Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten 1815–1933 [Reprint 2018 ed.] 9783486817744, 9783486418309


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INHALTSVERZEICHNIS
Name und Ansdirift der Referenten
Einführung
Das Großherzogtum Baden 1818 — 1918
Das Königreich Württemberg 1816 — 1918
Das Königreich Bayern 1808 — 1918
Die Thüringischen Staaten 1815 — 1918
Das Königreich Sachsen 1815 — 1918
Hessen-Darmstadt 1820 - 1935
Bayern 1918 - 1933
Baden 1918-1933
Württemberg 1918 - 1933
Sachsen und Thüringen 1918 - 1933
Zusammenfassung
Anhang: Ministerlisten
MINISTER DES GROSSHERZOGTUMS BADEN 1818-1918
DEPARTEMENTSCHEFS DES KÖNIGREICHS WÜRTTEMBERG 1816-1918
MINISTER DES KÖNIGREICHS BAYERN (1815-1918)
DIE DIRIGIERENDEN MINISTER DER THÜRINGISCHEN STAATEN 1815-1918
MINISTER DES KÖNIGREICHS SACHSEN 1815-1918
MINISTER VON HESSEN-DARMSTADT 1815-1933
MINISTER DES FREISTAATES BAYERN 1918-1933
MINISTER DES FREISTAATES BADEN 1918-1933
MINISTER DES FREISTAATES WÜRTTEMBERG 1918-1933
MINISTER DER FREISTAATEN SACHSEN UND THÜRINGEN 1918-1933
Verzeichnis der in den Ministerlisten verkürzt zitierten Literatur
Verzeichnis durchgängig gebrauchter Abkürzungen
Register
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Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten 1815–1933 [Reprint 2018 ed.]
 9783486817744, 9783486418309

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Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten 1815-1933

DEUTSCHE FÜHRUNGSSCHICHTEN IN DER NEUZEIT

Band 14

Im Auftrag der Ranke-Gesellsdiaft Vereinigung für Geschichte im öffentlichen Leben und des Instituts zur Erforschung historischer Führungsschichten herausgegeben von GÜNTHER FRANZ

©

Harald Boldt Verlag • Boppard am Rhein

Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten 1815-1933

Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte 1980

herausgegeben von KLAUS SCHWABE

©

Harald Boldt Verlag • Boppard am Rhein

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten: 1815—1933 / hrsg. von Klaus Schwabe. — Boppard am Rhein: Boldt 1983. (Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte; 1980) (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit; Bd. 14) ISBN 3-7646-1830-2 NE: Schwabe, Klaus [Hrsg.]; 1. GT; 2. GT

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort GmbH, Goethestraße 49, 8000 München 2 ISBN: 3 76461830 2

1983 © Harald Boldt Verlag • Boppard am Rhein Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Herstellung: boldt druck boppard gmbh

INHALTSVERZEICHNIS

Seite

Name und Ansdirift der Referenten

7

Klaus Schwabe Einführung

9

Wolfgang Leiser Das Großherzogtum Baden 1818—1918

15

Bernhard Mann Das Königreich Württemberg 1816—1918

31

Klaus Frhr. D. Andrian-Werburg Das Königreich Bayern 1808-1918

47

Friedrich Facius Die thüringischen Staaten 1815—1918

63

Karlheinz Blaschke Das Königreich Sachsen 1815-1918

81

Edihart G. Franz Hessen-Darmstadt 1820-1935

103

Karl Mödcl Bayern 1918-1933

113

Gerhard Kaller Baden 1918-1933

145 5

Seite

Paul Sauer Württemberg 1918—1933

163

Hans Fenske Sachsen und Thüringen 1918—1933

185

Dieter Rebentisch Zusammenfassung

205

Anhang: Ministerlisten (W. Leiser] Großherzogtum Baden (B. Mann] Königreich Württemberg (K. Frhr. o. Andrian Werburg) Königreich Bayern (F. Facius) Die thüringischen Staaten (K. Blasdike) Königreich Sachsen (E. Franz) Hessen-Darmstadt (K. MöcklJ Freistaat Bayern (G. Kaller) Freistaat Baden (P. Sauer) Freistaat Württemberg (H. Fenske) Freistaaten Sachsen und Thüringen

219 219 230 244 260 285 295 304 316 321 325

Verzeichnis der in den Ministerlisten verkürzt zitierten Literatur .

339

Verzeichnis durchgängig gebrauchter Abkürzungen

353

Register

354

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NAME UND ANSCHRIFT DER REFERENTEN

Ardiivdirektor Dr. Klaus Freiherr von Andrian-Werburg Bayerisches Staatsarchiv Bamberg, Postfach 2668, 8600 Bamberg Dr. habil. Karlheinz Blasdbke Am Park, DDR 8101 Friedewald b. Dresden Staatsarchivdirektor a. D. Dr. Friedrich Facius Stephanienufer 21, 6800 Mannheim Professor Dr. Hans Fenske Historisches Seminar, Abt. f. mittl. u. neuere Geschichte, Universität, Werthmannplatz, 7800 Freiburg Archivdirektor Professor Dr. Eckhart G. Franz Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Schloß, 6100 Darmstadt Archivdirektor Dr. Gerhard Kaller Generallandesarchiv Karlsruhe, Nördliche Hildapromenade 2, 7500 Karlsruhe Professor Dr. Wolfgang Leiser Institut für Deutsche Rechtsgeschichte, Universität Erlangen-Nürnberg, Postfach, 8520 Erlangen Professor Dr. Bernhard Mann Historisches Seminar der Universität, Wilhelmstraße 36, 7400 Tübingen Professor Dr. Karl Mödd Lehrstuhl für Neueste Geschichte, Universität Bamberg, Am Kranen 12, 8600 Bamberg 7

Dr. Dieter Rebentisdi Georg Speyer Str. 19, 6000 Frankfurt 90 Arciiivdirektor Dr. Paul Sauer Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Konrad Adenauer-Str. 4, 7000 Stuttgart 1 Professor Dr. Klaus Schwabe Historisches Institut der Rheinisch-Westfälisdien Technisdien Hochschule Aachen, Kopernikusstraße 16, 5100 Aachen

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Einführung VON KLAUS SCHWABE

Länger als in den Staaten Westeuropas lag in Deutschland die politische Führung in den Händen der Spitzen der Verwaltung, die, vom Monarchen ernannt, von den Parlamenten noch weitgehend unabhängig waren — ein Zustand, den die Weimarer Republik verfassungsrechtlich zwar beseitigt hat, der aber selbst dann noch auf das tatsächliche politische Verhalten der Regierungen und Parlamente nachgewirkt hat: Auch nach 1918 sollte es noch „Beamtenkabinette" geben — in den letzten Jahren der Republik sogar mehr als zu Anfang. Nicht von ungefähr kommt deshalb der Verwaltungsgeschichte im Rahmen der allgemeinen deutschen Geschichte ein besonderes Gewicht zu. Ernst Rudolf Huber in seiner monumentalen „Deutschen Verfassungsgeschichte" 1 hat diesem Umstand Rechnung getragen, eine umfassende deutsche Verwaltungsgeschichte befindet sich außerdem jetzt in Vorbereitung 2 . Doch geht es Huber bei allem Materialreichtum letzten Endes doch mehr um die juristische Form und die geschichtliche Bewährung von Institutionen als um die Persönlichkeiten oder Gruppen, die in diesem Rahmen an führender Stelle gewirkt haben —, um ihre soziale Herkunft, ihre gesellschaftliche Stellung, ihr sozialgeschichtliches „Profil" als möglichen Eliten. Wie die Vorbereitungen zu diesem Bande gezeigt haben, ist dies ein Arbeitsfeld, dessen Erforschung eben erst begonnen hat. Nachdem sich die „Büdinger Forschungen zur Sozialgeschidite" im Jahre 1979 mit den deutschen Oberbürgermeistern als einer politisch-gesellschaftlichen Elite befaßt hatten, lag es nahe, den Blidc von der kommu-

1 Ernst Rudolf Huber, Deutsche Verfassungsgesdiidite seit 1789. 6 Bde. Stuttgart 1967-1981. 2 Georg-Christoph von Unruh u. a. (Hg.), Deutsche Verwaltungsgeschidite, in fünf Bänden geplant. Vgl. ferner Rudolf Morsey (Hg.), Verwaltungsgeschidite. Aufgaben, Zielsetzungen, Beispiele. Berlin 1977. 9

nalen auf die staatliche Verwaltung zu lenken. Den Wünschen der Leitungsgremien der „Büdinger Forschungen" entsprechend, sollte dies nacheinander auf zwei Arbeits-Tagungen geschehen: Es sollten zunächst die Verwaltungsspitzen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten und danach die Oberpräsidenten des preußischen Staates als Eliten untersucht werden. Beide Tagungen haben inzwischen (das heißt in den Jahren 1980 und 1981) stattgefunden. In dem folgenden Band sind die Arbeiten, die bei der 18. Büdinger Tagung vorgetragen worden sind, vereint. Sie haben die Regierungen der mittel- und süddeutschen Staaten zum Gegenstand. Wie in allen vorausgegangenen Büdinger Forschungstagungen galt es, eine Elite, „von biographischer zu prosopographisdier Betrachtung" fortschreitend, „in ihrem Innen- und Außenverständnis" zu untersuchen (H. H. Hofmann}. Für die Schicht der Spitzenbeamten ergab sich aus diesem allgemeinen Ansatz eine ganze Reihe von Fragen: Es mußte einleitend auf den verwaltungs- und verfassungsrechtlichen Rahmen für ihre Tätigkeit verwiesen werden. Erst danach war die Frage nach der familiären, regionalen, beruflichen und gesellschaftlichen Herkunft dieser Verwaltungselite zu beantworten. Es war ferner das Verhältnis dieser Gruppe zu konkurrierenden Eliten zu beachten: zum Offizierkorps z. B. oder (nach 1918) zu den Parteiführungen. Ähnlich wie bei den Oberbürgermeistern waren die Beziehungen der Mitglieder der einzelstaatlichen Regierungen zur politischen Zentrale in Deutschland, ferner Querverbindungen zu Interessengruppen im weitesten Sinne zu untersuchen (z. B. zu den Kirchen, Parteien, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften). Diese Arbeiten wenden sich damit sowohl an den allgemeinen Sozialhistoriker wie auch an den Vertreter der Verwaltungsgesdiidite. Sie wollen einen Beitrag zu einer allgemeinen — politischen und sozialen — Geschichte Deutschlands leisten, der von dem Ereignisgeschichtlidien in einem Maße abstrahiert, der für den Historiker vertretbar ist: Sie geben — vor allem für das 19. Jahrhundert, dem Zeitalter der sich entfaltenden Leistungsgesellschaft (H. Henning 3 ) — Anhaltspunkte für das verbleibende Gewicht des Adels und den — im Zeichen eines „Verdrängungswettbewerbes" (Henning) — allmählich wachsenden Einfluß des Bürgertums in den Verwaltungseliten der behandelten Einzelstaaten,

3

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Hansjoadiim Henning, Sozialgesdiidite. In: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, hg. von A. Zottmann u. a., 32./33. Lieferung, Göttingen 1981, S. 683 ff.

für den Grad an sozialer Mobilität in den behandelten Staaten und für das Aufkommen der neuen Elite von Berufspolitikern. Sie eröffnen ferner Einblicke in Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der jüngsten deutschen Geschichte — Kontinuitäten und Diskontinuitäten bei der Rekrutierung der Eliten in Verwaltung und Politik unter der Einwirkung historischer Wendepunkte wie z. B. der Reichsgründung oder der Novemberrevolution. Zunächst wurde dazu der Bereich der deutschen Einzelstaaten gewählt. Die Untersuchung der deutschen Verwaltungselite auf der Ebene der zentralen Bürokratie des Deutschen Reiches bleibt eine Aufgabe, die sich einer künftigen Büdinger Tagung stellen mag. Unzweifelhaft bleibt, daß die Bildung der Verwaltungseliten innerhalb der deutschen Einzelstaaten in engerer Verknüpfung mit den unterschiedlichen gesellschaftlichen Veränderungen in den einzelnen Regionen Deutschlands gestanden hat. Von daher gesehen tragen die hier vorgelegten Forschungsergebnisse natürlich auch zur deutschen Landesgeschichte bei, nicht zuletzt zu einer noch kaum in Angriff genommenen uergleichenden Historiographie der einzelnen deutschen Staaten 4 . Für die meisten Referenten, deren Arbeiten hier veröffentlicht werden, stellte sich rasch heraus, daß die vorhandene Sekundärliteratur zur Lösung der ihnen gestellten Aufgabe in keiner Weise ausreichte. Bei diesem Mangel drangen alle von ihnen auf forscherisches Neuland vor und sahen sich auch zur Auswertung archivalischen Materials veranlaßt. Der hier vorgelegte Band zieht insofern nicht bloß die Summe der bisherigen Forschung, sondern stellt darüber hinaus ein reichhaltiges personenund institutionengeschichtliches Material vielfach nicht leicht zugänglicher Art zur Verfügung. Herausgeber und Mitarbeiter trugen diesem Umstand Rechnung, indem sie beschlossen, den Einzelbeiträgen Ministerlisten beizugeben. Damit nimmt diese Publikation zusätzlich den Charakter eines Nachschlagewerkes an. Um seine Benutzung in dieser Hinsicht zu erleichtern, hat der Herausgeber die einzelnen Ministerlisten alle zu einem geschlossenen Anhang vereint und die dabei verwandte Literatur in einem besonderen Verzeichnis aufgeschlüsselt. An dieser Stelle ist allen Mitarbeitern besonders dafür zu danken, daß sie die Kärrnerarbeit, welche die Aufstellung derartiger Ministerlisten be-

4

Fragestellung im Thema impliziert bei: Bernd Wunder, Privilegierung und Disziplinierung. Die Entstehung des Berufsbeamtentums in Bayern und Württemberg [1780-1825). München 1978.

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deutet, nicht gescheut haben. Daß die Mühe, der sie sich unterzogen haben, tatsächlich auf etwas, was man als sozialgeschichtliche „Grundlagenforschung" bezeichnen könnte, hinausläuft, wird der sachkundige Leser unschwer feststellen und beurteilen können. Auch für den Gegenstand dieser Tagung erhob sich das Problem der Auswahl. Der chronologische Rahmen der neuen Serie dieser Büdinger Forschungen — das heißt, das 19. und 20. Jahrhundert — wurde gewahrt. Eine äußerliche Zäsur wurde mit dem Jahr 1918 gesetzt: Mit Ausnahme von Hessen-Darmstadt wurden die einzelnen Staaten jeweils gesondert für den Zeitraum von 1815 bis 1918 und von 1918 bis 1933 behandelt. Eine Untersuchung zur Zeit des Hitler-Regimes erschien wegen der schon 1933 erfolgten „Gleichschaltung" der deutschen Länder als weniger sinnvoll. Doch soll dieser Zeitabschnitt in dem Bande, der den preußischen Oberpräsidenten gewidmet ist, vollauf berücksichtigt werden. Die Auswahl der zu behandelnden Staaten mußte sich natürlich auch an dem Angebot kompetenter Wissenschaftler orientieren. Immerhin ist es gelungen, neben einigen Mittelstaaten auch eine Reihe typischer Kleinstaaten zu berücksichtigen 5 . Anders als im Band „Oberbürgermeister" wurde hier auf Einzelbiographien ganz verzichtet. Man mag dies bedauern; doch erwies sich die Frage nach dem Typischen eines Lebenslaufes in einer so umfangreichen Gruppe wie der hier gegebenen als kaum lösbar. Immerhin wurde den Mitarbeitern die Wahl zwischen einer mehr biographisch orientierten und einer stärker abstrahierenden, gruppenbezogenen Darstellung freigestellt, soweit nur eine gewisse Vergleichbarkeit der Einzelbeiträge untereinander gewährleistet blieb. Hier mußten Kompromisse geschlossen werden, und es muß dem Urteil des Lesers überlassen bleiben, wieweit dies im Einzelfall und insgesamt gelungen ist. W i e in den früheren Büdinger Forschungstagungen wurde darauf verzichtet, die Mitarbeiter auf eine (wohlmöglich gegenwartsbezogene) soziologische Interpretation des Elite-Begriffes festzulegen, weil bereits die allgemeine Frage nach der Entstehung und Bewährung von Eliten in der Geschichte für fruchtbar gehalten wird. Es kam und kommt hier sehr viel mehr darauf an, historisches Material anhand dieser Fragestellung

s Neuerdings liegt vor und sollte zusätzlich herangezogen werden: Harald Schieckel, Herkunft und Laufbahn der oldenburgisdien Minister von 1848 bis 1919. In: Weltpolitik, Europagedanke und Regionalismus. Festschrift für Heinz Gollwitzer, hg. von H. Dollinger u. a. Münster 1982. 12

zu erschließen, als zu einer abstrakten Definition des Elitebegriffes beizutragen 6 . Die „Büdinger Forschungen" beanspruchen aucii nicht, ein in Permanenz arbeitendes Forschungsinstitut ersetzen zu können, so sehr sie auch von Fall zu Fall aus der Arbeit des Bensheimer „Instituts zur Erforschung historischer Führungsschiditen" Nutzen ziehen. Die Aufgabe dieser jährlich veranstalteten Tagungen ist bescheidener. Es kommt in erster Linie darauf an, Kenner der jeweils gewählten Thematik aus der ganzen Bundesrepublik und, soweit möglich, auch aus dem Ausland zu einem wissenschaftlichen Meinungsaustausch zusammenzubringen, auf diese Weise Verbindungen zwischen Historikern aus allen Berufsfeldern herzustellen und so eine Bilanz aus der bisherigen Forschung zu ziehen wie auch gleichzeitig Anstöße für die weitere wissenschaftliche Arbeit zu vermitteln. W a s dieses ganze Unterfangen zusammenhält, ist die umfassende Frage nadi Formen der Elitebildung und des Eliteverständnisses in der deutschen Geschichte. Wie immer seit ihrer Begründung im Jahre 1963 standen die Büdinger Forschungen auch 1980 wieder unter der Schirmherrschaft der „RankeGesellschaft, Vereinigung für Geschichte im öffentlichen Leben e. V." (Hamburg] und des „Instituts zur Erforschung historischer Führungsschichten e. V." (Bensheim). In die Finanzierung haben sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Hessische Kultusminister geteilt. Großzügiger Gastgeber war wieder der Fürst zu Ysenburg und Büdingen. Allen Institutionen, Kollegen, Mitarbeitern und Freunden, die zum Zustandekommen des 18. Büdinger Treffens beigetragen haben, sei an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich gedankt, ganz besonders den Herren Referenten und den Kollegen, die den Herausgeber bei der Vorbereitung dieser Tagung mit ihrem sachkundigen Rat unterstützt haben. Großen Dank schuldet der Herausgeber nicht zuletzt Fräulein Veronika Runte, Aachen, die die Reinschrift der in sich angeglichenen Ministerlisten angefertigt hat.

6 Vgl. Hans-Gerd Schumann, Führungsschidit und Führungsgruppen heute. Anmerkungen zu Methodologie-Problemen der deutschen .Elitologie'. In: Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit. Eine Zwisdienbilanz, hg. v. H. H. Hofmann u. G. Franz ( = Büdinger Vorträge 12, 1978). Boppard 1980, S. 203 ff. - Vgl. audi James J. Sheehan, Conflict and Cohesion among German Elites in the 19th Century. In: R. Bezucha (Hg.), Modern European Social History. Lexington 1972. 13

Das Großherzogtum Baden 1818 — 1918 VON WOLFGANG LEISER

Zwei Fürsten ist es zu danken, daß Baden eine das Maß des Mittelstaates übersteigende Bedeutung erlangte: Dem Markgrafen, Kurfürsten, dann Großherzog Karl Friedrich (Regierung 1746—1811), unter dem das Land seinen endgültigen territorialen Umfang und für lange Zeit die Struktur seiner Verwaltung erhielt; sodann Karl Friedrichs Enkel, dem Großherzog Friedrich I. (Regierung 1852 bzw. 1856—1907), der einen allgemein bekannten Beitrag zur Entstehung des zweiten Kaiserreiches leistete, in seinem Land aber unter eigenartigen Bedingungen das Regiment eines sprichwörtlichen badischen Geheimratsliberalismus förderte. Die badischen Landstände des frühen 19. Jhs. haben einen ehrenvollen Platz in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus errungen; für unsere Fragestellung werden sich die parlamentarischen Kräfte zwar auch als ein Agens erweisen, unser Hauptaugenmerk gilt jedoch der gleichzeitigen Bürokratie als dem Re-Agens, das seine Zeit höchst wirkungsvoll prägte, da es, dieser Zeit zutiefst verhaftet, die herrschenden Klassen sehr genau repräsentierte. Wir befassen uns mit der politischen Elite des konstitutionellen Zeitalters, und zwar ist die Thematik eingegrenzt auf die Regierungschefs und Ressortminister. Vorweg ist auf staatsrechtliche Gegebenheiten hinzuweisen, welche diese Grenze als nicht problemlos erscheinen lassen. Wenn man die Verwaltungsspitzen mit den Ministern gleichsetzt, mag das plausibel erscheinen unter dem Gesichtspunkt der konstitutionellen Ministerverantwortlichkeit. Das ist zwar richtig, deckt jedoch die Wirklichkeit nicht voll ab; wir müssen uns hüten, heute selbstverständliche Maßstäbe der Eindeutigkeit dem Staatsrecht des 19. Jhs. anzulegen: Der bürgerliche Rechtsstaat formte sich damals aus und vollendete sich; von seinem Umschlag in den gegenwärtigen Justizstaat ist er aber noch weit entfernt. Organisation und Ausübung der Regierung sind de jure wie de facto bis 1918 vergleichsweise flexibel. Welche Beamtengruppe steht also 15

für das Großherzogtum Baden zur Debatte? Die Verfassung von 1818 beantwortet die Frage nicht: Die Organisation der Regierung wird von ihr nicht normiert, sondern als gegeben vorausgesetzt. § 67 spridit im Zusammenhang der Ministeranklage bewußt unklar „von Ministern und Mitgliedern der obersten Staatsbehörden". Die von den Ständen immer wieder geforderte Präzisierung der Verfassungsbestimmung und der Erlaß eines Gesetzes über die Ministeranklage wurde bis 1868 verschleppt1. Erst seit der Verfassungsänderung dieses Jahres ist eindeutig festgelegt, daß es nur eine oberste Staatsbehörde gibt, das Staatsministerium, im wesentlichen das Gremium der Ressortdiefs; auf seine genauere Zusammensetzung wird noch einzugehen sein. Neben dem Staatsministerium stand bis über die Jahrhundertmitte hinaus, nicht kontinierlich, sondern mit Unterbrediungen und mehrfachen Neuansätzen, ein Staatsrat als gleichrangige Behörde; die ihm zuletzt noch verbliebenen Funktionen wurden dem 1864 geschaffenen Verwaltungsgerichtshof übertragen. Dieser leitet hinüber in den Bereich der Justiz, der sich funktional eindeutig von der Verwaltung und politischen Führung abgrenzen läßt. Man muß aber berücksichtigen, daß anders als heute die Karrieren in Verwaltung und Justiz nicht prinzipiell getrennt waren, sondern daß sehr viele Beamte im Lauf ihrer Dienstzeit in beiden Zweigen tätig waren, nicht selten sogar mehrfach wechselten. Das hängt natürlich mit der späten Trennung von Verwaltung und Justiz zusammen, die sehr lange noch nadiwirkt. Es ist also ein und dieselbe Elite, die Verwaltungsbeamte und Richter stellt, und die jeweiligen höchsten Instanzen waren einander nahezu gleichrangig, den Ministerien also der Verwaltungsgerichtshof und das Oberhof- und spätere Oberlandesgericht, sowie die 1876 gegründete Oberrechnungskammer2.

1

Allgemeine Quellen und Literatur: Badische Geschichte. Vom Großherzogtum bis zur Gegenwart. Hg. von der Landeszentrale f. pol. Bildung BadenWürttemberg. Stuttgart 1979; E. von der Becke-Klüchtzner, Stammtafeln des Adels des Großherzogtums Baden. Baden-Baden 1886-88; Badisthes Geschlechterbuch 1 - 3 ( = Deutsches Geschlechterbuch 81, 101, 120, 1934-55). Hier: Franz Schnabel, Geschichte der Ministerverantwortlichkeit in Baden. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 75 (1921) S. 87 f., 171 f., 303 f.

2

Lehrreich für die Hierarchie der Behörden ist der - leider nicht vollständige - Überblick über die Besoldungsverhältnisse in: Das Großherzogtum Baden in geographischer, naturwissenschaftlicher, geschichtlicher, wirtschaftlicher und staatlicher Hinsicht dargestellt. !Karlsruhe 1885, S. 600 f.

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Zurück zum Staatsministerium und zum Staatsrat. Die Verfassung sagt über diese Behörden nichts aus; in ihren Grundzügen ist die Organisation der Regierung vorkonstitutionell, beruht auf den Reitzenstein'schen Reformen in der Zeit des Rheinbundes. W a s vorkonstitutionell war im zeitlichen Sinne, wurde außerkonstitutionell gehalten aus Prinzip: Dies war ein Bereich, den der Fürst der Verrechtlichung entzog. Nach einem Reskript von 1809 wurden die fünf klassischen Ressorts des Innen-, Finanz-, Justiz-, Außen- und Kriegsministeriums eingerichtet, deren Chefs unter Vorsitz des Großherzogs oder des ältesten Ministers zu einer „Ministerialkonferenz" zusammentraten. Außerhalb der Ressorts und ohne eigenen Unterbau stand der „Kabinettsminister", der den Verkehr des Monarchen mit der Regierung vermittelte und der politisch führende Mann war. 1810 wird der Kabinettsminister unter der Bezeichnung „Staatsminister" Präsident der Ministerialkonferenz, die übrigens 1817 in „Staatsministerium" umbenannt wurde. Das Amt des Staatsministers bleibt von 1812 bis 1820 unbesetzt und ist zwischen 1846 und 1861 sogar formell aufgehoben; in diesen Jahren präsidierte entweder der Großherzog oder der älteste Minister. Wichtig ist, daß die badischen Staatsminister der konstitutionellen Zeit mit einer einzigen Ausnahme (Reitzenstein 1832—1842) nicht nur der Ministerrunde präsidierten, sondern zugleich einem Fachressort vorstanden. Zahl und Kompetenz der Ressorts wechselten recht oft; von 1861 bis 1881 gab es ein Handelsministerium; das Kriegsministerium wurde 1872 aufgehoben, nachdem es seit der Militärkonvention mit einem aus Preußen berufenen Offizier besetzt war. Die Vereinigung an sich heterogener Abteilungen zu einem einzigen Ministerium ist eine verwirrende und wechselnde Sache, es genügt jedoch, auf diesen Umstand hinzuweisen. Die Titulatur der Ressortchefs war nicht festliegend. 1895 schreibt Wielandt 3 : „Die Betitelung des verantwortlichen Ministerialvorstandes, ob als Minister oder als Präsident, als Geheimrat erster Klasse, als Staatsrat, als Geheimrat zweiter Klasse etc ist nur für den persönlichen Rang, nicht für die rechtliche Stellung von Bedeutung. Seit den letzten Jahrzehnten trägt regelmäßig nur der Präsident des Staatsministeriums, der .leitende Minister', den Titel .Staatsminister', gleichviel welchem Fachministerium er vorsteht". Erst seit 1908 führen die badischen Ressortchefs grundsätzlich die Amtsbezeichnung „Minister". Zahl und Personen der Ressortchefs lassen sich

8

Friedrich Wielandt, Das Staatsrecht des Großherzogtums Baden. In: Handbuch des öffentlichen Rechts 3,1., hg. von Max von Seydel, 21895, 3. Abt. 17

mühelos feststellen; meist sind auch die Personalakten erhalten, und fast alle Minister haben in den „Badischen Biographien" eine Würdigung erfahren (die sozialgesdiichtlidi indes leider meist sehr unergiebig ist). Eine große Schwierigkeit für unsere Untersuchung ergab sich daraus, daß die badischen Großherzoge in das Staatsministerium außer den Ressortchefs noch weitere Personen berufen konnten und das in einem schwer festzustellenden Ausmaß taten. Diese Art von Ministern wurde in den Personalschematismen nicht amtlidi festgehalten; die Personen sind wegen der willkürlichen Titulatur in den Biographienwerken kaum zu ermitteln, falls sie dort je aufgenommen sind. Kurz nach Inkrafttreten der Verfassung bildete Großherzog Ludwig sein Staatsministerium folgendermaßen: Sieben „ordentliche" Mitglieder, darunter vier Ressortchefs, die übrigen werden als Staatsräte bezeichnet; ferner sechs „außerordentliche Mitglieder", die den Sitzungen nur beiwohnten, wenn sie besonders dazu berufen wurden; diese Personen waren alle Staatsräte 4 . Stichproben haben folgendes ergeben: 1834 werden zu den Ressortchefs zwei weitere Mitglieder des Staatministeriums genannt, 1836/38/41/43/45 und 46 eines, 1855 ein zusätzliches ordentliches und fünf außerordentliche Mitglieder. Diese seit 1819 zweite ist wohl zugleich die letzte Erwähnung von außerordentlichen Mitgliedern des Staatsministeriums. Die ordentlichen Mitglieder, die kein Ressort leiteten, führen fast immer den Titel „Staatsrat"; es handelte sich meist um sogenannte „Vortragende Räte", die einer selbständigen Abteilung eines Ministeriums vorstanden, also nicht etwa um „Minister ohne Geschäftsbereich" im modernen Sinne. — Nicht Minister im funktionalen Sinne und nicht behandelt werden die „Ministerresidenten", das sind diplomatische Vertreter, die aus protokollarischen Gründen den persönlichen Rang von Ministern hatten. Nun zum Staatsrat, einem dem Verfassungsrecht des 19. Jhs. durchaus geläufigen Organ. Im Gegensatz zu anderen deutschen Staaten tat Baden sich mit dieser Einrichtung schwer 5 : Ein erster Staatsrat existierte von 1808—09, ein zweiter von 1811—17. Nach Erlaß der Verfassung erfolgte 1821 ein dritter Anlauf: Als „beratendes Collegium" wurde der Staatsrat neuerlich konstituiert unter der Bezeichnung „Zweite Section des

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5

18

Großherzoglidi Badisdies Staats- und Regierungsblatt, 17. Jahrgang (1819) S. 71 f. — Die nachfolgend im Text erwähnten Stichproben wurden den Hof- und Staatshandbüchern des Großherzogthums Baden entnommen. Das folgende nach Gideon Weizel, Das Badisdie Gesetz vom 5. October 1863 über die Organisation der innern Verwaltung . . . Karlsruhe 1864, S. 66f.

Staatsministeriums", womit er diesem also eingegliedert war. Diese jetzt mit bedeutender Kompetenz ausgestattete Behörde „wurde durch eine landesherrliche, mit keiner Contrasignatur versehene Verordnung vom 17. Febr. 1826 einfach aufgehoben". „Der vierte Versuch trat mit der landesherrlichen Verordnung vom 23. Dezember 1844 ein, durch welche ,um die reife Beratung und gebührende Erledigung wichtiger Staatsangelegenheiten in höherem Maße zu sichern', neben dem Staatsministerium ein Staatsrat bestellt wurde, welcher, dem letzteren coordiniert, unmittelbar unter dem Landesherrn stund und teils eine beratende, teils eine oberste entscheidende Behörde war". Die Zweite Kammer der Landstände vertrat bemerkenswerterweise die Ansicht, daß eine solche Behörde nur durch Gesetz mit Zustimmung der Stände errichtet werden könne; die nachgiebige Regierung legte 1848 einen diesbezüglichen Gesetzesentwurf vor, der indes nicht verabschiedet wurde, und die Verordnung von 1844, die bis dahin fortbestanden hatte, wurde 1849 aufgehoben. „Die Geschäfte, welche der Staatsrat als oberste entscheidende Behörde zu besorgen hatte, wurden dem Staatsministerium überwiesen; bei Entscheidung von Kompetenz-Streitigkeiten sind drei Mitglieder von Gerichtshöfen beizuziehen, und zwar aus der Zahl derjenigen, welche vom Landesherrn jeweils für eine Landtagsperiode hierzu besonders bezeichnet werden". Wie vorhin erwähnt, gehörten dem Staatsministerium 1855 sogar fünf a. o. Mitglieder an, und zwar allesamt Richter: Der Oberhofgerichtskanzler, der Oberhofgerichtsvizekanzler, ein Oberhofgerichtsrat und zwei Hofrichter. Diese Konstruktion fand mit der Errichtung des Verwaltungsgerichtshofes 1864 ihre Erledigung. Der Staatsrat war also spätestens 1849 in aller Form erloschen, aber wie auch in anderen Fällen — man denke an den Geheimen Rat — überlebte die Titulatur die Institution: Badische Staatsräte gibt es noch im späten 19. Jh. Aus den vorhin genannten Gründen konnten diese Personen, auch soweit sie dem Staatsministerium angehörten, nicht vollständig ermittelt, sondern nur in einer etwas zufälligen Auswahl berücksichtigt werden; immerhin erscheinen Namen von Familien, die unbedingt in das Bild gehören. Nicht behandelt werden die Mitglieder der Revolutionsregierung von 1849. Damals erfolgte auch im Sozialen ein Bruch. Da er von sehr kurzer Dauer war und keine Folgen hatte, mußten diese Personen außer Betracht bleiben: Bei der ohnedies relativ kleinen Gesamtzahl der Minister hätten sich die statistischen Relationen irreführend verschoben. 67 Personen konnte ich namhaft machen. Der berufliche Werdegang war anhand der Personalakten wie der Badisdien Biographien meist leicht 19

zu ermitteln. Große, nicht selten unüberwindliche Schwierigkeiten stellten sich bei der Untersuchung der Familienverhältnisse heraus: Die älteren Personalakten sind fast unergiebig, die Badisdien Biographien behandeln das Private durchweg auch als Privatsache, d. h. sie reden nicht darüber. Günstiger ist die Lage bei den Adeligen, über sie gibt das Werk v. d. Becke-Klüchtzners bereitwillig Auskunft; bürgerliche Familien sind genealogisch nur ganz selten untersucht, im Badischen Gesdilechterbuch die Eisenlohr, Glockner, Salzer, Wielandt, monographisch die Familie Bürklin6. Vergleicht man im großen Überblick die höchste Beamtenschaft nach 1818 mit jener der markgräflidien Zeit, insbesondere der langen Regierung Karl Friedrichs, dann fällt sofort ein wesentlicher Unterschied auf: Das Duodezfürstentum besaß wohl eine größere Zahl alter bürgerlicher Beamtenfamilien — Boedch, Bürklin, Eichrodt, Eisenlohr, Maler, Stoesser, Vierordt, Wielandt —, Angehörige dieser Gruppe gelangten jedoch nur vereinzelt in die höchsten Ränge, d. h. in den Geheimen Rat. Auch der nur spärliche landsässige Adel tritt nicht auffällig in Erscheinung. Der Landesherr berief seine engsten Mitarbeiter regelmäßig von außerhalb, und zwar ist bei Karl Friedrich eine Bevorzugung des Adels nicht zu verkennen 7 . Hervorragendste Beispiele dieser Personalpolitik sind die Freiherren von Edelsheim und von Reitzenstein, denen als Bürgerlicher von gleicher Bedeutung der aus dem Hessischen berufene J. N. F. Brauer an die Seite zu stellen ist. Während übrigens Reitzenstein kinderlos blieb, sind Nachkommen der Edelsheim und Brauers in der hohen und höchsten Beamtenschaft Badens noch bis 1918 anzutreffen. Das heißt: Der Kleinstaat des 18. Jhs. hatte den Landeskindern keinen Vorzug gewährt, wie es z. B. in Altbayern verbrieftes Recht war 8 ; ich möchte das als Zeichen innenpolitischer Vorsicht deuten. In der Ministerschaft nach 1818 sind dagegen gebürtige Nicht-Badener die verschwindende Ausnahme. Bis etwa 1840 findet man ein paar elsässische Adelige, deren Familien während der Revolution ins Badische geflohen und

8 Albert Krieger, Geschichte der Familie Bürklin. München 1905. Nidit zugänglich war mir: Stammbuch Boeckh, bearb. von Ludwig Boedch. Stuttgart 1912. ? Wolfgang Windelband, Die Verwaltung der Markgrafschaft Baden zur Zeit Karl Friedrichs, Leipzig 1916, S. 151 f., 204 f. Inwieweit das persönlicher, inwieweit Zeitstil war, bedürfte genauerer Untersuchung. 8 G. v. Lerchenfeld (Hg.), Die altbaierischen landständischen Freibriefe mit den Landesfreiheitserklärungen. München 1853, S. 217 Anm. ***.

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dort geblieben waren: Andlaw-Birsedc, Berstett, Türckheim-Altdorf; das sind dann wohl auch nicht zufällig die Minister der Reaktion in Baden. Der Typ des Adeligen, der fremde Dienste sudit, erscheint in reiner Form nur noch zweimal: Rivalier von Meysenbug, Sohn eines HessenKasseler Staatsministers, erstrebte eine Karriere in Baden, erwarb noch als Student das Indigenat, legte dann das badisdie Staatsexamen ab und trat 1840 in den auswärtigen Dienst des Großherzogtums. In ähnlicher Weise war schon 1825 v. Wechmar badischer Reditspraktikant geworden. Beide dienten sozusagen von der Pike auf, wurden also nicht, wie die Minister des Ancien Régime, als bereits erfahrene Männer verpflichtet. Von diesen Ausnahmen abgesehen, sind die Minister nach 1818 allesamt Landeskinder, teils altbadisdier Herkunft, teils aus den 1803 und den Folgejahren erworbenen Gebieten stammend; als „altbadisch" bezeichne ich auch Nachkommen hoher Beamter, die Karl Friedrich noch im Ancien Régime berufen hatte. Zu den schwierigsten Aufgaben des jungen Großherzogtums gehörte die Verschmelzung seiner willkürlich zusammengewürfelten Teile. Die Gewinnung der Bevölkerung für den neuen Staat war ein wesentliches Anliegen der Verfassung von 1818 und wurde in überraschend kurzer Zeit auch verwirklicht. In diesen Kontext gehörte mit Vorrang auch der Ausgleich unter den Konfessionen: 1852, d. h. vor Einführung der Freizügigkeit, gab es im Land 67,56% Katholiken und 32,44% uniierte Protestanten. Reibungen zwischen den Bekenntnissen waren auch beim besten Willen fast unvermeidlich, schon weil die Dynastie der protestantischen Minderheit angehörte; sie flammten im Kulturkampf besonders heftig auf, wirkten aber noch über das Ende der Monarchie hinaus weit ins 20. Jahrhundert. — Sehen wir uns also die regionale Herkunft und die Konfession der Minister an. Von 67 Personen liegen ziemlich vollständige Daten vor. Nach dem Sozialstatus bilde ich zwei Gruppen: 1. Bürgerliche einschließlich Nobilitierte des 19. Jhs., 2. Adelige einschließlich der noch im 18. Jh. Nobilitierten. 21 der untersuchten Personen kommen aus altbadischen Beamtenfamilien, 11 Bürgerliche und 10 Adelige; bei letzteren finden sich zwei Freiherren v. Freydorf, Nachkommen aus der morganatischen Ehe eines Zähringers. Aus pfälzischen Beamtenfamilien stammen 6 Personen, 2 Bürgerliche und 4 Adelige. Beamtenfamilien Vorderösterreichs und einiger Standesherren stellen nur 5 Minister. Ich habe im Vorstehenden nicht ausschließlich den Beruf des Vaters berücksichtigt, sondern das Gesamtbild der Familie zu würdigen versucht. 32 der untersuchten 67 Personen 21

kommen demnach aus ausgesprochenen Beamtendynastien, wobei das Verhältnis der 21 Altbadener zu den 6 Pfälzern nicht uninteressant ist. Die Mitte und der Norden des Großherzogtums sind also stark vertreten, der fast rein katholische Süden dürfte unterrepräsentiert sein. Ganz zuverlässig ist dieses Bild freilich nicht, denn ich habe mich bislang auf Angehörige ausgesprochener Beamtenfamilien konzentriert, wobei übrigens einzelne Familien bis zu 3 Ministern gestellt haben. Bei den homines novi, und das war immerhin die Mehrzahl, ist eine landschaftliche Zuweisung nicht mit hinlänglicher Sicherheit möglich: Seit der Jahrhundertmitte beginnt die Bevölkerung zu fluktuieren, und die wenigsten der fraglichen Familien sind genealogisch faßbar. In dieser Gruppe mögen die verschiedenen Landesteile ausgewogener vertreten gewesen sein. Überraschend eindeutig ist die Konfessionsverteilung: 42 Protestanten, 24 Katholiken (darunter ein getaufter Jude), 1 Israelit. Die Konfessionsverteilung im Staatsministerium war also umgekehrt proportional zu jener im Lande. Schwankungen auffälliger Art sind im gesamten Zeitraum nicht zu beobachten, auch nicht während des Kulturkampfes (von den Ministem der Jahre 1850—85 waren 14 ev., 8 kath., 1 isr.). Im übrigen waren auch die katholischen Minister sämtlich liberal bzw. nationalliberal, so daß sich bei der Würdigung des Zentrums als konfessioneller Partei große Behutsamkeit empfiehlt. Aus der Reihe fällt um die Mitte des letzten Jahrhunderts der Protestant Rivalier von Meysenbug, ein nach Österreich orientierter Konservativer, religiös einer der im Lande seltenen Hochkirchlichen mit Sympathien für den politischen Katholizismus. — Bei dem Israeliten handelt es sich um Moritz Ellstätter, der unter Großherzog Friedrich I. ein Viertel] ahrhundert dem Finanzministerium vorstand, der erste Israelit, der in Deutschland ein Ministeramt bekleidete; sein Vater war Möbelhändler, sein Schwiegervater ein christlicher Bierbrauer, der Sohn Geheimer Finanzrat und höchstwahrscheinlich Christ. Zur weiteren sozialen Aufschlüsselung mag die hier naheliegende Frage überleiten, wieviele Minister aus protestantischen Pfarrhäusern kamen: Ich zähle vier. Nun zum Verhältnis Bürgertum-Adel (ich trenne dabei wie oben S. 21): 36 bürgerliche Minister, 9 die selbst bzw. deren Familien im 19. Jh. nobilitiert wurden, 22 Minister aus alten Adelsfamilien. Bei der Gattenwahl blieben diese Gruppen weitgehend unter sich. Ich habe zwar keine vollständigen Angaben, auch wird die Relation vielleicht durch eine Reihe von Zweitehen beeinflußt, aber das Bild scheint mir doch repräsentativ: Bei den 36 bürgerlichen Ministern begegnen nur 2 adelige, bei 22

den 22 adeligen nur 6 bürgerliche Eheschließungen, während die 9 Nobilitierten ungefähr gleichmäßig bürgerlich (7mal) und adelig (5mal) heirateten. Natürlich heirateten die Betreffenden durchweg zu einem Zeitpunkt, wo sie noch nicht das Ministeramt innehatten. Es handelt sich aber doch um eine Schicht gleichartig vorgebildeter, hochqualifizierter Beamter, Leute also, deren Karriere weithin abzusehen war; um so bemerkenswerter, daß die Standesschranke von den Bürgerlichen praktisch nicht durchbrochen wurde. Signifikanter als die Herkunft aus bürgerlichen oder adeligen Familien ist der Beruf des Vaters, weil sich in dieser Perspektive die sozialen Aufsteiger deutlicher abheben. In 48 Fällen waren die Väter Beamte/Richter/Pfarrer oder Lehrer, in 6 Fällen Offiziere oder Hofchargen, 1 Minister war Sohn eines adeligen Grundherrn ohne hauptberufliches Staatsamt, bei 2 ließ sich die Frage nicht beantworten, ein Minister war Sohn eines Arztes, aber nur 7 Minister, nicht einmal 10°/o, waren Söhne von Kaufleuten, Gewerbetreibenden, Apothekern. Während sich der Beruf des Vaters aus den Personalakten und den Badischen Biographien leicht ermitteln läßt, bleibt das weitere familiäre Umfeld weitgehend im Dunkeln. Das gilt insbesondere für den Beruf des Schwiegervaters: In 46 Fällen konnte ich ihn nicht feststellen. Die Schwiegerväter von 18 Ministern standen im zivilen Hof-, Staats- oder Kirchendienst, einer als Minister. Ein Minister hatte die Tochter eines Offiziers geheiratet, sieben Töchter von Industriellen, Kaufleuten oder Gewerbetreibenden (auch hier sind die Zweitehen erfaßt!); in weiteren zwei Fällen wird der Schwiegervater als „Rentier" bezeichnet, was nach dem Sprachgebrauch der Zeit wohl auf einen ehemaligen Kaufmann oder Gewerbetreibenden deutet. Söhne oder Schwiegersöhne standen in 46 Fällen im zivilen Hof-, Staats- oder Kirchendienst, 6 davon als Minister in Baden oder anderen deutschen Staaten. 15 Söhnen oder Schwiegersöhnen begegnen wir als Offizieren, aber nur vieren als Kaufleuten oder Gewerbetreibenden. Ähnlich ist (bei sehr lückenhaften Feststellungen) die Situation bei den Brüdern: 20 im zivilen Hof-, Staatsoder Kirchendienst, davon 4 als Minister, 8 Offiziere, die übrigen Berufe fallen entweder ganz aus, oder waren nicht zu ermitteln. Insgesamt wird man trotz der großen Lückenhaftigkeit des Materials die Behauptung vertreten dürfen, daß sich die Ministerschaft in der gesamten Epoche aus einer traditionell staatsnahen Schicht rekrutierte, zu erheblichen Teilen ausgesprochenen Beamtendynastien entstammte. Diese Gemeinsamkeit wiegt stärker als der Unterschied von Bürgertum und Adel. Politische Gegensätze bestehen (begrenzt!) innerhalb der 23

Gruppe selbst; wo sie auftreten, führen sie deshalb keine andere soziale Sdiidit in den Vordergrund. Im übrigen werden die Standessdiranken in dieser Ministerschaft allmählich abgebaut; weniger durdi Eheschließungen, als durch Nobilitierungen, Aufnahme der Söhne bürgerlicher Beamter ins hohe Offizierscorps, Titelverleihungen („Exzellenz"), bürgerliche Fideikommisse (z. B. Wielandt 9 ), usw.; Reservat des Adels ist im Grunde nur das Außenministerium. Für künftige Untersuchungen sollte man beachten, daß nidit wenige badische Familien Mitglieder in Spitzenstellungen anderer Staaten hatten: — v. Berckheim (t 1849) hatte zwei Brüder, einer war russischer Staatsrat, einer französischer Marschall. — Die Söhne und Schwiegersöhne v. Blittersdorfs (t 1861) standen in österreichischem Dienst. — Der Bruder des Freiherrn o. Edelsheim (t 1872) war kk General. — Riualier oon Meysenbug (+ 1866) war der Sohn eines Hessen-Kasseler Staatsministers, sein Bruder war im Wiener Außenministerium Referent für deutsche Angelegenheiten. — Die Familie u. Stoesser, die in Baden drei Minister stellte (der letzte t 1907) hatte einen preußischen Zweig, der vorwiegend hohe Offiziere hervorbrachte. — o. Wechmar (t 1869) hatte einen Bruder, der in Sachsen-Meiningen Staatsminister war. Tatsächlich muß das Netz familiärer Beziehungen über die Staatsgrenzen hinweg noch dichter gewesen sein, als es die unvollständigen Angaben der Personalakten der Minister erkennen lassen. Man gehe in der Hierarchie der Verwaltung eine Etage tiefer, und wenn man dann noch redselige Memoiren findet, wie z. B. die Eugen D. Jagemanns 10 , des badischen Gesandten in Berlin (t 1926), rundet sich das Bild bedeutend ab. Nachdem wir nun die badische Ministerschaft sozialgeschichtlich beschrieben haben, wenden wir uns dem beruflichen Profil dieser Spitzenfunktionäre zu. Um die Antwort vorwegzunehmen: Es waren sämtlich höchstqualifizierte Fachleute. Vielfach (partei-) politisch aktiv, waren sie doch nicht als Parteivertreter ins Kabinett berufen worden — zumindest die zweite Hälfte unserer Epoche ist gekennzeichnet durch den

» Badisches Geschlediterbuch 3, S. 561 Nr. X a, sowie S. 607 f. io Eugen v. Jagemann, Fünfundsiebzig Jahre des Erlebens und Erfahrens (1849-1924). Heidelberg 1925. 24

Versuch einer Regierung über den Parteien. Außer Betracht bleiben kann das Kriegsministerium; es war ständig mit Berufsoffizieren besetzt. Bei den zivilen Ressorts liegen, wie nicht anders zu erwarten, die Juristen weit an der Spitze: Ich zähle nur 7 Kameralisten, die in den unteren Rängen freilich stärker vertreten waren. Ein Ingenieur gar wird nur einmal ins Staatsministerium berufen, es ist Max Honseil, der 1906 das Ressort der Finanzen erhält 11 . Auch die Minister und Geheimräte des Ancien Régime waren Juristen gewesen, unter ihnen finden sidi so erfahrene Reichspublizisten, wie der nachmalige Göttinger Professor Sdimauss und am Ende des 18. Jhs. J. N. F. Brauer. Der adelige Geheimrat des 18. Jhs. hatte das seinerzeit übliche Kavaliersstudium absolviert, von Bürgerlichen wurde eine gründliche Ausbildung erwartet; beide begannen ihre Karriere meist gleich in der Zentralverwaltung und verdankten ihren Aufstieg der Nähe zum Fürsten. Die Minister des konstitutionellen Zeitalters entsprechen nur nodi in Ausnahmefällen diesem Typus. Sieht man von den Ressortchefs der zwanziger und dreißiger Jahre ab, also von Personen, die noch aus dem Ancien Régime stammen, dann bleibt nur Franz Frhr. v. Roggenbach, der nach kurzer Tätigkeit als Legationssekretär 1851 den Dienst quittierte, anschließend als Privatmann lebte und über sein persönliches Verhältnis zum Großherzog 1861 Minister wurde — er war der führende Politiker der sog. Neuen Ära in Baden. Alle anderen durchliefen die normale, meist sehr vielseitige Karriere in Verwaltung und Justiz. Einige Beispiele mögen das illustrieren: Der spätere Minister v. Stoesser wurde nach seinem juristischen Examen 1847 Aktuar beim Oberamt Bruchsal, im folgenden Jahr Volontär beim Oberamt Durlach. 1849 finden wir ihn beim Bezirksamt Bühl, beim Oberamt Durlach, sowie als Amtsverweser in Achern. Noch 1849 wird er ins Finanzministerium berufen zur Führung und Instruktion fiskalischer Prozesse, 1850 ist er in gleicher Weise bei der großherzoglichen Hofdomänenkammer beschäftigt. 1852 wird er Sekretariatspraktikant beim Innenministerium, 1855 Universitätskanzler in Heidelberg, 1859 Amtmann in Eppingen, 1862 Oberamtmann in Konstanz, 1866 Stadtdirektor in Heidelberg, 1869 Landeskommissär in Mannheim, 1876 In11

Die Studienorte konnten nidit vollständig ermittelt werden. An erster Stelle liegt erwartungsgemäß Heidelberg mit 34 Nennungen, an zweiter Stelle folgt Göttingen mit 9, an dritter Freiburg neben Berlin mit 8, an vierter Tübingen neben Bonn mit 4, an fünfter Stelle München mit 3 Nennungen; andere Hohe Sdiulen tauchen jeweils nur ein- oder zweimal auf. 25

nenminister. — Ähnlich verlief die Karriere des wenig jüngeren F. W. A. Eisenlohr: 1859 beim Bezirksamt Überlingen, dann bei der Regierung des Seekreises in Konstanz beschäftigt. 1860 am Sekretariat des OHG Mannheim, 1861 im Justizministerium, 1863 Amtmann in Gernsbach, 1865 Kreisgerichtsrat in Baden-Baden, 1866 Assessor im Innenministerium, 1874 Landeskommissär für Karlsruhe und Baden-Baden, 1883 Ministerialdirektor im Innenministerium, 1890 dort Ressortchef. — Nicht unerwähnt soll die badische Gepflogenheit bleiben, die jungen Rechtspraktikanten und Referendäre, nach heutigem Sprachgebrauch die Referendare und Richter bzw. Regierungsräte z. A., kreuz und quer im Lande herumzuschicken. Der 1922 gestorbene OLG-Präsident Emil Dorner war als Rechtspraktikant beschäftigt in: Emmendingen, Stockach, Waldshut, Karlsruhe, Konstanz, Korb, Donaueschingen; als Referendär in: Buchen, Ettenheim, Bretten, Schwetzingen, Mannheim, Wiesloch, sowie im Justizministerium. — Karrieren innerhalb eines Ressorts sind dagegen selten: RivaIier von Meysenbug tritt 1840 als Legationssekretär in den auswärtigen Dienst des Großherzogtums, durchläuft in diesem Ressort die Beförderungen bis zum Geheimen Legationsrat und wird 1856 Staatsminister des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten. Adelbert Düringer, Mitglied des letzten Kabinetts der Monarchie, beginnt 1884 als Amtsrichter in Wolfach, wird 1886 Amtsrichter in Offenburg, 1888 in Mannheim. 1890 wird er Oberamtsrichter, dann Landgerichtsrat in Mannheim, erhält ebendort 1892 den Vorsitz einer Kammer für Handelssachen. 1897 wird er Oberlandesgerichtsrat in Karlsruhe, 1900 Ministerialrat im Justizministerium, 1902 Reichsgerichtsrat in Leipzig, 1915 Oberlandesgerichtspräsident in Karlsruhe, 1917 Minister des großherzoglichen Hauses, der Justiz und des Auswärtigen. Bei dieser zuletzt genannten Karriere ist freilich zu beachten, daß sie nach Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze von 1879 begann. Nur um Irrtümer nicht aufkommen zu lassen, weise ich darauf hin, daß zwar mindestens 10 Minister als Advokaten begonnen haben. Der badische Anwalt war jedoch bis zu den Reichsjustizgesetzen eine Art Halbbeamter. Es war durchaus üblich, daß ein junger Jurist zunächst einmal das sogenannte Recht der Schriftverfassung erhielt, d. h. die Zulassung als Anwalt bei einem bestimmten Gericht, und dann nach einiger Zeit in den Staatsdienst übernommen wurde. Vergleiche mit französischen oder modernen deutschen Verhältnissen wären völlig unangebracht! Zwar sind viele Badener nach 1870 in den Dienst Preußens bzw. des Reiches getreten; auch hier gibt es die vorhin erwähnten familiären Querverbindungen. Bei der intensiven Ausbildung und Beschäftigung 26

im Lande einerseits, bei dem bescheidenen Behördenapparat des Reiches andererseits war jedoch eine zwischenzeitliche Tätigkeit im Reichsdienst nicht förderlich für jemand, der eine Karriere im Land anstrebte. Der Kultusminister Nokk, die Finanzminister Ellstätter und Buchenberger haben in jüngeren Jahren Rufe in den Dienst Preußens oder des Reiches abgelehnt. Der letzte Staatsminister v. Bodman war in seinen Anfängen kurze Zeit beim Reichsversicherungsamt in Berlin tätig, eine reine Episode. Es gibt nur eine Ausnahme, die nicht ohne groteske Züge ist: 1890 trat Arthur o. Brauer, bislang deutscher Generalkonsul in Kairo und enger Mitarbeiter Bismarcks, auf persönlichen Wunsch des Großherzogs in badische Dienste, und zwar zunächst als Gesandter in Berlin, da der bisherige Gesandte v. Marschall als Staatssekretär des Äußeren in den Reichsdienst getreten war. Brauer schildert in seinen Memoiren12 die seltsame Antrittsaudienz, in welcher der Kaiser seinen bisherigen Beamten in Gegenwart eines Vertreters der preußischen Regierung, der eben noch selbst badischer Minister war [nämlich v. Marschalls), feierlich als „fremdländischen Abgesandten" empfing. 1893 wurde v. Brauer dann badischer Außenminister in Karlsruhe und traf dort den seit 1884 beglaubigten preußischen Gesandten v. Eisendecher — er kannte den Mann und seine Berichte bestens aus der Zeit seiner eigenen Tätigkeit im Berliner Auswärtigen Amt. Da vor allem praktische Erfahrung zählte, gibt es nur wenige badische Minister, die Hochschullehrer waren oder als Praktiker wissenschaftlich hervortraten. Stabel war von 1841—45 in Unterbrechung seiner richterlichen Laufbahn o. Professor in Freiburg, Lamey ebendort von 1856—60. Julius Jolly überstand die Reaktionszeit, wo ihm eine Karriere in der Verwaltung verschlossen war, von 1847—60 als Privatdozent und a. o. Professor in Heidelberg. Als reiner Praktiker hingegen gewann vor allem Nebenius mit seinem Buch von 1820 über den öffentlichen Kredit bedeutendes wissenschaftliches Ansehen. In der konstitutionellen Monarchie ist der Minister ein Fachmann, der das Vertrauen des Fürsten genießt und den Ständen tolerabel ist. Es ist gewiß nicht der unpolitische Minister — viele waren zuvor Abgeordnete gewesen —, aber eben nicht der parlamentarische. Nach den Kämpfen des Frühkonstitutionalismus, nach Erledigung der Deutschen Frage und nach dem Abklingen des Kulturkampfes wird seit Großherzog Friedrich I.

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Arthur v. Brauer, Im Dienste Bismarcks. Persönliche Erinnerungen, hg. von H. Rogge. Berlin 1936, S. 320 f.

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eine Regierung „über den Parteien" angestrebt, d. h. die Regierung wird weithin entpolitisiert zur reinen Verwaltung. Es ist ein merkwürdiges System, das man „Semikonstitutionalismus" nennen mag: Das Gewicht des Staatsministeriums ist gering, es tritt selten zusammen, verfügt über keinen eigenen Tagungsraum, seine Protokolle sind lückenhaft18. Die Entscheidungen fallen in Besprechungen des Großherzogs mit dem Staatsminister oder auch einzelnen Ressortministern, v. Brauer schreibt, der äußerst populäre Fürst sei in seiner Regierungsweise durchaus nidit so konstitutionell im Sinne der Lehre gewesen, wie man von ihm glaubte und er sidi selbst hielt. Er hätte im Grund starke Neigungen gehabt, selbstherrlich zu entscheiden. An die „neue Lehre von der Ministerverantwortlichkeit" habe er nicht recht glauben wollen; er hätte mehr Lust gehabt, die Minister mit seiner Person zu decken, als sich von ihnen decken zu lassen14. Aus diesem System erklärt es sidi, daß 15 der Minister auf eine Dienstzeit von mehr als 10 Jahren kamen, 8 dieser Minister dienten Großherzog Friedrich I. Wenn wir das Kriegsministerium zunächst beiseite lassen, erreichen folgende Minister die längsten Amtszeiten: — — — — —

Turban 27 Jahre, Ellstätter 25 Jahre, Boedch 23 Jahre, Nokk 20 Jahre, Regenauer 15 Jahre.

Mit Ausnahme des Finanzministers Boeckh, der einer altbadischen Beamtenfamilie entstammt, sind das übrigens alles homines novi! Das Kriegsministerium war im besonderen Maße unpolitisch. Von den 6 Ministern seit Inkrafttreten der Verfassung war ein kurzlebiger Märzminister und zuletzt die Übergangsfigur des preußischen Generals v. Beyer. Von den übrigen vieren dienten — v. Schäffer 19 Jahre, — v. Freydorf 15 Jahre, — Ludwig 14 Jahre. Nicht ohne Interesse ist auch folgende Übersicht: Von 67 untersuchten Mitgliedern des Staatsministeriums starben 11 in den Sielen. 12 wechis Walter Peter Fuchs, Großherzog Friedrich I. von Baden und die Reidispolitik 1871-1907, 1: 1871-1879 ( = Veröff. d. Komm. f. gesdi. Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, 15). Stuttgart 1968, S. 6*. 14 Brauer, Im Dienste, S. 377. 28

selten nadi ihrem Rücktritt bzw. ihrer Entlassung in Spitzenpositionen von Verwaltung, Justiz, Hof usw. (Präsident der Oberrechnungskammer, des Verwaltungshofes, des Hof-, Oberhof- bzw. Oberlandesgeridits, des ev. Oberkirdienrats, zwei ehemalige Minister übernahmen das Amt eines Großhofmeisters). 10 blieben politisch aktiv, zumeist als Mitglieder der 2. Kammer, mitgezählt sind allerdings auch einige Adelige mit Sitz in der 1. Kammer, sowie der singuläre Fall des Frhr. v. Roggenbach, dessen politische Aktivität sich vorwiegend vor und nach seiner kurzen Ministersdiaft abspielte. Nur 2 Minister entfalteten eine Tätigkeit in der Wirtschaft oder Verbänden (Becker, Vogelmann). Demgegenüber bedeutete für 27 Minister Demission bzw. Entlassung den Rückzug ins Privatleben unter Verzicht auf politische Betätigung; zu dieser Zahl ist freilich zu bemerken, daß sie sowohl Minister enthält, die krank oder in hohem Alter zurücktraten und nur noch kurze Zeit lebten (z. B. Nokk 2 Jahre), wie Fälle echter politischer Demission von Männern im besten Alter, die dann noch 12 (Stabel, v. Türckheim) oder 13 Jahre (Blittersdorf, v. Wechmar) lebten. Von 6 Personen fehlen Angaben. Diese Zahlen bestätigen das Bild vom persönlichen Vertrauensverhältnis zwischen Monarch und Minister im badischen Konstitutionalismus des 19. Jhs. Wechselte das politische System, zog sich der Minister durchweg ins Privatleben zurück; nur wenige kämpften weiter für ihre Sache, fühlten sich also nicht nur als ausführende Organe. Wechselte hingegen der Großherzog nicht das System, sondern aus taktischen Gründen die Personen, dann standen vielfach gleichwertige „unpolitische" Ämter für den Demissionierten bereit. Bei aller Erfahrung und auch Aufgeschlossenheit gegenüber den Fragen der Zeit, wie sie insbesondere v. Bodman nicht abzusprechen sind, hatten diese Geheimräte und Minister wie ihr Großherzog doch wohl über dem Verwalten des „Musterländchens" zuletzt das Regieren verlernt, d. h. den politischen Instinkt verloren. Längst hatte die Monarchie den reformerischen Schwung des aufgeklärten Absolutismus abgelegt und sich mit dem weder politisch noch ökonomisch sehr bedeutenden Adel 15 und 15

Bei den Wahlen zur 1. Kammer waren 1819 Angehörige von 70 Familien des grundherrlichen Adels (z. T. in mehreren Linien) stimmberechtigt; im Lauf der nächsten Jahrhunderte erloschen eine ganze Reihe dieser Familien, andere haben wohl das Land unter Aufgabe ihres Besitzes verlassen. Zum grundherrlichen Adel traten noch einige standesherrliche Familien, von denen die Fürsten zu Fürstenberg, von Leiningen und von Löwenstein die wichtigsten sind. 29

einem mittleren Bürgertum zur Erhaltung des status quo arrangiert. So waren Verhältnisse geschaffen worden, die den meisten Badenern sehr behagten, aber keineswegs allen: Die stetig wachsende Arbeiterschaft fühlte sich in diesem Staat nicht zuhause, Mannheim und Offenburg waren traditionelle Krisenherde des Landes. Die geringe Großbourgeoisie ging ihre eigenen Wege, die sich mit denen der Regierung selten kreuzten. Das Zentrum mit Rückhalt regional im Oberland, sozial im Kleinbürgertum, weniger im Bauerntum, hatte die Oppositionshaltung der Kulturkampfzeit zu einer Ideologie perpetuiert, die je länger je mehr statt kirchenpolitisdie soziale Interessen deckte, so daß nach 1918 das Zusammengehen mit der Sozialdemokratie keine Prinzipienfrage mehr war. Der Umsturz von 1918 traf die Männer des Regierungsapparates, die ich mit einem Ausdruck der mittelalterlichen Stadtgeschichte als „Verwaltungspatriziat" bezeichnen möchte, ziemlich unvorbereitet. Sehen wir uns noch an, was aus den Männern des letzten Kabinetts geworden ist: Der Staatsminister v. Bodman zog sich ins Privatleben nach Freiburg zurück, nachdem er die Überleitung des Apparates in die Republik noch mit allseits anerkanntem Geschick und Anstand bewerkstelligt hatte 16 . Der Finanzminister Rheinboldt ging als Generalkonsul für den Rest seines Lebens nach Zürich, der betagte Kultusminister Hübsch verbrachte seinen Ruhestand in Karlsruhe; nur der lustizminister Düringer blieb mit Leidenschaft bei der Politik, wurde Reichstagsabgeordneter erst der DNVP, dann der DVP, starb jedoch schon 1924 in Berlin. Auf der nächst niedrigen Ebene blieben die Geheimräte auf ihren Posten, teils aus Loyalität, teils weil sie auf ihr Gehalt angewiesen waren; sie dienten einer ungeliebten Republik und stellten wohl auch unvorteilhafte Vergleiche an — das gehört dann zur Problematik der Weimarer Zeit.

" W. E. Oeftering, Der Umsturz 1918 in Baden. Konstanz 1920, S. 145 f., 210 f. (das Budi ist eine halb-offizielle, von der vorläufigen Volksregierung veranlaßte Darstellung],

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Das Königreich Württemberg 1816 — 1918 VON BERNHARD MANN

In diesem Bande soll eine Reihe von Fragen beantwortet oder dodi einer Antwort näher gebracht werden, die eine Sozialgeschichte der deutschen Verwaltungseliten im 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts aufwirft. Zu meinem Bedauern kann ich das für Württemberg nur auf eine sehr vorläufige Weise tun. Ich bin kein Genealoge, und die Forschungslücken sind gerade für diesen Bereich besonders groß. Wir Württemberger besitzen für keinen unserer Könige eine moderne Biographie 1 — den ersten allenfalls ausgenommen 2 ! Ein Stockwerk tiefer sieht es nicht besser aus. Von manchen (und keineswegs nur unbedeutenden) Ministem wissen wir kaum mehr als Namen, Geburts- und Todestag und die Amtsdauer. Von sehr vielen anderen haben wir nur Nekrologe, die doch sehr zweifelhafte Quellen sind. Mir fehlte die Zeit, diese Lücken durch eigene Nachforschungen zu schließen 3 . Aus demselben Grund mußte ich

1 Friedrich, * 1754, 22. Dez. 1797 Herzog, 27. April 1803 Kurfürst, 1. Jan. 1806 König; Wilhelm I., * 1781, 30. Okt. 1816 König; Karl, * 1823, 25. Juni 1864 König; Wilhelm II., * 1848, 6. Okt. 1891-29. Nov. 1918 König, t 1921. Zu Karl-Johannes Grauer, Wilhelm I., König von Württemberg. Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit. Stuttgart 1960, vgl. die Rezension von Erwin Hölzle. In: Historische Zeitschrift 194 (1962), S. 228. 2 Erwin Hölzle, Das Alte Recht und die Revolution. Eine politische Geschichte Württembergs in der Revolutionszeit 1789-1805. München und Berlin 1931. - Ders., Württemberg im Zeitalter Napoleons und der Deutschen Erhebung. Eine deutsche Geschichte der Wendezeit im einzelstaatlichen Raum. Stuttgart 1937. 8 Zusammenstellungen: [Julius Hartmann,] Die württembergischen Staatsminister 1806-1906. In: Besondere Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg Nr. 14/15 v. 19. 10. 1906, S. 209-218. - Alfred Dehlinger, Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute 1. Stuttgart 1951, S. 255-258. - Bertold Spuler (Bearb.), Regenten und Regie31

mein Thema so eng wie möglich fassen. Idi verzichte sowohl auf die Verwaltungsdiefs König Friedrichs zwischen 1806 und 1816 als auch auf die Mitglieder des 1817 errichteten und bis 1876 die einzelnen Departements überwölbenden „Geheimen Rates", dem neben den Ministern auch noch andere hohe Beamte angehörten 4 Deren Einbeziehung hätte meine Schwierigkeiten erheblich vergrößert. Aber sie wäre eigentlich nötig gewesen. Ich kann also nur vorläufige Ergebnisse vorlegen. Eines dieser Ergebnisse will ich schon jetzt formulieren: Die württembergischen Minister wurden in der von mir betrachteten Zeit fast immer aus der hohen Bürokratie des jeweiligen Ressorts genommen. Aber die Besetzung der Ministerposten war doch immer wieder — 1830/32, 1848, 1849,1850, 1870 und 1918 — eine hochpolitische Angelegenheit, konkret: der Versuch, einem in kritischer Zeit kritischen Parlament eine entschlossenere oder doch zumindest andere Regierung gegenüberzustellen. 1816 und noch 1864 wird die noch starke Stellung des Monarchen darin sichtbar, daß der Thronwechsel einen Ministerwechsel mit sich bringt. Beim Thronwechsel von 1891 ist das anders: 1876 hat ein starker Minister ein Gesamtministerium durchgesetzt und seinen Vorsitz übernommen 5 . Aber schon vorher sind einzelne starke Minister von den Zeitgenossen als „Premiers" bezeichnet und „Ministerien" (die es eigentlich noch nicht gab) nach ihnen benannt worden. Doch nicht ganz zu unrecht! Denn monarchisch-konstitutionelle Regierung ist bürokratische Regierung der Minister zwischen Monarch und Parlament. Der „Premier" ist in erster Linie der Sprecher auch seiner Kollegen vor dem Parlament. Diesen Einsichten soll die Gliederung meines Beitrags gerecht werden. Fragen wir zunächst (I), welche Stellung die Minister im monarchischkonstitutionellen System Württembergs einnahmen. Untersuchen wir sodann (II) die Besetzung der sechs Ministerien im einzelnen und fragen wir, nach welchen Kriterien die Minister ausgewählt wurden, woher sie kamen, wie sie sich ausgebildet und bewährt hatten, wo sie im sozialen Geflecht des Königreichs standen. Suchen wir anschließend (III) nach

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rungen der Welt [Minister - Ploetz]. Teil 2, 3. Würzburg 21962, S. 463471. - Vgl. auch die Literatur-Liste, S. 339 ff. Die Mitglieder des Geheimen Rates bis 1876 sind aufgeführt bei Eberhard E. v. Georgii-Georgenau, Biographisch-genealogische Blätter aus und über Schwaben. Stuttgart 1879. Gesetz vom 1. Juli 1876, Regierungsblatt für das Königreich Württemberg, S. 275.

Veränderungen in der Rekrutierung im Laufe von hundert Jahren. Und wagen wir abschließend die Skizze eines Gesamtbildes [IV], das — wie es das erklärte Ziel dieses Bandes ist — mit anderen verglichen werden kann. I. Die Ministerialorganisation ist überall das Kernstück des konstitutionellen Systems. Sie ist die verfassungsmäßige Form, in der der Monarch seine Regierungsrechte ausübt. Er hat das Recht, seine Minister frei zu wählen und die Richtlinien ihrer Politik zu bestimmen. Aber sie übernehmen die Verantwortlichkeit dafür, was immer das konkret bedeutet. Auch sind alle generellen Regeln, die „Freiheit und Eigentum" des Volkes berühren, in die Form von Gesetzen zu bringen, zu deren Zustandekommen die Zustimmung der Volksvertretung unerläßlich ist. Kein Minister kann lange ohne sie amtieren. Ein solches System lebt also von einem Kompromiß zum andern. König Wilhelm I. von Württemberg (1816—1864] war entschlossen, es loyal zu verwirklichen 6 . Nicht weniger als sein autokratischer Vater war er von seinem Recht überzeugt, selbst zu regieren, die Beamten und Minister zu ernennen, ihnen die Richtung ihrer Politik vorzuschreiben. Aber anders als dieser achtete er immer und aus Grundsatz auch die Rechte seiner Untertanen und Untergebenen. Auch dabei konnte es zu Konflikten kommen. Aber diese waren letzten Endes immer im Rahmen der Verfassung lösbar. Die württembergische Verfassung von 1819 war zwar nicht im Kern, aber doch in manchen Einzelheiten von anderen deutschen Verfassungen im Zeitalter des Frühkonstitutionalismus verschieden 7 . Sie war förmlich vereinbart, und sie hatte einige Elemente aus der bis 1806 wirksamen ständischen Verfassung des alten Herzogtums Wirtemberg übernommen: die Kontinuität des Landtags im „Ständischen Ausschuß", ein ständisches Mitwirkungsrecht bei der Verwaltung der Staatsschuld, den ® Franz Mögle-Hofadcer, Zur Entwicklung des Parlamentarismus in Württemberg. Der .Parlamentarismus der Krone' unter König Wilhelm I. Stuttgart 1981. ( = Veröff. d. Komm. f. gesdi. Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B, 97). i Abdruck u. a. in C[arl]V[ictor] Fricker (Hg.), Die Verfassungs-Urkunde für das Königreich Württemberg vom 25. Sept. 1819 mit dem offiziellen Auslegungsmaterial. Tübingen 1865. - Mit den Änderungen bis 1918 in: Ernst Rudolf Huber (Hg.), Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte 1. Stuttgart 1961, S. 171-200. 33

„Geheimen Rat" als kollegiales und halb richterliches, die Verfassung hütendes und die Rechte der Untertanen schützendes Regierungsorgan8. Davon abgesehen folgte die württembergische Verfassung dem monarchisch-konstitutionellen Muster der französischen Charte von 1814: Vereinigung der Staatsgewalt im Monarchen, Einheit der Staatskassen und der Finanzverwaltung, Trennung von Justiz und Verwaltung und bürokratische statt kollegialer Organisation der letzteren, Ministerialorganisation in Fadidepartements, repräsentatives Zweikammerparlament, in dessen Zweiter Kammer neben den „vom Volk" nadi den Bestimmungen eines Zwei-Klassen-Wahlrechts gewählten auch „privilegierte" Abgeordnete saßen — Vertreter der Kirchen, der Universität und der nidit zahlreichen „Ritterschaft". Das sollte für unser Thema mehr als einmal von Bedeutung sein. Bezeichnenderweise war in den Verfassungskämpfen von 1815 bis 1819 die Ministerialorganisation nicht mehr strittig. Sie gehörte in die Sphäre der königlichen Organisationsgewalt und wurde von Wilhelm schon vor der Verabschiedung der Verfassung geregelt9. Die Verfassungsurkunde wiederholte diese Regelung nur noch. Die juristische [nicht politische) Verantwortlichkeit der Minister für die Handlungen ihrer Untergebenen, also das bürokratische Prinzip, ist in ihr ausführlich und eindeutig verbrieft 10 . Etwas weniger explizit ist in der Verfassung aber auch die tatsächliche Regierungsmadit des Monarchen selbst festgelegt. Der „Geheime Rat" war zwar „die oberste, unmittelbar unter dem König stehende [ . . . ] Staatsbehörde", aber er war kein Staatsministerium. Außer den Ministern als Chefs der sechs Verwaltungsdepartements (Justiz, Königliches Haus und auswärtige Angelegenheiten, Inneres, Kirdien- und Schulwesen, Kriegs-Wesen, Finanzen) (vgl. II) gehörten ihm weitere Räte an, die der König ebenso wie die Minister „nach eigener freier Entschließung" ernannte11. Die Forschung hat sich bisher noch kaum mit der Tagesarbeit des Geheimen Rates befaßt; wir wissen daher

Eine württembergische Eigentümlichkeit war auch die in der Verfassung (§§ 195-205) vorgesehene Möglichkeit, bei Ministeranklagen einen Staatsgeriditshof einzusetzen. Das geschah in 99 Jahren einmal: 1850 gegen Außenminister v. Wäditer-Spittler. Vgl. Ernst Rudolf Huber, Deutsche Verfassungsgesdiichte seit 1789, 3. Stuttgart 1970, S. 187 f. 9 Durch die Organisationsedikte vom 18. Nov. 1817 (Regierungsblatt S. 541). Vgl. A. Dehlinger, Württembergs Staatswesen 1, S. 127-142. 10 § § 5 1 - 5 3 der Verfassungs-Urkunde. 11 §§ 54-60 der Verfassungs-Urkunde. 8

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nicht, ob seine Existenz die Solidarität der Minister untereinander befördert oder behindert hat. Anzunehmen ist das letztere: Sie standen wohl in der Regel dem Geheimen Rat und vor allem dem Monardien als einzelne gegenüber, hatten aber auch kein Dreinregieren eines Superministers zu befürchten. Das wurde — nach dem Zwischenspiel des Märzministeriums von 1848/49 — erst 1876 mit der Errichtung des „Staatsministeriums", d. h. eines Kollegiums, dem nur noch die Minister angehörten, und der Ernennung eines von ihnen zum „Präsidenten des Staatsministeriums" anders. Bezeichnenderweise war es ein starker Minister, „der württembergische Bismarck" Mittnacht 12 , der dieses System gegen den sdiwadien König Karl durchsetzte. Ebenso bezeichnenderweise hat Mittnacht damit eine gewisse Parlamentarisierung des Ministeriums verbunden, die ja auch anderswo eher ein Ergebnis ministerieller als parlamentarischer Maditpolitik war. Auf längere Sicht aber blieb dadurch das konstitutionelle System, in dem die Minister im Namen des Königs regierten und das Parlament im Namen des Volkes kontrollierte, auch in Württemberg bis zum November 1918 unbestritten funktionsfähig. II. Betrachten wir nun die Besetzung der sechs Ministerien im einzelnen und fragen wir, nach welchen Kriterien die Minister ausgewählt wurden, woher sie kamen, was sie gelernt hatten, wie sie in das soziale Geflecht des Königreiches eingebunden waren. Ich habe schon eingangs darauf hingewiesen, daß die meisten Minister aus der hohen Bürokratie ihres eigenen Ressorts kamen. Im Kriegsdepartement ist das besonders deutlich und besonders leicht zu erklären. Unter den 15 Kriegsministern unserer Zeit ist kein einziger „Fachfremder" zu finden. Wie nicht anders zu erwarten ist auch in Württemberg die Zahl der Adeligen unter den Kriegsministern mit 11 von 15, also fast drei Viertel, relativ groß 13 . Fast ebenso groß ist sie unter den Mi-

Georg H. Kleine, Der Württembergisdie Ministerpräsident Frhr. Hermann von Mittnadit (1825-1909). Stuttgart 1969. ( = Veröff. d. Komm. f. geschichtl. Landeskunde in Baden - Württemberg, Reihe B, 50). is Graf v. Franquemont 1816-1829, E. E. v. Hügel 1829-1842, Graf v. Sontheim 1842-1848, Frhr. v. Rüpplin 1848/49, v. Baur 1849/50, v. Miller 18501865, Frhr. v. Wiederhold 1865/66, Hardegg 1866/67, Frhr. v. Wagner-Frommenhausen 1867-1870, v. Suckow 1870-1874, Wundt 1874-1883, Steinheil 1883-1892, Frhr. Schott v. Scfaottenstein 1892-1901, Sdinürlen 1901-1906,

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nistern der auswärtigen Angelegenheiten. Übrigens hatten die besten Chancen für diesen Posten — Ministersöhne; von den 14 Außenministern waren das immerhin fünf 14 . Zehn waren von Haus aus adelig, wurden also nicht erst während ihrer Amtszeit nobilitiert — wie übrigens grundsätzlich alle württembergischen Minister, auch die von mir weiterhin als „Bürgerliche" bezeichneten. Parkettsidierheit war es wohl, was von einem Außenminister vor allem erwartet wurde. Aber die konnten auch Bürgerliche mitbringen, zumal wenn sie aus dem Fränkischen kamen wie Mittnacht oder Weizsäcker. Nur acht der 14 Außenminister verwalteten im Laufe ihres Ministerlebens ausschließlich dieses eine Ressort, die andern sechs vorher oder nachher noch ein oder zwei andere 1 5 . „Nebenher" waren seit Varnbüler (1864) alle Außenminister auch noch Post- und Eisenbahnminister. Man kann also sagen, daß das auswärtige das am wenigsten professionalisierte und am meisten politische Ressort war. Auch das ist wohl eine Banalität. Von diesen beiden vorwiegend von Adeligen geleiteten Ressorts unterschieden sich die vier übrigen durch auffallende Bürgerlichkeit: 11 von 17 Justizministern, 16 von 19 Kultministern, 13 von 15 Finanzministern und gar 15 von 17 Innenministern, also 65, 84, 87 und 88 Prozent waren „Bürgerliche" oder bürgerlicher Abkunft — von 83 württembergischen Ministern zwischen 1816 und 1819 überhaupt 57 ( = 69%), fünf Siebtel 16 . Man müßte diese Zahlen noch gewichten. Von den neun „Premierministern" und Ministerpräsidenten Schlayer, Römer, v. Linden, v. Varnbüler, Mittnacht, Schott v. Schottenstein, Breitling, Weizsäcker und Liesching waren sechs von bürgerlicher Herkunft; in den 86 Jahren nach Schlayers Ernennung zum Chef des Innenministeriums (1832) standen 65 Jahre lang Bürgerliche tatsächlich an der Spitze der Regierung, seit

v. Marchtaler 1906-1918. - Bemerkenswert ist, daß mit Graf Franquemont und Graf Sontheim illegitime Söhne wirtembergisdier Herzöge an der Spitze des wichtigen Departements standen. 1" Graf v. Zeppelin 1816-1819, Graf v. Wintzingerode (Sohn) 1819-1823, Graf v. Beroldingen 1823-1848, Roser 1848/49, Frhr. v. Wäditer-Spittler 1849/50, Frhr. v. Linden 1850/51 und 1854/55, Frhr. v. Neurath (Sohn) 1851-1854, Frhr. v. Hügel (Sohn) 1855-1864, Frhr. v. Varnbüler (Sohn) 1864-1870, Graf v. Taube (Sohn) 1870/71, Frhr. v. Wächter 1871-1873, Mittnadit 1873-1900, Frhr. v. Soden 1900-1906, Weizsäcker 1906-1918. " Zeppelin Kirchen- u. Schulwesen, Wächter-Spittler Kirdien- u. Schulwesen u. Justiz, Mittnacht Justiz, Weizsäcker Kirdien- u. Schulwesen, iß Ich zähle selbstverständlich Minister, die mehrere Ressorts geleitet haben, einfach. 36

1870 fast ununterbrochen, und Sdiott v. Schottenstein (1900/01) hatte als ehemaliger Schüler der evangelischen Klosterschule Maulbronn von allen Kriegsministern den bürgerlichsten Bildungshintergrund 17 . Aber zurück zu den einzelnen Ressorts! Daß vorzugsweise Bürgerliche Finanzminister wurden, ist als Tatsache ebenso banal wie die Vorzugsstellung des Adels im Auswärtigen und Kriegsressort. Württembergische Besonderheit dürfte freilich sein, daß von den 15 Finanzministern 18 nicht weniger als acht einmal im mittleren Verwaltungsdienst angefangen hatten 1 9 . D. h. die Praktiker hielten sidi dort sehr lange, was nicht nur wohltätige Folgen hatte: Das in den 1820er Jahren etablierte Steuersystem wurde dank ihrem Konservativismus allzulange nicht reformiert, und auch andere für notwendig erkannte Verbesserungen wurden in Württemberg später eingeführt als anderswo 2 0 . Das Departement des Innern und das des Kirchen- und Schulwesens, die von 1817 bis 1848 in Personalunion verwaltet wurden, waren aufs Ganze gesehen fest in der Hand der Juristen. Sämtliche Innenminister 21 Seinen Nachfolger, den Arztsohn Schmiden, ausgenommen! is Frhr. v. Maldius 1817/18, Weckherlin 1818-1827, Frhr. v. Vambüler 18271832, Herzog 1832, Herdegen 1832-1844 und wieder 1849/50, Gärttner 18441848, Goppelt 1848/49, Knapp 1850-1861, Sigel 1861-1864, Renner 18641891, Riedce 1891-1898, Zeyer 1898-1908, W. Geßler 1908-1914, Pistorius 1914-1918. 18 Es waren dies die aus der „Schreiberlaufbahn" kommenden Minister Wedcherlin 1818-1827, Herzog 1832, Herdegen 1832-1844 und wieder 1849/50, Gärttner 1844-1848, Knapp 1850-1861, Sigel 1861-1864 und Renner 18641891. Pistorius (1914-1918) war vor seinem Studium der Kameralistik im mittleren Postdienst tätig gewesen. Über die bei der Bevölkerung sehr verhaßten altwirtembergischen Schreiber immer noch am besten: [Ludwig Friedrich] Griesinger, Das Schreiber-Institut in Württemberg. In: Verhandlungen in der Versammlung der Landstände des Königreichs Württemberg 1816, Abt. 25 (192 S.). Das neue Königreich beugte die Schreiber unter das Joch staatlicher Prüfungen und holte sich die tüchtigsten vor allem in die Finanzverwaltung, wo sie sich noch sehr lange halten konnten. 20 Hermann Zeller, Die württembergischen Finanzminister von 1864-1914. In: Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde Jg. 1927, S. 403-424, bes. S. 407-409 und 417 f. 21 K. E. Wächter 1816/17, (Frhr. v.) Kerner 1817, Otto 1817-1821, Chr. F. Schmidlin 1821-1830, Kapff 1831/32, Weishaar 1832, Sdilayer 1832-1848 und 1849/50, Duvernoy 1848/49, v. Linden 1850-1864, E. Geßler 1864-1870, Scheurlen 1870-1872, Sick 1872-1881, Holder 1881-1887, Schmid 1887-1893, Pischek 1893-1912, Fleischhauer 1912-1918, Köhler 1918. 37

und mit zwei Ausnahmen sämtliche Kultminister22 hatten Jura studiert. Aber nidit das ist eigentlich bemerkenswert. Viel interessanter ist, daß diese beiden Ministerien und vor allem das Innenressort auffallend häufig mit „Verstärkungen aus dem Parlament" besetzt wurden, sei es, daß Ministerialbeamte, die audi Parlamentarier waren, sei es, daß unmittelbar Parlamentarier geholt wurden. Zu den ersten gehörten der vormärzliche „Premier" Sdilayer und sein nadimärzlidier Nachfolger v. Linden, zu den letzteren nacheinander Sidc (1872—1881) und Holder (1881—1887). Keiner dieser Kategorien zuzuordnen ist der als Parlamentarier ins Finanzministerium geholte und seit 1887 als Innenminister fungierende Stadtschultheiß (Bürgermeister) von Munderkingen, Schmid, ein Vollblutpolitiker („Hyäne von Munderkingen") katholisch-kleinbürgerlicher Herkunft, dessen unkonventionelle Amtsführung nicht einmal im Nekrolog unbeanstandet bleiben konnte23. (Verständlicherweise machte man nach seinem Tod 1893 mit Pischek einen typischen und in mehr als zwanzig Jahren abgeklärten Ministerialbeamten zu seinem Nachfolger, der Schmids Nationalliberaler Partei zwar nahestand, aber nidit angehörte, und erst nach seinem Ausscheiden aus dem Amt 1912 als Mitglied der Ersten Kammer ins Parlament einrückte. Auch die beiden letzten Innenminister waren Aufsteiger im eigenen Haus). Das seit 1848 wieder selbständige Ministerium des Kirchen- und Schulwesens wurde im März 1848 mit dem liberalen Parlamentarier Paul Pfizer besetzt und erhielt 1856 in Rümelin wieder einen Chef mit parlamentarischer, in der Frankfurter Paulskirche gewonnener Erfahrung. Nach Rümelins politisch zwar engagiertem, aber keinem Parlament angehörenden Nachfolger Golther kamen mit Theodor Geßler (1870—85) und Sarwey (1885—1900) wieder Parlamentarier ins Kultministerium, die allerdings von Mittnachts eigener Couleur waren. Nach dem Ende der Ära Mittnacht wurde dann wie das Innen- auch das Kultministerium nochmals und bis 1918 Ministerialbeamten übertragen.

22 Frhr. v. Wangenheim 1816/17 - danach Personalunion mit dem Innenministerium bis 1848 (siehe vorige Anmerkung) - Pfizer 1848, E. Sdimidlin 1848/49, v. Wäditer-Spittler 1849-1856, Rümelin 1856-1861, Golther 18611870, Th. Geßler 1870-1885, Sarwey 1885-1900, Weizsäcker 1900-1906, Fleischhauer 1906-1912 u. 1918, Habermaas 1912-1918, Hieber 1918. - Rümelin und Hieber waren Theologen im Schuldienst. 23

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Schwäbische Kronik Nr. 292 v. 13. 12. 1893, S. 2557. Dieses Blatt stand Schmid politisch nahel

Bleibt noch das Justizdepartement24. Es wird nidit überraschen, daß es (soweit erkennbar) niemals von einem Nichtjuristen verwaltet wurde. Leider ist gerade für die Justizminister die Quellenlage besonders schlecht, so daß wir außer über Römer (und allenfalls Maucler) erst für Mittnacht und seine Nachfolger etwas ausführlichere Daten haben. Nur Römer kam als „Märzminister" direkt aus dem Parlament in dieses Ressort; bei Mittnacht hat die parlamentarische Tätigkeit ohne Zweifel eine Rolle gespielt. III. Nach diesem kursorischen Überblick über die Chefs der sechs württembergischen Ressorts gilt die Frage nun dem historischen Wandel in der Besetzung der Ministerposten während eines Jahrhunderts. Ich meine, daß sich darin grundsätzlich eigentlich nichts geändert hat! Zwischen 1816 und 1918 hat es in Württemberg zwar immer wieder Rücksichten auf parlamentarische Mehrheiten gegeben, aber niemals ein wirklich parlamentarisches Ministerium. Allenfalls das „Märzministerium" von 1848/49 könnte dafür gelten; aber auch dieses begann 1848 mit einem Landtag, in dem es keine Mehrheit hatte, und bestand 1849 weiter, nachdem es seine Mehrheit verloren hatte. Erst sein Auseinanderfallen wegen der „deutschen Frage" veranlaßte den König zu einem Personalwedisel, der dann freilich auch als Systemwechsel empfunden wurde. Aber fangen wir vorne anl In den drei Jahren 1816 bis 1819 amtierten zwei Außenminister, drei Justizminister, drei Innenminister (und ein Minister des Kirchen- und Schulwesens), drei Finanzminister und ein Kriegsminister. Das deutet auf Unsicherheit des erst kurz regierenden Königs, aber auch auf schwierige Zeiten hin. Verglichen damit ist die Zeit zwischen den Karlsbader Beschlüssen und 1848 sehr ruhig. Die zwanziger Jahre waren eine Periode der Verwaltungskonsolidierung in allen Ressorts; in ihr gab es in jedem Departement höchstens einen Ministerwechsel. Anfang der dreißiger Jahre scheint es zum erstenmal zu einem Akt der elastischen Verteidigung, diesmal gegen die von Westen her drohenden Stürme zu kommen, als am 10. August 1832 — nach den

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Frhr. v. d. Lühe 1816/17, v. Neurath (Vater) 1817, Frhr. v. Maucler 18181831, Schwab 1831-1839, v. Prieser 1839-1848, Römer 1848/49, Hänlein 1849/ 50, v. Plessen 1850-1856, Frhr. v. Wäditer-Spittler 1856-1864, Frhr. v. Neurath (Sohn) 1864-1867, Mittnadit 1867-1878, Faber 1878-1896, Breitling 1896-1906, F. Schmidlin 1906-1917, Mandry 1917/18, Liesdiing 1918.

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Bundesbeschlüssen vom 25. Juni und vor dem Zusammentritt des schon 1831 gewählten Landtags am 15. Januar des nächsten Jahres — der erprobte Parlamentarier Sdilayer die Zügel aufnahm, die er dann bis zum 6. März 1848 fest in Händen hielt. Sdilayer war die Seele und der „Premier" dieses Ministeriums gegen die Julirevolution und ihre Auswirkungen auf Deutschland, ein hervorragender Debatter und energischer Kämpfer, der den Liberalismus sozusagen links zu überholen suchte und sich seine „jungen Leute" mit Vorliebe aus den Reihen der Opposition holte, ein Tedinokrat also, modern gesprochen, der es keineswegs ablehnte, mit dem Parlament eng zusammenzuarbeiten 2 5 . Eine echte Ministerkrise verursachten die Ereignisse des März 1848. Warum allerdings Schlayer in die Wüste geschickt werden sollte schien niemand so genau zu wissen. Der König wenigstens probierte es am 6. März 1848 zunädist nicht mit einem liberalen, sondern mit einem konservativen „Premier", dem Präsidenten des Katholischen Kirchenrats, v. Linden, der sich als ritterschaftlicher Abgeordneter und Führer der Konservativen in der Zweiten Kammer profiliert hatte. Aber dagegen meuterten Sdilayers Ministerialbeamte. Sie drohten mit ihrem gemeinsamen Rüdetritt, falls Linden ernannt würde, worauf dieser verzichtete. Erst jetzt kam es zur Berufung der Hauptsprecher der liberalen Landtagsopposition. Das Ministerium Römer verstand sich als parlamentarisches, wenn auch zunächst ohne parlamentarische Mehrheit. Es wandte sich mit einem Regierungsprogramm unmittelbar an das Volk, dem es bald darauf durch eine Kammerauflösung „die Gelegenheit" bot, „durch neue Ständewahlen seine Gesinnung der neugebildeten Verwaltung gegenüber auszusprechen" 2 6 . Und mit Erfolg! Württemberg hatte nunmehr ein einziges Mal ein Parteiministerium, das als solches ans Ruder gekommen war und parlamentarisch regieren wollte. Es war das letzte bis 1918.

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Vgl. bis zum Erscheinen der Habilitationsschrift von Hartwig Brandt von demselben: Gesellschaft, Parlament, Regierung in Württemberg 1830-1840. In: Gesellschaft, Parlament und Regierung. Zur Gesdiidite des Parlamentarismus in Deutschland. Hg. v. Gerhard A. Ritter. Düsseldorf 1974, S. 101118. Bernhard Mann, Die Württemberger u. die deutsche Nationalversammlung 1848/49. Düsseldorf 1975, S. 21 f. - Vgl. zum „Märzministerium auch: „Das Märzministerium in Württemberg." In: Die Gegenwart. Eine enzyklopädische Darstellung der neuesten Zeitgeschichte für alle Stände 6. Leipzig 1851, S. 87-165.

Audi die beiden nächsten Ministerien waren Reaktionen auf eine politische Herausforderung — aber nun antiparlamentarische! In den Wahlen zur 1. (verfassungsrevidierenden) Landesversammlung, die im Sommer 1849 durchgeführt worden waren, hatten die linken Gegner des jetzt als „altliberal" bezeichneten Ministeriums Römer eine starke Mehrheit gewonnen 2 7 . Der König w a r keineswegs gewillt, dieser Mehrheit nachzugeben und setzte im Spätherbst ein zweites Ministerium Schlayer ein 28 . A b e r auch Schlayer konnte sich, trotz Auflösung und Neuwahlen, nicht durchsetzen und mußte schon nach acht Monaten dem Frhrn. v. Linden Platz machen, der im Oktober 1849 noch abgelehnt hatte 2 9 . Der Katholik Linden hielt sich 14 Jahre lang, d. h. bis zum Tode Wilhelms 1864. Mehr noch als das zweite Ministerium Schlayer hatte das Ministerium Linden ein betont konservatives, j a reaktionäres Gepräge. Schlayer galt immer als Feind des „Feudalismus", die neuen Herren (unter denen auffallend viele Adelige waren) aber wurden als Vertreter eines „Reaktionssys t e m s " angesehen, das gleichzeitig in Österreich und Preußen zur Herrschaft gelangt war. Die „nationale Frage" war gewaltsam zum Schweigen gebracht. Die Krone hatte sich auf die Nützlichkeit des Adels und noch mehr der Kirche besonnen; der Voltairianer Wilhelm ließ daher zu, daß die Pietisten das Kirchenregiment in die Hand bekamen und bemühte sich um ein besseres Verhältnis zu Rom 3 0 . Schließlich war es Aufgabe der Innen- und Finanzverwaltung, durch Gewerbeförderung und Bahnbau sozialen Unruhen vorzubeugen. Das wurde zunächst durch Massenauswanderungen und dann durch einen allgemeinen Aufschwung der Weltwirtschaft erleichtert, an dem auch Württemberg teilhatte. Parlamentarisch dagegen operierte das Ministerium v. Lindens nicht glücklich. Es hielt sich jedoch, solange der alte König lebte, an dem es seinen Rückhalt hatte. König Karl (1864—1891] löste alsbald fast das ganze Ministerium ab und ersetzte es durdi ein neues unter dem ihm persönlich nahestehenden

27 Mann, Württemberger S. 353-373. 28 Eugen Schneider, Der Sturz des Märzministers Römer. In: Besondere Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg 1924, S. 117-120. 2 9 J. v. Pflugk-Hartung, Die Anfänge des württembergischen Ministeriums Linden. Nadi den Erinnerungen des Ministers. In: Historische Zeitschrift 57 (1887), S. 30-47. 30 Ludwig Golther, Der Staat und die katholische Kirche im Königreich Württemberg. Stuttgart 1874. - Vgl. auch Gustav Schmoller, Art. Rümelin, in: ADB 53. Leipzig 1907, S. 597-635, bes. S. 606. 41

Parlamentarier v. Varnbüler. Dessen schwierige Aufgabe war, das relativ kleine Land gegen Einflüsse des unter einem schwachen König starken Hofes (der geneigt war, Württembergs wahre Madit zu überschätzen) und gegen eine durdi die Rüdekehr mehrerer „Achtundvierziger" in die Politik noch kritischer gewordene Volksstimmung und Kammermehrheit durch die außen- und deutschlandpolitischen Krisen der Sechzigerjähre hindurchzusteuern. Das erklärt seinen großen Verschleiß an Ministern, vor allem an Kriegsministern, und seinen eigenen Sturz 1870. Varnbülers Rezept war die Verfolgung einer „großdeutschen" und zugleich den Demokraten entgegenkommenden Politik. Aber das eine verhinderten innenpolitische Bedenken und das andere Bismarcks Sieg von 1866 und seine daran anschließende Politik der militärischen und wirtschaftlichen Angliederung Süddeutsdilands an Preußen und den Norddeutschen Bund. So konnte Varnbüler zwar die Krise von 1866 durch eigene Wendigkeit und Opferung des Justizministers, der durch den kommenden starken Mann Mittnadit ersetzt wurde, überstehen, aber nicht mehr die von 1870. Die Ausbootung der Großdeutschen und Demokratenfreunde aus dem Kabinett, die der preußenfreundliche Kriegsminister Suckow im März 1870 zur Bedingung seines Eintritts machte81, hätte das Ministerium Varnbüler vielleicht retten können. Der Krieg und Sieg von 1870 blies es weg. Ende August 1870 begann für Württemberg die dreißigjährige Ära Mittnacht32. Mittnadit ist mit Bismarck verglichen worden — wenn man einige Größenunterschiede außer acht läßt, nicht ganz zu unrecht. Wie Bismarck hatte der genauso ehrgeizige Mittnadit seine politische Laufbahn im Landtag angefangen. Wie dieser verstand er, sich im Vertrauen 31

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W. Seefried, Der Ministerwedisel in Württemberg im März 1870. In: Besondere Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg 1929, S. 246-251. Ernst v. Sdieurlen, Das Württembergische Ministerium der Energie vom 23. März 1870, MS 1941. — Arthur Weinmann, Die Reform der württembergischen Innenpolitik in den Jahren der Reidisgründung 1866-1870. Die Innenpolitik als Instrument der Selbstbehauptung des Landes. Göppingen 1971. Unter Mittnadit, der 1876 formell Ministerpräsident wurde, gewann das Ministerium vollends seine Selbständigkeit vom Geheimen Rat. Aber bereits seit der Ernennung des Geheimratspräsidenten v. Neurath zum Justizminister (1864] hatte dieses Gremium keinen hauptamtlichen Vorsitzenden mehr. Nach v. Neurath wurden die Minister Golther (27. April 1867 bis 23. März 1870), v. Varnbüler (23. März bis 31. August 1870) und als sein Nachfolger Mittnadit (bis 30. Juni 1876) mit dem Vorsitz betraut.

seines Monarchen zu erhalten. Besser als sein großer Kollege konnte Mittnacht es mit dem Parlament. Vor allem hatte er einen Bismarck zum Verbündeten, der ihm in einer höfischen Vertrauenskrise eine bundesrätlidie Unentbehrlichkeitsbesdieinigung ausstellte und damit „rettete" 3 8 . Auch sonst war Mittnadits Aufgabe um einiges leichter. Der „Kulturkampf" fand in Württemberg nicht statt, weil er schon fünfzehn Jahre vorher ausgestanden worden w a r ; die meisten württembergischen Katholiken standen hinter Mittnacht — nicht, weil er Katholik war, sondern weil sie das für vorteilhaft hielten; sie konnten bis in die neunziger Jahre hinein auf die Gründung eines württembergisdien Zentrums verzichten, weil die Zusammensetzung beider Kammern ihnen einen überproportionalen Einfluß im Landtag garantierte. Die Sozialdemokraten waren in dem Maße schwach, wie die Demokraten stark waren, und diese waren doch sehr viel traktabler als jene. Die ohnehin sehr konservativen Nationalliberalen („Deutsche Partei") konnten in Person der Innenminister Holder ( 1 8 8 1 - 8 7 ] und Schmid (1887—93) ins Kabinett integriert werden. Vor allem erlaubte der Rückhalt am Reich den Mittelstaaten ein größeres Maß an Freisinnigkeit, als sie sich ohne diese Assekuranzgesellsdiaft hätten leisten können. Ich möchte nicht dazu beitragen, eine fromme Legende am Leben zu erhalten. Württemberg wurde weder unter Mittnacht noch unter seinen Nachfolgern Schott v. Schottenstein, Breitling und Weizsäcker zum demokratischen Staat oder auch nur zur parlamentarischen Monarchie. Parlamentarisch war die Monarchie nur an ihren letzten zwei Tagen. König Wilhelm II. (1891—1918) verzichtete zwar konstitutionell-korrekt auf jede unmittelbare Einmischung in die Landespolitik. Auch war er noch „bürgerlicher" und reformwilliger als seine Vorgänger. Unter seiner Regierung wurde eine innenpolitische Aufgabe gelöst, die schon seit dem Vormärz Köpfe und Gemüter beschäftigt hatte, die Verfassungs- und Landtagsreform 8 4 . Aber diese Reform bezweckte und bewirkte keine Parlamentarisierung, sondern sollte gerade die konstitutionelle Gewaltenteilung stabilisieren und das Gewicht der Ersten Kammer stärken. Nach Schmids Tod 1893 wurden 25 Jahre lang keine Parlamentarier mehr

33 Otto v. Bismarck, Die Gesammelten Werke 14/11. Berlin 1933, S. 991. s4 Rosemarie Menzinger, Verfassungsrevision und Demokratisierungsprozeß im Königreich Württemberg. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Parlamentarischen Regierungssystems in Deutschland. ( = Veröff. d. Komm, f. geschiditl. Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, 56). Stuttgart 1969. 43

zu Ministern gemacht, sondern in der Regel Ministerialbeamte, von denen lediglich zwei als Mitglieder der Ersten Kammer eine gewisse parlamentarische Erfahrung hatten sammeln können. Das schloß nicht aus, daß diese Ernennungen auf die Landtagsmehrheit Rücksicht nahmen. Aber auch ein Weizsäcker, der den Nationalliberalen nahestand, fühlte sich als Minister der Krone mehr verpflichtet als dem Parlament 35 . Die durch das Weltkriegsende erzwungene Parlamentarisierung am 6./8. November 1918 — später als im Reich! — haben diese Minister allenfalls hingenommen, aber nicht bejaht 36 . IV. Ich versuche zusammenzufassen und betone dabei noch einmal, daß ich nur vorläufige Ergebnisse vortragen konnte. Trotzdem glaube ich sagen zu können, daß die württembergischen Minister zwischen 1816 und 1918 nichts anderes als die oberste Schicht einer im Lande selbst herangewachsenen recht homogenen Verwaltungselite waren, deren Korpsgeist soziale, konfessionelle und regionale Verschiedenheit der Herkunft fast völlig vergessen ließ. Protestantische Altwirtemberger und katholische Neuwürttemberger, Adelige und Bürgerliche orientierten sich primär am Staat und seiner Verfassung von 1819. Selbstverständlich gab es unter den Ministern wie in der Bürokratie überhaupt auch politische Meinungsverschiedenheiten. Schlayer war „liberal", v. Linden war es nicht. Römer war ein Liberaler anderer Art als Schlayer, Mittnacht ein Konservativer anderer Art als v. Linden. Aber die meisten Minister hätten unter mehreren „Systemen" dienen können, und manche haben es getan. Für ihre Homogenität wichtig war ihr gemeinsamer Bildungshintergrund, der durch und durch humanistisch war. Die Hohe Carlsschule blieb Episode37, und durch die „Kriegsschule" ging nur ein Teil der Verwaltungselite — die Offiziere, die auch als Minister deutlich eine Sondergruppe

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Vgl. seine Rede vom 16. Mai 1918 in: Verhandlungen der württembergischen 2. Kammer 1918, Protokoll-Bd. 101, S. 5593-5598. 3° Karl Weller, Die Staatsumwälzung in Württemberg 1918-1920. Stuttgart 1930. - [Ludwig] Köhler, Zur Geschichte der Revolution in Württemberg. Ein Bericht. Stuttgart 1930. - Theodor v. Pistorius, Die letzten Tage des Königreichs Württemberg. Mit Lebenserinnerungen und Lebensbekenntnissen von seinem letzten Finanzminister. Stuttgart 1935, 21936. 37 Robert Uhland, Geschichte der Hohen Karlssdiule zu Stuttgart. ( = Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 37). Stuttgart 1953. Ausstellung „Die Hohe Carlsschule". [Katalog] Stuttgart 1959. 44

sind. Alle anderen durdiliefen mindestens die „Lateinschulen", meist auch eines der Gymnasien oder eine der altwirtembergischen Klostersdiulen 38 , und danach die einzige Universität des Landes. Tübingen gehörte zwar zu den zehn größten in ganz Deutschland, war aber (mit um 1850 etwas über 700 Studenten) doch noch so klein, daß man sich kennen konnte. Das Band der Burschenschaft, anderer Tübinger Verbindungen und verschiedener Freundeskreise umschlang Minister, Beamte, Parlamentarier und Systemkritiker lebenslang. Enger und geschlossener waren die Verwandtschafts- und Heiratskreise, die einer genaueren Untersuchung wert wären. Selbstverständlich war der landsässige Adel vielfach versippt, und das altwirtembergische Bürgertum stand ihm in dieser Hinsicht nicht nach. Aber offenbar bildete doch Verschiedenheit der Konfession noch lange eine hohe, wenn auch niemals gänzlich unüberwindliche Barriere, die etwa das Zusammenwachsen der altwirtembergischen und der obersdiwäbisdien Elite sehr erschwert hat 3 9 . Erklärt das die erstaunlich geringe Zahl von Katholiken unter den württembergischen Ministern? Von 79, deren Konfessionen ich feststellen konnte 40 , waren nur zehn katholisch — ein knappes Achtel bei einem Bevölkerungsanteil von (1846) ziemlich genau 30°/o! Doch muß man hier etwas gewichten. Immerhin führten zwei Katholiken, v. Linden und dann Mittnacht, zusammengerechnet 44 Jahre lang die Regierung dieses „protestantischen Landes" 4 1 . Einen grundsätzlichen Wandel in der „Rekrutierung" der württembergischen Minister kann ich auch im Verlauf eines Jahrhunderts nicht feststellen. Das Königreich Württemberg war ein egalitäres Land, das im-

Geschichte des humanistischen Schulwesens in Württemberg, 1—3. Stuttgart 1912-1928. s» Nur im Adel waren konfessionell gemischte Ehen nicht ganz selten. Katholisches Bekenntnis führte keineswegs regelmäßig zu „ultramontaner" Einstellung, bildete also nicht automatisch ein Karrierehindernis. Aber „politische Katholiken" im Sinne der Zentrumspartei kamen erst ab November 1918 in Ministerstellen. 4 0 Für seine wie immer auf das bereitwilligste gewährte große Hilfe bei der Klärung einer ganzen Reihe von Fragen danke ich dem verehrten Kollegen Hansmartin Decker-Hauff sehr herzlich. 41 Bezeichnenderweise hat allerdings in dieser ganzen Zeit niemals ein Katholik das Departement des Kirchen- und Schulwesens geleitet. Auch das Finanzministerium war spätestens seit 1818 immer in protestantischer Hand, was mit seiner „Schreiber-Tradition" zusammenhängen dürfte.

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mer wieder Männern einfacherer Herkunft Aufstiegschancen gab. Wir wollen das nicht idealisieren: Die Chancen der anderen waren doch erheblich größer! Hätten sonst drei Geßler, drei Schmidlin Minister werden können, von den Adelssprossen ganz zu schweigen? Die Väter und Verwandten der allermeisten Minister waren Beamte, Pfarrer, Professoren. Immerhin schaffte schon 1832 der Bäckersohn Schlayer den Aufstieg. Aber ihn hatte der Kultusminister v. Wangenheim protegiert. Der Weg ausschließlich über das Parlament, den außer den Märzministern von 1848 und den parlamentarischen Ministern von 1918 nur die beiden Varnbüler sowie Holder und Sdimid gingen, versprach weniger Erfolg als eine Verbindung der Parlaments- mit der Beamtenkarriere. Die streng korrekte Übung des konstitutionellen Prinzips machte immer wieder den Einsatz von parlamentserfahrenen Bürokraten nötig. Aber gerade die Minister des frühen 20. Jahrhunderts waren das nicht mehr, während im 19. eine durchgehende „parlamentarische Linie" von Schlayer über Römer, wieder Schlayer, v. Linden und v. Vambüler zu Mittnacht geht! Dies ist, wie ich glaube, bedeutsam über unser engeres Thema hinaus.

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Das Königreich Bayern 1808 — 1918 VON KLAUS FRHR. v. ANDRIAN-WERBURG*

Nadi der territorialen Ausdehnung und Abrundung des Staatsgebietes durch die Säkularisation der Bistümer, Stifte und Klöster in Altbaiern, Franken und Schwaben und durch die Mediatisierung von Reichsrittersdiaft, Reichsstädten, Reichsdörfern und der später sogenannten Standesherren stand Bayern aus sadilidien wie aus personenbezogenen Gründen vor der Notwendigkeit, seine Verwaltung zu modernisieren. Die aus der Wurzel unterschiedlichster Rechte erwachsene Verwaltungstätigkeit einer Vielzahl von größeren und kleineren Territorien 1 mußte angesichts gewandelter und gesteigerter Aufgaben vereinheitlicht, ihre

* Den bayerischen Staatsministern der Monarchie widmete Walter Schärl, Die Zusammensetzung der bayerischen Beamtenschaft von 1806 bis 1918 ( = Mündiener Historische Studien, Abt. Bayerische Geschichte 1). München 1955, einen speziellen Teil seiner Arbeit. Dieser fußt auf den im Bayerischen Hauptstaatsarchiv (Abteilungen Allgemeines Staatsarchiv und Kriegsarchiv) verwahrten Personalakten der zivilen und Kriegsminister, sowie der bis dahin erschienenen landesgeschichtlichen und speziell die dargestellten Persönlichkeiten behandelnden Literatur. Zeit und Personen wurden zusammenfassend neuerdings in dem von Max Spindler herausgegebenen Handbuch der bayerischen Geschichte, vor allem Band 4/1, München 1974 (Das neue Bayern 1800-1970, Staat und Politik) behandelt. Auf diesem umfassenden Werk, welches hier nicht für jeden Einzelfall zitiert wird, und auf der seit 1955 erschienenen Spezialliteratur zu einzelnen Personen beruht neben der Arbeit von Schärl, die in Einzeldaten noch durch die im Bayerischen Hauptstaatsarchiv verwahrten Ordens- und Staatsratsakten ergänzt werden konnte, die folgende Übersicht. - Für freundliche Hilfe bei der Durchsicht der ergänzenden Quellen danke ich Fräulein Dr. Lieselotte Klemmer in München, i Karl Weber, Neue Gesetz- und Verordnungen-Sammlung für das Königreich Bayern, Anhangband. München 1894, S. 63 ff., 626 f. 47

Durchführung mußte bei veränderten Lebensanschauungen der mittlerweile mehr oder weniger aufgeklärten Untertanen des neuen Staates auf eine zeitgemäße Grundlage gestellt werden. Die schwierige Aufgabe bewältigte von 1804 bis etwa 1814, als zuletzt noch nach der Rückkehr der wittelsbachischen Pfalz links des Rheins das Großherzogtum Würzburg in den seit 1806 zum Königreich erhöhten Staat aufgenommen wurde, ein außerordentlicher Mann: der Freiherr, seit 1809 Graf Maximilian v. Montgelas 2 . Eine Staatsdienerpragmatik, enthalten in der Konstitutionellen Hauptlandespragmatik vom 1 . 1 . 1 8 0 5 , machte eine dafür ausgebildete Beamtenschaft zu Trägern des öffentlichen Dienstes und regelte ihre lebenslange Anstellung, Besoldung und Versorgung 3 . Es wurden von da an die früheren Amtsanwartschaften und verschiedenartigsten Besoldungserhebungen (Emolumente, Sportein usw.) beseitigt und der zumindest latenten Gefahr amtlicher Begünstigung und Durchstecherei ein Riegel vorgeschoben. Über diese allgemeine beamtenrechtliche Grundlage wurde 1808 für die Verwaltungsspitze die Einführung des Direktorialprinzips mit der alleinigen Entscheidungsgewalt des Ministers gestellt 4 , womit das vorherige Kollegialprinzip im einzelnen Ministerium im Gegensatz zum Ministerrat aufgehoben und eine Straffung des Geschäftsganges erreicht wurde. Im obersten Rang der Staatsververwaltung stand seit Oktober 1806 das Geheime Ministerium mit den vier Ressorts Auswärtige Verhältnisse, Justiz, Finanzen und Inneres, wozu 1808 noch das Departement für das Kriegswesen hinzukam. Die Bindung eines Ministers an ein Ressort oder Departement sah die Konstitution von 1808 nicht vor 5 , hier die Handschrift Montgelas' verratend, der lange Zeit drei Ministerien in seiner

Eberhard Weis, Maximilian Graf von Montgelas 1759-1838. In: Männer der deutschen Verwaltung. Köln-Berlin 1963, S. 75 f. - Ders., Montgelas 17591799. Zwischen Revolution und Reform. München 1971. - Ders., Die Begründung des modernen bayerischen Staates unter König Max I. (17991825). In: Max Spindler (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte 4/1. München 1974, S. 3 ff. s Weis, Handbuch, S. 57. - Karl Möckl, Der moderne bayerische Staat. Eine Verfassungsgeschidite vom aufgeklärten Absolutismus bis zum Ende der Reformepoche ( = Dokumente zur Geschichte von Staat und Gesellschaft in Bayern Abt. III 1, hg. von Karl Bosl). München 1979, S. 141 ff. * Weis, Handbuch, S. 56. 5 Konstitution für das Königreich Bayern vom 1. Mai 1808, Titel III § 1 (Regierungsblatt 1808, Spalte 985). 2

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Hand vereinigte. Nach seinem Sturz hatte im neuen, sdion vom späteren König Ludwig I. inspirierten System der „allmächtige Minister" keinen Platz mehr; an seine Stelle trat ein Gesamtstaatsministerium, in dem die Zahl der Minister derjenigen der Ressorts in der Regel entsprach. Deren Zahl wurde später noch vermehrt: 1847 wurde vom Staatsministerium des Innern ein (1848/49 für vier Monate vorübergehend wieder aufgehobenes) Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten abgetrennt, 1848 ein bis Ende 1871 bestehendes Staatsministerium des Handels und der öffentlichen Arbeiten sowie 1904 ein Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten neu gebildet6. Damit ist zunächst der äußere Rahmen umrissen, in dem die höchsten Staatsdiener, denen hier das Interesse gilt, tätig waren. Die Minister wurden vom König ernannt und entlassen 7 . Daraus folgte, daß das Gesamtstaatsministerium, der Ministerrat, nur im Zusammenwirken mit der Krone handlungsfähig war, woraus sich zu gewissen Zeiten Unzuträglichkeiten ergaben. Denn im Verkehr mit dem Ministerrat bedienten sich die Könige eines Kabinettssekretariats, welches zwar in der Montgelas-Zeit politisch keine Rolle spielte, wohl aber in der Regierungszeit König Ludwigs I., in der der Ministerrat lange Zeit nur ausführendes Organ der Beschlüsse war, die der König allein faßte und über den Kabinettssekretär in Regierungsmaßnahmen umsetzte. Die Abschaffung des Kabinettssekretariats, dessen Einfluß erheblich geworden war und der Verfassung nicht entsprach, war dann auch eine der Forderungen von 1848; verwirklicht wurde allerdings lediglich die Beschneidung des Einflusses. Das Gewicht, welches der jeweilige König auf vertraute Personen im Ministerrat legte, geht daraus hervor, daß die Minister Lutz, Müller und Neumayr — bezeichnenderweise alle unter König Ludwig II. — auch einmal Kabinettssekretäre gewesen waren; mit der Dienstbezeichnung „Chef des Kabinetts" hatte der letzte Ministerratsvorsitzende, Dandl, die entsprechende Funktion beim Prinzregenten und bei König Ludwig III. inne8. Die Rechte des Ministerrats waren unter Montgelas kein Gegenstand von Erörterungen. Nach seinem Sturz aber erging ein Kabinettsbefehl, der für den Regierungsstil seiner Art keinen Raum mehr ließ: „Die ober« Schärl, Beamtenschaft, S. 302 ff. 7 Weber, Gesetz- u. Verordnungen-Sammlung, S. 467. - Möckl, Staat, S. 257. — Max Spindler, Die Regierungszeit Ludwigs I. (1825—1848). In: ders. (Hg.), Handbuch der Bayerischen Geschichte 4/1, S. 107 f. 8 Schärl, Beamtenschaft (Ministerlebensläufe), S. 86-120.

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ste vollziehende Stelle bildet das gesamte Staatsministerium. Die Minister werden sich daher in den wichtigsten Gegenständen der Vollziehung, wenn diese den Wirkungskreis mehrerer oder aller Staatsministerien berühren, mit dem Feldmarsdiall [Fürst Wrede als Vertrautem des damaligen Kronprinzen Ludwig in der Stellung eines Staatsministers ohne Geschäftsbereich] zu einer Ministerialbesprechung vereinigen"". Ludwig I. setzte dem in einer Formationsverordnung vom 9. 12. 1825 hinzu, daß die Ministerialkonferenzen, die nur mit seiner besonderen Genehmigung stattfinden konnten, „durchaus nur beratend" seien. De iure änderte sidi daran bis 1918 nichts; denn auch der 1849 geschaffene ständige „Vorsitzende im Ministerrat" [mit Ausnahme des Kultusministers Johann v. Lutz 1880—90 immer der Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern) hatte keine weiteren als die Präsidialrechte 10 . Ausgehend vom Gewicht, das die Staatsdienerpragmatik von 1805 zugrundelegt, rangierte bei der Herkunft eines bayerischen Ministers während der Regierungszeit König Ludwigs I. die Ausbildung, die ihn zum Amt befähigte, gleich stark neben genealogischen und ständischen Kriterien. Am frühesten tritt 1825 [Staatsministerium der Finanzen), dann 1828 (Staatsministerium des Innern), als Regel aber erst seit 1847 die Ausbildung an die erste Stelle, wie an den personaladeligen Amtsträgern zu sehen ist 11 . Immerhin hatten von 78 Ministern im Zivilstaatsdienst — bei den 26 Kriegsministern war der Werdegang durch die militärische Laufbahn bestimmt — 70 Persönlichkeiten ein juristisches Studium aufzuweisen 12 . Gerade weil es nicht typisch war, sei erwähnt, daß unter den Juristen je einer von vorangegangenem Armeedienst (Beisler), Studium der Philosophie [Braun), der Theologie (Hompesch) und von der Technik (Technische Hochschule München: Miltner) kam. Vom Studium her reine Philosophen waren die Minister Berks und Hertling; sie kamen nicht aufgrund ihrer Verwaltungserfahrung, sondern als Politiker ins Ministeramt (wie übrigens auch die Juristen Hohenlohe und Pfordten), was sich an der weiteren Laufbahn Hertlings (und Hohenlohes) als Reichskanzler zeigt 13 .

Allerhöchste Verordnung vom 2. Februar 1817, die Bildung und Einrichtung der obersten Stellen des Staates betreffend (Regierungsblatt 1817, Spalte 49). - Möckl, Staat, S. 195 ff. 10 Sdiärl, Beamtenschaft, S. 7 f. 1 1 Sdiärl, Beamtenschaft (Ministerlisten), S. 302 ff. 12 Sdiärl, ebd. 13 Sdiärl, Beamtenschaft (Ministerlebensläufe), S. 86-120. 9

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Vor der Mitte des 19. Jahrhunderts tritt aber der politische Minister nicht in Erscheinung. Die Persönlichkeiten, die in ein Ministeramt berufen wurden, hatten vielfach eine Laufbahn im diplomatischen Dienst (Gise, Bray, Podewils], in der allgemeinen inneren oder der Finanzverwaltung durchlaufen 13 . In 20 Fällen wurden Generalkommissäre bzw. Regierungspräsidenten zu Ministern berufen, so Maximilian Freiherr v. Lerchenfeld und Graf Thürheim in das auf den Sturz Montgelas' folgende Ministerium; die gleichen Voraussetzungen lagen bei den Innenministern Oettingen-Wallerstein, Reigersberg, Feilitzsch und Brettreidi vor 1 3 . Bei den Justizministern entsprach es der erwarteten Fachlaufbahn, daß Graf Reigersberg, Sebastian Freiherr v. Schrendc-Notzing, Frhr. v. Mulzer und die Ritter v. Heintz, v. Bomhard, v. Miltner und v. Thelemann direkt aus dem Richterdienst an die Spitze des Ministeriums aufstiegen 13 . Den politischen Umständen der Zeit verdankten der bisherige Erste Bürgermeister von Regensburg Freiherr v. Thon Dittmer die Berufung ins Innenministerium und Gustav Freiherr v. Lerchenfeld, der in der Zweiten Kammer des Landtags der liberalen Richtung zuzählte, die Berufung als Finanzminister in das Märzministerium von 1848, dem als Justizminister auch das demokratisch gesinnte Mitglied der Zweiten Kammer Carl Ritter v. Heintz angehörte 1 3 . Ludwig v. der Pfordten, der dem liberalen sächsischen Märzministerium angehört hatte, gelangte 1849 und 1864 als Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern, womit seit 1849 der Vorsitz im Ministerrat in der Regel verbunden war, aus ausschließlich politischen Gründen in das Amt 1 4 . Politiker wurden nodi 1867 mit Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst und 1871 mit dem Führer der gemäßigt-liberalen Mittelpartei Friedrich Graf v. Hegnenberg-Dux in Ministerämter berufen, von 1872 bis 1912 dagegen wieder ausschließlich Persönlichkeiten aus dem Staatsdienst ernannt 1 5 .1912 entstand mit dem Zentrumsführer Hertling als Vorsitzendem des Ministerrats wieder ein politisch geprägtes Kabinett 1 6 . Es soll damit nicht gesagt sein, daß es außer den Genannten nur Fachminister im Königreich Bayern gegeben habe; politische Einstellungen waren in breiter Palette vertreten. Der Handelsminister Gustav Ritter v. Schlör (1866—1871) hatte als Liberaler den Wahlkreis Vohenstrauß

Hans Rall, Die politische Entwicklung von 1848 bis zur Reichsgründung 1871. In: Max Spindler, Handbuch 4/1, S. 240 f. is Schärl, Beamtenschaft, S. 36 f. i« Schärl, Beamtenschaft, S. 37. 14

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im Landtag vertreten, dem der Innenminister Karl v. Abel (1837—1847} nach seiner Ministerzeit als Konservativer, der Innenminister Winfried v. Hörmann und der Justizminister Johann Nepomuk Ritter v. Fäustle als Liberale angehört hatten; in der Frankfurter Paulskirdie waren Graf Hegnenberg-Dux, Kleinsciirod, Beisler, Max Ritter v. Neumayr und Karl Freiherr v. Sdirenck-Notzing Abgeordnete. Erst nadi seiner bayerischen Ministerzeit wurde 1871 Fürst Hohenlohe-Sdiillingsfürst Mitglied des Reichstags, dem Georg Freiherr (dann Graf) v. Hertling als Mitglied oder Vorsitzender der Zentrumsfraktion von 1875—1890 und 1896—1912 angehörte17. Es ist an dieser Stelle nodi zu bemerken, daß aus dem berufsmäßigen, aussdiließlidien Hofdienst keiner der Minister kam. Die Befähigung dazu hatten in der Jugend als Zöglinge der Pagerie18 allerdings Otto Graf v. Bray-Steinburg, August Lothar Graf v. Reigersberg, Leopold Freiherr v. Leonrod, Karl Freiherr v. Horn, Klemens Freiherr v. Podewils-Dürnitz und nicht zuletzt Aloys Graf v. Rechberg erhalten19. Die von Geburt her bürgerlichen Minister kamen hierfür natürlich gar nicht in Betracht. Vom Geburtsstand her waren, nun unter Einbeziehung der Kriegsminister, die knappe Hälfte, nämlidi 51 von 104 Personen, Adelige, 52 hatten durch die mehr oder weniger zwangsläufig mit dem Ministeramt verbundene Dekorierung mit dem Zivilverdienstorden der Bayer. Krone oder mit dem im Kriegsdienst erworbenen Militär-Max-Joseph-Orden den persönlichen Ritterstand (mit Ritter v. vor dem bürgerlichen Namen) erhalten; nur bei einem, dem Kriegsminister Carl Weishaupt, blieb diese Ehrung im unruhigen Jahr 1848 aus. Der Zeitpunkt des Eindringens bürgerlicher Persönlichkeiten in die Führungsschidit der Minister wurde oben schon gestreift; es scheint der Erwähnung wert, daß noch in der unmittelbar auf Montgelas folgenden Zeit die kleinbäuerliche Herkunft Zentners bewußt verschwiegen wurde20. Ein Ansatz zur Verschmelzung der adeligen und bürgerlichen Führungsschicht ist allerdings nicht aus

" Schärl, Beamtenschaft, S. 47 f. Otto Frhr. v. Waidenfels, Carl August Graf v. Dredisel, Die Edelknaben der Churfürstlidi und Königlich Bayerischen Pagerie von 1799-1918. München 1959. !» Waidenfels, Pagerie, Lebensläufe. - Zu Redlberg: Lieselotte Klemmer, Aloys von Redlberg als bayerischer Politiker (1766-1849) ( = Miscellanea Bavarica Monacensia 60). München 1975. 20 Klemmer, Rechberg, S. 114. 18

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der personellen Nobilitierung, sondern aus dem adeligen Konnubium einzelner bürgerlicher Minister zu erkennen 21 . Bei der Betrachtung der Herkunft aus einem sozialen Stand ist zwischen den zivilen und den Kriegsministern ein deutlicher Unterschied zu bemerken. Während die zu hohen militärischen Chargen und schließlich an die Spitze des Kriegsministeriums aufgestiegenen Offiziere durchwegs der Oberschicht entstammten (es handelt sich um die Söhne von 14 Offizieren, 11 höheren Beamten und einem Universitätsprofessor), gehörte nahezu ein Drittel der Minister im Zivilstaatsdienst seiner Herkunft nach dem Mittelstand an 22 . Die Väter waren in je 3 Fällen Kaufmann, Pfarrer und Lehrer, in je 2 Fällen Landwirte und Bürger undefinierbarer Profession, in je einem Fall Gymnasialprofessor, Militärmusikmeister, Gastwirt, Müller und Metzger und schließlich in 5 Fällen mittelständische Beamte. Dem stehen 48 Personen mit Abkunft aus der Oberschicht gegenüber: die Väter waren in 31 Fällen höhere Beamte, in 4 Fällen Offiziere, in 2 Fällen Advokaten am Hof- und Reichskammergeridit, in je einem Fall Arzt und Kammerherr; schließlich sind noch 7 adelige Gutsbesitzer, ein patrizischer Handelsherr und eine Hofcharge zu verzeichnen 22 . Wenn somit zwar die Oberschicht dominiert, zeigt doch der Anteil von 23 unter 71 bekannten sozialen Abstammungen aus der Mittelschicht, daß tüchtige Leute in Bayern auch ohne Zwischengeneration den Aufstieg aus einfachen Verhältnissen schaffen konnten und dafür mitunter gar nicht lange brauchten: so war zum Beispiel der Justizminister von 1871—1887, Johann Nepomuk Ritter v. Fäustle, Sohn eines Volksschullehrers, bei der Berufung zum Minister 42 Jahre alt. Von den 104 Ministern gehörten 85 dem katholischen, 18 dem evangelischen und einer dem reformierten Bekenntnis an; der Reformierte war der Pfälzer Georg Ludwig Ritter v. Maurer, 1832—1834 Mitglied des Re-

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Adelige Ehen gingen ein die Minister Abel (Sdiärl, Beamtenschaft, S. 86; Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels 9. Neustadt/Aisch 1967, S. 364), Fäustle (Schirl, Beamtenschaft, S. 91 f.), Kleinsdirod (Sdiärl, Beamtenschaft, S. 97], Landmann (Sdiärl, Beamtenschaft, S. 98), Lutz (Sdiärl, Beamtenschaft, S. 100), Manz (Schärl, Beamtenschaft, S. 240; Handbuch Bayern 6. Neustadt/Aisch 1957, S. 460 f.), Mieg (Schärl, Beamtenschaft, S. 101), Müller (Schärl, Beamtenschaft, S. 103), Pfeufer Schärl, Beamtenschaft, S. 106), Safferling (Schärl, Beamtenschaft, S. 241), Spies (Schärl, Beamtenschaft, S. 242), Zenetti (Schärl, Beamtenschaft, S. 117; Handbuch Bayern 5. Neustadt/Aisch 1955, S. 526). Schärl, Beamtenschaft (Ministerlebensläufe), S. 86-120 und 234-243. 53

gentschaftsrates für König Otto von Griechenland. Der Anteil der Katholiken übersteigt mit nidit ganz 84% den Landesdurchschnitt, der 1871 71,2% der Bevölkerung betrug 23 , dodi läßt sich das für die Zeit vor und nach 1870 derart aufgliedern, daß vorher über 85%, nachher nur noch über 77% der Minister katholisch waren. Unter den zivilen Ministern war August Freiherr v. Gise (1832) der erste Protestant, bei den Kriegsministern 1838 Albrecht Besserer v. Thalfingen. 1849—1859 und 1864— 1866 war der Protestant Ludwig v. der Pfordten Vorsitzender des Ministerrats, und mit Ausnahme des Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten 24 hat es von da an in allen Ministerien gelegentlich evangelische Minister gegeben. Die Katholiken überwogen übrigens auch, wenn man die Herkunft der Minister regional betrachtet, bei der Abkunft aus allen Provinzen des Königreiches. Schärl25 unterscheidet bei der regionalen Herkunft zwischen Zivilstaatsund Kriegsministern und kommt dabei zu dem Ergebnis, daß die Franken mit über 43% vor den Altbaiern mit 35,5% weit an der Spitze gestanden hätten. Die Prozentzahlen verschieben sich allerdings erheblich, wenn man die Zusammensetzung der Gesamtministerien zugrundelegt, die Kriegsminister also einschließt. Dann stehen die Altbaiern mit 37 Personen oder 38,5% vor den Franken mit 36 Ministern [37,4%], gefolgt von den aus Schwaben und der Pfalz stammenden Persönlichkeiten mit je 7 Personen bzw. 7,2%; 17 Minister oder Ministerverweser (17,6%) sind außerbayerischer Herkunft. Bei der Zuordnung zu Parteiungen (von Parteien kann vor 1848 nicht gesprochen werden, politische Richtungen sind natürlich erkennbar; die Militärs bleiben wieder außer Betracht) ist von Montgelas her ein gemäßigt liberaler Grundzug allen Ministerien eingepflanzt, und wenn er je — wie zu Zeiten während der Regierung Königs Ludwigs I. — einmal überdeckt wurde, kam er doch immer wieder an die Oberfläche. Der Spielraum reichte dabei unter den Liberalen von konservativ bis freisinnig, und es ist in dieser Hinsicht kein grundlegender Unterschied etwa zwischen Burschenschaftern und Angehörigen studentischer Korps zu 23 Schärl, Beamtenschaft, S. 40. 24 Gerade der bedeutendste Minister dieses Ressorts, Lutz, war dreimal evangelisch verheiratet, und evangelisch ist seine gesamte Nachkommenschaft. - Evangelische Ehen gingen außerdem die katholischen Minister Fäustle, Leonrod, Manz, Mark, Mulzer und Pfeufer ein (Schärl, Beamtenschaft (Ministerlebensläufe), S. 86-120 und 234-243). 2 5 Schärl, Beamtenschaft, S. 39 f. 54

erkennen. Bemerkenswert ist aber, daß die Minister Beisler, Hegnenberg-Dux, Kleinsdirod, Schlör und Zenetti, die (Beisler in seiner Ministerzeit) der Frankfurter Nationalversammlung angehörten, sämtlich katholisch waren, wie audi den katholischen Großdeutschen Bray-Steinburg, Hegnenberg-Dux, Gustav Freiherr v. Lerchenfeld und Sdilör und den katholischen Kleindeutschen Hohenlohe und Mieg von evangelischer Seite mit herausragender Bedeutung nur der großdeutsche v. der Pfordten gegenübersteht. Das Bekenntnis scheint also politisch keine Rolle gespielt zu haben, auch nicht die regionale Herkunft: zwar waren die Großdeutschen, die genannt wurden, alle Altbaiern, aber v. der Pfordten eben auch. Im übrigen spielte abgesehen von der 48er Zeit, in der mit dem evangelischen Pfälzer Heintz als Justizminister und dem katholischen Schwaben Oettingen als Verweser des Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Äußern zwei Demokraten im Ministerrat saßen, die Neigung zu einer organisierten Partei — die immer nur die Einzelperson, nicht das Ministerium berührte — bis 1912 keine bedeutende Rolle. Nach der Errichtung des Deutschen Reiches gehörte dem Reichstag schon ab 1871 der Fürst Hohenlohe an, der dem Reich von 1874—1885 als Botschafter in Paris, 1885—1894 als Statthalter von Elsaß-Lothringen und von 1894 bis 1900 als Reichskanzler diente. Dem Reichstag gehörte in der liberalen Fraktion 1871 der vormalige Innenminister v. Hörmann an und viele Jahre — zuletzt als Vorsitzender seiner Fraktion — der exponierte Zentrumspolitiker und vorletzte Reichskanzler Hertling. Ferdinand Ritter v. Miltner war 1899 in das Reichsgericht berufen worden. Das Bild wäre unvollständig, wollte man die Detailangaben beschließen, ohne diejenigen Ministerpersönlichkeiten zu erwähnen, die einen wissenschaftlichen Ruf ihr eigen nannten, wobei nicht auf das mit dem Amt verbundene Fachwissen abzustellen ist. Ordentliche Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften waren Georg Graf v. Hertling (1882 Ordinarius für Philosophie in München, Gründer der Görres-Gesellschaft), Georg Ludwig Ritter v. Maurer (1826 Ordinarius für deutsches Privatrecht, deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte in München), Heinrich Theodor Graf v. Morawitzky (der führend an der Verlegung der Universität Ingolstadt nach Landshut beteiligt war), Heinrich Graf v. Reigersberg und Friedrich Freiherr v. Zentner (1777 Ordinarius für Staats- und Fürstenrecht sowie Reichsgeschichte in Heidelberg). Wissenschaftliche Namen erwarben Gustav Freiherr v. Lerchenfeld durch die (mit dem Reichsarchivdirektor Rockinger besorgte) Herausgabe der bayerischen landständischen Freibriefe; Ludwig Freiherr v. der Pfordten als 55

Ordinarius für Römisches Redit und bayerisches Zivilrecht in Würzburg, später — zeitweilig als Rektor — für Römisches Recht in Leipzig; Friedrich Ritter v. Ringelmann als Ordinarius für Deutsches Recht in Würzburg und Gustav Ritter v. Schlör durch den Anstoß zur Errichtung der Technischen Hochschule in München. Die Aufzählung zeigt, daß viele Ströme in die oberste Staatsverwaltung des vorigen Jahrhunderts einflössen, die das Blickfeld ihrer Träger weiteten und die für ein gedeihliches Wirken fruchtbar gemacht werden konnten. Bevor zusammenfassend ein Überblick über die jeweilige Stellung des Gesamtstaatsministeriums und seiner Träger in der wechselvollen politischen Geschichte zwischen 1808 und 1918 gegeben wird, ist noch ein Blick auf die Einrichtung des Staatsrates zu werfen, eine Institution, die auf das Engste mit dem Thema verbunden ist. In voller Ausformung bis 1808 entstanden und im Lauf seines Bestehens von wechselnder Wirkung war der Staatsrat ein Gremium aus höheren Staatsbeamten, die im aktiven Dienst die ordentliche, im Ruhestand die außerordentliche Zugehörigkeit hatten, unter dem Vorsitz des Königs oder des Kronprinzen tagten und gelegentlich als „Beamtenparlament" zur Überwachung der Kabinettsherrschaft bezeichnet wurden 2 6 . Doch nicht die auf die Koordinierung der gesamten Staatsverwaltung gerichtete Tätigkeit des Staatsrates ist hier von Belang, sondern der Umstand, daß aus seinem Kreis nahezu ausschließlich die zivilen Ministerverweser kamen, die die Zahl der bayerischen Staatsminister so anschwellen ließen. Von den 102 bei Schärl 27 verzeichneten Ministern waren 11 sogenannte Ministerverweser (im Kriegsministerium kamen 7 Verweser bzw. -Stellvertreter hinzu] und 7 verwalteten neben der ordentlichen Leitung eines Ministeriums ein anderes interimistisch, zum Teil mehrmals. Diese Verwesungen umspannen den Zeitraum von 1825 bis 1867 und fallen mit der überwiegenden Zahl (9 Personen in den zivilen Staatsministerien) in die Zeit 1847— 1849, haben alle Ministerien erfaßt und konnten von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten dauern. Zum größten Teil waren sie Ausdruck politischer Unsicherheit und enttäuschter Erwartungen — nicht des Gesamtministeriums oder eines Ministers, sondern des Monarchen. Dessen Stellung gegenüber dem Gesamtministerium wird im folgenden noch deutlicher. Die Anschauungen des Grafen Montgelas von der Regierung eines Staates waren von seinem Studium bei dem Straßburger Staatsrechtslehrer 2« Weis, Handbuch, S. 69. - Mödcl, Staat, S. 196 ff. 27 Schärl, Beamtenschaft (Ministerlebensläufe), S. 86-120 und 234-243. 56

Christian Kodi, zu dessen Studenten auch Metternich gehörte, wesentlich geprägt; unter sich immer wandelnden äußeren Einflüssen behaupteten sie sidi doch hundert Jahre, einmal weniger, dann wieder stärker hervortretend. Seine tief verwurzelte Nachwirkung beruhte in personeller Hinsicht darauf, daß er nicht nur — seit 1799 — vom Außenministerium aus die gesamte Regierungspolitik beherrschte, sondern auch die Ressorts der Finanzen und des Innern die längste Zeit seiner Ministertätigkeit direkt regierte. Der Eindruck davon, wie er auf breiter Basis den Staat von der Person des Monarchen emanzipierte 28 und mit Fachministern und -beamten liberale Reformen durchführte, war nachhaltig, auch wenn — oder vielleicht gerade: weil — nach seiner Zeit von außen her der Monarch wieder überragend in Erscheinung trat. Als Montgelas 1817 entlassen wurde, war es zwar augenscheinlich, daß sein aufgeklärt absolutistischer Regierungsstil von den national und romantisch bewegten Anschauungen einer neuen Generation nicht mehr unkritisch nachvollzogen werden konnte, doch kamen die Personen j a eben aus seiner Verwaltung, waren gewissermaßen seine Schüler. Die liberale Grundtendenz des neuen Ministeriums stand außer Frage, wenngleich das Bild farbiger wurde, waren doch die Ministerien, denen Montgelas selbst vorstand, nun auf drei Persönlichkeiten verteilt: Aloys Graf v. Rechberg, der am weitesten an den Anschauungen Montgelas' festhielt, wurde Außenminister, Friedrich Graf v. Thürheim, wesentlich konservativer gesinnt, Innen- und Maximilian Freiherr v. Lerchenfeld, bei dem liberales Gedankengut am stärksten ausgeprägt war, Finanzminister. Da im Justizministerium, dem Heinrich Aloys Graf v. Reigersberg vorstand, erst 1823 ein Wechsel eintrat, und Staatsminister der Armee noch immer Johann Nepomuk v. Triva war, erstand für wenige Jahre ein Ministerium, das ganz in der Hand des Geburts- und Erbadels war. Die Kontinuität riß also 1817, mit dem Abtreten Montgelas', nicht ab, doch änderte sich das äußere Erscheinungsbild der Regierung. 1818 entstand mit der Verfassung die Ständevertretung, die zwar nicht gleich, aber doch schon nach wenigen Jahren einen mittelbaren Einfluß auf das Staatsministerium übte, und immer mehr verloren die Minister, verlor das Gesamtstaatsministerium bis 1825 seine dominierende Stellung. Schon 1826 ist dem neuen König, Ludwig I., der Außenminister Rediberg zu reaktionär, d. h. zu abhängig von Montgelas'schen Ideen; ein Ministerwechsel findet statt, bei dem Joseph Ludwig Graf v. Armansperg,

28 Weis, Handbuch, S. 7, 39. 57

Führer der liberalen Opposition im vorangegangenen Landtag, Innenminister wird. Armansperg führte eine Verwaltungsreform durch, bei der bürokratische Auswüchse in der Staatsverwaltung eingedämmt wurden: das Ideal war weiterhin der rationelle Staat — Montgelas' Staat —, aber eben modernisiert. 1828 wurde unter dem Druck der Landtagsopposition Eduard v. Schenk Innenminister. Mit ihm kam erstmals der politische Katholizismus im Ministerium ins Spiel, doch wurde Armansperg nidit entlassen, sondern erhielt zum Finanzministerium, das er ebenfalls seit 1826 führte, das Außenministerium zusätzlich. Wenn auch Schenk nur bis 1831 gehalten werden konnte (er stürzte über die Zensur), ging doch während der Zeit der Julirevolution die liberale Periode König Ludwigs I. zu Ende. Die Jahre zwischen 1832 und 1837 waren durdi einen Bedeutungssdiwund des Gesamtministeriums gekennzeichnet; einige Ressorts wurden erstmals von Verwesern verwaltet, während sich der König mit seinem Kabinett vom Ministerium abschloß. Die Regierung wurde immer stärker von der Person des Königs verkörpert, der ministerielle Gesamtbeschlüsse zu verhindern wußte; die Ministerien erhielten nur als Einzelressorts Anweisungen des Kabinetts, die auszuführen waren. Der Rat der Minister war nicht mehr erwünscht. 1837 wurde Karl v. Abel als Innenminister die hervortretende Persönlichkeit im Ministerium. Die mit seinem Namen verknüpfte bayerische Politik stand im Zeichen der Abkehr von der Verfassung und der Gegnerschaft zum Protestantismus. Er konnte sich gegen den Zeitgeist freilich nur bis 1847 halten; in diesem Jahr wurde ihm die Kulturpolitik entzogen, aus dem Innenministerium das Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten herausgelöst. Das konservative Ministerium endete, als sich König Ludwig I. in der durch Lola Montez hervorgerufenen Krise von den „Ultrakirdhlidien"29 wieder abwandte. In der Auseinandersetzung um die Einbürgerung der Tänzerin trat zunächst der Außenminister Bray-Steinburg zurück, dann das ganze Ministerium mit Abel und Karl Freiherrn v. Sdirenck-Notzing [Justiz), Karl Graf v. Seinsheim (Finanzen) sowie dem Kriegsminister Anton Freiherrn v. Gumppenberg. Danach setzten die liberalen Reformen wieder ein, doch waren die Amtszeiten der Minister kurz; das gesamte Ministerium vom März 1847 bestand mit Georg Ludwig v. Maurer (Äußeres und Justiz), Johann Baptist v. Zenetti (Inneres), Friedrich Freiherr v. Zu Rhein (In-

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Spindler, Handbuch, 4./I. S. 214 f.

neres für Kirchen- und Sdiulangelegenheiten) und Leonhard Freiherrn v. Hohenhausen (Kriegsministerium) aus Verwesern, denen bis 1848 weitere folgten. Unter König Maximilian II. erhielt der Ministerrat wieder größere Mitwirkungsmöglichkeiten. In Schwierigkeiten geriet 1848 die Kultusverwaltung, als der Staatsminister Hermann Ritter v. Beisler als Abgeordneter der Nationalversammlung die Organisation einer Deutschen Kirche forderte; daraufhin wurde das Staatsministerium des Innern für Kirchenund Schulangelegenheiten vorübergehend aufgehoben. Als nach dem Scheitern der Paulskirche und unter dem Eindruck des Pfälzer Aufstandes der Landtag eine liberal-konservative Mehrheit erhielt, bekam der seit dem 18. April 1849 im Amt befindliche Ludwig v. der Pfordten als Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern, ab Dezember des gleichen Jahres als Vorsitzender im Ministerrat eine Basis, die seinem großdeutsch empfindenden Gesamtministerium zwischen König und Ständeversammung 10 Jahre lang eine relative Selbständigkeit sicherte. Die Einwirkung des erstarkten linken Flügels der liberalen Mitte im Landtag veranlaßte den König Ende April 1859, Pfordten zu entlassen. Nach einem Zwischenspiel durch das Ministerium Karl Freiherr v. Schrenck (Äußeres) und Max Ritter v. Neumayr (Inneres) wurde Pfordten im Dezember 1864 erneut Außenminister und Vorsitzender im Ministerrat, ein deutliches Zeichen für die großdeutschen Absichten Bayerns. Nach der 1866 gegen Österreich gefallenen Entscheidung konnte König Ludwig II. das Ministerium Pfordten nicht mehr halten; im Dezember wurde Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst berufen. In der II. Kammer des Landtags wurde inzwischen die preußenfreundliche Fortschrittspartei (Liberale) von der bayerischen Patriotenpartei bedrängt, deren ursprünglich großdeutsche Absichten in den politischen Katholizismus und 1887 zum Anschluß an das Zentrum im Reich führten. 1871 stand somit dem liberalen, politisch staatskonservativen, reidisfreundlichen und staatskirchlich orientierten Gesamtministerium eine konservative, eigenstaatlich-bayerisch und katholisch gesinnte Landtagsmehrheit gegenüber. Hohenlohes Nachfolger, Otto Graf v. Bray-Steinburg, trat im Juli 1871 aus Protest gegen die Kirdienpolitik des Kultusministers Johann v. Lutz zurück; an seine Stelle trat als Vorsitzender im Ministerrat Friedrich Graf v. Hegnenberg-Dux, ehemals Führer der gemäßigtliberalen Mittelpartei. Sein Tod im Jahr darauf ließ es König Ludwig II. als günstigen Zeitpunkt erscheinen, seinen eigenen politischen Vorstellungen stärkeres Gewicht zu verleihen: er beauftragte den aus der Pa59

triotenpartei hervorgegangenen Rudolf v. Gesser als Nadifolger, doch trat daraufhin das gesamte bisherige Ministerium zurück. Als jedoch zwischen dem König und Gesser eine Einigung über die Besetzung der Ministerien nicht zustandekam, trat das alte Ministerium unter dem Vorsitz Adolph v. Pfretzschners als Außenminister wieder zusammen und bestand neben diesem aus Johann Nepomuk Ritter v. Fäustle als Justiz-, Sigmund Ritter v. Pfeufer als Innen-, Johann v. Lutz als Kultus-, Georg Ritter v. Berr als Finanz- und Sigmund Freiherrn v. Pranckh als Kriegsminister. 1880 führte der Rückgang der Liberalen im Landtag zugunsten der Vereinigten Rechten, sowie durch Bismarck ausgeübter Druck im März zum Rücktritt Pfretzschners. Der König bestimmte den Kultusminister Lutz zum Vorsitzenden im Ministerrat und nidit Pfretzschners Nachfolger im Haus- und Außenministerium, Krafft Freiherrn v. Crailsheim. 1881 wurde der Innenminister Pfeufer durch den bisherigen Münchner Polizeipräsidenten Max Freiherrn v. Feilitzsch ersetzt, der sich in seinem früheren Amt als Gegner der Sozialdemokraten gezeigt hatte. In den folgenden Jahren gewann das Ministerium während der offen zutagetretenden Krankheit des Königs einen seit Montgelas nicht mehr gekannten Handlungsspielraum, nach außen gedeckt durch das Vertrauen, das Bismarck Lutz entgegenbrachte. Es war vor allem die liberale Ministerialbürokratie, die über das Jahr 1886 die innerstaatliche Kontinuität sicherte. Das war auch dem Prinzregenten bewußt, der den angebotenen Rücktritt des Ministeriums Lutz entgegen dem Drängen der konservativen Hofpartei und des Zentrums nicht annahm. Der Wandel bahnte sich erst an, als Lutz 1890 aus Gesundheitsgründen vom Amt abtrat. Der Vorsitz im Ministerrat ging nun wieder auf den Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern über, bei dem er bis zum Ende der Monarchie auch blieb. Crailsheim, reichsfreundlich wie Lutz, vollzog angesichts des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandels seit der Gründerzeit die Abkehr von der einseitigen Stützung des Ministeriums durch die Liberalen und suchte den Konsens mit den Gemäßigten von Zentrum und Liberalen im Landtag, dabei bemüht, die überkommene Regierungsautorität und das politische System zu bewahren. Als indessen das Zentrum, das 1899 im Landtag die absolute Mehrheit gewonnen hatte, demokratischen, konfessionellen und betont bayerischen Strömungen freie Bahn gab, räumte Crailsheim 1903 seinen Platz. Die folgende Administration war das letzte reine Beamtenministerium im Königreich. In seiner Zusammensetzung war es weniger homogen als 60

das vorige: Klemens Freiherr v. Podewils-Dürnitz, nun Außenminister und Vorsitzender im Ministerrat, unter Crailsheim Chef des Kultusressorts, der Kultusminister Anton Ritter v. Wehner und der Justizminister Ferdinand Ritter v. Miltner waren Liberal-Konservative, der Innenminister Feilitzsch (1907 durch Friedrich Ritter v. Brettreich ersetzt], die Finanzminister Emil Ritter v. Riedel und Hermann Ritter v. Pfaff nationalliberal und Heinrich Ritter v. Frauendorfer, dem das 1904 neugebildete Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten anvertraut wurde, linksliberal eingestellt. In einer Zeit, in der sich die Gegensätze zwischen den im Landtag vertretenen Parteien verschärften, suchte das Ministerium — darin dem Ministerium Crailsheim in seinen Anfängen ab 1881 folgend — Rückhalt bei den Gemäßigten von Liberalen und Zentrum. 1912 wurde mit der Tradition der trotz allen Schwankungen liberalen Beamtenministerien gebrochen, vielleicht der erste tiefgreifende Bruch auch mit den — wenn auch bisweilen unbewußt — einmal offen, einmal mehr verdeckt fortwirkenden Vorstellungen der Montgelas-Zeit. Denn es wurde nicht nur zum Haus- und Außenminister mit dem Vorsitz im Ministerrat der Politiker Georg Freiherr v. Hertling berufen, der seine Qualifikation dazu aus seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Zentrumsfraktion im Reichstag (seit 1909) ableitete und nie Verwaltungsbeamter war, sondern es verzichtete Prinzregent Luitpold auch in einem bisher beispiellosen Vorgang auf die Bestimmung der Minister, überließ es vielmehr Hertling, das Ministerium nach eigenen Vorstellungen zusammenzusetzen. Seine Minister waren (als einziger Protestant) der unpolitische Heinrich Ritter v. Thelemann für die Justiz, der konservative Freiherr (ab 1916 Graf) Maximilian v. Soden-Fraunhofen für das Innere, der spätere Ministerpräsident im Freistaat Eugen Ritter v. Knilling für das Kulturressort, Georg Ritter v. Breunig für das Finanz- und Lorenz Ritter v. Seidlein für das Verkehrsministerium; Kriegsminister war bis Ende 1916 Otto Freiherr Kreß v. Kressenstein, zuletzt Philipp Ritter v. Hellingrath. Es war der Auftrag des Prinzregenten, gegen die Linke und gegen die Parlamentarisierung Stellung zu beziehen. Dadurch, daß Hertlings Parteifreunde des Zentrums im Landtag die Mehrheit hatten, daß aber Hertling selbst nicht aus dem Landtag hervorgegangen war, wurde der Anschein erweckt, als ob allein der Monarch und nicht der Landtag den bestimmenden Einfluß auf das Ministerium hätte, wobei aber Hertling doch der Unterstützung im Landtag sicher sein konnte. Als Hertling, der zu den Initiatoren des Friedensangebots der Mittelmächte 1916 gehörte, am 1. November 1917 Reichskanzler wurde, bestellte König Ludwig III. seinen Kabinettschef Otto Ritter v. Dandl zum 61

Nadifolger. Er war aus der Justizverwaltung hervorgegangen, hing konservativer Gesinnung an, war aber kein Politiker, was im letzten Jahr der Monarchie notwendig gewesen wäre. Er erkannte den Ernst der gesamtpolitisdien Lage nicht und wurde, nachdem nodi am 2. November eine Parlamentarisierung der Regierungsgewalt versucht worden war, am 7. November 1918 vom Putsch Eisners überrascht. Es hätte zwar am Ausgang nichts geändert, war aber doch ein Verhängnis, daß am Ende der Monarchie ein Mann an der Spitze des Gesamtministeriums stand, der aus der früher zwar bewährten, inzwischen für die Besetzung der Regierungsspitze aber dodi anachronistisch gewordenen Beamtenlaufbahn kam und obendrein wohl zu lange im Hofdienst (er gehörte seit 1906 der Geheimkanzlei des Prinzregenten an) gestanden war. Denn daß die politisch-engagierten Beamten-Minister auch veränderten Situationen sich anzupassen wußten, zeigt der Umstand, daß einige von ihnen im Freistaat wieder begegnen werden.

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Die Thüringischen Staaten 1815 — 1918 VON FRIEDRICH FACIUS

„Thüringen" war vor dem Jahr 1920 nur ein geographischer und historischer Begriff 1 . Denn 1485 ging bei der Teilung der wettinischen Territorien die Landgrafsdiaft Thüringen, die als einziges Gebiet diesen Namen führte, in dem 1423 an die Wettiner gelangten Kurfürstentum und Herzogtum Sachsen (—Wittenberg) auf. Seitdem überlagerte und verdrängte der Name „Sachsen" den alten Stammes- und Landesnamen „Thüringen". Aus dynastischen Rücksichten hießen auch alle späteren wettinisch-ernestinischen Territorien und Staatswesen bis 1918, darüber hinaus die 1918 entstandenen Freistaaten bis 1920, „Sachsen". Auch die nichtwettinischen Gebiete wurden aus geographischen und historischen Gründen stets zu „Thüringen" gerechnet. Die 1806/07 souverän gewordenen, 1815 auf dem Wiener Kongreß völkerrechtlich anerkannten und dem Deutschen Bund beigetretenen Staaten der meist unter dem Sammelnamen „Thüringen" bezeichneten mitteldeutschen Region bildeten auch im Zeitraum von 1815 bis 1918, vermengt mit Gebietsanteilen außerthüringischer Länder, ein unentwirrbares Knäuel. Die Zahl der thüringischen Kleinstaaten war seit 1815 rückläufig. Es gab keine neuen Erbteilungen mehr, stattdessen mehrere Wiedervereinigungen im Haus Reuß jüngerer Linie und eine große Umgruppierung innerhalb der ernestinisdien Herzogshäuser. Alle diese Veränderungen erfolgten nach rein hausrechtlichen Grundsätzen und

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Grundsätzlich ist auf die neuesten Darstellungen der Geschichte „Thüringens" seit 1815 hinzuweisen: Kurzgefaßte Übersicht über die thüringische Geschichte 1815-1918: Friedrich Facius, Thüringen. In: Geschichte der deutschen Länder („Territorien-Ploetz") 2. Würzburg 1971, S. 500—539. Ausführliche Darstellung für die Zeit 1828-1918: Friedrich Facius, Politische Geschichte von 1828 bis 1945. In: Geschichte Thüringens. 5, II. ( = Mitteldeutsche Forschungen 48, 5, II). Köln/Wien 1978.

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Entscheidungen. Fixiert wurde erstmals die Zahl der Kleinstaaten in der Reichsverfassung von 1871 nach dem damals erreichten Stand mit Rücksicht auf das Stimmenverhältnis im Bundesrat. Dabei zählte Sadisen-Coburg und Gotha als ein Staat, obwohl es sich landesrechtlidi um zwei nur durdi Personalunion und beschränkte Realunion verbundene Herzogtümer handelte. Die reidisrechtlidie Festlegung von 1871 stand jedem weiteren realen Zusammenschluß entgegen, sie ließ allenfalls eine Personalunion zu. Verhindert wurde dadurch die Vereinigung beider Reuß [möglich seit 1902] und beider Schwarzburg (möglich seit 1909]. Daraus ergibt sich die folgende Übersicht. Es existierten — 1815:

12 souveräne Staaten 2 , dazu ein durch Personalunion mit einem thüringischen Herzogtum verbundener selbständiger „Staat" außerhalb Thüringens 3 , unter 11 regierenden Landesfürsten;

1849:

9 souveräne Staaten 4 unter 8 regierenden Landesfürsten;

1871:

9 Staaten 4 , gemäß der Reichsverfassung in ihrer Souveränität beschränkt und auf 8 Staaten fixiert, unter 8 regierenden Landesfürsten;

1918:

9 Staaten 4 , gemäß der Reichsverfassung in ihrer Souveränität beschränkt und auf 8 Staaten fixiert, unter 6 regierenden Landesfürsten.

Jeder Staat verfügte über eine eigene Behördenorganisation, wie es seiner Souveränität entsprach; an diesem Prinzip änderten die reidisverfassungsreditlichen Beschränkungen der einzelstaatlichen Souveränität im Deutschen Reich seit 1871 nichts. Trotz vieler Übereinstimmungen wichen die Organisationsformen des Behördenapparats der thüringischen Staaten untereinander ab. Als

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Sadisen-Weimar-Eisenacfa (SWE), Sadisen-Gotha-Altenburg (SGA, bis 1826), Sachsen-Meiningen (SM), Sachsen-Hildburghausen (SH, bis 1826), Sadisen-Coburg-Saalfeld (SCS, bis 1826), Sdrwarzburg-Rudolstadt (SdiR), Schwarzburg-Sondershausen (SdiS), Reuß-Greiz (RGr, bis 1852), ReußGera (RGe, bis 1848), Reuß-Scfcleiz (RS, bis 1848), Reuß-Lobenstein (RL, bis 1824), Reuß-Ebersdorf (RE, bis 1848). Fürstentum Lichtenberg (FL, Hauptstadt St. Wendel, bis 1834), dem Herzog von Sadisen-Coburg gehörig. SWE SM, Sadisen-Coburg und Gotha (SCuG, seit 1826), Sachsen-Altenburg (SA, seit 1826), SdiR, SdiS, Reuß älterer Linie (RäL, seit 1852), Reuß jüngerer Linie (RjL, seit 1848).

Hauptfaktoren der inneren Unterschiede und der zeitlichen Verschiebungen wirkten dabei auch im 19. und im frühen 20. Jahrhundert die eigenständige territoriale Entwicklung und die individuell bestimmte Regierungstätigkeit, überhaupt die politische Grundstimmung und Richtung der einzelnen Landesfürsten mit. Vielfach lassen sich daher Tradition und Fortschritt schon in dem Werdegang der höchsten Zentralbehörden erkennen. Aus Besonderheiten der territorialen und dynastischen Geschichte ergab sich, daß in drei Staaten 5 , die nach außen hin als einheitlich auftraten, tatsächlich je zwei Landesteile nur durch die Person des Landesfürsten miteinander verklammert waren. Infolgedessen behaupteten sich dort längere Zeit eigene Zentralbehörden, deren Chefs die Stellung von dirigierenden Ministern einnahmen. Umgekehrt hielt die jüngere Linie Reuß trotz ihrer zahlreichen Erbteilungen an den 1647 geschaffenen obersten „Gesamt"-Einrichtungen, der Regierung und dem Konsistorium mit Sitz in Gera, bis 1848, dem Jahr des Zusammenschlusses aller Teilstaaten, fest. Auffallender waren die zeitlichen Unterschiede auf dem Weg zu modernen Ministerien. Uber drei Jahrzehnte erstreckte sich in allen ernestinischen Staaten die Begründung kollegialisch organisierter „Landesministerien" oder „Geheimer Ministerien"; sie wurden zwischen 1801 und 1829 in der Nachfolge der Geheimen Ratskollegien des 17. und 18. Jahrhunderts oberhalb der überlieferten zentralen Fachbehörden, der Landeskollegien, gebildet. Als Nachzügler folgte als einziger nichternestinischer Staat 1848 Schwarzburg-Rudolstadt. In diesen Ministerien 6 fanden sich jeweils nur wenige gleichberechtigte Mitglieder als „Minister" zusammen, gelegentlich trat ein „dirigierender Minister" mit einigen Vorrechten (vermöge des Dienstalters, der Erfahrungen, des Ressorts oder landesfürstlicher BevorzugungJ hervor. Der Übergang zur stärker oder voll ausgebildeten konstitutionellen Monarchie als Folge der revolutionären Bewegung von 1848/49 bedingte

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SGA mit zwei Landesteilen: Herzogtum Gotha und Herzogtum Altenburg (bis 1826); SCuG mit zwei Landesteilen: Herzogtum Coburg und Herzogtum Gotha (1826-1918); SchS mit zwei Landesteilen: Unterherrschaft (Sondershausen] und Oberherrschaft (Arnstadt) (bis 1849). SCS: Landesministerium 1801; SGA: Geheimes Ministerium 1809; SWE: Staatsministerium 1815; SM: Geheimes Ministerium 1819, Landesministerium 1829; SA: Geheimes Ministerium 1826; SCuG: Landesministerium 1826, Staatsministerium 1844; SchR: Ministerium 1848. 65

im Zeitraum von 1848 bis 1866 den Abbau der altständischen Verfassungen, überdies der Landeskollegien und der ständischen Steuerverwaltung. In jedem Staat — mit Ausnahme von Reuß älterer Linie — wurde ein „Staatsministerium" [„Gesamtministerium", „Ministerium") 7 als einzige oberste Zentralbehörde für das ganze, von einem Monarchen regierte Land eingerichtet; sie wurde von einem Staatsminister (Minister) geleitet. Die oberste Führung der Staatsgeschäfte war indessen überall dem Landesfürsten vorbehalten, der sie tatsächlich und direkt, sonst formell und indirekt ausübte. Jedes Staatsministerium war in fünf fachlich bestimmte Abteilungen (in Sachsen-Weimar-Eisenach Departements) gegliedert; in ihnen waren die Landeskollegien und die Spitze der vordem ständischen Steuerverwaltung aufgegangen. Das Arbeitsverfahren war bürokratisch geregelt. Regelmäßig wurde eine Abteilung (in Sachsen-Weimar-Eisenach ein Departement) von dem Staatsminister persönlich geleitet, selten mehrere, alle übrigen von je einem (stimmberechtigten) Staatsrat ohne Ministerrang. Das Staatsministerium setzte sich also unter dem tatsächlichen oder formellen Vorsitz des Landesfürsten aus dem Staatsminister und mehreren Staatsräten zusammen. Dagegen hielt Reuß älterer Linie an der hergebrachten „Landesregierung" als einziger oberster Zentralbehörde fest; sie wurde von dem „Regierungs- und Konsistorialpräsidenten" geleitet, der den Rang und die Stellung eines dirigierenden Staatsministers einnahm, während der Fürst aus dem „Kabinett" regierte. Eine knappe Übersicht des Bestands an obersten Zentralbehörden im Jahr 1847 und 1866 verdeutlicht den unterschiedlichen Entwicklungsgang. Im Jahr 1847 8 existierten vier Ministerien alter Art, vier Geheime Ratskollegien, außerdem vier besondere Regierungen für Landesteile; im Jahr 1866® gab es sieben Staatsministerien neuer Art, eine selbstän-

7 SM: Staatsministerium 1848; SWE: Staatsministerium 1849; SdlR und SchS: Ministerium 1850; SCuG: Staatsministerium 1858; RjL: Ministerium 1862; SA: Ministerium 1868. s Stand 1847: Ministerien alter Art in SWE, SM, SCuG, SA; Geheime Ratskollegien in SdiR, SdiS, RGr, RGe; Landesregierungen für Landesteile in SCuG für das Herzogtum Coburg und das Herzogtum Gotha, SchS für die Unterherrschaft (Sondershausen) und für die Oberherrschaft (Arnstadt). » Stand 1866: Staatsministerien neuer Art in SWE, SM, SCuG, SA, SchR, SchS, RjL; selbständige Abteilung des Staatsministeriums in SCuG für das Herzogtum Coburg; Landesregierung in RäL. 66

dige Abteilung eines Staatsministeriums und eine Landesregierung alter Art; dieser 1866 erreichte Stand blieb bis 1918 unverändert. Auf die Minister und Staatsminister als dirigierende Minister der genannten obersten Zentralbehörden im Zeitraum 1815 bis 1918 beschränken sich die folgenden Ausführungen und die Ministerliste. Der Forschungsstand10 über diese umfangreiche und vielgestaltige Behördenwelt ist in behördengeschichtlidier und in biographischer Hinsicht ungleichmäßig und lückenhaft, größere Zeitabschnitte, zumal vor 1848, und mehrere Staaten sind noch so gut wie unbearbeitet. Es bedurfte ausgedehnter Spezialforschungen, um einigermaßen und gleichmäßig Klarheit zu erzielen. Das Ergebnis kann nicht anders als ein erstmals unternommener Versuch vorgelegt werden — ein Versuch, der überdies insofern neuartig ist, weil er nicht staatenweise angelegt ist, sondern sämtliche thüringische Staaten wie eine Einheit erfaßt. Bei der territorialen Kleinteiligkeit dieser Staaten kann es nicht überraschen, daß sich die Gesamtzahl der ermittelten Minister des ganzen Zeitraums auf 118 beläuft. Da sich die Existenz von etwa zwei bis drei weiteren der Zeit nach nur vermuten, aber nicht einmal mit ihren Namen belegen ließ, müssen sie als vorläufig unbekannt deklariert werden und außer Betracht bleiben. Der Großteil der im Anhang nachgewiesenen Personen kann als ausreichend erforscht und vielseitig genug gelten, um in dem gegebenen regionalen Rahmen zu gesicherten Ergebnissen zu gelangen. Die staatsund verfassungsrechtliche Struktur wie auch die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Grundzüge der thüringischen Staaten stimmen bei aller Vielfalt ziemlich weit überein, so daß sich die einzelnen Personen dieser FührungsSchicht als gleichwertig miteinander vergleichen lassen. Das konstitutionelle Staatsleben unter geschriebenen Verfassungen 11 begann schon 1816 in Schwarzburg-Rudolstadt, Sachsen-Coburg-Saalfeld

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Vgl. dazu die Literaturangaben zur Ministerliste. Seit 1816 traten altständisdi orientierte, aber dem Typus der Repräsentatatiwerfassung entsprechende Verfassungen, seit 1850 revidierte oder neue Verfassungen in folgenden thüringischen Staaten in Kraft: Schwarzburg-Rudolstadt 8. Januar 1816 (Verordnung über eine „Repräsentation des Volks", wirksam seit 8. April 1821, erweitert durch Erklärung vom 21. April 1821) Sadisen-Coburg-Saalfeld 16. März 1816 (Dekret), 30. Oktober 1820 (zwei 67

und Sachsen-Weimar-Eisenadi; von diesen Verfassungen erlangte das weimarisdie „Grundgesetz über die landständische Verfassung" vom 5. Mai 1816 schnell allgemeines Ansehen. Als letzte Staaten folgten 1848 Reuß jüngerer Linie, 1867 Reuß älterer Linie. Die Verfassungen

Edikte], 8. August 1821 (Verfassungsurkunde] Sachsen-Weimar-Eisenadi 5. Mai 1816 (Grundgesetz über die landständisdie Verfassung) Sadisen-Hildburghausen 19. März 1818 (Landesgrundgesetz] Fürstentum Lichtenberg 3. September 1821 (Verordnung über den Landrat als ständische Korporation) Sachsen-Meiningen 4. September 1824 (Grundgesetz) Sachsen-Meiningen 23. August 1829 (Grundgesetz für die vereinigte landschaftliche Verfassung) Schwarzburg-Sondershausen 28. Dezember 1830 (Landständische Verfassungsurkunde, außer Kraft gesetzt 21. Juli 1831) Sachsen-Altenburg 29. April 1831 (Grundgesetz) Schwarzburg-Sondershausen 24. September 1841 (Landesgrundgesetz) Herzogtum Gotha 26. März 1849 (Staatsgrundgesetz) Reuß jüngerer Linie 14. Dezember 1849 (Staatsgrundgesetz) Schwarzburg-Sondershausen 20. Dezember 1849 (Demokratisch-monarchische Verfassung) Reuß jüngerer Linie 14. April 1852 (Revidiertes Staatsgrundgesetz) Sachsen-Coburg und Gotha 3. Mai 1852 (Staatsgrundgesetz für die beiden Herzogtümer Coburg und Gotha) Sachsen-Weimar-Eisenadi 15. Oktober 1852 (Revidiertes Staatsgrundgesetz) Schwarzburg-Rudolstadt 21. März 1854 (Grundgesetz) Schwarzburg-Sondershausen 8. Juli 1857 (Landesgrundgesetz) Reuß älterer Linie 28. März 1867 (Verfassung). Wichtigste allgemeine Neuerungen in den frühkonstitutionellen Verfassungen waren: In Sachsen-Weimar-Eisenach 1816 das Recht auf Freiheit der Presse (Schlußabschnitt, 1. Abs.), in Sachsen-Hildburghausen 1818 Mitwirkung der Landesvertretung beim gesamten Staatshaushalt (§ 2 Ziff. c; § 48 Abs. 3), in Sachsen-Meiningen 1829 landständische Gesetzesinitiative (Art. 86). Weitere Einzelheiten müssen, da nicht zum Thema gehörig, außer Betracht bleiben. Hervorzuheben sind jedoch folgende kleinstaatliche Minister, die - soweit bisher erforscht - beim Entwurf und der Gestaltung bestimmter Verfassungen tatkräftig mitgewirkt haben: Gersdorff (Sachsen-Weimar-Eisenach 1816), Ernst Schmid (Sachsen-Hildburghausen 1818, Sachsen-Meiningen 1829, Schwarzburg-Sondershausen 1840), Lindenau (Sachsen-Altenburg 1831, Königreich Sachsen 1831), Lötz (Sachsen-CoburgSaalfeld 1821).

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der meisten Staaten wurden bis 1918 im ganzen oder teilweise revidiert, einige mehrmals. In jeder der kleinstaatlichen Monarchien berief und entließ der Landesfürst allein die Minister sowie die übrigen Mitglieder seiner obersten Zentralbehörde, entweder weil er als Inhaber der höchsten Staatsgewalt dieses Recht getreu einer jahrhundertealten Überlieferung ausübte und auch im konstitutionellen Staat für sich beanspruchte, oder weil es ihm in der Verfassung ausdrücklich übertragen war. Normalerweise entschied der Landesfürst darüber aus eigenem Ermessen, ohne sich nach dem Landtag oder der öffentlichen Meinung zu richten; der Minister und andere hohe Staatsbeamte waren Personen seines persönlichen Vertrauens. Dieses Verhalten entsprach ohnedies oft dem eigenartigen, manchmal eigensinnigen Charakter oder den spätabsolutistischen Neigungen einer ganzen Reihe souveränitätsbewußter Fürsten. Daß ein Landesherr dennoch gelegentlich von seinem unmittelbaren Gefolge (Hofmarschall, Kabinettssekretär, Adjutant) beeinflußt wurde oder sich beraten ließ, ist anzunehmen, aber kaum einwandfrei zu beweisen. (Märzminister sowie spätere Ausnahmen werden weiter unten behandelt). In sämtlichen kleinstaatlichen Verfassungen war von vornherein die Ministerverantwortlichkeit 12 gegenüber den Landständen (dem Landtag) erklärt und dem Landtag das Recht der Beschwerde und der Klage gegen Minister zugestanden, wenn auch in unterschiedlichen, mehr und mehr verfeinerten Verfahrensweisen; mit der Ministerverantwortlichkeit ging Sachsen-Weimar-Eisenach 1816 als erster deutscher Bundesstaat überhaupt voran. Tatsächlich erhoben wurden, soweit bekannt, Beschwerden oder Klagen nirgends. Im übrigen unterlagen auch die Minister den vielfach schon frühkonstitutionellen Gesetzen über die „Zivilstaatsdiener", später „Staatsbeamten", zuerst in 1815 in Sachsen-Weimar-Eisenach sowie 1821 in Sachsen-Coburg-Saalfeld, und speziellen Disziplinar- und Besoldungsvorschriften. Gut 88% der Regierungschefs, also der weitaus größte Teil, entstammte verschiedenen Familien, die, soweit erforscht, untereinander nicht eng verwandt waren. Auch in Thüringen war im Ancien Régime die Gepflogenheit verbreitet, eine oder wenige Adelsfamilien bei der Besetzung der obersten Staatsämter bewußt zu bevorzugen. Letzte, deutlich erkennbare Reste davon erhielten sich in unserem Zeitraum nur noch in 12 Dazu jetzt der allgemeine Teil (S. 30-58) von: Friedrich Greve, Die Ministerverantwortlidikeit im konstitutionellen Staat unter besonderer Berücksichtigung der Verfahren gegen den Minister von Scheele im Herzogtum Holstein 1855/56 ( = Schriften zur Verfassungsgesdiidite 26). Berlin 1977.

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beiden Schwarzburg, in Reuß-Sdileiz und im coburgischen Fürstentum Lichtenberg. In diesen drei Staaten folgte zwischen 1815 und 1848 siebenmal ein Sohn dem Vater im höchsten Amt nach. Alle derartigen Aufeinanderfolgen verschwanden nach 1848. Andere nahe Verwandtschaften von Familien innerhalb ein und desselben Staates sind noch nicht genügend erforscht, so auffallend z. B. in Rudolstadt die Verflechtung der Familien Ketelhodt und Beulwitz war. In den wenigen genau bekannten Fällen gab die Verwandtschaft weder für die Laufbahn noch für die Berufung ins Ministeramt den Ausschlag. In Weimar wurde Gersdorff 1815 nicht Staatsminister, weil er in die hohe Eisenacher Beamtenschaft eingeheiratet hatte — so wenig wie Stichling 1871, weil seine Mutter die Tochter Johann Gottfried Herders war. Hinzufügen läßt sich noch der Greizer Dietel, dessen Frau einer neuadligen Familie des Reußenlandes angehörte, ohne daß diese Ehe 1893 seine Berufung als Regierungspräsident veranlaßt hat. Tendenzen zu verwandtschaftlichen Verflechtungen und Rücksichten waren zweifellos verbreitet und nirgends auszuschließen. Heimat (im Sinn von Geburtsort und elterlichem Wohnsitz] war für die meisten Minister das geographische Thüringen. Diesem Thüringen sind alle Kleinstaaten sowie bestimmte ehemals kursächsische, kurmainzische und kurhessische, später durchweg preußische Anteile zuzurechnen. Aus dieser Umgrenzung ergibt sich für 65%, nahezu zwei Drittel, eindeutig die thüringische, überdies meist kleinstaatliche Herkunft. Die übrigen 35%, etwas mehr als ein Drittel, sind breit gestreut. Von den mehr oder weniger benachbarten Regionen sind am stärksten vertreten Sachsen und Niedersachsen je siebenmal, Hessen sechsmal, Herkunft aus Berlin-Brandenburg läßt sich viermal, aus Westfalen, Schleswig-Holstein und Schlesien je dreimal, aus Anhalt und Mecklenburg je zweimal nachweisen. Gegenüber West-, Nord- und Ostdeutschland tritt Süddeutschland mit nur zwei Herkunftsorten in Franken auffallend zurück. Am weitesten entlegen sind drei ausländische Geburtsorte: Polen (Ort nicht nachgewiesen), Görz und Kopenhagen. Von den insgesamt 118 Personen sind 117 einwandfrei Deutsche, ein einziger ist Nichtdeutscher (Pole). In der beruflichen Aufgliederung stehen die Juristen an überragender Stelle. Dem Ministeramt ging bei 9 2 % abgeschlossenes juristisches Studium (mit vorgeschriebenen Prüfungen) sowie Tätigkeit in der Verwaltung voraus, seltener im Gerichtswesen, in vier Fällen als Professor der Rechtswissenschaft. Dem Anteil nach rangieren weit darunter fünf Offiziere, ein Forstwissenschaftler, ein Landwirtschaftswissenschaftler, 70

ein Mathematikprofessor, ein hoher Hofbeamter. Die wissenschaftlich ertragreiche Nebentätigkeit zweier Juristen, Lindenau's als Astronom und Gabelentz's als Sinologe, soll nur beiläufig vermerkt werden. In der gesellschaftlichen Schichtung verfügt der Adel mit 70°/o über eine sidiere Mehrheit. Davon gehören dem Uradel 3 9 % , dem Briefadel 3 2 % an. In unserem Zeitraum stand das Adelsprädikat in so hohem, ungebrochenem Ansehen, daß fünfzehn Bürgerliche in den erblichen Adelsstand, drei davon noch weiter in den Freiherrenstand erhoben wurden; ein uradliger Minister erlebte seine Baronisierung. Von den fünfzehn Standeserhebungen, die Bürgerlichen zuteil wurden, entfallen je eine auf Reuß älterer Linie und Schwarzburg-Sondershausen, zwei auf Sachsen-Altenburg, je drei auf Reuß jüngerer Linie und Sachsen-CoburgGotha, fünf auf Sachsen-Meiningen. Betrachtet man die fünf Nobilitierungen und drei Baronisierungen, die auf Sachsen-Meiningen entfallen, genauer, so ergibt sich, daß der Herzog Georg II. seipe Minister zum Zeichen seiner Huld und Zufriedenheit besonders gern sichtbar auszeichnete. Diese Nobilitierungen hatten aber zugleich den Charakter optischer Korrekturen, denn die Reihe der meiningischen Staatsminister von 1815 bis 1912 weist demzufolge nur Adlige auf. Genau so ausschließlich wurde der Adel im Gesamtministerium von Sachsen-Coburg und Gotha, soweit erforderlich, ebenfalls mit der Nachhilfe von Standeserhebungen. Seit 1850 beriefen auch die Altenburger Herzöge nur Adlige ins Ministeramt; der einzige Bürgerliche, der 1912 dafür ausersehen war, wurde gleichzeitig mit dem Amtsantritt nobilitiert. Die Erhebung in den erblichen Adelsstand erfolgte hier, wie überhaupt in allen drei ernestinischen Herzogtümern, durch die Verleihung des Großkreuzes des Ernestinischen Hausordens, mit dem diese Würde seit der Stiftung des Ordens (1833) verbunden war 1 3 . Die Rudolstädter Fürsten beriefen stets nur geborene Adlige ins Ministeramt. Jedoch müssen die 14 Bürgerlichen, die erst während ihrer Ministertätigkeit nobilitiert wurden, vom Briefadel abgerechnet und dem Bürgertum zugezählt werden. Dann verbleiben nur noch 2 0 % beim Briefadel. Zusammen mit 3 9 % Uradel verfügt der Adel insgesamt mit 5 3 % immer noch über die Mehrheit. Die soziale Stellung der Väter aller Minister ist selbst bei grober Gruppierung und bei dem Mangel an vierzehn genauen Nachweisen auf1S

Mit dem Großkreuz des 1833 von den Herzögen von SCuG, SM und SA erneuerten Ernestinisdien Hausordens oder „Ordens der deutschen Redlichkeit" war der erbliche Adel verbunden. 71

sdilußreich. Beim Adel treten die Beamten, meist akademischer Natur, mit 41 Fällen als beherrschend hervor. In 25 Fällen handelt es sich um Rittergutsbesitzer, fast alle ohne sonstige Tätigkeit, in sieben Fällen um höhere Offiziere. Bunter präsentiert sich das Bild bei den Vatersberufen der Bürgerlichen. Hier stehen ebenfalls die Beamten mit 22 Fällen obenan, davon zwei Drittel mit akademischer Ausbildung. Es folgen drei Pfarrer und zwei freiberufliche Rechtsanwälte. Hinzu kommen ein Volksschullehrer, zwei selbständige Kaufleute und vier selbständige Handwerksmeister verschiedener Berufe. Großgewerblich-industrielle Unternehmer sind nicht vertreten 14 . Zählt man die Beamten in der adligen und in der bürgerlichen Vatersgeneration zusammen, so zeigt sich, daß sie mit über 54% das Feld beherrschen. Weder das Offizierkorps noch die Hofchargen nahmen bei Ministerberufungen eine konkurrierende Stellung ein. In den thüringischen Staaten war vor 1867 das Offizierskorps der einzelnen Bundeskontingente an Zahl wie an hohen Rängen zu geringfügig, um als gesellschaftliche Gruppe hervorzutreten. Von den fünf Offizieren, die nach 1815 ins höchste Zivilamt aufstiegen, wurden nur zwei unmittelbar aus dem Truppendienst ihres Landes berufen, in beiden Fällen vom selben Meininger Herzog Bernhard II. Während des Norddeutschen Bundes und des Kaiserreichs gab es zwar erheblich mehr Offiziere bis zum Obersten aufwärts, zumal in den Landeshaupt- und Residenzstädten — ausgenommen Greiz — mit Stabsquartieren und vergrößerten Garnisonen. Aber sie alle waren preußische Offiziere, auf den König von Preußen vereidigt, dem jeweiligen Landesfürsten nur durch Handschlag verpflichtet, so daß diese Gruppe, wiewohl Elite, mit einem beträchtlichen Anteil von Niditthüringern im Hinblick auf die kleinstaatliche Staatsordnung völlig abseits stand. Aus dem reinen Hofdienst kam nur in Weimar einmal ein Minister. Er scheiterte, weil er andere politische Ansichten als sein Souverän vertrat. Dagegen wirkte in Altenburg ein Hofmarsdiall, der lange in der Landesverwaltung tätig gewesen war, als Staatsminister recht glücklich. Die evangelisch-lutherischen Landeskirchen waren in allen thüringischen Staaten zugleich Staatskirchen, die kirchliche Verwaltung gehörte also

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Soviel sich erkennen läßt aus: Wolfgang Huschke, Forschungen über die Herkunft der thüringischen Unternehmerschidit des 19. Jahrhunderts ( = Tradition/Zeitschrift für Firmengesdiichte und Unternehmerbiographie, Beiheft 2). Baden-Baden 1962.

zu den Staatsaufgaben. Jedoch waren anderen christlichen Konfessionen und sonstigen Glaubensgemeinschaften, sofern sie in der Bevölkerung genügend vertreten waren, seit 1806/07 wesentliche Rechte zugebilligt. Aufs engste, am längsten und konsequentesten war das oberste Staatsamt mit der lutherischen Landeskirche in Reuß älterer Linie verflochten, weil der Regierungspräsident stets auch Konsistorialpräsident sein mußte. Im übrigen war das evangelische Bekenntnis der Staatsminister nirgends vorgeschrieben, es war aber grundsätzlich erwünscht. Daher waren Ausnahmen möglich. Bekannt sind zwei Fälle katholischer Minister: In Sachsen-Weimar-Eisenach amtierte Edling vier Jahre, in Schwarzburg-Rudolstadt Bertrab 36 Jahre lang. Bindungen des Ministeramts an politische Parteien und an Wirtschaftsgruppierungen sind in Thüringen nicht nachgewiesen. Es zeichnete sich aber erstmals 1848/49 bei Berufungen hie und da eine gewisse Rücksichtnahme auf die Volksstimmung und -bewegung ab. Wo sich damals der erste Ansturm ausdrücklich gegen Minister richtete, gaben die Landesfürsten entweder nach oder aber sie versteiften sich erst recht gegen den sogenannten Volkswillen. So mußten zwar in mehreren Staaten Minister zurücktreten oder sie wurden ausgewechselt, aber nur in Sondershausen wurde ein regelrechter „Märzminister" berufen. Nach 1850 und weiterhin bis 1918 entsprachen die Minister fast immer der in der Bevölkerung und bei den Landesfürsten vorherrschenden oder doch kräftigen liberalen Grundströmung mit konservativem Einschlag. Ohne Einfluß auf die Berufung von Ministern blieben daher die wachsenden Stimmen, die der Sozialdemokratischen Partei seit 1900 in den meisten Landtagen — außer dem Coburger — beachtliche Minderheitsmandate einbrachten, im Rudolstädter Landtag 1912 sogar die absolute Mehrheit erreichten. Im Herbst 1918 zeichnete sich in der Existenzkrise des Kaiserreichs ein Umschwung ab. Die Landesfürsten von Sachsen-Altenburg, Schwarzburg und Reuß jüngerer Linie bereiteten aus persönlichem Entschluß der parlamentarisch-demokratischen Staatsform den Weg. Sie gingen dabei so weit, sogar um den Preis der Selbstaufgabe, ihres Thronverzichts, noch nach den Vorschriften ihrer Landesverfassungen mit neuen Ministern die konstitutionelle Monarchie in die Republik überzuleiten. In diesen letzten Tagen der Monarchie vor ihrem Untergang gelangten mit deutlicher Rücksicht auf Parteiströmungen in Altenburg ein Linksbürgerlicher, in Gera ein Anhänger der Unabhängigen Sozialdemokraten ins Ministeramt. In ein Reidisamt wurde kein einziger thüringisch-kleinstaatlicher Minister berufen. Es ist bisher nichts darüber bekannt, ob vielleicht mit ei73

nem von ihnen einmal ergebnislos darüber verhandelt wurde oder ob sich einer erfolglos darum beworben hat. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, daß ein Minister im selben Staat nadi mehrjähriger Unterbrechung zum zweiten Mal berufen wurde. Von einem zu einem anderen thüringischen Staat wechselte ein Minister über, und zwei Minister amtierten nadi ihrer thüringischen Zeit erneut in außerthüringisdien Staaten. Gewichtiger waren die erneuten Amtszeiten von fünf ursprünglich thüringischen Ministern in größeren deutschen Staaten: Lindenau, ehemals gotha-altenburgisdier Minister, im Königreich Sachsen als Kabinettsund Innenminister; Berlepsch, zuerst im schwarzburg-sondershäusisdien Dienst, im Königreich Preußen als Handelsminister; Richter, vordem coburg-gothaischer Minister, im Freistaat Preußen als Finanzminister; Brandenstein, letzter Fürstlicher Minister in Reuß jüngerer Linie, in dem 1920 neugeschaffenen Land Thüringen als Innen-, später Justizminister. Der einstige Coburger Quarck amtierte seit 1923 viele Jahre lang als Stellvertretender Bevollmächtigter Bayerns im Reidisrat. Die umgekehrte Richtung, die Berufung höherer Beamter aus größeren Staaten in die kleinstaatliche Ministerposition, beansprucht ebenfalls einiges Interesse. Aus kurhessischer Tätigkeit wechselten sechs Beamte in thüringische Kleinstaaten als Minister über. Als geborene Sachsen, die ursprünglich in ihrem Heimatstaat tätig waren, folgten sechs dem Ruf nach Thüringen. Dem Königlich Preußischen Verwaltungs- oder Justizdienst entstammten 20 Personen (17,2%), darunter zehn Landräte, die unmittelbar als kleinstaatliche Minister berufen wurden. Keiner dieser Landräte stammte aus einem der erst 1866 von Preußen annektierten Staaten. Die meisten Berufungen aus Kurhessen und Sachsen erfolgten vor 1850, aus Preußen fast alle erst nach 1871. Wie schon anfangs festgestellt, waren Ernennung und Entlassung der Minister den Landesfürsten vorbehalten. Beide Vorgänge erfordern noch einige analytische Betrachtungen. Stets, selbst im spätabsolutistisch regierten Kleinstaat, waren beide Vorgänge jeweils Ergebnisse politischer Entscheidungen, die den Landesfürsten, das Fürstenhaus und das Land betrafen. Daher charakterisierten sie immer auch die Landespolitik überhaupt. Sofern die einzelnen Fürsten und die einzelnen Minister biographisch genügend bekannt sind, läßt sich aus der Aufeinanderfolge der Minister eine gewisse staatspolitische Linie ablesen. Selbstverständlich ist dabei von weiterem, noch größerem Interesse, zu verfolgen, welches der beiden obersten Staatsorgane, Landesfürst oder Minister, sich jeweils als stärker erwies und durchhielt; natürlich hatte immer der 74

Fürst das letzte Wort. Vier knapp umrissene Beispiele sollen die differenzierten, aber auch diffizilen Verhältnisse in Thüringen belegen. In Sachsen-Meiningen mußte zwischen 1848 und 1866, unter dem sensiblen und mißtrauischen Herzog Bernhard II., jeder Minister konservativ, bundestreu und antipreußisch sein; in Sachsen-Altenburg zwischen 1850 und 1918 von adliger Herkunft (grundsätzlich außerhalb des Herzogtums), konservativ und gut preußisch gesinnt; in Reuß älterer Linie zwischen 1836 und 1902 streng konservativ, legitimistisch, föderalistisch, betont antipreußisch; endlich in Schwarzburg-Sondershausen zwischen 1835 und 1909 je nach der Grundstimmung zweier wankelmütiger, verschrobener Fürsten konservativ, reaktionär, preußenfreundlich, dabei vor und nach 1848 gelegentlich auch betont liberal. Mit der Frage nach der Berufung stellt sich zugleich die nach der Beendigung. Verursacht wurde das Ende der Tätigkeit aus recht unterschiedlichen Gründen. Normalerweise hörte die Ministeramtszeit mit dem gesundheits- oder altersbedingten Übertritt in den vom Landesherrn gewährten Ruhestand auf. Da es aber dafür an präzisen Terminvorschriften fehlte, waren Minister ohne Rücksicht auf Dienst- und Lebensalter oft so lange im Amt, bis der Tod eingriff, mit 26 Fällen (20,3%) gar nicht so selten. Jäh endete die Amtszeit dann, wenn beim Thronverzicht oder Tod eines Landesfürsten das Treueverhältnis des Ministers erlosch; bekannt sind sechs Rücktritte nach Thronentsagungen (davon vier beim November-Umsturz 1918) und vier nach Todesfällen. War das Vertrauensverhältnis zwischen Fürst und Minister empfindlich gestört, so stand am Ende immer der Sturz des Ministers, also seine mehr oder weniger plötzliche, oft ungnädige Entlassung; nur in derartigen Fällen kann von Sturz gesprochen werden. Wir kennen neun abrupte Fälle aus vier Staaten; da fünf vorzeitige Entlassungen in Sachsen-Meiningen ebenfalls als Sturz zu bewerten sind, ergeben sich insgesamt 14 Fälle. Den Anlaß gaben meist unüberbrückbare Gegensätze in außenund innenpolitischen Problemen. In drei Fällen entschied sich ein Fürst zugunsten seines Hofmarschalls gegen den Minister. Nur in zwei Fällen führte charakterliches Versagen des Ministers zu seinem Sturz: In Schwarzburg-Sondershausen wurde 1835 der jüngere Weise amtsenthoben und mußte sogar außer Landes gehen, weil er sich erwiesenermaßen an Staatseinkünften bereichert hatte; in Sachsen-Altenburg konnte sich Leipziger 1891 nicht länger im Amt halten, es genügte der bloße Verdacht einer dienstlichen Verfehlung, doch wurde er offiziell wegen Kränklichkeit verabschiedet. Auffallend ist, daß von den zehn Königlich Preußischen Landräten, die unmittelbar ins Ministeramt ge75

langten, vier ungnädig entlassen, also gestürzt wurden. Demnach war es dodi komplizierter, kleinstaatlicher Minister zu sein, als 1867 Bismarck gemeint hatte, als er bemerkte, mit zwei preußischen Landräten (in dieser Funktion) ließe sidi das ganze Sachsen-Coburg und Gotha bequem regieren. Am merkwürdigsten war ein Rüdetritt in Reuß älterer Linie: der Regierungspräsident Meusel verzichtete 1874 freiwillig auf Amt und Würden als „Wirklicher Geheimer Rat und Exzellenz", weil er als Nationalliberaler mit der schroff föderalistischen Gesinnung seines Fürsten Heinrich XXII. nicht mehr übereinging; das Dienstverhältnis wurde in bestem beiderseitigem Einvernehmen gelöst, Meusel kehrte nach Sachsen heim, wurde dort schlichter Königlicher Amtshauptmann und brachte es zuletzt zum Ministerialdirektor in Dresden. Die oft sehr langen Amtszeiten der Minister wurden bereits angedeudet. Neun Minister amtierten länger als zwanzig Jahre, in zwei extremen Fällen 36 und 39 Jahre. Stattlicher ist mit 25 Fällen die Reihe der Amtszeiten von zehn bis neunzehn Jahren. Die meisten kamen auf Amtszeiten zwischen zwei und neun Jahren. Kürzeste Amtszeiten waren einmal zwei Tage, ein anderes Mal ein Monat, in drei weiteren Fällen je ein Jahr. Die überlangen Amtszeiten von gut einem Drittel der Minister zeugen zwar von einem ausgezeichneten Vertrauensverhältnis zu ihren Souveränen, aber sie verhinderten die rechtzeitige Regeneration an der Spitze und den Aufstieg jüngerer Kräfte. Bei einem Blick auf das Lebensalter ergibt sich, daß 23 Minister bei ihrer Berufung älter als sechzig Jahre waren. Die mittlere Altersstufe der 40- bis 59jährigen war mit 67 Ministern am stärksten vertreten. Als jung haben die zwölf Minister zu gelten, die im Alter von 33 bis 39 Jahren in dieses Amt berufen wurden. Der jüngste war mit 29 Jahren eine extreme Ausnahme. Zum Schluß aus kleinstaatlich-thüringischer Sicht einige Bemerkungen zu der allgemeinen Leitfrage, ob und wieweit sich bei der Rekrutierung der höchsten Ministerialbürokratie eine „Offenheit" der Gesellschaft herausgebildet habe. Die großen deutschen Entscheidungen von 1815, 1850, 1866 und 1871 und ihre Folgen riefen in den thüringischen Ministerien und in der Ministerialbürokratie keine tiefgreifenden Veränderungen hervor. Die Volksbewegungen der Jahre 1830 und vor allem 1848/49 trugen dazu bei, die Wege für den Ausbau der konstitutionellen Verfassung und der modernen Staatsverwaltung zu ebnen, sie führten daher in den personellen Verhältnissen der Ministerien nur allmählich einen — auch generationsbedingten — Wandel herbei. Erst die schwere Krise von 1918 76

eröffnete neue Möglichkeiten, die vereinzelt von Landesfürsten und Ministern erkannt und ergriffen wurden — zu spät, um das dem monarchisch-konstitutionellen Staat drohende Unheil noch abzuwenden; realisiert werden konnten sie erst nach dem November-Umsturz unter republikanischem Vorzeichen. Zu konstatieren sind demnach in den thüringischen Staaten für die hundert Jahre zwischen 1815 und 1918 gefestigte Verhältnisse, die nirgends aus tieferen Ursachen beunruhigt wurden und in Bewegung gerieten. Läßt sich das Gesamtbild somit als statisch bezeichnen, so bedarf es noch der Analyse, um seine Bestandteile zu erkennen. Bei der Betrachtung der adligen und bürgerlichen Abstammung der ermittelten 118 Minister wurde bereits darauf hingewiesen, daß dem Adel insgesamt (Uradel und älterer Briefadel zusammen) 58%, dem Bürgertum mithin 42% angehörten. Der Adel überwiegt also eindeutig, er erfreute sich überdies, wie mehrfach hervorgehoben, bei einigen Landesfürsten bis zuletzt einer hohen Einschätzung und sicherlich auch einer gewissen Bevorzugung. Trotzdem war die adlige Herkunft für den Eintritt in ein thüringisches Ministeramt keine unbedingte Voraussetzung. Denn das Bürgertum brachte es ja auf den beachtlichen Anteil von 42%. Bestimmend war bei beiden Gesellschaftsschichten die Qualifikation im höheren Verwaltungsdienst oder seltener, im Justizdienst. Daß diese Eignung wirklich erwiesen sein mußte, ergibt sich schon daraus, daß über Dreiviertel der Minister bei ihrer Berufung 40 und mehr Jahre alt waren. Bürgerliche hatten jederzeit dieselbe Aussicht wie Adlige, in die Spitzenstellung eines Staates aufzurücken. Erweitert man den Personenkreis auf die ganze Schicht der hohen Ministerialbürokratie und bezieht die Ressortchefs der kleinstaatlichen Ministerien ein, die in Thüringen meist Staatsräte hießen, so ergibt sich — so unvollkommen diese umfangreiche Gruppe für unseren Zeitraum und in staatenweiser Aufgliederung erforscht ist —, daß das bürgerliche Element mit 68% sogar über die Zwei-Drittel-Mehrheit verfügt. Bildungs- oder Besitzbürgertum und Adel waren die beiden gesellschaftlichen Schichten, aus denen sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert bis zum Ende der Monarchie die Ministerialbürokratie rekrutiert hat. Die daraus resultierenden statischen Verhältnisse gründeten sich auf eine sichere Basis, die guter thüringischer Tradition seit dem 16. Jahrhundert entsprach. Aus diesen gefestigten staatlichen Verhältnissen ergab sich, daß die thüringischen Staaten im November 1918 nicht „hinweggefegt" wurden. Die Abdankung der sechs regierenden Landesfürsten in ihren neun Staaten erstreckte sich auf die Zeit vom 9. bis 25. Novem77

ber 1918, bei einer von Staat zu Staat verschieden langen Dauer des Vorgangs auf insgesamt 16 Tage, weil überall ein ruhiger, geordneter Übergang von der monarchischen zur freistaatlichen Staatsform angestrebt wurde. Als letzter de jure und de facto regierender deutscher Bundesfürst überhaupt dankte Fürst Günther von Schwarzburg am 23. November in Rudolstadt, am 25. November in Sondershausen ab. Fünf der einzelstaatlichen, noch von den Monarchen berufenen Minister blieben in ihren Ämtern. Berechtigt ist zum Schluß auch bei den thüringischen Staaten die Frage, ob die Tätigkeit der Minister seit der Reichsgründung überhaupt noch politischer Art, ob sie nicht vielmehr fast oder rein verwaltender Art war. Selbstverständlich trifft es zu und wurde von den kleinstaatlichen Landesfürsten und ihren Ministern stillschweigend anerkannt, daß nach 1871 die große Politik Aufgabe des Reiches war. Wieweit die Landesfürsten im einzelnen durch Vermittlung ihrer Bevollmächtigten und Stellvertretenden Bevollmächtigten 15 in dem nach der Reichsverfassung dafür eingesetzten und tätigen Bundesrat an der Reidispolitik mitgewirkt haben oder sie beeinflussen wollten, bedarf noch gründlicher Erforschung. Das wenige, was darüber bekannt geworden ist 16 , läßt noch

is Jedem der acht in der Reidisverfassung von 1871 genannten thüringischen Staaten (vgl. Anm. 4) war im Bundesrat eine Stimme zugestanden. Da sich meist fünf bis sieben Staaten auf einen gemeinschaftlichen ständigen Stellvertretenden Bevollmächtigten einigten, besaß dieser - im Vergleich mit den anderen Bundesstaaten - eine hohe Zahl von Stimmen. SM ließ sich immer von Bayern, RäL 1880-1903 von Mecklenburg-Schwerin vertreten. Der Stellvertretende Bevollmächtigte führte die Prädikate „Minister" und „Exzellenz"; „Minister" war er gemäß dem traditionellen diplomatischen Sprachgebrauch. i« Für alle thüringischen Staaten: Hans von Poschinger, Bismarck und der Bundesrat. 5 Bde. Berlin und Stuttgart 1896-1901. Ulrich Heß, Die Politik der thüringischen Staaten im Bundesrat des Deutschen Reiches 1867-1918. In: Beiträge zur Archivwissenschaft und Geschichtsforschung. Festschrift Horst Schlechte ( = Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden 10), Weimar 1977, S. 292-316. Für RäL (und das eigenwillige Verhalten des Fürsten Heinrich XXII.): Friedrich Schneider (Hrsg.), Aus den Tagen Heinrichs XXII. souv. Fürsten Reuß ä. L. (1867-1902). Aktenstücke, Aufzeichnungen und Briefe. ( = Aus reußischen Archiven 1). Greiz Leipzig 1921, S. 60-96. Für die Tätigkeit eines Stellvertretenden Bevollmächtigten mehrerer thüringischer Staaten: Gustav Adolf Rein, Lebensbild von Adolf Heerwart 1828-1899. Als Manuskript gedruckt. Hamburg 1975, S. 60-87. 78

mancherlei neue Aufschlüsse erwarten. Auch außerhalb des Bundesrates gab es genügend Spielraum, am Auf- und Ausbau des Reiches mitzuarbeiten. Dafür zwei Beispiele. Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach setzte sich, doch ohne hervorzutreten, ideell und materiell für eine deutsche Kolonialpolitik im kulturmissionarischen Sinn ein, und ließ sich später für die von Tirpitz vertretene Flottenpolitik gewinnen. Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha wandte seit 1905 sein besonderes Interesse der deutschen Luftfahrt (Luftschiffe und Flugzeuge) und der gerade entstehenden Luftfahrtindustrie zu, sowohl in militärischer wie in ziviler Hinsicht. Verkehr und Wirtschaft innerhalb eines oder mehrerer, zu gemeinsamem Handeln entschlossener Kleinstaaten wurden zum erfolgreichen Betätigungsfeld einer Reihe von Ministern. So haben sich weimarische, altenburgische und rudolstädtische Minister den Bau und Betrieb von landeseigenen Eisenbahnen (unabhängig von den in Thüringen herrschenden Preußischen und Sächsischen Staatsbahnen) angelegen sein lassen, um im östlichen Altenburger Land den Braunkohlenbergbau, auf dem Thüringer Wald die Glas-, Porzellan- und Holzindustrie mit dem Hauptbahnnetz zu verbinden. In Weimar und in Sondershausen beschäftigten sich kurz vor und nach 1900 Minister lebhaft mit dem aufkommenden Kalibergbau (an der Werra und bei Sondershausen). Im Ersten Weltkrieg reiften bereits Pläne für den Bau großer städtischer und ländlicher Wohnsiedlungen sowie für Sportanlagen heran. Die Pflege der Wissenschaften, des Erziehungs- und Unterrichtswesens, des Theaters, der Musik und der Kunst nahm unter den staatlichen Aufgaben in allen thüringischen Staaten seit langem eine bevorzugte Stellung ein. Nach 1871 wurden diese traditionellen Bestrebungen sorgfältig intensiviert. Zwei Landesfürsten, Großherzog Carl Alexander von Weimar und Herzog Georg II. von Meiningen, wandten sich sogar sehr bewußt kulturpolitischen Aufgaben zu und beteiligten sich persönlich an der Finanzierung. Daraus resultierten in Weimar wie in Meiningen eine gediegene, weithin ausstrahlende, in die Zukunft weisende Bühnenkunst und Musikpflege, charakterisiert durch Namen wie Richard Strauß und Max Reger. Die Rezeption der Werke Richard Wagners hat den Hoftheatern in Weimar und Gera viel zu verdanken, Brahms' und Regers Musikschaffen der Hofkapelle in Meiningen, die Durchsetzung anderer neuerer Tonkünstler dem Lohorchester in Sondershausen. Absolventen der Weimarer akademischen Kunstschule waren z. B. Max Liebermann, Hans von Marées und Christian Rohlfs. Wegbereiter moderner Formengebung und Wohnkultur war der nach Weimar berufene und dort bis 79

1914 tätige Belgier Henry van de Velde. Von breiter, sichtbarer und dauerhafter Wirkung waren und sind die Wartburg bei Eisenach, die Kunstsammlung auf der Veste Coburg. Die Anforderungen des Ersten Weltkrieges belasteten allerdings die kleinstaatlidien Minister, die in langen Friedensjahren an den ruhigen Gang der Innen- und Kulturpolitik gewöhnt waren, immer stärker mit völlig neuartigen Fragen in der Rüstungs-, Ernährungs- und Sozialpolitik. Trotz erheblicher Ausweitung der Geschäfte bei gleichzeitiger kriegsbedingter Verminderung des erfahrenen Personals verstanden es die Minister durchaus, auch die vergrößerte staatliche Verwaltung einwandfrei weiterzuführen. Aber großen politischen Entscheidungen waren Minister und Staatsräte nicht mehr gewachsen. Im September/Oktober 1918 vermochten sie sich nicht auf die Erfordernisse des im Reich eingeleiteten Übergangs zur parlamentarischen Monarchie umzustellen, und ab Anfang November standen sie den Meutereien in den Kasernen thüringischer Garnisonstädte und den örtlichen Arbeiterdemonstrationen passiv, verständnislos gegenüber. Im Umsturz schließlich und danach hielten sie an der geordneten Verwaltung fest, konnten aber die ins Wanken geratene Herrschaft ihrer Fürsten nicht mehr stabilisieren. Hier offenbarte sich die volle Konsequenz jenes Aushöhlungsprozesses, dem alle deutschen Bundesstaaten seit 1871 im Kaiserreich ausgesetzt waren.

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Das Königreich Sachsen 1815 — 1918 VON KARLHEINZ BLASCHKE

Bevor man die politischen Führungskräfte eines Landes einer näheren Betrachtung unterzieht, ist es notwendig, sidi ein Bild vom Zustand und der Bedeutung dieses Landes zu machen 1 . Für das Königreich Sachsen, das aus den Verhandlungen des Wiener Kongresses 1815 in wesentlich verkleinertem Umfang hervorgegangen war und das sich 1918 in eine vorwiegend sozialdemokratisch regierte Republik umwandelte, brachten die rund hundert Jahre dieses Zeitraumes keine nennenswerten territorialen Veränderungen 8 , wohl aber einen sehr starken industriellen Aufschwung mit allen Folgeerscheinungen für die sozialen Verhältnisse. Am Schluß des zu behandelnden Zeitraumes nahm Sachsen unter den deutschen Einzelstaaten mit 15.000 qkm den fünften Platz in der Fläche, mit 5 Millionen Einwohnern den dritten Platz in bezug auf die Bevölkerung ein, während es mit der Zahl der Industriearbeiter hinter Preußen an zweiter Stelle stand und mit 332 Einwohnern je qkm die höchste Bevölkerungsdichte aller deutschen Staaten aufwies, wenn man von den Stadtstaaten absieht. Neben dem rheinisch-westfälischen Wirtschaftsraum stellte Sachsen im 19. Jahrhundert das größte Ballungsgebiet der industriellen Kräfte innerhalb Deutschlands dar.

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Rudolf Kötzschke und Hellmut Kretzschmar, Sächsische Geschichte. 2 Bde. Dresden 1935, Neudruck Frankfurt/M. 1965; Historische Stätten Deutschlands Bd. 8: Sachsen, herausg. von Walter Schlesinger, Stuttgart 1965; Geschichte der deutschen Länder „Territorien-Ploetz", herausg. von Georg Wilhelm Sante. 2 Bde. Würzburg 1971, S. 540-560. Es fanden lediglich kleinere Grenzkorrekturen mit dem Kaisertum Österreich statt, wobei österreichische Exklaven in der sächsischen Oberlausitz gegen sächsische in Böhmen ausgetauscht wurden. Dadurch kam 1845 das Städtchen Schirgiswalde, 1848 das Dorf Niederleutersdorf an Sachsen. 81

Diese wirtschaftliche Entwicklung wurde von einem zahlenmäßig besonders starken, in jahrhundertelanger Tradition herangewachsenen Bürgertum getragen 3 und zog ein frühzeitig und stark sich entfaltendes, politisch ins Gewicht fallendes Proletariat nach sich, das im Bismarckreich die ersten sozialistischen Reichstagsabgeordneten stellte. Der Adel besaß zwar auch in Sachsen die seiner Herkunft entsprechende privilegierte Stellung, die sich vor allem in seinem hohen Anteil am Beamtentum ausdrückte, doch trat er im gesellschaftlichen Gefüge des Landes nicht so stark hervor wie in anderen deutschen Einzelstaaten, besaß er doch mit seinen relativ kleinen Rittergütern nur eine schmale wirtschaftliche Grundlage. Eine seit dem 16. Jahrhundert erkennbare Politik der Landesfürsten hatte nämlich das gesunde Mittelbauerntum vor dem Vordringen des adligen Großgrundbesitzes geschützt und dadurch eine ausgeglichene Agrarstruktur bewahrt 4 . Da das militärische Element in Sachsen niemals besonders kultiviert worden ist, fehlte dem Adel auch die Möglichkeit, von der Armee her seine Führungsrolle auszubauen. So lebte man in Sachsen im 19. Jahrhundert in einem vorherrschend zivilen Wertsystem mit starker Betonung der wirtschaftlichen Interessen und der kulturellen Leistungen, wobei der im ganzen konservative Staat mit dem König an der Spitze den starken liberalen Kräften eine erstaunliche Freiheit der Entwicklung ließ. Der sächsische Staat sah seine Aufgabe weniger in einem dirigistischen Hineinregieren in alle Bereiche des öffentlichen Lebens, als vielmehr darin, in einer auf das notwendige Maß beschränkten Wirksamkeit die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung behutsam und fördernd zu begleiten und das jeweils Notwendige zu tun, womit er in seiner Struktur und seinem Selbstverständnis in die Nähe des englischen Staates rückt, sich jedenfalls grundsätzlich vom preußischen unterscheidet, zumal es in Sachsen niemals einen Hochabsolutismus gegeben hat. In den zur Verhandlung anstehenden hundert Jahren hat Sachsen zwei Verfassungsformen erlebt. 1815 herrschte nodi ganz der aufgeklärte Absolutismus, der dem Land mit dem Rétablissement von 1762/63 eine für damalige Verhältnisse fortschrittliche Gestalt seiner staatlichen

s Vgl. Karlheinz Blasdike, Bevölkerungsgesdiidite von Sachsen bis zur industriellen Revolution. Weimar 1967 4 K. Blasdike, Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsgeschichte. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germ. Abt., 82 (1965), S. 224-287; Reiner Groß, Die bürgerliche Agrarreform in Sachsen. Weimar 1968.

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Ordnung gebracht hatte 5 . Er dauerte bis 1830 unverändert an, denn die napoleonische Zeit gab nicht wie in Preußen den Anlaß, die Folgen einer katastrophalen Niederlage durch eine tiefgreifende Staatsreform zu überwinden, sie wurde aber auch nicht wie in vielen anderen Rheinbundstaaten zu Reformen nach französischem Vorbild genutzt, so daß Sachsen nach 1815 trotz seiner vorwärtsdrängenden wirtschaftlichen Kräfte zu den Ländern mit der rückständigsten Staatsverfassung innerhalb des Deutschen Bundes gezählt wurde. Das änderte sich schnell, als im Jahre 1830 Anstöße der französischen Julirevolution wirksam wurden und die Regierung auf warnende Unruhen in der Bevölkerung dadurch reagierte, daß sie eine Staatsreform zusicherte, die dann seit 1831 zielstrebig durchgeführt wurde 8 . Sie führte Sachsen in den Kreis der konstitutionellen Staaten, gab ihm eine Verfassung mit einer gewählten Volksvertretung, schuf eine moderne Zentralverwaltung mit Ressortministerien, deren Minister dem Parlament verantwortlich waren und hatte mit einem gründlichen Umbau des gesamten Verwaltungsapparates und mit der Abschaffung überholter Institutionen die Folge, daß der Übergang von einer im Grunde noch feudalzeitlichen Ordnung zum bürgerlich-liberalen Staat mit einer bereits weit entwickelten kapitalistischen Wirtschaft in wenigen Jahren vollzogen wurde. Dadurch erlangte Sachsen wiederum einen deutlichen Vorsprung in seiner Entwicklung vor anderen deutschen Staaten, vor allem vor den beiden großen Nachbarn Österreich und Preußen. Die 1830/31 geschaffene staatliche Ordnung blieb in ihren Grundzügen bis 1918 bestehen, wenn sie auch den sich verändernden Verhältnissen immer wieder angepaßt wurde, wie es gerade in einem Lande wie Sachsen mit seiner starken wirtschaftlichen und sozialen Beweglichkeit unumgänglich war. Fragt man nun nach den Männern, die diesen Staat in jenem Zeitraum regiert haben, so gaben die Verfassungsverhältnisse sowohl vor wie auch nach 1830 dem jeweiligen Könige das entscheidende Gewicht. Die führende Rolle, die der König unter den Bedingungen des aufgeklärten Absolutismus natürlicherweise innehatte, wurde 1831 zwar eingeschränkt, das Staatseigentum vom nunmehrigen Privateigentum des Königshauses getrennt und für den König eine Zivilliste bewilligt, aber aus seiner Regierungsfunktion wurde er keineswegs entfernt und nicht

5 Horst Schlechte, Die Staatsreform in Kursadisen 1762-1763. Berlin 1958. 6 Gerhard Schmidt, Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine Parallele zu den Steinsdien Reformen in Preußen. Weimar 1966. 83

etwa wie in England auf die Rolle eines bloßen Staatsoberhauptes festgelegt. Er blieb bis 1918 der formell entscheidende Chef der Exekutive, so daß er sidi praktisch in der Funktion eines Ministerpräsidenten befand, zumal es auch nach 1830 ein solches Amt in Sachsen nicht gab, sondern nur das eines Vorsitzenden Ministers im Gesamtministerium als primus inter pares. Der König bestimmte die Richtlinien der Politik, er setzte die Minister ein und ab7. In dem fraglichen Zeitraum hatte Sachsen sieben Könige aufzuweisen. Friedrich August I. war 1815 nach einer schon 47jährigen Regierungszeit bereits 65 Jahre alt, er starb mit 77 Jahren. Sein Beinamen „der Gerechte" kennzeichnet wohlwollend die von Recht, Gerechtigkeit und Vertragstreue geprägte eine Seite seines Wesens, deren Kehrseite Starrheit in seinen politischen Entschlüssen, Fremdheit gegenüber den geistigen Zeitströmungen und Verständnislosigkeit gegenüber der nationalen und liberalen Bewegung zeigt8. Sein Bruder Anton kam 1827 mit 71 Jahren an die Regierung, die er noch neun Jahre pflichtgetreu in den eingefahrenen Geleisen weiterführte, ohne von seiner Persönlichkeit her oder von irgendeiner tieferen Erfahrung in den Staatsgeschäften für sein Amt qualifiziert zu sein 9 . Die Unruhen von 1830 nötigten ihn, seinen im Volk beliebten Neffen Friedrich August II. zum Mitregenten anzunehmen, der dann nach Antons Tode 1836 als König eine durchaus selbständige, gemäßigt konservative Politik führte. Seine enge Verbindung mit der Staatsreform von 1830 ff. hat ihm ein bleibendes positives Image verschafft, mit seinem Schwager Friedrich Wilhelm IV. von Preußen wußte er sich in Freundschaft und romantischer Gesinnung verbunden 10 . Sein ihm nachfolgender Bruder Johann, der das Amt 1854 mit 52 Jahren übernahm, war unter den sächsischen Königen dieser Zeit derjenige, dem neben seinen beachtlichen humanistisch-philologischen Leistungen eine starke Begabung für das Regierungsgeschäft zugesprochen werden muß. Ein genialer Mensch war er nicht, aber er hatte sich mit Fleiß und Sachverstand systematisch in das hohe Beamtendasein eingearbeitet, an der Staatsreform nach 1830 tatkräftig mitgewirkt und als Mitglied der 1. Kammer eine behutsame liberale Reformpolitik betrieben, obwohl 7 Hellmut Kretzsdimar: Das sädisisdie Königtum im 19. Jahrhundert. In: Historische Zeitschrift 170 (1950), S. 457-493. 8 NDB 5, S. 575 f. » ADB 1, S. 493. io NDB 5, S. 576 f.

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er selbst ein konservativer Aristokrat war, dem sogar reaktionäre Einstellung nachgesagt wurde. Als König neigte er sich Preußen zu, doch blieb ihm mit seiner ehrlichen gesamtdeutschen Gesinnung die Enttäuschung von 1866 nicht erspart, die ihn aber an einem bewußten Hineinwachsen in das Bismarckreich nicht hinderte 11 . Sein Sohn Albert kam 1873 an die Regierung, nachdem er bis dahin ausschließlich im militärischen Bereich und dort sehr erfolgreich tätig gewesen war, was ihm einen Seltenheitswert in der langen Reihe der Wettiner verschafft. Er verstand es in seiner fast 30jährigen Regierungszeit, seine persönliche Freundschaft zum österreichischen Kaiser mit einer loyalen Haltung gegenüber dem Reich und Berlin zu verbinden, dem er freilich innerlich stets auf Distanz blieb 12 . Der in der Staatsverwaltung, noch mehr aber im Militärwesen erfahrene Bruder Georg trat 1904 mit 72 Jahren die Regierung an, in deren kurzen zwei Jahren er kein Profil gewinnen konnte 13 . Das war dann um so mehr seinem Sohn Friedrich August III. beschieden, der weder als Regierer, noch als Soldat eindrückliche Leistungen aufzuweisen hatte, sondern einfach als Mensch in die Geschichte eingegangen ist. Seine merkwürdigen Umgangsformen verschafften ihm eine ans Burleske grenzende Popularität, mit der er in der Erinnerung der sächsischen Bevölkerung dem sächsischen Königtum als dessen letzter Vertreter einen nicht üblen Abgang ermöglicht hat 14 . Der Überblick über die Inhaber des sächsischen Königsamtes im 19. Jahrhundert war notwendig, um den Rahmen abzustecken, in dem sich die Tätigkeit der staatlich-politischen Führungskräfte vollzog. Einerseits gehörten die Könige selbst diesen Führungskräften an, da sie an der Spitze der Exekutive standen, zum anderen setzten sie mit dem, was sie leisteten oder nicht leisteten, den Ministern die Grenzen und die Aufgaben. Die Mängel und Versäumnisse auf der Seite der Könige waren die Chancen der Minister. Aufgrund dieser Tatsache verblieb den Ministern über weite Strecken hin ein breiter Raum zu eigener Entfaltung, besonders unter den Monarchen, die erst im vorgerückten Alter zur Regierung kamen, oder die als schwache Persönlichkeiten zu beurteilen sind, oder deren Interessen nicht auf Regierung und Verwaltung gerichtet waren. Aber auch die Brüder Friedrich August II. und

« NDB 10, S. 528 f. 12 NDB 1, S. 131 f. 1» NDB 4, S. 227 f. 14 NDB 5, S. 577; Friedrich Kracke, Friedrich August III. Sachsens volkstümlichster König. München 1964.

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Johann haben nadi ihrer insgesamt 40jährigen Regierungszeit nicht den Eindruck hinterlassen, als ob sie mit starkem Willen und kraftvoller Hand ihre Minister lediglich als Werkzeuge und Vollstrecker ihrer eigenen politischen Absichten benutzt hätten. Wirklich überragende Persönlichkeiten findet man unter den Wettinern des 19. Jahrhunderts durch die Bank nicht. Gerade diese Tatsache gab aber dem hohen Beamtentum ein besonderes Gewicht. Aus seinen Reihen stammen jene drei Männer, die aus dem guten Durchschnitt der sächsischen Minister hervorragen, sei es im guten, sei es im schlechten Sinne: Einsiedel, Lindenau und Beust. Das waren aber die Ausnahmen. Der vorherrschende Eindruck ist eben gerade der, daß diese Minister als die nach oben durchgedrungenen Spitzen einer höheren Beamtenschaft anzusehen sind, die im alten Sinne als Stand, im Sprachgebrauch der Soziologie als Gruppe anzusprechen wäre, die durch eine Art von Korpsgeist zusammengehalten und von einer ziemlich einheitlichen politischen Grundhaltung getragen wurde und ein bestimmtes Wertsystem besaß. Das korporative, vielleicht sogar das kollektive Element scheint hier eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt zu haben. Der seit dem 16. Jahrhundert in vorbildlicher Weise ausgebaute kursächsische Behördenapparat besaß seine Traditionen, seine Grundsätze der Personalpolitik, seine festliegenden Aufstiegsmöglichkeiten. Der vorherrschende Besuch der Landesuniversitäten Leipzig und Wittenberg wirkte ebenso vereinheitlichend wie die soziale Basis, die vor allem im kursächsischen Adel und in gewisser Hinsicht auch im höheren Bürgertum der großen sächsischen Städte zu sehen ist. Dazu kam noch eine sächsische Besonderheit, die mit dem Übertritt der Dynastie zum Katholizismus im Jahre 1697 zusammenhängt. Von dieser Zeit an hatte das durch und durch lutherische Land einen katholischen Landesherrn. Bei der hohen Bedeutung, die im 18. Jahrhundert die Konfessionsfragen noch für das öffentliche Leben hatten, wachten die Stände als die Anwälte des strengen Luthertums mit Argusaugen darüber, daß die katholische Konfession ihrer Landesherren deren Privatsache blieb und von dort keinerlei Einflüsse auf den Konfessionsstatus der Bevölkerung ausgingen. Die Kurfürsten und Könige waren klug genug, sich auf diese Gegebenheiten einzustellen und alles zu unterlassen, was ihnen den Vorwurf der Proselytenmacherei eingetragen hätte. Das hohe Beamtentum, das seiner sozialen und familiären Herkunft nach so eng mit den sächsischen Ständen verbunden war, das von dort her ständig seinen Nachwuchs erhielt, wurde darum auch in 86

einer konfessionellen Solidarität zusammengehalten, durch die es sich vom Monarchen absetzte. Die lutherische Konfession war eine unabdingbare Voraussetzung für den Aufstieg in die obersten Ränge des staatlichen Behördenbaus. Auch zeigen die Urteile der sächsischen Öffentlichkeit über bestimmte religiöse Verhaltensweisen und Stellungnahmen der Könige, wie empfindlich man noch im 19. Jahrhundert auf Ungeschicklichkeiten oder entgegenkommende Gesten reagierte; König Johann hat es in dieser Hinsicht nicht leicht gehabt. Die konfessionelle Isolierung der Monarchen hat sich für sie offensichtlich im Sinne einer Verunsicherung ausgewirkt, wodurch sich das Gewicht und das Selbstgefühl der ständisch verwurzelten hohen Beamtenschaft folgerichtig verstärken mußte. Geht man nun zur Beschäftigung mit den einzelnen Personen über, so stößt man zuerst auf den Grafen Detlev von Einsiedel (1773—1861)15, der von 1813 bis 1830 eine in Sachsen einzigartige Stellung innehatte. Er vereinigte auf sich die beiden im Geheimen Kabinett vorhandenen Ministerposten des Inneren und des Äußeren und hatte damit neben dem formell noch regierenden König die gesamte Regierung tatsächlich in der Hand. Er steigerte diesen Absolutismus noch dadurch, daß er den entschlußlosen König 1817 dazu bewegen konnte, die ihm widerstrebende einzige oberste Landesbehörde, das Geheime Konsilium, in einen Geheimen Rat mit nur noch beratender Funktion umzuwandeln. Mit seiner betont konservativen, alle Reformvorschläge brüsk abweisenden Innenpolitik, seiner unkontrollierbaren Geschäftsführung und seiner Verständnislosigkeit gegenüber dem politischen Fortschritt machte er sidi nicht nur bei den bürgerlich-liberalen Kräften im Lande, sondern auch bei seinen adligen Standesgenossen im Geheimen Rat und beim ganzen höheren Beamtentum verhaßt. Seine starke Verwurzelung im Pietismus ließ ihn zu einem Führer der sächsischen Erweckungsbewegung gegen den damals herrschenden lutherischen Rationalismus werden. Er war ein solide ausgebildeter, tüchtiger Verwaltungsjurist und ein kluger Rechner, doch fehlte es ihm an der nötigen Genialität, die seine Stellung erfordert hätte. Dabei war er bei aller politischen Konservativität in einem für seinen adligen Stand außergewöhnlichen Maße mit dem wirtschaftlichen Fortschritt verbunden, indem er die von seinem Vater begründeten Eisenhüttenbetriebe erfolgreich weiterführte und sowohl in technischer wie in unternehmerischer Hinsicht ausbaute. is NDB 4, S. 400 f.

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Man kann in diesem merkwürdigen und scheinbar widersprüchlichen Sachverhalt eine Eigentümlichkeit der ganzen höheren Ministerialbürokratie Sachsens zu jener Zeit sehen, hier allerdings in einer persönlich zugespitzten Form. Diese Männer kamen alle aus einer „Schule", von deren Tradition sie in einem konservativen Sinne geprägt wurden, aber sie wirkten in einem Lande und in einer Gesellschaft, in der die rasche Entwicklung der wirtschaftlich-industriellen und der sozialen Verhältnisse auf Veränderung und Bewegung drängten. Den darin liegenden Widerspruch haben sie offensichtlich nicht sonderlich stark empfunden, jedenfalls gelang es ihnen dabei, im Spannungsverhältnis von konservativer Innenpolitik und wirtschaftlicher Dynamik eine für Land und Volk recht ersprießliche Entwicklung mitzutragen und durch mancherlei verständnisvolle Maßnahmen durchaus zu fördern und zu ermöglichen. Man war zu den notwendigen und sinnvollen Reformen bereit, man vermied aber jeden scharfen Bruch und wahrte die Kontinuität im Interesse des Ganzen. Die innerlich bereits überlebte Autokratie Einsiedels fiel dem ersten massiven Andrängen der fortschrittlichen Kräfte im Herbst 1830 zum Opfer. Der allmächtige Minister wurde am 13. September 1830 auf völlig undramatische Weise vom König durch Bernhard August Freiherr von Lindenau (1779—1854) ersetzt, der aus dem bisher so zurückgedrängten Geheimen Rat kam und für den Aufbau der neuen Ministerien seine Geheimratskollegen mitbrachte. Das bedeutet, daß nun wieder das korporativ denkende und handelnde hohe Beamtentum zum Zuge kam, als dessen behutsam und zurückhaltend auftretender Exponent Lindenau anzusehen ist. Über ihn ist die sächsische Geschichtsschreibung des Lobes voll16. Als er die sächsische Staatsreform in Angriff nahm, war er 51 Jahre alt, hatte nach dem Jura- und Mathematikstudium in Leipzig als Kammerrat, Sternwartendirektor, Oberstleutnant, leitender Minister und Regent, Bundestagsgesandter, Behördendirektor und Geheimer Rat in Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Weimar und seit 1827 im Königreich Sachsen gedient und damit seine vielfältigen Begabungen bewiesen. Noch 1848 saß er in der Paulskirche als Angehöriger des linken Zentrums. Ein schlichtes, liebenswürdiges Wesen,

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Hermann Wendorf, Bernhard von Lindenau. In: Sächsische Lebensbilder 2. Leipzig 1938, S. 242-257; Helmut Scherf, Bernhard August von Lindenau, eine progressive Persönlichkeit der Goethezeit. In: Sächsische Heimatblätter 7 (1961), S. 236-244.

Gerechtigkeitssinn, Fleiß, eine liberale, humane Gesinnung und sein auf ethisch-religiösen Grundsätzen aufgebautes politisches Wirken machten ihn zum beliebtesten Politiker, den Sachsen im 19. Jahrhundert aufzuweisen hatte. Wenn er auch aus dem benachbarten HerzogtumSachsen-Altenburg stammte und somit im Königreich strenggenommen ein „Ausländer" war, kann er mit Rücksicht auf die engen Beziehungen zwischen den wettinischen Staaten und die Abstammung seiner Familie aus dem Leipziger Land doch nicht im gleichen Sinne wie etwa die Brüder Stadion in Österreich, Stein und Hardenberg in Preußen oder Montgelas in Bayern als ein Landfremder angesehen werden. Die bemerkenswerteste Eigenschaft an ihm war wohl sein ungewöhnliches Maß an hoher, vielseitiger Bildung17. Damit verkörpert auch hier wieder der leitende Minister einer Epoche eine kennzeichnende Eigenschaft des hohen sächsischen Beamtentums. Wenn man die Biographien seiner Ministerkollegen durchsieht, dann stößt man immer wieder auf das Studium in Leipzig oder Wittenberg, auf hohe Bildung, Intelligenz, Geistesreichtum, literarische Interessen, geistig anregende Freundesbeziehungen, Kunstsinn, mehrmals auf pietistische Erziehung und allgemein auf das Urteil hervorragender Sachkunde in der Verwaltung aufgrund langjährigen Dienstes18. Selbst der neue Kriegsminister hatte vor dem Eintritt in die Offizierslaufbahn in Leipzig Jura studiert. Mit einer Ausnahme entstammten die Männer der neuen Regierung sämtlich dem einheimischen Adel: der Kriegsminister Johann Adolf von Zezsdiwitz, der Justizminister Julius Traugott Jacob von Könneritz, der Finanzminister Heinrich Anton von Zeschau, der Außenminister Johannes von Minkwitz und der Minister ohne Portefeuille Hans Georg von Carlowitz. Diese Namen hatten teilweise schon seit dem 16. Jahrhundert einen guten Klang in der sächsischen Verwaltungsgeschichte; Väter, Vorfahren und Verwandte hatten höhere Funktionen in der Verwaltung Sachsens innegehabt. Als einziger Ministerposten wurde das Kultusressort mit einem Bürgerlichen besetzt. Der bereits nominierte Pfarrerssohn und Wirtschaftsjurist Dr. Karl Gustav Adolf Gruner starb zwar noch vor der Einrichtung der Ministerien, doch folgte ihm der aus der Leipziger juristischen Fakultät kommende Dr. Christian

« Aus seiner umfangreichen Kunstsammlung stiftete er das Lindenau-Museum in Altenburg, is G. Schmidt, Staatsreform, S. 113-120.

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Gottlieb Müller, dessen Vater schon als Offizier und Grundbesitzer in eine gewisse Führungsschicht aufgestiegen war. Die Urteile über die neue Regierungsmannschaft von 1830/31 und über ihre Tätigkeit sind größtenteils positiv. Man lobte an dem von Lindenau geleiteten Kollegium das hohe Maß an Einheitlichkeit und die innere Übereinstimmung aller Mitglieder in allen prinzipiell maßgebenden Fragen, wenn es auch verschiedene politische Grundhaltungen zwischen dem liberalen Lindenau und den konservativen Zeschau und Könneritz gab. Lindenau ließ als Vorsitzender des Gesamtministeriums seinen Ministerkollegen weitgehende Freiheit, erkannte in Zweifelsfällen ihre besseren Argumente an und war überhaupt ohne jeden Ehrgeiz in Richtung auf den Aufbau seiner Führungsrolle, die ihm zugefallen war, ohne daß er sie gesucht hätte. Die Ära Lindenau dauerte bis 1843, wenn man sie formal mit dem Wechsel im Amt des leitenden Ministers beendet. Sie hielt aber tatsächlich bis zur Revolution von 1848 an, da Könneritz und Zeschau weiter im Amt blieben und die neu hinzutretenden nach Herkunft, Ausbildung und geistig-politischer Haltung sich durchaus in die bestehende Tradition einfügten: Eduard von Nostitz und Jänkendorf, Eduard von Wietersheim, Gustav von Nostitz-Wallwitz und später noch Johann Paul Freiherr von Falkenstein und Albert von Carlowitz, der Sohn des unter Lindenau tätig gewesenen Hans Georg. Seit 1836 bestand das Ministerkollegium übrigens nur aus Adligen, da das Kultusressort nach dem Tode Müllers nicht wieder mit einem Bürgerlichen besetzt worden war. Darin äußert sich die in der Regierung immer stärker werdende Neigung zu einem betonten Konservativismus, die ja auch Lindenau zum Rücktritt veranlaßt hatte. An dieser Stelle ist die Frage nach dem Anteil des Königs an der Regierungs- und Reformtätigkeit seiner Minister angebracht. Friedrich August II. hatte zwar 1830 seine Mitregentschaft als der weithin begrüßte Vertreter und Garant einer liberaleren Politik angetreten, aber für die praktische Verwaltungsarbeit fehlten ihm doch die nötige Sachkunde und die Erfahrung, so daß er sie immer mehr seinen Ministern überließ. Dabei schloß er sich im Zweifelsfalle derjenigen Meinung an, die ihm persönlich zusagte. Der Anteil des Monarchen lag also mehr in diesen Grundsatzentscheidungen, die von Gefühlen und Stimmungen nicht frei waren, während die Ausführung und die sachbezogene Einzelarbeit den mit der Wirklichkeit konfrontierten Ministern oblag. Ihre Sache war es, den Entsdieidungsspielraum auszufüllen, der ihnen zwischen monarchischer Willensentscheidung und den Notwendigkeiten 90

der Landes Verwaltung gelassen war. Das aber unterstreicht nur das hohe Gewicht, das die Minister im Gesamtgefüge des sächsischen Staates besaßen. Sie führten nach dem Rücktritt Lindenaus eine immer stärker ins konservative Fahrwasser führende Politik. Unter diesen Bedingungen hatte die Revolution von 1848 in Sachsen ein leichtes Spiel. Die Regierung trat am 13. März zurück, um den Weg für ein vom König zu berufendes liberales Ministerium frei zu machen 19 . Dieses durchbrach dann mit seiner buntscheckigen Zusammensetzung die ganze Tradition des hohen Beamtentums. Der aus dem Vogtland stammende maßvolle Jurist Alexander Karl Hermann Braun, der 1847 Präsident der 2. Kammer des Landtags geworden war, übernahm den Vorsitz, doch entwickelte er als Minister wenig Tatkraft, so daß der für Äußeres und Kultus zuständige Leipziger Juraprofessor Ludwig von der Pfordten den Ton angab; er sollte später in seiner bayerischen Heimat noch leitende Ministerposten bekleiden. Der Finanzminister Robert Georgi war Großkaufmann und Bankier in der aufstrebenden vogtländisdien Textilstadt Mylau, Mitglied der 2. Kammer und sowohl mit dem Leipziger Großbürgertum, als auch mit sächsischen Beamten verwandt. Sein Sohn war später Oberbürgermeister von Leipzig und gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Kommunalpolitiker des 19. Jahrhunderts 20 . Das Innenministerium erhielt der sehr volkstümliche Rechtsanwalt Martin Oberländer, der als Vorsitzender der Zwickauer Stadtverordneten und aktiver Demokrat zur Opposition im Landtag gehörte. Im August kam noch der General Freiherr von Buttlar als Kriegsminister hinzu, der am ehesten als Vertreter des Establishments angesehen werden kann, der aber doch bei dieser Zusammensetzung des Ministerkollegiums und unter dem Drude der Öffentlichkeit auf liberale Forderungen im Bereich der Armee einging. Einer solchen, mehr durch den Zufall in einer Stunde der Not zusammengewürfelten Regierungsmannschaft fehlte die Einheitlichkeit und Geschlossenheit ihres Willens. A m Widerspruch zwischen dem nach links neigenden Oberländer und den übrigen Ministern zerbrach dann auch diese Regierung Ende Februar 1849, als es um die Frage der Anerkennung der deutschen Grundrechte ging. Da die Revolution nichts an der Stellung des Königs geändert hatte, setzte er am 24. Februar 1849 ein neues Ministerium ein, das aus bisher

io Rolf Weber, Die Revolution in Sachsen 1848/49. Berlin 1970. 20 NDB 6, S. 243. 91

wenig hervorgetretenen, im Umgang mit dem Landtag unerfahrenen jüngeren Beamten bestand, das also nach knapp einjähriger Unterbrechung wieder das höhere Beamtenkorps in die Regierungsverantwortung brachte. Mit dem Vorsitzenden Justizminister Gustav Friedrich Held kam ein wenig fähiger Mann von schwankenden Ansichten an die Spitze. Zusammen mit dem Innenminister Christian Albert Weinlig 2 1 und dem erst 1856 geadelten, persönlich forschen, politisch konservativen Kriegsminister Bernhard Rabenhorst vertrat er das bürgerliche Element, dem nur zwei Adlige gegenüberstanden: der Finanzminister Karl Wolf von Ehrenstein und der aus dem sächsischen Gesandtschaftsdienst herangeholte Friedrich Ferdinand Freiherr von Beust. Ehrenstein und Weinlig waren gemäßigt liberal, der zweite mit engen Bindungen zum sächsischen Großbürgertum, doch fehlte ihnen beiden die Kraft, sich gegen die konservative Linie des Gesamtministeriums und vor allem dessen stärkste Persönlichkeit Beust durchzusetzen. Auch dieses zweite Ministerium der Revolutionszeit bröckelte nach wenigen Wochen einer schwierigen Regierungszeit auseinander. Ein aus Beust und Rabenhorst als seinen stabilsten Elementen bestehender Rest war gerade dabei, sich zu einer neuen Mannschaft auszubilden, als am 3. Mai der Dresdener Aufstand den König und das dreiköpfige Rumpfministerium zur Flucht auf die Festung Königstein nötigte und eine Provisorische Regierung aus revolutionärer Legitimation entstehen ließ. An ihrer Spitze stand der Bautzener Rechtsanwalt Samuel Erdmann Zschirner21®, den die im neugewählten Landtag führenden Demokraten zum legitimen leitenden Minister auserwählt hatten. Dazu kam der Bürgermeister aus Adorf im Vogtland Karl Gotthelf Todt, ein Mann der linksradikalen Opposition im Landtag, und der angesehene Kreisamtmann Otto Leonhard Heubner aus Freiberg als Abgesandter der Frankfurter Nationalversammlung. Die Provisorische Regierung wurde schon am 9. Mai durch den Einsatz preußischer Truppen aus Dresden vertrieben, womit ihre Tätigkeit beendet war. Immerhin fehlte ihr ein gewisses Maß an Kontinuität insofern nicht, als in ihr ein Vertreter des sächsischen Behördenapparates stand und die beiden anderen Minister als Landtagsabgeordnete einem verfassungsmäßig gebildeten Regierungsorgan angehört hatten. Karl Bräuer, Albert Christian Weinlig. In: Sädis. Lebensbilder 3, Leipzig 1941, S. 313—421. 2 1 a Die minimale Amtszeit und zweifelhafte Legitimition dieser „Regierung" hat den Vf. veranlaßt, auf die Aufnahme ihrer Mitglieder in die Ministerliste zu verzichten. 21

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Das schnelle Ende dieses Zwischenspiels machte den Weg für den unterbrochenen Neubau der Regierung frei. Dem schon am 2. Mai gewonnenen Vizepräsidenten des Appellationsgerichts Dresden Dr. Ferdinand Zschinsky als Justizminister und Vorsitzendem folgte am 6. Mai der Rat im Innenministerium Richard Reichsfreiherr von Friesen für das innere Ressort und bald darauf der Abteilungsdirektor im Innenministerium Johann Heinrich August Behr als Finanzminister, ein für ein solches Amt wenig geeigneter und wenig tatkräftiger Mann. Beust übernahm zum Außenministerium auch noch das Kultusressort, von dem er nadi dem Urteil eines sehr sachkundigen Beobachters gar nichts verstand, während ihn die gleiche Quelle als den eigentlichen, wenn auch sehr zerstreuten Kopf des Ministeriums, Behr als eine Null und Zschinsky als „keinen Staatsmann" disqualifiziert 22 . Eine Regierung, deren formell führendem Kopf staatsmännische Fähigkeiten abgesprochen werden, deren Mitglieder zum guten Teil aus gewiß fleißigen und sachkundigen, aber als Persönlichkeiten und Geister keinesfalls überdurchschnittlichen Verwaltungsbeamten bestand, kann kaum die Erwartungen erfüllen, die man an eine Elite stellen möchte. Hier sollten fünf Männer die Geschicke eines deutschen Mittelstaates leiten, die sich vor ihrem ziemlich zufälligen Zusammentreten untereinander kaum gekannt hatten, die nur selten zu gemeinsamer Beratung und Beschlußfassung zusammenkamen, von denen jeder für sich in seinem Ministerium wirtschaftete und die somit der ganzen Regierung eine deutliche Uneinheitlichkeit verschafften, die ihnen selbst bewußt war. Es ist unter diesen Umständen nicht zu verwundern, daß die einzelnen Minister oft ihre persönlichen Interessen und Bestrebungen stärker in den Vordergrund stellten als das gemeinschaftliche Ganze. Von der unter Lindenau so gepriesenen Einheitlichkeit innerhalb des Ministerkollegiums konnte nach 1849 nicht mehr die Rede sein. Solche Bedingungen waren der beste Boden für das Emporsprießen einer führenden Persönlichkeit, wenn diese nur mit der nötigen Zielstrebigkeit und Bedenkenlosigkeit gegenüber den Kollegen sich durchzusetzen verstand. Der aus dem einheimischen Adel stammende Freiherr von Beust, der sich nach dem Göttinger und Leipziger Jurastudium im diplomatischen Dienst Sachsens über die Gesandtschaftsposten Ber-

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Tagebücher Karl von Webers Bd. 2 zum 13. 6. 1849, im Staatsarchiv Dresden, Nadilafi Weber. 93

lin, Paris, Mündien und London hodigearbeitet hatte, war mit 40 Jahren Außenminister geworden 23 . Wenn er 1849 den Vorsitz in der Ministerrunde noch formell einem anderen überließ, so war es dodi von Anfang an klar, daß er der eigentliche Kopf der Regierung war. Zusammen mit dem Kriegsminister Rabenhorst und dem 1853 eingetretenen Kultusminister Freiherrn von Falkenstein verfocht er eine streng konservative Linie, die an den gestaltenden geistig-politischen Kräften der Zeit bewußt vorbeiging und den Innenminister v. Friesen 1852 zum Rücktritt veranlaßte, worauf Beust selbst noch das Innenministerium übernahm. Von 1858 an war er dann auch in aller Form Vorsitzender des Gesamtministeriums. Die Jahre von 1849 bis 1866 machen in der politischen Geschichte Sachsens die „Ära Beust" aus. Beusts vornehmliches Betätigungsfeld war die Außenpolitik. Mitten in einer Zeit, in der das deutsche Volk zu nationalstaatlicher Einheit drängte, verfolgte er in dem ganz unzeitgemäßen Vertrauen auf eine sächsische Staatsidee das Ziel, zwischen den beiden deutschen Großmächten die Mittelstaaten zu einer dritten Kraft unter führender Beteiligung Sachsens zusammenzufassen, was ihm freilich die Konkurrenz Bayerns eintrug. Es fehlte ihm nicht an diplomatischer Erfahrung und Gewandtheit, an innenpolitischer Konzessionsbereitschaft audi in liberaler Richtung bei klarer Konsequenz seiner außenpolitischen Ziele und an der nötigen Betriebsamkeit und Geschäftigkeit, die ihm die Kennzeichnung als eines „deutschen Odysseus" eingebracht hat. Er war von der falschen Meinung erfüllt, man könne um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch mit dem kleinen Sachsen große Politik machen. So folgte dem Dreikönigsbündnis mit Preußen und Hannover vom Mai 1849 und dem Liebäugeln mit den preußischen Unionsplänen, das den Interessen der sächsischen Wirtschaft sehr gelegen kam, schon seit 1850 und den Tagen von Olmütz die deutliche Hinwendung zu Österreich, die sich bis zu völliger Abhängigkeit steigerte. Der seit 1854 regierende König Johann 24 ließ bei seinen ausgesprochenen innenpoliti23 NDB 2, S. 198 f.; Graf von Beust, A u s drei Vierteljahrhunderten. Erinnerungen und Aufzeichnungen 1. Stuttgart 1887; Helmut Rumpier, Die deutsche Politik des Freiherrn von Beust 1848-50. Zur Problematik mittelstaatlidier Reformpolitik im Zeitalter der Paulskirdie. Wien 1972. 24

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Hellmut Kretzschmar, Die Zeit König Johanns von Sachsen. Mit Briefen und Dokumenten. In: Berichte über die Verhandlungen der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Phil.-hist. Klasse 105, Heft 4. 1960.

sdien Neigungen und seiner von starrem Reditsdenken geprägten Persönlichkeit dem wendigen und oft skrupellosen Beust freie Hand in der Außenpolitik, die in der Tat als sein Werk anzusehen ist. Er hat in einem groß gedachten Anlauf den Namen Sachsens ein letztes Mal in der europäischen Politik aufklingen lassen. Sein Konzept führte das Land 1866 folgerichtig an die Seite Österreichs und zur militärischen Niederlage von Königgrätz, die dem sächsischen Staat zu seiner eigenen Überraschung nicht die Einverleibung in Preußen, wohl aber mit dem Anschluß an den Norddeutschen Bund und bald darauf im Deutschen Reich den Verlust seiner Souveränität brachte. Beust selbst wurde von Franz Joseph zum leitenden Minister Österreichs berufen — merkwürdig genug: er als Lutheraner im streng katholischen Habsburgerreich —, aber er bewies auch dort in den schwierigen Verhältnissen des Vielvölkerstaates eine nicht eben glückliche Hand. Beust zog in seinen Sturz den ihm gesinnungsmäßig nahestehenden Kriegsminister von Rabenhorst hinein, der mit seiner preußenfeindlichen Haltung im Norddeutschen Bund nicht mehr tragbar war. So ergänzte sich das Ministerkollegium wiederum aus dem Reservoir des hohen sächsischen Beamtentums, aus dem ja Beust selbst hervorgegangen war, aus dem nun aber dessen Gegner zum Zuge kamen. Der 1852 aus Protest gegen Beusts preußenfeindliche Politik zurückgetretene Reichsfreiherr von Friesen 2 5 , der schon 1858 wieder das Finanzministerium übernommen hatte, wurde nun der führende Kopf, zunächst allerdings noch unter dem nominellen Vorsitz des alternden, unschlüssigen und energielosen v. Falkenstein. Friesen hatte neben der Rechtswissenschaft auch kürzere Zeit an der Bergakademie Freiberg studiert und war u. a. durch Reisen in Europa mit den Fragen der Industrieentwicklung und des Eisenbahnwesens gut vertraut. Er trat aus echter Überzeugung für ein gutes Verhältnis zu Preußen ein. Daß er, der bisher das innere und das Finanzressort geleitet hatte, zusätzlich auch Außenminister wurde, kennzeichnet den grundsätzlichen Wandel der Lage: Beust hatte vom Vorrang der Außenpolitik ausgehend das Innenministerium ohne Sachkenntnis und wirkliches Interesse mit verwaltet, nun aber geriet das Außenministerium in die gleiche Rolle des Stiefkindes. Darin drückt sich natürlich auch die tiefgehende Veränderung aus, die in der gesamtpolitischen Situation Sachsens eingetreten

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Richard Freiherr von Friesen, Erinnerungen aus meinem Leben. 3 Bde. Dresden 1910; NDB 5, S. 612 f. 95

war, das nun keine selbständige Außenpolitik mehr machen konnte oder mußte, weshalb dieses Ressort in eine zweitrangige Stellung rückte. Ähnlich stand es um das Kriegsministerium, das bei der nur bedingten Selbständigkeit Sachsens innerhalb der Militärverfassung des Norddeutschen Bundes mehr ein ausführendes Organ der Berliner Zentrale als eine selbständig entscheidende Behörde war. Seine Leitung übernahm der alte Gegner Beusts, der General von Fabrice, der in Berlin in gutem Vertrauen stand. An dieser Stelle lohnt sich erneut ein Blick auf das Verhältnis der Regierungsmitglieder zum König, der ja von 1854 bis 1873 der gleiche war. Johann regierte 12 Jahre mit der Beust-Mannschaft und unmittelbar anschließend 7 Jahre mit der Gruppe um Friesen als erklärten Beustgegnern. Schon daraus wird es deutlich, in welch relativ geringem Maße der König auf die praktische Politik einwirkte und wie sehr er das Geschick des Landes in die Hände der Minister legte. Sie waren es, die mit ihren persönlichen Vorstellungen und Zielen, aber auch in ständiger Beziehung zu den Verhältnissen im Lande und im Rahmen der Notwendigkeiten der großen Politik handelten und das leisteten, was mit dem anspruchsvollen Wort „regieren" gemeint ist. Das Jahr 1866 brachte einen deutlichen Umschwung in der Struktur des sächsischen Gesamtministeriums mit sich. Der Verlust der Souveränität verlegte das Schwergewicht seiner Tätigkeit notwendigerweise vom Regieren auf das Verwalten. Mit dem Weggang von Beust trat der letzte Mann von großem Zuschnitt und originellen Ideen von der Bühne ab; sein Nachfolger Friesen reichte in dieser Hinsicht nicht an ihn heran. Die noch vom Geist der Lindenauschen Reformzeit geprägten Männer waren nun größtenteils verschwunden, ihre Nachfolger waren durchschnittlich gute Verwaltungsbeamte und Juristen, die sich in routinemäßiger Arbeit hochgedient hatten. Oft kamen sie erst im vorgerückten Alter in ihr Ministeramt, so daß sie dort nicht mehr mit großem Schwung und frischer Spannkraft zu Werke gehen konnten; mehrere Minister starben im Amt. Von 26 Ministern, die zwischen 1866 und 1918 tätig waren, amtierten 11 länger als 10 Jahre, davon Friesen 21, Könneritz 24, Nostitz-Wallwitz und Fabrice 25 Jahre. König Albert übernahm 1873 bei seinem Regierungsantritt unbesehen das gesamte Ministerium seines Vaters Johann, worin sich seine Uninteressiertheit an den politischen Fragen ausdrückt. Unter ihm regierte das Gesamtministerium unter dem Vorsitz v. Fabrice allein 15 Jahre. In der sozialen Herkunft herrschte weiterhin der Adel vor, wenn auch das bürgerliche Element allmählich stärker in Erscheinung trat. Von 96

59 Ministern aus der Zeit von 1831 bis 1918 gehörten 31 dem Uradel und 4 dem Briefadel an, 24 waren von bürgerlichem Stande, wovon jedoch 9 während ihrer Amtszeit geadelt wurden26 und 16 in Not- oder Ausnahmesituationen berufen worden waren. Nur 8 bürgerliche Minister kamen unter normalen Bedingungen in ihr Amt, nur 12 wirkten länger als ein Jahr, so daß der bürgerliche Anteil an der gesamten Regierungstätigkeit geringer war, als es das bloße Zahlenverhältnis ausdrückt. Daß sich unter solchen Verhältnissen unter den Ministern ein spürbarer Kastengeist bemerkbar machte, ist nicht verwunderlich. Es kommt noch hinzu, daß von den genannten 59 Ministern nur 3 nicht aus Sachsen stammten: Lindenau und Gerber kamen aus Thüringen, v. d. Pfordten aus Bayern, die beiden zuletztgenannten hatten vor ihrer Berufung juristische Lehrstühle an der sächsischen Landesuniversität Leipzig innegehabt. Es handelte sich demzufolge bei den sächsischen Ministern um eine Gruppe mit einer korpsmäßigen Struktur, die nach außen hin ziemlich abgeschlossen war und somit nur in geringem Maße die Fähigkeit hatte, neue Einflüsse und Gedanken aufzunehmen. Die durchgehend konservative Grundhaltung fast aller sächsischen Regierungen der behandelten Zeit dürfte hierin eine ihrer wesentlichen Ursachen haben. Das Urteil des letzten Innenministers der Monarchie Dr. Walter Koch kann alle diese kritischen Bemerkungen zusammenfassen: „Die Devise der oberen Verwaltungsbeamten Sachsens war: Haltung und Tradition. Seit Generationen waren viele ihrer Vorfahren schon in hohen Verwaltungsstellen oder gar Minister gewesen. Es waren durchweg rechtschaffene, gebildete, meist auch sehr kluge, aber schwerbewegliche, hochkonservative, den Tendenzen der Zeit innerlich ablehnend gegenüberstehende Leute. Sie betrachteten sich nicht als das Differentialgetriebe, sondern als Bremse am Wagen der Epoche" 27 . Es ist im Zusammenhang dieses Beitrages nicht notwendig, jeden einzelnen der nach 1866 tätig gewesenen Minister vorzustellen. Vielmehr sollen nur diejenigen genannt werden, die mit ihrer persönlichen Leistung herausragten oder mit deren Namen sich wesentliche Maßnahmen der Regierung verbinden lassen.

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Nach Gerhard Schmidt, Die Zentralverwaltung Sachsens von 1831 bis 1918. In: Letopis, Reihe B, Nr. 27/1, S. 19-42, und Nr. 27/2, S. 113-134. (Bautzen 1980). Nachlaß Koch im Staatsarchiv Dresden Bd. 1, S. 160-167. 97

Der Innenminister von Nostitz-Wallwitz (1866—1891] brachte 1868 ein neues Wahlgesetz heraus, das anstelle des älteren von 1831 die überholte ständische Struktur des Landtags abbaute und nur noch städtische und ländliche Wahlkreise unterschied. Unter seiner Leitung kam 1873 die große Verwaltungsreform zustande, die endlich auch in der unteren staatlichen Ebene die Trennung von Justiz und Verwaltung durchführte. Die Amtshauptmannschaften wurden als staatliche Organe der inneren Verwaltung geschaffen, während die Gerichtsämter nur noch für die Justiz 1. Instanz zuständig blieben. Im gleichen Jahre wurden die Städteordnung von 1832 und die Landgemeindeordnung von 1838 in revidierter Gestalt herausgegeben, womit die Regierung den durch die Industrialisierung veränderten sozialen Verhältnissen in Städten und Gemeinden Rechnung trug. Diese Maßnahmen der Jahre um 1870 gehörten zu den wenigen größeren Veränderungen, die Sachsen im Sinne des Fortschritts im Bereich der Verwaltung erlebte. Der Kultusminister Gerber (1871—1891) hatte vor seiner Berufung in die Regierung an der Universität Leipzig eine konservative Staatslehre vertreten, in der es ihm vor allem um die Erhaltung des monarchischen Prinzips und die Abwehr der parlamentarischen Demokratie ging. Im Bereich der Kirchen- und Schulpolitik hat er jedoch nützliche Maßnahmen durchgeführt. So löste das Konsistorialgesetz von 1874 die Leitung der evangelischen Landeskirche aus ihrer Verbindung mit dem staatlichen Behördenapparat. Das Volksschulgesetz von 1873 trennte die Schul Verwaltung größtenteils von der Kirche, indem es die Bezirkssdiulinspektionen schuf. Das Volksschulwesen erhielt durch bessere Lehrpläne und eine Besserstellung der Lehrer einen höheren Stand, auch setzte der Minister die Fortbildungsschulpflicht für Jungen gegen heftige Widerstände im Landtag durch. Außerdem verdoppelte er die Zahl der Gymnasien im Lande und baute das Gewerbe- und Realschulwesen aus. Von 1891 bis 1906 war der Leiter der sächsischen Politik der Innenund Außenminister von Metzsch-Reichenbach, ein energischer, konservativ eingestellter Mann aus altem vogtländischem Adel, dem man nachsagte, er wolle Sachsen wie ein größeres Rittergut verwalten. Als Vertreter polizeistaatlidier Methoden wandte er sich mit besonderer Schärfe gegen die in Sachsen mächtige Sozialdemokratie. In seine Amtszeit fällt die Einführung des Dreiklassenwahlrechts 1896, eine Verschlechterung des Wahlrechts, wie sie zwischen 1871 und 1918 in keinem anderen deutschen Lande zu verzeichnen war. Die Sozialdemokraten, die bei der Reichstagswahl 1903 von 23 sächsischen Wahlkrei98

sen 22 gewannen, sdiieden 1901 infolge dieses reaktionären Wahlrechts aus dem Landtag gänzlich aus. 1906 mußte v. Metzsch unter dem Drude der Öffentlichkeit zurücktreten. Sein Nachfolger wurde der liberale sächsische Gesandte in Berlin, Graf von Hohenthal, ein Nachfahre der aus dem Leipziger Großbürgertum stammenden, im 18. Jahrhundert geadelten Familie Homann, der als menschlich sympathisch und von allen Seiten übereinstimmend günstig beurteilt wurde. Er milderte 1909 das Dreiklassenwahlrecht durch ein sogenanntes Pluralwahlrecht. Die schwierigen Verhandlungen im Landtag rieben die Kräfte des schon kranken Mannes so auf, daß er nach dreijähriger Amtszeit starb. Das Bild von den Trägern der Regierung Sachsens im 19. Jahrhundert wäre unvollständig, wenn nicht wenigstens am Rande auf diejenige Schicht des hohen Beamtentums eingegangen würde, die unmittelbar unterhalb der Ministerebene maßgeblich an der Verwaltung des Landes und besonders auch an der Vorbereitung und Durchführung der Reformen beteiligt war. Die Ministerialdirektoren und Geheimen Ministerialräte bildeten den soliden Unterbau, aus dem sich immer wieder die Minister emporhoben. Sie waren mit diesen nach Herkunft, Ausbildung und geistiger Haltung eng verbunden und bereicherten die gesamte Landesverwaltung mit eigenen Ideen, die sich in Gesetzesschöpfungen eigener Prägung niederschlugen. Sie standen mit ihrer praktischen Tätigkeit dem Leben im Lande noch näher als die Minister, sie setzten die Grundlinien und Weisungen der überwiegend konservativen Regierungsmitglieder in die Wirklichkeit eines wirtschaftlich und sozial fortgeschrittenen Landes um und hatten somit in erster Linie die Spannungen zwischen einer konservativen Staatspolitik und einer fortschreitenden Gesellschaftsentwicklung auszuhalten und zu bewältigen. Auf dieser Ebene konnte sich der bürgerliche Anteil am hohen Beamtentum wesentlich stärker entfalten als auf der Ministerebene. Der Anteil des Adels ging hier während des 19. Jahrhunderts merklich zurück, zwischen 1832 und 1914 von einem Drittel auf ein Elftel, während im gleichen Zeitraum die Zahl der Bürgerlichen von 22 auf 69 anstieg. Dabei ist es von besonderem Interesse, daß seit den 80er Jahren neben den bis dahin alleinherrschenden Juristen die technisch vorgebildeten Räte auftraten, zunächst im Finanzministerium mit seinen vielfach nur noch vom technischen Wissen her zu bewältigenden Aufgaben. Man wird in der Einschätzung nicht fehlgehen, daß es zu einem guten Stück den Ministerialdirektoren und Geheimen Ministerialräten zu danken ist, wenn das Königreich Sachsen trotz seiner 99

durchweg konservativen Könige und Minister im 19. Jahrhundert dennoch die aus der wirtschaftlichen Entwicklung und den fortgeschrittenen sozialen Verhältnissen erwachsenden Aufgaben in guter Weise bewältigt hat. Der hier zu behandelnde Zeitraum zerfällt ziemlich genau in zwei gleich große Teile, von denen der erste die Zeit des souveränen Staates umfaßt, während der zweite Sachsen als Bestandteil des Deutschen Reiches sieht. Die Wende von 1866 bedeutete zwar einen Bruch in der von Beust vertretenen Regierungspolitik, nicht aber in den durchaus guten Beziehungen zwischen den beiderseitigen Königen in Dresden und Berlin. König Johann fand bald wieder zu dem freundschaftlichen Ton zurück, der ihn mit Wilhelm I., dem Bruder seines Schwagers, verbunden hatte. Sein Sohn Albert neigte als Kronprinz infolge seiner Freundschaft zu Kaiser Franz Joseph zu einem engeren Anschluß an Österreich, doch schloß er sich seit 1866 unbedingt an den Norddeutschen Bund an und führte im deutsch-französischen Krieg mit Erfolg die Maas-Armee, was ihm den Rang eines preußischen Generalfeldmarschalls eintrug. In seiner langen Regierungszeit galt er als treuer Fürst des Bismarck-Reiches, bis gegen 1900 war er als Oberbefehlshaber der Ostfront in einem zu befürchtenden Zweifrontenkrieg Deutschlands vorgesehen. Sein Bruder Georg trat mit seinen betont militärischen Neigungen ganz in die Fußstapfen Alberts und war als Kommandeur des XII. (Sächs.) Armeekorps und preußischer Generalfeldmarschall dem Reiche verbunden. Dagegen verhielt sich der in seinen freundschaftlichen Beziehungen nach Wien strebende Friedrich August III. gegenüber der Berliner Zentrale und namentlich gegenüber Wilhelm II. merklich kühler und skeptischer, was freilich auf die Stellung Sachsens im Reich keinen Einfluß hatte. Unter den Ministern war bereits auf die preußenfreundliche Haltung Friesens hingewiesen worden, die den Anschluß Sachsens an den nördlichen Nachbarn 1866/67 erleichterte. In noch engere Beziehungen zu Berlin kam naturgemäß der Kriegsminister v. Fabrice, der 1870/71 deutscher Generalgouverneur in Nordfrankreich und Vertreter Bismarcks bei den Friedensverhandlungen wurde. In ganz ähnlicher Weise wirkte der Kriegsminister von Hausen (1902—1914), der für ein enges Zusammengehen mit Preußen eintrat, im Zusammenhang der Reichsmilitärverfassung die Heeresvermehrung in Sachsen durchführte und 1914 als Befehlshaber der 3. deutschen Armee in Belgien und Nordfrankreich eindrang. Es liegt auf der Hand, daß gerade das Militärressort die meisten Anknüpfungspunkte für enge Beziehungen zwischen 100

Sachsen und dem Reidi bot. Daß 1906 und 1909 jeweils der sächsische Gesandte in Berlin zum Innenminister berufen wurde, wird man wohl nicht unbedingt als einen Ausdruck engsten Einvernehmens zwischen Sachsen und der Reichsführung bewerten können. Ansonsten aber fehlten für die übrigen Minister mit ihrer ganz nach innen gerichteten Tätigkeit die Anlässe für engere Beziehungen zur Berliner Zentrale. Was die Geschäftsführung der sächsischen Minister recht stark von jener ihrer Kollegen in anderen deutschen Staaten, etwa in Preußen, unterscheidet, ist die Tatsache, daß sie keine Nöte mit Hofkreisen hatten, die ihnen ins Handwerk zu pfuschen suchten. Es gab hier keine Hofkamarilla, keine grauen Eminenzen, kein Schattenkabinett hinter den Kulissen und keine Günstlingswirtschaft, ebenso wie dem Lande auch schwierige, problematische oder exaltierte Persönlichkeiten auf dem Thron erspart geblieben sind. Die Minister konnten sich unbeeinflußt von gefährlichen, unverantwortlichen Eingriffen ihren Aufgaben widmen. Bei der geringen Rolle, die das Militärische in der Struktur des Staates und im Wesen der sächsischen Gesellschaft spielte, gab es nicht einmal ein Militärkabinett wie in Preußen, sondern alle Entscheidungen auch im militärischen Bereich wurden von dem verantwortlichen Minister selbständig getroffen. Neben der schon mehrfach deutlich gemachten vorherrschenden Bindung der Regierungsmitglieder an den Adel gab es für sie vor allem eine unabdingbare Voraussetzung: die Zugehörigkeit zur lutherischen Konfession. Das war nicht nur für den Kultusminister eine Selbstverständlichkeit, der das gesamte Kirchen- und Schulwesen zu verwalten hatte, sondern auch für die anderen Minister, da sie anstelle des katholischen Landesherrn dessen bischöfliche Gewalt über die Landeskirche wahrzunehmen hatten. Der Auftrag in Evangelicis übertrug dem Gesamtministerium eine geistliche Zuständigkeit, die sich aus der konfessionellen Verschiedenheit zwischen Volk und König ergab und die in anderen deutschen Staaten kaum ihresgleichen haben dürfte. Das korporative Prinzip erhielt dadurch eine weitere Stärkung. Die sächsischen Minister des 19. Jahrhunderts waren in dem Sinne eine Elite, daß sie sich deutlich genug als eine Gruppe bestimmen lassen, die Führungsfunktionen innehatte, gemeinsame Merkmale aufwies und ein verhältnismäßig einheitliches Bewußtsein besaß. Bei individueller Betrachtung hält freilich nicht jeder dieser Männer den hohen Ansprüchen stand, die man mit dem Begriff der Elite verbindet. Der geschichtliche Rückblick läßt solche Defizite im einzelnen jedoch zurücktreten hinter dem Eindruck einer aufs Ganze gesehen kollektiven Leistung, 101

der man die Anerkennung nidit versagen kann. Immerhin hat diese konservativ geprägte Gruppe es zuwege gebracht, einen nicht unbedeutenden deutschen Mittelstaat aus absolutistischer Verfassung und feudalzeitlich begründeten gesellsdiaftlidien Verhältnissen ohne große Erschütterung mit Besonnenheit und Geschick in den Zustand eines industriell hochentwickelten Landes hinüberzuführen.

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Hessen-Darmstadt 1820 - 1 9 3 5 VON ECKHART G. FRANZ

Hessen-Darmstadt ist erst mit den Territorialveränderungen der napoleonischen Zeit in die Reihe der deutschen Mittelstaaten eingerüdct. Die Zugänge der Jahre 1 8 0 3 , 1 8 0 6 , 1810 und 1815/16 hatten Fläche und Einwohnerzahl der arg zerstückelten Gebiete der jüngeren Linie des hessischen Landgrafenhauses nahezu verdoppelt. Rund 8 600 Quadratkilometer mit 642 000 Einwohnern umfaßte der Staat des nunmehrigen Großherzogs von Hessen und bei Rhein im Jahre 1818. Neuordnung der Verwaltung und Gewährung der von der Wiener Bundesakte verordneten landständischen Verfassung, die ihre endgültige Form am 17. 12. 1820 erhielt, sollten das Zusammenwachsen der nadi ihrer historischrechtlidien Tradition sehr unterschiedlichen Bestandteile des Großherzogtums zu einem einheitlichen Gesamtstaat fördern. Die Neuordnung der Zentralverwaltung begann bereits mit dem Organisationsedikt vom 1 2 . 1 0 . 1 8 0 3 , das die gesamten Aufgaben der zivilen Staatsverwaltung im nunmehr ressortmäßig aufgeteilten Ministerium zusammenfaßte, eine deutliche Erweiterung der Kompetenzen des älteren Geheimen Ratskollegiums, das allerdings schon im 18. Jahrhundert als „Geheimes Ministerium" firmierte. Die neugeschaffenen Ministerialdepartements der auswärtigen Verhältnisse, des Innern (unter Einbeziehung der in der Unterinstanz noch nicht von der Verwaltung geschiedenen Justiz) und der Finanzen blieben vorerst kollegialisch in dem vom Großherzog selbst geleiteten Ministerium zusammengeschlossen. Das Kriegskolleg stand als eigenständige oberste Landesbehörde neben dem Ministerium 1 .

i Vgl. Dagobert Karenberg, Die Entwicklung der Verwaltung in HessenDarmstadt unter Ludwig I. [1790—1830) ( = Quellen und Forschungen zur hess. Geschichte 20). Darmstadt 1964, S. 24 ff. 103

Die Verfassung von 1820 erwähnt unter dem Stichwort „Regierung" nur die Redite des Großherzogs als „Oberhaupt des Staats", der „alle Rechte der Staatsgewalt" in sich vereinigt und ausübt. Zu einer Neuorganisation der Verwaltungsspitze kam es erst im folgenden Frühjahr, als das vorübergehend von Karl v. Grolman als alleinigem Staatsminister geführte Ministerium nach einer zunächst nur personellen Aufspaltung mit der Verordnung vom 28. 5. 1821 audi strukturell in drei selbständige Ministerien des Innern und der Justiz, der Auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen aufgeteilt wurde, deren für ihren neuumschriebenen Geschäftsbereich verantwortlichen Minister den „unmittelbaren Befehlen" des Großherzogs unterstehen sollten 2 . Staatsminister v. Grolman behielt allerdings neben dem Innen- und JustizRessort den Titel eines „Präsidenten der vereinten Ministerien". Davon abgesondert blieb der militärische Bereich, obwohl aus dem Oberkriegskolleg in administrativer Angleidiung bereits am 4. 7. 1821 ein „KriegsMinisterialdepartement" gebildet wurde, das ab 14. 5. 1823 als Kriegsministerium firmierte. Der Präsidenten-Titel Grolmans wurde nach seinem Tode 1829 nicht erneuert; Carl du Bos du Thil, bis dahin für Auswärtige Angelegenheiten und Finanzen, künftig für Auswärtiges, Inneres und Justiz zuständig, wurde „Dirigierender Staatsminister" 3 . Der Umsturz der 1848er Revolution führte mit Ernennung der sogenannten „März-Minister" am 14. 3. 1848 zur ressortmäßigen Trennung von Innen- und Justizministerium. Der Heinrich v. Gagern als Minister des Innern und der Auswärtigen Angelegenheiten übertragene „Vorsitz im Gesamtministerium" wurde mit Anordnung vom 6. 9. 1850 grundsätzlich mit dem nunmehrigen „Ministerium des Hauses und des Äußern" verbunden, dessen Inhaber ab 9. 9. 1852 den Titel „Präsident des Gesamt-Ministeriums" führte. Eine Bekanntmachung vom 13. 6. 1849 hatte angeordnet, daß „die vier dermaligen Zivil-Ministerien" für „alle wichtigeren Gegenstände", insbesondere Gesetzesentwürfe und Gesetzesauslegungen, allgemeine Vorschriften und „Anstellungen zu höheren Stellen" tatsächlich „zu einem Gesamt-Ministerium" mit gemeinsamem Vortrag beim Großherzog zusammentreten sollten, wäh-

Vgl. Karenberg, S. 103 ff.; Siegfried Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thil'sdie System. Darmstadt 1969. 3 Alle zitierten Verordnungen und Bekanntmadlungen finden sich im Großherzoglich Hessischen Regierungsblatt; auf Einzelnachweise wird verzichtet.

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rend die Masse der minderwichtigen Gegenstände von den einzelnen Departements audi weiterhin selbständig erledigt wurden. Die genannte Bekanntmachung verdeutlicht zugleich, daß das zum „KriegsStaat", nicht zum „Zivilstaat" gezählte Kriegsministerium nach wie vor außerhalb des Gesamt-Ministeriums blieb. Der mit der Bekanntmachung von 1852 geschaffene Ministerpräsidenten-Titel darf nicht, wie dies in der Literatur gelegentlich geschieht, mit dem des „Ministerial-Präsidenten" als Vorstand eines einzelnen Ressort-Ministeriums ohne Ministerstatus verwechselt werden. Die Leiter der Ministerial-Ressorts wurden in vielen Fällen zunächst zum „Vorstand" oder „Direktor" des Ministeriums, dann zum Teil in einem weiteren Schritt zum „Präsidenten" ernannt, ehe sie den tatsächlichen Rang eines „Ministers" erhielten, der durchaus nicht allen Ministerialvorständen zuteil wurde. Die ersten Inhaber des Kriegs-Ressorts (bis 1842} waren nur Präsidenten, die letzten (1866—1871) sogar nur Direktoren. Friedrich v. Lindelof, bereits seit einem Jahrzehnt Ministerialrat im Ministerium des Innern und der Justiz, übernahm das Justizministerium 1849 als Direktor, wurde 1853 Präsident, 1858 Justizminister und 1871 dann kurzfristig zugleich Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und des Hauses mit dem Vorsitz im Gesamtministerium. Das noch 1868 aufgrund der Militärverträge mit Preußen in seinen Kompetenzen neu umschriebene Kriegsministerium wurde nach dem Beitritt des Großherzogtums zum neubegründeten Deutschen Reich mit Wirkung vom 1. 1. 1872 aufgehoben. Das Ressort des Auswärtigen blieb trotz weitgehenden Übergangs der auswärtigen Beziehungen auf das Reich zunächst bestehen, verlor jedoch 1874 seinen Charakter als zumindest theoretisch selbständige Behörde. Die Verordnung vom 22. 8. 1874 über „die Organisation der obersten Staatsbehörden" bestätigte als „Spitze der Verwaltung des Großherzogtums" das „Gesamt-Ministerium", dem neben „einem Präsidenten, welcher zugleich Minister des Großherzoglichen Hauses und des Äußern ist", die „verantwortlichen Vorstände" der Ministerien des Innern, der Justiz und der Finanzen, die in diesen Ministerien angestellten Ministerialräte und ein „für das Gesamt-Ministerium besonders angestellter Rat" angehörten. Die bisherigen Kompetenzen des Haus- und Außenministeriums gingen auf das Gesamt-Ministerium über. Die 1874 getroffenen Regelungen wurden bereits fünf Jahre später erneut revidiert. An die Stelle des Gesamt-Ministeriums trat durch Verordnung vom 12. 3. 1879 als „Spitze der Verwaltung des Großherzogtums" das nunmehrige „Staatsministerium" mit dem erneut zusam105

mengelegten Ministerium des Innern und der Justiz und dem unverändert fortbestehenden Ministerium der Finanzen. Die „Staatsminister", als „Präsidenten des Staatsministeriums" auch weiterhin „zugleidi Minister des Großherzoglidien Hauses und des Äußern", haben bis 1896 grundsätzlich auch das Innen- und Justizministerium in Personalunion mitverwaltet, so daß es in dieser Zeit nur jeweils zwei amtierende Minister gab. Vermehrt wurde allerdings die Zahl der Ministerialräte, da man um die Mitte der 1870er Jahre eine Reihe der seitherigen fachlichen Oberbehörden zu Ministerialabteilungen umwandelte. So wurden 1874 aus der Oberstudiendirektion die „Abteilung für Schulangelegenheiten" des künftigen Innen- und Justizministeriums, 1876 aus der Obermedizinaldirektion die „Ministerialabteilung für öffentliche Gesundheitspflege (Medizinalwesen)" und aus der 1822 erriditeten Oberbaudirektion die „Bautechnische Abteilung" des Finanzministeriums. Mit der Neuordnung von 1879 entstanden dann beim Ministerium für Finanzen zusätzliche Abteilungen für Steuerwesen und für die Forst- und Kameralverwaltung, die an die Stelle der bisherigen Obersteuer- und Oberforst- und -domänendirektion traten. Die de facto bereits 1879 eingeführte Ernennung der Minister-Stellvertreter zu „Geheimen Staatsräten" wurde erst am 15. 11. 1884 statutarisch geregelt. Dem ersten Schritt zur Wiederaufteilung des Innen- und Justizministeriums, das 1879 zunächst in zwei Sektionen für Inneres und Justiz unterteilt wurde, folgte mit Verordnung vom 1. 8. 1896 die Neubildung von zwei gesonderten Ministerien. Beim Ministerium des Innern wurde schließlich mit Verordnung vom 17. 1. 1900 für die neuen Aufgaben auf dem Wirtschaftssektor eine zusätzliche „Ministerialabteilung für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe" eingerichtet. Mit der November-Revolution von 1918 wurde das seitherige Großherzogtum zum republikanischen Volksstaat Hessen. Die noch amtierenden Minister der letzten großherzoglidien Regierung, Staats- und Justizminister Karl v. Ewald, Innenminister v. Hombergk zu Vach und Finanzminister Dr. Becker traten am 11. 11. 1918 zurück und wurden ordnungsgemäß pensioniert. In der im Auftrag des Arbeiter- und Soldatenrats vom SPD-Landtagsabgeordneten Carl Ulrich als Ministerpräsident und Staatsminister für Auswärtiges neugebildeten Revolutionsregierung gab es zunächst sedis von Direktoren geleitete Ministerialabteilungen, wobei zu den Abteilungen des Innern, der Justiz und der Finanzen die in der aktuellen Lage besonders wichtigen Abteilungen des Ernährungswesens, des Arbeitsamts und eine Ministerialabteilung für das Bildungswesen traten. Dem aufgrund der vorläufigen Ver106

fassung vom 20. 2.1919 am Folgetage von der Volkskammer gewählten Gesamtministerium unter Ministerpräsident Ulrich gehörten dann jedodi wie vordem nur drei Ressortminister (Finanzen, Inneres, Justiz) an, während die Leiter des nunmehrigen Landesernährungs- und des Landesarbeits- und -wirtsdiaftsamts die Amtsbezeichnung Ministerialdirektor beibehielten. Das zunächst aufgehobene Landesamt für Bildungswesen wurde 1921 wiederhergestellt. Die endgültige Landesverfassung vom 12. 12. 1919 verlieh dem Vorsitzenden des mit der „Staatsleitung" betrauten Gesamtministeriums den neugeschaffenen Titel „Staatspräsident". Die Zahl der vom Staatspräsidenten zu berufenden Mitglieder des Staatsministeriums, die vom Landtag bestätigt wurden, war in der Verfassung nicht festgelegt. Zu den drei herkömmlichen Ressorts trat bereits 1920 mit Aufwertung des seitherigen Landesarbeitsamts als viertes Fachressort das Arbeitsministerium. In der Schlußphase der Republik kamen dann 1931/32 noch Ministerien für Landwirtschaft und für Kultus- und Bildungswesen hinzu, die jedoch im Rahmen des bereits seit der Landtagswahl vom 7 . 1 2 . 1931 nur noch geschäftsführend, ohne tragfähige Parlamentsmehrheit regierenden Kabinetts Adelung von den bereits amtierenden Ministern mitversehen wurden. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Gefolge der Reichstagswahl vom 5. 3. 1933 trat an die Stelle der alsbald suspendierten demokratischen Landesregierung zunächst der noch vom Landtag gewählte Staatspräsident Dr. Ferdinand Werner, dessen Stellvertreter der zum Minister der Finanzen, des Innern und der Justiz bestellte NSLandtagsabgeordnete Philipp Müller wurde. Nach der Ernennung des NS-Gauleiters Jakob Sprenger zum Reichsstatthalter wurde Werner am 15. 5.1933 zum Ministerpräsidenten zurückgestuft. Der damals anstelle Müllers zum Staatssekretär berufene Philipp Jung wurde am 18. 9.1933 mit dem Ausscheiden Werners als Staatsminister alleiniger Verwaltungschef. Am 1. 3. 1935 mußte auch er dem Alleinherrschaftsanspruch des Partei-Satrapen Sprenger weichen, der hinfort als „Reichsstatthalter und Führer der Landesregierung in Hessen" unterzeichnete4. In den Jahren der Monarchie hat das politische Geschehen die allein dem Großherzog zustehende Ministerernennung an sich kaum beeinflußt. Die Berufung Grolmans in der Verfassungskrise von 1820, der Sturz des „du Thil'schen Systems" durch die Märzrevolution 1848, die

* Vgl. Peter Hüttenberger, Die Gauleiter. Stuttgart 1969, S. 218.

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Einsetzung Dalwigks zur Durchsetzung der politischen Reaktion 1850 wie seine Entlassung auf Bismarcks Drude 1871 waren Sonderfälle in extremen politischen Situationen. Abgesehen von den Revolutionsjahren 1848/49 blieben die politische Willensbildung im Lande, die Parteienkonstellation im Landtag ohne erkennbaren Einfluß auf die Besetzung der leitenden Regierungsposten. Selbst ein politischer Erdrutsch wie der Landtagswahlsieg der Fortschrittspartei unter August Metz im Jahre 1862 hat sich nicht auf die Exekutive ausgewirkt. Wenn die leitenden Minister der beiden letzten hessischen Großherzöge, des mit der Engländerin Alice verheirateten Ludwig IV. (1877—1893) und seines Sohnes Ernst Ludwig (1893—1918], der nationalliberalen Landtagsmehrheit nahestanden, so entsprach dies zugleich der politischen Grundhaltung ihrer Landesherren. Die hessen-darmstädtisdien Minister der großherzoglichen Zeit waren in ihrer überwiegenden Mehrzahl zunächst einmal Beamte und allenfalls in zweiter Linie Politiker. Parlamentarische Erfahrung war, wenn man auch hier v o m Sonderfall der Märzminister absieht, eine seltene Ausnahme. Daß der 1884 zum Staatsminister berufene rheinhessische Mennonit J. Finger zwei Jahrzehnte zuvor als junger Advokat einige Jahre im Landtag gesessen hatte, war eher Zufall. Nur der 1872 zum Direktor des Justizministeriums berufene Hofgerichtsrat G. Kempff hatte sich in längerer Landtagszugehörigkeit als konservativer Politiker profiliert 5 . In der weit überwiegenden Mehrzahl der Fälle steht die Berufung ins Ministeramt am Ende einer unterschiedlich rasch aufsteigenden Laufbahn im Verwaltungs- und Justizdienst des Großherzogtums. Die Universitätsjuristen Grolman und Jaup gehören zu denen, die in besonderen politischen Krisensituationen berufen wurden. Erst zu Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Ausbau THer kommunalen Selbstverwaltung hier ein zusätzliches Reservoir gewonnen, dem die Finanzminister Wilhelm Küchler und Feodor Gnauth entstammten, letzterer zugleich einer der wenigen Nicht-Hessen in der Ministerliste des Großherzogtums. Die Kriegsminister waren durchgängig Berufsoffiziere. Bezeichnend für den vorrangig beamtenmäßig-administrativen Zuschnitt des Ministeramts in Hessen-Darmstadt sind die verhältnismäßig langen

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Vgl. Hans Georg Ruppel und Birgit Groß, Hessische Abgeordnete 18201933. Biographische Nachweise für die Landstände des Großherzogtums Hessen (2. Kammer] und den Landtag des Volksstaates Hessen ( = Darmstädter Archivschriften 5). Darmstadt 1980.

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Amtszeiten der Minister, die zum großen Teil bis zum Tod oder zur altersbedingten Pensionierung im Amt belassen wurden, so daß Amtsperioden von 10 und mehr Jahren keine Seltenheit waren. Ministerpräsident v. Dalwigk regierte von 1850 bis 1871, während seine ebenfalls 1871/72 ausgeschiedenen Kollegen im Finanz- und Justizressort, Friedrich v. Sehende und Friedrich v. Lindelof, sogar schon in den Revolutionsjahren 1848/49 ins Amt gekommen waren. Da, wie bereits angedeutet, oft über längere Zeiträume hinweg zwei oder mehr Ministerialressorts in einer Hand vereinigt waren, ist die Gesamtzahl der Minister für das hier in Betracht kommende Jahrhundert der großherzoglichen Zeit von 1820 bis 1918 sicher um einiges kleiner als in vergleichbaren anderen Territorien. Eine Auszählung ergibt für die gesamte großherzogliche Zeit 37 Minister. Auf die Jahrzehnte des Vormärz, die Jahre 1820—1848 entfallen 7 Ministerialvorstände. In die relativ bewegten Revolutionsjähre gehören 10 Minister, von denen einer aus der Zeit davor übernommen wurde, während drei (neben Lindelof und Schenck auch Kriegsminister v. Sdiäffer) über die Schwelle der Reaktion hinweg im Amt blieben. Nach nur sechs Ministern für die DalwigkJahre 1850—1871 ist für Folgejahrzehnte bis 1918 dann mit 18 Namen eine stärkere Fluktuation zu konstatieren, zumal hier das vorher mitgezählte Amt des Kriegsministers entfällt. An der zumindest relativen Stabilität hat sich auch mit der stärkeren Politisierung des Ministeramts in den Jahren des Volksstaats nichts geändert. Die nachmalige „Weimarer Koalition" aus Sozialdemokratie, Zentrumspartei und Demokraten, aus der sich bereits die Revolutionsregierung vom November 1918 rekrutierte, blieb ohne Unterbrechung bis 1933 tonangebend, auch wenn die parlamentarische Basis in den letzten Jahren merklich zusammengeschmolzen war. Für politisch bedingte Amtswechsel war insofern kaum Veranlassung. Eine umfassendere Regierungsumbildung ergab sich nur einmal, 1928, als die seit 1918 amtierenden Minister Brentano und Henrich kurz nacheinander starben und Staatspräsident Ulrich altershalber auf die Wiederwahl verzichtete. Die insgesamt 11 Minister der Weimarer Zeit kamen, wie das in einer Demokratie an sich selbstverständlich ist, fast durchweg aus der politisch-parlamentarischen Laufbahn; eine Ausnahme bildete hier nur der 1927 mit dem Ausscheiden Brentanos zunächst kommissarisch in die Regierung berufene Ferdinand Kirnberger, der als Verwaltungsjurist bereits 5 Jahre Ministerialrat im Innenministerium gewesen war. Die drei weiteren Juristen unter den volksstaatlichen Ministern waren Rechtsanwälte. Finanzminister Henrich, von Haus aus mittlerer Finanz109

beamter, kam wie einige seiner Ressort-Vorgänger in großherzoglicher Zeit über die Kommunalverwaltung ins Ministerium. Die biographisch-laufbahnmäßige Zuordnung der weit überwiegenden Zahl der hessischen Minister in der großherzoglichen Zeit zu Beamtenschaft und Offizierkorps wird audi durch die Analyse der sozialen Einstufung nach Herkunft und Heiratskreis bestätigt. Zumindest für die Zeit bis 1900 entstammt der größte Teil der Minister den eingesessenen, zumeist protestantischen Akademiker- und Beamtenfamilien. Von den 37 Ministern waren trotz eines katholischen Bevölkerungsanteils, der von 1828 bis 1900 von 26 auf 30 Prozent anstieg, nur vier Katholiken, zwei weitere hatten katholische Frauen. Von den sieben Ministem der Vormärz-Zeit besaßen zwar sechs ein Adelsprädikat; die erst in der 1. oder 2. Generation geadelten Minister v. Grolman, v. Hofmann und Kopp sind jedoch eindeutig dem bürgerlichen Beamtentum zuzuordnen, auch wenn Grolman und Kopp adlig verheiratet waren. Die adligen Kriegsminister v. Faldc und v. Steinling hatten bürgerliche Mütter. Den stärksten Anteil uradliger Minister weisen eindeutig die Regierungen der Revolutionsjahre 1848/49 auf, zu denen neben Heinrich v. Gagern Kriegsminister Graf Lehrbach und der bereits erwähnte Finanzminister Schenck zu Schweinsberg gehörten. Von den insgesamt 23 Ministern der Zeit nach 1850 gehörten außer Schenck nur Dalwigk, der kurzfristig als Präsident des Finanzministeriums amtierende Max v. Biegeleben und der letzte großherzogliche Innenminister Friedrich v. Hombergk zu Vach dem Uradel an, wobei Biegeleben und Dalwigk bürgerliche Mütter hatten, Hombergk wie übrigens auch Gagern in 2. Ehe bürgerlich verheiratet waren. Fünf weitere Minister gehörten zu neugeadelten Beamten- und Offiziersfamilien, hatten aber zum Teil ebenfalls bürgerliche Ehefrauen. Wichtiger ist, daß alle adligen Minister wie ihre bürgerlichen Kollegen die einschlägigen Beamtenlaufbahnen mit vorgängigem Jura- oder finanzwissensdiaftlichem Studium oder aber die Offizierslaufbahn durchlaufen haben, daß also nidit ein einziger ausschließlich aufgrund seiner adligen Abkunft zum Minister ernannt wurde. Das geringe Gewicht des Adelsprädikats für das Ministeramt wird letztlich audi daran deutlidi, daß sich nur ein einziger bürgerlicher Minister, der letzte großherzogliche Staatsminister Carl Ewald, während seiner Regierungszugehörigkeit nobilitieren ließ. v. Lindelof ließ sich als Justizminister 1862 den Freiherrntitel verleihen, v. Hofmann schon 1827, zwei Jahre ehe er die Leitung des Finanzministeriums übernahm, und Ministerpräsident Karl Hofmann wurde erst 1882, sechs Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem hessischen Staatsdienst, in 110

Preußen geadelt. Selbst Ewalds Vorgänger im Ministerpräsidenten-Amt, J. Finger und Carl Rothe, kamen offensichtlich ohne das „von" am Namen aus. Ein gewisser sozialer Umbruch, Anzeichen für die verstärkte Öffnung der industriellen Gesellschaft, ist um 1900 spürbar6. Von den Ministern der beiden letzten Jahrzehnte unter Großherzog Ernst Ludwig stammten vier nicht mehr aus den alteingesessenen Beamten- und Akademikerfamilien, aus denen sich ihre Vorgänger fast ausnahmslos rekrutiert hatten, auch wenn sie selbst durchaus noch studierte Laufbahnbeamte waren. Der Vater von Finanzminister Dr. Becker war ein katholischer Bauunternehmer aus Rheinhessen, Innenminister Brauns Vater Exportkaufmann, allerdings Schwager des Darmstädter Oberbürgermeisters Albrecht Ohly; Staatsminister Ewalds Vater war Domänenpächter, der Vater von Finanzminister Gnauth, dem ersten Ingenieur-Studenten unter den hessischen Ministern, Lithograph in Stuttgart. Das veränderte Profil dieser letzten Minister-Generation unter der Monarchie mag auch die Tatsache belegen, daß Gnauth wie Bedcer nach ihrer Ministerzeit leitende Stellen in der Industrie übernahmen. Der entscheidende soziale Wandel hat sich somit bereits um 1900, nicht erst mit der Revolution von 1918 vollzogen. Die Minister der Weimarer Zeit unterschieden sich der Herkunft nach nicht allzu sehr von den unmittelbaren Vorgängern unter dem Großherzog, wenn auch mit den nicht-studierten Arbeiter- und Handwerkersöhnen unter den SPD-Ministern ein neues Element hinzutrat. Von den 11 Ministern der Weimarer Zeit waren zwei, die Zentrums-Vertreter Brentano und Kirnberger, Katholiken, während SPD-Innenminister Heinrich Fulda jüdischer Abkunft war. Aufgebrochen wurde mit der Mobilität, vor allem in der Sozialdemokratie, die geographische Geschlossenheit, da Adelung, Ulrich, Innenminister Wilhelm Leuschner und der erste Präsident des Landesernährungsamts Hermann Neumann außerhalb Hessens beheimatet waren.

« Vgl. hierzu wie zu einigen Punkten in den vorausgehenden Abschnitten die Studie von Albredit Eckhardt, Politische Führungssdiidbiten in Hessen (mit einem Anhang: Liste der hessen-darmstädtisdien Minister von 1821 bis 1918). In: Genealogie 11 (Jg. 22), 1973. - Herr Dr. Eckhardt, Ltd. Staatsarchivdirektor in Oldenburg, hat mir für diesen Beitrag auch die von ihm während seiner Jahre am Darmstädter Archiv zusammengestellten Materialien zum Thema zur Verfügung gestellt.

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Charakteristisch für die Verhältnisse in Hessen-Darmstadt ist ein verhältnismäßig starkes Maß an politisch-sozialer Stabilität. Bis 1900 bleiben die Minister integrierter Bestandteil einer in ihrem geographischen, sozialen und bildungsmäßigen Hintergrund noch erstaunlich geschlossenen Beamten- und Akademikers chidht, die den Liberalisierungsprozeß des 19. Jahrhunderts mitmachte und so bis zum endgültigen Aufbrechen der überkommenen Strukturen um die Jahrhundertwende in beachtenswerter Ausschließlichkeit tonangebend bleiben konnte. Das hier für die relativ kleine Gruppe der Minister gegebene Bild wird durch die für den neuen „Grundriß der Verwaltungsgeschichte" unternommene prosopographische Aufarbeitung der sehr viel breiteren Schicht der Provinzund Kreisbeamten bestätigt, aus der ja auch einige der hessischen Minister aufgestiegen sind 7 .

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Der Band Hessen-Darmstadt für die C-Reihe des von Walther Hubatsch herausgegebenen Grundrisses wird von mir bearbeitet; die in der Ministerliste gegebenen biographischen Angaben sind größtenteils dem für diese Publikation bereits zusammengestellten Datenmaterial entnommen.

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Bayern 1918 - 1 9 3 3 VON KARL MÖCKL

Diese Untersuchung über die bayerischen Regierungen als Elite von 1918 bis 1933 geht nicht von einer bestimmten Theorie der Elite aus. Historisch-empirisch ist im vorgegebenen zeitlichen Rahmen eine ausgewählte Führungsgruppe innerhalb der bayerischen Oberschicht darzustellen. Nur in diesem Sinne rechtfertigt sich der Begriff Elite in der Einzahl, da im Gegensatz zur stärker monopolistisch ausgerichteten Führungsschicht im Zweiten Deutschen Kaiserreich die demokratisch geordnete Weimarer Republik auch in Bayern nicht mehr die Elite, sondern nur eine Spitze der Gesellschaft kennt, die aus verschiedenen Eliten besteht 1 . Die Schwierigkeiten einer „Elitologie" moderner Gesellschaften schon des 19., aber besonders des 20. Jahrhunderts sind damit direkt angesprochen. Vor allem die deutsche Forschung verband lange Zeit mit dem Elitebegriff bestimmte Werte, so Sittlichkeit, Dienst, Pflicht, Einsamkeit. Für sie war Macht vielfach mit dem Odium des Bösen behaftet und daher kein notwendiges Attribut der Elite. Die sich anschließenden sozialphilosophischen Interpretationen mit utopischen und ideologischen Einlassungen erweiterten die geschichtliche Kenntnis nicht wei Zur allgemeinen Problematik der historischen Eliteforschung vgl. in diesem Zusammenhang: Theodor Sdiieder, Theorie der Führungsschichten in der Neuzeit. In: Deutsche Führungssdiichten in der Neuzeit. Eine Zwischenbilanz. Hgg. Hanns Hubert Hofmann und Günther Franz ( = Deutsche Führungssdiichten in der Neuzeit 12). Boppard am Rhein 1980, S. 13 ff.; Werner Conze, Konstitutionelle Monarchie. Industrialisierung. Deutsche Führungssdiichten um 1900. In: ebd., S. 173 ff.; Wilfried Röhrich, Hg., „Demokratische" Elitenherrschaft. Traditionsbestände eines sozialwissenschaftlichen Problems { = Wege der Forschung 239). Darmstadt 1975. — Bei der Zusammenstellung der Materialien für die Liste der Minister war mir meine Mitarbeiterin H. Pidilmayr behilflich. Dafür soll ihr gedankt sein. 113

sentlidi. Sie umwölbten Elite mit einem Sdileier des Arkanhaften 2 . Erst die historisdi-empirisdien Forschungen brachten neue Einsichten. Sie wandten sich unter dem Einfluß französischer und angelsächsischer Untersuchungen der Entwicklung historischer Theorien, der Ausarbeitung fruchtbarer Begrifflichkeit und der soziologischen Analyse von Eliten zu. Gleichwohl herrscht trotz der bisher siebzehn Büdinger Gespräche „Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit" gerade für die neueste deutsche Geschichte ein Mangel an historisch-wissenschaftlichen Arbeiten 3 . Die Erforschung der Führungsschichten Bayerns im 20. Jahrhundert ist nicht weiter fortgeschritten. Abgesehen von den fehlenden genealogischen Untersuchungen, sind nur wenige Persönlichkeiten biographisch erfaßt 4 . Die Möglichkeiten einer prosopographischen Betrachtung unter Einbeziehung historisch-soziologischer Ergebnisse können daher nur begrenzt sein. Es läßt sich aber festhalten, daß das Bild der Elite Bayerns in der Weimarer Zeit mosaikartig aus Gruppen zusammengesetzt ist. Diese Führungsgruppen bilden zwar die Oberschicht, aber ihr fehlt als Ganzes sowohl im Innen- wie im Außenverhältnis das Bewußtsein der Zugehörigkeit. Dieser Elitenpluralismus weist die Mitglieder der bayerischen Regierungen in der behandelten Epoche als „Führende" aus, die Macht ausübten, im gesamtpolitischen Rahmen Entscheidungen trafen und Führungspositionen in den großen institutionellen Bereichen des öffentlichen Lebens einnahmen. Nicht überkommene Privilegien und nicht Geburt bestimmten die Zugehörigkeit zur Elite, sondern Stellung und Funktion, also formale Kriterien. Der Wechsel der Inhaber dieser

Artikel „Elite". In: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften 3. Stuttgart 1961, S.198 ff. 3 Hans-Gerd Schümann, Führungssdiidit und Führungsgruppen heute. Anmerkungen zu Methodologie-Problemen der deutschen „Elitologie". In: Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit 12, S. 203 ff.; Hans P. Dreitzel, Elitebegriff und Sozialstruktur. Stuttgart 1962; Urs Jaeggi, Gesellschaftliche Elite. Bern 2 1967. * Dies gilt für alle Eliten. Dargestellt ist die erste Lebenshälfte Heinrich Heids durch Richard Keßler. Studien erfuhren Hans Schmelzte und Wilhelm Krausneck durch Franz Menges und Ernst Müller-Meiningen durch Joachim Reimann. Darüber hinaus liegen verschiedene Kurzbiographien in den Lebensläufen aus Schwaben und Franken, in der NDB und im Biographischen Wörterbuch vor. Im übrigen ist der Rückgriff auf archivalische Materialien notwendig. 2

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Positionen war vorgesehen und konnte von Tag zu Tag erfolgen. Bereits vor der Revolution von 1918/19 zeichnet sich in Bayern eine Auffächerung der Gesellschaft ab. Der Wandel wird nach dem Ersten Weltkrieg auch in der für demokratische Ordnungen charakteristischen Konkurrenz der Eliten offensichtlich. Die Mitglieder der Regierungen, auch regional begrenzt auf Bayern, sind als Funktionselite Ausdruck dieser geschichtlichen Lage*. Wenn die Mitglieder der revolutionären Regierungen hier mitbehandelt werden, dann nicht nur aus formalen Gründen. Die Revolution veränderte unmittelbar die Staatsform und langfristig strukturell das gesellschaftlich-politische Gefüge. Die revolutionären Eliten gehören funktional in diesen Zusammenhang. Sie fanden Anerkennung nicht nur in weiten Teilen der Bevölkerung, sondern auch in der Beamtenschaft 8 . Die Ministerialbürokratie übte zwar Zurückhaltung, beteiligte sich jedoch in namhaften Vertretern — so in Heinrich von Frauendorfer und Wilhelm von Meinel — an der ersten Revolutionsregierung. Die Diskussion, die vor allem seit Januar 1919 in der Beamtenschaft einsetzte, ging zunächst nicht um das Zurückdrehen der Geschichte vor den 8. November 1918, sondern um die Form der Demokratie — man wollte den Weg in Richtung Räterepublik nicht beschreiten. Erst mit dem Rücktritt der zweiten Regierung Hoffmann 1920 setzte ein Wandel ein. I.

Die gesellschaftliche Gruppe der Regierungsmitglieder ist durch die Gestalt des Verfassungssystems bestimmt. Sie wandelt sich als funktionale Elite mit der Verfassung, wenn diese als politisch-gesellschaftliche Bauform einer Zeit verstanden wird. Dies gilt für das Bayern der Weima5

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Max Weber weist darauf hin, daß Werte, wenn sie zum Gegenstand empirischer Untersuchungen werden, im gesellschaftlichen Sinne ihren Normendiarakter verlieren (Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Tübingen 1951, S. 581 f.). Infolge der sidi beschleunigenden gesellschaftlich-kulturellen Entwicklung seit der Jahrhundertwende schlägt Max Weber 1910 der im Zusammenhang mit der Diskussion um die Werturteilsfreiheit und im Zusammenhang mit dem Methodenstreit 1909 gegründeten Gesellschaft für Soziologie Themen aus dem Bereich einer Soziologie der Elite vor. Georg Kalmer, Beamtenschaft und Revolution. Eine sozialgesdiichtliche Studie über Voraussetzungen und Wirklichkeit des Problems. In: Bayern im Umbruch, Hg. Karl Bosl. München und Wien 1969, S. 201 ff. 115

rer Zeit in verschiedener Hinsicht: Zunächst durch die Entwicklung von der revolutionären zur parlamentarisch-demokratischen Epoche, dann durch den Widerstreit von Verfassungsnorm und Verfassungswirklichkeit sowie durch den Kampf um die föderative Ordnung des Reiches. Die verfassungspolitischen Fragen waren das äußere Merkmal für das Selbstverständnis dieser Führungsgruppe und Kennzeichen ihres Denkens um die Republik selbst. Die Heterogenität der Einstellung ihrer verschiedenen Fraktionen bestimmte nicht nur das Handeln der Oberschicht, sondern auch die politische Kultur der bayerischen Gesellschaft insgesamt. Den Beginn der revolutionären Phase in Bayern am 8. November 1918 kennzeichnet die Errichtung eines mehr oder weniger stark koordinierten Systems von Räten. Die Entscheidung lag in den Händen von vier Zentralräten: Dem Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat, dem Landesarbeiterrat, dem Landessoldatenrat und dem Landesbauernrat 7 . Der Ar-

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Für die folgenden Ausführungen sei vor allem auf die genannte Literatur und die ausgewählten Materialien verwiesen: Willy Albredit, Landtag und Regierung in Bayern am Vorabend der Revolution von 1918. Berlin 1967; Karl-Ludwig Ay, Die Entstehung einer Revolution. Die Volksstimmung in Bayern während des Ersten Weltkrieges. Berlin 1968; Bayern im Umbruch, Hg. Karl Bosl. München und Wien 1969; Wolfgang Benz, Süddeutschland in der Weimarer Republik. Ein Beitrag zur deutschen Innenpolitik 1918-1933. Berlin 1970; Politik in Bayern 1919 bis 1933. Berichte des württembergischen Gesandten Carl Moser von Vilseck, hg. und kommentiert von Wolfgang Benz ( = Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 22/23). Stuttgart 1971; Dokumente zur Geschichte von Staat und Gesellschaft in Bayern, Hg. Karl Bosl. Abtlg. III: Bayern im 19. und 20. Jahrhundert, II: Die bayerische Staatlichkeit. München 1976; Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte, hg. v. Ernst Rudolf Huber, 3: Dokumente der Novemberrevolution und der Weimarer Republik 1918 bis 1933. Stuttgart 1966; Ernst Rudolf Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, 5, 6. Stuttgart 1978/81; Handbuch der Bayerischen Geschichte, hg. v. Max Spindler, 4/1. München 1974; Hans Fenske, Konservatismus und Reditsradikalismus in Bayern nach 1918. Bad Homburg 1969; Heinrich von Jan, Die Verfassungsurkunde des Freistaates Bayern vom 14. August 1919. München 1927; Peter Kritzer, Die bayerische Sozialdemokratie und die bayerische Politik in den Jahren 1918 bis 1923 ( = Miscellanea Bavarica Monacensia 20). München 1969; Friedhelm Mennekes, Die Republik als Herausforderung. Konservatives Denken in Bayern zwischen Weimarer Republik und antidemokratischer Reaktion (1918 bis 1925). Berlin 1972; Allan Mitchell, Revolution in Bayern 1918/1919. München 1967; Hans Na-

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beiter-, Soldaten- und Bauernrat rief am 8. November die Republik aus, sagte die Einberufung einer verfassungsgebenden Landesversammlung zu und bestellte Kurt Eisner zum Ministerpräsidenten. Eisner bildete eine provisorisdie Regierung und betrieb die Einrichtung eines „Provisorischen Nationalrates" als Volksvertretung. Diese Versammlung bestand aus Delegierten der Räte, Mitgliedern der bisherigen Zweiten Kammer, soweit sie den beiden sozialdemokratischen Parteien angehörten, Abgeordneten des Bayerischen Bauernbundes, der liberalen Fraktion und Vertretern der Christlichen Gewerkschaften sowie der Katholischen Arbeitervereine. Hier liegt die Wurzel des in der Folgezeit sichtbaren Dualismus zwischen Rätesystem und parlamentarischdemokratischer Ordnung, da der Provisorische Nationalrat nichts anderes als eine Parallele zum Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat war. Zwischen Volksvertretung und Regierung bestand keine Gewaltentrennung. König Ludwig III. leistete keinen formellen Thronverzicht, entband aber am 23. November 1918 die Beamten, Offiziere und Soldaten vom geleisteten Treueeid und stellte ihnen den Dienst unter den veränderten Verhältnissen frei. Mit Verordnung vom 15. November wurden als wichtige Maßnahme die bisher dem König vorbehaltenen Zuständigkeiten auf die einzelnen Fachminister übertragen, so vor allem die Sanktion der Gesetze. Das Begnadigungsrecht bei Todesstrafe ging auf den Ministerrat über, die beiden Kammern der konstitutionellen Monarchie wurden ihrer Funktion entkleidet, aber nicht aufgelöst. Die verschiedenen Räte beanspruchten in Nachfolge dieser beiden Kammern die Mitwirkung bei der Ausübung der Staatsgewalt. In Auseinandersetzung mit den Räten setzte Innenminister Erhard Auer, der Führer der Mehr-

wiasky, Bayerisches Verfassungsrecht. München 1923; ders., Die Stellung des Berufsbeamtentums im parlamentarischen Staat. München 1926; Horst Nusser, Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen und Österreich 1918 bis 1933 mit einer Biographie von Forstrat Georg Esdieridi 1870 bis 1941, 2 Bde. München 1973; John Raatjes, The role of communism during the Munidi revolutionary period, november, 1918—may, 1919. University of Illinois (Diss.) Urbana, III. 1958; Karl Rothenbücher, Die Stellung des Ministeriums nadi bayerischem Verfassungsredite. München 1922; Klaus Schönhoven, Die Bayerische Volkspartei 1924 bis 1932. Düsseldorf 1972; Karl Schwend, Bayern zwischen Monarchie und Diktatur. München 1954; Dietrich Thränhardt, Wahlen und politische Strukturen in Bayern 1848 bis 1953. Düsseldorf 1973; Werner Gabriel Zimmermann, Bayern und das Reich 1918 bis 1933. München 1953. 117

heitssozialdemokraten, die Wahl eines verfassungsgebenden Landtages im Ministerrat durch. Es wurde das allgemeine, geheime und unmittelbare Verhältniswahlredit festgelegt. Die Wahlen am 12. Januar 1919 brachten für die Revolutionäre die erwartete Niederlage: Bayerische Volkspartei 66, Deutsche Volkspartei und Bayerische Mittelpartei 9, Deutsche Demokratische Partei 25, Bayerischer Bauernbund 16, Mehrheitssozialdemokratische Partei 61 und Unabhängige Sozialdemokratische Partei 3 Sitze. Indem die Räte diese Entwicklung nicht zu verhindern vermochten oder nicht verhindern wollten — was man Eisner nachsagte —, wurde der Weg zur parlamentarischen Demokratie beschritten. Um Zeit zu gewinnen, zögerte Eisner die Einberufung des Landtages hinaus. Dies war legal durch das von der Regierung am 4. Januar 1919 verabschiedete Staatsgrundgesetz der Republik Bayern8. Es spricht dem Gesamtministerium die Möglichkeit des Referendums zu. Über die Bestellung der Regierung wird nichts ausgesagt. Die Beamten sollten ihre Rechte behalten. Unter dem Druck der Mehrheitssozialdemokraten berief der Ministerrat den Landtag schließlich auf den 21. Februar ein. Am nämlichen Tag kam es vor der Eröffnung zur Ermordung Eisners und zum Attentat auf Auer. In einer Gegenmaßnahme forderten die Radikalen die Errichtung einer bayerischen Räterepublik. In der aufgeheizten Stimmung war eine Regierungsbildung nicht möglich. Am 22. Februar übernahm der Rätekongreß — eine Delegiertenversammlung der verschiedenen Räte — unter faktischer Aufhebung des Provisorischen Nationalrates die politische Macht. Trotz nicht klarer Rechtslage bildete er am 1. März unter Führung des mitte-links einzuordnenden Sozialdemokraten und Berufspolitikers Martin Segitz aus Nürnberg ein Kabinett. Die bayerischen Abgeordneten der deutschen Nationalversammlung in Weimar protestierten, bezeichneten dieses Regime eine „verschleierte Räterepublik". Die Reichsregierung schloß sich dem Protest an und zwang den Rätekongreß zum Kompromiß. Er traf mit den drei die Regierung stützenden Fraktionen der Mehrheitssozialdemokraten, der Unabhängigen Sozialdemokraten und des Bayerischen Bauernbundes am 7.18. März 1919 eine Vereinbarung, wonach der Landtag kurz tagen sollte, um ein neues Ministerium „anzuerkennen". Weiter sollte der

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Gesetz- und Verordnungsblatt 1919, S. 1. Unter Abschnitt 17 heißt es: „Bis zur endgültigen Erledigung des Verfassungsentwurfes, der dem Landtag sofort nach seinem Zusammentritt vorgelegt werden muß, übt die revolutionäre Regierung die gesetzgebende und vollziehende Gewalt aus".

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Landtag diesem Minderheitenkabinett vorübergehend die gesamte vollziehende und gesetzgebende Gewalt übertragen. Unter Auflösung der bisherigen Armee sollte eine bayerische Volkswehr aus gewerkschaftlichorganisierten Arbeitern gebildet werden. Schließlich sollten die Räte verschiedene Vollmachten erhalten, so vor allem ein Vetorecht gegen Landtagsbesdilüsse. Der bayerische Landtag unterwarf sich diesen Forderungen und wählte am 17. März mit den Stimmen der bürgerlichen Parteien den Pfälzer Mehrheitssozialdemokraten und Volksschullehrer Johannes Hoffmann zum Ministerpräsidenten, bestätigte das vorläufige Staatsgrundgesetz und billigte einstimmig das vom Rätekongreß erzwungene Ermächtigungsgesetz mit Aufhebung der Trennung von Legislative und Exekutive. Der Landtag schaltete sich selbst aus und beschloß seine Vertagung — ein für die bayerische und deutsche Geschichte böses Omen. Das Ministerium besaß keinen Rückhalt mehr in der Volksvertretung und war abhängig vom Rätekongreß und vom Zentralrat. Es verlor bereits die erste Kraftprobe. Es setzte sich in seiner Absicht, den Landtag auf den 3. April einzuberufen, nicht durch. Am 7. April 1919 proklamierten die Führer des Zentralrates und des Soldatenrates — unter ihnen Ernst Niekisch, Gustav Landauer und Dr. Franz Lipp — die Räterepublik. Sie gaben den Rücktritt der Regierung Hoffmann, die Auflösung des Landtages und die Einsetzung einer Regierung von Volksbeauftragten bekannt. Die Kommunisten waren daran nicht beteiligt, weswegen diese erste Räterepublik von ihnen „Schein-Räterepublik" oder nach einigen beteiligten Anarchisten „Anarchistische Räterepublik" genannt wurde. Die Regierung Dr. Franz Lipp wurde berufen. Hoffmann gab sich nicht geschlagen. Er wich mit seinem Kabinett nach Bamberg aus und beanspruchte in einer Proklamation die höchste politische Gewalt in Bayern. Das Reich trat auf die Seite Hoffmanns. Nach einem fehlgeschlagenen Putsch der Münchner Garnison ging aus der ersten am 13. April die zweite Räterepublik — der nunmehr kommunistischen Räteherrschaft — hervor. Die Arbeiter- und Soldatenräte Münchens lösten den bisherigen Zentralrat auf und bildeten einen aus 15 Mitgliedern bestehenden Aktionsausschuß als Inhaber der gesetzgebenden und vollziehenden Gewalt. Die Ausübung der Macht lag aber in dem vom Aktionsausschuß gebildeten Vollzugsrat von vier Köpfen. Im Vollzugsrat trafen mit Eugen Levine, Max Levien und Tobias Axelrod die Kommunisten die eigentlichen Entscheidungen. Mit Hilfe des Reiches beseitigten bayerische Regierungstruppen bis zum 1./2. Mai 1919 das Räteregime. Damit endete die Phase der im ganzen vier revolutio119

nären Regierungen in Bayern. Insgesamt wurden für diese Zeit 34 Regierungsmitglieder ermittelt 9 . A m 31. Mai 1919 kam es zur Umbildung des Kabinetts Hoffmann. Es schieden die Unabhängigen Sozialdemokraten und die Mitglieder des Bayerischen Bauernbundes aus. Vertreter der beiden bürgerlichen Parteien, der Bayerischen Volkspartei und der Deutschen Demokratischen Partei traten ein. Die beiden Kabinette Hoffmann eröffnen die Epoche der parlamentarisch-demokratischen Regierungen in Bayern. Die bayerische Verfassung von 1919 — die sogenannte Bamberger Verfassung — hob, obwohl revolutionären Ursprungs, die Verfassung von 1 8 1 8 nicht ausdrücklich auf 10 . Sie stellt, wie das Revolutionsrecht selbst, im verfassungsrechtlichen Sinne auch Kontinuität dar. So wirkte Bestehendes fort, soweit es nicht ausdrücklich als erledigt erklärt wurde. Dies galt auch für Gesetze und Verordnungen der Revolutionsregierung Eisner. Persönlichkeiten und Gruppen der Regierungselite griffen in ihrem Verhalten und in ihrem Handeln auf die unterschiedlichen, oft gegensätzlichen Traditionen zurück. Dabei wurden weniger die Verfassungsnormen, mehr die Verfassungswirklichkeit geprägt. Die Verfassung legte das sogenannte Direktorialsystem fest 1 1 . In diesem Kollegium war der Ministerpräsident erster unter gleichen. E r besaß keine Richtliniengewalt, wie nach der Verfassung Bayerns von 1946. Bereits die Entstehungsgeschichte der Bamberger Verfassung zeigt das Zurücktreten des Landtages. Er beschloß in einer einzigen Plenarversammlung am 12. August 1919 die Verfassung, danach wurden noch wichtige Änderungen vorgenommen 1 2 . Selbst der Verfassungstext sah keine Unterordnung der Exekutive unter die Legislative vor, sondern eine Gleichordnung bei gewisser politischer Abhängigkeit der Exekutive. Tatsächlich ergab sich aber ein Übergewicht der Exekutive. So ging das

Die statistischen und sonstigen Angaben sind den in der Liste der Regierungsmitglieder und den in den Anmerkungen angeführten Quellen und Literaturhinweisen entnommen. 10 Gesetz- und Verordnungsblatt 1919, S. 531. 11 In § 57 der Verfassung heißt es: „Dem Gesamtministerium obliegt die Leitung der gesamten Staatsverwaltung, der Vollzug aller Gesetze, Reidhsverordnungen und Beschlüsse des Landtages sowie die Vertretung Bayerns gegenüber dem Reich, den einzelnen Staaten des Reiches und den auswärtigen Mäditen im Rahmen der Verfassung des deutschen Reiches". 12 Formal war das Vorgehen anfechtbar, da erst am 1. September 1919 die endgültige Fassung hergestellt wurde. 9

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ehemalige Recht des Monarchen der Ernennung und Entlassung der Minister zwar auf die Volksvertretung über, aber alle anderen Rechte der früheren Krone lagen nun bei der Exekutive. Der Staat wurde durch die Regierung repräsentiert. Im Vollzug war das Ministerium ein selbständiges Organ. Die direktoriale Zuständigkeit gab dem Gesamtministerium Funktionen eines Staatsoberhauptes. Es hatte das Recht der Vertretung des Staates nach außen, verschiedene Möglichkeiten des Einflusses auf die Tätigkeit des Landtages, vor allem durch die Gesetzesinitiative, durch die Berichterstattung und durch die Möglichkeit des Volksbegehrens gegen Beschlüsse des Landtags. Bezüglich des Haushaltsplans bestand ein suspensives Veto. Es hatte besondere Rechte im Falle des Staatsnotstandes, die auf Reichsebene beim Reichspräsidenten lagen. Obwohl die Rechte des Landtages gestärkt wurden, erbte das Gesamtministerium die Prärogative des Königs. Es besaß außerdem die Vermutung der Zuständigkeit. Als oberste vollziehende Behörde konnte es Rechtsverordnungen erlassen — ein Recht, das vorher dem Monarchen zugekommen war. Das Gesamtministerium ernannte unter Zustimmung des Landtages die Staatssekretäre als politische Vertreter der Minister und die Staatsräte als beamtete Vertreter. Es bestimmte die Vorstände der den Ministern unmittelbar untergeordneten Behörden. Die übrigen Rechte lagen bei den Einzelministern. Audi die Oberaufsicht über die Selbstverwaltungsbehörden war Sache des Gesamtministeriums. Neben das Gesamtministerium als Institution trat das Ministerium als Kollegium. Es bestand aus dem Ministerpräsidenten und den Einzelministern. Jeder mußte ein Ressort haben, auch der Ministerpräsident. Die Einzelminister hatten eine herausgehobene Funktion und waren dem Ministerpräsidenten sowohl in der Außenvertretung als auch hinsichtlich des Kontaktes mit dem Landtag gleichgeordnet. Schließlich konnte ihnen auch einzeln das Mißtrauen ausgesprochen werden. Die Zahl der Minister bewegte sich zwischen acht und zehn. Die Staatssekretäre waren nicht Mitglieder des Gesamtministeriums, weswegen sie auch in diesem Zusammenhang keine Berücksichtigung finden. Dennoch sind die Mitglieder des Gesamtministeriums nicht Behörden, sondern Personen. Die Kollegialität kam auch dadurch zum Ausdrude, daß die Vermutung der Zuständigkeit nach der Verfassung bei den einzelnen Ministern lag. Das Gesamtministerium konnte also nur in den durch die Verfassung festgelegten Fällen tätig werden. So war das Verordnungsrecht des Königs zum Teil auf das Gesamtministerium — so hinsichtlich der Organisationsverordnungen und der Notverordnungen — und zum 121

anderen Teil auf die Einzelminister — so hinsichtlich der Polizeiverordnungen — übergegangen. Die Einzelminister besaßen also eine hohe Selbständigkeit und Macht. Der Ministerpräsident hatte nur die Stellung eines primus inter pares. Er führte den Vorsitz im Gesamtministerium, hatte den Stichentscheid und überwachte den Vollzug der Beschlüsse. Er hatte ein besonderes Informationsrecht durch die Beamten der Staatsbehörden. Seine Stellung war eine persönliche, weswegen er Ressortminister sein mußte. Er wurde von der Mehrheit der gesetzlichen Mitgliederzahl des Landtages gewählt und bildete als einmaligen Akt mit Zustimmung des Landtages sein Kabinett. Darüber wurde in der Praxis nicht abgestimmt, sondern davon nur Kenntnis genommen. Danach hatte der Ministerpräsident keinen rechtlichen Einfluß mehr auf das Verbleiben der einzelnen Minister. Er konnte sie nicht entlassen. Dies konnte nur über das Mißtrauensvotum des Landtages geschehen. So erschöpfte sidi sein einmaliges Recht eigentlich im Akt der Regierungsbildung. Er war nicht Vertreter des Gesamtministeriums, weder gegenüber dem Reich noch gegenüber dem Landtag. Es ist hervorzuheben, daß nach der Bamberger Verfassung die Einzelminister eine herausgehobene Stellung besaßen. Nur fest umrissene Kompetenzen lagen beim Gesamtministerium. Beide zusammen waren als Exekutive gegenüber dem Landtag bevorzugt; da auch der Volksvertretung nur jene Rechte zukamen, die in der Verfassung ausdrücklich festgehalten waren. Diese Lage erlaubte es, verfassungsrechtlich und politisch von den bayerischen Regierungen der Weimarer Zeit als politischer Elite in einem umfassenden Sinn zu sprechen. Sie unterstreicht den oligarchisch-personalen Charakter der Führungsgruppe und leistete dem traditionellen staatskonservativen Denken Vorschub. II. Dies ist eine erste Analyse der Gruppe der Regierungsmitglieder als politische Delegationselite13. Wie bereits dargelegt, wird die Epoche vom 13

Es darf darauf verwiesen werden, daß zwar gedruckte und ungedrudcte Quellen — soweit zugänglich — und die einschlägige Literatur herangezogen wurden, daß aber verschiedene Angaben dennoch nidit eruiert werden konnten. Ob nun die biographischen Daten vervollständigt werden oder nicht, so läßt sich aus einer Gesamteinsicht doch annehmen, daß sich die grundlegenden Ergebnisse nicht oder nur unwesentlich verändern würden.

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Ausbruch der Revolution in München in der Nadit zum 8. November 1918 bis zum Ende der Ministerpräsidentschaft Heinrich Heids am 9. März 1933 behandelt. In dieser Zeit gab es in Bayern zwölf Kabinette, die von sieben Regierungschefs gebildet wurden. Hinzu kamen zwei Räteregierungen mit oligarchischer Führung 1 4 . Die Landtagswahlperiode betrug vier Jahre 1 8 . Mit Ausnahme der beiden Regierungen Heinrich Heids 1924 und 1928 trat jeder Ministerpräsident vor dem Ende seiner regulären Amtszeit zurück. Es amtierten 63 Regierungsmitglieder, die 81 Positionen innehatten. Darunter fallen neben den Regierungschefs und den Ministern auch die entsprechenden hohen Stellen in den Revolutionsregierungen. Die Vertreter im Amt werden als geschäftsführende Regierungsmitglieder nur dann hereingenommen, wenn das Ressort selbst nicht besetzt war. An sich ist die Epoche als Einheit zu behandeln. Dies geschieht auch. Jedoch wird eine weitere Aufgliederung nach der Zeit der revolutionären und jener der parlamentarisch-demokratischen Regierungen vorgenommen, da aus Einsichten in Gleichheit und Verschiedenheit doch bemerkenswerte Ergebnisse zu erwarten sind. Im Kabinett Hoffmann I und den beiden Räteregierungen tritt eine Überlappung der gegensätzlichen Regierungssysteme auf. Man kann die Zeit der parlamentarischdemokratischen Regierungen weiter aufschlüsseln, so in die Kabinette Johannes Hoffmanns, die sogenannten Beamtenkabinette Gustav von Kahrs, Graf Hugo Lerchenfelds und Eugen von Knillings sowie die „Parteien"-Kabinette Heinrich Heids. Dies ist von Fall zu Fall sinnvoll. Um welche Elite handelt es sich nun bei den 63 Regierungsmitgliedern? Bayern wies einschließlich der Pfalz 1919 eine Bevölkerungszahl von 7,14 Millionen und 1933 eine solche von 7,68 Millionen auf. Davon sind 63 Personen 82 beziehungsweise 88 hunderttausendstel Prozent. Vertraut man den Angaben der Soziologen, daß die Oberschicht weniger als fünf Prozent und die Eliten weniger, aber nicht sehr viel weniger als ein Prozent einer Gesellschaft betragen, so stellt die hier besprochene funktionale Elite der Regierungsmitglieder eine außerordentlich kleine Gruppe innerhalb der Eliten dar 1 6 .

Dr. Franz Lipp war wegen seiner Krankheit tatsächlich nur nomineller Leiter der ersten Räteregierung. Die Führung war kollektiv. " Landtagswahlen fanden 1919, 1920, 1924, 1928 und 1932 statt. Die Bildung des Landtages auf Grund des vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich vom 31. März 1933 wird in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt. 1 6 Beiträge zur Statistik Bayerns 117. München 1930; Wolfgang KöIImann, 14

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Von den sieben Ministerpräsidenten Bayerns ohne die kollektiv geordneten Räteregierungen stammen nach dem Geburtsort der erste, Kurt Eisner, und der letzte, Heinrich Held, nicht aus Bayern. Die übrigen fünf, Martin Segitz, Johannes Hoffmann, Gustav von Kahr, Graf Hugo Lerchenfeld und Eugen von Knilling waren einheimisch — und zwar zwei aus Alt- und drei aus Neubayern. Von den Regierungsmitgliedern insgesamt betrug der nachgewiesene Anteil der sogenannten Landfremden 19 von 57, also ein Drittel 17 . Von den Nichtbayern stammten vier aus dem Ausland, zwei waren deutsche Staatsbürger, einer — Anton Wadler — österreichischer und einer — Tobias Axelrod — russischer Staatsangehöriger. Die revolutionären Regierungen hatten die höchste Zahl an Nichtbayern in ihren Reihen, nämlich 16 von 31, also etwa die Hälfte 18 , während sich bei den parlamentarisch-demokratischen Kabinetten die Zahl der nachgewiesenen Niditbayern bei drei, also unter zehn Prozent bewegte. Die Verteilung innerhalb Bayerns zeigt, daß die Herkömmlinge aus den neubayerischen Gebieten Franken, Schwaben und der Pfalz mit 20 von 38 ein leichtes Übergewicht gegenüber jenen aus den altbayerischen Gebieten Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz hatten. Unterscheidet man weiter, so ergibt sich innerhalb der Revolutionsregierungen ein leichtes Übergewicht der Altbayern, innerhalb der Kabinette Hoffmann ein klares Übergewicht der Neubayern, in den Beamtenkabinetten ein leichter Vorrang der Altbayern und in den Kabinetten Held wiederum ein deutliches Übergewicht der Neubayern. Auch die Aufgliederung der Väter der Regierungsmitglieder nach Bayern und Nichtbayern ergibt vor allem für die Zeit der parlamentarisch-demokratischen Regierungen im wesentlichen kein anderes Bild. Es scheint so, als ob die Herkunft des jeweiligen Ministerpräsidenten das Profil der regionalen Abstammung der Kabinettsmitglieder bestimmte. Bayern ist ein Flächenstaat. Dennoch kamen zwei Drittel der Regierungsmitglieder aus den Städten. Dies gilt mit geringfügigen Schwankungen von der Regierung Eisner bis zum zweiten Kabinett Held 19 .

Bevölkerungsgeschidite 1800-1970. In: Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgesdiidite, Hgg. Hermann Aubin und Wolfgang Zorn, 2. Stuttgart 1976, S. 9 ff., 39. 1 7 Hinzu kommen sechs Regierungsmitglieder unbekannter Herkunft. !8 Hinzu kommen drei Regierungsmitglieder unbekannter Herkunft. 1» Für die Eltern der Regierungsmitglieder wurden in dieser Hinsicht keine Untersuchungen angestellt.

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Die Aufgliederung nadi beruflicher Tätigkeit gewährt Einsichten in die soziale Struktur der politischen Elite. Ihre Ordnung anhand der biographischen Daten nach dem gängigen Einteilungsschema Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht ergibt weitere Aufschlüsse 20 . Zur Oberschicht — hier ist die obere Mittelschicht mit eingeschlossen — zählen die hohen Beamten, ein Gutsbesitzer, ein landwirtschaftlicher Unternehmer, ein Arzt und ein Rechtsanwalt. Von den 63 untersuchten Personen sind zu dieser Schicht 31, also knapp die Hälfte zu rechnen. Die mittlere Schicht von Lehrern, freiberuflich Tätigen, einem kleineren Unternehmer und einem Mittelbauern umfaßt 16 Regierungsmitglieder. Arbeiter, kleinere Angestellte und ein Soldat ergaben für die untere Schicht 16 Personen, also etwa ein Viertel. Diese Gesamtzahlen ändern sich völlig, wenn man die Mitglieder der revolutionären Regierungen beiseite läßt. Es verbleiben für die restlichen Kabinette in der oberen Schicht von 38 nunmehr 28, in der Mittelschicht drei und in der Unterschicht sieben Personen. Nimmt man die Beamtenkabinette und die Kabinette Held für sich, so ergeben sich von insgesamt 24 Regierungsmitgliedern für die Oberschicht 21, für die Mittelschicht zwei und für die Unterschicht eines. Eine besondere Rolle spielten die Beamten. Von den 63 untersuchten Personen waren 29 Beamte, davon 23 aus der höheren Ministeriallaufbahn, ein hoher Richter — Ernst Müller-Meiningen —, drei Professoren — Lujo Brentano, Anton Fehr sowie Edgar Jaffe — und zwei Volksschullehrer — Johannes Hoffmann und E m s t Niekisch. Letzterer wurde später auch Professor. Unterscheidet man weiter, so entstammten selbst von den 34 Mitgliedern der revolutionären Regierungen noch sechs dem Beamtentum, wobei zwei der höheren Verwaltung angehörten. In den Kabinetten Hoffmann waren von 18 Regierungsmitgliedern neun Beamte, davon sieben höhere Ministerialbeamte. In den Beamtenkabinetten waren von 16 Mitgliedern 14 Beamte, davon 13 Ministerialbeamte. Die

2® Das vorgestellte Einteilungsmodell nadi sozialen Schichten ist nicht exakt statistisch erarbeitet. Es resultiert aus den biographischen Kenntnissen und ist eine Mischung aus beruflichen Gegebenheiten und der Zuordnung zu einer entsprechenden Lebenswelt, ist also zeitspezifisch und ergibt sich aus „informierter Willkür" oder „begründeter Schätzung". Ralf Dahrendorff, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland. München 1965; Theodor Geiger, Die soziale Schichtung des deutschen Volkes. Stuttgart 1932 (Neudruck Darmstadt 1972); Wolfgang Zapf, Wandlungen der deutschen Elite. Ein Zirkulationsmodell deutscher Führungsgruppen 1919 bis 1961. München 2 1966. 125

Verhältniszahlen blieben in den Kabinetten Held in etwa gleich. Von 13 Mitgliedern waren elf Beamte, davon zehn Ministerialbeamte. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß Bayern in der Weimarer Zeit von den hohen Beamten, vor allem von den hohen Ministerialbeamten regiert wurde 21 . Dies galt in höchstem Maße von den Beamtenkabinetten und den Regierungen Held. In ihnen waren außer hohen Verwaltungsbeamten nur nodi der führende Funktionär der christlichen Arbeiterbewegung Heinrich Oswald, der Verbandsfunktionär und Universitätsprofessor Anton Fehr, der Oberlandesgerichtsrat Ernst Müller-Meiningen, Ministerpräsident Heinrich Held und der Direktor im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen Johann Wutzlhofer vertreten. Bezieht man die soziale Stellung der Eltern in die Betrachtung ein, so zeigt sich noch deutlicher, daß die Beamtenlaufbahn als Mittel des Aufstiegs in die politische Elite an Attraktivität kaum zu überbieten war. Diese Einstellung entsprach der Position der Beamten in der politischen Elite 22 . Zunächst fällt auf, daß die Beamten zwar nach wie vor überrepräsentiert waren, daß aber ihr deutliches Übergewicht in der Generation der Väter fehlte. Bei den 43 hier in Betracht gezogenen Regierungsmitgliedern waren nur von elf bereits die Väter Beamte, also bei einem Viertel. Bei den revolutionären Regierungen wurden 19 Mitglieder in die Untersuchung mit einbezogen, von denen waren sechs Beamte, bei den Vätern waren es nur zwei. Von den 31 betrachteten Mitgliedern der parlamentarisch-demokratischen Regierungen waren 22 Beamte, wohingegen nur elf aus Beamtenfamilien stammten. Bei den Beamtenkabinetten und den Kabinetten Held waren von 21 Mitgliedern 19 Beamte und von den Vätern zehn. Machtstreben und Prestige fallen hier sichtlich

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Zum Vergleich: Der Anteil der Abgeordneten aus dem öffentlichen Dienst betrug bei den fünf Landtagswahlen von 1919 bis 1932 {die Wahl von 1933 wurde nicht berücksichtigt) im Durchschnitt 30,98 Prozent. Bei der BVP betrug der Anteil der Beamtenabgeordneten 36,86 Prozent im Durchschnitt, bei den Sozialdemokraten 21,26 Prozent im Durchschnitt und bei den Nationalsozialisten (berücksichtigt nur die Wahlen von 1924, 1928 und 1932) 43,43 Prozent. Eckard Heintz, Der Beamtenabgeordnete im bayerischen Landtag. Diss. München 1966, S. 105 ff. Bezüglich der Väter der Regierungsmitglieder konnte nicht in jedem Fall den entsprechenden Daten nachgegangen werden. Es ergibt sich ein Vorbehalt, da von den 63 Regierungsmitgliedern bei 20 die Angaben fehlen, sie infolgedessen unberücksichtigt blieben. Allerdings fielen bei der Untersuchung - wenn notwendig - auch jene Regierungsmitglieder heraus, bei deren Vätern die Angaben fehlen.

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zusammen und treffen sidi in der Stellung des hohen Beamten, die auch zur Regierungsposition befähigen konnte und in der Regel audi befähigte. Im Zweifelsfalle aber — und dies ist bezeichnend — gab der Inhaber eines Regierungsamtes der Beamtenposition gegenüber der politischen Funktion den Vorrang. Beispielhaft für diese Einstellung ist 1919 das Verhalten des Vorsitzenden der BVP und Finanzministers Karl Speck. Er erstrebte die Stelle des Präsidenten des Landesfinanzamtes. Die BVP erwog eine Personalunion und stimmte zu. Nach der Übernahme des neuen Amtes trat Speck aber als Finanzminister zurück. Für einen Parteivorsitzenden ein ungewöhnlicher Schritt, was auch in Parteikreisen mit Befremden registriert wurde. Den Gesamtzahlen nach sind prozentual ebensoviele Regierungsmitglieder der unteren Schicht zuzurechnen wie bei deren Vätern — elf von 43, ein Viertel; der Mittelschicht in der Generation der Väter 15 von 43, etwa zehn Prozent mehr als bei den Söhnen; der Oberschicht 17 von 43, zehn Prozent weniger als bei den Regierungsmitgliedern selbst. Die soziale Aufstiegstendenz ist unverkennbar. Nimmt man die Mitglieder der revolutionären Regierungen für sich, so betrug der Anteil der Unterschicht bei den Vätern, deren Berufe festgestellt werden konnten, fünf von 19; ebenfalls fünf von 19 bei den Regierungsmitgliedern selbst. In der Mittelschicht waren es bei Vätern und Söhnen jeweils neun aus 19. Ähnliches gilt für die Oberschicht. Auch hier kamen von den Mitgliedern der revolutionären Regierungen fünf von 19 aus der Oberschicht und bei den Vätern ebenfalls fünf von 19. Die Mobilität zeigt, daß drei Regierungsmitglieder der Unterschicht angehörten, deren Väter ebenfalls dieser Schicht zuzurechnen sind. Ein Mitglied der Unterschicht stieg auf in die Mittelschicht und ein Mitglied der Mittelschicht sank ab in die Unterschicht. Sechs Mitglieder waren auch ihrer Herkunft nach Angehörige der Mittelschicht. Zwei Mitglieder der Mittelschicht entstammten der Oberschicht. Zwei Mitglieder der Oberschicht kamen väterlicherseits aus der Mittelschicht, wohingegen drei Mitglieder der Oberschicht selbst auch aus der Oberschicht stammten. Es bleibt festzustellen, daß die Mitglieder in den revolutionären Regierungen sich zum größten Teil aus der mittleren und oberen Schicht rekrutierten. Bei den parlamentarisch-demokratischen Regierungen gehörten von 31 Mitgliedern fünf der unteren Schicht an, bei den Vätern waren es noch mehr, nämlich neun. In der Mittelschicht waren es zwei von 31 und bei den Vätern neun von 31; in der Oberschicht 24 von 31 und 13 von 31. Vier der aus der Unterschicht kommenden Regierungsmitglieder stammten aus Familien der Unterschicht. Eines der Regierungsmitglieder aus 127

der Untersdiidit entstammte der Mittelsdiidit, nämlich Hans Gasteiger. Von den zwei Regierungsmitgliedern, die der Mittelschicht angehörten — die Ministerpräsidenten Held und Hoffmann — entstammte ersterer der Unterschicht und letzterer der Mittelschicht. Von den 24 Regierungsmitgliedern, die der Obersdiicht zuzurechnen sind, entstammten vier — Gürtner, Schweyer, Goldenberger und Schmelzle — der Unterschicht, sieben der Mittelschicht und 13 der Oberschicht. Die Regierungselite der parlamentarisch-demokratischen Phase gehörte zu mehr als drei Vierteln der Oberschicht, zu weniger als zehn Prozent der Mittelschicht und zu fast 20 Prozent der Unterschicht an. Von den Vätern waren etwas weniger als die Hälfte Angehörige der Oberschicht, und jeweils etwas weniger als ein Drittel Angehörige der Mittel- beziehungsweise der Unterschicht. Bei Berücksichtigung der dargelegten Mobilität ist der Aufstieg von der Unter- und der Mittelschicht in die Oberschicht deutlich, der Abstieg von der Mittel- in die Unterschicht minimal und ein Abstieg von der Oberschicht in die Mittel- oder Unterschicht nicht vorhanden. Unterscheidet man weiter und differenziert zwischen den sozialdemokratischen Koalitionskabinetten Hoffmann, den Beamtenkabinetten und den BVP-Kabinetten Held, so liegen die Verhältnisse bei den Beamtenkabinetten und den Kabinetten Held ähnlich bis gleich. Vom Kabinett Kahr I bis zum Kabinett Held II ist ein Mitglied von 21 — Heinrich Oswald — der Unterschicht zuzurechnen und entstammte selbst auch der Unterschicht. Ein Regierungsmitglied — Held — ist der Mittelschicht zuzurechnen und entstammte selbst der Unterschicht. Vier Kabinettsmitglieder kamen aus der Oberschicht und entstammten selbst der Unterschicht, fünf Regierungsmitglieder sind der Oberschicht zuzurechnen und kamen selbst aus der Mittelschicht, zehn Regierungsmitglieder gehörten ihrem Status nach der Oberschicht an und entstammten auch selbst der Oberschicht. Nur jeweils fünf Prozent der Regierungsmitglieder kamen also aus der Unterschicht und aus der Mittelschicht und über 90 Prozent aus der Oberschicht. Bei den Vätern waren nodi knapp 30 Prozent der Unterschicht, über 20 Prozent der Mittelschicht und nicht ganz 50 Prozent der Oberschicht zuzurechnen. Die soziale Aufstiegstendenz ist unverkennbar, wenn sich auch bei den Regierungsmitgliedern selbst 19 von 21 aus der Oberschicht rekrutierten. Bei den Vätern ist interessant, daß etwa die Hälfte der Regierungsmitglieder der Obersdiicht und jeweils ein Viertel der Mittel- beziehungsweise der Unterschicht zuzurechnen sind. Das Profil für die Beamtenkabinette und die Kabinette Held getrennt betrachtet, ist damit vorgegeben. In den Beamtenkabinetten gehörten 128

von 13 Regierungsmitgliedern zwölf der Oberschicht und eines — Heinrich Oswald — der Unterschicht an. Oswald kam auch aus der Unterschicht, wohingegen bei den Vätern der übrigen Regierungsmitglieder zwei aus der Unterschicht und drei aus der Mittelschicht und sieben aus der Oberschicht stammten. Bei den Kabinetten Held sind die Verhältnisse ähnlich. Ein Regierungsmitglied — Heinrich Oswald — ist der Unterschicht zuzurechnen und entstammte auch der Unterschicht; ein Regierungsmitglied — Heinrich Held — ist der Mittelschicht zuzuredinen und entstammte der Unterschicht. Von den übrigen elf Kabinettsmitgliedern, die der Oberschicht zuzurechnen sind, entstammten drei der Unterschicht, drei der Mittelsdlicht und fünf der Oberschicht. Aber auch bei den 13 Mitgliedern der Regierungen Hoffmann, bei denen die Berufe der Väter festgestellt werden konnten, gehörten noch acht der Oberschicht, vier der Unterschicht und eines der Mittelschicht an. Drei der Regierungsmitglieder, die der Unterschicht zuzurechnen sind, entstammten selbst der Unterschicht, eines der Mittelschicht — Hans Gasteiger; eines aus der Mittelschicht — Johannes Hoffmann — kam selbst auch aus der Mittelschicht; von den acht Regierungsmitgliedern der Oberschicht entstammten vier der Mittelschicht und vier der Oberschicht. Bemerkenswert ist, daß immer noch acht von 13 Kabinettsmitgliedern der Oberschicht entstammten, daß zwar der Anteil jener, die der Unterschicht zugehörten und ihr auch entstammten, größer ist als bei den folgenden Regierungen, daß sich aber die Regierungsmitglieder aus der Oberschicht nicht aus der Unterschicht, aber zu gleichen Teilen aus der Mittelschicht und aus der Oberschicht rekrutierten. Unter den Regierungsmitgliedern finden sich Adelige. Gleichwohl spielt der Adel als Stand keine Rolle mehr. Diese Entwicklung hatte sich für die Regierungselite bereits vor der Revolution angekündigt. Wie in der Weimarer Verfassung, so wurde auch nach der bayerischen Verfassung von 1919 — hier in § 15 — der Adel aufgehoben, und bayerische Staatsangehörige durften ihre Adelsbezeichnungen als Namensbestandteil weiterführen. Auch wurde es bayerischen Staatsangehörigen verboten, Adelsverleihungen anderer Staaten anzunehmen. Im rechtlichen Sinne konnte also der Adel kein Stand mehr sein, da er keine besonderen Rechte und Pflichten mehr hatte. Von den 63 Regierungsmitgliedern waren neun Adelige, zwei — von Frauendorfer und von Meinel — auch in den Revolutionsregierungen. Beide waren allerdings ebenfalls in den parlamentarisch-demokratischen Regierungen vertreten, so daß von den dort wirkenden 38 Regierungsmitgliedern gleichfalls neun dem Adel zuzurechnen sind. Von diesen neun waren sechs persönlicher Adel oder 129

neuerer Verdienstadel — so von Frauendorfer, von Meinel, von Merkel, von Kahr, von Knilling und von Deybedc. Drei — Freiherr von Freyberg, Freiherr Haller von Hallerstein und Graf Lerdienfeld — kann man zu den Alt-Adeligen zählen. Bei Freyberg und Lerdienfeld spielte gewiß der Grundbesitz im traditionellen Sinne nodi eine Rolle; er war das Rüdegrat ihrer Tätigkeit. Aber weder bei diesen beiden nodi bei Haller von Hallerstein ist eine parteipolitisch oder gar standespolitisdi konservative Rolle zu bemerken. Diese Adeligen ordnen sidi in das bürgerlidi-republikanisch geprägte soziale oder parteipolitische Spektrum ein. Graf Lerchenfeld gehörte zwar der BVP an, war aber keineswegs parteipolitisch engstirnig, eher weltoffen und ausgleichend, was seiner Lebenshaltung entsprach. Freiherr Haller von Hallerstein war Sozialdemokrat mit Parteikarriere, zu deren Gunsten er seinen Arztberuf aufgegeben hatte. Freiherr von Freyberg hatte gemäß seiner Ausbildung und Berufung vorwiegend agrarpolitisdie Interessen, konnte sich also am ehesten noch in einer traditionellen Rolle verstehen, war aber gleichwohl im sozialdemokratischen Koalitionskabinett Hoffmann II als Landwirtschaftsminister tätig. Die Religionszugehörigkeit spielte eine größere Rolle, als es auf den ersten Blick den Ansdiein hatte. Dies nidit nur im Hinblick auf die konfessionelle Parität zwischen Katholiken und Protestanten, sondern auch hinsichtlich des Vorwurfs an die Mitglieder der Revolutionsregierungen einer besonderen Religions- oder Kirchenfeindlichkeit. Von den 63 Regierungsmitgliedern konnten bei 44 Angaben ermittelt werden. Der überwiegende Teil, nämlich 27 war katholisch, sieben evangelisch, drei — Eisner, Soldmann und Unterleitner — bekannten sich als Dissidenten, jüdischer Religion waren zwei — Landauer und Toller —, als freireligiös bekannten sich Segitz und Simon, als griechisch-orthodox Levien und Levine sowie einer als konfessionslos — Schneppenhorst. In den Revolutionsregierungen konnten bei 19 entsprechende Angaben ermittelt werden. Sieben waren katholisch, drei evangelisch, zwei griechisch-orthodox, zwei freireligiös, drei waren Dissidenten und zwei jüdischer Religion. Die oft geschriebene Behauptung, daß die Angehörigen der jüdischen Religion einen besonderen Anteil darstellten, ist nicht zutreffend. Zum Judentum bekannten sich Gustav Landauer und Ernst Toller. Kurt Eisner war zunächst Jude, bekannte sich dann aber als Dissident, und Edgar Jaffe war gleichfalls zunächst jüdischen Bekenntnisses, wechselte aber dann zum evangelischen Glauben über. Auch in den Kabinetten Hoffmann war der Anteil der Katholiken, nämlich sieben von 14 Regierungsmitgliedern, bei denen Angaben ermittelt werden konnten, am höchsten. 130

Drei Mitglieder waren evangelisch und zwei freireligiös. Hinzu kamen ein Dissident und ein Konfessionsloser. Der Anteil der Katholiken nahm in den Beamtenkabinetten und nodi mehr in den „Parteien"-Kabinetten absolut und anteilsmäßig zu. In den Beamtenkabinetten wurden bei 13 von 16 Regierungsmitgliedern Angaben ermittelt: neun waren katholisch und vier evangelisch. In den Kabinetten Held waren von den 13 Regierungsmitgliedern zwölf katholisch und einer — von Meinel — evangelisch. Der steigende Anteil der Katholiken nach 1918 in der politischen Führungsgruppe korrigierte die Verhältnisse der Prinzregentenzeit, in der die Zahl der Regierungsmitglieder evangelischer Konfession überproportional hoch gewesen war. Die verfassungsmäßige formale Trennung von Kirche und Staat nach 1919 schuf für die Kirchen einen größeren Freiraum und schützte sehr weitgehend Religionsfreiheit und Religionsausübung. Katholiken und katholische Geistliche gaben ihr traditionell distanziertes Verhältnis zur staatstragenden Regierungselite auf. Freilich hatte gerade in Bayern bereits vor der Revolution der Reformkatholizismus das katholische Bürgertum stärker in den Staat integriert 23 . Unter den Bedingungen der Republik übernahmen die Beamten katholischer Konfession die national-liberalen Traditionen des 19. Jahrhunderts. Dies bestätigt die Haltung der Regierungselite zu Revolution und Republik. Bei ihr setzten sich beginnend bei den revolutionären Regierungen bis hin zum zweiten Kabinett Held nach Selbstverständnis und in den Prinzipien der Selbstergänzung in zunehmendem Maße die traditionellen Einstellungen der in Bayern führenden, vom Geiste Montgelas1 geprägten Beamtenschaft durch. Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur im Wandel der Bedeutung des konfessionellen Elementes für die Regierungsbildung und das Regierungshandeln, sondern ergibt sich auch aus einer deutlichen Tendenz zur „Akademisierung", der Bedeutung der Bildung, des Bildungsstrebens und des Bildungsniveaus dieser Führungsgruppe. Sinnfällig ist dies bei den in großer Zahl vorhandenen hohen Beamten, die eine akademische Ausbildung hatten. Von den 63 Regierungsmitgliedern hatten 52 ein Universitätsstudium absolviert und weitere acht die höhere Schule abgeschlossen. Bei den Mitgliedern der revolutionären Regierungen hatten von 34 immerhin 15 eine akademische Bildung. In den

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Karl Mödcl, Die Prinzregentenzeit. Gesellschaft und Politik während der Ära des Prinzregenten Luitpold in Bayern. München und Wien 1972, S. 120 f., 510 ff., 538. 131

Kabinetten Hoffmann waren es elf von 18, in den Beamtenkabinetten 14 von 16 und in den „Parteien"-Kabinetten zwölf von 13. In den revolutionären Regierungen und den Kabinetten Hoffmann zusammen hatten 25 von 45 Angehörigen und in den Beamtenkabinetten und den „Parteien"-Kabinetten zusammen hatten 22 von 24 Angehörigen eine akademische Bildung. Die Zahl derer, die ein Hodisdiulstudium abgeschlossen hatten, nahm also bei den Regierungsmitgliedern im Laufe der Weimarer Zeit ständig zu. Allerdings verlagerte sidi der Schwerpunkt von einer mehr philologisdi-geisteswissensdiaftlichen zu einer mehr juristisdi-nationalökonomisdien Ebene. Es nimmt nicht wunder, daß nach der Revolution von 1918/19 die Institution des Berufsbeamtentums ohne Einschränkungen und mit großer Selbstverständlichkeit übernommen wurde. Die bayerische Tradition der Ausübung politischer Herrschaft durch das hohe Beamtentum wurde diskutiert, aber nicht in Frage gestellt 24 . Für den politisch aktiven Beamten war es nicht nur die Stellung gewesen, die Stärke verliehen hatte. Der Hof des Regenten oder des Königs war die „Mitte"; er gab gesellschaftlichen Glanz und emotionalen Halt. So galt im überkommenen Sinn noch immer das Prinzip der Versachlichung, das der Ausbildung — worin sidi Aufstieg durch Bildung ermöglichen ließ —, das der Leistung, das der Laufbahn und das der Versorgung; aber das Prinzip der persönlichen Treue gegenüber dem Herrscher war mit der konstitutionellen Monarchie dahingegangen. Das daraus resultierende Ethos des Dienstes war nicht mehr personal denkbar, obwohl die Erinnerung wirkte und aus der Vergangenheit immer wieder auftauchte. In seiner Unsicherheit schwankte der Beamte vielfach zwischen parteipolitischen Wünschen nach politischer Aktivität und dem Bemühen um parteipolitische Neutralität. Da der Beamte mehr das Beständige als das Wandelbare verkörperte, war es bald der Mythos des Staates, der ihn faszinierte, nicht die Parteien. Dieser Mythos war viel berufbar, weswegen er in seiner Abstraktion bald Unabhängigkeit und politischen Einfluß verlieh.

24

Diese besondere Stellung der Beamten in Bayern kommt auch in der entsprechenden Formulierung in der bayerischen Verfassung zum Ausdruck: § 67 „Den Beamten wird Freiheit der religiösen und politischen Gesinnung und des Zusammenschlusses gewährleistet". Die entsprechende Formulierung in der Weimarer Reichsverfassung läßt den Beamten einen geringeren Spielraum. In Artikel 130 heißt es: „Die Beamten sind Diener der Gesamtheit, nicht einer Partei. Allen Beamten wird die Freiheit ihrer politischen Gesinnung und die Vereinigungsfreiheit gewährleistet".

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III.

Es ist trivial festzustellen, daß die parteipolitische Zugehörigkeit der Regierungsmitglieder im allgemeinen von jener Partei abhängt, die die Wahlen gewinnt und damit die Regierung bildet. Dies gilt für das Bayern der Weimarer Zeit nur bedingt. Die Parteimitgliedschaft und noch mehr deren Zugehörigkeit zum Landtag spielen eine eher begrenzte Rolle. Von den 63 Regierungsmitgliedern gehörten 15 der Bayerischen Volkspartei, 23 den Mehrheits- und unabhängigen Sozialdemokraten, sechs den Kommunisten und Räten, fünf dem Bauernbund, zwei der Deutschen Demokratischen Partei und zwei der Mittelpartei beziehungsweise der Deutsch-nationalen Volkspartei an. Damit waren 53 von 63 Regierungsmitglieder auch Parteimitglieder. Diese hohe Zahl wird stark relativiert, wenn man die Landtagsmitgliedschaft hinzunimmt. Hier zeigt sich rasch, daß die Parteimitgliedschaft weniger politischen Einsatz im demokratisch-republikanischen Sinne darstellt, eher Teilinteressen zum Ausdruck bringt. Von den 63 Regierungsmitgliedern waren nur 24 Landtags- und 17 Reichstagsabgeordnete. Von den Revolutionsregierungen saßen — abgesehen von den Räteregierungen — nur sechs Mitglieder der Mehrheitssozialdemokraten und ein Mitglied der unabhängigen Sozialdemokraten — Kurt Eisner — im Landtag. Von der Regierung Hoffmann I bis Held II waren von 38 nur 20 Landtagsabgeordnete. Die Tendenz bestätigt sich bei den späteren Regierungen. Von den 18 Ministern der Kabinette Hoffmann waren elf im Landtag, von den Beamtenkabinetten von 16 nur sechs und von den Kabinetten Held von 13 nur drei. Auch hieraus erklärt sich die zeitliche Unterteilung in revolutionäre Regierungen, Kabinette Hoffmann, Beamtenkabinette und „Parteien"-Kabinette. Die Zeit der „Beamtenkabinette" umfaßt die beiden Kabinette Kahr, die beiden Kabinette Lerchenfeld und die beiden Kabinette Knilling. Nach dem Rückzug der Sozialdemokraten unter Johannes Hoffmann aus der Regierungsverantwortung und der Weigerung Dr. Georg Heims, des mächtigsten Mannes der Bayerischen Volkspartei, die Ministerpräsidentschaft zu übernehmen, setzte dieser mit Unterstützung führender Männer aus den Einwohnerwehren den Regierungspräsidenten von Oberbayern und ehemaligen Ministerialdirektor im Innenministerium Gustav von Kahr als Ministerpräsidenten durch. Die Bayerische Volkspartei nützte also die im Zuge des Kapp-Putsches erlangte Machtstellung nicht zur unmittelbaren Übernahme der Regierungsverantwortung. Kahr und sein Nachfolger Graf Lerchenfeld und Eugen von Knilling und fast 90 Prozent der Kabinettsmitglieder waren hohe Staatsbeamte und fühl133

ten sich, wenn sie formal überhaupt Mitglieder der Bayerischen Volkspartei waren, nicht im geringsten als Parteipolitiker. Sie verachteten das parteipolitische Getriebe und die parlamentarische Regierungsweise und hingen im allgemeinen auch nicht an ihrem Amt. Sie schätzten ihre Beamtenstellung höher ein. Kahr sah sich selbst als eine Mischung „von Verlangen nach führender Stellung und pflichttreuer Einordnung in den Staat und in den einmal übernommenen öffentlichen und privaten Dienst". Er sagte von der Politik, daß er „für solche Dinge zehn Daumen" habe. Seine Ernennung zum Ministerpräsidenten nannte er „die größte Eselei". Aus dieser seiner Einstellung — und hier zeigt sich besonders, daß sein Ehrgeiz größer als seine Begabung war — machte er auch gegenüber dem Landtag kein Hehl, indem er sich als einen unpolitischen Menschen hinstellte und bekannte, daß er „von starker Abneigung gegen die Politik erfüllt" sei. Von den gültigen Reichs- und Landesverfassungen sagte er, daß er sie nicht lese. „Erst die nächste lese ich", die monarchistische Verfassung. In der Tat war Kahr ein überzeugter Anhänger der Monarchie der Wittelsbacher. In ihm übernahm kein politischer Führer, sondern ein unpolitischer Beamter die Regierung, die er mehr als „Verwaltung" begriff. Seine Politik, Bayern zur „Ordnungszelle" des Reiches zu machen, scheiterte. Sie war letztlich auch die Ursache für seinen Rücktritt. Kennzeichen ist dabei, daß Kahr in einer Kraftprobe zwischen Regierung und Landtag sein Amt niederlegte, weil das Parlament die Oberhand behalten hatte 25 . Ministerpräsident Graf Hugo von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg war Ministerialbeamter, dann hoher Diplomat in Bayern und im Reich gewesen. Als Aristokrat und Ästhet vertrat er eher eine Politik der Mäßigung, war offen gegenüber dem Reich und auch den bayerischen Sozialdemokraten. Er war mit Adam Stegerwald gut bekannt und arbeitete mit ihm zusammen. Er sah die Dinge eher aus einer philosophischen Weltbetrachtung, nahm das Parteiengetriebe nie richtig ernst und hatte folglich in der Bayerischen Volkspartei auch keine starke Anhängerschaft. So nahm er die Politik „mit dem Lächeln des Weisen" mehr wie ein „Spiel relativer Wahrheiten" hin. Er trat über der Republikschutzfrage und unter dem Vorwurf „staatssozialistischer" Auffassun25

Bernhard Zittel, Gustav von Kahr. In: Fränkische Lebensbilder 3. Würzburg 1969, S. 327 ff.; Georg Franz-Willing, Die Hitlerbewegung. Hamburg 1962. S. 199 ff.; Franz Menges, Hans Schmelzle. Bayerischer Staatsrat im Ministerium des Äußern und Finanzminister. Eine politische Biographie mit Quellenanhang. München 1972, S. 201 ff.

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gen zurüdc. Auslösender Faktor war die Bayerische Volkspartei, in Wirklichkeit aber hatten Reditskreise in der politischen Führung des Kabinetts und in der hohen Ministerialbeamtensdiaft das Verhalten der Bayerischen Volkspartei in die Wege geleitet. Aus diesem Grunde resignierte Lerchenfeld, bevor dazu im parlamentarischen Sinne die Notwendigkeit bestand 2 6 . Ministerpräsident Eugen von Knilling gehörte eigentlich zum liberalen Beamtentum der Vorkriegszeit. In diesem Sinne war es nicht verwunderlich, daß er nach der Revolution zur Bayerischen Volkspartei nicht aus innerer Überzeugung, sondern aus einer Art Konjunktur gestoßen war. Er war von hoher Intelligenz, großer Erfahrung, aber ein Zyniker und Egoist, wie ihn der spätere Finanzminister Hans Sdimelzle kennzeichnete. Es waren Eigenschaften, die ihn im Parteigetriebe nicht beliebt machen konnten, so daß das Urteil, er sei eine „farblose Beamtenpersönlichkeit ohne besondere staatsmännische Fähigkeiten" verständlich wird 2 7 . Unter Zustimmung des Ministerrats, des Fraktionsführers der Bayerischen Volkspartei Held und des Kronprinzen Rupprecht nahm er 1923 die Ernennung Gustav von Kahrs als Generalstaatskommissar mit weitreichenden Vollmachten hin. Die Staatsregierung wurde damit tatsächlich zu einer „Oberverwaltungsbehörde" degradiert. Aber dies beschäftigte Knilling nicht weiter, da er das Ministerium als politische Einrichtung ohnehin gering schätzte. Auch Außenminister Franz Xaver Schweyer gehörte zu den Fachministern mit einer „etwas schwerblütigen, politisch wenig versierten und oft stark bürokratischen Art". Finanzminister Wilhelm Krausneck war ein disziplinierter, pflichtbewußter und redlicher Beamter, stieß zur Bayerischen Volkspartei nur deswegen, weil sie seinen monarchistischen Überzeugungen am nächsten zu stehen schien. Er lehnte im übrigen ihre Politik ab, da sie ihm das demokratische Prinzip zu stark betonte. E r war auch sonst jeglichem Parteienwesen und dem Parlamentarismus abhold 28 . Die Beamtenkabinette waren also keine „Parteien"-Kabinette. Die Ministerpräsidenten waren keine Parteiführer und im materiellen Sinne auch keine politischen Führer. Sie gehörten meist nicht dem Landtag an

M

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Karl Schwend, Bayern, S. 184; Handbudi der Bayerischen Geschichte, hg. v. Max Spindler. 4/1. München 1974, S. 465 ff. Franz Menges, Reichsreform und Finanzpolitik. Berlin 1971, S. 29. Karl Sdiwend, Bayern, S. 268; Franz Menges, Die Ansbacher Jahre des bayerischen Finanzministers Dr. Wilhelm Krausnedc. In: Jahrbuch des historischen Vereins für Mittelfranken 87 (1973/74), S. 130 ff. 135

und gingen keine oder nur eine formale Mitgliedschaft in der Bayerischen Volkspartei ein. Sie standen ihrem Denken und Handeln nadi eher in der Tradition der Fachminister der monarchischen Ära. Sie waren Beamtenminister, verhielten sich der parlamentarisch-demokratisch geordneten Republik gegenüber reserviert bis ablehnend und waren bestrebt — wie etwa Wilhelm Krausneck —, den Nimbus des überparteilichen, objektiven Beamten zu erhalten. Sich so als Fadiminister verstehende Regierungsmitglieder gab es bereits drei in den revolutionären Regierungen, sieben in den Kabinetten Hoffmann und schließlich mindestens zehn in den Beamtenkabinetten. Ebensoviele lassen sich in den Regierungen Held ausmachen, obwohl diese als „Parteien"-Kabinette bezeichnet werden, da der Fraktionsvorsitzende der Bayerischen Volkspartei gleichzeitig Ministerpräsident war. Faßt man aber die gesamte Regierungselite in der Ära Held ins Auge, so wollte und konnte Held an den traditionellen Verhaltensweisen und Einstellungen nichts ändern. Sie verstärkten sich sogar, was den Einfluß der hohen Ministerialbeamtenschaft betrifft. Die Bayerische Volkspartei war Mehrheitspartei, und dennoch gab sie sich mit dieser Lage zufrieden. Die Gründe für den Mangel an politischem Einsatz, politischem Verständnis und auch politischer Kultur sind den Ursachen nach wesentlich in der Vorkriegszeit zu suchen. Dem gouvernementalen Kurs der nationalliberalen, bürokratischen Führung der Prinzregentenzeit hatte sich das Bayerische Zentrum in der herrschenden Richtung nach 1907 weitgehend angepaßt. Der Weltkrieg verstärkte diese Tendenz, drängte entweder die Vertreter des linken Parteiflügels zurück oder diese schwenkten unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse auf einen staatskonservativen Kurs ein — wie Heinrich Held und Dr. Georg Heim. So glaubte man angesichts der schier unüberwindlichen Schwierigkeiten in der Nachkriegszeit, mehr Fachleute als Parteipolitiker in die verantwortlichen Stellen bringen zu müssen. Die politischen Ziele waren inhaltlich noch-von den politischen Vorstellungen der Vorkriegszeit geprägt. Die außenpolitischen Probleme des Deutschen Reiches suchte Bayern entlang nationalistischen Denkens durch eine Sonderpolitik mit Hilfe der Einwohnerwehren zu bewältigen. Auf erfahrene Männer des Staates glaubte die Bayerische Volkspartei, in einem restaurativen Ordnungsdenken als Bollwerk gegen die Revolution und in Wiederherstellung einer föderativen Ordnung nach Bismarck'schem Vorbild, nicht verzichten zu können, ohne zu erkennen, daß es sich bei all den Problemen weniger um juristische oder verwaltungstechnische, vielmehr um politische Fragen handelte. Angesichts 136

der politischen Unsicherheiten und der mangelnden zukunftsorientierten Perspektiven setzten sich in der Bayerischen Volkspartei ebenso bequeme wie unverantwortliche Verhaltensweisen durch. In schwierigen bis hoffnungslosen politischen Situationen war es im Falle von Fehlentscheidungen einfach, einer zunehmend radikalisierten öffentlichen Meinung den Inhaber des höchsten Staatsamtes, der sich „von der im Hintergrund bleibenden führenden Regierungspartei als .Sündenbock' jederzeit und ohne dieser deshalb Schwierigkeiten bereiten zu können, auswechseln ließ", vorzuwerfen 29 . Auf diese Weise ließ die Bayerische Volkspartei die Regierungen Kahr, Lerchenfeld und Knilling scheitern. Die Parteipolitiker übernahmen die Verantwortung nicht selbst. Sie waren sich zu schade. Beamte konnten dafür leichter verwendet werden, da sie sozial abgesichert waren und die politische Niederlage nicht sehr persönlich nahmen, sondern sich als Beamte für die Übernahme und auch für das Abgeben derartiger Ämter für verpflichtet hielten. So nannte man die in der Wahlperiode zwischen 1920 und 1924 unter drei Ministerpräsidenten amtierenden Regierungen „von der BVP gesteuerte Beamtenkabinette" 30 . Diesem Urteil wird man nur bedingt zustimmen können. Die Bayerische Volkspartei oder ihre Landtagsfraktion war zwar formal der auslösende Faktor, jedoch lagen die Ursachen meist tiefer, an den inneren Gegensätzen der politischen Elite, deren Gruppen sich vielfach nur der Bayerischen Volkspartei oder dominierender Flügel bedienten. Die Beamtenregierungen schwankten so zwischen Macht und Ohnmacht. Erst 1924, als die Verhältnisse durch die wachsende politische Radikalisierung — sichtbar in den Ergebnissen der Landtagswahlen von 1924, die Bayerische Volkspartei verlor 19 Mandate und die Nationalsozialisten erlangten mit 23 ebensoviele wie die Sozialdemokraten — immer unhaltbarer geworden waren, sich kein hoher Beamter für die Ministerpräsidentschaft mehr fand, übernahm der erfahrenste und wohl auch befähigste Politiker der Bayerischen Volkspartei nach langem, allzulangem Zögern die Verantwortung für die Führung des Staates. Auf parlamentarischem Wege kam in Koalitionsverhandlungen eine MitteRechts-Regierung zustande, die aus den bisherigen Traditionen inhalt-

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Albert Schwarz, Die Zeit von 1918 bis 1933. In: Handbuch der Bayerischen Geschichte, hg. v. Max Spindler. 4/1. München 1974, S. 454 ff., 471. 80 Falk Wiesemann, Die Vorgeschichte der nationalsozialistischen Machtübernahme in Bayern 1932/1933. Berlin 1975, S. 17. 137

lieh nicht herauskam, selbst wenn in Held ein überzeugter und erfahrener Republikaner die Ministerpräsidentschaft übernahm. Er suchte audi die anachronistische konstitutionell-monarchische Ausprägung der bayerischen Verfassungswirklidikeit bei fehlendem König durch parlamentarisch-demokratische Traditionen im Sinne der Verfassungsnorm zu ersetzen. Jedoch konnte ihm dies mit den Mitteln einer ministeriell-gouvernemental ausgerichteten Führungselite nicht gelingen, — um so weniger, als die Zahl der Gegner der Republik ständig zunahm 31 . Rekrutierung und Karrierebedingungen der politischen Elite bestätigen in einem objektiven Sinn die kaum abwendbare Entwicklung. Die Aufgliederung der Führungsgruppe in Einzelbiographien ergibt, daß im allgemeinen erst die erreichte Position für die Erlangung eines Ministeramts ausschlaggebend war. Von den revolutionären Regierungen bis zum Kabinett Held II galt dies in sich steigerndem Maße. Wie dargelegt, entstammten die Minister häufig der oberen Schicht. Ein sozialer Abstieg, das heißt, daß der Vater einen höheren Status einnahm, kam selten vor und nur in den revolutionären Regierungen und in den Kabinetten Hoffmann. Vielfach entsprach auch die soziale Stellung des Regierungsmitgliedes der des Vaters. Der häufig festgestellte soziale Aufstieg erfolgte durch Leistung und hier wiederum über das günstigere Aufstiegschancen eröffnende Studium der Jurisprudenz, durch das sogenannte Juristenprivileg. Der Verwaltungsjurist hatte das in wichtigen Bereichen ausschließliche Fachwissen und er war das, was man sich inhaltlich unter dem Begriff Fachminister vorstellte. Von den 34 Mitgliedern der revolutionären Regierungen waren drei Juristen, davon zwei Verwaltungsjuristen. In den Kabinetten Hoffmann gab es von 18 Regierungsmitgliedern neun Juristen, davon sieben in der Ministeriallaufbahn; in den Beamtenkabinetten von 16 Regierungsmitgliedern 14 Juristen und davon 13 höhere Verwaltungsjuristen in der Ministeriallaufbahn. In den „Parteien"-Kabinetten waren es von 13 nicht weniger als elf Juristen und davon zehn in der höheren Ministeriallaufbahn. Gehörten die Verwaltungsjuristen in den revolutionären Regierungen keiner Partei an, so orientierten sie sich in den folgenden Kabinetten mehrheitlich entlang einer Mitte-Rechts-Politik.

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Richard Keßler, Heinrich Held als Parlamentarier. Eine Teilbiographie 1868—1924. Berlin 1971; Karl Bosl, Heinrich Held. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 31 (1968), S. 747 ff.

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Auf jeden Fall waren sie nadi Werner Conze „staatstraditionell bestimmt". Sie formten am stärksten das Profil der Bayerischen Volkspartei. Hierin liegt einer der wichtigsten psychologischen Gründe, warum sich die Sozialdemokraten und die Bayerische Volkspartei nach dem Scheitern der zweiten Regierung Hoff mann mehr und mehr entfremdeten und in der entscheidenden Phase des aufkommenden Nationalsozialismus kaum mehr eine gemeinsame Sprache sprachen, geschweige denn gemeinsame politische Aktionen zustande bringen konnten. Vom Kabinett Hoffmann I bis zum Kabinett Held II können mehr als die Hälfte der Regierungsmitglieder als sogenannte Fachminister bezeichnet werden. Schwierig ist die damit zusammenhängende Frage zu beantworten, welche Rolle Verbände und Interessengruppen bei der Rekrutierung für Ministerstellen spielten. Dies vor allem deshalb, weil sich die Parteien weniger am Gesamtinteresse und mehr am Teilinteresse orientierten. Es ist zu unterscheiden, ob ein Regierungsmitglied einem Verband oder einer Interessengruppe nahestand, oder ob er als Funktionär ein Regierungsamt erhielt. Eine wichtige direkte Rolle spielte die Tätigkeit in Gewerkschaften, in der Christlichen Arbeiterbewegung, in der Bauernbundsbewegung, in der Mittelstandsbewegung oder im Genossenschaftswesen. Mehr eine indirekte Rolle spielten die Einflüsse von Kirchen oder von Interessengruppierungen der Wirtschaft. Von den 63 Regierungsmitgliedern machten elf ihre politische Karriere über Verbände. Sieht man von den revolutionären Regierungen ab, waren es von den 38 Regierungsmitgliedern immer noch acht. Daraus läßt sich eine gewisse Dauerhaftigkeit der Verbandseinflüsse ableiten. Gleichwohl nahm die Zahl jener Regierungsmitglieder, die direkt über Verbände ihre Karriere machten, bis zum Kabinett Held II ab, wohingegen die Zahl jener, die bestimmten Interessengruppen, vor allem aus der Wirtschaft nahestanden, im Zunehmen begriffen war, wenn auch diese Einflüsse oft nur sehr schwer feststellbar sind und im einzelnen untersucht werden müssen. Als im September 1922 der amtierende Staatsrat im Ministerium des Äußern und nachmalige Finanzminister Hans Schmelzle eine Denkschrift zur Inflation vorlegte, warfen ihm der Bayerische Industriellenverband und Hugo Stinnes Staatssozialismus vor. In der Tat wurden mögliche Eingriffe des Staates in die Wirtschaft nicht weiter verfolgt, da sich Heinrich Held und der Leiter der Abteilung für Handel, Industrie und Gewerbe, der spätere Staatsminister für das nämliche Ressort Staatsrat Wilhelm von Meinel, gegen eine derartige Eingriffspolitik aussprachen. 139

Die Zahl der Berufspolitiker nahm in dem Maße ab, in dem die Zahl der hohen Ministerialbeamten in Ministerpositionen zunahm. Kann man in den revolutionären Regierungen noch elf Regierungsmitglieder als Berufspolitiker bezeichnen, so waren es in den Kabinetten Hoffmann noch sechs, in den Beamtenkabinetten eines — der Arbeitersekretär Heinridi Oswald — und in den „Parteien"-Kabinetten zwei — nämlich Heinrich Held und erneut Heinrich Oswald. Möglicherweise begriff Fritz Schäffer als Ministerialbeamter Politik bereits als Beruf. Die verwandtschaftlichen Beziehungen spielten für die Berufung ins Ministeramt nur eine geringe Rolle, wichtiger war die Ministeriallaufbahn, vor allem unter dem Einfluß der Bayerischen Volkspartei. Wilhelm Krausneck wurde zunächst von Ansbach nach München ins Finanzministerium geholt und schließlich unter Fürsprache des Vorsitzenden der Bayerischen Volkspartei Karl Speck zum Finanzminister gemacht. Diese Personalpolitik der indirekten Wege deutet auf Verhaltensweisen des Bayerischen Zentrums in der Vorkriegszeit, als der direkte Einfluß bei der Besetzung der führenden Stellen des Staates noch gering war. Bedeutsam ist, daß die kommunalpolitische Erfahrung für die Berufung zum Regierungsmitglied eine untergeordnete Rolle spielte. Soweit es nicht Ehrenämter oder lokale Verpflichtungen waren, bildeten sie nur in Ausnahmefällen die Voraussetzung für die politische Karriere. Vor allem war es Ministerpräsident Heinridi Held, der in Regensburg vor seiner Amtszeit kommunalpolitisch tätig war. Es ist festzustellen, daß Landtags- und Parteientätigkeit allein nur eine verhältnismäßig geringe Bedeutung für die Selektion politischer Talente hatten und daher im allgemeinen auch keine entscheidenden Kriterien für die Besetzung der Regierungsstellen bildeten. Heinrich Held ist eine Ausnahme. Parlamentarier und Parteiführer waren in Bayern nicht in erster Linie „elitefähig" für die Regierungsmannschaft, eher noch Verbandsfunktionäre. Wichtiger waren die den Staat unmittelbar repräsentierenden Beamten. In ihrem distanzierten Verhältnis zum parlamentarischen System der Republik bestimmten sie tiefgreifend das Profil der Regierungselite, schufen es vielleicht erst. Auf dem Hintergrund von Verfassungsstruktur und politischer Wirklichkeit erschienen ihr gegenüber Abgeordnete und Parteiführer, insoweit sie nicht selbst mit dem hohen Beamtentum verknüpft waren, fast als Angehörige einer schwachen, oft zu schwachen politischen Gegenelite.

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IV. Die untersuchte Epoche wird begrenzt von der Revolution vom 6./7. November 1918 und der Machtergreifung Hitlers 1933. Als Zäsur könnte man den Übergang zum parlamentarisch-demokratischen Regierungssystem mit dem Kabinett Hoffmann I bezeichnen. Über die Frage, inwieweit die Revolution in Bayern eine Zäsur darstellt oder nidit, ist viel diskutiert worden. Faßt man die personelle Kontinuität ins Auge, so fällt auf, daß von den 34 Mitgliedern der Revolutionsregierungen etwa zwei Drittel bereits vor der Revolution einen etablierten Status in der mittleren bis oberen Mittelschicht einnahmen. Darunter sind ein Minister, Abgeordnete, Beamte, Verbandsfunktionäre und Unternehmer zu finden. In der Epoche der parlamentarisch-demokratischen Regierungen waren von 38 Kabinettsmitgliedern 34 in sogenannten etablierten Positionen, zwei Minister — Heinrich von Frauendorfer und Eugen von Knilling —, 22 Beamte, elf Abgeordnete und zwei höhere Genossenschaftsfunktionäre, nämlich Professor Anton Fehr und Johann Wutzlhofen Vergleicht man den Übergang von den revolutionären Regierungen zu den Kabinetten Hoffmann, so waren von den 18 Ministern der Kabinette Hoffmann sieben während der Revolution in Regierungsverantwortung. Auch unter den Beamtenkabinetten und den Regierungen Held waren noch drei — Heinrich von Frauendorfer, Wilhelm von Meinel und Johann Wutzlhofer — bereits Mitglieder von Regierungen der revolutionären Zeit. Überprüft man in diesem Zusammenhang die Schlagwörter von der „importierten Revolution" und der „inneren Emigration" Verantwortlicher, so sind bei aller Plötzlichkeit der Ereignisse die tieferliegenden und länger vorhandenen Entwicklungen nicht zu übersehen und das Weiterwirken der Verhältnisse im gesellschaftlich-politischen Bereich festzustellen. Die politische Elite paßte sich rasch den veränderten Bedingungen an und stellte sich der Republik zur Verfügung, obwohl sie bald eine Revision der politischen Ordnung anstrebte. In Bayern kam es nach dem Wort von Gerhard Leibholz nicht zu einer Mediatisierung des Volkes durch die Parteien. Es kam auch zu keiner Ausbildung einer wirklichen Parteienelite. Die alte parlamentarisch-bürokratische Elite stellte ein mächtiges Element der Kontinuität dar. Bei der Betrachtung des Wandels in der Regierungselite ist ihr Charakter als Delegationselite zu berücksichtigen. Wahlen beeinflußten den Vorgang der Selektion. Eine gewisse Zirkulation lag also im System selbst. Die Kabinette Eisner und Segitz hatten je zehn Kabinettssitze und die beiden Räteregierungen je acht. Diese 36 Positionen wurden an 141

34 Personen vergeben. Die kurze Amtsdauer der Regierungen und der hohe Einfluß einer nach Karl Mannheim „sozial freischwebenden Intelligenz" erklärt den selbst für eine revolutionäre Epoche rasdien Wechsel in den Spitzenpositionen. In den beiden Kabinetten Hoffmann gab es je zehn Regierungspositionen zu besetzen. Die 20 Stellen wurden von 18 Personen vereinnahmt, von denen sieben bereits in vorhergehenden Regierungen amtierten. Die langsamere Zirkulation folgte aus den sich konsolidierenden politischen Verhältnissen. Die Tendenz bestätigt sich in den folgenden sechs Beamtenkabinetten, in denen 49 Positionen hätten vergeben werden können, die aber von 16 Personen eingenommen wurden, wobei sechs bereits in vorausgehenden Regierungen amtierten. Auch in den beiden Kabinetten Held, in denen 16 Ministersessel an 13 Personen vergeben wurden, wobei acht neu zum Zug kamen, während fünf bereits vorher amtierten, ist die Schnelligkeit der Zirkulation als gering anzusehen. Der Wechsel der Mitglieder von parlamentarischdemokratischen Regierungen in den Reichsdienst oder umgekehrt ist in einer nicht zu vernachlässigenden Zahl feststellbar, so bei Anton Fehr, Franz Gürtner, Eduard Hamm, Graf Lerchenfeld und — allerdings erst nach 1945 - Fritz Schäffer. Die Gesellschaft Bayerns in der Weimarer Zeit hinsichtlich der Rekrutierung der Regierungsmitglieder war ohne Zweifel offen. Wie die bisherigen Ausführungen zeigen, gehörte zwar die größere Zahl der Oberschicht an, jedoch ergibt sich bei der Betrachtung der familiären Herkunft ein weit differenzierteres Bild. Hier stellt sich selbst bei den Beamtenkabinetten und den Kabinetten Held ein ausgewogenes Verhältnis der sozialen Schichten bei leichtem Übergewicht der Oberschicht heraus. Freilich ist zu beobachten, daß die Zahl der Berufspolitiker oder der in der Politik Aufsteigenden zahlenmäßig einen sehr geringen Anteil darstellten. Voraus ging der berufliche Aufstieg und dann erst erfolgte die politische Karriere. Diese Tatsache könnte man auf den ersten Blick als Vorteil ansehen. Anhand der Einzelbiographien zeigt sich aber gleichzeitig, daß die Regierungsmitglieder in ihrer großen Zahl damit eine Abneigung gegenüber dem politischen Handeln und Denken verbanden, weswegen sich in der gesellschaftlich-politischen Entwicklung ein Gegensatz zwischen der Regierungselite, die in einem fernen und abstrakten Staatsverständnis die Republik mit den Mitteln einer „politischen Oberverwaltungsbehörde" regierte, und der eigentlichen politischen Gesellschaft herausbildete, in der sich die Parteien und parteiähnlichen Gruppierungen ungehemmt, 142

agitatorisch und vielfach ohne Bindung an das republikanische Gesamtinteresse entfalteten. Nur so ist es erklärbar, daß jenen, die die Revolution von rechts durchführten, zuwenig Widerstand entgegengesetzt wurde. Die Dynamik der politischen Entwicklung dominierte schließlich. Die Regierung Held war bis zum 9. März 1933 tätig. Danach blieb in Bayern — anders war es im Reich — unter dem Nationalsozialismus keiner der früheren Minister mehr im Amt, obwohl die Nationalsozialisten gern den einen oder anderen als Aushängeschild oder Feigenblatt übernommen hätten.

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Baden 1 9 1 8 - 1 9 3 3 VON GERHARD KALLER

Die Stürme der politischen Umwälzung, die im November 1918 über Deutschland brausten, gingen auch über Baden hinweg. Die Revolution war hier nicht entstanden, sie war nur ein Import aus dem Norden. Diese Feststellung gilt zum Teil wörtlidi. Eine der schillerndsten Gestalten des Umsturzes in Karlsruhe, Heinrich Klumpp, war am Abend des 8. Novembers, geschmückt mit einem roten Band im Knopfloch, zusammen mit anderen Matrosen mit dem Schnellzug aus dem Norden angekommen 1 . Das folgende Wochenende, Samstag der 9. November und Sonntag, der 10. November, wurden auch in Karlsruhe die entscheidenden Tage. Der Großherzog erließ am 9. 11. einen Aufruf „An das badische Volk", in dem er „angesichts der sich überstürzenden Ereignisse", die Einberufung des Landtags auf den 15. November versprach 2 . Die Ereignisse allerdings überstürzten sich jetzt wirklich in einer Weise, daß dieser Aufruf gar nicht mehr zum Druck gelangte und nicht mehr bekanntgemacht werden konnte. Am Nachmittag des gleichen Tages trat das bisherige Ministerium unter den Freiherrn von Bodman zurüdc, am Abend um 9 Uhr versuchte ein Wohlfahrtsausschuß, der auf Initiative des Karlsruher Oberbürgermeisters Siegrist zusammengekommen war, einen Aufruf zu veröffentlichen. Auch dieser Aufruf erreichte die Bevölkerung nur in einigen, wenigen Exemplaren. Gleichzeitig mit dem Wohlfahrtsausschuß war auch ein Soldatenrat entstanden. Dessen Anhänger be-

Wilhelm Engelbert Oeftering, Der Umsturz in Baden 1918. Konstanz 1920, S. 89; Gerhard Kaller, Zur Revolution von 1918 in Baden. Klumpp-Putsch und Verfassungsfrage. In: Oberrheinisdie Studien 2 (1973), S. 177 ff. « Oeftering S. 130 ff.; Gerhard Kaller, Die Revolution des Jahres 1918 in Baden und die Tätigkeit des Arbeiter- und Soldatenrats in Karlsruhe. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 114 (1966), S. 303 ff. 1

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sdilagnahmten den größten Teil der schon gedruckten Flugblätter und entfernten den Text aus dem Satz der Morgenausgabe des Karlsruher Tagblattes, der einzigen am Sonntag erscheinenden Zeitung. Diese erschien dann mit einer deutlich erkennbaren weißen Stelle, einer „Zensurlücke", ein im liberalen Baden auch nach 4 Kriegsjahren ungewohnter Anblick. Aus nächtlichen Verhandlungen zwischen den beiden Konkurrenten, Wohlfahrtsausschuß und Soldatenrat, entstand dann ein neues politisches Führungsgremium, die „Vorläufige Volksregierung". Ihre Zusammensetzung gaben Wohlfahrtsausschuß und Soldatenrat am 10. November bekannt 3 . Am gleichen Tag genehmigte der Großherzog den Rücktritt des alten Kabinetts und erklärte, daß er, obwohl er die von in Karlsruhe wohnenden Parteivertretern errichtete provisorische Regierung nicht als verfassungsmäßig anzuerkennen vermöchte, in „Anbetracht der durch die Zeitumstände geschaffenen besonderen Lage einen Widerspruch gegen die beabsichtigten Maßnahmen nicht erheben" wolle 4 . Die neue Regierung umfaßte 11 Minister, sie war damit zahlenmäßig die stärkste badische Regierung in den Jahren von 1918 bis 1933, auch stärker als die großherzoglichen Regierungen, die mit 4—5 Ministern auskamen. Die Erhöhung erklärt sich zum Teil aus der besonderen Lage (etwa das Ministerium für militärische Angelegenheiten), vor allem aber daraus, daß an der Regierung alle Parteien beteiligt waren und mit entsprechenden Ämtern ausgestattet werden mußten. Minister der alten Regierung wurden nicht übernommen. Die vorläufige Volksregierung setzte sich aus folgenden Personen zusammen: 1. Vorsitzender: Anton Geiß, Wirt aus Mannheim, SPD; 2. Außenminister Heinrich Dietrich, Oberbürgermeister von Konstanz, nationalliberal; 3. Minister für soziale Fürsorge: Adolf Schwarz, Metallarbeiter aus Mannheim, USPD; 4. Minister für militärische Angelegenheiten: Landsturmmann Johannes Brümmer aus Mannheim, Zivilberuf Schmied, USPD; 5. Minister des Innern: Dr. Ludwig Haas, Rechtsanwalt in Karlsruhe, Fortschrittliche Volkspartei; 6. Minister der Finanzen: Prof. K. J. Wirth aus Freiburg, Zentrum; 7. Minister der Justiz: Ludwig Marum, Rechtsanwalt in Karlsruhe, SPD; 3 Oeftering, S. 123 ff. * Oeftering, S. 151. 146

8. Minister für Verkehr: Leopold Rückert, Geschäftsführer des Metallarbeiterverbandes in Karlsruhe, von Beruf Schlosser, SPD; 9. Minister des Unterrichts: Fritz Stockinger, Beamter der Ortskrankenkasse Pforzheim, SPD; 10. Minister für Ernährungswesen: Gustav Trunk, Rechtsanwalt in Karlsruhe, Zentrum; 11. Minister für Übergangswirtschaft und Wohnungswesen: Philipp Martzloff, Gewerksdiaftssekretär in Freiburg, von Beruf Schlosser, SPD®. Dies war von der Herkunft her gesehen ein großer Unterschied zur großherzoglichen Zeit, wo zeitweise die Hälfte der Minister von Adel waren. Der Einfluß der Gewerkschaften ist mit den Händen zu greifen, auch Handwerksberufe sind häufig. Das Bild ändert sich freilich stark, wenn man die politische Vergangenheit der Minister betrachtet. Ausgesprochene Neulinge auf politischem Gebiet sind selten. Die meisten der neuen Minister hatten als Reichstagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete oder Stadträte schon Erfahrungen gesammelt. Im Einzelnen befanden sich zwei ehemalige Reichstagsabgeordnete darunter (Prof. Wirth und Dr. Haas), vier Landtagsabgeordnete (Geiß, Dietrich, Marum und Stokkinger) und drei Stadträte (Rückert, Trunk und Martzloff], so daß schließlich nur noch die beiden Vertreter der USPD Schwarz und Brümmer als Neulinge übrig blieben. Die neue Regierung bestellte schon wenige Tage später eine Kommission, die eine neue Verfassung auszuarbeiten hatte. Das eigenartige Geschick dieser Kommission können wir hier nicht weiter verfolgen; es genügt festzustellen, daß am 5. Januar 1919 die Wahl zur verfassunggebenden badischen Nationalversammlung stattfand. Alle über 20 Jahre alten Personen waren wahlberechtigt, auch die Frauen. Die Wahl brachte eine bürgerliche Mehrheit und eine klare Niederlage für die USPD, die nur l,5°/o der abgegebenen Stimmen erhielt. Die beiden dieser Partei angehörigen Minister traten daraufhin zurück. Die Ministerien wurden in Personalunion von Geiß bzw. Martzloff weiterverwaltet, das Kabinett schrumpfte um 2 Personen. Die verfassunggebende Versammlung beendete am 25. März ihre Arbeit, sie billigte mit großer Mehrheit den von einer Kommission nochmals überarbeiteten Entwurf. Ein wenige Tage zuvor verabschiedetes Gesetz sah vor, daß der Entwurf erst nach Billigung in einer Volksabstimmung Gesetzeskraft erhalten sollte. Gleichzeitig sollte auch über

« Oeftering, S. 154-55. 147

die Frage abgestimmt werden, ob die verfassunggebende Versammlung von diesem Tage an als Landtag weiterbestehen sollte. Die Abstimmung am 13. April erbrachte in beiden Punkten eine große Mehrheit. Die Zeit der vorläufigen Volksregierung war damit zu Ende®. Nadi der Verfassung (§ 52) wurden die Minister vom Landtag aus den wählbaren Staatsbürgern gewählt. Aus ihrem Kreis ernennt der Landtag alljährlich den Staatspräsidenten, d. h. dieser muß ein Ministeramt innehaben. Minister ohne Geschäftsbereich, die den Titel Staatsrat führen, werden auf die gleiche Weise gewählt. Die Regierung wurde umgebildet und auf 7 Ministerien verkleinert. Geiß behielt sein Amt als Minister für militärische Angelegenheiten und wurde der erste Staatspräsident des Landes. An der Spitze trat keine Änderung ein. Die Ministerien für Übergangswirtschaft, Verkehr und Ernährung fielen ganz weg. Auf ihren alten Posten blieben außer Geiß nur die Minister für Äußeres und Finanzen; Rückert wechselte von Verkehr zum Ministerium für soziale Fürsorge, die Minister für Inneres, Justiz und Kultus kamen neu ins Kabinett. Es waren dies Adam Remmele (SPD), Gustav Trunk (Zentrum) und Hermann Hummel (DDP). Haas und Marum wurden Staatsräte. Staatsräte waren nach der Verfassung Minister ohne Geschäftsbereich, die vom Landtag bestimmt wurden und Sitz und Stimme im Kabinett, im Staatsministerium, wie es jetzt offiziell hieß, besaßen. Ihre Zahl durfte die der Minister nicht übersteigen. Jetzt war man noch sehr großzügig und ernannte zu Staatsräten außer den bereits genannten noch Heinrich Köhler, Josef Weißhaupt und Josef Wittemann (alle Zentrum) sowie Wilhelm Engler (SPD). Die badischen Regierungskoalitionen entsprachen in der Regel den Weimarer Koalitionen, sie bestanden aus Zentrum, SPD und Demokraten. Die verhältnismäßig häufigen Veränderungen rührten von den Demokraten her, die immer wieder einmal — so von 1925 bis 26 und von 1929 bis 31 — abseits blieben. Lange Zeit war das Kultusministerium ihre Domäne. Nach 1929 wurde dann gerade dieses Ministerium ein Zankapfel zwischen SPD und Zentrum, wobei die sich verschärfenden Spannungen zwischen diesen beiden Parteien wegen des Konkordats die Ursache für die negative Entwicklung bildeten. In der Weimarer Republik gab es in Baden insgesamt 15 Regierungsumbildungen. Am 15. 4 . 1 9 2 0 wurde das Finanzministerium von Heinrich Köhler (wie sein Vorgänger: Zentrum) übernommen, am 4. 8. 1920 die Regierung verkleinert, d. h. die Zahl der Mi-

« Oeftering S. 291-300; Kaller, Zur Revolution von 1918, S. 194-201. 148

nisterien auf 5 beschränkt. Es schieden die Minister Geiß und Dietrich aus, die übrigen Minister blieben auf ihren Posten. Im Jahr 1920 wechselte die Person des Arbeitsministers (Engler statt Rückert, beide SPD), 1922 die des Kultusministers (Hellpach statt Hummel, beide DDP). Im Jahre 1924 wurde auch das Arbeitsministerium aufgehoben, das Kultusministerium ging nach Ausscheiden der Demokratischen Volkspartei aus der Regierung 1925 vorübergehend an die SPD und an Adam Remmele, der das Innenministerium beibehielt. Mit Otto Leers kehrte 1926 ein Demokrat an die Spitze des Kultusministeriums zurück, 1927 wurde Josef Schmitt (statt Köhler, beide Zentrum) Finanzminister. Ab November 1929 bildeten wiederum nur Zentrum und SPD die Regierung. Das Innenministerium kam an Josef Wittemann (Zentrum), das Finanzministerium verblieb bei Josef Schmitt (Zentrum), Adam Remmele (SPD) stand dem Justiz- und dem Kultusministerium vor, war also wieder Doppelminister, einen Staatsrat (unterdessen den einzigen) stellte die SPD. Bei der nächsten Regierungsumbildung im Juni 1930 beteiligten sich die Demokraten (nun unter der Bezeichnung DVP) mit Wilhelm Mattes als Finanzminister wieder an der Regierung. Die SPD mußte demnach auf ein Ministerium verzichten, Remmele schied ganz aus, Emil Maier (SPD) übernahm das Innenministerium. Durch den Tod Josef Wittemanns (Justizminister, Zentrum) am 10. September war in diesem Monat eine weitere Umbildung nötig. Josef Schmitt (Zentrum) wechselte in das Justizministerium, neuer Kultusminister wurde Eugen Baumgartner (Zentrum). Nach dem Tode von Innenminister Emil Maier (14. 8.1932) blieb das Amt 5 Monate unbesetzt; erst bei einer letzten Kabinettsumbildung am 10. Januar 1933 — nach dem Austritt der SPD aus der Regierungskoalition — kam es an Erwin Umhauer (DVP). Die Auseinandersetzung um das Konkordat hatte die demokratischen Parteien in Baden in der Stunde der Gefahr entscheidend geschwächt. Es trat schließlich am 10. März 1933 durch den Austausch der Ratifikationsurkunde in Kraft. Es war die letzte Amtshandlung der badischen Regierung vor ihrer Absetzung durch den Reichskommissar. Wie schon erwähnt, war nach der Verfassung das Amt des Staatspräsidenten ein Posten, auf den Minister für ein Jahr zusätzlich zu ihrer Tätigkeit als Fachminister vom Landtag berufen wurden. Es gab daher in den Jahren 1918—1933 in Baden insgesamt 8 Staatspräsidenten. In den ersten Jahren wurde bei der Wahl ein Zyklus unter den drei Regierungsparteien eingehalten. So folgte auf Geiß (SPD) Trunk (Zentrum), Hummel (Demokraten), dann von vorn beginnend Remmele (SPD), Köh149

ler (Zentrum), Hellpadi [Demokraten]. Das Gewicht des Zentrums — es hatte 1919 im badisdien Landtag etwa einen doppelt so hohen Stimmenanteil wie im Reichstag — und das Ausscheiden der Demokraten führte nun dazu, daß das Amt des Staatspräsidenten mit Ausnahme der Jahre 1927/28 (Adam Remmele) immer ein Zentrums-Mann innehatte und daß Wiederwahlen fast die Regel wurden. So war Josef Sdimitt vom 2 3 . 1 1 . 1928 bis 1933 Staatspräsident, lediglich unterbrochen durch die Monate vom 20.11.1930—10. 9.1931, in denen Josef Wittemann dieses Amt versah 7 . Die Quellenlage für die Behandlung der einzelnen Personen ist sehr unterschiedlich. Nicht von allen badischen Ministern, nicht einmal von allen Staatspräsidenten sind Personalakten erhalten. Die Verhältnisse kehren sich hier um. Je später im Amt, desto schlechter die Quellenlage. Versorgungsakten und die Personalbogen der Landtagsabgeordneten sind aber ein dürftiger Ersatz, denn sie enthalten keine Angabe der Namen oder gar Herkunft der Eltern. Dank des jährlichen Wechsels der Staatspräsidenten erreichten alle Minister, die ihren Posten eine volle Wahlperiode innehatten, auch dieses Amt. Der erste badische Staatspräsident Anton Geiß, geb. 1858 in dem kleinen Rettenbach im bayerischen Allgäu, kam aus den unteren sozialen Schichten. Sein Vater war Bauernknecht. Er selbst lernte nach dem Besuch der Volksschule das Schreinerhandwerk und kam als Handwerksbursch auch in die Schweiz und die anderen süddeutschen Länder. Er wurde 1891 in Mannheim ansässig, trat der SPD bei und übernahm als „Parteiwirt" 1859 eine Gastwirtschaft. Er wechselte mehrfach bis er 1905 den „Großen Hirsch" übernahm und auch das entsprechende Haus hinzuerwarb. Seit 1893 war er bereits Stadtrat in Mannheim, 1891 zog er in den badischen Landtag ein. Nach kurzer Unterbrechung kehrte er in den Landtag zurück und wurde dessen erster Vizepräsident, seit 1908 gehörte er auch dem Landesvorstand der Partei an. In seiner Eigenschaft als Landtagsvizepräsident erhielt er zum Verfassungsjubiläum 1917 den

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Adam Remmele, Staatsumwälzung und Neuaufbau in Baden. Karlsruhe 1925; Horst Rehberger, Die Gleichschaltung des Landes Baden 1932/33 ( = Heidelberger Rechtswissensdiaftliciie Abhandlungen N.F. 19). Heidelberg 1966, S. 15-51; Hans Georg Zier, Politische Geschichte von 1918 bis 1933. In: Badische Geschichte, hg. von der Landeszentrale für politische Bildung. Stuttgart 1979, S. 150-54, 164-67.

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Orden vom Zähringer Löwen, den er audi annahm. Seine große Stunde schlug im November 1918, als er in schwerer Zeit an die Spitze des badisdien Staates berufen wurde. E r suchte zusammen mit seinem Vorgänger von Bodman vom 13. bis 1 4 . 1 1 . 1 9 1 8 den Großherzog auf Schloß Zwingenberg auf und handelte diesem eine Erklärung über den Verzicht über die Ausübung der Regierungsgewalt ab. Auf der Rückfahrt nach Karlsruhe versagte das Auto zu nächtlicher Stunde in Hockenheim seinen Dienst, so daß beide Minister in einem kleinen Zimmer einer bescheidenen Gastwirtschaft nächtigen mußten. Die Aufzeichnungen von Geiß über diese Fahrt sind ein Zeugnis von großem Einfühlungsvermögen und außergewöhnlicher Anpassungsfähigkeit. A m 3. 4. 1919 wurde Geiß der erste Staatspräsident des Freistaates Baden. Am 20. 3. 1920 nochmals für ein Jahr wiedergewählt, verlor er bei der Regierungsumbildung ein Vierteljahr später sein Ministeramt und damit auch das Amt des Staatspräsidenten. Geiß hat dies als Zeichen für einen Stimmungswechsel genommen und seine Konsequenzen gezogen. Er ließ den Rest der Landtagsperiode ohne Wortmeldung verstreichen und schied dann aus dem politischen Leben aus. Er zog sich nach Mannheim und schließlich nach Schriesheim zurüdc, wo er 1944 starb. Geiß war eine ungewöhnliche Persönlichkeit. E r schaffte den Aufstieg aus einfachsten Verhältnissen, er schaffte ihn als Fremder und Zugezogener. Er blieb auch als Sozialist im Verband der katholischen Kirche und verbat sich die Einmischung seiner Partei in seine Privatsphäre. Auch Frau Geiß blieb stets praktizierende Katholikin. Er erwarb sich bei politisch Andersdenkenden hohe Achtung, so etwa bei Marianne Weber und Heinrich Köhler 8 . Nachfolger wurde Gustav Trunk (Zentrum). Geboren 1871 war er ein Mann in den besten Jahren, Badener, Sohn des Hauptlehrers Valentin Magnus Trunk. Durch ständige Versetzungen (insgesamt 12] immer wieder hin- und hergeschoben, ist der Geburtsort von Gustav Trunk Waldprechtsweier bei Rastatt mehr Zufall als Herkunftsort, der Vater war gerade im Jahr zuvor von Grünwinkel (heute Stadtteil von Karlsruhe) dorthin versetzt worden. Die echte Herkunft erfahren wir eher aus dem Geburtsort des Vaters, Hainstadt bei Buchen, wo der Großvater Bauer war. Die Mutter, eine geborene Weber, stammt aus Kirrlach bei Bruchsal. Gustav Trunk trat mit 1883 in die katholische Internatsschule

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Jörg Schadt, Im Dienst an der Republik ( = Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mannheim 4), Stuttgart 1977, S. 206; Kaller, Die Revolution des Jahres 1918 in Baden, S. 328-336; ders., Anton Geiß. In: Badische Biographien, N.F. 1 (1982), S. 136 f. 151

Lender in Sasbach ein, eine bekannte, heute noch bestehende katholische Bildungsanstalt. Da die Schule damals nur bis zur Untersekunda führte, mußte er an das Gymnasium in Rastatt überwechseln, w o er das Abitur ablegte. Er studierte anschließend in Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaft. Als Student trat er dem farbentragenden katholischen CV bei. Nach den beiden Staatsexamen {1897 bzw. 1900) ließ er sich in Karlsruhe als Rechtsanwalt nieder. Im Jahr zuvor hatte er mit E m m a Eppel aus Baden-Baden (1897) die Ehe geschlossen. Sein älterer Bruder Julius — die Familie hatte insgesamt 4 Söhne — besuchte ebenfalls die Lender'sche Heimsdiule, wurde später Verwaltungsbeamter und 1905 Journalist. Auch Gustav Trunk zog es bald auf das Feld der Politik. Im Juli 1911 wurde er als Vertreter des Zentrums in den Karlsruher Stadtrat gewählt. Als Anwalt vertrat er oftmals Bauern und Bauernvereine, vielleicht ein Grund, daß der Jurist 1918 für das damals sehr wichtige Amt des Ernährungsministers geeignet erschien. Bei der Regierungsumbildung 1919 wechselte er das Justiz-Ressort. Er hatte dieses Amt 10 Jahre lang inne, eine sehr lange Amtszeit für einen Minister in jener Zeit. Staatspräsident war er 1920—21,1925—26 und nach dem Weggang Köhlers nochmals von März bis November 1927. Dann führten der Tod seiner Frau (Februar 1928) und Spannungen in der Zentrumsfraktion, wo sein Widersacher Köhler seit Herbst 1929 steigenden Einfluß gewann, zu einer gewissen Resignation. Sein Landtagsmandat behielt er nodi bis 1930. Trunk war ein Gegner Köhlers, d. h. er unterstützte die Politik des Reichskanzlers Brüning. In seiner Amtszeit waren ihm viele Ehrungen zuteil geworden. Im November 1926 verlieh ihm die Universität Freiburg den Ehrendoktorgrad, die Technische Hochschule Karlsruhe verlieh ihm 1925 eine Jubiläumsmedaille. Audi nadi 1933 konnte er seine Anwaltspraxis weiterführen. Wegen der ihm gesperrten Pension als Minister gab es lange Auseinandersetzungen, wobei sidi Trunk nicht scheute beim Reichsjustizminister gegen die Entscheidung lokaler Parteigrößen zu protestieren. Der Grund war sicher nicht Geldgier, als Minister hatte er immer auf eine Dienstwohnung verzichtet, sondern sein Gerechtigkeitssinn und private Motive. Trunk hatte sich im Dezember 1931 erneut verheiratet und die 1 0 Jahre jüngere Frieda Bios heimgeführt. Er selbst starb am 23. April 1936 9 .

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O. Wild, Staatspräsident Dr. h. c. Gustav Trunk. In: 100 Jahre Heimsdiule Lender. Sasbach 1975, S. 48-52, Generallandesarchiv (künftig abgekürzt: GLA) Karlsruhe, 235/31728, 236/18908, 466/18168.

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Am 4 . 1 1 . 1 9 2 1 wurde als Nachfolger von Trunk Hermann Hummel (Deutsche Demokratische Partei) zum Staatspräsident gewählt. Die Ausgangspositionen waren ähnlich wie bei seinem Vorgänger. Gleichfalls Badener, 1876 in Lahr geboren, also etwas jünger, stammte er wiederum aus einer Lehrerfamilie. Nach seiner Schulzeit in Lahr, Eppingen und Karlsruhe, begann Hermann Hummel 1896 sein Studium an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, zunächst das Fach des Bauingenieurs. Er wechselte 1897 auf die Universität über und studierte in Heidelberg und Freiburg Mathematik, Physik, Geographie und Mineralogie. In diesen Fächern legte er 1902 das Staatsexamen für das höhere Lehramt an Mittelschulen ab. Vom Militärdienst zurückgestellt war er zunächst in Mannheim und sodann in Karlsruhe an Oberrealschulen tätig. Im Juli 1906 wurde er zum Professor an der Realschule in Karlsruhe ernannt. Im gleichen Jahr trat Hummel aus der evangelischen Landeskirche aus. Den Weg in die Politik wies ihm sein Lehrerkollege, der spätere Direktor der Realschule, Dr. Karl Heimburger, seit 1893 Stadtrat in Karlsruhe und seit 1897 Landtagsabgeordneter der Demokratischen Partei. Der gleiche Dr. Heimburger weckte als Lehrer politisches Interesse auch bei seinem Schüler Heinrich Köhler, von dem wir später noch zu reden haben werden. Im Jahre 1909 zog dann Hummel selbst in den Karlsruher Landtag ein. A m 12. März 1910 schloß er mit Emma Reis, der Tochter eines Weinhändlers aus Mainz, die Ehe. Im Jahr 1911 kandidierte er für den Reichstag. Im 1. Weltkrieg diente er ab 1915 als Kriegsfreiwilliger, wurde Offiziersaspirant und 1917 Leutnant der Reserve. Nach der Revolution war er Mitte November 1918 wieder in Karlsruhe, wo er „Zum Zweck der Dienstleistung bei der provisorischen Regierung" einen Sonderurlaub von 3 Monaten erhielt 10 . Er wurde Vertreter des Ministers für militärische Angelegenheiten und bei der Regierungsumbildung vom 2. 4. 1919 Kultusminister. Von 1921— 1922 hatte er das Amt des Staatspräsidenten inne. In dieser Zeit erhielt er auch den Grad eines Dr. Ing. h. c. Im November 1922, noch als Staatspräsident, gab er seinen Entschluß bekannt, alle bisherigen staatlichen Ämter aufzugeben und in die Privatindustrie überzuwechseln. Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein und schadete Hummel, der Partei und der Demokratie schlechthin. „Die deutschnationale Rechte höhnte, die sozialdemokratische Linke zeterte, und die Mehrzahl der eigenen Par-

io GLA Karlsruhe 235/20236. 153

teigenossen schwankte zwischen Spott und Grimm über eine solche", wie sogar einer der Landesführer der Demokraten sich ausdrückte „Verquickung von Politik und Geschäft", so urteilt ein Parteifreund in seinen Memoiren, sein Amtsnachfolger Willy Hellpach 11 . Jedenfalls der Zeitpunkt für den an und für sich nicht so aufregenden Übertritt eines studierten Chemikers in die Direktion der Badischen Anilin- und Sodafabrik w a r schlecht gewählt. Hummel störte das nicht. Er behielt sein Landtagsmandat bis 1925, ging später von der BASF in den Vorstand des I. G. Farben-Konzerns und war 1924—30 Vertreter des Wahlkreises Magdeburg im Reichstag. Als sein Freund Carl Bosch, der ihn einst nach Ludwigshafen geholt hatte, die Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Berlin übernahm, folgte er ihm dorthin. Bei den Nazis durch eine Stützungsaktion der „Frankfurter Zeitung" verdächtig, emigrierte er 1939 nach Amerika. Er kehrte 1949 nach Deutschland zurück und starb 1952 in Krefeld 1 2 . Mit dem Weggang von Hummel war der Weg für eine neue Runde frei. Im November 1922 wurde Adam Remmele [SPD) zum Staatspräsidenten gewählt. Sein Geburtsort ist Altneudorf bei Heidelberg, wo er zu Weihnachten 1877 in der Dorfmühle das Licht der Welt erblickte. Wieder ein Badener, fast genau so alt wie sein Vorgänger, diesmal der Sohn eines ländlichen Handwerkers. Nach der Volksschule lernte der junge Adam das Müllerhandwerk. Später finden wir ihn in Ludwigshafen, wo er 1903—05 das von ihm gegründete städtische Arbeitsamt leitete, anschließend drei Jahre dem Mühlenarbeiterverband vorstand. Im April 1901 nahm er Philippine Dilger zur Frau. W i e viele Sozialdemokraten der damaligen Zeit, bezeichnete er sich selbst als freireligiös. In Mannheim wurde er 1908 Redakteur der „Volksstimme", 1911 gelangte er dort in den Stadtrat und begann damit seine parlamentarische Laufbahn. Nach der Revolution zählte er zu den führenden Köpfen der Arbeiterräte. Bei der Regierungsumbildung im April 1919 erhielt er in der Regierung Geiß das Innenressort. Seiner Feder verdanken wir eines der wenigen Bücher über Baden in den Jahren 1918—1924. Remmele überdauerte alle seine Amtskollegen, er war der Fels im Wechsel auf den Ministersesseln. Zweimal nämlich, 1925—26 und 1929—31, war er mit zwei Ministerien betraut, nämlich zusätzlich noch dem Justiz- bzw. Kultusministerium. " Willy Hellpach, Wirken in Wirren 2. Marburg 1949, S. 149-151. i 2 Hermann Hummel, In: Die Gegenwart 6 (1951) Nr. 12, S. 5; GLA Karlsruhe 233/29443. 154

Erst im Sommer 1931 verließ er die badische Regierung, zweimal war er auch Staatspräsident, 1922—23 und 1927—28. In seiner Amtszeit erhielt er wie so viele seiner Kollegen den Ehrendoktortitel — er, und das ist vielleicht besonders eigenartig, den für Medizin von der Universität Freiburg anläßlich der Einweihung des Neubaus der Universitätskliniken. Von 1928—1933 war er Mitglied des Reichtstags. Ein Verleumdungsprozeß der sogenannten „Nationalen Opposition" verleidete ihm die Existenz in dem Land, dem er so lange gedient hatte. E r übersiedelte im September 1932 nach Hamburg und nahm im Oktober dort eine Vorstandsstelle im Zentralverband der deutschen Konsumvereine an. Im Mai 1933 war er unglücklicherweise wieder in Karlsruhe. So konnte er am 16. Mai zusammen mit Ludwig Marum und anderen prominenten sozialdemokratischen Politikern verhaftet und im Triumphzug durch die Straßen in das KZ-Lager nadi Kislau geführt werden. Erst im März 1940 kam er wieder frei und kehrte nach Hamburg zurück. Seine Frau war schon vorher verstorben. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit einem kleinen Versandhandel von Kaffee, Tee und Kakao, da man natürlich auch ihm die Pension entzogen und nur 250 RM Übergangsgeld belassen hatte. Adam Remmele verlor im Juli 1943 seine Wohnung in Hamburg durch einen Luftangriff, kam selbst aber mit dem Leben davon und fand in Hechtshausen an der Elbe Unterschlupf. Nach 1945 wurde er wieder für den Zentralverband der Konsumvereine in Hamburg tätig. Er starb am 9. September 1951 1 3 . Nach Remmele war der W e g für einen Kandidaten des Zentrums frei, für Heinrich Köhler. Köhler, 1878 in Karlsruhe geboren, also wieder ein Badener und wieder fast der gleiche Jahrgang, stammt aus einer ärmlichen, kleinbürgerlichen Familie. Der Vater, ein Zollbeamter, war während des Kulturkampfes entlassen worden, die Frau mußte ihre 3 Kinder mit einem kleinen Milchhandel durdibringen. Die Familie Köhler war aus Eichtersheim im Kraichgau, wo der Großvater Müller war, in die Residenz gekommen. Die finanzielle Not drückte den jungen Heinrich allenthalben. Wir sind über Köhler besser unterrichtet, da er Memoiren hinterlassen hat und diese auch in einer vorbildlichen Ausgabe gedruckt vorliegen 14 . In der Oberrealschule war jener Dr. Karl Heimburger Köh13

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Jörg Schadt, Alles für das Volk, Alles durch das Volk. Stuttgart 1977, S. 124-28, GLA Karlsruhe 466/14404. Heinrich Köhler, Lebenserinnerungen des Politikers und Staatsmanns, hg. von Josef Becker, { = Veröffentlichungen der Kommission für gesch. Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, 11). Stuttgart 1964. 155

lers Klassenlehrer, den wir schon von Hummel her kennen. Der Abschied von der Schule fiel Köhler, der immer zu den besten seiner Klasse zählte, sicher schwer. Im gleichen Jahr wurde er Finanzgehilfe bei der staatlich kontrollierten Milder-Stiftung in Bruchsal. Er schloß 1897 seine Ausbildung für den mittleren Finanzdienst als Zweitbester von 52 Kandidaten ab. Im September 1897 stellte er sich mit 80 Bewerbern dem Finanzassistentenexamen, wieder wurde er Zweiter. Wenig später lernte er Rosel Hauck kennen und lieben. Die Familie, der Vater war Kanzleidiener beim Oberlandesgericht, machte auf den jungen Köhler einen tiefen Eindruck, ein guter Vater, ein in seinen Augen „behäbiger Wohlstand" 16 . Im April 1902 heiratete er. Über den katholischen Windthorstbund und andere katholische Vereine kam Köhler zur Politik. Der frühe Tod seiner Frau (1911), Mutter von 2 Kindern, war auf seinem Weg kein Hindernis. Wie so viele vor ihm begann er im kommunalen Bereich, wurde 1911 Stadtverordneter, 1913 Mitglied des Landtags. Im gleichen Jahr heiratete er erneut, diesmal Elsa Förster, die Tochter eines Küfermeisters. Köhler, obwohl alles andere als ein Revolutionär, war im November 1918 auf dem Posten, er war auch zum rechten Zeitpunkt am rechten Ort, nämlidi am 10. November im Karlsruher Rathaus, als dort gerade die Ministerposten der neuen Regierung ausgehandelt wurden. Köhler mischte tüchtig mit, nach seinen eigenen Angaben soll der Gewerkschaftler Rüdcert ihm damals bereits das Finanzministerium angetragen, er aber Wirth in Vorschlag gebracht haben 16 . Im April 1919 wurde Köhler dann Staatsrat, ein Jahr später übernahm er das badische Finanzministerium. Im Jahre 1923 beschloß die Zentrumsfraktion einmütig, ihn als Staatspräsidenten vorzuschlagen, bei der Wahl stimmten nur die Kommunisten gegen ihn. Er war, wie er stolz schreibt, „zum mächtigsten Mann in unserem Land geworden" 17 . Durch die Auflösung des Arbeitsministeriums (1920) kamen die Gebiete Wasser- und Straßenbau sowie Elektrizitätswirtschaft zusätzlich zu Köhlers Finanzministerium. Die Reichsfinanzreform jedoch engte die Wirkungsmöglidikeiten des badischen Ministers stark ein und damit Köhlers Tätigkeitsdrang. Köhler wurde 1926—27 nochmals Staatspräsident, 1927 erhielt er von der Technischen Hochschule Karlsruhe den Titel eines Dr. Ing. h. c. Sein Blick aber richtete sich immer eindeutiger

is Köhler, S. 10. 16 Köhler, S. 81. « Köhler, S. 110.

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auf eine Position in der Reichsregierung. Diese eröffnete sidi ihm im vierten Kabinett Marx, in dem er im Januar 1927 den Posten des Reidisfinanzministers übernahm. Die Zeit als Reichsfinanzminister, Januar 1927 bis Juni 1928, war äußerlich der Höhepunkt in Köhlers so steiler Karriere. Er selbst sah das Ende seines Ministeramts als Scheitern an. Sicher ist, daß sein Unvermögen, sich mit Brüning, dem Kanzler aus der eigenen Partei, zu einigen, Grenzen aufzeigt. Die Krise des Zentrums aber verstärkte die Krise der Republik. Köhler war für eine Aufnahme der NSDAP in die Regierung, um sie so in der Verantwortung zu binden und abzunutzen. Köhler kehrte 1928 wieder nach Karlsruhe zurück. Er spielte innerhalb seiner Partei eine entscheidende Rolle und behielt bis zum Juli 1932 sein Reichstagsmandat. Im Juni 1933 wurde er von der Polizei in Schutzhaft genommen. Eine Intervention Schachts ersparte ihm das KZ Kislau und damit das Schicksal von Remmele. Er übersiedelte nadi Berlin, wurde Finanzberater und kehrte im Rahmen der Evakuierung der Berliner Bevölkerung im Spätsommer 1943 nach Baden zurüdc, nach Mudau im Odenwald, wo er am Karfreitag 1945 den Einmarsch der amerikanischen Truppen erlebte. Noch einmal stellte Köhler sein Wissen und seine Kraft dem badischen Staat zur Verfügung. Er wurde im Herbst 1945 Präsident der Landesverwaltung Nordbaden. Obwohl ein Gegner des Zusammenschlusses von Württemberg und Baden, übernahm er im Mai 1946 das Wirtschaftsministerium der vereinigten Landesteile Nordwürttemberg und Nordbaden. Von Dezember 1946 bis zu seinem Tode am 6. 2. 1949 hatte er das Finanzministerium inne. Nachfolger Köhlers wurde 1924 der Demokrat Willy Hellpach. Hellpach wurde 1877 in Oels in Schlesien geboren18. Zwar wiederum fast gleichaltrig wie der Vorgänger, wat er einer der wenigen Nichtbadener. Der Geburtsort ist allerdings ein Zufall. Der Vater, ein Gerichtsaktuar, dessen Krankheit ein Studium und den Eintritt in den höheren Justizdienst verhindert hatte, war erst kurz vorher zugezogen und starb noch im gleichen Jahr. Die Familie stammt aus Landeshut, einer Kleinstadt am Rande des Riesengebirges, in die sie auch nadi dem Todesfall zurückkehrte. Die Jugendzeit war ärmlich wie bei Köhler, aber nicht ganz so

« Willy Hellpadi, Wirken und Wirren, 2 Bde. Hamburg 1948-49; GLA Karlsruhe, Abt. N, Willy Hellpadi, 235/6135, 466/8743. Die zahlreiche Literatur über Hellpach ist in der Bibliographie zur Badischen Geschichte hg. von Lautenschlager Schulz verzeichnet.

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krass. Die Mutter mußte sidi 1886 von dem einzigen Kind trennen und im nahen, aber durch die Staatsgrenzen zu Österreich-Ungarn getrennten Trautenau eine Stelle als Haushälterin eines Großonkels annehmen, der dann audi das Schulgeld für das Realgymnasium bezahlte. Nadi dem Abitur 1895 und einer Nachprüfung in Latein und Griechisch am Gymnasium in Hirschberg bezog der junge Hellpadi die Universität Greifswald, um Medizin zu studieren. Nach dem Physikum (1897) wechselte er nadi Leipzig, w o er vor allem Psychologie bei Wundt hörte und mit einer entsprechenden Dissertation den Grad eines Dr. phil. „Summa cum laude" erwarb. Dann aber setzten Rückschläge ein. Ein Versuch, in Heidelberg anzukommen, scheiterte, in Greifswald fiel er bei dem medizinischen Staatsexamen im Fach Chirurgie durch die Prüfung. Eine zeitraubende Wiederholung war nötig, dazu kam der Militärdienst, denn er war trotz eines Gebrechens als „volltauglich" gemustert worden. Bei einem Besuch in Trautenau im Jahr 1898 lernte er Olga Klim kennen, die Tochter eines Prager Kaufmanns, seine spätere Lebensgefährtin. Nach bestandenem Examen kam er 1901 als Volontär nach Heidelberg, verlobte sich 1902 und promovierte im nächsten Jahr in Heidelberg zum Dr. med., diesmal wieder mit „summa cum". Er ließ sich 1904 in Karlsruhe als Nervenarzt nieder, heiratete Olga Klim, habilitierte sich an der Technischen Hochschule, und erhielt 1911 den Titel Professor. Im ersten Weltkrieg war er Truppenarzt. Hellpach, der einst 1902 mit der Absicht „ein guter Nervenarzt und ein entschlossener Sozialist zu werden" nach Berlin gegangen war, trat nun in den Tagen des Zusammenbruchs wirklich einer Partei bei, der sich neu bildenden „Deutschen Demokratischen Partei". Für sie zog er für 2 Jahre in den Karlsruher Stadtrat. Seine Partei nominierte im November 1922 den unterdessen auch durch zahlreiche Veröffentlichungen gut bekannten Professor für das Amt des Kultusministers. Die Gemüter hatten sich über den Weggang von Hermann Hummel noch nicht richtig beruhigt, als die Wahl Hellpachs wieder Gesprächsstoff gab. „Aber daß ein Nervenarzt das Ministerium für Kultus und Unterricht übernahm — ja, war denn die Partei, die ihn dafür ausersah, selber anstaltsbedürftig geworden?" schrieb damals eine Karlsruher Zeitung 19 . Doch der Sturm legte sich, Hellpadi leistete auf vielen Gebieten hervorragende Arbeit und als er zwei Jahre später turnusgemäß zum Staatspräsidenten vorgeschlagen wurde, erhielt er die höchste Stimmenzahl, die je bei einer solchen Wahl erreicht wurde. 19

Zitiert nadi Hellpadi 2, S. 157.

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Die nächste Landtagswahl in Baden brachte für die Demokratische Partei Stimmenverluste. Zentrum und SPD einigten sich, in Baden allein zu regieren. Hellpach mußte im November 1925 aus dem Amte scheiden. Im nächsten Jahr übersiedelte er nach Heidelberg, wo er die Professur für allgemeine und angewandte Psychologie übernahm. Vom Mai 1928 bis März 1930 vertrat er die DDP im Reichstag. Er überwarf sich dann aber mit der Parteiführung, legte sein Mandat vorzeitig nieder und trat aus der Partei aus. In den Jahren 1933—35 gab es für Hellpach Schwierigkeiten mit den Nazi-Machthabern, die sich vor allem finanziell auswirkten. Hellpach blieb aber im Amt. Im Jahr 1942 wurde er Direktor des Psychologischen Instituts und erhielt im gleichen Jahr das goldene Treudienst-Ehrenzeidien. Nach dem Krieg wurde Hellpach Ordinarius an der Technischen Hochschule Karlsruhe, behielt aber seine Heidelberger Lehrtätigkeit bei, auch als er schließlich in Karlsruhe emeritiert wurde. Ihm wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, die Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes im Jahre 1952. Hellpach starb am 6. Juli 1955 in Heidelberg. Hellpach ist gewiß die aufregendste und interessanteste Persönlichkeit unter den badischen Staatspräsidenten. Er selbst war z. T. unter dem Pseudonym Ernst Gystrow schriftstellerisch tätig; wir besitzen von ihm bis 1925 reichende Memoiren, die 1948—49 im Druck erschienen. Auch das handschriftliche Material ist reichlich vorhanden. In den Jahren 1972—1977 erwarb das Generallandesarchiv seinen Nachlaß, unter dem sich auch das Manuskript für einen dritten Band seiner Memoiren befindet. Alles was nach Hellpach kam, wirkt wie ein Abstieg, obwohl man zunächst auf bewährte Kräfte zurüdcgriff. Gustav Trunk wurde 1925—26 und nochmals 1927 Staatspräsident, Heinrich Köhler 1926—27 und Adam Remmele 1927-28. Mit Josef Schmitt (1928-29) und (1931-33) und Josef Wittemann (1930—31) wurden zwei Männer gewählt, die immer das Wohl ihres badischen Landes im Auge hatten. Die Quellenlage für ihre Biographie ist allerdings fast hoffnungslos. So muß ich mich mit wenigen dürren Angaben begnügen. Der Vater von Josef Schmitt war ein Schneidermeister in Lauda; er hatte eine große Kinderschar zu ernähren und Josef mußte seinen täglichen Schulweg von 8 km nach Tauberbischofsheim ins Gymnasium viele Jahre zu Fuß machen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und Berlin wurde er Amtsrichter in Boxberg. Er kam von dort in die Karlsruher Finanzverwaltung und 1921 als Vertreter des Zentrums in den Landtag. Im Jahre 1927 holte man ihn als Fachmann 159

für das Finanzressort in die Regierung. Im Jahr 1931 war er kurzfristig Kultusminister, ab September 1931 Justizminister. E r starb einsam und zurückgezogen im Dezember 1939 in Lauda 2 0 . Joseph Wittemann, 1866 in Budien geboren, ist der älteste in der Reihe der Staatspräsidenten 2 1 . Sein Vater war Stadtsdireiber, was man angesichts der Herkunft der meisten anderen schon fast als „gehoben" bezeichnen kann. Er studierte wie Sdimitt die Rechtswissenschaft und wurde — welch seltsame Parallele — gleichfalls als Neuling nach Boxberg auf das Amtsgericht geschickt. Nach mehreren Zwischenstationen landete auch er 1919 in der Residenz. Seit 1905 Landtagsabgeordneter, wurde er 1919 für kurze Zeit als Staatsrat auch Regierungsmitglied. Im Jahr 1920 wurde er Ministerialrat im Staatsministerium, 1925 Präsident des Rechnungshofes. Der Unabhängigkeit dieser Stellung wegen gab er sein Landtagsmandat auf, kehrte aber 1929 als Innenminister in die aktive Politik zurüdc. Im Juni 1931 wechselte der Jurist dann auf den Posten des Justizministers, doch waren ihm nur noch 2 Monate Tätigkeit vergönnt. Wittemann starb an einer Typhusinfektion am 10. September 1931 mitten aus der vollen Verantwortung als Staatspräsident und Justizminister heraus. Fassen wir zusammen. Wie nicht anders zu erwarten war, stammen die meisten Staatspräsidenten aus Baden (sechs von acht), doch hatten auch Auswärtige ihre Chance. Verfolgt man die Geburtsorte genauer, so ist der alemannische Süden nur mit einer Person vertreten, mit Hermann Hummel aus Lahr, alle anderen stammen aus dem fränkisch-pfälzischen Gebiet. Stark überwiegen auch die Katholiken. Hier macht sich der Einfluß der katholischen Zentrumspartei bemerkbar. Fünf Katholiken stehen 1—2 Evangelische (je nachdem wie man Hummel zähltj und wiederum 1—2 Freireligiöse gegenüber. Bezieht man die restlichen 15 Minister (ohne Staatsräte) mit ein, so verschiebt sich das Bild. Aus dem Süden des Landes stammen sieben, aus dem Norden vier, aus Nachbarländern (Württemberg, Elsaß und Pfalz) ebenfalls vier. Sechs der Minister waren konfessionslos, vier evangelisch, vier katholisch und einer

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K. Schredc, Dr. Josef Sdimitt, Geheimer Finanzrat und Staatspräsident. In: Baden 5 (1953), Heft 5, S. 42; Michael Josef Bartilla, Der badische Staatsmann und Jurist Josef Sdimitt 1874-1939. Frankfurt 1980. Hans Georg Zier, Joseph Wittemann: Badisdier Staatspräsident. In: Heimat und Arbeit. Der Kreis Budien. Aalen 1964, S. 199-200; Staatspräsident J. Wittemann. In: Baden 5 (1953), Heft 6, S. 22.

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jüdisch. Ob dieses Bild allerdings wirklich genauer ist, fragt sich, denn die Verschiebungen gehen zum Teil auf das Konto der beiden USPDMinister, die nur knapp 2 Monate im Amt waren. Sie waren konfessionslos und kamen aus dem Nordteil (Tauberbischofsheim) bzw. dem Elsaß. Der sozialen Herkunft nach kam einer der Ministerpräsidenten aus dem Milieu der Landarbeiterschaft, zwei aus dem kleinen ländlichen Handwerksbetriebe, zwei aus dem Lehrerstand und drei aus dem unteren und mittleren Beamtenstand. Die Karriere war also keinesfalls durch das Elternhaus vorgegeben. Geld, Ansehen und Einfluß spielten eine untergeordnete Rolle. Auch das Interesse für Politik war in der Regel im Elternhaus nicht vorhanden. Anregungen kamen von der Schule oder aus dem Vereinsleben, mehrfach prägte die Konfession den Werdegang. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn wir nach der eigenen Ausbildung fragen. Hier überwiegen ganz eindeutig die Akademiker. Eine Ausnahme machen nur die beiden Sozialdemokraten Geiß und Remmele, übrigens Männer der ersten Stunde, sowie Heinrich Köhler. Gänzlich unbeeindruckt von dem Mangel an akademischer Ausbildung war eigentlich nur Geiß, der bei Einweihungen statt Reden zu halten, lieber mit fachmännischem Blick die Qualität der Verarbeitung von Türen und Fenstern prüfte. Remmele nahm — wie Köhler und fast alle anderen Staatspräsidenten auch — den Titel eines Dr. h. c. an. In der zweiten Hälfte des Betrachtungszeitraumes trat zudem eine auffallende Verengung auf Juristen ein, alle akademisch gebildeten Präsidenten nach 1925 hatten ein juristisches Studium absolviert. Auf die gesamten Minister bezogen kommen noch 8 Akademiker, (6 Juristen, ein Philologe und ein Diplomlandwirt), 6 Handwerker (teils später bei der Gewerkschaft tätig) und ein mittlerer Beamter hinzu. Interessant ist auch die Altersgliederung der Staatspräsidenten. Sieht man von Geiß und Wittemann ab, so liegen die Geburtsjahrgänge eng zusammen in dem Jahrzehnt von 1870—80, genauer in den Jahren 1871— 1878. Die Minister waren im Schnitt etwas jünger. Die Geburtsjahre bewegen sich zwischen 1873 (Engler) und 1886 (Brümmer), nur Mattes (1892) war merklich jünger. Es sind daher die gleichen Zeitläufe die sie durchlebten, die gleichen politischen Ereignisse, deren Zeitgenossen sie waren. Aber sie haben diese Ereignisse verschieden gesehen und eingeschätzt. Auch ihr Schicksal, besonders ihr Schicksal in den Jahren 1933— 1945 war sehr unterschiedlich. Hier reicht die Skala vom Verfolgten und KZ-Häftling über den Emigranten bis zu den stillen Unbeachteten und Vergessenen, ja bis zu einem gewissen Arrangement mit den neuen 161

Madithabern, wobei nidit versdiwiegen werden darf, daß es hier eine gewichtige Rolle spielte, welcher Partei sie angehört hatten. Die badischen Staatspräsidenten der Jahre 1918—1933 kamen nidit aus der Oberschicht — im Gegenteil: Ihre Herkunft liegt in den unteren Volksschichten bis zum Mittelstand. Das Sprungbrett war immer ein parteipolitisches Engagement. Die meisten Minister begannen als Stadträte und stiegen auf dem Weg über die Legislative in die Exekutive auf. Die Mehrzahl besaß eine akademische Ausbildung, war also auf dem Weg in eine gehobenere soziale Stellung. Alle — außer Geiß — bejahten eine solche Ausbildung wenigstens als Zielvorstellung. Äußeres Zeichen hierfür sind die vielen politischen Ehrendoktoren der damaligen Zeit. Die Badener sind stolz auf ihre lange demokratische Tradition. Die Auswahl der Staatspräsidenten der Weimarer Zeit fügt sich hier nahtlos ein.

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Württemberg 1918 - 1 9 3 3 VON PAUL SAUER

Die politische Geschidite Württembergs während der Weimarer Republik ist wenig erforscht. Eine zusammenfassende Darstellung liegt bisher nicht vor. Auch an Einzeluntersuchungen fehlt es. Die Memoirenliteratur ist, abgesehen von der Revolutionsphase 1918/19, relativ spärlich vertreten. Nur von wenigen württembergischen Ministern gibt es wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Lebensbilder. Ein Großteil der biographischen Daten für das folgende Referat mußte daher aus Primärquellen erhoben werden: aus Personalakten, Nachlässen, Zeitungen, aus den Unterlagen von Standes- und Einwohnermeldeämtern — ein zeitraubendes, aber interessantes Unterfangen. Der politischen Entwicklung Rechnung tragend, berief König Wilhelm II. von Württemberg am 8. November 1918 ein parlamentarisches Ministerium. Dem neuen Kabinett gehörten führende Vertreter der demokratischen Volkspartei, der Nationalliberalen, des Zentrums und der Sozialdemokratie sowie zwei von der seitherigen Regierung übernommene Fachminister an. König und Regierung beeilten sich, die Einberufung einer verfassungsgebenden Landesversammlung in Aussicht zu stellen. Diese Landesversammlung sollte dem Königreich eine demokratische Verfassung geben und über die künftige Regierungsform entscheiden. Doch dazu kam es nicht. Die revolutionären Kräfte rissen das Heft an sich. Schon am 9. November proklamierte die von Mehrheitssozialdemokraten und Unabhängigen Sozialdemokraten zustande gebrachte Provisorische Regierung die Republik. Am Tage darauf mußte dieser Regierung das letzte königliche Ministerium Platz machen. In staatspolitisch kluger Mäßigung bestrebt, die Revolution in geordnete, ruhige Bahnen zu lenken, erweiterte der Chef der Provisorischen Regierung, Wilhelm Bios, am 11. November sein Kabinett durch die Hereinnahme von drei bürgerlichen Ministern: des Demokraten Theodor Liesching, dem die Leitung des letzten königlichen Ministeriums übertragen gewesen war, des Zen163

trumspolitikers Hans von Kiene und des Nationalliberalen Julius Baumann. Baumann wie auch Liesching traten übrigens kurz darauf der neugegründeten Deutschen Demokratischen Partei, der DDP, bei. Im Januar 1919 wurden die beiden Unabhängigen Sozialdemokraten, weil sie den Spartakusaufstand, den die Regierung mit Waffengewalt niederschlug, unterstützt hatten, aus dem Kabinett Bios ausgeschlossen 1 . Bei der Wahl der Verfassunggebenden Landesversammlung am 12. Januar 1919 erlangten von den insgesamt 150 Sitzen die Mehrheitssozialdemokraten 52, die Deutsche Demokratische Partei 38, das Zentrum 31, die Bürgerpartei, d. h. die württembergischen Deutschnationalen, 14, der Bauern- und Weingärtnerbund 11 und die Unabhängigen Sozialdemokraten 4 Sitze 2 . Die nunmehr von den Mehrheitssozialdemokraten, dem Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei getragene Regierung Bios, die am 29. Januar 1919 von der Verfassunggebenden Landesversammlung bestätigt wurde, vermochte zwei Drittel der Mandate auf sich zu vereinigen. Nach dem Gesetz über die vorläufige Ausübung der Staatsgewalt in Württemberg vom 6. März 1919 3 stand dem von der Landesversammlung gewählten Staatspräsidenten das Recht der Ministerernennung zu. Die von ihm gebildete Staatsregierung mußte das Vertrauen der Landesversammlung besitzen und war dieser für die Führung der Geschäfte verantwortlich. Bereits am 7. März 1919 kam die Landesversammlung der von ihr beschlossenen gesetzlichen Regelung nach und wählte den seitherigen Ministerpräsidenten Bios zum Staatspräsidenten 4 . Die am 25. September 1919 verabschiedete und in Kraft getretene Verfassung bezeichnete Württemberg als freien Volksstaat und als Glied des Deutschen Reichs, beschrieb es als parlamentarische Republik, in der alle Gewalt vom Volk ausging. Der künftig vom Landtag zu wählende Ministerpräsident mit der Amtsbezeichnung Staatspräsident berief und entließ die Ressortminister. Einen von ihnen bestellte er zu seinem Vertreter. Das sich aus Staatspräsident und Ministern zusammensetzende

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Günter Cordes, Krieg Revolution Republik. Die Jahre 1918 bis 1920 in Baden und Württemberg. Eine Dokumentation. Ulm 1978, S. 50 ff. und 135 ff. Walter Grube, Der Stuttgarter Landtag 1457-1957. Von den Landständen zum demokratischen Parlament. Stuttgart 1957, S. 559. Regierungsblatt für Württemberg 1919, S. 11. Karl Weller, Die Staatsumwälzung in Württemberg 1918-1920. Stuttgart 1930, S. 181.

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Staatsministerium, die Regierung, übte die vollziehende Gewalt im Land aus; es bedurfte dazu des Vertrauens des Landtags. Dieser war berechtigt, das Staatsministerium abzuberufen, indem er ihm sein Mißtrauen aussprach, oder die Entlassung einzelner Minister zu verlangen. Das Staatsministerium faßte seine Beschlüsse mit Stimmenmehrheit®. Der Staatspräsident hatte schon kraft seiner Befugnis, die Minister berufen und entlassen zu können, eine starke Stellung inne, eine Richtlinienkompetenz besaß er aber nicht. Die in die Funktion des Landtags eingerückte Verfassunggebende Landesversammlung beschloß am 8. Mai 1920 ein neues Landtagswahlgesetz. Durch dieses Gesetz wurde die Zahl der teils direkt durch die 24 Wahlkreise, teils indirekt über eine Landesliste zu wählenden Abgeordneten auf 101 vermindert 6 . Bei der einen Monat später stattfindenden Landtagswahl erlitten die Mehrheitssozialdemokraten hohe Verluste. Ihr Stimmenanteil sank von 34,4°/o auf 16,l°/o ab 7 . Dennoch verfügten die seitherigen Koalitionspartner noch immer über eine Mehrheit im Landtag. Das Zentrum und die Deutsche Demokratische Partei waren deshalb auch bereit, das Regierungsbündnis mit den Mehrheitssozialdemokraten fortzusetzen. Doch diese entschieden sich, der gegenteiligen Voten von Wilhelm Bios und Wilhelm Keil, des bisherigen Landtagspräsidenten, ungeachtet, für die Opposition. Zentrum und Deutsche Demokratische Partei sahen sich zur Bildung einer Minderheitsregierung gezwungen, die sich jedoch auf die Unterstützung des früheren Koalitionspartners stützen konnte. Das Amt des Staatspräsidenten übertrug der Landtag dem DDP-Politiker Johannes von Hieber. Nachdem die Mehrheitssozialdemokraten wieder in die Reichsregierung eingetreten waren, kehrten sie im November 1921 auch in Württemberg in das Regierungsbündnis zurück. Anderthalb Jahre später, im Mai 1923, indessen zog sich die inzwischen durch die Wiedervereinigung von Mehrheitssozialdemokraten und Unabhängigen Sozialdemokraten erstarkte Sozialdemokratische Partei erneut in die Opposition zurüdk. Der Grund: Zentrum und Deutsche Demokratische Partei hatten sich geweigert, ihr die Schlüsselposition des durch den Tod des Zentrumspolitikers Graf freigewordenen Innenministeriums einzuräumen. Eine echte Chance, sich der oppositionellen Rolle zu entledigen und Regierungsverantwortung in Württemberg zu übernehmen, bot sich ihr in den folgenden zehn Jahren nicht mehr. Sie blieb « Regierungsblatt für Württemberg 1919, S. 281 ff. « Grube, Landtag, S. 562. 7 Cordes, Krieg Revolution Republik, S. 201. 165

bis zur NS-Maditergreifung Oppositionspartei. Das ein zweites Mal zur Minderheitsregierung gewordene Kabinett Hieber zerbradi im April 1924 kurz vor dem Ende der Legislaturperiode an der in der öffentlidikeit hart umstrittenen Frage einer Verringerung der Zahl der Oberämter. Zwei Monate lang leitete der vom Landtag auf seiner letzten Sitzung am 8. April 1924 zum Staatspräsidenten gewählte Staatsrat Rau ein Übergangskabinett, dem außer ihm lediglich noch die beiden Zentrumspolitiker Eugen Bolz und Josef Beyerle angehörten 8 . Bei der Landtagswahl am 4. Mai 1924 erzielte vor allem der rechtsstehende Bauern- und Weingärtnerbund Erfolge. Ihm gelang es, 17 der durch das verfassungsverändernde Gesetz vom 4. April 1924 auf 80 herabgesetzten Landtagsmandate zu erobern. Zusammen mit der unter dem Namen „Vaterländisch-Völkischer Blodc" aufgetretenen Bürgerpartei, mit der er eine Fraktionsgemeinsdiaft bildete, verfügte er über 25 Sitze9. Der zum neuen Staatspräsidenten gewählte Vorsitzende der Bürgerpartei, Wilhelm Bazille, vermochte das Zentrum, dem bei der Wahl 17 Sitze zugefallen waren, für ein Regierungsbündnis zu gewinnen. Dieses hatte sidi freilich zuvor vergeblich bemüht, unter Einbeziehung der Deutschen Demokratischen Partei und der Deutschen Volkspartei eine Koalition sämtlicher bürgerlicher Parteien zustande zu bringen10. Die Rechtskoalition von Bürgerpartei, Bauern- und Weingärtnerbund sowie Zentrum mit ihrer geringen parlamentarischen Mehrheit hielt in den nächsten vier Jahren dem kämpferischen Elan der von Kurt Schumacher angeführten sozialdemokratischen Opposition stand 11 . Sie überdauerte selbst die Landtagswahl vom 20. Mai 1928, aus der die SPD mit 22 Sitzen als eindeutige Siegerin hervorging12. Allerdings handelte es sich bei der nunmehr von Eugen Bolz geleiteten Regierung erneut um ein Minderheitskabinett, das erst anderthalb Jahre später mit dem Anschluß der Deutschen Demokratischen Partei und der Deutschen Volkspartei an die Koalition eine parlamentarische Mehrheit hinter sich brachte13.

8 Grube, Landtag, S. 564. 9 „Staatsanzeiger für Württemberg" vom 16. Mai 1924. 10 Max Miller, Eugen Bolz. Staatsmann und Bekenner. Stuttgart 1951, S. 264. 11 Die SPD in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Von den Anfängen der Arbeiterbewegung bis heute ( = Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 3). Stuttgart 1979, S. 189. 12 „Staatsanzeiger für Württemberg" vom 4. Juni 1928. is Waldemar Besson, Württemberg und die deutsche Staatskrise 1928-1933. Eine Studie zur Auflösung der Weimarer Republik. Stuttgart 1959, S. 75 ff. 166

Verheerende politische Auswirkungen hatte die Landtagswahl vom 24. April 1932. Hitlers NSDAP, bislang mit einem Abgeordneten im Stuttgarter Parlament vertreten, errang 23 Landtagsmandate. Mit Ausnahme des Zentrums und des Christlidi-Sozialen Volksdienstes, die ihren Stimmenanteil behaupteten, mußten alle anderen Parteien zum Teil beträchtliche Verluste in Kauf nehmen 1 4 . Zwar wurde die Gefahr einer maßgeblichen Beteiligung der Hitler-Bewegung an der Regierung nochmals abgewendet, aber eine verfassungsmäßige Regierung kam nidit mehr zustande. Das Kabinett Bolz blieb als gesdiäftsführende Regierung im Amt. Es verstand sich als Präsidialkabinett von Fachministern 15 und regierte nach dem Vorbild der Brüningschen Reichsregierung im wesentlichen durch Notverordnungen. Die Reichstagswahl vom 5. März 1933 verschaffte der NSDAP dann auch in Württemberg die Gelegenheit, sich in den Besitz der uneingeschränkten politischen Macht zu setzen 1 6 . Von Anfang 1919 bis zur Landtagswahl 1932 übte die württembergische Regierung, von der Krisensituation im Frühjahr 1924 abgesehen, die Staatsgewalt tatkräftig aus. Das Land kehrte nach der revolutionären Erschütterung von November 1918 bis Anfang 1919 rasch zu Ruhe und Ordnung zurück. Die politischen Verhältnisse festigten sich und blieben über Jahre hinweg stabil. Extremistische politische Strömungen gewannen bis 1932 nur wenig Terrain. Die Regierung besaß selbst in den kritischen Phasen 1920/21 und 1923/24, während der sie sich nur auf eine parlamentarische Minderheit stützen konnte, einen relativ sicheren Stand, vermochte sie sich doch auf die Rückendeckung durch die (Mehrheits-) Sozialdemokraten zu verlassen 1 7 . Lediglich 1928/30 war sie ohne feste Basis. Gegen Mißtrauensanträge half ihr während dieser anderthalb Jahre oft nur die für sie günstige Geschäftsordnung 18 . Alle größeren Parteien in Württemberg waren in den Jahren der Weimarer Republik für kürzere oder längere Zeit an der Regierungsverantwortung beteiligt. Während des Gesamtzeitraums 1918 bis 1933 behauptete sich bloß das Zentrum ununterbrochen als Regierungspartei. Die (Mehrheits-) Sozialdemokraten saßen bis zur Landtagswahl 1920 in der Regierung, sie vertauschten danach nur noch einmal 1921/23 für andert-

„Staatsanzeiger für Württemberg" vom 6. Mai 1932. 15 Besson, Württemberg und die deutsche Staatskrise, S. 262. i« Eberhard Gönner und Günther Haselier, Baden-Württemberg. Geschichte seiner Länder und Territorien. Würzburg 1975, S. 101 ff. « Grube, Landtag, S. 563 ff. 18 Besson, Württemberg und die deutsche Staatskrise, S. 59 ff. 14

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halb Jahre das Lager der Opposition mit der Regierungsbank. Die Deutsche Demokratische Partei gehörte der Regierung von 1918 bis 1924 und von 1930 bis 1933 an, die Deutsche Volkspartei mit einem ehrenamtlichen Staatsrat von 1930 bis 1932. Die Bürgerpartei mit dem ihr in Fraktionsgemeinschaft eng verbundenen Bauern- und Weingärtnerbund schaffte 1924 den Sprung in die Regierung und verharrte bis zur NSMachtergreifung 1933 in dieser Position. Mitglieder von Splitterparteien sowie von extremistischen Gruppierungen mußten sich zwischen 1918 und 1933 in jedem Fall mit der Oppositionsrolle begnügen. Insgesamt erlangten zwölf Parteien in der württembergischen Verfassunggebenden Landesversammlung und in den einzelnen Landtagen Sitz- und Stimmrecht. Fünf von ihnen waren allerdings nur in ein bis zwei Landtagen vertreten. Den in Württemberg zwischen dem 11. November 1918 und dem 5. März 1933 provisorischen bzw. verfassungsmäßig gebildeten Regierungen gehörten 22 Repräsentanten verschiedener politischer Richtungen sowie ein parteiloser Staatsrat in der Funktion des Staatspräsidenten an. Die größte Zahl an Ministern, insgesamt zehn, stellten die Sozialdemokraten, davon drei die Unabhängigen Sozialdemokraten. Mit fünf Ministern war die Deutsche Demokratische Partei, mit vier das Zentrum und mit zwei die Bürgerpartei beteiligt. Der Deutschen Volkspartei wurde 1930 im Kabinett Bolz der Posten eines ehrenamtlichen Staatsrats zugestanden. Die 23 Minister und Staatsräte waren, wie noch zu zeigen sein wird, überwiegend kleinbürgerlich-bäuerlicher Herkunft. Hierbei ergaben sich hinsichtlich der Parteizugehörigkeit keine grundlegenden Unterschiede. Mit Ausnahme eines Teils der sozialdemokratischen Minister, der aus Preußen oder aus anderen deutschen Ländern zugewandert war, handelte es sich bei den Kabinettsmitgliedern um Württemberger. Bei 23 Persönlichkeiten läßt es sich verantworten, knappe Angaben zu den Einzelbiographien, insbesondere zu deren beruflichem und politischem Werdegang, zu machen, da man bei dieser beschränkten Zahl noch kaum Gefahr läuft, das Gesamtbild durch Details zu überladen oder gar zu zerstören. Es sei deshalb erlaubt, die Mitglieder der höchsten württembergischen Regierungsämter im Folgenden kurz vorzustellen. Unter den Ministern der Unabhängigen Sozialdemokratie, der USPD, die bereits nach wenigen Tagen oder Wochen aus der Provisorischen Regierung Bios ausschieden, war Artur Crispien wahrscheinlich die interessanteste Persönlichkeit. Crispien, 1875 als Sohn eines Malers in Königsberg geboren und selbst von Beruf Theatermaler, kam 1912 nach 168

Stuttgart, um in die Redaktion der sozialdemokratischen Zeitung „Schwäbische Tagwacht" einzutreten. Mitorganisator der USPD in Württemberg, übernahm er am 9. November 1918 in der Provisorischen Regierung das Innenministerium, dem er zwei Monate vorstand. Im Januar 1919 wurde er in die württembergische Verfassunggebende Landesversammlung gewählt. Schon bald rückte jedoch das Gesamtreich in den Mittelpunkt seiner politischen Aktivität. Von 1920 bis 1933 gehörte er ununterbrochen dem Reichstag an. Nach der Wiedervereinigung der Unabhängigen Sozialdemokraten mit den Mehrheitssozialdemokraten im Jahr 1922 wurde er einer der drei Vorsitzenden der SPD 1 9 . Als Angehöriger des Spartakusbundes bekleidete der gelernte Schlosser Albert Schreiner, der während des ganzen Kriegs an der Front, zuletzt als Offiziersstellvertreter, gestanden hatte, im November 1918 nur wenige Tage das Amt des Kriegsministers. Seit 1919 spielte er eine maßgebliche Rolle in der Kommunistischen Partei. Am Hamburger Aufstand hatte er wesentlichen Anteil 20 . Seine Nachfolge im Kriegsministerium übernahm der Vizefeldwebel Ulrich Fischer. Dieser, von Beruf Kaufmann, war vor 1914 als Gewerkschaftssekretär beim Zentralverband deutscher Handlungsgehilfen tätig gewesen. Den Krieg hatte er wie Schreiner als Frontsoldat mitgemacht, wobei er dreimal verwundet worden war. Ministerpräsident Bios bescheinigte Fischer großen Fleiß, meinte aber, die Amtsbezeichnung Kriegsminister habe seiner Tätigkeit in keiner Weise entsprochen, er hätte vielmehr Minister für Entwaffnung genannt werden müssen, denn er habe „mit rührender Sorgfalt" alles getan, damit die Regierung über keinen einzigen Bewaffneten habe verfügen können. Von 1919 an war Fischer wieder als Gewerkschaftsfunktionär tätig 21 . Erhebliche Unterschiede wiesen die Herkunft sowie der berufliche und politische Werdegang der sieben Minister aus dem Lager der Mehrheitssozialdemokraten auf. Wilhelm Bios, Ministerpräsident der Provisorischen Regierung 1918/19 und erster Staatspräsident Württembergs, wurde 1849 in Wertheim am Main als Sohn eines Arztes geboren. 1870 mußte er aus finanziellen Gründen sein Philologie- und Geschichtsstu-

l» NDB 3 (1957), S. 416. Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg 1918/19. Bearbeitet von Eberhard Kolb und Klaus Schönhoven ( = Quellen zur Gesdiidite der Rätebewegung in Deutschland 1918/19, 2. Herausgeber: Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien). Düsseldorf 1976, S. 85. Ebd. S. 79 f. (Anmerkung 3).

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dium abbrechen und in der Folgezeit als Redakteur sein Brot verdienen. Bereits 1872 trat er der Sozialdemokratischen Partei bei. Fünf Jahre später wurde er als damals jüngstes Mitglied in den Reichstag gewählt. 1883 übersiedelte er nach Stuttgart. Schon lange vor dem Ersten Weltkrieg zog er sich aus dem politischen Tagesgeschehen zurück, um sich mit ungeteilter Kraft seinen historisch-literarischen Neigungen widmen zu können. Beim Ausbruch der Revolution 1918 stellte sich der Siebzigjährige, der aus der ihn beseelenden deutsch-patriotischen Gesinnung nie ein Hehl gemacht hatte, seiner Partei zur Verfügung. Ihm ist es in erster Linie zu verdanken, wenn sich die politischen Verhältnisse in Württemberg rasch konsolidierten und wenn innerhalb weniger Tage eine handlungsfähige Regierung die Voraussetzungen für die Aufrichtung eines demokratisch-parlamentarischen Staats schuf. Nach dem Ausscheiden der Mehrheitssozialdemokraten aus der Regierung im Juni 1920 behielt der allseits hochgeachtete Politiker bis 1924 sein Landtagsmandat bei. Wenn er gewollt hätte, wäre er auch in einem rein bürgerlichen Kabinett Regierungschef geblieben. Er wies jedoch ein entsprechend an ihn gerichtetes Ansinnen mit Entschiedenheit zurück. Er wollte, abgesehen von der Rücksicht auf seine Partei, keinesfalls als „Kleber" am Ministersessel erscheinen. 1927 starb er 22 . Daß 1918 einem Dissidenten, der zudem jüdischer Abstammung war und aus den östlichen Provinzen des Reichs kam, die Leitung des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens übertragen wurde, erregte insbesondere die kirchlichen Kreise. Doch bestätigte selbst ein so konservativer Historiker wie Karl Weiler dem Inspektorsohn Berthold Heymann — und um diesen handelte es sich — eine untadelige vorurteilsfreie Amtsführung 23 . Am 30. Oktober 1919 vertauschte der damals 49jährige das Kultministerium mit dem weniger der konfessionellen Kritik ausgesetzten Innenministerium. Der Schriftsteller und Journalist Heymann, der in Berlin das Gymnasium besucht hatte, hatte wie andere führende Sozialdemokraten Württembergs seine politische Schulung in der Redaktion der „Schwäbischen Tagwacht" erfahren. Von 1906 bis zum Ende der Weimarer Republik gehörte er dem Landtag an 2 4 . Nur vorübergehend trat Immanuel Herrmann, der letzte württembergische Kriegsminister, politisch hervor. Herrmann wurde

Hauptstaatsaron, * 1824 Heidelberg, 11901 Freiburg, Jurist, ev., Mitglied der 2. Kammer (1871—1880). Innenminister (1876—1881). Lit.: Badische Biographien 5, S. 739 f. Stösser, Philipp Rudolf, * 1751 Karlsruhe, 11825 Karlsruhe, Jurist, ev. Außerordentliches Mitglied des Staatsministeriums (1819). Lit.: Trefurt, Christof Franz Anton, * 1790 Neckarbischofsheim, +1861 Lichtental, Jurist, kath., Mitglied der 2. Kammer (1823—1824), Mitglied der 1. Kammer (1857 und 1859). Außerordentliches Mitglied des Staatsrats (1845), Justizminister (1847— 1848). Lit.: Badische Biographien 2, S. 359. 227

Türckheim zu Altdorf, Johann Freiherr von, * 1778 Straßburg, 11847 Ragaz, Jurist, ev. Minister des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (1831]. Lit.: Badiscfae Biographien 2, S. 366 f.; ADB 54, S. 717 f. Turban, Ludrofg Karl Friedrich, * 1821 Bretten, 11898 Karlsruhe, Jurist, ev., Mitglied der 2. Kammer (1881). Handelsminister (1872—1881), Innenminister (1881—1890), Staatsminister (1876-1893). Lit.: Badische Biographien 5, S. 765 f.; ADB 54, S. 715. Vogelmann, Volrath, * 1808 Wertheim, 11871 Bad Homburg, Dr. rer. pol., Kameralist, ev., Mitglied der 2. Kammer (1839—1851). Finanzminister (1860—1866). Lit.: Badische Biographien 2, S. 407 f. Volz, Johann Christof, * 1760 Sulzburg, 11827 Karlsruhe, Kameralist, ev. Außerordentliches Mitglied des Staatsministeriums (1819). Lit.: Badische Biographien 2, S. 414 f. Wechmar, Friedrich Freiherr oon, * 1801 Roßdorf (Herzogtum SachsenMeiningen), 11869 Roßdorf, Jurist, ev. Justizminister (1851—1856), zugleich Innenminister (1853—1856). Lit.: Badisdie Biographien 2, S. 434 f. Weiler, Georg Leopold Alois Freiherr uon, * 1775 Mannheim, 11835 Bad Ems, Jurist, kath. Mitglied des Staatsministeriums (1830). Lit.: Badisdie Biographien 2, S. 435. Weizel, Gideon, * 1807 Stockach, 11872 Karlsruhe, Jurist, kath. (?). Mitglied der 2. Kammer (1841—1848), Mitglied des Erfurter Parlaments (1850), Vizepräsident der 1. Kammer (1867—1868). Handelsminister (1860—1863). Lit.: Badische Biographien 2, S. 438 f.; Badisdie Heimat 49, S. 193 f. Wielandt, Friedrich August, * 1765 Karlsruhe, +1820 Karlsruhe, Jurist, ev. Ordentliches Mitglied des Staatsministeriums (1819). Lit.: 228

Winter, Ludwig Georg, * 1778 Predital, 11839 Karlsruhe, Jurist, ev., Mitglied der 2. Kammer (1819-1822 und 1831-1832). Staatsrat (1822), Innenminister (1830-1838). Lit.: Badische Biographien 2, S. 493 f.; ADB 43, S. 465 f.; Mone, Winter. Wolf/, Anton, * 1779 Leimersheim, +1857 Karlsruhe, Jurist, kath. (?), Mitglied der 2. Kammer (1833), Mitglied der 1. Kammer (1843,1845, 1846). Mitglied des Staatsministeriums (1835), Vorsitzender des Staatsrats (1845). Lit.: Badische Biographien 2, S. 519. Zyllnhardt, Karl Freiherr Don, * 1779 Ludwigsburg, +1828 Karlsruhe, Jurist, ev., in kurpfälzisdiem und badisdhem Staatsdienst, aus politischen Gründen entlassen (1816), Leiter der Verwaltung der Landgrafschaft Hessen-Homburg, Mitglied der 1. Kammer (1819, 1822, 1825). Badischer Staatsrat (1819), Justizminister (1822—1828). Lit.: Badisdie Biographien 2, S. 548 f.

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DEPARTEMENTSCHEFS DES KÖNIGREICHS WÜRTTEMBERG 1816-1918 VON BERNHARD MANN

Baur von Breitenfeld, Fidel, * 1805 Rottweil, 11882 Ludwigsburg, Offizier, kath., seit 1850 Mitglied der 1. Kammer. Verwalter des Kriegsdepartements (28.10.1849-2. 7. 1850). Lit.: NDB 1, S. 672 f. Beroldingen, Joseph Ignaz Graf oon, * 1780 Ellwangen, +1868 Stuttgart, Offizier, dann Diplomat, kath. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (1823-6. 3. 1848]. Lit.: NDB 2, S. 145. Breitling, Wilhelm August, *1835 Gaildorf, t l 9 1 4 Stuttgart, Dr. jur., Richter, ev., seit 1883 im Justizministerium. Chef des Justizdepartements (1896—4.12.1906), Präsident des Staatsministeriums (15. 4. 1901—4. 12. 1906). Lit.: NDB 2, S. 579. Duoernoy, Gustav, * 1802 Stuttgart, +1890 Stuttgart, Dr. jur., Privatgelehrter, ev., seit 1833 Mitglied der 2. Kammer (Öhringen, später Schorndorf). Chef des Departements des Innern (9. 3.1848—28.10.1849), zusätzlich Departement des Kirdien- und Schulwesens (16. 9.-28.10.1849). Lit.: ADB 48, S. 217-219. Faber, Eduard, * 1822 Altenstadt bei Geislingen, 11907 Stuttgart, Dr. jur., ev., seit 1857 im Justizministerium. Chef des Justizdepartements (1878—1896). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 30 vom 18.1. 1907, S. 5. Fleischhauer, Karl, * 1852 Stuttgart, + 1921 Stuttgart, Dr. jur. h. c., Jurist, ev., nach kurzer Tätigkeit im Justizdienst seit 1877 in der Innenverwaltung, seit 1882 im Innenministerium. Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (1906—1912 und 20. 3 . - 6.11. 1918), Chef des Departements des Innern (1912— 20. 3. 1918). Lit.: Württembergisdier Nekrolog 1920/21 (1928), S. 204-212. 230

Franquemont, Friedrich Graf Don, * 1770 Ludwigsburg, 11842 Stuttgart, Offizier. Chef des Kriegsdepartements (9. 11. 1816-1829]. Lit.: ADB 7, S. 274. Gärttner, Karl, * 1788 Bietigheim, 11861 Stuttgart, Kameralist („Schreiber"), ev., seit 1810 in der Finanzverwaltung, seit 1842 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Finanzdepartements (1844—6. 3. 1848). Lit.: Lebensbilder 5, S. 214-227. Geßler, Ernst, * 1818 Stuttgart, 11884 Stuttgart, Jurist, ev., seit 1843 im Justizdienst, seit 1847 im Innenministerium, Mitglied der 1. Kammer. Chef des Departements des Innern 21. 9. 1864—23. 3. 1870). Lit.: „Staatsanzeiger", Nr. 294 vom 14. 12. 1884, S. 1942 f. Geßler, Theodor, * 1824 Ellwangen, 11886 Urach, Bruder des Vorigen, Jurist, ev., Professor an der Universität Tübingen (1856—1857), Kanzler derselben (1864), seit 1862 Mitglied der 2. Kammer, (Crailsheim, dann Universität Tübingen). Chef des Departements des Kirdien- und Schulwesens (3. 5. 1870— 1885). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 293 vom 12. 12. 1886, S. 2245 f.; ADB 49, S. 335 f. Geßler, Wilhelm, * 1850 Stuttgart, 11922 Stuttgart, Sohn von Ernst Geßler, Jurist, ev., seit 1877 im Verwaltungsdienst, seit 1880 im Finanzministerium, seit 1897 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Finanzdepartements (1908-1914). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 20 vom 14. 1. 1922, S. 5. Golther, Karl Ludiuig, * 1823 Ulm/Donau, 11876 Stuttgart, Jurist im Verwaltungsdienst, ev., seit 1858 im Innenministerium. Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (1861—23. 3. 1870), mit dem Vorsitz im Geheimen Rat betraut (27. 4. 1867—23. 3. 1870). Lit.: NDB 6, S. 625 f. 231

Goppelt, Adolf, * 1800 Heilbronn am Nedcar, 11875 Heilbronn am Neckar, Großkaufmann, ev., nationalliberal, Mitglied der 2. Kammer (1839, Stadt Heilbronn), MdR (1871). Chef des Finanzdepartements (9. 3.1848—28.10.1849). Lit.: Lebensbilder 5, S. 256-268. Habermaas, Hermann, * 1856 Stuttgart, 11938 Stuttgart, Dr. jur., Jurist, ev., Richter seit 1893 im Kultministerium, Präsident des Konsistoriums (1910), seit 1910 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Departements des Kirdien- und Schulwesens (1912—20. 3. 1918). Lit.: „Schwäbischer Merkur", Nr. 79 vom 3. 4.1938, S. 10. Hänlein, Hermann Friedrich Karl, * 1794 Göttingen (?), 11866. Chef des Justizdepartements (28.10. 1849—2. 7.1850). Lit.: Hardegg, Oskar, * 1815 Ludwigsburg, 11877, Offizier, ev. Chef des Kriegsdepartements (5. 5. 1866—27. 4. 1867). Lit.: ADB 10, S. 557 f. Herdegen, Christoph, * 1787 Lauffen am Neckar, 11861, „Schreiber", ev., seit 1817 im Finanzministerium. Chef des Finanzdepartements (23. 9.1832-1844 und 28.10. 1849-2. 7. 1850). Lit.: Lebensbilder 5, S. 192-213. Herzog, Christoph Ludiuig, * 1788 Lauffen am Neckar, t 20. 9.1832 Stuttgart, höherer Finanzbeamter, ev. Chef des Finanzdepartements (30. 4.—20. 9. 1832). Lit.: Hieber, Johannes, * 1862 Waldhausen im Remstal, 11951 Uhingen/Fils, Dr. phil., Pfarrer, dann Gymnasialprofessor, ev., Präsident des Evangelischen Oberschulrates (1910), nationalliberal, MdR (1898), Mitglied der 2. Kammer (1899, Welzheim). Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (7.-9.11.1918). Lit.: Lebensbilder 13, S. 375-407. 232

Holder, Julius, * 1819 Stuttgart, 130. 8.1887 Stuttgart, Jurist, ev., im Innenministerium (1848), entlassen (1853), seitdem Anwalt, nationalliberal, seit 1849 Mitglied des 2. Landtages (Stuttgart, Besigheim, Göppingen), MdR (1870). Chef des Departements des Innern (1881—30. 8.1887). Lit.: Langewiesche, Tagebuch; Langewiesche, Holder, S. 151—166. Hügel, Ernst Eugen Freiherr oon, * 1774 Ludwigsburg, 11849 Kirdiheim unter Teck, Offizier, ev. Chef des Kriegsdepartements (1829—1842). Lit.: Hügel, Karl Eugen Freiherr von, * 1805 Stuttgart, 11870 Stuttgart, Sohn des Vorigen, Diplomat, ev. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (1855—21. 9. 1864). Lit.: Lebensbilder 9, S. 302—333. Kapff, Sixt Eberhard, * 1774 Göppingen, +1851, Jurist, ev. Chef des Departements des Innern und des Kirdien- und Schulwesens (3. 1. 1831-3. 4. 1832). Lit.: „Staatsanzeiger", Nr. 295 vom 12.12. 1851, S. 2345. Kerner, Karl Friedrich Freiherr üon (seit 1812), * 1775 Ludwigsburg, +1840 Stuttgart, Offizier, Hüttenmann, ev., im Finanzdepartement (Sektion Berg-, Hütten- und Eisenwerke, 1813). Chef des Departements des Innern (26. 2—10.11.1817). Lit.: Lebensbilder 1, S. 303-312. Kiene, Johann Baptist (Hans), * 1852 Langenargen, 11919 Wangen im Allgäu, Dr. jur., Richter, kath., seit 1894 Mitglied der 2. Kammer (Ehingen), neben Gröber Führer des württembergischen Zentrums. Verkehrsminister (8.-9. 11.1918). Lit.: Württembergischer Nekrolog 1918/29 (1922), S. 116-135. Knapp, Christian, * 1800 Hohenheim bei Stuttgart, 121. 5.1861 Stuttgart Kameralist („Sdireiber"), ev., im Finanzministerium (1838), seit 1845 als Direktor der Eisenbahnkommission. Chef des Finanzdepartements (2. 7. 1850—21. 5. 1861). Lit.: Lebensbilder 5, S. 269-284. 233

Köhler, Ludroig, * 1868 Elberfeld, 11953 Ludwigsburg, Dr. rer. pol., Nationalökonom, ev., seit 1894 im Innenministerium. Chef des Departements des Innern (20. 3.-9.11.1918). Lit.: Kosdi 2; vgl. auch Anmerkung 36 zum Text (S. 44). Liesching, Theodor, *1865 Stuttgart, +1922 Böblingen, Rechtsanwalt, ev., Volkspartei, Mitglied der 2. Kammer (1901, Tübingen). Volkspartei, MdR (1912). Präsident des Staatsministeriums, Chef des Justizdepartements und Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (7.-9. 11. 1918). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 342 vom 26. 7.1922, S. 3. Lindemann, Carl Hugo, * 1867 Jagueräo (Brasilien, 11949 Bensheim, Dr. phil., Sozialwissenschaftler (Kommunalpolitik), SPD, MdR (1903), Mitglied der 2. Kammer (1907). Arbeitsminister (7.11. 1918-1919). Lit.: Osterroth, Biographisches Lexikon 1, S. 198—200. Linden, Joseph Freiherr Don, * 1804 Wetzlar, +1895 Gut Hebsack bei Freiburg im Breisgau, Jurist, Richter, kath., seit 1842 Direktor des Katholischen Kirchenrates, seit 1839 Mitglied der 2. Kammer, (Ritterschaft). Chef des Departements des Innern (2. 7. 1850-21. 9.1864), Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (6. 7.1850-8. 5.1851 und 14. 7.1854-29.10.1855). Lit.: Lebensbilder 9, S. 218-276. Lühe, Hans Otto Freiherr von der, * 1762 Kopenhagen, 11836 Stuttgart, Jurist, ev. Chef des Justizdepartements (1809—1817), Geheimen-Rats-Präsident (18. 11. 1817-29. 7. 1821). Lit.: Ausstellungskatalog, Carlsschule, S. 148. Malchus, Karl August Freiherr von, * 1770 Mannheim, 11840 Heidelberg, Kameralist und Jurist. Konf.? Finanzminister des Königreiches Westphalen (1811), Innenminister ebd. (1813). Chef des Finanzdepartements (10. 11. 1817-5. 9. 1818). Lit.: ADB 20, S. 132-137. 234

Mandiy, Karl, * 1866 Tübingen, 11926 Heilbronn am Neckar, Jurist, Richter, kath., seit 1915 im Staatsministerium. Chef des Justizdepartements (3.12.1917-6.11.1918). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 552 vom 25. 11. 1926, S. 5; ebd., Nr. 612 vom 31.12.1926, Sonntagsbeilage. Marchtaler, Otto von, * 1854 Wiblingen bei Ulm/Donau, 11920 Stuttgart, Offizier, ev., seit 1898 im Kriegsministerium. Chef des Kriegsdepartements (1906-6. 11. 1918). Lit.: Württembergischer Nekrolog 1920/21 (1928), S. 19-24. Maucler, Paul Friedrich Theodor Eugen Freiherr oon, * 1783 Etupes bei Mömpelgard, +1859 Ludwigsburg, Jurist, ev. Chef des Justizdepartements (1818—15.11.1831), Geheimen-Rats-Präsident (15. 11. 1831-6. 4. 1848). Lit.: ADB 20, S. 687 f. Miller, Moriz oon, *1792 Stuttgart, t l 8 6 6 Stuttgart, Offizier, ev., „Reichsgeneral" (1848-1849). Chef des Kriegsdepartements (2. 7. 1850-1. 9. 1865). Lit.: ADB 21, S. 757 f. Mittnacht, Hermann (seit 1887 Freiherr von), *1825 Stuttgart, t l 9 0 9 Friedrichshafen, Jurist, Richter, kath., seit 1861 Mitglied der 2. Kammer (Mergentheim), Mitglied des Zollparlaments (Mergentheim). Chef des Justizdepartements (27. 4. 1867—1878), mit dem Vorsitz im Geheimen Rat betraut (31. 8. 1870-30. 6. 1876), Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (1873—1900), Präsident des Staatsministeriums (1. 7.1876—9.11. 1900). Lit.: Kleine, Ministerpräsident Mittnacht. Neurath, Konstantin Franz Fürchtegott Don, * 1777, + 27.11.1817, ev. Chef des Justizdepartements (10.—27. 11. 1817). Lit.: Neurath, Konstantin Franz Justus Freiherr oon, * 1807, +1876, Sohn des Vorigen, ev. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen 235

Angelegenheiten (1851—1854), Geheimen-Rats-Präsident (24. 4. 1855-27. 4. 1867], Chef des Justizdepartements (4. 10. 1864-27. 4. 1867). Lit.: Otto, Christian Friedrich, * 1758 Dettingen/Teck, 11836, Dr. jur., Jurist, ev., Geheimkabinettssekretär bei Herzog Carl Eugen (1786), seit 1792 in den verschiedensten Regierungsstellungen. Chef des Finanzdepartements (8. 11. 1816—10.11.1817), Chef des Departements des Inneren und des Kirchen- und Schulwesens (10. 11. 1817-29. 7. 1821), Geheimen-Rats-Präsident (29. 7. 1821—15. 11. 1831). Lit.: Neuer Nekrolog der Deutschen/836, 2, S. 955—957. Pfizer, Paul Achatius, * 1801 Stuttgart, 11867 Tübingen, Jurist, ev., im Staatsdienst (1823—1831), dann Anwalt, seit 1831 Mitglied der 2. Kammer (Stadt Tübingen). Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (9. 3.—14. 8. 1848). Lit.: Lebensbilder 1, S. 392—110. Pisdiek, Johann, * 1843 Frankfurt am Main, +1916 Oberstdorf, Dr. jur., Jurist, kath., seit 1872 im Innenministerium, seit 1912 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Departements des Innern (1893—1912). Lit.: Württembergischer Nekrolog 1916 (1920), S. 102-124. Pistorius, Theodor, * 1861 Tübingen, 11939 Stuttgart, Dr. rer. pol., Kameralist, ev., schon früh im Finanzministerium. Chef des Finanzdepartements (15. 4. 1914-6. 11. 1918). Lit.: „Schwäbischer Merkur", Nr. 29 vom 3. 2. 1939, S. 5; Weller, Pistorius; vgl. auch Anmerkung 36 zum Text (S. 44). PJessen, Wilhelm August von, * 1808, 11887 Stuttgart, Jurist, ev., seit 1841 im Justizministerium. Chef des Justizdepartements (2. 7.1850—7. 4.1856), Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (6. 7.-23. 9.1850). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 168 vom 19. 7.1887, S. 1333. 236

Prieser, Heinrich, * 1797 Augsburg, 11870 Stuttgart, Jurist. Chef des lustizdepartements (1839—9. 3. 1848). Lit.: Renner, Andreas, * 1814 Ditzingen, 11898, Dr. jur., „Schreiber", dann stud. cam. et jur., ev., seit 1846 im Finanzministerium, Mitglied der 2. Kammer (1853, Besigheim), seit 1861 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Finanzdepartements (21. 9. 1864-12. 10. 1891). Lit.: Zeller, Finanzminister, S. 403—424, bes. 406-^16. Riecke, Karl Victor, * 1830 Stuttgart, + 9. 3. 1898 Stuttgart, Dr. rer. pol. h. c., Finanzbeamter, ev., seit 1858 im Finanzministerium, seit 1872 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Finanzdepartements (12.10.1891—9. 3.1898). Lit.: BJ 3, S. 59-62. Römer, Friedrich, * 1794 Erkenbrechtsweiler, t l 8 6 4 , Jurist im Militärdienst, ev., seit 1833 Anwalt, seit 1833 Mitglied der 2. Kammer (Geislingen), Mitglied der Nationalversammlung (1848—1849). Chef des Justizdepartements (9. 3. 1848-28. 10. 1849). Lit.: (Augsburger) „Allgemeine Zeitung", Nr. 160 vom 8. 6. 1864 bis Nr. 165 vom 13. 6. 1864, jeweils in der Beilage; Köhler, Friedrich Römer; Taddey, Friedrich Römer. Roser, Karl Ludroig Friedrich, * 1787 Vaihingen a. d. E., t 1861, Jurist, ev., seit 1811 im Staatsdienst, seit 1819 im Außenministerium. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (13. 3 . 1 8 4 8 - 2 8 . 1 0 . 1 8 4 9 ) . Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 65 vom 16. 3. 1862, S. 577 f. Rümelin, Gustav, * 1815 Ravensburg, 11888 Tübingen, Dr. phil., Theologe, ev., seit 1838 im württembergischen Schuldienst, Mitglied der Nationalversammlung (1848—1849), seit 1852 im Kultministerium, Mitglied der 2. Kammer (1855, Stadt Ludwigsburg), seit 1870 Kanzler der Universität Tübingen. Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (1856—1861). Lit.: ADB 53, S. 597—635; Schnizer, Rümelin; Max Rümelin, Gustav Rümelin. 237

Rüpplin, August Freiherr von, * 1797 Porto Ferrajo (Elba), 1 1 8 6 7 Tarasp (Engadin), Offizier, kath., Mitglied der 1. Landesversammlung (1849, Ludwigsburg). Chef des Kriegsdepartements (24. 6. 1848-28. 10. 1849). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 226 vom 26. 9.1867, S. 2531. Sarwey, Otto, * 1825 Tübingen, +1. 4 . 1 9 0 0 Stuttgart, Dr. jur., Jurist, Anwalt, ev., seit 1868 im Justizministerium, freikonservativ, seit 1856 Mitglied der 2. Kammer (Sulz, später Crailsheim), MdR (1874), seit 1883 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (1885—1. 4. 1900). Lit.: BJ 5, S. 4 2 - 4 6 . Scheurlen, Karl Friedrich, * 1824 Tübingen, 1 1 . 4. 1872 Stuttgart, Jurist, Richter, ev., seit 1865 im Justizministerium, Mitglied der 2. Kammer (1870, Gaildorf). Chef des Departements des Innern (23. 3. 1870—1. 4. 1872). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 91 vom 17. 4.1872, S. 1489 f.; Scheurlen, Ministerium der Energie. Schlayer, Johannes, * 1792 Tübingen, 11860, Jurist, ev., seit 1817 im Innen- und Kultministerium, seit 1826 Mitglied der 2. Kammer (Stadt Tübingen). Chef des Departements des Innern und des Kirchen- und Schulwesens (10. 8 . 1 8 3 2 - 6 . 3.1848) und nochmals des Innern (28. 10. 1849-2. 7. 1850). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 34 vom 10. 2. 1861, S. 235 f., und Nr. 35 vom 11. 2. 1861, S. 241 f.; ADB 31, S. 348-350. Schmid, Karl Joseph, * 1832 Munderkingen, t 6. 12. 1893 Stuttgart, Jurist, kath., Anwalt, im Finanzministerium (1877), nationalliberal, Mitglied der 2. Kammer (1868, Ehingen), MdR (1871). Chef des Departements des Innern (1887—6. 12.1893). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 292 vom 13.12.1893, S. 2557. Schmidlin, Christoph Friedrich, * 1780 Stuttgart, t 2 8 . 1 2 . 1 8 3 0 Stuttgart, Dr. jur. h. c., Jurist, ev., seit 1802 im Württemberg. Verwaltungsdienst. Chef des Departements des Innern und des Kirchen- und Schulwesens (1821-28. 12. 1830). Lit.: ADB 54, S. 86-89. 238

Schmidlin, Eduard, * 1804 Schöntal an der Jagst, 11869, Sohn des Vorigen, Jurist, ev., seit 1827 im württembergisdien Justizdienst, seit 1830 im Innen- und Kultministerium. Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens [14. 8. 1848— 16. 9. 1849). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 203 vom 28. 8.1869, S. 2511. Schmidlin, Friedrich, * 1847, 11932, Enkel von Christoph Friedrich Schmidlin, Neffe von Eduard Schmidlin, Dr. jur. h. c., Jurist, ev., seit 1871 im württembergischen Justizdienst, seit 1889 im Justizministerium. Chef des Justizdepartements (1906—1917). Lit.: „Schwäbischer Merkur", Nr. 102 vom 3. 5. 1932, S. 6. Schnürlen, Albert, * 1843 Tübingen, +1926 Stuttgart, Offizier, ev., seit 1892 im Kriegsministerium. Chef des Kriegsdepartements (1901—1906). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 85 vom 22. 2.1926, S. 5. Schott von Schottenstein, Max Freiherr, * 1836 Ulm/Donau, 11917 Sdiloß Schottenstein (Franken), Offizier, ev., seit 1867 im Kriegsministerium. Chef des Kriegsdepartements (1892—1901), Präsident des Staatsministeriums (3. 12. 1900-13. 4. 1901). Lit.: Württembergischer Nekrolog 1917 (1921), S. 123-128. Schwab, Karl Heinrich, * 1781 Stuttgart, 11847 Stuttgart, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1807 im württembergischen Justizdienst, seit 1817 im Justizministerium. Chef des Justizdepartements (1831—1839). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 35 vom 3. 2.1847, S. 138 f. Sick, Heinrich, * 1822 Stuttgart, 113. 10. 1881 Stuttgart, Jurist, ev., Richter, seit 1862 Stadtschultheiß ( = Oberbürgermeister) von Stuttgart, seit 1868 Mitglied der 2. Kammer (Stadt Stuttgart, dann Blaubeuren). Chef des Departements des Innern (16. 5.1872-13.10.1881). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 244 vom 15.10.1881, S. 1926. 239

SigeJ, Karl Friedridi, *1808 Sdiorndorf, +1872 Stuttgart, Kameralist („Schreiber"), ev., seit 1837 im Finanzministerium, Mitglied der 1. Kammer. Chef des Finanzdepartements (1861—21. 9. 1864). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 132 vom 5. 6. 1872, S. 2181 f. Soden, Julius Freiherr oon, * 1846 Ludwigsburg, 11921 Tübingen, Jurist, ev., seit 1871 im konsularischen Dienst des Deutschen Reiches, seit 1885 Gouverneur von Kamerun, dann von Deutsch-Ostafrika, seit 1899 Kabinettsdief König Wilhelms II. von Württemberg. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (1900-1906). Lit.: Württembergischer Nekrolog 1920/21 (1928), S. 165-172. Sontheim, Georg Graf von, * 1790 Mömpelgard, 11860 Ulm/Donau, Offizier, ev. Chef des Kriegsdepartements (1842-24. 6.1848). Lit.: Steinheil, Gustav, *1832 Ludwigsburg, +1908 Stuttgart, Offizier, ev., Adjutant des Kriegsministers (1870). Chef des Kriegsdepartements (1883-1892). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 122 vom 13. 3.1908, S. 5. Sudioru, Albert Freiherr von, * 1828 Ludwigsburg, + 1893 Baden-Baden, Offizier, ev., Adjutant des Kriegsministers (1867). Chef des Kriegsdepartements (23. 3. 1870—13. 9. 1874). Lit.: ADB 37, S. 107—109; Suckow, Rüdsschau; Scheurlen, Ministerium der Energie. Taube, Adolf Graf von, * 1810 Stuttgart, + 1889 Kreuth (Oberbayern) Jurist, ev., seit 1853 im Außenministerium, Schwager seines Vorgängers Varnbüler. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (31. 8. 1870-9. 1. 1871). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 239 vom 8. 10. 1889, S. 1965. 240

Varnbüier Don und zu Hemmingen, Karl Eberhard Friedrich Freiherr, * 1776 Stuttgart, t 27. 4.1832 Stuttgart, Offizier, dann Landwirt, ev., Mitglied der Ständeversammlung (1815), Mitglied der 2. Kammer (1819, Ritterschaft). Chef des Finanzdepartements (1827—27. 4. 1832). Lit.: Adam, Varnbüier; Lebensbilder 5, S. 161—178. Varnbüier oon und zu Hemmingen, Karl Freiherr, * 1809 Hemmingen, 11889 Berlin, Sohn des Vorigen, Jurist, dann Landwirt und Industrieller, ev., freikonservativ, seit 1845 Mitglied der 2. Kammer (Ritterschaft), Mitglied des Zollparlaments (1867), MdR (1873). Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (21. 9. 1864—31. 8. 1870, mit dem Vorsitz im Geheimen Rat betraut 23. 3.—31. 8. 1870). Lit.: ADB 39, S. 492-496. Wächter, Karl Eberhard oon, * 1758 Vaihingen an der Enz, 11829 Stuttgart, Dr. jur., Jurist, ev., Mitglied des herzoglichen Geheimen Rates (1794), seit 1807 im Innendepartement. Chef des Departements des Innern (8. 11.1816—26. 2. 1817). Lit.: Neuer Nekrolog der Deutschen 1829/11, S. 577—583. Wächter, August Freiherr oon, * 1807, 11879 Lautenbach, Diplomat, ev. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (9.1.1871-27. 8.1873). Lit.: Wächter, Kari (seit 1841 Freiherr von Wächter-Spittler), * 1798, 11874, Dr. jur., Jurist, ev., im württembergischen Justizdienst, Professor an der Universität Tübingen, danach Vortragender Rat im Justizministerium, Mitglied der 1. Kammer. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten sowie des Departements des Kirchen- und Schulwesens (28. 10. 1849—2. 7. 1850), Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (23. 9. 1850—7. 4. 1856), Chef des Justizdepartements (7. 4. 1856—4. 10. 1864). Lit.: (Augsburger) „Allgemeine Zeitung", Nr. 309 vom 5.11.1874, Beilage, S. 4802 f. 241

Wagner Don Frommenhausen, Rudolf Freiherr, * 1822 Frommenhausen (Oberamt Rottenburg], 11891 Stuttgart, Offizier, kath., freikonservativ, MdR (1871). Chef des Kriegsdepartements (27. 4.1867-23. 3.1870). Lit.:ADB 54, S. 782 f. Wangenheim, Karl August Freiherr oon, * 1773 Gotha, 11850 Coburg, Jurist, ev., seit 1806 im württembergisdien Staatsdienst. Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (8. 11. 1816— 3. 11. 1817). Lit.: ADB 41, S. 153—155; Isey, Untersudiungen. Weckherlin, Ferdinand Heinrich August, * 1777 Schorndorf, 11828 Bad Boll, Kameralist („Schreiber"), ev., seit 1807 im Steuerdepartement. Chef des Finanzdepartements (1818—1827). Lit.: Lebensbilder 3, S. 575—602. Weishaar, Jakob Friedrich, * 1775 Korb (Oberamt Waiblingen), 11834 Köngen/Neckar, Dr. jur., Anwalt, ev., Mitglied der Ständeversammlung (1815), seit 1819 Mitglied der 2. Kammer (Stadt Stuttgart, dann Leonberg). Chef des Departements des Innern und des Kirchen- und Schulwesens (3. 4.-10. 8. 1832). Lit.: „Schwäbische Kronik", 1834, S. 1053 und 1055. Weizsäcker, Karl Freiherr oon (seit 1916), * 1853 Stuttgart, + 1926 Stuttgart, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1883 im Justizministerium. Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens (19. 4. 1900— 27. 6.1906), Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (27. 6. 1906—6. 11. 1918), Präsident des Staatsministeriums (3. 12.1906—6.11.1918). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 60 vom 6. 2.1926, S. 13 f. Wiederhold, Kuno Freiherr oon, * 1809 Stuttgart, 11885 Ludwigsburg, Offizier, ev., Mitglied der 2. Kammer (1868, Ritterschaft). Chef des Kriegsdepartements (1. 9. 1865—5. 5. 1866). Lit.: ADB 44, S. 491 f. 242

Wintzingerode, Heinrich Leoin Graf von, * 1778 Kassel, 11856 Schloß Bodenstein [Regierungsbezirk Erfurt], Diplomat, ev., seit 1802 im württembergischen Staatsdienst, seit 1808 württembergischer Gesandter in Karlsruhe, Mündien, Paris, St. Petersburg. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (17. 5. 1819-2.10.1823). Lit.: Wintzingerode, Graf Wintzingerode; ADB 43, S. 505—507. Wundt, Theodor, * 1825 Stuttgart, 122. 7. 1883 Sdiuls (Engadin), Offizier, ev., seit 1868 im Kriegsministerium. Chef des Kriegsdepartements [1874—22. 7.1883). Lit.: „Schwäbische Kronik", Nr. 196 vom 19. 8.1883, S. 1389. Zeppelin, Ferdinand Ludroig Graf oon, * 1772 Güstrow (Mecklenburg), 11829 Wien, Offizier, dann Diplomat, ev., seit 1801 im württembergischen Staatsdienst, seit 1820 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (8. 11. 1816-17. 5. 1819). Lit.: ADB 45, S. 79-83. Zeyer, Karl, *1839 Eßlingen/Neckar, 11920 Stuttgart, Dr., Jurist, seit 1880 im Finanzministerium, seit 1891 Mitglied der 1. Kammer. Chef des Finanzdepartements (1898—1908). Lit.: Württembergischer Nekrolog 1920/21 (1928), S. 1 - 9 .

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MINISTER DES KÖNIGREICHS BAYERN (1815-1918) VON KLAUS FREIHERR VON ANDRIAN-WERBURG

Abel, Carl August Ritter oon (seit 1830), * 1788 Wetzlar, +1859 München, Jurist, kath., Mitglied der 2. Kammer (1849). Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern (1837—1838), Staatsminister des Innern (1838—1847). Lit.: Schirl, Beamtenschaft, S. 86; Spindler, Handbuch 4, I, S. 198 ff. Armansperg, Joseph Ludroig Graf oon, * 1787 Kötzting, 11853 Egg, Jurist, kath., Mitglied der 2. Kammer (1819), gemäßigt Liberaler. Staatsminister der Finanzen (1826—1831), Staatsminister des Innern (1826—1828), Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern (1828-1831). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 86 f.; R. Gräfin v. Armansperg, J. L. Graf A. (Miscellanea Bavarica Monacensia 67), München 1976. Asch, Adolph Freiherr oon, * 1839 München, + 1906 München, Offizier, kath. Kriegsminister (1893—1905). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 234. Aschenbrenner, Joseph Ritter oon (seit 1850), * 1798 Neumarkt an der Rott, +1858 München, kath., Dr. jur. Staatsminister der Finanzen (1849—1858); Ministerverweser des Staatsministeriums der Justiz (27. 2.-9. 9. 1854). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 87. Beisler, Hermann Ritter oon (seit 1839), 11790 Bensheim an der Bergstraße, * 1859 München, Offizier, dann Jurist, kath., Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (1848—1849). Ministerverweser des Staatsministeriums der Justiz (29. 11. 1847—25. 3. 1848), Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (21. 3.—11. 11. 1848), Staatsminister des Innern (31. 12. 1848-7. 3. 1849). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 87. Berks, Franz Ritter von (seit 1848), * 1792 (Bistum Eichstätt), +1873 München, Dr. phil., Universitätsprofessor, kath. 244

Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern (1. 12. 1847— 5. 3. 1848). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 88. Berr, Georg Ritter üon (seit 1874), * 1830 Pottenstein, t nadi 1917, Jurist, kath. Staatsminister der Finanzen (1872—1877). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 88. Besserer oon Thal/ingen, Albrecht Freiherr (seit 1817), * 1787 Langenau/ Ulm, 11839 München, Offizier, ev. Mit der einstweiligen Besorgung der Geschäfte des Kriegsministeriums beauftragt (1.11.1838-1. 2.1839). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 234. Bomhard, Eduard Ritter uon (seit 1864), (seit 1884 erblicher Adelsstand), * 1809 Bayreuth, +1886 München, Jurist, ev., Mitglied der 2. Kammer (1863). Staatsminister der Justiz (1864—1867). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 88 f. Bosch, Hugo Ritter oon (seit 1860), * 1782 Schillingsfürst, 11865 München, Offizier, kath. Interimistischer Leiter des Kriegsministeriums (13. 12. 1861—21. 1. 1862 und 11. 7.-26. 7. 1863). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 234 f. Braun, Paul Ritter oon (seit 1867), * 1820 Kitzingen, +1892 Speyer, Jurist, kath. Staatsminister des Innern (1869—1871). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 89. Bray-Steinburg, Otto Graf Don, * 1807 Berlin, +1899 München, Jurist, Diplomat, kath., großdeutsdh. Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern (1846—1847 und 1848—1849), Staatsminister für Handel und öffentliche Arbeiten (1.12.1848—18. 4.1849), Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1870—1871). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 89 f.; Waldenfels, Edelknaben, S. 52 f.; Weis, Kriegsausbruch. 245

Brettreich, Friedrich Ritter uon (seit 1906), * 1858 Bamberg, 11938 auf dem Dampfer Milwaukee zwischen Haifa und Santorin, Dr. jur., Verwaltungsjurist, kath. Staatsminister des Innern (1907-1912 und 1916—1918). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 90. Breunig, Georg Ritter von (seit 1907), (seit 1913 erblicher Adelsstand), * 1855 Dettelbach, + 1933 München, Jurist, kath. Staatsminister der Finanzen (1912—1918). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 90. Crailsheim, Krafft Freiherr von (seit 1901 Graf von), * 1841 Ansbach, +1926 München, Jurist, ev. Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1917—1918). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 91; NDB 3, S. 387 f. Dan dl, Otto Ritter von (seit 1908), * 1868 Straubing, +1942 München, Jurist, kath. Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1917—1918). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 91. . Fäustle, Johann Nepomuk Ritter von (seit 1872), * 1828 Augsburg, 11887 München, Dr. jur., kath., Liberaler, Mitglied der 2. Kammer. Staatsminister der Justiz (1871-1887). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 91 f.; NDB 4, S. 743. Feilitzsch, Max Freiherr uon, seit 1904 (Graf uon), * 1834 Trogen, 11913 München, Jurist, ev. Staatsminister des Innern (1881—1907). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 92; NDB 5, S. 57 f. Fischer, Anton Ritter von (seit 1845), (seit 1874 erblicher Adelsstand), * 1792 Würzburg, +1877 München, Dr. jur., kath. Ministerverweser des Staatsministeriums der Finanzen (19.12.1858— 1. 7. 1859), Ministerverweser des Staatsministeriums der Justiz (1. 5.-1. 10. 1867). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 92. 246

Förster, Georg Friedrich Ritter von (seit 1846), *1775, +1857 München, Jurist, ev. Staatsminister des Innern (8. 3.-9. 6. 1849). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 93. Frauendorfer, Heinridi Ritter oon (seit 1901), (seit 1908 erblicher Adelsstand), * 1855 Holl, 11921 Geiselgasteig, Jurist, kath. Staatsminister für Verkehrsangelegenheiten (1904—1912). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 93. Gise, August Freiherr von, * 1783 Regensburg, 11860 München, Diplomat, ev. Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern (1832—1846), Ministerverweser (2. 1—12. 7. 1832). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 93. Gresser, Franz Ritter von (seit 1860), * 1807 Nabburg, 11880 München, Jurist, kath., Liberaler. Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1866-1869). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 94. Gumppenberg, Anton Freiherr oon, * 1787 Breitenbrunn, 11855 München, Offizier, kath. Kriegsminister (1839—1847). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 235; Gruner, Kriegsminister. Hegnenberg-Dux, Friedrich Adam Justus Graf üon, * 1810 Hofhegnenberg, 11872 München, Jurist, Gutsherr, kath., Führer der gemäßigtliberalen Mittelpartei, Mitglied der 2. Kammer des Landtags (1845; 1847 zweiter Präsident), Mitglied des Frankfurter Vorparlaments, Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt (1848), Mitglied der 2. Kammer (1848, zweiter Präsident; 1849—1865 erster Präsident). Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (21. 8.1871—2. 6.1872). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 94. 247

Heinleth, Adolph von, * 1823 München, 11895 Mündien, Offizier, kath. Kriegsminister (1885—1890). Lit.: Sdiärl, Beamtensdiaft, S. 235. Heintz, Carl Friedrich Ritter von (seit 1860), * 1802 Kleeburg im Unterelsaß, 11868 Mündien, Dr. jur., ev., Demokrat, Mitglied der zweiten Kammer (1845-1848; 1847-1848 erster Präsident). Staatsminister der Justiz (25. 3.1848—5. 3.1849). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 94 f. Hellingrath, Philipp von (seit 1915 Ritter uon), * 1862 Mündien, 11939 Mündien, Offizier, kath. Kriegsminister (1916-1918). Lit.: Sdiärl, Beamtensdiaft, S. 236; Kramer, Virtuti, S. 114, 164, 316 f. Heres, Karl Friedrich Ritter von (seit 1848), * 1789 Bechtheim, +1854 Mündien. Ministerverweser des Staatsministeriums der Finanzen (1. 12. 1847— 25. 3. 1848). Lit.: Sdiärl, Beamtensdiaft, S. 95. Hertling, Franz Xauer Freiherr oon, * 1780 Ladenburg, +1844 Mündien, Offizier, kath. Führt die Geschäfte des Kriegsministeriums (12. 12. 1836); Kriegsminister (1. 2. 1837-1. 11. 1838). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 236; Gruner, Kriegsminister. Hertling, Friedrich Freiherr Don, * 1781 Ladenburg, 11850 München, Offizier, kath. Mit der Besorgung der Geschäfte des Kriegsministers betraut (28.1.— 9. 6. 1839). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 236. Hertling, Georg Freiherr uon, (seit 1914 Graf oon), * 1843 Darmstadt, 11919 Ruhpolding, Universitätsprofessor (Philosophie), kath., Zentrum, MdR (1875—1890 und 1896—1912), Vorsitzender der Zentrumsfraktion (1909). Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1912—1917); Reichskanzler, Präsident des preußischen Staatsministeriums, preußischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten (1917—1918). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 95; NDB 8, S. 702-704. 248

Hess, Bernhard Don, * 1792 Hammelburg, +1869 Kissingen, Offizier, kath. Stellvertreter des Kriegsministers (20. 1.-16. 6. und 9. 10. 1862-1. 3. 1863, 26. 7. 1863-15. 8. 1863). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 237. Hörmann von Hörbach, Winfried, * 1821 Mainz, 11896 München, Jurist, kath., MdR (1871), Mitglied der zweiten Kammer (1871-1883). Staatsminister des Innern (31. 3. 1868-9. 12. 1869). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 96. Hohenhausen, Leonhard Freiherr von, * 1788 Dachau, +1872 München, Offizier, kath. Verweser des Kriegsministeriums (24. 2. 1847—30. 1. 1848). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 237. Hohenlohe-Schillingsfürst, Chlodxuig Fürst zu, * 1819 Rotenburg/Fulda, +1901 Ragaz, Jurist, kath., kleindeutsch, freikonservativ, MdR (1871-1877). Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1866—1870); Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident (1894—1900). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 96; NDB 9, S. 487-489. Hompesch, Johann Wilhelm Freiherr von, * 1761 Oberelvenich, +1809 München, Jurist (?), kath. Geheimer Staats- und Konferenzminister für das Geheime Ministerialdepartement der Finanzen (1806—1809). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 97. Horn, Carl Freiherr von (seit 1911 Graf von), * 1847 Würzburg, +1923 München, Offizier, kath. Kriegsminister (1905—1912). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 237 f.; Waldenfels-Drechsel, Edelknaben, S. 127 f. Kleinsdirod, Karl Joseph Ritter oon (seit 1850; seit 1859 Freiherr Don), * 1797 Würzburg, 11866 München, Dr. jur„ kath., gemäßigt liberal, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (1848). Staatsminister der Justiz (1849—1854). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 97. 249

Knilling, Eugen Ritter uon (seit 1910), (seit 1916 erblicher Adelsstand), * 1865 München, 11927 München, Dr. jur., kath. Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1912-1918). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 97 f. Koch, Nikolaus Ritter von (seit 1859), * 1807 Ebern, 11866 München, Jurist, kath. Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1864—1866), Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern (10. 11. 1865-19. 1. 1866). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 98. Kreß von Kressenstein, Otto Freiherr von, * 1850 Germersheim, 11929 München, Offizier, ev. Kriegsminister (1912—1916). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 238. Landmann, Robert Ritter uon (seit 1892), (seit 1899 erblicher Adelsstand), * 1845 Weingarten (Mainfranken), 11926 München, Jurist, kath. Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1895-1902). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 98. Leonrod, Leopold Freiherr von, * 1829 Ansbach, 11905 München, Dr. jur. h. c., kath. Staatsminister der Justiz (1887-1902). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 98 f.; Waldenfels-Drechsel, Edelknaben, S. 89. Lerchenfeld, Gustav Freiherr oon, * 1806 Ulm, 11866 Berchtesgaden, Jurist, kath., Liberaler, Mitglied der 2. Kammer (1845—1866). Staatsminister der Finanzen (25. 3.—14. 11. 1848), Staatsminister des Innern (14.11.-19.12.1848). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 99. Lerchenfeld, Maximilian Freiherr oon, * 1778 Ingolstadt, 11843 Heinersreuth, Jurist, kath., Liberaler. Staatsminister der Finanzen (1817—1825 und 1833—1834). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 99 f. 250

Le Suire, Wilhelm oon, * 1787 Mengeringhausen, 11852 Nürnberg, Kameralist, dann Offizier, ev. Kriegsminister (21. 11. 1848-29. 6. 1849). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 238; Gruner, Kriegsminister. Liel, Karl Friedrich von (seit 1840), * 1799 Koblenz, 11863 Badenweiler, Offizier, kath. Kriegsminister (1. 3.-7. 8.1863). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 239; Gruner, Kriegsminister. Lüder, Ludiuig von, * 1795 Rennersbadi, +1862 München, Offizier, ev. Kriegsminister (1849—1855 und 1859-1861). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 239; Gruner, Kriegsminister. Lutz, Eduard Ritter uon (seit 1864), * 1810 Neuburg (Donau), 11893 Starnberg, Offizier, kath. Kriegsminister (1863—1866). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 239; Gruner, Kriegsminister. Lutz, Johann Ritter von (seit 1866), (seit 1880 erblicher Adelsstand; seit 1883 Freiherr von), * 1826 Münnerstadt, 11890 Oberpöcking, Dr. jur., kath. Staatsminister der Justiz (1867—1871), Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1869—1890), Vorsitzender im Ministerrat (1880-1890). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 100; Grasser, Freiherr von Lutz. MaiUinger, Joseph Ritter von (seit 1870), * 1820 Passau, 11901 Bad Aibling, Offizier, kath. Kriegsminister (1875—1885). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 239 f.; Gruner, Kriegsminister. Maillot de la Treille, Nikolaus von (seit 1830 Freiherr oon), * 1774 Jülich, 11834 München, Offizier, kath. Staatsminister der Armee (1822 provisorisch, 1823—1826), Kriegsminister (1826-1829). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 240; Gruner, Kriegsminister. 251

Manz, Wilhelm Ritter uon (seit 1856), * 1804 Dillingen, +1867 Mündien, Offizier, kath. Kriegsminister (1855—1859). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 240 f.; Gruner, Kriegsminister. Mark, Heinrich Don der (seit 1815 Ritter üon), * 1782 Aldenhoven, + 1865 Bamberg, Offizier, kath. Verweser des Kriegsministeriums (30.1.— 5. 4. 1848). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 241. Maurer, Georg Ludroig Ritter oon (seit 1831), * 1790 Erpolzheim/Pfalz, 11872 Mündien, Dr. jur., Universitätsprofessor, ev.-reformiert. Ministerverweser des Staatsministeriums der Justiz (1.3.—29.11.1847), Ministerverweser des Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Äußern (17. 9.-29. 11. 1847). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 101; Dickopf, von Maurer; Didcopf, König Ludwig I. Mieg, Arnold oon, (seit 1812) Ritter von, * 1778 Heidelberg, +1842 Frankfurt am Main, Diplomat, Jurist, kath. Ministerverweser des Staatsministeriums der Finanzen (1832—1833). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 101. Miltner, Ferdinand Ritter uon (seit 1903), (1908 erblicher Adelsstand), * 1856 Fürth, + 1920 Mündien, Dr. jur., kath. Staatsminister der Justiz (1902-1912). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 102. Montgelas, Maximilian de Garnerin Freiherr von, (seit 1809 Graf oon), * 1759 Mündien, 11838 München, Jurist, kath. Geheimer Staats- und Konferenzminister des Departements der Auswärtigen Angelegenheiten (1799—1817), Geheimer Staats- und Konferenzminister des Departements der Finanzen (1803—1806 und 1809—1817), Geheimer Staats- und Konferenzminister des Departements des Innern, zugleidi für die Kultus- und Unterriditsangelegenheiten (1806-1817). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 102; Weis, Montgelas; Weis, Graf von Montgelas; Weis, Begründung. 252

Morawitzky, Heinrich Theodor Graf Topor von, * 1735 München, 1 1 8 1 0 München, Jurist, kath. Geheimer Staats- und Konferenzminister des Departements der Justiz (1806-1810). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 102 f.; Weis, Begründung. Müller, Ludwig August Ritter von (seit 1879), (1891 erblicher Adelsstand), * 1846 Dachau, 1 1895 München, Jurist, kath. Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1890-1895). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 103. Mulzer, Karl Christoph von (seit 1816 Freiherr 11875 Nürnberg, Jurist, kath. Staatsminister der Justiz (1859-1864). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 103 f.

von), * 1805 Wetzlar,

Neumayr, Clement Ritter von (seit 1813), * 1766 Burghausen, 11829 München, Jurist, kath. Ministerverweser des Staatsministeriums der Finanzen (Dezember 1825). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 104. Neumayr, Max Ritter von (seit 1855), * 1810 München, 11881 München, Jurist, Diplomat, kath. Staatsminister des Innern (1859—1865), Ministerverweser des Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Äußern (4.10.—4.12. 1864). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 104; Hofmann, Max von Neumayr. Oettingen-Wallerstein, Ludwig Fürst zu, * 1791 Wallerstein, 11870 Luzern, Jurist, Diplomat, kath., linker Demokrat, Mitglied der 2. Kammer. Staatsminister des Innern (1832—1837), Ministerverweser des Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Äußern und des Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1. 12. 1847-11. 3. 1848). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 105; Zuber, „Fürst-Proletarier". 253

Pechmann, Johann Nepomuk Freiherr von, * 1801 Vilsbiburg, +1868 München, Jurist, kath. Staatsminister des Innern (1866—1868). Lit.: Schirl, Beamtenschaft, S. 105. P f a f f , Hermann Ritter oon (seit 1895), (1908 erblicher Adelsstand) * 1846 Nürnberg, 11933 München, Jurist, ev. Staatsminister der Finanzen (1904—1912). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 105 f. P/eufer, Benno Heinrich Ritter oon (seit 1855), * 1804 Bamberg, +1871 Mündien, Jurist, kath. Staatsminister d. Finanzen (1859—1866), Ministerverweser des Staatsxninisteriums für Handel und öffentliche Arbeiten (5.10.1864—1.1. 1865). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 106. P/eufer, Sigmund Heinrich Ritter von (seit 1867; seit 1881 Freiherr oon), * 1824 Bamberg, 11894 München, Jurist, kath. Staatsminister des Innern (1871—1881). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 106 f. Pfordten, Ludwig oon der (seit 1854 Freiherr oon der), * 1811 Ried/Innviertel, 11880 Mündien, Dr. jur., Universitätsprofessor, ev., freisinnig. Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern (18. 4. 1849— 1. 5.1859) und Vorsitzender im Ministerrat (22.12.1849-1. 5.1859), Staatsminister für Handel und öffentliche Arbeiten (1849—1859), Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1864—1866). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 107; Spindler, Handbuch 4, I, S. 228 ff. Pfretzsdmer, Adolph Ritter von (seit 1861; seit 1880 Freiherr oon), * 1820 Würzburg, 11901 München, Jurist, kath. Staatsminister für Handel und öffentliche Arbeiten (1865—1866), Staatsminister der Finanzen (1866—1872), Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1872-1880). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 107 f.; Spindler, Handbuch 4,1, S. 283 ff. 254

Podewils-Dürnitz, Klemens Freiherr von (seit 1911 Graf von), * 1850 Landshut, 11922 München, Dr.-Ing., Jurist, Diplomat, kath. Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (10. 8. 1902-1. 3. 1903), Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1903—1912). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 108; Spindler, Handbuch 4, I, S. 357 f.; Waldenfels-Dredisel, Edelknaben, S. 132. Pranckh, Sigmund Freiherr von, * 1821 Altötting, 11888 München, Offizier, kath. Kriegsminister (1866-1875). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 241; Gruner, Kriegsminister. Rechberg und Rothenlöroen, Aloys Graf von, * 1766 München, 11849 Donzdorf, Diplomat, kath. Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern (1817—1825). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 108 f.; Klemmer, von Redlberg. Reigersberg, August Lothar Graf von, * 1815 Würzburg, 11888 Landshut, Jurist, kath. Staatsminister des Innern (1852—1859). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 109; Waldenfels-Dredisel, Edelknaben, S. 65; Spindler, Handbuch 4, I, S. 228 ff. Reigersberg, Heinrich Aloys Freiherr von (seit 1803 Graf von), * 1770 Würzburg, 1 1865 München, Offizier, Jurist, kath. Staatsminister der Justiz (1810—1823). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 109 f.; Weis, Begründung, S. 38 ff. Riedel, Emil Ritter Don (seit 1873), (1888 erblicher Adelsstand; seit 1890 Freiherr von), * 1832 Kurzenaltheim, 11906 München, Jurist, ev. Staatsminister der Finanzen (1877—1904). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 110. Ringelmann, Friedrich Ritter von (seit 1850), * 1803 Würzburg, 11870 München, Dr. jur., Universitätsprofessor, kath. Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1849-1852), Staatsminister der Justiz (1854-1859). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 110. 255

Safferling, Benignus Ritter uon (seit 1870], (1891 erblicher Adelsstand), * 1825 Freising, +1899 Partenkirchen, Offizier, kath. Kriegsminister (1890—1893). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 241 f. Schenk, Eduard Ritter uon (seit 1827), * 1788 Düsseldorf, 11841 München, Dr. jur., ev., 1817 kath. Staatsminister des Innern (1828-1831). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 110 f. Sdilör, Gustav Ritter von (seit 1866), * 1820 Hellziechen/Oberpfalz, 11883 München, Jurist, kath., konservativ, großdeutsch, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (1848), Mitglied der 2. Kammer des Landtags (1855—1883), 2. Präsident der Kammer der Abgeordneten (1873). Staatsminister für Handel und öffentliche Arbeiten (1866—1871). Lit.: Sdiärl, Beamtensdiaft, S. 111. Schrenck Don Notzing, Karl Freiherr von, * 1806 Wetterfeld/Oberpfalz, 11884 Wetterfeld, Jurist, Diplomat, kath., Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (1848). Staatsminister der Justiz (27. 5. 1846—24. 2. 1847), Verweser des Ministeriums für kirchliche Angelegenheiten (1.1.—24. 2.1847), Staatsminister des königlichen Hauses und des Äußern und Vorsitzender im Ministerrat (1859—1864), Staatsminister des Handels und der öffentlichen Arbeiten (1859-1864). Lit.: Sdiärl, Beamtensdiaft, S. 112. Schrenck von Notzing, Sebastian Freiherr von, * 1774 Hillstett/Oberpfalz, t 1848 München, Jurist, kath., 1819 Mitglied der 2. Kammer, bis 1837 deren 1. Präsident. Staatsminister der Justiz (1832-1846). Lit.: Schärl, Beamtensdiaft, S. 112. Seidlein, Lorenz Ritter von (seit 1906), (seit 1916 erblicher Adelsstand), * 1856 Bamberg, 1 1935 München, Jurist, kath. Staatsminister für Verkehrsangelegenheiten (1912—1918). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 113. 256

Seinsheim, Karl Graf von, * 1784 München, 11864 Mündien, Jurist, kath. Staatsminister der Finanzen (1840—1847). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 113.

Soden-Frauenhofen, Maximilian Freiherr oon (seit 1916 Graf * 1844 Ludwigsburg, 11922 München, Jurist, kath. Staatsminister des Innern (1912—1916). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 113 f.

von),

Spies, Moriz Ritter oon (seit 1861), * 1805 Ansbach, t 1862 München, Offizier, ev. Kriegsminister (13. 6. 1861-10. 10. 1862). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 242; Gruner, Kriegsminister.

Stürmer, Johann Baptist Ritter oon (seit 1814), * 1777 Würzburg, +1856 München, kath. Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern (27. 5.—31. 12. 1831). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 114.

Thelemann, Heinrich Ritter von (seit 1899), (1913 erblicher Adelsstand), * 1851 Asdiaffenburg, 11923 Mündien, Jurist, ev. Staatsminister der Justiz (1912—1918). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 114.

Thon von Dittmer, Gottlieb Carl Freiherr oon, * 1802 Regensburg, +1853 München, Jurist, ev. Verweser (8.-25. 3.), dann Staatsminister des Innern (8. 3—14. 11. 1848). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 114 f.

Thürheim, Friedrich Graf von, * 1763 Deggendorf, +1832 Ansbach, Kameralist, kath. Staatsminister des Innern (1817—1826), Staatsminister des Königlichen Hauses und des Äußern (1826—1827). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 115; Spindler, Handbuch 4, I, S. 105 f. 257

Trioa, Johann Nepomuk von (seit 1816) Graf von, * 1755 Mündien, 11827 München, Offizier, kath. Ministerstaatssekretär im Kriegswesen (1808—1814), Dirigierender Minister des Kriegswesens (1814—1817), Staatsminister der Armee (1817-1822). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 242 f.; Gruner, Kriegsminister. Vogel, Johann Georg Carl Ritter von (seit 1865), * 1798 (Nürnberg), +1870 Ansbach, Jurist, ev. Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern (21. 2.—31. 7. 1866). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 115 f. Waldkirch, Klemens August Graf oon, * 1806 Mannheim, t 1858 München, Diplomat, Jurist, kath. Ministerverweser des Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Äußern (14. 3.-29. 4.1848). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 116. Wehner, Anton Ritter oon (seit 1898), (seit 1908 erblicher Adelsstand), * 1850 Schillingsfürst, 11915 München, Dr. jur., kath. Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1903-1912). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 116. Weigand, Moritz Ritter von (seit 1839), * 1790 Weismain, 11864 München, Jurist. Staatsminister der Finanzen (14.11. 1848—7. 3. 1849), Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern (19.-31. 12. 1848). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 117. Weinridi, Georg Ritter von (seit 1830), (seit 1803 erblicher Adelsstand), * 1768 Mainz, 11836 München, Offizier, kath. Ministerverweser des Kriegsministeriums (31. 1—9. 9. 1829), provisorischer Kriegsminister (9. 9.-20. 11. 1829), Kriegsminister (1829— 1836). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 243; Gruner, Kriegsminister. Weishaupt, Carl, * 1787 Regensburg, + 1853 München, Offizier, kath. Kriegsminister (5. 4.—21.11. 1848). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 243; Gruner, Kriegsminister. 258

Wirschinger, Ludroig Ritter pon (seit 1825), *1781 Regensburg, t l 8 4 0 Mündien, Dr. jur. utr., kath. Staatsminister der Finanzen (1835—1840). Lit.: ScJiärl, Beamtenschaft, S. 117. Zenetti, Johann Baptist Ritter von (seit 1837), * 1785 Wertingen, 11856 Mündien, Jurist und Kameralist, kath., Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (1848—1849). Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern (1. 3.-29. 11. 1847). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 117 f.; Zenetti, Ritter von Zenetti. Zentner, Friedrich Freiherr uon (seit 1819), (seit 1791 erblicher Adels- und Ritterstand), * 1752 Straßheim bei Heppenheim/Bergstraße, +1835 München, Dr. jur., Universitätsprofessor, kath. Staatsminister der Justiz (1823—1831), Ministerverweser des Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Äußern (1827—1828). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 118; Dobmann, Freiherr von Zentner. Zu Rhein, Friedrich Freiherr oon, * 1802 Würzburg, 11870 Würzburg, Jurist, kath. Ministerverweser des Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1. 3.-29. 11. 1847), Ministerverweser des Staatsministeriums der Finanzen (1. 3.-29. 11. 1847). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 119. Zu Rhein, Maximilian Joseph Freiherr von, * 1780 Würzburg, 11832 München, Dr. jur., kath. Staatsminister der Justiz (1.1.—21.10.1832). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 119. Zroehl, Theodor oon, * 1780 Vallendar, 11875 München, Jurist, kath. Staatsminister des Innern (1849—1852), Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1852—1864). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 119 f.

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DIE DIRIGIERENDEN MINISTER DER THÜRINGISCHEN STAATEN 1815-1918 1 VON FRIEDRICH FACIUS

Arzberger, Christoph, * 1772 Arzberg bei Bayreuth, 11822 St. Wendel, Mathematiker und Astronom, ev., seit 1796 Gymnasialprofessor Coburg, seit 1802 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Coburg-Saalfeld. Geheimer Rat und Präsident der Regierung Fürstentum Lichtenberg (1821—1822), gleichzeitig Kammerpräsident Sadisen-Coburg-Saalfeld. Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 394, Nr. 1. Bassewitz, Hans Barthold von, * 11. 8.1867 Gotha, + 25.10.1949 Gotha, Jurist, ev., seit 1891 preußischer Justizdienst, seit 1893 Justizdienst Sachsen-Coburg und Gotha, seit 1898 Zentralverwaltungsdienst Coburg, seit 1905 Verwaltungsdienst Gotha, Leiter der Landesbrandversicherungsanstalt in Gotha (1919—1922), Hauptamtlicher Beigeordneter der Stadt Gotha (1922-1925), DNVP, Mitglied des Landtags von Thüringen (1927-1932). Staatsrat und Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums (1911—1914), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Coburg und Gotha (5. 5. 1914-1. 5. 1919). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 75—76; Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft 1, S. 68. Baumbach, Carl Ludroig Friedrich August oon, * 19. 3.1772 Blankenburg (Harz), 110. 11. 1844 Meiningen, Jurist, ev., seit 1792 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Altenburg.

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Für die Ministerlisten wurden vor allem die Arbeiten von Ulrich Heß und Wolfgang Husdike verwandt, die im Literaturverzeichnis aufgeführt sind, für Fritsch, Schnauß, Schmidt und Voigt insbesondere Huschkes Aufsatz über die Ministerkollegen Goethes. Für eine Reihe wichtiger biographischer Angaben ist der Verfasser dankbar verpflichtet den Herren: Friedrich W. Euler, Bensheim; Dr. Wolfgang Gresky, Göttingen; Dr. Wolfgang Husdike, Darmstadt-Eberstadt; Vredeber Freiherr von Ketelhodt, Ansbach; Dr. Hans Körner, München.

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Regierungspräsident und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sachsen-Hildburghausen (1807—1818), Hofdienst Sachsen-Meiningen (1818—1821), Wirklicher Geheimer Rat, Präsident der Kriegskommission und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums, seit 1829 Landesministerium Sadisen-Meiningen (1821—1831). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 395, Nr. 6. Becke, Johann Carl von der, * 27. 5. 1756 Iserlohn, + 21. 8.1830 Panscha bei Zeitz, Jurist, ev., seit 1776 Privatdozent der Rechte an der Universität Göttingen, seit 1782 Zentralverwaltungsdienst SachsenGotha-Altenburg. Wirklicher Geheimer Rat, Kanzler und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sachsen-Gotha-Altenburg (1814-1826). Lit.: ADB 2, S. 219; Heß, Geheimer Rat, S. 395, Nr. 7. Berlepsch, Hans Hermann Freiherr von, * 30. 3. 1843 Dresden, + 2. 6. 1926 Seebadi bei Langensalza, Dr. jur. et phil. h. c., Jurist, ev., seit 1873 Preußischer Verwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Schwarzburg-Sondershausen (8. 5.1877—16. 7.1880), Regierungsvizepräsident in Koblenz, Regierungspräsident in Düsseldorf (1884—1889), Oberpräsident der Rheinprovinz in Koblenz (1889—1890), Preußischer Minister für Handel und Gewerbe (1890-1897). Lit.: NDB 2, S. 96; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 1, S. 239; Lutze, Sondershausen, S. 215; Borchard, Preußisches Ministerium, S. 39—45. Berirab, Hermann Jakob Don, * 15. 7.1818 Göttingen, 12.12.1887 Rudolstadt, Jurist, kath., seit 1841 preußischer Justizdienst. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Schwarzburg-Rudolstadt (1851-1887). Lit.: Poschinger, Bismarck 1, S. 101-108. Beulwitz, Emil von, * 15.12.1821 Gera, 113. 6.1893 Gera, Jurist, ev., seit 1844 Rechtsanwalt in Gera, seit 1849 Zentralverwaltungsdienst Reuß jüngerer Linie. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Reuß jüngerer Linie (1877-1892). Lit.: Posdiinger, Bismarck 3, S. 423. 261

Beuliuitz, Friedrich Wilhelm Ludroig oon, * 1755 Rudolstadt, 11829 Rudolstadt, Jurist, ev., seit 1774 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Rudolstadt. Geheimer Rat, Kanzler und Konsistorialpräsident Schwarzburg-Rudolstadt (1805-1829). Lit.: ADB 2, S. 584. Beust, Karl Louis Graf oon, * 12. 2.1811 Freidrichstanneck bei Eisenberg (Thüringen), t 4 . 4. 1888 Altenburg, Jurist, ev., seit 1838 Verwaltungsdienst Altenburg. Präsident des Geheimen Ministeriums Sadisen-Altenburg (November 1848), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Altenburg (1850—1853), Ministerresident der thüringischen Höfe in Berlin (1853-1868). Lit.: Poschinger, Bismarck 1, S. 79—80; Heß, Geheimer Rat, S. 395, Nr. 10. Bonin (-Brettin), Gisbert Gustav Bogislaro Karl üon, * 6. 5. 1841 Altenplatow bei Genthin, 114. 3.1913 Berlin, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1864 Preußischer Justizdienst, seit 1869 preußischer Verwaltungsdienst, preußischer Zentralverwaltungsdienst (Finanzministerium, 1881— 1888). Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Coburg und Gotha (1888—1891), Mitglied des Preußischen Herrenhauses (1902). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 76. Borries, Friedrich Arthur uon, * 31. 3. 1853 Niederbexen (Westfalen), 114. 7.1923 Blankenburg (Harz), Dr. theol. h. c., Jurist, ev., seit 1874 preußischer Justizdienst, seit 1893 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Altenburg. Wirklicher Geheimer Rat u. Staatsminister Sadisen-Altenburg (1903— 1912). Lit.: Brandenstein, Karl Eduard Emil Franz Moritz Christoph Freiherr oon, * 15. 9.1875 Pegau, t 23. 7.1946 Woltendorf bei Erkner, Jurist, ev., preußischer Verwaltungsdienst, seit 1917 Zentralverwaltungsdienst Reuß jüngerer Linie. Staatsminister Reuß jüngerer Linie (10.11. 1918), Minister des Ministeriums Reuß jüngerer Linie (11. 11.-31. 12. 1918), Minister im Staatsrat von Reuß in Gera (1. 1.—17. 4. 1919), in der Landesregie262

rung von Reuß in Gera (17. 4—30. 6.1919], Thüringischer Staatsminister des Innern in Weimar (November 1920—September 1921), Thüringischer Staatsminister der Justiz in Weimar (Oktober 1921— 20. 12. 1922). Lit.: Heß, Zentralverwaltungen, S. 396 und S. 407 f. Braun, Karl Johann Heinrich Ernst Edler von (seit 1808), * 1788 Nürnberg, +1863 Altenburg, Jurist, ev„ seit 1817 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Gotha-Altenburg. Geheimer Rat und Regierungspräsident und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sachsen-Hildburghausen (1822—1826), Minister im Geheimen Ministerium Sadisen-Altenburg (1826—1848), außerdem Kammerpräsident Sadisen-Altenburg (1826—1840). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 397, Nr. 18. Bretscfineider, Hermann Robert üon (seit 1843), * ?, t 1868 Gera, Dr. jur., Jurist, ev., seit etwa 1820 Verwaltungsdienst und Zentralverwaltungsdienst Reuß-Gera. Wirklicher Geheimer Rat und Kanzler Reuß-Gera (etwa 1840—1848). Lit.: Buch, Ernst Gustav Gottlieb Louis von (seit 1858), * 1801 Rinteln, 11887 Coburg, Offizier, ev., bis 1866 Militärdienst Sachsen-Meiningen (Oberst). Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Meiningen (18. 8.-20. 9. 1866). Lit.: Carlomitz, Christoph Anton Ferdinand von, * 6. 6.1785 Großhartmannsdorf (Sachsen), t 21.1.1840 Gotha, Jurist, ev., seit 1805 sächsischer Zentralverwaltungsdienst, seit 1824 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg-Saalfeld. Kammerpräsident und Mitglied des Landesministeriums SachsenCoburg-Saalfeld (1824-1826), Wirklicher Geheimer Rat und Mitglied des Ministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1825/1826—1834), Wirklicher Geheimer Rat und Dirigierender Staatsminister SachsenCoburg und Gotha (1834—1840), außerdem Kammerpräsident Sachsen-Gotha-Altenburg (1832—1835). Lit.: ADB 3, S. 790; NDB 3, S. 144-148; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 1, S. 434; Heß, Geheimer Rat, S. 397, Nr. 24; Sdimid, Carlowitz. 263

Chop, Carl Christian Ferdinand, * ?, t 21. 6. 1840 Sondershausen, Jurist, ev., vor 1809 Zentralverwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen. Geheimer Rat und Kanzler Sdiwarzburg-Sondershausen (1815 und 1826-1840). Lit.: Lutze, Sondershausen 3, S. 177 f. Chop, Friedrich, * 1801 Sondershausen, +1875, Jurist, ev., bis 1848 Justizdienst Anhalt-Zerbst. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sdiwarzburg-Sondershausen (18. 3. 1848—4. 1. 1852). Lit.: Lutze, Sondershausen 3, S. 187 Anm., S. 201 f. Cruciger, Christian Albert, * 1819 Eisenberg (Thüringen), 11877 Altenburg, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1848 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Altenburg. Minister im Geheimen Ministerium Sadisen-Altenburg (1848—1849), Bevollmächtigter des Herzogtums Sadisen-Altenburg bei der Provisorischen Zentralgewalt in Frankfurt am Main (1849—1850), Mitglied der Generalkommission Sadisen-Altenburg (1850—1877) und des Finanzkollegiums Sadisen-Altenburg (1855—1866). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 398, Nr. 27. Dietel, Theodor oon (seit 1892), * 16. 12. 1830 Zeulenroda, t 17. 9.1900 Greiz, Dr. jur., Jurist, ev., etwa seit 1860 Justizdienst Reuß älterer Linie, etwa seit 1885 Verwaltungsdienst Reuß älterer Linie. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- und Konsistorialpräsident Reuß älterer Linie (1893-1900). Lit.: Schmidt, Zeulenroda 2, S. 538. Edling, Albert Cajetan Graf von, * 1771 Görz, 11841 Weimar, kath., vor 1813 sächsischer Hofdienst. Oberhofmarsdiall und Mitglied des Geheimen Consiliums SadisenWeimar-Eisenadi (1813-1815), Wirklicher Geheimer Rat, Staatsminister und Oberhofmarsdiall Sadisen-Weimar-Eisenach (1815— 1818). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 399, Nr. 34; Tümmler, Carl August, S. 311316. 264

Eisner, Oskar Benno Ferdinand von, * 17. 7. 1822 Pilgramsdorf [Schlesien], 11882 Basel, Jurist, ev., seit etwa 1845 preußischer Verwaltungsdienst, seit 1851 preußischer Zentralverwaltungsdienst (Innenministerium) . Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Schwarzburg-Sondershausen (1855-1862). Lit.: Lutze, Sondershausen 3, S. 209-211. Engelhardt, Walter, * ?, t ?, Jurist, ev., seit 1877 Zentralverwaltungsdienst Reuß jüngerer Linie. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Reuß jüngerer Linie (1896-1902). Lit.: Faber, Albert Friedrich Wilhelm, * 1817 Hersfeld, + ?, Jurist, ev., vor 1866 kurhessischer Verwaltungsdienst, seit 1866 preußischer Verwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- und Konsistorialpräsident Reuß älterer Linie (1874-1888). Lit.: Francke, Carl Philipp, * 17.1.1805 Schleswig, t 23. 2.1870 Kiel, Dr. phil., Jurist, ev., seit 1830 Verwaltungsdienst Schleswig-Holstein, seit 1851 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha. Regierungspräsident und Kommissarischer Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1857— 1858), Geheimer Staatsrat und Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1858—1864). Im politischen Dienst des Herzogs Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein (1864-1866). Lit.: ADB 7, S. 238 und 8, S. 795; NDB 5, S. 326; Heß, Staatsministerium, S. 77; Heß, Geheimer Rat, S. 400, Nr. 44. Frankenberg, Syhius Friedrich Ludwig Freiherr oon, * 20. 10. 1728 Schleusingen, 124. 4.1815 Gotha, Jurist, ev., seit 1750 Verwaltungsdienst Hessen-Kassel, seit 1763 diplomatischer Dienst Hessen-Kassel. Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums SachsenGotha-Altenburg (1765-1780), Wirklicher Geheimer Rat (17801815), Minister (1805-1815). Lit.: ADB 7, S. 271; Heß, Geheimer Rat, S. 400, Nr. 45. 265

Fritscfi, Carl Wilhelm Freiherr oon, * 16. 7. 1769 Weimar, 1 1 6 . 1 0 . 1 8 5 3 Weimar, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1789 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Weimar-Eisenach. Präsident des Landespolizeikollegiums (1807—1815), Mitglied des Geheimen Consiliums (1810—1815), Geheimer Rat Sadisen-WeimarEisenach (1814), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Weimar-Eisenach (1815—1843). Lit.: ADB 8, S. 113; NDB 5, S. 624 f.; Heß, Geheimer Rat, S. 400, Nr. 47. Gabelentz, Hans Conon von der, * 1 3 . 1 0 . 1 8 0 7 Posdiwitz bei Altenburg, + 3. 9.1874 Lemnitz bei Triptis, Jurist und Sprachforscher (Sinologe), ev., seit 1830 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Altenburg. Minister im Geheimen Ministerium Sadisen-Altenburg (1848—1849), Wirklicher Geheimer Rat (1855—1874), Landschaftspräsident Sadisen-Altenburg (1851-1870). Lit.: ADB 8, S. 286; NDB 6, S. 2 f.; Heß, Geheimer Rat, S. 401, Nr. 49. Geldern, Eduard Heinrich oon (seit 1846 oon Geldern-Crispendorf), * 13. 6. 1806 Lobenstein, + 4. 10. 1866 Matzdorf (Kreis Sorau), Dr. jur., Jurist, ev., vor 1841 preußischer Verwaltungsdienst, seit 1841 Zentralverwaltungsdienst Reuß-Schleiz. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Reuß jüngerer Linie (1854-1861). Lit.: Gersdorff, Ernst Christian August Freiherr con, * 2 3 . 1 1 . 1 7 8 1 Herrnhut, + 8. 11. 1852 Weimar, juristisches Studium abgebrochen, Offizier, ev., seit 1803 kursächsischer Militärdienst, seit 1807 Verwaltungsdienst Sachsen-Weimar-Eisenach, seit 1810 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Weimar-Eisenach. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Weimar-Eisenach (1815-1848). Lit.: ADB 9, S. 52; NDB 6, S. 320 f.; Heß, Geheimer Rat, S. 401, Nr. 52; Tümmler, von Gersdorff. Gerstenbergk, Friedrich Leopold Wolf Ludroig Wendelin von, Edler oon Zech, * 14. 3. 1826 Weimar, t 29. 8. 1899 Bergsulza, Jurist, ev., seit 1864 Hofdienst Sachsen-Altenburg. 266

Wirklicher Geheimer Rat u. Staatsminister Sachsen-Altenburg (1867— 1879). Lit.: Posdiinger, Bismarck 1, S. 81 und 2, S. 51—53. Gisecke, Albrecht Otto von (seit 1878; seit 1882 Freiherr von), * 17. 3. 1822 Pößneck, 128. 8. 1890 Meiningen, Jurist, ev., seit 1850 Justizdienst Sacixsen-Meiningen, seit 1851 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Meiningen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Meiningen (1873-1890). Lit.: Poschinger, Bismarck 2, S. 341 f. Goethe, Johann Wolfgang von (seit 1782), * 28. 8. 1749 Frankfurt am Main, 122. 3. 1832 Weimar, Lic. jur., Jurist, ev., seit 1771 Rechtskonsulent in Frankfurt am Main. Geheimer Legationsrat (1776), Geheimer Rat (1779) und Mitglied des Geheimen Consiliums Sachsen-Weimar-Eisenach (1776—1815), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Weimar-Eisenach (1815-1832). Lit.: NDB 6, S. 548—575; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 1, S. 919—924; Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn; Heß, Geheimer Rat, S. 402, Nr. 55; Flach, Schriften; Tümmler, Briefwechsel; Bürgin, Minister; Flach, Goetheforschung; Tümmler, Goethe als Kollege; Tümmler, Goethe als Staatsmann. Groß, Rudolph Gabriel Freiherr oon, * 22.10.1822 Weimar, 115. 9.1907 Weimar, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1846 Justizdienst Sachsen-WeimarEisenach, seit 1848 im diplomatischen Dienst Sadisen-Weimar-Eisenach, seit 1851 Justizdienst Sachsen-Weimar-Eisenach, seit 1869 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Weimar-Eisenach. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Weimar-Eisenach (1890-1899). Lit.: Grün, Franz Christian Ferdinand oon, * 24. 6. 1758 Hachenburg, + 3. 5. 1841 Greiz, Jurist, ev., seit 1773 Verwaltungsdienst Reuß-Greiz. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- u. Konsistorialpräsident ReußGreiz (1782-1833). Lit.: Schmidt, Zeulenroda 2, S. 403, Anmerkung 520. 267

Harbou, Andreas Paul von, * 3. 2.1809 Kopenhagen, 124. 6. 1877 Gera, Dr. jur, Jurist, ev., vor 1852 Zentralverwaltungsdienst SchleswigHolstein, seit 1852 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Meiningen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Meiningen (1854—1861), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Reuß jüngerer Linie (1861—1877). Lit.: Poschinger, Bismarck 1, S. 110—113. Heim, Johannes Wilhelm Friedrich oon (seit 1894; seit 1898 Freiherr Don), * 11. 11. 1835 Hildburghausen, t 27. 12. 1912 Meiningen, Dr. jur., Jurist, ev., vor 1865 Verwaltungsdienst Sadisen-Meiningen, seit 1873 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Meiningen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister (1890-1902). Lit.: Helldorf, Georg Heinrich oon, * 20. 9. 1834, 116. 11. 1907 Drakendorf, Rittergutsbesitzer, ev., Preußischer Militärdienst (Major). Wirklicher Geheimer Rat u. Staatsminister Sadisen-Altenburg (1891— 1903). Lit.: Hentig, Otto Philipp oon (seit 1901), * 15. 8. 1852 Luckenwalde, t 24. 1. 1934 Berlin-Halensee, Dr. phil. h. c., Jurist, ev., seit 1876 Preußischer Justizdienst, seit 1879 Rechtsanwalt in Berlin (auch 1905—1934), seit 1893 Fürstlich-Fürstenbergischer Kammerpräsident Donaueschingen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Coburg und Gotha (1900-1904). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 78; NDB 8, S. 566. Hermann, Christian Gottfried, * 1781 Altenburg, 11847 Altenburg, Jurist, ev., seit 1805 Verwaltungsdienst Stadt Camburg (Saale), seit 1817 Verwaltungsdienst Sadisen-Altenburg, seit 1820 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Altenburg. Geheimer Rat, Regierungspräsident und Minister im Geheimen Ministerium Sadisen-Altenburg (1830—1847). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 404, Nr. 73. Herrmann, Hugo Moritz, * 1809 Greiz, t 26.1.1870 Greiz, Dr. jur., Jurist, ev., vor 1854 Rechtsanwalt in Greiz, seit 1854 Zentralverwaltungsdienst Reuß älterer Linie. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- und Konsistorialpräsident Reuß 268

älterer Linie (1861-1870). Lit.: Posdiinger, Bismarck 1, S. 109 f. Hinüber, Karl Franz Ernst von, * 22. 8 . 1 8 5 4 Knesebeck, t 30. 8 . 1 9 2 9 Berlin, Jurist, ev., vor 1892 sächsischer Verwaltungsdienst, seit 1892 Zentralverwaltungsdienst Reuß jüngerer Linie. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Reuß jüngerer Linie (1. 10. 1 9 0 2 - 7 . 11. 1918). Lit.: Hönning er, Christian Philipp Wilhelm, * ?, Rudolstadt, + 9. 1. 1846 Rudolstadt, Jurist, ev., seit 1831 Zentralverwaltungsdienst Sdiwarzburg-Rudolstadt. Geheimer Rat, Kanzler und Konsistorialpräsident Schwarzburg-Rudolstadt (1836-1846). Lit.: Hofwann, Albredit Anton Adolph, * 1758 Meiningen, 1 1 8 3 7 Coburg, Jurist, ev., seit 1781 Advokat in Coburg, seit 1782 Verwaltungsdienst Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1784 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg-Saalfeld. Wirklicher Geheimer Rat und Präsident des Landesministeriums Sachsen-Coburg-Saalfeld (1822—1826), Wirklicher Geheimer Rat und Mitglied des Ministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (Coburg) (1827-1837). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 404, Nr. 79. Holleuffer, Karl Eschroin Albert oon, * 1. 8.1803 Storkwitz bei Delitzsch, 1 1 6 . 6. 1874 Halle an der Saale, Jurist, ev., vor 1846 preußischer Verwaltungsdienst. Geheimer Rat und Kammerpräsident Schwarzburg-Sondershausen (1846-2. 1. 1848). Lit.: Holleuffer, Staatsdienst; Lutze, Sondershausen 3, S. 183—185. Jese,

Johann Friedrich Christian, * 1807 Ronneburg, + 1 8 6 3 Stadtroda, Jurist, ev., vor 1833 Advokat in Ronneburg, seit 1833 Syndicus Stadt Ronneburg, seit 1847 Justizdienst Sachsen-Altenburg, Verwaltungsund Justizdienst Sadisen-Altenburg (1848-1863). Minister im Geheimen Ministerium Sachsen-Altenburg (Juni—Sept. 1848). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 405, Nr. 86. 269

Kauffberg, Christian Wilhelm Friedrich Caspar von, * 21. 1. 1773 Sondershausen, + 4. 1. 1846 Sondershausen, Jurist, ev., seit 1792 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen, vor 1815 Zentralverwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen (Arnstadt). Geheimer Rat und Mitglied des Geheimratskollegiums SdiwarzburgSondershausen (1835—1846). Lit.: Kauffberg, Rudolph Wilhelm Caspar von, * 3. 12. 1744 Sondershausen, 12. 5.1823 Gotha, Jurist, ev., seit 1765 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen, seit 1772 Zentralverwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen (Arnstadt). Wirklicher Geheimer Rat, Kanzler und Konsistorialpräsident Schwarzburg-Sondershausen (etwa 1810—1820). Lit.: Ketelhodt, Friedrich Wilhelm Freiherr oon, * 24. 2. 1766 Rudolstadt, t 20. 4.1836 Rudolstadt, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1785 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Rudolstadt, seit 1793 Zentralverwaltungsdienst Schwarzburg-Rudolstadt (Frankenhausen). Wirklicher Geheimer Rat, Kanzler und Konsistorialpräsident Schwarzburg-Rudolstadt (1827—1836), seit 1829 Direktor des Geheimen Ratskollegiums S dhwarzburg-Rudolstadt. Lit.: Ketelhodt, Staatsmann. Ketelhodt, Karl August Ludwig (genannt Louis) Freiherr oon, * 20. 3. 1798 Rudolstadt, + 20.10.1849 Rudolstadt, Jurist, ev., seit 1816 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Rudolstadt, seit 1835 Zentralverwaltungsdienst Schwarzburg-Rudolstadt. Geheimer Rat, Kanzler und Konsistorialpräsident, Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Schwarzburg-Rudolstadt (1846-21. 9.1848). Lit.:Ketelhodt, Robert Oskar Vredeber Freiherr oon, * 17. 10. 1836 Rudolstadt, t 7. 6. 1908 Gotha, Jurist, ev., seit 1859 Preußischer Justizdienst, seit 1861 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Rudolstadt, seit 1871 preußischer Verwaltungsdienst, seit 1883 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha. Geheimer Staatsrat und Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1886—1891), seit 1888 Minister des Herzoglichen Hauses (1888-1900). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 79. 270

Keysei, Gustav Adolf von (seit 1866), * 30. 3.1807 Sondershausen, t 21. 8. 1901 Sondershausen, Jurist, ev., seit 1836 Zentralverwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen, seit 1850 Verwaltungsdienst Sdiwarzburg-Sondershausen, seit 1857 Zentralverwaltungsdienst Sdiwarzburg-Sondershausen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Schwarzburg-Sondershausen (1862-1877). Lit.: Lutze, Sondershausen 3, S. 213 f.; Biereye, Erfurt, S. 51. Könitz, Christian Ferdinand Freiherr oon, * 1756 Weißenbrunn am Forst bei Coburg, 11832 Meiningen, Jurist, ev., seit 1782 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg-Saalfeld. Wirklicher Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sadisen-Meiningen (1802—1826), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Meiningen (1826—1832). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 406, Nr. 89. Kräfft, Friedrich uon (seit 1834), * 1777 Kassel, 11858 Meiningen, Jurist, ev., seit 1798 Verwaltungsdienst Hessen-Kassel, seit 1800 Justizdienst Hessen-Kassel, seit 1807 Justizdienst Königreich Westphalen, seit 1814 kurhessischer Verwaltungsdienst, seit 1821 kurhessischer Zentralverwaltungsdienst, seit 1827 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Meiningen. Wirklicher Geheimer Rat und Vorstand des Landesministeriums Sachsen-Meiningen (1843—1847). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 406, Nr. 92. Krosigk, Anton Ferdinand oon, * 10. 9.1820 Gröna bei Bernburg, 125.12. 1892 Dessau, Jurist, ev., bis 1861 Preußischer Verwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat u. Staatsminister Sadisen-Meiningen (1861— 1864, erneut 20. 9. 1866-1873), Staatsminister Anhalt (1875-1892). Lit.: ADB 51, S. 397-400; Poschinger, Bismardc 1, S. 80 f. Larisch, Karl August Alfred von, * 17.11.1819 Kümmritz (Niederlausitz), 111. 10. 1897 Kümmritz, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1842 preußischer Verwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Altenburg (1853-1867), Staatsminister Anhalt (1868-1875). Lit.: ADB 51, S. 593-595; Poschinger, Bismarck 1, S. 288-292 und 2, S. 50 f.; Heß, Geheimer Rat, S. 407, Nr. 97. 271

Leipziger, Hugo Heinrich Alfred von, * 16. 6. 1822 Naumburg an der Saale, + 14.10.1896 Wolframsdorf (Thüringen], Jurist, ev., vor 1876 preußischer Verwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat u. Staatsminister Sadisen-Altenburg (1880— 1891). Lit.:Lepel, Georg Ferdinand Freiherr oon, * 1779 Spangenberg (Hessen), 11873 Coburg, Jurist, ev., diplomatischer Dienst Hessen-Kassel/ Kurhessen (1798—1823), Pensionär (1823—1836), kurhessischer Minister des Äußern (1836-1839). Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Coburg und Gotha (1840-1846). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 407, Nr. 98. Lindenau, Bernhard August Don, * 11. 6. 1779 Altenburg, t 21. 5. 1854 Altenburg, Dr. jur., Jurist und Astronom, ev., seit 1798 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Gotha-Altenburg, seit 1829 sächsischer Zentralverwaltungsdienst, sächsischer Bundestagsgesandter in Frankfurt am Main (1827—1829), Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt am Main (1848, linkes Zentrum). Kammer-Vizepräsident und Mitglied des Geheimen Ministeriums Sachsen-Gotha-Altenburg (1820—1826), Vorstand des Geheimen Ministeriums Sachsen-Gotha-Altenburg (11. 2. 1825—15. 11. 1826), sächsischer Kabinettsminister (1830), Vorsitzender des Sächsischen Gesamtministeriums und Minister des Innern (1831—1843). Lit.: ADB 18, S. 681; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 2, S. 1659; Heß, Geheimer Rat, S. 407, Nr. 102; Vogler, von Lindenau; Wendorf, von Lindenau, S. 242—257. Lötz, Johann Friedrich Eusebius, * 1770 Sonnefeld bei Coburg, 11838 Coburg, Jurist, ev., seit 1790 Advokat in Sonnefeld bei Coburg, seit 1795 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Hildburghausen, seit 1810 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg-Saalfeld. Geheimer Assistenzrat und Mitglied des Landesministeriums Sadisen-Coburg-Saalfeld (1824—1826), Geheimer Konferenzrat und Mitglied des Ministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1826—1838), Wirklicher Geheimer Konferenzrat (1832), Generalkommissar Fürstentum Lichtenberg (1832-1833). Lit.: ADB 19, S. 285; Heß, Geheimer Rat, S. 408, Nr. 104. 272

Mannsbach, Ludroig Freiherr von und zu, * 25. 8. 1794 Teichwolframsdorf, t 24. 3. 1872 Naumburg (Saale), Jurist, ev. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- und Konsistorialpräsident ReußGreiz (etwa 1840-Juli 1848). Lit.:Meding, Emst August Don, * 23.10.1855 Boennigsen (Hannover), t 31. 3. 1928 Hannover, Jurist, ev., bis 1901 Verwaltungsdienst und Zentralverwaltungsdienst Reuß älterer Linie. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- und Konsistorialpräsident Reuß älterer Linie (1901-12.11.1918). Lit.: Sdmeider, Von Meding. Meusel, Otto Theodor, * 5. 7.1832 Wernsdorf (Sachsen), 11906 Dresden, Jurist, ev., bis 1870 sächsischer Justizdienst, seit etwa 1874 sächsischer Verwaltungsdienst, seit etwa 1890 sächsischer Zentralverwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- und Konsistorialpräsident Reuß älterer Linie (1. 6. 1870-30. 9. 1874). Lit.: Posdiinger, Bismarck 1, S. 292; Schneider, Meusel, S. 1—33. Minckiuitz, Friedrich August oon, * 1753 Zöpen bei Borna, +1823 Altenburg, Jurist, ev., seit 1776 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-GothaAltenburg. Wirklicher Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ministeriums Sachsen-Gotha-Altenburg (1811-1823). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 408, Nr. 108. Mortag, Alfred August, * um 1825 Gera, 1 13. 4.1892 Greiz, Dr. jur., Jurist, ev., bis 1888 Justizdienst Reuß älterer Linie. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- und Konsistorialpräsident Reuß älterer Linie (1888—1892). Lit.:Otto, Franz Eduard, * etwa 1780 Gera, t etwa 1865 Greiz, Jurist, ev., bis 1848 Justizdienst und Zentralverwaltungsdienst Reuß-Gera. Wirklicher Geheimer Rat, Regierungs- und Konsistorialpräsident ReußGreiz/Reuß älterer Linie (1. 7. 1848-6. 5. 1861). Lit.:273

Pawel-Rammingen, Emil Karl Julius Platho von, * 12. 12. 1807 Springe (Hannover), t 8. 7. 1888 Coburg, Jurist, ev., seit 1829 Justizdienst Sachsen-Coburg und Gotha. Staatsrat und Mitglied des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1844-1886), Leiter des Departements C (Coburg) (18771886), Geheimer Staatsrat (1858), Geheimer Rat (1867), Wirklicher Geheimer Rat (1879). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 410, Nr. 116; Heß, Staatsministerium, S. 80. Petersen, Hermann, * 5.10.1844 Oldenburg (Holstein), t um 1920 Hamburg, Jurist, ev., seit 1868 preußischer Justizdienst, seit 1881 Justizdienst Hamburg, seit 1887 Zentralverwaltungsdienst SchwarzburgSondershausen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sdiwarzburg-Sondershausen (29. 3. 1889-1. 7. 1909). Lit.: Lutze, Sondershausen 3, S. 228 f. Pierer, Karl, * 1802 Altenburg, 11882 Altenburg, Jurist, ev., vor 1827 Advokat in Kahla, seit 1827 Justizdienst Sadisen-Altenburg, seit 1841 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Altenburg. Minister im Geheimen Ministerium Sadisen-Altenburg (1849), Staatsministerium Sadisen-Altenburg (1849—1882), Wirklicher Geheimer Rat und Minister (1862). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 410, Nr. 119. Planitz, Gustav Adolf Edler oon, * 1802 Naumburg an der Saale, 11869 Altenburg, Jurist, ev., seit 1835 Zentralverwaltungsdienst SadisenAltenburg. Minister im Geheimen Ministerium Sadisen-Altenburg (25. 5. 1848— 1853). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 410, Nr. 120. Quarck, Karl Hermann, * 16. 8.1873 Coburg, t 3. 8.1932 Berlin, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1896 Justizdienst Sachsen-Coburg und Gotha, seit 1901 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha, seit 1902 Verwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha, seit 1905 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha, seit 1912 Verwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha, Nationalliberale Partei, MdR (1912-1914). Staatsrat und Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministe274

riums Sachsen-Coburg und Gotha (1. 6. 1914-14. 11. 1918), Staatsrat und Vorstand des Staatsministeriums des Freistaats Coburg (November 1918—Juli 1919), Stellvertretender Bevollmächtigter des Freistaats Bayern beim Reichsrat in Berlin (1923—1932). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 80; Quarck, Herzogtum Coburg.

Recke, Franz Ernst Wilhelm Karl Freiherr oon der, * 27. 6. 1854 Glindfeld (Westfalen), + 24. 5. 1923 Bad Blankenburg (Thüringer Wald), Jurist, ev., seit 1887 Fürstlich Wied'scher Kammerdirektor in Neuwied, seit 1903 Zentralverwaltungsdienst Schwarzburg-Rudolstadt. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Schwarzburg-Rudolstadt (1. 4. 1903—23. 11. 1918), außerdem Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Schwarzburg-Sondershausen (1. 7. 1909—25. 11. 1918), Minister im Staatsministerium des Freistaats SchwarzburgRudolstadt (November 1918-Mai 1919). Lit.:Reinhardt, Otto, * 11. 4. 1826 Wiedermuth bei Sondershausen, 112. 12. 1915 Sondershausen, Jurist, ev., seit 1849 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen, seit 1855 Zentralverwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen, seit 1858 Justizdienst SchwarzburgSondershausen, seit 1870 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Schwarzburg-Sondershausen (23. 7. 1880-4. 10. 1888). Lit.: Poschinger, Bismarck 5, S. 71. Richter, Ernst Friedrich Hermann von (seit 1908), * 10. 1. 1862 Berlin, 14. 2.1935 Berlin-Charlottenburg, Dr. phil. h. c., Jurist, ev., seit 1882 preußischer Justizdienst und Verwaltungsdienst, seit 1900 preußischer Zentralverwaltungsdienst (Ministerium des Innern), DVP, Mitglied der Verfassunggebenden Preußischen Nationalversammlung (1919-1920). Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Coburg und Gotha (19. 7. 1905—5. 5. 1914), Oberpräsident der Provinz Hannover (1917—1920), Preußischer Finanzminister (1921—1925). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 81; Reidishandbuch 2, S. 1523 f. 275

Röder, Julius von, * ?, t ?, Jurist, ev., seit etwa 1840 Geheimer Rat und Kanzler Schwarzburg-Rudolstadt. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sdiwarzburg-Rudolstadt (1850-1851). Lit.:Roepert, Adolf Friedrich oon, * 1780 Neubrandenburg, 11844 Meiningen, Jurist, ev., seit 1801 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-CoburgSaalfeld. Geheimer Konferenzrat und kommissarischer Präsident der Regierung Fürstentum Lichtenberg (1825—1826). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 411, Nr. 127. Rose, Hermann Ernst Albert Wilhelm Leonhard, * 2. 6. 1819 Saalfeld, + 4. 3. 1886 Coburg, „Landwirtsdiaftsbeflissener", ev., seit 1841 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha. Ministerialrat und Provisorischer Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1870—1873), Staatsrat und Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha, Geheimer Staatsrat (1879), Geheimrat (1881). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 81. Rothe, Carl Friedrich Otto, * 10. 7.1848 Großrudestedt, 128. 4.1921 Weimar, Dr. jur. et phil., Dr. jur. h. c., Jurist, ev., bis 1893 Justizdienst und Verwaltungsdienst Sachsen-Weimar-Eisenach, seit 1893 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Weimar-Eisenach. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Weimar-Eisenach (1. 6.1899-9. 11.1918). Lit.: Huschke, Herkunft, S. 241-250. Ruckdeschel, Paul, * ? Gera, t ?, Jurist, ev., seit 1902 Zentralverwaltungsdienst Reuß jüngerer Linie. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Reuß jüngerer Linie (7.— 10. 11. 1918). Lit.: Ruckdeschel, Heinrich XXVII. Schaller, Karl, * 29. 3. 1846 Wasungen, + ? 1922, Jurist, ev., vor 1882 Justizdienst und Verwaltungsdienst Sachsen-Meiningen, seit 1882 Oberbürgermeister der Stadt Meiningen, seit 1889 Verwaltungsdienst Sachsen-Meiningen, seit 1893 Zentralverwaltungsdienst Sach276

sen-Meiningen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Meiningen (14. 10. 1912-12. 11. 1918). Lit.:Scheller-Steinroartz, Robert Richard von (seit 1912), * 17. 7. 1865 Dresden, + 23. 4. 1921 München, Dr. jur., Jurist und Diplomat, ev., seit 1889 Verwaltungsdienst Elsaß-Lothringen, seit 1893 Zentralverwaltungsdienst Reich (Reichsamt des Innern), seit 1900 im diplomatischen Reichsdienst, außerordentlicher Gesandter in Addis Abeba (Äthiopien, 1915). Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Altenburg (1.10. 1912-1. 7. 1915). Lit.:Schmid, Karl Ernst, * 1774 Weimar, +1852 Jena, Jurist, ev., seit 1797 Redakteur in Bayreuth, seit 1803 Justizdienst Bayreuth, seit 1807 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Hildburghausen, Professor der Rechte an der Universität Jena (1817—1852), seit 1810 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Hildburghausen. Geheimer Assistenzrat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sachsen-Hildburghausen (1810-1816), Geheimer Rat (1813). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 412, Nr. 136. Schmidt, Ernst Franz August, * 16. 7.1846 Großabarz, 13. 8.1913 Gotha, Jurist, ev., seit 1867 Justizdienst Sachsen-Coburg und Gotha, seit 1873 Städtischer Verwaltungsdienst Eisenach, seit 1877 Verwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha, seit 1894 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha. Geheimer Staatsrat und Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1902—1911), Wirklicher Geheimer Rat (1911). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 82. Schönemann, Friedrich, * 4. 4. 1801 Greußen, 112. 7. 1874 Sondershausen, Jurist, ev., bis 1852 Zentralverwaltungsdienst SdiwarzburgSondershausen. Staatsrat, mit der Führung der Geschäfte des Staatsministers beauftragt, Schwarzburg-Sondershausen (7. 1. 1852—23. 5. 1855), Geheimer Staatsrat Schwarzburg-Sondershausen (1855—1862). Lit.: Lutze, Sondershausen 3, S. 201 und S. 208 f. 277

Sdiwartz, Christian Wilhelm, * ?, t 18. 9. 1833 Rudolstadt, Jurist, ev., seit 1793 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Rudolstadt. Wirklicher Geheimer Rat und Kammerpräsident Schwarzburg-Rudolstadt (bis 1833). Lit.:Schiuartz, Johann Friedrich, *?, + ?, Jurist, ev., Verwaltungsdienst und Zentralverwaltungsdienst S chwarzburg-Rudolstadt. Wirklicher Geheimer Rat und Kammerpräsident Schwarzburg-Rudolstadt (um 1810-1815). Lit.:Sdiwarzkopf, Friedrich Benedikt oon (seit 1798), * 1777 Steinhorst bei Oldesloe, +1822 Hildburghausen, Jurist, ev., vor 1817 bayerischer Verwaltungsdienst. Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums SachsenHildburghausen (1817-1822). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 413, Nr. 145. Schweitzer, Christian Wilhelm, * 1781 Naumburg an der Saale, +1856 Clodra bei Weida, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1803 Privatdozent der Rechtswissenschaften Universität Wittenberg, seit 1806 Advokat in Ronneburg, seit 1810 Professor der Rechte Universität Jena. Geheimer Staatsrat und Mitglied des Staatsministeriums Sachsen-Weimar-Eisenach (1818—März 1848), Wirklicher Geheimer Rat (1828), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Weimar-Eisenach (1843-1848). Lit.: ADB 33, S. 367; Heß, Geheimer Rat, S. 413, Nr. 146. Schwendler, Karl Bernhard Ernst Wilhelm oon, * 17. 12. 1812 Meiningen, t 25. 12. 1880 Weimar, Jurist, ev., seit 1839 Justizdienst Sachsen-Weimar Eisenach, seit 1843 Zentralverwaltungsdienst SachsenWeimar-Eisenach, seit 1850 Verwaltungsdienst Sachsen-WeimarEisenach, Mitglied des Norddeutschen Reichstags (1867—1871, National-Liberale Partei), MdR (1878—1880, Deutsche Reichspartei). Geheimer Staatsrat und Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1864—1869), Wirklicher Geheimer Rat (1867). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 82. 278

Seebach, Camillo Richard von, (seit 1855 Freiherr Don), * 9. 7.1808 Donndorf (Unstrut), t 3. 3. 1894 Gotha, Jurist, ev„ seit 1829 sächsischer Justizdienst. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Coburg und Gotha (1. 12. 1849-1. 4. 1888). Lit.: ADB 54, S. 295-297; Posdiinger, Bismarck 1, S. 81-83; Heß, Staatsministerium, S. 83. Speßhardt, Hans Karl Haubold Freiherr oon, * 1797 Birkig bei Coburg, 11860 Erlangen, Offizier, ev., bis 1848 Militärdienst Sachsen-Meiningen (Oberst). Staatsminister Sadisen-Meiningen (8./14. 9. 1848-23. 10. 1849). Lit.:Starck, Wilhelm Friedrich von, * 16. 11. 1835 Kassel, t 25. 11. 1913 Laar (Kreis Wolfshagen), Jurist, ev., seit 1858 kurhessischer Verwaltungsdienst, seit 1867 preußischer Verwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Schwarzburg-Rudolstadt (1888-1903). Lit.: Poschinger, Bismarck 5, S. 283. Stein, Dietrich Carl August Freiherr von, *14. 5. 1793 Weimar, + 3. 12. 1867 Meiningen, Forst- und Staatswissenschaftler, Rittergutsbesitzer, ev., seit 1822 Landschaftsdirektor Sachsen-Hildburghausen, seit 1824 Landmarschall Sachsen-Meiningen, Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha (1835—1839). Wirklicher Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sachsen-Meiningen (1825—1831), des Landesministeriums SachsenMeiningen seit 1829, Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Coburg und Gotha (1846-1849). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 414, Nr. 150; Stein, Vater; Körner, von Stein. Stichling, Gottfried Theodor, * 14. 6.1814 Weimar, + 22. 6.1891 Weimar, Jurist, ev., seit 1836 Justizdienst Sachsen-Weimar-Eisenach, seit 1838 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Weimar-Eisenach. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Weimar-Eisenach (1882-1891). Lit.: ADB 36, S. 166-169; Stichling, Dienstjahre. 279

Strauch, Christian Friedrich Carl oon, * ?, Sdileiz, 1 1833 Schleiz, Jurist, ev., vor 1810 Zentralverwaltungsdienst Reuß-Sdileiz. Wirklicher Geheimer Rat und Kanzler Reuß-Schleiz (vor 1826—1833). Lit.: Strauch, Johann Christian Don (seit 1806], * ?, 1 1 8 2 1 Schleiz, Jurist, ev., seit 1778 Bürgermeister der Stadt Schleiz, seit 1784 Zentralverwaltungsdienst Reuß-Schleiz. Wirklicher Geheimer Rat und Kammerdirektor Reuß-Schleiz (vor 1806-1818). Lit.: Strenge, Karl-Friedrich oon (seit 1894) * 3 1 . 1 . 1 8 4 3 Ohrdruf, 1 1 6 . 6.1907 Gotha, Jurist, ev., seit 1868 Rechtsanwalt in Gotha, seit 1891 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha, Mitglied des Landtags in Gotha (1889-1891). Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Coburg und Gotha (1891-1900). Lit.: Ehwald, Nachruf; Heß, Staatsministerium, S. 83. Szi/mborski, Johann Maximilian oon, * 1771 (in Polen), +1830 Bayreuth, Offizier, (vermutlich ursprünglich kath.), seit 1795 preußischer Militärdienst, seit 1808 Hofdienst und Militärdienst Sachsen-CoburgSaalfeld (Oberst), Verwaltungsdirektor der Güter des Herzogs Sadisen-Coburg-Saalfeld in Greinburg (Oberösterreich). Oberst und Mitglied des Landesministeriums Sachsen-Coburg-Saalfeld (1821—1825), Regierungspräsident Fürstentum Lichtenberg (1824-1825). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 415, Nr. 157. Szymborski, Ludioig Ferdinand oon, * 1799 Hoya, t nach 1849, Jurist, (vermutlich ursprünglich kath.), seit 1821 Justizdienst Fürstentum Lichtenberg, seit 1823 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-CoburgSaalfeld/Sachsen-Coburg und Gotha, Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha (1835—1849). Landesregierungsrat und Chef der Landesregierung Fürstentum Lichtenberg (1833—1835), Kammerdirektor und Mitglied des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (Februar-August 1849). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 415, Nr. 158. 280

Thon, Gustav, * 20. 2.1805 Eisenadi, 1 1 2 . 1 2 . 1 8 8 2 Weimar, Dr. jur., Jurist, ev., vor 1849 Rechtsanwalt, seit 1849 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Weimar-Eisenach. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Weimar-Eisenadi (1871-1882). Lit.: -

Thümmel, Hans Wilhelm oon, * 1744 Schönefeld bei Leipzig, 11824 Altenburg, Jurist, ev„ seit 1771 Zentralverwaltungsdienst SachsenGotha-Altenburg. Wirklicher Geheimer Rat, Kammerpräsident und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sachsen-Gotha-Altenburg (1796—1817). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 416, Nr. 162. Trützschler, Friedrich Carl Adolf oon, * 1751 Culmitzsch bei Weida, t 31. 7. 1831 Altenburg, Jurist, ev., seit 1771 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Gotha-Altenburg. Wirklicher Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sadisen-Gotha-Altenburg (1804—1826), Geheimer Ratspräsident (1820), Obersteuerdirektor und Mitglied des Geheimen Ministeriums Sachsen-Altenburg (1826—1830). Lit.: ADB 38, S. 692; Heß, Geheimer Rat, S. 416, Nr. 166. Uttenhoven, Fürchtegott Friedrich Don, * 30. 1. 1818 Hildburghausen, 1 2 2 . 4.1889 Meiningen, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1843 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Meiningen, seit 1849 Rechtsanwalt in Kranichfeld und Meiningen, seit 1854 Zentralverwaltungsdienst SachsenMeiningen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Meiningen (27. 7. 1865-18. 8. 1866). Lit.: Voigt, Christian Gottlob von (seit 1807), * 23. 12.1743 Allstedt, t 22. 3. 1819, Weimar, Jurist, ev., seit 1770 Verwaltungsdienst Sachsen-Weimar-Eisenadi, seit 1777 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-WeimarEisenadi. Geheimer Assistenzrat und Mitglied des Geheimen Consiliums (1791— 1815), Geheimer Rat (1794), Wirklicher Geheimer Rat, Staatsminister und Präsident des Staatsministeriums (1815—1819). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 417, Nr. 172; weitere Literatur siehe bei Goethe. 281

Vollert, August Anton, * ? , + ?, Dr. jur., Jurist, ev., seit 1877 Zentralverwaltungsdienst Reuß jüngerer Linie. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Reuß jüngerer Linie (1892-1896). Lit.: Wagner, Johann Christian, * 1747 Pößneck, +1825 Hildburghausen, Jurist, ev., seit 1774 Advokat in Hildburghausen, seit 1789 Verwaltungsdienst Sachsen-Hildburghausen, seit 1799 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Hildburghausen, seit 1806 Verwaltungsdienst Sachsen-Hildburghausen, seit 1810 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Hildburghausen. Geheimer Assistenzrat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sadisen-Hildburghausen (1813-1825), Geheimer Rat (1816). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 417, Nr. 174. Watzdorf, Christian Bernhard Don, * 12.12. 1804 Berga (Elster), 115. 9. 1870 Weimar, Jurist, ev., seit 1830 sächsischer Justizdienst, seit 1840 Sächsischer Zentralverwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Weimar-Eisenach (1843/1849-1870). Lit.: ADB 41, S. 258-260; Poschinger, Bismarck 1, S. 71-73; Heß, Geheimer Rat, S. 418, Nr. 177. Wechmar, Rudolf Hermann Freiherr von, * 19. 3.1800 Meiningen, 11861 Meiningen, Jurist, ev., Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Meiningen (24. 10. 1849-12. 5. 1854). Lit.: Weise, Carl Friedrich Wilhelm Adolph von, * 1780 Sondershausen, 11851, Jurist, ev., seit etwa 1805 Verwaltungsdienst Sdiwarzburg-Sondershausen. Wirklicher Geheimer Rat und Kammerpräsident Schwarzburg-Sondershausen (etwa 1830-1835). Lit.: Weise, Ludwig Wilhelm Adolph von (seit 1803), * 25. 3. 1751 Himmelsberg bei Sondershausen, t 30. 6. 1820 Alexisbad, Jurist, ev., seit 1775 Verwaltungsdienst Schwarzburg-Sondershausen, vor 1794 282

Zentralverwaltungsdienst Sdiwarzburg-Sondershausen. Wirklicher Geheimer Rat und „Chef des Geheimen Consuls" Sdiwarzburg-Sondershausen (etwa 1810—1820). Lit.: Ebart, Aus dem Leben, S. 247; Lutze, Sondershausen 3, S. 135. Werthern, Friedrich Carl Anton oon, * 1804 Kleinwerther bei Nordhausen, + 1864 Stettin, Jurist, ev., preußischer Verwaltungsdienst (1849— 1864). Geheimer Staatsrat und Mitglied des Landesministeriums SachsenMeiningen (1845-8. 9.1848), Geheimer Rat (1846). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 418, Nr. 179. Wiese, Georg Walther Vincent oon (seit 1806), * 2. 4.1769 Rostode, 122. 11.1824 Gera, Dr. jur., Jurist, ev., vor 1793 Privatdozent der Rechtswissenschaften Universität Göttingen, seit 1793 Zentralverwaltungsdienst Reuß-Gera. Geheimer Rat und Kanzler Reuß-Gera (1821-1824). Lit.: Meusel, Teutschland 8, S. 515 f. und 16, S. 226. Wittken, Edmund Karl Hermann Don, * 2. 12. 1837 Zeitz, t 28. 1. 1927 Coburg, Jurist, ev., vor 1874 preußischer Verwaltungsdienst, seit 1886 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-Coburg und Gotha. Staatsrat und Vorstand der Abteilung A (Coburg) des Staatsministeriums Sachsen-Coburg und Gotha (1891—1902), Geheimer Staatsrat (1894), Wirklicher Geheimer Rat (1900). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 84. Wolffersdorff, Karl Rudolf oon, * 6.1.1817 Sondershausen, 131. 3.1889 Sondershausen, Jurist, ev., seit 1861 Zentralverwaltungsdienst Sdiwarzburg-Sondershausen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sdiwarzburg-Sondershausen (1886-1889). Lit.: Poschinger, Bismarck 1, S. 108; Lutze, Sondershausen 3, S. 228. Wüstemann, Carl Christian oon (seit 1830), * 1795 Gotha, 11863 Altenburg, Jurist ev., seit 1816 Zentralverwaltungsdienst Sachsen-GothaAltenburg. Geheimer Legationsrat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums Sachsen-Hildburghausen (1825—1826), Geheimer Legationsrat und Mitglied des Geheimen Ministeriums Sachsen-Altenburg (1826— 283

Juni 1848), Geheimer Konferenzrat (1830), Geheimer Rat (1835), Wirklicher Geheimer Rat (1844), Minister im Geheimen Ministerium Sachsen-Altenburg (Februar-Mai 1853). Lit.: Heß, Geheimer Rat, S. 418, Nr. 182. Wussoro, Waldemar Philipp Paul Alexander oon, * 29. 9.1865 Frankfurt an der Oder, 112. 7. 1938 Darmstadt, Jurist, ev., vor 1903 preußischer Verwaltungsdienst. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sachsen-Altenburg (1. 7. 1915-9. 11. 1918). Lit.: Ziegeler, Günther von, * 22.12.1775 Arnstadt, t 24. 2.1853 Sondershausen, Jurist, ev., vor 1806 Zentralverwaltungsdienst SdiwarzburgSondershausen. Geheimer Rat und Mitglied des Geheimratskollegiums SdiwarzburgSondershausen (1835—1848). Lit.: Lutze, Sondershausen 3, S. 180. Ziller, Rudolf oon (seit 1902; seit 1905 Freiherr von), * 13. 9.1832 Frauenbreitungen, + 5. 10. 1912 Meiningen, Jurist, ev., seit 1855 Verwaltungsdienst Sadisen-Meiningen, seit 1874 Oberbürgermeister der Stadt Meiningen, seit 1882 Verwaltungsdienst Sadisen-Meiningen, seit 1889 Zentralverwaltungsdienst Sadisen-Meiningen. Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister Sadisen-Meiningen (1902-1912). Lit.: -

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MINISTER DES KÖNIGREICHS SACHSEN 1815-1918 VON KARLHEINZ BLASCHKE

Abeken, Christian Wilhelm Ludwig von, * 21. 9.1826,115.10.1896, Dr. jur., ev., konservativ. Minister der Justiz (1871—1890). Lit.: Schmidt, Zentralverwaltung, S. 117 f. Beck, Heinrich Gustav von (seit 1918), * 11. 4. 1854 Gera, t 9. 1. 1933 Dresden, Dr. jur., Dr. theol. h. c., Oberbürgermeister von Chemnitz, ev., konservativ, seit 1895 Mitglied der 1. Kammer. Minister des Kultus (1908—1918), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1914-1918). Lit.: Wer ist's? 10, S. 1804; Sdimidt, Zentralverwaltung, S. 125; Kosdi 1, S. 79. Behr, Johann Heinrich August oon, * 13. 11.1793 Freiberg, + 20. 2. 1871 Dresden, Beamter, ev. Minister der Finanzen (1849—1866). Lit.: Beust, Friedrich Ferdinand Freiherr uon, (seit 1868 Graf), * 13. 1. 1809 Dresden, 124. 10. 1886 Schloß Altenberg bei Greifenstein/Niederösterreich, Diplomat, ev., konservativ, Gesandter in Paris, München, London, Berlin. Minister des Auswärtigen (1849—1866), Minister des Kultus (1849— 1853), Minister des Inneren (1852—1866), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1858—1866). Lit.: NDB 2, S. 198 f.; Beust, Erinnerungen 1; Hauptmann, von Beust. Braun, Alexander Kar1 Hermann, * 10. 5.1807 Plauen i. V., t 24. 3.1868 Plauen, Advokat in Plauen, ev., Präsident der 2. Kammer (1847), Amtshauptmann in Plauen (1849). Minister der Justiz und Vorsitzender des Gesamtministeriums (1848— 1849). Lit.: ADB 3, S. 269. i Die Konfessionsbezeichnung „ev." bedeutet bei aus dem Königreich Sachsen stammenden Mimstern in aller Regel „evangelisch-lutherisch". 285

Buttlar, Karl Friedrich August Freiherr Don, * 1790, 129. 5. 1856 Dresden, General, ev. Minister des Krieges (Februar—Mai 1849). Lit.: Carlowitz, Adolf von, * 25. 3.1858 Riesa, + 9. 3.1928 Gernsdorf bei Siegen, Offizier, ev. Minister des Krieges (Mai—November 1914). Lit.: Wer ist's? 10, S. 1807. Carlowitz, Albert von, * 1. 4.1802 Freiberg, 19. 8.1874 Kötzschenbroda bei Dresden, Beamter, ev., Mitglied der 1. Kammer. Minister der Justiz (1846-1848). Lit.: Carlowitz, Hans Georg uon, * 11. 12. 1772 Großhartmannsdorf bei Freiberg, t 18. 3. 1840 Dresden, Jurist, ev. (pietistisdi), Beamter, Bundestagsgesandter (1821). Minister ohne Portefeuille (1831—1836), Minister des Kultus (18361840). Lit.: NDB 3, S. 147; Schmidt, Staatsreform, S. 114. Ehrenstein, Karl Wolf von, * 21. 7. 1805 Chemnitz, 12. 6.1865 Dresden, Beamter, ev. Minister der Finanzen (1849). Lit.: Gothaisdies genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel, S. 142. Einsiedel, Detlev Graf oon, * 12. 10.1773 Wolkenburg/Sa., 120. 3.1861 Wolkenburg, Beamter, ev. (pietistisch), konservativ. Kabinettsminister des Auswärtigen und des Inneren Departements (1813-1830). Lit.: NDB 4, S. 400 f.; Weber, Graf von Einsiedel; Johnson, Lebensgeschichte. Fabrice, Georg Friedrich Alfred von, (seit 1884 Graf), * 23. 5.1818 Quesnay bei Lille, + 25. 3.1891 Dresden, General, ev., Generalgouverneur in Nordfrankreich (1870/71). Minister des Krieges (1866—1891), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1876—1891), Minister des Auswärtigen (1882—1891). Lit.: Dittrich, Graf von Fabrice; Richter, von Fabrice; Schmidt, Zentralverwaltung, S. 117. 286

Falkenstein, Johann Paul Freiherr oon, * 15. 6.1801 Pegau, t 1 4 . 1 . 1 8 8 2 Dresden, Beamter, ev., konservativ. Minister des Inneren (1844—1848), Minister des Kultus (1853—1871), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1866—1871). Lit.: Fräßdorf, Julius, * 26. 5. 1857 Dresden, t 26. 3. 1932 Dresden, Töpfer, Arbeiterfunktionär, SPD, Mitglied der 2. Kammer (1895). Minister ohne Portefeuille (26. 10.-15. 11. 1918). Lit.: Wer ist's? 8, S. 412. Friesen, Richard Reidisfreiherr von, * 9. 8. 1808 Thürmsdorf bei Königstein, 125. 2. 1884 Dresden, Beamter, ev., gemäßigt konservativ. Minister des Inneren (1849—1852), Minister der Finanzen (1858—1876), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1871—1876), Minister des Auswärtigen (1866—1876). Lit.: NDB 5, S. 612 f.; Besdiorner, Freiherr von Friesen; von Friesen, Erinnerungen. Georgi, Robert, * 11.11.1802 Dresden, 113.11.1869 Mylau i. V., Fabrikant und Bankier in Mylau, ev., Vizepräsident der 2. Kammer. Minister der Finanzen (1848—1849). Lit.: Gerber, Karl Friedrich Wilhelm Don (seit 1878), * 11. 4. 1823 Ebeleben/ Thüringen, 123. 12. 1891 Dresden, Dr. jur. habil., Professor für Staatsrecht Universität Tübingen (1851), Leipzig (1863), ev., konservativ. Minister des Kultus (1871—1891), Vorsitzender des Gesamtministeriums (März-Dezember 1891). Lit.: ADB 49, S. 291 ff.; von Gerber, Briefe; Schmidt, Zentralverwaltung, S. 115. Günther, Oskar, * 20. 3. 1861 Grimma, t (nach 1935), Kaufmann, ev. ?, DDP, Mitglied der 2. Kammer (1903). Minister ohne Portefeuille (26. 10. 1918-15. 11. 1918). Lit.: Wer ist's? 10, S. 555; Kosch 1, S. 436. 287

Hausen, Max Clemens Lothar Freiherr von, * 1 7 . 1 2 . 1 8 4 6 Dresden, 1 1 9 . 3 . 1 9 2 2 Dresden, Offizier, ev., Generaloberst. Minister des Krieges (1902—1914], Vorsitzender des Gesamtministeriums (1912—1914). Lit.: NDB 8, S. 113; Brabant, von Hausen; Wer ist's? 7, S. 635; Schmidt, Zentralverwaltung, S. 127. Heinze, Rudolf, * 22. 7. 1865 Oldenburg i. O., t 26. 5. 1928 Dresden, Dr. jur., Jurist, ev„ Landgeriditsdirektor, Reidisgeriditsrat, nationalliberal, MdR (1907-1912), Mitglied der 2. Kammer (1915). Minister der Justiz (Juni-November 1918), Vorsitzender des Gesamtministeriums (Oktober-November 1918), Reidisjustizminister (1920— 1923). Lit.: NDB 8, S. 448 f.; Heinze, Rudolf Heinze, S. 139-149, Wer ist's? 8, S. 611. Held, Gustav Friedrich, * 29. 5. 1804 Meuselwitz, + 24. 4. 1857 Dresden, Beamter, ev. Minister der Justiz und des Kultus und Vorsitzender des Gesamtministeriums (Februar-Mai 1849). Lit.: K o s d l l , S. 498. Heidt, Max, * 4 . 1 1 . 1 8 7 2 Potsdam, t 2 7 . 1 2 . 1 9 3 3 Dresden, SPD. Minister ohne Portefeuille (26. 1 0 . - 1 5 . 11. 1918). Lit.: Wer ist's? 10, S. 1813. Hohenthal, Karl Adolf Philipp Wilhelm Graf von, * 4. 2. 1853 Berlin, 1 2 9 . 9. 1909 Dresden, Dr. jur., Diplomat, ev., Gesandter in Berlin, konservativ-liberal. Minister des Inneren und des Auswärtigen (1906—1909). Lit.: Schmidt, Zentralverwaltung, S. 123 f.; Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, S. 203. Holtzendorff, Albrecht Ernst Stellanus Graf von, * 16. 1. 1792 Bärenstein, t 24. 2. 1882 Dresden, ev.? Minister des Krieges (1848-1849). Lit.: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, S. 266. 288

Koch, Walter Franz, * 18. 5. 1870 Chemnitz, t ?, Dr. jur., Dr. med. vet. h. c., Beamter, ev.?, Gesandter in Berlin, deutscher Gesandter in Prag (seit 1921), parteilos. Minister des Innern (Oktober-November 1918). Lit.: Wer ist's? 10, S. 846; Reidishandbuch 1, S. 966; Schmidt, Zentralverwaltung, S. 129. Könneritz, Julius Traugott Jakob oon, * 31. 5. 1792 Merseburg, t 28. 10. 1866 Dresden, Jurist, ev., Beamter, Kanzler der sächsischen Landesregierung (1830), konservativ. Minister der Justiz (1831—1846), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1843-1848). Lit.: NDB 12, S. 364; Witzleben, von Könneritz; Schmidt, Staatsreform, S. 115. Könneritz, Léonce Robert Freiherr oon, * 4. 3. 1835 Paris, t 20. 1. 1890 Dresden, Beamter, ev. Minister der Finanzen (1876—1890). Lit.: Lindenau, Bernhard August oon, * 11. 6. 1779 Altenburg, 112. 5. 1854 Altenburg, Jurist, ev., Beamter, Sternwartendirektor, Offizier, sächsischer Bundestagsgesandter (1827), Präsident der Ständeversammlung des Herzogtums Sachsen-Altenburg, gemäßigt-liberal, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linkes Zentrum). Minister des Inneren (1831—1834), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1831-1843). Lit.: ADB 18, S. 681 ff.; Wendorf, von Lindenau, S. 242-257; Schmidt, Staatsreform, S. 110-113. Metzsdh-Reidienbach, Karl Georg Leoin von, (seit 1916 Graß, * 14. 7. 1836 Friesen i. V., t 7. 11. 1927 Dresden, Jurist, ev., Beamter, konservativ. Minister des Inneren (1876—1906), Minister des Auswärtigen (1891— 1906), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1901—1906). Lit.: Wer ist's? 7, S. 1110; Schmidt, Zentralverwaltung, S. 119. Minkroitz, Johannes oon, * 1. 2. 1787 Altenburg, 118. 3. 1857 Dresden, Offizier, ev., Diplomat, Gesandter in Berlin. Minister des Auswärtigen (1831—1835). Lit.: Schmidt, Staatsreform, S. 119. 289

Müller, Johann Christian Gottlieb, * 6. 1. 1776 Merseburg, t 7. 3. 1836 Dresden, Dr., Beamter, ev. Minister des Kultus (1831-1836). Lit.: Neuer Nekrolog der Deutschen, 14. Jg., 1936, S. 241—246; Schmidt, Staatsreform, S. 118. Nagel, Paul Arthur, * 14. 8.1856 Dresden, 112. 5.1918 Dresden, Dr. jur., Jurist, ev„ Reichsanwalt, konservativ. Minister der Justiz (1912-1918). Lit.: Wer ist's? 7, S. 1175. Nitzschke, Emil Robert, * 31.10.1870 Hadersleben, t 24. 7.1921 LeipzigLeutzsch, Kaufmann, ev.?, freisinnig, Mitglied der 2. Kammer. Minister ohne Portefeuille (26.10.-15.11.1918). Lit.: Wer ist's? 7, S. 1197. Nostiz und fänckendorf, Eduard Don, * 31. 3.1791 Dresden, +18. 2.1858 Dresden, Beamter, ev. Minister des Innern (1843—1844). Lit.: Nostiz-Wallmitz, Alfred von, * 21.12.1870 Dresden, + 21. 12.1953 Burg Bassenheim bei Koblenz, Legationsrat, ev., aufgeklärt-konservativ. Minister des Inneren (Oktober-November 1918). Lit.: Wer ist's? 10, S. 1152. Nostiz-Wallmitz, GustaD von, * 4. 10. 1789 Dresden, + 5. 12. 1858 Dresden, ev. Minister des Krieges (1839—1846). Lit.: Nostiz-Wallmitz, Hermann von, * 30. 3. 1826 Oschatz, +10. 1. 1906 Dresden, ev., gemäßigt konservativ. Minister des Inneren (1866—1891), Minister des Auswärtigen (1876— 1882).

Lit.: Schmidt, Zentralverwaltung, S. 114. 290

Oberländer, Martin Gotthard, *1801, t l 8 6 8 , Rechtsanwalt, ev.?, Stadtverordnetenvorsteher in Zwickau, linksliberal-demokratisch, Mitglied der 2. Kammer (seit 1842]. Minister des Inneren (1848-1849). Lit.: Oppel, Karl Friedrich Güstau von, * 25. 11. 1795 Kunnersdorf (Niederschlesien), 130. 4. 1870 Dresden, ev. Minister des Krieges (1847-1848). Lit.: Otto, Victor Alexander oon (seit 1907), * 25. 3.1852 Großenhain, t 26. 7. 1912 Dresden, Dr. jur., Beamter, ev., gemäßigt konservativ. Minister der Justiz (1902—1912), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1910-1912). Lit.: Wer ist's? 5, S. 1055; Schmidt, Zentralverwaltung, S. 126. Pfordten, Ludiüig Freiherr oon der, * 11. 9.1811 Ried im Innviertel, 1 1 8 . 8. 1880 München, Professor der Rechtswissenschaft Universität Leipzig, ev., liberal. Minister des Kultus und des Auswärtigen (1848—1849). Lit.: Franz, Von der Pfordten. Planitz, Karl Paul oon der, * 20. 9. 1837 Hohengrün i. V., +19. 8. 1902 Hosterwitz bei Dresden, General, ev. Minister des Krieges (1891—1902). Lit.: Deutscher Nekrolog 7, S. 104. Rabenhorst, Bernhard oon (seit 1856), * 29. 5.1801 Leipzig, 114. 4.1873 Hoflößnitz bei Dresden, Offizier, ev., sächsischer Militärbevollmächtigter beim Bundestag. Minister des Krieges (1849-1866). Lit.: Rüger, Konrad Wilhelm oon (seit 1907), * 26. 10. 1837 Dresden, + 20. 2. 1916 Dresden, Jurist, ev., Generalstaatsanwalt, konservativ. Minister der Justiz (1901—1902), Minister der Finanzen (1902-1910). Vorsitzender des Gesamtministeriums (1906—1910). Lit.: Wer ist's 7, S. 1419. 291

Sdilieben, Joachim Kaspar Anton Richard con, * 23. 7. 1848 Niederfriedersdorf/OL., + 7. 2. 1908 Niedertaubenheim/OL., Beamter, ev., Kreishauptmann in Bautzen, gemäßigt konservativ. Minister des Kultus (1906-1907). Lit.: Wer ist's? 3, S. 1208; Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Deutsdier Uradel, S. 503. Schneider, * 1807, t 6. 9. 1871 Pontresina, Dr. jur., Jurist, ev., Beamter, Präsident des Oberappellationsgeridits, Prinzenerzieher, konservativ. Minister der Justiz (1866-1871). Lit.: Schröder, Max Otto, * 4. 10. 1858 Roßwein, 113. 12. 1926 Dresden, Beamter, ev.?, Bürgermeister in Freiberg und Plauen i. V., Mitglied der 1. Kammer. Minister der Finanzen (Oktober-November 1918). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1406. Schurig, Heinrich Rudolf, * 4. 3. 1835 Radeberg, 115. 6. 1901 Dresden, Dr. jur., Jurist, ev., Beamter. Minister der Justiz (1890—1901), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1891-1901). Lit.: Seydewitz, Ernst von, * 15.1.1852 Lauterbach bei Lausidc, t 22.1.1929 Dresden, Beamter, ev., konservativ. Minister der Finanzen (1910—1918). Lit.: Seydewitz, Paul von, * 3. 5.1843 Lauterbach bei Lausick, +17. 12. 1910 Dresden, Dr. jur., Jurist, ev., Beamter. Minister des Kultus (1892-1906). Lit.: Wer ist's? 2, S. 1116. Thümmel, Hans oon, * 25. 5.1824 Gotha, 112. 2.1895 Dresden, Beamter, ev. Minister der Finanzen (1890—1895). Lit.: 292

Vitzthum von Eckstädt, Christoph Johann Friedrich Graf, * 14. 10. 1863 Dresden, 130. 12. 1944 Tiefhartmannsdorf/Sdilesien, Beamter, ev., Amtshauptmann, Gesandter in Berlin, konservativ. Minister des Inneren und des Auswärtigen (1909—1918). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1609; Schmidt, Zentralverwaltung, S. 125. Watzdorf, Werner von, * 19. 12. 1836 Dresden, + 29. 2. 1904 Dresden, Diplomat, ev. Minister der Finanzen (1895—1902). Lit.: Sciimidt, Zentralverwaltung, S. 121. Weinlig, Christian Albert, * 9. 4. 1812 Dresden, +18. 1. 1873 Dresden, Dr. med., Dr. phil. habil., Mediziner, Naturwissenschaftler, ev., technischer Lehrer an Handelslehranstalt, Professor der Nationalökonomie Universität Erlangen (1845), Ministerialbeamter in Dresden (1846). Minister des Inneren (Februar-Mai 1849). Lit.: Bräuer, Weinlig. Wietersheim, Eduard von, * 10. 9. 1787 Zerbst, 116. 4. 1865 Neupouch bei Bitterfeld, Beamter, ev. Minister des Kultus (1840-1848). Lit.: Witzleben, von Wietersheim; Schmidt, Staatsreform, S. 120. Wilsdorf, Viktor von, * 18. 1. 1857 Großhartmannsdorf bei Freiberg, 124. 3.1920 Dresden, General, ev.? Minister des Krieges (1914-1918). Lit.: Wer ist's? 7, S. 1863. Zesdiau, Heinrich Anton Don, * 4. 2. 1789 Jessen an der Elster, 117. 3. 1870 Dresden, Jurist, ev., Beamter, sächsischer Bundestagsgesandter 1829, konservativ. Minister der Finanzen (1831—1848), Minister des Auswärtigen (1835— 1848). Lit.: ADB 45, S. 105-108; Witzleben, von Zeschau, S. 1-62; Schmidt, Staatsreform, S. 116. 293

Zezscfiroitz, Johann Adolf von, * 1. 3.1779 Taubenheim, + 3. 5.1845 Königstein, Jurist, ev. (pietistisdi), Offizier, Generalstabsdief 1814, Militärbevollmäditigter beim Bundestag 1818, gemäßigt liberal. Minister des Krieges (1831—1839). Lit.: ADB 45, S. 146 f.; Schmidt, Staatsreform, S. 114. Zschinsky, Ferdinand Don (seit 1856), * 22. 2. 1797 Bor Stendorf/Kreis Flöha, t 28.10.1858 Dresden, Dr. jur., Jurist, ev„ Beamter. Minister der Justiz (1849—1858), Vorsitzender des Gesamtministeriums (1849-1858). Lit.: -

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MINISTER VON HESSEN-DARMSTADT 1815-1933 VON ECKHART FRANZ

Adelung, Bernhard, * 1876 Bremen, 11943 Darmstadt, Buchdrucker, ev., dann Redakteur einer SPD-Parteizeitung, Bürgermeister in Mainz, seit 1903 (mit kurzen Unterbrechungen) MdL, Landtagspräsident (1919-1929). Staatspräsident (1928—1933), zugleich Minister für Kultus- und Bildungswesen (1932—1933). Lit.: Friedrich, Sein und Werden; NDB 1, S. 65; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 53. Bechtold, Friedrich Georg von (seit 1829), * 1800 Darmstadt, 11872 Darmstadt, Jurist, ev., Ministeriallaufbahn, seit 1852 Geheimer Staatsrat im Ministerium des Innern. Präsident des Ministeriums des Innern (1871—1872). Lit.: Becker, Johannes Baptist, * 1869 Ludwigshöhe bei Oppenheim, t 1951 Ludwigshöhe, Dr. jur., Jurist, kath., Finanzlaufbahn, seit 1902 Ministerialrat im Ministerium der Finanzen, seit 1908 Staatsrat. Präsident des Ministeriums der Finanzen, dann Minister der Finanzen (1916-1918). Lit.: NDB 1, S. 716 f. Biegeleben, Maximilian Leopold Engelbert von, (seit 1893 Freiherr), * 1813 Darmstadt, 11899 Darmstadt, Jurist, kath., Finanzlaufbahn, seit 1848 Ministerialrat im Ministerium der Finanzen. Präsident des Ministeriums der Finanzen (1872—1873). Lit.: Du Bos du Thil, Carl Wilhelm Heinrich Freiherr, * 1777 Braunfels, 11859 Darmstadt, Jurist, ev., seit 1802 in hessen-darmstädtischen Diensten. Staatsminister und Bundestagsgesandter (1820—1821), Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und des Großherzoglichen Hauses (1821-1848), zugleich Finanzminister (1821-1829), Dirigierender Staatsminister (1829-1848). 295

Lit.: Ulmann, Denkwürdigkeiten; ADB 5, S. 444 f. und 48, S. 2 1 5 - 2 1 7 ; NDB 4, S. 148—150; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 3, Spalte 2878 f.; Hessische Biographien 3, S. 254—260. Braun, Ernst Albrecht, * 1857 London, 1 1 9 1 6 Darmstadt, Jurist, ev., hessen-darmstädtische Verwaltungslaufbahn, seit 1898 Ministerialrat im Ministerium des Innern. Präsident des Ministeriums des Innern (1906—1907), Minister des Innern (1907—1910), Minister der Finanzen (1910—1916). Lit.: Brentano di Tremezzo, Otto Rudolf von, (Adelsanerkennung 1885/88), * 1855 Darmstadt, t 1927 Darmstadt, Jurist, kath., Rechtsanwalt, Zentrum, seit 1897 MdL. Direktor der Ministerialabteilung für Justiz (November 1918—1919), Minister der Justiz (1919-1927) und des Innern (1921—1927). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 74; O. Schiander, O.v.B., Offenbach 1981. Dalroigk zu Lichtenfels, Reinhard Carl Friedrich Freiherr oon, * 1802 Darmstadt, + 1880 Darmstadt, Jurist, ev., hessen-darmstädtische Verwaltungslaufbahn, zuletzt Regierungsdirektor in Mainz. Direktor des Innenministeriums, dann auch des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses und des Äußern (1850—1852), Präsident des Gesamtministeriums, Minister des Großherzoglichen Hauses und des Äußern, Minister des Innern (1852—1871). Lit.: Schüssler, Tagebücher; ADB 47, S. 612-615; NDB 3, S. 495 f.; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 1, Spalte 510. Dittmar, Emil Gerhard, * 1842 Lampertheim, 11906 Mainz, Dr. jur., Advokat bzw. Rechtsanwalt, ev., seit 1888 Ministerialrat im Ministerium der Justiz. Ministerialdirektor und Vorstand des Ministeriums der Justiz (1896— 1898), Präsident, dann Minister der Justiz (1898-1905). Lit.: H. F. Karb in: Lampertheimer Heimatblätter 26 (1978). Doinseiff, Wilhelm Heinrich, * 1813 Gedern, 1 1 8 7 2 Darmstadt, Offizier, ev., Major, zuletzt Oberst. Direktor des Kriegsministeriums (1868—1871). Lit.: 296

Eigenbrodt, Reinhard Carl Theodor, * 1799 Gesmold, 11866 Darmstadt, Jurist, ev., Advokat, seit 1848 Ministerialrat, MdL (1847/48,1850). Vorstand des Ministeriums des Innern (Juni-Juli 1848). Lit.: Eigenbrodt, Erinnerungen; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 94. Ewald, Christian Wilhelm Carl von (seit 1912), * 1852 Rehbadi (Odenwald), +1932 Darmstadt, Jurist, ev., Justizlaufbahn, zuletzt Reichsgeriditsrat. Minister der Justiz (1905—1918), Staatsminister, Minister des Großherzoglichen Hauses und des Äußern (1906—1918). Lit.: NDB 4, S. 694 f. Falck, Georg Abraham Karl Freiherr (?) oon, * 1786 Kleve, 11836 Darmstadt, Offizier, ev., zuletzt Oberst und Generaladjutant, später Generalleutnant. Direktor des Kriegsministeriums (1821-1823), Präsident ebd. (1823— 1836). Lit.: Neuer Nekrolog der Deutschen 14, S. 179—185. Finger, Jakob, * 1825 Monsheim, 11904 Darmstadt, Jurist, Mennonit, Advokat, ab 1872 Ministerialrat, dann Geheimer Staatsrat, MdL (1862— 1865). Staatsminister, Minister des Großherzoglichen Hauses und des Äußern, Minister des Innern (bis 1896) und der Justiz (1884—1898). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 100. Fulda, Heinrich Hugo, * 1860 Worms, 11943 Auschwitz, Jurist, israel., Rechtsanwalt, SPD, MdL (1905-1921). Direktor der Ministerialabteilung des Innern (November 1918—1919), Minister des Innern (1919—1921). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 105. Gagern, Wilhelm Heinrich August Freiherr oon, * 1799 Bayreuth, 11880 (Darmstadt)-Bessungen, Jurist, ev., bis 1833 im hessen-darmstädtischen Staatsdienst, später Diplomat, MdL (1832—1836 und 18471850), Mitglied der Nationalversammlung (1848/49). Vorsitzender des Gesamtministeriums, Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und des Hauses, Minister des Innern (März-Juni 1848). Lit.: Gagern, Briefe; ADB 49, S. 654-676; NDB 6, S. 32-36; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 1, Spalte 846—848; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 106; Wentzcke, Von Gagern. 297

Gnauth, Feodor, * 1854 Stuttgart, 11916 Köln-Mülheim, Ingenieurstudium, ev., Bauverwaltung, ab 1886 Beigeordneter, dann Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister in Gießen. Präsident des Ministeriums der Finanzen (1900—1901], Minister der Finanzen (1901-1910). Lit.: NDB 6, S. 483 f. Grolman, Eduard Eugen Aegid Friedrich oon, * 1812 Gießen, 11890 Darmstadt, Offizier, ev., zuletzt Oberst, später Generalleutnant i. R., Direktor des Kriegsministeriums (1866—1867), Präsident ebd. (1867— 1868). Lit.: Grolman, Karl Ludroig Wilhelm oon, (Adelsanerkennung 1812/13), * 1775 Gießen, + 1829 Darmstadt, Dr. jur., Professor der Rechte, ev. Mitglied des Staatsministeriums und Wirklicher Geheimer Rat (1819— 1820), Staatsminister (1820—1821), Präsident der vereinigten Ministerien, Minister des Innern und der Justiz (1821—1829). Lit.: Hessische Lebensläufe (1980), S. 128-138. Hallwachs, Konrad Wilhelm, * 1786 Darmstadt, +1860 Darmstadt, Jurist, ev., Advokat, dann Ministeriallaufbahn (Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten), zuletzt Geheimer Staatsrat. Vorstand des Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten und des Hauses (Juni 1848-1850). Lit.: Henrich, Konrad Wilhelm, * 1864 Lang-Göns, 11928 Darmstadt, Mittlere Finanzlaufbahn, ev., seit 1908 Stadtverordneter, seit 1917 Beigeordneter in Darmstadt, Fortschritt, DDP, MdL (1911-1925). Direktor der Ministerialabteilung der Finanzen (1918—1919), Minister der Finanzen (1919-1928). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 131. Hofmann, Johann August Konrad Freiherr von (seit 1827), * 1776 Darmstadt, + 1841 Darmstadt, Jurist, ev., seit 1819 Geheimer Referendär, seit 1820 Geheimer Staatsrat. Präsident des Ministeriums der Finanzen (1829—1837), Finanzminister (1837-1841). Lit.: 298

Ho/mann, Karl Wilhelm, (geadelt 1882), * 1827 Darmstadt, 11910 Berlin, Jurist, ev., diplomatische Laufbahn, seit 1866 Gesandter, ab 1876 im Reidisdienst. Präsident des Gesamtministeriums, Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und des Hauses (1872—1876). Lit.: Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 1, Spalte 1207. Hombergk zu Vach, Friedrich (Fritz) Albert Johann Eduard Adolf von, * 1857 Darmstadt, t 1935 Darmstadt, Jurist, ev., hessen-darmstädtische Verwaltungslaufbahn, zuletzt Provinzialdirektor in Mainz. Minister des Innern (1910-1918). Lit.: Jaup, Heinrich Carl, * 1781 Gießen, 11860 Darmstadt, Dr. jur., Professor der Rechte, ev., 1820 Geh. Staatsrat, MdL (1832-1833 und 18491850). Vorsitzender des Gesamtministeriums, Minister des Innern (Juli 1848— 1850). Lit.: ADB 13, S. 733-736; NDB 10, S. 369 f.; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 143. Jung, Philipp Wilhelm, * 1884 Nieder-Flörsheim, t 1965 Worms, Jurist, konfessionslos, Rechtsanwalt, ehrenamtlicher Stadtrat (1926—1933), NSDAP, MdL (1931-1933), seit 1933 Landtagspräsident. Staatssekretär (Mai-September 1933), Staatsminister (September 1933-1935). Lit.: Wer ist's? 1935, S. 765; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 768. Kempff, Georg Wilhelm, * 1809 Gießen, 11883 Darmstadt, Jurist, ev., Justizlaufbahn, seit 1847 Hofgerichtsrat, konservativ, MdL (1851— 1856, 1863-1872). Direktor des Ministeriums der Justiz (1872—1875), Präsident ebd. (1875-1878). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 150. Kilian, Joseph Aloys, * 1790 Mainz, 11851 Darmstadt, Jurist, kath., Justizlaufbahn, seit 1839 Generalstaatsprokurator, liberal, MdL (1841— 1848). Minister der Justiz (1848—1849). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 151 f. 299

Kirnberger, Ferdinand, * 1875 Mainz, 11962 Darmstadt, Jurist, kath., Verwaltungslaufbahn, seit 1922 Ministerialrat im Ministerium des Innern. Minister ohne Geschäftsbereich (1927), Minister der Finanzen und der Justiz (1928-1933), Minister der Landwirtschaft (1931—1933). Lit.: A. Kirnberger, Geschichte der Familie K., Mainz 1922. Kopp, Karl Wilhelm von (seit 1803), * 1770 Marburg, +1844 Darmstadt, Jurist, ev., zunächst in hessen-kasselischen, Sayn'schen und Solms'schen Diensten, seit 1812 Vizedirektor der hessen-darmstädtisdien Hofkammer Arnsberg, seit 1819 Geheimer Staatsrat, seit 1821 Präsident der Oberfinanzkammer. Minister der Finanzen (1841—1844). Lit.: Gerland, Familie Kopp, S. 187; Neuer Nekrolog der Deutschen 22, S. 246-251. Korell, Adolf, * 1872 Ober-Gleen, 11941 Esdibach, Theologe, ev., Pfarrer, Fortschritt, DDP, MdL (1911-1918,1927-1931). Minister für Arbeit (1928-1932). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 160. Küchler, Wilhelm, * 1846 Biedenkopf, 11900 Darmstadt, Jurist, ev., Verwaltungslaufbahn, seit 1882 Bürgermeister, dann Oberbürgermeister in Worms. Präsident des Ministeriums der Finanzen, dann Minister der Finanzen (1898-1900). Lit.: Lehrbach, Philipp Eugen Erwin Graf von, * 1789 Kassel, 11857 Gießen, Offizier, ev., zuletzt Generalmajor und Oberhofmarsdiall, konservativ, MdL (1826-1847). Kriegsminister (1848-1849). Lit.: Esselborn, Die Hessen, S. 212 f.; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 171 f. Leusdiner, Wilhelm Karl Friedrich, * 1890 Bayreuth, 11944 Berlin-Plötzensee, Holzbildhauer, ev., dann konfessionslos, ab 1919 Gewerkschaftssekretär, SPD, MdL (1924-1933). Minister des Innern (1928-1933). 300

Lit.: Biographisches Wörterbuch zur deutschen Gesdiichte, S. 1640 f.; Leithäuser, Wilhelm Leuschner; Kogon, Wilhelm Leuschner; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 174. Lindelof, Friedrich von, (seit 1862 Freiherr), * 1794 Oldenburg, 11882 Darmstadt, Dr. jur., Professor der Rechte, ev., ab 1838 Ministerialrat im Ministerium des Innern und der Justiz. Direktor des Ministeriums der Justiz (1849—1853), Präsident ebd. (1853—1858), Minister der Justiz (1858—1872), Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und des Hauses und Vorsitzender des Gesamtministeriums (1871—1872). Lit.: Müiier, Heinrich Joseph Philipp, * 1896 (Mündien-)Pasing, +1945 Potsdam, Jurist, kath., Finanzlaufbahn, seit 1933 Regierungsrat und Leiter des Finanzamts Alsfeld, NSDAP, MdL (1931-1933). Staatsminister (März-Mai 1933). Lit.: Wer ist's? 1935, S. 1107; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 192 f. Neumann, Hermann Friedrich Wilhelm, * 1882 Buskow (Kreis Ruppin), +1933 Darmstadt, Steindrudcer, konfessionslos, SPD-Parteisekretär, MdL (1918-1924). Direktor der Ministerialabteilung des Ernährungswesens (1918—1919), Präsident des Landesernährungsamts (1919—1920). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 197. Raab, Johann Georg, * 1869 Bickenbach, 11932 Pfungstadt, Zigarrenmacher, SPD-Parteisekretär, SPD, MdL (1905-1931). Direktor der Ministerialabteilung Landesarbeitsamt, dann Leiter des Landesarbeits- und -wirtsdiaftsamts (1918—1920), Minister für Arbeit (1920-1928). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 211. Rinck gen. von Starck, Philipp Gustav August Julius Freiherr, * 1825 Darmstadt, t 1910 Darmstadt, Jurist, ev., hessen-darmstädtische Verwaltungslaufbahn, zuletzt Ministerialrat. Direktor des Ministeriums des Innern (1872—1875), Präsident ebd. (1875-1876), Präsident des Gesamtministeriums (1876-1879), Staatsminister (1879—1884), zugleich Minister des Großherzoglichen Hauses und des Äußern, Minister des Innern und der Justiz, (1876—1884). Lit.: 301

Rothe, Carl Friedrich Bernhard, * 1840 Darmstadt, +1906 Darmstadt, Jurist, ev., hessen-darmstädtisdie Verwaltungslaufbahn, zuletzt Kabinettschef und Provinzialdirektor. Staatsminister, Minister des Großherzoglichen Hauses und des Äußeren, Minister des Innern (1898—1906). Lit.: Rehm, Staatsminister. Schäffer-Bernstein, Friedrich Ferdinand Wilhelm Freiherr Don (seit 1813), * 1789 (Kassel-)Bettenhausen, + 1861 Darmstadt, Offizier und Diplomat, ev., Generalmajor, Gesandter in Berlin und Generaladjutant, später General der Infanterie. Kriegsminister (1849-1861). Lit.: Sehende zu Schweinsberg, Ludwig Friedrich Carl Freiherr, * 1805 Wäldershausen, 11881 Darmstadt, Jurist, ev., Finanzlaufbahn, seit 1841 Ministerialrat im Ministerium der Finanzen. Direktor des Ministeriums der Finanzen (November 1848—1852), Präsident ebd. (1852-1858), Minister der Finanzen (1858—1871). Lit.: Sdileiermacher, Heinrich August, * 1816 Darmstadt, t 1892 Darmstadt, Studium der Kameralwissensciiaften, ev., Finanzlaufbahn, seit 1856 Ministerialrat im Ministerium der Finanzen. Direktor des Ministeriums der Finanzen (1873—1875), Präsident ebd. (1875-1884). Lit.: Hessische Biographien 2, S. 418—421. Steinling, Friedrich Karl Christian Freiherr von, * 1777 Darmstadt, 11851 ebd., Offizier, kath., zuletzt Generalmajor, mit Versetzung i. R. General der Infanterie. Präsident des Kriegsministeriums (1836—1842), Kriegsminister (1842— März 1848). Lit.: Ulrich, Carl, * 1853 Braunsdiweig, +1933 Offenbach, Sdilosser und Maschinenbauer, konfessionslos, dann Redakteur einer SPD-Parteizeitung, MdL (1885-1918, 1919-1931), MdR Provisorischer Ministerpräsident (November 1918—1919), Staatspräsident (1919-1928). 302

Lit.: Ulrich, Erinnerungen; Storck, Ulridi; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 3, Spalte 2959; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 255. Urstadt, Kaspar Otto, * 1868 Alsfeld, +1945 Gießen, Gymnasiallehrer, Fortschritt, DDP, MdL (1911-1925). Direktor der Ministerialabteilung für das Bildungswesen (1918—1919), Präsident des Landesamtes für Bildungswesen (1921—1932). Lit.: Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 256. Wächter, Friedrich von (seit 1855), * 1788 Darmstadt, 11876 Bensheim, Offizier, ev., seit 1853 Generalleutnant und Kommandant der Residenz Darmstadt, später General der Infanterie. Kriegsminister (1862—1866). Lit.: ADB 40, S. 425; Hessische Biographien 3, S. 136—140. Weber, August Wilhelm, * 1829 Darmstadt, +1900 Darmstadt, Jurist, ev., dann kath., Justizlaufbahn, seit 1875 Ministerialrat im Ministerium des Innern und der Justiz. Präsident des Ministeriums der Finanzen (1884—1890), Minister der Finanzen (1890-1898). Lit.: Werner, Ferdinand Friedrich Karl, * 1876 Weidenhausen (Kreis Biedenkopf), 11961 Gießen, Dr. phil., Oberlehrer, ev., Bauernbund, DNVP, dann NSDAP, MdL (1918 und 1921-1933), Landtagspräsident (1931— 1933), MdR. Lit.: Wer ist's? 1935, S. 1716 f.; Ruppel, Hessische Abgeordnete, S. 267. Zimmermann, Carl Wilhelm, * 1781 Darmstadt, 11856 Darmstadt, Jurist, ev., Direktor der Hauptstaatskasse (1821), seit 1830 Ministerialrat im Ministerium der Finanzen, seit 1844 Geheimer Staatsrat. Präsident des Ministeriums der Finanzen (1845—1848), Finanzminister (März-November 1848), Vorsitzender des Gesamtministeriums (JuniJuli 1848). Lit.: -

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MINISTER DES FREISTAATES BAYERN 1918-1933 VON KARL MÖCKL

Auer, Erhard, * 22.12.1874 Dommelstadl bei Passau, t 20. 3.1945 Giengen/Brenz, Landarbeiter, kath., Parteisekretär, SPD, MSPD, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Bayerns (1918), MdL (1907-1933), MdR (1919-1933). Staatsminister des Innern (8.11.1918—21. 2.1919). Lit.: NDB1, S. 429 f.; Schmölze, Politiker, S. 98; „Süddeutsche Zeitung" vom 22. 3. 1946; Zils, München, S. 9 f. Axelrod, L. Tobias (auch Akselrod, Tobia, Towia), *1887 oder 1888 Moskau, +1938, Dr. phil., Journalist, KPR (Bolschewiki). Mitglied des Vollzugsrates und Stellvertretender Volksbeauftragter für Finanzen der kommunistischen Räterepublik in München (13. 4.— 2. 5. (27. 4.) 1919). Lit.: Hillmayr, Terror, S. 187; Neubauer, München; Morenz, Revolution, S. 123. Brentano, Lujo (Ludwig Josef), * 18.12.1844 Aschaffenburg, t 9. 9.1931 München, Prof. Dr., Nationalökonom, kath. Staatskommissar für Handel und Gewerbe (7. (19.) 12. 1918-21. 2. 1919). Lit.: NDB 2, S. 596 f.; Neisser, Brentano; Menze, Brentano. Deybedi, Karl Ritter uon, * 7. 1. 1866 Landshut, t 27. 11. 1944, Dr. jur., Jurist, kath., seit 1893 im Finanzministerium, Staatsrat. Staatsminister der Finanzen (beauftragt, 20. 8.1930—12. (16.) 9.1931). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 162; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Ministerialregistratur des Finanzministeriums. Dirr, Theodor, * 8.11.1857 Anhofen bei Budiloe, 18. 4.1931, Landwirt, kath., Bürgermeister von Anhofen, Bayer. Bauernbund, Mittelstandsbund, MdL (1899-1905 und 1911-1918), Mitglied des bayerischen Rätekongresses (1918-1919), MdR (Januar 1919-Juni 1920). Staatsminister für Landwirtschaft (1. (4.) 3.-15. (17.) 3. 1919). Lit.: Schwarz, Handbuch; Amtliches Handbuch, S. 38; Morenz, Revolution, S. 124. 304

Egelho/er, Rudolf, * 13. 4.1896 München, t 3. 5.1919 München, Matrose, Soldatenrat. Stadtkommandant von München (13. (14.) 4.—17.4.1919), Oberbefehlshaber der Roten Armee (16. 4.-2. 5.1919). Lit.: Kritzer, Sozialdemokratie, S. 127; Morenz, Revolution, S. 125; Beyer, Novemberrevolution. Eisner, Kurt, * 14. 5.1867 Berlin, + 21.2.1919 München, Journalist, Schriftsteller, israel., USP, Vorsitzender der USP in München (1917), MdL (1919). Ministerpräsident und Staatsminister des Äußern (8. 11. 1918—21. 2. 1919). Lit.: NDB 4, S. 422 f.; Wiesemann, Eisner, S. 387 ff.; Laschitza, Eisner, S. 454 ff.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MA 102467, MInn 66255, MJu 13246/47. Endres, Fritz, * 15.10.1877 Ebenhausen/Unterfranken, t 2. 5.1963 München, Metallarbeiter, ev.?, Gewerkschaftssekretär, MSP, MdL (1912— 1933), MdR (1919-1920). Staatsminister der Justiz (1. 3.—31. 5.1919), Staatsminister des Innern (31. 5.1919-14. 3. 1920). Lit.: Schwarz, Handbuch, S. 642; Morenz, Revolution, S. 125. Fehr, Anton, * 24.12.1881 Lindenberg, + 2. 4.1954 Lindenberg, Dr. h. c., Professor, kath., Leiter des milchwirtschaftlichen Instituts Weihenstephan, Bayer. Bauernbund, MdR (1920). Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft (31. 3.—15. (24.) 11. 1922); Staatsminister f ü r Landwirtschaft und Arbeit (28. 6. 192424. 7.1930). Lit.: NDB 5, S. 49; Reichshandbuch 1, S. 422; Haushofer, Dienst, S. 28 ff.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MF 68287. Frauendorfer, Heinrich Ritter von (seit 1901), * 27. 9. 1855 Höll/Waldmünchen, 123. 7.1921 München, Jurist, kath., seit 1882 in der staatlichen Verkehrsverwaltung. Staatsminister f ü r Verkehrsangelegenheiten (1. 4. 1904—11. 2. 1912 und 8.11.1918-1. 4. (27. 7.) 1920). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 93; Görgner, von Frauendorfer, S. 289 ff. 305

Freyberg, Karl Leopold Maria Freiherr Don, * 15. 11. 1866 Jetzendorf/ Oberbayern, 110. 1. 1940 Jetzendorf, Jurist, kath., Gutsbesitzer, agrarpolitischer Schriftsteller, Bayerisches Zentrum, Bayerische Volkspartei, MdL (1905-1933), MdR (1907-1911). Lit.: NDB 5, S. 420 f.; Haushofer, Dienst, S. 18 ff. Gasteiger, Hans, * 5. 12. 1876 Donauwörth, t ?, Angestellter des deutschen Metallarbeiterverbandes, kath., Staatsrat, SPD, MdL (1920, 1921). Staatsminister für soziale Fürsorge (i. V., 12. 4.—31. 5. 1919). Lit.: Morenz, Revolution, S. 123; Amtliches Handbuch, S. 45. Gesell, Silvio, * 17. 3. 1862 St. Vith/Eupen, +11. 3. 1930 Eden/Oranienburg, Kaufmann, kath.?, Geldtheoretiker, USP. Volksbeauftragter für Finanzen (7. 4—13. 4. (auch 2. 5.) 1919). Lit.: Uhlemayr, Gesell; Haber, Geldverbesserer; Schmid, Gesell. Goldenberger, Franz Xauer, * 3. 6.1867 München, + 6. 9.1948 Haag/Oberbayern, Dr. jur., Jurist, kath., Bezirksamtmann, seit 1912 im Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Bayerische Volkspartei. Staatsminister für Unterricht und Kultus (9.11.1926-9. (17.) 3.1933, ab 20. 8. 1930 geschäftsführend). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 152; Reichshandbuch 1, S. 563; „Bayerischer Staatsanzeiger" 38 vom 18. 9.1948 (Nachruf). Gürtner, Franz, * 26. 8.1881 Regensburg, 129.1.1941 Berlin, Dr. jur h. c., Jurist, kath., seit 1909 im Justizdienst und im Justizministerium, Mittelpartei, DNVP. Staatsminister der Justiz (4. 8.1922-6. 6.1932), Reichsminister der Justiz (2. 6. 1932-29. 1. 1941). Lit.: Reitter, Gürtner; NDB 7, S. 288 f. Hagemeister, August, *1877 (1879), +1923 Niederschönenfeld, Steindrucker, kath., USPD. Volksbeauftragter für Volkswohlfahrt (7. 4.—13. 4. (auch 2. 5.) 1919). Lit.: Morenz, Revolution, S. 126. 306

Haller von Hallerstein, August Sigmund Karl Ulrich Freiherr, * 22. 10. 1861 Speyer, t 20. 3. 1936 Gründlach/Mainfranken, Dr. med., Arzt, ev., Parteisekretär, Staatsrat, SPD, MdL (1900-1905 und 1 9 0 7 1920]. Staatsminister der Finanzen (i. V., 12. 4—31. 5.1919). Lit.: Amtliches Handbuch, S. 51; Genealogisches Handbuch der freiherrlichen Häuser 5, S. 126. Hamm, Eduard, * 16.10.1879 Passau, 123. 9.1944 Berlin, Dr. jur. h. c., Jurist, kath., seit 1905 im Justizministerium, seit 1911 im Innenministerium, seit 1918 im Staatsministerium des Äußern, Demokratische Partei, MdL (1919), MdR (1919-1924). Staatsminister für Handel, Industrie und Gewerbe (31. 5.1919—26. 7. 1922), Staatssekretär in der Reichskanzlei (1922—1923), Reichswirts(haftsminister (30.11.1923-15.1.1925). Lit.: NDB 7, S. 586 f.; Reichshandbudi 1, S. 647. Heid, Heinrich, * 6. 6. 1868 Erbach/Taunus, 14. 8. 1938 Regensburg, Jurist, kath., Chefredakteur, Gemeindebevollmächtigter bzw. Stadtrat in Regensburg (1908—1924), Bayerisches Zentrum, Bayerische Volkspartei, Vorsitzender des Bayerischen Zentrums, Fraktionsvorsitzender des Bayerischen Zentrums und der Bayerischen Volkspartei, MdL (1907-1933). Ministerpräsident (28. 6. 1924r-9. 3. 1933), zeitweilig auch Staatsminister für Handel und Staatsminister für Landwirtschaft. Lit.: Keßler, Held; NDB 8, S. 463 f.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MA 102505; Bosl, Held, S. 747-767. Hoffmann, Johannes, * 3. 7.1867 Ilbesheim/Landau, 1 1 5 . 1 2 . 1 9 3 0 Berlin, Volksschullehrer, ev., MSPD, MdL (1908-1920), MdR (1912-1918 und 1919-1930). Staatsminister für Unterricht und Kultus (8.11.1918-14. 3.1920), Ministerpräsident und Staatsminister des Äußern (17. 3. 1919—14. 3. 1920). Lit.: NDB 9, S. 427 f.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MA 102504; Albrecht, Gegen Räteherrschaft, S. 4 ff. Jaffe,

Edgar, * 14. 5.1866 Hamburg, t 29. 4. 1921 Ebenhausen/München, Prof. Dr., Nationalökonom, israel., dann: ev., USPD. Staatsminister der Finanzen (8.11.1918—17.3.1919). Lit.: Schmölze, Finanzminister, S. 29; NDB 10, S. 290 f. 307

Kahr, Gustav Ritter oon, (seit 1911), * 29.11.1862 Weißenburg am Sand, 130. 6.1934 München, Dr. jur., Jurist, ev., Bezirksamtxnann, seit 1902 im Innenministerium, Staatsrat, Bayerische Volkspartei. Ministerpräsident, Staatsminister des Äußern und des Innern (16. 3. 1920—11. 9. 1921), Generalstaatskommissar und Inhaber der vollziehenden Gewalt in Bayern (26. 9.1923—18. 2.1924). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 202; NDB 11, S. 29 f.; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 2, S. 1370 f.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MA 102486, MInn 36667 und 84009, Staatsrat 8136, Ordensakten 3146; Zittel, von Kahr, S. 327 ff. Kalkbrenner, * ? , + ?, Jurist. Staatsminister für Verkehrsangelegenheiten (i. V., 12. 4—31. 5. 1919). Lit.: Schwend, Bayern, S. 569. Klingelhö/er, Güstau, * 16.10.1888 Metz, 11961, Sparkassenangestellter, Nationalökonom, Journalist, USPD, SPD (ab 1946 Mitglied des Abgeordnetenhauses in Berlin). Stellvertretender Oberbefehlshaber der Roten Armee (13. 4.-2. 5. 1919). Lit.: Morenz, Revolution, S. 128; Beyer, Novemberrevolution, S. 181. Knilling, Eugen Ritter oon (seit 1910), * 1. 8.1865 München, + 20.10.1927 München, Dr. jur., Jurist, kath., seit 1899 im Staatsministerium des Innern, seit 1902 im Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, Bayerische Volkspartei, MdL (1920—1922). Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten (12. 2. 1912—8. 11. 1918), Ministerpräsident und Staatsminister des Äußern (8. 11. 1922-5. 5. 1924). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 97 f.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MF 67059, Staatsrat 8139, Ordensakten 3288; Schwarz, Kabinette, S. 471. Kofier, Karl Gustav, * 1866 Nürtingen, t 23. 5.1924 München, Dr. jur., Jurist, kath., seit 1900 bei der Regierung der Pfalz, seit 1908 bei der Generalbergwerks- und Salinenadministration, seit 1919 im Finanzministerium, Bayerische Volkspartei. Staatsminister der Finanzen (28.1—15. 7.1920). Lit.: Schwend, Bayern, S. 580; Menges, Krausnedc, S. 137. 308

Krausneck, Wilhelm Venanz, * 8. 10. 1875 Bayreuth, 1 1 2 . 6. 1927 München, Dr. jur., Jurist, kath., seit 1903 bei der Regierung für Oberpfalz und Regensburg, dann Mittelfranken, seit 1919 im Staatsministerium der Finanzen, Vaterlandspartei, Bayerische Volkspartei. Staatsminister der Finanzen (16. 7 . 1 9 2 0 - 1 2 . 6. 1927). Lit.: Menges, Krausneck, S. 130 ff. Kübler, Konrad, * 1884 Landau/Isar, t ?, Drudeereibesitzer, Redakteur, kath., Bayer. Bauernbund (nach 1946 Vizepräsident des Bayerischen Landtags). Volksbeauftragter für Justiz (7. 4.—13. 4.1919). Lit.: Morenz, Revolution, S. 128; Huber, Verfassungsgeschichte 5, S. 1119. Landauer, Gustav, * 7. 4. 1870 Karlsruhe, t 2. 5. 1919 Stadelheim/München, Schriftsteller, israel. Volksbeauftragter für Volksaufklärung (7.—13. 4. 1919). Lit.: Lunn, Prophet; Kalz, Landauer; Rodcer, Landauer; Schmölze, Landauer, S. 27. Lang, Karl, * 1864, t ?, Jurist, Staatsrat. Staatsminister für Landwirtschaft (i. V., 27. 1 2 . 1 9 2 3 - 5 . 5.1924). Lit.: Haushofer, Dienst, S. 20. Lerchenfeld auf Kö/ering und Schönberg, Hugo Graf von und zu, * 21. 8. 1871 Köfering, 1 1 3 . 4. 1944 München, Jurist, kath., seit 1904 im Innenministerium, dann Kultusministerium, seit 1919 im Auswärtigen Amt in Berlin, Bayerische Volkspartei, MdR (1924—1927). Ministerpräsident (21. 9. 1921—2. 11. 1922), Staatsminister der Justiz (21. 9. 1 9 2 1 - 4 . 8. 1922). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 322; Reichshandbuch 2, S. 1104; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 2, S. 1630 f.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Registratur der Staatskanzlei. Levien, Max, * 21. 5.1885 Moskau, + 1930 Rom (1937 Moskau?), Dr. phil., Journalist, griechisch-orthodox, Berufspolitiker, Mitglied der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (1912), Spartakus, Vorsitzender des Soldatenrates in München (1918), Mitbegründer der KPD in München. 309

Mitglied des Vollzugsrates und des Aktionsausschusses des Vollzugsrates der Räteregierung (13. 4.-2. 5. 1919}. Lit.: Huber, Verfassungsgeschichte 5, S. 1121; Morenz, Revolution, S. 128; Neubauer, München, S. 68; Kluge, Militär- und Rätepolitik, S. 29. Leo ine, Eugen, * 10. (22.) 5. 1883 Petersburg, t 5. 6. 1919 München, Dr. oec. publ. (rer. pol.), Nationalökonom, Journalist, griechisch-orthodox, Spartakus, USPD, KPD. Vorsitzender des Vollzugsrates und Vorsitzender des Aktionsausschusses des Vollzugsrates der Räteregierung (13. 4.-2. 5. 1919). Lit.: Meyer-Levine, Levine; Hillmayr, Terror, S. 186; Morenz, Revolution, S. 129. Lipp, Franz, * 9. 2. 1855 Karlsruhe, t ?, Dr. phil., Journalist, USPD. Vorsitzender der Ersten Münchner Räteregierung und Volksbeauftragter für Äußeres (7.-12. 4.1919). Lit.: Huber, Verfassungsgeschichte 5, S. 1118; Hillmayr, Terror, S. 187 f.; Morenz, Revolution, S. 129; Schmölze, Revolution, S. 264. Männer, Emil Karl, * 2.12.1893, Bankbuchhalter, Soldatenrat. Volksbeauftragter für das Finanzwesen (13. 4.-2. 5. 1919). Lit.: Huber, Verfassungsgeschichte 5, S. 1122; Morenz, Revolution, S. 129. Matt, Franz, * 9. 9.1860 Offenbach an der Queich, 14. 8.1929 München, Dr. phil. h. c., Dr. rer. pol. h. c., Jurist, kath., Bezirksamtmann, seit 1908 im Kultusministerium, Bayerische Volkspartei. Staatsminister für Unterricht und Kultus (16. 3. 1920-11. 10. (9. 11.) 1926). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 154 f.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MF 67069, MK 35327/1, II, Ministerialregistratur des Kultusministeriums; Dirr, Matt, S. 204 ff. Meine!, Wilhelm Ritter oon (seit 1909), *24. 11. 1865 Ansbach, t 2 3 . 3. 1927 München, Dr. Ing. e. h., Jurist, ev., seit 1895 im Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Äußern. Staatsrat, Leiter der Abteilung für Industrie, Gewerbe und Handel (8. 11. 1918—13. 2. 1919), Staatsminister für Handel, Industrie und Gewerbe (15. 11. 1922-8. 2. 1927). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 326. 310

Merkel, Paul Ritter oon, * 30. 3.1864, + ? (nach 1935), Jurist, seit 1891 bei der Regierung von Oberbayem und der Regierung von Sdiwaben, seit 1899 im Finanzministerium, Staatsrat. Staatsminister der Finanzen (i. V., 18. 3.-24. 3.1919). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 170; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Ministerialregistratur des Finanzministeriums. Müller, (seit 1898 Müller-Meiningen), Ernst, * 11. 8. 1866 Mühlhof bei Nürnberg, 11. 6.1944 München, Dr. jur., Jurist, ev., Riditerlaufbahn, Freisinnige Volkspartei, DDP, parteilos, MdR (1898—1919), MdL (1905-1924). Staatsminister der Justiz (31. 5. 1919-15. 7. 1920). Lit.: Reimann, Müller-Meiningen; Müller-Meiningen, Erinnerungen; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 2, S. 1952. Neumaier, Karl, * 25. 8. 1873 Straubing, 14. 1. 1947 München, Dr. jur., Jurist, kath., seit 1899 bei der Regierung von Schwaben, seit 1908 im Finanzministerium, Staatsrat. Staatsminister der Finanzen (25. 3.—12. 4.1919). Lit.: Sdiärl, Beamtenschaft, S. 171 f.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Ministerialregistratur des Finanzministeriums. Niekisch, Ernst, * 23. 5. 1889 Trebnitz/Schlesien, + 23. 5. 1967 Berlin, Prof., Volksschullehrer, Gewerkschaftssekretär, Journalist, Schriftsteller, Soziologe, SPD, USPD, KPD, MdL (1921-1923), (1949: Mitglied der Volkskammer der DDR, SED). Vorsitzender des Zentralrates des Rätekongresses, Staatsminister für Unterricht und Kultus (1.-17. 3.1919). Lit.: Möhler, Revolution, S. 465; Kosch 2, S. 920; Sauermann, Niekisch; Haffner, Niekisch, S. 243 ff.

Oswald, Heinrich, * 8. 5. 1866 Dösing/Deggendorf, + 1929, Schäffler, kath., Arbeitersekretär, Staatsrat, Bayerisches Zentrum, Bayerische Volkspartei, MdL (1905-1928), MdR. Staatsminister für soziale Fürsorge (16. 3.1920-30. 7.1928). Lit.: Amtliches Handbuch, S. 77 f.; Reichshandbuch 2, S. 1370. 311

Paulukum, Güstau, * 18.1.1884 Sdiellupönen (Schülupönen)/Ostpreußen, +(?}, Drehermeister, USPD. Volksbeauftragter für das Verkehrswesen (7. 4.—13. 4. 1919), wahrscheinlich Vorsitzender der Verkehrskommission des Aktionsausschusses (13. 4.-2. 5. 1919). Lit.: Hillmayr, Terror, S. 190; Morenz, Revolution, S. 130. Reich art, Wilhelm Jakob, * 1878 Obervillern, 1 1942, Kellner, Verbandssekretär, USPD. Volksbeauftragter für Militärwesen (9.—13. 4.1919), Mitglied des Vollzugsrates des Aktionsausschusses der Arbeiter- und Soldatenräte (13. 4.-2. 5.1919). Lit.: Huber, Verfassungsgeschidite 5, S. 1119; Morenz, Revolution, S. 131. Roßhaupten Albert, * 8. 4.1878 Pillnach/Regensburg, + 14.12.1949 München, Lackierergehilfe, kath., Redakteur in Augsburg, SPD, MSPD, MdL (1907-1933). Staatsminister für militärische Angelegenheiten (8. 11. 1918—21. 2. 1919), (nach 1945: Staatsminister für Arbeit und soziale Fürsorge). Lit.: Morenz, Revolution, S. 131; Amtliches Handbuch, S. 12; Gruber, Die Roßhaupten S. 59. Roth, Christian, * 12. 2. 1873 Forchheim, 116. 9. 1934 München, Dr. jur., Jurist, ev„ Bezirksamtmann, dann im Staatsministerium der Justiz, Mittelpartei, Nationalsozialistische Freiheitspartei, MdL (1920), MdR (1924). Staatsminister der Justiz (16. 7. 1920-11. 9. 1921). Lit.: Schwend, Bayern, S. 585; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MInn 84753. Schaff er, Fritz, * 12. 5.1888 München, 129. 3.1967 Berchtesgaden, Dr. jur., Jurist, kath., seit 1917 im Staatsministerium des Innern, dann im Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Staatsrat, Bayerische Volkspartei, CSU, Vorsitzender der Bayerischen Volkspartei (1930), MdL (1920-1933). Staatsminister der Finanzen (12. 9.1931-9. 3. 1933, beauftragt), (nach 1945 Ministerpräsident, dann Bundesfinanzminister). Lit.: Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 3, S. 2458 f. 312

Sdieid(t), Richard, * 11. 5 . 1 8 7 6 , 1 1 9 . 2.1962 München, Schriftsteller, Gewerksdiaftssekretär, MSPD, Vorsitzender des Landessoldatenrates Bayern, USP-Stadtrat (15. 6.1919-2.11.1920). Staatsminister für militärische Angelegenheiten (1.—17. 3.1919). Lit.: Schwend, Bayern, S. 585; Morenz, Revolution, S. 132. Schmelzte, Hans, * 1.10. 1874 Buch bei Illertissen, t 7. 3.1955 München, Dr. oec. publ., Jurist, kath., Nationalökonom, seit 1904 bei der Regierung von Oberbayern, seit 1914 im Staatsministerium des Innern, seit 1920 im Staatsministerium des Äußern, Staatsrat, Bayerische Volkspartei. Staatsminister der Finanzen [28. 6.1927—20. 8. 1930). Lit.: Menges, Schmelzle; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MInn 84872. Schneppenhorst, Ernst, * 19. 4.1881 Krefeld/Rheinland, 123. (24.) 4.1945 Berlin, Schreiner, konfessionslos, Verbandssekretär, SPD, MSP, SPD, MdL (1912-1920), MdR (1932-1933). Staatsminister für militärische Angelegenheiten (18. 3.-22. 8. (1. 9.) 1919). Lit.: Amtliches Handbuch, S. 91; Morenz, Revolution, S. 132. Schmeyer, Franz Xaver, * 26. 8.1868 Oberzell/Kaufbeuren, 1 1 0 . 1 1 . 1 9 3 5 München, Dr. oec. publ., Dr. jur., Jurist und Nationalökonom, kath., seit 1898 im Staatsministerium des Innern, seit 1919 im Reichsarbeitsministerium, 1920 als Staatssekretär, Bayerische Volkspartei. Staatsminister des Innern (21. 9. 1921—5. 5.1924). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 141; Reichshandbuch 2, S. 1750; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, MInn 64850. Segitz, Martin, * 26. 7. 1853 Fürth, t 31. 7. 1927 Fürth, Zinngießer, freireligiös, Redakteur, Arbeitersekretär, SPD, MSPD, MdL (18981920), MdR (1898-1903 und 1912-1918). Staatskommissar für wirtschaftliche Demobilmachung (8.11.1918—21. 2. 1919), Ministerpräsident und Staatsminister des Äußern (1.—16. 3. 1919), Staatsminister des Innern (18. 3.—31. 5. 1919), Staatsminister für Handel, Industrie und Gewerbe (12. 4.—31. 5.1919), Staatsminister für soziale Fürsorge (31. 5. 1919—14. 3. 1920). Lit.: Amtliches Handbuch, S. 94; Kosch 2, S. 1105; Schwarz, Handbuch, S. 462; Morenz, Revolution, S. 132; Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 285. 313

Simon, Josef, * 23. 5. 1865 Schneppenbach/Unterfranken, 11. 4. 1949 Nürnberg, Schuhmachermeister, freireligiös, Gewerkschaftsfunktionär, SPD, USPD, SPD, Mitglied des Gemeindekollegiums Nürnberg [1909-1933), MdL (1907-1918), MdR (1912-1933). Staatsminister für Handel, Industrie und Gewerbe (1. 3.-7. 4.1919). Lit.: Sdiwarz, Handbuch; Amtliches Handbuch der Kammer der Abgeordneten d. Bayerischen Landtags, 1912, S. 127; Schwend, Bayern, S. 569; Kritzer, Sozialdemokratie, S. 95; Kopp, Emanzipation, S. 199; Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 290 f. Soldmann, Fritz, * 8. 3. 1878 Lübeck, t 31. 5. 1945 Wernrode, Schuhmacher, Dissident, Arbeitersekretär, Stadtrat, Bürgermeister, SPD, USPD, SPD, MdR (1920-1924 und 1932-22. 6. 1933). Volksbeauftragter für Inneres (7. 4.-2. 5.1919). Lit.: Huber, Verfassungsgeschichte 5, S. 1119; Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 293. Spangenberger, Heinrich, * 20. 3. 1870 Karlstadt/Unterfranken, t 7. 3. 1942 München, Jurist, kath., Richter, seit 1910 im Staatsministerium der Justiz, Staatsrat. Staatsminister der Justiz (i. V., 6. 6.1932-9. 3.1933). Lit.: Schärl, Beamtenschaft, S. 376. Speck, Karl, * 9. 2.1862 Speyer, 11942 Würzburg, Jurist, kath., im Finanzministerium, Bayerisches Zentrum, Bayerische Volkspartei, Vorsitzender (1918-1929), MdR (1898-1914), MdL (1905-1928). Staatsminister der Finanzen (31. 5.1919-17.1. (14. 3.) 1920). Lit.: Amtliches Handbuch, S. 95; Morenz, Revolution, S. 133; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MF 67130. Steiner, Martin, * 10. 11. 1864 Plaika/Pfarrkirchen, t 31. 8. 1950 Hengsberg/Pfarrkirchen, Landwirt, kath., landwirtschaftlicher Unternehmer, Bayer. Bauernbund, MdL (1912-1933). Staatsminister für Landwirtschaft (17. 3—31. 5. 1919), Anfang April 1919 zeitweise auch Volksbeauftragter für Land- und Forstwirtschaft. Lit.: Amtliches Handbuch, S. 96; Schlögl, Agrargeschichte, S. 878; Haushofer, Steiner, S. 89. Stütze], Karl, * 22. 5.1872 Speyer, 11935 München, Dr. jur., Jurist, kath., seit 1920 im Staatsministerium des Innern, Bayerische Volkspartei. 314

Staatsminister des Innern (2. 7.1924—9. 3.1933; 20. 8.1930—9. 3.1933 geschäftsführend). Lit.: Sdiwend, Bayern, S. 588; Bayerisches Hauptstaatsardiiv München, MInn 85186. Timm, Johann Friedrich Heinrich, * 13. 4. 1866 Schashagen/Holstein, t Dezember 1945, Sdineider, Arbeitersekretär, SPD, MSPD, MdL (1905-1933). Staatsminister der Justiz (8.11.1918-21. 2.1919). Lit.: Amtliches Handbuch, S. 100 f.; Reidishandbuch 2, S. 1913; Schwend, Bayern, S. 588; Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 310 f. Toller, Ernst, * 1. 12. 1893 Samotsdiin/Posen, + 22. 5. 1939 New York, Publizist, Dichter, israel., USPD. Vorsitzender des Zentralrates des Rätekongresses (8.—12. 4. 1919), Kommandeur in der Roten Armee (13. 4.-2. 5.1919). Lit.: Willibrand, Toller; Spalek, Toller; Toller, Werke, Bd. 4 und 5. Unterleitner, Johann Baptist, * 27.1.1890 Freising, + 1971 New York, Metallarbeiter, Dissident, Parteisekretär, USPD, SPD, MdR (19201933). Minister für Soziale Fürsorge (8.11.1918—12. 4.1919). Lit.: Kritzer, Sozialdemokratie, S. 95; Kopp, Emanzipation, S. 199; Morenz, Revolution, S. 133 f. Wadler, Anton (Arnold), * 1882 Krakau,'Dr. jur., Rechtsanwalt, Offizier, USPD. Mitglied des Zentralrates des Rätekongresses, Staatskommissar für Wohnungswesen (7.—13. 4.1919). Lit.: Huber, Verfassungsgeschichte 5, S. 1119; Morenz, Revolution, S. 134; Grunberger, Red Rising, S. 97. Wutzlhofen Johann, * 17.12.1871 Obersinzing, + 22. 12.1939 München, Direktor im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen, Bayer. Bauernbund, MdL (1918-1921). Staatskommissar für Ernährungswesen und Landwirtschaft (Februar 1919-1. 9. 1919), Staatsminister für Landwirtschaft (16. 3. 192027.12.1923). Lit.: Morenz, Revolution, S. 134; Haushofer, Dienst, S. 14. 315

MINISTER DES FREISTAATES BADEN 1918-1933 VON GERHARD KALLER

Baumgartner, Eugen, * 21. 8. 1879 Freiburg, 112. 4. 1944 Freiburg, Dr. jur., Dr. phil., Dr. med. h. c., Gymnasialprofessor, kath., seit 1919 im Ministerium für Kultus und Unterricht, Zentrum, MdL (1920— 1933). Minister für Kultus und Unterricht (1931-1933). Lit.: Brummer, Johann, * 13.12.1886 Tauberbischofsheim, 119.12.1966 Oberaichen, Schmied, konfessionslos, USPD, MdL (1925—1928). Minister für militärische Angelegenheiten (November 1918—Januar 1919). Lit.: Brandt, Rürup, Räte, S. 53, Anmerkung 29. Dietrich, Hermann Robert, * 14. 12. 1879 Prechtal, 16. 3. 1954 Stuttgart, Jurist, ev., Bürgermeister von Kehl (1908—1914), Oberbürgermeister von Konstanz (1914-1918), DDP, MdL (1911-1921). Minister für auswärtige Angelegenheiten (November 1918—1920) Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft (1928—1930), Reichswirtschaftsminister und Vizekanzler (1930—1932). Lit.: Saldern, Dietrich; NDB 3, S. 698. Engler, Wilhelm, * 3. 5.1873 Weisweil, 122. 2.1938 Frankfurt, Dr. h. c., Zimmermann, ev., SPD, MdL (1921-1928). Staatsrat (1918-1921), Arbeitsminister (1921-1924). Lit.: Brandt, Rürup, Räte, S. 15, Anmerkung 44. Eydi, Georg van, * 3. 9.1869 Emmerich, 1 1 3 . 1 . 1 9 5 1 öflingen, kath., Zentrum. Staatsrat (1920-1924). Lit.: Geiß, Anton, * 11. 8. 1858 Rettenbach/Allgäu, + 3. 3. 1944 Schriesheim/ Bergstraße, Schreiner, kath., Gastwirt, SPD, MdL (1895-1903 und 1909-1921). Vorsitzender der vorläufigen Volksregierung (November 1918—Sep316

tember 1919), Minister für militärische Angelegenheiten und Staatspräsident (1919-1920). Lit.: Weber, Sdiadt, Politik, S. 75-76; Kaller, Anton Geiß. Haas, Ludwig, * 16. 4. 1875 Freiburg, t 2. 8. 1930 Karlsruhe, Dr. jur., Rechtsanwalt, israel., DDP, MdL (1910), MdR (1912-1930). Minister des Innern (November 1918-April 1919), Staatsrat (19191920). Lit.: Luckemeyer, Haas, S. 119—174. Hellpach, Willy Hugo, * 26. 2.1877 Öls/Schlesien, t 6. 7.1955 Heidelberg, Dr. phil., Dr. med., Arzt, ev„ Universitätsprofessor, DDP, MdR (1928-1930). Minister für Kultus u. Unterricht (1922—1925), Staatspräsident (1924— 1925). Lit.: Hellpach, Lebenserinnerungen; NDB 8, S. 487 f. Henrich, Fridolin, * 14. 9.1878 Magdlos/Nassau, 112. 2. i960 Karlsruhe, Maurer, kath., Gewerkschaftssekretär des Christlichen Bauarbeitervereins, Landesvorsitzender der Christlidien Gewerkschaften Südwestdeutschlands, Zentrum, MdL (1919—1933). Staatsrat (1931-1933). Lit.: Hummel, Hermann, * 26. 6.1876 Lahr, 119. 9.1952 Krefeld, Dr. ing. h. c., Gymnasialprofessor, konfessionslos, später ev., Freie Volkspartei, ab 1918 DDP (Vorsitzender), MdL (1909-1925), MdR (1924-1939). Kultusminister (1919—1922), Staatspräsident (1921—1922). Lit.: Brandt, Rürup, Räte, S. 267, Anmerkung 14. Köhler, Heinrich, * 29. 9.1878 Karlsruhe, t 6. 2.1949 Karlsruhe, Dr. rer. pol. h. c., Dr. med. h. c., Dr. ing. h. c., Finanzbeamter, kath., Zentrum, MdL (1913-1927 und 1947-1949), MdR (1928-1932). Staatsrat (1919—1920), Finanzminister (1920—1927), Staatspräsident (1923-1924 und 1926-1927), Reichsfinanzminister (1927-1928), Wirtschaftsminister von Württemberg-Baden (1946), Finanzminister (1947-1949). Lit.: Köhler, Lebenserinnerungen; Becker, Köhler, S. 417—490. 317

Leers, Otto, * 12. 3.1875 Heidelberg, + 30.12.1942 Berlin, Dr. ing. h. c., Jurist, kath., Verwaltungsbeamter, DDP, MdL (1929-1933). Minister für Kultus und Unterricht (1926—1929]. Lit.: Maier, Emil, * 11. 8.1876 Dunningen (Württemberg), +14. 8. 1932 Freudenstadt, Buchdrucker, kath., Redakteur und Parteisekretär, SPD, MdL (1909-1932). Staatsrat (1925-1926 und 1929-1931), Minister des Innern (19311932). Lit.: Martzloff, Philipp, * 7. 3.1880 Drulingen (Elsaß), 1 1 3 . 1 1 . 1 9 6 2 Freiburg, Schneider, konfessionslos, Arbeitersekretär, SPD, MdL (1919—1921 und 1925-1933). Minister für Übergangswirtschaft und Wohnungswesen (November 1918—April 1919). Lit.: Brandt, Rürup, Räte, S. 44, Anm. 85. Marum, Ludmig, * 5. 11. 1882 Frankenthal, + 31. 3. 1934 KZ Kislau, Dr. jur. h. c., Dr. med. h. c., Rechtsanwalt, konfessionslos (israel.), SPD, MdL (1914-1928), MdR (1928-1933). Justizminister (1918-1919), Staatsrat (1919-1929). Lit.: Brandt, Rürup, Räte, S. 8, Anmerkung 12. Mattes, Wilhelm, * 8. 7. 1892 Winterspüren, t 27. 12. 1952 Überlingen, Dr. oec., Landwirt, ev., DVP, MdL (1921-1933). Finanzminister (1931-1933). Lit.: Remmele, Adam, * 26. 12. 1877 Altneudorf, t 9 . 9. 1951 Freiburg, Dr. med. h. c., Müller, konfessionslos (freireligiös), Redakteur, SPD, MdL (1919-1928), MdR (1928-1932). Innenminister (1919-1928), Kultusminister (1925—1926 und 1929— 1931), Justizminister (1929—1931), Staatspräsident (1922-1923 und 1927-1928). Lit.: Weber, Schadt, Politik, S. 77 f.; Brandt, Rürup, Räte, S. 20 Anmerkung 65. 318

Rii&ert, Leopold, * 20.4.1881 Karlsruhe, 111.11.1942 Karlsruhe, Schlosser, konfessionslos, SPD, MdL (1918-1933), MdR (1919-1920). Minister für Verkehr (November 1918—April 1919 und 1919—1921), Staatsrat (1928—1932), kommissarischer Innenminister (1932—1933). Lit.: Schmitt, Josef, * 2. 4. 1874 Lauda, 116. 12. 1939 Lauda, Dr. jur., Jurist, kath., Amtsrichter, Ministerialbeamter, Zentrum, MdL (1921—1925 und 1929-1933), MdR (1932-1933). Finanzminister (1927—1931), Justizminister (1931—1933), Minister für Kultus und Unterricht (1931), Staatspräsident (1928—1930 und 1931— 1933). Lit.: Schreck, Schmitt, S. 42; Bartilla, Schmitt. Schön, Friedrich, * 5. 3. 1876 Philippsburg, +14. 5. 1942 Karlsruhe, Dr., kath., Bürgermeister in Donauesdiingen, Direktor des Verbands badischer landwirtschaftlicher Gemeinschaft, DDP, MdL (1915—1925). Staatsrat (1920-1921). Lit.: Schwarz, Adolf, * 21.12.1883 Göppingen, 129.8.1932 Heidelberg, Spengler, Dissident, USPD, MdR (1920-1924). Minister für soziale Fürsorge (November 1918—Januar 1919). Lit.: Weber, Schadt, Politik, S. 78; Brandt, Rürup, Räte, S. 53, Anmerkung 30. Stockinger, Friedrich, * 26. 11. 1878 Karlsruhe, + 4. 1. 1937 St. Georgen, Kassenbeamter, konfessionslos, SPD, MdL (1909—1921). Minister des Unterrichts (November 1918—April 1919). Lit.: Brandt, Rürup, Räte, S. 127 f., Anmerkung 18. Trunk, Gustao, * 24. 7.1871 Waldprechtsweier, t 23. 4. 1936 Karlsruhe, Dr. jur. h. c., Jurist, kath., Rechtsanwalt, Zentrum, MdL (1919-1933). Minister für Ernährungswesen (1918—1919), Justizminister (1919— 1929), Staatspräsident (1920-1921 und 1925-1926 sowie 1927). Lit.: Brandt, Rürup, Räte, S. 95, Anmerkung 2. 319

Umhauer, Erwin, * 31. 7. 1878 Kürnberg bei Sdiopfheim, +15. 11. 1961 Karlsruhe, D. jur., Dr. theol. h. c., Jurist, ev., DVP. Ministerialrat im Justizministerium, Präsident der evangelischen Landessynode, Minister des Innern (Januar-März 1933). Lit.: Rehberger, Gleichschaltung, S. 49 f. Weißhaupt, Josef, * 29. 9.1863 Pfullendorf, t 3. 3.1944 Pfullendorf, Landwirt und Brauereibesitzer, kath., Präsident des badischen Bauernvereins, Zentrum, MdL (1905-1933). Staatsrat (1919-1926). Wirth, Joseph Karl, * 6. 9.1879 Freiburg, + 3.1.1956 Freiburg, Dr. phil., Gymnasialprofessor, kath., MdL (1913-1921), MdR (1914-1933), Zentrum. Finanzminister (1918—1920), Reichsfinanz- und Reidisaußenminister (1920—1921), Reichskanzler (1921—1922), Reidisminister für die besetzten Gebiete (1929-1930), Reichsinnenminister (1930-1931). Lit.: Staatslexikon 8, S. 716-718; Deuerlein, Kanzler, S. 306-324. Wittemann, Joseph, * 24. 3. 1866 Buchen, 110. 9. 1931 Karlsruhe, Jurist, kath., Präsident des Rechnungshofes, Zentrum, MdL (1905—1925), Präsident des Landtags (1921—1923). Staatsrat (1919-1920), Justizminister (1931), Staatspräsident (19301931). Lit.: Zier, Wittemann, S. 199 f.

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MINISTER DES FREISTAATES WÜRTTEMBERG 1918-1933 VON PAUL SAUER

Baumann, Julius, * 1868 Ellwangen, 11932 Ellwangen, Eisenbahnobersekretär, kath., katholischer Geistlicher (1924—1932), nationalliberal, DDP, MdL (1906-1920). Ernährungsminister (1918—1919). Lit.: Ellwanger Jahrbuch 12, S. 136. Bazille, Wilhelm, * 1874 Esslingen, +1934 Stuttgart, höherer Verwaltungsbeamter (zuletzt Regierungsrat im Landesgewerbeamt), ev., nationalliberal, seit 1919 Bürgerpartei, MdR und MdL. Staatspräsident, Kult- und Wirtschaftsminister (1924—1928), Kultminister (1928-1933). Lit.: -

Beyerle, Josef, * 1881 Hohenstadt (Ostalbkreis), 11963 Stuttgart, Jurist, kath., seit 1921 Oberregierungsrat im Justizministerium, MdL. Justizminister (1923—1933), Wirtschaftsminister (1928-1930), Justizminister von Württemberg-Baden (1945—1950). Lit.: „Katholisches Sonntagsblatt" 111, Nr. 23, S. 16; Munzinger Archiv der Verstorbenen vom 14. 9.1963.

Bios, Wilhelm, * 1849 Wertheim, 11927 Stuttgart, Redakteur, ev., SPD, MdR und MdL. Ministerpräsident (1918—1919), Staatspräsident (1919-1920), Minister der Auswärtigen Angelegenheiten (1918—1919). Lit.: NDB 2, S. 316.

Boiz, Eugen, * 1881 Rottenburg, t (hingerichtet) 1945 Berlin-Moabit, Jurist, kath., seit 1918 Amtsrichter in Stuttgart, Zentrum, MdR und MdL. Justizminister (1920—1923), Innenminister (1923—1933), Finanzminister (1924), Staatspräsident (1928-1933). Lit.: Miller, Bolz. 321

Crispien, Artur, * 1875 Königsberg, 11946 Bern, Theatermaler, Redakteur, USPD, MdR und Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung in Württemberg. Innenminister (1918—1919). Lit.: NDB 3, S. 146. Dehlingen Alfred, * 1874 Stuttgart, 11959 Stuttgart, Dr., höherer Verwaltungsbeamter, ev., seit 1918 Ministerialrat im Finanzministerium, Bürgerpartei. Finanzminister (1924—1942). Lit.: „Stuttgarter Zeitung", 1959, Nr. 172, S. 15; „Stuttgarter Nachrichten", 1959, Nr. 173, S. 3; Schwäbische Heimat 10, S. 209. Fischer, Ulrich, * ?, t ?, Kaufmann, Gewerkschaftssekretär, USPD. Kriegsminister (1918—1919). Lit.:Graf, Eugen, * 1873 Stuttgart, 1 1923 Stuttgart, Oberpostsekretär, kath., Zentrum, MdL. Ernährungsminister (1919—1920), Innenminister (1920—1923). Lit.: „Schwäbischer Merkur", 1923, Nr. 106 und Nr. 108, S. 3; „Deutsches Volksblatt", 1923, Nr. 106, S. 1. Herrmann, Immanuel, * 1870 Rommelshausen (Rems-Murr-Kreis), 11945 Finkenkrug bei Berlin, Professor für Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart, ev., SPD, Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung. Kriegsminister (1919). Lit.: Heymann, Berthold, * 1870 Posen, + 1939 Zürich, Schriftsteller und Journalist, Dissident, SPD, MdL. Kultminister (1918—1919), Innenminister (1919-1920). Lit.: Hieber, Johannes von, * 1862 Waldhausen (Stadt Lorch, Ostalbkreis), t 1951 Uhingen (Landkreis Göppingen), Theologe, ev., seit 1910 Vorstand des Evangelischen Oberschulrates, Deutsche Partei, seit 1918 DDP, MdR und MdL. Kultminister (1919-1924), Staatspräsident (1920-1924). Lit.: „Stuttgarter Zeitung", 1951, Nr. 264, S. 3; „Staatsanzeiger für Württemberg-Baden", 1951, Nr. 87, S. 1 und Nr. 88, S. 1 f. 322

Keil, Wilhelm, * 1870 Helsa bei Kassel, + 1968 Ludwigsburg, Drechsler, Redakteur, ev., SPD, MdR und MdL. Arbeits- und Ernährungsminister [1921—1923). Lit.: „Stuttgarter Zeitung", 1968, Nr. 82, S. 3; „Stuttgarter Nachrichten", 1968, Nr. 83, S. 3. Kiene, Johann Baptist von, * 1852 Langenargen (Bodenseekreis), 11919 Wangen im Allgäu, Jurist, kath., seit 1915 Generalstaatsanwalt, Zentrum, MdL. Justizminister (1918-1919). Lit.: Hagen, Gestalten 3, S. 134—163; Württembergisdier Nekrolog für 1918 und 1919 (1922), S. 116-135. Leipart, Theodor, * 1867 Neubrandenburg, 11947 Berlin-Zehlendorf, Drechsler, Dissident, Gewerkschaftsfunktionär, SPD. Arbeitsminister (1919—1920). Lit.: Liesching, Theodor, * 1865 Stuttgart, 11922 Böblingen, Jurist, ev., Rechtsanwalt, Volkspartei, seit 1918 DDP, MdR und MdL. Ministerpräsident (1918), Finanzminister (1918-1922). Lit.: „Schwäbischer Merkur", 1922, Nr. 341, S. 3. Lindemann, Carl Hugo, * 1867 Jagueräo/Brasilien, 1 1949 Bensheim, Dr. phil., Professor, ev., SPD, MdR und MdL. Arbeitsminister (1918—1919). Lit.: siehe hier, S. 2341 Maier, Reinhold, * 1889 Schorndorf, + 1971 Stuttgart, Dr. jur., Jurist, ev., Rechtsanwalt, DDP, MdR und MdL. Wirtschaftsminister (1930—1933), Ministerpräsident von Württemberg-Baden (1945-1952) und von Baden-Württemberg (1952—1953). Lit.: „Stuttgarter Zeitung", 1971, Nr. 190, S. 1 und 3; „Stuttgarter Nachrichten", 1971, Nr. 196, S. 3. Rath, Johannes, * 1876 Egenhausen (Landkreis Calw), 1 1945 Tübingen, Lustnau, Bürgermeister, ev., Landesvorsitzender der DVP, MdL. Staatsrat im Staatsministerium (1930-1932). Lit.: 323

Rau, Eduard, * 1868 Dobel (Landkreis Calw), 11953 Stuttgart, höherer Verwaltungsbeamter, ev., seit 1909 Ministerialrat im Innenministerium, Staatsrat (1918), parteilos. Mit der Leitung der Geschäfte des Arbeits- und Ernährungsministeriums beauftragt (1923-1926), Staatspräsident (1924). Lit.: Schall, Wilhelm, * 1882 Reutlingen, 11928 Heilbronn, Dr. jur., Jurist, ev., höherer Verwaltungsbeamter, seit 1919 Ministerialrat im Arbeitsministerium, DDP. Arbeits- und Ernährungsminister (1920—1921), Finanzminister (1922— 1924). Lit.: „Schwäbischer Merkur", 1928, Nr. 592, S. 5. Schlicke, Alexander, *1883 Berlin, +1940 Stuttgart, Feinmedianiker, Dissident, Gewerkschaftsfunktionär, SPD, MdR. Arbeitsminister (1919), Reichsarbeitsminister (1919—1920). Lit.: Schreiner, Albert, * 1892 Stuttgart, Schlosser, USPD, später KPD. Kriegsminister (1918). Lit.: Kolb, Sdiönhoven, Räteorganisationen, S. 85.

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MINISTER DER FREISTAATEN SACHSEN UND THÜRINGEN 1918-1933 VON HANS FENSKE

I. Sachsen Apelt, Willibalt, * 18.10.1877 Löbau, 116. 6.1965 Gräfelfing, Prof. Dr., Universitätsprofessor, ev„ DDP. Innenminister (März 1927—Juni 1929). Lit.: Apelt, Jurist. Böttcher, Paul Herbert, * 2. 5.1891 Leipzig, Redakteur, KPD, MdL (19211929). Finanzminister (12.—19.10.1923). Lit.: Weber, Wandlung 2, S. 317. Buck, Johann Wilhelm, * 12. 11. 1869 Bautzen, t 2. 12. 1945 Radebeul, Stukkateur und Gewerksdiaftssekretär, ev., SPD/ASPS, MdR (19131924), MdL (1917-1920). Kultusminister (November 1918—Januar 1919 und Januar-Oktober 1919), Ministerpräsident (Mai 1920-März 1923). Lit.: Wer ist's? 10, S. 220; Schwarz, MdR, S. 629. Bünger, Wilhelm, * 8. 10. 1870 Elsterwerda, 11937, Dr. h. c., Reichsanwalt, ev.?, Senatspräsident am Reichsgericht (1931—1937), DVP, seit 1920 MdL. Justizminister (Januar 1924—Juni 1927), Ministerpräsident und Volksbildungsminister (Juni 1929—Februar 1930). Lit.: Wer ist's? 10, S. 224; Reichshandbuch, S. 243. Dehne, Julius, * 13. 1. 1873 Löbau, 11957, Dr. jur., hoher Verwaltungsbeamter, ev.?, Ministerialdirektor, DDP, Mitglied der 1. Kammer (1912-1916), Bevollmächtigter zum Bundesrat (1916-1918), seit 1920 MdL. Finanzminister (Februar 1926—Januar 1927), Innenminister (JanuarMärz 1927). Lit.: Wer ist's? 10, S. 278; Deutscher Wirtschaftsführer, Spalte 432. 325

Eisner, Georg, * ? , + ?, Gewerkschaftssekretär, SPD/ASPS. Arbeitsminister (Januar 1924—Februar 1930], Lit.: Fleißner, Hermann, * 16. 6. 1865 Dresden, t 20. 4. 1939 Berlin, Tischler und Redakteur, ev.?, SPD, USPD, SPD, Mitglied der 2. Kammer (1908-1918), seit 1919 MdL, MdR (1920-1933). Militärminister (November 1918—Januar 1919), Kultusminister (Dezember 1920—Dezember 1922 und November 1923—Januar 1924). Lit.: Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 83 f. Fellisch, Alfred, * 1884, t ?, Handschuhmacher, ev.?, Redakteur, SPD, MdL (1919-1920 und 1921-1925). Wirtsdiaftsminister (Mai 1921—Oktober 1923), Ministerpräsident und Wirtsdiaftsminister (November 1923—Januar 1924). Lit.: Wer ist's? 8, S. 383. Fumetti, Arthur von, * 22. 6.1890 Hannover, Dr. jur., Dozent, ev., MdL (1926-1930). Justizminister (Juli 1927-Juni 1929). Lit.: Wer ist's? 10, S. 463; Reichshandbudi, S. 509. Geyer, Friedrich, * 12. 3.1855 Großenhain, 11937, Zigarrenfabrikant und Redakteur, Dissident, USPD, SPD, MdR (1886-1887 und 18901918 sowie 1919-1924), Mitglied der 2. Kammer (1885-1897). Finanzminister (November 1918—Januar 1919). Lit.: Schwarz, MdR, S. 659; Horkenbach, Das Deutsche Reich 1, S. 668. Gradnauer, Georg, * 16. 11. 1866 Magdeburg, 118. 11. 1946 Berlin, Dr. phil., Redakteur, Dissident, SPD, MdR (1898-1907 und 1912-1918 sowie 1920-1924). Justizminister (November 1918—Januar 1919), Ministerpräsident, Außenminister und Innenminister (Januar-Oktober 1919 und Oktober 1919—Mai 1920). Lit.: Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 101; Wer ist's? 9, S. 514; Reichshandbuch, S. 578. Graupe, Georg, * 24.10.1875 Weener, 11959, Tapezierer, ev.?, Gewerkschaftssekretär, SPD, MdL (1919-1930), MdR (1930-1933). Arbeitsminister (April-Oktober 1923). Lit.: Wer ist's? 9, S. 521; Schwarz, MdR, S. 658. 326

Harnisch, Rudolf, * 1864 Chemnitz, + ?, Rechtsanwalt, ev.?, dann Landgeriditspräsident, SPD, dann parteilos. Justizminister (Januar 1919—August 1921). Lit.: Wer ist's? 9, S. 585. Hedkert, Fritz, * 19. 3.1884 Chemnitz, t 7. 4.1936 Moskau, Maurer, Dissident, Redakteur und Gewerkschaftssekretär, KPD, MdR (1924— 1933). Wirtsdiaftsminister (12.-29. 10. 1923). Lit.: Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte, S. 275 f. Hedrich, Hans, * 3. 8. 1866 Dresden, + ?, Dr. jur., Jurist, ev., hoher Verwaltungsbeamter, DDP. Wirtschaftsminister und Finanzminister (Mai 1930—März 1933). Lit.: Deutscher Wirtschaftsführer, Spalte 886. Heidt, Max, * 4.11.1872 Potsdam, 1 2 7 . 1 2 . 1 9 3 3 Dresden, Metalldreher, ev.?, Gewerksdiaftssekretär, SPD, ASPS, Mitglied der 2. Kammer (1908-1918), MdL (1921-1927). Arbeitsminister (Januar 1919—Dezember 1920), Finanzminister (Dezember 1920—Januar 1924), Ministerpräsident (Januar 1924—Juni 1929). Lit.: Kosch 2, S. 500. Jädtel, Ernst Hermann, * 30.1.1869 Crimmitschau, 1 4 . 1 1 . 1 9 2 9 Dresden, Spinner und Weber, Dissident, Gewerkschaftsfunktionär, SPD, USPD, MdR (1912-1918 und 1920-1924). Arbeitsminister (Dezember 1920—Dezember 1921). Lit.: Deutscher Wirtschaftsführer, Spalte 1044; Schwarz, MdR, S. 681. Kaiser, Friedrich, * 22. 3.1877 Langenschursdorf, 11956, Dr. jur., Dr. ing. h. c., Rechtsanwalt, ev., DVP, Mitglied der 2. Kammer (1908—1918), MdL (1919-1920 und 1925-1929). Volksbildungsminister (Januar 1924—Dezember 1928). Lit.: Deutsche Wirtschaftsführer, Spalte 1085; Wer ist's? 10, S. 775. Kirchhof, Bruno, * 1875 Dresden, t ?, Schneider, ev.?, Gewerkschaftssekretär, SPD, MdL (1919-1920). Militärminister (April-August 1919). Lit.: Huber 5, S. 1036. 327

Krug von Nidda, Friedrich Ludroig Albrecht, * 2. 7.1860 Dresden, 1 7 . 1 2 . 1934 Schloß Frohburg, Dr. jur., Jurist, ev., hoher Verwaltungsbeamter, DNVP. Wirtsdiaftsminister (Juli 1927—Februar 1930). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1870 und 10, S. 1817; Reichshandbuch, S. 1025 f. Kühn, Otto, * ? , + ?, Parteisekretär, ev.?, SPD, MdL (1921-1929). Innenminister (Mai-Dezember 1920). Lit.: Wer ist's? 8, S. 875; Staatshandbuch 1925 und 1927. Liebmann, Hermann, * 18. 8.1882 Pennersdorf, 1 6 . 9.1935, Former, ev.7, Redakteur, USPD, SPD, MdL (1918-1933). Innenminister (April 1923-Januar 1924). Lit.: Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 198. Lipinslri, Richard, * 6. 2.1867 Danzig, 118. 4.1936 Bennewitz, Handlungsgehilfe, ev.?, Buchhändler und Redakteur, USPD, SPD, MdR (19031906 und 1920-1933), MdL (1919-1920). Ministerpräsident, Innenminister, Außenminister (November 1918— Januar 1919), Innenminister (Dezember 1920—März 1923). Lit.: Wer ist's? 8, S. 949 und 9, S. 959; Reichshandbuch, S. 1133 f. Mannsfeld, Karl Emii, * 15.11.1865 Annaberg, t ?, Dr. jur., Jurist, Richter. Justizminister (Juni 1929—März 1933). Lit.: Horkenbach, Das Deutsche Reich 2, S. 525. Müller, Hermann, * ? , + ?, Redakteur, ev.?, USPD, SPD, MdL (19201929). Wirtschaftsminister (Januar 1924—Januar 1927). Lit.: Staatshandbuch 1927, S. 16. Müller, Max, * 1874, 1 13.1.1933 Dresden, Redakteur, ev.:, SPD, ASPS, MdL (1920-1929). Innenminister (Januar 1924—Januar 1927). Lit.: Staatshandbuch 1927, S. 16. 328

Neu, Alfred, * 21. 12. 1871 Reidienbadi, + 7. 11. 1969 Leipzig, Landgeriditsdirektor, MdL (1927-1929]. Justizminister (August 1923—Januar 1924]. Lit.: Staatshandbuch 1925, S. 39 und 1927, S. 14; Institut Euler1. Neuring, Güstau, * 14. 9. 1879 Harburg, 112. 4. 1919 Dresden, Gewerkschaftssekretär, ev.?, SPD, MdL (1919]. Militärminister (Januar-April 1919). Lit.: Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 231. Nitzsche, Emil, * 14. 5. 1869 Klein-Wolmsdorf, t ?, Schlosser, ev.?, Redakteur, SPD, Mitglied der 2. Kammer (1909-1918), MdL (1919). Finanzminister (Januar-Oktober 1919). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1115. Nitzsdike, Emil Robert, * 31.10.1870 Hadersleben, + 24. 7.1921 Leutzsch, Kaufmann, ev.?, nationalliberal, DDP, Mitglied der 2. Kammer (1909-1918), MdR (Januar 1919-Januar 1920), MdL (1919-1920). Finanzminister (November 1918 und Oktober 1919—April 1920). Lit.: Kosch 2, S. 924; Schwarz, MdR, S. 720. Reinhold, Peter, * 1.12.1887 Blasewitz, 11. 4.1955 Capri, Dr. phil., Verleger, ev., DDP, MdL (1919-1924), MdR (1928-1932). Finanzminister (Januar 1924—Februar 1926), Reichsfinanzminister (Januar 1926—Januar 1927). Lit.: Deutscher Wirtschaftsführer, Spalte 1797. Richter, Friedrich Wilhelm, * 29. 7.1879, t ?, höherer Verwaltungsbeamter. Innenminister (Juni 1929—März 1933), zugleich seit Mai 1930 Arbeitsminister. Lit.: Reichshandbudi, S. 1524. Ristau, Paul, * 26. 6.1876 Brandenburg, t ?, Handschuhmacher, Dissident, Arbeitersekretär, USPD, SPD, MdR (1920-1924). Arbeitsminister (Januar 1922—Oktober 1923). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1274; Schwarz, MdR, S. 738; Horkenbach, Das Deutsche Reich 1, S. 773.

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Institut Euler = Institut zur Erforschung Historischer Führungsschiditen e. V. Bensheim unter der Leitung von Archivar Friedridi W. Euler, Archiv.

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Srfiieck, Waither, * 24. 8.1874 Dresden, t ?, höherer Verwaltungsbeamter, ev., DNVP. Ministerpräsident (Mai 1930—März 1933), zugleidi Volksbildungsminister. Lit.: Wer ist's? 10, S. 1382; Horkenbach, 1930, S. 535 f. Schwarz, Albert, * 1874, t ?, Metallarbeiter und Gewerkschaftsfunktionär, SPD, MdL (1919-1929]. Arbeitsminister (November 1918—Januar 1919], Wirtschaftsminister (Januar 1919-April 1921]. Lit.: Wer ist's? 8, S. 1435. Seyfert, Richard, * 20. 4.1862 Dresden, t 23. 8. 1940 Dresden, Prof., Dr. phil., Hochschullehrer, ev., nationalliberal, DDP, Mitglied der 2. Kammer, MdL (1920—1929), Mitglied der Nationalversammlung (1919-1920). Kultusminister (Oktober 1919—Dezember 1920). Lit.: Wer ist's? 10, S. 1484; Nachlaß im Staatsarchiv Dresden. Uhlig, Otto, * 12. 4.1872 Welschhufe, t ?, Schriftsetzer, Redakteur, ev.?, SPD, Mitglied der 2. Kammer (1909—1918), MdR (Januar-November 1918), MdL (1919). Innenminister (März 1919—Mai 1920). Lit.: Reichshandbuch, S. 1928. Weber, Hugo, * 7.12.1889 Brand, Dr. rer. pol., Dr. ing. e. h., Verbandssyndikus, ev.?, Wirtschaftspartei, MdL (1926—1930). Finanzminister (Januar 1927—Februar 1930). Lit.: Reichshandbuch, S. 1994. Wilhelm, Walther, * 5. 3.1886 Freital, Dr. jur., Rechtsanwalt und Notar, ev., Wirtschaftspartei, MdL (1926-1930). Wirtschaftsminister (Januar-Juni 1927). Lit.: Reichshandbuch, S. 2036 f.; Wer ist's? 10, S. 1733. Zeigner, Erich, * 17. 2. 1886 Erfurt, t 5. 4. 1949 Leipzig, Dr. jur., Richter, SPD (nach 1946: SED). Justizminister (August 1921—Märzl923), Ministerpräsident (März-Oktober 1923). Lit.: Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 3, S. 3300 f.; Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte, S. 762 f. 330

II. Thüringen Baudert, August, * 16.6.1860 KranicMeld/Ilm, 112.4.1942 Oranienbaum, Strumpfwirker, Gastwirt, ev.?, Parteisekretär, SPD, MdL SachsenWeimar-Eisenacfa (1894-1918 und 1919), MdL Thüringen (19211929), MdR (1898-1907 und 1912-1918). Staatskommissar und Staatsminister in Sadisen-Weimar-Eisenach (1918-1919). Lit.: Husdike, Persönlichkeiten, S. 38—40. Bauer, Theodor, * 23. 1. 1858 Stralsund, 11944 Sondershausen, höherer Verwaltungsbeamter, ev., DVP, MdL Thüringen (1920—1929). Staatsminister von Schwarzburg-Sondershausen, Staatsrat für Sondershausen (Januar 1930—Juli 1932). Lit.: Bauer, Lebensbild, S. 45 f. Baum, Erroin, * 25. 2. 1868 Rauschwitz, t ?, Landwirt, ev.?, Landbund, später christlich-national, MdL Altenburg, ab 1920 MdL Thüringen. Ministerpräsident und Finanzminister (Januar 1930—August 1932), Wirtschaftsminister (April 1931—August 1932). Lit.: Horkenbach, Das Deutsche Reidi 2, S. 500. Baumgärtel, Carl Friedrich, * 25. 3.1884 Zeulenroda, t? Fabrikant, ev.?, DVP. Staatsrat für Reuß (April 1931-Juli 1932). Lit.: Reidishandbudi, S. 76 f. Benz, Ottomar, * 7. 6. 1890, Dr. jur., höherer Verwaltungsbeamter, ev.?, DDP. Finanzminister (November 1920—Oktober 1921). Lit.: Deutscher Wirtsdiaftsführer, Spalte 153; Kosch 1, S. 92. Bielfeld, Harald, * 14. 6. 1863 Sprottau, t ?, Dr. phil., höherer Verwaltungsbeamter, ev., DDP, MdL Schwarzburg-Sondershausen (1912— 1918), nationalliberal. Staatsrat für Sondershausen (November 1920—Oktober 1921 und MaiOktober 1929). Lit.: Kalkhoff, Nationalliberale Parlamentarier, S. 417. 331

Bieligk, Bruno, * 7. 2.1889 Freiburg, t ?, Angestellter, USPD, SPD, MdL Sdiwarzburg-Sondershausen [1919—1920), MdL Thüringen (1920— 1933). Staatsrat für Sondershausen [April 1921—Februar 1924). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1761 und 9, S. 124. Bock, Wilhelm, * 28. 4. 1846 Großbreitenbach, 122. 6. 1931 Sulzbadi, Sdiuhmadier, ev.?, Gewerkschaftsfunktionär, SPD, USPD, SPD, MdR (1884-1887 und 1890-1906 sowie 1912-1930), MdL Gotha [1893-1918 und 1919-1920), MdL Thüringen. Volksbeauftragter (November 1918—Februar 1919, Gotha). Lit.: Bock, Freiheit; Husdike, Herkunft, S. 30-32; Horkenbadi 1, S. 643. Brandenstein, Karl Freiherr pon, * 15. 9. 1875 Pegau, t 25. 7. 1946 Woltersdorf, Dr. jur., Jurist, ev., höherer Verwaltungsbeamter. Staatsrat in Reuß jüngerer Linie und im Volksstaat Reuß (1918—1920), Innenminister (November 1920—Oktober 1921), Justizminister (Oktober 1921—November 1922). Lit.: Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser 10, S. 24 f. Brill, Hermann, * 9. 2. 1895 Gräfenroda, 122. 6. 1959 Wiesbaden, Prof. Dr., zunächst Volkssdiullehrer, dann Verwaltungsbeamter, ev.?, USPD, SPD, MdL Thüringen (1920-1933), MdR (1932), MdB (19491953). Staatsrat für Gotha [Oktober 1921-September 1923). Lit.: Osterroth, Biographisches Lexikon, S. 49 f. Döbrich, Friedrich, * 13. 7. 1872 Unterharles, t ?, Landwirt, ev., bis 1924 DVP, dann DNVP, seit 1928 christlidi-national, MdR (1920-1932). Staatsrat für Meiningen (April 1931—Juli 1932). Lit.: Deutscher Wirtschaftsführer, S. 469. Frick, Wilhelm, * 12. 3. 1877 Alsenz, 116. 10. 1946 Nürnberg, höherer Verwaltungsbeamter, ev., NSDAP, MdR (1924-1945). Minister für Inneres und Volksbildung (Januar 1930—April 1931); (seit 30. 1. 33) Reichsinnenminister. Lit.: NDB 5, S. 432 f. 332

Fritze, Eduard, * 22. 11. 1849 Veilsdorf, t ?, Dr. jur., Richter, ev., nationalliberal, DVP, MdL Sachsen-Meiningen (1894-1918). Staatsrat für Meiningen (Februar-April 1924). Lit.: Kalkhoff, Nationalliberale Parlamentarier, S. 452. Frölich, August, * 31. 12. 1877 Sippersfeld/Pfalz, 11966, Eisendreher ev.?, Gewerksdiaftssekretär, SPD, MdL Altenburg (1919—1920), MdL Thüringen (1920-1932), MdR (Mai 1924-Juni 1933), nach 1945 Präsident des thüringischen Landtags. Staatsrat in Sadisen-Altenburg (November 1918—November 1920), Wirtsdiaftsminister (November 1920—Oktober 1923), Ministerpräsident (Oktober 1921-Dezember 1923). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1762 und 9, S. 447; Horkenbadh 1, S. 665. Fürth, Franz, * 3.7.1880 Hamburg, Hotelbesitzer, ev.?, Wirtschaftspartei, MdL Thüringen (1927-1932). Staatsrat für Rudolstadt (Januar 1930-Juli 1932). Lit.: Geier, Kurt, liberal, 1932). Staatsrat Lit.: Wer

* 6. 3.1879, Dr. jur., höherer Verwaltungsbeamter, nationalDVP, MdL Altenburg (1910-1918), MdL Thüringen (1920für Meiningen (Dezember 1925—April 1927). ist's? 10, S. 477.

Glöckner, Ernst Hermann, * 15. 2. 1881 Gotha, Schriftsetzer, Syndikus, DDP, MdL Meiningen (1919), MdL Thüringen (1921-1924). Staatsrat für Meiningen (April 1927—April 1929). Lit.: Deutscher Wirtschaftsführer, S. 735. Greil, Max, * 31. 8. 1877 Lößnitz, 11939, Volksschullehrer, ev.?, SPD, MdL Thüringen (1924-1929). Volksbildungsminister (Oktober 1921—Februar 1924). Lit.: Härtridi, Ernst, *18. 7. 1871 Poppenhausen, +11. 6. 1928 Würzburg, Rechtsanwalt, ev.?, Landbund, DNVP, MdL Thüringen (1920-1921). Staatsrat für Meiningen (April 1924—Dezember 1925). Lit.: Kosch 1, S. 450. 333

Hartmann, Emil, * 19. 4. 1868 Bremsnitz, Tischler, Konsumsvereins-Angestellter, SPD, MdL Altenburg (1902-1920), MdL Thüringen (19201933). Staatsrat für Rudolstadt (November 1920—Oktober 1921), Finanzminister (Oktober 1921-Februar 1924). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1763 und 9, S. 587. Herfurth, Emil, * 21. 6.1887 Saarburg, Dr. phil., Studienrat, ev.?, DNVP, MdL Thüringen (1921-1933). Staatsrat für Weimar (Februar 1924-April 1927). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1763 und 9, S. 634. Hermann, Karl, * 28. 11. 1885 Unkeroda, Maurer, Dissident, Gewerksdiaftssekretär, SPD, MdL Weimar (1919-1920), MdL Thüringen (1920-1933), MdR (1928-1930). Innenminister (Oktober 1921—Februar 1924). Lit.: Wer ist's? 8, S. 1763; Schwarz, MdR, S. 669 f. Höfer, Ernst, * 1. 5.1879 Haina, t ?, Landwirt, ev.?, Landbund, DVP, MdL Meiningen (1915-1918), MdL Thüringen (1921-1929). Staatsrat für Altenburg (Dezember 1925-April 1927). Lit.: Deutscher Wirtschaftsführer, S. 980. Junghannes, Paul, * 17. 6.1879 Nödenitzsch, t ?, Landwirt, ev.?, NSDAP, MdL Thüringen (1932-1933). Staatsrat (August 1932-Mai 1933). Lit.: Kästner, Wilhelm, * 16. 7. 1888 Hochheim, Dr. jur., Rechtsanwalt, ev.?, Wirtschaftspartei. Wirtschafts- und Justizminister (Januar 1930—Juli 1932), seit April 1931 auch Volksbildungsminister. Lit.: Staatsarchiv Weimar, Akten des Thüringischen Staatsministeriums, Präsidialabteilung Nr. 307. Kien, Karl, * 10. 5. 1869 Steinhorst/Lauenburg, t ?, Buchbindermeister, ev.?, DNVP, MdL Thüringen (1920-1929). Staatsrat für Meiningen (Januar 1930—April 1931). Lit.: Staatsarchiv Weimar, Landtag von Thüringen, Nr. 39. 334

Klingler, Franz, * 14. 5.1875 öttingen, 11933 Coburg, Holzarbeiter, ev.?, Journalist, SPD, MdL Coburg (1912-1920), MdL Bayern (19201923). Staatsrat in Coburg (März 1919). Lit.: Erdmann, Coburg, S. 34. Klüchtzner, Wilko von, * 14. 10. 1877 Haynroda, t ?, Dr. jur., höherer Verwaltungsbeamter, ev.?, DVP. Finanzminister (April 1924—April 1927), Staatsrat für Sondershausen (Februar-April 1924). Lit.: Staatsarchiv Weimar, Akten des Thüringischen Staatsministeriums. Korsdl, Karl, * 15. 8.1886 Tostedt, t 29.10.1961 Belmont/Massaciiusetts, USA, Prof. Dr. jur., ev.?, USPD, KPD, KPD-Opposition, MdL Thüringen (1924-1927), MdR (1924-1928). Justizminister (Oktober-November 1923). Lit.: Pozzoli, Arbeiterbewegung 1. Krause, Louis, * 25. 7.1873 Lippersdorf, Holzbildhauer, ev.?, Wirtschaftspartei, MdL Thüringen (1920-1921 und 1924-1932). Staatsrat für Altenburg (April 1927-Oktober 1929). Lit.: Staatsarchiv Weimar, Landtag von Thüringen, Nr. 40. Krüger, Hermann Anders, * 11. 8.1871 Dorpat, 1 1 0 . 1 2 . 1 9 4 5 Neudietendorf, Prof. Dr., Bibliotheksdirektor, ev.?, DDP, MdL Thüringen (1920-1929). Staatsrat für Gotha (November 1920-Oktober 1921). Lit.: Wer ist's? 8, S. 868 und 10, S. 898; Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1950, Spalte 2420. Leutheußer, Richard, * 16. 6.1867 Coburg, 1 1 2 . 4 . 1 9 4 5 Weimar, Dr. phil. nat. h. c., Oberverwaltungsgerichtsrat, ev.?, DVP, MdL Coburg, nationalliberal (1907-1918), MdR (1920-1930). Ministerpräsident, Minister für Volksbildung u. Justiz (Februar 1924— November 1928). Lit.: Reichshandbuch, S. 1109. 335

Madieldey, Erich, * 22.4.1892 Schwarza, Landwirt, ev.?, Landbund, MdR (1920-1921), MdL Thüringen (1920-1927). Staatsrat für Rudolstadt (April 1927-Oktober 1929), Staatsrat (August 1932—Mai 1933). Lit.: Schwarz, MdR, S. 709; Horkenbach 1, S. 711. Marschler, Willi/, * 12. 8. 1893 Liegnitz, 11952 Karlsruhe, Handlungsgehilfe, ev.?, NSDAP, MdL Thüringen (1924-1933). Staatsrat für Weimar (Januar 1930-April 1931), Wirtschafts- und Finanzminister (August 1932—Mai 1933). Lit.: Das deutsche Führerlexikon, S. 299. Meister, Johannes, * ?, t ?, Dr. jur„ Amtsgeriditsrat. Staatsrat (August 1932-Mai 1933). Lit.: Neubauer, Theodor, * 12. 12. 1890 Ermschwerds + 5. 2. 1945 Brandenburg, Dr. phil., Studienrat, Dissident, KPD, MdR (1924-1933), MdL Thüringen (1921-1927). Staatsrat für Gotha (Oktober-November 1923). Lit.: Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte, S. 492 f.; Schwarz, MdR, S. 719. Oberländer, William, *1869, t l 9 2 9 , Rechtsanwalt, ev.?, DDP, Freie Volkspartei, bis 1918 MdL Reuß älterer Linie. Leitender Minister in Reuß älterer Linie (1918—1919). Lit.: Pauissen, Arnold, * 25.11.1864 Sömmerda, 11931 Weimar, Dr. jur., Dr. med. h. c., höherer Verwaltungsbeamter, ev., DDP. Geheimer Staatsrat und Chef des Ministeriums des Innern und Äußern in Sachsen-Weimar-Eisenach (1908—1912), Vorsitzender Minister der Staatsregierung von Sachsen-Weimar-Eisenach (1919—1920), Ministerpräsident (November 1920—Oktober 1921), Minister für Inneres und Wirtschaft (April 1927—November 1928), Ministerpräsident, Minister für Volksbildung und Wirtschaft (November 1928—Mai 1929), Ministerpräsident, Minister für Volksbildung, Wirtschaft und Finanzen (Mai 1929—Januar 1930). Lit.: Reichshandbuch, S. 1385. 336

Port, Erich, * ?, t ?, Landwirt, Landbund, MdL Thüringen (1920-1921). Staatsrat für Reuß (Februar 1924—Februar 1932). Lit.: Quarck, Carl Hermann, * 16. 8.1873 Coburg, + 3. 8.1932 Berlin, Dr. jur., Jurist, ev., höherer Verwaltungsbeamter, nationalliberal, MdR (1912-1914). Staatsminister in Coburg (November 1918—Juli 1919). Lit.: Erdmann, Coburg; Heß, Staatsministerium, S. 57. Rentiert, Louis, * 18.1. 1880 Laudiröden, Maurer, ev.?, Redakteur, SPD, MdL Meiningen (1919-1920), MdL Thüringen (1920-1932). Staatsrat für Meiningen (Oktober 1921—September 1923). Lit.: Wer ist's? 9, S. 1256; Staatsarchiv Weimar, Landtag von Thüringen, Nr. 40. Richter, Max, * 19. 5.1887 Kaitz, Dr. phil., Dr. jur., ev., Industrieller und Verbandssyndikus, DVP, MdR (1920-1924). Staatsrat für Altenburg (April 1924—Dezember 1925). Lit.: Reidishandbudi, S. 1525 f.; Schwarz, MdR, S. 736. Riedel, Karl, * 1883, t ?, Dr. jur., Amtsgeriditsrat. Minister für Inneres und Justiz (Mai 1929—Januar 1930). Lit.: Rittroeger, Roman, * 6. 12. 1879, +1938, Dr. jur., Riditer, dann höherer Verwaltungsbeamter, SPD, nach 1933 im Exil in Österreich. Staatsminister in Mecklenburg-Schwerin (1921), Justizminister in Thüringen (November 1922—Oktober 1923). Lit.: Staatsarchiv Weimar, Akten des Thüringischen Staatsministeriums, Präsidialabteilung Nr. 352. Sattler, Georg, * 1879 Blankenburg, t ?, Dr. jur., Landrat. Innen- und Wirtschaftsminister (Februar 1924—April 1927). Lit.: Sauckel, Fritz, * 27.10.1894 Haßfurt, 116.10.1946 Nürnberg, Ingenieur, ev.?, NSDAP, MdR (1929), MdL Thüringen (1930-1933). Ministerpräsident (August 1932—Mai 1933), zugleich Innenminister, Reichsstatthalter von Thüringen (1933). Lit.: Kosch 2, S. 1062. 337

Schauder, Adolf, *1858 Lippen/Oder, t l 9 2 4 Ohrdruf, Bildhauer, ev.?, SPD, USPD, KPD, MdL Gotha (1896-1920). Volksbeauftragter in Gotha (1918-1919). Lit.: Heß, Staatsministerium, S. 69. Stolze, Paul, * ?, t ?, Dr. jur., höherer Verwaltungsbeamter. Finanzminister (Februar-April 1924). Lit.: Teil, Wilhelm, * 1. 10. 1871 Leipzig, t ?, Bürgermeister von Altenburg, ev.?, Freie Volkspartei, DDP, Volksrechtspartei, MdL Thüringen (1917-1929). Staatsminister in Altenburg (November 1918—März 1919). Lit.: Staatsarchiv Weimar, Landtag von Thüringen, Nr. 39. Tenner, Albin, * 27. 2.1885 Rauenstein, 1 2 0 . 1 . 1 9 6 7 Amsterdam, Volksschullehrer, ev.?, Schulrat, KPD, KPD-Opposition, Sozialistische Arbeiterpartei, MdL Gotha (1919-1920), MdL Thüringen (1920-1929). Volksbeauftragter in Sadisen-Meiningen, dann in Gotha, Mitglied der Gothaer Landesregierung (1918—1920), Wirtsdiaftsminister (Oktober-November 1923). Lit.: Weber, Wandlung 2, S. 317. Toelle, Fritz, * 26. 6.1876 Dannheim, t ?, höherer Verwaltungsbeamter, ev., DVP. Finanzminister (April 1927—April 1929). Lit.: Wächtler, Fritz, * 7. 1. 1891 Triebes, + ? 1945, Volksschullehrer, ev.?, NSDAP, MdL Thüringen (1929-1933), MdR (November 1933). Minister für Volksbildung (August 1932—Mai 1933). Lit.: Hüttenberger, Gauleiter, S. 209 f.; Wer ist's? 10, S. 1665 f. Weber, Otto, * 26. 6. 1894 Siegen, Dr. jur., Richter, ev.?, NSDAP, MdL Thüringen (1932-1933). Justizminister (August 1932—Mai 1933). Lit.: Wer ist's? 10, S. 1690. Woenne, Hugo, * ? , + ?, Fleischermeister, Wirtsdiaftspartei. Staatsrat für Gotha (April 1927-Oktober 1929). Lit.: 338

VERZEICHNIS DER IN DEN MINISTERLISTEN VERKÜRZT ZITIERTEN LITERATUR1

Adam, Albert Eugen, Freiherr Karl Eberhard Friedrich Varnbüler von und zu Hemmingen 1776-1832. Stuttgart 1886. Amtliches Handbuch der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtags. München 1912 und 1920. Apelt, Willibalt, Jurist im Wandel der Staatsformen. Lebenserinnerungen. Tübingen 1965. Ausstellungskatalog, Die Hohe Carlsschule. Stuttgart 1959. Badische Biographien. Hg. von Friedrich von Weedi u. a., Bd. 1—6. Heidelberg 1875-1935. Badisdie Heimat. Mein Heimatland. Hg. vom Landesverein Badische Heimat e. V. Freiburg. Bartilla, Michael Josef, Der badische Staatsmann und Jurist Josef Schmitt, 1874-1938. Frankfurt 1980. Bauer, Theodor, Ein Lebensbild aus dem alten Sondershausen. In: Thüringer Heimatkalender 1960, S. 45 f. Baumgarten, Hermann, und Jolly Ludwig, Staatsminister Jolly. Ein Lebensbild. Tübingen 1897. Becker, Josef, Heinrich Köhler. Lebensbild eines badischen Politikers. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 110 (1962), S. 417-490. Beschorner, Hans, Richard Freiherr von Friesen. In: Sächsische Lebensbilder 2 (1933), S. 161-178. Beust, Friedrich Ferdinand Graf von. Aus drei Vierteljahrhunderten. Erinnerungen und Aufzeichnungen, Bd. 1. Stuttgart 1887. 1

Außer Zeitungen, die stets unabgekürzt zitiert werden. Siehe auch Abkürzungsverzeidmis I 339

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352

VERZEICHNIS DURCHGÄNGIG GEBRAUCHTER ABKÜRZUNGEN

ADB ASPS BJ DDP Diss. DNVP DVP ev. israel. kath. KPD KPR MdL MdR MS MSPD NDB NSDAP SED SPD USPD VRP WP

Allgemeine Deutsche Biographie Alte Sozialdemokratische Partei Sachsens Biographisches Jahrbuch Deutsche Demokratische Partei Dissertation Deutschnationale Volkspartei Deutsche Volkspartei evangelisch israelitisch katholisch Kommunistische Partei Deutschlands Kommunistische Partei Rußlands (später: KPdSU) Mitglied des Landtags Mitglied des Reichstages Manuskript Mehrheits-Sozialdemokratische Partei Neue Deutsche Biographie Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Sozialdemokratische Partei Deutschlands Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands Volksrechtspartei Wirtschaftspartei

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REGISTER Die Abkürzung „ML" macht auf Personen aufmerksam, deren Namen sidi in der Ministerliste befinden. Seitenhinweise auf die Ministerliste erscheinen in Kursiodruck. — Für die Anfertigung des Registers habe ich meinen Aachener Hilfskräften V. Runte, H. Buntrode, G. Müller und P. Pappert sehr zu danken.

A Abeken, Christian Wilhelm Ludwig von, ML 285 Abel, Carl August Ritter von, ML 52 f., 58, 244 Adelung, Bernhard, ML 107, 111, 295 Albert, König von Sachsen 85, 9 6 , 1 0 0 Alice, Großherzogin von HessenDarmstadt 108 Andlaw-Birsedc, Konrad Karl Friedrich 21 Andlaw-Birseck, Heinrich Bernhard 21 Anton, König von Sachsen 84, 88 Apelt, Willibalt, ML 189, 325 Armansperg, Joseph Ludwig Graf s von, ML 57 f., 244 Arzberger, Christoph, ML 260 Asch, Adolf Freiherr von, ML 244 Asdienbrenner, Joseph Ritter von, ML 244 Auer, Erhard, ML 117 f., 304 Axelrod, L. Tobias (auch Akselrod, Tobia, Towia), ML 119, 124, 304 B Bassewitz, Hans Barthold von, ML 260 Baudert, August, ML 201, 331 Bauer, Theodor, ML 196 f., 201, 331

354

Baum, Erwin, ML 192, 197, 331 Baumann, Julius, ML 164, 174 f., 211, 321 Baumbach, Carl Ludwig Friedrich August von, ML 260 Baumgärtel, Carl Friedrich, ML 331 Baumgartner, Eugen, ML 149, 316 Baur von Breitenfeld, Fidel, ML 35, 230 Bazille, Wilhelm, ML 166, 177 f., 181 f., 321 Bechtold, Friedrich Georg von, ML 295 Beck, Heinrich Gustav von, ML 285 Becke, Johann Carl von der, ML 261 Becker, Eugen, ML 29, 219 Bedker, Johannes Baptist, ML 106, 111, 295 Behr, Johann Heinrich August von, ML 93, 285 Beisler, Hermann Ritter von, ML 50, 52, 55, 59, 244 Bekk, Johann Baptist, ML 219 Benz, Ottomar, ML 331 Berdcheim, Karl Christian Freiherr von, ML 24, 220 Berks, Franz Ritter von, M L 50, 244 Berlepsch, Hans Hermann Freiherr von, ML 74, 261 Bernhard II., Herzog von SachsenMeiningen, 72, 75

Beroldingen, Joseph Ignaz Graf von, ML 36, 230 Berr, Georg Ritter von, ML 60, 245 Berstett, Wilhelm Ludwig Leopold Reinhard Freiherr von, ML 21, 220 Bertrab, Hermann Jakob von, ML 73, 261 Besserer von Thalfingen, Albredit Freiherr, ML 54, 245 Beulwitz, Emil von, ML 261 Beulwitz, Friedrich Wilhelm Ludwig von, ML 262 Beust, Friedrich Ferdinand Freiherr von, ML 86, 92-96, 100, 285 Beust, Karl Louis Graf von, ML 262 Beyer, Gustav Friedrich von, ML 28, 220 Beyerle, Josef, ML 166,174,178,182 f., 212, 321 Bieberstein siehe Marschall Biegeleben, Maximilian Leopold Engelbert von, ML 110, 295 Bielfeld, Harald, ML 331 Bieligk, Bruno, ML 332 Bismarck, Otto Fürst von, 42 f., 60, 76, 78, 82, 85, 100, 108 Blittersdorf, Friedrich Landolin Karl Freiherr von, ML 24, 29, 220 Bios, Wilhelm, ML 163-165, 169 f., 179, 181, 321 Bode, Wilhelm, ML 193 f., 201, 332 Bodman, Heinrich Freiherr von, ML 27, 29 f., 145, 151, 221 Boeckh, Christian Friedrich von, ML 28, 220 Böhm, Franz Alexander, ML 221 Böttcher, Paul Herbert, ML 325 Bolz, Eugen, ML 166-168,173 f., 177 f., 181 f., 212, 321 Bomhard, Eduard Ritter von, ML 51, 245 Bonin (-Brettin], Gisbert Gustav Bogislaw Karl von, ML 262 Borries, Friedrich Arthur von, ML 262

Du Bos du Thil, Carl Wilhelm Heinrich Freiherr, ML 104, 107, 295 Bosch, Carl 154 Bosch, Hugo Ritter von, ML 245 Brahms, Johannes 79 Brandenstein, Karl Eduard Emil Franz Moritz Christoph Freiherr von, ML 74, 262 Brandenstein, Karl Freiherr von, ML 195, 201, 332 Brauer, Carl Ludwig Wilhelm Arthur von, ML 27, 221 Brauer, Johann Nikolaus Friedrich 20, 25 Braun, Alexander Karl Hermann, ML 91, 285 Braun, Emst Albredit, ML 111, 296 Braun, Karl Johann Heinrich Ernst Edler von, ML 263 Braun, Paul Ritter von, ML 50, 245 Bray-Steinburg, Otto Graf von, ML 51 f., 55, 58 f., 245 Breitling, Wilhelm August, ML 36, 39, 43, 230 Brentano, Lujo (Ludwig Josef), ML 125, 304 Brentano di Tremezzo, Otto Rudolf von, ML 109, 111, 296 Bretschneider, Hermann Robert von, ML 263 Brettreich, Friedrich Ritter von, ML 51, 61, 246 Breunig, Georg Ritter von, ML 61, 246 Brill, Hermann, ML 200, 203, 332 Brümmer, Johann, ML 146 f., 161, 316 Brüning, Heinrich 152,157 Buch, Ernst Gustav Gottlieb Louis von, ML 263 Budienberger, Adolf, ML 27, 221 Bude, Johann Wilhelm, ML 325 Bünger, Wilhelm, ML 189, 193, 196, 201, 325 Buttlar, Karl Friedrich August Freiherr von, ML 91, 286 355

c

E

Carl Alexander, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach 79 Carl Eduard, Herzog von SachsenCoburg-Gotha 79 Carlowitz, Adolf von, ML 286 Carlowitz, Albert von, ML 90, 286 Carlowitz, Christoph Anton Ferdinand von, ML 263 Carlowitz, Hans Georg von, ML 89 f., 286 Chop, Carl Christian Ferdinand, ML 264 Chop, Friedrich, ML 264 Crailsheim, Krafft Freiherr von, ML 60 f., 246 Crispien, Artur, ML 168 f., 182, 322 Cruciger, Christian Albert, ML 264

Edelsheim, Ludwig Freiherr von, ML 20, 24, 222 Edling, Albert Cajetan Graf von, ML 73, 264 Egelhofer, Rudolf, ML 305 Ehrenstein, Karl Wolf von, ML 92, 286 Eichrodt, Johann Friedrich, ML 222 Eichrodt, Ludwig Friedrich, ML 222 Eigenbrodt, Reinhard Carl Theodor, ML 297 Eisendecher, Karl von 27 Eisenlohr, Friedrich Wilhelm August, ML 26, 222 Eisner, Kurt, ML 62, 117 f., 120, 124, 130, 133, 141, 305 Einsiedel, Detlev Graf von, ML 86— 88, 286 Ellstätter, Moritz, ML 22, 27 f., 222 Eisner, Georg, ML 189, 326 Eisner, Oskar Benno Ferdinand von, ML 265 Endres, Fritz, ML 305 Engelhardt, Walter, ML 265 Engler, Wilhelm, ML 148 f., 161, 316 Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen-Darmstadt 108, 111 Escherich, Georg 117 Ewald, Christian Wilhelm Carl von, ML 106, 110 f., 297 Eyck, Georg von, ML 316

D Dalwigk zu Lichtenfels, Reinhard Carl Friedrich Freiherr von, ML 108-110, 296 Dandl, Otto Ritter von, ML 49, 61, 246 Dehlinger, Alfred, ML 178 f., 182, 322 Dehne, Julius, ML 197, 201, 325 Deybedc, Karl Ritter von, ML 130, 304 Dietel, Theodor von, ML 70, 264 Dietrich, Hermann Robert, ML 146 f., 149, 316 Dirr, Theodor, ML 304 Dittmar, Emil Gerhard, ML 296 Döbrich, Friedrich, ML 197 f., 332 Dorner, Emil 26 Dornseiff, Wilhelm Heinrich, ML 296 Düringer, Adelbert, ML 26, 30, 221 Dusch, Alexander von, ML 221 Dusch, Alexander Freiherr von, ML 221 Dusch, Gottfried Freiherr von, ML 221 Duvernoy, Gustav, ML 37, 230

356

F Faber, Albert Friedrich Wilhelm, ML 26 5 Faber, Eduard, ML 39, 230 Fabrice, Georg Friedrich Alfred von, ML 96, 100, 286 Fäustle, Johann Nepomuk Ritter von, ML 52-54, 60, 246 Falck, Georg Abraham Karl Freiherr {?] von, ML 110, 297

Falkenstein, Johann Paul Freiherr von, ML 90, 94 f, 287 Feilitzsch, Max Freiherr von, ML 51, 60 f., 246 Fehr, Anton, ML 125 f., 141 f., 305 Fellisdi, Alfred, ML 326 Finger, Jakob, ML 108, 111, 297 Fisdier, Anton Ritter von, ML 246 Fischer, Karl Friedrich Freiherr von, ML 222 Fischer, Ulrich, ML 169, 322 Fleischhauer, Karl, ML 37 f., 230 Fleißner, Hermann, ML 194, 326 Förster, Georg Friedrich Ritter von, ML 247 Fräßdorf, Julius, ML 287 Franquemont, Friedrich Graf von, ML 35 f., 231 Franz Joseph I., Kaiser 95, 100 Frauendorfer, Heinrich Ritter von, ML 61, 115, 129 f., 141, 247, 305 Francke, Carl Philipp, ML 265 Frankenberg, Sylvius Friedrich Ludwig Freiherr von, ML 265 Freyberg, Karl Leopold Maria Freiherr von, ML 130, 306 Freydorf, Karl Wilhelm Eugen Freiherr von, ML 21, 28, 222 Freydorf, Rudolf Freiherr von, ML 21, 223 Frick, Wilhelm, ML 188 f., 198, 200, 202, 332 Friedrich I., Großherzog von Baden 15, 22, 25, 27 f. Friedrich II., Großherzog von Baden 145 f., 151 Friedrich I., König von Württemberg 31, 32 Friedrich August I., König von Sachsen 84 Friedrich August II., König von Sachsen 84 f., 90-92 Friedrich August III., König von Sachsen 85, 100

Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen 84 Friesen, Richard Reichsfreiherr von, ML 93-96, 100, 287 Fritsdi, Carl Wilhelm Freiherr von, ML 266 Fritze, Eduard, ML 333 Frölich, August, ML 191, 200, 333 Fürth, Franz, ML 333 Fulda, Heinrich Hugo, ML 111, 297 Fumetti, Arthur von, ML 326

G Gabelentz, Hans Conon von der, ML 71, 266 Gärttner, Karl, ML 37, 231 Gagern, Wilhelm Heinrich August Freiherr von, ML 104, 110, 297 Gasteiger, Hans, ML 128 f., 306 Gesell, Silvio, ML 306 Geier, Kurt, ML 333 Geiß, Anton, ML 146-151, 154, 161 f., 316 Geldern, Eduard Heinrich von, ML 266 Georg, König von Sachsen 85, 100 Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen 71, 79 Georgi, Otto Robert 91 Georgi, Robert, ML 91, 287 Gerber, Karl Friedrich Wilhelm von, ML 97 f., 287 Gersdorff, Ernst Christian August Freiherr von, ML 68, 70, 266 Gerstenbergk, Friedrich Leopold Wolf Ludwig Wendelin von, Edler von Zech, ML 266 Geßler, Ernst, ML 37, 46, 231 Geßler, Theodor, ML 38, 46, 231 Geßler, Wilhelm, ML 37, 46, 231 Geyer, Curt 195 Geyer, Friedrich, ML 195, 201, 326 357

Gise, August Freiherr von, ML 51, 54, 247 Gisedce, Albrecht Otto von, ML 267 Glöckner, Ernst Hermann, ML 333 Gnauth, Feodor, ML 108,111, 298 Goethe, Johann Wolfgang von, ML 267 Goldenberger, Franz Xaver, ML 128, 306 Golther, Karl Ludwig, ML 38, 42, 231 Goppelt, Adolf, ML 37, 232 Gradnauer, Georg, ML 189, 191, 200— 202, 326 Graf, Eugen, ML 165, 173 f., 322 Graupe, Georg, ML 326 Greil, Max, ML 333 Gresser, Franz Ritter von, ML 247 Grimm, Karl von, ML 223 Grolman, Eduard Eugen Aegid Friedrich von, ML 298 Grolman, Karl Ludwig Wilhelm von, ML 104, 107 f., 110, 298 Groß, Rudolph Gabriel Freiherr von, ML 267 Grün, Franz Christian Ferdinand von, ML 267 Gruner, Karl Gustav Adolf 89 Günther, Fürst von Schwarzburg 78 Günther, Oskar, ML 287 Gürtner, Franz, ML 128, 142, 306 Gulat von Wellenburg, Daniel, ML 223 Gumppenberg, Anton Freiherr von, ML 58, 247 Gystrow, Ernst [Pseudonym von Hellpach, Willy), ML 159

H Haas, Ludwig, ML 146-148, 317 Habermaas, Hermann, ML 38, 232 Hänlein, Hermann Friedrich Karl, ML 39, 232 Härtrich, Ernst, ML 333

358

Hagemeister, August, ML 306 Haller von Hallerstein, August Sigmund Karl Ulrich Freiherr, ML 130, 307 Hallwachs, Konrad Wilhelm, ML 298 Hamm, Eduard, ML 142, 307 Harbou, Andreas Paul von, ML 268 Hardegg, Oskar, ML 35, 232 Hardenberg, Karl August Fürst von 89 Harnisch, Rudolf, ML 191, 327 Hartmann, Emil, ML 334 Hausen, Max Clemens Lothar Freiherr von, ML 100, 288 Heddert, Fritz, ML 327 Hedrich, Hans, ML 201, 327 Heerwart, Adolf 78 Hegnenberg-Dux, Friedrich Adam Justus Graf von, ML 51 f., 55, 59, 247 Heim, Georg 133, 136 Heim, Johannes Wilhelm Friedrich von, ML 268 Heimburger, Karl 153, 155 f. Heinleth, Adolph von, ML 248 Heinrich XXII., Fürst Reuß (ältere Linie) 76, 78 Heinrich XXVII., Fürst von Reuß (jüngere Linie) 195 Heintz, Carl Friedrich Ritter von, ML 51, 55, 248 Heinze, Rudolf, ML 288 Held, Gustav Friedrich, ML 92, 288 Held, Heinridi, ML 114, 123-126, 128 f., 131, 133, 135 f., 138-143, 307 Heidt, Max, ML 189, 191 f., 200, 288, 327 Helldorf, Georg Heinridi von, ML 268 Hellingrath, Philipp von, ML 61, 248 Hellpach, Olga, geb. Klim 158 Hellpach, Willy Hugo, ML 149 f., 154, 157-159, 317 Henrich, Fridolin, ML 317 Henrich, Konrad Wilhelm, ML 109, 298

Hentig, Otto Philipp von, M L 268 Herdegen, Christoph, ML 37, 232 Herder, Johann Gottfried 70 Heres, Karl Friedrich Ritter von, M L 248 Herfurth, Emil, ML 334 Hermann, Christian Gottfried, 268

ML

Hermann, Karl, M L 334 Herrmann, Hugo Moritz, M L 268 Herrmann, Immanuel, ML 170 f., 182, 322 Hertling, Georg Freiherr von, ML 50— 52, 55, 61, 248 Hertling, Franz X a v e r Freiherr von, ML 248 Hertling, Friedrich Freiherr von, ML 248 Hertwig-Bünger, Doris 196 Herzog, Christoph Ludwig, ML 37, 232 Herzog, Ernst Sigmund, M L 223 Hess, Bernhard von, M L 249 Heubner, Otto Leonhard 92 Heymann, Berthold, M L 1 7 0 , 1 8 0 - 1 8 2 , 322 Hieber, Johannes von, ML 38, 165 f., 172, 175 f., 179-181, 183, 232, 322 Himmler, Heinrich 202 Hinüber, Karl Franz Ernst von, M L 195, 269 Hitler, Adolf 189 Höfer, Ernst, M L 334 Holder, Julius, M L 37 f., 43, 46, 233 Hönninger, Christian Philipp W i l helm, ML 269 Hörmann von Horbach, Winfried, M L 52, 55, 249 Hoffmann, Friedrich, ML 223 Hoffmann, Johannes, ML 115, 119 f., 123-125, 128-130, 132 f., 136, 1 3 8 142, 307 Hoffmann, Karl Georg, ML 223

Hofmann Albredit Anton Adolph, ML 269 Hofmann, Johann August Konrad Freiherr von, ML 110, 298 Hofmann, Karl Wilhelm, M L 110, 299 Hohenhausen, Leonhard Freiherr von, ML 59, 249 Hohenlohe-Schillingsfürst, Chlodwig Fürst zu, ML 5 0 - 5 2 , 55, 59, 249 Hohenthal, Karl Adolf Philipp Wilhelm Graf von, ML 99, 288 Holleuffer, Karl Eschwin Albert von, ML 269 Holtzendorff, Albredit Ernst Stellanus Graf von, ML 288 Hombergk zu Vach, Friedrich (Fritz) Albert Johann Eduard Adolf von, ML 106, 110, 299 Hompesch, Johann Wilhelm Freiherr von, ML 50, 249 Honseil, Gottfried Karl Maximilian, M L 25, 223 Horn, Carl Freiherr von, M L 52, 249 Hübsch, Wilhelm, ML 30, 224 Hügel, Ernst Eugen Freiherr von, ML 35, 233 Hügel, Karl Eugen Freiherr von, ML 36, 233 Hugenberg, Alfred 178 Hummel, Emma, geb. Reis 153 Hummel, Hermann, M L 148 f., 153 f., 156, 158, 160, 317

I Jädcel, Ernst Hermann, M L 327 Jaffe, Edgar, ML 125, 130, 307 Jagemann, Eugen v. 24 Jaup, Heinrich Carl, M L 108, 299 Jese, Johann Friedrich Christian, ML 269 Johann, König von Sachsen 84, 86 f., 94, 96, 100

359

Jolly, Isaak, ML 224 Jolly, Julius August Isaak, ML 27, 224 Jung, Philipp Wilhelm, ML 107, 299 Junghannes, Paul, ML 334

K Kästner, Wilhelm, ML 334 Kahr, Gustav Ritter von, ML 123 f., 128, 130, 133-135, 137, 308 Kaiser, Friedrich, ML 327 Kalkbrenner, ML 308 Kapff, Sixt Eberhard, ML 37, 233 Kapp, Wolfgang 133 Karl, König von Württemberg 31, 35, 41 f. Karl Friedrich, Großherzog von Baden 15, 20 f. Kauffberg, Christian Wilhelm Friedrich Caspar von, ML 270 Kauffberg, Rudolph Wilhelm Caspar von, ML 270 Keil, Wilhelm, ML 165, 171, 181, 183, 323 Kempff, Georg Wilhelm, ML 108, 299 Kerner, Karl Friedrich Freiherr von, ML 37, 233 Ketelhodt, Friedridi Wilhelm Freiherr von, ML 270 Ketelhodt, Karl August Ludwig Freiherr von, ML 270 Ketelhodt, Robert Oskar Vredeber Freiherr von, ML 270 Keyser, Gustav Adolf von, ML 271 Kien, Karl, ML 334 Kiene, Johann Baptist von, ML 164, 172 f., 179 f., 233, 323 Kilian, Joseph Aloys, ML 299 Kirchhof, Bruno, ML 327 Kirnberger, Ferdinand, ML 109, 111, 300 360

Kleinsdirod, Karl Joseph Ritter von, ML 52 f., 55, 249 Klingelhöfer, Gustav, ML 308 Klingler, Franz, ML 335 Klüber, Friedrich Adolf, ML 224 Klüditzner, Wilko von, ML 196, 335 Klumpp, Heinrich 145 Knapp, Christian, ML 37, 233 Knilling, Eugen Ritter von, ML 61, 123 f., 130, 133, 135, 137, 141, 250, 3 08 Kodi, Christian 57 Koch, Nikolaus Ritter von, ML 250 Koch, Walter Franz, ML 97, 289 Köhler, Elsa, geb. Förster 156 Köhler, Heinrich, ML 148-153, 1 5 5 157, 159, 161, 317 Köhler, Ludwig, ML 37, 234 Köhler, Rosel, geb. Haudc 156 Könitz, Christian Ferdinand Freiherr von, ML 271 Könneritz, Julius Traugott Jakob von, ML 89 f., 96, 289 Könneritz, Léonce Robert Freiherr von, ML 289 Kofier, Karl Gustav, ML 308 Kopp, Karl Wilhelm von, ML 110, 300 Korell, Adolf, ML 300 Korsdi, Karl, ML 195, 335 Krafft, Friedrich von, ML 271 Krause, Louis, ML 335 Krausneck, Wilhelm Venanz, ML 114, 135 f., 140, 309 Kreß von Kressenstein, Otto Freiherr von, ML 61, 250 Krosigk, Anton Ferdinand von, ML 271 Krüger, Hermann Anders, ML 335 Krug von Nidda, Friedrich Ludwig Albredit, ML 328 Kübler, Konrad, ML 309 Küdiler, Wilhelm, ML 108, 300 Kühn, Otto, ML 328

68, 71, 74, 86, 88, 90 f., 93, 96 f., 272, 289

L Lamey, August, ML 27, 214, 224 Landauer, Gustav, ML 119, 130, 309 Landmann, Robert Ritter von, ML 53, 250 Lang, Karl, ML 309 Lariscb, Karl August Alfred von, ML 271 Leers, Otto, ML 149, 318 Legien, Karl 171 Lehrbadi, Philipp Eugen Erwin Graf von, ML 110, 300 Leipart, Theodor, ML 171, 180, 182, 323 Leipziger, Hugo Heinrich Alfred von, ML 75, 272 Lepel, Georg Ferdinand Freiherr von, ML 272 Lerdienfeld, Gustav Freiherr von, ML 51, 55, 250 Lerchenfeld, Maximilian Freiherr von, ML 51, 57, 250 Lerdienfeld auf Köfering und Sdiönberg, Hugo Graf von und zu, ML 123 f., 130, 133-135, 137, 142, 309 Le Suire, Wilhelm von, M L 251 Leusdiner, Wilhelm Karl Friedrich, ML 111, 300 Leutheußer, Richard, ML 192, 335 Levien, Max, ML 119, 130, 309 Levine, Eugen, M L 119, 130, 310 Liebermann, M a x 79 Liebmann, Hermann, M L 188, 328 Liel, Karl Friedrich von, ML 251 Liesching, Theodor, ML 163 f., 175 f., 234, 323 Lindelof, Friedrich von, M L 105, 109 f., 301 Lindemann, Karl Hugo, M L 1 7 1 , 1 8 3 f., 211, 234, 323 Linden, Joseph Freiherr von, ML 36— 38, 40 f., 4 4 - 4 6 , 234 Lindenau, Bernhard August von, ML

Lipinski, Richard, ML 200, 328 Lipp, Franz, ML 119, 123, 310 Lötz, Johann Friedrich Eusebius, M L 68, 272 Ludwig, Damian, ML 28, 224 Ludwig, Großherzog von Baden 18 Ludwig I., König von Bayern 49 f., 54, 57 f. Ludwig II., König von Bayern 49, 59 f. Ludwig III., König von Bayern 49, 61, 117 Ludwig I., Großherzog von HessenDarmstadt 103 Ludwig IV., Großherzog von HessenDarmstadt 108 Ludwig V., Großherzog von HessenDarmstadt 108 Lüder, Ludwig von, ML 251 Lühe, Hans Otto Freiherr von der, ML 234 Luitpold, Prinzregent von Bayern, 61 f., 131 Luther, Hans 202 Lutz, Eduard Ritter von, ML 251 Lutz, Johann Ritter von, ML 49 f., 53 f., 59 f., 251

M Madceldey, Eridi, M L 336 Männer, Emil Karl, ML 310 Maier, Emil, ML 149, 318 Maier, Gottlieb 176 Maier, Reinhold, M L 176 f., 183, 323 Maillinger, Joseph Ritter von, ML 251 Maillot de la Treille, Nikolaus von, ML 251 Maldius, Karl August Freiherr von, ML 37, 234 Mandry, Karl, ML 39, 235

361

Mannsbach, Ludwig Freiherr von und zu, ML 273 Mannsfeld, Karl Emil, ML 201, 328 Manz, Wilhelm Ritter von, ML 53 f., 252 Marchtaler, Otto von, ML 36, 235 Marées, Hans von 79 Mark, Heinrich von der, ML 54, 252 Marschall von Bieberstein, Adolf Ludwig Freiherr, ML 27, 225 Marschier, Willy, ML 202, 336 Marzloff, Philipp, ML 147, 318 Marum, Ludwig, ML 146—148, 155, 318 Marx, Wilhelm 157, 202 Mathy, Karl, ML 225 Matt, Franz, ML 310 Mattes, Wilhelm, ML 149, 161, 318 Maucler, Paul Friedrich Theodor Eugen Freiherr von, ML 39, 235 Maurer, Georg Ludwig Ritter von, ML 53, 55, 58, 252 Max I., König von Bayern 48 Maximilian II., König von Bayern 59 Meding, Ernst August von, ML 273 Meinel, Wilhelm Ritter von, ML 115, 128, 130 f., 139, 141, 310 Meister, Johannes, ML 336 Merkel, Paul Ritter von, ML 130, 311 Metternich, Klemens Fürst von 57 Metz, August 108 Metz-Reichenbach, Georg von, ML 98 f., 289 Meusel, Otto Theodor, ML 76, 273 Mieg, Arnold von, ML 53, 55, 252 Miller, Moriz von, ML 35, 235 Miltner, Ferdinand Ritter von, ML 50 f., 55, 61, 252 Mindewitz, Friedrich August von, ML 273 Minkwitz, Johannes von, ML 89, 289 Mittnacht, Hermann Freiherr von, ML 35 f., 38 f., 42-46, 214, 235 Montez, Lola 58 362

Montgelas, Maximilian de Garnerin Freiherr von, ML 48 f., 51 f., 54, 5 8 58, 60 f., 89, 131, 252 Morawitzky, Heinridi Theodor Graf Topor von, ML 55, 253 Mortag, Alfred August, ML 274 Moser von Vilseck, Carl 118 Müller (seit 1898: Müller-MeiningenJ, Ernst, ML 114, 125 f., 311 Müller, Heinridi Joseph Philipp, ML 107, 301 Müller, Hermann, ML 328 Müller, Johann Christian Gottlieb, 90, 290 Müller, Ludwig August Ritter von, ML 49, 53, 253 Müller, Max, ML 328 Münzel, Dr. 188 Mulzer, Karl Christoph von, ML 51, 54, 253 N Nagel, Paul Arthur, ML 290 Nebenius, Karl Ernst Friedrich, ML 27, 225 Neu, Alfred, ML 329 Neubauer, Theodor, ML 336 Neumaier, Karl, ML 311 Neumann, Hermann Friedrich. Wilhelm, ML 111, 301 Neumayr, Clement Ritter von, ML 253 Neumayr, Max Ritter von, ML 49, 52, 59, 253 Neurath, Konstantin Franz Fürditegott von, ML 39, 235 Neurath, Konstantin Franz Justus Freiherr von, ML 36, 39, 42, 235 Neuring, Gustav, ML 329 Niekisth, Ernst, ML 119, 125, 311 Nitzsche, Emil, ML 329 Nitzschke, Emil Robert, ML 189, 290, 329

Nokk, Franz Wilhelm, ML 27-29, 225 Nostiz und Jänckendorf, Eduard von, ML 90, 290 Nostiz-Wallwitz, Alfred von, ML 290 Nostiz-Wallwitz, Gustav von, ML 290 Nostiz-Wallwitz, Hermann von, ML 96, 98, 290

O Oberländer, Martin Gotthard, ML 91, 291 Oberländer, William, ML 336 Obkirdier, Hermann, ML 225 Oettingen-Wallerstein, Ludwig Fürst zu, ML 51, 55, 253 Ohly, Albrecht 111 Oppel, Karl Friedrich Gustav von, ML 291 Oswald, Heinrich, ML 126, 128 f., 140, 311 Otto, Christian Friedridi, ML 37, 236 Otto, Franz Eduard, ML 273 Otto, König von Griechenland 54 Otto, Victor Alexander von, ML 291

Pfizer, Paul Achatius, ML 38, 236 Pfordten, Ludwig Freiherr von der, ML 50 f., 54 f., 59 f., 91, 97, 254, 291 Pfretzschner, Adolph Ritter von, ML 254 Pierer, Karl, ML 274 Planitz, Gustav Adolf Edler von, ML 274 Pischek, Johann von, ML 37 f., 236 Pistorius, Theodor, ML 37, 44, 236 Planitz, Karl Paul von der, ML 291 Plessen, Wilhelm August von, ML 39, 236 Podewils-Dürnitz, Klemens Freiherr von, ML 51 f., 61, 255 Port, Erich, ML 337 Prandch, Sigmund Freiherr von, ML 60, 255 Prieser, Heinrich, ML 39, 237

Q Quardc, Carl Hermann, ML 74, 201, 274, 337

R P Paulssen, Arnold, ML 190, 192, 201, 336 Paulukum, Gustav, ML 312 Pawel-Rammingen, Emil Karl Julius Platho von, ML 274 Pechmann, Johann Nepomuk Freiherr von, ML 254 Petersen, Hermann, ML 274 Pfaff, Hermann Ritter von, ML 61, 254 Pfeufer, Benno Heinrich Ritter von, ML 254 Pfeufer, Sigmund Heinrich Ritter von, ML 53 f., 60, 254

Raab, Johann Georg, ML 301 Rediberg und Rothenlöwen, Aloys Graf von, ML 52, 57, 255 Reinhold, Peter, ML 189, 202, 329 Renner, Andreas, ML 37, 237 Rabenhorst, Bernhard von, ML 92, 94 f., 291 Roth, Johannes, ML 177, 323 Rau, Eduard, ML 166, 179, 324 Recke, Franz Ernst Wilhelm Karl Freiherr von der, ML 275 Regenauer, Franz, ML 28, 225 Reger, Max 79 Reichart, Wilhelm Jakob, ML 312 Reigersberg, August Lothar Graf von, ML 51 f., 255 363

Reigersberg, Heinrich Aloys Freiherr von, ML 55, 57, 255 Reinhardt, Otto, ML 275 Reitzenstein, Sigismund Freiherr von, ML 17, 20, 225 Remmele, Adam, ML 148-150, 154 f., 157, 159, 161, 318 Remmele, Philippine, geb. Dilger 154 Rennert, Louis, ML 337 Rheinboldt, Josef Nikolaus, ML 30, 226 Richter, Ernst Friedrich Hermann von, ML 74, 275 Richter, Friedrich Wilhelm, ML 329 Richter, Max, ML 337 Riedce, Karl Victor, ML 37, 237 Riedel, Emil Ritter von, ML 61, 255 Riedel, Karl, ML 337 Rinck (gen. von Starck) Philipp Gustav August Julius Freiherr, M L 301 Ringelmann, Friedrich Ritter von, M L 56, 255 Ristau, Paul, ML 329 Rittweger, Roman, ML 195 f., 337 Rivalier von Meysenbug, William Hermann Moritz Freiherr, ML 21 f., 24, 26, 226 Rockinger, Reichsarchivdirektor 55 Röder, Julius von, ML 276 Römer, Friedrich, ML 36, 39-41, 44, 46, 237 Roepert, 276

Adolf

Roggenbach,

Friedrich

August

von,

Franz

ML

Xaver

Freiherr von, ML 226 Roggenbach, Franz Freiherr von, ML 25, 29, 214, 226 Rose, Hermann Ernst Albert Wilhelm Leonhard, ML 276 Rohlfs, Christian 79 Roser, Karl Ludwig Friedrich, ML 36, 237 Roßhaupter, Albert, ML 312 364

Roth, Christian, M L 312 Rothe, Carl Friedrich Bernhard, ML 111, 302 Rothe, Carl Friedrich Otto, M L 201, 276 Ruckdeschel, Paul, ML 195, 276 Rückert, Leopold, ML 1 4 7 - 1 4 9 , 156, 319 Rüdt von Collenberg-Bödigheim, Ludwig Freiherr Graf, M L 226 Rüdt von Collenberg-Eberstadt, Franz Carl Julius Freiherr, ML 226 Rüger, Konrad Wilhelm von, ML 291 Rümelin, Gustav, ML 38, 41, 237 Rüpplin, August Freiherr von, ML 35, 238 Ruppredit, Kronprinz von Bayern 135

S Safferling, Benignus Ritter von, ML 53, 256 Sarwey, Otto, M L 38, 238 Sattler, Georg, M L 337 Sauckel, Fritz, M L 192, 198, 200, 202, 337 Seebach, Camillo Richard von, ML 279 Segitz, Martin, M L 118, 124, 130, 141, 313 Seidlein, Lorenz Ritter von, ML 61, 256 Seinsheim, Karl Graf von, M L 58, 257 Sensburg, Ernst Philipp Freiherr von, M L 226 Seydewitz, Ernst von, ML 292 Seydewitz, Paul von, ML 292 Seyfert, Richard, ML 189, 330 Sick, Heinrich, ML 37 f., 239 Siegrist, Karl 145 Sigel, Karl Friedrich, ML 37, 240 Simon, Josef, M L 130, 314 Soden, Julius Freiherr von, ML 36, 240

Soden-Frauenhofen, Maximilian, Freiherr von, ML 61, 257 Soldmann, Fritz, ML 130, 314 Sontheim, Georg Graf von, ML 35 f., 2 40 Spangenberger, Heinrich, ML 314 Speck, Karl, ML 127, 140, 314 Speßhardt, Hans Karl Haubold Freiherr von, ML 279 Spies, Moriz Ritter von, ML 53, 257 Sprenger, Jakob 107 Suckow, Albert Freiherr von, ML 35, 42, 240

Schlieben, Joachim Kaspar Anton Richard von, M L 292 Schlör, Gustav Ritter von, ML 51, 55 f., 256 Schmauss, Johann J a c o b 25 Schmelzle, Hans, ML 114, 128, 134 f., 139, 313

Szymborski, Johann Maximilian von, ML 280

Schmid, Karl Joseph, ML 37 f., 43, 46, 238

Szymborski, Ludwig Ferdinand von, ML 280

SCH Schacht, Hjalmar 157 Schäffer, Fritz, ML 140, 142, 312 Schäffer, Konrad Freiherr von, M L 28, 227 Sdiäffer-Bernstein, Friedrich Ferdinand Wilhelm Freiherr von, M L 109, 302 S dl all, Wilhelm, ML 176, 324 Schaller, Karl ML 276 Schauder, Adolf, ML 338 Sdieid(t), Richard, ML 313 Schenck zu Schweinsberg, Ludwig Friedrich Carl Freiherr, ML 109 f., 302 Schenk, Eduard Ritter von, ML 58, 256 Schenkel, Karl, ML 227 Scheller-Steinwartz, Robert Richard von, M L 277 Schenk von Stauffenberg, Claus G r a f 182 Scheurlen, Karl Friedrich, ML 37, 238 Schiedc, Walther, ML 193, 201, 330

Sdilayer, Johannes, ML 36—38, 40 f., 44, 46, 209, 238 Schleiermacher, Heinrich August, ML 302 Schlicke, Alexander, ML 172, 180 f., 211, 324

Schmid, Karl Ernst, M L 68, 277 Sdimidlin, Christoph Friedrich, ML 37, 46, 238 Sdimidlin, Eduard, ML 38, 46, 239 Sdimidlin, Friedrich, ML 39, 46, 239 Schmidt, Ernst Franz August, ML 277 Schmitt, Josef, ML 149 f., 159 f., 319 Schneider, ML 292 Schneppenhorst, Ernst, ML 130, 313 Schnürten, Albert von, ML 35, 37, 239 Schön, Friedrich, ML 319 Sdiönemann, Friedrich, ML 277 Schott von Schottenstein, M a x Freiherr, ML 35 f., 43, 239 Schreiner, Albert, ML 169, 182, 324 Sdirendc von Notzing, Karl Freiherr von, ML 52, 58 f., 256 Schrendc von Notzing, Sebastian Freiherr von, ML 51, 256 Schröder, M a x Otto, ML 292 Schumacher, Kurt 166, 172 Schurig, Heinrich Rudolf, ML 292 Schwab, Karl Heinrich, ML 39, 239 Sdiwartz, Christian Wilhelm, ML 278 Sdiwartz, Johann Friedrich, M L 278 Schwarz, Adolf, ML 146 f., 319 Schwarz, Albert, ML 330 Schwarzkopf, Friedrich Benedikt von, ML 278

365

Schweitzer, Christian Wilhelm, ML 278 Sdiwendler, Karl Bernhard Ernst Wilhelm von, ML 278 Sdiweyer, Franz Xaver, ML 128, 135, 313

ST Stabel, Anton von, ML 27, 29, 227 Stadion, Friedrich Lothar Graf von 89 Stadion, Johann Philipp Graf von 89 Stardc, von siehe Rinck Stardc, Wilhelm Friedrich von, ML 279 Stegerwald, Adam 134 Stein, Dietrich Carl August Freiherr von, ML 279 Stein, Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr vom und zum 83, 89 Steiner, Martin, ML 314 Steinheil, Gustav ML 35, 240 Steinling, Friedridi Karl Christian Freiherr von, ML 110, 302 Stengel, Franz Freiherr von, ML 227 Stidiling, Gottfried Theodor, ML 70, 279 Stinnes, Hugo 139 Stockinger, Friedrich, ML 147, 319 Stösser, Franz Ludwig von, ML 24 f., 227 Stösser, Philipp Rudolf, ML 227 Stolze, Paul, ML 338 Strauch, Christian Friedrich Carl von, ML 280 Strauch, Johann Christian von, ML 280 Strauß, Richard 79 Strenge, Karl-Friedrich von, ML 280 Stürmer, Johann Baptist Ritter von, ML 257 Stützel, Karl, ML 314 366

T Taube, Adolf Graf von, ML 36, 240 Teil, Wilhelm, ML 338 Tenner, Albin, ML 200, 338 Thelemann, Heinrich Ritter von, ML 51, 257 Thon, Gustav, ML 281 Thon von Dittmer, Gottlieb Carl Freiherr von, ML 51, 257 Thümmel, Hans von, ML 292 Thümmel, Hans Wilhelm von, ML 281

Thürheim, Friedridi Graf von, ML 51, 57, 257 Timm, Johann Friedridi Heinrich, ML 315 Tirpitz, Alfred von 79 Todt, Karl Gotthelf 92 Toelle, Fritz, ML 338 Toller, Emst, ML 130, 315 Trefurt, Christof Franz Anton, ML 227 Triva, Johann Nepomuk von, ML 57, 258 Trützschler, Friedrich Carl Adolf von, ML 281 Trunk, Emma, geb. Eppel 152 Trunk, Frieda, geb. Bios 152 Trunk, Gustav, ML 147-149, 151-153, 159, 319 Trunk, Julius 152 Trunk, Valentin Magnus 151 Türckheim zu Altdorf, Johann Freiherr von, ML 21, 29, 228 Turban, Ludwig Karl Friedrich, ML 28, 228

U Uhlig, Otto, ML 330 Ulrich, Carl, ML 106 f., 111, 302 Umhauer, Erwin, ML 149, 320 Unterleitner, Johann Baptist, ML 130, 315

Urstadt, Kaspar Otto, ML 303 Uttenhoven, Fürdategott Friedrich von, ML 281

V Varnbüler von und zu Hemmingen, Karl Eberhard Friedrich Freiherr, ML 37, 241 Varnbüler von und zu Hemmingen, Karl Freiherr, ML 36, 42, 46, 208, 241

Velde, Henry van de 80 Vitzthum von Eckstädt, Christoph Johann Friedrich Graf, ML 293 Vogel, Johann Georg Carl Ritter von, ML 258 Vogelmann, Volrath, ML 29, 228 Voigt, Christian Gottlob von, ML 281 Vollert, August Anton, ML 282 Volz, Johann Christof, ML 229

W Waditer, Friedrich von, ML 303 Wadler, Anton (Arnold), ML 124, 315 Wäditer, August Freiherr von, ML 36, 241 Wächter, Karl Eberhard von, ML 37, 241 Wäditer-Spittler, Karl Freiherr von, ML 34, 36, 38 f., 241 Wächtler, Fritz, ML 198, 202, 338 Wagner, Johann Christian, ML 282 Wagner, Richard 79 Wagner von Frommenhausen, Rudolf Freiherr, ML 35, 242 Waldkirdi, Klemens August Graf von, ML 258 Wangenheim, Karl August Freiherr von, ML 38, 46, 209, 242 Watzdorf, Christian Bernhard von, ML 282

Watzdorf, Werner von, ML 293 Weber, August Wilhelm, ML 303 Weber, Hugo, ML 330 Weber, Marianne 151 Weber, Otto, ML 338 Wechmar, Friedrich Freiherr von, ML 21, 24, 29, 228 Wechmar, Rudolf Hermann Freiherr von, ML 282 Weckherlin, Ferdinand Heinrich August, ML 37, 242 Wehner, Anton Ritter von, ML 61, 258 Weigand, Moritz Ritter von, ML 258 Weiler, Georg Leopold Alois Freiherr von, ML 228 Weinlig, Christian Albert, ML 92, 293 Weinrich, Georg Ritter von, ML 258 Weise, Carl Friedrich Wilhelm Adolph von, ML 75, 282 Weise, Ludwig Wilhelm Adolph von, ML 282 Weishaupt, Carl, ML 52, 258 Weishaar, Jakob Friedrich, ML 37, 242 Weißhaupt, Josef, ML 148, 320 Weizsäcker, Karl Freiherr von, ML 36, 38, 43 f., 242 Weizel, Gideon, ML 228 Werner, Ferdinand Friedrich Karl, ML 107, 303 Werthern, Friedrich Carl Anton von, ML 283 Wiederhold, Kuno Freiherr von, ML 35, 242 Wielandt, Friedrich August, ML 228 Wiese, Georg Walther Vincent von, ML 283 Wietersheim, Eduard von, ML 90, 293 Wilhelm, Waither, ML 33 0 Wilhelm I., Kaiser 100 Wilhelm II., Kaiser 100 Wilhelm I., König von Württemberg 31, 33 f., 39-41, 163, 175, 179, 213 367

Wilhelm II., König von Württemberg 31, 43, 214 Wilsdorf, Viktor von, M L 293 Winter, Ludwig Georg, M L 229 Wintzingerode, Heinrich Levin Graf von, ML 36, 243 Wirsdiinger, Ludwig Ritter von, ML 259 Wirth, Joseph Karl, ML 146 f., 156, 320 Wittemann, Joseph, ML 1 4 8 - 1 5 0 , 1 5 9 161, 320 Wittken, Edmund Karl Hermann von, M L 283 Woenne, Hugo, ML 338 Wolff, Anton, ML 229 Wolffersdorff, Karl Rudolf von, M L 283 Wrede, Karl Philipp Fürst 50 Wüstemann, Carl Christian von, M L 283 Wundt, Theodor, M L 35, 243 W u s s o w , Waldemar Philipp Paul Alexander von, M L 284 Wutzlhofer, Johannn, M L 126, 141, 315

368

Z Zeigner, Eridi, ML 330 Zenetti, Johann Baptist Ritter von, M L 53, 55, 58, 259 Zentner, Friedrich Freiherr von, M L 55, 259 Zeppelin, Ferdinand Ludwig Graf von, M L 36, 243 Zeschau, Heinrich Anton von, M L 89 f., 293 Zeyer, Karl von, ML 37, 243 Zezsdiwitz, Johann Adolf von, M L 89, 294 Ziegeler, Günther von, ML 284 Ziller, Rudolf von, M L 284 Zimmermann, Carl Wilhelm, ML 303 Zschinsky, Ferdinand von, ML 93, 294 Zschirner, Samuel Erdmann 92 Zu Rhein, Friedrich Freiherr von, M L 58, 259 Zu Rhein, Maximilian Joseph Freiherr von, M L 259 Zwehl, Theodor von, M L 259 Zyllnhardt, Karl Freiherr von, M L 229