Die älteren Urkunden der deutschen Herrscher für die ehemalige Benediktiner-Abtei Werden a. d. Ruhr. Eine diplomatisch-historische Untersuchung


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German Pages 122 Year 1908

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Die älteren Urkunden der deutschen Herrscher für die ehemalige Benediktiner-Abtei Werden a. d. Ruhr. Eine diplomatisch-historische Untersuchung

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O

Die

der

älteren

Urkunden

deutschen

Herrscher

für die ehemalige

Benediktinerabtei

Werden

a.

d.

Ruhr.

Eine diplomatisch-historische Untersuchung von

Franz Josef Bendel.

Mit vier Facsimile -Tafeln in Lichtdruck.

Herausgegeben

von dem

Historischen Verein für das Gebiet des ehemaligen Stiftes Werden .

>a •l[ >0< Kommissions - Verlag von P. Hanstein in Bonn. 1908. Druck von F. Flothmann, G. m. b. H. Kettwig, Essen, Kupferdreh .

Ger 49.8

Harvard College Librar AUG

7

1913

Hobenzollern Collection Gift of A C. Coolidge

Inhalt.

Vorrede

Seite VII - VIII.

Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen

IX. 1-90

Urkunden, nn. 129 1. Excurs : Die Immunitäten der Abtei Werden. 2. Excurs : Die Vorgeschichte der Stadt Werden

Facsimile-Beilagen I - IV.

91-96 97-101

103-107

Register Nachträge und Berichtigungen

Die Urkundenfälschungen



108

1

Vorrede.

Die vorliegende Arbeit bedarf wegen ihrer äußeren Form vielleicht einiger Recht fertigung.

Gewiß hätte sich dieselbe vorteilhaft in ein Urkundenbuch der Abtei Werden

eingliedern lassen ; ein solches ist vom historischen Verein

für das ehemalige Stift

Werden auch seit einiger Zeit in Aussicht genommen ; allein bis jetzt sind noch nicht einmal die Vorarbeiten dafür in Angriff genommen.

Um die Verwertung der durch

meine Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse, welche nicht blos für die Lokalforschung, sondern vielleicht ebensosehr für die Kaiserdiplomatik von Interesse sein dürften, den noch zu ermöglichen, so erscheint die Arbeit als Vorarbeit zu dem kundenbuche in Form einer diplomatisch- historischen Studie.

beabsichtigten Ur

Und weil die bisher zu

Gebote stehenden Urkundentexte, ausgenommen jene in den Mon. Germ. enthaltenen, modernen kritischen Ansprüchen nicht mehr genügen, so wurden auch die Texte der einzelnen Urkunden beigegeben und anschließend an jede gleich der Kommentar hin zugefügt.

Dieser wird manchem der geneigten Leser vielleicht öfter zu breit und aus

führlich erscheinen.

Allein es war hier doch auch auf die Mitglieder des historischen

Vereins Rücksicht zu nehmen, welche naturgemäß nicht durchwegs über ausreichende Fachkenntnisse verfügen.

Dafür konnten insbesondere die Ergebnisse über die Entwick

lung der Immunität und über die Urkundenfälschungen im 1. Excurse sehr kurz zusam mengefaßt werden .

Von den Quellen wurden neben den Originalen

nur die beiden

Kopialbücher (aus der Mitte des 12. und Mitte des 14. Jahrh.) berücksichtigt, da sie an Treue der Ueberlieferung von jüngeren Quellen nicht übertroffen werden ; sie sind von Kötzschke in der Vorrede zu den Werdener Urbaren ausführlich beschrieben. Ohne die

Verdienstlichkeit

des

Urkundenbuches für die Geschichte des Niederrheins von

Lacomblet irgendwie in Abrede stellen zu wollen, hielt ich es doch für unzweckmäßig, den Kommentar durch Anführung der älteren Urkundendrucke zu belasten.

In der

Edition der Texte bin ich soweit als möglich den Grundsätzen der Mon. Germ . gefolgt. Von Petitdruck der aus Vorurkunden entlehnten Stellen glaubte ich Abstand nehmen zu sollen, weil daraus leicht bedenkliche Irrtürmer hätten erwachsen können. Die Mon. Germ. z. B. geben bei DO. III, 17 einen großen Teil des Textes in Petit mit der Begrün dung, daß diese Stellen aus den Vorurkunden Arnolfs und Heinrichs I. entnommen seien. Dadurch wird die Vorstellung erweckt, als ob die jetzige Fassung der genannten Di plome die ursprüngliche wäre. Dies ist aber bei keinem derselben der Fall. So müßte man nach obigen Grundsätzen auch bei DH, 26 das Diplom Arnolfs als Vorurkunde

VIII

anführen, während in Wirklichkeit gerade

umgekehrt

DH,

26 für den

Fälscher

die

Vorlage zur arnolfinischen Fälschung bildete. Überlieferung in originaler Form ist mit A bezeichnet, solche in den beiden Ko pialbüchern mit B und C, durch Inserte : mit D, E . . . Verlängerte Schrift steht zwischen , Zeilenschluß ist - nur bei erstgenannter Überlieferung - durch || angedeutet. Die vier beigegebenen Facsimiles wurden so ausgewählt, daß man sich wenigstens über den Schreiber der zweiten Gruppe der Fälschungen und über den Unterschied gegenüber dem der ersten Gruppe einigermaßen orientieren kann. Das Wesentliche an der Arbeit sollte die Feststellung der ursprünglichen Immuni tätenreihe für die Abtei Werden sein.

Der Umfang der Untersuchung wurde daher

soweit ausgedehnt, als Immunitätsbestätigungen für die Abtei überhaupt vorliegen, d . i. bis 1349. Ich habe noch die angenehme Pflicht zu erfüllen, auch an dieser Stelle allen jenen Faktoren meinen

ergebensten

Dank auszusprechen, welche am Zustandekommen der

Arbeit beteiligt sind : dem k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht für das gewährte Reisestipendium nach Düsseldorf, meinem verehrten Lehrer, Prof. Dr. Wilhelm Erben in Innsbruck, für die Anregung zu dieser Arbeit und die gütige Vermittlung des er wähnten Stipendiums,

dem

kgl. Staatsarchive

in Düsseldorf

für

die liebenswürdige

und vielseitige Unterstützung, insbesondere die Collationierung eines größeren Teiles der Urkundentexte, dem historischen Verein in Werden für das bewiesene freundliche Interesse und der Firma F. Flothmann G. m. b. H. in Kettwig für die gewiß allgemein befriedigende Ausstattung. Möchte die vorliegende Arbeit für die besonders interessierten Kreise ein neuer Antrieb sein, die Bearbeitung sämtlicher Urkunden der Abtei Werden baldigst in An griff zu nehmen. München , im September 1908.

F. J. Bendel. 1 H

Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen : C = Chrismon. D = Diplom ; also z. B.: DH . II , 9 = Diplom Heinrichs II., in der Ausgabe der Mon. Germ. = n. 9. M = Monogramm(a) ; M. F. = M. firmatum. S. R. Sig.

Signum recognitionis. Sigillum ;

Sig. dep . = Sig. deperditum ; Sig. sp. = Sig. spurium.

" Beiträge" = Beiträge zur Geschichte des Stiftes Werden. MIÖG = Mitteilungen d. Instituts f. öst. Geschichtsforschung. Mon. Germ. = Monumenta Germaniae. Reg.

Regesta imperii von Böhmer.

Stumpf = St., die deutschen Reichskanzler.

1. Karl d .

Gr.

Worms, 802, April 26. Karl d. Gr. gestattet dem Bischof Liudger von Mimigerneford (Münster) auf dessen Bitte, an dem Orte Werden im Ruhrgau auf seinem Erbgute eine Kirche zu Ehren des Erlösers und ein Kloster zu bauen, nimmt die Kirche in königlichen Schutz, bestätigt deren Besitz und schenkt zur Vollendung des Klosters das Krongut Lothusa im Brabantgau. Originalnachbildung (Fälschung) im kgl . Staatsarchive in Düsseldorf (A). Kopien : a) aus d . Mitte d. 12. Jahrh. im liber privil . maior, fol. 19a (B). " " 14. Jahrh . " " " b) " " minor, fol. 14a (C). (beide Kopialbücher im kgl. Staatsarchive in Düsseldorf). Inseriert in das Diplom Heinrich VII ., 1310, Januar 3, Böhmer-Huber, Reg. n. 203. (D). Mon. Germ. Dipl. Kar. n. 266. Böhmer-Mühlbacher, Reg. n. 387. C.

In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis.

mentia imperator augustus.

nobis pro necessitatibus suis insinuauerint, effectum

perducimus,

Karolus diuina donante cle

Si sacerdotum ac seruorum dei petitionibus, quas aurem accommodamus et ea¹) ad

non solum regiam et imperialem consuetudinem exer

cemus, uerum etiam aeternae retributionis premia nobis profutura non dubitamus. Comperiat || itaque omnium fidelium nostrorum, presentium scilicet et futurorum , industria,

qualiter beatae

memoriae Liudgerus Mimigernefordensis

episcopus

postulauit celsitudinem nostram, ut cum licentia et auxilio pietatis || nostrae sibi liceret, in propria sua hereditate in pago Ruricho in loco, qui dicitur Uuerthina, super fluuium Rura in silua Uuenasuuald, aecclesiam aedificare in honore sancti Saluatoris et sanctae Mariae

uirginis nec non et sanctarum reliquiarum, quas

ab apostolico papa de Roma transtulit 2), et si facultas daretur, quandoque mona sterium aedificare, et monachos congregare se uelle manifestissime || testatus est. Cuius rationabili et iuste petitioni libentissime assentimus, in primis : ut eadem aecclesia, in nostram tuitionem suscepta, et non solum ea, quae moderno tem pore, uerum etiam, quae || postmodum³) a dei fidelibus collata fuerint hominibus, firmius et solidius possidere absque ullius iniusta ualeat infestatione. ciendum autem in edem loco monasterium et ad congregan -

Ad perfi

dum coenobium

suggerente sepe dicto fideli nostro episcopo ad easdem reliquias proprias res ¹) A. trapstulit (?) : A. posmodum : A. 1

2

nostras, id est fiscum nostrum, qui uocatur Lothusa in pago Brabant, cum omni integritate in proprietatem donamus

et in perpetuum perdurare deo prestante

iubemus cum omnibus ad se pertinentibus : terris et siluis, mansis et mancipiis, aquis et pratis, aedificiis cultis et incultis, imperiali more ad sepe dictas || reli quias, quae in uuerthina uenaerantur, iure hereditario prestamus et condonamus. Et ut haec auctoritas nostris futurisque temporibus domino protegente ualeat inconuulsa | manere, manu nostra subter firmauimus et anuli nostri inpressione signari iussimus. Signum (M) domni Karoli serenissimi imperatoris augusti. Hildigrimus notarius aduicem Alguini archicapellani recognoui et

(S. R.)

(Sig. sp.) Data VI. kal. mai. anno incarnationis domini DCCCII, anno autem regni eius XXXIIII¹) , et in italia XXVII, imperii uero II, indictione X ; actum in Uuor matia in dei nomine feliciter 2) amen. Geschrieben von einem Privatschreiber auf blind liniertem, jetzt sehr dunkel gefärbtem Pergament³) (38X60 cm) ; die 3 monogrammatischen Zeichen vielleicht nachgetragen Die Schrift zeigt Gewandtheit und trägt den Charakter der späteren ottonischen Zeit neben Anklängen an die Bücherschrift.

In der verlängerten Schrift sind die Oberlängen

bei i und k, manchmal auch bei b, d, 1, eigens angesetzt, wie dies gegen Ende des 10. Jahrh. üblich war, wo man vielfach nicht mehr die Fertigkeit besaß, Buchstaben mit großen Oberlängen in einem Zuge zu machen, ein Umstand, der dann im 11. u. 12 . Jahrh. bei Herstellung von Fälschungen vielfach miẞverstanden wurde. In ähnlicher Weise sind ferner s und f gebildet.

In der Contextschrift werden die Schäfte von b,

d, h, i, 1 wellenförmig gebogen. a wird stets offen gebildet, ohne Ansatzlinien. chat immer Oberlänge, mit folgendem t wird es meist cursiv verbunden. e hat in der verlängerten Schrift meistens denselben oberen Ansatz, wie c, niemals jedoch in der Contextschrift außer als Initiale (Zeile 10). g wird fast immer in halbuncialer (oder angelsächs.) Form gebildet, nur zweimal (Z. 1 bei augustus und Z. 3 bei Liudgerus) scheint der Schreiber aus der Rolle gefallen zu sein. Beim und n ist der letzte Schaft nach links geschwungen, jedoch ohne Ansatz. p ist stets geschlossen . r gleich g meist in halbuncialer (angelsächs.) Form. t: der Querbalken hat stets eine geschlossene Schlinge. ') XXX auf Rasur. *) nomine feliciter auf Rasur von gleicher Hand. *) Lacomblet (Urkundenbuch 1, n. 26, S. 14, Anm.) vermutet, dasselbe sei mit Öl getränkt worden, um der Fälschung ein älteres Aussehen zu verleihen.

3

Von kursiven Verbindungen werden nur ct, et und st angewendet.

Abkürzungen

sind nicht zahlreich ; neben den gewöhnlichen findet sich zweimal aut für autem. Als Abkürzungszeichen wird gleichmäßig dasselbe gebraucht. Das Siegel ist eine schlechte, vielleicht mit Absicht so unscharf ausgeführte Nach bildung eines Kaisersiegels Otto II. Die Siegelmasse ist sehr dunkelbraun gefärbtes Wachs. Das ottonische Siegelbild ist beibehalten ; Legende, links (vom Beschauer) in der Mitte beginnend: + KAROLVS IMP AVG. Durchmesser: 65 mm.

Diese äußeren Merkmale schließen die Originalität unseres Diploms vollständig aus und beweisen überdies, daß für die Nachbildung kein Original Karls d. Gr. verwendet wurde. Dasselbe gilt bezüglich der inneren Merkmale. Das Formular ist für die Zeit Karls d. Gr. ganz unmöglich.

Invocatio, Titel und Devotionsformel finden in dieser

Gestalt erst später Eingang in die Kanzlei. Die Arenga zeigt zwar mehrfache Ähnlichkeit mit derjenigen der Diplome Karls d. Gr., allein bei näherer Betrachtung ergeben sich doch folgende bemerkenswerte Abweichungen : 1. Bei den betreffenden echten DD. Karls d. Gr. folgt auf si stets petitionibus, und dann erst der Genitiv sacerdotum u. dgl. 2. Der auf petitionibus sich beziehende Relativsatz fehlt in den echten DD . Karls teils gänzlich, teils wird er mit quod oder in quo eingeleitet. 3. Als Verbum des Bedingungssatzes verwenden die echten DD. Karls d. Gr. obaudimus, annuimus, obtemperamus, niemals aurem accommodamus. 4. Niemals findet sich in den betreff. Arengen bei Karl d. Gr. im Nachsatze : non solum - verum etiam. 5. Das Verbum des Hauptsatzes erscheint immer in positiver Form, gewöhnlich : confidimus; niemals in der doppelt negierten : non dubitamus. Die Verschiedenheiten sind also größer und wesentlicher, als die Uebereinstimmung. Die Einleitung der Dispositio mit den Worten : libentissime assentimus verrät die Benützung einer Werdener ottonischen Immunität als Vorlage, ebenso die Auslassung des Beurkundungsbefehls.

Bei den DD. Karls d. Gr. heißt es regelmäßig : Cuius peti

tionem noluimus (oder nequivimus) denegare, und wird fortgesetzt : praecipientes enim ... Für die Pertinenzformel läßt sich eine Parallele nicht anführen ; sie beruht jedenfalls auf freier Combination des Schreibers. Auch die Corroborationsformel (in Mühlb. Reg. n. 387) ist durch Diplome Karls d. Gr. nicht zu belegen ; insbesondere anuli nostri impressione kommt nur in einem Originale (Mühlb. Reg. n. 190 für St. Denys) vor, und ist hier der Vorurkunde ent nommen ; dann noch in dem zweifelhaften Originale für Hersfeld (Mühlb. Reg. n. 227) ; sonst nur in Abschriften.

Regelmäßig dagegen ist die Formel : de anulo nostro.

Vom Eschatokoll zeigt weder Signumzeile, noch Recognitio, noch Datierung irgend welche Uebereinstimmung mit den Diplomen Karls d. Gr.

Das Prädikat augustus findet

erst unter Ludwig d. Fr. in die Signumzeile Eingang. Weder Hildegrim, Liudgers Bruder und Bischof von Châlons s. M., noch Alcuin, Abt von Tours, sind jemals in

4

der Kanzlei Karls als Beamte tätig gewesen. aus Altfrids Vita Liudgeri entlehnt.

Zeit ganz unmöglichen Titeln bedacht. Muster hin.

Der Schreiber hat die Namen ohne Zweifel

Ueberdies werden die beiden Männer mit für jene Die Datierung deutet wieder auf ottonische

Unter Karl d . Gr. ist deren Fassung stets subjektiv : anno . . . imperii

nostri; den Regierungsjahren wird Christo propitio beigegefügt ; anni regni werden stets als solche in francia oder in italia bezeichnet ; die Nennung des Incarnationsjahres findet erst im J. 876 Eingang.

Statt regni eius würde man richtiger : regni domni Karoli ...

erwarten, da für das Pronomen kein Substantiv vorhergeht, auf das es sich beziehen könnte.

Was den Ausstellungsort Worms betrifft, so ist in der ganzen Kaiserzeit Karls

kein Diplom daselbst ausgefertigt worden. Die königliche Pfalz brannte im Winter 790 nieder, und erst im J. 827 werden wieder Urkunden aus Worms datiert. muß auch die Namensform Uuormatia erscheinen, da sich in Originalen aus zeit Karls durchaus Uurmasia findet ;

Bedenklich Königs

bedenklich endlich die Setzung der Praeposition :

in U., während es in Originalen (bis 790) stets heißt : U. civitate pubblica. Zu beanstanden ist außerdem noch folgendes : 1. Die Bezeichnung Liudgers als beatae memoriae . . . da Liudger erst im J. 809 gestorben ist, und dieser Ausdruck nur von Toten gebraucht wird. 2. Die Bezeichnung Liudgers als episcopus, da er erst 804, März 30, Bischof von Münster geworden ist. 3. Nur flüchtig soll auf die Verworrenheit und Unklarheit in der Narratio und Dispositio hingewiesen werden . Einmal bittet Liudger um Erlaubnis zum Kirchen bau, dann wird die Kirche als schon bestehend vorausgesetzt und in königl. Schutz genommen .

In Wirklichkeit ist der Kirchenbau nicht vor 804 beendet

worden, da die Kirche von Liudger selbst geweiht wurde, dieser also bereits Bischof gewesen sein muß. 4. Unmöglich sind endlich für das 9. Jahrh. überhaupt die Formen : uuerthina, ruricho und brabant. Zu ersterer habe ich folgendes zu bemerken : Die ur sprüngliche Form war uueridinum, seit Ende des 9. Jahrh. uueridina, im 10. und bis zur Mitte des

11. Jahrh. uuerdina, dann durch etwa hundert Jahre

uuerthina, seit der Mitte des 12. Jahrh. ohne Unterschied werthina und werdena, davon das deutsche Werdene und Werden. Die Form mit th gehört also wohl frühestens der Mitte des 11. Jahrh. an. Übrigens war uueridinum ursprünglich kein Ortsname, sondern ein Flurname, nach der natürlichen Beschaffenheit dieses Stückes Erdboden gewählt. Für ruricho geben die Mon. Germ. DD. Karol. im Register rurichus als Nominativ an; ruricho ist aber ohne Zweifel als indeclinables Neutrum zu betrachten, entstanden aus ruricgo.

Jedenfalls gehört die Form mit ch auch erst dem 11. Jahrh. an.

selbe gilt von brabant, für welches die ältere Form bracbant lautet.

Das

5

Als Vorlage für unsere Fälschung diente nach bisheriger allgemeiner Annahme ein Diplom Karls III.

Eine eingehende Untersuchung der Urkunden dieses Herrschers

ergab jedoch nur die teilweise Richtigkeit der Hypothese. Chrismon, Recognitionszeichen und Monogramm sind ohne Zweifel einem Diplom Karls III. entlehnt, sie finden sich genau in derselben Form in Mühlb. Reg. nn. 1645, 1646, 1647, 1648, 1655, 1676, sämtlich recognosziert von Waldo. Im Übrigen ist aber die Schrift der Diplome Karls III . und gerade der genannten Stücke, doch zu verschieden, um für die ganze Nachzeich nung eine Urkunde dieses Herrschers als Schreibvorlage annehmen zu können. ¹) Noch größere Differenzen ergeben sich bei der Diktatvergleichung.

Über 30 Diplome Karls III.,

darunter mit der Recognition Waldos : Mühlb. Reg. nn. 1615, 1634, 1641 , 1642, 1643, haben eine mit unserer Fälschung einigermaßen ähnlich lautende Arenga, doch ist die Ähnlichkeit noch weit geringer, als bei den diesbezüglichen Diplomen Karls d . Gr.

Jedoch

keine einzige Urkunde Karls III. weist eine Arenga auf, die sich mit derjenigen des Werdener Stückes decken würde. Das Verbum der Narratio ist bei den DD. Karls III. gewöhnlich deprecatus est oder petiit, sehr selten postulavit.

Die Schenkungsurkunden Karls III.

verwenden als

Prädikat des hierauf sich beziehenden Satzes gewöhnlich concessimus, selten condonamus, öfter findet sich der Zusatz : iure perpetuo in proprietatem; jure hereditario vermag ich dort nicht nachzuweisen, dagegen habe ich es wiederholt in Werdener Traditionen ge Das geschenkte Gut wird in den DD. Karls III . gewöhnlich bezeichnet als : res proprietatis nostrae, oder : res juris nostri, bei Mühlb. 387 dagegen : fiscum nostrum. Vollständig verschieden ist die Pertinenzformel. Die Corroboratio trägt in den Urkunden

funden.

Karls III. einen ganz verschiedenen Charakter. lauten : Et ut hoc praeceptum ... "9 99 haec ... auctoritas

Die weitaus am häufigsten Formeln dafür

pleniorem in dei nomine obtineat firmitatem, certius credatur et diligentius observetur,

manu propria (subter seit dem 1. ital. Zuge) eam firmavimus (selten Particip), jussimus sigillari, et anulo nostro { insigniri jussimus. } Bei der Signumzeile stimmt entweder die Formel oder die Stellung des Mono gramms von Mühlb. Reg. n. 387 mit derjenigen bei Karl III. nicht überein.

In der

Recognition nennt sich Waldo bis 822, November, und dann noch zweimal (Mühlb. Reg. nn. 1652 und 1653) notarius, seit nn. 1642 ff. aber, also gerade in den für uns in Betracht kommenden Stücken, bereits cancellarius. weise ) den Titel archicappellanus.

Liutward führt nur ganz ausnahms

Die Recognition : N. notarius ad vicem N. archi

capellani, also durch den Notar mit Umgehung des Kanzlers, kommt unter Karl III. überhaupt nicht vor.

Große Differenzen zeigt endlich die Datierung, sowohl in den

") Auch die in Mon. Germ. D. Karl d. Gr. n. 266 geltend gemachte Schriftähnlichkeit mit Mühlb. Reg. n. 1749 (Kaiserurk. in Abb. VII, 20) ist wohl viel zu gering; eher könnte man fast auf Mühlb. Reg. 1654 (Kaiserurk. in Abb. VII, 18) hinweisen. Mühlb. Reg. nn. 1641 (orig.), 1630 und 1650 (cop.)

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der Kanzlei Karls als Beamte tätig gewesen.

Der Schreiber hat die Namen ohne Zweifel

aus Altfrids Vita Liudgeri entlehnt. Ueberdies werden die beiden Männer mit für jene Zeit ganz unmöglichen Titeln bedacht. Die Datierung deutet wieder auf ottonische Muster hin. Unter Karl d. Gr. ist deren Fassung stets subjektiv : anno ... imperii nostri; den Regierungsjahren wird Christo propitio beigegefügt ; anni regni werden stets als solche in francia oder in italia bezeichnet ; die Nennung des Incarnationsjahres findet erst im J. 876 Eingang.

Statt regni eius würde man richtiger: regni domni Karoli ...

erwarten, da für das Pronomen kein Substantiv vorhergeht, auf das es sich beziehen könnte.

Was den Ausstellungsort Worms betrifft, so ist in der ganzen Kaiserzeit Karls

kein Diplom daselbst ausgefertigt worden. Die königliche Pfalz brannte im Winter 790 nieder, und erst im J. 827 werden wieder Urkunden aus Worms datiert.

Bedenklich

muß auch die Namensform Uuormatia erscheinen, da sich in Originalen aus der Königs zeit Karls durchaus Uurmasia findet ; bedenklich endlich die Setzung der Praeposition : in U., während es in Originalen (bis 790) stets heißt : U. civitate pubblica. Zu beanstanden ist außerdem noch folgendes : 1. Die Bezeichnung Liudgers als beatae memoriae ... da Liudger erst im J. 809 gestorben ist, und dieser Ausdruck nur von Toten gebraucht wird. 2. Die Bezeichnung Liudgers als episcopus, da er erst 804, März 30, Bischof von Münster geworden ist. 3. Nur flüchtig soll auf die Verworrenheit und Unklarheit in der Narratio und Dispositio hingewiesen werden. Einmal bittet Liudger um Erlaubnis zum Kirchen bau, dann wird die Kirche als schon bestehend vorausgesetzt und in königl. Schutz genommen. In Wirklichkeit ist der Kirchenbau nicht vor 804 beendet worden, da die Kirche von Liudger selbst geweiht wurde, dieser also bereits Bischof gewesen sein muß. 4. Unmöglich sind endlich für das 9. Jahrh. überhaupt die Formen : uuerthina, ruricho und brabant.

Zu ersterer habe ich folgendes zu bemerken : Die ur

sprüngliche Form war uueridinum, seit Ende des 9. Jahrh. uueridina, im 10 . und bis zur Mitte des 11. Jahrh. uuerdina, dann durch etwa hundert Jahre uuerthina, seit der Mitte des 12. Jahrh. ohne Unterschied werthina und werdena, davon das deutsche Werdene und Werden.

Die Form mit th gehört also wohl

frühestens der Mitte des 11. Jahrh. an. Übrigens war uueridinum ursprünglich kein Ortsname, sondern ein Flurname, nach der natürlichen Beschaffenheit dieses Stückes Erdboden gewählt. Für ruricho geben die Mon. Germ. DD. Karol. im Register rurichus als Nominativ an; ruricho ist aber ohne Zweifel als indeclinables Neutrum zu betrachten, entstanden aus ruricgo.

Jedenfalls gehört die Form mit ch auch erst dem 11. Jahrh. an.

selbe gilt von brabant, für welches die ältere Form bracbant lautet.

Das

5

Als Vorlage für unsere Fälschung diente nach bisheriger allgemeiner Annahme. ein Diplom Karls III.

Eine eingehende Untersuchung der Urkunden dieses Herrschers

ergab jedoch nur die teilweise Richtigkeit der Hypothese. Chrismon, Recognitionszeichen und Monogramm sind ohne Zweifel einem Diplom Karls III. entlehnt, * sie finden sich genau in derselben Form in Mühlb. Reg. nn. 1645,

1646, 1647, 1648, 1655, 1676,

sämtlich recognosziert von Waldo. Im Übrigen ist aber die Schrift der Diplome Karls III. und gerade der genannten Stücke, doch zu verschieden, um für die ganze Nachzeich nung eine Urkunde dieses Herrschers als Schreibvorlage annehmen zu können . ¹) Noch größere Differenzen ergeben sich bei der Diktatvergleichung.

Über 30 Diplome Karls III.,

darunter mit der Recognition Waldos : Mühlb. Reg. nn. 1615, 1634, 1641 , 1642, 1643, haben eine mit unserer Fälschung einigermaßen ähnlich lautende Arenga, doch ist die Ähnlichkeit noch weit geringer, als bei den diesbezüglichen Diplomen Karls d. Gr. Jedoch keine einzige Urkunde Karls III. weist eine Arenga auf, die sich mit derjenigen des Werdener Stückes decken würde. Das Verbum der Narratio ist bei den DD. Karls III. gewöhnlich deprecatus est Die Schenkungsurkunden Karls III. verwenden als Prädikat des hierauf sich beziehenden Satzes gewöhnlich concessimus, selten condonamus,

oder petiit, sehr selten postulavit.

öfter findet sich der Zusatz : iure perpetuo in proprietatem ; jure hereditario vermag ich dort nicht nachzuweisen, dagegen habe ich es wiederholt in Werdener Traditionen ge funden. Das geschenkte Gut wird in den DD. Karls III . gewöhnlich bezeichnet als : res proprietatis nostrae, oder : res juris nostri, bei Mühlb. 387 dagegen : fiscum nostrum. Vollständig verschieden ist die Pertinenzformel. Die Corroboratio trägt in den Urkunden Karls III. einen ganz verschiedenen Charakter. Die weitaus am häufigsten Formeln dafür lauten : • · Et ut hoc praeceptum auctori ... haec tas 99 99

pleniorem in dei nomine obtineat firmitatem, certius credatur et diligentius observetur,

manu propria (subter seit dem 1. ital. Zuge) eam firmavimus (selten Particip), jussimus sigillari, et anulo nostro insigniri jussimus. Bei der Signumzeile stimmt entweder die Formel oder die Stellung des Mono gramms von Mühlb. Reg. n. 387 mit derjenigen bei Karl III. nicht überein.

In der

Recognition nennt sich Waldo bis 822, November, und dann noch zweimal (Mühlb. Reg. nn. 1652 und 1653) notarius, seit nn. 1642 ff. aber, also gerade in den für uns in Betracht kommenden Stücken, bereits cancellarius. weise

den Titel archicappellanus.

Liutward führt nur ganz ausnahms

Die Recognition : N. notarius ad vicem N. archi

capellani, also durch den Notar mit Umgehung des Kanzlers, kommt unter Karl III. überhaupt nicht vor.

Große Differenzen zeigt endlich die Datierung, sowohl in den

') Auch die in Mon. Germ. D. Karl d. Gr. n. 266 geltend gemachte Schriftähnlichkeit mit Mühlb. Reg. n. 1749 ( Kaiserurk. in Abb. VII, 20) ist wohl viel zu gering; eher könnte man fast auf Mühlb. Reg. n. 1654 (Kaiserurk. in Abb. VII, 18) hinweisen. " Mühlb. Reg. nn. 1641 (orig.), 1630 und 1650 (cop.)

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einzelnen Elementen, als in deren Anordnung. niemals gezählt.

Königsjahre in Italien werden bei Karl III .

Unleugbar besteht ein Zusammenhang zwischen Mühlb. Reg. n. 387 und der zweiten Urk. Otto II . für Werden (D. O. II, 290), denn es ist gewiß kein Zufall, daß die Arengen dieser beiden Stücke fast wörtlich übereinstimmen.

Andrerseits begegnet

uns die Corroboratio des erstgenannten Diploms wörtlich in DO. II, 292.

Dieses kann

aber unmöglich als Vorlage für die karoling. Fälschung gedient haben ; dessen Corro boratio wird vielmehr auch in der ursprünglichen zweiten Immunität Otto II. für Werden gestanden und daraus in die karoling. Fälschung übernommen worden sein.

DO. II,

290 ist in der uns vorliegenden Fassung eine an Stelle der echten Immunität Otto II. unterschobene Fälschung, jedenfalls aus der Werkstatt desselben Mannes, der auch die Falsifikate DO. III,

151 und DH. II, 9 herstellte, mit welchen eine auffallende Ueber

einstimmung im Formulare des Contextes und Eschatokolls besteht. Der Schreiber von Mühlb. Reg. n. 387 hat jedenfalls nicht einheitlich nach einer Vorlage gearbeitet, sondern, weil er offenbar eine ganz passende nicht zur Verfügung hatte, sich sein Material von verschiedenen Seiten zusammengetragen : aus ottonischen Vorlagen, aus Urkunden Karls III., aus Altfrids Vita Liudgeri und vielleicht auch aus Werdener Traditionen. So erklärt sich die teilweise Ähnlichkeit mit verschiedenen Ur kundengruppen, ohne daß sich mit einer derselben eine vollkommene Übereinstimmung ergeben würde. Ueber die angebliche Schenkung von Lothusa vergl. „ Beiträge " XI, S. 36 ff.

Die

selbe wird bis ins 12. Jahrh. nirgends erwähnt und dürfte erst damals auf Grund falscher Interpretation der betreffenden Stelle in Altfrids Vita Liudgeri von Seite der Abtei geltend gemacht worden sein. Nach bisheriger Annahme soll die Fälschung zu Beginn des 11. Jahrh. angefertigt worden sein, u. zw. von demselben Schreiber, welcher die Diplome Arnolfs (Mühlb. Reg. n. 1801 ), Heinrich I., (DH ., 26), Otto II., (DO. II, 88), Otto III., (DO. III, 17) und den Text des Diploms Heinrich II., (DH. II, 9) geschrieben habe. Da ich zu wesentlich anderen Ergebnissen gelangt bin, und die Frage sich nur im Zusammenhange behandeln läßt, so verweise ich auf die Ausführungen im 1. Excurse und begnüge mich hier mit der Bemerkung, daß die Fälschung Karls d. Gr. wahrscheinlich erst zu Beginn des 12. Jahrh., und wohl von anderer Hand, als die angeführten Urkunden, hergestellt worden ist.

2.

Ludwig III.

Buerstadt , 877, Mai 22. Ludwig III. gewährt dem Kloster Werden auf Bitten des Bischofs Hildegrim von Halberstadt Königsschutz, Immunität, das Recht der Vogternennung durch den Abt und Zollfreiheit in Neuß. Originaldiplom im kgl. Staatsarchiv in Düsseldorf (A). Kopien: a) aus d . Mitte d . 12. Jahrh. im liber privil. maior, fol. 19 b (B), " " » 14. b) • " minor, fol 7b (C). " Facsimile in: Kaiserurkunden in Abbildungen, Lief. VII, Tafel 11 . Böhmer-Mühlbacher, Reg. n. 1554. C.

In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis.

gratia rex.

Hludouuicus diuina fauente

Si petitionibus ¹ ) fidelium praesulum sanctae dei aecclesiae iusta et

rationabilia petentium ad effectum perduxerimus,

hoc nobis procul dubio ad

aeternae remunerationis premia capessenda profuturum esse liquido credimus. Quapropter nouerit omnium fidelium nostrorum, tam praesentium quam et fu turorum industria, qualiter quidam uir || uenerabilis nomine Hildegrimmus , Alber statensis civitatis episcopus quoddam monasterium noncupatum Uuiridine cum petitione fratrum ibidem deo seruientium nostro commendauit patrocinio ( et nostrae defensionis tuitioni ) , ) || rogans idipsum et³) poscentibus fratribus, ut iam dictum monasterium sub sua consistat potestate omni tempore uitae suae, et post discessum ipsius praedicti monasterii fratres deinceps potestatem habeant inter se eligendi ab- || batem, qui eos regulariter procurare sciat.

Nos etiam petitio

nibus iam fati episcopi et praescriptorum fratrum assensum praebuimus et iussi mus fieri hoc nostrae auctoritatis praeceptum, per quod decernimus atque iube mus, ut

praefata petitio firma stabilisque permaneat.

Hominibus itaque prae

dictorum fratrum nulla iudiciaria potestas uel iudex publicus praesit. eis freda siue paratae faciendae exigantur.

Non ab

Praefati monasterii fratres homi

nesque ipsorum ab omni uectigalium exquisitione securi in Niusa permaneant. Coram aduocato ( quem abbas constituerit, si quid est) ¹) ratiocinandum³) aut ||

¹) A auf Rasur. ex: A auf Rasur. ci übergeschrieben.

8

corrigendum, fiat, et in munitatis tuitione semper permaneant et ubique. Et ut haec auctoritas assensionis nostrae firmior habeatur et per futura tempora a fidelibus nostris melius cre-

datur et diligentius obseruetur, manu propria nostra

subter eam firmauimus et anuli nostri impressione sigillare iussimus. || Signum Hludouuici (M. f.) serenissimi regis. * Uolfherius cancellarius aduicem Liutberti archicappellani recognoui et ⠀ (S. R. c. n. t.: Uuolfherius scripsi et subscripsi .) Data XI kal. iun. indict. X, Anno dominice incarnat.

(Sig. dep .) DCCCLXXVII, Anno

primo regni Hludouuici serenissimi regis in orientali Francia regnantis. Bisestat in dei nomine feliciter.

Actum

Amen.

Geschrieben von Wolfherius B, an zwei bedeutsamen Stellen (Z. 3 und Z. 7) von späterer Hand geschickt radiert und interpoliert.

Da sich die Urkunde nicht an das

übliche karolingische Formular für Immunitätsverleihungen anschließt, und der Text auch an mehreren Stellen verunstaltet ist, so vermutet Sickel, ¹) daß die Immunität frei stilisiert wurde, zunächst in einem Concepte, welches der vielleicht minder geübte Ingrossator an mehreren Stellen verlesen hat.

Die beiden Interpolationen beurteilt jedoch Sickel ent

schieden zu günstig, und bei der Rekonstruktion des Textes tut er demselben teilweise wohl unnötig Gewalt an. Bischof Hildegrim bemühte sich, wie wir auch aus anderer Quelle ) wissen, sehr für das Kloster Werden, das sein Familienerbe war, Immunität zu erlangen.

Er schickte

deshalb einen Boten in Begleitung des Liudolfingers Oddo an den König, um ihm das Kloster zu commendieren.

Jedenfalls gab er wohl dem Boten eine Bittschrift mit, und

diese wurde wahrscheinlich gleich dazu benutzt, für die Ausfertigung der Immunitätsur kunde entsprechende Vermerke anzubringen und das Concept herzustellen. Der In grossator hat nun offenbar für die Narratio und Petitio zunächst die Bittschrift wörtlich abgeschrieben, anstatt nur dasjenige aufzunehmen, was auch wirklich gewährt worden war.

So konnte es wohl geschehen, daß in der Narratio auch von dem Rechte freier

Abtwahl die Rede ist, während die Dispositio darüber nichts enthält.

Des Weiteren

scheint der Schreiber sich nicht ausgekannt zu haben, in welcher Reihenfolge die einzelnen Gewährungen anzuordnen seien, und so kam Verwirrung und Unklarheit in den Text hinein. Bevor ich auf die von Sickel versuchten Verbesserungen des Textes eingehe, möchte ich zuerst die einzelnen Bestimmungen der Urkunde in der Reihenfolge, wie sie dort angeführt werden, zur leichteren Orientierung hier mitteilen.

Sie lauten :

1. Hominibus itaque praedictorum fratrum nulla judiciaria potestas vel judex pub licus praesit. 2. Non ab eis freda sive paratae faciendae exigantur. ¹) Kaiserurkunden in Abb. Text, S. 169. * Hildegrims Brief an Propst Reginbert, bei Erhard, Regesta hist. Westfaliae, I, S. 3. n. I.

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3. Praefati monasterii fratres hominesque ipsorum ab omni vectigalium exquisitione securi in Niusa permaneant. 4. Coram advocato, (quem abbas constituerit, si quid est) ratiocinandum aut corri gendum, fiat. 5. Et in munitatis tuitione semper permaneant et ubique. Die Bestimmungen über die Immunität (nn. 1 , 2, 4) werden hier durch die Zoll befreiung unterbrochen, welch letztere offenbar an die Immunitätsverleihung hätte ange hängt werden sollen. Lassen wir nun einfach die Bestimmungen in der Ordnung: 1, 2, 4, 3, 5 aufeinanderfolgen ¹), dann haben wir nicht nur für die Immunitätsbestimmungen (1, 2, 4) den Zusammenhang wieder hergestellt, sondern auch durch die Aufeinander folge von n. 3 und n. 5 zu dem letzten Satze das dazu gehörige Subjekt : monasterii fratres hominesque ipsorum, wieder gewonnen. Sickel schlägt folgende Ordnung vor : 1 , 2, 4, 5, 3, unter der Voraussetzung, n. 5 habe als rekapitulierende Phrase für die Immunitätsbestimmungen zu gelten.

Außerdem

nimmt er an, daß das et ubique nicht zu semper permaneant gehöre, sondern zu : in Niusa permaneant, und vom Schreiber verwechselt worden sei. Darin geht Sickel entschieden zu weit ; denn, welchen Sinn sollte es haben, Zollfreiheit in Neuß zu ge währen, wenn die Zollbefreiung ohnedies eine allgemeine gewesen wäre ? Daß sie es aber nicht war, geht schon aus der nächsten Immunitätsurkunde Werdens, dem Diplom K. Zwentibolds, hervor, in welchem die (bisher nur in Neuß gewährte) Zollfreiheit auf alle Märkte am Rhein ausgedehnt wurde und außerdem : indigent emere aut vendere.

ubicunque ad suas utilitates

Wäre nun die Zollfreiheit schon vor der Erweiterung durch

Zwentibold eine allgemeine gewesen, dann würde die Gewährung des Letzteren eher eine Beschränkung bedeuten.

Es will mir daher gerechtfertigter erscheinen, das : et ubique

an seiner ursprünglichen Stelle zu belassen, sowie den Passus n. 5 nicht nur als Reka pitulation der Immunitätsverleihung, sondern überhaupt der ganzen Dispositio gelten zu lassen.

Bezüglich der beiden auf Rasur stehenden Stellen hat bereits Erben 2) gezeigt,

daß es sich nicht um Verbesserungen des Ingrossators, sondern um Interpolationen einer späteren Hand handeln dürfte.

So geschickt man dabei auch vorgegangen ist, treten

dieselben im Original jetzt schon durch die bedeutend dunklere Tinte aus dem Texte hervor. Die erste der Interpolationen : et nostrae defensionis tuitioni (Z. 3) ist bereits dadurch auffallend, daß sie sich in der Narratio befindet. Dem Sinne nach dürfte hinter patrocinio ein Abschluß zu denken sein, worauf die Petitio folgte, etwa : adiit ergo celsitudinem nostram, rogans id ipsum . ; dadurch wäre auch für id ipsum, das sich offenbar auf patrocinium, und nur auf dieses, beziehen soll, der Zusammenhang herge stellt.

Daß es sich um

eine wirkliche Interpolation handelt, geht auch aus

einem

Vergleiche mit der parallelen Stelle in der Immunität Zwentibolds hervor, wo nur von ¹) Auch die Ordnung : 1, 4, 2, 3, 5 wäre denkbar, scheint mir jedoch weniger wahrscheinlich . *) MIŎG. XII, 47. 1*

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corrigendum, fiat, et in munitatis tuitione semper permaneant et ubique. Et ut haec auctoritas assensionis nostrae firmior habeatur et per futura tempora a fidelibus nostris melius cre-

datur et diligentius obseruetur, manu propria nostra

subter eam firmauimus et anuli nostri impressione sigillare iussimus. Signum Hludouuici (M. f.) serenissimi regis.

Uolfherius cancellarius aduicem Liutberti archicappellani recognoui et (S. R. c. n. t.: Uuolfherius scripsi et subscripsi.) Data XI kal. iun. indict. X, Anno dominice incarnat.

(Sig. dep.) DCCCLXXVII, Anno

primo regni Hludouuici serenissimi regis in orientali Francia regnantis. Actum Bisestat in dei nomine feliciter. Amen. Geschrieben von Wolfherius B, an zwei bedeutsamen Stellen (Z. 3 und Z. 7) von späterer Hand geschickt radiert und interpoliert.

Da sich die Urkunde nicht an das

übliche karolingische Formular für Immunitätsverleihungen anschließt, und der Text auch an mehreren Stellen verunstaltet ist, so vermutet Sickel, ¹) daß die Immunität frei stilisiert wurde, zunächst in einem Concepte, welches der vielleicht minder geübte Ingrossator an mehreren Stellen verlesen hat.

Die beiden Interpolationen beurteilt jedoch Sickel ent

schieden zu günstig, und bei der Rekonstruktion des Textes tut er demselben teilweise wohl unnötig Gewalt an. Bischof Hildegrim bemühte sich, wie wir auch aus anderer Quelle ) wissen, sehr für das Kloster Werden, das sein Familienerbe war, Immunität zu erlangen.

Er schickte

deshalb einen Boten in Begleitung des Liudolfingers Oddo an den König, um ihm das Kloster zu commendieren.

Jedenfalls gab er wohl dem Boten eine Bittschrift mit, und

diese wurde wahrscheinlich gleich dazu benutzt, für die Ausfertigung der Immunitätsur kunde entsprechende Vermerke anzubringen und das Concept herzustellen. Der In grossator hat nun offenbar für die Narratio und Petitio zunächst die Bittschrift wörtlich abgeschrieben, anstatt nur dasjenige aufzunehmen, was auch wirklich gewährt worden So konnte es wohl geschehen, daß in der Narratio auch von dem Rechte freier Abtwahl die Rede ist, während die Dispositio darüber nichts enthält.

Des Weiteren

scheint der Schreiber sich nicht ausgekannt zu haben, in welcher Reihenfolge die einzelnen Gewährungen anzuordnen seien, und so kam Verwirrung und Unklarheit in den Text hinein. Bevor ich auf die von Sickel versuchten Verbesserungen des Textes eingehe, möchte ich zuerst die einzelnen Bestimmungen der Urkunde in der Reihenfolge, wie sie dort angeführt werden, zur leichteren Orientierung hier mitteilen. Sie lauten : 1. Hominibus itaque praedictorum fratrum nulla judiciaria potestas vel judex pub licus praesit.

2. Non ab eis freda sive paratae faciendae exigantur. ¹) Kaiserurkunden in Abb. Text, S. 169. Hildegrims Brief an Propst Reginbert, bei Erhard, Regesta hist. Westfaliae, I, S. 3. n. I.

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3. Praefati monasterii fratres hominesque ipsorum ab omni vectigalium exquisitione securi in Niusa permaneant. 4. Coram advocato,

quem abbas constituerit, si quid est) ratiocinandum aut corri

gendum, fiat. 5. Et in munitatis tuitione semper permaneant et ubique. Die Bestimmungen über die Immunität (nn. 1 , 2, 4) werden hier durch die Zoll befreiung unterbrochen, welch letztere offenbar an die Immunitätsverleihung hätte ange hängt werden sollen. Lassen wir nun einfach die Bestimmungen in der Ordnung : 1, 2, 4, 3, 5 aufeinanderfolgen ¹ ), dann haben wir nicht nur für die Immunitätsbestimmungen (1, 2, 4) den Zusammenhang wieder hergestellt, sondern auch durch die Aufeinander folge von n. 3 und n. 5 zu dem letzten Satze das dazu gehörige Subjekt : monasterii fratres hominesque ipsorum, wieder gewonnen. Sickel schlägt folgende Ordnung vor : 1 , 2, 4, 5, 3, unter der Voraussetzung, n. 5 habe als rekapitulierende Phrase für die Immunitätsbestimmungen zu gelten.

Außerdem

nimmt er an, daß das et ubique nicht zu semper permaneant gehöre, sondern zu : in Niusa permaneant, und vom Schreiber verwechselt worden sei.

Darin geht Sickel

entschieden zu weit ; denn, welchen Sinn sollte es haben, Zollfreiheit in Neuß zu ge währen, wenn die Zollbefreiung ohnedies eine allgemeine gewesen wäre ? Daß sie es aber nicht war, geht schon aus der nächsten Immunitätsurkunde Werdens, dem Diplom K. Zwentibolds, hervor, in welchem die (bisher nur in Neuß gewährte) Zollfreiheit auf alle Märkte am Rhein ausgedehnt wurde und außerdem : indigent emere aut vendere.

ubicunque ad suas utilitates

Wäre nun die Zollfreiheit schon vor der Erweiterung durch

Zwentibold eine allgemeine gewesen, dann würde die Gewährung des Letzteren eher eine Beschränkung bedeuten.

Es will mir daher gerechtfertigter erscheinen, das : et ubique

an seiner ursprünglichen Stelle zu belassen, sowie den Passus n. 5 nicht nur als Reka pitulation der Immunitätsverleihung, sondern überhaupt der ganzen Dispositio gelten zu lassen.

Bezüglich der beiden auf Rasur stehenden Stellen hat bereits Erben 2) gezeigt,

daß es sich nicht um Verbesserungen des Ingrossators, sondern um Interpolationen einer späteren Hand handeln dürfte.

So geschickt man dabei auch vorgegangen ist, treten

dieselben im Original jetzt schon durch die bedeutend dunklere Tinte aus dem Texte hervor. Die erste der Interpolationen : et nostrae defensionis tuitioni (Z. 3) ist bereits dadurch auffallend, daß sie sich in der Narratio befindet. Dem Sinne nach dürfte hinter patrocinio ein Abschluß zu denken sein, worauf die Petitio folgte, etwa :

adiit ergo

celsitudinem nostram, rogans id ipsum . . . ; dadurch wäre auch für id ipsum, das sich offenbar auf patrocinium, und nur auf dieses, beziehen soll, der Zusammenhang herge stellt. Daß es sich um eine wirkliche Interpolation handelt, geht auch aus einem Vergleiche mit der parallelen Stelle in der Immunität Zwentibolds hervor, wo nur von ¹) Auch die Ordnung : 1 , 4, 2, 3, 5 wäre denkbar, scheint mir jedoch weniger wahrscheinlich . 9) MIÖG. XII, 47. 1*

10

tuitio, nicht von defensio, die Rede ist. ¹)

Da man den Umfang der Rasuren deutlich

wahrnehmen kann, so gelingt es vielleicht noch, den ursprünglichen Text wiederherzu stellen.

Weniger gut läßt sich bei der zweiten Interpolation : quem abbas constituerit, si

quid est (Z. 7) erkennen, was radiert worden ist. Inhaltlich ist aber diese die bedeutsamere, weil es sich dabei um das wichtige Recht der Vogternennung handelt. In den unzweifelhaft echten Immunitäten bis auf Heinrich IV. wird über dieses Recht niemals etwas gesagt, es stand also wohl dem König zu.

Im Diplom Ludwigs III. dürfte dieser Vorbehalt aus

drücklich erwähnt gewesen sein, etwa wie in der Urkunde Ludwigs d. D. für Neuenheerse (Mühlb. Reg. n.

1486) :

,,coram advocato a nobis constituto".

Die Spuren dieser ur

sprünglichen Verhältnisse wollte man offenbar verwischen und anderseits durch die Ein schaltung: et nostrae defensionis tuitioni gegen die zunehmenden Bedrückungen der Vögte einen Anspruch auf persönliches Einschreiten des Königs als Schutzherrn des Klosters geltend machen.

Daraus und aus dem Umstande, daß die Immunitäten bis einschließlich

Heinrich III. diese Verhältnisse gar nicht berühren, ergibt sich, daß die Interpolationen nicht vor Mitte des 11. Jahrhunderts vorgenommen wurden.

Die Ansicht Erbens 2),

welcher 983-985 als Zeitpunkt hierfür aufstellt, stützt sich auf die unhaltbare Voraus setzung der Echtheit von DO . III, 17. Veranlassung zur Kommendierung des Klosters durch Bischof Hildegrim II . gaben die unsicheren äußeren Verhältnisse. Die Streitigkeiten um den Besitz der Stiftung Liudgers waren zwar beseitigt ³) , allein Lotharingien, an dessen Ostgrenze Werden lag, bildete ein beständiges Streitobjekt zwischen Ost- und Westfrancien. Dazu kamen die Einfälle der Normannen, welche auf ihren Schiffen rheinaufwärts bis Neuß fuhren und die Gegend bedrohten.

Als nun Ludwig III. durch den Sieg bei Andernach (876) über

Karl d. Kahlen dessen Ansprüche auf Lothringen endgiltig beseitigt und mit seinen Brüdern den bekannten Teilungsvertrag geschlossen hatte,

da schien der rechte Augenblick ge

kommen, das Kloster unter den Schutz Ludwigs III. zu stellen. Die Beantwortung der Frage, wann die Mönche des Klosters Werden das Recht erlangt haben, sich ihren Abt selbst wählen zu dürfen, bereitet einige Schwierigkeiten. Jedenfalls hat sich Bischof Hildegrim (II.) von Halberstadt Mühe gegeben, dem Kloster dieses Recht zu verschaffen. *)

Ob aber bereits Ludwig III. mit der Immunität die Ver

leihung des Wahlrechts verbunden hat, darf man bezweifeln, denn in dem betreffenden Praecepte heißt es wohl in der Petitio : ut . . . post discessum ipsius (scil. Hildegrimi) praedicti monasterii fratres deinceps potestatem habeant inter se eligendi abbatem, allein im dispositiven Teile der Urkunde ist von der Verleihung des Abtwahlrechts mit keinem Worte die Rede. Wir besitzen nun einen ganz analogen Fall in der Immunität Pipins für

") 39 ... quatenus se ipsos et, quae sua in nostro regno sunt, sub nostro patrocinio ac tui tione susciperemus et privilegia, quae priores nostri pro tuitione illi monasterio contulerunt, nostri dignaremur praecepti auctoritate firmare. A. a. O., S. 47. Vgl. Beiträge“, XI, 52. * Vgl. den Brief Hildegrims an Propst Reginbert bei Erhard : Regesta hist. Westfaliae, I, S. 3, n. I.

11

Anisola¹) : Vom Abte des Klosters wird Schutz und Wahlrecht erbeten, in der Dispositio jedoch wird mit keinem Worte gesagt, daß auch das Wahlrecht bewilligt wurde.

Sickel )

führt dies auf eine Unbeholfenheit des Schreibers zurück, welcher, indem er die Urkunde als Schutzerteilung, die den Hauptgegenstand bildet, nach einem Formular aufsetzte, die Gewährung freier Abtwahl übersehen habe.

Ob dem wirklich so ist, oder nicht : jedenfalls

ist in den folgenden Immunitätsbestätigungen für Anisola das Privilegium des Wahlrechtes ausdrücklich erwähnt.

Anders bei Werden.

Von Ludwig III. bis auf Heinrich I. hat

das Kloster überhaupt nur eine einzige Immunitätsbestätigung aufzuweisen : Das Diplom K. Zwentibolds. In diesem aber wird das Wahlrecht ebenfalls nicht erwähnt. Außerdem wissen wir aus annalistischen Quellen 3), daß in den neunziger Jahren des 9. Jahrh . das abteiliche Amt mehrere Jahre vakant war, und daraus erklärt es sich auch, daß in der Urkunde Zwentibolds nicht der Abt, sondern die Mönche als Bittsteller genannt werden . Dies wäre unerklärlich, wenn das Kloster im Besitze des Wahlrechtes gewesen wäre, wie es auch unverständlich wäre, weshalb man durch ungefähr 5 Jahre hindurch von diesem Rechte keinen Gebrauch gemacht haben und den abteilichen Stuhl unbesetzt gelassen haben sollte.

Viel näher liegt daher die Vermutung, der König habe sich zunächst die

Ernennung des Abtes vorbehalten, und erst im 10. Jahrh., wahrscheinlich unter Heinrich I., spätestens unter Otto I., wurde den Mönchen die Abtwahl freigegeben.

Eine sichere

Entscheidung läßt sich nicht treffen, weil das Diplom Heinrichs I. nur durch Nachzeich nung überliefert ist.

Doch dürfte der das Wahlrecht enthaltende Passus zu den echten

Bestandteilen der sonst mehrfach interpolierten Urkunde gehören und bereitet der Auf fassung einerVerleihung (nicht : Bestätigung) des Wahlrechtes keine Schwierigkeiten, denn es heißt (ebenso wie in den späteren Immunitätsbestätigungen) : Insuper eidem fratrum collegio ad eligendum inter se abbatem potestatem concedimus, schließt also mindestens unsere Auffassung nicht aus. Da in der ältesten Geschichte des Klosters seit dem Tode Hildegrims tatsächlich Åbte erwähnt werden, so sind dieselben wohl vom König ernannt worden. Die längere Vakanz unter K. Arnolf würde sich dahin erklären lassen, daß der König absichtlich die Ernennung eines Abtes hinausschob, um inzwischen die Einkünfte der Abtei an sich zu ziehen. Erst um die Wende des 9. Jahrh. werden wieder Äbte genannt.

¹) Mühlbacher, Reg. n. 66. Vgl . Sickel : Beiträge zur Diplomatik, III , S. 190. Vgl. " Beiträge ", XI, 59.

3. Arnolf.

Gernsheim (sw. von Darmstadt), 888, August 23. K. Arnolf bestätigt auf Bitten des Abtes Hembil dem Kloster Werden Schutz, Immunität und Zollfreiheit; bestimmt, daß von den Herrenhöfen der Zehent ausschließlich an die Abtei zu entrichten sei ; gewährt freie Abtwahl, Enthebung des Abtes von der Heer bannpflicht, außer wenn dieser vom König Lehen erhalte ; ferner Freiheit von der Verpflich tung, den Bischof bei Visitationen zu bewirten, und bestätigt den Güterbesitz des Klosters. Originalnachbildung (Fälschung) im kgl . Staatsarchive in Düsseldorf (A). Kopien : a) im liber privil. major, fol. 20 a. (B). b) im liber privil. minor, fol . 9 a. (C). Böhmer-Mühlbacher, Reg. n. 1801. C.

In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis.

clementia rex .

Si seruorum dei petitionibus,

Arnulfus diuina fauente

quas pro aecclesiarum sibimet

commissarum utilitatibus nobis suggesserint, clementer annuerimus

id nobis

ad perpetuae beatitudinis premia promerenda liquido profuturum esse credimus. Unde omnibus sancte dei aecclesiae fidelibus presentibus scilicet et futuris notum esse nolumus, quod fidelis noster Hembil || abba monasterii, quod uocatur Uueri dina, insinuauit celsitudini nostrae, qualiter ipsum monachorum coenobium sibi commissum a beatae memoriae sancto Liudgero episcopo in propria eius here ditate fuerit

constructum monachisque contraditum, et gloriosissimorum regum

Hludouuici filii magni regis Karoli et successorum eius pro aeterna ipsorum omnisque gloriosissimi generis eorum memoria defensione et fuerit conseruatum.

Quam

tuitione actenus

ob rem nostram implorauit clementiam ,

ut idem

monasterium sub nostra tuitione suscipientes omnes concessiones ab antecesso ribus nostris sibi collatas nostrae auctoritatis precepto | firmaremus.

Cuius ratio

nabili et iustae petitioni assensum prebentes decernimus atque jubemus : inprimis, ut idem monasterium cum omnibus ad se pertinentibus plenissimae inmunitatis securitate perfruatur, neque puplicis || exactionibus uel quibus cumque modis illorum serui, liti uel liberi a qualibet iudiciaria potestate constringantur ; coram aduocato eorum, si quid adinquirendum est aut corrigendum, inquiratur et corri

13

gatur ; prefati monasterii fratres hominesque ipsorum ab omni uectigalium inqui sitione uel thelonei securi consistant ; preterea, quod aliis quoque monachorum coenobiis concessum constat, ut, ubicumque dominicatos mansos habuerint, in quocumque sint episcopio uel prefectura seu etiam prouincia uel regione siti, in omni regno a deo nobis collato, decimas, quas alias episcopi tollunt, ad portam concedimus monasterii, nec a nemine penitus eas alibi dare cogantur, sed sub nutu abbatis eiusdem monasterii in perpetuum permansura consistant, quatinus inde pro nostra et totius generis nostri perenni mercede superuenien tibus peregrinis et hospitibus seruiatur ;

insuper etiam eidem fratrum collegio

ad elegendum abbatem inter se potestatem concedimus : abbas illius monasterii ad castra et in hostem ire non cogatur, nisi forte regia liberalitate adiutus bene ficii copiam quandoque accipiat, illud faciendi ; illius etiam regionis episcopus, si synodalem ibidem conuentum uel sermonem facere ad populum destinauerit, de episcopio illi seruiatur, nisi forte eodem die alia circueundi uisitare loca uoluerit ; tunc benedictionem de abbate non pro debitio seruicio, sed pro amore suscipiat ; et quia nihil ad illum locum pertinet, nisi tantum hereditas sancti Liud geri et propinquorum eius, et elemosinę religiosorum hominum, ideo liceat abbati, illud monasterium cum rebus ad se pertinentibus libere ac plane possidere , quatinus eos melius delectet, pro nostra et nostrorum fidelium salute, ac totius imperii nostri statu diuinam

iugiter implorare clementiam.

Haec auctoritatis

nostrae concessio, ut firmiorem optineat stabilitatem, manu propria eam firmaui mus et anuli nostri impressione sigillari precepimus. Signum domni Arnolfi (M) inuictissimi regis. Ernustius¹ ) notarius ad uicem Thiotmari archicapellari ¹ ) recognoui et

c. n. n .)

(S. R.

(Sig. sp.)

Data X. kalendarum septembr. 2) anno incarnationis domini DCCCLXXXVIII , indictione autem VI, anno regni Arnulfi regis I. actum Gereneshem curte regia in dei nomine feliciter.

Amen .

Geschrieben ganz von einer Hand auf dünnem, blind liniertem Pergament mit ziemlich blasser Tinte. Für die verlängerte Schrift der ersten Zeile ist eine Doppellinie von 2 cm Distanz (wie bei D H, 26) gezogen, doch füllt die Schrift nur zwei Drittel des Raumes aus. In der Wahl der Buchstaben herrscht keine Consequenz : wir finden a mit und ohne obere Ansätze, p offen und geschlossen, t mit und ohne Schlinge u. s. w. Das Monogramm ist kanzleimäßig, das Chrismon mit demjenigen auf D H, 26 identisch, von dem unter Arnolf verwendeten ziemlich abweichend, noch mehr das Recognitionszeichen,

A. *) die übergeschrieben in : A.

14

auffallend ist bei letzterem auch die isolierte Stellung, während es bis Mitte des 10. Jahrh. regelmäßig mit dem vorausgehenden et verbunden wird.

Die im

Recognitionszeichen

stehenden notae notarii lassen eine Zugehörigkeit zu einem bestimmten Schreiber der Kanzlei Arnolfs nicht erkennen . Dennoch nötigen das einwandfreie Eschatokoll (abge sehen von Ernustius und archicapellari und besonders die Datierung zu der Annahme, daß zur Herstellung unserer Fälschung ein echtes Diplom Arnolfs, wenigstens die Kopie eines solchen, als Vorlage gedient hat, denn zwei Tage später urkundete der König ebenfalls in Gernsheim (Mühlb. Reg. n. 1802 für St. Gallen, Original, jedoch recognos ziert von Aspertus und ohne den Zusatz curte regia beim Ausstellungsorte).

Als Schreiber

der Vorlage kämen mit Rücksicht auf die Zeit der Ausfertigung die von Sickel mit A, B, C, D und F bezeichneten in Betracht, von denen A, C und D auch als Dik tatoren tätig waren .

Die teilweise Uebereinstimmung mit Mühlb. Reg. n . 1768 (für

Korvey), woraus Erben die Benutzung eines und desselben Conceptes für beide Urkunden ableiten wollte, verliert ihre Beweiskraft dadurch, daß auch letztere Urkunde als Fälschung erkannt ist. Besiegelung.

Der noch vorhandene, durchgedrückte Wachsklumpen zeigt keine Spur von Ob das Formular wirklich aus der Kanzlei Arnolfs stammt, ist mindestens

sehr zweifelhaft.

Jedenfalls besteht eine enge Beziehung der Immunität Arnolfs zu der

jenigen Heinrich I. (D H, 26), welche eher in der Weise zu erklären ist, daß D H, 26 zunächt auf Grundlage der echten Immunität Heinrich I. hergestellt wurde und hierauf die formelle Vorlage für die Fälschung Arnolfs bildete. Denn wie wollte man sonst er klären, weshalb die Immunität Zwentibolds eine unmittelbare Vorurkunde mit so präcis ausgearbeitetem Formular gänzlich unbeachtet ließ, und, daß so wichtige Privilegien, wie das der freien Abtwahl und der Zehentrechte in letzterer Urkunde überhaupt fehlen ? Das Diplom Zwentibolds schließt sich vielmehr, soweit es nicht selbständig stilisiert ist, an die Immunität Ludwigs III. an. Endlich muß beachtet werden, daß in keiner der späteren Immunitäten, in welchen regelmäßig die Vorurkunden aufgezählt werden, von einer Urkunde Arnolfs die Rede ist. ')

Wenn also das Kloster Werden überhaupt jemals

ein Diplom Arnolfs besessen hat, so kann sich dessen Inhalt und Formular nur zwischen den durch die Diplome Ludwigs III. und Zwentibolds gegebenen Grenzen bewegt haben. Über das Formular im einzelnen sowie über den Inhalt vgl. die Ausführungen bei n . 5 (DH, 26). Obwohl sich beim Vergleich dieser beiden Nachzeichnungen mehrfache Verschiedenheiten im Schriftcharakter ergeben, so dürfte die Annahme, daß beide von demselben Schreiber stammen, doch gerechtfertigt sein ; dafür sprechen auch die in beiden gebrauchte viersilbige Form Weridina, besonders aber archicappellari in der Recognition (bei DH, 26 archi cappellarii).

Da letztere Form erst unter Heinrich V. um das Jahr 1111 statt der allgemein

üblichen (archicappellani) auftaucht, so ist für die Entstehungszeit dieser beiden Nach zeichnungen ein wesentlicher Anhaltspunkt gegeben. Wenn im Privilegium P. Stephan V. vom Jahre 891 , (Jaffé-Löwenfeld : Reg. PP. II, n. 3467,) die Rede ist von einem privilegium ... Arnolfi quondam augusti, so wird dieser Passus schon durch das quondam und auch deshalb als spätere Interpolation gekennzeichnet, weil Arnolf 891 noch gar nicht Kaiser war.

4. Zwentibold .

Aachen , 898, Mai 11 . K. Zwentibold bestätigt dem Kloster Werden auf Bitten der Mönche und Fürsprache des Erzbischofs Ratpod von Trier und des (Liudolfingers, Herzog) Oddo Königschutz und Immunität sowie dessen Besitz, insbesondere die Schenkung von Friemersheim; dehnt die (von Ludwig III. in Neuß gewährte) Zollfreiheit auf alle Märkte am Rhein, und, wo das Kloster sonst etwas zu kaufen oder zu verkaufen nötig habe, aus und bestimmt, daß in Streitsachen niemand von den klösterlichen Hintersassen sich an das Grafengericht wenden dürfe, bevor er nicht beim Gerichte des Vogtes Recht gesucht. Kopie im liber privil. major fol. 20 b (B). Böhmer-Mühlbacher, Reg. n. 1974. In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis.

Zuenteboldus misericordia dei

rex. Comperiat omnium fidelium nostrorum, praesentium et futurorum, prudentia, qualiter fratres monasterii sancti Liudgeri, quod dicitur Uuerdina, nostrae sug gesserint dominationi, quatenus se ipsos et, quae sua in nostro regno sunt, sub nostro patrocinio ac tuitione susciperemus et priuilegia, quae priores nostri pro tuitione illi monasterio contulerunt, nostri dignaremur praecepti auctoritate fir mare.

Quorum suggestioni ob amorem dei et interuentum honorabilis Rat

bodi, Treuirorum episcopi, et Oddonis fidelis nostri libentissime annuentes uolu mus, ut sub nostro mundiburdio res, quascunque in nostro regno habent, secure possideant.

Donationem siue illius fisci, qui dicitur Frimersheim, siue aliarum

quarumcunque possessionum cum mancipiis et siluis, pratis et omni integritate ratam habeant et immobiliter stabilitam.

Item concedimus eis, ut in omnibus

mercatibus, que per renum sunt, a teloneis sint liberi, nec aliquid exigatur, ubi cumque ad suas utilitates indigent emere aut uendere.

Item praecipimus, ut

nullus iudex in eorum hominibus habeat ditionem, sed aduocatus eorum super eis iustitias agat,

nec ad publicum mallum quisquam

succlamationem faciat,

priusquam aduocatum eorum interpellauerit pro iustitia facienda.

Et ut haec

auctoritatis nostrae concessio firmior in dei nomine perseueret, manu propria eam firmauimus et anuli nostri impressione eam sigillari praecepimus. Signum domni Zuenteboldi (M) gloriosissimi regis. Uualtgerus notarius ad uicem Ratpoti archiepiscopi summique cancellarii recognoui. Data V. Idus Mai.

anno incarnationis domini DCCCXCVIII , indictione I.,

anno uero regni piissimi Zuenteboldi III. mine feliciter. Amen .

Actum Aquisgrani palatii in dei no

16

Das Original dieser Urkunde war, wie auch diejenigen von DO 1, 5 und des Privilegiums P. Stephan V. (a. 891 , Jaffé- Löwenfeld Reg. PP. II, n. 3467) waren schon bei Anlegung des liber privil.

minor (Mitte des

sie nicht in dasselbe aufgenommen sind.

14. Jahrh.)

nicht mehr vorhanden, da

Doch liegt uns das Diplom ohne Zweifel

in der ursprünglichen Fassung vor und der jüngst ¹) ausgesprochene Verdacht auf Ver unechtung ist nicht begründet. Die Bestimmung : nec ad publicum mallum - facienda kann doch nicht deshalb beanstandet werden, weil das Wort succlamatio sonst (nach Ducange) nicht vorkommt ; deren Inhalt aber besagt nur, daß die Hintersassen das Gericht des Vogtes nicht umgehen dürfen, was indirekt auch in der Immunität Ludwigs III. (coram advocato, . . . si quid est ratiocinandum aut corrigendum, fiat) enthalten ist.

Die Er

weiterung der Zollfreiheit kann an und für sich unmöglich angezweifelt werden ; daß derselben in den Urkunden des 10. Jahrh. keine Erwähnung geschehe, ist unrichtig, denn in sämtlichen folgenden Immunitäten telonei securi consistant.

heißt es : ab omni vectigalium inquisitione vel

Die stufenweise Erweiterung der Zollfreiheit unter Zwentibold

und Heinrich I. ist durchaus unbedenklich.

Am wenigsten ist die Bestätigung der

Schenkung von Friemersheim zu beanstanden, da das gerade zu Ende des 9. Jahrh. an gelegte Heberegister, welches den Besitz daselbst genau angibt, noch im Original vorliegt. Als Vorurkunden kämen die Immunitäten Ludwigs III. und Arnolfs in Betracht. Daß das Formular der letzteren dem Diplom Zwentibolds nicht zugrunde gelegt wurde, beweist wohl am deutlichsten, daß jene Immunität in der überlieferten Fassung unecht ist.

Die Fassung der Immunität Zwentibolds weicht auch von der Urkunde Ludwig III.

ziemlich bedeutend ab, ist jedoch durchaus kanzleigemäß.

Besondere Beachtung verdient,

daß als Bittsteller nicht der Abt, sondern die Mönche des Klosters genannt werden.

Alter

Klostertradition zufolge soll seit ca. 891 das Amt des Abtes mehrere Jahre vakant ge wesen sein. Über die Ursache hiervon erfahren wir nichts ; ohne Zweifel werden die damaligen Wirren, vielleicht auch die Normanneneinfälle dies verschuldet haben.

Aber

noch vor Ende des 9. Jahrh. scheint diese Angelegenheit durch Zwentibold geordnet worden zu sein, denn der nun folgende Abt Hogar wird einmal in Verbindung mit K. Arnolf genannt, und da dieser 899 starb, muß Hogar damals bereits Abt gewesen sein. Bemerkenswert ist, daß die Urkunde Zwentibolds nichts über Abtwahlrecht enthält, auch nicht in der Petitio.

Eine diesbezügliche Verleihung unter Ludwig III. hat also sicher

nicht stattgefunden. Der als Interveniant genannte Oddo wurde vielfach für den Abt gehalten ; es ist jedoch Herzog Oddo, der Liudolfinger, Großvater Otto I., welcher zu Werden in freundschaftlichen Beziehungen stand. Die Schenkung von Friemersheim (am 1. Rheinufer bei Uerdingen) umfaßte 120 Hufen und war umso wertvoller, als es nicht Streubesitz war, sondern durchaus eng bei sammen lag.

Daß die Schenkung wohl nicht in die Zeit Karls d. Gr. sondern Karl III.

fallen dürfte, habe ich bereits an anderer Stelle ( Beiträge ", XI, S. 44) klarzulegen ver

¹) Mühlbacher, Reg. n. 1974.

17

sucht.

Des Zusammenhanges wegen sei es gestattet, hier nochmals das Wesentliche an

zuführen : Die Annahme von einer Schenkung des Reichshofes Friemersheim durch Karl d. Gr. stützt sich auf eine Notiz im ältesten Urbare der Abtei, geschrieben um die Wende des 9./10. Jahrh. und noch im Original erhalten ¹).

Dort werden auf fol. 4 a zunächst die

zu F. gehörigen Güter aufgezählt, dann heißt es : Hi sunt mansi, qui ad Frimareshem pertinent; weiter mit anderer Tinte, doch vielleicht von derselben Hand : quos imperator Karlus Hildigrimo episcopo, Hildigrimus vero sancti Liudgeri monasterio contulit.

Darnach

schrieb auf ursprünglich leergebliebener Zeile die Hand des Abtes Duden († 1601 ) : actum circa annum domini 812. Sehen wir von der Bemerkung

Dudens ab, so fehlt jeder Anhaltspunkt, die

Schenkung in die Zeit Karls d. Gr. und Hildegrims I. zu versetzen, denn sie paßt ebensogut in die Zeit Karls III. und Hildegrims II., also in die Jahre 881-886 .

Zu

Gunsten dieser letzteren Annahme läßt sich nun folgendes anführen : 1. Kaiser Karl wird nicht magnus genannt. 2. Die Schenkung erfolgt nicht direkt an das Kloster, sondern an Bischof Hilde grim.

Dies paßt sehr gut zu den Verhältnissen, wie sie seit 867 bestanden,

wo Hildegrim II . durch Synodalentscheidung das Eigentumsrecht auf das Kloster Werden als Familienstiftung zuerkannt worden war. 3. Noch in der Urkunde Erzb. Williberts von Köln vom J. 875 heißt es vom Kloster Werden: et quia nihil ad illum locum pertinet, nisi tantum hereditas sancti Liudgeri et propinquorum eius, et elemosinae religiosorum hominum.

Dagegen

wird in der Urkunde des B. Wolfhelm von Münster vom J. 889 das Kloster nur den pauperioribus locis beigezählt. 4. In der Immunitätsverleihung Ludwigs III. vom J. 877 ist von einer Bestätigung der Schenkung von Friemersheim noch nicht die Rede, wohl aber in der Immunität Zwentibolds ; zu sein.

in der Zwischenzeit scheint also die Schenkung erfolgt

5. Das älteste Traditionsbuch des Klosters, angelegt um die Mitte des 9. Jahrh ., enthält keinerlei Notiz über Friemersheim ;

es ist aber kaum denkbar, daß man

einen so großen Besitz (ca. 120 Hufen), noch dazu, wenn er von Karl d. Gr. herrührte, nicht einer Aufzeichnung wert gehalten hätte ; andrerseits hätte schon die geordnete Verwaltung eines solchen Güterkomplexes es nicht zugelassen, die Aufzeichnung desselben fast ein Jahrhundert hinauszuschieben. 6. Die erste Aufzeichnung der Güter in F. fällt bedeutsamer Weise in jene Zeit, in welcher auch die Besitzbestätigung durch K. Zwentibold erfolgte, für diese aber gibt es nur dann eine genügende Erklärung, wenn man annimmt, daß die Schenkung von einem der nächsten Vorgänger gemacht worden ist. ¹) Düsseldorf, Staatsarchiv : A, 88 ; gedruckt bei Kötzschke : Die Urbare der Abtei Werden, Bonn 1906. 2

18

7. Im ältesten Urbare steht die Schenkung von Friemersheim erst hinter der im J. 855 gemachten Schenkung Folkers. Alle diese Momente, nicht zum Wenigsten das Schweigen der ältesten Quellen, sprechen viel eher dafür, die Schenkung von Friemersheim in die Zeit Karls III . einzu reihen. Nur ein Moment scheint tatsächlich zu Gunsten der bisherigen Meinung zu sprechen.

Das mehrerwähnte Urbar enthält nämlich auf fol. 5 b eine Eintragung, derzu

folge die Schenkung in den Beginn des 9. Jahrh . fallen müßte. ¹)

Doch darf dabei nicht

verschwiegen werden, daß diese Eintragung von anderer Hand und erst viel später ge macht worden, deren historische Richtigkeit daher auch nicht über allen Zweifel erhaben ist. Für die Geschichte der Abtei Werden ist diese Frage von der größten Bedeutung ; denn, bestätigt sich die von mir vertretene Anschauung, dann erscheint die Wirtschafts geschichte des Klosters im 9. Jahrh. nicht mehr in den leuchtenden Farben, in denen Kötzschke sie geschildert hat, und die mir auch bei einem Vergleiche mit der Entwicklung, wie sie sich aus den Kaiserurkunden für die Abtei ergibt, vielfach allzu lebhaft und teil weise bedenklich vorkommen. 2) ¹) Berhta, filia magni regis Karoli, tradidit ad sanctum Liudgerum : in Campunni omne, quod habuit in silvis, et in pascuis, et in aquis ; et, ut de Frimaresheim centum et viginti porci cum duobus verribus intromitterentur in silvam die II. kal. Octobris usque ad missam sancti Martini. 2) Vgl. den I. Excurs.

5.

Heinrich

I.

Werl (n. v. Goslar), 931 , Februar 23. K. Heinrich I. bestätigt auf Bitten des Abtes Witger dem Kloster Werden Schutz, Immunität und Zollfreiheit, bestimmt, daß von den Herrenhöfen der Zehent ausschließlich an die Abtei zu entrichten sei ; gewährt freie Abtwahl, Enthebung des Abtes von der Heerbann pflicht, außer wenn dieser vom König Lehen erhalte; ferner Freiheit von der Verpflichtung, den Bischof bei Visitationen zu bewirten, und bestätigt den Güterbesitz des Klosters. Nachzeichnung Kopien : a) im b) im Inseriert in die

im kgl. Staatsarchive in Düsseldorf (A). liber privil. major, fol . 20 b. (B). liber privil. minor fol. 8 a. (C). Diplome Rudolfs I., Böhmer-Redlich, Reg. imp . V/1 n. 2489 (D). Heinrichs VII., Böhmer-Huber, Reg. imp. VIII , n . 200 (E) . Karls IV., Böhmer-Huber, Reg. imp. VIII, n. 1120 (F) . Gedruckt : Mon. Germ. Dipl. I , DH, 26. Stumpf, Reg. n. 30. C. In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis. Heinricus diuina fauente clementia rex. Si seruorum dei petitionibus, quas pro aecclesiarum sibimet comisarum utilitatibus

nobis suggesserint, clementer annuerimus, id nobis ad

perpetuae beatitudinis proemia promerenda liquido profuturum esse credimus. Unde omnibus sanctae dei aecclesiae fidelibus , presentibus scilicet et futuris , notum esse ||uolumus,

quod fidelis

noster Uuitger abba monasterii,

quod

uocatur

Uueridina, insinuauit celsitudini nostrae, qualiter ipsum monachorum coenobium sibi commissum a beatae memoriae sancto Liudgero episcopo in propria eius hereditate fuerit || constructum monachisque contraditum, regum Hludouuici

uidelicet filii magni regis Karoli

et gloriosissimorum

et successorum eius pro

aeterna ipsorum omnisque gloriosissimi generis eorum memoria defensione et tuicione

actenus fuerit conseruatum .

Quam ob rem nostram implorauit cle

mentiam , ut idem monasterium sub nostra tuitione suscipientes omnes conces siones ab antecessoribus nostris sibi collatas nostrae auctoritatis precepto firma remus .

Cuius rationabili et iustae petitioni assensum prebentes decernimus atque

iubemus : inprimis, ut idem monasterium cum omnibus ad se pertinentibus ple nissimae inmunitatis securitate perfruatur, neque publicis | exactionibus uel quibus cumque modis illorum serui, liti uel liberi a qualibet iudiciaria potestate con

20

stringantur ; coram aduoc[ at] o eorum, si quid ad inquirendum aut corrigendum sit, inquiratur et corrigatur ; || prefati monasterii homines ab omni uectigalium inquisitione uel thelonei securi consistant; preterea, quod a[ 1 ]iis quoque monachorum coenobiis concessum constat, ut, ubicumque dominicatos mansos habuerint, in quocumque sint || episcopio uel prefectura, seu etiam prouintia uel regione siti, in omni regno a deo nobis collato, decimas, quas alii episcopis soluunt, ad portam concedimus monasterii, nec a nemine penitus eas alibi dare cogantur, quatinus inde pro nostra ac totius generis nostri perenni mercede superuenientibus peregrinis et hospitibus seruiatur ; insuper etiam eidem fratrum collegio ad elegendum abbatem inter se potestatem concedimus ; abbas illius monasterii ad castra et in hostem ire non cogatur, nisi || forte regia liberalitate adiutus copiam quandoque accipiat ¹ ) illud faciendi ; illius etiam regionis episcopus, si sinodalem ibidem conuent[um u] el sermonem facere ad populum destinauerit, de episcopio illi seruiatur, nisi forte eodem die || alia circueundi uisitare loca uoluerit ; tunc benedictionem de ³) abbate non pro debito seruicio, sed pro amore suscipiat ;

et quia nihil ad illum locum

pertinet, nisi tantum hereditas sancti Liudgeri et propinquorum eius, ideo liceat abbati, || illud monasterium cum rebus ad se pertinentibus libere ac plane possi dere, quatinus eos melius delectet, pro nostra et nostrorum fidelium salute ac totius imperii nostri statu

diuinam implorare

clementiam.

Haec auctoritatis ||

nostrae concessio, ut firmiorem in dei nomine optineat stabilitatem, manu propria eam firmauimus et anuli nostri inpressione sigillari precepimus. Signum domni Heinrici (M) inuictissimi regis.

Simon notarius ad uicem Hiltiberti archicapellarii recognoui et

(S. R. ) (Sig. sp. )

Data VII . kal. mart. anno incarnationis ³) domini DCCCCXXXI , indictione IIII,

anno regni¹ )

Heinrici regis XIII, actum in Uuerlaha ciuitate

regia ; in dei nomine feliciter, Amen.

Geschrieben ganz von einer Hand auf blind liniertem Pergament mit Benutzung eines Originals von der Hand des Kanzleinotars Simon als Vorlage. Der Schreiber dürfte mit demjenigen der Fälschung Arnolfs identisch sein. Die monogrammatischen Zeichen entsprechen den kanzleimäßigen nur sehr unvollkommen. Das Chrismon scheint erst nachträglich eingezeichnet zu sein ; im Monogramm ist das Zeichen für cus unrichtig wiedergegeben ; im Recognitionszeichen fehlen die von Simon regelmäßig eingetragenen notae notarii. Das Siegel ist unecht und, wie ich gefunden habe, identisch mit dem corr. über corr. nach

aus accipit: A. der Zeile nachgetragen : A. aus incarnatione. regni sind einige Buchstaben getilgt, vermutlich dn.

21

jenigen auf der echten Urkunde Heinrichs III. (Stumpf, Reg. n. 2164). Die Recognition hat, gleichwie die Urkunde Arnolfs, die seltene Form archicapellarii ; ¹) in der Datierung ist auffallend die um eins zu hohe Zählung der Regierungsjahre, die erst mit 12. – 24. Mai einsetzen sollte.

Die Berufung Sickels ) auf DH, 28 kann nicht ganz befriedigen,

da die Originalität dieses Stückes Bedenken einflößt ; auf DH, 26 verwiesen.

außerdem wird bei DH , 28 wieder

Aber auch die ganze Datierungsformel unserer Urkunde weicht

von der kanzleimäßigen ziemlich bedeutend ab.

Das für unsere Immunität gewählte

Formular ist offenbar aus Anlaß der neuerlichen Commendierung des Klosters eigens concipiert und seitdem durch mehr als ein Jahrhundert für alle folgenden Werdener Immunitäten beibehalten worden. Das Diktat stammt wohl von dem Notare Simon ; andrerseits wird für die Narratio und Petitio sicher die vom Abte vorgelegte Bittschrift Verwendung gefunden haben. Dem Inhalte nach steht DH, 26 zu DO. I, 5 in einem sehr auffallenden Gegen satze. Es wird ohneweiters klar, daß die ursprüngliche Fassung der Immunität Heinrichs in der Nachzeichnung bedeutend erweitert worden ist, worauf bereits Erben 3) aufmerksam gemacht hat. Als solche Interpolationen haben zu gelten : 1. in der Bestimmung über den Genuß des Zehnten a) der Satz : b)

"

"

2. Die Befreiung des Abtes von der Heeresfolge :

in quocunque sint - collato, "quas alii episcopis solvunt" . abbas illius

illud faciendi".

3. die gegen den Erzbischof von Köln gerichteten ganz unzulässigen Bestimmungen : "Illius etiam regionis episcopus - pro amore suscipiat" . 4. Der Passus : " Et quia nihil - plane possidere", dessen Vordersatz hominum

einer Urkunde EB. Williberts von Mainz für das Kloster Werden vom J. 875 *) entlehnt ist. Der Umfang der in DH, 26 erteilten Priviligien war jedenfalls nicht größer, als der durch DO. 1, 5 repräsentierte.

Die Annahme, Otto I. könnte der Abtei einige von

seinem Vorgänger gewährte Privilegien wieder entzogen haben, ist durch nichts begründet. Es ist auch deutlich genug zu erkennen, wie der von der Abtwahl handelnde Satz : In super ... potestatem concedimus, quatenus eos melius delectet, etc. durch die Einschal tung ganz sinnstörend unterbrochen wurde, ohne daß, wie dies bei den Immunitäten Konrads II . geschah, das quatenus eos eine entsprechende Umänderung erfahren hätte. Andrerseits ist aber nicht zu bezweifeln, daß Heinrich I. dem Kloster ein Immunitäts privileg verliehen hat, mit welchem zum ersten Male das Recht freier Abtwahl verbunden ist.

Daß die Verleihung bezw. Immunitätsbestätigung nicht schon zu Beginn der Re

1) Als übereinstimmend mit dem D. Arnolfs wäre noch hervorzuheben : Die viersilbige Form Uueridina (Z. 7), circueundi (Z. 32), imperii (Z. 37.), optineat (Z. 38). Vorbemerkungen zu DH, 26. MIOG, XII, 49. ) Bei Crecelius : Traditiones Werthinenses, I, n. 70.

22

gierung Heinrichs erfolgte, wie dies bei den nächsten Herrschern regelmäßig der Fall war, scheint mir durch die äußeren politischen Verhältnisse recht wohl begründet. Das Kloster Werden gehörte zu Lothringen . Hier begann sich, begünstigt durch die Sonder regierung Zwentibolds,

zu Anfang des 10. Jahrh . ein Stammesherzogtum zu bilden,

dessen erster Herzog, Graf Reginar von Hennegau, alsbald den Anschluß desselben an Westfrancien bewirkte.

Erst unter Heinrich I. gelang es, Lothringen dem ostfränkischen

Reiche zurückzugewinnen

(925) .

Doch

dauerten die inneren Parteikämpfe in West

francien fort, und Heinrich I. erschien noch zweimal in Lothringen (das 2. Mal im J. 931 ), um zu vermitteln. So begreifen wir, weshalb das Kloster Werden keine Immunitätsbe stätigungen Ludwigs IV. und Konrads I. besitzt, es erklärt sich aber auch, warum man nicht schon nach dem Regierungsantritte Heinrichs eine solche erbeten hat.

Erst als

Lothringen wieder beim Reiche war, und sich daselbst die Verhältnisse soweit gebessert hatten, daß auf eine dauernde Vereinigung gerechnet werden konnte, wurde das Kloster aufs neue dem deutschen Könige commendiert, wie es scheint, eben damals, als Heinrich auf dem 3. Zuge nach Lothringen begriffen war (931 ). Den Anlaß, später an die Stelle der echten Immunität Heinrichs I. die uns über lieferte Nachzeichnung zu unterschieben, sehen wir in letzterer deutlich genug hervor treten, wenn wir DH, 26 mit DO. I, 5 vergleichen . Es handelt sich einerseits um die klösterlichen Zehentrechte, also um die Sicherung der Einkünfte, andrerseits um die Ver meidung gewisser Ausgaben.

Werdens Besitzungen lagen vielfach in den Bistümern Köln, Münster und Osnabrück zerstreut ; kein Wunder, daß schon im 10. Jahrh . (zunächst mit dem Bischof Duodo von Münster) Zehentstreitigkeiten entstanden, welche damals

wohl gütlich beigelegt wurden, sich jedoch in der Folgezeit öfter erneuerten . Da galt es nicht nur, die Zehentrechte des Klosters als möglichst alte erscheinen zu lassen (daher die aus DO . III , 17 und den Immunitäten des 11. Jahrh. entnommene Erweiterung : „ in quocunque collato), es sollten auch die Ansprüche Werdens noch genauer formuliert werden (daher die Interpolation : ,, [decimas], quas alii episcopis solvunt"). Dann galt es, wie erwähnt, die Ausgaben des Klosters einzuschränken. Allein die darauf bezüglichen Bestimmungen tragen den Charakter von späteren Interpolationen zu deutlich an sich, die betreffs Befreiung vom Heeresdienste wegen der Erwähnung von königlichen Lehen, die gegen den Diöcesanbischof gerichteten, weil sie ganz unzulässig sind. Was die nähere Veranlassung zur Herstellung dieser erweiterten Immunität bildete, entzieht sich unserer Beobachtung ; die Entstehungszeit dürfte zugleich mit der Urk. Arnolfs in den Beginn des 12. Jahrh. zu setzen sein. Dafür spricht vor allem die in beiden Nachzeichnungen in der Recognition gebrauchte Form archicapellarius, dann aber auch das Verhältnis zu den anderen in Nachzeichnung überlieferten Immunitäten. Zu beachten ist endlich noch, daß weder in der Urkunde Heinrichs I. noch derjenigen Arnolfs die Verhältnisse über das Recht der Vogternennung berührt werden. Ueber das Verhältnis dieser beiden Diplome zu den übrigen Fälschungen vgl. Excurs I.

6. Otto

I.

Talheim (sö. v. Hildesheim), 936, Dezember 30. K. Otto I. nimmt auf Bitten des Abtes Wigger das Kloster Werden in seinen Schutz, gewährt demselben vollste Immunität und Zollfreiheit, macht die zum Kloster gehörigen Frohnhöfe ausschließlich diesem abgabenpflichtig und erteilt den Mönchen das Recht freier Abtwahl. Kopie im liber privil. maior, fol . 21 a. (B). Gedruckt: Mon. Germ. Dipl. DO . I, 5 . Stumpf, Reg. n. 60. In nomine sanctę et indiuiduę trinitatis.

Otto diuina fauente clementia rex.

Si seruorum dei petitionibus clementer annuerimus, id nobis ad perpetuę beati tudinis premia promerenda liquido profuturum

esse credimus.

Unde omnibus

sanctę dei ecclesię fidelibus nostris, presentibus etiam et futuris, notum

esse

uolumus, quod fidelis noster Wigger abba monasterii, quod uocatur Werthina, insinuavit celsitudini nostrę, qualiter ipsum monachorum cenobium sibi commissum a beatę memorię sancto Livdgero episcopo in propria eius hereditate fuerit con structum monachisque contraditum, et gloriosissimorum regum Lvtheuuici filii magni regis Karoli et successorum

eius pro eterna ipsorum omnisque glorio

sissimi generis eorum memoria defensione et tuitione actenus fuerit conseruatum. Quam ob rem nostram implorauit clementiam, ut idem monasterium sub nostra tuitione suscipientes omnes concessiones ab antecessoribus nostris sibi collatas nostrę auctoritatis precepto firmaremus.

Cuius rationabili et iustę petitioni¹)

assensum prebentes decernimus atque iubemus : in primis, ut idem monasterium cum omnibus ad se pertinentibus plenissime inmunitatis securitate perfruatur, neque publicis exactionibus uel quibuscumque modis illorum serui, liti uel liberi a qualibet iudiciaria potestate constringantur, coram aduocato eorum, si quid ad inquirendum aut corrigendum sit, inquiratur et corrigatur ;

prefati monasterii fratres homi

nesque ipsorum ab omni uectigalium inquisitione uel thelonii securi consistant ; preterea, quod aliis quoque monachorum cenobiis concessum constat, ut ubi cumque dominicatos mansos habuerint, ex rebus, que ibidem adquiruntur, de ¹) corr. aus petitione.

24

cimas dent ad portam monasterii, nec alibi eas dare cogantur, quatenus inde pro nostra ac totius generis nostri perenni mercede superuenientibus peregrinis et hospitibus seruiatur ; insuper etiam eidem fratrum collegio regularis electionis ad eligendum abbatem inter se potestatem concedimus, quatenus eos melius delectet, pro nostra et nostrorum fidelium salute ac totius imperii nostri statu diuinam iugiter maiestatem exorare. Hec auctoritatis nostrę concessio, ut firmiorem in dei nomine obtineat stabilitatem, manu propria eam firmauimus et anuli nostri impressione sigillare iussimus. Signum domni Ottonis inuictissimi regis (M.). Poppo cancellarius ad uicem Hiltiberti recognoui. Data III. kal. ianuarii indictione X, anno incarnationis domini DCCCCXXXVI, anno autem (primi ) Ottonis regis I ; actum in Taleheim ; in dei nomine .

Amen.

Obgleich nur durch Kopialbuch überliefert, kann dieses Diplom nach Fassung und Inhalt als in der ursprünglichen Form überliefert und als unbedenklich bezeichnet werden. Nur einige wenige Unregelmäßigkeiten kommen vor, die als Schreibfehler anzusehen sind : Die Bezeichnung Liudgers als sanctus, sonst erst seit Konrad II. nachweisbar ; vor der Corroboratio die Worte totius imperii nostri, obwohl Otto I. 936 nur König war; endlich in der Datierung die Hinzufügung der Ordnungszahl

zum Herrschernamen.

Das der Kopie beigefügte Monogramm ist kanzleigemäß. Von den Formeln ist zunächst die Arenga wegen ihrer Kürze beachtenswert. Der Relativsatz : quas - suggesserint fehlt, und hat vielleicht erst bei den folgenden Immuni täten Aufnahme gefunden, aus denen er dann in die Nachzeichnung Heinrichs I. (DH , 26) übergegangen ist. In der Recognition deutet das Fehlen des Amtstitels bei Hiltibert auf Poppo A als Diktator, und vielleicht auch als Schreiber hin, der ihn gewöhnlich wegläßt. ¹) Die Stellung der Indiktion vor dem Inkarnationsjahre ist allerdings ungewöhnlich dürfte aber vielleicht auf ein Versehen des Kopisten zurückzuführen sein.

Gegen den

Ausstellungsort ist nichts einzuwenden. Die Bezeichnung Ludwigs als

filii magni regis Karoli“ in der Narratio beruht

auf einem Irrtum ; denn das Kloster besaß als älteste Urkunde nur diejenige Ludwigs III.; vielleicht wurde dieser Irrtum schon bei Ausfertigung der Immunität Heinrichs I. begangen. Was den Inhalt betrifft, so sagt Sickel ) : Dieses Diplom sei fast wörtliche Wieder holung von DH, 26, und daher wie dieses zu beurteilen.

Allein bereits Erben ) hat

darauf hingewiesen, daß die Fassung des ottonischen Diploms wesentlich kürzer ist, und darin mehrere in DH, 26 enthaltene wichtige Bestimmungen fehlen, die daher sehr ¹) Dieser Irrtum findet sich auch in Immunitäten Arnolfs und Heinrichs I. Vgl. Mon. Germ. DDO. I, nn. 4, 6, 15—18, 20, 21 , 24, 37. Bemerkungen zu DO. I, 5. A. a. O., S. 49.

25

wahrscheinlich als Interpolationen zu betrachten sein werden.

Man wird der Ansicht

Erbens durchaus beistimmen müssen, welcher in DO. I, 5 die ursprüngliche Fassung der Werdener Immunitäten erblickt.

Demnach ist DO. I, 5 weit günstiger zu beurteilen, als

DH, 26, weil es uns auch außerdem gute Anhaltspunkte bietet, die unechten Bestandteile in letzterer Urkunde auszuscheiden. Als Vorlage ist ohne Zweifel die (in der originalen Fassung verloren gegangene) Urkunde Heinrichs I. benützt worden. Ein Plus gegenüber letzterer scheint DO. I, 5 nicht zu haben, denn das Recht der freien Abtwahl dürfte dem Kloster bereits durch Heinrich I. verliehen worden sein.

2*

7. Otto

II.

Erwitte , 974, August 19. K. Otto II. verleiht auf Fürsprache seiner Gemahlin Theophanu dem Verweser Folkmar von Werden auf dessen Bitte das Markt- und Münzrecht in Lüdinghausen und Werden. Originalnachbildung (Fälschung) aus dem Ende des 11. Jahrh. im kgl. Staatsarchive in Düsseldorf. (A). Kopien : a) im liber privil . major, fol. 22a (B). b) im liber privil. minor, fol. 15a (C). Gedruckt : Mon. Germ. DO. II, 88. Stumpf, Reg. n. 633. In nomine sancte et indiuiduae trinitatis. perator augustus.

Otto dei fauente clementia im

Si seruorum dei petitionibus, quas pro aeccle-

siarum sibi

met commisarum ¹) utilitatibus nobis suggesserint, clementer annuerimus, id no bis procul dubio ad premia aeterna capessenda liquido perducet 2) . || Unde no tum esse uolumus presentibus scilicet et futuris, qualiter fidelis noster Folkmarus Uuerdinensis monasterii prouisor cum interuentu dilectae coniugis nostrae Theeu phanu ') || adiit celsitudinem nostram postulans, ut in duobus suis locis, id est Liudinghus ³) (Uuerdina ) ) forum et monetam sibi liceret aptare et facere. Huius rationabili ac || iustae petitioni assensum prebentes libenter postulata concedimus , et quicquid in eodem foro uel moneta pubblica ¹) ad ius nostrum pertinet, pre dictae ac dilectae || coniugis nostrae rogatu predicto monasterio firmiter donamus et in perpetuum perdurare uolumus.

Et ut haec traditio auctoritatis nostrae

firma et inconuulsa || permaneat, manu propria eam firmauimus et anuli nostri inpressione sigillari iussimus. Signum domni Ottonis (M) serenissimi imperatoris augusti. Uuilgisus calcellarius ¹) ad uicem Rodberti archicappellani notaui . Data XIIII . kal.

(Sig. dep.)

sept. anno incarnationis dominicae DCCCCLXXIIII, in

dictione II , anno regni domni Ottonis XIIII, imperii autem VII . Actum in Aruiti . ") ¹) A. Sollte mit Rücksicht auf das vorangehende nobis offenbar producet heißen, wie beispielsweise in Stumpf, Reg. n. 2148 (a. 1039) : nobis multum producere liquido credimus. ) Ursprünglich wohl Liudinghuson, dessen zwei letzte Buchstaben jedenfalls getilgt wurden. Von späterer Hand mit dunklerer Tinte auf Rasur ; B hat : Uuerthina et Liudinghuson, C: Liudinghusen, Werdina. Die in den Mon. Germ. ausgesprochene Vermutung, der Name Uuerdina sei blos nachgetragen, darf wohl als ausgeschlossen betrachtet werden. ") Dorsualnotiz, vielleicht aus dem 12. Jahrh.: De moneta in Uuerthina et Liudinghuson : A.

27

Geschrieben von sehr ungeübter Hand.

Daher wohl fehlen Chrismon und Recog

nitionszeichen, letzteres in Originalen jener Zeit sonst ausnahmslos vorhanden ; das Mono gramm, bei welchem die beiden O nebeneinander auf dem die beiden T verbindenden Querbalken liegen, weicht ebenfalls von dem damals gebräuchlichen ab. Der Schrift charakter läßt auf die Vorlage eines bestimmten Kanzleinotars nicht mit Sicherheit schließen. Das Siegel ist herausgeschnitten ; nach dem noch sichtbaren Abdrucke hatte es 75 mm Durchmesser, welche Größe den echten Siegeln entspricht. Als Diktatoren kämen zeitlich die Notare Willigis B und E in Betracht. Zu Gunsten des ersteren würde die Narratio ¹), für letzteren dei in der Devotionsformel und notavi in der Recognition sprechen. Teilweise stimmt das Formular mit der Vorurkunde (DO. I, 5) überein ; doch finden sich nicht allein im Verhältnis zu dieser, sondern überhaupt zu den Urkunden aus jener Zeit so merkwürdige Abweichungen, daß man wohl annehmen muß, das Formular ist nicht einheitlich und gehört zum Teil einer anderen Zeitperiode an. Dies gilt insbesondere von der Corroboratio, deren Finalsatz (ut . . . firma et in convulsa permaneat) in den DD . Otto II . ganz isoliert dasteht, sehr häufig dagegen unter Otto III. von dem Schreiber Hildibald F angewendet wird und möglicherweise der ori ginalen Vorlage DO. III, 151 entnommen ist.

Im einzelnen ist zu der Form der Urkunde

noch folgendes zu bemerken : Auf das Fehlen des Chrismon wurde bereits hingewiesen, desgleichen auf dei in der Devotionsformel. Die Arenga ist gegenüber der Vorurkunde durch den Relativsatz : quas - nobis suggesserint, erweitert, deren Hauptsatz jedoch ab weichend und sehr merkwürdig stilisiert.

In der Publicatio fehlt : omnibus sanctae dei

ecclesiae fidelibus. Die Person des angeblichen Verwesers Folkmar ist in ein undurch dringliches Dunkel gehüllt, dessen Bezeichnung als provisor ist bedenklich, der Gebrauch des Adjectivums Werdinensis für jene Zeit kaum zulässig. Daß die Dispositio frei er funden ist, kann keinem Zweifel mehr unterliegen. Die originale Vorlage unseres Stückes, falls wir eine solche anzunehmen haben, war eine einfache Immunitätsbestätigung, an deren Stelle später unsere Nachzeichnung unterschoben wurde. Für die Ausübung des Markt- und Münzrechtes unter Otto III. fehlte überhaupt die Voraussetzung : Das Vor handensein einer soweit entwickelten geschlossenen Ansiedlung um das Kloster, dazu kommt, daß das Wort Uuerdina sogar in der Nachzeichnung von späterer, sehr unge schickter Hand mit Hilfe einer wenig glücklichen Rasur interpoliert worden ist. 2) Um dafür Raum zu gewinnen, wurden die zwei letzten Buchstaben von Liudinghuson nebst einem kurzen darauf folgenden Worte getilgt, wobei nicht einmal für ein et genügend Erst der Schreiber des liber privilegiorum major hat in seinem Kopial

Platz wurde.

buche diese Stelle verbessert zu :

Uuerdina et Liudinghuson, offenbar

auch in der

Meinung, daß sich die Voranstellung von Lüdinghausen mit dem Ansehen seines Klosters schlecht vertrage. Die Benützung einer Vorlage gleichen Inhaltes für die Nachzeichnung ¹) Vgl. DDO. II, 49, 51 , 68. 33 Auch durch die schöne schwarze Tinte hebt sich die Interpolation von dem mit blasser Tinte geschriebenen Texte merklich ab.

28

ist durchaus unwahrscheinlich, denn die DD . Ottos II., welche Markt- und Münzverleihungen enthalten, weichen in ihrem Formulare von unserer Urkunde wesentlich ab ;

es finden

sich die Wendungen : mercatum (monetam) facere, construere, constituere, auch mercatum aedificare, niemals aber m. aptare; der Ausdruck forum anstatt mercatum ist den dies bezüglichen DD. Ottos vollends fremd.

Daß endlich in unserem Stücke gerade das

jenige mit Schweigen übergangen wurde, was bei derartigen Verleihungen doch eigentlich die Hauptsache war : das teloneum, die Einkünfte und Gefälle aus diesen Regalien, legt den begründeten Verdacht nahe, es habe sich bei Herstellung unserer Fälschung zunächst gar nicht um Vermehrung der Einkünfte, sondern um Ansprüche auf den Besitz gehandelt. Diese Vermutung erhält eine weitere Stütze dadurch, daß sich der Inhalt der Urkunde ursprünglich allein auf Lüdinghausen ¹) bezog, welches im Sprengel des Bischofs von Münster lag, mit welch letzterem das Kloster, gleichwie mit dem Bischofe von Osna brück, wiederholt in Besitz- und Zehentstreitigkeiten verwickelt war. Wie sich die Ge schichte des Klosters Werden zu der angeblichen Markt- und Münzverleihung verhält, ist an anderer Stelle erörtert. 2) Die Corroboratio weicht, wie schon erwähnt, in ihrem Vordersatze wesentlich von dem damaligen Kanzleibrauche, wie auch von den Vorurkunden ab.

Ferner kommt

wohl die Wendung traditionis auctoritas vor, ³) nicht aber : traditio auctoritatis.

Das

Prädikat serenissimi imp. aug. in der Signumzeile ist in jener Zeit nicht üblich ; gewöhnlich findet sich magni imp. aug. oder blos der Kaisertitel.

Das Fehlen des Rekognitions

zeichens wurde schon erwähnt ; die fehlerhaften Formen Uuilgisus und calcellarius, von denen erstere auch in dem von der gleichen Hand geschriebenen DO. III, 17 wieder kehrt, deuten auf die Unkenntnis und Oberflächlichkeit des Schreibers ; ebenso dürfte advicem statt des damals regelmäßigen vice auf einen Schreibfehler zurückzuführen sein. Nicht geringe Schwierigkeiten bereitet endlich die Datierung wegen des Itinerars. urkundete 974, August 13 in Memleben (DO. II, 87). die Nachricht vom Einfalle des Dänenkönigs Harald.

Otto II.

Hier wahrscheinlich erhielt er Er begab sich nach Frohse, wo

am 30. August zwei Schenkungen für das Bistum Merseburg verbrieft wurden (DO. II, 89, 90) , und brach von hier zum Kriegszuge auf. Da sowohl Memleben als Frohse ganz in der Nähe von Merseburg liegen, so hat sich Otto in der kurzen Zeit offenbar nicht nach Erwitte (bei Paderborn) begeben können.

Daher haben sowohl Ficker ) als

Sickel 5) ein Auseinanderfallen von Handlung und Beurkundung angenommen ; im März 974 ¹) Wenn es in der Petitio heißt : ut in duobus suis locis in L., so kann dies wohl nur den Sinn haben : auf zwei dem Kloster W. gehörigen Grundstücken, auf dem einen den Marktplatz (forum aptare), auf dem andern die Münze zu errichten (monetam facere), da außer L. ein anderer Ört ur sprünglich nicht erwähnt war, worauf auch die Wendung in der Dispositio hinweist : quidquid in eodem loco ad jus nostrum pertinet. ⁹) Excurs II. D. Konrads II. vom J. 1036, Stumpf, 2080. Beiträge zur Urkundenlehre, II, 277 und 357. Erläuterungen zu den DD . Ottos II . in MIOG., II. Erg. Bd., S. 127.

29

könnte sich Otto in Erwitte aufgehalten und dem Kloster Werden die Bestätigung der Immu nität (keinesfalls ein Markt- und Münzprivileg) verliehen haben, deren Beurkundung sich dann bis in den August hinein verzögert hätte. Mit Rücksicht auf diese zahlreichen Unregelmäßigkeiten und Schwierigkeiten möchte ich kein Bedenken tragen, die Nachzeichnung in die Reihe Fälschungen ohne echte Vor lage zu versetzen, wenn nicht innere Gründe, dann auch Teile des Formulars, besonders die Devotionsformel und die Publicatio doch für die teilweise Benützung einer solchen Vorlage sprechen würden. ¹)

Seitdem unter Heinrich I. das Kloster Werden aufs Neue

in den königlichen Schutz gestellt war, haben die Äbte bei einem Thronwechsel jedesmal alsbald um Bestätigung der Immunität angesucht ; so unter Otto I. im J. 936, unter Otto III. im J. 985, unter Heinrich II. wahrscheinlich im J. 1002, unter Konrad II. im J. 1024, unter Heinrich III. im J. 1040, daher wohl auch unter Otto II. im J. 974. Alle diese Immunitätsprivilegien waren, wie aus der Narratio der Urkunde Heinrichs III. hervorgeht, im J. 1040 noch vorhanden. Erst in der Folgezeit, als wegen der vielfach geänderten Rechtsverhältnisse die älteren Immunitäten ihren Wert für das Kloster ein gebüßt hatten, in jener Periode von der Mitte des 11. bis Ende des 12. Jahrh., in welcher die Urkundenfälschung allerorts in mehr oder minder großem Umfange betrieben wurden, entschloß sich auch Werden, an Stelle der nun wertlosen älteren Immunitäten neue, selbstgefertigte Urkunden zu unterschieben, welche die viel wichtigeren und gerade damals auch vielumstrittenen Vogteirechte, Zehentrechte, sowie die Ausübung der Re galien zum Inhalte hatten.

Daß man dabei die jüngeren Immunitäten verschonte, war

ganz natürlich, und so erklärt es sich, daß uns die beiden letzten Immunitätsbestätigungen, von Konrad II. (a. 1033) und Heinrich III. (a. 1040), im Original erhalten sind. Im Jahre 1098, als Heinrich IV. dem Abte Otto die Verleihungen seiner Vorgänger,,,prae sentatis eorum privilegiis“, darunter namentlich das Recht über die Vergebung der Vogtei, ,,sicut ab antecessoribus nostris statutum et confirmatum est“, bestätigte, da müssen wohl die Fälschungen DO. III, 17, DO. III 151 und DH. II, 9 bereits vorhanden gewesen und dem Kaiser zur Bestätigung vorgelegt worden sein ; und wir werden nicht fehl gehen, wenn wir die Anfertigung der genannten Nachzeichnungen in die Zeit unmittelbar vor Mai 1098 verlegen.

Da DO. II, 88 unzweifelhaft von derselben Hand geschrieben und im Schrift

charakter auch sonst den erwähnten Stücken so ähnlich ist, dürfte es ungefähr gleich zeitig verfertigt worden sein.

Wohl erst im 12. Jahrh., spätestens aber um die Mitte

desselben, wurde dann die Rasur und Interpolation vorgenommen und auf Grund dieser alsbald in Werden vom Abte das Münzrecht ausgeübt, durch Friedrich I. aber der Abtei nicht lange nachher wieder entzogen. 1) Die Erwähnung Theophanos als Intervenientin scheint mir noch kein durchschlagender Beweis für eine echte Vorlage, da der Name dieser möglicherweise auch aus der Vorlage von ĎO. II, 290 oder DO. III, 151 entlehnt sein könnte.

8.

Otto

II.

Rom , 983, April 26. K. Otto II. verleiht auf Bitten des Erzbischofs Giselher von Magdeburg und des Abtes Werinbraht von Werden dem letzteren das Recht, für die Verwaltung sämtlicher Klostergüter Vögte einzusetzen und bei schlechter Verwaltung auch abzusetzen, wobei der Abgesetzte unter sonstiger Androhung königlicher Ungnade sein Amt sofort niederzulegen hat. Kopie im liber privil. minor, fol. 12 b. (C). Gedruckt : Mon. Germ. DO. II, 290. Stumpf, Reg. n. 836. In nomine sancte et individue trinitatis. imperator augustus .

Otto divina imperante clementia

Si sacerdotum ac servorum dei petitionibus, quas nobis pro

suis necessitatibus insinuaverint, aurem accomodamus¹ ) et eas ad effectum per ducimus, non solum imperialem exercemus morem , verum etiam ad eterne retri butionis premia promerenda hoc nobis profuturum esse liquido credimus. Qua propter omnium fidelium nostrorum, presentium videlicet ac futurorum , cognoscat industria, qualiter fidelis noster Gisalharius Magathburgensis secundus et vene rabilis archiepiscopus, nec non et venerandus abbas Werenbrathus monasterii Werdinensis, adierunt celsitudinem nostram postulantes, ut antedicto abbati per omnem abbatiam²) a nobis illi concessam advocatos pro monasterialis utilitatis causa disponere ex³) nostra permitteretur auctoritate. Quorum rationabili et iuste petitioni assensum

prebentes

concessimus,

proprietates

monasterii,

quod in

Werdina situm est, per advocatos, quos ipse elegerit, ex hoc presentis auc toritatis precepto statuere et ordinare, et ne qua iudiciaria dignitas aut potes tas¹) eis iniuste 5) obsistere ullo modo presumat. Si autem aliquis de advocatis inutiliter res monasterii tractaverit, et aliis advocatis locum evacuare noluerit, et ad imperialem dignitatem in longum tractando pervenerit, non solum in illius defectu occurrimus, verum etiam nostre dignitatis gratiam perdere non dubitet. Et ut hec nostre auctoritatis largitio cunctis retro ") temporibus verius a cunctis

¹) C. per omnem abbatiam antedicto abbati: C. Offenbar ein Schreibfehler (vielleicht des Kopisten) anstatt : et (ordinare), wie es in DO. III , 151 und DH. II, 9 heißt, wobei das letztere Wort aus Versehen ausgeblieben ist. Fehlt in C. Über der Zeile nachgetragen. Vielleicht Schreibfehler, anstatt : praesentibus (oder nostris) et futuris t.

31

fidelibus credatur, manu propria subter eam firmavimus et anuli nostri impres sione signari iussimus. Signum domni Ottonis (M) serenissimi et magni imperatoris augusti. Hildibaldus episcopus et cancellarius vice Willigisi archicapellani notavi. Data VI. kal . mai.

anno dominice incarnationis DCCCCLXXXIII, anno

vero regni domni Ottonis XXV, imperii autem XV, indictione XI. ¹) Actum Rome in dei nomine feliciter. amen. Die Urkunde ist in der vorliegenden Fassung unecht und an Stelle einer einfachen Immunitätsbestätigung unterschoben.

Daß eine solche um jene Zeit für das Kloster aus

gestellt wurde, ergibt sich auch aus dem im Wesentlichen durchaus einwandfreien Protokoll. Nach Werdener Tradition ) wurde Werinbraht im Frühjahr 983 zum Abte erwählt und mag sich zum Osterfeste dieses Jahres (8. April) nach Rom begeben haben, um Papst und Kaiser die erfolgte Wahl anzuzeigen und deren Genehmigung zugleich mit der Be stätigung der Klosterprivilegien zu erbitten.

Am 26. April, dem Gedächtnistage der

Depositio s. Liudgeri, erfolgte die Ausfertigung der diesbezüglichen Urkunde.

Wegen

der Datierung, die sich mit DO. II, 291 unmöglich vereinbaren läßt, hat sie ehemals Verdacht erregt.

Da jedoch die Anwesenheit K. Ottos und des als Intervenienten an

geführten EB. Giselher in Rom für jenen Tag urkundlich bezeugt ist, so ist die Streit frage zu Ungunsten von DO. II, 291 , bei welchem ein Ueberlieferungsfehler vorliegen muß, entschieden, 3) und das Protokoll hat als echt zu gelten, wie auch das der Kopie beigefügte Monogramm durchaus kanzlei- und zeitgemäß ist.

Die fehlerhafte Kombination

von anno regni XXV, imperii XV. in der Datierung kommt in Originalen jener Zeit durchaus vor, 4) mag aber bereits den Fälscher dieses Diploms, dem dies unbekannt war, veranlaßt haben, die Indiktion den Königsjahren entsprechend in XIII umzusetzen, wie sie auch durch das Kopialbuch geboten wird. Bei der Formulierung der originalen Vorlage unseres Diploms ist man von den Vorurkunden nicht unbedeutend abgewichen, was insofern erklärlich ist, da für die Her stellung derselben auch italienische Notare (It. I. und K.) in Betracht . kommen.

Tat

sächlich deutet die Devotionsformel, bei welcher übrigens für imperante wahrscheinlich miserante zu lesen ist, auf It. I.; denn sowohl It. K als die deutschen Notare Hildibald A und B verwenden ausschließlich divina favente clementia, während gerade It. I. es liebt, mit der Devotionsformel ständig zu wechseln.

Auch die von den Vorurkunden ab

weichende Publicatio : quapropter ... cognoscat industria spricht entschieden für It. I. Dagegen müssen Signumzeile und Recognition von einem anderen Notare herrühren, und zwar deutet das in letzterer vorkommende notavi auf Hildibald A.

Eine Bestätigung

dafür bietet das angebliche Diplom Karls d. Gr. (Mühlb. Reg. n. 387), für welches die

¹) XIII Vgl. Vgl. Vgl.

in C. Jacobs : Werdener Annalen, S. 37. darüber : Uhlirz, Jahrbücher Otto II . S. 184. darüber : Sickel, Erläuterungen zu den DD. Otto II , in MIÖG . II . Erg. Bd, S. 188.

32

Immunität Ottos II. vom 26. April 983 als Vorlage diente. Jene Fälschung enthält eine Corroboratio, deren Hauptsatz auch in DO. II, 290 enthalten ist, und welche überdies in DO. II, 292, DDO. III, 18, 20, 21 , sämtlich von HA diktiert, wörtlich wiederkehrt. Der Schreiber von Mühlb. 387 kann diese Corroboratio nur aus der Vorlage von DO. II, 290 entnommen haben, für deren Diktat sich daher folgendes ergibt : Eingangsprotokoll, Publicatio und wahrscheinlich der ganze Context wurden von It. I geschrieben ; fügte HA die Corroboratio und das Eschatokoll hinzu.

darauf

Wenn in der uns vorliegenden

Fassung von DO. II, 290 die ursprüngliche Corroboratio teilweise durch eine andere verdrängt worden ist, so geschah dies jedenfalls durch den Einfluß von DO. III,

151

und DH. II, 9, welche wohl sämtlich von ein und demselben Fälscher stammen. Nicht ohne Interesse ist die Frage : Wie kam überhaupt HA zu dieser Corrobo rationsformel, die in der ottonischen Kanzlei bisher nicht gebräuchlich war ? Die Er klärung hierfür ist durch DDO. III, 6 und 18 gegeben. In diesen Stücken findet sich dieselbe Formel, und zwar den Vorurkunden entlehnt. Tatsächlich wurde sie in der Kanzlei Ludwigs d. Fr. zuerst und öfter gebraucht.

Aus solchen Vorurkunden von

Lorsch und Kornelimünster lernte HA die Formel kennen. Aber eine neue Schwierigkeit : Die Bestätigung der Immunität für Lorsch und Kornelimünster erfolgte erst eineinhalb bis zwei Jahre später, unter Otto III., während aus DO. II, 292 hervorgeht, daß HA die Formel schon im Frühjahr 983 gekannt haben muß. ¹)

Entweder sind daher die Ur

kunden der erwähnten Klöster schon im J. 983 dem Kaiser zur Bestätigung vorgelegt worden, etwa gelegentlich einer Neuwahl des Abtes, oder HA schöpfte seine Kenntnis aus anderen, uns unbekannten damals der Reichskanzlei zur Bestätigung vorgelegten, älteren Diplomen . Im einzelnen wäre noch folgendes zu bemerken : Die überhaupt ganz neu stilisierte Arenga ist, jedenfalls mit Rücksicht auf den in der Publicatio angeführten Erzb. Giselher, im Vordersatze durch sacerdotum erweitert, und so auch in die Fälschung Mühlb. 387 übernommen worden. ist nicht kanzleigemäß.

Die Art und Weise, wie Giselher als Intervenient genannt wird, Zu beanstanden sind ferner :

Die Bezeichnung Werinbrahts als

venerandus abbas anstatt fidelis noster, dann der damals noch unbekannte Gebrauch des Adjektivums Werdinensis, weiter die Bezeichnung Werdens als monasterium, quod in Werdina situm est, was den Bestand der Ortschaft Werden voraussetzt, - eine für jene Zeit unmögliche Voraussetzung, endlich der Gebrauch des Wortes abbatia im terri torialen Sinne (per omnem abbatiam). Ob die Androhung der königlichen Ungnade so ganz unbedenklich ist, mag dahingestellt bleiben ; der Hinweis auf DO. II, 2219) wirkt nicht ganz überzeugend.

Die Klassifizierung der Verleihung als largitio anstatt concessio,

und überhaupt die ganze Wendung : largitio auctoritatis anstatt largitionis auctoritas ist ¹) Wenn auch in DO. II, 292 die Corroboratio von HD geschrieben wurde, so stammt meines Erachtens deren Diktat wie das des ganzen Textes doch von HA, der aus irgend einem Grunde ver hindert worden ist, die begonnene Reinschrift selbst zu vollenden. Original für Fulda vom J. 980, Juli 25 ; darin heißt es : „ nemo ... in eodem forasto . . . venari .. si regiae vel imperialis gratiae particeps esse velit, praesumat.

33

unkanzleimäßig. zeile.

Dasselbe gilt von Prädikate serenissimi et magni imp. in der Signum

Ebenso vermißt man in der Datierung die seit 981 regelmäßig den Herrscher

namen beigefügte Ordnungszahl : regni vero secundi Ottonis.

Allein man wird an die

Ueberlieferung keinen allzu strengen Maßstab anlegen dürfen, da es sich um eine Kopie des 14. Jahrh. handelt, und zwar nicht des Originals, sondern der Fälschung. Nicht geringe Schwierigkeiten bereitet die Frage nach der Entstehungszeit.

Nach

dem Inhalt und Wortlaut bei DO. II, 290 im Wesentlichen ganz mit DO. III, 151 und DH. II, 9 übereinstimmt, so liegt die Vermutung nahe, alle drei Stücke seien ungefähr gleichzeitig, also wahrscheinlich unmittelbar vor 1098, angefertigt worden.

Denn welches

Interesse sollte man später für deren Herstellung gehabt haben, nachdem durch Heinrich IV. im J. 1098 die Bestrebungen der Abtei auf Erlangung vollkommen freier Verfügung über die Vogtei urkundlich gewährleistet war ? Vielmehr muß angenommen werden, daß gerade die genannten drei Fälschungen in erster Linie als

Vorurkunden " die Grundlage

für die Bestätigung durch Heinrich IV. bilden sollten und tatsächlich gebildet haben. Vergleicht man DO. II, 290 genauer mit DO. III, 151 und DH . II, 9, so scheint es, daß erstere Urkunde von einer der letzteren abgeschrieben wurde, denn fast alle Varianten in jener sind auf Flüchtigkeitsfehler beim Abschreiben zurückzuführen, wie aus folgender Zusammenstellung der abweichenden Stellen zu ersehen ist : DO. II, 290 : DO. III, 151 : Arenga: Selbständig, der originalen Vorlage entnommen.

Die gewöhnliche der Immunitäten, jedoch als Verbum des Relativsatzes

DH . II, 9 :

ebenso

insinuaverint anstatt suggesserint.

Publicatio : ⚫ presentium videlicet acfuturorum. Narratio : fehlt. Petitio :

. adierunt postulantes, pro fehlt. statt et: ex; ordinare fehlt.

fehlt.

ebenso

den Immunitäten entnommen.

ebenso

imploravit pro monasterialis utilitatis causa

ebenso

disponere et ordinare

ebenso ebenso

hac presenti auctoritate

ebenso

Dispositio : ...ex hocpresentis auctoritatis precepto dignitas aut potestas

... injuste obsistere advocature fehlt.

aut potestas fehlt. injuste fehlt. ... locum advocature

ebenso

ebenso ebenso

Corroboratio : Et

fehlt.

ebenso

ut haec nostre auctoritais largitio ... .. cunctis retro temporibus subter eam

haec auctoritatis concessio ut . . •

ebenso

presentibus et futuris temporibus subter fehlt.

ebenso

ebenso 3

34

Was DO. II, 290 gegenüber den beiden anderen Stücken mehr hat, ist so unwesentlich, daß das angenommene Verhältnis dadurch keinen Eintrag erleidet.

Auffallend bleibt aber

immerhin, daß der Schreiber des älteren Kopialbuches, der erwiesenermaßen das Urkunden material des Klosters sehr genau kannte, DO. II, 290 nicht aufgenommen hat. Vielleicht liegt hier eine Absicht vor, da auch DO. III, 151 an Abt Werinbrath gerichtet ist.

In

diesem Falle wäre es allerdings näherliegend gewesen, das letztere Diplom als einfache Wiederholung unberücksichtigt zu lassen.

Jedenfalls ist die Fälschung erst zu einer Zeit

entstanden, wo man von einem monasterium, quod in Werdina situm est, reden konnte, d. h., wo der Name Werdina bereits auf die beim Kloster entstandene Ortschaft über gegangen war, also frühestens gegen Ende des 11. Jahrhunderts.

9. Otto

III.

Köln , 985, August 8. K. Otto III. bestätigt dem Abte Werinbraht auf dessen Bitte Schutz und Immunität, Gerichtsbarkeit unter einem vom Abte zu ernennenden Vogte, Zollfreiheit; bestimmt, daß von den Herrenhöfen nur an das Kloster der Zehent entrichtet werde ; gewährt freie Abtwahl, Enthebung des Abtes von der Heerbannpflicht außer wenn dieser vom König Lehen er halte; befreit von der Verpflichtung, den Bischof bei kirchlichen Visitationen zu bewirten und bestätigt dem Kloster dessen Besitz. Nachzeichnung aus dem Ende des 11. Jahrh. im kgl . Staatsarchive zu Düsseldorf. (A). Kopien : a) im liber privil. major, fol. 22a (B) . b) im liber privil. minor, fol. 8b (C). Gedruckt : Mon. Germ. DO. III, 17. Stumpf, Reg. n. 887. In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis. rex.

Otto dei fauente clementia

Si seruorum dei petitionibus, quas pro aecclesiarum sibimet commissarum

utilitatibus nobis suggesserint,

clementer annuerimus ,

id nobis ad perpetuae

beatitudinis premia promerenda liquido profuturum esse credimus .

Unde omni

bus sanctae dei aecclesiae fidelibus, presentibus scilicet et futuris, notum esse uolumus, quod fidelis noster Uuerinbraht abba monasterii, quod uocatur Uuer thina,

insinuauit celsitudini nostrae, qualiter ipsum monachorum coenobium sibi

commissum a beatae memoriae sancto Liudgero episcopo in propria eius here ditate fuerit constructum monachisque contraditum,

et gloriosissimorum regum

Hluthouuici filii || magni regis Karoli et successorum eius pro aeterna ipsorum omnisque generis eorum gloriosissimi memoria defensione et tuitione fuerit conseruatum. sterium

actenus

Quam ob rem nostram implorauit clementiam , ut idem mona

sub nostra tuitione suscipientes omnes concessiones ab antecessoribus

sibi collatas nostrae auctoritatis precepto firmaremus.

Cuius rationabili et iustae

petitioni assensum prebentes decernimus atque iubemus : in primis , ut idem mona sterium cum

omnibus ad se pertinentibus plenissimae inmunitatis securitate per

fruatur, neque puplicis exaccionibus uel quibusque ') modis illorum serui, liti uel liberi a qualibet iudiciaria potestate constringantur ; coram aduocato, quem abbas constituerit, quicquid sit 2) corrigendum, inquira- tur et corrigatur ; preterea ³ ) mo

Sonst regelmäßig quibuscumque. nach sit fehlen die zwei Worte : inquirendum aut . .. Offenbar Schreibfehler für prefati.

36

nasterii fratres hominesque ipsorum ab omni uectigalium et thelonei inquisitione omnino securi consistant ; preterea, quod aliis quoque monachorum coenobiis concessum constat, ut, ubicumque dominicatos mansos habuerint, in quocumque || sint episcopio seu prefectura uel in quali prouincia siti, in omni regno a deo nobis collato, decimas dent ad portam monasterii nec a nemine penitus eas alibi dare cogantur, sed ab eisdem pro nostra et totius generis nostri perenni mer cede superuenientibus peregri- nis et hospitibus seruiatur ; insuper etiam eidem fratrum collegio ad eligendum inter se abbatem regularis electionis potestatem concedimus ; abbas illius monasterii ad castra et in hostem ire non cogatur, nisi regia liberalitate adiutus beneficii copiam quandoque || accipiat illud faciendi ; illius regionis episcopus, si sinodalem ibidem conuentum uel sermonem facere ad populum uoluerit, de episcopio illi seruiatur, nisi forte eodem die alia circuire loca uoluerit ; tunc benediccionem de abbate non pro debito seruicio, sed pro amo- re suscipiat.

Et quia nihil ad illum locum pertinet, nisi tantum hereditas

sancti Liudgeri episcopi et propinquorum eius et elemosinae religiosorum ho minum, ideo liceat abbati, illud monasterium cum rebus ad se pertinentibus libere ac plane possidere, quatinus eos || melius delectet pro nostra et nostrorum fide lium salute, ac totius generis nostri statu diuinam iugiter implorare clementiam . Haec auctoritatis

nostrae concessio, ut firmiorem in dei nomine optineat

stabilitatem, manu propria eam firmauimus et anuli nostri inpressione sigillari iussimus. Signum domni Ottonis (M) serenissimi regis . Hildibaldus episcopus et cancellarius aduicem Uuilgisi archicapellani notaui. ⠀ (Sig. dep. ) Data VI. id. aug. anno dominicae incarnat. DCCCCLXXXV, indictione XIII, anno uero tercii Ottonis regnantis secundo.

Actum Colonie feliciter amen.

Nachzeichnung eines von Hildibald A mundierten Diploms, verfertigt von dem selben Schreiber, der auch DO. II, 88 hergestellt hat.

Auffallend ist wieder das Fehlen

des Chrismon, da dieses sonst in den Diplomen Otto III. durchaus regelmäßig ist. ¹) Die Corroboratio beginnt a linea. Das Monogramm ist kanzleimäßig.

In der Recognition

kehrt die schon in DO. II, 88 beobachtete Form Uuilgisus wieder, ferner müßte es (anstatt advicem) vice N. N. heißen, da dieses in der Kanzlei Otto III. die Regel bildet. Datierung bereitet keinerlei Schwierigkeiten.

Die

Das (nicht mehr vorhandene) Siegel war

nach dem Muster der originalen Vorlage, von der es auch entnommen wurde, mittelst mittelst achtfachen Sternschnittes befestigt, welcher in jener Zeit tatsächlich neben dem Kreuzschnitte angewendet wurde. ') Es fehlt nur in : DDO. III, 189, 221 und 239 ; diese sind jedoch sämtlich von Privat schreibern mundiert, denen es jedenfalls an der nötigen Fertigkeit gebrach.

37

Während man im Jahre 983, wie wir gesehen haben, unter dem Einflusse des italienischen Notars It. I. von dem Immunitätsformulare der Vorurkunden großenteils abgegangen war, ist man unter Otto III. wieder ganz darauf zurückgekommen.

Wenn

wir von den Erweiterungen absehen, so deckt sich die Arenga mit DO. II, 88, das Übrige mit DO. I, 5. Gegenüber letzterem hat jedoch die Dispositio, ganz ähnlich wie in DH, 26, ein bedeutendes Plus : 1. in dem Passus über die Gerichtsbarkeit den Zusatz : (coram advocato) quem abbas constituerit (= der auf Rasur stehenden Interpolation im D. Ludwigs III ., Mühlb. 1512). 2. betreffend den Zehentgenuß die nähere Bestimmung : in quocunque --- collato

(= D. Ko. II . Stumpf, 1853). 3. nach der Gewährung freier Abtwahl den ganzen Passus von abbas illius mo nasterii - plane possidere. Die unter 1 ) angeführte Erweiterung ist sicher zu den unechten Bestandteilen unserer Urkunde zu rechnen und wahrscheinlich Hauptursache gewesen, an Stelle der alten Immunität die Nachzeichnung zu unterschieben.

Günstiger kann die zweite Ein

schaltung beurteilt werden ; sie ist unverdächtig und kann möglicherweise schon in den Vorlagen von DO. II, 88 und DO. II, 290 enthalten gewesen sein, vielleicht durch Zehentstreitigkeiten veranlaßt.

Die dritte und umfangreichste, wie auch inhaltlich sehr

bedeutsame Erweiterung von abbas illius - possidere wird man mit großer Wahrschein lichkeit wieder als Interpolation des Schreibers bezeichnen dürfen.

Zwar finden sich

einzelne dieser Bestimmungen auch in den Immunitäten Konrads II., allein es ist gerade hier interessant, wie man in der Kanzlei mit dieser Einschaltung vorgegangen ist ; durch die letztere hatte nämlich der Schlußsatz : » quatenus eos melius delectet etc. ", seinen Zu sammenhang mit dem zugehörigen Vordersatze : insuper potestatem concedimus und daher auch Beziehung und Sinn verloren ; um denselben in entsprechender Weise wieder herzustellen, wurde dieser Schlußsatz bei DKo. II. Stumpf 1853 umgeändert in : qua tenus eum cum fratribus

... melius delectet.

Der Schreiber von DO. III , 17 dagegen

hat den ursprünglichen Wortlaut unbedenklich stehen lassen.

Die Befreiung des Abtes

von der Heeresfolge dürfte demnach erst im 11. Jahrh. erfolgt sein, der Zusatz :

nisi

regia liberalitate - faciendi, sowie die gegen den Diocesanbischof gerichteten unzulässigen Bestimmungen waren überhaupt nie in einer echten Immunität des Klosters enthalten. Als Entstehungszeit der Nachzeichnung sind die letzten Jahre des 11. Jahrh., unmittelbar vor 1098, anzunehmen.

10.

Otto

III.

Memleben , 994, October 15.

K. Otto III. verleiht dem Abte Werinbraht auf dessen Bitte das Recht, im ganzen Stiftsgebiete zur Verwaltung der Klostergüter Vögte einzusetzen und bei schlechter Verwal tung auch abzusetzen, wobei der Abgesetzte unter sonstiger Androhung königlicher Un gnade sein Amt sofort niederzulegen hat. Kopien : a) im liber privil. maior, fol. 22b (B). b) im liber privil. minor, fol . 9b (C). Gedruckt : Mon. Germ. DO. III , 151 . Stumpf, Reg. n. 1022. In nomine sanctae et individuae trinitatis .

Otto divina favente clementia

rex. Si servorum dei petitionibus, quas pro ecclesiarum sibimet commissarum utilitatibus nobis insinuaverint, clementer annuerimus, id nobis ad perpetuae beatitudinis praemia promerenda liquido profuturum esse credimus.

Quapropter

omnium fidelium nostrorum cognoscat industria, quod fidelis noster Werinbraht abba monasterii Werthinensis insinuavit celsitudini nostrae, qualiter ipsum mo nachorum coenobium sibi commissum a beatae memoriae sancto Liudgero epi scopo in propria eius hereditate fuerit constructum monachisque contraditum et gloriosissimorum regum Hlutheuuici (filii ¹ ) magni regis Karoli et successorum eius pro aeterna ipsorum omnisque generis eorum memoria defensione et tui tione hactenus fuerit conservatum. Quam ob rem nostram imploravit clementiam, ut sibi per omnem abbatiam illi a nobis concessam.

advocatos pro monasteri

alis utilitatis causa disponere et ordinare nostra permitteretur auctoritate. Cuius rationabili et iustae petitioni assensum praebentes concessimus, proprietates monasterii, quod in Werthina situm est, per advocatos,

quos abbas antedicti

monasterii elegerit, hac²) praesenti auctoritate statuere et ordinare, et ne qua iu diciaria dignitas eis obsistere ullo modo praesumat. Si autem aliquis de advo catis inutiliter 3) res monasterii tractaverit et aliis advocatis locum advocaturae

¹) filii fehlt in B und C. hoc in B. Die Worte: inutiliter aliis advocatis fehlen bei Overham, dürften jedoch, da sie sich in beiden Kopialbüchern finden, nur übersehen worden sein.

39

noluerit evacuare et ad regiam dignitatem in longum tractando pervenerit, non solum in illius defectu occurrimus, verum etiam nostrae dignitatis gratiam per dere non dubitet.

Haec auctoritatis concessio, ut praesentibus et futuris tem

poribus a cunctis fidelibus verius credatur, manu propria eam firmavimus¹) et anuli nostri impressione signari iussimus. Signum domni Ottonis (M) serenissimi et invictissimi regis. Hildibaldus episcopus et cancellarius vice Willigisi archicapellani 2) recognovi. (Data ³) idibus oct. ¹) anno dominicae incarnationis DCCCCLXXXXIIII , indict. VII , anno autem tercii Ottonis regnantis XI. Actum Ymileua. Das Stück ist ebenso zu beurteilen, wie DO. II , 290, mit welchem es nach Inhalt und Wortlaut übereinstimmt.

Auf die kleinen Varianten wurde dort bereits hingewiesen.

Noch größer ist die Übereinstimmung mit DH. II, 9.

Das angebliche Original hat sich

bisher nicht gefunden, scheint aber Ende des 17. Jahrh. noch vorhanden gewesen zu sein, da der Werdener Chronist G. Overham seine Abschrift haben behauptet.

ex originali " gemacht zu

Als Vorlage diente ein von der Hand des Hildibald F mundiertes

Diplom ; wenigstens entspricht das im Kopialbuche B beigefügte Monogramm dem von HF gebrauchten.

Erben 5) will auch im Diktat diesen Schreiber erkannt haben. Ich konnte

mich davon nicht überzeugen, denn Protokoll und Text der Urkunde schließen sich in ihren Formeln ganz den früheren Immunitäten an, das Eschatokoll dagegen stimmt mit der Vorurkunde (DO. III, 17) überein.

Die in Mon. Germ. ) vertretene Ansicht, daß

auch DO. II . 290 als Diktatvorlage gedient habe, vermag ich nach meinen zu diesem Diplome gegebenen Ausführungen nicht zu teilen ; eher ist das Umgekehrte der Fall. Einige Schwierigkeiten bereitet die Datierung.

Otto III. urkundete im Jahre 994 :

Mai, 9 in Frankfurt, (DO III, 144) " Mainz, "1 146)

Juli, 6

Sept. 22-30 in Solingen (DO III 147–150) (Oct. 15 angeblich in Memleben ) (DO III, 151) Nov. 4 in Ingelheim 152) (" " 11 in Badenweiler " 1 153) ; es scheint also ganz aus ( geschlossen, daß Otto zu der angegebenen Zeit in Memleben gewesen ist.

Dagegen

könnte er sich wohl zu Anfang desselben Jahres dort aufgehalten haben, denn vom 2. Januar ist aus Allstedt eine Urkunde für die Mönche zu Memleben datiert (DO III ,

¹) firmamus in B. archicancellari in B. Data fehlt in B und C. In B und C steht das Tagesdatum — offenbar durch ein Versehen des Kopisten - hinter der In diction, so daß von älteren Herausgebern mehrfach fälschlich : VII. id. oct. gelesen wurde. *) Excurse zu den Diplomen Ottos III., MIOG, XIII. Bemerkungen zu DO. III , 151.

40

142). Man wird also wieder ein Auseinanderfallen von Handlung und Beurkundung an nehmen müssen. Eigentlich ist nicht recht einzusehen, was den Abt Werinbraht veranlaßt haben sollte, sich von Otto III. ein zweites Diplom zu erbitten.

Für eine Immunitätsbestätigung

lag kein Grund vor, das Privilegium der Vogternennung aber ist sicher unecht.

Wir

haben daher mit der Möglichkeit zu rechnen, daß DO. III, 151 ursprünglich gar nicht an Werinbraht, sondern bereits an dessen Nachfolger Abt Radbald gerichtet und ebenso wie die Vorlage von DO. II , 290 eine einfache Immunitätsbestätigung war. Werinbraht soll am 8. Oktober gestorben sein ; das Todesjahr ist unbekannt, doch könnte es spä testens 1001 gewesen sein, wahrscheinlich aber war es ein früheres Jahr. ¹)

Jedenfalls

wurde Radbald noch unter Otto III . zum Abte gewählt und es ist auffallend genug, daß keine Immunitätsbestätigung dieses Herrschers für Radbald existiert. der Herstellung von DO. III, 151

Sie ist offenbar bei

und der übrigen Fälschungen dieser Gruppe mit

mehreren anderen Immunitäten vernichtet worden. Da die Anfertigung der Fälschungen mit wenig Sorgfalt vorgenommen wurde, so kann leicht eine Verwechslung des Namens der Åbte stattgefunden haben, wie dies ja auch bei dem Diplome Konrads II . für Werden vom J. 1036, Okt. 10 (Stumpf, 2079) der Fall ist (Vgl. Urk. n. 14) . ¹) Vielleicht schon 993.

11 .

Heinrich

II .

Grone, 1002, August 4. K. Heinrich II. verleiht dem Abte Radbald auf dessen Bitte das Recht, im ganzen Stiftsgebiete zur Verwaltung der Klostergüter Vögte einzusetzen und bei schlechter Verwal tung auch abzusetzen, wobei der Abgesetzte unter sonstiger Androhung königlicher Ungnade sein Amt sofort niederzulegen hat. Angebl . Original (Fälschung) aus dem Ende des 11. Jahrh. im kgl. Staatsarchive zu Düsseldorf (A). Kopien : a) im liber privil. maior, fol . 23 a, (B). b) im liber privil . minor, fol . 2 b, (C) . Gedruckt : Mon. Germ . DH. II, 9. Stumpf, Reg. n. 1315. In nomine ' ) sanctae et indiuiduae trinitatis. clementia ') rex.

Henricus 2) diuina fauente ³)

Si seruorum dei petitionibus, quas pro aeccle-

siarum sibi

met commissarum utilitatibus nobis insinuauerint, clementer annuerimus, bis ad perpetuae beatitudinis premia promerenda liquido profuturum esse cre dimus. || Quapropter omnium fidelium nostrorum cognoscat industria, quod fi delis noster Radbald abba monasterii Uuerthinensis insinuauit celsitudini nostrae , qualiter ipsum monachorum coenobium sibi || commissum a beatae 5) memoriae sancto Liudgero episcopo in propria eius hereditate fuerit constructum mona chisque contraditum, et gloriosissimorum regum Hluthuuuici, filii magni regis || Karoli et successorum eius pro aeterna ipsorum omnisque generis eorum memoria defensione et tuitione actenus fuerit conseruatum . plorauit clementiam, ut

Quam ob rem nostram im

sibi per omnem abbatiam illi a nobis concessam aduo

catos pro monasterialis utilitatis causa disponere et ordinare nostra permitteretur actoritate.2)

Cuius racionabili et iustae || petitioni assensum prebentes concessi

mus, proprietates monasterii, quod in Uuerthina situm est, per aduocatos , quos ¹) Das erste n sogleich korrigiert aus o : A. *) in A. en sogleich korrigiert aus et, die kursive Verbindung et ist jedoch stehen geblieben . clementia sogleich korrigiert aus clentia : A. *) Das zweite e sogleich korrigiert aus : A.

3*

42

abbas elegerit, hac presenti actoritate ¹) statuere ct 2) ordinare, ct2) || ne qua iu diciaria dignitas eis ullo modo obsistere presumat.

Si autem aliquis ³) de aduo

catis inutiliter res monasterii tractauerit, ct ) aliis aduocatis locum aduocature noluerit euacuare, ct2) ad regiam dignitatem in longum tractando peruenerit, non solum in illius defectu occurrimus, uerum etiam nostrae dignitatis gratiam perdere non dubitct. 2) || Haec auctoritatis concessio, ut presentibus ct2) futuris temporibus a cunctis fidelibus uerius credatur, manu propria eam firmauimus c¹) anuli nostri inpressione signari iussimus. || Signum domni Heinrici (M) ) regis inuictissimi. Egilbertus cancellarius uice Uuilligisi archicapellani recog.

(Sig. sp .)

Data II . Non. ") Aug. anno dominicae incarn. MII, Indict. XV, 5) anno uero domni Heinrici regis I. ") Actum Grona. Das Diplom wurde wegen seines unzweifelhaft in der königlichen Kanzlei, u. zw. vom Notar Egilbertus B geschriebenen Eschatokolls von Bresslau gegen Stumpf als Ori ginal erklärt, doch wird letzterer Recht behalten, wenn ihm auch die entscheidenden Gründe hierfür verborgen geblieben sind. Wir müssen uns gegenwärtig halten, daß in der Kanzlei Heinrichs II. bis 1004 nur zwei Notare (Egilbertus A u. B) tätig waren.

Ihre Arbeitskraft konnte umsoweniger

ausreichen, als nach dem Thronwechsel alsbald eine Reihe von Klöstern um Bestätigung ihrer Privilegien nachsuchte.

Es sind daher vielfach Parteischreiber für das Schreibge

schäft herangezogen worden. 6)

Man verfuhr dabei auf zweierlei Art :

entweder,

es

wurden der von der Partei verfassten Reinschrift in der königlichen Kanzlei Eschatokoll und Siegel beigefügt, oder es wurde der Partei ein bereits mit dem Eschatokoll ver sehenes, jedoch unbesiegeltes Pergamentblatt, ein Blanquet, ausgefolgt, dieses von der Partei mit dem Texte ausgefüllt und zur Besiegelung der Kanzlei abermals vorgelegt. 7) Ob der erste oder zweite Fall anzunehmen ist, läßt sich manchmal schwer entscheiden. 8) Jedenfalls wird man dabei sein Augenmerk immer auch auf das Siegel richten müssen. Um zu unserem Stücke überzugehen, so beweist dessen Eschatokoll nur soviel, daß das Pergamentblatt einmal der Kanzlei vorgelegen hat ;

ein Kriterium für die Originalität

läßt sich daraus mit Sicherheit noch nicht ableiten . Zudem ist das Siegel auf DH . II, 9

¹) in A. 3) et anstatt et : A. q sogleich korrigiert aus b : A. Querstrich im H von anderer, jedenfalls des Textschreibers Hand. Indiktion und Regierungsjahr nachgetragen , vielleicht auch das Tagesdatum : II. Non. Vgl. Bresslau in : Mon. Germ., Dipl. Heinrichs II., Einleitung S. XVIII . 1) Bresslau (a. a. O.) glaubt noch eine dritte Art feststellen zu können, wobei der Partei ein unbeschriebenes, jedoch bereits besiegeltes Pergamentblatt ausgefolgt worden sein soll. Dabei hätte sich eigentlich die Kanzlei jeglicher Kontrolle des Inhaltes der betreffenden Urkunde begeben, was nicht sehr wahrscheinlich ist. Jedenfalls bedürfen die betreffenden Stücke noch einer eingehenderen Untersuchung. So stehen sich bei DH. II, 23 beide Ansichten gegenüber.

43

eine ganz bedenkliche Fälschung mit Benutzung eines Königssiegels Heinrichs III. als Aber selbst wenn das Siegel echt wäre, würde ich mich dennoch gegen die Originalität der Urkunde entscheiden ; denn ich behaupte : deren Entstehung ist aus den

Vorlage.

selben inneren und äußeren Gründen, welche bereits bei DO. II , 290 und DO . III, 151 namhaft gemacht wurden, vor dem J. 1040 ganz unmöglich. Zu beanstanden sind zu nächst : die Form Henricus ( 1. Z.), das Adjektivum Werdinensis, die Ausdrücke : mona sterium, quod in Werthina situm est, wo unter W. offenbar die Ortschaft Werden zu verstehen ist, und : abbatia (in territorialen Sinn).

Es ist bezeichnend genug, daß diese

Ausdrücke vor 1098 ausschließlich in Fälschungen oder doch höchst verdächtigen Stücken, niemals in Originalen, vorkommen. Das falsche Siegel kann, da ihm ein Königssiegel Heinrichs III., wahrscheinlich das ursprünglich auf Stumpf n. 2164 befindliche, als Vor lage diente, unmöglich vor 1040 angefertigt sein.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird

man aber annehmen dürfen, daß Siegelfälschung und Herstellung der Urkunde DH. II, 9 Nach der Schrift zu urteilen, stammen ungefähr gleichzeitig vorgenommen wurden. DO. II, 88, DO. III, 17 und DH. II , 9 von derselben Hand und sind fast gleichzeitig geschrieben. Ich rechne dazu außerdem die Stücke DO. II , 290 und DO. III, 151 , deren Urschriften nicht mehr erhalten zu sein scheinen. Schon bei Besprechung der genannten 4 Stücke (DO. II, 88- DO. III ,

151 ) wurde darauf hingewiesen, daß ihre Entstehung

nicht in das Ende des 10., oder den Anfang des 11. Jahrh. fallen kann. Ganz besonders schwer fällt hier, wie auch bei DH., II , 9 das Schweigen der Immunitäten Konrads II. und Heinrichs III. über die Vogternennung in die Wagschale. Jedesmal ( 1024, 1033, 1040) wurden, wie aus der Narratio der betreffenden Urkunden zu ersehen ist, die Vor urkunden vom Kloster vorgelegt. Die Immunitätsbestätigungen konnten an der brennenden Frage der Vogternennung, wenn sie damals wirklich schon existiert hätte, unmöglich mit Schweigen vorübergehen. Wenn es aber trotzdem dreimal nacheinander geschehen ist, so beweist dies zur Genüge, daß diese Frage der freien Vogtwahl damals noch nicht ventiliert wurde und somit auch sämtliche im Zusammenhang mit derselben stehenden Urkunden von DO. II, 290 bis DH. II, 9 damals nocht nicht existierten. Wie haben wir uns aber dann die Entstehung von DH . II, 9 zu erklären ?

Ich

glaube, in folgender Weise : Heinrich II. urkundete 1002 , Juli 28 in Merseburg (DH. II , 8 für Osnabrück) und zog dann über Grone, Erwitte, Duisburg, Nymwegen nach Utrecht. Da der Weg an Werden vorüberführte, so dürfte der König, etwa am 16. August, der ein Sonntag war, hier Rast gehalten haben, nachdem Abt Radbald, falls er sich nicht im Gefolge des Königs befand, diesem bis Grone entgegengegangen war.

Hier erfolgte

wohl die Bitte des Abtes um Bestätigung der alten Privilegien, und es wurde dem Abte ein Blanquet zur Eintragung des Urkundentextes ausgefolgt. Anstatt dessen hat aber der Klosterschreiber aus unbekannten Gründen ) ein anderes Pergament verwendet, welches dann der königlichen Kanzlei zur Unterfertigung und Besiegelung vorgelegt ') Der auf dem Blanquet zur Verfügung stehende freie Raum würde zur Eintragung des Textes, wie ihn beispielsweise Stumpf, n. 1853 bietet, schwerlich gereicht haben.

44

wurde.

Es war eine einfache Immunitätsbestätigung, inhaltlich und formell zwischen

DO. I, 5 und Stumpf n. 1853 stehend und hat noch den Kanzleien Konrads II. und Heinrichs III. vorgelegen, wie aus der Narratio der betreffenden Urkunden (nn. 12, 13, 16) zu ersehen ist.

Das Blanquet aber wurde im Kloster aufgehoben. ')

Als sich die

Abtei gegen Ende des 11. Jahrh. vor den Bedrückungen ihrer Vögte zu schützen suchte und zwar, so gut wie anderswo, auch auf dem Wege der Urkundenfälschung, da bot sich in dem Blanquet Heinrichs II. eine gute Gelegenheit zur Anfertigung des uns über lieferten Falsifikates dar.

Mit Benützung der betreffenden Originale wurde dann die

ganze Reihe der Werdener Fälschungen hergestellt, die Originale aber, um eine Ent deckung zu verhüten, vernichtet. Die Fälschungen wurden der Kanzlei Heinrichs IV. im Mai 1098 zur Bestätigung vorgelegt.

Abt Otto stand im Streite des Kaisers mit der

Kurie auf Seite Heinrichs und durfte darum umsoeher die Bestätigung der Fälschungen erhoffen.

Diese erfolgte denn auch, wenigstens was die Vogtei betrifft, am 10. Mai 1098

(Stumpf, n. 2940) . Zu dem Äußeren unseres Diploms ist im einzelnen noch zu bemerken : Die halb unciale Form des g erinnert sehr an die Urkunde Karls des Großen (n. 1 ) , das p in der verlängerten Schrift der 1. Zeile ganz an die unter Karl III . gebräuchliche Form Gleichwohl möchte ich mich nicht ohne weiteres der allgemein vertretenen Anschauung anschließen, daß DK. 266 und DH. II , 9 von gleicher Hand seien. )

Gerade die ge

ringe Sorgfalt und Fertigkeit bei letzterem Stücke (wie auch bei DO. II, 88 und DO. III , 17) gegenüber der Fälschung vom J. 802 spricht sehr dagegen.

Mit den eben ge

nannten ottonischen Nachzeichnungen hat DH. II, 9 noch das Fehlen des Chrismon ge mein.

Das Siegel ist eine Nachbildung des ersten Königssiegels Heinrichs III., 4) offen

bar mit Verwendung des ursprünglichen Siegels von Stumpf n. 2164, welches dabei zu Grunde gegangen sein mag. überein ;

Siegelbild und Größe beider (Dm. = 75 mm.) stimmen

dagegen hat das Siegel auf DH. II , 9 merkwürdigerweise eine Kaiserlegende ;

außerdem beginnt dieselbe auf der Fälschung ohne Kreuz zur Rechten des Königs unten neben dem Throne. Für die Geschichte der Abtei Werden ist die Beurteilung von DH. II, 9 von größter Bedeutung;

aber auch für den Diplomatiker entbehrt sie nicht des Interesses ;

erscheint ja doch, indem wir die Originalität dieses Stückes aufgeben müssen, auch die ganze Fälschungsarbeit dadurch um fast genau ein Jahrhundert jünger. ') Dies hat durchaus nichts Unwahrscheinliches für sich ; Bresslau erwähnt (a. a. O.) , daß auch in der Kanzlei Heinrichs II. mehrere solcher Blanquets viele Jahre aufbewahrt wurden, ehe sie zur Verwendung kamen. Stumpf n. 2482 wurde erst unter Heinrich III. ausgefüllt. In : Kaiserurkk. in Abb. Text S. 86, führt Bresslau außerdem einen ähnlichen Fall aus der Zeit Heinrichs V. an. *) Um dem Leser ein eigenes Urteil zu ermöglichen, sind beide Urkunden in Lichtdruck reproduziert und der Arbeit am Schluße beigefügt worden. *) Fehlt in Originalen Heinrichs II . aus jener Zeit nur noch in DH. II , 23, einem ebenfalls von der Partei geschriebenen Stücke. *) Die Beschreibung bei Foltz (Neues Archiv III, 44) ist im Sinne des Beschauers zu denken ; um Doppelsinnigkeit und Mißverständnisse in den Ausdrücken rechte, linke Hand " etc. zu ver meiden, ist jedenfalls die heraldische Beschreibung (im Sinne des Siegelbildes) vorzuziehen.

12 . Konrad II.

Mainz , 1024 , September 10. K. Konrad II. bestätigt auf Bitten des Abtes Heithanrich dem Kloster Werden Schutz und Immunität, Zehentrechte, freie Abtwahl und Zollfreiheit, sowie den Besitz des Klosters samt allem Zubehör. Kopie im liber privil. maior, fol . 23a (B). Stumpf, Reg. n. 1853. In nomine sanctae et individuae trinitatis. mentia rex.

Cunradus divina favente cle

Omnium Christi nostrorumque fidelium universitatem scire jube

mus , quod fidelis noster Heithanricus abba monasterii, quod vocatur Werdina, insinuavit celsitudini nostrae, qualiter ipsum monachorum coenobium sibi com missum a beatae memoriae Ludgero episcopo in propria eius hereditate fuerit constructum monachisque contraditum, ac gloriosissimorum regum Lutheuuici, filii regis magni Karoli ac successorum eius, videlicet Heinrici, trium Ottonum, nec non et secundi Heinrici ¹) imperatoris invictissimi, pro aeterna ipsorum om nisque generis eorum memoria, defensione ac tuitione hactenus fuerit conser vatum.

Quam ob rem nostram imploravit clementiam, ut idem monasterium sub

nostra tuitione suscipientes, omnes concessiones ab antecessoribus nostris sibi collatas nostrae praecepto auctoritatis firmaremus .

Cuius rationabili ac iustae

peticioni assensum praebentes decernimus atque iubemus : ut inprimis idem mo nasterium cum omnibus ad se pertinentibus plenissime inmunitatis securitate perfruatur, neque publicis exactionibus eidem monasterio subiacentes liberi vel servi, sive a qualibet culpa rei, ab ulla potestate iudiciaria constringantur, sed advocatus eorum, si quid inquirendum est aut corrigendum, inquirat ac corrigat. Preterea, quod aliis quoque monachorum coenobiis concessum est, ut, ubicumque dominicatos mansus habuerint, in quocumque sint episcopio seu prefectura, vel in omni regno a deo nobis collato, decimas dent ad portam monasterii, nec ab ¹) Heinrici secundi in B ; darüber stehen die Buchstaben B, A ; offenbar sollen diese beiden Worte umgestellt werden : s. H.; so haben auch die folgenden Urkunden (nn. 13, 16, 17, 18).

46

ullo penitus alibi dare cogantur, sed ab eisdem pro nostra beatitudine perpetua supervenientibus peregrinis et hospitibus serviatur.

Insuper etiam eidem fratrum

collegio ad eligendum abbatem inter se regularis electionis potestatem conce dimus.

Abbas illius monasterii ad castra et in hostes ire non cogatur. Insuper

fratres monasterii hominesque ipsorum ab omni vectigalium ac thelonii inquisi tione securi consistant.

Et quia nichil ad illum locum pertinet, nisi tantum here

ditas sancti Liudgeri ac propinquorum eius, et elemosinae religiosorum homi num, ideo liceat abbati, illud monasterium cum rebus ad se pertinentibus libere possidere, quatenus eum cum fratribus Deo ibi famulantibus melius delectet, pro nostra ac totius ecclesiae salute divinam iugiter implorare clementiam.

Et

ut haec nostra auctoritas stabilis permaneat, eam manu propria roborantes, si gilli nostri impressione iussimus insigniri." Signum domni Cuonradi regis (M) invictissimi.

Üthelricus cancellarius ad vicem Aribonis archicapellani recognovit . Data IIII . Idus Septembris, [ anno incarnationis domini ] tione VII., anno vero domni Cunradi secundi regnantis I. feliciter. Amen.

MXXIIII ,

indic

Actum Mogontiae

Obwohl nur als Kopie überliefert, ist die Urkunde doch nach Form und Inhalt durchaus einwandfrei und in Verbindung mit den beiden folgenden Immunitäten (Nn. 13 und 16) für die Beurteilung der vorausgehenden Fälschungen von ausschlaggebender Bedeutung. Das Original war offenbar bereits im 14. Jahrh. nicht mehr vorhanden, daher fehlt die Urkunde im jüngeren Kopialbuche. Da Konrad II. am 8. Sept. 1024 in Mainz gekrönt, und das Diplom zwei Tage später daselbst ausgefertigt wurde, so dürfte der Abt von Werden bei der Krönung zu gegen gewesen sein. ¹) anno - domini fehlt. 3 Vgl. darüber n. 5 (S. 21 ) , n . 11 ( S. 43) und den 1. Excurs.

13 . Konrad II.

Nymwegen , 1033, April 28. K. Konrad II. bestätigt auf Bitten des Abtes Gerold dem Kloster Werden Schutz und Immunität; bestimmt, daß von den Herrenhöfen nur an das Kloster der Zehent ent richtet werde; gewährt das Recht der Schiffahrt auf der Ruhr von Werden bis zu deren Mündung in den Rhein ; bestätigt ferner das Recht der freien Wahl des Abtes, Enthebung desselben von der Heerbannpflicht, Zollfreiheit und Besitz. Original mit echtem, wohl erhaltenen Siegel im kgl . Staatsarchive zu Düsseldorf (A). Kopien : a) im liber privil. major , fol . 24 a. (B). b) im liber privil. minor, fol. 9b. (C). Facsimile in : Kaiserurkunden in Abbildungen : Lief. II, Tafel 3. Stumpf Reg. n. 2037. C.

In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis.

clementia Romanorum imperator augustus. fidelium uniuersitatem scire iubemus,

Chuonradus diuina fauente

Omnium ¹) Christi nostrorumque

quod fidelis noster Geroldus abba mo

nasterii, quod uocatur Werdina, insinuauit celsitudini nostrae, qualiter ipsum mo nachorum cenobium sibi concessum a beatae memoriae sancto Livdigero epis copo in propria eius hereditate fue- rit constructum monachisque contraditum , ac gloriosisimorum regum Hludiwici, filii regis magni Karoli , ac successorum eius, uidelicet Heinrici, trium Ottonum, nec non secundi Heinrici imperatoris inuictissimi, pro aeterna ipsorum omnisque generis eorum memoria || defensione ac tuitione hactenvs fuerit conseruatum .

Quam ob rem nostram implorauit cle

mentiam , ut idem monasterivm sub nostra tuitione suscipientes , omnes conces siones ab antecessoribus nostris sibi collatas nostrae praecepto auctoritatis ) firma- remus.

Cuius rationabili ac iustae petitioni assensvm praebentes decerni

mus 3) atque iubemvs : vt idem monasterium inprimis cum omnibus ad se per tinentibus plenissimę immunitatis securitate perfruatur, neque puplicis exactio nibus eidem monasterio subia-||centes liberi uel serui, siue a qualibet culpa rei, ') u, wie es scheint, verbessert aus b. Das 2. t über der Zeile nachgetragen : A. decernimis in A; das s scheint auf dem 2. u-Balken zu liegen.

48

ab ulla potestate iudiciaria constringantur, sed aduocatus eorum, si quid inqui rendum est aut corrigendum, inquirat ac corrigat. Preterea, quod aliis quoque monachorum cenobiis concessum est, ut,

ubicumque dominicatos mansos ha

buerint, in quocumque sint episcopio seu praefectura, uel in omni regno a Deo nobis collocato ') , decimas dent ad portam monasterii, nec ab ullo penitus alibi dare cogantur, sed ab eisdem pro nostra beatitudine || perpetua superuenientibus peregrinis ac hospitibus seruiatur.

Insuper etiam eidem abbati et populis ad

praedictum monasterium seruientibus imperiali nostra potentia uiam nauigii con cessimus de illo loco, vbi Rura fluuius influit Renum, eo rationis tenore, || ut omne per aeuum , [ nec] 2) clausulis, nec ulla impediente causa, liberam habeant potestatem nauigandi sursum contra Rurae fluuii decursum usque ad Werdinę monasterium. abbatem

Ad haec quoque eidem fratrum collegio ad elegendum inter se

regularis electionis potestatem concedimvs.

Abbas illius monasterii

[ nec ] 2 ) ad castra nec in hostem ire cogatur. Insuper homines fratrum ipsorum ab omni uectigalium ac thelonei inquisitione securi consistant.

Et quia nihil ad

illum locum pertinet, nisi tantum || hereditas sancti Livdigeri ac propinquorum eius, et elemosinę religiosorum hominum, ideoliceat abbati, illud monasterium cum

rebus ad se pertinentibus libere possidere, quatenus eum cum fratribus

Deo ibi famulantibus melius delectet, pro nostra ac totius || aecclesiae salute diuinam iugiter implorare clementiam .

Et ut hęc nostra auctoritas stabilis per

maneat, eam manu propria roborantes sigilli nostri impraessione iussimus insigniri. Signum domni Chuonradi Romanorum imperatoris (M. f.) inuictissimi. Burchardus cancellarius uice Bardonis archicapellani recognouit.

(Sig.) mo Data IIII . k. Mai .

mo

anno incarnationis Domini M XXX III , indictione prima

anno autem domni Chuonradi secundi reg. VIIII. , imp. uero VI., Actum Nouio mago feliciter. Amen . In der Reihe der Werdener Kaiserurkunden ist dieses Stück das erste Original, welches uns völlig unverfälscht überliefert ist.

Es ist in einem Zuge mit (jetzt) blasser

Tinte geschrieben, von einem Kanzleibeamten, den Bresslau in den J. 1027-1033 mehr fach nachgewiesen hat. 3) Hand.

Der Vollziehungsstrich im Monogramm ist deutlich von andrer

Das Siegel aus hellem gelben Wachse ist Ko. II. n. 4.4) Bresslau bemerkt des Weiteren zu dieser Urkunde : »Als Vorurkunde diente nicht

das seiner Echtheit nach unanfechtbare Diplom Heinrichs II. (DH . II, 9) , sondern eine Sonst: collato. Fehlt, ist jedoch wohl zu ergänzen. Vgl. Kaiserurkunden in Abb., Text S. 19. Bresslau: Neues Archiv, VI, S. 562.

49

der älteren Immunitätsbestätigungen zweifelhaften Rechtsinhaltes, wahrscheinlich DO. III, 17, unter Weglassung eines die Beziehungen des Klosters zum Diocesanbischof regelnden Passus und Hinzufügung der Zollfreiheit auf der Ruhr ;

jene ausgedehnten, auf doch

höchst unsicheren Grundlagen beruhenden Privilegien des Klosters empfingen erst durch unser Diplom eine unantastbare Basis. " Diese Ausführungen Bresslaus sind durchwegs abzulehnen. Als Vorurkunde diente selbstverständlich Stumpf n. 1853 ;

nicht Zollfreiheit auf der Ruhr, sondern das Schiff

fahrtsrecht wurde neu gewährt ; die gegen den Bischof gerichtete Bestimmung wurde nicht weggelassen, sie war überhaupt niemals in einer echten Immunitätsurkunde ent halten, sondern wurde erst gegen Ende des 11. Jahrhunderts interpoliert. ¹)

Die unserem

Diplome vorausgehenden zweifelhaften Urkunden, bezw. die darin enthaltenen Privilegien konnten daher auch nicht durch ersteres eine unantastbare Basis erlangen, denn sie existierten damals noch gar nicht. Über das Privilegium der Ruhrschiffahrt und seine Bedeutung für die Abtei habe ich bereits an anderer Stelle gehandelt. 2) ¹) Dasselbe gilt von dem Rechte der freien Vogternennung, und von der Erwähnung könig licher Lehen bei der Befreiung von der Heerbannpflicht. ") Vgl. „Beiträge" XI , Š. 86.

14.

Konrad

II.

Tilleda , 1036, Oktober 10. K. Konrad II. bestätigt dem Abte Heithanrich, der sich beim Kaiser über allzugroße Bedrückung von Seite der Vögte beklagte, einen vom Abte mit dem Grafen Hermann (von Werl), dem vornehmsten und mächtigsten jener Vögte abgeschlossenen Vertrag, dahin lautend, daß GrafHermann an Stelle der ihm gebührenden servitia aus 13 namentlich angeführten, unter seinem Schutze stehenden Orten 19 Hufen samt den Hörigen nebst drei Grund stücken an der Ruhr mit einem jährlichen Zinsertrage von drei Schillingen, vom Abte zu Lehen erhalten solle, wogegen weder der Graf noch seine Nachfolger das Klostergut weiter hin mit irgendwelcher Forderung beschweren dürfen. Originalnachbildung im kgl. Staatsarchive in Düsseldorf (A) . Kopien : a) im liber privil. maior, fol. 23b (B). b) im liber privil. minor, fol. 10a (C). Stumpf, Reg. n. 2079. In nomine sanctę et individuę trinitatis. mentia imperator augustus. ¹)

Chuonradus diuina fauente cle

Omnium Christi nostrorumque fidelium uniuer

sitatem scire iubemus, quod fidelis noster Heithanricus 2) abba monasterii, quod uocatur Werthina, ) adiit celsitudinem nostram || querimoniam faciens, tam se, quam familiam

monasterii a nobis sibi commissi, per aduocatos grauius iusto

seruiciorum exactionibus ³) gravari. || Quam ob rem indicauit mansuetudini nostrę, inter se et comitem Herimannum ¹ ), qui inter eos nobilitate et potentia preci puus

extiterat, conuentionem factam esse huiusmodi : ut pro seruitio, quod ex uillicis uel familia exigere solebat, hos mansus infrascriptos ex ipsis, quos ||

sub sua tuitione habebat, electos ³ ) cum inherentibus mancipiis in beneficium acciperet : in Ahtisberga duos mansus, in || Hullikinghouon unum mansum, in Ouinghuson duos, in Beringthorpa unum, in Stokheim unum , in Uuikki unum, in Hoingi unum, || in Hunninghuson unum, in Dalauuik unum, in Letnettj unum ,

¹) 1) *) *)

Sperrung bei st. In verläng. Schrift. Sperrung bei ct. In verläng. Schrift, die einzelnen Buchstaben gesperrt.

51

in Thiadninghouon unum, in Liuderinkhuson unum,

in Lotthorpa V ' mansus ,

tria territoria, id est tres fundos tres siclos persoluentes iuxta Rurinna. Quam conuentionem predicti abbatis || rogatu nostrę auctoritatis¹) precepto corrobo rauimus, ne uel ab ipso supradicto ¹ ) comite Herimanno ) uel ab ullo || succes sorum eius res monasterii ullam seruitii fatigationem sustineat ulterius. hęc nostra auctoritas ') stabilis et

Et ut

imconuulsa permaneat, hanc cartam inde con

scriptam propria manu corroborantes sigilli nostri impressione iussimus insigniri. || Signum domni Cuonradi inuictissimi Romanorum imperatoris augusti. Purchardus cancellarius aduicem Bardonis archi[cap]pellani ³) recognovit. (M.)

(Sig. sp .)

Data VI. id. oct. indict. IIII, anno dominicę incarnat. mill. XXX VI., anno autem domni Chunradi ) secundi regn. XIII, imperant. uero VIIII. lidę feliciter.

Actum Tul

AMEN.

Fälschung aus der Mitte des 12. Jahrh., von einer Hand, die uns noch öfter be gegnen wird.

Geschrieben in einem Zuge auf gutem Pergamente (36X46 cm, Quer

format), ohne sichtbare Linien, mit schöner schwarzer Tinte mit Benutzung eines Origi naldiploms als Schreibvorlage.

Chrismon fehlt ; die verlängerte Schrift des Eingangs

protokolls beschränkt sich auf Invocatio und Titel ; zufüllen, wurde st in augustus stark gesperrt.

um die erste Zeile damit ganz aus

Eigennamen werden vielfach durch ver

längerte Schrift, mit Majuskeln vermischt, hervorgehoben.

Monogramm richtig, steht

jedoch außerhalb der Signumzeile, woraus man vielleicht schließen darf, daß die Origi nalvorlage von einem Parteischreiber auf einem von der königlichen Kanzlei verabfolgten mit dem Monogramme versehenen Blanquette geschrieben war. Siegel (80 mm Dm.) aus grüngefärbtem Wachse, gut erhalten, ebenfalls Fälschung, auf Grund eines echten Siegels Ko. II., n . 5.4) Auch dieser Umstand spricht für die Benutzung eines Original diploms als Vorlage. Das Siegelbild (der Kaiser auf einem Säulenstuhle zend, die Füße auf einem Schemel, mit Vollbart und der üblichen Gewandung, die Hände erhoben, in der rechten den Reichsapfel mit Kreuz, in der linken ein kurzes Vogelscepter) ist im Großen und Ganzen gut nachgeahmt, doch fehlen beim echten Typus dem Throne die beiden rundbogigen Öffnungen ; Legende, in der Mitte oben beginnend, durch den Fuß schemel unterbrochen † CHVONRADVS DI GRA - ROMANORV IMP AVG. Die Buchstabenformen der Legende gehören ebenfalls teilweise dem 12. Jahrh. an. Das Formular deckt sich zum Teil mit dem der vorigen Urkunde (n. 13) .

Da

jedoch Konrad II. im Oktober 1036 tatsächlich in Tilleda urkundete 5), so ist dies ein

1) Sperrung bei ct. In verläng. Schrift, die einzelnen Buchstaben gesperrt. archipellani : A. Vgl. Bresslau, Neues Archiv, VI, S. 564. Stumpf, Reg. nn. 2081 , 2082.

52

weiteres Moment, welches zur Annahme einer originalen Vorlage nötigt.

In der Datie

rung müßte anno imperii X anstatt IX stehen, aber auch Stumpf nn. 2081

und 2082

haben IX; also stand es offenbar auch in der Vorlage. Die Einreihung der Urkunde bereitete, wie aus den Korrekturen der Datierung in den beiden Kopialbüchern zu ersehen ist, schon dem Kloster vielfach Schwierigkeiten, da Abt Heithanrich im J. 1036 längst gestorben war.

Crecelius, der für die Originalität

des Diploms eintrat ¹) , suchte eine Lösung in der Annahme, der Vertrag mit dem Vogte sei tatsächlich unter Heithanrich geschlossen, aber erst unter Abt Gerold beurkundet worden.

Das ist jedenfalls unzutreffend ; denn abgesehen davon, daß zwischen beiden

Äbten noch Bardo regierte 2), hat Abt Gerold doch schon 1033 von Konrad II. Bestäti gung der Klosterprivilegien erhalten und damals weder Veranlassung gehabt, sich über Anmaßungen der Vögte zu beklagen, noch diesbezüglich einen Vertrag zur Bestätigung vorzulegen. Zum Inhalte ist folgendes zu bemerken : in einer Hs. des Klosters mit urbarialen Aufzeichnungen 3) aus der Zeit des Abtes Gerold ( 1031 - 1050) findet sich auf fol. 30a4) eine Eintragung, in welche sämtliche in unserer Urkunde genannten Güter und noch einige andere, aufgezählt werden ; vorher stehen die Worte (lückenhaft) : ... (Herima) nno comiti de abbate .. • Haben wir somit auch für den Inhalt teilweise eine echte Vorlage anzunehmen, so muß doch wenigstens nach einer Seite hin eine wesentliche Er weiterung des Originals stattgefunden haben, sonst wäre kaum ein Anlaß zur Herstellung der Nachzeichnung gewesen.

Vielleicht auch lag die Sache so : Das Kloster suchte sich

gegenüber den maßlosen Forderungen der Vögte dadurch zu schützen, indem es, auf Grund der vorgelegten Urkunde, behauptete, in dieser Angelegenheit schon früher große materielle Opfer gebracht zu haben, weshalb es dem Vertrage gemäß für alle Zukunft nicht weiter behelligt werden dürfe. 1) Traditiones Werthinenses I., Nachtrag, S. 68, in der Zs. des berg. Gesch.-Ver., VI. Bd. Vgl. " Beiträge", XI, S. 84, und : Kötzschke, Urbare der Abtei Werden, I. Bd., S. 544, . 1. Anm *) Hs. A 89 im kgl. Staatsarchive zu Düsseldorf. Gedruckt bei Kötzschke : Urbare, I, S. 136, § 50.

15.

Konrad

II .

Tilleda , 1036, Oktober 10. K. Konrad II. schenkt dem Abte Gerold von Werden und dessen Kirche auf Inter vention seiner Gemahlin Gisela, seines Sohnes Heinrich und des Abtes Richard von Fulda ein praedium in pago Eitheri, in comitatu Erimanni, mit Pertinenzen. Angebliches Original (Fälschung) im kgl . Staatsarchive zu Düsseldorf. (A). Kopien : a) im liber privil. maior, fol . 37 a (B). b) im liber privil. minor, fol. 13 a (C). Stumpf, Reg. n. 2080. C.

In nomine sanctę et indiuiduę trinitatis.

clementia Romanorum imperator augustus. )

Chuonradus diuina fauente

Nouerit omnium fidelium Dei ,

presentium scilicet ac futurorum , industria, qualiter quidam clericus , nomine Walt gerus, quoddam predium suum, Eitthera 2) dictum ³), || quod tamen post obitum suum ad fiscum nostrum respicere legali iure uidebatur, uiuens et uolens ad manus nostras ea conditione dimisit, ut ad reliquias sancti confessoris Liudgeri traderemus.

Quod gratanter nos accipientes, ob interuentum dilectissimę con

iugis nostrę Gislę, imperatricis auguste, et amantissimę prolis nostrę Henrici regis, nec non ob fidele seruitium Richardi, Fuldensis abbatis, || prenominatum predium, in pago Eitheri ) situm, in comitatu Erimanni 2), cum omnibus ad idem predium pertinentibus, tam areis, quam edifficiis, agris, terris cultis et incultis , pratis, paschuis, campis, siluis, || uenationibus, aquis aquarumue decursibus, pis cationibus, uiis et inuiis, exitibus et reditibus, mancipiis utriusque sexus, que sitis et inquirendis, seu cum omni utilitate, quę scribi aut nominari potest, fideli nostro,

abbati Geroldo et ecclesię Werdinensi, cui ipse presidet, in honore

scilicet prefati confessoris constructę, per hoc imperiale preceptum in proprium tradidimus et de nostro iure ac dominio in ecclesię ius atque dominium omnino || transfudimus, eo quidem tenore, ut pater monasterii eiusque successores liberam

¹) st gesperrt. Dieses Wort in verlängerter Schrift. ') ct gesperrt.

54

deinceps habeant potestatem tenendi, tradendi, comutandi uel quicquid placuerit, ad utilitatem ecclesię inde faciendi. || Et ut hęc nostrę traditionis auctoritas stabilis et inconuulsa omni tempore perseueret, hanc¹) cartam inde conscriptam subtusque manu propria roboratam sigilli nostri impressione iussimus insigniri. || Signum domni Chuonradi inuictissimi Romanorum imperatoris augusti.º) * Purchardus cancellarius ad uicem Bardonis archicapellani recognouit. (M) (Sig. dep .) Data VI. Id . ³) Oct., indictione IIII. , anno dominicę incarnationis mill(es)i (m)o XXX . VI, anno autem domni Chuonradi 3) secundi, regnant(e) XIII, impe rante uero VIIII.

Actum Tullide feliciter. AMEN.

Fälschung aus der Mitte des 12. Jahrh., mit Benutzung derselben Originalvorlage, nach welcher auch die vorige Urkunde (n. 14) hergestellt wurde, wie ich glaube, auch von derselben Hand.

Geschrieben in einem Zuge auf teilweise sehr dünnem, mit Blei

liniertem Pergamente (52X58 cm Querformat), mit brauner Tinte.

Die Schrift,

nicht

auf den Linien, sondern etwa 5 mm oberhalb derselben laufend, zeigt einerseits Über einstimmung mit dem vorerwähnten Diplome (n . 14), so in der Verzierung der Ober schäfte, in der cauda bei f, im Abkürzungszeichen, besonders aber in der verlängerten Schrift.

Andrerseits ist der Einfluß von Urkundenschrift aus der Mitte des 12. Jahrh.

deutlich zu erkennen , so im Chrismon, in den Flammen-Ansätzen bei i, m, n, u, in den i-Strichen auf Doppel-i, und in der Form des g. Das Monogramm entspricht in Stellung und Zeichnung ganz genau dem des vorigen Diploms. gamente) abgerissen worden. ist noch deutlich sichtbar.

Das Siegel ist (samt dem Per

Ein Abdruck des Siegelrandes von 80 mm Durchmesser

Das Formular stimmt vollkommen mit dem in der königlichen Kanzlei damals gebräuchlichen überein.

Von den drei als Intervenienten genannten Personen begegnen

uns die beiden ersteren auch sonst in zahlreichen Diplomen ;

die Dreizahl ist sehr

häufig, und die Motivierung: ob fidele servitiam für den an dritter Stelle angeführten Intervenienten kehrt fast regelmäßig wieder.

Der Fehler bei der Zählung der Kaiserjahre

in der Datierung findet sich auch in dieser Urkunde. Wie es um den Inhalt bestellt ist, wage ich nicht zu entscheiden .

Nach der ein

gehenden Darstellung des Sachverhaltes, wie er in der Narratio gegeben wird, muß man annehmen, daß diese einer echten Vorlage entnommen wurde.

Daß es sich dabei viel

leicht nicht um das hier erwähnte Gut, sondern ein anderes handelte, ist wahrscheinlich, sonst wäre kein Grund zur Fälschung vorhanden gewesen. 1) aunter dem h von gleicher Hand nachgetragen : A. 2) st gesperrt. 3) Dieses Wort in verlängerter Schrift.

Schenkungen Konrads II .

55

sind übrigens gerade aus jener Zeit auch sonst mehrfach urkundlich beglaubigt.

Im

älteren Kopialbuche, dessen erster Teil wohl von derselben Hand, wie unser Diplom, geschrieben wurde, ist letzteres erst später und von anderer Hand eingetragen worden ; es mag also, gleichwie das 2. Diplom Heinrichs IV. (n . 19) , erst nach 1147, jedoch nicht viel später, hergestellt worden sein. Daß in dem übrigens ebenfalls zweifelhaften Diplome Heinrichs V. (n. 20) unserer Urkunde keine Erwähnung geschieht, ist somit nicht auf fallend, wohl aber, daß in ersterem Diplome die Schenkung als unter Heinrich III . er folgt bezeichnet wird.

16. Heinrich

III .

Augsburg , 1040, Januar 18. K. Heinrich III. bestätigt dem Abte Gerold von Werden auf dessen Bitte Immunität und Königschutz, sowie die übrigen in den Vorurkunden enthaltenen Privilegien. Original mit unechtem Siegel im kgl. Staatsarchive zu Düsseldorf (A) . Kopien : a) im liber privil. maior, fol. 24 b (B). b) im liber privil. minor, fol. 10 b (C). Inseriert : a) in das Diplom Rudolfs I., 1291 , Juni 6 : Böhmer- Redlich, Reg. n. 2489 (D). b) in das Diplom Karls IV., 1349, August 13 : Böhmer-Huber, Reg. n. 1120 (E). Stumpf, Reg. n. 2164. C.

In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis.

clementia rex.

Heinricus diuina fauente

Omnium Christi nostrique fidelium uniuersitatem scire jubemus ,

quod fidelis noster Geroldus

abba monasterii, quod uocatur Werdina, insinuauit

celsitudini nostrę, qualiter ipsum monachorum coenobium sibi concessum a beatę memorię sancto Liudigero episcopo in propria eius hereditate fuerit constructum || monachisque contraditum, ac gloriosissimorum regum Hludiuvici filii regis magni Karoli ac successorum eius, uidelicet : Heinrici, trium Ottonum, nec non secundi Heinrici imperatoris inuictissimi, simulque piissimi patris || nostri Chuonradi im peratoris augusti, pro aeterna ipsorum omnisque generis eorum memoria, defen sione ac tuitione hactenus fuerit conseruatum.

Quam ob rem nostram implorauit

clementiam, ut idem monasterium sub nostra || tuitione suscipientes, omnes con cessiones, ab antecessoribus nostris sibi collatas, nostre precepto auctoritatis firmaremus.

Cuius rationabili ac iustę petitioni assensum prebentes decernimus

atque iubemus

ut idem

monasterium inprimis cum omnibus ad se pertinen

tibus plenissimę immunitatis securitate perfruatur, neque publicis exactionibus eidem monasterio subiacentes liberi uel servi, siue a qualibet culpa rei, ab ulla || potestate iudiciaria constringantur, sed aduocatus eorum, si quid inquirendum est aut corrigendum, inquirat ac corrigat.

Preterea, quod aliis quoque mona

chorum coenobiis concessum est, ut, ubicumque dominicatos | mansos habuerint, in quocumque sint episcopio seu prefectura, uel in omni regno a Deo nobis

57

collato, decimas dent ad portam monasterii,

nec ab ullo

cogantur, sed ab eisdem pro nostra | beatitudine peregrinis ac hospitibus seruiatur.

penitus

alibi dare

perpetua superuenientibus

Insuper etiam eidem abbati et populis ad

predictum monasterium seruientibus regali nostra potentia uiam nauigii || con cessimus de illo loco, ubi Rura fluuius influit Renum , es rationis tenore, ut omne per aeuum, [ nec] ¹ ) clausulis, 2 ) nec ulla impediente causa, liberam habeant potestatem nauigandi sursum contra || Rurae fluuii decursum usque ad Werdinę monasterium .

Ad haec quoque eidem fratrum collegio ad eligendum inter se

abbatem regularis electionis potestatem concedimus. [nec] ¹ ) ad castra nec in hostem ire cogatur.

Abbas illius || monasterii

Insuper homines fratrum ipsorum

ab omni uectigalium ac thelonei inquisitione securi consistant.

Et ³) quia nihil

ad illum locum pertinet, nisi tantum hereditas sancti Liudigeri ac propinquorum eius, et aelemosinę religiosorum hominum, ideo liceat abbati, illud monasterium cum rebus ad se pertinentibus libere possidere , Deo ibi famulantibus

melius

delectet, pro

diuinam iugiter implorare clementiam. permaneat,

| quatinus eum cum fratribus

nostra ac totius

aecclesiae salute

Et 3) ut haec nostra auctoritas

stabilis

eam manu propria roborantes, sigilli nostri impressione iussimus

insigniri. Signum domni Heinrici tercii (M.

f.) regis inuictissimi .

Theodericus cancellarius uice Bardonis archicapellani recognouit.

(Sig. sp.) Data XV. kal . Feb., ³) indictione VIII . , anno dominicę incarn . mill. XL mo, anno autem domni Heinrici ' ) tercii ordinat. XII ., regn. uero I. Actum Augustae feliciter. Amen. Wörtliche Wiederholung von n. 13. Geschrieben auf gut bearbeitetem Pergamente (42X44 cm, Hochformat), ohne sichtbare Linien, mit dunkelbrauner Tinte, wohl von der Hand des Notars Theodericus A ; ebenso stammt auch das Diktat von ihm. 5) . Voll ziehungsstrich im Monogramm deutlich erkennbar. kannter Darstellung, mit erhobenen

Siegel unecht : der König in be

Händen, in der rechten vermutlich ein Scepter, in

der linken den Reichsapfel mit Kreuz : Legende durch den Fußschemel unterbrochen DI -- GRA IM (P AVG) ; Dm = 75 mm. 6) Das Vorhandensein

(+ HEINRICVS)

') Fehlt, gleichwie in der Vorurkunde (n . 13). Das zweite u sogleich verbessert aus i: A. Dieses Wort in verläng. Schrift : A. Dieses Wort in Majuskel : A. Vgl. Kaiserurkk. in Abb., Lief. II, Tafel 5, und Stengel, die Verfasser der deutschen Immu nitätsprivilegien des 10. und 11. Jahrh., S. 109 , Anm. 1. Theodericus A ist der früher von Bress lau als Theod. B bezeichnete Notar ; vgl. Stengel , a. a. O., S. 108, Anm . 4. Von demselben Stempel wurde noch ein Abdruck für die Nachzeichnung DH, 26 (n. 5) und wohl auch für die nächstfolgende Urkunde (n. 17) verwendet. 4*

58

des

unechten Siegels an der

zweifellos

im

Original überlieferten

Urkunde erkläre

ich mir folgendermaßen : das Originalsiegel (Typus Heinrich III., n. 1 ) diente als Vorlage zur Herstellung des unechten Siegels auf DH. II, 9 und mag dabei zerbrochen worden sein ; erst etwas später dürfte das jetzige (unechte) Siegel befestigt worden sein, man könnte es sich sonst nicht erklären, weshalb es von dem Originaltypusa bweicht. Formular und Inhalt des Diploms sind durchaus einwandfrei.

17.

Heinrich

III .

Augsburg , 1040, Januar 18. K. Heinrich III. bestätigt dem Abte Gerold von Werden auf dessen Bitte das Recht, für die Verwaltung der abteilichen Güter Vögte einzusetzen, und bei schlechter Verwaltung auch abzusetzen, wobei der Abgesetzte unter sonstiger Androhung königlicher Ungnade sein Amt sofort niederzulegen hat.

1

Originalnachbildung (Fälschung) im kgl. Staatsarchive zu Düsseldorf (A). Kopien : a) im liber privil. maior, fol . 25 a (B). b) im liber privil . minor, fol. 2 b (C). Inseriert: a) in das Diplom Rudolfs I., 1291 , Juni 6 : Böhmer-Redlich, Reg. n. 2489 (D) . b) in das Diplom Heinrichs VII. , 1310, Januar 1 : Böhmer-Huber, Reg. n. 200 (E). c) in das Diplom Karls IV. , 1349, August 13 : Böhmer-Huber, Reg. n. 1120 (F) . Stumpf, Reg. n. 2165. C.

In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis.

clementia imperator augustus. siarum

sibimet

Heinricus

diuina fauente

Si seruorum Dei peticionibus, quas pro aeccle

commissarum utilitatibus nobis insinuauerint,

clementer

an

nuerimus, id nobis ad perpetuae beatitudinis premia promerenda liquido pro futurum esse credimus.

Quapropter omnium Christi nostrique

| fidelium uni

uersitatem scire iubemus, quod fidelis noster Geroldus ¹) abba monasterii, quod uocatur Werthina, insinuauit celsitudini coenobium sibi concessum a beatę

nostrae,

memoriae |

qualiter ipsum monachorum sancto Liudgero

episcopo in

propria eius hereditate fuerit constructum monachisque contraditum, ac glorio sissimorum regum || Hliudivuici , filii regis magni Karoli, ac uidelicet : primi Heinrici, trium Ottonum,

successorum

eius,

nec non secundi Heinrici, impera

toris inuictissimi, simulque piissimi patris nostri Chuonradi, imperatoris augusti, pro aeterna ipsorum omnisque generis eorum memoria defensione hactenus fuerit conseruatum. Quam idem monasterium

ob rem nostram implorauit clementiam, ut

sub nostra tuicione suscipientes

antecessoribus nostris sibi collatas, ') Dieses Wort in verläng. Schrift : A.

ac tuicione.

nostrae praecepto

omnes concessiones,

ab

auctoritatis firmaremus ,

60

scilicet, ut sibi per omnem || abbaciam, illi a nobis concessam, aduocatos pro monasterialis utilitatis causa eligere, disponere et ordinare nostra permitteretur auctoritate. Cuius racionabili et iustę peticioni assensum prebentes con- || ces simus, proprietates monasterii, quod in

Uuerthina situm

est, per aduocatos,

quos abbas elegerit, hac presenti auctoritate statuere et ordinare , et ne qua iudiciaria

dignitas

eis

ullo

modo

obsistere

presumat.

Si

autem

aliquis

de aduocatis inutiliter res monasterii tractauerit, et aliis aduocatis locum aduo caturae noluerit euacuare, et ad regiam dignitatem in longum tractando uenerit,

per

non solum in illius defectu occurrimus, ') uerum etiam nostrae dig

nitatis gratiam presentibus

perdere non

dubitet.

Hec

auctoritatis

et futuris temboribus a cunctis fidelibus

nostrae

concessio, ut

uerius credatur, manu

propria eam firmauimus ac anuli nostri inpressione signari iussimus. Signum domni Heinrici tercii (M) imperatoris inuictissimi. Theodericus cancellarius uice Bardonis archicapellani recognouit. (Sig. dep .) Data XV. Kal . Febr. 3) , indict. VIII., anno dominicae in incarn. mo, anno autem domni Heinrici " ) tercii, ordinat.

XII, regn .

mill.

uero I.

XL

Actum

Auguste feliciter.

Amen . Geschrieben von einer Hand auf sehr kräftigem Pergamente (32X65 cm, Quer

format). Als Schreib- und Textvorlage dienten nebeneinander n. 11 und n. 16 ; beide Muster hat der Schreiber mit überraschender Sorgfalt nachgebildet. Das Chrismon ist genau wie in n. 16, nur steht es außerhalb des Textes ; die verlängerte Schrift der 1. Zeile lehnt sich auch in der Verschnörkelung der Buchstaben ganz an n. 16 an. Die Arenga ist n. 11 entnommen, mit ihr auch die Formen : aecclesiarum, perpetuae, premia. Nach quapropter wird die Publicatio, Narratio und der allgemeine Teil der Petitio aus n. 16 angegliedert ; der Schreiber kann aber seine Gewohnheiten nicht ganz verläugnen : die st-Verbindung bei nostrique (Z. 2) beweist dies wiederum. Die in n. 16 bei Geroldus durch den d-Schaft gelegte Abkürzung hat er ganz mißverstanden ; sonst kürzt er quod (Z. 3) in gleicher Weise ab, wie die Vorlage, ebenso secundi (Z. 5) , Schreibt coenobium, beatę, uidelic& (Z. 4), gebraucht bei gloriosissimorum (Z. 4) die ihm sonst gar nicht geläufige Abkürzung für orum, übernimmt den Passus filii regis magni Karoli anstatt magni regis, zeichnet bei Quam ob rem (Z. 5) die Initiale genau nach, und kürzt conseruatum und clementiam nach dem Muster der Vorlage. Während in n . 16 die ¹) Zwischen occur u. rimus ein 15 mm langer Riß im Pergamente. ) Kreutzschnitt, je zwei Lappen des Pergamentes nach außen nnd nach innen gelegt ; Spuren von Besiegelung mit hellem Wachs von gleicher Qualität wie auf den Urkk. Heinrichs IV. (nn. 18 u. 19) ; Durchmesser des sichtbaren Abdruckes des Siegelrandes ca. 90 mm, das Siegel selbst durfte aber nur ca. 75 mm gemessen haben. *) Dieses Wort in Majuskel : A.

61

Petitio mit firmaremus abschließt, wird sie in n. 17 durch einen speciellen Teil erweitert, eingeleitet mit scilicet; der Schreiber geht wieder auf DH. II, 9 zurück, dessen weiteren Text : ut sibi - signari iussimus er wörtlich abschreibt, die eine Stelle ausgenommen wo er (Z. 7) eligere einschiebt. Hält er dabei auch an der Schrift von n. 16 fest, so zeigt sich doch bald wieder der Einfluß von n.

11 : er

schreibt uuerthina (Z. 8),

dubit & (Z. 10), gebraucht überhaupt dasselbe Abkürzungssystem, verbessert in der Cor roboratio das sinnlose e nach firmauimus in ac, übernimmt sogar das längst ungebrăuch liche anuli nostri, und zeigt endlich bei der Initiale H zu Beginn der Corroboratio eine derartige Übereinstimmung, sowohl in der uncialen Form, als bes. in dem anhăn genden Schwänzchen, daß man für beide Urkunden, nn. 11 und 17, denselben Schreiber anzunehmen genötigt ist.

Signumzeile, Recognition und Datierung werden wieder genau

n. 16 nachgebildet ; man beachte bes. das S in Signum, das T bei

Theodericus, die

eigenartigen Abkürzungszeichen in der Datierung, sowie den Gebrauch von Majuskeln daselbst.

Im Monogramm ist das D übersehen worden.

Nicht uninteressant ist ein

Vergleich im Gebrauch von offenem und geschlossenem a ; letzteres tritt nur da etwas häufiger auf, wo n. 16 die Vorlage bildete ; eigentlich geläufig war dem Schreiber nur offenes a; in unserem Diplome verteilen sich beide folgendermaßen :

Z. 2

offenes a:

geschlossenes a: 4 mal

Z. 3

1

6 mal

19

13

19

8

"

19

Z. 4

Z. 5

4

11

7

Z. 6

1

"

13

"9

18

""

Z. 7

-

15

"

20

"1

Z. 10

9

19

Z. 11

8

"

Z. 8

"

Z. 9

das Verhältnis ist also ungefähr

1:10.

Wäre

nicht auch n.

16 als

Vorlage benutzt

worden, dann würde geschlossenes a überhaupt nicht vorkommen, ebensowenig, wie in den von gleicher Hand geschriebenen Fälschungen Ottos II., III. und Heinrichs II. Daß die Anfertigung unserer Nachzeichnung nur zwischen 1040 und 1098 fallen kann, ist ohne weiteres ersichtlich ; nach

1098 hatte man dazu keinen Anlaß

Berücksichtigen wir die mehrfachen Berührungspunkte von nn. 11 und 17 so ergibt sich, daß die Herstellung der beiden erfolgt sein muß.

erstgenannten

mehr.

mit n. 18,

Stücke kurz vor

1098

Stumpf n. 2940 setzt wegen seines Inhaltes und der Narratio

unmittelbare Vorurkunde gleichen Inhaltes geradezu voraus, und diese ist eben n. Wir werden sogar annehmen müssen, daß damals die ganze angefertigt wurde, beginnend mit DO. II, 290.

Kette von

Eine solche Kette aber,

eine 17.

Fälschungen

welche durch

62

die kaiserliche Bestätigung von 1098 geschlossen werden sollte, konnte, wenn ihr das letzte Glied, die Bestätigung durch Heinrich III.,

fehlte, sehr leicht Verdacht erregen.

Wenn diese Kette uns heute nicht mehr lückenlos überliefert ist, indem die Bestätigung durch Konrad II. fehlt, so haben wir mit der Möglichkeit zu

rechnen,

daß

eine der

beiden Vorlagen zu Stumpf, nn. 2079 und 2080 selbst wieder bereits eine Fälschung gewesen sein kann, u . zw. eine solche, deren Inhalt sich mit DH. II. 9 deckte.

18. Heinrich

IV.

Mainz , 1098, Mai 10. K. Heinrich IV. bestätigt dem Abte Otto von Werden auf dessen Bitte das Recht der Vogternennung. Original im kgl. Staatsarchive zu Düsseldorf (A). Kopien : a) im liber privil. maior, fol. 25 b (B). b) im liber privil. minor, fol. 3a (C.) Facsimile in : Kaiserurkunden in Abb. , Lief. IV. Tafel 20. Stumpf, Reg. n. 2940. C.

In

nomine

sanctę

et indiuiduę trinitatis.

clementia tertivs Romanorum imperator augustus.

Henricus

diuina fauente

Si seruorum Dei peticioni

bus, quas pro ecclesiarum sibimet commissarum utilitatibus insinuauerint,

cle

menter annuerimus, nobis ad perpetuę beatitudinis || premia promerenda liquido profuturum

esse

credimus.

Quapropter omnibus

Christi nostrique

fidelibus

notum esse uolumus, quod fidelis noster Otto, abbas monasterii , quod | Wer thina uocatur, nobis intimauit, qualiter coenobium illud a sancto Liudgero epis copo in ipsius hereditate constructum et gloriosissimorum

regum Liudewici,

filii | regis magni Karoli, ac successorum eius, videlicet : primi Ottonum, nec non secundi Heinrici imperatoris, Cvnradi

Heinrici, trium

quoque imperatoris,

aui nostri, Heinrici etiam || imperatoris, patris nostri, pio patrocinio ac defen sione hactenus fuerit conseruatum.

Qua de re ,

nostram implorauit clementiam, ut idem susciperemus et factas ei ab

presentatis

eorum priuilegiis,

monasterium sub nostram tuitionem

antecessoribus

nostris

concessiones firmaremus ,

scilicet : ut aduocatio ¹) eiusdem abbatię, sicut || ab antecessoribus nostri statutum et confirmatum est, nostra concessione in predicti abbatis et successorum dono et subiectione consistat. Quod concessimus

et

et nos,

auctoritate nostra roborauimus .

tanta pietatis

exempla

eius

secuti ,

Que concessio et roboratio ,

ut perenniter stabilis et inconuulsa permaneat, || hanc cartam inde conscribi et, sicut infra apparet, inpressione sigilli nostri iussimus insigniri. ¹) d sogleich verbessert aus

: A.

64

Signum domni Heinrici imperatoris inuictissimi . Humbertus cancellarius uice Ruthartdi archicancellarii (M)

recognoui. *

(Sig. )

Anno dominicę incarnationis mill. nonag. VIII., indictione IIII., regnante Heinricho,

Romanorum imperatore

augusto,

XIIII. | Actum est Mogontię feliciter.

anno

XLIIII.,

imperante

autem

Data VI. Id. Mai in Christo.

Geschrieben ganz von einer Hand, auf blind liniertem Pergamente (40X44 cm, Hochformat) mit brauner Tinte.

Die Liniierung muß vor der Besiegelung stattgefunden

haben, also wohl auch die Niederschrift des Textes, da unter dem hindurchlaufen.

Siegel die Linien

Die Schrift ist durchaus zeitgemäß, auch das Chrismon ist einwandfrei ;

im Monogramm fehlt der Querbalken für A.

Eigenartig sind die schraubenförmigen

Schäfte bei a, d, e, r, t, in der verläng. Schrift, eigentümlich ferner die starkbetonten oberen Abschlußlinien bei b, d, k, l.

Als Interpunktion wird anfangs ausschließlich

der Punkt gebraucht, sowohl für comma, als für colon ; Z 6 ) tritt ein Wechsel

ein :

am Ende des Satzes wird das unserem Strichpunkte gleichende Zeichen gesetzt, so nach conseruatum (Z. 6) , consistat (Z. 8) und ähnlich nach insigniri (Z. 9). Der Punkt wird nun mehr als distinctio suspensiva gebraucht ; aber auch hier findet wieder eine Aus nahme statt, nach secuti (Z. 9), wo ein verkehrter Strichpunkt dafür

gesetzt

Siegel, ziemlich gut erhalten, ist echt, und entspricht dem Typus Heinrich IV., • Durchmesser 90 des Kaisernamens :

mm.

Auffallend

ist an

Henricus (Titel),

dem

Diplome die

ist.

Das

n. 72) ;

dreifache Schreibung

Heinricus (Signumzeile), Heinrichus (Datierung) ,

ferner die Teilung der Recognition in zwei Zeilen, die Stellung des Monogramms unter halb der

Recognition,

die Stellung

des Tagesdatums am Schlusse

der Datierung.

Gegen den Ausstellungsort (Mainz) ist nichts einzuwenden, da gleichzeitig daselbst ein Hoftag stattfand.

Aber weder Indiktion , noch anni regni u.

rechnet ; ³) erstere u. letztere würden wohl zum J. regni ; allein im J. 1096

1096

befand sich Heinrich IV.

in

imperii sind richtig be

passen,

aber nicht die anni

Oberitalien .

Anni ordinationis

werden überhaupt nicht angegeben. Aus diesen Gründen hat die

Originalität des

Diploms Bedenken

erregt.

Eine

Entscheidung schien hier umso unsicherer, da wir aus den letzten vierzehn Regierungs jahren Heinrichs IV. sowenig Originale besitzen, daß es schwer zu sagen ist, was kanz leimäßig ist oder nicht.

Keines der angeführten bedenklichen Merkmale nun ist derart,

daß dadurch die Originalität des Stückes

ausgeschlossen würde.

Allerdings sprechen

diese Unregelmäßigkeiten entschieden gegen eine Ausfertigung der Reinschrift in

der

kaiserlichen Kanzlei, sie sprechen dafür umso deutlicher für die Herstellung durch den

¹) Die Zeilenangaben beziehen sich hier auf das Original, bezw. Facsimile. Vgl. Bresslau, Neues Archiv, VI, S 573. *) Zu 1098, Mai gehören : indictio VI, annus ordin. XLIV, annus regni XLII, annus imperii XV.

65

Empfänger.

In der Teilung der Recognition u. Stellung des Monogramms erkennt matt

ganz deutlich die Sorge des Schreibers, für das Siegel, dessen genaue Größe er nicht kannte, möglichst genügenden Raum auszusparen.

Die Stellung des Tagesdatums macht

es wahrscheinlich, daß dasselbe erst nachträglich, bei der Aushändigung des überprüften und besiegelten Diploms, vom Schreiber hinzugefügt wurde.

Die Fehler in der

Da

tierung dürfen nicht zu hoch angeschlagen werden, da sich solche in fast allen Diplomen aus jener Zeit finden. Haben wir es nun mit Empfänger-Herstellung zu tun, so liegt die Vermutung sehr nahe, daß der Schreiber dieses Diploms mit demjenigen schungen identisch ist. II. 9 (

der gleichzeitigen Fäl

Vergleichen wir ersteres mit den letzteren, vor allem mit DH.

n. 11 ) und Stumpf, Reg. n. 2165 (

n.

17), so ergibt sich zunächst in der

Schrift keine in die Augen fallende Uebereinstimmung.

Das wäre übrigens leicht er

klärlich, denn der Schreiber wird eine solche mit Absicht arbeitete er auch nach einer Schreibvorlage.

vermieden

haben ;

offenbar

Aber manchmal scheint er doch aus der

Rolle gefallen zu sein : in der verläng. Schrift ist ihm

offenes a geläufiger, bei der

Verschnörkelung von s, f, und st, die regelmäßig unter spitzem Winkel gebildet werden , kommt mehrmals die eigene Gewohnheit zum Durchbruch, so Z. 4 bei filii, Z. 7 bei nostris, ähnlich im Abkürzungszeichen Z.

1

bei

imperator; bei

Doppel s wird

Schnörkel des 2. s genau in der Weise durch beide Schäfte gezogen, die Interpunktion der Vorlage wird zunächst beibehalten, allein eigene System ein.

wie in

mit Z.

n.

der 17 ;

6 dringt das

Dieses Alles würde nun wohl wenig beweisen, wenn nicht ein

anderes Moment hinzu käme, nämlich eine ganz auffallende gegenseitige Abhängigkeit von DH. II, 9 (= n. 11 ), Stumpf, n. 2165 ( = n. 17) und Stumpf, n. 2940 ( = n . 18) . Diese Abhängigkeit kann aber nur in der Weise gedacht werden, daß erstere beiden Urkunden die Vorlage bildeten für letzere.

Dabei entschlüpfte der Feder die auch in DH. II,

9

stehende Form Henricus (im Titel) ; in der Narratio übernimmt der Schreiber aus Stumpf, n. 2165 die Umstellung regis magni Karoli, gegenüber magni regis K. in den echten Diplomen Konrads II. und Heinrichs III.; aus derselben Vorlage stammt das Beiwort primi bei Heinrich I.; entscheidend aber ist das den drei genannten Diplomen zu Grunde liegende gemeinsame Abkürzungssystem ¹).

Dazu reicht die einfache Erklärung nicht

aus, hier liege ein rein äußerlicher Einfluß vor,

bedingt durch die Vorlagen, umso

weniger, als gerade das Formular erheblich von den Vorurkunden abweicht. Wir haben es vielmehr mit einer und derselben Person zu tun, die im ductus der Schrift zwar bemüht, den Vorlagen gerecht zu werden, ihre Eigenart eben nicht ganz zu verläugnen vermochte.

Ein anderer Schreiber, als derjenige der beiden genannten Vorurkunden,

konnte nicht so im Banne der Vorlagen stehen, am allerwenigsten ein Notar der kai ¹) Man kann sich davon überzeugen, wenn man sich eine palaeograph. Abschrift der drei Diplome herstellt, in der Weise, daß der gemeinsame Text in drei Zeilen so geschrieben wird, daß die gleichen Worte untereinander zu stehen kommen. In Druck ließe sich eine solche Abschrift aus technischen Gründen auch nicht annähernd herstellen. 5

66

sérlichen Kanzlei .

Und wenn, woran nicht mehr zu zweifeln ist, DH. II, 9 und Stumpf,

2165 kurz vor 1098 , Mai hergestellt wurden, dann ist es auch aus inneren

Gründen

das wahrscheinlichste, daß der Abt demselben Schreiber auch die Reinschrift unseres Diploms übertragen hat. Eine scheinbare Schwierigkeit dürfen wir uns indes nicht verhehlen : Das von den Vorurkunden formell nicht unwesentlich abweichende Diktat. Daß man nicht auf die echten Immunitäten Konrads II . und Heinrichs III. zurückgegriffen hat, ist sehr begreif lich, in diesen war ja über Vogternennung nichts enthalten .

So

kamen

hauptsächlich

die oben erwähnten beiden Diplome in Betracht. Ihnen entlehnte man dann auch die Arenga und Narratio ; die Publicatio scheint teilweise durch DO. III , sein.

17

beinflußt zu

Aber besonders in der Narratio zeigt sich eine ganz auffallende Knappheit, auf

die ein Klosterschreiber aus eigener Initiative gewiß nicht verfallen wäre. sitio wurde ganz neu stilisiert.

Die Dispo

Die Ausdrücke immunitas, patrocinium, defensio, tuitio,

lebten zwar in den Urkunden fort, mit diesen Worten hatte sich jedoch seit dem 11. Jahrh ein neuer Rechtsinhalt verbunden, dem nun auch in unserem tragen werden sollte.

Es ist aber auf der andern

Diplome

Rechnung ge

Seite nicht anzunehmen,

daß die

Reichskanzlei in so wichtigen Dingen, wo zudem auch Rechte Dritter in frage kommen konnten, es dem Empfänger überlassen haben sollte, sich den Rechtsinhalt einer dies bezüglichen kaiserlichen Verleihung oder Bestätigung selbst zu formulieren. Ein äußerer und ein innerer Grund sprechen also für die Ausarbeitung des Conceptes in der Reichs kanzlei.

Die Reinschrift dagegen wird man dem Kloster überlassen haben.

Da die

selbe zur Besiegelung nochmals vorgelegt werden mußte, begab man sich nicht der Controle des Inhaltes. Durch dieses Diplom erlangten auch die

vorgelegten

Fälschungen ¹ ),

wenigstens

soweit sie sich auf die Vogtei bezogen, Bestätigung und Rechtsgiltigkeit. ') Daß diese vorgelegt wurden, und zwar teils an Stelle der betreffenden Immunitäten, ist aus der Narratio klar ersichtlich.

19.

Heinrich

IV.

Köln , 1098, Mai 23. K. Heinrich IV. bestätigt dem Abte Otto von Werden auf dessen Bitte die Vogt freiheit der (acht) Höfe :

Barkhoven,

Kalkofen, Hetterscheid, Oefte, Viehausen, Raadt,

Ikten und Langenbögel, wogegen sich der Abt zur jährlichen Zahlung von dreißig solidi an den Stiftsvogt verpflichtet. Fälschung im kgl. Staatsarchive in Düsseldorf (A). Kopie im liber privil . minor, fol. 3 b (C). Inscriert: a) in das Diplom Rudolfs I. 1291. Juni 6 : Böhmer-Redlich , Reg. n. 2489 (D). b) in das Diplom Heinrichs VII . , 1310, Januar 1 : Böhmer-Huber, Reg. n. 200 (E) . c) in das Diplom Karls IV., 1349, August 13 : Böhmer-Huber, Reg. n. 1120 ( F) . Stumpf, Reg. n. 2941. C.

In nomine sanctę et indiuiduę trinitatis.

clementia Romanorum imperator augustus.

Heinricus diuina fauente

Si augmentum et pacem sanctarum

ecclesiarum summi regis amore diligimus, et specialem protectionem his, que sub nostra

tuitione sunt, impendimus, statum uitę nostrę et honoris ab ipso

prosperari et optata pace frui confidimus.

Vnde notum

facimus successorum

nostrorum omniumque fidelium memorię, quod uenerabilis Otto, abbas monasterii Werthinensis, clementiam

nostram adiit obsecrans , ut uexationem ,

quam

a¹ )

suis aduocatis patiebatur, auctoritate nostra temperaremus, uidelicet, ut in his || curtibus, quae antiquo iure ab omni introitu cuiuslibet aduocati penitus immunes extiterant, nisi uocante abbate, immunes permanerent, || nec uillici quicquam aduocato responderent aut subessent, nisi soli abbati. sunt curtes conscriptęque in con-

spectu nostro,

aut familia Et nominatę

quibus neminem umquam

aduocatum absque iussu abbatis presedisse probatum est : Barchoue , Calchoue, Etherskethe,

Ouethe, Vihuse, Roten, Eiketha, Langanbugale.

Placuit igitur

nobis, iura ecclesię cognoscere et renouare, et omnem dein- | ceps aduocatum huius ecclesię in his curtibus potestatem non habere,

¹) Ueber dem a ein Accent : A.

seruitia nullatenus aliqua

68

poscere ; sed et ipsum tunc temporis aduocatum, Eue-

rardum, ratione et iu

dicio ab intentione reuocatum, ultro cessare fecimus, et composita pace inter abbatem et aduocatum iura ecclesię scripta || et recognita presenti priuilegio confirmauimus.

Ad cuius rei

perpetuam

stabilitatem consideratus abbas de

propriis rebus mensę suę triginta solidos annuatim aduocato Euerardo delegauit et in perpetuum summo illius ecclesię aduocato propter huius pacis condiciones conseruan- || das et ¹) quietem familię suę dari constituit. Signum ) domni Heinrici imperatoris inuictissimi. archicancellarii recognoui. Humbertus cancellarius uice Rothardi Anno

dominicę

incarnationis M ) XC ) VIII ,

domino Heinrico, Romanorum imperatore

augusto,

indictione IIII , regnante anno

regni

eius

XLIIII ,

imperii autem XIIII, presidente sedi Coloniensi domno Herimanno archiepiscopo . (M)

Actum Colonię feliciter. | Data X Kal. Junii.

(Sig. sp.) 5) Geschrieben in einem Zuge auf kräftigem, minder gut bearbeiteten, blind linierten Pergamente (40X53 cm , Hochformat) mit gelbbrauner Tinte, die an vielen Stellen ge flossen ist, von demselben Schreiber, der uns schon in n. 14 begegnete. kunde im älteren Kopialbuche fehlt, so ist sie wohl erst nach später, angefertigt worden. der vorigen Urkunde Konrads III.

1147,

Da die Ur

aber nicht viel

In der Schrift und im Chrismon weicht das

Diplom von

(n. 18) durchaus ab und nähert sich weit mehr dem Diplome

Das tadellose Protokoll scheint einer echten Vorlage entnommen zu sein.

In der Datierung finden sich Das Siegel (Dm.

dieselben fehlerhaften Zahlen,

wie im vorigen

Stücke.

90 mm) ist eine sehr gelungene Nachbildung des echten Typus,

nur die Faltenbildung des Obergewandes

auf dem

Siegelbilde ist etwas verschieden,

auch haben vergleichende Messungen mit dem Zirkel doch

mehrfach

Differenzen

er

geben. Wenn Mayer von Knonau ) für die Echtheit des Diploms eintritt, so muß dem entgegengehalten werden, daß für den Rechtsinhalt desselben in der Geschichte des Klosters sich sonst kein Anhaltspunkt findet.

Und doch heißt es in der Narratio, die

acht Höfe seien antiquo iure vogtfrei gewesen, es sei hierfür vor dem Kaiser der Be weis erbracht worden (quibus neminem unquam advocatum ... praesedisse probatum est), und es werden ausdrücklich Vorurkunden (iura ecclesiae scripta et recognita) er 1) Vielleicht sollte es ad heißen. A hat hier und im folg den kein alinea, sondern den ganzen Text bis zum letzten Worte in continuo. ) Ueber M unterhalb des über geschriebenen o noch ein Abkürzungsstrich, genau wie im Diplom n. 21. *) Ueber XC. ein Abkürzungsstrich sofort wieder radiert : A. Der untere Teil abgebrochen. Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich IV., V. Bd., S. 30.

69

wähnt.

Ein Graf Eberhard, advocatus ecclesiae nostrae, ist im J.

1092 nachweisbar ¹).

Ob nun der geschilderte Sachverhalt wirklich den Verhältnissen jener Zeit entspricht, wird sich somit kaum entscheiden lassen. Vielleicht liegen die Dinge hier ähnlich, wie bei dem von gleicher Hand stammenden unechten Diplome

Konrads II. (n .

die jährlich vom Abte an den Stiftsvogt zu leistende Abgabe könnte zum

14) :

Anlaß ge

nommen worden sein, daraus später die Vogtfreiheit gewisser Höfe abzuleiten, um sich vor den Bedrückungen der Vögte zu schützen . ¹) Vgl. Kötzschké, Urbare der Abtei Werden, 1, S. 552.

20.

Heinrich V.

Utrecht, 1122, Mai 27. K. Heinrich V. restituiert auf Grund des Urteilspruches seiner Getreuen dem Abte Berengoz von Werden das Gut Eithera. Zweifelhaftes Original im kgl. Staatsarchive zu Düsseldorf (A). Kopien: a) im liber privil. maior, fol. 25 b (B). b) im liber privil. minor, fol . 14 b (C). Stumpf, Reg. n. 3177. In

nomine sancte et indiuidue trinitatis.

mentia Romanorum imperator augustus. sit generaliter, celsitudine

Heinricus diuina fauente cle

Iusticiam cuique facere, cum omnium

nostri solummodo est principaliter, quoniam ad hoc imperiali

ceteris uidemur pre( e)minere mortalibus, ut iudicium et iusticiam

faciamus omnibus iniuriam patientibus.

Vnde fidelium nostrorum, tam presen .

tium, quam futurorum, nolumus latere dilectionem, rengozvs ¹), Werthinensis ecclesię abbas,

qualiter fidelis

nostram

dinem, postulans uidelicet, quatinus allodium , pie memorię augusto, pro remedio animę suę

imperialem

quod ab

auo

parentumque

noster Be

adiuit

celsitu

nostro

Heinrico ,

suorum

in uilla,

que dicitur Eitera ¹), sancte Marie ¹ ) fuerat contraditum, sed per uiolen- || tiam comitis Rutberti et uxoris suę Ermenthrudis iam

diu iniustę constat ablatum ,

eidem monasterio per iusticiam

restitutum

auctoritate confirmaremus.

restitueremus

Cuius rationabili

et

nostra imper(i) ali

ac iustę peticioni

pro diuino

respectu parentumque nostrorum ac nostri remedio assensum prebentes pre fatum allodium, quod respicit ad uillam, que dicitur

Eitera ¹),

quod

situm

est

inter hos fluuios : Renum et Leccam, Leccam et Islam, cum agris pascuis, si luis, aquis

aquarumque decursibus, quesitis et inquirendis, terris cultis

et in

cultis, et cum omnibus appendiciis sancte Marie ¹ ) sanctoque Livdgero ¹) iusto fidelium nostrorum iudicio ratione ea reddimus atque firmamus, ut nulla per sona

ecclesiastica siue mundana, prefatum allodium eidem ecclesię ultra quo ') Dieses Wort in Maiuskel : A.

71

quo modo alienare presumat, sed pro remedio animę nostrę parentumque nôst rorum inibi

semper ratum et inconuulsum permaneat. Et ut hęc nostrę restitu

tionis digna confirmatio nullo umquam cassari possit ingenio, kartam hanc inde conscriptam manu propria firmamus et sigilli nostri impressione simus.

insigniri ius

Signvm domni Heinrici (M) qvarti Romanorvm imperatoris avgvsti '). Bruno cancellarius ad uicem domni Adelberti

archicancellarii recognoui. (Sig. sp.)

Data VI. kal. Junii, anno dominicę incarnationis M C

XX

II , || indiction.

XV, anno autem regni domni Heinrici XXIII, imperii uero XII. Actum Traiecti, in Dei nomine filiciter. Amen.

Geschrieben von einer Hand auf kräftigem

Pergamente (33X47,5

cm,

Quer

format) mit gelbbrauner Tinte, ohne Zweifel außerhalb der Reichskanzlei. Von Kanz leinotaren käme nur Bruno B in Betracht 2). Die Art der Verschnörkelung der Ober schäfte und der Verbindung st erinnert auch einigermassen an diesen Schreiber, es mag also ein von ihm geschriebenes Diplom als Vorlage gedient haben. Daß dem Hersteller des uns vorliegenden Diploms die Schrift nicht ganz geläufig war, lässt sich mehrfach beobachten. So ist die Schlinge bei st anfangs immer doppelt durchgezogen, Z. 3-5 wechselt sie mit der einfach durchgezogenen, und wird mit Z. 7 von letzterer ganz verdrängt ; die Verbindung bei ct erfolgt überhaupt nur durch einfache Schlinge, diese war dem Schreiber offenbar geläufiger. Die Art der Verzierung von ss erinnert sehr an das 2. Diplom Heinrichs IV. (n. 17). Im Monogramm fehlen die Buchstaben A, E, T ; auch sollte es hinter imperatoris stehen. Bruno B schreibt die Signumzeile in verlängerter oder gewöhnlicher Schrift, soviel ich aus dem zu Gebote stehenden Vergleichsmateriale sehe, niemals in Maiuskel. Das Siegel ist eine Fälschung ; ge genüber dem echten Typus 3) mit 85

mm Durchm . hat dasselbe nur 80 mm Dm., am Throne fehlen die Tierköpfe, der Faltenwurf des Obergewandes ist ein anderer, und genaue Messungen am Siegelbilde ergeben total abweichende Verhältniszahlen. In der Legende : + HEINBICVS DI GRA IIII ROMANOx IMP (. . . ?) ist beim Kaisernamen deutlich B statt R zu lesen, und die Abkürzung ORUM war dem Fälscher ganz unver ständlich.

Auch das Formular ist an mehreren Stellen recht bedenklich. In der Sig numzeile würde man statt augusti das sonst regelmässige inuictissimi erwarten ; domni beim Kaisernamen wird wenigstens von Bruno B nicht gebraucht, auch recognosciert derselbe nicht ad uicem, sondern nur uice, und nicht domni Adalb., sondern einfach

¹) Signumzeile in Maiuskel : A. Vgl. Kaiserurkk . in Abb., Text S. 87. Heinrich V., n. 3 ; vgl . Bresslau, N. A., VI, S. 552.

72

uice Ad.

Die Datierung müsste haben : indict.

XV, an ord.

XXIV. an. reg. XVII,

an. imp. XII; die Ordinationsjahre sind aber als Königsjahre angegeben und um eins zu niedrig gegriffen. Ähnliche Fehler kommen aber auch in anderen Diplomen jener Zeit vor. Bruno B gestaltet die Datierung ganz abweichend und sehr einfach. Gegen Ort und Zeit ist nichts einzuwenden, denn Heinrich V. urkundet tagsvorher ebenfalls in Utrecht für das dortige Kl. S. Martin u. Maria, u. zw. ebenfalls betreffs Güter zwischen Rhein, Leck und Yssel. Somit kann auch der Inhalt des Diploms nach dieser Seite keinen Verdacht erregen. Es wurde aber schon bei der Besprechung von n. 15 auf den zwischen beiden DD. bestehenden Widerspruch hingewiesen : dort (in n. 15) wird die Schenkung auf Konrad II. zurückgeführt, hier dagegen auf Heinrich III. So viel ist sicher, dass man zur Zeit der Herstellung von n. 20 die Fälschung Konrads II., welche erst Mitte des 12. Jahrh. verfertigt wurde, noch nicht kannte. Mit den damals im Kloster Werden entstandenen Fälschungen haben die Schriftzüge kaum eine bemer kenswerte Ähnlichkeit. Im älteren Kopialbuche steht das Diplom ganz am rechten Platze zwischen den DD. Heinrichs IV. (n. 18) und Konrads III. (n. 21 ) ; es kann sich also, da einerseits die Originalität wegen der äusseren Merkmale ausgeschlossen er scheint, andrerseits gegen den Inhalt im Wesentlichen nichts einzuwenden ist, nur eine nicht lange nach 1122 mit Benützung echter Vorlagen verfertigte Nachzeichnung handeln.

21 .

Nymwegen , 1147, Oktober 17. K. Konrad III bestätigt dem Abte Lambert von Werden die Privilegien seiner Vor gänger, insbesondere das von Konrad II. verliehene Schiffahrtsrecht auf der Ruhr, und beauftragt den Grafen Hermann, diesbezüglich alle Hindernisse zu beseitigen. Original in kgl. Staatsarchive in Düsseldorf (A). Kopien : a) im liber privil. maior, fol. 26 a (B). b) im liber privil. minor, fol. 10b (C). Stumpf, Reg. n. 3552. C. : In nomine sanctę et indiuiduę trinitatis. clementia Romanorum rex secundus. et | Romani jmperii fidelibus,

Cuonradus diuina fauente

Notum sit omnibus christianę religionis

quod Werthinense monasterium, in propria beati

Luitgeri hereditate constructum, exemplo antecessorum nostrorum, regum uide licet et imperatorum, || sub nostra tuitione suscipientes cum omnibus ad se per tinentibus plenissime jmmunitatis securitate perfrui decernendo iubemus

et om

nia, que illorum clementia, sicut | in eorum priuilegiis recognouimus, pie ordi nata et corroborata sunt, nos quoque

eadem pietate concedimus

ramus et, si qua conuulsa sunt, in pristinum statum refor-

et corrobo

mamus.

Vnde

et

illud, quod pię memorię Cvonrad[ us] ¹) primus, Romanorum imperator avgvstus, de nauigio Renj in Ruram usque ad monasterium religioso abbati Geconcessit, nos uenerabili abbati Lamberto suisque in

| roldo

perpetuum successoribus

recognouimus et omnia obstacula per uiolentiam imposita, misso tunc temporis comite | Herimanno, eradicari jussimus, et de cetero liberum esse non solum usque ad monasterium, sed

et ulterius,

si

commodum

iter nauigii suis utili

tatibus et ecclesię suę || perspexerit, iudicio principum regni posito banno pre cepimus

et supradicto comiti,

ad cuius comitatum

pertinet, hoc inuiolatum

conseruare ad ecclesię beati Lvitgerj || utilitatem et nostrum honorem jniunximus. Ouod, ut perpetuum et inconuulsum omnibus seculis ad gloriam Dei et nostram salutem permaneat, manu propria || roborantes sigilli nostri impressione confir

') Das Abkürzungszeichen für us vergessen.

5*

74

mari jussimus.

Huius rei testes sunt : Arnoldus ¹) Coloniensis archiepis

copus , Wernerus Monasteriensis episcopus, Heinricus comes de Gelre, Heinricus comes de Ljmbvrch, Adolfus aduocatus || eccelesię

et Everardus filius eius,

Ruotpertus comes de Lurinburch, Godefridus et Herimannus de Cuche. Signum domni Cuonradi (M) Romanorum regis secundi. Ego Arnoldus cancellarius uice Heinricj Moguntini archiepiscopi et archi cancellarij recognovi.

a

Data XVI. Kal . Novemb. , anno dominicę incarnat. M C XL VII, indictione O

X, regnante | Cvonrado Romanorum rege secundo , anno regni eius X. Actvm Niumago feliciter.

Amen. 2) (Sig. )

Geschrieben von einer Hand auf gut bearbeitetem

Pergamente

(40X52

cm,

Hochformat), und zwar, wie sich aus genügendem gleichzeitigen Vergleichsmateriale ergibt, von einem Schreiber des Klosters, der um die Mitte des 12. Jahrh. eine rege Tätigkeit, freilich auch als Urkundenfälscher, entwickelt hat. Die Schrift hat ziemlich viel Ähnlichkeit mit Stumpf, 3544 ) ;

eine dieser sehr ähnliche Hand begegnet nach

Schum¹) außerdem in Stumpf, nn. 3392 (a. 1139) , 3455 (a. 1143, ) 3457 (a. 1143) , 3545 (a. 1147) , 3565 (a. 1149 ) , 3568 (a. 1147) . Damit wäre die Möglichkeit gegeben, daß der erwähnte Klosterschreiber auch in der Reichskanzlei tätig war. Indes halte ich es nicht für wahrscheinlich, denn im Monogramm ist, ganz abweichend vom Kanzleigebrauche, der Querbalken des A ausgeblieben und das sogenannte Beizeichen in das Monogramm hineingesetzt. Das Siegel, beschädigt, ist echt (= Heffner, III, 32) ; die Besiegelung erfolgte erst nach der Niederschrift des Textes, da im Worte recognovi das g zum Teil vom Siegel bedeckt wird. Sehr auffallend ist die Nennung Arnolds als recognoscierenden Kanzlers, der damals bereits auf dem Kreuzzuge begriffen war 5) .

Nicht geringe Schwierigkeiten be

mit Rücksicht auf die angeführten Zeugen. Konrad III. befand sich um jene Zeit in der Gegend von Nicaea. Ficker ) dachte deshalb an eine Nachtragung des Schlußprotokolls in Abwesenheit des Königs ; allein dagegen spricht die einheitliche Niederschrift des ganzen Textes. Die Handlung muß reitet endlich die

Datierung besonders

bereits Ende d. J. 1145 stattgefunden haben, da sämtliche Zeugen mit Ausnahme Eber hards, des Sohnes des Werdener Vogtes, Adolf Graf von Berg, auch in Stumpf n. 3507

¹) Die ersten vier Buchstaben in Majuskel. AMHN in A. Schriftprobe im Chronikon Gotwicense, S. 345. Kaiserurkk. in Abb . , Text S. 341. 5) In den vier anderen von Bresslau (Urkundenlehre, S. 365, Anm. 1 ) angeführten Fällen liegt die Sache doch wesentlich anders : hier befand sich der Kanzler in nächster Nähe des Hofes. *) Beiträge zur Urkundenlehre, II, S. 142, n. 270.

75

(für Cambrai) vorkommen. Der Gang der Handlung dürfte folgender gewesen sein : K. Konrad III. war 1145 (Sept. - Okt.) im Kloster Werden anwesend und urkundete daselbst für die Stadt Duisburg (Stumpf n. 3499) , wobei Abt Lambert an zweiter Stelle unter den Zeugen genannt ist. Bei dieser Gelegenheit dürfte der Abt dem König seine Bitte um Bestätigung des Privilegiums der Ruhrschiffahrt vorgetragen haben. Konrad III. begab sich hierauf nach Kaiserswerth ¹ ) und zu Schiff nach Utrecht, wo er Ende Ok tober einen Hoftag hielt ; von da, wahrscheinlich über Nymwegen, nach Aachen, wo zu Weihnachten desselben Jahres ein weiterer Hoftag stattfand, bei welchem Abt Lambert wieder zugegen ist.

Nach der in unserem Diplome gegebenen Darstellung hatte der

Abt bei früherer Gelegenheit, also wohl im Herbste 1145, sich beim König beschwert, daß die Abtei in der Ausübung der Ruhrschiffahrt gehindert werde, und von obstacula per violentiam imposita gesprochen. Darauf hatte Konrad III. den Pfalzgrafen Hermann 2) beauftragt, die Rechtsansprüche des Klosters wahrzunehmen und die Hindernisse zu be seitigen.

Vielleicht hat der Bericht des Pfalzgrafen an den König

über das Ergebnis

seiner Mission in Nymwegen stattgefunden ; dann würde sich das actum Niumago eini germaßen befriedigend erklären lassen ; einen Hoftag zu Nymwegen zwischen denen von Utrecht und Aachen anzunehmen, wie Ficker wollte, halte ich mit Bernhardi ³) für unzulässig.

Die Handlung kann aber dann nur in Aachen ihren Abschluss gefunden

haben ; dort mag der König nach Einholung des Gutachtens der anwesenden Reichs fürsten das

Urteil

gefällt

und den Beurkundungsbefehl gegeben haben.

Will man

mit Ficker (gegen Bernhardi) die Zeugen als Handlungszeugen erklären, so können sie in dieser Eigenschaft wohl nur auf den Abschluß der Handlung bezogen werden, so lange nicht nachgewiesen ist, daß sämtliche Zeugen auch eventuell in Nymwegen zugegen gewesen sind.

in

Utrecht und somit auch

Damit ist freilich

noch immer nicht

klargestellt, was die Abtei veranlaßt haben konnte, die Anfertigung der Reinschrift, ziehungsweise deren Überprüfung durch die Reichskanzlei

be

und Besiegelung anderthalb

Jahre hinauszuschieben ; diese Frage wird wohl eine offene bleiben. ') In dem daselbst ausgestellten Diplome Stumpf, n. 3500 ist Abt Lambert nicht unter den Zeugen, es ist somit fraglich, ob er den König nach Utrecht begleitet hat. Entweder Hermann von Stahleck oder Hermann von Hardenberg, zugleich Vogt von Kai serswerth; vgl. die Urkunde des Abtes Lambert von Werden bei Lacomblet, Urkk.buch, I, n. 364. ") Jahrbücher Konrads III., S. 497.

22. Otto

IV.

[Aachen ,] 1198, Juli 13. K. Otto enthebt den Abt Heribert von Werden,

seinen Fürsten, von der Zahlung

jährlicher 25 Mark an das Reich und restituiert ihm das Münzrecht in

Werden und

Lüdinghausen. Original im kgl. Staatsarchive in Düsseldorf (A). Kopie im liber privilegiorum minor, fol. 11 a (B) . Inseriert : a) in das Diplom Rudolfs I., 1291 , Juni 18 (C). b) in das Diplom Heinrichs VII., 1310, Januar 1 (D). c) in das Diplom Karls IV., 1349, August 13 (E). Schriftprobe bei Bessel : Chronicon Gotwicense, S. 402. Böhmer- Ficker, Reg. V, n. 201. C.

In

nomine sancte et indiuidue trinitatis.

Otto, diuina fauente cle

mentia Romanorum rex et semper augustus, uniuersis regni fidelibus in per petuum. ¹)

Dignum est, omnia memorabilia nostre celsitudinis loca scripture

solempnitate ad posterorum noticiam liberaliter transmitti, ea potissimum, quę || pietatis nostre ac munificentię laudabilibus adornantur edictis. omnibus Christi fidelibus per presens

scriptum

predecessores nostri pie memorię Fridericus

Inde

est,

cupimus innotes - cere ,

et Henricus filius eius,

quod quod

impera

tores, debitum XXV marcarum ab ecclesia Werdinensi, sicut || ex relatione ob timatum principum nostrorum cognouimus, indebite et contra iusticiam annuatim exegerunt.

Eapropter Heribertus,

eius- dem ecclesie

abbas, postmodum ad

nos accedens cum fidelissimo principe nostro Adolpho, Coloniensi archiepiscopo , aliisque regni principibus, || regali nostre dignitati significauit, ecclesiam pretaxati debiti exactione iniuste grauari.

suam

Nos ergo, ipsorum assertioni fi-||dem

adhibentes et Werdinensi ecclesie , sicut omnium aliarum, indempnitati prouidere uolentes, eandem ecclesiam in presentiá subscriptorum tes-||tium á supra memo rato debito perpetualiter absoluimus.

Monetam quoque ipsius

¹) m gesperrt, um die erste Zeile auszufüllen.

in Werdina

et

77

eciam in Ludenkosá, utpote fideli ác || dilecto principi nostro, qui tum insudauit honori, regali beniuolentia restituimus. toritatis nostrę

nostro mul

Ne quis igitur huic auc

facto pio ác commendabili obuiare presumat,

presentem inde Huius paginam conscribi et signi nostri impositione confirmari fecimus. rei testes sunt : Adolphus Coloniensis archiepiscopus, Cunradus Argentimensis episcopus, Thidmarus Mindensis

episcopus, Tirricus Traiectensis

episcopus,

Widekindus Corbeiensis abbas, Ludeuuicus maioris ecclesie in Colonia prepo situs, Vdo maior decanus, Bruno Bunnensis

prepositus, Tirricus in Werde

prepositus, Heinricus dux de Limbúrc, Willehelmus comes Juliacensis, Gerardus frater eius, Simon co- mes de Tickeneburg, Henricus comes de Seine, Gerardus comes de Are, Albertus comes de Euuersten, Arnoldus comes de Altena, Hen ricus comes de Kesle,

Henricus de Kúc,

Henricus de Wolmudstene

eius Gerardus, Hermannus aduocatus | Coloniensis, honorati.

et frater

et alii

quam plures uiri O Acta sunt hec anno dominice incarnationis M C XC VIII, in

dictione prima, || XIII. die Julii , anno regni nostri primo. Signum domini Ottonis quarti (M) Romanorum regis inuictissimi ¹). # Data per manum Morandj, regalis aulę prothonotarii, vice

Cunradi, Mo

gontini archiepiscopi et archicancellarij 2).

(Sig. 3) Geschrieben ganz von einer Hand mit schwarzer Tinte auf kräftigen

Pergamente

(34X49 +5.5 cm Hochformat) ohne sichtbare Linien. Äußere Ausstattung und Formular entsprechen dem der feierlichen Privilegien.

Der Schreiber des Diploms begegnet uns

schon in einem Mandate Heinrichs VI. 1193, Nov. 26. (Stumpf, Reg. n. 4838) ; außer dem hat er unter Otto IV. noch Böhmer-Ficker nn. 233, verfertigt.

211 , und 217, vielleicht auch

Da ersteres Stück (Stumpf, 4838) aus Kaiserswerth

n.

datiert ist, und in

letzerem (BF. 233) ein Notar Stephan,,,maioris ecclesiae Mindensis canonicus et in in sula beati Suiberti Werde," als Behändiger königlicher Urkunden

sich findet, so ver

mutet Schum ) mit großer Wahrscheinlichkeit, daß Stephan der Schreiber dieser Stücke sei. Eine unwesentliche Differenz besteht nur insoweit, als in BF. 200 und 211 die Verzie rungen der Schäfte fehlen und bei ersterem sind.

außerdem

kleinere Schriftformen gewählt

Ausstellungsort nicht genannt, doch unzweifelhaft Aachen, wo

Otto

her ( 12. Juli) gekrönt wurde und auch für Köln geurkundet hat (BF.

IV. tagsvor 200) .

Dies

¹) Nach diesem Worte folgt eine Art von Beizeichen, aber von der Hand des Urkunden schreibers. ¹) Auf der 55 mm breiten Plica steht innen rechts : an, wohl von der Hand des Urkunden schreibers. Fragment, ursprünglich an roten und grünen Seidenfäden befestigt, jetzt abgefallen und liegt bei der Urkunde. *) Kaiserurkk. u. Abb., Text, S. 441 .

78

ergibt sich auch aus der Zeugenreihe, von welcher 12 Namen aus der Urk. für in unserem Diplome wiederkehren.

Im ganzen werden 22 Zeugen angeführt (in BF.

200 : dreißig), darunter 1 Erzbischof (Köln), 3 Bischöfe (Straßburg, 1 Abt (Corvei), 3 Pröpste, 1

Köln

Decan,

1

Herzog (Limburg),

8

Minden,

Grafen

und

Utrecht), 4

Edle.

Arnold, Graf von Altena, ist der Stiftsvogt von Werden. Für die Geschichte der Abtei ist das Diplom von Wichtigkeit. stand, daß dasselbe bereits am Tage ohne Bedeutung.

nach der

Schon der Um

Krönung ausgestellt wurde,

ist nicht

Otto IV. verdankte seine Wahl vor allem den niederrheinischen Für

sten, vorab Köln. Daran war auch der Abt von Werden beteiligt ; denn in diesem Sinne werden wir die anerkennenden Worte Ottos in unserer Urkunde an Abt Heribert : qui nostro multum insudavit honori, zu

deuten

haben.

Aber die

hatten ihre Arbeit nicht umsonst getan, und andererseits mußte sein, sich ihre Gunst dauernd zu sichern.

Parteigänger Ottos

Otto darauf bedacht

Wie daher der neugekrönte

König bereits

am Krönungstage dem Kölner Erzbischofe den Verzicht auf das Spolienrecht urkund lich bestätigen mußte, so hat sich Abt Heribert ebenfalls wichtige Zugeständnisse machen lassen.

Auf Grund der Fälschung Ottos II. vom J. 974 (DO.

um die Wende des

II,

11./12. Jahrh. begonnen, Münzen zu prägen.

88)

hatte der Abt

Allein

dieses

Recht

wurde ihm alsbald von Friedrich I. entzogen und ihm obendrein eine jährliche Reichs steuer von 25 Mark auferlegt. stehen.

Diese Verhältnisse blieben auch unter Heinrich VI. be

Dagegen sah der Abt mit der zwiespältigen Wahl von

1198 die

für gekommen, seine Ansprüche nachdrücklich geltend zu machen, und

Gelegenheit

erreichte nicht

nur die Befreiung von der Zahlung, sondern auch die Restitution des Münzregals. Seit dem befand sich die Abtei bis zu ihrer Aufhebung im unbestrittenen Besitze der Münz hoheit. Für seine Parteinahme zu Gunsten Ottos IV. als des von der römischen Curie protegierten Candidaten erhielt Abt Heribert von Innocenz III. alsbald eine Belobung ¹). Andrerseits mußte Werden dieses Eintreten für Otto IV. schwer genug büßen , da daß Filialkloster Helmstädt durch Philipp von Schwaben im Verein mit Erzb.

Ludolf von

Magdeburg mit Feuer und Schwert verwüstet wurde, und wer weiß, wie es Werden selbst ergangen wäre, wenn Philipp, der bereits vor Köln stand, nicht durch die Nach richt von der welfischen Erhebung Thüringens zur Rückkehr genötigt gewesen wäre. Daß der Abt von Werden erst in diesem Diplom zum erstenmal als Reichsfürst bezeichnet wird, ist ein Zufall .

In Wirklichkeit finden wir ihn schon seit der Mitte

des 12. Jahrh. mehrfach bei wichtigen

politischen

Ereignissen beteiligt,

so

1145 in

Aachen, 1151 in Nymwegen, 1158 beim Reichstage auf den roncalischen Feldern, 1167 in Rom, 1177 beim Friedensschlusse zwischen Kaiser und Papst in Venedig. ') Vgl. Böhmer-Ficker, Reg. V/3, n. 5773.

1

23.

Heinrich (VII).

Frankfurt , 1226, Februar 19. K. Heinrich (VII.) bestätigt dem Abte [Heribert II. ] und Konvente von Werden den Heimfall der Vogteien über die fünf Höfe : Lüdinghausen,

Eichholz, Nordkirchen, Selm

und Werne an die Kirche zu Werden, welche Vogteien der [geächtete] GrafFriedrich von Isenburg zu Lehen trug. Kopie im liber privil . minor, fol. 11 b (B). Böhmer-Ficker, Reg. V/2, n. 3997. H[enricus] dei gratia Romanorum rex et semper augustus dilecto principi suo . . abbati Werdinensi necnon conuentui loci eiusdem gratiam suam et omne bonum.

Justis petentium desideriis decet

regiam maiestatem prebere facilem

assensum et uota, que a rationis tramite non discordant,

efficaciter adimplere.

Quapropter nouerit presentium etas, et futurorum posteritas,

quod nos iustis

precibus inclinati aduocacias quinque curtium, videlicet : Ludinchuson, Eycholte, Nortkirken, Seleheym

et Wernen, quas de

ecclesia vestra impius Fredericus

quondam comes de Ysenbergh tenebat in feodo, ei coram nobis per sententiam abiudicatas et ad ecclesiam vestram secundum assertionem uestram rationabi liter

deuolutas, sicut dictas

regia auctoritate

aduocacias ipsas rationabiliter possidetis, vobis

duximus confirmandum et presentis scripti patrocinio

con

munimus, nichilominus firmiter inhibentes, ne quis presentium uel futurorum ec clesie

vestre abbatum uel prelatorum

ecclesia alienare.

dictas

aduocacias presumat

a uestra

Nulli ergo hominum liceat, hanc paginam nostre confirmatio

nis infringere uel ei ausu temerario contraire.

Si quis autem hoc attemptauerit,

regiam maiestatem nostram nouerit grauiter incurrisse. Datum anno dominice in carnationis millesimo CC XX VI apud Frankenfurt, XI. Kal. Marcii, indictione XIIII . Erstes Diplom, welches gleichzeitig an den Convent gerichtet ist. diente die ziemlich gleichlautende

Urkunde des päpstlichen

von Porto und s. Ruffina, von 1225, December 30 ¹).

Als Vorlage

Legaten Konrad, Bischofs

Zum Inhalte ist Folgendes zu

') Gedruckt bei Lacomblet, UB. II , S. 69. der Passus daselbst : ei per imperialem sententiam abiudicatas bezieht sich natürlich nicht auf unser Diplom, das ja erst eineinhalb Monate später aus gestellt wurde sondern auf den am Hoftage ergangenen Rechtspruch.

80

bemerken : Auf dem Hoftage zu Nürnberg und dessen Fortsetzung in Frankfurt wurden die Mörder Erzb. Engelberts von Köln (+ 1225,

Nov.

7) von

König Heinrich ge

ächtet, auf der gleichzeitig zu Mainz tagenden kirchlichen Versammlung durch den päpstlichen Legaten mit dem Banne belegt.

Friedrich von Isenberg, einer der Mörder,

ging dadurch seiner Lehen von Werden verlustig.

Die Isenburg selbst bildete in den

folgenden Jahren den Gegenstand eines heftigen Streites zwischen Werden und Köln, der erst im J. 1248 mit einem Vergleiche endete ¹) . ¹) Vgl. Jacobs, Werdener Annalen, S. 56, Anm. 88.

24.

Rudolf I.

Erfurt, 1290, Oktober 21. K. Rudolf beurkundet den auf Veranlassung des Abtes von Werden im königlichen Hofgerichte ergangenen Rechtspruch, daß kein Vassall ohne Wissen des Lehensherrn die Güter, welche er von demselben trägt, veräußern oder versplittern dürfe. Original im kgl. Staatsarchive in Düsseldorf (A). Gedruckt: Mon. Germ. Constitutiones, S. 456. Böhmer-Redlich, Reg. VI/1, n. 2379. Nos Rudolfus, dei gracia Romanorum rex semper augustus, ad uniuer sorum noticiam tenore presencium volumus peruenire,

quod nobis sedentibus

pro tribunali apud Erfordiam comparuit in iudicio coram nobis sufficiens pro curator || venerabilis . . abbatis Werdinensis, principis nostri dilecti, qui ipsius abbatis nomine proponebat, an aliquis vassallus || vel alter quicumque, qui bona tenet a domino, quocumque nomine censeantur, possit alienare uel distrahere illa bona || domino super hoc nullatenus requisito.

Et de nostrorum procerum

consilio sentencialiter extitit diffinitum, quod || neque vassallus uel alter aliquis fidelis preter scienciam domini ipsa bona, que tenet a domino, non possit ali enare

vel distrahere quoquo modo, et si contrarium

manus domini deuoluuntur et de libito voluntatis. Huius Saxonie,

fecerit, ipsa bona ad

ipsis dominus poterit ordinare pro sue rei testes sunt : illustris Albertus dux

princeps et filius noster dilectus ; nobiles viri Fridericus burgrauius

de Nvrenberg, Eberhardus comes || de Catzenellenboge,

Lvdewicus comes de

Ötingen, Gerlacus de Bruberch et Cvnradus Winsperch ; || strennui viri . . de Bappenheim, marschalcus curie nostre et . . magister curie nostre, et alii quam plures | fidedigni.

In cuius rei testimonium presens scriptum maiestatis nostre

sigillo fecimus conmuniri.

Datum

Erfordie, XII. kalendas Nouem

bris, indictione quarta, anno domini M CC nonagesimo, anno decimo octavo. (Sig. dep .)

regni

vero

nostri

6

82

Der königliche Rechtspruch scheint schon

im Sommer

1290

erfolgt zu

sein,

wenigstens ist die fast gleich lautende Ausfertigung für Jülich ¹) bereits vom 17. August datiert. Veranlassung dazu mögen wohl die vorangegangenen bewegten Zeiten gegeben haben. Die " kaiserlose Zeit " , in der es den Reichsabteien an einem mächtigen Schützer gegen das Raubrittertum fehlte, mochte auch dazu beigetragen haben.

Ferner

scheint hieher ein Fall zu gehören, der sich unter dem Abte Otto II. ( 1277–1288) ereignete.

Dieser hatte im J. 1279 mit dem Kölner Erzb. Sigfrid von Westerburg und

dem Grafen Dietrich von Limburg, einem Verwandten des Grafen burg (Erzb. Engelberts Mörder), ein Übereinkommen getroffen,

Friedrich von Isen

gemäß welchem Graf

Dietrich alle Werdener Lehen, insbesondere auch die Vogtei über die Isenburg, zurück erhalten hatte ; indes verzichtete schon im folgenden Jahre Graf Dietrich zu des Erzbischofs wieder auf dieselben.

Gunsten

Vielleicht geschah dieses ohne Wissen des Abtes.

¹) Böhmer-Redlich, Reg. n. 2362. 1288, Juli 5 wurde der Abt von Werden bei einem Aufruhr in Helmstädt ermordet. Vgl. über die Ereignisse : Jacobs, Werdener Annalen S. 64, und Böhmer-Redlich Reg. n. 2381.

25.

Rudolf I.

Erfurt , 1290, Oktober 21 . Mandat K. Rudolfs I. an die Reichsfürsten, den Abt von Werden, seinen Fürsten, gegen Übergriffe der Vögte und säumige Zinsleute zu schützen. Original im kgl . Staatsarchive in Düsseldorf (A). Böhmer-Redlich, Reg. VI/1 , n . 2380. Rudolfus dei gracia Romanorum rex pibus, comitibus, nobilibus, || baronibus,

semper

augustus, uniuersis

ministerialibus

fidelibus graciam suam et omne bonum.

princi

necnon ceteris imperii

Venerabilis . .

abbas Werdinensis

princeps [noster] dilectus, nostre celsitudini grauiter est conquestus, quod non nulli iuris inimici, qui advocacias et tenere debent, negligunt tamen

alia bona,

et contempnunt,

quas

queve

a dicto

dictas advoca- cias

abbate et bona

suis statutis temporibus tamquam fideles recipere, prout mos est. Item in suis querimoniis adiecit, nio

uel

triennio

quod nonnulli pensionarii sue ecclesie || Werdinensis bien supersedent debitas

persolvere

merito dictante iuris ordine sunt privandi. auctoritate || regia conmittimus

pensiones ,

Quare vobis

et sic

uniuersis

et mandamus, quatinus ob dei et

ipsa re

et singulis nostram

re

verenciam dicto . . abbati necnon sue ecclesie | Werdinensi efficacibus auxiliis operosisque consiliis assistatis ob sacre religionis sacram veneracionem || tan tum deuotis mentibus facientes, ne dictus . . abbas contra viam iusticie iuribus sui

monasterii

defraudetur.

Datum

Erfordie ,

XII . Kal. Novembris,

indictione quarta, anno domini M CC nonagesimo , regni vero nostri anno de cimo octavo.

pa m

(Sig.)

26.

Rudolf I.

Hagenau , 1291 , Juni 18. K. Rudolf I. bestätigt dem Abte [Heinrich] von Werden, seinem Fürsten, fünf ein gerückte Privilegien seiner Vorgänger. Original im kgl. Staatsarchive in Düsseldorf (A). Kopie im liber privil. minor, fol . 5 b (B). Inseriert in das Privileg Karls IV. , 1349, August 13, Böhmer- Redlich, Reg V/1 , n. 2489. (C.) Rudolfus, dei gracia Romanorum

rex

semper

augustus,

imperii Romani fidelibus presentes litteras inspecturis graciam bonum .

uniuersis sacri suam

et omne

Ad uniuersitatis vestre noticiam tenore presencium volumus pervenire ,

quod nos anno domini M CC nonogesimo infrascriptas non cancellatas, non

primo,

indictione

abolitas nec in aliqua

sui

quarta,

litteras

parte suspectas,

diuorum imperatorum et regum Romanorum, illustrium nostrorum predecesso rum inferius nominatorum, || sigillis munitas vidimus et legi nobis fecimus sub forma, que sequitur, in hunc modum : [Es folgen der Reihe nach die Inserte folgender Vorurkunden : 1 ) Dipl. Heinrichs III. von 1040, Jan. 18, Stumpf 2165 ( = n. 17) : ----In nomine sancte actum Auguste feliciter amen. 2) Dipl. Heinrichs IV. von 1098, Mai 23, Stumpf 2941 ( = n. 19) : In nomine sancte ―― data X Kal. Junii. 3) Dipl. Heinrichs III. von 1040, Jan. 18, Stumpf 2164 ( = n. 16) : In nomine sancte - actum Auguste feliciter amen. 4) Dipl. Ottos IV. von 1198, Juli 13, In nomine sancte - ne quis etc.

Böhmer-Ficker, 201

(= n . 22) :

5) Dipl. Heinrichs I. von 931. März 23, Mon. Germ ., DH 26 (= n . 5) : In nomine sancte - feliciter amen .] Nos autem Rudolfus, dei gracia Romanorum rex predictus, pia deuo- cione sacrorum monasteriorum eorumque rerum et personarum vtilitatibus intendentes et diuine remuneracionis premia contemplantes ad humilem supplicationem ve

85

nerabilis .. abbatis Werdinensis, principis nostri || dilecti, maxime, cum in mo nasterio Werdinensi beatus Lutgerus, dei confessor eximius, a fratribus ordinis sancti Benedicti, quos omnes procreatos secundum seculi nobilitatem de sang wine cognouimus generoso, celebriter veneretur : omnes

indulgencias,

con

cessiones, donaciones, libertates, beneficia, priuilegia seu gracias qualescumque, que superius sunt expresse uel expressa, indulte uel indulta, concesse uel con cessa, approbamus, innouamus et ex certa sciencia

de plenitudine potestatis

regie confirmamus. Datum in Hagenouwe, XIIII . Kalend. Julii , indictione quarta, anno

domini

M CC nonogesimo primo, regni vero nostri anno decimo octavo. Signum domini Rudolfi (M) Romanorum regis invictissimi.

(Sig.) Feierliches Privilegium mit

Majestätsiegel an

rot-gelb-grünen Seidenfäden.

Die

Anordnung der inserierten Vorurkunden ist weder chronologisch, noch durch inhaltliche Gesichtspunkte erfolgt. Von Interesse ist deren Auswahl . ) Daß man die unmittelbare Vorurkunde, das Diplom Ottos IV. vom J. 1198, aufnahm, ist wohl verständlich.

Bei

den Immunitäten ist man weder auf die älteste (das Diplom Ludwigs III .), noch auf die umfangreichste (DO. III, 17), aber auch nicht auf das D. Arnolfs, sondern auf DH, 26 zurückgegangen ; ähnlich bei den auf die Vogternennung sich beziehenden Stücken : hier vermissen wir die Originalbestätigung

Heinrichs IV.

(Stumpf,

2940),

desgleichen die

älteste Urkunde dieses Inhaltes (DO. II , 290) , statt deren das unechte Diplom Heinrichs III. (Stumpf, 2165) aufgenommen ist. Das Original Heinrichs III. (Stumpf 2164) dürfte wegen des Privilegiums der Ruhrschiffahrt eingereiht sein, obwohl man doch auch hier ein älteres Original (Stumpf, 2037) besaß. Unter den fünf inserierten Diplomen sind also drei unechte. Sollten bei der Auswahl kritische Gesichtspunkte maßgebend gewe sen sein, dann allerdings würde die

kritische Befähigung der Reichskanzlei

zu jener

Zeit in nicht sehr glänzendem Lichte erscheinen. Für die Geschichte der Abtei als sogenanntes freiherrliches Kloster ist das Privile gium ein wichtiges Zeugnis. 2) ') Die diesbezüglichen Angaben in den Regesta imperii (V/1 , n. 2489) und bei Lünig, Deut sches Reichsarchiv, Bd. 18 a, S. 699 sind unvollständig, bezw. unrichtig. ') Vgl. darüber Schulte in der Westd. Zs. XXV, S. 178 ff und „ Beiträge" XII , S. 165 ff.

27.

Heinrich VII .

Köln , 1310, Januar 1 . K. Heinrich VII. bestätigt dem Abte Heinrich von Werden,

seinem Fürsten, vier

eingerückte Privilegien seiner Vorgänger. Original im kgl . Staatsarchive in Düsseldorf (A) . Kopie im liber privil . minor, fol . 4 a (B). Böhmer-Huber, Reg. VIII , n. 200. Henricus dei gracia Romanorum rex

semper augustus, uniuersis

imperii Romani fidelibus presentes litteras inspecturis graciam bonum .

suam

omne

Regie serenitatis debitum, quo sacrosanctis ecclesiis diuine rem- une

racionis nostreque salutis contemplacione astringimur, tunc fructuose illis

sacri

et

exequi

nos

speramus,

cum religiosis

et deo

nobis

dicatis personis eorumque

locis in suis facultatibus pacis adducimus pulchritudinem et augmentum, ab huius seculi fluctibus quietati deo possint plenius famulari. uniuersi presentium inspectores, venerabilem Henricum principem nostrum dilectum, nostre celsitudini

et

quibus

Nouerint igitur

abbatem Werdinensem ,

humiliter suppli- casse , ut

que

dam priuilegia, libertates et gracias sibi et monasterio suo Werdinensi a diuis Romanorum imperatoribus et regibus, nostris predecessoribus, tradita et con cessas et per inclite [recordationis] ¹) Rudolphum 2 ) Romanorum regem, nostrum predecessorem,

confirma- ta

et

innouatas,

ratificare,

innouare

et

confirmare

auctoritate regia dignaremur, quorum tenor talis est : [Es folgen die Inserte derselben Diplome, wie in der Bestätigung Rudolfs I. von

1291 ,

jedoch

ohne

das 3.

( = Stumpf 2164) und

in der

Reihenfolge :

1 , 4, 5, 2. ] Predictorum igitur predecessorum nostrorum || sequentes vestigia,

quibus

non minori, sed pari zelo religiosarum ac ecclesiasticarum personarum utilita tem et commodum diligimus et fouemus, ac predicti . . abbatis Henrici preci

¹) Fehlt. Rudolphi in A.

87

bus inclinati, maxime cum in prefato monasterio Werdi- nensi beatus Lutgerus, dei confessor eximius, a fratribus ordinis sancti Benedicti ibidem commoranti bus celebriter ueneretur, ad imitationem Rudolfi Romanorum regis predicti, omnes indulgencias, concessiones, seu gracias qualescumque,

que

donaciones, libertates, beneficia ,

superius

priuilegia

sunt expresse vel expressa, indulte

vel indulta, concesse vel concessa, sicut rite

et prouide

facte vel facta

esse

noscuntur, approbamus, innouamus et de plenetudine potestatis regie teno - re presentium confirmamus.

Datum Colonie Kalendis Januarii , indictione octaua,

anno domini M CCC decimo, regni vero nostri anno primo . (Sig.)

28.

Heinrich VII .

Köln , 1310, Januar 3. K. Heinrich VII. bestätigt dem Abte Heinrich von Werden, seinem Fürsten,

das

eingerückte Privilegium Karls d. Gr. Kopie im liber privil. minor, fol. 11 b (B). Böhmer-Huber, Reg. VIII , n. 203. Henricus dei gracia Romanorum rex semper augustus, uniuersis sacri Ro mani imperii fidelibus presentes litteras inspecturis graciam suam et omne bo num .

Regie maiestatis solio ordinacione diuina feliciter constituti ad prospici

endum utilitati fidelium nostrorum in posterum prospicitatem oculorum

nostro

rum longe lateque diffundimus ecclesiarum indempnitatibus precauendo precipue et commoditatibus prouide intendendo, ut per lubricum huius vite transcursum salubriter transeuntes eterne beatitudinis premia consequamur. Nouerit ergo presens etas et posteritas successura, quod nos priuilegium clare recordationis Karoli Romanorum imperatoris predecessoris nostri, non cancellatum , non abo litum nec in aliqua sui parte uiciatum vidimus de uerbo ad uerbum [ legi nobis fecimus] ¹) in modum inferius annotatum : [Es folgt Insert von Mon. Germ., Dipl. Karol., n . 266 ( = n . 1 ) : In nomine sancte - feliciter Amen.] Nos igitur venerabilis Heinrici abbatis dicti monasterii Werdinensis, princi pis nostri dilecti, deuotis supplicationibus favorabiliter annuentes dictum priuilegium et omnia in eo contenta, prout rite et prouide sunt concessa uel donata, de be nignitate regia innouamus, approbamus et presentis scripti patrocinio confirma mus.

Nulli ergo omnino hominum liceat, hanc nostre

innouationis,

onis et confirmationis paginam infringere uel ei ausu temerario in traire.

aliquo con

Quod qui facere presumpserit, grauem nostre indignationis offensam

se nouerit incursurum. nostre

approbati

In cuius

maiestatis sigillo iussimus

Non. Januarii,

anno

domini

rei testimonium presentes

conmuniri.

millesimo

nostri anno primo. ¹) Fehlt, ist aber ohne Zweifel zu ergänzen.

ccc X,

Datum indictione VIII,

litteras

Colonie, III. regni uero

29.

Karl IV.

K. Karl IV. bestätigt dem Abte und Convente von Werden das eingerückte Privilegium Rudolfs I. Original im kgl . Staatsarchive in Düsseldorf (A). Kopie im liber privil. minor, fol. 7 b (B). Böhmer-Huber, Reg. VIII, n. 1120. Karolus, dei gracia Romanorum rex semper augustus et Boemie rex. Notum facimus tenore presentium uniuersis, quod pro parte religiosorum • • abbatis et conuentus monasterii, quod vocatur Werdina, ordinis sancti Benedicti , Coloniensis diocesis, deuotorum nostrorum di- lectorum maiestati nostre extitit humiliter supplicatum, ut sibi litteram quandam seu priuilegium quoddam ' diui Rudolfi Romanorum regis approbare, ratificare

et confirmare de benignitate

regia dignaremur, cuius quidem littere siue priuilegii tenor dinoscitur esse talis : || [Es folgt das Privilegium Rudolfs I. von 1291 , Juni 18, ( = n. 26) . ] Nos itaque attendentes multiplicia deuotionis ac aliarum virtutum merita, qui bus ..abbas et conuentus monasterii Werdinensis predicti erga nos, predeces- sores nostros ac sacrum Romanum imperium continuis temporibus

claruerunt, iustis

que et deuotis dictorum . . abbatis et conuentus precibus fauorabiliter inclinati predictam litteram seu priuilegium, prout de uerbo ad uerbum presentibus est inserta uel insertum,

et ut gracie et fauoris ac sinceritatis

affectus , quem ¹)

ad dictum monasterium Wer- dinense et ordinem sancti Benedicti gerimus, per operis euidentiam clarius elucescat, omnia et singula priuilegia, litteras,

que et

quas a diuis Romanorum imperatoribus et regibus predecessoribus nostris su per quibuscumque iuribus, graciis, libertatibus ac immunitatibus obtinuisse nos cuntur, in omnibus || suis sentenciis

et clausulis

de verbo

ad uerbum, prout

scripta sunt, ac si tenores eorumdem privilegiorum et litterarum presentibus ad plenum et integraliter forent inserti, approbamus, ratificamus et per omnia de benignitate regia ex potestatis plenitudine de certa nostra scientia ¹) Verbessert aus quod : A.

confirma

6*

Dat[um] indictione 3oemie vero 28.

Heinrich V

Köln , 1310, Januar 3. K. Heinrich VII. bestätigt dem Abte Heinric eingerückte Privilegium Karls d. Gr. Kopie im liber privil. minor, fol. 11 b (B). Böhmer-Huber, Reg. VIII , n. 203.

Henricus dei gracia Romanorum rex s mani imperii fidelibus presentes litteras insp num.

Regie maiestatis solio ordinacione di

endum utilitati fidelium nostrorum in poster rum longe lateque diffundimus ecclesiarum i et commoditatibus prouide intendendo , ut f

I salubriter transeuntes eterne beatitudinis r presens etas et posteritas successura, quod Karoli Romanorum imperatoris predecessor

Feder

litum nec in aliqua sui parte uiciatum vidir fecimus ] ¹) in modum inferius annotatum :

halte

[Es folgt Insert von Mon. Germ . , Dij sancte — feliciter Amen.]

pis nostri dilecti, deuotis supplicationibus fa et omnia in eo contenta, prout rite et pro nignitate regia innouamus, approbamus e mus. Nulli ergo omnino hominum liceat onis et confirmationis paginam infringer traire. Quod qui facere presumpserit, se nouerit incursurum.

nostre

maiestat

Non. Januarii , nostri anno pr 1) Fehlt, i

Fan242 B I . D C F T E

K Nos igitur venerabilis Heinrici abbati

be

eune

irs.

r Abtei Werden .

-

nfälschungen.

1 gehörte das Kloster Werden öffentlich-recht 3 in dieser Beziehung bis unter Bischof Hilde lei Vorrechte noch Freiheiten. Erst durch die wig III. und Erteilung des königlichen Immu den in die Reihe der Reichsabteien ein. Der ; der von ihm ernannte Vogt übte in dessen at die Abtei vor dem öffentlichen Gerichte ; er nsbeamter und als solcher im Besitze der dem barkeit über die Hintersassen des Klosters ; stanz.

Von den üblichen Abgaben (Acker-

das und

sgelder, Pflicht zur Verpflegung gewisser könig Defreit.

Der König ernannte den Abt, der jeweils el sich die Immunität jedesmal binnen Jahresfrist

tei in der Regel auch ichtet ;

nicht säumte.

Der Abt war

eine patrimoniale Gerichtsbarkeit über seine

Mit der Immunitätserteilung war auch eine teilweise vom Durchgangszoll in Neuß. e Immunität von Karl III . bestätigen ließ, wird zwar 1 vornherein schon wegen der unruhigen Verhältnisse iten um den Besitz des Klosters, Normanneneinfälle,) daß die Abtei ehemals ein Privilegium dieses Herrschers h den Spuren, die sich aus einigen äußeren und inneren Karls d. G. gemachten Fälschung noch deutlich erkennen vember 882 fallen muß ¹).

Aus anderer sicherer,

wenn

hlbacher, Reg. n. 1598. — 1600. Mit diesem hat das Spurium Stellungsort Worms; mit Mühlb. 1598 und 1599 signari in der subter und in der Signumzeile serenissimi inperatoris augusti, mit mit 1598 die Recognition aduicem archicapellani ; mit 1602 1605 gnitionszeichen, natürlich auch das Monogramm. Gerade weg rammatischen Zeichen kann die Vorlage zu der lingisch καὶ Π.

90

mus presentium sub nostre

maiestatis

sigillo testimonio litterarum .

Colonie, anno domini millesimo trecentesimo

Dat[um]

quadragesimo nono, indictione

secunda, idibus Augusti, regnorum nostrorum Romani anno quarto Boemie vero tercio. (Sig.) Auf der Plica rechts unten : per dominum . . cancellarium lo. Nouiforen. Siegelreste an gelb-roten Seidenfäden.

1. Excurs.

Die Immunitäten

der Abtei Werden .

Die Urkundenfälschungen.

Als Familienstiftung der Liudgeriden gehörte das Kloster Werden öffentlich-recht lich zur Grafschaft im Ruhrgau und genoß in dieser Beziehung bis unter Bischof Hilde grim II., seinem fünften Vorsteher, keinerlei Vorrechte noch Freiheiten.

Erst durch die

Commendierung des Klosters an K. Ludwig III. und Erteilung des königlichen Immu nitätsprivilegs von 877, Mai 22 trat Werden in die Reihe der Reichsabteien ein.

Der

König wurde ihr oberster Schutzherr ; der von ihm ernannte Vogt übte in dessen Namen die Schutzgewalt aus ;

er vertrat die Abtei vor dem öffentlichen Gerichte ;

er

war Immunitätsrichter und Requisitionsbeamter und als solcher im Besitze der dem Centenar entzogenen niederen Gerichtsbarkeit über die Hintersassen des Klosters ; Grafengericht wurde hier zweite

Instanz.

das

Von den üblichen Abgaben (Acker- und

Weidegelder, Schweinezehent, Friedensgelder, Pflicht zur Verpflegung gewisser könig licher Beamter) wurde das Kloster befreit.

Der König ernannte den Abt, der jeweils

gehalten war, bei einem Thronwechsel sich die Immunität jedesmal binnen Jahresfrist bestätigen zu lassen, womit die Abtei in der Regel auch nicht säumte. dem König zur Heeresfolge verpflichtet; Dienstleute blieb ihm gewahrt.

Der Abt war

eine patrimoniale Gerichtsbarkeit über seine

Mit der Immunitätserteilung war auch eine teilweise

Zollbefreiung verbunden, u. zw. vom Durchgangszoll in Neuß. Daß sich Hildegrim II. die Immunität von Karl III. bestätigen ließ, wird zwar nirgends berichtet,

ist aber von vornherein schon wegen der unruhigen Verhältnisse

(Streit unter Hildegrims Verwandten um den Besitz des Klosters, Normanneneinfälle,) anzunehmen.

Gewiß ist auch, daß die Abtei ehemals ein Privilegium dieses Herrschers

besaß, dessen Ausfertigung nach den Spuren, die sich aus einigen äußeren und inneren Merkmalen der auf den Namen Karls d. G. gemachten Fälschung noch deutlich erkennen lassen, in die Zeit Anfang November 882 fallen muß ¹). Aus anderer sicherer, wenn ¹) Etwa gleichzeitig mit Mühlbacher, Reg. n. 1598. 1600. Mit diesem hat das Spurium Karls d. Gr. gemeinsam den Ausstellungsort Worms ; mit Mühlb. 1598 und 1599 signari in der Recognition, mit 1599 außerdem subter und in der Signumzeile serenissimi inperatoris augusti, mit 1600 sehr viel von der Arenga, mit 1598 die Recognition aduicem archicapellani ; mit 1602 - 1605 das gleiche Chrismon und Recognitionszeichen, natürlich auch das Monogramm. Gerade wegen der beiden erstgenannten monogrammatischen Zeichen kann die Vorlage zu der Karolingischen Fälschung nur in diese Zeit fallen.

92

auch durch späteren Zusatz verderbter Quelle ¹) erfahren wir, daß dieses Diplom die Schenkung des Reichsgutes Friemersheim zum Inhalte hatte. Daß auch die Bestätigung der Immunität darin enthalten war, scheint mir außer allem Zweifel zu stehen. Es spricht nicht dagegen, daß in den Immunitäten seit Konrad II. in der Narratio ein Diplom Karls III. nicht erwähnt wird, denn auch die Immunitäten Arnolfs und Zwenti bolds werden darin mit Schweigen übergangen, und doch besaß die Abtei unzweifel haft solche. Die nächste Immunitätsbestätigung erfolgte 888, August 23 durch K. Arnolf an den Abt Hembil.

In seiner heutigen Überlieferung hat das Diplom, wie bereits an

anderer Stelle ausgeführt wurde, eine von der ursprünglichen ganz abweichende dem 11. Jahrh. entlehnte Fassung mit wesentlich erweitertem Inhalte. Der Rechtsinhalt des vernichteten Originaldiploms ist durch die Immunitäten Ludwigs III. und Zwentibolds gekennzeichnet, über welcher er sicher nicht hinausging ; ähnliches wird man bezüglich der Fassung annehmen dürfen. Die Bestätigung durch K. Zwentibold von 898, Mai 11 erfolgte, da der abteiliche Stuhl vacant war, an den Convent. Neu erscheint darin gegenüber der Urkunde Lud wigs III. das Verbot der Umgehung des Immunitätsgerichtes und die Erweiterung der Zollfreiheit. Ob diese Bestimmungen nicht vielleicht schon in Vorurkunden enthalten waren, läßt sich natürlich heute nicht mehr feststellen . Von Ludwig dem Kinde und Konrad I. besitzt das Kloster Werden keine Immu nitäten, was sich aus den politischen Verhältnissen begreifen läßt, denn Lothringen, wozu Werden gehörte, war damals dem Osten entfremdet. Erst nach der neuerlichen Einverleibung ins ostfränkische Reich unter Heinrich I. wurde Werden durch den Abt Wigger abermals dem König commendiert und erhielt 931 , Februar 23 die Bestätigung seiner alten nebst Verleihung neuer Privilegien in einer ganz neuen Fassung, die aller dings nicht in der heutigen wesentlich erweiterten Nachzeichnung, sondern nur im Diplom Ottos I. richtig zu erkennen ist. Die Fassung dieser Urkunde muß zum Aus gangspunkte der Werdener Immunitäten des 10. und 11. Jahrh. genommen werden ; sie wurde denn auch für alle folgenden Immunitätsbestätigungen beibehalten. Daß der Rechtsinhalt der Immunität Heinrichs I. über den von DO. I, 5 irgendwie hinausging, ist nicht zu begründen ; daß er geringer war, ist ebenso unwahrscheinlich. Die Bestätigung durch Otto I. geschah

936, December 30 an Abt Wigger.

In

die Reihe der folgenden Immunitäten von Otto II. bis einschließlich Heinrich II. haben die Urkundenfälschungen des 11. Jahrh. eine recht empfindliche Lücke gerissen. Sicher lich waren die vernichteten Originalvorlagen zu DO. II, 88, DO. III,

17 und DH. II,

9, vielleicht auch diejenige zu DO. II, 290 einfache ¡Immunitätsbestätigungen, an die Äbte Folkmar, bezw. Werinbraht und Radbald gerichtet; und da der Regierungsantritt Radbalds noch unter Otto III. erfolgte, so ist es m.

¹) Vgl. S. 17.

E. sehr wahrscheinlich,

daß die

93

Vorlage zu DO. III, 151 an diesen und nicht an Werinbraht gerichtet war und sich ebenfalls auf die Immunität bezog.

Ob durch die genannten Herrscher die von Hein

rich I. der Abtei gewährten Privilegien irgendwie erweitert worden sind, läßt sich nicht mehr feststellen ; nur eine allgemeine obere Grenze ist durch die Bestätigungen der fol genden Herrscher gegeben. Konrad II. verbriefte der Abtei die alten Privilegien zuerst 1024, September 10, also zwei Tage nach seiner Krönung, dann abermals 1033, April 28, jene dem Abte Heidanrich, diese dem Abte Gerold ; Neu gegenüber der Immunität Ottos I. ist darin 1 ) das Verschwinden der Halbfreien (Liten) in dem

Passus über die Gerichtsbarkeit,

weil dieselben bereits entweder in den Stand der Freien emporgestiegen, oder in die Reihen der Unfreien herabgesunken waren. 2) die Ausdehnung der Immunitätsgerichts barkeit auf alle Fälle. 3) die Befreiung des Abtes vom Heerdienst. 4) durch das Di plom von 1033 außerdem das Privilegium der Ruhrschiffahrt. Die erstgenannten Pri vilegien könnten wohl auch schon in Vorurkunden enthalten sein ; die Verpflichtung zum Heerdienst dürfte unter Otto II. noch bestanden haben, da in DO . II, 290 der Abt im Gefolge des Königs in Rom erscheint. Heinrich III. bestätigte dem Abte Gerold die Immunität 1040, Januar 18. auf un veränderter Grundlage der Vorurkunden. Zum letztenmal geschah die Erneuerung der Immunitätsprivilegien durch Hein rich IV. an den Abt Otto aber erst 1098, Mai 10, also antritte des Herrschers.

nicht mehr beim Regierungs

Schon daraus würde man berechtigt sein, anzunehmen, daß

die Erneuerung der Immunität hier nicht mehr um ihrer selbst willen erfolgte, sondern nur Mittel zu einem anderen Zwecke gewesen ist.

Tatsächlich handelte

es sich auch

der Abtei vielmehr darum, für eine Anzahl Urkundenfälschungen, welche an die Stelle alter Immunitäten unterschoben wurden, die königliche Bestätigung zu

erlangen.

Dem

entspricht ganz die eigenartige kurze Fassung der Dispositio im Diplome Heinrichs IV. Damit ist die Reihe der Werdener Immunitäten abgeschlossen. zwar einige dieser Urkunden noch mehrmals der königlichen

Später wurden

Kanzlei zur Bestätigung

vorgelegt und in die Diplome Rudolfs I., Heinrichs VII. und Karls IV. inseriert, allein dafür waren natürlich ganz andere Gründe maßgebend, als im 10. und 11. Jahrhundert.

Überblicken wir die Immunitätenreihe mit Rücksicht auf ihre unterscheiden wir:

Überlieferung, so

4 Originale, davon zwei ganz einwandfrei (nn. 13, 19), eines interpoliert (n. 2), und eines mit unechtem Siegel (n. 16) ; 3 Kopien mit einwandfreiem

Inhalte, unzweifelhaft

in der originalen

Fassung

(nn. 4, 6, 12) ; 5 Nachzeichnungen, davon drei als erweiterte Immunitäten (nn. 3, 5, 9), zwei mit ganz neuem Inhalte (nn. 7, 11, 17) ;

94

2 Kopien, ebenfalls mit neuem Inhalte, deren originale Ausfertigungen ohne Zweifel auch Nachzeichnungen gewesen sind (nn. 8, 10). Unter den Nachzeichnungen lassen sich deutlich zwei Gruppen unterscheiden, sowohl in Bezug auf den Schreiber, als nach ihrem Inhalte. Zur ersten Gruppe ge hören die Nachzeichnungen Arnolfs und Heinrichs I.; ferner stammt von demselben Schreiber noch die angebliche Urkunde Karls d . Gr. Hervorzuheben ist bei diesen drei Stücken die große Sorgfalt und Gewandtheit des Fälschers, der offenbar dem 9./10. Jahrh. noch nicht allzu fern steht, so daß ihm die Nachahmung seiner Vorlagen nicht schwer fiel. Gewissenhaft zeichnet er in jeder der drei Urkunden sämtliche monogram matische Zeichen (Chrismon, Monogramm, Recognitionszeichen,) nach. Inhaltlich sind die beiden Immunitäten dieser Gruppe scharf von den Nachzeichnungen der zweiten Gruppe geschieden : es handelt sich da ausschließlich um finanzielle Rechte des Klosters, Einnahmen (Zehentrechte) oder Ausgaben (für den Heerdienst sowie für den Un terhalt des Erzbischofs von Köln bei Abhaltung der Synoden). Zehentstreitigkeiten mögen also in erster Linie Anlaß zu den Fälschungen gegeben haben. Unter Bedrück ungen von seite der Vögte hatte die Abtei damals offenbar noch nicht merklich zu leiden, daher wurde der auf die Vogtei bezügliche Passus unverändert aus der Vorlage übernommen. Die Herstellung dieser Nachzeichnungen mag etwa in die Regierungszeit des Abtes Gerold, also in die Mitte des 11. Jahrh. fallen. Zur zweiten Gruppe gehören die Spuria DO. II, 88, DO. III , 17, DH. II, 9 und Stumpf, 2165, ferner DO. II, 290 und DO. III, 151 , die nur mehr als Kopien über liefert sind. Außerdem wird die Rasur und Interpolation des Diploms Ludwigs III. hierher einzureihen

sein.

Die drei erstgenannten Stücke zeigen durchaus denselben

Schriftcharakter, welcher, soviel Gemeinsames er auch mit den Nachzeichnungen der ersten Gruppe aufweisen mag, doch von dieser wesentlich verschieden ist.

Der Schrei

ber ist sehr unbeholfen in der Nachahmung der älteren Schrift, auch weniger sorgfältig. Das Chrismon läßt er regelmäßig weg, obschon seine Vorlagen sicher ein solches hatten ; die Schrift des 10. Jahrh. macht ihm sichtlich Mühe. bei der Nachzeichnung Heinrichs III. richs IV. geschrieben.

Viel leichter tut er sich dagegen

Er hat auch die Immunitätsbestätigung Hein

Inhaltlich drehen sich alle diese Stücke mit Ausnahme von DO.

II, 88 um die Vogtei, u. zw. sowohl um die Besetzung der hohen (Stifts-) Vogtei, als um die Einsetzung der Untervögte.

Auf erstere bezieht sich die Interpolation im Diplom

Ludwigs III., und die Nachz. DO. III, 17 : mit der niederen Vogtei

beschäftigen sich,

u. zw. ausschließlich, die Fälschungen DO. II, 290, DO. III, 151 , DH. II, 9 und Stumpf, 2165.

In der Bestätigung Heinrichs IV. werden dann beide Vogteien

und als vollständig von der Abtei abhängig erklärt.

zusammengefaßt

Die Anfertigung dieser Gruppe

von Fälschungen erfolgte unmittelbar vor Mai 1098. Hier soll gleich noch einer dritten Gruppe von Nachzeichnungen gedacht werden ; sie gehört der Mitte des 12. Jahrh. an und umfaßt zwei Diplome Konrads II. (Stumpf, 2079, 2080), ferner eines Heinrichs IV. (Stumpf, 2941 ) .

Der Schreiber dieser ist iden

95

tisch mit demjenigen des Diploms Konrads III.

(Stumpf,

3552).

Zwei dieser Nach

zeichnungen handeln ebenfalls von Vogtei, aber nicht von Vogternennung, sondern von Vogtfreiheit. So mannigfach die besondere Veranlassung zu Urkundenfälschungen gewesen ist, die allgemeine Ursache war stets die gleiche : Streit um irgend einen

Rechtstitel.

Seit

dem Wiederaufleben des Urkundenbeweises im 11. Jahrh. bemühte sich in der Regel der angegriffene Teil, seine berechtigten vor dem Richter urkundlich zu bekräftigen.

oder auch nicht

berechtigten

Ansprüche

Hatte man aber die erforderlichen Urkun

den nicht zur Verfügung, dann nahm man eben zur Verunechtung anderer, oder zur Anfertigung von Scheinoriginalen seine Zuflucht. Beide Methoden mit ihren Variationen kommen auch bei den Werdener Fälschungen vor ; sie sind teils mit viel Geschick ge macht worden, teils aber auch recht plump. Fälschungen von Urkunden, insbesondere Königsurkunden, war im Mittelalter mit strengen Strafen belegt.

Wenn das Verbot trotzdem so häufig übertreten wurde, so

wäre es ungerecht, daraus ohne weiters auf eine große Unehrlichkeit der dabei beteilig ten Kreise schließen zu wollen, die noch dazu meist dem geistlichen Stande angehören . Ein sehr großer Teil der ma. Urkundenfälschungen richtet sich gegen die Vogtei, und damit ist bereits ein Schlüssel zur richtigen Beurteilung derselben gegeben.

Die Ernen

nung der Vögte erfolgte für die Reichsabteien durch den König, wenn nicht durch ein besonderes Privilegium dieses Recht dem betreffenden Abte verliehen war.

Solange es

ein mächtiges Königtum gab, konnten diese Stiftsvögte, meist dem Grafenstande angehö rig, nicht wagen, anders als im Sinne ihres Königs und des Gesetzes ihrem Amte ob zuliegen.

Seitdem aber die Könige durch die italienische Politik oft und lange vom

Reiche fern waren, und zur Durchführung ihrer Pläne dem Leienadel

für dessen Hilfe

immer neue Zugeständnisse machen mußten, da war der Adel nur mehr darauf bedacht, sich eine feste erbliche Hausmacht zu begründen, auf Kosten vor allem der Klöster, die er anstatt zu beschützen, gewissenlos beraubte, so daß man mit Recht klagen durfte, die Vögte seien anstatt » patroni " der ihnen anvertrauten Klöster, deren latrones " ge worden. Und was die Stiftsvögte verschonten, das wußten die zahlreichen von ihnen eingesetzten Untervögte von ihren Schutzbefohlenen herauszupressen.

Kein Wun

der, daß sich die Klöster bemühten, das Recht der Besetzung beider Vogteien in ihre Gewalt zu bekommen, und wie schwer müssen die Bedrückungen sein, wenn man trotz des strengen Verbotes zu dieser äußersten hilfe und Notwehr griff, wo andere entweder nicht zu versagten.

der Vögte gewesen Maßregel der Selbst

Gebote standen

oder einfach

Fragen wir nach dem Erfolge der Urkundenfälschungen, so war derselbe natur gemäß verschieden.

Wo es sich um Verbriefungen über Schenkungen von Grund und

Boden handelte oder die Ausübung gewisser Rechte in Fage kam, mag ein Erfolg be sonders bei Fälschung von Königsurkunden meist erreicht worden sein. Denn die Kö

96

nigsurkunde galt als unscheltbar, sie durfte ihrem Inhalte nach nicht angefochten

wer

den; nur ihre Originalität konnte angezweifelt werden, dann hatte aber die Gegenpartei den Beweis dafür zu erbringen, und das war bei den damaligen Fähigkeiten

höchst bescheidenen

zu Urkundenkritik meist eine vergebliche Sache, selbst wenn diese Gegen

partei der Fiscus war.

Wer also mit seiner Fälschung dem Anderen zuvorkam,

dadurch oft den Streit gewonnen.

Anders war es bei Streitigkeiten um

hatte

die Vogtei

Was scherten sich die Vögte um königliche Privilegien, wo ihnen als treuer Bundes genosse die rücksichtslose Gewalt zur Seite stand, und zu einer Zeit, wo das Königtum Macht und Ansehen mehr und mehr an die Reichsfürsten verlor ! So konnte es trotz aller angeblichen und wirklichen königlichen Privilegien auch die Abtei Werden nicht verhindern, daß die Stiftsvogtei allmählich im Hause der Grafen von Berg erblich wurde und nach deren Aussterben (1160) auf die Grafen von der Mark überging.

Mit dem

Aufblühen des Bürgertums in der Stadt Werden erwuchs dann der Abtei ein Gegner.

neuer

So wurde man schließlich auf beiden Seiten des langen Kampfes müde ;

die

Abtei suchte wenigstens etwas für sich zu retten, und den Vögten war es auch nicht unwillkommen, ihre gewaltsam erworbene Stellung rechtlich anerkannt zu sehen. beiderseitigen Zugeständnissen wurde 1317, Juli 24 zwischen

dem Abte Wilhelm

Unter und

dem Grafen Engelbert von der Mark ein Vergleich ¹) geschlossen, in welchem der Abt die Vogtei als erblich, der Vogt wiederum dieselbe als ein abteiliches Lehen anerkannte. Damit war der mehr denn hundertjährige Streit endlich beigelegt, nicht zum Schaden der Abtei, deren zerrüttete wirtschaftliche Verhältnisse sich alsbald wieder zu bessern begannen. ¹) Die Urkunde gedruckt bei Lacomblet, Urkk.buch III , 162.

2. Excurs .

Die Vorgeschichte

Seit jeher hat das Jahr 1317 als

der Stadt Werden .

Geburtsjahr der Stadt Werden

gegolten.

In

jüngster Zeit ') erst wurde der Versuch gemacht, diese urkundlich beglaubigte Tatsache als Irrtum zu erklären und mit falscher Interpretation der gewichtigsten Zeugnisse, an drerseits mit Zugrundelegung der Fälschung DO. II, 88 eine Entwicklungsgeschichte Werdens zu construieren, die mit der historischen Entwicklung fast nichts mehr ge mein hat. Die Urkunde von 1317, Juli 24 2) beginnt also : Engelbertus comes civitatis Werdinensis. wobei vermutlich

Nos Wilhelmus abbas . . . et

concordamus per presentes super fundatione et constructione, Nun bedeutet "fundatio " hier wie sonst sicherlich ,, Gründung"

ebensosehr das rechtliche Moment betont werden soll ;

hingegen wird einzig richtig mit ,,Befestigung" wiederzugeben sein.

,,constructio"

Tatsächlich dreht

sich auch der ganze Inhalt der Urkunde um diese beiden Angelegenheiten, wobei es natürlich keineswegs ausgeschlossen ist, daß sich die Bewohnerschaft Werdens vorher bereits im faktischen, aber nicht rechtlichen Besitze einiger von den in der Urkunde enthaltenen Privilegien befunden habe.

Die Tradition der Bevölkerung hat ebenfalls

von Anfang an dem Jahre 1317 als Gründungsjahre festgehalten,

und

es ist hier an

ein Vergessen umso weniger zu denken, als Gründungen mit Vorliebe in eine frühere, nicht aber spätere Zeit verlegt werden . Werden vor 1317 auch durch die

Übrigens erscheint städtische Verfassung in

damaligen

Verhältnisse ganz

ausgeschlossen.

Der

Abt war Grundherr der Ortschaft ; nur mit seiner Zustimmung konnte der Vogt der Bevölkerung städtische Rechte erteilen. aber seit Ende

des

Das Verhältnis zwischen

Abt und Vogt war

11. und noch durchs ganze 13. Jahrh. ein so gespanntes, daß

ersterer an solche Zugeständnisse gewiß nicht im entferntesten dachte, abgesehen davon, daß kein einziges Zeugnis hierfür in den Quellen vorliegt. Was berichten die Ouellen über Werdens Vorgeschichte ?

Eine kleine sanfte

Anhöhe unweit der Ruhr hat der hl. Ludger für den Bau der Kirche und des Klosters gewählt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Klosteranlage zum Schutze gegen äußere Feinde sehr bald einigermaßen befestigt worden ist. Die zum Dienste im 1) R. Kötzschke : Die Anfänge der Stadt Werden, in " Beiträge " X ( 1904) . gedr. bei Lacomblet, Urk.-b. III , n. 162.

7

98

Kloster erforderlichen Leute werden in den Nebengebäuden desselben Unterkunft ge funden haben. Eine Ansiedlung um das Kloster gab es zunächst noch nicht ¹). Bis zum Ende des 11. Jahrh. erfahren wir über die Ortschaft Werden aus den Quellen gar nichts 2).

Der Bau der Peterskirche, Nikolauskapelle und der beiden Filialkirchen,

s. Lucius und s. Clemens ³), läßt nur im allgemeinen auf Vermehrung der Bevölkerung in der Nähe des Klosters schließen, veranlaßt sowohl durch den steigenden wirtschaft lichen Großbetrieb der Abtei, als auch durch das Zusammenströmen zahlreicher Pilger zum Grabe des wundertätigen hl. Stifters.

An den besonderen Festen mag sich, da

dieselben auch zur Erledigung von Kauf- und Tauschgeschäften benützt wurden, früh zeitig ein jahrmarktähnliches Treiben entwickelt haben. Um Störung des Gottes dienstes zu verhüten, werden die Äbte dieses Treiben etwas abseits von der Kirche verlegt haben, und gewiß hängt der Bau der Nikolauskapelle in irgend einer Weise damit zusammen ), herausgebildet

wie denn auch aus dem Nikolaifeste sich der spätere Jahrmarkt

hat. Die

Äbte werden

Sorge getragen

haben, daß bei zunehmendem

Verkehr der Platz bei der Kapelle nicht verbaut werde, während sich um denselben nach und nach Dienstmannen und Gewerbetreibende ansiedelten. Die Gestalt des (heutigen) inneren Stadtkernes 5), die unregelmäßig verlaufenden Straßen, das gänzliche Fehlen von Straßennamen, welche zu

Handel und

Gewerbe

eine

Beziehung haben,

beweisen aber zur Genüge, daß die älteste Anlage der Ortschaft Werden nicht auf eine planmäßige wesen ist.

Marktgründung

zurückgeht,

sondern

eine zufällige und allmähliche

ge

Mit der Wende des 11./12. Jahrh. tritt die Ansiedlung um das Kloster bereits deutlicher hervor. In der Fälschung Karls d . Gr. erfolgt die angebliche Schenkung von Lothusa ad reliquias, quae in Uuerthina uenerantur ; und während in den Im munitätsbestätigungen das Kloster stets bezeichnet wird als monasterium, quod uocatur Uuer(i)dina, heißt dasselbe in den Fälschungen DO. II , 290, DO. III, 151 , DH. II, 9 und Stumpf Reg. 2165 geradezu : monasterium, quod in Werdina situm est, und seit 1098 immer monasterium Werdinense oder ecclesia Werdinensis. Ein weiteres Zeugnis : der Abt hat auf Grund der ihm von Heinrich IV. bestätigten Vogteifälschungen ') So erzählt die vita (III) s. Liudgeri aus der Zeit kurz nach dem Tode des Heiligen, daß ein Vornehmer, Dindo, bei seinem alljährlichen Besuche des Grabes Liudgers seine Leute mit den nötigen Lebensmitteln für sich und die Seinen vorauszuschicken pflegte (vita [III], 1. II, c. 9). 2) Wenn es in einer Tradition vom J. 811 (Lacomblet, I, n. 29) heißt : in villa , que voca tur Weridina, so darf daraus gar nichts geschlossen werden, denn da die Urk. nur als Kopie und nicht einwandfrei überliefert ist, kann sehr wohl ein Überlieferungsfehler vorliegen ; außerdem wird Werden sonst nie wieder in Urkunden villa genannt. Die Bezeichnung Werdens als castrum Wir dina in Vulculds vita Bardonis (Mon. Germ. SS. XI, 318) beweist ebenfalls nichts ; der Biograph, mit den lokalen Verhältnissen nicht vertraut, ist hier offenbar durch den Namen castrum Werde (Kaiserswerth) beinflußt, welche beiden Orte nicht selten mit einander verwechselt werden. ) Sämtliche genannten Bauten entstanden Mitte des 10. bis Mitte des 11. Jahrh. Erbaut 1042-1047 unter dem Abte Gerold. Die Behauptung, die Kapelle sei in foro er richtet worden, ist ein Anachronismus, weil es damals einen Marktplatz noch nicht gegeben hat und nicht geben konnte. Vgl. die Skizze in Beiträge" , X, S. 38.

99

seit Beginn des

12. Jahrh. für den engeren Immunitätsbezirk einen Ministerialen als

Untervogt eingesetzt, welcher sich später (sub)advocatus in (oder de) Werdina nennt ¹). Also, der Name Werdina, der ursprünglich

ein Flurname war,

dann das

Kloster be

zeichnete, ist damals auf die gesamte Ansiedlung übergegangen. Immer deutlicher tritt nun die Ortschaft Werden aus den Quellen hervor. Die ursprünglich nur für Lüding hausen berechnete Fälschung DO. II, 88 wird in der ersten Hälfte des 12. Jahrh . dahin interpoliert, daß gleichwie an jenem Orte auch in Werdina Markt gehalten und eine Münze errichtet werden dürfe.

Jetzt erst hat man in Werden begonnen,

Münzen zu

schlagen 2), jetzt erst können wir mit Fug von einem Marktorte Werden sprechen, wenn auch beide Regalien in unrechtmäßiger Weise erworben wurden ;

der

in Wirklichkeit

bereits bestehende ,,Markt" am Nikolaifeste wurde zum Jahrmarkt erhoben ³). Eine weitere Stufe in der Entwicklung des Ortes Werden läßt uns das um

1150

angelegte Urbar ) der Abtei erkennen : Werden wird hier civitas genannt. Mit Unrecht freilich hat man daraus geschlossen, Werden sei damals bereits Stadt gewesen, denn der Ausdruck civitas wird bis ins hohe Mittelalter nicht nur für wirkliche Städte, sondern für jeden mit Mauern umgebenen Ort angewendet 5).

Also nur soviel ist da

raus abzuleiten, daß Werden um die Mitte des 12. Jahrh. mit Mauern umgeben war. Das erklärt sich aber vollkommen aus dem unmittelbar vorher erworbenen Marktcha rakter, welcher eine gewisse öffentliche Sicherheit erforderte.

Bedeutend war diese Be

festigung gewiß nicht, eine solche erfolgte erst im Jahre 1317, insbesondere durch den Bau des Kastells. Auch sonst waren die Verhältnisse im Orte Werden damals noch recht bescheidene.

Von den 73 Grundstücken , die das genannte Urbar anführt, werden

nur 21 als infra civitatem gelegen bezeichnet, sie sind sämtlich an die Abtei zinspflich tig. Nicht alle Grundstücke sind mit einem Hause bebaut 6) und noch im 13. Jahrh. gibt es innerhalb der Ortsgemarkung Brachland 7). Die Zahl der Einwohner hat Kötzschke ) für jene Zeit auch viel zu

hoch angenommen .

und Gewerbetreibenden gehörte sicher ein Teil zum Dienste

Von den

Handwerkern

der Abtei ;

bezeichnend

für die bescheidenen Verhältnisse ist auch, daß nur ein Kaufmann

(mercator) und ein

Wirtshaus im Orte vorhanden waren ; wichtige Gewerbe, wie die der Fleischer, Müller, ') Vgl. "Beiträge" X, S. 30 Anm. 1 , wo diese Vögte zusammengestellt sind. *) Die älteste und einzige bekannte - vermutlich - aus Lüdinghausen stammende Münze, gehört dem Anfang des 12. Jahrh., die älteste in Werden geschlagene und bekannte der Mitte des selben Jahrh. an. Über die Ausübung des Münzregals in Werden vgl. noch meine Ausführungen in Beiträge" XI , S. 70. Daß es sich in der Fälschung DO. II, 88 nicht um einen Wochenmarkt handeln kann, wie Kötzschke, ohne Beweise zu dafür bringen, annehmen zu müssen glaubte, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung. ) Kötzschke, Urbare VII. 5) Vgl. Rietschel, Markt und Stadt, S. 150. Das Urbar unterscheidet ausdrücklich zwischen inhabitat und tenet. Die Bornerstraße war noch 1317 fast ohne Häuser, denn die Urkunde von diesem Jahre bestimmt ausdrücklich : edificia construenda distabunt a muro conventus quadraginta pedibus. 7) Urbar IX, § 6 : retro ortum vana area. ) 19 Beiträge," X, S. 28.

100

Schneider, Schiffer, Schreiner, Bader sind im Urbar gar nicht verzeichnet. Werden stand eben erst am Beginne seiner Entwicklung.

Der Ort

Auch im 13. Jahrh. fließen die Quellen zur Vorgeschichte der Stadt Werden nur spärlich, aber das Wenige, was sie bringen, gibt uns doch wertvolle Anhaltspunkte für die weitere Entwicklung. Zweimal, 1231 und 1277 ¹) , wird der Ort in Urkunden oppidum (= befestigter Ort) genannt. Warum nicht mehr civitas ? Die Antwort ist einfach im 13. Jahrh. bedeutet civitas bereits die wirkliche Stadt : in diesem Sinne war aber der Ausdruck auf Werden nicht anwendbar, daher die Bezeichnung oppidum.

Vergeblich

beruft man sich dem gegenüber auf die Urkunde des Stiftsvogtes Grafen Otto von Al tena, vom 18. September 12562) in welcher der Vogt den Bewohnern Werdens die Freiheit (libertas), welche sie cives anredet.

bisher gehabt hätten, bestätigt und erstere dabei als con

Die Urkunde, ausschließlich gegen die Abtei gerichtet, ist von schärfster

Feindseligkeit gegen dieselbe diktiert 3).

Der Vogt, in langjährigem Kampfe

mit der

Abtei, sucht einen Bundesgenossen und findet ihn in der nach städtischer Freiheit stre benden Einwohnerschaft Werdens.

In diesem Zusammenhange ist der Ausdruck con

cives nichts weiter als eine wohlberechnete Schmeichelei.

Rechtliche Bedeutung ist ihm

in keinem Falle beizumessen, denn zur Ausstellung einer Urkunde, wie die obige,

war

der Vogt ohne die ausdrückliche Zustimmung des Abtes gar nicht berechtigt, deren Inhalt ist daher vor 1317 nie rechtskräftig gewesen. Will man aber für städtische Verhältnisse in Werden vor 1317 Beweise bringen, so muß man sie aus Urkunden holen, die aus der Kanzlei der Abtei hervorgegangen sind.

Noch eines mit der vor

erwähnten Urkunde fast gleichzeitigen Ereignisses haben wir zu gedenken .

Um die

Mitte des 13. Jahrh. verschwindet die Untervogtei im Orte, genau : im engeren Immuni tätsbezirke Werden.

Sicherlich ist dieselbe durch

bezw. deren Neubesetzung verhindert worden. schaftsverfassung in einzelne landesfürstliche

den Stiftsvogt gewaltsam beseitigt,

Um jene Zeit löste sich die alte Graf Gerichte auf, auch das Gericht des

alten

Immunitätsbezirkes Werden, welches der Stiftsvogt innehatte, machte diese Neuerung mit ; durch die Bemühungen des Vogtes als Immunitätsrichters wurde es vom Grafschaftsver bande losgerissen und zu einem räumlich geschlossenen fest umgrenzten landesfürstlichen Gerichte, wieder mit dem Vogte an der Spitze, umgestaltet, ohne daß die Abtei es hin dern konnte. Der Vogt war nun eifrig bestrebt, den Schwerpunkt seiner Herrschaft in den Ort Werden selbst zu verlegen, wobei er sich die Mithilfe der Einwohner zu sichern suchte. ¹) Vgl . Urbar VII, § 19 und Jacobs, Werdener Annalen, S. 63. ) Gedruckt: "Beiträge" , I, S. 21. ") ... si quis eos de cetero ausu temerario captivare seu per alias iniurias molestare praesum pserit, si contra talem manum defensionis erexerint, tali violentiae resistentes, quotiescumque super hoc nostro adminiculo indiguerint, operam eis voluntariam exhibebimus et efficacem . Si vero contra ipsos insurgentes [!] laesio facta fuerit, vel si laesi fuerint et eos propterea de Werdina declinare contigerit, ipsos in nostris opidis et iudiciis recipiemus, servantes eosdem, donec ad pacis concor diam reformemus. Die Einwohnerschaft wird also geradezu zum Aufstande gegen die Abtei aufge reizt.

101

Damit wären wir zu jenem Zeitpunkte gekommen, in welchem die

Eingangs er

wähnten großen Neuerungen erfolgten. Zwei Ereignisse mögen den Vergleich von 1317 beschleunigt haben : am 24. März Lüdinghausen, welche

1308 erhielt Lüdinghausen durch die Herren von

die Hoheitsrechte über den Ort als Lehen

der Abtei Werden

innehatten, eine städtische Verfassung ') ; da wollte nun auch Werden gewiß nicht mehr länger zurückbleiben .

Als am 22. Mai 1317 Graf Engelbert von der Mark wegen Par

teinahme für Erzb. Heinrich von Köln durch K. Ludwig d. B. der Vogtei über Werden verlustig erklärt wurde, mochte es ihm geraten erscheinen, mit dem Abte Frieden zu schließen, und so kam bereits am 24. Juli desselben Jahres der vielgenannte Vertrag zustande, durch welchen auch der Ort Werden seine langersehnte städtische Verfassung erhielt. ') Urkunde im Staats- A. Münster ; vgl . Kötzschke, Studien, S. 80, Anm . 1 .

1 4 1

I

1

I

Register.

A.

Altfrid, 6. Andernach, 10. Anisola, 11 .

Aachen, 15, 75-78. Adalbert, Erzkanzler, 71 .

Are, Gerardus, comes de Adolf, Erzb. v. Köln, 76, 77.

, 77.

Aribo archicapellanus, 46. Adolfus, adocatus (= Graf von Berg), 74. Äbte von Werden :

Arnold, Erzb. v. Köln, 74 . Arnoldus, archicancellarius, 74. -" comes de Altena, 77.

Bardo, 52. Berengoz, 70. Duden, 17.

Arnolf, König, 6, 11-14, 16, 20, 22, 85, 92 94.

Folkmar (provisor), 26. Gerold, 47, 52, 53 , 56, 59, 73, 93, 94.

Aruiti, Erwitte, 26.

Heidanrich, 45, 50, 52, 93.

Augsburg, 56, 57, 59, 60.

Aspertus, cancellarius, 14.

Heinrich, 84, 86, 88.

B, P. Hembil, 12, 92. Heribert I., 76, 78.

Bappenheim, N. de , 81 Bardo, Abt v. Werden, 52.

Heribert II., 79.

Lambert, 73, 75.

archicapellanus, 48, 51 , 54, 57, 60. Barkhoven, Barchove, 67.

Otto I., 29, 63, 67, 93.

Berengoz, Abt v. Werden, 70.

Hogar, 16.

Otto II., 82.

Berhta, Tochter Karls d. Gr., 18.

Werinbraht, 30, 31 , 34, 35, 38, 40, 92, 93.

Beringthorpa, (Baerendorf ?) , 50.

Wigger, 19, 23, 92. Wilhelm, 96, 97.

Philipp v. Schwaben, 78.

·

Pipin, 11 .

N

Bisestat, Buerstadt, 7, 8.

Ahtisberga, Echthausen a. Ruhr, 50,

Poppo, cancellarius, 24. Brabant, pagus, 2.

Albertus, dux Saxoniae, 81.

" comes de Everstein, 77. Alguinus archicapellanus, 2, 3. Allstedt, 39. Altena, Arnold, Graf von ― Otto, Graf von -

I

77. 100.

Bruberch, Gerlacus de —, 81 . Bruno, cancellarius, 71 , 72. Bunnensis praepositus, 77. Buerstadt, Bisestat, 7, 8. Burchardus, cancellarius, 48, 51 , 54.

104

C, K.

Tilleda, Tullida, 50, 51 , 53, 54.

Kaiserswerth, 75, 77.

Tirricus, B. von Utrecht, 77.

Kalkofen, Chalchove, 67.

Propst von Kaiserswerth, 77. Tours, Alcuin, Abt von 3.

Champunni, 18. Karl d. Gr. 1 , 2, 6, 12, 16, 17, 19, 23 , 24, 35, 38, 41 , 44, 45, 47, 56, 63, 88, 91 , 94, 98.

-

III., 5, 16, 17, 18, 91 , 92. ―――― d. Kahle, 10. IV. , 89, 90. Catzenellenbogen, Eberhardus, comes de-, 81.

Traiectum, Utrecht, 70, 71 . Duden, Abt v. Werden, 17. Duisburg, 43, 75. Tullida, Tilleda, 50, 51 , 53, 54. Duodo, B. v. Münster, 22. E.

Eberhardus, comes de Catzenellenbogen, 81 . Everardus, advocatus 68, 69.

Kesle, Heinricus, comes de-, 77. Châlons s. Marne, Hildegrim I., Bischof v. 1 3.

, filius Adolfi advocati, 74. ―― 77. Everstein, Albertus, comes de-

Köln, 17, 22, 35, 36, 67 , 74, 77, 78, 80, 82, 86-90, 101 .

Eycholte, Eichholz, 79.

Konrad I., König, 22, 92. II., 24, 29, 37, 40, 43-56, 59, 63, 65, 66, 69, 72, 73 , 92–94.

-

III., 72-75, 95. Erzb. v. Mainz u. Erzkanzler, 77.

Egilbertus cancellarius. 42.

Eithera, pagus, 53, 70. Engelbert, Erzb. v. Köln, 80.

" Graf von der Mark, 96, 97, 101 . Erfurt, Erfordia, 81 , 83. Erimannus, comes, 53. (s. auch H — ) . Ermenthrudis, uxor Rutberti comitis, 70.

Bischof v. Straßburg, 77. Kornelimünster, 32.

Ernustius notarius, 13, 14 .

Korvey, 17, 77.

Erwitte, Aruiti, 26, 43.

Cuche, Kuc, Godefridus de - 74, Herimannus de ―――――――――― 74, Heinricus de -

77.

F. Folkmar, provisor, 26, 92. Frankfurt, Frankenford, 79, 80. Friedrich, I., Kaiser, 29, 76, 78.

D, T. ' Graf von Isenburg, 79, 80. Dalawik, Dellwig 50.

Taleheim, Dahlum, 23, 24. Theodoricus, cancellarius, 57, 60 , 61 .

, Burggraf von Nürnberg, 81 . Friemersheim, Frimareshem, 15-18, 92. Frohse, 28.

Theophanu, 26. G.

Thiadninghovon, Deilinghofen, 51 . Thidmar, B. von Minden, 77.

St. Gallen, 14.

Thiotmarus, archicapellarius, 13.

Gerardus, comes Juliacensis, 77.

Tickeneburg, (Tecklenkurg) , Simon, comes de ――――― 77.

' comes de Are, 77. ' de Wolmudstene, 77.

105

Gernsheim, Gereneshem, 13, 14.

Helmstädt, 78.

Gerlacus Bruberch, 81 .

Hembil, Abt v. Werden, 12, 92.

Gerold, Abt v. Werden , 47, 52 , 53,

56,

59, 73, 93, 94.

Hennegau, 22, Heribert I., Abt v. Werden, 76, 78. II., 79.

Gisela, Gemahlin Konrads II., 53.

Herimannus, comes, 50-53, 73, 75. advocatus Coloniensis, 77.

Giselher, Erzb. v. Magdeburg, 30.

Godefridus de Cuche, 74.

de Cuche, 74. Grone, Grona, 41-43. Hermann, Erzb. v. Köln, 68. H.

Hersfeld, 3. Hetterscheid, Etherskethe, 67.

Hagenau, Hagenouwa, 84, 85. Halberstadt, 7, 10. Heidanrich, Abt v. Werden, 45 , 50, 52, 93.

Hildegrim I., B. v. Châlons, 2 , 3. II., B. v. Halberstadt, 7, 10, 11 , 17, 91 .

Heinrich I., König, 6, 11 ,

14, 19-22, Hildibald, 27, 31 , 36, 38, 39.

24, 25, 29, 33, 37 45, 47, 56, 57, 59, 63, 65, 84, 85, 92– 94.

-

II.,

,, 6, 29, 41-45 ,

47,

Hiltibertus, archicapellarius, 20, 24. Hludowicus, s. Ludovicus. Hogar, Abt. v. Werden, 16. Hæingen, Hoingi, 50. Hællinghofen, Hullikinghovon, 50.

48, 56, 57, 59, 61 , Hæninghausen, Hunninghuson, 50. ――――

III.,

63, 65, 92, 94, 98. 1 10, 20, 29, 43 , 44, 53, 55-63, 65, 66,

Humbertus cancellarius, 64, 68.

I, J.

70, 72, 84, 85, 93, 94, 98. IV., 1

V.,

Ikten, Eiketha, 67.

"1 " 10, 29, 33, 44, 55, 63-69, 71 , 84, 93, 94, 98.

Isla, Yssel, 70, 72.

"" 1 55, 70-72.

Juliacensis, Willehelmus, comes —, 77.

Innocenz III., Papst, 78. 79, 80, 82.

Isenberg, Friedrich Gf. v.

VI.,

"" " 76, 78, 93. (VII .), „ ? 79, 80. VII., "? " 86, 88.

L.

I Erzb. v. Mainz, 74.

Lambert, Abt von Werden, 73 , 75.

Erzb. v. Köln, 101 .

Langenbögel, Langanbugale, 67. Leck, Lecca, 70, 72.

Abt v. Werden, 84, 86, 88. comes de, Gelre, 74.

Letmat, Lettnetti, 50.

comes de Kesle, 77.

Limburch, Heinricus, dux de -, 77. - " Heinricus, comes de —, 74.

comes de Limburch, 74.

Liutbertus archicapellanus, comes de Seyne, 77.

8.

106

Liudger, 1 , 4, 6 ,

10,

12,

17—20,

23,

Nürnberg, 80.

31 , 36, 41 , 46, 48 , 53 , 56 , 57,

Friedrich, Burggraf v. —, 81 .

63, 70, 73, 85, 87, 97..

Lorsch, 32.

O.

Lotharingien, 10, 22. Lothusa, 2, 6.

Oddo, Herzog, 8, 15, 16.

Lotthorpa, Gauname, 51 , Ludewicus, comes de Oetingen, 81 .

Otto I., Kaiser, 11 , 21 , 23-25, 29, 37, 44, 45, 47, 56, 59, 63, 92, 93.

Ludolf, Erzb. v. Magdeburg, 78.

Ludwig d. Fr., 32. d. D. , 10 .

II.,

6, 26-34, 36, 37, 39, 40, 43, 45, 47, 56, 59,

III., 7, 10 , 11 , 85, 91 , 92.

14-16,

61 , 63, 78, 85, 92, -94,

24 , 37,

97, 98, 99.

Ludowicus, Lvtheuuicus, Hludowicus, Hlu

III.,

6, 27, 29, 32-40 , 43 ,

diuuicus filius magni regis Karoli,

45, 47, 49, 56, 59, 61 ,

(= Ludwig III .), 12, 19 , 23, 35, 38, 41 , 45, 47, 56 , 59, 63.

63, 66, 85, 92, 94, 98.

Ludwig IV., 22, 92 . d. Baier, 101 .

IV., 76-78, 84, 85. ―――― I., Abt v. Werden, 29, 63, 67, 93. II., Abt v. Werden, 82, Graf von Altena, 100.

Domprost in Köln, 77.

--

81.

Lüdinghausen, Liudinghuson, Ludenkosa, 27, 28, 76, 77, 79, 101.

Oetingen, Ludewicus comes de Oefte, Ouethe, 67.

Lüttringhausen, Liutteringhuson, 51 . Lurinburch, Rudbertus, comes de-, 74.

Oevinghausen, Ovinghuson, gegenüber Echt hausen a. R. , 50.

Osnabrück, 22, 28, 43. M.

R. Magdeburg, Giselher, Erzb. v.

, 31.

Mainz, Mogontia, 45, 46, 63 , 64, 78 , 80 . Memleben, Ymileuua, 28, 38, 39.

Raadt, Roten, 67.

Merseburg, 43. Morandus, prothonotarius, 77.

Ratpod, Erzb. v. Trier, 15.

Münster, Mimigerneford, 1 , 22. N.

Radbald, Abt v. Werden, 40, 41 , 43, 92 .

Reginar, Graf v. Hennegau, 22. Rhein, Renus, 48, 57, 70, 73. Richard, Abt v. Fulda, 53 . Rodbertus, archicapellanus, 26.

Neuenheerse, 10.

Rom, 1 , 30, 31 , 78.

Neuß, Niusa, 7, 9, 10, 15, 91 .

Rutbertus, comes de Lurinburch, 74. , comes, 70.

Nymwegen, Niumagus, Noviomagus, 43, 47, 73-75, 78.

Ruthardus, archicancellarius, 64, 68 .

Nordkirchen, Nortkirken, 79.

Rudolf v. Habsburg, 81-87, 89.

1

107

Ruhr, Rura, Rurinna, 1 , 48, 49, 51 , 57, 50, 53, 56, 57, 59, 60, 61 , 63, 73.

67, 70, 72-76, 78-83 ,

Ruhrgau, Ruricho, 1 , 4, 91 .

89, 91-93 , 96-101 . Werinbraht, Abt v. Werden , 30,

85.

31 , 34,

S.

35, 38, 40, 92, 93.

Saxonia, Albertus, dux -

a, 81 ,.

Uuerlaha, Werl, 19, 20.

37.

Seine, Henricus, comes de-, 77. 222

63

Selm, Seleheym, 79. Sigfrid v. Westerburg, Erzb. v. Köln, 82. Simon, comes de Tickeneburg, 77.

" notarius, 20. Stephan V., Papst, 14.

Werne, 79. Werner, B. v. Münster, 77. Westerburg, Sigfrid v. Westfrancien, 22.

, 82.

Widekind, Abt v. Korvey, 77. Uuitger, Uuigger, Abt v. Werden , 19, 23, 92.

, Notar, 77. Stokheim, Stockum, 50.

Viehausen, Vihuson, 67.

61. Uuikki, Wickede a/R, 50. 98.

3.

ht

U, V, W.

Wilhelm, Abt v. Werden , 96, 97.

Waltgerus, clericus, 53. Uualgerus, notarius, 15. Waldo notarius, 5.

Willehelmus, comes Juliacensis, 77. Willibert, Erzb. v. Köln, 17.

Uthelricus, cancellarius, 46. Udo , Domdekan v. Köln , 77.

Winsperch, Conradus - 81 . Uuolfherius , cancellarius, 8.

Utrecht, Traiectum, 43, 70, 71 , 75. Uuenasnuald, 1.

Wolmudstene, Gerardus de-, 77. Heinricus de - ' 77.

Venedig, 78. Werda, Kaiserswerth , 77. Werden, Uueridina, Uuiridina, Uuerdina,

Uuormatia, Worms, 1, 2, 4.

Uuerthina,

Uuilligisus, cancellarius,

Werdina,

Wirdina,

adj. Werdinensis , 1 , 2, 4, 7, 8, 10, 12, 14, 15, 18, 19, 22, 23,

26-28, 36, 38.

Y.

Ymileuua, Memleben , 39. Z.

92 25-35,

38,

39,

41 ,

43-47, Zwentibold, König, 9, 11 , 14-17, 22, 92.

Nachträge und Verbesserungen :

1 S. 1, Z. 2 von unten, lies eodem statt edem. S. 2, Z. 5: Uuerthina, statt uu — . S. 13 sind die Zeichen für Zeilenschluß nachzutragen* : Z. 1 nach praefati, Z. 3 nach in, Z. 7 nach sub, Z. 10 nach potestatem, Z. 13 nach facere, Z. 16 nach pertinet, Z. 19 nach fidelium. S. 19, vor Z. 16 (Stumpf, Reg. n . 30) ist einzuschieben : Böhmer-Otten thal, Reg. n. 31 . S. 23, vor Z. 9 (Stumpf, Reg. n. 60) ist einzuschieben : Böhmer-Ottenthal, Reg. n. 62 . S. 28, Anm. 1 : foro, statt loco. S. 38, Anm . 3 ist nach fehlen einzuschieben : in der Abschrift. S. 54, Z. 8 von unten : servitium statt servitiam . S. 60, Z. 11 : temporibus, statt temboribus. . " Anm . 2 : Kreuz - statt Kreutz "

"

: dürfte, statt durfte.

S 74, Z. 18 : zu Stumpf, 3568 gehört a. 1147, statt 1149. S. 94, 2. Absatz : Ein anderer Umstand scheint jedoch, wie erwähnt, für den Anfang des 12. Jahrh. zu sprechen (vgl. S. 14) .