Die Ordnung der Fischer: Nachhaltigkeit und Fischerei am Bodensee (1350-1900) 9783412217549, 9783412223564


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Die Ordnung der Fischer: Nachhaltigkeit und Fischerei am Bodensee (1350-1900)
 9783412217549, 9783412223564

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Umwelthistorische Forschungen Herausgegeben von Bernd-Stefan Grewe, Martin Knoll und Verena Winiwarter in Verbindung mit Franz-Josef Brüggemeier, Bernd Herrmann, Christian Pfister, Joachim Radkau und Rolf Peter Sieferle Band 6

Michael Zeheter

Die Ordnung der Fischer Nachhaltigkeit und Fischerei am Bodensee (1350 – 1900)

2014 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit Unterstützung durch: Hegau-Geschichtsverein e. V. Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei Land Vorarlberg Lotteriefonds des Kantons Thurgau

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http ://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung : Der Konstanzer Fischmarkt; aus: Ulrich von Richental, Chronik des Konstanzer Konzils, Rosgartenmuseum Konstanz, fol. 24v. Vor- und Nachsatz: Territorien am Bodensee um 1800 nach Erwin Hölzle, Der Deutsche Südwesten am Ende des Alten Reiches, Stuttgart: Württembergisches Statistisches Landesamt, 1938. © 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie , Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1 , D-50668 Köln , www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat : Frank Schneider, Wuppertal Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-22356-4

INHALT 1 EINLEITUNG  .. ..................................................................................... 

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2 DAS LEBEN IM SEE: DER BODENSEE UND SEINE FISCHE  .. .........................  19 3 DAS LEBEN AM UFER DES SEES: DER BODENSEERAUM CA. 1350 – 1900  .. ...  28 4 FISCHEREI UND FISCHKULTUR AM BODENSEE  ........................................  39 5 FISCHEREI ALS HANDWERK  .................................................................  66 6 RESSOURCENPOLITIK DURCH FISCHERORDNUNGEN  ...............................  82 7 KRISEN UND REAKTIONEN  .. .................................................................  101 8 FAZIT  ................................................................................................  113 9 ANHANG  ...........................................................................................  Fischereivertrag zwischen Konstanz und Überlingen, 17. Juli 1536  . . ....................  Protokoll der Fischereikonferenz vom 30. Juni bis 2. Juli 1790 mit einem Verzeichnis der Fische im Bodensee und einem Verzeichnis der Fangwerkzeuge  .... Glossar  ..............................................................................................  Verzeichnis der benutzten Fischerordnungen und Fischereiverträge  .....................  Die Fische des Bodensees (ca. 1350 – 1900)  .................................................  Abkürzungen  .......................................................................................  Bildnachweis  .......................................................................................  Bibliographie  .......................................................................................  Danksagung  ........................................................................................  Orts-, Personen- und Sachregister  .............................................................. 

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EINLEITUNG

Am 11. August 1531 antwortete der Meister der Konstanzer Fischerzunft seinem Überlinger Amtskollegen auf dessen Bitte um die Zusendung der aktuellen Ausgabe der Konstanzer Fischerordnung. In seinem Schreiben bekräftigte er den Wert einer solchen Ordnung: Wenn sich alle anderen Fischer auch an sie hielten und „volab der jugent vischenten dieser [der See] werd wider vischrich so er sunst vast erlärt ist“. Er stellte auch fest, dass diese Strategie nicht nur in Konstanz Erfolg verspreche, sondern dass die Schonung der jungen Barsche durch die Thurgauer Fischer einen ergiebigeren Barschfang im nächsten Sommer zur Folge gehabt habe und dass dieses Prinzip auch für andere Fischarten gelte. Denn ein Eimer Seelen ergebe ein Jahr später einen Haufen Gangfische.1 Dieser Brief überrascht zunächst einmal. Es erstaunt, dass ein solcher Fischschutz im 16. Jahrhundert überhaupt nötig war. Schließlich ist der Bodensee als drittgrößter Binnensee Mitteleuropas ein fischreiches Gewässer. Doch schnell erschließt sich die Brisanz des Problems, auf das der Fischermeister hinwies. Der Fang von noch nicht geschlechtsreifen Jungfischen stellte eine ernsthafte Bedrohung des Fischbestandes dar, da er mit dessen Regenerationsfähigkeit eine Schwachstelle traf. Mit seinem Aufruf, solch schädliche Praktiken einzustellen, drängte der Konstanzer Zunftmeister seinen Überlinger Kollegen also zu etwas, das man heute „nachhaltiges Wirtschaften“ nennen würde, und provoziert so eine ganze Reihe an Fragen: Hatten die Fischer des 16. Jahrhunderts tatsächlich ein Verständnis von Nachhaltigkeit? Wenn ja, wie wirkte es sich auf ihre Tätigkeit aus; und waren sie erfolgreich in ihrem Bestreben, den Fischbestand und damit ihre Lebensgrundlage zu erhalten? Doch zunächst muss dazu wohl geklärt werden, was unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist. Die willkürliche, wenn auch weithin anerkannte Definition der Brundtland-Kommission versteht unter nachhaltiger Entwicklung die Nutzung einer ­Ressource „without compromising the ability of future generations to meet their own needs“.2 Obwohl der Begriff der Nachhaltigkeit aus dem späten 18. Jahrhundert 1 Der Gangfisch ist eine Form des Felchen. Mit dem Begriff „Seelen“ werden Felchen im zweiten Lebensjahr bezeichnet. Eine Aufstellung der während des Untersuchungszeitraums im Bodensee lebenden Fischarten samt ihren Namen im lokalen Sprachgebrauch befindet sich im Anhang auf Seite 184. Korrespondenz Zunftmeister Konstanz an Zunftmeister Überlingen vom 11.8.1531, StA ÜL, C 976/1. 2 World Commission on Environment and Development, Our Common Future, Oxford: OUP, 1987, S. 8. Zur Karriere des heutigen Nachhaltigkeitsbegriffs im Zuge der Verhandlungen der Brundtland-Kommission siehe Joachim Radkau, Die Ära der Ökologie. Eine Weltgeschichte, München: Beck, 2011, S. 548 – 553.

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stammt, als er von deutschen Forstwissenschaftlern geprägt wurde, ist er in erster Linie ein Konzept, das in engem Zusammenhang mit den Problemen der (industriellen) Entwicklung steht.3 Heute ist Nachhaltigkeit die Standardantwort, wenn wir mit Umweltverschmutzung oder Ressourcenknappheit konfrontiert sind. Doch dadurch ist sie erst einmal eine moderne Antwort auf moderne Probleme, die von denen der Bodenseefischerei vom 14. bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts sehr weit entfernt scheinen. Lässt sich nun das Konzept der Nachhaltigkeit auf die Bodenseefischerei der Vergangenheit nutzbringend übertragen? Ich denke, ja. Fisch war und ist eine regenerative Ressource. Doch bedeutet dies noch lange nicht, dass sie unendlich ist und war. Es ist schließlich möglich, auch eine Ressource wie Fisch bis zu dem unwiederbringlichen Punkt auszubeuten, an dem ihre Kapazität zur Regeneration verloren geht. Dies geschieht, wenn über einen längeren Zeitraum mehr entnommen wird, als durch die natürliche Reproduktion ausgeglichen werden kann. Nachhaltigkeit verlangt also eine Art des Wirtschaftens, die auf eine langfristige Perspektive angelegt ist und sich der Maximierung kurzfristigen Profits mit potentiell irreparablen Schäden für die Ressource verweigert. Da die Wirtschaft der vorindustriellen Welt in all ihren Bereichen auf regenerative Rohstoffe angewiesen war, ist für sie der heute so oft beschworene Gegensatz von Ökonomie und Ökologie ohne Bedeutung. Die Existenz einer Gesellschaft hing langfristig von der ökologischen Nachhaltigkeit ihrer Entwicklung ab. Die Möglichkeit einer solchen Form des Wirtschaftens hielt der Biologe Garrett Hardin im Fall von gemeinschaftlich genutzten Ressourcen, den Allmenden, für unmöglich. In seinem so berühmten wie einflussreichen Aufsatz The Tragedy of the Commons stellte er die auf der Spieltheorie basierende These auf, dass die Nutzer einer Allmende ihre Ausbeutung intensivieren würden, da der daraus erzielte Gewinn ihnen allein zugutekäme, während die Kosten auf alle Nutzer verteilt würden. Wenn nun jeder auf seinen Vorteil bedacht sei, würde die Ressource bis zu einem Punkt überbeansprucht, an dem sie kollabiere und so allen Nutzern den Ruin bringe. Als Lösung verwies Hardin auf die Aufteilung und Privatisierung der Nutzungsrechte an der Ressource oder die Übertragung in Staatsbesitz.4 Ein klassisches Beispiel 5 für eine Tragödie der Allmende ist eine rein hypothe­ tische Kuhweide, die von den vier Bauern eines Dorfes genutzt wird. Im Ausgangsstadium hat jeder Bauer eine Kuh, die auf der gemeinsam genutzten Wiese grast 3 Ulrich Grober, Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffs, München: Kunstmann, 2010. Grober identifiziert jedoch auch nachhaltiges Denken vor der Entstehung des Begriffs von der Antike bis in die frühe Neuzeit. 4 Garret Hardin, ‚The Tragedy of the Commons‘; in: Science 162 (1968), S. 1243 – 1248. 5 Auch Hardin wählt das Beispiel einer Weide, vgl. Hardin, ‚Tragedy‘, S. 1244.

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und eine optimale Milchmenge von – rein hypothetischen – 500 Litern liefert, bis sich ein Bauer entschließt, eine zweite Kuh zu kaufen. Auch wenn die nun fünf Kühe jeweils weniger Milch produzieren, sagen wir mit 450 Litern pro Kuh nur noch 90 Prozent des vorherigen Optimums, erzielt der Bauer mit den zwei Kühen einen höheren Ertrag von 900 Litern. Er steigert sein Einkommen aus der Allmende also um 80 Prozent, während die anderen Bauern Verluste von 10 Prozent hinnehmen müssen, obwohl der Gesamtertrag der Weide um ein Achtel gestiegen ist. Nicht dumm, folgen sie alle dem Beispiel des anderen Bauern und legen sich ebenfalls eine zweite Kuh zu. Nun könnte man meinen, dass in etwa der Ausgangszustand wiederhergestellt sei. Jeder Bauer hat dieselbe Anzahl von Kühen und erhält ein Viertel der Einkünfte der Weide. Allerdings zeigt sich schnell, dass die Wiese, die vier Kühe gut ernähren konnte, für acht Kühe zu klein ist. Sie ist schnell überweidet, so dass schon im zweiten Jahr der intensivierten Bewirtschaftung der Milchertrag fällt. Die Kühe haben nicht ausreichend Futter und geben deshalb immer weniger Milch. Um die Verluste auszugleichen, haben die Bauern nun theoretisch zwei Möglichkeiten. Eine Verringerung der Intensität der Bewirtschaftung – also die Wiederherstellung des stabilen Ausgangszustands mit vier Kühen – oder die Erhöhung der Anzahl der Kühe, um die Verluste wieder wett zu machen. Nach Hardins Theorie wählen sie die zweite Variante. Die Bauern erhöhen die Anzahl der Kühe weiter und geraten so in eine Abwärtsspirale, die sich nur durch externe Intervention – also des Staates – oder durch die Aufteilung der Weide unter den Bauern aufhalten ließe. Die Allmende ist also nach Hardin ein fragiles Arrangement, das durch das implizierte Streben der Nutzer nach Maximierung ihrer Gewinne immer latent gefährdet ist. Wenn es einmal aus dem Gleichgewicht kommt, und die Gesetze der Wahrscheinlichkeit sprechen dafür, dass dies früher oder später geschieht, ist es nicht mehr zu retten. Der Bodensee – und insbesondere der Obersee – war, was die Fischerei anbelangt, nun über weite Strecken seiner Geschichte eine Allmende, und damit eine allen Anwohnern zumindest theoretisch offenstehende Ressource des Nahrungsmittels Fisch. Dennoch wurde sie, soviel darf hier wohl schon verraten werden, nie bis zum Zusammenbruch ausgebeutet, und die Allgemeingültigkeit von Hardins These damit widerlegt. Der Bodensee ist in dieser Hinsicht aber kein Einzelfall. Hardins These inspirierte eine Vielzahl von Untersuchungen, die Belege für Allmenden fanden, die über einen langen Zeitraum hinweg die genutzte Ressource nachhaltig ausbeuteten. Insbesondere die Politikwissenschaftlerin und Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom beschäftigte sich intensiv und in zahlreichen Untersuchungen mit der langfristigen Nutzung von Allmenden und den Bedingungen, unter denen eine „Tragödie“ vermieden werden konnte. Denn dass Allmenden unter bestimmten Voraussetzungen

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nach dem von Hardin angenommenen Muster verwundbar sein können, steht auch für Ostrom außer Frage. Ihr ging es in ihrer Forschungsarbeit vielmehr um Mittel und Wege, eine „Verfassung der Allmende“ zu finden, die eine stabile Nutzung in Selbstverwaltung der an der Allmende beteiligten Nutzer über lange Zeiträume ermöglichen würde.6 Neben den eher theoretischen Arbeiten Ostroms entstanden seit Hardins These von der „Tragödie der Allmende“ eine große Anzahl an anthropologischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fallstudien, in denen die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen in verschiedensten Gesellschaften und communities erforscht wurde. Sie erfassten Erfolgsgeschichten ebenso wie Tragödien in allen Teilen der Welt und hinsichtlich einer Vielzahl von verschiedenen gemeinschaftlich genutzten Ressourcen: Weidenutzung, Grundwasserförderung und Bewässerungssysteme gehören ebenso dazu wie die Fischerei.7 Die Fallbeispiele hinsichtlich der Fischerei weisen jedoch eine gewisse Einseitigkeit auf. Es handelt sich dabei ausschließlich um Studien zur Fischerei in Meeren, sei es Hochsee- oder Küstenfischerei;8 Binnengewässer spielen keine Rolle. Zudem umfassen diese Studien als Zeitraum nur das 20. Jahrhundert. Da es sich um anthropologische oder wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungen handelt, kann dies nicht überraschen. Dennoch bleibt auffällig, dass die Möglichkeit der Auswertung historischer Quellen, was die Fischerei angeht, bisher weitgehend ungenutzt blieb.9 6 Elinor Ostrom, Die Verfassung der Allmende. Jenseits von Staat und Markt, Tübingen: Mohr Siebeck, 1999 (engl. Original: Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action, Cambridge: CUP, 1990). Weitere wichtige Arbeiten Ostroms zur Allmende umfassen unter anderem: Elinor Ostrom, Roy Gardener und James Walker, Rules, Games, and CommonPool Resources, Ann Arbour, MI: Univ. of Michigan Pr., 1994; Elinor Ostrom, ‚Coping with Tragedies of the Commons‘; in: Annual Review of Political Science 2 (1999), S. 493 – 535; und den Sammelband Elinor Ostrom u. a. (Hg.), The Drama of the Commons, Washington, DC: National Academy Pr., 2002, der die Forschung zur „Tragedy of the the Commons“ während der letzten Jahrzehnte bewertet und einordnet. Ostroms Forschungsleistung wurde 2009 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften gewürdigt. 7 Verweise auf diese Fallstudien finden sich etwa in: David Feeny u. a., ‚The Tragedy of the Commons: Twenty-Two Years Later‘; in: Human Ecology 18 (1990), S. 1 – 19; John A. Baden und Douglas S. Noonan (Hg.), Managing the Commons, Bloomington, IN: Indiana UP, 21998; Ostrom, Verfassung der Allmende; dies. u. a. (Hg.), Drama of the Commons. 8 Die Beispiele in Ostrom, Verfassung der Allemende behandeln die Türkei, Sri Lanka und Kanada. Der Überblicksartikel von Edella Schlager, ‚Fishers’ Institutional Responses to CommonPool Resource Dilemmas‘; in: Ostrom, Gardner und Walker, Rules, p. 247 – 265, konzentriert sich auf die Küstenfischerei. Das Gleiche gilt für James Wilson, ‚Scale and Cost of Fishery Conservation‘; in: International Journal of the Commons 1 (2007), S. 29 – 41. 9 Die einzige mir bekannte Ausnahme im Bereich der Fischereigeschichte ist: T. C. Smout, ‚Garret Hardin, The Tragedy of the Commons and the Firth of Forth‘; in: Environment and

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Wenn sich die Geschichtswissenschaft der Allmende als ein Phänomen mit einer langen Vergangenheit annahm, dann spielten Fragen der Nachhaltigkeit meist keine Rolle.10 Erst in den letzten Jahren findet das Thema in der Forschung einige Aufmerksamkeit, wenn auch nur in Bezug auf die Landwirtschaft.11 Trotz dieses Mangels an historischer Perspektive und der Abwesenheit der Binnenfischerei bieten die Studien zur Tragödie der Allmende im Bereich der Fischerei einige Ansatzpunkte, die meine Untersuchung der Bodenseefischerei aufgreifen kann. Denn sie schreiben der Regelung des Zugriffs auf die Ressource Fisch oder auf die dazu nötigen Fangwerkzeuge eine überragende Bedeutung zu. Deren Regulierung erfolgt laut diesen Studien durch den Ausschluss Fremder und die interne Regelung durch die beteiligten Fischer. Nur wenn diese beiden Faktoren stabil blieben, konnte die Ressource Fisch langfristig erhalten werden.12 Ob und auf welche Weise dies am Bodensee geschah, ist die Kernfrage dieser Arbeit. Die Etablierung von Regelungen und die Beschränkung des Zugangs zur Ressource Fisch war am Bodensee während des Untersuchungszeitraums aber nicht die alleinige Sache der Fischer, sondern vielmehr der jeweiligen Obrigkeiten, die damit nicht nur ökonomische, sondern auch machtpolitische Interessen verfolgten: Die Verfügbarkeit von Fisch als Fastenspeise war von großer sozialer und kultureller Bedeutung, und die Obrigkeiten waren für die Versorgung verantwortlich. Ein Mangel an preisgünstigem Fisch hätte also die Legitimität ihrer Herrschaft gefährdet. Zudem bot die Regelung der Fischerei die Gelegenheit, den Einflussbereich der Obrigkeiten auf den Bodensee auszudehnen, und damit auf ein Gebiet,

History 17 (2011), S. 357 – 378. 10 Wilfried Krings, Wertung und Umwertung von Allmenden im Rhein-Maas-Gebiet vom Spätmittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Assen: van Gorcum, 1976; J. A. Yelling, Common Field and Enclosure in England, 1450 – 1850, London: Macmillan, 1977; Hartmut Zückert, Allmende und Allmendeaufhebung. Vergleichende Studien zum Spätmittelalter bis zu den Agrarreformern des 18./19. Jahrhunderts, Stuttgart: Lucius & Lucius, 2003. 11 Hervorzuheben sind die Arbeiten von Martina de Moor. Vgl. Martina de Moor, Leigh Shaw-Taylor und Paul Warde (Hg.), The Management of Common Land in North West Europe, c.  1500 – 1850, Turnhout: Brepols, 2002; Miguel Laborda Pemán und Martina de Moor, ‚A Tale of Two Commons: Some Preliminary Hypotheses on the Long-Term Development of the Commons in Western and Eastern Europe, 11th-19th Centuries‘; in: International Journal of the Commons 7 (2013), S. 7 – 33. Einen guten Überblick über die aktuelle Literatur bietet Martina de Moor, ‚What Do We Have in Common? A Comparative Framework for Old and New Literature on the Commons‘; in: International Review of Social History 57 (2012), S. 269 – 290. 12 Ostrom, Verfassung der Allmende, S. 187 – 236. Zur allgemeinen Bedeutung von Zugangsregelungen siehe Feeney u. a., ‚Tragedy‘; zur Rolle der lokalen Bevölkerung, wenn auch hauptsächlich an Land, siehe Jean-Marie Baland und Jean-Philippe Platteau, Halting Degradation of Natural Resources: Is There a Role for Rural Communities, Oxford: FAO und OUP, 1996.

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das traditionell jenseits ihrer Jurisdiktion lag. Damit war die ressourcenpolitische Rolle der Reglementierung der Bodenseefischerei unmittelbar auch mit der allgemeinen politischen Entwicklung am Bodensee verknüpft. Dieses Buch bewegt sich also auch im Spannungsfeld zwischen „Natur und Macht“.13 Den historischen Hintergrund für die potentielle Gefährdung der Nahrungs­ ressource Fisch bildete die Umstellung der Ernährungsweise von tierischem Eiweiß auf Getreide im Neolithikum. Dazu griffen diese Menschen aktiv in Ökosysteme 14 ein, indem sie das Gedeihen bestimmter ihnen nützlicher Pflanzen begünstigten, anstatt wie zuvor die im Ökosystem von Natur aus vorhandenen Ressourcen auszubeuten. Das Resultat war eine Praxis, die wir gemeinhin Ackerbau nennen, und diese führte zu spezifischen Agrarökosystemen, deren Kontrolle die Menschen zu ihrem eigenen Nutzen anstrebten.15 Diese Umstellung der Wirtschaftsweise, gewöhnlich neolithische Revolution genannt, hatte den Vorteil, auf der gleichen Fläche einer wesentlich größeren Anzahl an Menschen eine Lebensgrundlage zu bieten als die älteren nomadischen Jäger- und Sammlerkulturen. Um das für eine ausgewogene Ernährung unerlässliche Eiweiß zu gewinnen, ergänzten sie Ackerbau mit Viehwirtschaft. Daneben blieben jedoch ältere Formen der Beschaffung von tierischem Eiweiß erhalten, darunter auch die Fischerei. Sie ergänzte die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungsmitteln, ohne wertvolle Fläche in Beschlag zu nehmen, und hatte generell den Vorteil, nicht von den gleichen Umweltfaktoren abhängig zu sein. Schlechtes Wetter etwa, das zu Missernten führen konnte, hatte auf die Fischbestände keinen großen Einfluss. Fisch erfüllte also eine wichtige Funktion als Puffer und Notreserve. Allerdings war die Ressource Fisch nicht unbegrenzt. Anders als bei der Landwirtschaft war die Reproduktion der Fische dem mensch­ lichen Zugriff entzogen. Ihre einzige Stellschraube war der Fischfang. Intensivierten sie diesen, so liefen sie Gefahr, die Bestände zu überfischen, woran weder die direkt von der Ressource abhängigen Fischer noch die indirekt betroffenen Konsumenten – oder für diese stellvertretend die Obrigkeit – ein Interesse haben konnten. Auch um dieses Szenario der Überfischung zu vermeiden, begannen die verschiedenen Herrschaften am Bodensee im 14. Jahrhundert mit der Aufzeichnung von Regelwerken, deren primäres Ziel es war, die Versorgung breiter Schichten 13 Joachim Radkau, Natur und Macht. Eine Weltgeschichte der Umwelt, München: Beck, 2000. 14 Der klassischen Definition von Tansley folgend, verstehe ich unter einem Ökosystem ein integriertes System, bestehend aus einer Gemeinschaft von Lebewesen, ihrer unbelebten Umwelt und der dynamischen Interaktionen der beiden. Ökosysteme sind demnach offen, dynamisch und komplex; siehe auch A. K. Salomon, ‚Ecosystems‘; in: Sven Eirik Jørgensen (Hg.), Ecosystem Ecology, Amsterdam: Elsevier, 2009, S. 16 – 26. 15 Dazu etwa Rolf Peter Sieferle u. a., Das Ende der Fläche. Zum gesellschaftlichen Stoffwechsel der Industrialisierung, Köln: Böhlau, 2006, S. 15 – 19.

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der Bevölkerung mit Fisch sicherzustellen. Sie verfolgten damit Strategien, die wir bereits in der Literatur zur Tragödie der Allmende kennengelernt haben: die Beschränkung des Zugangs zur Ressource Fisch. Die Frage, inwieweit es gelang, die Versorgung der Bevölkerung mit Fisch sicherzustellen, soll und kann nicht Gegenstand dieses Buches sein. Stattdessen soll es untersuchen, welche Methoden des Ressourcenmanagements im Zeitraum von ca. 1350 – 1900 angewandt wurden und ob sie erfolgreich waren. Letzteres vollständig zu eruieren, wird allerdings kaum möglich sein. Schließlich existieren Fangstatistiken aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit ebenso wenig wie detaillierte Beschreibungen der Geräte oder der Praktiken der Fischer, anhand derer man die Folgen für den Fischbestand präzise berechnen könnte.16 Hinzu kommt die generelle Schwierigkeit, Ökosysteme in ihrer gesamten Komplexität zu erfassen. Dies gilt besonders für deren aquatische Variante, da diese selbst unter optimalen Voraussetzungen nicht kontinuierlich beobachtbar ist. Die Unterwasserwelt ist ein für Menschen lebensfeindlicher Raum, in den wir erst seit wenigen Jahrzehnten und auch nur für kurze Zeit sowie mit großem technischen Aufwand eindringen können. Sein Zustand lässt sich nur stichprobenweise rekonstruieren, etwa durch den Fang der im Ökosystem lebenden Spezies. Dabei bleibt nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit immer eine gewisse Unschärfe bestehen. Dieses Buch wird sich also eher auf die Beschreibung der Methoden der Regulierung der Bodenseefischerei konzentrieren und auf Grund der Vielzahl von zu berücksichtigenden Variablen und Faktoren nur selten Erklärungen für die Veränderungen geben können, die sich anhand der Quellen nachvollziehen lassen. Vielleicht ist auch diese Unsicherheit in Bezug auf den Gegenstand der Untersuchung ein Grund dafür, dass die Fischerei innerhalb der Disziplin der Umweltgeschichte nur relativ geringes Interesse auf sich ziehen konnte, obwohl die bedeutende Rolle von Fisch als Nahrungsmittel für viele Kulturen zu allen Zeiten unbestritten ist. Wer sich mit der Fischerei aus umwelthistorischer Perspektive befasste, widmete sich vornehmlich der Hochseefischerei, wohl auch wegen der besseren Quellenlage und ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung.17 Für die Binnenfischerei ist vor allem die Monographie Margaret Beattie Bogues zur Fischerei auf den großen Seen 16 Die älteste detaillierte Beschreibung der am Bodensee gebräuchlichen Fangwerkzeuge stammt aus dem Jahr 1790, Protokoll Fischereikonferenz 1790, StA KN D1 Fasc. 45. Eine Transkription findet sich im Quellenteil im Anhang dieses Buches auf Seite 164. 17 Etwa Arthur F. MacEvoy, The Fisherman’s Problem: Ecology and Law in the California Fisheries 1850 – 1980, Cambridge: CUP, 1986; Bo Poulsen, Dutch Herring: An Environmental History, c.  1600 – 1860, Amsterdam: Aksant, 2008; und Micah S. Muscolino, Fishing Wars and Environ­ mental Change in Late Imperial and Modern China, Cambridge, MA: Harvard UP, 2009. Eine Perspektive in der longue durée bietet Heide Hüster Plogmann, ‚Alles kleine Fische…!? Die

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Nordamerikas zu nennen. Sie schildert darin den Niedergang der Fischbestände durch eine unbeschränkte kapitalistische und industrialisierte Fischereiwirtschaft.18 Dazu gibt es eine ganze Reihe von Arbeiten zur Fischerei in den Strömen des Nordwestens Nordamerikas.19 Die europäische Binnenfischerei wurde nur sehr spärlich behandelt, meist von Richard C. Hoffmann, dessen Forschungsschwerpunkt auf dem Mittelalter liegt und der dieses in großer thematischer Breite von der Teichwirtschaft bis zur Hochseefischerei bearbeitet.20 Zu dieser umweltgeschichtlichen Literatur kommen noch einige wirtschafts- und ernährungsgeschichtliche Arbeiten, die sich mit der Fischerei im deutschsprachigen Raum befassen.21 All diese historische Literatur bietet eine etwas disparate, aber hilfreiche allgemeine Grundlage für diese Studie zur Geschichte der Bodenseefischerei. Zum Untersuchungsgegenstand, dem Bodensee selbst, schweigt sie jedoch meist. Dies liegt jedoch nicht an einem Mangel an historischem Material. Die Archive des Bodenseeraums bieten eine reiche Quellengrundlage für die Erforschung der Geschichte der Fischerei. Rechtstexte finden sich dort ebenso, wie Korrespondenz Rolle der Fische in Wirtschaft, Ernährung und Kultur der letzten 2000 Jahre‘; in: Siedlungsarchäologie 27 (2009), S. 93 – 112. 18 Margaret Beattie Bogue, Fishing the Great Lakes: An Environmental History, 1783 – 1933, Madison, WI: Wisconsin UP, 2000. 19 Matthew D. Evenden, Fish versus Power: An Environmental History of the Fraser River, Cambridge: CUP, 2004; Joseph E. Taylor III, Making Salmon: An Environmental History of the Northwest Fisheries Crisis, Seattle, WA: Univ. of Washington Pr., 1999. Zur Salzwasserfischerei auf den Wanderfisch Lachs in der Region siehe David F. Arnold, The Fisherman’s Frontier: People and Salmon in Southeastern Alaska, Seattle, WA: Univ. of Washington Pr., 2008. 20 Hoffmann publizierte zahlreiche Aufsätze zur Umweltgeschichte der Fischerei in Mitteleuropa im Mittelalter, u. a.: Richard C. Hoffmann, ‚Economic Development and Aquatic Ecosystems in Medieval Europe‘; in: AHR 101 (1996), S. 630 – 669; ders., ,Frontier Foods for Medieval Consumers: Culture, Economy, Ecology‘; in: Environment and History 7 (2001), S. 131 – 167; ders., ‚Carps, Cods, Connections: New Fisheries in the Medieval European Economy and Environment‘; in: Mary J. Henninger-Voss (Hg.), Animals in Human Histories: The Mirror of Nature and Culture, Rochester, NY: Univ. of Rochester Pr., 2002, S. 3 – 55; ders. und Verena Winiwarter, ‚Making Land and Water Meet: The Cycling of Nutrients between Fields and Ponds in Pre-Modern Europe‘; in: Agricultural History 84 (2010), S. 352 – 380. Die Leistung Hoffmanns auf diesem Gebiet wird in einer Festschrift gewürdigt: Scott G. Bruce (Hg.), Ecologies and Economies in Medieval and Early Modern Europe: Studies in Environmental History for Richard C. Hoffmann, Leiden: Brill, 2010, in der sich auch zahlreiche Aufsätze finden, deren Thema die Umweltgeschichte der Fischerei ist. 21 Ursula Lampen, Fischerei und Fischhandel im Mittelalter. Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Untersuchungen nach urkundlichen und archäologischen Quellen des 6. bis 14. Jahrhunderts im Gebiet des Deutschen Reiches, Husum: Matthiesen, 1997; Hitzbleck, Herbert, Die Bedeutung des Fisches für die Ernährungswirtschaft Mitteleuropas in vorindustrieller Zeit unter besonderer Berücksichtigung Niedersachsens, Göttingen: Diss., 1971.

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und Wirtschaftsbücher. All diese verschiedenen Gattungen wurden für dieses Buch herangezogen. Im Zentrum dieses Buches werden die von den Obrigkeiten am Bodensee erlassenen Fischerordnungen und die zwischen ihnen vereinbarten Fischereiverträge stehen.22 Diese Rechtstexte, die verschiedene Aspekte der Fischerei regelten, haben sich als die ergiebigste Quellengattung erwiesen, da sich anhand ihrer Entwicklung auch die der Fischerei zu einem guten Teil nachvollziehen lässt. Dennoch bedürfen sie der Ergänzung wie auch Kontrastierung durch andere Quellen wie der Korres­ pondenz der Obrigkeiten sowie Memoranden und Eingaben an dieselben, durch die sich der Hintergrund der Rechtstexte erschließt. Zudem konnte ich auch auf die bereits vorhandene, jedoch etwas disparate und zum Teil alte Literatur zur Bodenseefischerei zurückgreifen. Verschiedene Aspekte wurden bereits in Monographien und Aufsätzen gewürdigt, auch wenn eine umfassende Geschichte noch auf sich warten lässt.23 Auch dieses Buch kann und will diese Lücke nicht schließen. Auch ich werde mich auf einen Aspekt der Bodenseefischerei beschränken. Obwohl dieses Buch also in vielerlei Hinsicht auf zahlreichen Vorarbeiten anderer Wissenschaftler beruht, gibt es doch einen entscheidenden Unterschied. Die bisherigen (Umwelt-)Geschichten zur Fischerei behandelten allesamt weit kürzere Zeiträume. Dieser extrem lange Untersuchungszeitraum von mehr fünf Jahrhunderten 22 Ein solcher Fischereivertrag, der zwischen Konstanz und Überlingen am 17. Juli 1536 abgeschlossen wurde, findet sich im Anhang dieses Buches auf Seite 117. 23 Unter den Monographien sind vor allem die folgenden hervorzuheben: Felix Stoffel, Die Fischereiverhältnisse des Bodensees unter besonderer Berücksichtigung der an ihm bestehenden Hoheitsrechte. Historisch-dogmatische Studie, Bern: Stämpfli, 1906; Richard Kunz, Fischereirechte im Untersee und Seerhein. Ein rechtshistorische Untersuchung über die Entstehung, Ausbildung und Weiterentwicklung von Fischereirechten, Fribourg: Diss., 1994; Anton Strigel, Die Fischereipolitik der Bodenseeorte in älterer Zeit mit besonderer Rücksicht auf Überlingen, Freiburg i. Br.: Diss., 1910. Neben zahlreichen älteren lokalgeschichtlichen Aufsätzen zur Fischerei wurde in neuerer Zeit veröffentlicht: Hans-Ulrich Wepfer, ‚Aus der Geschichte der Bodenseefischerei‘; in: Thurgauer Jahrbuch 50 (1975), S. 12 – 27; ders., ‚Aus der Geschichte der Bodenseefischerei‘; in: SVGB 99/100 (1981/82), S. 145 – 164; ders., ‚Die Fischerei im Bodensee (Obersee und Untersee)‘; in: Eugen Nyffenegger und Martin H. Graf, Thurgauer Namenbuch, Band 2: Die Flurnamen des Kantons Thurgau. Etymologisches Flurnamenlexikon, Verzeichnis und Dokumentation der Flurnamen des Kantons Thurgau. 1. Teilband: Einführung und Sachlexikon zu Namengebenden Motiven, Frauenfeld: Huber, 2007, S. 297 – 304; Gerda Leipold-Schneider, ‚Die Lindauer Schiffer- und Fischerzunft von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert‘; in: Bernd Marquardt und Alois Niederstätter (Hg.), Das Recht im kulturgeschichtlichen Wandel. Festschrift für Karl Heinz Burmeister zur Emeritierung, Konstanz: UVK, 2002, S. 59 – 85; Herbert Löffler, ‚„Das Fischgewerk ist so alt wie der See“. Zur Geschichte der Fischerei am Bodensee‘; in: Leben am See 22 (2005), S. 239 – 251.

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ergibt sich jedoch aus dem spezifischen Erkenntnisinteresse einer Umweltgeschichte. Sie untersucht das reziproke Verhältnis von Menschen zu ihrer belebten und unbelebten Umwelt,24 dessen Veränderungen sich oftmals nur sehr langsam vollziehen. Erst nach Generationen und Jahrhunderten – also in der longue durée 25 – manifestieren sich diese in Dokumenten und lassen sich vom Historiker sinnvoll deuten. Im Fall der Bodenseefischerei wird diese Umwelt als ein Ökosystem gedacht, dessen Teil auch die Menschen sind. Dessen Zusammenwirken scheint auf den ersten Blick relativ einseitig und eindeutig: Die Fischer fangen Fisch, und wenn sie zu viel fangen, ist der Bestand in Gefahr. Doch ganz so simpel ist es dann doch nicht. So ist jede Beschreibung eines Ökosystems, ob historisch oder nicht, eine Konstruktion. Denn die Verhältnisse im See konstituieren sich durch eine Myriade von physikalischen, chemischen und biologischen Faktoren, deren unzählige Interaktionen in ihrer Bedeutung kaum präzise bewertet werden können. So sind Ökosysteme von einer ungeheuren Komplexität und lassen sich nie in ihrer Gesamtheit darstellen. Auch deshalb gibt es eine ganze Reihe von möglichen und gleichwertigen Perspektiven auf ein Ökosystem. Das Ökosystem Bodensee lässt sich etwa auch als ein überaus komplexer Stoffkreislauf denken: Die Fischer entziehen dem See Biomasse, welche die Anwohner des Sees als Nahrung nutzen. Im Austausch führen sie dem See ihre Ausscheidungen zu, deren Nährstoffe die Organismen des Sees nutzen. Diese bilden die Lebensgrundlage der Fische, die am Ende der Nahrungskette stehen. Doch ganz gleich, welchen Blickwinkel auf den Bodensee als Ökosystem man wählt, es bleibt die Feststellung, dass es nicht unveränderlich war, sondern einem steten Wandel unterlag. Änderungen von Faktoren wie dem Klima, auf das die Menschheit bis vor wenigen Jahrzehnten keinen Einfluss nehmen konnte, hatten ebenso Konsequenzen wie zutiefst menschliche Erfindungen wie neue Technologien oder die Einsetzung fremder Arten in den See. Die Bewohner des Umlands des Sees, und insbesondere die Fischer, griffen auch auf andere Weise als durch den Fischfang in das Ökosystem See ein. Das hatte jedoch bis ins 19. Jahrhundert hinein nur lokale Folgen. Bis zu dieser Zeit hatten die Anwohner nicht die Möglichkeit, durch Manipulation des Ökosystems die Vermehrung bestimmter ihnen nützlicher Spezies zu bevorzugen. Sie konnten 24 Es gibt verschiedene Ansätze und Definitionen, was die Umweltgeschichte und ihrem Untersuchungsgegenstand, die Umwelt, ausmacht. Bemerkenswert sind: Verena Winiwarter und Martin Knoll, Umweltgeschichte. Eine Einführung, Köln: Böhlau, 2007; J. Donald Hughes, An Environmental History of the World: Humankind’s Changing Role in the Community of Life, London: Routledge, 2001. 25 Geprägt wurde der Begriff wie auch die Methode der longue durée von Fernand Braudel in seinem monumentalen Werk Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II., 3 Bde., Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1994.

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Fisch nicht in der gleichen Art und Weise produzieren, wie sie es mit Getreide, Fleisch oder Holz taten. Der See entzog sich somit ein Stück weit ihrem Handlungsbereich. Die Wende zum 20. Jahrhundert markierte das Ende dieser Art der Nahrungsgewinnung. Seit den 1880er Jahren sorgen Fischbrutanstalten für einen künstlichen Besatz des Bodensees mit Felchen und Aalen. Zudem wurden fremde Fischarten wie die Regenbogenforelle ausgesetzt, um die Erträge der Fischer zu steigern. Diese massiven Eingriffe ins Ökosystem Bodensee wurden begleitet vom Aufkommen der ersten Motorboote, welche die Limitierung der Fangmenge durch die begrenzte Körperkraft der Fischer aufhoben, und von der Einführung wesentlich wirkungsvollerer, maschinell gefertigter Baumwollnetze. Der See war für die Fischer zugänglicher geworden. Eine neue Epoche der Bodenseefischerei hatte begonnen. Im Gegensatz zu dieser ökologisch begründeten Zäsur ist der Beginn des Untersuchungszeitraums um 1350 rein praktischen Erwägungen geschuldet. Vor dieser Zeit ist die Quellenlage zur Bodenseefischerei nicht ausreichend. Dass sich schriftliche Dokumente zur Bodenseefischerei ab diesem Zeitpunkt vermehrt finden lassen, ist jedoch kein Zufall. Mit der Entstehung der Zünfte in den Städten des Bodenseeraums nahm auch der Regelungsbedarf zu, zur Freude des Historikers heute. Der lange Zeitraum dieser Untersuchung hat aber noch einen anderen Grund. Der Bodensee als Ökosystem weist eine gewisse dynamische Stabilität auf, unterliegt aber zugleich einer Unzahl von Veränderungen. Innerhalb all dieser Faktoren ist es schwierig, die menschlichen Einflüsse und ihren Effekt zu identifizieren und zu quantifizieren. Meist zeigen sich die Folgen erst über einen längeren Zeitraum, so dass nur eine Beobachtung in der Perspektive der longue durée Rückschlüsse zulässt. Dies gilt umso mehr für das Mittelalter und die frühe Neuzeit, da das Potential, die Umwelt zu verändern, in der vorindustriellen Welt weit geringer ausgeprägt war. Drastische Veränderungen in einem kurzen Zeitraum sind in dieser Epoche kaum zu erwarten. Somit muss eine Umweltgeschichte der Bodenseefischerei nach Anzeichen subtiler, kaum merklicher Veränderungen Ausschau halten, die auch den Zeitgenossen kaum auffallen konnten. So ermöglicht in diesem Fall also erst die Betrachtung eines langen Zeitraums umwelthistorische Erkenntnis. Wenn also ein großer Zeitraum notwendig ist, so gilt dies auch für den geographischen Raum. Behandelt werden soll nämlich der gesamte Bodensee, also Oberwie auch Untersee. Auch dies hat ökologische Gründe. Zwar ist jede Abgrenzung eines Ökosystems willkürlich, da keines autark ist und immer in Kontakt und Abhängigkeit von anderen existiert. Die Wahl des gesamten Bodensees als Untersuchungsgegenstand lässt sich jedoch wohl ausreichend durch die Konzentration auf die in ihm lebenden Fische begründen, da deren Wanderungen im See selbst keine natürlichen Barrieren gesetzt sind. So laichen Gangfische aus dem Obersee im Untersee und umgekehrt. Hier eine Einschränkung vorzunehmen, hieße die Ergebnisse dieser Studie zu verfälschen.

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Allerdings musste ich aus praktischen Gründen gerade für den Obersee Schwerpunkte setzen. Während der Untersee, als kleinerer Teil des Sees, für den größten Teil des Untersuchungszeitraums unter der niederen Gerichtsbarkeit nur einer Obrigkeit stand – zunächst der Reichsabtei Reichenau, dann des Bistums Konstanz –, war die politische Situation vor 1806 am Obersee äußerst heterogen, was sich auch in der Verteilung der Quellen auf die heutige Archivlandschaft auswirkte. Aus pragmatischen Erwägungen beschränkte ich mich auf die in den Stadtarchiven Konstanz, Lindau und Überlingen sowie im Badischen Generallandesarchiv Karlsruhe vorhandenen Materialien; die schweizerischen und österreichischen Archive blieben außen vor. Auch wenn der ganze Bodensee Untersuchungsgegenstand ist, ergibt sich dadurch eine Schwerpunktsetzung auf die Stadt Konstanz. Diese erscheint durch die Rolle der Stadt als Vorort in Fischereifragen für den westlichen Bodensee und durch das daraus resultierende reichhaltige Quellenmaterial gerechtfertigt. Konstanz war ein Knotenpunkt für die Korrespondenz zwischen den verschiedenen Obrigkeiten im westlichen Bodenseeraum, wenn es um die Fischerei ging. Gerade die Herrschaften, die heute in der Schweiz und in Österreich liegen, spielten eine eher passive Rolle, wenn es um die Regelung der Bodenseefischerei ging: Die Vorarlberger Fischer unterstanden als Mitglieder der Lindauer Fischerzunft den dortigen Regelungen. St. Gallen wiederum erließ seine letzte Fischerordnung bereits im Jahr 1544.26 So spiegelt der auf dem Untersee und der Stadt Konstanz liegende Schwerpunkt nicht nur den Zugang zu den Archiven wider, sondern ist auch inhaltlich gerechtfertigt. Dieses Buch nähert sich vom Allgemeinen her der Kernfrage nach der Nachhaltigkeit der Bodenseefischerei. Zunächst sollen die geographischen und ökologischen Voraussetzungen der Bodenseefischerei beschrieben werden, also der Bodensee und die in ihm lebenden Fischarten, ihre Lebensräume und -gewohnheiten. In einem zweiten Schritt wird das politische, soziale, ökonomische und kulturelle Umfeld der Fischerei am Bodensee erläutert, das die Lebensbedingungen der Fischer bestimmte, auf das sie jedoch kaum nennenswert Einfluss nehmen konnten. Das darauf folgende Kapitel behandelt die Organisation der Fischerei, ihre rechtliche Grundlage, ihre Verortung im politischen und ökonomischen System der Zeit und den Fischkonsum am Bodensee. Danach geht es um die Fischerei als Handwerk, um die Geräte und Fangmethoden der Fische, um schließlich anhand der sich in den Fischerordnungen manifestierenden Veränderungen der Methoden und Geräte das Ressourcenmanagement zu untersuchen. Auf dieser Basis soll versucht werden, Aussagen darüber zu treffen, wie erfolgreich das Ressourcenmanagement und ob eine nachhaltige Nutzung der Ressource gewährleistet war.

26 Diese befindet sich auch im Stadtarchiv Konstanz: StA KN DI Fasc. 44.

2 DAS LEBEN IM SEE: DER BODENSEE UND SEINE FISCHE „Beschribung des ober und grosser Bodensees und der darinn wachsenden Fischen Der Bodensee so in den historien Lacus Acronius genent weri ist by 6 mil wegs lang und by Buchorn 2 mil wegs brait laufft mitten dardurch der Rin. Hegenanter Se hebe an ab Lindauw, Bregenz get herab gegen der kayserlich Majestät und des und Richs boden neben Lindaw, Wasserburg, Langenargen, Buchorn, Merspurg, Uberlingen und hemmit gen Bodman im Hegew hernunt an der Mainaw. An der schwizer Sithen von dannen kumpe der Rin in den See. Volgend Roschach, ­Stainach, Arban und Bisch gen Costanz. Von Costanz widerumb an der Mainaw, Stad gen Bodman. Dißer Se ist zwischen Buchorn und Arban by 200 Clafter an etlich ortten unnder oder mer tieff, von Kilchberg [!] gegen den Turgow ach 100 Kl[after], zwischen Stad und Merspurg och by 160 Klafter.“27

Diese Beschreibung des Obersees, der im Original eine Auflistung der im Bodensee heimischen Fischarten folgt, stammt aus dem Jahr 1563 und wurde für Kaiser Ferdinand I. erstellt. Dieser hatte Konstanz besucht und war anscheinend am ökonomischen Potential des Sees und seiner Fischerei interessiert. Wie dem Kaiser, so vermittelt die Beschreibung auch uns einen groben, aber durchaus korrekten Eindruck einiger der wichtigsten Eigenschaften des Sees. Dennoch ist es wohl unerlässlich, die geographischen und ökologischen Voraussetzungen der Bodenseefischerei etwas detaillierter zu untersuchen. Es stellt sich dabei die grundsätzliche Frage, inwieweit die Ergebnisse der limnologischen Forschung auf die Verhältnisse des Mittelalters und der frühen Neuzeit anwendbar sind. Eine exakte Übertragung ist sicherlich unmöglich. Dennoch hat sich der Charakter des Ökosystems Bodensee, wie man aus Ergebnissen der paläolimnologischen Forschung und archäologischer Ausgrabungen schließen kann, nicht grundlegend verändert, so dass die heutige Naturwissenschaft durchaus wichtige Anhaltspunkte geben kann. In meiner Darstellung will ich mich auf das für das Verständnis der Fischerei Unerlässliche beschränken und auch nur die wichtigsten Fischarten in ihrer Lebensweise kurz vorstellen. Der Bodensee, das drittgrößte Binnengewässer Mitteleuropas, ist ein Resultat der letzten Eiszeit und damit etwa 10.000 – 12.000 Jahre alt. Geomorphologisch ist er relativ stark gegliedert. Grob kann man zwischen dem 473 km² großen Obersee und dem kleineren, 63 km² großen Untersee unterscheiden, die durch den Seerhein miteinander verbunden sind.28 Der Obersee im weiteren Sinne kann wiederum

27 Beschreibung des Bodensees, StA KN, AII Band 40, fol. 39f. 28 Fläche bei Mittelwasser, nach: Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (Hg.), Der Bodensee. Zustand – Fakten Perspektiven, Bregenz: Eigenverlag, 22004, S. 9.

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in den Obersee im engeren Sinne und den Überlinger See unterteilt werden, der als langgestreckte Bucht den westlichsten Teil des Obersees bildet. Der Untersee wird in den Gnadensee, dessen Grenze durch die Halbinsel Mettnau und die Insel Reichenau markiert wird, den Zellersee zwischen der Mettnau, der Reichenau und der Halbinsel Höri sowie den Untersee im engeren Sinne eingeteilt. Den Bodensee durchfließt der Rhein, der den Hauptzufluss und den einzigen Abfluss bildet. Durch den starken Zufluss von Schmelzwasser aus den Alpen im Frühjahr schwankt der Pegelstand des Sees zwischen dem Minimum im Februar und dem Maximum im Juli um durchschnittlich 154 cm.29 Der Durchfluss des Rheins sorgt zudem für einen stetigen Wasseraustausch, der jedoch durch die Gliederung des Sees in den verschiedenen Teilen unterschiedlich stark ausfällt. Der für den Stoffhaushalt des Sees entscheidende Austausch der wärmeren Wasserschichten an der Oberfläche, des Epilimnions, vollzieht sich im Obersee alle drei Monate.30 Der Obersee liegt 395 m über Meereshöhe, der Untersee 0,3 m tiefer, so dass im Seerhein eine leichte Strömung herrscht.31 Die mit 252 m tiefste Stelle des Sees befindet sich zwischen Friedrichshafen und Utwil. Der Untersee ist mit 46 m Tiefe wesentlich seichter.32 Diese Eigenheiten der beiden Seeteile haben Auswirkungen auf ihren jeweiligen Wärmehaushalt. In der Tiefe des Obersees übersteigt die Wassertemperatur im Jahresverlauf kaum 4 °C, während sie an der Ober­ fläche zwischen durchschnittlich 3 °C im Februar und 19,5 °C im Juli schwankt. Im Untersee fallen die Schwankungen durch die geringere Tiefe und Wassermenge extremer aus.33 Diese Temperaturunterschiede zwischen Oberflächenwasser und Tiefenwasser führen im Sommer zu einer Stagnation des Wasseraustauschs zwischen Epi- und Hypolimnion, während es im Winter bei Homothermie zu einer Vollzirkulation kommt.34 Die geographischen Gegebenheiten wirken sich auch auf die chemische Zusammensetzung des Bodenseewassers aus. So begünstigt die niedrige Wassertemperatur eine hohe Sättigung mit Sauerstoff, während die klaren Zuflüsse aus den Alpen nur wenige Nährstoffe in den See bringen.35 Der Minimumstoff für die Entwicklung von pflanzlichem Leben im Bodensee ist Phosphor. Da dieses Element im See in 29 Friedrich Kiefer, Naturkunde des Bodensees, Thorbecke: Sigmaringen, ²1972, S. 57f. 30 Jürgen Schwoerbel, Einführung in die Limnologie, Stuttgart: Gustav Fischer, 81999, S. 15. 31 Kiefer, Naturkunde, S. 60. 32 Ebenda, S. 44. 33 Ebenda, S.  64 – 68. 34 Ebenda, S. 151. 35 Hinzu kommt, dass das Wasser des Alpenrheins meist deutlich kälter ist als das des Sees, so dass die im Wasser enthaltenen Schwebstoffe kurz nach dem Zufluss in den Bodensee in das kältere Hypolimnion hinabsinken.

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geringer Konzentration vorhanden ist, kann nur ein relativ kleiner Anteil der Sonnenenergie in Biomasse umgewandelt werden. Das Wasser des Bodensees bildet den Lebensraum für eine Vielzahl verschiedener Organismen, die wiederum verschiedene Lebensgemeinschaften bilden. Für deren jeweiligen Charakter sind vor allem zwei Faktoren entscheidend: der Lebensraum und die Strahlungsintensität. In Seen findet man generell zwei Lebensräume, die Freiwasserzone, das Pelagial, und die Bodenzone, das Benthal. Während die im Pelagial lebenden Organismen keine Beziehung zum Boden haben, halten sich die Bewohner des Benthals bevorzugt auf dem Boden oder an dort wachsenden Pflanzen auf, wobei es auch verschiedene Übergangs- und Mischformen gibt. Das Benthal und das Pelagial sind wiederum nach dem Grad der Strahlungsintensität jeweils in zwei horizontale Zonen gegliedert, im Fall des Benthals die Uferzone, das Litoral, und die Tiefenzone, das Profundal, im Fall des Pelagials die eupho­tische und die aphotische Zone. Die Grenze bildet die Kompensationsebene, unter der für von Photosynthese lebende Organismen keine positive Photosynthese­bilanz über 24 Stunden mehr möglich ist.36 Nur oberhalb der Kompensationsebene findet die Primärproduktion statt. Sonnenlicht wird dabei in Biomasse umgewandelt, weshalb man diese Schicht auch Nährschicht oder trophogene Schicht nennt. Herabsinkende tote Biomasse bildet hingegen die Lebensgrundlage der unterhalb der Kompensationsebene lebenden Mikroorganismen und Tiere. Diese Zone wird deshalb auch Zehrschicht oder tropholytische Schicht genannt. Fischer unterscheiden seit jeher zwischen dem ufernahen Flachwasser, der Weiße, dem steilen Abfall des Seebodens, der Halde, und der Tiefe, die den gesamten Bereich 45 m unterhalb der Oberfläche umfasst. Das Wasser oberhalb der Tiefe wird Schweb genannt und ist ebenso wie das Flachwasser über der Weiße und Halde ein wichtiger Lebensraum für viele Bodenseefische.37 Diese Einteilung entspricht also grob jener zwischen Pelagial und Benthal. Nur der Übergangsbereich hat einen eigenen Namen. Die Größe der Weiße und der Halde hängt in erster Linie davon ab, wie steil der Untergrund abfällt. Im Obersee sind ausgedehnte Flachwasserzonen selten. Man findet sie am ehesten im Mündungsbereich der Zuflüsse, im Konstanzer Trichter, dem Ausfluss des Rheins, und am östlichen Ende des Obersees. Im Untersee hingegen macht der tiefe See nur einen relativ kleinen Teil der Gesamtfläche aus. Für den Stoffkreislauf in einem Gewässer spielt das Verhältnis von Nährschicht und Zehrschicht am Gesamtvolumen eine entscheidende Rolle. Dies kann man an Unterschieden zwischen Obersee und Untersee gut beobachten. Durch konstant

36 Schwoerbel, Limnologie, S. 79f. 37 Bernhard Möking, Die Sprache des Reichenauer Fischers, Überlingen: Feyel, 1934, S. 57f. Adolf Hermann Ribi, Die Fischbenennungen des Unterseegebiets, Rüschlikon: Baublatt, 1942, S. 47.

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niedrige Wassertemperaturen in der großen Tiefe des Obersees spielen sich die mikrobiellen Zersetzungsprozesse der organischen Materie in der Zehrschicht sehr langsam ab. Dadurch wird nur wenig Sauerstoff verbraucht, so dass er auch während der Sommerstagnation in ausreichendem Maß vorhanden ist und die Prozesse weiter ablaufen können. Im Winter wird durch die Vollzirkulation neues sauerstoffreiches Wasser in die tieferen Schichten gebracht, während ein Teil der zersetzten Nährstoffe aus der Tiefe an die Oberfläche kommt. Dort können sie zum Aufbau von Biomasse genutzt werden. Seen, die diese Kombination aus Sauerstoffreichtum und Nährstoffarmut aufweisen, nennt man oligotroph.38 Der flachere Untersee erwärmt sich im Sommer dagegen stärker. In der Folge und durch eine höhere Phosphorkonzentration wächst der Sauerstoffbedarf durch höhere mikrobielle Aktivität, bis der vorhandene Sauerstoff aufgebraucht ist und die aerobe Zersetzung eingestellt wird. Die meisten Lebewesen im See leiden unter dem Sauerstoffmangel, während anaerob arbeitende Mikroorganismen die Zersetzungstätigkeit übernehmen und dabei unter anderem Schwefelwasserstoff, Methan und Ammoniak als Endprodukte hinterlassen. Im Winter wird das Wasser intensiver durchmischt als im Obersee, so dass Sauerstoff in die Tiefe, aber auch große Mengen des in der Tiefe abgelagerten Phosphors nach oben gelangen. Solche nährstoffreichen sowie im Sommer und Herbst sauerstoffarmen Seen nennt man eutroph.39 Da Wasserpflanzen und Phytoplankton nur in der trophogenen Schicht gedeihen und im Benthal mehr Nährstoffe vorhanden sind als im Pelagial, machen die dort lebenden Organismen den größten Anteil an der Biomasse des Sees aus. Entsprechend ist auch der seichtere Untersee fischreicher als der Obersee. Dennoch sind nicht die im ufernahen Bereich lebenden Fischarten für den Bodensee charakteristisch, sondern die der Freiwasserzone. Der Obersee gehört zur Gruppe der Salmonidenseen. Hier dominieren die Familien der Salmonidae, Thymallidae und Coregonidae die Nahrungskette.40 Zu den Salmonidae im Bodensee gehören die Seeforelle (Salmo trutta f. lacustris) und der Seesaibling (Salvelinus alpinus). Die Seeforelle wird größer als die Bachforelle, von der sie sich sonst nur durch den Lebensraum unterscheidet. Ihr Laichgebiet sind die klaren Zuflüsse des Bodensees, die sie im Herbst hinaufsteigt. Aus dem dort an kiesigen Gewässersohlen abgelegten Laich schlüpfen die Jungfische. Sie halten sich noch einige Zeit in Fließgewässern auf, bis sie in den nahrungsreicheren Bodensee wandern, wo sie schnell zu einer stattlichen Größe heranwachsen. Die Jungfische bleiben bis zur Geschlechtsreife mehrere Jahre im See, bevor sie das erste Mal in die

38 Kiefer, Naturkunde, S.  149 – 152. 39 Ebenda, S. 153f. 40 Schwoerbel, Limnologie, S. 93f.

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Laichgewässer aufsteigen.41 Das Laichverhalten prägt auch die Wanderungen der Forelle im See. Im Winter ist sie im gesamten Ober- und Überlinger See zu finden, während sie sich im Frühjahr und Sommer bevorzugt im zentralen und östlichen Seeteil aufhält. Vor Beginn des Laichs im Spätsommer und Herbst sammeln sich die Seeforellen vor dem Mündungsbereich der Aufstiegsgewässer. Der Seesaibling, von den Fischern wegen seines roten Fleisches auch „Röteli“ genannt, ist seltener als die Seeforelle. Er ist vor allem im westlichen Obersee und im Überlinger See zu finden.42 Die für die Bodenseefischerei traditionell wichtigste Fischart ist der Felchen (Coregonus lavaretus), der heute im Bodensee nur noch in drei Formen auftritt – eine vierte Form, der Kilch, gilt seit den 1970er Jahren als ausgestorben. Ihre systematische Gliederung ist jedoch umstritten.43 Die Formen unterscheiden sich nur leicht in ihrer Physiologie, dagegen aber beträchtlich im Laichverhalten. Am wichtigsten ist der Blaufelchen, der ausschließlich im Obersee vorkommt. Er hält sich vornehmlich in Schwärmen im aphotischen Pelagial auf. Nur zum Laich, der Ende November zwei bis drei Wochen dauert, nähert er sich der Oberfläche.44 Dabei werden Rogen und Milch im Pelagial des Bodensees abgegeben. Die Eier sinken bis auf den Grund in über 200 m Tiefe, wo sie sich bis Ende Februar oder Anfang März bei Temperaturen um 4 °C entwickeln, bevor die Larven in das euphotische Pelagial aufsteigen, wo sie sich von Zooplankton ernähren und auch die Metamorphose zum Jungfisch durchlaufen.45 Der Gangfisch ist von der Verbreitung her die zweitwichtigste Form des F ­ elchen im Bodensee. Er bleibt kleiner als der Blaufelchen und unterscheidet sich von ihm sowohl im Aussehen und in der Entwicklung 46 als auch im Lebensraum und Laichverhalten. Denn zum einen kommt er im Ober- und Untersee vor, im Letzteren 41 Christian Ruhlé und Theo Kindle, ‚Wissenswertes über die Seeforelle. Artenschutzprobleme im Bodensee und in seinem Einzugsgebiet‘; in: Benno Wagner u. a. (Hg.), Bodenseefischerei. Geschichte – Biologie und Ökologie – Bewirtschaftung. Zum 100jährigen Jubiläum der Internationalen Bevollmächtigten-Konferenz für die Bodenseefischerei, Sigmaringen: Thorbecke, 1993, S.  92 – 101, hier S.  93 – 95. 42 Rainer Berg, ‚Über die Fische im Bodensee‘; in: Wagner u. a. (Hg.), Bodenseefischerei, S.  58 – 72, hier S. 62. 43 Ebenda, S. 60f. 44 Carl B. Klunzinger, Bodenseefische, deren Pflege und Fang, Stuttgart: Enke, 1892, S. 10f. 45 Manfred Klein, ‚Wissenswertes über die Felchen‘; in: Wagner u. a. (Hg.), Bodenseefischerei, S. 73 – 77, hier S. 75. 46 Die beiden Formen unterscheiden sich vor allem in Eigröße, der Größe des Dottersackfischchens und der Pigmentierung nach dem Schlüpfen. Auch beansprucht die Entwicklung der Gangfischeier einige Tage mehr Zeit als die des Blaufelchen; Wilhelm Schweizer, Der Gangfisch im Bodensee (Obersee und Untersee), sein Fang und seine Pflege, Frauenfeld: Huber, 1926, S.  6 – 8.

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aber wesentlich seltener, und hält sich generell häufiger in der Nähe der Wasseroberfläche auf. Zum anderen laicht er in Ufernähe, bevorzugt im Seerhein und im Konstanzer Trichter.47 Die dritte und seltenste noch existierende Form des Felchens im Bodensee ist der Sandfelchen, früher auch „Adelfelchen“ genannt. Auch er ist im Ober- und Untersee beheimatet, tritt aber nur vereinzelt auf. Er ist etwas größer als die beiden anderen Felchenarten. Seine Laichzeit beginnt vor der des Blaufelchens, das Laichgeschäft findet über sandigem Grund in Ufernähe statt, von dem er auch seinen Namen erhielt.48 Der Kilch (Coregonus acronius), die vierte und letzte Form des Felchens, gilt als ausgestorben.49 Er bewohnte die Tiefen des Bodensees zwischen 20 und 200 m unter der Wasseroberfläche, wo er sich von kleinen Mollusken, Würmern und Krustazeen ernährte, und näherte sich auch zum Laich nicht der Oberfläche. Neben einem kleinen Vorkommen im Untersee bei Steckborn war der Obersee sein Hauptverbreitungsgebiet.50 Die Quappe (Lota lota), am Bodensee „Trüsche“ genannt, teilte mit dem Kilch den Lebensraum in der Tiefe. Sie ist der einzige dorschartige Süßwasserfisch, bevorzugt den festen Grund kalter Gewässer als Lebensraum und ist in beiden Teilen des Bodensees zu finden. Sie verlässt die Tiefe kaum, auch nicht zum Laichen, und ernährt sich zum Teil vom Laich anderer Fischarten, etwa der Felchen, was ihr von Seiten der Fischer die Einschätzung als Schädling einbrachte.51 Der Brachsen (Abramis brama), ein karpfenartiger Fisch, ist nicht auf nur einen Lebensraum festgelegt und findet seine Nahrung sowohl im Litoral als auch im Freiwasser. Brachsen leben in Schwärmen, während des Laichs von Mai bis Juli und selten auch zu anderen Zeitpunkten finden sie sich jedoch zu großen Aggregationen von mehreren tausend Fischen zusammen.52 Während die Salmoniden und Coregoniden das Pelagial bevorzugen, findet sich der größere Teil der am Bodensee heimischen Spezies in der Uferzone. Von diesen stellt die Familie der Cypriniden die größte Gruppe. Ihr Namensgeber ist der Karpfen (Cyprinus Carpio), der nicht zu den ursprünglich im Bodensee heimischen Arten zählt, sondern erst im Mittelalter eingesetzt wurde.53 Der Karpfen bevorzugt 47 Schweizer, Gangfisch, S. 25; Klunzinger, Bodenseefische, S. 13f. 48 Klunzinger, Bodenseefische, S. 16. 49 Berg, ‚Fische‘, S. 61. 50 Klunzinger, Bodenseefische, S. 18. 51 Berg, ‚Fische‘, S. 63f.; Klunzinger, Bodenseefische, S.  23 – 25. 52 Berg, ‚Fische‘, S. 64; Klunzinger, Bodenseefische, S. 34f. 53 Richard C. Hoffmann, ‚Der Karpfen (Cyprinus carpio L.). Der lange Weg eines „Fremdlings“ in die Schweiz‘; in: Heide Hüster Plogmann (Hg.), Fisch und Fischer aus zwei Jahrtausenden.

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warme, langsam fließende oder stehende Gewässer, so dass sein Lebensraum im Bodensee limitiert ist. Er hält sich bevorzugt im Bewuchs flacher Uferpartien auf.54 Die weniger häufige Schleie (Tinca tinca) teilt sich ihren Lebensraum mit dem ­Karpfen ebenso wie die Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) und das Rotauge (Rutilus rutilus), im Volksmund „Rotel“ respektive „Fürn“. Die Unterscheidung der beiden letztgenannten Spezies erweist sich nicht nur in Texten auf Grund des gleichen Lebensraums und des ähnlichen Aussehens als äußerst schwierig. Hinzu kommt ein möglicher Namenstausch zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert.55 Diese Cypriniden und andere in der Uferzone lebende Arten wurden wegen der Farbe ihres Fleisches unter dem geringschätzigen Sammelbegriff Weißfische zusammengefasst. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe anderer von den Konsumenten der Gegenwart wie der Vergangenheit geschätzter Fischarten, die ebenfalls das L ­ itoral bewohnen. Hier ist zunächst der Hecht (Esox lucius) zu nennen. Dieser Raubfisch bevorzugt dicht bewachsene Uferbereiche als Lebensraum, in denen er auf seine Beute lauert. Er ist im Obersee auf einige wenige Gegenden beschränkt, sein Hauptvorkommen ist im Untersee zu finden.56 Der Barsch (Perca fluviatilis), im Volksmund nach seinen stacheligen Rückenflossen „Kretzer“ oder „Egli“ genannt, lebt im Sommer in Schwärmen an der Halde oder im Flachwasser, wo er sich von Fischen und Plankton ernährt, im Winter aber in der Tiefe.57 Er ist sowohl im Ober- als auch im Untersee heimisch. Der Beginn des Laichgeschäfts im Frühjahr hängt stark von der Wassertemperatur – und damit der Witterung – ab und findet im Uferbereich statt. Das Wachstum der Jungfische wird wesentlich von der Sommertemperatur bestimmt. Der Barschbestand ist starken natürlichen Schwankungen ausgesetzt. Die Anzahl der in einem bestimmten Jahr gelaichten Barsche, die letztendlich erwachsen werden, kann im Optimalfall fünfzig mal höher liegen, als in einen schlechten Jahr.58 Der Aal (Anguilla anguilla) ist ein Exot unter den Bodenseefischen, da er als Einziger sowohl im Süß- als auch im Salzwasser lebt. Er laicht in der Sargassosee im Atlantik. Von dort aus machen sich die Jungfische auf den Weg nach Europa, wo sie die Flusssysteme des Kontinents aufsteigen, um dort heranzuwachsen und letztendlich zum Laichen in den Ozean zurückzukehren. Diese Lebensweise macht Eine fischereiwirtschaftliche Zeitreise durch die Nordwestschweiz, Augst: Römermuseum Augst, 2006, S.  161 – 167. 54 Berg, ‚Fische‘, S. 66; Klunzinger, Bodenseefische, S. 28f. 55 Ribi, Fischbenennungen, S. 130f. 56 Berg, ‚Fische‘, S. 63. 57 Ebenda, S. 62. 58 Augustin Krämer, ‚Wissenswertes über den Barsch‘; in: Wagner u. a. (Hg.), Bodenseefischerei, Sigmaringen: Thorbecke, 1993, S. 78 – 81.

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den Aal unter den Bodenseefischen auch deshalb bemerkenswert, weil seine Jungfische als einzige in der Lage waren, den Rheinfall bei Schaffhausen zu überwinden. Dies gelang ihnen, indem sie das Hindernis umgingen und sich über Land auf feuchtem Moos und Blattwerk nach oben schlängelten, eine Methode, die andere Wanderfische, wie der Lachs, nicht nachahmen können, so dass für sie der Rheinfall ein unüberwindliches Hindernis und der Bodensee ein unerreichbares Ziel war und bleibt. Heutzutage kommen zum Rheinfall noch zahlreiche Wasserkraftwerke und Staustufen, die die Wanderungen des Aals im Rhein behindern, so dass es sehr fraglich ist, ob ein junger Aal überhaupt noch Schaffhausen erreichen kann. Die heutige Population an Aalen im Bodensee wird durch künstlichen Besatz zum Nutzen der Angler und Fischer aufrechterhalten. Als Lebensraum bevorzugt der Aal flaches und ufernahes Wasser und ist folglich meist im Untersee zu finden. Dort ernährt er sich als Jungfisch zunächst von bodenlebenden Kleintieren, später auch von Kleinfischen.59 Daneben gibt es im Bodensee aber auch einige wenige Fischarten, die Fließgewässer als Lebensgrundlage benötigen. Sie kommen deshalb hauptsächlich im Mündungsbereich der Zuflüsse, im Konstanzer Trichter, im Seerhein oder im Ausfluss des Rheins aus dem Untersee vor. Die Äsche (Thymallus thymallus) ist die einzige Thymallidenart im Bodensee. Dieser forellenartige Fisch ist auf Grund seines Habitats am Bodensee selten. Im Obersee kommt er vor allem im Mündungsbereich der Zuflüsse vor. Im Untersee ist er häufiger, vor allem im Ausfluss des Rheins. Die Äsche laicht im Frühjahr auf kiesigem Grund in der Nähe des Ufers und bevorzugt dafür den Seerhein.60 Ausschließlich an Fließwasserlebensräume gebunden, auf deren Grund sie nach ihrer Nahrung sucht, ist auch die Barbe (Barbus barbus). Sie ist vor allem im Mündungsbereich der Zuflüsse, im Konstanzer Trichter und Seerhein heimisch.61 Der Döbel (Leuciscus cephalus), am Bodensee unter dem Namen „Alet“ bekannt, ist der einzige Raubfisch unter den Karpfenartigen des Bodensees, er frisst aber auch pflanzliche Nahrung. Als ein Bewohner von Fließgewässern ist er im Konstanzer Trichter und im Seerhein besonders häufig.62 Diese Fischarten bilden zusammen mit zahllosen anderen Spezies ein System, das sich im Idealfall in einem Zustand des dynamischen Gleichgewichts befindet, das aber dennoch ständigen Veränderungen unterworfen ist, die sich meist der menschlichen Beobachtung entziehen. Nur die für die Menschen dramatischsten 59 Berg, ‚Fische‘, S. 63; ders., ‚Wissenswertes über den Aal‘; in: Wagner u. a. (Hg.), Bodensee­ fischerei, S. 82 – 86; Klunzinger, Bodenseefische, S.  26 – 28. 60 Berg, ‚Fische‘, S. 67; Klunzinger, Bodenseefische, S. 19f. 61 Berg, ‚Fische‘, S. 68; Klunzinger, Bodenseefische, S. 30f. 62 Berg, ‚Fische‘, S. 65.

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Entwicklungen wurden und werden wahrgenommen und eventuell niedergeschrieben. Deshalb ist es für uns heute geradezu unmöglich, exakte Aussagen über das Ökosystem Bodensee in der Vergangenheit zu treffen. Wir müssen davon ausgehen, dass es sich in Vielem nicht allzu sehr verändert hat, wenn wir mit historischen Dokumenten hinsichtlich des Lebens im See zu tun haben. Auf das menschliche Leben um den Bodensee herum trifft das nicht im selben Maße zu. Auch hier sind die Informationen bisweilen lückenhaft und wir kennen viele Einzelheiten nicht. Dennoch sind wir über die Vergangenheit der menschlichen Gesellschaften am See, deren Entwicklung ich im nächsten Kapitel kurz zusammenfassen will, wesentlich besser unterrichtet als über das Leben im See.

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3 DAS LEBEN AM UFER DES SEES: DER BODENSEERAUM CA. 1350 – 1900 Das wohl herausstechendste politische Merkmal des Bodenseeraums ist seine Hetero­ genität. Der Bodensee war seit der Spätantike Grenzland und ist es immer noch. Die drei heutigen Anrainerstaaten – Deutschland, Österreich und die Schweiz – lassen die frühere staatliche Fragmentierung des Gebiets nur noch erahnen, als mehr als ein Dutzend geistlicher und weltlicher Herrschaften ihren Sitz oder zumindest Besitz an den Ufern des Bodensees hatten. Diese gestalteten mit ihren unterschiedlichen politischen Strukturen und Interessen – eingebettet in die Prozesse der politischen, sozialen und kulturellen Entwicklung des Reichs, Europas und der Welt – durch ihre Konkurrenz und Kooperation die Geschichte des Bodenseeraums, in deren Gang sie Phasen der Blüte und des Verfalls und schließlich die Auflösung in g­ rößere staatlichen Einheiten erlebten. In der Zeit um 1350 waren es die freien Reichsstädte Konstanz, Lindau, Überlingen und Buchhorn (heute Friedrichshafen), die durch ihren ökonomischen Erfolg den Bodenseeraum beherrschten. Sie hatten im 13. Jahrhundert ihre Freiheit erlangt und den Einfluss der bis dahin übermächtigen geistlichen Herrschaften zurückdrängen können. Die bedeutendsten unter ihnen, das Bistum Konstanz und die Reichsabteien St. Gallen und Reichenau, waren Gründungen des Frühmittelalters und entwickelten sich zu kulturellen Zentren, deren Einfluss weit über den See hinausreichte. Die Grundlage ihrer politischen Macht war ihr Reichtum, der auf durch Stiftungen und Vermächtnisse reicher Adliger erworbenem Grundbesitz basierte.63 Unter der Autorität der meist geistlichen Obrigkeiten standen auch die Marktorte, die im Zuge einer Zunahme des Handels im 12. und 13. Jahrhundert zu Städten heranwuchsen. Der Bodenseeraum wurde im Hochmittelalter zu einer Drehscheibe des europäischen Fernhandels mit Leinwand, Salz, Eisen und Luxusgütern.64 Dort trafen sich bedeutende Ost-West- und Nord-Süd-Routen, die Italien mit dem Rheinland und das Voralpenland mit Frankreich verbanden. Die erfolgreichsten Städte etablierten sich an den Kreuzungspunkten dieser 63 Zur Geschichte des Bodenseeraums im Frühmittelalter etwa: Otto Feger, Geschichte des Bodenseeraumes. Band 1: Anfänge und frühe Größe, Sigmaringen: Thorbecke, 41975. 64 Bernhard Kirchgässer, ‚Strukturfragen von Handel und Verkehr des Bodenseeraums im Mittelalter‘; in: Josef Wysocki (Hg.), Bernhard Kirchgässer. Wirtschaft – Finanzen – Gesellschaft. Ausgewählte Aufsätze zu seinem 65. Geburtstag, Sigmaringen: Thorbecke, 1988, S. 235 – 259, hier S. 248; Stefan Sonderegger, ‚Politik, Kommunikation und Wirtschaft über den See. Zu den Beziehungen im Bodenseegebiet im Spätmittelalter‘; in: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 31 (2008), S. 34 – 45 (= Sonderheft: Oberschwaben und die Schweiz).

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­Routen.65 In ihnen bildete sich eine Schicht von selbstbewussten und wohlhabenden Kaufleuten und Handwerkern, die nach größerer politischer Unabhängigkeit von ihren Stadtherren strebten. Dieses Ziel erreichten einige Städte durch den Status der Reichsfreiheit, den jedoch nicht alle von ihnen dauerhaft bewahren konnten. Neben den vier oben genannten Städten waren das im erweiterten Bodenseeraum noch Ravensburg, Pfullendorf, Wangen, Zürich und St. Gallen. Dort setzten sich die im 14. Jahrhundert gegründeten Zünfte gegen das städtische Patriziat in der Auseinandersetzung um die Macht durch und verankerten in der Folge ein Mitbestimmungsrecht großer Teile der Bürgerschaft an den politischen Entscheidungsprozessen.66 Ähnliche politische und ökonomische Interessen der Städte im gesamten süddeutschen Raum, vor allem die Bewahrung der eigenen Unabhängigkeit, führten zu einer Kooperation, die sich in zahlreichen Bündnissen niederschlug. Zum Kern der Bündnispartner am Bodensee gehörten Konstanz, St. Gallen, Lindau, Überlingen, Buchhorn, Ravensburg und Wangen.67 Die ökonomische Grundlage der dominanten politischen Stellung der Reichsstädte im Bodenseeraum bildete die Herstellung von Leinwand und deren Export in den Mittelmeerraum. Der See erleichterte als Verkehrsweg die Streuung der Produktion des Rohstoffs Flachs, dessen Verarbeitung zu Leinen in den Städten und die Konzentration der Erzeugnisse in den Handelszentren am See, Ravensburg und Konstanz, von wo aus die Leinwand vornehmlich nach Italien transportiert wurde. Im Gegenzug kamen Luxuswaren aus dem Mittelmeerraum auf die oberdeutschen Märkte.68 Die überregionale Bedeutung des Bodenseeraums belegt unter anderem auch die Wahl der Stadt Konstanz als Tagungsort des Konzils, das in den Jahren 1414 bis 1418 stattfand. Die Position der Städte war jedoch nicht ungefährdet, da sie sich seit dem frühen 14. Jahrhundert der wachsenden Macht der Fürsten, in erster Linie der Habsburger, zu erwehren hatten, die seit der Zeit König Rudolfs (1273 – 1291) versuchten, mit einer Politik der Territorialbildung ihre Position im schwäbischen Raum auszubauen und eine Landverbindung zu ihren Besitzungen in Österreich herzustellen.69 Im

65 Otto Feger, Geschichte des Bodenseeraumes. Band 2: Weltweites Mittelalter, Thorbecke: Sigmaringen, 31983, S. 135f.; Peter Eitel, ‚Die Städte des Bodenseeraums – historische Gemeinsamkeiten und Wechselbeziehungen‘; in: SVGB 99/100 (1981/82), S. 577 – 596, hier S. 579. 66 Eitel, ‚Städte des Bodenseeraums‘, S. 580, 584f. 67 Ebenda, S. 587. 68 Kirchgässer, ‚Strukturfragen‘, S. 241. 69 Dieter Stievermann, ‚Österreichische Vorlande‘; in: Anton Schindling und Walter Ziegler (Hg.), Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500 – 1650; Band 5: Der Südwesten, Münster: Aschendorff, 1993, S. 257 – 277, hier S. 259.

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Bodenseeraum besaßen die Habsburger mit der Grafschaft Kyburg eine Machtbasis, von der aus sie bis zum Ende des 14. Jahrhunderts beinahe das ganze Südufer des Bodensees und die Stadt Radolfzell unter ihre Kontrolle brachten. Zur gleichen Zeit wurde die Eidgenossenschaft mit dem Beitritt Zürichs 1351 zu einem politischen Akteur im Bodenseeraum, der auf Kosten der lokalen Vormacht Österreich expandierte. Nachdem bei Sempach (1386) und Näfels (1388) auch ein weiterer habsburgischer Versuch zur Unterwerfung der Waldstädte gescheitert war, folgte eine Phase der territorialen Ausdehnung nach Norden, in deren Zuge auch Glarus, Appenzell sowie die Abtei und Stadt St. Gallen der Eidgenossenschaft beitraten, die beiden Letzteren jedoch nur als zugewandte Orte.70 Der südliche Bodenseeraum geriet dadurch endgültig in die eidgenössische Einflusszone, zumal der Habsburger Herzog Friedrich IV. (1402 – 1439) von Österreich 1415 seinen gesamten schwäbischen Besitz in der Folge der Reichsacht verlor, die er durch seine Unterstützung der Flucht Papst Johannes XXIII. vom Konstanzer Konzil auf sich gezogen hatte.71 Zwar konnte das Haus Habsburg in den folgenden Jahrzehnten einen großen Teil der verlorenen Gebiete durch eine intensive Rekuperationspolitik Herzog F ­ riedrichs IV. und Kaiser Friedrichs III . (1452 – 1493) wieder zurückgewinnen,72 doch war es ausschließlich im Norden des Bodensees in der Lage, diese langfristig zu behaupten. Denn mit dem Basler Friedensvertrag nach dem „Schwaben-“, bzw. „Schweizerkrieg“ von 1499, der mit einer Niederlage Österreichs und der mit ihm verbündeten schwäbischen Fürsten und Reichsstädte endete und den faktischen Rückzug der Eidgenossenschaft aus dem Reichsverbund bedeutete, formierten sich endgültig zwei Einflusszonen. Rhein und Bodensee bildeten nun eine Grenze,73 die sich nach dem Ende der expansiven Phase der Eidgenossenschaft 1515 über Jahrhunderte hinweg als stabil erweisen sollte.74 Der Schweizer 70 Karl-Friedrich Krieger, Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III., Stuttgart: Kohlhammer, 22004, S.  151 – 153; Wilhelm Baum, ‚Friedrich IV. von Österreich und die Schweizer Eidgenossen‘; in: Peter Rück (Hg.), Die Eidgenossen und ihre Nachbarn im Deutschen Reich des Mittelalters, Marburg: Basilisken-Presse, 1991, S. 87 – 109, hier S. 91 – 94. 71 Baum, ‚Friedrich IV.‘, S. 95f. 72 Alois Niederstätter, ‚Die ersten Regierungsjahre Kaiser Friedrichs III. und der Südwesten des Reiches‘; in: Rück (Hg.), Die Eidgenossen, S. 111 – 129, hier S. 113f. 73 Wenn ich im Folgenden von der Nord- und Südseite des Sees spreche, dann soll dies keine präzise geographische Beschreibung sein. Schließlich befindet sich das östlich der Rheinmündung gelegene österreichische Vorarlberg geographisch gesehen zu einem beträchtlichen Teil auf der Südseite, bildet aber den Kern der österreichischen Präsenz am Bodensee während der frühen Neuzeit. 74 Horst Carl, ‚Eidgenossen und schwäbischer Bund – feindliche Nachbarn?‘; in: Rück (Hg.), Die Eidgenossen, S. 215 – 265, hier S. 217. Zum Bodenseeraum zu dieser Zeit siehe auch Karl Heinz Burmeister, ‚Der Bodensee im 16. Jahrhundert‘; in: Montfort 57 (2005), S. 228 – 262.

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Machtbereich im Süden bestand aus dem Territorium der zugewandten Abtei und der Stadt St. Gallen sowie den eidgenössischen Landvogteien Thurgau und Rheintal, die als gemeine Herrschaften regiert wurden.75 Im Gegensatz dazu hatten die Habsburger eigene Besitzungen am Bodensee, vor allem Vorarlberg, das seit 1523 Teil der Erblande war und von Bregenz und Feldkirch aus verwaltet wurde. Dazu waren verschiedene verstreute Gebiete in Oberschwaben und die Landgrafschaft Nellenburg mit den Städten Radolfzell und Stockach in österreichischer Hand.76 Zwischen diesen Machtblöcken konnten zahlreiche kleinere Herrschaften ihre Unabhängigkeit als habsburgische Klientel bewahren. Sie dienten zur Stabilisierung der österreichischen Position nicht nur im Südwesten des Reiches und wurden dafür vor der Übernahme durch einen größeren Territorialverbund geschützt.77 Die geistlichen Herrschaften wie das Bistum Konstanz, das sich 1540 auch die Reichsabtei Reichenau einverleibte, die Zisterzienserabtei Salem, die Deutschordenskommende Mainau und die Benediktinerabtei Petershausen hatten angesichts der Gefahr der Säkularisierung im Zuge der Reformation kaum eine andere Wahl und integrierten sich in das habsburgisch dominierte System. Den Reichsstädten fiel die Unterordnung in die habsburgische Sphäre schwerer, und dementsprechend war das Ergebnis differenzierter, da Konstanz seine Unabhängigkeit gegen Österreich 1548 nicht mehr verteidigen konnte. Buchhorn, Lindau und Überlingen waren in dieser Hinsicht erfolgreicher, vermochten allerdings politisch nicht gegen den übermächtigen Nachbarn Österreich zu handeln, der zudem meist mit dem Kaiser den nominellen Stadtherren stellte.78 Von den weltlichen Herrschaften konnten sich nur die Freiherrn von Bodman und die Grafen von Montfort-Tettnang (zumindest bis 1780) langfristig behaupten. Die Besitztümer der Grafen von Toggenburg (1468 an St. Gallen), der Grafen von Tengen (1465 an Österreich) und anderer fielen entweder an die Eidgenossenschaft oder die Habsburger, die Grafschaft Heiligenberg 1534 an das Haus Fürstenberg.79 Die politische Teilung des Bodenseeraums hatte auch eine kulturelle Entsprechung und wurde durch die Konfessionalisierung im Zuge der Reformation weiter

75 Feger, Geschichte des Bodenseeraumes. Band 3: Zwischen alten und neuen Ordnungen, Sigmaringen: Thorbecke, 21981, S. 281f. 76 Eine detaillierte Aufstellung findet sich in: Stievermann, ‚Österreichische Vorlande‘, S. 257. 77 Volker Press, ‚Vorderösterreich in der habsburgischen Reichspolitik des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit‘; in: Hans Maier und ders. (Hg.), Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, Sigmaringen: Thorbecke, 1989, S. 1 – 41, hier S. 13. 78 Ebenda, S.  19 – 21. 79 Feger, Geschichte des Bodenseeraumes. Band 3, S. 359 – 361; Herbert Berner, ‚Die Landgrafschaft Nellenburg‘; in: Friedrich Metz (Hg.), Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, Freiburg i. Br.: Rombach, 31977, S. 613 – 636, hier S. 618.

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verstärkt. Während die österreichischen Besitzungen dem alten Glauben treu blieben, konnte sich die Reformation zunächst in einigen Städten – Konstanz, Lindau und Zürich – durchsetzen, wobei sich die beiden ersten dem lutherischen, Zürich aber dem reformierten Bekenntnis Zwinglis anschlossen. Die Ausbreitung der neuen Lehre auf das Land erwies sich jedoch als schwierig und gelang nur im Süden des Sees, wenn auch unvollständig.80 In der Folge entwickelte sich eine mit der politischen Grenze weitgehend identische Religionsgrenze: Nördlich des Sees dominierte das katholische Österreich, in dessen Einflussbereich sich nur Lindau als evangelische Stadt behaupten konnte; der Süden war mehrheitlich protestantisch – auch wenn die Abtei St. Gallen ein Gegengewicht bildete – und diese bikonfessionelle Situation blieb nach dem zweiten Kappeler Landfrieden von 1531 relativ stabil.81 ­Konstanz, das versuchte, zwischen den Blöcken zu lavieren und so seine Unabhängig­keit zu bewahren, wurde 1548 nach der Niederlage der protestantischen Truppen im Schmalkaldischen Krieg von Österreich erobert und rekatholisiert.82 Der Prozess der Territorialbildung oder „Verdichtung“83 stärkte die Position der Landesherren und führte letztendlich zur Bildung von frühneuzeitlichen Territorialstaaten mit einer fürstlichen Regierungsform. Sie waren geprägt vom Ausbau einer zentralisierten Verwaltung und der Zurückdrängung adeliger und kaiser­licher Rechte zugunsten des Landesherrn, die zur zunehmenden Konzentration der fürstlichen Macht am Hof führte.84 Da die nördliche Seite des Sees sowohl an der Peripherie des Reiches als auch des habsburgischen Machtbereichs lag, spielte sie in der großen Politik kaum mehr eine Rolle. Höfisches Leben fand in Anbetracht der finanziellen Möglichkeiten der geistlichen und weltlichen Herrschaften am See in einem bescheidenen Rahmen statt, obwohl sich Fürsten wie der Bischof von Konstanz oder der Abt von Salem durchaus entsprechende Repräsentationsbauten leisteten. Der Aufbau der Verwaltung und die Zurückdrängung adeliger Positionen zugunsten der Landesherren lassen sich in den Herrschaften am See gut beobachten, was 80 Hans Berner, Ulrich Gäbler und Hans Rudolf Guggisberg, ‚Schweiz‘; in: Schindling und Ziegler (Hg.), Die Territorien des Reichs; Band 5, S. 278 – 323, hier S. 299 – 301. 81 Leonhart von Muralt, ‚Renaissance und Reformation‘; in: Handbuch der Schweizer Geschichte. Band 1, Zürich: Berichthaus, 1972, S. 389 – 570, hier S. 524f. 82 Wolfgang Dobras, ‚Konstanz zur Zeit der Reformation‘; in, Martin Burkhardt, ders. und Wolfgang Zimmermann, Konstanz in der Frühen Neuzeit. Reformation. Verlust der Reichsfreiheit. Österreichische Zeit, Konstanz: Stadler, 1991 (= Geschichte der Stadt Konstanz, Band 3), S.  11 – 146, hier S.  130 – 146. 83 Peter Moraw, ‚Reich, König und Eidgenossen im späten Mittelalter‘; in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern 4 (1986), S. 15 – 33, hier S. 17. 84 Horst Rabe, Deutsche Geschichte 1500 – 1600. Das Jahrhundert der Glaubensspaltung, München: Beck, 1991, S. 103.

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hier am Beispiel Vorarlbergs dargestellt werden soll.85 Diese Prozesse liefen verstärkt während zweier Phasen der frühen Neuzeit ab, nämlich der ersten Hälfte des 16. und der Mitte des 18. Jahrhunderts. Nach der Einigung Vorarlbergs durch die Habsburger 1523 wurden die Landstände zum Instrument habsburgischer Machtausübung, konnten aber ihre Privilegien und damit eine gewisse Unabhängigkeit bewahren.86 Nominell waren die Zentren der habsburgischen Verwaltung im Bodenseeraum – die Vogteiämter Bregenz, BludenzSonnenberg und Feldkirch – von Weisungen aus Innsbruck oder Wien abhängig. Doch galt das Interesse der Zentrale anderen Teilen des Reiches, so dass die Vögte, meist aus dem Geschlecht der Grafen von Hohenems, eine eigene Politik vertreten konnten.87 Der Einfluss Vorarlbergs blieb aber seinerseits auf die innerhalb der habsburgischen Besitzungen relativ isolierte Stadt Konstanz beschränkt, die über den Wasserweg leicht erreichbar war und für die Vorarlberg neben dem Thurgau zu einem weiteren Hinterland wurde.88 Mit der Reformpolitik des 18. Jahrhunderts wurde auch die Einbindung Vorarlbergs in das Habsburgerreich 1721 reorganisiert, von der Verwaltung Tirols abgetrennt, den Vorlanden zugeschlagen und erst 1782 wieder an Tirol angegliedert. Seine territoriale Integrität wurde allerdings nicht angetastet. Gleichzeitig wurden Privilegien nicht verlängert oder in Frage gestellt und somit die traditionelle Landesverfassung unterminiert.89 Ziel war die Vereinheitlichung der Herrschaftsstruktur, die wiederum einen besseren Zugriff auf die finanziellen und militärischen Ressourcen des Landes garantieren sollte. Dazu wurde 1726 die Institution eines den Vogteiämtern übergeordneten Oberamtes von Bregenz geschaffen, eine Maßnahme, die wegen des Widerstands der Vögte und der Bevölkerung zunächst erfolglos blieb, mittelfristig aber die Position des Landesherren stärkte.90 Auf der Schweizer Seite des Bodensees lief dieser Prozess etwas verzögert und unter den Vorzeichen der republikanischen Verfassungen vieler Orte ab, jedoch mit einem ähnlichen Ergebnis. In den Stadt- und Landgemeinden bildete sich eine Schicht herrschender Familien heraus, die die demokratischen Elemente

85 Ein anderes Beispiel wäre Salem: Katherine Brun, The Abbot and His Peasants: Territorial Formation in Salem from the Later Middle Ages to the Thirty Years War, Stuttgart: Lucius & Lucius, 2013. 86 Karl Heinz Burmeister, Geschichte Vorarlbergs. Ein Überblick, Wien: Verlag für Geschichte und Politik, 41998, S. 104f. 87 Ders., ‚Vorarlberg im 18. Jahrhundert‘; in: Hans Maier und Peter Rück (Hg.), Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, Sigmaringen: Thorbecke, 1989, S. 227 – 241, hier S. 230. 88 Helmut Maurer, ‚Konstanz als Österreichische Stadt‘; in: Maier und Rück (Hg.), Vorderösterreich, S. 243 – 262, hier: S. 244f. 89 Burmeister, ‚Vorarlberg im 18. Jahrhundert‘, S. 232 – 234. 90 Ebenda, S.  235 – 239.

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der Verfassung zurückdrängten, die Ämter unter sich aufteilten und die Politik bestimmten.91 Diese Entwicklung verlief nicht ohne Widerstand und Konflikte. Im Toggenburg beispielsweise wehrten sich die Untertanen beider Konfessionen in den Jahren nach 1699 gegen die Aufhebung alter Privilegien durch den St. Galler Fürstabt, indem sie die Schirmorte Schwyz und Glarus um Hilfe baten. Die Folge war ein Krieg entlang konfessioneller Grenzen, der 1712 durch den vierten Landfrieden beendet wurde.92 Die ökonomische Grundlage der fürstlichen Herrschaft in der frühen Neuzeit wie schon im Mittelalter bildete die Landwirtschaft. Die Erwerbslage der Bauern, die um 1500 wohl um die 90 Prozent der deutschen Bevölkerung stellten,93 war stark von Faktoren abhängig, die sie selbst nicht beeinflussen konnten, wie Klima, Bodenqualität, Marktpreise und Krieg.94 Im Bodenseeraum hatte sich schon im Spätmittelalter eine Arbeitsteilung zwischen der Nord- und der Südseite des Sees herausgebildet, von der beide Seiten profitierten und welche die Bedeutung der politischen Teilung relativierte. Die schwäbischen Bauern konzentrierten sich auf die Getreideproduktion, während die Schweizer die Erträge ihrer Milchwirtschaft mit Textilproduktion in Heimarbeit ergänzten und so ein Geldeinkommen zur Verfügung hatten, mit dem sie ihren Kornbedarf auf den Fruchtmärkten am Bodensee decken konnten.95 Von diesem Austausch profitierten beide Gegenden: Auf der einen Seite war die wirtschaftliche Stellung der Bauern, die Getreideüberschüsse für Märkte produzierten, wesentlich besser als die der reinen Subsistenzlandwirte. Auf der anderen Seite konnte der mühsame und wenig ergiebige Getreideanbau eingestellt oder zumindest reduziert und trotzdem eine für die natürlichen Voraussetzungen hohe Bevölkerungszahl ernährt werden.96 91 Ulrich Im Hof, ‚Ancien Régime‘; in: Handbuch der Schweizer Geschichte. Band 2, Zürich: Berichthaus, 1977, S. 673 – 784, hier S. 687 – 689. 92 Ebenda, S.  694 – 699. 93 Heinrich Lutz, Das Ringen um deutsche Einheit und kirchliche Erneuerung. Von Maximilian I. bis zum Westfälischen Frieden 1490 bis 1648, Berlin: Propyläen, 1983 (= Propyläen Geschichte Deutschlands, Band 4), S. 46; Christof Dipper, Deutsche Geschichte. 1648 – 1789, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1991, S. 42 – 75. 94 Reinhold Reith, Umweltgeschichte der Frühen Neuzeit, München: Oldenbourg, 2011, S. 12 – 15. 95 Albert Tanner, ‚Korn aus Schwaben – Tuche und Stickereien für den Weltmarkt. Die appenzellische Wirtschaft und die interregionale Arbeitsteilung im Bodenseeraum, 15.-19. Jahrhundert‘; in: Peter Blickle und Peter Witschi (Hg.), Appenzell – Oberschwaben. Begegnungen zweier Regionen in sieben Jahrhunderten, Konstanz: UVK, 1997, S. 283 – 307, hier S. 299 – 307. 96 Frank Göttmann, ‚Aspekte der Tragfähigkeit der Ostschweiz um 1700: Nahrungsmittelversorgung, Bevölkerung, Heimarbeit‘; in: Joachim Jahn und Wolfgang Hartung (Hg.), Gewerbe und Handel vor der Industrialisierung. Regionale und überregionale Verflechtungen im 17. und 18. Jahrhundert, Sigmaringendorf: Glock und Lutz, 1991, S. 152 – 182, hier S. 163 – 165.

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Dieser einträgliche Austausch, den schwäbische und Schweizer Händler übernahmen, fand in den Städten am Bodensee statt, allen voran Überlingen. Aber auch Lindau, Radolfzell, Meersburg, Langenargen, Konstanz und Buchhorn entwickelten sich zu Zentren des Fruchthandels mit einer darauf eingestellten Infrastruktur. Die Konzentration auf wenige Städte erlaubte den Landesherren die Kontrolle des Handels, seine Besteuerung und gelegentlich auch seine Begrenzung. Der Fruchthandel wurde so zu einem, wenn auch bescheidenen, Ersatz für den Handel mit Leinwand, dessen Zentrum sich um 1500 von Konstanz nach St. Gallen verlagert hatte, und half so den Städten, ihren politischen, sozialen und kulturellen Status aufrechtzuerhalten, der auf der Abgrenzung vom ländlichen Umland basierte. So herrschte eine starke Konkurrenz zwischen den Handelsorten, die diese durch Exportquoten zu begrenzen versuchten, und ein gemeinsamer Kampf gegen den von „Winkelmärkten“ ausgehenden Getreidehandel, den die Landesherren betrieben, die keinen eigenen Hafen mit offiziellen Markt- und Ausfuhrprivilegien in ihrem Herrschaftsbereich hatten.97 In der Schweiz entwickelte sich Zürich zum wichtigsten Umschlagsplatz, von dem aus das Getreide in die Innerschweiz transportiert wurde. Auch hier griff die Obrigkeit in den Handel ein, um die Kontrolle über das wichtige Grundnahrungsmittel zu erlangen und um Spekulationskäufe zu verhindern.98 Diese scheinbar so stabilen wirtschaftlichen, politischen, territorialen und sozialen Verhältnisse wurden von den Folgen der Französischen Revolution und der Napoleonischen Herrschaft über Europa grundlegend erschüttert. Das galt für die Eidgenossenschaft wie für das Reich. Dort wurde durch Säkularisierung und Mediatisierung die Existenz der unzähligen geistlichen und weltlichen Kleinstaaten in den Jahren 1803 – 1806 beendet und ihre Territorien größeren Einheiten zugeschlagen. Im Norden des Bodenseeraums expandierten drei dieser neu organisierten Staaten bis an die Ufer des Sees: Baden, Bayern und Württemberg. Dabei konnte Baden unter anderem die Besitzungen des Bistums Konstanz, die Deutschordenskommende Mainau, die Reichsabtei Salem, die Reichsstadt Überlingen, die Grafschaft Heiligenberg und die Besitzungen der Reichsritter von Bodman inkorporieren. Bayern gewann die Reichsstadt Lindau sowie das vormals Montfortische Gericht Wasserburg. Württemberg schließlich gelangte in den Besitz der restlichen, vormals österreichischen Grafschaft Montfort-Tettnang und der Reichsstadt Buchhorn, die mit dem nahe gelegenen Kloster Hofen zur Stadt Friedrichshafen zusammengefasst wurde.99 97 Ders., Getreidemarkt am Bodensee. Raum – Wirtschaft – Politik – Gesellschaft (1650 – 1810), St. Katharinen: Scripta Mercaturae, 1991, S. 17f., 103 – 108. 98 Peter Stadler, ‚Das Zeitalter der Gegenreformation‘; in: Handbuch der Schweizer Geschichte. Band 1, Zürich: Berichthaus, 1972, S. 571 – 672, hier S. 648. 99 Georg Wieland, ‚Die Integration der Städte in die neuen Staaten‘; in: Daniel Hohrath, Gebhard Weig und Michael Wettengel (Hg.), Das Ende reichsstädtischer Freiheit 1802. Zum Übergang

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Die österreichische Präsenz wurde auf Vorarlberg beschränkt, die Grenze der Schweiz blieb unangetastet. Allerdings änderten sich dort die inneren Verhältnisse insoweit, als die gemeinen Herrschaften Thurgau und Rheintal die Eigenständigkeit erhielten. Der Thurgau bildete einen eigenen Kanton, das Rheintal wurde dem ebenfalls neugegründeten Kanton St. Gallen zugeschlagen. Der territoriale Rechtsstatus des Bodensees selbst blieb ungeklärt. Die gewonnenen Gebiete wurden von den Staaten in der Form einer modernen einheitlichen, zentralisierten Verwaltung in den Staatsverband integriert. In Baden wurde zur Konsolidierung der neu erworbenen Besitzungen zwischen der Zen­ tralregierung in Karlsruhe und den Ämtern vor Ort mit den Kreisen eine mittlere Ebene eingezogen, die für die praktische Umsetzung der Politik zuständig war.100 Am Bodensee wurden alle badischen Besitzungen zum Seekreis zusammengefasst, dessen Sitz Konstanz war. Für die Stadt bedeutete die neue Herrschaft einen Verlust an Eigenständigkeit. Hatte sie unter österreichischer Herrschaft Privilegien genossen, die noch aus reichsstädtischer Zeit stammten, so war sie nun dem Herrschaftsapparat eines modernen Territorialstaats unterworfen. In der Schweiz verlief die Entwicklung zu einem modernen Staatswesen wesentlich wechselhafter. Nach den Episoden der Helvetik und Mediation unter französischer Hegemonie wurde 1815 unter den Vorzeichen der Restauration eine neue Eidgenossenschaft etabliert, allerdings ohne die neu gewonnene Freiheit der ehemaligen abhängigen und gemeinen Herrschaften anzutasten. In diesem Staatenbund genoss der Thurgau weitgehende innen- und außenpolitische Souveränität.101 Erst mit der Revolution von 1847 und der neuen Bundesverfassung wurde der Thurgau in einen modernen Staatsverband integriert, ohne seine weitgehende Selbstständigkeit zu verlieren. Auch für die neu entstandenen Staaten im Norden und für Österreich lag der Bodenseeraum an der Peripherie. Das Gebiet an der Grenze zur Schweiz hatte ökonomisch mit seiner Randlage zu kämpfen. Vor allem Konstanz war durch die neuen Staatsgrenzen von seinem traditionellen Hinterland im Thurgau ebenso getrennt worden wie von der über den Bodensee leicht zu erreichenden ehemaligen schwäbischer Reichsstädte vom Kaiser zum Landesherrn, Begleitband zur Ausstellung „‚Kronenwechsel‘. Das Ende reichsstädtischer Freiheit“, Ulm: Kohlhammer, 2002, S. 56 – 110, hier S. 94. Zu Lindau, siehe auch: Heiner Stauder, Auf Umwegen nach Bayern. Die Mediatisierung der Reichsstadt Lindau; in: Reiner A. Müller, Helmut Flachenecker und Reiner Kammerl, Das Ende der kleinen Reichsstädte 1803 im süddeutschen Raum, München: Beck, 2007, S. 66 – 95. 100 Karl Stiefel, Baden 1648 – 1952, Band 1, Karlsruhe: Verein für Oberrheinische Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1977, S. 219. 101 Albert Schoop (Hg.), Geschichte des Kantons Thurgau. Band 1: Chronologischer Bericht, Frauenfeld: Huber, 1987, S. 94.

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Verwaltungszentrale im Vorarlberg. Stattdessen war das ferne Karlsruhe zum Bezugspunkt geworden. Die Badische Regierung versuchte dieser Situation 1813 durch ein Privileg Rechnung zu tragen, das Großbetrieben die Zollfreiheit im Handel mit dem Ausland gewährte. Doch auch diese Maßnahme brachte keine wesentliche Verbesserung der ökonomischen Situation, wohl weil die zünftisch organisierte Bürgerschaft der Ansiedlung von Konkurrenz ablehnend gegenüberstand.102 In den 1830er Jahren erlebte der Seekreis im Anschluss an den Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein und der Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee einen ökonomischen Aufschwung, da sich einige Fabriken in der Stadt K ­ onstanz angesiedelt hatten.103 Doch erwies sich dieser Ansatz zur Industrialisierung als kurzlebig. Denn anders als in den badischen Gebieten am Oberrhein setzte sich das Wachstum der Industrie nach 1848 nicht fort, sondern ging im Gegenteil sogar zurück. Dafür könnte die Abwanderung führender Liberaler nach der Revolution von 1848/49 ebenso verantwortlich gewesen sein wie der fehlende Anschluss an das Eisenbahnnetz, durch den die Fabriken bei der Beschaffung von Kohle als Brennstoff einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil zu verkraften hatten.104 Erst im Gründerboom nach 1871 gelang eine bescheidene Industrialisierung, jedoch ohne ein Industriezentrum zu schaffen. Dafür entwickelte sich der Tourismus zu einer bedeutenden Einnahmequelle. Eine ganz andere Entwicklung lässt sich im Thurgau beobachten. Dort gelang es schon in den 1820er Jahren, unter Ausnutzung der Wasserkraft die traditionelle Leinwandproduktion durch die mechanische Baumwollspinnerei abzulösen. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Textilindustrie durch die Einführung neuer Technologien, wie dem mechanischen Webstuhl, fabrikmäßig betriebener Färbereien oder Baumwolldruckereien.105 Aber auch andere Industriezweige wie die Metall- oder Holzindustrie siedelten sich im Thurgau an und machten ihn zum „Industriekanton“.106 Durch die Gründung des Deutschen Reiches stellte sich auch die Frage nach dem territorialen Status des Obersees neu. Auf den Schweizer Versuch, die Teilung des 102 Wolfgang Hein, ‚Zur Theorie der regionalen Differenzierung kapitalistischer Gesellschaften in der industriellen Revolution. Die ökonomische Basis der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der Konstanzer Region‘; in: Gerd Zang (Hg.), Provinzialisierung einer Region. Regionale Unterentwicklung und liberale Politik in der Stadt und im Kreis Konstanz im 19. Jahrhundert. Untersuchungen zur Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft in der Provinz, Frankfurt/ Main: Syndikat, 1978, S. 31 – 133, hier S. 80f. 103 Ebenda, S. 86. 104 Ebenda, S.  91 – 93. 105 Georg R. Wyler, ‚Die Industrie‘; in: Albert Schoop u. a. (Hg.), Geschichte des Kantons Thurgau. Band 2.1: Sachgebiete I, Frauenfeld: Huber, 1992, S. 249 – 367, hier S. 256 – 261. 106 Ebenda, S. 269f.

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Sees durch eine Mittelgrenze zu erreichen, gingen Baden, Bayern und Österreich jedoch nicht ein.107 Nur die Grenzverhältnisse im Konstanzer Trichter konnten durch den „Vertrag über die Regulierung der Grenze bei Konstanz“ zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz von 1879 geklärt werden, wodurch eine Grenze festgelegt wurde.108 Der Rest des Bodensees blieb als Kondominium im gemeinsamen Besitz der Anrainerstaaten.

107 Bernhard Schuster, Die Entwicklung der Hoheitsverhältnisse am Bodensee seit dem Dreißigjährigen Kriege unter besonderer Berücksichtigung der Fischerei, Konstanz: Merk, 1951, S. 99. Stoffel, Fischereiverhältnisse entstand als rechtshistorische Studie in diesem Kontext. 108 Ebenda, S. 107.

4 FISCHEREI UND FISCHKULTUR AM BODENSEE 4.1 VORGESCHICHTE Für die politische, soziale und kulturelle Geschichte des Bodenseeraums, wie sie oben geschildert wurde, spielte die Fischerei keine Rolle. Dennoch hatte sie eine gewisse ökonomische Bedeutung, die sich bis zum Beginn der Besiedlung der Ufer des Bodensees zurückverfolgen lässt. Bodenseefischerei wurde bereits für das Neolithikum nachgewiesen. Ausgrabungen von Pfahlbauten der Hornstaader Gruppe bei Gailingen am Untersee, die von etwa 4100 – 3900 v.Chr. besiedelt war und damit als älteste Ansiedlung am Bodensee gilt, brachten Netzreste und Netzsenker zu Tage. Auch Angelhaken wurden gefunden.109 Bereits zu diesem Zeitpunkt waren also die wichtigsten Methoden des Fischfangs bekannt und sie waren so ausgereift, dass es möglich gewesen sein dürfte, einen großen Teil der im Bodensee vertretenen Arten damit zu fangen.110 Die Zeugnisse prähistorischen Fischfangs enden mit den Pfahlbauten um 800 v. Chr.111 Erst für die Römerzeit ist eine Bodenseefischerei wieder nachgewiesen. So schätzte C. Plinius der Ältere im neunten Buch seiner Naturalis Historiae die Leber des Dorsch („mustela“) aus dem Bodensee und die des Dorschs aus dem Meer als gleichwertig ein. Bei diesem Fisch handelt es sich um die Trüsche, deren Leber auch heute noch als Delikatesse gilt.112 Die Selbstverständlichkeit, mit der die Fischerei am Bodensee auch nach dem Ende der römischen Herrschaft und nach der Besiedlung durch die Alemannen betrieben wurde, zeigt die Vita des Heiligen Gallus aus der Mitte des 7. Jahrhunderts. Sie beschreibt, wie der Heilige selbst mit seinem Abt Columban und seinen 109 Helmut Schlichtherle, Siedlungsarchäologie im Alpenvorland. Band 1: Die Sondagen 1973 – 1978 in den Ufersiedlungen Hornstaad-Hörnle I. Befunde und Funde zum frühen Jungneolithikum am westlichen Bodensee, Stuttgart: Konrad Theiss, 1990, S. 121 – 123, 132. 110 Joachim Köninger und Cornelia Lübke, ‚Bemerkungen zur vorgeschichtlichen Fischerei im westlichen Bodenseegebiet und in Oberschwaben‘; in: Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasser­ archäologie 8 (2001), S. 67 – 82, hier S. 80. 111 Ebenda, S. 77. 112 Da Plinius d. Ä. als Reiterkommandant in Germanien stationiert war, kann man wohl davon ausgehen, dass er, wenn nicht aus erster, so doch zumindest aus zweiter Hand berichtet. Gaius Plinius Secundus, Naturalis Historiae 9, 63, hg. und übers. von Roderich König, München: Heimeran 1979. Zum Beruf des Binnenfischers in römischer Zeit siehe Günther E. Thüry, ‚Binnenfischer – ein römisches Berufsbild‘; in: Hüster Plogmann (Hg.), Fisch und Fischer, S. 91 – 93. Zur Wertschätzung der Trüschenleber bei Feinschmeckern vgl. Ferdinand Zandt, ‚Fischerei im Überlinger See‘; in: Badische Heimat 23 (1936), S. 311 – 320, hier S. 318; Udo Pini, Das Gourmet-Handbuch, Köln: Könemann, 42004, S.  782 – 783.

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Mitbrüdern in das zerstörte Bregenz kam, wie sich die Gruppe dort niederließ und sich alle in verschiedenen Berufen spezialisierten. Gallus verlegte sich auf den Fischfang, den er mit Erfolg betrieb.113 Dass in der Lebensbeschreibung eines Heiligen auch der christliche Topos des Fischers eine Rolle spielt, liegt auf der Hand. Aber Fisch war als Fastenspeise für das mönchische Leben auch unter der Regel Columbans unverzichtbar.114 Wenn es Gallus nach der Vita gelang, beim Fischen durch seinen festen Glauben dem Versuch der Wassergeister zu entgehen, seine Netze zu zerstören, dann bewies er damit seine herausgehobene Stellung unter den Mönchen wie unter den Fischern, auch wenn diese nicht erwähnt werden.115 Auf dem Bodensee zu fischen, scheint jedenfalls keine außergewöhnliche Tätigkeit gewesen zu sein. 4.2 DIE RECHTLICHEN GRUNDLAGEN Der Übergang von der Antike zum Mittelalter markierte für die Bodenseefischerei also keine Zäsur. Doch bereits in karolingischer Zeit zeichnete sich eine Tendenz ab, den bisher freien Zugang zur Ressource Fisch zu beschränken, indem er an Rechtstitel gebunden wurde. Meist hingen diese vom Besitz des an das jeweilige Gewässer angrenzenden Landes ab. Aber auch in Verbindung mit Mühlen- und Wasserrechten oder unabhängig von anderen Rechten konnten Fischereirechte vergeben werden, was vor allem im Frühmittelalter häufig geschah. Ob das Fischereirecht jedoch zu einem Teil des Grundrechts wurde oder ein zusätzlicher eigenständiger Rechtstitel blieb, ist umstritten.116 Der Bodensee wurde – wie andere große Seen auch – nicht komplett in individuelle Rechtstitel aufgeteilt. Sowohl beim Ober- als auch beim Untersee wurde zwischen dem tiefen See, der als Allmende Gemeinbesitz war, sowie der fischereilich ergiebigeren Halde und Weiße unterschieden, die sich teils in Privatbesitz, teils unter der Fischereihoheit der angrenzenden Herrschaften befanden. Dies ging wohl auf Gewohnheitsrecht zurück und war an den Besitz der lokalen Territorialhoheit oder der niederen Gerichtsbarkeit gebunden.117 Die beiden Teile des 113 Johannes Duft (Hg.), Die Lebensgeschichten der Heiligen Gallus und Otmar, Sigmaringen: Thorbecke, 1988, S. 23. Zum Kontext vgl. Michael Richter, ‚Der Aufenthalt des Hl. Columban im Bodenseeraum‘; in: Dorothea Walz und Jakobus Kaffanke OSB (Hg.), Irische Mönche in Süddeutschland. Literarisches und kulturelles Wirken der Iren im Mittelalter, Heidelberg: Mattes, 2009, S.  131 – 142. 114 Lampen, Fischerei, S. 42f. 115 Arno Borst, Mönche am Bodensee 610 – 1525, Sigmaringen: Thorbecke, 41997, S. 22. 116 Lampen, Fischerei, S.  83 – 85. 117 Stoffel, Fischereiverhältnisse, S.  3 – 5.

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Bodensees wiesen in dieser Hinsicht deutliche Unterschiede auf. Deshalb sollen sie hier getrennt behandelt werden. Der Untersee unterstand seit alters her der Ober- und Schirmherrschaft der ältesten Obrigkeit an seinen Ufern, der Reichsabtei Reichenau. Sie besaß die Territorialhoheit über die meisten an den See grenzenden Gebiete und die niedere Gerichtsbarkeit über den gesamten Untersee sowie den Seerhein bis Gottlieben. Die Ausstattung des Klosters bei seiner Gründung 723 und die territorialen Erwerbungen in den folgenden Jahrhunderten können nicht präzise nachvollzogen werden, da die entsprechenden Urkunden verloren und die ältesten erhaltenen Dokumente Fälschungen sind. Man kann aber davon ausgehen, dass sich die am Untersee gelegenen Dörfer Markelfingen, Allensbach, Wollmatingen und Ermatingen seit dem 9. Jahrhundert in Reichenauer Besitz befanden.118 Die dort ansässigen Fischer unterstanden dem Abt der Reichenau als Lehensherrn, sie waren Lehensfischer. Dazu kamen auf der Reichenau selbst lebende Klosterfischer, die zur familia des Klosters gehörten und die Versorgung der Mönche mit Fisch sicherzustellen hatten. Ihr Werkzeug und Material wurde vom Kloster gestellt.119 Der Untersee selbst war Allmende, stand also allen am See ansässigen Fischern zur Nutzung offen. Sie mussten allerdings dem Abt den Zehnten für ihren Fang abtreten. Nur für den zwischen der Insel und dem nördlichen Seeufer gelegenen Gnadensee besaß das Kloster einen privaten Rechtstitel, der es dem Abt erlaubte, neben den Kloster­fischern nur wenigen Lehensfischern exklusiven Zugang zu gewähren.120 Ein Sonderfall war der Seerhein. Dieser bildete die Grenze zwischen dem Besitz der Reichenau auf dem Bodanrück im Norden und dem des Bischofs von K ­ onstanz im Süden. Die Fischereirechte oder „Fischenzen“ gehörten dem Besitzer des jeweiligen Ufers. Da es sich beim Seerhein um ein fischreiches Gewässer handelt, waren die dortigen Fischenzen sehr begehrt, was zu einer starken Zersplitterung der Besitzverhältnisse führte. Sowohl vom Bistum als auch von der Abtei wurden zahlreiche Fischereirechte teils an Fischer, teils an Herrschaften wie das Kloster Petershausen oder die Stadt Konstanz zum Lehen gegeben, wobei die Herrschaften die Nutzungsrechte an ihrem Lehen wiederum an Fischer verpachteten.121 Diese Fischenzen waren nicht rein territorialer Natur, sondern erlaubten oftmals die Nutzung eines bestimmten Fanggeräts zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Freiherren von 118 Kunz, Fischereirechte, S. 22f. 119 Ebenda, S.  58 – 60. 120 Ebenda, S. 54f., 60 – 62. 121 So verpachtete beispielsweise die Abtei Petershausen 1553 vier Fischenzen an Ulrich Hueber um 2 Pfund und 15 Schilling Pfennig pro Jahr. Die Abtei Petershausen wiederum pachtete 1577 eine Fischenz vom Bischof von Konstanz für 3600 Gangfische pro Jahr, StA KN DI Fasc. 35.

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Bodman hatten etwa am Andreastag (30. November, mitten im Gangfischlaich) als Einzige das Recht, im Seerhein zu fischen.122 Die Lage auf dem Obersee stellte sich ähnlich dar. Es lassen sich jedoch bedeutende regionale Unterschiede feststellen. Auch hier wurde zwischen Allmende und Individualrechten unterschieden. Die Letzteren waren bei weitem nicht so dicht gestreut wie im Seerhein. Am östlichen wie am südlichen Obersee waren sie sogar ausgesprochen selten.123 Am westlichen Obersee existierten im Konstanzer Trichter eine Vielzahl von privaten Fischenzen. Sie gehörten den Bürgern der Stadt Konstanz, aber auch der Stadt selbst.124 Die wohl größte Fischenz war Eigentum des Klosters Kreuzlingen, das sein Recht, diese exklusiv zu nutzen, gegen Konstanz vehement verteidigte.125 Ein weiteres großes und konfliktträchtiges Privatfischereirecht waren die ergiebigen Fischenzen „Güll“ und „Kuchin“, die zwischen der Mainau und dem Festland lagen 126 und die Begehrlichkeiten der Überlinger Fischer weckten.127 Diese Fischenzen wurden von Lehensfischern bewirtschaftet und befanden sich ausschließlich in Ufernähe über der Weiße und der Halde, umfassten aber in der Regel nur kleine Teile derselben. Für den Status des Rests hatten sich drei unterschiedliche Rechtstraditionen herausgebildet. Im Westen und Süden des Sees waren die Halde und Weiße Allmende. Diese ufernahe Allmende stand allen Umsassen des Bodensees theoretisch offen, unterstand aber der gleichen niederen Gerichtsbarkeit wie das angrenzende Ufer. Diese hatte das Recht, Regeln für die Nutzung der Allmende aufzustellen, die auch für Fischer galten, die nicht im Machtbereich des Besitzers der niederen Gerichtsbarkeit ansässig waren. Anders stellt sich die Situation im Osten des Bodensees dar. Dort waren die „Gründe und Haldinen“ Eigentum der angrenzenden Territorialherrschaft und standen nur deren Einwohnern zur Nutzung frei.128 Zusätzlich zu diesen Rechtsformen war der tiefe See eine allen Umsassen des Bodensees theoretisch frei zugängliche Allmende, die keiner niederen Gerichtsbarkeit oder Territorialhoheit unterworfen war und auf der keine privaten Fischenzen existierten. De facto hatten allerdings nur Fischer das Wissen und die technischen

122 Zu den skurrilen Begleitumständen der Ausübung dieses Rechts in Helmut Maurer, ‚Vorläufige Gedanken zum „Hunno-Recht“‘; in: Clausdieter Schott und Claudio Soliva (Hg.), Nit anders als liebs und guets. Petershauser Kolloquium aus Anlaß des achtzigsten Geburtstags von Karl S. Bader, Sigmaringen: Thorbecke, 1986, S. 121 – 132. 123 Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 17, 159. 124 Ebenda, S. 64. 125 Ebenda, S.  98 – 106. 126 Anders als die Fischenz existiert der Flurname auch heute noch. 127 Stoffel, Fischereiverhältnisse, S.  107 – 109. 128 Ebenda, S. 221.

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Fähigkeiten, den tiefen See auszubeuten. Ihre Obrigkeiten waren allerdings in der Lage, über die von ihnen erlassenen Marktordnungen bestimmte fischereiliche Standards durchzusetzen. In den Gebieten, in denen sie die Fischereihoheit ausübten, konnten sie zudem durch Fischerordnungen das Gerät und die Praktiken der Fischer in ihrem Herrschaftsbereich reglementieren. Zudem hatten die Obrigkeiten die Möglichkeit, miteinander Fischereiverträge abzuschließen. In erster Linie waren es die Reichsstädte, die auf das Mittel der Fischerordnungen zurückgriffen, aber auch einige geistliche Herrschaften nutzten diese Form der Gesetzgebung. Die Obrigkeiten konnten so das Verhalten der Fischer auf dem See in sechs Bereichen ihrer Tätigkeit kontrollieren. Der erste und fundamentalste betraf die Eigenschaften der von den Fischern benutzten Werkzeuge. Die Obrigkeiten sorgten dafür, dass alle Fischer die gleichen technischen Voraussetzungen für die Ausübung ihres Handwerks hatten. So wurden etwa die Maschenweite, die Größe oder die Form der Netze reglementiert und überprüft sowie Innovationen verboten.129 Eine zweite Gruppe von Vorschriften beschränkte die Benutzung der Werkzeuge. Sie restringierten oder untersagten den Gebrauch bestimmter Werkzeuge wie Netze oder Reusen zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Orten, um die negativen Auswirkungen des Gebrauchs auf die Fische im See zu minimieren. Ein drittes Ziel der Ordnungen war der direkte Schutz bestimmter Fischarten. Sie etablierten Schonzeiten oder verboten den Fang bestimmter Jungfische generell, gaben aber auch Schonmaße an, unter deren Länge ein Fisch weder gefangen noch auf dem Markt der Stadt verkauft werden durfte. Ein vierter Bereich beschäftigte sich mit dem Umgang der Fischer untereinander auf dem Wasser. Er beinhaltete beispielsweise Vorfahrtsregeln und untersagte das Stören anderer Fischer bei der Arbeit durch das Vertreiben der Fische. Ebenfalls reglementiert wurde der Verkauf des Fangs auf dem Markt, dessen Vorbereitung für den Verkauf und der Fischhandel allgemein, wobei es auch spezielle Marktordnungen gab. Der sechste Bereich schließlich legte die Sanktionen für Verstöße gegen die Ordnung und die Belohnung von Denunzianten fest, regelte aber auch die Verantwortung der Obrigkeiten für deren Durchsetzung. Zu diesen sechs Gruppen von Vorschriften kamen noch Regelungen, die sich allgemein mit der Berufsausübung der Fischer oder mit der Gültigkeitsdauer oder dem Gültigkeitsbereich beschäftigten. Fischerordnungen wurden in den Städten schon kurze Zeit nach Etablierung der Zünfte niedergeschrieben. Sie ähnelten anderen Zunftordnungen in Form und

129 In den Unterseeordnungen kehrt die Vorschrift, keine Neuerungen einzuführen, von 1534 – 1774 regelmäßig wieder; Fischerordnung Untersee: 1534, 1594, StA KN DI Fasc. 26; 1542, 1550, StA KN DI Band 37; 1707, StA KN DI Band 39; 1717, StA KN DI Band 40; 1774, StA KN DI Band 42.

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Inhalt, waren aber wesentlich ausführlicher und restriktiver.130 Die älteste bekannte Ordnung des Bodenseeraums stammt aus dem Lindau des Jahres 1349.131 Ob es bereits mündliche Vorläufer gab, ist nicht bekannt, man kann aber wohl von einem bereits existierenden Gewohnheitsrecht ausgehen.132 Die Fischerordnung machte Schule. Bald erstellten auch die Äbte der Reichenau detaillierte Ordnungen für den Untersee. Im Fall der am Ende des Überlinger Sees gelegenen Orte Bodman, Sipplingen und Sernatingen (dem heutigen Ludwigshafen) waren es allerdings wohl die Fischer selbst, die eine gemeinsame Fischerordnung initiierten.133 Eine Zwitterstellung nahm Konstanz ein, dessen Fischer sowohl im eigenen Gebiet als auch im Untersee tätig waren. Deshalb erschienen in den frühen Fischerordnungen für Konstanz auch Regelungen für den Untersee, die aus der Ordnung des Abts der Reichenau übernommen worden waren. Die Fischereiverträge entsprachen den Fischerordnungen in Form und Inhalt, sie regelten jedoch die Fischereifragen zweier oder mehrerer Obrigkeiten. Sie wurden zwischen den Vertretern der beteiligten Herrschaften ausgehandelt. Dabei waren auf beiden Seiten auch Fischer anwesend. Ein besonderes Augenmerk wurde bei solchen Verträgen der Durchsetzung der Sanktionen für Verstöße gewidmet. Im Zuge der Einführung und Verbreitung von Fischerordnungen und Fischereiverträgen am Bodensee lässt sich die Herausbildung von drei fischereirechtlichen Gruppen beobachten, deren Mitglieder nominell gleichberechtigt waren, aber von jeweils einem der Vertragspartner dominiert wurden. Die kleinste bildete die St. Galler Gruppe. Sie umfasste neben den St. Galler Vogteien Rorschach und Romanshorn auch die niederen Gerichte des Bischofs von Konstanz auf der südlichen Seeseite, die gemeine Herrschaft Rheintal sowie Teile des Thurgaus und damit das Ufer von Landschlacht bis zur Rheinmündung. Die Vertragspartner schlossen 1544 einen Fischereivertrag, der in 30 Artikeln die Fischerei im von ihnen beherrschten Gebiet regelte.134 Der Abt von St. Gallen verdankte seine herausgehobene Position in dieser Gruppe wohl vor allem der Tatsache, dass er mit den Vogteien in Rorschach und Romanshorn die beiden wichtigsten Orte und dazu als wohl einziger eine substanzielle Anzahl an privaten Fischenzen besaß. Dazu kam ihm in dieser Hinsicht sicherlich zugute, dass das mächtige Amt des eidgenössischen Landvogts 130 Hitzbleck, Ernährungswirtschaft, S. 214. 131 Diese Ordnung liegt nicht gedruckt vor. 132 Dafür spricht etwa eine nicht datierte rudimentäre Konstanzer Ordnung, die möglicherweise aus dem 13. oder frühen 14. Jahrhundert stammt und die Nutzung der in den Stadtgräben gefangenen Fische durch die städtischen Fischer regelt; vgl. Fischerordnung Konstanz (13. Jahrhundert?) StA KN DI Fasc. 44. 133 Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 143. 134 Ebenda, S. 8; Fischereivertrag St. Galler Gruppe: 1544, StA KN DI Fasc. 44.

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in den gemeinen Herrschaften im Rheintal und Thurgau im zweijährigen Turnus wechselte, sich dort also keine personelle Kontinuität herausbilden konnte. Aber auch das St. Galler Interesse an der Fischerei war wohl eingeschränkt, da die Abtei nicht auf die Versorgung mit Bodenseefisch angewiesen war, sondern auch über die fischreichen Flüsse und Bäche des eigenen Herrschaftsgebiets verfügen konnte. Vielleicht erklärt sich so, dass der Fischereivertrag von 1544 keine Erneuerung erfuhr. Die Kohärenz der St. Galler Gruppe blieb wohl weniger durch gemeinsames Interesse als durch gemeinsames Desinteresse gewahrt. Wesentlich bedeutender war die Lindauer Gruppe. Die Dominanz verdankte Lindau seiner Fischerzunft. Dieser gelang es bereits im 15. Jahrhundert, ein Fischereimonopol im gesamten Gebiet östlich der Linie Argenmündung–Rheinmündung zu erlangen, indem sie alle dort ansässigen Fischer inkorporierte.135 So waren im Lindauer Fall Fischereiverträge mit anderen Herrschaften unnötig, die fischerei­ liche Oberhoheit Lindaus wurde auch von den Grafen von Montfort und später den Habsburgern anerkannt. Dieses Modell barg jedoch einige Probleme, sobald es zur Durchsetzung von Sanktionen kam, da die auswärtigen Obrigkeiten dem Drängen des Lindauer Rates zur Überstellung der Delinquenten oder zu deren Bestrafung – wenn überhaupt – nur zögerlich nachkamen.136 Die Konstanzer Gruppe war die wichtigste und verfügte über den größten Einflussbereich. Dieser umfasste den ganzen Obersee westlich der Linie Landschlacht– Immenstaad. Die rechtliche Grundlage der Gruppe waren – wie im St. Galler Fall – Fischereiverträge, die zwischen den gleichberechtigten Partnern abgeschlossen wurden. Die wichtigsten Vertragspartner waren Konstanz, Mainau und Überlingen, aber auch Salem und Heiligenberg traten häufig diesen Verträgen bei.137 Die kleineren Orte am Ende des Überlinger Sees schlossen sich nicht an, sie waren aber dennoch betroffen, wenn sie ihren Fang auf den Märkten von Überlingen oder Konstanz verkaufen wollten. Das dürfte der Hintergrund für den Abschluss einer gemeinsamen 135 Die Entstehung dieses Gebiets der Lindauer Gruppe ist unklar. Als gesichert kann gelten, dass die Lindauer Fischerzunft 1349 sogar das gesamte Gebiet östlich der Linie Buchhorn– Arbon für sich beanspruchte. Im Laufe des 15. Jahrhunderts musste dieser Anspruch wohl aus praktischen Gründen aufgegeben werden. Vgl. Stoffel, Fischereiverhältnisse, S.  152 – 154. 136 Dies zeigt vor allem die häufige Korrespondenz mit den Obrigkeiten des Vorarlbergs. Vgl. Korrespondenz Lindau an Amman von Fussach vom 23.11.1723, StA LI A III 110,7. 137 Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 129. Stoffel bezieht die Gültigkeit der Verträge mit der Herrschaft Heiligenberg nur auf deren Besitz Unteruhldingen. Dies geht aus den Verträgen jedoch nicht eindeutig hervor, so dass auch Immenstaad von den Regelungen betroffen gewesen sein dürfte. Darauf weist ein Brief des Vogts von Ittendorf an die Stadt Überlingen vom 17.10.1513 hin, der die Fischer von Hagnau und Immenstaad im Kontext der Fischerei auf dem Überlinger See als „hindersassen“ der Stadt bezeichnet. Vgl. Korrespondenz Vogt von Ittlingen an Überlingen, StA ÜL C 976/1.

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Ordnung der Ortschaften Bodman, Sipplingen und Sernatingen aus dem Jahr 1609 sein, die auf die Initiative der dortigen Fischer zurückging und in die die jeweiligen Obrigkeiten nicht involviert waren.138 Verhandlung und Ausarbeitung der Verträge gingen meist auf eine Konstanzer Initiative zurück und fanden in Konstanz statt.139 Die Stadt vertrat mit der Fischerzunft einen großen Teil der Fischer und kontrollierte den größten Fischmarkt am westlichen Bodensee. Sie hatte also ein doppeltes Interesse an einer verbindlichen Regelung der Fischerei, durch die die Versorgung der Stadt mit Fisch garantiert werden konnte. Im Bereich der Konstanzer Gruppe entzog sich nur der Bischof von Konstanz mit seinen Besitzungen in Meersburg den Verträgen. Aber als Abt der Reichenau, die 1540 in den Besitz des Bistums Konstanz übergegangen war, war er für die Fischerordnungen des Untersees zuständig, also auch mit Fischereifragen befasst. Vielleicht war das Desinteresse des Bischofs auch in der geringen wirtschaftlichen Bedeutung der Meersburger Fischerei begründet. Neben diesen drei Gruppen existierte mit der Reichsstadt Buchhorn noch eine fischereipolitisch unabhängige Herrschaft, die wohl in der geographischen Äquidistanz zu Lindau und Konstanz begründet sein dürfte. Dennoch orientierte sich Buchhorn inhaltlich stärker an Konstanz. Auch die Fischer des benachbarten Klosters Hofen waren Mitglieder der Buchhorner Fischerzunft.140 Die Gültigkeitsdauer der Fischerordnungen und Fischereiverträge war manchmal auf fünf oder zehn Jahre befristet. In solchen Fällen lässt sich oftmals eine Neuverhandlung oder Verlängerung nachweisen. Vor allem die von der Reichenau erlassenen Ordnungen lassen eine große Kontinuität in Form und Inhalt erkennen. Fischerordnungen und regionale Fischereiverträge wurden insbesondere im 15. und 16. Jahrhundert etabliert oder erneuert.141 In der Mitte des 17. Jahrhunderts lässt sich ein scharfer Rückgang der überlieferten Vertragsdokumente feststellen. Der letzte 138 Die Orientierung auf Konstanz hin zeigt sich schon allein durch die Wahl des Fests der Konstanzer Kirchweih (9. September) als Stichtag für das Verbot des nächtlichen Fischens. Auch der Feiertag Mariä Geburt (8. September), der am Vortag gefeiert wurde und in vielen Ordnungen alternativ gebraucht wird, hätte zur Verfügung gestanden. Vgl. Stoffel, Fischereiverhältnisse, S.  141 – 142. 139 Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 106f. 140 Ebenda, S. 131 – 136. Leider ist die Überlieferung, was die Fischerei Buchhorns und des Klosters Hofen betrifft, mehr als dürftig. Nachdem schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Fischerei betreffende Archivalien vermisst wurden, verbrannte bei den Bombenangriffen auf Friedrichshafen im Jahr 1944 das komplette Stadtarchiv. Nur wenige Informationen finden sich in: Karl Otto Müller, ‚Fischerordnungen von Buchhorn-Hofen im 16. Jahrhundert‘; in: SVGB 54 (1926), S. 11 – 27, hier S. 11 und 16. 141 Im 15. Jahrhundert konnte ich für den Bodensee acht verschiedene Fischerordnungen oder Fischereiverträge identifizieren, im 16. Jahrhundert 36. Danach geht die Anzahl deutlich zurück: Im 17. Jahrhundert sind es gerade einmal drei Fischerordnungen und drei Verträge,

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Fischereivertrag der Konstanzer Gruppe wurde 1663 verabschiedet. Erst im 18. Jahrhundert gab es wieder Regelungsbedarf mit drei Ordnungen für den Untersee und der Lindauer Fischerordnung von 1758. Am Ende des 18. Jahrhunderts ging von der Stadt Konstanz eine Initiative aus, die einen Fischereivertrag für den gesamten Obersee zum Ziel hatte. Dieser wurde 1790 zwar auf einer Fischereikonferenz der meisten Bodenseeorte ausgehandelt, sie trat jedoch wegen der Weigerung St. Gallens, ihr beizutreten, nie in Kraft.142 So blieben die verschiedenen älteren Ordnungen und Verträge zumindest nominell bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gültig, auch wenn sie wohl keine praktische Rolle mehr spielten. Denn die alten Herrschafts- und Rechtsverhältnisse auf dem See änderten sich durch die staatliche Neuordnung nicht. Offiziell waren die lokalen Verwaltungen mit der Durchsetzung der Ordnungen und Verträge betraut, ohne diese Verantwortung jedoch wahrzunehmen, so dass auf dem See de facto ein fischereirechtloser Zustand herrschte.143 Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzten die Anrainerstaaten neue Fischereigesetze in Kraft, die die alten Ordnungen ersetzten, nachdem sie eine ökonomische Krise der Fischerei festgestellt hatten.144 Diese neuen Gesetze waren nicht speziell auf die Verhältnisse am Bodensee abgestimmt und konzen­ trierten sich vornehmlich auf die Flussfischerei. Manche Paragraphen nahmen den Bodensee explizit aus.145 Hinzu kam, dass der Wirkungsbereich der Gesetze für das Kondominium Bodensee umstritten war. Diese Probleme konnten nur international gelöst werden. Das Vorbild lieferte die Fischereiübereinkunft zum Schutz der Junglachse im Oberrhein, die 1841 zwischen Baden, Frankreich und der Schweiz geschlossen wurde. Ihr folgten zahlreiche Versuche, ein allgemeines Fischereiabkommen für den gesamten Rhein und auch den Bodensee zu erreichen, die aber allesamt scheiterten, bis sich schließlich Baden, die Schweiz und Elsass-Lothringen 1875 auf eine gemeinsame und allgemeine Regelung der Fischerei im Oberrhein einigen konnten, die Berner Konvention. Diese wurde in der juristischen Form einer Übereinkunft geschlossen, durch die sich die

im 18. Jahrhundert vier Ordnungen, davon drei für den Untersee und ein gescheitertes Vertragsprojekt für den ganzen Obersee. 1 42 Das Protokoll der Konferenz, die Korrespondenz zur Vorbereitung und das diplomatische Nachspiel befinden sich in verschiedenen Archiven: StA KN DI Fasc. 36; GLA KA 209/328; StA LI A III 55,2. Eine Transskription des Vertragstextes mit seinen Anlagen befindet sich im Anhang dieses Buches auf Seite 138. 1 43 Waldemar Hoenninger, Bodensee-Fischereirecht im Neunzehnten Jahrhundert, Rastatt: Uhrig & Reuter, 1907, S. 9. 144 Für Bayern vgl. Max Freiherr Lochner von Hüttenbach, Zur Geschichte der Lindauer Fischerzunft, Lindau: Acherer, 1895, S. 21. 145 Hoenninger, Bodensee-Fischereirecht, S. 9.

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Vertragspartner verpflichteten, die Ergebnisse in nationales Recht zu übertragen.146 Sie betraf Schutzbestimmungen wie Schonmaße oder -zeiten ebenso wie Fanggeräte oder die Sanktionierung von Verstößen. Nominell galt die Übereinkunft für den gesamten Bodensee, da aber die anderen Anrainerstaaten der Übereinkunft nicht beitraten, war ihr Wirkungsbereich auf den Untersee, den Überlinger See, den Konstanzer Trichter und die Südseite des Bodensees bis zur Rheinmündung begrenzt.147 Die Rechtsform der Übereinkunft erwies sich als zukunftsträchtig. Da diese Bestimmungen von den Vertragspartnern auch rigoros durchgesetzt wurden, häuften sich die Klagen der Badener und Schweizer über ihre Benachteiligung gegenüber anderen Fischern, und in der Folge stieg der diplomatische Druck auf die drei anderen Anrainerstaaten. 1881 kamen nach einer Initiative des deutschen Fischereivereins Sachverständige und Beamte aus allen fünf Ländern zu einer Konferenz in Lindau zusammen. Sie sollten auf der Grundlage der Bestimmungen der ­Berner Konvention über allgemeine Regeln für die Bodenseefischerei verhandeln. Das Resultat waren die „Lindauer Beschlüsse“, in denen alle Anrainer zusicherten, die Ergebnisse, die eine Verschärfung der Berner Konvention bedeuteten, in nationales Recht umzusetzen, was auch bis 1885 geschah.148 Die „Lindauer Beschlüsse“ waren jedoch weder ein völkerrechtlich bindender Vertrag noch eine Übereinkunft, ihre Umsetzung hatte rein freiwilligen Charakter. So blieb die Berner Konvention die einzige Grundlage für eine gemeinsame rechtliche Regelung der Bodenseefischerei. Baden und die Schweiz waren gewillt, diesen Weg weiter zu beschreiten, denn bereits 1887 wurde die Berner Konvention für den Oberrhein von den Vertragspartnern revidiert und durch die inhaltlich verschärfte Luzerner Konvention ersetzt. Gleichzeitig blieb die Gruppe der Bodenseeanrainer nicht untätig und bezog Liechtenstein in die weiteren Verhandlungen mit ein, da die dortigen Gewässer ein bevorzugtes Laichgebiet der Seeforelle waren und sind. 149 Als die Verhandlungen allerdings 1888 ins Stocken gerieten, ergriffen die Fischer selbst die Initiative. Der Vorsitzende des deutschen Fischereivereins Friedrich von Behr auf Schmoldow gewann die Delegierten der Generalversammlung des Schweizerischen Fischerei-Vereins 1891 für die Forderung an den schweizerischen Bundesrat nach einer endgültigen gemeinsamen Regelung der Bodenseefischerei. Die Schweizer Regierung berief nach Rücksprache mit den betroffenen Kantonen für den 24.-28. Oktober 1892 eine Konferenz aller Anrainerstaaten nach Konstanz ein, die einen Vertragsentwurf erstellte. Die Schlussverhandlungen, an deren Ende 146 Günter Keiz, ‚Die Bregenzer Übereinkunft und ihr Instrument: die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz‘; in: Wagner u. a. (Hg.), Bodenseefischerei, S. 10 – 30, hier S. 12. 147 Hoenninger, Bodensee-Fischereirecht, S.  13 – 16. 148 Ebenda, S. 22f. 149 Keiz, ‚Bregenzer Übereinkunft‘, S. 13f.

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die Bregenzer Übereinkunft stand, fanden vom 3.-5. Juli 1893 in Bregenz statt. Diese trat am 22. Dezember 1893 in Kraft und ist bis heute gültig. Ihr Geltungsbereich ist der gesamte Obersee. Durch die Bestimmungen der Bregenzer Übereinkunft wurden alle Bereiche der Fischerei abgedeckt. Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Bestimmungen sah sie die Einrichtung einer Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz (IBKF) vor, die sich aus Vertretern der Regierungen, der Fischer, der Gemeinden vor Ort und aus Wissenschaftlern zusammensetzt. Die Vertragspartner verpflichteten sich, die Empfehlungen der IBKF in nationales Recht umzusetzen.150 4.3 DIE ZUNFTFISCHEREI Wie bereits erwähnt, bildete sich neben den Lehensfischern im Spätmittelalter noch eine weitere Form des Berufsfischers heraus, die des Zunftfischers. Durch die Befreiung der Reichsstädte von ihren Herrn waren auch die dort ansässigen Lehensfischer frei geworden. Sie organisierten sich wie die anderen Handwerker der Städte in Zünften, richteten ihre eigenen Zunfthäuser ein, wählten sich einen Zunftmeister, zahlten in eine Zunftkasse ein, kümmerten sich um das Seelenheil ihrer Mitglieder 151 und etablierten durch den Zunftzwang ein Monopol, das den Zugang zur Ressource Fisch im Wesentlichen auf ihre Mitglieder beschränkte.152 Die inneren Angelegenheiten der Fischerei wurden von der Zunft geregelt, die äußeren vom Rat der Stadt, in dem die Zünfte nach der Überwindung der Herrschaft des städtischen Patriziats eine bestimmende Rolle inne hatten. Die Umstände und der Zeitpunkt ihrer Gründung sind nicht bekannt, sie wird jedoch auf die Mitte des 14. Jahrhunderts datiert, also den Zeitpunkt, an dem auch die ersten Fischerordnungen dort auftraten. Ich stelle hier die Entwicklung der Fischerzünfte am Bodensee anhand von zwei Beispielen dar, der Konstanzer und der Lindauer.153 Für Konstanz sind die ältesten Zunftbriefe aus dem Jahr 1343 belegt. Mit den Bäckern und Weinschenken war das Nahrungsmittelgewerbe federführend an der

150 Ebenda, S.  14 – 16. 151 Leipold-Schneider, ‚Schiffer- und Fischerzunft‘, S. 81 – 83. 152 In Lindau kam es regelmäßig zu Konflikten mit den Schiffern, mit denen die Fischer zusammen eine Zunft bildeten, da diese auch unter der Fahrt fischten. In Zeiten der Fischknappheit konnte den Schiffern jedoch der Fang ausdrücklich erlaubt werden. Vgl. Leipold-Schneider, ‚Schiffer- und Fischerzunft‘, S. 74f. 153 Dies ist nur zum Teil mit ihrer Größe und ihrer dominanten Stellung in ihrem jeweiligen Teil des Bodensees begründet. Zumindest für Buchhorn lässt es die dürftige Literaturlage kaum zu, sich ein detailliertes Bild ihrer Geschichte zu machen. Der Fall Überlingen unterscheidet sich dagegen nicht signifikant von Konstanz.

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Etablierung der Zünfte beteiligt, nicht aber die Fischer.154 In Lindau wurde die Fischerzunft im Jahr 1349 das erste Mal erwähnt.155 Im Spätmittelalter stellten die Fischer in beiden Städten eine der größten Zünfte. Für das Jahr 1468 lassen sich für Konstanz beispielsweise 88 Mitglieder feststellen. In Lindau ist die Größe der Zunft jedoch zum einen der Tatsache geschuldet, dass dort die Fischer mit den Schiffern zusammen eine Zunft bildeten. Zum anderen waren, wie bereits erwähnt, nicht nur die in der Stadt selbst ansässigen Fischer Mitglieder, sondern alle Fischer des östlichen Bodensees. Die Zunftgenossen hatten eine jährliche Gebühr an die Zunft zu entrichten, säumige Zahler wurden vor dem Rat der Stadt verklagt. Der Aufnahme in die Zunft ging eine Lehre voraus. Der Nachwuchs dürfte sich zum größten Teil aus den Söhnen der Zunftmitglieder rekrutiert haben, die ihre Ausbildung beim Vater absolvierten. Die Zünfte verlangten für die Aufnahme eine Gebühr – in Lindau etwa 1571 drei Gulden.156 Aber nur Lindau forderte zumindest ab 1607 ein Meisterstück, ab 1792 auch ein Gesellenstück.157 Die Konstanzer Zunft gehörte weder zu den reichsten noch zu den ärmsten Zünften, der Wohlstand ihrer Mitglieder lag leicht über dem städtischen Durchschnitt. Dabei war der Anteil der armen Fischer ebenso wie derjenige der reichen Fischer geringer als das städtische Mittel. Sie bildeten also eine relativ homogene soziale Gruppe. Die wenigen Wohlhabenden dürften ihr Geld allerdings nicht allein mit dem eigenhändigen Fischen, sondern eher mit dem Fischhandel und da besonders mit dem Import von konserviertem Salzwasserfisch verdient haben.158 Die stark schwankenden Erträge der Fischerei machten eine ökonomische Kalkulation sicher schwierig, so dass die meisten Fischer wohl noch ein Stück Land als Ergänzung bewirtschafteten.159 Die Lindauer Zunft war weniger homogen, umfasste sie doch neben den städtischen Fischern auch solche aus einem dörflichen Umfeld, von denen viele 154 Klaus D. Bechtold, Zunftbürgerschaft und Patriziat. Studien zur Sozialgeschichte der Stadt Konstanz im 14. und 15. Jahrhundert, Sigmaringen: Thorbecke, 1981, S. 119. In anderen europäischen Städten wie Pavia und Ravenna scheinen die Fischer unter den Ersten gewesen zu sein, die einen anerkannten Zunftstatus erhielten. Vgl. Hoffmann, ‚Aquatic Ecosystems‘, S. 656. 155 Leipold-Schneider, ‚Schiffer- und Fischerzunft‘, S. 60. 156 Ebenda, S. 63. 157 Ebenda, S. 72. 158 Bechtold, Zunftbürgerschaft, S. 56f. 159 Die Felder der Fischer werden in einem Brief des Vogts von Ittendorf an die Stadt Überlingen erwähnt; vgl. Korrespondenz Vogt von Ittendorf an Überlingen von 1513. Auf der Reichenau bewirtschafteten im 19. Jahrhundert die meisten Fischer ein Stück Land; vgl. Erich Maier, Die Fischerei am Untersee (Bodensee) in ihrer historischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, Graz: Diss., 1957.

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Landwirtschaft nicht zusätzlich betrieben, sondern in erster Linie Bauern waren und das Fischen als Zuverdienst betrieben. Dass diese Konstellation ein erhebliches Konfliktpotential mit sich brachte, geht aus einer Eingabe der Lindauer Fischerzunft an den Rat der Stadt vom 22. Juli 1663 hervor. Nach einem Hinweis auf die „allhier fast abgegangene Fischerey“ beschwerten sich die Lindauer, dass die Haarder „halb-Fischer“ den Wochenmarkt der Stadt mit ihren „offt halb todten Fischen“ überschwemmten. Die städtischen Fischer kämen mit ihrer guten und lebendigen Ware gegen diese Konkurrenz nicht an. Die Haarder würden ihren Wettbewerbsvorteil vor allem der Tatsache verdanken, dass fast „das ganze Dorff […] sich des Fischens anmasset“ und dass sie schon um zwei Uhr in der Früh zum Fischen ausfahren können, während die Lindauer entsprechend der Vorschriften der Stadt erst um fünf Uhr ihr Tagwerk begännen. Sie könnten ihren Fang dann auch zu jedem Preis anbieten, da durch ihre Landwirtschaft ein Auskommen bereits zur Genüge gesichert war. Zudem hatten sie geringere Kosten, da sie die meisten der in der Fischerordnung vorgeschriebenen Netze nicht hatten und nur mit zwei ausfuhren – dem Klusgarn und der Segine –, die den Vorschriften gemäß nur sehr selten eingesetzt werden durften, da sie sonst den Fischbestand schädigen und sogar zu einem Fehljahr im See führen könnten. Die Haarder nähmen also auf die Regelungen keinerlei Rücksicht, während die Lindauer Fischer von ihrer Obrigkeit aufs Schärfste kontrolliert würden. Deshalb bleibe ihnen „nichts dann unser einiges Handwerckh“.160 Die Eingabe spiegelt das Selbstverständnis der städtischen Fischer als Handwerker und Vollfischer im Kontrast zu den bäuerlichen Halbfischern der umliegenden Dörfer wider und belegt, dass sie dieses und ihren sozialen Status innerhalb der Stadt als gefährdet ansahen. Ob ihre wirtschaftliche Lage im Vergleich zu den auswärtigen Fischern tatsächlich so prekär war oder ob sie sich eine unliebsame Konkurrenz vom Hals schaffen wollten, lässt sich anhand der vorhandenen Dokumente nicht feststellen. Beim sozialen Status innerhalb der Stadt Konstanz lagen die Fischer eher im Mittelfeld. Sie stellten vier Mitglieder des Rates und damit mehr als die reichen Goldschmiede oder die mitgliederstarken Leinenweber und Wollweber mit zwei, aber weniger als die Kaufleute und Krämer mit sechs Ratsmitgliedern. 161 In der Prozessionsordnung von 1496 wurde ihnen ebenfalls eine Mittelposition zwischen den Händlern, die ihrem hohen sozialen Prestige entsprechend dem Sakrament am nächsten waren, und armen Zünften wie den Brotbäcken zugewiesen, die ganz an der Spitze gehen mussten.162 1431 beschränkte Kaiser Sigismund die Anzahl der 160 Eingabe Fischerzunft an Rat der Stadt Lindau vom 22.7.1663, StA LI A III 110,9. 161 Friedrich Horsch, Die Konstanzer Zünfte in der Zeit der Zunftbewegung bis 1430 unter besonderer Berücksichtigung des Zunftbuches und der Zunftbriefe, Sigmaringen: Thorbecke, 1979, S. 33. 162 Bechtold, Zunftbürgerschaft, S. 153.

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Konstanzer Zünfte auf zehn. Dazu wurden von den bisher 19 Zünften je zwei zusammengelegt, die Fischer kamen zu den Wollwebern. In der Politik der Reichsstadt spielten die Fischer keine große Rolle. Nach dem Zunftaufstand von 1342/43 war etwa ein gewisser Heinrich der Güttinger der Fischer Ratsmitglied und spielte auch in den folgenden Jahren eine gewisse Rolle in der städtischen Politik. Der Fischer Hans von Lindau bekleidete zu dieser Zeit mit dem „Meister der Siechen am Feld“ bereits ein Amt, das zuvor dem städtischen Patriziat vorbehalten war.163 Doch eine bestimmende Position der Fischerzunft in der Politik ist nicht festzustellen. Der Rat hingegen spielte für die Konstanzer Fischer eine entscheidende Rolle, da er als Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit über die ufernahe Allmende im Konstanzer Trichter das Recht hatte, die städtischen Fischerordnungen zu erlassen und mit anderen Obrigkeiten über regionale Fischereiverträge zu verhandeln.164 Welchen Einfluss die Fischerzunft auf die Ausgestaltung dieser Ordnungen und Verträge hatte, lässt sich nicht genau bestimmen, sie wurden jedoch auf der jähr­ lichen Zusammenkunft der Zunftfischer, den Fischertagen, diskutiert. Dort wurden die Fischer auch auf die Einhaltung der Fischerordnung eingeschworen. Da die Zunft jedoch im Rat vertreten war und die Bestimmungen eine hohe Sachkenntnis verraten, dürfte ihr Einfluss auf die Gestaltung der Ordnung nicht unerheblich gewesen sein. Das primäre Ziel der Fischerordnungen war sicherlich die Versorgung der Stadt mit Frischfisch. In Lindau mussten die Fischer in der Fastenzeit einen Teil ihres Fangs zu für sie sehr ungünstigen Konditionen der Stadt überlassen, die so auch die ärmere Bevölkerung mit Fisch versorgen konnte. Auch durften fremde Fischkäufer erst dann auf dem Fischmarkt einkaufen, wenn die Stadtbevölkerung ihren Bedarf gedeckt hatte.165 Auf diese Weise konnte aber auch eine gewisse Kontrolle über die Fischer ausgeübt werden, die sich ja effektiv einen großen Teil der Zeit außerhalb des Machtbereichs der Stadt aufhielten. Die Fischer hatten ebenfalls ein Interesse an der Einrichtung von Fischerordnungen und Fischereiverträgen. Diese stellten für sie auch einen Schutz vor Übergriffen durch die Obrigkeit dar. So wehrte sich etwa der Staader Fischer Mathäus Sulger 163 Ebenda, S. 120, 122, 128. 164 Dass der Rat für die auswärtigen Angelegenheiten der Fischer zuständig war, geht auch aus dem Antwortschreiben der Konstanzer Fischerzunft an die Reichenau aus dem Jahr 1528 hervor, in dem sie darauf hinweist, dass diese sich zuerst an den Rat der Stadt wenden müsse; vgl. Korrespondenz Fischerzunft Konstanz an Reichenau von 1528, StA KN DI Fasc. 26. 165 Leipold-Schneider, ‚Schiffer- und Fischerzunft‘, S. 64f. Zu den Fischertagen oder Fischermaien siehe auch Urs Amacher, ‚Die Fischermaien. Die Gerichtstage der Fischer zwischen eigener Reglementierung und herrschaftlicher Machtausübung‘; in: Thomas Meier und Roger Sablonier (Hg.), Wirtschaft und Herrschaft. Beiträge zur ländlichen Gesellschaft in der östlichen Schweiz (1200 – 1800), Zürich: Chronos, 1999, S. 279 – 294, auch wenn der Abschnitt zum Bodensee wenig substanziell ist.

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mit Verweis auf die Fischerordnung gegen den Prälaten des Klosters Kreuzlingen. Dieser hatte ihm im Jahr 1671 zusammen mit einigen seiner Männer gerade gefangene Hasel und Barsche gewaltsam abgenommen. Auf Sulgers Beschwerde, dass dies gegen die Fischerordnung verstoße, antwortete der Prälat vulgär, er scheiße in die Fischerordnung. Sulger reichte den Fall an seine Oberen weiter, so dass der Zwischenfall zu langwierigen Auseinandersetzungen zwischen der Mainau und Kreuzlingen führte.166 Zudem limitierten sie die Konkurrenz untereinander sowie das Entstehen von Zwischenhändlern und garantierten so jedem Zunftmitglied sein bescheidenes Auskommen. Durch die Schutzbestimmungen der Ordnung konnte der Fischbestand und damit die Grundlage der Wirtschaftsform Fischerei erhalten werden. Die Kombination aus Fischerzunft und Fischerordnung war also ein Instrumentarium zur Vermeidung einer Tragödie der Allmende, mit dem auch die Fischer leben konnten. Die Ordnungen und Verträge beschränkten den Zugang zur Ressource Fisch – zumindest im Konstanzer Einflussbereich – auf professionelle Fischer, die zugleich Mitglied der Zunft sein mussten. Gleichzeitig wurde aber auch die Ausübung des Handwerks durch die Fischer selbst beschränkt, da sich die Fischer an allerlei Regulierungen halten mussten, die ihren eigenen Zugriff auf die Fische des Bodensees beschränkten. Ganz offensichtlich herrschte unter den Fischern ein gewisser Konsens hinsichtlich des Werts der in den Ordnungen und Verträgen festgehaltenen Vorschriften. Sonst wäre diesem Instrument der Regulierung der Fischerei wahrscheinlich keine so lange Dauer beschieden gewesen. Dennoch zeigen die zahlreichen Verstöße gegen die Ordnungen, dass zumindest eine gewisse Minderheit zu allen Zeiten mit den damit verbundenen Einschränkungen nicht einverstanden war und einem kurzfristigen Vorteil die gemeinsamen langfristigen Interessen zu opfern bereit war. Die Fischerzunft als Zusammenschluss der Fischer sorgte jedoch für einen gewissen Zusammenhalt unter den Fischern, so dass es sich bei den Verstößen um Einzelfälle und nicht um die Normalität handelte.167 Die Fischerzünfte überstanden die gesamte frühe Neuzeit ohne einschneidende Veränderungen in ihrer Organisationsform und ihrem Aufgabenbereich. Auch in Konstanz bestand die Zunft weiter, nachdem die Stadt ihre Reichsfreiheit verloren hatte. Sie hatte allerdings ihre politische Macht eingebüßt. Die Stadt zog ihr Vermögen ein, nur fünf der Zunfthäuser durften als Trinkstuben weiterverwendet werden, darunter auch das der Fischer.168 Neben der Fischerzunft wurde ein F ­ ischamt 166 Vgl. StA KN DI Fasc. 30. 167 Bechtold, Zunftbürgerschaft, S. 56; Peter Schuster, Eine Stadt vor Gericht. Recht und Alltag im spätmittelalterlichen Konstanz, Paderborn: Schöningh, 1997, S. 133f. 168 Wolfgang Zimmermann, ‚Konstanz in den Jahren von 1548 – 1733‘; in: Martin Burkhardt, Wolfgang Dobras und ders., Konstanz in der frühen Neuzeit, Konstanz: Stadler, 1991 (= Geschichte der Stadt Konstanz, Band 3), S. 147 – 312, hier S. 151.

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eingerichtet, das die Einnahmen der städtischen Fischenzen verwaltete. Seine genaue Position innerhalb der Verwaltungsstruktur geht aus den Quellen nicht hervor, es scheint aber vom Zunftmeister geleitet worden zu sein.169 In diesem Zustand, der ihr nicht unbeträchtliche informelle Einflussmöglichkeiten gestattete, überstand die Fischerzunft auch die Übergabe der Stadt an Baden.170 1811 gab es noch zehn Fischermeister und elf Gesellen in Konstanz. Ihre ökonomische Situation dürfte wenig erfreulich gewesen sein, da 1835 kein Fischer in der ersten oder zweiten, und auch nur drei Fischer in der dritten Steuerklasse erfasst waren, in die Bürger mit einem Stammkapital von weniger als 930 fl. eingeteilt wurden. 1829 beschloss das badische Innenministerium die Zerschlagung der mächtigen Interessenvertretungen der Handwerker durch Überleitung in acht Zunftvereine, darunter auch eine Fischerzunft. Mit der Einführung der Zunftfreiheit 1862 war auch deren Schicksal besiegelt.171 Die Lage der Lindauer Fischer, die immer noch mit den Schiffern eine Zunft bildeten, war ähnlich schlecht. Auch in Lindau war von den alten Privilegien wenig geblieben und die Zunft hatte eher den Charakter einer Innung. 1836 gab es gerade einmal neun Lindauer Fischer, deren ökonomische Situation bedenklich war. Die Lindauer Fischer- und Schifferzunft löste sich endlich 1866 wie die anderen Zünfte der Stadt auf.172 4.4 DER FISCHMARKT Die Bodenseefischerei war ein marktorientierter Wirtschaftszweig. Die Fischer fingen Fische nicht, um sie selbst zu verzehren, sondern um sie zu verkaufen, woraus man jedoch nicht den Schluss ziehen sollte, dass es in Fischerfamilien nicht überproportional häufig Fisch zu essen gegeben hätte. In Konstanz gab es zwei Fischmärkte, einen innerhalb der Stadt und einen außerhalb im Vorort Paradies, die vom St. Galler Humanisten Vadian ob ihrer Lage zwischen Ober- und Untersee überschwänglich als in Oberdeutschland unvergleichlich reichhaltig gepriesen wurden. Nur dort konnten sich die Bürger der Stadt zweimal am Tag mit Fisch eindecken, 169 Fischamtsrechnungen, StA KN DI Fasc. 40. 170 Das Zunftbuch für die Jahre 1785 – 1826 zeigt zumindest keine Brüche; vgl. StA KN DI Fasc. 44. 171 Heinz Krümmer, Die Wirtschafts- und Sozialstruktur von Konstanz in der Zeit von 1806 bis 1850, Sigmaringen: Thorbecke, 1973, S. 50 – 55. 172 Lochner von Hüttenbach, Fischerzunft, S. 22. Werner Dobras, ‚Das Lindauer Bürgertum während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts‘; in: Thomas Albrich, Werner Matt und Hanno Platzgummer (Hg.), Stadt und Bürgertum im Bodenseeraum, Dornbirn: Amt der Stadt Dornbirn, Stadtarchiv, 2008, S. 51 – 74, hier S. 60.

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jeglicher Fischverkauf außerhalb des Marktes war verboten.173 In Lindau gab es nur einen Fischmarkt, lebendige Fische durften aber auch an anderen Orten verkauft werden.174 Der Rat sorgte mit detaillierten Vorschriften für die Qualität der Ware. So durfte in Konstanz bereits geschlachteter Fisch nicht am nächsten Tag ein zweites Mal zum Verkauf angeboten werden. Auch durfte der Fischer die Ware nicht zuerst in sein Haus bringen. Sie musste sofort auf den Markt kommen, um den neuen Fang klar vom alten unterscheiden zu können. Es war auch grundsätzlich verboten, lebendige mit toten Fischen zu vermischen. Um die Verbraucher vor Betrug zu schützen, mussten Gangfische der Größe nach sortiert angeboten werden. Bei der Anwesenheit vieler potentieller Käufer durfte die Ware auch versteigert werden.175 Wenn Fisch nicht gleich verkauft werden konnte, wurde er manchmal auch gesalzen, um ihn noch einmal anbieten zu können. Diesen Fischen musste aber als Erkennungszeichen die Schwanzflosse abgeschnitten werden. Tote unverkäufliche Fische wurden vernichtet.176 Die Preise bestimmter Fischarten der verschiedenen Qualitäten legte der Rat fest. Dies geschah teilweise im Rahmen der Fischmarktordnung, teilweise über eigene Preislisten.177 Diese fixierten allerdings nur Höchstpreise, so dass man über die tatsächlichen Kosten für den Frischfischkonsum eines Haushalts anhand dieser Quelle leider keine Angaben machen kann. Dennoch drücken die Preise die Wertschätzung bestimmter Fischarten durch die Verbraucher aus. Die Einhaltung dieser Vorschriften wurde von durch den Rat bestellten Fischbeschauern überprüft, bei denen es sich meist um alte Fischer handelte.178 Sie waren auch für die Vernichtung schlechter Ware zuständig. Ob auch konservierter Salzwasserfisch auf dem Fischmarkt angeboten wurde, geht aus den Marktordnungen nicht hervor.179 Allerdings gab es zumindest im Konstanz des 15. Jahrhunderts ein 173 Ernst Georg Rüsch, ‚Vadians Schriften über die Stadt St. Gallen und über den oberen Bodensee‘; in: SVGB 117 (1999), S. 99 – 155, hier S. 129. Fischerordnung Konstanz: 1527, StA KN DI Fasc. 44. 174 Leipold-Schneider, ‚Schiffer- und Fischerzunft‘, S. 68. 1 75 Fischmarktordnung Konstanz: 1433, StA KN DI Fasc. 44; Fischerordnung Konstanz: 1491, StA KN DI Fasc. 44. 176 Strigel, Fischereipolitik, S. 51. 177 Zahlreiche Preislisten sind in verschiedenen Archiven erhalten. Für Konstanz finden sich Preislisten aus den Jahren 1612, 1635, 1660, 1665, 1680, 1681, 1752, 1787 und 1802 in StA KN DI Fasc. 28, 36, 44 und DI Band 43; für den Untersee aus den Jahren 1652, 1707, 1717, 1767 und 1774 in StA KN DI Band 38, 39, 40 und 42 sowie GLA KA 96/405; für Lindau aus dem Jahr 1705 in StA LI A III 55,2; und für Überlingen aus den Jahren 1647 und 1688 in StA ÜL C 988. 178 Fischmarktordnung Konstanz: 1433; Fischerordnung Konstanz: 1491. 179 Strigel spekuliert, dass importierter Salzwasserfisch ebenfalls auf dem Fischmarkt, aber räumlich vom Frischfisch getrennt verkauft wurde, und begründet seine Vermutung mit Nürnberger

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gesondertes Amt des Heringschauers. Es wurde 1415 von einem Fischer ausgeübt. 180 Das Rote Buch, eine aus dem Jahr 1460 stammende Sammlung der Konstanzer „Geschworenen Satzungen“, enthält auch den Eid der Heringschauer. Demnach waren es drei Männer, die ihren Dienst nur zusammen versehen durften. Ihre Aufgabe war es, allen Hering und Stockfisch zu untersuchen, die schlechte Ware zu verbrennen oder auszuschütten und diese Fälle dem Bürgermeister und Rat zu melden. Als Aufwandsentschädigung standen ihnen je zwei Heringe zu.181 Dass es zumindest manche Fischer mit diesen Vorschriften nicht so genau nahmen und versuchten, die Kunden zu betrügen, beweisen die zahlreichen Nennungen von Fischern in den Ratsordnungen wegen Übertretung der Fischerordnungen.182 Der Fischmarkt stand allen Fischern offen, also auch den nicht aus der jeweiligen Stadt stammenden. Mit Konstanz und Lindau wurden die beiden größten Städte am See zu den beherrschenden Märkten, auf denen auch Klöster wie Salem, die einen hohen Fischkonsum hatten, ihren Bedarf decken konnten. Die Kontrolle über den Fischmarkt erlaubte den beiden Städten mit der Zeit, eine in Fischerei­ fragen dominierende Stellung in der jeweiligen Region des Bodensees einzunehmen. Denn die Markt- und Fischerordnungen galten für allen in der Stadt verkauften Fisch, also auch für auf dem tiefen See oder in fremden Fischenzen gefangenen. Die beiden Städte waren so in der Lage, ihren Einfluss weit über den Bereich ihrer niederen Gerichtsbarkeit auszudehnen und ihre Regeln auch fremden Fischern aufzuzwingen, falls diese ihren Fisch auf die lukrativen Märkte bringen wollten. Da sich die Vorschriften der Fischerordnung ja bekanntlich auch auf das Werkzeug, Fangzeiten und Schonmaße erstreckten, kam es zu einer gewissen Vereinheit­ lichung im Umkreis des jeweiligen Vororts. Im östlichen Bodensee geschah dies durch eine Ausweitung der Lindauer Fischerzunft auf die umliegenden Dörfer. Die Stadt Konstanz erlangte ihre Vormachtstellung durch die Fischereiverträge mit den angrenzenden Herrschaften. Nur die Petershauser Fischer bildeten eine Ausnahme, denn sie traten der Konstanzer Fischerzunft bei. Der Einflussbereich des Konstanzer Fischmarkts erstreckte sich schließlich auf den gesamten Obersee einschließlich des Überlinger Sees westlich der Linie Immenstaad – Landschlacht. Die dominante Stellung der Fischmärkte am See endete mit dem Anschluss des Bodensees an das Eisenbahnnetz und der Erfindung der industriellen Kühltechnik. Verhältnissen; vgl. Strigel, Fischereipolitik, S. 50. 180 Maius consilium vom 26.1.1415; in: Otto Feger (Hg.), Vom Richtebrief zum Roten Buch. Die ältere Konstanzer Ratsgesetzgebung, Konstanz: Thorbecke, 1955, S. 79. Gebhart Fischer, der das Amt 1415 inne hatte, ist in den Steuerlisten der Stadt Konstanz von 1418 – 1440 belegt und war auch Zunftmeister der Fischerzunft. Vgl. Bechtold, Zunftbürgerschaft, S. 175. 181 Otto Feger (Hg.), Das Rote Buch, Konstanz: Merk, 1949, S. 123f. 182 Bechtold, Zunftbürgerschaft, S. 56.

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Nun konnten neue Märkte für Frischfisch erschlossen werden, der auch prompt bis nach München oder Straßburg geliefert wurde. Diese Expansion des Absatzgebietes brachte den Fischhandlungen am See, die im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden waren und meist ehemaligen Fischerfamilien gehörten, eine durchaus profitable Position als Zwischenhändler ein.183 4.5 FISCHKONSUM Die Quantität des Fischkonsums am Bodensee insgesamt oder zumindest in einzelnen Städten konnte bisher nicht ermittelt werden. Es lassen sich aber einige Indizien dafür finden, dass er beträchtlich gewesen sein muss. Dafür spricht allein schon die Anzahl von ca. 140 Tagen,184 an denen nach den christlichen Fastengeboten der Konsum von Fleisch und häufig auch Milch, Milchprodukten und Eiern untersagt war und an deren Stelle häufig Fisch konsumiert wurde.185 In den meisten Klöstern machte die Benediktsregel den Ersatz von Fleisch durch Fisch als Spender von tierischem Eiweiß zur Notwendigkeit. Denn sie verbot den Verzehr von vierfüßigen Tieren generell, erlaubte ihn aber Kranken und Schwachen. Fisch galt jedoch – wie auch der Biber – als „Flussgemüse“ (fluminum legumina) und somit

183 Maier, Fischerei, S. 110. Zur Auswirkung der Einführung der modernen Kühltechnik auf die Ernährung in Deutschland siehe Hans Jürgen Teuteberg, ‚History of Cooling and Freezing Techniques and Their Impact on Nutrition in Twentieth-Century Germany‘; in: Adel P. den Hartog (Hg.), Food Technology, Science and Marketing: European Diet in the Twentieth Century, East Linton: Tuckwell Pr, 1995, S. 51 – 65. 184 Die Angaben in der Literatur hinsichtlich der Fasttage im Mittelalter variieren teilweise beträchtlich. Ob sich hier regionale Unterschiede niederschlagen, eine Entwicklung oder genauer Aufweichung der Regeln im Laufe der Zeit oder unterschiedliche Methoden der Berechnung, lässt sich nicht leicht nachvollziehen. Beispiele: Richard C. Hoffmann, ‚Footprint Metaphor and Metabolic Realities: Environmental Impacts of Medieval European Cities‘; in: Paolo Squatriti (Hg.), Natures Past: The Environment and Human History, Ann Arbor, MI: Univ. of Michigan Pr., 2007, S. 288 – 325, S. 301 kommt auf etwa 135 Tage; Lampen, Fischerei, S. 41, auf durchschnittlich 150 Tage. 185 Zu der Frage, ob mittwochs und freitags außerhalb der Fastenzeit der Konsum von Milch, Milchprodukten und Eiern erlaubt war, gehen die Angaben in der Forschungsliteratur auseinander. Vertreter des strengeren Verbots sind Melitta Weiss Adamson, ‚Medieval Germany‘; in: dies. (Hg.), Regional Cuisines of Medieval Europe: A Book of Essays, New York: Routledge, 2002, S. 153 – 196, hier S. 160; und Lampen, Fischerei, S. 41f. Johanna Maria van Winter, ‚Obligatory Fasts and Voluntary Asceticism in the Middle Ages‘; in: dies., Spices and Confits: Collected Papers on Medieval Food, Totnes: Prospect Books, 2007, S. 259 – 266, hier S. 260 plädiert für die weniger strenge Variante.

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nicht als Fleisch.186 Im Hochmittelalter war Fisch für die Mönche noch eine besondere Speise, wie die Benedictiones ad mensas des St. Galler Mönchs Ekkehard IV. vom Beginn des 11. Jahrhunderts zeigen. Dort listet er die Fischarten auf, die im Kloster regelmäßig verzehrt wurden und von denen ein Teil sicherlich im Bodensee von Lehensfischern des Klosters gefangen worden war.187 Dieser hohe kulinarische Status von Fisch verringerte sich, als im Laufe des Mittelalters die Speisevorschriften zusehends aufweichten und als durch architektonische und juristische Spitzfindigkeiten Wege gefunden wurden, das Fleischverbot zu umgehen.188 Ein wichtiger Grund hierfür dürfte auch das Versorgungsproblem gewesen sein. Zwar empfahl schon Benedikt selbst, Klöster an Flüssen und Seen anzulegen. Dennoch scheint es für die immer größeren und zahlreicheren Konvente zunehmend schwierig gewesen zu sein, den Bedarf zu befriedigen. Schließlich kamen die meisten Mönche im Spätmittelalter aus der Oberschicht und erwarteten eine dementsprechende Verpflegung, auch nachdem sie dem weltlichen Leben entsagt hatten.189 Für die Abtei von Westminster in England hat Barbara Harvey versucht, den Fischkonsum um das Jahr 1500 zu rekonstruieren. Sie schätzt die in einem Jahr zubereiteten Fischgerichte auf 570. Etwa die Hälfte davon dürfte laut ihren Angaben aus haltbar gemachtem Fisch bestanden haben, der Rest aus Frischfisch. Insgesamt kommt Harvey auf einen durchschnittlichen jährlichen Fischkonsum von 23.737 Pfund für die gesamte Abtei in den Jahren von 1495 – 1525.190 Nun war West­ minister hinsichtlich der Fischversorgung in einer privilegierten Situation. Die Abtei war nicht nur außerordentlich reich. Sie konnte zudem sowohl auf die Themse zur Versorgung zurückgreifen als auch auf den nahen Fischmarkt von London, der das ganze Jahr über mit frischem Fisch aus der Nordsee versorgt wurde. Am Bodensee 186 Lampen, Fischerei, S.  42 – 44. 187 Ebenda, S. 45. 188 Anton Ervynck, ‚Following the Rule? Fish and Meat Consumption in Monastic Communities in Flanders (Belgium)‘; in: Guy de Boe und Frans Verhaeghe (Hg.), Environment and Subsistence in Medieval Europe, Zellik: Instituut voor het Archeologisch Patrimonium, 1997 (= Papers of the ‘Medieval Europe Brugge 1997’ Conference, Band 9), S. 67 – 81, hier S. 73. 189 Zu den Ernährungsgewohnheiten der Oberschicht siehe auch: Johanna Maria van Winter, ‚Kochkultur und Speisegewohnheiten der spätmittelalterlichen Oberschicht‘; in: Heinrich Appelt (Hg.), Adelige Sachkultur des Spätmittelalters. Internationaler Kongress Krems an der Donau, 22. bis 25. September 1980, Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1982, S. 327 – 342. 190 Barbara Harvey, Living and Dying in England 1100 – 1540: The Monastic Experience, Oxford: Clarendon Pr., 1993, besonders S. 46 – 51; siehe auch Christopher K. Currie, ‚The Role of Fishponds in the Monastic Economy‘; in: Roberta Gilchrist und Harold Mytum (Hg.), The Archeology of Rural Monasteries, Oxford: BAR, 1989 (= BAR British Series 203), S. 147 – 172, hier S. 154f.

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war die Lage nicht ganz so luxuriös, aber verglichen mit anderen Regionen des mitteleuropäischen Binnenlandes durchaus privilegiert. Zwar war konservierter Fisch teuer und dementsprechend selten. Dafür konnte ein Teil der Versorgung über die Teichwirtschaft sichergestellt werden. Ein Großteil des konsumierten Fisches kam jedoch sicher aus dem Bodensee. Die Lehensfischer der größeren Klöster wie der Reichenau, St. Gallens und Salems deckten sicherlich einen gewissen Teil des Bedarfs, konnten ihn aber wohl nicht komplett befriedigen. So musste die Zisterzienserabtei Salem etwa trotz ihrer Lehensfischer in Nussdorf und trotz der intensiven Teichwirtschaft über ihren Wirtschaftshof in Konstanz große Mengen Bodenseefisch auf dem Konstanzer und Überlinger Markt, aber auch Stockfisch und Hering in Ulm und Nürnberg aufkaufen.191 Welche Fische in einem Haushalt konsumiert wurden, hing vor allem von dessen ökonomischer Situation ab. Es lassen sich klare Präferenzen für einige Fischarten feststellen, die über die Jahrhunderte relativ stabil blieben. An der Spitze stand der Aal, der im Bodensee nur sehr selten vorkam, was auch die hohen Preise erklärt, die für diesen Fisch verlangt werden konnten. Danach folgte eine ganze Reihe von Edelfischen, darunter Seeforelle, Blaufelchen, Gangfisch, Barsch, Äsche, Trüsche und Seesaibling. Unter diesen Fischen variierten die Preise verhältnismäßig stark, da manche wie Gangfisch, Blaufelchen oder Barsch in ungleich größeren Mengen gefangen wurden. Aber auch manche Weißfische wie Schleie und Karpfen zählten zu den „guten“ Fischen. Als Ware von mittlerer Qualität galten der Sandfelchen ebenso wie Barben und Brachsen, die aber einen dafür erstaunlich hohen Preis erzielten. Schlechte Speisefische waren etwa der Döbel und verschiedene kleine Fische wie Elritze oder Ukelei, die als Köderfisch im Maß verkauft wurden und so relativ hohe Preise erzielten.192 Regionale Unterschiede lassen sich kaum feststellen.193 Über die Art und Weise, wie Fisch von einem Konsumenten gesehen wurde, gibt das Fischbuch Gregor Mangolts aus dem Jahr 1557 Auskunft. Der Autor wurde 1498 als Sohn des Doktors der Jurisprudenz Wolfgang Mangolt in Konstanz geboren. Der Vater achtete auf eine gute Ausbildung des Sohnes, der von ihm für eine

191 Salem kaufte allein 1458 18.500 Gangfische auf den Märkten am Bodensee. Vgl. Strigel, Fischereipolitik, S. 57; Reinhard Schneider, ‚Die Geschichte Salems‘; in: ders. (Hg.), Salem. 850 Jahre Reichsabtei und Schloss, Konstanz: Stadler, 1984, S. 11 – 153, hier S. 98. 192 Das Maß, ein Flüssigkeitsmaß, betrug 1,2 Liter; nach: Frank Göttmann, ‚Altes Maß und Gewicht im Bodenseeraum – Systeme und Kontinuitäten‘; in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 48 (1989), S. 25 – 68, hier S. 31. 193 Über die Fischqualität gibt das Fischverzeichnis im Protoll der Fischereikonferenz von 1790 Auskunft; vgl. StA KN DI Fasc. 45. Das Verhältnis der Höchstpreise der verschiedenen Fischarten zueinander blieb über die Jahrhunderte relativ konstant. Vgl. Preisliste Konstanz 1612; Preisliste Überlingen 1688; Preisliste Untersee 1717; Preisliste Konstanz 1802.

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geistliche Laufbahn ausersehen war. Nach dem Eintritt in das Prämonstratenserkloster Weißenau 1513 ging er zum Studium nach Freiburg und wurde 1522 zum Priester geweiht. Doch schon wenige Monate später legte er unter dem Einfluss der Reformation das Mönchsgewand ab, um sich nach einem kurzen Zwischenspiel als reformierter Prediger 1524 in Konstanz als Buchhändler niederzulassen. Nach der Eroberung Konstanz’ durch die Habsburger musste er nach Zürich ins Exil gehen, wo er nach 1576 starb.194 Mangolt beschäftigte sich intensiv mit den Fischen und der Fischerei am Bodensee und verfasste ein Manuskript, in dem er seine Überlegungen zusammenstellte.195 Als er es dem Zürcher Humanisten Conrad Gessner schickte, der einige Jahre zuvor selbst ein Fischbuch veröffentlicht hatte, gab dieser es gegen Mangolts ausdrücklichen Wunsch an seinen Cousin weiter, den Drucker Andreas Gessner, der es ohne Absprache mit Mangolt überarbeitete, illustrierte und veröffentlichte. Dabei wurden Elemente anderer kurz zuvor gedruckter Fischbücher integriert, so dass diese Version nicht ausschließlich Informationen über den Bodensee enthält.196 Die Herkunft einiger dieser Veränderungen, wie die Holzschnitte der beschriebenen Fische oder die Verse, die aus einem Kalender Jacob Ruoffs stammen, lässt sich identifizieren.197 Wenn man diese Hinzufügungen außer Acht lässt und statt der gedruckten Version das vom Autor unveröffentlichte Manuskript heranzieht, gibt das Fischbuch Gregor Mangolts einen exzellenten Einblick in den Fischkonsum am Bodensee zur Zeit der Reformation. Den historischen Rahmen für Mangolts Fischbuch bildete die biblische Schöpfungsgeschichte, den theoretischen die Komplexionslehre. Denn „[w]iewol in allen vischen die vier qualiteten, als hitz, kälte, fue chte vnd tröckne gspürt werdent, so wirt doch uss dem, das ir natürlich wonung vnd weid, narung und uffenthalt im wasser ist erlernet vnd erkent, das glich wie das wasser fue cht vnd kalt ist, das auch 194 Gregor Mangolt, Fischbuoch. Von der natur und eigenschaft der vischen insonderheit deren so gefangen werdend im Bodensee und gemeinlich auch in anderen seen und wasseren durch den wolgeleerten Gregorium Mangolt beschriben vormals nie gesähen, hg. von Johannes Meyer, Frauenfeld: Müller, 1905, S. 3 – 5. Ribi, Fischbenennungen, S.  59 – 66. 195 Das Manuskript befindet sich heute in der Zentralbibliothek Zürich, Ms S425, ebenso wie ein Entwurf, Ms A83. Das fertiggestellte Manuskript liegt ediert vor in Ribi, Fischbenennungen, S.  80 – 101. 196 Richard C. Hoffmann, Fisher’s Craft and Lettered Art: Tracts on Fishing from the End of the Middle Ages, Toronto: Univ. of Toronto Pr. 1997, S. 56f. Das Fischbuoch war offenbar ein großer Erfolg und wurde verschiedene Male nachgedruckt; vgl. Dietrich Hakelberg, ‚Das BodenseeFischbuch von Gregor Mangolt in einem Basler Nachdruck von 1612‘; in: Wolfenbütteler BarockNachrichten 36 (2009), S. 107 – 114 und Rolf Schlenker, Bibliographie der Deutschen Fisch- und Fischereiliteratur von 1498 bis 1850, Stuttgart: Hiersemann, 2009, S. 106 – 112. 197 Mangolt, Fischbuoch, S. 7; Hoffmann, Fisher’s Craft, S.  56 – 57.

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die visch fue chter und kalter natur sind, doch einer minder oder mer dann der ander […].“198 Auf diese Eigenschaften der Fische müssten die Menschen, die jene verspeisen wollen, reagieren, wenn sie ihrer Gesundheit keinen Schaden zufügen wollten. Dazu müsse das Gleichgewicht ihrer Säfte bewahrt werden, das durch den Konsum jeglicher Nahrung beeinflusst werde. Phlegmatiker, deren Komplexion das Kalte und das Feuchte beinhaltet, seien von der ähnlichen Natur der Fische besonders betroffen, würden doch ihre Anlagen dadurch noch verstärkt. Die Folge seien schädliche Fieber und – wenig überraschend – Wassersuchten. Ganz anders jedoch der Choleriker: Dessen Naturell sei heiß und trocken, so dass durch die Fische diese seine Eigenschaften „etwas temperiert und gemässiget“ würden. Sanguiniker und Melancholiker teilten jeweils nur eine Eigenschaft mit den Fischen – die Ersteren seien feucht, die Letzteren kalt –, so dass sie Fisch besser vertrügen als der Phlegmatiker.199 Nun sind aber laut Mangolt nicht alle Fische gleich feucht und kalt. Grundsätzlich seien Salzwasserfische gesünder als Süßwasserfische, da das Salz „die überflüssigen kelte vnd fue chtigkeit verzert vnd vor fulen verhue t.“ Von den Süßwasserfischen seien wieder die aus Fließgewässern gesünder als die aus Seen oder Weihern. Unabhängig vom Lebensraum gelte zudem, dass Schuppenfische gesünder seien als Schleimfische, dass dicke Fische schädlicher seien als magere und matte Fische schädlicher als kecke.200 Neben diesen allgemeinen Regeln gibt Mangolt auch für jede Fischart deren spezifische natürliche Eigenschaften wie Laichzeit und -verhalten, ihre Entwicklung vom Jung- zum ausgewachsenen Fisch, ihre Bekömmlichkeit sowie die Wertschätzung durch die Konsumenten an. Überraschenderweise gilt Mangolt der Wels als vornehmster Fisch am Bodensee, wohl weil er zum einen der größte Fisch im See ist, zum anderen aber auf Grund seiner Seltenheit. Gute Speisefische seien dazu noch Forelle, Blaufelchen, Karpfen, Hecht, Äsche, Gangfisch, Gründling und der Barsch, der zugleich auch der gesündeste Fisch sei. Geradezu ungesund sei hingegen der Aal. Bei anderen, weniger geschätzten Fischarten wie dem Rotauge, der Rotfeder oder der Trüsche gibt Mangolt zumindest an, zu welcher Jahreszeit sie am besten seien und wie man sie am gesündesten zum Verzehr zubereiten könne.201 Denn nach Mangolts Einschätzung können auch gefährdete Phlegmatiker durchaus die für sie so schädlichen Fische essen, da durch die Zubereitung der Fische für den Verzehr ihre Eigenschaften verändert werden könnten. Das Kochen der Fische nehme ihnen die Kälte, das Braten zudem noch die Feuchtigkeit, was diese 198 Ribi, Fischbenennungen, S. 81. 199 Ebenda, S. 82f. Siehe auch Johanna Maria van Winter, ‚Fish Recipes in Late Medieval Cookbooks‘; in: dies., Spices, S. 271 – 292, S. 272f. 200 Ribi, Fischbenennungen, S. 83f. 201 Ebenda, S.  85 – 97.

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Art der Zubereitung zur gesünderen mache. Beim Kochen sei es vor allem Wein, der die Kälte ausgleicht: „So man nun die sieden will, so sol mans in gantzem win sieden, wie dann In diser landschafft Bodensees Im brauch ist. Dann durch die natürlichen werme deß wins, die natürliche kelte der vischen temperiert vnd gmilteret wirt.“ Arme Leute könnten den Wein als Kochflüssigkeit auch zur Hälfte oder ganz durch Wasser ersetzen, wenn sie den gekochten Fisch mit Wein oder Essig übergössen. Auch das richtige Kochgeschirr oder Feuer könne die negativen Eigenschaften des Fisches abschwächen. Wichtig sei zudem die richtige Art und Dauer der Zubereitung: Fische verschiedener Art und Größe sollten nicht zusammen gekocht werden. Gar sei ein Fisch, „wenn sich der grat vom fisch schelt.“ Als eine dritte Zubereitungsart erwähnt Mangolt auch das Backen von Fisch, das von ihm jedoch abgelehnt wird.202 Mangolts Säftelehre dürfte dem durchschnittlichen Fischesser am See unbekannt oder zumindest gleichgültig gewesen sein. Doch Braten, Backen und Kochen waren wohl die üblichen Methoden der Zubereitung von Frischfisch, die sich über die Jahrhunderte kaum geändert haben dürften. Aber Bodenseefisch wurde auch konserviert. Das war allein schon wegen der ungleichen Verteilung der Fangmenge auf bestimmte Zeiten im Jahreslauf notwendig. Die im Gangfischlaich – dem Höhepunkt der Fischereisaison – gefangenen Mengen konnten gar nicht sofort frisch verzehrt werden. Zur Haltbarmachung standen vor Erfindung der modernen Kühltechnik im 19. Jahrhundert drei Methoden zur Verfügung: Salzen, Trocknen und Räuchern.203 Am Bodensee wurde vor allem eine Mischung aus den beiden Letzten angewandt. Die Fische wurden in einer gemauerten Räucherkammer mehrere Tage lang in kaltem Rauch getrocknet, bis sie hart waren. Diese gedörrten Gangfische konnten monatelang aufbewahrt werden, bis sie durch Einweichen und Kochen wieder genießbar gemacht wurden. Auf diese Art und Weise wurden Felchen auch über längere Strecken transportierbar und konnten somit in weiter entfernte Gegenden exportiert werden. Das an den gescheiterten Fischereivertrag von 1790 angehängte „Verzeichnis der Fische“ erwähnt etwa den Verkauf von gedörrten Felchen bis nach Bayern.204 Zumindest seit dem 19. Jahrhundert wurde aber auch im warmen Rauch geräuchert.205 Mangolt erwähnt zudem, dass eingesalzene Gangfische nach Innsbruck verkauft wurden.206 Doch das Salzen diente auch zur kurzfristigen H ­ altbarmachung. 202 Ebenda, S. 84. 203 Helmut Hundsbichler, ‚Nahrung‘; in: Harry Kühnel (Hg.), Alltag im Spätmittelalter, Graz: Kaleidoskop, 1984, S. 196 – 231, hier S. 203. 204 Protokoll Fischereikonferenz 1790. Man muss bei der Ortsangabe im Hinterkopf behalten, dass Ende des 18. Jahrhunderts Schongau und Mindelheim die nächsten bayerischen Städte waren. 205 Zur Methode des Räucherns auch: Schweizer, Gangfisch, S. 23f. 206 Ribi, Fischbenennungen, S. 92.

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Wenn Bodenseefisch nicht auf dem Markt verkauft werden konnte, wurde er manchmal auch gesalzen, um ihn noch einmal anbieten zu können. Neben dem Bodenseefisch gab es, wie bereits erwähnt, auch konservierten Seefisch zu kaufen. War dieser in anderen Teilen Mitteleuropas ein wichtiges Nahrungsmittel und billiger als Frischfisch,207 so scheint seine Bedeutung für den Bodenseeraum gering gewesen zu sein. Denn auch edle Süßwasserfische wie der Hecht, der anderswo ein Nahrungsmittel für Adelige und Reiche war,208 waren dort relativ billig und in verhältnismäßig großer Menge im Angebot. Salzwasserfisch, meist in der Form getrockneten Stockfischs oder gesalzener Heringe, war durch die hohen Transport- und Zollkosten von der Küste ins Landesinnere wesentlich teurer und somit kaum konkurrenzfähig.209 Nur zur Zeit des Konstanzer Konzils (1414 – 1418) scheint der Handel mit importiertem Fisch floriert zu haben. Das lag sicherlich auch an der großen Anzahl an Klerikern und anderen Fremden, die sich zu dieser Zeit in der Stadt aufhielten, die den christlichen Fastengeboten unterworfen waren und deren Verbrauch kaum allein aus dem Bodensee gedeckt werden konnte. Bodenseefisch war dennoch in großer Menge auf dem Markt zu haben. Ulrich von Richental berichtet in seiner Chronik von lebendigen, frischen, gesalzenen und geräucherten Hechten, Aalen, Felchen, Gangfischen und Forellen, die von den Kunden sehr geschätzt wurden und mit denen die Fischhändler ein ordentliches Geschäft machten. Die ­großen Fische wurden abgewogen, kleine im Maß verkauft.210 Richental erwähnt aber auch aus dem Gardasee und der Lombardei importierten, in Olivenöl gebackenem Fisch, der Felchen ähnelte, der auf dem Konstanzer Markt angeboten wurde und mit dem wohl die kulinarischen Vorlieben der Konzilsteilnehmer aus Südeuropa befriedigt wurden.211 Die Richentalchronik überliefert auch eine Preisliste, die einen Vergleich von Bodensee- und Salzwasserfisch erlaubt. Felchen waren danach mit 12 Pfennig pro Pfund der billigste Fisch, gefolgt von Hecht mit 17 Pfennig, Schleien und Karpfen mit 18 Pfennig sowie Brachsen mit 20 Pfennig. Grundeln kosteten 27 Pfennig pro Maß, Groppen 28 Pfennig, Trüschen 20 Pfennig und Hürlinge 36 Pfennig. Gesalzener und gebackener Fisch aus der Lombardei war genauso teuer wie die Hürlinge. Stockfisch, der in zwei Größen angeboten wurde, schlug mit immerhin 24 respektive 36 Pfennig pro Stück zu Buche, Hering gar mit 207 Die Verpflegungsordnung des Nürnberger Spitals sah beispielsweise für die Insassen während der Fastenzeit Hering und Stockfisch, aber keinen Frischfisch vor. Vgl. Hundsbichler, ‚Nahrung‘, S. 220. 208 Lampen, Fischerei, S.  78 – 80. 209 Zum Zoll auf Salzwasserfisch in Überlingen vgl. Strigel, Fischereipolitik, S. 57f. 210 Ulrich von Richental, Chronik des Konstanzer Konzils 1414 – 1418, hg. von Thomas Martin Buck, Sigmaringen: Thorbecke, 2010, S. 26. 211 Ebenda, S. 27.

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36 bzw. 48 Pfennige pro Vierling.212 Im Vergleich dazu waren andere Lebensmittel billig: Ein Pfund Hafer kostete ¼ Pfennig, Schweinefleisch 3 ½ Pfennige und Rindfleisch 3 Pfennige pro Pfund. Sogar Wildbret war billiger zu haben als Karpfen.213 Herbert Hitzbleck hat für das vorindustrielle Mitteleuropa festgestellt, Fisch sei kein „Volksnahrungsmittel“ gewesen, obwohl sich der Konsum seit dem Spätmittelalter erheblich ausgeweitet habe.214 Die erste Aussage trifft sicherlich auch auf den Bodensee zu, wenn man Fisch mit Grundnahrungsmitteln wie Getreide, Wein, Fleisch oder später auch Kartoffeln vergleicht. Dennoch kann man wohl davon ausgehen, dass am Bodensee durch die relativ gute Verfügbarkeit mehr Fisch gegessen wurde als in anderen Gegenden des mitteleuropäischen Binnenlandes. Auch arme Leute hatten die Möglichkeit, Fische aus dem vergleichsweise großen Mengen an Beifang billig zu erwerben, wie abfällige volkstümliche Namen wie „Scheißhäusleinkarpfen“ für den Döbel 215 und „Spitaler“ für das Rotauge 216 belegen. Die Reformation hatte wohl allgemein keine nennenswerten Auswirkungen auf die Quantität des Fischkonsums. Auch wenn die Fastengebote in den protestantischen Gebieten nun nicht mehr in Kraft waren, wurde weiterhin eine große Menge an Fisch verbraucht. Nur die Konzentration des Konsums auf bestimmte Festtage oder Fastenzeiten scheint beendet worden zu sein. Dies ist angesichts der Bedeutung von Fisch als Eiweißträger auch wenig überraschend.217 Am Bodensee lässt sich keine Veränderung feststellen. Auch in Lindau, der einzigen nachhaltig reformierten Reichsstadt am See, wurde offenbar auch noch im 17. Jahrhundert die Fastenzeit eingehalten.218 Ähnlich dürfte sich die Lage im reformierten Konstanz dargestellt haben. Dort gab es allerdings eine starke altgläubige Minderheit, deren Kern die Fischerzunft stellte. Die Fischer waren damit eine Ausnahme unter den Zünften.219 Die Gründe für diese Sonderstellung sind unbekannt. Vielleicht lässt sich ihr Verhalten mit der politischen Orientierung der Fischer erklären, da sie seit der Zeit Kaiser Maximilians I. prohabsburgisch eingestellt waren.220 So gehörten 212 Das im lokalen Handel gebräuchlichere schwere Pfund wog 575,76 g. Dem Pfund entsprachen vier Vierlinge, von denen einer 143,94 g wog; vgl. Martin Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert. Materielle Lebensbedingungen einer landstädtischen Bevölkerung am Ende der vorindustriellen Gesellschaft, Sigmaringen: Thorbecke, 1997, S. 50. Richental, Chronik, S. 27. 213 Lampen, Fischerei, S. 39f. 214 Hitzbleck, Ernährungswirtschaft, S.  309 – 313. 215 Ribi, Fischbenennungen, S. 132. 216 Möking, Sprache, S. 49. 217 Lampen, Fischerei, S. 42. 218 Leipold-Schneider, ‚Schiffer- und Fischerzunft‘, S. 64. 219 Dobras, ‚Reformation‘, S. 77. 220 Peter Meisel, Verfassung und Verwaltung der Stadt Konstanz im 16. Jahrhundert, Konstanz: Thorbecke, S. 1957, S. 24.

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sie auch zu den wenigen Bürgern, die die Einnahme der Stadt durch die Habsburger offen begrüßten und sogar unterstützten.221 Sicherlich hatten die Fischer auch ein ökonomisches Interesse. Die Schulthaißchronik aus dem 16. Jahrhundert nennt den Wegfall der Fasttage als Grund.222 Zudem hätte die Säkularisierung der Klöster am See wichtige Kunden gekostet. Aber auch kulturelle Gründe könnten eine Rolle gespielt haben, sahen sich die Fischer doch als Nachfolger der Apostel, deren Festtage sie als Feiertage begingen.223 Welche dieser möglichen Ursachen auch entscheidend gewesen sein mag, es fällt auf, dass sie die Lindauer Fischer keineswegs davon abhielt, sich dem neuen Glauben zuzuwenden. Man darf also von einem Konstanzer Phänomen ausgehen.

221 Dobras, ‚Reformation‘, S. 144. 222 Johann Marmor, Führer durch das alte und neue Konstanz für Heimische und Fremde. Aus handschriftlichen Quellen des hiesigen Stadt- und Spitalarchivs aus eigener Anschauung und aus mündlichen und schriftlichen Überlieferungen bearbeitet, Konstanz: Stadler, 1857, S. 64f. 223 Eine Liste der von den Fischern eingehaltenen Feiertage findet sich im Fischereivertrag zwischen Konstanz und Überlingen von 1536 und damit auch in der Transkription auf S. 117 dieses Buches.

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5 FISCHEREI ALS HANDWERK Die Fischerei war und ist ein Handwerk und das Handwerkszeug des Fischers am Bodensee sind seit jeher seine Netze, Angeln und Reusen. Diese Typen von Fanggeräten sind, wie wir durch die archäologischen Ausgrabungen der Pfahlbauten wissen, seit Jahrtausenden in Gebrauch, auch wenn sich die jeweiligen Spezifikationen teilweise beträchtlich unterscheiden. Die Entwicklung der verschiedenen Werkzeuge ist nicht immer leicht nachzuvollziehen. Über die Bodenseefischerei der Antike und des Frühmittelalters wissen wir nur wenig. Seit dem Beginn der Aufzeichnung von Fischerordnungen kennen wir den Namen einer Vielzahl von Netzen, Angeln und Fischfallen, aber deren Eigenschaften und Unterschiede bleiben häufig unklar. Nur in manchen Fällen kann man durch die Fischerordnungen und -verträge Veränderungen nachvollziehen. Zudem verschwanden einige Namen im Laufe der Jahrhunderte, während andere neu auftauchten. Dabei bleibt meist unklar, ob es sich hierbei um ein komplett neues Fanggerät handelte oder ob es einfach nur die Bezeichnung wechselte. Auch sind unterschiedliche Namen für identische Fangwerkzeuge in verschiedenen Teilen des Bodensees nicht nur denkbar, sondern wahrscheinlich und in einigen Fällen auch nachweisbar. Das früheste umfassende Verzeichnis der Fangwerkzeuge stammt aus den Verhandlungen über einen Fischereivertrag für den gesamten Obersee von 1790. Die Beschreibung der verschiedenen Netze, Angeln und Reusen ist häufig ausge­ sprochen präzise in ihren technischen Einzelheiten, auch wenn ihr Gebrauch in den Ausführungen des Verzeichnisses manchmal unklar bleibt.224 Zudem existieren einige Werke zur Fischerei aus der Zeit um 1900, in denen sich wichtige Hinweise zu Fangwerkzeugen am Ende des Untersuchungszeitraums dieses Buchs befinden. Hier ist in erster Linie Klunzingers Bodenseefische, deren Pflege und Fang zu nennen, das auch die Handhabung und die Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Netze, Reusen und Angeln detailliert schildert sowie in vielen Abbildungen illustriert.225 Inwieweit der Inhalt des „Verzeichnisses der Fangzeuge“ und Klunzigers Buch über die Bodenseefischerei Aufschluss über die Fanggeräte im 14. oder 16. Jahrhundert geben können, muss offenbleiben. Die Kontinuität der Bezeichnungen

224 Protokoll Fischereikonferenz 1790. Eine Transkription des Protokolls der Fischereikonferenz befindet sich im Anhang dieses Buches auf S. 138. 225 Klunzinger, Bodenseefische. Hilfreich ist auch Arthur Seligo, Fanggeräte der deutschen Binnen­ fischerei, Berlin: Parey, 1914, obwohl es sich nicht ausschließlich mit dem Bodenseeraum befasst.

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in den Fischerordnungen und -verträgen über Jahrhunderte hinweg 226 wie auch der Inhalt dieser Rechtstexte spricht für graduelle Veränderungen, die doch einige Rückschlüsse zulassen würden. Deshalb will ich hier einen Überblick über die verschiedenen Methoden und Werkzeuge der Bodenseefischerei sowie deren Verbreitung geben, soweit sie sich rekonstruieren lassen. Dies scheint mir nicht nur hinsichtlich eines besseren allgemeinen Verständnisses der Fischerei am See, sondern für die Beantwortung von Fragen der Nachhaltigkeit notwendig zu sein. Schon in den frühesten Fischerordnungen wurden vier Arten von Fangwerkzeugen definiert, die ich auch in dieser Reihenfolge erörtern will: Zugnetze, Stellnetze, Reusen und Angel. Diese Techniken waren im Mittelalter und der frühen Neuzeit in ganz Europa verbreitet, der Bodensee bildet hier also keineswegs einen Sonderfall.227 5.1 ZUGNETZE Bei den Zugnetzen handelte es sich um große, eng gestrickte Netze, die am Bodensee mit dem Sammelbegriff „Garne“ bezeichnet und von drei oder mehr Fischern bedient wurden. Wie der Name andeutet, wurden sie nicht nur ausgeworfen, sondern auch noch eine gewisse Strecke im Wasser gezogen. Das Netz selbst bestand in erster Linie aus einer mit Hilfe von Netzschwimmern und -senkern senkrecht im Wasser stehenden „Wand“. Der Fang sammelte sich in einer Ausbuchtung, wobei es zwei Varianten gab. Ein Teil der Garne, die „Watten“, lenkte die Fische in einen in der Mitte der Wand angebrachten „Sack“.228 Er konnte ausgetauscht und gezielt für den Fang bestimmter Fischarten ausgewählt werden, so dass der Anteil an Beifang verringert wurde. Der andere Teil der Zugnetze, die „Seginen“, hatte eine Ausbuchtung in der Wand, die „Bucht“, die jedoch im Gegensatz zum Sack keine geringere Maschenweite aufwies und ein fester Bestandteil der Wand war.229 Die beiden Seitenenden der Wand waren über Seile mit je einem ca. 2 ½ m langen Stab verbunden, an dem wiederum die Seile befestigt waren, mit denen die Fischer das Zugnetz einholten. Die terminologische Unterscheidung zwischen d ­ iesen beiden 226 Das ist zumindest die Einschätzung von Ribi nach dem Vergleich seiner Forschungsarbeit zum Untersee mit dem Fischbuch Gregor Mangolts; vgl. Ribi, Fischbenennungen, S. 59. 227 Vgl. Richard C. Hoffmann, ‚Medieval Fishing‘; in: Paolo Squatriti (Hg.), Working with Water in Medieval Europe, Leiden: Brill, 2000, S. 331 – 391; Paul Höfling, Die Chiemsee-Fischerei. Beiträge zu ihrer Geschichte, München: Institut für Volkskunde, 1987; Seligo, Fanggeräte; Klunzinger, Bodenseefische. 228 Klunzinger, Bodenseefische, S. 182. 229 Ebenda, S. 199.

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Typen des Zugnetzes war in der Praxis allerdings alles andere als eindeutig. Von den Fischern wurden die Begriffe „Garn“, „Watt“ und „Segine“ oftmals synonym verwendet.230 Die Höhe und Breite des Netzes sowie die Länge der Seile hing von der Art der Anwendung ab. Der Gebrauch dieser beiden Zugnetzarten war im Grunde identisch. Das in einem Boot bereitgelegte Garn wurde von einem Fischer mit einem Flügel der Wand beginnend ins Wasser gesetzt, während zwei andere Fischer mit dem Boot einen der Größe des Netzes entsprechenden (Halb-)Kreis ruderten. Wenn der mit einem Schwimmer markierte Ausgangspunkt wieder erreicht war, wurde das Garn eingeholt. Wie das geschah, hing vom Teil des Sees ab, der befischt werden sollte. Mit der Landwatt (Abb. 1), einem ca. 60 – 80 m langen und 7 – 10 m hohen Netz mit Seilen von je 100 m Länge, wurde auf der Weiße gefischt. Das Garn wurde in Ufernähe ausgelegt. Die Fischer ließen es bis auf den Grund sinken, während sie an Land gingen. Dort wurde das über den Grund schleifende Netz eingeholt, der Fang sortiert und zu kleine Fische wieder zurückgeworfen. Gefangen wurden vor allem im Uferbereich lebende Weißfische. Ein zielgerichteter Fang auf eine bestimmte Fischart war so aber nicht möglich. Ein beträchtlicher Anteil bestand aus unerwünschtem Beifang oder nur schwer verkäuflichen Fischen. Besonders spektakulär waren Massenfänge von Brachsen, die mehrere Tonnen Frischfisch einbringen konnten.231 Nach dem gleichen Prinzip funktionierte die Halden- oder Kilchenwatt. Die beiden Namen geben schon den Einsatzort und die damit gefangene Fischart an. Das Netz wurde aber anders als bei der Landwatt nicht an Land, sondern ins Boot eingeholt. Es war fast ausschließlich am Obersee und dort in Langenargen und Romanshorn verbreitet. Die Haldenwatt war 80 – 90 m lang und 7 – 10 m hoch, die Länge der Seile betrug etwa 250 m. Dieses besonders schwere Netz musste von vier Mann eingeholt werden. Der Ertrag pro Zug schwankte stark zwischen 5 und 200 Kilchen, seltener wurden auch Trüschen oder Saiblinge gefangen.232 Die auf dem offenen See benutzte Watt war das Klusgarn (Abb. 2), mit dem Blaufelchen gefangen wurden. Es wurde traditionell ausschließlich im Westen des Obersees und auf dem Überlinger See benutzt, aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch von den württembergischen und österreichischen Fischern adaptiert.233 Es hatte ungefähr die gleiche Länge wie die Haldenwatt, war mit 22 – 30 m aber 2 30 Das gilt zumindest für das 20. Jahrhundert; vgl. Möking, Sprache, S. 26. Doch auch der Gebrauch in den Fischerordnungen ist nicht immer eindeutig. 231 Klunzinger, Bodenseefische, 183 – 187. 232 Ebenda, S.  187 – 191. 233 Ferdinand Zandt, ‚Bodenseefischerei einst und jetzt. Kritische Bemerkungen zu Lage der Bodenseefischerei‘; in: SVGB 68 (1941), S. 161 – 170, hier S. 162.

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Abb. 1  Die Landwatt im Einsatz (Vorarlberg, um 1930)

Abb. 2  Fischen mit dem Klusgarn auf dem Obersee (um 1930)

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Abb. 3  Die Fischer der Ermatinger Gangfischwatt (1894)

Abb. 4  Die Ermatinger Gangfischwatt (um 1930)

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Abb. 5  Vorbereitung der Konstanzer Gangfischsegine (um 1930)

Abb. 6  Vorbereitung der Konstanzer Gangfischsegine (um 1930)

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Abb. 7  Vorbereitung der Konstanzer Gangfischsegine (um 1930)

Abb. 8  Vorbereitung der Konstanzer Gangfischsegine (um 1930)

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Abb. 9  Die Konstanzer Gangfischsegine im Einsatz (um 1930)

Abb. 10  Die Konstanzer Gangfischsegine im Einsatz (um 1930)

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Abb. 11  Die Konstanzer Gangfischsegine im Einsatz (um 1930)

Abb. 12  Die Konstanzer Gangfischsegine im Einsatz (um 1930)

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deutlich höher. Im Unterschied zu den beiden anderen Watten ließ man es nicht bis zum Boden sinken, sondern holte es rasch wieder ein. Der Ertrag eines Zuges war mit acht bis zehn Blaufelchen meist kläglich und nur selten ergiebiger, denn oft blieb das Netz leer. Da ein Zug aber nur etwa 15 Minuten dauerte, konnten an einem Tag bis zu 60 Versuche unternommen werden.234 Das größte Zugnetz am Bodensee war am Ende des 19. Jahrhunderts die Ermatinger Gangfischwatt (Abb. 3 und 4). Dieses Garn befand sich im gemeinsamen Besitz von 18 Fischern. Es bestand aus zehn bis zwölf Einzelnetzen, die von den an der Watt beteiligten Fischern gestellt wurden. Sie wurden zu Beginn des Gangfischlaichs zur Watt zusammengenäht, danach wieder getrennt und von den Fischern regulär als Zugnetze genutzt. Die Gangfischwatt war 100 – 120 m lang und etwa 4 m hoch. Zur Bedienung wurden alle 18 Besitzer gebraucht. Die Erträge schwankten stark, konnten aber enorme Ausmaße erreichen. 1817 sollen allein mit der Ermatinger Watt 150.000 Gangfische gefangen worden sein. Der Durchschnitt lag wohl bei 50.000 – 60.000 Stück. Nachdem die Abgaben an die Besitzer der ausgebeuteten Fischenzen bezahlt waren, wurde der Fang unter den Anteilseignern aufgeteilt. Für den einzelnen Fischer blieben so in einem durchschnittlichen Jahr 2.000 – 3.000 Fische.235 Die Segine im Rhein – ein der Ermatinger Gangfischwatt vergleichbares Großnetz – war eine Segine auch im technischen Sinn, die ebenfalls aus Einzelnetzen zusammengesetzt wurde und sich im gemeinsamen Besitz von acht Gottlieber Fischern befand. Da man für den Gebrauch eine leichte Strömung brauchte, konnte das Garn nur bei Niedrigwasser im Seerhein eingesetzt werden, also im Winter. Gefangen wurden Hechte, Forellen, Sandfelchen, Barben und Döbel, aber auch große Mengen Gangfisch im Laich.236 Die Konstanzer Gangfischsegine (Abb. 5 bis 12) war vergleichsweise klein. Sie maß 40 – 50 m in der Länge sowie maximal 10 – 15 m in der Höhe und wurde ausschließlich im Konstanzer Trichter benutzt. Das Verfahren glich dem der anderen Zugnetze, dauerte aber nur etwa zehn Minuten. Die Züge im Gangfischlaich waren auch durch das Treiben ergiebig, bei dem die Fische durch das Schlagen der Ruder auf das Wasser erschreckt und so in das Netz getrieben wurden, so dass auch mit dem kleineren Netz durchaus beachtliche Erträge erzielt werden konnten.237 Ein ähn­ liches Großnetz ist im 16. Jahrhundert auch für Überlingen nachweisbar, auch wenn seine Spezifikationen nicht aus dem entsprechenden Fischereivertrag hervorgehen.238 234 Klunzinger, Bodenseefische, S.  191 – 196. 235 Ebenda, S. 197f. 236 Ebenda, S. 206f. 237 Ebenda, S. 203f. 238 Fischereivertrag 1536.

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Die wichtigste Segine war sicherlich das Lomgarn, das im Unter- und Überlinger See benutzt wurde. Es entsprach in der Art der Benutzung der Haldenwatt, wurde also über den Grund gezogen. Dabei waren die Maschen so an die Seile geheftet, dass sich diese beim Einholen nicht zusammenzogen, sondern offen blieben. Im Sommer gingen mit dem Lomgarn beinahe alle im Untersee vorkommenden Arten ins Netz, im Winter nur wenige, etwa die Forelle.239 Das Gegenstück zum Lomgarm war die Racksegine, bei der sich die Maschen zusammenzogen, was zum Fang von kleineren Fischen und zu mehr Beifang führte. Die Racksegine findet sich häufig in Fischerordnungen und wird auch im Verzeichnis der Fangwerkzeuge von 1790 erwähnt, war aber laut Klunzinger am Ende des 19. Jahrhunderts kaum mehr im Gebrauch.240 Der Läufer war ebenfalls eine Segine, wurde aber anders eingesetzt als die übrigen Zuggarne. Er wurde im Rhein nachts auf einer Strecke von ca. 300 m hinter einem rudernden Boot hergezogen, bevor das Netz mit dem Fang – strömungsliebende Fische wie Äschen und Döbel, aber auch Forellen – eingeholt wurde.241 Ein Sonderfall unter den Zugnetzen war die Groppenwatt, auch Streiffen genannt. Dieses Netz gehörte trotz seines Namens weder zu den Seginen noch zu den Watten, sondern zu den Schöpfnetzen oder „Behren“. Die Groppenwatt war 2 – 3 m lang und wurde von einem im seichten Wasser in unmittelbarer Ufernähe watenden Fischer über den Pflanzenbewuchs am Grund gezogen, um kleine Köderfische wie Groppen zu fangen.242 In den Fischerordnungen werden neben diesen noch am Ende des 19. Jahrhunderts existierenden Garnen noch eine ganze Reihe weiterer Zugnetze erwähnt, die nicht eindeutig identifiziert werden können. Davon sind viele nach der mit ihnen gefangenen Fischart benannt, wie die „Egliwatt“, „Fürnwatt“ oder „Hürlingwatt“.243 Dabei dürfte es sich um Garne gehandelt haben, die sich voneinander nur durch die Maschenweite ihres Sacks unterschieden. Durch das Geltungsgebiet der entsprechenden Fischerordnungen und den beabsichtigten Fang lässt sich zumindest über die Fischart eine Aussage machen, die man zu fangen beabsichtigte.

239 Klunzinger, Bodenseefische, S.  201 – 203. 240 Ebenda S. 198 – 199; Protokoll Fischereikonferenz, 1790. 241 Klunzinger, Bodenseefische, S. 204f. 242 Ebenda, S. 136f. 243 Die Belege beziehen sich auf das erste Auftreten des jeweiligen Begriffs; Egliwatt: Fischerordnung Untersee 1487, StA KN DI Fasc. 44; Fürnwatt: Fischerordnung Untersee 1532, StA KN DI Fasc. 37; Hürlingwatt: Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536, StA KN DI Fasc. 44.

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5.2 STELLNETZE Neben den Zuggarnen gab es noch eine weitere Art von Netzen, die Stellnetze, meist kurz „Netze“ genannt. Sie wurden vom Fischer als aufrechtstehende Wand ins Wasser gestellt, wobei Netzschwimmer und -senker für die nötige Spannung sorgten. Bei den Netzen gab es drei verschiedene Typen, das Treib-, Grund- und das Schwebnetz. Die beiden ersten ließ der Fischer in Ufernähe bis auf den Grund sinken. Doch während der Fischer das Treibnetz nur kurze Zeit im Wasser ließ, um dann die Fische durch Schläge auf das Wasser hineinzutreiben, blieb das Grundnetz mehrere Stunden stehen. Je nachdem, welche Fischart gefangen werden sollte, wurden die Maschenweite, die Länge und der Standort des Netzes gewählt. Durch ein schneckenhausförmiges Setzen konnte das Netz auch zu einer Art Reuse werden, aus dem die Fische nicht mehr herausfanden. Mit Grund- und Treibnetzen konnten so verschiedene Fischarten wie Ukelei, Hasel, Äsche, Forelle oder Gangfische gefangen werden, wobei der Ertrag stark schwankte.244 Schwebnetze wurden hingegen über dem tiefen See zum Blaufelchenfang ausgesetzt, wo sie in 10 – 20 m Tiefe im Wasser schwebten. Die Schwebnetze waren nur 1½ m hoch, aber 1.200 – 1.800 m lang. Sie wurden am Abend ausgeworfen und über Nacht im See gelassen. Um das Netz wiederzufinden, das über Nacht dem Wind und der Strömung ausgesetzt war, wurde es mit einem Schwimmer markiert. Die Felchen verfingen sich mit ihren Kiemen in den Maschen des Netzes und konnten sich nicht mehr befreien. Am nächsten Morgen wurde das Netz noch vor Tagesanbruch wieder eingeholt. Dabei konnte es passieren, dass die Fischer auf der Suche nach einem abgetriebenen Netz große Strecken zurücklegen mussten. Manchmal ging das Netz auch ganz verloren. Der Ertrag war großen Schwankungen unterworfen, im günstigsten Fall betrug er ca. 100 Blaufelchen, weit häufiger nur 10 – 20 Stück. Der Höhepunkt der Schwebnetzfischerei war der Blaufelchenlaich im Winter, der zwar nur wenige Tage dauerte, aber mehrere Tausend Fische einbringen konnte.245 Die Netze bestanden aus Leinengarn, seltener aus Hanf. Sie wurden wie alles andere Gerät bis ins späte 19. Jahrhundert hinein, als maschinell gefertigte Baumwollnetze erschwinglich wurden, von den Fischern selbst angefertigt.246 Auch die Reparatur beschädigter Netze leisteten sie selbst. Für das Material sorgten die Frauen der Fischer, die Leinen oder Hanf anbauten und daraus das Garn für die Netze fertigten.247 244 Klunzinger, Bodenseefische, S.  162 – 171. 245 Ebenda, S.  171 – 177. 246 Ebenda, S. 150f. 247 Das war zumindest der Stand der Dinge am Ende des 19. Jahrhunderts, wie aus den Erinnerungen des ehemaligen Fischers Josef Sulger hervorgeht; vgl. Josef Sulger, Erinnerungen

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5.3 REUSEN UND ANGELN Neben der Fischerei mit den verschiedenen Netzen war vor allem die Reusenfischerei von ökonomischer Bedeutung. Zwei Typen von Fischfallen waren am Bodensee im Gebrauch, Korbreusen und Garnreusen (Abb. 13). Die Ersteren wurden aus Weidenband geflochten, die Letzteren – auch „Behren“ genannt – aus Netzgarn gefertigt. Beide Arten wurden in der Strömung des Seerheins oder in anderen flachen Uferzonen in den Grundbewuchs ausgelegt. Dort blieben sie mindestens eine Nacht, manchmal auch einige Tage, bis sie wieder eingeholt wurden. Gefangen wurden hauptsächlich Trüschen, aber auch Hechte, Barsche, Schleien und manchmal Aale. Um die Ausbeute der Reusen zu erhöhen, wurden besondere Fischfangeinrichtungen installiert. Die wohl eindrucksvollsten waren die Fachen (Abb. 14), im Zickzackmuster aufgestellte Zäune aus Reisig, an deren Spitze je eine Garnreuse befestigt wurde. Die Zäune lenkten die Fische, gleich ob sie stromauf- oder stromabwärts schwammen, in die Falle. Fachen wurden hauptsächlich im Seerhein am Paradies und bei Gottlieben errichtet, wo sie vor allem im Gangfischlaich reichen Ertrag brachten.248 Das Rechnungsbuch des Konstanzer Fischamts weist etwa für die städischen Fachen und Garnreusen im Paradies für das Jahr 1600 mehr als 50.000 gefangene Gangfische aus.249 Die zweite Art der Fischfangeinrichtung waren die Landreiser, im Ostteil des Bodensees auch Errachen genannt. Bei dieser Methode ließ der Fischer zwischen einigen Pfählen Reisigbündel hinab, in denen sich manche Fischarten gerne versteckten. Sollte ein Landreis ausgenommen werden, legte der Fischer zuerst einige Reusen oder Netze um es herum aus und schüttelte die Pfähle, so dass die sich im Reisig aufhaltenden Fische die Flucht ergriffen. Die Beute war dabei für gewöhnlich beträchtlich, sie belief sich auf bis zu 75 kg.250 Da Landreiser Privatbesitz waren und als Fischenzen galten, war das Fischen im Umkreis von einigen Metern für andere Fischer verboten. Dies behinderte die freie Fischerei, aber auch den Schiffsverkehr. Deshalb wurde in Fischerordnungen häufig der Abriss neu errichteter Reiser gefordert. Ob dies auch durchgesetzt wurde, lässt sich nicht eruieren. Die Verlockung, Reiser trotz aller Vorsätze und Verbote neu zu errichten, scheint aber stark gewesen zu sein, da diese Forderung regelmäßig wiederkehrt.251 Mit einem zweiten Reisertyp, dem Haldenreis, wurden die Fische direkt und ohne Reusen gefangen. Dabei wurden Reisigbündel an einer Schnur über den Grund der eines Bodenseefischers, Uhldingen: M. Sulger, 1961. 248 Klunzinger, Bodenseefische, S.  215 – 221. 249 Fischamtsrechnung: 1600. 250 Klunzinger, Bodenseefische, S.  225 – 227. 251 Vgl. Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536.

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Abb. 13  Garnreusen im Ried (um 1930)

Abb. 14  Die Fachen bei Triboltingen (um 1930)

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Halde ausgelegt. Auch dort versteckten sich bald viele Fische. Die Reiser wurden nach einigen Tagen vorsichtig an der Schnur nach oben gezogen, ohne die Fische zu erschrecken, um diese an der Wasseroberfläche mit einem Käscher einzufangen.252 Die vierte Methode, der sich die Fischer am Bodensee bedienten, war das Fischen mit der Angel. Die Fischerei mit der einfachen Angel stand allen am Bodensee wohnenden Menschen frei. Man bediente sich dabei der verschiedensten Köder, neben künstlichen Ködern auch kleiner Fische, Insekten, Würmer, Brot, Hafer oder Frischfleisch. Um die Effizienz zu steigern, wurde von den Berufsfischern meist mit mehreren Haken an einer Schnur gefischt. Bei der Schwebschnur hing diese an Schwimmern aufgehängt im Wasser, bei der Legschnur, auch Grundschnur genannt, lagen diese auf dem Boden des Sees. Gefangen wurden mit den verschiedenen Angeln meist Raubfische wie Hechte, Forellen, Barsche, Döbel und Aale.253 Wie ergiebig die einzelnen Netze, Garne und Reusen waren, geht aus einer Aufstellung der erlaubten Geräte im Fischereivertrag zwischen Konstanz und Überlingen von 1536 hervor. In diesem Vertrag wurde den Fischern vor- und nachmittags oftmals dabei nur ein „Zug“ gestattet. Ein Zug war keineswegs der einmalige Gebrauch eines Zugnetzes. Vielmehr stellte er eine abstrakte Maßeinheit dar. Je nach der Effizienz des Geräts zählte der einmalige Gebrauch zwei, einen oder nur einen halben Zug. Als zwei Züge wert wurde der Einsatz der Racksegine und der Lomsegine eingeschätzt, sie versprachen also den höchsten Ertrag. Als ein Zug galten unter anderem die Landwatt, Fürnwatt, Kilchwatt, das Klusgarn und ein Boot mit 24 Netzen. Nur einen halben Zug wert waren die Streiffen und das Fischen mit Angeln.254 Mit der korrekten Bedienung der verschiedenen Geräte war der Erfolg jedoch noch nicht garantiert. Jahrelange Erfahrung in der Beobachtung und Einschätzung des Wetters waren nicht nur zur Vermeidung von gefährlichen Situationen auf dem See notwendig. Plötzliche Wetterumschwünge und tückische Föhnwinde kosteten so manches Fischerleben.255 In einem solchen Fall führte die Ehefrau des Fischers mit einem Fischerknecht den Betrieb weiter, bis ihn der älteste Sohn übernehmen konnte, oder verkaufte die Fischenzen und das Gerät.256 Auch die Fische passen 252 Klunzinger, Bodenseefische, S.  222 – 224. 253 Ebenda, S.  142 – 148. 254 Vgl. Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536. 255 Noch im Mai 1914 kamen bei einem Sturm zwischen Langenargen und Friedrichshafen acht Fischer ums Leben. Vgl. Josef Sulger, ‚Als Jungfischer zu Anfang des Jahrhunderts. Ein alter Uhldinger Fischer erinnert sich‘; in: Leben am See 5 (1987), S. 45 – 51, hier S. 50f. 256 Frauen traten immer wieder als Vertragspartner beim Verkauf oder der Verpachtung von Fischenzen auf, manchmal zusammen mit ihrem Mann oder ihren Brüdern, manchmal allein; vgl. etwa Kaufvertrag 1479, GLA KA 95/44; Pachtvertrag 1566, GLA KA 209/310.

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ihren Aufenthaltsort im Wasser der Temperatur und dem Wetter allgemein an. Der Position der Fische musste aber auch die Wahl des Netzes und sein Gebrauch angepasst werden.257 Nicht alle Fischer waren in der Einschätzung dieser Variablen gleich gut, so dass nicht nur die Qualität der Netze, sondern auch die Auswahl des richtigen Fangzeugs und sein korrekter Einsatz – oder kurz – die persönlichen Fähigkeiten des Fischers seinen Ertrag wesentlich mitbestimmten.

257 Hermann Wißler, ‚Fischerei am Bodensee‘, Badische Heimat 11 (1924), S. 46 – 51, hier S. 50.

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6 RESSOURCENPOLITIK DURCH FISCHERORDNUNGEN Obwohl man wohl eine gewisse Stabilität bei verschiedenen Fangmethoden und -werkzeugen annehmen kann, unterlagen sie dennoch einem Wandel. Dieser lässt sich zumindest in Grenzen anhand der Fischerordnungen und Fischereiverträge nachvollziehen. Da dies eine Regelmäßigkeit in der Erneuerung der Ordnungen verlangt, kommen für eine langfristige Untersuchung nur die zwei in dieser Hinsicht produktivsten Zentren der Fischerei in Frage, die Reichsabtei Reichenau und die Stadt Konstanz mit den von ihr in Fischereifragen dominierten Herrschaften. St. Gallen stellte die Überarbeitung seiner Fischerordnungen und Fischereiverträge nach 1544 ein, so dass von einer Kontinuität der darin enthaltenen Regelungen ausgegangen werden kann und muss. Lindau verabschiedete auch in den Jahren 1614 und 1758 überarbeitete Formen der Fischerordnung. Doch da diese weniger detailliert waren, sind sie als Material für eine Analyse kaum geeignet, auch wenn sie nicht ganz unberücksichtigt bleiben sollen.258 Dies heißt jedoch nicht, dass die Fischerei in diesen Regionen des Bodensees keinen Veränderungen unterlegen gewesen wäre. Ganz im Gegenteil scheint die Annahme wenig plausibel, die Fischer im Herrschaftsbereich dieser Obrigkeiten hätten sich von den Entwicklungen im restlichen See abgekoppelt. Vielmehr weist der Mangel an schriftlichen Zeugnissen darauf hin, dass die Obrigkeit nicht in die Veränderungen involviert war. Ob die Fischer sich untereinander hinsichtlich der Spezifikation von Fangwerkzeugen absprachen, sei es auf Fischertagen oder informell, muss offen bleiben, da diese Verhandlungen und deren Ergebnisse nicht niedergeschrieben wurden. Die erhaltenen Rechtstexte geben im Regelfall keinen Aufschluss darüber, ob sie eine Entwicklung nachvollziehen – und damit legalisieren – oder erzwingen. Auch wenn die Ordnungen der Reichenau oft das explizite Verbot enthalten, Neuerungen einzusetzen, manchmal auch mit der Einschränkung, sofern sie für die Fische schädlich seien, kann man darin keinesfalls einen eindeutigen Hinweis auf eine generelle Beschränkung der Initiative auf die Obrigkeit sehen.259 Vielmehr beweist die Notwendigkeit einer solchen Vorschrift, dass die Fischer durchaus innovativ waren und versuchten, sich durch Neuerungen einen Vorteil zu verschaffen oder die Fischerordnung zu umgehen. Zudem ist es zumindest fraglich, ob sich eine klare Unterscheidung zwischen auf die Obrigkeit zurückgehenden Verschärfungen und von den Fischern erzwungenen Lockerungen überhaupt treffen lässt. 258 Aus dem Konstanzer Einflussbereich sind insgesamt acht Fischerordnungen und 13 regionale Fischereiverträge überliefert, die das 14. – 17. Jahrhundert abdecken. Vom Untersee stammen 18 Fischerordnungen aus den Jahren 1450 – 1774. 259 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1534; 1542; 1550; 1594; 1707; 1717; 1774.

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Die Entwicklung der in den Fischerordnungen und Fischereiverträgen verschriftlichten Vorgaben ist keineswegs einheitlich. Deshalb will ich zunächst verschiedene Entwicklungslinien anhand einzelner gut belegter Vorschriften aus den unterschiedlichen Kategorien der Regelungen darstellen, durch die versucht wurde, die Erhaltung der Ressource Fisch sicherzustellen. 6.1 MATERIALBESCHRÄNKUNGEN Am schwersten fällt dies für die technischen Vorschriften der verschiedenen Geräte. Diese sind zwar zahlreich, sie lassen sich aber selten quantifizieren. Die Garantie gleicher technischer Grundvoraussetzungen für das Fischerhandwerk war eine der Hauptaufgaben der Zunft, aber auch ein Anliegen der Obrigkeiten. Eine einheitliche Maschenweite für die verschiedenen Netze erreichten sie, indem sie den Fischern jeweils ein einheitliches Brettlein vorgaben, über dem die Netze gestrickt wurden.260 Die Regelung, nur mit dem normierten Brettlein gestrickte Netze zu benutzen, war eine der häufigsten Vorgaben. Dazu kamen Vorschriften zur Maschenweite des Sacks oder von Behren. Diese nicht quantifizierbaren Materialvorgaben lassen es nicht zu, Veränderungen im Detail nachzuvollziehen. Allerdings gibt es durchaus genauere und teilweise recht präzise Angaben. So finden sich in den Fischerordnungen der Reichenau Angaben zur Maschenweite bei Netzen und Garnen in der Maßeinheit „Band pro Konstanzer Zwillichelle“.261 Bei den Netzen gab es zwischen der ersten Angabe 1455 und der letzten 1774 keine Veränderung, die Maschenweite blieb konstant bei 37 Band.262 Der allgemeine, wenn auch nicht in Kraft getretene Oberseefischereivertrag von 1790, an dessen Verhandlung auch die Reichenau teilnahm, sah eine Maschenweite von 260 Die maßgeblichen Originale der Brettlein wurden in Konstanz in der Ratsstube aufbewahrt; vgl. Hans Jänichen, ‚Wirtschaft und Verkehr‘; in: Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg (Hg.), Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung, Konstanz: Thorbecke, 1968, Bd. 1, S. 361 – 404, hier S. 398. 261 Leider konnte die Länge dieses Maßes nicht eruiert werden. Denn am Bodensee gab es zwei Längenmaße mit der Bezeichnung Elle, eine lange und eine kurze. Die erste wurde wohl zum Abmessen von Wolle, die zweite von Leinwand benutzt. Leider erscheint die Zwillichelle nicht in der einschlägigen Literatur. Da Zwillich aber wohl auf einen Zwirn verweist (siehe Johann Andreas Schmeller, Bayerisches Wörterbuch, Band 2, Aalen: Scientia, 1973, S. 1170) und die Netze der Fischer aus Leinenfasern hergestellt wurden, liegt die Spekulation nahe, dass es sich bei der Zwillichelle um die lange Elle handeln könnte. Vgl. Göttmann, ‚Altes Maß‘, S.  38 – 40. 262 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1455, 1613, StA KN DI Fasc. 44; 1522, StA KN DI Fasc. 37; 1542; 1550; 1594; 1707; 1717; 1774.

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36 – 38 Band für die Gangfischnetze vor, lag also im Bereich der traditionellen Reichenauer Vorgaben.263 Anders stellt sich die Situation bei den Garnen dar, also für alle Arten von Zugnetzen. Die Reichenauer Fischerordnung von 1522 führte mit 24 Band pro Kon­ stanzer Zwillichelle die Beschränkung neu ein, die bis 1594 gleich blieb, dann aber auf 21 Band gesenkt wurde. Die Maschenweite wurde dadurch also vergrößert, die Effizienz der Netze verringert. Auch in der nächsten Ordnung 1613 blieb es bei 21 Band, doch wurde nun eine Sonderregelung für die Fürnwatt eingeführt, die 24 Band pro Konstanzer Zwillichelle haben durfte. Die Regelung für die Fürnwatt blieb bis 1774 unverändert, die Maschenweite für die Garne wurde 1717 auf 20 weiter vergrößert und 1774 wieder auf 21 verkleinert, um 1790 wieder auf 20 vergrößert zu werden.264 Es lassen sich also im Fall der Maschenweite für Garne auf dem Untersee zwei Entwicklungen beobachten: Erstens restringierte die Obrigkeit die Benutzung von Zugnetzen in zwei Schritten durch die Einführung einer Mindestmaschenweite im Jahr 1522 und einer deutlichen Verschärfung der Vorschrift 1594. Zweitens differenzierte sie ihre Regelung in der Folge, wohl um der Komplexität des Fischerhandwerks besser gerecht werden zu können, wobei die Differenzierung mit einer teilweisen Lockerung der Vorschriften verbunden war. Zusammen mit der Kontinuität der Maschenweite der Netze zeigen sich hier drei Entwicklungsverläufe, die man nicht nur bei den Material-, sondern auch bei den anderen Arten der Nutzungsbeschränkungen für die verschiedenen Geräte beobachten kann. Insgesamt gab es vier verschiedene Arten der Nutzungsbeschränkung: Besitz, Anzahl der Geräte im Einsatz, Einsatzzeit und Einsatzort. Der Besitz der Schwebangel in einem Haushalt war beispielsweise streng geregelt. Die Vorschrift wurde 1470 mit einem Maximum von 30 Schwebangeln eingeführt und bereits 1487 mit einer Verringerung auf 20 weiter begrenzt. Zwischen 1474 und 1717 galt die Regel, dass jeder Fischerhaushalt nur 20 Schwebangeln besitzen durfte, 1774 wurde die Anzahl wieder auf 30 erhöht.265 Die Gründe dafür gehen aus den jeweiligen Fischerordnungen nicht hervor. Eine weitere Form der Beschränkung war die Limitierung der Anzahl der sich gleichzeitig im Einsatz befindlichen Exemplare eines Geräts. Bei mit einem Köder bestückten Behren und Reusen lag das Maximum zwischen 1465 und 1774 bei 50 mit einer kurzzeitigen Erhöhung auf 70 in den 1470er Jahren.266 Aber auch 263 Vgl. Protokoll Fischereikonferenz. 264 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774. 265 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1470, StA KN DI Fasc. 44; 1487; 1522; 1532; 1534; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774; Fischerordnung Ober- und Untersee 1474, StA KN DI Fasc. 44. 266 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1465, StA KN DI Fasc. 44; 1470, 1522; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1774; Fischerordnung Konstanz Ober- und Untersee 1474.

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eine Beschränkung der über das Jahr eingesetzten Geräte gab es. So findet sich in Fischereiverträgen für den Obersee von 1566 – 1663 die Beschränkung, höchstens 500 Angeln pro Jahr auf Trüschen zu setzen.267 Eine analoge Regelung galt auch im Untersee. Dort war das Setzen von Angeln ohne Spezifikation der Fischart restringiert. Diese Beschränkung findet sich das erste Mal 1542 mit einem Limit von gefangenen 400 Fischen, das in der Ordnung von 1550 wiederholt, bevor es 1583 auf 200 halbiert wurde. Diese Verschärfung wurde 1594 bestätigt und 1613 wieder teilweise rückgängig gemacht, indem mit gefangenen 300 Fischen ein dauerhafter Kompromiss gefunden wurde, der bis 1774 hielt.268 6.2 EINSATZBESCHRÄNKUNGEN Die weitaus häufigste Form der Beschränkung war jedoch die zeitliche Beschränkung des Einsatzes eines Geräts auf eine bestimmte Anzahl von Nutzungen pro Woche. So war etwa der Gebrauch der Egliwatt von 1487 – 1774 für den Zeitraum vom 11. November bis zum Beginn der Fastenzeit auf drei Einsätze pro Woche beschränkt.269 Die verschärfte Form einer zeitlichen Beschränkung war das Verbot über einen gewissen Zeitraum. Das Lomgarn war etwa zwischen dem 11. November und dem Beginn der Fastenzeit komplett verboten.270 Räumliche Beschränkungen waren wesentlich seltener als räumliche Ausnahmen, kamen aber trotzdem vor, wie das Verbot der Streiffen im Rhein, das sich in den Unterseeordnungen von 1594 und 1613 findet.271 Auch bei den Beschränkungen des Einsatzes von Gerät zeigen sich die Entwicklungsmuster der Kontinuität, Verschärfung und Differenzierung. Es fehlt aber ein Fall der absoluten Kontinuität einer Regelung über den gesamten Zeitraum. Vielmehr lässt sich in der Entwicklungsgeschichte einiger Geräte die Verschränkung der Muster der Verschärfung, Differenzierung und Kontinuität feststellen, was ich am Beispiel des Lomgarns erläutern will. Das Lomgarn war, wie bereits oben dargestellt, bis ins 18. Jahrhundert hinein vom 11. November bis zum Beginn der Fastenzeit verboten. Diese Regelung, die 1487 das erste Mal auftrat, war allerdings eine Verschärfung eines Verbots von 1470, 267 Vgl. Fischereiverträge zwischen Konstanz und Mainau: 1566, StA KN DI Fasc. 35; 1663, StA KN DI Fasc. 24; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe: 1589, 1599, StA KN DI Fasc. 24. 268 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1470; 1542; 1550; 1583, StA KN DI Fasc. 44; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774. 269 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1487; 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1707; 1774. 270 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1487; 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774. 271 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1594; 1613.

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das vom 25. Dezember bis zum Beginn der Fastenzeit galt. Zusätzlich wurde 1487 ein weiteres Verbot eingeführt, das von vier Wochen nach Ostern bis zum 29. September galt, und seinerseits die Verschärfung einer Gebrauchsbeschränkung von 1470 war, die das Lomgarn für den Zeitraum zwischen zwei Wochen nach Ostern und dem 29. September auf zwei Einsätze pro Woche restringierte. Zudem fiel 1487 die Regelung weg, dass die Verbote und Einschränkungen beim Fischen auf der Halde keine Gültigkeit besaßen. Die Fischerordnung von 1487 markierte also eine drastische Verschärfung der Regelungen, die aber in den folgenden Jahrzehnten nicht beibehalten wurde. Schon 1522 wurde das Verbot des Lomgarns über den Sommer aufgehoben, 1532 um zwei Wochen verkürzt wieder eingeführt und 1534 auf den Stand von 1487 gebracht. Die Regelung blieb dann bis 1707 unverändert in Kraft, als das Verbot über den Sommer durch eine Beschränkung des Gebrauchs in der Fastenzeit und in den vier Wochen nach Ostern auf zwei Tage pro Woche ersetzt wurde. Diese Neuregelung blieb während des 18. Jahrhunderts unverändert.272 Neben der angesprochenen Kontinuität finden sich also mit der Verschärfung von 1487 und der Differenzierung von 1707 auch die beiden anderen Entwicklungsmuster. Dass diese nicht nur auf den Untersee beschränkt waren, zeigt das Beispiel der Streiffen, die in beiden Teilen des Bodensees in Gebrauch war. Im Obersee etablierten sich im 15. Jahrhundert zwei Varianten des Verbots: ein striktes, aber während der Fastenzeit ausgesetztes, das sich 1474, 1481 und 1514 findet, und ein Verbot von Ostern bis zum 16. Oktober in den Ordnungen und Verträgen der Jahre 1491, 1536 und 1551.273 Dabei lässt sich kein geographisches Muster je nach Ausstellungsort oder der Zusammensetzung der Vertragspartner feststellen. Im Fischereivertrag zwischen Konstanz und Mainau von 1566 wurde die Regelung dann differenziert. Mit dem Verbot in der Fastenzeit setzte sich die strengere Variante durch. Sie wurde aber zugleich abgeschwächt, indem eine Phase der beschränkten Nutzung zwei Wochen vor Aschermittwoch und eine zweite Zeit des explizit erlaubten Fischens mit der Streiffen vom 29. Oktober bis 25. November eingeführt wurde. Diese Lösung erwies sich als stabil, da sie in den Folgeverträgen 1589, 1599 und 1663 nicht geändert wurde.274 Ähnlich verlief die Entwicklung im Untersee. Das durch die Ordnung von 1450 etablierte Totalverbot der Streiffen konnte offenbar nicht durchgesetzt werden, da ihr Gebrauch schon 1455 in der Fastenzeit erlaubt wurde. Die Regelung wurde 1487 272 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1470; 1487; 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774. 273 Vgl. Fischerordnungen Konstanz: 1474; 1491; 1514, StA KN DI Fasc. 44; Fischereivertrag Obersee: 1481, StA KN DI Fasc. 44; Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536; Fischerordnung Konstanz Ober- und Untersee: 1474; Fischereivertrag Konstanz und Ermatingen: 1551, StA KN DI Fasc. 44. 274 Vgl. Fischereivertrag Konstanz und Mainau: 1566; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe: 1589, 1599, 1663.

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durch die Einführung des beschränkten Gebrauchs an drei Tagen pro Woche vom 11. November bis zum 25. Dezember ergänzt. Diese Lösung erwies sich bis 1494 als tragfähig, als zusätzlich ein generelles Verbot der Streiffen im Seerhein eingeführt und 1613 auch bestätigt wurde. 1707 wurden die Vorschriften zum Gebrauch der Streiffen komplett reformiert, als eine generelle Beschränkung des Gebrauchs das ganze Jahr lang auf drei Tage pro Woche etabliert wurde. Diese Lockerung bewährte sich offenbar nicht, da bereits 1717 eine heftige Verschärfung vorgenommen wurde. Die Streiffen wurde verboten, nur in der Fastenzeit durfte sie an zwei Tagen pro Woche eingesetzt werden.275 Es finden sich aber auch Beispiele für längere Phasen der Lockerung. Herbstbehren und -reusen, zwei sehr enge Arten der Fischfallen, wurden durch die Unterseeordnung von 1450 für den Zeitraum vom 25. Juli bis zum Beginn der Fastenzeit verboten. Schon 1465 wurde die Regelung durch eine Ausweitung des Verbots von Ostern bis Aschermittwoch bei einer beschränkten Nutzung von zwölf Fischfallen vom 8. September bis zum 25. Dezember verschärft. Doch damit war wohl ein unhaltbarer Zustand erreicht, denn bereits 1470 wurde das Verbot abgeschafft und die Beschränkung der Anzahl der Reusen von zwölf auf 20 erhöht. In der nächsten Unterseeordnung aus dem Jahr 1487 folgte eine Verkürzung der Beschränkung um etwa zwei Monate bei einem Limit von 24 Fischfallen. 1522 fiel dann die zeitliche Beschränkung weg, es galt generell eine Obergrenze von 24 Herbstreusen oder -behren, die auch in der folgenden Ordnung von 1532 wiederholt wurde. Ab 1534 findet sich keine Beschränkung für den Gebrauch dieser engen Fischfallen mehr, obwohl das Gerät bis 1542 noch erwähnt wird. Die Gründe für das Verschwinden der Herbstreusen und -behren aus den Unterseeordnungen bleiben dabei im Dunklen. Ein Aussterben der Geräte ist dabei ebenso möglich, wie eine Umbenennung oder eine Freigabe der Nutzung durch die Obrigkeiten.276 Ein konstanter Prozess der Lockerung der Vorschriften über Jahrhunderte hinweg lässt sich in keinem der untersuchten Fälle feststellen.277 Im Gegenteil gab es einen Trend in Richtung einer Verschärfung. Doch war dieser nicht eindeutig. Es gab ebenfalls zahlreiche Fälle einer Kontinuität über Jahrhunderte, 275 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1450, StA KN DI Fasc. 44; 1455; 1465; 1487; 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774. 276 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1450; 1465; 1470; 1487; 1522; 1532; Fischerordnung Konstanz Ober- und Untersee: 1474. 277 Ausgewertet wurden alle über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten in einer gewissen Regelmäßigkeit erneuerten Gebrauchsbeschränkungen für folgende Geräte: die Garne „Lomgarn“, „Lomsegine“, „Streiffen“, „Landwatt“, „Fürnwatt“, „Egliwatt“, „Racksegine“ und „Läuffer“; die Netze; die Fischfallen „weite Behren“, „enge Behren“ sowie „Herbstreusen“ und „Herbstbehren“; die Angelfischerei.

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auch wenn alle Beschränkungen einem Wandel unterlagen. Starke Restriktionen im Gebrauch verschiedener Geräte riefen offenbar häufig beinahe ebenso starke Reaktionen hervor, so dass die Veränderung in der folgenden Ordnung zumindest teilweise wieder rückgängig gemacht werden musste. So lassen sich in einigen Fällen starke Schwankungen innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums feststellen, die wohl als Suche nach einer tragfähigen und pragmatischen Lösung interpretiert werden müssen. 6.3 SCHONZEITEN UND FANGBESCHRÄNKUNGEN Die Fischerordnungen beschränkten nicht nur den Gebrauch bestimmter Geräte, sondern regulierten auch den Fang bestimmter Fischarten, sie schrieben also Schonzeiten für bestimmte Fische vor. Dabei handelte es sich besonders um den Fang von Jungfischen der Arten Barsch, Ukelei und Felchen, aber auch von ausgewachsenen Fischen wie Barsch und Rotauge. Am weitesten verbreitet waren die Vorschriften für den Barsch und seinen Nachwuchs, den Hürling. Die Schonzeit konzentrierte sich auf den Laich, der für gewöhnlich in der zweiten Aprilhälfte stattfand. Die älteste Regelung stammt aus der Unterseeordnung von 1450, die eine Dauer von 40 Tagen im Untersee und von 50 Tagen im Obersee vorschrieb. Eine so lange Schonzeit bildet im Vergleich zu den folgenden Jahrhunderten eine klare Ausnahme. Sie dürfte allerdings darin begründet sein, dass mit Ostern als Beginn ein Termin gewählt wurde, der starken Verschiebungen innerhalb des Jahreslaufs unterliegt, so dass nur durch eine lange Schonzeit der Barschlaich sicher erfasst war. Schon in der Unterseeordnung von 1455 wurde die Schonzeit stark verkürzt, sie dauerte nur noch vom 15. April bis zum 1. Mai. Bei diesem Zeitraum blieb es bis 1522, als die Schonzeit um eine Woche verlängert wurde und nun schon am 8. April begann. 1583 wurde eine flexible Regelung zum Beginn der Schonzeit eingeführt. Diese blieb bei drei Wochen Dauer, der Anfang wurde aber jedes Jahr vom Abt der Reichenau neu festgelegt.278 Dieser informierte die an den Untersee angrenzenden Orte schriftlich über den Beginn und die Dauer des „Eglibanns“. Einige dieser Briefe aus dem 17. Jahrhundert sind in den Archiven erhalten. Der Anfangstermin schwankte zwischen dem 8. und dem 28. April. Man kann davon ausgehen, dass die für die Fischerei verantwortlichen Amtsleute des Abtes den Termin an dem tatsächlichen Beginn des Eglilaichs ausrichteten – dafür spricht der meist relativ kurze Abstand zwischen dem Datum des Versands

278 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1450; 1455; 1465; 1470; 1487; 1522; 1532; 1542; 1583; Fischerordnung Konstanz Ober- und Untersee: 1474.

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und dem des Beginns der Schonzeit.279 1594 kam die nächste Verlängerung, diesmal auf einen Monat. Im 17. Jahrhundert wurde die Schonzeit noch einmal um eine Woche auf fünf ausgedehnt. Diese Änderung trat erst in der Ordnung von 1707 auf, die Benachrichtigung vom 12. April 1688 schrieb aber schon einen Eglibann von fünf Wochen vor. Bei dieser Regelung blieb es auch in den folgenden Ordnungen von 1717 und 1774.280 Nicht ganz so einheitlich verlief die Entwicklung für den Obersee. Die älteste Angabe zur Barschschonzeit liefert die Konstanzer Fischerordnung von 1491, die den Zeitraum von 8. April bis zum 8. Mai vorsah. Der Fischereivertrag für die Konstanzer Gruppe von 1513 schrieb jedoch nur drei Wochen im Laich mit einem flexiblen Beginn vor. Die Mainauer Fischerordnung von 1526 verhängte einen dreiwöchigen Eglibann, der vom 23. April bis zum 15. Mai dauerte. Im Westen des Bodensees kam es mit dem Fischereivertrag von 1536 zu einer gewissen Vereinheitlichung, die eine Schonzeit vom 16. April bis zum 15. Mai vorsah. Ebenso heterogen waren die Vorschriften im übrigen Bodensee. Eine undatierte Fischerordnung für Wasserburg sprach gar nur von „wil der laich weret“. Die St. Galler Ordnung von 1534 und der Fischereivertrag der St. Galler Gruppe von 1544 setzen die Schonzeit für den Zeitraum vom 8. April bis zum 7. Mai fest.281 Von den wichtigen Orten der Bodenseefischerei legte nur Lindau lange Zeit überhaupt keine Schonzeiten fest. Erst in der Fischerordnung von 1614 wurde eine Barschschonzeit vom 16. April bis zum 1. Mai eingeführt.282 Es ist auffällig, dass die Vorschriften für Schonzeiten im Obersee in der Mitte des 16. Jahrhunderts aus den Fischerordnungen verschwinden und nur Lindau eine Ausnahme darstellt. Erst auf der Fischereikonferenz von 1790 wurde auch in den anderen Teilen des Sees wieder eine Schonzeit eingeführt, die vom 9. April bis zum 14. Mai dauern sollte, wobei für Lindau und die ehemaligen Montfortischen Gebiete eine Ausnahmeregelung galt, wonach nur für den Zeitraum vom 16. April bis zum 1. Mai der Barschfang eingestellt werden musste.283 Noch um einiges komplexer stellt sich die Lage im Fall des Hürlings dar, gab es doch neben der strikten Schonzeit noch eine Periode des eingeschränkten Fangs. 2 79 Vgl. Benachrichtigungen des Abts der Reichenau an die Stadt Konstanz über den Beginn des Eglibanns: 15.4.1600, 18.4.1601, 7.4.1604, 6.4.1609, GLA KA 96/398; 6.4.1639, StA KN DI Fasc. 27; 12.4.1688, StA KN DI Fasc. 29. 280 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1594, 1613; 1707; 1717; 1774. 281 Vgl. Fischerordnungen Konstanz: 1491; 1537, StA KN DI Fasc. 35; Fischereivertrag Konstanzer Gruppe: 1513, StA KN DI Fasc. 44; Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536; Fischerordnung Mainau: 1526, StA ÜL C 976/1; Fischerordnung St. Gallen: 1534, in: Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 22; Fischereivertrag St. Galler Gruppe: 1544; Fischerordnung Wasserburg (undatiert), in: Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 165. 282 Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 194f. 283 Vgl. Protokoll Fischereikonferenz: 1790.

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Auch beim Hürlingschutz stammt die älteste Regelung von der Reichenau. 1455 wurde festgelegt, dass die Schonzeit von Ostern bis zum 4. Juli dauern sollte. Diese Regelung blieb bis 1522 bestehen, als die Hürlingschonzeit an die des Barsches angeglichen wurde, die vom 9. April bis zum 1. Mai dauerte. Diese Vorschrift wurde 1532 bestätigt, 1542 wieder durch die Vorgängerin ersetzt, 1550 aber restauriert. Nach 1550 verschwand die Hürlingschonzeit aus den Unterseeordnungen. Weniger turbulent verlief die Entwicklung der Fangbeschränkung. Auch diese wurde 1455 für den Untersee eingeführt, als für den Zeitraum vom 4. Juli bis zum 8. September nur an drei Tagen pro Woche der Fang erlaubt war. Bereits 1465 wurde diese Einschränkung um etwa drei Wochen verkürzt und endete damit am 15. August. Im Jahr 1522, also gleichzeitig zur drastischen Einschränkung der Schonzeit, wurde die Fangbeschränkung wieder um drei Wochen verlängert, so dass sie nun vom 4. Juli bis zum 9. September dauerte. Sie wurde also nicht an die neue Schonzeit angepasst. Dafür wurde aber bereits 1532 der Hürlingfang weiter eingeschränkt, indem eine generelle Fangbeschränkung auf vier Tage pro Woche etabliert wurde mit einer Fangquote von maximal einem halben Viertel, also nach heutigem Maß 4,8 Liter.284 Diese Bestimmung blieb bis 1594 in Kraft, als die Regelung des Hürlingfangs deutlich eingeschränkt wurde. Es galt nun eine generelle Beschränkung auf drei halbe Tage pro Woche, die nur für die Zeit vom 25. Juli bis zum 29. September auf vier halbe Tage pro Woche erweitert wurde. Offensichtlich ließ sich die Verschärfung nicht halten, da schon in der Ordnung von 1613 die generelle Beschränkung aufgegeben, dafür aber die Sonderregelung differenziert wurde. So galt nun bis zum 9. September – das Anfangsdatum wurde nicht genannt, es kommen aber Ostern, das Ende der flexiblen Barschschonzeit oder ein Termin im Juli in Frage – eine Beschränkung auf drei halbe Tage und für den Zeitraum vom 9. bis zum 29. September eine leichte Lockerung auf vier halbe Tage. Diese Regelung wurde im Prinzip 1717 und 1774 wiederholt, das Anfangsdatum aber flexibilisiert und nun vom Abt festgelegt.285 Die Entwicklung auf dem Obersee verlief ähnlich komplex. Die ältesten Vorschriften stammen aus den Unterseeordnungen von 1465 und 1470 sowie der Konstanzer Ordnung für den Ober- und Untersee von 1474, die die Einhaltung einer Schonzeit von Ostern bis zum 25. Juli verlangten. Dies entspricht auch den Regelungen in den Konstanzer Fischerordnungen von 1491 und 1527 sowie dem Fischereivertrag für den Obersee von 1536, auch wenn dort kein Anfangsdatum genannt wird. Die Konstanzer Ordnung von 1537 verlängerte die Schonzeit um etwas mehr als zwei Monate bis zum 29. September, der Fischereivertrag zwischen Konstanz

284 Das Flüssigkeitsmaß Viertel fasste 9,6 Liter; vgl. Göttmann, ‚Altes Maß‘, S. 32. 2 85 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1455; 1465; 1470; 1487; 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1613; 1717; 1774; Fischerordnung Konstanz Ober- und Untersee: 1474.

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und Ermatingen von 1551 nahm diese Verschärfung teilweise zurück, indem er den 9. September als Ende festlegte. Diese Verschärfung wirkt umso überraschender, da sie das jüngste Verbot für den Hürlingfang der Konstanzer Gruppe darstellt. Die Restriktion des Hürlingfangs im westlichen Obersee lässt sich bereits in der ältesten erhaltenen Fischerordnung für den westlichen Bodensee finden. In dieser nicht datierten Konstanzer Ordnung aus dem 14. Jahrhundert galt eine generelle Beschränkung auf zwei Tage pro Woche. Diese strenge Regelung wurde allerdings spätestens im 15. Jahrhundert wieder aufgegeben, als eine Beschränkung auf drei Tage pro Woche im Anschluss an die Schonzeit vom 25. Juli bis zum 15. August eingeführt wurde. Die Konstanzer Fischerordnung von 1527 verschärfte die Regelung wieder, indem sie die zeitliche Begrenzung abschaffte und ein generelles Limit von drei Tagen pro Woche verfügte. Diese Verschärfung konnte wohl nicht durchgesetzt werden, da die Fischereiverträge von 1566, 1589 und 1599 eine Beschränkung von drei Tagen pro Woche nur für die Zeit vom 25. April bis zum 9. September vorsahen.286 Auch am Südufer des Bodensees wurde von St. Gallen eine Hürlingschonzeit festgelegt. In der ältesten St. Galler Ordnung von 1479 dauerte sie noch bis zum 8. September – auch hier wird kein Beginn genannt –, sie wurde allerdings 1534 drastisch verkürzt und begann nun am 1. Juni und endete am Freitag vor dem 15. Juli. Diese Regelung wurde auch für den Fischereivertrag der St. Galler Gruppe übernommen. Bei der Beschränkung zeigt sich ein ähnliches Muster. Während 1479 noch eine generelle Restriktion auf drei Tage die Woche galt, wurde diese 1534 auf den Zeitraum vom 15. Juli bis 15. August begrenzt, wobei sich auch diese Regel im Fischereivertrag von 1544 wiederfindet. Die undatierte Fischerordnung von Wasserburg kennt ebenfalls eine Hürlingschonzeit, die bei unbekanntem Anfang bis zum 7. August dauerte, aber keine weitere Fangbeschränkung.287 Die Abschaffung der Hürlingschonzeit wie auch der Einschränkung noch im 16. Jahrhundert hatte langfristig wohl negative Auswirkungen. Denn die Einberufung einer Konferenz aller Anrainer nach Konstanz im Jahr 1790, die eine für den ganzen Bodensee gültige Fischerordnung verabschieden sollte, ging auf eine Konstanzer Initiative zurück, deren Ziel ein absolutes Verbot des Hürlingfangs auf drei Jahre zum Ziel hatte.288 In den Verhandlungen selbst wurde sogar ein Verbot 286 Vgl. Fischerordnung Konstanz: undatiert (14. Jahrhundert), StA LI A III 101,8; 1491; 1527; 1537; Fischerordnung Konstanz Ober- und Untersee: 1474; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe: 1589; 1599; Fischereivertrag Konstanz und Mainau: 1566; Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536; Unterseeordnungen 1465; 1470. 287 Vgl. Fischerordnungen St. Gallen: 1479, in: Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 19; 1534; Fischereivertrag St. Galler Gruppe: 1544; Fischerordnung Wasserburg: undatiert. 288 Vgl. Eingabe von Albini an Magistrat Konstanz vom 22.1.1789, StA KN DI Fasc. 36; Korrespondenz Konstanz an Mainau vom 24.1.1789, GLA KA 209/328.

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für zehn Jahre beschlossen, doch scheiterte die Durchsetzung des Vertrags in erster Linie an der Hürlingfrage.289 Ein weiterer durch Schonzeiten geschützter Fisch waren die jungen Felchen im zweiten Lebensjahr, die Seelen. Auch hier finden sich Regelungen für den Unterund Obersee, dort allerdings anders als beim Barsch nur für die Konstanzer Gruppe. Die Konstanzer Ordnungen schrieben ein striktes Fangverbot von Seelen ebenso vor wie die Mainauer Fischerordnung von 1526. Auch der älteste Fischereivertrag von 1481 verlangte ein striktes Verbot des Seelenfangs, doch schon 1513 wurde das Verbot aufgehoben und durch eine Beschränkung auf Netze mit einer von der Obrigkeit vorgeschriebenen Mindestmaschenweite ersetzt. Diese drastische Lockerung wurde teilweise wieder rückgängig gemacht, als 1517 eine Schonzeit von 23. April bis zum 25. Juli neu eingeführt und 1536 auf die Zeit von Ostern bis zum 1. Dezember verlängert wurde. Danach erschien die Seelenschonzeit für einige Jahrzehnte nicht in den Fischereiverträgen, bis 1589 das Totalverbot des Seelenfangs wieder eingeführt und auch in den folgenden Verträgen von 1599 und 1663 bestätigt wurde.290 Auf dem Untersee existierte zwischen 1450 und 1522 eine Schonzeit, die Ostern begann und deren Ende um einige Wochen schwankte. So dauerte sie 1450 bis zum 25. Juli, 1455 bis zum 8. September, 1465 bis zum 15. August und 1470 bis zum 8. September, wobei 1470 an drei Tagen pro Woche ein Zug mit dem Garn erlaubt wurde. Diese häufigen Änderungen waren sicherlich keine Reaktion auf den schwankenden Ostertermin, sondern ein Anzeichen für die Suche nach einem Kompromiss, die 1522 jäh mit der Verhängung eines Fangverbots beendet wurde, das – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung – von 1613 – 1774 beibehalten wurde.291 Auch der Kressling – der Nachwuchs der Ukelei – wurde als durch Schonzeiten schützenswert eingeschätzt, obwohl die Ukelei als ein schlechter Speisefisch galt. Sie wurde aber als Köderfisch geschätzt. Zudem scheinen beim Kresslingfang auch viele Jungfische schützenswerter Arten ins Netz gegangen zu sein. Anders als bei anderen Jungfischen enthielten zwei Fischerordnungen auch eine Definition, was als Kressling zu gelten hatte, nämlich der Jungfisch vom Laich bis zum 25. Juli des darauf folgenden Jahres.292 Die Schonzeit findet sich bereits in der Konstanzer Ordnung aus dem 14. Jahrhundert. Sie dauerte von Ostern bis zum 16. Oktober und galt auf 289 Vgl. Protokoll Fischereikonferenz 1790; Korrespondenz Lindau an Konstanz 25.7.1790, StA KN DI Fasc. 36. 290 Fischerordnungen Konstanz: undatiert (14. Jahrhundert); 1514; 1527; Fischerordnung Mainau: 1526; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe: 1481; 1513; 1517, StA KN DI Fasc. 44; 1589; 1599; 1663; Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536. 291 Fischerordnungen Untersee: 1450; 1455; 1465; 1470; 1487; 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774. 292 Fischerordnung Untersee: 1542; Fischereivertrag Konstanzer Gruppe: 1536.

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dem Ober- wie auf dem Untersee. Doch während für den Obersee 1536 ein generelles Fangverbot erlassen wurde, findet sich die Schonzeit in den Unterseeordnungen von 1522 und 1532 nicht mehr. An ihre Stelle trat eine Fangbeschränkung auf zwei Tage pro Woche vom 16. Oktober bis zum 25. November. Ob es sich hierbei um eine Verschärfung handelt und die Schonzeit nicht mehr verschriftlicht wurde, oder um eine Lockerung durch ihren Wegfall, lässt sich nicht feststellen. Allerdings verfügte die Ordnung von 1534 ein Fangverbot für vier Jahre, das 1542 wiederholt wurde. 1550 konnte der ursprüngliche Zustand mit einer Schonzeit von Ostern bis zum 16. Oktober wieder eingeführt werden, nur um 1577 – wie die Fischerordnung von 1707 berichtet – durch ein neuerliches und diesmal unbefristetes absolutes Fangverbot abgelöst zu werden, das in den folgenden Ordnungen bestätigt wurde. Auf dem Obersee schien das Fangverbot nach 1536 nicht eingehalten worden zu sein, so dass in den Verträgen von 1589, 1599, 1613 und 1663 nur befristete Verbote verhängt wurden.293 Auch bei den Fangbeschränkungen finden sich also die Entwicklungsmuster der Kontinuität, Verschärfung, phasenweisen Lockerung und Differenzierung. Die Letztere trat vor allem im Fall des Hürlings auf, dessen Fang mit Abstand am stärksten reguliert war. Deutlicher noch als bei den Gebrauchs- ging der Trend bei den Fangbeschränkungen in Richtung Verschärfung. Die Lockerungen waren selten und wurden meist nach kurzer Zeit zurückgenommen. 6.4 SCHONMASSE Die vierte Art der Schutzbestimmungen waren die Schonmaße für bestimmte Fischarten. Diese lassen sich gut vergleichen, da sie häufig in den Ordnungen eingezeichnet waren.294 Der Vergleich mit heutigen Maßen ist dennoch problematisch, da der Schwanz nicht mitgemessen wurde und es deshalb unmöglich ist, festzustellen, was genau als Schwanz galt. Die Schonmaße wurden von der Obrigkeit festgelegt und ließen sich am Markt gut überprüfen. Um keine Ausflüchte zuzulassen, man habe auf dem See die Schonmaße nicht zur Hand gehabt, mussten die Fischer sie in ihr Boot einritzen.295 293 Vgl. Fischerordnungen Konstanz: undatiert (14. Jahrhundert); 1474; 1514; 1527; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe: 1589; 1599; 1613; 1663; Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536; Fischerordnungen Untersee: 1455; 1465; 1470; 1487; 1522; 1532; 1534; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774. 294 In einigen Fällen war die entsprechende Vorschrift in den mir zur Verfügung stehenden Exemplaren der Fischerordnung ausformuliert, das Maß allerdings nicht eingezeichnet. Diese Ordnungen werden von mir in der folgenden Untersuchung weitgehend ignoriert. 295 Vgl. Unterseeordnungen: 1707; 1717; 1774.

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Beim Erlassen von Schonmaßen in den Fischerordnungen gab es durchaus regio­ nale Unterschiede, sowohl was die Länge als auch die erfassten Fischarten betraf. Das Huchenmaß wurde etwa nur in Unterseeordnungen angegeben.296 In den Ordnungen von 1450, 1455 und 1465 findet sich noch ein nicht quantifiziertes Verbot, zu kleine Huchen zu fangen. Erst 1487 wurde ein Maß von 22,5 cm Länge eingezeichnet.297 In den folgenden Jahrhunderten schwankte das Schonmaß zwischen 22 und 23 cm, bis es 1707 deutlich auf 26 cm verlängert wurde. Diese Veränderung wurde 1717 bestätigt, 1774 aber teilweise zurückgenommen, als das Maß auf 24,5 cm verkürzt wurde.298 Weniger dicht ist die Datenlage im Fall der Barbe. Das Barbenmaß wurde das erste Mal in der Unterseeordnung von 1542 eingezeichnet und blieb bei einer Schwankung zwischen 12,5 und 13,5 cm bis zum letzten Auftreten 1717 relativ stabil. Im Obersee wurde ein Schonmaß für diese Art nur 1536 vermerkt, es belief sich aber immerhin auf 17,5 cm, was einen beträchtlichen Unterschied zu den zeitgenössischen Unterseeordnungen darstellt. Erst 1790 wurde wieder ein Barbenmaß von acht Zoll (20,2 cm) vereinbart, das aber bekanntlich nie eingehalten werden musste.299 Auch das Forellenmaß wurde in Unterseeordnungen häufiger eingezeichnet als in den Fischereiverträgen für den Obersee. Dort wurde es ebenfalls 1536 mit einer Länge von 17,5 cm eingeführt und nur noch ein weiteres Mal 1589 bei einer Länge von 16,5 cm wiederholt. Am Untersee tauchte es erst 1542 mit 17 cm auf, wurde schon 1550 durch eine zeitliche Beschränkung der Gültigkeit auf die Zeit von Ostern bis zum 16. Oktober relativiert, 1594 aber wieder durch die Abschaffung der zeitlichen Einschränkung verschärft. Eine weitere Intensivierung der Schutzvorschrift brachte 296 Um welchen Fisch es sich beim in den Quellen genannten Huchen handelt, ist unklar. Der Fisch, der heute als Huchen (salmo hucho) bekannt ist, gilt als im Donauraum endemisch und war im Untersuchungszeitraum im Untersee nicht heimisch. Die Fischverzeichnisse aus dem 18. und 19. Jahrhundert weisen ihn zumindest ebenso wenig aus wie das Fischbuch Gregor Mangolts. In den Fischerordnungen für den Obersee wird er nur selten erwähnt, so dass ein nur im Untersee gebräuchlicher Name für einen bestimmten, dem Huchen ähnlichen Phänotyp einer heimischen Salmonidenart – etwa der Forelle oder des Felchen – als Erklärung denkbar wäre. So erwähnt Ribi einen legendenhaften und schon lange ausgestorbenen forellenartigen Fisch namens Huchen, von dem sich die Fischer am Untersee zumindest bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts erzählten. Seine Annahme, dass der Huchen schon früh aus dem Donauraum in den Bodensee verpflanzt worden sei, bleibt jedoch unbelegt und damit Spekulation; vgl. Ribi, Fischbenennungen, S. 49, 145. Die Huchenwatt als Zugnetz war auf jeden Fall 1790 nicht mehr in Gebrauch, da sie im Verzeichnis der Fangzeuge als obsolet erwähnt wird; vgl. Protokoll Fischereikonferenz 1790. 297 Die Längenangaben sind auf einen halben Zentimeter gerundet. 298 Fischerordnungen Untersee: 1450; 1455; 1465; 1487; 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774. 299 Fischerordnungen Untersee: 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536; Protokoll Fischereikonferenz: 1790.

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die Fischerordnung von 1707, die das Forellenmaß auf 23 cm verlängerte. Die folgende geringe Verschärfung auf 23,5 cm, die sich in den Ordnungen von 1717 und 1774 niederschlug, bewegte sich in der gleichen Größenordnung.300 Während die bisher erörterten Schonmaße am Untersee ihren Schwerpunkt hatten, finden sich die meisten Hechtmaße am Obersee. Ein erstes Maß im Fischereivertrag der Konstanzer Gruppe von 1481 wurde leider nicht eingezeichnet und auch die Konstanzer Fischerordnung von 1514 und der St. Galler Fischereivertrag von 1544 sprechen nur von zu kleinen Hechten, die nicht gefangen werden durften. Das erste Schonmaß wurde im Fischereivertrag der Konstanzer Gruppe von 1513 vermerkt, es betrug 23 cm. Schon 1536 wurde es auf 26 cm erhöht. Auf diesem Stand blieb es auch in den Fischereiverträgen von 1566 und 1599, bis es 1663 noch einmal auf 27 cm verlängert wurde. In dieser Größenordnung bewegten sich auch die Hechtmaße in den Lindauer und St. Galler Fischerordnungen von 1552 und 1534 mit 26,5 respektive 24,5 cm. Auf der Fischereikonferenz von 1790 wurde das Maß erheblich auf 13 Zoll (32,9 cm) verlängert. Auf dem Untersee kam es erst spät in der Ordnung von 1613 auf. Seine Länge entsprach dem Huchenmaß, wurde also mit 23 cm eingeführt, 1707 auf 26 cm verlängert und 1774 wieder auf 24,5 cm gekürzt.301 Das Schleienmaß war gleichmäßig auf Unter- wie Obersee verteilt. Dort wurde es 1536 für die Konstanzer Gruppe das erste Mal mit einer Länge von 17,5 cm eingeführt und schon 1566 im Fischereivertrag zwischen Konstanz und Mainau auf 16 cm verkürzt. Die folgenden Angaben von 16,5 cm im Jahr 1589 und 16 cm anno 1663 zeugen von einer gewissen Stabilität. Auf der Fischereikonferenz von 1790 einigte man sich auf 7 Zoll (17,7 cm) und bewegte sich damit wieder im Bereich von 1536. Die Entwicklung am Untersee weist jedoch eine Verschärfung in zwei Stufen auf. Das 1522 neu eingeführte Schleienmaß hatte eine Länge von 13 cm, die auch in den folgenden Ordnungen von 1532 und 1542 nicht geändert wurde. 1550 kam es zu einer ersten Verschärfung auf 15 cm, die 1594 bestätigt, 1613 aber um einen Zentimeter korrigiert wurde. Die zweite Intensivierung des Schutzes wurde 1707 vorgenommen, als das Maß auf 17,5 cm verlängert wurde. Auf diesem Stand blieb es auch in den Ordnungen von 1717 und 1774.302 300 Fischerordnungen Untersee: 1542; 1550; 1594; 1707; 1717; 1774; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe 1536; 1589. 301 Fischerordnungen Untersee: 1613; 1707; 1717; 1774; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe: 1481; 1513; 1589; 1663; Fischerordnung Konstanz: 1514; Fischereivertrag Konstanz und Mainau: 1566; Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536; Fischerordnung Lindau: 1552, StA LI A III 55,2; Fischerordnung St. Gallen: 1534; Fischereivertrag St. Galler Gruppe: 1544; Protokoll Fischereikonferenz: 1790. 302 Vgl. Fischerordnungen Untersee: 1522; 1532; 1534; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe: 1589; 1663; Fischereivertrag Konstanz Mainau: 1566; Fischereivertrag

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Das häufigste, aber auch in seiner Entwicklung uneinheitlichste Schonmaß war das des Karpfens. Neben dem unspezifischen Verbot, zu kleine Exemplare zu fangen, das in den Konstanzer Ordnungen von 1514 und 1537 sowie im St. Galler Fischereivertrag von 1544 verhängt wurde, lassen sich Karpfenmaße der Konstanzer Gruppe, Lindaus und St. Gallens feststellen. Im westlichen Bodensee wurde das erste Schonmaß mit einer Länge von 12,5 cm 1513 eingeführt. In den folgenden Verträgen von 1536, 1566, 1589 und 1663 wurde das Maß an das der Schleie gekoppelt. Eher an den Extremen orientierten sich die Lindauer und die St. Galler Ordnung von 1552 und 1534 mit 16,5 und 13,5 cm respektive. Eine deutliche Verschärfung bedeutete im Vergleich das auf der Fischereikonferenz von 1790 auf 8 Zoll (20,2 cm) stark verlängerte Maß. Die Unterseeordnungen weisen noch größere Schwankungen auf. Das erste Karpfenmaß von 1455 belief sich auf nur 11 cm. Doch schon 1470 wurde es auf 15,5 cm erhöht, 1487 jedoch wieder auf den alten Stand gebracht. 1522 folgte eine moderatere Erhöhung auf 13 cm, die auch in den folgenden Ordnungen von 1532 und 1542 bestätigt wurde. Eine weitere Verschärfung der Schutzvorschriften wurde 1550 vorgenommen, als das Maß auf 15 cm festgelegt wurde. Nach einer Wiederholung 1594 kam eine weitere Verschärfung 1613 auf 17,5 cm, die auch in den Ordnungen von 1707, 1717 und 1774 übernommen wurde.303 Die Frage, ob das Maß ausschließlich für Karpfen aus dem Bodensee oder auch für Exemplare aus Fischteichen galt, lässt sich leider nicht beantworten. In diesem doppelten Angebot an Karpfen könnte allerdings auch die Ursache für die starken Schwankungen des Schonmaßes für diese Fischart liegen. Bei den Schonmaßen finden sich nur drei der vier Entwicklungsmuster. Eine Differenzierung lässt sich nicht feststellen. Beim Vergleich der Entwicklungsverläufe der verschiedenen Schonmaße fällt auf, dass nur das der Barbe keiner nennenswerten Veränderung unterlag. Lockerungen vollzogen sich meist in kleinen Schritten, wenn man von den erheblichen Schwankungen beim Karpfen absieht. 6.5 RESÜMEE Noch deutlicher als bei den anderen Schutzvorschriften zeigt der Trend bei den Schonmaßen in die Richtung einer Verschärfung. Die Obrigkeiten versuchten also Konstanz und Überlingen: 1536; Protokoll Fischereikonferenz: 1790. 303 Fischerordnungen Untersee: 1455; 1470; 1487; 1522; 1532; 1542; 1550; 1594; 1613; 1707; 1717; 1774; Fischerordnungen Konstanz: 1514; 1537; Fischereiverträge Konstanzer Gruppe: 1513; 1589; 1663; Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536; Fischereivertrag Konstanz und Mainau: 1566; Fischerordnung Überlingen: 1552; Fischerordnung St. Gallen: 1534; Fischereivertrag St. Galler Gruppe: 1544; Protokoll Fischereikonferenz: 1790.

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durch eine Vielzahl von verschiedenen Restriktionen, den Schutz des Fischbestandes zu verbessern. Diese Maßnahmen standen im Einklang mit den Bemühungen der Städte, durch die Marktordnung eine dauerhafte Versorgung mit Frischfisch zu gewährleisten. Es handelte sich hierbei um den Versuch, eine aktive Ressourcenpolitik zu betreiben. Das älteste Mittel dazu war der Schutz des Nachwuchses des Felchen, des Barsches und der Ukelei. Die Vorschriften dazu finden sich bereits in der Konstanzer Fischerordnung aus dem 14. Jahrhundert. Ressourcenpolitik war also von Anfang an ein Ziel der Fischerordnungen. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Methoden verfeinert, das Ziel blieb jedoch identisch. Man darf das Bemühen um den Erhalt des Fischbestandes aber keinesfalls als ein alleiniges Anliegen der Obrigkeiten ansehen. Auch die Fischer hatten ein Interesse an der Erhaltung ihrer Lebensgrundlage. Dass nicht alle Fischer die Notwendigkeit einsahen – und die Klagen über Verfehlungen sind trotz der schwierigen Überlieferung zu zahlreich, um von vereinzelten Fällen sprechen zu können 304 –, bedeutet nicht, dass die Mehrheit sich ihr verweigert hätte. Die Interessenkonflikte verliefen quer durch die einzelnen Herrschaften, aber auch durch die Zünfte, zwischen den Fischern verschiedener Herrschaften und zwischen den Obrigkeiten. Diese Gruppen handelten die Ordnungen unter sich aus. Die Obrigkeiten konnten sicher nicht unbeschränkt schalten und walten. Schließlich mussten auch die Fischer von ihrem Beruf leben können, sonst wäre die Versorgung der Bevölkerung mit Fisch gefährdet gewesen. Außerdem brauchten die Obrigkeiten die Fachkenntnisse der Fischer, um die Auswirkungen der Veränderungen abschätzen zu können. Die Fischer wiederum baten die Obrigkeiten in Memoranden und Eingaben, Ungleichbehandlungen und Härtefälle abzustellen.305 Die Regelungen wurden also zwischen den Parteien ausgehandelt. Die Zünfte nahmen dabei in den Städten eine Vermittlerrolle ein. Sie standen dort zwischen dem Rat, dem einige ihrer Mitglieder angehörten, und den Bürgen, zu denen ihre Mitglieder gehörten. Dadurch etablierten sie einen Rahmen, in dem Konflikte flexibel und unter der Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligter gelöst werden konnten. Die neuere Forschung zur Geschichte der Allmenden weist darauf hin, dass diese wie auch die Zünfte als Formen der gemeinschaftlichen Interessenvertretung etwa zur gleichen Zeit entstanden. Durch Selbstregulierung und Ausschluss von Fremden erreichten sie eine kontrollierte Nutzung der Ressourcen. Die Konkurrenz zwischen Individuen wurde eingedämmt und allen Beteiligten ein sicheres Einkommen ermöglicht. Zugleich ließen sich die gemeinsamen Interessen 3 04 Zahlreiche – jedoch meist undatierte – Klagen und Bußbescheide wegen der unterschiedlichsten Verstöße gegen Verträge und Ordnungen befinden sich allein in StA KN DI Fasc. 36. 305 Verschiedene dieser Memoranden und Eingaben finden sich im Stadtarchiv Konstanz, vgl. StA KN DI Fasc. 36, 37, 38.

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besser gegen die Obrigkeiten vertreten.306 In den Städten am Bodensee agierten diese beiden Formen der gemeinschaftlichen Interessenvertretung zusammen, wenn es um die Fischerei ging. Sie erleichterten den Interessenausgleich und entschärften somit soziale und ökologische Konfliktlagen. Allerdings muss die Bedeutung der Zünfte etwas relativiert werden. Denn auch jenseits der Städte funktionierte über das Instrument der Fischerordnung die Vermittlung der Anliegen der Fischer und der Obrigkeiten, wie das Beispiel der Reichenau zeigt. Wie dort Probleme zwischen den Parteien gelöst wurden und welche Institutionen dort beteiligt waren, geht aus den Fischerordnungen leider nicht hervor. Das flexible Funktionieren dieser Mechanismen des Interessenausgleichs erklärt auch die zahlreichen kleinen Lockerungen und Differenzierungen in der Folge von starken Verschärfungen oder der Einführung neuer Regelungen. Hier mussten durch ein trial and error-Verfahren erst tragfähige und dauerhafte Lösungen gefunden werden, die den Interessen der Obrigkeit wie der Fischer gerecht wurden. Da die Fischer aus verschiedenen Orten in denselben Gewässern auf Fang aus waren, kam es zwangsläufig zu Konflikten auf Grund der unterschiedlichen Regelungen in den verschiedenen Herrschaftsgebieten. Die Korrespondenz der Herrschaften ist voller Streitfälle zwischen Fischern, die verhandelt und eventuell mit einer Strafe abgeschlossen werden mussten.307 Durch die Fischereiverträge konnten einheit­ liche Standards eingeführt werden, die die Ursache dieser Konflikte zumindest tendenziell beseitigten. Im Fall der Fischereiverträge kam noch eine weitere Komponente hinzu. Die Obrigkeiten konnten den Fischern zwar vieles vorschreiben, sie konnten die Einhaltung auf dem See aber kaum überwachen. Nur der Markt war unter ihrer direkten Kontrolle. Zwar wurde Denunzianten ein Teil des Bußgeldes versprochen,308 doch stand dem die Zunft als geschlossene Organisation mit einem gewissen Zusammenhalt gegenüber. Durch die Verträge zwischen verschiedenen Herrschaften konnte aber die Konkurrenz der Fischer zur gegenseitigen Überwachung genutzt werden. Die Fischer waren nur zu gerne bereit, die Kollegen aus anderen Orten bei 306 Martina de Moor, ‚The Silent Revolution: A New Perspective on the Emergence of Commons, Guilds, and Other Forms of Corporate Collective Action in Western Europe‘; in: International Review of Social History 53 (2008), S. 179 – 212. 307 Es seien hier nur einige wenige Beispiele angeführt: Bericht der Stadt Konstanz an Überlingen wegen der Festnahme eines Überlinger Fischers von 1513, Beschwerde der Stadt Überlingen beim Abt von Salem wegen eines Mauracher Fischers von 1560, StA ÜL C 976/1; Beschwerde der Stadt Konstanz beim Abt der Reichenau wegen der Ermatinger Fischer von 1606, StA KN DI Fasc. 37; Beschwerde der Konstanzer Fischer beim Landvogt des Thurgaus wegen der Landschlachter Fischer von 1610, StA KN DI Fasc. 32; Beschwerde der Stadt Lindau bei Konstanz wegen der Staader Fischer von 1716, StA LI A III 110,16. 308 So zum Beispiel in Fischereivertrag Konstanz und Überlingen 1536.

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ihrer eigenen Obrigkeit zu denunzieren. In den Verträgen war das folgende Prozedere geregelt: Die Obrigkeit des Fischers, der angezeigt worden war, musste den Verdächtigen verhören und im Fall einer Verurteilung dann auch bestrafen. Dabei entwickelte sich meist ein Wechsel gegenseitiger Schuldzuweisungen zwischen den Fischern, wer sich den ersten Verstoß gegen den Vertrag zu Schulden habe kommen lassen, wodurch eine Verurteilung oft lange verzögert wurde. Die Fischereiverträge erwiesen sich für den Obersee letztlich als das den lokalen Fischerordnungen überlegene Instrument und verdrängten diese. Die letzte Konstanzer Fischerordnung stammt aus dem Jahr 1537, während Verträge der Konstanzer Gruppe noch bis in 17. Jahrhundert hinein abgeschlossen wurden. Fischerordnungen und Fischereiverträge dienten also nicht nur der Versorgung der Untertanen mit Frischfisch, durch sie konnten die Obrigkeiten ihren Herrschaftsbereich auf das Wasser ausdehnen. Sie waren somit ein Mittel der Arrondierung und Konsolidierung fürstlicher und städtischer Macht am Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit. Daher ist es wenig überraschend, dass der überwiegende Teil der Fischerordnungen und Fischereiverträge aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammt.309 Für die Beurteilung der Synchronizität von Verschärfungen, Differenzierungen und Lockerungen von Schutzbestimmungen ist diese ungleichmäßige Verteilung ein Problem. Es lassen sich aber doch Phasen feststellen. Bei den Schonmaßen etwa zeigt sich vor allem in den Unterseeordnungen ein Muster der Verschärfung in mehreren Schritten. Der Zeitpunkt der Einführung der verschiedenen Maße unterscheidet sich doch zum Teil beträchtlich, aber es scheint zwei Schübe gegeben zu haben, den einen bereits im 15. Jahrhundert bei Karpfen (1455 im Untersee), Hecht (1481 im Obersee) und Huchen (1450 im Untersee), den anderen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bei Schleie (1522 im Untersee), Barbe und Forelle (beide 1542 im Untersee). Im Hinblick auf den Zeitpunkt der weiteren Verschärfungen lässt sich kein eindeutiges Muster feststellen, aber es fällt doch auf, dass 1707 im Untersee nur das Karpfen- und Schleienmaß nicht deutlich erhöht wurden. Der Zeitraum zwischen 1450 und 1550 sowie der Beginn des 18. Jahrhunderts waren die Höhepunkte, wenn es um die Verschärfung und Differenzierung von Schutzvorschriften ging. Die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert war auch die Phase, in der das Instrument Fischerordnung perfektioniert wurde, wodurch die vielen Veränderungen in den Ordnungen und Verträgen wenigstens zum Teil erklärt werden können. So war die Unterseeordnung von 1707 die erste nach einer Pause von mehr als 70 Jahren 310 und damit so etwas wie eine Wiederbelebung, denn auf dem

309 Von 50 mir bekannten Ordnungen und Verträgen stammen 40 aus dem Zeitraum von 1450 – 1599. 310 Eine Unterseeordnung von 1635 befindet sich im Stadtarchiv Konstanz, konnte aber für diese Arbeit nicht berücksichtigt werden.

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Obersee hatte es schon seit der Mitte des 17. Jahrhunderts keine von einer Obrigkeit erlassene Fischerordnung mehr gegeben. Zwischen 1635 und 1701 waren zwar einige Fischertage auf der Reichenau einberufen worden,311 doch scheint die Ordnung damals nicht überarbeitet worden zu sein. Einem Antrag der Stadt ­Konstanz an den Abt der Reichenau, einen Fischertag einzuberufen, auf dem die Ordnung wieder durchgesetzt werden und Missstände abgestellt werden sollten, wurde stattgegeben, und war aus Konstanzer Sicht wohl ein Erfolg. Es wurde aber keine neue Ordnung erlassen.312 Die starken Veränderungen in der Ordnung von 1707 scheinen also eine Reaktion auf veränderte Bedingungen zu sein. War die Bodenseefischerei im 17. Jahrhundert bei nahezu unverändertem Regelwerk nur verwaltet worden, so war zumindest auf dem Untersee zu Beginn des 18. Jahrhunderts neuer Regelungsbedarf entstanden, dem Rechnung getragen werden musste. In Lindau kam es mit der Ordnung von 1758 ebenfalls zu einer Erneuerung. Am westlichen Obersee war dies erst am Ende des 18. Jahrhunderts der Fall, auch wenn die vereinbarten Veränderungen nicht wie beabsichtigt auf dem ganzen See durchgesetzt werden konnten. Dort blieben die alten Verträge weiterhin in Kraft, auch wenn nicht klar ist, inwieweit sie auch beachtet und durchgesetzt wurden.313

311 Vgl. Einladungen zum Fischertag Reichenau an Konstanz: 3.6.1651, 2.3.1654, StA KN DI Fasc. 29. 312 Vgl. Korrespondenz Konstanz an Reichenau: 2.6.1698, 23.6.1698, StA KN DI Fasc. 29. 313 Vgl. Korrespondenz Konstanz an Mainau: 1.7.1725, GLA KA 93/114.

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Es bleibt jedoch die Frage, auf welche Veränderungen die Höhepunkte der Reglementierung reagierten. Dass politische Motive eine Rolle spielten, wurde bereits erörtert. Sicherlich gab es auch technische Gründe, etwa neue Geräte oder verbesserte Methoden, auch wenn sich diese Änderungen nicht spezifizieren lassen. Gesellschaftlicher Wandel hatte sicherlich eine große Bedeutung. In beiden Phasen der verstärkten Regulierung der Bodenseefischerei, dem Übergang vom 14. zum 15. Jahrhundert sowie im 18. Jahrhundert, kam es zu einem starken Bevölkerungswachstum,314 durch das die Kapazität der landwirtschaftlichen Produktion an ihre Grenzen stieß. Fisch war eine Nahrungsquelle, deren Erträge durch intensivere Ausbeutung grundsätzlich gesteigert werden konnte. Zudem erhöhte sich mit der Gesamtbevölkerung sicherlich auch die Anzahl der Fischer.315 Der gestiegene Bedarf kann vielleicht als Begründung für die in beiden Perioden vorgenommenen Lockerungen und Differenzierungen herhalten, doch schränkten einige Maßnahmen wie die Erhöhung von Schonmaßen und die Ausdehnung von Schonzeiten die sicherlich Möglichkeit ein, den Bedarf der Konsumenten zu befriedigen. Man kann also durchaus davon sprechen, dass sich die langfristigen Interessen der Ressourcenpolitik gegen die kurzfristigen der Ertragssteigerung durchgesetzt haben. Dies war eine politische Entscheidung, die ohne ein gewisses Verständnis von Nachhaltigkeit nur schwer vorstellbar ist. Tatsächlich findet sich in den Präambeln verschiedener Fischerordnungen und Fischereiverträge ein Diskurs, der auch mit heute noch gebrauchten Begriffen und Begründungen operierte, wie das Beispiel der Präambel des Fischereivertrags zwischen Konstanz und Überlingen von 1536 zeigt: 314 Christian Pfister, Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie, München: Oldenbourg, 1994, S. 8 – 24; für ein Fallbeispiel im Bodenseeraum siehe auch Alexander Kessler, Die Bevölkerung der Stadt Radolfzell am Bodensee im 17. und 18. Jahrhundert. Demographische Strukturen einer „Ackerbürgerstadt“ vor Beginn der Industrialisierung, Konstanz: Hartung-Gorre Verlag, 1992, S.  13 – 21. 315 Zumindest für das späte 18. Jahrhundert lässt sich ein obrigkeitlicher Diskurs feststellen, der die zunehmende Anzahl der Fischer am Bodensee beklagt und dies als fundamentales Problem zu lösen versucht. Vgl. Protokoll Fischereikonferenz 1790. Die in erster Linie auf Steuerlisten basierende Aufstellung Konstanzer Handwerker von Bechtold für die Jahre von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunders weist zwar einen deutlichen Anstieg der schriftlich nachweisbaren Fischer in Konstanz aus. Man muss die zeitliche Verteilung jedoch mit äußerster Vorsicht genießen, da die von Bechtold ausgewerteten Steuerlisten erst in den 1410er Jahren einsetzen. Die vor 1414 nachweisbaren Fischer stammen aus Einzelnachweisen. Vgl. Bechtold, Zunftbürgerschaft, S.  161 – 263.

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Dieweil ettliche jar her ein unordnung und mißbrauch im Bodensee durch die vischer zu wider o gemains nutz geübbt und gehandelt, wie dann offennlich am tag ligt, haben anfangs die Erbern Stett o o Costantz und Uberlingen dernhalb vleissig geratslagt, ordnungen begriffen, wie der gemain nutz im o e e See wider aufgericht und in wesen komen mochte und am jüngsten beslossen, ire gnedig gunstig e o lieb herren frundt und nachpuren, der Oberkaiten am Bodensee gelegen, alls die nit weniger alls o o o o sÿ genaigtt den gemainen nutz zufürdern, zusamen zubeschreiben und denen ir nachbedenncken o o o o o und gestellte artigkel fürzu halten, mit inen ordnu ng aufzurichten, das der laych und ju ng visch o o e geschirmpt und gemainer nu tz des Bodensees wider au fgericht werden mo gt. Demnach und e o o dieweil gemelter beider Erber Stett gnedig günstig lieb herrn frundt und nachpuren durch ir Ersam o o Bottschafften auf Monntag den sibentzehenden tag July diz loffennden sechßunddreissigisten jars o o beÿ ain andern mit ettlichen iren underthanen und zugehörigen vischern zu Uberlingen erscheinen, o o o o haben sÿ nachv olgend ordnungen auf hindersich pringen und nachgendes zu oder abschreiben beratschlagt und in schrifft begreiffen lassen.316

Der Vertrag hatte demnach generell die Funktion, den Fischlaich und die Jungfische zu schützen, um den gemeinsamen Nutzen des Bodensees für die Anrainer zu fördern. Diese neue Vereinbarung wurde durch den massiven Missbrauch des Sees durch die Fischer notwendig, der den gemeinsamen Nutzen gefährdete. Einen Schritt weiter ging die Präambel des Fischereivertrags zwischen Konstanz und Mainau von 1566, die ebenfalls beklagte, dass „der ganz See durch diese unordnung erößt und erschöpfft“ sei und „dardurch dann aller fischlaich zu seiner zeit zerrissen und zerschlaifft und verderbt wirdt, das nit allain den Vischern, die sich darmit ernerren sollen zu nachthail sonder dem gemainen armmen Mann und meingelichen zu grossen schaden und mangel der vischen geraicht und kommen“.317 Der Zweck des Vertrags war somit sozialer Natur. Die Lebensgrundlage der Fischer und die Versorgung auch der armen Bevölkerungsschichten mit Frischfisch sollten so gesichert werden. Die Vereinbarung war aber laut Vertragstext keine vorbeugende Maßnahme, sondern Reaktion auf eine ökologische Krise, die wiederum eine Folge des fahrlässigen Verhaltens der Fischer war. Diese Begründung für die im Vertrag getroffenen Maßnahmen war zu einem Teil sicherlich Rhetorik. Ähnliche Formulierungen finden sich in zahlreichen Fischerordnungen im deutschen Sprachraum und darüber hinaus.318 Aber es stellt sich doch die Frage, ob es einen realen Hintergrund gab, ob also die Fischerordnungen und Verträge eine Reaktion auf eine Krise des Fischbestandes waren. Ökosysteme unterliegen einem stetigen Wandel, zu dem unzählige Faktoren beitragen. Im Fall des Bodensees während des Untersuchungszeitraums gehören

316 Fischereivertrag Konstanz und Überlingen: 1536. 317 Fischereivertrag Konstanz und Mainau: 1566. 318 Hitzbleck, Ernährungswirtschaft, S. 217; Hoffmann, ‚Aquatic Ecosystems‘, S. 648.

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menschliche Eingriffe ebenso dazu wie natürliche Veränderungen. Der Klimawandel während der Kleinen Eiszeit hatte sicherlich Auswirkungen auf das Ökosystem und damit auch auf den Fischbestand. Die Bedeutung des Klimas für die Entwicklung des Laichs des Blaufelchens wurde von der limnologischen Forschung nachgewiesen.319 Leider ist die Quellenlage zur Fischerei nicht ausreichend, um eine Aussage über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bodenseefischerei machen zu können. Es fällt jedoch auf, dass die Häufigkeit der Aufstellung von Fischerordnungen nicht mit der klimatischen Entwicklung korrespondiert.320 Ein weiterer Faktor, auf den die am Bodensee lebenden Menschen keinen Einfluss nehmen konnten, waren Epizootien unter den Fischen. 1536 warnte Überlingen die Stadt Konstanz vor einer Seuche unter den Rotaugen im östlichen Bodensee. Aus der Antwort geht hervor, dass sich der Konstanzer Rat bei den Obrigkeiten von Lindau und Bregenz nach deren Reaktion auf die Seuche erkundigt hatte. Dort wurde der Handel mit Rotaugen verboten. Konstanz sah jedoch keine Notwendigkeit zu reagieren, solange die Epizootie die eigenen Fanggründe nicht erreicht hatte. Überlingen wurde zur Wachsamkeit aufgerufen und gebeten, ein Auftreten der Seuche zu melden, um dann entsprechende Maßnahmen treffen zu können.321 Von der Lindauer Reaktion auf dieses Ereignis war aber nur der Markt betroffen. Die Fischerordnungen und Verträge wurden den neuen Umständen offenbar nicht angepasst. In der Lindauer Fischerordnung von 1537 wurde das Rotauge nicht einmal erwähnt. Ganz anders reagierte der Abt der Reichenau auf eine Seuche unter den Hechten 1790. In einem Schreiben vom 8. Mai teilte er der Stadt Konstanz mit, dass er das Hechtmaß um immerhin 3 Zoll (7,6 cm) erhöht hatte, um die dezimierten Bestände zu schützen.322 Die beiden Reaktionsmuster können bei nur zwei Beispielen nicht verallgemeinert werden. Auch war der Hecht als Speisefisch wesentlich wertvoller und begehrter, so dass sein Schutz sicherlich eine größere Dringlichkeit hatte. Es zeigt sich dennoch, dass im Fall von Epizootien unter den Fischen nicht nur die Konsumenten als schützenswert galten, sondern auch die Ressource Fisch. Neben solchen natürlichen Ereignissen wirkten sich auch menschliche Einflüsse auf aquatische Ökosysteme aus. Schon im Spätmittelalter kam es zu massiven 319 Reiner Eckmann und Ursula Gaedke, ‚Effects of Climatic and Density-Dependent Factors on Year Class Strength of Coregonus lavaretus in Lake Constance‘; in: CJFAS 45 (1988), S.  1088 – 1093. 320 Gerade während des Maunder Minimums zwischen 1675 und 1700, dem Höhepunkt der Kleinen Eiszeit, wurde am Untersee keine einzige Fischerordnung verabschiedet und auch nur ein Fischertag einberufen. Zum Maunder Minimum: Rüdiger Glaser, Klimageschichte Mitteleuropas. 1000 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen, Darmstadt: Primus, 2001, S. 163f. 321 Korrespondenz Konstanz an Überlingen vom 11.9.1536, StA ÜL C 976/1. 322 Korrespondenz Reichenau an Konstanz vom 8.5.1790, StA KN DI Fasc. 29.

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Veränderungen durch den Bau von Mühlen. Um einen beständigen Einsatz der Wasserkraft zu ermöglichen, wurden Staudämme angelegt. Die dadurch entstehenden Teiche boten anderen Fischarten einen Lebensraum als den fließendes Wasser bevorzugenden ursprünglichen Bewohnern. Statt Lachs oder Forelle wurden nun Schleie, Hecht oder Karpfen gefangen. Zudem wurden die Züge wandernder Fischarten wie Lachs, Forelle, Stör oder Aal durch die künstlichen Hindernisse eingeschränkt, manchmal auch verhindert.323 Solche Veränderungen betrafen in erster Linie Flüsse und kleinere Seen, aber auch der Bodensee war davon betroffen. Mühlen an den Laichflüssen der Seeforelle wie der Schussen und der Argen verursachten sicherlich einigen Schaden, auch wenn dieser nicht genau quantifizierbar ist. Aber auch der Zug der Gangfische in den Seerhein war betroffen. Im Jahr 1580 wurde von der Stadt Konstanz auf der Rheinbrücke eine neue Mühle gebaut, die Rheinmühle. Zeitgenössische Darstellungen der Stadt zeigen, dass zur Steigerung der Effizienz der Wasserkraft ein künstlicher Trichter aus Weidenzäunen errichtet worden war, durch den die leichte Strömung auf das Mühlrad konzentriert wurde. 1582 beschwerte sich die Stadt Zürich, dass die neue Rheinmühle den Schiffern den Weg unter der Brücke hindurch „ubelverhindert“ habe.324 Der Trichter stellte wohl nicht nur für den Verkehr ein beträchtliches Hindernis dar. Denn in dieser Zeit häuften sich die Klagen der am Seerhein ansässigen Fischer, dass die Fangerträge im Gangfischlaich erheblich zurückgegangen seien. Um wenigstens einen Teil der entfallenen Einnahmen auszugleichen, wurde eine Geldzahlung vereinbart. 1581 beliefen sich die Zinsfischschulden der Gottlieber Segine auf 3.500, die der Kon­stanzer Segine gar auf 25.200 Gangfische. Aus dem Jahr 1604 ist ein Memorandum erhalten, in dem die Fischer darum bitten, den Gangfischzins für die Konstanzer Segine auf 2.000 pro Jahr zu senken und die generelle Möglichkeit einer Begleichung der Abgaben in Geldform zu gestatten. Doch erst zwei Jahre später scheinen diese Bemühungen erfolgreich gewesen zu sein. In einem neuen Lehensbrief wurden die Schulden von 36.000 Gangfischen in einen Geldbetrag von 40 fl. umgewandelt, der in zwei Raten zahlbar war. Die Abgabenlast wurde wie gefordert von 3.600 auf 2.000 Gangfische pro Jahr verringert, allerdings nur für die folgenden sechs Jahre. Begründet wurde dieser Abschlag ausdrücklich mit den Veränderungen im Rhein durch den Bau der Rheinmühle.325 Eine ähnliche, wenn auch geringere Minderung von 6.000 auf 5.000 Zinsfische schlossen die Fischer 1594 auch mit der Domprobstei, und auch hier wurde die Änderung mit der neuen Mühle begründet.326 Doch auch dieser Kompromiss hatte keine Auswirkungen auf die Zahlungsmoral der Fischer, die auch in den folgenden Jahren ihre Abgaben nicht 323 Hoffmann, ‚Aquatic Ecosystems‘, S. 640 – 643. 324 Korrespondenz Konstanz an Zürich vom 26.8.1582, StA KN DIII Fasc. 33. 325 Vgl. Memorandum 1604, GLA KA 209/306. 326 Vgl. Vertrag Domprobstei mit Fischern 1591, GLA KA 5/291.

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leisteten oder leisten konnten, denn in den Jahren zwischen 1629 und 1650 sammelten die Fischer der großen Gangfischsegine erneut 44.000 Gangfische Schulden an.327 Die unter den geschwundenen Einnahmen leidenden Herrschaften versuchten vom Verursacher Kompensation zu erhalten. Das Kloster Petershausen beklagte sich 1581 bei der Stadt Konstanz wegen des Schadens, den der Bau der Mühle für das Einkommen der Abtei aus der Fischerei bedeutete. Als Entschädigung bekam es von der Stadt den alleinigen Besitz zweier Fischenzen im Seerhein zugesprochen.328 Auch im Fall der Rheinmühle kann man davon ausgehen, dass ein gutes Stück der wiederkehrenden Klagen über den Rückgang der Erträge Rhetorik war, mit der man eine ungeliebte Abgabe verringern wollte. Die Verringerung der Anzahl der Zinsfische hatte schließlich eine lange Tradition. Um 1300 lagen die Abgaben der Gottlieber Gangfischsegine noch bei über 30.000 Zinsfischen pro Jahr. Sie wurden in den folgenden Jahrhunderten kontinuierlich gesenkt.329 Schon vor dem Neubau der Mühle waren Schuldenberge angelaufen. Die Fischer der Gottlieber Gangfischsegine hatten 1568 54.500, die der Segine von Konstanz immerhin 7.200 Gangfische Schulden bei der Stadt Konstanz. Um wenigstens einen Teil der Einnahmen zu bekommen, wurde eine Geldzahlung vereinbart. Für ein strategisches Vorgehen der Fischer spricht auch, dass sie über Jahrzehnte ihre Abgaben teilweise gar nicht mehr beglichen. Die Umwandlung von Natural- in Geldabgaben war ebenfalls ein bereits vorhandener Trend, der bereits im frühen 16. Jahrhundert begonnen hatte und der nun verstärkt werden konnte.330 Die Umstellung lag im Interesse beider Parteien: Die Fischer konnten ihren gesamten Fang auf den Markt bringen und damit zusätzliche Einnahmen erzielen, die im Normalfall höher lagen als der zu entrichtende Geldwert;331 die Herrschaften wiederum konnten so mit einer festen Einnahme rechnen. Dennoch blieben die Verträge zahlreich, die beide Zahlungsformen alternativ vorsahen. Das dürfte auch mit dem hohen Fischverbrauch der zahlreichen geistlichen Herrschaften zusammenhängen, die aus naheliegenden Gründen eine direkte Versorgung mit frischem oder konserviertem Bodenseefisch aus ihren Fischenzen dem vergleichsweise teuren Einkauf auf dem Markt vorzogen.332

327 Vgl. Aufstellung der Schulden, GLA KA 95/47. 328 Vgl. Bericht von 1581, GLA KA 95/44. 329 Kunz, Fischereirechte, S. 31. 330 Vgl. diverse Verträge, GLA KA 5/398. 331 Die Reichenau forderte 1624 für die Verpachtung der Fischenz im Lohn im Seerhein 4 Schilling Pfennig (= 48 Pfennige) für 100 Zinsgangfische. 1612 betrug der Höchstpreis für ein Pfund Felchen aus dem Untersee auf dem Konstanzer Fischmarkt 6 Kreuzer (= 24 Pfennige). Selbst wenn ein Fischer nicht den Höchstpreis erlösen konnte, dürfte der Verkauf auf dem Markt wesentlich lukrativer gewesen sein. Vgl. diverse Verträge, StA KN DI Fasc. 29 und 44. 332 Vor allem die Reichenau gestaltete ihre Lehensbriefe optional.

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Trotz alldem dürfte die Klage durchaus berechtigt gewesen sein, denn ohne Weiteres hätte die Stadt Konstanz wohl kaum eigene Fischenzen dem Kloster Petershausen überlassen. Die Attraktivität der Konstanzer Fischerei erlitt jedenfalls zu dieser Zeit Einbußen. Dafür spricht vor allem der Wertverlust der auf den Gangfischfang spezialisierten großen Zugnetze im Seerhein. In den Jahren 1594 – 1602 verfiel der Preis für einen Anteil an der großen Konstanzer Gangfischsegine von 46 fl. über 20 fl. auf 13 fl. und stieg bis 1615 nur minimal auf 14 fl.333 Eine solche Entwicklung innerhalb von acht Jahren ist kaum allein durch eine Deflation zu erklären, vor allem wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit die Preise stark stiegen.334 Die schwache Quellenlage von nur vier Verträgen lässt viel Raum für Spekulationen über weitere Gründe des Preisverfalls. Im Kontext der Schwierigkeiten, die die Obrigkeiten beim Einzug der ihnen zustehenden Abgaben hatten, scheint ein Zusammenhang mit dem Bau der Rheinmühle plausibel. Ein weiterer lokaler Eingriff in das Ökosystem stellten die Verschmutzung durch städtisches Gewerbe und die bauliche Veränderung der Uferlinie dar. Lokale Verschmutzungen durch Abwässer des Handwerks hatten schon im Spätmittelalter das Potential, die Fischerei zu beeinträchtigen.335 Für den Bodenseeraum scheinen sie keine große Rolle gespielt zu haben. Klagen der Fischer sind nicht überliefert, und die Konstanzer Zunftordnungen für das Gerberhandwerk enthalten keine entsprechenden Vorschriften. Anders stellt sich die Lage bei der Verbauung des Ufers dar. Noch im Jahr 1880 protestierten die Fischer vergeblich gegen die Befestigung der Ufer des Seerheins auf dem Gebiet der Stadt Konstanz, da sie eine Beeinträchtigung des Fischlaichs befürchteten.336 Doch schon zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert wurde im Bereich des Konstanzer Fischmarkts ein „lagunenähnlicher Uferbereich“ mit den Abfällen der Stadt aufgefüllt. Durch archäologische Ausgrabungen konnte nachgewiesen werden, dass das Wasser dort stark verschmutzt war. Wasserpflanzen, die als Anzeiger für gute Wasserqualität gelten, wurden durch andere, nährstoffreicheres Wasser bevorzugende Spezies verdrängt.337 In den Quellen schlug sich selbst 333 Vgl. Pachtverträge von 1594, 1595, 1603, 1616, StA KN DI Fasc. 29. 334 Hans-Jürgen Gerhard, ‚Ursachen und Folgen der Wandlungen im Währungssystem des Deutschen Reiches 1500 – 1625. Eine Studie zu den Hintergründen der sogenannten Preisrevolution‘; in: Eckart Schremmer (Hg.), Geld und Währung um 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Referate der 14. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 9. bis 13. April 1991 in Dortmund, Stuttgart: Steiner, 1993, S. 69 – 84. 335 Lampen, Fischerei, S. 201. 336 Gert Zang, Konstanz in der Großherzoglichen Zeit. Band 2: Aufschwung im Kaiserreich, Konstanz: Stadler, 1993 (= Geschichte der Stadt Konstanz, Band 4.2), S. 86. 3 37 Hansjörg Küster, ‚Mittelalterliche Eingriffe in Naturräume des Voralpenlandes‘; in: Bernd Herrmann (Hg.), Umwelt in der Geschichte, Göttingen: Vandenhoeck & Rupprecht, 1989, S. 63 – 76, hier S. 72f.

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diese Veränderung nicht nieder, obwohl die Auswirkungen auf die Trinkwasserqualität nicht unbeträchtlich gewesen sein dürften. Ähnliche lokale Eutrophierungseffekte könnten im ländlichen Raum an der Mündung von Bächen zu beobachten gewesen sein, die durch dicht besetzte Rinderweiden flossen. Die Auswirkungen auf die Fischfauna lassen sich aus den Quellen nicht nachvollziehen. Man kann höchstens spekulieren, dass die eutrophierten Regionen ein bevorzugter Lebensraum für Fischarten wie Aal, Karpfen und Hecht waren, die eine dicht bewachsene Uferregion bevorzugen. Für die Fischerei wären sie dann besonders attraktiv gewesen. Diese Veränderungen – wenn sie überhaupt als solche wahrgenommen wurden – hatten aber wohl keine so große Bedeutung für die Zeitgenossen, als dass sie die Schwelle zur Verschriftlichung überschritten hätten. Das Ökosystem Bodensee in seiner Gesamtheit war von diesen lokalen Phänomenen kaum betroffen. Der einzige menschliche Einfluss mit dem Potential, den Bodensee massiv zu beeinflussen, war in der vorindustriellen Zeit sicherlich die Fischerei. Nun darf man die Klagen der Obrigkeit über das Fehlverhalten der Fischer nicht ganz für bare Münze nehmen. Aber es stellt sich doch die Frage, ob es nicht Phasen der Über­ fischung oder doch zumindest eines von den Fischern auf das Ökosystem ausge­übten Drucks gegeben hat. Obwohl diese Frage wohl nicht endgültig zu beantworten sein wird, finden sich durchaus einige Hinweise darauf. Dass auch die mittelalterliche Fischerei das Potential hatte, zumindest kleinere Seen zu überfischen, zeigt das Beispiel des Zeller Sees im Salzburger Pinzgau. Dort verpflichteten sich die Fischer in der Mitte des 14. Jahrhunderts, für das Recht zur Ausbeutung des Sees 27.000 Felchen 338 und 18 Seeforellen pro Jahr an den Erz­ bischof abzuführen. Nach nur einer menschlichen Generation kollabierten die Felchenbestände und die als Ersatz eingesetzten Hechte dezimierten die Forellen. Die Fischer mussten ein dreijähriges Verbot jeglichen Fischfangs verhängen und in der Folgezeit die Anzahl der Netze beschränken sowie Schonzeiten und Schutzgebiete einführen.339 Eine solche Katastrophe blieb dem Bodensee erspart. Seine Größe garantierte einen Puffer, der auch eine Intensivierung des Fangs – etwa im Fall einer Hungersnot – über eine längere Zeit auffangen konnte. Dennoch hatte auch das Ökosystem Bodensee seine Schwachstellen: der Laich und die nicht geschlechtsreifen Fische. An diesen Punkten konnte die Fischerei beträchtlichen Schaden anrichten. Dass diese Gefahr früh erkannt worden war, zeigen die Schutzvorschriften für die Jungfische von Ukelei, Barsch und Felchen schon in der ältesten Fischerordnung

338 Am Zeller See ist statt Felchen die Bezeichnung Renken für die gleiche Fischart gebräuchlich. Des leichteren Verständnises halber ignoriere ich diese sprachliche Feinheit. 339 Hoffmann, ‚Aquatic Ecosystems‘, S. 648.

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aus dem Konstanz des 14. Jahrhunderts. Aber auch der Schutz des Laichs hatte im 15. Jahrhundert einen hohen Stellenwert. Die Schutzbestimmungen setzen dabei an verschiedenen Punkten an: Zum ersten wurde durch die Limitierung bestimmter Netze und Fangverbote für die laichenden Fischarten für diesen Zeitraum die Abgabe des Laichs durch eine möglichst große Anzahl an Fischen ermöglicht. In der Unterseeordnung von 1717 wurde die Regelung im Karpfenlaich dahingehend spezifiziert, dass nur Karpfen gefangen werden durften, die das Laichgeschäft bereits beendet hatten;340 zweitens wurde der Gebrauch von Zugnetzen, die über den Boden schleifen und so den Laich beschädigen können, während der Laichzeiten verboten;341 drittens wurde der Verkauf des Laichs des Rotauges strikt verboten.342 Dennoch lag ein generelles Fangverbot von Fischen im Laich außerhalb der Möglichkeiten, war diese Zeit doch bei einigen Fischarten wie den Felchen, aber auch dem Hecht und Karpfen die einzige Zeit, in der diese bei den damaligen Methoden für die Fischer in größerer Menge erreichbar waren. Für die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Fisch war der Fang im Laich wohl unerlässlich. Die Auswirkungen auf den Fischbestand lassen sich auf der Basis der vorhandenen Quellen leider nicht genau berechnen, so dass es unmöglich ist, nachzuvollziehen, inwieweit die Ordnungen präventiv oder reaktiv eingriffen. Man kann aber in Anbetracht der den Schutzbestimmungen zugrunde liegenden Fachkenntnis davon ausgehen, dass die Fischer Erfahrungen gesammelt hatten, welche Praktiken schädlich waren. So zeigt die bereits zitierte Beschwerde der Lindauer Fischer über die bäuerlichen Halbfischer, dass sie deren Praktiken durchaus die Verursachung eines Fehljahres in der Fischerei zutrauten. Der anfangs zitierte Brief des Konstanzer Zunftmeisters belegt aber auch, dass der Einhaltung der Fischerordnung positive Auswirkungen zugeschrieben wurde. Eine Kausalität zwischen intensivierter Fischerei und einem schlechten Fang im kommenden Jahr konnte also hergestellt werden. Die Fischer waren also zuvor mit negativen Entwicklungen konfrontiert worden, die sie auf einen von ihnen erzeugten Druck auf den Fischbestand zurückführten. Wie stark dieser Druck war und ob er sich zu einer ernsthaften Krise verdichtete, lässt sich nicht feststellen. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich ein weit verbreitetes Maß an Krisenbewusstsein unter den am Bodensee ansässigen Herrschaften entwickelt. Diese waren mit einer Situation der Fischerei konfrontiert, die sie wie gewohnt auf schädliche Praktiken der Fischer zurückführten, insbesondere auf den Hürlingfang. Als eine weitere Ursache wurde aber auch angeführt, dass es zu viele Fischer gebe. Zum ersten

340 Vgl. Unterseeordnung: 1717. 341 Vgl. Unterseeordnung: 1707. 342 Vgl. Unterseeordnung: 1594.

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Mal wurde die Krise nicht mehr als lokales Problem wahrgenommen, sondern als eines, das sich nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller Bodenseeanrainer lösen ließ.343 Die Stadt Konstanz, von der die Initiative ausging, unternahm große Anstrengungen, um zu einem einvernehmlichen Beschluss zu kommen, und berief 1790 eine Konferenz ein, die vom 30. Juni bis zum 2. Juli dauerte 344 und bei der nur die eidgenössischen Obrigkeiten fehlten. Als Ziel der Bemühungen wurde auf der Konferenz von 1790 vom Konstanzer Vertreter die Erhaltung und Vermehrung aller im See vorkommenden Gattungen genannt. Deshalb sei die Schonung der Fischjugend mit allen möglichen Mitteln notwendig. Um diese auch durchsetzen zu können, sollte ein auf dem ganzen See gültiger Fischereivertrag ausgehandelt werden, dessen Regelungen den Ordnungen und regionalen Verträgen übergeordnet sein sollten. In den folgenden Verhandlungen wurde eine Vielzahl von Maßnahmen beschlossen, die explizit oder implizit dem Schutz der Jungfische dienten: ein Verbot der Hürlingfangs für die nächsten zehn Jahre; eine Barsch- und Felchen­ schonzeit während des Laichs; Maschenweiten für die verschiedenen Netze und Garne; Schonmaße für die wichtigsten Fischarten und einheitliche Strafen für Verstöße. Zudem stellte sich die Frage, ob die Anzahl der Fischer oder die Anzahl der Netze verringert werden sollte. Die Teilnehmer der Konferenz sprachen sich für eine Reduzierung der Anzahl der Fischer aus.345 Dass die Ergebnisse der Konferenz nie umgesetzt wurden, lag allerdings nicht an der beabsichtigten personellen Einschränkung der Fischerei. Vielmehr wollten die Herrschaften des östlichen Bodenseeraums mit Lindau an der Spitze nur unter der Bedingung dem Vertrag beitreten, dass sich auch St. Gallen und die eidgenössischen Landvogteien anschlössen. Doch während sich Konstanz noch darum bemühte, einen endgültigen Vertragstext zu erstellen und die Schweizer zur Zustimmung zu bewegen, hatte Lindau nur vier Wochen nach der Konferenz den eigenen Fischern den Hürlingfang an zwei Tagen pro Woche mit der Begründung erlaubt, dass die 343 Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 224f. 344 Vgl. Korrespondenz zwischen den Bodenseeanrainern 1789 und 1790, StA KN DI Fasc. 36, StA LI A III 55,2, GLA KA 209/328. Ausführlichere Informationen zur Vorbereitung und dem Nachspiel der Konferenz finden sich in der Einleitung der Transkription des Protokolls auf S. 138. 3 45 Der alternative und letztendlich abgelehnte Vorschlag, nicht die Anzahl der Fischer, sondern die der Netze zu reduzieren, hätte ein geringeres Einkommen für alle Fischer bedeutet. Angesichts der ohnehin schlechten wirtschaftlichen Lage der Fischer war diese Lösung ganz sicher nicht konsensfähig. Der Vorschlag zur Verringerung der Anzahl der am Bodensee tätigen hauptberuflichen Fischer sah keine plötzlichen Einschnitte vor. So sollte keine Obrigkeit neue Berufsfischer zulassen. Allerdings sollte das Handwerkszeug der nebenerwerblichen Fischer eingezogen werden. Beim Ableben eines hauptberuflichen Fischers sollte dessen Stelle zunächst nicht neu besetzt werden; vgl. Protokoll Fischereikonferenz: 1790.

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Stadt ihnen eine Praxis nicht verbieten könne, die in Rorschach, Romanshorn und Arbon erlaubt sei. Der Druck, den Konstanz daraufhin auf St. Gallen ausübte, blieb erfolglos. In den folgenden Monaten zerbrach der Konsens endgültig, als auch das Kloster Münsterlingen eine Ungleichbehandlung seiner Lehensfischer in Landschlacht, das unter Konstanzer Fischereihoheit stand, und in Romanshorn, das zum St. Galler Einflussbereich gehörte, nicht länger durchsetzen konnte.346 Das Beispiel der Fischereikonferenz von 1790 zeigt, wie unterschiedlich ausgeprägt das Krisenbewusstsein sein konnte. Während im westlichen Bodenseeraum und am Untersee bei Obrigkeit und Fischern die Meinung vorherrschte, handeln zu müssen, gab es in Lindau und den anderen Herrschaften im Osten des Sees einen Konflikt zwischen den Fischern und der Obrigkeit, den die Ersteren für sich entschieden, während der Süden keinerlei Interesse zeigte. Diese Differenzen müssen nicht auf Ignoranz seitens der Lindauer Fischer zurückgeführt werden. Sie mögen gute ökonomische Gründe gehabt haben, auch wenn diese aus den Quellen nicht hervorgehen. Mit den politischen und territorialen Veränderungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts geriet der Bodensee durch seine Randlage aus dem Blickfeld der jeweiligen Regierungen. Eine Krise der Bodenseefischerei lag außerhalb ihres Wahrnehmungsbereichs. Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts – nach dem Inkrafttreten der verschiedenen Fischereigesetze, der Verankerung der Zuständigkeit für die Fischerei in der staatlichen Verwaltung und nach Einführung der Überwachung der Gesetze durch eine spezialisierte Polizei – wurde die Aufmerksamkeit des Staates auf die besonderen Verhältnisse des Bodensees gelenkt, als der Deutsche Fischereiverein die Initiative zu einer internationalen Regelung ergriff. Dieser artikulierte den Unmut der badischen Fischer über die Ungleichbehandlung durch die strengeren gesetzlichen Regelungen ihres Staates, aber auch die Beschwerden der Fischer anderer Orte, die in einer Befragung auf der Reichenau 1878 geäußert wurden. Die Fischer forderten insbesondere eine präzisere Abstimmung der Vorschriften auf die natürlichen Gegebenheiten des Bodensees, eine einheitliche Regelung für den ganzen See und die Einrichtung von Fischbrutanlagen. Die Frage, ob es zu einer Abnahme des Fischbestandes gekommen sei, wurde uneinheitlich beantwortet. Die Vertreter, die an eine Verminderung glaubten, führten den Dampfschiffverkehr, durch dessen Wellen der Laich ans Ufer gespült werde, Veränderungen des Uferbewuchses und die Zunahme der Anzahl der Fischer als Ursachen an. Nur ein Rückgang der Seeforelle durch exzessiven Fang in den Laichflüssen wurde von einer klaren Mehrheit bestätigt.347 346 Vgl. Korrespondenz Lindau und Konstanz, 24.7.1790, StA LI A III 55,2; Korrespondenz Konstanz und St. Gallen, 30.7.1790, Korrespondenz Münsterlingen an Konstanz, 3.1. 1791, StA KN DI Fasc. 36. 347 Klunzinger, Bodenseefische, S.  64 – 69.

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Während des 19. Jahrhunderts hatte sich zumindest am Untersee die Anzahl der Fischer wesentlich erhöht, da viele Landwirte und Winzer ihren Hof aufgeben mussten und daraufhin versuchten, mit der Fischerei ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Fischenzen dort waren in den 1850er Jahren von Baden und der Schweiz von den alten Abgaben befreit worden, die Fischer mussten aber nun Steuern auf ihre Einnahmen und ihren Grundbesitz zahlen. Die wirtschaftliche Lage der Fischer hing in erster Linie von der Absetzbarkeit der Fische auf dem Markt ab. Die meisten Klöster, die ein sicherer Abnehmer großer Mengen Fisch gewesen waren, waren bereits aufgehoben, so dass nur noch die Städte verblieben.348 Wo ein größerer Markt vorhanden und Export möglich war, wie am Untersee oder in Konstanz, konnte eine größere Anzahl an Fischern von ihrem Beruf leben als etwa im Vorarlberg. Dort diente die Fischerei wie schon in den Jahrhunderten davor in erster Linie zur Ergänzung der Landwirtschaft.349 Ob am Ende des 19. Jahrhunderts der Fischbestand tatsächlich zurückgegangen war, lässt sich nicht beweisen. Man kann aber wohl von einer schwierigen finanziellen Lage der Fischer sprechen, und so überrascht es kaum, dass die Initiative zu den Verhandlungen über eine gemeinsame Regelung der Fischerei auf dem Obersee von den Fischern ausging. Die Anrainerstaaten griffen die Anregung auf und kamen auf der Fischereikonferenz 1893, an deren Ende die Bregenzer Übereinkunft stand, den Forderungen der Fischer nach. Einheitliche Regelungen wurden eingeführt und streng überwacht. Die Staaten errichteten und finanzierten Fischbrutanlagen an verschiedenen Orten des Ober- und Untersees und trugen so zur Erhöhung der Fangerträge bei. Zudem wurde in die limnologische Forschung investiert,350 um eine wissenschaftliche Grundlage für die gesetzlichen und politischen Eingriffe in die Fischerei zu erreichen, auf der eine langfristige Bewirtschaftung des Bodensees möglich war. Damit wechselte die Initiative in Fischereifragen unwiederbringlich von den Fischern zu den Wissenschaftlern. Nicht mehr die praktische Erfahrung der Fischer – die immer auch mit ihren ökonomischen Interessen verquickt war – bildete für die Staaten die entscheidende Grundlage hinsichtlich der rechtlichen Regulierung der Bodenseefischerei. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts werden in erster Linie Wissenschaftler befragt, wenn es um Fragen der Bewirtschaftung des Bodensees durch die Fischer geht. Dass sich aus dieser neuen Konstellation

348 Bericht der österreichischen Regierungskommission vom 27.1.1803, GLA KA 96/425. 349 Maier, Fischerei, S. 99 – 110; Gebhard Niederer, ‚Die Österreichische Bodenseefischerei‘: in SVGB 55 (1927), S. 221 – 252, hier S. 230 – 233. 350 Die limnologischen Institute in Konstanz und Langenargen wurden 1919 und 1920 gegründet. Vgl. Keiz, ‚Bregenzer Übereinkunft‘, S. 15. Zur Fischbrutanlage in Konstanz vgl. Josef Schmalz, ‚15 Jahre Fischbrutanstalt der Stadt Konstanz‘; in: Badische Fischerei-Zeitung 4 (1927), S. 17 – 22.

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Konflikte ergaben und bis heute ergeben, dürfte nicht im Mindesten überraschen, gehört aber nicht mehr in dieses Buch. Für eine den gesamten Obersee umfassende rechtliche Grundlage der Fischerei war also schließlich eine ökonomische und nicht eine ökologische Krise ausschlaggebend. Durch diese Maßnahmen wurde die Fischerei als Wirtschaftszweig bis zu einem bestimmten Grad von ihrer ökologischen Grundlage entkoppelt. Der Fischbestand konnte nun aktiv zugunsten hochwertiger Fischarten beeinflusst werden. Die Wende zum 20. Jahrhundert markierte somit auch den Übergang zu einer neuen Form der Bewirtschaftung und Nutzung der Ressource Fisch.

8 FAZIT War nun die Bodenseefischerei zwischen der Mitte des 14. und dem Ende des 19. Jahrhunderts nachhaltig? Wenn man die in der Einleitung angeführte Definition zum Maßstab nimmt, kann dies bejaht werden. Den Fischern und ihren Obrigkeiten war es gelungen, die Ressource Fisch auch für die kommenden Generationen zu erhalten. Keine Spezies wurde von ihnen ausgerottet und die Versorgung mit dem Nahrungsmittel Fisch war dennoch zu allen Zeiten gegeben. Bei genauerer Betrachtung fällt die Antwort jedoch differenzierter aus. Die Fischer praktizierten Fangmethoden wie den Fang im Laich oder von Jungfischen, die dem Gebot der Nachhaltigkeit widersprachen und die den Fischbestand potentiell gefährdeten. Zudem war die Bodenseefischerei anders als die meisten Formern der Bewirtschaftung von Allmenden von Haus aus auf den Markt als Abnehmer ihres Fangs angewiesen. Eine auf die Maximierung kurzfristig zu erzielender Gewinne ausgerichtete ökonomische Dynamik, etwa durch den massenhaften Export konservierten Bodenseefisches, wäre durch eine Zunahme der Anzahl der Fischer und damit der in Gebrauch befindlichen Geräte durchaus in der Lage gewesen, zumindest einigen Spezies dauerhaften Schaden zuzufügen. Mit dem durch die Leinwandherstellung angesammelten Kapital und der guten Anbindung an das Verkehrsnetz scheint ein solches Szenario zumindest denkbar gewesen zu sein. Eine tragedy of the commons wäre also auch unter den ökonomischen Bedingungen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit im Rahmen des Möglichen gewesen. Dass es nicht zu einer massiven ökologischen Krise kam, wurde durch eine Politik der Einschränkung des Fischfangs erreicht. Dabei waren die Obrigkeiten und die Fischerzünfte Partner. Für die Obrigkeiten stand in erster Linie die Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Fisch im Vordergrund. Die Sorge um den „armen Mann“ war sicherlich nicht vorgeschützt, sondern entsprach den politischen Interessen. Konservierten Salzwasserfisch konnten sich die Bedürftigen nicht leisten, so dass sie nur mit Frischfisch aus dem See ihren Eiweißbedarf in den langen Perioden des Fasten­gebots decken konnten. Der Fischmarkt sicherte den größeren Städten zudem eine herausgehobene Bedeutung und ökonomische Vorteile, wenn auch auswärtige Anbieter und Verbraucher dort ihre Geschäfte abwickelten. Durch Fischerordnungen konnte die Kontrolle über den Markt und sogar über das eigene Territorium hinaus ausgeweitet werden. In den Städten waren die Zunftordnungen auch ein Mittel der gegenseitigen Kontrolle der Zünfte, die durch den Rat für die Ausfertigung der Ordnungen indirekt verantwortlich waren. Doch keine der Zünfte scheint so stark reglementiert worden zu sein wie die Fischerzunft. Das kann seine Ursache nicht in ihrer Bedeutung für die Ernährung der Stadt gehabt haben, denn für diese waren beispielsweise die Bäcker und Metzger wesentlich

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wichtiger. Vielmehr scheint es so, dass durch die Fischerordnungen die Obrigkeiten die Gelegenheit bekamen, ihr Einflussgebiet auf den See hinaus auszudehnen. Zuvor waren die Fischer in der Lage gewesen, einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Zeit außerhalb des Machtbereichs jeglicher Obrigkeit zu bewegen. Durch die Fischerordnungen wurde die niedere Gerichtsbarkeit de facto ausgeweitet, das Territorium an Land durch ein Stück See ergänzt. Dessen Ressourcen konnten so monopolisiert werden. Zwar durften auch fremde Fischer im Geltungsbereich der Fischerordnung einer Herrschaft fischen. Sie mussten ihren Fang aber zuerst auf deren Markt anbieten und unterwarfen sich damit ein zweites Mal deren Kontrolle. Es blieben aber noch Freiräume für die Fischer, da der Geltungsbereich limitiert war. Diese konnten durch Fischereiverträge beseitigt werden, die größere, bisher nicht erfasste Gebiete abdeckten und die Kontrolle der Fischer verstärkten. Denn nun wurden sie nicht nur von ihrer Obrigkeit und den Kollegen aus der eigenen Zunft überwacht. Sie waren jetzt auch der Beobachtung durch die fremden Fischer ausgesetzt, die sich auf eine identische, ihnen genau bekannte Rechtsgrundlage berufen konnten. Diese großräumige Form der Reglementierung erwies sich als den Fischerordnungen überlegen und verdrängte diese. Auch am Beispiel der Bodenseefischerei lässt sich also der Prozess der Konsolidierung obrigkeitlicher Macht im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit nachvollziehen. Als Kristallisationspunkt diente in diesem Fall die aquatische Umwelt, was zusammen mit den versorgungspolitischen Zielen zu einer breiten Palette an Schutzvorschriften führte. Diese unterlagen einem Trend zur Verschärfung, der jedoch unterschiedlich stark ausfallen konnte. Schübe der strengeren Reglementierung lassen sich am ehesten zwischen 1450 und 1550 sowie im 18. Jahrhundert ausmachen, als ein starkes Bevölkerungswachstum auf einen Machtzuwachs der Obrigkeiten traf. Daneben lässt sich eine Differenzierung der Vorschriften erkennen, wodurch die Effizienz des beabsichtigten Schoneffekts erhöht und die Versorgung gleichzeitig sichergestellt werden sollte. Vorschriften, die sich bewährt hatten, wurden teilweise über Jahrhunderte unverändert beibehalten, Änderungen, die sich nicht bewährt hatten, zurückgenommen. Um die Zweckmäßigkeit der Schutzvorschriften zu gewährleisten, waren die Obrigkeiten auf die Mitarbeit der Fischer angewiesen, da nur diese über die nötige Sachkenntnis verfügten. Der Schutz ihrer Lebensgrundlage lag durchaus im langfristigen Interesse der Fischer. Diejenigen, die auf ihren kurzfristigen Vorteil aus waren, scheinen zumindest unter den Berufsfischern nie eine beherrschende Stellung innegehabt zu haben. Bei den ländlichen Fischern, für die der Fischfang nur ein Zubrot war, scheint dies anders gewesen zu sein. Die Ausgestaltung der Schutzvorschriften wurde wohl zwischen den Fischern und der Obrigkeit ausgehandelt. Dies dürfte sich in erster Linie auf den Fischertagen abgespielt haben, wo die Zunftmeister eine Vermittlerposition ausübten. Manche Entwicklungsverläufe der Schutzvorschriften

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über einige Ordnungen hinweg deuten aber darauf hin, dass die Suche nach einem Kompromiss auch Jahre beanspruchen konnte. Die Fischer profitierten aber nicht nur langfristig von der obrigkeitlichen Ressourcenpolitik, die sich in den Fischerordnungen manifestierte. Der Zugang zur Ressource Fisch – und damit eine ungehinderte Vermehrung der Anzahl der Fischer – war durch den Zunftzwang und die Lehensfischerei beschränkt. Wo dies von der Obrigkeit nicht durchgesetzt wurde, wie im Fall der Lindauer Beschwerde über die Haarder Halbfischer, war ihre ökonomische Lebensgrundlage und ihr sozialer Status in Gefahr. Sie besaßen zudem ein Monopol über den Fischhandel und der Wettbewerb untereinander wurde eingeschränkt, so dass zumindest die meisten Fischer von ihrem Handwerk gut leben konnten. Zudem genossen sie in ihren Zünften eine gewisse Autonomie bei der Kontrolle der Mitglieder und konnten zugleich als Gemeinschaft ihre Interessen gegenüber der Obrigkeit oder dem Lehensherrn besser vertreten, als sie es als Einzelpersonen vermocht hätten. Dass die Fischer auch ohne die Obrigkeit in der Lage waren, die Nutzung der Ressource Fisch zu reglementieren, zeigt das Beispiel der Fischerordnung der drei Orte am Ende des Überlinger Sees. Eine solche Lösung des Problems der Tragödie der Allmende war keinesfalls außergewöhnlich. Ganz im Gegenteil scheint eine solche Regelung nicht per se weniger effektiv und eher der Normalfall gewesen zu sein.351 Warum die Obrigkeiten am Bodensee aber eine solch wichtige Rolle spielten, ließe sich nur im Vergleich mit anderen Allmenden mit ähnlichen Voraussetzungen feststellen. Fischer und Obrigkeit verfolgten zusammen eine Strategie der Krisenvermeidung. Im Fall der Krisenreaktion konnten entsprechende Maßnahmen getroffen werden, wie das Beispiel der Fischkrankheiten zeigt. Dass die Interessen der Fischer aber gegen die anderer Bereiche der Lebensmittelproduktion zurückstehen mussten, auch wenn diese erhebliche negative Auswirkungen auf den Fischbestand hatten, zeigt das Beispiel der Rheinmühle. Diese gemeinsame Politik zur Vermeidung einer Tragödie der Allmende erwies sich im Ergebnis als erfolgreich. Die Bodenseefischerei überstand auch Perioden der Vernachlässigung durch die Obrigkeit im 17., in manchen Gegenden auch im 18. Jahrhundert. Das Modell war aber in Zeiten der Krise jederzeit reaktivierbar, wie die Fischereikonferenz von 1790 zeigte. Erst mit der Entmachtung und späteren Abschaffung der Zünfte zu Beginn des 19. Jahrhunderts und dem gleichzeitigen Verschwinden der ständischen Obrigkeiten aus dem Bodenseeraum, durch das die Ordnungen ihre praktische Gültigkeit verloren, kam es zu einer existentiellen ökonomischen und vielleicht auch ökologischen Krise. 351 Feeny u. a., Tragedy, S. 10f; Radkau, Natur, S. 92.

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Mit der Bregenzer Übereinkunft und der durch sie erreichten einheitlichen rechtlichen Grundlage begann eine neue Blüte der Bodenseefischerei. Die Fischer profitierten davon, dass durch technische Innovationen wie maschinell gefertigte Baumwollnetze und das Motorboot die Industrialisierung auch in ihr Handwerk Einzug hielt. Neue marktfähige Fischarten wie der Zander und die Regenbogen­ forelle wurden im Bodensee ausgewildert. Zudem wurde durch die Einrichtung von Fischbrutanlagen die Ausbeutung der Ressource durch eine aktive Bewirtschaftung ersetzt. Die Fischerei hatte die Grenze überschritten, die die Landwirtschaft schon im Neolithikum hinter sich gelassen hatte. Organisatorisch passten sich die Fischer den neuen ökonomischen Verhältnissen an, indem sie Genossenschaften gründeten, über die sie ihren Fang zu günstigen Konditionen überregional vermarkten konnten. Die Bewältigung der ökonomischen Krise am Ende des 19. Jahrhunderts gelang also mit genau den gleichen Instrumenten – Reglementierung durch die Obrigkeit und eine kollektive Organisationsform –, die sich schon von der Mitte des 14. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als erfolgreich erwiesen hatten.

9 ANHANG FISCHEREIVERTRAG ZWISCHEN KONSTANZ UND ÜBERLINGEN, 17. JULI 1536 EINLEITUNG Beim Fischereivertrag, der am 17. Juli 1536 zwischen den Reichsstädten Konstanz und Überlingen geschlossen wurde, handelt es sich um den ältesten ausführlichen Rechtstext dieser Art am westlichen Bodensee.352 Er zeichnet sich aber nicht nur durch seine detaillierte Regelung der Fischerei in 93 Artikeln, sondern auch durch die erhaltene vor- und nachbereitende Korrespondenz sowie einige frühe Entwürfe aus, die Aufschluss über seine Entstehung und die damit einhergehenden Verhandlungen geben. Fischerordnungen, die von einer einzigen Obrigkeit erlassen wurden, finden sich im Bodenseeraum seit der Mitte des 14. Jahrhunderts.353 In den Reichsstädten am See, neben Konstanz und Überlingen waren dies auch Buchhorn (das heutige Friedrichshafen) und Lindau, regelten sie einerseits die Fischerei als Handwerk im Rahmen des Zunftwesens der Stadt; andererseits regulierten sie den Fischmarkt und damit den Konsum eines bedeutenden Lebensmittels. Ihr Wirkungsbereich reichte jedoch weit über die Grenzen der Städte hinaus. Denn auch andere Obrigkeiten wie die Reichsabteien Reichenau und St. Gallen oder die Deutschordenskommende Mainau bedienten sich bald des Instruments der Fischerordnung, mit denen sie ihren abhängigen Fischern handwerkliche Vorgaben machen konnten. Fischerordnungen hatten somit den Zweck, die Macht und die niedere Gerichtsbarkeit der jeweiligen Obrigkeit auf den See auszuweiten. In ihrer Wirksamkeit waren sie jedoch limitiert, da es außer den Fischern niemanden gab, der die Einhaltung der Ordnungen auf dem See überwachen konnte. Der Willen der Fischer, ihre Kollegen gegenüber der Obrigkeit zu denunzieren, war aber aller Wahrscheinlichkeit nach auf Grund einer gewissen Solidarität unter Kollegen nicht besonders stark ausgeprägt. Mit Hilfe der Fischereiverträge versuchten die Herrschaften am Bodensee vom Ende des 15. Jahrhunderts an, diesen Schwachpunkt zu beseitigen. Indem Fischer verschiedener Obrigkeiten demselben Regelwerk unterworfen wurden, fiel nicht nur das Argument unterschiedlicher Praktiken weg, durch das sich Fischer gegen eine Verschärfung der Vorschriften wehren konnten. Auch befischten sie dieselben Orte und konnten die Einhaltung der Ordnung durch die anderen auf Grund ihrer Fachkenntnis einschätzen. Zudem war der Zusammenhalt zwischen Fischern verschiedener Obrigkeiten sicherlich

352 Je ein Exemplar befindet sich in den Stadtarchiven von Konstanz und Überlingen: Fischereivertrag: 1536, StA KN DI Fasc 44; StA ÜL C 976/1. 353 Die älteste Fischerordnung für Lindau stammt aus dem Jahr 1349, Leipold-Schneider, ‚Schiffer- und Fischerzunft‘, S. 60.

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schwächer ausgeprägt und die Neigung zur Denunziation wesentlich höher. Die Fischer übernahmen nun also die Aufgabe der (gegenseitigen) Überwachung, die zuvor von niemandem ausgefüllt werden konnte. Die frühen Fischereiverträge am Bodensee zeichnen sich durch eine rasche Zunahme an Umfang und Komplexität der Vorschriften aus. Ein erster Fischereivertrag zwischen den Städten Konstanz und Überlingen, der Zisterzienserabtei Salem, der Deutsch­ ordenskommende Mainau und der Grafschaft Heiligenberg aus dem Jahr 1481 hatte nur neun Artikel, von denen noch einige Gültigkeitsdauer und -bereich regelten. Inhaltlich beschränkte sich dieser erste Fischereivertrag auf ein Schonmaß für Hechte, ein Verbot des Seelenfangs, also von Felchen im zweiten Lebensjahr, die Entfernung von Reisern, das Verbot des Treibens der Fische ins Schwebnetz und die Beschränkung der Nutzung zweier Zugnetze auf eine bestimmte Anzahl von Tagen pro Woche bzw. auf einen definierten Teil des Jahres.354 Ähnliches gilt für einen Nachfolgevertrag aus dem Jahr 1513, der immerhin 15 Artikel umfasste. In seinen Regelungen bereits etwas detaillierter und umfassender, sah er unter anderem Schonmaße, Schonzeiten für verschiedene Arten, Vorfahrtsregeln auf dem See und Vorgaben für die Herstellung und den Gebrauch verschiedener Netze vor.355 Gegenüber diesen beiden Vorgängern wirkt der Vertrag von 1536 wie ein Quantensprung, nicht nur was den Umfang anbelangt, sondern auch hinsichtlich des Inhalts. Dem Abschluss des Vertrages gingen langwierige Verhandlungen voraus. Anlass für die Neuordnung der Rechtsgrundlage der Fischerei waren offenbar Übertretungen des geltenden Fischereivertrags durch Überlinger und Konstanzer Fischer.356 Als Reaktion auf das Überlinger Drängen auf eine Untersuchung der Vorwürfe schickte Konstanz im September 1535 den Überlingern neben einem Hinweis hinsichtlich der bevorstehenden Untersuchung der Vorwürfe den Entwurf für einen neuen Fischereivertrag zu und forderte sie auf, Verbesserungsvorschläge zu machen.357 Zur Vorbereitung dieses neuen und umfassenderen Fischereivertrags wurden offenbar weitergehende Informationen eingeholt. So forderte Konstanz Überlingen auf, Fischerordnungen anderer Herrschaften zu sammeln und zuzuschicken. Auch sollten die geltenden Regelungen überprüft werden.358 Nach einigem Hin und Her kam es schließlich im Juli 1536 zu einem Fischertag in Überlingen, auf dem der bisherige Entwurf diskutiert und verbessert wurde.359 354 Auch finden sich sowohl in Konstanz als auch in Überlingen je ein Exemplar: Fischereivertrag: 1481, StA KN DI Fasc 44; StA ÜL C 976/1. 355 Fischereivertrag: 1513, StA KN DI Fasc 44. 356 Korrespondenz Überlingen an Konstanz, 26.8.1534, StA KN DI Fasc. 46. 357 Korrespondenz Überlingen an Konstanz, 25.2.1535, 25.8.1535, StA KN DI Fasc. 46; Korrespondenz Konstanz an Überlingen, 22.9.1535, StA ÜL C 976/1. 358 Korrespondenz Konstanz an Überlingen, 22.12.1535, StA ÜL C 976/1. Korrespondenz Überlingen an Konstanz, 3.5.1536, StA KN DI Fasc. 46. 359 Zur Vorbereitung des Fischertags siehe: Korrespondenz Überlingen an Konstanz, 23.4.1536, 6.5.1536, Juni 1536, StA KN DI Fasc. 46.

Fischereivertrag zwischen Konstanz und Überlingen  |

Das Resultat war ein außerordentlich detaillierter Fischereivertrag, der am 17. Juli 1536 von den beiden Parteien abgeschlossen wurde. Er beginnt mit einer Präambel, die die Beweggründe für die Aushandlung des gemeinsamen Rechtstexts wiedergibt. So sei der Vertrag eine Reaktion auf die Unordnung im See und den Missbrauch des Sees durch die Fischer, durch die der gemeinsame Nutzen des Sees für die Anwohner, also die Versorgung mit dem Nahrungsmittel Fisch, gefährdet sei. Deshalb hätten sich die beiden Städte Konstanz und Überlingen geeinigt, eine neue Ordnung aufzustellen. Das in der Präambel erwähnte Mittel, das Ziel des Vertrages zu erreichen, war der Schutz des Fischlaichs und der jungen Fische, da diese für die Erhaltung der Ressource Fisch von elementarer Bedeutung waren. Die Einhaltung des neuen Vertrages sollte durch die harte Bestrafung jedes Zuwiderhandelns sichergestellt werden. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen regelt der Vertrag als Erstes die zulässigen Fangwerkzeuge. Er nennt die erlaubten Netze, Reusen und Angeln und legt die Voraussetzungen für ihren Besitz fest. Daraufhin werden die Grundlagen ihres Gebrauchs bestimmt. Jedem Werkzeug wird eine Wertigkeit zugewiesen, die sich an der Ergiebigkeit und Effizienz eines Einsatzes – oder in der Terminologie des Vertrages: eines Zugs – bemisst. Da nur ein Zug pro Ausfahrt erlaubt ist, wird somit auch gleich der Gebrauch eines jeden Werkzeugs reguliert. Auf diese Klassifizierung folgen die Vorschriften für die Herstellung und den Gebrauch jedes einzelnen Fangwerkzeugs. Sie umfassen Spezifikationen der Länge und des Baus, Regelungen der möglichen Einsatzzeit sowohl im Jahreslauf als auch im Laufe eines Tages sowie Beschränkungen der Anwendung der Werkzeuge unter bestimmten Umständen. Der den Fangwerkzeugen geltende Teil des Vertrages endet mit einer Liste der von den Fischern einzuhaltenden Feiertage. Der letzte Teil des Vertrages gilt den Fischen. Er beginnt mit einer weiteren Mahnung, die jungen Fische zu schonen, die durch ein Verbot des Seelenfangs, also von jungen ­Felchen, untermauert wird. Es folgen die eingezeichneten Schonmaße für Hecht, Karpfen, Schleie, Barbe und Aal sowie ein Fangverbot für den Kressling, also den Nachwuchs der Ukelei. Danach werden Fangbeschränkungen für verschiedene Fischarten aufgelistet. Besonderes Augenmerk gilt dem Hürling, also dem jungen Barsch, der offenbar besonderen Schutz verdiente. Der Fischereivertrag von 1536 endet mit der Feststellung, dass der Vertrag von den Unterhändlern beider Seiten angenommen wurde und innerhalb der nächsten vier Wochen von den beiden Städten ratifiziert werden solle. Die anwesenden Fischer hätten sich darüber heraus verpflichtet, keine zu kleinen Fische mehr zu fangen, nicht mehr (ins Netz) zu treiben und nur an den vorgesehenen Orten zu fischen. Es handelt sich bei dem Konstanzer Exemplar des Fischereivertrags aller Wahrscheinlichkeit nach um den Text, der im Laufe der Verhandlungen zwischen den Konstanzer und Überlinger Unterhändlern am 17. Juli entstand. Ein Vergleich mit der Überlinger Abschrift zeigt, dass in dieser bereits viele der Einfügungen und Marginalien in den Textkorpus übernommen wurden. Die zahlreichen Abweichungen in der Schreibweise zwischen den beiden Versionen des Vertragstextes bei gleichzeitiger lautsprachlicher Nähe legen die Vermutung nahe, dass das Überlinger Exemplar nach Abschluss der Verhandlungen

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dem dortigen Schreiber diktiert wurde. Beim Abgleich beider Versionen fielen wohl noch einige Mängel auf, die in beiden Texten durch Einfügungen korrigiert wurden. Bei beiden Exemplaren fehlen, wie bei den meisten Fischerordnungen und Fischereiverträgen, Unterschriften und Siegel.360 Der Fischereivertrag war also diplomatisch ein eher informeller Akt zwischen zwei Obrigkeiten, dessen Inhalt bis zum Ende der Verhandlungen fluide blieb. Da sich weder in Überlingen noch in Konstanz eine noch einmal überarbeitete Ausfertigung des Vertrages findet, kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem Überlinger Manuskript um den endgültigen Vertragstext handelt. Bei dem Fischereivertrag handelte es sich jedoch um ein lebendiges Dokument, das alljährlich auf den Fischertagen diskutiert wurde und anscheinend auch nach dem Abschluss der Verhandlungen noch Veränderungen unterlag. Denn das Konstanzer Exemplar enthält zahlreiche Streichungen – diese Stellen sind in der folgenden Trans­ kription mit „“ gekennzeichnet – und Einfügungen, die sich im Überlinger nicht finden. Doch auch die Überlinger Seite änderte den Text, wenn auch in deutlich geringerem Umfang. Wann und warum diese Streichungen vorgenommen wurden, muss Spekulation bleiben. Dass viele der gestrichenen Passagen einen Bezug zum Fang von Jungfischen haben, ist bemerkenswert. Ob dies aber eine Aufweichung des Vertragstextes bedeutet, kann ohne weitere Informationen nicht eindeutig beantwortet werden. Klar ist jedoch, dass die Streichungen und Einfügungen einseitig waren und blieben, auch wenn sie dem Vertragspartner bekannt waren, wie aus einer Marginalie in der Überlinger Version hervorgeht. Eine Folge des Ratifikationsprozesses waren sie wohl nicht. Dies geht zumindest im Hinblick auf die im Konstanzer Exemplar gestrichenen drei zusätzlichen Vorschriften hinsichtlich des Treibens, des Fangs zu kleiner Fische und des Fangens an vorgeschriebenen Orten aus der dem Abschluss des Vertrags folgenden Korrespondenz hervor. Denn mit dem Fischertag war die Angelegenheit nicht erledigt. Ganz im Gegenteil dauerte es noch ein Jahr, bis der Vertrag in Kraft treten konnte. Der Vertrag wurde von Überlingen am 27. Juli 1536 nicht nur an Konstanz, sondern auch an die Deutschordenskommende Mainau und den Thurgauer Langvogt geschickt. Vor allem der Zweite musste seine Zustimmung zum Vertrag geben, unterstanden doch zahlreiche Konstanzer Lehensfischer im Konstanzer Trichter seiner Gerichtsbarkeit. Am 16. November 1536 nahmen die Eidgenossen den Vertrag zwar an, doch bis der Landvogt auf den Vertrag geschworen hatte, vergingen noch Monate. Erst am 1. August 1537 trat der Vertrag somit in Kraft.361 Während dieser Wartezeit beobachteten Konstanz und Überlingen die Geschehnisse im Thurgau. Sie diskutierten die Situation hinsichtlich der Einhaltung des Vertrags, vor allem der drei am Ende angeführten Vorschriften, die bereits vom Landvogt in Kraft gesetzt worden waren.362 Denn an diesen, im Konstanzer Manuskript gestrichenen

360 Die wichtigste Ausnahme ist das Protokoll der Fischereikonferenz von 1790. 361 Korrespondenz Landvogt Thurgau an Konstanz, 4.9.1536, 13.11.1536, 1.8.1537, StA KN DI Fasc.46. 362 Korrespondenz Konstanz an Überlingen, 12.12.1536, 13.6.1537, StA ÜL C 976/1

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­ orschriften entzündete sich der Streit hinsichtlich ihrer Einhaltung, als zwei Fischer V aus Hagnau beim Treiben beobachtet worden waren. Da der Vater der beiden Überlingen unterstand, mahnte Konstanz die Bestrafung der Übeltäter an.363 Doch auch Konstanzer machten sich Übertretungen schuldig, wie eine Überlinger Beschwerde wegen Hürlingfangs beweist.364 Obwohl in Umfang und Inhalt bahnbrechend, scheint der Fischereivertrag von 1536 nicht lange eingehalten worden zu sein. Einige seiner Regelungen erwiesen sich wohl als nicht praxistauglich und wurden von den Fischern deshalb ignoriert. In diesem Scheitern in der Praxis dürfte die plausibelste Erklärung für die Konstanzer Streichungen zu finden sein. In der Disfunktionalität lag aber auch die Chance für einen neuen Anlauf, denn im Dezember 1543 schrieb Konstanz an Überlingen mit dem Vorschlag, den Vertrag zu reformieren und auf einem Fischertag Verbesserungen zu diskutieren. Am 23. Januar 1544 trafen sich daraufhin Konstanzer und Überlinger Fischer und beschlossen außerordentlich detaillierte Änderungen am Fischereivertrag von 1536, die anscheinend auch in Kraft traten.365

BEMERKUNGEN ZUR TRANSKRIPTION Die Grundlage für die Transkription bildet das Exemplar im Stadtarchiv Konstanz, nicht trotz, sondern wegen seines unabgeschlossenen Zustands. Denn es enthält neben dem Vertragstext zum Ende der Verhandlungen Informationen zum weiteren Leben des Dokuments.366 Es handelt sich bei dieser Übertragung nicht um eine historischkritische Edition, da kein systematischer Vergleich mit der Überlinger Abschrift des Fischereivertrags erstellt wurde. Ergänzungen, die sich in beiden Fassungen finden, wurden nicht gekennzeichnet. Inhaltliche Unterschiede werden in den Fußnoten vermerkt, die zahlreichen unterschiedlichen Schreibweisen jedoch ignoriert. Auch die verschiedenen Entwürfe wurden nicht analysiert. Unklarheiten in der Konstanzer Version wurden anhand des Überlinger Exemplars soweit möglich ausgeräumt. Die Transkription wurde nach den „Richtlinien für die Edition von Quellen zur neueren deutschen Geschichte“367 erstellt. Insbesondere wurden Konsonantenhäufungen korrigiert und die Interpunktion, wo immer es der Verständlichkeit dient. Übergeschriebene Buchstaben wurden aufgelöst. Da im Original diese nur mit einem übergeschriebenen „o“ angedeutet wurden, erfolgte die Auflösung nach meinem besten Wissen und mit Hilfe der einschlägigen Literatur zur alemannischen Sprache und ihrer

363 Korrespondenz Konstanz an Überlingen, 7.8.1536, StA ÜL C 976/1. 364 Korrespondenz Überlingen an Konstanz, 3.10.1536, StA KN DI Fasc 46. 365 Überarbeitung Fischereivertrag 1544, StA ÜL C 976/1. 366 Fischereivertrag: 1536. 367 Walter Heinemann (Hg.), Richtlinien für die Edition landesgeschichtlicher Quellen, Marburg: Gesamtvereins der deutschen Geschichte und Alterumsvereine, 22000, S.  27 – 39.

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Verschriftlichung um das Jahr 1500.368 Diejenigen Fälle, in denen mir dies nicht gelungen ist, vermerke ich in den Fußnoten. Streichungen im Original werden im Text mit „“ markiert.

BIBLIOGRAPHIE Zu näheren Erklärungen zu den verschiedenen Fachbezeichnungen für Fanggeräte und Fische siehe das Glossar oder: Klunzinger, Bodenseefische. Möking, Sprache. Ribi, Fischbenennungen. Seligo, Fanggeräte.

TRANSKRIPTION [fol. 1r] Abschid zu Uberlingen der Vyscherordnung halb im Obersee gemacht uff den 17 tag Julÿ Anno 1536369 [fol. 2r]  Dieweil ettliche jar her ein unordnung und mißbrauch im Bodensee durch o o die vischer zu wider gemains nutz geübbt und gehandelt, wie dann offennlich am tag ligt, haben anfangs die Erbern Stett Costantz und Uberlingen dernhalb vleissig o o o geratslagt, ordnungen begriffen, wie der gemain nutz im See wider aufgericht und in e e e wesen komen mochte und am jüngsten beslossen, ire gnedig gunstig lieb herren frundt o und nachpuren, der Oberkaiten am Bodensee gelegen, alls die nit weniger alls sÿ genaigt, o o o o den gemainen nutz zufürdern, zusamen zubeschreiben und denen ir nachbedenncken o o o o und gestellte artigkel fürzuhalten, mit inen ordnung aufzurichten, das der laych und o o o e jung visch geschirmpt und gemainer nutz des Bodensees wider aufgericht werden mogt. e 370 Demnach und  dieweil gemelter beider Erber Stett gnedig günstig lieb herrn frundt o o o und nachpuren durch ir Ersam Bottschafften auf Monntag den sibentzehenden tag July o diz loffennden sechßunddreissigisten jars beÿ ain andern mit ettlichen iren underthanen o o o o und zugehörigen vischern zu Uberlingen erscheinen, haben sÿ nachv olgend ordnugen o o auf hindersich pringen und nachgendes zu oder abschreiben beratschlagt und in schrifft begreiffen lassen. o

o

o

368 Besonders hilfreich war Wolfgang Kleiber, Konrad Kunze und Heinrich Löffler, Historischer südwestdeutscher Sprachatlas. Aufgrund von Urbaren des 13. bis 15. Jahrhunderts, 2 Bde., Bern: Francke, 1979. 369 Die Titelseite fehlt in der Überlinger Fassung (im Folgenden ÜF). 370 Das „und“ fehlt in der ÜF.

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Erstlich das dise nachfolgennd ordnung ausserhalb deren artigkel, die beÿ einer gellt o strâf verpotten sind, bim aÿd gehalten, und wie lang die weren, auch wie und wölche jar o die den vischern und iren dienern offenntlichen vorgelesen, soll im besluss derselben o auch geratschlagt und gesezt werden. e e o [fol. 2v]  Es soll hinfu ro kainer ÿchs von new em im See bawen, weder reyser, noch o e e o o o annders, auch kainen new en erda chten zeüg, auf den See machen, one erlaubung irer Oberkait, beim aÿd. o Disem artigkel soll angehenngkt werden, das von allen Oberkaiten diser ordnung o e verleibt, dartzu sonnderlich geordnet, die reyser zubesehen, und wolche reyser inner o fünfzehen jaren one erlawbung gemacht, die dem See nachtailig sein, erkennt, die sollen o außgezogen und hinwegk gethonn werden. o o o Es soll auch die 371 Zeit werennder ordnung gutlich 372 durch die 373 Oberkaiten 374 geordnet o o werden, die järlichs umb Vaßnacht auf dem See herumb faren und 375 besehen, ob ÿemannds o o o e diser ordnung 376 zuwider 377 ichs im See gebawet oder gehandelt hat 378, und wolche dermas o e o e befunden: die sollen irer Oberkait angetzaigt und durch die umb solch uberfaren wie sich gepüret unnachleslich gestrafft werden. Dessgleichen soll kainer ainich zeüg weder gerner, reüschen, ber noch anders im See, o o es seÿe auf sonnderbaren güettern oder anderßwo, bruchen, noch damit werben, dann o o e die hernach erlaupt und bestimpt werden, auch die zeug, gerner, reüser und guëtter, so o ÿezt zugelassen werden, mit grösseren, noch den maschen enngeren, [fol. 3r] besennder, wie die von alter her gewesen, bliben lassen. Man mags aber wol klainer machen, und besseren, und den maschen weÿtteren. e o Und sind diß die zug und güetter, die man im See prauchen und haben mag: o 379 Der herre sege zu Costantz  Raggensegÿ Sez und Schobangel Lomsegÿ Gwelstett Landtriser o o auch andere erlaupte ryser o o 380 Schwebsegÿ Buten  hufa und Butten netz o Huchenwatt Ber und Rüschen Das gros garn oder kilchen garn zu Uberlingen Landttwatt Gieneren o

o

371 In der ÜF steht hier „der“ statt „die“. 372 Das „gutlich“ fehlt in der ÜF. 373 In der ÜF steht hier „dieselben“ statt „die“. 374 Auf „Oberkaiten“ folgt in der ÜF ein „auch“. 375 Das „und“ fehlt in der ÜF. 376 Auf „ordnung“ folgt in der ÜF „verwandt“. 377 Auf „wider“ folgt in der ÜF „und nachtail derselben“. 378 Das „hat“ fehlt in der ÜF. 379 Diese Zeile fehlt in der ÜF. 380 Eine Auflösung des hochgestellten Vokals war nicht möglich. o

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Fürnwatt o Kÿlchengarn oder Clußgarn Tragel Straif Schwebnetzen o Gflutztnetzen 381 [fol. 3v]  Zwirnetnezen o Enng gangvischnetzen Fürneren Zocken o e o Item es soll kainer die hiev orgeschribnen zu g im see pruchen, er hab dann ain aigne e u o hûßroche, doch so mag ains vischers wittfraw durch ire sün, dieweil sÿ die in irer cost hat, oder andere ire knecht, disen gewerb wol fuëren, unangesehen, das sÿ allain ain e hûßrochin haben. e e Item es sollen nit mer dann zwen zu g mit ain annderen gemain haben, doch das o e e dieselbigen gemainder ainer herrschafft zugehoren, dann wolche nit ainer herrschafft o e o o zugehoren, die söllen auch nit gmain mitainannder haben, bim aÿd, außgenomen im o gangkvisch laÿch. o o e

e o Item es soll kain hûßrochin durch das gantz jar auf ain mal und mitainandern mer e o o zug im See bruchen, dann ain gantzen oder zwen halb, wie hernach volgt, bim aÿd.383 e o o [fol. 4r]  wolcher auch ains gantzen zugs, allain ain vierthail, oder ains halben o o e zugs, nur ainen halbtail hat, der mag seinen viertail oder halbtail mit anderen zugen wol o o vergleichen, damit er auch ain gantzen zug uberkomett. e o e Und sollen in disem val diß gantz zug haissen und sein. Allso das wolcher deren ainen o o o brucht desselben tags oder nachts kainen andern zug darneben bruchen soll. o 1 Ain halbe raggensegÿ 5 Ain gantze huchenwatt o 2 Ain halbe lomsegÿ 6 Ain gantz gros garn zu Uberlingen 384 3 Ain gantze swebsegÿ 7 Ain gantze landtwatt e 4 Ain furnwatt 8 Ain gieneren o 9 Ain kilchengarn oder klußgarn 10 Ain schiff mit nezen o das sind vierundzwaintzig nez, o o die man auf den grund sezt.

381 Um welche Art von Netz es sich hierbei handelt, ist unklar. 382 Dieser Absatz ist in der ÜF in der Marginale kommentiert: „Diser Artikhel ist in der von Costanz Ordnung ganz außgnohmen [?]“. 383 Das „bim aÿd“ fehlt in der ÜF. 384 Das „zu Überlingen“ fehlt in der ÜF. o

Fischereivertrag zwischen Konstanz und Überlingen  |

Item wolcher die sezangel, so hernach erlawpt werden, mer dann zu einem visch setzt, o o o er sezes zu allen oder nit, das soll im zu ainem gantzen zug gerechnet werden, allso das o o er, dieweil die angel im See steend, kainen andern zug bruchen soll. o o Und sind diß die halben zug, deren ainer mitainander zwen bruchen mag und nit mer. Ain vierthail einer raggensegÿ [fol. 4v]  Ain vierthail ainer lomsegÿ Ain halbe schwebsegÿ o Ain halbe huchenwatt Ain halb gros garn Ain halbe landtwatt Ain halbe gienerin e Ain halbe furnwatt Ain halb kilchen garn Ain straif Ain tragel e o o Ain halb schiff nezen, sind zwolff nez, die man auf den grund sezt. 385

Zogken e o o Item wolcher die hernacherlopten sezangel allain zu ainem visch prucht, das soll für ain o halben zug gerechnet werden. o o Aber andere sonnderbare und erlaupte gueter, auch schwebnetzen 386, reyser, ber, rÿschen o e und schobangel im See, [fol. 5r] doch mit irer ordnung, sollen freÿ sein, allso das man o e o dieselben mit und neben den hievorgesezten gemaÿnen zugen wol haben und prauchen, o e 387 ouch daruff mit gewonlichen zügen wie von alter her fischen moge. o Item es soll kainer, bim aÿd, kainen knecht in seinem zug füeren, er hab dann dise o o ordnung zehalten geschworen oder gelobbt. Ob aber einer ungefard ains knechts zu e o o ainer oder zwayen nechten bedorffte, soll im nit abgestrikt sein, denselben zu pruchen, o doch das er im lobe, dise ordnung zehalten. o Es soll auch jegklicher, bim aÿd, weder weib noch anndre personen lassen in dem See e o werben mit abgemelten zu gen. Es seÿ dann ainer darbeÿ, der diese ordnung gesworen o 388 hab, außgenommen die schwebnetze und  was in den gartten guëttern und súnst von o o kurzweil wegen beschicht, doch das darinn kain gfar geprucht wird. e

o

385 In der ÜF nicht gestrichen. 386 Das „schwebnetzen“ fehlt in der ÜF. 387 In der ÜF steht anstelle des letzten Halbsatzes „mög“. 388 Das „die schwebnetze und“ fehlt in der ÜF.

o

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Von der ragkensegÿ o Man soll die ragkenseginen und die herren sege zu Costantz 389 nit an den See füeren, dann zu mittem Mayen, und nit lennger ziechen, dann achttag nach Costantzer Kirchweÿhin 390 und dann ufflegen bim aid. o o Item zu außgendem Maÿen soll man kain ragkensegÿ an den See füeren, dann mit o u der gupffen, die vorhin geschowet und von der Oberkait geben sÿye. e o o 391 392 Und nach dem  sonderlich  von notten, das der 393 zug ander gupff  394 ainer gleichen e o 395 größe  seÿ, wolches durch viler hend deren so das garn spynnen nit gesein mäg, sollent 396 u o o zwo frawen, aine zu Costantz und di ander zu Uberlingen, geordnet werden 397, die sich o e des fadens mit ainandren vergleichen, die guppfen spÿnnent und bretten und sollich o e o gupffen den zu nfften der enden zustellent, welche den vischern in und usserthalb o baider stetten in gleichem kouff geben, das auch alle vischer dieser ordnung verwandt, o o die gupffen sonst niendert anderswo kaw ffen, noch nemen sollen. Glicher gstatt soll es o ouch [!] gehalten werden mit der wattberen.398 o Item nachdem man enger und weÿtter gupffen hat, soll man die engern bis achttag vor o 399 sannt Jacobstag  [fol. 5v] füeren und dann die weÿtteren ansezen und bis zu ennd füeren o o 400 401 und soll die gupff acht  eelen  lang sein und funff vierling maschen haben, auch den e e lomenweg am sackh steen zwaÿ bundellocher haben, da ÿedes ainer halben eelen weÿt e e seÿ und nit weÿtter, doch söllen sy die bundellocher nit in der mitte 402, sonnder allain an o o o ÿeder seytten ains haben, auch die gupffen zu kainer zeit weder verbinden noch vernegen, o e sonnder offenn lassen, außgenomen die bundelloch, alles bim aid. o o Item nach den sechsen abents bis zu mitternacht soll man die ragkenseginen zum o e o gangkvischen und stuben nit ziechen, aber zu den andern vischen mag mans wol ziechen. o Item ain ragkensegÿ mag mit dem ruder oder stecken 403 tags inschlachen, wie von alter her. Item das behefften oder stoßen mit den ragkenseginen soll beschehen mit schiff und o geschier an 1 Pfund d bus. 389 Das „und der herren sege zu Costantz“ fehlt in der ÜF. 390 9. September. 391 In der ÜF folgt „hier innen“. 392 In der ÜF folgt „bedacht, das“. 393 In der ÜF steht „damit dieser“ anstatt „das der“. 394 Das „ander gupff“ fehlt in der ÜF. 395 In der ÜF steht „enge an der gupffen“ anstatt „größe“. 396 Statt der Wortendung „ent“ steht in der ÜF „darzu gesetzt, das“. 397 Das „werden“ fehlt in der ÜF. 398 Der letzte Satz fehlt in der ÜF. 399 25. Juli. 400 In der ÜF wurde das „acht“ durchgestrichen und mit einem unleserlichen Wort ersetzt. 401 In Konstanz betrug die kurze Elle 59,99 cm, die lange 69,73 cm. Um welche es sich hier handelt, ist unklar. Vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 398. 402 Das „mitte“ fehlt in der ÜF. 403 Das „oder stecken“ fehlt in der ÜF. o

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Fischereivertrag zwischen Konstanz und Überlingen  |

Item mit was zug ainer behefft, darmit soll er den zug thon, an 1 Pfund d bus. o Item es soll kainer ain zug behefften, er hab oder wisse dann die knecht oder gemainder, o o e o die den zug mit im thun wollen, deßgleichen wolcher ain zug behefft, der soll demselben o o o zug außwartten und dar zwischen mit kainem anderen zug an den See faren, weder er, o e o [fol. 6r] seine gmainder noch knecht, die zu solchem zug gehörenn, ob aber under inen o o ainer oder mer, vor, und er, sy den behefften zug tättind mit anderen zug an den See füre o e o oder nach dem behefften erst umb knecht und leut sehen, wurd, der hat den zug verloren o o o und mag den ain anderer thun vom ersten unverhindert, an 1 Pfund d bus. o o o Item wolcher ain zug behefft, der soll denselben zu rechter anfernids zeit thun, das o o o o ist zum morgen zug, das im die nacht nit mer schade, und zum abend zug, umb die o o o viere ungefar, oder den zug verloren haben und den andern, der den zug thun wöllte, o mit verhindern an 1 Pfund d bus. e o e o Und so aber ain anderer kome und da auch ziechen wolt, der soll den ersten seinen zug o ruewig volpringen lassen, an 1 Pfund d bus. Ob aber der erst über die rechten anferninds o o o o zeit ain stund außplib oder den zug súnst nit tette und der annder ain stund daselbst e mit schiff und gschier gelegen were, der mag den ersten notten und so er daruber den o o o o o zug nit thut, so mag in der ander thun von dem ersten unverhindertn an 1 Pfund d bus. e o o Item wolicher ainen zug thut, der soll denselben nit wider behefften, er hab dann o o o das garn und allen zug widerumb im schiff, alßdann mag er den wol wider thun an 1 o Pfund d bus. o

o

o

[fol. 6v]  Von der lomsegÿ o o Ain lomsegÿ, mag man bruchen für und für durch das gantz jar, aber 14 tag vor und 14 o 404 tag nach dem Maÿtag  im egli laich soll man, bim aid, kain lomsegÿ zur halden ziechen o o o 405 über aus, sonnder acht klâffter  von der halden hinin ligen, zum ziechen und zum triben, o 406 usgenomen am loch, an der gassen und auf den bommen. Item das behefften mit den lomseginen soll geschehen wie mit den ragkenseginen, o anderst dann auf den bommen, am loch, und an der gassen, soll es allso gehalten werden, e o o das wolcher daselbst am abend ain zug behefft auf den morgen, den soll im nach o o o mitternacht bis an morgen, zu der sunnen uffgang, niemands thun, an 1 Pfund d bus, o o aber vor mitternacht, er thuege den zug oder nit, und nach mitternacht, wann er den o o zug ain mal thon hat, soll es beÿ gemainer ordnung beliben, das ain ÿeder nach dem er o o o e ain stund daselbst gelegen, den zug wol thun mag und im tag, wolcher an obgeschribnen e o o zugen der erst ist, der hat ain gantze stund zuwartten, darnach aber mag inn der ander e o o o notten und so er den zug nit thut, mag denselben der ander thun und allso für und für, und soll an dem allem kainer den andern verhindern an 1 Pfund d bus.

404 1. Mai. 405 Da es sich beim Klaffter um ein Volumenmaß handelt, ist hier wahrscheinlich dessen Höhe gemeint. Ein Klaffter war sechs Schuh hoch, das entspricht 1,82 m; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 398. 406 Bei „loch“, „gasse“ und „bommen“ handelt es sich wohl um Flurnamen.

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Von der swebsegÿ o o Ain swebsegÿ, mag man bruchen zu ÿeder zeit im jar, [fol. 7r] tag und nacht, ußgenomem o o im egli laich die 4 wochen soll man bim aid kain swebsegÿ zur halden ziechen, über aus, o sonnder acht klaffter von der halden hinin ligen zum ziechen und triben oder man soll o o gar auf wisem grund bliben, ußgenomen am loch, an der gassen, und auf dem bommen. o Diser artigkel halb, der lom und swebsegÿ, hat man sich auf gehaltem tag nit enndtlich e o vergleichen mogen, sonnder davon geredt, das die Oberkaiten hier innen ain zimblich o o mittel fürnemen, wie dann auf disem tag von nachvolgenden zwaÿen geredt. Des ersten, der lomsegÿ halb, aber 14 tag vor und nach dem Maÿ tag,407 soll man, bim o o aÿd, kain lomsegÿ über aus ziechen. Besonnder allso, das man zum ziechen und treiben o o auf der brÿne lige, und dieselben landtßhalb sehe und sobald dann die steb aufgend, soll man darein löffen lassen, bis das der erst stain herfür kempt, und nit er anhefften, o o außgenomen am loch, an der gassen, und auf der bommen. o o o Ain swebsegÿ mag man bruchen zu yeder zeit im jar, tag und nacht, außgenomen o o im egli laich, soll man, bim aid, kain swebsegÿ zur halden ziechen über aus, sonnder die stäb 408 an die halden sezen und dernach nit minnder dann acht klaffter darein loffen lassen. Von der huchenwatt o o Ain huchenwatt mag man ÿeder zeit im jar, tag und nacht, pruchen, aber in bestimptem o egli laich soll man, bim aid, die huchenwat nit anderst ziechen dann wie die lom und swebseginen. [fol. 7v]  Item das behefften soll beschehen allermas wie mit den lomseginen. o o Item ain huchenwatt soll den strümpfel nachts nit bruchen, aber tags mag sÿ wol strümpflen, wie bisher, doch nit anderst. o

Vom grossen garn zu Uberlingen o Item das gros garn mag man ziechen durch das gantz jar ußgenomen 14 tag vor und nach dem maÿ tag im egli laÿch soll mans gar nit ziechen. o o Und zu außgehendem Maÿen soll man dasselb garn nit an See füeren, dann mit der o o o gupffen, es soll auch mit der gupffen allermas gehalten werden, wie mit den ragkseginen, o o e o außgenomen so man zum hurling oder agûnen zeucht, mag man die gupffen wol dannen o thun oder verbinden, súnst aber nit. Und das beheften soll allermas gehalten werden wie mit den lom und ragkseginen. o

Von der gieneren und fürnwatt o Item die gierneren und fürnwatten mag man inbinden oder außlassen, allso das man sÿ ragk oder lom zieche. o o [fol. 8r]  Item die fürnwatten und gieneren mag man durch das gantz jar bruchen, man o solls aber nit auf dem lannd, sonnder allain in der halden ziehen, bim aid.

407 1. Mai. 408 In der ÜF steht „sweb“ anstatt „stäb“.

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Und im egli laich, deßgleich mit dem behefften, soll es gehalten werden wie mit den lomseginen. Von der landtwatt und hürlingwatt o o Item ain landtwatt mag man auf das landt ziechen durch das gantz jar, tag und nacht, aber in bestimptem egli laich soll man kain landtwatt über die brüin oder miss hinin o o o füeren, súnder auf wisem grund pliben soll ain sonderer ard sin 409, außgenomen dieweil o man an nachbenennten ennden zu Uberlingen nit an lannd ziechen kan, alls namblich von der Blaichen an bis gen Süeffen, mag man tag und nacht, zwischen dem Müllthor und dem Eppenfar vier Züg anrytits thuon, doch sollen sy die under und ober äher o zusammen ziechen und kaine Bommen stossen, daran sy hefften wöllen,410 und so inen e o summers zeiten verpotten wurd, ettlich täg oder wochen, von wegen der seelen stillzusteen, o o 411 sollen sÿ gehorsam sein und one erlauebung nit anfaren, alles bim aÿd. Item man soll hinfüro, weder tags noch nachts, kain landtwatt anrittids ziechen, weder o o tief noch usser, auch nit strümpflen, noch mit rudern, stecken oder stanngen inschlahen. o o o Aber tags so man zum hürling zeücht, es seÿ zu der halden [fol. 8v] oder auf das lannd, 412 soll man die watten bis Costanzer Kierchwÿche  nit annderst dann anrittids ziechen, o o o bim aid, man mag auch tags den strümpffel zum hürling bruchen wie bisher. Und so o e o man súnst tags die watten auf das lannd zeucht, nit zun hürlingen, mag man am lannd sten und mit ainer stanng, sonnst aber niener nit, wie bisher inschlachen. Item von Ostern bis Costantzer Kirchweichin soll man kain landtwatt ziechen, weder o tags noch nachts dann mit dem beren, der vorhin geschowet, und von der Oberkait geben seÿ und soll der ber anderthalb eelen für die blahen geen und sechs vierling maschen o o o e haben auch aufrecht steen, auf der ainen seitten allain ain bundelloch haben, ainer halben o eelen weÿt und nit weÿtterer. Man soll auch die visch in den ber kommen lassen und o o dann erst mit dem ber in das schiff lupffen, auch den ber nit vernegen, noch verbinden, o o sonnder freÿ lassen, bim aÿd, anderst dann so man tags zur halden oder auf das land o o zum hürling zeücht, mag man den beren wol verbinden oder gar hinwegkh thun, doch o ab inen dannzemal andere klaine vischlin in die watt komen, die súnst durch den beren o e o o hetten loffen mögen, dieselben söllen sÿ, sovil inen moglich wiederumb außwerffen, bim aÿd, sÿ seÿen dann tod oder lebendig. Item nachdem man zwaÿerlaÿ ber hat, weÿtter [fol. 9r] und ennger, soll man von Ostern bis achttag vor sannt Jakobs tag,413 allwegen tag und nacht 414 den engeren und darnach bis Costanzer Kirchweichin den weittern fuërn, bim aid. 409 Das „soll ain sonderer ard sin“ fehlt in der ÜF. 410 In der ÜF findet sich zum Unterstrichenen in der Marginalie die Anmerkung: „doch sollen sÿ kainen Bom stoßen daran sÿ hefften wollen“. 411 In der ÜF findet sich am Ende des Absatzes in der Marginalie die Amerkung: „Dises sol ein sonder Artikhel sein“. 412 9. September. 413 25. Juli. 414 Anstatt „tag und nacht“ steht in der ÜF „tags“. e

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Item das behefften beschicht aller gestallt wie mit den Ragkenseginen, doch ist o o o die recht anferinds zeit zum nacht zug, das ainem der tag nit mer schade, und zu den o o hürlingen zum morgenzug, das ainem die nacht nit mer schade. o o Es soll auch mit den landtwatten nachts die ordnung gehalten werden wie mit den o e lomseginen tags, das ÿeder stund die zug umb ain andern beschehen mogen. Von den straiffen Item von Ostern bis sannt Gallen tag 415 soll man die straiffen an kainem ort im See ziechen, bim aid. Von der tragel o Ain tragel mag man bruchen jeder zeit im jar, ußgenomen die vier wochen im egli laich soll man sÿ gar nit ziechen, bim aid. Kilchengarn oder klußgarn o o o Item das kilchengarn mag man bruchen durch die gantz jar, tag und nacht, außgenomen 416 die 4 wochen im egli laich soll mans gar nit ziechen, bim aid. [fol. 9v]  Item 417 das bheften [!] soll beschehen, wie mit den ragkenseginen. o

Von nezen e Die nezer söllen den genden zewgen weichen, wie bisher, doch söllen die seginen und o o o watt ziecher den nezern guten beschaid geben und die nezer herwiderumb auch, und so e die gengen [!] zug von den netzern gefragt werden, wo sÿ ziechen wöllen, sollen sÿ inen o die gelegenhait ungefar antzaigen, darmit sÿ sich darnach wissen zuhalten, ob sÿs aber o e e o nit thun wollten, und die nezer daselbst setzen wurden, sollen sÿ nit schuldig 418 sein, inen o e o zuweichen, und die genden zug söllen die netzer daselbst nit vertreÿben, an 1 Pfund d bus. o o Item die netzen mag man allenthalb bruchen und zu yeder zeit im jar sÿ söllen aber o o mit wissen zu kainem landtreis neher gesezt werden, dann vier klaffter weÿtt, ungevarlich o an 2 Pfund d bus. o o Aber beÿ andern Reysern und butenhufen 419 mag mans wol neher sezen. o Item die netzer söllen, bim aid, weder tags noch nachts, kainen strümpfel bruchen, o noch inschlahen oder triben, dann allain tags von der sonnen uffgang bist zu der selben nidergang 420 auf das land mögen sÿ triben, doch nit anderst dann mit ainer stang. e o [fol. 10r]  Item wolicher der erst ist am satz, der soll denselben haben, kumpt aber noch o einer zu ime, so söllen sÿ mit ainandern ain netz umb das andere sezen. Wölicher aber

415 16. Oktober. 416 Das „bim aÿd“ fehlt in der ÜF. 417 In der ÜF steht „Und“ statt „Item“. 418 Eine Auflösung des hochgestellten Vokals war nicht möglich. 419 Eine Auflösung des ersten hochgestellten Vokals war nicht möglich. o 420 Das „von der sonnen uffgang bist zu der selben nidergang“ fehlt in der ÜF.

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mit dem andern dergestallt nit sezen will, der soll an 1 Pfund d bus von dem andern ain sazes weit faren und dann mag er sezen und ist der satz so weit alls weit ainer mit zweÿen fürneren raichen mag. o

Vom zocken und anglen o Item das zogken mag man pruchen im jar wann und wo man will, man soll aber, bim aid, beÿ kainem landreÿs zogken noch anglen, aber beÿ den tiefen und anderen reÿßern o auf der brüne ist es niemandes verpotten. Item die zogker sollend kaine stössel stossen und pleiben lassen, sonnder allweg mit o inen hinwegkh füeren an 1 Pfund d bus. 421 Item es soll  kainer mit kainen lebendigen fischen 422 zogken noch schwemen, o o bim aÿd,423 außgenomen zum hecht mag yeder mit ainem schobangel oder lebendiger speis zogken. Von sez und schobangel o o o Item die sezangel mag man bruchen wie hernach volgt und die erlupte angel nit ……424 425 bim ayd. o 426 o [fol. 10v]  Zun seetrischen 800 o Zun schnegktreischen 400 o Zun âlen 200 o Zum hecht 700 o e Zu den rotelin 500 o Zun förhinen uff dem sweb 1000 o o Und auf dem grund 400427 e o Doch der förhinen halb mit solicher beschaidenhait, das diese baid summa nit auf ainem o o o ort noch zu einer zeit mit ainandern geprucht werden, sonnder allain auf dem sweb o o oder auf dem grund allain. o o o Und dise angel mag man im jar zu yeder zeit bruchen, auch wo man will. o 429

421 In der ÜF steht „das“ anstatt „es soll“. 422 In der ÜF steht „speis“ anstatt „fischen“. 423 Das „noch schwemen, bim aÿd“ fehlt in der ÜF. 424 Im Original unleserlich. 425 Der Halbsatz ab dem „und“ fehlt in der ÜF. 426 Die Zeile ist in der ÜF nicht gestrichen. 427 Bei all diesen Zahlen stehen in der ÜF die in der Konstanzer Fassung (in der Folge KF ) gestrichenen Angaben. 428 25. Juli. 429 Dieser Absatz wurde in der ÜF nicht gestrichen.

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Man soll auch kaine angel zuden landtrisern neher sezen dann zwaÿer schiff oder acht klâffter wÿtt. o o Item man soll auch, bim aid, durch das gantz jar mit kainen vischen kärderen, [!] die o im bann oder zufangen verpoten sind.430 e [fol. 11r]  Item es söllen die angel alls ain stender zeu g dem gennden one widerred o wÿchen an 1 Pfund d bus. Item und 20 schobangel mag ain ÿeder im jar, wann und wo er will, einlassen o und bruchen. o o

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Von gwelstetten, landtrisern, auch anderm sonnderbaren guetter und graben im See e o Item die gwelstett habent, mogen dieselben mit gwelburdinen,432 rüschen und beren o bruchen, wie von alter her. Item die landtreiser mag man mit ainer blahen, beren und rüschen ußnehmen, doch o o sollen 433 die ber und rüschen geschowet sein. Man mag auch die landtreiser mit ainer o o geschoweten rüschen oder gangkvisch nez staren, súnst aber niendert nit. o o Und ist das ain landtreis, das auf wissen grund steet. Item die riser, die man nennt die karpffen reuser und [fol. 11v] uff der brüne stand, o die mag man mit den hohen gernern, die von den undersezungen gemacht werden, o o ußnemen, auch darbeÿ die karpffen freÿ stechen oder in den geschewten rüschen fahen. o e Aber 14 tag vor und 14 tag nach dem Maÿ tag soll man die gwelburdinen 434 nit buren, o noch aufheben, súnder still lassen ligen bim aid. e Sunst aber mag man in gwelstetten mit seginen, watten, nezen und anderen zugen o o vischen wie anderswo, doch jeder zug mit seiner ordnung und wie von alter her. e e Item wolche uß dem see ingeng haben, das visch in die gru ben oder weÿer komen e könnent, die sollennt alle jar, achttag vor oder nach sannt Martins tag 435 ungefar dieselben e o gruben vleissig erfischen lassen, an 2 Pfund d bus, und, bim ayd  436, alle unmessige visch o e e in den See ausserhalb den guttern ußwerffen, aber die andern visch mogen sÿ behalten. e o Item und wolche, die nit vischer sind, ire gru ben, oder wiger, die ingang haben, o o o vischend oder ryser außnemen wöllen, die sollend das thun mit vischern, die dise ordnung o zehalten schuldig sind. o

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430 In der ÜF steht „sind“ anstatt „oder zu fangen verpoten sind“. 431 Dieser Absatz ist in der ÜF nicht gestrichen. 432 Eine Auflösung des hochgestellten Vokals war nicht möglich. o 433 Statt der Wortendung „en“ steht in der ÜF „die blach nit mer dann zwaÿer blachen tuch e teuf und“. 434 Eine Auflösung des hochgestellten Vokals war nicht möglich. 435 11. November. 436 Das „bim aÿd“ fehlt in der ÜF.

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Item und in gwelstetten, landtrisern, auch andern súnderbaren [fol. 12r] guettern und o o in graben sollen die hievor und nachgeschriben gmain ordnungen des Sees mit vischen nit weniger dann anderswo im See gehalten werden. o

Von tiefen reÿsern oder a rriche e o Item die tiefen riser mag man mit geschoweten ru schen und beren bruchen, man sols o o aber weder staren noch außnemen, bim aid, außgenomen die agunnen ryser, die mag man mit geschoweten rüschen wol staren. e e Item es soll kainer zu kainen teu fen reÿs mer dann vier ber sezen, zu zwaÿen acht, o e e und zudreÿen zwölf ber, und ob ainer gleichwoll mer dann drew tew fe reis hett, soll er doch allain zwölf ber sezen. o o o 437 o e Item es soll auch kainer kain reis verstossen, besúnder freÿ lassen, damit man die zug o e der orten, ruëwig pruchen mog, bim aid. Item es soll ain ÿeder beÿ ÿedem tieffen reis ain stössel der allweg über das wasser e e gang oder ain bohen haben, damit [fol. 12v] sich die gennden zu g hüetten konndent, o e an 1 Pfund d bus. Ob aber amichem der stossel oder boch, on sein wissen abzert oder e abgestossen wurd, der soll nit gefaret werden. o

e o o o Item wolicher buttenhufen 438 machen oder súnst reis besweren will, der soll das thun o an orten und enden, da sÿ kainen genden zug irrent. Er sols au ch wol versorgen und o e o wann er den butenhufen genu tzet oder das reis gnug beswäret hat und wassers halb o o o 439 kumenlich  hinwegk füeren mag, soll ers súber dannen thun, an 1 d bus. e

Von beren und rüschen o o Item man soll im See gar kaine rüschen noch ber gepruchen, dann die durch die Oberkait o o oder ire verordneten geschow et sind, dieselben auch nit anderst oder in merer antzal o bruchen, dann wie die von ÿeder Oberkait erlawpt werden. o o o Und sonnderlich soll man one erlau bung kaine rüschen zun trÿschen in die tieffe sezen, alles bim aÿd. Gmain artigkel auf alle zug zubeschirmung des Sees und junger vischen o Item ain fÿrabent, von der súnnen nidergang bis [fol. 13r] mornends zu der sunnen o o o nidergang, soll man gar kainen zug im See bruchen, auch die rüschen und ber nit sezen, o

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437 In der ÜF ist der Absatz nicht gestrichen. 438 Eine Auflösung des hochgestellten Vokals war nicht möglich. 439 Eine Auflösung des hochgestellten Vokals war nicht möglich.

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noch buren, bim aid, doch 440 mogent die netzer am fÿrtag abents, so es drew geschlagen e hat, sezen, aber erst nach der sunnen nidergang buren. e

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Und sind diß die fÿrtägen, die am im See halten soll: e Das new Jar Der hailigen dreÿer König tag 441 o Unnser lieben Frawen liechtmes tag 442 Sannt Matheis des hailigen zwolffbotten tag 443 o o Unnser lieben Frawen verkhündung tag 444 Den hailigen Ostertag Den Montag 445 Den Zinstag 446 Sannt Jörgen tag 447 Sannt Philipp und sannt Jacobs der hailigen zwolffboten tag 448 o Des hailigen creüz erfindung tag 449 o Den hailigen auffart tag Cristi [fol. 13v]  Den hailigen Pfingstag Den Montag 450 Den Zinstag 451 Unnsers herren Fronlaichnams tag u Sannt Johanns des hailigen Te fers tag 452 o Sannt Petter und sannt Pauls der hailigen zwolffbotten tag 453 Sannt Maria Magdalena tag 454 Sannt Jacobs des hailigen zwolffbotten tag 455 Sannt Lorentzen tag 456

440 In der ÜF steht „des gleichen“ anstatt „doch“. 441 6. Januar. 442 2. Februar. 443 24. Februar. 444 25. März. 445 Ostermontag. 446 Osterdienstag. 447 23. April. 448 1. Mai. 449 3. Mai. 450 Pfingstmontag. 451 Pfingstdienstag. 452 24. Juni. 453 29. Juni. 454 22. Juli. 455 25. Juli. 456 10. August.

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Fischereivertrag zwischen Konstanz und Überlingen  |

Unnser Lieben Frawen hÿmelfart tag 457 e Sannt Bartholomes des hailigen zwolffbotten tag 458 o o 459 Unnser Lieben Frawen gepurt tag  e o Des hailigen Crewz erhöhung tag 460 o e Sannt Matheus des hailigen zwolffbotten tag 461 Sannt Michels des hailigen Erzenngels tag 462 o Sannt Sÿmon und Judas der hailigen zwolffbotten tag 463 [fol. 14r]  Aller hailigen tag 464 Aller seelen tag bis mittag zeit 465 Sannt Martins tag 466 Sannt Katherinen tag 467 e Sannt Andreas des hailigen zwolffbotten tag 468 o 469 Sannt Niclaus tag  e Sannt Thomas des hailigen zwolffbotten tag 470 Den hailigen Cristag Sannt Steffans tag 471 Sannt Johanns tag 472 o

Item es sollen die vischer allenthalb wo sÿ vischent der júgent schonen und kaine o o o verbottnen visch, auch kaine, die das mess nit habent, noch auch den laych one studen o e 473 oder frunst  mit kainerlaÿ zug gefarlich fahen und ob sÿ ungefar gefangen wurden, o o dieselben weder verkawffen, verschenken, essen, noch in die wÿger thun, auch súnst nit o verumnützen, sunder von stu nd an, solbald sÿ des gewar werden, ußwerffen, sÿ seÿen e

457 15. August. 458 24. August. 459 8. September. 460 14. September. 461 21. September. 462 29. September. 463 28. Oktober. 464 1. November. 465 2. November. 466 11. November. 467 25. November. 468 30. November. 469 6. Dezember. 470 21. Dezember. 471 26. Dezember. 472 27. Dezember. 473 Eine Auflösung des hochgestellten Vokals war nicht möglich. Das „auch den laych one ­stuoden oder frunst“ fehlt in der ÜF. o

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tod oder lebendig. Es soll ouch kainer sollich unmessig und verpotten fisch und laych a von anderen kuffen alles 474 beim ayd. o [fol. 14v]  Und namblich soll man allenthalb im See, durch das gantz jar, gar keine ­seelen fahen, bim aid, und sollenn aber die seelen, vom Christmonat,475 dar inn sÿ gelaicht o ­werden, bis Osteren im andern jar herumb seelen sein und gehaissen werden. Item so ist diß des hechts mess, wie lang er uberal sein soll. e Item ist diß des karpffen, der schleÿen, der forchinen und des barben mess. e o Item dieser ring ist des âls mes und wo lcher al du rch disen ring mag, der soll o außgeworffen werden. [Nebenstehend sind die folgenden Maße eingezeichnet:] karpfen, schleÿen, ferhinen, barben maß [eine Strecke von 17,5 cm] hecht [eine Strecke von 26,1 cm] al maß [Ein Kreis mit einem Durchmesser von 2,6 cm] o

Vom kressling o Item man soll hinfür, bim aid, biß die Oberkait erlaubent gar kaine kressling fahen und sollen die kressling vom Merzen, darinn sÿ gelaicht werden, bis sannt Jacobs tag 476, des o andern jars herumb, kressling sein und gehaissen werden. Vom hürling o e Man soll die júngen hürling mit kainem zug weder fahen noch schopffen im Obersee o o 477 bis sant Jacobstag . o o [fol. 15r]  481 o Es mag auch ain ÿeder jedes mals, so er nach hürlingen ziehen darff, ime selbs in o sein haws, und allain für sein volckh wol ain essen fahen, doch soll er dieselben weder e o verkawffen, verschencken noch verunnützen. Vom egli o Item 14 tag vor und 14 tag nach dem Maytag 482 soll man mit rüschen und kainem zug, o weder gros noch klain, hürling, auch gar kain egli, fahen, bim aid. Von helfischen Item von Ostern, bis sannt Gallen tag483 soll man allenthalben [fol. 16r] weder mit fachen, o reysern noch beren und mit kainem zug groppen und grúndlen fahen, bim aid. Von gräsitt o o e Item man soll durch das gantz jar kainen zug nienen kaine gräsit fahen noch schopffen, bim aid. 484 o

o

Actum ut supra

PROTOKOLL DER FISCHEREIKONFERENZ VOM 30. JUNI BIS 2. JULI 1790 MIT EINEM VERZEICHNIS DER FISCHE IM BODENSEE UND EINEM VERZEICHNIS DER FANGWERKZEUGE EINLEITUNG Bis 1790 gab es keinerlei Versuch, einen Fischereivertrag für den kompletten Obersee abzuschließen. Alle rechtlichen Vereinbarungen zwischen mehreren Obrigkeiten regelten die Fischerei bestenfalls in einem Teil des Sees, manchmal auch auf recht kleinem Raum. Die Verträge hatten also bestenfalls regionalen, manchmal auch nur lokalen Charakter. Die Gründe für diese Tatsache lassen sich im Einzelfall nicht identifizieren. Schließlich war es schon im Spätmittelalter zumindest denkbar, dass die verschiedenen Vororte in Fischereifragen zu einer gemeinsamen Regelung zumindest in einigen Fragen kommen konnten. Angesichts der politischen Zersplitterung des Bodenseeraumes hätte ein solches Einverständnis allerdings einen großen diplomatischen Aufwand erfordert. Auch fehlte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wohl ein gemeinsames Problembewusstsein, das eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Verhandlungsprozess gewesen wäre. Angesichts der vergleichsweise großen Entfernungen, die die Fischer der verschiedenen Obrigkeiten auf dem Bodensee zurücklegten, gab es sicherlich Kontakte und damit Informa­ tionsaustausch ebenso wie Konflikte. Doch wenn es um Fragen der Fischversorgung und Sorgen hinsichtlich des Erhalts der Ressource Fisch ging, schien offenbar ein lokaler oder regionaler Rahmen ausreichend und eher praktikabel. Diese Situation änderte sich erstmals am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Ausgangslage war jedoch eine altbekannte: Konstanz beschwerte sich – unterstützt von den Klöstern Petershausen und Münsterlingen sowie der gemeinen Herrschaft Thurgau und dem Herzogtum Fürstenberg – bei der Deutschordenskommende Mainau über Verstöße gegen den gültigen Fischereivertrag. Vor allem der Fang von zu kleinen Fischen bereitete Sorgen und so bat Konstanz stellvertretend für die anderen Obrigkeiten um die 484 Die vorhergehenden fünf Absätze wurden in der ÜF nicht gestrichen.

Protokoll der Fischereikonferenz  |

Abstellung dieser schädlichen Praxis. Die Reaktion der Mainau ließ nicht lange auf sich warten, brachte aber keine Lösung des Problems. Ihr Vorschlag, den Fang von Blau­felchen mit dem Schwebgarn auf dem offenen See einzuschränken, wurde von Konstanz mit der Begründung abgelehnt, dass er keine Lösung des eigentlichen Problems bringe.485 Auch wenn aus dieser Korrespondenz nicht eindeutig hervorgeht, um welche Fischart es sich bei der Beschwerde handelte, so war es das Problem des Fangs des Hürlings, also des jungen Barsches, das die Konstanzer Obrigkeit in den folgenden Jahren umtrieb. Vor allem der Stadtrat Josef von Albini ergriff die Initiative, indem er dem Magistrat der Stadt im Januar vorschlug, ein komplettes Fang- und Verkaufsverbot des Hürlings für drei Jahre einzuführen. Solch eine umfassende Einschränkung hatte aber sicherlich nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn auch die anderen Obrigkeiten am westlichen Bodensee zustimmten und es für ihre Fischer auch durchsetzten. Deshalb schickte der Konstanzer Magistrat im Januar 1789 Briefe an die benachbarten Herrschaften mit der Anfrage, ob sie dem Konstanzer Vorschlag zustimmen würden. Begründet wurde der Vorstoß mit einem „beträchtlichen Mangel an Fischen“, als dessen vornehmlicher Grund der Hürlingfang gelten musste.486 Die Reaktionen waren durchaus positiv. Verschiedene Herrschaften am westlichen Bodensee erklärten sich bereit, dem Verbot beizutreten, allerdings nur unter der Bedingung, dass alle anderen Herrschaften dies ebenfalls täten. Erstaunlich schnell, nur knapp zwei Monate nach der Konstanzer Anfrage, hatten sich die Reichsstadt Überlingen, die Grafschaft Heiligenberg, die Landgrafschaft Nellenburg, die Zisterzienserabtei Salem und das habsburgische Konstanz zu einem Verbot des Hürlingfangs verpflichtet. Die bischöflich-konstanzische Reichenau trat einige Wochen später ebenfalls bei, das Benediktinerinnenkloster Münsterlingen allerdings erst im August.487 Doch mit dem Verbot war es nicht getan. Bereits mit den letzten Zusagen und den ersten Vollzugsmeldungen kamen Verbesserungsvorschläge. Überlingen schlug vor, die Praxis des Zurückwerfens zu kleiner Fische wieder durchzusetzen, während die Konstanzer Fischerzunft einen allgemeinen Fischertag anregte, auf dem Streitfragen hinsichtlich des Fangverbots diskutiert werden sollten. Die Fischer des Konstanzer Vororts Paradies forderten ebenfalls einen Umsass, der eine einheitliche Regelung des Hürlingfangs im Untersee erreichen sollte.488 485 Korrepondenz Konstanz an Mainau, 17.8.1787, 7.9.1787, GLA KA 209/328. 486 Leider ist nur einer dieser Briefe erhalten geblieben: Korrespondenz Konstanz an Mainau, 24.1.1789, GLA KA 209/328. 487 Korrspondenz Überlingen an Konstanz, 6.2.1789, 20.3.1789; Korrespondenz Heiligenberg an Konstanz, 24.2.1789; Korrespondenz Nellenburg an Konstanz, 28.2.1789; Korrespondenz Salem an Konstanz, 12.3.1789; Mandat des Magistrats von Konstanz, 26.2.1789; Korrespondenz Reichenau an Konstanz, 11.4.1789; Korrespondenz Münsterlingen an Konstanz, 10.8.1789, StA KN DI Fasc 36. 488 Korrespondenz Überlingen an Konstanz, 20.3.1789; Korrespondenz Konstanzer Fischerzunft an Konstanz, 23.3.1789; Korrespondenz Heiligenberg an Konstanz, 27.3.1789, 1.5.1789; Korrespondenz Salem an Konstanz, 7.4.1789; Korrespondenz Paradieser Fischer an Konstanz, 6.7.1789, StA KN DI Fasc 36.

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Der Konstanzer Magistrat griff die Anregung schnell auf und lud die am Hürlingfangverbot beteiligten Obrigkeiten zu einem Fischerumsass für den 16. November 1789 ein. Dieser sollte sich nicht nur mit dem aktuellen Hürlingfangverbot beschäftigen, sondern auch diskutieren, ob nicht nach 200 Jahren ein neuer Fischereivertrag vonnöten sei. Allerdings ging er über den Kreis der bisherigen Vertragspartner hinaus, indem er auch der Reichsstadt Lindau eine Einladung zukommen ließ.489 Auch wenn Konstanz die Mainau zweimal bitten musste,490 fand der Umsass am avisierten Datum tatsächlich statt, ohne jedoch zu einer Einigung zu kommen. Eine neuer Konferenz wurde für den 22. März 1790 terminiert,491 musste aber wegen der Trauerfeierlichkeiten anlässlich des Todes Kaiser Joseph II . auf den 21. April verlegt werden.492 Nach einigen weiteren Verschiebungen auf Bitten der Mainau und Salems trafen sich die Abgesandten aus Vorarlberg, Nellenburg, Tettnang, Meersburg, Lindau, Petershausen, Kreuzlingen, Überlingen, Mainau, Heiligenberg, Salem, Bodman und Münsterlingen vom 30. Juni – 2. Juli 1790 in Konstanz zur Verhandlung über einen neuen Fischereivertrag. Es fehlten jedoch die Reichsstadt Buchhorn und sämtliche Schweizer Obrigkeiten: St. Gallen sowie die gemeinen Herrschaften Rheintal und Thurgau.493 Eröffnet wurde die Konferenz vom Konstanzer Bürgermeister Dr. Behri, der in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Schonung der jungen Fische für die Fischerei am Bodensee hinwies. Er schlug vor, das Verbot des Hürlingfangs von drei auf sechs Jahre zu verlängern. Die Unterhändler gingen jedoch darüber hinaus, sodass ein Verbot für zehn Jahre und ein einheitlicher Strafenkatalog für jegliche Zuwiderhandlung beschlossen wurden. Nach Ablauf dieser zehn Jahre war ein weiterer Umsass vorgesehen, auf dem das weitere Vorgehen in der Frage beschlossen werden sollte. Nachdem dieser unmittelbare Anlass der Konferenz geklärt war, gingen die Unterhändler dazu über, einen Fischereivertrag für den gesamten Bodensee zu entwerfen. Sie taten dies in zehn Punkten, die die gesamte Breite der Regulierung der Bodensee­ fischerei abdeckten: Nutzungsbeschränkungen für bestimmte Werkzeuge, Vorgaben für die Herstellung und die Ausgestaltung von Netzen und Reusen, wie Maschenweiten, sowie Schonzeiten und -maße für bestimmte Fischarten. Auch wurde die Errichtung neuer Reiser verboten. Zudem wurde die Überwachung des Vertrags geregelt und die Strafen festgelegt. Diese Vorgaben waren teils außerordentlich detailliert. Da in den verschiedenen Teilen des Bodensees durchaus verschiedene Namen für die gleichen Geräte, aber auch 489 Korrespondenz Konstanz an Lindau, 5.10.1789, StA LI A III 55,2. 490 Korrespondenz Konstanz an Mainau, 4.8.1789, 5.8.1789, GLA KA 209/328. 491 Korrespondenz Konstanz an Mainau, 2.2.1790, GLA KA 209/328; Korrespondenz Konstanz an Lindau, StA LI A III 55,2. 492 Korrespondenz Konstanz an Mainau, 13.3.1790, GLA KA 209/328; Korrespondenz Konstanz an Lindau, 12.3.1790, StA LI A III 55,2. 493 Korrespondenz Lindau an Feldkirch, 22.3.1790, Korrespondenz Konstanz an Lindau, 30.3.1790, 21.5.1790, 22.8.1790, StA LI A III 55,2; Korrespondenz Konstanz an Mainau, 8.4.1790, 30.5.1790, 22.8.1790, GLA KA 209/328. Protokoll Fischereiumsass 1790, StA KN DI Fasc 45.

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für Fische verbreitet waren, war es anscheinend für die Eindeutigkeit der Vorschriften nötig, die betroffenen Werkzeuge und Fischarten zu definieren. Daher wurden an das Protokoll der Konferenz zwei Listen angehängt. Die erste war ein Verzeichnis der Fische im Bodensee. Es gab Aufschluss über die Namen der Fische, ihre Entwicklung, ihren Lebensraum und ihr Laichverhalten. Dazu wurde auch vermerkt, ob die Fischart bei den Konsumenten beliebt war und ob sie des Schutzes durch den Vertrag bedürfe. Das Verzeichnis ist ausgesprochen detailliert und bietet einen wichtigen Einblick in volkstümliches Wissen hinsichtlich der Fischökologie am Ende des 18. Jahrhunderts. Bei dem zweiten Anhang handelt es sich um ein Verzeichnis der Fangwerkzeuge, wie sie zu dieser Zeit im Bodensee im Gebrauch waren. Auch diese Aufzählung besticht durch ihre Präzision und ihre Aufmerksamkeit für Details. Jedes Fangwerkzeug, seien es Zugnetze, Stellnetze, Reusen oder Angeln, wurde in allen Einzelheiten beschrieben. Dadurch wurden auch allgemein verbindliche Spezifikationen festgelegt, an die sich alle Teilnehmer des Vertrages halten mussten. Die Kombination aus der Regulierung der Fischerei im Vertragstext und den Verzeichnissen der Fische und der Fangwerkzeuge machten das Protokoll der Fischereikonferenz vom 2. Juli 1790 zu einem für den Bodensee einmaligen Dokument. Es hatte das Potential, die Bodenseefischerei auf eine neue und einheitliche Grundlage zu stellen. Doch sollte es dazu nicht kommen. Wie im Protokoll angekündigt, erstellte der Ratsschreiber wenige Tage nach dem Ende der Konferenz durch ein Siegel beglaubigte Abschriften der Verhandlungsergebnisse, darunter auch das hier edierte Exemplar. Zuvor hatte bereits der Konstanzer Magistrat drei derjenigen Obrigkeiten angeschrieben, die keine Abgesandten zur Konferenz geschickt hatten: Buchhorn, Rheintal und St. Gallen. Er unterrichtete diese von den Ergebnissen und bat sie, schriftlich ihr Einverständnis mit den Regelungen zu erteilen und so dem Vertrag beizutreten, dessen endgültige Version in Konstanz gerade erstellt wurde.494 Anscheinend gab es von keiner der drei Herrschaften eine positive Reaktion und auch in Lindau begann sich Widerstand gegen das Verbot des Hürlingfangs zu regen. Konstanz musste Lindau schon am 5. Juli, also nur drei Tage nach der Konferenz, versichern, dass sich die momentanen finanziellen Einbußen in nicht allzu ferner Zukunft amortisieren würden. Nur zwei Wochen später teilte Lindau Konstanz mit, dass es seinen Fischern den Hürlingfang an zwei Tagen pro Woche erlauben müsse, wenn dies den Fischern in Rorschach, Romanshorn und Arbon erlaubt sei, also den Orten unter eidgenössischer Oberhoheit.495 Konstanz reagierte auf diese Nachricht mit der erneuten Aufforderung an St. Gallen, dem Vertrag beizutreten. Schließlich müssten sich die Konstanzer Lehensfischer unter Schweizer Oberhoheit, also im Konstanzer Trichter bis Landschlacht, an das

494 Korrespondenz Konstanz an Buchhorn, 3.7.1790, Korrespondenz Konstanz an Rheintal, 3.7.1790, Korrespondenz Konstanz an St. Gallen, 5.7.1790, StA KN DI Fasc 36. 495 Korrespondenz Konstanz an Lindau, 5.7.1790, StA LI A III 55,2; Korrespondenz Lindau an Konstanz, 20.7.1790, StA KN DI Fasc 36.

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Verbot halten, ihre Kollegen nur wenig weiter im Osten jedoch nicht. Das Argument der Ungleichbehandlung drohe den Vertrag zunichte zu machen.496 Doch die St. Galler ließen sich auch von diesem Bitten und Drängen nicht beeinflussen. Der Fischereivertrag, und damit auch das Verbot des Hürlingfangs, scheiterte endgültig im Januar 1791, als Münsterlingen beschloss, aus dem Vertrag auszusteigen, weil es seinen Fischern schlecht verbieten könne, was den Nachbarn erlaubt sei.497

BEMERKUNGEN ZUR TRANSKRIPTION Auch bei der Transkription des Protokolls des Fischerumsasses vom 30. Juni – 2. Juli 1790 handelt es sich nicht um eine historisch-kritische Edition. Die Übertragung erfolgte nach dem Exemplar im Stadtarchiv Konstanz.498 Andere Versionen des Protokolls, etwa in den Stadtarchiven von Lindau und Überlingen,499 wurden nicht berücksichtigt. Die Transkription erfolgte nach den „Richtlinien für die Edition von Quellen zur neueren deutschen Geschichte“500. Insbesondere wurden die Interpunktion und Großschreibung der Lesbarkeit halber angepasst.

BIBLIOGRAPHIE Zu näheren Erklärungen zu den verschiedenen Fachbezeichnungen für Fanggeräte und Fische siehe das Glossar oder: Klunzinger, Bodenseefische. Möking, Sprache. Ribi, Fischbenennungen. Seligo, Fanggeräte.

TRANSKRIPTION [fol. 1r]  Actum Konstanz auf dem städtischen Rathshause Mittwoch den 30ten Brachmonat 501 und 1ten und 2ten Julii 1790 Præsentes mit Vorbehalt des Ranges

496 Korrespondenz Konstanz an St. Gallen, 30.7.1790, StA KN DI Fasc 36. 497 Korrespondenz Münsterlingen an Konstanz, 3.1.1791, StA KN DI Fasc 36. 498 Protokoll Fischereikonferenz, StA KN D1 Fasc. 45. 499 StA LI A III 55,2; StA ÜL C990. 500 Heinemann (Hg.), Richtlinien, S.  27 – 39. 501 Juni.

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Von dem Wohllöblichen Voradelbergischen Oberamt Bregenz und dem löblichen Obervogteÿ-Amt Feldkirch. Titl. [=Titel] Herren Oberamts-Rath und Landschreiber Dietrich v. Erbmanszahl etc. Von dem Wohllöblichen Nellenburgischen Oberamt Stockach Titl. Herr Oberamts-Rath und Landschreiber v. Arand etc. Von den Wohllöblichen Ober-Ämter Altdorf und Tettnang Herr Obervogt Weilhammer von Waßerburg Von der Hochlöblich Hochfürstlichen [fol. 1v] Regierung zu Mörspurg Herr geheimer Rath und Obervogt Baron von Hundbiß und Herr Hofrath v. Baur v. Heggenstain Von der löblichen Stadt Mörspurg Herr Stadtschreiber Karl Leutin Von der löblichen Stadt Lindau Herr Konrad Oberreuth Obmann der Fischer etc. Von dem Löblichen Reichsgotteshauß Petershausen Herr Rath und Oberamtmann Widmann Von dem Löblichen Reichsgotteshauß Kreuzlingen Herr Oberamtmann Sulzer Von der Löblichen Reichs-Stadt Überlingen Titl. Herr Amts-Bürgermeister Freÿherr v. Lenz und Herr Zunftmeister Hofaker [fol. 2r]  Von der Wohllöblichen Kommenda Mainau Herr Hofrath Schmid Von dem Wohllöblichen Ober-Amt Heiligenberg Herr Hofrath und Ober-Amtmann v. Raggenegger Von dem Wohllöblichen Ober-Amt Salmansweil Herr Rath und Ober-Amtmann Felder Von dem Hochfreÿherrlichen Obervogteÿ-Amt von und zu Bodmann Herr Obervogt Konsel Von dem Wohllöblichen Ober-Amt Münsterlingen Herr Ober-Amtman Anderwert Von Seite Konstanz Herr Bürgermeister Dr. Behri Herr Rath v. Albini Herr Rath Burkart Raths-Sekretär Leiner [fol. 2v] Da in Folge des unterm 28ten Maÿ abhin zum endlichenmal ergangenen Einladungs-Schreibens den mit Vorbehalt des Ranges zur Seite benennter Hoch- und Löblichen Herrn Abgeordneten dießeitige Stadt mit ihrer Gegenwart zu beehren und in Absicht auf die Oberseeische Fischereÿ dem allgemeinen Besten zu Lieb in eine freund nachbarliche Konferenz zusammen zu tretten gefällig gewesen. So wurde diese von dem dießeitigen Herrn Bürger[fol. 3r]meister Dr. Behri mit dem nachstehenden ohnmaaßgeblichen Vortrag eröfnet:

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Es seÿe augenfällig, daß der allgemeine Nutzen und Vortheil sämtlicher Fischenz berechtigter Dominien hauptsächlich darinn beruhe, daß die Zahl aller Fisch-Gattungen möglichst vermehrt und zumalen derselben Wachsthum beförderet werde. Beÿdes laße sich nicht wohl richtiger erziehlen, als wenn vor allen andern die FischJugend mit äußersten Fleiß geschonet, und dann hienebens so wohl in Ab[fol. 3v]sicht auf die Zeit, als die Garne und übrigen Fang-Zeüge und endlich auch die Größe der Fischen dasjenige festgesezt und bestimmet werde, was man für diesen dreÿfachen Gegenstand das gedeilichste finde. Die Schonung der Jugend betrefend seÿ bekannt, daß von Seite mehrerer am nächsten dahier gelegenen Dominien bereits vor Jahr und Tage schon der Entschluß gefaßet und die wechselseitige Verbindlichkeit eingegangen worden, in ihren Fischenz-[fol. 4r] Bezirken einsweilen auf 3 Jahre lang, und zwar beÿ Strafe der Konfiskazion, keine Hürlinge fangen zu laßen. Es bleibe also nur der Wunsch noch übrig, daß auch die andere Hoch- und Verehrlichsten Dominien, welche dieses Verbott ihrer Seits noch nicht eingeführet haben, sich gleichfalls darmit einverstehen und also eine durchgängig gleiche Beobachtung, als ohne welche einmal eine gute Ordnung bestehen könne, einführen zu helfen belieben möchten. [fol. 4v]  Worüber von Seite der samtlich-Herren anwesenden Abgeordneten die einhellige Erklärung erfolget, daß das nemliche Verbott ihres Orts für sehr nützlich und nothwendig befunden worden und daher demselben mit Vergnügen beÿgetretten werde. Hiernächst scheine die Frage: Ob das nun so durchgehends begnehmigte [!] Verbott des Hürlingfangs wo nicht gar von nun an auf alle Zeit zu statuiren, doch [fol. 5r] am Plaz nur 3 auf wenigstens 6 Jahre anzuordnen wäre, hier eben an dem rechten Orte zu stehen und zwar um so mehr, als offenbaren es nur von dem geringsten Ertrag seÿn könne, wenn die noch unzeitige FischBruten gleichgültig hinweg gefangen und haufenweise verzehrt werden, wo hingegen die längere Erhaltung derselben einen immer höher steigenden Nutzen wegen der Größe so wohl als der Zahl der Fische gewähren müße. Doch wolle andurch [fol. 5v] niemand in seiner Meinung vorgreifen, sondern diese vielmehr von sämtlich Hoch- und Löblich Abgeordneten sich an das Protokoll ausgebeten werden, die dann durch Einhelligkeit der Stimmen dahin ausfiel, daß der ohne Ausnahme für höchst schädlich angesehene Hürling-Fang auf 10 Jahre abgestellt und die Übertretter dieses Verbotts das erstemal mit der Strafe der Konfiskazion der Fische und das zum Hürling-Fang [fol. 6r] gebrauchten Fischer-Gezeüges, das 2te mal nebst der Konfiskazion der Fische und des Fischer-Gezeüges mit einer Geld-Strafe von 5 Reichs-Thaler oder 5 tägige Einthürmung, das 3te mal und so fort nebst abermaliger Konfiskazion der Fische und des Netzes oder Behrens mit Verdoplung der Geld- oder Einthürmungs-Strafe beleget werden sollen. Wobeÿnebens insonderheit zu bemerken, daß wegen dieses Gegenstandes so wohl, als auch der Fischereÿ überhaupts [fol. 6v] dem einhellig gefasten Entschluß gemäß nach Verlauf 10 Jahre ein abermaliger Umsaß abgehalten werden solle.

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Belangend so fort die Fortsetzung der Zeit, dann der Garne und andern Fang-­ Gezeüges, und endlich der Größe der Fischen därfte [!] es ohne Maßgab vorzüglich darauf ankommen, was auf die von hieraus bereits communicierte Deliberazions-Punkten wegen Verbeßerung der beÿnache ganz in Abgang gerathene Alter Partikular Conventionen und wirksammen Abstellung der [fol. 7r] eingeschlichenen Mißbraüchen abzuschließen beliebt werden wolle. Nicht alle der gedachten Punkten scheinen zwar nach der damaligen Faßung allgemein zu seÿn, sondern vielmehr nur besondere Partheÿen zu berühren, ohne daß das Ganze dabeÿ interessiert wäre, wann aber in andern Gegenden des Bodensees villeicht eben das praktizirt werden solte, was links und rechts an der Stadt Konstanz geschehen, würde sich den nemlichen Punkten [fol. 7v] die Allgemeinheit gewis nun und nimmermehr absprechen laßen. Indessen wolle ein Punkt nach dem andern bloß nach dem Verhältniß, wie er als allgemein vorkommen möchte, anher bemerkt und über einen jeden das Resolutum gewärtiget werden. 1ter Punkt Ob für das Zeichen mit Watten und Seginen nicht eine gewise Zeit vorgeschrieben und sonderheitlich in Absicht des Eglinfisches [fol. 8r] bestimmt werden solle, wenn dieser in den sogenannten Bahn zu thun – das ist – nicht mehr zu fangen seÿe. Resolutum ad 1mum Der Eglin solle 14 Tag vor- und 3 Wochen nach Georgi 502 in den Bahn gethan und mithin nicht gefangen, wehrend dieser Zeit auch weder eine Landwatte noch Raksegin in den See geführet, sondern allein eine sogenannte Lohn- oder eine Schwebsegin, diese aber auch nur dergestalten gebraucht werden, [fol. 8v] daß sie nur in der Tiefe und nicht über die Halden oder an das Land gezogen werde. Jedoch solle Langenargen, Waßerburg, Lindau und Bregenz aus erheblich befundenen Beweggründen den Eglinbahn länger nicht weder 14 Tage, und zwar 8 Tag vor und 8 Tag nach Georgi, zuhalten verbunden seÿn. 2ter Punkt Ob nicht noch andere Fisch-Gattungen vorfindig [fol. 9r] seÿen, deren Laich-Zeit in gewisen Maßen eben so wie jener des Eglins zu berüksichtigen und zu schonen seÿen möchte.

502 23. April.

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Resolutum ad 2dum Da nach Auskunft der samtlichen Fischer nur die sogenanten Blaufelchen um ­Katharina 503 und Konrads-Tag 504 zu laichen beginnen und zu dieser Zeit vorzügliche Schonung verdienen, wären dieselbe 8 Tag vor und 8 Tag nach der gedachten Zeit in den Bahn zu legen. [fol. 9v]  Betrefend der andere Fisch-Gattungen laichen sie entweder dergestalten in der Tiefe, daß man ihnen mit kainem zeüg beÿkommen und mithin Schaden zufügen könne, oder aber es seÿ nicht möglich, sie außer einer andern als eben nur der LaichZeit zu fangen. 3ter Punkt Ob zu Verhütung einer besorglichen Übersetzung der Fischereÿ und nothwen[fol. 10r] diger Weis sich daraus von selbst ergeben müßen, den Vereitlung alles und jeder gemeinnützlichen Absichten und Veranstaltungen die Zahl der Fang-Gezeügen und Garne als Watten, Rak-, Lohn- und Schwebseginen, Felchen- oder Klusgarne nicht für einen jeden Ort nach dem Maaß der von alters her ausgeübten Fischenz-Gerechtsamme für die Hinkunft zu bestimmen seÿn möchte. Resolutum ad 3tium Lasse sich respecta der un[fol. 10v]mittelbar an dem See gelegenen Ortschaften die Zahl der Fischeren in dem offenen oder tiefen See von Bregenz bis Bodmann mithin von Anfang des Sees bis zu Ende deßelben mit Kluß- und Schwebgarnen bis zu dem nach 10 Jahren wieder abzuhalten schon bestimmten neüerlichen Umsaß zwar nicht eigentlich zu beschrenken. Es sollen aber allforderst die nicht gelegenen Unterthanen von dieser Fischereÿ ausdrüklich ausgeschloßen [fol. 11r] seÿn. Dann solle von nun an dort, wo die Zahl der Fischer schon zu stark und gegen das ältere Herkommen wirklich übersezt seÿ, von keinem Dominium inzwischen ein neüer Fischer angenommen, auch diejenigen, welche dermal schon ein anderes Gewerb als die Fischereÿ zu treiben haben, sogleich abgeschaft und eingezogen, auch beÿ erfolgenden Absterben eines wirklichen Fischers der Bedacht dahin genommen werden, daß deßen [fol. 11v] Platz nicht wider ersetzet und also die Anzahl der sämtlichen Fischeren successive nach Möglichkeit verminderet werden möchte. Weiters Sollen an Watten oder Netz-Seginen so viel Zeüg ausgeführt werden mögen, als jeder Ort dem bisherigen alten Herkommen und dem Verhältniß der berechtigten Fischer gemäß zu führen befugt und respective berechtiget seÿ. Den Landschlachtern aber [fol. 12r] solle anstatt ihrer bisher widerrechtlich in die See geführten 6 Watten aus besonderer Rücksicht ihrer Vorgegebenen äußersten bedürftigen Umständen gleichwohl bis zum nächsten Umsaß 3 Watten und 1 Segin,

503 25. November. 504 26. November.

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als womit sie sich zu begnügen selbst verbindlich gemacht haben, zu gebrauchen gestattet seÿn. Übrigens könne in Absicht auf die Klus- oder Schweb-Garne für dermal nichts eigentliches bestimmt werden, weil [fol. 12v] die Zahl der Fischer zur Zeit eben auch so genau sich nicht habe bestimmen lassen, sondern diese ebenfalls beÿ dem künfitgen Umsaß erst sich näher werde aufschließen müße. 4ter Punkt Wie viel Bändlein eine Watte sowohl als die Seginen etc. halten sollen, damit die FischJugend durch die allzunachtheilige Enge derselben nicht zum allgemeinen Nachstand [fol. 13r] mit fortgestreift werden müßen. Resolutum ad 4tum In betrefe der Weite der Schlaufen wurde in Rüksicht der zerschiedenen Garne und Netzen folgendes nach Einvernehmung der sämtlichen anwesenden Fischer gemeinverständlich abgeschloßen. Seginen Sollen auf die Konstanzer Zwilch Elle 505 20 Band enthalten, im Sak oder Zipfel aber 35 Bande. Mit dieser Gattung Garn werden die Hechte, Forellen und Sandfelchen gefangen. [fol. 13v]  Land- und andere Watten Beÿ dieser Gattung Garn sollen auf die Konstanzer Zwilch-Elle 40 Band so gestrikt werden, daß die Gupfen zu allen Zeiten den aufrechten Weeg oder im aufrechten Behren angesetzt seÿ und daß der Behren 2 Ellen halte, der Sak aber 7 doch dergestalten, daß auch 42 Band auf die Elle nicht geäußert werden sollen. Mit dieser Gattung Garn werden Gang[fol. 14r]fische, Stüben, Kilchen, Eglin oder Krezer gefangen. Falls mit dieser Gattung auch Forellen, Hechten, Brachsmen, Karpfen, Röttlen und Eschen gefangen würden, sollen selbe wieder in das Waßer geworffen werden, wenn selbe nicht das unten bestimmte Maaß hätten. Gangfisch-Seginen Diese Gattung Garn wird in der Maaß gestrikt, daß auf die Zwilch Elle 40 Band sowohl beÿm Enggarn als Sak gehen sollen, doch soll ein Bänd[fol. 14v]lein nicht gefährdet werden.

505 Leider konnte die Länge der Zwilch (= Zwirn) Elle nicht ermittelt werden, da nicht klar ist, ob damit die lange oder die kurze Konstanzer Elle gemeint ist.

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Schweb- oder Klußgarn Sollen wie die Seginen auf die Elle 20 Band halten, doch so, daß die Gupfen sich auf 35 Band zusammen ziehen. Mit dieser Gattung Garn werden die Felchen, Forellen und Hechte gefangen, welche sich im Schweb – das ist – weder auf dem Grund noch der Oberfläche aufzuhalten. Streif-Garn oder Klepper-Garn Haben ihr Verbleiben, wie sie bisher gewöhnlich waren, und werden [fol. 15r] hiermit nur Kropen, Grundlen und Moserlen, das ist kleiner Treuschen, eingebracht. Hasel-Watten Sollen nach dem Wunsch sämtlich anwesender Fischer gänzlichen abgestellt seÿn. Schweb-Netze Auf die Konstanzer Zwilch Ellen sollen 16 bis 18 Band gestrikt werden, und werden hiemit nur Hechte, Forellen und Blaufelchen gefangen. Hasel- und Gangfisch-Netze Dieselbe sollen 36 bis 38 Band auf die Konstanzer Elle halten und werden hiemit die Hasel, [fol. 15v] Gangfische, Eglin, Fürn und Kilchen gefangen. Solten mit dieser Gattung Netze auch Hechte und Forellen, welche das unten vorgeschriebene Maaß nicht haben, gefangen werden, sind selbe wieder in das Waßer zu werfen, sie mögen dann tod oder lebendig eingebracht werden. Fürn-Netze Diese Gattung Netze sollen 26 bis 28 Schlaufen auf die oft gedachte Konstanzer Elle austragen mit dergleichen [fol. 16r] Bemerkung, daß, wenn sich ein Hecht oder Forelle unter dem nachfolgenden Maaß darinn fangen würde, dieselbe tod oder lebendig wieder in das Waßer geworffen werden sollen. Hecht-Netze Dieselbe sollen nach der Konstanzer Elle 18 bis 20 Schlaufen einstriken und werden hiemit keine andere Fische gefangen als Hechte und Forellen. Man hat übrigens gemeinverständlich für räthlich gefunden, den Fang der kleinen Felchen, [fol. 16v] wo nur 50 bis 60 Stük auf das Pfund gehen, gänzlichen abzustellen, und daß daher die Löbliche Reichs-Stadt Lindau, Hart, Fußach und die übrigen angelegenen Umsaßen ersucht werden möchten, die Abstellung deßen zu bewerkstelligen. Bregenz, Altdorf, Tettnang und Lindau, welche bisher ihre Fischer-Zeüg nach einem ihren conventionellen Maaße ein[fol. 17r]gerichtet haben, wollen sich so viel die Lage und Beschaffenheit des dortigen Gewäßers und thuenlichen Fischfangs zuläst, dem obigen conformiren und auch der Fischereÿ unschädliche Gärne halten, eben so, wie in Betrefe des Felchenfanges sowohl zur Laich-Zeit als sonsten das nach dortiger Lage immer mögliche beobachten, um dem gegenwärtigen Schluße am nächsten zu kommen.

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5ter Punkt Nach dem vorstehenden [fol. 17v] Resolutum scheine die nothwendige Frage einzutreffen, wie oft mit den spezifizierten Garnen- und Fang-Zeügen a) wochentlich, und b) zu Tag- oder Nachts-Zeit den See zu besuchen, auch c) ob dieselben der hergebrachten Schau nicht fortan zu unterwerffen seÿen, auf daß nicht hierwegen so wohl als wegen der Zeit die nachtheiligesten Unfugen darmit getrieben werden können. Resolutum ad 5tum ad a) et b) Seginen werden [fol. 18r] im fruh- und spät Jahr so lange gebraucht, bis die Felchen kommen, dann so lang selbe anhalten und in solcher Menge gefangen werden, daß hiebeÿ das Brod zu finden seÿ. Auch seÿ beÿ diesem Garn keine Excesse zu besorgen, indem es wegen seiner Schwehren-, Mühesamen- und Kostbarkeit nur für die Noth und im Sommer gar nicht gebraucht werde, diese Seginen werden beÿ Tag- und Nachts-Zeit in [fol. 18v] den See geführt. Gangfisch-Seginen Werden mit Johanni in den See geführet und so lang gebraucht, als diese Gattung Fische zu fangen sich der Mühe lohnen und zwar am Montag, Mitwoch, Donnerstag, Freÿtag und Samstag, auch wenn in der Woche ein Fasttag einfällt, von Morgen in der Fruhe mit anbrechenden [fol. 19r] Tag bis 7 Uhr, dann von Abends ohngefähr 4 Uhr bis 6 Uhr. Watten werden das ganze Jahr gebraucht, nur in dem Eglin-Bahn ausgenommen, und zwar am Dienstag, Mitwoch, Donnerstag und Freÿtag, am ersten Tag mit Tages-Anbruch. Die übrige Täge aber beÿ Tag- und Nacht, so daß die Watten nach Gelegenheit der Gegenden entweder [fol. 19v] anrißig oder auf das Land gezogen werden mögen. Am Samstag, Sonntag und Montag aber sollen die Watten zum ausbessern und troknen ruhen. Schweb- oder Klußgärner werden in dem fruh Jahr sobald man in den See wegen der Kälte fahren kann, dann den Sommer durch und im spat Jahr bis die Kälte wieder einbricht täglich [fol. 20r] gebraucht. Nur 8 Tage vor und 8 Tage nach Katharina 506 ausgenommen, wo der Blaufelch in dem Bahn liegt. Wenn aber diese Gärner gegen die ganz jungen Felchen, die man Stüber heißt, gesezt werden, sollen selbe in dem Sak an dem Behren aufrecht 42 Band, im geraden Behren aber 38 Band gestrikt werden. Die lezte Gattung Garn [fol. 20v] wird täglich gebraucht.

506 25. November.

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Das Streif- oder Kleppern-Garn wird nur im Winter gebraucht, um Grundlen, Groppen und Moserlen zu fangen, womit der Angel mit Atzung versehen wird. Wird zur Winters-Zeit, und zwar mit Katharina Tag, in den See geführt, mit Ostern aber damit ausgesezt. Zur Zeit des Gangfischlaiches, welcher mit [fol. 21r] Martini 507 anfängt, und sich mit 3 König Tag 508 endet, solle selbes in der Gegend von Konstanz bis an das Fleißhorn 509 nicht gebraucht werden. Wird nur zur Nachts-Zeit, und zwar durch die Woche 4 Tag, nemlichen Montag, Mitwoch, Donnerstag und Freÿtag nachts gebraucht. Die Schwebnetze werden mit Jakobi 510 in den See geführt, bis zum Felchen-Bahn vor Katharins Tag,511 werden täglich gebraucht, am Abend gesezt und an [fol. 21v] dem Tag in der Fruhe gezogen. Hasel- und Gangfischnetze. Ist ein unschädliches Garn und wird durch das ganze Jahr so wohl im Sommer als im Winter in den See gesezt. Die gleiche Bewandsamme hat es mit den Fürm- [!] und Hecht-Netzen. Resolutum ad 5tum ad c) Solle die Beschau der Fang-Zeügen einer jeder Orts-Obrigkeit zu[fol. 22r]ständig seÿn, falls besondere Verträge keine andere Weisung geben. Zumalen solle ein jeder Fischer auf dem offenen See auf das Gezeüg des anderen, auch auf die gefangene Fische selbst ein wachsames Aug haben und die entdekenden Unfugen seiner des Frevelnden OrtsObrigkeit zur vorschriftmäßigen Abwandlung gegen Empfang des gewöhnlichen Anzeig Drittels unverzüglich anzeigen. 6ter Punkt Ob nicht rathsam ware, [!] die [fol. 22v] Errichtung neüer Wellstädte, Reiser oder Fache künftig einzubieten, die in jüngeren Jahren erst unbefugt errichtete aber wider zu zerstören, weil daselbst weder Segin noch Watte gezogen werden können. Resolutum ad 6tum Die Wellstädte, Reiser und Fache, welche alt sind und alte Ställe haben, sollen ferners erhalten, hingegen keine neüe erlaubt werden.

507 11. November. 508 6. Januar. 509 Nördlich der Mainau. 510 25. Juli. 511 25. November.

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7ter Punkt Ob nicht einigen Fisch-Gattungen [fol. 23r] beÿlaüfig nach dem Maaß, wie von der Hochfürstlich-Bischöflich-Konstanzischen Untersee Direktzion beÿ den Hechten von 10 bis 13 Zoll gesetzet worden, wenigstens auf etwelche Jahre ein größeres Maaß als das bisher üblich geweste vorgeschrieben werden wolle, unter welchem sie nicht gefangen werden sollen. Resolutum ad 7mum Worauf gemainverständlich den Fisch-Gattungen folgendes Maaß bestimmt [fol. 23v] worden. In der Länge Nürnberger Zoll 512 und zwar für Hechte 13 zoll Karpfen 8 zoll Schleuen 7 zoll Barben 8 zoll Brachsmen 8 zoll Aale im Querschnitt in der Rundung am Kopf stark 1 zoll Forellen von einem halben Pfund sollen der Länge nach gemeßen und dann dem Zollmaaß nachgetragen [fol. 24r] werden Aschen 7 zoll 8ter Punkt Ob nicht besondere Aufseher zu bestellen seÿn möchten, die darüber zu wachen hätten, daß den gemeinschaftlich getroffenen Anordnungen nachgelebt werde. Resolutum ad 8vum Es stehe einer jeden Orts-Obrigkeit zu, die unterhabende Fischer an die festgesezte Verordnungen dahin eidlich zu verpflichten, [fol. 24v] daß einer auf den anderen ein wachsammes Aug habe und die entdekende Fehler derselben anzeige. Außerdem möge auch jede Obrigkeit nach gut Befund noch besondere Aufseher bestellen und zumalen ihres eigenen Orts die Untersuchung vornehmen, auch die schuldig befundnen zu bestrafen. 9ter Punkt Von wem und wie die Übertretter zu bestrafen. [fol. 25r]  Resolutum ad 9num Sämtliche Frevel und Übertrettungen sollen von dem respizirenden Dominium des Frevlers bestraft und die Strafe nach eben dem Verhältniß verhängt werden, wie 512 Ein Nürnberger Zoll entspricht 2,53 cm; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 396.

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sie oben gegen die Vergehungen in Absicht auf den Hürlingfang ausgemeßen und bestimmt worden. Wobeÿ zu bemerken, daß in jenen Fällen, worinn eine Geld-Strafe Plaz finde, [fol. 25v] den Denunzianten der dritte Theil davon zuzumitteln seÿ. Beÿ der körperlichen Strafe aber für den Tag Arrest dem nemlichen Denunzienten 30 Kreuzer für das Anzeigdrittel zugeschieden werden soll. In Betref der Konfiskations-Waare ist das kostbare Fischer-Zeüg, so über 5 Thaler werth und dem Fischfang nicht besonders schädlich, noch der errichteten Fischer[fol. 26r] ordnung zuwider ist, nicht vermeint, sondern es kann die Garn-Konfiskazion das erste Mal 5 Thaler, mit 10 Thaler das zwaÿte Mal und mit 20 Thaler das dritte Mahl ausgelöst werden, das vierte Mal aber hat die wirkliche Konfiskazion statt. 10ter Punkt Was wegen dem Reischen legen, dem Angeln und Zoken etc. zu verfügen seÿ. Resolutum ad 10mum a) Es soll keiner in ein [fol. 26v] fremdes Eigenthum Reischen legen, noch darinn zu Angeln berechtiget seÿn, beÿ 2 Reichs-Thaler Strafe oder 2 Tag Arrest. b) Soll niemand zum Eglin zur Laich-Zeit unter obiger Strafe mit dem Angel setzen. Aal- und Schnek-Treuschen Angel hingegen seÿen ohne Anstekung einer lebendigen Speise erlaubt. [fol. 27r] c) Von dieser Gattung Angeln werden jedem Fischer nur 500 Stük am Land und in dem tiefen See 1000 Stück zu setzen gestattet. d) Ein jeder Zoker soll nicht mit Anstekung lebendiger Speise zoken und von den Reiseren überhaupts 25 Schnur rings herum entfernt bleiben. e) Auf dem Sand soll keiner, er seÿ ein Zoker oder anderer Fischer, mit lebendiger Speise weder zoken, noch [fol. 27v] mit Schnür oder Angel setzen beÿ 2 Reichs-Thaler Buß oder 2 Tag Arrest. f ) Die Ausziehung des Müßes weder zur Leichs-Zeit beÿ angedachter Srafe untersagt. g) Das unmäßige Schöpfen der Gräßlinge und Zien-Fischen mit dem Behren ist beÿ erwehnter Strafe verbotten und soll auch diesfalls kein [fol. 28r] Verkauf- noch ZugRecht gestattet seÿn. Hiernächst ist allerseits der gemeinschaftliche Wunsch, daß das hochfürstliche Stift St. Gallen, dann die beide Löbliche Landvogteÿen Frauenfeld und Rheinek, auch die ­Löbliche Reichs-Stadt Lindau per Expressum angelegenst ersucht werden möchten, den Hürlingfang in den dortigen Gewässeren sogleich um so ehender einzustellen, als die untere [fol. 28v] See-Gegenden mit einem gleichen Verbott schon vor Jahr und Tag zu Aufnehm der Fischereÿ belegt wordin sind. Man werde sich einsweils angelegen seÿn laßen, den bereits gemachten Entwurf einer Fischer-Ordnung, welche beÿ dem allgemeinen hierorts abgehaltenen Umsaß beliebet worden, in das reine zu bringen, sodann zur Einsicht und [fol. 29r] Anhofnungs beliebigen Beÿtritts zu communiciren.

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Hiebeÿ wurde noch die Bemerkung beÿgerükt, daß Bregenz, Lindau, Waßerburg, Langenargen, Altdorf und dortige Gegend vorstehender Verordnung ganz gerne beÿtretten werden, in sofern die dortigen Gewässer und Fischenz-Art es gestattet. Worüber zugesicheret worden, eine spezifizirliche Auskunft zu den Verhandlungen abzugeben, wo eine allen[fol. 29v]fallige Schädlichkeit den unbedingten Beÿtritt hindern solte. Übregens und schließlichen wird die Genehmigung der Höchst- Hoch- und Löblichen Prinzipalitäten jedoch mit der Verbindung vorbehalten, die anhoffende Ratification sobald möglich zu beschleunigen und hindurch dem Entwurff die vollständige Verbindlichkeit zu ver[fol. 30r]schafen, welches sodann auch der Zeit-Punkt seÿn solle, daß die sämtliche Fischer zu Beschwörung und Haltung der ihnen vorgeschriebenen Fischer-Ordnung angehalten werden sollen. Nach eingefolgten allseitigen Ratificationen wird sodann ein neüerlicher Zusammentritt beliebt, die Fischer-Ordnung ad monendum vorgelegt und nach erledigten monitis unterschriftlich beurkundet werden. [fol. 30v]  Wo sodann sämtliche am See gelegene Herrschaften des ganzen Umsaßes von Bregenz bis Bodmann sich verbinden werden, unter ihren angehörigen Fischeren conventions mäßige Ordnung zu halten. Zum Beschluß behalten sich all jene Stände und Dominien, welche an dieser FischerOrdnung Antheil nehmen, alle ihre übrige Rechte und [fol. 31r] Gerechtigkeiten feÿrlichst bevor. Zu deßen Urkunde gegenwärtige Verhandlung von allen anwesenden HerrenAbgeordneten eigenhändig unterfertiget worden ist. [Unterschriften in Abschrift] N. v. Ditterich v. Erbmannszahl Königlicher Oberamtsrath und Landschreiber zu Bregenz Joh. Baptist v. Arand Königlicher Oberamtsrath und Landschreiber in Nellenburg Lt. v. Wedhammer Königlicher Obervogt in Waßerburg [fol. 31v] Franz Baur v. Heggenstein Hochfürstlich Konstanzischer Hofrath, auch im Namen des Herrn geheim Raths- und Obervogts in der Reichenau Baron v. Hundbiß Von wegen der Kommenden Mainau Hofrath Schmid Ex parte Salem Rath und Oberamtmann Felder Ex parte Heiligenberg Joh. Konrad Raggenegger Hofrath und Oberamtmann [fol. 32r] Ex parte Überlingen Freiherr v. Lenz Amts-Burgermeister und F. L. Hofacker Senator und Zunftmeister von der Fischer Zunft Von Seite Petershausen Rath und Oberamtmann Widmann Math. Konsel Obervogt in Bodmann Nomine der Stadt Mörspurg Stadtschreiber Karl Leuthin Von Seiten Münsterlingen Rath- und Oberamtmann Anderwert proprio et Nomine Herrn Rath- und Oberamtmann Dr. Sulzer zu Kreuzlingen [fol. 32v] Konrad Oberreit Fischenzobmann von Lindau Dr. Behri Bürgermeister zu Konstanz

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v. Albini Fischer Zunftvorsteher alda Burkart Rath Leiner Raths-Sekretär und Aktuar fideliter decopiert am 8ten Julii 1790 Kanzleÿ der Königlich Erzherzoglich Vorder-Österreichischen Stadt Konstanz

[fol. 1r]  Verzeichniß Der Fischen, welche sich im Bodensee befinden, nebst ihrer Laichzeit, Größe und Gebrauch etc. 1. Hecht In seiner Jugend auch Schnäbele genannt. Ist einer der edlen und besten Fischen, werden 15 biß 20 Pfund 513 groß. Sehr oft werden sie als 4 – 5 – 6 pfündig gefangen, sein Wuchß ist schnell und eben darum wächst er schnell [fol. 1v] zu Nutzen heran, denn vom Laich aus kömmt er von Zeit von 3 Jahren auf sicher 3 auch 4 Pfund. Leicht mit dem Eglin und der Fürn zu gleicher Zeit nemlich im April bis Mitte Maÿ; er zeugt den Rogen schon im 3ten Jahr, setzt seinen Laich in den Miß und in den Rohrschachen an dem Graßboschen. Der Laich wird in Zeit [fol. 2r] 40 biß 48 Stunden beÿ gut und stillem Wetter lebendig. Durch den Eglin Bann ist auch der Hechtlaich hinlänglich geschüzet. Zur Laichzeit haltet sich selber an den Halden, auch auf der Landfläche auf; nach der selben aber gröstentheils in dem Schweb, wo sich der Felchen befindet. Auch ziehen selbe den Fürn [fol. 2v] an der Halde nach. Der Hecht nähret sich in der ersten Jugend von Gräßlingen und Agonen, auch Furniken, zur mittlern Zeit von Hasel, Fürnen und Rottlen. Wenn er aber stark ist, raubt er auch Eglen, Alath, Gangfische und Felchen. Werden gröstentheils im Fruhjahr in der Tiefe mit den großen Lohnseeginen, im Sommer mit Schwebgarnen, [fol. 3r] zur Herbstzeit aber wider mit den Lohnseeginen und im Winter am Schweb auch Grundangel gefangen. Durch den Eglin-Bann ist gedachter maßen der Laich schon geschüzt und ist dem selben in der Folge nicht mehr schädlich, als wenn er zu klein gefangen wird.

513 Bei Fischen wurde das sog. „schwere Pfund“ benutzt. In Konstanz wog es 575,8 g; vgl. ­Burkhardt, Konstanz, S. 50.

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Mit der Watt und Haselnetzen wird er schädlich gefangen; mit [fol. 3v] Haselnetzen soll demnach gegen selbe nicht gesetzet werden, und was in den Watten zu klein gefangen wird, soll wider in See geworfen werden. 2. Forellen oder Fernen, in ihrer Jugend werden sie auch Brachetlen genannt, sind einer der besten Fischen, sind in der Größe und Gewicht mit den [fol. 4r] Hechten gleich zu halten, nur ist ihr Körper mehr dik als schlank. Seine Laichzeit ist im Spathjahr ungefähr mit dem Blaufelchen, laicht im 4ten Jahr, sezt den Laich wie der Blaufelchen in der Tiefe und mit dem Felchen Bann ist auch der Forellen Laich gut besorgt. Die Forelle läuft gröstentheils mit dem Felchen und hält sich im Sommer [fol. 4v] im Untersee, im Spathjahr und Winter aber in dem Obersee auf. Ihre Nahrung bestehet in den Laugenen oder Agonen, dann Speniger und Felchen. Sie werden gröstentheils mit der Lohnseegin, in dem Fruhjahr mit den Glußgarnen, Sommerszeit in dem Schweb und im Winter mit dem Schweb und Grundschnüren gefangen. [fol. 5r]  Es giebt vorzüglich zweÿerleÿ Gattungen Forellen, die Schwebforellen und Grundforellen. Die ersteren sind blau gedupft, sind langlecht, die leztern aber ­rothgedupft, mehr zusamgestopft, und fallen schwerer in das Gewicht. Ihr Wuchs ist, wenn sie einmal die Größe eines halben Pfunds erreicht, beÿ nahe so schnell als eines Hechts, so daß selbe [fol. 5v] nach dem 4ten Jahr auf 2 – 3 Pfund schwehr wird. In der Jugend ist ihr Fleisch weiß, wenn sie aber das 3te oder 6te Jahr erreicht, wird das Fleisch etwas geil. Wird mit der Watt als Brachelle, auch in dem Hasel und Hürling Wattn sehr häufig in der Jugend gefangen. Wenn demnach die Forellen in Watten oder anderen [fol. 6r] Garnen unter dem Maaß gefangen werden, sollen selbe wider in den See geworfen, mit Haselnetzen aber gegen selbe ein gesetzet werden. Ihre Nahrung ist die nemliche wie des Hechts. 3. Rheinanken Ist mit der Forelle beÿ nahe ein ganz gleicher Fisch und unterscheidet sich von diesem nur darinn, daß derselbe vorwärts [fol. 6v] ob dem Mauhl einen etwas krummen Schnabel führt und wenn er sich aus dem See in den Oberrhein zieht ein gelbes Fleisch bekommt. Im übrigen ist alles, wie beÿ der Forell anzumerken. 4. Karpfen Behalten ihre Benennung von der Jugend bis zu ihrer vollen Größe. Ist zum Verspeisen [fol. 7r] ein sehr guter Fisch. Im 4ten Jahr erzeugt sie den Rogen. Wachsen leicht zu einer Größe von bis zu 8 biß 10 Pfund heran. Werden mehrern Theils in den Landreüseren, in Körben, dann vorzüglich zur Laichzeit in dem Graß gefangen, wo sie im Brachmonat den Rogen oder Laich abstreichen.

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Diese Gattung ist kein Raubfisch, [fol. 7v] sondern nähret sich von Schlamm, Würmen, Seeschneken etc. Es wäre demnach zu wünschen, daß der Karpf beßer als biß hero geschehen auf das möglichste geheget würde. Deßelben Aufenthalt ist gröstentheils auf der Halden und auf der Fläche, zur Laichzeit kann der selbe, wie wohl zu wünschen [fol. 8r] wäre, nicht geschont werden, indem eben dieses nur die Zeit ist, wo der noch ergiebige Fang derselben möglich ist. Die Hegung desselben kann demnach nur darin bestimmet werden, daß er in der Jugend verschont bleibe, wozu eine 8 zöllige Länge hinlänglich zu seÿn scheint. Der Wuchs der Karpfen ist sehr [fol. 8v] schnell und kommt schon im 4ten Jahr auf ein Gewicht von 5 bis 6 Pfund. Wurde ehemals in ergiebiger Menge gefangen. Mit einger Zeit aber haben selbe wirklich abgenommen und vermuthlichen aus der einzigen Ursache, weil die Jugend nach der Laichzeit ebenfalls gefangen und unnütz verschleggt wurden. [fol. 9r]  5. Schleÿen Behalten ebenfalls in der Jugend sowohl als beÿ vollständiger Größe ihren gleichen Namen. Ist ebenfalls wie der Karpfen kein Raubfisch, sondern nihmet sehr schläumiges Wasser, Morast, dinne Würmer und Schneken, auch Graß zur Nahrung. Ist ebenfalls ein sehr guter und schmakhafter Fisch, mithin in allem [fol. 9v] Betracht ein sehr nützlicher Erzeugnis. Ihre gemeine Größe ist 1 biß 2 Pfund. Er zeugt im 4ten Jahr den Rogen und hat ihre Laichzeit nach dem Karpfen und zwar im Heumonat,514 setzen den Laich gern in den Morast und in das Graß; werden in dem Bodensee in geringer Anzahl gefangen und [fol. 10r] sind ordinärn nur zur Laichzeit zu bekommen. Wächst von Zeit 3 bis 4 Jahren zu ihrer ordinärn Größe. Wird gröstentheils in den Körben und Netzen, zuweilen auch in den Watten gefangen. Ziehet sich zur Laichzeit wie der Karpf auf das Land heraus. Da die vorzügliche Fangzeit nur zur Laichzeit geschehen kann, so ist diese [fol. 10v] Gattung Fisch also im Laich selbsten nicht zu schonen, und bestehet demnach die Hegung deßelben alleinig in dem Verbott, daß unter 7 Zoll dieser Fisch nicht gefangen werden solle. 6. Barben Die Barben führet immer die gleiche Benennung, nähret sich nicht von Raub, sondern von Betten, Würmen und Schneken, todten [fol. 11r] Aasen, die zufälliger weise in den See geworfen werden, auch von todten Fischen. Zum Verspeisen gehöret die Barben unter die schlechtestn Gattung der Fische. Ihre ordinäre Größe betragt 4 biß 5 Pfund in Gewicht.

514 Juli.

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Im 3ten Jahre schon erzeugt sie den Rogen und ihre Laichzeit ist zu Ende May und Anfang des Brach[fol. 11v]monats.515 Setzen den Laich gröstentheils an laufenden Wäßeren, auch an der Halden an dem Miß. Hält sich zu Sommers Zeit vorzüglich auf der Fläche, Winters Zeit aber an der Halden auf. Wird gröstentheils mit Watten und Furnetzen gefangen; im 4ten Jahr kommt er auf 1 bis 2 Pfund zu stehen. Da der Fisch von [fol. 12r] schlechter Gattung ist, auch in geringer Anzahl gefangen wird, die Laichzeit aber auf solche Zeit eintrifft, wo sie wegen dem edlern Fischfang nicht verschont werden kann, so ist das Verbott, die Jugend unter 8 Zoll nicht zu fangen, zu Schonung der selben ganz hinlänglich. 7. Brachsmen In der ersten Jugend Scheitele [fol. 12v] genannt. Ihre ordinäre Größe ist 3 bis 4 Pfund. Er zeugt im 4ten Jahr den Rogen und laichet zu Anfang des Brachmonats. Setzen den Laich wie der Karpf an der Fläche in das Graß und Krautboschen. Werden zur Laichzeit und den Sommer durch beÿ warmen Tägen, da sie Wolken weiß miteinander ziehen, häufig gefangen. Nähren sich von Würmen, [fol. 13r] Schlamboden und Graß und ist demnach kein Raubfisch. Ist ein ziemlich guter Bratfisch. Werden gröstentheils mit Watten, Seeginen und Netzen gefangen. Kommen in Zeit von 4 Jahren auf eine Größe von 1 1/2 bis 2 Pfund. Werden in Landwatten und Haselnetzen schädlich gefangen, eidem sie allda unter dem Maaß von 8 Zollen vielfältig eingehen. [fol. 13v]  8. Aaschen In der Jugend Knäblein genannt. Ihre Größe ist 1 bis 2 Pfund. Im 4ten Jahr erzeugt sie den Rogen. Ihre Laichzeit ist in dem Merzen und setzen den Rogen gröstentheils in den laufenden Wässeren und auf der Landfläche. Halten sich zur Winters Zeit vorzüglichen in der Fläche auf und ziehet sich nach der Laichzeit gegen der Tiefe in das [fol. 14r] kühlere Wasser. Ist kein Raubfisch, sondern nähret sich von den Muken, Schlamm und Schneken. Ist einer der besten Fischen und werden zur Laichzeit gröstentheils in ziemlich ergiebiger Anzahl mit Furnetzen und Watten in dem Rhein auch mit dem Laufgarn gefangen. So erwünscht demnach die Schonung der selben zur Laichzeit wäre, kann solche jedoch nicht gehalten, sondern [fol. 14v] nur dahin angetragen werden, daß er nicht kleiner als 7 Zoll gefangen werde. In Zeit von 4 Jahren wächst derselbe zu 1 Pfund heran. 9. Fürn In seiner ersten Jugend Furnikel genannt. Ist eine Gattung Weißfisch und unter dieser Gattung der beste Fisch. Kommt im 4ten Jahr auf 1/2 Pfund. Er [fol. 15r] zeugt im 3ten Jahr schon Rogen, laicht von Anfang bis Ende Maÿs; kommt zur Vollkommenheit, wenn er 1/2, 3/4 oder 1 Pfund wiegt. Wurde ehemals in großer Menge gefangen, seit dem aber 515 Juni.

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die Reüschen, wo selbe den Laich ansetzen, unbegränzt gelegt und als Furnikel in selben häufig gefangen werden, wird selber ziemmlich selten erhalten. [fol. 15v]  Sein Aufenthalt ist zur Sommers Zeit in der Fläche, in den da und dort stehenden Krautboschen, auch in den Reüseren und Gewellstädten, zur Winters Zeit und Fruhjahrs Zeit aber in Tiefenen von 15 bis 18 Klaftern 516. Die Reüschen sind dieser Gattung Fisch sowohl wegen dem Rogen, der sich vielfältig bis 1/4 Zoll dik anlegt und bey dem Auszug an [fol. 16r] dem Waßer an der Luft verderbt, als wegen dem Furnikelfang äusterst schädlich, denn sie werden in den Reüschen manhmal [!] eÿmerweiß auch noch mehr gefangen, wenn die Reüser mit Reüschen umlegt und ausgestöhrt werden und dieser schädliche Fischfang ist beÿ nahe am ganzen See üblich und solte unter 1/6 Pfund nicht gefangen werden. Diese Gattung [fol. 16v] Fisch nähret sich vorzüglich von Gräßlingen, von Hürling und vom Abfall der Krautboschen. 10. Aal Ist ein sehr guter Fisch. Kann auf 4 – 5 – 6 Pfund heranwachsen. Hält sich gröstentheils in läufigem Waßer auf. Wird in dem Bodensee nur selten gefangen und kommt demnach beÿ der Fischereÿ am Bodensee in geringen Betracht. [fol. 16r] Seine Laichzeit ist im Brachmonat. Er zeugt im 4ten Jahr Rogen und streift den Laich auf dem Grund ab. Winters Zeit ist sein Stand in der Tiefe, im Sommer in der Fläche. Die mehresten werden im Brachmonat zur Laichzeit in den Reüschen und Watten, sehr selten auch in der Seegin gefangen. Ihre Nahrung bestehet in Rogen, [fol. 17v] Hürling, Grundlen und Gräßlingen. 11. Eglin Ist der nemliche Fisch wie ein Kräzer oder Rauegel und unterscheidet sich nur wegen der Größe. Im 3ten Jahr kommt er auf 1 Pfund. Er zeugt schon im 2ten Jahr den Rogen. In der Jugend wird selber Hürling, dann Schefen, und Fernderling genannt. Ist zum Verspeisen [fol. 18r] ein sehr guter Fisch und gesund, wird auch in ziemmlicher Anzahl gefangen. Ihre Größe steigt auf 1 bis 2 Pfund und verdienet in der Fischereÿ vorzügliche Achtung und Rüksicht. Haltent sich an den Halden auf, im Sommer mehr in der Höhe und an den Reüseren, im Winter aber merklichen Tiefe. Nähret sich vorzüglich von Agonen, [fol. 18v] Laugenen, Furnikel und wenn ihnen diese Nahrung gebricht auch von seiner eigenen Gattung Hürling. Die Grösten werden in Seeginen aber selten, dann zur Fastenzeit an Schnüren gefangen, gröstentheils werden sie im Sommer mit Watten, im Winter aber mit Zoken gefangen. Wenn man mit Haselnetzen gegen [fol. 19r] den Kräzer sezt, ist dieses sehr schädlich, dann man fangt sie so klain, daß kaum 10 bis 12 Stück auf ein Pfund gehen. Ihre Laichzeit ist im Fruhjahr von Anfang des Aprils bis in die Mitte des Maÿ, sezt den Laich vorzüglich an der Halden, in der Höhe, dann gegen der Fläche zu auf dem Miß 516 Ein Klafter enspricht 1,82 m; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 398.

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und an den Reüseren. Ungefähr 48 Stunden [fol. 19v] wird der Laich beÿ gutem Wetter lebending. Die Hinwegnahme seiner Nahrung, Vernachläßigung der Laichzeit, dann der Fang unter 1/6 Pfund ist ihnen sehr schädlich. 12. Felchen Wovon die erste Jugend Seelen, denn Stüben, denn Gangfisch, sofort Sterker, Springer, Halbfelchen genennt werden, sind eine Gattung [fol. 20r] Weißfisch, die zum Gebrauch ziemmlich gut, dann sehr häufig und nützlich gefangen werden und verdienen in der Seefischereÿ, im Durchschnitt genommen, die vorzüglichste Achtung. Im 4ten Jahr erzeugt er den Rogen. Seine Laichzeit ist 14 Tag nach Katharina.517 Wirft den Laich in der Höhe des Bodensees ab, der sodann in die Tiefe auf den Grund versinket und allda lebendig wird. [fol. 20v]  Der Felch stellet sich zur Laichzeit so hoch, daß ihm die Federen über das Waßer hervorragen. Zu eben dieser Zeit hält sich derselbe in der Mitte des Obersees auf, gegen den Winter zu ziehet er sich aber Lindau, Bregenz, Fußach und in die dortige Gegend zu, wo sie sich gegen das Fruhjahr wieder an der Schweitzer Seite her [fol. 21r] in den Untersee ziehen. Allda werden die in dem Fruhjahr und Sommer in vorzüglicher Anzahl in Klußgarnen in dem Schweb gefangen. Ist in dem Wachsthum sehr langsam und erreicht in dem 4ten Jahr kaum 1/4 Pfund. Diese Gattung Fisch ist äußerst nachtheilig, da selber vorzuglichen zur Laichzeit, dann in der Gegend des Obersees als [fol. 21v] Seelen gefangen werden und ist demnach der Antrag, die Felchen im Laich und als Seelen nicht zu fangen, sehr vortheilhaft und allen Umsaßen auf das angelegenste zu empfehlen. In obbenanter Gegend werden die Felchen als Gangfisch, Sterker so häufig gefangen, daß die selben auch eingesalzen und in Stippcher geschlagen [fol. 22r], dann in Baÿern und das Ausland verkauft werden. In eben dieser Gegend sind sie bisher als Seelen und Stüben im Umsaß und unnütz mit folglichen äußerst schädlich gefangen worden. Durch die Weite des Garns, womit die Gangfisch der Felchen gefangen werden, kann dieser Unfug leicht abgeholfen werden. [fol. 22v] Die jüngere Gattung der Felchen wird zwar mit Klußgarnen eingefangen, doch sind sie zum Unterschied der ordinärn Klußgärner merklichen enger gestrikt, daß darinn auch Fische gefangen werden, wovon 12 bis 15 auf 1 Pfund gehen. Der Felch ernähret sich den Sommer durch mit [fol. 23r] Hürling und Nevlen, den Winter durch aber leidet er wegen Abgang der ordinärn Nahrung etwas Noth und ernähret sich sodann mit den eignen Seelen.

517 25. November.

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13. Sandfelchen Oder Adelfelchen wird in der Jugend Adelsperle genannt. Ist dem Wachsthum nach den vorigen nemlich dem Blaufelchen gleich, doch wird er merklichen [fol. 23v] größer und erreicht das Gewicht von 3 bis 4 Pfund wie der Blaufelch in seiner Vollkommenheit nur 1 Pfund groß wird. Der Adelfelchen ist dem Fleisch nach ein merklich geringer Fisch und viel waicher als der Blaufelch, wird auch viel seltener als die erstere Gattung erhalten und ist demnach nicht so wesentlich in der Fischereÿ in Betracht [fol. 24r] zu ziehen als der Blaufelch. Im 4ten Jahr erzeugt er Rogen und ohngefähr 8 Tag vor und 8 Tag nach Martini 518 ist seine Laichzeit und wird zu dieser Zeit auch gröstentheils und in großer Menge gefangen. Derselbe erreichet im 4ten Jahr die Stärke 1 Pfund, nähret sich vom Schlam, Würmen, Schneken und Graß. [fol. 24v]  Demselben ist das Fangen in der Laichzeit eben so schädlich als dem Blaufelchen und könnte dem Fischer um darummen oft vortheilhaft werden, weil er zur Winterszeit am Angel gefangen wird. Wird zur Laichzeit mit Watten auch mit Seeginnen im Fruhjahr an einigen Orten auch mit Blachen [fol. 25r] gefangen. Beinahe das ganze Jahr stehet diese Gattung Felchen in der Tiefe auf dem Grund, nur zur Laichzeit ziehet er sich in die Höhe und der Fläche zu. 14. Mißadlerfelchen Sind mit der Adlerfelchen Gattung die nemlichen und unterscheiden sich nur in der Farbe, so daß dieser grün, jener aber [fol. 25v] schwarz grau ist. Wird in allem gleich behandlet und ist von ihm auch das nemliche zu sagen. 15. Gangfisch in der Jugend auch Stüben genannt, ist von der Felchen Gangfischen ganz unterschieden und sind eine besondere Gattung Fisch, die in der vollkommenen Größe nur 1/4 Pfund wägen. Im 3ten Jahr erzeugen sie den [fol. 26r] Rogen und ihre Laichzeit ist vom [Einfügung in einer anderen Hand, vielleicht eines Archivars: 6ten Dezember bis] 6ten Januarj. Setzen ihren Laich auf Steinboden und in läufigem Waßer auf Sand. Halten sich gröstentheils in der Gegend von Konstanz, dann im Rhein unter Konstanz auf. Sie erhalten sich vom Waßer und Erden, werden gröstentheils zur Laichzeit, sonst aber in geringer Maaß auch den Sommer durch mit Seeginen und Trachten, welche zu [fol. 26v] diesem Gebrauch besonders zugerichtet sind, auch in Watten gefangen. Beÿ guter Hegung wird diese Gattung Fisch sehr häufig eingebracht. Ist ein guter Weißfisch und wird auch öfters eingesalzen in Rauch gehängt und verkauft. Dieser Gattung Fisch kann nicht wohl etwas schädlich seÿn, als wenn die Garn zu eng geführet [fol. 27r] werden.

518 11. November.

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16. Röttelen 519 Werden in der Jugend sowohl als in ihrer vollständigen Größe gleich benennt. In der Größe, da ohngefähr 10 Stük ein Pfund austragen, halten sie sich in der Tiefe von 30 dis 40 Klaffter auf, die größern nemlich 3 bis 4 Stück auf 1 Pfund genommen, halten sich in der grösten Tiefe auf. Die Kleineren werden [fol. 27v] mit Watten, die Größeren aber mit Grundschnüren gefangen. Ihre Nahrung ist der Hürling und Gräßling. Ist ein sehr gut und zarter Fisch, wegen seiner Geile und Fette aber haltet er sich todter nicht lang schmackhaft. 1/4 oder 1/2 Pfund ist ihre ordinäre Größe, wenn selbe auf ein Pfund heranwachsen, [fol. 28r] ist der Fisch schon sehr selten. Kommt im 5ten Jahr auf 1/4 Pfund und sezt in dem 4ten Jahr den Rogen an. In groser Menge produciren Sie sich nicht und ist demnach auch nicht unter das vorzügliche Produkt des Bodensees zu rechnen. Laichen ungefähr Ausgangs Septembris und ganz in der Tiefe, wo kein Schaden geschehen kann. [fol. 28v]  In den Watten wird er zwar zu klein gefangen, doch gehöret dieser Gattung Fisch mehr unter die Seltenheiten als unter das nützliche Erzeügnis des Bodensees. An den Grundschnüren wird er ganz unschädlich gefangen. 17. Rottlen 520 Ist ein Weißfisch mit rothen Federen. Kommet mit 1/2 Pfund [fol. 29r] zur ordinärn Größe. Er zeugt den Laich im 3ten Jahr, die Laichzeit im Brachmonat,521 und setzet den Laich in der Fläche an das Graß. Sein vorzüglicher Aufenthalt ist in der Fläche beÿ Kraut und Graßboschen. Nähret sich ganz alleinig von Kraut und Graß. Wird zur Laichzeit größten Theils in Korben, aber sehr schädlich, gefangen. [fol. 29v]  Ist unter den Weißfischen einer der besern und kommt in Zeit von 4 Jahren uns 1/2 Pfund bis 3/4 Pfund. Wird nicht häufig, sondern nur in geringer Quantität gefangen und verdienet in der Seefischereÿ keine vorzügliche Ruksicht. 18. Kilchen Ist eine Gattung Weißfisch, die [fol. 30r] ziemmlich gut ist und in der Größe auf 1/2 Pfund heranwächst; im 3ten Jahr erzeugt sie den Rogen. Hat ihre Laichzeit mit dem Blaufelchen und setzen den Laich in Tiefe auf den Boden. Halten sich immer in einer Tiefe von 20 Klafter auf. Nähren sich nur von Erden und werden gröstentheils in Watten, auch etwas in [fol. 30v] Netzen den Sommer durch in ziemlich geringer Zahl gefangen. In Zeit von 4 Jahren wachsen sie gewiß zu einem Viertl Pfund heran. Dieser Fisch kann nur ein zu eng gestrikter Watten nachtheilig sein.

519 Saibling. 520 Rotfeder. 521 Juni.

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19. Aalath Anfänglichen Landaalath genannt. Seine gemeine [fol. 31r] Größe erreicht das Gewicht von 2 Pfund. Er zeugt den Rogen im 3ten Jahr und seine Laichzeit fällt in die Mitte des Heumonats.522 Setzet den Laich vorzüglichen an läufige Wäßer und Steinboden. Stellet sich meistens in die Land Reüßer. Ist ein starker Raubfisch und nähret sich von allen Gattungen kleinen Fischen und schnapt [fol. 31v] auch die Muken auf. Werden in Reüschen und an den Reüßeren vorzüglich zur Winters Zeit in ziemlicher Anzahl gefangen. Im 4ten Jahr kommen sie auf 1 1/2 Pfund zu stehen. Ist einer der geringeren Gattung Weißfisch. Dienen in der Jugend den Hechten und Forellen zur Speiß. In Ruksicht der Fischereÿ aber [fol. 32r] auf dem Bodensee verdienen die theils als Raubfisch, theils als geringe Gattung Weißfisch geringe Achtung. 20. Hasel In seiner ersten Jugend Nuvlen, dann Landhäsele genannt. Ihre Größe betragt höchstens 1/4 Pfund. Er zeugt im 4ten Jahr den Rogen. Ihre Laichzeit ist im Ausgang des Merzens und laichen nur am läufigen Waßer und [fol. 32v] dem Land nach auf dem Steinboden. Haltet sich gemeiniglich in der Fläche auf und werden vorzüglichen zur Laichzeit, dann im Herbst beÿ Nebelwetter mit Hasel- und Gipfelnetzen gefangen. Nähren sich mit Schlamm, Würmeren und Graß. Werden im Laich häufig gefangen. Ist einer Gattung Weißfisch [fol. 33r] von geringer Art, dienet aber den mittelmäßigen Hechten und Forellen zur vorzüglichen Nahrung. Wird auf keine Art wegen seiner natürlichen Kleine um so weniger schadhaft gefangen, als die Haselwatten ohnehin verbotten sind. Im 4ten Jahr erreicht er seine Größe von 1/4 Pfund. Die Natur scheint selber zur Speis gemacht [fol. 33v] zu haben. 21. Treischen Haben in ihrer Jugend und in ihrem vollen Wuchs gleiche Benennung. Ihre ordinäre Größe ist 1/4 oder 1/2 Pfund. Sie ist ein sehr schädlicher Raubfisch, eidem er sich gröstentheils von Rogen anderer Fische ernähret. Halt sich gröstentheils in der Tiefe auf und nur selten [fol. 34r] ziehet er sich auf die Fläche, wenn der Eglinleich sich einstellet. Er zeugt den Rogen im 4ten Jahr. Werden vorzüglich im Winter am Grundangel gefangen. Ist übrigens ein sehr guter Fisch und schmakhaft im Eßen. Ist im Wachstum ziemlich schnell, so daß sie in 3 Jahren sicher auf 1/4 Pfund zu stehen kommt. Da er ein sehr schädlicher Raubfisch [fol. 34v] ist, vorzüglichen im Blaufelchenlaich, so kann selber nie schädlich gefangen werden. Diese Gattung Fisch unterscheidet sich vor

522 Juli.

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22. Moserlen darin – auch Schnekreischen – daß dieser merklich kleiner, schwärzer und dik gestokt ist. Die Größe ist 1/2 Pfund, gewöhnlich aber sind selbe 1/4 Pfund auch [fol. 35r] noch kleiner in Gewicht. Sowohl die Treüschen als Moserlen laichen im Merzen. Er zeugt im 3ten Jahr den Rogen. Ist sonst ein guter und schmakhafter Fisch. Nähret sich vom Laich, Hürling und Agonen. Werden größtentheils im Winter und Fruhjahr an Grundschnüren gefangen. Nach ihrer Gattung ist ihr Wuchs schnell und kommt im 3ten Jahr auf 1/2 Pfund. [fol. 35v] Haltet sich vorzüglich an den Halden im Miß auf. Kann nicht leicht schädlich gefangen werden. 23. Grundlen Ist ein sehr kleiner Fisch und wird nicht über 4 Zoll lang. Er zeugt den Laich im 3ten Jahr, die Laichzeit ist ein Fruhjahr und haltet sich vorzüglichen in dem Miß und unter den Steinen auf. Nähret sich von Erde und Schlamm. Werden zur Win[fol. 36r]ters Zeit von Martinii 523 bis Ostern mit Kleppergarn gefangen, doch nur selten erhalten, weil sie dem Raub stark ausgesezt sind. 24. Groppen Ist ebenfalls eine sehr kleine Gattung Fisch, deßen Größe nicht über 3 Zoll in der Länge zu stehen kommt. Schon im 2ten Jahr erzeugt er den Rogen. Ihre Laichzeit trift in dem April ein und setzen [fol. 36v] den Laich auf Stein und Miß, wo er sich auch vorzüglichen aufhält. Nähret sich ebenfalls von Schlamm und Erden und wird mit Kleppergarn zur Winters Zeit zwischen Martini und Ostern zu dem Ende gefangen, daß der Fischer hiermit den Angel versehen könne. Werden ebenfalls wie die Grundlen in sehr geringer Anzahl gefangen, weil sie dem Raub [fol. 37r] vieler Fischen ausgesezt sind. 25. Agonen Sonst Laugenen, in der Jugend auch Gräßling genannt, sind die schlechteste Gattung Weißfisch. Erzeugen den Rogen im 4ten Jahr, werden nicht nach dem Gewicht sondern der Maß 524 und Eymer 525 weiß gefangen. Ihre Laichzeit ist zu Ausgang des Brachmonats 526 und setzen den Laich dem Land nach [fol. 37v] auf den Stein und ist in Zeit von 28 Stunden lebendig. Werden mit Laugenen- und Heürling-Watten gefangen. Werden nicht größer als Fingerlänge und ist die eigentliche Nahrung der edlern Fische. Derselbe nähret sich vom Schlamm, von Unrath und trüben Waßer und hält sich größtentheils an Gebäuden, an morastigen [fol. 38r] Bächen und schlaumigen Boden auf.

523 11. November. 524 Das Flüssigkeitsmaß „Maß“ umfasste ca. 1,2 Liter; vgl. Burkhardt, Konstanz, S. 50. 525 Das Flüssigkeitsmaß „Eimer“ umfasste 38,5 Liter; vgl. Burkhardt, Konstanz, S. 50. 526 Juni.

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Diese Gattung erzeugt sich in sehr großer Menge und die Schonung derselben würde den edlern Fischfang merklich beförderen, nemlich der Eglen und Forellen und des jungen Hechtens. Wenn sie gefangen und verkauft werden, müßen sie wohlfeil die Maaß 1 bis 2 Kreuzer hingelassen werden, und dann werden [fol. 38v] sie unnütz verspiesen und sind die zugehörde nicht werth, die mann beÿ dem Kochen auf selbe verwenden muß. 26. Butten oder Bachbutten ist ein kleiner Fisch, der Größe nach wie die Agonen, und haben mit diesen die Laichzeit. Im 2ten Jahr erzeugt er den Laich. Unterscheidet sich von den Agonen [fol. 39r] in der grauen Farb und gelben Tupfen. Hat keine Schuppen, nähret sich von Schlamm. Ist sehr selten, wird in geringer Anzahl gefangen und ist ein Speißfisch an den Angel. Übrigens aber verdienet er in der Fischereÿ keine andere Ruksicht. 27. Mannfreßer 527 Ist ein kleiner Fisch, der Form und Größe nach wie ein Hasel, ist grün lecht und hat blaue [fol. 39v] Tupfen. Er zeugt im 3ten Jahr den Rogen, laichet in dem Merzen, haltet sich meistens in laufenden Wäßeren auf. Ihre Nahrung ist Schlamm und Muken und fangen sich meistens in den Körben, zuweilen auch in den Watten. Wird sehr selten gefangen. Ist ein schlechter Fisch und verdienet beÿ der Fischereÿ nur darummen bemerkt zu werden, weil [fol. 40r] er in dem See existiert. 28. Wellern Es hat sich auch schon ergeben, daß in dem Bodensee einige Walleren wie sie in dem Illmersee [Anmerkung in einer anderen Hand, möglicherweise eines Archivars: = Mögginger- oder Mindelsee] eingebracht werden, gefangen worden sind. Es scheint aber, daß es nur verlohren Fische seÿen und dahero unter die Seegattung nicht gehören. Doch wäre es ein Fisch, der in aller Ruksicht beobachtet zu werden verdiente.

[fol. 41r]  Verzeichniß Sämtlicher Fang-zeüge, wie selbe bisher in dem Bodensee gebraucht worden, nebst Bemerkung der Schädlichkeit oder Unschädlichkeit derselben. 1mo Seegin Es ist das größte Garn, welches die Fischer gebrauchen und in die See führen: Es bestehet jede Seite ohne den Sack aus 7 Stüken und jedes Stük bestehet aus 15 Ellen, 1 Quart, so daß jede Wand ohne den Sack 106 3/4 Ellen lang wird. Jede Wand 527 Es ist unklar, welche Fischart hier gemeint ist.

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bestehet aus 4 Einsätzen, nemlich den Obersatz, welcher [fol. 41v] 50 Maschen hält, wovon 16 bis 18 auf eine lange Konstanzer Elle 528 gehen, aus zweien Mittelsätzen, welche man den Tuch nennt und in die Mitte des Stükes zusammen gestoßen werden, wovon jedes 200 Maschen mitfolglichen im ganzen 400 Maschen hält, von welcher Gattung Maschen 20 auf eine Konstanzer Elle gehen, aus einem Untersatz, welcher der Höhe nach 150 Maschen hält, wovon höchstens 16 auf eine [fol. 42r] Konstanzer Elle gehen. Deßelben Länge ohne den Sack bestehet demnach aus 106 3/4 Ellen, die Höhe oder Breite aber aus 32. Der Sack dieses Garns hält 17 Konstanzer Ellen und ist dem Maschen nach ungleich gestrickt. Der erste Theil des Sackes, wo er an das Garn geheftet wird, hält auf die Konstanzer Elle 20 Maschen, wie der Tuch, und ist Rack – oder auf die geschlossene Art – auf 5 Ellen in der Länge gestricket. [fol. 42v] An eben dieses Stück wird wiederum eine Länge von 4 Ellen Sack angestrickt, daß 23 Maschen oder Band auf eine Konstanzer Elle gehen. Auf gleiche Art werden ferners eine Länge von 4 Ellen Rack angestricket, daß 26 Maschen auf einer lange Konstanzer Elle zu stehen kommen. Hierauf folgt eine Länge von 2 Ellen, welche wie die vorige Rack, aber etwas enger, angestrickt [fol. 43r] werden, daß 30 auf eine lange Konstanzer Elle gehen. Dann endlichen folgt der lezte Theil dieser Fischer-Zeügs, welcher noch 2 Ellen in der Länge hält, aber Lom – das ist – den aufrechten Weeg oder mit dem offenen Beeren angestricket ist, daß 36 Band auf die Elle kommen. Nur kömt nur noch zu erklären, wie der Sack dem Umkreiß nach beschaffen seÿ. Der Sack hält im Umkreiß [fol. 43v] 600 Maschen, wo derselbe an die beede Wände angestrickt wird. Die Wände werden im Ober- und Untersatz ganz zusammengezogen. Der Tuch aber auf jeder Seite um 100 Maschen eingezogen, so daß also die beede Wände der Maschen Anzahl nach mit dem Sack übereinstimmen. In dem Sack selbsten werden im Umkreiß die Maschen immer nach Proportion abgenohmen, daß das End [fol. 44r] des Sackes nur noch 72 Bände hält, wovon 36 Band auf die Konstanzer Elle gehen. Dieses End wird sodann mit einem Bendel fest zusammen geknüpfet, wenn das Garn zum Fischen in den See geworfen wird, sodann aber wieder aufgebunden, wann der Vollzug vollendet ist.

5 28 Die lange Konstanzer Elle entspricht 59,64 cm; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 398. Dies ist die einzige Passage in beiden hier edierten Texten, in denen die Art der Elle derart spezifiert wird, dass wir ihre Länge heute nachvollziehen können. Doch diese eine Angabe erlaubt uns nicht mehr als Spekulationen hinsichtlich der anderen Ellen: Handelt es sich bei den nur wenige Zeilen darüber angeführten Ellen ebenfalls um die lange Elle, oder wird diese zur Differenzierung ausdrücklich genannt? Ist die lange Elle mit der Zwillich-Elle identisch? Auf der Basis der beiden Texte und der vorhandenen Literatur zu Maß und Gewicht im Bodenseeraum und Konstanz im Besonderen lassen sich diese Fragen nicht beantworten.

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Dieses Garn wird ganz allein in die Tiefe des Sees gesetzet, kann auch unmöglichen wegen seiner Schwere und Lästigkeit auf oder über [fol. 44v] das Land gezogen werden; wird auch nur im fruh Jahr oder zur Herbst-Zeit, jedoch Tag und Nacht, gebraucht. Mit diesem Garn werden nur die schönsten Fische von der größten Gattung gefangen und kann sich in demselben kein Fisch fangen, welcher nicht weit größer wäre, als das vorgeschriebene Mäß der selben fordert. Es ist demnach dieses Garn in allem Betracht ganz unschädlich und kann demnach hiebeÿ auch nicht leicht ein [fol. 45r] Frevel fürgehen. Rackseeginen Vorstehende Gattungen Garn heist man auch Rackseeginen, wenn nemlich die Garn so an die Sailen geheftet werden, daß sich die Maschen im Zug schließen. Wenn aber das Garn auf kürzer Sailer angeheftet wird, daß im Zug die Maschen offen stehen bleiben, so wird es die Lomseegin genennt. Lomseegin Übrigens ist der Bau vorstehender Gärner ganz gleich und [fol. 45v] der Fischereÿ immer gleich unschädlich, werden auch zu gleichen Zeiten in dem See gebraucht und nur von darumen Rack gebraucht, wenn selbe außer dem Eglin Laich über die Halden gegen der Fläche gezogen wird, wo sich der Untersatz des Garns, wenn er nicht Rack gestrickt ist, aalet, das ist schenckeldick, zusammenrollt und sich auf solche Art ruiniren würde. Schwebseeginen Die Schwebseeginen hatten ehemals den nemlichen [fol. 46r] Bau wie die Seeginen, wurden gegen Blaufelchen in den Schweb gesezt und ihrer Schwere wegen mit dem Häspel in das Schiff gezogen. Diese Gattung Garn ist aber zur Zeit gänzlich außer Gebrauch und dafür die sogenannte Schweb- oder Klußgärner, wie selbe unten beschrieben werden, eingeführet worden. 2. Gangfisch-Seeginen Ist den Wänden nach mit der ordinari Seegin in der [fol. 46v] Bauart ganz gleich, nur unterscheidet sich selbe wesentlich darinn, daß die Maschen mehr, als noch so eng, und mit Ausnahm des merklich hellern Untersatzes durchgängig gleich gestricket werden, daß auf jede Konstanzer Elle 40 Maschen zu stehen kommen. Diese Gattung Seegin hat wegen ihrer Enge auch keinen Sack, sondern die Breite des Garns untersezt den Fisch, daß sich derselbe in dem Garn und [fol. 47r] deßelben Bauch selbsten fängt. Dieses Garn wird zwar haubtsächlich gegen die Gangfisch gesetzet, es werden aber damit auch andere Gattungen Fische als Hecht, Forellen, Felchen, Barben, Aschen etc. gefangen und weil das Garn sehr eng ist, so werden diese Gattungen Fisch sehr vielfältig unter dem vorgeschriebenen Maaß gefangen.

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Ohngefehr um Johannes 529 Zeit wird selbes in den See geführt und so lang in den Winter hinein gebraucht, bis [fol. 47v] sich die Gangfische verlieren und nicht mehr in ergiebiger Menge gefangen werden. Dieses Garn wird in der Woche am Montag, Mitwoch, Donnerstag, Freÿtag und Samstag, auch wenn in der Woche ein Fasttag einfällt von Morgen in der Fruhe mit anbrechenden Tag bis 7 Uhr, dann von abends ohngefehr 4 Uhr bis 6 Uhr gebraucht. 3. Trachten Sind in der Bauart ganz [fol. 48r] wie die Gangfisch Seeginen, nur unterscheiden sie sich damit, daß diese der Länge und Höhe der Wänden nach ungleich kürzer und niederer sind, als die Gangfisch-Seegin. 4. Laufer-Garn Ist eine Gattung Garn, welche der Trachten ganz ähnlich ist. Sie hat zweÿ Wände und auf jeder Seite dreÿ Stük, jedes Stük zu 15 Ellen lang. Das erste Stük ist heller, als die übrigen gestricket [fol. 48v] und hält auf die Konstanzer Ellen 34 bis 36 Maschen. Das 2te Stük ist enger und rack gestricket, so daß 40 Bänd auf die Konstanzer Elle gehen. Das 3te Stük ist von dem 2ten darinn unterschieden, daß daßselbe Lomm, oder den offenen Weeg, angesetzet ist. Die Höhe der Wänden beträgt 16 Ellen. Dieses Garn wird in der Tiefe ausgeworfen und gezogen, wird nach Hechten, Aschen, Barben, Brachsmen gesetzet. [fol. 49r]  Wegen Enge des Garns ist diese Gattung Fangzeug gefährlich, vorzüglich für die kleinen Forellen, welche sich in der tiefen Gegend ziemlich häufig aufhalten und wo diese Gattung Garn gebraucht wird. Die übrigen so eben genannten Gattungen Fische halten sich entweder unter dem vorgeschriebenen Maaß in der Tiefe nicht auf oder sind in dem Gewicht und Maaß schon genug. 5. Schweb- oder Klußgärner Diese Gattung Garn hat [fol. 49v] 2 Wände und einen Sack; jede Wand hält 6 Stük, jedes der 5 ersten Stüke hält 16 Ellen, das 6te aber 11 Ellen. Die erste 4 Stük sind so weit gestricket, daß nur 3 Maschen auf eine Konstanzer Elle gestrickt werden. Das 5te Stück hat auf jede Konstanzer Elle 14 Band. Das 6te Stük – sonsten die Stell genannt – aber 16 Band, wo sich das Garn an den Sack anschließt. Die Höhe der Wänden hat [fol. 50r] 37 Ellen.

529 27. Dezember.

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Der Sack ist 16 Ellen lang und verenget sich von der Stelle oder dem lezten Stük an immer mehr. Der Maschen ist so groß, daß 16 Maschen im Anfang, in der Mitte 22 Band, dann 30 und am Ende 40 auf 1 Elle gehen. Diese Gattung Garn wird in dem offenen See und Schweb vorzüglich gegen die Felchen, so lang diese dauren, beÿ Tag und werden täglichen gesetzet. [fol. 50v]  Auch werden die Hechte und Forellen, dann Barben darinn gefangen und zwar in solcher Größe, daß dieselbe immer das vorgeschriebene Maaß übersteigen. Mit diesem Garn wird kein schadhafter Fisch gefangen und ist beÿ dieser Bauart des Garns auch kein Frevel zu besorgen. Dieses Garn wird auch in verengerten Schlaufen im Obersee gegen Stüben, Gangfisch, Renker und [fol. 51r] Springer gesetzet. Ist auch gegen Seelen bisher in noch kleinerem Maaß gebraucht worden. Wenn im Obersee dieses Garn gebraucht wird, setzen zweÿ Schiffe zusammen und ziehen das Garn ein ander entgegen gesezt. Dadurch schließt sich das Garn so sehr, daß auch beÿ erweitesten Schlaufen die Fisch-Jugend nicht durchkommen kann, welches sehr schädlich ist. 6. Watten Diese Gattung Garn hat [fol. 51v] 2 Wände und am Ende derselben einen Sack, welcher am Ende mit einer Schnur fest gebunden ist. Jede Wand hält 6 Stük und jedes Stük hält 15 Ellen. Das 6te Stük aber 11 Ellen mitfolglichen betragt die Länge jeder Wand 86 Ellen. Die Höhe der Wände betragt 256 Maschen, wovon 20 auf die Konstanzer Elle gehen. [fol. 52r]  Die erste 5 Stük sind so gestrickt, daß immer 20 Maschen auf die Konstanzer Elle kannen, das 11te Stük aber verenget sich sich [!], daß nur 40 Maschen auf die Konstanzer Elle gestrickt werden. Der Sack wird im Ring herum an die Wände angeschlaüft, so daß die erste Elle ebenfalls 40 Bände hält. Die Konstanzer Elle wird sodann eine Elle lang auf 45 Band, dann ferners 1 Elle lang auf 50 Band [fol. 52v] so fort 4 1/4tels Ellen lang auf 55 Band gestrickt. In der Folge verennget sich das Garn am Sack noch mehr, daß so dann 2 Ellen lang 60 Band und ferners 1 Elle lang 70 Band auf die Konstanzer Elle gestrickt werden. Sodann folgt eine Blache – das ist – ein grobes Leintuch von 6 Ellen lang, und erst nach diesem folgt ein sehr eng gestrickter Beeren, wodurch die kleisten Gattungen der Jugend nicht durchgeschliefen [fol. 53r] kann. Man sieht schon aus der Bauart dieses Garns, daß es der Fisch-Jugend wegen seiner auf das aüßerst getriebenen Enge um somehr schädlich seÿ, als daßelbe an der Halden und auf dem Grund gesetzet und auf das Land gezogen wird, in welchen Gegenden sich alle Gattungen Laich, Hürling und etwas größere Fisch-Jugend aufhält. Es ist demnach in der Fischereÿ ein sehr gefährliches Fangzeüg, beÿ welchem keine [fol. 53v] Vorsorge übrig ist, die man zu Verhütung des Frevel verwenden soll. In dem Protokoll vom 30ten Junii, et sequentes, ist hierwegen verordert, daß dieselben in dem Eglin-Bann nicht gebraucht werden sollen und in der Folge nur an Dienstag,

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Mittwoch, Donnerstag und Freÿtag in See geführet, auch nach Gelegenheit der Gegenden entweder anrißig oder auf das Land gezogen werden mögen. [fol. 54r]  Da aber die kleinere Fisch-Jugend, nemlich Hürling und Schlefen, dann die Seelen und Stüben, nach dem gemein einverständlichen Antrag nicht gefangen werden sollen, so wird notwendiger Dingen erforderlich seÿn, daß die Blahen und Beeren hinweggeschaft und dahin abgeänderet werden, daß der Sack enger nicht als auf 40 höchstens bis 42 Schlauf auf die Konstanzer Elle gestrickt werden solle und beÿ dieser Enge hält [fol. 54v] noch immer der allerkleinste Fisch, welcher nach dem gemeinschäftlichen Antrag gefangen werden darf. Im Gegentheil fangen sich sodann noch sehr viele Gattungen Fisch, als Forellen, Hechte, Fürn, Eglin, Karpfen, Brachsmen, Schleÿen etc., welche weit unter dem erlaubten Maaß sich darinn halten, wo es denen Fischeren viele Überwindung kosten wird, dieselbe tod oder lebendig wieder in den See zu werfen. Schon die ältere Verord[fol. 55r]nungen haben dieses Fangzeüg für gefährlich gefunden und dagegen zerschiedene Vorsorgen getroffen, worunter die Hinwegschaffung der Blahen und das Beeren um so ehender das wirksamste Mittel seÿn kann, als der Fang der Fisch-Jugend ohnehin verbotten werden soll. 7. Kilchen-Watt Ist mit der vorigen in den Wänden ihrer Länge und Höhe ganz gleich, nur zwischen dem lezten Stük und dem Sack ist eine Blahe angebracht, damit sich die Kilchen in derselben stelle und nicht [fol. 55v] vorwerts ausbreche. Hinter der Blahe ist sodann der Sack angestrikt, welche in der grösten Enge 50 Bänd auf die Konstanzer Elle mißt. Man setzet dieses Garn ganz allein gegen Kilchen, obwohlen zu Zeiten auch darinn eine andere Gattung Fisch gefangen wird. Dieses Garn ist in mehrern Betracht nicht so schädlich, als das vorige. Doch könnte daßelbe, wie die Watte im Sack auf 40 bis 42 Band, so daß der Beeren im aufrechten Weeg an[fol. 56r]gesezet werde, gestricket werden. Es gibt zwar noch zerschiedene Namen von Watten, welche aber entweder verbotten sind, wie Hasel-Watt und Hürling-Watt, oder sie haben nur den Namen von den Fischen, welche damit gefangen werden, wie die Fürn-Watt, und im übrigen doch die ganze ordinari Watt ist, oder sie werden gar nicht mehr gebraucht und sind überflüßig, wie die Huchen-Watt, Girnnähren und Tragel. 8. Streif- oder Klepper-Garn Ist das kleinste Garn, hat [fol. 56v] 2 Wände, wovon jede 7 Ellen lang ist, dann ein Sack von gleicher Länge. Die Wände sind 6 bis 8 Schue hoch; unten am Garn, wo es auf den Boden lauft, sind mehrer eiserne Blech angebracht, welche auf steinernen Boden hergezogen werden. Zuweilen auch, und zwar nach dem Herbst, auf die Halden und auf dem Miß. Es werden mit diesem Garn Gründlen, Groppen und Moserlen gefangen, welche durch das Geklapper der eisernen Blecher unruhig gemacht und in das [fol. 57r] Garn unter den Steinen hervorgelockt werden.

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Dieses Garn wird mit Katharina Tag in den See geführet und mit Ostern damit ausgesetzet. Zur Zeit des Gangfischlaiches darf selbes in der Gegend von Konstanz bis in das Fleißhorn 530 nicht gebraucht werden. Wird auch nur zur Nachts-Zeit, und zwar die Woche 4 Täge, nemlichen am Montag, Mitwoch, Donnerstag und Freÿtag in die See gesezt. Die Kroppen werden [fol. 57v] nur zum anstecken an den Angel, welche im Winter gesezt werden, gefangen. Wegen seinem wenigen Gebrauch und Kleine des Garns ist das Klepper-Garn unschädlich und mag wohl ferners also genutzet werden. 9. Säck-Gärner Es ist eine Gattung Garn, welches 3 Wände hat, welche hinter einander nach der Art der Netzen meisten theils im läufigen Waßer, [fol. 58r] zuweilen auch im stehenden Waßer gesezt werden. Die vordere Wand, wo der Fisch hineinlauft, ist weit und hält auf die Elle nur 3 Band. Das 2te ist enger als die vordere und hintere und hält 14 Schlaufen auf die Konstanzer Elle. Die hintere aber wieder nur dreÿ Schlaufen. Die Länge jeder dieser Wände hält ungefähr 110 Ellen, die Höhe aber 15 Ellen. Werden nach [fol. 58v] Rheinanker, Karpfen, und Hechten gesetzet. Es fangen sich auch darinnen andere Gattungen Fische und wird kein kleinerer Fisch darinn gefangen, als in der Schwere wenigstens von 1 Pfund. Wird nur den Sommer durch, im Winter aber nicht gebraucht und ist unschädlich. 10. Kleitter-Garn Bestehen nur aus einer einzigen 60 Ellen langen Wand, welche in der Höhe 2 Ellen hält und an der [fol. 59r] Unterährin mit leimmenen Häfelen beschwehret ist. Die Konstanzer Elle hält 15 oder 16 Maschen. Dieses Garn wird gegen Karpfen und Brachsmen und zwar nur zur Laich-Zeit auf der Fläche gesetzet. Zuweilen wird damit auch ein Hecht gefangen. Dieses Garn hält keinen Fisch, welcher nicht vorschriftmäßig zu fangen erlaubt ist, und ist demnach in allem Betracht unschädlich. Netze 1. Heche-Netze [!] Hält in der Länge 100 [fol. 59v] Ellen. Die Schlaufen sind so groß, daß 20 eine Konstanzer Elle austragen; halten in der Höhe ohngefähr 30 Band. Sind in der Oberährin mit Ohlbeer-Rinden versehen, damit sich das Garn aufrecht erhalte. 530 Nördlich der Mainau.

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In der Unternährin aber sind selbe mit Bleÿ beschwehret, damit sie auf dem Boden aufsitzen. In diesen sich 1 pfündige Hecht, Forellen, große Eglin, werden in den [fol. 60r] Schlaufen etwas weiters auch gegen Forellen gesetzet und ist unschädlich. 2. Brachsmen-Netze Diese Netze sind nur in der Weite des Maschen von den vorigen unterschieden, indem nur 14 Maschen auf die Konstanzer Elle gezehlet werden. Werden gegen Brachsmen in der Fläche, auch vorzüglichen beÿ Kraut-Boschen und Rohrschachen gesetzet, wo sich der Brachsmen vorzüglichen aufhält. [fol. 60v]  3. Schwebnetze Ist ein sehr langes Netz, deßen Länge 175 Ellen beträgt. Hält in der Höhe 28 Band. Tragen eine Konstanzer Elle aus, werden in der Schweb gehängt und werden mit Bleÿstein an der Unterrähin beschweret. An der Oberrähin aber mitels angemachten Bauchen von Thannen-Holz geschnitten, daß diese Netze nur 7 bis 14 Klafter 531 tief in der Schweb kommen. [fol. 61r] In diesen Netzen werden lauter Felchen, zuwieder auch ein Hecht oder Forellen doch allzeit unschädlich gefangen. 4. Arben- [!] oder Zwirnen-Netze Die Länge dieses Garns betragt 114 Ellen, 18 Maschen ist die Höhe, wie die HechtNetze, und hat im übrigen die Einrichtung wie die Hecht-Netze. Nur wird die Barben-Netze mit gezwirnten [fol. 61v] Faden, die Hecht-Netze aber mit Garn gestrickt. Wird an den Halden der Baüme nachgesetzet und fangen sich darinn keine Fische, als welche ordnungsgemäß, mithin unschädlich sind. 5. Karpfen-Netze Hält der Länge 93 Ellen und 15 Maschen tragen eine Konstanzer Elle aus. Werden aus dreÿfach gezwirnten Faden gestricket und in [fol. 62r] die Fläche, in Graß, Kraut, Rohrboschen zur Laich-Zeit gesetzet. Übrigens ist die Einrichtung wie beÿ den Hecht-Netzen, nur daß das Bleÿ und Holz stärker ist. Es werden mit diesem Garn lauter Karpfen, sehr selten auch ein Hecht gefangen, die alle über das vorgeschribne Maaß und Gewicht halten und mithin unschädlich gefangen werden.

531 Ein Klafter entspricht 1,82 m; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 398.

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6. Fürn-Netze Deßelben Länge hat 127 [fol. 62v] Ellen, auf die Konstanzer Elle gehen 22 Bände. Werden beÿ Wallstädten und Reÿsern, dann auf der Fläche und an der Halden vorzüglichen gegen Fürnen gesetzet. Zuweilen fangen sich auch Hechten, Eglin, Aal darinn, doch noch immer so groß, daß die Fische vorschriftmäßig eingebracht werden. Der übrige Bau ist wie beÿ denen Hecht-Netzen. Bis daher sind alle Gattungen der Netzen [fol. 63r] keiner Bedenklichkeit ausgesetzet, welche im Fischfang in Betracht gezogen werden solten. 7. Hasel- und Gangfisch-Netze Halten in der Länge 70 Ellen, 38 Schlaufen gehen auf die Konstanzer Elle, der übrige Bau ist wie beÿ denen Hecht-Netzen. Hasel- und Gangfisch werden mit diesem Netz nützlich gefangen. Wenn sich aber eine andere Gattung Fisch als Hecht und Forellen [fol. 63v] darinnen verhängt, so werden Sie allzeit in dem vorgeschriebenen Maaß gefangen. Es wird demnach nothwendig seÿn, daß die Hasel- wie die Gangfisch-Netze nur zur Laichen-Zeit des Gangfisches gebraucht werden. Sind vielfältig auch gegen junge Krezer im fruh Jahr, auch gegen kleine Hecht und Forellen gesetzet und mißbraucht worden, welches für die [fol. 64r] Zukunft einzustellen seÿn wird. Lupf-Netze oder Gupfel-Netze Sind den Hasel-Netzen ganz ähnlich und sind nur etwas enger gestrickt und werden allein gegen Hasel gesezt, wenn zur Herbst-Zeit die Nebel einfallen und der Hasel sich wolckenweiß stellt, wo sie sodann mit diesem Netz umstellt und nur zur Speiß für edlere Fische gefangen werden. 8. Laugenen Netzen [fol. 64v]  Ihr Enge ist 50. Band Reÿser, auch Gewellstädt genannt 1. Landreÿser Diese werden auf folgende Art gebaut: Es werden nemlichen 4 Pfäll ohngefehr in die 4 Eck in einer Tiefe von 2 Klafter 532 gestoßen, so daß die Pfäll gegen dem Land zu etwas enger, gegen die Tiefe aber etwas weiter gestoßen werden. Der Quadrat Inhalt [fol. 65r] dieser Pfällen und des damit eingeschloßenen Bodens beträgt, je nachdem das Reÿß groß oder klein angelegt ist, 300 bis 250 Quadrat Schue 533. Dieses Feld wird sodann ganz im Ring herum Pfall and Pfall gestoßen, daß ein Pfall von dem andern nur 1 1/2 Schue zu stehen kömmt.

532 Ein Klafter war sechs Schuh hoch und maß damit 1,82 m; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 398. 533 Ein Schuh entspricht 30,38 cm; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 396.

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Dieser Umfang wird sodann mit ungebundenem Reÿß, vorzüglich mit eichenen, erlinnen und hagenbüchenen, dann kerschbaümenen [fol. 65v] Nästen angefüllt, sodann wiederum mit gleichen Pfällen befestiget, auch zuweilen mit Steinen beschwehrt. In diesen Reÿseren stellen sich die Hechten, Eglin, Fürnen, Hasel, Alet, Karpfen, zuweilen auch andere Gattungen Fische. Es ist dieses eine Ruhestadt für die Fische, wo sie beÿ rauchem Wetter vor SturtzWinden halten. Sie werden vorzüglich mit Hecht- und Fürn-Netzen umsetzet, worinn sich die [fol. 66r] Hechte, Fürnen und schöne Eglin fangen. Im spat Jahr stellen sich auch Karpfen und Alet in diese Reÿser, welche sodann mit Blahen und einer Reuschen umsetzet und sodann vom Reÿß von darumen ganz ausgeleeret werden, weil die Karpfen sowohl als der Alet sich nicht in das Garn treiben laßen, wo sich ermelte Gattung Fisch als dann in die Reuschen verschlieft, jene aber, die alda nicht gefangen werden, werden [fol. 66v] sodann mit Beeren vollends ausgehoben. In diesen Reÿseren halten sich gemeiniglich nur die größere Fische auf und wird demnach das Reÿß in gedachter Maaß unschädlich benutzet und bringt dem Fischer, welchem dieses Reüß gehört, den Vortheil, daß er auch auf unvorgesehe Fälle alda etwas Fisch fangen und seine Kundschaften damit versehen kann. Die Anlegung der Rÿser ist nicht leicht einem Frevel [fol. 67r] unterworfen, indem das Reÿß für den Fischer selbst nüzlich nicht anderst angelegt werden kann, als daß er daßelbe immer einen Tag ausheben, fischen und wieder einlegen kann, sonsten wurde er Gefahr lauffen, daß ihm über die Nacht durch einfallenden Wind der ganze Zug und das Reÿß verdorben und auseinander geworfen wurde. Nur damit kann die Anlegung schädlich werden, wenn die Reÿser so ge[fol. 67v]stoßen werden, daß der gehende Zeüg, als Watten, durch selbe am Zug gehinderet werden. Im Eglin-Laich würden die Reÿser der Fischereÿ schädlich seÿn, wenn das Reÿß, wie vorgemelt, ausgehoben und wieder frisch eingelegt, ausgestehrt oder ausgebohret wurde, denn der Eglin, Fürn und mehrere Gattungen Fische streifen den Rogen in ermalter Zeit im Reÿß ab, und wie dieser an die Luft [fol. 68r] käme, wäre selber auch ganz verdorben. Es ist auch gut und fürsichtig, wenn diese Reÿser mit Haselen-Netzen nicht umstellt werden, denn die Maschen sind zu klein, als daß die Fische vorschriftmäßig darinn könnten gefangen werden. Aus gleicher Fürsicht sollen die Reÿser mit sichtbaren Pfällen, Bauchen oder Weuffen versehen werden, damit der Fischer dieselben erkennen und der gehende Zeüg daran nicht verrißen werde. Es ergibt sich auch, daß Schif[fol. 68v]leute, welche theils aus Unfürsichtigkeit, theils aus Muthwillen über die Reÿß-Pfälle mit großen Schiffen hinfahren und damit mehrere Pfälle umdrucken und so das Reÿß verderben. Zu Schonung der Reÿser solte diese Unfürsichtigkeit oder Muthwillen nach Gestalt der Umständen mit einer angemeßenen Buße belegt werden.

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2. Karpfen-Reÿser Diese Reÿser sind von den Land-Reÿsern nur darinn unterschieden, daß dieselben [fol. 69r] nicht auf dem weißen Boden, sondern etwas tiefer auf das Miß oder Baüme der Halden zugelegt werden und hat übrigens die ganz gleiche Bemerkungen wie die Land-Reÿser. Es finden sich alda die gleiche Gattungen Fische ein, nur gesellen sich die Karpfen und Brachsmen darzu, weil sie auf dem Miß ihre Nahrung beßer als auf dem weißen Boden finden. Es wird auch der ganze gleiche Fahr-Zeüg benutzet. [fol. 69v]  3. Tiefen-Reÿser Diese Gattung Reÿß ist in der Wesenheit ganz eins und unterscheiden sich nur wegen der Tiefe und Größe. Denn die Tiefen Reÿser liegen zu 15 und 20 Klafter tief, auch darüber, halten den Feld und Quadrat Inhalt nach 6000 bis 12000 Quadrat Schue, auch manchmal noch drüber. Dieselben werden auch niemal von Reÿß ausgeleert, sondern bleiben immer liegen. Werden mit Netzen um[fol. 70r]setzet und dann ausgestöhrt, daß die Fische in die Netzen fallen. Zur Winters-Zeit benutzt man diese Gattung Reÿser auch mit Zocken. Außer diesem dreÿfachen Unterschied ist das übrige alles zu bemerken, was beÿ den Land-Reÿsern bereits angeführt worden. Nur mus hier noch als eine sonderbare Fürsicht angeführt werden, daß sich in den Tiefen Reÿsern die kleine Hecht und Fürnen, [fol. 70v] oder Fürnnickel, auch Brachsmenschaitele hinstellen und durch Haselnetze, dann durch die Reuschen und Körbe häufig im spat- und fruh Jahr, auch den Winter durch, sehr schadhaft gefangen werden, und daß es demnach nothwendig wäre, diese beede Fang-Zeüge zu ermelter Zeit und beÿ Reÿsern gänzlichen einzustellen. 4. Fach-Huttenhufen [!], oder Stößel genannt Ist ebenfalls eine Gattung [fol. 71r] Reÿß, die aber in ein dreÿ Eck gestellet und an Rohrschachen und Graßboschen gesetzt wird, wo Winters-Zeit das Waßer ganz hinweg fällt. Zur Laich-Zeit stellen sich verzüglichen die Hecht, Fürn, Aal, Rottlen, zuweilen die Karpfen hin. Beÿ dieser Gattung Reÿser werden keine andere Fang-Zeüge als Reuschen angebracht, worinn vorermelte Fisch-Gattung vielfältig unter dem Maaß eingebracht werden. [fol. 71v]  Und ist daher von selbst einzusehen, daß diese Fischungs-Art Gefährlichkeit unterworffen seÿ. 5. Reuschen Ist eine Gattung Weiden-Körbe, welche so gebaut sind, daß der sogenannte Schlupf oder Eingang derselben weit ist, sodann sich trachterförmig verengen, bis der Eingang

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im Durchschnitt nur noch 4 bis 5 Zoll hat, und zwar so, daß etliche Band vorausragen, damit die eingegangene Fische [fol. 72r] sich nicht wieder zurückziehen können. Bisher sind die Reuschen vorzüglich zur Eglins-Bann Zeit an allen Gattungen Reÿsern geleget worden, wo sich dann der Fürn- und Eglin-Laich an die Reuschen haüfig und auf 1/4 Zoll dick anlegte und durch ausziehen ganz verdorben worden. Nebenbei wurden die Furnnickel und ganz kleine Krezer, welche im ersten Laich sind, haüfig mithin [fol. 72v] schädlich gefangen. Dieser Fang-zeüg bringt auch offenbar mehr Gefährlichkeit, als derselbe dem Fischer Nutzen bringen kann, und wenn er also nicht vollkommen abgestellet werden wolte, solte er wenigstens zur Eglins-Bann-Zeit verbotten bleiben. Die Bemerkung verdient an dieser Stelle ebenfalls eingerückt zu werden, daß der Fürn zu seiner Laich-Zeit sich nicht nur auf Flächenen, Graß[fol. 73r]boschen und Rohrschachen, dann Reÿser hinziehen, sondern vorzüglich in die in den Bodensee fallende Wäßer hineinlauffe. In der Mündung ebengedachter Wäßer werden die Körbe oder Reuschen sehr haüfig gelegt, wovon ermalter Fisch-Schade in vorzüglicher Maaße eintritt. 6. Beeren Ist ebenfalls eine Reusche von gleichem Bau, nur mit dem Unterschied, daß diese von gestricket und [fol. 73v] mit größern oder kleinern Raifen, nachdem es die Form fordert, ausgespannt sind. Übrigens ist von den Beeren das gleichwie von der Reuschen durchgängig zu bemerken. Indem selber so eng gestrickt, daß 40 bis 44 Band auf eine Konstanzer Elle gehen. Angel Der Angel ist ein von Eisen- oder Meßing Drat kaum gebogenes Instrument von zweÿ Seiten, wovon die kürzere Seite [fol. 74r] scharf zugespitzt, der Spitz aber mit einem Gegenhacken versehen ist. Die andere und höhere Seite aber ist breit geschlagen, daß er an eine Schnur angebunden werden kann. Dieses Instrument, oder Angel, wird sodann an Schnüre angebunden und mit lebendigoder todter Speise versehen, womit man grösten Theils zur Winters-Zeit zerschiedene Fisch entweder auf dem weißen Boden oder an Reÿsern oder im Schweb oder ganz [fol. 74v] in der tiefen See fanget. Sie unterscheiden sich nach der Größe der Fische auch dem Namen nach und heißen sodann Eglin-Angel, Karpfen-Angel, Brachsmen-Angel, Forellen-Angel, MoserlinAngel, Dreuschen-Angel, Aal-Angel. Nur der Hecht-Angel führt die besondere Form, daß derselbe nach der Art eines Ankers zweÿ Krimmungen und zweÿ Spitze hat. Nach der Art des Gebrauchs hieß man diese [fol. 75r] Fischungs-Art entweder Angeln, Zocken, schauben, oder schoben. Grund-Angel. Schweb-Angel.

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2. [!] Angeln heist man, wann man die Angelschnur an eine Ruthe bindet und ­dieselbe mit lebendig oder todter Speiß versieht, dann auswirft, bis sich der Fisch durch ­Anziehung der Schnur zu erkennen gibt, daß er den Angel mit der Speiß genohmen hat. Auf diese Art werden nur meisten Theils geringe Fische [fol. 75v] gefangen, als kleine Fürnen, kleine Kretzer und andere noch kleinere Fische. Diese Gattung Fischfang wird von Fischern selbst entweder gar nicht oder nur selten geübt, sondern nur da und dort von mäßigen Leuten getrieben. Ist der Fischereÿ auch schädlich und solte gänzlichen verbotten seÿn. 3. Zocken Beÿ dieser Fischungs-Art werden an eine roßhärene Schnur an das untere Ende 3 der kleinsten Angel so fest gemacht, daß jedesmal einer vom andern [fol. 76r] 8 Zoll 534 absteht. Unten an der Schnur ist an dem untersten End ein Stük Bleÿ von 5 Loth 535 angemacht, daß es die Schnur vertikal anzieht. Die Angel aber sind an desselben so angebunden, daß sie mit der Schnur einen rechten Winckel machen und den Angel-Spitz aufrecht erhalten. Diese Angel werden mit Gräßlinge oder Recklen – eine Gattung sehr kleinen Insekts von vielen Füßen – bestecket. Mit dieser Fischens-Art [fol. 76v] werden beÿ nahe lauter kleine Eglin, Fürnnickel und dergleichen gefangen, die der Fischereÿ höchstschädlich sind und dieser wegen solte diese Fischungs-Art entweder ganz eingebotten oder wenigstens nur auf die FastenZeit eingeschränkt werden. 4. Schauben oder Schoben Diese Fischungs-Art wird so genannt, wenn man an eine Schnur oben einen Schobbauchen und unten ein merklich größeren Angel anbindet und eine stärkere lebendige Speiß [fol. 77r] als Hasel, Landalet und geringe Fürn anstecket, sofort selbe beÿ den tiefen Reÿsern in die See einläßt. Diese Fischens-Art braucht der Fischer nebst dem Zocken, indem er die Schobbauchen und Angel zu 10 bis 12 Stük in den See hängt, und dann darnach fahrt, wenn sich der Fisch durch Anziehung des Bauchen zeiget. 5. Grund Angel Beÿ dieser Fisch-Art [!] braucht man eine Schnur von 600 [fol. 77v] bis 1200 Klafter. An das erste End wird ein Bauchen samt Maÿen fest gemacht, damit man die Schnur wiederum finden kann. Dann wird mitelst Anhängung eines 4 pfündigen Steines die Tiefe der Halden untersucht, dann wiederum heraufgezogen.

534 Ein Zoll entspricht 2,53 cm; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 396. 535 Ein Lot entspricht 14,4 g; vgl. Jänichen, ‚Wirtschaft‘, S. 399.

Protokoll der Fischereikonferenz  |

In der Folge wird der Angel, welcher schon vorhin an eine Schuefe – eine Ellen lange Schnur von feinen Hanf-Faden – festgemacht ist, von einem Klafter zum anderen angebunden. [fol. 78r] Jedesmal nach dem 5ten Angel wird eine Bauchen von OhlbeerRinde angebracht, welche die Schnur und den Angel von dem Boden oder Grund auf 1 oder 1/2 Klafter hoch empor hält. Dann wird mit Anschließlung der Angel und Baucher fortgefahren bis auf 30 Stük Angel. Wo wieder ein Grund-Stein mit einer besondern 1/2 Klafter langen Schnur angebunden und ausgeworffen wird und so wird damit fortge[fol. 78v]fahren, bis obermelte Schnur gänzlichen mit Angel versehen ist. Am End der Schnur wird wieder ein großer Bauch mit einem Maÿen angebunden, welcher die Schnur in der Höhe hält und ober dem Waßer bleibt. An diese Angel wird als Speiß der Köder angesteckt: Lagonen, kleine Fürnen, Hasel und Land-Alet. Wegen Größe der Angel [fol. 79r] und Speiß wird kein anderer Fisch gefangen, als schöne Hecht, Forellen etc. und ist demnach der Fischereÿ ganz unschädlich. 6. Schweb-Angel Ist allem den vorigen gleich, nur ist dabeÿ zu bemerken, daß der Grund-Angel an die Halde auf den Grund gesetzt werde. Dieser aber in die offene See dergestalt eingesenket werde, daß der Angel nur 1 1/2 Klafter tief in das Waßer komme und die [fol. 79v] Ohlbeer-Bauchen immer ob dem See schwimmen.

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GLOSSAR a rriche e

agûne âl Alath anferinds zeit Atzung Bahn Bändlein Bauchen behefften ber, Beeren blahen, Blahe, Blache bommen u boch, bohen Brachsme brÿne, brüin, brüne e bundelloch o bus o o buten hufa buren Butte o o clußgarn, klußgarn, Klusgarn, Glusgarn d egli, Eglin Enggarn Esche, Asche Fach, Fach-Huttenhufen Federen Felchengarn Fischenz förhnine, forchine, ferhine frunst Fürn fürneren Furnikel, Fürnnikel e

Errachen, Bezeichnung für Reiser im östlichen Bodensee Agone, Ukelei Aal Döbel Zeit des Anfahrens (zum Fischen) Nahrung, Speise; hier: Köder Bann, Schonzeit Maschen Boje zur Markierung von Netzen Netz setzen Behren, 1. Garnreuse; 2. käscherartiges kleines Schöpfnetz; 3. Teil eines Zugnetzes von sehr geringer Maschenweite Teil eines Zugnetzes aus grober Leinwand Flurname Boje Brachse unmittelbarer, schlammiger Uferbereich unbekannt Buße Fangvorrichtung für Butten (Elritzen) einholen Elritze Klusgarn Pfennig Barsch Teil der Zugnetze Äsche Fischfangvorrichtung Flossen Zugnetz zum Felchenfang Recht zum Fischfang an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit Forelle unbekannt Rotauge Netz zum Fang des Rotauges junges Rotauge

Glossar  |

fürnwatt, furnwatt gasse geil gerner o gflutstnetzen gierneren, giernerin, Girnnähren grúndel, Grundel o o o gupffen, guppfen, gumpff, Gupfen o gwelburdinen gwelstatt Halde e

Häspel herre sege e hurling, Hürling e hûßroche inschachen Kilch kilchengarn, kÿlchengarn Korb Krautboschen, Kraut-Boschen kressling, Gräßling Krezer Kropen landrÿs, landtriser, Labdreÿser landtwatt, Landwatte Laugene, Lagone loch lom lomenweg lomsegÿ, Lohnsegine miss, Müß Moserle Nevle, Nuvle Oberährin

Zugnetz zum Fang des Rotauges Flurname üppig, fett Garne, Zugnetze unbestimmbare Netzart Zugnetz Schmerle spitzes Ende Fischfangvorrichtung, Reis Fischfangvorrichtung, Reis steil abfallende Übergangszone zwischen dem Uferbereich und dem tiefen See Haspel, Garnwinde Herrensegine junger Barsch im ersten Lebensjahr Hausstand, Haushalt einschlagen (mit Stöcken oder Rudern, um Fische in das Netz zu treiben) Kilch, in den 1970ern ausgestorbene Felchenart Zugnetze zum Fang der Kilche Korbreuse (aus Weidenzweigen) Uferbewuchs junge Ukelei Kretzer, Barsch Groppen Landreis, Landreiser Landwatt Laugele, Agone, Ukelei Flurname Art der Zugnetzherstellung, Maschen ziehen sich beim Einholen nicht zusammen unbestimmbarer Zugnetzteil Lomsegine, lom gestricktes großes Zugnetz Mist, bewachsener Uferbereich 1. junge Trüschen; 2. Schnecktrüschen junge Hasel Oberrand des Netzes, an dem die Schwimmer befestigt werden

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|  Anhang

raggensegÿ, ragkensegÿ, ragksegine, Rackseegine, Raksegin ragk, rack reüschen, rüschen, rÿschen, Reuschen, Reischen reyser, reÿßer, Reÿß e roteli, Rötteli, Röttlen Rohrschache Rotel Sak Schlauf Schlefen Schleue, Schleÿe Schnecktreische schobangel Schweb schwebnetze schwebsegÿ, swebsegÿ, Schwebsegine Seegin seelen seetrische sezangel speis, Speise Speniger steb stöffel stössel straif strümpfel, strumpfel Stüber stuoden tragel triben o truche

Racksegine, rack gestricktes großes Zugnetz Art der Zugnetzherstellung, Maschen ziehen sich beim Einholen zusammen Reusen, aus Weidenzweigen hergestellt Reis, Reiser, Fischfangvorrichtung Saibling Schilfbewuchs am Ufer Rotfeder Sack, Teil des Zugnetzes, in dem sich der Fang ansammelt Masche junger Fisch, wahrscheinlich der junge Barsch Schleie Schnecktrüsche, heute nicht mehr als Unterart der Trüsche anerkannt an einer Boje befestigte Angel offenes Wasser über dem tiefen See Schwebnetze ein Zugnetz Segine, großes Zugnetz Seelen, Felchen im zweiten Lebensjahr Seetrüsche, heute nicht mehr als Unterart der Trüsche anerkannt Setzangel, möglicherweise Grundangel Köder junger Fisch unbestimmbarer Art Stäbe, an denen das Ende der Wand des Zugnetzes sowie die Leinen zum Ziehen und Einholen befestigt sind Markierung, Schwimmer Unterart der Reiser Streiffen, kleines Zugnetz unbestimmbarer Teil von Zugnetzen Stuben, Felchen im ersten Lebensjahr unbekannt Zugnetz treiben (der Fische ins Netz) Truhe, Aufbewahrungsort der Fische im Boot

Glossar  |

Unterährin Wand watt, Watte wattberen Wellstädte, Wallstädte Weuffen wise grund Zipfel zocken, zogken, Zoken zwolffbotten, zwolfboten, e zwolfbotten

Unterrand des Netzes, an dem die Senker befestigt werden Hauptteil des Zugnetzes, wird an den Stäben befestigt Watt, Zugnetz Sack der Watt Reiser, s. gwelstatt Markierung Weiße, flach abfallender See in unmittelbarer Ufernähe Spitze des Sacks Angeln mit mehreren Haken Apostel

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|  Anhang

VERZEICHNIS DER BENUTZTEN FISCHERORDNUNGEN UND FISCHEREIVERTRÄGE Jahr

Titel

Bemerkungen

Archiv/Edition

Undatiert (13. Jahr­ hundert?)

Vischez ordnung

Älteste Fischerordnung aus Konstanz

StA KN DI Fasc. 44

Fischerordnung Wasserburg

In Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 165

Fischerordnung für Konstanz

StA LI A III 101,8; auch in: Feger, Richtebrief, S. 112

Entwurf einer Fischerordnung für Untersee und Rhein um 1450

StA KN DI Fasc. 44

Undatiert

Undatiert (14. Jahr­ hundert?)

Ordnung von des visch markts wegen

1450 1455

Ordnung von des vischens wegen von minem herrn von Ow und den Costenz firegenommen

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Fasc. 44

1465

Der Vischer Ordnung im undersee

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Fasc. 44

1470

Dies ist die Ordnung der Vischer im Under und Ower See

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Fasc. 44

1474

Der Vischer Ordnung im underen und oberen See

Fischerordnung für Konstanz

StA KN DI Fasc. 44

1479

Ordnung des Hürlingfangs

St. Gallen

In Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 18

1481

Der vischer ordnung in dem obersee

Fischereivertrag für den Obersee; betrifft Heiligenberg, Salem, Mai­ nau, Überlingen und Konstanz

StA KN DI Fasc. 44 StA ÜL C 976/1

1487

Der Vischer Ordnung in dem Undersee und des gotzhus see genant der ower see

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Fasc. 44

1491

Der vischer Ordnung

Fischerordnung für Konstanz

StA KN DI Fasc. 44

1513

Vischordnung

Fischereivertrag für den Obersee

StA KN DI Fasc. 44

1514

Dies sind die ardicke so die vi­ scher zuhalten geschworen sind

Fischerordnung für Konstanz

StA KN DI Fasc. 44

1517

Vischerordnung

Fischereivertrag; betrifft den Überlinger See

StA KN DI Fasc. 44 StA KN DI Band 37

1522

Vischer ordnung im underen See

Fischerordnung für den Untersee

1526

Articul und ordnung

Fischerordnung der Mainau

StA ÜL C 976/1

1527

Vischerordnung

Fischerordnung für Konstanz

StA KN DI Fasc. 44

1532

Vischer Ordnung Ussern See

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Band 37

Verzeichnis der benutzten Fischerordnungen und Fischereiverträge  |

Jahr

Titel

1534

1536

Abschied zu Überlingen der Vischerordnung halb im Obersee

1537 1542

Ordnung des usseren Sees

1544

Bemerkungen

Archiv/Edition

Fischerordnung für St. Gallen

In Stoffel, Fischereiverhältnisse, S. 21

Ergänzung der Fischerordnung für den Untersee von 1532

StA KN DI Fasc. 26

Fischereivertrag für den Obersee; betrifft Konstanz und Überlingen

StA KN DI Fasc. 44 StA ÜL C 976/1

Fischerzunftordnung Lindau

StA LI A III 55,2

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Band 37

Fischereivertrag der St. Galler Gruppe

StA KN DI Fasc. 44

1550

Ordnung des usseren Sees

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Band 37

1551

Handlung betreffend die von Er­ matingen von wegen Irer vischer

Fischereivertrag zwischen Kon­ stanz und Ermatingen zur Lösung von Streitigkeiten wegen Fischens auf Konstanzer Gebiet

StA KN DI Fasc. 44

1552

Fischerordnung Überlingen

StA ÜL C 976/2

1566

Fischereivertrag zwischen Kon­ stanz und Mainau

StA KN DI Fasc. 35

1583

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Fasc. 44

1589

Fischereivertrag zwischen Kon­ stanz und Mainau, Überlingen später beigetreten

StA KN DI Fasc. 24

1594

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Fasc. 26

1599

Fischereivertrag zwischen Kon­ stanz und Mainau, Überlingen 1602 beigetreten

StA KN DI Fasc. 24

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Fasc. 44

Fischereivertrag zwischen Kon­ stanz und Mainau

StA KN DI Fasc. 24

1613

Fischer Ordnung des usseren Sees

1663 1707

Fischerordnung im Aussern See

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Band 39

1717

Fischerordnung im Aussern See

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Band 40

1774

Fischerordnung im Aussern See

Fischerordnung für den Untersee

StA KN DI Band 42

183

184

|  Anhang

DIE FISCHE DES BODENSEES (CA. 1350 – 1900) Fisch

Benennung

Namen am Bodensee

Fam. Salmonidae Seeforelle

Salmo trutta f. lacustris

Forelle, Forhine (mhd.), Grundforelle, Schwebforelle

Saibling

Salvelinus alpinus

Rötel, Röteli

Fam. Corregonidae Felchen

Coregonus lavaretus

Felchen, Blaufelchen, Gangfisch, Sandfelchen, Adelfelchen, Stuben (1. Jahr), Seelen (2. Jahr)

Kilch

Coregonus acronius

Kilch

Fam. Thymallidae Äsche

Thymallus thymallus

Äsche

Fam. Escodiae Hecht

Esox lucius

Hecht

Fam. Cyprinidae Rotauge

Rutilus rutilus

Fürn

Hasel

Leuciscus leuciscus

Hasel

Döbel

Leuciscus cephalus

Alet

Elritze

Phoxinus phoxinus

Butte, Maienbutte

Rotfeder

Scardinius erythrophthalmus

Rotel

Schleie

Tinca tinca

Schleie

Nase

Chondrostoma nasus

Nase

Gründling

Gobio gobio

Grundel

Barbe

Barbus barbus

Barbe

Ukelei

Alburnus alburnus

Agone, Laugele, Kressling (1. Jahr)

Blicke

Blicca bjoerkna

Halbfisch, Bastard

Brachsen

Abramis brama

Brachsmen

Karpfen

Cyprinus carpio

Karpfen

Fam. Cobitide Schmerle

Noemacheilius barbatulus

Grundel

Fam. Siluridae Wels

Silurus glanis

Weller

Fam. Aguillidae Aal

Anguilla anguilla

Aal

Fam. Percidae Barsch

Perca fluviatilis

Egli, Kretzer, Hürling (1. Jahr), Bersich (mhd.)

Fam. Cottidae Groppe

Cottus gobio

Groppe

Fam. Gadidae Quappe

Lota lota

Trüsche, Gewellfisch, Moserli (1. Jahr)

Abkürzungen  |

ABKÜRZUNGEN BAR British Archeological Reports CJFAS Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences Diss. Dissertation FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations GLA KA Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe IBKF Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei KF Konstanzer Fassung KN Konstanz LI Lindau StA Stadtarchiv SVGB Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung ÜF Überlinger Fassung ÜL Überlingen UVK Universitätsverlag Konstanz

BILDNACHWEIS Karte 1  Territorien am Bodensee um 1800 (nach Erwin Hölzle, Der Deutsche Südwestenam Ende des Alten Reiches, Stuttgart: Württembergisches Statistisches Landesamt, 1938) Abb. 1 bis 14: Seemuseum Kreuzlingen

BIBLIOGRAPHIE ARCHIVALISCHE QUELLEN

Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe: 5/291, 5/398. 93/114. 95/44, 95/47. 96/398, 96/425. 209/306, 209/310, 209/328. Stadtarchiv Konstanz: A II Band 40. DI Fasc. 24, 26, 29, 30, 32, 34 – 37, 39, 40, 42, 44, 45. DI Band 37, 38, 39, 40, 42, 43. DIII Fasc. 33. Stadtarchiv Lindau:  A III 55,2. A III 110,7 – 9, 110,16. Stadtarchiv Überlingen: C 976/1, C 988.

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|  Anhang

GEDRUCKTE QUELLEN

Duft, Johannes (Hg.), Die Lebensgeschichten der Heiligen Gallus und Otmar, Sigmaringen: Thorbecke, 1988. Feger, Otto (Hg.), Das Rote Buch, Konstanz: Merk, 1949. ——— (Hg.), Vom Richtebrief zum Roten Buch. Die ältere Konstanzer Ratsgesetzgebung, Konstanz: Thorbecke, 1955. Mangolt, Gregor, Fischbuoch. Von der natur und eigenschaft der vischen insonderheit deren so gefangen werdend im Bodensee und gemeinlich auch in anderen seen und wasseren durch den wolgeleerten Gregorium Mangolt beschriben vormals nie gesähen, hg. von Johannes Meyer, Frauenfeld: Müller, 1905. Plinius Secundus, Gaius, Naturalis Historiae, hg. und übers. von Roderich König, München: Heimeran 1979. Richental, Ulrich von, Chronik des Konstanzer Konzils 1414 – 1418, hg. von Martin Buck, Sigmaringen: Thorbecke, 2010.

LITERATUR

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|  Danksagung

DANKSAGUNG Manchmal sind Bauchentscheidungen die besten Entscheidungen. Als ich vor ziemlich genau neun Jahren ohne große Vorwarnung gefragt wurde, über welches Thema ich meine Magisterarbeit an der Universität Konstanz schreiben wolle, und spontan „die Umweltgeschichte der Bodenseefischerei“ sagte, hatte ich mich kaum bis gar nicht damit beschäftigt. Ich wusste nur, dass mich Umweltgeschichte generell interessierte und dass dafür ein lokalgeschichtliches Thema wahrscheinlich am besten geeignet sein würde. Wie sich die Quellenlage gestaltete, wo ich Materialien finden und ob es im Rahmen einer Magisterarbeit bearbeitbar sein würde, war zu diesem Zeitpunkt völlig offen. Warum meine Wahl letztendlich auf die Fischerei fiel, weiß ich bis heute nicht. Ich angle nicht und habe auch sonst keine große Affinität zum nassen Element. Angesichts dieses Buches kann ich nur feststellen, dass es offenbar die richtige Entscheidung war. Der Weg von der spontanen Bauchentscheidung über die Magisterarbeit bis zum heutigen Tag war lang. Ohne die Hilfe einer großen Anzahl von Leuten hätte ich ihn sicherlich nicht bewältigt. Alle werde ich nicht aufzählen können, allein schon wegen meines schlechten Namensgedächtnisses. Wen ich vergessen habe, möge mir verzeihen. Mein Dank gebührt: Rudolf Schlögl und Jürgen Osterhammel, die mir als Betreuer meiner Magisterarbeit mit Rat und Ermutigung zur Seite standen. Den Mitarbeitern der Stadtarchive in Konstanz, Lindau und Überlingen sowie des Generallandesarchivs in Karlsruhe, insbesondere Norbert Fromm, Michael Kuthe, Walter Liehner und Heiner Stauder, ohne deren Unterstützung vor Ort und aus der Ferne ich die vielen kleinen und großen Problemen der Quellensuche und -lektüre kaum so gut gemeistert hätte. Helmut Maurer, für seine lokalgeschichtlichen Kenntnisse, seine Ratschläge und seine Hilfe bei den schwierigen Fällen. Hans-Ulrich Wepfer, den nun ehemaligen Leiter des Seemuseums Kreuzlingen, der mit seinem Wissen über die Geschichte der Fischerei am Bodensee so manche Unklarheit beseitigte und mir freundlicherweise einen großen Teil der Abbildungen in diesem Buch zur Verfügung stellte. Herbert Löffler von Institut für Seenforschung in Langenargen, dessen limnologische Expertise für die Bewertung der historischen Quellen von so großer Bedeutung war. Den vielen Freunden und Kollegen in Konstanz, mit denen ich die Umweltgeschichte der Bodenseefischerei in den unterschiedlichen Stadien diskutiert habe, insbesondere den Korrekturlesern der Magisterarbeit, Robert Heinze, Bernhard Metz, Vera Pache und Eva Wiebel sowie David Bruder für die Inspiration zum Titel. Den Herausgebern der Umweltgeschicht­lichen Forschungen, Bernd-Stefan Grewe und Martin Knoll, ohne deren Vertrauen dieses Buch nie erschienen wäre. Elena Mohr, vom Böhlau Verlag, für die Betreuung. Den zahlreichen Geldgebern, dem Ausschuss für Forschungsfragen an der Universität Konstanz für Reise und Sachmittel während der Recherche für die Magisterarbeit sowie dem Lotteriefond des Kanton Thurgau, dem Land Vorarlberg, dem Hegau Geschichtsverein e. V. und der

Danksagung  |

Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei, für Mittel zur Begleichung der Publikationskosten. Ganz besonders danken will ich aber meiner Familie, die dieses Projekt über den ganzen Entstehungszeitraum, durch alle Höhen und Tiefen mit Ermutigung, Kritik und Beistand begleitet hat. Niemand sonst musste sich so viele Sorgen, Probleme und Frustrationen anhören als meine Mutter, niemand hat mehr Versionen Korrektur gelesen als mein Vater. Deshalb ist ihnen dieses Buch gewidmet. Wuppertal im April 2014 Michael Zeheter

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|  Orts-, Personen- und Sachregister

ORTS-, PERSONEN- UND SACHREGISTER Das Orts-, Personen- und Sachregister erfasst zwar die Einleitungen zu den Transkriptionen, die deren Inhalt zusammenfassen, jedoch nicht die Transkriptionen des Fischereivertrages von 1536 und des Protokolls der Fischereikonferenz von 1790 samt Anhängen selbst. Zu deren inhaltlicher Erschließung sei auf das Glossar sowie die Aufstellung der im Bodensee beheimateten Fischarten verwiesen.

Aal  17, 25f., 59, 61, 63, 78, 80, 104, 107, 119 Abgabe  75, 104 – 6, 111 Abt –– Reichenau  41, 46, 88, 90, 100, 103 –– Salem 32 –– St. Gallen  34, 44 Ackerbau siehe Landwirtschaft Adel  32, 63 Albini, Josef von  139 Allensbach 41 Allmende  8 – 11, 40f., 42, 52, 97, 113, 115 Angel  39, 66f., 80, 85, 119, 141 –– Grundschnur 80 –– Schwebschnur  80, 84 Antike  28, 39f., 66 Aphotische Zone  21, 23 Appenzell 30 Arbon  19, 110, 141 Archäologie  19, 66, 106 Argen 104 Äsche  26, 59, 61, 76, 77 Ausschluss Fremder  11, 97

Beschränkung –– Einsatz- 43, 84 – 8, 94, 118, 119, 140 –– Fang- 88 – 93 –– Material- 83 – 5 –– Zugangs- 11, 13 Bestimmung siehe Regelung Bestrafung siehe Sanktion Betrug 55f. Bevölkerung  13, 33f., 52, 97, 102, 108, 113 Bevölkerungswachstum  101, 114 Bewuchs siehe Wasserpflanzen Bischof von Konstanz  32, 46 Blaufelchen siehe Felchen Bludenz-Sonnenberg 33 Bodenzone siehe Benthal Bodman  19, 31, 35, 42, 44, 46, 140 Boot  17, 68, 76, 80, 93, 116 Brachsen  24, 59, 63, 68 Bregenz  19, 31, 33, 40, 49, 103, 111, 116 Brettlein 83 Buchhorn siehe Friedrichshafen Bucht (Netzteil) 67

Baden  35 – 38, 47f., 54, 111 Barbe  26, 59, 75, 94, 96, 99, 119 Barsch  7, 25, 53, 59, 61, 78, 80, 88 – 90, 92, 109 –– junger  7, 63, 88 – 92, 93, 97, 107 – 9, 119, 139 – 42 Bauern  8f., 34, 51, 108 Bayern  35, 38, 62 Behr siehe Netz oder Reuse Behri, Dr.  140 Beifang  64, 67f., 76 Benthal (Bodenzone) 21, 22 Besatz  17, 26

Coregonidae  22, 24 Cypriniden  24f., 26 Dampfschifffahrt  37, 110 Denunziation  43, 98, 118 Deutschland 28 Differenzierung  84 – 6, 90, 93, 96, 98f., 101, 114 Döbel  26, 59, 64, 75f., 80 Domprobstei 104 Effizienz  80, 84, 104, 114, 119 Egli siehe Barsch Eglibann siehe Schonzeit, Barsch

Orts-, Personen- und Sachregister  |

Egliwatt siehe Watt Eid 56 Eidgenossenschaft siehe Schweiz Einkommen  9, 34, 51, 53, 97, 105 Einsatz siehe Nutzung Eisenbahn  37, 56 Eiweiß  19, 103 Ekkehard IV., Mönch  58 Elsass-Lothringen 47 Epizootien  103, 115 Ermatingen  41, 91 Ernährung  12, 113 Erzbischof von Salzburg  107 Euphotische Zone  21, 23 Eutroph  22, 107 Fachen 78 Fangmethoden  7, 13, 18, 43, 82, 108, 113, 117 Fangwerkzeug  11, 13, 18, 43, 56, 66f., 76f., 80, 83 – 5, 87f. 101, 113, 119, 140f. –– Anzahl  84, 87, 107, 109 –– Besitz  75, 78, 84, 119 –– Einsatzort  68, 84 –– Einsatzzeit  84, 119 –– Herstellung  118, 119, 140 Fangzeit 56 Fastengebote  57f., 63f., 113 Fastenspeise  11, 40 Fastenzeit  52, 57, 64, 85 – 7 Felchen  17, 23f., 62f., 77, 107, 108 –– Blau- 23f., 59, 61, 68, 75, 77, 103, 139 –– Gangfisch  7, 17, 23, 42, 55, 59, 61 – 3, 75, 77f., 104 – 6 –– junge  7, 88, 92, 97, 107, 118f. –– Kilch  23f., 68 –– Sand- 24, 59, 75 Feldkirch  31, 33 Ferdinand I., Kaiser  19 Festtag 64f. Fisch –– als Nahrungsmittel  9, 12f., 50, 58f., 62 – 4, 101, 105, 119

–– als Ressource  8 – 13, 40, 49, 53, 83, 103, 112 – 6, 119, 138 –– Frisch- 52, 55, 57f., 62f., 68, 97, 99, 102, 113 –– Verkauf  43, 45, 54 – 6, 59, 62f., 68 –– Zubereitung 61f. Fischamt, Konstanzer  53, 78 Fischbeschauer 55f. Fischbestand  7, 12 – 4, 51, 53, 97, 102f., 108, 110 – 3, 115 Fischbrutanstalten  17, 110f., 116 Fischenz  8, 40 – 42, 44, 54, 56, 75, 78, 80, 105f., 111 Fischer  7, 11, 12f., 17, 26, 40, 41, 42 – 4, 48, 53, 56, 80f., 82, 97 – 99, 101f. 104 – 6, 107 – 11, 113 – 116, 117f., 119, 121, 138, 139, 141f. und passim –– badische  48, 110 –– Ermatinger  41, 75 –– Gottlieber  75, 105 –– Kloster- 41 –– Konstanzer  44, 50 – 2, 53f., 64f., 104, 118, 121, 139 –– Lehens- 41f., 49, 110, 140 –– Lindauer  49 – 51, 54, 65, 108, 110, 115, 141 –– österreichische 68 –– Petershauser 56 –– Reichenauer 41 –– Staader 52 –– Schweizer 48 –– Thurgauer 7 –– Überlinger  42, 118, 121 –– Vorarlberger 18 –– württembergische 68 Fischereiabkommen  47 – 9, 111, 116 –– Berner Konvention  47f. –– Bregenzer Übereinkunft  49, 111, 116 –– Luzerner Konvention  48 Fischereigesetz  47, 110 Fischereikonferenz 111 –– von  1790 47, 89, 95f., 110, 115, 138 – 142 Fischereirecht siehe Fischenz

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Fischereiverein –– deutscher  48, 110 –– schweizerischer 48 Fischereivertrag  15, 43 – 7, 52, 56, 62, 66, 80, 82 – 100, 101f., 109, 114, 117 – 21, 138 – 42 Fischerordnung  7, 15, 18, 43f., 46f., 49, 51 – 3, 56, 66f., 76, 78, 82 – 100, 101 – 3, 107, 108, 113 – 5 Fischertag  117f., 120 Fischerzunft  49 – 54, 83, 97f., 113 – 6 –– Buchhorner  46, 117 –– Konstanzer  7, 46, 50 – 4, 56, 64, 117, 139 –– Lindauer  7, 18, 45, 50 – 4, 56, 117 Fischfalle siehe Reuse Fischhandel siehe Handel Fischkonsum  18, 55, 56, 57 – 65, 105f. Fischmarkt  54 – 7, 113, 117 –– Konstanzer  46, 54 – 6, 106 –– Lindauer  52, 54 – 6 Fischteich siehe Teichwirtschaft Fleisch  17, 57f., 64, 80 Frankreich  28, 36, 47 Freiwasserzone siehe Pelagial Friedrich III., Kaiser  30 Friedrich IV., Herzog  30 Friedrichshafen  20, 28f., 31, 35, 45f., 49, 117, 140f. Fürn siehe Rotauge Fürnwatt siehe Watt Fürsten  29, 30, 32 Fürstenberg  31, 138 Gallus, Hl.  39f. Gangfisch siehe Felchen Gangfischsegine (Konstanzer) siehe Segine Gangfischwatt (Ermatinger) siehe Watt Garnreuse siehe Reuse Gebrauch siehe Nutzung Gemeine Herrschaft siehe Rheintal oder Thurgau Gerät siehe Fangwerkzeug

Gerichtsbarkeit  12, 18, 40 – 2, 52, 56, 114, 117, 120 Getreide  12, 17, 34f., 64 Glarus  30, 34 Gnadensee  20, 41 Gottlieben  41, 75, 78, 104f. Groppe  63, 76 Grundel siehe Schmerle oder Gründling Gründling  61, 63 Grundnetz siehe Netz Grundschnur siehe Angel Gruppe  44, 97 –– Lindauer 45 –– Konstanzer  45f., 47, 89, 91, 92, 95f., 99 –– St. Galler  44f., 89, 91 Haard  51, 115 Habitat siehe Lebensraum Habsburg  29 – 33, 45, 60, 64f., 139 Hafer  64, 80 Halde  21, 25, 40, 42, 80, 86 Haldenwatt siehe Watt Handel  28f., 35, 37 –– Fisch- 43, 50, 63, 103, 115 Handwerk  18, 43, 53, 66, 83f., 106, 115 – 7 Handwerker  29, 49, 51, 56 Hanf 77 Hardin, Garrett  8 – 10 Hasel  53, 77 Hecht  25, 61, 63, 75, 78, 80, 95, 99, 103f., 107f., 118, 119 Heiligenberg  31, 35, 45, 118, 139f. Herbstbehren 87 Hering  56, 59, 63 Hofen  35, 46 Höri 20 Huchen  94, 99 Hürling siehe Barsch, junger Hürlingwatt siehe Watt Immenstaad  45, 56 Innovation  43, 82, 116 Innsbruck  33, 62

Orts-, Personen- und Sachregister  |

Intensivierung  94f., 107 Italien 28f. Johannes XXIII., Papst  30 Joseph II., Kaiser  140 Jungfische siehe jeweilige Spezies Jurisdiktion siehe Gerichtsbarkeit Kaiser 31f. Karlsruhe  18, 36, 37 Karpfen  24f., 59, 61, 63f., 96, 99, 104, 107f., 119 Katholisch  32, 64 Kaufleute  29, 51 Kilch siehe Felchen Kleine Eiszeit  103 Klima  16, 24, 103 Klusgarn siehe Watt Köder  59, 76, 80, 84, 92 Kompensationsebene 21 Komplexion  60 – 2 Kondominium  38, 47 Konflikt  34, 42, 49, 51, 97f., 110, 112, 138 Konstanz  7, 18, 19, 48, 49, 59f., 64f. und passim –– Bistum  18, 28, 31, 35, 41, 44, 46 –– Stadt  18, 28f., 31f., 33, 35, 36f., 41f., 45 – 7, 51, 56, 60, 82, 91, 100, 103 – 6, 109f., 117 – 21, 138 – 142 Konstanzer Konzil  29, 30, 63 Konstanzer Trichter  21, 24, 26, 38, 42, 48, 52, 75, 120, 141 Konsument  12, 24, 26, 38, 42, 48, 52, 75, 120, 141 Kontinuität  84, 85f., 87, 93 Korbreuse siehe Reuse, KorbKressling siehe Ukelei, junge Kretzer siehe Barsch Kreuzlingen  42, 53, 140 Krise  47, 102, 108f., 110, 112f., 115f. Kyburg 30

Lachs  26, 47, 104 Laich  17, 22 – 26, 42, 48, 61f., 75, 77f., 88f., 92, 104, 106 – 10, 113, 119, 141 Landesherr  32 – 36 Landschlacht  44f., 56, 110, 141 Landvogt  44, 120 Landwatt siehe Watt Landwirtschaft  11f., 16, 21, 26, 97, 102, 114f. Langenargen  19, 35, 68, 111 Läufer siehe Netz Lebensgrundlage  7, 12, 16, 21, 26, 97, 102, 114f. Lebensraum  18, 21 – 26, 61, 104, 107, 141 Lehen  41f., 49, 104f., 115 Leinen  28f., 35, 37, 51, 77, 83, 113 Liechtenstein 48 Limnologie  19, 103, 111 Lindau  18, 19, 28f., 31f., 35, 45, 46 – 8, 51 – 4, 55, 56, 64f., 82, 89, 100, 103, 108, 109f., 115, 117, 140f. und passim Litoral (Uferzone) 21, 24f., 78 Lockerung  82, 84, 87, 90, 92f., 96, 98f., 101 Lombardei 63 Lomgarn siehe Segine longue durée  16f. Ludwigshafen siehe Sernatingen Magistrat  139 – 41 Mainau –– Deutschordenskommende  31, 35, 45, 53, 86, 89, 92, 95, 102, 117f., 120, 138 – 40 –– Insel 42 Mangel  11, 102, 139, 107 Mangolt, Gregor  59 – 62, 94 Marktordnung  43, 55, 97 Maschenweite  43, 67, 76f., 83f., 92, 109, 140 Maximilian I., Kaiser  64 Mediatisierung 35 Meersburg  35, 46, 140 Mettnau 20

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|  Orts-, Personen- und Sachregister

Milch (Fischmilch) 23 Montfort-Tettnang  31, 35, 45, 89 Mühle  40, 104 –– Rheinmühle  104 – 6 München 57 Mündung  21, 23, 26, 107 Münsterlingen  110, 138 – 42 Nachhaltigkeit  7f., 9, 11, 18, 67, 101, 113 Nährschicht siehe Trophogene Schicht Nährstoffe  16, 20, 22, 106 Nahrungsmittel  9, 12f., 35, 49f., 63f., 113, 119 Nellenburg  31, 139f., Neolithikum  12, 39, 116 Netz  4, 40, 43, 51, 66 – 78, 80f., 83f., 92, 107 – 9, 116, 118f., 140f. –– Grund- 77 –– Läufer 76 –– Schöpf- 76, 83, 80 –– Schweb- 77, 118 –– Stell- 67, 77, 141 –– Streiffen  76, 80, 85, 86f. –– Treib- 77 –– Zug- 67 – 76, 80, 83f., 92, 106 – 9, 118, 141 Neuerung siehe Innovation Nussdorf 59 Nutzung  43, 66, 68, 75f., 80f., 84 – 8, 93, 104, 108, 113, 118f., 141 Nutzungsrecht siehe Fischenz Oberfläche  20 – 4, 80 Oberschwaben 31 Obersee  9, 17f., 19 – 26, 37, 42, 45, 47, 49, 56, 68, 85, 86, 88, 89 – 95, 99f., 111f., 138 und passim Ökologie  8, 17 – 9, 98, 102, 112f., 115, 141 Ökosystem  12f., 16f., 19, 27, 102f., 106f. Oligotroph 22 Österreich  18, 28 – 38, 68 Ostrom, Elinor  9f.

Pacht  41, 105f., Paradies  54, 78, 139 Patriziat  29, 49, 52 Pelagial  21 – 4 Petershausen  31, 41, 56, 105f., 138, 140 Pfahlbauten  39, 66 Pfullendorf 29 Phosphor  20, 22 Photosynthese 21 Plankton  22, 23, 25 Preise  11, 34, 51, 55, 59, 105f. Preisliste  55, 63 Profitmaximierung  8f., 101, 113 Profundal (Tiefenzone) 21 Protestantisch  32, 64 Qualität  34, 55, 59, 81, 106f. Quappe  24, 39, 59, 61, 63, 68, 78, 85 Racksegine siehe Segine Radolfzell  30f., 35 Rat  49f., 52, 55, 97, 113 –– der Stadt Konstanz  51f., 56, 103 –– der Stadt Lindau  45, 51 Räuchern 62f. Ravensburg 29 Reformation  31f., 60, 64 Regelung  11, 17f., 43f., 46 – 9, 51 – 3, 55f., 58, 82 – 100, 106 – 11, 114f., 117 – 21, 140f. Regelwerk  12, 100, 117 Regenbogenforelle  17, 116 Regierung  49, 110 –– Baden 36f. –– Schweiz 48 Reglementierung  12, 101, 114, 116 Reichenau –– Insel  20, 41 –– Reichsabtei  18, 28, 31, 41, 44, 46, 59, 82 – 4, 90, 98, 100, 103, 105, 110, 117, 139 Reichsfreiheit  29, 53 Reis  78f., 140 Ressourcenpolitik  12f., 18, 82 – 100, 101, 115

Orts-, Personen- und Sachregister  |

Reuse  66, 78, 97 –– Garn- 78, 84, 87 –– Korb- 78 Restriktion siehe Beschränkung Rhein  20f., 26, 30, 37, 47f. –– See- 19f., 24, 26, 41f., 75f., 78, 85, 87, 104 – 6 Rheinbrücke 104 Rheinfall 26 Rheinmündung  30, 44f., 48 Rheintal  31, 36, 44f., 140f. Richental, Ulrich von  63 Rogen 23 Romanshorn  44, 68, 110, 141 Rorschach  44, 110, 141 Rotauge  25, 61, 64, 88, 103, 108 Rotel, Rotfeder  25, 61 Rudolf, König  29 Sack  67, 76, 83 Säkularisierung  31, 35, 65 Salem  31f., 35, 45, 56, 59, 118, 139f. Salmonidae  22, 24, 26, 94 Salzen  55, 62f. Salzwasserfisch  25, 50, 55, 61, 63, 113 Sandfelchen siehe Felchen Sanktion  43 – 5, 48, 98f., 109, 119, 121, 140 Sauerstoff  20, 22 Schädling 24 Schiffer  49f., 54, 104 Schleie  25, 59, 63, 78, 104 Schmerle 63 Schonmaß  43, 48, 56, 93 – 6, 99, 101, 109, 118, 140 –– Aal 119 –– Barbe  94, 119 –– Hecht  95, 103, 118f. –– Huchen 94f. –– Karpfen  96, 119 –– Schleie  95f., 99, 119 –– Seeforelle 94f. Schonzeit  43, 88 – 93, 101, 107, 118, 140 –– Barsch  88 – 90 –– Felchen 109

–– junge Ukelei  92 –– junger Barsch  89 – 91 –– junger Felchen  92 Schöpfnetz siehe Netz Schulden 104f. Schussen 104 Schutzgebiet 107 Schwaben  29 – 31, 34f. Schwanzflosse  55, 93 Schweb 21 Schwebnetz siehe Netz Schwebschnur siehe Angel Schweiz  18, 28, 30f., 33 – 8, 44, 47f., 109, 111, 120, 140f. Schwimmer  67f., 77, 80 Seeforelle  22f., 48, 59, 61, 63, 75f., 77, 80, 94, 104, 107, 110 Seelen siehe Felchen, junge Seerhein siehe Rhein Seesaibling  22f., 59, 68 Segine  51, 67f., 76, 104 – 6 –– Gangfisch- (Konstanzer) 75, 104 – 6 –– im Rhein  75, 104f. –– Lomgarn, 76, 80, 85f. –– Rack- 76, 80 Senker  39, 67, 77 Sernatingen  44, 46 Sigismund, Kaiser  51 Sipplingen  44, 46 St. Gallen  35 –– Kanton 36 –– Reichsabtei  18, 28, 30 – 2, 44, 47, 59, 82, 91, 96, 109f., 117, 140f. –– Stadt  29 – 31 Standard  43, 56, 83, 89, 98, 109 – 11, 116, 139 – 41 Stellnetz siehe Netz Stockach 31 Stockfisch  56, 59, 63 Strafe siehe Sanktion Straßburg 57 Streiffen siehe Netz Streitfall siehe Konflikt

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|  Orts-, Personen- und Sachregister

Teichwirtschaft  14, 59, 96 Tengen 31 Thurgau  7, 33 –– gemeine Herrschaft  31, 36, 44f., 120, 138, 140 –– Kanton 36f. Thymallidae  22, 26 Tiefe  20 – 5, 40, 42f., 56, 77 Tiefenzone siehe Profundal Tirol 33 Toggenburg  31, 34 Tragedy of the Commons (Tragödie der Allmende) 8 – 11, 13, 53, 113, 115 Treiben  75, 77, 118 – 21 Treibnetz siehe Netz Trocknen 62 Trophogene Schicht  21f. Tropholytische Schicht  21f. Trüsche siehe Quappe Übereinkunft siehe Fischereiabkommen Überfischung  12, 107 Überlingen  7, 18, 19, 28f., 31, 35, 45, 75, 80, 101f., 103, 117 – 121, 139f. und passim Überlinger See  20, 23, 44, 45, 48, 56, 68, 76, 115 Übertretung siehe Verstoß Uferzone siehe Litoral Uhldingen 45 Ukelei  59, 77, 92 –– junge  88, 92, 97, 107, 119 Umwelt  12, 16f., 114 Umweltgeschichte  13 – 7 Unabhängigkeit  29, 31 – 3 Untersee  17f., 19 – 26, 39, 40f., 44, 46f., 48, 54, 76, 84 – 88, 90, 92f., 94 – 6, 99f., 108, 110, 111, 139 und passim Vadian 54 Verbot  43, 55, 57f., 78, 82, 85 – 7, 91 – 3, 94, 103, 107 – 9, 118f., 139 – 42 Verbraucher siehe Konsument Vereinheitlichung siehe Standard Verfehlung siehe Verstoß

Verhandlung  7, 46, 48, 52, 66, 82f., 91, 98, 109, 111, 117 – 20, 138, 140f. Verkehr  29, 78, 104, 110, 113 Verlängerung  33, 46, 88f., 90, 92, 94 – 6, 140 Verschärfung  48, 82, 84 – 7, 90 – 6, 98f., 114, 117 Verschmutzung  8, 106 Versorgung  11 – 3, 41, 45f., 52, 58f., 97, 99, 102, 105, 108, 113f., 119, 138 Verstoß  43f., 48, 53, 56, 97, 99, 109, 118, 121 138 Verwaltung  31 – 3, 36f., 47, 54, 110 Viehwirtschaft siehe Landwirtschaft Vogt  33, 44 Vorarlberg  18, 31, 33, 36f., 111, 140 Vorgabe siehe Regelung Vorschrift siehe Regelung Wand  67f., 77 Wangen 29 Wasserburg  19, 35, 89, 91 Wasserpflanzen  22, 35, 76, 78, 106, 110 Wassertemperatur  20, 22, 25 Watt  67f., 75f. –– Egli- 76, 85 –– Fürn- 76, 80, 84 –– Gangfisch- (Ermatinger) 75 –– Halden- 68, 76, 80 –– Hürling- 76 –– Klusgarn  51, 68, 80 –– Land- 68, 80 Wein  62, 64 Weiße  21, 40, 42, 68 Weißfische  25, 59, 68 Wels 61 Werkzeug siehe Fangwerkzeug Westminster, Abtei  58 Wetter  12, 25, 80f. Wien 33 Wildbret 64 Winzer 111 Württemberg  35, 68

Orts-, Personen- und Sachregister  |

Zander 116 Zehrschicht siehe Tropholytische Schicht Zeller See (Salzburg) 107 Zellersee (Untersee) 20 Zinsfische 104f. Zug  68, 75, 80, 119 Zugnetz siehe Netz

Zunft  17, 29, 37, 43, 49 – 52, 54, 64, 97, 106, 113, 115, 117 Zunftmeister  7, 49, 54, 54, 108, 114 Zunftordnung  43, 106, 113 Zürich  29f., 32, 35, 60, 104 Zwillichelle 83f.

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OK! AUC H ALS eBO

DIETER SCHOTT

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Die Herausbildung einer vielgestaltigen Städtelandschaft seit dem Hochmittelalter war ein fundamentaler Prozess der europäischen wie auch der Weltgeschichte. In dieser Einführung werden die wesentlichen Voraussetzungen, Erscheinungsformen und Folgen der Urbanisierung dargestellt. Im Vordergrund stehen Fragen nach den Umweltbeziehungen von Städten. Wie gelang es Ressourcen zu sichern, die für den Stoffwechsel der Stadt notwendig waren? Welche Folgen hatte dies für die Umwelt in den Städten und in ihrer Umgebung? Die einzelnen Themen werden am Beispiel führender europäischer Städte erläutert. 2014. 395 S. 25 S/W-ABB. BR. 215 X 150 MM ISBN 978-3-8252-4025-7 [BUCH] | ISBN 978-3-8436-4025-7 [E-READER]

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