Bevor die Römer kamen: Späte Kelten am Bodensee 3952294136, 9783952294130

Mit Beiträgen von Andrea Bräuning, Hansjörg Brem, Gerhard Grabher, Jürgen Hald, Albin Hasenfratz, Frieder Klein, Johanne

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German Pages 104 [108] Year 2008

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Table of contents :
Vorwort
Historischer Überblick
Der Bodenseeraum im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr.
Siedlungen
Ländliche Siedlungen zwischen Bodensee und Donau
Das spätkeltische Konstanz - eine Siedlung in strategisch bedeutsamer Lage
Das Doppel-'oppidum' von Altenburg-Rheinau
Wirtschaft
Klima und Lebensgrundlagen
Verkehrswege und Produktion
Von Namen und Menschen
Religion
Kult der Kelten
Der Silberschatz von Lauterach
Die Holzstatue von Eschenz
Tod und Bestattung
Keltisches und Römisches Totenbrauchtum im Bodenseeraum
Ende keltischer Eigenständigkeit
Zeugnisse des Alpenfeldzuges von 16/15 v.Chr.aus Graubünden
Anhang
Zeittabelle
Abkürzungen
Weiterführende Literatur
Abbildungsnachweis
Dank
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Bevor die Römer kamen: Späte Kelten am Bodensee
 3952294136, 9783952294130

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B E V O R DI E R Ö M E R K A M E N

L a n d k r e is Konstanz

L andesarchäologie Liechtenstein

Baden-W ürttem berg

Arc hä olo gis c he s

Thurgau^ A m t f ü r A rc h ä o lo g ie

Landesm useurr

VLM

Liechtensteinisches Landes M useum

B EVOR DIE R Ö M E R K A M E N

N o r b e r t H asler, J ö r g H e i l i g m a n n , U r s L e u z i n g e r , T o b ia s G. N a t t e r (Hrsg.)

M it B e it r ä g e n v o n A n d r e a B r ä u n i n g , H a n s j ö r g B rem , G e r h a r d G r a b b e r , J ü r g e n H aid , A lbin H a s e n f r a t z , F r i e d e r Klein, J o h a n n e s t a u b e r , U r s L e u z i n g e r , U lrike M ayr, J ü r g R a g e t h , M a r t i n P e t e r S c h i n d l e r , S te fa n S chreyer, T h o m a s S te h re n b e rg e r u n d G ü n th e r W ieland

A usstellung Frauenfeld: M useum für Archäologie Thurgau, 14. D ezem ber 2008 bis 29. M ärz 2009

Bregenz: Vorarlberger Landesm useum , 8. M ai bis 30. A ugust 2009

Konstanz: Archäologisches Landesm useum Baden-W ürttem berg, 24. O ktober 2009 bis 25. April 2010

Vaduz: Liechtensteinisches Landesm useum , M ai/Juni 2010 bis O ktober 2010

Im pressum M it Beiträgen von A ndrea B räuning, H ansjörg Brem, G erhard G rabber, Jürgen H aid, A lbin H asenfratz, Frieder Klein, Johannes Lauber, Urs Leuzinger, U lrike Mayr, Jürg Rageth, M artin Peter Schindler, Stefan Schreyer, Thom as Stehrenberger u n d G ü n th er W ieland

R edaktion Urs Leuzinger Lektorat Barbara Fatzer

C opyright 2008 A m t für Archäologie des K antons Thurgau, Frauenfeld; Archäologisches Landesm useum Baden-W ürttem berg, K onstanz; Liechtensteinisches Landesm useum , Vaduz und Vorarlberger Landesm useum , Bregenz

G ed ru ck t m it freundlicher U n terstützung der Freunde un d Förderer des Archäologischen Landesm useum s B aden-W ürttem berg e.V. D ie D eutsche B ibliothek - C IP E inheitsaufnahm e

Bevor die R öm er kam en, Sulgen ISB N 973-3-9522941-3-0

Gestaltung und Satz T G G H afen Senn Stieger

Gesamtherstellung H eer D ru ck A G , Sulgen G raphisches D ruckzentrum CH-8583 Sulgen P rinted in Switzerland

Inhaltsverzeichnis

V o rw o rt...................................................................................................................... 7

H i s t o r i s c h e r Ü b e r b lic k

D er B odenseeraum im 2. u n d 1. Ja h rh u n d e rt v. C h r.......................................10 S iedlungen

L ändliche Siedlungen zw ischen Bodensee u n d D o n a u ................................22 D as spätkeltische K onstanz - eine S iedlung in strategisch bedeutsam er L a g e ................................................................................................... 36 D as Doppel-oppzVww von A lte n b u rg -R h e in a u ........................................... 40 W irtschaft

K lim a u n d L e b e n sg ru n d la g e n ......................................................................... 48 Verkehrswege u n d P ro d u k tio n ............................................................................. 52 V on N am en u n d M e n sc h e n ..................................................................................56 Re ligion

K ult der K e lt e n ....................................................................................................

60

D er Silberschatz von L a u te r a c h ...................................................................... 70 D ie H olzstatue von E schenz.............................................................................. 74 Tod u n d B e s t a t t u n g

Keltisches u n d röm isches T o te n b ra u ch tu m im B o d e n se e ra u m .................82 E nde keltischer E igenständigkeit

Zeugnisse des A lpenfeldzuges von 16/15v- C hr. aus G ra u b ü n d e n

88

A nhang

Z eittabelle............................................................................................................... 96 A b k ü rzu n g en .........................................................................................................

97

W eiterführende L ite ra tu r................................................................................... 98 A b b ild u n g sn a ch w e is.............................................................................................101 D a n k .......................................................................................................................... 102

V o rw o rt

D er engagierte Einsatz der K olleginnen u n d K ollegen in den archäo­ logischen Ä m tern u n d M useen im B odenseeraum fü h rte in den letzten Jahrzehnten zu sensationellen E n td eck u n g en , w elche die G eschichte der späten keltischen E poche in dieser Region in neuem Lichte erscheinen lassen. N ach den erfolgreichen S onderausstellungen «Pfahlbauquartett» (2004) u n d «Im Schutze m ächtiger M auern» (2005) suchten die V erant­ w ortlichen des M useum s für A rchäologie T hurgau, des A rchäologischen L andesm useum s B aden-W ürttem berg, des V orarlberger Landesm useum s u n d des L iechtensteinischen L andesm useum s nach einem neuen, zug­ kräftigen T hem a ru n d u m den Bodensee. N ach einer U m frage entschloss m an sich einstim m ig, das nächste Projekt der sp an n en d en u n d noch w enig erforschten Ü bergangsphase von der späten Eisenzeit zur R öm er­ zeit zu w idm en. D ie S onderausstellung «Bevor die R öm er k am en - Späte K elten am Bodensee» w andert in bew ährter M anier von Frauenfeld nach Bregenz, K onstanz u n d schliesslich nach Vaduz. Für diese Kelten-Ausstellung gelang es w iederum , eine reich bebilderte P ublikation herzustellen. D ie A usstellung u n d der K atalog befassen sich nach einem h isto ri­ schen Ü berblick m it den T hem en ländliche u n d städtische Besiedlung, W irtschaft, Religion, B estattungssitten u n d abschliessend m it dem E nde der keltischen E igenständigkeit. H ier sind vor allem die interessanten M ilitärfunde aus dem B ündnerlan d hervorzuheben, die neue E rkenntnisse zum röm ischen A lpenfeldzug im Jah r 15 v. C hr. gegen die R äter u n d K elten liefern. S onderausstellung u n d P ublikation sind das Ergebnis einer engen, intern atio n alen u n d interk an to n alen Z u sam m enarbeit. A llen an diesem Projekt beteiligten A rchäologinnen u n d A rchäologen ru n d um den Bodensee sowie deren M itarb eiterin n en u n d M itarb eitern sei an dieser Stelle für ihr grosses, in freundschaftlicher W eise an den Tag gelegtes E ngagem ent ganz herzlich gedankt. W id m en m ö ch ten w ir die Ausstel­ lu n g u n d die vorliegende B egleitpublikation ern eu t unserem P ublikum , dessen Interesse an der heim ischen G eschichte u n d A rchäologie einen grossen A ntrieb für unsere A rbeit bildet. Im N ovem ber 2008

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Historischer Überblick

L uftau fn ah m e d es k e l t i s c h e n o p p id u m H eidengraben und U m gebung.

Der Bodenseeraum im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr.

A u f den ersten Blick sind vom Bodensee u n d seinem u n m ittelb aren U m la n d n ic h t gerade zahlreiche F unde der späten K eltenzeit (jüngere Eisenzeit) bekannt, besonders w enn m an es m it dem G ebiet des südlichen O b errh ein s oder d em Schweizer M ittellan d vergleicht. In Fachkreisen d en k t m an bei der B odenseeregion sp o n tan eher an w esentlich ältere K ulturen - vor allem an die stein- u n d bronzezeitlichen Seeufersiedlungen. D abei befinden w ir uns hier in einer verkehrsgeografischen Schlüsselposi­ tio n M itteleuropas. D iese w ar sicher auch in den letzten beiden Ja h rh u n ­ d erten vor C hristi G eb u rt von B edeutung. D iesen Z eitrau m um schreiben die A rchäologen im W esentlichen m it den Fachbegriffen M ittel- u n d Spätlatenezeit (siehe A n h an g Seite 96). D ie nach dem F u n d o rt La Tene am N euenburgersee ben an n te K ultur der jüngeren Eisenzeit erreicht in dieser Spätphase ihre höchste Blüte: Stadtartige Grosssiedlungen, so genannte oppida, bilden die Z en tren w eit­ läufigen H andels, spezialisierten H andw erks u n d einer beginnenden G eld­ w irtschaft. A u f dem H ö h ep u n k t ihrer E ntw icklung sind es hauptsächlich äussere Faktoren, wie nach Südwesten vordringende germ anische Bevölke­ rungsgruppen oder die sich nach N orden u n d O sten ausdehnenden M ach t­ interessen Rom s, die zum N iedergang der eigenständigen spätkeltischen K ultur in der zweiten H älfte des 1. Jhs. v. C hr. geführt haben. D ie oppida nördlich u n d östlich des Rheins w urden aufgegeben u n d sicherlich kam es auch zur A bw anderung von B evölkerungsgruppen, die von den w irtschaft­ lichen Strukturen der oppida unm ittelbar abhängig waren. Eine vollstän­ dige E ntvölkerung der rechtsrheinischen G ebiete k ann m an davon aber n ich t ableiten. E ine ländliche Restbevölkerung dürfte sich allemal gehalten haben, auch w enn sie archäologisch fast n icht nachw eisbar ist. M it den E roberungen im R ahm en des A lpenfeldzuges u n te r Kaiser A ugustus kam es u m 15 v. Chr. zur direkten A usw eitung des röm ischen M achtbereiches ins V oralpenland. W ir wissen, dass danach am H o ch rh ein u n d Bodensee M ilitär statio n iert war, w elches das G ebiet bis zu r oberen D o n a u u n te r K ontrolle hatte.

Die v e r k e h r s g e o g r a f i s c h e B e d e u t u n g

D ie «geopolitische» B edeutung des B odenseeraum s ist für die K elten d em A lp enrheintal zu verdanken. Es reicht w eit nach S üden in die A lpen

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h in e in u n d bietet so Z ugang zu den zentralen G ebirgsregionen. Von d o rt gelangte m an w eiter n ach S üden ü b er die B ü n d n e r Pässe nach O b e rita ­ lien - eine alte transalpine R oute. K o m m t m an u m g ek eh rt aus dem A lpenrheintal zum Bodensee, eröffnet sich einem hier der w eitere W eg ins V oralpengebiet. Spätere röm ische Strassenverbindungen h aben w ah r­ scheinlich zum grossen Teil diese älteren keltischen R o u ten w eiter be­ nutzt. D ie W alenseeroute wäre hier zu n en n en , ebenso die V erbindung von Bregenz (Brigantium ) am S üdufer des Bodensees entlang nach W in te rth u r (V itudurum ) u n d W in d isch (Vindonissa) o der die N o rd o stV erbindung von Bregenz n ach K em p ten ( C am bodunum ) ins V oralpen­ land. A uch dürfte es direkte V erbindungen vom Bodensee d u rch das oberschw äbische H ügelland an die obere D o n a u gegeben haben, viel­ leicht entlang dem Schussental u n d ü ber das Federseegebiet. D er spätkel­ tische D ep o tfu n d von Kappel bei Bad B uchau u n d die Eisenbarren-D epotfunde in O berschw aben k ö n n en in diesem Z u sam m en h an g gesehen w erden. Von der oberen D o n au gab es sicherlich eine N ord-S üd-V erbin­ d u n g ü ber die Schw äbische A lb zum grossen oppidum «H eidengraben» bei Bad U rach. Dieses w iederum w ar über den N eckar an die grosse N o rd S üd-F ernverbindung der dam aligen Z eit, das O b errh ein tal, angebunden. Selbst w enn eine spätlatenezeitliche Siedlung, vielleicht sogar ein kleines oppidum , im Bereich des h eutigen Bregenz bislang n u r ü ber relativ w enig F undm aterial zu erschliessen ist, sp rich t schon die o ben erw ähnte verkehrsgeografische B edeutung für deren Existenz. V on hier lassen sich sow ohl der Z ugang zum A lpenrh ein tal als auch der W eg nach N o rd e n ins A lpenvorland bestens kontrollieren. D ie gleiche B edeutung, die Bregenz für den O stteil des Bodensees u n d den Zufluss des A lpenrheins hat, findet sich im W esten bei K onstanz für den unteren Bodenseeteil. D er K onstanzer A ltstadthügel liegt als H albinsel an der Engstelle zw ischen O b er- u n d U ntersee. H ier ist m ittler­ weile ein kleines spätkeltisches oppidum d u rch entsprechende F u n d e u n d Reste der Befestigung nachgew iesen. Es bestand w ohl seit der M itte des 2. Jhs. v. C hr. u n d w ar der u nm ittelb are V orgänger der röm ischen M ilitär­ anlagen, die zw ischen 15 v. C hr. u n d 50 n .C h r. diese strategisch günstige S ituation u n d die Ü bergangsm öglichkeit a u f den B o d an rü ck gesichert haben. A uch dem Ausfluss des R heins aus dem U ntersee bei Eschenz kam eine ähnliche B edeutung zu. D ie Rolle der W asserwege für d en F ernhandel im spätkeltischen E uropa m uss m an sehr h o ch einschätzen - dies zeigt schon die Lage w ichtiger oppida an Flüssen, die zur dam aligen Z eit schiffbar w aren. Vor allem Schw erlastgüter w ie der in A m p h o ren verhandelte W ein aus Italien

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1 E rw eiterter B o d e n se e ­ r au m m it d en v e r m u ­ t e t e n k e ltis c h e n S ta m m esg eb iete n , den w i c h t i g s t e n oppida u n d F u n d ste lle n .

H eidengraben

Riedlingen



" •

Bad Buchau-Kappel

M engen/E nnetach

A nselfingen/' W elschingen

B tiH iE B e B

iü KonstanzM ünsterhügel

A ltenburg/R heinau

#

# Eschenz Bregenz

L auterach Zürich-Üetliberg

* *V..



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Balzers-Runda

e # W artau

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u n d S üdfrankreich w aren w esentlich einfacher a u f Flussschiffen zu tran sp o rtieren als über Land. A uch in K onstanz fanden sich Scherben solcher A m phoren, in w esentlich grösserer Z ahl aber im grossen D oppeloppidum von A ltenburg-R heinau k n ap p unterhalb des Rheinfalls. H ier k reuzten sich w ichtige Verkehrswege, einm al der aus dem Schweizer M ittellan d ko m m en d e W eg, der von hier w eiter nach N ord o sten durchs K lettgau an die obere D o n au füh rte u n d d an n der H o ch rh ein selbst, der die V erb indung vom Bodensee zum O b errh ein schafft. D en Rheinfall als Schifffahrtshindernis dürfte m an —w ie zu späteren Z eiten auch - a u f einer kurzen Landpassage d u rch U m laden von S chiff zu S chiff ü b erw u n ­ den haben. Die h i s t o r i s c h e S i t u a t i o n w ä h r e n d d e r S p a t l a t è n e z e i t

G em äss den Schriftquellen sah die grossräum igere historische Situa­ tio n folgenderm assen aus: D ie Kriegszüge der K im bern, A m b ro n en u n d T eu to n en haben E nde des 2. Jhs. v. C hr. die röm ische H errschaft in ihren G ru n d festen erschüttert. Z w eim al w urde von diesen germ anischen V erbänden der südw estdeutsche R aum tangiert, näm lich 112 v. C hr. a u f dem W eg nach G allien u n d 102 v. C hr. a u f dem W eg zur A lp en ü b erq u e­ ru n g nach Italien. Zwei der dam als in S üdw estdeutschland ansässigen Teilstäm m e der keltischen Helvetier, näm lich die T iguriner u n d Tougener, hab en sich den Z ü gen angeschlossen. Es w urde auch schon verm u tet, dass sich h in te r den T eutonen ein keltischer S tam m aus dem süddeutschen R au m verbirgt. E inm al ungeachtet der vieldiskutierten Frage, w elche dieser S täm m e als germ anisch u n d w elche als keltisch gelten k ö n n en , ist d och festzustellen, dass in den letzten Jahrzehnten des 2. Jhs. v. C hr. im heutigen Südw estdeutschland unruhige Z eiten geherrscht haben. V iel­ leicht kam en no ch gesellschaftliche u n d w irtschaftliche Problem e dazu, so dass es im V erlauf des 1. Jhs. v. Chr. zur A uflösung sozialer u n d politischer S tru k tu ren gekom m en sein dürfte. D ies bew irkte w ohl eine zu n eh m en d e V erlagerung der zentralen S tru k tu ren u n d auch einen A bzug von Bevölke­ rungsteilen in die G ebiete südlich des H ochrheins. D a ra u f bezieht sich eine viel später überlieferte N ac h rich t des K laudios P tolem aios (ca. 83-161 n .C h r. ), der im heutigen S üdw estdeutschland östlich des Schw arz­ waldes eine «H elvetier-Einöde» erw ähnt. D ie zentrale B edeutung des oppidum H eidengraben a u f der Schw äbischen Alb ging nach A bzug grosser Bevölkerungsteile spätestens u m die M itte des 1. Jhs. v. C hr. a u f das oppidum A ltenburg-R heinau am H o ch rh ein über. Caesars S childerungen seiner Feldzüge in G allien (58-51 v. C hr.) sind eine der w ichtigsten historischen D etailquellen fü r die G eschichte im

H

2 Im portierte W ein­ am phoren aus dem o p p id u m A l t e n b u r g .

zentralen M itteleu ro p a u m die M itte des i. Jhs. v. C hr. Einiges davon ist auch für die B odenseeregion von B edeutung, auch w en n seine Feldzüge sie n ich t b e rü h rt haben. In erster Linie sind dies die Ereignisse, die m it dem geplanten A uszug der H elvetier aus ihren dam aligen Siedlungsgebie­ ten zw ischen Schweizer Jura, A lpen, H o ch rh ein u n d G enfer See im Jahr 58 v. C hr. Zusam m enhängen. A ngeblich um dem D ru ck der im rechtsrhei­ nischen G ebiet herum streifenden germ anischen Bevölkerungsgruppen auszuw eichen, p lanten die H elvetier den A bzug nach Südwesten. Alle ihre Siedlungen bran n ten sie nieder, u m keinen A nreiz zur R ückkehr zu haben. D er D u rchzug d urch die von Südw esten bis zum G enfer See rei­ chende röm ische Provinz Gallia N arbonensisvm uie ih n en verw ehrt, so dass sie gezw ungen w aren, nach W esten auszuw eichen. N ach P lü n d e­ rungen im G ebiet der H aed u er w u rd en die H elvetier von C aesar beim oppidum Bibracte - der M o n t Beuvray bei A u tu n (F) - geschlagen u n d in ihre alten Siedlungsgebiete zurückgeschickt, zweifellos u m das N ac h ­ rücken rechtsrheinischer B evölkerungsgruppen, die Caesar pauschal als G erm an en bezeichnet, zu v erhindern. A uch die in die linksrheinischen G ebiete v orgedrungenen germ anischen Sueben u n te r ihrem A nfü h rer Ariovist w u rden von C aesar im Eisass geschlagen u n d in die rechtsrhei­ nischen G ebiete zurückgedrängt.

Als zusätzliche m ilitärische S icherung w urd en zw ischen 50 u n d 44 v. C hr. zwei röm ische K olonien (N yon u n d Augst) im G ebiet der heu tig en Schweiz gegründet - hier sollten kam pferprobte K riegsveteranen angesiedelt w erden, w ohl auch um A ufständen vorzubeugen. Im m erh in h atten die H elvetier trotz ihrer N iederlage bei Bibracte n u r sechs Jahre später angeblich 8000 Krieger zur U nterstü tzu n g des Vercingetorix in die E ntscheidungsschlacht bei Alesia geschickt. F ür die B odenseeregion k ö n n en w ir aus den Schilderungen Caesars so m it erschliessen, dass der südw estliche Teil des Sees bis zu m A lpenfeld­ zug 15 v. C hr. u n te r dem direkten Einfluss der H elvetier stand. Das grosse oppidum von A ltenburg-R heinau, in einer D oppelschleife des Rheins gelegen, h a t hier sicher eine w ichtige Rolle gespielt, vielleicht w ar in dieser Spätzeit auch n u r noch der linksrheinische Teil der G rosssiedlung in F u n k tio n. W a s s a g e n die arc h ä o lo g isc h e n Q uellen?

Es ist n ich t ganz einfach, aus dem archäologischen B efund Aussagen ü ber die Bevölkerung am N o rd u fer des Bodensees u n d im G ebiet des h eu tig en O berschw aben zu m achen: H ier fehlt bislang jeder N achw eis für ein oppidum, auch w enn m an das w egen der o ben erw ähnten B edeutung fü r die Fernhandelsw ege gerade an der oberen D o n au erw arten w ürde. E ine ländliche Besiedlung ist in Form von D örfern u n d vor allem d en so g en an n ten V iereckschanzen greifbar, allerdings ist deren zeitliche D au er n ich t überall klar abschätzbar. F undm aterial aus der zw eiten H älfte des i. Jhs. v. C hr. ist n u r sehr spärlich b ekannt, aber im m erh in vo rh an d en , so dass m an n ich t von einer gänzlich siedlungsleeren L andschaft sprechen k an n . D ie späteste A usprägung der h andgem achten S pâtlatène-K eram ik zeigt zudem grosse Ä hnlichkeiten zu entsprechenden S tücken im K ontext augusteischer M ilitärlager. D ah er m uss m an m it einem einheim isch­ keltischen E lem ent bis in die frühe Kaiserzeit rechnen, auch w enn sich dieses archäologisch bislang kaum fassen lässt. A uch die Ü berlieferung keltischer N am en zw ischen A lpen u n d D o n au spricht für ein W eiterleben gallo-röm ischer Einflüsse. Politisch tritt diese w ahrscheinlich n ich t sehr zahlreiche Bevölkerung praktisch kau m m eh r in E rscheinung, ebenso d ü rften sich die S tam m esstrukturen in der provinzialröm ischen Gesell­ schaft aufgelöst haben. D as allm ähliche V ordringen oder Einsickern germ anischer Bevölke­ run g sg ruppen von N ord o sten h er in das keltische G ebiet des heutigen Südw estdeutschlands ist bereits zu B eginn des 1. Jhs. v. C hr. in d er M ainT auber-R egion archäologisch zu erschliessen. Ä lerd in g s ist völlig unklar,

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w ie w eit diese Einflüsse nach Süden gereicht haben. Bei der E ro b eru n g der Bodenseeregion im R ahm en des A lpenfeldzuges ist n u r von keltischen A nw o h n ern die Rede. A uch fehlen bislang archäologische H inw eise, etwa in Form von typischer germ anischer K eram ik o der T rachtbestandteilen, w ie sie im N o rd o sten B aden-W ürttem bergs vorliegen. H is to r is c h ü b e r l i e f e r t e B o d e n s e e a n w o h n e r : H e lv e tie r - V in d elik er - R ä te r

M eistens ist es sehr schwierig, die n u r fragm entarisch überlieferten Berichte antiker A utoren zu den späten K elten m it dem archäologischen Be­ fund zu verknüpfen. W idersprüche ergeben sich dabei m indestens genau so oft wie scheinbare oder tatsächliche Ü bereinstim m ungen. A uch der S tand­ p u n k t der B erichterstatter ist dabei zu berücksichtigen, weil es sich dabei ja n ich t um eine objektive Sichtweise handelt. G erade bei Schilderungen im K ontext m ilitärischer A ktionen, wie z.B. Caesars Gallischem Krieg oder dem A lpenfeldzug u n te r A ugustus, muss m an auch einen propagandis­ tischen H in te rg ru n d annehm en, der die Fakten entsprechend gefärbt hat. W ir w agen trotzdem den Versuch, a u f der Basis dieser Berichte w enigstens die w ichtigsten Ereignisse u n d die Bevölkerungsverhältnisse in der Bodenseeregion grob zu um reissen. W ir beschäftigen uns zunächst m it den überlieferten N am e n vorröm ischer S täm m e. H ierü b er geben uns A u to ren w ie beispielsweise Strabon, Plinius, K laudios Ptolem aios u n d Cassius D io A uskunft, ebenso die überlieferte A ufzählung der von Augustus u n terw orfenen A lpenvölker a u f dem grossen röm ischen Siegesdenkm al von La T urbie über M onaco, dem Tropaeum A lpium . 3 L uftaufnahm e d es k e l t i s c h e n D o p p elop p id u m v o n A l t e n b u r g R h e in a u .

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Bereits eine der ältesten schriftlichen N ach rich ten über die Kelten, die uns im G eschichtsw erk von H e ro d o t (484—ca. 430 v. Chr.) überliefert ist, n im m t a u f eine benachbarte Region Bezug: H ero d o t lässt n äm lich den Istros (die D onau) im L ande der K elten, in der N äh e der Stadt Pyrene entspringen. D er D o n au -U rsp ru n g w ird no ch in einer anderen antiken Schriftquelle erw ähnt, dieses M al ist er u n m ittelb ar m it dem Bodensee u n d der h ier ansässigen spätkeltischen Bevölkerung verknüpft: S trabon v o n A m asela (ca. 63 v. C hr. bis ca. 25 n .C h r. ) beschreibt in seiner Geographia, dass der spätere Kaiser T iberius w ährend des A lpenfeldzuges 15 v. Chr. in einem Tagesritt vom Bodensee zu den D onau q u ellen vorgestossen sei, nachdem er a u f dem See eine S chlacht gegen die V indeliker ausgefochten habe. D en W ahrheitsgehalt dieser N ach rich ten einm al vorausgesetzt, k ö n n en w ir doch schon einiges daraus für den Bodensee erschliessen: E nde des i. Jhs. v. Chr. m uss hier eine nennensw erte keltische Bevölkerung ansässig gewesen sein, die den Bodensee auch m it Schiffen b efu h r u n d offensichtlich in der Lage war, dem röm ischen M ilitär eine Seeschlacht zu liefern. S trabon n e n n t als B odensee-A nw ohner die H elvetier u n d V indeli­ ker (diese h ätten den grössten A nteil am See), d an n die Räter. Als R äter h at er dabei w ohl am ehesten die Bevölkerung des A lpenrheintales ver­ standen, die H elvetier h atten den Südwesten u n d die V indeliker das N o rd ­ ostufer des Bodensees inne. Zweifellos w aren die keltischen H elvetier einer d er m ächtigsten Stam m esverbände, u n te r deren V orherrschaft ver­ m u tlich auch die kleineren Stäm m e der Rauriker, T ulinger u n d L atobriger gestanden haben, die am O ber- u n d H o ch rh ein lokalisiert w erden. A u f dem Tropaeum A lp iu m w erden vier Stäm m e der V indeliker gen an n t, die m an im nordöstlich an den Bodensee anschliessenden schw äbisch-bayerischen V oralpenland lokalisiert. Im A lpenrheintal u n d O berhalbstein, zw ischen den B ündner Pässen u n d dem Bodensee, sind nach verschiedenen historischen Q uellen neben den Rigusci, Suanates u n d Calucones die Vennontes sowie die Brigantioi oder Brixenetes ansässig. W eitgehend unklar ist sow ohl deren genaue L okalisierung als auch ihre ethnische Z ugehörigkeit zu den R ätern oder K elten. Interessant für uns ist, dass Brigantium , der röm ische N am e für Bregenz, zweifellos a u f den Stam m der Brigantioi!Brixenetes Bezug n im m t. D eshalb w ird d o rt zu Recht schon lange eine spätkeltische A nsiedlung verm utet, w ofür auch einzelne Funde sprechen. D er N achweis für ein oppidum steht aber nach wie vor aus. D er A u to r P om ponius M ela beschreibt u m 43/44 n .C h r. den B oden­ see u n d teilt ihn in O bersee (lacus Venetus) u n d U ntersee (lacus Acronus). Seine Beschreibung greift w ohl schon ältere B ezeichnungen auf: den lacus

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4

Venetus k ö n n te m an m it dem oben erw ähnten S tam m der Vennontes in V erbindung bringen. 4 Röm isches S ie g e s­ d e n k m a l Tropaeum A lp iu m b ei La T urb ie oberhalb von M onaco L iteratu r Bittel 1981 D r a c k / F e l l m a n n 1988 F isch e r 1 9 8 8 , 1 9 9 7 F u r g e r 1995 M ü ssen e t al. 200 4 M ü l l e r / L ü s c h e r 2 00 4 S t a t h e r 1986 W i e l a n d 1996 Z anier2006

Bei allen erw ähnten U nsicherheiten der historischen u n d archäolo­ gischen Ü berlieferung fügt sich so m it für den B odenseeraum m osaikartig ein grobes Bild der Verhältnisse unm ittelbar vor der röm ischen O kkupation zusam m en, das freilich noch viele Fehlstellen aufweist —sie zu schliessen, m uss A ufgabe künftiger F orschung sein. G ünther W ieland

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Siedlungen

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L uftau fn ah m e d es k e l t i s c h e n o p p id u m v o n R h e in a u .

Ländliche Siedlungen zwischen Bodensee und Donau

reliquia privata aedificia in cen d u n t... M it diesen knappen W orten umreisst C aesar V orgänge um den A uszug der H elvetier aus ihren heu te schweize­ rischen Stam m esgebieten: Sie brannten alle ihre oppida, an die zwölf, an «»4/ 4 Af

GcÄojßpMfa & r . . sie

hinterlassen «verbrannte Erde», u m —so Caesar - sich selbst die M öglich­ keit der R ückkehr zu nehm en. Im Jahr 58 v. Chr. versuchen die H elvetier die Saône zu überschreiten u n d liefern C aesar den Anlass fü r seinen gallischen K rieg (58-51 v. C h r.). S ind m it den gen an n ten oppida, vici u n d aedificia privata die S iedlungsform en u n d die S iedlungsstruktur spätkel­ tischer Z eit umrissen? A rchäologische F unde u n d Befunde der letzten Jahrzehnte bestätigen inzwischen m anche Beschreibung Caesars. Sie lassen die oppida als zentrale O rte spätkeltischer Stam m esgem einschaften erkennen —als befestigte «urbane» Siedlungen in verkehrsgeografisch günstiger Lage u n d als Z entren von H an d el u n d P rodu k tio n sowie des religiösen Lebens. D ies bestärkt die V erm utung, dass m it vici u n d aedificia privata die ländliche Besied­ lung auch zurücldiegender Jahrzehnte bezeichnet w erden kann. V erber­ gen sich dem nach jü n g st entdeckte w eitläufige Siedlungsareale im H egau sowie zahlreiche V iereckschanzen in der B odenseeregion u n d in O b er­ schw aben h in te r den von C aesar g en an n ten keltischen «D örfern» u n d «Einzelhöfen»? Die V i e r e c k s c h a n z e n

Bei den spätlatenezeitlichen V iereckschanzen han d elt es sich um m eist hektargrosse A nlagen, die von einem unregelm ässigen G eviert von W all u n d G raben um schlossen sind u n d über n u r einen Z u g an g verfügen. D er G raben ist d u rchgehend u n d in der Regel als Spitzgraben m it sch arf g esch n ittenen E cken ausgeführt. D as T or w eist nie nach N o rd en . Im oberschw äbischen R aum zw ischen dem donauseitigen R an d der Schw ä­ bischen Alb, dem H egau, dem Bodensee u n d der Iller sind derzeit etwa dreissig dieser m a rk a n ten B odendenkm ale b ekannt. D as H a u p tv e r­ breitungsgebiet der V iereckschanzen liegt in S üddeutschland, in Bayern u n d B aden-W ürttem berg, u n d reicht vom A lpenvorland bis zu m M ain u n d vom R hein bis ins Inngebiet. N eben vergleichbaren A nlagen in

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Frankreich sind einzelne Schanzen aus B öhm en u n d auch aus der N o rd ­ schweiz bekannt. M eist finden sich die V iereckschanzen a u f flachen G eländerücken, in leichten H anglagen oder in ebenem G elände. Fortifikatorische Zwecke scheinen bei ihrer A nlage n ic h t verfolgt w o rd en zu sein. V ielm ehr liegen sie m eist in landw irtschaftlich nu tzb arer U m g eb u n g m it B öden, die sich g u t für den A ckerbau eignen. D ies un terstreich en vor allem die A nlagen, die - seit system atische L uftbildarchäologie b etrieben w ird - n eu e n t­ deckt w urden. Allein in B aden-W ürttem berg h a t sich ihre Z ahl a u f ru n d 150 V iereckschanzen m ehr als verdoppelt. T äuschte zuvor die n o ch gute E rh a ltu n g von W ällen u n d G räben im W ald u n d u n te r G rü n lan d b ed e­ ckung eine einst abgeschiedene Lage der V iereckschanzen vor, so um fasst ihre V erbreitung h eu te auch die landw irtschaftlichen Vorzugsräum e.

Z u einer Reihe grossflächig u n tersu ch ter A nlagen g eh ö rt die V iereck­ schanze «Auf der Klinge», im N o rd e n der S tadt Riedlingen. Zw ischen 1991 u n d 1997 w urde in einem N eub au g eb iet eine ru n d 5 H ek taren grosse Fläche untersu ch t, die neben einer V iereckschanze auch einen sich an ­ schliessenden Bereich m it w eiteren vorgeschichtlichen u n d m ittelalter­ lichen S iedlungsspuren um fasste. Erst zwei Jahre zuvor w ar die durch Pflug u n d Erosion eingeebnete Schanze d u rch die Luftbildarchäologie entdeckt w orden. D as G rabengeviert m it seinen A ussenm assen von 117 x 108 M etern n im m t die K uppe eines gegen Südw esten gerichteten Rückens ein. Es liegt an der K ante einer G eländestufe, die zur N ied eru n g des Z ollhäuser Baches abfällt. D ieser entw ässert die flach-wellige L andschaft nach S üd­ osten zur D onau. D er V -förm ig eingeschnittene G raben m it bis zu 6 M eter Breite u n d 2,5 M eter Tiefe, sowie der an der Innenseite anzu n eh m en d e W all um schliessen einen In n en rau m von etw a 0,8 H ektaren. D er Z ugang liegt im O sten. H a tte m an einst den G raben ü ber die B rücke gequert u n d das Torgebäude passiert, befand m an sich a u f einer von m ehreren G ebäu­ den u m rah m ten Freifläche. Blickfang, dem Z u gang gegenüber, w ird das 15 x 13 M eter grosse H au p tg eb äu d e m it seiner repräsentativen Fassade gewesen sein. W eitere G ebäude an der N o rd - u n d an d er Südseite u n d in den torseitigen E cken verm itteln den E in d ru ck einer sym m etrisch konzi­ pierten A nlage. In diese S tru k tu r scheinen sich auch einige kleine V ier­ pfostenbauten, w ohl G etreidespeicher, zu fügen. Aus den B efunden ist eine längere Baugeschichte zu erschliessen. D rei B austadien sind allein beim H au p tg eb äu d e zu unterscheiden, zwei

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bei den B auten an N o rd - u n d Südseite, u n d auch das Tor erfuhr U m ge­ staltungen. G ebäude, die teilweise u n te r der W allschüttung zu liegen kam en sowie eine P fostenreihe an der Aussenseite des N ordgrabens zeigen, dass auch W all u n d G raben erst einem jüngeren A usbaustadium zugehören u n d w ohl ältere Z au neinhegungen ersetzten. E rst ausgangs des z. Jhs. v. Chr. w u rden W all u n d G raben angelegt, w ährend der Beginn der S iedlungstätigkeit u m zo o v. C hr. anzusetzen ist. Zwei B runnenschächte fanden sich in der Südostecke der V iereck­ schanze. Ihre Sohlen erreichen in etw a 15 M eter Tiefe den Karstwasser­ spiegel der Schw äbischen Alb. V erstürzte E ichenbohlen der Verscha­ lungen gestatteten dendrochronologische Analysen. D anach w urde der ältere B ru n n en u m 180 v. Chr. angelegt u n d gegen 150 v. C hr. d u rch einen jüngeren ersetzt. Zwei in den B oden eingetiefte G rubenhäu ser d ü rften h andw erklichen Zw ecken gedient haben. In einem der G ru b en h äu ser fand m an Eisenschlacken, G usstropfen u n d einen eisernen Tüllenm eissei. A ckerbaulich g u t nutzbares G elände breitet sich a u f d em H ö h e n ­ rücken östlich der V iereckschanze aus. H ier liegt der risseiszeitliche L össlehm a u f S ch o ttern u n d M oränen. Im Schanzenareal selbst ist m it sandigem u n d kiesigem B oden in südlicher H anglage ein geeigneter S ied lu n g su n terg ru n d gegeben. D ie nahe gelegene T alniederu n g d iente w ahrscheinlich als W eidefläche. D iese günstige Siedlungs- u n d W irt­ schaftslage w urde im m er w ieder genutzt, m ehrfach in vorgeschichtlicher Z eit, w äh rend der röm ischen E poche sowie im frühen u n d h o h en M ittel­ alter. D ies bezeugen die Siedlungsspuren, die nordw estlich der spätkel­ tischen V iereckschanze angetroffen w urden: sie lag dem nach in m itte n einer K ulturlandschaft, im sog. A ltsiedelland. D ie Viereckschanze «Am Scheerer Weg» bei Mengen-Ennetach, Kreis Ebenfalls 1989 w urde d urch die L uftbildarchäologie im A ckerland der D o n au n ied eru n g das 95 x 105 M eter grosse G rabenviereck der V iereck­ schanze n ördlich von E nnetach entdeckt. D ie L uftaufnahm en lassen einen w eiteren, w inklig geführten G rabenzug erkennen, der an der S ü d ­ ostecke der V iereckschanze ansetzt, u m eine halbinselartige ehemalige Schlaufe der D o n au gegen Süden zu begrenzen. E r fasst auch Siedlungs­ spuren ein, die ausserhalb der V iereckschanze liegen. E in Teilbereich der A nlage w urde 1998 aufgedeckt. D a in geringer Tiefe G rundw asser au stri« , h atte m an w ohl d ara u f verzichtet, den H au p tg rab en der V iereckschanze als üblichen Spitzgraben auszuführen, sondern es bei einem noch bis 6 M eter breiten u n d 1,2 M eter

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5 Zeichnerische R ekon­ stru k tio n der V iereck­ s c h a n z e R ie d lin g e n Klinge. 6 Luftbild v o n d e r Vier­ e c k s c h a n z e Ried lin g en Klinge. Im reifen G e t r e i d e z e i c h n e t sich d e r G r a b e n v e r l a u f a ls h e lle r S t r e i f e n ab.

2-5

tiefen Sohlgraben belassen. D em gegenüber ist der 2 M eter breite A nnex­ graben V -förm ig 1,3 M eter tie f in den S chotter eingeschnitten. E r stellt v erm utlich einen späteren S chritt zum A usbau der G esam tanlage dar. Im In n ern der Viereckschanze, in der M itte der O stseite, k o n n te n die Pfosten­ g ruben eines m ächtigen, 19 x 12 M eter grossen G ebäudes, w ohl des H a u p t­ hauses, aufgedeckt w erden. W enigstens dreim al w urde es an gleicher Stelle w ieder errichtet. A uch in M e n g en -E n n etach h a t m an die W asser­ versorgung ins Innere der A nlage geholt. U m a u f W asser zu stossen, genügte es, einen 1,8 M eter tiefen S chacht anzulegen u n d diesen m it einer 1,2 x 1,2 M eter m essenden H olzverschalung zu versehen. Aus der F üllung sta m m t u.a. der eiserne H enkel eines Eim ers. D as F u n d g u t aus der V iereckschanze von E nnetach dü rfte gegenüber anderen A nlagen etwas jü n g er sein. W ie bei der V iereckschanze von R iedlingen deuten Brandreste d a ra u fh in , dass beide A nlagen bei gewal­ tigen Schadensfeuern zugrunde gingen u n d system atisch plan iert w urden. In E n n etach schliesst sich jedoch eine jüngste B auphase an. Diese scheint m öglicherw eise erst in augusteischer Z eit b eendet w orden zu sein. Zur F u n k t i o n d e r V i e r e c k s c h a n z e n

D ie V iereckschanzen von R iedlingen u n d E nnetach gehören zu einer K on zen tration solcher A nlagen an der oberen D o n au . M öglicherw eise greifen sie a u f ihre W eise dieselbe verkehrsgeografische Schlüsselstellung au f w ie Jah rh u n d e rte zuvor der frühkeltische «Fürstensitz» der H eu n eburg. D eren B ew ohner scheinen am F ernhandel beteiligt gewesen zu sein u n d von den H andelsw egen profitiert zu haben, die vom H o ch rh ein zur D o n au nach N o rd en u n d der D o n au entlang führten. W affen, B ruch­ stücke von W einam phoren, im p o rtierte M etallgefisse oder M ü n zen lassen einen gehobenen L ebensstandard v erm uten, der die nötige lan d w irt­ schaftliche L ebensgrundlage überschreitet. R epräsentative A rch itek tu r u n d das sich w iederholende bauliche G esam tkonzept verm itteln das Bild eines «Herrenhofs», der im ländlichen R aum durchaus zentralörtliche F u n k tio n en als Stapelplatz oder Z ufluchtsort, als K ult- u n d V ersam m ­ lungsraum w ahrgenom m en haben mag. D ie V iereckschanze von M engen-E nnetach m it ihrem zusätzlichen G rabenw erk, das die ausserhalb der H auptschanze gelegene B ebauung einschliesst, ru ft eine Reihe von V iereckschanzen in E rinneru n g , die sich m it A nnexanlagen oder m it B esiedlung im unm ittelb aren U m feld als kom plexere Siedlungsgebilde darstellen. D ie V iereckschanze scheint hier der bevorrechtete H o f eines grösseren Siedlungsverbandes zu sein. O b V iereckschanzen aber generell eine V orrangstellung im ländlichen Sied-

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7 Luftbild d e r V i e r e c k ­ schanze M engenEnnetach. M an e r k e n n t die V i e r e c k s c h a n z e m i t A n n e x g r a b e n (rec h ts ) s o w i e d e n V erlau f e i n e r rö m isch en S tra s s e (oben).

lungsgefüge einnahm en, m uss offen bleiben, zum al unbefestigte K lein­ siedlungen archäologisch noch w eitgehend u n b ek a n n t sind. Vor Schem a­ tisierung w arnen das bei näherem Besehen doch individuelle G epräge dieser A nlagen, bisweilen enge N achbarschaft, aber auch die Beobach­ tung, dass die Befestigung m it W all u n d G raben einem zusätzlichen Sicherheitsbedürfnis entsprang u n d häufig eine U m zäu n u n g ersetzte. H öfe m it gleicher B edeutung m ögen unbefestigt geblieben sein. Insgesam t zeigen die V iereckschanzen, dass die ländliche Besiedlung spätkeltischer Z eit vom E inzelhof b estim m t ist. D er «Hof» scheint die G ru n d e in h e it des Siedlungsgefüges u n d d am it der W irtschafts- u n d G esellschaftsstruktur zu repräsentieren. D ie spätkeltischen V iereck­ schanzen als landw irtschaftliche B etriebe stehen in einer T radition, die uns bereits w äh ren d der H allstattzeit begegnete u n d sich später in den röm ischen G utshöfen w iederfindet. L ä n d lic h e G r o s s s i e d l u n g e n

E rst vor w enigen Jahren w urd en a u f L uftbildern u n d bei archäolo­ gischen U n tersuchungen im H egau am w estlichen Bodensee grossflächige S iedlungsstrukturen entdeckt, die sich von den seit langer Z eit b ek an n ten V iereckschanzen unterscheiden. Es h an d e lt sich dabei um weitläufige, von G räben abgegrenzte Areale, deren A usd eh n u n g bis zu 16 H ek taren um fassen kann. Sie sind d am it w esentlich grösser als die V iereckschanzen, deren Fläche einen H ek tar m eist n ich t überschreitet. A nlagen dieser A rt w urden bislang n u r im Landkreis K onstanz in G ottm ad in g en , Singen u n d den E ngen zugehörigen G em arkungen A nselfingen u n d W elschingen entdeckt. D ar

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E ine Schlüsselstellung n im m t hierbei die S iedlung von W elschingen ein. Teile des riesigen Siedlungsgeländes liegen in einem N eub au g eb iet am nordw estlichen O rtsrand, das seit 2006 archäologisch u n tersu ch t w ird, u m die unscheinbaren S iedlungsstrukturen vor der endgültigen Z erstö­ ru n g zu dokum entieren. Anlass für die A usgrabungen w aren 1989 aufgenom m ene Luftbilder, w elche A bschnitte einer rechtw inklig abknickenden G rabenanlage im B augebiet «G uuhaslen» erkennen liessen. Bei den G rabun g en zeigte sich, dass der a u f den L uftbildern sichtbare G raben n ic h t —w ie anfangs ver­ m u te t- T e il einer V iereckschanze war, so ndern ein Siedlungsgelände bislang u n g eah n ter A usm asse begrenzte. K leine S o n dieru n g en in den u m liegenden Feldern, bei denen der G rabenverlauf w eiterverfolgt

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8 Die j ü n g e r l a t è n e z e i t liche G r a b e n a n l a g e v o n G o t t m a d i n g e n . Bei d e n A u sg rab u n g en ko n nte n u r ein Teil e r f a s s t w e r d e n . Die G r a b e n ­ s c h e n k e l l i e s s e n sich au f e i n e L ä n g e v o n 205 b z w . 85 m v e r fo l g e n , o h n e d a s s deren Enden erreicht w u r d e n . 9 Die j ü n g e r l a t è n e z e i t liche G r a b e n a n l a g e vo n S i n g e n . S i e lieg t a u f d e r fru ch tb a ren N o rd sta d t­ t e r r a s s e ü b e r d e r Radolfzeller A ach . Die v o n d e n G räben eingefasste F lä c h e b e t r ä g t m in d . 130x110m.

w erd en k o n n te , belegen, dass d er G rab en Teil einer w eitläufigen Sied­ lu n g sb eg renzung war, die einen ebenen G elä n d ea b sch n itt zw ischen zwei S ch o tter-T errassenrändern am Fuss des H o h en h e w e n s abriegelte. A b d rü ck e v on S paltbohlen a u f der Sohle des lediglich etw a 1—1,2 M eter breiten u n d n u r 1,1 M eter tiefen G rabens lassen sich als Reste einer ver­ m u tlic h zw eischaligen, m a u erartig en H o lz k o n stru k tio n d eu ten . Es h a n d e lt sich also n ic h t u m einen offenen V erteidigungsgraben, so n d ern u m d en F u n d am e n tg rab en einer m in d esten s 767 M eter langen h ö l­ zern en M a u er o der Palisade. Sie begrenzte ein A real v on etw a 16 H e k ­ taren Siedlungsfläche, das im W esten u n d N o rd e n an ein P lateau m it w eiteren S ied lu n g sstru k tu ren d er jü n g e re n L atènezeit (LT C /D i) grenzt. V om Plateau stam m en qualitativ hochw ertige F unde von G lasarm ­ ringen, W affen u n d Rüstzeug sowie zwei G räber der m ittleren Latènezeit. Ä ltere G rabungen u n d L uftbilder zeigen zudem , dass auch a u f dem Plateau rechteckige G rabensystem e angelegt w urden. Bei einigen B efun­ d en von der Kiesterrasse besteht zudem der V erdacht, dass es sich um H e ilig tü m e r o d er B estattungsplätze h a n d e lt, w ie w ir sie beispielsw eise aus d er C h a m p a g n e u n d d em B u rg u n d k en n e n . A u f L u ftb ild e rn sic h t­ bare G rä b en n ö rd lic h u n d östlich d er T errasse d e u te n a u f w eitere S ied lu n g sein h eiten h in , die sich m öglicherw eise bis A nselfingen aus­ d eh n ten . Z u tritt zur Talsiedlung gew ährte ein T or m it nach inn en u m b ie­ genden W angen, ähnlich den grossen Z angentoren der keltischen oppida. V erm utlich haben no ch weitere, m öglicherw eise auch grössere Tore zur A nlage existiert. In das um friedete Areal w ar zudem eine g u t sch ü tten d e Q uelle eingebunden, w elche die W asserversorgung der Bew ohner sicherte. U b er die In n en b e b au u n g der T alsiedlung wissen w ir n o ch w enig. D ie bislang am R and der S iedlung aufgedeckten B austrukturen d ü rften zu einzelnen G ehöften gehört haben. D o ch auch ausserhalb des m it der H olzm auer oder Palisade gesicherten Bereiches sind m ehrere H ofanlagen verbürgt. D as geborgene F undm aterial sowie verschiedene B aufluchten zeigen, dass am selben Platz m indestens zwei keltische Siedlungen bestanden. E ine ältere, no ch unbefestigte S iedlung der F rühlatènezeit (ca. 450-250 v. Chr.) w ird w ährend des 3. oder 2. Jhs. v. Chr. m it neuen G eh ö ften sowie der aufw endigen Siedlungseinhegung überbaut. O b allerdings eine echte S ied lu n g skontinuität von der frühen bis zur jüngeren Latènezeit vorliegt, w ird erst eine detaillierte A usw ertung der F unde u n d B efunde nach A bschluss der A usgrabungen ergeben.

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10 Luftbild d e s r i e s i g e n S iedlungsgeländes z w i s c h e n E n g e n -A n s e lfingen u n d EngenW elsch in g en , östlich d es m a rk a n te n V ulkan­ sc h lo ts d e s H o h e n h e ­ w e n s . Die T a ls ie d lu n g (3) w u rd e von einer m in d e s­ t e n s 767 m l a n g e n Holz­ m a u e r o d e r P a l i s a d e (1) b e g ren zt. Auch a u s s e r ­ halb der U m w e h r u n g k o n n te eine Besiedlung nach g ew ie sen w erden 14). V o m P l a t e a u 12) si n d w e ite re B a ustrukturen der jü n g e r e n L atènezeit (ca. 2 5 0 - 1 0 0 v.Chr.) b e ­ kannt.

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Z u r Talsiedlung der jüngeren Latènezeit (ca. 250—100 v. Chr.) schei­ nen vor allem N ord -S ü d bzw. W est-O st ausgerichtete B auten g ehört zu haben. Sie orientieren sich in ihrer A usrichtung am F u n dam en tg rab en der langen Siedlungseinhegung. H ierzu zählen V ierpfostenspeicher sowie auch G ru benhäuser u n d grössere Pfostenhäuser. D ie G ru b e n h ü tte n w u rd en für handw erkliche T ätigkeiten, insbesondere für das W eben u n d S pinnen genutzt. K eram ikscherben u n d T ierknochen sowie vereinzelte M etallabfälle, die aus den A bfallgruben geborgen w urden, zeigen das übliche Inventar ländlicher Siedlungen u n d lassen bislang kein speziali­ siertes H an d w erk erkennen. D ie insgesam t locker gestreuten B ebauungsspuren konzentrieren sich a u f kleinere Areale. Bei einigen schm alen B efunden dürfte es sich um Z au n g räbchen handeln, die m öglicherw eise einzelne G ehöfte v o n ein an ­ der abgrenzten. Sie w aren n u r noch partiell erhalten, so dass die Grösse einzelner H ofstellen n ic h t exakt angegeben w erden kann. D eu te n w ir die L uftbilder u n d die archäologischen Befunde richtig, so h an d elt es sich bei der A nlage von W elschingen u n d A nselfingen um ein riesiges, in Tal- u n d Plateausiedlung gegliedertes Areal m it gehöftar­ tiger B ebauung von bis zu 65 H ektaren A usdehnung. W eitere im H egau lokalisierte G rabenw erke der jüngeren L atènezeit, die sich bisher n ich t genauer d eu ten liessen, k ö n n te n zu ähnlichen, w enn auch n ic h t im m er so grossen Siedlungen wie W elschingen gehört haben. C a e s a r u n d d i e a r c h ä o l o g i s c h e «R e a l it ä t »

D ie L uftbildarchäologie sowie die in den letzten Jahren durchge­ fü h rten , grossflächigen A usgrabungen in keltischen Siedlungen des Bodenseegebiets u n d O berschw abens haben zahlreiche neue E rkenntnisse zur ländlichen S iedlungsstruktur des 3. bis 1. Jhs. v. C hr. erbracht. F ür die jüngere Latènezeit b eg in n t sich ein facettenreiches Bild abzuzeichnen, das sich m it Caesars B eschreibungen der helvetischen Siedlungen jed o ch n u r teilweise in E inklang b ringen lässt. Caesar schreibt aus röm ischem Blick­ w inkel u n d zum V erständnis einer röm ischen Leserschaft. E r g ib t eine M o m en tau fn ah m e, die für d en nordschw eizerischen R aum M itte des ersten vorchristlichen Ja h rh u n d erts zutreffen mag. W ir b etrach ten hin g e­ gen eine Region, die w eitgehend ausserhalb von Caesars Interessensgebiet lag, sowie einen Z eitraum , der ins 3. u n d 2. Jh. v. C hr. zurückreicht. D ie bis vor w enigen Jahren überw iegend als K ultstätten interpretierten V iereckschanzen lassen sich inzw ischen als G ü ter v ornehm er K elten deu ten , die in landw irtschaftlich günstiger Lage den K ern der ländlichen Besiedlung bildeten. U m die V iereckschanzen k ö n n en weilerartige, offene

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11 E n g e n - W e l s c h i n g e n . G r a b u n g s f l ä c h e m i t fre i­ gelegtem F u n d am en t­ g ra b e n , d e r zu einer m in ­ d e s t e n s 767 m l a n g e n E i n h e g u n g d e r jü n g e r la t è n e z e i t l i c h e n S i e d ­ l u n g g e h ö r t e . Gelb: G r a b e n g r e n z e , rot: F üllu ng d e r v e r m u t l i c h zw e is c h a lig e n K o n stru k ­ tio n m it Gerollen und L eh m . 12 E n g e n - W e l s c h i n g e n . Sohle d es F u n d a m e n t­ g rab en s der Siedlungs­ u m w e h r u n g m it A bdrücken von dicht an d icht g e s e tz te n S p a lt­ b o h l e n , d i e Teil e i n e r a u f ­ w e n d ig e n zw eischaligen H o lzm au er o d e r Palisade

w a ren .

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Siedlungen aus m ehreren E inzelhöfen entstehen. N ach wie vor k ö n n en w ir n u r verm uten, dass sich h in te r den m it W all u n d G raben gesicherten H ö fen die aedificiaprivata aus Caesars S childerung verbergen. Dass gerade in der N ordschw eiz V iereckschanzen w eitgehend u n b e k a n n t sind, stim m t nachdenklich, m ag jedoch eine Frage des Forschungsstandes u n d der Ü berlieferungsbedingungen sein. N o ch schw ieriger gestaltet sich die In terp reta tio n der im H egau en td eck ten Siedlungsareale, die m it aufw endigen H olzm au ern oder Palisaden begrenzt u n d w ohl auch räum lich gegliedert w aren. Lassen sich diese ausgedehnten Siedlungsareale als die von C aesar überlieferten vici identifizieren? N u r w enige der unbefestigten «Dörfer», die ungeachtet ihrer B ezeichnung einen erheblichen U m fang erreichten, sind uns aus S ü ddeutschland u n d N ordfrankreich bekannt. V on H an d el u n d H a n d ­ w erk geprägt, h aben sie zentrale F u n k tio n en in ihrem U m la n d ein g en o m ­ m en. D as grosse Siedlungsareal am Fuss des H ohenhew en s lässt sich in diesen für die In terp reta tio n der A nlage w esentlichen P un k ten n o ch kaum beurteilen. A llein die A usd eh n u n g u n d der N achw eis der aufw endigen Siedlungsbegrenzung, die vielleicht m ehr repräsentativen als w eh rtech ­ nischen C harakter h atte, lassen jedoch eine planerische H a n d u n d ein­ flussreiche politische F ü h ru n g verm uten. U m unser W issen zu S tru k tu r u n d F u n k tio n der keltischen Siedlungen zu verbessern, sin d zweifelsohne w eitere A usgrabungen im Inneren u n d U m feld dieser w eitläufigen A nla­ gen nötig, deren E rforschung noch ganz am A nfang steht.

13 E n g e n - W e l s c h i n g e n . R ekonstru k tio n sv ersu ch der jüngerlatènezeitlich en S i e d l u n g (ca. 2 5 0 - 1 0 0 v.Chr.). Im Vor­ d e r g r u n d s i n d m it Zäunen abgetrennte G ehöfte b e s te h e n d aus W ohnhaus, G rubenhütte un d g este lz te n Vorrats­ s p e i c h e r n zu s e h e n . Sie li e g e n a u s s e r h a l b d e r m i t e i n e r n a h e z u 800 m la n g e n H o l z m a u e r o d e r Palisade u m g re n z te n T a lsie d lu n g . Auf d e r K i e s t e r r a s s e im H inter­ g ru n d sind w e ite r e Bau­ te n der Plateau sie d lu n g a n g e d e u te t. M öglicher­ w e ise g ab es do rt auch B e stattu n g sp lätze und Bereiche zur Kultaus­ übung. 14 V e r e i n f a c h t e r Plan der k e l t i s c h e n S i e d l u n g bei E n gen-W e lschingen ( G r a b u n g 20 0 6 /20 07 ) m it B a u stru k tu ren der jüngerlatènezeitlichen S i e d l u n g (rot) s o w i e a b ­ w e ic h e n d orientie rten B efunden einer älteren S i e d l u n g d e r F rü h l a tè n e z e it (grün). L it e r a t u r Bittel/Schiek/M üller

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1990 B o lla c h e r/K le in 2002 E h r l e / H a l d / Z ä n g l e 2007 W ieland 1996/1999ab

w

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Jungneolithikum

14

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Das spätkeltische Konstanz - eine Siedlung in strategisch b edeutsam er Lage

D ie halbinselartige Schutzlage des K onstanzer M ünsterhügels u n d der N ied erburg w ar sicher ausschlaggebend, dass sich h ier schon in der Bronzezeit (ab ca. 2000 v. Chr.) u n d der frühen K eltenzeit (ab ca. 750 v. Chr.) gelegentlich M enschen aufgehalten haben. Spuren n o ch älterer jungsteinzeitlicher u n d bronzezeitlicher P fahlbausiedlungen fanden sich in der heutigen Flachwasserzone. Bei stadtarchäologischen U n tersu c h u n g en kam en 1984 u n d ver­ m e h rt ab 1989 F u n d e der S pâtlatènezeit zu m V orschein, die a u f die Existenz einer b ed e u te n d en S iedlung im 2. u n d 1. Jh. v. C hr. schliessen Hessen. M eist w aren die S iedlungsspuren n u r in kleinen A ussch n itten erhalten, w eshalb keine zusam m en h än g en d en S tru k tu re n w ie z.B. H ausgrundrisse erk an n t w erden ko n n ten . Es w u rden aber viele P fosten­ g ru b en u n d Reste von G ru b en h äu sern d o k u m e n tie rt, die nach oben d u rch eine m ächtige röm ische P lanierschicht m it zahlreichen F u n d en überdeckt w aren. Im Z uge der A usw ertung der a u f die keltische S iedlung folgenden röm ischen M ilitäranlagen d urch Jörg H eiligm ann h at sich ein breiter S ohlgraben im Bereich M ünsterplatz/P falzgarten als vorröm isch heraus­ gestellt. Bei ihm dü rfte es sich u m den Befestigungsgraben han d eln , der die spätkeltische Siedlung nach W esten u n d Süden abgegrenzt hatte. D ie B edeutung dieser befestigten S iedlung liegt in erster Linie in der Siche­ ru n g des R heinübergangs. A uch h ätte eine kleine B ucht des R heins im Bereich der heutigen U nteren L aube ideale V oraussetzungen für die A nlage eines kleinen H afens geboten. K onstanz w äre som it auch für die keltische Bodensee-Schifffahrt von grosser B edeutung gewesen. D ie S itu atio n der S pätlatenesiedlung von K onstanz ist g u t m it derjenigen a u f dem Basler M ünsterhügel vergleichbar. D o rt h at eine ähnlich gelegene Befestigung die strategisch-verkehrsgeografisch w ichtige S ituation am R heinknie kontrolliert. O b m an angesichts der A usd eh n u n g von lediglich ca. 300 x 100 M etern von einem regelrechten oppidum sprechen kann, sei dahingestellt. M it diesem Begriff bezeichnet m an üblicherw eise die stadtartigen spätkel­ tischen G rosssiedlungen. H insichtlich der Z usam m ensetzung u n d Q u ali­ tä t des F undm aterials lässt sich die K onstanzer S iedlung aber a u f jeden Fall m it diesen vergleichen.

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D ie keltischen M ünzen aus K onstanz gehören in den Z eitrau m vom 2. Jh. v. Chr. bis um die M itte des i. Jhs. v. Chr. Sechs P o tin m ü n zen (Potin = stark zinnhaltige Bronze) vom Typ «Z ürich A lte Börse» haben ihre H au p tv erb reitu n g im Stam m esgebiet der H elvetier im N o rd en u n d N ord o sten der Schweiz. D rei P o tin m ü n zen vom Typ «grosse tête» gehen a u f V orbilder aus M assilia (heute M arseille) zurück. Sie w u rd en früher dem zw ischen R hone, Saône u n d Ju ra ansässigen S tam m der Sequaner zugeschrieben. M ittlerw eile gibt es aber auch Belege für eine F ertigung ausserhalb ihres Stam m esgebietes. Zwei weitere «Sequaner»-Potinm ünzen zeigen ein vierfüssiges T ier m it gesenktem Kopf. Eine silberne K reuzm ünze vom Typ «Schönaich» w eist in den südw estdeutschen R aum , w ährend drei oberitalische D rach m en des 2. Jhs. v. C hr. als H inw eis a u f K ontakte über das A lpenrheintal nach Süden zu verstehen sind. Aus der u n m ittel­ baren N achbarschaft stam m en weitere keltische M ünzfunde. D ie A nzahl von m indestens 15 keltischen M ünzen, die bislang in K onstanz gefunden w urden, ist im Vergleich zur archäologisch u n te r­ suchten Fläche relativ gross. D ie G eldw irtschaft u n d der d am it v erb u n ­ dene H an d el d ü rften dem nach eine w ichtige Rolle gespielt haben, was in dieser verkehrsgeografischen S itu atio n auch zu erw arten ist. Dass sich u n te r der S pâtlatène-K eram ik auch F ragm ente von frühkaiserzeitlichen A m p h o ren finden, in denen W ein aus O beritalien im p o rtiert w urde, v erw undert deshalb nicht. U n ter den M etallfunden sind zwei «N auheim er Fibeln» zu erw ähnen. Diese sind typisch für die F rauen trach t der spätkeltischen Z eit. E ine w eitere Fibel vom so g enannten «Typ M ötschw il» g ehört n och in die späte M ittellatènezeit (ca. 150 v. C hr.). In den Bereich der alltäglichen G ebrauchsgegenstände gehören eine bronzene Ö sennadel u n d ein eiserner H akenschlüssel, der zu einem hölzernen Schubriegelschloss geh ö rt hat. D as F ragm ent eines gegossenen Z ügelführungsrings aus Bronze weist a u f die A nw esenheit der keltischen O b ersch ich t hin: Solche verzierten R inge gehören zu aufw endig verzierten W agen, vielleicht sogar zu einem zw eirädrigen Streitwagen. U n ter der S pâtlatène-K eram ik von K onstanz fallen viele qualitativ hochw ertige Stücke auf. D ies betrifft n ich t n u r die charakteristische rotweiss bem alte Feinware, die oft n och M uster in «Sepia» (brauner Farbton) aufweist, so ndern v or allem die glatte D rehscheibenw are. Sie weist eine sehr glatte O berfläche a u f u n d zeigt m anchm al eingeglättete geom etrische M uster. Ihre D ü n n w an d ig k e it u n d der aussergew öhnlich h arte B rand zeigen das grosse K önnen der spätkeltischen Töpfer. D er A nteil der h an d -

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gem achten G robkeram ik, vor allem diverse T öpfe u n d Schüsseln m it ein ­ gebogenem R and, ist trotzdem no ch relativ hoch. D abei han d elte es sich w ohl u m das alltägliche G ebrauchsgeschirr. D ie K eram ik zeigt in Form u n d V erzierung B eziehungen zum H o c h ­ rheingebiet, in den H egau, zur oberen D o n au u n d ins A lpenrheintal. Vereinzelt ko m m en Scherben von G rafitton-K eram ik vor. Diese Gefässe sind w ohl über das bayerische V oralpenland an den Bodensee gelangt. D er G rossteil der spätkeltischen K eram ik scheint in den Z eitrau m von ca. 120 bis u m 50 v. C hr. zu gehören. Es sind aber auch Stücke d arunter, die aus der zw eiten H älfte des 1. Jhs. v. C hr. stam m en d ü rften u n d m it entsprechender K eram ik aus dem oppidum A ltenburg-R hein au u n d dem frühkaiserzeitlichen Lager von D angstetten vergleichbar sind. In diese späte B esiedlungsphase w ürde auch eine K notenfibel m it Zierleiste passen, die in der H ussenstrasse gefunden w urde. D iese Fibel­ form k o m m t am E nde der Spätlatenezeit oder bereits in augusteischer Z eit (ca. 40 v. C hr.-1 4 n .C h r. ) vor. D ie Fundstelle liegt ca. 0,5 K ilom eter südw estlich des eigentlichen spätkeltischen Siedlungsbereichs. D ie stratigrafische Abfolge a u f dem K onstanzer M ünsterplatz h at aber eb en ­ falls H inw eise erbracht, dass die Z eitspanne zw ischen der Aufgabe der spätkeltischen S iedlung u n d der ersten röm ischen M ilitäranlage n ich t sehr gross gewesen sein kann. G ünther W ieland

15 S p ä t k e l t i s c h e K n o te n fibel a u s K o n s ta n z . 16 S p ä t l a t e n e z e i t l i c h e K e r a m i k a u s K o n s ta n z . 17 S p â t i a t è n e z e i t l i c h e s G e f ä s s m i t P fe rd e f r ie s a u s K o n s ta n z . L it e r a t u r Cordie-H ackenberg/ O e x l e 1984 D e r s c h k a 1999 D u m i t r a c h e 2000

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Das D oppel-opp/dum von Altenburg-R heinau

D a s o p p id u m v o n A l t e n b u r g

E tw a fü n f K ilom eter unterhalb des Rheinfalls bei Schaff hausen liegt in einer grossen D oppelschleife des H ochrheins a u f den beiden H alb in ­ seln «Schwaben» u n d «Au» das oppidum A ltenburg-R heinau: ein in spätkeltischer Z eit b edeutender verkehrsgeografischer K n o te n p u n k t am R hein u n d U m schlagplatz fü r die Flussschifffahrt. D ie beiden H albinseln, die ein Areal von 318 H ek taren um fassen —«Schwaben» ungefähr 233 H ek taren, «Au» 85 H ektaren - w urden durch m ächtige M au ern , deren Ü berreste heute noch im G elände als auffallende W allanlagen sichtbar sind, gegen das H in te rla n d gesichert. E rstm als fanden 1929/30 südlich der A ltenburger «Schanz» u n te r der L eitung von G eorg K raft A usgrabungen sta tt (G em einde Jestetten, Kreis W aldshut). In den Jahren 1972-1975 u n d 1985 w urden weitere G rabungen von Franz Fischer u n te rn o m m en . D abei k o n n te n S iedlungsstrukturen v on städtischem G epräge nachgew iesen w erden. D as F undm aterial zeigt spezialisiertes H andw erk, M ünzprägung, B ronzeverarbeitung - u.a. Fibelherstellung - u n d w eit gespannte H andelskontakte m it dem M ittel­ m eerraum . D ie bisherigen U ntersu ch u n g en gingen davon aus, dass sich das Siedlungsareal vor allem a u f die heute landw irtschaftlich genutzten

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Oberboden'

18 A l t e n b u r g - R h e i n a u m it d e m bish e r b e ­ k a n n te n Siedlungsareal (1 u n d 2), d e m a u f g r u n d der P ro sp ek tio n er­ k a n n te n tatsä ch lic h en S i e d l u n g s g e b i e t (3 u n d 4) u n d d e n b e i d e n B e fes tig u n g e n «K elten­ w a l l » bei R h e in a u (5) u n d « S c h a n z » b ei A l t e n ­ b u r g (6). 19 M o de ll e i n e r M ü n z ­ p rä g e w e rk sta tt aus dem o p p id u m A l t e n b u r g . 2 0 a / b D e ta ils a u s d e m M od ell. Die P o t i n m ü n zen w e rd e n geg o ssen .

Flächen beschränkte. A u fgrund system atischer P ro sp ek tio n en in den vergangenen Jahren, die sich über die gesam te H albinsel südlich der «Schanz» erstreckten, kam es zu um fangreichen N eu fu n d en . Es w urde n u n deutlich, dass sich die spâtlatènezeitliche Siedlung a u f die ganze vom Wall eingeschlossene Fläche erstreckt hatte. Fundleere Areale erklären sich d urch m o derne Eingriffe w ie den Bau des K raftwerkes im Süden der H albinsel u n d für die P rospektion unzugängliches G elände. Insgesam t fanden sich über 550 keltische M ünzen, d aru n te r auch ein H o rtfu n d der ausschliesslich aus S ilberm ünzen bestand. H in zu k o m m en k napp 40 P rägungen aus den A usgrabungen des 20. Jah rh u n d erts. D ie M eh rh eit davon bilden geprägte E delm etallm ünzen —S ilberquinare u n d einige G oldstatere - sowie ca. 125 gegossene B ronzem ünzen, sog. Potinm ünzen. Z u den ältesten E xem plaren zählen S ilberm ünzen m it der griechischen Beischrift KAAETEAOY (Kaletedou) sowie Im itatio n en röm isch-republikanischer D enare. Z u den jü n g sten M ü n zty p en gehören Q u in äre m it der lateinischen Inschrift N IN N O -M A U C sowie ein Q . D O G I.SAM u n d «Sequaner»-Potinm ünzen. W ie lange die beiden oppida gleichzeitig bestanden, liess sich bisher n ich t eindeutig klären. In den Fibelspektren der beiden Siedlungen zeichnen sich jedoch unterschied­ liche S chw erpunkte ab. W äh ren d in A lten b u rg ältere —u.a. N au h eim er

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Fibeln - stärker vertreten sind, kom m en in R heinau verstärkt jüngere Fibeltypen wie die geschw eiften Fibeln vor. E in Vergleich der M ünzreihen beider Siedlungen w eist in eine ähnliche R ichtung. G in g m an bisher davon aus, dass die S iedlung von A lten b u rg m it dem A lpenfeldzug von 15 v. C hr. ih r E nde fand, erscheint nach derzei­ tigem K enntnisstand auch ein früheres E nde m öglich.

D a s o p p id u m v o n R h e in a u

N o ch heute m arkieren W all u n d G raben eines Befestigungswerkes die Stelle einer einstigen K eltenstadt bei A lten b u rg (D) u n d R heinau (C H ). Bereits zur Z eit der H u m an iste n versuchte m an, die E n tste h u n g dieser Befestigungen m it K äm pfen zw ischen den R öm ern u n d den A lam annen zu erklären, w ie sie von antiken A utoren beschrieben w urden. Vor ru n d 150 Jahren identifizierte der Z ü rch er G elehrte F erd in an d Keller die W älle als «Stadtm auern» einer K eltenstadt. In den 1930er Jahren erfolgten die ersten G rabungen am «Keltengraben» in R heinau. D ie Befestigung h at h eute noch eine Länge von etw a 200 M etern. Sie w ar aber frü h er b ed eu ten d länger, da sie zur G ew in n u n g von B auland a u f der O stseite zugeschüttet w orden ist. D er H ö h en u n tersch ied zw ischen der G rabensohle u n d der W allkrone beträgt bis zu 11 M eter. D ie U n tersu ­ ch ung am W all ergab eine durchgehende F ro n tm au er aus trocken gem au­ erten S andsteinplatten. H in te r der T rockenm auer standen m ächtige, senkrechte H olzpfosten im A bstand von etw a 2,5 M etern, die d urch w aagerechte H ölzer m it einer w eiteren, im W allinnern verlaufenden Pfostenreihe v erbunden w aren. D ie so gebildeten H olzgevierte w urden m it Erde u n d A ushubm aterial aus dem G raben bedeckt. Zw ischen der M au er u n d dem 23 M eter b reiten u n d 7,5 M eter tiefen G raben lag ein 3 M eter breiter, u n b eb au ter Streifen, die sog. Berme. D ie keltischen W allanlagen k ö n n en in verschiedene T ypen gegliedert w erden, die geringfügig variieren. D ie R heinauer Befestigung bildet m it ih rer d u rch g eh en d en F ro n tm au e r eine V ariante der sog. P fostenschlitz­ m auer, wie sie der A rchäologe Franz Fischer für den W all «Schanz» bei A lten b u rg nachw eisen k o n n te. D er beschriebene W all begrenzt a u f der H albinsel «Au» ein G ebiet von ungefähr 85 H ektaren. Aus den bisher durch G rabungen u n d L uftbildprospektion gew onnenen A n h altsp u n k ten k an n a u f ein Siedlungsareal von etwa 40 H ektaren geschlossen w erden. E rst in den 1990er Jahren gelang es, einige grössere Flächen im Siedlungs­ bereich system atisch zu ergraben. D abei gaben Spuren von H ausgrundris-

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21 S z e n i s c h e D a r s t e l ­ lu n g d e r A u f b a u a r b e i t e n a m « K e l t e n w a l l » bei R h e in a u . K eltisc he B e festigungsanlagen w i e sie in R h e in a u u n d A ltenburg g efunden w u r d e n , sind von Julius Caesar b eschrieben w o r d e n : «... D ie s e B a u ­ w e is e der B e festigung ist s e h r n ü tz lic h u n d v o r ­ t e i l h a f t z u m S c h u t z der S t ä d t e , d a si e d u r c h die S te in e vor d e m Feuer s c h ü t z t , d u r c h d ie Hölzer ab er, die im I n n e rn d u r c h 4 0 F u s s l a n g e B alk en m itein an d er verb u n d en sin d , v o r d e m R a m m ­ b o c k g e s c h ü t z t ist u n d w e d e r ein g esto ssen no ch a u s e in a n d e r geris­ s e n w e r d e n kann.» (C aesar, D e be llo Gallico 7 ,2 3 ,1 -5 ). 22-24 G rabung und ansch liessen d e Rekon­ stru k tio n d er P fo sten ­ s c h litz m a u e r von A lten­ burg.

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sen, B ru n nenschächten u n d h u n d e rte n von archäologisch u n tersu ch ten S tru k tu ren erste A n h altsp u n k te zur E ntw icklung der Siedlung. A n m eh ­ reren O rte n k o n n te n Schm iedew erkplätze nachgew iesen w erden. Z u d em gibt es H inw eise a u f M ünzherstellung. U n ter den zahlreichen M etall­ gegenständen belegen einige Stücke H andelsbeziehungen u n d andere K ontakte innerhalb des keltischen K ulturraum s, vereinzelt aber auch d arü b er hinaus ins M ittelm eergebiet u n d in den germ anischen N orden. D ie H au ptm asse der F unde m acht jedoch die lokal hergestellte K eram ik aus. Es gibt aber auch d o rt Gelasse, d an k derer ein w eiträum iger A us­ tausch aufgezeigt w erden kann. In geringen M engen k o m m t feines Tafelgeschirr aus italischen oder gallischen W erkstätten vor. A m p h o ren m it einem Fassungsverm ögen von etw a 26 L itern W ein stam m en ü ber­ w iegend aus dem heutigen Italien. Ih r T ransport dürfte sich w eitgehend a u f dem W asserweg abgespielt haben. D iese G ü ter sprechen für die beiden Siedlungen als H andelsplatz an diesem w ichtigen R heinübergang. A u fg ru n d unseres heutigen K enntnisstandes dü rfte die Besiedlung a u f der H albinsel «Au» in der ersten H älfte des 1. Jhs. v. Chr. begonnen haben; dies zu einer Z eit, als m an a u f dem «Schwaben» schon seit gut einem halben J a h rh u n d e rt sesshaft war. Es zeichnet sich som it eine V erschiebung von der älteren S iedlung bei A ltenburg zur jüngeren in R heinau ab. O b die b eiden oppida zeitweise n ebeneinander bestanden haben oder sich zeitlich ablösten, ist vorläufig n och unklar. D ie F unde lassen verm uten, dass die S iedlung von R heinau in der zw eiten H älfte des 1. Jhs. v. Chr. aufgelassen w urde, spätestens jedoch m it der A nlage des röm ischen M ilitärlagers bei D an g stetten u m 15 v. C hr.

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25 G u s s f o r m e n f r a g ­ m e n t e für k e ltisc h e M ü n z e n (sog. T ü p f e l p l a t ­ te n ) a u s d e m op pid um v o n A lte n b u r g . 26 S z e n i s c h e D a r ste llu n g einer Fein sc h m ied e aus R h e in a u . Die S c h m i e d e ­ ab f ä lle b e l e g e n die H erstellung von f i li g r a n e n Fibeln a u s B r o n z e u n d Eisen im o p p id u m v o n R he ina u. 27 V ier b r o n z e n e G ew andnadeln aus R h e in a u . Die drei g e ­ s c h w e i f t e n Fibeln d ü r f ­ t e n im o p p id u m h e r g e ­ s t e ll t w o r d e n se in. Die Fibel g a n z r e c h t s s t a m m t a u s de m M ittelm eer­ gebiet. 28 E is e r n e r R e it e r s p o r n a u s R h e in a u m i t Ver zie­ r u n g e n a u s r o t e m G la s­ fluss. L it e r a t u r B r ä u n i n g e t al. 2005 F isc h e r 1975 F ische r 2 00 4 N agy/Schreyer/Tiziani 2 00 4 Schreyer2005

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W irtschaft

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Hortfund, b e s t e h e n d a u s 56 K a l e t e d o u - Q u i n a r e n , d e r in d e n J a h r e n 2001 / 2 0 0 2 a u f d e r H a l b ­ in se l « S c h w a b e n » v o n A l t e n b u r g zu T a g e k a m .

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Klima und Lebensgrundlagen

U nsere K enntnisse über die ursprüngliche U m gebung um den B oden­ see in der späteren Eisenzeit sind bislang eher schlecht. E in G ru n d dafür ist, dass die spärlichen Siedlungsplätze w enig Inform ationen im H in b lick a u f Lebensgrundlagen u n d U m w elt liefern, da die dafür gut nutzbaren F undkategorien wie etwa T ier- u n d Pflanzenreste w eitgehend fehlen oder aber nicht untersucht w orden sind. H eu te wissen wir, dass sich das K lim a in M itteleu ro p a in den ersten Ja h rh u n d erten des ersten Jahrtausends v. Chr. zweimal stark verschlechtert hat. D ies h atte jeweils einen Seespiegelanstieg in unserem U n tersu ch u n g s­ gebiet zur Folge. D as Siedlungsbild - hauptsächlich d om in iert durch die b ek an n ten spätbronzezeitlichen Seeufersiedlungen - verd ü n n te sich nach der ersten K altphase im 8. Jh. v. Chr. scheinbar schlagartig u n d das archäo­ logische Spurenbild w ird anschliessend von G rabfunden d o m in iert. E ine zweite K altphase u m 400 v. Chr. ist an h a n d archäologischer Befunde n ic h t m eh r so leicht feststellbar, doch w ird verm utet, dass sie zu H u n g ers­ n ö ten u n d d am it zu A usw anderungen führte. Seit etw a 150 v. C hr. ist m it einem relativ w arm en u n d trockenen K lim a zu rechnen, das sich erst in röm ischer Z eit - im 3. Jh. n. C hr. - w ieder verschlechtert hat. D ie späte Eisenzeit ist also aus klim atischer Sicht eher als begünstigte Z eitepoche einzustufen. N euere F orschungen im R aum K onstanz-K reuzlingen erbrachten, dass bei kleinräum iger, detaillierter U n tersu ch u n g ein recht dichtes archäologisches S purenbild gezeichnet w erden kann. D u rc h den Bau der A u to b ah n Ay verursachte G rabungen belegen, dass die L andschaft späte­ stens seit der m ittleren Bronzezeit —also etw a seit 1500 v. Chr. - d u rch den M enschen irreversibel geprägt w urde. M assive Schw em m horizonte zeugen von A bholzung u n d B odenerosion. D iese starken Eingriffe in die L andschaft d u rch m enschliche T ätigkeit sind auch in der späteren Eisen­ zeit festzustellen: U ntersu ch u n g en an Pollenprofilen zeigen, dass in den letzten Jah rh u n d e rten vor der Z eitenw ende die W aldvegetation schon recht nahe der h eutigen entsprach. In der E bene u n d den V oralpen d o m in ierten dabei Buchenw älder. Es ist interessant, dass es für die Eisen­ zeit direkte H inw eise a u f eine gezielte W aldnutzung gibt: So n eh m en E ichen offenbar zu - vielleicht das R esultat einer bew ussten F örderung. D ie Z u n ah m e von B aum arten w ie etwa der H agenbuche, die sich im m er

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29 G r a b u n g e n 19971999 a n l ä s s l i c h d e s A u t o b a h n b a u s d e r A7 z w i s c h e n K reuzling en u n d K o n s ta n z .

w ieder zurückschneiden lassen, k ö n n te a u f die Schaffung von N ied er­ w äldern h in d eu ten . H ier w erden vor allem Stockausschläge genutzt, die vorw iegend als B rennholz verw endet w urden. A n h an d von Pollenanalysen lässt sich feststellen, dass w äh ren d der jü ngeren Eisenzeit eine relativ offene L andschaft m it viel A cker- oder W iesenflächen bestanden hatte. Diese abgeholzten Flächen erreichen zwar no ch n ic h t ganz d en U m fang späterer E pochen, eine zu n eh m en d e Prä­ gung der natürlichen U m w elt durch den M enschen ist aber offensichtlich. A uch w enn diese archäobotanischen R esultate n ich t direkt in unserer G egend gew onnen w urden, lassen sie sich durchaus a u f den Bodensee­ raum übertragen. N o ch vor kurzem w urde davon ausgegangen, dass die F undstellen der jüngeren Eisenzeit im B odenseeraum nach O sten au sd ü n n en . D abei bezog m an sich a u f den antiken Schriftsteller K laudios Ptolem aios, der von einer «Einöde der H elvetier» spricht. D er später in der G allus-V ita erw ähnte «A rboner Forst» - ein ausgedehntes W aldgebiet im H in terlan d von A rbon - w urde ebenfalls m it einer grösseren, siedlungsfreien Fläche in V erbindung gebracht. D ie zwar spärlichen - aber durchaus v o rh an ­ denen - archäologischen F unde sprechen heu te gegen die These einer

grösseren, unbesiedelten Z o n e w ährend der späten Eisenzeit im B oden­ seeraum . V orläufig bleibt es schwierig, die «O stgrenze des H elvetierge­ biets» aus den schriftlichen Q uellen u n d dem aktuellen F u n d b estan d zu definieren. A u fgrund der Pflanzenfunde ist anzunehm en, dass G erste u n d W eizen, aber auch H irse, die w ichtigsten G etreidesorten w aren, die angebaut w urden. N eu im «Sortim ent» ab der jü ngeren Eisenzeit ist der Hafer. Allenfalls steh t der A nbau dieser G etreidesorte im Z u sam m en h an g m it der zu n eh m en d en B edeutung der Pferdezucht. Interessant ist im W eiteren der N achw eis von D inkel, der bis heute ein typisches G etreide des nörd lichen A lpenvorlandes geblieben ist. O bw o h l das S p ek tru m der K ulturpflanzen im W esentlichen seit der Bronzezeit u n verän d ert blieb, g eh ö rt die E in fü h ru n g von Pflügen m it Eisenschar, w elche die Erde auch w endeten, in die Epoche der Eisenzeit. D ies h a t sicher zu gesteigerten E rnteerträgen geführt. D ie Jagd a u f W ildtiere spielte in der späten Eisenzeit w ohl n u r eine untergeordnete Rolle für die E rnährung. Bereits im 6. Jh. v. C hr. bereicher­ te ein neues H austier die E rnährung, das ursprünglich aus In d ien stam ­ m en d e H u h n . D ie prozentualen A nteile von H ü h n erk n o ch en bleiben aber in den u ntersuchten K nocheninventaren gering. In den letzten Ja h rh u n ­ derten v. C hr. dom inieren bei den H austieren Schw ein u n d R ind, die gegenüber den kleineren Schafen u n d Ziegen an B edeutung gew innen. D as Pferd ist zwar selten, aber ebenfalls ständig vertreten. H ier ist d arau f hinzuw eisen, dass praktisch n u r Fundkom plexe aus grösseren Siedlungen archäozoologisch untersu ch t w orden sind u n d som it das F undm aterial allenfalls lediglich die «gehobeneren Verhältnisse» widerspiegelt.

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30 B o t a n i s c h e P r o b e mit sp ä tk eltisch en S a m e n und N ussschalen aus d e m o p p / d u m Rh e in a u .

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Verkehrsw ege und Produktion

F u n d e aus der W estschw eiz belegen, dass in der späten Eisenzeit durchaus m it einem relativ g u t entw ickelten W egnetz, das teilweise m it K arren befahren w erden k o n n te, zu rechnen ist. Sicher w aren auch Flüsse u n d Seen w ichtige Verkehrswege. So liegen einige w ichtige Siedlungs­ plätze in der B odenseeregion offensichtlich an G ew ässern, w ie A ltenburgR heinau, K onstanz u n d Bregenz. D ie recht spärlichen F un d e aus vielen Siedlungsplätzen um fassen bisweilen auch Im p o rte aus anderen G ebieten. Besonders interessant sind dabei natürlich die S üdim porte w ie W ein (A m phoren) oder Feinkeram ik (C am pana) aus dem M ittelm eerrau m . Ein u n b ek an n ter Faktor bleibt, wie viele Im p o rtg ü ter bereits in der späten Latènezeit über die B ü n d n er Pässe oder das R heintal in unsere G egend tran sp o rtiert w urden. D ie F unde sprechen eher für geringe M engen. D er grössere Teil an Im p o rten dürfte über das R honetal in den B odenseeraum gelangt sein. D ieser Verkehrsweg aus dem M ittelm eerraum ist bereits in der frü h en Eisenzeit beliebt u n d d an k der Topografie einfach zu begehen. D ie Im p o rtfu n d e aus dem frühen I. Jh. v. Chr. im Bodenseegebiet geben leider keine A uskunft, ob die F ernkontakte m it den röm ischen G ebieten - dazu gehörten auch die Poebene u n d Südfrankreich - im Laufe der Z eit Z unahm en u n d w ie dieser H an d el ausgesehen hat. Im W esten der Schweiz lässt sich diese Frage h eu te besser beantw orten. W ir dürfen aber an n eh m en, dass die K ontakte nach Süden w äh ren d der ganzen späten Eisenzeit stetig zugenom m en haben. Spätestens ab 200 v. C hr. w aren auch keltische Bevölkerungsteile in N ord italien politisch Teile des Im perium E in en interessanten A spekt im archäologischen Z u sam m en h an g von schwer nachzuw eisenden Im p o rten stellen N utztiere dar: In d en G ross­ siedlungen von A ltenburg-R heinau u n d M an ch in g gehört ein Teil der K n o ch enfunde zu T ieren, die entw eder besonders gross (R ind, Pferd) oder aber viel kleiner (H u n d ) w aren. Diese F unde weisen d ara u fh in , dass auch frem de N utztierrassen in diese F undstellen gelangt sind —seien es edle Pferde oder Schosshunde. D a das Siedlungsbild n u r in A nsätzen b ek a n n t ist, sind die H inw eise a u f die V erteilung u n d O rganisation von L andw irtschaft u n d H an d w erk eher spärlich. W ahrscheinlich h at sich das spezialisierte H an d w erk in den grösseren Siedlungen konzentriert. D an eb en belegen die vielen kleineren

31 T ie ris c h e S p e i s e r e s t e (Rind, H a u s s c h w e i n , S c h a f u n d Ziege) a u s d e m o p p / d u m R he ina u . 32 S c h ä d e l f r a g m e n t e ein es spä tk eltisch en S c h o ssh u n d e s au s dem o p p / d u m R h e in a u .

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F undkom plexe, dass es auch G ehöfte u n d W eiler im U m kreis der grös­ seren Z en tren gegeben haben muss. Im G ebiet des Bodensees ist Eisenerz im R anden im K anton Schaffhausen v o rhanden u n d w ahrscheinlich auch abgebaut w orden. Sichere H inw eise a u f eisenzeitlichen B ergbau u n d V erh ü ttu n g in der Region fehlen aber noch. D ie archäologische A usbeute besteht m ehrheitlich aus Scherben. Das V orkom m en von sehr qualitätvoller, a u f schnell d rehenden T öpferschei­ ben hochgezogener K eram ik w eist a u f spezialisierte H and w erk erin n en u n d H an d w erker h in. W ie bei der groben K ochkeram ik sind auch bei diesen feinen G elassen M odeströ m u n g en sehr g u t ablesbar. D as hilft den A rchäologen, die F unde genau zu datieren. In der Spâtlatènezeit sind M ünzen eine geläufige F u n d g attu n g u n d an einem eigentlichen G eld u m lau f k an n n ic h t gezweifelt w erden. D ie effektive B edeutung des G eldes in w irtschaftlicher H in sich t ist jedoch n o ch n ic h t einzuschätzen. Ü berdies sind die keltischen M ü n zty p en - ganz im U nterschied etwa zum röm ischen M ünzsystem - in chronologischer u n d geografischer H in sic h t noch n ich t genügend erforscht. E in d eu tig ist

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dagegen, dass die M enge des verlorenen M ünzgeldes in röm ischer Z eit stark ansteigt. Interessant ist zud em die Frage, ob keltische M ü n zen auch no ch im röm ischen G eld u m lau f zirkulierten. N achgew iesen ist, dass in sehr grossen Siedlungen der späten Eisenzeit w ie in M an ch in g röm isches G eld in sicher eisenzeitlichen B efunden auftaucht. A uch aus A lten b u rg ist ein röm ischer D enar bekannt. Keltische M ü n zen sind zwar als Einzel­ funde - häufig aus G old u n d Silber - n ic h t selten im B odenseeraum , grössere M engen stam m en allerdings n u r aus den Siedlungen von A ltenb u rg-R heinau u n d etwas w eniger aus K onstanz. Schatzfunde grösseren U m fanges m it keltischen M ünzen fehlen in unserer G egend. D er Schatz von Lauterach en th ält neben röm ischen D enaren n u r drei keltische M ünzen. D er F u n d von St. G allen-B ruggen ist später - erst in der frühen Kaiserzeit —in den B oden gelangt. Beide F unde repräsentieren also g u t die Ü bergangszeit des späten i. Jhs. v. Chr. Besonders interessant ist in diesem Z u sam m en h an g eine K onzentra­ tio n von keltischen M ünzen aus der oberen T h u r bei Bazenheid, die aus einer w eggeschw em m ten Siedlung stam m en k ö n n te n . D en k b ar wäre auch, dass es sich dabei u m Flussfunde (W eihegaben) h andelt, w ie sie in der späten Eisenzeit u n d besonders auch zu Beginn der röm ischen Epoche besonders häufig verkom m en. Bei d en M ü n zfu n d en ist zu beobachten, dass die originellen Schöpfungen der keltischen G ussm ünzen aus Z in n ­ bronze (sog. Potins) schon in der ersten H älfte des i. Jhs. v. C hr. ver­ 33 E i s e n h a l t i g e s Erz (sog. B o h n e rz ) a u s d e r G eg en d von Schaff­ hausen. 3 4 K e ltis c h e G o l d m ü n z e (sog. V i e r t e l s t a t e r v o m Typ « H o r g e n - U n t e r e n t f e l d e n » , 2. J h . v.Chr.). L ockenkopf m it L orbeer­ kranz u n d Z w eispänner. A u s G r a b 1 v o n F ra u e n f eld -L an g d o rf.

schw inden. V erm utlich setzte sich das röm ische G eldw esen bereits vor der endgültigen Besetzung durch.

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Von N am en und Menschen

D ie w enigen Schriftquellen, die sich au f den Bodenseeraum in vorrö­ m ischer Z eit beziehen, geben im m er auch H inw eise a u f eine keltische Bevölkerung in diesem Raum . A nzuführen w ären dabei zudem die O rts­ n am en wie Brigantium, Tasgetium, Vitudurum , Sirnach oder der Fluss T hur in denen keltische Sprachwurzeln verm utet werden. Auch der im Bodensee­ raum lokalisierte Stam m der V indeliker - neben den H elvetiern u n d Rätern gemäss Strabon am See w ohnhaft - gibt uns einen w eiteren N am en preis. W esentlich deutlicher tritt uns die keltische w ie auch rätische Bevöl­ k eru n g in den F unden aus röm ischer Z eit entgegen, wo sich die einheim ­ ische T radition in vielen Bereichen lange hält. N am en a u f F undgegenstän­ den u n d in Inschriften, aber auch bestim m te handw erkliche G ew o h n h eiten w ie die bem alte K eram ik m it F orm en der späten Eisenzeit bezeugen, dass m it der röm ischen H errschaft älteres B rauch tu m n ich t einfach verschw indet. D iese V erbindung zeigt sich beispielsweise schön in der T öpfersignatur des Esunertus aus Eschenz, der in lateinischer Kursiv­ schrift ein nach röm ischer T radition gefertigtes Vorratsgefäss signiert hat. E in interessantes P h änom en, das allenfalls m it der E inw an d eru n g von H an d w erkern aus dem Stam m esgebiet der A llobroger aus dem R aum L y o n /G en f in röm ischer Z eit zu tu n hat, ist das A uftauchen von G elassen m it erhabener, grosser T öpferinschrift a u f dem Boden. D iese F unde konzentrieren sich a u f ein relativ kleines geografisches G ebiet der O st­

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schweiz u n d S üddeutschlands. Eine besondere G attu n g der Schriftquellen nehm en m ilitärische Zeugnisse wie D iplom e oder G rabsteine ein, wo V indeliker neben Rätern u n d H elvetiern genannt w erden. Bezeichnenderweise bestanden auch T ruppenteile aus M ännern, die aus diesen G ebieten rekrutiert w orden sind. D er F u n d eines gladius aus einem G rab im thurgauischen Lom m is kön n te durchaus a u f einen Veteranen eines solchen T ruppenkörpers hinweisen. Hansjörg Brem

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35 E i s e n s c h w e r t (g lad ius v o m Typ P o m p e j i ) a u s e in em rö m isch en B rand­ g rab von Lomm is. 36 T opfböden m it e rh a ­ b e n e r T ö p f e ri n s c h r if t A ttilius. A u s d e r rö m is c h e n Siedlung Tasgetium (E schenz). 37 R ö m i s c h e T opf­ s c h e r b e a u s Tasgetium ( E s ch en z) m i t d e r In sch rift E sun ertus fecit. L it e r a t u r E b n e t e r 2005 F l u t s c h e t al. 20 02 M üs se n e t al. 20 04 K aen e l e t al. 2005 K a k o s c h k e 2007 M üller e t al. 1999 S t e h r e n b e r g e r 2000 v o n K aen e l 1981

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R e k o n s t r u k t i o n ein e r O pferszen e beim eisen ­ ze i t l i c h e n O p f e r p l a tz a u f d e m O c h s e n b e r g in W artau.

Kult der Kelten

Gd//zfr irf reAgrärfM v4Mgg^!grMÄ«(gM #Är f7gp6fM;' fCaesar, D e bello Gallico 6,16,1) D en verschiedenen Z erem onien der K elten m it ihren geheim nis­ vollen G ö ttern , heiligen H ain e n u n d M enschenopfern w urde schon im m er reges Interesse entgegengebracht u n d sie den heutigen B edürfnis­ sen angepasst. In esoterischen K reisen tu m m eln sich zahlreiche «D rui­ den», der pseudo-keltische B aum kalender findet grossen A nklang u n d in S tonehenge w ird jedes Jahr das Fest der S om m ersonnenw ende als Spekta­ kel inszeniert. Bei der keltischen K ultur, die in ganz M itteleu ro p a verbreitet war, ist lokal von verschiedenen G laubensvorstellungen auszugehen. Es ist n ich t auszuschliessen, dass gewisse religiöse V orstellungen u n d heilige Plätze bereits seit der Bronzezeit bestanden. In der frühen Kaiserzeit verschm ol­ zen die keltischen K ulte scheinbar oh n e grössere Schw ierigkeiten m it der röm ischen Religion. Schriftlich überlieferte G ö tte rn a m en zeugen von einer G leichsetzung der keltischen G ö tte r m it denen der Röm er: z.B. w ird G rannus m it Apollo identifiziert. D iese interpretatio romana v /m à e dad u rch erleichtert, dass seit der H allstattzeit die keltischen G o tth e ite n in M enschengestalt abgebildet w urden. D ru id en , die keltischen Priester, besassen die oberste A u to ritä t bei allen religiösen u n d rechtlichen A ngelegenheiten. Sie w aren auch die W issenschaftler der K elten u n d glaubten an die U nsterblich k eit der Seele u n d an die S eelenw anderung. D a sie ihr W issen n ic h t schriftlich n ied er­ legen d u rften , dauerte die A usbildung bis zu 20 Jahre. In allen m öglichen Lebenslagen w u rden die verschiedenen G ö tter angerufen. N eben der p rivaten V erehrung w ar der K ult auch M erkm al u n d Id entifikation einer G ruppe. D a A ckerbau u n d V iehzucht dam als den M itte lp u n k t des Lebens bildeten, standen viele K ulte in Z u sam m en ­

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han g m it der das Ü berleben sichernden F ruchtbarkeit. D ie k o nkreten G laubensinhalte bleiben allerdings oh n e die schriftliche Ü berlieferung w eitgehend u n b ek an n t. D u rc h die A rchäologie sind religiöse H a n d ­ lungen feststellbar: O pfergaben in G ew ässern, a u f H ö h e n o der a u f B randaltären. A ber der A b lau f des R itus oder die angesprochenen G o tt­ heiten u n d deren W elt bleiben im D u n k el der G eschichte verborgen.

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38 Auf d e m G ü r t e l h a k e n v o n B a lz e r s - R u n d a B ü c h el (4 7 5 -4 0 0 v. Chr.) w ä r e in d e r M i t t e die H errin o d e r d e r Herr d e r Tiere d a r g e s t e l l t . D iese F igu r ist a u s g e b r o c h e n . S i e b ä n d i g t d i e se itlich p latzierten Fab elw esen . 39 B r o n z e n e E b e r s t a t u ­ e t t e a u s d e m o p p id u m A ltenburg.

G ö ttin n en u nd G ötter?

Aus dem 5. u n d 4. Jh. v. C hr. sind im A lpenrheintal zahlreiche D a r­ stellungen bek an n t, die vielleicht G o tth e ite n zeigen. A u f der G ü rtel­ schnalle aus Balzers-R unda Böchel w ar u rsprünglich die H errin oder der H err der T iere abgebildet. V ielleicht geben die V otivfiguren von BalzersG utenberg, Sargans-V ild, von B ludenz u n d aus Ü bersaxen G o tth eiten wider. D ie Figuren k ö n n te n m it einem K riegsgott in V erbindung ge­ b racht w erden, die zw eigeschlechtlichen W esen deu ten a u f F ru ch tb ar­ keitskulte hin, die T iere (Eber u n d H irsch) erin n ern an die D arstellung von keltischen G ö tte rn m it T ierattrib u ten . D er röm ische Schriftsteller L ucan (39-65 n .C h r.) erw äh n t bei den K elten G ötterbildnisse aus H olz. Solche fanden sich beispielsweise in Yverdon-les-Bains, G e n f u n d V illeneuve. Bei der frühkaiserzeitlichen H olzstatue von Eschenz h an d e lt es sich dagegen w ahrscheinlich u m eine Stifterfigur u n d n ic h t u m eine G o tth e it (siehe u n ten ). Sie zeigt eine m ännliche Figur im K apuzenm antel. E ine V erzapfung belegt, dass die S tatue ursprünglich a u f einer Säule oder einem Podest stand.

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Aus röm ischer Z eit sind keltische G ö tte rn a m en überliefert, die teilweise m it D arstellungen verbunden sind: A bnoba G ö ttin des Schwarzwaldes u n d eine M u tterg o tth eit, ihr A ttrib u t ist der Feldhase A rtio B ärengöttin, w urde bei den H elvetiern u n d Treverern verehrt Epona Pferde- u n d F ruchtbarkeitsgöttin, b ek a n n t d urch ein R elief von BregenzO b erstad t

Stam m esgott, m it dem röm ischen K riegsgott M ars u n d dem H an d elsg o tt M erk u r v erbunden. E r ist allen aus «Asterix u n d Obelix» b ek a n n t (beim Teutates!)

TanzMw G o tt des H im m els, des W etters u n d des D onners, dem Ju p iter gleichge­ stellt

G o tt d er N a tu r u n d F ruchtbarkeit, m it H irschgew eih dargestellt. A uch er w urde m it Ju p iter gleichgesetzt (was zeigt, dass die keltischen u n d röm ischen G ö tte r n ic h t ganz gleiche A ufgaben u n d C harakteristika hatten) G m nnus G o tt des Lichts, des Feuers u n d des H eilens, m it A pollo gleichgesetzt

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40 B ronzeplastik von Muri (K a n to n Bern) d e r keltischen B ärengöttin A rtio , s o w o h l in m en sch lic h er w ie auch in t i e r i s c h e r G e s t a l t d a r ­ g e s t e l l t . 20 0 n.Chr. 41 S t e i n r e l i e f d e r keltischen P ferdegöttin Epona. D ie s e w a r n i c h t n u r d i e B e s c h ü t z e r i n d er P fe rd e , s o n d e r n a u c h G öttin d e r Fruchtbarkeit und d es W achstum s. Z u d e m w a r s i e Fü h re rin in s J e n s e i t s . 1. J h . n.Chr.

U n t e r s c h i e d l i c h e K u l t p l ä t z e - u n t e r s c h i e d l i c h e Kulte?

Keltische O p ferstätten lagen u n te r freiem H im m el, oft an m ark an ten Plätzen in der Landschaft. D am it erhoffte m an sich w ahrscheinlich einen direkteren Z ugang zu den G ö ttern u nd der K ult w ar «augenfällig». U m sie zu b itten , ih n e n zu danken u n d sie zu ehren, w urd en den G o tth e ite n G ü ter w ie L ebensm ittel, Tiere, Schm uck, W affen u n d M ü n zen darge­ bracht. Solche O pfergaben finden sich an verschiedenen Stellen: im M oor, im Wasser, a u f H ügeln oder a u f Passhöhen. W u rd en an diesen O rten verschiedene G ö tter verehrt? O d er h an d elt es sich um verschiedene Riten? O p fe rten verschiedene Personen oder G ruppen?

M o o r- u n d W a s s e r f u n d e

Versenkte O pfergaben im M o o r u n d im W asser haben eine lange T radition. Seit der Bronzezeit w urd en G egenstände ins W asser gew orfen, u m sie so der p rofanen N u tz u n g zu entziehen. D en grössten H o rt ver­ senkte m an im %./1. Jh . v. Chr. in Bad B uchau-K appel. H ier w u rd en 127 Eisengegenstände an fü n f nahe beieinander liegenden Plätzen im Feder­ seem oor deponiert. Ausser W erkzeug w aren Teile von H erdgerät, W agen oder M u sik in stru m en ten vorhanden. Im Lauteracher R ied w u rd en Silberm ünzen, Fibeln u n d Ringe zusam m en gefunden. A uch den M ü n z­ schatz der frühen Kaiserzeit von S t.G allen-B ruggen entdeckte m an im Bereich eines verlandeten Sees. In W eesen w u rden im L inthkanal spätkeltische W affen, Streitäxte u n d L anzenspitzen herausgebaggert. V ielleicht w u rden die W eihegaben im Z u sam m en h an g m it einem Flussübergang (Brücke?) ins W asser gew orfen, w ie es auch die oben erw ähnten M ün zfu n d e von B azenheid an n eh m en lassen. D ie S ituation am Ausfluss des W alensees erin n ert an die O pferplätze in La T ene (N euenburgersee) u n d C o rnaux (Bielersee), die besser d o k u m e n tie rt sind. A uch bei Eschenz w urden im Z u sam m en h an g m it einer B rücke über den R hein W eihegaben (v.a. M ünzen) geopfert.

B randopferplätze

Bei B randopfern spielt die V orstellung der reinigenden W irk u n g des Feuers eine w ichtige Rolle: D as O p fer w ird d urch Feuer in eine andere D aseinsform gew andelt u n d k an n so von den G ö tte rn als G abe an g en o m ­ m en w erden. B randopferplätze liegen ausserhalb von Siedlungen, gern an exponierten Stellen. D ie ältesten dieser K ultstätten entsteh en in der Bronzezeit. Teilweise w erden sie auch in der Eisenzeit u n d sogar bis ans E n d e der R öm erzeit aufgesucht. D ie A nzahl der bek an n ten H eilig tü m er ist in den letzten Jahren stetig angew achsen: im T rentino, Südtirol,

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42 A u sw ah l a u s d e m D e p o t f u n d v o n Bad Buchau-K appel, de r ins­ g e s a m t 127 G e g e n s t ä n d e (W e r k z e u g , B r o n z e ­ g es ch irr, C a rn y x , W a g e n ­ teile, Feuerbock) u m ­ f a s s t . 2 ./ 1 . J h . v.Chr. 43 L u f t a u f n a h m e d e s O chsenbergs und des d a n e b e n liegenden W arta u e r B urghügels. B lick rich tu n g S ü d o s t .

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N o rd tiro l, V orarlberg, F ürsten tu m L iechtenstein u n d K an to n St.G allen. Sie bieten ein vielfältiges E rscheinungsbild, das sich im archäologischen Befund m it A schenschichten, zerkleinerten T ierknochen, zerbrochenen K eram ikgeiassen u n d allfälligen O pfergaben zeigt. D ie B randopferplätze des A lpenrheintals m arkieren die w estliche G renze im V erbreitungsgebiet. B ekannte eisenzeitliche B randopferplätze sind: Balzers-G utenberg, Eschen-Schneller, Fläsch-Luzisteig u n d W artau-O chsenberg. U nterhalb des Schlosses G utenberg kam en Votivfiguren, T ierknochen, Keram ik, K lapperbleche u n d A rm ringe aus der Z eit des 5. bis 1. Jhs. v. Chr. zum Vorschein. Besondere A ufm erksam keit erregten die neu n Votivfiguren (Titelbild). Es sind drei G ruppen zu erkennen: T ierstatuetten (Eber, Hirsch) als Symbole von G ottheiten, A doranten m it grossen (offenen) O h ren und Krieger. Zusätzlich fallen bei den m eisten die b etonten G eschlechtsm erk­ male auf. D em nach bildeten Fruchtbarkeit u n d Krieg die T hem en der Verehrung. Vergleichbare Figuren finden sich im A lpenrheintal von Sargans bis Bregenz. A u f dem O chsenberg in W artau w urde der B randopferplatz ebenfalls in der jüngeren Eisenzeit benutzt. Es gibt H inw eise, dass die Stelle auch in röm ischer Z eit als heiliger O rt - allerdings oh n e B randopfer - b en u tzt w urde. N ebst den bek an n ten F u n d en sind besonders die W affen auffällig:

44 Der B u r g h ü g e l G u t e n ­ b e r g in B e iz ers u m 1900 v o n S ü d o s t e n . Der B r a n d o p f e r p l a t z lag v e r ­ m u tlic h u n t e r h a l b d e s B urgp lateau s auf einem k le in e n S p o r n . 45 N a c k t e Figu r (H ö h e 6 cm ) e i n e s m ä n n l i c h e n B it t s te ll e rs a u s B lud en z . Der d e u t l i c h b e t o n t e P e n i s s t e l l t d i e P la stik in d e n Z u s a m m e n h a n g m it Fruchtbarkeitsriten.

H elm e, Beile, Messer, Schw erter u n d Lanzenspitzen, die oft absichtlich verbogen w aren. Sie datieren ans E nde der Eisenzeit u n d k ö n n te n in Z u sam m en h an g m it der röm ischen E roberung d er A lpen stehen. E ine ähnliche A nsam m lung von W affen w urde in B ludenz-U nterstein im W algau entdeckt. H öhen-/Passfunde

A u f eine w eitere kultische H a n d lu n g weisen W affen (Schwerter, Lanzenspitzen, Beile) a u f A lpen u n d Pässen hin. Sie sind im A lpenrheintal eher selten. Bisher sind sie ü b erh a u p t n u r a u f liechtensteinischem G ebiet, hier m eist in der N äh e von Ü bergängen, vorhanden. D a es sich bei den H ö h e n fu n d en ausschließlich u m W affen handelt, k ö n n te n sie A usdruck von R iten sein, die hauptsächlich von M ä n n ern ausgeübt w urden. Es ist eine langlebige T radition im A lpenraum , die von der Bronzezeit bis w eit in die Röm erzeit hineinreicht. B auopfer a u s Bregenz?

Im röm ischen Bregenz (Brigantium ) w urde im Bereich des H a u p t­ tem pels ein M örtelblock m it ca. 100 Fibeln aus der M itte des i. Jhs. n .C hr. entdeckt. Es han d elt sich um 22 bis 24 Eisen- u n d ca. 80 Bronzefibeln, die paarweise ineinander verhängt w aren. D er F u n d w ird als Bauopfer gedeu­ tet, das in einer M auernische deponiert u n d m it frischem M ö rtel ü b er­ gossen w orden war. E r belegt das W eiterleben älterer K ultform en in der B odenseeregion bis spät ins 1. Jh. n.C h r. Ulrike M ayr u n d M a rtin Peter Schindler

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46 D a s S c h w e r t m i t Scheide w u rd e v e rm u t­ lich a ls O p f e r g a b e a n G ötter oder N atu rgeister in d e r N ä h e e i n e s P a s s e s bei B a lz ers -A lp e M a t t a a u f 1800 m ü.M. d e p o ­ niert. L ä n g e 80 cm , 4. J h . v. Chr. 47 A u s w a h l a n g e o p f e r ­ te n und dabei v e rb o ­ genen und zerstörten W affen u n d G e r ä t e n d e r s p ä t e n E is e n z e i t v o n W artau-O chsenberg. 1. J h . v.Chr. 48 Bauopfer m it m e h r als 100 Fibeln. D ies e w u r d e n v erm utlich vor O rt e i g e n s für d ie W e i h u n g im H a u p t t e m ­ pel v o n B rig an tiu m h e r g e s t e l l t . M i t t e 1. Jh . n.Chr. L iteratu r A d e / W i l l m y 2007 Müller 20 02 Müller e t al. 1999 Z e m m e r - P l a n k 20 02

Der Silberschatz von Lauterach

D er «Schatz von Lauterach» w urde im S om m er 1880 beim Torfste­ chen im «Lauteracher Ried» (G em einde L auterach/V orarlberg), in einer Torfwiese, g en an n t «auf dem Stand», in ca. 30 Z en tim eter Tiefe entdeckt. D as dam als 3 keltische u n d 24 röm ische S ilberm ünzen, Silberschm uck (Armreif, R ing, 2 m it einem K ettchen v erbundene Fibeln) u n d 1 Bronze­ ring um fassende E nsem ble w urde in den beiden folgenden Jahren, bis a u f das D u p lik at eines röm ischen D enars, d u rch den V orarlberger L andes­ m useum sverein angekauft u n d schon in dessen Jahresbericht 1881 von Sam uel Jenny ausführlich beschrieben. Seither gab u n d gibt der für V orarlberg bedeutsam e «Schatz» gerade hinsichtlich seiner Z usam m ensetzung, D atieru n g u n d seines A uffin­ dungsortes im M o o r im m er w ieder Anlass zur D iskussion. Sind M ünzen der röm ischen R epublik auch nördlich des A lpen­ h au p tk am m es n ich t selten anzutreffen, stellen die drei kleinen keltischen S ilberm ünzchen (2 K reuzm ünzen v om Typus Schönaich u n d 1 K A A ETEA O Y -Q uinar [Kaletedou] m it der D arstellung eines nach links sprengenden Pferdes) ausgesprochene R aritäten dar - besonders in Vorarlberg. Ä ltester Bestandteil des Ensem bles ist ein röm ischer D en ar (Vorderseite: R om a m it H elm , Rückseite: reitende D ioskuren - C astor u n d Pollux), geprägt w ohl zw ischen 189 u n d 180 v. C hr. in Rom . D as Gros des Schatzes datiert allerdings in das d ritte V iertel des 2. Jhs. v. Chr.: n äm lich die keltischen u n d röm ischen S ilberm ünzen, die spâtlatènezeitlichen Fibeln u n d der A rm reif. D er jüngste röm ische D en a r m it der Siegesgöttin V ictoria in einem von zwei Pferden gezogenen Streitw agen a u f d er Rückseite ist w ahrscheinlich 117/116 v. Chr. w iederu m in R om geprägt w orden. D ie auffällige H ä u fu n g der in die 20er Jahre des 2. Jhs. v. C hr. datierbaren F undobjekte legt nahe, dass das E nsem ble n u r kurze Z eit später dem M o o r anvertraut w orden war. Aus dem selben zeitlichen G ru n d ist auch die lange v ertretene These einer V erw ahrung in K risenzeiten, beispielsweise in den W irren der A lpenfeldzüge des D ru su s u n d T iberius, eher unw ahrscheinlich. D a auch ein antiker V erlust k au m an genom m en w erden kann, w ird m an w ohl an einen kultischen Z u sam m en h an g denken m üssen. Vergleiche m it ebenfalls spâtlatènezeitlichen F u n d en in M ooren, Seen u n d Fliessgewässern vor allem in der Schweiz u n d Frankreich (Zellm oos bei Sursee, W auw ilerm oos bei W auwil,

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49 S ilb e rs c h a tz von Lauterach.

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Saint-Louis [F] oder E hrenstetten [D ]), aber auch im südlichen D eu tsch ­ lan d (Schatzfund von Irsching) legen nahe, dass sie als kleinerer oder grösserer Schatz am R ande eines Sees oder schon im M oor dem Schutz der G ö tte r gew eiht w urden, u n d in einem geistesgeschichtlichen Z u sam m en ­ h ang keltischer V orstellungen stehen. Besonders zu erw ähnen ist hier auch ein G o ld fu n d m it einer geheim nisvollen E ntdeckungsgeschichte. Es h an d elt sich dabei um den sog. «Schatz von Saint-Louis» bei Basel. Es ist unsicher, ob dieses Ensem ble in den sum pfigen R heinauen von SaintLouis gefunden w urde; es k ö n n te auch aus Basel-G asfabrik oder E h ren ­ stetten-K egelriss stam m en. D er Schatz besteht aus F ragm enten von zwei H alsringen (torques), m ehreren goldenen Fingerringen, ca. to o keltischen M ü n zen u n d vor allem aus einem zum L auteracher Schatz vergleichbaren, ebenfalls verstellbaren A rm ring aus G old. M öglicherw eise k o m m t zur endgültigen K lärung sehr vieler Fragen zum Silberschatz von L auterach dem F u n d o rt u n d seiner U m geb u n g entscheidende B edeutung zu. Schon im H erb st 1868 w urd en im T o rf a u f der Flur «Tennele» 53 kaiserzeitliche Silberm ünzen u n d a u f der Flur «Beilstiel» 27 silberne B rakteaten des 13. Jhs. gefunden. D iese F u n d o rte liegen lau t einer 1881 publizierten Fundskizze in un m ittelb arer N äh e des keltischen Schatzes. Diese K onzentration von D ep o tfu n d e n u nterschied­ lichster Z eitstellung veranlasste schon Sam uel Jenny, w eiterführende Ü berlegungen anzustellen. N och vor dem N achw eis eines 4,15 K ilom eter langen Stücks der röm ischen Fernstrasse B rig a n tiu m -A d R henum (Rheineck?) 1885 etwas nordöstlich - verm utete er anfänglich deren V erlauf in u n m ittelbarer N äh e der F undorte. Später deutete er diese als «uralte Verkehrswege» in Z u sam m en h an g m it einer F u rt d u rch die D o rn b irn e r A che u n d die D epots als H inw eis a u f deren B enutzung ü ber Jahrtausende.

50 G o l d s c h a t z v o n « S a in t-L o u is» .

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L ite r a tu r C r a w f o r d 1974 F u rg e r- G u n t i 1982 M ü l l e r / L ü s c h e r 2 0 04 G r a b b e r 1997 J e n n y 1881 Kellner 1984 O v e r b e c k 1 9 7 3 /1 9 8 2

Die H olzstatue von Eschenz

W äh ren d der G rab u n g E schenz-M ettlen w urde 1977 eine rheinparal­ lele B ollensteinm auer sam t einem v om H a n g h erfü h ren d en H olzkanal freigelegt. D ieser bestand aus dicken E ichenbrettern, die beidseitig verpflockt w aren. D er K anal w ar vollständig m it S chlam m u n d Sand gefüllt. In diesen S edim enten fanden sich w enige K eram ikfragm ente, die m eh r­ heitlich in die erste H älfte des 1. Jhs. n .C h r. datieren. D as jüngste Schlag­ d atu m der K analw andung fällt dendrochronologisch in die Jahre um 56 n. Chr. D irek t a u f dem K analgrund - etw a zu gleichen Teilen im H olz­ kanal u n d in einer vorspringenden Steinfassung der M au er —lag die Figur aus Eichenholz. D ie Statue w ar som it n ic h t im K anal angeschw em m t, so n d ern bew usst an diesem O rt dep o n iert w orden. A nalysen un d D atierung der S ta tu e

D ie H olzfigur w urde 2007 im L aboratorium für Q ualitätssicherung, W erkstofftechnik u n d A lum inium technologie des A utom obilherstellers A udi in N eckarsulm (D) m it dem hochpräzisen C om p u terto m o g rafen Ray Scan 200 X E zerstörungsfrei untersucht. D ie hochaufgelösten Scans (