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German Pages 167 [169] Year 1870
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unter den Wilfern
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alten und neuen Welt gefchichtlich dargeftellt, und
das Gewerbe feiler Weiber, foie
Leipzig. Stuppelei und Bordelwivthfdjart ac. Verlag bed Literatur: Bureau,
Bierte Auflage.
Man muß bie Lidt- nnb Schattenfeite Hes Men„fen aus feiner Gefdidte fennen, wenn Man mit Flarer "9fnfidt über feine Verirrungen urtbeilen will; man
B omit ber Scheußlichkeit des Rafters, mit pen phofi-
“Den und moralifhen Verwüftungen ber Wolluft nid Wnbefannt fein, wenn man fie verachten, baffen unb
“ihren berfübrerifden Lodungen widerftehen will. Darum rietben Montaigne und HRouffeau, ein Vehrer folle feinen Jügling fefbft ins Üreubenbaus fibren, um thm die etelbafte Cntweibung des füßeften aller Triebe gu ente fdleiern, um ibm Abjden vor ber Woluft einzuflößen. Sollte es night ju einem ähnlichen Zwede dienen,
nicht vielmehr euf einent Defferen m, bie Ausfhweifungen unb ibre , Wie fie fid) in ,
und
d vom Strudel hinreißen gebracht werden, und vor 1%
£ Spedite
Daher Den Borwurf der Rigoriften
\ fidi,cin. Gemäldeaufgeftelt zu haben, das mehr geeig-
etMEBDehieodenaufzuregen als gu unterdritden. Wir
Könnten fie auf unzählige Gegenftände werweifen, welche unfere Phantafie in unaufhörlide Aufregung bringen; oir fénnten fie auffordern, folgerecht die Berfittlichung pes Menféhen da anzufangen, wo fhleichenves Gift fid unter beu Stojen ber Luft verbirgt. —
Das nadte Rafter muf überall vor jeiner eigenen
Häflicteit errôthen. Der Herausgeber.
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Gefdhledytsansfdyweifungen unter den Völkern der alten Welt In der Blüthenzeit der Negypter war bie Duhlerei der
Weiber ein Sffentlides Gewerbe, eine burd) ben Gobenbienft geheiligte Sitte, Der Tempel der SfiS mar ber Mittelpunkt aller finnliden ifte ber Priefter. Hier genoffen diefe gebeiligten Betrüger im Namen der Götter alle Wolüfte, entehrten Srauen unb Jungfrauen. Bei ihren Bffentlidjen Feften wurde der Phallus als gebeiligte Gottheit angebetet, und thm qu Ehren überließ man fig der thierifhen Sefdhledhtsluft. Die Bachantinnen zu Mendes verehrten einen heiligen Bod. Die Rechte der Bublerinnen Hatten fih zu ‚einem foldjen Anfehen erhoben, daß fie fogar für die glüclichen Träume, die fie bei ihren Liebhabern erregten, ben gewdhnliden Preis der Umarmung forderten und ihre Anfpriüche bis zum Throne der Pharaonen verfolgen durften. Die Bublevin Thonis war von einem Dors nehmen Negypter bis zur Raferei geliebt. Aber die Befriedigung feiner Wünfdhe wurde ihm verfagt, weil er vielleicht die
Neue zu thener erkaufen follte.
Endlich ergab fid) ibm bie
heiß Geliebte — im gramme, unb mit biejem eingebilbeten
Genuffe verfdmand plôtlid fein verliebter Wahnfinn. Als Zhonis diefe Urfache einer Kälte erfuhr, verlangte fie für den getraumten Genuß den Preis ciner mirffiden Umarmung. Die Sade fam vor das Tribunal des Bocdhoris, und diefer König
that folgenden Ausfpruch, Detlagter folle die verfangte Summe
vor Gericht auszahlen und bdiefelbe in einem Beden vor den
Augen der Thonis bieber tragen loffen. Dies hieß eingebildeten Genuß mit e’>chilbetem Preife bezahlen. Ganz Aegypten gab ber meifen ‘
ung feines Pharao Beifall.
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Sie OCdamlofigfeit der dgyptifden Weiber Devrjdjte iu allen Ständen. Potiphars Gemahlin entbrannte gegen Jofeph, den jüdifdhen Füngling und Sflaven. Cheops jab ftd) im 3er-
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[egenbeit, bie grüpte ber Pyramiden zu vollenden.
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lleppigfeit feines Bolted befannt, gab ex feine Tochter einem Qeben preid, der zu bem ungeheuren Baumerfe Materialien Gerbeijdaffte. Die Pringeffin befam an bie[er Art, ihren Namen
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qu vevewigen, foviel Gefdymad, daf fie fid) nad) Bollendung ber Pyramide thre Vaters ent{d)lof, eine andere auf ihren eigenen Namen fix gleidhen Lohn zu erbauen. Ihr Vater fatte gegen : diefes ruhmoolle Unternehmen nicht$ einzuwenden, und die er-
babene Buhlerin gab fih jedem Yegypter preis, der ihr einen Stein zu ihrem Bauwerke lieferte. Die fegte fbniglidje 3Bub[erit wav bie durd) ihre reizende Schönheit, durch ihre aus-
gezeidhneten Geiftesgaben und durch ihren verzweiflungsvollen Selbftmord gleich berühmte Kleopatra.
Treue Chefranuen müffen in diefent Zeitalter eine Seltenheit
— gewefen fein. Gin Orafel, erzählt Diodor, hatte dem erblindeten
Ggyptijden König Pheron befohlen, feine Augen mit dem Waffer
pon einer Fran zu wajdjen, Die nie einen andern, als ihren
Mann umarmt habe. Der König fing feine Berfudje bet feiner eigenen Gemahlin an und jette fie bei vielen andern fort, aber alles mar ohne Erfolg. Endlich fand er eine gemeine Girt:
nersfran, die thm auf die Defdhriebene Art fein Gefidht wieder gab. Er erhob fie qu feiner Gemahlin und ließ alle anderen, bei denen er vergebítd) Dülfe gefudt batte, binridten. Be_ zweifeln wiv and) die Wahrheit diejer und anderer fabelhaften
Ueberlieferungen, fo müffen wir fie doch alg eine Die Sitten des Beitalter8 bezeidnende Erfdeinung gelten lafjen. Wie ausgeartet jene toaren, bemeijet ba8 Ge[e, bie Leidhname fdBner jungen Frauen nicht eher als nad) drei oder mehreren Tagen pen Balfamivern qu überliefern, weil ed fund geworden, daß fie von biejen gefd)ünbet wurden.
Die Hebrier. Aus den gabllojen Reufdhheitsgefepen, melde eines der midhtigften Kapitel des mofat! 1 Koper ausmachen, aus dem, unter dem Bilde der AY Ahaliba *) entmor*) Das Bild deutet auf Juba und Ji mit zwei Huren vergleicht.
de Hefefiel Rap. 23
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fenen unb mit ftarfen Farben aufgetragenen Gemälde des Pros
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pheten Hefetiels leuchtet {don die Unfeufdheit ber Hebrier
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hervor, wenn auch nicht die Sefdhidte ihre dffentlide - SdhamLofigfeit mit zahlreichen SBeifpiefen belegte. |
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Eine Beifhläferin mar nad) hebräifgen Orundfägen weder eine ure, nod) eine fonfubine nad unfern Begriffen. Gefiel ed einem Hebrder, auf Berlangen feiner Frau ober ohne ihre Ginmilligung, eine feiner Miigde als Frau ju gebrauchen und fie zu fid) in fein SBette gu nehmen, fo nannte man fie eut Seb8meib. Die mit ijr erzeugten Kinder waren rechtmäßig
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unb fonnten mit den andern erben.
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entmeber ifraclitifher Herkunft ober im firiege erbeutete Cffavinnen. Fir beide gab Mofes folgende Gefege: Hat ein Herr
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Die Kebsweiber waren
eine feiner ifraelitifden Magde als Beifdhläferin gebraucht,
fo fol es ibm nicht erlaubt fein, fie wie die $nedte im fiebenten Jahre frei zu laffen. Bill er fie nidt länger als Bei fdlaferin bebalten, fo muß er ihr ben Meg zum Eheftande ‚erleichtern: verkaufen fanr er fie aber nicht unter ein fremdes
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Bolt, Srieg8gefangene nmuften fid Haare unb Nägel ab-
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[dneiben, ijren SSater und Mutter einen Monat lang beweinen, und gleidfam ihrem Baterlanpe abfterben, ehe fie als Bei{hlaferinnen das Bett eines Debriers befteigen durften. Die jübdi[de Religion anzunehmen wurden fie nicht gezwungen, aber
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ihren Öbttern durften fie nicht mehr opfern.
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Außer diefer erlaubten Hurerei gab es bei den Hebräern
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Rod) eine vierfade Art von unerlaubter: erftens, wenn ein ume
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Daß [de len, Dt
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verheivathetes ober unverlobtes Grauengimmer fig einem Manne überlief ; zweitens, menn eine Berlobte dies that; drittens, wenn fie eine dffentlide Hure ward, und wiertens, wenn fie den Oôttern zu Ehren Durerei tvieb. Aber nicht nur Hurerei,
jonberu aud) Sodomiteret Derrfdte unter ben Quben, fo febr aud) Mofes dagegen eiferte. Unter ben Töchtern der Sfraeliten
fol feine Hure fein, b. h. Hurenhäufer, in denen entweder Weiber oder Männer gu unnatirliden Lüften feil waren; es foll fein Hurenlohn unb fein Hundegeld in das Haus deines
Gotte8 kommen, jagt Mofes. Ale diefe Verordnungen vermodten ber in Lafter verfunfenen Nation nidt Einhalt zu thn. Selbit Bäter boten ihre Zöchter einem eben feil unb bie Dabjudt ber Priefter empfing die Berjdhnungsopfer bee
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febrter Bublerinnen.
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Die feilen 98eiber fafen an den Tem-
peln, an Sffentliden Wegen. Juda fand die liftige Thamar verhiillt am Z8ege fipenb, unb fprad fie, obne fie. a[8. feine Sdmiegertoditer gu. exfennen, um ihre Umarmung an, womit
fie ihn gegen den Preis eines. Dodes Degünftigte.
Geftraft
wurde die Quretet nur an einer Verlobten, die fid mit einem Anbern verging, und an einer Prieftertodhter, die zur gemeinen
Dublerin Gerabfanf unb ba8 9(mt ibres Vaters |djünbete; jene wurde gefteinigt, diefe getübtet unb verbrannt. Unter den berüchtigten Weiberfreunden David und Salomo
neigte fid) der Sübijde Staat zu feinem Untergange.
David
mar Chebredjer und Mörder. Abfalon befchlief Sffentlidh die Weiber feines Vaters. Salomo hatte in feinem Harem außer 700 Weibern nod) 300 Kebsweiber, und ward in feinem Alter gegen diefelben fo fhimad), den ausländifhen unter ibnen die
freie Nebung ihres Gôbendienftes nicht nur zu geftatten, fonbern felbft daran Theil zu nehmen.
Doch wußte er fid) aud)
in biefen Verhältnifjen mit feiner gewöhnlidhen Klugheit zu benehmen. Zwei Huren wohnen in Cinem Haufe unb bringen zu gleicher Zeit Anaben zur Welt, von welchen der eine ftirbt. Die Mutter legt ihr todbted Kind in den Arm ber [djfafenben Mitbuhlerin, al8 fei es Das ifrige. Es entfteht ein Streit über das Mautterrecht. Beide wenden fid) mit bem freien. Gee ftünbniffe ihres Gewerbes an den Zhron des Königs. Salomo befiehlt, das lebende Kind mit dem Schwerte zu theilen. Flehend wirft fid) ihm bie eine ju Füßen, während die andere
auf Bollziehung ded AusjpruhsS befteht. Die wahre Mutter ift entbedt, und Salomod weijes Urtheil erfhallt in ganz SIfrael. — Merkmwürdig ift, daß man in ber gangen mofaijdjen
GSefeßgebung weder die That noch die Strafe des Rindermordes
findet.
So groß muß die Mutterliebe felbfit bei Buhlerinnen
gemefen fein. Merkwürdig ift’8 auch, daß felbft der fnigliche
Pfalmdidhter ausdrüclih über die Krankheiten flagt, mit denen man in den Armen der Buhlerinnen befhenft würde.
Ver-
geblich feßen fid) die wenigen Weijen des VBolts ver zÜügellofen Safterfaftigfeit entgegen, die in den Palläften mit fredher Stirne triumphirte, und von hier die Hütten der Miedrigen vergiftete. Nathan, ber bem wolliiftigen Herodes den Spiegel vorhielt, mußte den Tanz der föniglihen. Tochter mit feimem Kopfe
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bezahlen. So verhalten die warnenden Stimmen tugendhafter Manner in der Wiifte. Die Nation war reif zum Untergange. Cie fanf als leidhte Beute unter das Jody affyrifder und bae: bylonifdyer Snuedtjdaft, unb mar enblid von Pompejus auf ewig vernichtet.
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Der Göttin Milytta, ber Benus in Babylon zu Ehren
wurden Fefte gefeiert, denen Mähdhen fne Sev[ujf ihrer Keufhheit nidt beimohnen konnten. Wo die Priefterfdhaft den
findifdhen Bolfsglauben nach ifrem Gefallen Llenfen fann, da herrfdt aud) die Meinung, baf bie Gotter fid) oft Derabíajfen, fterblide Weiber mit ihren Umarmungen au beglüden. Die Priefter ded Balusg, das idt Gotte8 oder ber Sonne, [Heuten fid) nicht, Woluft und Chebruch zu Heiligen, Weiber und Sungfrauen au fGänden, unter dem Vorwand, fie in die Arme des Balus zu führen. In dem Tempel diefes Gottes befand fid) ein mit aller orientalifdhen Pradt gefhmüctes Bette, morauf der Gott der Sonne ruhen follte. Mit grofem Gepringe führte man von Beit ju Beit eine ber [dbnften Frauen Babylons hierher, um in dem Pradytbette die Umarmung des vom Olymp Gerabfteigenden Dalus ju ermarten und 3u gentefen. Die Priefter fpielten die Rolle des Gotted immer glüclich, weil bie entehrte Frau alle Urfadje Gatte, das Bubenftück zu einem heiligen Wunderwerke zu erheben.
Jede Jungfrau mufte fid) einmal in ihrem Leben im Tempel der Milytta einfinden, um demjenigen, der die Gbttin [für fie
anvief, die Erfilinge ihrer Iungfraufdhaft zu opfern.
Sarda-
napel war, wie Sueton vom Cäjar fagt, der Mann aller Weiber und das Weib aller Männer.
Er (ebt nur, wie nod
heute unfere afiatijdHen Sultane, für [feine S8eijdjlüfevinnen
und VBerfchnittene. Um die Langeweile auszufüllen, nähete er mit ihnen purpurne Kleider, falbte unb [djminfte fid) wie fie. Als die Medier fid gegen ihn empörten, fatte er ben ver-
jmeiffung8bollen Muth, fid) mit feinem ganzen Serail auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen, Die Sittenlofigfeit ber Babylonier hatte fo weit um fid) gegriffen, daß Vater ihre
Töchter zur Hurevet vevmietheten. Curtius beftätigt diefes nidt nur, fondern fest hinzu, daß aud) Cheménner ihre Weiber andern für Geld Uüberlaffen hätten. Deffentliche Buhlerinnen
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fowohl als Frauen vom erften Range nahmen an den [Hwel-
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gerifden Gaftmablen der Männer Theil. Diefe Orgien wurden nie befdlofien, ohne baf fid) uidit die ganze Sejelfdaft von allen Gewdnbern enihitllt und dem fdHamlofen Genuffe thieri-
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{dyer Woluft überlaffen Hätte.
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Ganz Perfien war das Serail feiner Könige, denn aus . allen Provinzen mußten ihnen die {Hönften Mädchen zugefendet
werden, Zwölf Monden lang wurden fie mit BValfam und Myrrhen gefalbet, ehe des Sultans Einladung zu einer Probenacht an fie erging. Gelang e8 ihnen, ben abgeftumpften Wollüftling zu entflanmen, fo feßte er ihnen am andern Mor- .
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gen bte Krone auf, ohne diefen Erfolg wurden fie Verdammt, im Harem ihr Schicfal auf ewig zu beweinen. Die feftlidyen perfifden Saftmahle murden jedesmal mit dem Genuffe ber Viebe befchloffen. Gegen das Ende ber fdelgerijden Safel wurden die Weiber zugelaffen, und die Gäfte entjdyieden über
ihre Wahl.
Sm alten Griedenlanb ermábnt jdon Hefiod eines glatt-
siingigen 3Subfengefd)fed)jt8, und fagt, wer einem Weibe vertraut, Der vertraut Detriigern. Die Gefdleditsliecbe war in
ben Augen der Griedhen weiter nits als phyfifdes Dedürfnif. Die Che hielten fie für ein nothwendiges Uebel, dem fie fid ans patriotijder Pflicht unterzogen, dem Vaterlande ftatt ihrer, tiinftige Bertheidiger ju hinterlaffen. Schon in Solons Seite
alter hatte die Neppigkeit beider Gefchlechter in allen Ständen um fid) gegriffen. Um bie Zugenb ber Gfemeiber su fidern, verordnete er, baf fie bei Tage nicht anders als gepubt und des AbendS nicht anders ald mit Fadeln audgehen ober au8febren buvftem. llub um ber S8erfüfrung bet Sungfrauen vor-
gubeugen, erbob er ben Dffentfid)en Dienft der Venus Pandemos qu einer Staatéanftalt. Sr ließ thr im Ceramifus einen
prachtvollen Tempel bauen, mäblte fhône Frauen zu Priefterinnen der Gôttin und erlaubte diefen, den Genuß ihrer Reize einem Jeden feil zu bieten. Das Zeitalter fand diefe Politif
fehr Cobenswürbig. „Du Lift“, fprad) ber Philofoph Philemon
qu diefem Gefeggeber, ,gegen alle Menfdyen wohlthätig; denn unter allen Sterblihen Haft du zuerft wahrgenommen, was bem Gtaate beiljam war, unb e8 ijt billig, o Solon, daß id) es fage. A8 du die Stadt mit Jiinglingen angefitllt jabeft, die den unwiderftehliden Trieben der Natur folgten und un-
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anftindige Ausfdmeifungen begingen, ftellteft du an gemiffe
SOrte erfaufte Frauen hin, die allen gemein und bereit maren.“ Damit aber den Ehefrauen bei diefer gefetliden Duldung der Bublevinnen unb Beifdhléferinnen oder Sflavinnen der eheliche
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Genuf nidt entsogen merde, befahl Solon den Männern, ihren
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Gattinnen des Monats wenigftens dreimal beizumobnen. Sn ben erften Beitaltern nad) Colon maren bie SBubferinnen den Sitten nicht febr gejüfrlid. G8 wurde lange für
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jdjimpfíid) gebalten, die Wohnungen der Dffentliden Mädden
au befuden. In Athen Bervid)te nod) eim freier, unverdorbener Sinn, Die Nation Hatte nicht ohne Anftrengung und Mithe ben Olanz eines beffern Wohlftandes errungen. Durch Tapfer-
feit, Muth und Kugheit erfodhten fie ent[djeibenbe Siege über
die Perfer. Der Tribut der befiegten Bölfer und der Bundes:
genoffen flof in Athen zufammen. Man verfdhmendete Milltonen, um die Wohnungen der Götter, die Sffentlichen läge,
die Theater und Gymnofien qu fchmüden, und jeder Bürger Athens fühlte fig glüdlid und groß in diefer Betrachtung der Werke ber Qunjt. Dies mar das Beitalter, mo fi) ein hoher Schwung des Lurus und der Liebe zum Baterlande aufs innigfte nerband, von meldem Plato jagt, bafí e8 bie Derrfdhaft ber Gejege gemefen, bafj bie Athener zu der Zeit, als fie ihren Geinben am furchtbarften gewefen, fid) oor ihren eigenen Gefegen am meiften gefitvdytet, und als fie über andere Bblfer
am meiteften gebervjdot, ibren vüterliden Sapungen am willigften Geborfam geleiftet hätten, So bereiteten bie Helbengenies,
Lhemiftofles, Nriftives, Cimon u. 3L, ba8 üppige Zeitalter des Perifles vor. Mit dem glorreidjen Gimon[den Frieden jdhmang fi) Athen auf den hömhften Gipfel feines Gíange8. Die Runft |
madte reifende Fortfchritte und {uf nidt etma ben Despoii$mu8 Deremigenbe Denfmale, wie in Aegypten, fondern jene erbabenen Sdeale der Schönheit, welde die Bewunderung aller
Nationen und aller Jahrhunderte geworden. Ein Talent wedte bag andere; der Philofoph bildete den Redner; von beiden
lernte der Dichter; dem Dichter arbeitete der Sünftler nad, unb nie mar gmi[den Ginbifoungsfraft unb Serftanb eim. [d3never Bund gefchloffen, als in diefer Beit. Indeß war e8 bei dem fOnellen und ftarfen Zufluffe der
Reichthümer unvermeidlich, baf nidt einzelne mächtige und
berridende Häufer, 3. B. Rlinia8, ungeheure Shige fammelRE |
ten. Im Umgang mit den Perfern verfhmand die Einfalt der Sitten; immer mehr. Der verfeinerte Athener lernte die Kunft,
aftatifd)e Sdywelgevet mit attijdem Gafje zu würzen.
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den grengenlojen Hang der griedhijhen Damen zum Puße und qur Gefallfudt fennen lernen will, lefe Lucians Weiberhaffer. So [häblidhh die Ausfchmweifungen der Gefd)ledhter fiir den Staat waren, fo vortheilhaft für die Kunft war die weibliche Schamlofigfeit. Es mar die ermünfhtefte Gelegenheit für eine griedifde Schöne, zu den Idealen der Maler und Bildhauer
ihre unverhüllten JMeize Darguftellen. Sie [eifteten nidt nur ben Künftler, fondern fid) felbft einen großen Dienft, denn der Ruhm ihrer ShHönheit konnte auf keine beffere Weife über ganz Griechenland verbreitet werden.
Verband fie Geift mit Schönheit, fo lächelte ihr von allen Seiten glänzendes Olück entgegen: die fdünften Jünglinge wetteiferten um ihre Zärtlichkeit, der Dichter befang fie in feinen Oden, der RKiinftler perewigte fie durdy feinen Meifjel oder Pinfel, und der reiche Wollüftling legte fein Gold zu ihren Füßen. So ftand eben Die veizende Theodota, als fie von Sokrates und einigen feiner Schüler einen Befuch erhielt, einem Maler, ohne fid) burd) bie Anfunft der Fremden im geringften ftören zu [ajfem. Unter allen griehifhen Schönheiten erhob fid) feine auf
bie hohe Stufe be8 Jiufm8, auf welder Afpafia glänzte. Sie verband mit den Reizen ded Kbrpers die feltenften La-
[ente des Seiftes. Die Bildung, die Griechenland ihr geben fonnte, war bald vollendet. Sie felbft gab fie fid), indem fie ihren Umgang nur Männern gewährte, die in der Beredtfamfeit und Staatskunft Meifter waren. In diefen Diffenfhaften brachte fte e8 bald fo meit, daß fie ihren Lehrern fefbft ein SOrafel mard. Die vornehmiten Athener fcqheuten fid nicht, diefer berühmten Meifterin in ber weibliden 3Bilbung8funft ihre Frauen und Töchter zuzuführen. Von jebt an verfhwanden immer mehr und mehr Riegel, Sflaven und Hunde vor
ben Thüren der Oynäceen.
Sofrate8 befuchte oft bieje Sau-
berin unb lernte ijv, feine Moral mit jener feinen Sitte zu
fhmitden, die ihm den Nubm des größten Weifen feiner Zeit ermarb. DObgleid) die Gejdjiidjte ifre8 Frühlings nur die Ge{dhidite einer Buhlerin war, fo war nie Gigennug ber Preis
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ihrer :3egünftigungen.
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Sie fatte Liebhaber, um fid) Freunde
zu machen, ergab fid) Männern, um Über fie zu berrfd)en.
Unter diefen befand fid) Perikles. Der Slanz diefes Mannes Blendete ihre ftolze Seele, und bald vereinigte beide Das engfte Band der Liebe. Bon biefem Augenblide an war thr Leben mit
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ber politifden Gefdhidte threr Beit verwebt. Jn ihren Armen
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einen Theil feiner Größe und feines Berderbens verdanit.
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wurden die Entwiirfe erfonnmen und. befdhlofien, denen Athen
Seit Afpafiens Beiten mar der Gejhimad der Bublerinnen auf den Ton der Philofophie geftimmt. Sie befuchten die Dffentfid)en Hôrfäle dev Philofophen und widmeten fid) der Mas
thematif, SBevebtjamfeit, Philofophie und andern Wiffenjdyaften. Die Griechen gaben ihnen den artfinnigen Namen Hetären, Hreundinnen; ob. es gleich mehr Klaffen folder Freundinnen gab, fo fönnen wir fie bed) nicht mit den Buhlerinnen unferer Beit vergleiden. Sie entwarfen nach Art der Weltweifen Gejeßbücher, im welchen fie das Betragen ihrer Liebhaber befonders bet ber Tafel beftimmten. Sie erwarben fid) als Sdyriftftellerinnen und wigige Kbpfe gefeierte Namen. Sie wurden Gegen-
ftinbe der Gefchichte, und ihre Abentener und [uftigen Cinfalle gehörten zur Toilettenlectiive der feinen Welt. Leontia war die Schülerin und Geliebte Epifurs.
Sie
philofophirte am Morgen einer wollüftigen Nacht über die Natur ber Liebe; fie wußte zu gleider Zeit Vergnügen zu geben, zu genießen und zu analyfiren; durcdy ihre 9ieije untere jode fie die ganze Schule des Epifur. Sie fchrieb gegen ben Theophraft ein philofophijhes Werk, das Cicero feines Utticigmus wegen fobt, und worin fie das Syftem ihres Ge liebten mit allem Sdarffinn vertheitigte. ~ Ritavete theilte ihre Stunden zmifhen Mathematik und
Yicbe. ©8 war fchwerer durch Gold als durch Auflôfung einer
algebraifdien Formel ihre Gunft zu gewinnen. Der Philofoph Stilpo genoß ihre Zärtlichkeit und weihte fie dafür im alle Seheimnifje der Dialektik ein. Eine Hetäre zur Schülerin und
Geliebten zu haben, mar damals das ficherfie Mittel, feinem
Cpítem Slanz und Anhang zu verfdaffen. Jn Korinth fanden die Hetären auf einer Stufe des Nuhms, worauf. fie fid in keiner andern Stadt Öriechenlands erhoben hatten.
Sie wurden al8 Priefterinnen der Venus
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verehrt, beteten ihre eigenen Gottheiten an, feierten ihre eige-
nen Fefte und Hatten ihre eigenen Tempel.
Die Begriffe von
ber Allgewalt der Gbttin der Liebe über die Herzen der Sterb-
liden hatten das Herfommen gebeiliget, Derfelben Dienerinnen zu meiben, melde fie um ihre Huld anrufen mußten, wenn
ein feindlide8 Sdyidfal ihre Republik bedrohte, Bon welder
hoheven Madyt Hätte au wohl ber, an zarten, blühenden
= Bildern ber Phantafie fo reiche Griede mebr lnterftigung ermarten fünnen, a[8 oon ber Derjenslenferin Aphrodite, der alle Wefen, Gbtter und Menfdyen buldigten, bie bes waffenfdmiebenden Bulfans Gemahlin und be8 rauhen Mars ges heime Freundin war? — Als Xerres in Griechenland einbrad,
verfammelten fid alle Hetären in dem Tempel threr Gôttin
auf dringendes Verlangen der erfchrodenen Sorinther; bier,
um ihren feurigen Patriotismus im hHöchften Slanze zu be-
weifen, gelobten fie, allen fiegreid) guvitdtebrenben Kriegern ihre gärtlidyften Umarmungen zu weihen. Die erfolgte Rettung des Baterlanded ward durd) ein meifterhaftes Gemälde verherrlicht, auf weldem man die ihre Göttin um Hülfe flehenden Prievinnen fab, und darunter des Gimonides Verfe las, die den
Rubhm diefer Metterinnen dankbar ausfpradjen.
Gin folder
befto DBber n Gíange erbe n.— Triumph mußte dem in den mythifhen Kultus jo innig vermebten Orden der Hetären febr günftig fein unb ifm gu einem
das Selübde, bei bem glüclihen Ausgange der Unternehmungen der Göttin eine gewiffe Zahl von Dienerinnen zu weihen, unb e8 foftete wenig Mühe, fie in Samos, Cypern und Jonien
für diefen gebeiligten Dienft au evfaufen. Ungeachtet im reichen
Korinth über taufenb Hetdren gezählt wurden, fo waren fie
hier-bdod) nichts weniger als freigebig mit ihrer Sunft. Daher das Spridhwort: „Nidt jedem gliidt die Reife nad) Korinth #).“ Laid in Korinth verdunkelte durch ihre ibealifde Schönheit alle ihre Nebenbuhlerinnen. Fürften, Priefter, Philofophen und
Athleten hHuldigten ihrer Schönheit. Gan; Griedjenfanb, fagt *) Non cuivis ober non. omnibus licet adire Corinthum, pber wie
Horaz in feinen Briefen fagt: non cuivis homini contingit adire Corinthum, Üan beutet bie$ gewdhnlichy auf die Lais, die nur um Talente
feil war; Andere wollen darunter bie yahrt nach Korinth verfichen, bie wegen ber vielen verborgenen Klippen im Meere gefährlich war.
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Sropery, lag vor ben Zbiüren ber fovintbijden Lais. Selbft Demofthenes reifte indgeheim nad) Korinth, um eine von Laid Nächten zu genießen. Aber der Preis, 10,000 Dradymen (2250 Thir.), war thm zu hoch; nein, fagte ex, das hieße
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{eine Neue au thener erfaufen (poenitere tanti non emo). Dow
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beftimmte niedriger Eigennuß nicht immer ihre Neigung; fle
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Datte cine rafende Liebe qu dem Cynifer Diogenes, der, aufer leiner ?aterne unb Tonne, nichts in der Welt befaf. Weniger glitdlich) war Ariftipp, der unermeflide Summen verfdhmendete, um ihre Saunen zu befriedigen. Rais hatte eine fo hohe Meinung von der Gewalt ihrer Reize, daß fie bei dem fälteften Manne das Feuer der Liebe zu erregen glaubte. Sie wettete fogar, über die Enthaltfam= feit Ded ftrengen Xenofvates ju fiegen. Unter dem Vorwand, von Mürdern verfolgt, flüchtete fie im bie Wohnung dicjes Philofophen und flehte um Aufnahme. Sie brachte bie Nacht bei ihm ju, unb Xenofrate8 blieb unbewegt bei feinen Büchern. ALS fie die Wette bezahlen follte, antwortete fie: „fie habe bío8 gewettet, über einen Menfden, aber nicht über eine Statue zu triumphiren.“ (E83 fehlte nicht an Cpbttern, bie fid) über bie gevemiithigte Pais Iuftig machten; fie rächte {id dafür an dem
fiebengigjäbrigen Miron. Bergeblid Hatte diejer um ibre Gunft alles aufgeboten. Gr fdob bie Schuld auf fein Alter, und erfhien eines Tage8 in bem jugenblidften Sdymude, mit braune
gefärbten Haaren im Tempel diefer ®bttin. ,Unfinniger, rief Vai8 ibm entgegen, mie founftbu Beute etwas von miv fordern, | ba8 id) geftern deinem Vater abjdlug.” — Am Fufje Peneus
wurde ihr ein praditoolles Grabmal errichtet.
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Daft in bemfelben Zeitalter lebte Phryne. Sung unb erm fam fie nad) Athen, wo fie mit Kapern handelte. Bald entmidelte fie aber fo viel fürperlidje Reize und geiftige ae lente, daß fie von ganz Athen bewundert wurde. Sie verftand bie Sunft, ben Anblid ihrer Reize nicht zur Unzeit zu ents meiben. Am Fefte bes Neptuns bei Cleufis madite fie ganz
Oriedenlanb zum Zeugen ihrer idealifhen Schönheit.
Sie
ie
ftieg nadt und mit aufgelöften Haaren in das Gemäffer des
-
faronifden Meerbufens. Als fie fid am das Ufer erhob, fGrieen alle: ,Seht, die Venus fteigt aus dem Meere.“ Apels les und Prariteles maren unter ber Sab der ftaunenden Be-
te
ie
ER S —
18
—
wunderer; beide bejdloffen, nad) Ddiefem Mufter bie Gebu der Benus darguftellen. Der erfte malte nad) thr die Venus Anadyomene (bie Hervorgehende), der andere arbeitete ihre Statue aus Marmor, die der gnidifden Gbttin geweiht wurde.
Sie mar mit (ächelndem Antlig, oder, wie Wieland fagt — — balb abgewanbdt,
E
SHE
Und det mit einer Hand,
Grrdthend in fid) jefbjt gefdymiegt,
Die Holde Bruft, die faumzu decken if. Und mit der andern — was ihr wißt.
Man glaubte zu fehen, wie fid der Marmor dargeftellt an diejer Statue bewegte. Die Anmuth und Fülle des Lebens
war fo tdufdend, taf, nad) Lucian, der Befdyaner julept feine Lippen auf die der Gbttin drückte. Bon diefem Augenblide an mar ber Sieg der Bildnerei über bie Malerfunft entfdhieden.
Phryne opferte alle ihre Liebhaber dem Prayiteled auf, nicht weil er eim [djbner Mann mar, jonbern weil er Prayitefe8 mar. Er liebte fie bis zur Schwärmerei und geftand,
nie eine vollommenere Schönheit gefunden zu haben. Zum Beweife feiner Liebe verlangte fie einft das vorzüglichfte Werk feiner Kunft. Prayiteles gab ihrem Wunjde nad), unter ber Bedingung, fid) e8 felbft qu wählen. Det dem Anblick fo vieler
Meifterftüce unjdüjfig, fiunt fie auf eine Lift.
1)
+
Sie gewinnt
einen Sflaven, und in dem Angenblid, da Prariteles fie fucht, fommt jener mit ber jdredlidhen Nadyridyt, daf in feiner Werk
ftatt Feuer ausgebrochen und bereits den größten Theil feiner
Kunftmerfe zerftört babe.
„IH bin verloren, ruft Praxiteles,
wenn man den Amor und Satyr nicht rettet!”
Faffe did,
fprady Phryne Llächelnd zu dem beftürzten Künftler, eine falfdhe Nachricht hat did) getäufdht, und du felbft baft nun meine Wahl entfdieden. Sie nahm die Statue des Amors, und lie fie, mid) etwa in ihrem Sdhlafgemade, fondern in einem Tempel
‘ihrer Vaterftadt aufftellen. Auf gleicher Stufe des Nuhms ftanden Thais, Hipardia, Leäno, Lamia und viele andere Qetürem. Ihre Zahl hatte fidh
[dou bald nad) dem Zeitalter Solons jo ftark vermehrt, dar |
fie dte Aufmerffamteit der Republif erregten. Ein griechifcher Financier madhte den Vorfdhlag, die Detâren einer Ropffteuer zu untermerfen und diefe zu verpadten. Der Aveopag wollte
pa
J^
bu enus
fid) eben bieje ergiebige Finanzquelle eröffnen, als ein Philofoph vor benjelben trat unb bemie8, daß diefe Abgabe nicht denen, die fie jablten, jdimpfliy, fondern dem, der fie ein-
ihre
irde.
nehme, ein ewiger Sdhandfled fei.
„Man fiebt, fagt er, euve —
Sdjaprithe kennen Die erften Kegeln der Staatsrechenkunft nicht; denn bie Taye, die ihr auf biefe Weiber legen wollt, ift im Grunde eine Taye, bie auf bie Athener felbft falt. Man wird euch mit eurem eigenen Gelde bezahlen. Am Lage Toerbet ir eud) fiir reid) bitnfen, und des Nachts werdet ihr weit ärmer fein. . Ueberbaupt, fuhr er fort, ift e8 unfinnig,
[t an
Sanbeléleuten, fie mögen fein, welche fie wollen, eine Kopf: {teuer aufzulegen, denn fie erhöhen fogleih den Preis ihrer
bens
feine
Waaren, und am Ende finbet fidj, daß es eigentlid) der Käufer ift, ber die Steuer ded Berkänfers bezahlt.”
e an eden.
auf, tayi-
|
tand,
Unftreitig vevanlafite bieje opffteuer bie atfenijdjen Buhlevin-
Sunt
nen, fid) felbft gu tarirem, unb am Giüngange ibrer Bimmer bdie Dauer der Zeit und die Art des Genuffes ihrer. Neizungen tarifmäßig zu beftimmen. In feinem Zeitalter, bei keinem einzigen Bolfe der Erbe finben mir ba8 Geprüge von Grbge und Ruhm, welded ftd) die Bublerinnen von Athen, Korinth, Theben u. f. wm. zu geben wußten. Ihre Wohnungen waren die &empel ber fünfte, ber Talente, der feinften Sitte, waren Sammelpläge der berühmteften und geiftreichften Männer. Wer nennt einen zweiten
Werk ber
teler yinnt
ucht,
Serf: einer
eles,
bid, Ijdje Bahl fie, mpel
Apelles, Prariteles, der bei einer zweiten Phryne die Darftel-
{ung idealifher Schönheit, einen Epifur, der bei einer Leontium das Wefen ber Glitdfeligheit beftimmen, einen Gofrates, der Bei einer Diotime über die Natur ver Liebe philofophiren, einen
Perifles, der in den Armen einer Afpafia die Kunft ju regieren lernt? — Wir werden weiterhin nur einer eingigen übnliden,
dia, fid) bag
Diefe Gründe fanden jedoch keinen Eingang. Die atheni{den SGeldfhaffer fonnten einer fo bedeutenden Auflage nicht entfagen. Sie war noch zu Demofthenes Seiten in voller Kraft.
ber Afpafia der Franzofen, der Ninon ve l’Enclos, erwähnen, |
[der euer
ollte
Woher diejfe Crideinung in Oriedhenland? Ausgang natürliher Urfadyen. In ben älteren Seiten mar dad Leben ber
griedifden Grauen unb Jungfrauen mit ihren Mägden auf ibre Grnäceen befhränit, von aller Erziehung, allem Unterricht, allem Umgange mit Männern ausge[Hloffen. Kein Wunder,
baß der Lebensfrohe, von Stufe zu Stufe höherer Bildung zus | eilenbe Griede um fo unmiverftehlider in die Arme jener pen Orazien hingezogen wurde, da er bei den frei gebornen, aber ide geiftlos erzogenen ehrbaren Oriechinnen den höheren Genuß in die Der Liebe nicht finden konnte, wäre ihm nicht [Hon ohnehin aus
der freiere Umgang mit thnen verfagt gewefen. Die Dentungs-
fun,
art des bamaligen Beitalters bezeichnet folgende Stelle beim Demofthenes: eine Freundin für den Umgang, eine Beifdhläferin für den Genuf, eine Frau zur Erzeugung freigeborner Kinder
ften floh
und für das Hausmwejen *). Der milde Himmelsfirih, ber vaterländifde Boden, der alle Reize in fid) vereinigte, der alles belebende Schönheitsfinn, der veligitfe Cultus vollendeten das
foni qu
als
nicht wie in Afien in ein heiliges Duntel geftellt; fie waren
erfa der
in ihren Fehlern und Tugenden menfdlid, ftanden aber bôber a[8 bie Menfden. Und endlich befahl fein Gefet bie Reufd
Ph
Geprüge Dellenifder Bildung.
heit.
Sriedenlands Götter waren
Berlorne Unfduld wurde zwar ftreng beftraft, aber der
Berfithrer freute fid) feines Sieged ohue dad Gefithl eines begangenen Unred)ts, und bradte den ®bttern Opfer und Gejdenfe, al8 ob er die vithmlidfte Handlung begangen Hätte, Athen vergaß feiner Ahnen hohen Sinn über ben Ruhm, das liebendwiirdigfte Volt der Erde zu fein. Pracht und Vers {wendung in Wohnungen und SGeräthen, Schmuck in Gewändern, Schwelgerei in den Saftnahlen entnervten den Körper und wedten unaufhörlid) neue Begierden nach Sinnengenuf. Afiatifde Lafter mit allen ihren Greueln herrfchten in allen Ständen. Alles was Natur und Kunft in Sicilien und Italien,
in Cypern und Aegypten, in Lydien, im Pontus, Peloponnes u. f. w. hervorbrachte, floß in Athen zufammen. Man begeifterte fid) nidt nur burdj ba8 euer griediijder Weine, fonbern genof bäufig Speifen, melde ben Gefdhledhtstrieb reizten. SBublerinnen unb Opafmader erjdjienen Bei den Tafeln, um die Sinne gu beraufden unb den Tijdygenoffen Gegenftände des
Wiges ober vielmehr ber [reden Bunge dargubieten.
Auch
*) Daß biefer Gefdymad unjern Zeitgenoffen nicht ganz fremb ift, bezeugt das Beifpiel eine geftteidjen Mannes, der eine folde Yreundin hatte und nach dem Tode feiner Sattin von einem Bertrauten aufgefordert wurde, fie zu Beitathen. Er antwortete: wo [oll ich aber dann meine müffigen Stunden zubringen? —
lief:
gen aug
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in|
je | wurde die Sinnlichkeit unb Reizbarkeit durch die üppigften Gruppen entflammt, melde die Maler dffentlid darguftellen fid) nicht
ner
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per | THeuten.
4
Unter Barhafius im Zeitalter des Sokrates arteten
bin
aud: er ftellte die Atalanta vor, fig ben [deuglidjen Aus{dwet-
g8etn
fungen Lesbifher Weiber fiberlaffend. Schäufte Privatidipe zeugen in allen Staaten {tolze Egoi-
rg
fen und niedrige Gflaven.
der
Mohenen Baterlanbsliche, Athens friegerijdjer Geift war dahin,
pep
Sie find die Grabhiigel der ents
«IS ein Dekret, Bei Tobesftrafe ber Wiberfepung, ben Kriegs-
fond sur Unterhaltung der Schanfpiele beftimmte. Philipps flamer Politik gelang e8, feile Griechen zur Smietrad)t zu
ven|
von
erfaufen, und bie Schlacht bei Chäronea vollendete den‘ Sturz
her dys
ließ der Nation noch fo viel Kraft, um fid) felbft aufzureiben. Phrynen und Afpafien waren nun verjdjmunben, unb bie Sabl gemeiuer unb raubjüdjtiger SBubleriunen hatte in Dem Maße
Nr
sugenommen, als niebriger Sflavenfinn und Despotismus von
Se. m.
Macedonien aus fiber Griedhenlands Fluren mebte. $yfurg, ber [partie Gefetgeber, bildete einen Staat,
m,
dem er alle Gefese der Natur unterorbnete.
ep,
Muth und bie Tapferkeit feiner Bürger zu einem Grade ftei-
sy: pr up.
gern, ber fie unüberminbíid madte. Die Gefchlechtsliebe mar m feinen Augen ein blojes Mittel, dem Staate fraftvolle BürSer au geben. In Folge diefes ward das Heiligthum der Che
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en res
iei» JE
Er wollte den
aufgeopfert und jedem fraftoollen, jdduen und tapfern Sparter : erlaubt, fid eines Andern Gattin für einige Nädte auszubitten, Um die Familie mit feinem Blute zu veredeln. Selbft alte,
fraftlofe Männer führten wohlgebildete Jitnglinge in die Arme ihrer Weiber, und diefen fiel eS nicht ein, ihnen einen Korb
en,
au geben.
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Sitnglinge burd) gymnaftifhe Uebungen, Tanzen und Ringen
Die Körper Der Syungfrauen wurden wie die der
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abgebärtet, um ftarte und gefunde Kinder leicht zu gebären.
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Bu dem Ende war ihre leidite, jhmudlofe Rleibung auf Betden
in, bin tt
der geringjten Bewegung bie reigenbften Formen zu enthüllen, wenn bei diefer Erziehung der fpartifhen Schönen Eroberungss
Seiten unter dem Gürtel offen. Es ftand in ihrer Gewalt, bei
int— fudyt vermuthet werden Könnte. Dei gemiffen Spielen fämpften DL
hedeutungslos, daß als Bufdauer die Hageftolzen ausgejdhlofjen waren.
Bor dem bdreifigiten Jahre durfte der Mann, vor
bem zwanzigfien bie Jungjrau nit beirathen. Die mannbaren Mädden murden in einem finftern Orte gufammengebrad)t und die Fünglinge mußten ihre Bräute nehmen, wie fie ihnen das Glüd in die Hände fpielte. Die jungen Männer durften ihre Frauen nur ded Nadyts und nur verjtohlen bejuden. Dadurd wurde ihre Liebe neu unb lebendig erhalten. So war Ales
auf eine gefunbe, friftige Nadyfommenfdjaft berechnet.
Alle
Sdymelgeret mar von den Tafeln ber Sparter verbannt, woran
alle Sffentlid) fpeiften und zum Hauptgerichte Die [hwarze Suppe hatten. Die Heloten mußten das Feld bauen, und der fparti{he Bürger, im Kriege oder daheim, kannte fein anderes Interefje als feine Unabhängigkeit, . Cine Joldje Lebensweife mußte
pen entjdyiedenften Cinfluf auf gleide Stimmung der Gemüther hervorbringen. DVierhundert Jahre blieb Sparta bei diefer Berfafjung, bei feiner Avmuth, Sinfalt der Sitten und Gemeinjdaft ber Güter, glüdlid) *). Uber die Zeit mußte kommen, mo das politijhe Phantom verfdmand. Lhfurgs Derfaffung war nidt auf die Natur, nidt auf die unverduferlidyen Rechte des Menfchen gebaut. Der Menfd) war thm Mittel zum Zmed, nicht Zweck felbft. Darum mußte der menjdlid)e Geift die Fefjeln zerbrechen, unter denen alle fittlidhe Freiheit erítorben mar, unb barum mußte {ich die Hochgerühmte Freiheit und Sittenreinheit der Sparter und Sparterinnen in zügellofe
Frechheit verwandeln, .[Hon lange vorher, ehe fie ihren Naden pinter bad römifjche Joch beugen mußten. Unter den Veranlaffungen zu den Ausfdhmeifungen ber elber mar bie fange 9[6mejenfeit ber Sumner feine ber ume
bebeutenbften.
AIS die Lacenämonier die Meffener befriegten,
*) 9([8 €pfurg feine Gefeßgebung vollendet hatte, ließ cr alle Bürger ben feierlichen Eid [Ohwören, daß fie vor feiner Burñdfunft nidté an den eingeführten SGefeken ändern wollten. Gr begab fid nach Delphi unb vernahm von dem Orakel:
„Sparta wird der blithendite Staat
bleiben, fo lange es feine SGefege beobachten wird.“
Diefen Ausipruch
jandte er nach Sacebümon und begab fid) freiwillig in die Berbannung, {tarb zu Slis eines freiwilligen Hungertodes und befahl, feinen Leich: nam zu verbrennen, die Afde ing Meer zu ftreuen, damit fie nicht nach
Gyarta aurüdgebradjt werden und das Bolk fid) feines geleifteten Gibe8 für entbunden hakten Könnte,
Batten fie einen eiblihen Bund gefdloffen, nicht eher in ihr Vaterland zurüczufehren, als bis fie den Tod ihres Königs gerächt hätten, weldher, als er zu Meffena opferte, erfhlagen wurde.
Die fpartifhen Damen, bie nur Kinder und (reife
in ihrer Mitte Hatten, ber langen Abwefjenheit ihrer Männer überdrüffig, fandten Abgeordnete an die Armee, mit der Bor-
ftellung, die Männer mbdten die Sorge für thre Nachkommen» (daft nidt gang unb gor pergefjen, unb [o bald als‘ möglich
nad Haufe kommen. Nad) gehaltener Berathjdlagung über diefe Aufforderung wurde befchloffen, fünfzig junge rüftige Männer mit bem 9[uftrage abgujdjiden, das Sortpffangungs8gel daft mit allen Weibern und Jungfrauen in Sparta auf das fleifigite
zu betreiben, welches mie Strabo und Juftin bemerten, pitnitlidy ausgelïbt wurde. In unaufbörlide Kriege mit ben verborbenen Oriedjen, Perfern und Barbaren vermidelt, und alfo von dem Wirkungs-
freije ber paterfüubifdjen Gefege und ihrer Auffeher entfernt, mufte bie Reinheit und Einfalt der fpartifhen Sitten "pete idyinben. Der edle, friegerifhe Charakter verkehrte fih iu unerfättlide Eroberungs- und Raubjucht.
An die Stelle der
Armuth, Sentigfamteit und Nitdternheit, die einzigen Stiigen
ihrer Berfaffung, trat $abjudt unb Sdmelgerei, und ihre politije Grbge netgte fid zum Untergange. Der ehrbegierige Lhfander hatte guerft die rauhe Strenge der lacebämonifhen Sitten zu den feinen Künfteleien des Luxus geformt. Gr erfodt glänzende Siege in Attila und Klein afte, und biefe8 mar genug, bem [dmaden Handhaber dex
Der uns
gten, ürger San
Yelpbi
Staat
fpartifhen Gefepe bie Augen zuzubdbrücen, Er hatte in kurzer
Seit, fiegreid) von Athen zurückehrend, eine Summe von zweitaufend Talenten an Gold und Silber in Sparta ju-
(ammengebüuft. Das Tribunal ber Cpforen miberfebte fid) zwar den gefährlichen Meidthümern, aber Lyfander fagte, id) babe fie nidjt für bie SSebürfniffe der Bürger, fondern für dad gemeine Befte beftimmt, und das Tribunal fhmieg.
nung,
_ Die Keime der VBerderbniß, die durd 8yfanber8 Gefebe in die Herzen der Weiber gepflanzt wurden und bisher ges
Gibes
fOlummert hatten, bradyen nun mit unwiderfiehlidher Gewalt hervor. Die vornehmiten Wittwen fah man auf dem Theater
prid) Leidnach
‚in Mienen- und Geberdenfpiel und Spradie den dermorfenften
—
Pobel nadyahmen.
99
*"
Selbft die Königinnen von Sparta erri. ba
teten, der Wachfamfkeit der Cphoren ungeachtet, in der Stadt lin des Mars unzählige Altdre sur Chre ber Venus. gel Cine fpartifhe Königin entbrannte von der Hheftigften Ze
SVeibenjdjaft gegem ?Ücibiabe8, unb biejer verbannte herumir- We renbe Abenteurer, der nichts befaß, als feinen Kopf und feine, we
Schönheit, beftieg das Chebett der Heratkliden. ob SObgleid) den Ephoren die ftrenge Pfliht aufgelegt war, ib die Königinnen nie aus ven Augen zu laffen, damit dag Ge-
NO
blitt ihrer Megenten fid) nid mit bem eines Sflaven oder
9.
eine8 Sriefter8, ober eine8 G[eltreiber8 vermi[dje, fagten do
Si
jmei SBnige eidlih aus, daß fie nicht Väter der Kinder wären,
in
Im Zeitalter des Ariftoteles war Chebruch fo allgemein, daß faft eine völlige Gemeinfdaft der Weiber entftand, und Ehebrud) war fo menig entehrend, daß alle Spartanerinnen ein ehebrecherifdhes Weib und einen [dHönen tapfern Ehebreder beneibeten, ja bei ihnen die allgemeine Aufmunterung fand,
id DE Wa ga x
bie ihre Gemahlinnen geboren Hätten.
ÿ M
[eine Verbindung nur fortyufegen,
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Sôbne gu fdenten.
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um bem Staate gleide
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Die ungebildeten Seelen der fpartifhen Weiber waren
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Oi
^ von molliiftigen Yeidenfdhaften [o tyrannifch beherrfht, daß WA B feine Scham ihnen Zurüchaltung einflößte. Frauen und Jung- Pic i
|
frauen entebrtem fid) felbjt, und ihre Männer und Väter ver|
barben Jiinglinge unb Mitblirger.
Id fann vor der ganzen
Welt geftehen, fagte der berühmte griechifhe Arzt Galen, bag id) gegen meine eigene Mutter einen unausfprechliden Haß! gefaßt hatte, Denn fie war in ihren Unfillen von Wuth jo fürdterlid), bag fie ihre eigenen Stlavinnen wie ein wilpes
Wa
99! BT an Pie
wuth (Andromanie oder Nymphomanie) war alfo aud) unter| hier bip, und das Blut firommweife aus ihrem Munde flo. Galens Mutter war aus einer vornehmen Familie; die Manns-
Ku i"
den Weibern der hHöhern Stände eingeriffen. Le Die Didterin Sappho, geboren auf der Infel Lesbos, — |
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warb nicht weniger berühmt burd) ifre unnatürlidje Liebe qu
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ihrem Gejdledt, af8 burd) ir poetijdje8 Solent.
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Nad) dem
Tode ihres Gatten entfagte fie der Che, aber nicht der Liebe. Do
Celbft in ijren güvtfid) idymadjtenben SYerjen verräth fid die
9t
Seiben[djaft einer Sribabe, deffen ungeachtet entbrannte fie pom
We
—
2
—
rridj der beftigften Leibenfdaft ju Phaon, einem der fhônften Jiing-
linge. Aber die jdône Didterin mar nie ein fdhBnes Weib gewefen. Sie war jet Wittwe und auf der- Rückkehr ihres igften Lebens, Während ihrer Wittwenfhaft mar fie übel berüchtiget Stadt
worden, und bie Liebe verliert bei dem Manne ihren Reiz,
umir-
feine wenn fie aufgebrungen wird. (G8 fei nun aus Entfräftung
ober au8 QGleidgüítigfeit, ihr geliebter Phaon ward ihrer
überbrüjfig und nod) ohne ibn Gewichte einer Sie nahm ibre
war, Ge: ober
bod) ären,
verließ fie. Berjweiflungdooll, weder mit ihm glidlid) zu fein, unterlag fie dem doppelten Seele und Körper zerrüttenden Seibenjdjaft. Suffudjt jum laufabijdjen Cprunge unb fand
in den Wellen das Ende ihrer Qual. —
:
Nie haben in irgend einem Wintel der Erde fo viel
fdeuflide Lafter gufammengeberrfdht, als in Rom zur Beit
nein,
des Untergangs der 9tepublif unb unter ben Cajaren. Sulla war ber Erfte, der, um die Freuden ber Tafel zu erhöhen, ganze Banden von Sängern und Sängerinnen, Tänzern. und
unb nnen
edyer fand,
Xüngerinnen, Gdjaujpielern und Schaufpielerinnen unterhielt,
eidye Telde bie Güfte nidjt nur mit ibren unfittiden fünften, fone | Tonbern aud mit ihrer reizenden Schönheit ergBten muften.
Diefe Klaffe von Dienern und Dienerinnen der Sinnlichkeit
aren baB |
urng-
waren ben römijdhen Wolüftlingen fo unentbefrlid, daß fie diefelben auf ihren Reifen und jefbft im beu ferieg mitnafmen. Die Weiber und Töchter der Bornehmen und Reichen waren eben fo leer an Tugend, ald ihre Manner, Biter und
bere
nen
Brüder {damlos.
daß
Die phyfijdhe und moralijHe Erziehung ber
Haf Srauen entjprad) dem Geifte des Zeitalters. Es wurde alles
b fo
an ihnen ausgebildet, mas ihre Schönheit anziehender und
[Des
bie Neize ihres Umgangs verführerifder machen konnte.
flog.
Sunft fdôn au fingen, ju fpielen und zu tanzen, ihre Mutteriprade eben jo anmutfig al8 bie Oprade der Griechen zu
ane
mter |
bos, € gu
dem tebe. |
bie Dot.
Die
teden, war bad vornebmfte Stubium einer Dame von gutem
Tone.
Viele von ihnen waren in die Seheimnifie der Staatsfunft eingeweibet, waren bie Nathgeberinnen des Cicero und anderer
großen Männer,
Aber gewdhnlid) waren ihre Herzen fo ver:
botben, baf fie fid) Feines Frevels [djeueten.
Durd) ihre
grenzenlofe Verfdywendbung in allen Gattungen von Ueppigteit, waren fie fo tief in Schulden verfunken, daß fie fi zum
Meineid, zu Mord und Vergiftung erfaufen ließen. Um ihre Schulden zu tilgen, wucdherten fie mit ihren Reizen, aber ihre Schulden wurden dadurch eben {o wenig getilgt, al8 ihre Begierben gejüttiget. Ratiling fond unter ihnen feine tbatigften Mitoerfhimornen. Sie muften die Sflaven aufmwiegeln, unb ihre Männer entweder in den Bund ziehen oder fie umbringen.
Bornehme Jungfrauen entbrannten von blutid)ünberifdyer
Liebe gegen ihre eigenen Brüder.
Mütter wurden die Neben-
bublerinnen ibrer Töchter, Wittwen aus den erften SGefchlechtern unterhielten ohne Shen junge Liebhaber und erfchienen mit ihnen an Bffentliden Oertern und in Privatgefelfdaften. Ihr Gang, ihre Kleidung, ihre Sprache nnd Blide perfünbeten die frechfte Buhlerei; ihre Häufer, Landfite und Gärten waren
die Wohnfige der unzüchtigften Woluft. Chebrüche waren fo etwas gewöhnlidhes, daß fie weder ben Chebredherinnen Schande, noch den beleidigten Männern Sdimpf bradyten. Unter den berühmten Zeitgenoffen Ciceros war feiner, ber nicht die Weiber mehrer Männer verführt, ober bem nidt eine ober mehre Gattinnen untren geworden.
Satilina, Gájar, Pompejus, Craffus, Antonius verftanden fih mit ihren Freunden fehr gut auf das Vergeltungsrecht. Ehebredjer gingen aus den Armen ihrer Männer, weldhe fie vers laffen hatten, in die Arme ihrer Liebhaber und Verführer, und
folde gefrönte Männer ließen fi) dennod nidt abfhreden,
bald wieder andere Genoffinnen ihres Chebettes zu nehmen. / Die grengenlofe uner{dwinglidhe Pradtliebe ber Weiber {deudyte den Mann vor dem Eheftand zurüd. Bergeblich | fuchte Cäfar, während er fid felbft an bie Spite der Sittens
polizei fegte und nad) ihm Auguftus, vom ehelofen Stande | und von Ehefdeidbungen durch harte Strafen und burd) Bee lobnungen zur Che aufzumuntern. Wie tief muß bie Oittlichfeit eines Bolts gefunten, feine Gefühle abgeftumpf fein, wenn ed der erften aller gefellfchaftliden Tugenden nicht mehr fähig ifl, menn ba8 ebefidje Leben einer Aufmunterung bedarf, wozu bie 9taiur fo feierfid) einladet! — Das Uebel lag in |
der StantSverfaffung, in dem grengenlofen Qurus, in der vers Derbliden Erziehung. Quintilian hat und von ber [egtern in
bem erften Dudje feiner Inftitutionen eine [ebenbige Cdjilbee
rung binterlaffen.
-—
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98
- Man fann unmbglid) einen Blid auf bas Semilde ber
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siehifden und unnatiirliden Lüfte und Lafter merfen, worin id die gefrönten Wollüftlinge des -exften Jahrhunderts berummälzten, ohne mit dem größten Abfdeu gegen diefe Scheufale
>
der MenfHheit erfüllt zu werden.
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Unter dem Namen und
der Seftalt eines Bater8 des
Baterlandesd exfdlid) ber Liftige Auguftus mit der gefdhmetbigften Heuchelet den Thron, und ließ fid) feievftd) von ber "-n* SSeobadjtung ber Gefete bi&penfiren. Alle feine SSerbeivatbungen
-p9
unb Gbefdeibungen waren‘ Attentate gegen bie Bifentlidyen Sitten. Er verftieß die Scribonia, die Mutter der Julia, an
eben bem Tage, da fie mit diefer nieder kam, und ehe nod) die
Sonne, welde diefe Schandthat beleuchtete, unterging, raubte er die Livia ihrem Manne, als fie mit dem Tiberiud jdywanger mar. Julia felbft, die Todter ber ungliidliden Scribonia, war vor feiner viehijden Brunft nicht fier. Faft alle römi-
iden Schriftfteller behaupten, daß Ovid Feiner andern Urfad)e wegen in die rauhen Einbben von Scythien verbannt worden, als weil er ben Tyrannen in Begehung ber Blutjdande mit
feiner Todyter fiberrafdit habe.
Um Dinter die Familiengeheimniffe zu kommen, bediente fid) 9luguftu8 der Ehebrüde. Seine fflavijden Freunde vers forgten ibn täglid) mit neuen Genüffen. Alle rdmifdyen Damen, Hausmitter und Töchter wetteiferten um die Ehre, eine Nadt
\ in den faiferlihen Armen qu fmelgen.
Sie mußten fid erft
entfleiden, und alle ihre Reize fo mie ihre geheimen Fehler ; unterfuden [affen, ebe fie Des fatferlidhen Bettes merth geachtet wurden. Dann trug man fie in einer verbedten Sänfte bis in das Bimmer Auguftus’. Daß e8 mit diefer Dorbereitung nidt immer fo genan genommen Wurde, geht aus
folgendem Falle hervor.
AB eines Tages die Wahl diefes rômifdhen Sultans auf die Gattin eines vertrauten Freundes, bes Athenodorus, fiel,
verfudyte biejer Philofoph durch eine Kühne That den Despoten zu beffern.. Um feinem Souverain ein Berbredhen zu exfparen, jpg er bie Reider der Rbmerin an, verhitllte. fein Sefidht mit einem Schleier und ließ fih in den Palaft tragen. Der von
Liebe trunfene Auguftus zieht begierig ben Vorhang ber Günjte À quf, und evblidt ftatt der fhBnen Mômerin den grauen Philo-
E
fophen mit dem Schwerte in der Hand Geraustreten.
PU
fagt der ftoifde Deife, ,bu fürditeff nidt, daß irgend ein geheimer Feind einmal auf den Œinfall fomme, bie Lift au gebrauchen, dir das Lehen zu nehmen, die id) jebt gebraude, pid) zur Tugend zurüczuführen?” Als Auguftus fid von feiner Berwirrung erholt hatte, lädelte er, und dünkte fid) ein großer Mann, dem Philofophen feine Kühnheit — zu vergethen.
:
Das ärgfte Denkmal der Berderbtheit Auguftus’ ift das eft der zwölf Gottheiten. Rom jeufgte eben unter einer fdredliden Hungersnoth, als der Despot den Einfall bekam,
in feinem Palafte mit feinen Oäften die bekannten Liebeshändel per griedyifden Gdtter in Natura auf bie {dhandlidyfte Art nadjzuahmen. So machte er feinen Palaft zu den unzüchtigiten Bordell, vergiftete die Sitten des BVolfs und feiner eigenen
Wamilie dergeftalt, daß in zwei Menfdenaltern, trog aller
fünftiden Adoptionen, die Familie der Cäfaren ausftarb.
|
Und biefen Menfden wagt ber friedenbe Qorag einen |
DBejhüßer und Berbefferer der Sitten und SGefeße zu nennen.
Tacitus zeichnet diefe niedrige Odjmeid)fergunft mit einem
|
|
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Suge, menn er fagt: „Man muß denen, die einen Gott aus
bem Auguftus madjen, verzeihen, denn feiner von ifnen hat
bie Republik gefehen.“ Marcellus, Auguftus’ Schwiegerfohn, fab es mit gleiche gültigen Augen an, daß feine Gattin, die Julia, eine Meffa-/ lina wurde.
Über ihr Vater wollte fie durchaus auf den q
Ehron fegen.
Er gab fie daher feinem Liebling Agrippa zur
Gemahlin, dem gebulbigften aller Gabnrete, den je die Sonne befdyien. Iulia antwortete denen, bie fid) wunberten, daß ihre Kinder ihrem Gemahl fo ähnlih wären: „Ich nehme nur fremde Paffagiere auf, wenn das Schiff fhHon volle Ladung Dat."
Aud) den Agrippa überlebte fie und ward nun dem
Tiberins zu Theil. Diefer fah fih genöthigt, fie zu verftoßen, als fie eben {manger war.
; Julia hatte bas feurige Temperament der Weiber, bie
dur den Genuf nur nod jGmeifungen. gingen endlid) jehen erregten. Ihr Vater, feit von fid gu entfernen,
mehr gereizt werden. Ihre Ausfo weit, daß fie allgemeines Auf- | um den Verdacht der MitfhHuldig- \ lief ijr einem bffentlidjem Proceß
machen.
Senela {agt, er habe alle ibre Ausfdeifungen im
faiferliden Palafte aufgededt und die gablreidde Lifte ihrer Liebhaber bekannt gemacht, er habe alle Plage in Rom ange-
zeigt, mo fie ibren nädiliden Freuden geopfert babe. Die merfmürbigiten unter jenen waren bie RKednerbihne, bie ber
Vater wählte, ein Gefet gegen den Ehebrud zu publiciren, und die Tochter, um einen zu begehen; ferner die Statue der
Maryas, wo Julia aus einer Ehebredherin eine feile Mege ward.
Gie murde auf eine Fnfel an der Küfte von Kampanien
dermiefen.
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Tiberiug, nidt zufrieden, mit dem Leben und Cigenthume feiner Unterthanen zu fpielen, beleidigte bie Bffentliche Sitilidfeit mit einer Sdamlofigleit, von welder man nur in
dem Serail be8 alten Sardanapeld einige jdywade Spuren findet. (G8 befanb fid) zu Nom ein durch fein ausfdymweifendes
Leben berüchtigter Greis, welden Auguftus vormals für ehrlos erflärt hatte. Tiberius, der fid beim Antritte feiner Regterung vorftellen mufte, madte diefem Bürger in Gegenwart des ganzen Senat8 über feine Lafter Vormürfe.
Aber fchon
am britten Tage nadyher fpeifefe er ded Abends mit thm, und
der Bürger mußte, nad feiner Gewohnheit, von jungen nackten Madden die Gäfte bei Tijhe bedienen laffen. Die Infel Capred war Tiberiug’ LieblingSaufenthalt. Hier hatte er alle Künfte und Werkzeuge unnatürlider Lüfte vereinigt, hier überließ er fig, von Roms Augen entfernt, dem Strome der fdhändlidyften Lafter. Ju den zwölf Paldften und ben Quftgürten, melde er hier auf das prachtvolljie hatte ans legen laffen, maren befondere Cabinette zur Woluft eingerichtet, morir man eine 9 enge junger Leute beiderlet Gejdled)ts vers
jammelte, die fi) in feiner Gegenwart aller Art Geniiffe itberließen, um durch biefe geilen Bilder feine erlofhene Einbildungskraft und feine erfchlafften Organe von neuem zu beleben. Er erfann fogar neue Wörter, um die unnatürlihen Reizungeu,
welde die monfiröfeften Bermijdungen verjdaffen, auszudritden. Man verfidhert, daß fogar Kinder in der Wiege zuweilen die Werkzeuge und die Schladtopfer diefer abfheulihen Dollüfte gemefen finb; denn das Ungeheuer, welded immer nady Blut ledjste, wollte e8 aud) mitten im Genug feiner Lüfte fließen feben. — Gr fdeute fid) nicht, einen Diener des Altars und
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Deffen Bruder, mäbrend eines Opfers, zu fhänden; und da diefe beiden Unglüclihen ihm bas Abjheulidhe feines Ver[
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bredjen8 vormarfen, fo ließ er ihnen die Beine jerfdlagen. —
Widerfegte fih eine rômifdhe Dame feiner- viehifhen Brunft, fo lief er fie bed Berbredens ber beleidigten Majeftit an-
Hagen. So felten zwar das Ausweichen bei foiden Anfällen in dem üppigen Zeitalter Roms gewefen fein mag, fo gab es body eine Mallonia, die fid) im diefem Falle einen Dold) ins Dery fließ. Voltaire erniedrigt fid) zum Robrebner biefes gefrönten Tigers. Er fagt: das Bolt war unter feiner 39tegierung rubig. Uber aud) in Rerfern lebte man tubig. Die Natur hatte ben Kaligula, mie Seneta jagt, gemählt, um ju zeigen, was ein Ungeheuer auf bem Throne vermag. Gr marb [dou [rüb in den Gebeimniffen des
Ideufliden Gerails auf bem ftapreifden Felfen eingeweiht. Unter feinen Ganymeden find vorzüglich Levidus, ber Panto-
mime Snefter, unb der junge Catulus bekannt. Keine Schöne in Rom blieb vou biefem unerfattliden Wolliifiling ungenoffen. Gr bat gembbnlid) die Manner mit ihren Weibern zu afte. Bor ber Mahlzeit führte er die
[egtern. in ein anftofenbe8 ftabinet, unterfudyte ihre Reize wie auf den Märkten des Orients — auf das genauefte, unb be-
friebigte augenbfidfid) feine Begierde, Bei der Tafel. war er Ihamlos genug, fid) be8 empfunbenen Sergnigenà bei bem Genuffe ber einem gu rüfmen, ober bie verftedten Debler der andern zu erzählen. So unterhielt er die gablveidje Gefell[daft bei einem Gaftmahl von den geheimen Fehlern und von bem Wibrigen bei dem Genuffe der Valeria, Gattin eines ber miürbigften Qonfularen, bie er eben entebrt fatte, —
Mit feinen Schweftern, der Agrippina, Qirilla, und befonbers der Drufila, trieb er DBlutfdhande. Settere fdhändete er jdjon, al8 fie faum über bie Sinderjabre binaus war, und als er felbft nod) einen Rinberrod trug. Tiberius hatte fie an den Rajfins vermäbit; aber Raligula nabm fie, ‘fobald er Kaifer ward, al$ feine rehtmägige Gemablin mieber gu fid. Sie ftarb in ihrer Lebensblüthe. Kaligula ließ in dem Wahnfinn feiner Defrübnif die Tribunäle verfdliefen, und verbot allen Römern bei Tobesdftrafe, ju laden, fig zu baden, und mit ihrer Familie zu effen.
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29
Kaligula wurde zur Hochzeitsfeier des Pifo mit ber Dres
i ftilla eingeladen. Kaum erblidte er biefe, al8 feine piehifdye Wolluft gegen fie entbrannte. Gr fdleppte fie nad feinem {
| Palafte, und ließ, ficy zu rechtfertigen, das freche Gbift ergeben, daß er fid Dur den Staub ber Oreftilla, wie ein weiter
1
| | Romulus ju vermählen gerubt habe. Nach einigen Tagen |
war er gefättiget.
Er verftieß bie Unglitdlide, wad alg er
erfuhr, daß fie qu ihrem atten juviidgelehrt fei, derbannte er fie an bie Grengen be8 Neichs.
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Der feige Memins autorifirte den Tyrannen, [eine Gattin Paulina zu heirathen. Aber biefer fhidte fie bald fort, mit bem Verbot, nie eine8 andern Mannes Bett zu befdreiten.
v9€»ConlWECet.Thi.ONMVON$0QUedWow Sie meber
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[dne nod) junge Güjonia mar ihres unbändigen Hanges zur Wolluft wegen die einzige, die er mit Beftändigfeit liebte. Er fand, wie der alte Kandaules, Vergnügen daran, fie feinen Oünfitlingen ganz nadt zu zeigen, aber leider war unter allen diefen fein ©yge8, der Muth gehabt hatte, fie, Nom und die ganze Welt zu rächen. Saligula ließ fogar, um feine Art von Plünderung zu
vergeffen, in bem faiferfidjen SBalafte ein öffentlidhes Hurenhaus anlegen. G8 ließ nämlih, mie Tiberius, in den Luftgärten von ftapreü abgejonderte Kabinette anlegen, meublirte fie auf das mollüftigite, und beftimmte fie zu den Bujammentünften der Wolüftlinge und Buhldirvnen. Diefes abfdheulihe Gewerbe der Majeftät brachte thm unermeflide Summen ein. Mie fiebfofete er feine Gemahlin oder ein anderes HYrauen-
zimmer, ohne daß er ifr qugeid) fagte: „Der fchöne Kopf muf bod) feruntev, fobald id) nur will.”
And fagte er us
weilen zu Drufila: „Ih habe beinahe Luft, Did) auf bie Folter legen qu offen, um von Dir zu erfahren, marumid)
Did [o fehr liebe.”
VBergeblich wird man in der ganzen Gefchichte ein meibliches Ungeheuer aufjudyen, das man dev Meffalina an pie GCeite fegen fónnte. Sie war die Gemahlin des Feighergigiten
aller Despoten, des ftumpffinnigen Aaudius.
In den faifer=
liden Palaft [ub fie, wie in eine Art von Serail, die DOT:
nehmften Römerinnen ein, wo fie fid) ber fcheußlichften Unzucht Preis geben mußten. Die Münner und Väter, bie fid) bie8 gefallen Tiefen, erbielten Konfulate und Gouvernements gum
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Lohn ihrer Schande. Wollten fie aber nur fufretien und Virginien zu Weibern haben, jo vergalt Meffalina ihre Tugend dur einen Siftbecher oder einen Dolchjtoß. Um ihre Buhler
Dor gefährlichen Folgen qu fidjerm, gebrauchte fie die Autorität
ihres Gemahld. Als fie den Pantomimen Dinefter weder durch Bitten mod) Drohungen bewegen Konnte, thre viehifdye Begierde qu befriedigen, fo ließ fie endlid den ftupiden Sultan
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(8 mar ibr nidt genug, ihre Liebhaber unter den gemeinften Bootéfnedten und unter ben ebrlofeften Gladiatoren
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unb Sdanfpielern ausqufuden, fonbern fie ftrebte aud nad)
als |
[dnugigen Wohnungen ihrer feilen Mitjhweftern, um {id biefen volllommen gleichzufeßen. Iuvenal entwirft hiervon
folgendes fräftige Gemälde.
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auf und triumphirte in vierundzwanzig Stunden fünfund;manzig Mal über fie. Sie bejudte aus grenzenlofer Lüfternheit die
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von Kom ein Dokument, unterzeichnen, worin dem Muefter befoblen murbe, in allen Stitden der Meffalina ju gebordjen,
ber Gbre, bie erfte Heldin ihres Gefdledhts zu fein. Sie nabm nad) Plinius eine Wette mit einer ihrer tapferften Bofen
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„Das war oft das &éjid]al,
meldhes die Mebenbublerin der Unfterbliden, bie Güfarn er erwartete! Kaum hatte der Schlaf die Augen des Klaudiug gefdyloffen, alg Meffalina, den Pflaum des taiferliden Dettes
gegen ein elenbed Lager verfdmihend, von einer eingigen Ber: trauten begleitet, aus dem Palaft entwifdhte. Unter vem Sdupe des Dunkels der Nacht, und unter dem Namen Liziska*) [Hlich fie fid in eine Babdftube, nod) voll von dem [ftinfenben Soualm ‚ der Anzucht. Hier gab mit entblößtem Bufen die von Gold
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[dinumernbe Meffalina den viehifdhen Begierden der Laftträger
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hatte! Indeß fiebfolt fte jeben, ber Dereintritt, unb forbert
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Roms den Leib Preis, ber did), ebler SBrittanifu8, getragen pen gewdhnlidien Lohn ein: und wenn die Stunde fommt, ba
der Herr be8 Ceraif8 feine Buhldirnen fortidyidt, ergrimmt fie über ihn. Olithend, nod) linger zu genießen, ift fie die legte, bie vom Flede weidt, um feinen Augenblid des Se: nuffes yu verlieren. Sie geht enblid) mebr ermiibet als gefattigt (lasanta-sed non satiata abiit.)
Bon ber Lampe durch-
*) Diefen Namen ließ fie nad dem Gebraude aller übrigen 33e-
wohnerinnen der Lupanarien an ihre Thüre fhreiben.
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Jbampft,unb überber befudelt, bringt fie mit bleiden Wangen e$€fcf |
den Dunft bieje8 jdjeufliden SOrt8 auf ba8 Sopifilen des Kaifers zurüd.“
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Au Meffalina beobachtete bie alte römijcdhe Sitte, den Gi:tern Senfmale ju feiligem, bie am glitdfid)e Begebenheiten erinnerten, Sie weihete, wie Plinius erzählt, ihrem Shußgott eicdocc Priapus vierzehn Myrthenkronen, zum Seiden ber Siege, die fie über eben fo viel zu fi eingefabene, junge rdmifde AthNV. t
leten errungen hatte, bie bei aller Kraftfpannung des Amors
das Kampffeld befhämt räumen, und ihr den Ruhm einer linübermunbenen überlaffen mußten, auf den fie ftolzer war, | al8 auf den Titel einer Gemablin des Raifers.
=SeeSfomx—WlowSot Bei der ungebeuren Menge von Liebhabern, welde Mef-
falling bigher ohne Sdœeu und ungeftraft gemedyfelt hatte,
wurde fie endlid, wie Tacitus fagt, des einfadhen Ehebruds fiberdritffig. Cie fatte [djon lüngft den Aberglauben des Kaudius dur die Furcht einer eingebildeten Gefahr, bie feinem Leben drohe, in Schreden gefegt. Sie trieb nun thre
Vermegenbeit fo meit, daß fie thn felbft den Ehecontract unterzeichnen fief, melden fie mit bem vevehelidhten Siliug, einem Godoow eben fo vornehmen, als {Hönen Römer gefhloffen hatte, Sie bermübíte fid) im Ungefidit der ganzen Stadt und wählte Diesu ben Zeitpunkt einer Reife, bie $aubiu8 mad) Sjtia ee madte, Indeß führte biefer legte Bug von Fredheit Dieffav
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linens ploplide Kathaftrophe herbei. Navcify, welder [dou
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lange barnad) geftrebt hatte, den Klaudius allein au beberrfd)en, begab fid nadj Oftia und brachte zwei Beifdlaferinnen des
Raifers dabin, Meffalina anguflagen. Sie mußten thm feine
Cinwilligung in die Heivath mit Silius aus dem fürchterlich» ften Sefichtspunkte darftellen, und ihm fagen, daf er mit Abtretung ber Hand feiner Gemahlin an einen Nebenbuhler, zu:
— gleid) das 9teid) abtreten würde. Dies riff dem alten Sultan "ow€^@®cet
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plöglid die Binde vonden Augen, und er befchloß das Attentat zu beftrafen, was er nit Muth hatte, zu verhindern. In dem Augenblid, ald er bas Tobesurtheil gegen das ehebredyerifdye eib unterfdrieben hatte, floh er in das Lager der Prätorianer, und den ganzen Weg fragte er immer Ängfilih, ob et oder fein Mebenbubler Raifer fei? —
Während fig das Ungemitter über Meffalinens Haupt
zufammenzog, feierte fie ganz forglos, von der Wonne tprerd neuen Sermüblung beraufdt, im faiferfidyen Palaft und den Gürten ber Güfaren das Feft des Gottes ber Weinlefe. Silius mit Cphen befränzt, den Silen vorftelend, und Meffa. Tina mit fliegenden Haaren, ben Thyrfusftab mit bem nadges madten Cdlangenjdmang im ber Hand, waren von einer
Gdjaar vornefmer Subferiunen, bie, mit Häuten von wilden Thieren bedeckt, wie Bacdhanten wild umher rannten, begleitet. Indem alle fid) ben auggelaffenften LBergnitgungen iiberliefen, verbreitete fid) auf einmal das Gerüdt von der Ankunft des
Kaijers. Der Palaft vermandelte fid plöglidh in eine Eindde; alles gerftveute fid, und Meffallina, die jet zum erftenmal exfdrad, entfloh in bie Lufullijden Garten. Narciß kannte die Shwadheit feines Souverains 3u gut, um mit der Bolliehung der Todesurtheile feinen Augenblid
qu féumen. Er ließ Meffalinen und viele ihrer Buhler, felbft pen Minefter, feines Freibriefs ungeachtet, ermorden. Völlerei und Wolluft hatten den Geift des Rlaudius bergeftalt ver-
viehet, daß nichts Spuren in feinem Gehirn gurüdlieB; denn am eben bem Tage, da man ihm den Mord ber Meljalina
gemeldet hatte, fragte er, warum denn die aiferim nidt er fdhiene ?
TacituS meif von biejer unerbbrten Oredjbeit der Meffa{ina feinen andern Grund anzugeben, al8 daß fie die Vermählung mit bem Chebrecher gerade um ber Schande willen begebrt babe, in deren Grôfe der Menfd) in feiner tiefften | Verderbnif eine Art von neuer Wolluft fudyt. —
Die Attentate, melde in biefem Beitalter gegen bie Heiligfeit der Matur begangen wurden, waren jo ungebeuer, man gern an ihrer Wahrheit zweifeln möchte, wenn fie von mehrern glaubmwürdigen Männern wären erzählt und gezeichnet morden, Unter ihrer zahllofen Menge, bie
daß nicht aufs
alle baffelbe fdeufilide Gepräge an der Stirne tragen, wähle ich ba$ abfdyeufide Bachanal, bei weldem Nero prüfibirte, und
meldes fein Ginftfing Gigelin für ihn veranftaltet hatte. Das
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Saftmahl marb im einem-der faiferlihen Gürten gegeben, die Tafel auf, einer von Gold ‚und Elfenbein glänzenden Galeere
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angerichtet, deren Kuderknechte alle juge Ganpmeben waren, und beren Fang burd) ben (Grab ifrer Snfamie beftimmt
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m wurde, Die vornebmften Mômer und Rdmerinnen und bie den berüdjtigften Bubldirnen waren zu bdiefem Fefte eingeladen, ee. diefe mußten nadt in ben [damlofeften Stellungen und Bea Wegungen wetteifern. Männer mußten zufehen, wie ihre ]
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Oattinnen von ifren eigenen SHaven, und Biter, wie ihre Lodyter von Gladiatoren gefhändet wurden. Biele vornehme
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Frauen und Jungfrauen wurben erbrüdt oder gerriffen von
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der Menge der unbändigen Liebhaber aus dem niedrigften Pübel, bie fit ihrer bemidytigen wollten. Nero, der Ber: berbtefte unter bem gangen ab[deuliden Haufen, der nicht mehr wußte, mit welchem QGrüuel er feine itberfattigte Gin Dilbungsfraft reizen follte, vermählte fid) als Weib mit einem Grieden, ber ben Namen Pythagoras führte, Das ganze,
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durch die Meligion des Landes geheiligte Ceremoniel wurde Dabei beobachtet, die Aufpicien wurden zu Kathe gezogen, die Gejidter der Verlobten mit einem Schleier verfüllt, der
SBrautídjag feftgefeßt und gevidtlicy verfidert; das HochzeitDette wurde errichtet, die Fadeln des Hymens angezündet, und er vollzog das Dffentlid unter den Augen der ganzen Welt, wad die Sdambaftigfeit unter dem Schleier der Dunkelheit verbirgt. —
Ginige Sabre nad)fer [piefte ber römijdhe Sardanapel die entgegengejegte 9tolle. Er ließ einen jungen MenfHen, Namens Sporus, fo verftimmeln, al8 ob er ibn weibliden Gejhlehts Machen wollte. Cr febte ihm ein Leibgedinge aus, bebedte thn mit einem bodzeitiiden Sœleier und Beirathete ihn als
Mann, mit allen im faiferliden Haufe gebrändglidhen Feierlichfeiten. Die Heivath gab zu dem Bonmot Gelegenheit: wenn Nerod Bater nur einen Sporus gebeirathet bâtte, fo mürde
die Welt febr gut babel geftanben haben. Keine Art pon viebijder lngudjt lüft fid) benfen, mit weldjer diefed Sdheufal id) nicht bejudelt hatte, Wenn man bem Suetonius glauben darf, fo erfann er eine neue Art unMmenfchlidher Geilheit, von welder man vor ihm feine Sbee
gehabt hatte,
Er fief nämlid junge Leute, beiderlei Ge-
Iclechts, ganz nadt an Pfähle binden, hüllte fid) in bie faut fine8 wilden Thieres ein, und that, als füme er aus einer
Raubhöhle fervor, fiel über feine Scyladtopfer, und fuchte an Uhren Körpern abfheulide Genitffe. Hatte er auf folde Art
feine Brunft gelöfcht, fo befhlof er die Scene damit, daß a fd) feinem freigelaffenen Doriphorus preiß gab; denn mit diefem hatte er fidy, ebenfo mie mit dem Sporus, vermählt; und Sueton fügt hinzu, daß ev, um [eine meiblidje Rolle redjt natürlich zu fpielen, in der Hochzeitnacht die wimmernde Stimme eines Mädchen, dem man Gewalt anthut, nadge-
ahmt habe.
Der Hang zu einer wilden Liebe war war {don wihrend ber bürgeriden Kriege fo unbezähnbar, und bie finabenliebe fo allgemein, daß Horaz von ihrem Genuffe al8 von einem gewöhnlidhen Bergniigen redben burfte; aber diefe Bitgellofigfeit erreichte erft unter den Saifern, die immer die erften waren,
meldje ihre felbft gegebenen Neufchheitsgefeße übertraten, ihre hôdfte Stufe. Nachdem Tiberins, Raligula, Nero, Domitian, Sommodus und Heliogabalug eine Ehre darin fud)ten, fid in Erfindungen und Zurüftungen der Wolluft zu übertreffem, fo | bradjen die ungebeuerften Lafter in allen Ständen aus, und die grôfiten Gräuel murden Bffentlid) ungeftraft veritht., —
Die vornehmiten Manner und Iünglinge fHeneten fid) nicht, gleich bem Nero und Heliogabalus, mit ihrem Geliebten und Tiebfabern fid) Dffentlid) an vermählen, und ihre fHänd-
liqjen Verbindungen durch fürmlide Chepacten zu befeftigen. Bablreide Schaaren weibifder Knaben unb Qünglinge, bie |
man nad) Nationen, Farbe, Haaren, Fähigkeit und Beftimmung abfheilte, gehörten zum ftandesmäßigen Aufwand eines großen
Haufes, Diefe glätteten ihren Leib, [Hmldten, {Hminkten und fleideten fid) nad) Art der Frauen und wurden von befondern
Vehrern unterrichtet, wie fie gleid) Weibern gehen, reden, fingen, fid geberden, und Befonders Augen, Hals und Hände bewegen follten. Die menjdn[dünberi[de Lüfternheit der vornehmen Wollüftlinge ging fo weit, daß fie unmitndige Kinder beiderlet Sefdhleht8 zur Büßung ihrer viehifden Lifte mifbrauditen. Diefer Grüuel [dien felbft bem Domitian fo entfeblih, daß er ihn, fo wie aud) bag Verftitmmeln von Anaben unterfagte ; aber beide Verbote wurden gleich wenig befolgt. —
Man findet bei mehrern Schriftftellern fo jdhenflide Semälde von der Corruption der Wollüftlinge, daß man fid)
iheuen muß, fie in unferer Sprache zu erzählen. So dilbert Cnefa 3. DB. die Neppigkeit des reihen Hoftius, der fih Ver-
—
55
grBferungSjpiegel Dediente, um mäbrend dem molliftigen Untgang mit Männern und Weibern die Gefdledhtstheile unb
Convulfionen in einer vergrößerten Geftalt ju erbliden. Es ift ferner unglaublid), was eben diefer Schriftfteller von den Unfläthereien der Natalis und des Bitrgermeifters Mamertus |
Staurns erzählt. Die Weiber waven fo jhamlos, daf fie ft nadend mit ben Qedtern in Sffentliden Kampf einliefjen. Juvenal fagt, fie mürem [o geffeibet gemefen, bag man fie auf feine andere Art von ben übrigen männlichen Fecdhtern hätte
unter[deiben fönnen, als dadurch, daß fie endlid) den Saphinm (ovalen Nacdttopf) genommen Hätten. Die Mädchen wurden fo früh entweiht, daß fie fid) gar nicht entfinnen fonnten, jemals eine Jungfer gewefen zu fein *), unb felten, Jagt Invenal, war in Rom ein Mädchen, das nidt
mit [o efeffaften Kranfheiten behaftet gewefen wäre, daß felbft
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der Bater vor ihren RKitffen fid) jdeuen mufte. Die vornehmften 9ibmerinnen ließen fid) bei den Webilen als Sffentlide Bubhlfdyweftern einfdreiben, um die Strafe zu vermeiden, welde bas Iulijhe SGefeg auf den Chebruch gelet hatte,
;
Um befto fünger ihre jugenbfide Schönheit zu erhalten, vermieden fie Sdwangerjdaften und Niederkunften fo viel als Möglich, ober wenn ibnen bie8 mif[ang, fo ließen fie Häufig die empfangene Frucht in ihrem Sdoofe tddten. Sehnte fid) ein Chemann nad) einem Grben, fo fitellte fid) feine Frau
L| |
idwanger an, und jdhob dem betvogenen Bater ein von armen
Cltern erfauftes Rind unter.
Diefer Abfdjen vor Schwanger:
{daft wurde fo allgemein, daß die Heivathen mit Berfdnittenen ent
jo Häufig und jo erlaukt, als im Orient waren.
Plinius be-
richtet, Die Hermaphroditen wären zu feiner Beit fehr gefudyt
worden,
feujdbeit mar mehr ein Vormurf als Chebruch eine Schande. ez
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Man Geirathete nur, um durden Mann die Lieb-
*) Beim Petron wird von Quartilla, einer Priefterin des Priapus, ber junge Giton aufgefordert, der Jiebenjährigen Pannychis den Gürtel 3u Iôfen. Hierbei erwähnt die Quartila Has Spriidhwort: quae tulerit vitulum, illa potest et tollere taurum. (Gin Mädœen, das guerft ein Kälbdhen hat getragen, Fann nad) und nad) es aud) mit einem Ochfen
wager.)
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haber su reizen, und diejenige, die nicht wußte, daß die Che weiter nidjts, als ein ununterbrodener Gpebrud) fei, wurde a[8 ungeniefbar und Leer von aller Renntnif der jdônen Welt
angejeben. Juvenal vergleidht die rdmifdhen Eheherrn mit den Graeémüden, bie nad) 9[viftotele8 bie oom Gudud in ifr Neft gelegten Cier ausbrüten, und die Brut alg die ihrige erziehen. Eine Dame, die fid nur mit einigen Liebhabern begnitgte, und nicht damit alle Tage, ja alle Stunden wedfeln fonnte, wurde für elend und bâflid gehalten. „Der wird,“ fagt Genefa an einer andern Stelle, „für einen ungefchliffenen Dauer und Abglinftigen gehalten, und ift den Damen ein Greuel, wer feiner Ehefrau verbietet, fid) in einer andern
Tracht, weldhe den Augen nichts verbirgt, auf offnem SBafanfen »on ben [dbnften Offaben austragen su laffen. Wer fidy nicht durd) eine Maitreffe over Buhlidaft mit der Frau eines ans bert Manned einen Namen madyt, den falten uitfere Damen
für niederträchtig, für einen Menfden, defen Begierden niebrigen Sdmut verraten, unb ber für Stlavinnen gut genug
iff. Die Berlobung gefdhieht nad) der Mode burd) Ehebrudy. Man verabredet exit Wittwenfdjaft, und fo giebts feine Heim-
führung ohne Entführung.“
Wenn eine Frau nicht gern einen Theil ihres Heirathsguis einblifen wollte, oder Schwierigfeiten bei der Chefheidung
flicdytete, fo nahn fie ihre Zuflucht zu heimlidyer Bergiftung,
momit die Rdmerinnen ihre Manner eben fo häufig als ibre Sinber aus der Welt fdafiten. Manche Cheleute afen be8-
wegen nie mit einander, weil jede Parthei fürchtete, daß bie andere ihr guporfonmen mbdte. Die Nachfidht der Manner gegen ihre ausidymeifenben JOeiber mar eine natitrlide Folge der Gefegoerjafjung unb ihrer eigenen Sittenlofigfeit. Wenn die Männer von einer
Neife zu Haufe famen, pflegten fie ihre Ankunft erft durch einen. Abgeordneten melden au laffen, damit fte ihre Weiber
nit überrajden mBdjten.
alba fchlief aus SGefälligfeit ein,
alg ev bas Liebäugeln zwifhen feiner Gemablin und dem MEcena8 merftes und als ein Sflave bie auf dem Zifdhe befind-
Tiden Gefüfe antaftete, jagte er, fiebft bu nidt, baf id) nur dem Macena8 qu Liebe fahlafe ?
Aber felbft die unbegrenzte Sahl von Viebhabern, ber
—
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beftinbige Wedyfel von Ehebredjern befriedigte bie geile Ueppig-
feit der Römerinnen nicht,
Sie entbraunten von eben ben
unnatürfiden ?üften, bie von jeher in den morgenländifhen Sarem8 gebervid)t unb feiber Düufig genug in den europäifchen
weiblidyen Klöftern gebt werden. Die Zahl der feilen Madden und Pathiker*) vermehrte
fid unter den Kaifern immer mehr, und die Grenel wollitftiger
Audjdweifungen erveiditen unter dem Kommodus, Heliogabalug unb bem Alexander Severus ibre bidfte Stufe. Kommodus
begnügte fid nicht bamit, gfeid) bem Raligula, feine Shmefteru erft zu entebren, unb bann gu tbbten, und alle Frauen und
Sungfrauen, die thm gefielen, zu fhänden, fondern er untere hielt einen Harem von 300 S8eijdjfüferinnen unb eben [o piefen -
]douen fnaben. Es war ihm nicht genug, alles das zu fete ben unb zu ihun, was damals die ruchlofeften Wolüftlinge tbaten unb Kitten, fondern er wollte auch, daß alles disfes das
ganze Bolt wiffe.
Er zeigte fih bafer Bffentlid) in weiblichen
Kleidern, ließ bei einem Triumph feinen Liebhaber, den er zu
miederholtenmalen liebfofete, Dinter fid) auf ben TriumphWo
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wagen fteigen, und befahl, daß alles diefe8 in die Sffentlidhen Sabrbider eingetragen merbe. Delingabalug wollte alle feine Vorgänger an Schandthaten, und am meiften durch die unglaubliche Unver{dyamtheit übertreffen, womit ev alle feine Lüfte ung Lafter zu öffentlicher
Schau trug. Er legte fidy den Titel eines Pontifer Maximus bei, und verheirathete fid) mit ciner veftalifden. Sungfrau, um, wie er fagte, göttlide Kinder zu zeugen. Er verftieß fie aber bald wieder, und nahm den Staven Hierofles, einen Gubr-
mannsfnecht, zum Ehemann.
Er machte fi eine Chre daraus,
wenn man fagte, er mûre gefdyinbet worden; daher bot er
fid, nad Art der lieberlihften Megen, Sffentlich feil, unb rübmte fid), bag er viel Geld dadurch verdiene, Hierokles
mufte biefe Untrene mit Scheltworten unb Schlägen an thm rächen, weil, wie er fagte, feine ehelihe Liebe zu ihm Dadurch bon neuen gereizt mürde,
Sein
ganzer Hof
beftand aus
Gfenben, bie vorber auf bem Theater oder auf dem Cirkus, *) Die Pathifer, aud) Ginübier genannt, maren bie Sünglinge, bie fmabenjdünberei mit fid) treiben lieben, unb fid) burd) Glüttung unb Süeid)madjung der Haut dazu vorbereiteten,
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ober auf der Arena geglänzt, und die fid) ibm burd) gemiffe fidtbare Maturgaben empfohlen hatten. Gr verkaufte und ver[denfte alle Ehrenftellen und Provinzen an die nidtérirbigften Buben, unb fatte fogar die 9(bfit, bie erfte unb
wichtigfte Würde, die Bräfectur der Stadt, mit Hurenmirthen ut befepen. Gr fragte mit fdamíofem unb fpottenbem Muth willen die ehrwirdigften Greife, ob fie in ihrer Jugend alles
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bad gethan hätten, was er thue, und wenn Semand errôthete, Tief er lädelnd aus: Erubuit, salva res est.
Die Römer unb
felbft die, melde fid) Philofophen nannten, marem fflavifd) ges Hug, fid) mie meibifde Weichlinge zu Heiden und zu jdimiden, um bie Gnade des Raifers zu erlangen. Er ließ fid nicht los, wie Nero, Königin unb Frau nennen, [onberm er trug weibliche Kleider und Pub, fpann und wünfchte durch Hülfe
COe
. ber $uuft in ein. Weib umgefdjaffen au werben.
Sehr oft ließ er alle Öffentliche. Weibsperfonen aus ber ‘ganzen Stadt zufammenfommen, lprad mit ihnen von allen
Öcheimnifjen ihrer Sunft, unb rebete fie als feine Mitftreiterinnen mit eben bem Worte, nämlich Commilitones an, womit
die Feldherrn ihre Heere und Krieger anrebeten. Diefes Cdjeufal be8 Thrones und des Menjdyengefdyledhts fudyte, wie Sacitu8 vom ber Meffalina fagt, in der bodften Cdanbe bie größte Chre.
—
Gr mar in feinem adtsebnten Sabre, als er von feinen
Soldaten ermordet, nadt über die Straßen geld)feppt unb in die Tiber geworfen wurde.
|
Durd) die üppige Lebensart ber Grofen, melde die Ge ringern überall nadyahmten, janf ber große Haufen in die
fdimpilichite Faulheit. Durch Arbeiten den Körper abhärten, den Muth ftählen, bem Seifte Ordnung angewöhnen, war nit. mehr die Sache des gemeinen Römers; man wollte jeßt
ohne alle Mühe gewinnen. Daher die viden Hurenmivthfdhaften, Ruppelei und Dienfileiftungen für Roms üftfinge. —. SObgleid) Alexander Severus eine Menge Dffentlider DBublerinnen aus Italien weggefdafit hatte, fo war ibre 9[n80b bod) nod) fo aufebnlid, bafj ev au8 bem fiopfgelbe, bag fie erlegen mußten, alle jum Sffentlidhen Vergnügen des Volts beftimmten Gebäude Konnte erneuern laffen.
Der Ergiebigkeit biefer Finanzquelle Wegen muften alle
Tuer
=.
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jentliden Bublerinnen bet den Aedilen (Polizetauffehern) fich i[dreiben faffen. (8 turbe ifnen ein Buhlhaug angemiefen. ShrName und der Preis ihres Genuffes wurde an bie Thiire
aaE]threr Wolhnung gefdyrieben. Aud) jah man oft ihr Bilbnif Pavan hängen.
Hatten fie einen Liebhaber bei fidy, fo las
Wan an ber &biür: aceupata est, b. f. fie ift in Befchlag geWommen. Irteben fie ihr Gewerbe ohne polizeilide Erlanb-
nif und liefen fid) ertappen, fo wurden fie hart beftraft.
Die
gemeine Kaffe wohnte gewöhnlich an den Ufern der Tiber und anderen abgelegenen Dertern der Stadt. Nad) bem Namen diefer Derter wurden fie benannt: Summoenianae, bie unter
den Ringmauern wohnenden; Alicariae, die ihren. Erwerb in der Gegend der Stampfmühlen judten ; Bustuariae moechae, bie an den Brandftätten und Gräben ftanben; Suburranae, diefe wohnten an einem großen freien Plat in Rom, dem gewe rbjamften und gemidtigeollera Theil ber Stadt; er mar mit vielen fupanarien umgeben? Startial nennt beren Be-
Toobnerinnen suburranae magistrae. Cie fiefen ferner Prostibulae, Prosedae, weil fie zuweilen vor einem Stall jafen ; Nonariae, weil die neunte Stunde zum Baden und zur Reinigung des Körpers beftimmt war, und ehe diefes gefdyeben war,
fie.fid nicht fehen laffen burften. Sm verüdjtliden Tone nannte mam fie aud) Scranciae, Blitidae, Diobolares, Diobo-
laria scordilla, bie zwei Ubolen, nad) unferem Gelde Gin
Grofden, fefteten.
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Unter den der Venus gebeiligten Feften maren die Aphrodifien und Floralien für die Küfternen Weiber unb Buslerinnen
fehr widtig, bei deren Feier fie fid, der Religion zu Ehren, der abfdeulidhften Ungudt itberlieen. Man tanzte nadt nad) Hürnern, und fudte dur Wort und Mimit alles auszudrücken, wa8 bie geile Lüfternheit der Gefhledhtsluft zu erregen vermag. Die Verfdynittenen fpielten bei den rômifdhen Damen feine
unbedeutende Rolle, und Iuvenal fagt: „Weiber wohl giebts, bie feige Verfdhnittene und weidlide Küffe immer ergögen: «ud find fie im Umgange mit ihnen ber Abtreibungsmittel überhoben (abortivo non est opus).“
Die Liebestränke waren
fehr gewöhnlidh, und die theffalifdhen Weiber, die fih in An-
fertigung Derfelben bejonber8 berühmt gemadyt hatten, vers fauften fofde Bffentlid) an Frauen und Buhlerinnen, welche
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49
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bie Hise ihrer Satten reizen oder entnervten 2Büftfing: fünfiidje8 Feuer geben, ober flüchtige Liebhaber feffeln wollter Der frühe Tod des berühmten Dichter Lufrez mird von allen
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feinen Bivgraphen einem Meizmittel jugefdricben, das er aus
der Hand feiner Geliebten Lucilia erhielt. Jubenal jdjibert bie rafenbe Geifbeit, mogu 98olluft und
Wein bei dem Fefte der Bona Dea*) die Weiber hinriffen.. Sie trieben eine bäflide Art von Unzucht mit dem Munde, tranfen aus Pofalen, Die mie grofe männlide Glieber ges | ftaltet, ritten auf einander 2c.; und wenn ihnen der Sennß
mit weibliden Ween nicht mehr genügte, fo warfen fie fih ; in die Arme junger Männer, Sfaven, Wafferträger, die ald Sängerinnen verkleidet waren, und menn e8 am alfen biejen fehlte — clunem submittit asello. Œigentlid) follten bei dem
Qefte ber 3Bona SDea feine My, pner augelaffen werden.
Publius
Klaudius, deffen fhône Sdhr„er Cäfar gefhändet hatte, räcte
Diefen Sdimpf, indem er fid) als Harfenfpielerin verkleidet in den Palaft des Güfav8 fid), wo das Feft gefeiert murbe, unb bier Güjar8 Gemahlin eben das that, mas diefer feiner |
Schmefter gethan hatte,
Die objcednen Ausdrücke erissare, fellare, fricare, irrumare, |
weldye mir beim Martial finden, verfündigen, mie weit die Römer und Römerinnen die Unzucht getrieben haben. Wüßten mit ba8 lingíaubfid)e, ba8 llebertriebene nur von Einem
Cdriftfteller, fo fünnten mir e8 für eine gallfiidtige VBerlenm- | dung des Seitalter8 baften; aber wenn ung fo viefe glaube
bafte, gum Theil gleichzeitige Männer, Cicero, Horaz, Juvenal, Perfius, Martial, Sueton, Tacitus, Cenefa, $i» Gajfiu8, Pliniug und Petron, bie lbereinftimmenbften Zeugniffe aufbe= halten, fo Haben wir feinen Grund, an bem [deufliden Gittenverberbnify der Römer zu zweifeln.
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*) Man nannte fie Bona Dea, weil ber eigentlide Name diefer Wefen zeugenden Sottheit ein Gebeimnif war.
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unter den Bölkern des Mittelalters,
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‚Dbaleid die Franken fid) weniger mit den itbermundenen
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Nömern vermifcdhten, alg die Wandalen und Gothen, und ge-
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nauer mit ihrem alten Baterlande verbunden blieben und aus
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biefem beut{de Krieger, Frauen und Jungfrauen erhielten, [o waren bod) Ehebrud), Bielmeiberet und Concubinat, Raubfucht
utbe,
und Meudyelmord, Treulofigkeit, Böllerei und Schhmwelgerei die gemeinften Lafter aller Stände, Sejhledhter und Alter. Die
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einer
blutgierigften Ungeheuer von Königen beherrfdhten und vernidy teten biefe8 Volt,
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enal, fins, ufbe=
iden
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Chlotar, einer von den wolliiftigen SBhnen ded granfamen Chlodowig, liebte unter feinen Weibern oder Beifdyliferinnen die Gugunde am meiften. Sie bat ihren SGemahl, daß er
doch ihre Schwefter Aregunde mit einen titdtigen Manne verbinden möchte. Chlotar verfprachs ihr und reifte Geimlid) auf das Landgut, mo die Aregunde wohnte. Er fand Wohlgefallen an ber Jungfrau und hHeirathete fie auf der Stelle.
MAS er
wieder zu feiner Gemahlin zurüdgefehrt war, fagte er zu ihr: Sd) babe bie Bitte erfüllt, welde du, meine Liebe, an mic gethan haft, und deiner Sdywefter einen veiden und flugen Semahl ausgefucht. Aber id) fonnte feinen finden, der beffer
gewefen märe, als id) felbft.” Wiffe alfo, daß ich fie ju meiner biefer
Gemabfin genommen habe, und id) hoffe, baf bu nid)t8 bamiber haben merdeft. Was meinem Herzen wohlgefällt, fagte Die idíaue Syugunbe, ba8 fann man mit Redt thun, Nur bitte
id, daß deine Magd fernerfin die Gnade des Königs genieße, Ehilperid) fatte fdjon ein Serail, und in demfelben die berüchtigte Fredegunde. Er mar treulos genug, die Schwefter ver fdbnen Brunehild, die Glaffunita, unter dem Berfprechen
ES Deed
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qu beivathen, feine Beifhläferinnen abgufdhafen. Allein er hielt fein Wort nicht, und da er feine neue Gemablin und die Fre=
begonbe nicht mit einander vereinigen Konnte, fo wurde bie
Glaffunita erdroffelt.
Gredegunde, Regundis, Brunehild und andere Frauen und
Töchter der FränkijHen Könige, Herzöge, Grafen und Herren waren die fdamlofeften und gugleid) die blutgierigiten und un:
rem
menfhlidhften Weiber gegen ihre Gatten, Kinder, Nebenbublerinnen, Seiftlide und Laien, und fheuten nichts, wenn fie ihrer Rade Opfer bringen wollten. Die BijhHdfe und Priefter, Mönde und Nonnen lebten in eben der Böllerei und Lafter-
baftigfeit, mie die Laien. Die Diener der Gottheit, fagt Gregor, bradyten die meiften Nächte mit Trinfen und Schmaufen qu. Wenn fie endlid) von
Wein und Müdigkeit überwältigt wurden, jo {dyliefen fie auf meiden Betten und in den Armen ihrer Buhlerinnen bis in die dritte Stunde des Tages, erfrifhten fid duvd) ein Bad
unb febten fid zu ijdje. Die Nonnen in Poitou empürten fid) gegen ihre Aebtiffin, begabeu fid) i bie Kirche des heiligen Hilarius, verfammelten alle Diebe, Räuber, Mörder und Ehebredier um fid) Der, drangen mit diefen in ihr Klofter ein, und führten ihre Yebtiffin nadt, als einen Gegenftanb bes bffentliden Spottes, umber. Die heiligen Biter fuchten diefe wilden Empbrerinnen zu beruhigen, madten aber bald die Entdedung, daß ibve fene
iden Sunmelsthbdter fid) meiften8 in gefegneten Leibesumftänden befanden.
Die Kapitularien der fränkifhen Könige find eben fo viele
Denfmale- der Qafterfaftigleit ihrer Vôlfer. Man findet darin eine Menge von neuen Verbrechen, die man vergeblich in ben
Calijden und Ripuarifden Gejegen fucht; eine Menge von Strafen gegen die ungeheure Sügellefigfeit der Domherren, Mände und Nonnen, deren Böllerei, Liederlichkeit und Habfucht mit fürdterlidjen Farben gefhilbert werden, die überzeugend bemeijen, bafj keine Sünde des Fleifjches unter den ausgearteteren Römern verlibt worden ift, deren fid nidt aud) bie
Sranfen jdufbig madten. eine fdyredlihe Nadridt zu Ohren gefomumen, bie wir nicht
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ofne Cdjauber unb 9[bidyeu mieberbofen fónnen, bag febr viele
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Monde in Unzucdt und andern Unreinigfeiten, ja fogar in unnatlrliden Sünden betroffen worden. Wir unterfagen diefes auf das ernftlichfte, und madjen Hiermit bekannt, daß wir Dies jenigen Mönche, die fich olden Fletfdhesjiinden itberlaffen mere ben, [o fat ftrafeu wollen, daß es feinem Chriften in den Sinn fommen wird, fid auf eine dhnliche Art qu vergehen. Wir
gebieten gugletd), daß Mönde nicht mehr, wie bisher, außer ihren Möftern umherfhwärmen, und Slofterfrauen fid) nicht mer ber lingud)t unb SBlferei ergeben follen. Wir dulden es
nicht mehr, daß fie Hurer, Diebe, Mörder ze. feien, daß fie
fGmelgerifhe Fefte feiern und unzlichtige Gefänge fingen. Priefter follen nicht mehr in allen WirthHshäufern und auf allen Märkten umherlaufen, um Weiber und Töchter zu verführen 20.
Unter Ludwig dem Frommen und deffen Söhnen ftieg das Glend und die Sittenverderbnif des gemeinen Bolfs und die
Berritttung des fränkifhen Reichs, in VBerhältniß mit den Oe-
mwaltthätigfeiten und Laftern der Bornehmen, fowohl geiftlihen als weltliden Standes, auf den höchften Orad. Meuchelmorde, Gfebrüdje und Berlepungen der jungfränliden Ehre, Bielweibevei und Konfubinat 2c. waren unter Perfonen von Der
föniglidjen Familie bis zum niedvigften Pobel gleid) häufig. Die gewöhnlichen Fragen der Beichtväter waren: ob nicht der
Beichtende jemanden umgebracht, einen [foljden Gib ge[d)moren |
ober Gfebrud) begaugen ac. habe?
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GCiünberinnen erfunbigten fie fi), ob fie fi), ob fie nit ein
Und bei den weiblichen
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Kind umgebracht hätten? 2C.
Der König Lothar, um von feiner Gemahlin getrennt und mit der Waldrada wieder vereint zu werden, wandte fid) au
Ginthern, Erzbifhof von Köln, und verfprad) feine Nichte zu heirathen, wenn er ihn von der Thietberga befreien würde. | Günther fand fih fehr bereitwillig hierzu und zog andere Bi| (dbfe unb vornefme Geijfide in fein Juterefle. Er berief
hierauf eine Synode nad) Meg jufammen unb flagte bie IE nigin Bffentfid) vieler großen Berbredyen, und unter andern einer mit ihrem eigenen Bruder begangenen und von ihr felbit eingeftandenen Blutfdjande, an. Auf diefe einfeitige Anflage wurde die unverbôrte unb unjdulbige fbnigim [ogleid) buvd) pie verjammelten Bijddfe von ihrem Gemabl getrennt. Bald
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hierauf bewies Lothar auf einem abermaligen Goncilium zu Regensburg den heiligen Vätern, daß er fein jugendlides, à feurige8 Blut nicht bezähmen fönne, und daß man ihm erlauben möchte, wieder zu heivathen. Die Mitglieder der Synode antmorteten, baf fie ibrem glorreiden König wegen feiner Be{qüßung der Kirche 2c. um defto weniger eine zweite Heirath -
verfagen fdunten, da Der Apoftel* felbft gefagt habe: daß es beffer fei, au beirathen, al8 Brunft zu leiden. AS nun Giin-
ther bem König die verfprodhene Nichte als Gemahlin zufchidte, fo hatte Lothar die Unverfhämtheit, der Betrogenen ihre Chre | zu rauben, und fie dann unter allgemeinem Gelüdjter bem er-
bitterten Oheim zurücdzufenden. Er nabm dagegen die Walrada zur Semablin, Bon diefem einzigen Zug kann man leicht auf den Zuftand der Sitten der übrigen Söhne Ludwigs ded From: men fdliefen. Co wie die Despoten de8 Morgenlandes Banden von
Tänzerinnen unterhielten, fo waren um die abendländifd)en
Könige ganze Haufen von BHffentlidyen Weibsperfonen perjammelt, die unter befondern Marfhällen ftanden. Diefe folgten Den Künigen auf Heeresziigen, und e8 fanden fid) unter anbern
in dem Lager eines franzöfijdjen Königs fünfzehnhundert Perfonen biefer Gattung, deren Sdymud von einem unfdätharen Werth mar, unb bie nidjt meniger prüdjtig, al8 bie vornebute ften Damen des Hofg geffeibet, (id) unter biefe fefbft Eei Bffente lidjen Feierlidyfeiten mi[d)ten, unb die Königin einft verführten, daß fie einer foldjen Weibsperjon, bie fie für eine vornehme Dame hielt, den Kuß des Friedens, wie den edlen Frauen und
Sungfrauen, gab.
Ungleid) verborbener waren im zehnten Jahrhundert die
Sitten in Italien.
Die Lafter und Ranfe ber italienidjen
Könige, die Cdjamfofigfeit ber vornehmften Fürftinnen überfteigt allen. Gíauben.
Der Papft Johannes, den Otto der Große
nadber entfetste, murde dur bie Künfte der Theodora, feiner Dublfimefter — ein wirdiges Segenftüd zu Meffalina — erft
Erzbifdhof von Ravenna und dann das Haupt der Chriftenheit.
Die beiden Töchter diefer Theodora, bie eine Zeit lang Kom beberr[d)te, traten ganz in die Fuftapfen ihrer Mutter, und eine berfelben zeugte mit bem Papft Sergius den nadberigen Papft Johannes; der Liebhaber der Theodora ward angeklagt,
daß er den heiligen Palaft in ein Hurenhaus vermandelt, daß ex Gfebrudy, Blutfhande und andere Grenel der Unzucht getvieben, daß er geiftlide Würden verkauft und Priefter in Pferbeftallen orbinivt babe. — Einige Jahre vorher erwarb fid) bie
Wittwe des Markgrafen Adalbert, gleich einer unumfdränften Beherrfherin, einen mächtigen Einfluß in ganz Italien blos dadurch, bafj fie fid) nidjt nur allen Fürften und Herren, [pne bern aud) allen Gemeinen, die nur von einiger Bedeutung waren, preió gab. — Der König Hugo hatte neben feiner
Gemahlin eine Menge Beifchläferinnen, unter weldhen er die
Bezola, die Roja und Stephania fo vorgliglid) liebte, daß er bic erfte mit dem Namen Venus, bie anbere Juno und die
dritte Semele belegte. Aber weit gefehlt, daß die Maitreffen fi) mit ihrem SGebieter allein befriedigt hätten, überließen fte fid) einem jeden, ber fle um ihren Genuf an|prad. — Der
Bapft Sixtus IV. im fünfzehnten Jahrhundert mar der erfte Quppler in Rom. Gr ließ auf feine Koften ein nobles Bordell bauen. Seve Bewohnerin, die fidarin den Umarmungen der
Männer preis gab, mußte möchentlid) eine gewiffe Summe bez zahlen, wodurd die Einkünfte des Papftes jährlid um zwanzig:
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taufend Dufkaten vermehrt wurden. Sirius war ein fo unge: Heures Scheufal der Menfdheit, daß er unter bte Bitt{dyrift “der Familie des Kardinals St. Lucia, melde um die Erlaubnif anfudyte, mäbrend den heißen Sommermonaten Suni, Jult und Auguft Sodomie treiben qu Dürfen, um die durch den gewöhn-
fiden Genuf in diefer Jahreszeit abgeftumpften Sinne zu reizen, ohne Bedenken fein Fiat, wie gebeten, fqrieb. Der Poet Mantuan läßt ihm in der Hölle dur den Teufel fagen, daß ihn weder feine Papfimüte, nod fein fables Haupt hindern mirben, ihm den verdienten Lohn für feine viehifchen Lüfte, worin er fid Tag und Nacht Herumgewälzt fatte, zu bezahlen, Man erinnere fid) an einen Ludwig Sforza, einen Papit Alexander VI. und defjen Baftard Cäfjfar Boriga, an die beiden Aragonefen Ferdinand und Alphonfus von Neapel, oder man lefe das
{marge Regifter der unmenfdlidyen Berbred)en biefer gefrbnten lingefeuer, die nit blos jur Süfung ibver viefijden ifte fid) ber Weiber und Töchter ihrer Unterthanen und Bajallen
bemächtigten, fonbern bdiefen aud) ihr Vermögen und Leben raubten , fo wird man von der tiefen Qafterhaftigfeit Der Jta-
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liener in diefen Fabrbunderten das fhauderbaftefte Gemälde vor fid) fehen, bie fid) von der Berdorbenbeit der übrigen euro-
paifdyen BSölfer nicht blos dadurch auszeidhnete, Daf fie größer und allgemeiner, fondern daf fie auf Grundfäte der Religion unb ber Ctaatéfunft gebaut war. Die unnatiürliden Litfte der Snabentiebe maren fo allgemein, daf der Kardinal de la Caffa in ber lebten Hälfte des fedy8zehnten Jahrhunderts ein Lob- :
gedicht auf diefes die Menfchheit entehrende Lafter herausgab,
Die Sachfen wurden zwar fpiter als ihre übrigen beut[den Srüber von den fräntifden Königen bezwungen, daher | aud) [päter als diefe verdorben.; aber fon im Anfange des elften Jahrhunderts mar mit den übrigen Tugenden auch die Keufhheit, welde der Heilige Bonifacius fo fehr an den Sachfen
gepriefen hatte, von ihnen entflohen. „Die Weiber“, fagt Ditmar, „zeigen ihren Liebhabern alles Öffentlich, mas an ihnen
feil ift.
Da eine foldje unziemliche Art, fid zu fleiden, bem
Herrn. ein Greuel ift und bem ganzen Zeitalter zur Schande
gereicht, fo gehen nichts defto weniger jene {dyamlofen Weiber bem ganzen Bolfe yur Shan umber, den Tugendhaften zum Hohn und den Bidfen jum Beifpiel.“ Adam fagte von den
Einwohnern in Bremen, fie befleden die Defftage durd) Unsudt. Chebritdre, Blutihande und andere 1dünblide Lüfte find unter ihnen fo allgemein, daß fie von Niemand getadelt werden. Die meiften, fabrt er fort, haben zwei, Drei oder unzählige Weiber und Detfdhläferinnen. Wenn ihr Bijhof Adalbert über ihre
Rafter eiferte, [o befadjte man feinen heiligen Eifer; daher befdjfoB biefer, einem folden halsftarrigen Bolf Baum und Sebiß in das Maul zu legen, und nahm ihnen bei der erften
Öelegenheit ihr ganzes Vermögen, und begleitete diefen Raub mit bem Dobnfaden, bafi ber Berluft ihrer Güter zur 9teinigung von ihren Sünden diene. Die Vügte diefes 3Bijdyofe
befolgten diefes Beifpiel ihres Herrn uneingejdrinft und überjHritten in RKanuben und Plündern alles Maaß und Ziel. —
Unter Philipp IL, Kbnig von Uranfreid), zeichneten fid) im gefobten Panbe die jungen Krieger, melde bie Leibwadje bes
KönigS ausmachten, nod) mehr dure ihre Ausgelaffenheit als burd) ihre Tapferfeit aus. Ihr Name, 9tibanb8 oder Ribaldi, urbe bald der Name aller derer, welde fid Den grôbften und
fdyimpflicdyften Ausfdweifungen überließen. Das Haupt diefer
Ribaubs, welded ben Titel Roi de Ribauds führte, hatte die Auffidt über die andern, und ertheilte die Erlaubnif ju allen Arten von Spielen, die am Hofe gefpielt wurden; Cr erhielt. von allen Logis de Bourdeaux et des femmes bourdelières mb
dhentlid) zwei Sols, und jede Chebrecherin mußte ihm fünf Sols bezahlen, Der Name diefed Amtes wurde unter Karl VIL unterdrüct, das Amt aber fefbft dauerte unter dem Titel Hes Grand Prévot de l'hótel aud) in ber Folge nod) fort. — In
England waren die Sitten im zwölften Jahrhundert nicht beffer al& in dem Übrigen Europa.
Heinrich I. und IL. und .
9tidarb I. lebten gleid) ihren übrigen fürftlidhen Zeitgenoffen in einer offenbaren Bielweiberei, und Hatten mehr natürliche als vechtmäßige Söhne und Zöchter. Der eben fo fdjwadje a8 bösartige Johann raubte dem Grafen de [a Marche feine vere ewwo9t9m^wAOD)ecx [obte und {hon itbergebene Braut Jfabella, unb vevmübtte fid)
IENCT
mit ihr, ungeachtet feine eigene Gemahlin nod) lebte.
Als
Heinrich II. verlangte, daß ein Geiftlicher, der bie Tochter eines Chelmanns gefdyinbet und den Vater ermordet Hatte, dem melt-
KARSunc.mea
[iden 9[vm ausgeliefert werben follte, fo weigerte fich der Erzbifdjof Betfet, bdiefed qu thun, weil er ben Verbredier {don
durch EntfeBung geftraft habe, und ein Sdulbiger wegen deffel= ben Verbrechens nicht zweimal geftraft werden Bune. Eduard IV. lebte in ununterbrodjener Ueppigleit und auf die vertrautefte Art mit Londoner Franen und Jungfrauen, bei denen ihn jdhon feine Schönheit und Galanterie ohne bie fbniglide 28üvbe ene
violen haben mürden.
Im dreizehnten und vierzehnten Sahrhundert war in ganz
Europa die Sittenverderbniß am größten. Obgleid) Ludwig der Heilige feine Tugend höher fhägte ald die Keufhheit, und feinen Rriegern und Dienern hei Berluft ihrer Stellen unterfagte, Bordelle und Spielhäufer zu befuchen, und nicht geftatten
wollte, Sffentlide Weibsperfonen in’ Privathäufern aufzunehmen, fo mußte er Doch auf feinem heiligen Kreuzzuge die Kränkfung erfahren, daß mehrere feiner Hoflente nabe an dem KMniglidhen
Belte Bordelle anlegten, und geringe und vornehme Weiber jdhAndeten. Sm Sahre 1314 wurden die Gemahlinnen der drei Söhne
Philipps des Schönen auf einmal Chebrud)s wegen angeklagt. Zwei. derfelben wurden Bffentlid) vor dem Parlamente ihres
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Verbrechens überführt und zu einem ewigen Gefängniffie bere Dammt.
Die dritte ward zwar von ihrem Gemahl für un:
fhuldig erflärt, allein die Nation glaubte, daf Gnade dem Recht vorgegangen fei. Auch Karls VI. Gemahlin lebte mit bem Herzoge von Orleans. in einem Bffentliden Chebruch, ber um jo |dünblider unb empürenber war, da die Künigin die
erpreßten Schäße liederlid) verfhmendete, die Kinder ibre8 Ges mahl8 barben, und ihren Gemabl felbft in dem cfelhafteften
Schmuße beinahe verfanlen ließ. Bu Froifjarts Zeiten herr{dhte die fonberbare Sitte, daf
man die Bräute von Königinnen und anderer vornehmen Perjonen vor der Bermählung auf das genauefte befid)tigte, um dur den Augenfdjein von Kennerinnen zu erfahren, ob bie
Jungfran aud) frudtbar und ohne Gebredyen fei. Wahrideinfid) war died eine Nadjahmung einer griedifden Sitte. Die Gefandten des griedifdhen Raifers, melde um die Tohter des Grafen von Tripoli marben, fragten auf das genauefte über
bie Defdhaffenbeit ber verborgenen Theile des Körpers. Wenn man bad Gemälde lieft, meldje8 9[enea8 Gilvius von den deut-
{hen Dbfen und Otübten ber Sornefmen unb Geringen, ber
Laien und Geiftliden im fünfzehnten Jahrhundert entwirft, fo fann man e$ faum für müglid balten, daß das Sittenverder-
ben einen no) höheren Grad Hätte erreichen können. Geizige Hürften hatten Wohlgefallen an Perfonen, die ihnen Schäße sufammenidarren halfen; Wollüftige an folden, die ihnen Madden und Frauen verfuppelten; Trunkenbolde an Sauf-
gefellen und Granfame an blutgierigen Dienern, melde ibrer Graufjam£eit frôbnten. Die Mohnungen der Könige und Fürlten erfdollen unaufhôrlid) von ben jhändliden Reven ber. [after-
haften Buben, die fid) rihmten, Gungfrauen gefdhändet, Weiber enteprt, Diderfadher beraubt ober getdbtet zu haben. Unter allen Höfen war aber in diefem Jahrhundert keiner verdorbener, al8 ber Hof ves RKaifers Sigismund und feiner Gemahlin Barbara, bie ohne Sheu alle Gefetse der Ehrbarfeit und des
Wohlftandes übertraten,
Sigismund buhlte mit allen {dhbnen
Mädchen und Weibern, die er antraf, und fdeint auf eine ge-
wiffe Art bad ganze heilige Reid als feinen Harem angefehen au haben. Die Weiber behandelten ihn ald einen luftigen Bruder, oder mie die Beitgenoffen fagen, als einen froblidjen,
{dhimpfliden Herrn. A8 bdiefer Soijer im Sabre 1414 mad Straßburg fam, befuchten ihn am Morgen nach feiner Ankunft einige Iuftige Weiber, um fid) mit ihm zu erluftigen. Sigismund fand fo vielen Gefallen an dem Muthwillen feiner [H3: nen Freundinnen, daß er einen Mantel ummwarf und mit ihnen am hellen Zage durch die Straßen der Stadt tanzte. AIS der
tanzende Kaifjer und die Straßburgifjhen Tänzerinnen in bie Siürbergafie famen, fo fauften die Lebtern dem 3Seberr[d)er be8 Deutfden Reichs ein paar Cube für fieben Kreuzer, unb nad dem ber RKaifer die ihm gefchenkten Schuhe angezogen Hatte, tanzte er fo lange fort, bis er ganz ermübet in feine Wohnung
aurüdteprte. Sigismund erlaubte der Kaiferin Barbara, ihren unerfätiliden Lüften eben fo zu folgen, al8 er den feinigen
nadbing. Er betraf fie febr oft im Ehebrud), ohne den ihm angethanen Sdimpf au afnden. Barbara erklärte, daß es gar
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fein anderes Out für den Menfchen gäbe, als finnlihes 33er«. gnitgen, und befonderS Da8 Vergnitgen der thierifhen Liebe;
daß e8 hHöchft thöricht fet, nad) piefem Leben nod) Bergniigungen oder Schmerzen zu erwarten, weil mit dem Tode des Letbes
alles aus fei. Sie fpottete der heiligen Jungfrauen, die freimillig den Freuden entfagt hatten. Sie wartete nicht einmal, big Jiinglinge und Manner ihr Anträge machten, fondern fie Íodte biejelben ober nbthigte fie zur Befriedigung ihrer Woluft. Mad dem Tode ihres Gemahls jog fie nad) Kbnigdgris, wo fie fid) bis in ihr hohes Alter einen mannliden Harem unterhielt und in den fdandlidften Lüften iÿr Leben bejdjfof. Durdy Die aus{dymeifende Sittenlofigteit der Höfe verbreitete {ich das TRE D7. . SBerberben unaufhaltfam unter die Bewohner der großen und fleinen Gtübte. In Wien war die Zahl der Sffentliden Mäd-
hen ungeheuer, und wenige Frauen waren mit einem Manne
zufrieden. Faft alle Bürger hielten Trinfftuben, mo fie Saufbrüber und lieberlidie Dirnen binriefen. Die Edellente madhten häufige Befude bei jdhdnen Biivgerfrauen, wurben von ben Männern gut bewirthet und dann mit der Frau allein gelaffen.
Gefiel irgend einem Bürger diefer Umgang mit feiner Fran und Töchtern nidt, fo wurde er mit Gift oder auf eine andere Art aus dem Wege geräumt.
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Wenn die Geridhtsverfaffung und die Polizei in den ftähti-
iden Republifen beffer war, als in den fürfiliden Städten, fo 4
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waren bod) die Sitten ber 9ieidjBftübter eben {o ausdgelaffen, als die der füvfilid)en Unterthanen.
In allen großen R ei à 8 -
ffábten des füidliden und nôrdliden Deutfd{ands waren bis in bie lebte Hälfte des fedhSzehnten Jahrhunderts
privilegivte Gaufer ded Dffentliden BVergnitgens, und allenthalben machten Sffentlide Weibsperfonen eine geduldete und von der Obrigkeit gefhüßte Klaffe von Menfhen aus. In Senf, Nürnberg und andern Städten wählten die Dienerinnen ber gemeinen Benus jährlich ein SOberfaupt oder eine Vorfteberin, melde ben 9tamen der Bordellkönigin erhielt und der
Obrigkeit den Eid der Treue [eiftete.
Selbft in Nürnberg
madten fie eine fogenannte ehrbare Gilde aus, melde ein ausfchließendes Recht zu Detreibung ihres Gewerbes Hatte, und diejenigen als Bönhafen verfolgten, die daffelbe ohne Erfaubnig trieben. Das Befuchen der bffentlihen Häufer und Weiber mar [o wenig fdjmpffi, bag [ogar in London bie
Gläubiger von angefehenem Stande, welde ihre Schuldner zum Einlager (Verhaft) brachten, angehalten wurden, diefen wöchentlich zweimal Frauengeld zu reichen. In allen Stäbten waren Bffentlide Bäder, in weldhen
beide Gejdedter gemeinjdjaftid) babeten, und in melden Weibsperfonen zum Vergnügen der Badegäfte unterhalten wurben. Die Bitgellofigfeit in den Bädern mar, nad Foggi, in Baden in der. Schweiz fo groß, daß Bekannte und Unbekannte
jede Frau im Bade befudjen, mit ihr reden, und fie berühren durften, ohne daß Chemänner oder Andere Eiferfucht ober das
geringfte Nergerniß erbliden ließen. Geiftide hatten nicht blog fo Häufig Veifhläferinnen, daß alle uneheliden Kinder den NMamen der Pfaffenfinder er-
hielten, fondern man zwang fie fogar in vielen Gegenden, bejonders in Franfreid), in der Schweiz und in Friesland, daß fie Konkubinen halten mußten, damit fie die Frauen und Töchter der Einwohner nicht {Händen möchten. Mönche und Nonnen befirchten die Sffentlihen Biber und waren in den
ideuBliden unb unnatlrlichften Lüften idjamfofer und frecher, als bie üppigften Kinder der Welt, Die Zahl von Sffentlihen 3Oeibern bradte reide und fromme Menfchen auf den Se-
danken, Stiftungen zu maden, in melde fieberlidje Mähchen, wenn fie ihren firäfligen‘ Wandel verlaffen wollten, aufge-
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nommen mürden und Buße thun fonnten.
Daber entftanden
Die fogenannten Dequinenbäufer, deren Bewohner aber Häufig ihr altes Gewerbe fortietten, und wenn fie dazu zu Häßlich und alt waren, das Handwerk von KAupplerinnen ergriffen.
Die geringere Geiftlid)feit metteiferte mit der Dôbern nidt nur in Unwiffenheit, fondern auch in Unfittlichkeit. Wirths-
bäufer Halten und befudhen, Saufen, Duren, Gbebredjen, Opielen, Sdreien und Schlagen machten das gewöhnliche Leben ber Seelenhirten aus. Viele Pfarrer waren Köche oder Vermalter oder andere Bebiente von vornehmen Herren und Hrauen; und wenn einer oder der andere nicht alles mit-
maden wollte, was feine übrigen Wmtsbriiber thaten, fo verfpottete man {olde al8 Verfchnittene oder Sodomiten. Die Gitten ber Ordens-Geiftlidhen, und vorzitglid) der Dettelmünde, waren nicht beffer, als die Weltgeiftliden, unb aud) unter jenen
wurden alle diejenigen, welde fromm, Teuf) und mäßig leben wollten, Heuchler genannt. Monnenflôfter hielt man fo allgemein für Bordelle, daß eine Jungfrau einffeiden und ihre
Chre Sffentlid) preis geben, als eine unb biejelbe Handlung betrad)tet murbe. - Gelfbft die gottesdienfilihen Defte, bie mit bem Stempel
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der. rohen Denkart be8 Seitalter8 begeidjnet find, arteten in Die aügellofeften Ansfhweifungen aus. Dahin gehören der geiftfide Sana, ba8 G[ef9feft, das Marrenfeft 2c, melde zur Ehre ber Religion erfunden, und zur Sdande ber menjdjiden Bernunft und der Gottheit gefeiert wurden. Der Tanz oder cine fdnelle Bewegung durch die Luft mar bet den alten heidni[den Bblfern eben fo gut ein Reinigungsmittel, als das
Baden im Waffer ober Springen im Feuer. Diefer religidfe Tanz wurde von den Chriften fehr frühzeitig nadgeahmt. Die Vijhôfe und die Geifilihfeit tanzten auf dem Chor, die Gemeine in Der Kirdhe ober auf ben Kirchhöfen. Jebe8 Gebeum-
niß, jeder Fefttag hatte feine Tänze. Da die Tänze zum Theil
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Des Nacht8 gehalten wurden, fo vermanbelten fie fid) bald in bie fdjünblid)ften SOrgien, und die Kirche mufite fie unterfagen. Das Cjelsfeft mar mit gleiden Ansfdeifungen verbunden. Das Narrenfeft wurde von den Chriften flatt der rBmifden Saturnalien eingeführt, und ward vom "elften bis in dad 4*
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TehSzehnte Jahrhundert durch Spanien, Frankreich, England
unb einen Theil von Deutfehland, am Rhein in den erften
Tagen nad) Weihnachten gefeiert. Nidyt blog fiederlide und muthwillige Laien, fondern felbft
Seifilihe tanzten nadt auf den Straßen und in den Kirchen, unter Abfingung der fdändlidften Lieder und mit den Uppig-
{ten Stellungen.
In Franfreid hHerrfchten vom Zeitalter Karls IX. bis
auf Heinvid) IV. nidt nur Prachtliebe, grenzenlofe Derfchwen-
bung, Spielfudt, Meuchelmord unb unerjüttid)e Raubgier unter beiden Gefhledhtern allgemeiner und in viel bôbern
Graben, alg in Deutidhland, fondern. au Ehebrud und Unqudjt waren hier ohne Bergleidhung jdhamlofer. Das Neue unb Unerbôrte ber itppigen Ausfdyweifungen des franzsfifhen Hofes unter Heinvid) 1I., Karl IX., Heinrid II. und Heinrich IV. beftand gar nicht darin, daß alle Königinnen, Pringeffinnen, und andere Damen bffentlid) ihre Liebhaber hatten und na
Belicben mit ihnen wechfelten, daß fie Sffentlihen Ehebruch und Unzucht für ehrenvoll, ja felbft für eine Tugend hielten, daß Chemänner von Dem Künige an bis zu den gemeinften
Dojbedienten aus Cigennup und Hang zur Ungebundenheit ihren Frauen mit der Erlaubnif, die fie fid) felbft nahmen,
guoorgufomumen fuchten, weil fie fid burd) bieje Nachficht ftatt einer Frau Hundert erhielten; fondern das Unterfdeidende der
françofifden Ausgelaffenheit beftand vielmehr darin, daß Die Weiber die Männer auffuchten und angriffen, daß Königinnen bie erften und allgemeinen Kupplerinnen waren, und daß die vovnehmiten Hofdamen cS für eine große Gnade fhäßten, wenn ihre Gebieterinnen fie als feile Megen zur Verführung biejes ober jenes Mannes brauchen wollten. Katharina von Stebici8 fatte ftets, befonders wenn fie
auf wichtige Negotiationen ausging, eine Schaar von gefülligen und fdônen Frauen und Mädden bei fid, um durch die Reize ihver vornehmen Buhldirnen bie Herzen der Männer zu ge-
minnen. Diefes erhabene Beifpiel der Mutter afmte nadber ihre Tochter, die Königin Margarethe von Navarra, Heinrid des IV. Gemahlin, nad. Die Hofdamen der Katharina von Medicis und ihrer® Tochter ließen fid) in jeder Hinfidt als Cuftdirnen brauden. Wenn der König e8 verlangte, fo war-
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teren fie in männlicher Kleidung, halb nadt und mit fliegenden: Haaren, bei Tifde auf. E83 gingen bei den unaufhdrliden Feften Dinge vor, welche felbft ein Bordell hatteverrufen fönnen, Gben fo beifptello8, alg die Frechheit der Weiber, mar die Bffentlide jdrtlide Liebe Heinrichs IIL gegen feine Mignons, die man weniger wegen ihrer [Händliden Lüfte, als
wegen ihres empörenden Stolze8, ihrer Berfhmwendung und meibifher Meidlidfeit verabfheute. Sie waren fehr oft wie Weiber gekleidet und gefhmlict, und verübten allen Muthwillen. und alle Bosheiten der ausgelaffenften Pollissons, — Das Luft-
ipie, unb befonber8 die italienifhe Komödie, mar nidtê als eine Schule von Unzucht und Chebritden. Das Parlament
unterjagte fie, aí8 fittenverberbend; der König hingegen befahl. augdrüclih, daß fie in Dem hôtel de Bourbon fortgegeben
werden follten.
Väter fhändeten ihre Töchter, und Mütter
febten thre neugebornen Kinder aug und tBbteten fie, und das
Sefühl der Ehre und Moralität erftard ginglidy in allen Herzen. Unter allen mar Heinrich IV. ber größte VBerführer der linjdyu(b und Zerftörer der ebeliden Treue und Glitdfeligfeit. (v mar unper[dümt genug, von feinen treueften und
beften Dienern zu verlangen, daß fie ihm ihre Weiber und “ Geliebten itberlaffen follten; und wenn fie fid) meigerten, fo
watrf er einen tbdtliden Haß auf fie, und überlieferte fie den Händen der Klopffedhter und Meuchelmörder, —
Bei dem Einzug Ludwigs XI. im Jahre 1461, fuchten die Einwohner von Baris die {Hönften Mädchen ihrer Stadt aus, und liefen diefe, ganz entfleidet, als Syrenen allerlei Odjüferftüde zur Erabbung ded Königs fingen. — Bei der Anfunjt der Prinzeffin Anna von Bretagne trieb mam bie
9tufmerffamfeit fo weit, bag man in gewiffer Entfernung Perfonen mit Nachttöpfen hinftellte, bie ben Samen ber füngin bei Gintretung eines dringenden Bedürfniffes zu Befehl {tehen follten. — Man trug lange zerhauene Hofen, oder foldhe Beinfleider, Die auf die unebrbarfte Art ausgefhlitt maren, und das enblößten, was Adam fdhon tm Paradiefe bebedte, und bie itberdief mody mit Priapen verziert waren.
Wenn ben fivdliden Feften bie unzüchtigften Gebräuche
fid) Beigefellten, fo Fann man fid) feid)t benfen, mie e8 Dei bem
Sffentliden und bäuéliden, bürgerlidhen Feftlichkeiten 3uging ;
die Ausgelaffenheit grenzte hier an morgenländifjhe Schamlofigfeit.
(8 gaft für einen febr vergeiffid)en Ausbruch von Munterfeit, ein Märchen mit Fleiß fo fallen zu laffen, daß fie ganz entblößt wurde. Man trieb die, Poliffionerie endlich fo weit, daß man alle Kleider abwarf, und nackt tanzte.
Unge-
adjtet fid) bie jungen Ritter bei. ihrer Annahme durd) einen Schwur verbinden mußten, gegen bas fhône Sejdhledht hHülfveid) unb efrerbietig 3u fein; ungeachtet fie in ©efahr waren, wegen Beleidigungen, die fie Frauen und Jungfrauen zUgefügt fatten, auf ba8 [düunpffidfte von bem Xurnieren abgewiefen zu werden; ungeachtet fie den Damen bei allen Sffent-
lichen Feften und Ritterfpielen die fhmeidelbafteften Chrenbegeugungen ermiefen, unb oft in den Megionen metaphofifd)er Liebe {dwarmten, fo mar bod) nirgenb8 wabre Liebe und Achtung der weiblichen Chre zu finden. Das Gange beftand in einem [idev(iden unb Übertriebenen Prunk, in leerem Wortgepränge.
(S8 war unter allen Mitgliedern der Kitter-
(daft nichts gemeiner, al8 Concubinat und Bielweiberei, EhePrud) unb Blutjdande. fdône Gefhledht an; man aus Eitelfeit bi8 auf den der die ganze Welt wußte,
Man Dbetete aus Sewohnheit das verfithrte und veradytete und fümpfte Tod für die Chre einer Dame, von daß fie keine mehr zu verlieren hatte.
Schon im zwölften Jahrhundert brachte die mit Der MRitterfchaft und den Turnieren entftandene SGalanterie gegen die Damen die ge[Häftsloje Minfe und Hüufigen Fefte ber
Fürften, Herren und Ritter, und befonder8 die Erfindjamfteit der Troubadours, die fogenannten Geridhtshôfe Der Liebe (Cours d’amour, Parlements d’amour, de courtoise et gentil-
lesse) Gervor. Diefe SGerichtshöfe Hatten nicht blog Prafinen-
ten, melde faft immer Künige, Fürften, oder berühmte Pringeffinnen varen, fondern fie maren überhaupt, wie die erften Parlamente ber Nation organifict. Ihrer urfprüngligHen Beftimmung nad) follten fie eigentlidy nur über die Proben der Liebe fpredhen, die fid Liebende einander aufgelegt hatten, Aber ihre QGeridjtébarfeit erweiterte fid allmäblig fo Weit, daß fie über die Rechte der Männer und Weiber entidhieden, neue Gewohnheiten einführten, und andere als Mißbräuche
abídafften ; insbefondere aber befhäftigten fie fih damit, bie Natur und das Wefen der Liebe, die Bollfommenheiten und
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QGebredyen ber Cdjünen, bie Rechte, Berbindlichkeiten und Aufopferungen der Liebenden mit einer Opigfinbigfeit und Feinheit ju unterjudyen, die jelbft Den geitbteften Dialeftifern Ehre gemacht
hätten und bie al8 eine Wirkung
Philofophie angefehen werden fann.
ber [dolaftijdjen -
Die Fragen, bie in biejer
Ubfiht aufgemorfen wurden, nannte man Tenson oder Tengen, und Die barvitber entftandenen Projeffe jeux-mi-partis. LS
Deifpiel einer olden Unterfudyung foun der Streit angeführt werden, ber Daviiber entftand: ob ein eiferfitdytiger Liebhaber, per burdy ben geringften Anlaß beunruhigt wird, oder ein gue verfidtlider, ber gar fein Mifitrauen in feine Geliebte jet, eine wärmere Liebe gegen bdiefe hege? — Die Ausfprüche biefer Geridjt8bb[e wurden Arrets d’amours oder Arrefta-Amorum genannt, und hatten das verdiente Glitd, im fed)8zehnten
Jahrhundert von berühmten Rechtsgelehrten mit der größten Grnftbaftigfeit commentirt zu werden. Cine Nadjahmung von diefen Cours d’amour mar die vom Kardinal Richelien errichtete Akademie ber Liebe, deven lädherlide Befchäftigungen unb ab-
gefdymadte Weisheit, fo wie jene, bald unter ber Geifel ber Satyre von felbft aufhörten. — Je mehr man in diefem Zeitalter von Liebe fdhmatte, und je pomphafter man Daritber
firitt, Defto meniger mabre Liebe wurde empfunden; und St.
Palaye jagt, daß die BVerliebten ihre Sprade und ihren Wik weniger aus bem Plato, al8 aug der Schule des Scotus ge-
nommen hätten, und daß Ehebrud) und unfittlider Umgang zit Frauen und Iungfrauen unter den RKittern eben jo ge-
mein, und wohl nod) hHäufiger al8 bei ben andern gewefen mûre. Cine ebenfo genaue als lächerlige Nachäffung diefes Cours d’amour war gegen das Ende des vierzehnten SabrGunbdertS der fogenannte verliebte of, Cour amoureuse, ber
aus eben foldjen hohen und niedern Bedienungen wie jener
Beftand, die mit Marfhällen, Rammerberren, vornehmen Damen, Domberren, Doctoren, Abvocaten, Dägern 2c. befeßt waren; dDiefer unfdvmlidye Haufen zeigte die Berdorbenheit eines rohen Beitalters an, wo man nidt einmal die leidite Sunft verftand,
mit einem gewiffen Anftande lafterhaft zu fein.
An folden
Höfen der Liebe redete man nidhts als von Qualen und Selig
feit der Liebe, und pries nichts als die Tugenden, Cigen{haften und Liebenswürdigkeiten der Schönen. Ein jeder Hatte
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eine unumfdyrantte Gebieterin feines Herzens und feiner Ge Danten (dame souveraine de leurs pensées).
Diefe erhob er
in den übertriebenften Ausdriiden, menn er fie gleid) nicht einmal gefehen, fondern nur von ihr gehört Hatte; Ddiefer widmete er fein Herz ‚und feine Dienfte; dicfer fGwur er
emige Treue; diefer Magte er feine unerträglidhen Leiden; und bei allen biefen platonijdjen Schmwärmereien waren die Liebenben nie einander untrener und begehrten nie mit heftigerer Liebe nad) dem Ovidifhen Genuß der Liebe, als zu eben diefer
Beit. Man begfeitete biefe miünblidyen SBetfeurungen mit ume aufbBrftd)en SSerbeugungen, Süieberfallen auf bie Kniee, unb felbft Niedermerfen zur Erbe, und Ichloß endlid) bdiefen lidjevlien Pomp von Ceremonien mit ben Findifdften Spielen. Mitten unter diefen Anbetungen erlaubten fid) die Ritter die
{Omugigften Anfpielungen und Scherze, und in den Gedichten der Troubadours waren die größten Unanftändigkeiten mit den
größten Andächteleien vermijdt, unb madten jo mie in ber ‚ Denk unb Handlungsmweife der Ritter einen lädherliden Con-
traft.
€8 gehörte zur Gaftfreundfhaft der Ritter und Ritter-
frauen, einem edlen, fremden, bei ihnen einfehrenden Ritter “ein bübfdes Madden beizulegen, momit fie fid) die Nacht über
die Zeit vertreiben konnten. Die Ritter fahen die Kammerfranen und Bofen ihrer
Gemahlinnen und die in ihren Onneceen arbeitenden Mädchen —
als Genoffinnen ibres Harems an. Cie gingen nie auf bie Jagd, ohne eine oder mehrere von diefen gefilligen Schönen mitzunehmen, um jedes Luftmülbdjen in einem paphifden Hain verwandeln ju fbnnem. Ale biefe Courtoifie wird bei weitem von den audge-
laffenen Orgien, Billen und Sdmaufereien übertroffen, womit man bie Xourniere befdlof, und zu deren Schauplägen man jelbft die Heiligen Klöfter mählte, mo unter den jdham-
lofeften Tänzen und Attituden, in Gegenwart be8 Königs, Jungfrauen entfringt und geduldige Manner gefrbnt wurden, Im Zaumel der wilden. Freude wagten die Ritter alles, und die vornehmiten Damen fchlugen nichts ab. — Mon traue
baher, fagt St. Palaye, ja den Lobegerhebungen nicht, die ein Jahrhundert dem andern gab oder zu geben pflegt. Die alte gärtlide, beftändige und reine Liebe, die man alg einen Bor-
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sug unferer Borfahren anzufehen pflegt, war von jeher das Mufter, a8 bie Gittenridter cine8 jeben Jeitafter8 ibren Beitgenoffen vorbielten, und fo mie Marot über den Verluft ber Liebe der guten, alten Beit Élagte, fo Hagten fhon Dichter, Die drei bis vier Jahrhunderte vor ihm lebten. Hugue Drunet, einer ber erften Troubadours, bejammerte e8 [don, baf
bie Liebhaber feiner Beit durd) ihre Ungeduld das Reid) der Liebe zerftôrt hütten, ba fie jest gleid) die hHöchften Belohnungen derfelben verlangten, die ehemals nur die Frucht einer langen Beftändigkeit gewefjen wäre; daß man jeßt den blumenreichen Pfad dev Liebe, welder zur wahren Olückfeligkeit führte, nicht mehr fenne und daß man die Freuden der Liebe, die fonft den
feurigften Liebhaber drei Monate lang befriedigt Hatten, jest perjdywenderifd) in einem Lage gendffe. Id) habe noch die Seit erlebt, fagte diefer Didyter, wo ein Band, ein Ring, ein paar Handfdyube eine hinlinglide Vergeltung fiir alle Beweife pon Liebe und Chrfurdyt mar, bie ein Liebhaber feiner Osttin
wahrend eines ganzen Jahres gegeben hatte.
Heut zu Tage
ift alle8 verloren, menn man nicht gleich auf der Stelle erhält, was man verlangt. In jenen glitdliden Zeiten hingegen, die nicht mehr find, wollte man das hHöchfte Gut lieber hoffen als befipen, und warum? Weil der zu bald befriedigte Liebhaber
die, füßen Stadeln des Verlangens, weldhes ihn reizte, zu fdGnell mirbe verloren haben, Warum? Jd) wieberfofe e8 nod) einmal, weil die hödhfte. Sunft, melde die reine feufdhe Liebe voventhalt, taufendmal füßer ift, als diejenige, melde bie unreine Liebe verwendet, Obgleich jeder Sreis die Zeiten feiner Jugend partbeii[d) au [oben gewohnt ift, und jedes Menfchenalter glaubt, daß Ordnung, Zucht unb gute Sitten erft mit dem vorhergehenden ausgebrochen feien, fo ift bod) in bem evften Zeiten der Nitterfhaft der freilih jHnell voriibergegangene Seitpunft zu fuden, wo die Damen feufd und bie Jitter trem und bieder waren, ma8 fie in der Folge nut [deinen wollten.
Giner ber entbuftaftijd)ften und albernften Ausbriidye, welde ber Geift des Ritterwefens im vierzehnten Jahrhundert nahm, mor ber Orben der verliebten Seiben[djaft, von weldem der Jitter de la Tour al8 Augenzeuge redet, und ihn unter dem Namen der Galois und Galoises befdhrieben hat.
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Die Ritter und Knappen, Frauen und Jungfrauen, bdie fid au diefem Orden vereinigten, erhoben die Liebe zu ihrer Gottbeit, unb bie Pflidhiten und den Dienft der Liebe zu einem mirfíiden Oottesdienft. Die SOrbenóbrüber und Ordens-
Ichmweftern fuchten einander in den Proben der Standhaftigkeit zu übertreffen, womit fie die Defdhmerlidhfeiten der Witterung
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und Jahreszeit ertrugen. Männer und Weiber maditen aus Sommer Winter, und umgekehrt. Im Sommer irngen fie die
mwärmften Kleider, bie bid[ten Pelze, und heigten ihre Zimmer. Im Winter hingegen hüllten fie fi in die dünnften Gewänder, fdliefen unter den Leichteften Deden, bekränzten ihre Kamine mit Caubmevf unb Blumen, und hielten e& e8 für eine Schande, bei der ftrengften Kälte Feuer anmaden gu faffen, oder fid) daran zu wärmen. Wenn ein Ordensbruder eine verheirathete
Orbendjdywefter bejudite, fo entfernte fid) der Mann augenblidlidy, und febrte nicht eher in fein Haus gurüd, als bis per Ordengbruder wieder weggegangen mar, moraus eine Ge.
meinjdaft ber Weiber entftand.
Diefe Cdjmürmer famen vor
Kälte um, und ftarben, wie der gute Ritter de la Tour nid
zweifelt, in ihren Orbenspflihten al8 wahre Märtyrer der Liebe.
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Auf diefe Art war bald bie gange Sefte ver[dymunben.
Unter den Schriften bdiefed Reitalterd zeichnete fid) befonber8 das Werk des Guiartd über die Kunft zu lieben aus, weldhes an unzüchtigen Stellen bei weitem den fdlüpfrigen
SOvib übertraf, Bei allem diefem, fest St. Palaye hinzu: mage man es nun nod, ung die Jahrhunderte der Unwifjjenheit unb 38arbatei qu loben! —
Im Anfange des fechszehnten Jahrhunderts waren die Sitten der Höfe und Stadte, ber Laien und Geiftliden in
SDeutidanb nod) eben fo verborben, aí8 in Den vorfergebenden Beiten. Luther fannte felbft die Deften Fürften feiner Beit genau, und pflegte von ihnen zu fagen: Ein Fürft ijt Wildpret im Himmel; und an einer andern Stelle: Gewdhu-
lich ‚regieren nur Böfewichter und Zyrannen.
Ihre firengften
Verordnungen gegen die Hurerei und bas Uebertrinfen frud-
teten nichts, weil ihre eigenen Beifpiele noch inumer bie]e Gelege fdünbeten. Auf dem Reichstage zu Worms 1521 tranfen ft nod) viele Fürften und Herren zu Tobe, und alle Straßen
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waren, wie ein Augenzeuge, der Pütter, berichtet, mit Näubern und Môrdern, mit fhônen Frauen und feilen Dirnen anges fülft, — In den Städten
jdjaftlide
dauerten
Bäder beider SGefhlehter,
Bordelle
und
gemein-
wilde Vülleret und
Schwelgerei bei Hochzeiten, Kindtaufen und andern SGefell{dafts{jdmaufen, unefrbare Kleidungen und Tänze 2c. mod) [ange nad) ber Keformation fort; linger in den proteftanti[den Provinzen als in fatholifdhen, länger iu Deutfchland als in Franfreid). Selbft in Wittenberg war noch fury vor Luthers. Tobe die Prachtliebe der Weiber [o auS[d)meifenb, ihre Kleidung jo unebrbar, unb bie Subringlidjfeit der IMibden fo fdhamlod, daß ber etma8 grümlide Sieformator biejem
Unfug nid lünger gujefen fonnte, fondern plbgíid) megging, und aud) feiner Frau befahl, das neue Sodom zu verlaffen.
€3 war freifid) nicht mbglidy, durch die große Revolution in ber Keligion und der Denkungsart vieler deutjden Bilfer das [ebenbe verborbene Gejded)t auf einmal umzufdaffen. Die Synodaljdliffe der 3Bijd)bfe unb die häufigen Strafs gefebte gegen bie Cünufer unb Wollitftlinge (potatores et hircones) Ded geiftliden Standes, wider das Tragen unehrbarer und fdhamlojer Kleider, wider das Sehen und Aufführen [Hände lider Sdhaufpiele, miber das Unterhalten und Bejuden der 3Beijdjfüferimnem und Sffentlidjen Weiber 2c. find eben fo viele Demeife oon ber fortbauernben Bitgellofigfeit des Priefterthums
in diefem Jahrhundert. Im Jahre 1562 febte ein Gefandter des 3Bagerijden Hofes die verfammelten Biter durd) feine freimüthigen Urtheile über den geiftigen Stand in die größte Derlegenbeit. Ale Verbefferungen find unnitg, jagte er, wenn man nidt vorher die Sitten der Geiftlihfeit beffert. Unter Hundert Prieftern findet man drei oder vier, die nicht in einem Sffentlidhen ober beimfid)en Konkubinat leben und ungeftraft
bie infamften und unnatürlichften Handlungen begehen, die id) nicht erzählen Tann ohne die feufden Olhren meiner Zuhörer zu beleidigen.
Jd) bitte ‚daher um die Errichtung guter
Schulen Afademieen, auf welden tüchtige Pfarrer gebildet werden, und um die Aufhebung des Cölibats, das feine gött-
lide Einrichtung ift; denn ohne bie SBriefterebe wird Die gis ferung ber Seiftlichteit unmöglich bleiben,
Gefdledhtsans{dweifangen unter den Geutigen auferenropaifdhen 2S3ffern. In den Augen der Barbaren ift die Befriedigung der Ge-
IOlechtsliebe Dad erfte Bedürfnißg eines menfhliden LWefens. Daher ift e8 im Sibirien eine Pflidt der Gaftfreundidaft, Hremdlingen oder einfehrenden Bekannten Weiber oder Echter
anzubieten. Der fibirifhe Chemann hat ein unumfdränttes Recht, mit den Reizen feiner Frau zu wuchern, und fie, wie [eiue Mennthiere ober Hunde und Schlitten, gegen ein Aequivalent auf eine Zeitlang abzutreten. Gr fiebt e8 af8 eine Beeintrádjtigung feine Gigentbumóredjt8 an, menn feine Fran fid
andern, und befonderd Cinheimifden, ohne fein ZSiffem ibergiebt, allein er läßt fid) leicht befriedigen, wenn thm ein Schaf zur Ent{häbigung angeboten wird. Wünfcht jemand die Frau feined Nadybard qu befipen, fo ift nichts Leichter, als Ddesfalls ein Abkommen zu treffen. Man taufcht entweder Weib gegen Weib, ober der Liebhaber erhandelt fie für eine Blafe voll
Thran. Aber nod) mehr als diefe [damlefe Bereitwilligteit,
mit welder fid) bie fibirifden Weiber einem Jeben in die Arme
merfen, beweift ihre tiefe Stlaverei, baf felbft Frauen, wenn
ibre jugenb(id)en Reize und ihre Fruchtbarkeit zu perfd)ymiuben
beginnen, ihren Männern jüngere Weiber zuführen und als Stlavinnen derfelben alle fdymere Arbeiten des Haufed verrichten,
Bon allen fibivijden Weibern unterfheiden fih ihre Schweftern in Kamt{hatfa auf das auffallendfte dadurch, daß fie nicht allein in einer weit geringeren Abhängigkeit von ihren Männern leben, jonbern fogar eine gemiffe Derv[djaft über biefe
ausiben, Der Vater verheirathet feine Tochter nicht ohne ihre Einwilligung; der Mann theilt alle Laften des häuslichen Les
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bend mit feiner Fran, und fo lange diefe noch feine Chegenoffin ift, muß er feine verliebten Abenteuer forgfaltig vor ihr verbergen, wenn er nidjt, mie burd) andere Berfündigungen gegen pas Hausregiment der Frau, Der ebeliden Umarmungen und
be8 Sabafó, unentbefrlide Geniegungen für jeden Kamt|hadalen, auf einige Zeit lang beraubt fein will. Diejes Bedlirfniß und die Ounftbezeugungen ihrer Weiber erzwingen fie nicht etwa mit Gewalt, fondern burd die demiüthigften und anbaltenbften Bitten unb Liebfofungen. Steller judt beu Grund diefer Herrfdhaft in den Borjiigen des Kôrpers und des Cciftes,
wodburd) fie fid) von allen übrigen fibirijden Beibern ausdyeid)nen, und wodurch fie um fo leichter ein Ascendant über ihre
Manner gewinnen, ba diefe durch einen unmäßigen Hang zur finnliden Liebe an ihre Weiber gefeffelt werden. Aber diefe Weiber werden felbft, wie alle thre. itbrigen fibirijden Sdyweftern, von einer foldjen heftigen Gefdledhtsbegierde beherr{ht, daß fie fid) Bffentlid) den Umarmungen ihrer Männer und Liebhaber itberlaffen, und fo wie ihre Wanner felbft vor den Augen der Kinder die unnatitrlidhfien Litfte ausitben und ohne Sdham
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Bffentlic) nieverfommen. Ihre Sinnlichkeit ift fo thierifd) und unwiderftehlidy, ihre Treue fo gering, daß fie fid) einem jeden
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Manne preis geben, und daher von Steller die Weiber aller Männer, fo wie die Männer die Beifchläfer aller Weiber ge-
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nannt werden. Wegen ihrer unerfattliden Wolluft ziehen fie pie ftärferen und mannbafteren RKofaden und Kuffen ihren
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{dhwaderen QLandslenten eit vor, und fie waren e8 daher
aud), bie ben fremden Croberern faft alle Ber{dwirungen ihrer Pater, Männer und Brüder verriethen. Dei dem erften Cindringen ins Land erbeuteten die Kojaden oft ein Harem von
zehn, zwanzig, dreißig Mädchen und Weibern, die fie, wie andere Waaren, aufs Spiel fepten. Mande Madden wurden
MM
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brei- ober viermal an einem Abend verfpielt, und von Den
Gewinnern fogleid) in Befiß genommen. Sie jhäbten die Tofacifhen Liebhaber fo hoc, daß fie, wenn fie von ihnen vers jdmäbet wurden, voll Berzweiflung davon [iefen unb fid) fefbft umbrachten. In Stellers Zeiten fonnte man Teine 8amtjdjadalin durch eine andere Berfpredhung und Belohnung bewegen, für jemanden zu nähen, au mafden oder andere fleine Dinge zu verrichten, als durdy thâtige Liebesbezeugung, die man
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feiner bewies, ohne daß fie fih biejer Gbre imr ganzen Dorfe gerühmt hätte,
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Bei allen iibrigen fibirifden und vielen ruffijden 333ffern, fo mie bei den meiften Wilden der neuen Welt, herrfdt die
Gewohnheit, die Kinder, noch ehe fie geboren find, zur Che! zu verfpreden, und befonders ihre Töchter fon in ber fritheften Kindheit um eine gewiffe Dienftzeit ober gegen gewiffe Ge[denfe qu verfaufen unb Fremblingen ihre Weiber und Zöchter anzubieten, ohne alle Feterlidfeit gufammen zu laufen unb fid) wieder ju trennen. Wenn fid) der Amerikaner auch in feiner Hütte mit einem Weibe begnügt, [o fübet er bod) im allen
Segenden und Dörfern Gelegenheit, feinen Hang zur finnlidhen Liebe zu befriedigen, ba allenthalben die Eltern ihre Kinder, die Männer ihre Frauen und die Weiber und MändhHen fid) felbft für eine Kleinigkeit einem Jeden anbieten. Viele Wilde haben zwar zu gleider Beit nur eine Frau; allein diefe Frau jagen fie mit ihren Kindern meg, fobald e8 ihnen einfällt, und
fie medfeln, mie Dobrizhofer fagt, ihre Weiber hiufiger, als die Europäer ihre Hemden. Werden die Weiber nicht weg: gefdhidt, fo mitffen fie fid) gefallen laffem, den jüngern Weibern als Sflavinnen zu dienen. —
Aud) in 9teuenglanb gef)rt e8 qur Gaftireifeit, baf bie Fran oder Tochter des Haufes ihr Bette mit dem Fremden
theilt. Amburen fand in feinem SOuartter, unmeit Sambribge, nur zwei Detten. Cr fragte, in weldem er jdlafen follte? „Unfer Sonathan und id“, antwortete ihm eine alte Fran,
wollen in biejem fhlafen; für Sie und unfere Jemina ift jene8^. Der englifhe Officier dankte für diefe Chre und fagte, er wollte bie Nadt aufbleiben. Jonathan aber ermiederte fo-
gleich: „SD bewahre, Qerr Qüfnbrid), Sie werden nicht der erfte Mann fein, mit dem Semina in einem Bette gefd)lafen
hat! Nicht wahr, Femina?” „Nein, Vater,“ antwortete diefe fdalfhaft, ,bet vielen fhon, aber noch bei feinem Brittannier,“
Amburen gefteht, daß ein folded niedlides, fdhmargäugiges
Mädchen, mie die Femina, eine Harte Pritfung fiir bie Entbaltfamteit fei, und nerfidert, daß er fid — nicht zu ihr ge-
leat babe.
Qabat fab unter ben amerifani[dyen Megern Kinder unter acht Sahren BVerfudhe im Werk der Liebe anftellen. Cr tabelte
—
89.
diefes gegen einen Alten, der diefen Spielen mit Vergnügen àujaf, unb munberte fid, bag mam e8 ungeftraft gulaffe. Der Alte antwortete ihm, daß das Sefdhaft der Begattung eben fo erlernt merden müffe, wie jedes andere Metier, und daß eine frühe Hebung dazu gehöre, um einft ein guter Arbeiter zu werben. Denjenigen, der in einer unfrucdhtbaren Che lebt, fehen fie daher al8 einen folden an, der in feiner Jugend nid)ts
gelernt Dat,
Sur Seit ber Eroberung von Peru waren bie Bewoh-
merinnen biefed Landes in eine {olde iippige Wolluft verfunten, daß ihnen ihre Männer nicht mehr Senugthuung leiften fonnten.
Um bie Grftajen qu vermebren, waren fie auf bag fon:
berbare Mittel gefallen, bie münnlide Ruthe mit 9tingen. 3u umgeben, welche fie aus einem meiden elajtijen Harze verfertigten. Als fie die Kraft der Europäer kennen lernten, ward
ihre Leidenfdaft qu ibnen fo Deftig, ba fid) dreihundert Weiber des Inka Atabalipa den fpanifhen Siegern ‘auf dem Schlacht
felde preisgaben, und ihnen hernad) in Ermordung ihrer eigenen Landsleute die befte Hiilfe leifteten. Von andbern fitbamerifani-
{den Weibern erzählt man, daß fie in gleidher Abfidht durch Anlegung giftiger Infecten dad mannlide Glied zu einer un-
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Män er langjame Opfer des Todes., geheuren Grôge anfhmellen gu machen gewußt Hatten; da fie aber biefe giftigen Stiche nicht heilen konnten, fo wurden ihre
haben Biele, jefbft Herr Girtaner, den Urfprung der venerifchen Seuche, aber ohne allen Grund, herleiten wollen.
In einem Lande, weldes Mangel an Lebensmitteln fat, it e8 dem Interefje wilder BVilfer nidyt jutritglidy, in großen Gejelljdjaften 3u leben; im einzelnen Familien getrennt, erwers
ben fie leichter ihre Subfigenz, weil aus ihrer Bereinigung unb gemetnjdjaftfid)er Bemithung ein Bortheil für Alle erwächft,
meldes bei grofen Gejelfhaften vober Menfdhen nicht möglich ift.
Daher ift e8 unter mehreren Stationen, 3. B. unter den
Saraibemn Sitte, daß Männer ihre eigenen Mütter, Töchter und Schweftern zu Weibern nehmen. Daher find alle Mitglieder von Gefelljdaften wilder MenfhHen nahe Blutsverwandte, Verfhwindet der gegenfeitige Bortheil, das einzige Band ihrer Heinen SGefellfhaft, fo trennt fid) von der alten eine neue Famifie und fucht eine andere Gegend zu ihrem Aufenthalt. —
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Hoger beridjtet, daß eS unter den Amerikanern Männer giebt;
welche auf ihre Weiber jehr eiferfüchtig find und ihre Untreue mit ber harteften Strenge Deftrafen, und daß andere behaupten, e8 fei unter der Würde eines Manues, die Keufchheit eines
Weibes in Zweifel zu ziehen. Ueberhaupt herrfcht unter den Bewohnern der neuen Welt, welche im Berhiltnif gegen ihre ungeheure Grôfe unbevôlfert genannt werden fann, die größte
Berjdyiepenheit in Hinfidt der fürperfiden SBifbung, ber geiftigen und fittliden Anlagen. —
Die Afrikaner, und unter diefen die Neger, find an . fórpexlidyer Geftaft unb geiftigen Anlagen eben fo ver[djieben, als das Klima, welches fie bewohnen. In dem innern Afrifa unter den. NMegern auf der Weftfüfte giebt es MenfhHenfreffer, Nationen, die auf der niedrigften Stufe der Kultur fteben. Weit gefitteter find Die Nord-Afrifaner, und unter den NegervB[fevn trifft man gange Nationen an, deren moralifder Cha-
rafter gut und fanft ift, unb bie meiblidje feufd)beit bei febigen und verheivatheten Frauengimmern {diasen. Das heiße Klima fdmwadyt bie geiftigen Fähigkeiten und giebt der Sinnlichkeit ein übermiegenbe8 Gemidjt. Die Neger leben in den hHeißeren Landern ber Erde; die anffallendften Wirkungen des mächtigen
Ginffuffe8 des Klimas zeigen {id felbft in foldhen organifchen Theilen der Neger, die mit dem Trieb der finnliden Liebe in
Dem genaueften Berhältnifje fteben. Die aufgemorfene Lippe, imelde man bei diefen Mationen antrifft, wird aud) bei weißen Menfhen für das Beidjen eines fehr finuliden, fo wie ein
feiner Purpurfaden derfelben für das Merkmal eines feinen unb falten Sefhmads gehalten. Ein Negerfind mird weif geboren; bie Haut um die Bruftwarzen und die Sefhlechtstheile
färben fih guerft.
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„Die Natur“, fagt Herder febr richtig,
„Hätte fein Afrifa fGaffen mitffen, oder in Afrifa mußten auch
Neger wohnen.“
Unter diefer glibenden Bone mußte daher
bei ber Blreiden Organifation der Meger ihr Gejchlechtstrieb
fehr heftig fein,
Die Neger nehmen fo viel Weiber als fie ernähren Können. Jede mobnt abgefondert und hefucht den Mann in ihrer Woche,
ober in threm Monat, um die Freuden der Che zu genießen und die Ride des Mannes au beforgen. Unter gemiffen Neger-
vôlfern erhält diejenige Fran, welde der Mann guerft gewählt,
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ober bie den erften Sohn geboren, vor ben übrigen Weibern
unb Deifdhläferinnen den Vorzug, daß fie drei Nächte beim Manne fdläft, menn die übrigen Weiber dies Glitd nur eine
Nacht genießen. Mande Neger haben nicht weniger als hunz dert Weiber; Moore fand einen Fleden bei Brufoe, in dem Niemand wohnte, als ein Mann mit feinen Weibern, Kindern und Gflaven. Hundert Kinder find für den Neger eine Reis nigfeit, und jemer Alte bebauerte mit Thränen, daß er deren nur fiebengig babe.
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3n Guinea giebt8 9teger, bie fehr eiferfüchtig find, bie die Untreue ihrer Weiber mit Verftoßung oder mit bem Tobe beftrafen, ober fie in bie Gflaverei verfaufen. Alle unverheis ~ Yathete NMegerinnen genießen dagegen hier ein fo unbefHränktes
Recht über die Befriedigung ihrer phyfifchen Liebe, daß fie fid
felbft bei der Ueberrafdung durch ihre Eltern gar nicht ftôven
laffen. Der Mißbrauch diefer Freiheit, bringt ihnen mehr Ehre als Schande. Sie find ftolz darauf, von einem Europäer gefymängert au merben, unb bie Neger find begierig, ein 9Dtüb-
den au heivathen, dad fchon Sfters Proben feiner Fruchtbarkeit abgelegt hat; fie find froh, eine Braut zu finden, die fid) durch ihre Buhlerei ein Bermkgen erworben hat, welches fie für den dem Schwiegervater zu leiftenden Brautpreis ent[dyübigt. Anderswo find die Männer ber Bubleret ihrer Weiber und beren heftigen Begierde wegen zu den Umarmungen ber
Europäer weniger eigenfinnig, und bieten felbft ihre Weiber und Todhter ben Fremblingen an. Befonders gefhieht dies unter allen denen, die mit Europäern in Befanntidaft leben, und
burd) deren Handelsgeift und offer [o verdorben find, daß fie gegen Die Lodfpeifen der europäifhen Producte, befonders gegen ein Glad Branntwein,. alles verfaufen unb ju allem zu beteben find.
Viele Negerföniginnen und auch Priefterinnen der großen Schlange in Whida haben das 9tedjt, fid) [o viele Männer zu nehmen als ihnen beliebt, und feiner darf diefe Aufforderung ausfdlagen. Ihre Manner mitffen es ohne Murren ertragen, daß biefe gebeiligten Megen fid allen Ausfhmeifungen itberlaffen, und dürfen e8 bei Vebensfirafe nicht wagen, ein anderes Yauengimmer nur zu berühren.
Nad) den von Tahaitifhen
Beobadytern uns mitgetheilten Nadyriditen fann wohl Niemand
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wagen, biefer zum Theil fo ausgearteten Menfdenrace alle Unlagen und Kräfte zum Fortfdritt einer höheren Kultur abzu{prechen. Wer kann leugnen, daß Die Äußeren Berhältnifje ber Neger nur allein die Schuld ihrer traurigen Defdhranttheit tragen! — Sind fie nur einmal den [himpfliden Feffeln ber
Gflaverei, den unmenfdliden Behandlungen der aufgefldrten europäifchen Barbaren entriffen, fehlt es ihnen nur nidt- an Unterricht und Gelegenheit, ihre natirliden Talente au entwideln, fo wird man gewiß bald ganze Negernationen auf ber
Stufe fehen, worauf {id) {hon jest viele Individuen unter ihnen befinden, fo ungiinftig aud) übrigens das Klima der Geiftesverfeinerung ift. Wir find durch eine Menge Züge großer, ebfer unb tugenbbafter Yegerhandlungen überzeugt, daß ber Neger von Natur eben fo wohl als der weiße Europäer jeder morafijden SSerbefferung und felbft der erhabenften Tugenden fähig ift. GSelbft der hohe Grad von Üppiger Verfeinerung, wozu e$ mehrere Megerinnen im Genuß dev Liebe gebracht
haben, beftätigt bdiefe Wahrheit, Hiervon will id) folgendes von Bruce erzähltes Beifpiel einer galanten Megerin in Se-
negambien anführen.
Gie mar in den Kitnften der Rofetterie und Dublerei fo
erfahren und gelibt, al8 eg eine euvopdifdie Heldin biefer Art nur immer fein fann. Sie nannte fi) Signore Deliquera, war groß, don unb mobígebilbet, bejag viel Wig und Verftand und nod) mehr Sdlauheit, fprad)y und {dried fehr gut frangdfifd), englifdy unb portugiefifd) und wufte fehr angenchm zu unterhalten.
Sie war bie Tochter eines Negerkönigs und
die Wittwe eines Portugiefen.
Sie befaß betradytlidhe Reich=
thlümer, ein {dBnes, mob{ meublirtes Haus und viele Bediente. Sie hatte ihre Kunft, Männer zu beftviden, {hon an mandem
‚Europäer erprobt und Mandjenm waren ihre Meize gefabrlidy geworden.
Damals hatte fie den NMegerfönig von Barra in
ihrem Nese und wufte thre Gewalt {ther benfefben fehr wohl zu benußen; darum bemwarben fid die Europäer um ihre Gunft. Aud) Herr Bruce machte ihr aus olden politifhen Srinden feine Aufwartung. Sie empfing ihn in einem großen Saale, | ber nad) portugiefi[djer 9[vt auf brel Seiten Thitven hatte und mit Borhängen und Stühlen verfehen war. Die WMittags-
mahlzeit war nad) enropäifchem Gejhmad zubereitet und auf
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eine mit fauberem Leinengeug bededte Tafel gefeßt. Treffliches
/ SObft, fettes Geflügel und fdhmadhafte Braten waren die vorzüglidhften Speifen, und ba8 Getrünfe beflanb aus. Balmwein
und Punfd). Die Negerdame tranf aber während der Mahlzeit nichts als Waffer unb zu Ende derfelben etwas Punjd. Sie unterhielt die Gefelljchaft fehr angenehm, und an ihr fag bie Schuld nicht, wenn fie feine Eroberungen machte, Sie trug ein feines Mannshemde mit goldenen Kndpfen an Hals und
Armen; über bajfelbe batte fie nad) portugiefi[dyer 9tobe einen Veibrod von Atlas, unb ifr Unterrod war aus einem feinen
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Ctiüde vom grünen Vorgebirge. Ihr Ropffhmud mar nad Art eines Turbans von weißem Neffeltudhe mit Sold befeßt, ber fid) über der Stirne etwas in die Höhe hob. Sie hatte
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eine Halsfdjnur von goldenen Kugeln mit andern von Ambra und Korallen vermifcht, und faßft an allen ihren Fingern 1djóne
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Ringe. Diefe Kleidung trug nicht wenig bei, ihr einnehmendes
- Unfehen zu verfhbnern. Bruce machte ihr ein dhbnes Sefchent | UND mar bergnitgt, daß er bei einem jo gefdhrliden Frauen-
zimmer nod [o mobífeil babon fom. Sm Lande Gutto, in Habhbyffinien, verbindet bie Gtitette ben fremben Gaft, hei einer nahen Bermwandtin des Wirths ju fdylafen. Bruce bekam die Schwefter eines vornehmen Manne8 zur Beifchläferin und Hatte nit Urfadye, fid) über fein Loos zu beflagen. Die Habyffinier fennen feine eheliden Berbindungen; fie trennen und vereinigen fich, fo oft es ihnen
gefällt. Wenn fie fidy bei ihren kannibalijhen Gaftmablen mit |Dem von einem lebendigen Vieh ftitdweife abgelöften Sleifdye | gejüttigt Haben, fo ift e8 in ihren Augen eine Hof gleidgiiltige Sade, mitten in ber Gejellfjaft nun aud bas Bediivfnif der finnliden Liebe zu ftillen. ©8 gefdjieht weiter nichts, als daß
3wei Mannsperfonen ihr Obergewand ftatt eines Schirm8 vore halten. Ift das Duodrama vollendet, fo trinkt bie Sefelfchaft auj die Gefundheit des glücklichen Paares, unterdeß ein anbees benfelben Act wieverholt. Bei diefen und vielen andern.
TDben Gitten haben bie Habpffinier die veligitfe Wuth, ihre | Vergehungen dadurch gut zu maden, daf fie Kirchen erbauen oder Vermächtniffe dazu Hinterlaffen. Daher findet man in feinem Lande der Welt mehr Kirchen und in Verhältniß mit
diefen weniger Sitilidfeit als in Habyffinien. 55
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Der größte Xbei( ber Cüb[eeinjulaner, befonber8 bie Bewohner der glnftigen Bonen, haben eine gewiffe Cultur. Sie treiben einigen Handel mit Cocosdl, Kleidungsftücen und Papageienfedern. Die Bornehmen find einigem Luxus ergeben. Durdhgehends ift bet ihnen die Monogamie eingeführt und die Chen werden ziemlich rein gehalten, außer bei den höheren
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Ständen. Bor ver Che find die Mädchen nicht gewiffenhaft im Umgange mit ihren Liebhabern. E8 ift eine Art von Un-
ere für ein 9tübdjen,. nod) nicht mannbar zu fein.
Daher
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werden fie, fobalb eine Anzeige davon hervorgeht, [ogleid) an
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beu Lenden mit {HYwarzen, breiten, bogenfôrmigen Streifen tüttomirt. Wirft man einem Mädchen vor, daß fie dicje
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Zeichen noch nidt befige, fo Darf fie fdon, mie Forfter Lemerft, ihrer Chre megeu, ben Cpbtter bei jeiner irrigen Mei-
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nung nidt laffen, fie abgert dDaber nicht, denfelben tunica velata | recineta, burd) ben Uugenfdyein von dem Gegentbeif zu iiberzeugen. Die Weiber von Neufeeland find munter und fanzen
viel.
Dennoch [deinen fie Shambaftigeit zu haben.
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Seeländerin bezeigte einem von Confs Matrojen SGefähigteit.
Diefer forderte mehrere Proben auf Koften ihrer Keufchheit; von biejem Augenblide an litt fie ihn nidt mehr um fi). Die Ehe legt den Weibern eine unbeftechlidhe Treue auf. Les
un m[drünften Gebiet r.—
dige Frauenzimmer überfiegen fid) Dingegen ben 3atrojen des Goof; indeß befragten fie immer erft die Münner al8 ihre
gegen ein Gefdjenf unb fieem fid) von ihren RLiebhabern ein anderes geben. Viele überließen fiq ihnen mit Wiverwillen und würden ohue Befehl und Drohungen der Männer bie
thierifdhen Begierben ber Europäer midt befriedigt haben.
Die tgranni[de fervidaft der Männer über die Weiber in |
Neufeeland ging jo weit, daß fie ihre Todter und Schmweftern
ing Siff fdleppten, und fie, ihrer Thränen und Klugen ume geaditet, in den finftern Gemächern des Schiffes der viehijdhen
Begierde eines jeden ohne Unterfchied preisgaben. Sie glaubten ihre unmwiderftehlide Begierde nad) außerordentlihen Sachen, eifernen Werkzeugen u. dgl. nicht wohlfeiler einhandeln zu Können. |
Auf Tabheiti, den Societdts- und Freundidafts:
tujeln, Herrjdht swifden beiven Gefhledhtern weit mehr
—
69
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Sillige Gleidbeit, unb bie Achtung, die man hier den Weibern
begeigt, ift ein unumftößliher Beweis, daß biefe Jnfulaner an Gufítur jenen weit vorftehen. Die Bildung der taheitifchen
Schönen, ihr boldes Lächeln, ihr fanfter und feuriger Blid, vereint mit aufgemedter faune, lebbafter Einbilbungsfraft, mit
ungewöhnlich reizbarem Gefühl, Sanftmuth und Gefälligkeit,
mit Œinfalt und Offenherzigkeit: dies alles madyt feinen geringen Cindbrud auf das Herz ber Manner, und fidert dem
Srauengimmer einen gewiffen Einfluß in Bffentlide nud häuslide Gefdhäfte, moburd) einige Oteijenbe gw dem Syrrtfum vere leitet morben find, die Männer fiir Stlaven der Weiber zu balten. —
Die Wolluft der Taheitier ift unftreitig die [Alechteite Seite ihres Charakters. Der gaftfreie Taheitier adjtet e8 für feine Pflicht, den Fremdling in feiner Hütte, wo nicht etwa
ein verborgener Winkel ift, jede Hauptbeftimmung feines phyfifden Dafeins erfillen ju laffen. Man fieht hier PalmenWilber in amathufyfhe Myrthenhaine fid) vermanbeln, mo Ginbeimifden und Ausländern jede Gunft ‚gewährt und fogar geboten wird. Oft ein fnb bie Qeíge, fo wird aus einem
Liebeshandel eine orbdentlihe Che; wo nicht, fo füllt bod) auf das Mädchen kein Vorwurf, fondern fie ift, nad) wie vor, eine annebmlide Partie. Die verehelidhten Weiber find hingegen wahre Mufter der Treue, —
CS [deint, bafi fid) bei diefem Bolfe, das unter einer der gfüdíid)ften Bonen des Erdfreifes, unter einem immer milden und heitern Himmel lebt, dem bie Natur die {hönften
und herrlichften Frücdte freiwillig darbietet, bie finnlide Liebe, als der höchfte Genuß feiner Slückjeligfeit, feinen Gebräuden
| Beigemifht habe, Cook unb feine Reifegefährten fahen in Segenwart vieler anderer Menfcdhen, daß ein beinahe feds Ouf großer Jüngling und ein Mädchen von ungefähr elf bis 3w5lf Jahren Sffentlid der Venus thre Liebe opferten, ohne Dabet die mindefte Idee oder ein Gefübl von lInanftünbigfeit Piden su faffen. Unter den Sufdauern befanben fid aud)
viele angefebene Granenzimmer, und inshefondere die Königin Berna, die bei diefer Ceremonie den Vorfig fübrte, indem |fie dem Minden Anmeifung gab, mie es fid dabei verhalten follte; allein biefeS, ob e8 gleidj nod febr jung mar, bedurfte
diefer Unweifung nidt.
Sie thaten es, mie es fHien, bloß
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um fid) nad) einer Landesfitte zu bequemen und nicht um eiue T
gebeiligte Ausfdweifung zu begehen,
Die Königin Oberna hatte nidt nur Sdaaven von
Qiebfabern um fid, fondern überfief fid ohne Scheu den ge Engländern, ohne fid) in den Augen ihrer Unterthanen zu entehren oder diefen cin Nergernif zu geben. Auf Zaheiti, den | Freundjdaftsinfeln und andern Henadbavten Jufeln, giebt e8 eine Gefellfdhaft, die fidy Erricy nennt, bie burdjgefenb8 aus Qriegern befteht;, beren nrfpritnglide Bereinigung die Dertheidigung des Baterlaudbed jum Swed Hatte. Durdy die Vorzüge, welde fie fid) vor anbern anmaften, nidtS qu tbun.unb fid von der Arbeit Anderer zu nähren, durch ben Ueberfluf an
Qebensmitteln und ander Dingen, wodurch) der Reiy ihrer | finnliden Begierde ‚vermehrt wurde, fank diefe ©efelljhaft von ihrer urfprüngliden Würde fo tief herab, daß fie jest Fefte feiert, die an ausgelaffener Ueppigfeit an die Bacdjanale der ausgearteten Grieden unb Römer grenzen. Sie befuchen ein? ander auf den verfhiedenen Infeln, und üben die größte
Safifreundfhaft wedfelfeitig aus.
Sie begehen ihre Fefte
unter den unmigigften Sdmaufereien und beluftigen fid mit Kämpfen und Ningen, Die Weiber unb Cuftdirnen begleiten ibre fhaminfen Tänge mit den wmolfüfigften Gtellungen, um | die Begierden der Errichs qu entflammen, benen fie fid) auf | der Stelle überlaffen. Damit die oberfte Kaffe von Menfchen
ben übrigen Einwohnern nit gefährlich merbe, [o ift ba8 Ge jets eingefithrt worden, daß ein jedes von ben Grricy8 g€ ídmüngerte8 Qrauengummer ifr $inp [ogleid) mad) ber (S ebutt erftiden muß. Tiefe durch Gewohnheit und Gefet fanctionirte Unmenfdlidhfeit fübrt bei diefen ausgearteten Menfaen Die ifnen evwimfdte Bequemlichkeit mit fi, daß das Kind Dem Vater nicht zur Saft fällt und die Mutter nidt in ihrer VBergnügungen geftört wird. Dem Kinde wird nur unter DEF einzigen Bedingung das Leben gefhentt, wenn bie Mutti} einen Mann finbet, ber e8 ald dag feinige amnimmt. ST
diefem Falle merben beibe au8 der Gefelfdjaft nerftofen und verlieren alle Borrechte derfelben, und Theilnahme an pen
wollüftigen Ausfdweifungen. Es fügt fid) leicht denken, Da Surch die ErrichH8 die Ritmfte der Dubleret immer mehr unter
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biejem fonit [o glüdfiden und großmüthigen Bolt, das nie
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Tiebengmiürdiger aus der Hand der Natur hervorging, vere Ereitet werden müffen, unb wahrfcheinlidh waren die Weiber,
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die zu Coots Matrofen eufs Schiff famen und fie durd) Worte, Geberben und Tänze zur Wolluft reizten, in diefer Gejell-
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idaft eingemeibet.
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Eine andere Uriache, welde die Weiber fo geneigt madhen, fid) ben Frembdlingen preiszugeben und beibe Sefdhiedhter fo Leicht zum Diebftahl verleiten, ft ber unmiber[tebfide Hang nad) bem Befip europitjdher Waaren. Forfter erzählt von einem vornehmen Taheitier Potatan, deffen edlen Charakter bie Neltumfegler fo fehr und mit Recht bewunderten, der aber eine foldhe grenzenlofe heftige Begierde nach rothen Federn hatte, bie in Tabeiti fiir den foftbarften Schmuck gelten, daß er alle feine Schweine und wag er fonft Angenehmes hatte, den Britten fiir folde Federn hingab; und als feine Habfeligkeiten früher als feine Gierigfeit nad) biejem Sdmude erjddpit waren, mit feiner Frau cing ward, daß fie fid) dem Kapitain Cook anbieten follte, um noch mehr Federn zu befommen; zu welchem Ende fie dann
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aud) alg ein bereitwilliges Opfer, tunica velata
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vor ihm erfdjien.
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bes Tafeitiers und dic Woluft des Britten, was die Brauntweinliche anderer barbarifdhen Bolter und der Eigennuf ber europäifden Hanveldlente bewivtt — Verleugnung des Natur-
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Hier bewirkte aljo die Put- und Habjudt
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Die Einwohner der Gefellfdhaftsinfeln haben ein Lebhaftes, qur Frôblid)feit geneigtes Raturell, Die Hike ihres Süma verurfadyt cine Grfd)faffung ber feften Theile des Kôrper8 unb madjt bejonber8 bie SSornebmen fo träge, daß fie fid von andern die Speifen in den Mund {teen laffen. Bei
ber reidjid)en gefunden Nahrung, die fie genießen, und unter einem fo milden Himmelsftrih wirken die Gejdlechtsreize mit berboppelter Macht, Schon in ber fritheften Gugend überlüpt
fi) bas [done Gejdíedt den 3igellofeften Ausfchmweifungen
unb in allen ihren Gefängen und Schaufpielen, weldhe fie mit
den {Olüpfrigften Tänzen begleiten, athnet Begierde nach Woluft.
Menn man die Chinejen und Japanefen audnimmt, jo achten alle übrigen Völker des füdlihen Afiens und alle
—
12
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übrigen Vülfer des fiiblidhen Afiens und alle Bewohner Der
oftindifdhen -Infeln die Ehre der weiblidhen Keufdheit fo wenig, daß fie den Œuropäern ibre Weiber und Töchter anbieten, unb fie fogar zwingen, fid den Frembdlingen preiszugeben. Diefes thun nicht blos Gemeine, fondern die Vornehmiten, Die e8 fid, mie bie Neger, zur Chre und gum Slitd anvedynen, wenn in ihren Familien Kinder von weißen Bätern geboren werden.
Die Chinefen übertreffen alle Südaftaten an ECiferfucht; fie erlauben ihren Weibern gar feine Befudhe von Männern, unb laffen fie auf Reifen in feften, mit eifernen Gittern ver-
wabrten Gefüujen tragen; daher bleiben fie eben fo roh, als fie aud den Händen der Natur hervorgegangen find. Die gemeinen Luffrivnen und Tänzerinnen werden in China für unefríid) gehalten und blos geduldet. Da fie Dfter8 qu Un»
ruhen Gelegenheiten geben, fo wird ihnen nirgends erlaubt, innerhalb Der Gtadtmaueru zu wohnen oder ihre eigenen Häufer zu haben. Dem ungeachtet belief fi) die Zahl der Sffentlihen Buhldirnen, melde in den Vorftädten von Peding
wohnten, auf fünfundzwanzigtaufend.
Gemiffe Männer hatten
die Aufficht darüber, die jedoch wieder unter einem SOberbefebla-
haber ftehen. Diefer Befehlshaber ift verpflichtet, die fremden Gefanbten alle Nadyt mit frifdhen Dettgenoffinnen fret zu halten. Sn Japan ift hingegen. der Dffentlide Genuß der wilden Liebe privilegirt; und da die Chinefen diefes Land befuchen, um die in ihrem Reiche mebr eingefhranfte Luft zu genießen, fo hat Japan ben Namen des dinefifden Hurenhaufes befommen. Man findet in Japan eine Menge weiblider Klöfter, ° deren [Höne BewohHnerinnen ihre frommen Wünfche den zürt-
fiden limarmungen feuriger Mönche weihen.
In Nagafadi,
wo e8 bie fdbuften Wenfden in ganz Japan giebt, befteht der fhönfte Theil der Stadt aud Hiaufern fiir Freudenmidbdyen. Arme Leute fönnen ihre wohlgebildeten Zöchter nicht beffer
anbringen, als daß fie olde in ihrer frühen Iugend einem Menfdhen verkaufen, der nad) feinen Umftänden zwanzig bis dreißig in feinent Haufe aufnimmt und ihnen dur Unterricht im Tanzen, in der Tonfunft, im DrieffHreiben und anderen
bie Liebe verfeinernden geheimen Künften bie reizenditen Talente per[djafft, moburd) fte 9tünner und Jiinglinge befiriden und qu Grunde ridten.
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Su £unfiu, Pegu, Siam u. a. €. fommen felbft
bie reidften Mandarinnen an Bord und fragen einen jeden Anlanbenden, ob er feine Freundin oder Beifchläferin brauche. Wil fid) Semanb während feines Aufenthalts im Lande ein Mädchen miethen, fo jdjiefgt er den Preis mit der Familie ab. Wenn der Liebhaber abreist, fehrt fie in das väterliche Haug yurüd unb e8 feblt af$bann mnidt an. Sünglingen, bie fid um ihre Hand bewerben. C.UOCPVDv€--wy0
nNea0$c -
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Kommt er gum zweitenmal
wieder ing Land, jo darf er feine ehemalige Schöne felbft von ihrem Manne zurücdfordern, und biejer nimmt [ie bei ber 9[breife be8 Fremden ohne Bedenken wieder auf. Dampier u. A.
verfidern, bag biefe Beifdliferinnen ihren europäifhen Liebhabern viele Treue beweifen und fie oft durch frühzeitige Warnung gegen die verrätherifhen Anfhlige der meuchel-
mörderifdhen Afiaten fidern.
So mie bie Natur jedem menfdliden Wefen Kraft giebt, die feine Freiheit befHränkenden Feffeln ju tragen, fo hat fie ihm aud) Kraft und ein emige8, nie ermidendes Gtreben ge-
geben, Ddiefe Fefjeln zu zerbrechen. Man findet baber aud) beim weibliden Sefdhledhte, fobald mir e$ aus Eiferfucht tyvannifiven und unbefugter Weife einfdranfen, Hang zu Liebesintriquen und Ausfchweifungen, Diefer muß um [o ftärker
fein, je mehr äußere Urfachen vorhanden find, welde ber Sinnlichkeit eine übermiegende Macht über ven fhwachen SSerffand fidern. Diefer Hang muf dann wieder zur Entfohuldigung ber Fortdauer des ZwangeS dienen. So wird die Wirkung wieder zur Urfadhe, und wenn die Weiber aufhören,
jelbft die Wächterinnen ihrer Chre zu fein, fo gewinnen fie dur Bewahrung derfelben eben fo menig an ?[dtung, als fie burd) ben SSerfujf ber Gfve iu ihren eigenen Yrgen verlieren. Dies ijf bie Lage be8 [dnen Gefdledt8 bei allen morgen-
lanbifdyen Vblfern. Die Männer entfdulvigen ihre Strenge mit Den ausfdhmweifenden Neigungen und dem Liftigen Charafter ihrer Weiber und Beifdhlaferinuen, ohne fid) einfallen ju
loffen, daß fie bie [dne 3Xenjdenbülfte gerabe Bierburd) in ein tieferes Derderben ftürzen.
Die Luft eines Weibes, heißt es in den Gefeen der
Hindug, fann eben fo wenig befriedigt oder gefâttigt werden, als ein vergebrenbes Heuer dur brennbare Materialien, bie
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man hineinwirft, oder als das Weltmeer durch die Flüffe, bie fid baveim ergiefen, ober a[8 ba8 9teid) ber Sobtem burd) bie Menfdhen und Thiere, die davon verfchlungen werden, Das
Weib, fährt der Geift ber inbijden Gefeggebung fort, hat fed) Untugenden; zuerft eine unordentlidye Begierve nad) foft-
baven Sleivern und Sdmud und nad) feltenen Ledereien; sweitens, einen unmifigen Hang zum finnliden SSergnügen ; drittens, eine unnatitrlide Reizbarkeit gegen Beleidigungen; piertens, eine tiefe und verftedte Nachbegierde; fünftens, eine angeborne Bösartigkeit, vermöge deren alles Gute in andern Menfden als etwas Bôfes erfheint, und fedjstens, eine Meigung zu [afterhaften Handlungen. —
Da bie Hindus, Perfer, Türken und andere Morgenländer den Weibern feine Anlagen zur Tugend, Feine Fähigkeiten zu Kenntniffen jutrauen, und foldhe aud) gar nicht von i9nem verlangen, jo [Häben fie diefelben nur nad) dem
Grade be8 finnlidjen S9$ergnilgen8, welded fie geben Können; daher Bat eine gewiffe Mundheit und Fettheit an dem Frauen= zimmer in ihren Augen einen größern Werth, als die vollfommite Schönheit, oder als die glänzendfien Talente und bie
edeljten Tugenden. Bei diefem günglichen Mangel aller wahren Qiebe füft e8 fid) leicht begreifen, zu meldem hohen Grave bad glithende Klima und der wollüftige Afiate die Sinnlichkeit der geiftlofen Weiber entflammt.
Die [Hönften Mädchen werden in ihrer fritheften Jugend
aufgekauft und zu taufenden in die Havems ber Könige und
Grofen verfammelt. Durd) die triage und gefhäftslofe Rube, in welder fie leben, durd) bie etbigenben Nahrungsmittel und Qedereien, bie fie genießen, müffen nothwendig ibre [dou ohnehin heftigen Triebe zu einem verzehrenden Feuer angefacht werben, und da diefe Triebe in den wenigften auf eine natlr-
liche Art befriediget werden, fo entfteben die fHeußlichften Ansbrüde unnatürlider Lüfte, Letdenfd)aften und Lafter. Dies ift nicht die einzige Peinignng, wovon diefe be:
jammernswerthe Menfjchenklafje gefoltert wird; Neid und Ciferjudt gegen glüdíid)eve Stebenbublerimnen, Entwürfe der 9tadje, diefe zu vernidten, und endlich bie Gemaltibätigéeiten ihrer Herren und Gesieter, die fdimpflid)ften Miphandlungen von Berfhnittenen vollenden das tiefe Elend, wozu bieje unglitd=
deb
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tien, Der erften Menfdhenredhte beraubten SGe[HSpfte verdammt find,
Wenn man um eines einzigen nichtswürdigen Despoten
willen fo ein namentofes, unabfehbares Unbeil über einen fo grofen Theil des Menfdhengefdledhtes gebracht fieht; wenn man biefe Nationen jon feit Sahrtaufenden auf berjelben Stufe der Kultur ftehen, in der Moralität aber immer tiefer
finfen fieht, fo muß in dem Bufen jedes MenfchHenfreundes der heiße Wunfd) erwacdhen, daß mum enbíid) bie lang genug gebufbete, pevadjtete, barnieber gebrüdte Jtatur fid) ermannen und jenen wohlthätigen Genuß ber 9Xenjdeit in. biefen. paradiefifhen Gegenden der (rbe meden mbdyte, ber deneifernen Scepter des Despotismus in den Händen der Sultane und
Kalifen zertrümmere.
Eine Heine S8ejdjreibung des fünigliden Harems in Perfien, dem alle übrigen im Orient ziemlich ähnlich find, wird hier nicht am unredhten Orte ftehen und die Neugierde meiner Lefer befriedigen.
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Für diefen Harem werden die fdünften Sungfranen aus Georgien, Gircaffien unb au8 bent ganzen perfijhen Reid) gue fammengefudht, Wenn man Hört, daß fid irgend in einer Ctabt oder in irgend einer Familie ein Mädchen von ausge:
zeichneter Schönheit finbet, [o bitten bie fónigltdjen 3Bebienten fid) diefeS ohne weitere Umftände für den Harem des Königs aus, und bie Eltern geben ihre Töchter gerne her, oder fuchen fogar durdy allerlei Wege fie in den Harem des Königs zu bringen, weil fie alédann eine mit dem OGlitde ihrer Zöchter fteigende Penfion empfangen und überdem Hoffen fbnnen, andere Beweife von der Gnade ihres Königs zu erhalten. Sobald die neuen Schlachtopfer in den Harem des Königs eingetreten
find, fo fehen fie aufer ihrem Gebieter fein männlid)es Seficht mehr;
benn in bem Harem
werden alle Handwerke, alle
Hofdienfte und Wachen, felbft alle gottesdienfiliden VBerrihtungen von Wweibliden Perfonen vollzogen. Mit einmal weiße Berfdhnittene dürfen fi dem Harem nähern, damit ihr Anbli die cingefhlofienen Mädden nidt Lebre, daß e8. nod) andere ihrem Könige äpnlide Männer gebe. Nur bie báffidften unb älteften Neger aus Afrika ober von ber Küfte Malibar, denen man alle Zeichen und Ueberbleibfel von Mann-
heit gänzliq beraubt Bat, nur biefe dürfen in Den Harem
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fomnten, und einer derfelben iff Der oberfte Auffeher Der Weiber, vor meídem felbft die ©ünftlinge des Königs zittern müffen, indem er, wenn er e8 nôthig findet, geifeln und todten fann.
Cine jede Bewohnerin des Harems bat ir abgefondertes Bimmer oder hHöchften8g wohnen zwei in bem]efben Gemad, eine junge unb eine alte.
Seine darf ihre nächfte 9tadjbarin
oder ihre nächfte Freundin befuchen, ohne vorfer Grfaubnig erhalten zu haben. Eine jede erhält täglich ihr Effen und zu ‘gemiffen Zeiten foviel Kleider und Gehalt, als ihr ausgefeßt find. Auch wird eine jede von ihren befondern Sflaven und Gflaninnen bedient, unter welden die erften nicht nur ent: mannt, fondern unter zehn oder Über fünfzig Jahren find.
Sy9re eingigen Defdhäftigungen find Gefang und Tanz vor dem Könige und einige Stideveien; die meiften aber bringen ihr Leben in einem gänzliden Müffiggange zu. Auf weichen Sophas fingefitedt, rauden fie vom Morgen bis an den Abend Tabad und laffen fidh von ihren SHaven und Gflavinnen reiben, morin eine ber vorjüglidften 3ergnügungen
ber Afiaten beftebt. Unter allen Schönen, die dem Könige gefallen, hat nur ‚allein diejenige, bie [o glücklich ift, beu erften Sohn zu ge-
bären, llrjade, ir Schidfal zu fegnen, weil fie hoffen fann, einft ben Nang und das Anfehen der Königsmutter zu erhalten, bie neben bem oberften Verfchnittenen die größte Gewalt im Harem und außer demfelben ausdiibt. Sie vergiebt nicht nur die Würden, zu melden man im Serail erhoben merden kann, mübít nicht nur. diejenigen, die verheirathet werden follen, und bat nidt nur das Leben der Beifchläferinnen des Königs in
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ihrer Hand, fondern fie ftebt aud) inumer mit. ben 9inijterm in Verbindung, die ihrem Willen meiftens eben jo blindlings, af8 ben Willen bed Königs gehordhen. |
Alle übrigen Beifchläferinnen, die nad) der ErfhHeinung des erftgebornen Sohnes Kinder zur Welt bringen, werden in
abgefonderte Theile des Harvems geftedt, wo fie viel ftrenger al8 bie übrigen bewacht werden, unb in unaufhvrlider Gefahr idmeben, fammt ihren Kindern von dem regierenden Könige oder von Deffen Nachfolger hingerichtet zu werden. Unter allen Weibern, die Kinder am Leben oder geboren haben, oder
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die nur jdhwanger find, hat feine jemals Hoffnung hHerauszus tommen und an vornehme Staatsbediente verbeirathet zu werben, meídje8 ber fehnlihfte Wunfdy von allen ift. Befonder8 werden fie nad) beu Tode des Königs, beffen Beifdlaferinnen fie waren, in ein entferntes Quartier Des Harems verjdlofien, wo fie auf emig von bem Harem unb von ber übrigen Welt getrennt find. Um Der Gefahr Diefer rettungälofen Sflaverei qu entgehen, weichen alle Schönen Des Harems den Umarmungen des Königs fo viel als möglich aus, ober fuchen wenigftens Schwangerfhaften und Geburten burd) alle Arten von bBjen fünften zu verfüten; hierin liegt ber Grund der häufigen Fruchtabtreibungen in ben Harems Der
Könige. Die {Hörften Mädchen brauchen allerhand Bormände, am häufigften den Borwand Der monatliden. Unpäßlichfeit, um
die Begierden des Königs zu vereiteln, auf welche Zäufhungen aber bie graufamften Strafen folgen, wenn fie entdedt werden. Abes 11., König von Perfien, ließ ein Mädchen, das fich feiner
Liebe entzogen fatte, in einen Schornftein feftbinden und burd) unten angezüntetes Holz langjam verbrennen. Ungeachtet die Weiber des Harems ihren Aufenthalt al8 einen. Berdammungsort, und die Liebe ves Kbnigs ald ibr
größtes Unglüc anfehen, fo beneiden und verfolgen fie ftd) doch gegenfeitig auf das feinbfefigfte, fie mögen die Hoffnung, au8 bem Harem hHerauszukommen, haben. Die Beranlafjungen dazr find bald größere ober bäufigere O©unftbezeugungen des Königs unb bejonberó reidjere Gefdenfe; bald das ehrgeizige Ctreben nad) hHöhern Würden, bald die Begierde, vor Der andern außerhalb des Serails vermählt zu werden; bald verzehrende Eiferfucht der Iribaben unter einander. Die Morgenländerinnen buhlen um die Gunft von [qönen Mädchen mehr, als um die von Männern, und lieben fid) unter einander feuriger, als fie ihre Männer und Gebieter
lieben. Diefe unnatitelihen Neigungen bringen Haß gegen das männlide SGefhledht hervor, fo mie die unnatitrlide Liebe ver Männer Gleidhgültigkeit gegen Weiber hervorbringt. Hieraus entftehen unaufhörlide Berleumdungen und Vergiftungen, und
diefe ziehen beftändige Unterfudyungen, {dimpflice Geifelungen
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ober [ürdjterlidje Todesfirafen nad fid.
Einige werden in
die entlegenften Theile des Harems vermiefen und zu Den niebrigften Arbeiten verdammt; andere werden mit Kuthen gepeitid)t, und nod) andere erdrofielt, verbrannt oder lebenbdig begraben. Durd) alle diefe Garten Strafen aber fann ber
midytigite König e$ nicht verhliten, daß ihn nicht bald ein geliebtes Weib und noch Biter feine Kinder durd Gift oder auf andere Art getödtet werden.
Die Königin Mutter läßt von Zeit zu Beit mehrere Sinber ihres Sohnes erftiden, wenn die Zahl befdimerlid groß qu werden anfingt. Die Könige wiffen diefes, ohne e8 zu verhindern, und wenn fie e8 verhindern wollten, wie fönnten fie die Wege der Bosheit in dem labyrinthijden und
unermeffiden Harem entdeden, Nur felten aber find die Harems8 der Morgentänder lebr finberreid); benn wenn bie Männer fid aud nicht fo Früh er|dbpften, menu fie fid) aud) nid)t fo oft in die Arme von Duhlerinnen mitrfen oder der unnatitriiden Liebe opferten, als fie e8 wirflidy thun, fo ließe es fid Jhon aus vem Drude und der Feindjdhaft der eingefhloffenen Mädchen und Weiber
erflüren, marum Die Morgenländer im Surjduitte weniger Kinder aufbringen, al8 die Europäer, die fid) mit einem geliebten Weibe begnügen. Die Mütter verderben [don bie Fruit ihres RLeibes, nod) efe mam ‚e8 erfährt, daß fie en
pfangen haben. Wenn fie aber aud) glüdlid) gebären, fo werden fie oft burd) Geimlides Gift oder burd) den Befehl einer hartherzigen Grofmutter im erften Augenblié ihrer Ge
burt vernichtet, Der Harem in Konftantinopel ift eben. [o mie ber
in Hispahan eingerichtet.
Selbft 9ticaut forte nod), bof,
wenn ber Kaifer in feinen Harem komme, alsdann alle Schönen in eine Reihe geftellt würden, damit er diejenige ausfuchen
und burd ein zugeworfenes Schhnupftuch begeidjnen fbnue, melde ibm in der nädften 9tadt Gefelfjjaft feiften fole. Allein nenere 9tadyvid)ten erf(üren biefe8 alte, allgemein ver-
breitete Gerüdt für ungegrünbet,
Der Sultan ift durch ein
Sewohnheisgefeß feines Serailg mehr als feine Unterthanen eingefhränit; er fann nämlid nur an hohen Feften feine bis-
herige Beifchläferin gegen eine andere vertanfden.
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| "verfidert aud) oon beu fbnigen in Perfien, daß fie gewShnlid À lange an eine :8eijdjlüferin gefeffelt bleiben. In den Havems
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der Großen find zwar nicht fo viel Verfdnittene und fo viel Weiber, als in denen der Könige; fonft aber Gerrfdjen Darin eben bie Gemalttbütigfeiten, Seibenjdjaften und Lafter als in
diefen.
Der liftige Unternehmungsgeift der Morgenländerinnen
ijt eine natirlide Folge ihrer von der Eiferfucht der Männer
entftehenden EinfHränkung. Weiber find tm Orient faft obne Ausnahme der verführende und angreifende Theil; weil fie felten oder niemalS fdreiben Können, fo haben fie eine - bes
fondere Beidjenfpradye erfunden, modurd fie ibven Geliebten ihre 98ün[de unb Entwürfe bekannt madjen. Sie binden entweder Blumen auf eine gewiffe Art in einen Kranz oder
fie legen Brod, Stroh, Salz, Holz und andere Kleinigkeiten in ein Sdnupftud) zufjammen und laffen den einen ober das andere durch eine treue Sflavin in fidere Hände itberliefern.
Auf diefe Art machen fie ihren Geliebten die Beit und den Ort befannt, wo fie diefelben fehen wollen. Solder Gelegenheit, wo bie Weiber des Mittelftandes ihre Liebhaber fehen fönnen, giebt e8 mehrere. Entweder laffen fie biefelben in weiblider Meidung als Freundinnen oder als Kaufmannsfrauen zu fid) fommen, oder fie entziehen fid) bei bent Befuchen ber Graber Geimlid) und auf eine Kurze Zeit ber 9fufmevf[amteit ihrer Auffeher und Auffeherinnen, die aud) nidt immer unbeftechlich find, oder fie wedhfelu im Babe die Kleider und gehen vermummt an die Oerter, wo fie thre Liebhaber beftellt haben. Oft fallen fogar Haufen von üppigen Weibern Frembdlinge an, denen fie an einfamen und ablegenen Orten begegnen, und
zwingen fie, ihre Winfche zu befriedigen,
Unter Bblfern, deren Könige und Oroßen zahlreiche
Haufen von Mädchen und Weibern in ihren Harem$ vers
jammeln, muf die Bahl der Frauenzimmer vermindert, und
folglich zugleidh ihr Werth erhôbet werden. Oeffentlide Luftdirnen, und vorlibergehende Verbindungen, müffen daher hier viel unentbehrlidher fein, als da, wo feine Bielweiberei Herrfcht. Chen deswegen ift das Miethen von Mädchen und Weibern auf eine Zeitlang in allen morgenländifjhen Reihen ald eine
befondere Art von Che erlaubt, und wird wie die wahre Che
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Aus eben diefem Grunbe finbet man in allen grofen afiatijden ©
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Offentfid) unb von denfelben obrigfeitlidyen Perjonen gefd)loffen.
und afrifanifden Reihen Gefelffaiten von Tänzerinnen
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die eine befondere Bunft, Stand oder Schwefterfchaft ausmachen, und für den Schuß, den ihnen gewiffe Obrigfeiten |
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gewähren, einen beftimmten Iribut erlegen. Die Bajaderen in Hindoftan find junge Madden von | zehn bis fiebzehn Jahren, die tanzen, fingen und Heine Schau- | fptele aufführen lernen. Sie ftehen unter der Aufficht einer | Matrone, die fie in allen weibliden Sünften, unb namentlich in dev Kunft qu gefallen, unterrichtet. Diefe wählt fid aus ben mniebrigíten Volfsflaften die fdhünften Madden in einem Alter von fieben bis adyt Jahren, [aft fie zur Erhaltung ihrer Bildung inocufiren, und führt fie dann zu den Kenntniffen
und Türperliden Fertigkeiten ihres nachherigen Standes an, Deffen Bwed und Bemühung auf nidj8 anber8 geridjet ift,
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als ben Sieiden und VBornehmen des Landes Unterhaltung
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unb finnlidje8 3ergniügen au verfdaffen. Anfanglid) mag blos Dies thr Zwed gewefen fein; allein in der Folge ift e& zugleich eit Gegenftand bed Luxus geworden, mie tenn Sinnlichkeit
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“ überall zur Berfhmwendung leitet. Nicht nur an den Hoflagern
regierender Herren werden gewöhnlich jeden Abend, zur Unter-
Die
Haltung des Hofes, Schaufpiele und Tänze von {olden Ba-
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jaderen aufgeführt, fondern e8 giebt aud in jeder Stadt mehvere dergleidhen Trupps von jungen Mädchen, die bei Gaft-
mablen reidjer Brivat-Perfonen, bei Familienfeften, bei Empfang und Demirthung eines Fremden, kurz bei der geringften Veranfaffung erfheinen, um die SefellfhHaft durch Sünfte und Melzungen gu vergnügen. Für ein Madden ber beften Art
erhält die Matrone, der fie angehört, für die Unterhaltung eines 9(benb8, hundert Kupien (oder Gulben) und oft werden que Mufif bei der Tafel, zu Meinen Bimifhenfpielen und ingen zwanzig folder Perfonen erfordert, ba8 iff dann eine veine Ausgabe von zwei taufend Gulden für einen Abenn! —
Det gejellfdhaftliden Bujemmentitnften erfheinen die 38a
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jaberen, gleich zu Anfang, in dem VBerfanmlungszimmer , be-
grüßen jeven anfommenden Saft mit Tanz, und Überreidhen
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ibm im Namen des Wirthes auf einem filbernen Teller Betel,
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Hofenwaffer, Erfrifhungen, aud) mobi QGejdenfe, bie ber
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Wirth den Güften madt; bann fingen, fpielen und tanzen fie medfelsmeife, bis die Gefelljhaft angeinander fcheidet. Hat einer oder Der andere Luft, die Talente einer von diefen Bajaderen näher fennen zu lernen und fie zu dem Ende bis zum
folgenden Morgen bei fid) gu behalten, fo foffet e8 ihm ge-
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meiniglid nur einen Wink, Die Matrone, welder die Dajadere angehört, rechnet den Werth der Unterhaltung, Die eine foide die Nacht hindurch, mit jener, welche fie den Abend über gewährt, zu gleidem Preife; ein8 wie Das andere gilt hundert Rupien, davon befommt aber bag Madden nidytd, [onbern ber, bem fie ju Gebot gewefen, muß ihr am Worgen nod ein befonderes Gefdhent maden, und das befteht, je nachdem fie feine CErmartungen mebr oder weniger befriedigt bat, ober je naddem er weniger freigebig oder reid) ift, im einer Guwele oder einem Stück reihen Zenuges. Oaftfreiheit und gute Lebensart gehen in Indien [o weit, daß der Wirth dem Safte, ben
ESERLIes Aufnahme bewetfen will, die Bajadere,
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er au8 ber Qrembe bei fid) beherbergen und dem er eine gute
weldhe demfelben am beften gefallen Hat, ins Schlafzimmer {Hidden und nicht nur bie 9atrone bafür bezahlen, [joubern aud) bem QGafte des Morgens beim Aufftehen da8 Sefhenf gujdiden mug, das biejer feinem Mädchen, der Gewohnheit zu Folge, zu übere
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reihen verbunden tft.
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Ungeachtet die Matrone dem Mädchen nidts als Unters halt und Kleider giebt, bie freilich an fid) fd)on foftbar find, Mgona79.ehuoNelTS
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fo gelangen die Lebtern doch, durch die fogenannten freiwilligen Gefdente, oft u beirächtlihem Reidthum. Œ8 ift nichts feltenes, eine Dajaderé der erflen Klaffe qu feben, bte für awangig und mehr taufend Rupien Juwelen an fid) trägt; denn fie {find gleidjam damit behangen. Soldje Tänzerinnen und Sängerinnen giebt e8 inbef aud) Don geringerer Gattung, fogar welde, die auf Verdienft im Lande umberzichen, die dann aber aud) nit fo foftbar find. Nad) dem ftebzehnten Jahre, wenn bie erftem wverblithet find,
pflegen die Bajaderen nicht mehr als Scdhaufpielerinnen ihre NReize öffentlich feil zu bieten, fondern fid) in eine Pagode unter den Schuß eines Braminen zu begeben: doch nicht wie in Europa, um aus Buhlerinnen alte Betfchweftern zu werden,
fondern hier ihre vorige Qebensart fortzufegen.
Was fie im
Tempel mit ihren Keizungen gewinnen, gehört den Braminen, | die ihnen dafür einen Aufenthaltsort oder Unterhalt geben. Dir unanftändig mird Übrigens dies Gewerbe in Indien foeber für die Bajaderen, die eS treiben, nody für Perfonen, melde Genuß davon haben, gehalten; denn die Mädchen tanzen ben @bgen zu Chren vor ihren Bildniffen in den Tempeln an Fefttagen und bet feievfid)en Proceffionen. Man glaubt, ba bie Obtter an den jdamlofen ZXüngen Bffentfidjer Weiber ein eben fo großes Wohlgefallen als die Könige und Großen finden, und felbft bie feurigen und wolliiftigen Draminen, die piefe Mädchen in den geheimen Kiünften ber Liebe vollends
einmeiben, fteben im Kufe befonderer Heiligkeit. Alle Reifebefchreiber verfihern, daß diefe bezaubernden
—
Tänzerinnen die ungeheuve Ueppigleit der Morgenlinder und den fdleunigen Untergang ganzer Familien befördern, die fo lange der Kaubfucht der großen und Éleinen Despoten ent=
gangen find.
Sie richten nicht blog IJünglinge, fondern bie
vornehmiten Pinner Häufig zu Grunde; fie verftriden felbft Könige, geben ganzen Bölfern nicht felten fünftige Negenten, und reizen. Durch ihre molliiftigen Tänze und Schaufpiele bie Sinnlidyfeit ber SOvientalen bi8 zur Wuth. Chardin fannte viele vernünftige Männer, die einer oder der andern Tänzerin
4o ergeben maren, daß fie eS felbft für unmöglich hielten, fid) ihren Feffeln zu entreifen.
Diefe unglücliden Neigungen entfchuldigen fie damit,
daß fie von ihren Geliebten bezaubert feien.
Solde Stlaven
ber Liebe werden an den Brandmalen, die fie am ganzen Körper, bejonber8 an den Armen und in den Seiten Haben, erkannt.
Die Perjer madien folde mit einem alühenden Eijen, unb zwar. um Deffo mebrere unb tiefere, je verfiebter fie find, und je mehr fie ihre Sebieterinnen von ifrer Ceiben[djajt Überzeugen wollen. Ale Meifebefhreiber Yaben mit dem größten Erfiaunen bie Stärfe und Rauberfraft des Spiels Diefer Buhlerinnen, unb bie Heftigkeit der durd) fie evvegten Begierben gefehen. Oft erfheinen fie gans unbefleidet bei ihren panto-
mimifdyen wolluftathmenden Tängen; fie fuden nidt nur durd Blige, Mienen und Stellungen ded Körpers ben Bujdauern die Cntzücungen der Liebe ftufenweife angzudrüden, jonbern
fie erfigen fid) felbft bergeftat, bag ijve &nge im mollüftige Convulfionen ausarten. Die Begierben mander indifHen
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Grofen werden hierdurch fo aufgereizt und unerfättlih, Daß fie oft in einer 9tadjt vier bi8 fünf Gejelljdjaften von Züngeee
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vinnen fommen laffen, und wenn fie bann foft ganz vernichtet
find, fid) dennoch in die Arme eines habeffinifd)en Sflaven merfen. Sn Uegypten giebt e8 gemiffe Tänzerinnen, bie fid, aufer den bublerifdhen Simften, andere angenehme Kenntniffe und Fertigkeiten zu erwerben juden. Man nennt diefe Sängerinnen Alme oder Selehrte, und diefe Aime nehmen feine unter
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fid; auf, bie nidt eine [iebfide Stimme hat, eine gewiffe Senntui& ber Sprache unb ber Regeln ber Sidtfunft befitt, und aud dem Stegreif didhten, oder auf gegenwirtige Perfonen und Umftinde Berfe maden fann. Eben dicfe Alme wiffen bie fdhbuften englijdyen Gefinge auf die Unfälle von Liebenden, oder auf den ob von Helden auswendig, burd) deren Abfinqung fie die harten Zürken bis qu Thrdnen rithren fönnen. —
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So ver[übrerijd) inbeB alle Sierratben unb fünfte ber Tänzerinnen für ben verdovbemen SOvientalem find, fo wenig Ginbrud miürbe ifr übertviebeuer Pup, oder die unzähligen
Ringe, Bänder und Ketten, womit Ohren, Nafe, Hals, Bruft, Hände, Arme, Finger, Füße und Behen behangen und bededt find, auf den gefunden Gefdymad eines CŒuropäers maden; die efelhaften, ftarkriedhenden Schmierereien, momit fie Wangen, Qippen, Augen, Augenbrauen, und felbft Hände und Nägel zu verfhbnern fucdhen, mürden vielmehr bie Heftigften Begierben nad) ihrem Genuß erftiden. Sie punktiven fid) fogar allerlei Blumenwerk auf Gefidjt und Arme, oder nähen mit cinem ge-
{Hmwärzten Faden einen fdwarzen Ring um die Augen herum, wodurch das Feuer derfelben ihrer Meinung nad) unendlid) erhöhet wird. Die finnreidhe Art, modurd) fie die 9teige ihres Bufens, den vorziiglidften Sap ihrer Schönhheit, zu er: halten bemitht find, verbient nod) bemerft ju werden. Um deffen nngeftaftete SSevgrbferung gu verbüiten, umgeben fie Denfelben mit wet Futteralen von fehr leichtem Holz, bie vers mittelft eines Charniers zujammengefügt und hinten befeftigt find. Das Aenfiere berjelben ift mit einer Golbplatte belegt unb mit Brillanten befetst, das Gange ift fo glatt und elaftifd, daß e8 bie geringften Bewegungen des Bufens nicht verbirgt,
und diefe Kapfel miffen fie mit einer gfeid) gefhicten Leidhtigfeit abe und angulegen. ATI
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Gefchlechtsausfchweifungen im Gentigen Europa. Mod im Anfange des vorigen Jahrhunderts wurden vort-
nehme Ruffinnen und deren Thdter jo fer eingefdLoffen, daß fie nur die Kirchen und die nächften Berwandten befuchen durften. Diefe Stlaverei hat fi zwar fehr vermindert, und per Umgang des fhônen SGefchlehts mit dem männlichen ift
menigftens jest [o frei, Daß ein Fremder nicht mehr eine Ohrfeige befürchten darf, wenn er einem ruffijden Fräulein bie Hand füft; allein noch immer ftellen fid Damen’, ald wenn
{te vornehmen Herren die Hand Kiffen wollen, welcher Nenßerung morgenlindifder Gfrerbietigfett mam baburd) quvor fommt, daß man der Schönen einen Kuß auf die Baden giebt. —
Die Sitten ber Sornefmen, beiberfet Gejdjledjt8 haben zwar einen gemiffen Anftrid von Chrbarfeit, aber der Senuß der Liebe unter diefem nordijhHen Himmel, befonders in großen Städten, ift eben fo mannigfaltig und ausfhmweifend, als überall,
wo fremde Sitten, Luxus und Schhwelgeret fid einjdetdyen. — Der gemeine Ruffe fieht das Weib nod) immer als Laftthier an, bag ju nichts ald zur Arbeit und zur Befriedigung {einer thierijdhen Liebe da ift. — Die gemeinen: Weider müffen
unaufhörlich arbeiten, miiffen fid) bie verderblidifte Lebensart und die größten Mifhandlungen von den Männern gefallen faffen, und find nod) immer an die Unsjdweifungen und Ge-
waltthitigleiten ihrer Herrn fo fehr gewöhnt, paf fie fehr
felten deswegen‘ Klage führen. Die gemeinen Kuffinen lieben zwar niqt Schläge um ihrer felbft willen, oder fehen fie nicht ‚unbedingt als Beidjen der Liebe ihrer Männer an; allein wenn
ber Mann aufhört feine Fran zu prügeln, fo ift bie[e8 eiu
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fidere8 Zeichen, daß er entweder die Frau alg unbeilbar auf gegeben over daß er fih ganz an andere Weibdperfonen ge: hängt habe, ohne fid um feine Haushaltung weiter zu be- |
Himmern, und in diefen Kücfichten, bemerkt Weber, fönne eine
Ruffin immer fagen, daß ihr Mann fie nidt mehr liebe, wenn er fie nid) mehr, entweder in wiithender Trunkenheit, oder um ihrer Unart willen, ju zlchtigen pflegt. Obgleid ber Umgang mit dem [dnen Gejdledt in
Betersburg fehr frei und der außerehelide Senuß einer wilden Liebe überhaupt in Rußland gefesmäfig erfaubt ift, fo fintet man fier doch feine privilegirten Häufer für Luftbivnen, außer an den Hüfen, mo die Matrofen einfehren unb ein paar
‘unbedeutende Ausnahmen abgerechnet. e8 hier privilegirte Mäbden,
Chen fo wenig giebt
bie unter der Polizet fteben,
oder fiH durch einen änßerlidhen Anzug auszeidnen; und dod) ift hier die Anzahl folher unglüclihen Gefhôpfe im SSerbültnif fo grof, alg in jeder anbern volfreiden Ctabt, meiftentbeil8 im ber vierten Etage, wo fie ungehindert Befuche an-
nehmen und fie Niemand ftört, fo lange fie fich fill verhalten. Treiben fie e8 in der Verführung junger Leute oder Ehe-
manner fo weit, daß Klage gegen fie entftebt, |o werden fie aud ber Stadt hinausgefdafit. — Die Courtifanen von ber
bôbern Klaffe werden unterbalten und machen zuweilen ein glänzendes ®litd, aber niemals gelangen fie zu dem Rufe und dem Einfluß, modurd) Ddiefe Töchter der Freude in andern Hauptftädten oft [jo intereffant und fo merfmlrbig werden. Der größte Theil der Entretennes ift aus ber niebrigften Rlaffe;
bei fehr eingefdyrintten Talenten find ihre Anfprüche bemuod) fehr groß. Ohne Grazte, ohne die Kunft zu gefallen, von allen höhern Reizen entblößt, machen fie ungeheure Forderungen, bie ijnem aud) wegen Des Mangels befferer Mitmerberinnen gerne zugeflanden werden. Ein Mädchen, weldjeS ihrem Viebbañer hier taufend und mehrere Rubel fojtet, würde in Paris faum den
Gefhmad eines Roblenbrenners befriedigen.
— G8
giebt Bier SSuflerinnen, bie fij Gquipagen unb Bebienten halten, und die ihre Begünftigung für mehrere taufend Rubel verfaufen.
—
Gin gemiffer polnijder Würft entbrannte gegem eine jode Priefterin und erkanfte ihre Sunft für hundert tanfend Kubel,
Ungliidlidjerweife befand er fid beim erften 3ejud) in dem Hglidyen Suffanbe be8 linoermBgena. Er wurde von feiner Schönen verhöhnt und nad einem Wortwechfjel um Haufe hinausgemworfen.
Das Geld war verloren, denn er fdamte
fid, fle au verflagen. Indeß wurde die Sade rudhbar, bie Polizei wollte bem dürften Genugtbuung ver|daffen, und verbannte das Mädchen aus der Stadt. —
Nicht felten bringen vornehme Herren ihre SGefährtinnen aus fremden Ländern mit; aber felten gelingt es ihnen, fie zu fefleln. G8 wird bdiefen nicht {dwer, fobald fie nur bie Borage ihres Werths unb bie vovtheilhafte Sphäre, worin fie leben, zu fchägen wifjen, fid) itber thr Sdhidfal zu erheben unb vortheilhafte Heirathen zu maden. Die Lufidirnen von der gemeinften Sattung, die fih ben Dienft des ganzen Publifums widmen, leben in einer Kapule, von ber man fid Jdwerlid) einen Begriff machen wird und bie auch den. lüfternftien Menfchen, wenn er nur eigenes Gefühl
befigt, von ihrer Huldigung juriidjdreden fann. Ohne den mindeften 9ln]prud) auf natürfidje8 ermorbene8 Zalent, gu ge‚ fallen, treiben fte ijv Gemerbe mit bem Cigennufs eines Wucherers
unb mit der gefühllofen ©leihglültigkeit eine Pferdever-
miethers.
Boden und Klima ftehen überall mit dem Zuftand ihrer
Bewohner in dem genaueften Berhältnifje. — So wie Un-
verdorbenheit, Freiheit und Betriebfamtkeit nadte, rauhe Feljen in Paradiefe umfdhaffen, fo vermandeln Stlaverei, Zrügbeit und Lafterhaftigfeit bie glidíidften Gegenden Der Erde in
Wildniffe, verpeftende Sümpfe, unwegfame Gebirge und unbebaute Steppen.
Dies ijf der Fall in Sllyrien, der Dal
ladet und der Moldau, jenen einft fo blithenden und frudtbaren Ländern der Erde, deren Bewohner unter bem Jod) des
Despotismus ihr ehemaliges ©lid verloren haben.
Sie find
faft alle Quedjte ber Gbelleute oder der Geiftlichteit, vor mel
den fie auf die Erde niederfallen und nicht eher wieder aufftehen dürfen, als bis fie den Befehl dazu erhalten. Der Buftand der Weiber ift eben [o elend, als der Der Die Bräute werden an den Meiftbietenden verkauft und wenn nad) bereit gefchloffenen: Berfauf ein anderer Freier nur einen Gimer Rafy ober Branntwein mehr bietet, fo wird Männer.
EEE
ie Braut den lepteren gugefhlagen.
Da die Weiber mie
Gflavinnen gefauft werden, fo miiffen fie aud, während bie Männer mäßig in ihren Hütten fliegen, mie Stlavinmen arbeiten. G8 ift allen Männern erlaubt, neben den Frauen fid)
noch Beifgläferinnen zu halten. Die Weiber dürfen {id), nad morgenländifher Sitte, mit ihren Männern nicht gu Lifdye fetzen, fondern miiffen diefe während dem Effen bedbienen. Die
Goelleute it Dalmatien halten e8 unter ihrer Würde, mit ihren Weibern in einem DBetie zu (díafen und diefe müffen oor bem Bette ihrer Gebieter auf der bloßen Erbe thr Nadt-
lager nehmen.
Die Sllyrier find beim Mangel aller wohlwollenden
Gefühle der Böllerei und der Wolluft im hHöchften Grade er-
geben. Unfenfchheit ift unter den unverheiratheten Perfonen beiderlet GefhledhtS nidt weniger gemein, alg Ehebrud) unter den Verheiratheten, und gewöhnlich ift der Vater ber ehe
bredherifhe NebenSuhler feiner eigenen Söhne. Nod) vor nicht fanger Seit arteten nidt felten Monnenflôfter in Hurenhäufer und Mëndsflôfter in Schlupfwinfel von Ränbern aus. —
Männer und Weiber, Jiinglinge und Madden baden in
gemeinjdaftfiden Bidern gufammen, ohne eine Empfindung von Scham zu haben.
Die allgemeine Leichtigkeit und Ge
falligfeit der ECheweiber, ihre etelbafte
Ausgelaffenheit in
{Gmugigen Reden und die noch viel fcheußlichern Lodungen und Künfte der Bublbirnen, die in Den Sanfhäufern untere Halten werden, find feiner Schilderung wert. |
Ohne mandjen edlen Gigenjdaften be8 bvitti|djen Nas tionaldaratters qu mabe zu treten, darf id mit Recht behaupten, daß die Begierde, fidh durch Ueberfluf ein bequemes Leben zu verfgaffen, ein Hauptzug in dem Charakter der En g{ander ijt, baf er Ddiefes fix bie Hauptabficht des Dajeins
des Menfden Halt; und paf biejer Dang befto ftärter it, je mehr Nahrung er in irgend einer Berufdfphire, pie 3. D.
in dem weitgetriebenen Handlungsgeifte, findet. Außer andern
fid im Gefolge diefer überwiegenden Neigung befindlichen Saftern, mopon id) fier mur eines der gelindeften, die, ungeheure
Spieljucht, bemerfe, fteht Cidymelgerei unb raffinirte Wolluft an der Spige.
London bietet hiervon eine Menge Beifpiele
mannigfaltiger Art dar.
Zwar hat diefer Charakterzug bet
e
OB
uc
ben Landbewohnern wegen Mangel an Reidythitmern eine ganz andere Modification. Allein feitbem die Heiden und Bor-
| man
| find
nehmen in bem entfernteften Theile des Königreihs Wohn- Suri pläge aufgefdhlagen haben und dahin ab^ unb zugehen, fo ber müffen fid) bie Sborfeiten und Lafter der Hauptftadt immer E mehr in den Provinzen verbreiten. —
.
Sem englijden Franenzimmer muß man Dei feinen hervorftehenden Borziigen der Schönheit zum Kuhme nachfagen, daß fie gute Mütter find, daf bie meiften die Reinlichleit lieben, daß fie bei meitent nicht das affectivte und fteife Wefen an fid haben und daß fie daher weit einnehmender ald anbermäris find. Indeß bemerkt man bei den ftibtijden Sdbnen einen gemiffen Mangel von Schamhaftigkeit, der bei der fonft fo beriibmten Delicateffe des OOhrs und ber reinen Phantafie der Cnglinberinnen einen feltjamen Gontroft mad, unb ebem
Stal der
diefe iral auf ber
ftedit und wo
hal
fein vortheilhaftes Licht auf ihre meibliden Tugenden wirft.
| unb
Sd) will die unfdjuldige Nationalfitte, die den Männern bie
um
fo angenehme Freiheit, die Schönheit des Landes, felbit in
Mit
Segenwart ihrer Chemänner zu umarmen und zu Kiffen, nicht perrufen. Allein Dag fann bod) eben nicht al8 ein Beweis
Bim Brel
der Reufhheit angefehen werden, daf dad englijde Frauenzimmer im Sdjaufpiel obfcinen Wits mit der größten Gefaffene
{dha ein
fiabten Empfindungen zu erzählen, fie ber Erinnerung ber Sdhambaftigfeit, dem Erfuchen des Richters fid zu entfernen,
| tege
heit anhört und belächelt; daß Damen von hohem und niederem ein Stande fid) burd) Gunít unb Geld ben Zutritt zu den Ver- ha Hören von Deliquenten zu verfdhaffen fuden, mo, menn 3er- | vor hore von Nothziidtigungen vorfommen und die Oefdiinbdete, | Set in Gegenwart des Deliquenten, Sffentlid) abgebô:t wird und | fei, verpflichtet ift, auf alle Fragen mit den alleveigentlidhften und Bra fläreften YSorten zu antworten und den Vorfall nad) allen ge had
feinesmeg8 Sehör geben, jonbern unbeweglid) fiten bleiben,
daß Bol
und büdftens zum Fächer oder Sduupftud) ihre Zuflucht
| fein
nehmen.
| aei
Die Tugenden und Sitten der ländliden Dewobnerinnen ‚ale mögen zwar reiner und unverdorbener fein, allein bie Sri Die:
ginale zu 9tidjavbjon8 Sugenbfelbinnen mivb mam hier überall eben fo vergeblich fudhen, al8 in andern Ländern. Bon einer gewifjen- AMaffe von Weibern in England kann
bru
Wid
ag 13 | man mit Recht jagen, baf fie ihren Männern weiter nichts | find als Werkzeuge der Woluft, und Auffeherinnen in ihren
Hurenhäufern. Ein nod) ftärferer, Beweis von der Verachtung ‚| der Weiber, ift die barbarifhe Sitte, fie für eine Kleinigkeit au perfaufen. Gin gemiffer Herzog faufte die Frau eines Ctallfnedjt8 unb lebte glitdlid) mit ihr, In Ardenholy Annalen der Brittifden Sefjdhichte lefen wiv folgende Deifpiele von diefem Handel. Gin Arbeitsmann in Oxford verfaujte feine Fran an einen Maurer für hundert Schillinge, er führte fie auf den Marktplats, und zwar wie gewöhnlich an einem Strid, ben er fo lange in ber Hand behielt, bis er das Geld eingefedt hatte, da er thn bann dem neuen Chemanne überreichte ie
unb ibm vie Gind witnfdte. Ein gleides gejdalh in Effer, wo ein Mann feine Fran zugleich mit zwei Kindern für eine halbe Rrone verkaufte. Die Ceremonie gefchah mit 9Dtuftt
und bie Mutter mute dreimal mit dem Strid um den Hals ie um den Marktplag zu Mardin Green mandern. Zu diefem
Mittel Jdhritt and) ein Bimmergefell in London; ein anderer ~ Bimmergefell war der Käufer, der wenig Woden nadyher bie
Hreude hatte, daß feiner neuen Fran eine unerwartete Erb{daft von 1500 Pfund St. zufiel. In Nottingham verkaufte ein Mann feine Fran {don drei Wochen nach der Hochzeit; ein Nagelfdhmidt erftand fie für einen Schilling. Ein unweit | Thame in Orfordffire mobnender Lanbmann Hatte feine Fran
vor einigen Jahren verkauft, aber ohne ale Formalitäten. Seine Nachbarn fagten ihm, daß: der Kauf deshalb nicht gültig | Jet, bafer er fid) zu diefer Ceremonie entfhloß, feine vorige Fran abholte und fie an einem Strid fieben Meilen weit bis had) Thame führte, wo fie abermals für eine halbe Krone Tegelmäßig verkauft murde. Das Merfwiirdigfte dabei war, daß er für diefe Frau, fo wie für ein Kaufthier, vier Pence
Bol zahlen mußte. Gin Gjeltreiber verfaufte in Weftminfter feine Frau fammt feinem Œfel für dreizehn Schilinge und Zwei Rannen Bier an einen andern Sfeltreiber, morauf fie Ale drei in ein Bierhaus gingen und das Geld verfoffen. tiz Diefe eine fultivirte Nation fhändende Sitte wurde im Fe | Bruar 1790 in Burton fogar von den Kirchfpiekvorftehern zu nn
Swadlincott ausgeübt. Ein Mann mar non feiner Fran entPiden, die daher als eine Verlaffent von dem Sirdpiel
|
unterhalten wurde. Um fid) biejer Laft qu entledigen, fandten Üne bi fie die Borfteher zum DVerfauf auf den Markt zu Burton, wo E vn fie ein Käufer für zwei Schillinge erftand. Der Kauf wurde Kaht
umftändlid in die Zollblicher eingetragen, wobei man aud) * nid) nidt einmal ben Werth des Strids vergaß. Mbigt,
Die mangelhafte Gefeb- und Regierungsverfajjung Der Bering
fogenannten freien Britten ift unftreitig Die Hauptquelle von t bie Der ungefunden lleppigfeit, worin London mit allen übrigen ld v grofen Städten in Guropa um den Dorrang (iveitet. — Qu
S
Ardenholz Zeiten zählte es, ohne die Maitreffjen, 50,000 fele nb pr Buhlerinnen. Sie wohnten theils in eigenen Häufern, theil8 er nic in Bffentliden Favernen unter der Anführung von Matronen, darten
weldye fie mit Roft und Kleidern verfehen. Die Wohnungen Aften ber erfteren find durchaus zierlih, oft aud) prächtig, meublirt. Peta Sie haben Stammere und Dienftmädchen, viele aud Livree- dors
bediente, mande fogar eigene Equipagen. Eine große Anzahl delbft
berfefben bat Leibrenten, die fie von ihren reichen Berfithrern id) au erhalten, ober von freigebigen fiebhabern in den Augenbliden € des Taumels erhafhen. Diefe Renten find aber nicht hin=le Tq
reichend einen glänzenden Aufwand zu machen, daher nebmen Ebenp fte SBefudje, bod) nur von folchen an, die ihnen gefallen. —
eise
Archenholz rübmt bie Schamhaftigfeit biefer MäddhHen'G pig
und will fofdje8 burd) ba8 S8eifpiel einer feiner Freunde be-Phzig weifen, der vergeblich alle Liebfofungen und Gefdeufe aufbot, M bei ein bilrftiges Mabden, nachdem fie bereits alles bemilligt Aumel hatte, zu bemegen, einen gemiffen Antrag — (vermuthlid; fid lt s
ganz zu entfleiben) einzugehen. Die Schöne fand denfelben etum; nidt nur überhaupt fehr unanfjtändig, fondern erklärte fid) amlthen Ende: ic) würde es vielleicht thm, wenn der Herr ein Engl
I
Länder wäre; allein al8 ein Ausländer, welchen niedrigen Bedenns griff würde er fid) von uns Mädchen machen? —
lude
Man fat in London bergleiden Priefterinnen gefehen tiie je bie aleid) einer Afpafia bei einem Hohen Grad von Schönheitldreel bervorftedhende Talente des Geiftes hefaßen, wie bie ehemaligeÖtet Schaufpielerin Bellamy, deren Haus ein DBüreau d’Espritlh ein
ein Sammelplag von allen vornehmen und gelehrien Männernite 5 unb fefbft Damen vom erften Mange war; oder wie die gniglgentt
Fisher, bie fid) burd) eigene Art, der Liebe zu opfern, bevithmf tion machte, die den Preis einer Nadyt auf Hundert Suineen jette, ‘efe
N
LL
en ue durch dieje ungeheure Summe abjufdreden.
Als einft
09 ler perftorbene Herzog von Y.... ihr für den Genuß einer
be Kacht cine Banknote von fünfzig Pfund Sterling gab, weil t F nidt mefr bei jid) hatte, fo fand fid MR Fisher fo be-
tbigt, bafj fie fid) feine fermeven S8efudje verbat, unb bie er Derinafhätung feines Gefhenfs dadurd) befanut madyte, daß on © die Banknote in eine Paftete baden ließ, unb fte gum Frithju df perjefrte. —
Zu Sobald die Nacht einbvidjt, findet man auf allen Straßen ile hb Bffentidjen Plägen eine unglaublide Menge Madden von i[8 ert, jen tt.
er niepern davten ben Often Tone Demalt auf
Gattung, die auf Männerjagd ausgehen. Cie erAngriff, oder bieten ihre Dienfte in einem {ders an; andere dringen ihre Ounftbezeugungen mit und wetteifern zu fünf und mehreren um ben
ce Przug, daß man Mühe hat, fid von ibnen Ioszureißen. ahl Delbft Weiber aus entfernten Gegenden der GCtabt miden ern 19 aus Hang over Noth unter diefe Zahl. fen. Gdit fübrt nod eine Art folder Madden am, melde er jin- le Tanzenden nennt, und die mivffih vor den VBorüber-
nenfbenben einber tanzen, und durd) Singen und Springen ihre — Rize geltend zu maden fuden. Um Mitternacht verlieren hen G die Mädchen von den Straßen, und alte Bettelweiber von
be=*02ig und mehreren Jahren gehen aus ihrem Winkel hervor, bot, MM betrunfenen Menfcdhen zu dienen, die von ihren Gelagen
ligtfumelnd zurücfehren.
Die Unfittlihkeit geht fo weit, daß
fii) Madden vou adt bis neun Jahren auf den Straßen
bentumsiefen, bejonber8 vor den Schaufpielhäufern reihenmeife amben unb ihre Dienfte anbieten. mgd Die mittlere Gattung biefer Priefterinnen ber Bedenus (eben unter der Auffiht wobífabenber Satronen unb
Yudhen in Equipagen die theuerften Beluftigungsbrter, benn hen,Me jede folder Matronen bält ihre eigenen Equipagen und DeitlOteebepiente. Ihre Tempel find alle Nächte angefüllt, unge-
lige®tet per Hohe Preis, welder mit dem Eintritt verbunden
prit]; eine große Menge zurüchält.
Außer biefen giebt e8 nod)
i befonbere manwahre Bagniod nennt, und DuglSenttid) BiverArtfeinHiufer, follten;dieihre Beftimmung aber die ift, hm onen beiderlei Gefchlechts Bergniigungen zu verfdaffen. ste, tele Sänfer find prächtig, ja manche fürftlih menblirt. Alles |
\
was die Ginne nur reizen fann, ift entmeder vorhanden, oblahyy, wird nerfdafft. Es mohnen nie Madden in denfelben, {oles art
bern diefe ‚werden auf BVerlangen in Portedyaifen gebolt/ Keidbunper als folche, die fid) durd) Ton, Kleidung und Feige audzeidyner(t zu
haben die Ehre, daher fie aud ihre Ubreffen zu Hundertérdtpe:
den Bagnios zufenden, um fih zu empfehlen. Ein Müäddeer Bef die geholt wird und nicht gefällt, wird ohne Oefdent wiedinem | suriidgefdyidt. Alte unb entnerote Perfonen werden hier alit py Verlangen hedient, wozu alle Anftalten getroffen find. — pr €; ;
Zum Bemeis der unnerzeibliden Sdylaffudyt der Conbothj per
Polizei bei dem jitgellofen Hang zu Ausfdweifungen finn itg die NMamenverzeihniffe ber Bfent[idjem Dienerinnen der Benligen
angeführt werden, weldhe die Tavernen-Wirthe bdruden fafflugen, und worin fie Gefibtsbilbung, Geftalt, Manieren, Tale: va
m. f. w. der München, die ihr Hans befuchen, wie fid) benfibente;
läßt, febr partfetijd) Bejd)reiben.
Cine foldje Lift of Labiliten :
with fo begierig gefauft, daß eine Auflage von adt bis Zelle Ba
taufend Gremplaren in wenigen Tagen vergriffen ift.
Fw
Der Abfhen der Engländer gegen die Peberaftie iff Ébenpe
ihrem entfhiedenen Hange jum Genuß ber Weiber fo grange daß felbit das Volk in feiner Sffentliden Rade einer foldiay.
Brutalität feine Grenzen kennt. Nady ben Sefegen ftebt P$ u Seri (ber Pranger) und die Gefüngnifftrafe von cinigh of Sabren davauf, wenn nur ein Verfud) gefdheben ít; auf Pábne
wirklich begangene That ift der Galgen gejegt. Diele SBeftibeit
fungen find aber feltem, nicht wegen der geringen Anzahl Wf pip bafigen Peberaften, fondern weil fie bet Befriedigung ibt na. Gefhmads die grôfte Borfidht gebraudem. Dagegen ift mit c nadjfiót8obller gegen bie lleppigfeit folder Srauengiummer, Ren
dem männliden Gefhledhisgenuf entjagen und die Wollten, i mit ihres Gleidhen befriedigen. Solde Eribaden formi Haj
aud) Heine Societäten, die man aleyandrinifde SGefellfchaftr D, heißt. N qui Unter Spaniens zerrüttetem Staatsruder fHfummenn 7
die Bewohner feiner paradiefifhen Gegenden in Faulheit nig, Schwelgerei. Weder 9(derbau nod) Handlung, ned) anb iafog. an;'^benbe Befchäftigungen zerfirenen bie SBerbrojlenbeit Buel
Syanier8, und geben feinem Geifte Thätigkeit und Auffhwukten | Wenn bei einem folden Volte und unter einem folden KL
|
—
09
7
'* bort ferr[d)enbe Stefigion bem Hang zur Sinnlichkeit reiche | PPfabrung gibt, wenn man überdies in diefem Volfe das Bild
foles alten Jüttergeife8 verewigt findet, fo darf es uns nidt Reibunpern, hier Die Liebe al8 ein fo ernfthaftes Gefdjàft behanDu€tÍt zu jehen, mie mir fie bei feinem einzigen Volke bdiefes eti rto ei(s finden. Während daß der falfulivende Britte oder
{Heer befdäftigte Frangofe, von feiner Tagesarbeit entlaftet, zu Ned mem hHübfehen Mädchen Hinauffteigt, um den Reft des Abends © Et ihr und einigen Freunden angenehm zu verbringen, {leicht ^ÓB E €panter vor dem Fenfter feiner Schönen herum, frabt
DORT ber Quitarre unb feufzt ein gürtidje8 Siebdjen.
—SBemegt
ON irgend ein Vorhang, ober fügt fid) ein Meines Händchen Senliden, oder zeigt man ihm gar ein paar fdmarze feurige
fafftugen, jo ift fein 3Xenfd auf Erden glüdlider.
Eben [o
alel&t pag $dBne Gefdíedt in der Steigung jum Gigantifden,
ven bentener(idyen und Romanhaften, in bem Hang für Schmwierig“abliiten und in der Art den Geliebten zu firafen, zu belohnen, zehte Haltung des alten Nittergeifted bliden. — 4 Uber die unter einem heißen mollüftigen Himmelsfirid)
i Wende Spanierin fann unmöglich ihren Liebhaber fo Orfge fdymadyten laffen, als die ältere nordbifde
Sungoldlay, Die Bedürfniffe des fpanifden Liebhabers erftreden bt 19 über Ruf unb Hindedrud hinaus; bas erfte QGejep "ug Liebe ift —
uf
enuf.
Die Unfpritdhe der [panijden
PGänen auf unmandelbare Treue machen einen zu großen
dejt heit ihres Gliads aus, und fie miffen qu gut, Daß fie ol | bieje pbne jenen Genuß nicht vedynen fBunen, als daß fie WW nad langem Ausharren den. Minnefold geben follten, Ga me Spanierin felbft würde fid) einen andern Liebhaber Tt, fen, wenn ber jebige nid)t Feuer genug hatte, alle qu forBoll Tu, ma$ fie nur geben faun. — Gin Romanfdyreiber ober mi auf pielbichter, wenn er anders fein Olid an der Toilette
Daft Damen machen will, muß daher, fobald er feine Lieben-
P jufammengebradyt hat, den Borhang niederfallen Iaffen,
Mm nad bem Gefdymad ber fpanijden Weiber ift nichts tt
Whitger und unausjtehlicher, als bie langen unb zürtlichen
and’ laloge eines Liebenden Paars.
Ihre feurige, dem Senuß zu
it Bell zuvoreilende Phantafie läßt zu feinen Empfinduugen po Raum und thre Crwartung finft plößlich da, wo fie ||
/
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05941
ell
bei andern Nationen gefpannt wird.
Was daher in mio deuti
Norden after iff, madt der Süden zur Tugend. Nur UJ Gitti treme nad) dem Genuffe ift wider SGemwiffen unb Pflicht. Eb Art,
fo glühend als der Spanier feine Gebieterin liebt, wird|
wieder geliebt. Beide find dev größten Aufopferungen, Pbi einen gewagteften Unternehmungen fähig, wenn e$ auf die Seiltgfe ftedt ibrer Sdmüre anfommt. | Diefer
—
Kein europäifhes Weib giebt fo leicht alles, Ehre, F| gänz! milie, Reidthum und Bequemlichkeiten hin, um ihre Reidel gang, jchaft zu befriedigen, als eine. Spanierin. —
über!
Das Gewiffen einer fpanifden Frau ift gefallig genu| impo: ihr einen Liebhaber ,, jelbft neben bem SGemahl, zu erlauber früh
aber mehrere zugleich zu beginftigen, ober ohne hHinreichen! abent Urfachen gu medje(u, ijt bas größte Verbrechen. Die glitl und fiden Gtevblidjen, bie bie [dbnen Spanierinnen zu fejjeln | baj |
Mühe merth achten, heißen Kortejos, fie find weniger uneigel Ihre nitsig als die italienifhen Cicisheen.
Fndef ber Mann fi Liebe
mit femen. Gejdüjten gerftveut, Tüft fid bie Fran Gemabf| bem
von einem Kortejo unterhalten. Man fordert von ihm völlit bolle:
Aufopferung; er muf feine Huldgöttin zum Spaziergang sum Sdaujpiele, fogar bis an ben Beichtftuhl begleiten. Bergehungen in der Wolluft und Weichlichfeit Wnnen fi mit feiner Religion fo leicht abfinden, als mit der römijche|
Geni Mol Fand einem
und diefer Vorzug gebührt ihr in feinem Lande mehr als| Spanien. Außer daß ihr Lupus und NReichthum an di gegen
und äußere Pradt mit verdoppelter Macht auf bie glüben "ad Phantafie mirft, ift fie Die gefälligfte Dienerin, das Gemiff] on,
eine8 jeden zu beruhigen. Der Beichtftuhl wäfdht alle Schuldf tr be ab, und gewiffe fleine Temperamentsfd;madyheiter fdheinen 7 drückt darum zu Sünden gemacht zu fein, daß man fie darin of Sefer bergen fönne. In ben ihr gemetheten Tempeln finden SSertiefl bent(i Gelegenheiten zu ihren Zufammenfünften. Man fniet vertrauli deg : neben cinander und fpridt aus bem Gebetbude fiber 9tenbt limp vous. Die Kirchen haben mebrere Thitven und oft läßt ei ; perfdyfeierte Dame vom erften Range ihren Pagen am Gi tanzt,
gange gurité, während fie Ddurd) eine andere Thür bina er geht. —
laden
Das Ofr der Gpanerin ift eben fo wenig [dambaft ul ferner delifat, als ihre Phantafie rein. Sie verzeihen gern 3m ende |
]
05...
deutigfeiten, Spielereien des Wiges und Gemälde, woran bie # Sittjamfeit in andern Ländern erröthen würde: Die feine
)| : | Art, womit fie fid über gewiffe Dinge fogar im Detail äußern,
sl einen Fremden, der e8 gewohnt ifi, von fo etwas nur vergfe ftedt zu [preden, in Erftaunen feßen. Die nidite Urfad)e | biejer Cdjamlofigfeit im RKonverfationstone fdeint in einer
gänzlid) vernadläffigten Erziehung zu liegen.
nu| ben ent
|
| b|
ige! ft ahl Mf ang
Diefe ift faft
ganz, felbft in Den angefebenfien Häufern, den Dienftboten überlaffen, in deren Gejellichaft bie Jugend bet threv ju wenig imponirenden Würde mit den ungezogenften Nedensarten [Hon früh vertraut wird. Eine Menge von Sagen und Mährchen abenteuerfidjer Begebenheiten gehen überall von Ohr zu Ohr und füllen den Ropf einer jungen Gpanierin mit fo viel Liebe, bap fid) alle ihre Ideem um diefen einzigen Punt freifen.
Ihre von Boten ertünenden Schaufpiele, ihre Mufik, ihre Rieder, ihre Tänze, die etwas mehr als Woluft athnen und dem Bufdaner gar nidis zu errathen übrig laffen, geben dollends threm Hang zur finnliden Liebe ein überwiegendes Gewicht. Man fann fid) feine ausdrudsnollere Einladung. zur Wolluft denfen, als in jenem berühmten DNationaltany, bent
1 fl Saenbango, Derrjdjt, den befonbers bie Andolufierinnen mit
he einem: DinreiBenben Sauber tanzen.
Ein Ausländer mag bei
(efje Unbli« erröthen oder fid) üvgern, er vermag nichts non Gegen feinen unwiderfichliden Reiz. Der Fandango nimmt
Anes den Orten, wo er getanzt wird, verfchiedene Charaktere
vif] tt. Das Volk verlangt ihn oft von den Schanfpielern, und uldj tr befcließt faft immer die Privatbälle. In diefem Falle nf drückt ev feine AbfiGt nur obenhin aus.
Allein wenn eine
vi Sefellichaft fid damit vergnügen will, jo wird auf alle Be-
fiel benf(idfeiten Verzicht gethan. Das Blut des Jitnglings und auf des Middjens entglühet dann von Wolluft, und die abgendflumpften Sinne des Geiftes empfangen neues Leben. t ei
Der Faubango wird immer nur von zwei Berfonen ge-
Gi'anst, bie fid niemals mit der Hand berühren.
Wenn man
naf8ber fiebt, mit melden verfüfreriiden Lodungen fie fid) einben, wie fie fid) einander allmählig nähern und wieder ente t ul lernen, mie bie Tänzerin in dem Augenblicke, da fie in [djmady-
jj ftnbe Wolluft Gingufinten fdeint, plBtlid von neuem ermadt,
u-
196.
—
dem Sieger entfd{ipft; wie diefer fie, und fie Dann ihn pers :
folgt, wie fie fic) bie verfchiedenen Empfindungen, die fie beibe durchglühen, in all ihren Bliden, Geberben, Stellungen und ‘ in der ganzen Haltung ihres Rbrpers ausbritden, — wenn
aud) der ftrengfte Moralift dies alles fieht, |o miffen thm unmillfñbrlih feine Sinne gerrinnen. Die Bujhauer, denen
Alter oder Stand, Lürde und Gravitat befiehlt, fônnen fid)
faum enthalten, ihn mitzumadjen. Gin Beifpiel von feiner alles Beflegenden Madt giebt folgender Borfall. Der rômifd)e Hof morb eint verdieflid) barüber, bab man in einem Der
Reinigkeit feines Olanbens wegen befannten aube nidjt [don fange den gottlofen Fandango abgefdafft habe; er bejdíofs penfelben formlid) in den Bann ju thun. Gin Konfiftorium perfammelt fid) und ber Prozeß des Fandango wird in Den
Weg NRedytens eingeleitet.
Schon fol thm der Banuflud) u-
evfannt werden, al8 auf einmal einer von Den Richtern fid)
gravitütijd) erhebt und die Bemerkung macht: man mül[e feinen PVerbredher ungehôrt verurtheilen. Das Collegium billigt diefe |
Erinnerung.
Sogleid) erjdeint ein jpanifdes Paar, unter
einer zauberijhen Mufik bie Gragien des Fandango feinen |
Richtern zu zeigen. Die Strenge per Ardonten Düít- biejen Beweis nicht aus. Ihre finftern Sefichter erheitern fih, fie {tehen von ihren Sigen auf, ihre KAniee und Arme befommen | ihre Sugendivaft wieder, Der Saal des Konfiftoriums wird ein — Tanzfaal; alles tangt mit, und ‘per Fandango wird Tosgefproden.
;
;
Nach einem folgen Triumph kann man wohl benfen, baf er jet alle Vormitrfe der Gittjamfeit verladt. —
Das bffentlidye Freudbengewerbe bet paphifden ©öttin ift
zwar in Madrid nicht privifegivt und wird aud nicht mit per Sdhamlofigeit wie in andern Qündern getrieben. Ihre
Priefterinnen dirfen, fowie alles zu Fuß gehende Frauenvolk, nidt anders, als in weißen Schleiern erfcheinen, unb: müjfen {tet8 eine alte Begleiterin bet fid) haben. Die Polizei geftattet
ihnen feine Bffentlide Tempel, nbtfigt fie, folde tm Berborgenen anzulegen und verfolgt oft die feile Wolluft bis in thre |
gebeimften Sdylupfwintel.
Der Nationalhang zur finnliden
Viebe, bie Menge Der Cülibatärs, morunter bejonbers bie
Gardes du Corps, pie alle unverheirathet bleiben miifjen,
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Machen indeß die Criftens der Bublerinnen notfmenbig. Während Der Spanier mit einer jofden feine Schäferftunde hält, läßt er feinen Degen vor der Thiire ftehen, jum Beweis, daß die Bakanz befebt ift. — Die galanten Krankheiten find. in Madrid fehr gembfnlid) unb e8 iff fier, außer andern Hosbitülern, ba8 Krankenhaus der barmherzigen Brüder ganz eigentlid) für dieje Krankheit beftimmt. —
Jd) hätte beinahe diejes Gemälde gefhloffen, ohne von ber reizenden Geftalt des fpanifden Frauenzimmers etwas gefagt zu haben. Wer nur Gejdymad an dem blendendw^CEEmSes
Weißen Teint ber nordijhen Schönen findet, der muß in Spanien feine Gbttin fuden, wer aber einen Sinn für jene gauberifhe Grazte hat, bie au8 der ganzen Haltung des Kôrpers, aud bem Gange und aus allen Bewegungen hHervorblidt; — wer einen fein und jdlanf gebilbeten und trop einer ge-
wiffen Magerfeit zur Wolluft gebauten Körper au [dügen eor9oe7M Wei und gegen ein Paar groRe, jdhwarze, jdmadytende, das ganze Feuer ber Seele ausdrücende Augen nicht gleichgültig te
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Ut, der wird gewiß nicht mit unvermundetem Herzen aus den Sreifen der Ipanifhen Schönen zurüdfehren. — Die Reize
einer fhBnen Spanierin haben der Toilette wenig zu verdanken; fle fOminkt ihr Gefidt nie mit einem geborgten Teint, und erjegt die Farbe nicht, die thr bie 9tatur verjagte, indem fie fie unter einer brennenden Zone geboren werden Lief; aber fie
Dat ijr den Mangel einer blühenden. Farbe durch Hundert andere Annehmlichkeiten vergütet. Nie fah die Welt den Despotismus mit einem fo Doben Grade von Cultur vereinigt af8 in Frankreidh; — aber
aud) nie fab man in neuern Beiten eine Nation auf einer Oöheren Stufe der Immoralitit als die fransfifhe. — Die |
Ungebenre Maffe von Thorheit und Lafter legte der Revolution das furchtbarfte Hindernif in den Weg, und wäre allein hin-
Teichend, das Mißlingen derfelben begreiflidh zu machen. Allein Weber die Weisheit noch die Thorheit einer Jtationaloerjamute lung hat den in Lüften erfchlafften Hohen Klerus und ben Mark und hirnlofen Abel vernichtet, fondern die tiefe Lafter-
Daftigfeit, bie günglidje Unfähigkeit biefer beiden Gefammtheiten, hat fie geflürgt. Ctatt bie frambfifhe Staatsummwälzung | 8Í8 bag Refultat der menfdliden Klugheit angufehen, ift fie 7
vielmehr ein Werk ber Gerechtigkeit der Natur; unb bie]e
wählt oft felbft bas verächtlichfte Werkzeug, ihre gründlichen Geridte zu vollfireden und die Nächerin der belcidigten Menfd)-
heit zu fein. Cin folder fledyer, feiner Auflöfung nahe gebradjter Claatéfórper fonnte nid durch gewöhnliche Mittel Gergeftellt werden, er bedurfte einer fhauderfaften Kur. Die Menfchlichteit bot Den Dalfam ber Reform dar; allein die Vernunft erklärte den Schaden für unheilbar und bet diefem Ausfprud) fhmwang fie dad tidtende Schwert, und begann den furdytbaren Kampf. — Alle großen Städte in Sranfreid)
maren mebr oder '
weniger burd) GCdjmelgerei entnerot, ein Pfuhl von Laftern unb Greuefn, vor denen die Menfchen fhaudert.
Wenn die
ungeheure Mrenfdhenmaffe in diefer Stadt plößliH inverbalb wenig Tagen den Grundfägßen ber Pernunft gehordyte, jo war e8 nicht möglich, fie eben fo fdmell, mie durch einen Sauber: flag, den Grundfägen Der Moral zu unterwerfen. — Die
Quellen einer allgemeinen Verberbtheit, die Spuren jener Rrebsfäule des fdhmelgenden Despotismus liegen zu tief in dent moralijdhen Charakter Der Nation, als daf fie Joldhe bei forts
dauernder Krifis, bei aller Anftrengung ihrer politifchen Kräfte, zu vertilgen vermödte. Erziehung allein nähert den Menfdhen dem Ziele feiner Beftimmung, aber die Früchte von Ddiefer find nidt das Werk eines Augenblids; Jahre in dem Leben eines eingelnen Menfhen find bei der ganzen Nation nur
Augenblide.
| der
Mo Luxus und Ueppigfeit. ihr fhleidhendes Giftin alle Adern.
bes Gtaatsfirpers verbreiten, da muf eine Nation allmahlig in bie tieffte Sittenverberhniff verfinien, da nehmen die Männer und die Weichlichkeit der Weiber, und die Weiber die Frechheit dev als Männer an. Athen, Sparta, Rom und unfer verfeinertes Sahz Ten Hundert ftellen uns hiervon bas Beifpiel auf. Das Gemälhe gen per Damen nad) der großen Welt fieht fid), einige fleine Nite er ancen abgerednet, in allen civilifirten Reiden von Europa fo Tn ziemlich ähnlich. Die erjte Runft ber Weiber ift bie große Jebe Qunft des Pubes, das erfte Talent, Das Talent zu gefallen, D alle übrigen find nur NMebendinge und werden wie Kleinigkeiten 7ser behandelt. Sich an der Toilette fhmitéen, einige Stunden en c
am Spiegel üben, feine Wenigteit fraftlog herumfdleppen, DIE
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Berftveute fpielen, alle Bergnügungen foften und feines ge| MeRen, einen Moderoman durchblättern, darin beftehen die \Befhäftigungen unjerer Damen von Stande und Erziehung.
Sie fennen bie Liebe nidjt, melde Herzen, fondern mur bie, Melde Körper vereinigt. Immer voll Leidenfdaft und ohne Empfindung, ftets mit glüfender Cinbildungéfraft und faltem
Derzen, flößen fie ffatt Liebe Begierden, ftatt Zärtlichkeit Wolluft ein.
Smbem fie bafo fdymeidjefu, bald fiebfofem, Balb ab-
lagen, bald ihre Anreizungen verftärfen, verftehen fie bie _Riebhaftigteit ihrer Pläne zu verbergen; in bem 9ugenblid, wo 98 Feuer threr eigenen Begierden fie binreifit, geben fie ihren Gunftbezengungen nod) ba8 Anfehen von Gefälligfeit und ie Aufopferung. Cie Daten fid) fiir ftavfe Seifter, weil fie über {6
re Lafter Laden finnen, für aürt[id), teil fie galant find,
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dem Scheine nad für geadjtet, meif man fie ihres Einfluffes
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Wegen fürchtet und fie felbft in den Seelen nicht alle die Ver-
ie tbtung fejem fünnen, die fie einflôfen. Man hört fie, fid. lev liber Mangel an Tugend bei Mannern beflagen, und bod) ent
IHägen fie nidt8 weniger al8 ihr Dafein. Sie. werfen fich
tz nem Manne in die Arme, nidt um die Sitfigleiten — fon-
te, dern die Freiheiten der Che zu genießen. Dm Sdyoofe ihrer ei damilie ift den Empfindungen der Natur fein Zugang gefer Öffnet, Aber Sffentlidy vergeffen fie nicht, ihren Männern jen lebfofungen au bemeifen, um bet Andern geheime Begierden mv. QU ervegen und der Welt zu zeigen, wie fehr fie mürdig find,
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geliebt zu werden. — Dies ift ber Geift unfers Beitalters,
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enit] der Con unferer galanten Damen, der faft nirgends auf fig. Srößere Privilegien Anfprucy macht, ald jenfeits des Nheins.
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In Paris ift Vergnügen das große Ziel jedes Individuums Und jeder Gefelljhaft. Nirgends ift die Wolluft mehr Wolluft, ;918 hier, aber nirgenb8 hat fie aud) mehr Altäre, prächtigere empel und märmere Verebrer.
Nirgends hat der Lebens-
Ergnitgen angenebmer zu täufchen, ftärker ju itberrajden und
ofc. (eit; lebe Freude zum DBergnügen, jedes Vergnügen zur Wolluft, jede
tent!
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fbnet er zu entf eben.—
ie Senug jo viel Modificationen als bier; nirgends weiß das
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luft zum Taumel umgejdaffen. Die innigfte Vereinigung «Ct DbBdjfem geiftigen und finnliden Sdhmelgeret hat nur Einen
pie Lempel in per Welt und ber fteht am Ufer der Seine. — 7%
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An dem Lebensgenuf der Parifer 2Belt ift ba8 [due | ted wu Gefdedjt dad Hauptmobil, ver große magnetijde Punkt, um ] afa Den alles in einem unaufhbrlicden Wirbel freist. Keinen Männern in der Welt gemäbret DAS Frauenzimmer eine anges nehmere Befdäftiqung, als den Frangofen und feinen. Weibern runi {un find die Manner mehr Bedürfniß, als den Franzöfinnen; aber aud) nivgends finbet man mehr Widerfprüche in dem Umgang
beider Gefchlechter, als in diefer Weltftadt. Hier ift pie Liebe eine Avanture du jour; Hier fpielen die Damen mit ihren Qiebhabern wie mit Karten; menn fie gewonnen haben, werfen fie fie weg und verlangen neue; oft verlieren fie mit diefen | neuem alles, mas fie mit ben alten gewonnen.
Das Band
per Che hat hier das Befondere, daß reme darin zu wohnen Quft haben, inbeg Cinbeimifde fid) gern Daraus perbannen | laffen.
Die Weiber entzliden Jedermann, nur ihre Männer |
nicht und beide kennen feine Siferfucht, weil fie feine Siebe! fennen. Man wird felten einen Parifer non feiner Ehegenoffin
{prehen Hören, nicht, weil er e8 mie bet Orientale wider bert Refpekt hält, von einem fo perddytlihen Wefen qu reben, fons
pern weil er ftets in Furdt jdhwebt, von ihr mit Qeuten zu au fpreden, bie fie beffer alg er felbit fennen. Wäre e8 in
Paris erlaubt, mehrere Weiber zu Halten, fo würden fie vielleicht in eben der Gefangen{Haft JHmacdhten, als in der Türfet, aber weil ein Franzofe nur eine haben darf, fo verftedt er
fie nicht, aus Beforgniß, fein Nachbar möchte bie feinige aud)
verfteden.
Indem er feine Fran preisgiebt, fhlieft er feine Bublerint ein, und body würde die Dame den Mann, ben fie fi gum Galan wählt, eben jo wenig heirathen, als der Mann pie Schöne, die er fi zur Maitreffe nimmt.
lun bem Gemülbe ber üppigen Ge[dfedjteiebe in Paris
| Dbe
ein febenbige Farben zu geben, wähle ich das Jahrzehend vor ber bem Ausbrude der Revolution und nenne unter andern Mer“
Qu
ciet, Beyffonnel, GCtord) unb Schulz als Beobachter an Ort und Stelle und als meine Gemwährsmünner, — In Diefent
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Seitpunft zählte man in Paris 40,000 meiftens Bffentlidye bei Dienerinnen der paphifhen Gôttin. Diefe midtige Menfden mit flaife hatte bis dahin nicht ein einziges Mal bie Anfmerffam” feit Der Polizei oder der Regierung erregt, wenn man ab? |
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101
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"Yedynet, bafj alle Sonate einiger Dutend Madden eingefperrt
qued meldje8 aber in gemifler Nüdfidt eher Graufamteit 1918 Vorfidt und 9Badfamfeit genannt zu werden verdient.
| Biele fahen die unfeligen Folgen Ddiefer Sorglofigleit ein [und fohilderten fie mit dem lebhafteften Pinfel, man (as. hörte (und fab alle Grexel unb — lachte. 13
Man fannte übrigens
|t gut das Vergeblide des Verfuchs, der alles vergiftenden
‚Öhdra einen Kopf abzureißen, an defen Stelle ihr das Beifpiel /ines Lafterbaften, alles in dem unaufhaltjamen Strom ber.
‚Üppigften Wollüfte mit fid fortreißenden Hofs, Hundert wieder
‚/Segeben haben würde. | Der Grund ded lieberlidien Lebens ver Sffentliden Suhl\dirnen ift aud in Paris nidt immer in einem Hang zur : Unfenfchheit zu fuchen, obgleid) biefer von einem heißen Klima bier perftirft wird. Viele werben zwar zu dergleiden Aus-
ldmeifungen hingeriffen durch bie $eftigfeit eines bibigen Temperaments, durd) die Shwadheit, jiigellofe Lüfte gu büme Pfen, die burd) den Genuß nur nody mehr gereizt werden;
allein Armuth, Allgemeinheit des Luxus, Zwang, häuslicher
Verbruf, üble Behandlung, durch Ereulofigfeit hintergangene Rieke, und endlidy die teuflidyften Riinfte alter Matronen, find
aud) hier wie itberall die Urfadhen von dem Falle des größeren Theils biefer Unglüclichen. :
Die verfdiedenen Wege, welche jene ungeheure Anzahl Don fäufliden Weibern in Paris betritt, ihren Bwed qu er
Yeiden, Deftimmen mebrere Rlaffen, und diefe wieder Untervint Sbtbeilungen, die fid alle im Auge des Kenners durch ein
Barafterifdjes Geprüge von eimanber unter[djeiben. Die erfte Klaffe find die verfeiratbeten Samen vom hohen, mittlern und niederen Stande, bie fid au8 Gigennug Dder Ehrgeiz mit großen und andern Perfonen einlaffen, oder nen Freund vom Haufe bet der Hand haben, der die Roften
| ber Befireitung ihres Lurus, ihres Aufwandes und ihrer
Sonnen hergiebt, unb ben fie buvd) Gefülligfeiten Degablen. bre Ausfdhmeifungen werden von den Chemännern geduldet, |
ide Weil fie entnervt find oder ihnen einen Recht zu gleichen Freiend Jelten geben, oder weil fie niederträchtig genug find, die Beute am Mit ihren Weibern zu theilen. Einige bdiefer Damen wiffen td) einen Credit zu verfhaffen, ben fie gewöhnlid am Leute
verfaufen, die niedrig genug find, fi an fie ju wenben, um irgend eine Gnade zu erhalten.
|
Die zweite Klafjfe-enthält diejenigen, welche die Wolluft | nod) nicht zu einem Gemerbe maden, fondern nur Befuche von fehr vornehmen und reihen Herren annehmen. Diefe | Gattung füllt gewöhnlich das Theater und Defonders bie |
Oper aus ihrer Mit e.— idiebene Sarem, bie fid) nad) den Theatern, wo fie auftret [ und nad ben Kollen richten, die fie fpielen. Diejenigen, welche blos von dem Ermerbe ihrer Heizungen
und zwar auf einem fehr glänzenden Fuße leben, machen die dritte Rlaffe aus.
Die Damen au8 diefem Orden heißen
jeßt femmes du monde.*). Ein foldjes Mädchen bewohnt ge wöhnlich ein Logis von drei, vier bis fünf Zimmern. Sie | nimmt eine Haflidhe Freundin ober eine Matrone zu fih, bit von ihrer Gnade leben, fie auf der Promenade begleiten, fie
anziehen, ihre Haushaltng, Wäjde und dergl. beforgen. Sie halt fi eine Magd, einen oder zwei Vediente und einen Sofey, ber meift ein junger Neger ift. In den geringern
Spektakeln (aft fie fid) felten fehem, fondern meiftens in ber Oper, im Theater français over italien, wohin fie in einer Stemije fürt, bie fie aud) mieber abholt. Ihre Zimmer find pradtig und im neueften Gejdymad meublivt, ihre Betten haben feidene Deden, Polfter und Borhinge, ihre Uhren find golden, ihre Ringe, Armbänder und übrigen Nippes ächt, ihre Lois
Tette gefhmadvoll beftellt, ihre Garderobe, Wälcdhe, fein, prächtig! unb neu,
Das Gange foftet ihr jährlich fünfzig taujenb Pipred
pber 19,500 9ttbfv., bie jte fid entweder durch fidhere regelmäßige ° Runden oder als eine Entretenue erwirbt. Im erften Falle|
ift fie mit ihren Liebhabern über den Preis ihrer Gunft cine verftanden. SGemwbhnlich (aft fie fi für den Befud) einen neuen Lonigd’or, oder zwei, Drei, vier bis fechs bezahlen, je nachdem er lange dauert und man gewöhnliche oder unges
môbnlide Gefalligfeiten von ihr fordert.
Wil man eine an
genehme Landpartie oder Promenade, eine hHeitere Spielpartie haben, fo bittet man fie um einen Tag ober Mittag, ober *) Fille de joie ijt nicht mehr Mode, unb filles Deipen bie von
der gemeinften Rlaffe.
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WI fuit | uen Diefe | biz |
105
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Abend; und wiederum, je nachdem fie Beit oder Miihe, ober Beibes gugleid aufgemanbt fat, ftedt man ihr ein Ge[djent |im bie Tafde, ober mobfin man [onft will, nur immer mit
S[ótusg, Odpounung unb Grogmutb, fonft wird es einem berAdili vor die Füße fliegen. Im zweiten Falle überläßt fie fi) aud) Wochen, Monate, oder Bierteljahre an Einen unb Jommt mit ibm über das, was er fitr fie thun foll, diberein.
per | Pie ehemaligen Bornehmen in Paris hielten ftd) Maitreffen
rete [ siefr aus Staat und Prablerei, ald aus Ge[djmad unb Nei-
ung unb dies war nach obiger 3Beredjnung ein fehr foftbarer
"gel Qurns, Sie foftet ihrem ausgemergelten alan, bem feine
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Kräfte ihren Genuß verfagen, mehr als in der Zürket einem
gen
nerpdfen Pajdya fein ganzes gablreides Serail, das er fehr
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gut zu benußen weiß.
Ein folder Thor, der fid) qu GOrunbe
Sie tidtet, unt bie Gitelfeit, bie Grillen unb Qaunen einer Cour-
DE tijqne zu befriedigen, Hat den Kummer qu fehen, Daß feine rU Geliebte an ihren Mignon mit der einen Hand die Oefdhente Sie
megmirft, bie fie mit der andern von einem ihr verhaßten
NE Qiehhaber empfängt. Oft bat fie die Grofmuth, einem EntreteSE meur, der ihr gefüllt, treu gu bieiben, fo [ange er felbft die Dedinbu gungen erfüllt, und nicht minder felten unterhält fie ibn, menu
erem fino} jaben bent, oia itg, totedl 4Bige
v5 er burd) fie alles ver[dymenbet fat, [denft ibm ibre Yreunds ei {Haft und ihren Umgang, gehört aber in allem übrigen wieder dem Publifum. Zuweilen machen {olde Wadden mit bent, der fie unterhält, eine Wirthfchaft aus, fie werden tu guten GSefellfhaften gelitten und man macht gar Fein Gebeimnif aus ihrer wilden Che. Sie nennt ihren Freund gewöhnlich mon Amant, und fremde Perfonen bedienen fid) gegen beide zuweilen der Worte: Epoufe, Mari. G8 fat 3u allen Beiten
Salle Mädchen in diefer Kaffe gegeben, bie fid buvd) Gdbnbeit
CU und Orazie, durch feine Erziehung und Talente ausgezeichnet, EINEN bie durd Huge Borfiht ihre Anfprücde lange Beit gefichert 7, 19 und oft zu glänzenden Stufen emporgefdwungen haben, G8
ANGES ift nid felten gefhehen, daf reihe Fremde ihre Eltern ober t QU^ Verwandte mit einer Braut aus biejem Orden überrafht
partie Haben. obey
Die vierte Klaffe befteht aus Bürgermäddhen, Are
| Beiterinnen, Putmaderinnen, oder Ladenmädchen, die, wenn
ie vom ihre Tagearbeit vollendet ift, den Abend bei übelberüchtigten
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Satronen 3ubringen.
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Die Allgemeinheit des Luxus ift D: 9i bi
einzige Urfache, daß Ddieje Frauenzimmer von ihren Reizungel
Gewinn ziehen. Ihr Erwerb bringt ihnen nur fo viel ein, als fie zur Leibesnahrung und Nothdurft brauchen; fie fuchem | daher des bends noch etwas zu verdienen, um den Aufwand im Bub zu beftveiten, den der Luxus aller Sünde zum mirt=
[iden Bedürfniffe madjt. Der weite Umfang von Paris liefert | ihnen taufend Gelegenheiten, vor den Augen ihrer BVerwandten und Befannten thre Aufführung zu verbergen; ihre Ausjdmeifungen verlieven fid) im Chaos ber ungeheuven Stadt, fie bee halten den äußern Anfdjein von Zucht und Ehrbarfeit bei und
treffen oft fo gute Heirathen, als ob fie immer als Beftalinnen
gelebt hätten. Die fünfte Alaffe begreift die Sffentliden Madden, Die in menblirten Zimmern allein wohnen, ober eine alteve
Freundin bei fid) haben, weldhe für ihre Subfiftenz jorgt und der fie gewdhnlidy fduldig find. Sie machen berüchtigten | Matronen tbre Abreffen befannt, die fie in Modebändlerinnen, Näberinnen, oder frifh angefommene Landmädden nerfleiden, je nachdem c8 ber Gejdmad ober die Grille bed Liebhabers
eerfangt.
Auf ben Promenaden find fie nicht zudringlich, |
reben Niemand an und geben nur denen den Arm hin, deren |
Wenferes einen gewiffen Stand ober Wohlhabenheit anfitndigt. | Cie werben aud) Häufig unterhalten und maden Land- und | Tijhparthien. Am Ende ihrer Laufbahn, wenn der Frühling | ihrer Reize verblüht ift und fie dem Spital glüclidh entronnen
find, fuchen fie der Dürftigkeit dadurch auSyumeiden, daß fie|
den ebrenvollen Poften einer Vorfteherin ivgend eines Tempeld | der Ipaphifden Gbttin annehmen, oder fid als Maquereufe | gebrauden laffen. | Die Mädchen in den Serails, ober in den Muhmenhäufern, |
pie fie ehemals in. Deutfhland hießen, bifben bie fedj8te| $8ía[fe. Siefe merben per Entreprife von einer Matrone ges halten, die fie Bonne nennen, ber fie bafb feibeigem werden | unb für bie fie mebr al8 für fidh arbeiten müffen. Eine an= | dere zu diefer Kaffe gehörige Gattung von gemeinen Dirnen |
wohnt in Chambres garnies. Diefe müffen jeden Abend ihren Miethzing bezahlen, wenn fie nicht augenblidlih aus dem Haufe gejagt werden wollen.
Gie befuden fehr Häufig das Theatre |
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D: 1 Ydes petits Comediens, wo man fie oft mit ihren Nachbarn in Fo fdamlofen unb vertvauliden Attituden. erblidt, daß dies Theater von ehrliebenden Männern und Frauen wenig mehr ein, befucht wird. Die ganze Klaffe ift ohne Erziehung, Talente fen ger |
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unb Gejdmad, und dient nur zur Befriedigung einer groben
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augenblidliden Wolluft. Ihre Begünftigung fchlagen fie von
fext |
[es bis zu zwölf Livres am.
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In ber fiebenten Kfaffe endlidh Befinden ftd) bie Gaffenmädeen oder Aufleferinnen, Grifettes, Impures. Sie
vei= be:
a
ffreiden des Abends auf der Straße Gerum unb bieten mit bieler Beredfamfeit die geheimen Freuden an, die fie gewähren wollen, ober fie ftehen an den Ehüven oder in den Fenftern ihrer Wohnungen und Ioden die Voribergebenden Gerbei. Es gibt ihrer von verfdhiedener Urt, nämlich, die fid) entweder
und nen
jen,
tere
auflefen laffen, ja die felbft für‘ Rednung einer Matrone fid)
unb
auffejem faffen. Cie find gezwungen, den Gewinn mit ihr zu theilen, und ihr über diefes tüglid) drei bis vier Franken. für Wohnung und Koft zu zahlen und auferdem nod) von ihrem Antheil zwei Sous von jedem Livre der Magd. Andere
yen |
ren, | ben, |
fuchen durch ihre Sefelfchafterinnen, oder durch fid) felbft, Sunben auf ber Gaffe zufammen zu treiben, die fie für eigne Redynung auf ihr Zimmer führen, In eben diefe Kaffe gehören auch die verfhämten Aufleferinnen, die diefes Gewerbe
jeté |
(id),
exem |
iat. |
fbeif8 aus dringender Noth, theils um etwas nebenher zu haben, treiben. Diefe balten fid) nicht in den Gafjen, in den Alleen
und
ling |
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| fte)
pel eujes | :
erm,]
unb in Promenaden auf; fie befuden die abgelegenen Aleen und Bosquette und wenden fid) nie an junge Leute, fondern meiftentheil8 an Perfonen von einem gewiffen Alter. Sie haben das Koftume und den Ton der Anftändigkeit, find nicht gefdyminft und in fchwarze Mäntel und große Kappen vere büllet, fie geben fid) preis und werden faft immer durch die
8te|
Surdt vor einer Rranfheit abgefdhredt, mo es ihnen an Mitteln
ges chen
ment |
feblen miürbe, fid) heilen zu laffen. Die unterfte Klajfe biefer barmbergigen Schweftern ift fi überall glei. Shr Gewerbe ift jo fdhamlos und fo efelhaft, daß felbft Petrong Pinfel ihre Schilderung nidht wagen
pren
würde,
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In den drei leßten Maffen findet man von ber phy-
fifhen Seite bie niedlidhften und bübfdeften Gejd)bpfe unb von der meralifjchen das, was am menigften Verachtung verdient.
Edep um
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ZOG
—
Hier trifft man oft Wis, Orazie, Naivitdt, Treuherzigkeit, WE Qiüte des Herzens und Grofmuth an; man findet unglücliche Mädchen, die durch Widermwärtigkeiten unb eine Sette von midrigen Bufillen in einen Abgrund geftiürzt worden, aus dem fie fid au winden den aufrichtigften Wunfdh äußern, — Dielen von diejen Buhlerinnen gelingt e8, fid) oft aus der niedrigen Stufe aur Boden empor 3u .dmingen umb mit gleicher Cdnelfigfeit. flebt man andere von biejer jur tiefften Derab-
f
finfen.
98enn bie Cdjambaftigfeit bei den franzdfifden Damen überhaupt eine jo [dmade unb feige Wache ihrer Keufchheit ift, baf fie bei bem erften ernftlichen Angriff entflieht, fo wird man fid) Leicht vorftellen fönnen, wie weit e8 der Orden, wovon Hier bie Rebe ift, in der Schamlofigkeit treibt. Die paphijhem Priefterinnen vom erften Range befuchen nicht nur Schaufpiele, Opern u. f. w., um einen Roman
angufpinnen, jonbern in Ddemjelben Augenblid zu beenden.
Junge und alte, nad) Abmedhfelung dürftende Wolliüftlinge finben 3. B. in den Doulevards fid) ein und beobadhten die Damen, bie aud einem Fiaïre ober einer 9temije fteigen. Ge-
fällt eine, fo gehet man ihr in bie Loge nad), bie fte müblt, wird mit ibv befannt und wenn man den Ybend daran fegen
will, hier fhon vertraut, fo viel e8 die Augen der Andern in der Loge erlauben und die erlauben — viel. —
Verachtung und Unwiffenheit guter Sitten bringen überall gleide Wirkungen hervor; wenn ber vornehme Pöbel aus
faljcher Erziehung tugendleer ift, fo ift e8 Der niedrige aus Mangel derfelben. Noch im April 1791 erxiftirte im Palais: Royal ein Dffentlides Theater, wo ein fogenannter Wilder und eine Wilde, ganz im Stande der Natur, vor den Augen
eines zahlreiden Publikums beiderlei Gefdled)ts, das Werk
ber Begattung vollzogen.
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Der Friedensrichter ließ endlich bie
beiden Afteur8 vorfordern, usb ba fanb e8 fid), dad der Wilbe ein Kerl aus der Borftadt St. Antoine und die Wilde eine
gemeine Hure war, die fih febr anfehnlihe Summen Geldes von den neugierigen Sujdjauern auf biefe 9(rt verbient hatten. Die Kunft, das Leben qu ver[ü fen, ift nidjt das einzige
SSevbienft jener würdigen Matronen, fie verfteben aud) bie Kunft, das Leben zu verlängern.
Eine foldje Wiederher-
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—
*
ftellevin entfräfteter Wolliiftlinge unterhält mehr als vierzig
Madden, die in der erften Blüthe ihres Alters und von der
vollfommenften Gefundheit fein müffen, weldhe man ihnen durch den Genuß ausgewählter Speifen unb burd) tüglid)e Bewegung zu erhalten fudt. Bu der Kur eines einzigen Mannes werden fehs Mädchen, die nad) des König Davids bekannter SBeifdfüferin € unamitinmnen genannt merben, erforbert.
Das erftemal ijt die Matrone felbft gegenwärtig, fie läßt den Patienten in ein avomatijhes Bad fteigen, reibt und
reinigt feinen Körper fo lange mit der Hand, bis aller Schmuß Wweggenommen ift. Dann legt fie ihm einen tüchtigen Maulforb an, führt ihn zu Bette und legt ihm auf jeder Seite eine Sunamitin zu, beren Haut die feinige berührt. Ein Mädchen fann diefen Dienft nur acht Nächte hinter einander verfehen. Dann [Bfen ein Paar frifde fid) ab unb bie beiben erfien ruhen aus, baden fid) die zwei erften Tage, und verguitgen fid) vierzehn Tage lang, bis die Keihe wieder an fie tommt. Der Alte muß nidt nur das dienftthuende, fondern aud) die ausrubenden Müäbden bezablen ; diefes beträgt für jebe Nacht drei Louish'or. Jedes Madden befommt fedhs Livres und die Matrone bebält die zwölf übrigen für fif. Stan
gibt forgfältig adt, daß die jungfräulide Keufchheit diefer Sunamitinnen unangetaftet bleibt; geht fie verloren, fo mire den bie Lebendverliingerinnen, befonders während der Schwan-
gerjdhaft, fhadlid) ftatt nütgltd) fein. Erlaubt fid der Patient den Genuß eines folgen Mädchens, fo würde ev fid) nidt allein fehr fdyaben, fondern aud) eine betrüdjtlide Summe verlieren, die er gleich anfangs in die Hände der Wiederher-
{tellerin niederlegen muß. Ein Madden dient zu diefem Gebraude drei Jahre, von dem Zeitpunkt an gevedynet, mo fie mannbar wird. Später würde fie den Greis domtiniven und feine Ausflüffe zurücftoßen,
flatt durd ihre Einflüffe auf ihn zu wirken, und wäre fie eine
bon feinen ebemaligen Gunamitinnen, fo mürde fie ihm bie berberbten Auswurfsflüffigfeiten zurücgeben, die fie von thm empfangen hatte. Ein Mäddhen, das täglich gebraucht mirb, fann hodftens nur ein Jahr tauglid) bleiben. Die Periode be8 funamiti[fen Sienftes ijt gfeidjam das Noviziat zum
fe lah rim imE x
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—
SOrben der Bublerin, iff jene vorüber, jo werben fie in diefen
eingeweiht.
98eidjfidje, üppige Lebensart, Selegenbeit, fid) jede Art
von Wolluft mit Leichtigkeit qu. ver[djajfen, fiberjüttigt früh ben [dmelgevifd)en Gtabtbemobner, madt ibm ben Gejdjfeditaz genuf innerhalb der Grenzen der Natur gleichgültig unb mime ber gefucht; die Furcht vor anjtefenben Krankheiten
ver-
manbeít diefe Gíetdjattítigfeit bald in Abneigung; bei mandjen in Begierde, feine Urt von Genuf unverjudt gu laffen, bei andern ein forvupter Gefdmad an fchönen Frauen und das
Ungeheuer der Natur, die Pederaftie, Debt au8 bem [afterhaften
Schlamm ihr fdeuglide8 Haupt empor.
Diefed Sdyeufal ber
MenfhSeit verbirgt fid) unter dem Gewand einer entgegen: |
fommenben QGefülligfeit; in feinem Zone herrfcht bald eine | jüfe, (odenbe, bald eine nedende Sdmetdhelei, in der Sdhmei= |
pigfeit feiner PManieren, in ber Gemanbtbeit ju überreden; bat e8 die hHöhfte Bolfommenheit erreicht und ift befto gefübre
licher für ben unjdufbigen, nichts Arges wihnenden Süngling, ben e8 uumiberfteblid) an fid) giebt; fie wohnt faft in allen arofen europüijden GCtübten, nur mit dem Unterfchiede, daß fie da allgemeiner herrfcht, wo Schmwelgerei und heißeres Klima
den Stachel ver Wolluft früher wedt, heftiger reizt und fdneller zerftört. Sn Jtalien find diefe Berirrrungen men|Hliher Natur zu Haufe und deffen gallijhe Nachbarn, bejonber8 bie Parifer, find in und außer ihrem Baterlande al8 wollitftige Freunbe ihres Sefchlechts berüchtigt. Uber diefev Dormurf trifft die männliche Welt in ber Hauptftadt nicht allein; die Zunft der Tribaden, ober wie fie fich felbft nennen, der Veftalen mar
im vorigen Jahrzehend fo zahlreid) und theilte ihren Mitgliedern einen folden magifden Reiz mit, daß der Vorzug des weibliden Gefdledits in ber Theorie unb Praris aller er-
finnlidhen Wolliifte vor bem münnliden auf immer entfdieben mar.
Die Beftalen Hatten zu jener Beit vorgliglid) zwei Berfammlung8drter in Paris, Der vornehmfte war in dem Haufe. der Madame de F., wo die feinfte Theorie der finn-
lien Empfindungen mit der ausgeartetften, wilbeften Phantafie vereinigt ward.
Pe
—
efen Art
leg ber Vefta ausgefdloffene Frauenzimmer hießen Profanes ; und Diejenigen, die fig zur Aufnahme gemeldet Hatten, Defi-
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Diefe wurden, wenn fie gewiffe — leicht zu errathende
Gigenfdjaften befaßen, auf folgende Art eingeweiht. Die Des firante mard in den Berjammlungsjaal geführt, unt&beß zwei Gemeibete Wache hielten. Diefer Saal war febr [djón unb
Deve
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—
Die Verbündeten. wurden in Poftulantes oder Novizen und in Femmes oder Gemeibete eingetheilt. Ale vom SGe-
früh
gene
109
aet—
bat e eine reizende Form.. pier Altäre, auf welden das veftalifde Feuer ununterbroden brannte. Den vornehmiten Altar zierte die Büfte ber Sappho, als der Schußheiligen des Tempels; neben ihr prangte ber Ritter D’Eon, deffen meifterhaft gearbeitete Biifte von dem bee rühmten Hudon verfertigt war.
Kund umher an der Wand |
{tanden die 99üften ber Griedinunen, beren Gappfo in ihren Viedern ermäbnt fat. Die Priefterinnen jafen auf f(einen Rubebetten; auf jedem berfeben eine Seweihete unb eine Novize. Die exften trugen eine fenerfarbene Levite und einen rofenfarbenen Gürtel. Buerft wurde in Beifein der Defirante über ihre Bulaffung gu den Pritfungen geftimmt, alsdann wird fe in einen Buftand verfett, Der den forfdjenven Dliden ber
gemeibeten Sennerinnen nichts zu errathen übrig läßt. Cine der ülteften Priefterinnen liegt bie Ueberfepung eines Lateint{den SGebicht8 des Johann von Mevizan vor, welded das Formular mar, wonach die Unterfuchungen angeftellt wurden. Dies Gedicht fordert dreißig Schönheiten von einem vollfommenen 9übden*); menu bie Defirante Jechszehn derfelben be*) Eine nicht übel gerathene deutfche Neberfeßung iff folgende:
er:
Dreißig Reize bedarfs, der Schönheit Ruf zu erwerben. Helena nannte. man jdn, unb fo jet jeglides Mäbden. Weißer 9teige befipe fie drei, von Jdhywarzen und rothen, Auch von Langen und furzen aud) diefelbe gepriefene Dreizahl. MWohlgerundete Theil? und [Hlanke, fchmale wie breite
Bey:
Weiß fei die Haut, jdneemeig aud) bie Zähne, und blond fei Das
Ded
bent
inn:
jan:
Seien mie fleine, bet hr in breifadjer Menge zu finden. —— Haupthaar,
Schwarz das Auge, und duntel die fdattigen Brauen des Auges,
Wangen und Lippen und Nägel erfreuen durch fieblidye Rothe. Lang fei die fhöne Seftalt und lang bie Hand und die Haare, Kurz die Zähne, das Ohr und dev Fup. Breit wilbe die Bruft fih,
—
110
—
fist, mar fie der Aufnahme fähig.
Sie wurde alsdann mit
„gewifjen unbekannten Feierlichkeiten zur Novize geweiht und legte einen Gib. ab, dem vertrauten Umgang mit dem männ-
lien Sefchledht gänzlich zu entfagen und fid dem Genuß reinerer und gefahrlofer Freuden zu widmen. Den Befhluf der Weihe, machte ein Mahl, tmeíd)e8 durd) Alegorien und Gefang unterrichtend für die Novize wurde. Die Proben für die Poftulantes, welde in die hHidhern Klaffen aufgenommen werden follten, maren fehr fhmer.
Ear) =
Man verfhlof fie in ein
Kabinet, worin die mannigfaltigften Gegenftände die lebhafteften Borftellungen an die Liebe mannliden Gefhlecht8s rege maden fonnten. Der auffallendfte war jene beritdhtigte vbmifde Gott= heit, die Statue des Priapus, die man in der Mitte des
Kabinet8 in ihrer ganzen Energie aufgeftellt hatte. Am Fuße diefer Statue befand fid) ein Kohlenfeucr von der fonderbaren
A
Gigenjdjaft, baf tenu mam mur einen 9(ugenblid unterlief, e8 durd) gewiffe Materialien zu unterhalten, vder, wenn man
guoiel von benfelben hineinthat, e8 fogleid) verlofd). Die Novise Tar bafer genbtbtgt, von Diefjfen Materialien ununter-
brocdhen etwas hinein zu werfen; vergaß fie biefed nur einige Minuten, indem fte beim 9[nfdjauem fo viefer Gegenftinbe ber männlichen‘ Woluft ihrer Phantafie das KfNeinfte Spiel ein: | räumte, |o erfofd) das Feuer und gab den Beweis ihrer Berfireuung unb Cdmüde. Diefe Prüfungen dauerten drei Tage. Bei der Stufenweihe der Novizen hielten die Priefterinnen Sieben; biefer Orden hatte die Chre, Damen aus den hHöchften | Ständen in feiner Mitte qu fehen. — Ce senat auguste, fagt | ein berithmter Sdyriftfteller: est composé de Tribades les plus
fA)
^
renommées et c’est dans ces assamblées que se passent des horreurs que l’ecrivain le moins délicat ne peut citer sans rou-
gir.
Ale bdiefe jhandliden Ausbrüche der rohen unb vere
Far}
Breit die Stirn, die Brauen des Auges ftehn breit von einander
Sdymal fer der reizende Mund, und fHmal auch der Gürtel ber \
Jungfrau,
Arm und Hüfte jedoch fei fchwellend in ünpiger Fülle. Bierlid) geformt müffen Libpen unb [dant bie Finger, das Haar fein,
Klein und niedlich zuleßt das Köpfchen, die Nafe und der Bufen. Selten aber, ja nie find vereint dieje Reize zu finden, Selten alfo, ja nie iff {hin ein Mädchen zu nennen.
g^
—
1i =
mit
| feinerten Sejdhfehtsluft Daben bamal8 bie 9(ufmerfjamfeit ber
und
Demagogen der Mepublid auf fid gezogen. Vefonbers hat fid) Gbaumette burd) feinen Gifer gegen biefe Lafter bekannt
änn-
enuß
eim
gemadt. Aber die Quellen zu verftopfen, bie Lafterhaftigtett in einer folden Hauptftadt und unter einem folden Volfe auézurotten, find räume, die in das Jahr 2440. gehören. Por der Revolution befand fid) im Palais ronal eine Anftalt, die von einem Reftanrateur gehalten wurde und alles barbot, wad Die Ginne beraufhen fonnte. Bet bem Souper
ejiten
fin öffnete fid) ein befonderer Salon auf ein gegebenes Sei
HluB
und
für "emn
den
den, beim Raujdien einer fanften Mufif und unter einer Wolfe von Wohlgeritdhen, der Balfon, von weldem, wie aus einem
dottbed
Diymp, eben fo fddn als leicht gefleidete Nymphen Herabftiegen, bie dann die BVerbanung befdrdern Dalfen. Indeß gibt
Sufe
ließ,
e8 nod) beutiged Tags in Paris eine Menge von Haufern, in benen fdeinbar der anftandigfte Ton herrfdht. Bei dem erften
man
Eintritt wird man von
No-
tafdht, mweldje die hier befindlidhen, nad) der Natur gemalten Schönheiten enthält. Wir entfdeiben über unfere Wahl, und
aren
tex
nige
ber | eine
Sere age. men
einer Meinen SGemäldegallerie itber-
auf einen leifen Wink ftebt ba8 Original vor uns, bereit, in
alle unfere Wünfdhe einzugehen. Aber aud) dann nod) muf eine erheudyelte Sittjamteit dem Genuffe grôfern Keiz geben. Annähernde, lebhafte Unterhaltung, {Häkernder Wig, ein feines Souper, fteigern das Verlangen nadh dem Ziele. — Aber
|
merfet, die Bahl der Goldftitde, die ihr auf bie Tafel werft,
often | entídjeibet, ob ihr zu wiederholenden Befuchen eingeladen fagt | werdet oder nicht; wollt ihr aber die plôtlide Vermandiung plus aller diefer Liebensmwürdigkeiten in zurücftoßende. Kälte und des
verüdjtiide Mienen fehen, fo {dont eure Bbrfe nur um ein
rou-
®olbftiid und ihr werdet, ohne eudy eines Bids ju witrdigen,
pere
entlafjen.
Sn der Mitte ded vorigen Jahrhunderts zählte man in
. ber
$aat t.
Paris gegen 30,000 Freudenmädhchen; jebt ift thre Zahl beteits anf 50,000 angemadhfen und im Steigen begriffen. Ihre Mehrzahl find unftreitig Cingeborne ; die übrigen find aus der toning und werden von Supplerinnen gemorben, bie qu Dies
fem Smwede ba8 ganze Kbnigreid) durdftveifen unb [Brmlide Rften fiber die aufblithenven, feil zu madenden Schönheiten
Der Hepeutendften Depavtementsftiidte fithren und ihre Agenten
in Der Proving haben. Mande von diefen Opfern der Verführung ftürzen fid) immer in den fittenlofen Strudel der ungeheuren Stadt, um nur ber Vervadytung zu entgehen, der fie
fid bei der Rückkehr in ihren Geburtsort preisgeben‘ würden... Nebrigens fcheint die Parifer Polizei die Anficht des
römijden Kaijers Bespafian, daß das Geld niema(8 burd) den | LR.
Gerud die unreine Quelle feines CrmerbS verrütb, ju theilen: fte bebàft fid) bei jenen Lufidirnen eine erfledliche Dividende ibre8 Geminnes vor. Diefe indirecte Befleuerung von Einem Thaler monatlid) fteigt aber mittelft der centimes additionels Dis auf 5 Franken, was fich jübrlid) für den Kopf auf 60 Hranfen beläuft und für die Gefammizahl vou 50,000 fteuerbaren Subjecten die ungeheure Summe von drei Millionen
Yranken jährlidher ECinfunfte abwirft.
Diefe Auflage, in Bers
bindung mit ben auf Lotterie und Hazardbfpiele gelegten Abgaben, bilden eine binlänglide runde Summe, um ein bere
ftánbige8 , feinen Vortheil woahrnehmendes Gouvernement in den Stand qu jeben, fi) allezeit die erforderlide Anzahl Stim "rem geneigt gu madjen, menu e8 beren bedarf.
Co wird hier
pag Lafter mie cin Erzeugnif des Gemerbsfleifes Defteuert und
jeder Winkel wird hier eine Münzftätte der Polizei.
Bu
foldyen entehrenben Finanjoperationen bat fid das fistalijde Genie Des Dritijden Gouvernements, das fonft bie funft
meifterhaft verfteht, dod) noch nicht hHerablaffen mögen.
Dulbet
man auch dort das Lafter, fo wird es doch nicht zum Beften
der Gtaatéfaffe mit Saren belegt, was ziemlich eben fo viel heißt, als an dem VBerbredhen Theil nehmen und dazu aufs
muntern.— bier Detfpiele von unfreimilliger und unwiffender Blutfdande eveignen unb e8 merben Fälle verbürgt, daß junge Wolliiftlinge
in Sreubenmübdjn, nur zu fpät, ihre eigenen — Sdmeftern
erfannten. Im, man weiß aus der neueften Zeit, daß fid) eiu | junger Mann, der eben erft aus den Kolonien zurücdgefehrt
mar, burd) eime8 jener fredjen Gejdbpfe in eim foldes Haus der Unzucht verloden lief. Kaum hat er ein Wort mit ifr | gewechfelt, al8 er fih, zum Tobe erfdvedt, aus ihren Armen, den Armen — feiner Mutter reißt.
Wenn Italiens hHeißeres ‚Klima als Miturfache feiner
in Faulheit und Wolluft verfunkenen Bewohner anzufehen ift,
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113” —
io muf bod ber ungíeid) größere Antheil an diejen und an‚dern Laftern dem Dämon der Möncherei und einer langmüthi-
gen Regierung zugefdrieben werden; denn bieje, anftatt burd)
| iren Einfluß auf die Gittlidyfeit ber Nation bie Ausrotiung ober wentgftens die Berminderung Des Qafters zu bewirken, bringen gerade Dad Gegenteil — Nahrung und Bermehrung | Deffelben feroor.
Man wird dies etwa nicht bei einem Zweig
Ser Staatsverwaltung, fondern bei dem gefammten Regierungs-
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wefen in bürgerlicher, Bfonomifdjer unb refigib]er Rückficht gewahr. Die Geredjtigfeit ift in allen Fribunälen feil; Aderbau, Snouftvie und Handel finden nicht allein feine Aufmunte
rung, fondern merden iberalf burd) Feffeln, Privilegien und Druck erftict; die Religion iff eim Gautelfpie( für die Sinne, Deffen ganger Werth für beu Berehrer darin befteht, daß er fie füblt, betaftet und fieht. Man dar} nur den Gottesdienft, der einer geiftliden Oper vollfommen gleicht, regelmäßig bejuden, fo bat mam alle SBerfeigungemn des Sunmelreidj8, unb
Yann auf Abfofution für jedes Bubenftitd Redynung madjen.
Sn feinem Reidhe unferes Erdibeils ift e8 je einer einzigen
ferridenden Kraft gelungen, alle übrige einzelne Kräfte fo allgemaltig an fid) zu ziehen und fie allgumal gu verfdlingen, als der Allmadht der preifaden frome.
Uber die mors
iden Bfeiler des ftolzen Batifans fib erjdjüttert, feinen geridymetternben, über Den ganzen Erdfreis binge{d)Leuderten Bligen ift der zweifache Nachdruck entriffen, den ihm bie vers doppelte Furcht vor Dem Henker und dem Teufel verlieh. —
Sdiidytern wagt er feinen Arm über bie engen Örenzen feines Gebietes und {Hredt nur Die unb ba, mo Finfternif die Erbe bedt.
—
Nur Römer, Neapolitaner 2C., die ihre ganze Selbit-
{tändigfeit verloren, durd) Gewohnheit, Geduld, Hoffnung und
blinden Glauben eingewiegt — fönnen fid) glücklich träumen
und die Feffeln des Despotiômus tüffen, mäbrend thre gallijdhen Nachbarn fie mit Füßen treten. —
Als Folge des Côlibats fann man im Rirdjenftaate, ohne e8 zu übertreiben, auf eine Mannsperfon mehr als fünf Weiber tedhnen. — Nad) Ddicfem Maafftab fügt fi) ]don die Sigel Iofigfeit der römijdhen Sitten beftimmen. — Die Ausihwei-
fungen der Gefhledytsliebe mebrerer itafienifhen Nationen fin= ;
8
—
114
—
den, anßer in den eben angeführten allgemeinen Quellen, noch
af
weiten Spielraum. —
neg
befonders in. den Sitten Gelegenheit und im Cicisbeat einen IG
Die Sitten der Römer, denen die der übrigen Be- Met mobner des Rirdjenftantes fo aiemlid) gleichen, tragen ba8 Ge- ein ' Prüge eine8 immtermübrenben Ctreben8 nad Reiz und Genuß der Ciünne an fid. Der Römer verwendet alle übrige Kraft jeines Dafeins, melde ihn der Schlaf übrig läßt, auf Liebe die und Proceffionen. Nach der Mittagstafel geht er zu Bett und Ina Ichläft bis fedhs Uhr des Abends, Hernad) thut man fo viel bie als nichts,
|
C$ wird Nadt; alle Arbeit hat Weiber, Mädchen, alles läuft jeßt aus, gens. Man fpagiert im Corfo, man tionen, gentefit Rollationen und Liuft in
herum,
ant
ein Ende. Manner, bu bis drei Uhr des Mor- que befudt die Converfaden Wirthshäufern ac.
Jever Abend iff ein Feft, wo Amor den Vorfiß hat. Allein diefer Amor ift feiner von ben feinern ; Sinne fpreden mit Sinnen, und felten redet Herz und Phantafie mit der Phantafie und dem Herzen. Hier findet die Liebe keine Hin-
derniffe, bie fie nerftärfen, feine fittlichen Begriffe, bie fie verid)nern; fte ift meiter nidjt8 a[8 Seitoertreib ober Laure. SBergeblid) jud) man bei den Weibern jene berside Sürtfid)feit, die den Zauber der geheimen engen Gemeinfchaft giiden zwei Tiebenden madt, jene BSürtlidjfeit, beren Leiden Wolluft find, die in Aufopferung fhwelgt, durd Genuf vermebrt wird, fury jene fittlide Liebe, die phyfifhen Trieb feffelt oder beYerrfdit, oder menigftens ibn verbürgt und fômüdt. Die Liebe trägt bier nidt das fhambafte Gemand der nôrdliden Sdhônen, bad ihren Reiz fo erhöht. Die Sprache ift ausgelaffen, jagt man einem Weibe etwas, fo fagt man ihr alles. Bon Liebe reben, ift bei ung eines ihrer Myftevien; bei den Römern einer der Geneinfpridje ber Untervebung, fo gut mie das Wetter, die Anfunft eines Fremden und bergl. Bor den Müttern fpridt man mit ihren Töchtern von Liebe und Mütter fpredjen von Liebe vor ihren Töchtern. Die Mutter erzählt
ohne Rüchalt: meine Sodter ipt und trinkt nicht, fie hat die Viebe (al’amore), als ob fie fagte: meine Tochter. hat. das Fieber. Man kann den Mangel an Schambhaftigkeit, welcher fid)
eu
—
115
—
&uf mandjeríet Art äußert, zum Theil mit dem Klima ent-
lGuidigen. Hierher gehört die Gewohnheit beiderlei Gejdledts,
Nadenp qu fdlafen. Mutter und Tochter entkleiden {ich ge. Meinfdjaftlich, obhme daß fie in bet Mittheilung ihrer Slöße ‚ fine Unanftändigfeit finden.
^ P
Daffelbe gejdiebt zwifden Pater und Sohn, 3wifdhen
Schweftern, Brüdern, Bekannten und Unbekannten.
Wenn bieje Gewohnheit auf der einen Seite das Sute erzeugt, daß
an in per Entblößung jene Gefahr nidt fieht, melde fid) die gefhäftige Einbildung vermuthet, fo gefchicht e8 auf ber andern nicht felten, daß die Rataftrophe der Biblis wiederholt wird. -— Die ehrbarften Mädchen,
wenn fie arm find, be-
Quemen fid ohne Anftand dazu, Malern und Bilderhauern todelfe abzugeben; um ben beftimmten Preis und einige Cr. frifhimgen dauern fie mit Der größten Gleidhgültigfeit die Zeit ?u$, mährend dad forfdjende Auge des Simnftlers auf ihren Veizenden Formen weill. — Schaufpiele, Mufit, Gejang unb
Tanz, alles athmet Liebe; unb Liebe fließt alle andern Leis
Denfdaften aus. Ihre größten Didier, felbft Metaftafio, Gaben
lid von biefem Nationalgefdymad nid Iosreifen fônnen ; Petrarea befang vierzig Sabre lang die fine Geftalt und bie IHöne Seele feiner Laura. |
Die Mönche fdfeiden in allen Hänufern herum, mo fie
Îhène Frauensimmer wittern. Ihre Qiebjdyaften find fein GeYeimnif in Nom; fie find fo berüdjigt, daß man, um ein Brauenyimmer verächtliy qu maden, nur jagen barf: e8 fom Men Mönche zu ihr. Daher werden fie aud) in vielen iu
fern abgemiefen, melde gegen ihre Ehre oder Nuhe nidt
Sletchgültig find. .
Seje geiftliden Herren fehen fid) deswegen oft genBtbigt,
bre weltlidien SSebüvinifle ba ju befriedigen, mo bie Liebe
Segen den Gewinn nicht unempfindlich ft. .
Ser Obere des Klofters Der Madonna del Popolo wollte
inf eine Nacht in den Armen einer feilen Schönen zubringen.
Diejenahm mit dem Barigella, bem Hafderhanptmann , Ab tebe, pen guten Pater in biefem perficbten Abenteuer zu übers
Tafden unb verfprad) beu Kaufpreis feiner Freiheit mit ibm Bu theilen.
Der entbedte Prior gibt in der Anglt, bittet aber
Ite Behörde, eine Banknote von 70 Scubi, welche die umb bie 8*
—
116
—
|
Kennzeichen habe, anzuhalten, und {olde thm al dem Eigen; thümer zuzuftellen. Der Darigella erfdjeint, um fein erbentetet Papier in Münze zu verwandeln.
Man fragt ihn, wie er 1
deffen Befit gefommen fei, und fagt, daÿ fidy beveits der redyt mäßige Cigenthitmer dazu gemeldet Habe; der Darigella er fdridt, macht einige Cntjduldigungen und nerjdmindet. — Um dergleichen Prellereien zu vermeiden und fein Auffehen 3 machen, halten e8 daher andere geiftlidhe Herren, Kardinäle und Prälaten am Hitgften und Dequemften, fid ein Mädchel zu wählen, foldjes an einen ihrer Bedienten zu verbeirathel mit Der ausbriidliden Bedingung, daß das von ihrem vertraw ten Téte-à-Téte ungertrenníidje Gejdjüft unter der Firma feine?
Namens getrieben werde. Mande find jo eigenfinnig ode gemiffenbaft, das fie den bürgerliden Chemann unter einem Gib[dmur verbinden, fid nie der Gelegenheit zu bedienen, ven leiblichen atten zu fpielen. Dergleihen Chen geben Det Schlüffel zu dem Gebeunnig, wie es manden Wenjden voit
dunkler Herkunft gelungen ift, fidy zum Prälaten, zum Kardinal und fogar bis auf den Heiligen Stuhl empor gu [djwingen. | In Stalien erlaubt e8 der Wohlftand nicht, daß ein’
vornebme fame biürgeríidem ober adeligen Standes ohne De gleitung eines Cavaliers erfdeine, eine Sitte, deren Urfprung man auf manderlei Art ju erflären gefucht hat. Daretti, ber, aus Vorliebe zu feiner Nation, Sarpis Schilderung von der Gittenlofigfeit der verheiratheten Damen mit Bitterkeit mi verlegt, will den Urfprung des Cicisbeats aus ben Ritter! zeiten und aus bem Mationalhang zu einer platonifiren‘
den Liebe herleiten.
Dieje Meinung hält nicht die Probe
der Kritik aus und es ift überhaupt unniip, über Dinge in ber Ferne zu grübeln, wo der Auffhluß in der Nähe ift.
Œ8 fann feiue allgemeine fittfid)e Gemofnbeit in einem Lande berrfhen, die ihren Grund nidt in Ddeffen bürgerlicher niet veligibfer Berfafjung bat. Man ficht auf den erften Blid, daß die Cicisheatur der Staliener in diefen beiden Quellen wed)fels
feitig Dafein und Nahrung findet. Die Damen haben feinen fidern Bortheil an der ©ütervermehrung ihrer Chegatten, weil fie an deren Hinterlaffenfdhaft feinen Antheil haben und nad) deren Tobe von den Erben in ihr väterlihes Haus mit ihrer
eingebrachten Mitgift guritégefhidt werden fönnen.
Sie bes | |
|
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117
—
Himmern fid) bafer gar nit um die Haushaliung unb ver-
ftehen fie auch nidt. In den Köftern von tändelhaften Nonnen erzogen, mwiffen fie fid nur mit jolden Dingen qu befdyaftigen, bie zu ihrem Pug gehören. Gin folded ge[häftslofes Leben muß nothwendig jenes zahllofe Heer non Debürfnifien erzeugen, bie nur alljufrith das Vermögen ves Mannes erfhöpfen, wenn
er [jmad) ift, feine Gattin Tiebt und ihren immer fteigenben dt Forderungen Gehör giebt. Madame iff inde fdon auf den ei Ruin des Mannes gefaßt. Ein Mann von Wichtigkeit hat
ein Auge auf fie geworfen und fie hat ihn ausgezeichnet.
ein
Er
‚ macht fid) bei bem Herrn Gemabl beliebt, ftattet Befudye ab, 16 wird auf bie verbindlichfte Art aufgenommen, fury, wird pet
Freund — vom Haufe.
Monfignor erräth balb, morauf es
abgefehen ift; Madame läßt ihn nur einen Bld in die Lage
eni ihres Mannes thun, und Geldvorfdiifie erfdeinen unverzüglich. etl Anfangs läßt man fid) ein wenig bitten, um fie anzunehmen, zuleßt nimmt man fie an und verfpricht baldige Wiederbezahon lung. Monfignor, der nun Gläubiger vom Haufe geworden e
it, fa&t feften Fuß und inpatronifirt fih unvermertt, inbeffen fein Schuldner, den die Unmöglichkeit der Wiederbezahlung ) bindet, gezwungen ijt, bie Ungen zuzumadien unb gu {einen Aufwartungen ju jdwetgen. —
Die Bifentlidyen Privilegien eine8 Cavaliere fervente — bie gebeimen faffen fid) leicht evrathen — beftehen in bem
Recht, freien Zutritt bei der Dame zu haben und fie ind Schaufpiel, in die Converfation, auf den Spaziergang unb bei
allen Quftparthien ju begleiten. ten nicht minder fein.
Dagegen find auch feine Pilidh-
Er muß für die Toilette, die Ledereien
| And Bergnitgungen der Madame auf das reichlichfte forgen
+, und in allen diefen Punkten, die bad Rejultat der herrfdyenden
| Seibenfdjaften ijre8 Gefdjedjt8 fib, ijt fie gewdhnlich nichts weniger als geniügjam. Je mehr der SGemahl bet diefem Umange feine Rechnung findet, je weniger wird er fid eiferfüchtig gegen den Cavaliere fervente bezeigen, oder ihm ZUr | Unrecten Zeit Läftig fallen. Die meiften rBmi]den Männer +Tdhagen fid jegar gíüdíid), wenn fie des Aufmandes für bie
Toilette ihrer lieben Hälfte überhoben find und [deinen e8 gar Nicht zu miffem, melde magnetif)e $rajt fo viel reide Ge[Henke in ihr Haus zieht. Andere find fo weit itber dad Bor-
—
118
—
: urtbeil der Ehre be8 Gbeltanbe8 hinaus, daß fie fogar thre 5° Bermittelung und guten Dienfte zwijden Der Fram und dem Cavaliere fervente anbieten, wenn fie fid etwa mit einander
übermorfen Haben. Die italienifd)en Damen wiffen thre Rolle fo gut zu fpielen, Daß fie nebenbei oft nod ihre verliebten Grillen befriedigen unb fid einen von ben Günfilingen bets
legen, die den niedrigen Titel Cicisbeo führen.
Uebrigens ijt
pie Dame gar nicht verpflichtet, immer und ewig einerlei Ca-
valiere fervente zu behalten; fie gibt ihm den Abjdyied, fobald fein Beutel erfd)bpft, ober fie nicht mehr zufrieden mit feiner Freigebigkeit ift und einen andern reideren und grofmitthigern im 9tege Dat. Dies verftebt fie fo ge[didt ju men den, Daf Der arme Teufel ganz im Stillen abzieht, und in
ben Augen des Publikums aller rechtlicher Schein auf ihrer Seite iff. Daß bie Suelfe biefev allgemeinen Sittenloffigfeit blos in der ungehenern Menge von Leuten ju fuden ift, Die Ihr Stand und Ehrgeiz zum SCölibat verdammt, wird Niemand
[eugnen; weil mit biefem die eintrüglidjten Stellen verknüpft find, jp ift e$ fein Wunder, daß viele Perfonen den ebelojen Stand ergreifen. Aber die Natur verliert ihre Rechte nicht, und nad) der befannten Wahrheit, privatio genera appetitum, faffem die Monfignors und andere weltlide und geifilide Ehe(ofen aus allen Ständen und Kaffen feine Wege unbetreten, feine Mittel unverfucht, ihre Naturtriebe zu befriedigen. Ihre reihen Einkünfte von Sirdenp[rinben find eben fo viele Lodfpeifen für bie Bedürfnifje der Armuth und des Luxus Der
Weiber und nicht felten ihrer Manner. ebrigen8 find fie im Umgang mit verheiratheten Weibern vor allen Sffentlichen :
Folgen gefichert.
Sn einer Nation ohne Sitten müffen natürlich Männer
SSexbinbungen [deuen, deren Brud) Religion unub Gefee auf immer perbieten. Ausfdhmeifung ijt ihnen ein mannigfaltiges Bufludtemittel, in meldem fie von den einfdrmigen und gefeßmäßigen Bergnügungen der Che mandjerfei Borziige und keine ihrer Unbequemlidhfeiten finden. Da überdies hier die gefetgebende Madht fo niel Madhfidht gegen die Musfdhwetfungen | ehelofer Perfonen äußert, fo ijt e8 fein Wunder, daffy aud) |
felbft die Crftgebornen, meíde mit bem Eheftande verfnüsften |
—
119
—
$uru8 befireiten fbnntem, bie ebelide VBerbindung verzdg uu, bis die Kräfte des männliden Alters erfhS5pft find und der
unmäßige Genuß der Wolluft fie zur Empfindung ebelidher Liebe unfähig gemadt bat. Gemobnt, nur ben Honig von einer jeden Blume zu foften, verabjdjeuen fie einen Stand, worin die Rofen ihHre Dornen fühlen lajfen. Die Anzahl folder flatterhaften Weichlinge nimmt in Stalien von Lag ju Tag ju, unb drofet nidt nur dem Eheftande, fonbern jeder männliden Tugend ben lintergang. G8 erneuert fid) hier jene8 unglitdlide Zeitalter ber alten Romer, ba ber Lupus
it
durch alljuverzirtelte und ausgefuchte Wolluft alles Gefühl von un[julbigen Sergnügen aus ihren Herzen verbannt hatte, unb ba die finkende Republik fig gezwungen fah, durch Strafgefebe und Belohnungen zum Eheftande qu ermuntern. — Bei
bem ungebeuern 9(ufmanb, welden ber Qurus im Cheftande fordert, Läft es fid) denken, daß Gigennut ber erfte Mathgeber Der Männer ift, melde fid su diefem Schritt entjdyliefen. Raltfinniger, verftellter Umgang, bittere Bormürfe, ehelide Untreue, offenbare Trennung und Seinb[daft find die unausbletbfiden Folgen folder Matrimoni di massinia, mie fie fie nennen. Aus allen diefen Umftänden wird und bie eingerijfene Stotfmenbigfeit be8 Gici8beat8 [ebr begreiffid) und wir Dür-
fen un8 nicht mehr wundern, daß e8 [ogat nidjt felten ae[d)tebt, pen Cavaliere jervente ober ben Cicisbeo im Heirathsfontraite au beftimmen, wenn nämlich die Dame Urfadhe hat, etwas
Widriges von ihrem gufünftigen Gemahl zu befürchten. Eine Dame, die von threm SGemahl begleitet fein wollte,
müßte fid) fd)fedjterbing8 entjdfteBen, ben öffentlichen Gefelljellfhaften und dem Theater zu entfagen. Man würde fie als eine eigenfinnige und unartige Perfon, thn aber ald einen
eiferfitdhtigen und unertvigliden Mann ausjdreien und dffentlich verhöhnen. Wil fid bie Dame nidt jefbft einen foldjen Begleiter wählen, fo ift der Chemann gezwungen, um nicht
ter
auf ges
bie Fabel des Publikums zu werden, einen feiner Freunde und Bekannten zu erfuchen, diefe Stelle bei feiner Fran zu über
ete
ine
eb: | gen
ten
|
nehmen.
Die rimifhen Damen gleichen nollfommen den Entretenes in Paris, und ber Cavaliere fervente dem parifij hen Freund des Haufes. — C8 ift nidjt8 gewdhnlicher in Rom, als
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"%
—
120
—
bei vornehmen Damen Glitd zu maden, fo gewdhnlidy, daß | e8 Gíüd qu fein aufhört; die anerkanntefte Galanterie fGadet hier nicht dem Rubhm. Cin 28eib ift tugendhaft, wie fie Hig:
-.
fid) ift, galant, mie fte [din ift.
bi
Weiber in Kom find, fo finden dabei doch die DBffentfidjen
Priefterinnen der Freude reichlihe Nahrung. Nod) heut zu Tage Gerridt bie Gemobnbeit be8 alten Noms, daf auf der
CtraBe vor ben Gewdlben ober Kammern, in melden fäuflide |
|
Weiber wohnen, Lampen brennen, melde die Matrone fo lange wegnimmt, al8 der BVefud) bei einer ihrer Schönen dauert. Papft Pins V. zeigte fich als fo einen abgefagten Feind
ef
ber Dffeutlidjen SBubfbivnen, bafj er fie gángfid) au8 der Stadt
fdhaffen wollte; da er diefe Abfidht aber nicht erreichen konnte, fo verordnete er, Daß fie nicht in allen Straßen zerftreut, fonbern im einer gewiffen Gegenb der Stadt heifammen wohnen follten, damit man fie jowohl, als Diejenigen, die fie befuden, nicht beobachten fönnte. Zugleich befahl er, daß feine von foldhen Frauensperfonen, wenn fie im ihrem [dünbfiden Ge
dc
merbe fiürbe, anber8 al8 iw Stift begraben merben jollte. Der Rath ber Stabt, als das Organ der Geiftlidyfeit, ftellte zwar vor, e$ mürde dbaburd) ber Stadt die alte Freiheit genommen,
die Kenfhheit der Frauen mehr in Gefahr gefebt, mehrere Gelegenbeit ju einem Lafter, welded {hon der Apoftel Paulus Den Römern vorgeworfen, gegeben, und indbefondere biife bie DBiirgerfhaft dabei ein, indem fie aud ber Vermiethung ihrer
Häufer nidt fonte( Einkünfte mürde ziehen können; allein der Papft blieb bei feinem Entfhluffe und wollte eher Kom ver-
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laffen und anderSmo feine Mefidenz nehmen, als hierin nacdhgeben. Man fand daher für rathfam, fid) nicht weiter zu
miperfeben.
Der Schein der Religion hat mehrere dergleichen, leider fehr unnüge Dorfehrungen hervorgebracht. Die feile Schwes fterfdjaft iff namlid an verfhiedenen Orten Italiens ge-
nithiget, einigemal Ded Jahrs fid) in einer beftimmten Kirche einguftellen und eine Predigt anzuhören, moburd) fie nad . bridíidft von ihrem findliden Leben abgemahnt wird.
Die-
jenigen, weldhe fi burd) foldje Borftellungen bewegen laffen
und gum Zeichen ihrer Reue ein Rruzifir, welded herum ge-
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139]
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| reicht wird, Kiffen, werden in dazu gemidmete Klöfter aufg nommen, Die meiften aber fehen diefen Schritt als einen bergmeiffung8pollen Entidluf an, zu dem fie nur dann ihre
>
Suffudt nehmen, wenn ihre Reize verblüht, abgenußt, ihre Kunden ver Hwunden und Mangel und Elend mit ihrem Se-
folge Bei ihnen eingefehrt find.
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7 ve.
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Sn Neapel unb Genua gebt e8 mit ben Ausichweifungen ber Liebe, wie in allen Den Ländern, mo man feinen
SBettelftanb fennt, weil die Armuth allgemein ift. Das andere Sefdledyt ift in Neapel eine Waare, womit Biter und Mütter, Chemänner, Brüder, Mbndhe und Laien Sffentlid handeln, Der Sffentlidhen Dirnen giebt e8 hier eine große Menge, allein | fie unter[d)eiben fid) dur nichts unb find unter die Maffe des Sefchlechts gemifcht. In Genua ift das Cicisbeat am meiften im Sdwunge.
Die Ausfhmeifung geht hier in Privathäufern fo weit, daß man feine Dffentlidjen fennt. Œ8 giebt feine Sffentlide Priefterinnen der paphifdhen Göttin, weil alle an ihren Altären opfern.
Die Priefter find hier fo zahlreidy, baf feine Spur von Gottesfurdht zu finden, ber regierenden Herren fo viele, daß man eine völlige Anarchie bemerkt, und die Almofen jo über {dwenglid), da alles von Bettlern mimmelt.
|
Gben fo ift im S6enebig bie Galanterie ein Sffentlicher Handel, den vornehme und geringe Damen mit ihren eigenen e$io60 Reizungen und mit denen ihrer Verwandten treiben. Bet neun Mädchen unter zehn, bie fid) evgeben, find Mutter
und Muhme die Berkäuferinnen; lange vorher fdliefen fie
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einen Handel über die Iungfraufchaft,
um ihnen, wie fie
jagen, eine Ausfteuer geben zu fünnen.
Sie vermiethen ihre
Töchter an den Meiftbietenden, er fet fremd ober einfeimifd,
Prilat, Mönd) oder Late, Das Zufammenfirömen einer Menge Fremden und die Freiheiten in der Karneval8szeit find nicht
Nur für Diefe Kaffe eine reihe Ernte, [ondern diefer Zeitpunft bietet aud) den Bornehmen beiverlei SGefchlecht8 die gitnftigften ^^CC^ W
"
GSelegenbeiten dar, thre wolliifiigen Begierden auf die leidhiefte
Art zu Verfagt In den tigli)
befriedigen, weil faft nivgends einer Maske der Zutritt wird. Die ThHcdhter der Vornehnen werden war meift KUbdftern ergogen, aber and) hier wird die Weiberlizens grifer. — Das Cicisheat ift faft allgemein, jede
—
122
—
Bürgerfran muß ihren Cicisheo haben, der gemeinhin ior. alter 9tebfaber ift. St ev avm, fo muß thn bie Dame unterHalten und verfinkt oft in tiefe Schulden. — Die Buhlerinnen treiben ihr Gewerbe ganz bifentlid), dürfen aber, den Karne-
val ausgenommen, fid) nicht unter bie übrigen Einwohner mijden. Da fie nicht ausgehen, fo illuminiren fie bei Nacht ihre Zimmer bdergeftalt, daß der Borübergehende, ohne gebfenbet yu werden, fie an den Fenftern fiend, in threm vollen
Glanze beobachten kann.
Die Thitven ihrer Zimmer geben
unmittelbar auf die Straße und find des Morgens halb ge-
öffnet; die [Hönen Bewohnerinnen liegen halb entblößt in ihren Betten, zur Sdau und Kauf jedes Voritbergehenden. Sn Florenz werden die Eicisheen burd) Unterhändler angemorben. Reihen und vornehmen Fremden zeigt man bei ihrer Ankunft die Portraits folder Damen vor, bie fid) mit einem Ravaliere fervente zu verjehen wünfden. --
Der widernatirlide SGefhmad in der Liebe ift ein mit
Jtaliens verdorbener Berfafjung jo wefentlidy verbundenes Uebel, daß nur dann feine Ausrottung zu hoffen ift, wenn ed einjt dem wohlthätigen Genius der Menfhbeit gefüllt, den Grund und Boden, worin er Nahrung und Gedeihen findet, von neuem au fdhaffen.
Bologna, Ferrara, und einige andere Städte ausgenommen, fo iff das fhüne Gefdledit von allen Shaubithnen int Kirchenftaat verbannt. Bei diefem Verbot liegt Die weife Borficht zum Srunde, die Heiligkeit der Eminenzen und Monfignors burd) bie Reize der zauberifhen Sirenen nicht in Ge: fahr zu bringen, AWber vielleicht giebt die Furdht. vor einem Uebel zu einent weit größern Gelegenheit, denn ber 9[nblid jener Dartlofen Halbmänner, die dem SejhHlechte, in deffen Gemand (ie er[deinen, an QGeftaft und an Stimme Ähnlich
find, flößt nicht felten Begierden ein, die die Natur weit mehr entehren. Borzüglich trifft diefer Borwurf den Römer unb Worentinerv, unb befonber8 [olde Perfonen, melde die Freuden . &n Cythevens Altären zum Efel genoffen, oder fie nicht mehr
geniefen fünnen, oder die fid) deswegen dem verborgenen Dienft des füpibo methen, weil Stand und Charakter fie zur raffinivten Scheinheiligfeit verdammt. Man treibt diefe Brutalität insgeheim, und mehr verlangt die Regierung nicht, die nur
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ihr
125
—
darauf denkt, den Schein zu verhüten. Die Monfignoren und
tter=
Cminengen geben die Rolle ihres Sanymeden einem jungen
nen
Usbate, dem fie grofimithigit eine Stelle ganz in der Nähe ihrer Perfonen verleihen, ober fie finden in dem Umgange der Geminariften, beren fie nad) einer milden Gewohnheit
ries
puer
tacht
eine gewiffe Anzahl auf ihre Koften unterhalten, die zeitlür“
/ ge
zendften BVergnügungen. —
offen
Sn den früheren Zeiten einfältiger Zudt mögen die Sitten der SHweizerinnen im Algemeinen reiner, wenigftens Harmlofer gewefen fein, al8 fie e8 jebt find. Defonders ijt
eben ge
t in
im Kanton Bern der Kiltgang, eine aus der Borzeit ftam-
mende Sitte, fehr ausgeartet; biejer Kiltgang befteht Darin,
idler
daß ein Mavdjen, jobald es eingefegnet ift, fortan jeden Sonn-
. bei
abend ihr Zimmer des Nachts offen ftebem läßt unb den De-
mit mit
ebet, einft
rund
jud eines jungen Menfden, eines Liebhabers, mit Bormifjen ihrer Eltern, in ihrem Bette erwartet, was fie „einander fedhen” (probiren) nennen. Bu $ilp, aud) Kilt gehen, filten ober filpen heißt eigentlid) fo viel, al8 mad) bem 9(benbeffen Iemanden befuchen. Bei den erften Defuchen werden dion Freiheiten vom zweiten Range gewagt, ohne daß
von
fi) das Madden daritber befremdet, nielmehr darin die Ver
aus-
fiderung findet, fie fet fHôn genug, um Begierden einzuflößen. (3 gereid)t zwar dem Mähchen zur Schande, einen zweiten
bnen . Siüngling filten zu offen, efe ber erfte ihrem Umgange veife entfagt bat; aber fie Yann dod in kurzer Zeit mehrere Silter Rous Ge: inem blid
effen nlid) mebr und uber
mehr tent caffe
nad) einander annehmen, ohne daß ihr Ruf darunter [eibet. Auch befümmert fid) ber Liebhaber wenig darum, ob er Bor: ginger gehabt, wenn er nur feine Mitbewerber hat.
Wird
das Mädchen jdwanger, fo Heirathet fie in ber Kegel bet Sdywingerer; ba fie aber oft nid)t mei, von mem fte [manger ijt, fo ftebt tbv fret, melden von ifren 3Bejudern fie als Bater des Kindes angeben will. Das SGefeg zwingt eigentlid) nur, dag Kind zu ernähren; indeß ift der Schweizer im der Regel zu ehrlidh, als daß ex das Mäbden figen lajjem follte. Sm Berner Gebiet giebt es Rirdfpiele, wo feit 20, 30 unb nod) mehreren Jahren fein unefelid)e8 Kind geboren warb; dagegen
geftehen felbft ihre Geifiliden, daf unter zwanzig Chepaaren,
ital
die fie trauen, wenigftens dreizehn Bräute find, die fid) in ge-
nut
fegneten Umftänden befinden. Auf diefe Act {djeint ed, daß
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ded
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fib bie Bauerbirnen fedhen laffen, um befto fiderer unter Die Haube ju fommen. Und eben darum jdeinen aud) die
Eltern diefe Sitte zu billigen.
Cin ehrlider Bauer, erzählt
der Oberft von Weiß, beklagte fid) gegen ihn über die Be-
fdhabigungen feines Daumgartens.
Warum haltet ihr feinen
pm
Hund, der euch des Nachts wedt? [fragte ber Oberft. Dann befommen meine Mädel8 feine Männer, mar die Antwort; id) hatte einen Hund, fitgte er hingu, aber der mar fo bösartig,
baf fid) fein Durjh mebr getraute, die Fenfter zu erfteigen. Ein anderer angefehener Dauer fagte, um feine Frau zu
rühmen, daß zur Zeit, da fie Madden gewefen wave, feine mehr Kilter gehabt bHatte, ald fie. Der Herr von Weiß ver: fihert die Wahrheit folgenden Falles: Ein Mann vom Stande mußte einer Bergreife wegen in einem der einfamften Thiler
bie Jtadjt 3ubringen.
Gr febrte bei bem erften Vorgefetten
des Orts, einem reihen und angefehenen Manne, ein. Seine S oder, faum ben lepten Entwidelungen der Natur entidliipft,
{dien diefer alle ihre Reize, ihr Frijded unb ihre Cinfalt geraubt ju haben,
FT
Der Frembe verweilte einen Tag, und
hatte das Vergnügen, einem lünbfiden Tange beigumobnem. Der Borzug, den er hier dem fdônen Madden vor feinen
Oefpielen gab, wurbe mit Wohlgefallen bemerkt. Er führte fie fdjmell burd) alfe Stufen von Liebfofungen, unb fragte 3ulegt, ob er in der nidiften 9tadjt nicht bet ihr wachen dürfe. Nein, fagte fie, eine Bermandte ift bei mir in der Kammer, |
aber id) will felbft zu Shnen kommen.
Des Abends Ilendhtete
fie thm in [eine Kammer. — Er glaubte, fie hielte jegt Wort;
aber nein, fagte fie, id muf erft die Mutter fragen.
Stur
cine dünne Scheidewand trennte die beiden Kammern. Er hörte tad Wadden, wie ed in fdmeidelndem Tone in die
Mutter drang, die Anfangs einige Schwierigkeiten machte, zu:
legt aber nachgab. Nicht mabr, Alter, fagte fie zum Bater, | dev fdyon im Vette lag, du bift’8 zufrieden, daß Ratbrinli die | 1 Nacht bet unferm aft zubringt? Sa wohl, verfebte der | Vater.
So geh denn, fagte die Mutter, fei aber ein braves |
Madden und führe Dich auf, wie ich gebithrt.
Rathrinli |
verfprad)$, und, wie der Reifenbde verfidjert, — hielt Wort.
|
Jn einem Sdriftden pom vorigen Jahre wird ein ernftes |
Freunbedwort an driftlide Cltern und Hausdviter über ben |
|
er
—
unter
125
—
Deeinen Dann
Riltgang im Kanton Bern gefproden und auf deffen Abfdaffung mit allem Eifer gedrungen *). Der Verjafjer fagt: ,Wwer je eine NMadt vom Samftag auf den Sonntag auf einem Dorfe aubrad)te, ber metf, melden ab[djeufidjeu Lärm dad durch den $i(tgang vermrfadte Nadtidmivmen anviditet. Wie tobenbe
port;
lärmen, jdlagen mit Stôden uno Pritgeln an Hiufer und
;
pie
abit
Gefpenfter und bôfe Geifter ziehen die Burfdyen herum, jdyreien,
tig, igen.
Gartenmände und freuen fid, menn fie mit ihrem Witftmadyen ehrliche Leute im Cafe ftóvem unb auf[dreden finnem 2c."
uU zu
— Sft im allexbeften Falle die Che die Folge des Kiltganges,
feine Der:
lande
bâler eßten
8
Darauf wird dann
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Br]
ii
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überall Herum gefahren bift. — Aber wie oft bleibt der Bur[dhe
men.
weg, fo bald er merkt, daß bad Madden fdwanger ift, ober
einen
er fudyte fie mit neuen Vorwdnben zu blenben und taget es
iibrte
auf, bis die gefeblide Beit verfloffen und des Mähchens Klage recht verloren ift. Und nun ift fie betrogen, Ober fie Tlagt zur rechten Zeit und der Burfche gefteht die Vaterfhaft nicht
E gue
ürje. "mer,
ein unb madt ba8 9tübdjen vor bem Gbegerid)t zu Schanden.
tete
Cr mil nidt Bater zu einem Kinde fein, zu welchem [o viele andere eben fo gut Vater fein können. Jept werden beide un Gib erfannt; bie Mutter {dywdrt: der Beklagte unb fein Anderer ift Vater meines Kindes, und dod) weiß fie bad oft gar nicht gewiß, weil fie aud) mit andern fid) verging. Ober der Beflagte [hwört: er fei nicht Vater zum Kinde, und dod)
Sort; Nur
Er 1 bic » qu
ater,
weiß er in den allermeiften Füllen recht gut, daß er es eben
i die
fo gut fein Yann alg ein Anderer. — Das Kind wird allemal
Der ber Mutter jugefprodhen; und wenn Hinderniffe die Che nidt
aves | sulaffen, im Deften Falle bem Vater ein fiebzehnjähriger Unterrinli | halt von jährlidy zwei Doublonen auferlegt. Oft vermag der tt.
2 i"
Da heißt eS denn: das Kind ifi nicht mein; mer weiß, wer
Widert: Du fojt mid) verführt, Hättelt bu mid) bleiben lalfem, bu haft mid unglitdlid gemacht, wer weiß wo du vorher
und
Ch
T.
:t Her
id) hätte did) nicht genommen 2c.
üpft, nfalt
a
I.
fo haben fig zwei Menfchen auf ihr ganzes Leben aneinander gebunden, nicht weil fie fid) liebten, fondern weil fie mußten. Wie oft wird ein folder Cheftand zum wahren Weheftand! Vater dazu ift; bu Daft mid) betrogen, hätt’ id) das gewußt,
Seine
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nfte8 |.
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*) Die Berner Zeitung, der Schweizerfreund, verfichert, daß die ben | Regierung ernftlichy davan benfe, biejem. Tünvejen abzuhelfen. ] | |
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EEE:
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126
—
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Burfche das nicht zu bezahlen, und der Mutter bleibt nidt?. beileg übrig, als Schande und Schaden.“ „So ift e8 auf dem Lande, und in den Städten,“ fagt den 3 Und eben diefer Berfaffer, , haben fie aud) [dedte Düujer, mo man um’8 Geld thun und treiben kann, was man mil.“ Berühmt find die Bäder an der Aar oder den Matten (Wiefen)
bet Bern, wo den Badenden die fdünften und reigenbften
Mädchen, Schweizerinnen, Deut[dhe, Franzdfinnen, zUr Bedienung qu Gebote fleben — weldhe nichts zu winiden übrig laffen. Sn unjern beut[den Gauen und Städten herridt der Gang que milben Gefhlehtsluft, mie mir ihn überall finden. Es gibt keinen Bauern und adeligen Hof, mo nicht jeder Knecht mit einer der Mägde im vertranteften Umgang lebte. Sn den volfreiden Städten verfiihren die Ehelofen vom Bürgerund Militairftande die Mädchen unter manderlei Nusfidyten
und Berfpredyungen ober Gejdenfen, moburd) fie ibre Butbfucht befriedigen. Am ausgelaffenften it pag Sefdhledtslafter in fatholifhen Ländern, mo Ddurdy Abfolutionen, Wallfahrten, Rafteiungen, Gaben in den Sedel 2c., alle Sinden vergeben werden. Es fragte Jemand feinen Landsmann, Der eine Campagne in B— gemacht hatte, wie e8 dort um ein gemifies
Beditrfnif ftände.
DO, antwortete diefer, in B— findeft bu
das größte Hurenhaus von der Welt; da zu A— ift der Eingang und zu E— ift die Hinterthlire. Wenn gleich bieje 3(nef
pote von einem SGaskonier Beryurüfven [djint, jo ift e8 bod) fidher feine Gasfonnabe, wie id) aud den mitndlidjen Berichten pieler Metfender meif.
:
Die meiften Wiener Frauen find mie thre übrigen Landsmänninnen fo mitleibige und willfahrige Wefen, daß fie ihre
Liebhaber nidt lange |djmadjten laffen fbnnen, Ueberhaupt ift then mit Anbetung nicht gedient. Sie find für bie Liebe à la Grenadiere, adten weder heiße Thrinen nod) jdmad-
tenbe Geufjet, meber jürt(idje SSev[e nod) fhalthafte Bonmots, noch irgend etmag von Der feinen Belagerungstunft, fondern lieben das Sturmlaufen und Brejhefchießen. €E8 ift nichts Seltene8 in Wien, daß Damen aus dem Fenfter Vorübergehende, befonvers Fremde, die ihren Erwartungen gu ente
ipredyen fdetuen, zu fid Derauf winken, Bei einer olden Aufforderung, erzählt ein Reifender, entftand Der hHeftigfte Sant
—
127
—
3: Qieilden Mutter und Todter, weldjen der Fremde nidt anders "legen fonnte, al8 daß er beide bediente und dabei der Manta
j et
den Vorzug einviumte.
Das Maitreffenbalten ift in Wien,
D
Ringer Augsburg, Paffau, Regensburg allgemein, Befon-
)
“8 gehört e& in Wien zum Ton der großen Welt, von feiner ler fogenannten Soutenue eben |» àu [preden, mie von
E. Pferden, und- die Mädchen halten e8 fiv febr ehren-
n
8
"Ol einem vornehmen Fuß foutenirt ju werben. Dagegen Diffen fidh bie Weiber doppelt zu entjdübigen, denn ihre yt änner find die geduldigften Gefhönfe auf der Erde. Der 1= Ymürbige Orben der Prälaten, Prioven, Mönche und das = oth) gablreidere Korps der Offiziere wetteifern überall in e.
Y:
1
ten Siegen. Gewdhnlidy hat der ven Borzug, der ven RomAndant der Feftung, tm Fall der Noth, mit einer dweren
And beftehen fann. „Ein goldner Regen fOmelzt der genfdj-
3=
leit Alpenfdnee.”
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I Deffentlide Bublerinnen werden in Wien nur geduldet, “ber ihre Bahl heißt Legion. Die von der erften Kaffe, del es meift Fremde find, maden Aufwand. Sie wohnen einem vornehmen Fuß, halten Bediente, abmen ihrer Klei-
Hn I=
e Go
u Iz
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a
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Ub
v
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Ing den feinen Gefdymad der Wiener nad) und befuchen zu Agen die Dffentliden BergniigungStrter. Es bebarf feine8 Üonderen Scharfblis, um gemabr 3u werden, daß felbft diefe
fte Kaffe weiter nichts. als glänzend maskicter Pobel ijt.
auf einer gleiden Bilbungsftufe ftehen fie, mit wenig üterfchieb, in ganz Deutfdland, in Kôn, Maing, Bornhein | Granffurt am Main, Hamburg, Leipzig, Dresden, Berlin, "nu, Königsberg u. f. m. Dem Deutfden genügt Schönund Sugenb, und wo diefe vereint find, da itberfieht er
pt FR Das Schöne des Geiftes. Jude findet man überall he ter allen Klaffen Unglidlide, die Anlagen genug haben, {=
M
eines beffern Loofes merth zu fein. Wir fönnen den Meiften diefer Unglüdtiden unfer Be ri "em nidt perjagen und müffen vielmehr unfer eigenes Gete Net anflagen, bad in der Regel der verfithrende Theil If. A | männliden Gefdledite wohnt mehr eine fefbft. entftebenbe ie "gung, im weiblidyen mehr die Erregbarkeit. Daher fommt en Jud), daß der Begattungstrieb fid) im Manne, ohne weitere nf ‘aulaffung von außen, anmelden Fann, ba im Gegentbeit
pad Weib, in der Regel, erft einer Anregung bedarf, un wenn biefe nid)t ba ift, meniger von Neigungen zur Sinnlidhfeit überreigt mirb, aud) bie Gutbebrung ves Beijdlafs, beid
Gefhledhter im unverdorbenen Suftanbe gebadjt, gar nicht fo füblt, wie unfer Geflecht. If dies durch die Erfahrung be wiht, fo wird der Cimwand jon im Boraus widerlegt, da
Da8 meiblide Geflecht urfprünglid der Ginnlidfeit eben jo wohl nacdhgehe, als das männliche,
Allerdings, wenn ed vo
männlicher Seite angeregt wird, fonft gewiß weniger, Den jelbft bie ungfüdliden Ge[dbpfe, vie fif eine8 Jeden Um
armung fingeben, fuchen dabei weniger Den Senuß der Wol [uft, af8 Befriedigung eines Hanges gut Giteffeit und zu
Mitffiggange, oder Beiftreitung ded Sfonomifhen BDeditrfnifies (C8 ift ferner unterjdjeibenb und gum. Lobe Ded weibliche SGefjchlechts fei es gefagt, Daß fich bei diefem mebr ober minbe ein Grad von Anhänuglihkeit vorfinden muß, wenn ihm bd Beifchlaf zum Genuß werden fol, und fogar bei ben verwol
fenften Rlaffen und in ben gemeinften Bordellen bat fidj dief Bemerkung beftätigt gefunden; dahingegen der größere Thel Des diefen Bergnligungen nachhängenden münnltden Gejdedt jener Zugabe nidt allein entbehren fann, fondern auch pi
Aomwechfelung des auferebelidhen Umgangs febr ansiehend finde
zum Berlufte ihrer Reufdbeit geben.—
Hieraus folgt, daß die Männer in Hundert Füllen ne und neunzig Mal den Mädchen den erften und ftärkften Ania
SBebürfnig im ibr evmedt, ba8 frither in ihr fdlummerte; He fie vielleicht aud) ber Fehltritt von beu Berhiltniffen al
immer getrennt, in Denen fie früher [ebte, unb gebtetet il nun die Noth, ihr Gemifjet zu verbunfefu, [o ift e8 um gefdehen: fie macht aud ber Quft einen Beruf, und fo ge es dann, wie der erfahrne Valentin in Goethe's Fauft [ag Du fingft mit Ginem Geimlid) an, Bald kamen ihrer Mehre dran; Und wenn Did) erft ein Dubend hat, So hat Did) aud) die ganze Stadt!
eib
Was kann der Staof fhun, unt ber regefíojen SSefriebignug ber Gejdjfed)telujt und ihren üblen Folgen fiir die Gefellfhaft qu ftenern? In dem vovangegangenen gejdyichtlidhen Gemälde der Ges
{HlehHtsausfchweifungen liegen die Beweife vor, daß diefelben Nicht das Gebrehen Eines Beitalters, nicht Eines Bolles, Jondern des Menfchengefchlechtes unter allen Himmelsfirichen Waren und bis auf den heutigen Tag find. Die Natur mußte den Gefhlechtstrieb, als Fortpflanzung$s-
trieb, mit übermwältigenden Sinnenreizen ausftatten, wenn fie Ihren Zwed erreichen wollte; fie mußte aber dem Menfchen, alg freiem fittlidem Wefen, überlaffen, ob er diefem Trieb nur
als hier nadhängen, oder ihn als Bernunftimefen gebrauchen und befriedigen wollte. Jn Diejes Freiheitsgebiet des Mens iden fann ber Otaat nidt.eingreifen, obne [ogíeid) die Grenzen feiner Gewalt zu fühlen. m
fag
Was auch aus älteren und
neuern Gefebgebungen als Strafen, Bufen, Reufdhheitscommifflonen 2c. gebietenb ferporgegangen ift, waren miflungene,
lingft vergeffene SBerjudje. Uber dem Staate muß daran gelegen fein, burd) bie
Fortpflanzung ein fräftiges Gefhledt zu erzielen.
Ungudt
hindert, wo nicht alle, dod) die beffere Fortpflanzung. Sie erniedrigt den Menfchen und miürbiget bie eine Hiljte des
Sejhlechts zu bloßen Werkzeugen herab. Die Schädlichfeit ber Unzucht ift alfo gewiß; Daher barf e8 dem Staate nicht
gleichgültig fein, fie unter feinen Bürgern eingeriffen zu eben. "Sede Schranken foll er hier fegen? Das ift die große :
9
Stage, über beren Lôfung unfere Sefeggeber bis auf dent
heutigen Tag fid) nod) nid)t geeiniget haben.
Der Staat foll der Unaudt, fo wie überbaupt
bem Laffer Durdaus feine Bublicität verftatten]
Was beimlidh gefchieht und feine Beleidigung eines Andern, enthält, gebt ihm nidht8 an. So bald e8 aber Sffentlid) al&
Qafter erfdeint, muf er fid) feinen Augbrithen widerfeßen.| Gegen diefe Grundidge läßt fid) in Beziehung auf Unzudt nidjt8 eintenberm.
|
Hier bringt fid die Frage auf: Wie verträgt {id mit biejem Grunbjage bie Dulbung der Borbelle? Im Al gemeinen und unbedingt ift die Frage jdwer zu ent[dyeibei.| Denn, menu e8 gleich unter der Würde des Staates ift Bordelle mit Löfung von Patenten oder Gemerbefdheinen ans zuerfennen und zu beftätigen, weil der Staat nie etwas, mas
gegen bie Sittlidhfeit geradezu verftößt, Sffentlich anerfennen darf: fo haben dod) Diejenigen, melde die Duldung der Dorpelle unter polizeiliher Auffiht verftatten, Das fitv id), baf paburd) die nadytheiligen Folgen der unregelmäßigen Befriedis gung für die Gefundheit unb felbft für bie Sicherheit der Perfonen zum Theile vermindert werden. Dod) ift unver?
fennbar je[bft biefe Duldung eine der widtigften Schattenfeiten pes Bffentlidhen Staatslebens, weil durch fie die Sdambaftigfeit auf mannidfade Art vernichtet, der Iugend eine bleibende
Anreizung zur Befriedigung finnlider Lifte dargeboten, die VBerbreitung des venerifhen Siftes nicht wefentlidh verhindert und felbft nicht felten das Band ber Che erfdyitttert wird. Belendhten wir ein wenig bie Grünbe, welde man ges wihnlid) fiir die Bordbelle hort. 1) „Der Staat muß dafür forgen, daß fein Gewerbe bes trieben wird, mag der Gefundheit feiner Bürger [Hädlid werden fann. Die Winkelhurerei verbreitet die venerifdhe Anftedung, und diefe wird um fo gefährlicher, je mehr fie im Finftern mitgetheilt wird. Der Staat
muß unter zwei ebeln bad fleinere zulaffen und bas, größere unterdrücen. Er muß daher die Winfelhurerei augrotten, dagegen Sffentlidhe Bordelle geftatten und über
den Gefunbbeitézuftand ibrer Demobnerinnen bie ftrengfte Aufficht anordnen.“
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Hiernady hätte der Staat fein Verfahren gegen bie Suftbirnen unb beren Gebraud) blos auf mebiciniid) poigeilide Mafregeln ju befdjränfen. Berforgte er die Wolliiftlinge nur immer mit frifder und gefunder Wanre,
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jo mie er feine Märfte mit gefunden und unjdädliden
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Rebensmitteln ju verforgen fucht, fo hätte er feine Pflicht
gen. ucht
| mit Alle
getan. Aber ift denn. in den Bordellen Sicherheit vor Anftedung? Wer bad behauptet, der befuche nur die Gtationen der penerijd) Kranken in den Spitälern großer Städte und er wird belehrt werden, daß die Anftedung nidt mur in den Bordellen einheimifch ift, fondern auch
dent. ift, an-|
neben benjefben fortwährend fid) verbreitet. Bordelle find alfo feine Cdjutmeebr. gegen 2Binfelfurerei unb ihre gefübrfiden Folgen. Und wenn Bffentlide Bordelle
mas
wirflid vor Anftedung fiderten, ift e¢8 denn das Venus:
men Borel
gift allein, was hier die Gefundheit zerftören kann? 2) „In großen volfreidhen Städten giebt e& viele junge
daß
Männer, die nicht heivathen, weil fie eine Frau nicht
eDtder
ernähren fönnen; und doch fordert die Natur ihre Rechte.“ Zugegeben; aber gibt e8 aud) nidjt eine große Un-
Der” tent {tig enbe
zahl junger Männer, die mit Buhldirnen mehr ver] dhwenden, als fie die Unterhaltung einer Fran often würde? Sind daher nicht gerade die Bordelle die Urfadhe, Daß fo viele junge Männer nicht hHeirathen und eben [o viele
DIE dert
Madden unbemannt und der Verführung um fo letdyter ausgejeßt bleiben ? 3) ,Obue Bordelle würde die Verführung der Mäddhen unb ges Ehefrauen überhand nehmen.“ | Sollte nicht gerade aud bem Dafein der Bordelle die bes größere Gefahr der Berfithrung gefolgert werden Fônnen ?
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Bordelle find die Gelegenheiten, daß ber Jiingling die
DIE jer, taat
blog thierifdje Liebe frither, alg die edlere Fennen lernt, daß er, wenn er lange genug mit Buhlerinnen au8geidmeift unb gemedfelt hat, oft von Gfel gegen bie Ge:
bad ere
meinheit überfallen und mad) feineren Genüffen liüfterm wird; bei unfdjuldigen Mädchen und Frauen fut er
iber
nun das mit Kunft zu erhalten, was ihm dort für Geb
igfte
ju Gebote ftebt. Er fdentfid) nicht und verfudyt fetxen dreiften, an Cdjamfofigfeit grenzenden Umgang aud) bei
E
uw
diefen geltend. zu machen, und gelingt ihm aud fei Abficht nicht, hat er nidyt [don genug perborben, bu
tafte in dem nod) unfchuldigen Herzen rege gemad)t foire. haben? Ein Jüngling, Der jenen frehen Umgang brie Buhlerinnen nicht fennt, wird immer gegen das ehrbaß
Srauemnginumer jurlidfaftenb , ebrerbietig unb fdonelbe fein , unb e8 ift unmBglid, Charakter und Reig hun mögen fein, wie fie wollen, daß ihn bei feiner erfilige
Defanntidaft mit unverdorbenen Grauengimmern T.
bío8 tfierijde &vieb ber Siebe ausjdiegenb be[Häfti
Hiernady [deinen Vordelle felbft bei dem ÜppigfMur
VBolfe durchaus fein Mittel zu fein, die Chen und Wei |
Unjdyuld unverlett zu erhalten, vielmehr grade eine [egenfeit, bie Scheu der Angriffe auf weibliche Tugel ufi
bei rohen und verfeinerten Wollüftlingen güngfid) zu vigeg; nichten. —
So fünnte man die meiften Gründe für bie Bordelle
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Dior
fampfen und ihren Vertheidigern den Krieg in ihr eigeNbie
Rand fpielen.
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„Aber was hilft Euch eure Declamation gegen ein Uebleg das ihr nidit ausrotten fünnet, gegen einen Tried, ben Eh
die Natur sat bat und ‘per in Euren bürgerlichen Bley,
bältniffen durd) Eure verborbenen Sitten ausartet ? Sion) Sor biefen &vieb eta bío8 auf die Che einfdhränfen, fo - die Sbr bie Natur des MenfdGen fo wenig, ald unfere bitrgerlidivie Verbälinifie.” So nefimen unfere Sefetsgeber das Wort Maus Jagen ferner: „Ihr werdet die Buhldirnen in großen Städl Bu nidt ausrotten, Ihr môget fle unter befondere Aufficht nehm den
‚oder fie heimlich und ohne Billigung ded Staated ihr Gewetizn treiben laffen. Schaffet und erziehet ung erft andere Menfchl Se; wenn SGr andere Sefege für fie haben wollt. Wir müffen me
nehmen wie fie find, und nicht, wie fie fein follen. Wir wif Bey recht gut, woran es liegt, daß e8 unmöglich ift, in grof ei
Städten die Sdlupfminfel(, morin fie fid) verbürgt, aus uid
rotten.
ir fünnen die Quellen nidyt verftopfen ; unfere bi Si,
gerlide Gefellfhaft ift feine moralifHe Bildungsanftalt. gti
mitffen unendlich viele Nebel, die aus der bitvgerlidien Gefd ben
{daft hervorgehen, dulden, weil wir fie nicht vertilgen Wun
-—
133
—
Mit fünnen nur über ihre Ausbrühe maden und fie fo un-
felldinticy ale mbgli) madjen. Mit einem Wort, wiv können DUIba8 Gewerbe feiler Dirnen nicht mit Strafbefehlen verfolgen, Bhatoir müffen e8 vielmehr unter unfere Auffidt nehmen, es que
dt Men, pne demfelben den Stempel unferer Billigung aufau-
3 Diner
Wie die Auffidht zwedmäßig anzuordnen und Die
ba Waffung, ohne Auffehen zu ervegen, auszuführen ift, ba8 muf one der Staats- und Srilihen Polizei überlaffen bleiben, Daf es igWunferen Staatsfünftlern mit allen Verbefjerungen des hürgerevil iq en Vereins und der bürgevliden VBerhältniffe je gelingen t ivy alles moralijdje tlebel aus. bem gejellidjaftlien Suftanbe
ifti verbannen, find Träume, die ins Jahr 2440 gehören,
ig Ruy Verminderung, die möglichfte Verminderung des Nebels i " % pas Riel, wornad) wiv fiveben.” OO Mer wollte nicht diefe auf den gegenwärtigen fittlichen n9‘Buftand der grbfern Volfsmaffe in allen europäifdhen Staaten 1 Déleariindeten Anfidten theilen? — Ift e8 ‚nun fdledterbings
de
mausfithrbar, das Gewerbe feiler Luftbirmen mit gutem Er"Tolg für ba$ gemeine Wohl auszurotten, fo kommt e8 nun auf
igeldie Frage an: Unter melden Defdränfungen barf Dies nothmendige Nebel geduldet werden, wenn
Uebleg [o menig af8 mBgítd) fdüblid werden oll?
Gu Hieritber haben fid) in der neueften Zeit mehrere Stimmen 1 Didernehmen laffen. Merbad (über die Buläffigfeit und Cin DoridGtung der Sffentliden Hurenhiujer in großen Städten) theilt
felldie Dienerinnen der gemeinen Wolluft in drei Klaffen : r[iditie evíte giebt fid) bald dem einen, bald dem andern Manne
Ut Wang unerfättliher Begierde bin; die andere ift mit ihren tüPl Gunitheengungen verfhwenderifh, um dadurch Mittel zu finOtfden, ihrer Gitelfeit und Sucht zu raufdenden Vergnügungen "Du frBbneu; bie [egte uub nieprigfte Sfaffe mad ed gum jd) Semerbe für den täglichen Unterhalt. Die beiden erften fomfen fen payin überein, daß fie dem Manne ihre hHöchften SunftWillletengungen als einen bloßen Genuß zur Befriedigung eines col Sinnenfigeí8 ober gugleidh jur Grreidjung anberer Bmede unb aus Nicht al8 Bedingung eines moralifhen VBerhältnifjes geftatteu.. e Die leßtere Art geht in ihrer Erniedrigung nod eine Stufe
lefev, inbem fie fid) nicht. für ihren eigenen, fondern bloß für Sefé den GSinnestitel des Mannes preisgiebt; fie gebraucht ihren dun
— 194 —
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Körper zum feilen Werkzeuge des Seldgeminnes, während i felbft fitr Den Neiz nicht mehr Sinn hat. So lange die bel den erften Klaffen etwa nicht der Juftiy als Gp ebredyerinnel ober Der Polizei als VBerbreiterinnen venerifcher Anftedung die Hände fallen, ift ihr Umgang mit Mannsperfonen ein gleidjgilltige Sade, die nach außen feine Wirkungen hat. Del Staat nimmt davon fo wenig fenntnif, ald von andern un
moralifd)en Handlungen, die übergehen. Giebt aber das divnen Anlaß gum Dffentliden tenpoliget in die gebührenden
nicht in bürgerliche Berbreden Detragen von dergleichen Buhl Aergernif, fo mird fie bie Gi Schranken, bei Wiederholungen
aber in Befferungsanftalten weifen.
|
Sanz anders, meint Herr Merbach, verhält e8 fi mil
der Dritten Klafjfe, die fich jedem Rommenden überlaffen und fo wohl wegen ihrer Sdhamlofigleit, als ber tüglidjer
3Babrideinlidfeit, daß fie angeftedt find, der Sefell{dhaft gel fahrlid werden. Das Dajein bdiefer vermorfenen Kaffe fol ber Staat nicht ignoriven;
er foll fie zuförderft in ein
Zwangsarbeitshaus, das keineswegs zudhthanusmäßig ein geridytet fein barf, fdhiden, um fe zur Arbeii zu gewöhnen und ihnen den Vorzug eines thätigen Lebens vor einem mits gen, wollitftigen fithlbar madjen. Zeigen fie Spuren der Bel
ferung, jo müffen fie entlaffen und unter start ev Aufficht gelegt merden. Fallen fie von Neuem in ihre Lebensweife fo werden fie zum zmweiten-, Dritten: und mit jedem Male au
fingere Seit, aud) unter ftrengerer Zucht, in das Arbeitshauf eingefperrt.
Sind alle diefe Verfuche fruchtlos und zeigen fid
deutlide Spuren der Unbefjerlihfeit, dann erft gehört Die Dirne ing Hurenhaus.
Diefes Hurenfaus foll fitr bie ber Wolluft p de
Dirnen nicht ein reizender Zufluchtsort, fondern der Pranger ihrer Schande, der Ort fein, wohin die bürglide Gefell
fHaft, an ibrer Moralität verzweifelnd, fie Ginausftôft und
verläßt.
Die Hurenhäufer diefer Art miiffen daher eigentlich!
Difentlide Polizei-Inftitute, nidt Privatmirth{hafte
fein. Sie müffen an abgelegenen Orten der Städte ange bracht, aber als folde fignalifirt und fenntlid) fein, au von Niemanden weiter als von Huren bewohnt werden.
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Aufficht darüber muß Perfonen übertragen werden, welde i
7
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135
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i Piliht und Sold der Polizei ftehen; Ddiefe miiffen darüber bel Wachen, daß die Sffentlihen Dirnen fein öffentlidhes Nergerniß, i
geben, bei Nacht nicht ausgehen; es muf ibnen eine eigene pu 3Zuctgemwalt über fie übertragen werden. Sie müfjen unter ein fteter ärztlicher Aufficht ftehen und jeden Morgen unterfucht mel
Det Werden , um die Mngeftecten fogleid) abjujondern und gu fue
iren. Bei einer foldhen Anftalt wird dev medicinifdhe Bmed hen ber Polizei erreicht ; fie wird aud) ben Staat ehren, indem fie un
hl? jeine Achtung für Tugend ausjpriht und augleid) Den guten
haben, daß die Frivolität der Männer grôfitentheils Sit} Erfolg gemindert werden wird. — Mancher- junge Mann würde {ich
get bitten, Freudenhäufer zu befudyen, wenn nidt die Berheimmil lidung ber legtern feine Berivrungen, feine Schwäche bem des Publikums verdeckten, und die Nähe der in den befuchfer Auge teften Straßen Der Städte gerftreuten Privat-Vordelle bem bel augenblidliden Aufwadjen Der Quft bequeme Gelegenheit zur ge
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Befriedigung varböte,
In ein folded, Jedermann fenntliches,
ein filé Sedermann offenes Hurenhaus zu geben, wird zur Sffenteit lien Schande werden; blos der fhamlofe Wolliiftling und nen
der gemeine Pöbhel wird fid) dariiber megfeben, dort gefehen
werden. — (QGiebt eine oder die andere im Hurenhaufe iU zu SBefinblidje Seidyen ber morafijden Defferung und den Wunid) Bef zu erfennen, ihren Lebendwandel zu ändern, fo muß man Orte jk wiffen, wo fie unter ftrenger, jebod) menfdyenjreundlidyer
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weiblicher Auffidt und Behandlung ftehen und leben fann. auf Für diejenigen Gefdhôpfe aber, melde, obne biefen Dunfd) auf
laut werden zu Laffen, fo lange im Hurenhaufe verbleiben, bis fie pbofi[d) unfähig werden, der Wolluft (Anger zu dienen, fann e8 aud bem Hurenhaufe feinen andern Weg geben, als den Den ing Zuchtshaus zu leidlider aber bleibender DetenSie ihrer Freiheit zu überlafjen, mitrde für fie felbft ger tion, feine Wohlthat fein, weil fie, an Arbeit nicht gewöhnt, fid ells nicht davon erhalten, fondern entweder im Elend umfommen und ober Detteln müßten: für die Gefelljdjaft unb. bie Polizei wire idi
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ftes ihre Freiheit hingegen von größter Gefahr. Denn, begehen tg?
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dergleichen abgelebte Dirnen nicht andere Berbredhen, jo fônnen fie doch dem für fie unwiverftehlidhen Hange und ber Bermorfenbeit nid{ entgehen, andere ju perfithren; fie werden die abgefeimteften Kupplerinnen, vor denen keine lnjdjutb fier
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Sie miiffen alfo aus der Gefellfdjaft verbannt prend
denn fie haben fid) ibrer unmürbig gemacht. Nad) biefem Borfchlage fol der Staat Hurenbäufer als Strafanftalten unterhalten! Ein fonderbarer Ausweg, worüber jeder Berftändige lâdjeln muf. Hieße das nicht ben Krebs ind Waffer werfen? Anftatt die grobe Ausfdhwetfung zu verhüten, würde fie nur noch mehr befördert werden. Helfen bei diefen Dirnen die vorgefhlagenen erften Defferungs- |
mittel nidt, fo gehören fie nidt in das Hurenhaus, fondern fofort in das Zmwangsarbeits= und Zuchthaus, Sie aber erft in das Hurenhaus verweifen, fie hier einem lafterhajten Leben ohne Schen und Scham überlaffen wollen, bis fie phyfifd und moralifd) bis jur tiefften Vermorfenbeit verfunfen find, das heißt doch wohl den Menfchen planmäßig zum Thier erniedrigen und das Höhere unb Heiligere im bürgerliden Wefen gümnglid) aus dem Ange verlieren. Andere Borfchläge werden in der Meinen Schrift: Sybeen über die Frage, ob Freudenmidden vom Stante zu dulden find? abgegeben. Der ungenannte Verfaffer geht von dem
Gate aus, daß zwar die gänzliche Abfdaffung der
Srteubenmübden burdau8 nod nidt su geftatten,
daß dagegen aber alle dritte Perfonen, die das GeWerbe ber Srteubenmübdjen nidt unmittelbar und.
perfünlid felbft treiben, unndthig find, und daß daher alle Sffentliden Bordelle, alle Dffentlide und ge- | betme Ruppelet und Selegenheitsmadherei durchaus | nicht geduldet, und überall, wo [egtere fih fände, fdüvfer wie | bisher beftraft werden müffe. Gr fagt: Sie SBorbelle mirten
in ihrem Innern auf grenzenlofes Sittenverderbnif bin und zwar auf die Freudenmäddwen felbft und auf die Bez
judenden.
„Offenbar ift ber ftete unb rege Serfebr der Bordelle mädchen unter fid) ein Gruunb ber immer zunehmenden Derworfenheit; denn. die Cine wird nidt nur durch die Andere in einem Buftand von Mebenbuhleret für ihre Runft vervolffommnet und durch die größere Anlage der Andern auf einen
Bunft getrieben, Den fie alleinftebend nid) erreicht Haben miürbe; fonbern fie geräth aud durch die hHäufigen Selegenbetten und gemiffermafen nothwendig merbende Anfrrengung,
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ven| gaben, unb bie Gntridjtung eines großen Theil ihres Gewinnes
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am den Bordellbefiger ftürzt fie fobann in eine Armuth, die
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nDiejenigen aber, bie jode Düufer zu befuchen pflegen,
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wird dabei nad Möglichkeit hintergangen und die Kräfte der
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gletd) mehr aufgezehrt, als durch bloßen, in ben Grengen ber
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pflegen, und fie madjen Schulden oder verfallen gar auf Brel levei, Betrug und Diebftahl.”
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Bon ber geheimen Kuppelei wird angeführt, „Daß fo mandes Mädden nur die Folgen ihres erftens Fehltrittd ges fragen haben mürde, wenn fie nicht von Kupylerinnen ausgefpahet und in bem Abgrund bed Verberbens gefithrt worden :
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heilofer Betrug und alle Verfithrungstitnfte werden angewendet,
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qufrieden mit diefer Ausbeute, magen es diefe GelegenheitsMaderinnen, leidytfinnige und {üfterne Gbefrauen Qut Untreue
vien und Ses ell.
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Andere geviethen rein und unfdulvig in thre Hinde;
um das unglücliche Opfer der Wolluft preiszugeben.
Nicht
zu. verleiten. Größere Städte liefern hierüber zahlreiche Des | lege. ZBdter unb Frauen felbft angejebener Hänfer merben durch fie zu Quffdirnen entimitrdiget. Wer auf bdiefe Weife Leib und Seeie Anderer in's Verberben ftiivzet, jelíte auà bet menfdliden Gefellfdaft für immer verbannt werden, ben fein Motiv menjdlider Shwide fommt einem folden Derbred)er
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34 ftatten.”
olf | nen ben jene
Der BVerfaffer dringt ferner darauf, daß alle Winfkelund Strafenbureret durd größere polizeiliHe Wacfamfeit unterdriidt und wo fie fic) betreffen laffe, an beiden Gefdíeditern hart geahndet werde. Er leitet nun feine Vorfdlage unter folgenden Anfidhten eim.
mg,
SObgleid) das Sittengefeg dur den Gebrauch einer Perfon beleidigt wird, die nur auf Erwerb ausgeht und nur das
blofe Sierijde gum Genuffe barbietet, [o ijt bennod) bieje Handlung großer Abfiufungen fähig. Offenbar ift der Pann, der aus Adtung für Scham und Sittlidteit unter bem Schleier
der Bevborgenheit feine Sinne befriedigt, nicht fo fehr au tabelu, als der Wüftling, der in wilder SGefellfchaft, halb
trunfen, ben Becher der Luft nicht jdjüvit, fonbern gleichfan auf den Boden {djitttet. Nichts hat die Jugend fo vermilvert, a[8 gerabe diefe Sdyamlofigleit in thren Genüffen, und nichts ‚ befördert diefe Schamlofigfeit bei Männern und Frauen mehr,
al8 der gefelljdaftlide Genuf. Es ift eine feftftehende Erfahrung, daß ber Mend), in Maffe oder Gejell[djaft aur Veidenfchaft erregt, ungleidy weiter fortgeriffen wird, denn bie Wechjelwirkung fteigert die Leidenfdaftlichleit, und das fonft gutmüthige Individuum in bem Buftande bes Aleinfeind nimmt leicht den Charakter der Brutalität einer gährenden Menge an, im bie er geräth.
Aud) bei ben Genüffen ber Wolluft verhält es fid) alfo. Wer wollte fid) bei Darftellung ber viehifchen Scenen aufs halten wollten, welche eine im Bordell trunfen gewordene Ge-
jellfchaft zur Schau trägt? Welden Cfel erregt nicht die bebeutenbe Stegiftratur folder Actenftiide, worin die Polizei, burd) Legangene Gyceffe im Strudel diefer fdymusigen Freudenzirfel bewogen, zur Feftftellung ber empbrenbften Thatfadhen
[dreiten mufte?
Um biefe Sdyattenfeite unfers Staatslebens in einen tiefern Hintergrund qu’ fielen, meint der Ungenannte, würden
folgende Borfhläge Berückfichtigung verdienen. 1) Die im Staate lebenden Freudenmädchen dürfen nicht mehr in Bordellen fid) aufhalten und dadurch gemijfermafen jünftg, jonbern nur geduldet werden. Hiernad hört das Gewerbe ber pripifegivten fuppelei gang auf. 2) Sebe8 Qreubenmübdjen [ebt ftveng abgejonbert, nidjt: einmal in bemfelben Haufe mit einem andern, für fih allein.
3) G$ ift ihr nicht erlaubt, Männergefelichaften bei (id) zu haben, Trinkgelage oder Tanz zu veranftalten und den
SBejud) anderer Mädchen, zur Ausübung ihres Sewerbes, in ihrer Wohnung zu geftatten.
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139
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4) €& muß daber der Buhldirne unter allen Umftänden
unterfagt merden, Dehufs ihres Gewerbes, mehr als
.. Cinem Manne jugleid) den Eintritt in ihre Wohnung zu erlauben. Durch bieje Befchränkung dé8 Einzelnen bei ber Cingelnen miiffen bieje 3Bejudje einen minder
5) Dei der Deftimmung feiner Wohnung mifdt fid) bie Polizet feinesmeg8 in bie 9[nmeijung befonberer Gtabtbegufe, inbem baburd) bie Annäherung und Bergefell-
. fdaftung biejer 3Xtübdjenf[affe befürbert mirb, unb bie
möglichfte Bertheilung durd) alle Gegenden der Stadt
nicht mehr anftößig fein fann, fobald auf vorftehende, von 1 bis. 4 aufgeführten Punkte gehalten wird.
6) Alle Abgaben für den Betrieb bed Hurengewerbed mitfjen
aufbdren, nod) weniger bar[ eine Klaffification bdiefer
Abgaben ftattfinden.
7) G8 barj aud) feine beftimmte Taye des Hurenlohnd angeordnet werben; e& muß vielmehr der Hure überlaffen bleiben, fid) baviüber mit bem Befucher zu einigen.
:
8) Da indeffen jeder Einwohner im Ctacte ju den Staats-
ausgaben beitragen muß, fo mag diefe Klaffe eine billige unb perbültnigmüfige 2Bobnungéfteuer entrichten. 9) Sein FreudenmädchHen darf Sffentlidhe GCdjaujfpiefe, Gon certe unb bergl. befuchen.
10) Gben [o menig zur Abendzeit bie Djfentfid)en Spazier= günge.
11) G8 barf ohne Vorwiffen und Genehmigung der Polizeibehorbe feine Nacht außer dem Haufe gubringen. 12) Jedes Freudenmädchen barf fein Gewerbe nur in feiner Wohnung treiben unb nufj fid) 13) al8 joíd)e8. bei ber Polizei melden, wenn ed nicht als Straßenhure beftraft werden will.
14) Jedes Freudenmädchen muß von Zeit zu Seit fid) Durch
beglaubigte üvstlidje Attefte über feinen ©efundhHeitszuftand ausweifen.
15) C8 wird im Falle einer Anftedung, in Ermanglung eigener Mittel, gleich jedem anbern unbemittelten StantSeinmobuer, in einem Sranfeninftitute gebeilt.
;
16) €8 verfällt deshalb in feine Strafe, weil dies die Entdedung von feiner Seite verhindern würde. 17) Hat es aber Kenntniff von der Anftedung und begeht beunod) ben Beifchlaf, fo wird ed bei erfolgter Ausmit-
telung bart beftvaft. 18) C$ iff baber fdulbig, vor beu Deifdhlafe fid) oon dem Gefunbfeit&guftanbe des Defudjenden genau ju untere richten und die dazu erforderlichen Kenntnifje, bie Leicht zu erwerben fein müffen, zu erlangen zu Juchen. Dies mirbe am beften dadurch gefd)efen, daß jedem Mädchen, bas fid) jum Hurengewerbe bei der Polizei meldet, ein fdrijtliher genauer Ärztlicher Unterricht über die Kennzeichen eines wvenerifd)y franfen Mannes eingehändiget mürbe.
19) Findet fih, daß der Befuchende angeftet ift, fo iff ba8 Freubenmaddien nicht allein befugt, fontern aud vers pflichtet, ihn avretiven ju laffen, oder bei perfönlicher
Kenntnifß ihn der Polizei anzuzeigen.
Diefe Mafregel
ift nidjt gu. Bavt, menn man ermügt, welder Grad von
Nidytswiirdigleit dazu gehdrt, wiffentlid) bad venerifd)e - Gift weiter zu verbreiten, und daß die Gefeggebung
Bergehungen von hei weitem geringerem fdhädiiden Ein-
fuffe auf das Semeinwohl afnbet. 20. Jedes Mädchen, das fid dem Hurengewerbe übergiebt, muß nach bürgerlidhem Nechte über feine Perfon verfügen fônnen. Man fan nicht leugnen, daß in allen diefen Borfchlägen ein guter Geiff waltet; aber wie die beften, nad) allen De-
ziehungen ermogenen Gefeße in der Ausführung nicht ohne "Sftangeffaftigfeit ev[d)etuen, [o mirde es auch hier der Fall fein, und mir miürben aud) hier, wie itberall, an die Unvoll-
fommenheiten menfchlidjer Anftalten erinnert merden. Die Abfdhaffung der öffentlichen Bordelle und ihre Verwandlung in
einzelne, abgefonderte Wohnungen hat allerdings viel fitv fid); denn erftens, hat ein Mädchen auch innere Anlagen zu einer
müßigen, bequemen und wollüftigen Lebensart, fo wird fie nod
immer ben leßten Neft von Scham und Schen zu befämpfen haben, ehe fie fid) Dffentfid) zu einem Gewerbe bekennt, das
fie von allem Umgange mit ehrliebenden Menfchen ausflieft
RET E EE ERE eEE EE! = A taats
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141
—
und ijv nur bie 9fuefidt in eine jdhrectenvolle Zukunft dffnet. Zweitens muß ein 3tübden [don gute Kunden haben, wenn
fie fid eine eigne Wohnung miethen und auf ihre eigene Hand [eben will; benn in ber Regel wird der Miethzine bei diefen
|
Perfonen höher als bei Andern gefteigert; fo wie bemjelben in jenem Falle innere Hinderniffe im ben Weg gelegt werden, fo mürden e8 in biejem üufere fein, welde fie vom legten Schritte ing Berderben zurüchalten. Dagegen fdeint auf der andern Seite dieje Maßregel die feinere Buhlerei nur noch mehr zu begitnftigen und für die grobere unjugünglid) zu fein. Sft e8 jet {don minder auftbgig, ein anftindiges Mädchen in ihrer Wohnung zu T
|
fuchen, als in ein Sffentliches Hurenhausd zu gehen, und wirft
|
das ftille Freudenleben dem Qafter einen Ddefto reigenberem
|
ben.
Schleier um, |o wird für das Beffere wenig gewonnen mere Befonders aber ift pon dem Umbermobnen diefer Dirnen
unter ehrbaren Familien eine nicht zu beredhnende moralifd)e Anftedung zu fürchten.
Wer kann es dem Wirth eines Hau-
je8 mebren, burd) Aufnahme foldyer Perfonen feine Miethseinnafme zu verbeffern? Und nun bie tüglidje Kontvole biejer ohne alle Häusliche Aufficht febenben 9tübdjen in Anfehung ihres Gefunbheitsjuftandes; würde fie von ben Bffentliden
Nerzten fo pflidhtmäßig beobachtet werden, als es nothmendig it? Hauptfäclich ift zu bemerken, daß dieje Maßregeln nur für die bôbern Bolfsklaffen berechnet, für bie niedern nicht geeignet, mithin im Allgemeinen unzulänglid) find. Man
dente nur an die Ghelofen in ber grofen untern $35pffémalfe, an bie gemeinen Soldaten, Handwerker, Debienten 2c. in
|
großen Stäbten, die Befriedigung jadjen, weil fie ihren Naturz trieb nicht bändigen Íbnnen ober wollen.
Bei allen biefen
mitrben jene einzeln wohnenden Mädchen ive 9tednung nicht |
finden, und e8 würde nicht viel fehlen, die ganze Stadt zu Einem Hurenhaufe zu maden. Und denft man fid nun gar
die Bemannung eines Schiffes nad mehrmonatliher Fahrt an’8 Land fleigen, mit welder Wuth fudt hier der Matrofe Befriedigung! eft Bffentfid) und mit fhierifjher Scham Lofigfeit ergreift ev jedes weiblihe Wefen, bad ihm in den Weg tritt, und die Polizei Der Hafen- und Seeftähte hat es
4 13.
für nôthig gefunden, beinahe auf dem Strande felbft nod
ihnen die Mittel der Befriedigung in die Arme zu liefern. —
|
So jdeint alfo mit allen Verfhleierungen einer Partie honteufe in unferem Staatsleben nicht viel ausgerichtet zu werben, und am gevathenften zu fein, e8 bei dem Beftehenden zu laffen, an Ddiefem aber nicht aufzuhören zu beffern unb von thm immer mehrere Nebel zu entfernen. Wie das
|
Deftehende bejdjaffen ift, werden die Lefer aus Folgendem
erfahren.
| |
Ruem nesM Organifivung der Bordelle in alten und neuen Zeiten,
Die Gefetgeber aller Zeiten find immer ber Meinung
gewefjen, daß das, was Bffentlid) gefhehe, nidt fo nadtheilig jet, als bas, was im BVerborgenen nicht beauffidtigt merben fönnte. So erlaubte Lyfurg ben Sffentliden Diebftaÿl, um
den geheimen auszurotten; fo weihete Solon ber paphifden Göttin dffentlihe Tempel, um den geheimen Angriffen auf die Tugend der Frauen und Töchter vorzubengen. AS die völlige Berberbtheit ver Sitten in Rom einbrad), ftenbem bie D[fentlien Buhlerinnen nadt vor ihren Tempeln, oder fie waren mit einem leidhten durdyfichtigen Beuge, den man einen glafernen Ueberyug (toga vitrea) nannte, bekleidet, Endlid war ihnen verboten auszugehen, ohne ein gewiffes Zeichen an fid zu tragen, welches eine Zeitlang in der Tradt von rothen Schuhen
beftand. Aud fand man für ndthig, ihnen, zur leichten Unter-
{Heidung, die, den ehrbaren Bürgerinnen gemwöhnlide Kleidung zu unterfagen. Die Kuppler und Kupplerinnen mußten einen vielfarbigen Anzug tragen. ie Supanaria durften nur be8 9(6enb8 um die neunte Stunde gedffwet werden,
Das Beifpiel einer vollftändigen Polizeiverordnung für ein Hurenhaus in nenern Zeiten ift diejenige, melde pie 88nigim Johanna I, Königin beider Sicilien unb Gräfin von Provence, für ein gefeßmäßiges Hurenhanus, bas M à d dj e n=
Flofter ju Avignon, evgehen lieR*).
Die Statuten waren
folgende: *) Die Gefdidtidreiber berichten, bap biele Königin fo Gibiger Natur war, daß fie das Gras, auf weldes fie fid fete, verfengte, daß
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—
1) Sm Sabre 1347 den 8. Auguft hat unfere gute Königinf Johanna erlaubt, ein Mäddentflofter zum Vergnügenÿ des Publikums in Avignon au erridten. Sie will nicht zugeben, daß alle galante Weibsleute fid) in der ganzen | Stadt verbreiten, fonbern fie befiehlt ihnen, fid in bent Haufe allein aufzuhalten, und fie will, daß fie, um fenntfid) gu fein, auf ber linfen Schulter einen rothen
tefte. (Stajd)e) tragen.
|
}
Wenn ein Madden einmal {dwad) gewefen ift und aufs neue fortfahrt, fdhwad) werden zu wollen, fo joll fie der) GeridtSdiener bet dem Avme nehmen und unter Trommels fdlag, mit der rothben Mafde auf der Schulter, durd) | die Stabt führen und in das Haus bringen, wo ihre
fünftigen Gefpielinnen verfammelt find.
Er fol ihr
verbieten, fid) in der Stadt antreffen zu laffem, bei Strafe im erften Uebertretungsfall im Geheimen ges
peitfdjet, int 3meiten aber Sffentlid) mit Nuthen geftriden und des Landes vermiefen gu werden.
|
Unfere qute Künigin befichlt, daß das Haus in ber Ctrafe Don Pontroufat (rue du pont romnu) nahe bei bem Softer ber Auguftiner bi8 an’8 fteinerne Thor auf gerichtet werden folle. €8 fol eine Thiive daran anges brad)t werden, durd) welde Iedermann eingehen fônne ; aber fie {oll verfdyloffen bleiben, daß feine Mannsperfon, ohne CErlaubnig der Vorfteferin Aebtiffin (Vabadesso), welde alle Jahr durd) ben Stadtrath neu au erwählen ift, Die angeftellten Mädchen bejudje. Die BVorfteherin {ol den Schlüffel in Vermahrung haben und die jungen Veute ernfilid warnen, feinen Lärm zu erheben, nod) die MöüdhchHen zu quälen; denn bei der geringften wider fie
erhobenen Klage müffen folde fogíeid) in ben &furm zum Berhaft gebracht werden.
|
4) Der Königin Wille ift, daß an jedem Sonnabend die, Priorin und ein vom Rath ermählter Wundarzt, jedes Mädchen unterfudhen*follen und menn fih darunter eine findet, die mit einem aus dem Beifdlafe entfpringenden fie Gemable und andere Männer, bie threr Wolluft nicht mehr Geniige [eiften fonnten, erdroffeln oder auf andere Art umbringen fief.
—
145
—
Nebel behaftet ift, fo foli man fie von ben übrigen ab-
jonbern unb in eit bejonbere8 Gemad) tbun, bamit fid) Niemand ihr nähere und der Anftedung ber Jugend vor
gebeugt merbe*).
5) Wenn ein unter diefen Mädchen fhwanger wird, fo [oll bie Borfteherin forgen, daß c8 fid) ber LVeibesfrucht nidjt ungeitig entfabe; fie muß es baber den Ronjuls anzeigen, damit von Diefen dem Kinde alles Nöthige angeldjafft werden möge.
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6) Die BVorfteherin fol nie geftatten, daß eine Mannsperfon
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auf ben Charfreitag oder den heiligen Sonnabend nad)
bem glüdíiden Oftertag das Haus betrete, bei Strafe der Kaffation und der Dffentliden Peitfd)e.
7) Gíeid)falf8 will die Königin, daß alle Mädchen ohne Jant und Eiferfucht leben, daß fie einander nicht$ entwenden und fid nidt fhlagens im Gegentheil will fie, bag fold)e fid mie Schweftern einander lieben follen; erbebt fid) ein Streit unter ihnen, fo foll bie Priorin Einigkeit und Kuhe Herftellen und jede foll fid) dem Urtheil derfelben zu unterwerfen verpflichtet fein. 8) Hat ein Madden einen Diehjtahl begangen, fo oll bie Priovin es anfalten, ba8 Geftoblene güt[id) wieder qu
erjegen ; meigert fid) die Thiterin, diefem nadzufommen, foll diefelbe durch einen Öerichtsdiener in einem befon-
dern Bimmer gepeitfht merben; begeht fie diefen Fehler zum zweitenmal, fol fie der Sdarfridhter Sffentlich peit[dyen.
9) Ferner ift der Königin Wille, daß die Priovin feinem Suben den Eintritt in diefes Haus verftaite; fhleidyt *) Diefe Stelle würde ein höheres Alter der venerifchen Seuche be: Wweifen, als man wirklich denkt, wenn nicht im heißern Gegenden, durch
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einen häufigen Beifchlaf und durch mehrere Unreinlidyfeit, gewiffe Kranfheiten der Seburtstheile entftehen und anderen gefährlich werden fonnten, die doch das »enerijde Nebel nicht allemal felbjt find. So foll aud don 1165 zu London in ben Bordellen, welche‘ damals unter gemifjeit
Ginfdränfungen in den Vorftädten gugelaffen worden, die Verordnung gemacht worden fein, daß in folden feine Weibsbildber gehalten werden dürften, die mit der gefährlichen Krankheit des Bremnens (perilous infirmity of borning) behaftet waren. &. iyalf$ Abhandlung über bie
venerijden. frantfbeiten.
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fid deffen ungeadtet einer [liftigermeife ein und macht fid mit einer Sfofterjungfer gu fdjaffen, [o foll ev in SSerhaft genommen und fofort durch alle Straßen der Stadt . gepeitid)t merben *).
Als die Rônigin Johanna diefe fromme Gtiftung beftitigte, mochte fie dretund;manzig Sabre alt fein. Kaum wird man glauben, daß eine Pringeffin in diefem Alter fich’8 eins
fallen ließ, bte Gefetigeberin einer jolden Anftalt ju fein. Aber wenn man bedenkt, daß Johanna für ihren Gemahl Andreas — ben fie feiner Ingend, Schönheit und feines fraftoollen
Körpers wegen geheirathet hatte, von allem aber, was fie biermit verbunden qu fein glaubte, im Ehebette nidjt8 fand — mit eigenen Händen einen feidenen Strid floht und an diefem den
unbermbgenden Andreas am Gitter ibres Fenfters aufhängte, daß fie Dreien anderen, deren fie ebenfo bald miide ward, das namlide Sdidjal wiberfa)ven ließ, fo witd man nidhts Be-
frembendes darin finden, daß fie fo frühzeitig für das Ber-
gnitgen ihrer Unterthanen Sorge trug. Cin äbnlides Inftitut ward in Venedig 1421 errichtet, Die Republit war ehevem fehr darauf bedacht, die Sitten ihrer Unterthanen rein zu erhalten und fie vor Schwelgerei zu ver:
wabren **),
*) Daß diefe Verordnung lange befolgt worden ift, fieht man daraus,
daß noch im Fabre 1408 ein Kude von Carpentras, mit Namen Donpebo, zu Avignon Sffentlidy gepeitjcht wurde.
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°°) Sabelifes erzäbit, in den erften Zeiten der Republit fei 3u Venebig der Gebrauch geivefen, Die mannbaren Madden au die Meiftbietenden zur Che zu verkaufen und mit dem Gelde, was für die Schönen cinfam, die Hiplichen auszufteuern, damit auch diefe an den Manu ge-
bracht würden, Aber diefer Gebrauch muß nicht febr lange gedauert haben, denn es find unbezweifelte Beweife vorhanden, daß in den Älteren Zeiten der Republik ein freiwilliges Verlöbniß üblich war. Auf Marik Jleinigung im Monat Februar verfammelten fid) bie. vertobten. Stübden im der Kirche St. Pietro a Gaftello, legtem ibr Heirathsqut in einen dazu Deftimmten Raften, übernachteten in ber Kirche und wurden Hes
Morgens von dem Bräutigam fammt ihrem Heirathsgute abgeholt, nach
dem der Bilchof den Segen iiber fie gefprochen und von den Pflichten des Cheftandes eine Rede gehalten Hatte. Die Bräute wurden einft von
ben $ijterreicbern, bie jid) des Nachts im Schiffe Gerbeigefebtichen hatten,
fammt ihren Heirathsgaben gevaubt, Aber die Räuber wurden von den
Benetianern eingeholt und die Beute ihnen wieder abgenommen. Zum
Andenken diefer patriotifchen Tapferkeit tjt jeitbem ber Gebraud) gewefer,
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147
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Unnerbeiratheten Sünglingen mar e8 nidjt erfaubt, aablreiden Saftmählern und Hochzeiten beizumwohnen. Im Jahr 1355. wurde verordnet, daß von Michaelis bis Oftern fein ©aftmabhl, es mûre denn unter Anverwandten, gehalten würde, und in
Dent Zeiten, da ed erlanbt war, durfte es nicht länger als zwei Stunden in der. Nacht dauern.
Damit ehrlide Mäbdhen nicht zu Huren verführt mürden, jo murten Anno 1421 fremde Huren in die Stadt gezogen und in dem Quartier de Mampani der Pfarrei San Caffano
in eigenen Dazu beftimmten Hiufern zu wohnen berechtigt, wos her Denn aud) nod) heut zu Tage diefe Gegend Carampana (oon Gafa be 9tampani) genannt wird. Diefen Weibern wurde von von und heit
der Kegierung eine Matrone vorgefebßt, weldje ba8 Gelb den Mannsleuten, bdie fid) derfelben bedienten, einnahm e8 monatlich unter fie verthetlte, damit ihnen die Gelegenbenommen wirde, ihre Waave zu übertbeuern und Unfug
unter ber Jugend anzurichten. Nadypem bie Republik auf diefe Weife der Unzudht Schranken gefeßt hatte, verbannte fie 1439
mes übrige verfithrerifhe und lieberfide Gefinbef aus ber tebt. Heutiges Tages fünben fid) in allen grofen europüijd)en Städten Bordelle unter polizeiliher Auffidht. Nur Kom, Floreng und NMeapel faben bergfeid)en nid), aber eine defto ungeheurere Anzahl von Kupplern und Kupplerinnen und eine
defto allgemeinere Verbreitung der Luftfeuche. In Berlin ftanden früher die Bordelle, welche jeßt aufgehoben, unter folgen» der Polizeieinrihtung.
1) Sefeglich erlaubt ift, biefe Wirkhfchaft freiid) nicht, fie wird aber nur als ein nothwendiges Uebel geduldet.
2) Jever Wirth ift verpflichtet, fobald ein Mädchen von thm gebt, e8 bem Sertefcommifjariu8 ju melden.
Eben fo,
menn er eim meue8 erbült.
daß ber Doge am Fefte Marid Reinigung die Kirche Santa Maria ForMofa, aus welcher Pfarrei der größte Theil ber Erretter mar, bejudt unb von bafiger Gemeinde mit zwei Hiüten und eben fo viel Walden Wein befchenft wird. Denn da fie diefen jäbrliden BVefuch fid) damals vom Dogen ausbaten unb er pon biejer Pflicht, im Fall c8 regnete, befreit fein wollte, antwortefen fie, fie würden ihm alsbann einen Hut fi au bedecfen und Wein zu trinfen fhiden.
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3) Sein Wirth darf mehrere Mäddhen in feinem Haufe halten, als in feinem Contract fteben. 4) Nur alsdann fann er eine neue Kandidatin aufnehmen,
wenn eine Stelle bei ihm offen ift. 5) Die Gefundheit der Schwärmer fowohl, als auch der Mähchen felbft, qu erhalten, muß in jedem Viertel alle 14 age ein dazu beftellter Chirurgus forenfis alle Mädden biejer Art in feinem Bievtel vifitiven.
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6). Jedes Mädchen muß ihm für feine Bemühung zwei GroIden. geben. 7) Ser Gbirurgué ift verpflichtet, bei ber geringften Unreinigfeit, Die er wahrnimmt, dem Wirthe anzudeuten, daß pag Madden auf ihrer Stube bleiben folle. 8) Diefer Anzeige muf ver Wirth genau unb piünftlid) nad leben; midrigenfallS muf er die Roften der gangen Krank: heit tragen, die man bon einem feiner 9Rübdjen geerbt
zu haben erweifen fann. 9) Jit vas Mädchen fo weit fchon inficirt, daß fie durch bloße
M pflegt wird.— änßerlide Reinigung und Enthaltjamfeit nicht furirt werben faun, [o fdidt fie der Chirurgus in das Hospital der Charite, wo fie auf dem Pavillon unentgeltlich vere
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10) Die Schulden der Mädchen müffen bezahlt werden, wenn ein Wirth fie von dem andern auslôfet.
11) Eben diefe8 gilt auch, wenn fie felbft für fi) mirth{haf-
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wollen.
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12) Will aber das Mädchen bieje Lebensart gang verlaffen
und Dienfte fuden, fo wird fie, wenn, ihrer Schulden wegen, Klage bei dem Richter einlüuft, von der Schuld
Io$gejprodjen.
13) Rein Wirth fol für ein Mädchen, welches er von einem andern auslbjet, mehr al8 4 oder 5 9ütbír. bezahlen.
14) Jeber Wirth, weldher Mufik hält, muß megen feiner Mus fifanten tüglid) 6 Gr. für bie Gvlaubnif, bafj fie bei ihm fpielen biüvfem, begabfen.. Sa8 bafür einfommenbe Geld it aum Nußen der Armenanftalten beftimmt. 3Diefe poliseilidyen Borfchriften find Dur das BordellReglement, welded unterm 2, Februar 1792 vom Preuß.
General-Divectorium zu Berlin erlaffen wurde, näher beftimmt
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worden, Diefed Reglement fithrt die Ueberfdyrift: Berordnung wiber die Berfiihrung junger Madden ju BorDell$ und zur Berhütung ber Ausbreitung venerijder Uebel, und lautet wie folgt:
(8 ift im Erfahrung gebracht, daß junge einfältige Mädden, befonders aug fleinen Stibten, unter argliftigen Borfpiege-
lungen, fie in vovtheilhafte Dienfte untergubringen, nad Berlin gelodt, hier aber, ohne e8 zu wiffen, in Bordells gebracht unb
wider thren anfingliden Borfag zum feilen Hurenleben, alfo zu ihrem Verderben, verleitet werden.
Oleidyergeftalt ift bemerft morden, daß die feilen Dirnen, nadbem fie felbft augeftedt find, fid) fo lange, al8 e8 ber Zuftand ihrer venerifden Kranfheit nur immer zuläßt, preisqu geben fortfabren unb bieburd) bie weitern ?Unftedungen aufere ordentlich vermehrt und ausgebreitet werden. GC»oíden fdünbfiden Berführungen und den hHöchft verderbliden Folgen aug ber iiberhand nehmenden MitthHeilung des
venerifdien Nebels nadydritdlidy ju begegnen, werden nachftehende Borfdriften zur Wiffenfhaft und genaueften Beobachtung ber Hurenmirtbfdjaften und der Aeibéperfonen, dite au8 der Umudt
für Lohn thr Gewerbe machen, hierdurd) gegeben und feftgefebt : 1) Darf Niemand ein Bordell anlegen und für Lohn Hurerei treibende Dirnen halten, ohne fih vorher dazu bei dem Polizeidiveftorio gemeldet und idriftlide GríaubniB erhalten zu haben, Wer vdamwivder handelt, fol, nebft gänzlicher Aufhebung folder fener Wirthidaft, mit ein- bid
zweijähriger Budithausitrafe Lelegt werden. 2) Jeder BordellmirtH muß, che er cine Dirne zu feinem Gemerbe aufz unb annimmt, diefelbe bem Polizeidireftorio geftellen und nicht eher und anders mit ihr darüber einen Vertrag maden, al8 bis das Polizeidireftorium ihm die
fdriftlide Crlaubnif baju ertheilet haben wird, ba denn zugleich bie Bedingungen, auf melde der Hurenwirth und eine foldje Peron fid) veretnigen, bet der Polizet regiftrivet werden mitffen und jedem Theil eine Abjdyrift bavon gu
ertheilen ift, wofür fiberhaupt act Grofden an Gebühren qu erlegen find. Die fhon vorhandenen Borbelwirthe aber, melden das Polizeidireftorinm fernerhin die Dul-
dung zugeftehen wird, miiffen, auf deffelben Befehl, aud)
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bie jet fon bei fid) Dabenben Lofnburen anzeigen, bie-
jelben auf Erfordern zu folder Senehmigung geftellen,
und ed miiffen bie Bedingungen unter ibnen auf die vor-
gedachte Art fhrifilid) verfafet merden. Wenn ein folder Wirth diefes unterläßt und er überführt wird, eine Weibsperfon ohne Meldung zum feilen Gebrauch 48 Stunden bei fid) gehabt zu Haben, foll er in fünfzig Thaler Geldftrafe
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genommen, Dafern er aber zum Drittenmal dawider hHan-
delt, außer der gedachten Geldftrafe, fein Gewerbe ihm nicht weiter verftattet, fondern foldes aufgehoben werden. Aud) foll ed ihm ju feiner Cntjdulbigung gereidjen, baf er die nicht Gemeldete nicht zum Hurengewerbe, fondern als eine Sreunbin aufgenommen, als Dienftmagd gemiethet, ober was es
jonft für Ausflüchte fein möchten, indem er jede Frauensperfon ohne Unterfchied, bie ev bei fid) aufnimmt, fofort anzuzeigen gehalten ift und diefe Unterlaffung gegen ihn für einen Beweis ber Gontravention geadjtet werden fol. Bei gleider Gtrafe muf die unverzüglihe Meldung gefchehen, wenn eine feile Dirne
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aus einem andern Bordell fich zu ihm begiebt,
3) Unmündige Weibsperfonen, die nicht {bon vor Publikation biefer Serorbnung in einem Bordell befanntlid) oder er-
weiglid) Sohnburerei getrieben Haken, foll ein Borbelwirth überhaupt nicht annehmen, foldjes auch, wenn er fie bem SBofiseibiveftorio geftellet, nicht verftattet werden. Thut er e8 aber bemnod), entweder ohne vorher fie dem Polizeibiveftorio au melden, ober gegen befjen Verbot; fo foll er al8bann mit weifdhriger Feftungsarbeit beftraft werden. 4) Der Austritt aus dem Hurenhaufe darf feiner darin bisher
befindlih gewefenen Weibsperfon, die ihre Lebensart In: dern und fid auf eine ehrbare Weife nübren mill, befyräntt ober erjdymeret merbem. Gelbft wegen gegebener Dorjdüffe, oder fonft gemadter Schulden, darf der Wirth eine folde Perfon, bei BVerlujt ver Qorberung, mider ibven Willen nicht zurüchalten, und die Polizet ift verbunden, einer folden Perfon, bie das Hurenleben und in
diefer Äbficht das Bordell verlaffen will, zur Ausführung biefeà SSorjage8 gegen alle Hinderungen unverzüglich wirfjamen Beiftand zu leiften. Wenn aber eine fofdje Weibsperfon nur in ein anderes
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Bordell übergehen will, jo fann [oídje8, ohne die Einwilligung ihres bisherigen Wirths, nicht eher als nad) drei Monaten gejdeben *); e8 märe denn, daß fie durch ungebithrlid) harte
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Begegnung ihres Wirthes over andere, nach dem Befinden der
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Polizei, erfeblide und gegründete Urfadhen baju vevanlafit
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würde.
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Einer Hure, die das Bordell verlaffen will, um auf ihre
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eigene Hand Tohnhureret fortaufegen, foll diefes gar nicht geftattet
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werden, und wenn eine foldhe Perfon, die unter dem Vormand
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einer zu ergreifenden ehrbaren Lebensart das Bordell verlaffen
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Dat, davauf betroffen wird, daß fie auf ihre eigene Hand Lohn-
|
BSudtbauefivafe mit Willfommen und Abfhied Leiden.
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ex officio, und ohne Beifein der Hurenwirthe, Erkundigung angeftellt werben, ob die Dirnen gegründete Defdhimerden gegen
ihre Wirthe vorzubringen haben,
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Weil aud) in Erfahrung gebracht worden, daß viele Hu-
renpmirtbe, bie ihrem Dirnen mit unbilliger Härte begegnen, diefelben. zugleidhh in fo firenger Auffidyt halten, daß fie ihre Defdhmerden darüber nicht an die behörige Obrigkeit gelangen laffen fénnen, jo foll von Polizeidirectorio von Beit zu Beit
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Duvevei. treibt: fo foll fie fdyon um besmillen vierwöchentliche
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5) Den Lohnÿuren in den Bordells wird ernfilich unterfagt, auf der Straße, vor dem Haufe und in den Fenftern durd Gebeerden, Zeidhen und Winke die Voritbergehenden ane aulocen amd einzulaben, und die Hurenwirthe müfjen
|
foíde8 an denfelben nidt dulden.
|
bienten wird barauf fleißig Acht gegeben werden, und Diejenige, die dawider handelt, das erftemal mit Dret-
tägigem, längerem werden. oder gar
Durch die Polizeibes
bei Wiederholungen aber mit achttägigem und Gefängniß, halb bet Waffer und Brod, geftraft Auch fol ihr Wirth, ter folde8 nadgejeben, vevanlafit ju haben überführet wird, doppelte
Strafe leiden.
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6) Sn ben Vordel8 follen die Wirthe Denen, die fte be-
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fuden, meber Wein, Branntwein Liqueurs, Punjd) oder
andere ftarfe Getränke, nod) Effen *¥), jondern blog Thee, *) Diefe Stelle hatte beftimmier ausgedriictt werben müffen. **) Sieje Borfchrift [dheint fehr in BVergeffenheit gefommen zu fein.
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Kaffee, Chofolade, Bier und dergleidhen nicht erhibende und beraufchende Erfrifhungen reihen, aud nicht geftatten, bap ftarfe Getrünfe und Speifen von den Hinfommenden mitgebracht, oder dahin beftellet und dafelbft genoffen merden. Dur jede Contravention bat der Wirth fitnf Thaler Geldoder adyttiigige Gefängniß-, bei Wiederholungen aber gefhärfte Strafen, und, menn foldhe nicht Helfen, zugleich die gänzliche Aufhebung feiner Wirthfdhaft zu erwarten. Audy foll fein Hurenwirth fpäter als [ängftens bis 12 Uhr in der Madht einen Gaft bei fid) dulden, ober nad Mitternadt einen oder mebrere einlaffen und aufnebmen. Aer dawider handelt, fol zum erftenmal zehn Thaler unb im 98iederheiungsfall doppelt fo viel Strafe erlegen, zum drittenmal aber überdies feine Nahrung aufgehoben werden. 7) Sind in einem foldjen Haufe Diebftähle, Schlägereien oder andere Verbredhen vorgefallen, fo ift der Wirth dem Defdhädigten, ber auf “andere Weife zu feiner Sdyadloghaltung nicht gelangen kann, dafür allemal ver-
haftet,
Auch iff derfelbe dev Theilnehmung an dem Verbrechen
felbft fo lange verdächtig, als das Gegentheil nicht au&gemittelt werben fann, und menn gefunden wird, daß er jur Berhittung folder Verbreden nid)t alle mgliche Mittel und Sorgfalt an-
gewendet hat, fo oll er, nad) Berbälinif der begangenen Fahrlaffigfeit, mit Gelb- oder eibesflvafe belegt werben. 8) St eine unjdufbige Weibsperfon durd Lift oder Gemalt in ein Bordell gebracht worden, fo Hat fowohl der Wirth, .a[8 ber, ober diejenigen, die an foldjem fHändlihen Ber:
breden Theil genommen haben, Bffentfidje Ausftelung
und vier- bis zehnjährige Budthausftrafe nebft Willfommen und 9(bjdieb vermirft.
Ueberdies foll bem Wirth
jeine Nahrung genommen werden, aud) demfelben zu feiner Entfchnuldigung gereihen, daß er bie argliftige Verführung oder gebrauchte Gewalt weder gewußt noch genehmigt habe, indem er feine Weibsperfon bet fid) aufnehmen muß, ohne vorher dem Polizeidivectorio davon Anzeige gethan, und von demfelben, mad) Unterfudung aller Umftände, dazr die Erlaubniß erhalten zu haben,
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9) Gfeidhergeftalt muß ein Borbelwirth bei einjähriger . Budthaus- oder Feftungsfirafe Niemanden, von meldhem
Stande er fein möge, Gelegenheit geben, mit einer an-
dern mitgebradhten Frauendperfon in feinem Haufe Unsucht zu treiben und durchaus nicht geftatten, Daß See mand eine Frauensperfon in fein Haus fithre und fidy darin mit ihr abgefonbert unterhalte, ober iiberhaupt mit anbern, al8 den von thm felbft gehaltenen LohnHuren, fid) abgebe. Wie er denn fdhlehterdings, nad bem § 2, feine Weibsperfon als Dienftmidden, ober unter meldem andern Vorwande e8 fein möge, unter
feine Hansgenoffen, ohne vorgängige Meldung bet ber Polizei und derfelben Genehmigung, aufnehmen und fal ten muß.
10) Um den häufigen Anftedungen der Lohnhuren, und, wenn folge erfolgen, fowohl der ärgern Zunahme des veneri[den llebe[8 an ihnen felbft, al8 der durch fie entftehenden Mittheilung defjelben an die ihnen Beiwohnenden unb ber meitern Verbreitung von diefen unter viele llue
jdulbige au begegnen, mitfim bieje DBdjft verberblide Seuche nicht nur in ihrem überhandnehmenden Fortgange zu hemmen, fondern, fo viel immer möglich, ganz an8zurotten, find die Bordbellwirthe und die von ihnen
gehaltenen Huren fhuldig, die aufmertfamite Borfichtigfeit zu ihrem eigenen Bortheil und zur Vermeidung eigenen Ungliid8 und harter Strafen anzuwenden. Bu dem Ende follen 1) die Hurenmirthe Den dazu in jedem Mevier beftellten Wundärzten, fo oft diefelben eine Vifitation der Huren bei
Ihnen vorzunehmen gut finden werden, fie nicht verhehlen, unD
jede Hure fol fid) der Bifitation unterwerfen.
2) Wird jedem Vorbellmirth, zu feiner und der von ihm
gehaltenen Lohnhuren Wiffenjhaft, eine von der fadhverftändigen Behörde abgefaßte gedructe Anweifung, an weldhen Zeichen und Empfindungen eine gefhehene Anftedung und der Anfang einer penerifdjen Krankheit zu erfennen fei, gegeben, und von dem für das Revier heftellten Wundarzte ihnen deutlich erklärt
werden, um darnad fowohl felbft ihren Zuftand Beurtheilen qu fónnen, o[8 aud) ibm Bet ihrer Bifitation olden zu erdffnen
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und ihn dadurch zur Bermuthung ober Entdedung eines bet ihnen entftandenen venerijdhen Uebel8 defto mehr in den Stand zu feben.
3) Gleidergeftalt follen fie duvd) {olde Anmeifung von den Merkzeichen, woran fie hei einer ihrer begehrenden Manngperfon ein venerifhes Uebel avgmofnen ober gewiß erkennen
fönnen, belehrt werben, um fid) ber fleifdlihen Vermijdung mit berfelben zu enthalten. 11) Berjpürt nun eine Hure an fih, daß fie angeftedt ift; fo muf fie Niemanden mehr zum Beifchlaf zulaffen, fonbern fjofort fowohl ihrem Wirth, als dem Wundarzt des
Nevier8, foldhes anzeigen, worauf unverzliglih für ihre Heilung geforgt werben fol. Unterläßt fie diefes, fo foll fie nady ihrer völligen Heilung ba8 erftemat mit Dreimonatlider Gefangniff-, im Wiverholungsfall aber mit JehHSmonatlidher Zuchthausftrafe nebft Willfommen und Abjdyied Leftraft werden,
Hat diefelbe durch Berfchweigung ihrer venerifchen Krankheit zur meiteren Verbreitung Diefes Nebels Anlaß gegeben, fo foll fie felbft DaS erftemal‘ mit Zudhthansftrafe auf fechs Monate bis ein Gahr, nebft Willfommen und Abfhied, bes
legt werben, Auch) fol der Dordellmirtf, wenn er den inficivten Su« ftaud folder Hure gewufit und fie in demfelben an der Fort-
fepung ihres Gewerbes nicht gehindert ober gar baju angebalten hat, mit gleider Strafe belegt werden und Überdies die eilung8= und Verpflegungsfoften der von folder Hure angeftedten Mannsperfonen, wenn fte e8 verlangen, ober [olde foften
nicht bezahlen fönnen, erftatten. Su biejer Grftattung fol ein Borvdellwirth felbft in dem Hall angehalten werden, wenn er den inficirten Suftanb einer
bei fid) gebaltenen Hure nicht gewußt hat, weil folde Verbindlidfeit, alg eine mit dem thm augefaffenen Gewerbe um des
allgemeinen Beften willen verfniipfte Laft und Gefahr, geachtet werden fol.
12) Kann dahingegen eine. Hure Jemanden überführen, daß er fie, buvd) feinen 3Beijdjaf mit thr, inficirt habe, fo foll berfelbe, auf ihre und des 3Borbellwirtb8 Anzeige und Klage, nicht nur die Unterhaltungs und Heilungs-
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foften tragen und zwar fo lange, als, nad) dem Ermefjen ber Charite - Behörde, bie Hure bis zu ihrer völligen
Genejung in der Charité bleiben muf, jenbern aud) mit fünfzig Thaler Geld- oder dreimonatlidher Budthausftrafe belegt werden.
13) Wenn eine Hure ihre venerifdhe Krankheit, ehe {olde ent: bedt oder von ihr augegeben worden, in foldem Grade
zunehmen läßt, daß, nach Erfenntnif von Sachverftäns digen, fie folde fdhon eine Zeitlang gewußt haben tônne und müffe, fo foll, dafern fie aud) nidt gu überführen fein möchte, Jemand angeftedt zu haben, bennod) biefelbe Dafür angefehen und fo beftraft werden, als wenn fie thr Uebel andern mirflid) mitgetheilt Hatte. 14) Da bisher die venerifdhen Krankheiten der Lohnburen barum verfdywiegen worden, und Diefelben fid) damit unerfahrnen euten Geimlid) anvertrauet haben, meil bie Borvellwirthe die ihnen fhwer fallenden Kur- und VerpflegungSfoften in der Charité für bie dahin gebrachten bezahlen müffen; fo ift, um bieje8 Hinbernif aus dem Wege zu räumen, die Einrichtung zu einer Heilungslafje
für biefelben gemacht, vermöge welcher die Wirthe und thre Lohnhuren, wenn diefe in das Unglitd der An-
ftedung gerathen, von den gedachten, oft ihr Bermögen erfchöpfenden Koften befreiet und für eine [ebenómterige, aus dem Wadsthum folder bôfen Krankheit erfolgte,
Berrüttung ihres Körpers und ihrer Gefundheit bewahret werden. Bu diefer Kaffe {oll a. jeder BordellwirthH monatlich für jede Lohnhure, bie er
hält, fed8 Grofdjenu, unb zwar allezeit auf den folgenden Monat vier Tage vor deflen Anfange, gegen eine ihm zu eriheilenbe, ben Namen und Geburtsort derjenigen, für melde diefe Sahlung gefhiebt, enthaltende Quittung erlegen, und eg bleibt ibm überlaffen, bei bem, nad bem S 2, mit jeder Lohnhure von der Polizet [driftlidy abzufafienden Vertrage, auf diefe von ihm wegen derfelben monatlih zu letftenben Abgabe mit
Rüdfiht gu nehmen. Dod) joll ein Borbellwirth, welder bie von Der LohnDure, nad) bem gejdloffenen Contraft, thm au reftituirenden Beiträge längere Zeit alg einen Monat hat auffGmellen Lafjen,
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aud) aud biefem Örunde nicht berechtigt fein, eine olde Pers jon, wenn fic ihre Lebensart ändern und fidy auf eine ehrbare Art nähren will, davon, der Borfchrift bes S 4 zuwider, zUrüc zu halten,
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b. Wenn eine Lohnhure aus einem Bordell in ein ande-
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res übergeht, ohne daß ihretwegen in dem Monat folder ihrer Veränderung bie fed8 Grojden erfegt finb; jo muß der Dors
bellpirth, qu meldem fie fid) Dinbegeben, die Abgabe biefe8 Monats mit fehs Srofchen, und weiterhin vier Tage vor dem
nächft eintretenden Monat, für fie bezahlen, womit eine obnhure um fo weniger überfehen werden kann und muß, da eine
jede, wenn fie ihren Aufenthalt aus einem Bordell verändert,
folded, und wohin fie fid) begiebt, fofort dem Polizeifommif[ario Des Nevier8 anzumelden hat. e. Die monatlihe Zahlung diefes Beitrages gefd)tebt an ben dazu heftellten Wundarzt des Reviers, welder den vierten Tag nad) Eintritt des neuen Monats die ganze Einnahme aus feinem Revier an den Nendanten der Heilungskaffe, gegen
eine ihm darüber unter feinem. eiugureidyenben SSersetdynify au8zuftellende Quittung, abliefern muß, Dabei zugleich der Stendant diefes Berzeichniß mit demjenigen, welded itber alle Dors delwirthe und Vohnburen eines jeden Reviers vollftändig und, genau gehalten werden und zur Controlle der Heilungdgelber-
einnabme dienen muß, zu vergleichen unb fid zu überzeugen hat, ob nicht eine oder die andere überfeben worden, um. für
biefelbe Den ausgebliebenen Beitrag eingutreiben. 15) Ueber biefe Heilungsfaffe wird prbentftd)e genaue 3tede nung gehalten, unb au8 berjefben [ell jede inficirte Lohnbure fofort in die Charité, ohne einige weitere thr oder
ihrem Wirthe absuforbernde Koften, aufgenommen, grünDd-
fid) fuvirt, bi8 bafin orbentíid) verpfíegt unb nad) ibver völligen Herftellung, ohne fie, mie bi8ber gejdjeben, auf einige Monate in’8 Arbeitshans zu bringen, entlafjen werden, daber eine fede, fobald fie eine Anftedung an fid) merft, ehe Dad Uebel nod) ärger wird und fie fid) ber 8 13 verorbneten Strafe ausfeßt, um fo weniger Urfade bat, die Anzeige an den Wundarzt des Neviers und ihre unverzüglidhe Unterbringung in der Charite zu-
vitd zu Baften, aud) meif bafelbft bie 9levste vorzügliche
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Ege
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Erfahrung in der Kur diefer Krankheit haben, die Lohn: Duren weber bem Wundarzt des Reviers, ned) fonft einem andern fid) zur Heilung anvertrauen, fondern folde alfein in der Charité fuden und erbalten follen.
16) In den vorzüglidy bewohnten unb frequentivten Gtrafen unb Pläten der Stadt jolfen feine Bordells geduldet, fondern olde mur in einer giemliden, bod) folchen Entfernung von Denfelben, daß die Polizei fie beobachten und den darin vorfallenden Unordnungen mit gez
höriger Schnelligkeit fteuern fünne, und in geringen Ctrafen unb Gafjen nadgegeben werden. 17) Was in ben vorftehenden Artikeln den Bordellmirthen
orgefrieben und befoblen ift, haben auch bie furem mirthinnen, melden vom Polizeidivettorio Lohnhuven ju halten nadgelaffen wird, bei gleichen Strafen zu beodachten und zu befolgen.
18) Einzelne auf ihre eigene Hand zur Unzucht mit mehrern fid feil haltende Srauenóper[onen *) müffen {id gleich: falls beim Polizeidireftorio ju ihrer Aufzeichnung melden, eben jo mie bie Lohnhuren in den Bordellg ihre Bifttation buvd) den Wundarzt des NReviers, in weldem fie
wohnen, unmweigerlid) leiden, monatlich feds Grojden zur Heilungsfaffe erlegen, und find überhaupt allen den Borfchriften, bie objtehendermaßen ben Bordellwirthidaften unb Lohnhuren in Denfelben gegeben worden, fo wie, wenn fie bamiber Handeln, allen darauf gefeßten il
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Strafen unterworfen. Cie werben bafer ernftid) verwarnet, fid im ber Gite
Bildung, daß fie unentbedt bleiben ober nicht zu überführen fein werden, ber Anzeige ihres Gewerbes bei bem Polizei
diveftorio nicht zu entziehen, indem ihren Handlungen unab[fig madjgelpüret unb Alles angewendet werben wird, Die Beweife davon au erhalten, da fie daun pie Strafe derer, Die
ohne gegebene Erlaubniß BordellmirthfHaft unternehmen, 3U erwarten haben.
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*) Mie [aft fic) bies mit dent § 4, wo es heißt: eine Hure, bie das Bordell verlaffen will 2C., vereinigen ?
19) Auf die Winfelkuppler und fupplerinnen, bie fid damit abgeben, SXanná- unb Grauenéperfonen, von meldem Stande fie fein mBgen, in ihren Wohnungen Gefegenheit zur Unzucht zu machen, wird ftrenge vigilitet werden, und die fi) darauf betreten faffen, follen, nad) Befinden, mit dreimonatlidyer Gefingnif: oder Budjthausftrafe belegt merben *).
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20) Die im Finftern auf ben Strafen Gerummantenden Gafjenburen follen durchaus nicht geduldet, fondern, mo fie
fid) betreffen laffen, aufgegriffen und nach ihrer Heilung, wenn fie von einer venerifdjen Kranfheit behaftet find, auf fed8 bis zwölf Monate in’s Budthaus gebracht werden.
21) Wer die feftgefesten Gelbftrafen nidt erlegen fann, fol
verhiltnifmifig am Leibe geftraft werden. 22) Bon den einfommenden Gelpftrafen, fo tie in den FAL len, wenn, dem Befinden nach, Leibes- in Q efbftrafen vermandelt werden, follen die Denuncianten die Hälfte
erhalten, aud) die übrigen SGeldftrafen blos zur Belohhung derer, die Kontraventionen. gegen die Verordnung entbeden und anzeigen, angewendet und dazu aufge: fammelt und berechnet werden. 23) In den Fällen 8 3, 7 unb 8, fomeit dabei mit den Contraventionen gegen die Verordnung zugleich ein Ver-
brechen gegen andere Otrafgefese fonfuriret, foll das Griminalbepartement des Ctabtgeridjt8 cognofciren und bie Kemedia gehen von demfelben an die Criminalbepus
tation des Kammergerichts. Wenn hingegen wider die übrigen Verbote diefer Berorbmung contrapenirt mirb; fo foll in allen Fallen, mo Gelboder eine nicht über [fedj8 Monate gehende Zuchthausftrafe
feftgefett ift, das Polizeidireftorium, in jGmeren Straffällen aber gleichfalls das Criminaldepartement des Stadtgerid)ts, in ber evften Inftanz erfennen, der Bug der Nemediorum aber fo
wie in andern biefigen Polizeifadyen, an das Generaldirecto-
rium gehen.
*) Diefe Vorfdhrift ift durdy das A. LR. IL. 20, $ 296 2. näher Deftimmt worden. Siehe weiter unten.
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24) Damit niemand, der von Lohnburerei, e8 jet als Wirth oder al8 Dirne, Gemerbe madt, fid) mit der Unwiffen-
heit Der in biefer SSevorbnung gegebenen Vorjd)riften und Befehle entfhulbigen une; jo foll einem jeden und einer jeden berfelben bei ihrer Cingeidynung ein Crem: plar davon, wofitr fedj8 Grojden gum Belohnungsfond für die Denuncianten erlegt merden müffen, augeftellet werden.
—
Bon einem ganz befondern ECinflufje auf die BVerminderung der Bordelle. in Berlin war die Verordnung v. J. 1795,
wonach den Bordellwirthen bei namhafter Strafe unterfagt wurde, Tanymufif zu Halten, denn von nun an verjdivanden
die zablreidhen Säfte, und die Wirthe mufiten ihr Gewerbe von felbft aufheben.
Ueber die Kuppelei und Bordellwirthfdhaft
8. 9 6..
enthält das Allgem. Preuß. Sanbred)t II. 20 bie Gejefje in folgenden Paragraphen:
"
oder verbeiratbete Perfonen zu Ausfchmweifungen verführen, ibnen baju Gelegenfeit per[djaffen, oder fonft befürderlid) find,
haben Zuchthaus oder andere Strafbarkeit auf fehs Monate bis zwei Jahre vermirft. 8. 997. Haben fie aus Ddergleidhen Kuppeleien ein Ge-
werbe gemacht; jo {oll zwei big dreijährige Zudthausftrafe eintreten, biefe mit Willfommen und Abjdyied gefddrft, und ein bergleidhen Verbrecher, nach deren Erduldung, aus feinem bisDerigen ufenthaltdorte fitr immer verbannt werden. 8. 998. Haben Gltern, Srzieher oder Erzieherinnen,
- 9ber 3inbere, beren Wuffidht junge Perfonen anvertrauet find,
fid einer folden fdhändliden Berfuppelung ihrer Kinder, 38g-
linge oder Untergebenen fdyufbig gemadjt: [o mirb bie Dauer ber an fid vermiriten Budhthausftrafe gegen fie verdoppelt.
8. 999.
?ieberlidye 39eib8perjonen, weld mit ihrem
Körper ein Gewerbe treiben wollen, miiffen fid) in die unter Auffidt des Staates gebulbeten Hurenhäufer begeben. $. 1000. Sergleidjen Djjentíide $üufer find nur in großen volfreiden Ctübten, unb mnidt anber8 aí8 in abgelegenen, unb von Sffentlihen Wegen und Straßen entfernten SOrten zu dulden *). #) Aug dürfen nach der Verordnung des Preuß. Polizei: Minifter, vom 8. Dctober 1818 zu Bordellwirthfchaften feine SGewerbjdheine er=
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§. 1001. Aber aud) in biejen fol fid) Niemand, bei eins bi8 zweijähriger Budthausftrafe, unterfangen, eine bete
gleiden Durenwivthjdaft ohne ausbrüdlide Bulaffung ber Polizei-Dbrigfeit be8 SOrt8 anzulegen.
;
§. 1002. Die Polizei mu bergleidjen Häufer unter beftünbiger gang genauer 9fuffidjt falten unb Dftere Vifitattonen mit Buziehung eine8 9[rjte8 barin vornebmen; auch ANes. anwenden, mas zu Vermeidung der weitern Berbreitung veneriider franffeiten dienlid) ijt. !
8. 1003. Aud) muf die Polizei den BVerfanf beraujdender Getränke in dergleidhen Qüujerm nicht geftatten. 8. 1004, Ohne Borwiffen unb Grfaubnip der Polizei muß fein Hurenwirth oder Hurenwirthin, bei fünfzig Thaler
Strafe für jeden Webertretungsfall, eine Weibsperfon aufnehmen. §. 1005. ft eine unfœuldige Perfon, durch Lift ober Gemalt, in ein joíde8 Haus mit Borwiffen oder Genehmigung des Wirths gebracht worden: fo hat legterer Dffentlide Ausftellung unb fechs- bis zehHnjährige Zuchthausfirafe, nebft Willfommen und Abfdhied, vermirlt.
§. 1006. Andy ift dergleichen BVerbrechern unter keinerlei Pormand die weitere Betretbung einer folden Wirthjdaft ju
verftatten.
8. 1007.
Minderjährige Weibsperfonen follen in fold)e
Häufer nicht aufgenommen, und wenn e$ dennoch ohne Mel dung, oder gar wider dad Verbot ber Polizei gejdeben ift, per Wirth ober die Wirthin mit ein: bis zweijähriger Feftungsoder Budthausftrafe belegt werden. 8. 1008. Befindet fidy ein Weibsbild in einem {olden
Haufe fhwanger, fo muf die Durenmirtbin ber Polizei-Obrigfeit davon fofort, als foldjes zu ihrer Wiffenfdiaft gefangt, An-
geige thun.
8. 1009, Unterläfit fie biefe8 umb e8 erfolgt eine beim (ide Geburt, ober gar ein Kindesmord; fo Dat bie Hurenwirthin, blo ber unterlaffenen Anzeige wegen, bie S. 928
beftimmte Strafe vermirft. theilt werden, teil es unter der Würde des Staates ift, von Diefem
Gemwerbe pecuniären Lortheil zu ziehen. |
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8. 1010. Die Verpflegung einer foldjen Perfon während der Wochen. muß
bie Hurenwirthin beforgen,
wenn feine
öffentliche Anftalt zur Berpflegung ber Widynerin vorhanden ift. §. 1011. € Bleibt aber bderfelben vorbehalten, deren Erjaß von dem Schwängerer, oder, wenn diefer nicht auszu= mitteln ift, von der Mutter felbft oder von der Armenkaffe zu
fordern. $. 1012. Sobald das Kind entwöhnt worden, muß felbigeS der Mutter weggenommen, und auf Koften Derjenigen, melde na) Vorfdrift des zweiten Titels S. 612—632 dazu verbunden und des Vermögens find, fonft aber auf Sffentlide Koften verpflegt und erzogen werden. $. 1013. Wird eine Weibsperfon in einem dergleichen
Haufe mit einer venerifden Krankheit befallen; fo mug e8 bie Wirthin der Polizei fofort anzeigen und nad) deren Anordnung für bie fuv und VBerhiitung des weiteren Anftedens forgen. : 8. 1014.
Unterfäft fie diefes, fo hat fie bas erftemal
Sefängnifftrafe auf drei Monate; im Wiederholungsfalle aber fedhsmonatlide Budthausftrafe mit Willfommen und AbfHied verirft.
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8. 1015. Hat bie angeftedte Weibsperfon ihre Krankheit verfhwiegen und dadurch zur weiteren Ausbreitung ded Uebels
Anlaß gegeben; jo. fol fie mit Zuchthausftrafe auf fechs Monate bis. ein Jahr, nebft Willfommen und Abfchied, belegt werden.
§. 1016.
Meberhaupt muß die Polizei die Verbreitung
‚ der venerifhen Krankheit durch {djidlide Anftalten zu verhüten
juchen. $. 1017. GSind in einem folden Haufe Diebftähle, Schlägereien oder andere Verbrechen vorgefallen; jo ift ber Wirth bem Defdhädigten, der auf andere Weife zu feiner
Schabloshaltung nicht gelangen fann, bajür allemal verbaftet. X
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8.1018.
Aud ift derfelbe der Theilnehmung an dem
Verbrechen felbft fo lange verdächtig, als das Gegentheil nicht ausgemittelt merden fann.
8. 1019. Haben die Hurenwirthe zur Berhütung folder Berbrechen nicht alle mögliche Mittel und Sorgfalt angewendet;
fo jollen fie, nad) DVerhältnif der begangenen Fahrliffigteit, mit Gelbe ober Leibesftrafe belegt werden.
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8. 1020. Der Austritt aus dem Hurenhoufe darf feiner
darin bisher befindlid) gewefenen Weibgperfon, die ihre Lebens-
art ünbern unb fid) auf eine ehrbarve Weife nübren will, befdrünft ober evjd)jmert werden, 8. 1021. GSelbft wegen gegebener BVorfditfie ober fonft gemadter Gdulden darf der Wirth eine [olde Perfon, bet Berluft der Forderung, wider ihren Willen nicht zurüchalten. 8. 1022. Alles, was hierher 8. 1000— 1021 verordnet worden, findet fowohl wegen der Hurenwirthe ‘alg Wirthinnen
{tatt.
8. 1023.
Weibsperfonen, die von bet Hurerei ein Ge-
meróe madjen, ofnue fid) ansdrüclich unter die befonbeve Auffibt ber Polizei zu begeben, [ollen aufgegriffen unb gu drei: monatlidher Budhthausarbeit verurtheilt werden, 8. 1024, tad ausgeftandener Strafe find fie in Arvbeitshaufer abzuliefern und dafebft fo lange zu verwahren, bis fie zu einem ehrliden Unterfommen Luft und Gelegenheit erhalten.
8. 1025. Dod) follen Perfonen, welche felbft bie 8. 1023, 1094 Geftimmte Gtrafe nermirft Gaben, mit jelbiger verfdjont werben, wenn fie ibre Shwangerfdaft gehörig anzeigen und fid bei ihrer Mieverfunft vorfdriftdmifig verhalten. 8, 1026. Ale nicht in Hurenhäufern lebende Perjonen, welde-miffen, ba fie mit einer venerifd)en Krankheit behaftet find, aber dennoch fid mit Anderen fleifdhlidy vermifdhen und wieder damit anfteden, haben eine dreimonatliche Gefüngnife ober Zuchthausfirafe vermirft.
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