Die Mainzer Republik 2: Protokolle des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents mit Quellen zu seiner Vorgeschichte 9783110661026, 9783110660777


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German Pages 738 [740] Year 1981

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Dokumente
A. Die Anfänge revolutionärer Veränderungen in der staatlichen Organisation unter dem Oberbefehl Custines
B. Die Vorbereitung und Propagierung der Munizipalitäts- und Deputiertenwahlen zum Rheinisch-deutschen Nationalkonvent
C. Die Durchführung der Munizipalitätswahlen und der Deputiertenwahlen zum Rheinisch-deutschen Nationalkonvent
D. Der Rheinisch-deutsche Nationalkonvent und seine Organe
Quellennachweis
Personenregister
Orts- und Länderregister
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Die Mainzer Republik 2: Protokolle des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents mit Quellen zu seiner Vorgeschichte
 9783110661026, 9783110660777

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D I E M A I N Z E R REPUBLIK II Protokolle des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents mit Quellen zu seiner Vorgeschichte

A K A D E M I E DER WISSENSCHAFTEN DER DDR SCHRIFTEN DES ZENTRALINSTITUTS FÜR GESCHICHTE BAND 43

DIE MAINZER REPUBLIK II Protokolle des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents mit Quellen zu seiner Vorgeschichte

herausgegeben, eingeleitet, kommentiert und bearbeitet von

HEINRICH SCHEEL

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1981

Erschienen im Akademie-Verlag, DDR - 1080 Berlin, Leipziger Straße 3 — 4 © Akademie-Verlag • Berlin 1981 Lizenznummer: 202 • 100/250/80 Einband und Schutzumschlag: Karl Salzbrunn Gesamtherstellung: VEB Druckhaus „Maxim Gorki", 7400 Altenburg Bestellnummer: 753 851 0 (2083/43) • LSV 0266 Printed in G D R

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

13

Einleitung

17

A Die Anfänge revolutionärer Veränderungen in der staatlichen Organisation unter dem Oberbefehl Custines

73

I Der Propagandakrieg und die Reaktion der privilegierten bürgerlichen Körperschaften

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1 Rede Custines an die Truppen vor dem Abmarsch von Landau am 29. 9. 1792 2 Aufforderung Custines an den Speyrer Magistrat vom 30. 9. 1792, das Mainzer Kontingent zum widerstandslosen Abzug zu bewegen . . . . 3 Französisches Flugblatt zur Verbreitung unter der Mainzer Bevölkerung im Oktober 1792 4 Französische Erklärungen vom 5. und 7. 10. 1792, die der Stadt Worms auferlegte Kontribution betreffend 5 Kapitulationsaufforderungen Custines vom 19. und 20. 10. 1792, die Festung Mainz betreffend 6 Proklamation Custines an die Mainzer Bevölkerung vom 23.10.1792 . . 7 Artikel von Eulogius Schneider „An die Freunde der Freiheit zu Speyer, Mainz und Worms" vom 2.11.1792 8 Sitzungsprotokoll des Mainzer Handelsstandes vom 27. 10. bis 6. 11. 1792 9 Eingabe der Wormser Bürgerschaft bei Custine vom 15. 11. 1792, die Beibehaltung der alten Regierungsverfassung betreffend 10 Stellungnahme der zwölf Speyrer Zünfte zum Vorschlag einer Vereinigung mit Frankreich vom 19.11.1792 II Die Einsetzung neuer Zentral-, Regional- und Munizipalbehörden . . . . 1 Sitzungsprotokoll der kurmainzischen Landesregierung vom 19. 11. 1792, die Einsetzung der provisorischen Allgemeinen Administration betreffend 2 Bekanntmachung der Allgemeinen Administration vom 19.11. 1792 über den Beginn ihrer Tätigkeit 3 Protokoll über die Einsetzung der Munizipalität in Mainz vom 20. 11 1792

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6 4 Protokoll des Kriegskommissärs Buhot über die Einsetzung der Munizipalität in Worms vom 21. 11. 1792 5 Protokoll des Kriegskommissärs Buhot über die Einsetzung der Munizipalität in Speyer vom 2 5 . 1 1 . 1 7 9 2 6 Entwurf einer Verordnung der Allgemeinen Administration zur Einrichtung eines Appellationsgerichtshofes in Mainz vom 2 6 . 1 1 . 1 7 9 2 . . . . 7 Bericht des Maire von Worms an die Allgemeine Administration vom 30. 11. 1792 über den Ausbau der Verwaltung und die Notwendigkeit weiterer Verfügungen 8 Reskript der Allgemeinen Administration an den Maire zu Worms vom 30. 11. 1792 über die Einsetzung weiterer lokaler und regionaler Behörden 9 Antwortsdireiben des Maire zu Worms vom 3. 12. 1792 auf Weisungen der Allgemeinen Administration, die Verwaltung der Stadt und des Territoriums betreffend 10 Vorschläge des Maire zu Worms für die personelle Zusammensetzung der Munizipalität und des Stadtgerichts vom 1 0 . 1 2 . 1 7 9 2 11 Protokoll über die Installierung und personelle Zusammensetzung der Munizipalität in Worms vom 1 6 . 1 2 . 1 7 9 2 12 Verordnung des Kommissärs der Allgemeinen Administration im Zusammenhang mit der Besitzergreifung der kaiserlichen Grafschaft Falkenstein vom 23. 12. 1792 -

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III Erste Volksbefragungsanstalten auf der Basis des Konventsdekrets vom 19. November 1792

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1 Dekret des Nationalkonvents zu Paris vom 1 9 . 1 1 . 1 7 9 2 über die Unterstützung aller nach Freiheit strebenden Völker 2 Weisung der Allgemeinen Administration vom 2 1 . 1 1 . 1 7 9 2 an die Munizipalitäten von Mainz, Worms und Speyer zur Sicherung der Pressefreiheit 3 Anordnung der Mainzer Munizipalität vom 25. 11.1792 zur Gewinnung der Zünfte für eine Petition an den Pariser Nationalkonvent 4 Abstimmungsergebnisse bei den Mainzer Zünften vom 26., 27. und 28. 11. 1792 5 Schreiben des Wormser Prokurators an die Allgemeine Administration vom 13. und 14. 12. 1792, die Einführung einiger konstitutionsgemäßer Neuerungen betreffend 6 Beschluß der Mainzer Munizipalität vom 16. 12.1792 über die Annahme der französischen Konstitution und die Durchführung entsprechender Befragungen 7 Erklärung Mainzer Bürger vom 17. 12. 1792 für die Annahme der Frankenkonstitution 8 Instruktion der Allgemeinen Administration vom 17.12. 1792 für die Abstimmung über die Annahme der Frankenkonstitution . . . . 9 Beschwerde der Allgemeinen Administration vom 22 12. 1792 bei Custine über die Störung der Volksbefragung 10 Auflistung der Berichte der Kommissäre über die Abstimmung auf dem Lande vom 20. bis 23. 12. 1792

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7 B Die Vorbereitung und Propagierung der Munizipalitäts- und Deputiertenwahlen zum Rheinisch-deutschen Nationalkonvent

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I Erste Wahlvorbereitungen auf der Basis des Konventsdekrets vom 15. Dezember 1792

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1 Proklamation der Allgemeinen Administration vom 26.12.1792, die Dezemberdekrete des Pariser Konvents betreffend 2 Maßnahmen der Allgemeinen Administration vom 29.12.1792 zur Verbreitung der Dezemberdekrete 3 Vorarbeiten der Allgemeinen Administration von Ende Dezember 1792 zu einer Instruktion für die Ur- und Gemeindeversammlungen . . . . 4 Anweisung der Allgemeinen Administration vom 31.12.1792 zur Erfassung aller Stimmfähigen 5 Antrag der Wormser Munizipalität an die Allgemeine Administration vom 1.1.1793 auf Ausschluß aller vormaligen Volksbedrücker von "den bevorstehenden Wahlen 6 Auszug aus dem Mainzer Munizipalitätsprotokoll vom 5.1.1793 über eine •Zusammenkunft mit den Konventskommissären zur Vorbereitung der Wahlen 7 Ergebnisprotokoll der Beratung mit den Konventskommissären vom 5. 1. 1793 über die Einberufung der Gemeindeversammlungen und die Organisation des Konvents 8 Entwurf einer Ordnung für die Durchführung der Munizipalitäts- und Deputiertenwahlen von Mitte Januar 1793 9 Entwürfe von Protokollmustern für die Durchführung der verschiedenen Wahlgänge von Mitte Januar 1793 10 Schreiben der Allgemeinen Administration vom 18.1.1793 an die Konventskommissäre mit der Bitte um Bestätigung der für die einzuberufenden Gemeindeversammlungen ausgearbeiteten Instruktionen II Die Vorbereitung der Wahlen unter der Leitung der Nationalkommissäre .

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1 Aufzeichnung der Allgemeinen Administration vom 1. 2.1793 über das Eintreffen der Nationalkommissäre und die Überreichung ihrer Vollmachten 2 Schreiben der Nationalkommissäre an den Außenminister vom 7. 2.1793 über die Festlegung des Wahltermins 3 Ordnung für die Durchführung der Munizipalitäts- und Deputiertenwahlen zum Rheinisch-deutschen Nationalkonvent vom 10. 2. 1793 . . . 4 Proklamation Custines vom 16. 2.1793, die notwendige Eidesleistung aller ehemaligen Privilegierten betreffend 5 Flugschrift vom 16. 2. 1793 gegen die Verfechter des Huldigungseides anstelle des geforderten französischen Eides 6 Proklamation der Nationalkommissäre vom 18. 2. 1793 zu ihrem Auftrag und zu den bevorstehenden Wahlen 7 Dankschreiben der Allgemeinen Administration an den Conseil exécutif vom 18. 2. 1793 für die Entsendung der Nationalkommissäre Simon und Grégoire

189 191 194 196 199 203 204 207 210 213 215

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8 8 Bericht der Nationalkommissäre an den Conseil exécutif vom 20. 2.1793 über den Stand der Wahlvorbereitungen 9 Bekanntmachung der Mainzer Munizipalität vom 20. 2.1793 über den vorgesehenen Wahlablauf in Mainz und Kastel 10 Proklamation der Konventskommissäre vom 21. 2.1793, das Konventsdekret vom 31. Januar und die Umtriebe zur Verzögerung der Wahlen in Mainz betreffend 11 Ansprache des Wahlkommissärs Dorsch vom 21. 2. 1793 vor Gemeinderat uöd Zunftvertretern in Speyer zur Zerstreuung der Bedenken gegen Eidesleistung und Wahlen 12 Bekanntmachung der Wormser Munizipalität vom 22. 2. 1793 über den vorgesehenen Wahlablauf in Worms und Neuhausen 13 Proklamation der Nationalkommissäre vom 23. 2.1793 zur Widerlegung des Gerüchts von einer Konskription nach der Eidesleistung C D i e Durchführung der Munizipalitätswahlen und der Deputiertenwahlen zum Rheinisch-deutschen Nationalkonvent I D i e Wahlen in Mainz 1 Auszug aus dem Mainzer Munizipalitätsprotokoll vom 24. 2.1793 über die erste Abstimmung zur Wahl des Maire und des Gemeindeprokurators . . 2 Proklamation der Konventskommissäre vom 25. 2.1793 über die Aufhebung der Zünfte wegen Wahlsabotage 3 Bekanntmachung der Mainzer Munizipalität vom 2 8 . 2 . 1 7 9 3 über das Ergebnis der Wahlen 4 Bekanntmachung der Mainzer Munizipalität vom 1. 3 . 1 7 9 3 zur Widerlegung konterrevolutionärer Gerüchte und über die Möglichkeit nachträglicher Eidesleistungen 5 Bericht der Mainzer Munizipalität an die Konventskommissäre vom 3. 3. 1793 über ihre feierliche Einsetzung 6 Verzeichnis der stimmfähigen und geschworenen Mainzer nach dem Stand vom 5. 3. 1793 7 Leitartikel der Neuen Mainzer Zeitung vom 8. 3. 1793 über die Mainzer Revolution II Die Wahlen in Worms 1 Wormser Meldung vom 24. 2.1793 über die gescheiterte Einberufung der Urversammlungen 2 Schreiben der Konventskommissäre an Wahlkommissär Betz vom 25. 2. 1793 mit dem Auftrag zur Durchführung der Wahlen ohne Rücksicht auf die Teilnehmerzahl 3 Aufruf des Wormser Maire vom 26. 2. 1793 zur Teilnahme an den Urversammlungen 4 Ultimatum des Wahlkommissärs Betz vom 3. 3. 1793 für die Rückkehr bzw. Eidesleistung der Wormser Emigranten 5 Proklamation des Stadtkommandanten Dubayet vom 5. 3. 1793 an die Wormser zur Wahrnehmung ihrer Selbstbestimmung

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9 6 Proklamation des Wahlkommissärs Betz vom 6. 3.1793, den endgültigen Termin der Urversammlungen betreffend 7 Protokoll der Wormser Munizipalität vom 16./17. 3.1793 über den gesamten Wahlablauf III D i e Wahlen in Speyer 1 Protokoll über die Verhandlung der Wahlkommissäre mit den Speyrer Zunftmeistern vom 2 6 . 2 . 1 7 9 3 2 Bekanntmachung des Wahlkommissärs Cyrer von Anfang März 1793 über Termin und Ort der Urversammlungen 3 Bericht der Wahlkommissäre aus Speyer vom 4. 3.1793 über die gescheiterte Einberufung der Urversammlungen und die Notwendigkeit eines weiteren Aufschubs ' . . . . 4 Protokoll vom 8. 3.1793 über die Wahl von Präsident, Stimmensammlern und Sekretär in der Speyrer Franziskanerkirche 5 Protokoll vom 8. 3. 1793 über die Wahl des Maire und des Gemeindeprokurators 6 Protokoll vom 9. 3.1793 über die Wahl der Munizipalen 7 Protokoll vom 9. 3.1793 über die Deputiertenwahl zum Rheinisch-deutschen Nationalkonvent 8 Protokoll vom 10. 3.1793 über die feierliche Vereidigung der neugewählten Munizipalität IV D i e Wahlen auf dem Lande 1 Beobachtungen eines Reisenden aus dem Rechtsrheinischen über die Stimmung auf dem Lande in der ersten Mätzhälfte 1793 2 D i e Wahlen im leiningischen Albsheim an der Eiß 3 D i e Wahlen im Mainzischen 4 Die Wahlen im Wormsischen 5 Die Wahlen im Speyerischen 6 D i e Wahlen in der Grafschaft Falkenstein und im Stolzenberger Tal . . 7 Die Wahlen im Nassau-Weilburgischen 8 D i e Wahlen in den Territorien des Fürsten bzw. der Grafen von Leiningen 9 Die Wahlen in der Wild- und Rheingrafschaft 10 Die Wahlen in der Reichsherrschaft Reipoltskirchen 11 D i e Wahlen in den Kleinstterritorien der Grafen von Wartenberg, Sponheim und des Johanniter-Ordens 12 Die Wahlen in den reichsritterschaftlichen Besitzungen D Der Rheinisch-deutsche Nationalkonvent und seine Organe

289 290 296 296 298 299 302 304 306 306 308 311 311 315 319 332 341 346 350 362 377 384 386 388 397

I Die unmittelbaren Vorbereitungen zur Eröffnung des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents 1 Flugschrift v o n A n f a n g M ä r z 1793 über A r b e i t s w e i s e und A u f g a b e n s t e l lung des künftigen K o n v e n t s

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10 2 Reskript der Allgemeinen Administration vom 9. 3.1793 an die Mainzer Munizipalität über die Bereitstellung eines Sitzungssaals für den Konvent 3 Bericht des Nationalkommissärs Simon vom 9. 3.1793 an den Außenminister über den Stand der Vorbereitungen und die nächsten Aufgaben des Konvents 4 Bekanntmachung der Allgemeinen Administration vom 10. 3.1793 über die Registrierung der Deputierten 5 Flugschrift vom 15. 3.1793 über die Notwendigkeit der Rheingrenze und die Vorteile der Vereinigung mit Frankreich 6 Mainzer Meldung vom 16. 3.1793 über die Einberufung des Rheinischdeutschen Nationalkonvents für den kommenden Tag 7 Register der in der Zeit vom 11. bis 17. 3. 1793 in Mainz mit den Vollmachten ihrer Wähler eingetroffenen Deputierten 8 Verzeichnis der Konventsdeputierten vom 23. 3.1793 mit einem Nachtrag vom 24., 25. und 26. März 9 Verzeichnis vom 30. 3.1793 der seit dem 26. 3. beim Konventssekretär noch eingegangenen Vollmachten von Deputierten II Die Protokolle des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Konstituierende Sitzung vom 17. 3.1793, Sonntag vormittags . Sitzung vom 17. 3.1793, Sonntag nachmittags Sitzung vom 18. 3.1793, Montag Sitzung vom 19. 3. 1793, Dienstag Sitzung vom 20. 3.1793, Mittwoch Sitzung vom 21. 3.1793, Donnerstag Sitzung vom 22. 3.1793, Freitag Sitzung vom 23. 3.1793, Sonnabend Sitzung vom 24. 3.1793, Sonntag Sitzung vom 25. 3.1793, Montag Sitzung vom 26. 3.1793, Dienstag Sitzung vom 27. 3. 1793, Mittwoch Sitzung vom 28. 3. 1793, Donnerstag Sitzung vom 29. 3.1793, Freitag Sitzung vom 30. 3.1793, Sonnabend Schlußsitzung vom 31. 3.1793, Sonntag nachmittags Sitzung des Petitionsausschusses des Konvents vom 26. 3.1793 . . . . Verzeichnis der bis zum 27. 3.1793 an den Konvent gerichteten und vom Petitionsausschuß noch unbearbeiteten Suppliken 19 Protokoll des Pariser Nationalkonvents vom 30. 3. 1793 über die Aufnahme der Mainzer Deputation und die Vereinigung des Rheinisch-deutschen Freistaates mit der Französischen Republik

401 402 405 406 411 413 417 420 423 423 426 432 443 447 461 474 479 493 497 504 508 512 515 519 528 533 536 541

11 III Die Tätigkeit der vom Rheinisch-deutschen Nationalkonvent eingesetzten Administration und ihrer Ausschüsse 1 Liste der vom 1. bis 12. 4.1793 ausgegangenen Dekrete der Allgemeinen Administration und einiger an sie gelangten Vorstellungen und Berichte . 2 Protokolle des Justizkomitees der Allgemeinen Administration vom 4., 22. und 23. 4.1793 3 Dekret der Allgemeinen Administration vom 8. 4.1793 über die auf den folgenden Tag angesetzte Exportation Ungeschworener mit ihrem gesamten Anhang 4 Geheime Instruktion des Wachsamkeitsausschusses vom 13. 4.1793 über die Möglichkeit der Eidesleistung und die Ausweisung von Angehörigen Emigrierter und Exportierter 5 Dekret der Allgemeinen Administration vom 16. 4.1793 über ihre Vollmacht zur Heranziehung von Konventsdeputierten zur M i t a r b e i t . . . . 6 Dekret der Allgemeinen Administration vom 17. 4.1793 über die Einstellung des Zeitungs- und Flugschriftendrucks 7 Dekret der Allgemeinen Administration vom 19. 4.1793 über die Auszahlung eines Gehaltsvorschusses an die Munizipalität 8 Dekret der Allgemeinen Administration vom 2 7 . 4 . 1 7 9 3 über die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung eines Zwischenfalls bei einer Exportation 9 Dekret der Allgemeinen Administration vom 4. 5.1793 über die vorgesehene Exportation von vier Kategorien von Familienangehörigen . . . 10 Dekret der Allgemeinen Administration vom 7. 5.1793 über die Bildung eines Liquidationsausschusses 11 Dekret der Allgemeinen Administration vom 7 . 5 . 1 7 9 3 über die Einsetzung eines Revolutions- und Kriminaltribunals 12 Protokolle des von der Allgemeinen Administration eingesetzten Kriminaltribunals vom 15. 5. bis 18. 7. 1793 13 Dekrete der Allgemeinen Administration vom 24. und 25. 5. 1793 an die Munizipalität wegen Unordnung bei Paßerteilungen 14 Dekrete der Allgemeinen Administration vom 4. und 7. 6.1793 an die Munizipalität wegen Mißachtung der Autorität des Sicherheitsausschusses 15 Dekrete der Allgemeinen Administration vom 11. und 18. 6.1793 an die Munizipalität gegen deren Kompetenzanspruch über das Pfandhaus . . . 16 Weisung des Wachsamkeitsausschusses vom 20. 6.1793 an die Munizipalität zur Vorbereitung einer freiwilligen Exportation 17 Beschluß der Allgemeinen Administration vom 28. 6.1793 über die räumliche Konzentration und die personelle Verstärkung ihrer Organe . . . 18 Dekret der Allgemeinen Administration vom 2. 7.1793 an die Munizipalität zur Sicherung der Löschanstalten 19 Dekret der Allgemeinen Administration vom 9. 7. 1793 über die Kassierung eines Rechtsurteils der Munizipalität 20 Beschluß der Allgemeinen Administration vom 9. 7. 1793 über die Erweiterung des Wachsamkeitsausschusses 21 Dekrete der Allgemeinen Administration vom 12., 13. und 14. 7. 1793 an die Munizipalität über die Suspendierung des Gemeindeprokurators und die Nominierung seines Nachfolgers .

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12 22 Dekrete der Allgemeinen Administration vom 15., 17. und 19. 7.1793 über die Neuordnung der Munizipalität 643 23 Memorandum des Präsidenten des Sicherheitsausschusses und gleichzeitigen Substituten des Gemeindeprokurators vom 22. 7.1793 zur Beschlußfassung für die Munizipalität zu Fragen der Kapitulation 646 24 Erklärungen des Wachsamkeitsausschusses und der Allgemeinen Administration vom 24. 7.1793 über den Stand der Kapitulationsverhandlungen 654 Quellennachweis

661

Personenregister

678

Orts- und Länderregister

731

Vorwort

Nach dem Erscheinen des ersten Bandes der „Mainzer Republik" mit den Protokollen des Jakobinerklubs vor fünf Jahren kann nunmehr der zweite Band vorgelegt werden, der die Protokolle des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents und Dokumente zu seiner Vorgeschichte und Wirkung enthält. Die allgemeine Anerkennung, die der erste Band in Fachkreisen des In- und Auslandes gefunden hat, ermutigte zur Fortsetzung dieser Arbeit.1 Wenn diese Anerkennung von einigen BRD-Rezensenten nicht ohne ein gewisses Unbehagen angesichts des marxistischen Standorts des Herausgebers geäußert wurde, so vermag er daran allerdings nichts zu ändern. Aus der wissenschaftlichen Einsicht in das Wesen des Geschichtsprozesses, das nach der Kenntnis der Gesetzmäßigkeiten und Triebkräfte eben dieses vom Niederen zum Höheren führenden Prozesses verlangt, bekennt er sich uneingeschränkt zur Parteinahme für den gesellschaftlichen Fortschritt, der in jener Zeit in den rheinischen Jakobinern seine entschiedensten Verfechter besaß. Dementsprechend wird wie im ersten auch im zweiten Band nach dem gleichen Editionsprinzip verfahren, nämlich in erster Linie jakobinische Selbstzeugnisse sprechen zu lassen und auf Äußerungen konterrevolutionärer Provenienz nur insoweit zurückzugreifen, wie sie als Belege unersetzbar sind. Die „lästige Konsequenz", die der Rezensent der "Rheinischen Vierteljahrsblätter" dem Herausgeber ankreidet, in einer Edition über die Tätigkeit der Jakobiner nicht ausreichend mit Material über die ihrer Gegner versorgt zu werden2, wird der wackere Mann also bei dem vorliegenden Band abermals mißbilligen müssen. Der Rezensent der „Nassauischen Annalen" räumt zwar ein, daß die einseitig negative Behandlung des Mainzer Jakobinismus durch die maßgebende bürgerliche Historiographie des vergangenen wie dieses Jahrhunderts Kritik verdienen mag - wohlgemerkt: mag und nicht muß - ; die Kritik des Herausgebers aber disqualifiziert er als „rüde Polemik", die sich selbst richtet.3 Diese Methode ist außerordentlich bequem, denn sie erspart die inhaltliche Auseinandersetzung und läßt zugleich den so Urteilenden als vollendetes Muster der Ausgewogenheit erscheinen. Was den rüden Ton angeht, hat der Herausgeber als leidender Teil so seine Erfahrungen; die eindrucksvollsten stammen aus der Begegnung mit dem Mainzer Ordinarius für Geschichte, worüber man in der Presse nachlesen kann.4 Ein getreuer Famulus dieses Lehrstuhlinhabers hat schon vor Jahren angekündigt, „demDeutsche Literaturzeitung für Kritik der internationalen Wissenschaft, 96. Jg., 1975, Sp. 595-599; Die Ortenau, 55. Bd., 1975, S. 313; Archivmitteilungen, 26. Jg., 1976, S. 76; Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 24. Jg., 1976, S. 229 ff.; Kwartalnik Historyczny, 83. Jg., 1976, S. 440 f., Novinky Literatury, Historie, 3. Bd., 1976, S. 136; Nassauische Annalen, 87. Bd., 1976, S. 291 f.; Annales Historiques de la Révolution Française, 48. Bd., 1976, S. 318 ff. ; Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte, Universität Tel-Aviv, 6. Bd., 1977, S. 566 ff.; Archiv für Sozialgeschichte, 17. Bd., 1977, S. 494 ff., Rheinische Vierteljahrsblätter, 42. Jg., 1978, S. 503 ff. 2 Rheinische Vierteljahrsblätter, 42. Jg., 1978, S. 505. 3 Nassauische Annalen, 87 Bd., 1976 S 292 '' Frankfurter Rundschau, v 4 7. 1978; Spectrum, 10. Jg , 1979, H. 1, S V-VIII. 1

14 nächst" auf „verschiedene Mängel" des ersten Bandes in seiner Dissertation einzugehen.5 Der dankbare Herausgeber wartet noch auf diese kollegiale Hilfe. Der vorliegende zweite Band setzt das Bemühen fort, der geplanten monographischen Darstellung der Mainzer Republik von 1792/93 die so notwendige solide Quellenbasis zu geben. Diese Edition gipfelt in der Wiedergabe der Protokolle des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents, der nach französischem Vorbild die erste bürgerlich-demokratische Republik auf deutschem Boden zu gründen unternahm. Alle anderen mitgeteilten Materialien gehören zu seiner weit gefaßten Vorgeschichte und zu seiner unmittelbaren Nachwirkung. Die Vorgeschichte setzt bereits bei den französischen Verlautbarungen ein, die den Vorstoß Custines in die Pfaffengasse begleiteten und dem damals stark forcierten Propagandakrieg Ausdruck verliehen, der den feudalen Palästen die Vernichtung, den Hütten aber Frieden und Befreiung zu bringen versprach. Dazu gehören auch einzelne administrative Maßnahmen des kommandierenden Revolutionsgenerals, der durch die Ausschaltung und Ersetzung einiger weniger feudalreaktionärer Institutionen den Weg zur Errichtung eines bürgerlichen Staates einigermaßen absteckte und einleitete. Diesem Abschnitt folgt die Dokumentierung der Wahlvorbereitungen auf der Basis des am 15. Dezember vom Pariser Konvent beschlossenen Dekrets, das die Einführung der bürgerlichen Ordnung in den von den französischen Armeen besetzten Gebieten mit allen daraus fließenden Konsequenzen zum Grundsatz der französischen Außenpolitik erhob. Unmittelbarste Vorgeschichte ist dann die Durchführung der Wahlen im Februar/März 1793, weil aus ihnen nach französischem Vorbild nicht nur die Munizipalitäten der Städte und Dörfer hervorgingen, sondern im jeweils letzten Wahlakt auch der Konventsdeputierte nominiert wurde. Für die großen Städte Mainz, Worms und Speyer wird der Wahlverlauf detailliert wiedergegeben, wobei für Mainz vornehmlich die in Würzburg liegenden Mainzer Regierungsakten herangezogen wurden, während für Worms und Speyer die jeweiligen Stadtarchive den größten Teil der Dokumente beisteuerten. Die Wahlen auf dem Lande dagegen sind nur regestenartig dokumentiert; dazu zwangen zum einen die Vielzahl der Orte, zum anderen die dann unvermeidliche Wiederholung des Textes der vorgedruckten Wahlformulare und zum dritten die außerordentlich unterschiedliche Quellenlage für die einzelnen Ortschaften. Dennoch sind in diesen regestenartigen Zusammenfassungen stets alle erreichbaren Materialien berücksichtigt, nachgewiesen und auch in ihren aussagekräftigsten Passagen zitiert, so daß der Regestencharakter häufig genug gesprengt wird Gänzlich unverkürzt sind lediglich die Wahlprotokolle der leiningischen Landgemeinde Albsheim an der Eiß wiedergegeben, weil sie nämlich - was selten ist - vollständig überliefert sind und als Beispiel dafür gelten können, wie in vielen anderen Orten die Wahlen etwa verlaufen sind. Erfaßt sind alle Territorien im Gebiet des zu gründenden Freistaats, in denen das Wahlgeschäft betrieben und mit mehr oder weniger großem Erfolg auch durchgeführt worden ist. Die einzelnen Ortschaften, in denen gewählt wurde, sind ihrer territorialen Zugehörigkeit entsprechend zu Gruppen zusammengefaßt, wobei jede Gruppe wiederum alphabetisch geordnet ist. Die Dokumentation der Geschichte des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents wird durch eine Reihe von Zeugnissen eingeleitet, die die Vorbereitungen zur Eröffnung des Konvents illustrieren, angefangen bei Gedanken zu seiner Aufgabenstellung über rein organisatorische Maßnahmen wie die Beschaffung eines geeigneten Sitzungssaals bis zur Registrierung der in Mainz eintreffenden Konventsdeputierten. Der anschließend gebotenen 5

Dumont, Briefe, S. 306.

15 Wiedergabe der Konventsprotokolle liegt der rot-weiß-blau eingebundene Protokollband zugrunde, der sich im Mainzer Stadtarchiv befindet, 181 Seiten zählt und die Aufschrift trägt: „Protokoll des Mainzer Nationalkonvents vom 17. März bis dem 31. März 1793". Nur die ersten Protokolle geben die Verhandlungen des Konvents ausführlich wieder, stellen also sorgfältig gearbeitete Langfassungen dar, während es sich bei der Masse um Kurzprotokolle handelt, die nur festhalten, was der Protokollant im Verlauf der Beratungen zu notieren vermochte. Von den beiden Sitzungen am 27. und 28. März existieren überhaupt keine Protokolle, so daß auf andere Quellen zurückgegriffen werden mußte, um die Verhandlungsergebnisse zu fixieren. Den Konventsprotokollen sind einige Materialien des Petitionsausschusses nachgeschickt, mit denen sich der Konvent aus Zeitgründen nicht mehr befassen konnte. Ein längerer Auszug aus dem Protokoll des Pariser Nationalkonvents vom 30. März, an dem die Deputation des Rheinisch-deutschen Freistaats empfangen und ihrem Wunsch nach Vereinigung mit der französischen Republik entsprochen wurde, rundet diesen Teil der Edition ab. Der Herausgeber konnte sich nicht dazu verstehen, die Wirksamkeit des Konvents mit seiner letzten Sitzung am 31. März abschließend zu belegen. Er hat vielmehr in die Dokumentation auch die Tätigkeit des vom Konvent geschaffenen, von ihm beauftragten und am selben 31. März mit der Arbeit beginnenden Exekutivorgans aufgenommen, nämlich der neuen Allgemeinen Administration unter der Präsidentschaft des Andreas Joseph Hofmann. Ihre Protokolle sind zwar bei der Bombardierung Darmstadts im Zweiten Weltkrieg verlorengegangen, aber die im Archivdepot Lübben vorhandenen und vornehmlich aus der Korrespondenz mit der Mainzer Munizipalität stammenden Materialien machen es durchaus möglich, ein eindrucksvolles Bild von der Arbeit dieser Administration und einiger ihrer Ausschüsse zu vermitteln. Durch eine so weit gefaßte Dokumentation werden die ganzen neun Monate abgedeckt, in denen die französischen Revolutionstruppen in Mainz standen und rheinische Jakobiner um die Herausbildung bürgerlicher Machtorgane bemüht waren und sie zu handhaben begannen. Die revolutionären Anstrengungen der rheinischen Jakobiner im ideologischen Bereich haben ihren Niederschlag vornehmlich im ersten Band gefunden, denn die ideologische Offensive wurde im wesentlichen vom Klub vorangetrieben. Das im vorliegenden zweiten Band gebotene Material dokumentiert den großen Schritt, den die rheinischen Jakobiner in einem komplizierten Lernprozeß von einer bloß ideologischen Revolutionierung zur politischen Revolution taten, mit der sie nach der politischen Macht griffen. Mit dieser Thematik liefert der zweite Band die notwendige Ergänzung zum ersten; beide zusammen dokumentieren die Leistungen der rheinischen Jakobiner in den beiden Überbaubereichen, in denen sie vorwiegend tätig waren und auch sichtbare Ergebnisse erzielten. Der enge Zusammenhang des allgemein ideologischen und des staatlich-institutionellen Bereichs bringt es mit sich, daß nicht in jedem einzelnen Falle ihre saubere Abgrenzung in den beiden Bänden möglich war; häufig genug mußte gerade umgekehrt auf Zusammenhänge aufmerksam gemacht werden, die durch die thematische Abgrenzung beider Bände aus dem Auge verloren werden konnten. Diesen Schwierigkeiten war jedoch leicht mit den Mitteln des Verweises zu begegnen. Hinsichtlich der Editionstechnik werden die Grundsätze, die bereits im Vorwort des ersten Bandes - unter Berücksichtigung von J. Schultze6 - entwickelt worden sind, im wesentlichen beibehalten. fi

Schultze, Johannes, Richtlinien für die äußere Textgestaltung bei Herausgabe von Quellen zur neueren deutschen Geschichte, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Neue Folge des Korrespondenzblattes, 98. Jg., 1 9 6 2 , S. 1 ff

16 Im Druckverfahren kommen wieder unterschiedliche Schriftgrade zur Anwendung. Die das jeweilige Thema tragenden Leitdokumente heben sich von den in kleinerem Druck folgenden Erläuterungen mit eingefügten Belegquellen deutlich ab. Eine Sonderstellung nehmen die Protokolle des Nationalkonvents ein. Nur sie wurden mit textkritischen Anmerkungen versehen, die mit arabischer Bezifferung stets unter der betreffenden Seite stehen. Die kommentierenden Anmerkungen - durch kleine Buchstaben markiert schließen sich dagegen fortlaufend dem zugehörigen Protokoll an. Von den hierbei wörtlich eingeschalteten Dokumenten werden diejenigen, die in den Sitzungen unmittelbar zur Debatte standen, gleichfalls durch größeren Druck unter Weglassung der Anführungszeichen kenntlich gemacht. Außerdem treten in den Konventsprotokollen die gewählten Einklammerungen häufiger auf, nicht zuletzt wegen Abweichungen gegenüber anderen Lesarten - vgl. Nau. Es bedeuten [ ] = Ergänzungen, [ . . . ] = Auslassungen, ( ) = notwendige Tilgungen, die bei der Bearbeitung vorgenommen wurden, während < > = Originaleinklammerungen und der Kursivdruck jegliche Hervorhebungen der Textvorlagen wiedergeben. Die Berichtigung grammatischer Mängel ohne Kenntlichmachung, z. B. durchgängig bei der Flexionsendung attributiv gebrauchter Adjektive, konnte in diesem zweiten Band großzügiger gehandhabt werden, weil es sich überwiegend um amtliche Schreiben handelt, die sich weitgehend der Schriftsprache nähern. Das rechtfertigt auch das Weglassen aller korrigierenden Klammern in den kleingedruckten Passagen, was zudem deren Übersichtlichkeit zugute kommen soll. Wo mundartliche Eigenheiten auftreten, wurden sie berücksichtigt, in besonderem Maße bei der Schreibung von Eigennamen, deren Varianten im Personenregister erfaßt sind, während bei den Ortsnamen die amtliche Form den Ausschlag gab. Die in den Zitatangaben und sonstigen Belegen verwendeten Kurzformen bringt der Quellennachweis in vollständiger Fassung. Der Herausgeber hat vielen Persönlichkeiten und Institutionen zu danken, die auf verschiedenste Weise dazu beigetragen haben, daß dieser zweite Quellenband zur Geschichte der Mainzer Republik nunmehr der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgelegt werden kann. Ein besonderer Dank ist zum einen der Akademie der Wissenschaften der D D R für die dem Herausgeber gewährten Arbeitsmöglichkeiten auszusprechen und zum anderen den vielen Archiven, aus deren Beständen alles wesentliche Quellenmaterial für die vorliegende Edition gewonnen werden konnte; es sind dies in der D D R das Zentrale Staatsarchiv Potsdam mit seinem Archivdepot Lübben, in der B R D die Hessischen Staatsarchive Darmstadt und Wiesbaden, das Geheime Staatsarchiv München, das Bayerische Staatsarchiv Würzburg, das Generallandesarchiv Karlsruhe, das Landeshauptarchiv Koblenz, das Landesarchiv Speyer, das Fürstlich Leiningensche Archiv Amorbach, das Historische Archiv der Stadt Köln und die Stadtarchive Mainz, Speyer und Worms, in Frankreich die Archives Nationales, die Bibliothèque Nationale und die Archives du Ministère des Affaires Étrangères in Paris, in Österreich das Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. Wie bei der Fertigstellung des ersten Bandes haben auch diesmal wieder die wissenschaftliche Assistentin Doris Schmidt und die wissenschaftlich-technische Assistentin Helga Gottfriedt aus Halle/Saale mit bewährter Sorgfalt hervorragende Zuarbsit geleistet, die von der kritischen Überprüfung transskribierter Texte über die technische Manuskriptherstellung bis zu den Umbruchkorrekturen reichte. Eine für den Herausgeber unverzichtbare Hilfe leistete seine Frau Edith Scheel-Korth, die ihm wie stets bei den Archivstudien assistierte und die beiden Register anfertigte. Hohe Anerkennung gebührt dem AkademieVerlag in Berlin und dem Druckhaus „Maxim Gorki" in Altenburg für das große Verständnis und die beispielhafte Tatkraft bei der Lösung aller mit der Drucklegung eines solch umfangreichen Quellenwerks naturgemäß verbundenen Probleme.

Einleitung

Als am 18. März 1793 die gewählten Deputierten des am Vortage konstituierten Rheinisch-deutschen Nationalkonvents im ehemaligen Rittersaal des Deutsdhen Hofes in Mainz zu ihrer ersten Geschäftssitzung zusammentraten, wurde von ihnen dekretiert: „Der ganze Strich Landes von Landau bis Bingen, welcher Deputierte zu diesem Konvente schickt, soll von jetzt an einen freien, unabhängigen, unzertrennlichen Staat ausmachen, der gemeinschaftlichen, auf Freiheit und Gleichheit gegründeten Gesetzen gehorcht."1 Mit den beiden Eckpunkten Landau und Bingen sind zugleich die Queich, der Rhein und die Nahe zur Bestimmung der geographischen Ausdehnung der Mainzer Republik im Süden, Osten, Norden und Nordwesten gegeben; offen bleibt dabei die südwestliche Begrenzung. Als Eckpunkt kann hier der im Rheinisch-deutschen Nationalkonvent durch einen Deputierten vertretene und am weitesten nach Südwesten vorgeschobene Ort Landstuhl dienen, von dem aus eine gedachte Grenzlinie in nördlicher Richtung zur Nahe und in östlicher zur Queich zu ziehen wäre. Eine Geschichte der Mainzer Republik wird dieses zwar nicht eindeutig, aber ausreichend umgrenzte Gesamtgebiet im Blick haben müssen, das sie als ihr Territorium proklamierte, unabhängig davon, daß sie sich wenige Wochen nach ihrer Gründung auf ihre Hauptstadt Mainz reduziert sah und daß auch in den Monaten zuvor der republikanische Einfluß sich nur allmählich ausbreitete und zu keiner Zeit alle Teile des Gesamtgebiets erreichte oder gar durchdrang. Landschaftlich gesehen umfaßte die Mainzer Republik das flachwellige und fruchtbare rheinhessische Hügelland, den südlich der Nahe gelegenen Teil des wasser- und waldreichen, vornehmlich in den Tälern besiedelten nordpfälzischen Berglandes, die karge und ganz bewaldete, daher auch kaum besiedelte Haardt und den linksrheinischen nördlichen Teil der Oberrheinischen Tiefebene, der sich zwischen Worms und Mainz zu einem sehr schmalen Streifen verengt. Politisch-territorial betrachtet vereinigte die Mainzer Republik eine solche Unzahl einst ineinander geschachtelter und zerstückelter, mit den unterschiedlichsten Rechten ausgestatteter und religiös gespaltener feudaler Herrschaften kleinen und kleinsten Ausmaßes, daß allein schon dieses Faktum nationale Bedeutung besaß; denn hier in diesem Gebiet, das zu den zersplittertsten des Reiches gehörte, wurde die allgemein notwendige territoriale Flurbereinigung vorexerziert, wie sie später und weniger gründlich Napoleon im übrigen Deutschland vornahm. Zugleich jedoch war die Vielzahl feudaler Territorien mit ihren ebenso vielen Besonderheiten, Unterschieden, Gegensätzlichkeiten in Basis und Überbau von Anfang an ein einzigartiges Hindernis für die Entwicklung revolutionärer Kräfte und ihren notwendigen Zusammenschluß, um an die Stelle der überlebten Ordnung eine neue setzen zu können. Ein Überblick über die vorrevolutionären Verhältnisse in diesem Gebiet ist darum eine wesentliche Voraussetzung, um die Leistungen der deutschen Republikaner gebührend würdigen zu können. 1

MR Schcel

II, S

434

18 Mehr als ein halbes Hundert Feudalharren übten hier landesherrliche Rechte aus, angefangen beim Reichsoberhaupt, das über die Grafschaft Falkenstein gebot, zu der zwölf voneinander getrennte und verstreute Landsplitter gehörten, über den pfalzbayerischen Kurfürsten mit dem weitaus größten, aber in mehr als ein Dutzend Einzelteile zerrissenen, von Enklaven durchsetzten und mit eigenen Exklaven versehenen Landbesitz bis zum kleinsten der zwei Dutzend Reichsritter wie dem Grafen von Riancour hinab, der sich mit dem Kaiser in die Herrschaft des Ortes Hillesheim teilte. Die Hoheit über die Ortschaften Pleitersheim, Gumbsheim und Wöllstein mußte geviertelt werden, damit der Fürst von Nassau-Saarbrücken seine Viertelhoheit neben den drei Vierteln des Mainzer Kurfürsten handhaben konnte. Der Fürst von Salm-Salm hatte sogar nur über 1/16 des Amtes Wörrstadt und 5/16 des Amtes Flonheim zu gebieten, obwohl er ein Reichsfürst mit immerhin halber Stimme war und wegen seines Anteils an der Wild- und Rheingrafschaft zum Wetterauischen Grafenkollegium gehörte, das ebenfalls die Würde eines Reichsstandes verkörperte. Manche reichsritterschaftlichen Flecken wurden auch ungeteilt als sogenannte Ganerbschaften verwaltet; von der adligen Ganerbschaft Bechtolsheim z. B. eigneten sich acht Ganerben das Mehrprodukt an. Neben diesem halben Hundert Landeshoheiten gab es noch zwei Dutzend Zaunkönige minderen Rechts, nämlich weltliche und geistliche Feudalherrschaften, die sich unter die Oberhoheit eines benachbarten größeren Feudalen gestellt hatten oder auch dazu gezwungen worden waren. Nur ein geringer Teil der Landesherren - die Reichsritter ausgenommen, bei denen eher das umgekehrte Verhältnis galt - waren ausschließlich im Gebiet der späteren Mainzer Republik begütert. Das bemerkenswerteste Beispiel boten die Fürsten bzw. Grafen von Leiningen, die im Wetterauischen Grafenkollegium Sitz und Stimme hatten und neben einem halben Dutzend Exklaven ein relativ geschlossenes Gebiet endang der Weinstraße nördlich von Dürkheim besaßen; dabei bestand Leiningen allerdings aus nicht weniger als fünf Linien, dem Fürsten von Leiningen-Hartenburg-Dagsburg und den Grafen von Leiningen-Guntersblum, Leiningen-Heidesheim, Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen, die sich alle in unterschiedlichem Grade in den Gesamtbesitz teilten, wobei die beiden letztgenannten übrigens auch noch über die kleine Herrschaft Westerburg nördlich der Lahn geboten, also die vorangeschickte Bedingung nicht voll erfüllten. Um ein vollkommenes Beispiel zu geben, muß man auf der ständischen Stufenleiter tiefer zum Grafen von Wartenberg hinabsteigen, der zwar noch Sitz und Stimme beim oberrheinischen Kreise besaß, aber seine Zugehörigkeit zum Wetterauischen Reichsgrafenkollegium verloren hatte; seine ganze Grafschaft bestand aus vier winzigen zerstreuten Landsplittern mit der Residenz im Kirchdorf Mettenheim. Die Masse der größeren Territorialherren hatte ihre Hauptländereien anderswo, einige wenige wie der Herzog von Pfalz-Zweibrücken und der Fürst von Nassau-Saarbrücken im Westen, die meisten jedoch rechts des Rheins. Das gilt auch für den größten Landbesitzer, den Kurpfälzer, dessen Territorium nicht nur über Mannheim und Heidelberg weit ins Rechtsrheinische reichte, sondern vor allem durch die Vereinigung mit Bayern hier sein neues Schwergewicht erhalten hatte, so daß die Kurpfalz zu einem vernachlässigten, von einem Regierungskollegium in Mannheim mehr ausgeplünderten als verwalteten Nebenland wurde. Kurmainz hatte zwar seine Residenz im Linksrheinischen, aber sein überwiegender Besitz lag am jenseitigen Ufer, und außer einigen versprengten Landstücken war gleichsam nur ein erweiterter Brückenkopf mit einigen zwanzig Ortschaften über den Rhein vorgeschoben. Annähernd ähnlich, wenn auch weniger extrem, sah es beim Hochstift Worms aus, während sich der links- und rechtsrheinische Besitz des Hochstifts Speyer ungefähr die Waage hielt. Der Markgraf von Baden dagegen besaß in den Grenzen der späteren Mainzer Re-

19 publik ganze drei Ortschaften, nämlich Sprendlingen mit St. Johann aus seinem Anteil an der Grafschaft Sponheim im Norden und das Dorf Rhodt unweit Landau im Süden. Der Fürst von Nassau-Weilburg war im wesentlichen an der Lahn beheimatet, vereinte jedoch in der Nähe des Donnersberges unter seiner Herrschaft ein relativ geschlossenes Gebiet, von dem nur das Amt Alsenz abgesprengt war; dieser Besitz bestand aus der Landstadt Kirchheim und einigen zwanzig Dörfern, die zusammengenommen noch nicht einmal 6 000 Einwohner zählten. Daß viele der zwischen Bingen und Landau begüterten Territorialherren die Basis ihrer Macht nicht ausschließlich oder auch nur überwiegend in diesem Gebiet besaßen, hat es den späteren Republikanern zusätzlich schwer gemacht. Denn als die hohen Herren vor dem anrückenden Custine das Weite suchten, waren sie nicht wie die französischen Emigranten auf die kärgliche Solidarität ihrer feudalen Klassengenossen angewiesen, sondern verfügten über echte Rückzugsstellungen, von denen aus sie den Widerstand gegen die Republikanisierungsmaßnahmen organisierten und ihre Rückkehr vorbereiteten. Einzelne Feudalherren, die im Gegensatz zu den letztgenannten anderswo über keine größeren Ländereien verfügten, nahmen dennoch eine Position ein, die in keinem Verhältnis zu ihrem schmalen Territorium stand. Wer wie der Fürst von Bretzenheim oder die Gräfin von Isenburg-Büdingen den pfalzbayerischen Kurfürsten zum illegitimen Vater hatte, der für den natürlichen Sohn eine Menge kleinerer Herrschaften wie Ippesheim und Planig als Ausstattung für dessen reichsfürstliche Würde zusammenkaufte und für die natürliche Tochter den Anteil der Familien von Löwenhaupt und Manderscheid an der Herrschaft Reipoltskirchen erwarb, der besaß eben faktisch ein anderes Hinterland, als z. B. die mit der Gräfin von Hillesheim geteilten fünfzehn Dörfer von Reipoltskirchen mit ihrem Reichskontingent von einem Mann zu Roß und vier zu Fuß erwarten ließen. Eine noch bedeutendere Stellung nahm der reichsunmittelbare Adel ein, soweit er katholisch und in der rheinischen Ritterprovinz geboren war, 16 ritterbürtige Ahnen nachweisen konnte und damit zu der blaublütigen Elite zählte, aus der sich die Mainzer Domherren rekrutierten. Jeder von ihnen hatte hohe Stellungen im Kurstaate, war ein Kurfürstenmacher und selber ein potentieller Kurfürst. Die Mainzer Paläste der Ingelheim, der Eitz, der Schönborn, der Dalberg waren nicht mit den Abgaben zu unterhalten, geschweige denn zu erbauen, die sie aus ihren ritterschaftlichen Besitzungen Gaulsheim, Vendersheim, Badenheim, Hessloch und einigen anderen zogen, sondern Ausdruck einer Macht, die sie aus der Verbindung mit den geistlichen Staaten Mainz, Worms und Speyer oder auch den entfernteren wie Trier, Würzburg und Fulda zogen. Es bedarf keiner starken Vorstellungskraft, um zu begreifen, wie nachhaltig allein die feudale Zersplitterung die Entwicklung von Handel und Wandel in den Städten wie auf dem Lande hemmte. Das Straßenwesen lag hoffnungslos darnieder, da die vielen kleinen Herren die für die Instandsetzung notwendigen Mittel nicht aufzubringen vermochten und einem so großen wie dem Kurpfälzer überall wieder fremde Hoheiten in die Quere kamen. Die schiffbaren Wasserstraßen litten unter ähnlichen Übeln: „Weit lebhafter würde der Rheinhandel sein", so urteilte 1792 der Statistiker Randel, „wenn man diesen Haupteingang nach Deutschland nicht mit vielfachen und schweren Zöllen gleichsam verrammelt hätte. Von Germersheim oder von der Grenze der Pfalz bis an die Grenzen von Holland hat der Schiffer 24 Türen durchzugehen, die er sich mit goldenen Schlüsseln öffnen muß."2 Allein auf der kurzen Strecke, an der der Rhein mainzisches Gebiet berührte, waren vier Zollstellen einschließlich des Mainzer Stapels zu passieren, der das Umschlagsrecht besaß, d. h. das Verladen der Waren auf Mainzer Schiffe zum Weiter• Randel, Annalen, S i l 2-

20 transport erzwang. Die Beförderungskosten wurden selbstverständlich auch nicht billiger, wenn die K u r p f a l z ober- und unterhalb der Stadt Speyer unrechtmäßige Winkelladestätten einrichtete, um den Speyrer Stapel auf dem Landwege zu umgehen. Das Zollwesen auf dem Lande w a r gänzlich unüberschaubar, denn auch der kleinste Herr nutzte seine Landeshoheit, um aus dieser Einnahmequelle durch alle erdenklichen Praktiken den größtmöglichen Gewinn zu ziehen. Man bekämpfte sich gegenseitig mit Fruchtsperren und Einfuhrverboten, stritt um feudale Hoheitsrechte und Grenzverläufe, hemmte so allen Handel und W a n d e l und reicherte auf diese W e i s e natürlich auch Zündstoff an. D i e dominierende Form, in der der feudale A d e l und Klerus seine Herrschaft ausübte, w a r absolutistisch; doch handelte es sich um einen Absolutismus eigener Art, der nicht wie das klassische französische Beispiel auf der Existenz eines ökonomisch relativ starken Bürgertums aufbaute und sein Gegengewicht gegenüber dem ständischen A d e l zur absolutistischen Herrschaftsbegründung nutzte. Hier zwischen Rhein, Nahe und Queich war bis zum äußersten Extrem gesteigert, was Marx und Engels vom Deutschland jener Zeit insgesamt sagten: „Die Ohnmacht jeder einzelnen Lebenssphäre (man kann weder von Ständen noch von Klassen sprechen, sondern höchstens von gewesenen Ständen und ungeborenen Klassen) erlaubte keiner einzigen, die ausschließliche Herrschaft zu erobern." Der Absolutismus, der unter diesen Bedingungen möglich wurde, w a r darum auch von der „allerverkrüppeltsten, halb patriarchalischen Form". 3 D e r reichsunmittelbare Ritter lebte - sofern er überhaupt auf seinem eigenen Grund und Boden residierte - als ein Krautjunker, der eine institutionell wenig ausgebildete Patrimonialgewalt ausübte, alle Herrschaftsrechte in seiner Hand vereinte und direkt praktizierte. Viele jedoch zogen es vor, die Verwaltung ihres Besitzes Beauftragten zu überlassen und den Glanz der Höfe größerer Fürsten durch ihre Anwesenheit zu heben, die mit einflußreichen Ämtern oder einträglichen Sinekuren honoriert wurde. Mancher Graf und Kleinfürst wiederum setzte seinen Ehrgeiz darein, sein Ländchen gänzlich zu ruinieren, indem er ein eigenes kleinstädtisches Versailles errichtete. D a solchem Zwergabsolutismus die Geldmittel des Bürgertums abgingen, blieb ihm nur übrig, sich durch Subsidiengeschäfte, betrügerische Manipulationen und erbarmungslose Ausplünderung der Untertanen die notwendigen Finanzquellen zu erschließen. Das gleiche galt im Prinzip auch für die größeren Territorien wie die Kurpfalz, die ja nur im Hinblick auf die sonstigen Territorialverhältnisse zwischen Landau und Bingen dieses Attribut verdiente. Ebenso beruhte der Absolutismus der geistlichen Fürsten auf keinen wesentlich anderen Grundlagen; er erfuhr zwar durch die fehlende Erbfolge und die Existenz des Domkapitels eine gewisse Modifikation, ohne jedoch damit seinen Charakter einzubüßen. Das Domkapitel w a r keine ständische Vertretung; sofern sein Einfluß nicht wie durch den extrem despotischen Fürstbischof Stirum von Speyer rigoros unterdrückt wurde, war es ein untergeordneter Teilhaber der absoluten Gewalt. Nirgends zwischen Rhein, Nahe und Queich gab es noch einen landsässigen Adel, der in Ständevertretungen seine Interessen verfocht; er war entweder selber Landesherr - und sei es auch nur im Krautjunkerstil - oder bevölkerte die Höfe und nistete sich in den Staatsapparaten ein, die abnorm aufgebläht wurden. D a dieser A d e l nur ein sehr bescheidenes Maß effektiver Arbeit leistete, fanden auf niedrigerer Stufe auch starke bürgerliche Elemente darin ein Unterkommen, die jedoch ganz vom Feudalabsolutismus integriert wurden und so dem sozialökonomischen Fortschritt keine nennenswerten Stützen waren. D e r gesamte Bau dieser verkrüppelten, halbpatriarchalischen Absolutismen lastete schwer auf den werktätigen Volksmassen in Stadt und Land. D i e kleinen Reichsritter, d i e über 3

Marx/Engels, Dt. Ideologie, S. 178

21 keine anderen Einkommensquellen als die ihrer Zwergherrschaften geboten, saßen auf dem Land wie Zecken in der Haut und sogen sich voll. Ihre schier unübersehbaren Ansprüche leiteten sie aus ihrer Eigenschaft als Grundherren, Gutsherren, Leibherren und Landesherren ab, wobei die Zuordnung der einzelnen Gerechtsamen zu den verschiedenen Herrschaftsqualitäten größte Schwierigkeiten bereitet. Als Landesherren handhabten sie das kleine und große Waidwerk, die Gerichtsbarkeit und die Befugnisse des Fiskus, wozu noch eine spezifische Ritterschaftssteuer hinzukam, die für die sehr bedeutenden korporativen Ausgaben des Ritterkreises wie die Führung von Prozessen oder den Unterhalt von Gesandtschaften erhoben wurde. Fronen, Zehnten und andere Gefälle, die z. B. aus der Erlaubnis zum Betrieb einer Mühle oder eines Eisenhammers gewonnen werden konnten, leiteten sich im wesentlichen aus der Leib-, Grund- und Gutsherrschaft ab. Mit welcher kleinlichen Gewissenhaftigkeit auch der lächerlichste Anspruch genutzt wurde, um keine Möglichkeit der Abschöpfung des Mehrprodukts zu versäumen, illustriert die 47 Positionen umfassende Abgabenliste der Untertanen des Bretzenheimers/' Sie gibt einen außerordentlich plastischen Eindruck von der physischen und geistigen Eingeschränktheit, in der die Untertanen in diesen Kleinstherrschaften gehalten wurden, aber sagte bei weitem noch nicht alles, denn die herrschaftliche Jagdplage und die Unmasse an Fronen im Wald, beim Fischfang, auf den ritterschaftlichen Äckern, im Garten und Schloß, bei Bauarbeiten, Fuhren und anderen Gelegenheiten stellten zusätzliche Hemmnisse dar. Daß die notwendig aus der täglichen unmittelbaren Berührung immer neu entspringenden Interessenkonflikte zwischen Untertanen und Ritter rechtlich stets in seinem Sinne entschieden wurden, dafür sorgte die ihm übertragene und von ihm selbst ausgeübte Zivilgerichtsbarkeit, deren schlechter Ruf ihn wenig kümmerte. Reichsritterschaftliche Gebiete waren sogar ein ganz besonderer Anziehungspunkt für alles mögliche Raub- und Diebsgesindel, das hier gegen ein Schutzgeld unterkroch, dafür die benachbarten Territorien heimsuchte und auf seine Weise Geld ins Land brachte; die einstigen Raubritter blieben so einer alten Tradition treu, nur daß sie zu Hehlern hinabgesunken waren. In der Regel hat sicher die Sorge um eine anhaltende Ergiebigkeit ihres Besitzes diese kleinen Herren, sofern sie über keine anderweitigen Einkommensquellen verfügten, zu relativer Bescheidenheit gezwungen und sie bewogen, den Bogen gegenüber ihren Unter4

Stramberg, Nahetal, S. 2 6 3 ff.; an zu entrichtenden Abgaben werden hier aufgeführt: 1. Schätzung; 2. Bede; 3. Wasserfall; 4. Heu-, Flachs-, Hanf-, Lämmer-, Blut- und Fruchtzehnte; 5. Judenschutz; 6. Laudemium; 7. Transfix veräußerter Güter; 8. Pacht für Rechte des Aschenkaufs, der Kaminfegerei, Lumpensammeln, Kesselflicken, Saiten- und Würfelspiel, Gastwirtschaft, Branntweinzapf, Schildwirtschaft; 9. Schafweide; 10. Rekognition für Judenschule, Branntweinbrennerei; 11. Bürgereinzugsgeld; 12. Loskauf von Leibeigenschaft; 13. Nachsteuer; 14. Ohmgeld, Kirch- und Weihnachtszapf; 15. Fleischakzise; 16. Zunftgelder; 17. Stempelpapier; 18. Chausseegeld; 19. Dispensationsgeld; 20. Zinskorn; 21. Rauchhühner; 22. Strafkreuzer von jeder Strafe; 23. 3 % der konfiszierten Güter; 24. Kindbett vor der Zeit und uneheliche Geburt; 25. Kopulierung außerhalb der eigenen Kirche; 26. für dreitägige Hochzeit; 27. für ungeladene Hochzeitsbeiwohnung; 28. für Witwenheirat vor Ablauf der Trauerzeit; 29. für Kopulierung in verbotener Zeit; 30. für Kopulierung ohne Dispensation; 31. für Verwandtschaftsheirat; 32. für Hochzeiten an Feiertagen, 33. für Haustaufen im Notfall; 34. Lustbarkeitssteuer; 35. von Ärzten und Marktschreiern täglich 5 Kreuzer; 36. von solchen, die sich schimpften und prügelten; 37. für Gasthausmusik nach 9 Uhr; 38. für nichtentfernte Raupennester an Bäumen und Zäunen nach Februar; 39. von Immobilienverkäufen; 40 bei Tod von Leibeserben; 41 von ledigen oder verwitweten Auswanderern ohne Erben; 42. Taubenhaltung; 43 Übernahme eines öffentlichen Amtes; 44. Befahren der Chaussee mit dem Pflug; 45 Zuackern des Chausseegrabens, 46 Nichtersetzung eingegangener Chausseebäume; 47 Benutzung verbotener Wege

22 tanen und insbesondere ihren Nachbarn nicht zu überspannen. Daß der den Reichsgerichten aufgegebene Rechtsschutz der Untertanen nach Biedermann die Reichsritter „doch einigermaßen Scheu tragen" ließ, „allzu offenes Unrecht zu begehen"5, ist ein gerade noch akzeptables Urteil, wenn als Kläger nicht die Untertanen selbst, sondern die mitgeschädigten feudalen Nachbarn auftraten. Gelegentlich zogen aus solchen Streitigkeiten der feudalen Herren untereinander manche Untertanen sogar einen bescheidenen Gewinn: Die Leibherrschaft über eine bestimmte Anzahl von Einwohnern dreier Orte der Reichsherrschaft Reipoltskirchen wurde nicht nur von dieser Herrschaft, sondern zugleich auch von Kurpfalz und Pfalz-Zweibrücken beansprucht, die sich nicht einigen konnten; wie eine Beschwerdeschrift von 1770 aussagt, sah das Ergebnis dann so aus, daß „erwähnte disputable Einwohner bis auf die Zinsgebührnisse von allen herrschaftlichen oneribus schon seit 50 und mehreren Jahren gänzlich befreit geblieben".6 Solche und ähnliche Erscheinungen machen den von Aretin vor einem Dutzend Jahren unternommenen Versuch historisch nicht haltbarer, das alte Reich und seine Einrichtungen als funktionstüchtige, jenseits der Gewalt stehende, Gewaltmißbrauch bekämpfende Rechtsordnung zu preisen und von der Reichsritterschaft zu schwärmen: „Sowohl als Territorialherren ihrer kleinen reichsunmittelbaren Gebiete wie gegenüber Kaiser und Reich erfüllte die Reichsritterschaft ihre Pflicht."7 Wie diese kleinen Tyrannen hausen konnten und was erst alles geschehen mußte, bevor von Reichs wegen eingegriffen wurde, dafür steht das Beispiel des Rheingrafen Karl Magnus zu Rheingrafenstein oder Grehweiler. Seine Herrschaft erstreckte sich über vier voneinander getrennte Landsplitter mit sieben Dörfern und über einige nach Sechzehnteln gemessene Bruchteile an anderen zur Wild- und Rheingrafschaft gehörigen Ämtern. Sie brachten ihm 60 000 Gulden Einkünfte im Jahre. Aber die dreifache Summe kostete allein schon der Neubau seines Residenzschlosses in Grehweiler; Hofstaat und Marstall mit nicht weniger als 120 Pferden ließen schließlich Ende der sechziger Jahre die Schuldenlast auf über 300 000 Gulden an Kapital und 22 000 an verfallenen Zinsen anwachsen.8 Magister Laukhard, der im Grehweilerschen geboren war und den Untaten seines Souveräns ein eigenes Buch gewidmet hat, weiß eindrucksvoll zu berichten, wie hilflos die Untertanen den herrschaftlichen Plackereien und Betrügereien ausgeliefert waren: „Kein Bauer durfte es wagen, um Hilfe gegen ihren Tyrannen höheren Orts nachzusuchen. Man kennt in der Pfalz den Gang der Justiz zu Wetzlar, Regensburg und Wien! Man rühme unsere deutsche Reichsverfassung, wie hoch man kann: es ist Dunst! Sie ist ein Spinngewebe, das die Mücken zum Aussaugen für die Kreuz- und Sternspinnen festhält, aber die Hornissen aristokratisch durchbrechen läßt und sumsen und sausen nach Belieben." 9 Das Unwesen wurde erst gerichtsnotorisch, als Karl Magnus mit seinen beamteten Spießgesellen ein dem Nassau-Weilburger gehörenden Wald als gemeinsamen Besitz einiger rheingräflicher Gemeinden vortäuschen und darauf eine durch gefälschte und erzwungene Unterschriften beglaubigte Hypothek ausfertigen ließ, die zwei hohe adlige Beamte in Mainz, darunter der kurmainzische Kanzler Freiherr von Bentzel, für 100 000 Gulden erwarben. Der Schwindel platzte, als die Mainzer Herren ihr Darlehen kündigten und die betreffenden Gemeinden zur Rückzahlung aufforderten. Um ihrem Verlangen Nachdruck zu ver5 6 7

8 9

Biedermann, Deutschland, S. 38. Keiper, Hohenfels-Reipoltskirchen, S. 92 ff. Aretin, Heiliges Rom. Reich, S. 86 f.; vgl dazu Rezension von Heinrich Scheel, in: Zs f. Gesch wiss., XVIII. Jg., 1970, S. 431 ff. Vehse, Höfe X L I , S. 53 f. Laukbard, Karl Magnus, S. 96.

23 leihen, wurden mit kurfürstlidiem Einverständnis neun rheingräfliche Gerichtsleute und Schulzen unter dem Vorwand, Grenzstreitigkeiten beilegen zu wollen, in das benachbarte mainzische Wöllstein gelockt und gefangengesetzt. Es gingen Jahre ins Land, ehe diese unschuldigen Opfer wieder die Freiheit erhielten, und es dauerte ebenfalls Jahre, bis das kaiserliche Urteil 1775 gegen Karl Magnus erging, der regierungsunfähig erklärt wurde und sechs Jahre lang seine Residenz mit der Festung Königstein vertauschen mußte. Diesen Tyrannen waren die Untertanen zwar los, nicht aber die rheingräflichen Schulden, deren Begleichung zu betreiben das Geschäft einer ins Land geschickten Kommission wurde. Und diese Kommission herrschte nach dem Zeugnis Laukhards „unumschränkt und beinahe ebenso despotisch-ausgelassen wie ehedem der Graf. Die Untertanen hatten, wie der Esel in der Fabel, beinahe bloß andere Saumsättel aufgelegt bekommen."10 Der Ämterkauf blühte nach wie vor, die Prozesse wurden der Sportein wegen noch weit länger ausgedehnt, und der Kredit ging restlos in die Brüche. Die Summe, die Laukhard zog, lautete: „Wenn's in den meisten Rheingegenden sonst zuging, wie man's hier beschrieben findet - da ärger, dort gelinder - , so weiß man, warum die Klubisterei und das neufränkische System gleich anfangs jenseits des Rheins so viele und so enthusiastische Anhänger gefunden hat." 11 Daß es anderswo nicht allzu gelinder zuging, beweisen Nachrichten aus dem Leiningenschen, wo der Fürst von Leiningen-Hartenburg-Dagsburg allein die Zentrale seines absolutistischen Staatsapparats mit 50 Räten, 18 Sekretären und 54 Subalternen bestückte, als wahrer Nimrod die Ortschaften im Dürkheimer Tal verwüstete, endlich auch ein Leiningen aus der Linie Heidesheim-Guntersblum 1770 wegen Gotteslästerung, attentierten Mordes, Giftmischerei, Bigamie, Majestätsbeleidigung, Bedrückung seiner Untertanen und Mißhandlung von Geistlichen abgesetzt werden mußte.12 Nicht jeder dieser Zwergfürsten war notwendig ein Verschwender, aber verkrüppelt waren sie alle. Der Speyrer Fürstbischof August von Limburg-Stirum drückte seine Untertanen nicht durch Ausschweifungen nieder, sondern durch seine Sparsamkeit, die nur anzusammeln, aber nicht zu wirtschaften verstand. Er war zwar auch unnachsichtig gegenüber seinen Staatsdienern, denen er nach Möglichkeit jede Sportelschinderei und andere sonst üblichen Amtsmißbräuche beschnitt, aber ebenso gegenüber seinen Untertanen, die er zur Erfüllung auch des letzten Buchstabens seiner feudalen Gerechtsame zwang. Eine seiner ersten Regierungshandlungen bestand im Beharren auf solchen Leistungen, die sein Vorgänger und während des Interregnums das Domkapitel gerade erst abgeschafft oder gemildert hatten. Wenn er seinen Beamten den Weinhandel mit der Begründung verbot, daß kein Untertan in seinem Gewerbe geschädigt werden dürfe, so hinderte ihn das keineswegs, selbst einen ausgedehnten Wein- und Fruchthandel zu betreiben. Er hat unter anderem durch eine Besserstellung der Lehrer einiges zur Hebung des Schulwesens getan; aber man muß die von ihm verfaßten und zum Gebrauch in den Trivialschulen des Hochstifts Speyer bestimmten Untertanenpflichten kennen, um die wahren Absichten dieser scheinbar generösen Handlungsweise zu begreifen. Friedrich Karl von Moser, der dieses Dokument über die Grenzen des Fürstbistums hinaus bekanntmachte, nannte es schlicht ein Lehrbuch des christfürstlichen Sultanismus.13 Das Erziehungsziel war die bedingungslose Unterwerfung unter den fürstlichen Willen, die Einsicht in die eigene Unmündigkeit, der Verzicht auf jede Art von Rechten, die 10

"

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E b e n d a , S. 2 9 1 E b e n d a , S. 6. Biedermann, D e u t s c h l a n d , S. 9 8 , Becker, selbe, D t . Geschichte I, S . 112. Moser, N e u e s p a t n o t Archiv I, S 3 1 8

D i e Pfalz, S

2 0 6 f . , Häusset.

Rhein

Pfalz, S

9 3 2 , der-

24 demütige Erfüllung aller Pflichten, selbst wenn sie von bösen Fürsten auferlegt würden. Daß das umfangreichste Kapitel dieses Dokuments von den Soldatenpflichten gegenüber dem fürstlichen Kriegsherrn handelte, illustriert einerseits den militaristischen Zug der erstrebten Knechtseligkeit und andererseits nicht minder den lächerlichsten Größenwahn angesichts der Tatsache, daß dieser Kriegsherr über ganze drei Infanteriekompanien, ein paar Dragoner und eine Leibgarde - alles in allem 441 Mann - gebot. Die in den speyerischen Schulen verbreiteten Grundsätze waren keine blasse Theorie, sondern gültige Praxis. Der Fürstbischof dekretierte alles und jedes, gestattete nicht die Spur einer selbständigen Regung und gab dem aufgeklärten Publizisten Schlözer in Göttingen immer neue Gelegenheit, das fossile Wesen dieses Regiments mit seiner Leibeigenschaft, Kabinettsjustiz und Gängelei in jeder Lebenssphäre an den Pranger zu stellen.14 Ein nicht unwesentlicher Zug gehörte noch zum Gesamtbilde, nämlich die politische Abhängigkeit des Speyrers vom bourbonischen Frankreich; ihm verdankte er seine einstimmige Wahl 1770, ihm bewies er bei jeder Gelegenheit und ohne Rücksicht auf Reichsinteressen seine Dienstfertigkeit als Vasall, was ihn natürlich später nicht hinderte, für seine von der französischen Nationalversammlung kassierten Feudalrechte lauthals den Schutz des Reiches zu fordern.15 Diese kleinen Dynastien waren fast immer Pensionäre des Versailler Hofes, und ihre Söhne dienten wie der rheinische Adel überhaupt vorzugsweise unter dem Lilienbanner. Auch ein Herzog von Pfalz-Zweibrücken, der zwischen Rhein und Saar schon zu den Großen zählte, allerdings kaum mit einem Zipfel seines Territoriums um Meisenheim in das Gebiet der späteren Mainzer Republik hineinreichte, hing gänzlich von französischen Subsidien und Anleihen ab; denn die Landeseinkünfte langten niemals zu, um den Zweibrücker Hof mit seiner Mätressen- und Günstlingswirtschaft zu tragen. Selbst der vom Herzog Karl zum Generaldirektor der schönen Künste ernannte Mannlich mußte einmal bis zur nächsten Millionenanleihe sieben Jahre auf sein Gehalt warten; daß er inzwischen nicht Hungers starb, sondern nach seinen eigenen Worten „ein ziemlich bedeutendes Guthaben" aufhäufen konnte16, kennzeichnet die Möglichkeiten, die der Hof Günstlingen gewährte. Diese Abhängigkeit von Frankreich kennzeichnete auch das Regiment des größten Territorialfürsten zwischen Bingen und Landau, des Kurpfälzers Karl Theodor, der wie seine Standesgenossen französische Subsidien zu schätzen wußte und krampfhaft den Versailler Lebens- und Herrschaftsstil zu kopieren bemüht war. Das Ergebnis stellte ein Musterbeispiel jenes verkrüppelten deutschen Territorialabsolutismus dar, der keine Stände mehr zügeln mußte, aber auch kein selbstbewußtes Bürgertum kannte und den Staatsapparat in einem Maße aufblähte, daß er zum Selbstzweck wurde und auf alle produktiven Lebensäußerungen einen unerträglichen Druck ausübte. Karl Theodor hatte zwar seine Regierung mit einigen Sparmaßnahmen bei Hofe begonnen, auch jährliche Kommissionen zur Überprüfung der Bürokratie angeordnet, das höchste Lob seiner aufgeklärten Zeitgenossen für die Förderung der landwirtschaftlichen Gesellschaft in Kaiserslautern und seine zunächst sehr intensiven Bemühungen um die Entwicklung des Manufakturwesens geerntet; aber all die guten Vor- und Ansätze konnten unter den Bedingungen des verhutzelten pfälzischen Absolutismus nicht reifen und erlahmten darum sehr schnell. Als Karl Theodor 1777 seine Residenz von Mannheim nach München verlegte, fiel der dekorative Schleier, der durch affektierte Pflege von Wissenschaft und Kunst den längst M 15 16

Scblözer, Staatsanzeigen VI, S. 203 ff.; XII, S. 117 ff.; derselbe, Briefwechsel X, S. 114 ff Vgl. Kunzer, Beziehungen des Speyrer Fürstbischofs zu Frankreich, passim Männlich, Lebenserinnerungen, S. 366

25 erfolgten Zusammenbruch aller Reformversuche noch eine Zeitlang verborgen hatte. Von nun an regierte an der Spitze einer sogenannten Staatskonferenz der Graf Anton von Oberndorff in Mannheim über die pfälzischen Lande, die der Bürokratie vollends preisgegeben wurden. Das Urteil aller Augenzeugen über diese Verwaltung war einhellig und lautete bei dem Zürcher Kaspar Riesbeck: „Alles, was je nur eine Regierung von Pfaffen, Mätressen, natürlichen Fürstensöhnen, Parvenüs, Projekteurs, Kastraten, Bankrutiers und dergleichen mehr ausgezeichnet hat, findet man in der Pfalz wie in einem Kompendium beisammen. Ich sprach mit mehrern Bedienten dieses in jedem Betracht so merkwürdigen Landes, die gar kein Geheimnis daraus machten, daß sie ihre Stellen erkauft haben. Man hat häufige Beispiele, daß die Stellen in der Antichambre einer Mätresse unter den Kandidaten öffentlich gesteigert wurden. Eine Folge davon sind die himmelschreienden Bedrückungen und Ungerechtigkeiten, welche die sogenannten Landschreiber oder Landvögte begehen, die echte türkische Paschas sind und von den Untertanen ihrer Bezirke durchaus als brandschatzende Feinde angesehen werden." 17 Die hochdotierten leitenden Stellen waren dem Adel vorbehalten, der sie meist als reine Sinekuren betrachtete und die Geschäfte in der Regel schlechtbezahlten Unterbeamten überließ, die natürlich aus ihrem Amt nicht nur den Kaufpreis herauswirtschafteten, sondern sich an ihm auch für die ungenügenden Einkünfte schadlos hielten. Die Einnahmequelle des Ämterverkaufs war erweiterungsfähig, indem man dazu überging, auch die Anwartschaft auf eine noch besetzte Stelle zu verkaufen und die Zahl der Stellen zu vermehren. Die acht linksrheinischen zwischen Queich und Nahe gelegenen pfälzischen Oberämter mit ihren Unterämtern, Oberschultheißereien und Fauteien beschäftigten eine Unmasse von Justiz-, Kamerai- und Zollbediensteten, deren Aufgabenbereiche kaum noch exakt voneinander abzugrenzen waren und die einen wirklich tätigen und uneigennützigen Beamten als „ein räudiges Schaf unter einer Herde" empfanden.18 Geschäftig war man nur im Aufspüren neuer Einnahmequellen; Riesbeck war voll ironischer Bewunderung für diese Fähigkeit: „Allein nichts hat mir einen so hohen Begriff von der Ergiebigkeit des Landes gegeben als die Liste eines kurfürstlichen Einnehmers von den Abgaben der Untertanen im Vergleich mit ihrem Wohlstand. Für mich wenigstens wäre es ein unauflösliches Problem, eine Rubrik von Auflagen zu erfinden, die nicht auf dieser Liste stünden; es müßte denn ein Akzis von der Luft sein, die man auf pfälzischem Grund und Boden einatmet." 19 Die Zolleinrichtungen z. B. waren so getroffen, daß fast jeder Ort an einer Hauptstraße einem anderen Zollbereich angehörte und so ständig ein neuer Binnenzoll für die durchgehenden Güter abgefordert werden konnte. Manchmal war es auch nur ein einfacher Stock, der eine Zollstätte kennzeichnete und den Fuhrmann um der Zollentrichtung willen zu einem Abstecher ins nächste, oft eine Stunde von der Straße entfernte Dorf zwang. Riesbeck fragte sich mit Recht: „Ist zwischen der Art des alten deutschen Adels, der noch unter Kaiser Maximilian die Kaufleute auf offener Straße beraubte oder gewalttätig Transitgelder von ihnen erpreßte, und der pfälzischen Zollverfassung ein anderer Unterschied, als daß der alte Adel auf Gefahr seiner Haut tat, was die pfälzische Regierung ohne alle Gefahr und ohne alle Ahndung tut?" 20 Beträchtliche Einnahmen brachte auch der regierungsamtlich betriebene und als sicherster Weg zum Glück gepriesene Lottobetrug ebenso wie die Vergabe von Monopolen, die 17

18 19 20

Riesbeck, Briefe, S. 3 3 5 ; Wagener, Über die Pfalz, 2. Bdchen, S. 19 f., Becker, Reise, S. 96 f. Schlözer, Staatsanzeigen V, S. 3 1 3 ; Bolle, Kurpfälz Beamtenstab, S 105 ff Riesbeck. Briefe, S 333 Ebenda, S 334

Beschreibung meiner

26 wiederum ihren Besitzern wie z. B. dem Fürsten Bretzenheim, der sich ein Holzhandelsmonopol zu verschaffen gewußt hatte, zur schamlosen Bereicherung auf Kosten der Bevölkerung dienten. Daß außer solchen von der staatlichen Bürokratie unmittelbar entwickelten neuen Quellen auch die herkömmlichen feudalen Abgaben und Leistungen sorgsam abgeschöpft wurden, versteht sich von selbst. Das Lied vom „Jäger aus Kurpfalz" war nicht das Lied der Pfälzer Bauern, sondern Ausdruck der ungehemmten Jagdlust ihres feudalen Herrn, dem der fronende Bursch das Pferd zu satteln hatte und der überall jagte, „so wie es ihm gefallt".21 Die besonders in Rheinnähe recht ansehnlichen Domanial-, geistlichen und adligen Güter wurden feudal bewirtschaftet. Die Steuerfreiheit, die solche Besitzungen in der Regel genossen, galt in der Pfalz auch für die gesamte Bürokratie bis zum kleinsten Unterbeamten hinab, Pfarrer und Schulmeister eingeschlossen, so daß das gemeinsame Privileg gegenüber der übrigen Bevölkerung die gewaltigen Unterschiede auf der bürokratischen Stufenleiter aus dem Bewußtsein der Subalternen verdrängen half. Eine spezifisch kurpfälzische Besonderheit trug außerdem dazu bei, die scheinbare Homogenität der Bürokratie zu bestärken und ihre inneren sozialen Gegensätze zu überdecken, nämlich die von der Regierung systematisch betriebene Intoleranz gegenüber dem Protestantismus, dem die Masse der Bevölkerung anhing, zugunsten der kleinen katholischen Minorität: „Man schloß die Reformierten nicht nur von allen erledigten Stellen aus, sondern nahm auch den wenigen, die schon bei der Staatsverwaltung angestellt waren, ihre Dienste. Man machte den Schweinehirten eines Dorfes zum Schulzen, weil sonst kein katholischer Einwohner da war."22 Der Gegensatz des Glaubensbekenntnisses vertiefte den Graben, der das Volk vom Staatsapparat in all seinen Verästelungen trennte. Rückblickend gab der im kurpfälzischen Nierstein begüterte Boost eine Charakteristik des bürokratisch aufgeblähten absolutistischen Regimes mit allen negativen Folgeerscheinungen, die für die Kurpfalz im besonderen, aber auch für andere rheinische Territorien galten: „Aus dieser Vermehrung der Dienststellen und Verminderung der wirklichen Dienste, aus dieser Vermehrung des eingebildeten Ranges (bloße Titel) und notwendig entspringenden Verminderung des wirklichen, aus dieser Verringerung der Gehalte und Vermehrung der Bedürfnisse, aus dieser untätigen und schwachen Kollegialität und wirklichen Verminderung der persönlichen Verantwortlichkeit entsprang nach und nach jener Geist der Unsittlichkeit, des Müßiggangs, der Bestechlichkeit, der Titelsucht, der niederträchtigsten Speichelleckerei gegen Höhere, der Impertinenz gegen Geringere, der Furchtsamkeit im Handeln und des armseligsten Benehmens im Leiden, der krassesten Unwissenheit in allen bürgerlichen Geschäften und Erwerbszweigen und daher gänzliche Ratlosigkeit."23 Der Mainzer Kurstaat paßte sich, seiner zeitweiligen und partiellen aufklärerischen Tendenzen ungeachtet, diesem Bilde würdig ein. Die Verbindung von Aufklärung und Absolutismus war ein Selbstwiderspruch, und wenn der Repräsentant der absolutistischen Staatsordnung sich ernsthaft als Aufklärer gerierte, mußte sich der Widerspruch zu einem Abgrund vertiefen. Keiner der vielen deutschen absoluten Herrscher ist in diesen Abgrund gestürzt, weil bei erkennbarer Gefahr immer die Aufklärung als erstes preisgegeben und so der Abgrund geschlossen wurde. Nachdem Erthal 1774 als neugewählter Erzbischof von Mainz die von seinen Vorgängern begünstigten aufklärerischen Ideen zunächst ent21 22

53

Zupfgeigenhansl, S. 180. Riesbeck, Briefe, S. 3 3 7 , Wagetier, S. 3 4 ff. Boost, Rheinländer, S. 46 f.

Über die Pfalz, 2. Bdchen. S 18 f . , Scblözer,

Briefwechsel V.

27 schieden bekämpft hatte, gehörte in den achtziger Jahren auch in Kurmainz die Aufklärung wieder zum guten Ton. Aber an dem feudalen Privilegien- und Sinekurenunwesen, überhaupt an der ganzen Feudalverfassung mit ihren hergebrachten agrarischen, gewerblichen, kirchlichen und staatlichen Formen wurde nichts geändert. Der Aufklärung blieb mehr oder weniger nur die Rolle des Dekors, der allerdings wie alles am Hofe Erthals auch nicht eben billig war. Die spektakuläre Universitätsreform z. B. kostete das Vermögen dreier aufgehobener Klöster, abzüglich des nicht unbeträchtlichen Teils, der dabei von der staatlichen Bürokratie veruntreut wurde. Daß die bürgerliche Intelligenz die Chance zur Entwicklung progressiver Anschauungen nutzte, steht auf einem anderen Blatt und hat nichts mit den Intentionen des Kurfürsten gemein, der vor allem anderen eine seiner Stellung als Erzkanzler des Reichs und Primas von Deutschland gemäße Rolle spielen wollte und nichts verabsäumte, was seine absolute Herrschaft im Innern stärken konnte und seinen Glanz im Konzert der deutschen Fürsten erhöhte. Eine Universität war unter Umständen ein brauchbares Gegengewicht, um der orthodoxen Reaktion ihren Platz anzuweisen, und mochte sogar durch die Begründung der neuen historisch-statistischen und kameralwissenschaftlichen Fakultäten indirekt zur Steigerung der Staatseinkünfte beitragen. Abgesehen davon, daß die Zwerghaftigkeit und Zersplitterung des Mainzer Territoriums jeder moderneren ökonomischen Politik die engsten Grenzen setzte, sorgte die staatliche Bürokratie, die über die Universitätsfonds verfügte, aus einem sehr feinfühligen reaktionären Empfinden heraus dafür, daß die in manchen Universitätskreisen heimische Aufklärung zu keiner gesellschaftlichen Kraft wurde. Forster schrieb schon Anfang 1789: „Dem Kurfürsten ist die Universität, seitdem sie seinen Erwartungen nicht entspricht, sehr verhaßt."24 Dabei gab Forster sich damals noch der Illusion hin, daß Erthal echte innere Veränderungen wirklich wünschte. Die Universität, durch die Berufung einzelner namhafter protestantischer Gelehrter interessant gemacht, sank schnell zu einem Renommierobjekt hinab, mit dem man Staat machte, ähnlich den von der kurfürstlichen Nichte Frau von Coudenhoven veranstalteten Abendgesellschaften, wo Eminenz durch Freigeisterei und Frivolität weltmännische Vorurteilslosigkeit zu demonstrieren bemüht war. Mainz hatte den Ruf des glänzendsten Hofes nächst Wien zu verteidigen; als Erthal 1792 zur Kaiserkrönung nach Frankfurt zog, zählte sein Gefolge 1 500 Menschen, unter denen nach des Ritters von Lang Zeugnis selbst der Kapaunenstopfer und die Amme nicht fehlten.25 Was dem Hofe den höchsten Glanz verlieh, war natürlich der Adel, der nicht reich und unverfälscht genug sein konnte. Ein Zeitgenosse, der Mainz 1789 kennenlernte, berichtete: „Der hiesige Adel, welcher der zahlreichste und vermögendste am ganzen Rheinstrome ist, wird für den ältesten und reinsten in Deutschland gehalten. Man kann leicht auf die Größe ihrer Anzahl schließen, da ich an einem Abend bei einer am Hofe gehaltenen Redoute mehr denn 80 Wagen zählte. Es gibt hier einige Häuser, die jährlich ihre 60 000 bis 100 000 Gulden Einkünfte haben."26 Die Gelder, die dieser hohe Adel hier verzehrte und verjubelte, stammten nur zu einem Teil aus seinen Besitzungen; wichtigste Einkommensquellen bildeten die Pfründen und Ämter bei Hofe, in der Kirche und im Staatsapparat, die denn auch den Erfolg der Bemühungen des Kurfürsten erklären, den begüterten Adel nach Mainz zu ziehen. Aus diesem exklusiven Kreis, der selbst die gesellschafdiche Berührung mit dem niederen Adel vermied - von bürgerlichen Kreisen ganz zu schweigen - , rekrutierte sich das Dom34

26

Brief Forsters an Heyne vom 2 2 1789 Lang, Memoiren. S. 2 1 3 Lang, Reise auf dem Rhein. S 21

28 kapitel, bestehend aus 24 Kapitularen und 14 Domicellaren, die das Anrecht auf Nachfolge in die erledigten Kapitalanteilen besaßen. Nur der Domdechant, im Range nach dem Dompropst der zweite, aber als Vorsitzender des Domkapitels mächtigster Kapitular, mußte Priester sein; die geistlichen Verpflichtungen der übrigen erschöpften sich in der Präsenz bei seltenen Gelegenheiten in ihrer Stiftskirche. Trotz regelmäßigen Verbots gehörte die Kumulation von mehreren Pfründen durch einzelne Domherren zur Regel: „So oft man schon seit Febronius darüber geschrieben hat, daß ein Geistlicher zwei, drei bis vier Pfründen habe, so findest du hier doch noch mehrere beisammen, denn die Domherrn haben drei, vier bis sechs Pfründen, [ . . .]