographischer Rückbezüge im zeitgenössischen Herrscherbildnis setzt grundsätzlich diesbezügliche Kenntnisse voraus; es ist jedoch fraglich, ob die Mehrzahl der Rezipienten im fortgeschrittenen 3. Jh. überhaupt noch in der Lage war, treffsicher zwischen den ikonographischen Merkmalen einzelner Herrscher der frühen und mittleren Kaiserzeit zu unterscheiden. Freilich waren die Bildnisse vieler älterer Kaiser noch lange nach ihrem Tod im öffentlichen Raum sichtbar und so auch weiterhin Teil der allgemeinen Erinnerungskultur1085. Dies gilt vor allem für solche Regenten, deren Herrschaft als besonders vorbildhaft verstanden wurde. Von dieser Überlegung ausgehend erscheint es durchaus möglich, dass die ikonographischen Merkmale früherer Zeitabschnitte noch in gallienischer Zeit zum voraussetzbaren Wissen der Repräsentationsadressaten gehörten. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass etwa die Stirnhaarmotive der gallienischen Herrscherporträts Erinnerungen an einen bestimmten Kaiser evozieren mussten. So handelt es sich bei der gallienischen Stirnfrisur keineswegs um eine exakte Wiederholung etwa der Augustus- oder Alexanderikonographie1086. Auch im Hinblick auf die schiere Menge möglicher und nicht ganz auszuschließender Rückbezüge scheint dies eher unwahrscheinlich. Grundsätzlich ist also anzunehmen, dass die Gallienusikonographie der Alleinherrschaft intentionell auf einen oder mehrere frühere Abschnitte der römischen Geschichte verwies. Dieser Rückbezug muss allerdings nicht spezifisch gewesen sein. Womöglich zielte die gallienische Porträtgestaltung, welche sich so sehr von der Praxis der vorangegangenen Jahrzehnte unterschied, genau darauf ab: ein Herrscherbild zu schaffen, das 1084 Siehe bspw. Kallipolitis 1965, 124, der bereits das samtherrschaftliche Gallienus-Porträt in Berlin (hier Kat. 50) als „exemple du début de la 'Renaissance“ versteht; Breckenridge 1981, 506–508 hat weiterhin severische Rückbezüge in der Porträtgestaltung Valerians postuliert; die gallienische Alleinherrschaft habe schließlich eine stärkere Bezugnahme auf Augustus, Hadrian sowie Alexander d. Gr. mit sich gebracht. Die allgemeine Unsicherheit zeigt sich allerdings auch hier, wenn Breckenridge meint, dass Gallienus auch in der offiziellen Repräsentation weiterhin „a man of his own time“ geblieben sei, womit sich die zu vor getätigten Aussagen in gewisser Weise relativieren (S. 507). 1085 Allg. zur Langlebigkeit von Kaiserbildnissen, die „oft jahrhundertelang auf öffentlichen Platzanlagen standen“ etwa Stemmer 1995, 340. 1086 Dazu auch Fittschen 1993, 222f. mit Vergleichsbeispielen; dort S. 223: „Aber vielleicht ist die Suche nach bestimmten Vorbildern in diesem Fall überhaupt verfehlt: Möglicherweise sollte die Frisur ihren Träger nur in allgemeiner Form als eine Reinkarnation der griechi schen Götter- und Heroenwelt zu erkennen geben.“; vgl. dazu die älteren Ausführungen von Fittschen – Zanker 1985, 138 zu Kat. 114 (noch deutlich für einen Rückgriff auf Au gustus).
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allgemeine ikonographische Merkmale der frühen bis mittleren Kaiserzeit aufnahm und dabei Vorstellungen der 'guten alten Zeit' weckte. Zu den zitierten Einzelformen gehörten das verlängerte Nacken- und Haupthaar mit seinen wiedererkennbaren Strähnenmotiven, eine üppigere Barttracht sowie eine relativ beruhigte Gesichtsanatomie. In diesem Sinne orientierte sich die Porträtkunst nicht an einem bestimmten Herrscher, sondern setzte Gallienus so in Szene, dass er als legitimer Nachfolger und Fortsetzer der erfolgreichen Politik der großen römischen Kaiser erschien. Dass sich die Reichskunst bei der Haargestaltung auch an Merkmalen der iulisch-claudischen Zeit bediente, erklärt sich bereits aus deren herausgehobener ideologischer Bedeutung für das römische Kaisertum im Allgemeinen1087. Dieses Vorgehen stellte zugleich einen Bruch mit der kaiserlichen Bildnispraxis der nachseverisch-vorgallienischen Periode dar. Der Kaiser distanzierte sich auf diese Weise von den auf lange Sicht erfolglosen Herrschern der vorangegangenen Jahrzehnte 1088. Gallienus stellt damit einen bemerkenswerten Sonderfall dar: Zwar hatte es bereits zuvor vereinzelte Versuche von Soldatenkaisern gegeben, Rückbezüge auf die glorreiche Vergangenheit des Römischen Reiches herzustellen, allerdings hatte keiner dieser Prätendenten (vielleicht abgesehen von Pupienus) gewagt, diesen Anspruch derart plastisch anhand der gestalterischen Möglichkeiten des Herrscherporträts zu behaupten. Aus ereignishistorischer Sicht ist der 'Bruch' zwischen den Porträts der Samt- und der Alleinherrschaft insofern nicht allein mit einer Distanzierung von Valerian zu erklären. Der Beginn der Alleinherrschaft wurde nicht nur durch die Gefangennahme des kaiserlichen Vaters, sondern auch durch eine Vielzahl weiterer Probleme überschattet: der Abfall des Gallischen Sonderreiches, die Erhebung zahlreicher Usurpatoren sowie die akute Bedrohung durch äußere Feinde markierten das „Ende einer bis dahin sehr erfolgreichen Herrschaftskonsolidierung“1089. Eine Maßnahme der gallienischen Reichsverwaltung bestand nun darin, die Repräsentationsstrategie der kaiserlichen Herrschaft anzupassen 1087 Siehe außerdem die Überlegung von Fittschen – Zanker 1985, 135f. zu Kat. 112: „(...) daß diese Haarmotive vor allem dazu dienen sollten, die verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit sichtbar zu machen. Für derartige Dynastie-Merkmale konnte gerade die Ikonographie der iulisch-claudischen Familie ein reiches Motivrepertoire liefern; mit der Kurzhaarfrisur der Jahre 210–250 war es dagegen kaum möglich, dynastische Zusammenhänge im Bildnis sinnfällig zu machen. Treffen diese Überlegungen das Richtige, so stünde am Anfang der gallienischen Erneuerungsbewegung nicht der unmittelbare Rückgriff auf die augusteische Klassik (...), sondern die allgemeine Bezugnahme auf ikonographische For meln der iulisch-claudischen Familie. Dadurch konnte gezeigt werden, daß eine neue Dynastie (von immerhin drei Generationen) dem Staat eine neue Stabilität garantieren werde. Die verstärkte Nachahmung allein des Augustus fand erst statt, als der dynastische Gedanke nach dem Tod von Großvater (Valerian) und Enkeln (Valerianus minor, Saloninus) zwangsläufig aufgegeben wurde.“ 1088 Ähnlich kürzlich Boschung 2012, 88 in Bezug auf den ersten Typ der Gallienusikonographie: „Freilich erschöpfen sich dabei die Übereinstimmungen in vagen und allgemeinen Ähnlichkeiten (...) Beabsichtigt war damit wohl kein Bezug auf einen einzelnen Herr scher früherer Dynastien, sondern eine unmissverständliche Distanzierung von den Kaisern des 2. Viertels des. 3. Jhs.“ 1089 Glas 2014, 341.
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5. Die Porträts
und die Legitimation des Gallienus auf eine solide, eigenständige Basis zu stellen. Hiermit ging auch ein allgemeiner Wechsel der kaiserlichen Ikonographie einher.
Bergmann 1977
Wood 1986
Fittschen 1993
Typus I (Samtherrschaft) Kap. Mus., Imperatori 57 Palazzo Braschi Berlin, Staat. Mus. Kopenhagen, NCG 767b
Type 1 (ca. 253–260 n. Chr.) Kap. Mus., Imperatori 57 Palazzo Braschi Berlin, Staat. Mus. Kopenhagen NCG 767b
Samtherrschaftstypus Kap. Mus., Imperatori 57 Palazzo Braschi Berlin, Staat. Mus. Kopenhagen, NCG 767b Castle Howard
Typus II (Alleinherrschaft) Brüssel Lagos Thermenmuseum Louvre MA 512 Louvre MA 1223 Museo Torlonia Kap. Mus. Inv. 2372 (sic!) Rom, Trajansmarkt
Type 2 (ca. 260 n. Chr.) Brüssel Lagos Thermenmuseum Louvre MA 511 (sic!) Louvre MA 1223 Museo Torlonia
Typus Louvre (ab der beginnenden Alleinherrschaft) Louvre MA 1041 Palazzo Corsini Kopenhagen, NCG 768
Typus II-III Louvre MA 1041
Type 3 („late in reign“) Kopenhagen NCG 768
Typus III (Alleinherrschaft) Kopenhagen, NCG 768 Palazzo Corsini
Typus Thermenmuseum („gegen Ende der Regierung“) Thermenmuseum Louvre MA 512 Museo Torlonia Brüssel Rom, Trajansmarkt Kap. Mus. Inv. 2572 Louvre MA 1223 Typus Lagos (wohl „um oder bald nach 265“; abhäng. vom Typus Thermenmuseum) Lagos Palazzo Quirinale New York
Tabelle 3: Typologie d. Gallienusbildnisse nach Bergmann 1977, Wood 1986 und Fittschen 1993.
Valerian II. (256–258 n. Chr.) Das genaue Geburtsdatum Valerians II. ist nicht bekannt. Als ältester Sohn des Gallienus und Enkel Valerians I. war er bereits vor seinem Bruder Saloninus im Jahre 256 n. Chr. zum Caesar erhoben worden1090. Dem früh verstorbenen Prinzen legt der Verfas1090 Epit. 32, 2; HA Valer. 8, 1 (wohl Verwechslung mit einem (fiktiven?) gleichnamigen Bru der des Gallienus); vgl. Johne 2008a, 607; zur Chronologie Liesker 1984; Kienast 2004,
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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ser der Historia Augusta auffallende Schönheit und lobenswerte Bescheidenheit bei. Nach seinem Tod im Jahre 258 n. Chr. soll er in einem Grab in der Nähe von Mediolanum bestattet worden sein1091. Möglicherweise ist ein inschriftlich bekanntes Bildnis (εἰκών) in Termessus minor auf den Prinzen zu beziehen. Es könnte sich dabei jedoch auch um ein Porträt seines Großvaters Valerian gehandelt haben (hier S. 188). Münzbildnisse (Taf. IV, 12) Für Valerian II. wurden zunächst Münzen als Caesar 1092 und später als Divus geprägt1093. Der Prinz zeigt sich dabei „nicht mehr eigentlich als Kind, sondern als Knabe oder als unbärtiger Jüngling“1094. Einige Münzporträts lassen noch die 'derben' Züge durchscheinen, die bereits das Porträt des Hostilianus zu Beginn des Jahrzehnts geprägt hatten. Kopfform und Gesichtskonturen weisen insgesamt deutliche Unterschiede innerhalb des Münzspektrums auf. Auch das Stirnhaarmotiv ist in mehreren Varianten belegt: Die strähnige Kurzhaarfrisur franst mal oberhalb der Stirn aus, mal besitzt sie an der gleichen Stelle einen eingerollten Wirbel. Ein wiederkehrendes Merkmal besteht in einer eigentümlich verlängerten Strähnenpartie im Nackenbereich oder oberhalb des Schläfenbeins, die auf manchen Münzen deutlich, dabei jedoch in verschiedenartiger Gestaltung, angegeben ist. Wie für die Mitglieder des licinischen Kaiserhauses üblich besitzt Valerian II. eine eigentümliche Mundbildung mit vorgeschobener Oberlippe, welche der Bekräftigung der dynastischen Verhältnisse gedient haben dürfte. Daneben bestehen im Detail weitere Übereinstimmungen. Dazu gehört etwa die Bildung der parallel angeordneten Stirnhaarsträhnen, die in ähnlicher Form für Valerian I. und Gallienus während der Samtherrschaft belegt ist.
1091 1092 1093
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220f.; Papyri: Rea 1984; allg. Goltz – Hartmann 2008, 239f., insb. Anm. 96–97 mit weiterer Lit.; allg. auch Hartmann 1982, 69. Die Einsetzung des Prinzen wurden u. a. durch stadtrömische Feierlichkeiten begangen, zu deren Anlass sich die Oberkaiser Valerian I. und Gallienus in der Hauptstadt einfanden, um so dynastische Eintracht zu kommunizieren; dazu hier Anm. mit Lit.; die Münzprägung brachte den Nachfolger mit Iuppiter crescens in Verbindung, worin wiederum eine dynastische Bedeutung lag: In der Propagierung der 'wachsenden' Obergottheit formulierte sich das Versprechen der für die Zukunft erhofften Herrschaftsübernahme; dazu u. a. Nony 1980, 61; Kuhoff 1993, 114f.; Shillam 2006, 35; Glas 2014, 247. HA Valer. 8, 1–3. Für Valerian II. wurden keine Augustusmünzen geprägt, wie Delbrück 1940, Taf. 14, 40 suggeriert; Inschriften, welche den Prinzen als Augustus bezeichnen, sind fehlerhaft; vgl. Kienast 2004, 220f. Zu den Münzbildnissen Valerians II.: Bernoulli 1894, 174; Delbrück 1940, 19; 120; Maj 1958, 242f.; Kankelfitz 1976, 327; Wegner u. a. 1979, 121; Wood 1987, 130; Bastien 1992, 50f.; zu den Gallienussöhnen in der Münzprägung jüngst auch Geiger 2013, 204f.; allg. RIC V 1, 116–122; Cohen V², 530–541; zu einem bisher unbehandelten Antoninian für den vergöttlichten Prinzen jüngst Wolkow 2013, pass. Bernoulli 1894, 174.
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5. Die Porträts
Das 'eigentümlichste' Merkmal der Ikonographie Valerians II. besteht in der verlängerten Haarpartie, die zumeist als seitlich herabfallendes Strähnenbündel und manchmal als tief in den Nacken reichender Schopf ausgeführt ist. Bei dieser 'Seitenflechte', wel che in der Forschung bislang kaum Beachtung gefunden hat, muss es sich um ein entscheidendes Charakteristikum für die Bestimmung rundplastischer Bildnisse handeln1095. Es ist jedoch bisher nicht gelungen, sichere Porträts des Prinzen zu identifizie ren1096. Unter den verschiedenen Benennungsvorschlägen ist ein Kopf im Thermenmuseum hervorzuheben, der mit guten Argumenten als Bildnis des Prinzen oder seines Bruders Saloninus in Erwägung gezogen wird: Es handelt sich um ein Knabenporträt, welches nicht nur durch seine Frisur und seine physiognomischen Details an die Thronfolger der licinischen Dynastie erinnert, sondern auch über eine Anstückungsfläche mit runder Eintiefung oberhalb des Schläfenbeins verfügt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass hier eine 'Seitenflechte' befestigt war, wie sie von den Münzbildnissen Valerians II. be kannt ist. In der Summe lassen sich allerdings auch genügend Merkmale benennen, die gegen die Zuweisung des Kopfes im Thermenmuseum sprechen1097. Überhaupt stellt sich die Frage, welche inhaltliche Bedeutung der 'Seitenflechte' des Prinzen beigemessen werden muss. D. Salzmann möchte darin eine Jugendlocke erkennen, wie sie für Darstellungen von Kindern mit Verbindung zum Isis- bzw. Horuskult belegt ist1098. Da jedoch einige Münzbildnisse von der üblichen Darstellungsweise solcher Frisurelemente abweichen, scheint diese Vermutung zumindest anfechtbar. So lassen sich Prägungen heranziehen, auf denen Valerian II. anstelle der hinter dem Ohr herabfallenden 'Locke' einen in mehreren Strähnen bis in den Nackenbereich wallenden Haarschopf trägt. Hierzu sind wiederum Parallelen aus der kaiserzeitlichen Porträtkunst 1095 So auch Salzmann 1990, 206 zu Kat. 18; wiederholt von Fittschen – Zanker 2014, 36 Anm. 9 zu Kat. 34 („Valerianus minor als Träger einer Horuslocke“); die Bezeichnung als „Seitenflechte“ entstammt Delbrück 1940, 120. 1096 Zu den älteren Identifikationsvorschlägen Wegner u. a. 1979, 121f.; zu einem Kopffragment in Köln (Römisch-Germanisches Museum, Inv. Lü 764) noch Salzmann 1990, 205– 208 Kat. 18. 1097 Rom, Museo delle Terme, Inv. 4199 – Dazu u. a. Wood 1979, 403 Nr. 59; Fittschen – Zanker 1985, 136 Anm. 6; Backe-Dahmen 2006, 202 Kat. F 104 mit Taf. und weiterer Lit. Das Loch auf der rechten Schädelseite deutet E. Filieri (in Giuliano 1988, 367 zu Nr. R 277) als Befestigungsmöglichkeit für eine Horus- bzw. Jugendlocke. Die Identifikation als Valerian II. oder Saloninus scheint zunächst wegen der 'pausbäckigen' Erscheinung, dem relativ komplexen Stirnhaarmotiv sowie der Aufnahme typischer Details der licinischen Familienphysiognomie (etwa die zipfelartige Bildung der Oberlippe; siehe auch Fittschen – Zanker 1985, 136 Anm. 6) naheliegend. Valerian II. besitzt auf den Münzen jedoch oft einen eingerollten Wirbel im Stirnbereich; im Falle seines Bruders Saloninus weisen die Sichelsträhnen in unterschiedliche Richtungen. Das Porträt im Thermenmuseum verfügt stattdessen auf jeder Seite über mehrere parallel angeordnete, nach innen weisende Sicheln im Stirnbereich. Da auch keine weiteren Repliken bekannt sind, müssen beide Benennungsvorschläge weiterhin als unbelegbar gelten. 1098 Salzmann 1990, 205f. zu Kat. 18; zu sog. Isis-, Horus- oder Jugendlocken grundlegend von Gonzenbach 1957, pass.; siehe auch Goette 1989, pass. mit Zusammenstellung entsprechender Bildnisse S. 210–217; außerdem Fittschen – Zanker 2014, 36 zu Kat. 25b mit Anm. 9 für weitere Lit.; vgl. auch dort S. 42f. zu Kat. 41.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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bekannt, für die sich ebenfalls verlängerte Haarpartien am Hinterkopf konstatieren lassen. Diesen 'Sonderlocken' scheint je nach Position und Gestaltung eine andere Bedeutung zugekommen zu sein1099, welche sich im Falle Valerians II. anhand des Ausschlussverfahrens eingrenzen lässt; so ist undenkbar, dass die Frisur des Prinzen Assoziationen mit der Haartracht von Athleten oder gar kindlichen Sklaven (sog. delicia) wecken sollte, die als 'Lieblinge' ihrer Besitzer oder als Spielgefährten freier Kinder zu wohlhabenden Haushalten gehörten1100. Es verbleibt die Möglichkeit, dass es sich tatsächlich um ein Frisurelement mit kultischer Bedeutung handelte: Neben der Interpretation als Jugendbzw. Isis- oder Horuslocke käme noch in Betracht, dass Valerian II. durch seine Frisur als freigeborener Kultdiener (camillus) oder allgemein als Angehöriger eines anderen (Mysterien-)Kultes ausgewiesen werden sollte. Da es jedoch an literarischen oder epigraphischen Belegen fehlt, die einen solchen Zusammenhang bestätigen würden, lässt sich diese Vermutung nicht mit Sicherheit bestätigen. Vielleicht ist die Frisur des Prinzen auch in einem allgemeineren Sinne zu verstehen: sie könnte schlicht die Jugendlich keit des Thronfolgers betont haben, welcher als Vertreter der dritten Herrschergeneration eben kein echter Co-Regent der beiden Oberkaiser, sondern vielmehr ein wohlbehüteter dynastischer Sprössling war. Da sein jüngerer Bruder Saloninus (für den ja eigentlich das gleiche zutreffen müsste) auf den Münzen jedoch keine 'Seitenflechte' oder 'Sonderlocke' besitzt, ist auch diese Erklärung problematisch. Ansonsten ist das Porträt des Prinzen in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der familiären Angleichung zu verstehen. Es wiederholt die zeitgenössischen Charakteristika eines kindlichen Nachfolgers (vgl. etwa Hostilianus) und verfügt dabei über eine Vielzahl von Merkmalen, welche sich ebenso für die übrigen Angehörigen der licini schen Dynastie erweisen lassen (hier Kap. 5.6 e). Saloninus (258–260 n. Chr.) In der Historia Augusta findet eine Statue des Saloninus Erwähnung, die noch zu Lebzeiten ihres Verfassers beim Arcus Fabianus zwischen dem Faustina- und dem Vesta-Tempel gestanden haben soll. Die zugehörige Inschrift lautete der Quelle zufolge Gallieni iunori mit dem Zusatz Saloninus und dient dem Verfasser des Geschichtswerks als Beleg für die Namensgebung des Prinzen 1101. Für Saloninus, der sich erst während der Belagerung Kölns durch Postumus zum 'vollwertigen' Kaiser erhob und kurz darauf seinen Tod durch den Usurpator fand, sind nur wenige Augustus-Prägungen bekannt1102. Die meisten Münzen zeigen ihn als Caesar und stammen aus der Zeit zwischen 258 und 260 n. Chr. 1099 Siehe die Ausführungen von Fittschen – Zanker 2014, 42–45 zu Kat. 41 mit zahlreichen Beispielen und Lit.; außerdem Goette 1989, 210–217 mit einem Katalog der Bildnisse, die über entsprechende Haarpartien in unterschiedlicher Ausführung verfügen. 1100 Dazu Fittschen – Zanker 2014, 26 zu Kat. 25b; 43 zu Kat. 41 mit Lit. 1101 HA Gall. 19, 4; siehe auch Hartmann 1982, 69 Anm. 4; von Domaszewski 1916, 10 bezeichnet die Nachricht als „unsinnige Fälschung“; dort auch zur Topographie; siehe auch Richardson 1992, 371.
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5. Die Porträts Münzbildnisse (Taf. V, 1–2) Die Münzbildnisse zeigen einen jugendlichen Prinzen, manchmal noch „knabenhaft befangen“, mit spitzem oder knolligem Kinn 1103. Wie im Falle seines Bruders Valerian II. weist das Münzspektrum deutliche ikonographische Unterschiede auf. So erscheint Saloninus mal als fülliger Knabe mit fleischigen Gesichtspartien, mal als schlanker Jüngling mit feineren Zügen. Die wenigen Augustus-Münzen sind in ihrer Bildniskonzeption kaum von den früheren Kölner Prägungen zu unterscheiden (vgl. auch hier Anm. 1046). Es lassen sich einige Gemeinsamkeiten innerhalb des Spektrums bestimmen, die für das Porträt des Prinzen charakteristisch sind. Dies gilt insbesondere für die auffallende Augenpartie mit ihren weit geschwungenen Orbitalen, schwer lastenden Tränensäcken und großflächigen Lidern. In solchen Merkmalen erinnert der Prinz stark an Münzporträts seines Großvaters Valerian I. Auf vielen Bildnissen des Saloninus ist auch die für die Ikonographie der licinischen Dynastie typische Bildung der vorgezogenen Oberlippe mit überhängendem 'Zipfel' deutlich erkennbar (Abb. 3 f). Es handelt sich offenbar um familiäre Merkmale zur Betonung der dynastischen Zugehörigkeit, die sich auch an den Frisuren der Herrscher festmachen lassen: Saloninus trägt eine weit in den Nacken reichende Haartracht, die über der Stirn zumeist aus parallel angeordneten, bogenförmigen Strähnen besteht 1104. Am Übergang vom Stirn- zum Schläfenbereich weist zumeist mindestens eine Sichel in die entgegengesetzte Richtung, wodurch eine weit gefasste Zange entsteht. Da solch wiedererkennbare, aus Sichelsträhnen zusammengesetzte Motive auch für die Bildnisse Valerians I. sowie den ersten Typus des Gallienus-Porträts bekannt sind, bestand hierin ein deutlicher Verweis auf die familiäre Zusammengehörigkeit (Abb. 4). In der Summe lassen die hier genannten Merkmale den Schluss zu, dass es bei der Schaffung der Saloninus-Ikonographie vor allem darum ging, die familiären Ähnlichkeiten des Prinzen zu den beiden Oberkaisern, insbesondere Valerian, zu betonen.
Keines der bisher für Saloninus in Anspruch genommenen rundplastischen Porträts lässt sich mit Sicherheit auf den Prinzen beziehen 1105. Am ehesten käme noch der be1102 Zur Chronologie Kienast 2004, 221f.; zur Kölner Prägestätte und den dort für Saloninus geprägten Münzen etwa Göbl 2000, 99f.; Taf. 70 Nr. 913–917. 1103 Zu den Münzbildnissen des Saloninus: Bernoulli 1894, 174f.; Delbrück 1940, 19; 120; Maj 1958, 242f.; Kankelfitz 1976, 239; Geyer 1978, 381; Wegner u. a. 1979, 121; Wood 1987, 130; Salzmann 1990, 212; zu den Gallienussöhnen in der Münzprägung jüngst auch Gei ger 2013, 204f.; allg. RIC V 1, 123–127; Cohen V², 340; 493f.; 515–530; Göbl 2000, 58f. 1104 Wie Delbrück 1940, 120 zu dem Ergebnis kommt, Saloninus werde auf den Münzen „mit flockigem Haar“ dargestellt, ist dem Verfasser unverständlich. Zwar lässt sich dergleichen vereinzelten Bildnissen entnehmen (z. B. Delbrück 1940, Taf. 13 Abb. 24), allerdings besteht das Haupthaar in den meisten Fällen aus deutlich wiedergegebenen Strähnen. 1105 Im Einzelnen Wegner u. a. 1979, 123–128 mit weiterer Lit.; gegen den von Geyer 1978, pass.; spez. 381f. vorgebrachten, ikonographisch jedoch nicht haltbaren Vorschlag, Saloninus sei auf dem 'Brüdersarkophag' in Neapel dargestellt: Fittschen 1979, 589–592.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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reits in Bezug auf Valerian II. erwähnte Kopf im Thermenmuseum in Betracht 1106. Diskussionswürdig scheint auch ein gläsernes Miniaturbildnis aus Köln, welches einen kindlichen oder jugendlichen Dargestellten mit Trabeabüste und eng anliegender Haarkappe zeigt1107. Zumeist fällt die Benennung dieses Porträts auf einen jungen Kaiser oder Prinzen des 4. Jhs.; stilistisch käme jedoch ebenso gut eine Entstehung im fortge schrittenen 3. Jh. in Betracht. Wegen seiner Physiognomie und des Fundortes wäre vielleicht an ein Bildnis des Saloninus zu denken, welcher in Köln residierte und dort seinen Tod im Krieg gegen Postumus fand1108. Aufgrund der verkürzten Darstellungsform ist hier jedoch kaum Klarheit zu gewinnen. Die Gestaltung des Saloninus-Porträts scheint in erster Linie im Hinblick auf die familiäre Verwandtschaft mit den älteren Kaisern entwickelt worden zu sein. Die größten Ähnlichkeiten lassen sich im Vergleich mit Valerian als Oberhaupt der licinischen Dynastie konstatieren (Taf. IV, 3–4). In legitimatorischer Hinsicht ist auch die Erhebung des Prinzen zum Augustus bemerkenswert, welche sich in wenigen Kölner Prägungen widerspiegelt1109: Saloninus muss sich während der Belagerung der rheinischen Residenzstadt durch Postumus eigenmächtig vom Caesar zum Augustus erhoben haben. Wahrscheinlich diente dieses Vorgehen der Herstellung von titulärer 'Waffengleichheit' zwischen ihm und dem um vieles älteren Gallischen Sonderkaiser, der sich kurz zuvor ebenfalls zum Augustus aufgeschwungen hatte1110. Eine sichtbare ikonographische Abwandlung gegenüber den Caesarbildnissen, wie sie sich für andere Prinzen des fortgeschrittenen 3. Jhs. belegen lässt (hier Kap. 5.6 d), fand in diesem Zusammenhang allerdings nicht statt. Angesichts der akuten Bedrohung durch Postumus stand sicherlich die (letztlich nicht erfolgreiche) Überwindung der realmilitärischen Situation im Fokus der lokalen kaiserlichen Administration, weswegen ikonographische Anpassungen hintan1106 Siehe hier Anm. 1097. 1107 Köln, Römisch-Germanisches Museum, Inv. N 157 – Aus Slg. Niessen; gefunden in Köln, Zeughausstraße / Auf dem Berlich; für ausf. Lit. siehe Salzmann 1990, 209; Bracker 1966, pass. identifiziert den Dargestellten als Constantius II (dafür auch die Mehrheit der Forschung) oder allgemein als Prinz der constantinischen Kaiserfamilie; ähnlich Fittschen – Zanker 1985, 157 Nr. 125 Anm. 8 (mit Fragezeichen); Stutzinger 1983, 442ff. Nr. 53 bevorzugt eine valentinianische Datierung; Jucker 1984, 69 Anm. 103 datiert das Stück hingegen ins 3. Jh. und zieht mit Fragezeichen Philippus minor in Betracht; für Saloninus Salzmann 1990, 210f. (mit Fragezeichen); dafür auch Dahmen 2001, 233 Nr. 6 (mit Fragezeichen). Ähnlichkeiten zwischen dem Kölner Bildnis und der Münzikonographie des Saloninus bestehen in der Kinnpartie sowie in der großflächigen Wiedergabe der Augen. Das Loch auf der Rückseite diente wohl der Befestigung an einem größeren Gegenstand – üblicherweise wird das Bildnis als Emblem einer Prunkschale interpretiert; vgl. die Rekonstruktionszeichnung Bracker 1966, 13 Abb. 1. 1108 Siehe im Einzelnen hier Anm. 1107. 1109 Zur vorherigen fälschlichen Beilegung des Augustus-Titels auf Münzen und Inschriften RE XIII, 1 s.v. Licinius (Cornelius) [46] (L. Wickert) 238; siehe auch Peachin 1990, 343f.; zu den Münzen u. a. Göbl 2000, 100. 1110 Siehe etwa Alföldi 1940, 7: „His [sc. des Saloninus] proclamation, which has left no trace elsewhere, was certainly made by the garrison of Cologne in answer to the challenge of the usurper.“; Elmer 1941, 17; Hartmann 1982, 163 mit Anm. 1–2; zur Belagerung Kölns durch Postumus Luther 2008, 237f. mit weiterer Lit.
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5. Die Porträts
gestellt werden mussten. Der inoffizielle Charakter der aus der Not geborenen Erhebung zum Augustus zeigt sich auch daran, dass die nach seinem Tod geprägten Konsekrationsmünzen den Prinzen wieder als Caesar propagierten1111. Claudius Gothicus (268–270 n. Chr.) Die antiken Quellen berichten von mehreren Bildwerken, die für Claudius Gothicus errichtet worden sein sollen. So ließ ihm der Senat nach seinem Tode angeblich einen clipeus aureus in der Kuria und eine Statue vor dem kapitolinischen Iuppiter-Tempel dedizieren1112. Der Verfasser der Historia Augusta berichtet außerdem von einer silbernen Statue des Kaisers, die auf einer columna palmata an der Rostra gestanden haben soll1113. Zumindest die letztgenannte Nachricht lässt sich eindeutig als fiktiv erweisen 1114. In seiner Lobrede auf Constantius II. hebt Iulian Apostata den Kaiser Claudius Gothicus zudem als positives Beispiel hervor: unter anderem heißt es dort, er sei bescheiden in seiner Kleiderwahl gewesen. Als Beleg hierfür nennt Iulian dessen noch zu seinen Lebzei ten existenten Statuen1115. In der Historia Augusta wird Claudius Gothicus als hochgewachsen beschrieben. Er habe über blitzende Augen, ein breites Gesicht und enorme Körperkraft verfügt1116. So soll er in der Lage gewesen sein, einem Pferd oder einem Maultier mit einem einzigen Fausthieb die Zähne auszuschlagen. Bei Herrschaftsantritt muss der Kaiser etwas über 50 Jahre alt gewesen sein1117. Münzbildnisse (Taf. V, 3–6) Die Münzbildnisse des Claudius Gothicus sind insgesamt recht unterschiedlich, wodurch die Bestimmung wiederkehrender Merkmale erschwert wird 1118. Einige frühe Prägungen leiten sich noch direkt von Gallienus (Taf. V, 3) und eventuell von Postumus (Taf. V, 4) ab. Der Kaiser trägt dabei eine relativ füllige Haarkappe, die mit ihren parallel angeordneten Strähnen im Stirnhaarbereich ikonographische Merkmale valerianisch-gallienischer Zeit weiterführt. Für die Bestim1111 Dazu etwa Gilljam 1987a, 77; möglicherweise handelt es sich bei diesen Münzen jedoch um Fälschungen; vgl. Kienast 2004, 221; zur fraglichen Konsekration des Prinzen auch Hedlund 2008, 182 mit Anm. 1117 mit weiterer Lit. 1112 HA Claud. 3, 3–5; 7, 6–8; außerdem Eutrop. 9, 11, 2; Epit. 34, 4; Pekáry 1970, 163–166; Lippold 1992, 390; Herklotz 2008, 942. 1113 HA Claud. 3, 5. 1114 Pekáry 1970, 166. 1115 Iul. or. I 7 A. 1116 HA Claud. 13, 5; siehe auch Delbrück 1940, 50f. 1117 Kienast 2004, 231 datiert sein Geburtsdatum auf 214 n. Chr. (mit Fragezeichen). 1118 Zu den Münzbildnissen des Claudius Gothicus: Bernoulli 1894, 181; L'Orange 1933, 98f.; Delbrück 1940, 147; Maj 1958, 260f.; Kankelfitz 1976, 351; Bergmann 1977, 105f.; Wegner u. a. 1979, 135; Förschner 1987, 355; RIC V 1, 201–233 (als Kaiser); 233–237 (als Divus); Cohen VI², 129–163; Prägestätten: Rom; Mediolanum; Siscia; Antiochia; Cyzicus; zur Glyptik etwa Maj 1958, 263 Nr. 355 mit falscher Zuweisung einer Londoner Gemme.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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mung rundplastischer Porträts sind diese Bildnisse wegen ihrer Beliebigkeit allerdings kaum zu gebrauchen. Bald treten Münzporträts hinzu, die eher auf den Kaiser zugeschnitten sind und persönlichere Charakteristika zeigen (Taf. V, 5–6). Ihnen gemein ist eine markante Profillinie mit spitzer Nase, spitzem Kinn und vorstehender Glabella. Auf einigen Münzen sind Unterkieferwinkel und Adamsapfel scharf konturiert. Claudius trägt eine Kurzhaarfrisur mit deutlich abgesetzter Haarkappe und nach vorne gestrichenen Strähnen im Stirnbereich 1119. Ein weiteres Merkmal besteht in dem gekräuselten Vollbart, welcher oft bis auf den Halsansatz reicht (Taf. V, 6). Zu den in der Vergangenheit für Claudius Gothicus in Betracht gezogenen Bildnissen gehört ein Opferrelief in Rom, das zunächst von H. P. L'Orange als posthumes Bildnis des Kaisers vorgeschlagen wurde, als solches jedoch nicht überzeugen kann1120. Dieser Identifikationsversuch ist insofern bemerkenswert, dass es sich überhaupt um eine der wenigen Zuweisungen von Reliefs an einen Soldatenkaiser handelt. Zudem ist wiederholt einer der vergoldeten Porträtköpfe in Brescia mit Claudius Gothicus in Zusammenhang gebracht worden1121. Als Bildnis des Kaisers überzeugt jedoch allein ein Porträt in Worcester (Kat. 69), für welches sich allerdings keine Repliken benennen lassen. Wie bereits im Falle des kapitolinischen Decius-Porträts (Kat. 47) sind die ikonographischen Übereinstimmungen mit den kaiserlichen Münzbildnissen so überzeugend, dass die Identifikation auch ohne Rücksicherung durch weitere Bildnisse legitim scheint1122. Auf den ersten Blick scheint es sich bei der Porträtgestaltung des Claudius Gothicus um eine Rückkehr zur Porträtkunst vorgallienischer Zeit zu handeln. So ist die Haarkappe gegenüber den Bildnissen der gallienischen Alleinherrschaft wieder deutlich reduziert. Dieser Eindruck besteht allerdings nur vordergründig: in ihrer grundsätzlichen Anlage geht die Motivik des Stirnhaars mit den nach unten weisenden, in der Mitte gegabelten Strähnen auf gallienische Formen zurück. Auch handelt es sich bei den physiognomischen Einzelmerkmalen des Claudiusporträts nicht etwa um eine Wiederaufnahme des sog. 'Realismus' der Jahrhundertmitte. Vielmehr zeichnen sich bereits Merkmale einer stärkeren Stereometrisierung ab, welche für die weitere Entwicklung 1119 Allg. zu den Frisuren im Münzporträts von Claudius Gothicus bis Carinus Delbrück 1940, 21. 1120 Rom, Museo delle Terme, Inv. 55 296 – L'Orange 1933, 97–99; folgend u. a. Balty – Balty 1976, 186; Hannestadt 1986, 299f.; Bergmann 1977, 107 Anm. 139 betont, dass das Relief „wegen der altertümlichen Toga-Tracht des Opfernden keinen Kaiser darzustellen“ braucht; dagegen auch Wegner u. a. 1979, 137 (mit älterer Lit.) und Alföldi-Rosenbaum 1983, 823; ausf. außerdem Giuliano 1985, 288–294 Nr. VI, 12 mit Abb. (Beitrag A. Ambrogi); zu Opferszenen auch Brilliant 1963, 199f. Gegen die Zuweisung sprechen u. a. die im Vergleich zum Bildnis in Worcester unterschiedliche motivische Bildung des Schläfenhaares sowie der nicht aus Flocken, sondern aus langen Strähnen zusammengesetzte Vollbart. 1121 Siehe hier S. 231. 1122 Vgl. etwa das deutliche Beispiel http://media.liveauctiongroup.net/i/5667/8604793_1.jpg ?v=8CBEF0621087010 (letzter Zugriff 07.12.2015).
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5. Die Porträts
der 270er Jahre wegweisend war (Kap. 5.2; Kap. 5.2. g). Zwar verfügen auch die Stirn und der Nasolabialbereich des Kopfes in Worcester über deutlich wiedergegebene Falten, allerdings ist die Gesichtsoberfläche nun insgesamt beruhigt. Die Mimik ergibt sich dabei nicht mehr wirklich durch das veristische Zusammenspiel kontrahierter Muskelpartien, sondern wirkt bereits wie nachträglich aufgesetzt. Hatten sich die Porträts von Kaisern wie Philippus Arabs oder Traianus Decius noch durch eine von markanten Hebungen und Senkungen bewegte Physiognomie ausgezeichnet, lag der Ikonographie des Claudius Gothicus damit eine bereits viel stärker abstrahierte Konzeption zugrunde. Quintillus (270 n. Chr.) Der Bruder des Claudius Gothicus1123 wird in der Historia Augusta und bei Eutrop als tugendhaft beschrieben1124. Malalas zufolge war Quintillus von mittlerer Größe, dunkelhäutig, schlank und besaß ein längliches Gesicht mit langer Nase 1125. Er konnte seine Herrschaft nach der Erhebung in Aquileia nur für sehr kurze Zeit halten: In der antiken Geschichtsschreibung ist von 17 oder 77 Tagen die Rede1126. Münzbildnisse (Taf. V, 7) Auf den Münzen ähnelt die Physiognomie des Quintillus insgesamt stark der seines Bruders und ist wohl direkt aus dessen Porträt abgeleitet 1127: Die Nasenwurzel versteckt sich unter einer vorstehenden Glabella; die Nase verläuft gerade und spitz; das ausladende Kinn ist zumeist prominent modelliert; die Wangenknochen treten markant hervor. Daneben existieren Münzen mit etwas weicheren, abgerundeten Zügen. Ein deutlicher Unterschied zwischen den kaiserlichen Brüdern besteht in der Frisur, die sich bei Quintillus nicht aus kurzen Strähnen, sondern aus krausen Buckellocken zu einer fülligen Haarkappe zusammensetzt. Der Übergang vom Stirnhaar zur Schläfenkontur verläuft nahezu bogenförmig. Quintillus trägt einen Vollbart, der im Vergleich mit Claudius Go1123 HA Claud. 10, 6; 12, 3; 13, 2; Eutr. 9, 12; siehe auch Hartmann 1982, 72; Kluczek 1999, 84; Hedlund 2008, 183; zur Karriere Hartmann 2008b, 307. 1124 Bes. HA Claud. 12, 3. 1125 Mal. 12, 29; siehe dazu auch Delbrück 1940, 51. 1126 Siehe hier Anm. 535; zur Dauer der Herrschaft kürzlich auch Ganschow 2005, insb. 4f.; zu ihren epigraphischen Belegen u. a. Wegner u. a. 1979, 140 und Sauer 2014, 274f. Anm. 74 (zu CIL VIII 22598 = Clauss – Slaby 28200041); papyrologisch: Rathbone 1986, 121f.; siehe auch Berrens 2004, 88. 1127 Zu den Münzporträts des Quintillus: Bernoulli 1894, 182; Delbrück 1940, 147; Maj 1958, 264; Kent u. a. 1973, Taf. 116 Abb. 531; Kankelfitz 1976, 355; Wegner u. a. 1979, 139; Förschner 1987, 363; allg. RIC V 1, 238–247; Cohen VI², 163–172; Prägestätten: Rom; Mediolanum; Siscia; Cyzicus; allg. zur Münzprägung des Kaisers auch Ganschow 2005, pass.; erg. Hollard 2008 mit einer ungewöhnlichen Cyzikenischen Prägung; zur etwa Glyptik Maj 1958, 265 Nr. 359.
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thicus weniger dicht ausfällt und oft nur die untere Wangenpartie, Kinnlade und Oberlippe bedeckt. Für Quintillus sind keine rundplastischen Kaiserporträts bekannt. Auch in jüngerer Zeit hat es keine Versuche gegeben, Bildnisse auf den Kaiser zu beziehen 1128. Die mit seinem Bildnis verbundenen Repräsentationsabsichten lassen sich daher lediglich anhand des numismatischen Materials untersuchen. In der Historia Augusta findet sich die Behauptung, Quintillus hätte der familiären Verbindung zu Claudius Gothicus eigentlich nicht bedurft, um nach dessen Tode in die Kaiserwürde zu gelangen; vielmehr sei er bereits aufgrund seiner herausragenden virtutes allgemein als idealer Nachfolger gewünscht gewesen 1129. Der Rückbezug auf den älteren Bruder muss jedoch bereits aus praktischen Gründen eine wichtige Rolle für die Herrschaftslegitimation des Kaisers gespielt haben, da durch die direkte Nachfolge eine Möglichkeit zur Behauptung einer dynastischen Herrschaftsvorsehung bestand. Es wäre zu erwarten, dass sich eine solche Haltung auch in der Porträtkunst widerspiegelte. Tatsächlich lässt das numismatische Material starke physiognomische Übereinstimmungen zwischen Quintillus und Claudius Gothicus erkennen, welche in diesem Sinne wohl bewusst gewählt waren und die Verwandtschaft des neuen Machthabers zu seinem verstorbenen Bruder betonten. Hiergegen ließe sich zunächst das Argument anführen, dass die extreme Kürze der Herrschaft schlicht keinen Raum für eine persönlichere Porträtgestaltung ließ und die Ähnlichkeiten auf handwerkliche Gegebenheiten zurückzuführen seien1130. Im Falle des Quintillus scheint dieses caveat jedoch unzulässig: das Porträt des Kaisers verfügt mit seiner charakteristischen Lockenfrisur über ein stark personalisiertes Merkmal und muss deswegen bereits relativ weit ausgereift gewesen sein. Nach dem Tode seines Bruders wurden zudem Münzen herausgegeben, welche Claudius als Divus propagierten und vielleicht als Ausdruck einer göttlich fundierten Herrschaftslegitimation des Quintillus zu verstehen sind1131. Aurelian (270–275 n. Chr.) Der Verfasser der Historia Augusta erwähnt Bildnisse Aurelians im Zusammenhang mit der Herrschaft seines Nachfolgers Tacitus. Dieser soll die Aufstellung von Statuen des verstorbenen Kaisers erlassen haben. Zur Ausführung eines goldenen Porträts auf dem Kapitol sei es dabei nicht mehr gekommen, wohl aber zur Errichtung dreier silberner Statuen, von denen eine in der Kurie, eine im Tempel des Sol und eine auf dem Tra1128 Für die älteren Identifikationsvorschläge siehe Wegner u. a. 1979, 139f. 1129 HA Claud. 12, 3; der Verfasser der Historia Augusta (Claud. 13, 2–3) konstruiert zudem ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen Claudius Gothicus, Quintillus und Constantius Caesar, wodurch er gleichsam dessen edle Abkunft betont. Die Angaben fallen in den Bereich des spätantiken Herrscherlobs; vgl. etwa Aur. Vict. 34, 7. 1130 Siehe hierzu auch die Überlegungen in Kap. 5.6 f. 1131 Bspw. Bastien 1994, Taf. 113 Abb. 4; es bleibt allerdings unklar, ob diese Prägungen auf die Herrschaft des Quintillus oder Aurelian (oder sogar auf beide Regime) zurückgehen.
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jansforum stand1132. Ungewöhnlich scheint indessen die Nachricht bezüglich eines von Tacitus initiierten Erlasses, demzufolge jedermann ein Bild Aurelians besitzen sollte1133. Im Hinblick auf die äußere Erscheinung des Kaisers lassen sich der Geschichtsschreibung einige Angaben entnehmen. Malalas beschreibt ihn als groß, schlank, etwas kahl und grauhaarig1134. Die Überlieferung der Historia Augusta skizziert den für seine Kriegstaten gerühmten Herrscher als muskulösen Mann von hochgewachsener Statur und ansehnlicher, maskuliner Erscheinung 1135. In mehreren Quellen wird zudem erwähnt, dass Aurelian das Diadem sowie gold- und edelsteinbesetzte Kleider in Rom eingeführt habe. Diese Angaben sind jedoch kritisch zu betrachten1136. Münzbildnisse (Taf. V, 8–10) Mit Aurelian sind reformatorische Eingriffe in das römische Münzwesen verbunden1137. Seine vergleichsweise lange Regierungszeit von rund fünf Jahren hat Bildnisse mit zahlreichen Variationen hervorgebracht. Einige Porträts sind noch von Claudius Gothicus beeinflusst und zeigen Aurelian mit herabgezogenen Mundwinkeln und Geheimratsecken (Taf. V, 8) 1138. Mit der Zeit nahmen seine Porträts mehr und mehr die für die Folgejahre bestimmende niedrige Schädelform mit oval auslaufender Rückseite auf (Taf. V, 9). Darin ähnelt Aurelian seiner Ehefrau Ulpia Severina, deren gerade, spitz zulaufende Nase und das kleine Knollenkinn wohl direkte Assoziationen mit dem Kaiser wecken sollten (siehe dort). Im Ganzen erweisen sich bald folgende Merkmale als bestimmend (Taf. V, 1132 HA Tac. 9, 2; Pekáry 1985, 46; allg. zu goldenen Statuen in der Kaiserzeit Pekáry 1968, pass. 1133 HA Tac. 9, 5; u. a. Friedländer 1871, 149; außerdem Pekáry 1970, 154f. und Pekáry 1985, 36, der die Nachricht als „besonders unglaubwürdig“ bezeichnet. 1134 Mal. 12, 30. 1135 HA Aurelian. 6, 1; zur literarischen Überlieferung seiner Erscheinung Delbrück 1940, 52; Göbl 1993, 100. 1136 Etwa Epit. 5, 5.; Mal. 12, 30; Franke 1968, 21f.; Hannestadt 1986, 301; Jacob 2004, 118f.; spez. 119: „Eng verknüpft mit dem Tragen des Diadems ist die Führung des Dominus-Titels (...) Vermutlich sah er [sc. Aurelianus] daher keine Veranlassung, im Rahmen des von ihm praktizierten Absolutismus das königliche Diadem nicht zu tragen.“; Hartmann 2008b, 321; grundlegend zum Wandel der kaiserlichen Insignien Alföldi 1970, 121–276 (urspr. RM 50, 1935); zum Diadem im kaiserzeitlichen Münzbild Bastien 1992, 143–166. 1137 Dazu u. a. Homo 1967, 155–175; Kent u. a. 1973, 53; Weiser 1983a, pass.; Göbl 1993, 79– 84; Watson 1999, 127–136; zu den Bildreformen Weder 1983, pass.; zu den Reformen im Spiegel der Münzporträts Delbrück 1940, 158–160. 1138 Bspw. Delbrück 1940, Taf. 23 Nr. 1, 2, 3; siehe bes. die Gestaltung der Stirnhaare auf Taf. 23 Nr. 8; zu den Münzbildnissen Aurelians: Bernoulli 1894, 183; Delbrück 1940, 21; 158– 160; Maj 1958, 266f.; Kankelfitz 1976, 359; Bergmann 1977, 115f.; Wegner u. a. 1979, 141f.; Förschner 1987, 364; Göbl 1993, 100–102 mit Anm. 169; allg. RIC V 1, 248–313; Cohen VI², 173–208; Prägestätten: Rom; Lugdunum; Augusta Treverorum; Mediolanum; Ticinum; Siscia; Serdica; Cyzicus; Antiochia; Tripolis; Byzanz; siehe ausf. Göbl 1993, 31– 68; Wolters 1999, 50; zur Glyptik etwa Maj 1958, 268 Nr. 361–363; Gramatopol 1974, 71 Nr. 407 mit Taf. 20.
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10): auf der schmalen Stirn zeichnen sich Falten ab, die kurzen Mundwinkel sind oft herabgezogen; die Nase ist stumpf, das Kinn bisweilen knollig, dabei jedoch eher flach als exponiert; die gerade Stirnkontur des kurzen Haares läuft in parallel angeordneten Strähnchen aus; der Übergang von Stirn- und Schläfenhaar knickt in einem stumpfen Winkel oder geschwungen um. Der Kaiser trägt einen kurzgeschnittenen Vollbart, der meist Ober- und Unterlippe, Kinn, Koteletten sowie die untere Wangenpartie bedeckt. Haupt- und Barthaar gehen oft nahtlos ineinander über. Ein wiederkehrendes Charakteristikum besteht in der scharf geschnittenen, meist parallel zur Nasolabialfalte verlaufenden Wangenfurche. Wie im Falle der meisten nachgallienisch-vortetrarchischen Kaiser gestaltet sich die Zuweisung von Bildnissen für den „gereiften und veredelten pannonischen Marschall“ 1139 Aurelian als ausgesprochen schwierig (hier Kap. 5.2). Trotz der relativ langen Regierungszeit und seiner bereits von den antiken Geschichtsschreibern erkannten historischen Bedeutung ist es bisher nicht gelungen, rundplastische Porträts des Kaisers nachzuweisen1140. Unter anderem sind einige der vergoldeten Bronzeköpfe in Brescia ins Gespräch gebracht worden; Klarheit ist hier jedoch kaum zu gewinnen 1141. Der Verfasser weist zudem die von J. Meischner vertretene Zuweisung einer Pariser Gewichtsbronze an Aurelian zurück1142. Unter den in Frage kommenden Porträts ist weiterhin ein traditionell auf Diocletian bezogenes Istanbuler Bildnis hervorzuheben, welches K. Fittschen versuchsweise mit Aurelian in Zusammenhang gebracht hat. B. Andreae hat diesen Vorschlag kürzlich wiederholt und dabei betont, dass es sich bei der Zuweisung
1139 Zitat Delbrück 1940, 52; dazu Göbl 1993, 100, welcher der Formulierung eine 'kaum mehr zu übertreffende Brillanz' attestiert. 1140 Zu den älteren Benennungsvorschlägen Wegner u. a. 1979, 142f. mit Lit. 1141 Brescia, Museo Civico Romano, Inv. 351 (Nr. I); Inv. 350 (Nr. II); Inv. 352 (Nr. III); Inv. 353 (Nr. IV) – Zu den Porträts hier S. 231 mit Anm. 1246f. für weitere Lit.; Bergmann 1977, 113–116 zufolge soll Aurelian etwa in Kopf Nr. III dieser Gruppe zu erkennen sein; gegen diesen Vorschlag u. a. Meischner 1995, 386, welche auf Grundlage einer von ihr dem Kaiser zugewiesenen Miniaturbronze (hier Anm. 1142) argumentiert. Göbl 1993, Anm. 169 übt harsche Kritik an Bergmanns Umgang mit dem numismatischen Material und wirft ihr vor, keinen „fachnumismatischen Rat“ eingeholt zu haben; ihre Argumentation sei „keinesfalls als stringent zu bezeichnen“, die von ihr vorgelegten Vergleichsmünzen entbehrten „jeder Beweiskraft“ – eine unbillige Einschätzung, welche Bergmanns Beitrag zur ikonographischen Differenzierung zwischen den Brescianer Bronzen nicht gerecht wird. Davon abgesehen lässt sich allerdings keiner der vier Köpfe mit Sicherheit auf Aurelian oder irgendeinen anderen zeitgenössischen Kaiser der 270er Jahre beziehen. 1142 Paris, Bibliothèque Nationale – Für die Zuweisung Meischner 1989, 410–416; wiederholt in Meischner 1995, 376; folgend etwa Dahmen 2001, 173 Kat. 104 mit Abb. S. 104 und weiterer Lit. Durch das Miniaturformat ergibt sich eine verkürzte Darstellungsform, wel che kaum als Grundlage für eine sichere Bildnisbestimmung herhalten kann. Darüber hinaus mangelt es an aussagekräftigen Repliken, welche diese Zuweisung vielleicht stützten würden.
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an Diocletian um eine „ziemlich willkürliche Benennung“ handele. Eine positivistische Entscheidung scheint jedoch auch in diesen Falle unmöglich1143. Waren die frühen Münzbildnisse Aurelians noch stark von der Porträttradition seiner direkten Vorgänger beeinflusst, zeichnete sich in den Folgejahren seiner Herrschaft eine immer stärkere Abstraktion des Herrscherbildes ab. Offenbar wurde vermehrt ein fester Katalog von Einzelformen bedient, welcher der Gestaltung zeitgenössischer Kaiserbildnisse zugrunde lag und schematische Charakteristika eines erfolgreichen Herrschers transportieren sollte (hier Kap. 5.2). Es erscheint fraglich, welche Bedeutung dabei überhaupt noch der Konzeption eines verbindlichen Urbildes zukam. Die Münzprägung brachte Aurelian zudem stärker als seine Vorgänger in Verbindung mit Iuppiter und Sol1144. Parallel zur Entwicklung der Porträtkunst, welche nun zunehmend auf eine entindividualisierte Erscheinung des Herrschers setzte (hier Kap. 5.6 g), gewann also die religiöse Überhöhung der römischen Kaiserherrschaft an Bedeutung. Aurelian gehört damit zu jenen Herrschern, unter denen sich für das Kaisertum der Tetrarchie und der Spätantike grundlegende Aspekte im Hinblick auf das herrscherliche Selbstverständnis und dessen Außendarstellung verfestigten (hier Kap. 3.2). Tacitus (275–276 n. Chr.) Neben Bildnissen des verstorbenen Aurelian (hier S. 209) gab Tacitus angeblich auch den Bau eines divorum templum in Auftrag, für welchen die Aufstellung von Statuen der 'guten' Herrscher vorgesehen war (hier S. 101)1145. Der Verfasser der Historia Augusta nennt zudem eine tabula mit fünf Porträts des Tacitus im Quintilierpalast, die den Kaiser in verschiedenen Gewändern (mit Toga, mit Chlamys, in Bewaffnung, mit Pallium und als Jäger) gezeigt haben soll. Die Nachricht ist mit der gewitzten Bemerkung eines namentlich unbekannten Dichters verknüpft, er könne sich nicht an den senatsfreundlichen Tacitus in Chlamys oder Bewaffnung, wohl aber in der zivilen Toga erinnern 1146. Der angeblich erst im Greisenalter zur Kaiserwürde gelangte Kaiser war Zonaras zufolge bei Herrschaftsantritt bereits 75 Jahre alt 1147. Malalas liefert eine kurze Beschreibung
1143 Zum Bildnis hier S. 230 mit Anm. 1244 für Lit.; zu den älteren Identifizierungsvorschlägen Wegner u. a. 1979, 142f. 1144 Vgl. etwa die von Manders 2012, 103 Abb. 19; 124 Abb. 22 vorgelegten Tabellen. 1145 HA Tac. 9, 5; zu solchen Nachrichten Pekáry 1985, 37. 1146 HA Tac. 2–3; Pekáry 1985, 98; Hallett 2005, 208 mit Anm. 63; Rutledge 2012, 190. Solche Bildnisprogramme, welche die selbe Person in verschiedenen 'Kostümen' wiedergeben, sind für die Rundplastik belegt; dazu Hallett 2005, 208–212 mit weiterer Lit. Ein Beispiel stellen drei Statuen eines Privatmannes in der Villa Doria Pamphili dar, welche den Dargestellten in Toga, Chlamys und Jägertracht zeigen; dazu u. a. Fittschen 1975, 134f.; Hallett 2005, 208–211 mit Abb.; Schade 2008, 77; aktuell auch La Rocca u. a. 2015, 369–371 Nr. I.59.1–3 (Beitrag A. lo Monaco) mit weiterer Lit.; für ein ähnliches Beispiel in der Sarko phagplastik siehe Fittschen 1975, 135. 1147 Zon. 12, 28; kritisch Johne 2008b, 388 mit Anm. 49 für weitere Lit.
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seiner Person. Demnach war Tacitus etwas kahl, grauhaarig, schlank und von mittlerer Größe1148. Münzbildnisse (Taf. VI, 1–2) Wie im Falle der vorangegangenen Kaiser gingen auch die Münzemissionen des Tacitus von mehreren Prägestätten aus, wodurch recht unterschiedliche Porträts überkommen sind1149. Der Kaiser erscheint leicht untersetzt und verfügt über eine gewölbte Stirn. Seinem Kopf fehlt oft die kantige Charakterisierung, welche die Bildnisse von Aurelian und Probus auszeichnet. Die Mundwinkel sind zumeist herabgezogen, die Stirn in Falten gelegt. Ein wiederkehrendes Merkmal, das später noch auf den Münzen des Florianus zu finden ist, besteht in der eigentümlichen Bildung der Brauenbögen, deren weit geführter Schwung bis über die Nasenwurzel reicht (Taf. VI, 2). Tacitus trägt eine zeittypische Kurzhaarfrisur, deren Kontur im Spektrum der Prägestempel variiert. Mal besitzt er tief eingeschnittene Geheimratsecken und konvex gewölbtes Schläfenhaar, mal verläuft der Übergang von Stirn zu Schläfe stumpfwinklig oder gebogen. Ein für die Bildnisbestimmung ausschlaggebendes Charakteristikum besteht in der Barttracht des Kaisers: es handelt sich um eine 'Schiffermannskrause', welche das komplette Untergesicht umrundet, dabei jedoch das Kinn und die obere Wangenpartie freilässt; der Bart reicht jeweils in langen, wellenförmig gelegten Strähnen bis tief auf den Hals. Die von den Münzen bekannte Barttracht stellt in ihrer ungewöhnlichen Ausformung ein stark personalisiertes Merkmal dar. Es muss insofern davon ausgegangen werden, dass auch die rundplastischen Bildnisse des Kaisers über dieses Detail verfügten. Aus diesem Grunde ist wiederholt ein Porträt im Louvre auf Tacitus bezogen worden, dessen Zuweisung jedoch (u. a. gerade wegen der Ausführung des Bartes) abgelehnt werden muss1150. Auch die übrigen Identifikationsversuche der älteren Forschung überzeugen in dieser Hinsicht nicht1151. Dies gilt etwa für ein Bronzebildnis aus Laus Pompeia, 1148 Mal. 12, 31; siehe auch Delbrück 1940, 53. 1149 Allg. RIC V 1, 319–348; Cohen VI², 219–239; Bruck 1948, pass. mit Anhang; Prägestätten: Rom; Lugdunum; Ticinum; Siscia; Serdica; Cyzicus; Antiochia; Tripolis; Arles (?); dazu Kreucher 2003, 235f. mit weiterer Lit.; zu Ticinum auch Alföldi 1976, pass.; zum hier angesprochenen Problem auch Wegner u. a. 1979, 146; zu den Münzbildnissen des Tacitus: Bernoulli 1894, 187; Delbrück 1940, 21; 166; Maj 1958, 273f.; Kankelfitz 1976, 369; Bergmann 1977, 120; Wegner u. a. 1979, 146; Förschner 1987, 373; de Kersauson – Pasquier 1996, 514 zu Nr. 245; zur Glyptik etwa Maj 1958, 275 Nr. 369. 1150 Paris, Musée du Louvre, MA 1018 – Für Tacitus u. a. de Kersauson – Pasquier 1996, 514f. Nr. 245 mit Abb. und älterer Lit.; dagegen u. a. Bergmann 1977, 122, 125f.; Wegner u. a. 1979, 147, Hausmann 1981, 391, Kleiner 1992b, 376. Der Kopf unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von den Münzporträts. Ausschlaggebend ist der Bart, welcher auf den Münzen in Strähnen auf dem Hals liegt, am Bildnis im Louvre jedoch unterhalb der Kinnlade in Zotteln herabhängt. 1151 Für die ältere Forschung siehe Wegner u. a. 1979, 146f.
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welches aufgrund seiner Bartgestaltung als Porträt des Kaisers in Betracht gezogen worden ist1152. Der Historia Augusta zufolge soll Tacitus seine Abkunft auf den gleichnamigen Historiker zurückgeführt haben, der seine Werke vor allem in nervisch-traianischer Zeit verfasste und bereits zu Lebzeiten eine gewisse Berühmtheit erlangt hatte 1153. Angeblich ließ der Kaiser Bildnisse seines Vorfahren in omnibus bibliothecis aufstellen und gab den Auftrag, jährlich Kopien seiner Schriften anzufertigen. Es wäre zu erwarten, dass sich ein derart programmatischer Rückbezug auch in der Repräsentationskunst (etwa durch eine ikonographische Angleichung an die Bildnisse des Cornelius Tacitus) niedergeschlagen hätte. Diese Vermutung lässt sich jedoch kaum überprüfen, weil etwaige Porträts des Schriftstellers nicht bekannt sind 1154. Überhaupt sind die Angaben der Historia Augusta an dieser Stelle kritisch zu hinterfragen: mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem angeblichen Rückbezug des Tacitus auf seinen vermeintlichen Vorfahren um literarische Fiktion1155. In der Geschichtsschreibung erscheint Tacitus als idealtypischer Zivilkaiser, der sich durch Bescheidenheit, Großzügigkeit sowie Treue zum Senat ausgezeichnet haben soll1156. Da er in der Münzprägung wie bereits zuvor der 'Senatskaiser' Balbinus über eine gegenüber den vorangegangenen Herrschern fülligere Gesamterscheinung verfügt, drängt sich der Gedanke auf, dass es sich hierbei um ein programmatisches Merkmal der senatstreuen Gesinnung bzw. einer zivilen Herrschaftsauffassung handelte. Eine solche Wirkungsabsicht stünde dem Bild des 'typischen' Soldatenkaisers entgegen, der seine Macht vor allem auf militärischer Befehlsgewalt begründet. Gerade im Hinblick auf Tacitus ist eine solche Interpretation jedoch nicht unproblematisch, weil klar zwischen realer Herrschaftspraxis und topischer Überlieferung unterschieden werden muss 1157. Das Phänomen wird an anderer Stelle genauer zu untersuchen sein (hier Kap. 5.6 c).
1152 Ein Bronzekopf mit Blätterkelch in Mailand, Museo Archeologico, Inv. 229 – Das aus Laus Pompeia (Lodi) stammende Bildnis wurde von Alföldi 1976, 230f. mit Taf. VIII-IX als Tacitus angesprochen; siehe auch Lahusen – Formigli 2001, 271 Kat. 169 mit weiterer Lit. Zwar wiederholt der Kopf scheinbar die auf den Hals fallenden Bartsträhnen der Münzporträts, jedoch gehen die übrigen Gemeinsamkeiten nicht so weit, dass die Zuweisung zwingend wäre. Nach Ansicht der Verf. ist der Dargestellte auch zu jung, um als Tacitus in Frage zu kommen. Überdies sind in diesem Falle ohne Repliken keine sicheren Aussagen zu treffen; vgl. noch Kreucher 2003, 50 Anm. 295; allg. zu Bildnissen mit Blätterkelch Jucker 1961. 1153 HA Tac. 10, 3; RE IV, s.v. P. Cornelius Tacitus (L. Schwabe) 1566–1590; spez. 1567; Johne 2008b, 386f. 1154 Vgl. Bernoulli 1882, 288 (zu einer Gemme mit moderner Inschrift); dazu auch RE IV, s.v. P. Cornelius Tacitus (L. Schwabe) 1567f. 1155 Dazu u. a. Johne 2008b, 386f. mit weiterer Lit. 1156 Siehe dazu hier S. 311. 1157 Siehe im Einzelnen hier S. 311.
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Florianus (276 n. Chr.) Der Verfasser der Historia Augusta sowie Aurelius Victor heben hervor, dass Florianus seine unverdiente Erhebung lediglich der (halb- oder stief-)brüderlichen 1158 Verwandtschaft zu seinem Vorgänger Tacitus zu verdanken gehabt habe1159. Es bleibt allerdings unklar, ob es sich bei dieser familiären Beziehung um eine Erfindung der Quellen han delt; zugleich kann ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Kaisern nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden 1160. Für die vermeintlichen Brüder soll ein Kenotaph bei Interamna errichtet worden sein, wo auch kolossale Marmorstatuen beider Herrscher aufgestellt wurden 1161. Wie bereits für Tacitus liefert Malalas auch eine kurze Beschreibung des Florianus1162. Demnach war der Kaiser angeblich klein und dick. Münzbildnisse (Taf. VI, 3–4) Die kurze Herrschaft des Florianus hat Münzbildnisse mit weitreichenden Variationen hervorgebracht1163. Der 'klotzige Schädel'1164 zeichnet sich wie bei Tacitus zumeist durch einen markanten Brauenbogen aus. Die Mundwinkel sind herabgezogen, die Stirn in Falten gelegt. Der Unterkiefer ist oft gebogen und endet für gewöhnlich in einer nach oben weisenden Kinnspitze. Hierdurch entsteht der Eindruck eines ausgeprägten 'fliehenden Kinns'. Die Haarkontur vollführt entweder einen bogenförmigen Schwung von der Stirn auf die Schläfen, oder bildet dort einen stumpfwinkligen Absatz. Manchmal zeigen sich kleine Geheimratsecken und gewölbtes Schläfenhaar. Auch die Barttracht variiert im Spektrum der Münzstempel: Zumeist trägt der Kaiser einen Vollbart, der sich aus kurzen Strähnchen oder Buckellocken zusammensetzt.
1158 Nach HA Tac. 17, 4 hatten die beiden Kaiser die gleiche Mutter, aber verschiedene Väter; siehe dazu Sauer 1998, 175; Hedlund 2008, 185; Johne 2008b, 392; Kreucher 2008, 395 Anm. 2. 1159 HA Tac. 13, 6; 14, 1; 14, 4; 17, 4; Prob. 10, 8; 11, 3; 13, 3; Aur. Vict. 36, 2. 1160 Zur Diskussion ausf. Sauer 1998, 174–176; 189f. Das Argument der unterschiedlichen Gentilnamen lässt sich dadurch entkräften, dass die beiden Kaiser vermutlich verschiede ne Väter hatten; vgl. HA Tac. 17, 4; vgl. hier Anm. 1158; siehe auch die kritischen Ausführungen bei Hartmann 1982, 71f. 1161 HA Tac. 15, 1. 1162 Mal. 12, 32; dazu auch Delbrück 1940, 53. 1163 Zu den Münzbildnissen des Florianus: Bernoulli 1894, 187; Delbrück 1940, 166; Maj 1958, 275f.; Kankelfitz 1976, 372; Bergmann 1977, 120f.; Wegner u. a. 1979, 148; Fittschen – Zanker 1985, 141; allg. RIC V 1, 349–360; Cohen VI², 239–252; Bruck 1948, pass. mit Anhang; Prägestätten: Rom; Lugdunum; Ticinum; Siscia; Serdica; Cyzicus; zur Münzprägung des Kaisers siehe auch die Besprechung einer kürzlich hinzugekommenen Münze bei Dearing 2007, pass.; ausf. zur Prägetätigkeit kürzlich Kluczek 2011c, pass. 1164 Wegner u. a. 1979, 148.
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5. Die Porträts
Es ist bisher nicht gelungen, rundplastische Porträts überzeugend auf Florianus zu beziehen1165. Es lassen sich weitgehende physiognomische Ähnlichkeiten zwischen den Münzbildnissen des Kaisers und einem kleinformatigen Porträt aus dem Schweizer Kunsthandel konstatieren; die voluminöse Frisur des Dargestellten weicht jedoch zugleich entschieden von der Ikonographie des Florianus ab. Nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsache und mangelnder Repliken muss die Zuweisung des Porträts auch weiterhin abgelehnt werden1166. Wenn Florianus seine Herrschaft tatsächlich durch einen Rückbezug auf seinen verstorbenen Bruder legitimierte (wie die schriftliche Überlieferung nahelegt), wäre zu erwarten, dass sich die Verwandtschaft der beiden Herrscher auch im Münzporträt widerspiegelt. Tatsächlich bestehen einige Ähnlichkeiten zwischen Tacitus und Florianus, die jedoch nicht so weit gehen wie etwa im Falle des Brüderpaares Claudius Gothicus und Quintillus. Zu den Gemeinsamkeiten gehören die markant hervorgehobenen Brauenpartien, die kurzen, herabgezogenen Mundwinkel sowie die insgesamt 'blockhafte' 1167 Anlage des Kopfes. Da jedoch zugleich Zweifel an der Verwandtschaft zwischen den beiden Kaiser bestehen und sich ein etwaiger Rückbezug des Florianus auf seinen Vorgänger nicht anhand der epigraphischen Zeugnisse oder der Münzreverse belegen lässt, darf dieser Aspekt nicht überbewertet werden. Gerade für kurzlebige Soldatenkaiser, deren Münzbildnisse zwangsläufig kurz nach der Herrschaftsübernahme entstanden sein müssen, sind ikonographische Ähnlichkeiten zu ihren jeweiligen Vorgängern vielfach zu konstatieren (hier Kap. 5.6 f). Probus (276–282 n. Chr.) Der Historia Augusta ist eine anekdotische Nachricht zu entnehmen, welche sich zugleich als literarischer Hinweis auf ein Porträt des Probus heranziehen lässt: Demzufolge soll eines seiner Bildnisse (imago) in der Nähe von Verona von einem Blitz getroffen worden sein. Dieser sei so eingeschlagen, dass er die Farbe der praetexta (also des Purpursaums) verändert habe1168. Der Verfasser des Geschichtswerks nimmt dieses bedeutungsschwere Ereignis zum Anlass, den Nachfahren des Kaisers eine glänzende 1165 Zu den älteren Benennungsvorschlägen Wegner u. a. 1979, 148f. mit Lit. 1166 Kleinformatiges Köpfchen, Kunsthandel – Publ. in Ars Antika AG. Auktionskatalog 1959, 19 mit Taf. 25 (dort als Tacitus oder Florianus). Für die Zuweisung an Florianus sprechen besonders die von den Münzen des Kaisers bekannte Ausführung der Brauenbögen, das fliehende Kinn, der aus kleinen Löckchen zusammengesetzt Bart sowie die Gestaltung der Profillinie im Allgemeinen. In der Seitenansicht simmt sogar die Motivik der angespannten Stirnmuskulatur mit einigen Münzen des Florianus überein. Bergmann 1977, 120f. mit Anm. 487 hat indessen zu Recht auf die Unterschiede in der Haargestaltung hingewiesen: „das volle Fransenhaar an der Rückseite (...), der wenig ausgeprägte in nere Umriß und die Tatsache, daß das Haar großflockiger und voluminöser ist als der Bart.“; vgl. noch Dahmen 2001, 200: „Ohne Autopsie ist die Authentizität dieses Porträts nicht zweifelsfrei zu klären“ (für Caracalla). 1167 Bergmann 1977, 120. 1168 HA Prob. 24, 2; dazu etwa Pekáry 1985, 133.
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Zukunft zu prophezeien1169. Zur äußeren Erscheinung des Probus äußert sich wieder Malalas – er beschreit ihn als dickbäuchigen Mann mittlerer Größe mit kurzem Haar, buschigem Bart und schönen Augen1170. Münzbildnisse (Taf. VI, 5–7) Probus ließ in mehreren Münzstätten prägen, welche ein breites Spektrum motivischer Eigenheiten hinterlassen haben1171. In der Gesamtschau lassen sich einige Merkmale benennen, die für seine Ikonographie allgemein verbindlich scheinen und sich schließlich in den verschiedenen Teilen des Römischen Reiches durchsetzten. Zugleich gestaltet sich die Auseinandersetzung mit seinem Porträt schwierig, weil den Bildnissen insgesamt eine erhöhte 'Austauschbarkeit' zu Grunde liegt. So lassen sich manche seiner Münzporträts teilweise kaum von denen späterer Herrscher wie Diocletian unterscheiden. Den Bildnissen des Probus fehlt zumeist das 'Klotzige' der vorangegangenen Kaiser; der Schädel ist für gewöhnlich hochrechteckig angelegt und zeichnet sich durch scharf geschnittene Konturlinien aus. Charakteristisch sind die hohe, zur Kalotte hin rechtwinklig umknickende Stirnpartie mit ihren tiefen Furchen und die längliche, ebenfalls scharf konturierte Nase. Wangenknochen, Kinnlade und Unterkieferwinkel setzen sich zumeist deutlich ab. Diese Gestaltung verleiht den Porträts des Kaisers bisweilen einen hageren Gesamteindruck (Taf. V, 5). Die kaum aussagekräftige Kurzhaarfrisur folgt dem zeitgenössischen Geschmack und franst oberhalb der Stirn in kleinen Strähnen aus. Probus trägt einen kurzgeschorenen Vollbart, der oft in Fransen bis auf den oberen Teil des Halses reicht. Die schematische Skizzierung der durch die Münzen überlieferten Ikonographie erschwert die Benennung rundplastischer Bildnisse für den Kaiser. Neben einem der vergoldeten Bronzeköpfe aus Brescia 1172 sind in der älteren Forschung verschiedene Porträts abstrakten Aufbaus auf Probus bezogen worden1173. In jüngerer Zeit hat es keine solchen Versuche mehr gegeben. Unter den älteren Vorschlägen überzeugt lediglich ein überlebensgroßer Marmorkopf im Kapitolinischen Museum (Kat. 70). Die Identifikati1169 Zur strittigen Frage, auf welche angeblichen Nachfahren des Kaisers sich die Quelle bezieht, bereits Mommsen 1909, 345f. (urspr. 1890); zur Abstammung des Probus noch Kreucher 2003, 91f. 1170 Mal. 12, 33; siehe auch Delbrück 1940, 54. 1171 Zu den Münzporträts des Probus: Bernoulli 1894, 188; L'Orange 1933, 99f.; Delbrück 1940, 21; 179f.; Pink 1949, 35f.; Maj 1958, 277; Kankelfitz 1976, 376; Bergmann 1977, 110–112; Wegner u. a. 1979; Fittschen – Zanker 1985, 140; Förschner 1987, 375; allg. RIC V 2, 1–121; Cohen VI², 252–348; erg. Pegan 1980, pass.; Pegan 1982, pass.; Prägestätten: Rom; Lugdunum; Ticinum; Siscia; Serdica; Cyzicus; Antiochia; Tripolis; zu den verschiedenen Spezialbüsten des Probus Pink 1949, 17–19; zu den verschiedenen Münzstätten des Probus dort S. 27–31; zur Glyptik etwa Maj 1958, 279 Nr. 374–375. 1172 Siehe hier S. 231. 1173 Zu den älteren Identifikationsversuchen Wegner u. a. 1979, 152–154.
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on beruht allein auf dem numismatischen Vergleich und lässt sich nicht durch Repliken untermauern. In der stilistischen Entwicklung des römischen Porträts nimmt das kapitolinische Bildnis eine bedeutende Position ein, markiert es doch die „konsequenteste Verwirklichung“1174 der zunehmenden Geometrisierung, welche die Kunst der 270er und 280er Jahre bestimmte. Mit dieser Entwicklung ging zugleich eine 'Entindividualisierung' der Bildnisse am Übergang zur Spätantike einher, die sich aus der zunehmenden Verwendung formelhafter Einzelbestandteile ergab1175. Hieraus lassen sich wiederum inhaltliche Aussagen ableiten, die allerdings nicht allein für Probus gelten, sondern insgesamt für das Herrscherporträt nachgallienisch-vortetrarchischer Zeit bestimmend waren (hier Kap. 5.6 g). Carus (282–283 n. Chr.) Bei Carus handelte es sich nach Auskunft der meisten Quellen um einen gebürtigen Narbonnenser1176. Die Historia Augusta attestiert dem Kaiser hingegen eine Mailändische, illyrische oder punische Abstammung 1177. Malalas charakterisiert den Begründer der carischen Dynastie als arroganten Mann, der klein und grauhaarig gewesen sein soll. Er habe zudem dicke Lippen und ein breites Gesicht besessen 1178. Einer anderen Quelle zufolge soll er gegenüber den Parthern die Drohung ausgestoßen haben, dass ihr Land in Bälde so kahl wie sein Haupt sein werde 1179. Zum Zeitpunkt seines Todes war der Kaiser angeblich sechzigeinhalb Jahre alt, was im Hinblick auf seine bereits erwachsenen Söhne Carinus und Numerianus nicht unwahrscheinlich ist 1180. Der Überlieferung zufolge waren dem Carus angeblich bereits vor seinem Herrschaftsantritt Bildnisse gesetzt worden: so verweist der Verfasser der Historia Augusta auf Statueninschriften (tituli statuarum) des nachmaligen Kaisers, welche ihm als Beleg für dessen militärische und zivile Karriere dienen1181. Ein weiterer Hinweis hat sich durch einen (wohl fiktiven) Brief erhalten, in welchem Probus dem Senat gegenüber die Empfehlung ausspricht, ein Reiterstandbild für den verdienstvollen Carus zu errichten (hier S. 102)1182. 1174 Fittschen – Zanker 1985, 140. 1175 Dazu u. a. Fittschen 1975, 140 („Voll ausgebildet ist das abstrakt-stereometrische Aufbauprinzip am Bildnis des Probus (...). Der Kopf ist nun tatsächlich ein Quader geworden.“); Stutzinger 1983, 397 Kat. 17 („Starrheit, Abstraktheit und Formelhaftigkeit“); Fittschen – Zanker 1985, 139f.; Rößler 1993, 364 („Tendenz zur geometrisch-stereometrischen Abstraktion“). 1176 Aur. Vict. 39, 12; Eutr. 9, 18, 1; Epit. 38, 1; Hier. chron. a Abr. 2301; Oros. 7, 24, 4; Iord. Rom. 294; Synk. 472, 10; Zon. 12, 30. 1177 HA Car. 4, 2–4; dazu Altmayer 2014a, 66f. 1178 Mal. 12, 34; dazu Delbrück 1940, 55. 1179 Synes. reg. 16; dazu Altmayer 2014a, 68; 227f.; zum Perserkrieg dort S. 87–120. 1180 Mal. 12, 34; dazu auch Altmayer 2014a, 67f. 1181 HA Car. 5, 4. 1182 HA Car. 6, 2; dazu LTUR II, s.v. Equus: M. Aurelius Carus (E. Papi) 225.
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Münzbildnisse (Taf. VI, 8–11) Auf den Münzen verfügt Carus zumeist über einen mehr oder weniger oval gestreckten Hinterkopf sowie eine hohe, gewölbte Stirn 1183. Indem sich der Ansatz seiner aus kurzen Strähnchen zusammengesetzten Haarkappe bereits bis auf den Hinterkopf zurückgezogen hat, sind Stirn und Oberschädel weit entblößt. Es handelt sich hierbei um ein hervorstechendes, manchmal fast karikativ übersteigertes Merkmal (bes. Taf. VI, 9). Zu den wiederkehrenden Charakteristika seiner Ikonographie gehören eine „römische Adlernase“1184 sowie ein vorgelagertes Knollenkinn. Diese Merkmale sind jedoch nicht für alle Münzen gleichermaßen verbindlich. Die deutlich abgehobenen Brauenbögen gehen für gewöhnlich in eine markant vorspringende Glabella über. Zumeist trägt Carus einen scharf konturierten Vollbart, der sich wie die Haarkappe aus kleinen Strähnchen zusammensetzt und oft bis knapp auf den Hals reicht. Nach dem Tode des Kaisers wurden unter Carinus und Numerianus weiterhin Münzen in seinem Namen geprägt, welche ihn als Divus propagierten und seine etablierte Ikonographie im Wesentlichen wiederholten (Taf. VI, 10). Es sind keine sicher benennbaren rundplastischen Porträts des Kaisers bekannt 1185. Zu den in der älteren Forschung vertretenen Zuweisungen gehört ein Kopf in Ostia, der von H. von Heintze auf Carus bezogen worden ist 1186. Noch K. Altmayer hat kürzlich auf angebliche Ähnlichkeiten zwischen diesem Bildnis und der Münzikonographie des Kaisers verwiesen1187. Tatsächlich jedoch überwiegen die ikonographischen Unterschiede; so lassen bereits die Form der Halbglatze und der von Buckellocken gebildete Bart keine Identifikation des Porträts mit Carus zu1188. Größere Übereinstimmungen sind nach Ansicht des Verfassers für einen Kopf in Pozzuoli zu konstatieren 1189: das Bildnis erinnert in seiner stilistischen Ausführung bereits an tetrarchische Porträts, verfügt jedoch über mehrere Einzelmerkmale, die sich gut mit Carus in Zusammenhang bringen 1183 Zu den Münzbildnissen des Carus: Bernoulli 1894, 190; Delbrück 1940, 21; 191f.; Maj 1958, 281; Kankelfitz 1976, 384; Wegner u. a. 1979, 155; Altmayer 2014a, 68; Büsten: Pink 1963, 4; allg. RIC V 2, 122–153; Cohen VI², 350–366; Prägestätten: Rom; Lugdunum; Ticinum; Siscia; Cyzicus; Antiochia; Tripolis; Alexandria; dazu jüngst Altmayer 2014a, 50; allg. zur Münzprägung des Carus und seiner Söhne auch Pink 1963, pass.; zur Glyptik etwa Maj 1958, 281 Nr. 377. 1184 Delbrück 1940, 192. 1185 Zu den Identifikationsversuchen der älteren Forschung siehe Wegner u. a. 1979, 156. 1186 Ostia, Museum, Inv. 75 – von Heintze, Vir sanctus et gravis. Bildniskopf eines spätantiken Philosophen, JbAChr 6, 1963, 41 (non vidi); dagegen Wegner u. a. 1979, 156 mit weiterer Lit.; jüngst auch Altmayer 2014a, 68 Anm. 56, der die Zuweisung unter den bisherigen Vorschlägen für „am überzeugendsten“ hält. 1187 Altmayer 2014a, 54. 1188 Siehe bereits Wegner u. a. 1979, 156, der auf verschiedene Abweichungen hinweist und das Bildnis als Privatporträt anspricht. 1189 Pozzuoli, Museo Archeologico dei Campi Flegrei (Castello di Baia) Inv. 150219, ehem. Neapel – Dazu u. a. L'Orange 1933, 116 Nr. 29; E. Nuzzo in Zevi 2008, 385 mit Abb. (Ende 3. bis Anfang 4. Jh.); jüngst auch LSA-37 (U. Gehn).
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5. Die Porträts
lassen. Dazu gehören der fast bis auf den Hinterkopf zurückgezogene Haaransatz, die Profillinie sowie die hagere Durchformung im Allgemeinen. In der Seitenansicht erinnert besonders die Bildung der Mund- und Lippenpartie an die von den Münzen bekannte Physiognomie. Die Zuweisung an den Kaiser erscheint daher vordergründig möglich, ist jedoch bereits wegen des Mangels an Repliken unsicher. Die Zweifel erhärten sich zudem durch den bereits sehr fortschrittlichen Stil des Kopfes. Bereits R. Delbrück hat im Hinblick auf die Münzen des Carus konstatiert, dass „der Anschluß an einen Kaiser der Vergangenheit (...) nicht versucht“ worden sei. Auch nach seiner Vergöttlichung habe keine ikonographische „Überhöhung“ stattgefunden1190. Diesen Überlegungen ist auch weiterhin zuzustimmen: tatsächlich lässt sich den Bildnissen des Kaisers weder ein programmatischer Rückbezug, noch eine im Zuge der Konsekration erfolgte Abwandlung attestieren. Einzelformen und Aufbau seines Porträts ergeben sich zwar im Wesentlichen aus der Ikonographie seiner Vorgänger 1191; es handelt sich hierbei allerdings nicht etwa um intentionelle Zitate im Sinne einer rückbezüglichen Porträtauffassung, sondern vielmehr um allgemeine Merkmale des Zeitgesichts1192. Carinus (282–285 n. Chr.) Carinus wurde wohl um die Mitte des 3. Jhs. als ältester Sohn des Carus geboren 1193. Bei seiner Erhebung zum Caesar befand er sich so bereits in einem Alter jenseits der 30 Jahre1194. Der Verfasser der Historia Augusta beschreibt ihn als verdorbenen und lasterhaften Mann, der sich durch sein überhebliches Auftreten und seine Kleidung wie ein König aufgeführt haben soll1195. Mehrere Autoren betonen seine unverhältnismäßige Rachsucht, sein verbrecherisches Wesen und seine ungezügelte Wollust, die selbst vor Kindern nicht haltgemacht haben soll1196. Die vernichtenden Äußerungen bezüglich seiner Person sind einer bewährten Tyrannentopik geschuldet, die später von seinem Feind und Nachfolger Diocletian befeuert worden sein dürfte 1197. Lediglich die Behauptung, er habe juwelenbesetzte Kleidung getragen, „entspricht ganz der damaligen Tendenz zur sichtbaren Überhöhung des Kaisertums“ und findet sich auch für 'gute' 1190 Delbrück 1940, 192. 1191 Vgl. bspw. die Kombination des kleinen Untergesicht mit einem dazu vergleichsweise dominanten Oberkopf, welche sich auch für Münzen des Probus erweisen lässt. 1192 Zum Begriff des Zeitgesichts grundlegend Zanker 1982, pass.; siehe auch Bergmann 1982, pass.; kurz auch Schindler 1982, 281. 1193 Zum Alter des Kaisers Altmayer 2014a, 68f. mit Belegen und weiterer Lit.; siehe auch Kienast 2004, 261. 1194 Shillam 2006, 44; zum doppelten Oberpontifikat Johne 2008a, 616; ausf. zum Alter des Kaisers jüngst Altmayer 2014a, 68f. mit Belegen und weiterer Lit. 1195 HA Car. 16, 1–7, 17, 1; negativ auch die Beschreibung bei Eutrop 9, 19; damit bildet er einen Gegenentwurf zu seinem feinsinnigen Bruder Numerianus; bes. HA Car. 11, 1–3. 1196 Ausf. Altmayer 2014a, 70–74 mit Angabe entsprechender Quellen. 1197 Dazu Altmayer 2014a, 71 mit Anm. 76 für weitere Lit.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Herrscher wie Aurelian1198. Malalas beschreibt Carinus seiner negativen Charakterisierung entsprechend als klein und dick; er soll ein breites Gesicht, fliehendes Haar sowie einen dünnem Bart besessen haben1199. Münzbildnisse (Taf. VI, 11–12; Taf. VII, 1–2) Für Carinus wurden zunächst Münzen als Caesar (Taf. VII, 12) und bald darauf als Augustus (Taf. VII, 1) geprägt1200. Ikonographisch lassen sich zwischen den Bildnissen der Caesarprägungen und den deutlich überwiegenden Augustusmünzen keine Unterschiede feststellen – das einmal geschaffene Bildnis wurde demnach beibehalten und nicht etwa nach der Beförderung des Prinzen abgewandelt. Carinus verfügt über einen massigen Schädel, der entweder gedrungen oder gestreckt angelegt ist. Anders als sein Vater Carus besitzt er keine gewölbte, sondern eine steil verlaufende Stirnpartie, auf der sich manchmal leichte Furchen abzeichnen. Das Haupthaar setzt sich aus einer eng anliegenden Haarkappe zusammen, die auf detaillierten Prägungen parallel angeordnete Strähnchen im Stirnbereich erkennen lässt (Taf. VII, 2) 1201. Das Schläfenhaar verfügt zumeist über eine Wölbung. Darüber zeichnen sich oft angedeutete Geheimratsecken ab. Manchmal verläuft die Kontur in einem konvexen Bogen, der sich im stumpfen Winkel vom Stirnhaar absetzt. Ein charakteristisches Merkmal des Kaisers besteht in seinem flockigen Vollbart, welcher sich aus mehr oder weniger ordentlich aufgereihten, knotigen Buckellocken zusammensetzt. Traditionell wird ein Kopf im Konservatorenpalast (Kat. 71) auf Carinus bezogen. Weitere Repliken sind für dieses Bildnis nicht bekannt. Trotz gewisser Einwände, die sich aus dem Fundort des Porträts ergeben, erkennt der Verfasser den Kopf jedoch als Bildnis des Kaisers an. Für die Zuweisung spricht in erster Linie die eng mit den Münzporträts verwandte Ikonographie1202. P. Dyczek hat zudem einen 1998 in Novae gefundenen, fragmentierten Kopf als Bildnis des Kaisers identifiziert. Diese Benennung ist allerdings zurückzuweisen1203. 1198 Altmayer 2014a, 73; 240. 1199 Mal. 12, 36; dazu Delbrück 1940, 55. 1200 Zu den Münzporträts des Carinus: Bernoulli 1894, 192; Delbrück 1940, 21; 192; Maj 1958, 282; Kankelfitz 1976, 392; Wegner u. a. 1979, 157; Fittschen – Zanker 1985, 141; Förschner 1987, 384; Dyczek 2001, 64; Büsten: Pink 1963, 4; RIC V 2; 152f.; 156–181; Cohen VI², 363–366; 382–404; 408; Prägestätten: Rom; Lugdunum; Siscia; Ticinum; Cyzicus; Antiochia; Tripolis; zur Glyptik Maj 1958, 275 Nr. 369: 284f. Nr. 382–384. 1201 Deutlich zu erkennen auch bei Hurter 2003, Taf. 99, 46. 1202 Siehe hier zu Kat. 71. 1203 Fragmentierter Kopf aus Novae – Publ. von Dyczek 2001, pass.; spez. 64; 68 Abb. 3; er begründet seine Zuweisung an Carinus durch einen Vergleich mit dem kapitolinischen Porträt des Kaisers (Kat. 71), der sich jedoch in einigen Details von dem Neufund unterscheidet. So weichen etwa Dicke und Form der Augenlider von Kat. 71 ab. Da Dyczek keine Seitenansicht liefert, ist der Bart als ausschlaggebendes Kriterium für die Ikonographie des Carinus im Hinblick auf seine Binnengliederung nicht überprüfbar. Über-
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5. Die Porträts
Die Wirkungsabsichten des Carinus-Porträts lassen sich nur im direkten Vergleich mit seinem Vater erschließen, der als Oberkaiser eine wichtige Rolle bei der ikonographischen Konzeption gespielt haben muss 1204. Das augenscheinlichste Merkmal besteht in der charakteristischen Barttracht, durch die sich Carinus in geradezu gegensätzlicher Manier von Carus unterschied. Überblickt man die zurückliegenden Jahrzehnte, hatten nur wenige Prätendenten eine vergleichbare Darstellungsweise gewählt – abgesehen von Tacitus und Florianus waren die meisten Kaiser der 270er und 280er Jahre mit kurzgeschorenem Stutzbart abgebildet worden. Die üppige, aufgeflockte Variante des Carinus erinnert hingegen an die knotigen Bärte junger, untergeordneter Augusti kurz nach der Jahrhundertmitte (vgl. Volusianus und Gallienus). Möglicherweise berief sich die Ikonographie des Carinus auf diese Tradition zurück: das Rangverhältnis zwischen dem übergeordneten Carus, der in der zeitgenössischen Darstellungsweise eines 'normalen' Kaisers erschien, und seinem nachgeordneten Sohn wurde so nach außen hin unmissverständlich angezeigt. Dieses Vorgehen dürfte in der für seine Zeit singulären dynastischen Politik des carischen Herrscherhauses begründet sein: nach fast einem Vierteljahrhundert sah sich die Reichskunst erstmals wieder vor die Aufgabe gestellt, einen designierten Nachfolger zu porträtieren. Dabei griff man auf die etablierten Muster zurück, die sich zuletzt unter Oberkaisern wie Trebonianus Gallus und Valerian als 'Vorgaben' für die Darstellung untergeordneter Mitherrscher etabliert hatten (dazu hier S. 185 u. 317). Numerianus (283–284 n. Chr.) Bei seiner Erhebung zum Caesar war Numerianus bereits ein junger, dem Kindesalter entwachsener Mann1205. Die antiken Geschichtsschreiber äußern sich (anders als im Falle seines Bruders Carinus) ausgesprochen positiv über seine Person 1206. Für seine literarischen und rhetorischen Fähigkeiten soll Numerianus noch als Prinz mit einer Statue in der Bibliotheca Ulpia geehrt worden sein, die ihn nicht als Herrscher, sondern als Redner darstellte. Die zugehörige Inschrift gibt der Verfasser der Historia Augusta folgendermaßen wieder: „Numeriano Caesari, oratori temporibus suis potentissimo“1207. Seinem guten
1204 1205 1206 1207
haupt fehlt ihm das nötige Volumen, um mit dem Kaiser vergleichbar zu sein. An ein Replikenverhältnis zwischen dem Kopf aus Novae und Kat. 71 ist nicht zu denken; vgl. jüngst Altmayer 2014a, 54 mit Zweifeln an der Zuweisung. Wegner u. a. 1979, 157 möchte indessen die „Lasterhaftigkeit“ des Kaisers aus seinen Münzbildnissen „herauslesen“ – es ist kaum vorstellbar, dass eine solche Wirkung bei der ikonographischen Konzeption intendiert war. Altmayer 2014a, 69f. mit Angabe von Quellen, die Numerianus als jungen Mann bezeich nen. Der Überlieferung nach Mal. 12, 35–36, der zufolge Numerianus älter als sein Bruder gewesen sein soll, ist kein Glauben zu schenken; dazu jüngst Altmayer 2014a, 69. Etwa Eutrop 9, 18 und HA Car. 7, 1; 11, 1–3; ausf. Altmayer 2014a, 74f. mit Belegen. HA Car. 11, 3; Pekáry 1985, 47; zur literarisch beigelegten eloquentia des Numerianus Penella 1983, pass.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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Leumund entsprechend wird Numerianus von Malalas als schlanker, gutaussehender Mann mit attraktiven Zügen und schlichtem Haar beschrieben1208. Münzbildnisse (Taf. VII, 3–4) Für Numerianus wurden Münzen als Caesar (Taf. VII, 3), als Augustus (Taf. VII, 4) und nach seinem Tode als Divus geprägt 1209. Sein Gesicht zeichnet sich dabei jeweils durch jugendliche Züge aus. Nasolabialfalten oder Stirnfurchen sind nicht erkennbar; er besitzt eine gerade Nase und ein spitzes Kinn; die Haarkontur ist in unterschiedlicher Ausführung belegt; auf einigen Prägungen ist neben der glatten Kurzhaarfrisur auch eine binnendifferenzierte Variante mit aufgeworfenen bzw. zur Seite gelegten Strähnen erkennbar, die sich völlig von der verbreiteten Form unterscheidet1210. Die frühen Münzen zeigen bisweilen Kotelettenflaum, der bis an den Unterkiefer heranreicht. Bald sind auch Oberlippe und Kinnlade behaart1211. Seltener ist der Kaiser mit kräftigem Bartwuchs dargestellt1212. Rundplastische Bildnisse lassen sich nicht erweisen; die bisherigen Identifikationsversuche sind abzulehnen1213. Bei der konzeptionellen Entwicklung seines Porträts müssen die Verantwortlichen in erster Linie das abgestufte Rangverhältnis zwischen dem jungen Numerianus und seinen älteren männlichen Familienangehörigen im Blick gehabt haben. Wie bereits dargelegt, wurde der ältere Bruder Carinus im Gegensatz zum Oberkaiser Carus mit den seit Längerem etablierten Chiffren der untergeordneten Kaiserwürde 1208 Mal. 12, 35; dazu Delbrück 1940, 55. 1209 Zu den Münzbildnissen des Numerianus: Bernoulli 1894, 191; Delbrück 1940, 22; 192; Maj 1958, 286; Kankelfitz 1976, 388; Wegner u. a. 1979, 161; Förschner 1987, 387; allg. RIC V 2, 180; 186–202; Cohen VI², 366–382; 404; Prägestätten: Rom; Lugdunum; Ticinum; Siscia; Cyzicus; Antiochia; Tripolis; Alexandria; dazu jüngst Altmayer 2014a, 50; zum Aufbau der Münzprägung der carischen Dynastie Pink 1963, pass.; zu einem hybriden Antoninian mit einem Revers des Carinus Dembski 1999a, pass.; zur Glyptik etwa Maj 1958, 286 Nr. 385. 1210 Bspw. Kampmann 2011, 368 Nr. 114.19.2. 1211 Vgl. eine Gemme in Wien, Kunsthistorisches Museum, IX a 16 – Der Dargestellte ist durch seinen Kranz als Kaiser ausgewiesen und besitzt wie Numerianus einen Kotelettenbart, der bis an den Unterkiefer reicht. Die Zuweisung muss indessen zweifelhaft bleiben, weil die übrigen ikonographischen Merkmale der Gemme nicht sonderlich aussagekräftig sind; gegen die alte Identifikation mit Konstantin d. Gr. haben sich bereits Eichler – Kris 1927, 82 ausgesprochen (dort für einen Kaiser um die Mitte des 3. Jhs.); für Numerianus etwa Zwierlein-Diehl 2008, 178–181 Nr. 17 mit Abb.; 325–327 Nr. 17. 1212 Vgl. etwas das hier in Anm. 1210 gegebene Beispiel. 1213 Für ältere Vorschläge siehe Wegner u. a. 1979, 162; darunter u. a. ein Kopf in Boston (Museum of Fine Arts 1958, 1005), der von Vermeule 1961 auf Numerianus bezogen worden ist; folgend u. a. Comstock – Vermeule 1976, 240f. Nr. 377; dagegen u. a. Wegner u. a. 1979, 162 mit weiterer Lit.; Meischner 1985, 136 (für eine Umarbeitung, die „gute 50 Jahre früher anzusetzen“ sei); neben der früher anzusetzenden Datierung spricht auch der Münzvergleich gegen Numerianus.
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5. Die Porträts
porträtiert (hier S. 222). Numerianus spielte in der Rangfolge des Herrscherkollegiums indessen die unterste Rolle. Damit ergab sich eine dreigliedrige Abstufung der an der Macht beteiligten Herrscher, die sich nicht nur in Titulatur und Inschriftenpraxis 1214, sondern nach Ansicht des Verfassers auch in der Porträtkunst widerspiegelte: Numerianus erschien dabei betont jugendlich, ohne einen üppigen Vollbart und die physiognomischen Würdechiffren eines zeitgenössischen Kaisers (vgl. etwa das Fehlen der sonst 'typischen' Nasolabial- und Stirnfalten!). Die Herrscherporträts bildeten auf diese Weise konsequent die Machtverhältnisse zwischen Carus und seinen Söhnen ab: an erster Stelle stand der Oberkaiser mit den für seine Zeit verbindlichen Würdechiffren; an zweiter Stelle Carinus als mit realen Machtbefugnissen ausgestatteter Unterkaiser; den dritten Platz – gewissermaßen auf die 'Ersatzbank' verschoben – nahm Numerianus ein, der ikonographisch als Vertreter eines (mittlerweile überlebten) Prinzenideals erschien. Nach dem Tode ihres Vaters teilten sich Carinus und Numerianus die Herrschaft als Co-Augusti auf. Der jüngere Bruder spielte dabei weiterhin eine seinem Bruder unter geordnete Rolle1215. Zwar wurde Numerianus nun manchmal etwas 'reifer' bzw. markanter dargestellt1216, allerdings blieb seine Ikonographie der bereits im Vorfeld entwickelten Gesamterscheinung treu. Auf diese Weise wurde der 'Abwärtsgliederung' der kaiserlichen Machtverhältnisse auch weiterhin Rechnung getragen. Nigrinianus Bei Nigrinianus handelte es sich wohl um den gemeinsamen Sohn von Carinus und seiner Ehefrau Magnia Urbica1217. Entsprechend ist er auf der einzigen erhaltenen Inschrift als nepos des Carus belegt1218. Der communis oppinio folgend verstarb Nigrinianus bereits im Säuglingsalter und wurde 284 n. Chr. konsekriert. Offiziell trat er lediglich als Divus in Erscheinung und ging als solcher auch in die Münzprägung ein. Münzbildnisse (Taf. VII, 5) Die Münzen zeigen Nigrinianus als unbekleideten Divus mit kompakter Schädelform und kindlichen, pausbäckigen Zügen – sowohl mit als auch ohne Strahlen1214 Auf den Inschriften erschien Carinus für gewöhnlich noch vor seinem jüngeren Bruder; zu den epigraphischen Zeugnissen der Dynastie jüngst Altmayer 2014a, 39–43; 341–376 mit weiterer Lit. 1215 Nach seiner Erhebung zum Augutus wurde Carinus bspw. in der Münzprägung mit Iuppiter verknüpft, der zuvor die übergeordnete Position des Carus (hier Anm. 1692) verbildlicht hatte; dazu mit Belegen Altmayer 2014a, 233. 1216 Vgl. etwa ein Beispiel aus dem Auktionshandel: http://media.liveauctiongroup.net/i/ 7591/9258266_2.jpg?v=8CC78A19B798EE0 (letzter Zugriff 20.12.2016). 1217 Zu Nigrinianus siehe Hedlund 2008, 174; Kreucher 2008, 422 Anm. 189 für weitere Lit.; Altmayer 2014a, 77f. 1218 CIL VI 31380; S. 3778, 4344 = Clauss – Slaby 18800155; Hülsen 1889, 249; Pink 1961, 8; Clauss 2001, 188; Altmayer 2014a, 361 Nr. 142.
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5.1 Die Porträts der Kaiser und Prinzen
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krone –, allerdings nicht etwa als Säugling 1219. Mit seinen männlichen Verwandten Carus, Carinus und Numerianus hat er den fast rechtwinkligen Übergang von der Stirn zur Kalotte gemein. Die Prägungen lassen ein kleines, vorspringendes Knollenkinn erkennen – ein charakteristisches Detail, das sich auch auf einigen Münzen der Magnia Urbica wiederfindet und somit als familiäres Merkmal zu verstehen sein dürfte. Für die männlichen Verwandten des Nigrinianus ist dies sonst kaum belegt. Offenbar handelt es sich um ein Detail, welches zugunsten der Betonung des Mutter-Kind-Verhältnisses gewählt wurde (hier S. 259). Nigrinianus trägt eine strähnige Kurzhaarfrisur, deren parallel angeordnete Sicheln im Stirnbereich nach unten hin ausfransen1220. Es sind keine rundplastischen Porträts des Nigrinianus bekannt 1221. Dass es solche gegeben haben muss, ist bereits aus der oben erwähnten Inschrift ersichtlich, bei deren Träger es sich um eine stadtrömische Statuenbasis handelte. S. Wood hat versuchsweise in Erwägung gezogen, dass Nigrinianus in einer Knabenbüste des Kapitolinischen Museums dargestellt sein könnte1222. Dieses Bildnis ist in der älteren Forschung wiederholt auf Herennius Etruscus oder Hostilianus bezogen worden, kann jedoch aus stilistischen Gründen erst in nachgallienischer Zeit entstanden sein 1223. Die Zuweisung an Nigrinianus erscheint daher nicht völlig abwegig. Auch in physiognomischer Hinsicht 1219 Zu den Münzbildnissen des Nigrinianus: Bernoulli 1894, 193; Delbrück 1940, 22; 192; Maj 1958, 287; von Heintze 1959, 188; Wegner u. a. 1979, 163; Wood 1987, 131; allg. RIC V 2, 202f.; Cohen VI², 409f.; Pink 1961, 9; Kankelfitz 1976, 396. 1220 Deutlich zu erkennen etwa bei Kent et al. 1973, Taf. 126, 565. 1221 Bisher sind nur sehr wenige Versuche unternommen worden, Porträts auf Nigrinianus zu beziehen, was nicht zuletzt mit seiner geringen historischen Relevanz und den kaum aussagekräftigen Münzporträts in Zusammenhang stehen dürfte. Für die ältere Forschung ist H. von Heintze zu nennen, welche den jugendlichen Dargestellten am Acilia-Sarkophag versuchsweise auf Nigrinianus bezogen hat: Rom, Museo delle Terme, Inv. 126 472 – Dafür von Heintze 1959, 187f. (dort pass. zum Sarkophag) („man wäre versucht, ihn mit (...) Nigrinianus zu identifizieren“); dagegen Fittschen 1979, 584f. u. Wegner u. a. 1979, 163f. mit Lit.; der Vorschlag ist – ebenso wie die bisweilen vorgebrachte Vermutung, es handele sich bei dem Sarkophag um die Grablege Gordians III. – klar zurückzuweisen. 1222 Knabenbüste, Rom, Museo Capitolino, Galleria, Inv. 481 – Für ältere Lit. siehe Fittschen – Zanker 2014, 49f. Kat. 45; zur möglichen Identifikation mit Nigrinianus Wood 1987, 131, welche auf Ähnlichkeiten mit den Münzporträts verweist. Für diesen Vorschlag sprechen vor allem das kleine Untergesicht sowie der oval ausladende Schädelumriss. Auf qualitätvollen Prägungen des divinisierten Kindes sind jedoch in verschiedene Richtungen weisende Strähnen im Stirnbereich zu erkennen (etwa Kent u. a. 1973, Taf. 126, 565), welche sich mit den kleinen Haarfransen des kapitolinischen Porträts schwerlich vereinbaren lassen. Da auch keine Repliken für dieses Bildnis bekannt sind, scheint es sehr wahr scheinlich, dass es sich um ein Privatporträt der 280er Jahre n. Chr. handelt; zur stilistischen Einordnung hier Anm. 1223. 1223 Für die spätere Datierung sprechen v. a. die 'eiförmige' Anlage des Schädels, die nur gering bewegte Oberfläche, die Bildung der Unterlider sowie die handwerkliche Behandlung des Haares; dazu im Einzelnen Fittschen – Zanker 2014, 49f. Kat. 45 mit älterer Lit.
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lassen sich einige Parallelen konstatieren. Letztendlich ist der Vorschlag jedoch zurückzuweisen, weil weder die Frisur des Dargestellten mit Nigrinianus zu vereinbaren ist, noch Repliken des kapitolinischen Porträts bekannt sind1224. R. Delbrück hat Nigrinianus im Hinblick auf die Münzporträts als das „kindliche Ebenbild seines Vaters“ bezeichnet1225. Carinus verfügt jedoch über einen massigen Schädel und die für das zeitgenössische Kaiserporträt typischen Chiffren einer betont männlichen Charakterisierung, zu welcher der kräftige Vollbart und die kontrahierten Stirnmuskeln gehören. Der Knabe Nigrinianus ist in seiner weichen Darstellung vielmehr seiner Mutter Magnia Urbica verwandt. So verfügen beide jeweils über ein exponiertes, spitz zulaufendes oder knollig abgesetztes Kinn, eine Stupsnase sowie eine kurze, gewölbte Stirnpartie. Bei der Schaffung des Nigrinianus-Porträts ging es offenbar darum, das verwandtschaftliche Verhältnis durch die Mittel der familiären Angleichung zu betonen.
5.2 Zum Kaiserporträt nachgallienischer Zeit Die vorangegangenen Ausführungen haben gezeigt, dass sich die Zuweisung rundplastischer Kaiserbildnisse für die nachgallienisch-vortetrarchische Periode ausgesprochen schwierig gestaltet. Eine sichere Benennung von Herrscherporträts scheint nur in seltenen Fällen möglich; auch anhand der Münzen lassen sich kaum noch wirklich un terscheidbare Einzelmerkmale benennen, die als feste Kriterien einer ikonographischen Bildnisbestimmung herhalten könnten. So verlor die physiognomische Binnenzeichnung im Laufe der 270er Jahre zusehends an charakteristischer Kontur. Die Gestaltung der Porträts unterlag einer fortschreitenden, auf wesentliche Hauptmerkmale reduzierten Schematisierung, welche der Konzeption individueller Kaiserbildnisse nur noch geringen Raum ließ. Hierbei kam es zu einer spürbaren Abkehr vom Entwurf sog. realistischer Porträts hin zu einer abstrakt stereometrisierten und zunehmend auf entindividualisierten Einzelformen beruhenden Bildnisauffassung 1226. Ein besonders anschauli1224 Hier Anm. 1222. 1225 Delbrück 1940, 192. 1226 Der stilistische Wandel ist in der Forschung vielfach bemerkt und beschrieben worden, weswegen hier nur eine verkürzte Literaturauswahl gegeben werden kann: Siehe zunächst Hekler 1912, XLVI, der die Entwicklung als „anti-individuell“ bezeichnet; ausf. Fittschen 1975, pass.; spez. 138 zur Enwicklung von „Immanenz zu Transzendenz“; dort auch S. 142: „Das naturalistische Individualporträt war als künstlerische Möglichkeit uninteressant geworden!“; zu einem „unabhängigen Zeittypus“ in der nachgallienischen Porträtkunst, der die „physiognomischen Unterschiede in sich aufschluckt“ Bergmann 1977, 106f.; Bergmann 1983, 50: „Voraussetzung für diese Erscheinung ist sicher das allgemeine Zurücktreten des Individuellen und Vorherrschen bestimmter Ausdruckselemente, was sich schon an den Illyrerporträts der nachgallienischen Zeit deutlich zeigte.“; Kuhoff 1993, 138 versteht die Bildnisse im Sinne einer „monumentalisierten Vereinheitlichung“; siehe kürzlich noch Mlasowsky 2006, 89, der in Bezug auf die Ikonographie des Kaisers Gallienus und die folgende Entwicklungen von einer Porträtkunst „bar jeglicher Individualisie-
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5.2 Zum Kaiserporträt nachgallienischer Zeit
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ches Beispiel stellt das kapitolinische Porträt des Probus (Kat. 70) dar, das sich durch seinen blockhaften Aufbau und die stark abstrahierten Züge kaum noch als veristisch bezeichnen lässt. Die Gesichtsfalten waren hier nicht mehr wie im Falle der Porträts um die Jahrhundertmitte (z. B. Kat. 47) in das mimische Spiel der Muskelpartien integriert, sondern zur rein attributiven Chiffre verkürzt1227. Neben diesen stilistischen Veränderungen lassen sich markante Umbrüche im Hinblick auf die angewandte Dedikationspraxis konstatieren. Dies betrifft zum einen den deutlichen Rückgang privater wie kaiserlicher Bildnissetzungen (u. a. hier S. 18f.), zum anderen ein mutiertes Verständnis im Umgang mit älteren Porträts: die deutliche Zunahme von Umarbeitungen sowie die nun häufigere Umwidmung von Statuenbasen lassen sich als Indikatoren für einen grundlegenden Wandel verstehen 1228. Dieser Befund wirft die Frage auf, welche Bedeutung der Gestaltung und Dedikation individueller Bildnisse am Übergang zur Spätantike überhaupt noch zukam und worin die Gründe für diese Entwicklung lagen. In der Forschung sind die spürbaren Veränderungen des portrait habit mehrfach beschrieben worden1229; zugleich wird immer wieder eine angemessene Aufarbeitung des Phänomens gefordert 1230. Es handelt sich um ein wissen-
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1230
rung“ spricht. Siehe hier auch S. 217 zur Ikonographie des Kaisers Probus; in diesem Zusammenhang auch Fittschen – Zanker 1985, 140. Für einen Ausblick in die Spätantike des 4. bis 6. Jhs. siehe Peschlow 1983. Besonders deutlich ist die Entwicklung im direkten Vergleich zwischen dem kapitolinischen Probus-Porträt (Kat. 70) und dem Bildnis des Claudius Gothicus in Worcester (Kat. 69); siehe Bergmann 1977, 106f. Zum signifikant erhöhten Aufkommen umgewidmeter Statuenbasen u. a. Borg – Witschel 2001, 48f.; Alföldy 2002, 260; Alföldy 2011, 206; siehe auch hier Kap. 2.3 zum Wandel der Inschriftenpraxis. In jüngerer Zeit (Auswahl): Zum Wandel im Repräsentationsverhalten römischer Eliten Borg – Witschel 2001, pass.; zur Umarbeitung römischer Kaiserporträts Varner 2004, pass. und Prusac 2011, pass.; zum portrait habit im Hinblick auf private Bildnissetzung des 3. Jhs. Griesbach 2011, pass.; zur Problematik der „Usurpation“ älterer Bildnisse und zur bisherigen Forschung Fittschen – Zanker 2014, 48 zu Kat. 43 mit Anm. 15–16; zur Forschungsgeschichte und zum Wandel des statue habit siehe Kovacs 2014, 17–23; dort 23 mit Anm. 54 für Lit. zum 'Niedergang' des epigraphic habit; siehe auch den jüngst erschienen Band Smith – Ward-Perkins 2016 mit mehreren Beiträgen zur spätantiken Plastik; dort bes. Lenaghan 2016, pass. zur Wiederverwendung von Porträtstatuen im 4. Jh. und WardPerkins 2016, pass. zum Ende des statue habit in der Spätantike. Kürzlich noch Fittschen – Zanker 2014, 48 Anm. 15 zu Kat. 43, der bemängelt, dass bisher keine „seriöse zusammenfassende Arbeit“ erschienen sei, die sich mit der veränderten Umarbeitungspraxis im Laufe des 3. Jhs. beschäftigt. Bisherige Versuche haben kaum ver wertbare Ergebnisse geliefert und höchstens zu neuen Problemen geführt; vgl. etwa die Monographien Varner 2004 und Prusac 2011, die sich jeweils ausf. mit der Umarbeitung römischer Porträts auseinandersetzen; bes. im Falle der letztgenannten Studie liegen jedoch erhebliche methodische und sachliche Mängel vor, die sich auch auf die Schlussfolgerungen der Verf. auswirken; dazu ausf. Fittschen 2012, pass.; spez. 640–643 zur bisherigen Herangehensweise in der Forschung; kürzlich noch Fittschen – Zanker 2014, 48 Anm. 15 zu Kat. 43.
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5. Die Porträts
schaftliches Desiderat, das auch im Rahmen der vorliegenden Studie nicht umfassend behandelt werden kann. Die folgenden Ausführungen sollen vielmehr dazu dienen, diesbezügliche Veränderungen im ikonographischen Repräsentationsverhalten zu beschreiben und anhand ausgewählter Beispiele zu illustrieren. Auf diese Weise lässt sich ein für das Herrscherpor trät der 270er bis 280er Jahre maßgeblicher Darstellungstypus nachweisen, der unter weitgehendem Verzicht auf unterscheidbare Einzelmerkmale konzipiert gewesen zu sein scheint. Die Aufmerksamkeit liegt im Folgenden auf solchen Bildnissen, die sich aufgrund ihrer stilistischen Ausführung in den behandelten Zeitraum datieren lassen, jedoch nicht sicher auf einen bestimmten Kaiser zu beziehen sind. Die Auswahl erfolgt anhand formeller Kriterien, nach denen es sich jeweils um Kaiserporträts handeln muss. Hierzu gehören etwa Format, äußere Attribute und Aufstellungsort. Wir beginnen mit einer Reihe von Statuen aus dem Bühnenhaus des antiken Perge, deren Porträtköpfe (im Rahmen einer Umgestaltung der Schaufassade?) gegen Ende des 3. Jhs. im zeitgenössischen Stil umgearbeitet wurden 1231. Hierzu gehört eine überlebensgroße Statue mit Eichenlaubkranz, bei der es sich ursprünglich um ein Bildnis des Kaisers Hadrian gehandelt haben muss1232. Im Zuge der Umarbeitung wurden die Augen mit Bohrungen versehen und die Fülle von Bart- und Haupthaar deutlich reduziert. Das Gesicht kennzeichnen in der Zweitverwendung markante Nasolabialfurchen und Steilfalten zwischen den Brauenbögen. Vergleichbare Merkmale lassen sich für ein weiteres Bildnis dieser Gruppe konstatieren: Es handelte sich ursprünglich um eine Panzerstatue Trajans mit Eichenlaubkranz, welche im Rahmen der Umgestaltung einen in Fransen auf den Hals reichenden Vollbart sowie oberflächlich angegebene Stirnfurchen erhielt1233. Zum dritten ist eine weitere Panzerstatue (allerdings ohne Eichenlaubkranz) zu nennen, deren Ursprungsporträt ebenfalls Trajan dargestellt haben muss. Im Falle dieses Porträts wurde die Haarmasse weniger stark reduziert. Dem Kopf fügte der Bildhauer ebenfalls einen in die Gesichtsoberfläche gepickten Bart sowie Augenbohrungen hinzu. Zusätzlich wurde das Porträt mit einer angedeuteten Stirnfurche sowie Steilfalten zwischen den Brauenbögen versehen1234. 1231 Zur scaenae frons des Theaters von Perge ausf. Öztürk 2009, pass. mit weiterer Lit.; siehe auch Gliwitzky 2010, 56–62. 1232 Antalya, Museum – H 2,36 m; gefunden 1992; zum Bildnis Işkan 2002, 265f.; Özgür 2008, 140 Nr. 60 mit Abb. S. 141, 143; Öztürk 2009, 92f.; LSA-2542 (J. Lenaghan). Abgesehen von seinem Kranz sowie einem über die linke Schulter gehängten und um das linke Handgelenk gewickelten Mantel ist der Dargestellte nackt. Der umgearbeitete Kopf ist insgesamt gut erhalten. Es fehlen der vordere Teil der Nase sowie ein Teil der Kinnspitze; da neben finden sich kleinere Beschädigungen, u. a. am Eichenlaubkranz, am rechten Auge mitsamt Oberlid und Braue sowie am rechten Ohr. 1233 Antalya, Museum – H 2,30 m; gefunden 1992; zum Bildnis Işkan 2002, 265f.; Özgür 2008, 142 Nr. 61 mit Abb.; Öztürk 2009, 92f.; LSA-2543 (J. Lenaghan). Dem Kopf fehlt ein der Großteil der linken Untergesichtshälfte; die Oberfläche ist mehreren Stellen geringfügig beschädigt. Im Vergleich zur umgearbeiteten Hadriansstatue sind die Gesichtsfurchen weitaus oberflächlicher wiedergegeben. 1234 Antalya, Museum – H 2,40 m; gefunden 1992; zum Bildnis Özgür 2008, 144 Nr. 62 mit Abb. S. 145; Öztürk 2009, 92f.; LSA-2544 (J. Lenaghan). Abgesehen von kleineren Be-
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5.2 Zum Kaiserporträt nachgallienischer Zeit
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In allen drei Fällen muss es sich in der Zweitverwendung noch immer um Kaiser bildnisse gehandelt haben. Dieser Schluss liegt zum einen aufgrund der äußeren Attribute, zum anderen wegen des prominenten Aufstellungsortes nahe. Im Rahmen der Umarbeitungen wurden jeweils Merkmale hinzugefügt, die sich als 'typisch' für den Stil der 270er bis 280er Jahre bezeichnen lassen: mit ihren eng anliegenden Haarkappen, den kurzgeschorenen Vollbärten und attributiv aufgelegten Gesichtsfalten besitzen die Bildnisse grundsätzliche Charakteristika des nachgallienisch-vortetrarchischen Zeitgesichts. Zugleich sind den Dargestellten in ihrer neuen Form kaum noch Merkmale einer individuellen Charakterisierung zu attestieren, weswegen die Zuweisung an einen spezifischen Kaiser unmöglich scheint1235. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die Auftraggeber der Umarbeitungen einen bzw. mehrere bestimmte Herrscher im Sinn hatten. Aufgrund ihrer ikonographischen 'Beliebigkeit', lässt sich diese Absicht kaum noch sicher rekonstruieren. Ein vergleichbares Problem begegnet im Falle zweier Marmorköpfe aus dem Kunsthandel, die jeweils über Eichenlaubkränze verfügen und im Stile der späten Soldatenkaiserzeit umgearbeitet wurden. In der Zweitverwendung stehen beide Porträts in einem gegenseitigen Replikenverhältnis1236. Bei Kopf I (Shelby White and Leon Levy Coll.) handelte es sich ursprünglich um das Bildnis eines iulisch-claudischen Kaisers, wie be reits aus den belassenen Resten des bis in den Nacken reichenden Haares zu ersehen ist1237. Dieser erhielt im Rahmen der Umarbeitung Augenbohrungen, Steil- und Stirnfurchen, verstärkte Nasolabialfalten sowie einen in die Gesichtsoberfläche geschlagenen Vollbart. Das andere Bildnis – im Folgenden Kopf II (Sotheby's Antiquities) – scheint schädigungen und der fehlenden Nasenspitze ist der Kopf gut erhalten. Nasolabial- und Stirnfalten sind weitaus oberflächlicher wiedergegeben als im Falle der bereits besprochenen Hadriansstatue. Die im Bereich der Nasenwurzel liegenden, attributiv hinzugefügten Steilfalten zeichnen sich dagegen markant ab. 1235 Im Münzvergleich kämen v. a. Claudius Gothicus, Aurelian oder Probus in Frage. J. Le naghan (LSA 2542–2544) versteht die Bildnisse indessen als Teile einer Tetrarchengruppe – dies ist prinzipiell nicht auszuschließen, lässt sich jedoch ebensowenig beweisen wie die übrigen hier genannten Möglichkeiten. 1236 Für das im Zuge der Umarbeitung hergestellte Replikenverhältnis sprechen folgende Gemeinsamkeiten: die Kontur des Stirnhaars mit ihren stellenweise vor- und zurückspringen den Strähnchen; die vergleichbar stark reduzierte Haarkappe; die mittels Augenbohrungen eingestellte Blickrichtung; die bogenförmig angelegten Nasolabialfalten; die parallel angeordneten Furchen im Stirnbereich; der jeweils die gleichen Gesichtsabschnitte bedeckende Bart. 1237 New York Metropolitan Museum of Art, New York (Shelby White and Leon Levy Collection) – Lit.: Meischner 1995, 386f.; Varner 2000b, 12 mit Anm. 28; Varner 2004, 34 mit Abb. 25; Prusac 2011, 143; LSA-464 (J. Lenaghan) (Tetrarch?). Die Frage nach dem Ursprungsporträt ist nicht mit abschließender Sicherheit zu entscheiden; Varner 2004, 34 zieht in Betracht, dass es sich um ein Bildnis Caligulas gehandelt habe. Diese Entscheidung liegt zwar aufgrund der damnatio memoriae des Kaisers nahe, in deren Rahmen viele seiner Bildnisse umgearbeitet wurden, allerdings lässt sich anhand der in diesem Kapitel behandelten Beispiele zeigen, dass im fortgeschrittenen 3. Jh. nicht nur Porträts 'guter' Kaiser der Umarbeitung anheim fielen.
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ebenfalls aus einem iulisch-claudischen Kaiserporträt gearbeitet worden zu sein 1238. Auch hier fügte der Bildhauer nachträglich Augenbohrungen, Steil- und Stirnfurchen sowie einen Vollbart hinzu. Wie im Falle der Pergeatischen Statuen handelte es sich bei den Köpfen I und II noch nach der Umarbeitung jeweils um Kaiserbildnisse, die sich aufgrund ihrer Eichenlaubkränze als solche ansprechen lassen1239. Ihre genaue Identität ist jedoch fraglich. So erwägt E. R. Varner, dass es sich bei Kopf I um Claudius Gothicus gehandelt haben könnte1240. Im Hinblick auf seine Ikonographie scheint dies nicht ausgeschlossen, zugleich jedoch kaum sicher zu bestimmen 1241. J. Meischner stellt indessen ein Replikenverhältnis zum sog. Diocletian-Porträt in Istanbul her1242, für das in der Forschung wiederum mehrere Kaiser vorgeschlagen worden sind 1243. Größeren Zuspruch hat neben 1238 Kunsthandel – Sotheby's Antiquities New York 8th December 2000, 110–111, Nr. 137; http://www.artfinding.com/268/Phoenix-Ancient-Art/4564/Roman-Marble-Head-ofDiocletian (letzter Zugriff: 26.04.2016). Das Bildnis hat erst kürzlich Eingang in die Forschung gefunden; vgl. LSA-2354 (J. Lenaghan) (Tetrarch?). 1239 Vgl. zum Problem des Eichenlaubkranzes, der nicht immer auf ein Kaiserporträt hinweisen muss, hier Anm. 853; anders Meischner 1995, 386 in Bezug auf Kopf I: „Der Eichenkranz ist aber wohl zwingendes Indiz für ein Kaiserbildnis.“ Die Kombination aus kaiser lichem Ursprungsporträt und Eichenlaubkranz lässt jedoch mit fast endgültiger Sicherheit vermuten, dass auch in der Zweitverwendung ein Kaiser dargestellt war. 1240 Varner 2000b, 12; Varner 2004, 34. 1241 Zwar verfügen sowohl das Bildnis in Worcester (Kat. 69) als auch Kopf I über zur Stirn hin ausfransendes, in verschiedene Richtungen gestrichenes Stirnhaar, allerdings weisen die Strähnen im Falle des Claudius Gothicus eine deutliche Mittelgabelung auf. Im Hin blick auf die Physiognomie der beiden Porträts sind hingegen größere Ähnlichkeiten zu konstatieren. 1242 Meischner 1995, 386f. Warum „die vorhandenen Protuberanzen an Nasenwurzel und Augenwinkeln, die fleischigeren oberen Orbitale“ als „persönliche Besonderheiten“ der Ikonographie Diocletians zu verstehen sein sollen, ist dem Verf. nicht ersichtlich. Meischner zufolge stellt „das über Stirn und Schläfen reichende Haar, das keine Geheimratsecken frei läßt“ ein „auswertbares Charakteristikum“ des Porträts dar. Vor diesem Hintergrund scheint ihre Einschätzung kurios, dass gerade „Haar- und Barttracht (...) unter den Kaiser porträts des späten 3. Jhs. keine andere Identifizierung“ als jene mit Diocletian zuließen. Die von ihr genannten Frisurdetails lassen sich ebensogut für andere Kaiser der späten Soldatenkaiserzeit (z. B. Claudius Gothicus, Kat. 69) konstatieren und stellen damit kei neswegs ein Alleinstellungsmerkmal Diocletians dar. 1243 Istanbul, Arkeoloji Müzesi, Inv. 4864 – aus Nicomedia; traditionell Diocletian zugewiesen (z. B. L'Orange 1984, 22f.); bisweilen als Claudius Gothicus angesprochen: etwa Poulsen 1967, 16f.; Balty – Balty 1976, 182f.; von Fittschen 1973, 53f. versuchsweise auf Aurelian bezogen; folgend Andreae 1973, Nr. 133, Jucker – Willers 1982, 215 und Ramage – Ramage 1991, 248; für ein frühes Bildnis Diocletians in Anknüpfung an die vorangegangenen Herrscher Stutzinger 1983, 403f. Kat. 23; für Diocletian auch noch Alföldi-Rosenbaum 1983, 824; Meischner 1995, 375–382, Fless u. a. 2006, 206 Nr. 559 (Beitrag F. Fless) (mit Fragezeichen) und Balty – Cazes 2008, 37 Abb. 4, 41 Abb. 9 (mit Anführungsstrichen); gegen Aurelian oder Claudius Gothicus Wegner u. a. 1979, 141; für Aurelian jüngst noch Andreae 2012, 254: „Ich möchte deshalb die von Klaus Fittschen gut begründete Benennung als Aurelianus wieder zu Ehren bringen (...) Die ziemlich willkürliche Benennung
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5.2 Zum Kaiserporträt nachgallienischer Zeit
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der traditionellen Benennung als Diocletian und bisweilen als Claudius Gothicus vor allem K. Fittschens Vorschlag genossen, welcher das Porträt versuchsweise auf Aurelian bezog1244. Wie im Falle der bereits behandelten Porträts ist jedoch auch hier keine sichere Entscheidung zu treffen, weil weder die rundplastischen Bildnisse, noch die Münzporträts der betreffenden Kaiser eine dazu ausreichende Vergleichsgrundlage bieten. Schließlich müssen auch die Köpfe I und II vorerst ohne Benennung bleiben. Ein weiteres Beispiel für das hier besprochene Phänomen besteht in einer Gruppe von vier vergoldeten Bronzeköpfen in Brescia, welche vornehmlich als Teil der Ausstattung eines Sebasteions gedeutet werden1245. Ikonographisch lassen sich die Porträts dem hier verfolgten 'Zeittypus' der nachgallienischen Periode zuordnen: Sie verfügen jeweils über mehr oder weniger kubisch angelegte Umrisslinien; das Haupthaar ist durch schematisch abstrahierte Strähnen gegliedert; immer gehört ein kurzgeschnittener Vollbart dazu. In der Forschung ist die Benennung der Brescianer Bronzen (die nicht alle die gleiche Person darstellen1246) unter anderem auf Claudius Gothicus, Aurelian, Probus und sogar Philippus Arabs gefallen1247. Eine sichere Zuweisung scheint jedoch nach wie vor unmöglich, da weder die Münzporträts, noch die wenigen sicher benennbaren rundplastischen Bildnisse, ausreichende ikonographische Übereinstimmungen bieten. Letztendlich ist sogar fraglich, ob es sich überhaupt um Kaiserporträts handelt 1248. Hier
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des Bildnisses als Diocletian ist in den Handbüchern zwar unausrottbar, sie sollte aber auf keinen Fall die anschauliche Stilentwicklung der Bildnisse in der zweiten Hälfte des 3. Jhs. in Frage stellen.“ Fittschen 1973, 53f. Brescia, Museo Civico Romano – Inv. 351 (Nr. I); Inv. 350 (Nr. II); Inv. 352 (Nr. III); Inv. 353 (Nr. IV); Lit. (Auswahl): L'Orange 1933, 99; Maj 1958, 262 Nr. 351–352; 278f. Nr. 371–372; Bergmann 1977, 107–118; Wegner u. a. 1979, 136; 152f.; Hausmann 1981, 390f.; Alföldi-Rosenbaum 1983, 823; Stutzinger 1983, 397f. Kat. 18 (Beitrag M. Bergmann); Fittschen – Zanker 1985, 141 Anm 14; Kleiner 1992b, 375f.; Meischner 1995, 382–386; spez. 383 zur älteren Forschung; Lahusen – Formigli 2001, 298–301 Kat. 187 I–IV mit Abb. (dort auch ausf. zu den technischen Aspekten der Bronzearbeiten); Schade 2008, 75f.; La Rocca u. a. 2015, 376 Kat. I.66 (Beitrag C. Parigi) mit weiterer Lit. Wurden die Bildnisse früher jeweils als paarweise Repliken zweier Dargestellter angesehen, hat Bergmann 1977, 109 gute Argumente dafür vorlegen können, dass solch enge Übereinstimmungen zumindest für zwei der vier Porträts nicht zu erweisen sind. Zusammenfassend und mit weiterer Lit. Lahusen – Formigli 2001, 299–301 zu Kat. 187. Unbegreiflich scheint die Datierung von Wegner u. a. 1979, 136; 152f., welcher die Entstehung der Bildnisse in antoninischer Zeit vermutet; dagegen entschieden Fittschen – Zanker 1985, 141 Anm. 14. Bei Porträts mit vergoldeten Oberflächen muss es sich nicht zwangsläufig um Kaiserbildnisse gehandelt haben; dazu etwa Lahusen – Formigli 2001, 298–301 Kat. 187 mit Ver weis auf Friedländer 1920, 76–78, der einige lit. belegte Beispiele zur privaten Aufstellung solcher Bildnisse anführt; zur Verwendung goldener bzw. vergoldeter Statuen in der Kaiserzeit ausf. Pekáry 1968, pass.; spez. 148: „die goldenen Statuen sind kein kaiserliches Vorrecht, sie dürfen während der ganzen Kaiserzeit, von Augustus bis ins 5. Jh., in Rom, in Italien und in den Provinzen errichtet werden, und zwar nicht einmal für Männer des Senatorenstandes. Die Zustimmung des stadtrömischen oder munizipalen Senates ist überhaupt bei allen, also auch bei Erz- und Marmorstatuen, die auf öffentlichen Plätzen
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5. Die Porträts
zeigt sich erneut, dass den stilistischen Veränderungen der späten Soldatenkaiserzeit oft nur schwerlich durch die Mittel der ikonographischen Bestimmungsmethode beizukommen ist. Ein ähnliches Problem besteht im Falle der umgearbeiteten Reliefs des sog. Arco di Portogallo1249. Die Porträts des abgebildeten Kaisers, bei dem es sich ursprünglich um Hadrian gehandelt haben muss, zeichnen sich in ihrer Zweitverwendung durch die gleiche motivische Anlage wie die bisher besprochenen Bildnisse aus; dazu gehören eine deutlich reduzierte Haarkappe sowie ein nunmehr kurzer, in kleinteilige Strähnen gelegter Vollbart. Es scheint unzweifelhaft, dass hier auch weiterhin ein Kaiser dargestellt war: dafür sprechen die unveränderte Reliefkomposition, der beibehaltene Kranz an Relief I sowie die Wiederverwendung der Platten im Rahmen eines repräsentativen stadtrömischen Bogenmonuments1250. Das Spektrum der bisherigen Benennungsvorschläge (u. a. Gallienus, Aurelian und Honorius) bedient einen weitgefassten Zeitraum von der zweiten Hälfte des 3. bis ins 5. Jh. Aus ikonographischer Sicht scheint die Zuweisung an Claudius Gothicus oder Aurelian indessen am wahrscheinlichsten. Letztendlich lässt sich jedoch auch hier keine positivistische Entscheidung treffen1251. Den Abschluss dieser Zusammenstellung bildet ein umgearbeitetes Panzerbildnis aus dem sog. Kaisersaal von Side 1252. In seiner Zweitverwendung verfügt das Porträt über einen insgesamt blockhaften Aufbau, eine verringerte, aus kurzen Strähnchen zu-
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1250 1251 1252
aufgestellt werden, erforderlich; im 4. Jh. ist der Kaiser zuständig.“; zu den Brescianer Bronzen in diesem Zusammenhang in jüngerer Zeit noch Schade 2008, 75f. (möglicherweise „Angehörige der städtischen Oberschicht“). Rom, Museo Capitolino, Inv. 832 und 1213 – es handelte sich ursprünglich um Staatsreliefs mit Szenen aus der Regierungszeit Hadrians, welche die Apotheose der Sabina thematisierten – auf Inv. 832 ist die Leichenrede des Kaisers anlässlich des Todes seiner Ehefrau dargestellt. Der Dargestellte steht dabei auf einem Podest. Inv. 12143 zeigt den Kaiser sitzend, den rechten Zeigefinger erhoben; seine Gattin fährt auf den Schwingen einer ge flügelten Frau zum Himmel auf. Zu den Reliefs und ihren Umarbeitungen u. a. Opper mann 1985, 141–145 (unentschieden); Koeppel 1986, 38–43 Kat. 18–19; La Rocca 1986, 24ff. mit Taf.; Liverani 2004, pass.; spez. 366f. (für Honorius); für Gallienus noch Prusac 2006, 115; Prusac 2011, 51f.; vgl. noch Fittschen 2012, 640 Anm. 10: „Die Frage (...) scheint mir noch nicht zweifelsfrei erwiesen“. Zum Arco di Portogallo auch hier S. 99; zur Frage, ob der Bogen gemeinsam mit dem Sol Invictus-Tempel ein bewusst angelegtes Bauensemble dargestellt haben könnte (etwa Torelli 1992) hier Kap. 4.3.2. Siehe noch kürzlich Fittschen 2012, 640 Anm. 10. Side, Museum – in der zentralen Nische des sog. Kaisersaals von Side gefunden; zum Gebäude Mansel 1963, 109–121. Es handelt sich wohl um die Wiederverwendung eines Antoninischen Kaiserbildnisses. Der Kopf ist mit Maximus Caesar, Maximinus Thrax und Licinius in Zusammenhang gebracht worden, „doch könnte man auch, namentlich bei Betrachtung des Profils, an Philippus Arabs denken“, so Blanck 1969, 48f. Für Maximus Caesar Vermeule 1959, 76 Nr. 341; Mansel 1963, 117f. spricht sich für Maximinus Thrax oder Carus jeweils mit Fragezeichen aus; für Licinius Inan – Rosenbaum 1970, 86f., Nr. 63; Wegner – Wiggers 1971, 228: „All diese Benennungsvorschläge bleiben angesichts des schlechten Erhaltungszustands unbeweisbare Vermutungen.“; für Maximinus Thrax wieder Dyczek 1999, 49; siehe auch M. Bergmann (Beitrag in Berger 1990, 386 mit Beil. 44).
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5.2 Zum Kaiserporträt nachgallienischer Zeit
233
sammengesetzte Haarkappe sowie einen in die Oberfläche getriebenen, bis auf den Hals reichenden Vollbart; im Bereich von Stirn und Nasenwurzel zeichnen sich schematisierte Furchen ab. In der Forschung ist der Dargestellte mit unterschiedlichen Kaisern (etwa Maximinus Thrax, Philippus Arabs oder Licinius) in Zusammenhang gebracht worden1253. Eine sichere Benennung scheint jedoch abermals unmöglich; schließlich muss es sich nicht einmal um einen Soldatenkaiser handeln: im Hinblick auf die Schädelform, den schematisch abstrahierten Bart, die Ausführung der Haare sowie die Behandlung der Gesichtsphysiognomie ist durchaus vorstellbar, dass die Umarbeitung erst gegen Ende des des 3. oder zu Beginn des 4. Jhs. erfolgte. Auf diese Weise eignet sich das Bildnis gleichsam als Ausblick für eine bis in die Spätantike nachzuverfolgende Entwicklung1254. Bei vielen der hier besprochenen Beispiele handelt es sich um umgearbeitete Por träts, welche in ihrer Erstverwendung auf Bildnisse guter (d. h. in der Erinnerungskultur der römischen Nachwelt positiv beleumundeter) Kaiser zurückzuführen sind. Umarbeitung und Wiederverwendung solcher Herrscherköpfe stellten ein für die römische Kaiserzeit bemerkenswertes Novum dar; im Laufe des 3. Jhs. muss es zu einem Mentalitätswandel gekommen sein, aus dem wiederum ein veränderter Umgang mit älteren Bildnissen resultierte. Hatte die Umarbeitung von Porträts guter Kaiser jahrhundertelang ein ernstzunehmendes Tabu dargestellt 1255, fielen nun auch die Bildnisse von Herrschern wie Trajan oder Hadrian der Usurpation anheim. Es ist indessen fraglich, wann und wie es zu diesem radikalen Traditionsbruch kam. M. Prusac versteht die Herrschaft des Gallienus in diesem Sinne als Wendepunkt 1256: sie ist der Meinung, dass die meisten Porträts dieses Kaisers aus Umarbeitungen älterer Werken hervorgegangen seien; in manchen Fällen hätten die Handwerker sogar Porträts guter Herrscher als Materialbasis genutzt; mehr noch: Gallienus soll diese Praxis bewusst gefördert haben! Prusac erklärt diese Haltung mit programmatischen Rückgriffen des Kaisers auf ältere Traditionen 1257. Diese Argumentation birgt jedoch zwei wesentliche Probleme: erstens sind viele der von Prusac konstatierten Umarbeitungen nicht erwiesen oder sogar schlichtweg falsch1258; zweitens erklärt der (angebliche) Rückbezug auf Herrscher wie etwa Hadrian noch lange nicht, warum Gallienus deren Porträts als 'Steinbrüche' für seine eigenen 1253 Siehe Anm. 1252. 1254 Als Beispiel für die noch im frühen 4. Jh. geübte Praxis, Bildnisse guter Kaiser umzuarbeiten und auf den aktuellen Herrscher zu beziehen, lassen sich etwa die akrolithen Reste einer berühmten Kolossalstatue Konstantins d. Gr. anführen (Rom, Konservatorenpalast, Hof, Inv. 1692). Der Kopf stellte ursprünglich ein Bildnis Hadrians dar und wurde unter der Herrschaft Konstantins umgearbeitet; dazu u. a. Evers 1991; Varner 2004, 287 Kat. 9.4; Prusac 2011, 70; 147 Kat. 307; Fittschen 2012, 638f. 1255 Siehe bereits Friedländer 1871, 153f. mit Zusammenstellung antiker Nachrichten zum Umgang mit Kaiserporträts. 1256 Prusac hat diese Überlegungen im Rahmen einer Monographie (Prusac 2011) sowie eines im Vorfeld erschienen Aufsatzes (Prusac 2006) vorgestellt; siehe dazu auch hier Anm. 1230. 1257 Prusac 2011, 52–54; spez. 52f.; u. a. „The choice of portraits recycled by Gallienus may reflect, however, a kind of recirculation of old prototypes, similar to his citation on coins“.
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5. Die Porträts
Bildnisse verwendet haben sollte. Immerhin wendet Prusac selbst ein, dass auch Materialarmut dazu geführt haben könnte, dass nun selbst Bildnisse guter Kaiser umgearbeitet wurden. Diese profane Erklärung reicht vorerst aus, um die weitere Entwicklung in nachgallienischer Zeit nachzuvollziehen: Das 'Radikale' an der neuen Praxis, sogar Bildnisse divinisierter Herrscher umzuarbeiten, bestand nicht darin, dass hier bestimmte Rückgriffe versucht wurden; sie ergab sich vielmehr daraus, dass man überhaupt bereit war, sich einem freieren Umgang mit solchen Porträts zu öffnen. Dieser neue Umgang muss im Zusammenhang mit den eingangs skizzierten stilistischen Veränderungen betrachtet werden. Dabei stellt sich die Frage, ob das Herrscherbild der späten Soldatenkaiserzeit nicht gerade durch eine gewisse Austauschbarkeit gekennzeichnet sein sollte und ikonographische Charakteristika intentionell vor einem zeitgenössischen 'Kaisertypus' zurücktraten. Es scheint gut vorstellbar, dass sich die erhöhte ikonographische 'Austauschbarkeit' sowie der gelockerte Umgang mit älteren Bildnissen gegenseitig bedingten1259. Dass es in diesem Zusammenhang auch zur Usurpation von Porträts positiv besetzter (sogar divinisierter!) Kaiser kam, ergibt sich zwar nicht unbedingt als zwangsläufige Konsequenz, folgt jedoch einer gewissen Logik: eine Bildniskultur, welche die erhöhte Austauschbarkeit individueller Züge begünstigte, konnte sich auch problemlos einem gelockerten Umgang mit älteren Bildnissen öffnen. In den 270er und 280er Jahren hatte man fortschreitend davon Abstand genommen, die Kaiser als Einzelpersonen zu charakterisieren. Eine an unterscheidbaren Einzelfor men orientierte Bildnisgestaltung fand durchaus noch vereinzelt statt; parallel kam es jedoch zur immer häufigeren Anwendung eines idealisierten, auf Bildchiffren reduzierten 'Kaisertypus'. Dessen Konzeption stellte keinen völligen Bruch mit der ikonographischen Tradition der frühen Soldatenkaiserzeit dar1260: vielmehr machte man sich deren motivische Hauptmerkmale zu eigen und führte sie in stark abstrahierter Form fort. In der Summe präsentierten diese zu bloßen Chiffren herabgesetzten Kennzeichen (kurze Haarkappe, kräftiger Vollbart, attributive Gesichtsfurchen) den Princeps als „überindi1258 Vgl. die Rez. Fittschen 2012, 637–640 mit Besprechung der einzelnen Porträts. Ein wesentlicher Kritikpunkt an Prusacs Herangehensweise besteht darin, „daß Prusac gar nicht begründet, warum sie ein Bildnis für umgearbeitet hält“. Andererseits führt sie bestimmte Bildnisse des Kaisers, die tatsächlich aus Umarbeitungen hervorgegangen sind, tlw. gar nicht auf (vgl. hier Kat. 56, Musée du Louvre). 1259 Nicht jedoch im Sinne der von Prusac 2006, pass. bzw. Prusac 2011, pass. aufgestellten, klar zurückzuweisenden Kernthese, nach welcher sich der spätantike Porträtstil aus den handwerklichen Zwängen der nun häufigeren Umarbeitungen ergeben haben soll; siehe dazu die deutlichen Worte von Fittschen 2012, 639. 1260 Hier ergab sich eine „allgemeine typologisch-stilistische Variationsbreite“ (Bergmann 1977, 105); vgl. Fittschen – Zanker 1985, 138: „Durch die Angleichung an Augustus hat Gallien einen radikalen Bruch mit der vorausgehenden, von Caracalla begründeten Tradi tion der Soldaten-Kaiserbildnisse vollzogen (...) Ursache war offenbar das Bestreben, seine Herrschaft ideologisch, nicht tagespolitisch zu begründen und zu rechtfertigen. Wirklich gelungen ist dieser Versuch bei Gallien freilich nicht; die folgenden Herrscher greifen auf die Bildnisauffassung der Soldatenkaiser vor Gallien zurück. Erst mit Constantin setzt sich die gallienische Idee im Herrscherbildnis durch.“
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5.2 Zum Kaiserporträt nachgallienischer Zeit
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viduelle Institution“1261. Diese Beobachtung fügt sich wiederum in das von der althistorischen Forschung rekonstruierte Gesamtbild ein, welche das Kaisertum am Übergang zur Spätantike unter dem Aspekt einer fortschreitenden Entrückung versteht (hier Kap. 3.2). Der Herrscher entfernte sich dabei zusehends von seinen Untertanen und erschien bald als Vertreter einer kosmokratisch überhöhten Funktion (hier Kap. 5.6 g).
5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen Seit Beginn des römischen Principats war die Präsentation der Kaiserfrauen fester Bestandteil der dynastischen Herrschaftslegitimation gewesen 1262. Wie im Falle der Kaiser und Prinzen unterlag auch ihre Ikonographie einer jeweils allgemeingültigen Darstellungskonzeption, welche durch verbindliche, von offizieller Seite bestimmte Urbilder vorgegeben war. Dieser Umstand erlaubt es der modernen Wissenschaft, rundplastische Wiederholungen für Kaiserinnen wie Livia, Sabina oder Iulia Domna in dutzendfacher Ausführung zu identifizieren1263. Für die Frauen der Soldatenkaiser gestaltet sich die Situation indessen etwas schwieriger: die Forschung ist hier in erster Linie auf Münzporträts und Gemmen angewiesen, da rundplastische Bildnisse nur in seltenen Fällen überdauert haben (vgl. Tabelle 4)1264. In der Summe sind sogar noch weniger benennbare Büsten und Marmorköpfe für die Gattinnen der Soldatenkaiser als für ihre männlichen 1261 Fittschen – Zanker 1985, 140 in Bezug auf das kapitolinische Porträt des Probus; siehe auch die im Rahmen von Kap. 5.6 g angegebene Lit. 1262 Die Forschung hat sich in jüngerer Zeit wiederholt mit der Rolle der Kaiserfrauen für die Herrschaftskonsolidierung auseinandergesetzt; siehe etwa ausf. zu den Kaiserfrauen von Livia bis Iulia Domna auf Grundlage der bildlichen Überlieferung Alexandridis 2004, pass.; spez. 37f.; zu den Münzen Scheer 2006, pass.; siehe auch die Sammelbände Kunst – Riemer 2000 und Temporini-Gräfin Vitzthum 2002 mit Beiträgen zu den Kaiserfrauen von Livia bis Theodora; zur Bedeutung der Kaiserfrauen für die dynastische Repräsentation jüngst noch Nadolny 2016, 63–71 am Beispiel der Severer; die Frauen der Soldatenkaiser sind indessen bisher nur vereinzelt behandelt worden; siehe etwa Klein 1998; Strobel 1998; Klein 2000; Kluczek 2000b, 64–76; Bleckmann 2002, 298–339; zur Darstellung der Kaiserfamilie auf Münzen kürzlich auch Horster 2007, pass. 1263 Zu den Porträts der Kaiserinnen und Prinzessinnen ausf. Fittschen – Zanker 1983, pass.; spez. 1–5 Kat. 1–3 (Livia); 10–13 Kat. 9–12 (Sabina); 27–30 Kat. 28–31 (Iulia Domna) mit Replikenlisten. 1264 Die Tabelle gibt Aufschluss darüber, für welche Kaiserinnen Münzen bzw. rundplastische Porträts bekannt sind. Weber-Dellacroce 2015, 58 gibt fälschlicherweise an, dass auch für Afinia Baebiana, die Ehefrau des Trebonianus Gallus, Münzen geprägt worden seien. Ihre Aufstellung lässt außerdem Cornelia Supera, Mariniana sowie Magnia Urbica vermissen. Die wiederholt versuchte Identifikation der Ehefrau des Balbinus mit der Dargestellten auf dem sog. Balbinussarkophag aus der Praetextakatakombe ist abzulehnen, weil es sich hierbei vielmehr um den Sarkophag eines Privatmannes und nicht eines Kaisers handelt; dazu hier S. 156; zur dargestellten Frau Kleiner 2000, 54f.; zu Quintillus noch Kienast 2004, 233: „Verheiratet und zwei Kinder?“ mit Verw. auf HA Claud. 13, 9; zur wohl fikti ven Familie des Proculus Kienast 2004, 256.
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5. Die Porträts
Familienangehörigen bekannt. Hieraus resultiert ein vergleichsweise geringes wissenschaftliches Interesse, das sich in einer überschaubaren Zahl an Publikationen widerspiegelt1265. Neben den Erzeugnissen der Rundplastik, denen aufgrund ihrer musealen und kunsthistorischen Bedeutung für gewöhnlich größere Relevanz beigemessen wird, sollten jedoch auch die Münzbildnisse Kaiserfrauen einer genaueren Betrachtung unterzogen werden, da ihre Darstellung direkte Rückschlüsse auf Selbstdarstellung der Soldatenkaiser im Allgemeinen zulässt. Kaiserfrau
Ehemann
Kinder
Caecilia Paulina
Maximinus Thrax
Maximus Caesar
Münzen
Plastik
Fabia Orestilla
Gordian I.
Gordian II.
Furia Sabinia Tranquillina
Gordian III.
-
x
x
Marcia Otacilia Severa
Philippus Arabs
Philippus minor
x
x
Herennia Cupressenia Etruscilla
Traianus Decius
Herennius Etruscus Hostilianus
x
Afinia Gemina Baebiana
Trebonianus Gallus
Volusianus Vibia Galla (?)
Gaia Cornelia Supera
Aemilius Aemilianus
-
x
Egnatia Mariniana
Valerian I.
Gallienus P. Licinius Valerianus
x
Cornelia Gallonia
Valerian I.
-
Iulia Cornelia Salonina
Gallienus
Valerian II.; Saloninus Marinianus (?)
x
Sulpicia Dryantilla
Regalianus
-
x
Ulpia Severina
Aurelian
-
x
Magnia Urbica
Carinus
Nigrinianus
x
x
Tabelle 4: Übersicht zu den Frauen der Soldatenkaiser.
Wie bereits im Falle der Kaiser und Prinzen orientiert sich der Verfasser im Folgenden an möglichst positivistischen Kriterien. So sind bei der Bestimmung von Frauenporträts 1265 Die Auseinandersetzung mit den Porträts der Kaiserfrauen zwischen 235 und 285 n. Chr. geschieht zumeist am Rande von Studien bzw. Katalogen, die sich allgemein mit (Kaiser-) Bildnissen des behandelten Zeitraums auseinandersetzen; vgl. dazu die hier in Anm. 776 angegebene Lit.; zur bildlichen Darstellung der Frauen etwa Salz 2006; Scheer 2006; anders im Falle der severischen Kaiserfrauen; vgl. etwa Siebert 2000; zu den Kaiserfrauen von Livia bis Iulia Domna außerdem ausf. Alexandridis 2004, pass. Daneben existiert eine Hand voll Monographien und Aufsätze, die sich etwas tiefgehender mit der Materie beschäftigen. Die relevanten Stellen sind im Folgenden jeweils zu den einzelnen Kaiserinnen aufgeführt.
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5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen
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des 3. Jhs. in erster Linie die Frisuren ausschlaggebend 1266, die sich für gewöhnlich aus einer in der Mitte gescheitelten Haarkappe sowie anliegenden, langen Strähnen oder parallel angeordneten Brennscherenwellen zusammensetzten. Beide Varianten wurden zudem mit Hinterhauptfrisuren in Form eines Haarnestes oder des verbreiteten Scheitelzopfes kombiniert. Der Scheitelzopf – im Grunde ein vom Hinterkopf über die Scheitellinie der Haarkappe gelegtes Flechtenband – kann zugleich als Datierungskriterium dienen, da er im Laufe der Jahrzehnte immer länger ausfiel und im letzten Jahrhundertviertel bisweilen auf dem Oberkopf eingeschlagen wurde. Caecilia Paulina (Maximinus Thrax) Caecilia Paulina war mit größter Wahrscheinlichkeit bereits vor oder kurz nach dem Herrschaftsantritt ihres Ehemannes Maximinus Thrax verstorben1267. In der literarischen Überlieferung findet sich die unglaubwürdige Behauptung, dass dieser persönlich den Tod seiner Frau befohlen habe, weil sie beschwichtigend auf sein tyrannisches We sen einzuwirken versuchte1268. Als Kaisergattin und Mutter des Maximus Caesar spielte sie noch nach ihrem Tode eine wichtige Rolle in der dynastischen Repräsentationskunst. So erschien sie nicht nur auf Inschriften1269, sondern auch in der Münzprägung sowie in der Gemmenschneiderei1270 mit eigenem Bildnis. Münzbildnisse (Taf. I, 6) Die Münzen zeigen die Kaisergattin nach ihrer Konsekration als Diva Paulina 1271. Dabei trägt sie einen Schleier, welcher den hinteren Teil des Haares verdeckt. Charakteristische Frisurmerkmale des Hinterkopfes (Scheitelzopf oder Haar1266 Zu den Frauenfrisuren des 3. Jhs. nach Münzen Wessel 1946/47, pass. mit Zeichnungen; Delbrück 1940, 18; Bastien 1993, 603–614; Ziegler 2000, 59–95 (Knoten- und Nestfrisuren), 96–125 (Scheitelzopffrisuren); Schade 2003, 12–14; zu den Frauenfrisuren severischer Zeit ausf. Meischner 1964, 11–29; siehe auch hier Kap. 5.6 b. 1267 Zu Caecilia Paulina in der offiziellen Repräsentation siehe u. a. Bleckmann 2002, 302; Kluczek 2005, 204f.; Huttner 2008, 167f.; Johne 2008a, 608; Haegemans 2010, 86f. 1268 Zon. 12, 16; Synk. I, 680 ed. Dindorf; vgl. auch Amm. 14, 1, 8; dazu u. a. Alram 1989, 29; Bleckmann 2002, 302. In der älteren Forschung wurde noch die Ansicht vertreten, Caecilia Paulina sei erst unter Gordian III. divinisiert worden; bspw. Thierfelder 1956/1957, 283; der epigraphische Befund konnte hier Klarheit schaffen; dazu auch Lippold 1968, 86f.; Wegner – Wiggers 1971, 229. 1269 Siehe z. B. CIL X 5054 = Clauss – Slaby 20400845; AE 1964, 220a = Clauss – Slaby 12800358 (Paulina als Diva). 1270 Vgl. Rom, DAI, Slg. Cades Nr. 584 – Der Stein zeigt eine den Münzen vergleichbare Profilansicht der Kaisergattin, die hier wie üblich durch ihren Schleier als Diva ausgewiesen ist; siehe auch Maj 1958, 122 Nr. 91 mit Taf. 1271 Zu den Münzbildnissen der Caecilia Paulina: Bernoulli 1894, 119; Delbrück 1940, 18; 67; Maj 1958, 122; Wegner – Wiggers 1971, 229; Kent u. a. 1973, 45; Alram 1989, 54; Bastien 1993, 603; allg. RIC IV 2, 135f.; 153; Cohen IV², 523f.; Kankelfitz 1976, 251; zur Glyptik hier Anm. 1270.
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5. Die Porträts nest?) sind aus diesem Grunde nicht zu bestimmen. M. Alram hat versucht, ein früheres 'Porträtstadium' der Kaiserin innerhalb des Münzspektrums von den übrigen Bildnissen zu scheiden1272. Die Unterschiede fallen jedoch so marginal aus, dass sich ihre Ikonographie ohne Weiteres als Gesamtphänomen beschreiben lässt. Die Gestaltung der Profillinie erinnert stark an die Ikonographie des Maximinus Thrax ab der zweiten Porträtfassung (hier S. 137f.) sowie des gemeinsamen Sohnes Maximus Caesar (hier S. 142f.). So zeichnen sich die Münzbildnisse der Kaisergattin durch einen robusten Schädelbau mit prominenter Nase und einem markant vorspringenden Kinn aus. In der Profillinie bestehen damit weitgehende Ähnlichkeiten zwischen Paulina und ihren männlichen Familienangehörigen.
Es sind keine rundplastischen Porträts der Caecilia Paulina bekannt1273. Da sich die Details ihrer Frisur aufgrund des Hinterhauptschleiers nicht nachvollziehen lassen, dürfte dieses Problem auch auf lange Sicht ungelöst bleiben. Die von Münzen und Gemmen bekannte Ikonographie orientierte sich ansonsten eng an der Porträtgestaltung ihrer männlichen Familienangehörigen1274. Angesichts der weitgehenden Ähnlichkeiten, die sich im Sinne einer Familienphysiognomie auch zwischen Maximinus Thrax und Maximus Caesar konstatieren lassen (hier S. 143; S. 319), erscheint die von M. Wegner vertretene Erklärung, die Züge Paulinas seien auf Unkenntnis des Stempelschneiders zurückzuführen1275, unzureichend. Vielmehr liegt der Schluss nahe, dass der Gestaltung ein programmatisches Konzept zu Grunde lag, welches die Betonung der familiären Zusammenhänge zwischen dem Kaiser, seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn zum Ziel hatte. Durch Paulinas Konsekration gelang es Maximinus Thrax, eine göttliche Abkunft für seine neu begründete Dynastie zu behaupten, welche dem gemeinsamen Sohn Maximus Caesar wiederum eine solide Legitimationsgrundlage bot. Dabei war die Kaisergattin wohl nicht nur in ihrer bloßen Funktion als vergöttlichte Prinzenmutter, sondern auch im Hinblick auf ihre eigene familiäre Abkunft von Interesse für die dynastische Selbstdarstellung: Caecilia Paulina entstammte wahrscheinlich einer senatorischen Familie – der aus einfachen Verhältnissen stammende Maximinus Thrax hatte es unter den Severern hingegen 'lediglich' in den Ritterstand geschafft 1276. Durch ihre Präsentation ließ sich so eine gewisse aristokratische Abkunft für Maximus Caesar behaupten, welche in der römischen Vorstellung von grundlegender Bedeutung für die Rechtfertigung der Herrscherwürde war1277. 1272 Alram 1989, 54 mit Taf. 29 Nr. 1–6. 1273 Zu älteren Bestimmungsversuchen, die allesamt abzulehnen sind: Wegner – Wiggers 1971, 229f. 1274 Dazu etwa Kent u. a. 1973, 45; Haegemans 2010, 87. 1275 Wegner – Wiggers 1971, 229. 1276 Siehe dazu Lippold 1968, 86f.; kürzlich auch Deppmeyer 2013, 105. 1277 Die familiären Beziehungen wurden auch in der Inschriftenpraxis deutlich betont: so erscheint Caecilia Paulina dezidiert als Mutter des Prinzen und Ehefrau des Kaisers; etwa AE 1964 Nr. 220 (Formia); Cozzoli 1961, pass.; Wegner – Wiggers 1971, 229; AE 1964,
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5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen
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Tranquillina (Gordian III.) Das genaue Geburtsdatum der Furia Sabinia Tranquillina ist unbekannt1278. Zum Zeitpunkt der Vermählung schätzen sie manche Forscher auf einige Jahre älter als Gordian III.; andere gehen davon aus, dass beide Eheleute etwa gleichaltrig waren 1279. Aus der Ehe gingen nach heutiger Kenntnis keine Kinder hervor; entsprechend trat Tranquillina auf den Inschriften nicht als mater castrorum (ein ursprünglich den Müttern von Prinzen vorbehaltener Titel) in Erscheinung1280. Für ihre bildliche Präsentation haben sich nicht nur zahlreiche Münzen, sondern auch mehrere benennbare rundplastische Porträts erhalten (siehe unten). Einige Münztypen des kaiserlichen Ehepaares werden von Teilen der Forschung als Hochzeitsprägungen verstanden 1281. Die Eintracht zwischen Gordian III. und der Tochter des Timesitheus, der als kaiserlicher Berater und Prätorianerpräfekt eine bedeutende Stellung inne hatte1282, wurde zudem durch verbreitete CONCORDIAReverse hervorgehoben1283. Münzbildnisse (Taf. II, 2–3) Im Münzbild besitzt Tranquillina zumeist einen zierlichen Kopf mit gerader Nase und leicht gewölbter Stirn1284. Insgesamt ähneln die Züge der Ikonographie 236 (Paestum); zu den Inschriften auch Alram 1989, 29. 1278 Allg. zu Tranquillina Klein 1998, 9–68; Huttner 2008, 182f. mit Anm. 194–197 für weitere Lit.; Johne 2008a, 608f.; siehe auch das Fazit bei Klein 2000, 96: „zwar nahmen Tranquillina und Otacilia nicht aktiv an der Herrschaft teil, trugen aber jeweils einen wichtigen Teil zur Stabilisierung der Herrschaft bei.“ 1279 Noch Gehrke 2010, 208 spricht sich für ein Alter von rund 30 Jahren aus; Wegner u. a. 1979, 52 schätzt sie hingegen aufgrund ihrer Porträts auf etwa 15 Jahre; vgl. noch Kienast 2004, 197; zur Diskussion auch Klein 1998, 9. 1280 Vgl. hierzu die Akten der Fratres Arvales, denen zufolge Tranquillina dazu vorgesehen war, dem Kaiser Kinder zu schenken; RE VII, s.v. Furius [98] (Stein), 371; Bleckmann 2002, 303f. 1281 Allg. zur den Münzen Tranquillinas Klein 1998, 18–22; zu den sog. Hochzeitsprägungen u. a. Elks 1972, pass.; Klein 1998, 20f.; Klein 2000, 89f.; Huttner 2008, 182f.; Gordian III. ist zudem der erste Kaiser, der die pluralische Form Augustorum in der Münzprägung auf sich und seine Ehefrau bezieht; dazu Horster 2007, 302f.; zur Hochzeit von Gordian III. und Tranquillina auch Herrmann 2013, 141–143; zur gemeinsamen Darstellung von Kaiser und Kaiserin in der östlichen Münzprägung Harl 1987, Taf. 13, 5 und hier Taf. 5, 2. 1282 Zu Timesitheus u. a. von Domaszewski 1903, pass.; Lehmann 1911, 87–89; Bernasetti 1965, 38; Kolb 1987, 69–87; 88–98; 99–132; 133–137; Bellen 1998, 209; Huttner 2008, 182f.; Johne 2008a, 593; Herrmann 2013, 91–94 mit weiterer Lit.; zum Einfluss auf die Regierung Gordians III. auch Klein 2000, 89; Bleckmann 2002, 303. 1283 Zu Münzen und Prägestätten der Tranquillina ausf. Klein 1998, 18–48. 1284 Zu den Münzbildnissen der Tranquillina: Bernoulli 1894, 137–139; Delbrück 1940, 78; Wessel 1946/47, 66f.; Maj 1958, 163; Bergmann 1977, 40f.; Wegner u. a. 1979, 51f.; Bastien 1993, 604f.; Ziegler 2000, 101f., 105; Schade 2003, 13, 16; allg. RIC IV 3, 53; Cohen V², 88–93; Kankelfitz 1976, 268; auf Antoninianprägungen tritt Tranquillina, wie für Kaiserinnen des fortgeschrittenen 3. Jhs. üblich, mit einer Mondsichel auf; dazu u. a. Leypold
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5. Die Porträts ihres Ehemannes. Dieser Umstand ist in der Forschung wiederholt bemerkt worden und dürfte mit einer bewussten ikonographischen Angleichung der Kaisergattin an Gordian III. zu begründen sein1285. Übereinstimmungen finden sich vor allem in der Mundpartie mit überstehender Oberlippe und dem charakteristischen Schnitt der Profillinie. Tranquillina trägt eine zeitgenössische Modefrisur mit einem bereits bis auf den Oberkopf reichenden Scheitelzopf. Für die Bestimmung rundplastischer Bildnisse erweist sich dieses Detail als ausschlaggebend.
So wie für Gordian III. die meisten rundplastischen Porträts unter allen Soldatenkaisern zu benennen sind, lassen sich auch für seine Ehefrau Tranquillina die meisten Porträtköpfe unter den Kaiserfrauen des behandelten Zeitrahmens erweisen (Kat. 72–84). In jüngerer Zeit ist es zu einigen neuen oder erneuten Zuweisungen von Bildnissen ge kommen, die jedoch als Porträts der Kaisergattin abzulehnen sind 1286. Der einheitliche Typus, der ihren Bildnissen zu Grunde liegt, kann erst im Jahre 241 n. Chr. entstanden sein, als die Ehe geschlossen wurde und Tranquillina offiziell den Titel einer Augusta erhielt1287. Die Unterscheidung zwischen ihren Porträts und jenen der Otacilia Severa (Kat. 85–88) stellte die ältere Forschung noch vor ein Problem, welches jedoch inzwischen als abschließend geklärt gelten kann 1288: ausschlaggebend ist die Länge des Scheitelzopfes, der im Falle Tranquillinas bis auf den Oberkopf reicht und bei Otacilia bereits am Wirbel endet1289. Außerdem fällt die Anzahl der Wellen, welche das Haupthaar beider Kaiserinnen gliedern, unterschiedlich aus. Ein weiteres Kriterium besteht darin, 1983, pass.; Salz 2006, pass. 1285 Zu Übereinstimmungen in Münzbild und Rundplastik siehe etwa Wood 1981, 76f. 1286 Beispiele: a) Büstchen im Kunsthandel – Der Online-Katalog (http://www.artfinding.com/Artwork/Representations-of-humans-beings/Roman-marble-bust-of-Tranquillina/5920.html; letzter Zugriff 01.01.2016) weist das Bildnis als Porträt der Tranquillina aus. Physiognomische Ähnlichkeiten sind nach Ansicht des Verfassers durchaus vorhanden. Die ihm bekannten Abbildungen reichen allerdings nicht aus, um den Verdacht sicher zu bestätigen. Hierzu wäre eine Profilansicht notwendig, die Aufschluss über die Länge des Scheitelzopfes gibt. b) Bildnis in Rom, Museo delle Terme, Inv. 72 251 – Das Porträt ist bereits in der älteren Forschung mit guten Gründen ausgeschlossen worden; siehe etwa Wegner u. a. 1979, 55 mit weiterer Lit. So lassen sich nicht nur physiognomische Unterschiede zwischen diesem Bildnis und den für Tranquillina anerkannten Repliken benennen: das Porträt im Ther menmuseum verfügt auch über eine anders gestaltete Frisur. Es ist insofern unverständlich, warum Sapelli 1998, 26 Nr. 8 (mit Abb.) das Porträt weiterhin als Bildnis der Tran quillina (mit Fragezeichen) anspricht. 1287 U. a. Fittschen – Zanker 1983, 34. 1288 Dazu etwa Bergmann 1977, 39–41; Wegner u. a. 1979, 51f., 57f.; Wood 1981, 59–62 (mit hilfreichen Zeichnungen); Fittschen – Zanker 1983, 33f. zu Kat. 36; zur Frisur bereits Delbrück 1940, 18. 1289 Weiterhin zweifelnd hingegen Alföldi-Rosenbaum 1983, 820; dazu auch Bastien 1993, 605.
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dass Tranquillina zumeist etwas jugendlicher als die 'matronal' skizzierte Otacilia erscheint. Zwischen den Münzporträts der beiden Eheleute sind weitgehende ikonographische Ähnlichkeiten zu konstatieren, die sich auch anhand der rundplastischen Zeugnisse überprüfen lassen (im Einzelnen hier zu Kat. 72–84). Zu den vergleichbaren Merkmalen gehören vor allem die für Gordian III. charakteristische Wölbung der Stirn, die dicken Augenlider sowie die von den Nasenflügeln ausgehende, schwungvolle Ausführung der Brauenbögen. Bereits S. Wood hat Übereinstimmungen zwischen den Bildnissen Tranquillinas und Gordians III. herausgearbeitet und ist dabei zu dem überzeugenden Schluss gekommen1290: „A comparison of the portraits of the young woman (...) with those of Gordian (...) illustrates that the two would have made a harmonious pair if displayed together.“ Tatsächlich lassen sich feste Belege für die gemeinsame Aufstel lung von Bildnissen des Kaisers und seiner Ehefrau erbringen 1291. Die concordia des Kaiserpaares, welche ja ein wesentliches Motiv der gemeinsamen Münzprägung darstellte, wurde so auch durch die bildlichen Mittel einer intentionell aufeinander abgestimmten Porträtgestaltung betont (ausf. hier Kap. 5.6 e). 1290 Wood 1981, 63. 1291 Etwa IvE II Nr. 302; Doppelstatuenbasis aus Ephesos, ursprünglich mit Porträts der beiden Eheleute (Gordian als neos Helios!); dazu Deppmeyer 2008, 415f. Kat. 218 mit weiterer Lit. Anhand der Porträtköpfe sowie verschiedener Inschriften lässt sich außerdem eine ge meinsame Präsentation von Bildnissen u. a. des Severus Alexander, Gordians III. (hier Kat. 28) sowie der Tranquillina am Tempio Rotondo in Ostia rekonstruieren; dazu Deppmeyer 2008, 405–408 Kat. 211 mit Lit.; zur Gruppe außerdem Kluczek 2011a, 461; Severus Alexander (Rom, Nationalmuseum Inv. 329): Rieger 2004, 308f. TR 33 mit älterer Lit.; Inschriften: Tranquillina: CIL XIV 4399 = Clauss – Slaby 11900118; Rieger 2004, 311 TR 46; Valerianus minor: CIL XIV 4401 = Clauss – Slaby 11900120; Rieger 2004, 311f. TR 47; möglicher Valerian I.: CIL XIV 4404 = Clauss – Slaby 11900123; Rieger 2004, 312 TR 49. Ein ähnlicher Befund ergibt sich durch die sog. Basilika von Ocriculum, welche bereits zuvor eine Statuengruppe mit Angehörigen des iulisch-claudischen Kaiserhauses beherbergt hatte. Dem Ensemble wurde ein Bildnis Tranquillinas hinzugefügt, das man zusammen mit einem Porträt der Iulia Mammaea (Rom, Mus. Vat., Sala dei Busti, Nr. 686) präsentierte. Es ist denkbar, dass zu dieser Gruppe ursprünglich auch Bildnisse der männlichen Fa milienangehörigen (also des Severus Alexander sowie Gordians III.) gehörten; zur Gruppe noch Deppmeyer 2008, 408–410 Kat. 212 mit weiterer Lit. Kaum als Statuengruppe im eigentlichen Sinne zu bezeichnen ist hingegen die von Depp meyer 2008, 418–420 Kat. 221 (mit weiterer Lit. und Einzelbelegen) angeführte gemeinsame Aufstellung auf dem Forum von Cuicul: Neben dem Nord- und Südeingang der Basilika fand sich jeweils eine Statuenbasis für Gordian III. Später wurde dem Forum ein weiteres Bildnis des Kaisers sowie eines für Tranquillina hinzugefügt. Angesichts der relativen räumlichen Entfernung der Bildnisse zueinander und dem reichen Statuenschmuck des Platzes lässt sich hier kaum von einer Gruppe aufeinander Bezug nehmender Bildnisse sprechen; zum Forum von Cuicul ausf. Zimmer – Wesch-Klein 1989, 17–37; dort zu den Statuenbasen für Gordian III. und Tranquillina S. 63f. C 34; S. 64 C 38; S. 65 C 42; S. 65 C 43.
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5. Die Porträts
Für den jungen Gordian III. erfüllte die Präsentation Tranquillinas möglicherweise noch eine weitere Funktion: Durch die offizielle Verbindung (mit einer vielleicht um einige Jahre älteren Ehefrau?) erschien der 'Kinderkaiser' in der offiziellen Wahrnehmung mannhafter und damit zugleich weniger unmündig1292. Anhand seiner Alleinherrscherbildnisse konnte gezeigt werden, dass dieser Anspruch von programmatischer Bedeutung für die kaiserliche Repräsentationsstrategie war (hier S. 160). Otacilia Severa (Philippus Arabs) Als Ehefrau des Philippus Arabs und Mutter des Philippus minor spielte Otacilia Severa eine wichtige Rolle für die dynastische Legitimation der kaiserlichen Familie 1293. So erschien sie in der öffentlichen Repräsentation als mater castrorum, mater senatus und mater patriae1294. Es liegen weder Informationen über ihre geographische Herkunft noch über ihr genaues Alter vor 1295. Die Kaiserin ging erst ab 245 n. Chr. in dynastische Münzprägung ein1296. Unter der Herrschaft ihres Mannes kam es neben den regulären Prägungen auch zur Ausgabe sog. Familienmedaillons, welche die kaiserlichen Eheleute gemeinsam mit ihrem Sohn zeigten (Taf. II, 8; hier Anm. 1678)1297. Für die statuarische Darstellung der Kaiserin hat sich ein seltenes Zeugnis in Form eines Papyrus aus Hera kleopolis erhalten, welcher von der geplanten Dedikation einer zehn Pfund schweren Büste aus Silber berichtet1298. Die Setzung sollte nach Ausweis des Textes durch den Stadtrat erfolgen. Münzbildnisse (Taf. II, 8, 11–12) Die frühen Münzbildnisse der Kaiserin waren noch von der Ikonographie Tranquillinas beeinflusst1299. Bald entwickelten sich jedoch eigenständigere physiogno1292 Hierzu insb. HA Gord. 23, 7; zu Tranquillina in der Geschichtsschreibung Klein 1998, 12; zum. sog. Kinderkaisertum unter Gordian III. ausf. Kolb 1987, 52–68 und Herrmann 2013, 72–86. 1293 Dazu Klein 1998, 139f. (dort allg. zu Otacilia S. 69–141); Klein 2000, 93–96; Bleckmann 2002, 305f.; Körner 2002, 34–42; Weber-Dellacroce 2015, 58f. Allg. lässt sich konstatieren, dass die Dynastie eine zentrale Rolle in der Herrschaftsrepräsentation des Philippus Arabs spielte – so stellte etwa die Verleihung von Sonderkommanden an männliche Familienan gehörige ein charakteristisches Merkmal seiner Herrschaft dar; dazu hier Anm. 1677; allg. zur Prägetätigkeit im Zusammenhang mit der Herrschaftskonzeption des Kaisers de Blois 1978/1979, 38–40; allg. zu Otacilia noch Huttner 2008, 192f.; Johne 2008a, 609. 1294 Klein 2000, 93–95; zum Titel mater exercitus für Otacilia de Blois 1978/1979, 34f. 1295 Zu Otacilia Severa Körner 2002, 33–42 mit Quellen und weiterer Lit.; Huttner 2008, 192f. 1296 RIC IV 3, 82–86; 93–95; Cohen V², 133–140; 143–159; 179f.; zu den Prägestätten: Klein 1998, 81–117. 1297 Dazu etwa Kent u. a. 1973, 46; Klein 1998, 85–91. 1298 Stud.Pal.20.60; u. a. Preisigke 1915, Nr. 5284; Pekáry 1985, 80; Klein 1998, 132; Lahusen 1999, 264 mit Anm. 129 für weitere Lit.; Herklotz 2008, 942. 1299 Zu den Münzbildnissen der Otacilia Severa: Bernoulli 1894, 144f.; Delbrück 1940, 83f.; Wessel 1946/47, 67; Maj 1958, 177; Kankelfitz 1976, 275; Bergmann 1977, 40f.; Wegner u.
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mische Merkmale. Hierzu gehören ein hochrechteckiger Schädel und eine hart geschnittene Profillinie, die Otacilia gegenüber Tranquillina ein etwas reiferes, 'matronales' Aussehen beschert. Im Detail bestehen Ähnlichkeiten zur Ikonographie von Ehemann (hier S. 162f.) und Sohn (hier S. 167f.). So teilt Otacilia die eigentümliche Bildung des Mundes mit Philippus minor und verfügt wie Philippus Arabs manchmal über eine prominent angelegte Höckernase. Sie trägt eine modische Frisur, die sich aus einer mit der Brennschere in Wellen gelegten Haarkappe und einem Scheitelzopf zusammensetzt. Der Zopf reicht (anders als bei Tranquillina) nicht bis auf den Oberkopf, sondern bedeckt zumeist nur den hinteren Teil des Schädels. Dieses Merkmal erweist sich für die Bestimmung rundplastischer Bildnisse als besonders wichtig. Wie oben für Tranquillina erläutert, lassen sich die rundplastischen Bildnisse zwischen dieser Kaisergattin (Kat. 72–84) und Otacilia (Kat. 85–88) leicht anhand der Frisuren unterscheiden. Darüber hinaus bestehen Unterschiede in der Bildung der Gesichtspartien, die im Falle Otacilias zumeist 'matronaler' und weniger zierlich ausfallen. In jüngerer Zeit ist es zu einigen neuen oder erneuten Zuweisungen von Porträts an die Kaiserin gekommen. Die meisten dieser Vorschläge sind klar zurückzuweisen 1300. Ein kürzlich publiziertes, von der Agora in Thessalonike stammendes Porträt (Kat. 88) erweist sich hingegen tatsächlich als neue Replik1301. Das Otacilia-Porträt ist bisher kaum im Hinblick auf seine Repräsentationsabsichten diskutiert worden. D. Stutzinger urteilt in Bezug auf die Vatikanische Replik (Nr. 82), dass sich „Verlust an stofflicher Qualität und Steigerung des inneren Ausdrucks (...) in diesem Bild einander zu bedingen“ scheinen und so „ein sich mehr und mehr von der Welt zurückziehendes Interesse“ ausdrückten 1302. Von einem positivistischen Standpunkt lassen sich die Wirkungsabsichten der von den Münzen und rundplastischen Bildnissen bekannten Ikonographie jedoch in erster Linie anhand konkreter physiognomischer Charakteristika ermitteln: Otacilia ist demnach als würdevolle Kaisergattin skizziert, deren Porträtgestaltung klar auf die dynastische Zusammengehörigkeit mit Philipa. 1979, 57; Fittschen – Zanker 1983, 35 mit Anm. 6; Bastien 1993, 605f.; Körner 2002, 38f.; Ziegler 2000, 102; Schade 2003, 13, 16; zur Glyptik hier Anm. 1680. 1300 Beispiele: a) ein Kopf in Rom, Museo delle Terme 285 Inv. 65189 – Die bereits von der älteren Forschung abgelehnte Zuweisung an Otacilia Severa (dagegen etwa Wegner u. a. 1979, 61 mit weiterer Lit.) wird wieder von Sapelli 1998, 28 Nr. 10 (mit Abb.) vertreten. Dass diese Entscheidung nicht gerechtfertigt ist, zeigt bereits der bis auf den Oberkopf reichende Scheitelzopf. b) eine Büste und eine Ganzkörperstatue aus dem Schiffswrack von Porticcio. Beide Zuweisungen werden vertreten von: Nicolai 2007; Russell 2013, 337. Anhand der dem Verf. bekannten, unzureichenden Aufnahmen ist die Identifikation der Statue ist nicht zu über prüfen. Die Büste lässt indessen bereits wegen ihres zu langen Scheitelzopfes keine Zu weisung an Otacilia Severa zu. 1301 Daneben existiert eine neuzeitliche Replik in Mantua (Palazzo del Té, Sala del Faetone); dazu Bergmann 1977, 39; Fittschen – Zanker 1983, 35 Anm. 4. 1302 Stutzinger 1983, 392.
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5. Die Porträts
pus Arabs und Philippus minor rekurrierte. Die größten Gemeinsamkeiten sind dabei zwischen Mutter und Sohn zu konstatieren. Diese Beobachtung lässt den Schluss zu, dass die Ikonographie der Kaisergattin in erster Linie im Hinblick auf die dynastische Legitimation des Prinzen zu verstehen ist. Im direkten Vergleich der Münzen und rundplastischen Bildnisse ergeben sich folgende Übereinstimmungen: Beiden Familienmitgliedern ist eine insgesamt weiche Gesichtsmodellierung mit abgerundeten, fleischigen Zügen gemein; diese Wirkung tritt besonders deutlich in der Frontalansicht zu Tage (bes. Kat. 45 u. Kat. 87). Ein wiederkehrendes Einzelmerkmal besteht in dem beginnenden Ansatz eines noch unausgeprägten Doppelkinns, das sowohl die Bildnisse Otacilias als auch des Philippus minor auszeichnet. Beide verfügen zudem jeweils über einen schmalen, zusammengepressten Mund mit vorgeschobener Oberlippe. Im Falle der Mutter lässt sich dieses Charakteristikum etwa anhand des Kopfes Kat. 87 mit noch erhaltener Lippenpartie nachvollziehen1303. Die herausgehobene Betonung des verwandtschaftlichen Verhältnisses zwischen Mutter und Sohn ist nicht leichtfertig mit einer zufälligen Laune der Porträthandwerker zu erklären: auch anhand der Inschriften lässt sich belegen, dass die Rolle der Kaiserin als Mutter besonders deutlich hervorgehoben wurde. Dort führte Otacilia neben den eingangs genannten Ehrenbezeichnungen auch den Titel mater Caesaris sowie später mater Augusti1304. Auf diese Weise erfüllte sie eine ganz andere repräsentative Funktion als ihre kinderlose 'Vorgängerin' Tranquillina1305: die Selbstdarstellung des Regimes verstand Otacilia nicht in erster Linie als schmückendes Anhängsel ihres Ehemannes, sondern als „Garantin künftiger Stabilität“1306. Herennia Etruscilla (Traianus Decius) Als Ehefrau des Traianus Decius und Mutter zweier Prinzen hatte Herennia Etruscilla eine bedeutende Funktion im Rahmen der dynastischen Selbstdarstellung inne 1307. So erschien sie auf den Inschriften nicht nur als mater castrorum sondern auch als mater Augustorum1308. Nach dem Tode des ihres Ehemannes sowie des älteren Sohnes avancierte 1303 Siehe auch Bergmann 1977, 41. 1304 Zu den Inschriften mit Nennung der Kaisergattin Klein 1998, Rom und Italien: S. 117– 120; Pannonien: S. 120–123; Mösien: S. 123f.; Dakien: S. 124f.; Thrakien: S. 126–129; Illyrien: S. 129; Griechenland: S. 130; Kleinasien: S. 130f.; Syrien: S. 131; Ägypten: S. 132; Afrika: S. 132–135; Spanien: S. 136; Gallien: S. 136–138. 1305 Klein 1998, 139; 253f. 1306 Bleckmann 2002, 305. 1307 Allg. zu Herennia Etruscilla Klein 1998, 142–177; Huttner 2008, 212; zu ihrer Rolle für die kaiserliche Repräsentation Kuhoff 1993, 109; Johne 2008a, 609f.; nach Bleckmann 2002, 307 spielte sie „naturgemäß“ eine wichtige Rolle für die Legitimation ihres Ehemannes. 1308 Zu den Inschriften der Kaisergattin Klein 1998, Rom und Italien: S. 168f.; Dalmatien: S. 169; Pannonien: S. 169f.; Mösien: S. 170f.; Dakien: S. 171; Thrakien: S. 172; Kleinasien: S. 172f.; Kykladen: S. 173; Agypten: S. 173; Afrika: S. 174f.; Gallien: S. 175; außerdem Kuhoff 1993, 109; die nur einmal belegte Bezeichnung als mater senatus scheint hingegen
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der jüngere Hostilianus zum Mitkaiser des neuen Kaisers Trebonianus Gallus. In dieser kurzen Phase wurden weiterhin Münzen für Herennia Etruscilla geprägt1309. Nach dem Ausscheiden des Hostilianus (hier Anm. 998) ist die Prägetätigkeit wohl eingestellt worden. Über Alter und Erscheinung der Kaisergattin lassen sich den Quellen keine Anga ben entnehmen. Münzbildnisse (Taf. III, 7) Die Kaiserin zeichnet sich gegenüber ihren 'Vorgängerinnen' Tranquillina und Otacilia durch eine geringere ikonographische Homogenität im Spektrum der Münzbildnisse aus1310. Der Schädel ist mal mehr, mal weniger deutlich gestreckt. Oft setzt sich das Gesicht aus hageren, bisweilen greisenhaften Zügen zusammen, die eine gewisse Verwandtschaft zu Traianus Decius erkennen lassen. Daneben existieren jedoch auch fleischigere Varianten, die Herennia Etruscilla ein etwas vitaleres Aussehen bescheren 1311. Die Münzen lassen zwei verschiedene Frisuren erkennen: Eine Variante besteht aus einer durch Wellen gegliederten Haarkappe mit einem Flechtennest auf dem Hinterkopf. Diese Haarmode war zuletzt von Iulia Mammaea getragen und von Tranquillina und Otacilia Severa nicht mehr aufgenommen worden1312. M. Wegner möchte diesen Anachronismus als bewussten Rückgriff verstehen1313. Bei der anderen Variante handelt es sich um eine Scheitelzopffrisur, bei welcher die Haare in langen Strähnen nach hinten gelegt sind1314. Der Scheitelzopf reicht dabei bis auf den Oberkopf. Für Herennia Etruscilla lassen sich keine sicheren rundplastischen Porträts benennen1315. Zwei Bildnisse mit Stephane werden immer wieder fälschlich als Porträts der Kaiserin bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen Einsatzkopf im Thermenmuse-
nicht offiziell gewesen zu sein; zu mater Augustorum Klein 1998, 176. 1309 Dazu Mattingly 1946; Klein 1998, 149–151; Bleckmann 2002, 309; Shillam 2006, 73; Huttner 2008, 212. 1310 Zu den Münzbildnissen der Herennia Etruscilla: Bernoulli 1894, 155; Delbrück 1940, 89; Wessel 1946/47, 65; 67; Maj 1958, 193; Kankelfitz 1976, 285; Wegner u. a. 1979, 78f.; Bastien 1993, 606; Klein 1998, 143; Ziegler 2000, 88, 105; Schade 2003, 13, 16; allg. RIC IV 3, 123; 137f.; Cohen V², 208–215. 1311 Bspw. Bastien 1993, Taf. 96, 5; Kent et al. 1973, Taf. 107, 468. 1312 z. B. RIC IV 2, Taf. 5; Wessel 1946/47, 63–65; Rundplastik: Wegner – Wiggers 1971, 200– 217; Bergmann 1977, 29f.; Fittschen – Zanker 1983, 30–33; 32 mit Replikenliste; Wood 1986, 125f.; Johansen 1995, 66; Ziegler 2000, 92f.; zu Herennia Etruscilla auch Delbrück 1940, 18. 1313 Wegner u. a. 1979, 78. 1314 Vgl. die hier in Anm. 1311 gegebenen Beispiele. 1315 Zu belegten Statuengruppen hier Anm. 1320.
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um1316 sowie ein Bildnis in London1317. Beide Porträts weichen in der jeweiligen Kombination von Haupthaargestaltung und Hinterhauptfrisur von den Münzen der Kaisergattin ab. Da sich zudem für keines der beiden Bildnisse Repliken heranziehen lassen, ist die Identifikation der Dargestellten mit Herennia Etruscilla abzulehnen. Dies gilt auch für die noch in jüngerer Zeit von F. Braemer und E. Rosso vertretene Zuweisung einer Halbkörperbüste aus Chiragan1318. Zwar steht dieses Bildnis der Kaisergattin aus ikonographischer Sicht näher, allerdings kann hier mangels weiterer Repliken keine positivistische Entscheidung getroffen werden. Aus konzeptioneller Sicht lässt sich für die Ikonographie der Herennia Etruscilla eine bewusste Anlehnung an die physiognomischen Merkmale ihres Ehemannes Traianus Decius konstatieren. Mit dieser Beurteilung wendet sich der Verfasser gegen R. Delbrück, welcher den Münzbildnissen der Kaisergattin besondere Ähnlichkeiten zu den Prinzen Herennius Etruscus und Hostilianus attestiert hat1319. Im direkten Vergleich ergeben sich hier jedoch weitaus weniger Gemeinsamkeiten als etwa im Falle von Otacilia und Philippus minor (siehe oben). Mit ihrem Ehemann verbinden Herennia Etruscilla hingegen besonders auf den feineren Prägungen die allgemein hagere Erscheinung, tlw. mit deutlichen Alterszügen, und angedeuteten Nasolabialfalten sowie die leicht herabgezogenen Mundwinkel. Offenbar ging es den Verantwortlichen in erster Linie darum, ein dem Ehemann vergleichbares Bildnis zu schaffen, worin sich wiederum die enge Verbundenheit der beiden Eheleute ausdrückte. Durch die nachweisbare gemeinsame Aufstellung von Bildnissen des kaiserlichen Paares ließ sich die enge Ver1316 Rom, Museo delle Terme 287 Inv. 121016 – Lit. (Auswahl): Maj 1958, 193f. Nr. 245 Taf. 31, 100; 32, 99; Bergmann 1977, 43 Nr. 1; Wegner u. a. 1979, 81 mit Taf.; Wood 1979, 304f. Nr. 7; Hausmann 1981, 388; Alföldi-Rosenbaum 1983, 821; Giuliano 1988, 382–385 Nr. R287 (Beitrag A. L. Cesarano); Sapelli 1998, 27 Nr. 9. Das Bildnis verfügt über einen Scheitelzopf sowie eine durch feine Wellen gegliederte Haarkappe. Die Münzporträts der Herennia Etruscilla kombinieren den Scheitelzopf jedoch jeweils mit einer aus langen Strähnen zusammengesetzten Haarkappe – eine Art der Haargestaltung, die sich am Bildnis im Thermenmuseum lediglich im Stirnbereich findet. Gegen die Zuweisung spricht weiterhin der etwas zu kurz ausfallende Scheitelzopf. 1317 London, British Museum 1873,0820.734 – Lit. (Auswahl): Bergmann 1977, 43f. Nr. 2; Wegner u. a. 1979, 80; Hausmann 1981, 388. Im Gegensatz zum Bildnis im Thermenmuseum (Anm. 1316) setzt sich die Frisur bei diesem Porträt aus einer durch wellige Strähnen gegliederten Haarkappe und einem Haarnest am Hinterkopf zusammen. Diese Kombination widerspricht jedoch den Münzen der Kaiserin, auf denen das Haarnest zusammen mit einer durch feine gebrannte Wellen gegliederten Haarkappe erscheint. 1318 Toulouse, Musée Saint-Raymond, Inv. 30131 – Zu den älteren Benennungsvorschlägen als Plautilla oder Salonina Wegner u. a. 1979, 134 mit weiterer Lit.; für Herennius Etruscilla Braemer 1999, 53 sowie kürzlich Rosso 2006, 484–486 Nr. 235 (mit Fragezeichen); siehe auch Cazes 1999, 142 mit Abb. (ohne Benennung). Das Bildnis zeigt eine matronale Frau mit langen, gewellten Strähnen und einem bis an den Oberkopf heranreichenden Scheitelzopf; in diesen Merkmalen ist das Porträt gut mit den Münzbildnissen der Herennia Etruscilla vergleichbar. Die Haartracht weist ebenso wie die relativ füllige Modellierung der Gesichtszüge auf die Jahrhundertmitte (vgl. etwa Otacilia Kat. 85–88). 1319 Delbrück 1940, 89: „Die Söhne ähneln besonders der Mutter.“
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bundenheit zusätzlich betonen1320. Von der ikonographischen Zurschaustellung der ehelichen concordia könnte Decius auch insofern profitiert haben, dass Etruscilla wohl dem altem Senatorenadel entstammte und dem gebürtigen Illyrer so eine zusätzliche Legitimation bot1321. Die hier formulierten Beobachtungen sind noch in anderer Hinsicht bemerkenswert: auf Grundlage der historischen Quellen hat B. Klein zeigen können, dass die Mutter rolle Etruscillas weitaus weniger deutlich hervorgehoben wurde als im Falle der Otacilia Severa. Auf diese Weise habe man sie möglicherweise bewußt „von ihrer der damnatio memoriae anheimgefallenen Vorgängerin abgrenzen“ wollen 1322. Dieses Ergebnis lässt sich nun aus ikonographischer Sicht bestätigen, da hier offenbar nicht versucht wurde, die Zusammengehörigkeit zwischen der Kaiserin und ihren Söhnen mit aller Deutlichkeit zu betonen. Gaia Cornelia Supera (Aemilius Aemilianus) Bei Gaia Cornelia Supera handelt es sich um die numismatisch belegte Ehefrau des kurzlebigen Kaisers Aemilius Aemilianus1323. Es lassen sich keine Indizien dafür heranziehen, dass dieser einen gemeinsamen Sohn für die Nachfolge der kaiserlichen Herrschaft bestimmte. Die bloße Existenz von Prägungen für seine Gattin Cornelia Supera spricht jedoch dafür, dass er selbst (bzw. sein Beraterstab) durchaus an dynastischer oder zumindest familiärer Repräsentation interessiert war 1324. So wird die Kaiserin auch
1320 So hat sich ein papyrologischer Beleg erhalten, dessen Verfasser ein Schreiben zu Füßen der Statuen des Traianus Decius sowie der Herennia Etruscilla im Augusteum von Her mopolis abgelegt zu haben angibt; dazu Deppmeyer 2008, 421f. Kat. 222 mit weiterer Lit.; kürzlich auch Pfeiffer 2010, 246 mit Wortlaut in Anm. 211; vgl. außerdem eine Doppelstatuenbasis aus Comana (Cappadocia), die nach Ausweis ihrer Inschrift Bildnisse des Kaiser und seiner Ehefrau trug: SEG VI, 744; dazu Jacopi 1936, 19; Inan – Rosenbaum 1970, 52. 1321 Dazu Johne 2008a, 609; zur Herkunft der Etruscilla auch Klein 1998, 142f. 1322 Klein 1998, 176; vgl. etwa AE 1942/43, 55 aus Gamart (Africa Proconsularis): Herennia Etruscilla Etrsucilla als Aug(usti) coniunx Aug(usti) n(ostri); Kuhoff 1993, 109: „Dedikationen von Statuen für alle Mitglieder der Kaiserfamilie einschließlich der Augusta Herennia Etruscilla bilden den Hauptteil der Ehreninschriften“; vgl. hingegen Bleckmann 2002, 307–309, der darauf verweist, dass unter Decius tlw. die gleichen Münztypen wie zuvor unter Philippus Arabs geprägt wurden; daneben existieren seltene östliche Münzen, welche Herennia Etruscilla auf dem Avers zeigen und ihre drei männlichen Familienangehö rigen auf dem Revers führen; dazu Harl 1987, 40f. mit Taf. 13, 6; allg. zu den Münzen der Kaisergattin Klein 1998, 145–168; 268–271. 1323 Allg. zu Cornelia Supera Kent u. a. 1973, 48; Kluczek 1997, 155; Kienast 2004, 212f.; Huttner 2008, 217 mit weiterer Lit.; Johne 2008a, 610. 1324 RIC IV 3, 198f.; 202 Nr. 64; Cohen V², 295–297; offenbar „legte er [sc. Trebonianus Gal lus] noch Wert auf die Demonstration eines dauerhaften dynastischen Anspruches“, so Huttner 2008, 217.
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5. Die Porträts
auf einigen der wenigen erhaltenen Inschriften des Aemilianus gemeinsam mit ihrem Ehemann genannt1325. Münzbildnisse (Taf. IV, 2) Die Münzen zeigen Cornelia Supera als Frau mittleren Alters mit kleiner, gewölbter Stirn und großer, gerader Nase 1326. Im Vergleich mit den weich gezeichneten Gesichtszügen ist das Haupthaar zumeist relativ hart geschnitten. Die Kaiserin trägt eine durch gebrannte Wellen gegliederte Haarkappe mit einem Scheitelzopf. Dieser reicht normalerweise mindestens bis an die Stephane heran. Daneben existiert eine Variante mit einem darüber hinaus und bis an die Stirn reichenden, umgeschlagenen bzw. schlaufenförmigen Scheitelzopfende 1327. Wie im Falle ihres Ehemannes Aemilius Aemilianus ist auch im Hinblick auf Cornelia Supera kaum zu erwarten, dass rundplastische Bildnisse überdauert haben. Alle bisherigen Identifikationsversuche sind abzulehnen 1328. Die Ikonographie der Kaiserin fällt insgesamt relativ 'nichtssagend' aus, was daran liegen kann, dass angesichts der kurzen Herrschaft die nötige Zeit zur Entwicklung einer persönlicheren Porträtgestaltung fehlte. Hierbei handelt es sich jedoch um reine Spekulation: da das ikonographische Frauenbild im 3. Jh. allgemein einer gewissen 'Erstarrung' unterlag (hier S. 261), ist die geringe Ausdruckslosigkeit der Münzbildnisse im Falle von Cornelia Supera an sich nicht verwunderlich. Aus diesem Grunde fällt es schwer, bestimmte repräsentative Wirkungsabsichten zu benennen, die der Gestaltung ihrer Ikonographie zugrunde gelegen haben können. So lässt sich lediglich konstatieren, dass Cornelia Supera in ihrer Gesamterscheinung den Kaiserfrauen der vorangegangenen Jahre ähnelte. Ein etwaiger Bruch mit den etablierten Traditionen ist also nicht feststellbar. Die Kaisergattin erschien da mit in der aktuellen, für die stilistische Entwicklung ihrer Zeit verbindlichen Mode. Mariniana (Valerian I.) Die wahrscheinlich bereits vor der Erhebung ihres Ehemannes verstorbene Mariniana wurde unter der Herrschaft Valerians konsekriert und in die offizielle Münzprägung 1325 Etwa CIL V 530 = Clauss – Slaby 28000534 (Tergeste / Venetia et Histria); AE 1911, 104 = Clauss – Slaby 16400095 (Cuicul / Numidia); daneben ist ein pro salute des Kaisers und der domus divina errichteter dalmatischer Altar bekannt, der sich ebenso als Beleg für die Betonung der kaiserlichen Familie heranziehen lässt; dazu Dušanić 2003, pass.; spez. 257; Huttner 2008, 217 Anm. 515; möglicherweise bezog sich dieser Verweis (soweit er nicht einer rein topischen Inschriftenpraxis entspringt) auch auf andere Mitglieder der engeren kaiserlichen Familie, welche der Forschung aufgrund der dürftigen Überlieferungslage nicht mehr bekannt sind; siehe Dušanić 2003, 254 Anm. 1. 1326 Zu den Münzbildnissen der Cornelia Supera: Wessel 1946/47, 67; Maj 1958, 213; Wegner u. a. 1979, 99; Bastien 1993, 607; Ziegler 2000, 105, 117, Taf. 4. 1327 Dazu Ziegler 2000, 117, Taf. 4; siehe auch Delbrück 1940, 18. 1328 Zu den älteren Identifikationsversuchen Wegner u. a. 1979, 99f.
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5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen
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aufgenommen1329. Dabei erschien sie nicht nur als divinisierte Ehefrau des amtierenden Oberkaisers, sondern auch als Mutter des Gallienus und Großmutter der späteren Prinzen Valerian II. und Saloninus. In dieser mehrschichtigen Rolle als 'Ahnherrin' der licinischen Dynastie kam ihr eine wichtige Funktion für die Legitimation des Kaiserhauses zu1330. Münzbildnisse (Taf. IV, 5) Auf den Münzen erscheint Mariniana als Diva mit verschleiertem Hinterhaupt1331. Details der rückseitigen Frisur lassen sich daher (wie bei Diva Paulina) nicht bestimmen. Für die Haarkappe sind zwei Varianten belegt: Wie bereits im Falle der Herennia Etruscilla existieren sowohl Münzporträts mit wellengegliedertem Haar (Taf. IV, 5) als auch solche, bei denen sich die Frisur aus langen Strähnen zusammensetzt1332. Im Hinblick auf die Physiognomie der Kaisergattin lassen sich je nach Prägestempel recht unterschiedliche Aussagen treffen. Bisweilen erscheint sie mit gestrecktem, dann wieder mit etwas gedrungenerem Schädelbau. Die Bildung von Nase und Profillinie ist ebenfalls in unterschiedlichen Varianten belegt. Aus diesem Grunde lässt sich auch kein einheitliches Darstellungsalter benennen, welches der Konzeption der Münzen zugrunde lag. So erscheint Mariniana auf einigen Münzen relativ jugendlich (Taf. IV, 5), auf anderen wiederum als ältere Frau1333. Es sind keine rundplastischen Porträts der vergöttlichten Kaisergattin bekannt 1334. Im Hinblick auf die repräsentativen Aspekte ihrer Ikonographie lassen sich gewisse Gemeinsamkeiten mit den anderen Familienangehörigen konstatieren, welche im Rahmen der licinischen 'Familienphysiognomie' konzipiert worden sein müssen. So findet sich auf einigen Prägungen die dynastietypische 'Schnabellippe' wieder (Taf. IV, 5), deren Bildung in der Rundplastik ein herabgezogener Zipfel entsprochen haben dürfte (Abb. 3). In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass Valerian keine Münzen für seine zweite Ehefrau Cornelia Gallonia prägen ließ1335. Obwohl bereits verstorben, war 1329 Allg. zu Mariniana: Göbl 2000, 57f.; Bleckmann 2002, 211; Kienast 2004, 216; Goltz – Hartmann 2008, 228 mit Anm. 34; 230 Anm. 44; Johne 2008a, 610; Glas 2014, 241f. 1330 Zur Rolle Marinianas für die dynastische Repräsentation auch Glas 2014, 242f.; 245f. 1331 Zu den Münzbildnissen der Mariniana: Bernoulli 1894, 171 (noch in der Annahme, es handele sich um eine Ehefrau des Gallienus); Delbrück 1940, 19; 120; Maj 1958, 219; Bergmann 1977, 44, 90; Wegner u. a. 1979, 105; Bastien 1993, 607f.; allg. RIC V 1, 64f.; Cohen V², 341–343; Kankelfitz 1976, 310f. 1332 Beispiel: Wegner et al. 1979, Taf. 39 e. 1333 Vgl. das hier in 1332 gegebene Beispiel. 1334 Zu den älteren Identifikationsversuchen siehe Wegner u. a. 1979, 105. 1335 Dazu Glas 2014, 65f.; 243; offenbar wurde bewusst vermieden, zwei Frauen eines Kaisers parallel zueinander in der Münzprägung zu berücksichtigen. Ein ähnliches Vorgehen lässt sich in gewisser Weise auch für Trebonianus Gallus konstatieren, der zu Beginn seiner Herrschaft zwar weiterhin für Herennia Etruscilla, nicht aber für seine eigene Ehefrau prägen ließ.
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5. Die Porträts
Mariniana in ihrer Rolle als Mutter des Unterkaisers und Großmutter der jungen Prin zen für die familiäre Repräsentation demnach weitaus interessanter als die aktuelle, lebendige (!) Gattin des Dynastiegründers1336. Salonina (Gallienus) Iulia Cornelia Salonina Chrysogone war die Ehefrau des Gallienus und Mutter der Prinzen Valerian II. und Saloninus sowie des erst einige Jahre später geborenen Marinianus1337. Unter der Herrschaft der licinischen Dynastie erschien sie nicht nur auf zahlreichen Inschriften1338, sondern auch in der offiziellen Münzprägung 1339. Für Salonina haben sich ausnahmsweise einige schriftliche Nachrichten erhalten. In Geschichtsschreibung und Literatur wird sie als philosophisch interessierte Kaisergattin beschrieben, die
1336 Tatsächlich war Cornelia Gallonia auch Mutter eines Kaisersohnes. Der Halbbruder des Gallienus war jedoch nicht am licinischen Herrschaftskollegium beteiligt, weswegen kein Grund dazu bestand, die aktuelle Kaisergattin als 'Mutter' der Dynastie zu propagieren; zu Cornelia Gallonia und ihrem Sohn P. Licinius Valerianus siehe Goltz – Hartmann 2008, 229f mit Anm. 39–43 für Belege und weitere Lit.; jüngst auch Glas 2014, 58. 1337 Allg. zu Salonina Klein 1998, 178–250; Bleckmann 2002, 310–317; außerdem Kent u. a. 1973, 50; de Blois 1976, 155; Goltz – Hartmann 2008, 230 Anm. 35; Johne 2008a, 610f.; Geiger 2013, 291–300 für weitere Lit. Es ist indessen nicht mit Sicherheit erwiesen, dass es sich bei Marinianus um einen Sohn von Gallienus und Salonina handelt – Grandvallet 2006, die in Marinianus einen Cousin oder Neffen des Kaisers erkennt, hat noch kürzlich Argumente dagegen vorgelegt; dazu Hedlund 2008, 182f.; zu Marinianus auch Hartmann 1982, 69 und Goltz – Hartmann 2008, 228f. mit Anm. 38 für Lit. 1338 Zu den Inschriften Saloninas Klein 1998, Rom und Italien: S. 232–237; Balkanprovinzen allgemein: S. 237f.; Dalmatien: S. 238; Pannonien: S. 238f.; Mösien: S. 239; Dakien: S. 239f.; Thrakien: S. 240; Kleinasien: S. 241f.; Afrika: S. 243–246; Spanien: S. 247; Gallien: S. 247f.; Bleckmann 2002, 312; Glas 2014, 243; außerdem Sirano 2003, 188–122 mit tabellarischer Übersicht; selten ist Salonina als mater castrorum charakterisiert (bspw. Sirano 2003, pass.); dazu Bleckmann 2002, 312; Klein 1998, 248 findet dies im Hinblick auf die starke Hinwendung des Kaisers zu seinen Soldaten verwunderlich; mater castrorum senatus ac patriae lässt sich indessen nur durch eine Inschrift mit fraglicher Ergänzung belegen: CIL V 857 = Clauss – Slaby 01600135 (Aquileia / Venetia et Histria); dazu Klein 1998, 235; 248. 1339 RIC V 1, 105–115; 191–200; Cohen V², 339f.; 495–515; zu den Prägestätten: Klein 1998, 209–232; allg. zu Salonina: Klein 1998, 178–248; Göbl 2000, 57f.; Bleckmann 2002, 311– 316; Goltz – Hartmann 2008, 228 mit Anm. 35 für Lit.; zur Münzprägung der Salonina: Imhoof-Blumer 1888, 286; Kent u. a. 1973, 48, 50; Wegner u. a. 1979, 130; Breckenridge 1981, 507; Nollé 1986, 131; 133f.; ausf. Klein 1998, 185–193 (Samtherrschaft), 193–202 (Alleinherrschaft); Legutko 2002, 135f.; Glas 2014, 244f.
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5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen
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über einen gewissen politischen Instinkt verfügt haben soll1340. Ein tatsächlicher realpolitischer Einfluss kann ihr jedoch nicht attestiert werden1341. Münzbildnisse (Taf. IV, 10–11) Da für Salonina sowohl während der Samtherrschaft als auch während der gallienischen Alleinherrschaft Münzen in unterschiedlichen Prägestätten hergestellt wurden, fällt die Summe der überkommenen Einzelformen relativ hoch aus 1342. So sind neben den verbreiteten Porträts mit Scheitelzöpfen auch Alexandrinische Münzbildnisse mit Haarnest bekannt1343. Saloninas Schädelbildung changiert im Spektrum der Münzen zwischen länglichen und stark gedrungenen Formen. Zumeist verfügt die Kaiserin über eine gewölbte Stirn und eine prominente Nase. Qualitätvolle Prägungen lassen bisweilen Merkmale der gallienischen oder allgemein der licinischen Ikonographie erkennen. Hierzu gehört etwa die dynastietypische Form des Mundes mit 'Schnabellippe'. Es existieren allerdings – besonders in der Provinzialprägung – auch Bildnisse mit völlig verschiedenen Zügen. Wie bereits angedeutet trägt die Kaiserin auf den verbreiteten Münzen eine Fri1340 Etwa Petr. Patr. Frg. 162; dazu Klein 1998, 183f. Daneben sind vereinzelte Anekdoten aus dem Leben der Salonina bekannt: Nachdem ein Händler der Kaisergattin falsche Juwelen verkauft hatte, verurteilte ihn Gallienus HA Gall. 12, 5 zufolge zum Tode durch einen Löwen. Bei der Vollstreckung des Urteils erwies sich das Tier jedoch als harmloser Kapaun – und damit gleichermaßen als 'Fälschung'. Die Erzählung ist kaum als echte Episode aus dem Leben der Salonina, sondern vielmehr als literarisches Beispiel für den verderblichen Charakter des Kaisers zu verstehen, der demnach nicht einmal bereit war, seiner eigenen Ehefrau Respekt zu erweisen; zur Darstellung der Kaisergattin in den Quellen auch Klein 1998, 183f.; Bleckmann 2002, 313–315; Geiger 2013, 291–294. Das durch Porph. vita Plot. 12 verbürgte Interesse des kaiserlichen Ehepaares an den Lehren des Neuplatonikers Plotinus scheint indessen auf einem wahren Kern zu beruhen; siehe auch Sage 1983, 149f.; allg. Brauer 1975, 152–161; zum Verhältnis zwischen Gallienus und Plotinus aktuell auch Geiger 2013, 268–275 mit weiterer Lit. Ihm zufolge versuchte Gallienus „sich diese Bekanntschaft zunutze zu machen, indem er sich als einen Kaiser der 'guten alten Zeit' darstellte, der auch den Rat von Philosophen sucht“; Geiger mahnt zugleich an, das persönliche Verhältnis von Gallienus und Plotinus nicht zu über schätzen. Zur gemeinsamen Athenreise von Gallienus und Salonina Armstrong 1987, 235 mit Belegen und Lit.; wird diese Reise bisweilen als Ausdruck eines persönlichen Interesses an der griechischen Kultur verstanden, deutet sie Armstrong (S. 256f.) als Versuch des Gallienus, sich öffentlich als intellektueller Anführer in der Tradition griechischer Ideal vorstellungen zu präsentieren. 1341 Bleckmann 2002, 312f. 1342 Zu den Münzbildnissen der Salonina: Bernoulli 1894, 171f.; Delbrück 1940, 19; 120; Maj 1958, 235; Kankelfitz 1976, 324; Bergmann 1977, 90f.; Wegner u. a. 1979, 130; Bastien 1993, 608–610; Ziegler 2000, 105; Schade 2003, 13, 16; zur Glyptik etwa Maj 1958, 240 Nr. 329–330. 1343 Vgl. etwa ein Exemplar im Münzhandel (G. Hirsch, Lot 2149 vom 16.02.2017). Die Frisurvariante wird von einigen Forschern (z. B. Wessel 1946/47; Wegner u. a. 1979, 130) nicht berücksichtigt; noch Ziegler 2000, 105, Taf. 5 (Tabelle) gibt lediglich die verbreitete Scheitelzopffrisur an; zur Haartracht der Salonina auch Bastien 1993, 608–610.
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5. Die Porträts sur mit Scheitelzopf, der bis an die Stephane heranreichen kann. Die Haarkappe ist dabei wie üblich durch Brennscherenwellen gegliedert.
Für Salonina wurden in der Vergangenheit mehrere rundplastische Porträts in Betracht gezogen, die jedoch aufgrund mangelnder Repliken sowie ikonographischer Unstimmigkeiten allesamt als Bildnisse der Kaiserin abzulehnen sind 1344. Bei der Konzeption ihrer Ikonographie ging es anscheinend in erster Linie darum, ein weibliches Pendant zu ihren männlichen Familienangehörigen zu schaffen und so ein deutliches Zeichen 1344 Beispiele (Auswahl): a) ein Porträt in St. Petersburg, Ermitage, Inv. A 29 – Dafür etwa Vostchinina 1974, 186 Kat. 69 mit Taf. 92–93 (mit Fragezeichen); Gorbunova – Saverkina 1975, Nr. 120; dagegen u. a. Maj 1958, 238 Nr. 322 (mit Fragezeichen); Bergmann 1977, 89f.; Wegner u. a. 1979, 132 mit weiterer Lit. Die von M. Wegner vorgebrachten physiognomischen Bedenken sprechen weniger gegen die Zuweisung an Salonina als die Frisur der Dargestellten. Auch die Länge des Scheitelzopfes sowie die Gliederung der Haarkappe stehen zunächst nicht unbedingt im Widerspruch zur Ikonographie der Kaisergattin, wohl aber die auf die Stirn fransenden Strähnen sowie die eingedrehten, lockigen Fortsätze hinter den Ohren. Vgl. zu dieser Form der Stirnhaargestaltung etwa Johansen 1995, 206f. Kat. 91 (engl. Ausgabe). b) ein Kopf in Paris, Musée du Louvre, MA 1050 – Bereits von Bernoulli 1894, 182f. als Salonina in Erwägung gezogen; dafür mit Fragezeichen noch de Kersauson – Pasquier 1996, 492f. Nr. 232 (mit Abb.); dagegen u. a. Wegner u. a. 1979, 132 mit weiterer Lit. Die Frisur widerspricht der Zuweisung nicht unbedingt – da jedoch keine Repliken bekannt sind, welche der Benennung als Kaiserin größere Wahrscheinlichkeit einräumen würden, müssen physiognomische Überlegungen den Ausschlag geben. Wie bereits von M. Wegner ausgeführt, spricht die Physiognomie jedoch gegen die Zuweisung an Salonina. Es wäre zudem zu erwarten, dass sich die Merkmale der licinischen 'Familienphysiognomie' (insb. Lippenzipfel und Profillinie) wie bei Valerian und Gallienus auch im rundplastischen Por trät der Kaisergattin widerspiegeln. Das Bildnis im Louvre weicht hier jedoch deutlich ab. Da der Forschung kein sicheres rundplastisches Porträt der Salonina bekannt ist, handelt es sich hierbei freilich um eine rein theoretische Überlegung. c) ein Kopf in Rom, Museo delle Terme 308 Inv. 12780 – Dafür u. a. Maj 1958, 236 Nr. 319 (fraglich); Wegner u. a. 1979, 130, 133 (mit Taf.); Sapelli 1998, 28 Nr. 11 (mit Frage zeichen); für ein Privatporträt Alföldi-Rosenbaum 1983, 823; Giuliano 1988, 402–405 Nr. R308 (Beitrag A. L. Cesarano); siehe auch Hausmann 1981, 389. Das Bildnis ist bereits aufgrund seiner deutlich von den Münzen abweichenden Stirn- und Schläfenhaargestaltung sowie seiner anders frisierten Haarkappe als Porträt Saloninas abzulehnen. Auch der eingedrehte, in einer Schlaufe endende Scheitelzopf ist so nicht für die Ikonographie der Kaisergattin belegt. Die Abweichungen fallen so gravierend aus, dass gewisse physiognomische Ähnlichkeiten dieses Manko kaum ausgleichen können (anders Wegner u. a. 1979, 133). d) ein Kopf in Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek, Inv. 1493 – Dafür noch Kleiner 1992b, 381; dagegen etwa Johansen 1995, 130f. Kat. 54 mit Abb. und weiterer Lit., der das Bildnis als Privatporträt um die Jahrhundertmitte anspricht. Gegen die Zuweisung an Salonina spricht bereits die Gestaltung der unter dem Scheitelzopf liegenden Haarkappe, die hier aus langen, nach hinten geführten Strähnen besteht, sich im Falle der Kaisergattin je-
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5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen
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der dynastischen Zusammengehörigkeit zu setzen 1345. Neben der bereits zitierten Mundbildung (Abb. 3) lassen sich zahlreiche Gemeinsamkeiten in der Profillinie bestimmen. Dies gilt besonders für Münzen und Medaillons mit Darstellungen mehrerer Familienmitglieder. So erscheint Salonina in physiognomischer Hinsicht bisweilen mit fast identischen Charakteristika wie ihr Ehemann1346. Für beide lassen sich noch gemeinsame Statuengruppen rekonstruieren1347. So wie sich Gallienus nach Meinung einiger Forscher durch seine Herrschaftsrepräsentation auf Augustus zurückbezogen haben soll (hier S. 196ff.), wird für Salonina bisdoch aus eng gelegten Brennscherenwellen zusammensetzt. Zu weiteren Identifikationsvorschlägen siehe Wegner u. a. 1979, 131–134. 1345 Hierzu passt auch der Umstand, dass Salonina in der Münzprägung mit der sonst für die Soldatenkaiserzeit seltenen Reverslegende FECVNDITAS in Zusammenhang gebracht wurde; dazu etwa Bleckmann 2002, 311; Hedlund 2008, 182; Glas 2014, 244; zu FECVNDITAS in der Münzprägung seit Herennia Etruscilla Horster 2007, 302f. 1346 Vgl. etwa Bastien 1993, Taf. 104, 2 mit gemeinsamer Darstellung beider Eheleute. 1347 Beispiele für gemeinsame Statuengruppen: CIL V 856 = Clauss – Slaby 01600134 und CIL V 857 = Clauss – Slaby 01600135 (Monastero); dazu Deppmeyer 2008, 404f. Kat. 210; CIL VIII 1487 = Clauss – Slaby 17900398; AE 1914, 182 = Clauss – Slaby 00800007 (Thugga); dazu Deppmeyer 2008, 425f. Kat. 225 mit weiterer Lit. Auch für das severische Forum von Leptis Magna ist die gemeinsame Aufstellung des Kaisers und seiner Ehefrau belegt: IRT 456–468; zu den Statuen des Forums Kleinwächter 2001, 252f. mit älterer Lit.; Porträts der Eheleute waren zudem Teil des umfangreichen Statuenschmucks im Sebasteion von Bubon: Die Gruppe scheint bereits während Samtherrschaft gemeinsam mit ei nem Bildnis des Dynastiegründers Valerian gesetzt worden zu sein; zum Sebasteion von Bubon u. a. Inan 1977/78; Inan – Jones 1977/78; Inan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 47– 49; Rez. Gazda 1981, 360; Fittschen 1999, 128f. Kat. 48; Deppmeyer 2008, 229–237 Kat. 106 mit weiterer Lit.; dazu Rez. Fittschen 2009, 1134. Daneben haben sich einige Statuenbasen der Kaiserin erhalten, auf denen sie u. a. als coniunx des Gallienus erscheint; bspw. CIL V 7879 = Clauss – Slaby 05401130 (Alpes Maritimae; Cimiez / Cemenelum); Sirano 2003, 118 Nr. 3; dazu Rosso 2006, 534f. Nr. 292; CIL III 10206 = Clauss – Slaby 29300071 (Bassiana / Pannonien); dazu Mráv 2003, 352; Jacopi 1936, 6f.; Abb. 17 (Pompeiopolis / Paphlagonia); MAMA VIII 96, Nr. 453 (Aphrodisias); IGR IV, 777 (Apameia / Phrygia); IGR IV, 593 (Merus / Phrygia); IGR III, 237 (Aspona / Galatia); siehe auch Inan – Rosenbaum 1970, 52. Zur gemeinsamen Aufstellung von Bildnissen Saloninas gemeinsam mit ihren beiden Söhnen vgl. etwa CIL III 6956 = Clauss – Slaby 28501125 = IGRR IV Nr. 776 und IGR IV Nr. 777 (Apameia / Phrygien); dazu Deppmeyer 2008, 413f. Kat. 216 mit weiterer Lit.; außerdem Deppmeyer 2008, 414f. Kat. 217 mit weiterer Lit. (Aphrodisias); siehe noch CIL VIII 2380 = Clauss – Slaby 20100206; CIL VIII 2382 = Clauss – Slaby 20100208; CIL VIII 2383 = Clauss – Slaby 20100209 (Thamugadi); Manderscheid 1981 123 Nr. 485; dazu Deppmeyer 2008, 423–425 Kat. 224, die eine Gruppe mit Bildnissen Valerians I., Saloninas, Valerians II. sowie des Saloninus rekonstruiert; vgl. Fittschen 2009, 1130f.: „Warum von den beiden auf den Namen des P. Licinius Cornelius Valerianus lautenden Inschriften in Thamugadi (Nr. 224) die eine auf dessen Bruder Saloninus bezogen worden ist, ist unverständlich und bedürfte der Begründung. Mehrfachaufstellungen von Statuen derselben Person hat D[eppmeyer] selbst doch durch viele Beispiele belegt. Daß in der
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5. Die Porträts
weilen eine bewusste Imitation der Livia Drusilla konstatiert1348. Unabhängig davon, ob diese Schlussfolgerung aus dem historischen Quellenmaterial gerechtfertigt ist, lässt sich ein derartiger Rückgriff zumindest aus ikonographischer Sicht nicht bestätigen: da die Physiognomie der Kaisergattin gänzlich durch die Idee der familiären Angleichung bestimmt war und darüber hinausgehende Zitate nicht zu konstatieren sind, bliebe allein die Frisur als Träger einer solchen Aussage übrig. Saloninas Haartracht bewegt sich jedoch ganz auf der Höhe ihrer Zeit lässt keinerlei 'archaisierende' Merkmale erkennen, die vielleicht auf Livia zu beziehen wären. Sulpicia Dryantilla (Regalianus) Bei Sulpicia Dryantilla handelte es sich um die einzige numismatisch bekannte Ehefrau eines 'erfolglosen' Usurpators der Soldatenkaiserzeit1349. Als Nachkomme einer senatorischen Familie entstammte sie wahrscheinlich „höchsten Kreisen“ 1350. Ihr Ehemann Regalianus ließ (wohl in Ermangelung einer ordentlichen Münzstätte mit eigenen Schrötlingen) ältere Münzen mit dem Bildnis seiner Frau überprägten (hier S. 292ff.). Dass Sulpicia Dryantilla überhaupt in der Münzprägung des kurzlebigen Usurpators bedacht wurde, lässt sich als Beleg dafür heranziehen, dass die bloße Präsentation einer Ehefrau auch ohne die Existenz eines gemeinsamen Prinzensohnes von Bedeutung für das Selbstverständnis eines noch jungen Regimes sein konnte. So wurden die beiden Eheleute auf den Reverslegenden gemeinsam durch die pluralische Form AVGG(ustorum) bezeichnet. Dies bedeutet jedoch nicht etwa, dass Dryantilla als 'Mitregentin' des Regalianus auftrat1351.
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Therme auch ein Bildnis Galliens gestanden hat, wenn auch in einem anderen Raum, hät te durchaus erwähnt werden sollen. Denn wir können nie sicher sein, ob die Fundorte auch mit den ursprünglichen Aufstellungsorten identisch sind.“ Etwa Breckenridge 1981, 507; problematisch ist hier bereits der Verweis auf Ähnlichkeiten in der Münzprägung – so stellt PVDICITIA keinesfalls eine ungewöhnliche Reverslegende für Kaisergattinnen dar. Über das genaue Verhältnis zwischen Regalianus und Dryantilla herrschte lange Unsicherheit; so verstand etwa Groag 1899, 209f. Dryantilla noch als Mutter des Usurpators; unsicher noch H. Mattingly in RIC V 2, 575f.; R. Göbl konnte schließlich anhand eines identischen Reversstempels den Beweis für die bereits im Vorfeld vermutete Ehe erbringen; siehe u. a. Delbrück 1940, 125f.; Göbl 1970, 5; Göbl 2000, 139; Dembski u. a. 2007, 543. Groag 1899, 207f.; Delbrück 1940, 126; Göbl 1970, 34f. mit Rekonstruktionszeichnung der Verwandtschaftsverhältnisse; zusammenfassend Dembski u. a. 2007, 529f. mit Angabe der entsprechenden Belege. Das Kürzel ist insofern ungewöhnlich, dass es sich nicht wie sonst üblich auf zwei männliche Augusti, sondern auf einen Kaiser und seine Ehefrau bezieht. Zwar waren bereits unter Gordian III. und Tranquillina bestimmte Legenden mit Bezug auf das kaiserliche Ehepaar (v. a. CONCORDIA AVGVSTORUM) mit dieser Form zu versehen worden (dazu etwa Horster 2007, 302f.; hier Anm. 1320), allerdings trifft dies im Falle des Regalianus und seiner Frau auch für andere Typen zu. Die von Göbl 1970, 32; 51 vertretene An-
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Münzbildnisse Für Sulpicia Dryantilla sind zwei Aversstempel bekannt, die sich in unterschiedlicher Deutlichkeit von den jeweiligen Untergeprägen abheben 1352. Die Dargestellte erscheint immer mit der für Doppelnominale üblichen Mondsichel unterhalb des Büstenausschnitts. Ihre Haarkappe setzt sich aus einer in kleinteiligen Buckeln aufgelösten Brennscherenfrisur zusammen. Der darüber liegende Scheitelzopf reicht bis an die Stephane heran oder darüber hinaus. Die Gesichtsphysiognomie ist oft durch die Untergepräge gestört, was die Benennung einzelner Merkmale erschwert. Charakteristisch sind breite Lippen, eine auffallend große, gewölbte Stirn sowie eine kleine, spitz zulaufende Nase1353. Angesichts der kurzen Regierungszeit und des stark beschränkten Einflussgebietes ihres Ehemannes scheint kaum denkbar, dass rundplastische Bildnisse der Dryantilla überdauert haben. In der Forschung sind bisher entsprechend gar keine Köpfe zur Diskussion gestellt worden. Mit der Aufnahme seiner Ehefrau in die gemeinsame Münzprägung dürfte Regalianus in erster Linie bezweckt haben, das eheliche Verhältnis als Ausweis der kaiserlichen Eintracht zu betonen. So brachten die Reverse den Usurpator mit Iuppiter und seine Frau mit dessen Gemahlin Iuno in Zusammenhang. Auf diese Weise erschienen Regalianus und Dryantilla als irdisches Pendant zum göttlichen Ehegespann 1354. Alle Reverstypen der regalianischen Prägung sind jedoch der licinischen Dynastie (sprich: der Samtherrschaft von Valerian und Gallienus) entlehnt, weswegen sich kein eigener programmatischer Schwerpunkt ermitteln lässt 1355. Zwischen Regalianus und Dryantilla be-
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nahme, Dryantilla sei damit auf den Münzen nicht nur als Gattin, sondern auch als Mitregentin ihres Mannes aufgetreten, ist kritisch zu hinterfragen. So zweifelt Schultz 1992, 66f. zu Recht daran, dass der Usurpator solch „weitreichende Neuerungen“ eingeführt und sich nicht auf das traditionelle Vorgehen berufen habe. Zu den Münzbildnissen der Dryantilla: Groag 1899, 206; RIC V 2, 577; Delbrück 1940, 126; Maj 1958, 248; Bastien 1993, 610; Göbl 2000, 139 mit Taf. 123 Tab. 51; ein zwischenzeitlich angenommener weiterer Stempel ist mit Stempel II identisch und muss daher ent fallen; dazu Dembski u. a. 2007, 539–542; siehe zur Münzprägung die unten zu Regalianus in Anm. 1541 aufgeführte Lit. Anders Delbrück 1940, 126, der die Nase als 'stumpf herausspringend' bezeichnet. Der Verf. kann sich diesem Eindruck nicht anschließen. Dazu Göbl 1970, 32; Dembski u. a. 2007, 545. Eine aktuelle Übersicht bieten Dembski u. a. 2007; Göbl 1970, 32f. bezeichnet das Programm als „für die kurze Zeit leidlich durchdacht“; Göbl 2000, 139: „Die Typologie (...) ist also zwar ausgesucht, aber bedeutungslos“; Dembski u. a. 2007, 545: „nur punktuell finden sich innovative Kreationen, die aber vermutlich auf das Nichtverstehen der Vorbilder zurückzuführen sind. Dieses Faktum ist für sich genommen wohl kennzeichnend für die Umstände der Usurpation des Regalianus.“; zur Interpretation der Reverstypen dort 545f., 554.; der durch AVGG implizierte Plural Augustorum, welcher für verschiedene Reverstypen belegt ist, wurde von Fitz 1966, 47f. noch als Ausdruck einer „alliance de Régalien et de Postumus“ verstanden; AVGG ist jedoch vielmehr auf das kaiserliche Ehepaar zu beziehen (hier Anm. 1351): Göbl 1970, 32 mit Anm. 35; 51; siehe auch Woytek in
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stehen durchaus gewisse ikonographische Ähnlichkeiten; dazu gehören die hohe, gewölbte Stirn sowie die charakteristische Mundpartie mit ihren wulstigen Lippen. Es ist jedoch fraglich, ob diese Gemeinsamkeiten wirklich bewusst im Hinblick auf eine gemeinsame Familienphysiognomie konzipiert worden sind: in Anbetracht der Behelfsmäßigkeit der gesamten Prägung ist ebenso vorstellbar, dass hier mit dem Improvisationstalent der ausführenden Handwerker gerechnet werden muss. Ulpia Severina (Aurelian) Unter den nachgallienischen Kaisern ließ erst wieder Aurelian Münzen für seine Ehefrau prägen. Ulpia Severina wurde offenbar erst relativ spät mit offiziellen Ehrungen bedacht; den Augustatitel erhielt sie wohl 274 n. Chr., also einige Jahre nach der Erhebung ihres Ehemannes1356. Darüber hinaus führte die kinderlose Kaiserin eine Reihe von Ehrenbezeichnungen, die sonst nur Müttern von Herrschaftsnachfolgern vorbehalten waren1357. Ein markantes Beispiel hierfür stellt die epigraphisch belegte Kombination mater castrorum et senatus et patriae dar, die später noch von Magnia Urbica in Anspruch genommen wurde1358. Zwischen dem Tod Aurelians und dem Herrschaftsantritt des Tacitus soll es nach Meinung einiger Forscher zu einem mehrmonatigen Interregnum gekommen sein, in dem Ulpia Severina eine führende Regierungsrolle spielte. Die Befürworter dieser Theorie stützen sich auf Münzen der Kaisergattin, die eventuell noch über den Tod ihres Ehemannes hinaus geprägt wurden. Tatsächlich lassen sich je doch auch gute Argumente gegen diese Überlegungen vorbringen 1359. Das fragliche Interregnum der Ulpia Severina bleibt damit vorerst ohne klare Konturen. Münzbildnisse (Taf. V, 11–12) Für Ulpia Severina wurde in verschiedenen Münzstätten geprägt, von denen teilweise recht unterschiedliche Bildnisse überkommen sind 1360. Die wiederkehren-
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1359 1360
Dembski u. a. 2007, 536, der Fitz allgemein scharf kritisiert (S. 530); vgl. Goltz – Hart mann 2008, 265 Anm. 208 („wenig wahrscheinlich“). Allg. zu Ulpia Severina (Auswahl): Wegner u. a. 1979, 144; Strobel 1998, pass.; Bleckmann 2002, 333–339; Kienast 2004, 236f.; Hartmann 2008b, 311 mit Anm. 48–49 für weitere Lit.; Hedlund 2008, 184f.; Johne 2008a, 611f.; zur Münzprägung bereits Rohde 1882, pass. Für Belege und Lit. siehe Hartmann 2008b, 311 Anm. 48; dort Anm. 49 zur Frage nach einem etwaigen Sohn der Kaiserin. CIL II/14–2, 927 = Clauss – Slaby 03400037 (Tarraco / Hispania citerior); dazu auch Abascal u. a. 2011, 208; für mater castrorum ohne weitere Zusätze siehe CIL V 29 = Clauss – Slaby 04200029 (Pola / Venetia et Histria); zu Magnia Urbica in diesem Zusammenhang Hedlund 2008, 186. Zum sog. Interregnum u. a. RIC V 1, 361; Yonge 1979, pass.; Rathbone 1986, 123; Strobel 1998, 134, 144f.; Bleckmann 2002, 338f.; Johne 2007, 111; Hedlund 2008, 147–151 mit weiterer Lit.; Johne 2008a, 612; Johne 2008b, 379–381. Zu den Münzbildnissen der Ulpia Severina: Bernoulli 1894, 183f.; Delbrück 1940, 21; Wessel 1946/47, 67; Maj 1958, 269; Kankelfitz 1976, 364; Wegner u. a. 1979, 144; För-
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5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen
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den und somit für ihre Ikonographie charakteristischen Merkmale lassen sich folgendermaßen skizzieren: Sie besitzt meist die für die 'illyrischen' Kaiser typische flache Schädelform mit oval auslaufendem Hinterkopf (Taf. V, 12). Daneben sind Bildnisse mit kompaktem, quadratischem Schädelbau bekannt. Nase und Kinn laufen spitz zu; unter der flachen Stirn zeichnet sich eine markant vorspringende Glabella ab. Die Frisur ist in zwei Varianten belegt. Die Haarkappe setzt sich dabei immer aus langen, nach hinten geführten Strähnen zusammen. Entweder trägt Severina einen in mehreren Flechten nach vorne gelegten Scheitelzopf, der bis an die Stirn reicht und sich dort einrollt (Taf. V, 11), oder einen schlichten, vom Wirbel aus bis über das Stirnhaar hinausreichenden Zopf mit Schlinge (Taf. V, 12)1361. Die Kaiserin ähnelt in mancher Hinsicht ihrem Ehemann Aurelian, wie sich etwa an der Bildung von Hinterkopf, Kinn, Nase und Glabella zeigt. Auch das Detail der in Falten gelegten Stirn, welches ja eigentlich ein zeitgenössisches Charakteristikum der männlichen Kaiser darstellt, lässt sich auf zahlreichen Prägungen wiederfinden. Es ist bisher kein rundplastisches Porträt der Ulpia Severina bekannt1362. Durch epigraphische Zeugnisse lässt sich jedoch die gemeinsame Aufstellung von Bildnissen der Kaiserin und ihres Ehemannes belegen1363. Die motivischen (d. h. über den reinen Zeitstil hinausgehenden) Ähnlichkeiten zwischen Aurelian und seiner Ehefrau sind auf den Münzen so markant wiedergegeben, dass hier von einer bewussten Konzeption gesprochen werden muss, welche die Betonung der ehelichen Zusammengehörigkeit zum Ziel hatte. So verfügt Severina nicht nur über den zeittypischen, oval ausladenden Hinterkopf, sondern auch über eine kurze, in ihren Einzelformen spitz zulaufende Profillinie. Besonders deutlich tritt die intentionell konzipierte Ähnlichkeit in der Wiedergabe der kontrahierten Stirn zu Tage, bei der es sich eigentlich um ein Merkmal der männlichen Kaiserikonographie handelte (hier Kap. 5.6 a). Die frons contracta ist jedoch keineswegs als Chiffre für die Sorge der Kaiserin um das Römische Reich oder gar als Hinweis „auf ihre Regierungsverantwortlichkeit“ zu verstehen 1364. Vielmehr wurde hier ein motivisches Merkmal des Ehemannes schablonenhaft kopiert und auf die Bildnisse der Kaisergattin übertragen, um das eheliche Verhältnis auf diese Weise noch unmissverständlicher auszudrücken1365.
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schner 1987, 364; Bastien 1993, 610–612; Ziegler 2000, 117, 123; allg. RIC V 1, 313–318; Cohen VI², 208–211; zur Glyptik Maj 1958, 268 Nr. 361–362. Obwohl bereits Wessel 1946/47, 67 beide Frisuren zeigt, führt Wegner u. a. 1979, 144 nur die Variante mit Scheitelzopf an; vgl. auch die Zeichnungen bei Ziegler 2000, Taf. 4; Del brück 1940, 21 versteht die Frisur der Kaiserin als von „illyrischen Soldatenweibern“ inspiriert; dazu Schade 2003, 13f. Zu den älteren Identifikationsversuchen Wegner u. a. 1979, 145 mit weiterer Lit. Siehe Visy 1986, 65 mit Anm. 46 und 47 für Belege; die Formel numini maiestatique eorum auf einigen dieser Inschriften lässt sich als Hinweis auf gemeinsame Aufstellung verstehen. So noch kürzlich Schade 2008, 76. Die enge Verbundenheit zwischen Aurelian und seiner Ehefrau spiegelt sich auch in der Gemmenkunst wider:
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5. Die Porträts Magnia Urbica (Carinus)
Bei Magnia Urbica handelte es sich um die Ehefrau des Carinus und Mutter des früh verstorbenen Nigrinianus1366. Die durch Inschriften und Münzen bekannte Kaisergattin wurde nach ihrer Hochzeit im Jahre 283 n. Chr. mit dem Augustatitel bedacht und offiziell als mater castrorum propagiert1367. In der Geschichtsschreibung findet die Gemahlin des tyrannisch charakterisierten Carinus, der angeblich neun Mal verheiratet war und sich vorzugsweise seiner schwangeren Frauen entledigte1368, keine direkte Erwähnung. Münzbildnisse (Taf. VII, 6) Die Münzen zeigen Magnia Urbica mit kompakter Schädelform. Dabei besitzt sie nicht mehr den ausladenden Hinterkopf, der noch wenige Jahre zuvor das Bildnis der Ulpia Severina bestimmt hatte1369. Die Kaisergattin verfügt über eine grundsätzlich dem Carinus vergleichbare Profillinie mit flacher Stirn, gerader Nase und einem kleinem Mund. Viele Bildnisse zeigen ein exponiertes Spitzoder Knollenkinn. Manchmal besitzt Magnia Urbica eine im Ansatz ausgeprägte Mentolabialfalte1370. Die Kaiserin trägt eine Scheitelzopffrisur mit einer in lange Strähnen gelegten Haarkappe. Der Zopf reicht dabei oft in doppelter Flechte bis an die Stirn, wo sich das Ende nach innen einrollt1371.
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Vgl. eine Gemme in London, British Museum, 1867.5–7.7541 – Bei den Dargestellten handelt sich nicht, wie bisweilen vorgeschlagen (etwa Walters 1926, 213 Nr. 2031; Maj 1958, 284f. Nr. 384), um Carinus und seine Ehefrau Magnia Urbica. Dagegen sprechen v. a. die kompakte Schädelform des Kaisers und sein kurz gestutzter Bart – eher wird es sich um Aurelian und seine Ehefrau handeln, die hier einander gegenüber abgebildet sind. Für die Identifikation der weiblichen Dargestellten als Ulpia Severina lassen sich etwa noch die Formgebung des Unterkiefers sowie die eigentümliche, nach vorne weisende Kinnspitze anführen; zum Objekt auch Richter 1971, 191f. Nr. 591. Zu Magnia Urbica aktuell Kreucher 2008, 422 mit Anm. 188 für weitere Lit. sowie Altmayer 2014a, 75f.; zudem hat sich ein epigraphischer Beleg für die Bildnissetzung einer gewissen Paulina erhalten, bei der es sich um eine Schwester des Carinus gehandelt haben soll: AE 1975, 858 = SEG XXXIV 1618 = PdD 37 = SB III 7028 (Thenthyra / Aegyptus); dazu Kreucher 2008, 417 mit Anm. 164; Altmayer 2014a, 76 mit Belegen und Lit. Etwa BCTH-1918–143 = Clauss – Slaby 45600003 (Lambaesis / Numidia); CIL II 3394; S. 952 = Clauss – Slaby 05502777 (Guadix / Hispania citerior); zu den Inschriften auch Pink 1961, 6. HA Car. 16, 7. Zu den Münzbildnissen der Magnia Urbica: Bernoulli 1894, 193; Delbrück 1940, 22; 192; Wessel 1946/47, 69; Maj 1958, 285; von Heintze 1968, 79f. zu Kat. 53; Wegner u. a. 1979, 160; Bastien 1993, 613f.; Ziegler 2000, 117, 125, Taf. 5; allg. RIC V 2, 181–185; Cohen VI², 405–408; Prägestätten: Rom; Lugdunum; Ticinum; Siscia; Pink 1961, 5–8; Kankelfitz 1976, 395; zu Carinus und Magnia Urbica in der Münzprägung auch Gricourt 1995, 100– 104; zur Glyptik etwa Maj 1958, 284f. Nr. 384 mit falscher Zuweisung. Gut zu erkennen auf http://www.paulfrasercollectibles.com/upload/public/docimages/ Image/c/e/j/Magnia-Urbica-gold-coin.jpg (letzter Zugriff 04.01.2018).
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5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen
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Es sind bisher keine rundplastischen Porträts der Magnia Urbica bekannt. H. von Heintze hat ihre physiognomischen Züge mit einem Bildnis im Schloss Fasanerie verglichen, sich letztendlich jedoch zu Recht dagegen entschieden, dieses Porträt mit der Kaisergattin zu identifizieren1372. In jüngerer Zeit sind keine weiteren Versuche unternommen worden, Bildnisse in die Diskussion einzubringen. In ikonographischer Hinsicht lassen sich zahlreiche Ähnlichkeiten zwischen Magnia Urbica und ihrem kaiserlichen Ehemann Carinus benennen. Hierzu gehört neben dem insgesamt breiten Schädelbau auch die bisweilen fast identische Profillinie. Beim Entwurf ihres Porträts ging es also nicht etwa darum, eine personalisierte Bildnisfassung zu entwickeln, sondern die Zusammengehörigkeit der beiden Eheleute zu unterstreichen. Schließlich wurde auch Wert darauf gelegt, die Verbindung zwischen der Kaiserin und ihrem früh verstorbenen Sohn Nigrinianus anzuzeigen: Mutter und Kind verfügten in der Münzprägung jeweils über eine charakteristische Stupsnase und ein exponiertes Knollenkinn (hier S. 226).
Zwischenfazit: Die ikonographische Repräsentation der Kaiserfrauen In antoninischer und severischer Zeit hatten sich grundlegende Repräsentationsformen für die Ehefrauen der römischen Kaiser etabliert, welche noch im fortgeschrittenen 3. Jh. verbindlich waren1373. Dabei lässt sich bereits für die Frauen der severischen Dynastie eine gesteigerte Bedeutung im Rahmen der offiziellen Repräsentation konstatieren1374. Noch in der Folgezeit war die Präsentation der Kaiserinnen Teil des „Arsenals 1371 Siehe auch die Zeichnungen bei Wessel 1946/47, 69 und Wegner u. a. 1979, 160 mit leichten Variationen; zu über der Stirn umgeschlagenen Scheitelzöpfen Ziegler 2000, 116–125. 1372 Schloss Fasanerie bei Fulda – von Heintze 1968, 79f. Kat. 53 mit Taf. 88–89 („Unbekannte“); siehe auch Wegner u. a. 1979, 160, der Magnia Urbica als Dargestellte klar ablehnt. Das Hauptargument gegen diese Zuweisung besteht in der abweichenden Frisur: Im Falle der Kaisergattin setzt sich das Haupthaar unterhalb des Scheitelzopfes aus langen, schräg nach hinten gelegten Strähnen zusammen; das Bildnis im Schloss Fasanerie verfügt hingegen über eine ganz anders gestaltete Haarkappe („an der Seite geteilt und schräg überein ader gelegt“; von Heintze 1968, 80) sowie eine Reihe dicht nebeneinander liegender Löckchen, welche die Stirn- und Schläfenhaarkontur einrahmen. 1373 So trugen die Kaisergattinen seit antoninischer Zeit für gewöhnlich den Titel mater castrorum, worin sich „analog erlaubte Ausdrucksformen weiblicher Autorität gegenüber den rein männlichen Institutionen des römischen Staates“ ausdrückten; siehe Scheer 2006, 312; außerdem Dmitriev 2004a, 216f.; Nadolny 2016, 45–49; ähnliches gilt für den zuerst unter Iulia Domna, der Ehefrau des Septimius Severus, eingeführten Titel mater senatus; grundlegend zur Titulatur der 'syrischen Augustae' Kettenhofen 1979, 76–97 (Iulia Domna); 144–148 (Iulia Maesa); 151–155 (Iulia Soaemias); 156–163 (Iulia Mamaea); siehe jüngst auch Nadolny 2016, 92–98 (Münzen); 113–132 (Inschriften); dort zum den Titeln mater senatus und mater patriae S. 49–53. 1374 Bereits Kettenhofen 1979, 173 in Bezug auf die 'syrischen Augustae' der severischen Dynastie: „Die starke Ausprägung des dynastischen Gedankens ließ auch die Frauen der kaiserlichen Familie stärker hervortreten.“; zur Bedeutung der severischen Kaiserfrauen für
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von Mitteln, mit denen die Kaiser und ihre Umgebung die Akzeptanz zu gewinnen suchten, die ihre Vorbilder aus der antoninischen Dynastie mühelos für sich hatten beanspruchen können“1375. In diesem Sinne kam auch den Frauen der Soldatenkaiser eine herausgehobene Bedeutung zu, da ihren Ehemännern „jegliche Legitimation fehlte“ und es dieses Manko durch die Beschwörung dynastischer Bezüge auszugleichen galt1376. Dabei ist jedoch grundsätzlich die Vorstellung abzulehnen, dass den nachseverischen Kaiserfrauen realpolitische Einflussnahme in einem größeren Maße möglich gewesen sei1377. Tatsächlich beschränkte sich ihre Rolle auf eine rein repräsentative Funktion im Rahmen der dynastischen Selbstdarstellung. Da bei Weitem nicht alle Kaiser ihre Frauen durch Münzen, Inschriften und rundplastische Bildnisse propagierten, ist davon auszugehen, dass ihrer Aufnahme in die Repräsentationskunst jeweils gezielte Überlegungen zugrunde lagen. Die Präsentation der Kaiserfrauen geschah also nicht zum reinen Selbstzweck, sondern erfüllte immer eine bestimmte Funktion im Rahmen der dynastischen Legitimation. Ein anschauliches Beispiel hierfür stellt die verstorbene Mariniana dar, der aufgrund ihrer Rolle als Mutter und Großmutter eine viel größere Bedeutung als der aktuellen, lebenden Frau des Kaisers zukam. Das gleiche gilt für Herennia Etruscilla, die Trebonianus Gallus anstelle seiner eigenen Frau (Afinia Gemina Baebina) in der Münzprägung propagieren ließ: als Mutter des Hostilianus und Ehefrau des verstorbenen Decius war Etruscilla für die Herrschaftslegitimation des neuen Regimes (welches den Anschluss an die Vorgängerregierung suchte) weitaus interessanter (hier Anm. 998 u. 1662). Eine entsprechende Wirkungsabsicht muss auch der Ikonographie der Kaiserfrauen zugrunde gelegen haben. Deren interpretative Analyse erfolgt noch in der jüngeren Forschung oft auf Basis physiognomischer bzw. mimischer Aspekte. Parallel zu den Porträts der römischen Kaiser, deren Gesichtsausdruck gemeinhin als Chiffre für bestimmte Herrschertugenden gilt (ausf. hier Kap. 5.6 a), werden so auch die Bildnisse der Kaiserfrauen zumeist im Hinblick auf ihre mimischen Formeln interpretiert. Dieses Vorgehen erscheint zunächst legitim: da es sich bei Porträts der Herrscherfamilie um Wiederholungen einer von offizieller Seite bestimmten Darstellungskonzeption handelt, ist davon auszugehen, dass in den physiognomischen Einzelformen bestimmte (positive!) Botschaften bezüglich der jeweils dargestellten Person angelegt waren. Aus methodischer Sicht unterliegen solche Deutungen jedoch der wissenschaftlichen Unschärdie Herrschaftskonsolidierung jüngst Nadolny 2016, 204–212. 1375 Bleckmann 2002, 299. 1376 Weber-Dellacroce 2015, 307 zu Kat. 8.1.4e. 1377 Anders Johne 2008a, 612–615, der den Kaiserfrauen zwischen 235 und 285 n. Chr. aufgrund ihrer titulären Ehrungen „im Einzelfall (...) auch einen gewissen politischen Spielraum“ attestiert – diese Schlussfolgerung ist nach Ansicht des Verf. jedoch nicht wirklich nachvollziehbar: Warum sollte ihre gesteigerte Rolle im Rahmen der dynastischen Repräsentation mit einem Anstieg ihrer realpolitischen Möglichkeiten gleichzusetzen sein? Siehe auch die jeweiligen Ausführungen bei Klein 1998, 251–256 und Bleckmann 2002, 298– 317; 333–339; zum Problem des Begriffs „Einfluss“ im Hinblick auf die Möglichkeiten der Kaiserfrauen jüngst Nadolny 2016, 10 Anm. 7.
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5.3 Die Porträts der Kaiserfrauen
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fe, weil die subjektive Bewertung stark von der vorgeprägten Wahrnehmung des modernen Betrachters abhängt (hier Kap. 5.6 a) 1378. Eine objektive Interpretation kann daher lediglich anhand überprüfbarer Kriterien geschehen; mimische Deutungen sind hingegen nur in einem eng begrenzten Rahmen zielführend. Unter Anwendung dieser Maxime ergeben sich aus dem Abgleich der motivischen Einzelmerkmale folgende Beobachtungen. Insgesamt lässt sich eine gewisse 'Erstarrung' des Frauenbildes im 3. Jh. n. Chr. kon statieren1379. Im Gegensatz zu den Porträts ihrer männlichen Familienangehörigen, die besonders in der frühen Soldatenkaiserzeit durch stark personalisierte, nahezu expressionistische Charakteristika skizziert waren, zeichneten sich die Bildnisse der Kaisergattinnen zumeist durch eine gewisse Ausdruckslosigkeit aus. Diese Darstellungsweise spiegelte wohl allgemeine römische Wertvorstellungen von weiblicher Würde und Tugendhaftigkeit wider, verhinderte jedoch zugleich eine wirklich 'eigentümliche' Charakterisierung. Die Bildhauer und Stempelschneider griffen bei der Schaffung der Frauenporträts nicht nur auf ein beschränktes Repertoire an Frisuren zurück, sondern verwendeten auch immer wieder ähnliche physiognomische Einzelformen, die sich wiederum an den Porträts der jeweiligen Kaiser und Prinzen orientierten. Im Vordergrund der Bildniskonzeption stand demnach der Gedanke der familiären Angleichung ohne die Wiedergabe charakteristischer Persönlichkeitsmerkmale. Diese Beobachtung gilt nicht nur für die Münzporträts, sondern auch für die wenigen erhaltenen Zeugnisse der Rundplastik1380. Die Frauenporträts sind damit nicht als Erzeugnisse einer unabhängigen Repräsentationsabsicht zu verstehen, welche auf die persönliche Selbstdarstellung der Kaiserinnen abzielte; ihre Konzeption diente vielmehr dazu, die dynastischen Aspekte der kaiserlichen (d. h. männlichen) Selbstdarstellung zu stärken. Die Ikonographie der Frauen wirkt deshalb so austauschbar, weil sie für die Legitimation ihrer Ehemänner und Söhne lediglich eine funktionelle Rolle erfüllten1381. In einigen Fällen stand hierbei das eheliche Verhältnis zur Betonung der concordia (Tranquillina, Herennia Etruscilla, Sulpicia 1378 Meischner 1982, 420 hat diese Problematik mit treffenden Worten beschrieben: „Über die Kennzeichnung von Stimmungen hinauszugehen und auf eine Ausdeutung mimischer Züge überzuspringen“ ist demnach dem „dem Kunsthistoriker und Archäologen verboten“; dazu auch Siebert 2000, 31 in Bezug auf „Porträtabsicht und Porträtwirkung“ am Beispiel von Iulia Domna und Iulia Mamaea. 1379 Dazu etwa Bergmann 1983, 41; siehe auch von Heintze 1968, 79 zu Kat. 53: „Auf den Münzbildern erscheinen sie [die nachseverischen Kaiserfrauen] selten und wenn, sind sie in einer so flüchtigen Weise wiedergegeben, daß wir diese für Identifizierungen kaum verwenden können.“ 1380 Als Grundlage hierfür können lediglich die Porträts der Tranquillina (Kat. 72–84) sowie der Otacilia Severa (Kat. 85–88) dienen, da sich für die übrigen Kaiserfrauen des fortgeschrittenen 3. Jhs. keine sicheren Bildnisse erhalten haben. Auf den ersten Blick verfügen beide Kaiserinnen in der Rundplastik über stark personalisierte Züge. So ist Tranquillina jugendlich, Otacilia hingegen matronal charakterisiert. Diese scheinbaren Persönlichkeitsmerkmale bedingen sich jedoch nicht etwa durch eine personalisierte Bildnisgestaltung, sondern durch das Alter der Dargestellten sowie die jeweils gegebenen Voraussetzungen der familiären Bildnisangleichung.
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5. Die Porträts
Dryantilla, Ulpia Severina, Cornelia Supera), in anderen Fällen die Mutterschaft als Versprechen der familiären Herrschaftsweitergabe (bes. Otacilia Severa) im Vordergrund. Oft zielten die physiognomischen Ähnlichkeiten allerdings auf die Dynastie als Ganzes ab (Diva Paulina, Mariniana, Salonina, Magnia Urbica). Vor diesem Hintergrund ist ohne Weiteres zu verstehen, dass sich mit den veränderten Repräsentationsansprüchen der Kaiser auch das offiziell propagierte Bild der Kaiserfrauen wandelte. So wie sich die Herrscher der 270er und 280er Jahre zunehmend mit Ehrentiteln schmückten, die ihnen nach traditioneller Auffassung gar nicht oder nur teilweise zugestanden hätten (hier Kap. 3.4), konnte nun auch eine kinderlose Gattin wie Ulpia Severina mit 'mütterlichen' Auszeichnungen bedacht werden. Parallel zur Transformation des römischen Kaisertums, das immer weniger auf konkrete Einzelleistungen setzte und stattdessen die allgemeinen Eigenschaften der Herrscherpersonen hervorhob, ging es nun darum, die Kaiserfrauen mit den obligatorischen Auszeichnungen auszustatten, die zum traditionellen Bild, besser: zur Rolle, einer 'ordentlichen' Augusta gehörten.
1381 Vgl. parallel dazu die Beobachtung von Gesche 1978, 380f., derzufolge in der Kaiserzeit des 1. bis 3. Jhs. v. a. solche Kaiser divinisiert wurden, die über Prinzensöhne oder anderweitig designierte Nachfolger verfügten.
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5.4 Die Porträts der Gallischen Kaiser
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5.4 Die Porträts der Gallischen Kaiser Die Münzbildnisse des Gallischen Sonderreiches haben mit ihren für das fortgeschrittene 3. Jh. unüblichen Einzelmerkmalen ausgesprochen charakteristische Formen hervorgebracht. Dennoch ist es bisher nicht gelungen, rundplastische Porträts für seine Herrscher zu identifizieren1382. Selbst Postumus, der ganze neun Jahre regierte, ist weder durch Bildnisse in Marmor noch in Bronze vertreten. Üblicherweise wird dieser Umstand ex negativo mit späteren Damnierungsmaßnahmen oder mit dem Mangel fähiger Bildhauer im Einflussgebiet des Gallischen Sonderreiches begründet 1383. Dabei handelt es sich jedoch um rein behelfsmäßige Erklärungsansätze, die wiederum einen ganzen Katalog offener Fragen nach sich ziehen: Warum und wohin sind die Bildhauer verschwunden? Kamen rundplastische Arbeiten in diesem Zuge etwa völlig zum Erliegen? Wie lässt sich erklären, dass die Stempelschneider zugleich Porträts von höchster Qualität schufen? Und falls doch Bildnisse gefertigt wurden: mit welcher Konsequenz muss deren Tilgung erfolgt sein, wenn sich selbst für so kurzlebige und verhasste Kaiser wie Maximinus Thrax noch mehrere Marmorköpfe erhalten haben? Bis auf Weiteres lassen sich diese Fragen nicht beantworten. Letztendlich ist nicht auszuschließen, dass der Mangel doch mit dem Zufall der Überlieferung erklärt werden muss. Die Porträts der Kaiser Postumus, Laelianus, Marius, Victorinus, Tetricus I., Tetricus II. sowie Domitian II. sind also lediglich durch Münzen und vereinzelte Gemmen 1384 bekannt, anhand derer sich wiederum Rückschlüsse auf ihre ikonographischen Wirkungsabsichten ziehen lassen. Kurioserweise haben diese Herrscherbildnisse in der archäologischen Forschung bisher kaum Beachtung gefunden1385. Gleichwohl haben die Gallischen Kaiser vonseiten der althistorisch-numismatischen Forschung wiederholt ausführliche Würdigung erfahren1386. Die folgenden Ausführungen sollen dazu beitragen, die so entstandene Forschungslücke zu schließen. Da es sich bei den gallischen Usurpatoren um eine in sich geschlossene Gruppe von Herrschern mit insgesamt ähnlichen Grundvoraussetzungen handelt, lässt sich auf diese Weise untersuchen, auf wel1382 Siehe bereits Bernoulli 1894, 177; zuletzt Boschung 2012, 87; in der jüngeren Forschung wird „die Frage nach rundplastischen Darstellungen (...) stillschweigend übergangen“. 1383 Etwa Boschung 2012, 90: „vielleicht standen Bildhauer, die die nötigen Kopiertechniken beherrschten, in Gallien nicht mehr zu Verfügung. Eine andere Erklärung könnte sein, dass nach der Rückgewinnung Galliens durch Aurelian die Statuen beseitigt worden sind.“; zur hohen Kunstfertigkeit der dortigen Stempelschneider etwa Doppelfeld 1956, 8f. 1384 Siehe hier Anm. 804 und 1400. 1385 Neben den knappen Bemerkungen von Bernoulli 1894, 176–180 und Delbrück 1940, 20f.; 127–143 (dort auch zu den jeweiligen Prägestätten) ist hier vor allem D. Boschung zu nennen, welcher sich der Thematik im Rahmen eines kürzlich erschienenen Aufsatzes widmet: Boschung 2012; siehe außerdem Lafaurie 1975, 955–967. 1386 Auswahl: Elmer 1941, pass.; König 1974, pass.; König 1981, pass.; Schulte 1983, pass.; Drinkwater 1987, pass.; Bakker 1993, pass.; Schulzki 1996, pass.; König 1997, pass.; Eck 2004, pass.; Sondermann 2010, pass.; Eck 2012, pass.; Morscheiser 2012, pass.; Dietz 2012, pass.; allg. RIC V 2, 310–425; allg. zum gallischen Sonderreich mit weiterer Lit. Lu ther 2008, pass.
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5. Die Porträts
chen Wegen die gegenseitige Übernahme legitimationsstiftender Merkmale geschah. Diese Beobachtungen ermöglichen wiederum Rückschlüsse auf das Repräsentationsverhalten der Soldatenkaiser im Allgemeinen. Postumus Der Darstellung Eutrops zufolge stammte Postumus aus einfachen Verhältnissen1387. Sein genaues Geburtsjahr lässt sich nicht mehr bestimmen 1388. Schon J. J. Bernoulli hat sich in dieser Hinsicht nicht festlegen wollen und den ersten Sonderkaiser im Vergleich mit Gallienus schlicht als „ziemlich betagt“ bezeichnet 1389. Einer Nachricht der Historia Augusta zufolge diente der spätere Usurpator unter Valerian zunächst als Tutor des Gallienus1390. Obwohl es sich hierbei um eine Erfindung handeln dürfte, lässt die Angabe doch vielleicht den Rückschluss zu, dass Postumus tatsächlich um Einiges älter als Gallienus war. Münzbildnisse (Taf. VII, 7–11) Das in zwei Fassungen bekannte Münzporträt unterscheidet sich in der Fülle von Bart und Haarkappe deutlich von den Bildnissen der vorangegangenen Soldatenkaiser1391. Im Profil lassen sich eine charakteristische Stupsnase mit eingebuchtetem Rücken sowie eine gewölbte Stirn erkennen; Postumus besitzt schwere Tränensäcke und fleischige Wangen, die ihm bisweilen eine gewisse Pausbäckigkeit verleihen. Über den Augen offenbart das in Strähnen gegliederte und bis in den Nacken reichende Haupthaar ein Zangenmotiv (Taf. VII, 7). Noch deutlicher tritt dieses Kennzeichen in der wohl 262 n. Chr. entwickelten zweiten Fassung hervor (Taf. VII, 8), die sich zudem durch eine insgesamt fülligere Haarkappe auszeichnet1392. Die Wiedergabe unterscheidbarer Strähnenmotive lässt allgemeine motivische Ähnlichkeiten zur gallienischen Herrscherikonographie erkennen; das Porträt des Usurpators war demnach von der zentralrömischen Bildnisgestal1387 Eutr. 9, 9, 1; zu Postumus in den Quellen Geiger 2013, 152–157; allg. zu Postumus und seiner Herrschaft auch König 1981, 43–136; zur Herkunft spez. 51–53; Luther 2008, 327– 333; zur Chronologie Willger 1966, pass.; siehe auch Göbl 2000, 61f. 1388 Kienast 2004, 243. 1389 Bernoulli 1894, 176. 1390 HA Aurelian. 8, 2. 1391 Zu den Münzbildnissen des Postumus: Bernoulli 1894, 176f.; 141; Delbrück 1940, 131– 136; Maj 1958, 251f.; Kankelfitz 1976, 336; Bastien 1992, 29f.; Boschung 2012, 91–93; zur Bartgestaltung auch Kraft 1959, 52; allg. RIC V 2, 328–368; Cohen VI², 14–64; Prägestätten: Trier; Köln; Mediolanum; ausf. auch Elmer 1941, 26–56; u. a. Bastien 1967, pass.; Lafaurie 1975, 900–925; Schulte 1983; Drinkwater 1987, 168–175; Schulzki 1996, 46–69 (Antoniniane); dort auch 17f. (zu den Büstenformen) und 108–122 (Nachprägungen); zu den unter Aureolus in Mailand für Postumus geprägten Münzen Doyen 1982, 5f. mit Nr. 268 und Weder 1990, 61–71. 1392 Vgl. bes. Boschung 2012, 92 Abb. 7.
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5.4 Die Porträts der Gallischen Kaiser
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tung angeregt1393. Postumus trägt immer einen spitz zulaufenden Vollbart, der noch üppiger als bei Gallienus ausfällt. Die Stempelschneider haben zudem bemerkenswerte Porträts in Dreiviertel- bzw. Vorderansicht geschaffen, die eine anschauliche Vorstellung davon geben, wie rundplastische Bildnisse des Kaisers ausgesehen haben könnten (Taf. VII, 10)1394. D. Boschung versteht den langen Bart des Postumus als bewussten Rückgriff auf die antoninischen Herrscher sowie auf Septimius Severus; der Usurpator soll sich auf diese Weise zugleich von Valerian und Gallienus distanziert haben1395. Diese Interpretation ist jedoch aus zwei Gründen bedenklich: zum einen stellt sich die prinzipielle Frage, ob der lange Bart wirklich auf bestimmte Herrscher rekurrierte, oder ob hier nicht doch allgemeinere Vorstellungen einer konservativen Herrschaftsauffassung bedient wurden (vgl. hierzu Pupienus S. 151f.); zum anderen scheint auch die Porträtgestaltung des Gallienus von derartigen Rückbezügen inspiriert gewesen zu sein (hier S. 196ff.). Wie aber hätte sich Postumus von seinem Konkurrenten distanzieren können, wenn er sich letztlich auf dieselben Vorbilder berief ? Durch seine Porträtgestaltung dürfte er vielmehr versucht haben, sich auf 'Augenhöhe' mit Gallienus zu bewegen. Tatsächlich rief ihre Auseinandersetzung Reflexe im Sinne einer „Legitimationskonkurrenz“ bzw. eines regelrechten „Münzkrieges“ hervor1396: Durch die gegenseitige Übernahme von Bildthemen und Reverslegenden machten sich Gallienus und Postumus einander ihre jeweiligen Repräsentationsmotive streitig. Hier ist etwa der korinthische Helm zu nennen, der unter beiden Herrschern erstmals als Attribut kaiserlicher Aversporträts erschien und so die virtus der Dargestellten bildlich veranschaulichte (hier S. 32)1397. R. Göbl hat nachweisen können, dass die Einführung dieses Elements genuin auf Gallienus zurückging und Postumus den Helm im Rahmen einer imitatio Gallieni übernahm (Taf. IV, 8; VII, 9)1398. Ähnlich dürfte beim Entwurf des Postumus-Porträts verfahren worden sein, welches den Sonderkaiser mit 'typisch licinischen' Merkmalen skizzierte. Ein weiterer Grund für die außergewöhnliche Ikonographie bestand sicherlich in der numismatisch nachweisbaren Annäherung des Postumus an Hercules, welche sich als „eindeutiges Programm“ seiner Herrschaft erwiesen hat 1399. So tritt der Gott nicht nur auf den Reversen des Sonderkaisers in Erscheinung, sondern ist bisweilen auch hinter 1393 Boschung 2012, 93. 1394 Dazu etwa Bastien 1992, 209f.; vgl. auch die guten Abbildungen bei Kent u. a. 1973, Taf. 21. 1395 Boschung 2012, 91; ähnlich Delbrück 1940, 49; 131; 141. 1396 Dazu u. a. Hekster – Manders 2006, 141; Hedlund 2008, 235; Geiger 2013, 161–163; Eppinger 2015, 159 Anm. 6; zu einem 'Krieg der Ideen' zwischen Gallienus und Postumus auch Kluczek 2004b, pass.; außerdem Geiger 2013, 161–163; siehe bereits Elmer 1941, 37; 38 („Münzkrieg“); Kraft 1959, 58 spricht von einem „intensiven Propagandakampf“; dort S. 54 Anm. 28 für ältere Lit.; zu Hercules in der gallienischen Münzprägungen de Blois 1976, 149f.; zu Hercules (und seinen Arbeiten) in der Münzprägung beider Kaiser kürzlich noch Christol 2014, pass.; spez. 189f. mit weiterer Lit. 1397 Etwa Kraft 1959, 48f.; 51–58. 1398 Göbl 2000, 108f. 1399 König 1981, 118–125; Zitat S. 118.
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5. Die Porträts
diesem auf der Vorderseite abgebildet (Taf. VII, 11); dabei lassen sich zwischen den beiden Dargestellten gewisse Ähnlichkeiten konstatieren 1400. Nach dem Tode des Kaisers verschwand Hercules weitgehend aus der Münzprägung des Gallischen Reiches, woran sich erkennen lässt, dass seine repräsentative Funktion speziell auf Postumus zugeschnitten war1401. Seine herausgehobene Rolle wird zumeist mit der räumlichen Nähe des Sonderreiches zu den umkämpften Grenzgebieten erklärt: durch die Beschwörung des Gottes demonstrierte Postumus persönliche virtus angesichts militärischer Gefahr1402. Hierbei spielte Hercules besonders in seiner Funktion als pacifer eine tragende Rolle1403. Zugleich ließ er sich im Hinblick auf die ihm eigenen, vielfältigen Deutungsmöglichkeiten1404 immer wieder neu und im Sinne der Herrschaftsrepräsentation interpretieren. Das Porträt des Postumus orientierte sich somit zum einen an der zentralrömischen Herrscherikonographie; zum anderen bediente es durch die Annäherung an Hercules auch religiöse Legitimationsvorstellungen. In dieser Melange offenbart sich eine charismatische Herrschaftsauffassung nach hellenistischem Vorbild, die sich als typisch für die Entwicklung des Kaisertums der 260er Jahre bezeichnen lässt. Möglicherweise sind auch die qualitätvollen Vorder- bzw. Dreiviertelansichten des Postumus-Porträts mit ihrer dynamischen Kopfwendung unter diesem Aspekt zu verstehen1405.
1400 Vgl. v. a. die Barttracht, die üppige Haarkappe sowie die Profillinie; zu diesen Prägungen u. a. Kent u. a. 1973, 50; König 1981, 118–125; Palagia 1986, 150; Bastien 1993, 378f.; 655–657; Christol 2014, 186; ausf. Eppinger 2015, 159–178 mit Belegen und weiterer Lit.; zu Doppelporträts auf Münzen der gallischen Sonderkaiser auch Horster 2007, 208; anders Delbrück 1940, 142: „Das Porträt des Postumus wirkt bei seinem Schutzgott Hercules kaum ein“. Vgl. auch eine Gemme in London, British Muse um, 1867.5–7.322 – Dargestellt ist nicht, wie bisweilen behauptet, Claudius Gothicus (vgl. Walters 1926, 212 Nr. 2029; Maj 1958, 263 Nr. 355), sondern Postumus; dafür etwa Richter 1971, 119 Nr. 590 mit Abb.; vgl. bes. die für Postumus typische, üppige Wiedergabe von Haarkappe und Bart sowie den eingebuchteten Nasenrücken. Der Kaiser trägt eine Löwenfellkappe, worin sich wiederum ein Bezug auf Hercules formuliert. 1401 So noch jüngst Eppinger 2015, 177. 1402 Siehe urspr. Elmer 1941, 31; López Sánchez 2007, 575: „It is for this reason that Postumus linked Hercules with Mars, a symbiosis to represent the danger that the Roman state was excperiencing in its Gallic region, which does not occur on the coins of Gallienus.“; vgl. auch den Erklärungsansatz von Mabbott 1956, 50 in Bezug auf Aureolus; siehe auch Göbl 2000, 110. 1403 Zum Hercules pacifer in der Münzprägung des Postumus jüngst Eppinger 2015, 173f. 1404 Zuletzt Eppinger 2015, 177. 1405 Parallel dazu lassen sich auch im zeitgenössischen Gallienus-Porträt 'typisch' hellenistische Attribute fassen; etwa Hannestadt 1986, 295f.
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5.4 Die Porträts der Gallischen Kaiser
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Laelianus Laelianus erhob sich im Frühjahr 269 n. Chr. gegen den Gallischen Sonderkaiser Postumus1406. Der in der Überlieferung positiv charakterisierte Usurpator1407 konnte seine Herrschaft jedoch nur für wenige Monate halten. Den Quellen lassen sich keine Angaben bezüglich seiner äußeren Erscheinung oder seines Alters entnehmen. Auch die Münzbildnisse sind in dieser Hinsicht unzuverlässig, da sein kurz bemessenes Regime offenbar keinen Raum zur Ausformung persönlicher ikonographischer Merkmale bot und etwaige Altersmerkmale damit kaum beweiskräftig sind 1408. Münzbildnisse (Taf. VII, 12) Die für Laelianus geprägten Bildnisse wiederholen im Wesentlichen die Ikonographie seines Konkurrenten Postumus1409: Der Sonderkaiser besitzt einen langen, spitz zulaufenden Vollbart und eine füllige, aus wulstigen Strähnenbündeln zusammengesetzte Haarkappe; im Bereich der Stirn zeichnen sich mehrere parallel angeordnete Sicheln sowie ein Zangenmotiv ab. Auch in physiognomischer Hinsicht sind die Unterschiede zwischen dem ersten gallischen Kaiser und Laelianus marginal. Hier ist vor allem der (anders als bei Postumus) gerade verlaufende Nasenrücken als neues Charakteristikum zu nennen. Es fällt schwer, die Porträtgestaltung des Laelianus im Hinblick auf ihre Wirkungsabsichten zu interpretieren, da den Verantwortlichen offenbar keine Zeit blieb, wirklich eigenständige Akzente zu setzen. Es ist lediglich zu konstatieren, dass Laelianus keineswegs mit der Tradition seines Konkurrenten brach. Er führte damit die zunächst von Postumus entwickelte Porträttradition fort. Wie sich sein Bildnis im Falle einer länger währenden Herrschaft entwickelt hätte, ist freilich nicht zu sagen. Nach Ausweis seiner Münzreverse versuchte sich der kurzlebige Herrscher das Ver trauen seiner Untertanen und insbesondere der ihm unterstellten Truppen durch die Beschwörung von virtus zu sichern. Hierbei handelte es sich um „eine wichtige Tugend, die es so schnell wie möglich hervorzuheben galt“ (hier Kap. 3.2 a) 1410. Diese Botschaft 1406 Allg. zu Laelianus König 1981, 132–136 und Luther 2008, 333 mit Anm. 62 für weitere Lit.; siehe auch Kienast 2004, 244f.; zur militärischen Auseinandersetzung zwischen Postumus und Laelianus etwa Hartmann 1982, 98 mit Anm. 6 für Belege. 1407 HA trig. Tyr. 5, 1–8; dort wird der Sonderkaiser als Lollianus bezeichnet. 1408 Zu den Herrschaftsdaten Kienast 2004, 244f.; zur Datierung der Herrschaft auch Schulte 1983, 48f.; vgl. Besly 1984, 229f.. 1409 Zu den Münzporträts des Laelianus: Delbrück 1940, 136f.; 142; Maj 1958, 254f. (mit Verweis auf eine auf Laelianus bezogene Gemme); Boschung 2012, 93; allg. RIC V 2, 369– 373; Cohen VI², 65–67; Prägestätten: Köln (?); Trier (?); Moguntiacum (?); u. a. Elmer 1941, 56–58; Lafaurie 1975, 925–927; Kankelfitz 1976, 341; siehe außerdem die Nachträge u. a. Gilljam 1987b, pass.; Gilljam 1988a, pass.; Gilljam 1990 mit weiteren Münzen; Schulzki 1996, 70f. (Antoniniane); dort auch 18 (zu den Büstenformen). 1410 Hekster – Manders 2006, 139.
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5. Die Porträts
war in erster Linie an die Xantener legio XXX Ulpia Victrix adressiert1411. Da sich der Usurpator auf seinen Münzen zudem als Ulpius Cornelius Laelianus bezeichnen ließ, liegt die Vermutung nahe, dass er bewusst Anschluss an deren Begründer M. Ulpius Traianus suchte1412. In ikonographischer Hinsicht lässt sich diesbezüglich jedoch kein intentioneller Rückgriff konstatieren: zwar verfügen sowohl Trajan als auch Laelianus über eine bis in den Nacken reichende Haarkappe und deutlich unterscheidbare Strähnen im Stirnbereich1413, allerdings handelte es sich dabei im Falle des gallischen Usurpators nicht wirklich um ein programmatisches Zitat: Die Merkmale waren vielmehr direkt aus der Ikonographie des Postumus abgeleitet. Marius M. Aurelius Marius usurpierte als Kaiser des Gallischen Sonderreiches während der Herrschaft des zentralrömischen Princeps Claudius Gothicus1414. Der Überlieferung zufolge soll er zunächst ein einfacher Lagerschmied gewesen sein, der sich für kurze Zeit an der Macht halten konnte und bald von einem seiner Soldaten ermordet wurde1415. So gibt der Verfasser der Historia Augusta an, dass Marius lediglich drei Tage lang regiert habe1416. Da jedoch vergleichsweise viele Münzen aus seiner Herrschaft überkommen sind, scheint diese Dauer bei Weitem zu kurz bemessen 1417. Hinsichtlich seiner äußeren Erscheinung lassen sich den Quellen nur wenige Angaben zu entnehmen. Ein besonderes Merkmal bestand demnach in der gewaltigen Kraft des Kaisers, dessen Hände unnatürlich stark gewesen sein sollen. So war er angeblich in der Lage, einen fahrenden Wagen mit seinem Zeigefinger zurückstoßen1418. Münzbildnisse (Taf. VIII, 1) Die Ikonographie des Marius unterscheidet sich in einigen Merkmalen deutlich von den Bildnissen seiner Vorgänger Postumus und Laelianus1419: Bart und Haar1411 u. a. König 1981, 134f.; Luther 2008, 333 mit Anm. 63 für Belege und Lit.; ausf. zur legio XXX Victrix Reuter 2012, pass.; zur Geschichte der Legion im Gallischen Sonderreich dort S. 24–27; zu Laelianus spez. 25f. mit Lit.; möglicherweise war die Legion oder einer ihrer Teile direkt an dessen Usurpation beteiligt gewesen; siehe auch Hartmann 1982, 92. 1412 Vgl. König 1981, 134f. mit Lit.; Kluczek 1999, 86; zur Gründung der Legion Reuter 2012, 5–7 mit Lit. 1413 Zu den Münzen Trajans siehe RIC II, 227–313 mit Tafeln. 1414 Zu Marius u. a. König 1981, 137–140 und Luther 2008, 333f. Anm. 68 mit Lit. 1415 Aur. Vict. 33, 9; HA trig. Tyr. 8, 1; Ioh. Ant. Fr. 175 (ed. Mariev 2008); zum gewaltsamen Tod des Marius auch Hartmann 1982, 88 mit Anm. 5. 1416 HA trig. Tyr. 8, 1. 1417 Vgl. etwa Kienast 2004, 245, der die Herrschaftsdauer auf einige Monate berechnet. 1418 HA trig. Tyr. 8, 4–5. 1419 Zu den Münzporträts des Marius: Delbrück 1940, 137; 142; Maj 1958, 255; Boschung 2012, 93f.; allg. auch Schulzki 1996, 72–75 (Antoniniane); 123f. (Nachprägungen); allg. RIC V 2, 374–378; Cohen VI², 87–89; Prägestätten: Köln; Trier; u. a. Elmer 1941, 58–60;
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5.4 Die Porträts der Gallischen Kaiser
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kappe sind weitaus weniger voluminös wiedergegeben; das Haupthaar setzt sich nicht aus langen Strähnen zusammen, sondern ist durch „kleine federartige Flächen aufgelöst“1420; lediglich über der Stirn lassen sich bisweilen parallel angeordnete Sicheln erkennen1421; die Kontur ist gerade geschnitten und knickt an der Schläfe rechtwinklig um; ein Zangenmotiv ist nicht vorhanden; auf der Stirn zeichnen sich deutliche Furchen ab. Marius trägt einen kurzgeschorenen Vollbart, der wie im Falle des Claudius Gothicus bis auf den oberen Teil des Halses reicht. Allein die Profillinie lässt sich einigermaßen mit dem Porträt des Postumus vergleichen: Ähnlichkeiten bestehen in der Wiedergabe einer gewölbten Stirn sowie einer Stupsnase mit konkav verlaufendem Rücken. Die ikonographischen Unterschiede zwischen Marius und seinen Amtsvorgängern sind ausgesprochen markant. Zwar lassen sich anhand der Profillinie sowie der Stirnhaarbehandlung noch grundsätzliche Reminiszenzen des gallischen Herrscherporträts erkennen, allerdings weichen Haarkappe und Bart hiervon entschieden ab. In diesen Merkmalen steht Marius dem zentralrömischen Kaiser Claudius Gothicus nahe, der sich durch sein Herrscherbild ebenfalls von seinem Vorgänger Gallienus emanzipierte (hier S. 207). Offenbar orientierte sich das Porträt des Marius an der aktuellen Entwicklung des zentralrömischen Herrscherikonographie und griff so das zeitgenössische Idealbild eines 'ordentlichen' Kaisers auf1422. Durch die Beibehaltung grundsätzlicher physiognomischer Merkmale der Postumusikonographie stellte sich Marius zugleich in die Traditionslinie des ersten Gallischen Sonderkaisers. Victorinus M. Piavonius Victorinus entstammte wahrscheinlich der lokalen gallischen Oberschicht; sein genaues Alter lässt sich nicht mehr rekonstruieren 1423. Der Überlieferung zufolge wurde sein Sohn zum Caesar erhoben und seine Mutter Victoria mit dem Titel mater castrorum geehrt. Bei diesen Angaben handelt es sich jedoch wahrscheinlich um literariLafaurie 1975, 927–929; Kankelfitz 1976, 342; Schulzki 1996, 72–75. 1420 Boschung 2012, 93 mit S. 94 Abb. 11. 1421 Vgl. etwa Kent et al. 1973, Taf. 114, 517 und Boschung 2012, 94 Abb. 11; anders auf einer Gemme, die möglicherweise auf Marius zu beziehen ist: Paris, Cabinet des Médailles – Für Marius sprechen v. a. die Schädelform, die Nasenspitze, die Stirnpartie sowie das relativ eng anliegende Haupthaar; dafür auch Richter 1971, Nr. 589; vgl. Zwierlein-Diehl 1986, Nr. 798 (für Florianus); Vollenweider – Avisseau-Broustet 2003, 202f. Nr. 258 (mit Abb. und weiterer Lit.) datieren das Stück hingegen in das 4. Jh. n. Chr. 1422 Ähnlich Boschung 2012, 93f.; Kluczek 1999, 86 vermutet im Übrigen, dass Marius durch seine weiteren Namensbestandteile bewusst an Marcus Aurelius anknüpfte und damit gleichzeitig in Konkurrenz mit Claudius Gothicus trat, dessen Namensgebung ähnliches vermuten lasse. 1423 Allg. zu Victorinus König 1981, 141–157 und Luther 2008, 334–336 mit Belegen und weiterer Lit.
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5. Die Porträts
sche Fiktion1424. Der Verfasser der Historia Augusta charakterisiert Victorinus nicht nur als tüchtigen Militär, sondern auch als sexuellen Lüstling, der mit Vorliebe die Frauen seiner Soldaten und Offiziere verführt haben soll1425. Den Tod fand er angeblich nach kurzer Herrschaft durch die Hände eines eifersüchtigen Ehemannes 1426. Unter seinem Nachfolger Tetricus wurde er konsekriert und als Divus in dessen Münzprägung über nommen1427. Münzbildnisse (Taf. VII, 2–3) Die frühesten Münzen des Victorinus orientierten sich in ihrer physiognomischen Ausführung noch an der Ikonographie des Marius (Taf. VIII, 2)1428. Bald entwickelten sich jedoch eigenständige Bildnisse, die sich in ihren Gesichtsmerkmalen deutlich von den vorangegangenen Kaisern unterscheiden (Taf. VIII, 3)1429: der Schädel ist eher gestreckt als kompakt wiedergegeben; die lange Nase verfügt über einen geraden Rücken und geht bisweilen direkt in die Stirnpartie über1430. Anders als Marius trägt Victorinus wieder einen üppigen Bart, der in seiner Formgebung an Postumus oder Laelianus erinnert. Auch die Haarkappe ist wieder deutlich fülliger und setzt sich aus klar definierten Strähnen zusammen. Ein wiederkehrendes Charakteristikum besteht in mehreren parallel angeordneten, langen Sichelsträhnen, die manchmal bis auf Höhe der Ohren hinabreichen. R. Delbrück hat das Porträt des Victorinus als Rückgriff auf die Ikonographie Trajans verstehen wollen1431. Diese Überlegung resultiert wahrscheinlich aus dem durch parallel angeordnete Sichelsträhnen gegliederten Stirnhaarmotiv, das tatsächlich entfernt an den optimus princeps erinnert1432. Davon abgesehen lassen sich jedoch zwischen beiden Herr1424 HA trig. Tyr. 31, 1–4; der Biograph erwähnt überdies Münzen, die im Namen der Victoria geschlagen sein sollen; solche sind jedoch nicht überkommen; vgl. Kienast 2004, 247; siehe auch Hartmann 1982, 71; Bleckmann 2002, 338f.; Johne 2008a, 597f. 1425 Ähnlich Ioh. Ant. 175 (ed. Mariev 2008). 1426 HA trig. Tyr. 6, ins. 6, 1–8; dazu auch Hartmann 1982, 87f. 1427 Siehe etwa Elmer 1941, 84 Nr. 785 mit Taf. 11 Abb. 18; Schulzki 1996, 87–89; Luther 2008, 336 mit Anm. 86 für Lit. 1428 So bereits König 1981, 144f.. 1429 Zu den Münzbildnissen des Victorinus: Delbrück 1940, 137f.; Maj 1958, 256; Kankelfitz 1976, 343; Boschung 2012, 94; zu einem seltenen Avers mit Schildbüste kürzlich Dahmen 2016, pass.; zu den Legionsmünzen von Domaszewski 1918; allg. auch Schulzki 1996, 76– 89 (Antoniniane); dort auch 18f. (zu den Büstenformen) und 125–133 (Nachprägungen); allg. RIC V 2, 379–398; Cohen VI², 68–86; Prägestätten: Trier; Köln; ausf. u. a. Elmer 1941, 60–74; Lafaurie 1975, 930–938; Schulzki 1996, 76–89. Für die Münzprägung des Victorinus lässt sich insgesamt eine starke Hinwendung an Sol konstatieren; dagegen hatte der Sonnengott unter Laelianus und Marius lediglich eine untergeordnete Rolle gespielt; siehe Berrens 2004, 83f. 1430 Vgl. bes. Boschung 2012, 94 Abb. 12. 1431 Delbrück 1940, 50; 142; seine Annahme geht auf HA trig. tyr. 6, 6–7 zurück: „Victorino (...) neminem aestimo praeferendum non in virtute Traianum (...)“. 1432 Zu den Münzen Trajans hier Anm. 1413.
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schern weder motivische, noch physiognomische Ähnlichkeiten konstatieren. Die Porträtgestaltung des Victorinus muss also unter einem anderen Aspekt zu verstehen sein: durch seine füllige Haarkappe und die charakteristische Formgebung des Bartes knüpfte der Kaiser wohl intentionell an das Bildnis des Postumus an1433. Nach dem erfolglosen Zwischenspiel des Marius fand das gallische Herrscherbild also wieder zu seinen Ursprüngen zurück. Als Begründer des Teilreiches war Postumus damit gewissermaßen zu einem identitätsstiftenden Symbol avanciert. Zugleich zeichnete sich das Herrscherbild des Victorinus durch krasse Gegensätzlichkeit zu den zentralrömischen Herrschern der frühen 270er Jahre aus: anders als noch im Falle des Marius sahen die Verantwortlichen keinen Anlass mehr, sich an der Porträtgestaltung eines Claudius Gothicus oder eines Aurelian zu orientieren. Tetricus I. Wie bereits Victorinus entstammte wohl auch Tetricus vornehmen Kreisen der gallorömischen Oberschicht. Sein Geburtsjahr ist nicht sicher zu bestimmen1434. Die Kaiserwürde hatte er angeblich durch die Gunst der mit ihm verwandten Victoria (also der Mutter seines Vorgängers) erlangt, die in ihm einen geeigneten Nachfolger sah 1435. Während die Umstände der Machtergreifung als fiktiv gelten müssen, lassen sich die folgenden Nachrichten, denen zufolge Tetricus zum Augustus und sein gleichnamiger Sohn zum Caesar erhoben wurde, als wahr erweisen1436. Als offiziell letzter Kaiser des Gallischen Sonderreiches überantwortete er sich nach etwa viereinhalbjähriger Herrschaft dem zentralrömischen Princeps Aurelian. Seinen Lebensabend verbrachte er angeblich in Ansehen und Würde1437. Münzbildnisse (Taf. VIII, 4–6) Die ersten Münzbildnisse waren noch direkt von Victorinus beeinflusst, was auf eine rasche Reaktion der Prägestätten nach der Machtübernahme des Tetricus schließen lässt1438. Sein Porträt ist in zwei Fassungen überliefert, die sich im Wesentlichen in der Bildung des Stirnhaares unterscheiden 1439: in der ersten (Taf. 1433 Ähnlich Boschung 2012, 94. 1434 Kienast 2004, 247. 1435 HA trig. Tyr. 24, 1; allg. zu Tetricus I. König 1981, 158–181; zu Victoria spez. 158–160 und Luther 2008, 336–338 mit weiterer Lit. 1436 Zu Tetricus II. siehe hier S. 272. 1437 Dazu mit Belegen Hartmann 1982, 105f.; Luther 2008, 336. 1438 König 1981, 161. 1439 Zu den Münzbildnissen des Tetricus I.: Delbrück 1940, 139–141; 142; Maj 1958, 258; Kankelfitz 1976, 345; Boschung 2012, 94; wie bereits im Falle des Postumus wurden auch für Tetricus I. Münzen in en-face-Ansicht geprägt; dazu etwa Bastien 1992, 310; allg. RIC V 2, 399–418; Cohen VI², 90–118; Prägestätten: Trier; Köln; u. a. Elmer 1941, 74–93; Lafaurie 1975, 938–953; Schulzki 1996, 90–100; 106f. (Antoniniane); dort auch 19f. (zu den Büstenformen) und 134–157 (Nachprägungen).
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5. Die Porträts VIII, 4) setzt es sich wie bei seinem Vorgänger (Taf. VIII, 3) aus parallel angeordneten Sicheln zusammen; die zweite Fassung (Taf. VIII, 5–6) lässt hingegen ein klar abgesetztes Zangenmotiv erkennen1440. Mit seiner fülligen, bis in den Nacken reichenden Haarkappe und seinem üppigen Vollbart wiederholt das Herrscherbild des Tetricus insgesamt die wesentlichen Charakteristika der vorangegangenen gallischen Kaiser (mit Ausnahme des Marius). In physiognomischer Hinsicht lässt sich weiterhin eine starke Beeinflussung durch Victorinus konstatieren; so verfügt auch Tetricus über einen recht länglichen Schädelbau und einen gerade verlaufenden Nasenrücken.
Nach der Kapitulation des Gallischen Sonderreiches behandelte Aurelian den Usurpator mit Nachsicht, weswegen auch seine Ehrendenkmäler keiner größeren Damnierung anheim fielen1441. Es ist insofern gut vorstellbar, dass rundplastische Bildnisse des gallischen Kaisers weitgehend unbeschadet überdauert haben. Als Porträt des Tetricus wird bisweilen ein Kopf im Louvre gehandelt, der jedoch in mehrfacher Hinsicht von dessen Ikonographie abweicht1442. Die Zuweisung ist daher abzulehnen. Tetricus brach keineswegs mit der Tradition des Victorinus, wie bereits aus dessen Konsekration zu ersehen ist1443. Auch in ikonographischer Hinsicht lehnte er sich weitgehend an seinen Vorgänger an. Die Verantwortlichen hielten es offenbar auch weiterhin für unnötig, sich an der Porträtgestaltung der zentralrömischen Regierung zu orien tieren und so in bildliche Konkurrenz zu treten. Stattdessen wurde die auf Postumus zurückgehende ikonographische Traditionslinie fortgeführt. Die daraus resultierenden Gemeinsamkeiten lassen sich somit kaum auf „Indolenz der Stempelschneider“ 1444 zurückführen; vielmehr müssen sie bewusst gewählt gewesen sein, um Tetricus als legitimen Vertreter des gallischen Kaisertums zu stilisieren. Tetricus II. Der gleichnamige Sohn des Tetricus wurde wohl erst einige Zeit nach der Erhebung seines Vaters (vielleicht im Jahre 273 n. Chr.) zum Caesar erhoben 1445. In der Forschung 1440 Gut zu erkennen etwa bei Boschung 2012, 95 Abb. 14. 1441 Luther 2008, 336 mit Lit. 1442 Paris, Musée du Louvre, Ma 3511 – u. a. de Kersauson – Pasquier 1996, 512f. Kat. 244 mit Abb. (für Tetricus mit Fragezeichen); vgl. dazu eine Replik (?) in Trévisé (Arte Antica e Moderna 1964, 117 b, c, d). Der Dargestellte trägt einen kurz geschorenen Vollbart, worin er sich bereits deutlich von der Ikonographie des gallischen Kaisers unterscheidet. Die Haartracht ist in Fülle und Formgebung prinzipiell mit Tetricus vergleichbar; da es sich jedoch bei dessen deutlich erkennbaren Stirnhaarmotiv um ein verbindliches Charak teristikum seiner Ikonographie handeln muss und der Pariser Kopf in diesem Detail von den Münzen abweicht, ist die Zuweisung abzulehnen. 1443 Luther 2008, 336 Anm. 86 für Lit.; siehe auch hier Anm. 1427. 1444 Delbrück 1940, 142. 1445 Kienast 2004, 248f.; allg. zu Tetricus II. Luther 2008, 337 mit Anm. 93 für Belege und weitere Lit.
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wird bisweilen erwogen, dass der Prinz später eine Aufwertung zum Augustus erfuhr. Diese Annahme lässt sich allerdings nicht sicher verifizieren 1446. Wie sein Vater wurde auch Tetricus II. nach der Kapitulation des Gallischen Sonderreiches verschont und konnte unter Aurelian in senatorische Würden eintreten1447. Der Verfasser der Historia Augusta berichtet von einer reich ausgestatteten domus, in welcher die beiden Herrscher nach ihrer Abdankung gelebt haben sollen. Angeblich befanden sich dort auch Mosaiken mit Bildnissen ihrer selbst (hier S. 107). Münzbildnisse (Taf. VIII, 6–7) Die Münzporträts des Tetricus II. werden von D. Boschung nicht behandelt. Sie zeigen einen kindlichen Prinzen, dessen Profillinie auf qualitätvollen Prägungen gut mit jener des Vaters zu vergleichen ist 1448. Wie die meisten gallischen Kaiser trägt auch Tetricus II. eine relativ füllige Haarkappe, die sich aus klar definierten Strähnen zusammensetzt und bis in den Nacken reicht. Das Stirnhaar lässt entweder ein aus parallel angeordneten Sicheln zusammengesetztes Strähnenmotiv (Taf. VIII, 7) oder eine charakteristische Zange 1449 oberhalb der Schläfe erkennen. Damit existieren wie im Falle des väterlichen Porträts zwei verschiedene Fassungen. Manche Münzen zeigen den Prinzen zudem gemeinsam mit seinem Vater (Taf. VIII, 6). Seit dem Niedergang der licinischen Dynastie war kein Prinz mehr in der zentralrömischen oder gallorömischen Reichskunst als Nachfolger eines amtierenden Kaisers präsentiert worden. Tetricus II. stellt insofern einen bemerkenswerten Sonderfall dar. Im Hinblick auf seine Haargestaltung lassen sich Ähnlichkeiten zur Ikonographie der Gallienussöhne Valerian II. und Saloninus konstatieren, was jedoch nicht bedeuten muss, dass hier ein bewusster Rückgriff vorlag: die Bildnisgestaltung des Tetricus II. ist vielmehr mit einer intentionellen Angleichung an seinen Vater zu erklären, dessen Porträt wiederum auf Grundlage des seit Postumus etablierten 'gallischen Kaisertypus' entwickelt worden war (hier S. 277f.). Die physiognomischen Ähnlichkeiten zwischen Tetricus I. und Tetricus II., die sich auf qualitätvollen Prägungen vor allem in der Profillinie abzeichnen, waren sicherlich im Hinblick auf ihre familiäre Zusammengehörigkeit gewählt. Noch deutlicher lässt sich dies jeweils anhand der Strähnenmotive im Stirnbe1446 Kienast 2004, 248; die Bezeichnung als Augustus auf Münzen, die Vater und Sohn anti thetisch zeigen, ist abusiv; dazu Kent u. a. 1973, 51; Hedlund 2008, 183f.; siehe auch andere Legenden mit der pluralischen Abkürzung AVGG(ustorum); dazu etwa Hartmann 1982, 70 und Gilljam 1988b, 27f. 1447 HA Trig. tyr. 25, 2–4. 1448 Zu den Münzporträts des Tetricus II.: Delbrück 1940, 140f.; 142; Maj 1958, 259; allg. RIC V 2, 416–425; Cohen VI², 116–129; Prägestätten: Trier; Köln; u. a. Elmer 1941, 74–93; Lafaurie 1975, 938–953; Kankelfitz 1976, 348; Schulzki 1996, 101–107; dort auch 19f. (zu den Büstenformen) und 134–157 (Nachprägungen). 1449 Gut zu erkennen bei http://www.wildwinds.com/coins/ric/tetricus_II/Hill_250.jpg (letzter Zugriff 20.12.2016).
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reich erkennen, die sowohl für den Kaiser als auch für den Prinzen in zwei vergleichbaren Fassungen vorliegen. Bei der bildlichen Präsentation des Tetricus II. ging es also darum, die familiäre Zusammengehörigkeit des dynastischen Erben zu seinem Vater zu unterstreichen. Der Prinz trat somit in erster Linie als Garant der Herrschaftssicherung auf 1450. Diese Idee lag sicherlich auch der gemeinsamen Abbildung beider Tetrici auf den oben genannten Doppelaversen zugrunde1451. In diesem Zusammenhang ist auf eine Gemme hinzuweisen, die in der bisherigen Forschung auf Maximinus Thrax und seinen Sohn Maximus Caesar bezogen wird. Nach Ansicht des Verfassers ist diese Zuweisung jedoch abzulehnen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine gemeinsame Darstellung von Tetricus Augustus und Tetricus Caesar1452. Domitian II. Die 'Wiederentdeckung' eines römischen Usurpators durch einen Münzfund im Jahre 2003 erregte auch außerhalb wissenschaftlicher Kreise einiges Aufsehen 1453. Bereits um die Jahrhundertwende war eine stempelgleiche Münze bekannt geworden, die in der modernen Forschung bis zur Auffindung des zweiten Exemplars vorwiegend als Fälschung galt1454. Mittlerweile wird die Historizität des Usurpators, bei dem es sich nach Ausweis der Averslegenden um einen gewissen Domitianus handelte, allgemein anerkannt1455. Dieser Usurpator (im Weiteren zur Abgrenzung von Kaiser Titus Flavius Domitianus als Domitian II. bezeichnet) ist möglicherweise mit einer oder mehreren
1450 1451 1452 1453
Johne 2008a, 604. Dazu Kent u. a. 1973, 51; 144f. Hier Anm. 804 mit Angabe von Gründen. PIR2 D 0114; zur Auffindung hier Anm. 1458; so schaffte es der Fund sogar auf das Titelblatt der „Times“ vom 25. Febraur 2004; vgl. auch die Online-Ausgabe der britischen BBC News desselben Tages (http://news.bbc.co.uk/2/ hi/uk_news/england/oxfordshire/-3518621.stm); Abdy 2004, 220 Anm. 5; Mairat 2009, 113 Anm. 2. 1454 RIC V 2, 578; 590 Nr. 1; Okamura 1992, 103 Anm. 2–3; 104–108 zur Forschungsgeschichte mit Angabe der älteren Lit.; vgl. Abdy – Harling 2005, 176f.; Abdy 2009, 754f.; siehe auch Luther 2008, 335f. Anm. 84 mit Lit.; gegen die Echtheit war u. a. eingewandt worden, dass die Averslegende kein Gentilnomen aufwies (vgl. von Domaszewski 1918, 114); für die Gallischen Kaiser ist dies allerdings nicht ungewöhnlich; vgl. Okamura 1992, 106: „The absence of the nomen gentile on the obverse titulature of an ephemeral usurper does not necessarily stigmatize its coin as a forgery: the coin may have been struck after the inaugural issue.“; siehe auch Morgan 2006, 175; 177; zu den Fälschungsvorwürfen und Argumenten im Einzelnen Estiot – Salaün 2004, 209–212. 1455 Etwa Abdy 2004, 220; Estiot – Salaün 2004, 217; Abdy – Harling 2005, 178; Hekster – Manders 2006, 135; Morgan 2006, 175; Hartmann 2008b, 313; Luther 2008, 335f. Anm. 84 mit einem Überblick zur entsprechenden Literatur; Mairat 2009, 113f.; Abdy 2009, 756f.; zur älteren Forschungsgeschichte seit 1901 siehe Estiot – Salaün 2004, 202–205.
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5.4 Die Porträts der Gallischen Kaiser
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gleichnamigen Gestalten aus der antiken Geschichtsschreibung identisch. Belegen lässt sich diese Vermutung jedoch nicht1456. Münzbildnisse1457 Die stempelgleichen Averse beider Münzen zeigen jeweils einen nach links gewendeten Mann in Panzer-Paludament und mit Strahlenkrone 1458. Seine Physiognomie folgt im Wesentlichen der durch die Kaiser des Gallischen Sonderreiches etablierten Tradition: Domitian II. besitzt volle Wangen, eine leicht konvex verlaufende Nase sowie eine gewölbte Stirn. Er trägt einen flockigen, nach vorne hin spitz zulaufenden Vollbart, der sich durch Fülle und Formgebung allgemein mit der Ikonographie der Kaiser Postumus, Laelianus, Victorinus sowie Tetricus in seiner zweiten Fassung vergleichen lässt. Die Haarkappe setzt sich aus klar definierten Strähnen zusammen, die weitaus kürzer ausfallen als im Falle des Victorinus. Oberhalb der Stirn zeichnen sich mehrere parallel angeordnete Sicheln ab; die beiden äußersten Strähnen setzen sich über dem Auge zu einem Zangenmotiv zusammen. Anhand der genannten Merkmale lässt sich Domitian II. zweifelsfrei in die Reihe der gallischen Kaiser einordnen. Die meisten Entsprechungen sind im Vergleich mit Tetri1456 In den literarischen Quellen zum 3. Jh. kommt der Name Domitianus an verschiedenen Stellen vor. So nennt der Verfasser der Historia Augusta einen Feldherrn, der unter dem gallienischen Kavalleriegeneral Aureolus gedient und an der militärischen Niederschlagung des Macrianus mitgewirkt haben soll. Dieser Domitianus habe sich außerdem auf den gleichnamigen flavischen Kaiser und Domitilla zurückgeführt; siehe HA Gall. 2, 6; trig. tyr. 12, 14; 13, 3; zur Ereignisgeschichte: Goltz – Hartmann 2008, 261f. Zos. 1, 49, 2 bezeugt indessen einen Domitianus als einen von mehreren Usurpatoren unter der Herr schafts Aurelians. Es ist in Erwägung gezogen worden, dass es sich bei den in der Historia Augusta und bei Zosimus genannten Figuren um die selbe Person handelte; so könnte sich Domitianus nach seinem Sieg über Macrianus dem Gallischen Sonderreich angeschlossen und später (d. h. zur Regierungszeit Aurelians) selbst usurpiert haben – belegen lässt sich dies jedoch nicht; vgl. Estiot – Salaün 2004, 215–217, der die Ereignisse zwischen 260 und 271 n. Chr. anhand der Quellen zu rekonstruieren versucht; siehe auch Okamura 1992, 105, der (noch in Unkenntnis der zweiten Fundmünze) in dem Usurpator Domitianus „at best a conjectural figure“ sieht. 1457 Vgl. die Abbildung der beiden bekannten Münzen bei Abdy 2009, 754 Abb. 2; 756 Abb. 3. 1458 Es handelt sich jeweils um Hortfunde: Die erste Münze wurde am 28. November 1900 in der französischen Gemeinde Haute-Goulaine gefunden und befand sich in einem Keramikkessel mit insgesamt 1456 Antoninianen, deren jüngste Exemplare aus der Regierungszeit Aurelians stammen (17 Stück); siehe F. M. Allotte de la Fuýe, Une monnaie du tyran Domitianus, RNum 1901, 319–324 (non vidi); RIC V 2, 578; 590 Nr. 1; Okamura 1992, 103f.; Estiot – Salaün 2004, 205f.; Abdy – Harling 2005, 176; das zweite Exemplar fand sich am 7. April 2003 zusammen mit 4956 weiteren Münzen („Chalgrove II“) in der Nähe eines bereits im Jahre 1989 getätigten Hortfundes („Chalgrove I“) im britischen Oxfordshire; siehe Abdy 2004, 219f., 221; Brandt 2006, 19f.; Abdy 2009, 752f.; Mairat 2009, 113; zum Münzporträt auch Maj 1958, 135.
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5. Die Porträts
cus I. zu konstatieren1459. Eine besonders markante Übereinstimmung besteht etwa in der Wiedergabe dreier Sichelsträhnen im Stirnbereich, welche das von Tetricus bekannte Zangenmotiv in stark reduzierter Form rezipieren. Die Usurpation kann sich daher zeitlich nicht allzu weit entfernt von der Herrschaft des letzten Gallischen Kaisers abgespielt haben. Davor ergibt sich nur wenig Spielraum, weil die Münzbildnisse von Marius und Victorinus ikonographisch nicht mit Domitian II. zu vereinbaren sind. Sein Porträt ist vielmehr aus dem des Tetricus I. abgeleitet, was eine frühere Entstehung unmöglich macht. Mit dessen Kapitulation im Jahre 274 n. Chr. endete wiederum die Autonomie der gallischen Herrscher. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Domitian II. erst nach der Wiedereingliederung erhob und sich (vielleicht als Führer einer enttäuschten Opposition gegen Aurelian) als Wiederhersteller des Gallischen Sonderreiches versuchte. Die Aufnahme des gallischen 'Kaisertypus' wäre dann als programmatisches Zitat zu verstehen. Ein solches Bestreben lässt sich jedoch weder anhand der literarischen Quellen noch anhand der Münzreverse belegen1460. Der wahrscheinlichsten Annahme ist demnach Vorzug zu geben: Domitian II. erhob sich als Konkurrent des amtierenden Kaisers Tetricus I., wurde jedoch bald von diesem (oder von seinen eigenen Soldaten?) ausgeschaltet1461. Der Name Domitianus könnte eventuell eine legitimatorische Funktion inne gehabt haben: vielleicht rekurrierte der kurzlebige Usurpator durch seine Namensgebung gezielt auf die Herrscher der flavischen Dynastie. L. Morgan sieht hierin einen bewussten Rückgriff, der dazu gedient habe, die Loyalität der Soldaten zu festigen1462. Tatsächlich soll auch der literarisch bekannte Feldherr Domitianus seine Abstammung auf den gleichnamigen Flavier und Domitilla zurückgeführt haben, was zunächst wie ein Beleg für diese Annahme scheint (hier Anm. 1456). Die Nachricht entstammt jedoch der Historia Augusta, deren Verfasser für seinen Erfindungsreichtum im Hinblick auf obskure genealogische Verknüpfungen bekannt ist1463. Darüber hinaus ist nicht erwiesen, dass es sich bei dem Usurpator Domitian II. und dem gleichnamigen dux Aureoli aus der litera1459 Dazu etwa RIC V 2, 578; Delbrück 1940, 141: „Der Kopf erinnert an Tetricus, worin die Datierung liegt.“ 1460 Die Averslegende beider Münzen lautet IMP C DOMITIANVS P F AVG. Die Reverse führen jeweils eine weibliche Personifikation mit Schale und Füllhorn, bei der sich nach Ausweis der Legende um CONCORDIA MILITVM handelt; dazu Estiot – Salaün 2004, 207f. 1461 Ähnlich auch Abdy 2009, 756f.; Mairat 2009, 114. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass es sich bei Domitianus um denselben Usurpator handelt, der literarisch als Empörer unter Aurelian (hier Anm. 1456) verbürgt ist, zumal aus der Zosimus-Stelle nicht eindeutig hervorgeht, wer die Erhebung beendete und Domitianus bestrafte. Es handelt sich übrigens nicht um die einzige Erhebung gegen Tetricus – vgl. etwa die Erhebung des Faustinus: Luther 2008, 337f. 1462 Morgan 2006, 180f.; außerdem S. 182: „Perhaps this was Domitianus' pitch for support to the Rhine armies: I am a Domitian, defender of the troops and enemy of the senate like my ancestor, and a better choice by far for you soldiers than a noble and senator like Te tricus.“ 1463 Vgl. etwa die Nachricht, Tacitus habe sich auf den gleichnamigen Historiker zurückgeführt; hier S. 214.
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rischen Überlieferung überhaupt um dieselbe Person handelt. Die unter Domitian II. geprägte Reverslegende CONCORDIA MILITVM1464 ist indessen sicher als Botschaft an die Soldaten zu verstehen, von denen sich der Usurpator Treue und Rückhalt erhoffte. Hinsichtlich seiner Porträts bleibt festzuhalten, dass Domitian II. keinesfalls von der seit Postumus etablierten Darstellungsweise abwich, sondern grundsätzliche Charakteristika des 'gallischen Kaisertypus' übernahm. Auf diese Weise suggerierte er persönliche Legitimität im Rahmen einer gegen den aktuellen Herrscher gerichteten Usurpation.
Zwischenfazit: Zur Ikonographie der gallischen Kaiser D. Boschung zufolge zeichneten sich die Porträts der gallischen Kaiser durch eine insgesamt ähnliche Bildnisgestaltung aus. Die zunächst von Postumus eingeführte Konzeption sei zwar gewissermaßen an der Ikonographie des Gallienus orientiert gewesen, habe sich jedoch zugleich durch ihre üppige Barttracht von der zentralrömischen Regierung distanziert. Auch die Nachfolger des ersten gallischen Kaisers hätten sich (abgesehen von Marius) an dessen Bildnisgestaltung gehalten und sich nicht weiter von der Entwicklung des nachgallienischen Herrscherbildes beeinflussen lassen. Ihre Porträts seien damit als „einheitliche und zusammengehörige Gruppe“ zu verstehen 1465. Dieser Beobachtung ist im Kern zuzustimmen: in gewisser Weise hatten sich die gallischen Kaiser innerhalb weniger Jahre ein geschlossenes ikonographisches System einander bedingender Rückbezüge geschaffen, an dessen Ausgangspunkt das Porträt des Postumus stand. Indem sie immer wieder die gleichen Charakteristika in ihren Bildnissen zitierten, stilisierten sie sich als eigenständige, von der zentralrömischen Regierung unabhängige Gruppe: die Merkmale der von Postumus eingeführten Herrscherikonographie waren bald zu Kennzeichen eines selbstbewussten gallischen Kaisertums avanciert. Der einheitliche ikonographische 'Typus' des gallischen Kaisers verlieh damit zu gleichen Teilen Identität und Legitimität. Problematisch scheint indessen Boschungs Vermutung, dass dieser Bildnisgestaltung ein Rückgriff „auf frühere Herrscher und Dynastien, etwa auf die iulisch-claudischen Kaiser, Septimius Severus oder die Antoninen“ zugrunde gelegen habe, durch den man sich wiederum von der zentralrömischen Regierung distanzierte: zum einen wäre zu erwarten, dass sich ein derartiges Programm auch in anderen Quellengattungen (etwa der Epigraphik) niedergeschlagen hätte; dies lässt sich jedoch nicht belegen. Zum anderen spielte auch die gallienische Repräsentationskunst mit allgemeinen Rückbezügen auf frühere Dynastien (hier S. 196ff.). Vor diesem Hintergrund scheint fraglich, wie sich eine Seite von der anderen hätte distanzieren können, wenn beide zugleich auf die selben Vorbilder rekurrierten1466. 1464 Hier Anm. 1460. 1465 Boschung 2012, 94f. 1466 Im Falle von Gallienus und Postumus lässt sich schon deswegen nicht von einer gegenseitigen Distanzierung sprechen, weil beide Herrscher in direkte Konkurrenz zueinander tra-
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5. Die Porträts
Tatsächlich betonte die Porträtgestaltung des Postumus weitaus mehr 'gallienische' Einzelmerkmale als sie verschwieg: Die füllige, bis in den Nacken reichende Haarkappe, die Aufnahme definierter Strähnenmotiven sowie die Imitation des attributiven Helmes lassen sich als Belege dafür anführen, dass es hier in erster Linie darum ging, durch die Übernahme konkreter Charakteristika des Gegners in direkte Konkurrenz zu treten. Auf diese Weise wurde Postumus als mindestens gleichwertiger Gegenentwurf zur zentralrömischen Regierung stilisiert. Wahrscheinlich ist auch die Bildniskonzeption des Marius in diesem Sinne zu verstehen: Unter Verzicht auf 'typisch' gallienische Einzelmerkmale orientierte sich dessen Porträt ganz an der zentralrömischen Entwicklung. Es scheint insofern kurios, dass A. Kluczek gerade für Marius konstatiert, dieser Kaiser habe sich durch die Übernahme des Namens Aurelius bewusst auf antoninische Traditionen zurückbezogen1467 – unter allen gallischen Usurpatoren hatte sich doch ausgerechnet dieser Prätendent am meisten von der 'antoninisch-severischen' Bildnisauffassung entfernt. Erst die folgenden gallischen Kaiser nahmen davon Abstand, ihre ikonographischen Einzelformen den Porträts der zentralrömischen Herrscher zu entlehnen. Sie orientierten sich stattdessen bewusst an Postumus, der als Begründer des Gallischen Sonderreiches zur politischen Symbolfigur gediehen war. Das gallische Kaisertum hatte sich damit seine eigene programmatische Traditionslinie geschaffen. An die Herrscher der antoninischen oder severischen Dynastie dachte in diesem Zusammenhang niemand mehr. Diese Beobachtung ist deshalb wichtig, weil sie einen parallel zur Entwicklung des zentralrömischen Herrscherbildes verlaufenden Wandel bestätigt: Ganz im Gegensatz zu den frühen Soldatenkaisern sahen nun auch die 'ordentlichen' Kaiser der 270er und 280er Jahre weitestgehend von solchen Rückbezügen ab (hier Kap. 5.6 g).
5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren In der wissenschaftlichen Tradition gelten manche Prätendenten als vollwertige Kaiser, andere wiederum als erfolglose Usurpatoren. Diese strikte Trennung erscheint auf den ersten Blick fragwürdig1468: So könnten einige Herrscher, die in der Forschung für ten, indem sie quasi reflexartig Bildthemen ihres jeweiligen Gegenspielers übernahmen und weiterentwickelten; siehe die hier in Anm. 1396 angegebene Lit. 1467 Kluczek 1999, 86f.; stattdessen liegt die Vermutung nahe, dass die Familie des Marius im Rahmen der von Caracalla initiierten Constitutio Antoniana zu diesem Namen gekommen war; siehe Johne 2008a, 597. 1468 Neben den hier angeführten Argumenten ist auch zu bedenken, dass die Vorstellung eines legitimen römischen Kaisertums im staatsrechtlichen Sinne einige Schwierigkeit mit sich bringt – so müssten etwa nach E. Flaig alle Herrscher der Kaiserzeit als Usurpatoren gelten: ausf. zur Usurpation im römischen Kaiserreich Flaig 1992, pass.; zur 'Konzeptionali sierung der Usurpation' in der Spätantike Flaig 1997, pass., spez. 19, der „die Kategorie 'Usurpation' (...) als die Herausforderung des amtierenden Herrschers durch einen Riva len“ versteht; allg. zu Usurpationen im Römischen Reich auch Szidat 1989, pass.; zur hier beschriebenen Problematik auch Hartmann 1982, 62.
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5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren
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gewöhnlich als 'echte' Kaiser behandelt werden, im Hinblick auf ihre Kurzlebigkeit (z. B. Aemilius Aemilianus) oder ihr beschränktes Einflussgebiet (z. B. Gordian I. und Gordian II.) ebenso gut als Usurpatoren durchgehen. Tatsächlich waren auch die meisten Soldatenkaiser zu Herrschaftsbeginn nichts anderes als illegitime Bewerber um die Kaiserwürde gewesen, die sich ihre reichsweite Anerkennung erst auf militärischem oder politischem Wege erstreiten mussten. Der Unterschied zu solchen Empörern wie etwa Pacatianus oder Regalianus besteht jedoch darin, dass sie als zentralrömische Herrscher anerkannt und auch in der antiken Geschichtsschreibung als solche wahrgenommen worden sind. Die folgenden Ausführungen dienen dazu, die Ikonographie solcher Prätendenten zu untersuchen, die sich in diesem Sinne nicht als Augusti etablieren konnten. Die Trennung von den übrigen Kaisern ist deshalb sinnvoll, weil im Falle dieser 'erfolglosen' Usurpatoren jeweils mit sehr kurzen Regierungszeiten und einem regional begrenzten Herrschaftsgebiet zu rechnen ist: ihre Bildnisse müssen demnach durchweg in jener frühen Herrschaftsphase entstanden sein, in welcher das jeweilige Regime unter einem besonders hohen Legitimationsdruck stand. Damit lässt sich an ihrem Beispiel untersuchen, unter welchen Aspekten die Konzeption völlig neuer Herrscherporträts erfolgte und in welchem Verhältnis diese Bildnisse zur aktuellen zentralrömischen Regierung standen. Da sich für keinen der im Folgenden besprochenen Usurpatoren rundplastische Porträts benennen lassen, ist der Verfasser alleine auf Münzbildnisse angewiesen. Kurioserweise hat sich die Porträtforschung bisher kaum oder gar nicht mit diesen Zeugnissen auseinandergesetzt1469. Althistorische Publikationen zu den Usurpatoren des 3. Jhs. stellen das numismatische Material hingegen in den Mittelpunkt, widmen sich jedoch in erster Linie den Reverstypen und gehen höchstens am Rande auf ikonographische Fragen ein1470. Durch die antike Geschichtsschreibung ist eine Vielzahl von Usurpatoren überliefert, die sich zwischen 235 und 285 n. Chr. gegen die zentralrömische Regierung erhoben haben sollen1471. Tatsächlich jedoch handelt es sich bei einem Großteil dieser Prätendenten um historisch nicht näher greifbare oder sogar völlig frei erfundene Gestalten, für die sich weder eigene Prägungen, noch Inschriften oder Papyri heranziehen lassen1472. Auf der anderen Seite hat die Geschichtsforschung eine ganze Reihe belegbarer 1469 Eine Ausnahme stellt etwa Delbrück 1940, 84f., 124–127, 160–161, 180f. dar. 1470 Die Besprechung der Aversporträts nimmt gegenüber den Fragen zu Chronologie, Stempelfolge, Reverstypen und Ereignisgeschichte auch in ausführlicheren althistorischen Publikationen verständlicherweise oft nur geringen Raum ein – Beispiele: Bland 1993, 196 (Iotapianus); Baldus 1971, 31f., 44–46, 65–67, 128–131, 135–137 (Uranius Antoninus); Göbl 1970, 28–30; Dembski u. a. 2007, 542f. (Regalianus und Dryantilla); siehe im Folgenden jeweils die zu den einzelnen Usurpatoren angegebene Lit. 1471 So weiß der Verfasser der Historia Augusta von allein 30 Gegenkaisern unter der Herrschaft des Gallienus zu berichten (HA trig. tyr. pass.); zu den Usurpatoren-Viten der Historia Augusta Paschoud 1997, pass.; zu den Usurpatoren unter Gallienus jüngst auch Geiger 2013, 97–197; 120–128. 1472 Siehe im Einzelnen die Angaben bei Kienast 2004; allg. zu den Usurpationen der Soldatenkaiserzeit auch Johne 2008a, 626f. Die Herrscher des sog. Palmyrenischen Sonderrei-
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5. Die Porträts
Usurpatoren identifiziert, von denen jedoch keine oder lediglich gefälschte Prägungen erhalten sind. Aus diesem Grunde ist es notwendig, bestimmte Münzen von Vornherein auszuschließen, um die folgende Untersuchung nicht durch gefälschtes Material zu verunklären. Hierzu gehören beispielsweise die Prägungen der Usurpatoren Sponsianus1473 und Bonosus1474, deren Echtheit wohl zu Recht in Zweifel gezogen wird. Schwieriger gestaltet sich die Situation im Falle des literarisch belegten Proculus, für den J. Nollé im Jahre 2002 eine bis dahin einzigartige Münze publiziert hat 1475. Ihre Echtheit ist von einigen Forschern anerkannt, von anderen wiederum bestritten worden 1476. Gegen den Fälschungsverdacht spricht der kürzlich erfolgte Einzelfund eines zweiten, stempelgleichen Exemplars im Jahre 20121477. Die handwerkliche Qualität des Stempels gibt indessen Grund zur Annahme, dass es sich um eine barbarisierende Imitation han delt1478; die ikonographische Gestaltung des Aversporträts lässt dabei am ehesten an
1473
1474 1475 1476 1477 1478
ches werden im Folgenden nicht behandelt, da sie sich anhand ihrer Herrschaftsauffassung und ihrer Absichten nicht wirklich mit den übrigen Usurpatoren vergleichen lassen; zu den Palmyrenischen Herrschern ausf. Hartmann 2001, pass. Zu den Münzen des Sponsianus RIC 4. 3, 67; 106 Nr. 1; Cohen V², 184f.; Münsterberg 1923, 426f. mit Taf. 264 Nr. 9–11 und älterer Lit.; Hartmann 1982, 82 Anm. 10; Campbell 1997, pass.; Körner 2002, 389–391; Huttner 2008, 199; siehe bereits Münsterberg 1923, 326f. zu einem siebenbürgischen Hortfund des 18. Jhs. mit zwei Münzen des Usurpators. Der Fundort legt eine Erhebung im Donauraum nahe, wo Sponsianus ein militärisches Kommando inne gehabt haben könnte. Literarische oder epigraphische Quellen, welche die Machtergreifung belegen würden, fehlen gänzlich. Thierfelder 1949, 71 zählt Sponsianus entsprechend zu den „Schattenkaisern“ und Huttner 2008, 199 bezeichnet ihn als „Phantom ohne Konturen“. Stilistisch lassen sich die Münzporträts des Usurpators keineswegs einwandfrei mit den zeitgenössischen Herrschern vereinbaren. Der Fälschungsverdacht erhärtet sich durch die Reverse, die einen Typus des 2. Jhs. v. Chr. wiederholen. Dieser ist wiederum auf die in republikanischer Zeit angesehene Familie der Minucii zurückzuführen. Hartmann 1982, 121 Anm. 1; 82 Anm. 10 hat in den Prägungen insofern ein politisches Zeichen des senatorischen Widerstands im 3. Jh. n. Chr. erkannt, welches jedoch wegen seiner Singularität Anlass zur Skepsis bietet – Körner 2002, 390 wendet zu Recht ein, dass dergleichen nicht einmal für die 'Senatskaiser' Pupienus und Balbinus zu belegen sei, die noch am ehesten als Repräsentanten einer senatorischen Widerstandsfront in Frage kämen. Wenn es sich bei den Münzen des Sponsianus trotz aller Zweifel doch nicht um moderne Fälschungen handeln sollte, sind die eigentümlichen Prägungen vielleicht durch antike Nachprägungen oder die beschränkten Mittel einer improvisierten Werkstätte zu erklären; dazu Körner 2002, 390 mit Anm. 28–29 für weitere Lit.; allg. zu 'Nachprägungen' und zum problematischen Begriff 'barbarisierender Prägungen' etwa Schulzki 1996, 32f. Siehe dazu Kreucher 2008, 411 mit Anm. 116 für weitere Lit.; siehe auch Cohen VI², 349. Zur Münze Nollé 2002, pass.; allg. zu Proculus Kreucher 2008, 411 mit Belegen und weiterer Lit. Für die Echtheit etwa Brandt 2006, 19; dagegen etwa Kreucher 2003, 169 mit Anm. 522; unentschieden Kreucher 2008, 411 Anm. 116; Hekster – Manders 2006, 135. Der Fund englischer Sondengänger ist von verschiedenen numismatischen Zeitungen behandelt worden – bspw. Fox 2013. Kreucher 2003, 169 Anm. 522; die Legende mit Angabe des Namens Proculus führt er auf einen Fehler des Stempelschneiders zurück.
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5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren
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eine Nachahmung der Münzen des Gallischen Sonderreiches denken (hier Kap. 5.4). Aus diesem Grunde wird auch Proculus in der folgenden Besprechung nicht berücksichtigt. Ein weiteres Problem besteht im Falle des hochrangigen Militärs Aureolus, der zunächst als Kavalleriegeneral unter Gallienus gedient und sich später dem Primat des Postumus unterstellt haben soll. In der Forschung sind wiederholt Aureolusmünzen mit eigener Porträtbüste diskutiert worden1479. Tatsächlich ließ der Empörer jedoch Münzen im Namen seines 'Vorgesetzten' prägen, die entsprechend mit dem Bildnis des ersten gallischen Sonderkaisers – und nicht etwa mit dem des Aureolus – versehen wurden1480. Pacatianus Zonaras und Zosimus schildern jeweils die Erhebung eines gewissen Marinos unter der Herrschaft des Philippus Arabs1481. Dieser Marinos lässt sich wahrscheinlich mit einem Usurpator identifizieren, dessen Bildnis auf einigen Münzen der fortgeschrittenen 240er Jahre abgebildet ist und der mit vollem Namen TI(TVS) CL(AVDIVS) MAR(INVS) PACATIANVS hieß1482. Seine Erhebung erfolgte im Jahre 248 oder 249 n. Chr. in der moesischen Provinz, was zum Einen aus den Ausführungen der byzantinischen Geschichtsschreiber, zum Anderen aus den Prägungen des Usurpators hervorgeht, welche etwa einen Revers anlässlich der Tausendjahrfeier wiederholen. Es ist davon auszugehen, dass Pacatianus ursprünglich ein hochrangiger Militär senatorischer Herkunft gewesen war, dessen genaue Stellung zum Zeitpunkt der Usurpation nicht mehr sicher zu rekonstruieren ist 1483. Die Entsendung des Feldherrn und nachmaligen Kaisers Decius an die Donau setzte der Usurpation ein rasches Ende1484. 1479 Etwa Mabbott 1956, pass. mit S. 49 Abb. 1; vgl. RIC V 2, 589. 1480 Ausf. zu den in Mailand für Postumus geprägten Münzen des Aureolus Weder 1990, 61– 71 mit weiterer Lit.; siehe auch Doyen 1982, 5f. mit Nr. 268; allg. zu Aureolus mit weiterer Lit. u. a. König 1981, 125–131; Hartmann 1982, 101f.; Bellen 1998, 230; Hartmann 2006, 82f.; 85f.; Goltz – Hartmann 2008, 288f.; Luther 2008, 332; zu Aureolus im Rahmen der militärischen Reformen des Gallienus Pflaum 1976, 109f. 1481 Zos. 1, 20; Zon. 12, 19; siehe auch Körner 2002, 282 Anm. 28. 1482 RIC IV 3, 65f.; 104f.; Cohen V², 181–183; Mowat 1912, 197–204; grundlegend Pegan 1984; außerdem Dembski 1985, pass. und Dembski 1990a, pass. mit weiteren Münzen des Usurpators; siehe auch X. Loriot, Quelques antoniniani de Pacatien trouvés en Gaule, BSFN 49, 1994, 844–848 (non vidi); jüngst noch Lužický 2012, 35 Nr. 11. 1483 So wurde in Erwägung gezogen, dass er ein größeres Sonderkommando über mehrere Provinzen inne gehabt habe. Es könnte sich allerdings auch um einen Militärtribun gehandelt haben. Zon. 12, 19 bezeichnet ihn als Ταξιάρχης; zur Diskussion Körner 2002, 283f. mit weiterer Lit.; Huttner 2008, 199f. 1484 Zur Chronologie Körner 2002, 285 mit weiterer Lit.; Huttner 2008, 200. Das Ende des Pacatianus, dessen Usurpation sich im Rahmen des Karpenkrieges abgespielt haben muss, wurde durch die Hände seiner eigenen Soldaten besiegelt, die vielleicht aus Angst vor weiteren Konsequenzen handelten. In Decius sahen die Truppen schließlich einen geeigneteren Kandidaten; siehe etwa Hartmann 1982, 100; Pegan 1984, 2 attestiert der Erhebung des Pacatianus „große politische Bedeutung“; zu den Ereignissen auch Körner 2002,
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5. Die Porträts Münzbildnisse Die wenigen bekannten Münzen des Pacatianus, bei denen es sich um Erzeugnisse der Prägestätte von Viminacium handelt, weisen ein recht homogenes Spektrum an Bildnissen auf. Sie zeigen jeweils einen kompakten, rechteckig angelegten Schädel mit spitzem Kinn1485. Ein wiederkehrendes Merkmal besteht in der charakteristischen Bildung des Mundes mit schmalen, zusammengepressten Lippen; die Oberlippe steht dabei etwas vor; unter den leicht herabgezogenen Mundwinkeln schließt sich eine tief gefurchte Mentolabialfalte an; die Stirn zeichnet sich leicht gewölbt über der kleinen Nase ab. Pacatianus trägt eine dem Zeitgeschmack entsprechende Kurzhaarfrisur, deren Kontur im Stirnbereich in kleinen, dicht gestellten Strähnchen ausfranst. Soweit erkennbar, besitzt der Usurpator entweder bis in den Wangenbereich verlängerte Koteletten oder einen kurzen Vollbart, der bis auf den Halsansatz reicht1486.
Die Ikonographie des Usurpators ist eindeutig von den Bildnissen der zentralrömischen Regierung beeinflusst. Die meisten Übereinstimmungen bestehen im Vergleich mit den Augustusbildnissen des Philippus minor. Zu nennen sind hier sind vor allem der Schädelbau, die Profillinie, die Ausführung der Brauenbögen sowie die für die Dynastie charakteristische Mundbildung (hier S. 168 u. S. 244). Von den Porträts des zentralrömischen Oberkaisers unterscheidet sich Pacatianus zudem durch seine insgesamt geglättete Gesichtsoberfläche, die (abgesehen von der einprägsamen Mentolabialfalte) keine tieferen Furchen erkennen lässt. Der Usurpator orientierte sich also nicht etwa an der Porträtgestaltung des Philippus Arabs, sondern griff auf die Bildnisse des jungen Philippus minor zurück1487. Damit bediente er ein 'geglättetes' Darstellungsschema, welches sich bereits seit Längerem für die Ikonographie von jungen Nachfolgern bzw. untergeordneten Prinzen etabliert hatte (Kap. 5.6 d). Mit seinem Bart und der attributiv wiedergegebenen Mentolabialfalte verfügte sein Bildnis zugleich über personalisierte Alters bzw. Würdechiffren. Nach Ansicht des Verfassers ist dieser Befund möglicherweise so zu erklären, dass Pacatianus bewusst vermied, in direkte ikonographische Konkurrenz mit Philippus 285–287 mit weiterer Lit.; außerdem Pegan 1984, 1–7; Bellen 1998, 212; Huttner 2008, 199f.; Johne 2008a, 627; Kloft 2010, 215; zur Usurpation des Decius ausf. Körner 2002, 289–294. 1485 In seltenen Fällen erscheint Pacatianus etwas feister; z. B. Pegan 1984, Taf. I Abb. 8 (B2); zu den Münzbildnissen auch Delbrück 1940, 85; Maj 1958, 186. 1486 Vgl. etwa den gut zu erkennenden Vollbart bei Pegan 1984, Taf. I Abb. 3 (A4) mit dort Taf. II Abb. 3 (A6). 1487 Delbrück 1940, 85 zufolge geht das Porträt des Usurpators „meist von Philippus I. aus“ und ähnelt nur selten dessen Sohn Philippus minor. Diesem Eindruck kann sich der Verfasser im Hinblick auf die hier genannten Merkmale nicht anschließen. Selbst die in Viminacium geprägten Münzen des Kaisers lassen mit ihren massigen Schädeln, den hart ge schnittenen Zügen sowie den markanten Einsparungen im Bereich der Gesichtsoberfläche keine große Ähnlichkeit zu Pacatianus erkennen; zu diesen Prägungen u. a. Körner 2002, 99 Anm. 2; 146 mit weiterer Lit.
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Arabs zu treten. Auf diese Weise zeigte er gegenüber der zentralrömischen Regierung an, dass er nicht an einem höheren Herrschaftsanspruch interessiert war und seine Erhebung (wie im 3. Jh. nicht unüblich 1488) vielmehr auf eine akute, lokal begrenzte (Gefahren-)Situation begründete, um so dem Wunsch der beunruhigten Truppen nach Kaisernähe zu entsprechen1489. Diese Möglichkeit ist umso wahrscheinlicher, da sich sich die Ereignisse in einer „Atmosphäre massiver Unsicherheit“1490 abspielten und die selben Soldaten kurz darauf auch den zur Niederschlagung der Usurpation entsandten Decius erhoben1491. Vonseiten der althistorischen Forschung wird die Usurpation hingegen so interpretiert, dass Pacatianus durch die Übernahme von Münzlegenden der zentralrömischen Regierung (insb. der Tausendjahrfeier) „ostentativ die Romidee wachhielt“ 1492. So wiederholte seine Münzprägung im Wesentlichen die bereits unter Philippus Arabs gebräuchlichen Reverstypen und brachte insofern kaum Eigenständiges hervor 1493. Dieser Umstand ist keineswegs damit zu erklären, dass Pacatianus (ähnlich wie später Regalianus) in Ermangelung eigener Schrötlinge ältere Münzen überprägten ließ 1494. C. Körner geht vielmehr davon aus, dass Pacatianus bewusst versuchte, „seine Eignung zum Kai1488 Dazu ausf. Hartmann 1982, 158–169; vgl. etwa die Erhebungen des Iotapianus (hier Anm. 1500), des Uranius Antoninus (hier S. 288ff.) sowie des Regalianus (hier Anm. 1538); auch die im 3. Jh. häufige Entstehung von Teilreichen lässt sich unter diesem Aspekt verstehen; dazu Hartmann S. 175–181. 1489 Zum Begriff der Kaisernähe grundlegend Hartmann 1982, 75; 119; 131; 140–181; 185–192; 202; Johne 2008a, 594f. Dem Begriff liegt die Vorstellung zugrunde, dass sich die Provinzbevölkerung sowie die Soldaten, welche oft weit entfernt vom unmittelbaren Einflussgebiet des jeweiligen Kaisers stationiert waren, angesichts angespannter Situationen mit Vorliebe einen neuen Herrscher erwählten, um der akuten Lage durch die Anwesenheit eines starken Anführers Herr zu werden. Aus solchen Erhebungen resultierten wiederum nicht selten offene Bürgerkriege. Usurpatoren, die auf diesem Wege an die Macht gekommen waren, mussten freilich nicht zwangsläufig an der zentralrömischen bzw. reichsweiten Kaiserherrschaft interessiert sein. 1490 Huttner 2008, 199; zur Situation auch Hartmann 1982, 162 mit Anm. 1. 1491 Zu den Ereignissen Huttner 2008, 200–202 mit weiterer Lit.; angeblich soll Decius zunächst gar nicht an der Kaiserwürde interessiert gewesen sein (vgl. Zos. 1, 22, 1); Zon. 12, 19 überliefert sogar, dass er Philippus Arabs in einem Brief zugesichert habe, die Insigni en seiner Macht so bald wie möglich niederzulegen – in der Forschung wird dies zumeist als Ausdruck der toposhaften recusatio imperii verstanden; siehe u. a. Körner 2002, 293f.; Huttner 2004, pass.; spez. 201–203; Huttner 2006, 39f.; dies schließt jedoch nicht zwangsläufig aus, dass zunächst Pacatianus und später Decius von den Soldaten in die Kaiserrolle gedrängt wurden. 1492 Huttner 2008, 200; siehe auch Körner 2002, 200. 1493 Zu den Reversen bereits Kubitschek 1908, 47f.; siehe auch RIC IV 3, 66; für einen voll ständigen Katalog der bis dahin bekannten Stücke siehe Pegan 1984, 246–285; siehe außerdem Dembski 1990a, 44f.; Peter 1995, pass.; Geneviève 2001, pass.; Körner 2002, 287f. 1494 W. Szaivert, Der Beginn der Antoninianprägung in Viminacium, Litterae Numismaticae Vindobonenses 2, 1983, 61–67 (non vidi); folgend Dembski u. a. 2007, 549; anders Peter 1995, 34 Anm. 4, demzufolge Spuren einer Überprägung „selbst unter dem Binokular“ nicht festzustellen sind.
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ser gerade dadurch zu unterstreichen, dass er die üblichen Reichsprägungen übernahm“1495. Im Rahmen des hier vorgeschlagenen Erklärungsansatzes ist die thematische Ausrichtung seiner Münzreverse jedoch möglicherweise in einem anderen Sinne zu verstehen: Durch die direkte Übernahme der in der Reichsprägung propagierten Themen könnte sich Pacatianus der Zentralregierung bewusst untergeordnet haben – indem er deren Primat anerkannte und sein Bildnis an der zeitgenössischen Prinzenikonographie (und nicht an jener des aktuellen Kaisers!) orientierte, signalisierte er nach außen hin, dass er Philippus Arabs die Herrschaft keineswegs streitig machen wollte und vielmehr versuchte, die angespannte Lage an der Donau zu stabilisieren. Die nervöse Reaktion des zentralrömischen Kaisers, welche schließlich zum Ende der Usurpation führte, konnte Pacatianus damit freilich nicht verhindern1496. Iotapianus Die Erhebung des Iotapianus ist literarisch durch Aurelius Victor, Polemius Sylvius und Zosimus belegt1497. In den tlw. widersprüchlichen Quellen werden verschiedene Kaiser als anerkannte Herrscher während der Usurpation genannt. Der communis oppinio zufolge erhob sich Iotapianus gegen Ende der Herrschaft des Philippus Arabs, also vielleicht im Herbst 249 n. Chr. oder bereits im Jahr davor. Seinen Tod fand er während der Regierungszeit des Traianus Decius: Aurelius Victor zufolge wurde Iotapianus geköpft und sein Haupt dem zentralrömischen Kaiser dargebracht 1498. Während seiner kurzen Erhebung wirkte der Usurpator im Osten des Reiches; allerdings lässt sich sein Einflussgebiet aufgrund der voneinander abweichenden Quellen nicht mehr genau be-
1495 Körner 2002, 288. 1496 Zur Ereignisgeschichte Huttner 2008, 200–202 mit weiterer Lit. 1497 Aur. Vict. Caes. 29; Pol. Sylv., Laterculus; Zos. 1, 20f.; zu den Quellen Mowat 1912, 193– 197 und Bland 1993, 191f.; zur Datierung der Usurpation Bland 1993, 194f.; Körner 2002, 279 mit Anm. 15 für weitere Lit.; Huttner 2008, 198f. Neben den genannten Quellen könnte auch eine Stelle im 13. Buch der Sybillinischen Orakel (89–99) auf die Folgen der Usurpation des Iotapianus zu beziehen sein; dazu etwa Ziegler 1985, 101–104. Anlass für die Usurpation soll die unbeliebte Steuerpolitik des Iulius Priscus geboten haben, der als Bruder des Philippus Arabs mit der Administration des Ostens betraut war; siehe Zos. 1, 20f.; zu den politischen Zusammenhängen Ziegler 1985, 99f.; Körner 2002, 280. 1498 Aur. Vict. 29; den Tod fand er demnach durch die Hände seiner eigenen Soldaten.
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stimmen1499. Neben den literarischen Belegen stellen Münzen die einzige Quelle für die Usurpation dar1500. Münzbildnisse1501 Die Bildnisse sind auf den Aversen in unterschiedlicher Qualität belegt. Sie zeigen einen ältlichen Mann mit hageren Konturen und kahler, gewölbter Stirn. Iotapianus besitzt eine dem Zeitgeschmack entsprechend kurzgeschorene Haarkappe. Die bewegte Oberfläche des gestreckten Kopfes zeichnet sich durch markante Wangenknochen, eingefallene Hautpartien und leicht herabgezogene Mundwinkel aus. Für die meisten Stücke ist eine prominente Höckernase charakteristisch, von der oft markante Nasolabialfalten abgehen. Detaillierte Prägungen geben zudem deutliche Stirnfurchen wieder. Auf den gut erhaltenen Stücken lässt sich ein kurzer Vollbart erkennen. Die Strahlenkrone ist auf allen dem Verfasser bekannten Münzen angegeben, bei denen es sich entsprechend um Antoniniane handelt1502. Aurelius Victor zufolge führte sich Iotapianus auf Alexander zurück1503. Es bleibt freilich unklar, ob hier Alexander der Große oder Severus Alexander gemeint ist1504. Der 1499 Zur Lokalisierung der Usurpation etwa Körner 2002, 280f. und Bland 1993, 195f.; neben Syrien werden Galatien und Kappadokien genannt; Callu 1989, 363 Anm. 5 erwägt, dass Gallia in Eutr. 9, 4 in Galatia zu emendieren sei und sieht darin einen Hinweis auf Iotapianus – sicher zu belegen ist diese Vermutung jedoch nicht. Papyri, die vielleicht eine genauere Eingrenzung des Einflussgebietes ermöglichen würden, liegen nicht vor. Ebenso fehlen direkte epigraphische Belege für Iotapianus. Bernasetti deutete die Rasur des Iulius Priscus auf der Palmyrenischen Inschrift OGIS II 640 = IGR III 1033 = CIG III 4483 = Wad. 2598 als Hinweis auf die Revolte; dazu Körner 2002, 280f.; zur Lokalisierung der Münzstätte des Iotapianus Bland 1993, 196–199. 1500 RIC IV 3, 66; 105; Cohen V², 183f.; Mowat 1912, 196; zu den Münzen auch Kent u. a. 1973, Taf. 107 Nr. 466; einen Katalog der bis 1993 bekannten Stücke bietet Bland 1993, 201–204; siehe auch Körner 2002, 281f.; jüngst Lužický 2012, 35 Nr. 12. Das Material lässt sich nach den Averslegenden in sechs verschiedene Gruppen einteilen. Ordnet man die Legenden nach ihrer Titulatur, so zeichnet sich eine Entwicklung von Münzen mit der einfachen Bezeichnung IMP(erator) über solche mit IMP(erator) C(aeser) hin zu IMP(erator) C(aesar) AV(gustus) ab. Die naheliegende Interpretation, Iotapianus habe zunächst nicht in direkte Konkurrenz zum Kaiser treten wollen und sich erst nach und nach anma ßendere Titel zu Eigen gemacht, ist jedoch fraglich: Eine Averslegende bezeichnet Iotapianus etwa als IMP(erator) und AV(gustus), nicht aber als Caesar; vgl. Bland 1993, 196; 201 Nr. 4; siehe auch Harl 1987, 92 mit S. 199 Anm. 75. 1501 Für Abb. siehe etwa Kent u. a. 1973, Taf. 107 Nr. 466. 1502 Delbrück 1940, 84 führt daneben einen verlorenen Aureus an; Bland 1993, 198 meint, Iotapianus hätte durchaus auch Aurei prägen lassen können, allerdings ist kein entsprechendes Stück erhalten; allg. zu den Münzporträts auch Maj 1958, 187. 1503 Aur. Vict. 29, 2; Hartmann 1982, 73f. 1504 Nach Ausweis der Münzporträts dürfte der Usurpator zu alt gewesen sein, um noch als Sohn des letzten Severers durchzugehen. Iotapianus könnte jedoch auf irgendeine andere Weise über Severus Alexander mit dessen Emesischer Familie verwandt gewesen sein. In
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5. Die Porträts
Name Iotapianus lässt zudem einen Zusammenhang mit dem bereits unter Vespasian abgesetzten Königshaus von Kommagene vermuten, für deren Herrscher wiederum Rückbezüge auf verschiedene Träger des Namens Alexander überliefert sind 1505. Der unverfänglichste Kompromiss besteht darin, Iotapianus als Angehörigen eines nicht mehr genau zu bestimmenden Teils der lokalen Oberschicht im Osten des Reiches anzusehen. Hierin unterschied er sich von den anderen Usurpatoren unter der Herrschaft des Philippus Arabs (Pacatianus und Decius), die als Angehörige der militärischen Führungsriege nach dem kaiserlichen Purpur griffen. So versteht C. Körner die Usurpation des Iotapianus als „Volkserhebung der Provinzialbevölkerung“1506. R. Delbrück hat die Vermutung geäußert, dass sich Iotapianus bewusst auf Severus Alexander zurückgeführt habe, um so „gegenüber Philippus das Erbrecht des letzten 'legitimen' Herrscherhauses“ zu behaupten1507. Anhand der Münzreverse lässt sich hierfür jedoch kein Beleg erbringen1508. Ebensowenig nutzte Iotapianus die gestalterischen Mittel des Herrscherbildes, um diese vermeintliche Abstammung zu unterstreichen: seine Münzporträts orientierten sich stattdessen klar am zeitgenössischen Stil und lassen so weder Elemente einer rückbezüglichen Bildnisauffassung, noch Merkmale der severischen Familie erkennen. Die physiognomische Binnenzeichnung der bewegten Gesichtsoberfläche, die 'realistische' Gestaltung der Profillinie mit ihrer markanten Hakennase sowie die freiliegende, zerfurchte Stirn sind der Ikonographie des Traianus Decius bereits so eng verwandt, dass ein ganz anderer Schluss naheliegt: Iotapianus ließ sich als zeitgemäßer Kaiser im aktuellen Stil darstellen, der ganz dem zeitgenössischen Bild eines römischen Herrschers entsprach. Anders als Pacatianus trat er damit (zumindest ikonographisch) in direkte Konkurrenz zur zentralrömischen Regierung.
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diesem Falle käme Syrien als Ursprungsort der Erhebung in Betracht und Iotapianus könnte gewissermaßen als Vorgänger des emesischen Usurpators Uranius Antoninus angesehen werden (siehe unten); vgl. Kent u. a. 1973, 136 Nr. 466: „Zur Legitimation gab sich der Usurpator als ein Nachfahre Alexanders des Großen aus“. Zum Königshaus von Kommagene RE Suppl. IV, s.v. Kommagene (E. Honigmann) 988; durch Prinzessin Iotape von Kommagene bestehen Verbindungen des Königshauses mit Alexander, König in Kilikien; zu den verschiedenen Prinzessinnen namens Iotape Macurdy 1936, 40–42; zu Iotape von Kommagene dort S. 40; bei Iotape handelt es sich um einen nicht ungewöhnlichen aramäischen Frauennamen, wie auch Delbrück 1940, 84 bekräftigt. Daneben führte sich Antiochos I. als König von Kommagene im 1. Jh. v. Chr. auf Alexander d. Gr. zurück; zusammenfassend Bland 1993, 192–194, 195f. und Körner 2002, 278f. mit weiterer Lit. Körner 2002, 300. Delbrück 1940, 84. Es handelt sich hierbei ausschließlich um VICTORIA AVG(usta)-Prägungen; eindrucksvolle Gedächtnismünzen für die 'guten' Herrscher der Vergangenheit, wie sie etwa in den späteren Prägungen des Decius auftauchen (hier Anm. 1722), oder anderweitige Verweise auf die Abstammung des Usurpators sind nicht zu erkennen. Zur Bekräftigung seiner Ab stammung hätte Iotapianus (wie später Uranius Antoninus) auch den Namen Severus übernehmen können – in der Nomenklatur des Usurpators lassen sich allerdings keinerlei Hinweise darauf finden. Direkte Bezüge auf das Königshaus von Kommagene oder Alexander d. Gr. sind den Münzreversen ebensowenig zu entnehmen.
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5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren
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Silbannacus Der Usurpator Silbannacus ist lediglich durch zwei Münzen bekannt, bei denen es sich wohl um stadtrömische Antoniniane mit stempelgleichen Aversen handelt 1509. In der älteren Forschung wurde vermutet, dass sich die Erhebung unter Philippus Arabs abgespielt habe. Durch den Fund der zweiten bekannten Münze, deren Revers eine Prägung des Aemilianus wiederholt, lässt sich die Usurpation jedoch im Umfeld der Bürgerkriegswirren des Jahres 253 n. Chr. verorten 1510. Weitere Informationen zur Herkunft des Empörers oder zum genauen Ablauf der Usurpation sind nicht bekannt. Münzbildnisse1511 Die Münzbildnisse zeigen Silbannacus mit hochrechteckigem Schädelbau; die Gestaltung der Profillinie deckt sich weitgehend mit der Ikonographie des Aemilius Aemilianus1512. So verfügt der Usurpator über eine markante Höckernase, eine gewölbte Stirn und eine vorspringende Mundpartie mit schmalen, gerade verlaufenden Lippen. Im Wangenbereich zeichnet sich spärlicher Bartwuchs ab. Das in knapp skizzierten Strähnen angelegte Haupthaar endet in einer gerade verlaufenden, kaum aussagekräftigen Stirnkontur, die an der Schläfe in einen konvex geschwungenen Bogen umknickt. Die von S. Estiot vorgeschlagene Datierung in das Jahr 253 n. Chr. lässt sich anhand der Münzikonographie bestätigen: das Herrscherbild des Silbannacus wiederholte die wesentlichen Merkmale des Zeitgesichts1513 kurz nach der Mitte des 3. Jhs. Dabei sind die meisten Entsprechungen für Aemilianus zu konstatieren, der sich während seiner kurzen Erhebung zwar gegen Trebonianus Gallus durchsetzen konnte, angesichts des überlegenen Valerian jedoch bald den Tod durch seine eigenen Soldaten fand. Aufgrund des von Aemilianus übernommenen Reverstypus wird vermutet, dass Silbannacus kurz darauf von dessen stadtrömischer Anhängerschaft erhoben wurde 1514. Dieser Gedanke ist gerade im Hinblick auf die Ikonographie des Usurpators reizvoll, die sich offenbar an den Porträts des Aemilianus orientierte. Es ist insofern denkbar, dass 1509 RIC IV 3, 66f.; 105; Estiot 1996, pass.; allg. zu Silbannacus Hartmann 1982, 94 Anm. 1; Körner 2002, 386–388; Kienast 2004, 202; Huttner 2008, 218 mit weiterer Lit.. 1510 Publikation der zweiten Münze: Estiot 1996, pass.; zur Datierung spez. 114–116; für ältere Lit. auch Huttner 2008, 218 Anm. 519; vgl. auch Körner 2002, 386–388, der wohl in Unkenntnis der zweiten Münze noch von einer Datierung in die Regierungszeit des Philippus Arabs ausgeht; ähnlich Kloft 2010, 215. 1511 Für Abb. siehe etwa Estiot 1996, Taf. 15, 1–2. 1512 Anders H. Mattingly in RIC IV 3, 66: „the style of the coin is certainly that of the later years of Philip.“ 1513 Zum Begriff des Zeitgesichts hier Anm. 1192. 1514 Estiot 1996, 116; Huttner 2008, 218; Glas 2014, 118 nimmt an, dass Silbannacus schließlich von „seinem eigenen Gefolge beseitigt“ wurde, als Valerian mit seinen Truppen nach Rom marschierte und der Senat Gallienus zum Caesar ausrief.
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5. Die Porträts
sich Silbannacus als legitimen Nachfolger des kurzlebigen Kaisers verstand und diesen Anspruch durch sein Münzbildnis betonte. Da im Falle des Silbannacus jedoch von einer extrem kurzen Regierungszeit ausgegangen werden muss, ist fraglich, ob die ikonographischen Ähnlichkeiten wirklich auf eine bewusste Bildnisangleichung zurückzuführen sind. Angesichts der militärischen Bedrohung durch Valerian könnte es auch schlicht an Zeit und Gelegenheit gefehlt haben, persönliche Porträtmerkmale zu entwickeln. Silbannacus stellt in dieser Hinsicht keinen Einzelfall dar: tatsächlich lässt sich für viele Kaiser und Usurpatoren des fortgeschrittenen 3. Jhs. belegen, dass ihre frühesten Münzen denen der jeweiligen Vorgänger oder Konkurrenten ähnelten (hier Kap. 5.6 f). Man versuchte demnach, so schnell wie möglich Münzen mit eigenem Bildnis zu prägen, um sich nach außen hin zu legitimieren. Die Entwicklung eines verbindlichen Urbildes wurde in solchen Fällen wahrscheinlich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben (siehe unten: Zwischenfazit). Uranius Antoninus Die Erhebung des Uranius Antoninus ist in erster Linie durch Münzen belegt 1515. Zwar findet der Usurpator keine namentliche Erwähnung in der antiken Literatur, allerdings lassen sich einige indirekte Informationen aus der orientalischen Überlieferung und dem Geschichtswerk des Malalas mit seiner Person in Zusammenhang bringen. Geschildert wird dabei jeweils ein Kriegszug der Parther durch Syrien 1516. Malalas berichtet, dass der Emesische Priester Sampsigeramos den Feinden mit einem improvisierten Heer entgegengezogen sei, wobei das Zusammentreffen mit dem fiktiven Tod des Großkönigs endet1517. Es ist durchaus möglich, dass dieser Priester, der auch in den Sybillinischen Orakeln Erwähnung findet 1518, mit Uranius Antoninus identisch war1519. In jedem Falle muss sich seine Erhebung noch zu Beginn der Herrschaft Valerians I. im
1515 Die systematische Analyse der Münzen ist H. R. Baldus zu verdanken, der das Material in einer grundlegenden Monographie sowie einigen Nachträgen vorgelegt hat; Baldus 1963; Corpus: Baldus 1971; dazu Pekáry 1973, pass.; Baldus 1975; Baldus 1976; Baldus 1977; Baldus 1983; Baldus 1990; Baldus 1996; zuvor bereits Delbrück 1948; siehe bereits RIC V 2, 203–206 Seyrig 1958, pass.; Kankelfitz 1976, 303. 1516 Zu den antiken Quellen Baldus 1971, 229–257; Hartmann 2001, 74f.; siehe auch Baldus 1983, 37–39. 1517 Mal. 12, 26. 1518 Orac. Sib. 13, 150–154; dazu ausf. Hartmann 2009, 88f. mit weiterer Lit. 1519 Eine Übersicht der in der älteren Forschung vertretenen Meinungen bietet Baldus 1971, 246; mit aktuelleren Angaben auch Hartmann 2001, 74 Anm. 41; zu Sampsigeramos außerdem Huttner 2008, 220 Anm. 532; siehe auch Goltz – Hartmann 2008, 231 Anm. 47; 234f.; Huttner 2008, 220f.; Hartmann 2009, 88f.; neben der direkten Gleichsetzung beider Personen wurden auch andere Lösungen vorgeschlagen. So geht etwa Delbrück 1948, 49 von einem verwandtschaftlichen Verhältnis aus; kritisch auch Pekáry 1973, 17.
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5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren
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Umfeld der Stadt Emesa1520 abgespielt haben1521. Über sein Ende ist nichts Genaues bekannt, zumal die wohl nicht unbedeutenden militärischen Ereignisse keinen Niederschlag in der lateinischen Literatur gefunden haben. Münzbildnisse1522 Die Münzbildnisse des Uranius Antoninus zeichnen sich durch klar geschnittene Profillinien mit deutlich abgesetzten Orbitalen, fleischigen Wangenpartien und einem gerade verlaufendem Nasenrücken aus 1523. Der Schädel verfügt über einen breiten Grundaufbau. Ein auffallendes Merkmal des Dargestellten besteht seinen jugendlichen, geglätteten Zügen1524. Darin unterscheidet er sich deutlich von früheren Usurpatoren und Herrschern der Soldatenkaiserzeit, bei denen es sich oft um „alte Haudegen und erfahrene Generäle, oder betagte Senatoren“ 1525 handelte. Uranius Antoninus trägt eine aus gleichmäßigen Lockenbuckeln zusammengesetzte Haarkappe sowie einen ähnlich gestalteten Bart, der zumeist Koteletten, Wangen und Untergesicht bedeckt. Das haarlose Kinn ist für gewöhnlich prominent modelliert. Die Goldprägungen bezeichnen den Usurpator vollständig als L. Iulius Aur(elius) Sulp(icius) Ura(nius) Antoninus. Auf den sog. „reformierten Tetradrachmen“ ist außerdem das Cognomen Severus in seiner griechischen Form (CΕΟΥΗΡΟC) belegt1526. Da1520 Die Reverse der griechischen Münzen sind in mancher Hinsicht direkt auf Emesa zu beziehen; so findet sich der Elagabal-Tempel, manchmal zusammen mit dem Kultstein, auf den Rückseiten der bronzenen Stadtprägungen wieder; siehe Baldus 1971, 67–69, Taf. IIIV Nr. 30–45 (bei 45a handelt es sich um eine Fälschung, vgl. S. 68 zu St. 7); zur Rolle Emesas in Bezug auf eine Festprägung mit seltenen Denare des Uranius Antoninus Baldus 1990, 33: „Emesa als Residenz und Hauptstadt des Uranius(-reiches) übernimmt mit dieser Festprägung also Funktionen, die sonst eher auf Rom beschränkt sind.“; Huttner 2008, 221. 1521 Die Münzprägung des Usurpators ist um 253/254 n. Chr. zu datieren. Seine Münzen lassen sich in griechische Tetradrachmen, lateinische Aurei, einige Großbronzen und seltene Denare einteilen; Tetradrachmen: Baldus 1971, 9–60, 185–189 Nr. 1–29; Baldus 1975, 447–475; 478f.; Baldus 1977, 71f.; Baldus 1983, 33–37; Baldus 1996, 371f.; Bronzen: Baldus 1971, 62–72, 189–191 Nr. 30–45a; Baldus 1975, 476f.; Baldus 1977, 74 (Fälschung); Baldus 1983, 37; Aurei: Baldus 1971, 73–182, 191–200 Nr. 46–91; Baldus 1975, 482–484; Baldus 1977, 69–71; Baldus 1983, 30–32; Baldus 1990, 33f.; Baldus 1996, 372–374; Denare: Baldus 1990, 32f.; zu den Münzen auch Kent u. a. 1973, 138f. Nr. 483; Bland 1993, 197f. 1522 Vgl. etwa die detaillierte Abb. bei Hurter 2003, 75 Abb. 34. 1523 Zu den Münzporträts des Uranius Antoninus: Delbrück 1940, 125; Maj 1958, 215; Baldus 1963, 10f.; Baldus 1971, 135–137; Baldus 1976, 208. 1524 Lippengestaltung, Gesichtsoberfläche und Blickstellung des Usurpators führt Baldus 1971, 137 auf „Traditionen aus der hellenistischen Kunst“ zurück. 1525 Baldus 1971, 32. 1526 Auf den Stadtprägungen sowie auf den Aurei ist der Name indessen nicht zu finden; siehe Seyrig 1958, 55f.; Baldus 1971, 48 St. XIX (CΕΟΥΗΡΟC), 49; Baldus 1975, 444f.; Bal-
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5. Die Porträts
neben lassen sich bemerkenswerte Unterschiede zwischen den griechischen und lateinischen Münzen konstatieren: während die Tetradrachmen die volle Kaisertitulatur nachahmen, ist davon auf den Goldmünzen, die ja über das Einflussgebiet des Usurpators hinaus zirkulieren konnten, nichts zu finden. Diese Diskrepanz wird für gewöhnlich mit einem 'beschränkten Machtanspruch' des Usurpators erklärt 1527: offenbar vermied es Uranius Antoninus, außerhalb seines lokalen Einflussbereiches in direkte Konkurrenz zur zentralrömischen Regierung zu treten. Dieses Vorgehen lässt sich am ehesten dadurch erklären, dass die Usurpation aus dem normativen Verteidigungszwang gegen die akute Partherbedrohung geboren war und Uranius gar keinen reichsweiten Herrschaftsanspruch erhob1528. In ikonographischer Hinsicht unterschied sich Uranius Antoninus deutlich von den übrigen zentralrömischen Oberkaisern seiner Zeit. Die Augusti des Bürgerkriegsjahres 253 n. Chr. (Trebonianus Gallus, Aemilius Aemilianus, Valerian I.) scheiden damit als mögliche Vorbilder für seine Porträts aus. Motivische Ähnlichkeiten lassen sich indessen zwischen Uranius Antoninus und den Söhnen von Trebonianus Gallus und Valerian I. konstatieren: an anderer Stelle konnte gezeigt werden, dass Volusianus und Gallienus als untergeordnete Mitkaiser ihrer Väter durch ein neu geschaffenes Darstellungsdus 1976, 206; die Gruppe der „reformierten Tetradrachmen“ ist durch einen Schatzfund der späten 60er Jahre erheblich erweitert worden; siehe zusammenfassend Baldus 1975, 443f., 444–447, zu den Münzen 447–475. 1527 R. Delbrück hat vorgeschlagen dass Uranius Antoninus zur Entstehungszeit der Aurei als untergeordneter 'Kollege' Valerians (allerdings ohne kaiserliche Titulatur) aufgetreten sei: Delbrück 1940, 124; Delbrück 1948, 28; dazu Baldus 1971, 141. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich Uranius Antoninus nur vor Ort durch die lokalen, griechischen Prägungen eindeutig als vollgültiger Kaiser präsentierte und direkte Provokationen außerhalb seines Einflussgebietes durch Auslassung der Titulatur auf den lateinischen Münzen vermied; ähnlich Baldus 1971, 140–142, insb. 141f.: „Verbinden wir nun beide Aspekte, dann ergibt sich, daß Uranius zwar de facto ein Usurpator ist, als solcher aber eindeutig nur in Syrien auftritt, nicht hingegen dem ganzen Reich gegenüber. Das aber bedeutet, daß hier ver sucht wird, einen beschränkten Machtanspruch zu formulieren, dem Westen gegenüber einen universalen Anspruch, der dort notwendigerweise die schärfsten Reaktionen hervorgerufen hätte, zu vermeiden.“; siehe auch Baldus 1975, 473f.; Baldus 1976, 211; Baldus 1996, 373 c; Hartmann 2001, 75; Hartmann 2009, 88 Anm. 55. Die Überlegung leuchtet vor allem ein, wenn man die Erhebung des Uranius als Reaktion auf die Bedrohung eines persischen Angriffs auf syrisches Territorium, ohne die Konsequenz eines reichsweiten Herrschaftsanspruches, versteht; siehe dazu u. a. Hartmann 2001, 75 Anm. 43; Goltz – Hartmann 2008, 234f.; Glas 2014, 98. Trotz dieser plausiblen Interpretation sind gerade die Aurei des Usurpators nicht leicht zu verstehen. Die Goldmünzen lassen zwar die komplette kaiserliche Titulatur aus, stellen Uranius Antoninus jedoch mit den üblichen Insignien der Kaiserwürde dar. Der „beschränkte Machtanspruch“ (Baldus 1971, 142) des Usurpators wird also zugleich durch seine Attribute negiert. Siehe dazu auch die kritischen Ausführungen bei Pekáry 1973, 16; vgl. auch Huttner 2008, 220f., der den Herrschaftsanspruch des Usurpators weiterhin als „uneindeutig“ bezeichnet und die sich aus den Münzen ergebene Provokation für die zentralrömische Regierung betont. 1528 Die Erhebung entsprach dem lokalen Bedürfnis nach Kaisernähe; dazu Hartmann 1982, 140f. mit Lit.; allg. zum Begriff der Kaisernähe hier Anm. 1489.
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schema skizziert worden waren, das die Physiognomie junger Erwachsener mit einem flockigen Vollbart und einem hochrechteckigen Schädelbau verband (hier S. 185f.). Nach Ansicht des Verfassers orientierten sich auch die Bildnisse des Uranius Antoninus an dieser neuen Darstellungsweise, welche sich für die Ikonographie subordinierter Herrscher etabliert hatte. Der durch Buckellocken gegliederte Bart findet seine nächsten Parallelen in den frühen Porträts des Gallienus1529; eine weitere Gemeinsamkeit besteht in der jugendlichen Physiognomie mit ihren entspannten Zügen1530. Indem sich Uranius Antoninus im zeitgenössischen 'Schema' eines Unterkaisers darstellen ließ, stilisierte er sich zwar in einem allgemeinen Sinne als Herrscher (auch mit entsprechenden Insignien wie Lorbeerkranz und Strahlenkrone 1531), vermied es jedoch zugleich, den zentralrömischen Oberkaiser Valerian I. direkt herauszufordern. Diese Beobachtung deckt sich mit den Ergebnissen der althistorischen Forschung, welche einen lokal begrenzten Herrschaftsanspruch rekonstruiert. Zugleich lassen sich gewisse Unterschiede zwischen den Porträts des Usurpators und den Bildnissen der beiden Unterkaiser konstatieren. So besitzt Uranius Antoninus einen viel massigeren Kopf, dem ein breites Knochengerüst zugrunde liegt. Diese Formgebung ist wiederum für einige Münzporträts severischer Zeit charakteristisch. Hier sind vor allem Caracalla und Severus Alexander zu nennen, deren Bildnisse jeweils in die Ikonographie des syrischen Usurpators eingewirkt haben könnten1532. Wahrscheinlich lag der Konzeption seines Porträts die Absicht zugrunde, Assoziationen mit der severischen Dynastie zu wecken, die ja eng mit seiner Residenzstadt Emesa verbunden war. Diese Annahme erhärtet sich dadurch, dass sich auf den lokalen Tetradrachmen tatsächlich Severus als Cognomen des Usurpators findet (siehe oben)1533. Ein weiterer Hinweis besteht darin, dass einige seiner Münzreverse einen von caracalleischen Prägungen bekannten Gestus wiederho-
1529 Siehe auch Delbrück 1940, 125; Baldus 1971, 44–46 weist ebenfalls auf die gegenüber Volusianus lockigere Ausführung des Uranius-Porträts hin und kommt zu dem Schluss, dass die Bildnisse des Gallienus zum Zeitpunkt der Erhebung des Usurpators bereits bekannt gewesen sein müssen. Er hält die Bildnisse für eine „direkte Kopie eines frühen GallienusPorträts“ und betont weiterhin (S. 136), dass der Wangenbart genuin auf Volusianus zurückzuführen sei und Gallienus und Uranius Antoninus ihn von diesem übernahmen. Die Gestaltung der Münzen des Usurpators ist also in erster Linie auf Vorbilder der westlichen Reichsprägung und nicht auf lokale Stileigenheiten zurückzuführen; Delbrück 1948, 25; 27; vgl. Baldus 1971, 44f. 1530 Entsprechende Ähnlichkeiten sehen auch Delbrück 1940, 125, ders. 1948, 13 Nr. 9 und Baldus 1971, 32, 44; Delbrücks Vergleich mit Trebonianus Gallus ist indessen nicht nachvollziehbar; vgl. Baldus 1971, 208 Anm. 135; auch in Gewicht, Reversikonographie und -Legenden orientieren sich die Münzen des Uranius Antoninus an denen seiner Vorgänger: siehe zusammenfassend Baldus 1975, 443f. 1531 Dazu auch hier Anm. 1527; ausf. zu Lorbeerkränzen im kaiserzeitlichen Münzbild Bastien 1992, 61–90; zu Strahlenkronen dort S. 103–119. 1532 Für Ähnlichkeiten mit Severus Alexander auch Delbrück 1940, 125, der die Porträts in zwei Typen, ein „normales“ (dort Taf. 18, A, 1–3) und ein „akademisches“ (dort Taf. 18, A, 4) Bildnis untergliedert. 1533 Siehe auch Hartmann 1982, 74.
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5. Die Porträts
len1534. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war der Rückbezug auf die severische Dynastie an den lokalen syrischen Verbreitungsraum gerichtet, wo Uranius auch mit der vollen kai serlichen Titulatur erschien (siehe oben mit Anm. 1527). Regalianus Die Erhebung des Regalianus ist durch mehrere Quellen belegt 1535. Der Usurpator entstammte wahrscheinlich höchsten Kreisen der römischen Oberschicht und war als Statthalter senatorischen Ranges mit der Verwaltung einer oder mehrerer Donauprovinzen betraut1536. Unter der Alleinherrschaft des Gallienus ließ er sich von seinen Truppen zum Kaiser ausrufen1537. Dabei soll es sich um dieselben Soldaten gehandelt haben, die zuvor den Aufstand unter Ingenuus geprobt hatten 1538. Obwohl ihm die literarische 1534 Ausf. Baldus 1971, 128–135. 1535 Aur. Vict. 33, 2; Epit. 32, 3; HA trig. Tyr. 10, 1–7; Pol. Sylv. laterc. (Chron. min. I 521, 45); einen aktuellen Überblick zur Regalianus-Forschung mit Angabe der wichtigsten Quellen und Publikationen liefern Goltz – Hartmann 2008, 264f. Anm. 206–210; wahrscheinlich musste Regalianus während seines kurzen Regimes einen Angriff der Sarmaten zurückschlagen; siehe Goltz – Hartmann 2008, 265 Anm. 210. 1536 Allg. zu Regalianus Goltz – Hartmann 2008, 264f. mit Anm. 206 für umfassende Lit.; zur ihm unterstellten Provinz, bei der es sich wahrscheinlich um Pannonia superior handelte, kürzlich auch Dembski u. a. 2007, 532; Regalianus ist damit „noch als Teil des alten Systems zu betrachten, nach dem nur Senatoren konsularen Ranges Provinzen mit mehr als einer Legion leiteten“ (Eck 2002, 209). Der Usurpator hatte offenbar nicht den für viele Soldatenkaiser charakteristischen Weg des sozialen Aufstiegs über eine militärische Karriere beschritten, sondern gehörte bereits von Geburt an zur senatorischen Oberschicht. Durch ein severisches Militärdiplom lässt sich ein Suffektkonsul des Jahres 202 n. Chr. als Vorfahr des Regalianus belegen; dazu Eck 2002, pass.; für die Verwandtschaft auch Dembski u. a. 2007, 528f.; das von den Münzen des Regalianus bekannte 'C' ist demnach als Cassius aufzulösen, wodurch die verbreitete Ansicht, der Gentilname des Usurpators sei Cornelius gewesen, hinfällig ist; vgl. dazu Göbl 1970, 44, der „keinen Grund“ dafür sehen wollen, dass es sich nicht um Cornelius handele; dazu auch Dembski u. a. 2007, 528; den Angaben bei HA trig. Tyr. 10, 8, denen zufolge Regalianus ein Nachfahre des dakischen Königs Decebalus war, ist kein Glauben zu schenken; dazu etwa Dembski u. a. 2007, 529. 1537 Der Verfasser der Historia Augusta bettet die Erhebung in eine anekdotische Begebenheit ein (HA trig. Tyr. 10, 4–7): Als man während eines gemeinsamen Abendessen des Feldherrn mit seinen Soldaten über den Namen Regalianus witzelte, soll ein anwesender scholasticus spaßeshalber auf den vermeintlichen Zusammenhang mit dem lateinischen Wort für König gekommen sein: „'Rex, regis, regi, Regalianus'. Milites, ut est hominum genus pronum ad ea quae cogitant, 'Ergo potest rex esse?' item alius, 'Ergo potest nos regere?' item alius, 'Deus tibi regis no men imposuit'“. Aus dem anfänglichen Spaß wurde bald Ernst: Die Soldaten sahen den sprachlichen Zufall angeblich als göttliches Zeichen und erhoben Regalianus zum Kaiser. 1538 Aur Vict. 33, 2; zu den Ereignissen und zu Ingenuus Dembski u. a. 2007, 530f.; Goltz – Hartmann 2008, 262f. mit Anm. 203 für Lit.; bei der Erhebung des Regalianus dürfte „vor allem die äußere Bedrohung für seine Truppen“ nach dem Tode des Ingenuus eine Rolle gespielt haben: Hartmann 1982, 165 mit Anm. 2
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5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren
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Überlieferung herausragende militärische Fähigkeiten attestiert 1539, unterlag Regalianus wie bereits Ingenuus den Truppen des Gallienus1540. Die Münzen des Usurpators stammen aus der oberpannonischen Hauptstadt Carnuntum1541, wo Regalianus in Ermangelung einer professionellen Prägestätte ältere Nominale mit seinem und dem Bildnis seiner Frau Sulpicia Dryantilla überstempeln ließ1542. Münzbildnisse Das Porträt des Usurpators ist durch insgesamt sechs Aversstempel bekannt 1543. Die durchwachsene Qualität seiner Münzen lässt sich darauf zurückführen, dass es sich um Wiederverwendungen älterer Exemplare handelt, deren Untergepräge teilweise noch gut zu erkennen sind1544. Die Stempelschneider scheinen zudem 1539 Vgl. HA trig. Tyr. 10, 8–13 mit einem angeblichen Brief des späteren Kaisers Claudius Gothicus; zum fiktiven Charakter dieser Angaben Dembski u. a. 2007, 535 mit weiterführender Lit. 1540 Aur. Vict. 33, 2; Goltz – Hartmann 2008, 264f. mit Anm. 207. 1541 Zu den Münzen des Regalianus u. a. RIC V 2, 574–577; 586f. (Regalianus); 588 (Dryantilla); Cohen VI², 9f. (Regalianus); 11 (Dryantilla); Groag 1899, pass. (Dryantilla); Kubitschek 1899, pass.; 213–216 (Regalianus); 216–220 (Dryantilla); Groag 1899, pass. (Dryantilla); Göbl 1970, pass.; Dembski 1983, pass.; Dembski 1987, pass.; Dembski 1988, pass.; Dembski 1990b, pass.; Schultz 1992, pass.; Dembski 1994, pass.; Dembski 1998, pass.; Dembski 1999b, pass.; Dembski 2001, pass.; Dembski 2000, pass.; Dembski u. a. 2007, pass.; posthum Göbl 2000, 139 mit Taf. 123 Tab. 51; eine Übersicht der Forschungsgeschichte bietet Dembski u. a. 2007, 538f.; allgemein zu den Münzen aus Carnuntum Gazdac 2014; eine anschauliche Darstellung der Forschungsgeschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts bietet Dembski u. a. 2007, 555–570. 1542 Dabei griff er vorwiegend auf Denare vergangener Kaiser zurück: Bei den Dargestellten der Untergepräge handelt es sich um Septimius Severus, Iulia Domna, Caracalla, Geta, Macrinus, Elagabal, Iulia Maesa, Iulia Soaemias, Severus Alexander, Iulia Mamaea, Maximinus Thrax, Pupienus und Gordian III.; dazu Göbl 1970, 30–32; Dembski u. a. 2007, 545–547. Neben den überprägten Denaren ist zudem ein gordianischer Antoninian bekannt. Die Münzen besitzen keine Signaturen; ihre Fundverteilung lässt vermuten, dass die improvisierte Prägestätte in Carnuntum gelegen haben muss. Möglicherweise wurden die überprägten Münzen einem „geschlossenen Bestand“ entnommen: Dembski u. a. 2007, 549f.; Gazdac 2014, 128; vielleicht musste Regalianus mangels professioneller Fachleute zur Herstellung der Stempel auf lokale bzw. ungeübte Gemmenschneider zurückgreifen: Göbl 1970, 28–30; Göbl 2000, 139; Dembski u. a. 2007, 551–553; vgl. bereits Kubitschek 1899, 211. 1543 Ein früher angenommener siebter Stempel ist mit Stempel II identisch und muss daher entfallen; siehe Dembski u. a. 2007, 539–542; zu den Eigenarten der beiden mutmaßlichen Stempelschneider Göbl 1970, 28–30; zu den Münzporträts des Regalianus auch Kubitschek 1899, 112; Delbrück 1940, 126; Maj 1958, 248; siehe auch die Ausführungen in RIC V 2, 577. 1544 Die vielzitierte Bewertung als „armselige Winkelprägung“ geht auf Kubitschek 1899 zurück; dazu Göbl 1970, 11; 32; Kent u. a. 1973, 141 zu Nr. 504 mit Taf.; für eine differenziertere Betrachtung Dembski u. a. 2007, 538.
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5. Die Porträts nur „sehr mäßig begabt“ gewesen zu sein1545. Zu den wiederkehrenden Charakteristika des Regalianus gehören eine hohe, gewölbte Stirn, eine spitz zulaufende Nase und breite Lippen. Der Usurpator zeichnet sich weiterhin durch eine meist nur schwer zu erkennende Kurzhaarfrisur mit weit zurückgezogenen, bogenför migen Geheimratsecken aus. Die Haarkappe schließt zur Stirn hin gerade oder leicht geschwungen ab; die großflächig wiedergegebenen Augen liegen unter markant eingeschnittenen Orbitalen und setzen sich klar von den deutlich wiedergegebenen Brauenbögen ab. Soweit die Münzen erkennen lassen, besitzt Regalianus keinen oder nur sehr spärlichen Bartwuchs1546.
Zwischen den Bildnissen des Regalianus und seiner Ehefrau Sulpicia Dryantilla lassen sich gewisse Gemeinsamkeiten konstatieren, die vielleicht intentionell auf ihre dynastische Zusammengehörigkeit rekurrierten (vgl. S. 255f.)1547. Dieser Umstand könnte jedoch auch schlicht den eingeschränkten handwerklichen Voraussetzungen der improvisierten Prägestätte geschuldet sein. R. Göbl erkennt zudem ikonographische Ähnlichkeiten zwischen Regalianus und Gallienus1548. Worin diese Gemeinsamkeiten bestehen sollen, ist dem Verfasser nicht ersichtlich: weder besitzt der Usurpator eine durch unterscheidbare Strähnenmotive gegliederte Haarkappe, noch trägt er einen Vollbart, der sich in Fülle und Form mit Gallienus vergleichen ließe. Dies gilt gleichermaßen für die Porträts der Samt- als auch der Alleinherrschaft. Wenn überhaupt, bestehen gewisse Ähnlichkeiten zu den Bildnissen Valerians I., der sich ebenfalls durch großflächige Orbitale auszeichnet und auf seinen Münzen nur selten mit Bart erschien1549. Die Prägungen des Usurpators sind insgesamt dermaßen stark improvisiert, dass sich ikonographische Bezüge (soweit mit solchen überhaupt zu rechnet ist) kaum sicher bestimmen lassen. Es bleibt lediglich festzuhalten, dass Regalianus so schnell wie möglich eigene Münzen herausgeben ließ, obwohl es in seinem beschränkten Einflussgebiet an der nötigen, professionellen Infrastruktur fehlte. An diesem Vorgehen zeigt sich, wie wichtig es für die Legitimation eines neuen Prätendenten war, überhaupt eigene Bildnisse 'auf den Markt' zu bringen. Die Qualität spielte dabei in der frühesten Herrschaftsphase oft keine übergeordnete Rolle (hier Kap. 5.6 f).
1545 Zitat Göbl 2000, 139; Delbrück 1940, 126 spricht von einem „ungeschickten Graveur“; zur geringen Kunstfertigkeit der Stempelschneider auch Baldus 1971, 30; siehe auch hier Anm. 1542. 1546 Siehe bereits Kubitschek 1899, 112: „Die Frage endlich, ob Regalian bartlos oder mit kurz geschorenem Barte dargestellt sei, wage ich (...) nicht mit voller Bestimmtheit zu entscheiden“. 1547 Die gilt bes. für die Aversstempel V und VI des Regalianus und den Aversstempel I der Sulpicia Dryantilla; siehe bereits Göbl 1970, 28: „(...) Regalianus und Dryantilla ähneln einander im Porträt mit ihren Rundköpfen und den kleinen Nasen wie Bruder und Schwester.“ 1548 Göbl 1970, 30: „Den Rest hatten sie [die Stempelschneider] vom Gallienus-Porträts zu nehmen, das auch hie und da durchzuschlagen scheint.“ 1549 So bereits Delbrück 1940, 126.
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5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren
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Macrianus und Quietus In der unruhigen Situation nach der Gefangennahme Valerians I. durch die Parther zeigte sein ehemaliger General Macrianus Ambitionen zur Erlangung der Kaiserwürde. Aufgrund einer Behinderung soll er jedoch unfähig gewesen sein, selbst nach dem Purpur zu greifen, weswegen er die Erhebung seiner beiden Söhne gegen Gallienus vorantrieb1550. Während der Vater mit seinem älteren Sohn Macrianus minor nach Westen marschierte, blieb der jüngere Bruder Quietus zur Herrschaftssicherung im Osten zurück. Der Kriegszug scheiterte jedoch bald an der Gegenwehr der gallienischen Generäle Aureolus und Domitianus1551. Nach der Niederlage verlor auch Quietus im Osten an Einfluss und fand kurz darauf den Tod 1552. Das Herrscherkollegium regierte etwa vom Sommer 260 bis Herbst 261 n. Chr. Aus dieser Zeit hat sich ein bemerkenswerter papyrologischer Beleg erhalten, aus dem hervorgeht, dass sich die ägyptischen Geldwechsler weigerten, Münzen der neuen Kaiser anzunehmen1553. Münzbildnisse Macrianus iunior und Quietus gleichen sich auf den Münzen in mancher Hinsicht, weswegen es sich anbietet, beide gemeinsam zu behandeln 1554. Die Brüder treten als jugendliche Augusti in Erscheinung. Ihre Profillinie ist jeweils sehr ähnlich wiedergegeben: über einem knolligen Kinn springt die Lippenpartie weit vor; darüber schließt sich eine spitze Nase mit geradem Rücken an; die Stirn ist vergleichsweise kurz angelegt. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Brüdern liegt in ihrer Haartracht, die jeweils bis in den Nacken reicht. Soweit erkennbar, trägt Macrianus zumeist eine durch krause Löckchen gegliederte Fri-
1550 Zu Macrianus und seinen Söhnen jüngst Geiger 2013, 120–125 mit Quellen und weiterer Lit.; siehe auch Kuhoff 1979, 25f.; Hartmann 1982, 69f.; Harl 1987, 92f.; Bellen 1998, 222f.; Göbl 2000, 62f.; Hartmann 2001, 141–145; Goltz – Hartmann 2008, 249 Anm. 144; 260–262; insb. Anm. 195–196 für ausführliche Belege und Lit.; Halfmann 2010, 231f.; zu den Münzen u. a. RIC V 2, 572f.; 580–583; Krzyanowska 1968, pass.; Kent u. a. 1973, 49; 141; Elks 1975, 99f.; Förschner 1987, 353 (Macrianus); 354 (Quietus); Göbl 2000, 143f.; Legutko 2002; Goltz – Hartmann 2008, 261 Anm. 196 für weitere Lit.; zu den Papyri u. a. Rathbone 1986, 118f.; zur Stellung des Macrianus maior unter Valerian außerdem Pflaum 1976, 110–112. 1551 Dazu etwa Hartmann 1982, 97 mit Anm. 5 für Belege. 1552 Zum Tod des Quietus etwa Hartmann 1982, 103. 1553 P.Oxy. XII 1411; dazu u. a. Legutko 2002, 136f.; Milne 1924, 80; Bellen 1998, 228; Heinrichs 2007, 91f. mit Übers.; bisweilen wird das Zeugnis als Hinweis auf mangelnde Legiti mität der Brüder Macrianus und Quietus verstanden: die Geldwechsler hätten sich geweigert, speziell die Münzen dieser beiden Usurpatoren anzunehmen; anders etwa Heinrichs 2007, 91f., demzufolge sich die Weigerung im Hinblick auf die Geldverschlechterung und somit auf „aktuelle wie auch ältere kaiserliche Münzen“ bezog. 1554 Zu den Münzporträts: Delbrück 1940, 127; Maj 1958, 249; allg. RIC V 2, 572f.; 580–583; Cohen V², 2–8.
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5. Die Porträts sur1555; manchmal setzt sich seine Haartracht aus kurzen Strähnchen zusammen1556. Im Falle des jüngeren Quietus besteht die Haarkappe hingegen immer aus gleichmäßig angelegten Kurzhaarsträhnen 1557. Stirn- und Schläfenkontur bilden dabei einen weit gestreckten Bogen.
Die gleichmäßige Gestaltung der Bildnisse war sicherlich der Betonung des engen familiären Verhältnisses zwischen Macrianus und Quietus geschuldet, worin sich wiederum kaiserliche concordia ausdrückte. Im direkten Vergleich mit ihrem Kontrahenten Gallienus fällt auf, dass die beiden Usurpatoren typischer Merkmale des zeitgenössischen Kaiserporträts entbehren: beiden Brüdern fehlen der charakteristische Bart und die unterscheidbaren Strähnenmotive im Stirnbereich. Zudem ist ihnen eine grundsätzliche Jugendlich- bzw. Kindlichkeit gemein, welche sich von der Bildnisauffassung des zentralrömischen Kaisers unterscheidet. Lediglich das bis in den Nacken reichende Hinterhaupthaar stellt ein 'typisches' Merkmal der licinischen Herrscherikonographie dar. Die Wirkungsabsicht dieser sicher intentionell gewählten Porträtgestaltung lässt sich indessen (nicht zuletzt aufgrund der dürftigen Quellenlage) nicht mehr rekonstru ieren. Vielleicht ging es bei der Entwicklung ihrer Porträts schlicht darum, Macrianus und Quietus als Gegenentwürfe zur zentralrömischen Regierung zu stilisieren. Iulius Saturninus Iulius Saturninus usurpierte als Statthalter der Provinz Syria im Jahre 281 n. Chr. gegen den zentralrömischen Kaiser Probus1558. Der literarischen Überlieferung zufolge soll er entweder ein gebürtiger Gallier oder Maure gewesen sein, der seine Herrschaft nur für kurze Zeit halten konnte1559. Abgesehen von einigen frühneuzeitlich gefälschten Münzen sind nur wenige echte Prägungen des Usurpators bekannt 1560. Anhand des spärlichen numismatischen Materials lässt sich der Ablauf der Erhebung folgendermaßen rekonstruieren1561: zunächst prägte Saturninus in Antiochia Münzen mit Titulatur und Bildnis des Probus, um so nach außen hin den Anschein einer gemeinsamen Mitherrschaft („fiction d'une corégence“) zu vermitteln 1562; kurz darauf kam es zur Ausgabe 1555 1556 1557 1558
Etwa Kent u. a. 1973, Taf. 113, 502 mit Herrscherbinde. Etwa Kankelfitz 1976, 331 mit Abb. Etwa Kent u. a. 1973, Taf. 113 Abb. 503. Zur Usurpation des Saturninus v. a. Estiot 2002, pass.; zusammenfassend auch Kreucher 2003, 172–177 und Kreucher 2008, 412–414 mit ausf. Lit. und Belegen; zur Datierung dort Anm. 127; anders Estiot 2002, 236; siehe auch Suski 2007, pass.; zur literarischen recusatio imperii des Usurpators Huttner 2004, 209–212. 1559 HA Firm. et al. 7, 1 (gallische Abstammung); Zos. 1, 66, 1 (maurische Abstammung); zur Diskussion Estiot 2002, 236–241. 1560 Zu den Münzen des Saturninus grundlegend Estiot 2002, pass.; spez. 218–225 (Fälschungen); 225–236 (Originale); siehe auch RIC V 2, 591 sowie die bei Kreucher 2008, 413 angegebene Lit.; vgl. Thierfelder 1949, 71, der Saturninus zu den „Schattenkaisern“ zählt. 1561 Zusammenfassend Estiot 2002, 232.
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5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren
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von Münzen mit eigenem Porträt 1563. Nach dem Tod des Usurpators kehrte die Münzstätte schließlich zur früheren Prägetätigkeit zurück1564. Münzbildnisse (Taf. VIII, 8) Die Münzbildnisse des Saturninus sind eng an den Antiochenischen Porträts des Probus orientiert; vielleicht lagen ihnen sogar (überarbeitete) Prägestempel des zentralrömischen Kaisers zugrunde1565: der Usurpator verfügt über einen rechteckigen Schädelbau, eine gerade, spitz zulaufende Nase sowie eine steil ansteigende, von tiefen Furchen durchzogene Stirn. Die Gesichtsoberfläche zeichnet sich durch markant hervortretende Wangenknochen und deutlich wiedergegebene Nasolabialfalten aus. Saturninus trägt eine dem Probus vergleichbare Kurzhaarfrisur sowie einen in Fransen bis auf den Hals reichenden Vollbart. Die Bildnisse des Saturninus sind so eng an die Antiochenische Ikonographie des Probus angelehnt, dass ihnen keine wirklich eigenständige Konzeption zugrunde gelegen haben kann. Wahrscheinlich ging es den Verantwortlichen darum, schnell eigene Münzen des Usurpators herauszugeben; hierzu wurde schlicht die bereits in der Prägestätte bekannte Ikonographie des zentralrömischen Kaisers übernommen und die Entwicklung einer personalisierten Fassung hintangestellt. Sabinius Iulianus Gegen Ende seiner Regierung sah sich Carinus nicht nur Diocletian, sondern auch einem literarisch bezeugten Usurpator namens Sabinius Iulianus gegenübergestellt. Dieser war ursprünglich Prätorianerpräfekt oder Statthalter in Pannonien gewesen und hatte sich wohl Ende 284 n. Chr. gegen die zentralrömische Herrschaft erhoben1566. Sabinius Iulianus unterlag in der folgenden militärischen Auseinandersetzung dem zentralrömischen Kaiser. Zuvor hatte der Usurpator die Prägestätte von Siscia in seine Gewalt bringen können, wo Münzen in seinem Namen geprägt wurden1567. 1562 Hierzu wurde die singularische Form AVG(usti) durch die Hinzufügung eines weiteren 'G' auf dem Reversstempeln in den Plural AVGG(ustorum) umgewandelt; dazu Estiot 2002, 230–232 mit S. 243 Abb. 30. 1563 Siehe etwa Delbrück 1940, Beilage 9 zu S. 172 Nr. 31 a–b; Estiot 2002, 233 Nr. 2 mit S. 234 Abb. 31.Estiot 2002, 232 1564 Estiot 2002, 234–236 mit Abb. 32–38; zum Tod des Usurpators etwa Hartmann 1982, 102f. 1565 Siehe auch Delbrück 1940, 180: „Das Porträt entspricht dem des Probus“ – ihm schienen die Münzen so verdächtig, dass er gar nicht erst näher auf die Porträts einging. 1566 Aur. Vict. 39, 9–10; Epit. 38, 6; Zos. 1, 71; zu Sabinius Iulianus Kreucher 2003, 166–171 und Kreucher 2008, 422 Anm. 194 mit Belegen und Lit.; dort auch gegen die bisweilen vorgebrachte Vermutung, es habe zwei Usurpatoren namens Iulianus gegeben; zu den Umständen seiner Erhebung auch Hartmann 1982, 118f.
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5. Die Porträts Münzbildnisse Die qualitätvollen Münzen des Sabinius Iulianus zeigen den Usurpator mit kompaktem, rechteckigen Schädel1568. Die Profillinie ähnelt, besonders im Falle der weniger stark schematisierten Stücke, insgesamt der des Carinus. Über einer feingliedrigen, spitz zulaufenden Nase schließt sich eine vertikal ansteigende Stirn mit zwei parallelen Furchen an. Sabinius Iulianus trägt eine dem Zeitgeschmack entsprechende Kurzhaarfrisur, deren Kontur am Übergang von Schläfen- zu Stirnhaar rechtwinklig umknickt. Das Untergesicht ist von einem ebenso kurzen, gleichmäßig angelegten Vollbart eingerahmt, der sich aus kleinen Strähnchen zusammensetzt und auf dem Halsansatz ausfranst.
Die Bildnisgestaltung des Sabinius Iulianus folgte ganz der zeitgenössischen Herrscherikonographie und ist damit bereits den frühen Münzporträts Diocletians vergleichbar1569. Die größten Ähnlichkeiten bestehen im Vergleich mit Carinus (hier S. 221f.), dessen Bildnisse wohl als direkte Vorbilder dienten. Das Herrscherbild des Sabinius Iulianus bewegte sich damit ganz auf der Höhe seiner Zeit und skizzierte den Usurpator im Stile der zentralrömischen Herrscher. Ob zu einem späteren Zeitpunkt eine deutlichere ikonographische Distanzierung erfolgt wäre, ist freilich nicht zu bestimmen.
Zwischenfazit: Zur Ikonographie der erfolglosen Usurpatoren Die Usurpationen des fortgeschrittenen 3. Jhs. waren oft aus militärischen Notlagen heraus geboren und bildeten wiederum selbst Anlass für kriegerische Auseinandersetzungen. In einem solchermaßen von Unsicherheit geprägten Umfeld standen für die Prätendenten existenzielle Probleme im Vordergrund, die es noch vor ikonographischen Fragen anzugehen galt. Vor diesem Hintergrund ist bemerkenswert, dass selbst Usurpatoren von extrem kurzer Überlebensdauer Münzen mit eigenem Bildnis emittierten. Dies kann nur bedeuten, dass es für die Legitimation eines neuen Regimes von enormer Wichtigkeit war, den eigenen Herrschaftsanspruch durch die Inanspruchnahme dieses kaiserlichen Vorrechts zu behaupten (hier Kap. 5.6 f)1570. Die Ausgabe der ersten Münzen geschah dabei oft noch vor der Entwicklung eines wirklich eigenständigen Urbilds. So konnte bereits im Rahmen der zentralrömischen 1567 RIC V 2, 579; 593f.; Pink 1963, 49f.; siehe auch Kreucher 2003, 170 und Kreucher 2008, 422 Anm. 194 mit weiterer Lit. 1568 Zu den Münzporträts des Sabinius Iulianus: Maj 1958, 287; zu den Aversen auch Pink 1963, 50; siehe bereits RIC V 2, 579: „His portrait suggests that he was a man of fine presence and ability“. 1569 So hat Maj 1958, 287 darauf hingewiesen, dass sich mit den Münzbildnissen des Sabinius Iulianus typologische Übereinstimmungen mit Probus ergeben, in dessen Bildnis ja bereits für die Folgezeit grundlegende Einzelmerkmale angelegt sind. 1570 Allg. zur Bedeutung kaiserlicher Münzprägung in den jeweiligen „Erhebungsgebieten“ Hartmann 1982, 189f.
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5.5 Die Porträts der erfolglosen Usurpatoren
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Kaiserikonographie (Kap. 5.1) gezeigt werden, dass die frühesten Münzporträts in vielen Fällen noch stark von den Bildnissen des jeweiligen Vorgängers beeinflusst waren1571. Für die 'erfolglosen' Usurpatoren trifft diese Beobachtung in besonderem Maße zu: Prätendenten wie etwa Pacatianus, Silbannacus oder Sabinius Iulianus müssen sich beim Entwurf ihrer Münzen jeweils direkt an der aktuellen Regierung orientiert haben. Dabei griffen sie wahrscheinlich auf Stempel oder andere Bildnisvorlagen zurück, die bereits seit Längerem in den beanspruchten Präge- und Porträtwerkstätten vorhanden waren. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Übernahme ikonographischer Merkmale völlig willkürlich geschah. Vielmehr lässt sich zeigen, dass der Auswahl der Vorlagen zumeist bestimmte Überlegungen vorausgingen. Ein anschauliches Beispiel hierfür stellt Pacatianus dar, dessen Bildnis eben nicht die ikonographischen Merkmale des Philippus Arabs wiederholte, sondern eng an Philippus minor orientiert war. Der Usurpator Iotapianus, der sich ebenfalls in den späten 240er Jahren erhob, lässt sich gleichsam als Gegenprobe für diese Überlegung heranziehen: seine Bildnisse waren (anders als bei Pacatianus) stark von der Ikonographie zeitgenössischer 'Oberkaiser' wie Philippus Arabs oder Traianus Decius beeinflusst. Noch Iulius Saturninus und Sabinius Iulianus, die sich gegen Ende der Soldatenkaiserzeit erhoben, entlehnten ihre Porträtgestaltung ganz den Bildnissen der aktuell anerkannten Herrscher. Dabei wurden nicht nur allgemeine Merkmale des Zeitgesichts, sondern auch personalisierte Charakteristika des jeweils amtierenden Kaisers rezipiert. Nur selten hoben sich die Prätendenten bereits kurz nach ihrer Erhebung intentionell von der zentralrömischen Regierung ab. In dieser Hinsicht stellt beispielsweise Uranius Antoninus einen Sonderfall da: zwar orientierte sich auch das Bildnis dieses Empörers an der etablierten Herrscherikonographie, indem es ein für erwachsene Unterkaiser entwickeltes Darstellungsschema übernahm; durch die Anlehnung an Vorbilder der severischen Dynastie setzten die Verantwortlichen jedoch zugleich eigenständige Akzente. Ebenso fallen die Münzbildnisse der Brüder Macrianus minor und Quietus ikonographisch aus dem Rahmen. Möglicherweise wurde durch diese Mittel versucht, der als unzulänglich empfundenen Regierung des Gallienus einen Gegenentwurf vorzuhalten. Viele Prätendenten richteten erst dann wieder ihre Aufmerksamkeit auf die Ausoder Weiterentwicklung der Herrscherikonographie, wenn die gefährliche frühe Phase einer Usurpation überwunden und das neue Regime in ausreichendem Maße konsolidiert war. Sobald sich die wichtigsten Prägestätten und Zentren der Porträtherstellung unter Kontrolle befanden und die aktuelle Lage den nötigen Raum ließ, konnten eigenständigere Wege beschritten oder sogar ganz neue Bildnisse entwickelt werden. Hierfür lassen sich zahlreiche Belege anführen, die bereits im Rahmen der zentralrömischen Herrscherikonographie besprochen worden sind (hier Anm. 1571).
1571 Beispiele für 'frühe' Münzbildnisse mit Ähnlichkeit zur Vorgängerregierung: Maximinus Thrax (Ähnlichkeiten zu Severus Alexander); Traianus Decius (Ähnlichkeiten zu Philippus Arabs); Aemilius Aemilianus (Ähnlichkeiten zu Trebonianus Gallus); Claudius Gothicus (Ähnlichkeiten zu Gallienus); siehe dazu im Einzelnen jeweils die hier vorgelegten Ausführungen.
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5. Die Porträts
5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts Die bisherigen Ausführungen sollten dazu dienen, das zugrunde liegende Material zu ordnen und für die weitergehende Analyse zu erschließen. Selbstdarstellerische Aspekte des Kaiserporträts zwischen 235 und 285 n. Chr. konnten dabei lediglich im Hinblick auf den jeweiligen Einzelfall besprochen werden. Im Folgenden soll die Betrachtung auf einen makroskopischen Blickwinkel ausgeweitet werden, wobei konzeptionelle Fragen zum Herrscherbild und seinen Wirkungsabsichten im Mittelpunkt stehen. Der Verfasser folgt hierbei der grundsätzlichen Prämisse, dass die Kaiser (bzw. ihr jeweiliger Beraterstab) zwar in den seltensten Fällen persönlich für die Aufstellung von Bildnissen verantwortlich zeichneten, mit Sicherheit aber steuernden Einfluss auf die Wirkung ihrer Porträts nahmen, um ihre Herrschaft in einem positiven Sinne darzustellen: Die gewünschte Wirkung wurde durch die überlegte Schaffung ikonographischer Urbilder erzielt, welche den Stempelschneidern, Bildhauern und Auftraggebern von Repräsentationsdenkmälern im ganzen Römischen Reich als typenverbindliche Vorlagen dienten1572. Die ikonographische Repräsentation lässt sich in verschiedene Bereiche unterteilen, die im Folgenden als Einzelaspekte der offiziellen Selbstdarstellung bzw. als Gegenstände der wissenschaftlichen Diskussion zu besprechen sind. Dabei handelt es sich um Physiognomie und Mimik als Träger einer inhaltlichen Aussage (a), die Charakterisierung des Herrschers als Militär- (b) oder Zivilkaiser (c), die gegensätzliche Konzeption von Kaiser- und Prinzenbildnissen (d), die dynastische Repräsentation der kaiserlichen Familie (e), die Frage nach typenverbindlichen Vorlagen im frühen Münzbild (f) sowie die ikonographische Abstraktion des Herrscherbildes in nachgallienischer Zeit (g). a) Das kaiserliche Mienenspiel als programmatische Aussage? In der Gesamtschau der Kaiserporträts nachseverischer Zeit fallen zwei wesentliche Aspekte ins Auge: erstens die Fortführung der spätestens seit Severus Alexander etablierten, zunehmend schematisierten Kurzhaarfrisuren (hier Kap. 5.6 b) und zweitens die realistische1573, expressive Modellierung der kaiserlichen Gesichtszüge, deren „schonungslose Charakterisierung“ ganz im Gegensatz zur „höfischen Glätte“ früherer Dynastien stand1574. In der Forschung gelten Mimik und Faltenspiel dieser Porträts gemeinhin als Träger politischer Aussagen bezüglich der Person des Princeps und seiner persönlichen Herrschaftsauffassung; die expressiven Mienen der Soldatenkaiser werden so zumeist als Ausdruck von militärischer Härte und Leistungsfähigkeit oder als Chiffren für die Sorge der Herrscher um Reich und Untertanen interpretiert 1575. Entspre-
1572 Siehe dazu auch die einleitenden Ausführungen zu Kap. 5 sowie die in Anm. 774 angegebene Lit. 1573 Zum Problem des Begriffs Realismus Bergmann 1977, 15 mit Anm. 56. 1574 Zitate: von Heintze 1959, 178; siehe auch Schweitzer 1963, 269 (urspr. 1954). 1575 Zur Thematik auch Bergmann 1983, 41f.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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chend hat noch K. Schade kürzlich zusammenfassend formuliert 1576: „Ein im Kaiserporträt des 3. Jahrhunderts oft verwendetes physiognomisches Charakteristikum sind Stirnfalten mit kontrahierten Brauen, die virtus und cura imperii (...) zum Ausdruck bringen sollten“. Ausgangspunkt dieser als 'soldatisch' aufgefassten Porträtgestaltung bildet der erste Alleinherrschertypus Caracallas, der durch seine angespannte Mimik „nicht als urbaner, idealer Herrscher erschien, sondern als ein der Tat verpflichteter Krieger“1577. So werden die sog. realistischen Bildnisse des 3. Jhs. vor allem damit erklärt, „dass diesen eine vergleichbare militärisch-strenge, dem Luxus abgeneigte, leistungsorientierte Lebenshaltung zugrunde“ lag1578. Von dieser Beobachtung ausgehend werden die Herrscherporträts der Soldatenkaiserzeit üblicherweise anhand ihrer physiognomischen Chiffren interpretiert. Dieser Herangehensweise liegen jedoch methodische Schwierigkeiten zugrunde, wie im Folgenden gezeigt werden soll. So gelten insbesondere die Züge des Maximinus-Porträts – deren betont maskuline Konzeption möglicherweise einen Gegenentwurf zur jugendlichen Physiognomie des Vorgängers Severus Alexander bildete1579 – als Ausdruck einer betont militärischen Herrschaftsauffassung. Bereits R. Delbrück hat in den frühen Münzbildnissen des ersten Soldatenkaisers einen „harten Soldatenkopf (...) mit wachem feindlichem Ausdruck“ erkannt1580. K. Fittschen zählt seine Porträts zu den „Musterbeispielen der Charakterisierung eines Soldatenkaisers, der Willensstärke, Entschlossenheit und Härte demonstrieren will“1581. D. Rößler zufolge ging es dabei vor allem um die „Präsentation seiner Person als eines lebenserfahrenen Mannes mit der Fähigkeit zum energischen Regenten“1582. M. Bergmann hat erwogen, dass seine Ikonographie der „Demonstration von soldatischer Tatkraft und Tüchtigkeit“ diente und möglicherweise „zur 'cura imperii' hin überhöht“ wurde1583. Noch in der jüngsten Forschung wird das Porträt des Maximinus unter den Stichworten „l'aspetto militare e severo condottiero“ interpretiert 1584.
1576 Schade 2008, 76. 1577 Fittschen – Zanker 1985, 108 zu Kat. 91; dort ausf. 105–109 zum ersten Alleinherrschertypus mit Replikenliste und Lit.; siehe bereits Fittschen 1980, 112; vgl. bereits Bernoulli 1894, 59, für welchen der Typus als Charakterbild für die „ganze hasserfüllte, blutdürstige Seele“ des Kaisers galt; weiterthin Nodelman 1965, 197 (dort als „Type V“): „(...) the faci al expression which is thus produced is one of brutal energy and even ferocity“; zur Wir kung des Typus kürzlich noch Kemkes 2013, 7f. 1578 Fittschen 1980, 114; dort auch zur 'realistischen' Darstellungsweise: „Der Realismus dieser Bildnisse drückt das dem Soldatenberuf adäquate Verhältnis zur Wirklichkeit aus (...)“. 1579 Rößler 1993, 347. 1580 Siehe Delbrück 1940, 66, der die Porträts der römischen Kaiser noch als echte Charakter studien verstand; zum Verständniswandel des römischen Porträts in der Forschung etwa Dally 2007, 233. 1581 Fittschen – Zanker 1985, 126. 1582 Rößler 1993, 347; ihm zufolge grenzte sich der Kaiser auf diese Weise bewusst von „den jugendlich-weichen Zügen am Severus-Alexander-Porträt“ ab. 1583 Bergmann 1977, 15. 1584 La Rocca u. a. 2015, 350 zu Nr. I.34.
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5. Die Porträts
Für die auf Maximinus folgenden Herrscher hat J. D. Breckenridge einen mehrfachen Wechsel von militärischen und zivilen Wirkungsabsichten konstatiert 1585. So habe sich die senatorische Opposition des Jahres 238 n. Chr. (vertreten durch die Gordiane, Pupienus und Balbinus) bei der Konzeption ihrer Bildnisse bewusst auf severische Traditionen zurückberufen; Philippus Arabs soll sich sodann wieder im Stile des harten Militärs dargestellt haben. Eine ähnliche Ansicht vertritt N. Hannestad, der das Porträt des Kaisers als „a brutal rejection of Severus' ideal mask, the refined Severan boys, the young Gordian, and a senatorial emperor like Pupienus“ versteht 1586. Noch K. S. Freyberger interpretiert das syrische Bildnis des Philippus (Kat. 42) als Leistungsporträt, welches „Tüchtigkeit, Tapferkeit, Entschlußkraft und Durchsetzungsvermögen“ ausgedrückt und zugleich den zeitgenössischen Vorstellungen von cura imperii bzw. cura rei publicae entsprochen haben soll1587. Der auf Philippus Arabs folgende Kaiser Traianus Decius beschritt angeblich neue Wege in seiner bildlichen Darstellung, indem er sich durch seine Ikonographie als „hopelessly irresolute in the face of overwhelming disasters“ charakterisieren ließ 1588. In der Forschung gilt sein Bildnis zumeist als Sinnbild kaiserlicher Fürsorge in Zeiten der Krise. Seine ikonographische Konzeption soll entsprechend auf „Zügen verzehrender Anstrengung und Sorge“1589 beruhen, zugleich jedoch auch „Energie und Gutmütigkeit“ 1590 miteinander kombiniert haben. Auf diese Weise hätten sich im Bildnis des Decius „Energie und Durchsetzungsvermögen“1591 des caracalleischen Alleinherrscherporträts mit dem „Motiv der Sorge“1592 verbunden. Sein kapitolinisches Bildnis (Kat. 47) wird in diesem Sinne als „a paradigm for the third century“ 1593 verstanden, das „nicht zu Unrecht als Ausdruck der seelischen Stimmung des Jahrhunderts“ 1594 gelten könne. In den dazu vergleichbaren Zügen eines bisweilen fälschlich auf den Kaiser bezogenen Osloer Privatporträts hat H. P. L'Orange zudem ein gewisses „Glitzern der Persönlichkeit“ bemerkt, welches sich in einer „alles mitreissenden Ausdrucksbewegung“ offenbart haben soll1595. Im Falle des Trebonianus Gallus gehen die Interpretationen noch weiter auseinander, was nicht zuletzt daran liegt, dass sehr unterschiedliche Bildnisse für seine Person in Anspruch genommen werden (hier Anm. 1017-1018): R. Delbrück zufolge wirkte ein senatorischer „Standestypus“ auf seine Prägungen ein, der möglicherweise intentionell 1585 1586 1587 1588 1589 1590 1591 1592 1593 1594 1595
Breckenridge 1981, 505f. Hannestadt 1986, 288. Freyberger 1992, 309. Breckenridge 1981, 506; ähnlich Balty – Balty 1974, 48 in Bezug auf ein vermeintliches Florentiner Bronzebildnis des Kaisers (hier Anm. 1017 c): „l'expression de Dèce – meme sur le portrait Florence – est celle d'un homme inquiet mais résigné, à la bouche amére“. Vierneisel 1979, 112. Bernoulli 1894, 153. Vierneisel 1979, 112. Fittschen – Zanker 1985, 132. Kleiner 1992b, 369. Fittschen 1975, 139; vgl. Fittschen – Zanker 1985, 131 zu Kat. 110. L'Orange 1959, 94; zum Porträt siehe hier Anm. 976.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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an Gordian I. erinnert haben soll1596. G. Förschner verstand die Ikonographie des Kaisers hingegen als Abbild eines „tatkräftigen“ Mannes 1597. Über eine wohl fälschlich auf Trebonianus Gallus bezogene Bronzestatue (Anm. 1017 a) urteilte wiederum B. Andreae, dass sie an Brutalität „von keinem anderen Kaiserbildnis übertroffen“ worden sei1598. Diese Bewertung deckt sich mit J. und J.-Ch. Balty, welche die Züge des Kaisers als Ausdruck von brutaler Kraft und Siegeswillen verstehen 1599. Für ein weiteres (vermeintliches) Porträt des Kaisers (hier Anm. 1019) konstatiert Breckenridge wiederum stilistische Verbundenheit mit severischen Traditionen 1600. In ähnlicher Weise werden noch die Züge Valerians von manchen Forschern als Hinweis auf seine „vornehme Abkunft“ verstanden1601. So deutet etwa F. Fless die beruhigte Ikonographie seines Kopenhagener Porträts (Kat. 48) im Kontrast zu den bewegten Mienen der vorangegangenen Herrscher als bewusste Form der Selbstdarstellung in Zeiten der außenpolitischen Krise1602. Unter der Herrschaft des Gallienus, welche allgemein als Übergangsphase von der frühen zur späteren Soldatenkaiserzeit gilt (hier Kap. 3.2), kam es nach Ansicht der meisten Forscher zur Einführung neuer und Weiterentwicklung alter ikonographischer Wirkungsabsichten. Die um das Jahr 260 n. Chr. zu datierende Konzeption des gallienischen Alleinherrscherporträts wird für gewöhnlich als programmatischer Rückbezug auf hellenistische Könige oder früh- bis mittelkaiserzeitliche Herrscher verstanden (hier S. 196ff.). Nach allgemeiner Auffassung ließ sich Gallienus zudem durch seine idealisierte Physiognomie sowie die nach damaligen Maßstäben revolutionäre Haargestaltung als „Reinkarnation der griechischen Götter- und Heroenwelt“ stilisieren 1603. So hat noch kürzlich A. Mlasowski betont, dass im Typus Louvre erstmalig „die Unnahbarkeit, Entindividualisierung und Spiritualisierung“ des römischen Kaiserporträts zu fassen seien1604. Pathognomonische Interpretationen der älteren Forschung, welche beispielsweise auf „Schwelgerei und rohe Sinneslust“ als charakterisierende Merkmale der gallienischen Oberflächenbehandlung abzielten, sind demgegenüber bereits aufgrund ihrer negativen Konnotation zurückzuweisen (hier Anm. 46). Für die spätere Soldatenkaiserzeit lassen sich nicht minder subjektive Feststellungen anführen. So attestiert H. P. l'Orange den Porträts der 270er und 280er Jahre anhand ihrer Mimik durchweg eine „tiefe Besorgtheit“ 1605. Nach Ansicht D. Stutzingers verwies das Porträt des Claudius Gothicus in Worcester hingegen auf „Tatkraft, gewaltige Anstrengung und Leistung eines Kaisers“. Zugleich sei eine bewusste Charakterisierung 1596 1597 1598 1599 1600 1601 1602 1603
Delbrück 1940, 93. Förschner 1987, 322. Andreae 1973, 305. Balty – Balty 1974, 48. Breckenridge 1981, 506. Förschner 1987, 324. Fless u. a. 2006, 206. Zitat Fittschen 1993, 223; siehe bspw. de Blois 1976, 171–173 mit einer Auswahl älterer Lit. 1604 Mlasowsky 2006, 88 Kat. 17; kritisch Schade 2008, 77: „Ob damit 'Spiritualität' zum Ausdruck gebracht werden sollte, sei freilich angezweifelt.“ 1605 L'Orange 1933, 99.
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5. Die Porträts
des Dargestellten als Träger eines philosophischen Lebensideals „wohl nicht undenkbar“1606. Den kurzlebigen Florianus bewertet R. Delbrück hingegen nach seinen Münzen als 'zeitgemäßen Charakter' „von soldatischer Kraft und Brutalität, aber ohne die Enge und Kälte der Pannonier“1607. Die Bildnisse dieser sog. Illyrischen Kaiser werden von P. R. Franke so verstanden, dass sie jeweils einen „strengen, tatkräftigen, unermüdlichen Feldherrn“ skizzieren sollten, „der persönlich ein schlichtes Leben führte“ 1608. Entsprechend gelten noch die stereometrisierten Züge des kapitolinischen Probus-Porträts (Kat. 70) als Ausdruck der kaiserlichen Sorge um das römische Gemeinwohl 1609. Eine vergleichbare Semantik habe schließlich noch den Porträts der tetrarchischen Herrscher zugrunde gelegen: deren Porträts zeichneten sich nicht nur durch eine „unerhörte, alles natürliche Maß überschreitende Expressivität“ aus, sondern führten auch „die nach antiker Auffassung Nüchternheit und Härte bezeugende“ Darstellungsweise der Soldatenkaiser fort1610. Schließlich dominierte in der Folgezeit noch „bis zu Constantin (...) der soldatische Realismus“1611. Die hier vorgestellte Auswahl an Forschungspositionen ließe sich wohl beliebig erweitern; sie illustriert den allgemeinen Kanon zur Aussage des Kaiserporträts im 3. Jh. n. Chr., worin sich zugleich die wissenschaftliche Unschärfe bei der Bestimmung entsprechender Wirkungsabsichten offenbart. Bereits der subjektive Charakter derartiger – teilweise widersprüchlicher – Interpretationen trägt in dieser Hinsicht mehr zur Verwirrung als zur Lösung des zugrunde liegenden Problems bei: da es an aussagekräftigen Quellen zur Wirkung römischer Kaiserporträts fehlt und auch im Vergleich mit den Privatporträts kaum zwischen topischen Elementen des Zeitgesichts und tatsächlicher programmatischer Aussage unterschieden werden kann, bleibt bei all diesen Interpretationsversuchen (die im Grunde nicht unbedingt falsch sein müssen!) eine gewisse Unsicherheit bestehen. Von einem positivistischen Standpunkt kann lediglich festgehalten werden, dass zum einen das spätestens seit Caracalla etablierte Mienenspiel von Steilund Diagonalfalten fortgesetzt wurde und zum anderen vermehrt expressive Einzelfor men hinzutraten, welche vielen Herrscherbildnissen einen 'zerfurchten', 'schonungslos realistischen' und zumindest scheinbar sorgenvollen bzw. energischen Eindruck verliehen. Der tatsächliche Aussagewert dieses Befundes ist nicht ohne methodische Einbußen nachzuvollziehen und dürfte aufgrund der Überlieferungslage auch auf lange Sicht keine abschließende Aufklärung erfahren. Dabei ist keineswegs zu bestreiten, dass in der mimischen Komposition gewisse charakterbezogene Aussagen angelegt waren – es ist sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass solche Bildchiffren bewusst angewendet wurden und von geübten Repräsentationsadressaten 'gelesen' werden 1606 1607 1608 1609
Stutzinger 1983, 396 zu Nr. 16. Delbrück 1940, 166. Franke 1968, 21f. Fittschen – Zanker 1985, 140 zu Kat. 116; vgl. auch Kleiner 1992b, 376, welche die Ikonographie des Kaisers als „fascinating confluence of Gallienic classicism, Caracallan mili tary imagery, and Gallienic abstraction (...)“ beschreibt. 1610 Bergmann 2007, 63. 1611 Fittschen 1980, 114.
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konnten1612. Anders wäre beispielsweise nicht zu erklären, dass selbst der jugendliche Gordian III. mit solchen (rein attributiven!) Autoritätschiffren des erwachsenen Kaisertums ausgestattet wurde (hier S. 160f.). Im Einzelnen müssen die transportierten Aussagen allerdings durchweg positiv konnotiert gewesen sein, da es sich bei Herrscherporträts nicht etwa um psychologisierende Charakterstudien 1613, sondern um politische Denkmäler einer selbstdarstellerischen Wirkungsabsicht handelte. Negative Charakterisierungen wie etwa Schwäche oder Verzweiflung angesichts der sog. Reichskrise sind aus diesem Grunde von Vornherein auszuschließen1614. Aus diesen Überlegungen lassen sich folgende Konsequenzen ziehen, die auch im Hinblick auf die weitere Analyse verbindlich sind: In methodischer Hinsicht darf die physiognomische Mimik der Kaiser als Gegenstand einer subjektiven Bewertung keine Rolle bei der Analyse ikonographischer Wirkungsabsichten spielen 1615. Die einzig zulässige, weil auf objektiven Kriterien beruhende, Herangehensweise besteht darin, inhaltliche Schlüsse aus motivisch feststellbaren Übereinstimmungen oder Unterschieden zu ziehen, die sich zwischen mehreren Kaisern, Prinzen oder Kaiserfrauen konstatieren lassen. Diese Methode soll auch im Folgenden Anwendung finden. b) Der Kaiser als Soldat und Feldherr? Die hier behandelten Herrscher sind von der Nachwelt vor allem als Soldatenkaiser verstanden worden (hier Kap. 2.1). In dieser Charakterisierung gelten sie zumeist als Repräsentanten eines kriegerischen Herrscherideals, dessen physiognomische Porträtmerkmale als Ausdruck militärischer Tugendhaftigkeit interpretiert werden (hier Kap. 5.6 a). Bereits die „schroff realistische Auffassung der zerklüfteten Soldatengesichter“1616, welche nach R. Delbrück jeweils das 'Anfangsporträt' außerhalb Roms erhobener Kaiser bis zur Jahrhundertmitte prägte, wird in diesem Sinne als programmatische Hinwendung an militärische Kreise gedeutet. Davon abgesehen lassen sich noch weitere äußerliche Merkmale anführen, die gemeinhin als Chiffren einer soldatischen Herr1612 Allg. zur Lesbarkeit antiker (politischer) Denkmäler „auf unterschiedlichen Ebenen der intellektuellen Durchdringung“ Seelentag 2004, 300–308. 1613 Siehe auch Bergmann 1977, 15 Anm. 56: „Die verbreiteten modernen Interpretationen 'realistischer' Porträts (...) im Sinne eines Charakterbildes oder eines spätzeitlichen pessimistischen Weltgefühls nehmen den zunächst nur beschreibenden Begriff 'Realismus' zu wörtlich.“; mit deutlichen Worten auch Meischner 1982, 420; zum irreführenden, besonders in der älteren Forschung verbreiteten, Verständnis der römischen Porträts als Charakterstudien („zum Wesen des jeweiligen Kaisers“) noch Dally 2007, 233; jüngst auch kritisch zur subjektiven Interpretation von Kaiserbildnissen Rubtsov 2015, 172. 1614 Vgl. neben den bereits besprochenen Beispiele etwa noch von Heintze 1968, 77 zu Nr. 51, die über ein bisweilen auf Herennius Etruscus bezogenen Porträt im Schloss Fasanerie (hier Anm. 991) urteilt: „Über dem Gesicht liegt ein tragischer, trauriger, resignierender Ausdruck“. 1615 Siehe auch hier Anm. 1378. 1616 Delbrück 1940, 34.
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schaftsauffassung gelten. Letztlich birgt diese einseitige Sichtweise jedoch gewisse Schwierigkeiten, wie im Folgenden dargelegt werden soll. Zu den als soldatisch aufgefassten Merkmalen gehört zunächst die typische Kurzhaarfrisur, welche die Erscheinung des römischen Porträts besonders im zweiten Jahrhundertviertel maßgeblich bestimmte. Dabei gelten die kurzen Haare für gewöhnlich als eine in militärischen Kreisen verbreitete Mode, die wiederum direkte Assoziationen mit kriegerischen Idealvorstellungen geweckt haben soll. In diesem Sinne hätten sich die (frühen) Soldatenkaiser vornehmlich mit kurzgeschorener Haarkappe darstellen lassen, um ihre enge Verbundenheit zu den ihnen unterstellten Truppen zu bezeugen. Zugleich soll die Kurzhaarfrisur als Ausweis persönlicher virtus zu verstehen sein1617. Es lässt sich indessen kein wirklich belastbarer Beweis für diese „durch moderne Erfahrungen nahegelegte“1618 Vermutung erbringen. So fehlt es zum einen an zeitgenössischen Schriftquellen, anhand derer eine solche Wirkungsabsicht sicher zu belegen wäre; zum anderen ließen sich selbst Kaiser wie Balbinus oder Tacitus, bei denen es sich (zumindest vorgeblich) um senatsfreundliche Zivilkaiser gehandelt haben soll (hier Kap. 5.6 c), mit kurzen Haaren gemäß der aktuellen Mode porträtieren. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die zeitgenössischen Privatporträts, welche sich wie üblich an der offiziellen Reichskunst orientierten, ihre Auftraggeber mit kurz geschorenen Köpfen zeigten1619. Es handelte sich hierbei also nicht etwa um ein Alleinstellungsmerkmal der Herrscherikonographie. Des Weiteren ist auch der Ursprung der Kurzhaarfrisuren nicht gänzlich unumstritten. Dabei wird für gewöhnlich angenommen, dass es sich bei dieser seit dem Ende des 2. Jhs. zunehmend in die römische Kunst eingegangenen Haarmode zunächst um eine Berufsfrisur militärischer Kreise gehandelt habe. Die Befürworter dieser These stützen sich in erster Linie auf die Porträts des Pompeianus, der als hochdekorierter Befehlsha1617 Zur Entwicklung der Kurzhaarfrisur auf den Münzen bspw. Delbrück 1940, 15–22; dort etwa S. 15: „Der Feldoffizier bevorzugte aber wohl schon damals wenigstens im Osten einen knapperen, praktischen Schnitt.“; S. 18: „Von Maximinus bis Aemilianus behalten die Männer die kurze soldatische Frisur des Severus Alexander“; S. 21: „Der militärische Kurzschnitt (...)“; zum „close-cropped soldier male portrait type“ noch Prusac 2006, 112. 1618 Bergmann 1982, 145. Als Erkennungszeichen militärischer Kreise stellt die Kurzhaarfrisur in erster Linie ein modernes Phänomen dar – zur 'Normierung der soldatischen Haartracht in Preußen und in der Bundesrepublik' Wiggerich 2011, pass. mit weiterer Lit. 1619 Wie in der Kaiserikonographie kam es nach der Jahrhundertmitte auch hier wieder zur häufigeren Darstellung fülligerer Haare. Nach Gallienus fand die Porträtkunst schließlich wieder zurück zur kurz geschorenen 'Soldatenfrisur' – anschauliche Beispiele für Privat porträts des hier behandelten Zeitraums lassen sich etwa Fittschen u. a. 2010 (jeweils mit weiterer Lit. und Abb.) entnehmen. In chronologischer Reihenfolge (Auswahl): 147 Kat. 145 (ca. 230–240); 147f. Kat. 146 (gordianisch); 148–150 Kat. 147 (ca. 240–250); 154f. Kat. 152 (ca. 240–250); 150f. Kat. 148 (späte 240er Jahre); 151f. Kat. 150 (späte 240er Jahre); 153f. Kat. 151 (um 250); 155 Kat. 153 (ca. Jahrhundertmitte); 156f. Kat. 156 (valerianisch); 158 Kat. 158 (valerianisch); 159f. Kat. 159 (valerianisch); 166f. Kat. 164 (gallie nisch); 167–169 Kat. 165 (spätgallienisch) (siehe oben mit Repliken); 169f. Kat. 166 (spätgallienisch); 171–173 Kat. 170 (ca. 270–280); 174 Kat. 172 (ca. 270–285).
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ber bereits in der antoninischen Staatskunst mit kurzgeschorenen Haaren erschien 1620. Da jedoch gerade antoninische Reliefdarstellungen gemeiner Soldaten (soweit es ihre Helme erlauben) oft noch die für den Zeitgeschmack typische Lockenpracht oder „zottig verwahrlostes Haar“ erkennen lassen, erscheint diese Argumentation durchaus anfechtbar1621. Kurioserweise wurden auch die Frauenfrisuren des 3. Jhs. wiederholt im Sinne eines militärischen Kriegerideals interpretiert. So hat sich H. P. L'Orange dafür ausgesprochen, dass es sich bei den typischen Frisuren der zeitgenössischen Kaisergattinnen um Imitationen von Helmen gehandelt habe, welche er als Zeichen des „militarisierten Zeitgeistes“ versteht1622. D. Ziegler greift den Gedanken auf und deutet die Haartracht der Kaiserfrauen als Beleg für die virtus ihrer Ehemänner1623. Bereits die Frauenfrisuren des severischen Kaiserhauses mit ihren an Helme erinnernden Nackenschirmen hat R. Delbrück in diesem Sinne als „Beispiel militärischer Mimikry“ interpretiert 1624. Ihm zufolge soll noch Ulpia Severina ihre Frisur von „illyrischen Soldatenweibern“ übernommen haben1625. Der interpretative Ansatz, nach welchem die zeitgenössischen Frauenfrisuren als Betonung militärischer Tugend zu verstehen sein sollen, ist jedoch bereits aus methodischer Sicht zum Scheitern verurteilt: Hier ergibt sich ein ähnliches Problem wie bereits im Falle der kaiserlichen Mimik, welche in der Forschung zumeist als Rekonstruktionsgrundlage bestimmter Wirkungsabsichten herangezogen wird (hier Kap. 5.6 a): Ohne schriftliche oder anderweitig aussagekräftige Belege bleiben derartige Interpretationen reine Spekulation1626. Da sich die Nest- und Scheitelzopffrisuren der Frauen im 3. Jh. über mehrere Jahrzehnte hinweg kaum veränderten, wird der zeitgenössischen Bildniskunst bisweilen ein gewisses 'Desinteresse' an der weiblichen Form unterstellt. K. Schade versteht dieses Phänomen indessen als Mittel der „bewußt zur Schau gestellten Kontinuität“1627. Obwohl diese Erklärung möglicherweise zutrifft (vgl. hier S. 259ff.), scheint auch in diesem Zusammenhang Vorsicht geboten. 1620 Siehe Fittschen 1980, 114; zur Diskussion Bergmann 1982, 145–147; Bergmann 1983, 44; kürzlich noch Schröder 2011, 43f., der die schlichten Haare in der Tradition des Pompeia nus als Verweis auf „Erfahrung, Leistung und Tatkraft“ versteht. 1621 Siehe Bergmann 1982, 145–147 mit Beispielen und Lit.; unter den Kaisern ließ sich bereits Commodus in seinem letzten Porträttypus mit kurzgeschorener Haarkappe darstellen (vgl. hier Anm. 869); die Gründe hierfür sind jedoch kaum im soldatischen Umfeld zu suchen; dazu Bergmann S. 145f.; vgl. dazu noch Fittschen – Zanker 1985, 108 Anm. 13 zu Kat 91. 1622 L'Orange 1973, 62 (urspr. 1961); gegen den Begriff Helmfrisur Ziegler 2000, 179–181. 1623 Ziegler 2000, 179–186. 1624 Delbrück 1940, 17. 1625 Delbrück 1940, 21; dagegen Schade 2003, 14. 1626 Delbrück 1940, 17 verweist in diesem Zusammenhang auf Tertullian II, 7, welcher die unter den Frauen seiner Zeit verbreitete Sitte anprangert, ihre Haare in galeri modum zu frisieren. Der bildliche Vergleich des christlichen Verfassers belegt jedoch nicht, dass damit auch Assoziationen im Sinne eines militärischen Ideals verbunden waren. 1627 Schade 2003, 13.
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5. Die Porträts
Neben den Frisuren wird bisweilen auch die Tracht der in der Bildkunst dargestellten Herrscher als Hinweis auf einen militärischen Hintergrund verstanden. Dies gilt bereits für den als brutalen Haudegen verschrieenen Maximinus Thrax, der sich in der Malerei als heldenhaften Krieger zu Pferde stilisiert (hier S. 57) und seine Rüstung täglich angelegt haben soll, um mit den Soldaten zu exerzieren. So nahm bereits J. J. Bernoulli Anstoß daran, dass sich ein regelrechter „Militärkaiser“ wie Maximinus überhaupt in der zivilen Toga darstellen ließ 1628. In eine ähnliche Richtung gehen noch die von P. Dyczek vorgelegten Ausführungen zur Datierung eines (antiken?) Porträts des Kaisers im Louvre (hier S. 140f.): Das Bildnis soll unter anderem wegen seiner Panzer-PaludamentBüste im Rahmen einer kriegerischen Auseinandersetzung entstanden sein. Die Aufstellung sei demnach im Umfeld des Germanenfeldzuges von 235/236 n. Chr. erfolgt. Derartige Schlussfolgerungen belegen, dass noch in der jüngeren Forschung ein irreführender Ansatz vertreten wird, von dem bereits die Forschung des 19. Jhs. ausgegangen war: Es wird suggeriert, dass es einen bestimmten 'Kaisertypus' gegeben habe, dessen Vertreter in erster Linie militärische Realpolitik betrieben und diesen Anspruch in der Porträtkunst durch eine Bevorzugung von soldatischer Kleidung betonten. In der Gesamtschau der numismatischen wie rundplastischen Bildnisse zeigt sich jedoch, dass auch die zivile Tracht zu den verbreiteten Gewändern der Repräsentationskunst gehörte. Zwar ist allgemein eine gewisse Tendenz zur militärischen Kleidung (v. a. Paludamentum und Panzer) unter den Soldatenkaisern zu konstatieren, allerdings wurde auch zivilen Darstellungen breiter Raum geboten 1629. Zugleich trugen selbst angebliche Senatsfreunde wie etwa Tacitus auf vielen Münzen Rüstung oder militärisches Gewand. In dieser Hinsicht folgte das Herrscherbild also zunächst weiterhin den bereits lange in der römischen Bildniskunst verwurzelten Traditionen 1630. M. Bergmann hat indessen darauf hingewiesen, dass die Panzerbüste im Gegensatz zu den Porträts von Erwachsenen öfter an Kinderbildnissen des behandelten Zeitraums erscheint, die wiederum in mehreren Repliken fassbar sind1631. Es lässt sich kaum nachvollziehen, welche genauen Vorstellungen in solchen Fällen maßgeblich waren. Bergmann hat – vielleicht zu Recht – vorgeschlagen, dass die Darstellung des Panzers im Falle von Prinzenbildnissen womöglich auf die Funktion der Thronfolger als principes iuventutis verwies (vgl. hier Kap. 3.2). In diesem Sinne seien sie „ganz militärisch aufgefaßt“ 1632. 1628 Bernoulli 1894, 117 hielt dies „für nicht gerade charakteristisch“. Die kapitolinische Büste, auf welche er sich bezog, gehörte ursprünglich nicht zum später darauf gesetzten Porträt des Kaisers (vgl. hier Kat. 4). 1629 Grundlegend zur Gestaltung der Büsten im kaiserzeitlichen Münzbild Bastien 1992, 227– 327; dort zum Paludamentum S. 235–257; zum Panzer S. 259–280; zur konsularen Tracht S. 281–301; spez. zu den Büsten der Soldatenkaiserzeit und ihren verschiedenen Kostümen auch Delbrück 1940, 22–31; zu tunica palmata und toga picta auf Münzen der Soldatenkaiserzeit („consular portrait“) Hedlund 2008, 140f. 1630 Zum Kaiser als Imperator bzw. Consul oder Triumphator in der Münzprägung bereits Delbrück 1940, 11–13; ihm zufolge (S. 31) waren die unterschiedlichen Büsten der Münzprägung noch immer der „soliden, unfruchtbaren Tradition spätantoninisch-severischer Zeit“ entlehnt 1631 Bergmann 1977, 38.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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Erst für die späten (d. h. nachgallienischen) Soldatenkaiser lässt sich auf den Münzen eine bewusste Hinwendung zu militärischen Attributen erkennen. So waren bereits unter Gallienus und Postumus behelmte Herrscherköpfe auf den Aversen abgebildet worden (hier S. 32 u. S. 265); die sog. Illyrischen Kaiser ließen sich in der Folgezeit häufig mit Waffe, Helm und Rüstung darstellen 1633. Auf den Münzen lösten bald einfache Feldrüstungen wie lorica squamata oder lorica hamata den seit Jahrhunderten für die Darstellung römischer Kaiser etablierten Muskelpanzer ab 1634. Vor diesem Hintergrund scheint es auf den ersten Blick naheliegend, die zeitgenössischen Kaiserporträts als Idealbildnisse einer kriegerischen Herrschaftsauffassung zu interpretieren. Für sich genommen greift jedoch auch diese Erklärung zu kurz: Im Hinblick auf seinen ikonographischen Wandel ist das Herrscherporträt des dritten Jahrhundertviertels nicht alleine in einem militärischen Sinne, sondern auch als Produkt einer ideologischen Überhöhung zu verstehen (hier Kap. 5.2; Kap. 5.6 g). So entwickelte sich ein in seinen Einzelmerkmalen durchformalisiertes Kaiserporträt, welches die grundlegenden Eigenschaften eines vorbildlichen Herrschers transportierte. Zu diesen Eigenschaften gehörten sicherlich auch, aber eben nicht nur, die Fähigkeiten eines militärischen Anführers. c) Zivil- und Militärkaiser. Ein ikonographisches Gegensatzpaar? Das besonders in der älteren Forschung vertretene Postulat, die Soldatenkaiser hätten ihre militärische Eignung durch intentionelle Bildchiffren betont (hier Kap. 5.6 a–b), lässt sich einer wechselseitigen Gegenprobe unterziehen: Wenn die hagere, zerfurchte Porträtkonzeption tatsächlich als Beleg soldatischer Tugend zu verstehen sein sollte, stellt sich die Frage, warum die Bildnisse einiger Kaiser deutlich von dieser Charakterisierung abwichen. Ein Beispiel hierfür stellt die Ikonographie des Balbinus dar, der nicht als Vertreter des als typisch empfundenen Soldatenporträts erschien, sondern sich vielmehr durch untersetzte, weich modellierte Gesichtspartien auszeichnete (hier S. 153ff.). Darin unterschied er sich klar von seinem Amtskollegen Pupienus, welcher der schriftlichen Überlieferung nach ein kampferprobter Feldherr gewesen sein soll und der diesen Anspruch vielleicht durch seine hagere, zerfurchte Bildnisauffassung betonte (hier S. 150ff.). Tatsächlich war es Pupienus, dem die Aufgabe zukam, die Truppen im
1632 Bergmann 1977, 38 mit Anm. 121; siehe bereits Delbrück 1940, 13 in Bezug auf die Münzporträts: „Das Panzerkostüm trägt außer dem Augustus in zunehmendem Maße auch der Caesar“. 1633 Allg. Hedlund 2008, 93f.; zum Panzer im kaiserzeitlichen Münzbild siehe die folgende Anm.; zum Speer Bastien 1993, 435–442; zum pugio dort S. 447–453; zum balteus S. 455– 459; zum Schild S. 461–489; spez. 471f.; zu einer Schildbüste des Victorinus kürzlich Dahmen 2016, pass. 1634 Dazu kürzlich Hedlund 2008, 93f., der vermutet, dass die Kaiser so ihre enge Verbundenheit zu den Feldtruppen ausdrückten; zum Muskelpanzer im kaiserzeitlichen Münzbild Bastien 1992, 260–262; 256–267; dort zum Schuppenpanzer (lorica squamata) S. 262–265; 267–270.
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5. Die Porträts
Bürgerkrieg gegen Maximinus Thrax anzuführen, während Balbinus in der Hauptstadt verblieb und seine Aufmerksamkeit administrativen Aufgaben widmete1635. Aus dieser literarisch wie ikonographisch greifbaren Gegensätzlichkeit lässt sich möglicherweise ableiten, dass Pupienus bewusst als Militärkaiser, Balbinus hingegen als Zivilkaiser dargestellt werden sollte1636: Durch die Mittel der Bildkunst könnte die kaiserliche Administration versucht haben, das so gegensätzliche Herrscherkollegium als günstige Vereinigung zweier erstrebenswerter Regentschaftstugenden zu stilisieren (vgl. Anm. 288). Diese Überlegung ist umso reizvoller als auch Teile der althistorischen Forschung davon ausgehen, dass die gemeinsame Ernennung von Pupienus und Balbinus darauf abzielte, die gegensätzlichen Idealvorstellungen verschiedener politischer Kreise (d. h. der alten Senatsaristokratie sowie der militärischen Aufsteiger) zu bedienen 1637. So plausibel diese Überlegung auf den ersten Blick scheint, bleibt doch ein ikonographisches caveat bestehen: Die Porträtgestaltung des Pupienus ist (bes. wegen ihrer Barttracht) eben nicht allein unter dem Aspekt der bewusst militärischen Charakterisierung, sondern auch im Hinblick auf ein 'konservatives' Herrscherideal zu verstehen (hier S. 151f.). Es ließe sich argumentieren, dass zumindest die Ikonographie des Balbinus bewusst aus einer zivilen Bildniskonzeption hervorging und sich aus diesem Grunde sichtbar von derjenigen des Pupienus unterschied. Doch kennzeichnete die dickliche Darstellungsweise mit weichen, abgerundeten Zügen tatsächlich den Zivilkaiser, der sich aktiv von der rauen Offiziersriege seiner Epoche abzusetzen versuchte? Eine dieser Vorstellung nicht unähnliche Sichtweise vertrat etwa G. Mathew, der eine gordianische (d. h. senatorische) Traditionslinie in der Selbstdarstellung der Soldatenkaiser rekonstruierte1638. R. Delbrück hat indessen vermutet, dass die leicht untersetzten Münzporträts Valerians bewusst auf die älteren Gordiane, Balbinus und sogar Vespasian rekurrierten und so die senatstreue Haltung des Kaisers ausdrückten 1639. Die grundsätzliche Idee eines mehrfachen Wechsels zwischen militärischen und senatorischen Kaiserporträts wurde 1635 Zur Ereignisgeschichte Huttner 2008, 173–177; siehe auch die prospographischen Bemerkungen bei Dietz 1980, 99–103 Nr. 5 (Balbinus); 129–134 Nr. 26 (Pupienus). 1636 Vgl. bereits Delbrück 1940, 69: „[Balbinus] wirkt würdig, tüchtig und zivilisiert. (...) vielleicht sah Pupienus in dem ernsten schlichten Offizier Pertinax sein Vorbild“; anders Mathew 1943, 66, der sowohl Pupienus als auch Balbinus ikonographisch in die senatorische Tradition einordnet. 1637 Dazu etwa Johne 2008a, 590; siehe noch Mennen 2011, 24: „The proclamation of two emperors might be seen as an attempt to restore the old republican principle of two consuls governing jointly. Yet, it is more likely that each of the two was supported by a different section of the senate, each wanting its own representative on the throne: the traditional senatorial aristocracy on the one hand, and a relatively new crop of senators on the other hand who had ascended through the senatorial career path through military posts and other positions in the imperial service.“; zur Zusammensetzung des Senats im Jahre 238 n. Chr. grundlegend Dietz 1980, pass.; dort S. 279–283 zum Verhältnis 'ziviler' und 'militärischer' Senatoren. 1638 Mathew 1943, 65f.; dazu auch Wood 1979, 170. 1639 Delbrück 1940, 120.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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im Weiteren von J. D. Breckenridge vertreten 1640. So hat noch G. Förschner die Ikonographie Valerians als bewussten Ausdruck seiner vornehmen Abkunft verstehen wollen (hier Anm. 1601). Das grundsätzliche Problem solcher Interpretationen besteht darin, dass die argumentative Beurteilung leicht in einen Zirkelschluss verfällt: Wo die schriftlichen Quellen bezeugen, dass ein Kaiser dem Senat besonders nahe stand, wird erwartet, dass seine Bildnisse über entsprechende Chiffren verfügten. Besitzt ein Kaiser wiederum die nötigen ikonographischen Merkmale, werden die Quellen dazu passend ausgelegt bzw. 'überinterpretiert'. Ein anschauliches Beispiel stellt Tacitus dar, welcher in der Geschichtsschreibung geradezu als Sinnbild eines senatstreuen Kaisers erscheint und dessen gravitätische Gesichtszüge entsprechend als Ausdruck einer solchen Programmatik verstanden worden sind1641. Tatsächlich waren seine ikonographischen Merkmale (hier S. 213ff.) jedoch aus dem Formenrepertoire der Vorgänger abgeleitet und lassen sich somit nach Ansicht des Verfassers problemlos mit den zeitgenössischen Darstellungskonventionen erklären1642. Eine bewusste ikonographische Abgrenzung von den sog. Illyrischen Kaisern fand also nicht statt. Zugleich lässt sich das einseitige Bild von Tacitus als dem letzten der sog. Senatskaiser auch aus althistorischer Sicht demontieren1643. 1640 Breckenridge 1981, 505f.; Meischner 1967b, pass.; spez. 44f. vertrat indessen die Ansicht, dass es einen plastischen „stadtrömischen Senatsstil“ sowie einen optisch-expressionistischen „Provinzialstil“ gegeben habe, dessen sich Kaiser wie etwa Maximinus Thrax, Philippus Arabs und Traianus Decius im Rahmen soldatischer Feldtypen bedient hätten; einige Soldatenkaiser seien zudem durch beide „Stilrichtungen“ in der Rundplastik vertreten gewesen. 1641 Siehe etwa Delbrück 1940, 166: „Das erste Bildnis ist jedenfalls in Rom entstanden, wo Tacitus die Herrschaft übernahm und schon vorher, als princeps senatus, gewiß porträtiert wurde (...) Der spätere Typus (...) ist von Aurelianus stärker verschieden, sogar ihm gegensätzlich ausgebildet: (...) ein wohlgenährter, urbaner Herr von Stande“; siehe auch Mathew 1943, 66, der das Bildnis des Tacitus in der 'gordianischen' Tradition verortet; zu Tacitus in der historischen Überlieferung ausf. Johne 2007, pass. und Johne 2008b, pass. mit Belegen und Lit.; vgl. etwa Strobel 1998, 145: „Tacitus mußte zur Legitimierung seiner Herrschaft und zur Sicherung seiner Stellung zweifellos die Bestellung durch den Senat und die Akklamation des Volkes von Rom herausstellen (...).“ 1642 Vgl. etwa den oval auslaufenden Hinterkopf und die massige Durchformung der Gesichtsphysiognomie, die sich bereits für Münzen seines Vorgängers Aurelian konstatieren lässt. Die zeitgenössischen Bildchiffren, welche den Kaiserbildnissen der 270er Jahre zugrunde lagen (hier Kap. 5.6 a), sind im Wesentlichen auch im Porträt des Tacitus angelegt – vgl. die Stirnfurchen, markanten Nasolabialfalten und leicht herabgezogenen Mundwinkel. 1643 Von einer „senatorischen Renaissance“ im späten 3. Jh. kann keine Rede sein; siehe ausf. Johne 2007, pass.; spez. 112–114 und Johne 2008b, spez. 379; 390 (zur traditionellen Sichtweise vgl. die dort S. 93 Anm. 1 angegebene Lit.). Zwar weisen die Beilegung be stimmter 'republikanischer' Ehrennamen wie restitutor rei publicae und verae libertatis auctor sowie die Nichtübernahme des Titels dominus et deus darauf hin, dass Tacitus „auch den Senat und Bevölkerungskreise außerhalb des Militärs“ anzusprechen versuchte (Johne 2008b, 391; siehe auch Johne 2008a, 598f.), allerdings „bleiben diese Bezeichnungen alle im konventionellen Rahmen“; siehe zur Diskussion bereits Jones 1939, pass.; die angebli-
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5. Die Porträts
Ein weiteres Problem besteht darin, dass nicht bekannt ist, in welchem Verhältnis das kaiserliche Urbild zu den jeweils bereits existenten Porträts der einzelnen Herrscher stand: Gerade im Falle der dicklichen Kaiser Balbinus, Valerian I. und Tacitus ist davon auszugehen, dass sie als Personen der römischen Öffentlichkeit bereits vor ihrem Herrschaftsantritt mit Bildnissetzungen geehrt worden waren. Wie diese Bildnisse aussahen, ob sie bereits die spätere 'Beleibtheit' in sich trugen und wie stark ihre Erscheinung auf die Konzeption der Herrscherikonographie einwirkte, ist indessen kaum zu bestimmen. Alle bisherigen Versuche, solche 'Privatporträts' aus der Zeit vor der Machtübernahme zu benennen, sind bereits aus methodischen Gründen zurückzuweisen1644. Es ist kaum zu bestreiten, dass sämtliche Soldatenkaiser, die sich durch eine dickliche Bildnisgestaltung auszeichneten (Balbinus, Valerian I. und Tacitus1645), den Kreisen des Senats entstammten und vor ihrer Erhebung wenigstens einmal (Suffekt-)Konsul gewesen waren1646. Diese Beobachtung lässt vielleicht den Schluss zu, dass eine gewisse Körperfülle zumindest im Umfeld der Herrscherikonographie als Chiffre patrizischer gravitas galt. Da jedoch alle anderen Prätendenten konsularen Ranges zwischen 235 und 285 n. Chr. (Gordian I., Gordian II., Pupienus, Decius, Trebonianus Gallus, Aemilius Aemilianus und Carus1647) auf eine solche Charakterisierung verzichteten, sollte dieser Aspekt nicht überbewertet werden. Abschließend lässt sich festhalten, dass der ikonographische Gegensatz zwischen Militär- und Zivilkaiser bei Weitem nicht so deutlich zu fassen ist, wie in der Forschung bisweilen vermutet. Wesentliche Merkmale der als 'soldatisch' empfundenen Porträttradition, welche das Zeitgesicht insgesamt prägten (expressive Gesamterscheinung; kontrahierte Stirnmuskeln; ausgeprägte Nasolabialfalten; angespannte Mimik; kurzes Haupthaar) lassen sich ebenso für die vermeintlichen Vertreter der senatorischen Bildnisauffassung wie für die mehr oder weniger 'echten' Militärkaiser mit ihrer hageren Physiognomie konstatieren.
1644 1645
1646 1647
che Zurückhaltung des Kaisers bei seiner Erhebung fällt in den Bereich der toposhaften recusatio imperii; dazu Huttner 2004, 236–239; zur Erhebung des Kaisers durch den Senat Hartmann 1982, 122–124; wirklich 'konservativ' scheint Tacitus hingegen in die Zählung der tribunizischen Gewalt gewesen zu sein – im Gegensatz zu Aurelian, Carus, Carinus und Numerianus hielt er sich hier an das alte System; dazu Kramer – Jones 1943, pass.; spez. 86. Bspw. hier zu Gordian I. S. 147. Hinsichtlich seiner Leibesfülle ließe sich auch Florianus zu dieser Gruppe zählen; über seine senatorische Karriere ist jedoch zu wenig bekannt, um hier eine sichere Aussage zu treffen. Soweit nachvollziehbar, führte er die Politik seines Halbbruders Tacitus fort, wodurch sich auch erklärt, dass er dessen dickliche Darstellungsweise übernahm; zur Politik des Florianus Kreucher 2008, 396; zur seiner Herrschaft außerdem Sauer 1998. Zu Herkunft und Karriere dieser Kaiser jeweils mit weiterer Lit.: Huttner 2008, 173f. (zu Balbinus); Goltz – Hartmann 2008, 223–226 (zu Valerian I.); Johne 2008b, 388–390 (zu Tacitus); siehe auch Kienast 2004, 193f. (Balbinus); 214f. (Valerian I.); 250f. (Tacitus). Möglicherweise hatte Carus vor seiner Erhebung zwischenzeitlich ein Suffektkonsulat inne gehabt oder „zumindest die ornamenta consularia erhalten“; dazu mit weiterer Lit. Altmayer 2014a, 68f.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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d) Kaiser- und Prinzenbildnis. Zwei unterschiedliche Porträttraditionen? Die konzeptionelle Gestaltung der Herrscherbildnisse konnte verschiedenen Stilrichtungen folgen, die in der Forschung mit zwei nicht unproblematischen Begriffen belegt worden sind1648. Dabei handelte es sich zu einen um die sog. realistische, zum anderen um die sog. klassizistische (oder auch: nichtrealistische) Darstellungsweise1649. Das Nebeneinander dieser beiden Auffassungen stellt zunächst „ein für die gesamte Kaiserzeit gültiges Phänomen“1650 dar, das unter den Soldatenkaisern jedoch besonders markant hervortrat: Die Herrscherbildnisse waren nun hauptsächlich der realistischen Stilrichtung verpflichtet, während die nichtrealistische Darstellung fast ausschließlich der Ikonographie jugendlicher Prinzen vorbehalten blieb. Ein anschauliches Beispiel hierfür stellen bereits die Bildnisse des Maximinus Thrax und seines Sohnes Maximus Caesar dar: Wurde der Vater „durch äußere Mittel wie harte, aneinanderstoßende Flächen, Muskelverzerrungen, grobe Meißelschläge als Haargliederung“ in realistischer Weise skizziert, wählten die Verantwortlichen für Maximus eine geglättete, den Prinzenbildnissen severischer Zeit näherstehende Charakterisierung1651. Im weiteren Verlaufe der Soldatenkaiserzeit lassen sich solche 'Gegensatzpaare' immer wieder beobachten (siehe unten). 1648 In der Forschung ist dieser Gegensatz wiederholt bemerkt und bis in jüngere Zeit interpretiert worden (Auswahl): zu einem grundsätzlichen „Nacheinander“ und „Nebeneinander der klassizistischen und der realistischen Richtung“ im 3. Jh. ausf. Schweitzer 1963, pass.; spez. 267–278 (urspr. 1954), der die 'realistische' Darstellung als Rückbesinnung auf republikanische Traditionen verstand; im Weiteren Zinserling 1963, pass. mit inhaltlicher Ausdeutung; anders Fittschen 1980, 111–114; spez. 113, der treffend formuliert: „Die ständig gebotene Möglichkeit, zwischen realistischen und idealisierenden Porträts zu wählen, spricht vielmehr dafür, daß für die Wahl das jeweilige Selbstverständnis der Auftraggeber ausschlaggebend gewesen ist.“; gegen die Verwendung des Begriffs 'Selbstverständnis' hat wiederum Zinserling 1988, pass.; spez. 123 heftig protestiert, indem er Fittschen eine Verwechslung mit dem Begriff 'Präsentationsabsicht' vorwarf. Bei der Formulierung von Präsentationsabsichten muss das Selbstverständnis der Auftraggeber jedoch eine entscheidene Rolle gespielt haben, weswegen sich der Verf. dem Einwand Zinserlings nicht anschließen möchte; vgl. zu den beiden 'Stilrichtungen' auch die Ausführungen bei von Heintze 1959, 178–180; Meischner 1967b, pass.; Meischner 1982, 422 Anm. 59; Lippold 1968, 87f.; Kent u. a. 1973, 45; Bergmann 1983, 46; Wood 1987, 123; Haegemans 2003, 471; Haegemans 2010, 85; 88; zum „Klassizismus der Elagabal-Zeit“ als Vorausschau auf die weitere Entwicklung auch Schindler 1988, pass. 1649 In terminologischer Hinsicht sind beide Bezeichnungen nicht unproblematisch; dazu Fittschen 1980, 111 Anm. 23 und 24; Fittschen u. a. 2010, 147 zu Kat. 145; ihre weitere Verwendung (insb. des Begriffs klassizistisch) im Rahmen dieser Studie ergibt sich aus den Prämissen der wissenschaftliche Tradition. 1650 Fittschen 1980, 111–114; spez. 113. 1651 Von Heintze 1959, 180; vgl. auch die Behandlung der Stirnhaarkontur des Prinzen, für die bereits motivische Parallelen in der spätseverischen Kunst bzw. an Porträts des Severus Alexander zu finden sind: z. B. Kopenhagen 747 Inv. 1283. Das Stirnhaar fällt hier zwar etwas naturalistischer aus, ist jedoch motivisch mit der Frisur des Maximus Caesar vergleichbar ('Strähnenfächer' über dem linken sowie die kleine Ausbuchtung über dem rechten Auge); zum Porträt u. a. Johansen 1995, 48 Kat. 15 mit Abb. und weiterer Lit.
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5. Die Porträts
Aus diesem Befund ist eine ganze Reihe von Schlussfolgerungen abgeleitet worden, die jedoch größtenteils zurückgewiesen werden müssen. So lässt sich weder die (zeitgleiche) Koexistenz mehrerer Stilrichtungen anhand verschiedener Porträts desselben Kaisers nachweisen1652, noch sind die realistischen Bildnisse als Fortführung „altrömischer Traditionselemente“ zu verstehen1653. Dass von solchen Porträts „eine Art Identitätsmagie“ ausgegangen sein soll, die dazu diente, ihre Auftraggeber einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen1654, ist ebenso unwahrscheinlich: Die realistische Darstellungsweise war seit severischer Zeit mehrfach auch von solchen Prätendenten gewählt worden, die sich bereits seit Längerem als Herrscher oder Thronerben etabliert hatten 1655. Im Laufe des frühen 3. Jhs. hatten sich neue Darstellungsformen für die Ikonographie erwachsener, 'ordentlicher' Kaiser entwickelt, deren Ausgestaltung einer realistisch-überzeichneten Gesamtkonzeption folgte1656. Vielleicht drückte sich in dieser zumeist als militärisch verstandenen Darstellungsweise „das dem Soldatenberuf adäquate Verhältnis zur Wirklichkeit aus“1657. Ungeachtet dessen, ob diese traditionelle Interpretation wirklich zutrifft (hier Kap. 5.6 a–b), lässt sich nicht bestreiten, dass der gegen sätzlichen Ikonographie der Prinzen eine ganz andere Wirkungsabsicht zugrunde gelegen haben muss: mit ihren Porträts blieben sie einer geglätteten, nichtrealistischen Auffassung treu, die bereits im 2. Jh. sowie in severischer Zeit das offizielle Bild kindlicher Nachfolger geprägt hatte1658. Es liegt auf den ersten Blick nahe, diesen Befund mit dem 1652 Meischner 1967b, pass. unterscheidet am Beispiel des Maximinus Thrax zwischen einer „plastischen“ und einer „optisch-expressionistischen“ Stilrichtung, die jeweils durch unterschiedliche Bildnisse desselben Kaisers vertreten gewesen sein sollen; ihre Beweisführung basiert jedoch auf einer Reihe falscher Zuweisungen und ist bereits aus diesem Grunde abzulehnen – tatsächlich lässt sich für Maximinus Thrax nur ein rundplastischer Typus erweisen; vgl. hier S. 137ff.; gegen Meischner auch Bergmann 1977, 31; Fittschen – Zanker 1985, 126 Anm. 10 zu Kat. 105; kritisch auch Zinserling 1988, 122f. 1653 So Zinserling 1963, der sich einer von Schweitzer 1963 postulierten Wiederaufnahme republikanischer Bildelemente in der ersten Hälfte des 3. Jhs. anschließt; dagegen Fittschen 1980, 111–113 und Fittschen – Zanker 1985, 132; vgl. noch Zinserling 1988, pass.; vgl. außerdem Schindler 1982, 281, der die Porträts im 3. Jh. insofern mit der republikanischen Zeit vergleichen möchte, dass auch sie in einem Umfeld geschaffen wurden, welches sich durch „Pluralismus der Machtausübung“ auszeichnete. 1654 Zinserling 1963, 202; wiederholt in Zinserling 1988, 122. 1655 Dazu Fittschen 1980, 111f. mit Beispielen; so ist der 'realistische' Alleinherrschertypus Caracallas erst viele Jahre nach dessen Ernennung zum Prinzen entstanden; dazu auch Fittschen – Zanker 1985, 105–109 Kat. 91–93 mit Replikenliste. 1656 Die realistische Darstellungsweise stellt keineswegs eine Innovation des Maximinus-Porträts dar, wie noch von Schweitzer 1963 angenommen. Vielmehr stand sie in der Tradition einer längeren Entwicklung, deren „wichtigste Vorstufe“ das caracalleische Alleinherrscherbildnis darstellt; siehe Fittschen 1980, 112–114. 1657 Fittschen 1980, 114. 1658 Dazu auch von Heintze 1959, 180: „Die offizielle Porträtkunst sah sich zum erstenmal vor die Aufgabe gestellt, Kaiser darstellen zu müssen, deren Herkunft und Laufbahn alles andere als aristokratisch, legitim und seit Generationen vorbestimmt war. Einen Maximinus Thrax, Philippus Arabs, Traianus Decius in Bildnissen festzuhalten, war eine neue Aufgabe, für die neue Ausdrucksmittel gefunden werden mußten. Die Söhne dagegen,
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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Alter der Dargestellten zu erklären, welche oft als Kinder in den Rang von Caesares erhoben wurden1659: Entsprach die nichtrealistische Darstellungsweise mit ihren geglätteten Gesichtspartien vielleicht am ehesten einer puerilen Physiognomie, wodurch sie sich für junge Nachfolger in besonderem Maße anbot? Dieser Annahme liegt zunächst ein argumentatives Problem zugrunde: Handelte es sich bei Prinzen wie Caracalla, Geta, Diadumenian oder Philippus minor zum Zeitpunkt des Herrschaftsantritts ihrer Väter noch jeweils wirklich um Kinder im eigentlichen Sinne, traf diese Bezeichnung bei Weitem nicht auf alle Vertreter der nichtrealistischen Darstellungsweise zu. Hier sind etwa Kaisersöhne wie Maximus oder Herennius Etruscus zu nennen, die sich als Caesares bereits in einem Alter um die 20 Jahre befanden. Darüber hinaus lässt sich anhand der Münzbildnisse zeigen, dass mit der Erhebung der Prinzen zu Augusti für gewöhnlich ikonographische Veränderungen eintraten, welche ungeachtet ihres tatsächlichen Alters erfolgten (siehe unten). Aus dieser Beobachtung sind wiederum Rückschlüsse auf die repräsentativen Wirkungsabsichten der Kaiser- und Prinzenikonographie abzuleiten, die in der bisherigen Forschung allerdings nicht konsequent 'zu Ende gedacht' worden sind. Die sukzessive Anpassung kindlicher bzw. jugendlicher Porträts durch die Hinzufügung ikonographischer Reifechiffren ohne einen im Vorfeld erfolgten Typenwechsel, stellt ein bereits seit Längerem bekanntes Phänomen dar: kindliche Prätendenten wie etwa Elagabal, Severus Alexander oder Gordian III. wurden im Laufe der Jahre zunehmend mit adoleszenteren Merkmalen (bspw. Bartwuchs) dargestellt, nicht nur um den pubertären Veränderungen eines heranwachsenden Kaisers, sondern auch bestimmten legitimatorischen Vorstellungen von persönlicher Reife und Männlichkeit zu entsprechen (hier Anm. 904). Zwar lassen sich solche Phasenporträts noch für die folgenden Jahrzehnte der nachseverischen Epoche konstatieren, allerdings fand nun eine deutliche Verschiebung zugunsten des ikonographischen Legitimationsaspekts statt. Die biologische Wirklichkeit und der im Herrscherporträt formulierte Anspruch mussten sich dabei kaum noch gegenseitig bedingen. So lässt sich der oben für Maximinus Thrax und Maximus Caesar beschriebene Gegensatz wieder anhand der Bildnisse des Philippus Arabs und seines Sohnes Philippus minor erkennen: der Vater zeichnete sich durch eine unruhige, von tiefen Nasolabialfurchen und hart geschnittenen Radialfalten bestimmte Gesichtsoberfläche aus (hier S. 162f.); sein Sohn erschien als Caesar hingegen betont kindlich und mit weichen, geglät teten Zügen (hier S. 167f.)1660. Dieser Befund ist jedoch nicht allein mit dem geringen Alter des Dargestellten zu erklären: Anhand der Bildnisse des (prä-)pubertären Gordian III. (hier S. 157ff.) lässt sich zeigen, dass den Porträthandwerkern durchaus andere Darstellungsmittel zur Verfügung gestanden hätten, um den kindlichen Philippus minor von den Vätern in eine legitime Stellung gedrängt, wurden als Erbprinzen in ihren Bildnissen den großen Vorbildern der Vergangenheit weitgehend angeglichen und die neuen Stilmittel an ihnen kaum zur Anwendung gebracht.“ 1659 Fittschen 1980, 114. 1660 Vgl. auch Delbrück 1940, 33: „Den Knabenbildnissen des Caracalla und Geta (...) entsprechen nahe und manchmal vollständig die des Philippus Caesar, des Hostilianus und noch der Söhne des Gallienus (...).“
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5. Die Porträts
(etwa durch attributive Autoritätschiffren) ein expressives, schärfer konturiertes Äußeres zu verleihen – immerhin war Gordian bei Herrschaftsantritt nicht viel älter als der zum Caesar erhobene Philippus gewesen1661. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Merkmale einer realistischen Ikonographie zunächst bewusst vermieden wurden. Mit der Aufwertung des Prinzen zum Augustus ist anhand der Münzen jedoch ein beginnender Reifeprozess zu konstatieren, der sich in einer gestreckten Formgebung sowie etwas markanteren Zügen äußerte (hier S. 168). Noch deutlicher gestaltete sich dieser Vorgang im Falle des Herennius Etruscus, dessen Caesar-Prägungen in ikonographischer Hinsicht stark von denjenigen nach der Aufwertung zum Augustus abwichen (hier S. 175ff.): Mit der Beförderung legten sie die weiche, kindliche Physiognomie ab und zeigten den Nachfolger nun oft mit schärfer geschnittenen Zügen und gestrecktem Kopf (Taf. III, 4). Es traten realistische Einzelformen wie Nasolabial- und Stirnfalten hinzu, die eher an einen typischen Soldatenkaiser erinnerten. Auf diese Weise avancierte Herennius Etruscus nicht nur nominell, sondern auch ikonographisch zum ernstzunehmenden 'Vollkaiser'. Dieser Reifeprozess ist jedoch keineswegs auf tatsächliche physiognomische Veränderungen zurückzuführen: zwischen der Erhebung zum Caesar und der späteren Aufwertung lagen lediglich einige Monate, in denen sich der bereits erwachsene Nachfolger kaum wirklich dermaßen stark verändert haben kann. Diese Beobachtung ist deshalb wichtig, weil sie zeigt, dass die ikonographische Anpassung einer legitimatorischen Wirkungsabsicht entsprach. Anders gestaltet sich die Situation im Falle seines jüngeren Bruders Hostilianus, der sich gleichsam als Gegenprobe für diese Vermutung heranziehen lässt. Der Prinz war erst unter Trebonianus Gallus (also dem Nachfolger seines Vaters Decius) zum Augustus 'befördert' worden. In diesem Rahmen fand jedoch kein ikonographischer Reifeprozess statt: vielmehr wurden seine „bubenhaft derben“ Züge beibehalten oder höchstens geschönt (hier S. 178f.). Dieser Befund ist für unsere Überlegungen besonders aufschlussreich: Trebonianus Gallus (der zweifellos eine übergeordnete Rolle innerhalb des Herrscherkollegiums spielte; hier Anm. 998) hatte überhaupt kein Interesse daran, seinen rein nominellen Co-Regenten Hostilianus in die ikonographischen Würden eines 'echten' Augustus zu versetzen. Vielmehr diente ihm der junge Sohn des verstorbenen Decius als legitimatorisches 'Zugpferd', um die eigene Machtübernahme zu rechtfertigen1662. Erst nachdem Hostilianus seinerseits umgekommen und das neue Regime zur Genüge konsolidiert war, erhob Trebonianus Gallus seinen leiblichen Sohn Volusianus 1661 Zu den Lebens- und Herrschaftsdaten Gordians III. Kienast 2004, 195f. 1662 Zur gemeinsamen Herrschaft von Trebonianus Gallus Hostilianus hier Anm. 998; das Vorgehen des neuen Kaisers ist nicht alleine als „Beruhigungspolitik“ (RE VIII A2, s.v. Vibius [58] (R. Hanslik) 1987), sondern vor allem in einem legitimatorischen Sinne zu verstehen: Durch die Aufnahme des Hostilianus als Sohn des letzten legitimen, nunmehr vergöttlichten Kaisers war es Trebonianus Gallus gelungen, eine quasi-dynastische Rechtfertigung seiner Herrschaft zu behaupten – die Legitimation der alten Dynastie war damit fließend auf die neue übergegangen; siehe bereits Kubitschek, Das Todesdatum des Kaisers Decius, NumZ 41, 1908, 76f.; Mattingly 1946, pass.; Kuhoff 1993, 111f.; Dmitriev 2004a, 212; Shillam 2006, 40; 63; Huttner 2008, 212f.; zur eventuellen Verschwägerung des Volusianus mit Hostilianus Shillam 2006, 73; 79.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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zum vollwertigen Augustus. Jetzt kam es zu wirklichen ikonographischen Veränderungen, die darauf abzielten, den neuen Mitherrscher auch bildlich als solchen zu präsentieren. Die Unterschiede zwischen den Caesar- und den Augustusbildnissen des Volusianus sind so dabei markant, dass wohl spätestens an dieser Stelle nicht mehr von einem adoleszenten Phasenporträt, sondern von einem echten Typenwechsel zu sprechen ist (hier S. 184f.). Im Rahmen der Herrscherikonographie1663 begründete Volusianus damit ein Darstellungsschema, welches sich für die Charakterisierung bereits erwachsener, zugleich jedoch einem Oberkaiser subordinierter Augusti eignete (hier S. 185f.). Die wesentlichen Merkmale dieses 'Schemas' wurden entsprechend noch im Samtherrschaftstypus des Gallienus aufgegriffen (hier S. 192f.). Hierzu gehörten ein gestreckter Schädelbau, eine längst nicht mehr kindliche Physiognomie, angedeutete Autoritätschiffren wie bspw. Nasolabialfalten und kontrahierte Brauenbögen, sowie ein flockiger Vollbart. Selbst für den regional agierenden Usurpator Uranius Antoninus war diese Darstellungsweise als Ausweis der untergeordneten Kaiserwürde verbindlich (hier S. 291). Die klassizistische bzw. nichtrealistische Auffassung der kindlichen Prinzenbildnisse geriet in der Folgezeit indessen keineswegs in Vergessenheit, wie sich etwa anhand der Porträts von Valerian II. (hier S. 200f.) und Saloninus (hier S. 204f.) zeigt. Da die zentralrömischen Kaiser zwischen Gallienus und Carus keine vorgesehenen Nachfolger präsentierten, bricht die Reihe der im Rahmen dieser Studie zu untersuchenden Prinzen danach ab. Tetricus II. lässt sich durch seine nichtrealistische Ikonographie jedoch als Beleg dafür heranziehen, dass die etablierten Muster für die Darstellung junger Thronerben zumindest noch im Gallischen Sonderreich verbindlich waren (hier S. 273ff.). Zusammenfassend sind folgende Ergebnisse zu konstatieren: Die Verwendung der nichtrealistischen Bildnisauffassung lässt sich fast durchgängig für die Prinzen der frühen Soldatenkaiserzeit belegen. Die geglättete, aus der ikonographischen Tradition des 2. Jhs. überkommene Darstellungsweise1664 muss allgemeine Idealvorstellungen von der Erscheinung kindlicher bzw. jugendlicher Thronfolger bedient haben, die somit bereits unter den severischen Kaisern gültig waren. Die Bildnisse der vollwertigen Kaiser orientierten sich hingegen an einer mehr oder weniger realistischen Porträtgestaltung, deren semantischer Bedeutungsgehalt jedoch nicht ohne methodische Einbußen zu interpretieren ist (hier Kap. 5.6 a). In der Summe ihrer (im Wesentlichen bereits zuvor entwickelten) Einzelmerkmale transportierte diese Darstellungsweise das zeitgenössische Idealbild eines 'ordentlichen' römischen Princeps. Die grundsätzliche Entscheidung, ob ein Prätendent durch realistische ('zerfurchte') oder nichtrealistische ('geglättete') Stilmittel charakterisiert wurde, hing weniger von seinem tatsächlichen Alter als vielmehr von seinem Rang innerhalb des Herrschaftskollegiums ab. Auf diese Weise war die Wahl der Porträtgestaltung mit unterschiedlichen Legitimationsvorstellungen verbunden, die sich in zwei gegensätzlichen Darstellungsschemata ausdrückten. Der Verfasser möchte hier1663 Auch im zeitgenössischen Privatporträts wurde auf Bestandteile dieses Schemas zurückgegriffen. Ging der Impuls hier wie so oft von der kaiserlichen (Prinzen-)Mode aus? Vgl. bspw. das hier in Anm. 1027 besprochene Bildnis in Angers, bei dem es sich in der Zweitverwendung nicht unbedingt um ein Herrscherporträt gehandelt haben muss. 1664 Grundlegend zu den Porträts der antoninischen Prinzen Fittschen 1999, pass.
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5. Die Porträts
für im Folgenden die Begriffe Kaiser- und Prinzenschema verwenden. Es hat sich weiterhin gezeigt, dass mit der Beförderung eines Prinzen zum Augustus für gewöhnlich ikonographische Veränderungen eintraten, welche dem neuen Rang besser entsprachen. Die hierzu angewandten Mittel bestanden in der Beigabe ikonographischer Würdechiffren des Kaiserschemas1665. Obwohl das geglättete Prinzenschema noch lange Anwendung fand, konnte es bald kaum noch der Realität des sich verändernden Kaisertums gerecht werden: die Prinzen spielten längst nicht mehr die bloße Rolle wohlbehüteter dynastischer Sprösslinge, sondern gingen ihren Vätern tatkräftig zur Hand, indem sie selbst militärische und administrative Führungsaufgaben übernahmen (hier Kap. 3.2). Solche Titulaturaugusti1666 befanden sich damit in einem Rang, der über dem eines einfachen Prinzen, zugleich jedoch unter der Würdestufe eines Oberkaisers lag. Wohl um diesen Zwischenstatus abzubilden, wurde kurz nach der Jahrhundertmitte ein neues Darstellungsschema entwickelt, das speziell auf erwachsene, untergeordnete Mitkaiser (bspw. Volusianus und Gallienus) zugeschnitten war. e) Zur Betonung der dynastischen Verhältnisse Die reichsweite Propagierung der kaiserlichen Familie durch Münzen, Gemmen und rundplastische Bildnisse diente in erster Linie der Betonung dynastischer Zusammengehörigkeit1667. Auf diese Weise wurde zum einen die concordia des Herrscherhauses bezeugt, welche für die allgemeine Stabilität des Reiches grundlegend war, zum anderen das Bild einer 'ordentlichen' domus augusta kommuniziert. Abbildungen der kaiserlichen Familie drückten zugleich ein Versprechen für die künftige, friedliche Weitergabe der Herrschaft aus. So wurden besondere Ereignisse wie etwa die Bestimmung von Nachfolgern oder die Konsekration verstorbener Familienmitglieder nicht nur öffentlichkeitswirksam zelebriert, sondern auch durch die Mittel der Repräsentationskunst verbreitet1668: Die gemeinsame Abbildung auf Münzen sowie die Aufstellung von Statuen1665 Dazu konnten etwa eine gestreckte Formgebung, Bart und Gesichtsfurchen gehören. Ein anschauliches Beispiel für die sukzessive Beigabe solcher Chiffren und die fortschreitende 'Verlängerung' des Bartflaums stellt Gordian III. dar (hier S. 157ff.); vgl. auch Fittschen 1980, 114 (auch in Bezug auf die antoninischen und severischen Prinzen): „Es ist darum kein Wunder, dass versucht wurde, ihnen [sc. den Nachfolgern] durch die militärische Frisur und einen Bart zum frühestmöglichen Zeitpunkt wenigstens annähernd das Aussehen von Männern zu geben.“ 1666 Bisweilen findet diese treffende Bezeichnung in der althistorischen Forschung Verwendung – siehe etwa Johne 2008a, 615. 1667 Allg. zur dynastischen Repräsentation in der Zeit der Soldatenkaiser Kluczek 1997, pass.; Kluczek 1998, pass.; Kluczek 2000b, pass.; Shillam 2006, pass.; auf Münzen: Horster 2007, pass.; jüngst zu kleinformatigen Familienbildern in der römischen Kaiserzeit WeberDellacroce 2015, pass.; zu Statuengruppen von Vespasian bis Konstantin Deppmeyer 2008, pass.; dazu Rez. Fittschen 2009. 1668 Die Erhebung eines oder mehrerer neuer Prinzen wurde üblicherweise auf amtlichem Wege bekannt gegeben und durch öffentliche Festakte begangen, die auch vonseiten der
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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gruppen ermöglichte es den Repräsentationsadressaten, die Mitglieder der Dynastie in eigener Anschauung miteinander zu vergleichen1669. Damit Statuengruppen oder 'Familienbilder' überhaupt (wenn nicht durch Bei- und Inschriften) als solche verstanden werden konnten, mussten grundsätzliche ikonographische Ähnlichkeiten vorliegen. In der bildenden Kunst der Soldatenkaiserzeit, die weitgehend auf eine elaborierte Binnenzeichnung der Haare mit wiedererkennbaren Strähnenmotiven verzichtete, spielten physiognomische Übereinstimmungen, die sich als Belege für eine aufeinander abgestimmte Bildniskonzeption verstehen lassen, eine mehr denn je herausgehobene Rolle. Da die einzelnen Denkmäler heute zumeist aus ihren ursprünglichen Kontexten herausgerissen sind, ist die Forschung an dieser Stelle auf kleinteilige motivische Gemeinsamkeiten angewiesen, aus denen sich die antiken Wirkungsabsichten rekonstruieren lassen. Von einer bewussten familiären Angleichung lässt sich dann sprechen, wenn eine wechselseitige Übernahme eigentümlicher (d. h. personalisierter, nicht allein durch die stilistischen Bedingungen des Zeitgesichts1670 gegebener) Einzelformen vorliegt. Besonders deutlich lässt sich eine solche Bildnisangleichung bereits für Maximinus Thrax (hier S. 137ff.), seine Ehefrau Diva Paulina (hier S. 237ff.) sowie den gemeinsamen Sohn Maximus Caesar (hier S. 142ff.) konstatieren (hier S. 143 u. S. 238)1671 – ein Befund, der etwa im Vergleich der Profillinien ins Auge fällt (Abb. 2). Die Bildnisse des Prinzen sind eng mit der zweiten und dritten Fassung des väterlichen Münzporträts verwandt; auch in der Rundplastik lassen sich klare Gemeinsamkeiten erkennen 1672. Zugleich unterscheiden sich ihre Porträts durch eine den Prinzenbildnissen eigene 'Glätte' (dazu Kap. 5.6 d). Davon abgesehen wurden Vater und Sohn gemeinsam im Gemmenkunst porträtiert, um ihre Zusammengehörigkeit zu betonen (hier Anm. 805).
1669
1670 1671 1672
kaiserlichen Administration angeordnet werden konnten; siehe bspw. zur Erhebung des Maximus Caesar O.Did. 29; vgl. einen Berliner Papyrus aus Memphis, der in Zusammenhang mit der Ernennung des Prinzen die kaiserliche Anordnung einer feierlichen Prozession belegt: SB 1 421; hierzu mit älteren Verweisen Loriot 1973, 153. Aus Aphrodisias hat sich ein Beleg erhalten, dem zufolge Decius und Herennius Etruscus der Stadt ihren Dank für Glückwünsche und Opfer im Rahmen der Augustus-Erhebung des Prinzen ausdrücken: CIG II 2743 = MAMA VIII 424; Freis 1984, 235f. Nr. 146 mit Übers.; Kuhoff 1993, 109f.; Huttner 2006, 40; ausf. mit weiteren Beispielen Selinger 2002, 32–44; zu stadtrömischen Feierlichkeiten im Rahmen der Erhebung Valerians II. zum Prinzen unter Anwesenheit der beiden Oberkaiser hier Anm. 1859; die Einsetzung von Nachfolgern war zumeist auch mit kaiserlichen Donativen verbunden; dazu kürzlich noch Shillam 2006, 30 mit Belegen und weiterer Lit.; seit Geta trugen die vorgesehenen Nachfolger üblicherweise den Titel nobilissimus Caesar; dazu kürzlich noch Dmitriev 2004a, 217 und Rubtsov 2015, 175, der ihn als „standard title for would-be Augusti form Geta to Julian“ bezeichnet. Vgl. die in den vorgegangenen Kapiteln jeweils zu den einzelnen Personen gegebenen An merkungen; allg. zu den kaiserlichen Statuengruppen und ihrer Bedeutung kürzlich Deppmeyer 2008, pass.; spez. 237–253; zur Stabilisierung der Herrschaft durch solche Gruppen auch Braemer 1982, 165. Zum Begriff des Zeitgesichts hier Anm. 1192. Allg. zur dynastischen Politik des Kaisers in jüngerer Zeit Kluczek 2005, pass. Vgl. besonders die Profillinien von Vater und Sohn mit ihren (soweit erhalten) jeweils exponiert wiedergegebenen Kinnpartien (Kat. 1–7).
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Abb. 2. Profillinien des Maximinus Thrax (a), des Maximus Caesar (b) sowie der Diva Paulina (c) im Münzbild (nach Delbrück 1940 Taf. I 6, 8, 15).
Im Falle der nordafrikanischen Kaiser Gordian I. und Gordian II. liegen derart enge ikonographische Übereinstimmungen vor, dass sich ihre Bildnisse lediglich anhand von Details unterscheiden lassen (hier S. 146ff.). Auch hier ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass bei der Konzeption ihrer Porträts dynastische Überlegungen eine vordergründige Rolle spielten. Anders als im Falle der Vorgängerdynastie lassen sich allerdings keine ikonographischen Unterschiede im Sinne eines 'Gegensatzpaares' von realistischer bzw. klassizistischer Darstellungsweise (Kap. 5.6 d) bestimmen. Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass sich beide Kaiser bei Herrschaftsantritt bereits im fortgeschrittenen Erwachsenenalter befanden und auch hinsichtlich ihres Ranges sowie ihrer Titulatur nahezu ebenbürtig erschienen (hier S. 149). Es hätte sich insofern kaum angeboten, den Sohn auch ikonographisch als Prinzen zu charakterisieren. Da Pupienus (hier S. 150ff.) und Balbinus (hier S. 153ff.) in keinerlei verwandtschaftlichem Verhältnis zueinander standen, fand im Zuge ihrer bildlichen Darstellung keine familiäre Angleichung statt. Möglicherweise (!) ist ihre unterschiedliche Porträtkonzeption als Hinweis auf ein intentionell gewähltes Gegensatzpaar von Zivil- und Militärkaiser zu verstehen (hier Kap. 5.6 c). Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Herrscherkollegium an anderer Stelle auf dynastische Repräsentation verzichtete: Mit Gordian III. als untergeordnetem Caesar legitimierten sich die Senatskaiser indirekt über die älteren Gordiane, deren verwandtschaftliches Verhältnis zum jüngsten Sprössling der Familie auf den Inschriften hervorgehoben wurde (hier Anm. 288). Die Bedeutung des dynastischen Gedankens zeigt sich auch daran, dass unter den Senatskaisern Gemmen mit gemeinsa mer Darstellung von Pupienus, Balbinus und Gordian III. hergestellt wurden1673. Das 1673 a) München, Staatliche Münzsammlung (Gemme 2459; AGD München I 3, 2459) – Dazu u. a. Furtwängler 1900, 244; Maj 1958, 139 Nr. 131; Brandt u. a. 1972, 59, Nr. 2459; Balty – Balty 1974, Taf. 3,2; Wegner u. a. 1979, 15; Hausmann 1981, 385; Zwierlein-Diehl 1986, 261 Kat. 787 mit Taf. 138 Nr. 787 (Abdruck); Herrmann 2013, 56; 177 (mit Abb.: Fronti spiz); Weiß 2008, 33. Der Jaspis zeigt die beiden bekränzten Oberkaiser einander zugewandt mit den für sie charakteristischen Merkmalen. Hinter Balbinus ist Gordian III. als Caesar abgebildet; zur 'hierarchischen' Anordnung von Pupienus und Balbinus Huttner
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'zusammengewürfelte' Herrscherkollegium bediente sich hier ganz ähnlicher Mittel zur Betonung des inneren Zusammenhalts wie 'normale', verwandtschaftlich verbundene Herrscherhäuser: Die Darstellung folgte der üblichen Anordnung von Vater, Mutter und gemeinsamem Kind1674. Daneben lassen sich vereinzelte Belege für gemeinsame Statuengruppen erbringen1675. Ikonographische Ähnlichkeiten zwischen Gordian III. und seinem Onkel bzw. seinem Großvater, die in der Forschung bisweilen erkannt worden sind, lassen sich indessen nicht wirklich anhand der Münzbildnisse nachvollziehen (hier S. 157ff.). Die gemeinsame Aufstellung von Bildnissen Gordians III. mit Statuen seiner beiden Vorfahren1676 diente wohl dennoch dazu, das verwandtschaftliche Verhältnis als Grundlage seiner Herrschaftslegitimation darzustellen (hier Anm. 288). Erst mit der Hochzeit des jungen Kaisers und seiner Frau Tranquillina (hier S. 239ff.) sind wieder deutliche Merkmale einer intentionellen Familienphysiognomie zu konstatieren (hier S. 241f.). Bei der Schaffung ihres Porträts ging es entsprechend darum, die concordia zwischen beiden 2008, 175 mit Anm. 119. b) Abdruck eines dem Verf. unbekannten Originals (Gemmensammlung Philipp von Stosch, Nr. 302) – Dazu kurz Winckelmann 1760, 448 Nr. 302. Die beiden Oberkaiser sind (jeweils mit Lorbeerkranz) im Profil gegenübergestellt; Gordian III. ist en face in der Mitte abgebildet. Pupienus lässt sich klar an seiner rechtwinklig umknickenden Haarkon tur, der hager durchgeformten Physiognomie sowie dem charakteristischen Vollbart zu erkennen. Balbinus zeichnet sich indessen durch die für ihn typischen fülligen Züge (schweres Untergesicht; volle Wangen; Doppelkinn) aus. c) vgl. eine neuzeitliche Fälschung vergleichbaren Aufbaus, die in der älteren ForschungsLit. bisweilen als antikes Vergleichsstück angeführt wird; dazu Furtwängler 1900, 231; Gräfin von Schlieffen 1935, 105; Maj 1958, 139f. Nr. 132; Zwierlein-Diehl 1986, 261 zu Kat. 787; 304 Kat. 919 mit Taf. 160 Nr. 919 (zur Fälschung) mit weiterer Lit. 1674 Allg. zu solchen Familienbildern jüngst Weber-Dellacroce 2015, pass.; spez. 186f. 1675 Zur gemeinsamen Aufstellung von Bildnissen der beiden Senatskaiser und Gordians III. HA Max. duo 26, 5; dazu Deppmeyer 2008, 410 Kat. 213, die fälschlicherweise davon auszugehen scheint, dass mit Maximus (=Pupienus) Maximinus Thrax gemeint sei; vgl. dazu Fittschen 2009, 1130; wenn es sich bei den gemeinsam mit der Balbinusstatue im Piräus gefundenen Statuenfragmenten tatsächlich um Reste eines Pupienus-Porträts handelt, könnte der Beleg für eine solche Gruppe aus Bildnissen beider Kaiser vorliegen; dazu etwa Wegner – Wiggers 1971, 244f.; Maderna 1988, 196 Kat. JV 4; Clauss 2001, 183; Varner 2004, 204. 1676 Bspw. IGRR III Nr. 781; 792 als Beleg für die Aufstellung dreier potenziell zusammengehöriger Statuenbasen Gordians I., Gordians II. und Gordians III in Perge; zu den In schriften u. a. Graf Lanckoroński 1890, 168 Nr. 37–38; Bosch 1955/59, 205; Inan – Rosenbaum 1970, 52; Haegemans 2010, 189; zur Gruppe auch Deppmeyer 2008, 416f. Kat. 219 mit weiterer Lit.; dazu Fittschen 2009, 1130, der zu Recht darauf hinweist, dass die Vermutung, die Aufstellung sei im Rahmen einer kaiserlichen Reise erfolgt, durch nichts zu belegen ist. IGR III 791a.b = AE 1890 98–99; vgl. noch eine Statuenbasis für Divus Gordianus vom oberen Forum in Thubursica Numidarum, welche den Dargestellten explizit als Großvater des Kaisers (avo Augusti nostri) bezeichnet: ILAlg-01, 1267; Clauss 2001, 183; Kleinwächter 2001, 311 Nr. 9 mit älterer Lit.; zu den Statuenbasen des oberen Forums 283f. mit älterer Lit.; allg. zu den Statuenbasen der älteren Gordiane jüngst Spran ger 2016, 235f.
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Eheleuten zu betonen. Hiervon profitierte der jugendliche Kaiser auch insofern, dass er durch die Eheschließung in der allgemeinen Wahrnehmung als 'vollwertiger' Mann erschien (hier S. 242). Unter Philippus Arabs stellte die Propagierung der Dynastie sodann ein zentrales Repräsentationsmotiv dar1677. Erstmalig wurden sog. Familienmedaillons, herausgegeben, welche die Kernfamilie von Herrscher, Ehefrau und Sohn in bildlicher Gegenüberstellung zeigten1678. Die neuartige Anordnung der Personen resultierte aus einer typologischen Innovation: Vater und Mutter sind auf der einen, der Sohn auf der anderen Seite abgebildet. Daneben lassen sich weitere kleinformatige Darstellungen der 'Kernfamilie' benennen – etwa eine bronzene Reliefplatte, welche (wohl als Teil eines Möbelstücks) die Brustbilder von Philippus Arabs, Philippus minor und Otacilia zeigte1679. Die 1677 Zu Divus Marinus und seiner legitimierenden Schutzfunktion als vergöttlichter Vater des Kaisers hier S. 74 u. S. 111; zur Rolle seiner Gattin Otacilia hier Anm. 1293; zur Rolle von Philippopolis im Rahmen der dynastischen Repräsentation hier Kap. 4.3.1; weiterhin lässt sich für Philippus Arabs die Tendenz erkennen, einflussreiche Schlüsselpositionen des Römischen Reiches mit Familienangehörigen zu besetzen; dazu und allg. zur Familie des Kaisers im Rahmen seiner Herrschaftsausübung de Blois 1978/1979, 23; Körner 2002, 64– 66; Kissel 2006, 72; Kloft 2010, 212; so wurde seinem Bruder Iulius Priscus der sonst nicht belegte Titel rector Orientis verliehen, worin sich die Inhabe eines provinzübergreifenden Sonderkommandos im Osten ausdrückte; zu C. Iulius Priscus ausf. Körner 2002, 54– 63 mit Belegen und weiterer Lit.; spez. S. 63: Die erhebliche Machtfülle des Priscus stellt in der römischen Geschichte einen außergewöhnlichen Fall für einen nicht für die kaiserliche Nachfolge vorgesehenen Verwandten dar; bisweilen ist zu lesen, Priscus sei außerdem von seinem Bruder als Prätorianerpräfekt eingesetzt worden. Diese Position muss er nach Ausweis der Einzelbelege jedoch bereits unter Gordian III. erreicht haben; dazu Körner S. 59; Marcius Otacilius Severianus, ein enger Verwandter der Kaisergattin Otacilia, wirkte indessen als Oberbefehlshaber der Provinztruppen in Moesien und Makedonien; zu Severianus, der entweder ein Bruder oder der Vater Otacilias gewesen sein muss Körner 2002, 63f. mit weiterer Lit. 1678 Cohen V², 135 Nr. 2–3; 136–138 Nr. 7–16; allg. zu bildlichen Darstellungen der römischen 'Kernfamilie' zuletzt Weber-Dellacroce 2015, pass.; zur Forschungsgeschichte: S. 7– 13; zu den Medaillons mit der Familie des Philippus Arabs dort S. 340f. Kat. 8.2.4 mit weiterer Lit.; siehe außerdem Bernoulli 1894, 141; Franke 1968, 20; Kent u. a. 1973, 46; Klein 1998, 85–91; Klein 2000, 93f.; Körner 2002, 258; Kluczek 2004a, 235f. 1679 a) Rom, Museo Nazionale – Maj 1958, 170 Nr. 192 mit Taf.; Dahmen 2001, 241 Nr. 3. Neben den genannten Personen wurden auch Traianus Decius, Herennius Etruscus und Herennia Etruscilla vorgeschlagen: Staehlin 1906, pass.; bereits die Frisur der weiblichen Dargestellten spricht jedoch gegen diese Zuweisung; Position und Länge des Scheitelzopfes weisen sie deutlich als Otacilia Severa aus. Auch die hakennasige Profillinie des abgebildeten Mannes lässt sich anhand der kaiserlichen Münzbildnisse einwandfrei auf Philippus Arabs beziehen. Es ist daher unverständlich, wieso Wegner u. a. 1979, 39; 47; 61; 67; 72; 81 (mit weiterer Lit.) die Dargestellten für nicht sicher benennbar hält; erstaunlicher weise findet das Bronzeblech in der aktuellen Studie Weber-Dellacroce 2015, die sich mit Familienbildern des hier behandelten Zeitraums beschäftigt, keine Erwähnung. b) eine ovale Bronzeplakette in London (British Museum, Inv. GR 1866. 8–42; aus Smyr na) ist indessen als Darstellung der Familie des Philippus Arabs zurückzuweisen; dafür etwa Stutzinger 1983, 523f. Kat. 131 mit Abb.; siehe bereits Newton, C. T. 1871, 46 Nr.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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von den Medaillons bekannte Anordnung findet sich indessen auf einer qualitätvollen Berliner Gemme wieder1680. Auch hinsichtlich ihrer ikonographischen Charakteristika lässt sich belegen, dass die Mitglieder des Kaiserhauses (hier S.162ff.; S. 167ff.; S. 242ff.) intentionell als zusammengehörige Gruppe charakterisiert wurden. Besonders deutliche Gemeinsamkeiten sind dabei zwischen Otacilia und Philippus minor zu konstatieren (hier S. 244). Diese Beobachtung deckt sich wiederum mit den Ergebnissen der althistorischen Forschung, nach denen Otacilia vordergründig durch ihre Rolle als Mutter in Erscheinung trat (S. 244f.). Zwischen Vater und Sohn fallen die Ähnlichkeiten weniger deutlich aus; im Falle des Prinzen wurde (wie schon bei Maximus Caesar) ein geglättetes Prinzenschema angewendet, welches etwaige ikonographische Übereinstimmungen überlagerte (hier Kap. 5.6 d). Da sich für die meisten Mitglieder des von Traianus Decius begründeten Herrscherhauses keine sicher benennbaren rundplastischen Porträts erhalten haben, lassen sich physiognomische Ähnlichkeiten lediglich anhand der Münzbildnisse untersuchen 1681. Anders als im Falle der Vorgängerdynastie wurde das Verhältnis zwischen der Kaiserin (hier S. 245ff.) und ihren Söhnen (hier S. 175ff.; S. 178ff.) weitaus weniger deutlich hervorgehoben (hier S. 247). Stattdessen stand die Zusammengehörigkeit von Decius und Herennia Etruscilla im Vordergrund (hier S. 246f.), was möglicherweise damit zu erklären ist, dass die Mutterrolle der Kaiserin aus politischen Gründen nicht allzu stark betont werden sollte (hier S. 247). Zwischen dem Vater und seinem ältesten Sohn Herennius Etruscus (hier S. 175ff.) lassen sich erst nach der Erhebung zum Co-Augustus leichte physiognomische Übereinstimmungen konstatieren. Diese wirkten mit der An48; Bernoulli 1894, 141; jüngst Weber-Dellacroce 2015, 305–308 Kat. 8.1.4e mit weiterer Lit.; zur Identifikation spez. 308 (zweifelnd). Die beiden durch ihre bekränzten Köpfe wohl als Angehörige eines Kaiserhauses ausgewiesenen männlichen Abgebildeten lassen sich wegen der verkürzten Darstellungsform kaum sicher identifizieren. Im Falle der abgebildeten Frau ist jedoch keineswegs mit Otacilia zu rechnen, da der bis auf den Oberkopf reichende Scheitelzopf hierfür zu lang ausfällt. Weder die auf die Mysten des Bryseus hinweisende Beischrift noch die neben den Porträts abgebildete sitzende Gottheit geben Aufschluss über die Identität der Dargestellten. c) eine Gussform mit Familienbild (Yale; aus Dura Europos) lässt sich ebensowenig sicher auf Philippus Arabs, Philippus minor und Otacilia beziehen; auch sonstige Benennungsvorschläge auf andere kaiserliche Familien um die Jahrhundertmitte bleiben ungeklärt; dazu Weber-Dellacroce 2015, 293–295 Kat. 8.1.3a; für eine Abbildung siehe Rostovtzeff 1934, 89f. mit Taf. 22, 4. 1680 Karneol-Intaglio, Berlin – Dazu Furtwängler 1900, 31; Maj 1958, 176 Nr. 211 mit Taf. (Abguss Cades); Weiß 2008, 34 mit Anm. 29 für weitere Lit; dort außerdem S. 36 Anm. 43. 1681 Für die gemeinsame Nennung des Decius und seiner Söhne auf Inschriften siehe bspw. AE 1969/70, 525 = Clauss – Slaby 09701158 (Nagyvenyim / Pannonia Inferior), wo durch „Caesaribus nobilis(simis) [fil]is Aug(usti) n(ostri)“ auf die Verwandtschaft der Söhne zu ihrem Vater hingewiesen wird; ähnlich AE 1975, 467 = Clauss – Slaby 12100666 (Padronu / Sardinia) durch „nobilissimis Caesari]/bus principib(u)s iu[vent(utis) filiis] / d(omini) n(ostri) Traiani Aug(usti)“; vgl. auch CIL VI 40697 = Clauss – Slaby 00900421 (Rom); allg. zur Dynastiegründung des Traianus Decius auch Kuhoff 1993, 109f.
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5. Die Porträts
nahme eines reiferen Kaiserschemas zwangsläufig in die Ikonographie des Prinzen ein (hier Kap. 5.2 d). Auch im Falle des jüngeren Bruders Hostilianus (hier S. 178ff.) sind kaum ikonographische Ähnlichkeiten gegeben. Seine kindliche Physiognomie weist sehr unterschiedliche und vor allem 'eigentümliche' Einzelformen auf, die so nicht für die restlichen Familienmitglieder vorliegen. Dieser Befund ist am ehesten damit zu erklären, dass Hostilianus (der zu Lebzeiten seines Vaters nicht zum Augustus erhoben wurde) im Gegensatz zu seinem älteren Bruder nicht als 'echter' Co-Regent, sondern viel mehr als kindlicher Prinz dargestellt werden sollte. Auf diese Weise wurde das Rangverhältnis zwischen den beiden Deciussöhnen auch bildlich abgestuft1682. Da Trebonianus Gallus nicht für seine eigene Ehefrau Afinia Gemina Baebina prägen ließ (hier Anm. 1264), lassen sich Merkmale einer Familienphysiognomie lediglich zwischen dem Kaiser und seinem Sohn Volusianus untersuchen. Hier ergibt sich ein ähnlich gelagerter Befund wie im Falle von Decius und Herennius Etruscus, der nun allerdings deutlich klarer ausfällt: Ließen die Caesar-Prägungen des Prinzen kaum Ähnlichkeiten zu seinem Vater erkennen, traten mit der Erhebung zum Augustus plötzlich motivische Gemeinsamkeiten hervor (S. 184ff.). Dem neuen Typus lag offenbar ein neues Darstellungsschema zugrunde, welches sich für die Charakterisierung erwachsener Unterkaiser (Titulaturaugusti) anbot (hier S. 185f.). Indem Volusianus auch ikonographisch in den Stand eines 'vollwertigen' Augustus versetzt wurde, ergaben sich zwangsläufig stärkere Übereinstimmungen mit seinem kaiserlichen Vater. Diese bestanden etwa in der Modellierung des Bartes, der Haarkontur und der markanten Nase, de ren Länge allerdings im Falle des Trebonianus Gallus (hier S. 180) bisweilen fast 'karikativ' übersteigert wirkt. Die licinische Dynastie umfasste neben Valerian und seinem Sohn Gallienus auch die beiden Enkel Valerian II. und Saloninus sowie die Kaiserfrauen Cornelia Gallonia (ohne eigene Bildnisse) und Salonina, welche allesamt öffentlichkeitswirksam propagiert wurden1683. Weiterhin ist Diva Mariniana hinzuzuzählen, die ihren Familienangehörigen als vergöttlichte Gattin des Oberkaisers einen überirdischen Schutz verlieh. Offenbar ging es den Verantwortlichen darum, ein von mehreren Generationen getragenes Herrschaftssystem zu etablieren, das durch die Mittel der Repräsentationskunst als einträchtige Familiengemeinschaft stilisiert wurde. Hervorzuheben ist hier etwa ein Medaillon, welches auf der einen Seite Gallienus und Salonina, auf der anderen Valerian I. und Va1682 Obwohl Hostilianus eine gegenüber Herennius Etruscus untergeordnete Rolle spielte, wurden doch beide gemeinsam mit ihrem Vater öffentlich in Szene gesetzt; möglicherweise galten auch die unter Traianus Decius eingerichteten Neokorien der gemeinsamen Verehrung des Oberkaisers mit seinen Söhnen; hierzu etwa Ziegler 1985, 99; Wallner 1997, 118. 1683 Zur Propagierung des Herrscherhauses in Münzprägung und Epigraphik Kuhoff 1993, 113f. mit Belegen; für die gemeinsame Abbildung der Familienmitglieder auf Medaillons siehe Cohen V², 339f.; zur Präsentation der Frauen der licinischen Dynastie hier S. 248ff.; zur Präsentation der Enkel u. a. Kuhoff 1993, 113; Shillam 2006, 25; Hedlund 2008, 181f.; vgl. etwa CIL VIII 08473; S. 1920 = Clauss – Slaby 24500086 (Sitifis / Mauretania Caesariensis), wo der verstorbene Valerian II. als Divus und zugleich als nepos Valerians I., filius des Gallienus und frater des Saloninus erscheint.
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lerian II. jeweils antithetisch unter den Stichworten concordia und pietas zeigt1684. Die sonst übliche Anordnung der kaiserlichen 'Kernfamilie' von Vater, Mutter und Kind war dabei entsprechend um den Großvater (nicht wie kürzlich behauptet Saloninus!)1685 als obersten Vertreter des Herrscherkollegiums erweitert. Insgesamt fiel das dynastische Gebilde damit weitaus komplexer als noch im Falle der vorangegangenen Herrscherhäuser aus. In der öffentlichen Wahrnehmung erinnerte diese Zusammensetzung vielleicht intentionell an die weitverzweigten Kaiserfamilien des frühen und mittleren Principats, welche als regelrechte domūs augustae gelten konnten.
Abb. 3. 'Schnabellippen' der licinischen Dynastie im Münzporträt (exponierte Beispiele). a) Valerian I. b) Mariniana c) Gallienus (Samtherrschaft) d) Gallienus (Alleinherrschaft) e) Valerian II. f) Saloninus g) Salonina
Im Falle der licinischen Dynastie sind besonders markante Merkmale einer gemeinsamen Familienphysiognomie zu konstatieren1686. So verfügten alle Mitglieder des Kaiserhauses über die charakteristische 'Schnabellippe', also eine überhängende Oberlippe mit 1684 Cohen V², 340 Nr. 1; RIC V 1, 63 Nr. 1; u. a. Elmer 1941, 23 Nr. 70; Kent u. a. 1973, Taf. 110; Shillam 2006, 35; Weber-Dellacroce 2015, 341f. Kat. 825; zur Münzprägung der beiden Prinzen auch Hedlund 2008, 182. 1685 In ihrem Katalog zur Darstellung der römischen 'Kernfamilie' stellt noch Weber-Dellacroce 2015, 341f. Kat. 825 die Behauptung auf, dass auf dem hier besprochenen Medaillon Saloninus (barhäuptig) und sein Bruder Valerian II. (mit Lorbeerkranz) dargestellt seien. Diese Annahme ist aus mehreren Gründen zurückzweisen: Zum einen ist Valerian II. nicht „seit 257 Augustus“ (dort Anm. 860) gewesen und hat diesen Titel auch nie offiziell geführt. Der Lorbeerkranz des Dargestellten stellt also keinesfalls ein Argument dafür dar, dass es sich um den älteren Bruder des vermeintlichen Saloninus handeln muss. Aus ikonographischer Sicht ergeben die Benennungen von Weber-Delacroce erst recht keinen Sinn: Tatsächlich muss der Barhäuptige Valerian II. darstellen, zumal er über eindeutige ikonographische Charakteristika des Prinzen verfügt (v. a. die verlängerte Haarpartie); der ihm gegenüber Abgebildete ist als deutlich ältere Person ausgewiesen und wiederholt die für Valerian I. bekannte Ikonographie. Parallel zu seinem auf der anderen Seite des Medaillons dargestellten, bekränzten Sohn Gallienus ist er dabei durch seinen Kopfschmuck als 'vollwertiger' Kaiser charakterisiert. 1686 Dazu auch Fittschen – Zanker 1985, 134–136 zu Kat 111 und 112.
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5. Die Porträts
ausgeprägtem Zipfel (Abb. 3). Zwischen den männlichen Familienangehörigen lassen sich zudem die Frisuren als verbindendes Element anführen: anders als die Kaiser der vorangegangenen Jahrzehnte trugen Valerian I. (hier S. 188ff.), Gallienus (hier S. 192ff.), Saloninus (hier S. 204ff.) und Valerian II. (hier S. 200ff.) relativ füllige Haarkappen, die jeweils durch wiedererkennbare, in ihrer Zusammensetzung geradezu frühkaiserzeitlich anmutende, Strähnenmotive gegliedert waren (Abb. 4)1687. Auch in dieser Hinsicht musste die licinische Dynastie allgemeine Assoziationen mit den älteren Traditionen des römischen Principats wecken.
Abb. 4. Münzprofile der licinischen Dynastie. Auswahl exponierter Beispiele. v. l. n. r.: Valerian I., Gallienus (Samtherrschaft), Valerian II., Saloninus
Zwar präsentierten die zentralrömischen Kaiser der 270er Jahre der römischen Öffentlichkeit keine für die Herrschaftsfolge vorgesehenen Söhne, allerdings lassen sich mit Quintillus und Florianus zwei Prätendenten anführen, bei denen es sich wohl um Brüder ihrer jeweiligen Vorgänger handelte (zu Florianus hier Anm. 1158). Die engen physiognomischen Übereinstimmungen zwischen Quintillus und Claudius Gothicus sind vielleicht so zu verstehen, dass der jüngere Bruder bewusst Anschluss an den ver storbenen Kaiser suchte, um sich auf diese Weise zu legitimieren (hier S. 208ff.). Im Falle des Florianus, welcher sich nach dem Tode seines (Halb-)Bruders Tacitus erhob, ist weniger leicht zu entscheiden, ob tatsächlich ein solcher Rückbezug vorlag (dazu hier S. 215ff.)1688. Aurelian betrieb zwar keine dynastische Politik im eigentlichen Sinne, jedoch ließ er seiner Ehefrau gewisse Ehrungen zuteil werden, die sonst nur Müttern von Prinzen vorbehalten waren (hier S. 256). Da Ulpia Severina erst nach über dreieinhalb Jahren 1687 Vgl. etwa hier zu den Kopenhagener Köpfen Kat. 48 (Valerian I.) und Kat. 52 (Gallienus). 1688 Es lässt sich indessen nicht bestreiten, dass Tacitus seinem (Halb-)bruder eine gewisse Förderung zuteil werden ließ. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht mit gezielter Nachfolge politik gleichzusetzen – dass Florianus unter Tacitus zum Prätorianerpräfekten avancierte, hat in diesem Sinne nicht viel zu bedeuten, zumal der Kaiser auch andere verwandtschaftlich bedingte Personalentscheidungen traf und die Vergabe von Ämtern bzw. Sonderkommanden an nichtkaiserliche Familienangehörige bereits in den vorangegangenen Jahrzehnten gepflegt worden war (etwa hier Anm. 1677); siehe auch Hedlund 2008, 185; Johne 2008b, 392.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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aurelianischer Herrschaft als Augusta propagiert wurde, muss es sich hierbei um eine bewusst abgewägte Entscheidung der kaiserlichen Administration gehandelt haben: nun, da Aurelian die Einheit des Reiches auf militärischem Wege wiederhergestellt hatte und sich vermehrt administrativen Aufgaben (v. a. im Umfeld der Hauptstadt; hier S. 95ff.) widmete, schien es angemessen, sein Regime nach außen hin stärker in einem zivilen Sinne auszudeuten. Die Einführung Severinas in die offizielle Münzprägung (sowie in die Gemmenschneiderei1689) ist damit am ehesten als Merkmal einer gewandelten Repräsentationsabsicht zu verstehen. In ikonographischer Hinsicht wurde das eheliche Verhältnis durch eine starke Bildnisangleichung betont. Das bereits seit Längerem etablierte Porträt ihres Ehemannes wirkte dabei unmissverständlich auf die Bildniskonzeption der Kaisergattin ein (hier S. 256ff.). Auf diese Weise kam es beispielsweise zur Übernahme der frons contracta, bei der es sich eigentlich um eine Bildchiffre der männlichen Kaiserikonographie handelte (hier Kap. 5.6 a). Die letzte Dynastie der Soldatenkaiserzeit setzte sich aus Carus und seinen beiden Söhnen Carinus und Numerianus zusammen1690. Der ältere Bruder verfügte mit seiner Ehefrau Magnia Urbica und seinem (früh verstorbenen) Sohn Nigrinianus noch über zwei weitere Familienangehörige, die in der Repräsentationskunst propagiert wurden 1691. In der Münzprägung wurde das abgestufte Rangverhältnis zwischen Carus und seinen beiden Söhnen nicht nur durch die Verknüpfung mit bestimmten Gottheiten 1692, sondern auch durch ikonographische Mittel illustriert (hier S. 222 u. 223). Anscheinend 1689 Hier Anm. 1365. 1690 Allg. zur dynastischen Repräsentation Kuhoff 1993, 115–117; Altmayer 2014a, 185–323 sieht in der dynastischen Konstellation wohl nicht zu Unrecht eine Vorausnahme der tetrarchischen Herrschaftspraxis; Hedlund 2008, 186 möchte darin einen direkten Rückbezug auf Vespasian erkennen, der mit Titus und Domitian ebenso zwei erwachsene Söhne zu Prinzen bestimmt hatte. Das Vorgehen ist jedoch kaum im Sinne eines 'Rückbezugs' zu verstehen: Die Praxis, mehrere (wenn auch nicht unbedingt erwachsene) Söhne als Nachfolger einzusetzen, war ebenso bereits zuvor von Septimius Severus, Decius, Gallienus und gewissermaßen auch von Macrianus senior gepflegt worden und stellte im 3. Jh. damit keinen wirklichen Sonderfall dar. 1691 Zur Diskussion um die Existenz weiterer Familienmitglieder jüngst Altmayer 2014a, 78f. mit weiterer Lit. 1692 Zu seinen Lebzeiten war Carus in der Münzprägung eng mit Iuppiter verknüpft, dessen Funktion er etwa bei der kaiserlichen Investitur einnahm: Typologisch wurde er dabei als staatstragende Obergottheit abgebildet, welche die beiden Prinzen (Carinus und Numerianus) mit ihren Herrschaftszeichen ausstattete; dazu etwa Altmayer 2014a, 232f. mit weiterer Lit.; die Überreichung der Victoriola bildete hierbei ein zentrales Motiv, das „den auf diese Weise Geehrten als den auch vom momentanen Sieger oder Mitregenten anerkannten Oberherrn“ kennzeichnete; siehe Gesche 1969, 65; zur Victoriola in der Münzprägung der carischen Dynastie Altmayer 2014a, 231f. mit Belegen und Lit.; die beiden Söhne wurden in der Münzprägung mit anderen, dem Iuppiter untergeordneten Gottheiten in Zusammenhang gebracht; siehe u. a. Berrens 2004, 136f.; Altmayer 2014a, 230; vgl. etwa einen Multiplumrevers mit VIRTVS AVGVSTOR(VM): Numerianus wird von Sol, Carinus von Hercules bekränzt; dazu Bergmann 1998, 276; zur Identifikation der Dargestellten jüngst ausf. Altmayer 2014a, 233–235; 501 Abb. 13 mit weiterer Lit.; allg. zum Brüderpaar in der Münzprägung auch Hedlund 2008, 186f.; 190.
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5. Die Porträts
ging es bei ihrer Porträtkonzeption in erster Linie darum, das innerdynastische 'Wertigkeitsgefälle' abzubilden. Wohl aus diesem Grunde sind ikonographische Ähnlichkeiten zwischen den drei Herrschern nur bedingt augenscheinlich1693. Größere Gemeinsamkeiten lassen sich hingegen zwischen Carinus und Magnia Urbica konstatieren, die so unmissverständlich als Ehefrau des designierten Nachfolgers ausgewiesen war (hier S. 258ff.). Ihr gemeinsamer Sohn Nigrinianus besaß ebenfalls einige seiner Mutter verwandte Merkmale (hier S. 226). Wie bereits im Falle der licinischen Dynastie erschien das dynastische Gebilde so als einträchtiges Bündnis mehrerer Generationen1694. Abseits der zentralrömischen Kaiserikonographie lassen sich schließlich mehrere Usurpatoren benennen, deren physiognomische Porträtgestaltung ebenfalls im Hinblick auf dynastische Überlegungen erfolgt zu sein scheint. Die Befunde fallen hier jedoch zumeist weniger deutlich aus, weil die oftmals kurzen Regierungszeiten nur selten eine wirkliche Ausentwicklung der Einzelformen zuließen und vermeintliche Familienmerkmale aus diesem Grunde auch schlicht den handwerklichen Voraussetzungen geschuldet sein konnten. Beispiele hierfür stellen die Eheleute Regalianus und Dryantilla sowie möglicherweise das Brüderpaar von Macrianus minor und Quietus (hier S. 295) dar. Deutlicher ist die familiäre Angleichung indessen für den gallischen Kaiser Tetricus und seinen gleichnamigen Sohn zu fassen (hier S. 273)1695. Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass noch mindestens bis in die späten 250er Jahre gesteigerter Wert darauf gelegt wurde, die innere Zusammengehörigkeit der 1693 Dazu jüngst auch Altmayer 2014a, 239; Ähnlichkeiten zwischen Carus, Carinus und Numerianus beschränken sich im Wesentlichen auf die schmalen, scharf konturierten Brauen sowie die kleinen, wulstigen Tränensäcke; die concordia zwischen den Prinzen und ihrem Vater drückte sich immerhin durch gemeinsame Bildnisse in der Münz- und Medaillonprägung aus; RIC V 2, 180 Nr. 330–333; Cohen VI², 366 Nr. 1; 404 Nr. 1–4; siehe u. a. Mattingly 1933, pass.; Pink 1963, 13; Berrens 2004, 136f.; Altmayer 2014a, 194; allg. zur Medaillonprägung Pink 1958, pass. 1694 Einige Münzen des Numerianus lassen unterscheidbare Strähnenmotive über der Stirn erkennen und heben sich damit deutlich von der zeitgenössischen Kaiserikonographie ab (z. B. Kampmann 2011, 368 Nr. 114.19.2). Eine solche Darstellungsweise war zuletzt von den Kaisern der licinischen Dynastie in Anspruch genommen worden. Knüpfte das carische Herrscherhaus hier möglicherweise bewusst an die Tradition der letzten (mehr oder weniger) 'erfolgreichen' Dynastie an? Durch die Vergöttlichung ihres Vaters erhielten Carinus und Numerianus zudem später „eine sakrale Erhöhung“ (Altmayer 2014a, 228); zu Kaiserkulttempeln der Dynastie hier S. 105; möglicherweise vollzog sich die Konsekration des Carus auch erst nach dem Tod des Numerianus; vgl. dazu Kreucher 2008, 422 Anm. 193 mit Belegen und Lit.; siehe auch Clauss 2001, 188. 1695 Zu einem glyptischen Zeugnis mit möglicher Abbildung der beiden Kaiser siehe oben; vgl. auch gemeinsame Münzen der beiden Kaiser, welche die Bildnisse von Vater und Sohne unter der Legende IMP TETRICI AVGG zeigten. Die irreführende Legende sug geriert, dass es sich bei beiden Herrschern um Augusti handele – tatsächlich ist dies für Tetricus II. sonst nicht zu belegen; Kent u. a. 1973, 51; 144f.; Kienast 2004, 248f.; zur dynastischen Repräsentation aktuell auch Hedlund 2008, 183f. Im Hinblick auf das Gallische Sonderreich ist zudem ein durch HA trig. Tyr. 4, 1–2 bezeugter Sohn des Postumus zu nennen, der zunächst zum Caesar und bald zum Augustus erhoben worden sei; es han delt sich dabei jedoch um literarische Fiktion; Kienast 2004, 244.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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Kaiserhäuser durch ikonographische Mittel zu betonen. Diese Beobachtung entspricht ganz den Ergebnissen der althistorischen Forschung (hier Kap. 3.2), denen zufolge der dynastische Gedanke ein zentrales Repräsentationsmotiv der frühen Soldatenkaiserzeit darstellte. Den Kaiserfrauen kam hierbei eine rein funktionelle Bedeutung zu (hier Fazit Kap. 5.3): sie sollten als Garantinnen der dynastischen Herrschaftsweitergabe bzw. des inneren Zusammenhalts dienen, weswegen sie in der Bildkunst vor allem als ikonographische 'Bindeglieder' fungierten. Dabei stand mal das enge Verhältnis zwischen den kaiserlichen Eheleuten, mal die Verbindung zwischen Mutter und Sohn im Vordergrund. Bisweilen ließ auch die Übernahme des reiferen Kaiserschemas (hier Kap. 5.6 d) deutlichere physiognomische Ähnlichkeiten zwischen den Prinzen und ihren Vätern hervortreten1696. Die licinische Dynastie setzte schließlich darauf, die Kaiserfamilie als verzweigtes System verschiedener Generationen zu stilisieren, welches damit den großen Vorbildern der frühen und mittleren Kaiserzeit folgte. An diesen unterschiedlichen Herangehensweisen zeigt sich deutlich, dass die selbstdarstellerischen Möglichkeiten der Soldatenkaiser zwar gewissen Begrenzungen unterlagen, sie jedoch zugleich versuchten, aus dem eng geschnallten Korsett auszubrechen und eigene Wege zu beschreiten. Dabei gelang es jedoch erst den späten Soldatenkaisern, sich endgültig von den selbst auferlegten Zwängen einer traditionalistischen Selbstdarstellung zu befreien (hier Kap. 6.2). Die Propagierung der Ulpia Severina oder die ikonographische Präsentation der carischen Familie stellten in diesem Sinne ganz und gar bewusste, singuläre Entscheidungen dar. f) Die ersten Münzen und das Urbild Für einen erst kürzlich zur Herrschaft gelangten Kaiser war von grundlegender Bedeutung, dass er nicht nur offiziell anerkannt wurde (etwa durch Beschluss des Senats), sondern auch in der Wahrnehmung seiner Untertanen als legitimer Princeps erschien. Aus diesem Grunde war geboten, sich selbst so schnell wie möglich in den verschiede nen Teilen des Römischen Reiches bekannt zu machen, um etwaige Zweifel an der Rechtmäßigkeit der eigenen Herrschaft von vornherein zu unterbinden. Ein dazu geeignetes Mittel bestand in der Emission von Münzen, welche das offizielle Porträt des neuen Kaisers großräumig verbreiteten und seinen Herrschaftsanspruch so einem breitem Publikum gegenüber anzeigten. Tatsächlich legen die schriftlichen Quellen nahe, dass bereits die Ausgabe von Prägungen mit eigenem Bildnis als Akt der Usurpation verstanden wurde1697. Auch für die Zeit der Soldatenkaiser lässt sich belegen, dass die Emission von Münzen zu den ersten Schritten gehörte, welche ein neuer Usurpator – und nichts anderes 1696 Vgl. bereits Delbrück 1940, 33: „Wachsen die Söhne heran, so pflegen sie dem Vater zu gleichen (...).“ 1697 Etwa HA trig. Tyr. 26, 2 (Trebellianus); 31, 2 (Victoria); HA Firm. 2, 1 (Firmus); dazu auch Wolters 2003, 194 Anm. 59 mit weiteren Belegen; dort auch S. 193–195 zur grundsätzlichen Frage, ob und von wem die Bilder römischer Münzen überhaupt wahrgenommen wurden.
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5. Die Porträts
war ein jeder Kaiser zu Beginn seiner Herrschaft gewesen – auf dem Wege zur reichsweiten Anerkennung unternahm. Anders ist nicht zu erklären, dass selbst für so kurzlebige Prätendenten wie Pupienus, Balbinus, Aemilius Aemilianus, Quintillus oder Florianus eine relativ große Zahl an Münzen bekannt ist. Selbst für so ephemere Usurpatoren wie etwa Iotapianus oder Pacatianus, deren Einfluss nicht nur zeitlich, sondern auch regional eng begrenzt war, lassen sich noch immer Prägungen mit eigenem Bildnis benennen. Besonders deutlich gestaltet sich die Situation im Falle der älteren Gordiane: obwohl die beiden nordafrikanischen Kaiser nicht länger als drei Wochen regierten, sind aus ihrer Herrschaft übermäßig viele stadtrömische Prägungen überkommen 1698. Dieser Befund hat manche Forscher zu der Annahme verleitet, dass die Usurpation gegen Maximinus Thrax im Vornherein als Verschwörung geplant und die Münzen bereits vor dem Bürgerkrieg des Jahres 238 n. Chr. vorbereitet worden seien (hier Anm. 846). Ungeachtet dessen, ob diese Vermutung zutrifft, spricht doch die bloße Menge an Prägungen in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum für sich: der Emission neuer Münzen (und damit auch der Verbreitung des Herrscherbildes) maß die kaiserliche Administration jeweils höchste Dringlichkeit bei. Die rasante Verbreitung der Münzbilder zeigte damit auch den persönlichen Herrschaftsanspruch an. Eine Gegenprobe hierzu lässt sich durch das Beispiel des Aureolus erbringen: nachdem sich der Usurpator dem Primat des Postumus unterstellt hatte, gab er selbstständig Prägungen mit dem Bildnis des Gallischen Sonderkaisers heraus (hier Anm. 1480). Der Verzicht auf eigene Münzporträts kam so der Aufgabe eines größeren Herrschaftsanspruches gleich. Mit den an die Geschwindigkeit der Emissionen gestellten Herausforderungen mussten freilich gewisse ikonographische Einbußen einhergehen. So waren bereits die frühesten Münzprofile des Maximinus Thrax deutlich von der Ikonographie seines Vorgängers Severus Alexander beeinflusst (vgl. S. 136, Tabelle 2). Für gewöhnlich wird dies damit erklärt, dass den stadtrömischen Münzschneidern zu diesem Zeitpunkt noch keine offizielle Bildnisvorlage bekannt gewesen sei und deshalb auf älteres Material zurückgegriffen werden musste1699. So plausibel diese Erklärung scheint, so wenig handelt es sich jedoch um ein Alleinstellungsmerkmal des ersten Soldatenkaisers. In der Gesamtschau aller Herrscher zwischen 235 und 285 n. Chr. und insbesondere der 'erfolg losen' Usurpatoren lässt sich stattdessen eine klare Beobachtung formulieren: die Übernahme ikonographischer Eigenschaften des jeweiligen Vorgängers war zum frühesten Zeitpunkt einer Kaiserherrschaft vielmehr Regel als Ausnahme 1700. Besonders markante Beispiele hierfür stellen, abgesehen von Maximinus Thrax, die Kaiser und Usurpatoren Pacatianus (hier S. 282f.), Iotapianus (hier S. 285f.), Trebonianus Gallus (hier S. 180f.), Aemilius Aemilianus (hier S. 186f.), Silbannacus (hier S. 287f.), Claudius Gothicus (hier S. 206f.), Aurelian (hier S. 210f.), Florianus (hier S. 215f.) und Sabinius Iulianus (hier S. 1698 Für Münzbelege siehe hier Anm. 845. 1699 Siehe dazu etwa die hier in Anm. 788 angegebene Lit. Bald müssen sich gewisse Kommunikationswege zwischen der stadtrömischen Verwaltung und der lokalen Schaltstelle des Kaisers ergeben haben, ohne die sich die kurz darauf eingetretenen Veränderungen der Herrscherikonographie nicht erklären lassen. 1700 Zur frühen Kaiserzeit in diesem Zusammenhang Wolters 2003, 197 mit Anm. 68.
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298f.) sowie die Gallischen Sonderkaiser Laelianus (hier S. 267f.), Victorinus (hier S. 270f.) und Tetricus I. (hier 271f.) dar. Es ist zu vermuten, dass die Ausgabe der ersten Münzen im Falle dieser Kaiser noch vor der endgültigen Konzeption eines für die späteren Emissionen verbindlichen Urbildes geschah. Charakteristische Merkmale einer personalisierten Bildnisgestaltung, die auch zur Bestimmung rundplastischer Porträts heranzuziehen wären, flossen zu diesem Zeitpunkt demnach nicht oder kaum in die Prägungen ein. Die Ausgabe von Münzen erschien den Machthabern so dringlich, dass nicht einmal abgewartet wurde, bis typenbildende Vorlagen zur Verfügung standen 1701. Nur selten lassen sich derart 'eigentümliche' Charakteristika im frühen Münzbild erkennen, dass bereits von einer fortgeschrittenen Bildniskonzeption gesprochen werden darf. In solchen Fällen ist die Übernahme ikonographischer Merkmale des jeweiligen Vorgängers vielleicht tatsächlich als bewusste Imitation im Sinne einer ikonographischen Bildnisangleichung zu verstehen. Dies gilt etwa für die Münzporträts des Quintillus, deren physiognomische Behandlung stark an den verstorbenen Bruder Claudius Gothicus erinnerte, während die krause Lockenfrisur des Dargestellten demgegenüber als ein völlig eigenständiges Merkmal zu verstehen ist (hier S. 208). g) Abstraktion gegen Realismus – die fortschreitende Entrückung des Kaisers Die Stilgeschichte des römischen Porträts im 3. Jh. wird für gewöhnlich als Transfor mationsprozess von einem sog. stofflichen Realismus hin zur plastischen Abstraktion verstanden1702. K. Fittschen hat diesen Prozess treffend als Übergang von „Immanenz zu Transzendenz“ bezeichnet1703. In diesem Sinne skizziert ihn D. Rößler als Transition „vom noch körperhaft-organischen Bildnis des Jahrhundertbeginns zum abstrakt-spiritualisierten Porträt der Spätantike“ 1704. Die Regierungszeit des Gallienus stellte dabei einen Scheidepunkt dar: Beruhten die Herrscherbildnisse der 230er bis 250er Jahre noch auf einer mehr oder weniger realistischen Gesamtauffassung und einer expressiven Form des Mienenspiels, ergibt sich für die nachgallienisch-vortetrarchische Zeit ein gänzlich anderer ikonographischer Befund. So lassen sich die vornehmlich durch Münzen bekannten Bildnisse von Kaisern wie Aurelian, Tacitus, Florianus und Probus mit ihrem ovaloiden bis blockhaften Aufbau nicht mehr als „realistisch“ im eigentlichen Sinne bezeichnen. Die Mimik der Porträts folgte kaum noch dem Zusammenspiel muskulärer Faltenpartien, sondern wurde zunehmend durch die bloße Hinzufügung unbelebter Furchen erzeugt. Ebenso wichen persönliche Züge in den 270er Jahren einer (scheinbar) groben Gesamtkonzeption, deren Individualcharakteristika durch markant 1701 Zur Konzeption des Urbildes und seiner Vervielfältigung siehe die hier in Anm. 774 angegebene Lit. 1702 Vgl. bereits L'Orange 1933, 1, der die bildende Kunst des 3. Jhs. als „rasche Abfolge ver schieden orientierter, aufeinander gewaltsam reagierenden Strömungen“ bezeichnet hat. 1703 Fittschen 1975, 138; siehe dort S. 139f. für eine Zusammenfassung der Stilentwicklung anhand ausgewählter Beispiele. 1704 Rößler 1988, 74.
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5. Die Porträts
konturierte Einzelformen definiert waren. Bereits das rundplastische Porträt des Claudius Gothicus in Worcester stellt in diesem Sinne ein Beispiel für die zunehmend abstrahierte Bildniskonzeption dar (Kat. 69). Für die weitere Entwicklung lässt sich eine Reihe anschaulicher Beispiele heranziehen, bei denen es sich jeweils um Kaiserporträts handelte, die im Einzelnen jedoch kaum sicher auf bestimmte Kaiser zu beziehen sind (ausf. Kap. 5.2). Dieser Umstand resultierte wiederum aus der Aufgabe persönlicher Merkmale und einer zunehmend stereometrisierten Bildnisauffassung. Im quaderförmigen Aufbau des Probus-Porträts setzte sich die abstrahierte Bildung schließlich gänzlich durch; zu Recht gilt das kapitolinische Bildnis dieses Kaisers (Kat. 70) als Musterbeispiel für „Starrheit, Abstraktheit und Formelhaftigkeit“1705. W. Kuhoff hat treffende Worte zur Beschreibung dieses Wandels gefunden1706: „Das Aussehen der Porträts wurde immer mehr nach einem einzigen Schema, dem des „Soldatenkaisers“ gestaltet, bis am Ausgang dieser Epoche die Ausformung der individuellen Porträtzüge zugunsten einer monumentalisierten Vereinheitlichung aufgegeben wurde.“ Anhand dieser Entwicklung lässt sich zugleich ein grundlegender Verständniswandel am Übergang zur Spätantike konstatieren, der ein „ins Ideelle übersteigerte Bild des absoluten Herrschers“1707 begünstigte1708. Der fortschreitenden Abstraktion des römischen Herrscherporträts muss demnach ein Formenkatalog weitgehend entindividualisierter Einzelmerkmale zugrunde gelegen haben, die in ihrer Zusammensetzung einen allgemeinen 'Kaisertypus' wiederholten 1709. Diesem Schema, das wahrscheinlich zeitgenössische (aber nicht mehr genau zu rekonstruierende1710) Idealvorstellungen von einem tüchtigen Herrscher in sich vereinte, maßen die Zeitgenossen nun erhöhte Bedeutung bei. Hiermit ging zugleich eine Abkehr von der individuellen Charakterisierung einher, die so typisch für die Porträts der Jahrhundertmitte gewesen war. Für die nachgallienische Zeit lassen sich schließlich kaum noch Herrscherbildnisse benennen, die unter völligem Verzicht auf das „abstrakt-stereometrische Aufbauprinzip“1711 gefertigt wurden. Das Kaiserporträt wurde auf diese Weise gewissermaßen 'beliebig' (hier S. 234f.). In prägnanter Form lässt sich aus diesen Beobachtungen schließen: die bloße Charakterisierung des jeweils Dargestellten als Kaiser erschien den Verantwortlichen wichtiger als die Betonung seiner persönlichen Eigenschaften. 1705 1706 1707 1708
Stutzinger 1983, 397 zu Kat. 17; siehe auch Fittschen 1975, 140. Kuhoff 1993, 138. Kent u. a. 1973, 5. Vgl. Bergmann 1983, 50, die vor allem ideologische Gründe für die geringe Individualität der erhaltenen tetrarchischen Kaiserporträts anführt. 1709 Dies bedeutet jedoch nicht, dass keine typenverbindlichen Urbilder mehr geschaffen wurden, wie etwa von Stutzinger 1983, 397 in Bezug auf das Probus-Portät im Kapitolinischen Museum impliziert: „(...) dann zeigt sich, daß das Kaiserbild in der 2. Hälfte des 3. Jh. kaum mehr getreu nach einem einmal geschaffenen Typus kopiert wurde, sondern daß man eine Reihe von charakteristischen Physiognomieformeln miteinander kombinierte, so daß die verschiedenen Bildnisse eines Kaisers eine große Variationsbreite aufweisen können.“ 1710 Zur Problematik hier Kap. 5.6 a. 1711 Fittschen 1975, 140 zum kapitolinischen Probus-Porträt; ähnlich Rößler 1993, 361–365.
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5.6 Auswertung: Zur Aussage der Kaiserporträts
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Dabei ist bemerkenswert, mit welcher Geschwindigkeit sich diese Entwicklung vollzog. Hatten die Bildnisse der 230er bis 260er Jahre bereits einen gegenüber früheren Abschnitten der römischen Kaiserzeit beschleunigten Wandel erkennen lassen, nahm dieser Prozess nun rapide Fahrt auf1712: Zwischen den Porträts des Claudius Gothicus (Kat. 69) und des Probus (Kat. 70) können kaum mehr als zehn Jahre gelegen haben; die Unterschiede sind dennoch enorm! Was das Bildnis in Worcester aus den vorangegangenen Jahrzehnten an (mehr oder weniger) realistischer Flächenbildung bewahren konnte, ist am kapitolinischen Kopf zur reinen Formel erstarrt. Der Zeitraum, in dem sich dieser ausgesprochen markante Wandel vollzog, wird in seiner Kürze von keiner anderen stilistischen Übergangsphase der römischen Antike übertroffen. Die Umbrüche sind folglich nicht alleine durch die Maßgaben einer 'natürlichen', schleichenden Stilentwicklung zu erklären – sie müssen vielmehr intentionell vonseiten der Auftraggeber gefördert worden sein. Nicht zuletzt daran zeigt sich, dass die schematische Ausfor mung des späten 'Soldatenkaiserschemas' tatsächlich als Ausdruck eines selbstdarstellerischen Herrscherwillens zu verstehen ist. Die intentionelle Reduzierung des Individuums auf seine Rolle als Herrscherperson lässt sich am ehesten durch eine fortschreitende Entrückung erklären, welche die Überhöhung und Sakralisierung der Kaiser zum Ziel hatte. Parallel zur „Zerstörung der organischen Form“ ist damit ein „Transzendieren des Menschenbildes“ zu konstatieren, von dem sich freilich auch die private Porträtkunst inspirieren ließ 1713. Diese Entwicklung zeichnet sich entsprechend auch im Spiegel anderer Gattungen ab, anhand derer die althistorische Forschung eine Übersteigerung bzw. Sakralisierung des Kaisertums rekonstruiert (allg. Kap. 3.2). Dies gilt nicht nur für die auf den Münzen propagierten Themen (hier Kap. 3.3) sondern auch für den anhand der Inschriften greifbaren Wandel der kaiserlichen Titulatur (hier Kap. 3.4). Der gewandelte Umgang mit älteren Statuenbasen, die nun häufiger als zuvor umgewidmet wurden, stellt ein weiteres Merkmal dieser Entwicklung dar1714. Hier ist vor allem der Wechsel zwischen kaiserlichen und privaten Verwendungszwecken bei der Neubeschriftung älterer Basen zu nennen (hier S. 18 mit Anm. 78)1715. Anhand der Geschichtsschreibung lässt sich parallel konstatieren, dass es am Übergang zum 4. Jh. zu Veränderungen im kaiserlichen Selbstverständnis sowie im real zelebrierten Hofzeremoniell kam. Dieser Trend könnte durchaus von zeitgenössischen transzendenten oder henotheistischen Vorstellungen in der römischen 1712 Zur beschleunigten Entwicklung v. a. Fittschen 1975, 137–142. 1713 Bergmann 1983, 41; Rößler 1988, 74 spricht von einer „Auflösung der plastischen Substanz“; siehe auch Franz 1982, 189, welcher die „beginnende Spiritualisierung des Menschenbildes“ als „Flucht aus einem unlösbaren Widerspruch“ zwischen „ideologischer Sinnverheißung und realer Sinnerfahrung“ versteht. 1714 Siehe bspw. Cotton – Eck 2004, 51–57 zur Wiederverwendung einer mutmaßlichen Statuenbasis des Lucius Verus (Seite a) als Basis für ein Bildnis des vergöttlichten Aurelianus (Seite b). Die Umwandlung erfolgte nach Ausweis der Inschrift auf eine Anweisung des Kaisers Probus ('ex praecepto'), die vielleicht „in schriftlicher Form erging“ und sich möglicherweise auf mehrere Gemeinden bezog (Cotton – Eck S. 55). Bei der Ausführung durch die lokalen Verantwortungsträger wurde sodann, wie im späten 3. Jh. nicht selten, ein älterer Inschriftenträger verwendet. 1715 Siehe auch Pekáry 1985, 40.
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5. Die Porträts
Geisteswelt begünstigt gewesen sein: Seit Beginn des 3. Jhs. hatte „der Glaube an eine übernatürliche Herkunft und damit an eine verstärkte Heilswirkung des römischen Kaisertums“ immer größere Verbreitung gefunden1716. Für die Selbstdarstellung der späten Soldatenkaiser boten diese Voraussetzungen eine realpolitische Möglichkeit, die eigene Herrschaft stärker als je zuvor in einem sakralen Sinne zu legitimieren und diesen Anspruch durch die darstellerischen Mittel der Porträtkunst nach außen hin zu betonen.
1716 Hartmann 1982, 158; zur sakralen Repräsentation der kaiserlichen Familie in severischer Zeit ausf. Lichtenberger 2011, pass.; spez. 379–386.
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6. Die Soldatenkaiser – traditionsverbunden oder innovativ? Den Auftakt dieser Studie bildete ein Zitat von M. Sommer, das in seiner flexiblen Anwendbarkeit quasi symptomatisch für die altertumswissenschaftliche Forschung steht: Sommer stellt fest, dass die Soldatenkaiser mehrheitlich weder „unzivilisierte Haudegen“ noch „provinzielle Parvenüs“ gewesen seien; vielmehr hätten sie sich durch ihre Politik als „typisch römisch“ erwiesen, was wiederum bedeuten soll, dass sie sich sowohl „traditionsverbunden“ als auch „innovativ“ den Aufgaben ihrer Epoche stellten. Bei dieser Einschätzung handelt es sich lediglich um den Versuch, die komplexen Entwicklungen eines halben Jahrhunderts in möglichst anschaulicher Form zu beschreiben – gleichwohl spiegeln sich darin grundsätzliche Schwierigkeiten wieder, die bei der Erforschung der nachseverischen Herrscher und ihres Repräsentationsverhaltens bestehen. So gilt zwar allgemein als anerkannt, dass die Soldatenkaiser auf sehr unterschiedlichen Wegen um die Akzeptanz ihrer Untertanen warben (hier Kap. 3.2), allerdings bleibt unklar, wie und warum sich an dieser Stelle ein richtungsweisender Wandel vollzog. Dabei stellt sich die prinzipielle Frage, inwiefern die Repräsentationspolitik der Soldatenkaiser überhaupt als traditionsverbunden oder innovativ bezeichnet werden kann. Der Widerspruch, welcher sich aus diesen (scheinbar) gegensätzlichen Begriffen ergibt, lässt sich nach Ansicht des Verfassers nur im Rahmen einer konsekutiven Entwicklung lösen, die nicht zuletzt anhand der greifbaren Repräsentationsdenkmäler zu beschreiben ist.
6.1 Der Traditionalismus der frühen Soldatenkaiser Politik und Gesellschaft des Römischen Reiches waren von einer allgemein vorherrschenden Erinnerungskultur geprägt, welche sich in abstrakten oder objektbezogenen Kommemorationspraktiken äußern konnte1717. Durch den Rückbezug auf ältere Zusammenhänge wurden aktuelle Geschehnisse mit historischen, mythischen oder rituellen Traditionen verknüpft und so jeweils in einem bestimmten (d. h. je nach Zielsetzung positiven oder negativen) Sinne ausgelegt. Auch die Kaiser hatten sich dieses Vorgehens seit jeher bedient, um ihren politischen Ansprüchen nach außen hin eine ideologische Grundlage zu verleihen1718. Im 3. Jh. waren solche Rückbezüge noch immer ein fester Bestandteil der offiziellen Selbstdarstellung. Mehr noch lässt sich konstatieren, dass gerade für die nachseverischen Kaiser eine erhöhte Notwendigkeit bestand, ihre eigene Herrschaft durch die Beschwörung der 'glorreichen' Vergangenheit des Römischen Reiches zu legitimieren. Dieser rückbezügliche Legitimationszwang ergab sich daraus, dass die Soldatenkaiser in den meisten Fällen weder auf eine dynastische Abkunft, noch auf einen persönlichen Werdegang verweisen konnten, welcher den traditionellen Vorstellungen von einem 'ordentlichen' Princeps entsprach (allg. hier Kap. 2). 1717 Ausf. zur objektbezogenen Erinnerungskultur in der Antike Hartmann 2010, pass.; zur Erinnerungskultur in republikanischer Zeit auch Hölscher 2001, pass. 1718 Vgl. bereits die in der augusteischen Literatur und Repräsentationskunst greifbaren Rückbezüge auf die mythisch verklärte aurea aetas; hier Anm. 161.
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6. Die Soldatenkaiser – traditionsverbunden oder innovativ?
Allgemein ist festzuhalten, dass die nachseverischen Kaiser ihre Politik zunächst noch im Wesentlichen an der bereits im Vorfeld etablierten Praxis orientierten. Als Beispiele für diese Haltung können etwa die Fortführung severischer Titel und Ehrenbezeichnungen, die Propagierung traditioneller Werte in der Münzprägung, die Achtung des klassischen römischen Rechts, die Provinzverwaltung sowie die Versuche einer dynastischen Herrschaftskonsolidierung gelten1719. Es wäre daher falsch, die frühen Soldatenkaiser als Vertreter eines gewandelten Kaisertums oder gar als Repräsentanten eines neuen 'Herrschertyps' zu verstehen: Erst im Laufe der Jahrzehnte kam es in den genannten Bereichen zu schleichenden Veränderungen, die zugleich mit einer Mutation der überkommenen Repräsentationsformen einhergingen. Dabei lässt sich zeigen, dass das Festhalten der frühen Soldatenkaiser an der traditionellen Praxis nicht nur den administrativen wie personellen Rahmenbedingungen geschuldet war, sondern auch einer legitimatorischen Absicht folgte. Eine Möglichkeit, das Manko an persönlicher Vorsehung zur Kaiserwürde zu überspielen, bestand darin, das eigene Regime in Zusammenhang mit positiv beleumundeten Herrschern älterer Zeiträume zu bringen1720. Die von den Soldatenkaisern gewählten Rückbezüge zielten jedoch für gewöhnlich nicht auf eine bestimmte Dynastie oder einen bestimmten Herrscher ab; vielmehr ging es darum, allgemeine Vorstellungen einer als positiv empfundenen römischen Vergangenheit zu wecken und das eigene Regime als Resultat bzw. Fortführung dieser ruhmreichen Traditionslinie zu stilisieren. Hierzu musste wiederum ein möglichst breites Spektrum historischer Rückbezüge bedient werden. Der antiken Geschichtsschreibung ist eine ganze Reihe anschaulicher Beispiele für dieses Bestreben zu entnehmen; solche Nachrichten sind jedoch bereits wegen ihres anekdotischen Charakters oder aufgrund ihrer Unglaubwürdigkeit nur beschränkt aussagekräftig1721. Anders verhält es sich mit der offiziellen Münzprägung, die aufgrund ihres programmatischen Charakters als mehr oder weniger direkte Quelle für den öffentlichen Umgang der Kaiser mit älteren Traditionen zu verstehen ist. Ein besonders markantes Beispiel stellen die unter Traianus Decius geprägten Konsekrations- bzw. Gedächtnismünzen dar, welche einige der wichtigsten Kaiser der römischen Geschichte zwischen Au1719 Zur Entwicklung hier Kap. 3.2; zur Münzprägung Kap. 3.3; ausf. zum Rechtswesen Schuol 2008a, pass.; zur Provinzverwaltung Glas – Hartmann 2008, pass. 1720 Siehe im Zusammenhang mit den folgenden Ausführungen auch Dmitriev 2004a, pass., der zahlreiche Beispiele für solche Rückbezüge im fortgeschrittenen 3. Jh. anführt; vgl. auch das dortige Fazit S. 222–224. 1721 So deuten bspw. einige Nachrichten darauf hin, dass sich bestimmte Kaiser des 3. Jhs. durch allgemeine pietas gegenüber früheren Herrschern ausgezeichneten und diesen Anspruch angeblich durch öffentliche oder private Akte bezeugten. Schon Severus Alexander ließ der Überlieferung zufolge nicht nur kolossale Statuen vergöttlichter Kaiser aufstellen, sondern umgab sich in seinem privaten lararium auch mit Bildnissen berühmter (u. a. divinisierter) Persönlichkeiten; siehe kürzlich Dmitriev 2004a, 218 mit Lit. Noch ein halbes Jahrhundert später plante Tacitus angeblich den Bau eines Tempels für die vergöttlichten Kaiser, zu dessen Ausführung es jedoch nicht mehr gekommen sein soll; dazu hier S. 101; S. 212.
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6.1 Der Traditionalismus der frühen Soldatenkaiser
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gustus und Severus Alexander propagierten1722. Damit muss eine politische Absicht intendiert gewesen sein: Der amtierende Princeps bezeugte nicht nur pietas gegenüber den großen Herrschern der Vergangenheit, sondern stilisierte sich zugleich als legitimes Mitglied dieser bedeutungsschweren Gruppe. Dies ist auch insofern bemerkenswert als Decius nicht allein den bloßen Anschluss an Trajan suchte, welchen er sich ja durch seine Namensgebung als politisches Vorbild erwählt hatte 1723: Die Prägungen zielten vielmehr auf das ganze 'Pantheon' der 'guten' Kaiser ab, wodurch wiederum Rückbezüge in einem allgemeinen Sinne hergestellt wurden1724. Auch die Epigraphik liefert zahlreiche Beispiele, in denen bestimmte Soldatenkaiser in Verbindung mit den Herrschern der Vergangenheit gebracht wurden 1725. Hierzu gehört etwa ein mehrseitig beschriebener Altar aus dem kilikischen Aigeiai, dessen Aufstellung wohl im Jahre 238 n. Chr. unter Gordian III. erfolgte1726. Seine Inschriftentexte bezogen sich nicht nur auf mehrere Gottheiten, den jungen Kaiser und seine in Africa erhobenen Vorgänger, sondern auch auf Septimius Severus, dessen Ehefrau Iulia Domna, sowie Caracalla und Severus Alexander. Daneben verwiesen die Inschriften mehrfach auf die Θεοὶ σεβαστοί (also die vergöttlichten Kaiser im Allgemeinen) als Empfänger der Dedikation. Solche Widmungen sind zwar nicht unbedingt als direkte Belege für 1722 RIC IV 3, 130–133; es ist u. a. vorgeschlagen worden, dass die Serie nicht unter Decius, sondern erst unter der Herrschaft des Trebonianus Gallus geprägt wurde; dazu Alföldi 1955, 59–69; Kent u. a. 1973, 48; Huttner 2006, 40 Anm. 25; an den hier gezogenen Schlussfolgerungen ändert dies nur wenig; zu den Konsekrationsmünzen auch Delbrück 1940, 86 mit Beil. 2 Abb. 5; Kluczek 1999, 77f.; Clauss 2001, 185; Bleckmann 2006, 64 sowie Dmitriev 2004a, 211f.; 213–215; 220, der die Serie mit adoptivkaiserlichen Vorstellungen des 2. Jhs. erklärt. 1723 Decius hatte den Beinamen bereits kurz nach Herrschaftsantritt angenommen (dazu Wittig 1922, 17; 19), was dafür spricht, dass es sich tatsächlich um einen legitimatorischen Kunstgriff handelte; Huttner 2006, 41 bezeichnet diesen Schritt als das „deutlichste Signal einer traditionalistischen Grundhaltung im Regierungsprogramm“; siehe auch Dietz 1980, 344; Kluczek 1999, 78f.; Huttner 2008, 205; Johne 2008a, 596; möglicherweise ist der Bau der Deciusthermen (hier S. 77ff.) in diesem Sinne als Versuch zu verstehen, sich in die Traditionslinie des Thermenstifters Trajans zu stellen; ähnlich La Follette 1994, 14; allg. zur gezielten Übernahme best. Gentilnamen durch die Soldatenkaiser Kluczek 1999, pass. 1724 Allg. lässt sich konstatieren, dass Traianus Decius seine persönliche Legitimation betont traditionalistisch ausdeutete; ausf. Huttner 2006, pass.; er beschreibt seine Regierungstätigkeit als „singuläres Maßnahmenbündel, das totalitäre Züge trägt“ (S. 49); vgl. Manders 2012, 253–267; spez. 266f., welche dem Kaiser anhand seiner Münzprägung zugleich eine Reihe innovativer Neuerungen attestiert; Decius gilt als Vertreter einer konservativen Religionspolitik; vgl. etwa hier S. 37; S. 80; Bleckmann 2006, pass. versteht sein Opferedikt in diesem Sinne als Baustein der Herrschaftslegitimation; ähnlich Körner 2002, 295: „Dieser bewusste Rückgriff auf die römische Tradition diente auch der Legitimierung des illyrischen Kaisers (...)“; zum Opferedikt hier Anm. 425. 1725 Vgl. etwa einen epigraphisch belegten Kaiserbrief Gordians III. an die Bewohner von Aphrodisias, welcher sich neben dem Senat auch auf die vergöttlichten Kaiser bezog; in diesem Zusammenhang Dmitriev 2004a, 219; für weitere Lit. siehe hier Anm. 99. 1726 Zum Inschriftenträger und zu seinen Texten ausf. Weiß 1982, pass.; siehe auch Dmitriev 2004a, 219.
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6. Die Soldatenkaiser – traditionsverbunden oder innovativ?
den Umgang der Herrscher mit älteren Dynastien zu verstehen, illustrieren jedoch anschaulich, in welchem Maße traditionelle Motive in der öffentlichen Wahrnehmung mit dem aktuellen Kaiser verknüpft waren. Gehäuft lassen sich solche Beispiele noch bis in gallienische Zeit erbringen 1727. Die frühen Soldatenkaiser waren demnach tendenziell darum bemüht, ihre jeweilige Herrschaft durch legitimitätsstiftende Rückbezüge allgemeiner Natur zu stärken. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Selbstdarstellung dieser Prätendenten nicht alleine auf solch eindimensionalen Strategien wie beispielsweise einer betont militärischen oder zivilen Auffassung fußte. Die bestenfalls als lückenhaft zu bezeichnende Legitimationsbasis dieser Herrscher wurde stattdessen durch traditionelle Motive komplettiert. Der Vorteil dieser Methode bestand darin, dass es hierzu keiner persönlichen Rechtfertigungsgrundlage bedurfte: Im Gegensatz zur Behauptung spezifischer Legitimität, um die sich beispielsweise Elagabal durch die konstruierte Behauptung einer direkten Abkunft von Caracalla bemüht hatte1728, waren keine argumentativen Winkelzüge nötig, um das eigene Regime in einem allgemeineren Sinne als Wiederaufnahme der ruhmreichen Traditionslinien des römischen Kaisertums zu stilisieren. Auch in architektonischer bzw. euergetischer Hinsicht versuchten die frühen Soldatenkaiser, diesem Anspruch Folge zu leisten (hier Kap. 4.4): Trotz mangelnder Ressourcen und zumeist kurz bemessener Herrschaft hielten die Machthaber noch lange an den etablierten Traditionen fest. Dies gilt nicht nur für die geographischen Zentren, denen die Kaiser seit jeher besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatten, sondern auch für die Zielgruppen der offiziellen Bauprojekte: Die in der Repräsentationskunst als Wohltaten der Herrscher ausgegebenen (!) Denkmäler kamen nicht etwa nur den Soldaten zugute; vielmehr durften sich große Kreise der Zivilbevölkerung von ihrer Bau politik angesprochen fühlen. Diese Beobachtung ist auch deshalb wichtig, weil sie sich selbst für solche Kaiser konstatieren lässt, denen in der Forschung gerne eine betont militärische Selbstdarstellung unterstellt wird. Hier sind beispielsweise Maximinus Thrax und Philippus Arabs zu nennen, die – besonders im Hinblick auf ihre Herrscherporträts – gemeinhin als Vertreter eines soldatischen Idealbildes gelten (hier Kap. 5.6 a). Tatsächlich zeichneten sich diese beiden Prätendenten durch ihre Baupolitik nicht nur als Förderer militärischer Anlagen aus, sondern verstanden sich auch ganz traditionell als Auftraggeber und Bauherren ziviler bzw. kultischer Projekte. Dabei zeichnet sich wiederum die Tendenz ab, sinnstiftende Rückbezüge auf ältere Traditionen in monumentaler Form zu verwirklichen. Die literarische Überlieferung wirft bereits Septimius Severus vor, ältere Gebäude durch die Hinzufügung von Bauinschriften als eigene Erzeugnisse ausgegeben zu haben 1729. Unter den Soldatenkaisern wurde dieses Vorgehen nahezu methodisch. Dies liegt jedoch nicht alleine daran, dass 1727 Vgl. bspw. eine gallienische Portikus in Thugga, deren Bau mit aller Wahrscheinlichkeit auf kaiserliche Teilfinanzierung zurückzuführen ist und in der Statuen vergöttlichter Kaiser von Augustus bis Marcus Aurelius aufgestellt waren (hier S. 90). Auch an dieser Stelle zeichnet sich eine gewisse Tendenz ab, nunmehr allgemeine Verweise auf längst vergangene Zeiträume bedienen. 1728 Dazu etwa kürzlich Altmayer 2014b, 95f. mit weiteren Angaben. 1729 Cass. Dio. 77, 16, 3; siehe auch hier Anm. 762.
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6.1 Der Traditionalismus der frühen Soldatenkaiser
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insgesamt weniger Neubauten errichtet wurden – selbst im Falle schlichter Restaurierungsarbeiten kam es nun vermehrt zur Anbringung von Inschriften, welche den jeweils amtierenden Kaiser direkt mit der jeweils durchgeführten Baumaßnahme in Zusammenhang brachten. Hiervon waren in erhöhtem Maße auch ältere Repräsentationsdenkmäler betroffen, von denen eine legitimatorische Wirkung ausging. Dabei scheint es weniger von Bedeutung gewesen zu sein, die eigene Herrschaft mit bestimmten kaiserlichen Bauherren zu verknüpfen. Vielmehr entsprachen auch diese Denkmäler allgemeinen Vorstellungen vergangener imperialer Größe, welche durch das Regime des neuen Princeps wiederbelebt werden sollte (hier Kap. 4.4). Auch für die Porträtkunst der frühen Soldatenkaiserzeit lassen sich gewisse Rückbezüge konstatieren, die wiederum kaum als spezifisch, denn vielmehr in einem allgemeinen Sinne zu verstehen sind. Hierzu gehören in erster Linie die Porträts nachseverischer Prinzen wie Maximus Caesar, Philippus minor oder Herennius Etruscus, deren nichtrealistische Darstellungsweise auf programmatische Weise Assoziationen mit Thronfolgern früherer Zeiträume geweckt haben muss. Die Bildniskunst bediente hier (ungeachtet des tatsächlichen Alters der Dargestellten) weiterhin bestimmte Idealvorstellungen einer 'antoninisch-severischen' Traditionslinie, von welcher sich die realistisch überzeichneten Porträts der Oberkaiser zusehends entfernten (Kap. 5.6 d). Zwar speiste sich auch deren Formenrepertoire noch im Wesentlichen aus älteren Innovationen (insb. caracalleischer Zeit); ihre grundsätzlichen Merkmale hatten sich im Zeitgesicht der späten 230er bis 250er Jahre jedoch so sehr verselbstständigt, dass hier kaum noch von einem wirkli chen Rückbezug gesprochen werden kann. In vereinzelten Fällen lassen sich allerdings auch für die Oberkaiser ikonographische Merkmale benennen, welche als Elemente einer retrospektiven Porträtgestaltung zu verstehen sind. Dies gilt etwa für Pupienus, dessen ungewöhnlich üppiger Bart wohl nicht auf einen bestimmten Herrscher rekurrierte, sondern allgemeiner auf die konservativen Ideale des 'antoninisch-severischen' Kaisertums verwies (hier S. 151f.). Wahrscheinlich zielte auch die Porträtgestaltung des Gallienus nicht darauf ab, Assoziationen mit einem spezifischen Herrscher (etwa Alexander, Augustus oder Hadrian) zu wecken; seine Alleinherrscherbildnisse orientierten sich vielmehr an allgemeinen Merkmalen einer 'altertümlichen' Porträtgestaltung, welche in der öffentlichen Wahrnehmung stellvertretend für eine als vorbildlich empfundene Epoche des römischen Kaisertums stand (hier S. 196ff.). Nach der Jahrhundertmitte lassen sich solch allgemeine Rückbezüge immer seltener belegen. In der althistorischen Forschung spricht man zu Recht von Kaisern eines 'neuen Typs', die sich hinsichtlich ihres Werdeganges sowie ihrer politischen Praxis deutlich von den früheren Soldatenkaisern unterschieden (hier Kap. 3.2). Die Porträtkunst der späten Soldatenkaiser orientierte sich (vielleicht abgesehen von Numerianus) kaum noch an sog. klassizistischen Ideen, sondern setzte die sog. realistische Bildnisauffassung in stark schematisierter Weise fort (hier Kap. 5.2; 5.6 g). Auch im Rahmen der kaiserlichen Bautätigkeit beschritten die Kaiser der 270er und 280er zunehmend eigene Wege, wobei sie sich nicht mehr starr an den Traditionen des römischen Principats orientierten (hier
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6. Die Soldatenkaiser – traditionsverbunden oder innovativ?
Kap. 4.4)1730. Die Vorstellung, die Rechtmäßigkeit der eigenen Herrschaft durch eine mehr oder weniger krampfhafte Rückschau auf frühere Zeiträume behaupten zu können, hatte nun ausgedient und trat vor der immer stärkeren Ausformung eines überindividuellen und zugleich auf persönlichem Charisma beruhenden Kaisertums zurück 1731.
6.2 Das Innovationsvermögen der späten Soldatenkaiser Die turbulenten Jahrzehnte zwischen der Erhebung des Maximinus Thrax und der Ermordung des Gallienus hatten den Zeitgenossen unmissverständlich gezeigt, dass sich das römische Kaisertum in einer andauernden, institutionellen Krise befand (hier Kap. 2.2): Von zwölf anerkannten zentralrömischen Herrschern zwischen 235 und 268 n. Chr. (Prinzen und untergeordnete Augusti nicht mitgezählt) war jeder einzelne nach mehr oder weniger kurz bemessener Regentschaft gewaltsam ums Leben gekommen; sämtliche in diesem Zeitraum angestrengten Versuche zur Begründung einer langfristigen Dynastie galten als gescheitert; keinem Prätendenten war es vergönnt, seine Decennalien zu feiern. Die einzige Ausnahme hiervon stellte Gallienus dar, unter dem das Imperium jedoch weitläufige Territorien verloren hatte und durch die Gründung autonomer Teilreiche erheblich geschwächt worden war. Aus diesen Problemen konnten die politischen Beobachter wiederum eindeutige Konsequenzen ziehen 1732: Die Vertreter des Kaisertums hatten ihre charismatische Autorität eingebüßt; die von ihnen beschrittenen Wege zur Herrschaftskonsolidierung waren gescheitert, ihre politischen Strategien den Anforderungen der Zeit nicht gewachsen. Für die Kaiser der 270er und 280er Jahre, die sich vielfach aus den emporgedienten Offiziersriegen rekrutierten, bedeutete dies, umdenken zu müssen: Als Herrscher „neuen Typs“ führten sie nicht nur bereits im Vorfeld initiierte Reformen fort, sondern entwickelten auch neue Strategien zur Stabilisierung des Reiches und seiner Regierung. Dynastische Bemühungen wurden nun fast vollständig aufgegeben 1733; dafür bediente die 1730 Eine Ausnahme hiervon stellt Aurelian dar, welcher als letzter unter den sog. Soldatenkaisern versuchte, ein echtes stadtrömisches Bauprogramm zu beleben; siehe hier S. 95ff.; Kap. 4.3.2. 1731 Zu diesem Paradox auch hier S. 347f. Nr. 4. 1732 Vgl. auch Hartmann 1982, 194, dem zufolge „die Ursachen der Krise und ihre so verhängnisvollen Folgen für die Kontinuität und Stabilität der römischen Monarchie von den späteren Soldatenkaisern zumindest im Ansatz erkannt worden waren (...)“. 1733 Vgl. dazu Hartmann 1982, 188: „Den 'illyrischen' Kaisern Aurelian und Probus im Gegensatz zu den hier beschriebenen Ansätzen eine antidynastische Politik zu attestieren, dürfte einfach deshalb verfehlt sein, weil für keinen von beiden männliche Nachkommen nachweisbar sind. Daher mußten diese Augusti versuchen, ihre Herrschaftssicherung und die territoriale Integrität des Reiches auf anderem Wege zu erreichen.“ Dem ist entgegenzuhalten, dass nicht wirklich bekannt ist, ob diese Kaiser Söhne hatten oder nicht. Da auch die übrigen Kaiser der 270er und 280er Jahre (mit Ausnahme des Carus und des gallischen Sonderkaisers Tetricus) keine Nachkommen erhoben, ist vielmehr davon auszugehen, dass es sich hierbei um bewusste Entscheidungen hinsichtlich der Herrschaftsauffassung und ihrer Repräsentation handelte.
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6.2 Das Innovationsvermögen der späten Soldatenkaiser
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Repräsentationskunst vermehrt religiöse Motive, welche die Kaiser in direkten Bezug zur göttlichen Sphäre setzten (hier Kap. 3.2); in der offiziellen Titulatur sowie in der Münzprägung erschienen sie zunehmend als Inhaber der militärischen Sieghaftigkeit per se (hier Kap. 3.3; Kap. 3.4). Nicht zuletzt erwiesen sich die späten Soldatenkaiser auch in ihrer realpolitischen Herrschaftspraxis als geistesgegenwärtige Regenten, denen es gelang, eine Reihe herausragender Erfolge im Innern sowie nach Außen zu erzielen 1734. Bei den eingeführten Neuerungen handelte es sich um innovative Ansätze, die, anders als die traditionalistisch ausgerichtete Repräsentation der frühen Soldatenkaiser, ein hohes Maß an Flexibilität und Erfindungsreichtum erkennen ließen. Dabei stellt sich die prinzipielle Frage, inwiefern die späten Soldatenkaiser ihre Selbstdarstellung von älteren Entwicklungen abhängig machten und ob sie in diesem Sinne wirklich als Innovatoren gelten können: Tatsächlich lassen sich einige repräsentationspolitische Aspekte benennen, die bereits im Vorfeld angestoßen worden waren und damit als Weichenstellungen für die Verhältnisse der 270er und 280er Jahre zu verstehen sind. Ein Beispiel hierfür besteht in der experimentellen Münzprägung des Aemilius Aemilianus, die sich bereits dadurch deutlich von der Prägetätigkeit seiner Vorgänger unterschied, dass sie verstärkt auf spirituellen Beistand setzte und sein Regime mit Gottheiten wie Iuppiter und Hercules verband1735. Als richtungsweisend erwies sich sodann die Herrschaft des Gallienus, unter welchem die Spiritualisierung des Kaisertums auf mehreren Ebenen der Repräsentationskunst vorangetrieben wurde1736. Die zunehmende Auffassung des Kaisers als eines bereits zu Lebzeiten vergöttlichten Princeps, der relative Anstieg von virtus-Bezügen in der Münzprägung (hier Kap. 3.3 b) sowie die sinkende Abhängigkeit überhöhender Titel von realen Erfolgen (hier Kap. 3.4) sind somit als präsumtive Merkmale einer schleichenden Entwicklung zu verstehen, die bereits kurz nach der Mitte des 3. Jhs. angesetzt hatte. Diese Beobachtung gilt im Wesentlichen auch für die Belange der kaiserlichen Baupolitik: Nicht erst unter den späten Soldatenkaisern, sondern bereits nach der Herrschaft des Traianus Decius (der die Hauptstadt immerhin um einen monumentalen Neubau erweitert hatte) war es hier zu einem spürbaren Rückgang gekommen (hier Kap. 4)1737. Die folgenden Herrscher richteten ihre Aufmerksamkeit tendenziell auf 1734 F. Hartmann hat nicht zuletzt überzeugend dargelegt, dass gerade die späten Soldatenkaiser der nachgallienisch-vortetrarchischen Periode durch konkrete Reformmaßnahmen erfolgreich versuchten, die machtpolitischen Schwierigkeiten ihrer Epoche zu überwinden; siehe das Kapitel „Die Reaktion des Kaisertums auf die Krise“ bei Hartmann 1982, 185– 199; zu den 'Illyrischen Kaisern als Kaisern eines neuen Typs' siehe ausf. Johne 2006 sowie die hier in Kap. 3.2 angegebene Lit.; zur Ereignisgeschichte der 270er und 280er Jahre auch Hartmann 2008b, pass. (Claudius Gothicus und Aurelian); Johne 2008b, pass. (Tacitus); Kreucher 2008, pass. (Probus und Carus) jeweils mit weiterer Lit. 1735 Dazu Manders 2012, 100, Tabelle 18; 103, Tabelle 19; 109, Tabelle 20; außerdem hier Kap. 3.2 e. 1736 Hier Kap. 3.2; besonders signifikant ist in diesem Zusammenhang die starke Häufung religiöser Prägungen unter der gallienischen Alleinherrschaft gegenüber der gemeinsam mit Valerian getragenen Samtherrschaft; ausf. Manders 2012, 272–277; 283–291. 1737 Es ist bezeichnend, dass selbst der kulturell interessierte Gallienus kaum etwas zum Erscheinungsbild der nunmehr über tausendjährigen Tibermetropole beitrug; hier S. 86ff.
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6. Die Soldatenkaiser – traditionsverbunden oder innovativ?
neue geographische Räume, wodurch sich wiederum die fortschreitende Entwicklung einer regionalisierten 'language of imperial autorithy' abzeichnete (hier Kap. 3.3 g). Obwohl die Hauptstadt ihre Funktion als ideologisches Zentrum des römischen Kaisertums niemals ganz einbüßte, wussten die späten Soldatenkaiser ihre räumliche Abwesenheit gezielt durch intentionelle Schwerpunktverlagerungen zu nutzen. Selbst die stadtrömische Baupolitik Aurelians, die dem allgemeinen Trend selbstbewusst entgegen lief, ist in diesem Sinne nicht als Kennzeichen einer traditionalistischen Herrschaftsauffassung, sondern vielmehr als Ausdruck einer innovativen Erneuerungsidee zu verstehen1738. Das hier beschriebene Phänomen lässt sich weiterhin am Beispiel der Herrscherikonographie illustrieren: Die fortschreitende Abstraktion des Kaiserporträts war nicht erst durch die späten Soldatenkaiser angestoßen, sondern bereits im Vorfeld durch stilistische Veränderungen angekündigt worden1739. Gegen Ende der 260er Jahre wurde diese Entwicklung jedoch so rapide beschleunigt, dass von einem intendierten Vorgehen (und nicht etwa von einem schleichenden Stilwandel) gesprochen werden muss (hier S. 333). Hieran zeigt sich ein weiteres Mal, dass die späten Soldatenkaiser in der Lage waren, die Zeichen der Zeit zu erkennen sowie bereits angestoßene Prozesse (in diesem Falle die greifbare Transformation von „Immanenz zu Transzendenz“) weiterzuentwickeln und für die eigenen Repräsentationsbedürfnisse zu nutzen. Das im Wandel begriffene Kaisertum setzte jedoch nicht bloß darauf, den Herrscher als überindividuelle Institution zu entrücken, sondern 'erdete' ihn zugleich, indem es die nunmehr kristallinen Autoritätschiffren eines fähigen Machthabers propagierte. Sein charismatisches, der irdischen Welt verhaftetes Führungspotenzial wurde nicht zuletzt dadurch angezeigt, dass dieser neue Herrschertyp auf den Münzen sogar mit der Feldrüstung des einfachen Soldaten erschien (hier S. 309). An dieser Stelle zeichnet sich eine paradoxe Herrschaftsauffassung ab, die vielleicht als Reaktion auf ganz unterschiedliche Legitimationsvorstellungen zu verstehen ist. Das Innovationsvermögen der späten Soldatenkaiser bestand im Wesentlichen darin, dass sie imstande waren, im Vorfeld angestoßene Neuerungen aufzunehmen, weiterzuentwickeln und schließlich in den Dienst ihrer Repräsentationsabsichten zu stellen. Dies forderte zugleich die Bereitschaft ein, mit etablierten Traditionen zu brechen und möglicherweise nicht absehbare Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Auf diese Weise passten sich die Kaiser flexibel den gewandelten Bedingungen an, die zunächst das Ende der traditionalistischen Herrschaftsauffassung und schließlich den Übergang zur Spätantike einläuteten.
1738 Siehe hier S. 95ff.; spez. zum Soltempel hier S. 122. 1739 Zur Entwicklung von Severus Alexander über Philippus Arabs, Traianus Decius, Gallienus und Probus etwa Fittschen 1975, 139f.
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6.3 Fazit
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6.3 Fazit Die Repräsentation der Herrscher zwischen 235 und 285 n. Chr. unterlag einem mehr oder weniger schleichenden Wandel, der sich am ehesten als Strategiewechsel von einer betont traditionalistischen Herrschaftsauslegung zu einem davon losgelösten, innovativen Reformwillen beschreiben lässt. Am Ende dieser Entwicklung stand die Ausfor mung eines sakral legitimierten und zugleich charismatischen Kaisertums, welches endgültig mit den überkommenen Traditionen des römischen Principats brach. Dieser Wandel erfolgte nicht in Form eines punktuellen Umbruchs, sondern vollzog sich unter den frühen Soldatenkaisern nach und nach durch experimentelle Weichenstellungen, die von den späteren Soldatenkaiser gezielt aufgegriffen wurden, um ihre Selbstdarstellung den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Die Zeit der Soldatenkaiser entpuppt sich damit als 50jährige Suche der Herrscher nach einer neuen, den Weg in die Zukunft weisenden Repräsentation: Sobald sie erkannten, dass bestimmte Strategien nicht mehr funktionierten, wurden sie bewusst überdacht, verworfen oder angepasst. An dieser Stelle wird ersichtlich, dass sich die Soldatenkaiser in der Summe nicht einfach dem Diktat normativer Kräfte unterwarfen, sondern vielmehr aktiv versuchten, die ihrer Zeit eigenen Probleme durch immer wieder neue Ansätze zu überwinden.
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7. Schlussbetrachtung Am Beginn dieser Studie stand die Frage nach dem offiziellen Bild, welches die Soldatenkaiser von sich selbst in der Anschauung ihrer Untertanen zu evozieren versuchten. Zur Beantwortung dieser Frage wurden die Herrscherporträts sowie die öffentliche Bautätigkeit zwischen 235 und 285 n. Chr. als zentrale Gattungen der physisch greifbaren Repräsentationskunst ausgewertet. Dabei haben sich zahlreiche kleinteilige Beobachtungen zu spezifischen Kaisern oder Dynastien ergeben, die an dieser Stelle nicht wiederholt werden sollen. Stattdessen geht es im Folgenden darum, die Ergebnisse auf einer makroskopischen Ebene zusammenzufassen und in Zusammenhang mit den in der bisherigen Forschung aufgestellten Thesen zu bringen. Dabei lässt sich zunächst mit aller Deutlichkeit feststellen, dass es keinen einheitli chen 'Repräsentationstypus' des Soldatenkaisers gab: Tatsächlich gestaltete sich die 50jährige Epoche zwischen dem Niedergang der severischen Dynastie und dem Herrschaftsantritt Diocletians in dieser Hinsicht ausgesprochen heterogen. Im Laufe der Jahrzehnte lässt sich eine schrittweise Entwicklung nachvollziehen, die nach der Jahrhundertmitte zunehmend an Fahrt gewann und schließlich alte Repräsentations- und Legitimationsvorstellungen ablöste. Auf der kleinteiligen Ebene wurden immer wieder neue Ansätze und Strategien ausgetestet, um sich der Akzeptanz der Untertanen zu versichern. Die Zeit der Soldatenkaiser war auch in diesem Sinne eine „Epoche des Übergangs und des Experimentierens, in der Rezepte erprobt und Lösungen aus der Krise aufgezeigt wurden, die schließlich die Grundlagen für eine neue Ordnung bildeten“ 1740. Insgesamt blieben die Herrscher jedoch noch bis in die zweite Jahrhunderthälfte traditionellen Legitimationsformen treu. Erst den späten Soldatenkaisern gelang es, sich von überkommenen Vorstellungen zu trennen und die Neuerungen ihrer Vorgänger aus dem experimentellen Stadium hinauszuführen. In der Forschung werden immer wieder bestimmte Leitlinien hervorgehoben, die mehr oder weniger als allgemein verbindliche Aspekte der kaiserlichen Außendarstellung des nachseverischen 3. Jhs. gelten. Dabei handelt es sich um die gesteigerte Abhängigkeit der kaiserlichen Politik von äußeren, normativen Einflüssen, die zunehmende Fokussierung der offiziellen Selbstdarstellung auf die Soldaten, den Funktionsverlust Roms als legitimatorisches Zentrum des Kaisertums sowie die immer deutlichere Spiritualisierung der Herrscher (hier Kap. 3.1). Anhand der im Rahmen dieser Studie behandelten ikonographischen und baulichen Zeugnisse lassen sich diese Aspekte im Einzelnen relativieren, zurückweisen oder ergänzen, wie im Folgenden dargelegt werden soll. 1)
Die verbreitete Einschätzung, dass die Soldatenkaiser aufgrund der krisenhaften Entwicklungen ihrer Epoche nur bedingt handlungsfähig waren und ihre Repräsentation daher weitgehend von äußeren Umständen determinieren ließen, ist nicht aufrechtzuerhalten. Der betont traditionalistische Ansatz der frühen Soldatenkaiser beruhte nicht etwa auf dem Unvermögen, andere Wege zu beschreiten, sondern ergab sich vielmehr aus bewussten strategischen Überle-
1740 Kissel 2006, 73.
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7. Schlussbetrachtung gungen. Dies zeigt sich bereits daran, dass die im Einzelnen ergriffenen Mittel zur Behauptung einer legitimen Traditionslinie sehr unterschiedlich ausfielen und keinem uniformen Generalkonzept folgten 1741. Auch für die späten Soldatenkaiser lässt sich konstatieren, dass sie mehr bewusst als zufällig auf bestimmte Innovationen ihrer Vorgänger zurückgriffen, um so den Erfordernissen ihres Zeitalters gerecht zu werden (hier Kap. 6.2). Dabei gelang es einzelnen Herrschern sogar, aus etablierten Handlungsmustern auszubrechen und völlig singuläre Maßnahmen zu ergreifen 1742. Gerade in der Baupolitik erwiesen sich manche Prätendenten als unabhängige 'Querköpfe', welche nicht nur willens, sondern auch in der Lage waren, eigenständige Konzepte zu verwirklichen (hier Kap. 4.4). Dasselbe gilt für die zahlreichen singulären Schwerpunktsetzungen in der Porträtkunst, durch welche die Herrscher ganz unvermittelt von der Herangehensweise ihrer Zeitgenossen abweichen und eigene Wege beschreiten konnten (hier Kap. 5.1–5.5). 2)
Es ist grundsätzlich richtig, dass die offizielle Selbstdarstellung im Laufe des 3. Jhs. mehr und mehr auf die Ansprache militärischer Kreise zielte. Dieser Eindruck unterliegt jedoch zugleich einer Reihe von Einschränkungen: Parallel zu den in der Münzprägung propagierten Werten (hier Kap. 3.3; spez. b) zeichnete sich diese als epochentypisch geltende Tendenz erst nach und nach ab. Selbst unter den späten Soldatenkaisern, die hinsichtlich ihres Werdeganges und ihrer realpolitischen Herrschaftsauffassung noch am ehesten als Vertreter eines regelrechten Militärkaisertums gelten können, wurden zivile Aspekte nicht völlig vernachlässigt. So zielte die repräsentative Baupolitik dieser Prätendenten eben nicht nur auf die Soldaten, sondern auch auf die Zivilbevölkerung (hier Kap. 4.4). Auch in der Porträtkunst lässt sich nicht ohne Weiteres zwischen einer betont zivilen oder militärischen Darstellungsweise trennen (hier Kap. 5.5 a–c). Zwar kam es im dritten Jahrhundertviertel zur Ausgestaltung ei-
1741 Vgl. bspw. die bewusste Anbringung von Bauinschriften im Rahmen ideologisch aufgeladener Bauten (Kap. 4.4), die Doppelherrschaft der Senatskaiser mit ihrer betont gegensätzlichen ikonographischen Konzeption (hier Kap. 5.6 c), das sogenannte, intentionell durch persönliche Autoritätschiffren negierte 'Kinderkaisertum' Gordians III. (hier S. 160ff.), die im Vergleich mit anderen Herrscherhäusern überdeutliche Betonung der Familie unter Philippus Arabs (hier Anm. S. 322f. mit Anm. 1677), die einzigartigen Gedächtnismünzen des Traianus Decius (hier Anm. 1722), die quasi-dynastische Legitimation des Trebonianus Gallus über Hostilianus (hier Anm. 1662), die ihrer Zeit gegenläufige Verwendung rückbezüglicher Porträtmerkmale unter den Herrschern der licinischen Dynastie (hier Anm. S. 324ff.) sowie die divergierenden, bewussten Entscheidungen bestimmter Kaiser und Usurpatoren im Hinblick auf ihre frühesten Bildnisse (hier Kap. 5.5). 1742 Zu einer ähnlichen Sichtweise ist auch Kuhoff 1993, 338 gelangt, der betont, dass einige Kaiser dieser Periode trotz anhaltender Kriegsführung und finanzieller Probleme durchaus in der Lage waren, eigene Akzente in ihrer Selbstdarstellung zu setzen. Er verweist dabei auf die „numismatische Betonung des Fürsorgeaspekts für seine Heimatregion Pannoniae durch Decius und die gleichfalls in der Münzprägung ausgedrückte Vielfalt von Taten und Ideen des Gallienus“.
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7. Schlussbetrachtung
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nes auf bestimmte Merkmale reduzierten 'Kaiserschemas', welches unter anderem darauf ausgelegt war, die Qualitäten eines militärischen Anführers in sich zu vereinen, allerdings lässt sich dieser Befund nicht allein unter kriegerischen Gesichtspunkten erklären (hier Nr. 4). 3)
Tatsächlich zeigen die Befunde der Münzprägung (hier Kap. 3.3 g) sowie die kaiserlichen Itinerarien (hier Kap. 4.4) an, dass das Interesse der Kaiser an der Hauptstadt im Laufe des 3. Jhs. zunehmend schwand. Ihre grundsätzliche Rolle als legitimatorisches Zentrum des römischen Kaisertums hatte die urbs jedoch nie ganz eingebüßt. So versuchten vor allem die frühen Soldatenkaiser, dem seit Jahrhunderten etablierten Anspruch des Princeps als obersten Bauherrn und Wohltäter im Umfeld der Tibermetropole Rechnung zu tragen. Selbst unter den Herrschern der 270er und 280er Jahre lässt sich noch vereinzelt das grundsätzliche Bestreben erkennen, sich innerhalb Roms durch die Mittel der kaiserlichen Bautätigkeit zu repräsentieren (hier Kap. 4.4). Zu einer wirklichen Bedeutungsverschiebung kam es erst am Übergang zur Spätantike, als die Hauptstadt ihr Alleinstellungsmerkmal als sedes imperii verlor und damit kaum noch als ideologisches Zentrum der kaiserlichen Repräsentation gelten konnte1743.
4)
Die fortschreitende Entrückung bzw. Spiritualisierung des Herrschers stellte in der Tat einen grundlegenden Aspekt des späten Soldatenkaisertums dar (hier Kap. 3.2). Erste Schritte in diese Richtung waren bereits kurz nach der Jahrhundertmitte unternommen worden. Gallienus und die späten Soldatenkaiser trieben diese Entwicklung schließlich bewusst voran (hier Kap. 6.2). Dabei ist jedoch zu betonen, dass sich die Prätendenten in ihrer Selbstdarstellung nicht etwa einseitig als Vertreter einer spirituellen Herrschaftsauffassung oder gar eines Gottkaisertums verstanden – tatsächlich war das offizielle Bild der späten Soldatenkaiser in dieser Hinsicht paradox: In der Wahrnehmung ihrer Untertanen erschienen sie zum Einen als eine dem täglichen Leben entrückte In-
1743 Spätestens mit der Herrschaft Diocletians und der geographischen Aufteilung der herrscherlichen Machtbefugnisse im Rahmen der Tetrarchie gewannen andere Zentren an Be deutung (hier Anm. 752). Zur Bedeutung Roms in Dyarchie und Tetrarchie kürzlich Bauer 2012, pass. mit weiterer Lit.; dort spez. S. 4: „In diesem charismatischen Kaisertum der Spätantike, dessen Legitimation auf der Person des Herrschers selbst beruhte und weder der Anwesenheit auf dem Palatin noch einer Approbation durch den stadtrömischen Senat oder den populus Romanus bedurfte, lag die Ursache für den allmählichen Bedeutungsverlust Roms als Kaisersitz. Diese Entwicklung zeichnete sich freilich schon im dritten Jahrhundert ab: Die Notwendigkeit, Einfälle von außen abzuwehren, zwang die Kaiser immer wieder und dauerhaft an die Grenzen des Reichs.“; außerdem S. 72: „Rom war für die Tetrarchen so unattraktiv, weil es Ansprüche an die Herrscher stellte, die in diametralem Gegensatz zur tetrarchischen Regierungsform und zum Selbstverständnis der Tetrarchen standen.“; zum Verhältnis von Rom und Konstantinopel in der Spätantike sie he noch den Sammelband Grig – Gavin 2012, der die Thematik unter verschiedenen Einzelaspekten beleuchtet.
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7. Schlussbetrachtung stitution, zum anderen als erdverbundene, charismatische Führungspersonen, die sich durch eine den einfachen Soldaten nahestehende, pragmatische Leistungsfähigkeit auszeichneten. Diese mehrschichtige Rolle machte es wiederum möglich, ganz unterschiedliche Idealvorstellungen zu bedienen.
Für die Menschen des zweiten Jahrhundertviertels, welche in einem turbulenten, von innerstaatlichen Unruhen geprägten Umfeld lebten, muss die über 40jährige Herrschaft der severischen Dynastie als glanzvolle Epoche politischer Stabilität erschienen sein: Die Severer hatten es trotz innerer wie äußerer Feindseligkeiten vermocht, das römische Gemeinwesen weitgehend zu konsolidieren und die Herrschaftsfolge ihrer Familie über mehrere Generationen hinweg zu sichern. Nicht zuletzt war es ihnen gelungen, alte Repräsentationsstrategien fortzuentwickeln und neue Aspekte der kaiserlichen Selbstdarstellung zu etablieren1744. Für die frühen Soldatenkaiser der 230er und 240er Jahre konnte es damit nur folgerichtig erscheinen, die eigene Herrschaftspraxis am Vorbild des severischen Kaisertums1745 und schließlich an den Traditionen des römischen Principats im Allgemeinen zu orientieren. Es wäre bereits aus diesem Grunde falsch, die Repräsentation der frühen Soldatenkaiser als Ausdruck eines 'neuartigen' Herrschertums zu verstehen. Als man im Laufe der Jahrzehnte und vor allem nach der Jahrhundertmitte begriff, dass diese überkommenen Ideale ausgedient hatten und sich das Kaisertum ohne grundlegende Reformen nicht aus seiner institutionellen Krise befreien würde, kam es zur Entwicklung eines neuen 'Kaisertypus' 1746. Von Göttern begleitet und nunmehr selbst dominus et deus verstand sich der Kaiser der 270er und 280er Jahre nicht allein als charismatischer Feldherr, sondern auch als Vertreter einer sakralen Institution. Ein solcher Herrscher bedurfte keiner dynastischen Legitimation und konnte getrost darauf verzichten, sich in traditioneller Weise als primus inter pares zu gerieren. Warum sollte er 1744 Ausf. zur sakralen Repräsentation der severischen Familie Lichtenberger 2011; siehe auch Faust – Leitmeir 2011 mit versch. Beiträgen; zu den severischen Kaiserfrauen jüngst ausf. Nadolny 2016, pass.; siehe auch hier Anm. 1373; allg. zur dynastischen Repräsentation der Severer Baharal 1996, pass. 1745 So orientierte sich die bildliche Darstellung der Oberkaiser zunächst noch klar an den expressiven Merkmalen des caracalleischen Alleinherrscherporträts (hier bes. Kap. 5.6 a); die Repräsentation der Kaisersöhne folgte indessen ganz dem 'höfischen' Idealbild der geglätteten, severischen Prinzenikonographie (hier Kap. 5.6 d). Überhaupt wurde der Gründung neuer Herrscherhäuser höchste Wichtigkeit beigemessen. So gingt das dynastische Nachfolgeprinzip mit dem Niedergang der severischen Dynastie nicht etwa 'verloren', wie bspw. von Krier 2011, 101 behauptet, sondern wurde in geradezu programmatischer Weise (jedoch mit weitaus geringerem Erfolg) fortgesetzt. Auch in dieser Hinsicht orientierte man sich am Vorbild des letzten großen Herrscherhauses: Die Propagierung der eigenen Dynastie durch typologisch definierte Familienbilder in Glyptik und Münzprägung (hier Kap. 5.6 e), die Fortführung antoninischer bzw. severischer Titel für die Prinzen und ihre Mütter (vgl. hier in Kap. 5.3) sowie die vorgebliche Teilhabe mehrerer Familienmitglieder an öffentlichen Bauprojekten (Kap. 4.1) kennzeichneten die domus augusta jeweils als traditionsgemäße Institution. 1746 Zu den sog. „Kaisern neuen Typs“ ausf. Johne 2006, pass.
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7. Schlussbetrachtung
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sich auf seinen Münzen noch als Priester darstellen, wenn er nun selbst der Anbetung würdig war? Das Paradox des pragmatischen, sieghaften Anführers und des zugleich übersinnlichen, die Sieghaftigkeit selbst verkörpernden Universalherrschers ist vielleicht in diesem Sinne zu lösen: Der Kaiser war nun selbst Naturgewalt geworden.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse In jedem Katalogeintrag finden sich (soweit bekannt) Angaben zu Standort, Format und Erhaltungszustand sowie eine Auswahl weiterführender Literatur. Angesichts der Fülle wissenschaftlicher Publikationen, die seit dem 19. Jh. zur römischen Porträtkunst erschienen sind, erhebt der Verfasser nicht immer Anspruch auf bibliographische Vollständigkeit und beschränkt sich auf solche Literaturangaben, die ihm wichtig erscheinen und einen möglichst breiten Einstieg in die wissenschaftliche Diskussion bieten. Die Katalogtexte sind dabei möglichst kurz gehalten und beschränken sich für gewöhnlich auf die Benennung und typologische Einordnung des jeweiligen Porträts.
Kat. 1. Maximinus Thrax Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 744 Inv. 818 Einsatzkopf, Marmor; H 0,43 m. Lit. (Auswahl): Lippold 1924, 31; L'Orange 1933, 3 Anm. 1; Maj 1958, 117; Schweitzer 1963, 273f. (urspr. 1954); Poulsen 1974, 61f. Nr. 164; Bergmann 1977, 30; Fittschen 1977c; Fittschen 1978, 152; Wood 1979, 88 Nr. 37; Giuliano 1986, 48 Nr. II, 16 (Beitrag L. de Lachenal); Wood 1986, 126f. Nr. 1; Kleiner 1992b, 364; Rößler 1993, 343–349; Johansen 1995, 100f. mit Abb.; Dyczek 1999, 48; Varner 2004, 202; Fless u. a. 2006, 203 Nr. 550 (Beitrag F. Fless); Dyczek 2011, 381.
Ältere Publikationen zeigen das 1892 erworbene Bildnis noch mit Ergänzungen an Nase und Kinn, die mittlerweile entfernt worden sind. Am Kopf sowie am Rande des Büstenausschnitts lassen sich vereinzelte Bestoßungen erkennen. Der Dargestellte zeichnet sich durch eine im Zusammenspiel von Hebungen und Senkungen bewegte Gesichtsoberfläche aus, die ihm einen 'realistischen' Gesamteindruck verleiht. Es handelt sich um ein Bildnis des Kaisers Maximinus Thrax, das die von den Münzen sowie den übrigen Repliken (Kat. 2–5) bekannte Ikono-
graphie detailliert wiederholt. Zu ihren verbindlichen Merkmalen gehören die Schädelform, die typische Rahmung des Oberkopfes durch eine eng anliegende Haarkappe sowie die Stellung der einzelnen Gesichtsfurchen. Ein weiteres Kennzeichen besteht in den zur Mitte hin weisenden Strähnen im Stirnbereich, deren Spitzen über dem inneren Lidwinkel des rechten Auges zusammenlaufen. Der Kopf verfügt zudem über einen für Maximinus charakteristischen, bis auf den Hals reichenden Vollbart. Ein Detail, das im Vergleich mit den übrigen Repliken besonders deutlich hervortritt, besteht in der kleinteiligen Wiedergabe von Krähenfüßen und Tränensäcken. Diese Alterszüge lassen sich jedoch nicht etwa für eine relative Datierung heranziehen, wie kürzlich vorgeschlagen wurde1747. E. R. Varner vermutet, dass das Porträt nach dem Umsturzes des Kaisers aus seinem Aufstellungskontext entfernt und eingelagert worden sei1748. Ursprünglich habe es mit den vermeintlichen Maximus Caesar-Porträts Kopenhagen 745 und 746 sowie zwei weiteren Bildnissen der Ny Carlsberg Glyptothek eine statuarische 1747 Dyczek 2011, 381. 1748 Varner 2004, 203.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse
Gruppe gebildet. Varner geht offenbar davon aus, dass alle fünf Porträts aus dem Besitz der Villa Ludovisi stammen, übersieht jedoch die dagegen vorgelegten Beweise1749.
Kat. 2. Maximinus Thrax Rom, Casino dell‘Aurora 158 (ex Villa Ludovisi). Kopf auf moderner Büste, Marmor Maße unbekannt. Lit. (Auwahl): Schreiber 1880, 174 Nr. 158; Bernoulli 1894, 117; Bergmann 1977, 30; Fittschen – Zanker 1985, 125; Fittschen 1977c, 323f. mit Abb.; Wood 1979, 89 Nr. 41; Giuliano 1986, 246f. Nr. VIII, 12 (Beitrag L. de Lachenal); Wood 1986, 127 Nr. 5; Varner 2004, 202.
Die Benennung des fragmentierten Porträts geht auf T. Schreiber zurück, den die Gesichtszüge an Maximinus erinnerten1750. Dem Bildnis fehlen die Nase, Teile von Augenbrauen und Stirn sowie die Spitze des Kinns. Bei der Büste handelt es sich um eine moderne Arbeit. Wie Kat. 4 und Kat. 5 ist auch dieser Kopf unterhalb der Augen gebrochen, was nach E. R. Varner auf eine mutwillige Zerstörung hinweist, die im Rahmen des Aufstandes gegen den Kaiser erfolgt sein muss1751. Die schlechte Erhaltung der Oberfläche ist indessen auf die modernen Aufstellungsumstände und Witte1749 Ausf. Fittschen 1977c, pass. 1750 Schreiber 1880, 174 Nr. 158; dafür u.a. Fittschen 1977c, 323f. (mit Argumenten); Wood 1979, 89 Nr. 41; Fittschen – Zanker 1985, 125; Varner 2004, 202; anders de Lachenal (in Giuliano 1986, 246f. Nr. VIII, 12) (Privatporträt); Bergmann 1977, 30 (nicht aufgeführt). 1751 Varner 2004, 202.
rungseinflüsse zurückzuführen. Trotz des miserablen Zustands lassen sich jedoch noch klare ikonographische Merkmale benennen, die auch für die übrigen Repliken des Maximinus-Porträts (Kat. 1–5) charakteristisch sind. Hierzu gehören die eng anliegende Frisur mit ihrer gewölbten Schläfenhaarkontur, der nach vorne springende Kinnansatz, die Stellung von Stirn und Nasolabialfurchen sowie das bewegte Knochengerüst. In der Summe weisen diese Merkmale das Bildnis als sicheres Porträt des Kaisers aus.
Kat. 3. Maximinus Thrax Rom, Casino dell‘Aurora 160 (ex Villa Ludovisi). Kopf auf moderner Büste, Marmor Maße unbekannt. Lit. (Auswahl): Schreiber 1880, 174 Nr. 160; Bernoulli 1894, 117; Bergmann 1977, 30; Fittschen 1977c, 323f. mit Abb.; Wood 1979, 89 Nr. 42; Fittschen – Zanker 1985, 125; Giuliano 1986, 251f. Nr. VIII, 14 (Beitrag L. de Lachenal); Wood 1986, 127 Nr. 6; Varner 2004, 202.
Wie sein bereits besprochenes 'Gegenstück' im Casino dell'Aurora (Kat. 2) hat auch dieses Bildnis stark gelitten. Die Oberfläche ist teilweise versintert und großflächig verrieben; Nase und Kinn fehlen ganz. Der abgebrochene vordere Teil des Halses wurde restauratorisch an Kopf und Nacken angefügt. Im Vergleich mit den übrigen Wiederholungen lässt sich das Bildnis dennoch sicher als Replik des Maximinus-Porträts identifizieren1752. Zu den engen ikonographi1752 Dafür u.a. Wood 1979, 89 Nr. 42; Fittschen – Zanker 1985, 125; Fittschen 1977c, 323f. (mit Argumenten); Varner
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Katalog der rundplastischen Bildnisse schen Übereinstimmungen zählen der Schädelbau mit seiner charakteristischen Profillinie, die Stellung der im Einzelnen wiedergegebenen Gesichtsfurchen, die markanten, hervortretenden Wangenknochen, die deutlich abgesetzten Tränensäcke sowie die für Maximinus typische, den Oberkopf einrahmende Haarkontur1753.
Kat. 4. Maximinus Thrax Rom, Museo Capitolino, Stanza d. Imp. 46 Inv. 473. Kopf auf nicht zugehöriger Büste, Marmor. H (Kinn – Scheitel) 0,275 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 117; Hekler 1912, 325 zu S. 291a; L'Orange 1933, 3 Anm. 1; Maj 1958, 116f. Nr. 76; Meischner 1967b, 39; Wegner – Wiggers 1971, 227f.; Andreae 1973, Nr. 121; Wegner 1976, 105f.; Bergmann 1977, 30; Wood 1979, 88 Nr. 38; Fittschen – Zanker 1985, 124–126 Kat. 105 mit Taf. 129; Wood 1986, 127 Nr. 2; Varner 2004, 221; La Rocca u. a. 2015, 350f. Nr. I.34. (Beitrag. A. Danti).
Kopf und Büste gehörten ursprünglich nicht zusammen, wie bereits die Größenverhältnisse der beiden Bestandteile nahelegen1754. Das qualitätvolle Bildnis ist 2004, 202; dagegen L. de Lachenal (in Giuliano 1986, 251f. Nr. VIII, 14) (Privatporträt); Bergmann 1977, 30 (nicht aufgeführt). 1753 Dazu Fittschen 1977c, 324. 1754 Bernoulli 1894, 117 zeigte sich noch ob eines Militärkaisers in contabulierter Toga verwundert – diese Darstellung ist für die Soldatenkaiser allerdings nicht ungewöhnlich; vgl. auch Delbrück 1940, 27; Wegner 1976, 105; zur Ergänzung der Büste Fittschen – Zanker 1985, 126; grundlegend zu den
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aus mehreren Teilen zusammengesetzt und war zuvor am Hals sowie unterhalb der Augen gebrochen. Ergänzt sind Nase und Ohren, der vordere Teil des Kinns sowie ein Flicken im Bereich der linken Augenbraue. Die Beschädigungen lassen sich wohl auf eine gezielte Zerstörung zurückführen, die im Zuge der Erklärung des Dargestellten zum Staatsfeind und seiner anschließenden damnatio memoriae erfolgt sein muss1755. Für die sichere Zuweisung an Maximinus Thrax sprechen neben Kopfumriss, Profillinie und Haarkontur auch die Stellung der steil, schräg und horizontal verlaufenden Gesichtsfurchen, die deutlich wiedergegebenen Tränensäcke sowie die von Hebungen und Senkungen bewegte Gesichtsoberfläche. Aufgrund seiner qualitätvollen Ausführung und seinem insgesamt guten Erhaltungszustand gilt das Bildnis allgemein als 'Leitstück' der auf Maximinus bezogenen Replikengruppe.
Kat. 5. Maximinus Thrax Rom, Museo delle Terme, Inv.-Nr. 52681. Kopffragment, Marmor; H 0,21 m. Lit (Auswahl): L'Orange 1933, 3 Anm. 1; Wegner – Wiggers 1971, 228 mit Taf.; Bergmann 1977, 30f.; Wood 1979, 89 Nr. 40; Fittschen – Zanker 1985, 125; Giuliano 1988, 369–372 Nr. R278 (Beitrag A. L. Cesarano); Wood 1986, 127 Nr. 4; Varner 2004, 201; Dyczek 2011, 380.
erhaltenen Bildnisbüsten d. 3. Jhs. Wegner 1976, pass. 1755 Etwa Wegner – Wiggers 1971, 228; Fittschen – Zanker 1985, 125; Varner 2004, 201; zur Zerstörung von Bildnissen d. Kaisers Herodian VII, 2, 8; VIII 5, 8–9; HA Max. duo 12, 10–11.
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Das Fragment stammt wahrscheinlich aus dem Bereich des Palatin und zeigt den oberen Teil des ursprünglichen Kopfes bis knapp unterhalb der Ohren bzw. im mittleren Gesichtsbereich bis unterhalb der Augen. Wahrscheinlich wurde das qualitativ hochwertige Porträt mutwillig im Zuge der offiziellen Sanktionen gegen Maximinus Thrax zerstört 1756. Die Benennung des Dargestellten ergibt sich aus seinen detailliert wiedergegebenen Merkmalen, welche die Ikonographie des kapitolinischen Leitstücks (Kat. 4) besonders getreu wiederholen1757. So besitzt das Fragment etwa die für Maximinus Thrax typische Behandlung des Stirnhaars mit seinen nach innen weisenden, über den rechtem Tränenwinkel zusammenlaufenden Strähnenspitzen. Weitere Übereinstimmungen bestehen im Zusammenspiel der Gesichtsfurchen im Bereich von Stirn und Glabella, in der Stellung der Augen sowie in der deutlichen Wiedergabe charakteristischer Alterszeichen.
Kat. 6. Maximus Caesar Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 747 Inv. 821. Kopf, Marmor; H 0,26 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 89f. Nr. 11; von Heintze 1964, 161; Bergmann 1977, 33; Wegner u. a. 1979, 45 mit weiterer Lit.; Fittschen 1978, 152; Johansen 1995, 50 Kat. 16 mit Abb.; Fittschen – Zanker 2014, 39 Anm. 2; Skovmøller – Therkildsen 2014, pass. (Farbrekonstruktion).
1756 Varner 2004, 201. 1757 Wegner – Wiggers 1971, 228 bezeichnen d. Kopf zu Recht als „beste Wiederholung des Typus Imperatori 62“.
Es fehlen die Spitze der Nase mit ihrem rechten Flügel sowie Teile beider Ohrmuscheln; die Gesichtsoberfläche ist stellenweise beschädigt, insgesamt jedoch gut erhalten. Die bisweilen vertretene Zuweisung an Philippus minor ist bereits in stilistischer Hinsicht problematisch und lässt sich auch anhand der Münzen nicht nachvollziehen: Bei der unverwechselbaren Stirnhaarkontur mit ihren aufgefächerten Strähnen über dem linken Auge sowie der kleinen Ausbuchtung auf der rechten Stirnseite handelt es sich um ein charakteristisches Merkmal, das somit auch auf den Münzen des Prinzen anzutreffen sein müsste. Tatsächlich lässt sich dieses Motiv nur auf einigen Prägungen des Maximus Caesar wiederfinden, welche in der rechten Seitenansicht einen strähnigen Absatz zeigen (hier Anm. 819). Ein weiteres Indiz besteht in der Formgebung der Profillinie, welche sich ebenfalls gut mit dem Prinzen vergleichen lässt. Übereinstimmungen bestehen im markant wiedergegebenen Kinn, dem weit vorspringenden Nasenansatz sowie in der hohen, leicht gewölbten Stirn1758. Nicht zuletzt spricht auch die stilistische Ausführung für eine Datierung des Porträts in die fortgeschrittenen 230er Jahre.
Kat. 7. Maximus Caesar Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 748 Inv. 822. Kopf, Marmor; H 0,24 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 90 Nr. 12; von Heintze 1964, 161; Bergmann 1977, 33; Wegner u. a. 1979, 45 mit weiterer Lit.; Fittschen 1758 Es ist insofern unverständlich, warum Bergmann 1977, 33 d. Porträt physiognomische Ähnlichkeiten zu den Münzen des Maximus Caesar abspricht.
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Das Bildnis ist insgesamt stärker beschädigt als sein ebenfalls in Kopenhagen befindliches 'Gegenstück' (Kat. 6). Es fehlen Teile beider Lippen, die Kinnspitze, die Nase, sowie Stücke der Ohren. Die polierte Oberfläche weist zahlreiche kleinere Beschädigungen und Kratzer auf. Das Replikenverhältnis zum oben besprochenen Exemplar ist indessen über jeden Zweifel erhaben: Es bestehen enge Übereinstimmungen in Schädelform, Haarbehandlung, Blickstellung und Profillinie. Insgesamt gelten dieselben stilistischen und identifikatorischen Überlegungen wie bereits für Kat. 6.
ke Übereinstimmungen mit der Münzikonographie des Kaisers Pupienus. Weitere typische Merkmale bestehen im kleinteiligen Zusammenspiel der kontrahierten Stirnmuskeln, den nach vorne gestrichenen Strähnen der Kotelettenpartie sowie den detailliert wiedergegebenen Krähenfüßen. Die linke Seite lässt ein für die Zuweisung an Pupienus ausschlaggebendes Charakteristikum erkennen: aus dem Bart sind zwei Strähnen herausgelöst, welche sichtbar auf den Hals des Dargestellten fallen. Zwar setzt sich die Haarkappe im Vergleich mit den übrigen Repliken (Kat. 9–11) etwas weniger deutlich ab, allerdings handelt es sich aufgrund der genannten Merkmale unzweifelhaft um ein Porträt des Senatskaisers.
Kat. 8. Pupienus
Kat. 9. Pupienus
1978, 152; Johansen 1995, 52f. Kat. 17 mit Abb.; Fittschen – Zanker 2014, 39 Anm. 2.
Paris, Louvre MA 1020 Inv. MR 642. Kopf mit Büstenabschnitt, Marmor H 0,35 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 126 Nr. 3; L'Orange 1933, 3 Anm. 2; Maj 1958, 136 Nr. 122; Wood 1979, 172f. Nr. 1; Fittschen – Zanker 1985, 126; Wegner – Wiggers 1971, 244; Wood 1986, 127 Nr. 1; de Kersauson – Pasquier 1996, 450f. Nr. 210 mit Abb.
Zwischenzeitliche Ergänzungen1759 an Nase und Ohrmuscheln sowie am hinteren Teil des Büstenabschnitts wurden mittlerweile entfernt. An mehreren Stellen finden sich Bestoßungen. Mit seinem kurzgeschorenen Oberkopf, den deutlichen Alterskennzeichen sowie dem aus langen Strähnen zusammengesetzten Bart verfügt das Bildnis bereits über star1759 Für eine Abbildung d. Porträts mit Ergänzungen siehe etwa Wegner – Wiggers 1971, Taf. 76a.
Rom, Museo Capitolino, Stanza d. Imp. 50 Inv. 477. Kopf, gebrochen auf Büste, Marmor. H (Kinn – Scheitel) 0,26 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 126 Nr. 2; Hekler 1912, 325 zu S. 291b; L'Orange 1933, 3 Anm. 2; Maj 1958, 136 Nr. 120; Wegner – Wiggers 1971, 245; Haarløv 1975, 13f. Anm. 33; Wood 1979, 173 Nr. 3; Fittschen – Zanker 1985, 126f. Kat. 106 mit Taf. 130; Wood 1986, 128 Nr. 3; La Rocca u. a. 2015, 351 Nr. I.36 (Beitrag F. Licordari).
Die Gestaltung der Büste mit Panzer und Paludamentum geht motivisch aus Typen des 2. Jhs. hervor. In Hinblick auf Form, Größe und stilistische Ausführung spricht jedoch nichts dagegen, dass Kopf und Büste bereits ursprünglich zusammengehörten1760. Bei Nase und rechtem 1760 Siehe dazu Fittschen – Zanker 1985, 127; für d. Zusammengehörigkeit u. a.
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Ohr handelt es sich um moderne Ergänzungen. Auch das linke Ohr war zwischenzeitlich ergänzt, ist mittlerweile jedoch nicht mehr vorhanden. Die Ausführung des Kopfes fällt etwas gröber als im Falle der übrigen Repliken des Pupienusporträts aus (Kat. 8; 10–11). Ikonographisch gelten im Wesentlichen die gleichen Beobachtungen. So lässt sich u. a. das Detail der auf den Hals fallenden Strähnen auch an diesem Porträt wiedererkennen. Die Gabelung des Bartes ist indessen weniger stark ausgeprägt.
grafiert worden sind, dass sie die für Pupienus typische, aus dem Bart gelöste und auf den linken Halsbereich fallende Strähnengruppe zeigen. Der Bart besitzt eine deutliche Gabelung und ähnelt darin besonders Kat. 11. Zu den im Übrigen erkennbaren Charakteristika des Pupienus-Porträts gehören der beinahe hochrechteckige Schädelbau, das System der Stirn- und Nasolabialfalten, die deutlich wiedergegeben Tränensäcke sowie die eng anliegende Frisur mit ihrer gerade abschließenden Stirnkontur.
Kat. 10. Pupienus
Kat. 11. Pupienus
Rom, Museo Torlonia 588 (501). Kopf auf moderner Büste, Marmor H 0,34 m.
Rom, Museo Vaticano, Braccio Nuovo 47, Inv. 2265 Büste, Marmor; H 0,69 m.
Lit. (Auswahl): Visconti 1883, 278 mit Taf. 152 zu Nr. 558; Visconti 1885, 403 Nr. 588; Bernoulli 1894, 126 Nr. 4; L'Orange 1933, 3 Anm. 2; Maj 1958, 136 Nr. 121; Wegner – Wiggers 1971, 245; Wood 1979, 173 Nr. 4; Fittschen – Zanker 1985, 126; Wood 1986, 128 Nr. 4.
Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 125 Nr. 1; L'Orange 1933, 3 Anm. 2; Maj 1958, 135 Nr. 119; Andreae 1973, Nr. 122; Wegner 1976, 106; 107 (mit Taf.); Bergmann 1977, 38; Wood 1979, 173 Nr. 2; Wood 1986, 128 Nr. 2; Kleiner 1992b, 365; Wegner – Wiggers 1971, 245; Fittschen – Zanker 1985, 126.
Das Bildnis stammt angeblich aus dem Castro Pretorio und verfügt über eine ergänzte Nasenspitze sowie eine neuzeitlich beigegebene Büste. Es handelt sich unzweifelhaft um eine Replik des Pupienusporträts, welche die charakteristischen Merkmale des Kaisers detailliert wiederholt. Da sich das Porträt (noch immer?) in der unzugänglichen Slg. Torlonia befindet, steht es für eine autoptische Untersuchung nicht zur Verfügung. Die Forschung muss sich insofern mit den im 19. Jh. publizierten Dreiviertelansichten begnügen, welche glücklicherweise so foto-
Das Bildnis wurde bei Bauarbeiten in der Nähe von Albano gefunden1761. Es fehlen die Nasenspitze sowie Teile der linken Ohrmuschel. Der Porträtkopf ruht ungebrochen auf einer Trabeabüste und verfügt mit seinem Schädelbau, den im Einzelnen wiedergegeben physiognomischen Formeln, dem Vollbart sowie der charakteristischen Haarkontur über die typenverbindlichen Merkmale der PupienusIkonographie. Im Vergleich mit den übrigen Repliken lässt die Vorderansicht eine besonders deutliche Bartgabelung erkennen. Wie für die Porträts des Kaisers üblich, fällt eine aus dem Bart herausgelöste
Haarløv 1975, 13f. Anm. 33 aus; anders Wegner – Wiggers 1971, 245.
1761 Bernoulli 1894, 125 Nr. 1.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Strähnengruppe auf den oberen Halsbereich.
Kat. 12. Balbinus Athen, Piräus-Museum, Inv. 278 Ganzkörperstatue, Marmor; H 2,02 m. Lit. (Auswahl): Gräfin von Schlieffen 1935, pass. mit Abb.; Maj 1958, 143 Nr. 137; Jucker 1966a, 505; Niemeyer 1968, 112; Wegner – Wiggers 1971, 243, 248; Andreae 1973, Abb. 577 („Bilddokumentation“); Balty – Balty 1974, 40–45; Wood 1979, 181 Nr. 9; Hausmann 1981, 385; Reinsberg 1985, 6; Wood 1986, 129 Nr. 4; Maderna 1988, 195 Kat. JV 3; Kleiner 1992b, 366; Varner 2004, 204.
Es handelt sich um eine Ganzkörperstatue aus dem Hafenbecken des Piräus, deren Oberfläche zu großen Teilen von Muschelfraß zersetzt ist1762. Dem Kopf fehlen Teile beider Ohren sowie die Nasenspitze. Dass es sich bei dem leicht überlebensgroßen Porträt um eine Kaiserstatue gehandelt haben muss, geht aus der Angleichung des Dargestellten an Zeus/Iuppiter mit griechischem Mantel, halbnacktem Oberkörper und Adlerstütze hervor1763. Gesicht, Bart und Haarkappe sind ausreichend erhalten, um das Bildnis sicher auf Balbinus zu beziehen1764: seine untersetzten Züge zeichnen sich durch volle Formen und ein deutlich 1762 Dies gilt bes. für d. Rückseite; zur Auffindung Gräfin von Schlieffen 1935, 97. 1763 Es handelt sich dabei um einen seit iulisch-claudischer Zeit bekannten Darstellungstypus; zu Adlerstützen grundlegend Muthmann 1951, 52–55; zu Iuppiter, Diomedes und Merkur als statuarische Vorbilder für die römische Porträtkunst Maderna 1988, pass.; spez. 195 Kat JV 3 (Balbinus).
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wiedergegebenes Doppelkinn aus; Frisur und Barttracht ähneln der von den Münzen bekannten Ikonographie; die Strähnen des kurzen Vollbarts reichen bis zum Halsansatz unterhalb des Kinns; die Stirnmuskeln sind kontrahiert; die Wangen sowie das Untergesicht wirken hingegen schlaff. Es ist nicht auszuschließen, dass die Statue ursprünglich zusammen mit einem Porträt des Pupienus im Bereich des Hafens aufgestellt war und später in einer 'Kurzschlussreaktion' auf die Nachricht vom Tode der beiden Herrscher ins Wasser geworfen wurde1765. Eine andere Theorie besteht darin, dass beide Statuen für den Export vorgesehen waren und sich deshalb im Bereich des Piräus befanden1766. Ob die Balbinusstatue wirklich Teil einer solchen Gruppe war, lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit bestimmen, weil eine zweite, ebenfalls im Piräus gefundene Statue nur fragmentarisch erhalten und bisher nicht fotografisch publiziert worden ist1767. Warum die Bildnis1764 Die Identifikation geht auf Gräfin von Schlieffen 1935, pass. zurück; nach ihrer Auffindung wurde die Statue wegen der ungebohrten Augen zunächst ins 1. Jh. datiert. Aufgrund der fülligen Gesichtspartien fiel d. Benennung auf Nero oder Vitellius; für die Zuweisung an Balbinus bspw. Niemeyer 1968, 112 Nr. 125; Jucker 1966a, 505; Wegner – Wiggers 1971, 248; Varner 2004, 204; Andreae 1973, Abb. 577; Wood 1979, 181 Nr. 9; Reinsberg 1985, 6. 1765 Kürzlich noch Varner 2004, 204. 1766 So Wegner – Wiggers 1971, 243. 1767 Athen, Piräus-Museum (Garten und Magazin) Inv. 125 A; zu dem Fragmenten gehören Teile der Plinthe mit Füßen, des Mantels, des Adlers sowie des Gesichts; u. a. Wegner – Wiggers 1971, 243; 244f.; Fittschen – Zanker
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se „wohl nur zu Lebzeiten“ der beiden Kaiser errichtet worden sein können, wie M. Clauss vor einiger Zeit behauptet hat, erschließt sich dem Verfasser nicht1768.
Kat. 13. Gordian III. Berlin, Staatliche Museen Antikensammlung SMB Inv. Sk 385 (R 102). Kopf auf zugehöriger Büste, Marmor H 0,56 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 133 Nr. 14; Altes Museum Berlin 1922, 37 Nr. 385; Blümel 1933, 42f. Nr. R 102; Maj 1958, 149f. Nr. 148; Bracker 1964, 70–72; Fittschen 1969, 200 Nr. 1, 206; Wegner 1976, 106, 107; Wegner u. a. 1979, 21 mit Taf. 7; Wood 1979, 189f. Nr. 13; Kleiner 1992b, 366f.; Wood 1986, 129 Nr. 3; Fless u. a. 2006, 204 Nr. 553 (Beitrag F. Fless); Scholl 2016, 153f. Kat. 94 (Beitrag S. Mägele).
1985, 127 Anm. 3 zu Kat. 106; Maderna 1988, 55; 196 Kat. JV 4; Varner 2004, 204 Anm. 35. Die Identifikation des Porträts ergibt sich in der Lit. weniger aus ikonographischen Gründen als aus der Überlegung, dass es sich wegen des statuarischen Typus um ein Gegenstück zur Balbinusstatue handeln müsse. Bei einer Begehung des Museumsgartens im Spätsommer 2015 konnte der Verf. keines der Fragmente ausfindig machen. 1768 So Clauss 2001, 183 mit Verweis auf Maderna 1988, 195f. Kat. JV 3–4; für den Nachfolger Gordian III., der unter den beiden Senatskaisern zum Caesar erhoben worden war, gab es keinen Grund, die Aufstellung posthumer Porträts der beiden Herrscher zu unterbinden; dafür, dass es sich beim hier besprochenen Porträt um ein posthumes Bildnis handelt etwa Rocchetti 1974/75, 400.
Kopf und Büste sind restauratorisch zusammengesetzt. Am Kopf wurden Teile der Ohren sowie die Nasenspitze ergänzt. Büste und Kopf sind stellenweise geflickt. Der Dargestellte zeichnet sich durch eine kindliche Physiognomie mit kontrahierten Brauenbögen, einer leicht vorgewölbten Stirn und einer deutlich überstehenden Oberlippe aus. Er verfügt über eine eng anliegende Haarkappe, deren Kontur im Bereich der Schläfen in einem S-förmigen Schwung ausläuft. In der Summe dieser Einzelformen lässt sich das Bildnis ohne Zweifel auf Gordian III. beziehen. Ein für seine Ikonographie typisches Merkmal besteht in der Wiedergabe attributiver Autoritätschiffren, die sich hier in Form eines Kinngrübchens, markanter Steilfurchen im Bereich der Nasenwurzel sowie zweier darüber liegender, waagerechter Falten abzeichnen. Da Gordian in dieser Replik noch nicht über Kennzeichen der fortgeschrittenen Adoleszenz wie beispielsweise Bartflaum oder verlängertes Schläfenhaar verfügt, fällt die Datierung im Rahmen des Phasenporträts am ehesten auf einen relativ frühen Zeitpunkt (d. h. noch vor dem Jahr 242 n. Chr.)1769.
Kat. 14. Gordian III. Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Inv. 9132. Bronzekopf H (Kinn – Scheitel) 0,31 m.
1769 Eine frühe Datierung vertritt auch J. Bracker (in Wegner u. a. 1979, 21) (dort „Leitstück des Typus II“); vgl. Bracker 1964, 72 („Frühjahr 239 n. Chr.“); ähnlich Wood 1986, 189f., welche das Bildnis dem von ihr aufgestellten zweiten Typus zuordnet.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Lit. (Auswahl): von Heintze 1955, 183; Maj 1958, 156 Nr. 163; Bracker 1964, 72f.; Driehaus 1968, 87–91 Nr. 12; Fittschen 1969, 200 Nr. 2, 206; Menzel 1969, 76 Nr. 57; Wegner u. a. 1979, 21; Lahusen – Formigli 2001, 301– 304 mit Abb. und weiterer Lit.; Straub 2014, 188 Abb. 2; Meinel – Willer 2014, 190, 191 Abb. 2; Ellerbrok 2014, 199f.; Bühring-Polaczek – Wirth 2014, 197f.; Mirschenz 2014, 144 Abb. 1, 145f.; Willer 2014, 128–130.
Das überlebensgroße Bronzeporträt stammt aus dem Kastell Niederbieber und dürfte ursprünglich zu einer Statue gehört haben. Ihre Zerstörung erfolgte wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Fall des Kastells gegen 260 n. Chr. In seinem heutigen Zustand besteht das Bildnis aus zwei Fragmenten sowie einer Reihe großflächiger Ergänzungen in Gips. Für die Benennung des Dargestellten lassen sich die antiken Reste der weitgehend intakten Gesichtsmaske sowie die erhaltene Haarkontur heranziehen. In der Vorderansicht sind nur bedingte Ähnlichkeiten mit Gordian III. zu konstatieren. Viel deutlichere Übereinstimmungen bestehen hingegen im direkten Vergleich des Profils mit Münzbildnissen des jugendlichen Kaisers1770. Es drängt sich insofern der Gedanke auf, dass die Anfertigung auf Basis einer Profilvorlage erfolgte; der Vorschlag wurde in der Forschung verschiedentlich diskutiert1771. Möglicher1770 Es ist insofern erstaunlich, dass Wood 1986 den Kopf nicht in ihrer Replikenliste aufführt. 1771 Usrpr. Bracker 1964, 72f.; dagegen der unverständliche Einwand v. Driehaus 1968, 88f., „ein eingehender Vergleich mit den über 500 Münzen des Gordian III aus den drei Schätzen von Niederbieber“ spreche gegen diese Annahme; verteidigend J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 21, der zu Recht betont, dass „die den Kaiser identifizierenden
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weise standen den Handwerkern in der Provinz keine rundplastischen Vorbilder zur Verfügung. In jüngerer Zeit ist das Porträt wiederholt anhand naturwissenschaftlicher Methoden untersucht worden1772. Die Materialanalyse hat ergeben, dass es sich tatsächlich um eine provinzielle Arbeit und nicht etwa um importierte Ware aus einem der größeren Zentren des römischen Porträthandwerks handelte. Das bis auf Höhe der Ohrläppchen reichende Schläfenhaar, der Oberlippenbart sowie die gestreckte, schlanke Physiognomie lassen auf eine relativ späte Datierung schließen. Das Bildnis dürfte erst einige Zeit nach der Erhebung Gordians III. zum Augustus und nach seiner Hochzeit mit Tranquillina entstanden sein. Es fällt damit in die Zeit zwischen 242 und 244 n. Chr.
Kat. 15. Gordian III. Florenz, Palazzo Medici Riccardi, Innenhof. Kopf auf moderner Büste; Marmor H (Kopf) 0,255 m. Merkmale allein aus der Seitenansicht zu gewinnen sind“. Abweichungen erklärt Bracker mit d. provinziellen Charakter der Arbeit; vgl. auch Menzel 1969, 76 Nr. 57; für eine Profilvorlage wieder Lahusen – Formigli 2001, 304 zu Nr. 188. 1772 Metallanalyse: Lahusen – Formigli 2001, 302; 3D-Scanning: Straub 2014, 188 Abb. 2; Computertomographie: Meinel – Willer 2014, 190, 191 Abb. 2; Röntgenunters.: Mirschenz 2014, 144 Abb. 1; Gusssimulation: Bühring-Polaczek – Wirth 2014; Nachguss: Ellerbrok 2014; siehe zuvor bereits die radiographische Untersuchung Driehaus 1968, 88–91 Nr. 12.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse
Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 132 Nr. 9; Maj 1958, 160 Nr. 175; Bracker 1964, 765; Fittschen 1969, 206; Wegner u. a. 1979, 22; Wood 1979, 192 Nr. 27; Wood 1986, 130 Nr. 1; Bergmann 1998, 279; Saladino 2000, 134–136 Nr. 45 (Beitrag F. Paolucci).
Ergänzungen befinden sich an der Nasenspitze und am Kinn; die Brauenbögen, die Ober- und Unterlippe sowie Teile des Gesichts weisen Bestoßungen und Kratzer auf. Bei der Büste handelt es sich um eine moderne Zutat. Der Kopf besitzt einen aus Eichenlaub1773 (nicht etwa aus Lorbeer1774) bestehenden Kranz mit Zentraljuwel, der wiederum über sechs Löcher verfügt. Es handelte sich hierbei wohl um nachträglich erfolgte Bohrungen, welche der antiken Befestigung von Strahlen dienten1775. Typologisch lassen 1773 So auch Bergmann 1998, 279. 1774 So etwa Bracker in Wegner u. a. 1979, 22 und Wood 1986, 130. 1775 Bergmann 1998, 279: „Dem konventionellen Gebrauch der Strahlenkrone auf den Vorderseiten der Reichsprägung sind die Verhältnisse in den ganzfigurigen Rückseitenbildern sowie in der Rundplastik gegenüberzustellen. Im ganzfigurigen Rückseitenbild der Reichsprägung gab es im 3. Jahrhundert n. Chr. keinerlei Kaiserdarstellungen mit der Strahlenkrone. Das gleiche gilt weitgehend für die Rundplastik, jedenfalls im westlichen Reichsteil. Hier ist bisher nur ein Porträt Gordians III. im Palazzo Medici-Riccardi in Florenz zu nennen, das auf einem vereinfachten oder abgearbeiteten Eichenkranz Löcher für Strahlen aufweist. Beides entspricht der Tradition. Kaiserbilder mit Strahlenkrone waren auch vorher auf Münzreversen schon äußerst selten und in der Rundplastik nur ausnahmsweise belegt.“
sich zahlreiche verbindliche Merkmale wiedererkennen, wodurch der Dargestellte sicher als Gordian III. ausgewiesen ist. Hierzu gehören u. a. die Schädelform, die kontrahierten Brauenbögen, die charakteristische Bildung des Mundes sowie die Schläfenhaarkontur. Der Kopf besitzt auch die für Gordian III. typischen, attributiv wiedergegebenen Steilfalten im Bereich der Nasenwurzel. In der Forschung wird das Bildnis für gewöhnlich spät (also in die Zeit zwischen 242 und 244 n. Chr.) datiert1776. Worauf diese Entscheidung beruht, ist dem Verfasser jedoch nicht ersichtlich: das Bildnis verfügt weder über einen Bart, noch über Oberlippenflaum; die Koteletten sind nur leicht verlängert. In Anbetracht dessen und der bereits nicht mehr ganz kindlichen Physiognomie käme auch eine Datierung zwischen der Erhebung zum Augustus und dem Jahre 242 n. Chr. in Betracht.
Kat. 16. Gordian III. Holkham Hall. Kopf auf nicht zugehöriger Büste, Marmor. H (Kinn – Scheitel) 0,23 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 133 Nr. 12; Maj 1958, 154 Nr. 159; Bracker 1964, 78f.; Poulsen 1968, 108 Nr. 106; Fittschen 1969, 200 Nr. 4, 206; Wegner u. a. 1979, 23; Angelicoussis 2001, 134f. Nr. 36 mit Taf. und weiterer Lit.
1776 Bracker 1964, 76 ordnet das Porträt dem von ihm aufgestellten Typ V zu und erklärt es damit zu einem der spätesten Bildnisse des Kaisers (siehe noch J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 22); Wood 1986, 130 datiert es in die Zeit zwischen 242 und 244 n. Chr.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Die Nasenspitze und Teile der Ohrmuscheln sind ergänzt; an mehreren Stellen finden sich kleinere Bestoßungen; ansonsten ist das Porträt gut erhalten. Büste und Kopf gehörten ursprünglich nicht zusammen. Frühere Zweifel an der Echtheit beider Bestandteile konnten zerstreut werden1777. Das Bildnis zeigt Gordian III. mit den für seine Ikonographie verbindlichen Merkmalen. Hierzu gehören beispielsweise die charakteristische Mundbildung, die Stirn- und Schläfenhaarkontur, die ausladende Form des Hinterkopfes sowie die zusammengewachsenen Brauen mit einer dazwischen hervortretenden Steilfalte. Da sich weder Flaum noch Barthaare abzeichnen und im Hinblick auf seine kaum gestreckte Physiognomie dürfte das Porträt noch zwischen 238 und 242 n. Chr. entstanden sein.
Kat. 17. Gordian III. Howard Castle, Antique Passage. Kopf auf moderner Büste; Marmor. H (Kinn – Scheitel) 0,197 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 159 Nr. 170; Bracker 1964, 79; Fittschen 1969, 200 Nr. 5, 206; Wegner u. a. 1979, 23; Borg u. a. 2005, 110f. Nr. 58 mit Taf. u. ausf. Lit.; Prusac 2011, 142.
Neben Nase und Kinn sind auch der Hinterkopf sowie die gesamte Halspartie ergänzt. Erhalten ist lediglich der vordere Teil des Porträts. M. Prusac möchte darin eine Umarbeitung erkennen, bleibt allerdings weiterer Erklärungen hierfür schul1777 Siehe bereits Bernoulli 1894, 133 Nr. 12; gegen die Echtheit Bracker 1964, 78f.; wiederholt in Wegner u. a. 1979, 24; dagegen Fittschen 1969, 200 Nr. 4, 206; siehe auch Angelicoussis 2001, 134 zu Nr. 36.
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dig1778. Für die Zuweisung an Gordian III. sprechen die insgesamt jugendliche Physiognomie des Dargestellten, der Verlauf der Haarkontur, die Bildung der Brauenbögen sowie die markant wiedergegebenen Steilfalten im Bereich der Glabella1779. J. Bracker ordnet das Porträt dem von ihm postulierten fünften (d. h. letzten) Typus zu. Hält man sich jedoch an die Münzikonographie als 'Wegweiser' für die Phasenporträts des Kaisers, ergibt eine späte Datierung (d. h. nach 242 n. Chr.) keinen Sinn. Das Bildnis muss vielmehr zwischen 238 und 242 n. Chr., wegen der bereits relativ adoleszenten Gesichtszüge am ehesten gegen Ende dieser Periode, entstanden sein1780.
Kat. 18. Gordian III. Mantua, Palazzo Ducale, Galleria della Mostra Nr. 152, Inv. 6812. Kopf auf mod. Büste1781 (inzw. entfernt?) Marmor; H (Kopf) 0,22 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 132f. Nr. 10; Maj 1958, 160 Nr. 173; Bracker 1964, 84; Fittschen 1969, 210 Anm. 17; Wegner u. a. 1979, 24; Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3a; Calandra 1989, pass. mit S. 854 Anm. 1 für weitere Lit.
Die Nase wurde ergänzt; einige Flicken sind restauratorisch repariert. Abgesehen 1778 Prusac 2011, 142. 1779 Borg u. a. 2005, 110f. Nr. 58; B. E. Borg betont die reife Physiognomie d. Dargestellten und versteht die verkniffennen Züge als ikonographischen Freispruch des Kaisers von den Vorwürfen des Kinderkaisertums. 1780 Dafür auch kürzlich Borg u. a. 2005, 110f. Nr. 58. 1781 Siehe die Abb. des Kopfes mit Büste bei Calandra 1989, Taf. 12, 1.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse
von einigen kleineren Beschädigungen ist das Bildnis sonst insgesamt gut erhalten. Die Zuweisung wurde in der Forschung wiederholt in Frage gestellt, gilt jedoch mittlerweile allgemein als anerkannt1782. Dass Gordian III. dargestellt ist, ergibt sich aus der für ihn typischen Schädelform mit ausladendem Hinterkopf, der Profillinie mit überstehender Oberlippe, den scharf geschnittenen Brauenbögen, dem charakteristischen, über der Stirn nach rechts weisenden und an den Schläfen S-förmigen Verlauf der Haarkontur sowie einer Reihe attributiver Autoritätschiffren. Dazu gehören das markante Kinngrübchen und die Steilfalten im Bereich der Nasenwurzel. Wegen der fehlenden Alterskennzeichen (etwa Bart oder verlängerte Koteletten) dürfte das Bildnis wohl noch vor 242 n. Chr. entstanden sein.
Kat. 19. Gordian III. Oslo, Nasjonalgalleriet (aus Slg. Fett). Kopf, Marmor; H (Kinn – Scheitel) ca. 20 cm. Lit. (Auswahl): von Heintze 1955, 183; Maj 1958, 152f. Nr. 154 mit Taf.; Bracker 1964, 86f.; Fittschen 1969, 200 Nr. 7, 206; Wegner u. a. 1979, 24f. mit älterer Lit.; Hausmann 1981, 386; Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3; Sande 1991, 86f. Nr. 71 mit Taf. und ausf. Lit.
Der Kopf hat stark gelitten: es fehlen große Teile der Ohren, die Nase und ein Teil des Untergesichts mit Kinn, Mund und der unteren, linksseitigen Wangenpartie. Jeweils ein Stiftloch im Bereich der 1782 Vgl. etwa Fittschen 1969, 210 Anm. 17 (noch dagegen) und Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3a (nunmehr dafür).
lädierten Ohrmuscheln sowie zwei weitere am Kinn sollten einst zur Befestigung von Ergänzungen dienen. An zahlreichen Stellen finden sich kleinere Bestoßungen. Bracker hat in dem Werk eine Fälschung vermutet1783. Dieser Verdacht ist jedoch klar zurückzuweisen1784. Für die Benennung als Gordian III. sprechen v. a. die Form des Hinterkopfes, die Haarkontur im Schläfenbereich, die Bildung der kontrahierten Brauen mit ihrem charakteristischen Schwung sowie die beiden Vertikalfalten oberhalb der Glabella. Die Strähnen des Stirnhaars sind wie auf vielen Bildnissen des Kaisers nach rechts gestrichen. Ob das Porträt bereits über einen (flaumigen) Schnurrbart verfügte, ist aufgrund der beschädigten Nasenlippenpartie eo ipso kaum zu entscheiden. Da auch die Schläfenhaare relativ kurz ausfallen und die Physiognomie insgesamt noch sehr gedrungen scheint, ist jedoch davon auszugehen, dass Gordian III. in dieser Replik gänzlich bartlos dargestellt war. Ihre Entstehung dürfte demnach in die Zeit vor 242 n. Chr. fallen.
Kat. 20. Gordian III. Ostia, Museo Ostiense Magazin Inv. 1282. Kopf, Marmor; H 0,09 m1785. 1783 Bracker 1964, 86f.; Bracker in Wegner u. a. 1979, 24f.; ähnlich bereits von Heintze 1955, 183. 1784 Für die Echtheit des Portäts u. a. Fittschen 1969, 206; wiederholt in Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3; Hausmann 1981, 386; Sande 1991, 86f. Nr. 71. 1785 Bracker in Wegner u. a. 1979, 25 gibt eine erhaltene Höhe von 6 cm an; für 9 cm Calza 1978, 73 Nr. 92.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Lit. (Auswahl): Calza 1978, 73 Nr. 92 mit Taf.; Wegner u. a. 1979, 25; Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3b.
Der 1948 gefundene Kopf ist fragmentarisch erhalten. Es fehlt die rechte Hälfte des Untergesichts mit Kinn- und Wangenpartie. Ohren und Nase sind größtenteils verloren. An vielen Stellen finden sich Bestoßungen, vor allem im Bereich der Brauen und der Stirn. R. Calza deutet das Bildnis als Privatporträt eines Knaben1786. Anhand der erhaltenen ikonographischen Merkmale lässt sich das Porträt jedoch ohne Zweifel auf Gordian III. beziehen1787. Hierzu gehören in erster Linie die Form des Schädels mit ausladender Rückseite und gewölbter Stirn, der charakteristische Schwung der Schläfenhaarkontur, die kontrahierten, spitzwinklig zusammenlaufenden Brauen sowie die „asymmetrische Stellung des Blickkomplexes“1788. Auch dieses Bildnis verfügt über attributive Steilfurchen. Der rechtsseitig erhaltene Lippenansatz lässt weder einen ausgeprägten Schnurrbart noch Jünglingsflaum erkennen; das oberflächlich angegebene Schläfenhaar reicht lediglich bis auf Höhe der Unterlider. Die insgesamt noch sehr kindliche, runde Formgebung der einzelnen Züge lässt am ehesten auf eine Entstehung des Kopfes im Jahre 238 n. Chr. oder kurz darauf schließen1789. 1786 Calza 1978, 73 Nr. 92. 1787 Ausf. Bracker in Wegner u. a. 1979, 25; dafür auch Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3b.; Wood 1986, 129f. führt den Kopf indessen nicht als Bildnis des Kaisers auf. 1788 J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 25. 1789 Vgl. J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 25, der den Kopf jedoch bereits dem 'Typus III' zurordnet.
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Kat. 21. Gordian III. Palermo, Museo Archeologico Inv. 739. Kopf auf mod. Büste, Marmor; H 0,16 m. Lit. (Auswahl): Bonacasa 1964, 110f. Nr. 143 mit Taf.; Bracker 1964, 89f.; Fittschen 1969, 200 Nr. 8, 205f.; Wegner u. a. 1979, 25; Wood 1979, 191 Nr. 19; Wood 1986, 129 Nr. 9.
Ergänzt sind die Nase sowie Teile beider Ohren. Auf der rechten Schädelseite wurde ein Flicken (ein antikes Bruchstück?) restauratorisch angefügt. Daneben finden sich Bestoßungen an Lippen und Kinn. Es handelt sich zweifelsfrei um ein Porträts Gordians III. Für diese Zuweisung sprechen etwa die Haarkontur, die Bildung der zusammengewachsenen Brauen, der weit ausladende Hinterkopf sowie die attributiv auferlegten Steilfalten. Das verlängerte Schläfenhaar sowie der flaumige Oberlippenbart weisen darauf hin, dass das Bildnis erst relativ spät entstanden ist. Seine Datierung fällt damit in die Zeit zwischen 242 und 244 n. Chr. J. Bracker hält die genannten Merkmale indessen für nachträgliche Hinzufügungen und versteht den Kopf als frühestes Augustusbildnis des Kaisers1790. K. Fittschen hat dieser Argumentation zu Recht vehement widersprochen1791: Brackers Annahme, die Bildnisse des jugendlichen Gordian seien erst nach ihrer Aufstellung im öffentlichen Raum schrittweise um Alterskennzeichen ergänzt worden, ist ganz und gar abzulehnen. Ein solcher Vorgang wäre für die Bildnispraxis der römischen Kaiserzeit ausgesprochen ungewöhnlich und auch sonst nicht zu belegen. Phasenporträts bzw. die schrittweise Hinzufügung von Altersmerkmalen ohne einen im Vorfeld erfolg1790 J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 25. 1791 Fittschen 1969, 205f.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse
ten Typenwechsel lassen sich für heranwachsende Prätendenten des 2. und 3. Jhs. mehrfach erweisen1792.
Kat. 22. Gordian III. Paris, Bibliothèque Nationale. Kopf auf moderner Büste; Marmor H 0,165 m. Lit. (Auswahl): Bracker 1964, 90f.; Fittschen 1969, 200f. Nr. 9; 206; Wegner u. a. 1979, 25; Wood 1979, 191 Nr. 20; Wood 1986, 130 Nr. 10; Abb.: Bibl. Nat. Neg. C 732/33/34.
Das Bildnis ist dem Verfasser nicht aus eigener Anschauung bekannt. Seiner Zuweisung wird in der Forschung für gewöhnlich nicht widersprochen. J. Bracker zufolge sind die „Nasenspitze, Ohrmuscheln und größter Teil der rechten Augenbraue ergänzt“1793. S. Wood hat diesen Eindruck bestätigt1794.
Kat. 23. Gordian III. Paris, Louvre MA 1063 Inv. MR 513. Halbkörperbüste, Marmor; H 0,77 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 131f. Nr. 1; Delbrück 1914, 7 Nr. 30; von Heintze 1955, 181; Maj 1958, 151f. Nr. 152; Vermeule 1959, 71 Nr. 307; Bracker 1964, 92f.; Fittschen 1969, 200 Nr. 10; 206; Wegner 1976, 122; Wegner u. a. 1979, 26; Wood 1979, 193 Nr. 30; Bergmann 1977, 38; Wood 1986, 130 Nr. 4; Kleiner 1992b, 367f.; de Kersauson – Pasquier 1996, 456f. Nr. 213 mit Abb. und ausf. Lit.; La Rocca u. a. 2015, 352f. Nr. I.37 (Beitrag F. Licordari). 1792 Zu d. Phasenporträts Gordians III. hier S. 159 mit Lit. 1793 In Wegner u. a. 1979, 25. 1794 Wood 1979, 191 Nr. 20.
Am Kopf sind die Nasenspitze und Teile der Ohren ergänzt, an der Büste die Finger der linken Hand sowie Teile des Paludamentums mit Fibelknopf. Der rechte Unterarm war einst mit einer Ergänzung versehen, die mittlerweile wieder abgenommen worden ist. Das Gesicht wurde nachträglich geglättet1795. Mit seiner charakteristisch geschwungenen Haarkontur, der überstehenden Oberlippe sowie den zusammengezogenen Augenbrauen lässt sich das Bildnis ohne Zweifel auf Gordian III. beziehen. Die Frisur ist in echter A-penna-Technik ausgeführt1796; über der Stirn sind die Haare nach rechts gestrichen und bilden oberhalb der Schläfe ein schräg nach unten weisendes Strähnenbündel, das sich von der restlichen Haarkontur absetzt. Dieses Detail findet sich an mehreren Porträts des Kaisers wieder. Da der Dargestellte weder über verlängertes Kotelettenhaar noch über einen Oberlippenbart verfügt, muss dieses Phasenporträt noch vor 242 n. Chr. entstanden sein. Eine allzu frühe Datierung (etwa vor der Erhebung zum Augustus) scheidet jedoch aufgrund der jugendlichen Physiognomie aus. Die zwischen den Augenbrauen liegenden Steilfalten sind wie üblich als attributive Autoritätschiffren eines noch jungen Herrschers zu verstehen. In kunsthistorischer Hinsicht ist das Porträt insofern bemerkenswert, dass es sich um die einzige bekannte Halbkörperbüste eines Soldatenkaisers handelt1797. 1795 J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 26 gibt außerdem an, dass die „Mundspalte nachträglich (…) aufgebohrt“ sei. 1796 Für die Bildnisse des Kaisers ist dies ein einmaliger Befund; dazu Fittschen 1969, 206. 1797 Zur Büste u. a. Vermeule 1959, 71 Nr. 307; Bracker 1964, 93; Bracker in Weg-
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Aus der gemeinsamen Darstellung mit Panzer und Paludamentum wurden in der Forschung bisweilen direkte Rückschlüsse auf die Umstände seiner Entstehung abgeleitet1798. Als Attribute des Herrscherporträts sind diese Bestandteile im 3. Jh. jedoch keineswegs ungewöhnlich. Von der motivischen Gestaltung der Büste lässt sich daher nicht zwangsläufig auf den historischen Rahmen seiner Dedikation (etwa im Hinblick auf die Vorbereitung des Partherfeldzuges) schließen.
Kat. 24. Gordian III. Paris, Louvre MA 2331 Kopf auf mod. Büste; Marmor; H 0,26 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 98 Nr. 28; Bracker 1964, 93–95; Fittschen 1969, 200 Nr. 11, 206; Wegner u. a. 1979, 26; Wood 1979, 191 Nr. 21; Wood 1986, 130 Nr. 11; de Kersauson – Pasquier 1996, 454f. Nr. 212 mit Abb. und ausf. Lit.
Erhalten sind der Kopf sowie fragmentierte Teile des Halses. Das Bildnis sitzt auf einer modernen Büste. Ergänzt wurden die Nasenspitze sowie Teile der Ohren. J. Bracker verstand dieses Porträt, welches sich zweifelsfrei auf Gordian III. beziehen lässt, als „Leitstück des Typus ner 1976, 122; zur Frage, ob die Büste aus einer Statue ausgeschnitten wurde Kleiner 1992b, 367f.; für eine Rückansicht der Büste siehe Fejfer 2008, 261 Abb. 186. 1798 Etwa Bracker 1964, 93, der „das ganze Denkmal auf die glänzenden Kriegsvorbereitungen zum Perserfeldzuge beziehen“ will; vgl. noch Kleiner 1992b, 367f., der das Bildnis mit dem Aufstieg d. Timesitheus in Zusammenhang bringt.
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III“1799. Die Zuweisung an den jungen Kaiser ergibt sich vor allem aus der noch kindlichen Physiognomie, dem Verlauf der Haarkontur mit ihren nach rechts gestrichenen Strähnen im Stirnbereich, den zusammengewachsenen Augenbrauen sowie der charakteristischen Bildung von Lippen und Mundwinkel. Ein für diese und einige weitere Repliken zu konstatierendes Detail besteht in einer Reihe von Strähnenspitzen, die oberhalb des rechten Augenlides nach unten weisen. Wie üblich besitzt auch diese Wiederholung zwei Steilfurchen über der Nasenwurzel. Ihre Datierung muss wegen des noch fehlenden Oberlippenflaums bzw. des noch unverlängerten Schläfenhaares in die Zeit vor 242 n. Chr. fallen.
Kat. 25. Gordian III. Petworth House, White and Gold Room Nr. 79 (1779/80: 4th Room); Slg. Leconfield. Kopf aus moderner Büste, Marmor H (Kinn – Scheitel) 0,21 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 133 Nr. 13; 135; von Heintze 1955, 183; Maj 1958, 159 Nr. 171; Bracker 1964, 83; Fittschen 1969, 200f. Nr. 6; 206; Wegner u. a. 1979, 26; Hausmann 1981, 386; Fittschen – Zanker 1985, 128 Anm. 3 zu Kat. 107; Raeder 2000, 153– 155 Kat. 51 mit Abb.
Ergänzt sind die Nasenspitze sowie Teile beider Ohren. Das Bildnis wurde nicht nur einer Reinigung mit Säure unterzogen, sondern auch „mit weißer Farbe überstrichen“1800. Der zwischenzeitliche Verdacht einer Fälschung ist klar zurückzuweisen1801. Die Zuweisung an Gordian III. kann aufgrund folgender Merkmale 1799 Bracker in Wegner u. a. 1979, 26. 1800 Raeder 2000, 153 zu Kat. 51.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse
als sicher gelten: der Kopf besitzt die für ihn charakteristische Profillinie mit leicht gewölbter Stirn und überstehender Oberlippe, die scharf konturierten inneren Orbitalbögen, die S-förmig verlaufende Schläfenhaarkontur, die nach rechts gestrichenen Strähnenspitzen über der Stirn sowie zwei attributive Steilfalten im Bereich der Glabella. Da sich weder verlängerte Koteletten, noch Bartwuchs abzeichnen und die Physiognomie im Wesentlichen noch sehr jugendlich ausfällt, dürfte das Bildnis zwischen 238 und 241 n. Chr. entstanden sein1802.
Kat. 26. Gordian III. Rom, Museo Capitolino, Stanza d. Imp. 53 Inv. 490. Kopf auf nicht zugehöriger Büste, Marmor H (Kinn – Scheitel) 0,215 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 133; Maj 1958, 150 Nr. 150; von Heintze 1955, 181f.; Bracker 1964, 96–98; Fittschen 1969, 200 Nr. 12, 206, 210; Wegner u. a. 1979, 26); Wood 1979, 192 Nr. 24; Fittschen – Zanker 1985, 127f. Kat. 107 mit Taf. und ausf. Lit.; Wood 1986, 130 Nr. 14.
Die Gestaltung der ursprünglich nicht zugehörigen Büste weist auf eine Entstehung in flavisch-traianischer Zeit1803. Die Nase ist bestoßen. Restauratorische Flikken befinden sich im Bereich der Ohren sowie auf der linken Stirnseite. Die Oberfläche wurde einer starken Reinigung unterzogen. Im Gesicht sind Anzei1801 Dazu u. a. Fittschen 1969, 206; Raeder 2000, 154 zu Kat. 51 m. Lit.-Angaben. 1802 So zuletzt auch Raeder 2000, 154 zu Kat. 51. 1803 Dazu Fittschen – Zanker 1985, 128 zu Kat. 107 mit Anm. 8.
chen einer neuzeitlichen Überarbeitung erkennbar1804. Der Dargestellte lässt sich anhand zahlreicher Merkmale als Gordian III. identifizieren. Hierzu gehören der ausladende Hinterkopf, die überstehende Oberlippe, die steil ansteigende Stirn mit Steilfalten, die Gestaltung der Brauenbögen sowie der charakteristische Schwung der Schläfenhaarkontur. Der noch relativ kindlich skizzierte Kaiser verfügt weder über Gesichtsflaum noch über verlängerte Koteletten. Ob der Kopf wegen der nicht ganz ausgeführten A-penna-Schuppen tatsächlich keiner „letzten Bearbeitung“ unterzogen worden ist1805, lässt sich nicht abschließend entscheiden. Das Porträt muss wegen seiner insgesamt noch sehr puerilen Formgebung am ehesten kurz nach der Erhebung zum Augustus entstanden sein1806.
Kat. 27. Gordian III. Rom, Museo delle Terme Inv. 4178. Kopf, Marmor; Kopfhöhe 0,21 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 156f. Nr. 164; Bracker 1964, 103f.; Fittschen 1969, 200 Nr. 17, 206 mit Abb.; Wegner u. a. 1979, 27; Wood 1979, 190 Nr. 15; Wood 1986, 129 Nr. 5.
Das Bildnis stammt aus dem Haus der Vestalinnen auf dem stadtrömischen Forum. Nase, Kinn und rechte Augenbraue sind ergänzt. Der Kopf ist an mehreren Stellen bestoßen oder verkratzt. Profillinie, Schädelform, Haarkontur, Brauen1804 Fittschen – Zanker 1985, 127 zu Kat. 107; zur Büste dort S. 128. 1805 Fittschen – Zanker 1985, 128 m. Anm. 7; zur Haargestaltung auch Fittschen 1969, 206. 1806 Fittschen – Zanker 1985, 128 zu Kat. 107.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse kontraktion sowie die charakteristische Mundbildung weisen den Dargestellten ohne Zweifel als Gordian III. aus. Das ansonsten völlig bartlose Porträt besitzt eine noch insgesamt kindliche Physiognomie sowie verlängertes Schläfenhaar, das etwa bis auf Höhe des Tragus reicht. Aufgrund der genannten Merkmale lässt sich die Replik in die Zeit zwischen 238 und 242 n. Chr. datieren.
Kat. 28. Gordian III. Rom, Museo delle Terme Inv. 326. Kolossaler Einsatzkopf. Lit. (Auswahl): Hekler 1912, 325 zu 292; Bracker 1964, 101–103; Fittschen 1969, 200 Nr. 16; 206; Wegner u. a. 1979, 27; Wood 1979, 193 Nr. 29; Wood 1986, 37; 130 Nr. 3; Giuliano 1979, 310–312 Nr. 186 (Beitrag E. Talamo); Kleiner 1992b, 376; Sapelli 1998, 26 Nr. 7; Rieger 2004, 309 TR 34; Prusac 2011, 51; 142; Deppmeyer 2008, 405–408 Kat. 211; Fittschen – Zanker 2014, 48 Anm. 11a zu Kat. 43.
Bestoßungen finden sich an Stirn, Nase, Brauen und Oberlippe1807. Es fehlt ein großer Teil der Nase. Das Bildnis wurde zusammen mit einem umgearbeiteten, nachträglich stark idealisierten, Porträt des Severus Alexander1808 in Ostia gefun1807 Die Pickungen auf der Stirn sind wohl nicht, wie von Bracker (in Wegner 1979) vorgeschlagen, auf eine Reinigung mit starker Säure zurückzuführen. Rieger 2004, 309 Anm. 1548 hält sie stattdessen für den „Beginn einer weiteren Umarbeitung“. 1808 Zu diesem Bildnis Rieger 2004, 308f. TR 33 mit weiterer Lit.; die Umarbeitung erfolgte wohl auch unter d. Herrschaft Gordians III.; dazu Calza 1978, 66 zu Kat. 82.
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den, wo es wohl als Teil einer Statuengruppe im Tempio Rotondo aufgestellt war1809. Da sich Kat. 28 in einigen Details von den übrigen Repliken unterscheidet und die Ohren separat gearbeitet waren1810, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine antike Umarbeitung handelt. In der Erstverwendung stellte es vielleicht ebenfalls Severus Alexander dar1811. Möglicherweise ging es den Verantwortlichen bei der Umarbeitung darum, den jungen Kaiser statuarisch mit dem letzten Regenten der severischen Dynastie zu verknüpfen, der nunmehr idealisiert neben dem Bildnis Gordians III. als konsekrierter Herrscher erschien1812. Anhand epigraphischer Belege lässt sich weiterhin die Aufstellung von Bildnissen seiner Ehefrau Tranquillina, Valerians II. sowie eines weiteren, unbenennbaren Kaisers vermuten1813. Die Zuweisung des hier be1809 Ausf. zum Tempio Rotondo und den von dort stammenden Funden Rieger 2004, 308f. TR 33: 173–214; 301–312 (Katalog). 1810 Zu diesem Phänomen als grundsätzliches Indiz einer Umarbeitung Fittschen – Zanker 2014, 47 zu Kat. 43 m. Anm. 11. 1811 Dafür kürzlich noch Prusac 2011, 51; 142; auch Deppmeyer 2008, 405–408 Kat. 211; Rieger 2004, 309, TR 34 hält die Frage nach dem Ursprungsbildnis für nicht abschließend geklärt. 1812 Abschließende Sicherheit ist hier jedoch nicht gegeben, weil unklar bleibt, ob das Porträt des Severus Alexander in der Zweitverwendung nicht doch eine idealisierte Gottheit darstellte; für eine Umarbeitung in ein Bildnis des Mars spricht sich bspw. Rieger 2004, 308f. TR 33 aus. 1813 Möglicherweise handelte es sich dabei um Valerian I.; zur Gruppe mit Belegen kürzlich Deppmeyer 2008, 405– 408 Kat. 211.
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sprochenen Kolossalkopfes an Gordian III. ergibt sich indessen unzweifelhaft aus folgenden Merkmalen: die Schläfenhaarkontur verläuft scharf geschwungen und S-förmig; oberhalb der Stirn weisen die Strähnenspitzen nach rechts; der Dargestellte verfügt über attributive Autoritätschiffren, darunter die für den jungen Kaiser typischen Steilfalten sowie ein markantes Kinngrübchen. Das verlängerte Kotelettenhaar sowie der ausgeprägte Oberlippenbart weisen auf eine relativ späte Entstehung, d. h. nach 242 n. Chr., hin.
Kat. 29. Gordian III. Rom, Museo Nuovo Capitolino, Sala I. Inv. 479. Kopf auf Büste, Marmor H (Kinn – Scheitel) 0,205 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 157f. Nr. 166; Fittschen 1969, 200 Nr. 13, 206; Wegner u. a. 1979, 26f.; Wood 1979, 191 Nr. 22; Fittschen – Zanker 1985, 129f. Kat. 109 mit Taf. und ausf. Lit.; Wood 1986, 130 Nr. 12.
Ergänzt sind die Nase, Teile der Ohren und ein Flicken der rechten Wangenpartie. An mehreren Stellen finden sich kleinere Bestoßungen, v. a. an Lippen, Brauen, Wangen, Stirn und Kinn. Ob die Büste mit Panzer und Paludamentum bereits ursprünglich dazugehörte, lässt sich nicht sicher bestimmen1814. Die Benennung des Dargestellten als Gordian III. ergibt sich aus folgenden Merkmalen: Schädelform mit ausladendem Hinterkopf und leicht gewölbter Stirn, Bildung von Brauenund Mundpartie, attributive Steilfurchen sowie der Verlauf des Schläfenhaares. 1814 Dazu Fittschen – Zanker 1985, 130 zu Kat. 109.
Ein deutlicher Unterschied zu den übrigen Repliken besteht in der Behandlung der plastisch ausgebildeten Strähnenspitzen, deren Strichführung von einer 'wirbelartigen Welle' über dem mittleren Stirnbereich ausgeht (vgl. Kat. 25) 1815. Die gelängte Form des Kopfes, die nicht mehr als kindlich zu bezeichnende Physiognomie, das fast bis auf Höhe des Unterkiefers reichende Schläfenhaar sowie der deutlich wiedergegebene Oberlippenflaum weisen darauf hin, dass das Bildnis erst nach 242 n. Chr. entstanden ist und wahrscheinlich zu den spätesten Porträts des Kaisers zählt.
Kat. 30. Gordian III. Rom, Museo Torlonia 606. Kopf auf mod. Büste, Marmor; H 0,22 m. Lit. (Auswahl): Visconti 1885, 409 Nr. 606 mit Abb.; Bernoulli 1894, 132 Nr. 7; Maj 1958, 158 Nr. 167; Bracker 1964, 107; Fittschen 1969, 206; Wegner u. a. 1979, 27; Wood 1979, 190 Nr. 17; Wood 1986, 129 Nr. 7.
Ergänzt sind Ohrmuscheln, Nase und Unterlippe sowie Teile der Frisur1816. Das Bildnis wurde wohl einer nachträglichen Politur unterzogen. Bei der Büste mit Schwertgehänge handelt es sich um eine moderne Zutat. Wie alle Porträts der Sammlung Torlonia lässt sich auch dieses keiner Autopsie unterziehen. Die alte Beschriftung als Valerianus iunior ist mit 1815 Dazu Fittschen – Zanker 1985, 129 zu Kat. 109. Diese Eigenheit ist am ehesten mit den Bedingungen einer „Typus-Neuauflage“ im Rahmen des gordianischen Phasenporträts zu erklären (dort S. 130). 1816 Nach J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 27.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Sicherheit falsch. Die physiognomischen Einzelformeln, die scharf geschnittenen (polierten) Brauenbögen sowie die attributiven Steilfalten lassen stattdessen Gemeinsamkeiten mit der Ikonographie Gordians III. erkennen. Auf der rechten Stirnseite verfügt die Haarkontur über plastisch ausgeführte Strähnenspitzen, die (soweit anhand d. alten Publikationsfotos nachzuvollziehen) von der Mitte ausgehend nach rechts gestrichen sind. Ob die Frisur an dieser Stelle wie im Falle von Kat. 29 eine wirbelartige Welle besaß, lässt sich nicht ohne autoptische Untersuchung bestimmen. J. Bracker erklärt das Porträt zu einem der frühesten Bildnisse des Kaisers und ordnet es dem von ihm postulierten ersten Typus zu1817. In Anbetracht der gestreckten Schädelform sowie der gelängten Einzelmerkmale muss es sich jedoch nicht unbedingt um ein Bildnis Gordians als Caesar handeln. S. Wood fasst den zeitlichen Rahmen des von ihr bestimmten ersten Typus etwas weiter, also zwischen 238 und 241 n. Chr.1818. An eine spätere Entstehung ist wegen der fehlenden Altersmerkmale (v. a. verlängertes Schläfenhaar u. Oberlippenflaum) nicht zu denken.
Kat. 31. Gordian III. Rom, Museo Torlonia 620. Kopf auf moderner Büste, Marmor H 0,24 m. Lit. (Auswahl): Visconti 1885, Taf. 161; Bernoulli 1894, 132 Nr. 8; Bracker 1964, 106; Fittschen 1969, 206; Wegner u. a. 1979, 27f.; Wood 1979, 191 Nr. 18; Wood 1986, 129 Nr. 8. 1817 Bracker 1964, 107; Bracker Wegner u. a. 1979, 27. 1818 Wood 1986, 129 Nr. 7.
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Das Bildnis ruht auf einer modernen Büste. Die Nasenspitze wurde ergänzt. Es handelt sich unzweifelhaft um ein Porträt Gordians III., welches über die für ihn charakteristische Behandlung von Stirn- und Schläfenhaar, die kontrahierten Brauen, die eigentümliche Mundbildung sowie attributiv auferlegte Vertikalund Horizontalfurchen im Stirnbereich verfügt. Die Kopfform ist insgesamt noch relativ rund, die Einzelformen wirken eher kindlich als adoleszent. Soweit die alten Publikationsfotos erkennen lassen, verfügt Gordian jedoch bereits über verlängertes Schläfenhaar, was auf eine nicht allzu frühe Entstehung des Porträts zwischen 238 und 241 n. Chr. hinweisen mag1819.
Kat. 32. Gordian III. Rom, Museo Vaticano Sala dei Busti 367 Inv. 618. Kopf auf mod. Büste, Marmor; H 0,53 m1820. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 152 Nr. 153; von Heintze 1955, 181; von Heintze 1959, 176 Nr. 9; 179; Bracker 1964, 111–113; Fittschen 1969, 200 Nr. 20; Wegner u. a. 1979, 28, 48, 128 mit Taf. und älterer Lit.; Wood 1979, 192f. Nr. 28; Wood 1986, 130 Nr. 2.
Der Kopf ist insgesamt gut erhalten. Ergänzungen finden sich lediglich im Bereich der Ohrmuscheln, deren Randstücke erneuert wurden. Das Bildnis sitzt auf einer modernen Büste. Die Identifi1819 Die durch J. Brackers Zuweisung an Typ II implizierte Datierung weist in die richtige Richtung, ist aber zu eng gefasst; vgl. Wood 1986, 129 (Typ I, 238–241 n. Chr.). 1820 lt. Bracker 1964 und Wood 1979 beträgt die Gesamthöhe 0,75 m.
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kation mit Gordian III. leitet sich v. a. aus der Bildung von Brauen, Mund und Profillinie, sowie der für ihn charakteristischen Schläfen- und Stirnhaarkontur ab, deren Strähnenspitzen wie üblich nach rechts gestrichen sind. Von der Mitte geht ein wellenförmiger Wirbel aus1821. Die Physiognomie des Kaisers lässt kaum noch die weichen, abgerundeten Züge eines Kindes erkennen. J. Bracker ordnet das Porträt entsprechend dem letzten, sog. fünften Typus zu1822. Auch S. Wood verortet das Bildnis im Rahmen des von ihr definierten adolescent type1823. Der fehlende Bartwuchs stellt nicht zwangsläufig ein Gegenargument für diese späte Datierung dar: verlängertes Schläfenhaar und Oberlippenflaum sind zwar durchaus als charakteristische, jedoch nicht unbedingt als verbindliche Merkmale der nach 242 n. Chr. entstandenen (Münz-)Bildnisse zu verstehen. Darüber hinaus lässt sich die Profillinie des Vatikanischen Kopfes gut mit bestimmten Münzen aus der Endphase der gordianischen Herrschaft vergleichen1824. In der Summe deuten diese Indizien darauf hin, dass das Bildnis wirklich erst nach 241 n. Chr. entstanden ist.
Kat. 33. Gordian III. Rom, Museo Vaticano, Chiaramonti Nr. 699 Inv. 1232. Kopf auf mod. Büste, Marmor; H 0,30 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 132 Nr. 4; Maj 1958, 151 Nr. 151; Bracker 1964, 115f.; Fittschen 1969, 200 Nr. 21, 206; Wegner u. a. 1821 Deutlicher ausgeprägt ist dieses Merkmal etwa im Falle von Kat. 29. 1822 Bracker in Wegner u. a. 1979, 28. 1823 Wood 1986, 130 Nr. 2 („Type 2“). 1824 Bspw. Delbrück 1940, Taf. 5, 40.
1979, 28, 72 mit Taf. und älterer Lit.; Wood 1979, 190 Nr. 14; Wood 1986, 129 Nr. 4; Andreae 1995, 95 mit Taf.
Größere Bestoßungen finden sich am Kinn, am Mund sowie am linken Auge mitsamt Orbitalbogen und Lidpartie. Nase und Teile der Ohrmuscheln sind ergänzt. Der Büstenabschnitt ist modern. Die Zuweisung an Gordian III. ergibt sich aus der Summe der typenverbindlichen Merkmale. Hierzu gehören bes. die Kontur von Stirn- und Schläfenhaar, die Bildung des Mundes mit überhängender Oberlippe, die Form des Schädels mit ausladendem Hinterkopf, die zusammengewachsenen, zur Mitte kontrahierten Augenbrauen, sowie die attributiven Steilfurchen im Bereich der Glabella. Die Stirnhaarkontur besitzt auf der rechten Seite oberhalb des äußeren Augenwinkels das für einige Bildnisse übliche Detail der nach unten weisenden Strähnenspitzen. Die gestreckte Physiognomie mit ihren gereiften Zügen lässt am ehesten an eine späte Datierung im Zeitraum von 238 bis 241 n. Chr. denken. Da weder ein Oberlippenbart noch verlängertes Schläfenhaar zu erkennen ist, scheidet eine spätere Datierung im Rahmen der gordianischen Phasenporträts (d. h. nach 241 n. Chr.) aus1825.
Kat. 34. Gordian III. Rom, Palazzo dei Conservatori, Sala degli Orti Mecenaziani, Inv. 995. Büste, Marmor; H (Kinn – Scheitel) 0,23 m. 1825 Die zeitliche Einordnung J. Brackers in Wegner u. a. 1979, 28, der Bildnis dem von ihm aufgestellten Typ III anschließt, weist wohl in die richtige Richtung.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Lit. (Auswahl): Maj 1958, 157 Nr. 165; Bracker 1964, 98; Fittschen 1969, 200 Nr. 14, 206; Wegner u. a. 1979, 26; Wood 1979, 189 Nr. 11; Fittschen – Zanker 1985, 128f. Kat. 108 mit Taf. und ausf. Lit.; Wood 1986, 129 Nr. 1.
Das Bildnis wurde 1874 auf dem Esquilin gefunden1826. Kinn und Oberlippe sind bestoßen, ebenso beide Ohren. Es fehlt ein Teil der Nasenspitze, der zwischenzeitlich ergänzt war. Die gereinigte Oberfläche ist von Wurzelfasern bedeckt. Schädelform, Profillinie, Lippenbildung und Haarkontur weisen den Dargestellten eindeutig als Gordian III. aus. Als weitere typische Kennzeichen sind die im Bereich der Glabella liegenden Steilfalten sowie das attributiv wiedergegebene Kinngrübchen zu verstehen. Die Brauen verfügen zur Mitte hin jeweils über einen scharfen Bogenschnitt sowie eine „wulstige Verdickung“ im äußeren Orbitalbereich. In derart deutlicher Ausprägung ist dieses Motiv an keinem anderen Bildnis des jungen Kaisers zu fassen 1827. J. Bracker hat die Replik als caesarisches Porträt und damit als eine der frühesten bekannten Wiederholungen gedeutet1828. K. Fittschen datiert die Entstehung hinge1826 Dazu Visconti, BullCom 2, 1874, 250 Nr. 21 (non vidi). 1827 Fittschen – Zanker 1985, 129 Kat. 108 mit Anm. 3; auf einigen anderen Porträts tritt dieses Motiv ebenfalls deutlich, jedoch nicht derart markant, hervor; der im Gegensatz zur Kindlichkeit des Dargestellten stehende, angespannte Gesichtsausdruck wird auf diese Weise noch übersteigert; vgl. etwa hier Kat. 39. 1828 Bspw. J. Bracker in Wegner u. a. 1979, 26, der das Bildnis dem von ihm postulierten Typus I zuordnet, in welchem der Prinz noch als Caesar dargestellt worden ist.
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gen in die Zeit kurz nach der Erhebung des Kaisers zum Augustus, also zwischen 238 und 241 n. Chr. 1829. Eine genauere Datierung ist nach Ansicht des Verfassers nicht möglich, weil aus positivistischer Sicht nicht wirklich trennscharf zwischen der Ikonographie der Caesarprägungen sowie der frühen Augustusmünzen unterschieden werden kann.
Kat. 35. Gordian III. Rom, Privatbesitz (Slg. Latini – Rossini?). Kopf; Marmor; H 0,21 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 153 Nr. 155; Bracker 1964, 100f.; Wood 1979, 192 Nr. 23; Wegner u. a. 1979, 28; Fittschen 1969, 206; Wood 1986, 130 Nr. 13.
Da sich das Bildnis (noch immer?) im Besitz einer der Öffentlichkeit unzugänglichen Sammlung befindet und nach Kenntnis des Verfassers bisher keine Fotografien publiziert worden sind, lässt sich die Zuweisung des Porträts an Gordian III. hier nicht überprüfen. Der Kopf sei dennoch der Vollständigkeit halber an dieser Stelle aufgeführt.
Kat. 36. Gordian III. Rom, Villa Albani, Gall. dei nobili, Inv. 1023. Kopf auf neuzeitlicher Alabasterbüste H (Kopf) 0,23 m. 1829 Fittschen – Zanker 1985, 129 Kat. 108; dabei argumentiert er u. a. damit, dass die überhängende Lippenstellung in der hier vorliegenden Form noch nicht auf den Caesar-Prägungen des Jahres 238 n. Chr. zu finden sei. Ein leichter Überhang ist jedoch bereits auf einigen der frühesten Münzen zu erkennen (z. B. Taf. IV 3).
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Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 132 Nr. 5; Maj 1958, 153 Nr. 156; Bracker 1964, 116f.; Fittschen 1969, 200 Nr. 23, 206, 209 mit Abb.; Wegner u. a. 1979, 28; Wood 1979, 189 Nr. 12; Wood 1986, 129 Nr. 2; Bol 1989, 441f. Nr. 139 (Breitag M. Bergmann) mit weiterer Lit.
Es finden sich Ergänzungen an Nase und Ohren, am unteren Teil des Halses sowie am Philtrum. Das Haar ist tlw. versintert. Die Gesichtsoberfläche wurde nachträglich mit Säure gereinigt. Das Bildnis zeigt einen Heranwachsenden mit breitem Gesicht, das sich nach unten hin deutlich verjüngt. Für Gordian III. sprechen besonders die Steilfalten zwischen den Brauenbögen, die Haarkontur, die leicht überstehende Oberlippe, sowie der Verlauf der Profillinie. Das Bildnis verfügt zudem über ein markantes Kinngrübchen. Die Entstehung der Replik dürfte in die frühe Phase, also zwischen 238 und 241, gefallen sein.
Kat. 37. Gordian III. Rom, Villa Albani, ehem. Tempel der ephesischen Artemis, Inv. 427. Kopf auf nicht zug. Togastatue, Marmor. H (ab Kinn) 15,5 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 154 Nr. 158; Bracker 1964, 115f.; Fittschen 1969, 200 Nr. 22, 206; Wegner u. a. 1979, 28; Wood 1979, 190 Nr. 16; Wood 1986, 129 Nr. 6; Bol 1992, 314– 316 Kat. 370 (Beitrag R. Bol) mit Taf. und weiterer Lit.
Ergänzt sind die Ohrränder, die Nasenspitze und ein Flicken des Kinns. Das Porträt besitzt die für Gordian III. charakteristischen Merkmale; darunter der ausladende Hinterkopf, die kontrahierten Brauenbögen, die attributiven Steilfalten sowie die nach rechts gestrichenen Sträh-
nenspitzen im Stirnbereich. Über dem rechten äußeren Augenwinkel weisen einige Spitzen nach unten. Es lassen sich weder verlängertes Kotelettenhaar, noch Flaum oder Bartwuchs erkennen. Die Physiognomie ist nicht mehr ganz pueril; unter der Haut zeichnet sich ein markantes Knochengerüst ab. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das Porträt noch vor 242 n. Chr., sicherlich jedoch nach der Erhebung zum Augustus, entstanden.
Kat. 38. Gordian III. Sofia, National Archaeological Museum Inv. 1497. Bronzekopf; H 0,37 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 155f. Nr. 162; Bracker 1964, 1167; Fittschen 1969, 200 Nr. 24, 206; Andreae 1973, Nr. 124; Ognenova-Marinova 1975, 167; Wegner u. a. 1979, 28f.; Vasilev 1988, pass.; Lahusen – Formigli 2001, 304–306 Nr. 189 mit Abb. und ausf. Lit.; Varner 2004, 204.
Das Bildnis stammt aus dem Flussbett des Jantra und wurde 1897 gefunden. Der Bronzekopf ist durch einen Bruch am Hals von seinem ehemaligen Körper getrennt. Es fehlen die Nasenspitze sowie ein Teil der deformierten Rückseite. Die Ohren wurden anscheinend intentionell entfernt. Anhand seiner ikonographischen Details lässt sich das Bildnis unzweifelhaft als Replik des Gordian-Porträts identifizieren. Hierzu gehören insb. die Kontur des Schläfenhaares, die Profillinie mit leicht vorgeschobener Oberlippe, die attributive Steilfalte zwischen den Augenbrauen sowie das markante Kinngrübchen. J. Bracker hat das Bildnis einem der späten, nach 241 n. Chr. ent-
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Katalog der rundplastischen Bildnisse standenen, Typen zugeordnet1830. V. P. Vasilev, möchte in den Zügen hingegen einen etwa 14 bis 15jährigen erkennen und bringt zwei Statuenbasen aus Nicopolis ad Istrum mit der Replik in Zusammenhang, um seine Annahme epigraphisch zu stützen: Die Inschriftenträger datieren auf 239/240 n. Chr., womit sie in die Zeit der noch relativ puerilen Augustusmünzen fallen1831. Dieser Argumentation sind wiederum G. Lahusen und E. Formigli gefolgt, welche die Bartlosigkeit des Dargestellten als Indiz für eine frühe Entstehung anführen. Dem ist entgegenzuhalten, dass Bartflaum und Koteletten nicht unbedingt als verbindliche Merkmale der späteren Gordianprägungen zu verstehen sind. Auch birgt die Herangehensweise, ein plastisches Bildnis mit einer an anderer Stelle aufgefundenen Basis zu verknüpfen, ein nicht berechenbares methodisches Risiko. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass die gattungsspezifischen Abweichungen zwischen Marmor- und Bronzebildnissen nur in einem begrenzten Rahmen erlauben, physiognomische Vergleiche zur Unterscheidung von Phasenporträts zu ziehen. Aus diesen Gründen scheint eine genauere Datierung unmöglich. Die säuberliche Entfernung der Ohren spricht für eine intentionelle Beschädigung. E. Varner versteht die Spuren entsprechend als Indizien für eine spontane, regional erfolgte Damnierung nach 1830 Bracker in Wegner u. a. 1979, 28f. 1831 Vasilev 1988, 544–546; Die Inschriften lassen sich durch die Konsulatsangabe auf 239–240 n. Chr. datieren. Basen: G. Mihailov, IGB, 1958, Nr. 641f.; für Nicopolis ad Istrum als Herstellungsort des Kopfes bereits OgnenovaMarinova 1975, 167.
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dem Tode des Kaisers1832. Solche 'Kurzschlussreaktionen' sind im fortgeschrittenen 3. Jh. nicht ungewöhnlich und lassen sich sowohl epigraphisch als auch anhand plastischer Funde erweisen (vgl. Kat. 12).
Kat. 39. Gordian III. Turin, Museo di Antichità, abgesch. Raum 2(2) 81. Kopf, Marmor. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 132 Nr. 11; Bracker 1964, 122; Fittschen 1969, 200 Nr. 25 mit Abb.; 206; Wegner u. a. 1979, 29 mit weiterer Lit.; Wood 1979, 192 Nr. 25; Wood 1986, 130 Nr. 15.
Ergänzt sind die Nase sowie Teile beider Lippen und Ohren. Die Identifikation des Dargestellten ergibt sich v. a. aus der Schädelform mit ihrem ausladenden Hinterkopf, den nach Innen scharf geschnittenen, kontrahierten Brauen, sowie dem Verlauf der Haarkontur. Gordian III. ist hier wie üblich mit zwei attributiven Steilfalten dargestellt. Das Schläfenhaar reicht bereits etwa bis auf Höhe des Tragus. Mit aller Wahrscheinlichkeit ist die Replik zwischen der Erhebung des Kaisers zum Augustus und den Ikonographischen Veränderungen um 242 n. Chr. entstanden1833.
Kat. 40. Philippus Arabs Variante I Rom, Museo Vaticano, Braccio Nuovo 124 Inv. 2216. 1832 Varner 2004, 204. 1833 Entsprechend weist J. Bracker (in Wegner u. a. 1979, 29) das Bildnis dem von ihm aufgestellten Typ III zu; vgl. Wood 1986, 130: Typ I.
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Kopf, ungebrochen auf Büste, Marmor. H (ohne Büstenfuß) 0,71 m. Lit. (Auswahl): Guattani 1974, pass. (urspr. 1784); Bernoulli 1894, 141 Nr. 1; Hekler 1912, 325 zu S. 293; Delbrück 1914, 7 Nr. 31; L'Orange 1933, 3 Anm. 3; Maj 1958, 170f. Nr. 193; Andreae 1973, Nr. 125; Fittschen 1975, 139; Wegner 1976, 106; 107; Bergmann 1977, 34f.; Fittschen 1977a, 93f. Anm. 3a; Kiang 1978, pass.; Wegner u. a. 1979, 40 (Beitrag W. Real) mit Abb.; Wood 1979, 204 Nr. 39; Wood 1982; Stutzinger 1983, 390f. Kat. 10; Wood 1986, 132 Nr. 1; Neudecker 1988, 239 Kat. 69.9; Balty 1990, 5f.; Kleiner 1992b, 368; Ensoli – La Rocca 2000, 537f. Kat. 180; Varner 2004, 205f.; La Rocca u. a. 2015, 353 Nr. I.38 (Beitrag C. Valeri).
Das Bildnis wurde in den späten 1780er Jahren bei Grabungsarbeiten im Bereich einer römischen Villa bei Tor Paterno gefunden1834. Es handelt sich nicht, wie von D. Kiang vermutet, um ein neuzeitliches Werk, sondern um ein antikes Original1835. Büste und Kopf sind ungebrochen; der Dargestellte trägt eine toga contabulata. Die realistische Wirkung des Porträts resultiert nicht allein aus seiner hohen Plastizität, sondern auch aus der asymmetrischen Stellung einzelner Gesichtszüge. So verlaufen die radial angeordneten Stirn- und Nasolialfalten auf beiden Hälften des Kopfes jeweils verschieden und verleihen der Oberfläche so 1834 Zur Villa und ihrer statuarischen Ausstattung Neudecker 1988, 237–240 Kat. 69. 1835 Kiang 1978, 84; dagegen ausf. Wood 1982, pass.; tatsächlich handelt es sich bei der von Kiang ebenfalls besprochenen New Yorker Büste, welche die Physiognomie des vatikanischen Kopfes bis ins Detail kopiert, um eine neuzeitliche Fälschung; dazu Fittschen 1977a, 95f.; siehe auch hier Anm. 922.
einen bewegten Eindruck. Das Bildnis besitzt viele Merkmale, die auch auf den Münzen des Philippus Arabs wiederzufinden sind. Hierzu gehören v. a. die Profillinie mit ihrer markanten Glabella, der Verlauf der geschwungenen Haarkontur ohne davor zurückspringende Geheimratsecken, die Rahmung des bis auf den Hals reichenden Bartes sowie die eng anliegende Haarkappe. Unterhalb des linksseitigen Stirnhaares besitzt der Kaiser eine kleine Narbe. Dabei kann es sich nur um ein intentionell beigegebenes Attribut und nicht etwa um eine Beschädigung der Gesteinsoberfläche handeln, weil auch die getreue Replik Kat. 41 über dieses Merkmal verfügt.
Kat. 41. Philippus Arabs Variante I St. Petersburg, Eremitage Inv. A 31. Kopf, ungebrochen auf Büste, Marmor H (Kopf) 0,27 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 142 Nr. 10; L'Orange 1933, 3 Anm. 3; Maj 1958, 171 Nr. 194; Vostchinina 1974, 184 Kat. 66 mit Taf.; Gorbunova – Saverkina 1975, Nr. 122; Wegner 1976, 106; 107; Bergmann 1977, 34f.; Fittschen 1977a, 93f. Anm. 3b; Wegner u. a. 1979, 36 (Beitrag W. Real); Wood 1979, 205 Nr. 41; Wood 1986, 132 Nr. 2; Balty 1990, 6; Varner 2004, 205f.
Das Bildnis wurde 1764 im Bereich der Villa der Quintilier an der Via Appia gefunden. Die Büste ist tlw. ergänzt. Am Kopf finden sich Ergänzungen von Ohren und Nase. Der Dargestellte trägt eine toga contabulata. Die Porträts in St. Petersburg und im Vatikan (Kat. 40) zeichnen sich durch detaillierte Replikentreue aus. Ikonographisch gelten daher im Wesent-
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Katalog der rundplastischen Bildnisse lichen die bereits für Kat. 40 beschriebenen Merkmale. Hierzu gehört auch die intentionell beigegebene Narbe unterhalb des linksseitigen Stirnhaares.
Kat. 42 Philippus Arabs Variante II Šahbā, Museum. Kopffragmente mit Eichenlaubkranz u. Zentraljuwel; Marmor; H 0,335 m. Lit. (Auswahl): Balty 1990; Freyberger 1992, 304–309 mit Taf.; Institut du monde arabe 1993, 318 Kat. 269 (Beitrag H. Hatoum); Freyberger 1999, 267f.; Skupińska-Løvset 1999, 108–111; Hatoum 2000, 139; Körner 2002, 218; Bru 2006, 386–389; Kissel 2006, Abb. S. 71; Deppmeyer 2008, 417f. Kat. 220; Weiß 2008, 31; LSA-2312 (J. Lenaghan).
Die Fragmente wurden 1974 in der Thermenanlage des syrischen Philippopolis – angeblich zusammen mit weiteren Bruchstücken einer Statuengruppe – gefunden1836. Erhalten sind der Eichenlaubkranz mit Zentraljuwel, die vordere Haarpartie, ein Teil des Gesichts mit Augen, Nase und Stirn sowie Teile des Bartes. Der Kopf wurde restauratorisch zusammengefügt und tlw. ergänzt 1837. Das Gesicht zeichnet sich durch eine krumme Nase mit leichtem Höcker, eine kontrahierte Glabella sowie zwei markante Stirnfurchen aus. Die im Ansatz erkenn1836 Zu den Fragmenten, die bisher nicht fotografisch publiziert sind u. a. Balty 1990, 8; Oenbrink 2006, 255; Körner 2002, 218. 1837 Dazu Freyberger 1999, 267f., der die Restaurierung als „unsachgemäß“ und den Kopf in seiner jetzigen Form als „geradezu entstellt“ bezeichnet. Am Kranz sind noch rote Farbreste mit bloßen Auge erkennbar.
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baren Nasolabial- sowie die über den Brauen liegenden Schrägfalten ergeben in ihrer Zusammensetzung ein radial angeordnetes Furchensystem. In physiognomischer Hinsicht lässt sich das Porträt insofern gut mit der Ikonographie des Philippus Arabs vergleichen. Auch die Profillinie stimmt weitgehend überein. Die Haargestaltung weicht indessen von den sicheren Stücken Kat. 40 und Kat. 41 ab: die Stirnkontur besitzt eine relativ komplexe Binnenzeichnung mit vor- und zurückspringender Ansatzlinie sowie einer Reihe alternierender Ein- und Ausbuchtungen. Ungeachtet der handwerklichen Unterschiede lässt sich diese Motivik in ihrer Anordnung gut mit der Konturlinie von Kat. 42 vergleichen. Es handelt sich damit jeweils um Wiederholungen einer Typenvariante, für die sich wiederum Entsprechungen im Spiegel der kaiserlichen Münzprägung konstatieren lassen (Abb. 1)1838. Nicht zuletzt spricht auch der Fundort des syrischen Porträts für die hier vertretene Identifikation, da sich die urbane Ausgestaltung von Philippopolis im Wesentlichen auf die Herrschaft des Kaisers beschränkte und die Aufstellung von Bildnissen der Kaiserfamilie in diesem Rahmen mehrfach belegt ist (hier Kap. 4.3.1). Eine sehr viel spätere Entstehung des Kopfes ist auch in stilistischer Hinsicht nicht vorstellbar: Die asymmetrische Stellung des nasolabialen bzw. frontalen Faltensystems sowie die in die muskuläre Kontraktion der Brauen integrierten Steilfurchen stellen typische Charakteristika der fortgeschrittenen 240er Jahre am Übergang zur Jahrhundertmitte dar. Es lässt sich daher nicht nachvollzie1838 z. B. Delbrück 1940, Taf. 7, 20; dieses Merkmal findet sich im Übrigen auch an dem von Balty 1990, 9 angeführten Athener Fragment (hier Anm. 926).
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hen, warum J. Lenaghan jüngst eine Datierung in tetrarchische Zeit vertritt und eine Entstehung vor 250 n. Chr. ausschließt1839. Im Hinblick auf seine Repräsentationsabsichten deutet K. S. Freyberger das Bildnis als kaiserliches Leistungsporträt und versteht die Gesichtszüge als Ausweis von cura imperii und cura rei publicae (vgl. dazu Kap. 5.6 a)1840.
Kat. 43 Philippus Arabs Variante II Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek Inv. 3279. Kopf, Marmor; H 0,43 m. Lit. (Auswahl): Poulsen 1974, 166f. Nr. 170; Bergmann 1977, 34; Fittschen 1977a, 93f. Anm. 3c; Wegner u. a. 1979, 35f. (Beitrag W. Real); Wood 1979, 205 Nr. 42; Bergmann 1981, 187 zu Nr. 170; Hausmann 1981, 386; Balty 1990, 7; Johansen 1995, 114 Kat. 46 mit Abb.; Ruck 2007, 288 Nr. 60; Fless u. a. 2006, 205 Nr. 554 (Beitrag F. Fless); Weiß 2008, 31.
Das Porträt ist an mehreren Stellen bestoßen. Teile der Ohren, der Brauen, der Lippen sowie der Wangen sind abgeplatzt. Es fehlen die Nase sowie ein großer Bereich über dem linken Ohr. Der Kopf gehörte wohl ursprünglich zu einer auf ca. 3 Meter Höhe zu rekonstruierenden Kolossalstatue1841 und wurde 1961 von V. Poulsen als Philippus Arabs identifiziert1842. Die Zuweisung hat sowohl
1839 J. Lenaghan (LSA-2312); ähnlich Gehn – Ward-Perkins 2016, 116. 1840 Freyberger 1992, 309; siehe auch hier S. 302. 1841 Ruck 2007, 288 Nr. 60. 1842 Noch Poulsen 1974, 166f. Nr. 170.
Befürworter1843 als auch Gegner gefunden1844. Die Entdeckung der Replik in Šahbā (Kat. 42) rückt das Kopenhagener Porträt in ein neues Licht: Da es sich jeweils um Wiederholungen handelt, die einem gemeinsamen Typus bzw. einer Typenvariante folgen, lassen sich die Abweichungen des Kopenhagener Kopfes von Kat. 40 und Kat. 41 nicht mehr als Argumente gegen die Identifikation mit Philippus Arabs anführen. Ob es sich bei der eigenständigen Reihe Šahbā/Kopenhagen um eine auf den Osten des Reiches beschränkte Ausprägung handelt1845, ist indessen kaum sicher zu bestimmen, weil Zweifel an der Provenienz von Kat. 43 bestehen.
Kat. 44 Philippus minor Castle Howard, Antique Passage Kopf mit ergänzter Büste, Marmor. H (Kinn – Scheitel) 0,207 m. Lit. (Auswahl): Bergmann 1977, 36f.; Wegner u. a. 1979, 50: 43; 44f.; Fittschen – Zanker 1985, 118 mit Anm. 6; Borg u. a. 2005, 113f. Kat. 60 mit Taf. und weiterer Lit.; Rosso 2006, 481 zu Nr. 233. 1843 Bspw. Bergmann 1977, 34; Fittschen 1977a, 93f. Anm. 3c; Wood 1979, 205 Nr. 42; Johansen 1995, 114 Kat. 46; Balty 1990, 7 („N'y aurait-il pas, des lors, deux types distincts dans l'iconographie de l'empereur, qui rendraient compte ainsi de l'ecart percu entre les repliques?“); Freyberger 1999, 267f.; Fless u. a. 2006, 205 Nr. 554 (Beitrag F. Fless); Ruck 2007, 288 Kat. 60; Weiß 2008, 31. 1844 Bspw. W. Real in Wegner u. a. 1979, 35f.; Varner 2004, 205 führt den Kopf nicht als Porträt des Kaisers auf. 1845 Freyberger 1992, 308.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Neben der Büste mit Büstenfuß sind auch ein Teil der linken Ohrmuschel sowie einige Flicken im Bereich der Orbitale ergänzt. Die rechte Ohrmuschel ist bestoßen. Der Kopf wurde einer nachträglichen Politur und einer sichtbaren Reinigung unterzogen. Die ursprünglich zugehörige Büste war mit Panzer und Paludamentum ausgestattet, wie aus dem erhaltenen Abschnitt unterhalb des Halses zu ersehen ist. Die Identifikation der Repliken Castle Howard, Ostia (Kat. 45) und Toulouse (Kat. 46) als Bildnisse des Philippus minor geht auf M. Bergmann (vgl. hier 167ff.) zurück. Zu den verbindlichen Merkmalen gehören die charakteristische Profillinie mit der für den Prinzen typischen Mundbildung sowie die Umrisslinie der eng anliegenden, kurz geschnittenen Haarkappe. Auf der linken Schädelseite ist ein weitläufiger Strähnenfächer zu erkennen. Die zur Seite gestrichenen Stirnhaare vollführen eine nach rechts hin immer deutlichere, wellenförmige Bewegung und weisen so am Übergang zur Schläfenpartie wieder nach unten1846. Die Physiognomie des Dargestellten folgt einer insgesamt noch sehr weichen, kindlichen Auffassung und lässt sich am ehesten der sog. nichtrealistischen Stilrichtung zuordnen.
Kat. 45 Philippus minor Ostia, Museum Inv. 1129. Einsatzkopf, Marmor; H 0,22 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 89 Nr. 9; Bracker 1964, 87f.; Bergmann 1977, 35; Calza 1978, 75f. Nr. 96 mit Taf.; Wegner u. a. 1979, 46 (Beitrag W. Real); Hausmann 1981, 387; Wood 1846 Für eine genauere Beschreibung der Haarkontur siehe Bergmann 1977, 36f.
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1986, 132 Nr. 2; Varner 2004, 206; La Rocca u. a. 2015, 355 Nr. I.40 (Beitrag E. Castillo).
Es fehlen die Nase und Teile der Ohren. Auf der linken Stirnseite zeichnet sich eine größere Bestoßung ab. Das Porträt stellt unzweifelhaft eine Replik der Bildnisse Kat. 44 sowie Kat. 46 dar und ist damit auf Philippus minor zu beziehen. Das deutlichste Kennzeichen besteht in der charakteristischen Frisur, deren Strähnenfächer auf der linken Schädelseite hier noch ausgeprägter vorliegt als im Falle der übrigen Wiederholungen. Weitere Übereinstimmungen bestehen in der Profillinie, in der Ausführung der Augenlider sowie in der für den Prinzen typischen Mundbildung.
Kat. 46 Philippus minor Toulouse, Museé Saint-Raymond Inv. 30128. Kopf, Marmor; H 0,24 m. Lit. (Auswahl): Fittschen 1969, 211; Andreae 1973, Nr. 126; Bergmann 1977, 36 Nr. 3 mit Taf.; Wegner u. a. 1979, 50 (Beitrag W. Real); Hausmann 1981, 386; Fittschen – Zanker 1985, 118 mit Anm. 6; Wood 1986, 132 Nr. 1; Cazes 1999, 140f.; Varner 2004, 206; Rosso 2006, 480–482 Nr. 233 mit weiterer Lit.
Es fehlen die Nasenspitze und ein Teil der linken Ohrmuschel. Die Lippen sind bestoßen. Die Zuweisung an Philippus minor ergibt sich v. a. aus der Profillinie, der charakteristischen Frisur, der kindlichen Gesamtauffassung sowie der Bildung des Mundes mit vorgeschobener Unterlippe. Im Vergleich mit den übrigen Repliken ist das Haar durch eine gröbere Binnenzeichnung stilisiert. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass das Bildnis insgesamt etwas gedrungener wirkt.
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M. Bergmann leitet aus dieser Beobachtung eine relative Chronologie ab: Wie im Falle der Münzporträts ließe sich eine zunehmende Streckung konstatieren, aus deren Entwicklung wiederum zu schließen sei, dass das Bildnis in Toulouse am frühesten datiert1847. Tatsächlich zeichnen sich die späteren Augustusmünzen jedoch nicht nur durch eine gelängte Schädelform, sondern auch etwas markantere physiognomische Formeln aus (vgl. hier 167ff.). In dieser Hinsicht lassen sich jedoch höchstens marginale Unterschiede zwischen den einzelnen rundplastischen Köpfen konstatieren. Eine genauere Datierung von Kat. 46 als schlicht in die 'Regierungszeit' des Prinzen (244–249 n. Chr.) ist daher nicht ohne Weiteres möglich.
Kat. 47 Traianus Decius Rom, Museo Capitolino, Stanza degli Imperatori 52 Inv. 482. Kopf auf nicht zug. Büstenstück, Marmor. H (Kinn – Scheitel) 0,295 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 153; Delbrück 1914, 7 Nr. 32; L'Orange 1933, 3 Anm. 3; Maj 1958, 189; Schweitzer 1963, 275 (urspr. 1954); Andreae 1973, Nr. 127; Balty – Balty 1974, 46; Fittschen 1975, 139f.; Wood 1979, 295f. Nr. 1; Fittschen – Zanker 1985, 130–133 mit Taf.; Wood 1986, 133 Nr. 1; Kleiner 1992b, 369; Rößler 1993, 349–351; Ensoli – La Rocca 2000, 538 Kat. 181; Varner 2004, 208; La Rocca u. a. 2015, 361 Nr. I.49 (Beitrag A. Danti) mit weiterer Lit.
Der überlebensgroße Kopf ist an einigen Stellen bestoßen. Die Nasenspitze wurde ergänzt. Flicken befinden sich an Stirn,
1847 Ähnlich bereits Bergmann 1977, 37.
Hals, Brauen, Lippen und rechtem Ohr1848. Dem Schädel liegt ein scharf umrissenes Knochengerüst mit sichtbar hervorstehenden Jochbeinen, gehöckerter Nase und eingezogenen Schläfenpartien zugrunde. Die Gesichtsmaske zeichnet sich durch eine bewegte Oberfläche mit tief geschnittenen Nasolabialfurchen, kontrahierten Brauen und einer in Falten gelegten Stirnwölbung aus. Im Bereich der Glabella sind markante Steilfurchen zu erkennen. In der Summe tragen diese Merkmale zu einer ausgesprochen expressiven Gesamterscheinung bei, welche in der Forschung für gewöhnlich als Ausdruck der überstrapazierten Sorge für Reich und Untertanen verstanden wird (hier Kap. 5.6 a). Obwohl sich keine Repliken benennen lassen, gilt die Identifikation des Dargestellten mit Traianus Decius allgemein als anerkannt1849. Sie beruht auf den zahlreichen, bis ins Detail zu verfolgenden Übereinstimmungen mit der Münzikonographie. Hierzu gehören der ausladende Hinterkopf, die hohe, fliehende Stirn, die weit zurückgezogenen Geheimratsecken, die Stellung der Gesichtsfurchen, die Schläfenhaarkontur sowie der spärlich wiedergegebene Bartwuchs.
1848 Die Flicken am rechten Ohr sind lt. Fittschen – Zanker 1985, 130 Nr. 110 „z.T. wieder herausgefallen“. 1849 Für Decius u. a. Bernoulli 1894, 153; Delbrück 1914, 7 Nr. 32; von Heintze 1956, 59f.; Andreae 1973, Nr. 127; Balty – Balty 1974, 46; Fittschen 1975, 139; Wegner u. a. 1979, 64, 66; Wood 1979, 295f. Nr. 1; Fittschen – Zanker 1985, 130–133 Nr. 110; Wood 1986, 133; Kleiner 1992b, 369; Varner 2004, 208; La Rocca u. a. 2015, 361 Nr. I.49 (Beitrag A. Danti).
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Kat. 48 Valerian I. Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 766c. Inv. 3387. Kopf, Marmor; H 0,42 m. Lit. (Auswahl): Andreae 1973, Nr. 129; Poulsen 1967, 6; Poulsen 1974, 169f. Nr. 174; Bergmann 1977, 51 zur Nr. 1; Wegner u. a. 1979, 102f.; Inan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 131f. Nr. 77 (Beitrag K. Fittschen); Wood 1979, 318 Nr. 12; Hausmann 1981, 388; Fittschen – Zanker 1985, 134 zu Kat. 111; Wood 1986, 134 Nr. 1; Kleiner 1992b, 372f.; Rößler 1993, 326f.; Johansen 1995, 122 Kat. 50 mit Abb.; Fless u. a. 2006, 206 Nr. 558 (Beitrag F. Fless); Prusac 2011, 142; Glas 2014, 60f. Abb. 7.
Der Kopf wurde wohl zusammen mit dem Kopenhagener Gallienus (Kat. 52) in Kleinasien gefunden. Ihre handwerklichen und stilistischen Übereinstimmungen deuten darauf hin, dass die Bildnisse derselben Werkstatt entstammten und vielleicht gemeinsam aufgestellt waren1850. Kat. 48 ist an zahlreichen Stellen bestoßen und zerkratzt; die Nase fehlt. Die handwerkliche Ausführung lässt derart markante Unterschiede im Vergleich mit Kat. 49 erkennen, dass ein Replikenverhältnis zunächst nicht in Frage zu kommen scheint. Da jedoch auch Kat. 52 starke Abweichungen von den übrigen Wiederholungen des gallienischen Samtherrschaftstypus erkennen lässt und damit wahrscheinlich als provinziale Ausformung zu verstehen ist, fallen diese Unterschiede kaum ins Gewicht1851. Tatsächlich wiederholt Kat. 48 in motivi1850 Zur Provenienz u. a. Inan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 131f. Nr. 77 (Beitrag K. Fittschen); Kuhoff 1979, 60; Wegner u. a. 1979, 103; Glas 2014, 60. 1851 Fittschen – Zanker 1985, 134 zu Kat 111; Fittschen 1993, 213 Anm. 11.
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scher Hinsicht die meisten der für Valerian I. charakteristischen Merkmale. Hierzu gehören besonders die massige Schädelbildung, die untersetzen Gesichtszüge, die weit zurückgezogenen Geheimratsecken sowie das nach vorne gelegte, aus mehreren Strähnen zusammengesetzte Stirnhaar, dessen parallel angeordnete Sicheln eine deutliche Gabelung erkennen lassen. Ein weiteres Merkmal, das wegen seiner Beschädigungen nicht mehr anhand des kapitolinischen Porträts nachzuvollziehen ist, auf den Münzen jedoch sichtbar hervortritt, besteht in der weitgehend getreuen Wiedergabe der Profillinie mit dem für Valerian charakteristischen Knollenkinn. Der Dargestellte trägt einen strähnigen Backenbart; das Untergesicht ist bartlos. Die licinische 'Schnabellippe' scheint zwar weniger deutlich ausgeprägt, ist jedoch grundsätzlich vorhanden. Die Züge des Kopenhagener Porträts sind insgesamt stark stereometrisiert, die typologischen Merkmale auf ihre motivischen Eigenschaften verkürzt. Vielleicht lassen sich die Abweichungen zwischen den beiden Repliken auch damit erklären, dass Kat. 48 als Umarbeitung aus einem älteren Porträt entstanden ist1852.
Kat. 49 Valerian I. Rom, Museo Nuovo Capitolino, Sala X 12 Inv. 184 Kopf auf moderner Büste, Marmor. H (Kinn – Scheitel) 0,255 m. 1852 Prusac 2011, 142; vgl. etwa die Behandlung des Hinterkopfes sowie die wohl im Zuge der Umarbeitung stehen gelassenen Reste hinter den Ohren; das Ursprungsporträt lässt sich nicht mehr benennen.
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Lit. (Auswahl): Wegner u. a. 1979, 117 (gegen Gallienus); Fittschen – Zanker 1985, 133f. Nr. 111 mit Taf. und ausf. Bibliographie; Varner 2004, 210; La Rocca u. a. 2015, 363f. Nr. I.52.
Ergänzt sind Teile des rechten Ohres, Kinn und Nase, Flicken an linkem Auge sowie Ober- und Hinterkopf. Bei der Büste handelt es sich um eine moderne Arbeit. Die Benennung des Dargestellten als Valerian I. ergibt sich aus folgenden Merkmalen: Der Kopf ist quaderförmig gebildet und verfügt über eine flach abschließende Schädeldecke. Untergesicht und Wangenpartien sind insgesamt fleischig wiedergegeben. Anders als die meisten seiner Vorgänger zeichnet sich Valerian I. wieder durch eine charakteristische Haargestaltung mit unterscheidbaren Stirnhaarsträhnen aus. Die auf den Münzen durch parallel angeordnete Sicheln skizzierte Motivik findet ihre rundplastische Entsprechung in einer Reihe nach vorne gestrichener Strähnenbündel, die in der Mitte eine weit geöffnete Gabel erkennen lassen. Der Dargestellte ist zudem durch seine eigentümlich gestaltete Oberlippe als Mitglied des licinischen Kaiserhauses charakterisiert: Das Philtrum zieht in die Lippe hinein und schließt nach unten hin in Form eines Schnäbelchens ab.
Kat. 50 Gallienus Samtherrschaftstypus Berlin, Staatliche Museen Antikensammlung SMB Inv. Sk 423 (R 114). Kopf, Marmor; H 0,37 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 165; Blümel 1933, 47f. Nr. R 114 m. Abb.; L'Orange 1933, 5; Blümel 1946, 31f.; Maj 1958, 223f. Nr. 291; Vermeule 1961, 7; Kallipolitis 1965, 124; Wegner u. a. 1979, 111; Wood 1979, 319 Nr. 15;
Bergmann 1977, 51 Nr. 4; Wood 1986, 134 Nr. 3; Kleiner 1992b, 373; Fless u. a. 2006, 205 Nr. 556 (Beitrag F. Fless) (Abguss); Prusac 2011, 53; 142 Nr. 212; 142; Fittschen 2012, 640 mit Anm. 11; Scholl 2016, 154f. Kat. 95 (Beitrag S. Mägele).
Die Nasenspitze sowie ein Teil des rechten Ohres sind ergänzt. Abgesehen von einer Reihe kleinerer Bestoßungen ist das Bildnis gut erhalten. Die Behandlung des Haares auf dem Hinterkopf zeigt an, dass es sich um eine Umarbeitung aus einem Porträt iulisch-claudischer Zeit handelt1853. Die Benennung des Dargestellten als Gallienus in seinem ersten Typus ergibt sich aus weitgehenden Gemeinsamkeiten mit den Münzbildnissen sowie durch den Abgleich mit den übrigen Repliken (Kat. 51–54). Die für die Bestimmung wesentlichen Merkmale bestehen in der länglichen Form des Schädels, der im Vergleich mit früheren Soldatenkaisern fülligeren, insgesamt jedoch noch eng anliegenden Haarkappe sowie der bis in den Nacken reichenden Frisur mit ihrem charakteristischen, aus wulstigen Strähnen zusammengesetzten Stirnmotiv: über der Stirn sind die Kompartimente so nach vorne und zur Seite gelegt, dass sie eine Reihe von Zangen bilden. In der Mitte ist eine deutliche Gabelung zu erkennen. Weitere Übereinstimmungen bestehen in Bildung und Form des knotigen, oberes Kinn und Oberlippe frei lassenden Bartes sowie der für die Mitglieder des Kaiserhauses typischen Lippenbildung mit 'Schnabel'.
1853 Prusac 2011, 53; 142 Nr. 212; 142; dazu Fittschen 2012, 640 mit Anm. 11; vgl. Fittschen u. a. 2010, Beil. 24b, wo „zum ersten Mal die Rückseite abgebildet“ ist.
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Kat. 51 Gallienus Samtherrschaftstypus Castle Howard, Antique Passage. Kopf auf moderner Büste, Marmor H (Kinn – Scheitel) 0,242 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 168 Nr. 11; Maj 1958, 229 Nr. 302; Haarløv 1976, 113; Wegner u. a. 1979, 112; Alföldi-Rosenbaum 1983, 822; Borg u. a. 2005, 115 Kat. 61 (Beitrag B. E. Borg) mit Taf. und weiterer Lit.; Prusac 2011, 142 Nr. 221; Fittschen 2012, 640.
Ergänzt sind die Nase und Teile der Lippen (ohne 'Schnabel') sowie des linken Ohres. Die stellenweise bestoßene und geflickte Oberfläche ist zudem durch eine neuzeitliche Reinigung angegriffen. Lädierungen finden sich bes. am hinteren Oberkopf, an den Augen sowie am mehrfach gebrochenen Hals1854. Bei der Büste handelt es sich um eine neuzeitliche Zutat. Die hier wiederholten Merkmale des gallienischen Samtherrschaftstypus bestehen v. a. in der Behandlung des Stirnhaares mit seinen (verkürzt wiedergegebenen) in der Mitte gegabelten Strähnenbündeln, in der gelängten Form des Kopfes, sowie in Binnenzeichnung und Verlauf des charakteristischen Bartes. M. Prusac zieht in Erwägung, dass das Porträt aus einer Umarbeitung, vielleicht aus einem Bildnis Hadrians heraus, entstanden sei. Hierfür lassen sich jedoch keine Beweise erbringen1855. Die Strähnen des Haupthaares sind nur im Bereich des von vorne sichtbaren Teils bis auf Höhe 1854 Zum Erhaltungszustand B. E. Borg (in: Borg u. a. 2005, 115), die mutwillige Beschädigungen im Rahmen spontan erfolgter Damnierungsmaßnahmen oder durch Christen in Betracht zieht. 1855 Prusac 2011, 143 Nr. 221; dagegen Fittschen 2012, 640.
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des Oberkopfes ausgestaltet; zwischen Ohren und Schläfenbein lassen sich noch Reste des stehen gelassenen Gesteins erkennen. Aus diesen Beobachtungen ist wohl zu schließen, dass das Porträt ursprünglich als Einsatzkopf capite velato gearbeitet war.
Kat. 52 Gallienus Samtherrschaftstypus Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 767b Inv. 3388. Kopf, Marmor; H 0,44 m. Lit. (Auswahl): L'Orange 1933, 5; Andreae 1973, Nr. 130; Poulsen 1967, 6f.; Poulsen 1974, 170f. Nr. 175; Bergmann 1977, 51 Nr. 1; Wegner u. a. 1979, 112f.; Wood 1979, 319 Nr. 16; Inan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 131– 133 Nr. 78 (Beitrag K. Fittschen) mit Taf.; Wood 1986, 134 Nr. 4; Fittschen 1993, 213 Anm. 11; Johansen 1995, 124 Kat. 51 mit weiterer Lit.; Bergmann 1998, 280f.
Der unterhalb des Halses gebrochene Kopf ist an mehreren Stellen bestoßen. Beschädigungen finden sich vor allem an den Ohrmuscheln und im Stirnbereich. Die Nase fehlt fast gänzlich. Auf dem Oberkopf befindet sich eine Eintiefung, deren Zweck bisher nicht abschließend geklärt werden konnte1856. Das Bildnis 1856 Dazu K. Fittschen in Inan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 132f. Anm. 8: „Denkbar wäre die Anbringung einer Mauerkrone nach Analogie der (allerdings) späteren Goldmünzen Gallienus', die diesen als Genius populi Romani zeigen (...) Diese Aushöhlung, obwohl auf den Abbildungen bei McCoull gut sichtbar, ist bisher nirgends erwähnt worden.“; mit Verw. auf Delbrück Taf. 17, 74; siehe auch Bergmann 1981, 187 zu Nr. 175.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse
besitzt einen tlw. bestoßenen Kranz mit gleichmäßig angelegten Bohrlöchern, die wahrscheinlich der Anbringung von Strahlen dienten1857. Kat. 52 unterscheidet sich von den übrigen Repliken des gallienischen Samtherrschaftstypus durch seine „provinzielle Sonderbildung“1858, aus der sich wiederum eine dem Valeriansporträt in Kopenhagen (Kat. 48) vergleichbare, starke Stereometrisierung ergibt. Es ist davon auszugehen, dass die proportionsgleichen Köpfe derselben Werkstatt entstammten und möglicherweise gemeinsam aufgestellt waren (Anm. 1850). Motivische Übereinstimmungen zwischen der Ikonographie des Typus und den schematisierten Merkmalen des Kopenhagener Porträts bestehen v. a. in der insgesamt jugendlichen Erscheinung, dem in der Mitte gegabelten Stirnhaar sowie dem von plastischen Flocken gebildeten Vollbart. Wie im Falle von Kat. 48 ist nicht auszuschließen, dass das Bildnis aus einer Umarbeitung heraus entstanden ist1859.
Kat. 53 Gallienus Samtherrschaftstypus Rom, Museo Capitolino, Stanza degli Imperatori 57 Inv. 360. Kopf mit mod. Büstenabschnitt, Marmor H (Kinn – Scheitel) 0,265 m.
1857 Dazu u. a. K. Fittschen in Inan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 132 mit weiterer Lit.; Bergmann 1998, 280f. 1858 Fittschen – Zanker 1985, 134 zu Kat. 111 (hier Kat. 48); Fittschen 1993, 213 Anm. 11; siehe auch Bergmann 1977, 52f. 1859 Vgl. bes. das hinter den Ohren stehen gelassene Gestein sowie die Bildung der Haarkappe auf dem Hinterkopf.
Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 167 Nr. 2; L'Orange 1933, 5; Maj 1958, 223 Nr. 290; Kallipolitis 1965, 124f.; Bergmann 1977, 51 Nr. 2; Wegner u. a. 1979, 116f.; Wood 1979, 318 Nr. 13; Fittschen – Zanker 1985, 134–136 Kat. 112 mit Taf. und ausf. Lit.; Wood 1986, 134 Nr. 1; Ensoli – La Rocca 2000, 538f. Kat. 183.
Ergänzt sind Teile von Nase und Ohren sowie der untere Büstenabschnitt. Die unfertige Ausarbeitung der Rückseite weist vielleicht darauf hin, dass es sich ursprünglich um einen Einsatzkopf für eine Statue capite velato handelte1860. Dass Gallienus im Samtherrschaftstypus abgebildet ist, geht unzweifelhaft aus seinen ikonographischen Merkmalen hervor. Zu nennen sind besonders die längliche Form des Schädels, die Profillinie mit ihrer steil ansteigenden Stirn, der bis auf den oberen Hals reichende, die Unterlippe frei lassende Vollbart sowie die für Porträts des Kaiserhauses typische Lippenbildung. Das deutlichste Merkmal besteht in der motivischen Anlage der Stirnhaarsträhnen, welche zu einer Reihe von gebündelte Zangen und Scheren zusammengesetzt sind.
Kat. 54 Gallienus Samtherrschaftstypus Rom, Palazzo Braschi, Salone Inv. 487. Einsatzkopf mit nicht zugehöriger Büste (?) Marmor; H (Kinn – Scheitel) 0,26 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 167 Nr. 1; Maj 1958, 222f. Nr. 289; Vermeule 1961, 7; Bergmann 1977, 51 Nr. 3; Wegner u. a. 1979, 119; Wood 1979, 318f. Nr. 14; Fittschen – Zanker 1860 Diese Annahme ist allerdings nicht zwingend; siehe Fittschen – Zanker 1985, 134 zu Kat. 112.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse 1985, 136f. Kat. 113 mit Taf. und weiterer Lit.; Wood 1986, 134 Nr. 2.
Der Kopf ist an einigen Stellen leicht bestoßen. Ergänzungen finden sich an der Nase, am linken Ohr sowie an der Oberlippe. Kopf und Büste gehörten wohl ursprünglich nicht zusammen1861. Das Porträt stellt eine getreue Replik des gallienischen Samtherrschaftstypus dar; es wiederholt die für Bildnisse des jungen Mitkaisers übliche Schädelform, die Profillinie, das von wulstigen Strähnenbündeln gebildete Stirnhaarmotiv, sowie den flockigen Vollbart. Da es sich bei der Oberlippe weitgehend um eine Ergänzung handelt, ist das Detail der charakteristischen 'Schnabellippe' nicht mehr sicher in der Frontalen nachzuvollziehen. Die Profilansicht lässt jedoch den für die Ikonographie des Gallienus typischen Überstand erkennen.
Kat. 55 Gallienus Typus Louvre Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 768 Inv. 832. Einsatzkopf, Marmor H (Kinn – Scheitel) 0,38 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 227 Nr. 296; Andreae 1973, Nr. 131; Poulsen 1974, 172f. Nr. 177; Bergmann 1977, 52 Nr. 14; 54; Wegner u. a. 1979, 113; Alföldi-Rosenbaum 1983, 822; Wood 1986, 135 Nr. 1; Kleiner 1992b, 374; Johansen 1995, 128f. Kat. 53 mit Abb.; Rößler 1993, 351–361; Fless u. a. 2006, 206 Nr. 557 (Beitrag F. Fless); Fittschen 2010, 1099 Nr. 3; Prusac 2011, 142 Nr. 219; Fittschen 2012, 640. 1861 Fittschen – Zanker 1985, 136 zu Kat. 113; es handelte sich bei Kat. 54 wahrscheinlich um einen Einsatzkopf.
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Abgesehen von kleineren Bestoßungen und einigen Kratzern ist das überlebensgroße1862 Bildnis gut erhalten. M. Prusac möchte darin eine Umarbeitung aus einem Hadriansporträt erkennen, bleibt jedoch eines Beweises schuldig1863. Es handelt sich um eine sichere Replik des Typus Louvre, welcher hier durch folgende Merkmale ausgewiesen ist1864: Die Form des Schädels ist wie schon im Samtherrschaftstypus gelängt; die füllige Haarkappe lässt über der Stirn eine deutliche Gabelung erkennen; die Stirnhaarkontur verläuft in Form einer geschweiften Klammer; die Ohren liegen frei; der Vollbart bedeckt das Kinn, die Koteletten, die Wangen, sowie den Hals bis an den Adamsapfels und spart die Haut unterhalb des Mundes aus; abgesehen von einer Reihe schematisch skizzierter Furchen im Bereich von Stirn und Glabella verfügt Gallienus über eine weitgehend geglättete Physiognomie. Im Gegensatz zu den übrigen Wiederholungen des Typus (Kat. 56–57) lassen sich keine eingedrehten Haarschnecken erkennen, welche das charakteristische Stirnhaarmotiv oberhalb der Schläfen einrahmen.
Kat. 56 Gallienus Typus Louvre Paris, Louvre MA 1041 Inv. MR 707. Porträtbüste, Marmor; H 0,731 m.
1862 Trotz seiner Überlebensgröße wird der Kopf von Ruck 2007 nicht berücksichtigt; dazu kritisch Fittschen 2010, 1099 Nr. 1. 1863 Prusac 2011, 142 Nr. 219; dazu Fittschen 2012, 640. 1864 Zu diesen Merkmalen Fittschen 1993, 214f..
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Kat. 57 Gallienus
Lit. (Auswahl): L'Orange 1933, 5; Maj 1958, 224f. Nr. 292; Kallipolitis 1965, 125; Bergmann 1977, 52 Nr. 13; 54f.; Wegner u. a. 1979, 115f.; Fittschen 1993, 214 mit Anm. 14–16; de Kersauson – Pasquier 1996, 486f. mit Abb. und weiterer Lit.; Fittschen 2012, 640.
Typus Louvre Rom, Palazzo Corsini. Kopf auf nicht zugehöriger Büste, Marmor. H (des Antiken) 0,33 m.
Dem insgesamt gut erhaltenen Bildnis fehlt ein Stück der rechten Ohrmuschel. Die Nasenspitze sowie Teile der Büste sind ergänzt. Die Echtheit wurde verschiedentlich zu Unrecht in Zweifel gezogen1865; tatsächlich handelt es sich um eine antike Umarbeitung aus einem wohl antoninischen Porträt1866. In seiner detaillierten Ausführung kann die qualitätvolle Replik als Leitstück des Typus Louvre gelten: Sie besitzt eine gestreckte Kopfform, voluminöses Haupthaar sowie einen bis tief auf den Hals reichenden Vollbart; die Ohren sind nicht von Haaren bedeckt, die Gesichtszüge insgesamt beruhigt; lediglich auf der Stirn sowie zwischen den Brauenbögen zeichnen sich Furchen ab; der Dargestellte besitzt die für Bildnisse der licinischen Dynastie typische Lippenbildung mit überhängendem Zipfel; das Stirnhaar ist in der Mitte gegabelt und vollführt die Form einer geschweiften Klammer, an deren Enden sich jeweils eine 'Haarschnecke' einrollt.
Ergänzungen finden sich auf dem Oberkopf, an der Nase und am Kinn. Die Oberfläche ist stellenweise bestoßen und zerkratzt. Der flache Übergang zwischen Haarkappe und Ohren sowie die eigentümliche Bildung der waagerecht begrenzten Stirnhaarkontur sind wahrscheinlich als Symptome einer antiken Umarbeitung zu verstehen1867. Die Zuweisung an Gallienus im Typus Louvre ergibt sich v. a. aus der Schädelform, dem Verlauf von Vollbart und Schläfenhaar sowie der charakteristischen Profillinie. Im Vergleich mit den übrigen Repliken ist die Mittelgabelung des für den Typus ausschlaggebenden Stirnhaarmotivs nur ansatzweise zu erkennen. Ein weiteres verbindliches Merkmal besteht in den frei gelassenen Ohren.
Lit. (Auswahl): De Luca 1976, 86f. Kat. 50 mit. Taf.; Bergmann 1977, 52 Nr. 15; 54; Fittschen 1993, 214 mit Anm. 17; 219.
Kat. 58 Gallienus Typus Thermenmuseum Brüssel, Musée du Cinquantenaire Inv. A 3558 Kopf, Marmor; lebensgroß.
1865 Etwa Bergmann 1977, 54f.; Wegner u. a. 1979, 116; dazu Fittschen 1993, 214 mit Anm. 14–15. 1866 Prusac 2011 hat dies bei der Erstellung ihres Kataloges übersehen; dazu Fittschen 2012, 640; die Spuren der Umarbeitung sind besonders an der Rückseite ersichtlich; dazu Fittschen 1993, 214 mit Anm. 16; Taf. 34c.
Lit. (Auswahl): Kallipolitis 1965, 125f.; Bergmann 1977, 51 Nr. 5; Wegner u. a. 1979, 111; Wood 1986, 134; Prusac 2011, 53; 142 Nr. 216; Fittschen 2012, 640.
1867 Dazu auch Bergmann 1977, 54; Fittschen 1993, 214.
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Der Kopf ist an zahlreichen Stellen bestoßen. Ein Teil der rechten Ohrmuschel fehlt. Ergänzt wurden die Nase, mehrere Strähnenbündel über dem linken Auge mitsamt des Stirnansatzes sowie ein kleiner Teil der rechtsseitigen Haarpartie. M. Prusac hält das Bildnis fälschlicherweise für eine Umarbeitung, vielleicht aus einem Kaiserporträt iulisch-claudischer Zeit1868. Der Dargestellte ist durch folgende Merkmale als Gallienus im Typus Thermenmuseum ausgewiesen: die Schädelform ist nicht mehr hochgestreckt, sondern gedrungen1869; die füllige Haarkappe ist aus langen, wulstigen Strähnenbündeln zusammengesetzt, welche über der Stirn eine Reihe von Zangenmotiven bilden; in der Mitte zeichnet sich eine deutliche Gabelung ab; der Vollbart bedeckt den Hals bis oberhalb des Adamsapfels; die Ohrmuscheln sind nun tlw. von Haaren bedeckt.
Nasenspitze ist restauratorisch ergänzt. Es handelt sich um eine qualitätvolle Replik des Typus Thermenmuseum, welche etwa die gedrungene Schädelform, die tlw. bedeckten Ohren, die füllige Haarkappe sowie die für Gallienus typischen 'Schnabellippe' wiederholt. Das Haar ist über der Stirnmitte gescheitelt und weist von dort in gebündelten Strähnenzangen nach links und rechts. Der Vollbart setzt sich aus kleinteiligen Flocken zusammen. Wie für die Alleinherrscherbildnisse des Kaisers üblich, sind die Gesichtszüge eher beruhigt als angespannt und lassen lediglich auf der Stirn sowie im Bereich der Glabella eine Reihe von Falten erkennen.
Kat. 59 Gallienus
Lit. (Auswahl): Bergmann 1977, 52 Nr. 11; 53 mit Anm. 180; Fittschen – Zanker 1985, 137 Nr. 8 mit Anm. 2; Wood 1986, 135 Nr. 4; Fittschen 1993, 211 Anm. 2; de Kersauson – Pasquier 1996, 484f. Kat. 228 m. Abb. und weiterer Lit.; Prusac 2011, 142 Nr. 211; Fittschen 2012, 640.
Typus Thermenmuseum Paris, Louvre MA 512 Inv. MR 511. Kopf, Marmor; H 0,48 m. Lit. (Auswahl): Bergmann 1977, 52; Wegner u. a. 1979, 115; Alföldi-Rosenbaum 1983, 822); Wood 1986, 135; Stutzinger 1983, 293f. Kat. 13; de Kersauson – Pasquier 1996, 482f. Nr. 227 mit Abb. und weiterer Lit.
Abgesehen von einigen kleineren Bestoßungen ist das Bildnis gut erhalten. Die 1868 Prusac 2011, 53; 142 Nr. 216; dagegen Fittschen 2012, 640 (nach brieflicher Bestätigung durch C. Evers). 1869 Die mit dem Typenwechsel eingeführte Änderung der Schädelform stellt ein für die römische Kaiserzeit singuläres Vorgehen dar.
Kat. 60 Gallienus Typus Thermenmuseum Paris, Louvre MA 1223. Inv. Cp 6422. Kopf auf neuzeitlicher Büste, Marmor.
Ergänzt sind ein Teil der rechten Augenbraue, Nase und Kinn, sowie die mittlere Stirnhaarpartie. Wangen, Mund und Oberlippe wurden offenbar neuzeitlich übergangen. Das Bildnis besitzt ein Strophion mit sieben Löchern, die wohl der Anbringung von Strahlen dienten und restauratorisch geschlossen wurden1870. M. Prusac versteht das aus der Slg. Campana stammende Porträt als Umarbeitung 1870 Dazu Bergmann 1977, 53; de Kersauson – Pasquier 1996, 484.
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aus einem Bildnis Hadrians. Dabei handelt es sich jedoch um eine unbelegbare Vermutung1871. Kat. 60 wird nicht durchgängig als Replik des Gallienusporträts anerkannt1872, was vielleicht daran liegt, dass die neuzeitlichen Hinzufügungen (v. a. das falsch ergänzte Haarteil über der Stirn) Anlass zur Verwirrung stiften. Tatsächlich lassen die antiken Reste jedoch ohne Weiteres eine Zuweisung an Gallienus im Typus Thermenmuseum zu: hierfür sprechen besonders die Strähnenwülste auf der linken Stirnseite, der bis auf den Hals reichende Vollbart, die insgesamt beruhigte, lediglich im Bereich von Stirn und Glabella von Falten gestörte Physiognomie, die tlw. bedeckten Ohren sowie die gedrungene Schädelform.
Kat. 61 Gallienus Typus Thermenmuseum Rom, Museo delle Terme, Inv. 644. Kopf auf nicht zugehöriger Büste, Marmor H 0,38 m. Lit. (Auswahl): Hekler 1912, 325 zu S. 298; Delbrück 1914, 7 Nr. 36; L'Orange 1933, 5; Maj 1958, 225f.; Bergmann 1977, 51f. Nr. 7; 1871 Prusac 2011, 142 Nr. 211; dagegen Fittschen 2012, 640; dort S. 637 außerdem zu Prusacs verwirrender Angabe, das Porträt stamme aus der „Villa Dora“. 1872 Wegner u. a. 1979 führt das Bildnis erst gar nicht auf; K. Fittschen hat seine Zweifel (vgl. Bergmann 1977, 53 Anm. 180) wieder zurückgenommen; siehe Fittschen – Zanker 1985, 137 mit Anm. 2; für die Zuweisung außerdem u. a. Bergmann 1977, 52 Nr. 11; Wood 1986, 135 Nr. 4; de Kersauson – Pasquier 1996, 484f. Kat. 228; Varner 2004, 211 Anm. 92; Prusac 2011, 142 Nr. 211.
56 (mit Abb.); Giuliano 1979, 296 Nr. 181 (S. A. Dayan); Wegner u. a. 1979, 117f.; Wood 1986, 135 Nr. 5; Kleiner 1992b, 373; Fittschen 1993, 213; Ensoli – La Rocca 2000, 539 Kat. 184.
Das namensgebende Leitstück des Typus Thermenmuseum wurde im Bereich des Hauses der Vestalinnen gefunden und ist stellenweise bestoßen. Es fehlen die Nasenspitze sowie einige Strähnenbündel im Stirnhaarbereich. Der Kopf verfügt insgesamt über einen breiten, gedrungenen Aufbau, eine voluminöse Haarkappe mit tlw. verdeckten Ohren sowie einen aus dichten Buckelknoten zusammengesetzten Bart. Abgesehen von einer Reihe schematisch wiedergegebener Falten im Bereich von Stirn und Glabella sind die Gesichtszüge beruhigt. Über der Stirn bilden die wulstigen Strähnenbündel ein wiedererkennbares Zangenmotiv. Das für Gallienus typische Detail der überhängenden 'Schnabellippe' ist an Kat. 61 besonders deutlich ausgeprägt.
Kat. 62 Gallienus Typus Thermenmuseum Rom, ehem. Magazin der Mercati Traiani, Inv. Mag. Merc. Trai. 98 – gestohlen? Einsatzkopf (?); Marmor; H 0,29 m. Lit. (Auswahl): Bergmann 1977, 52 Nr. 10; 57; Fittschen – Zanker 1985, 137–139 Kat. 114 mit Taf.
Das Bildnis ist so stark verrieben, dass Details der Gesichtsphysiognomie nur noch mit Mühe zu erkennen sind. Ob es sich möglicherweise um eine Umarbeitung handelte, ist wegen des miserablen Erhaltungszustands kaum sicher zu be-
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Katalog der rundplastischen Bildnisse stimmen1873. Die Zuweisung an Gallienus ist dennoch ohne Weiteres möglich, weil die charakteristischen Merkmale des Typus Thermenmuseum v. a. anhand der Schädelform und in der fülligen Haarkappe durchscheinen. Von der Mittelgabelung gingen einst wulstige Strähnenbündel ab, die über der Stirn eine Reihe von Zangen bildeten. Ein weiteres Bestimmungsmerkmal besteht in den Ohren, welche jeweils zu einem großen Teil von Haaren bedeckt sind.
Kat. 63 Gallienus Typus Thermenmuseum Rom, Museo Capitolino, Inv. 2572. Kopf, Marmor; H (Kinn – Scheitel) 0,265 m. Lit. (Auswahl): Bergmann 1977, 52 Nr. 9 (dort fälschlich „Inv. 2372“); Wegner u. a. 1979, 117; Fittschen – Zanker 1985, 139 Kat. 115 mit Taf.
Das Gesicht des stark verriebenen Kopfes ist nahezu gänzlich zerstört; es fehlen die Nase, die Brauen, die Mundpartie sowie einige Strähnen im Stirnhaarbereich; an vielen Stellen sind kleinere oder größere Beschädigungen zu erkennen. Die Zuweisung an Gallienus im Typus Thermenmuseum ergibt sich dennoch unzweifelhaft aus der Schädelform, den tlw. bedeckten Ohren, der fülligen Haarkappe mit ihren noch unterscheidbaren Strähnen im Stirnbereich sowie dem aus dicht gestellten Flocken bestehenden Vollbart, welcher bis tief auf den Hals reicht. Länge und Bildung des Nackenhaares lassen an einen bewussten Rückbezug auf Au1873 Bergmann 1977, 52 Nr. 10: „Wahrscheinlich aus Älterem umgearbeitet“; Fittschen – Zanker 1985, 137 zieht Augustus in Betracht.
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gustus, oder allgemeiner (hier S. 196ff.) auf die Ikonographie der iulisch-claudischen Kaiser denken1874.
Kat. 64 Gallienus Typus Thermenmuseum Rom, Museo Torlonia 603. Kopf auf unzugehöriger Büste, Marmor H 0,67 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 167 Nr. 3; Visconti 1885, 408 Nr. 603 mit Taf.; L'Orange 1933, 5; Maj 1958, 226f. Nr. 295; Vermeule 1961, 7; Kallipolitis 1965, 125; Bergmann 1977, 52 Nr. 12; Wegner u. a. 1979, 118f. mit älterer Lit.; Alföldi-Rosenbaum 1983, 822; Fittschen – Zanker 1985, Beil. 92; Wood 1986, 135 Nr. 6; Prusac 2011, 142 Nr. 213; Fittschen 2012, 640.
Das Bildnis wurde angeblich am dritten Meilenstein der Via Appia gefunden und ist wegen seiner Zugehörigkeit zur Sammlung Torlonia unzugänglich. Nach Ausweis der publizierten Abbildungen wurde der Kopf um eine neue Nasenspitze, einen Teil der rechten Augenbraue sowie um Teile von Hals und Nackenhaar ergänzt; die Oberfläche ist stellenweise bestoßen; Büste und Kopf gehörten wohl ursprünglich nicht zusammen. M. Prusac vermutet in dem Bildnis eine Umarbeitung, was jedoch ohne Möglichkeit zur Autopsie kaum zu überprüfen ist 1875. Seine Zugehörigkeit zum Typus Thermenmuseum ergibt sich aus der gedrungenen Schädelform, der charakteristischen Zusammensetzung der Strähnenbündel über der Stirn, der insgesamt fülli1874 Siehe Fittschen – Zanker 1985, 139 Nr. 115. 1875 Prusac 2011, 53; 142; dazu Fittschen 2012, 640.
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gen Haarkappe, welche die Ohren zu großen Teilen bedeckt, sowie dem bis auf Höhe des Adamsapfels reichenden, aus knotigen Flocken gebildeten Vollbart. Die licinische 'Schnabellippe' ist detailliert wiedergegeben.
Kat. 65 Gallienus Typus Lagos Alberese, geheimer Standort. Porträtstatue, Marmor; Maße unbekannt. Lit.: Ciampoltrini 1985, pass. mit Abb.; Fittschen 1993, 212 Anm. 9; I Segni dell'Auser 2010 (Online-Magazin); Cadario 2015, 91.
Das Bildnis wurde 1985 von G. Ciampoltrini als Porträt des Gallienus publiziert. In der Porträtforschung hat es jedoch bisher kaum Beachtung gefunden. Die veröffentlichten Fotografien sind dermaßen stark verschattet, dass eine sichere Bestimmung ohne autoptische Untersuchung unmöglich scheint1876. Da sich die Statue jedoch inzwischen aufgrund komplizierter Besitzverhältnisse an einem der Öffentlichkeit unzugänglichen Ort befindet, sind die Möglichkeiten hierzu stark eingeschränkt. Im Spätsommer 2016 war es dem Verf. mit Genehmigung der zuständigen Stelle möglich, das Objekt in eigener Anschauung zu beurteilen und behelfsmäßig zu untersuchen1877. 1876 Ähnlich Fittschen 1993, 212 Anm. 9, der die Zuweisung auf Grundlage der publizierten Abbildungen für nicht berurteilbar hielt; das Online-Magazin „I Segni dell'Auser“ hat in seiner Ausgabe vom 28. März 2010 zwei weitere Fotografien veröffentlicht. 1877 Der Verf. dankt Dott. M. Locatelli für seine freundliche, unkomplizierte Hilfe vor Ort.
Es handelt sich um eine leicht überlebensgroße, fragmentierte Statue mit Adlerstütze, die im Bereich der Mündung des italienischen Flusses Albegna gefunden wurde. Der Dargestellte ist bis auf einen über die Schulter geworfenen Mantel unbekleidet. Das Haupt wurde inzwischen restauratorisch mit dem Körper zusammengefügt. Der Porträtkopf lässt deutliche Anzeichen einer antiken Umarbeitung erkennen: Bart und Haarkappe sind stark reduziert; die obere Stirnpartie zeigt noch Reste des Ursprungsporträts in Form eines flachen Absatzes; Ohren und Haare sind in der Zweitverwendung kaum plastisch voneinander abgesetzt. Die fehlenden Augenbohrungen, die Formgebung des Bartes sowie die konzeptionelle Gestaltung der Statue weisen darauf hin, dass das Bildnis bereits lange vor der Herrschaft des Gallienus, am ehesten in der ersten Hälfte des 2. Jhs., entstanden ist. Der statuarische Typus lässt im Zusammenspiel mit Adlerstütze und Mantel an ein Kaiserporträt denken, auch wenn eine Erstverwendung als Bildnis einer Vatergottheit wie etwa Iuppiter ohne weitere Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden kann. Die Lage der Augenhöhlen weist darauf hin, dass im Bereich der unteren Stirn sowie der Wangenpartie kein Material des Ursprungsporträts abgearbeitet wurde. Die Oberfläche lässt hier also noch die Physiognomie des in der Erstverwendung Dargestellten erkennen, der offenbar entspannte Gesichtszüge besaß. In Zusammenhang mit der Anlage des nunmehr reduzierten Bartes lässt dieses Merkmal vielleicht darauf schließen, dass es sich ursprünglich um eine Statue des Kaisers Hadrian handelte. In seiner Zweitverwendung zeichnet sich das Bildnis durch eine Reihe von Merkmalen aus, welche der Ikonographie
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Katalog der rundplastischen Bildnisse des Gallienus im Typus Lagos entlehnt sind: Das Bildnis verfügt über eine relativ ruhige Physiognomie, die abgesehen von einigen Furchen im Stirnbereich keine Störung erkennen lässt. Über der Stirn zeichnet sich eine Reihe plastischer Strähnen mit zangen- bzw. scherenförmiger Durchgliederung ab. Zwar reicht der Vollbart nicht wie für den Typus üblich bis auf den mittleren Halsbereich, allerdings lässt sich dieser Umstand auf die Vorgaben des Ursprungsporträts zurückführen. Dasselbe gilt für die Ohren, die bei der Umarbeitung kaum nachträglich mit Haaren bedeckt werden konnten. Die buckelförmigen Kompartimente des Bartes mit ihren gleichmäßigen Punktbohrungen sind in jedem Falle als typologische Kennzeichen zu verstehen – sie lassen sich auch für die übrigen Wiederholungen des Typus konstatieren (Kat. 66– 68). Wahrscheinlich handelte sich bei den metallischen Stiften über der Stirn ebenfalls um Zutaten der Zweitverwendung. Ob sie zur Befestigung von Strahlen oder zur Anstückung weiterer Strähnenbündel dienten, ließ sich im Rahmen der zeitlich begrenzten und daher behelfsmäßigen Autopsie nicht klären. Gleiches gilt für die Überreste des Reifs (oder Kranzes?), mit welchem der Dargestellte ausgestattet war.
Kat. 66 Gallienus Typus Lagos Lagos, Museu Regional Inv. 1418, seccion arqueol. 376. Kopf, Marmor; H 0,29 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 226 Nr. 294; Haarløv 1976, 120; Bergmann 1977, 51 Nr. 6; Wegner u. a. 1979, 113f.; Fittschen – Zanker 1985,
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137 Nr. 9 mit Beil. 91; Wood 1986, 135 Nr. 2; Fittschen 1993, pass., spez. 210–212, 224–227 mit Anm. 1 für weitere Lit.
Der insgesamt gut erhaltene Kopf stammt aus dem Bereich der antiken Villa von Milreu bei Faro und wurde gegen Ende des 19. Jhs. gefunden. Es handelt sich um das Leitstück eines Typus, der zwar nicht durch Münzen gesichert ist, wegen seiner Abweichungen von den restlichen Gallienusbildnissen und der Existenz weiterer Repliken jedoch als eigenständig gelten kann. Dem früher üblichen Anschluss an den Typus Thermenmuseum widersprechen v. a. die Anordnung der Strähnen im Stirnbereich sowie die eingerollten Löckchen des Vollbarts mit ihren 'ornamentalen' Bohrlöchern1878. Grundsätzliche Übereinstimmungen bestehen indessen in der kompakten Schädelform, den tlw. bedeckten, nunmehr fast völlig verborgenen Ohren sowie der insgesamt voluminösen Haarkappe. Sie lassen sich am ehesten damit erklären, dass der Typus Lagos entwicklungsgeschichtlich in Abhängigkeit zum Typus Thermenmuseum stand 1879. Das Stirnhaar definiert sich im Falle des portugiesischen Kopfes durch ein zentrales, weit gefasstes Zangenmotiv, an das wiederum eine Strähnengabel auf der linken und eine Schere an der rechten Seite angeschlossen sind. Das Bildnis führt zudem einige allgemeinere Charakteristika des Kaisers fort. Hierzu gehören in erster 1878 Zu den Unterschieden im Einzelnen Fittschen 1993, 211f.; die Abweichungen wurden früher bisweilen mit der provinziellen Herkunft des Kopfes erklärt; dazu Fittschen 1993, 212 Anm. 7 mit Lit.; er hält das Bildnis für eine stadtrömische Arbeit (226 mit Anm. 94). 1879 Fittschen 1993, 226
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Linie der schnabelförmige Oberlippenzipfel sowie die attributiven Falten im Bereich von Stirn und Glabella.
Kat. 67 Gallienus Typus Lagos Rom, Quirinalspalast, Inv. SM 5071. Kopf auf unzugehöriger Büste, Marmor H (Kopf mit Hals) 0,26 m. Lit. (Auswahl): Fittschen – Zanker 1985, 137 Nr. 5 (zuvor unpubliziert); Guerrini – Gasparri 1993, 92–95 Nr. 33 mit Taf. (Beitrag M. E. Micheli); Fittschen 1993, 212; 224.
Büste und Kopf gehörten ursprünglich nicht zusammen. Die Nasenspitze ist ergänzt, die Oberfläche stellenweise bestoßen. Es handelt sich um eine genaue Replik des Typus Lagos, welche u. a. durch ihre kompakte Schädelform, den Vollbart mit seinen gleichmäßigen Punktbohrungen sowie die fast gänzlich bedeckten Ohren als solche ausgewiesen ist. Ein weiteres Kennzeichen besteht in der Strähnenmotivik des Stirnhaars, welche das von Kat. 66 bekannte Zentralmotiv exakt wiederholt: dabei zeichnet sich eine weit gefasste Zange über der Stirnmitte ab, die auf der einen Seite von einer Schere, auf der anderen von einer Gabel flankiert wird. Wie für die Porträts des Kaisers üblich, ist auch an dieser Replik die charakteristische Formgebung der Oberlippe mit überhängendem Zipfel nachvollziehbar.
Kat. 68 Gallienus Typus Lagos New York, Kunsthandel. Kopf, Marmor; H 0,172 m1880. Lit. (Auswahl): Fittschen – Zanker 1985, 137 Nr. 8a; Fittschen 1993, 212f. mit Taf.
Das Bildnis ist der Forschung seit 1984 durch den New Yorker Kunsthandel bekannt. Ein Teil der Nase fehlt; an mehreren Stellen zeichnen sich Bestoßungen ab; die rechtsseitige Wange sowie die Brauen sind stark beschädigt. Die Zuweisung an Gallienus im Typus Lagos ergibt sich aus der vergleichsweise gedrungenen Schädelform, der fülligen, die Ohren weitgehend bedeckenden Haarkappe sowie der charakteristischen Durchbildung des Bartes. Über der Stirn ist das für den Typus verbindliche Strähnensystem zu erkennen. Soweit die bekannten Abbildungen des unzugänglichen Kopfes erkennen lassen, sind die 'Schnabellippe' sowie die Stirnfurchen als Kennzeichen der gallienischen Physiognomie wiedergegeben.
Kat. 69 Claudius Gothicus Worcester, Art Museum Inv. 1915–24. Einsatzkopf, Marmor H (Kinn – Scheitel) 0,255 m1881. Lit. (Auswahl): Andreae 1973, Nr. 132; Bergmann 1977, 105f. mit Taf.; Wegner u. a. 1979, 138; Hausmann 1981, 390; Stutzinger 1983, 396 Nr. 16; Fittschen – Zanker 1985, 140 Anm. 4; Kleiner 1992b, 375; Meischner 1995, 375; La Rocca u. a. 2015, 366 Nr. I.56 (Beitrag C. Parigi). 1880 Auktionskatalog Sotheby's 01.02.03.1984, Nr. 75. 1881 lt. La Rocca u. a. 2015, 366 Nr. I.56 (Beitrag C. Parigi): 0,29 m.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Es fehlen die Nasenspitze und Teile der Ohren. Der Hals ist an einigen Stellen bestoßen. Da sich Repliken für diesen Kopf nicht ohne grundsätzliche Zweifel erweisen lassen, hängt die Zuweisung des Porträts an Claudius Gothicus ganz von seinen Münzen ab. Die wesentlichen Merkmale des Kopfes sind folgende: die Haarkappe setzt sich merklich vom Schädel ab; das Stirnhaar ist in parallel angeordneten Spitzen nach vorne gestrichen und in der Mitte gegabelt; der gekräuselte Vollbart bedeckt die untere Wangenpartie, Koteletten, Kinn sowie den ganzen Bereich um die Lippen herum; er reicht bis auf den Halsansatz, wo er in kleinen Strähnen ausfranst. Abgesehen von der Mittelgabelung des Stirnhaars lassen sich die genannten Merkmale exakt auf den Münzen des Kaisers wiederfinden. Dasselbe gilt für die Falten über der Nasenwurzel sowie im Stirnbereich, welche der stilistischen Entwicklung ihrer Entstehungszeit folgend nicht in das muskuläre System der Physiognomie eingebunden, sondern vielmehr 'attributiv' hinzugefügt sind. Die Zuweisung des Kopfes an Claudius Gothicus scheint unter diesen Gesichtspunkten auch ohne weitere Repliken gerechtfertigt. Für M. Wegner war an Kat. 69 indessen „manches fragwürdig“. Seine Kritik an der Ausführung der Brauenbögen und der Einwand, dem Porträt fehle der auf den Münzen erkennbare wache Ausdruck, können vor dem Hintergrund der angezeigten Gemeinsamkeiten nicht überzeugen1882. 1882 Wegner u. a. 1979, 138; gegen Wegner auch Fittschen – Zanker 1985, 140 Anm. 4; vgl. auch Bergmann 1977, 106, die auf die „bis ins Detail und bis in unverwechselbare physiognomische Eigenheiten gehenden Übereinstimmungen“ verweist; für Claudius Gothi-
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Kat. 70 Probus Rom, Museo Capitolino, Palazzo Nuovo Sala degli Imperatori Inv. S. 493. Kopf, Marmor; H (Kinn – Scheitel) 0,325 m. Lit. (Auwahl): Delbrück 1914, 7f. Nr. 37; Maj 1958, 277f. Nr. 370; Andreae 1973, Nr. 135; Fittschen 1975, 140; Balty – Balty 1976, 191; Bergmann 1977, 104; Wegner u. a. 1979, 153; Hausmann 1981, 391; Stutzinger 1983, 397 Kat. 17; Fittschen – Zanker 1985, 139–141 Kat. 116 mit Taf. und älterer Lit.; Kleiner 1992b, 376; Rößler 1993, 361–365; Ensoli – La Rocca 2000, 540 Kat. 185; Balty – Cazes 2008, 36 Abb. 2; La Rocca u. a. 2015, 375f. Nr. I.65 (Beitrag F. Smith) mit weiterer Lit.
Abgesehen von einigen kleineren Bestoßungen ist das leicht überlebensgroße 1883 Bildnis gut erhalten. Die Nasenspitze und Teile beider Ohren wurden ergänzt. Die von M. Wegner aufgestellte Behauptung, das Porträt sei nicht nur „stark gereinigt und überarbeitet“ worden, sondern habe vielleicht auch eine mittelalterliche Umarbeitung erfahren, ist nicht haltbar1884. Für die Identifikation des Dargestellten wurde neben Probus auch Diocletian in Anspruch genommen, was sich wohl durch die ihrer Stilepoche immanenten Ähncus etwa auch Stutzinger 1983, 396 Kat. 16, welche d. Züge d. Porträts als Ausdruck eines philosophischen Lebensideals versteht; dazu Kap. 5.6 a. 1883 Entsprechend ihrer auf errechneten Werten beruhenden Definition von Überlebensgröße hat Ruck 2007 den Kopf nicht in ihren Katalog der aus Rom stammenden, männlichen Kolossalporträts (S. 277–289) aufgenommen; dazu Rez. Fittschen 2010, 1098. 1884 Wegner u. a. 1979, 153; dagegen Rez. Hausmann 1981, 391 und Fittschen – Zanker 1985, 140 Anm. 1; dort allg. zum Erhaltungszustand des Kopfes S. 139.
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lichkeiten in der Münzprägung erklärt 1885. Nach Ansicht des Verf. lässt sich die Zuweisung an Probus jedoch sicher anhand des numismatischen Materials belegen, obwohl es an zuverlässigen Repliken fehlt1886. Deutliche Gemeinsamkeiten bestehen in der rechteckigen Schädelbildung mit leicht ausladendem Hinterkopf, der scharf geschnittenen Profillinie, der hohen, gefurchten Stirn, der eng anliegenden Haarkappe mit ihrer im flachen Bogen verlaufenden Schläfenkontur, dem fliehenden Kinn sowie der charakteristischen Mundbildung mit ihren kurzen, herabgezogenen Lippen. Das wohl bestechendste Einzelmerkmal zeichnet sich im Bereich der Wangen ab: der Kaiser verfügt dort auf vielen seiner Münzen über tiefe, wie eingefallen wirkende Vertikalfalten1887, die ebenso deutlich am kapitolinischen Kopf angelegt sind. Der Münzvergleich erlaubt zudem eine über die reine Zuweisung hinausgehende Datierung: das Bildnis entspricht am ehesten den Prägungen der von R. Delbrück postulierten zweiten Periode1888. Auf Grundlage der Medaillonprägung lässt sich seine Entstehung vielleicht um 281/282 n. Chr. verorten1889.
1885 Dazu etwa Fittschen – Zanker 1985, 140 zu Kat. 116. 1886 Indessen für ein Replikenverhältnis mit Brescia, Museo Civico, Inv. MR 353 Bergmann 1977, 112; folgend Fittschen – Zanker 1985, 141 Anm. 14. 1887 Siehe dazu Fittschen – Zanker 1985, 140. 1888 Delbrück 1940, 180. 1889 Dazu Fittschen – Zanker 1985, 140.
Kat. 71 Carinus Rom, Palazzo dei Conservatori Sala dei Magistrati 9, Inv. 850. Kopf, Marmor. H (Kinn – Scheitel) 0,30 m1890. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 167 Nr. 3, 169f.; Delbrück 1914, 8 Nr. 38; Maj 1958, 282f. Nr. 378; Vermeule 1961, 13f.; Andreae 1973, Nr. 136; Bergmann 1977, 104; Wegner u. a. 1979, 158f.; Hausmann 1981, 391; Stutzinger 1983, 399 Kat. 19; Fittschen – Zanker 1985, 141f. Nr. 117 mit Taf. und ausf. Lit.; Kleiner 1992b, 376; Ensoli – La Rocca 2000, 540 Kat. 186; Dyczek 2001, 64; Varner 2004, 203, 212; Balty – Cazes 2008, 36 Abb. 3.
Der massige Kopf ist gut erhalten. Ergänzt ist lediglich ein Teil des Halsausschnittes. Die Zuweisung an Carinus begründet sich v. a. durch die knotigen, in Anzahl, Form und Anordnung gut vergleichbaren Buckellocken des Bartes sowie die Haarkontur. Wie auf vielen Münzen des Kaisers verläuft das Schläfenhaar gewölbt; die Stirn steigt steil an. K. Fittschen hat die Massigkeit des Porträts als Argument gegen die Zuweisung an Carinus angeführt1891. Viele Münzbildnisse des Kaisers sind dem Kopf jedoch gerade in diesem Merkmal verwandt. Fittschen hegt zudem Zweifel aufgrund des Fundortes1892: es sei kaum denkbar, dass ein Porträt des Kaisers nach der Machtübernahme Diocletians an einem solch prominenten Aufstellungsort wie dem Castro Pretorio überdauert hätte. Welche historischen Zufälle hierbei eine Rolle 1890 Nach Fittschen – Zanker 1985, 141; Fittschen 2010, 1098 gibt als Höhe indessen 0,32 m an. 1891 Fittschen – Zanker 1985, 141 zu Nr. 117. 1892 Fittschen – Zanker 1985, 141f. zu Nr. 117.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse spielten und ob das Bildnis nicht einfach eingelagert wurde, lässt sich jedoch kaum sicher bestimmen. Die leichte Überlebensgröße muss nicht unbedingt für ein Kaiserbildnis sprechen1893. Aufgrund der bis in kleinteilige Merkmale mit den Münzen übereinstimmenden Ikonographie erkennt der Verfasser das Bildnis jedoch trotz fehlender Repliken als Porträt des Carinus an.
Kat. 72 Tranquillina Dresden, Staatliche Skulpturensammlung 380. Kopf, Marmor. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 138; Maj 1958, 180 Nr. 221; Wegner u. a. 1979, 53; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 1; Wood 1986, 131 Nr. 5; Knoll – Vorster 2013, 418– 420 Nr. 97 mit Abb. (Beitrag F. Sinn).
Abgesehen von der fehlenden Nase und kleineren Beschädigungen ist der Kopf gut erhalten. Die weibliche Dargestellte besitzt eine für das fortgeschrittene 3. Jh. typische Modefrisur, bei der sich die eng anliegende Haarkappe aus dicht gestellten Brennscherenwellen zusammensetzt. Das auffälligste Merkmal besteht in einem breiten, 'brettartigen' Zopf, der vom abnehmbaren Nackenteil ausgehend über den Hinterkopf gelegt ist und bis auf den Scheitel reicht. Die Länge dieses Scheitelzopfes ist zugleich als typenver1893 Ruck 2007 führt das Bildnis entsprechend ihrer auf errechneten Daten beruhenden Definition von Überlebensgröße nicht in ihrem Katalog (S. 277– 289) auf; dazu Rez. Fittschen 2010, 1098; zum Problem der Bildnisbestimmung bei überlebensgroßen Poträts siehe auch Fittschen – Zanker 1985, 142 Anm. 2.
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bindliches Charakteristikum der Dargestellten zu verstehen: sie entspricht der durch Münzbildnisse bekannten Ikonographie der Kaisergattin Tranquillina, welche zwischen 241 und 244 n. Chr. als Augusta porträtiert wurde. Diese Zuweisung lässt sich auch anhand der physiognomischen Merkmale bestätigen: Tranquillina erscheint auf den Münzen sowie in der Rundplastik (Kat. 72–81) mit insgesamt jugendlichen, manchmal betont mädchenhaften Zügen; wie im Falle ihres Ehemannes Gordian III. ist die Stirn leicht gewölbt. Mit diesem teilt sie für gewöhnlich auch die 'eigentümliche', bisweilen gekräuselte Lippenbildung. Am Dresdner Porträt lässt sich dieses Merkmal gut erkennen; die Mundwinkel ziehen dabei punktförmig in die fleischige Gesichtsoberfläche ein.
Kat. 73 Tranquillina Florenz, Galleria degli Uffizi Inv. 1914.265. Kopf auf moderner Büste, Marmor. H (des Antiken) 0,26 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 145f.; Maj 1958, 165, 182 Nr. 227; Mansuelli 1961, 122 Nr. 159; Wegner u. a. 1979, 53 mit älterer Lit.; Wood 1979, 200 Nr. 34; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 2; Wood 1986, 131 Nr. 6.
Ergänzt sind die Nase sowie Teile des oberen Philtrums, des Kinns und des Halses. Unterlippe und Brauenbögen weisen kleinere Bestoßungen auf. Der Kopf sitzt auf einer modernen Büste. Für die Zuweisung an Tranquillina sprechen neben der charakteristischen Brennscherenfrisur mit ihrem bis auf den Oberkopf reichenden Scheitelzopf noch eine Reihe physiognomischer Merkmale,
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in denen die Kaisergattin ihrem Ehemann Gordian III. (Kat. 13–38) verwandt ist. Dazu gehören u. a. die dicken Augenlider, die Profillinie mit ihrer gewölbten Stirn, die insgesamt fleischige, jugendliche Erscheinung, die über die Orbitalbögen hinaus in Richtung der Nasenwurzel gewachsenen Brauenhaare sowie die eigentümliche Mundbildung mit ihren eingezogenen Winkeln.
Kat. 74 Tranquillina Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 754 Inv. 1572. Kopf, Marmor; H 0,23 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 180 Nr. 222 Taf. 27, 83; Wegner u. a. 1979, 54 mit älterer Lit.; Wood 1979, 199 Nr. 33; Wood 1981, 60; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 3; Wood 1986, 131 Nr. 2; Johansen 1995, 112f. Kat. 45 mit Abb.
Das Bildnis ist an der linken Wange, am Übergang zum Hals, an der Nase sowie an der rechten Augenbraue bestoßen. Im Gegensatz zur gut erhaltenen Vorderseite ist der Hinterkopf stark verrieben, der rückwärtige Teil der Haarkappe weitgehend geglättet. Auf der rechten Seite des unteren Scheitelzopfes ist (wohl erst kürzlich) ein Stück abgebrochen. Die Identifikation der Dargestellten als Tranquillina ist über jeden Zweifel erhaben: die Kaisergattin besitzt die für ihren Typus charakteristische Frisur mit einem bis auf den Oberkopf reichenden Scheitelzopf, die jugendliche, hier geradezu mädchenhafte Physiognomie sowie eine Reihe von Familienmerkmalen, die sich ebenso für Gordian III. erweisen lassen. Zu nennen sind hier etwa die wulstigen
Augenlider, die Profillinie sowie die eingezogenen Mundwinkel.
Kat. 75 Tranquillina Liverpool, City Museum, Inv. 53.115.13 (ehem. Rossie Priory) Kopf auf mod. Büste, Marmor; H 0,23 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 138f., 145; Hill 1944, 262; Maj 1958, 179 Nr. 218; Bergmann 1977, 39 Nr. 2; Poulsen 1968, 109 Nr. 108 (urspr. 1923); Wegner u. a. 1979, 54 mit Taf. und älterer Lit.; Wood 1979, 199 Nr. 32; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 5; Wood 1986, 131 Nr. 2.
Die Nasenspitze ist ergänzt, der Hals fragmentiert. Auf der Oberfläche befinden sich mehrere Kratzer. Das rechte Auge ist beschädigt. Dass Tranquillina dargestellt ist, ergibt sich aus der Länge des Scheitelzopfes, der jugendlichen Erscheinung und der charakteristischen Profillinie. Wie so oft im Falle ihres Ehemannes Gordian III. sind die Augenbrauen der Augusta nach innen über die Orbitalbögen hinaus gewachsen; weitere Gemeinsamkeiten bestehen in der fleischigen Anlage der Gesichtsoberfläche, der Mundbildung sowie der gewölbten Stirn.
Kat. 76 Tranquillina London, British Museum 1923. Kopf auf mod. Büste, Marmor; H 0,415 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 138f., 145; Maj 1958, 179 Nr. 217; Andreae 1973, Abb. 573 („Bilddokumentation“); Bergmann 1977, 39 Nr. 1; Wegner u. a. 1979, 54 mit älterer Lit.; Wood 1979, 199 Nr. 31; Wood 1981, 59 mit Taf.; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 6; Wood 1986, 131 Nr. 1.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse Abgesehen von kleineren Bestoßungen ist das Bildnis gut erhalten. Bei der Büste handelt es sich um eine moderne Zutat. Die Dargestellte ist bereits durch ihre Frisur deutlich als Tranquillina ausgewiesen: die Haarkappe setzt sich aus dicht gestellten Brennscherenwellen zusammen; der breite Scheitelzopf reicht bis auf den Oberkopf. Die Gesichtsphysiognomie lässt starke Gemeinsamkeiten mit Gordian III. erkennen. Hierzu gehören etwa die Stirnwölbung, die Lippenbildung, die Brauenbögen, die Augenlider sowie die fleischige Durchformung der Oberfläche.
Kat. 77 Tranquillina
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Kat. 78 Tranquillina Rom, Galleria di San Luca Kopf, Marmor; H (Kinn – Scheitel) 0,155 m. unpubliziert.
Nach Kenntnis des Verfassers ist das Bildnis nach wie vor unpubliziert1894. Der Vollständigkeit halber sei hier auf K. Fittschen verwiesen, der das Porträt aus eigener Anschauung beurteilen kann und den Bildnissen Tranquillinas anschließt1895.
Kat. 79 Tranquillina Rom, Museo Capitolino, Inv. 83. Kopf, Marmor; H (Kinn – Scheitel) 0,155 m.
Privatbesitz? (ehem. Basel, Kunsthandel) Kopf, Marmor; H 0,23 m.
Lit.: Fittschen – Zanker 1983, 31f. Kat. 36 mit Taf. (zuvor unpubliziert).
Lit. (Auswahl): Palladion 1976, 106f. Nr. 123 mit Abb.; Wegner u. a. 1979, 53; 59; Wood 1979, 200 Nr. 38; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 4; Wood 1986, 131 Nr. 10.
Das kleinformatige Köpfchen ist ausgesprochen schlecht erhalten: große Teile der Oberfläche sind bestoßen oder abgeplatzt, das Gesicht weitgehend verrieben; die Nase fehlt gänzlich. Dennoch lässt sich das Porträt ohne Zweifel auf Tranquillina beziehen: es besitzt den typenverbindlichen, bis auf den Oberkopf reichenden Scheitelzopf, die charakteristische Profillinie, die insgesamt jugendliche Erscheinung sowie die Kennzeichen einer Gordian III. verwandten Familienikonographie. So zeichnen sich trotz der starken Beschädigungen noch die eingezogenen Mundwinkel sowie die dicken Augenlider ab.
Die Oberfläche ist vielfach bestoßen und größtenteils stark verwittert. Die Nase fehlt weitgehend. Es handelt sich um eine getreue Wiederholung des TranquillinaPorträts und ist wie die bereits besprochenen Repliken als solches durch folgende Merkmale ausgewiesen: die Dargestellte besitzt eine jugendliche Erscheinung; der Scheitelzopf reicht bis auf den Oberkopf; die Stirn ist gewölbt, die Gesichtsoberfläche fleischig; zu den physiognomische Eigenheiten gehören die dickliche Formgebung des Augenlider, der punktförmige Einzug der Mundwinkel sowie der für Tranquillina und ihren Ehemann Gordian III. typische Schwung der Brauenbögen.
1894 Auch in der relativ aktuellen Darstellung von Rosso 2006, 483 zu Nr. 234 wird das Bildnis nicht unter den Repliken aufgeführt. 1895 Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. zu Nr. 11.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse
Kat. 80 Tranquillina Rom, Museo Torlonia 592. Kopf auf nicht zugehöriger Büste H 0,53 m. Lit. (Auswahl): Visconti 1885, 404 Nr. 592 mit Taf.; Bernoulli 1894, 139; Maj 1958, 177f. Nr. 213; Pietrangeli 1978, 142 Nr. 22; Wegner u. a. 1979, 55, 61; Wood 1979, 200 Nr. 36; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 10; Wood 1986, 131 Nr. 8; Deppmeyer 2008, 408–410 Kat. 212.
Wie alle Porträts der Sammlung Torlonia lässt sich auch dieses Bildnis keiner Autopsie unterziehen. Die Nase sowie „Teile der Haarwülste unterhalb der Ohren“1896 scheinen nach Ausweis der Publikationsfotografien ergänzt zu sein. Das Porträt stammt aus der sog. Basilika von Otricoli und gehörte wohl zu einer 'gewachsenen Gruppe'1897 von Bildnissen, die neben mehreren Porträts des iulisch-claudischen Kaiserhauses u. a. ein Porträt der Iulia Mammaea umfasste1898. Die Zuweisung von Kat. 80 an Tranquillina ergibt sich unzweifelhaft aus der ju1896 Wegner u. a. 1979, 55. 1897 Zur Trennschärfe des Begriffs Fittschen 2009, 1133. 1898 Zur sog. Basilika von Otricoli u. a. Pietrangeli 1978, 48f., 122; 122–142 (Porträts); Nünnerich-Asmus 1994, 182f. Kat. 20 mit weiterer Lit.; Deppmeyer 2008, 408–410 Kat. 212 mit weiterer Lit.; in Otricoli fanden sich neben den genannten Porträts noch Bildnisse von Angehörigen des antoninischen und des severischen Kaisherhauses, die eventuell mit der Basilika in Zusammenhang gestanden haben könnten; die Fundberichte lassen allerdings keine sichere Aussagen zu ihrer genauen Herkunft zu; dazu Deppmeyer 2008, 409 Anm. 891 mit weiterer Lit.
gendlichen Physiognomie, den mit Bildnissen Gordians III. vergleichbaren Brauenbögen, der eigentümlichen Mundbildung sowie dem bis auf den Oberkopf reichenden Scheitelzopf. Es ist gut vorstellbar, dass die Gruppe, zu welcher die Replik gehörte, auch über Bildnisse des Severus Alexander sowie Gordians III. verfügte1899.
Kat. 81 Tranquillina Rom, Museo Vaticano, Museo Chiaramonti 233. XXVII 21. Inv. 1626. Kopf auf nicht zugehöriger Büste, Marmor. H (des Antiken) 0,59 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 115, 138f.; Maj 1958, 178 Nr. 215; Wegner u. a. 1979, 55f. mit älterer Lit., 61, 81f.; Wood 1979, 200 Nr. 35; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 8; Wood 1986, 131 Nr. 7; Andreae 1995, 98 mit Taf. 1022f.
Nase und Kinn sind vollständig ergänzt1900. Bestoßungen finden sich an der Oberlippe, an den Wangen und Brauen, an der Stirnhaarpartie sowie am linken Ohr. Der Hals ist fragmentiert. Das Bildnis ist durch folgende Merkmale als Porträt der Kaisergattin Tranquillina ausgewiesen: eng anliegende Brennscherenfrisur mit bis auf den Oberkopf reichendem Scheitelzopf; jugendliche Gesamterscheinung; fleischig durchformte Physiognomie; dickliche Augenlider; geschwungene Brauenbögen. Die genannten physiognomischen Merkmale erinnern in ih1899 So auch Deppmeyer 2008, 410. 1900 Wegner u. a. 1979, 55 gibt an, dass außerdem ein „Stück der linken Wange (...) sowie ein die beiden seitlichen Enden des Haarwulstes unter den Ohren“ ergänzt seien.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse rer Ausführung an Porträts Gordians III., dessen Ikonographie als Vorbild bei der Entwicklung des Tranquillina-Porträts gedient haben muss.
Kat. 82 Tranquillina Rom, Museo Vaticano, Museo Gregoriano Profano Inv.-Nr. 10190 (ehem. Lateran-Slg.). Kopf, Marmor; H 0,25 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 138, 145; Maj 1958, 178 Nr. 216; Wegner u. a. 1979, 56 mit Taf. und älterer Lit.; Wood 1979, 200 Nr. 37; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 9; Wood 1986, 131 Nr. 9.
Ergänzt sind jeweils der vordere Teil von Nase und Kinn; ein Teil der Haare ist nachträglich geflickt. Einige ältere Ergänzungen an den Ohrmuscheln sowie am hinteren Teil der Haare sind zwischenzeitlich wieder abgenommen worden1901. Die Dargestellte ist durch ihre charakteristische Frisur und durch die Einzelbestandteile ihrer Physiognomie deutlich als Tranquillina ausgewiesen. Sie besitzt den typischen, ihrem Ehemann Gordian III. vergleichbaren Schwung der Brauenbögen, die eigentümliche Mundbildung, das gewohnt fleischige Inkarnat der Gesichtspartien sowie die gewölbte Stirn.
Kat. 83 Tranquillina Rom, Palazzo Quirinale, SM 5062. Kopf auf moderner Büste, Marmor. H (Kopf mit Hals) 0,24 m. 1901 Dazu Wegner u. a. 1979, 56; vgl. auch die aktuellen Ansichten der arch. Online-Datenbank https://arachne.dainst. org/entity/1081137?fl=20 (letzter Zugriff 24.11.2016).
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Lit. (Auswahl): Maj 1958, 178 Nr. 214; Wegner u. a. 1979, 62; Fittschen – Zanker 1983, 24 Anm. 2; Guerrini – Gasparri 1993, 90–92 mit Taf. (Beitrag M. E. Micheli).
Abgesehen von einer Reihe kleinerer Beschädigungen ist das Bildnis gut erhalten. Die Nase ist ergänzt. Für die Zuweisung des Kopfes an Tranquillina sprechen v. a. die eng anliegende, durch dichte Brennscherenwellen gegliederte Haarkappe, der bis auf den Scheitel reichende Zopf, die für die Kaisergattin und ihren Ehemann typischen Brauenbögen, der punktförmige Einzug der Mundwinkel, die insgesamt jugendliche, geglättete Physiognomie sowie die dicken Augenlider. Die Identifikation ist damit über jeden etwaigen Zweifel erhaben1902.
Kat. 84 Tranquillina Toulouse, Musée Saint Raymond, Inv. 30170. Fragmentierte Büste, Marmor. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 179 Nr. 220; Wegner u. a. 1979, 56, 62; Fittschen – Zanker 1983, 33 Kat. 36 zu Nr. 12; Cazes 1999, 141 mit Abb.; Rosso 2006, 482–484 Nr. 234.
Das Bildnis ist am Hals gebrochen und stellenweise bestoßen. Abgesehen davon und von einer modernen Ergänzung an Kinn und Unterlippe ist die Oberfläche gut erhalten. Die Zuweisung an Tranquillina ergibt sich unzweifelhaft aus der Frisur mit ihrem bis auf den Oberkopf reichenden Scheitelzopf, der charakteristischen Profillinie sowie einer Reihe personalisierter physiognomischer Merkmale. Hierzu gehören u. a. die Bildung des 1902 Warum Rosso 2006, 483 zu Nr. 234 das Bildnis kürzlich nicht unter den Repliken aufgeführt hat, bleibt unklar.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse
Mundes sowie die dickliche Durchformung der Augenlider.
schen 245 und 249 in der Reichsprägung porträtiert wurde (hier S. 242ff.).
Kat. 85 Otacilia Severa
Kat. 86 Otacilia Severa
Florenz, Galleria degli Uffizi Inv. 1914, 271. Kopf auf zugehöriger (?) Büste; Marmor H 0,61 m. Lit. (Auswahl): Bernoulli 1894, 172; Mansuelli 1961, 116 Nr. 146; Bergmann 1977, 39 Nr. 3 Taf. 8, 1–2; Wegner u. a. 1979, 59 mit Taf. und älterer Lit.; Wood 1979, 212 Nr. 45; Fittschen – Zanker 1983, 34 Kat. 37 zu Nr. 2; Wood 1986, 132 Nr. 3.
Ergänzt sind die Nase mit einem Teil des Philtrums sowie ein Flicken am Hals. Die Oberfläche lässt einige kleinere Bestoßungen erkennen. Das Porträt zeigt eine Frau mit Scheitelzopffrisur, die in Form und Ausbildung auf eine Datierung in das zweite Viertel des 3. Jhs. verweist. Die Existenz mehrerer Repliken legt nahe, dass es sich um eine berühmte Person der römischen Öffentlichkeit, wenn nicht sogar um eine Kaisergattin, handeln muss. Dass nicht etwa Tranquillina dargestellt sein kann, ergibt sich bereits aus der Länge des Zopfes, der kaum bis auf den Oberkopf reicht und lediglich den rückwärtigen Teil des Schädels bedeckt. Auch in physiognomischer Hinsicht lassen sich einige Unterschiede konstatieren: es fehlen die für Tranquillina typischen, dicken Augenlider sowie der charakteristische Schwung der Brauenbögen; das Florentiner Porträt wirkt insgesamt etwas älter; die Züge vermitteln matronale Gravität. Der Münzvergleich lässt damit nur eine Benennung zu: bei der Dargestellten handelt es sich um Otacilia Severa, die als Ehefrau des Kaisers Philippus Arabs und Mutter des Prinzen Philippus minor zwi-
Petworth, Sammlung Leconfield. Einsatzkopf, Marmor; H 0,52 m. Lit. (Auswahl): Poulsen 1968, 105 mit Anm. 5 (urspr. 1923); Bergmann 1977, 39 Nr. 1; Andreae 1973, Abb. 572 („Bilddokumentation“); Wegner u. a. 1979, 60 mit Taf. und älterer Lit.; Wood 1979, 212 Nr. 44; Fittschen – Zanker 1983, 34 Kat. 37 zu Nr. 3; Wood 1986, 132 Nr. 2; Raeder 2000, 178f. Kat. 63 mit Lit.
Nase, Kinn und Teile der Lippen sind ergänzt; mehrere Stellen wurden in restauratorischer Absicht stukkiert. Für die Zuweisung an Otacilia sprechen die gelängte Schädelform, die schwere Durchformung der Physiognomie mit ihren fülligen Partien und hochstehenden Wangenknochen sowie die Frisur mit aufwendig ondulierter Haarkappe und einem bis an den Wirbel reichenden Scheitelzopf. Da Unter- und Oberlippe weitgehend ergänzt sind, lässt sich die eigentümliche, fest geschlossene Mundbildung als verbindendes Element zwischen der Kaiserin und ihrem Sohn nicht mehr nachvollziehen (vgl. dazu hier Kat. 87).
Kat. 87 Otacilia Severa Rom, Palazzo dei Conservatori, Braccio Nuovo, Sala III Nr. 23 Inv. 2765. Kopf, Marmor; H (Kinn – Scheitel) 0,25 m. Lit. (Auswahl): Maj 1958, 182 Nr. 228; Bergmann 1977, 39 Nr. 2; Wegner u. a. 1979, 61; Wood 1979, 211 Nr. 43; Wood 1981, 63f. Anm. 33; Stutzinger 1983, 391f. Kat. 11; Fittschen – Zanker 1983, 34f. Kat. 37 mit Taf.
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Katalog der rundplastischen Bildnisse und weiterer Lit.; Wood 1986, 132 Nr. 1; La Rocca u. a. 2015, 354f. Nr. I.39 (Beitrag S. Stassi).
Das Bildnis ist am Hals gebrochen und an mehreren Stellen bestoßen; die Nase fehlt; am Schädel zeichnen sich einige tiefe Riss ab. Das Porträt stammt aus einer mittelalterlichen Mauer zwischen Colosseum und Maxentius-Basilika1903. Die Dargestellte ist durch ihre matronale Physiognomie und den kurzen, lediglich bis an den Wirbel reichenden Scheitelzopf unzweifelhaft als Otacilia ausgewiesen. Die Kaiserin besitzt wie üblich einen fest geschlossenen Mund mit leicht vorgeschobener Unterlippe, der ihr K. Fittschen zufolge einen „freundlich-spöttischen“ Ausdruck verleiht1904. In diesem Detail ist sie besonders ihrem Sohn Philippus minor verwandt (hier Kat. 44–46).
399
relativ kurzen Scheitelzopf sowie die Profillinie mit leichtem Doppelkinn, in dem sich die charakteristische Gesichtsfülle der Kaiserin widerspiegelt. Der zusammengepresste Mund sowie die vorgeschobene Unterlippe sind als verbindendes Element zwischen der Kaiserin und Philippus minor, d. h. als intentionell gesetztes Merkmal der familiären Angleichung, zu verstehen.
Kat. 88 Otacilia Severa Thessaloniki, Archäologisches Museum (?) Kopf, Marmor; H (gesamt) 0,314 m. Lit.: Adam-Belene 2012, pass. mit Abb.
Das von der Agora in Thessaloniki stammende Porträt wurde erst kürzlich von P. Adam-Belene als Bildnis Otacilias publiziert. Abgesehen von kleineren Bestoßungen und einem größeren verriebenen Bereich an der rechtsseitigen Schläfenund Haarpartie ist die Replik gut erhalten. Für die sichere Zuweisung sprechen besonders die gestreckte Schädelform, die typenverbindliche Frisur mit ihrem 1903 Fittschen – Zanker 1983, 34 zu Kat. 37; 24f. zu Kat. 24 mit Anm. 1 für weitere Lit. 1904 Fittschen – Zanker 1983, 34 zu Kat. 37.
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Personen- und Sachregister Adventus
39, 77, 114
Corn. Gallonia 236, 249, 324
Aemilianus
10, 82, 186, 187, 236, 247, 248, 279, 287, 290, 312, 330, 341
Cyprian
411
Decius
10, 32, 35, 37, 40, 43, 44, 77–82, 124, 149, 170–177, 179, 181-183, 186–188, 207, 208, 236, 244–247, 260, 281, 283, 284, 286, 299, 302, 312, 316, 323, 324, 336, 337, 341
Aequitas
33, 34, 46, 47
Afinia Gemina 236 Apoll
37, 41, 443
Augustus
46, 49, 73, 90, 146, 196, 339
Diadumenian
315
Aurea aetas
36
Diocletian
Aurelian
10, 29, 37, 40, 42, 44, 48, 50, 83, 91, 95–102, 107, 116, 117, 120–122, 124, 126, 132, 192, 209-213, 221, 231, 232, 236, 256, 257, 271–273, 276, 326, 327, 330, 331, 342
9, 72, 78, 105, 211, 212, 217, 220, 230, 231, 297, 298, 345
Aureolus
95, 281, 295, 330
Bonosus
280
Dominus et deus 29, 348 Domitianus
274, 276, 295
Eutrop
74, 82, 116, 186, 208, 264
Felicitas
36, 41
Florianus
10, 34, 43, 44, 101, 213, 215, 216, 222, 304, 326, 330, 331
Caecilia Paulina 236–238
Gaia C. Supera 236, 247
Caligula
41
Gallienus
Caracalla
42, 78, 79, 98, 117, 134, 142, 174, 291, 301, 304, 315, 337, 338
Carinus
10, 44, 104, 105, 130, 186, 218–226, 236, 258, 259, 297, 298, 327, 328
Cicero
61
10, 12, 26-28, 32, 35, 37, 38, 44, 48–50, 64, 83–93, 96, 97, 99, 124, 129, 130, 134, 186, 189-194, 196–201, 204, 206, 222, 232, 233, 236, 249, 250, 253, 255, 264, 265, 269, 273, 277, 281, 290–296, 299, 303, 309, 317, 318, 324–326, 331, 339–341, 347
Claudius
10
Geta
315
Gordian I.
10, 44, 47, 59, 66, 67, 146– 149, 236, 279, 303, 312, 320
Gordian II.
10, 44, 59, 66, 146, 147, 149, 236, 279, 312, 320
Gordian III.
10, 39, 44, 47, 49, 58, 60, 61, 63–71, 74, 75, 124, 129, 134, 144, 146, 156–158, 167, 236, 239–242, 305, 315, 320, 321, 337
Claudius Goth. 10, 40, 44, 50, 94, 95, 124, 130, 192, 206-210, 216, 230– 232, 268, 269, 271, 303, 326, 330–333 Clementia
33, 46
Commodus
40, 42, 151
Concordia
26, 152, 241, 247, 239, 261, 277, 296, 318, 321, 325
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Personen- und Sachregister
Hadrian
86, 90, 152, 196, 228, 232f., 339
Hercules
37, 136, 265, 266, 341
Herenn. Etrusc. 171, 177, 244–246, 249, 260, 261, 323
Marius
Mat. castrorum 239, 242, 244, 256, 258, 269 Max. Thrax
Herenn. Etrusc. 10, 38, 44, 171, 175, 177– 179, 225, 246, 315, 316, 323, 324, 339 Hostilianus
10, 27, 35, 38, 44, 81, 82, 171, 177–179, 181, 184, 201, 203, 225, 236, 245, 246, 260, 316, 324
Indulgentia
33, 100
Iotapianus
284–286, 299, 330
Iulia Mammaea 245
263, 268–272, 276–278 10, 12, 25, 32, 42–44, 48, 57–59, 63, 64, 66, 67, 76, 104, 124, 132, 135, 138–144, 146, 147, 149, 153, 168, 177, 233, 236–238, 263, 274, 308, 310, 313, 315, 319, 330, 338, 340
Maximus Caesar 10, 43, 44, 58, 139, 140, 142– 145, 168–170, 236–238, 274, 313, 315, 319, 323, 339 Midas
49
Munificentia
33, 54
Nigrinianus
224–226, 258
Nero
41, 86, 192
Otacilia
71, 75, 165, 168, 170, 236, 240–247, 262, 322, 323
Iuppiter
37, 41, 74, 116, 154, 206, 212, 255, 341
Iustitia
33, 46, 47
Konstantin
55, 91, 105, 126
Laelianus
106, 263, 267, 268, 270, 275, 331
Liberalitas
33–35, 46, 47, 54, 101, 131
Patientia
33
Libertas
34, 35
Pax
36
Livia
90, 235, 254
Lucius Verus
42
Macrianus
295, 296, 299, 328
Macrinus
35, 152
Philippus Arabs 10, 27, 35, 37, 43, 44, 71–77, 81, 108–111, 113–115, 124, 129, 157, 161–167, 169–171, 175, 177, 182, 186, 208, 231, 233, 236, 242–244, 246, 281– 284, 286, 287, 299, 302, 315, 316, 322, 323, 338, 339
Magnia Urbica 224–226, 236, 256, 258, 259, 262, 327, 328
P. L. Valerianus 236 Pacatianus
279, 281–284, 286, 299, 330
Parastaseis
91, 105
Pietas
33, 34, 38, 46-48, 75, 88, 115, 325, 337
42, 90, 151, 152
Plotinus
27, 93
Mariniana
236, 248–250, 260, 262, 324, 325
Plutarch
49
Pompeianus
306
Marinianus
236, 250
Pompeius
60, 63, 72, 146
Marinus
74, 111, 114, 166
M. Antonius
61
M. Aurelius
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Personen- und Sachregister Postumus
32, 37, 39, 89, 106, 203, 205, 206, 263–273, 275, 277, 278, 281, 309, 330
Providentia
47
Probus
10, 29, 36, 44, 47, 96, 100, 102–104, 118, 124, 130, 213, 216–218, 227, 231, 296, 297, 304, 331–333
403
Tacitus (Kaiser) 10, 11, 44, 49, 100, 101, 116, 124, 209, 210, 212–216, 222, 256, 306, 308, 311, 312, 326, 331 Tetricus I.
140, 263, 271, 273, 275, 276, 331
Tetricus II.
140, 263, 272–274, 317
Tiberius
62, 75
Timesitheus
239
Titus
58, 274
Trajan
42, 79, 90, 146, 200, 209, 228, 233, 268, 270, 337
Proculus
280, 281
Profectio
39
Providentia
33, 34, 41, 46, 53, 131
Pudicitia
33, 46
Quietus
295, 296, 299, 328
Tranquillina
66–8, 236, 239-245, 261, 321
Quintillus
10, 34, 38, 40, 43, 44, 95, 208, 209, 216, 326, 330, 331
Treb. Gallus
Regalianus
236, 254, 255, 279, 283, 292–294, 328
10, 27, 35, 37, 43, 44, 79–82, 124, 130, 177–187, 190, 222, 236, 245, 260, 287, 290, 302, 303, 312, 316, 324, 330
Roma aeterna
38
Ubertas
35
Sabin. Iulianus
297–299, 330
Ulpia Severina
210, 236, 256–258, 262, 307, 326, 329
Salonina
87, 88, 236, 250–254, 262, 324, 325
Saloninus
10, 44, 85, 89, 92, 189, 191, 200, 202–205, 236, 249, 250, 273, 317, 324–326
Salus
36
Saturninus
103, 296, 297, 299
Securitas
36
Sept. Severus
43, 55, 89, 114, 134, 151f., 265, 277, 337, 338
Sev. Alexander
34, 42, 49, 55, 59, 64, 136, 137, 167, 169, 285, 286, 291, 300, 301, 315, 330, 337
Silbannacus
287, 288, 299, 330
Sponsianus
280
Sueton
62
Sulp. Dryantilla 236, 254, 255, 261, 293, 294
Uran. Antonin. 186, 288–291, 299, 317 Valerian I.
188, 190, 191, 201, 236, 248, 290, 291, 312, 324–326
Valerian II.
44, 86, 191, 200–205, 236, 249, 250, 273, 317, 324–326
Vibia Galla
236
Victoria
136, 269, 271
Victorinus
108, 263, 269–272, 275f., 331
Virtus
32–34, 39, 41, 46, 47, 88, 165, 183, 265–267, 301, 306f.
Volusianus
10, 26, 35, 43, 44, 81, 82, 183–187, 193, 222, 236, 290, 316–318, 324
Zeitgesicht
220, 229, 287, 299, 304, 312, 319, 339
Zonaras
212, 281
Zosimus
74, 83, 102, 116, 281, 284
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Abbildungsverzeichnis Taf. I, 1 Taf. I, 2 Taf. I, 3 Taf. I, 4 Taf. I, 5 Taf. I, 6 Taf. I, 7 Taf. I, 8 Taf. I, 9 Taf. I, 10 Taf. I, 11 Taf. I, 12 Taf. II, 1 Taf. II, 2 Taf. II, 3 Taf. II, 4 Taf. II, 5 Taf. II, 6 Taf. II, 7 Taf. II, 8 Taf. II, 9 Taf. II, 10 Taf. II, 11 Taf. II, 12 Taf. III, 1 Taf. III, 2 Taf. III, 3 Taf. III, 4 Taf. III, 5 Taf. III, 6 Taf. III, 7 Taf. III, 8 Taf. III, 9 Taf. III, 10 Taf. III, 11 Taf. III, 12 Taf. IV, 1 Taf. IV, 2 Taf. IV, 3 Taf. IV, 4 Taf. IV, 5 Taf. IV, 6 Taf. IV, 7 Taf. IV, 8 Taf. IV, 9 Taf. IV, 10
Delbrück 1940, Taf. 1, 4. Delbrück 1940, Taf. 1, 6. Delbrück 1940, Taf. 1, 13. Delbrück 1940, Taf. 1, 8. Delbrück 1940, Taf. 1, 14. Delbrück 1940, Taf. 1, 15. Delbrück 1940, Taf. 2 a 1. Delbrück 1940, Taf. 2 b 1. Delbrück 1940, Taf. 2 D 2. Delbrück 1940, Taf. 2, C1. Delbrück 1940, Taf. 2, E2. Delbrück 1940, Taf. 3, 5. Delbrück 1940, Taf. 5, 40. Delbrück 1940, Taf. 4, 27. Delbrück 1940, Taf. 4, 28. Delbrück 1940, Taf. 6, 2. Delbrück 1940, Taf. 7, 19. Delbrück 1940, Taf. 7, 20. Delbrück 1940, Beil 1. Abb. 2 Delbrück 1940, Taf. 8, 23. Delbrück 1940, Taf. 6, 11. Delbrück 1940, Taf. 8, 30. Delbrück 1940, Taf. 8, 25. Delbrück 1940, Taf. 7, 19. Delbrück 1940, Taf. 9, 4. Delbrück 1940, Taf. 9, 8. Delbrück 1940, Taf. 10, 16. Delbrück 1940, Taf. 10, 24. Delbrück 1940, Taf. 10, 20. Delbrück 1940, Taf. 10, 19. Delbrück 1940, Taf. 9, 10. Delbrück 1940, Taf. 11, 7. Delbrück 1940, Taf. 11, 9. Delbrück 1940, Taf. 11, 2. Delbrück 1940, Taf. 11, 4. Delbrück 1940, Taf. 11, A 1. Delbrück 1940, Taf. 11, A 3 Delbrück 1940, Taf. 11, A 4. Delbrück 1940, Taf. 12, 6. Delbrück 1940, Taf. 13, 26. Delbrück 1940, Taf. 14, 29. Delbrück 1940, Taf. 12, 1. Delbrück 1940, Taf. 16, 60. Delbrück 1940, Taf. 15, 56. Delbrück 1940, 17 Abb. 75. Delbrück 1940, Taf. 14, 38.
Taf. IV, 11 Taf. IV, 12 Taf. V, 1 Taf. V, 2 Taf. V, 3 Taf. V, 4 Taf. V, 5 Taf. V, 6 Taf. V, 7 Taf. V, 8 Taf. V, 9 Taf. V, 10 Taf. V, 11 Taf. V, 12 Taf. VI, 1 Taf. VI, 2 Taf. VI, 3 Taf. VI, 4 Taf. VI, 5 Taf. VI, 6 Taf. VI, 7 Taf. VI, 8 Taf. VI, 9 Taf. VI, 10 Taf. VI, 11 Taf. VI, 12 Taf. VII, 1 Taf. VII, 2 Taf. VII, 3 Taf. VII, 4 Taf. VII, 5 Taf. VII, 6 Taf. VII, 7 Taf. VII, 8 Taf. VII, 9 Taf. VII, 10 Taf. VII, 11 Taf. VII, 12 Taf. VIII, 1 Taf. VIII, 2 Taf. VIII, 3 Taf. VIII, 4 Taf. VIII, 5 Taf. VIII, 6 Taf. VIII, 7 Taf. VIII, 8
Delbrück 1940, Taf. 14, 30. Delbrück 1940, Taf. 14, 39. Delbrück 1940, Taf. 13, 23. Delbrück 1940, Taf. 13, 24. Delbrück 1940, Taf. 22, 5. Delbrück 1940, Taf. 22, 2. Delbrück 1940, Taf. 22, 7. Delbrück 1940, Taf. 22, 4. Delbrück 1940, 22 A. Delbrück 1940, Taf. 23, 1. Delbrück 1940, Taf. 23, 14. Delbrück 1940, Taf. 23, 17. Delbrück 1940, Taf. 24, 38. Delbrück 1940, Taf. 24, 37. Delbrück 1940, Taf. 25, 6. Delbrück 1940, Taf. 25, 8 Delbrück 1940, Taf. 25, A2. Delbrück 1940, Taf. 25, A3. Delbrück 1940, Taf. 26, 8. Delbrück 1940, Taf. 28, 26. Delbrück 1940, Taf. 28, 29. Delbrück 1940, Taf. 29, 6. Fotograf: R. Suarez, 2011. Delbrück 1940, Taf. 30, 17. Delbrück 1940, Taf. 29, 10. Delbrück 1940, Taf. 29, 5. Delbrück 1940, Taf. 31, 33. Delbrück 1940, Taf. 31, 37. Delbrück 1940, Taf. 29, 4. Delbrück 1940, Taf. 31, 35. Delbrück 1940, Taf. 31, 36. Delbrück 1940, Taf. 31, 34. Delbrück 1940, Taf. 19, 1. Delbrück 1940, Taf. 19, 12. Delbrück 1940, Taf. 19, 8. Delbrück 1940, Taf. 19, 10. Delbrück 1940, Taf. 19, 11. Delbrück 1940, Taf. 20, A. Delbrück 1940, Taf. 20, B 2. Delbrück 1940, Taf. 20, C1. Delbrück 1940, Taf. 20, C11. Delbrück 1940, Taf. 21, 1. Delbrück 1940, Taf. 21, 6. Delbrück 1940, Taf. 21, 11. Delbrück 1940, Taf. 21, 12. Delbrück 1940, Beil. 9, Nr. 31 a.
© 2018, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 9783447110327 — ISBN E-Book: 9783447197557
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Tafelteil
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