Die Minahassa auf Celebes. Eine Reiseerinnerung


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Ein holländiſcher Sdriftſteller ſagt von dem Jujel-Archipel der ...
4 ...
von Celebeg: Bugis, Mafafjaren, Alfuren u. ...
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Die Minahassa auf Celebes. Eine Reiseerinnerung

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Hie

Minahassa

Eine

auf

Celebes

Reiſeerinnerung .

Vortrag , gehalten in Dresden im März 1876

von

2. B. Meyer.

Berlin SW . 1876 . Verlag von Carl Habel . (C. 6. Liderity'sche Verlagsbad bandung.) 33. Wilhelm Straße 33.

Das Recht der Ueberſeßung in fremde Spraden wird vorbehalten

2

Ein holländiſcher Sdriftſteller ſagt von dem Jujel- Archipel der öſtlichen Halbfugel , daß er ſich wie ein Smaragdgürtel um den Aequator winde oder , wie es ſchöner mit den

eigenen Worten

des Dichters heißt : „ Insulinde, dat zich daar slingert om den evenaar als een gordel van Smaragd “ 1), und , in der That, treffend, in kurzen Worten, wie nur ein die Seele malt, iſt diejes Bild.

Dichter ein Bild vor

Aus dem tiefen Blau des tro

piſchen Meeres aufſteigend und gegen das tiefe Blau des Sonnen durchglühten tropiſchen Himmels fich abhebend , winden ſich viela geſtaltig unzählbare Tauſende ,

unermeßliche

Schäße bergende

Länder und Inſeln und Eilande um den Gleicher. nach Monate langer Seereiſe durch

den

Atlantiſchen

Wenn man und

In

diſchen Ocean , nachdem die einzig ſchöne gleichmäßige Fahrt mit den Paſſatwinden fich als ruhiger Genuß des Lebens hat empfin den laſſen und die wilden Stürme im Süden Afrikas die Fans taſie mit erhabenen Eindrücken belebt haben , – doch überſättigt von all dem Luft und Waſſer – die Sundaftraße einfährt und das entzückte Auge zum erſten Male den vom

tropiſchen Meere

umrauſchten Palmenwald erſpäht , dann glaubt man in Wahrheit an das vom Himmel gefallene Edelgeſtein des Dichters !?) XI . 262. 1. (917)

4

Im Ditindiden Ardipel , ſoweit er die Niederländide Krone dhmüdt, iſt es vor allem Java , laſſenden anzieht.

welches den die Heimath Ver

Bietet es doch

bei geordneten Verhältniſſen

einen Centralpunft für alle menídlichen Beſtrebungen in dieiem Sheile des Dſtens : dem Staatemanne, dem Militär,

dem Ver

waltungsbeamten, dem Pflanzer, dem Kaufmanne, dem Ferider ein reides Feld zum Wirfen und Erſtreben. dem der große Zug der Wandernden vom

Java ift es daber,

Mutterlande gern zu

ſtromt , und fügt es das Geſchid , daß er dieſe geſegneten Gefilde verlaſjen muß, um auf den „ Buitenbezittingen “, auf den Außen poſten,

dem Glüce nachzujagen ,

Gefüble des Bedauerns,

denn

ſo thut er es meiſt mit dem

er

fürdytet

ſich

vor

dem mans

dyerlei Mangel, den er zu erleiden bat in weniger von der Kultur bedachten Gegenden .

Unter

den

Außenpoſten " verſteht man

alle colonialen Niederlaſſungen auf Sumatra , Borneo, Celebess), den Moluffen , Timor , Flores und wie ſonſt die vielen mit fremd flingenden Namen benannten Inſeln bezeid net find.

Nur zwei

Gegenden in den „ Buitenbezittingen “, mödyte ich ſagen, nimmt der erfahrene und unerfahrene,

neue

und

ältere Bürger jener

tropiſchen Gefilde von der allgemeinen Minderſchäßung aus, das ſind die Hodländer Sumatra's, die „ Padangſden Bovenlanden “

!

und die ,, Minabafia " im Norden von Celebes .

1

In erſterer find

es die Reize des Klima's und die Naturſchönheiten, welche den Aufenthalt als einen begehrenswertben

er deinen laſſen, in der

Minahaſja ſind es neben den gleichen Vorzügen noch die geord neten und civiliſirten Zuſtande , welde das Verweilen dort nicht zu einer Verbannung ftempeln . Die Minabafía iſt fürwahr ein von der Natur ſebr eigens artig abgeidyloſjenes Land , und ebenjo unterſcheidet es ſich durch das was Menſchenleben angeht in auffallender Weije von allen Nadha (918 )

5

barländern nicht nur auf Celebes ſelbſt, ſondern auch von allen anderen Inſeln des Archipels. Bekanntlich zieht eine große zuſammenhängende Kette tha tiger Vulkane über Sumatra , Java , Bali , Lombok, Floris,

Sumbawa ,

Timor von Weſten nach Dſten und wendet ſids dann

über Banda nach Norden zu den Moluffen, wo

beſonders im

Weſten der großen , gerade wie Celebes geſtalteten

vierarmigen

Inſel Halmahera “ ) die Reihe der ſchönſten thätigen Vulkane wie Batjan , Maljan , Tidore, Ternate u . a . liegen. ſpringt die continuirliche Kette

Von hier aber

feuerſpeiender Berge ſcheinbar

plößlich nach Weſten über auf Celebes und zwar auf die Mina haſſa, und

ſetzt ſich von dieſer wieder gerade nach Norden zu

fort über die Sangi -Inſeln auf die Philippinen . " ) So iſt die Minahaſſa als die nördlidſte Spitze von Celebes ein erquiſit vulkaniſches und , geologiſch geſprochen, neues Land , während im Süden derſelben nicht nur fanen , ſondern auch die thatſächlich

der Mangel

an Vul

vorkommenden Geſteine

wie z . B. ſchon die die Minahaſſa ganz nah begrenzenden Gold diſtricte - auf ein viel größeres Alter des Landes weiſen . Auch die Traditionen der Bewohner der Minahaſſa reden — vielleicht nur in zufälliger Uebereinſtimmung - von einem neuerlicheren Entſtehen dieſer nördlichen Verlängerung von Celebes.

Man zählt

an zwanzig thätige Vulkane " ) in dieſem nur circa 90 D - Meilen großen Diſtricte,

darunter

einen von über 2000 Meter Höhe ;

daneben geben eine Reihe zum Theil noch Kraterſeen ,

eine Menge

kanen,

ſich über große

die

heiße Quellen,

von

Solfataren

pulfaniſch und

bewegter

Schlamm -Vuls

Gebiete erſtrecken, ſowie ungezählte

und man könnte faſt ohne Uebertreibung Fagen,

tägliche Erdbeben Zeugniß von Landes .

dem geologiſchen Charakter des (919)

6

Wie nun die Natur die Minahaſia zu einem in fich abges idyloſſenen Gebiet geſtempelt hat , meinſchaft der Menſden.

ſo

that es die politiſde Ge

„ Minabaſja " 7) beißt jo viel wie ,, Bun:

desgenoſſenſdaft“, und wenn aud urſprünglich dieſe Bundes genoſſenichaft feine ſehr enge war, jondern nur zeitweilig wirkſam wurde in gemeinſamer Abwehr jüdlicher

oder

mender Feinde,

ganz ſelbſtändigen Di

und die vielen kleinen ,

ſtricte fidh meiſt unter einander befehdeten ,

von außen

fom

jo beſteht doch jeßt

dieſe politiſche Gemeinſchaft unter der Verwaltung der Holländer in hodiſt ausgeiprodhener Weiſe im Gegenſat zu der nur mittel baren Abhängigkeit oder der

gänzlichen Unabhängigkeit der den

Süden der Minahaſia begrenzenden Diſtricte. Die relativ ſtärkere Bevölkerung dieſes Landes , circa 100,000 Seelen auf 90 3 - Meilen – ſtark bevölferte Gegenden Europa's beberbergen auf gleichem Flächenraum 10 Mal ſo viel Meniden – die günſtige Gliederung ſeiner Küſten, - an iſt das Land

ſo ſdmal,

einer Stelle

daß man in zwei Stunden von einer

Küſte zur anderen reitet

das trop der Nähe des Pequators

auf den Bodiebenen mildere Injelklima , die ungemeine Frucht: barkeit

des pulfaniſchen

Bodens

und vielleicht eine natürlide

Anlage

der Bewohner mögen Anziehungspunkte geweſen ſein,

welche

dazu

was

beitrugen ,

die

Minahaſja

ſie iſt – im Gegenſaß zu

minder

zu

dem

zu

machen,

bevorzugten „ Buiten

poften ". Zwei, unabhängig von einander vorgebende, ja fich mandi: mal entgegenwirkende factoren famen hier zur Geltung: Die auf pekuniären Gewinn gerichteten Beſtrebungen der Niederländiſden Regierung , Culturen von dem Mutterlande werthvollen Producten anzulegen, und die ideellen

Ziele

von

Miſſionären ,

richtet, das evangeliſche Chriſtenthum einzuführen . ( 920)

darauf ge

7

Sehen wir,

wie dieſe beiden Elemente auf ein ſeit langen

Zeiten für ſich lebendes und erſt ſeit einigen Jahrhunderten mit europäiſchen Nationen in oberflächlicher Berührung ſtehendes Volk wirkten , aber ſkizziren wir erſt kurz die Art dieſes Volkes. Zwei Racen theilen ſich in den Beſitz des Dſtindiſchen Inſel Archipels:

die Malaviſche und die Papuaniſche; erſtere ſchließt

ſich den oſtaſiatiſchen Völkerſchaften an ,

leştere eine Race sui

generis , wenn ſie nicht in weitere Beziehung zu der Negerrace Afrika's zu ſeßen iſt.

Die Malayen ſind im Allgemeinen hellere,

gelbliche und bräunliche Menſchen, mit langem ſtraffen ſchwarzen Haar, kleiner Statur,

etwas

ragenden Badenknochen hen.. dunklere ,

bräunliche

und

ſchiefſtehenden Augen und hervor

Die Papúas ) ſchwärzliche

ſind

im

Allgemeinen

Menſchen ,

mit kurzem,

krauſen Haar, kleiner und mittlerer Statur , geradeſtehenden Augen nicht ſo auffallend hervorragenden Badenknochen und vielleicht Prognathie

( vorragendem Untergeſicht und

zurüdliegender Stirn) begabt ' ) .

mit einer ſtärkeren

In den beiden Ertremen find

Typen beider hacen und wer von einander unterſcheidbar, aber die Abſtufungen in jeder derſelben, die Variationsbreite jeder der beiden Formen und vor allem die durch Vermiſchung beider ſeit langen Zeiten producirten Abkömmlinge an den Grenzdiſtricten laſſen ſie ſo

ſtufenweiſe in einander übergehen ,

daß es häufig

ſchwierig ſein dürfte, in einem Individuum zu unterſcheiden, ob Malayiſches oder Papuaniſches Blut vorwiege . Im Allgemeinen hauſen die Malayen

im Weſten des Ars

chipels, die Papúas im Oſten1 '). Faſt auf jeder von den Malayen bewohnten Inſel tragen dieſe andere Namen oder find ihnen von den Europäern andere Namen gegeben worden .

So beißen die

Malayen von Sumatra : Battas , Lampongs , Redjangó u . a . , die Malayen von Java :

Sundaneſen und Javanen,

die Malayen (921)

von Celebeg :

Bugis , Mafafjaren,

Alfuren u . 1. w .

aber haben wir Meniden von Malani dem

In Allen

Stamme , nur mehr

oder weniger von einem Grundtrpus weg modificirt durch Cultur, Lebensweije, flimatilde

Verbältniſſe und durch eine Reihe von

II mſtanden, die zu analnfiren uns bei dem heutigen Stande der Anthropologie nicht möglich iſt.

Der Hauptiit der Papuas iſt jetzt Neu -Guinea, im Norden Auſtraliens , allein es liegen eine Reihe von Anzeichen vor, daß diefe Race früber, d . h . vor langen Zeiten ,

den ganzen oſtindi:

ſchen Ardjipel bevolferte und erſt allmählich zurüdfjedrängt und vernichtet wurde, oder das ſich die Neuanfömmlinge mit ibnen vermijdten.

Auf Celebes,

und ſpeciell in der Minahaſia, iſt

fein autochthones papuaniſches Element entdedt worden ' ' ) , und das Hineinſpielen dieſes Glementes, von dem man hier aus ſpa terer Zeit weiß , war, wie es ſcheint, rein äußerlider Natur und iſt auch keineswegs bedeutend genug geweſen ,

um die Malaven

phyfiſd umzugeſtalten oder überhaupt phyſiſch auf ſie einzuwirken . Es weiſen jedoch manche Sitten auf eine intimere Beeinfluſſung. Db dieje von außen zugetragen wurde , einheimiſchen

vernichteten eruiren ſein .

oder

Glement berrührt,

ob ſie von einem dürfte

ſchwer zu

Die Möglichkeit, daß die anwandernden Malaven

ein von Menſchen unbewohntes Land fanden , läßt ſich nicht aus . idzließen.

Ihre Traditionen weijen ,

ſo weit man fie biß jeßt

fennt , auf kein Volt, welches die Minahaſia vor ihnen bewohnte, ſondern nur darauf, daß fie nidyt auf dieſem Boden ,, entſtanden" . Wir fennen daher in der Minahaſſa nur einen Menſchenſtamm : den Malayiſchen oder, da man gewohnt iſt, dieſen Namen in einem engeren Sinne zu gebrauchen : den Malayo -polyneſijden. Schon vor

Jahrbu derten ſtanden dieſe Theile von Celebes

unter der Botmäßigkeit der Sultane von Ternate und Tidore im (922)

9

Dſten oder unter derjenigen

mächtiger

ſüdlicher

Neide , wenn

dieſe Botmäßigkeit auch nicht viel zu ſagen gehabt haben oder nur temporär in Wirklichkeit ausgeübt worden ſein mag.

Um

die Mitte des 16. Jahrhunderts

fich

ſcheinen

die

Portugieſen

zuerſt in der Minahaſja eine Zeit lang niedergelaſſen zu haben, ihnen folgten Ende des 16. oder am Beginne des 17.

Jahrhun

derts die Spanier, beides eminent coloniſatoriſche Nationen ; fie führten das Chriſtenthum ein, und vielleicht erkennt man noch in einigen phyſiſchen Zügen der Bewohner der Minabaſja die Spuren dieſer fühinen Civiliſatoren.12 ) Um die Mitte des 17. Jahrhunderts haben die Holländer ſie verdrängt und ſind ſeitdem mit ganz kurzer Unterbrechung in dem Beſitz des Landes geblieben .

Allein der

Diſtrict gewann keine hervorragende Bedeutung bis in die drei Biger Jahre dieſes Jahrhunderts. jener beiden Eingangs

Hier beginnt die Einwirkung

genannten Factoren :

Regierung und der chriſtianiſirenden

der

coloniſirenden

Miſſionäre

auf ein Volf,

welches ſo gut wie ohne höhere Cultur in unſerem Sinne war. Die Einflüſſe der Portugieſen und Spanier hatten ſich gänzlich verwiſcht und die der Holländer

waren

unbedeutend

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ſuchten

geblieben.

dieſe das Chriſten

thum wieder einzuführen , aber der Erfolg war gering . Im Beginne dieſes Jahrhunderts herrſchten noch robe Sitten. Der Menſch ging faſt nadi . in unbedeutenden ,

Er lebte in kleinen Gemeinſchaften,

despotiſch regierten Familienſtaaten ;

in dem

nur circa 90 O- Meilen umfaſſenden Gebiete wurden eine große Neihe verſchiedener Dialecte geſprochen , die faſt ſo ſehr von ein ander differirten, wie unſere modernen Sprachen,

d . h. ſo ſehr,

daß man ſich gegenſeitig nicht verſtand ; wer nicht der engeren Familiengenoſſenſchaft angehörte tödtet, wo man ihn fand ;

das

war Leben

ein Feind , galt

er wurde ges

nichts oder wenig ; (923 )

10

möglidſt viele menidlidie Schädel von

erſchlagenen Feinden in

der Hütte oder in dem gemeinſamen Verſammlungsort des Dorfes aufzuhängen war ein Stolz und eine Ehre ; es herrſchte ſtreuge Eflaverei und Recht über Leben und Tod bei

dem Einzelnen

gegenüber dem Einzelnen ; bei dem Bau eines Hauſes mußte man unter jeden Pfahl , auf dem es ruhte, Menſchenköpfe legen ; wenn der Herr ſtarb ward ihm der stopf des Sklaven mit ins Grab gegeben i 3 ) ; Inſittlidyfeit und Unmäßigkeit, Fruchtabtreibung14 ) und übermäßiges Arbeiten der Frauen ,

neben jenem

ſchon

er

wäbuten Hinderniß zur Vermehrung der Meniden : dem Tödten des Feindes um in den Befitz ſeines Kopfes zu gelangen , ließen die Bevölferung nidt anwachſen ; begebbare durchzogen

feine Wege außer für Wilde

das Land; Seeräuber vom

Norden

und

Oſten verbeerten die Strandniederlaſſungen mit bedenklider Regel mäßigkeit, führten die Bevölkerung Land ,

fort und drangen tief ins

den geringen Beſitz zerſtörend und

jede Stabilität der

Verhältniſſe untergrabend ; Ordnung , Sitte und Steuſchheit waren nur in den beidseidenſten Anfängen vorhanden ; die Religion be ſtand gewiſſermaaßen in einem Abnencultus mit einem Wuft von Aberglauben - kurzum

die Bewohner der Minahaſja befanden

ſich vor 50 Jahren in jenem Zuſtande, in welchem wir heute noch die heidniſchen Bewohner von Central-Celebes,

von Halmabera,

von Neu -Guinea und die Bewohner vieler anderer Gegenden im oſtindiſchen Archipel ſeben . Nun aber nahmen die Beamten der Handel treibenden Hols länder die Zügel der Regierung ſtraffer in die Hand, unterſtüßt von einer ganz geringen Militärmacht, die mehr durch moraliſches Uebergewicht als durch faktiſches eine Rolle ſpielte.

Sie zwangen

die Bewohner gute Wege anzulegen, welche die entfernteſten Punkte der Minabafja leicht verbanden , fie regelten das ( 924)

Leben

in den

11

Dörfern ,

unterſtützten die Häuptlinge mit ihrer Macht,

Geriditebarkeit aus, beſchüßten die

übten

Armen gegen die liebergriffe

der Mädhtigen , ſchafften ſpäter die Sklaverei ab , wehrten die pes riodiſch wiederkehrenden Seeräuber für immer , und milderten die Sitten auf die verſchiedenſte Weiſe.

Alles dieſes thaten ſie nach

demſelben weiſen Princip , welches ihre Oberherrſchaft über das ganze weite Reich möglid, machte und macht, nämlich daß fie durch den Mund der eingebornen Häupter regieren , während das Volf ſich ſelbſt zu regieren wähnt.

Sie führten die Malaviſche

Sprache (sensu strictione) als Umgangs- und Regierungsſprache ein, errichteten Schulen und zwangen vor Allem den Wilden gegen mäßiges Entgelt Plantagen anzulegen, mit deren Früchten ſie die Speicher Europas bereicherten. Der vulkaniſche fruchtbare Boden der bewohnten Hodiebenen eignete ſich beſonders zur Caffeecultur und der Jedem bekannte Manado- Caffee15 ) (nach der Hauptſtadt der Minahaſſa benannt) beweiſt noch heute die Richtigkeit des

Gedankens .

Die erſten

Verſuche den Caffee dort zu bauen datiren in den Beginn dieſes Jahrhunderts zurüd, doch erſt ſeit den zwanziger Jahren wurde der Anbau rationell betrieben . Neben Caffee pflanzte man Cacao, der hauptſächlich nach den Philippiniſchen Inſeln ausgeführt wird ; Muskatnüſſe, die beſonders in Amerika ihren Abjat finden ; man verſuchte den Anbau, aber mit geringem Erfolge, von „Manila Hanf“ , dort „ Roffo“ genannt (Musa textilis) ;

die Fabrikation

von Tauwerk aus Gumutu “ ( Arenga saccharifera ); die Cul turen von Tabaf,

Seide ,

Vanille und anderen Producten ,

es

wurden die herrlichſten, rob eßbaren Früchte aus anderen Theilen des Archipels eingeführt, Viehzucht getrieben , ſtüßt,

Pferdezucht unter

neuerdings Landwirthſchaftliche Ausſtellungen veranſtaltet

in einem Worte man verſudyte und verſucht nach beſten Kräf (925)

12

ten und beſtem Willen aus dem

vorhandenen Elementen und mit

den beideidenen Mitteln, die den mit dieſen Aufgaben Betrauten zu Gebote ſteben , das Volf der Minabaſa auf eine höhere Stufe zu heben ,

den Menſden Siderheit des Eigenthums,

Luſt am

Erwerben und mildere Sitten zu ſchenken. Zu gleider Zeit aber fam der andere Factor ins Spiel : das Wirfen der driſtlichen Miſſionäre.

Beſcheiden anfangend,

aber

mit dem energiiden Enthuſiasmus der Fanatiker waren es zuerſt einige wenige Holländer und Deutiche, in jene Gegenden unterwieſen ,

trugen ,

welde das Evangelium

welde lehrten

Sittengeſetze predigten

und

in

Handwerken

und ihr ganzes Leben dem

Ziele weihten aus der Verdammuis verfallenen Heiden der Selig feit theiltyaftige Cbriften zu madjen " . europäiden Miffionäre leiten mit inländiſcher Unterweiſer circa

10,000

circa

Hülfe einer großen Anzahl Sdulen ,

125

Kinder unterrichtet

Die jeßt dort weilenden 12

werden

in

im

denen jährlich

Leſen ,

Rechnen,

Schreiben und anderen elementaren Dingen , im Malaviiden und Holländiſden .

Die Miſſionäre werden von Miſſionsjejellidhaften

in Holland unterhalten .

Außer dieſen Miſſionsīdulen giebt es

noch eine große Zahl von der Regierung und den Eingeborenen ſelbſt unterhaltene Schulen . Menſchen

im

Jahre ,

ſo

Die Miſſionäre taufen circa 5000 daß

der Minahaſja nur noch ein

von

den

100,000 Einwohnern

geringer Brudtheil heidniſch iſt,

und fie ſchließen circa 1000 Eben jährlich . die Menſchen zu

Sie find es , welche

Reinlichkeit und Ordnung anhalten ,

welche ſie mit Civiliſation übertünchen und ſie in das thum

kurzum , Chriſten

einführen .

Glüdlicherweiſe find

Chriſtenthum und Cultur feine Gegen :

jätze, und ſo arbeiteten fid; Regierung und Hände , vielfac ( 926)

obne es zu wollen ,

Miſſionäre in die

jeder ſeinen eigenen

Weg

13

gehend und jeder ſich in erſter Linie den Erfolg vindicirend .

Una

vermeidlich kam es zu Unzukömmlichkeiten, unter denen die , welche man beglücken wollte, litten und leiden , begreiflicherweiſe mußte von beiden Seiten getappt werden ,

ehe man den beſſeren Weg

fand und findet, aber wir ſehen jedenfalls augenbliclich das Volk der Minahaſſa in einem ſdınelleren Entwicelungsgange begriffen - wie weit und wohin er führen wird , dürfte jdzwer a priori mit Sicherheit zu beſtimmen ſein . Doch befinden ſich die Mina haſjaer momentan feineswegs in einer unglüdlichen Lage :

Be

wohner eines von der Natur nach jeder Richtung hin reich bes dachten Bodens, der leichten Erwerb zuläßt, geſicherte und fried liche Zuſtände, und viele Köpfe beſorgt, um circa 100,000 Men fchen zu „ civilifiren " und ihnen die Wohlthaten unjerer Cultur zugänglich zu machen. Daß in Wirklichkeit Vieles nicht ſo ausſieht, deinen laſſen möchte, wird denjenigen, den

der

Gang menſchlicher Dinge bekümmert

nehmen.

wie man es

ſich überhaupt um hat,

nicht Wunder

Vielleicht wird zu viel geſchulmeiſtert und nicht genug

praktijd gelehrt vom Landbau und Handwerf ;

mit den Wohls

thaten der Cultur bringt man jenen Naturkindern auch ihre Nach theile,

fie find unſeren Laſtern

leichter zugänglich als unſeren

Tugenden , und nehmen Unarten an , welche allmählidy zu Fehlern werden können.

Allein wer wollte dieſen Verſuch, ein Naturvolk

zu einem Culturvolk zu erziehen ,

mißbilligen,

oder wer wollte

zu wehren ſuchen, und wer vor allem ſähe nicht einem ſolchen Erperiment “ mit Intereſſe zu ? Viel mehr als ein ſolches iſt es nicht.

Hier wächſt augenbliclich nodi Nichts oder wenig von

innen heraus , ſondern Alles wird von außen hineingetragen , ein weniger weiſes Vorgehen von Seiten der zwei das Volk bear beitenden Faktoren

und

ein

ſelbſtändig

erwachender und nicht (927)

14

ftreng geleiteter Velfegeiſt fann die Bemühungen von Jahrzehnten über den Kaufen werfen und alles ohne Zweifel geleiſtete illu criich maden . Da fidy and Lehrer und Leiter des Volfs feineswegs einig und flar darüber find, wobin fie daſſelbe führen werden , da fie vielleidt nidyt flar darüber ſein fönnen , indem ſich ebenſo wenig mit einem ganzen

Volfe

wie

mit

dem einzelnen

Individuum

eracte " Erperimente auf dem Wege der Erziehung und geiſtigen Entwidlung auſtellen laſſen, ſo hat man wohl noch keinen Grund mit ,,Stolz " auf das , was bis jeħt geid eben iſt, zu ſehen, denn erſt die Zeit ſoll erweijen , ob auch etwas Rechtes geleiſtet wurde, ob nidyt das Volf ,

ſtatt

auf eine höhere geiſtige und fittliche

Stufe geführt zu werden , nachdem

es alle Urſprünglichkeit des

Weſens und damit das Glück des Naturmenſchen verloren , ſich als unfähig erweiſt,

auf dieſem Wege , der keine Entwicelung von

innen heraus war, vorzuſchreiten ,

und dann auf dem Wege der

Halbbildung ſtehen bleibt , ohne die Kraft bedeutendere Geifter zu produciren und behaftet mit allen Fehlern und Laſtern , welche geiſtige und und fittliche fittliche – obne Leitung mit fide Halbbildung - geiſtige führt. Man fehe auf viele der früheren ſpanijden Colonien in Amerifa ! Einen unwiederbringliden Nachtheil aber führt dieſe Ent widelung jedenfalls mit ſich, ein Nachtheil, der allerdings von nidyt Vielen als ſoldier erfannt wird - faſt alle Urſprünglichkeit wird verwiſcht; der Ethnologe muß hier dynell ſein , falls er nod; etwas erhaſden will von der Sitte des Volkes , fals er noch von der Sprache, von der Ueberlieferung, von der Religion , von der Poeſie, von dem Handwerk des Menſchen der Minahaſja kommen den Geſchlechtern beridyten joll.

Glüdlicherweiſe fann zweierlei

tröſten : erſtlich der Umſtand, daß an anderen Stellen des Ardipels (92- )

15

noch ungezähite Völkerſchaften in ihrer Urſprünglichkeit beharren, zu denen hin er ſeine Schritte lenken kann , wenn er will, und bei denen er in aller Fülle noch zu unterſuchen findet, was ihm unterſuchenswerth erſcheint, und zwar bei Volksſtämmen, welche denen der Minahaſja nach vielen Richtungen hin nahe verwandt find, und zweitens der Umſtand, daß ſowohl Regierungsbeamte als aud Miſſionäre ſeit Beginn mit einander wetteiferten , um Ades , was uns von den Eigenthümlidyfeiten des Volkes der Minahaſſa intereſſiren könnte, aufzuzeichnen ; und ſo iſt denn die Literatur16 ) über dieſe nördlichſte Spitze von Celebes nicht anders als eine ſehr bedeutende zu nennen . Aus dieſer Fundgrube ſchöpfen wir zur Charakteriſtik der Volfsart die folgenden Späne.

Erzählungen : Es war einmal eine Frau , die Rimba hieß , und ihr Mann hieß Rumimpunu. Strande.

Sie

hatten keine Kinder und wohnten am

Rimba pflegte jeden Morgen an der Flußmündung

Waſſer zu ſchöpfen und ſtets war ſie dort allein zu dieſem Zwecfe. Einmal jedoch, als ſie wieder Waſſer ſchöpfen wollte, ſah ſie ein Krokodil in der See . Als dieſes die Nimba am Strande erblicte, fam es ans Land . Während es an's Land fam merkte Rimba aber, daß es kein Krokodil mehr war, ſondern ein Mann . Der Mann fragte Nimba : „ Willſt Du meine Frau werden ? " Rimba antwortete : Das geht nicht, denn ich bin verheirathet. " Aber der Mann bat und flehte bis ſie nadigab, fie mit einander . Einmal jagte der Mann :

Wenn du

und es ein Knabe iſt, ſo muß er Rumambi

und ſo lebten

ein Kind bekommſt heißen .“

Darauf ( 929)

16

ging er an die See und

wurde

wieder ein Krokodil .

Rimba

aber febrte zu ihrem Manne zurüdf . Nad 10 Monaten befam Rimba einen übliden Zeit mußte demſelben ein Name

Sobn.

Nad der

gegeben werden, und

der Giewohnbeit gemäß verſammelten

ſich alle Blutsverwandten

zu dieſem Feſte.

auch gefommen mit noch

Das Krokodil war

vielen anderen Krofedilen und ſagte , daß ſie auch Blutsverwandte feien ; fie batten aber alle die Geſtalt von Menſden angenommen . Damals wurde Freundidaft punu und dem Krofodil ,

weldies

gejdiloſſen zwijden zu ihm geſagt hatte ,

Numim daſs es

Koingotan beisje. als Koingotan mit ſeinen Genoſſen zurüdfehren wollte, jagte er zu Rumimpunu : „ Freund, wenn Rumambi groß geworden iſt, mußt Du ihm folgendes mittheilen

und

er ſoll es auch ſeinen

Kindern und findesfindern mittheilen : Wenn jemand aus ſeiner Nachfommenſchaft über die Mündung irgend eines Fluſjes ſeßen will, braucht er nid ) t ängſtlich zu ſein und muß nur rufen :

0

Grofvater ! forge für Deinen Enfel!" So geldiah es .

Wenn

Jemand eine Flußmündung, wo

Krofodile gewöhnlich hauſen ,

überſchreiten wollte

und nur jene

Worte rief, jo fonnte er ohne Angſt an den Strand geben oder den Fluß durdy dywimmen . Darum ſagt man noch jetzt, wenn man mit 4 Zehen an den Füßen ,

daß

ein Krefodil ſieht

es ſtets ein Krokodil geweſen

ſei , hat es aber 5 , ſo iſt es ein Abfömmling von Bioingetan, dem Vater von Rumambi. 17)

Ein Affe wollte einmal über einen Meeresarm zwiſden zwei Inſeln .

Aber er fonnte nidyt ,

denn das Waſſer war ſehr tief.

Da jab er mebre Krokodile, die riefen : , life, wir werden Dich (930)

17

auffreſſen !"

Gut“, antwortete er, „ aber ihr ſeid nicht genug

um mich ganz aufzufreſſen, Das tbaten die Krokodile.

holt noch eure Kameraden herbei."

Der Affe jagte nun : ,, Stellt euch in eine Reihe von einer Seite zur anderen , und ich werde zählen , ob ihr jetzt genug ſeid , um mich ganz aufzufreſſen oder noch nicht genug .“ Die Krokodile thaten wie ihnen geheißen .

Jeßt hatte der

Affe einen Weg um über das Waſſer zu kommen . zählen an von dort, wo er ſtand,

Er fing zu

bis an die andere Inſel ; er

ſprang von einem auf das andere und zählte 1 , 2 , 3, 4 u. ſ. w. bis an den legten . ſagte : „ Ha ! ha !

Dann ſprang er ans Ufer, ſab ſich um , und

nun

habe ich

euch

auf

Alle wie auf meine

Sklaven getreten und ihr werdet mir nie mehr etwas anhaben können ! "

Eine Schildkröte wußte daß einige Affen ſehr böſe und nei diſch auf ſie waren .

Sie rief ſie daher eines Tages und ſagte :

Wenn es euch recht iſt, ſo wollen wir zuſammen auf der Sand bank Fiſche fangen ." der Schildkröte nach

Sehr vergnügt ging die Schaar Affen mit der Sandbant,

Schildkröte ſehr gut fiſchen konnte.

denn ſie wußten ,

daß die

Als ſie aber an den Strand

kamen , ſaben ſie daß er trocken gelaufen war . Die Affen fragten die Schildkröte daher, wie ſie Muſcheln fangen könnten . Die Schildkröte erklärte es ihnen und ſagte : ſich eine offenſtehende Muſchel ſuchen .

Jeder muß

Wenn ihr alle eine ge

funden habt, dann ruft es einander zu und ſteckt zu gleicher Zeit die Hand zwiſchen die Sdalen . " Sie folgten der Schildkröte und ſteckten zu gleicher Zeit die XL. 262. (931) 2

18

Hände zwiſden die Sdalen.

Aber die Muideln ichloſſen ſich

und Flemmten die Hände feſt. Nun fingen die Affen vor Schmerz zu an , aber fonnten nicht leefommen .

Das

dreien Waſſer

und heulen ſtieg

wieder,

fie wurden von den Wegen überflutbet und ertranken alle.

Aber

die Schildfrote ging and Land und iagte : „ Nun, ihr iollt midi nidit wieder ärgern. "

Improviſirte Geſänge: Gelang einiger Jüngtinge,

die betrübt ſind über das

Aseggeben eines ſchönen Mäddens. © Stern von Tonjen , Todteit

deine

Geipielen

mo

milit du bingeben ?

zur frohlidyfeit ; jetzt

Du ver :

haſt Du Tonjea

verlaſſen ; deine Gejpielen find ſtill geworden , weil der leucytende Etern uutergegangen iſt.

Sie ging nach Kema , um

rüdfzufehren ; ſie fehrt nicht

zurück ,

weil fie aus

nidyt

Liebe

zu dort

bin ging.

Geſänge eines Maddens defien Geliebter fern iſt.

1. O Vogel auf dem Cijenbaum , gieb ihm Nadiridht; mir fehlt Nidits ; ( don von feru erfennt ſie ihren Freund ; fie erfennt ihn an ſeinem

langjamen Gang und hat ihn lieb ; aber iſt er auch

weit weg aus ihren Augen , ſo hat ſie fein Bild dody in ihrem Herzen .

2. Was

thut mein Verlobter vielleicht jeßt ?

hält er fich oder er ſitzt ſtille. (932)

Vielleicht unter

19

Wie fern weilt der Gegenſtand meiner Gedanken , in welch' fernem Land ?

Kehre zurück, daß wir uns wiederſehen.

Wenn ein Menſch wie der Wind vorbeigeht,

ſo nehme ich

Pinang aus meinem Mund und jende es ihm. Wäre

ich

ein Vogel,

ich würde mich

auf das Haus des

Gegenſtandes meiner Gedanken ſetzen.

Ady , könnte er doch ſeine geliebte Spielgenoſſin ſehen !

Ich

bir zu ſehr betrübt, daß ich ihn nicht ſehen kann . Ich

gehe weinend

mitten auf die Straße,

aber

ich

ſehe

ihn nicht. Id

fann nicht

mehr ſchlafen,

ſelbſt

mitten in der Nacht

denfe id an unſer Glüd .

Geſang eines Jünglings, deljen Familie gegen ſeine Heirath iſt. D Blutsverwandte und Eltern,

weigert euch nicht länger

und deutet es nicht ſchlecht; für ſie iſt die Zeit da ; widerſeßt euch daher nicht mehr ; verbietet es

nicht

länger, denn ihr werdet es

hören , daß er ſie auch gegen euer Verbot heirathet.

Gefänge von Jünglingen und Mädchen , die ſich lieben .

1. Jüngling .

Sdon

als wir

klein

waren ,

Geliebte,

vers

ſprachen wir, uns nie untreu zu werden . Mädchen.

Seit Du

mir Deine Liebe verſprochen, habe

ich mich feinem anderen zugewendet. Jüngling. Von dem Augenblid an

als Du zur Welt 2" (933)

20

kamſt,

haſt Du es mir angethan und ſeitdem baben meine Ges

danken Dich nicht verlaſſen . Mädchen.

Betrüge mich nicht mehr, Geliebter, denn meine

Gedanken weilen nur bei Dir . Jüngling .

Mein Gemüth iſt nur von Dir eingenommen,

denn ſelbſt Deine Verwandten liebe ich. Mädchen.

Auch meine Gedanken ſind nur auf Did ges

richtet, denn ſelbſt Deine Verwandten liebe ich. Jüngling .

Sicher iſt es ſchön, uns zuſammen zu ſehen,

denn Du biſt dön, Geliebte ;

wie viel

mehr

alio ,

wenn

wir

zuſammen find. Mädden .

Es

iſt

bekannt,

daß unſere Herzen vereinigt

find, Geliebter, und man fieht mich darauf an. Jüngling. Madden . und

Schon ſeit einem Jahr find wir verlobt. In

dieſem Jahr wollen

warte ich auf Dich ,

Geliebter,

wir uns

verbind en

wenn Du mich nicht

ge

täuſcht haſt. Jüngling .

Wenn ich an Dich denke ,

Geliebte,

und

iſt

es Mitternacht, fann ich nidyt dlafen . Mädchen .

Wenn

ich Dich nicht

erringe,

Geliebter, ſo

ziehe ich es vor, eine Jungfrau zu bleiben und nicht zu heirathen. Jüngling.

Wenn

die Entſcheidung getroffen iſt,

werde

id Dir allein folgen , denn ich liebe Dich. Mädchen. Wenn Deine Worte ehrlich gemeint find, Ge liebter, jo folge ich Dir allein, denn ich liebe Dich.

2. Jüngling. Ich will die alte Erinnerung an unſere Liebe erneuen , denn dadurd) werden wir uns vereinen . Mädchen. ( 934 )

Ich glaube Deinen Lügen nicht mehr.

Soll

21

ich Deinen Lügen

noch glauben ?

Ein Anderer

hat fich ſchon

um mich beworben . Jüngling .

Höre auf Deinen bekannten Spielkamerad ;

wenn Du mich noch lieb baſt, jo freie ich Dich ſicherlich . Mädchen. zu ſehen ;

Es

iſt traurig,

er wird geliebt,

den bekannten Spielkamerad

aber was ſoll man thun , wenn man

nicht mehr kann . Jüngling.

Wie

könnte

treiben und Dich vergeſſen ?

ich die Gedanken an Dich ver

Ich will die Erinnerung an Dich

auslöſchen, aber ſie kommt immer wieder zum Vorſchein. Mädchen.

Seße Dich mit derjenigen ins Einvernehmen,

die Du ſchon umworben haſt, denn auch mir hat ſich ein An derer genähert, der mich umwirbt. Jüngling . ſprache,

Bedenke Dich

erſt gut ,

ehe Du

die wir jung getroffen,

vergiſſeſt,

damit Du kein Ges

unſere Ab

reuen haſt, wenn Du einem Underen Dein Wort gegeben . Mädchen.

Du

aber ich

denke

alte Verſprechen

nicht

Auch ich habe ſchon gedacht, daß das,

was

nicht mehr an Dich ,

ſpridſt und

ich

mich wieder an , will

das

erneuen . Jüngling .

wir uns jung verſprochen , nicht geſchehen kann . Madden.

Von jest an werde ich Dir nicht mehr glau

ben , denn Du warſt immer ein Lügner.

3. Mädchen .

Wenn ich an unſer früheres Glüd denke, werde

ich traurig. Jüngling. bekannt.

Mein Unrecht gegen Dich habe ich ſchon oft

Wenn Du zürnen willſt,

ſo zürne dem , der Dich be

trogen hat.

(935)

22

Mädden .

Du denlit niot mebr an unſer früberes Glüc.

Ad , ich bin immer betrübt , wenn ich an Dich denfe . Jüngling.

Weil Du mid früher dyledyt behandelt baſt,

ſo will ich Deiner von jeßt an nicht mehr denken . Mädden.

Wenn

Deine

früheren Gefühle

wiederkebren,

10 bin audy ich wieder gut. Jüngling .

Die Liebe kommt bei Deinen Worten,

und

daber wenden fid meine Gedanfen Dir wieder zu. Mädchen .

Wenn Deine Worte wabr find,

Geliebter,

10

brauche ich von jeßt an feine Herzídymerzen mehr zu haben . Jüngling.

Weinend ſchneideſt Du

die Pinangnuß

ent

zwei , weine nicht mehr, denn nur Dich werde ich nehmen. Mädden .

Eine

junge Pinangnuß

entzwei ſchneiden, junger Geliebter .

werde

id) für

Dich

Die junge Pinangnuß werde

ich entzwei ſchneiden , deny Didy liebe idy. Jüngling . Stecke ein Stück der jungen Pinangruß, die Du entzwei gejdnitten haft, in meinen Mund und meine Ges fühle werden ſtets bei Dir jein .

Spred weiſen : Das Meſſer iſt gut , aber der Stil iſt ſchlecht. der Mann will fleißig ſein ,

Das heißt :

aber jeine faule Frau hiudert ihn

baran. Er wird von einem dürren Zweig feſtgehalten.

Das heißt :

der Freie iſt mit einer Sklavin verbeiratbet. Die

Stirn iſt noch

weiß .

Das

heißt : Man

beſitzt für

geſtochen .

Das heißt :

Etwas noch nicht die nöthige Kenntniß . Er iſt unglüdlicherweiſe ins

Auge

Er hat auf ſeinem Wege eine Schlange, eine Maus geleben oder ( 936)

23

es bedeutet Unglück, er muß zurü &

einen Vogel rufen hören

kehren , weil die Schlange, die Maus, der Vogel ihn ins Auge geſtoden hat . Ich gehe erſt baden .

Das

heißt z . B .:

Ich gebe fijchen.

Aus Aberglauben verſchweigt man die Abſicht. Ich gehe erſt den Baſt von einem Baum zu einem Kopf tuch abſtreifen.

Das heißt z . B .: Ich gebe

ein Reisfeld bear:

beiten ; ehe der Prieſter dies nicht erlaubt hatte, wagte man es nicht zu ſagen, gewiſſermaaßen zu „ berufen . “ Er hat Flügel .

Das heißt : Er kann nirgend lange aus

balten . Zimmerlaus.

So heißt Jemand der ans Haus gefeſſelt iſt.

Das Dorf iſt ſehr heiß.

So jagt man von einem Dorfe,

in weld ;em es viele Kranfe giebt oder in dem viele Giftmiſdier wohnen . Du biſt ein Mann, wenn ich überwunden werde . Denke , ebe Du prichſt, denn der Mund hat Beine.

Näihiel. Zwei Schweſtern haben ſich innig lieb ;

wo Eine hingeht ,

gehen beide hin ; gehen ſic audi weit weg , wenn ſie zurückkehren, find ſie nicht müde.

Die Augen.

Ein kleiner See iſt umſt.nden von einer großen Zahl Fiſcher ; es iſt nicht zu zählen ,

wie

Ein Stüc Holz ,

oft ſie aufholen ,

aber feiner fängt

Die Augen .

Fiſche in dieſem See.

das

eine andere Form hat als anderes (937)

24

clz; wenn es Wurzel dlagt, ſo hat es feine Blätter, und hat es Blätter, jo feblen ihm die Wurzeln .

Ein Sdiff.

Gid . Ich bitte um Aufmerfiamfeit 10 Mal , 100 Mal, 1000 Mal, 9 Mal.

Id bin der ,

welcher den Speer und das Sdwert in

den Boden ſteden ſoll.

Ich ſpreche feine Unwahrbeit mehr. Ich

bin nidyt krumm und blind ( in Folge von Lügen ). Nicht ohne Grund babe id das Recht den Sreer und das Sdwert in den Boden zu ſteden , denn ich bin der Abkömmling von jenen , welche Sreere und Sdwerter wie dieſe in

den Boden geſtedt haben.

Mein Vorfahr Siwi iſt der Eidgenoſſe zur Zeit als die Bundesgenoſſen dort

von Wonfar zu Kali, den

Eid ablegten .

Als

mein Großvater Siwi den Speer in den Boden ſtedte, bewegte fich die Erde und als Wonfar das Sdwert in den Boden ſteckte fuhr ein Blitſtrahl bernieder. Deshalb fürchte ich mich nidt den Speer in den Boden zu fteden und über die legten Waffen zu ſdyreiten , o Wailan !

Ich werde den tarferen

Horingſeepang anrufen , denn in ſeinem Grund die Zeichen von dem

fann man noch

vielfältigen Steden der Speere und zwei

id neidigen Schwerter ſehen , legten .

freuzweiſe ge

Jd rufe audy den

jeinem Grund hatten unſere

als unſere Vorfahren den Eid ab tapferen Muntuuntu an , Väter

denn auf

den Eid abgelegt und die

Speere und zweijdneidigen Sdwerter

in den Boden

geſtedt.

Kommt, laßt uns zuſammen den Speer und das zweiſdyneidige Schwert in den Boden ſteden. Wer nun

unter dieſen

die

Unwahrbeit ſpricht

wird

vers

wundet ebenſo tief wie der Speer und das Sdwert in den Boden gehen , und er wird geſtoden von dem Stechenden, (938)

geſtoßen von

25

dem Stoßenden, gehadt von dem Hadenden,

gedrückt von dem

Drüdenden , o Wailan ! - 1 , 2 , 3, 4, 5 , 6 , 7, 8, 9 ! D Wailan ! (Ießt werden Speer und Schwert kreuzweiſe tief in den Boden geſteckt). Ich bitte um Aufmerkſamkeit 10 Mal, 100 Mal 1000 Mal 9 Mal.

Ich bin derjenige

ſchreiten ſoll. krumm und

welcher über Speer und Schwert

Ich ſpreche keine Unwahrheit mehr , ich bin nicht blind

(in Folge von Lügen) .

Nicht ohne Grund

habe ich das Recht über Speer und Schwert zu ſchreiten, denn ich bin der echte Abkömmling von denen , und Schwerter geſchritten ſind. Eidgenoſſe von Wonkar, als Eid ablegten .

Mein

welche über

Speere

Vorfahr Siwi iſt der

die Bundesgenoſſen zu Kali den

Deshalb fürchte ich nicht über Speer und Schwert

zu ſchreiten, denn ich bin alt geworden und glüdlich, (weil ich feine Unwahrheit ſpreche) o Wailan ! 1 , 2 , 3 , 4, 5 , 6, 7 , 8 , 9 ! o Wailan ! ( Iegt ſchreitet der Betreffende 3 Mal über die Waffen ). Von jetzt an , Eidgenoſſe, ſprich nicht mehr ſchlecht über mich.

Gottesgericht. Derjenige von Zweien , welcher am längſten unter Waſſer bleiben kann wird als ſchuldlos angeſehen .

Bei dieſem Vorgang

ſpricht man folgendes : D Wailan, beſchirmender Aelteſter ! Beſchirmer der Mitges noſſen, ihre ( d. h . derer, welche die Probe beſtehen ſollen ) Bes ſchirmer! Auch ihr Beſchirmer dieſer Gewäſſer, ihr habt dort die Leinewand und die Geſchenke, auf welche ihr als Beſchirmer auf Erden und dort oben Anſpruch macht. Muntuuntu und

Roringſeepang,

die

Du vor Alen Wailan , ihr

das Kleine und das (939)

26

Üroße zuſammeubringt, und wäre es in der Tiefe des Meeres verborgen , hiudert den unter dieſen Perſonen , weldier der Lize tient, und vermebrt denn dem

den

Altbem

defien ,

der die Wabrbeit liebt ,

Aufridtigen gebt es wie dem finfenden Stein .

La

den von beiden , der der füze dient , iduell nach oben treiben , wie den Gabbayabba ( Nippe eines Paln :blattes), o Wailan ! 1 , 2 , 3, 4 , 5 , 6 , 7, 8 , 9 ! D Wailan ! (Nuu wird Stein und Blattuippe ins Waſjer geworfen und die Probe geht vor fidy). Die

Entſtehungégedichte

diejes

Gottesurtheils

wird fels

gendermaaßen überliefert : Meiſter Lobo ging einmal auf die Wildịchweinjagd zuſammen mit ſeinen

Genoſſen

Sklaveu Tintinzon . Stüde Fleiſch

Mafala ,

Senduk und Wola und ſeinem

Es wurde ein Abdadı gebaut um die beſten

zu trednen und aufzubewahren und der Sklave

hatte die Auffidit.

Nadidem

legt worden waren , fab

in kurzer Zeit

viele Schweine er

Lobo einmal nad dem Aufvewabrteu

und fand ſehr wenig vor.

Sehr böſe beſchuldigte er den Sklaven

als den Dieb , dody dieſer ſtellte es hartuādig in Abrede. Heftig erzürnt wollte der Herr ihn ermorden, aber ſeine Ges noſſen , ihn nadh

die es verübt batten , furzer

duldeten es nicht und überredeten

Berathſchlagung,

zwiſden ihm und ſeinem Sklaven

die Sache durch eine Probe auszumachen.

Sie begaben

fidh an den Fluß, und nadidem die nothwendigen Vorbereitungen getroffen worden waren, proponirte Wola , daß Lobo und Tin tingon beide ins Waſſer gehen ſollten, um unterzutauchen, daß dann derjenige,

welcher

könnte , der Unſduldige ſei .

am längſten

und

unter Waſſer bleiben

Zuerſt weigerte Loho ſich die Probe

anzunehmen, da er es mit ſeiner Würde nicht für vereinbar hielt mit dem (910)

Sklaven zuſammen ins Waſſer zu geben .

Seine Ges

27

noſſen aber überredeten ihn,

und

er

ſetzte zu gleicher Zeit mit

den rechten Fuß ins Waſſer. Da wurde aber die große Zehe Lobo's lo von einem Krebs ge; widt , daß er er direct

Tintiugon

ſeinen Fuß zurüdzog.

Unangenehm berührt hierdurdy dlug er

vor nodimals zu beginnen und ſtatt

ſeines rechten Fußes

das

Ende ſeiner Lanze ins Waſſer zu ſtecen. Man geſtattete es ihm , aber als er die Lanze im Waſſer hielt, ſchnellte ein Wildid wein plößlich ſo nahe an ihm vorbei, daß er unwillkürlid , die Waffe aufhob und nad, dem ſich gerührt hatte.

Schwein ftach, ehe der Sklave Tintingon

Nady dieſer unwiderleglidien Probe kam man

überein, den Sklaven unſchuldig zu erklären und frei zu laſſen. ,, Seit dem

(nads der

Geſchledytsrechnung

noch nicht 500

Jabr) datirt der Gebrauch der Waſſerprobe ."

(941)

28

Anmerkungen . 1 ) Dowes Dekker , der unter dem Namen , Multatuli" das Nuf. feben erregende und Aurichen verdienende Buch : „ Max Havelaar of the Koffie - Veilingen der Nederlandsche Handelsmaatschappij “ und ſpäter vieles Andere ( Ideön, Minnebrieven u. a. m. ) ( chrieb, was in ter modernen niederländijden Literatur einzig daſteht. In , Max Have laar “ wird die Betrückung der Javanen nach Selbſterlebtem des Ver. faſjers geidhildert. Während eine engliſche und franzöſiſche Ueberjeßung diejes merkwürdigen und im böchſten Grade beachtenswertben Buches eriſtirt, fellt leider noch eine deutſche. 2 ) St verlies im Jahre 1870 Europa auf einem Segelſchiff und fuhr um das Cap der guten offnung utach Sava , verweilte ein Sabr auf der Intel Celebes, bejudite dann die Philippinijden Inieln und im Jabre 1873 Neu - Guinea, nördlich von Auſtralien. 3) Man mus Sumatra, Borneo , Celebes ausſprechen , nicht Sumatra, Borneo, Celebeg, wie meiſt gelebrt wird . Es iſt neuerdings von Herrn Riedel , einem ausgezeichneten Fienner der Nordhälfte von Celebes , vergejdla jen worden , , Selees" , mit S , zu dreiben , weil das Wort abzuleiten jei von „ sula besi “ , d. i. Eijeninſel, und es iſt diejer Poridlag von einigen Sdịriftitellern acceptirt worden . Allein im Deutichen würde man das „ s “ am Beginn des Wortes weich ausjprechen , während es hart ausgejprochen werden jell. Am richtigſten ſdhriebe man es im Deutſchen daber vielleicht mit ç, allein da diejes ungebräudlich und da Celebes jeit langem Bürgerrecht erworben hat, jo halte ich es nicht für geboten, davon abzugehen. 4 ) Dieje merkwürdig geſtaltete Injel heißt Halmahera , nicht Gilolo, wie vielfach auf Karten zu leſen iſt. Gilolo ( dilolo zu ſprechen ) iſt nur ein Diſtrikt auf Halmahera . 5 ) Siebe A. R. Wallace : Der Malavi dhe Ardipel . Karte zur phyſijchen Geographie. ( Deutiche Ausgabe.)

BS . I.

6 ) Die hauptſächlidy ten find : der Klabat , ganz im Norden, 6377 Xuß hody, der Saputan , 5791 Fuß body, der Lofon , 5090 Fuß, tie dua sudara ( 2 Brüder) 4260 Fui bech, der Empong ac . (942)

29

7) Herr Riedel hat vorgeſchlagen, Minahaja, mit einem „ ſ “, zu ſchreiben, der Ableitung wegen von esa, eins, allein in dieſem Falle würde man das ſ im Deutſchen weich ausjpredien, während es jdarf ausgeſprochen werden ſoll; es entſpricht dem deutſchen B. 8 ) Es heißt „ Papúa " und nicht „ Pápua ", wie meiſt gejagt wird, von dem Malayiſchen papūwah (ſiehe u. A. Favre , Dictionnaire Malais - francais, II. S. 110 und Marsden Diet . of the Malayan Language S. 226 ) , auch hört man von Malayen , und dieſe find hier maaßgebend, nie Pāpůă , ſondern nur Papúa . Die Hollander ſchreiben Papoea, die Franzoſen Papoua, 9 ) Siebe meine Abhandlungen : , Anthropologiſche Mittheilungen Aeußerer phyſiſcher Habitus ", über die Papuas von Neu- Guinea. in Mittheilungen der Anthropologiſchen Geſellſchaft zu Wien 1874, , Ueber die Mafoor'ſche und einige andere Papua -Sprachen auf Neu- Guinea " in Sißungsber. der t. t . Akademie der Wiſſenſch. zu Wien 1874 ; ,, Notizen über Glauben und Sitten der Papuas " in Mitth . d . Gef. für Erdkunde zu Dresden 1875 ; und , Ueber 135 Papua Schädel" in Mittheilungen aus dem Kgl. zoologiſchen Mujeum zu Dresden. Seft I. 1875 . 10) Wallace (1. c. ) legt die Grenzlinie zwiſchen dieſen zwei Menſchenracen öſtlich von Celebes , während die Grenzlinie zwiſchen der indomalayiſchen und auſtromalayiſchen Thierwelt weſtlich von Celebes verläuft. Dieſer Umſtand giebt Celebes eine intereſſante Sonderſtellung. 11 ) Gerlaud giebt auf der Karte zu Wait ' Anthropologie der Naturvölker " (Bd. V. Şeft 1 , Malaien) auf der nordöſtlichen Salb . inſel von Celebes Papuas an, ich konnte jedoch im Terte nicht finden , auf welche Autorität hin . Gerade dieſe Angabe hat mich veranlaßt, über das Vorkommen von Papuas an jener Stelle nadyzuſpüren , allein ich fand auch nicht den leijeſten poſitiven Anhaltepunkt zur Rechtferti. gung dieſer Annahme. 12) In der Nähe des ca. 2000 Fuß hoch liegenden großen See's von Tondano fallen die hellen und oft auch nach unſerem Gejdmace ſchönen Geſichter, beſonders der Frauen, auf. Daß nicht etwa die Höhe über dem Meeresſpiegel eine Abbleichung der dunkleren Hautfarbe be. dinge, beweiſt das dunkel gebliebene Colorit anderer unter ähnlichen Ver. hältniſſen lebender Stämme. Ich will jenes jedoch nur ganz ver . muthungsweiſe ausſprechen und zwar beſonders deshalb , weil an anderen

(1943)

30

Lrten des Artipels gerade die Abtömmlinge der Portugiejen auffallen terweije idw.rier find als die übrigen Eingeborenen. 13) Nur allmählich verlieren fich die alten Gebräude ; ned wäb. rend meines Aufenthaltes in Manado ( 1871 ) jcheuten lich meine Diener im Tunkeln allein aufzugeben, als einige Meilen von da ein hervorragen derer Mann geſtorben war. Sie firdteten , man werde lie totten , um ifren Kerf jenem mit in's Grab zu legen. Dieses sicvfatidlagen ge. idiett nur hinterrücks, aus dem Verſtec . Ter Mörder ſtürzt lid auf den Nidis almenden und jeder Kopf iſt itm redit. Ob jene Furdit damals nodi cine tigründete war, konnte ich nicht eruiren , aber jeden falls war lie vorhanden , wenn inan es aud an Ort und Stelle ungern wahr haben wollte. So bat ' di ned Manches erbalten oder idwintet langjam , wie Cuier an die Götter oder Beiiter trotz des Bekenntnijjes der driſtliden Religion, wie vielfältiger Åberglauben, der ſich ja auch bei uns in reichen Maatje aus beicnijder Zeit erhalten hat, wie eine Menge anderer Geträude, die vor der Gultur jdwinden. lInter An. derem findet man nech jett in einigen Diſtricten der Minahaſja (Paijan , Ratalan ) , wie fürzlich verr Wilken bekannt gemadt hat ( Tijdschrift vor Indische taal- , land- en volkenkunde. XXI . S. 374, 1874), Es ges die Sitte , den menidliden Sdudel künſtlich zu deformiren. ſdiebt ungefähr eine Vede nad der Geburt. Man bindet ein mit Leinenlapren umwickeltes Brettden mit Bindern feſt gesien die Stirn. Jeden Morgen, wenn das Kind gebadet wird, löſt man es auf kurze Zeit. Das wird ungefähr fünfzig bis ſechzig Tage fortgeiest. Früber war es ein Vorrecht des Ateld ;

jegt aber iit die Sitte wenigſtens bei

dem holen del abekommen und allmällid, auf den gewöhnliden Bauer übergegangen, bei dem Sie beute noch ziemlich allgemein ausgeübt wird. Es war mir das während meines Aufenthaltes in der Minatarja nidt bekannt geworden, und ich bielt daber das zuerſt von Herrn Riedel gemeldete Vorkommen einer ähnlichen Sitte in dem jüdweſtlich von der Minahajfa gelegenen Diſtricte Buol ( 1. c . XVIII . S. 196, 1872 und Zeitſdrift für Ethnologie, III . S. 110 , 1871 ) für eine vereinzelte und lofale Erſcheinung “ und vermuthete, „ dag es ſich hier um eine Ein. wanderung handele, vielleidt von den Philippinen her, von wo dieſer Gefraud ſchon bekannt geworden iſt, um ein zufälliges Verſchlagen, wie es ſehr oft im ganzen Ardhipel vorkommt, und daß eine Familie vielleicht nur diejen Brauch beibehalten habe und ausübe. “ (Zeitichr. (944 )

31

für Ethnologie, 1872, IV. S. 203). Auch Herr Riedel hielt die Sitte nicht für eine heimijde, er jagte ( I. c. ) : ,, Dieje Gewohnheit iſt poſitiv nidyt auf Nord. Celebes urſprünglich, jondern eingeführt“, denn er fand ſie nicht bei den primitiven Einwanderern und jetzigen Haupt ſtämmen “, ſondern nur bei den „ ſpäter angefommenen Bewohnern“ eini ger Landſchaften . Allein nach der oben gegebenen Mittheilung des Ørn . Wilken landelt es ſich doch wohl um eine einheimiſche Sitte , wenigſtens in jo fern , als wir eine frühere Bevölferung dieſer Gegenden nicht kennen . Ich halte es auch für nicht unwahrſdeinlich, daß man bei ge ſchicktem und ſchnellen Nachſpüren Aehnliches noch an anderen Orten der Minahaſja auffinden wird ; es erwächſt außerdem die Aufgabe, auf anderen Snjeln des Malayijchen Archipels diejer Sadie genau nach. zugehen. Es ideint ſich hier um eine über die ganze Erde verbreitete Sitte zu handeln , welche die verſchiedenſten Völfer unabhängig von eins ander und jelbſtändig ausbildeten. 14) Nod jeßt cultiviren die meiſten Frauen im Garten am Hauſe die zu diejem Zwecke gebräuchlichen Pflanzen. 15 ) Es heißt richtiger Manado, nicht Menade, ſchrieben wird.

wie vielfach ge

16 ) Sie befindet ſich hauptjächlich in holländijden , zum Theil in Indien jelliſt (Java ) gedruckten Zeitſdriften , von denen als die hervor. ragenderen die folgenden zu nennen wären : Tijdschrift voor Nederlandsch Indie. Tijdschrift voor Indische taal-, land- en volkenkunde. Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indie.

Bijdragen tot de Indische taal, land en volkenkunde van Ned . Ind . Geneeskundig Tijdschrift vor Nederlandsch Indie. Tijdschrift voor Nijverheid en landbouw in Nederlandsch Indie. Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen . Mededeelingen van wege het Nederl . Zendelinggenootschap u. a. m . 17 ) Bekanntlid , haben die Krokodile an den Vorderrüfen 5, den Sinterfüßen 4 Zeben .

an

( 945) Drud von Gebr. Inger (Th. Grimm ) in Berlin , Schönebergerſtraße 178.